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s
ZEITSCHRIFT
FÜR ¿^ f ri >J
ROÏÏAIÎISCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. OüSTAT GBOBEB,
PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT STRASSBURG i. B.
1898.
XXn. BAND.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 OILSTEIMSTRASSB.
1898.
INHALT.
Seite
W. Meter -LÜBKE, Wortgeschichtliches (9. 7. 97) i
F. F&IEDERSDORFF, Die poetischen Vergleiche in Petrarkas Africa.
Schlnfs (21. II. 96; 10. 3. 97) 9
Geo&o Hanf, lieber Guillaume de Machaut's Voir Dit (io. 11. 97) . . 145
Th. Braune, Neue Beiträge zur Kenntnis einiger romanischer Wörter
deutscher Herkunft (Fortsetzung) (4. 5. 96) 197
W. Rudow, Neue Belege zu rumänischen Wörtern nichttürkischer Her-
kunft (24. I. 97) 217
O. DiTTRiCH, Ueber Wortzusammensetzung auf Grund der neufranzö-
sischen Schriftsprache (31. i., 26.4.98) 305. 441
Pietro Toldo, Due leggende tragiche ed alcuni riscontri col teatro dello
Schiller (25. i. 98) 331
C. Salvioni, Appunti etimologici e lessicali (23. 3. 98) 465
A. Horning, Zur Wortgeschichte (19. 3. 98) 481
W. Meter -LÜBKE, Rumänisch spre (26.4. 98) 492
Paolo Savj-Lopez, La fortuna del Tansillo in Ispagna (15. i. 98) . . 497
W. FoERSTER, Nachträge zum Inbelot-KxSsiXz (5. 7« 98) 509
— Die toskanische Endung —^no der 3. Plur. Praes. (5. 7. 98) . . 521
TEXTE.
H. Andresen, Eine altfranzösische Bearbeitung der Parabel von den
drei Freunden (12.8. 97) 49
Vittorio Finzi, Le rime di un ignoto umanista del secolo XV (23. 11. 97) 360
H. More, Das liturgische Drama von den fünf klugen und den fünf thö-
richten Jungfrauen (Sponsus) (24. 2. 98) 385
VERMISCHTES.
I. Aus Handschriften.
£. Braunholtz, Fragment einer Aliscanshandschrift (4. 8. 97) ... . 91
Bruno Herlet, Ein provenzalisches Fragment auf der Kgl. Bibliothek
zu Bamberg (24. 10. 97) 249
£. Braunholtz, Neues Fragment der Cambridger Aliscanshandschrift
(17- "'97) 250
IV
Seite
2. Zur Litteraturgeschichte.
W. FOB&STER, Ein neues Artusdokument (6. 2. 98) 243
Ph. Auo. Becker, Nachtrag zu Ztschr. XXI, 73 — loi (18. i. 98) . . . 392
W. FoERSTER, Ein neues Artusdokument (15. 7. 98) 526
3. Zur Exegese.
Adolf Toblsr, Tandoret? (2. 10. 97) 92
Emil Levy, Zu Sordel ed. de Lollis (30. 12. 97) 251
4. Zur Grammatik.
A. Horning, Die afr. i.singul. auf ois in den heutigen Mundarten
(25. 9. 97) 95
G. KÖRTINO, Die starken Perfekta auf -c im Altprovenzalischen (20. il. 97) 258
J. Ulrich, Zum Schicksal des freien o im Französischen (19. 2. 98) . .401
Paul Marchot, Feent du „Jonas" (2. i. 98) 402
5. Zur Wortgeschichte.
A. Horning, Empois (25. 9. 97) 94
H. ScHUCHARDT, Zu Ztschr. XXI, 454 (6. II. 97) 95
M. GoLDSCHHiDT, Zu französischen Wörtern (24. 1 1 . 97) 259
J. Ulrich, Afr. astre, aistre, gemeinrom. catastrum (27. 7. 97) .... 261
H. Schuchardt, Ven. tur Ion „Kuppel des Kirchturms" (8. i. 98) . . 262
W. FöERSTER, Französische Etymologien (1.2. 98) 263
H. Schuchardt, l\s\.frog-ê\ astur, cobo; ital. toccare u. s. w. (8. 2. 98);
Bol. cuslir u. s. w. } coc{h)Uartum (18. 2. 98); Ambulare u. s. w.
Zu Ztschr. XXII, 265 f. (4. 5. 98) 393
W. FoERSTER, Altfrz. melide (9. 7. 98) 529
O. ScHULTZ-GoRA, Jeu francois (4. 7. 98) 529
J. SuBAK, Südit. tnand9sin9 etc. „Schurze" (30. 3. 98) 531
H. Schuchardt, Rugidus (2. 6. 98) 532
BESPRECHUNGEN.
A. Restori, Obras de Lope de Vega — publicadas per la Real Aca-
demia Espafiola Vol. I — V (1.3.97) 97. 273
Emil Levy, Guarnerio, Pietro Guglielmo di Lusema (22.6.97) . . 123
Ph. Auo. Becker, Les Enfances Vivien, chanson de geste publiée par
Cari Wahlund & Hugo von Feilitzen, précédée d'une
thèse servant d'introduction, par Alfred Nordfelt (22.9. 97) 125
E. Herzog, Benno Röttgers, Die altfranzösischen Lautgesetze in Ta-
bellen. Zur Ergänzung der altfranz. Grammatik (7. 10. 97) . 131
— Joseph Oesterreicher, Beitrage zur Creschichte der jüdisch-fran-
zösischen Sprache und Literatur im Mittelalter (7. 10. 97) . . 132
Berthold Wiese, M. Seh arillo, Alcuni capitoli della biografia di
Dante (7. 8. 97) 133
Jules Jeanjaquet, Charles Roussey, Glossaire du Parler de Boumois;
Charles Roussey, Contes populaires recueillis à Boumois
, . (26.10,97) 403
Seite
H. Sabs&skt, Hecker» Dr. Oskar, Die Italienische Umgangssprache in
systematischer Anordnung und mit Aussprachehilfen (lo. il. 97) 412
Ph. Aug. Becker, Ovide Densnsiann, La Prise de Cordres et de
Sebille, chanson de geste du Xu« siècle (3. 1. 98) , . . . 417
G. Gröber, £. Monaci, Crestomazia italiana dei primi secoli con pro-
spetti delle flessioni grammaticali e glossario, fascicolo se-
condo (2. 8. 97) 427
— M. Grammont, La dissimilation dans les langues indoeuropéennes
et dans les langues romanes (5. 11. 96) 428
Johann Urban Jarník, G.Weigand, Dritter und vierter Jahresbe-
richt des Instituts für rumänische Sprache (Rumänisches Seminar)
zu Leipzig (15. 1. 98) 429
£. LiDFORSS, Ramón Menéndez Fidai, La Leyenda de los Infantes de
Lara (19.4. 98) 431
— A. Bello -R. J. Cuervo, Gramática de la Lengua Castellana
{19. 4. 9«) 432
J. JEANJAQUET, F. Richanet, Le Patois de Petit-Noir, canton de Chemin
(Jura) (2. 3. 98) 533
EuoEN Herzog, LUschakoff, Zur Frage von den nasalierten Vokalen
im Altfranzösischen (10. 3. 98) 536
F. SSTTEOAST, L. Cons tans, La langue du roman de Troie (14. 3. 98) 542
Martin, A. van Berk um De middelnederlandsche Bewerking van den
Parthonopeus-Roman en bare verhouding tot het oudfiransche
Origineel (8. 3. 98) 543
Alrsd Schulze, Carl Wahl und, La belle Dame sans mercy (23.4. 98) 544
— Aníbal Echeverría i Reyes, Sobre lenguaje. Disquisición
bibliográfica (23. 4. 98) 546
Ph. Aug. Becexr, S.Weiske, Die Quellen des altfiranzosischen Prosa-
romans von Guillaume d'Orange (12.4.98) * 547
J. SUBAK, Michele De Noto, Appunti di fonetica sul dialetto di Ta-
ranto (15.3. 98) 550
W. Rudow, Alexandru Philippide, Gramática elementara a limbil
romtne (8. 2. 98) 557
A. HoRNiNO, A. Thomas, Essais de Philologie Française (23.6. 98) . 560
Berthold Wiese, Giornale Storico della Letteratura italiana. Anno XV,
VoL XXX, fase. i~2 (i. 11. 97); 3 (21. i. 98). Anno XVI,
Voi. XXXI, fase. I (18. 3. 98) 136. 295. 436
G. G., W. Meyer -LÜBKE, J. Cornu, Ph. Aug. Becker, Romania
No. lOl, Janvier 1897 (10. 5. 97); No. 102, Avril 1897; No. 103,
Juillet 1897 (3. io., 28. 12. 97; 22. 2., 3. 3. 98); No. 104,
Octobre 1897 (4* if 2^*4* 9^)* No. 105, Janvier 1898 (10.5.,
I. 5. 98) 141. 296. 438. 564
O. Schultz -Gora, Zu Romania XXVI, 584 Anm. i (8. i. 98) . . . 301
SCHULTZ-GoRA, Revue des langues romanes. Tome XXXV. Janvier —
décembre 1891. Tome XXXVI. Janvier — décembre 1892.
TomeXXXVn. 1893—94 433
VI
Seite
M. J. MiNCKWiTZ, Studies and Notes in Philology and Literature, published
under the Direction of the Modem Language Departements of
Harvard University (i8. 6. 98) 562
G. G., Neue Bücher 567
AFLR9D Schulze, Zu Roman. Forschungen X 580 — 582 (9. 8. 98) . . 571
Berichtigungen 572
Register 573
Wortgeschichtliohes.
Ngr. 'SQi = vulglat. -gnu = kl. lat -artu?
Zs. XXI 300 Anm. hat P. Marchot mit Berufung auf J. Psichari
aus ngriech. jtavéçi ein vuìgìsit panenum angesetzt. Wäre der An-
satz richtig, so hätten die Anhänger der -^rw-Theorie damit aller-
dings eine starke Waffe in die Hand bekommen. Allein ist er
richtig? 1st das lateinische Element im Mittel- und Neugriechischen
ein ziemlich grofses, so ist das romanische ein noch gröfseres, wie
man sich leicht aus G. Meyers Neugriechischen Studien III. *Die
lateinischen Lehnworte im Neugriechischen* und IV. *Die romani-
schen Lehnworte im Neugriechischen' (1895) überzeugen kann.
*Die Trennung beider, besonders auf Grund phonetischer Kenn-
zeichen, ist nicht schwierig' (III S. 4). Daraus folgt, dafs, wenn
ein neugriechisches Wort in seiner Lautform zu einem romanischen,
nicht zu einem lateinischen stimmt, man es von dem ersten ableiten
wird, falls nicht entscheidende Gründe, also namentlich Belege in
griechischen Texten aus dem ersten Jahrtausend, dagegen sprechen.
Wie verhält es sich nun in unserm Falle? Zunächst sei voraus-
geschickt, dafs -anu in einer grofsen Zahl von Wörtern als -açiç,
'agi erscheint: jcocrácic, xaXavráct u.a., vgl. G.Meyer III 74,
sodafs ein vereinzeltes -éçL schon an sich auffällig wäre. Sodann
findet sich, wie J. Psichari an der von P. Marchot angeführten Stelle
bemerkt, agr. jtavaQiov aus \sit, pananum. Dafs jtavéçL eben so
alt sei, müfste erst erwiesen werden, und ist mit Rücksicht darauf,
dafs Du Gange keine derartigen alten Belege bringt, wenig wahr-
scheinlich. Vollends unwahrscheinlich aber wird es, wenn wir die
bei G. Meyer IV 68 beigebrachten dialektischen Formen naviéçi,
naviéça berücksichtigen, die, da ein Wandel von e zu lb nicht
neugriechisch ist, ganz klar \iz\, paniere wiedergeben; wegen -éçi^
-éça neben ital. -üre vgl. ¡inavréça aus bandiera. So wird man
also vorsichtigerweise in navéçi ein italienisches, nicht ein latei-
nisches Lehnwort sehen.
Bei diesem Anlafs mögen noch zwei weitere Wörter besprochen
werden, die man vielleicht in der -ar/'«- Frage verwerten könnte.
Das eine ist ngr. ^ig)Téçi * Sperber*. G. Meyer führt es Ngr. Stud.
Ill 49 und schon Alb. Wb. 226 auf *accipitarius zurück, was weder
nötig noch durchaus richtig ist Die älteste belegte Form, die er
giebt, ist o^vJiTBQOq im 3. Jahrb., dann o^vjcréçiov G.G. L. III
Zdtschr. L rom. Phil. XXIL 1
2 W. MEYER- LÜBKK,
257, 34, dann è^iÇ)Téçiv u. s. w. Wollte man ein lat *accipiiertus
annehmen, das sich zu accipiier verhält wie *vuliurius (¡tal. voltojo)
zu vuliur^ so wäre dagegen vom lateinischen Standpunkte aus nichts
zu sagen, vom griechischen aus ist aber das Geschlecht aufíallig.
Da nun o^vnxzQOç als älter belegt ist, wird man vielmehr in
o^vjtréçiov das regelrechte griechische Diminutivum sehen, ge-
bildet mit dem üblichen Suffix -tov, heute -¿, womit denn auch
das Geschlecht erklärt ¡st. 'O^vjîtsqoç ¡st, wie G. Meyer bemerkt,
volksetymologisch umgedeutet. Es mag wenigstens die Frage auf-
geworfen werden, ob bei einer Aussprache akktpiier diese Volks-
etymologie möglich gewesen wäre, ob nicht schon akfipiter zu
Grunde liege, wodurch Guárnenos Untersuchungen über d¡e Pala-
tal¡s¡erung von lat. ce eine schöne Bestätigung erführen.
Das andere ist dXh./ruer aus februarius^ oder vielmehr nicht
dieses Wort, sondern die Bemerkung, die G. Meyer Grundrifs I
S. 807 Anm. I zu § 8 macht. Er sagt nämlich *zu fruer vgl. lat.
janüerius\ Man könnte daraus leicht entnehmen, fruer fordere
ein lat. */ebruertus als Grundlage. Nun würde allerdings -Crtus
zu -er werden, aber dieses -erius steht ganz in der Luft, da Gröber
Arch. f. lat. Lex. I 225 f., auf den sich Meyer beruft, -çrius ansetzt,
was alb. -/'<?/- geben würde. Allein -Irius ist auch ganz unnötig,
'âriu wird im Albanesischen lautgesetzHch zu -^r, wie die in § 8
von Meyer angeführten Beispiele zeigen und wie auch aus Alb.
Stud. Ill ^2 § 124 *a ist durch ein ursprünglich folgendes / zu e
umgelautet' hervorgeht. Von den gegen -er aus -ariu sprechenden
Wörtern erledigen sich kursar 'Räuber' und kalamar 'Tintenzeug'
ohne weiteres als späte Entlehnungen aus dem Italienischen, arc
geht nicht auf area, sondern, wie Meyer im Wb. mit Recht lehrt,
auf arvum zurück, und so kann das e¡nz¡ge binar 'ZwüHng' neben
k^lk'erç *Kalk', kçler * Keller', Iter * Altar', pulii er * Ballen des Dau-
mens' nicht in Betracht kommen.
It al. froge.
Ruhige Rede und Gegenrede führt am ehesten zur Lösung
dunkler Probleme oder wenigstens dahin, die verschiedenen Er-
klarungsmogl¡chke¡ten so scharf gegen e¡nander abzugrenzen, dafs
der versch¡edene Grad der Wahrscheinlichke¡t der einzelnen Lö-
sungen deutlich wird. So will ich denn auch nochmals auf ¡tal.
froge zurückkommen.
Indem ¡ch d¡e Deutung aus dem Gallischen abwies, bemerkte
ich kurzweg, der Vokal von Yora, frig u. s. w. sei mit dem 0 von
hxoX, fron u. s. w. nicht vere¡nbar (Zs. XX 531), glaubte, ¡n e¡ner
Ze¡tschrift fur romanische Philologie die Gründe für die Unver-
e¡nbarke¡t n¡cht anführen zu müssen, da s¡e für der keltischen
Lautlehre Unkundige ja ohnehin nicht zu beurteüen, für die Kun-
digen, wie ich meinte, auf der Hand liegend waren. Nun schre¡bt
Schuchardt (Zs. XXI 201) *das / des bretyVi* und der kom¡schen
Formen (die nicht alle zuverlässig überHefert zu se¡n sche¡nen)
WORTGESCHICHTLICHES. 3
wird aus dem o des Stammes in Verbindung mit dem Vokal der
Ableitmig zu erklären sein, wenn man es nicht vorzieht, einen
Wechsel des Stammvokals selbst anzunehmen, vgl. . . . legos : akymr.
'ly *Bett*, loga : akymr. lo *GrabV Allein gerade hier liegt eben
die Schwierigkeit: Schuchardt hat versäumt, einen Beweis dafür zu
geben, dafs * frogia zm fri werden könne. *Infectae o correptae
scriptìo britannica usi tata est ^' lehrt die Grammatica celtica S. 90
und belegt diese Lehre mit vielen Beispielen. Auch D'Arbois de
Jubainville, der in seinen Etudes Grammaticales sur les langues cel-
tiques sich speziell mit dem Brettonischen beschäftigt , bringt S. 6
fur /' aus o nur zwei Beispiele: milin aus molinai das aber seines
ganz verschiedenen Baues wegen über die Behandlung von *frogia
keinen Aufschlufs geben kann, und histr aus oslrea^ ausirea^ das
sich eher vergleichen liefse, dem aber darum wieder jede Beweis-
kraft abgeht, weil neben histr auch hestr als brettonisch und nur
hesir als komisch vorkommt, und weil die normannischen Mund-
arten îlrç kennen (Ch. Joret, Mélanges de phonétique normande
S. 53), das I also von daher stammen kann. Auch Loth, der die
/'-Infektion S. 100 seiner Mots latins dans les langues brittoniques
bespricht, weifs nichts von einem i aus o. In Stokes Sprachschatz
finden sich unter anderm körn, keirch^ mbret. querch * Hafer' aus
korkjo (S. 91), koTU. cher/ii/t ahxet. corad * Reiher* aus korkjos (eb.),
kom. hrennjat *Schiffsvorderteir aus hronja (186). Und was für
d—j gilt, gilt auch für e—j. Auch hier mag die Grammatica Cel-
tica angeführt werden. *Aremorica dialectus e originariam in i non
mutât, nisi in próxima syllaba sequitur i flexionis . .'., in vetustio-
ribus tamen libris ne haec quidem regula anxie observatur' (S. 87).
Also auch aus "Sfregia wäre aller Wahrscheinlichkeit nach "^^fre ent-
standen. Doch will ich nicht verschweigen, dafs dem ir. teg im
Aremorischen ti entspricht, so dafs möglicherweise fri auf Sfregia
zurückgehen könnte.
Noch näher aber liegt natürlich die Annahme, das i in fri
sei altes 1'. Auch dann ist, wenn anders das Wort ein -g verloren
hat, eine Verknüpfung mit *f rogna möglich, ob wir nun letzteres
mit Stokes Sprachschatz 318 und Foy Idg. Forsch. VI 322 zu
^yxœ ziehen oder ob wir an Zusammenhang mit çœd'œv * Nüstern '
denken; frigya wäre aus sergyá entstanden. Sei dem wie ihm
wolle, hier ist der Punkt, wo ich Schuchardt nicht mehr zu folgen
vermag. Es giebt ein urkeltisches srognä^ dessen Existenz auch
im Gallischen vielleicht durch dSx, frognier (Schuchardt Zs. XXI
203) gesichert ist; es hat vielleicht ein urkeltisches sregyä oder
srigyä gegeben, das vielleicht auch im Gallischen vorhanden
war, und diese beiden Wörter wären zu frogya verschmolzen.
Nicht die Verschmelzung zweier Wörter ist es, was mir Bedenken
macht. Schuchardt sagt allerdings, ich behandle sie 'gar zu sehr
als Nebensache' und hätte ihr, abgesehen von gelegentlichen Be-
merkungen, in der rom. Gramm. I § 589 nur ein Dutzend Zeilen
gewidmet Allein damit tut er mir Unrecht. Ich habe zu Eingang
4 W. MEYER -LÜBKB,
des zitierten Paragraphen ausdrücklich bemerkt, dafs ich nur einen
bestimmten Fall der Mischung besprechen wolle, ich habe zu An-
fang des Abschnittes (§ 570) ausdrücklich noch auf das Sachver-
zeichnis hingewiesen, wo weitere Beispiele stehen, ich habe dann
II S. 405 und ebenfalls im Sachverzeichnis des zweiten Bandes
wieder davon gesprochen. Also nicht das £rklâtungsprinzip, auch
nicht dessen sehr ausgiebige Anwendung ist es, weshalb ich glaubte
und noch glaube Schuchardts Deutung ablehnen zu müssen, son-
dern der Umstand, dafs von den zwei verschmolzenen Wörtern
nur das eine einigermafsen sicher ¡st, wogegen die Form und das
Vorkommen des andern mancherlei Zweifeln unterliegt. Vielleicht
hat fri sein f erst \on froen bekommen; ist das -c der altkornischen
Form unzuverlässig, so ist es wohl möglich, dafs die zwei Wörter
ursprünglich nur das r gemeinsam hatten. Nicht unerwähnt will
ich lassen, dafs weder Stokes noch Foy, die heiá^ froen bes]}rechen,
fri anfahren, auch sie schtûnen also einen Zusammenhang mit
froeriy wie ihn Schuchardt andeutet, nicht vertreten zu wollen.
Was nun das romanische Wort betrifft, so ist natürlich zuzu-
geben, dafs die geographische Verbreitung zwar zu Ungunsten
gallischer Herkunft spricht, aber allein nicht genügte, um sie als
unmöglich hinzustellen. Wie steht es aber mit den Lauten? Nach
\.o^, saggio^ correggia^ faggio, slòtuzzA fa¿¿c müfste man aus *frogia
io^k. f roggia, Flux. f rogge, abvuzz. fro¿¿c erwarten, während man
doch thatsächlich iosk, frogia^ froge, hbiMzz, froèç hat, d.h. den-
jenigen Laut, jder sonst aus si entsteht: tosk. ciliegia, camigia u. s.w.,
abruzz. i^eraiç u. s. w. Könnte nun aber nicht etwa ein nord-
italienisches ¿a aus gja im Toskanischen in -¿a umgesetzt worden
sein, wie frz. aise, Paris, Louis zu agio^ Parigi, Luigi geworden sind?
Dagegen spricht zunächst frisone, frusone aus frisione^ in welchem
norditalienisches s (aus z) auch im Toskanischen als s erscheint, dann
palesare, wenn anders ich es Rom. Gramm. II S. 400 mit Recht als
Lehnwort gedeutet habe.^ Vielleicht aber ist atosk. Vinegia und
tosk. segugio beweisender. Jenes nämlich ¡st ja vermöge seiner
Bedeutung verdachtig, da ja natürlich die Toskaner den Stadt-
namen von den Venezianern gehört haben können. Allein einmal
bewiese das Wort nur für das nichtkeltische Oberitalienische und
dann bleibt immer noch die Frage, weshalb, wenn aven. Veniesia
(so lautet die Form, s. Cron. Imp. Ò5 a) toskanisiert wurde, der den
Toskanem mundgerechte Diphthong ie nicht geblieben sei. Also
es bleibt hier ein Problem zu lösen, und damit verliert das Wort
jede Beweiskraft für unsern Fall. Bei stgugio ist das anlautende e
auffällig, allein da das Wort im Norden saus lautet (Cherubini für
Mailand und Mantua, Tiraboschi für Bergamo, Gambini für Pavia
u. s. w.), so ist die Annahme von Entlehnung ausgeschlossen, wird
man vielmehr an Einflufs von segu-ire zu denken haben. So lange
* Genauer Lanciano nach Finamore Voc. Abruzz. 2.» ed.
* Alttoskanisch kommt paleggiare vor r. B. Fatti di Cesare S. 19.
WORTGESCHICHTLICHES. 5
also nicht an einem wirklich belegten Worte die Umsetzung von
nordital. s zu tosk. ¿ nachgewiesen ist, kann auch auf diese Weise
die Schuchardtsche Etymologie nicht gerettet werden.
Nun giebt es für Wortgeschichte, namentlich Wortentlehnungen
freilich noch eine Instanz, die in Streitfragen angerufen werden
kann: die Geschichte oder meinetwegen die Kulturgeschichte.
Schuchardt hat denn auch nicht versäumt zu sagen: 'Da es sich
hier um einen hippologischen Ausdruck zu handeln scheint {froge
bedeutet insbesondere den behaarten oberen Teil der Nüstern),
konnte ein solcher nicht schon früh von den so pferdekundigen
Galliern entlehnt worden sein, so gut wie vermutlich caballus
selber?'
Nicht einmal in dieser hypothetischen Form möchte ich dem
Satze zustimmen. Weder die Notizen der Alten noch die Gestalt
des Wortes geben irgend einen Anhalt für die Annahme, dafs
caballus ein gallisches Lehnwort sei. Gehört es mit *mandium (ital.
manzo) zusanmien, so würden wir zu den Illyrern oder den Venetern
geführt und auch die Veneter waren 'pferdekundig*, wie an den
bei Nissen, Italische Landeskunde I 491 beigebrachten Stellen aus-
drücklich gesagt ist. i Passender wäre ein Hinweis auf mannus ge-
wesen, das thatsächlich eine Art gallischer Pferde bezeichnet Aus
esseduTiit carpentum, carrus^ carruca, petorrilum, reda- folgt wohl für
die Wagenbaukunst, nicht für die Pferdezucht etwas, und veredas
nebst para-veredus ist doch eben auch ein Wagenpferd, wenn
anders die mittelalterliche (s. Du Gange) und die heutige (Stokes
Sprachschatz 229, 281) Verknüpfung mit reda das Richtige trifft.
Ver tragus, segusi'us, *galltcus (span, galgo) deuten auf gallische
Hundezucht, vielleicht auch auf die Jagd, wozu dann matara und
schliefslich veredus 'Jagdpferd' passen würde. Während nun aber
die meisten dieser im Lateinischen überlieferten Wörter im Roma-
nischen leben, ¡st die einzige sicher keltische Pferdebenennung,
mannus, jedenfalls dem Volkslatein Italiens ganz fremd, auch wenn
sie sich in span, mañera u. s. w. erhalten haben sollte, wie Baist
Zs. XIV 183 meint So ist also auch von dieser Seite gallischer
Ursprung von froge nicht wahrscheinlich gemacht
Leider vermag ich heute noch weniger als vor einem Jahre
etwas Positives über die Herkunft von froge zu sagen. Zunächst
möchte ich es dem Sizilianischen absprechen, wie schon Schuchardt
S. 199 gethan hat Die Crusca sagt allerdings, uz. forgia bedeute
•foce*, aber Traina erklärt 'luogo profondo dove V acqua che corre
trova ostacolo e vi rigira per trovar esito*, so dafs es wohl sicher
identisch ist mit forgia Muogo dove i fabbri bollono il ferro*. Für
das Neapolitanische giebt D'Ambra forgia. Steht das, wie Schuchardt
sagt, für froscia, so entstehen neue Schwierigkeiten , da dem tosk.
^ lieber die Möglichkeit vonndogermanischeD Ursprungs des Wortes
spricht J. Schmidt» Kritik der Sonantentheorie S. 139 Anni, i, doch kommt
(Us for unsere Frage zücht in Betracht
6 W. MEYER -LÜBKB,
frogia^ ahruzz, /roëç im Neapolitanischen /rosa entsprechen würde.
Jedenfalls ist an einen Zusammenhang mit /aux ganz und gar
nicht zu denken, die Bedeutungen passen schwer, wie Schuchardt
hervorhebt, der Konsonant pafst nicht und auch der Vokal pafst
nicht, da /aux zu den Wörtern gehört, die vulglat. p^ nicht au
hatten.
ululare.
Während durch Dichterstellen wie nocturnos ululasse canes um-
hrasqtu silentum Ovid Met 15, 7Q7 die Kürze des ersten u in ululare
gesichert ist, verlangen eng. ücrler (vgl. mücrs aus muros und Arch.
Glott 1 1 87), ital. urlare, frz. hurler, prov., kat. udolar geschlossenes
«, nur obw. urlar scheint den lateinischen Vokal korrekt wieder-
zugeben, und so hat denn auch schon Gröber ürulare angesetzt
Arch. lat. Lex. VI 118. Sehen wir zunächst von dem r ab, bleiben
wir bei ululare, so wird man nicht nur erklären müssen, weshalb ü
oder (/ (was Gröbers Notierung auch heifst, s. Arch. lat. Lex. Vili 451)
an Stelle von û getreten sei, sondern auch, wie es komme, dafs
dieses t^ zv/ar noch das £ngadin, nicht aber das Rheinthal erreicht
habe. Dafs an Einñufs des deutschen heulen^ allem, hülen nicht
zu denken ist, ergiebt sich sofort daraus, dafs das Wort im Alt-
hochdeutschen hiwilon heifst, sich also weit entfernt von ululare.
Die Lösung des Rätsels ist, glaube ich, auf folgendem Wege
zu finden. Eine Dehnung von ululare zu Ululare ist an sich wenig
wahrscheinlich und kaum zu rechtfertigen, und da wir ohnehin
vom Romanischen aus nur bis zu t^lulare gelangen, ist dieses zum
Ausgangspunkt zu wählen, also der Uebergang von û zu y. zu
deuten. Bedenkt man, dafs ululare ein schallnachahmendes Wort
ist, das den tiefsten Vokal enthalten mufs, wenn anders die Schall-
nachahmung ausgedruckt bleiben soll, so versteht man, dafs sein û
den Wandel zu y, 0, dem es vermöge seiner Dauer hätte unter-
liegen müssen, nicht mit machte, vielmehr als y blieb, so dafs wir
also neben cuius, gula als drittes ululai anzusetzen haben. Be-
stätigt wird diese Auffassung durch obw. urlar. Da nämlich lat. y
zu obw. / wird, hätte aus Rulare über urlar hier triar entstehen
müssen, wiederum aber trat an Stelle des i der der Bedeutung
des Wortes besser angepafste tiefste Vokal u ein. Es verhält sich
also obw. urlar zu dem nach Mafsgabe von eng. uçrler zu erwar-
tenden *ïrlar genau so wie vulglat * piular e zu dem nach Mafsgabe
von lat ululare zu erwartenden piulare. Nicht zu erklären vermag
ich mantuanisch lodolar, das Caix Studi di etim. nr. 649 anfuhrt,
gestehe übrigens, dafs ich dem Worte nicht recht traue, da es
weder Cherubini Voc. Mantovano -italiano noch Biondelli kennen,
letzterer vielmehr lüdld aus Piacenza anführt.
Die Vertreter von lat ululare geben auch sonst zu mancherlei
Erwägungen Anlafs. Gleich die zwei letztgenannten sind wegen
ihres anlautenden A merkwürdig. Ihnen gesellt sich ludulá (l. lüdüld)
bei, das Monti Voc. Comasco aus dem Bleniothale beibringt, und
\
WORTGESCHICHTLICHES. 7
das Cherubini auch als mailändisch verzeichnet, das ich aber sonst
nicht nachzuweisen vermag. In dem anlautenden / glaubt Caix
den Artikel sehen zu dürfen, doch wäre dies kaum anders als
durch Vermittlung eines Nomens möglich und auch da wenig
wahrscheinlich. Ich habe Caix folgend allerdings in den / von
piac. ¡eimp 'füllen', mod., regg. lanser^ mirand. ¡ansar 'ansiare' eben-
falls den Artikel gesehen, Ital. Gramm. § 194, wogegen Mussafìa,
der zuerst auf die Formen aufmerksam gemacht hat, Beitr. z. Kunde
nòrditaL Mundart 69, vorsichtiger nur von vorgeschlagenem / spricht.
Eine entscheidende Erklärung möchte ich jetzt nicht geben, da die
Geschichte der /-Prothese nur in weitem Zusammenhange dargestellt
werden kann; aber das ist wohl mit Sicherheit zu sagen, dafs, wo
ein verbindendes Substantivum, das dem Verbum zu Grunde liegt,
fehlt, / nicht Artikel sein kann. Und das trifft für unser Beispiel
zu. Es bieten sich nun zwei andere Wege zur Erklänmg. Monti,
Voc. Com. kennt auch lüzürá^ das sich deutlich als Verschränkung
von einem dem tosk. luccicare entsprechenden Verbum und lüdürá
zu erkennen giebt, und so könnte auch in lüdürá das /- von Iticci-
care stehen. Noch wahrscheinlicher aber scheint mir, dafs /«¿iz,
lütd 'wehklagen' aus lue ta re, das in Norditalien weit verbreitet ist,
sein / an üdüld abgegeben hat.
Mit Bezug auf den Stammkonsonanten zerfallen die romanischen
Formen in zwei Gruppen, deren eine / — / zu r — /, die andere zu
d — / dissimiliert Für sich stehen span, aullar, portg. uivar. Ge-
hören sie wirklich zu ululare, wie es für uivar von Diez und fast allen
folgenden, für aullar von Gröber (Arch, lat Lex. III 141) ange-
nommen wird? Wie uivar aus ululare entstehen soll, ist mir nicht
klar, da der für das v von Diez gegebene Hinweis auf couve aus
caulis natürlich nicht stimmt, und auch Coelho scheint es nicht
zu verstehen, wenigstens giebt er in seinem Diccionario etymologico
da lingua portugueza keine Deutung des portugiesischen Wortes.
Setzen wir voraus, dafs uivar aus uviar entstanden sei, so würde
bis auf den Anlaut jubilare genügen, aber j vor u fallt nicht und
die Bedeutung pafst auch nicht. Ist aber uivar aus iuvar ent-
standen, so kommt man mit ejulare durch. Da nämlich j nach
betonter und halbbetonter Silbe zu /* wird oder fallt (Rom. Gramm.
I S. 431), so mufs éjulat zu eiuva^ ejulare zu eiuar, iuar werden,
woraus weiter iuva wie couve aus '*^coue. Eine Möglichkeit, uivar
mit ululare zu verbinden, sehe ich nicht. Span, aullar hat Diez zu
ejulare gestellt und sich auf aiular bei Berceo Duelo de la Virgen 20
berufen, wogegen Gröber an u aus lat u und // aus lat / Anstofs
nimmt Ich möchte mich allerdings auch nicht auf jenes aiular
verlassen, da es vielleicht verlesen oder verschrieben, vielleicht Lati-
nismus ist, und, selbst wenn / als // zu fassen wäre, doch eben
kein Weg von aspan. *qyullar zu nspan. aullar fuhrt Das u aus
lat Û liefse sich ja rechtfertigen mit Hinweis auf rom. ií aus lat û
in ululare. Dürfte man annehmen, dafs ejtilat statt éjulat betont
worden sei und dafs die Tonverschiebung wie im Italienischen in
8 W. MEYER -LÜBKB, WORTGESCHICHTUCHES.
solchen Fällen Konsonantendehnung hervorgerufen habe, so wäre
auch // erklärt, es wurde sich *ejállat zu éjulat verhalten wie ital.
farabutto zu span. /ardute. Allein für das Spanische fehlt es an
Beispielen für eine solche Konsonantendehnung und aufserdem
mûfstc dann das lateinische Wort in Spanien anders betont sein
als in Portugal. Nun läfst sich freilich nicht leugnen, dafs das
Spanische auch sonst // an Stelle von lat. / zeigt Zwar auf caüar
darf man sich nicht berufen. Allerdings glaube ich nicht, dafs
Baists Deutung aus caliere (Rom. Forsch. VI) das Richtige treffe,
vielmehr ist sie von Seite der Bedeutung wie der Form viel un-
annehmbarer als die Diezsche. Aber calare ist von Haus aus ein
griechisches, nicht ein lateinisches Verbum und griech. X ist öfter
durch lat //wiedergegeben worden, s. Havet, Arch, lat Lex. IX 135,
so dafs sich ^callare zu calare etwa verhielte wie mur tilla (ital. mor-
iella) zu my r tilla. Aber hollin aus /uligine und pella aus pila"^ Nur
ist damit nichts gewonnen, da ein dunkler Fall durch Hinweis auf
zwei andere dunkle nicht heller wird. So scheint mir denn am
annehmbarsten, dafs ululare zu ullare zusammengezogen worden
und dafs das a entweder einer Verschränkung mit *ajulare aus
ejulare zu verdanken oder ganz einfach das spanische Präfix a sei.
Das historische Verhältnis der drei romanischen Typen ^ wäre dann
1. piulare zu filare', span, aullar
2. lílulare zu ^r(u)lare: rum, urla, eng. ücr 1er, itál, urlare, ñz, hurler
3. piulare oder \irulare zu Rulare: nordital. üdolá, prov. üdulá.
Ob die (/-Form direkt aus der /-Form entstanden ist oder auf der
r-Form beruht, ist schwer zu sagen. Für die letztere Annahme
mag die Erwägung sprechen, dafs die Dissimilation zu adulare
jünger sein mufs als der Wandel von d zu Ô, woraus z im Pro-
venzalischen, da sonst dieses d auch zu z geworden wäre, vgl.
*prurere über ^prudere zu pxov, pruzer, dafs andrerseits die Ueber-
einstimmung zwischen dem Süden und Norden in der Form urlare
es wahrscheinlich macht, dafs noch in römischer Zeit *urulare ent-
standen sei, das einst von Süditalien bis Nordgallien herrschte.
Erst in einer viel späteren Periode ist dann in Norditalien und
Südfrankreich, aber auch wieder wie es scheint auf geographisch
zusammenhängendem Gebiete *^dulare entstanden, das nun wohl
eher auf *^rulare als auf ydulare zurückweist Dieses ^ydulare mufs
in Südfrankreich älter sein als der Schwund des Vortonvokals,
denn *\irulare wäre zu urlar geworden wie parawláre zu parlar,
wogegen udolär eben so blieb wie rodolar u. a.
^ Dafs ulularmntei Bonvesin A 269 Latínismus ist, bedarf keiner beson-
deren Betonung.
W. Meyer -LüBKE.
Die poetischen Yergleiche in Fetrarkas Africa.
(Schlufs; s. Zeitschr. XXI, 58.)
In das eigne Leben Petrarkas und in seine ländlichen Lieb-
habereien scheinen uns einige Gleichnisse zu versetzen , die dem
Leben der Vögel und der Bienen entnommen sind. Der sinnigen
Art des Dichters scheint es zu entsprechen, dafs er den gefiederten
Sängern lauschte, ihre Klagen aus ihren Liedern vernahm, an ihren
Sorgen und Gefahren Anteil nahm. Meist sind es kleine Vögel,
ihre Hûlflosigkeit und die ihnen von Menschen und Tieren dro-
henden Gefahren, die offenbar sein Mitleid erregen und ihn be-
stimmen, das gleiche Gefühl bei seinen Lesern anzurufen. Africa
VII, 15—19:
volucrís velut anxia, nido
Fabula dum cumulet, memori torquetur amore
Assiduoque frémit studio et suspenditur alis,
Quum tarnen iQterea generis spem forte malìgnus
Abstulerit natos atque incunabula pastor.
Hannibal entwirft in seinem Geiste Pläne zu Gunsten seines Bru-
ders Mago, ohne dessen Tod zu ahnen, wie der Vogel für seine
im Neste zurückgebliebenen Jungen Futter sucht, während jene
vielleicht inzwischen umkommen. Aehnlich sagt Achilleus, Ilias
IX, 323 ff., dafs er sich für die Achäer bemüht habe, wie ein Vogel,
der es sich sauer werden läfst, für die Seinen Futter zu suchen.
Aber von dem homerischen Gleichnisse unterscheidet sich Petrarka
dadurch, dafs es Gedanken und Empfindungen sind, die er in
Vergleichung setzt, und dafs er ihnen durch die ganze Ausführung
des Bildes (in anxia, memori torquetur amore, frémit studio^ malìgnus
pastor) etwas Lyrisch-Sentimentales giebt und offenbar bei anderen
sentimentale Empfindungen wecken will. Dieser Zug ist durchaus
modern, ein modemer Dichter und nicht zum wenigsten eine Dich-
terin könnte ebenso verfahren.
Dasselbe gilt in noch höherem Grade von Africa VIII, 409 — 41 1:
Anua sic volucris tentantem prendere nidos
Pastorem aspiciens trepidis se verberat alis,
Multa querens, truncoque pavens suspenditur alto.
Die belagerten Karthager, und besonders die Mütter, sehen den
angreifenden Scipio nahen, wie der Vogel den Hirten, welcher
sein Nest rauben will. Man fühlt sich unwillkürlich an das be-
IO F. FRIEDSRSDORFF,
kannte Kinderüed erinnert: „Knabe, ich bitte dich so sehr ich
kann, rühre mein kleines Nest nicht an." (Eine ähnliche Situation,
aber weniger sentimental, behandelt Thebais X, 450 — 456, vgl.
Georg. IV, 5 1 1 ff.)
Eine Steigerung im Vergleich zu beiden eben angeführten
Beispielen bietet Africa Vili, 677 — 681:*
. . . condensis volucrís ceu vepríbus haerens
Acrìpitrem super astantem videt anxia nec se
Ausa movere loco, patiturlaqueumque manumque
Aucupis: impendens tanti est differre periclum!
Die verzweifelten Punier willigen in alle Forderungen Scipios, um
der Fortsetzung des Kampfes auszuweichen, wie ein Vogel, wenn
er den Habicht über sich erblickt, sich vom Vogelfanger greifen
läfst, um der schlimmeren Gefahr zu entkommen. So häufig von
Homer ab auch das Bild sich findet, dafs ein Schwacher, der vor
einem Stärkeren flieht, mit einem wehrlosen Vogel verglichen wird,
der vor einem Raubvogel flieht, und wenn auch O vid Metam. XI, 73
Vögel vorkommen, die in der Schlinge sitzen, so scheint doch
die Kombination dieser Situationen Petrarkas eigene Erfindung
oder auf seiner eigenen Beobachtung zu beruhen.
Wenn sich hier mit dem Empfinden des Lyrikers Naturbeob-
achtung zu verbinden scheint, so dürften wir dasselbe auch bei
den Vergleichen aus dem Leben der Bienen zu finden hoffen.
Wir dürften annehmen, dafs Petrarka die Bienen und ihre Lebens-
weise mit Fleifs beobachtet habe, sei es am eigenen Bienenstocke,
sei es an denen seiner Nachbarn, für welche ja damals Honig zu
gewinnen weit wichtiger war als heute. Und in der That widmet
der Sänger der Africa den Bienen vier gröfsere Vergleiche, die
Aeneis deren drei, die llias einen. Aber Virgil widmet aufserdera
den Bienen ein ganzes Buch seiner Geórgica. Und an dieses
eben lehnt Petrarka, den wir sonst in den Vergleichen als recht
selbständig erfunden haben, sich an. Diese Thatsache mufs um
so mehr auffallen, als es für Petrarka geradezu unvermeidlich war,
bei seinem lange dauernden Leben auf dem Lande ähnliche Beob-
achtungen in Betreff der Bienen wie Virgil zu machen ; er war auf
keinen Fall in der Lage, wegen mangelnder Sachkenntnis bei einer
wissenschaftlichen Autorität Belehrung zu suchen. Wenn er es
dennoch that, so mag ihn der Wunsch geleitet haben, in den er-
forderlichen technischen Ausdrücken nicht fehl zu greifen und seine
eigene Erfahrung durch eine anerkannte Quelle der Gelehrsamkeit
zu vervollständigen. Dafs er auch in anderen Fällen, wo eigene
Beobachtung ihm hätte zu Gebote stehen können, sich an Autori-
täten auf diesen Gebieten anzulehnen sucht, läfst sich noch einige
Male beobachten.
Africa III, 668 ff Die Römer in ihrer Liebe und Verehrung
für ihren König (rex) werden mit den Bienen in ihrer Aufopferung
für die Bienenkönigin (rex) verglichen.
DIE POEnSCHBN VERGLEICHS IN PETRARKAS AFRICA. 1 1
Haud ita regem
Mellificae venerantur apes, fucosque nocentes
Atqae leves culices arcere a finibus ansae,
Quae dominum mellis trepidum saepe atque paventem
Excludunt prohibentque aditu, pecudesque canesque
ConfodiuDt; omnes regem tarnen intus inermem
Eziguumque timent, ülum admirantur, et ilium
Militiaeque domique colunt, et regia semper
Atria circumstant, humerisque in nudila tollunt.
Damit vergleiche Georg. IV, 210 ff.
Praeterea regem non sic Aegyptos et ingens
Lydia observant.
lile operum custos, illum admirantur et omnes
Circumstant fremitu denso stipantque fréquentes.
Et saepe attollunt humeris et corpora bello
Obiectant pulchramque petunt per vulnera mortem.
Femer Georg. IV, 165 ff.
Sunt quibus ad portas ceddit custodia sorti,
agmine facto
Ignavum fucos pecus a praesepibus arcent.
Ebenso Africa VIII, 238. Die ermüdeten Römer lagern sich nach
der Schlacht um ihren Führer, wie die Bienen um ihren König.
Sic ubi tristis apes cáelo commisit aperto
Impetus et magnae caedis pluit aether acervos^
Pars victrix repetit sedes procul hoste remoto.
Et circa regem coeunt ac murmure plaudunt;
Postremum irriguo dant corpora lassa sopori
Atque omnes pariterque silent pariterque quiescunt.
Dazu vgl. Georg. IV, 67 ff.
Sin autem ad pugnam exierint — nam saepe duobus
Regibns incessit magno discordia motu ....
Et circa regem atque ipsa ad praetoria densae
Miscentur
Concurrittir, aethere in alto
Fit sonitus, magnum mixtae glomerantur in orbem
Praccipitesque cadunt; non densior aere grando
Ncc de concussa tantum pluit ilice glandis, . . .
Usque adeo obnixi non cedere, dum gravis aut hos
Aut hos versa fuga victor dare terga subegit.
Und ebenda IV, 189 f.
Post, ubi iam thalamis se composuere, siletur
In noctem, fusosque sopor suus occupât artus.
Ebenso ist Africa VII, 471 mit Geórgica IV, 2 io ff. in Beziehung
zu setzen und Africa I, 266 — 274 teils mit Aen. XII, 587 — 592, teils
12 F. FRIEDSRSDORFF,
mit Stellen aus dem vierten Buch der Geórgica, welche nicht aus-
fuhrlich mitgeteilt werden können.
Zum Schlüsse folge noch ein Vergleich aus dem Leben der
Fische. Africa I, 210 — 214:
. . . Manna
Piscis aqua profugus fluvioque repostas amoeno
Non aliter stupeat, si iam dulcedine captum
Vis salis insoliti et subitus circumstet amaror,
Quam sacer ille chorus stupuit.
Scipio, der im Traume die Wunden seines Vaters erblickt, bricht
im heidnisch-christlichen Himmel in Thräncn und Wehklagen aus.
Die Bewohner jener lichten Höhen sind über diesen Anblick voller
Erstaunen, wie ein Fisch, der aus der salzigen See in sùfses Wasser
versetzt und in diesem zu behaglichem Wohlgefühle gelangt, in
Erstaunen geraten würde, wenn ihn wiederum das bittere Salz der
See umgeben sollte. —
Nun sind Fische als Gegenstände der Vergleichung keines-
wegs selten; Virgil Aen. V, 594 vergleicht munter sich tummelnde
Reiterscharen mit Delphinen, die ein Schifif umschwärmen — ein
anschauliches und anmutiges Bild — , die Ilias XXI, 22 kennt die
Kämpfe der Fische untereinander, die Odyssee verwendet mehr-
fach Fische zu Vergleichen, seien es harpunierte, oder tot daliegende,
oder aus dem Wasser emporschnellende, — aber sie bieten kein
Vorbild für diesen Vergleich Petrarkas. Der Dichter beweist, dafs
er Kenntnis von der Fähigkeit gewisser Fische hat, im Salzwasser
sowie im süfsen Wasser zu leben, und er setzt voraus, dafs sie im
süfsen Wasser sich angenehmer befinden wie im salzigen und un-
gern in dieses zurückkehren. Aber was ihn zu dieser Annahme
veranlafst hat, eigene Beobachtung oder die Angabe eines älteren
Schriftstellers, ist unbekannt. Wahrscheinlich jedoch ist, dafs eine
Bemerkung eines älteren Schriftstellers ihn bewogen hat Vielleicht
gestaltete seine Phantasie Stellen, in denen von dem Erstaunen der
Fische u. a. die Rede ist, wenn sie aus ihrem eigenen Element in
eine neue Lage versetzt sind, zu dem angegebenen Vergleiche um.
Georg. III, 543 insolüae fugiunt in flumina phocae, Metam. I, 300 ff.
süvasque tenent delphines ei altis — Incur sant ramis\ Horaz, Carm.
I, 2, 9 ff.; vielleicht auch Seneca, Natur. Quaest III, 17 u. 18.
IV,
Die unbelebte Natur, d. h. Luft, Wasser, Erde, Feuer und
ihre Produkte, der Himmel mit seinen Gestirnen und Lichterschei-
nungen, bieten der dichterischen Phantasie Stoff zu um so mehr
Vergleichen, je näher die Beziehungen des Dichters zu dieser
äufseren, ihn umgebenden Welt sind. Denn diese anscheinend
tote Natur lebt für den, der sie mit offenen Augen und empfin-
dendem Herzen durchwandert; zu ihm redet die säuselnde Luft,
der brausende Sturm, die brandende Woge, die Bäume und Pflanzen,
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PSTRARKAS AFRICA. I3
ja selbst der völlig unbewegliche Berg oder Fels gewinnt für seine
Vorstellung die Bedeutung eines mit Bewufstsein begabten Wesens.
Wenn sich nun vollends die gewaltigen, dem Menschen unbe-
kannten Kräfte regen, die in dieser unbelebten Natur schlummern,
— wenn die Blitze über den Himmel zucken, wenn die Stürme
heulen, wenn die Wogen an die steilen Felsen donnern, wenn die
Flüsse ihr Bett verlassen, wenn die Berge sich öffnen und Feuer
speien, dann bietet diese tote Natur dem Dichter zahlreiche Bilder
von Kämpfen, die an Grofsarligkeit von keiner Erscheinung erreicht
werden, welche durch Kraft oder Bemühung von Menschen oder
von Tieren entsteht Und wenn er ferner glaubt, dafs nicht ein
blindes Ungefähr diese Kräfte entfesselt, sondern dafs Götter es
sind, die in ihnen ihre Macht beweisen und ihre Stärke mit ein-
ander messen, so werden die Naturkräfte für ihn zu göttlichen
Helden und gewinnen Gestalt und Bewufstsein. Dann meint er,
Poseidon führe die Geschwader der Wogen zum Kampfe, oder
Hephästos ringe mit dem Flufsgott Skamander, oder Ènkeladus
suche das auf ihm lastende Gebirge zu durchbrechen, oder Zeus
schmettere mit flammenden Blitzen rebellische Titanen in die Tiefen
des Tartarus. So regt sich in den der unbelebten Natur abge-
lauschten Bildern die Phantasie des Dichters am freisten und
kühnsten; andererseits beweist er in ihnen, weit mehr noch als
bei Behandlung des Lebens von Menschen und Tieren, feine,
sorgfaltige Beobachtung der Natur und Treue in ihrer Nachbildung.
Ein solches Leben in und mit der Natur und ein derartiges
Naturbeobachten zeichnet, wie bekannt, vor allen anderen den
Dichter der Ilias aus; das Grofse und das Kleine, das Feststehende
und das Bewegliche, der Kampf und die Ruhe, kurz, alles in der
ihn umgebenden Welt weifs er durch seine Phantasie zu beleben
und zu Vergleichen zu verwenden. In der Ilias (I, 47) steigt Apollon
vom Olymp herab gleich der Nacht, taucht Thetis (I, 359) aus der
See empor gleich dem Nebel, fahrt Ares (V, 8Ò4) zum Himmel auf
gleich einer Nebelwolke, fliegt Athene (IV, 75 íF.) vom Olymp herab
wie ein Meteor, leuchtet (XIV, 185) der Schleier der Hera hell wie
die Sonne, flammt das Schwert des Poseidon (XIV, 385) gleich
dem Blitze, Athene (XVII, 547 fif.) steigt dem Regenbogen gleichend
zu den Achäem herab und Helme und Schilde der Heroen werden
in ihrem Glänze mehrfach der Sonne, dem Monde, den Sternen,
dem Feuer verglichen. Andererseits (II, 144 0".) bewegt sich die
Heeresversammlung der Achäer unruhig wie langgestreckte Wogen
des Meeres oder wie ein breites Saatfeld unter dem Hauche des
Zephyr; das Volk (II, 209 íF.) strömt lärmend zusammen wie die
am Strande brandende Woge, und erregt (II, 394) donnernden
Lärm wie die von Notos gegen das Vorgebirge gepeitschte Welle;
die Wafifen der Mannen (II, 455) leuchten dem Feuer gleich,
sie dringen vor (II, 780) unaufhaltsam und verwüstend wie ein
Waldbrand, zahllos (II, 800) gleich den Blättern des Waldes und
den Körnern des Sandes. Das dichte Getümmel der vordringen-
14 F. FRIEDER SDORFF,
den Kämpfer scheint die Luft zu verfinstern wie ein Nebel die
Gebirgslandschaft (III, lofF. IV, 275 fF.), das Schlachtgeschrei der
feindlichen Heere tönt wie Brausen zweier zusammenstofsenden
Giefsbäche {IV, 452), ihre Lanzen bewegen sich (VII, 63 ÍF.) wie
wenn die Spitzen der Wellen beim Hauche des Zephyr sich
kräuseln, auch der einzelne Aias (XI, 492) gleicht dem Waldstrom
und Nestor (XI, 747) stürmt herbei wie der Sturmwind.
Der junge Held (XVIII, 56 und 437) wächst auf wie das Reis
des Oelbaums, und wie dieses der Wind entwurzelt, so fällt der
junge Kämpfer (XVII, 53 fif.), der starke Held ragt empor wie eine
Eiche (XII, 132 ff.), tödlich getroffen stürzt er zu Boden wie eine
Pappel oder Fichte (XIII, 389 ff. und XVI, 482 ff.), die vom Blitze
getroffen (XIV, 414), während das schöne Haupt des jugendlichen
Kämpfers im Tode sich neigt wie die Frucht des Mohnes (VIII, 306).
Gerade diese, aus der unbelebten Natur stammenden
Vergleiche sind es bekanntlich, die dem Homer in der
Neuzeit die meiste Bewunderung eingetragen haben; an
ihnen meinte man am besten seine feine Naturbeobachtung zu er-
kennen, und ihrer bediente man sich, um die Alten von dem Vor-
wurfe, als hätten sie keinen Sinn für die Reize der Natur gehabt,
zu befreien. Aber nicht bei Homer allein pflegen der-
artige Bilder den gebildeten Leser der Gegenwart mehr
als andere anzuziehen; sie entsprechen überhaupt besser
unserer ästhetischen Anschauung. Daher wird auch der
Dichter der Neuzeit seine Vergleiche lieber diesen Ge-
bieten der Natur entlehnen als etwa dem Tierreiche. Er
wird nie Bedenken tragen, seine Geliebte „Du bist wie eine Blume"
zu besingen, seinen Helden der Eiche zu vergleichen, von der
Nacht und dem Sturme für seines Helden Kämpfe Bilder zu ent-
lehnen, aber als Eber, als Stier, als Rofs wird er ihn nicht leicht
bezeichnen. Nur einzelne Tiere (Du Röslein jung. Du schlankes
Reh. Geibel), besonders Vögel, Adler, Taube, Nachtigall, werden
von dem Geschmacke der Neuzeit meist in bestimmter symbolischer
Bedeutung zugelassen.
Die Gründe liegen auf der Hand. Von der belebten Natur,
sowie von der gewerblichen Thätigkeit unserer Mitmenschen haben
wir „modern Gebildeten" uns nahezu völlig zurückgezogen, es be-
steht kaum noch eine persönliche Beziehung zwischen uns und
ihnen; aber von der unbelebten Natur kommen wir niemals ganz
los, so sehr wir uns auch einmauern, denn in ihr und durch sie
leben wir. In seine „Wüste von Ziegelsteinen" holt sich der Grofs-
städter Pflanzen, um sein nach Natur lechzendes Gemüt durch
eine schwache Nachbildung ihrer Schönheit zu erfrischen (Hör.
epist. I, IG, 22 nempe inter varias nutritur silva columnaSy laudaturqtu
domus, longos quae prospicii agros). Vor allen aber die Erschei-
nungen des Himmels, Sturm und Regen, Blitz und Donner, Mond
und Sterne, begleiten uns überallhin, und die Sonne Homers
lächelt freundlich auch dem Bewohner der Millionenstadt
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. I5
Dazu kommt, dafs diese stwnme Natur trotz aller aufklärenden
Fortschritte der Neuzeit für uns etwas Geheimnisvolles, ja zum Teil
sogar Furchtbares behält und eben dadurch unsere Phantasie in
höherem Grade erregt. Das Leben der Pflanze, der Duft der
Blüte, ihr Verwelken und Wiedererwachen bleiben für uns mit
einem Geheimnis umgeben wie unser eigenes Entstehen, Wachsen
und Vergehen, und bei anderen Naturerscheinungen, wie bei Sturm,
Blitz, Erdbeben, gesellt sich zu dem Gefühl des Geheimnisvollen
noch die Empfindung der eigenen Ohnmacht. Zweifellos sind die
Gefühle, mit denen wir jener toten Natur gegenüberstehen, von
denen des homerischen Menschen wesentlich verschieden, aber
doch nicht so sehr, dafs sie sich nicht in manchen Punkten be-
rühren dürften, und so kann man denn behaupten, dafs Anfang
und Ende einer Jahrtausende alten Kultur sich zu begegnen
scheinen.
Man könnte die aus der unbelebten Natur stammenden Ver-
gleiche wiederum in zwei Klassen teilen, nämlich in solche, in
denen eine Naturkraft, ein Element gleichsam handelnd und
bewegt erscheint, und in solche, in denen nur einzelne Erschei-
nungen der uns umgebenden Natur, einzelne Erzeugnisse der
Naturkräfte den Vergleichungsgegenstand abgeben. Die erste Klasse
eignet sich, wie oben bemerkt, vortrefflich zur Wiedergabe der
Thätigkeit einer Menge, die zweite Klasse wird besonders zur
Vergleichung mit einzelnen Menschen und deren Eigenschaften
verwendet.
Nun ist es aber keineswegs immer leicht, die verschiedenen
Gebiete dieser unbelebten Natur, Wasser, Wind, Wolken mit Regen,
Hagel und Schnee, Erde, Licht, Feuer in der Verwendung zu
einem Vergleiche von einander zu scheiden. Es kann ja auch
solches niemals die Absicht des Dichters sein. Denn wenn in jene
stumme Welt Leben kommt, so geschieht das ja eben dadurch,
dafs eins der Elemente auf das andere einwirkt, sei es in feind-
lichem Sinne, sei es um durch seine Bewegung die Thätigkeit des
anderen zu steigern. Die Welle gewinnt erst Leben, wenn ihr
„lieblicher Buhle" der Wind sich ihr gesellt; das Feuer wird erst
zur verheerenden Macht, „wenn der heulende Sturm die Flamme
brausend schürt", das Aufziehen oder Verschwinden einer Wolken-
wand erst nimmt oder bringt uns das helle Licht der Sonne oder
des Mondes, den Glanz der Sterne. Darum kann man nicht ohne
weiteres in Zahlen angeben, in wieviel Fällen die Uias ihre Ver-
gleiche der See, den Winden, dem Himmel und seinen Wolken,
Blitzen, Gestirnen entlehnt habe; denn alle diese Dinge oder doch
mehrere von ihnen kommen meistens zusammen vor. Soviel aber
steht ohne allen Zweifel fest, dafs den Erscheinungen der Atmo-
sphäre und des damit enge zusammenhängenden Wassers, sei es
See- oder Flufswasser, bei weitem die meisten dieser Vergleiche
entstammen. Betrachten wir die Winde, Wolken, Nebel, Nacht-
gewölk, nebst Meer und Flüssen als zu einem Gebiete gehörig, so
1 6 F. FKIEDERSDORFF,
sind demselben gegen 40 Vergleiche entlehnt; werden andererseits
die Lichterscheinungen am Himmel und auf der Erde (Blitz, Meteor,
Gestirne, Feuer) als eine besondere Klasse angesehen, so stellt
sich heraus, dafs dieser gegen 30 Vergleiche entnommen sind.
£ben diese zahlreiche Verwendung der Erscheinungen des Himmels,
der Witterung, der See kennzeichnet den homerischen Sänger als
Bewohner der Küste oder der Inseln des ägäischen Meeres; in
ihnen malte er seine tägliche Umgebung, durch sie charakterisierte
er die Gewalten, von denen sein Schicksal abhing; in ihnen ofifen-
barten sich seinem Glauben die hinmilischen Wesen.
Es werden jedoch diese Naturerscheinungen nicht nur zur
Veranschaulichung der Handlungen einer Vielheit, sondern auch
Einzelner benutzt. Sowohl von den Griechen insgesamt (II. II, 780)
als von Hektor (II. XV, 605 ff.) oder Agamemnon (IL XI, 155) sagt
Homer, dafs sie verwüstend vordringen wie Feuer oder Wald-
brand; Ilias IV, 422 ff. gleichen die anrückenden Danaer der Meeres-
brandung, aber XV, 624 stürmt auch Hektor auf den Feind wie
die Woge in das lecke Schiff; der Tydide (Ilias V, 87 ff.) rast durch
das Kampfgefilde wie ein überschwellender Strom, aber auch der
Lärm der Schlachtreihen gleicht dem Brausen zweier Waldströme
(Ilias IV, 452). Nun ist ja freilich Art und Charakter der Hand-
lung in beiden Fällen übereinstimmend; aber naturgemäfs ist es
doch inmier, die Bewegung einer gewaltigen Masse zur Vergleichung
mit einer Volksmasse zu verwenden; auf einen einzelnen Helden
angewendet macht ein solches Bild leicht den Eindruck der Ueber-
treibung.
Indessen auch aus der Brandung spritzt wohl eine einzelne
Welle höher empor als die anderen, auch im Waldbrande lodert
an einer Stelle die Flamme besonders mächtig empor und unter
den im Bergsturz herabfallenden Felsen ist einer der gewaltigste,
oder einer dehnt seinen verheerenden Lauf besonders weit aus —
aus solchen Erscheinungen entsteht dann für den Dichter das Bild
des Helden, der an der Spitze seiner Gefährten heranstürmt
Es berührt eigentümlich , dafs im Gegensatz zur Ilias und ihrer
Fülle von Vergleichen aus atmosphärischen Erscheinungen, die uns für
den Anwohner der See ganz besonders bezeichnend zu sein schienen,
die Odyssee, das eigentliche Schifferepos, derartige Vergleichungen
durchaus nicht hat Sollte man vielleicht deswegen annehmen,
sie sei von einem Bewohner des Binnenlandes, des Hochgebirges
geschrieben, der von der See keine genügende Kenntnis besafs?
Wo wäre wohl ein solcher Mann in Hellas zu finden gewesen?
Das beantwortet ja die Sage auf ihre Weise wunderschön, denn
wenn Teiresias (Odyss. 1 1, 122 ff.) dem Odysseus den Auftrag giebt,
mit dem Ruder auf der Schulter bis dahin zu wandern, wo er
einem Manne begegne, der dies Ruder für eine Worfschaufel er-
kläre, so will er ihm damit, wie dies in vielen Märchen vorkommt,
einen unausführbaren Auftrag geben; — einen solchen Mann, meinte
die Sage, findet man in Hellas nicht. Nein, der Dichter der Odyssee
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. I ^
ist vielmehr ein ebenso genauer Kenner der See wie der der Illas;
das zeigen namentlich die Schilderungen der verschiedenen Kata-
strophen, die Odysseus zur See erlebt. Aber es handelt sich in
diesem Epos um die Schicksale einzelner Helden; Völker und
Heere treten kaum auf und so fallen denn auch die Veranlassungen
zm: Entvvickelung so grofsartiger Bilder für in Bewegung befind-
liche Massen fort.
Aber dafs überhaupt die Odyssee an Bildern ärmer ist als die
Ilias, zeigt sich auf diesem Gebiete am meisten. Denn die Odyssee
entlehnt aus der ganzen unbelebten Natur nicht den
zehnten Teil der Gleichnisse, welche die Ilias daraus hat
Und von diesem Wenigen ist nur weniges neu. Dafs das Haus des
Alkinoos oder des Menelaos oder ein goldenes Gefäfs oder eine
Spange wie der Mond oder die Sonne oder die Sterne glänzen;
dafs die Mägde dicht zusammenhocken wie die Blätter auf dem
Pappelzweige, oder dafs die Kikonen in Masse zum Kampfe aus-
rücken, gleich den Blättern oder Blüten im Frühling, ist uns nach
Betrachtung der Ilias bereits eine geläufige Wendung. Auch dafs
Odysseus (6, 162) die Nausikaa einer Palme vergleicht, könnte dem-
nach als ein landläufiges Kompliment angesehen werden. Indessen,
dafs er ein geistreicher Kopf ist, beweist er eben dadurch, dafs
er sie mit einem bestimmten Palmbaum vergleicht, nämlich mit
dem heiligen Palmbaume auf Delos, unter dem die göttlichen
Zwillinge geboren wurden. So gesellt sich zu der Vorstellung der
Schönheit die Vorstellung des Ehrwürdigen und Reinen. — Be-
merkt zu werden verdient ferner, dafs hier zum ersten Male, soweit
ich sehe, die Thränen einer schönen Frau (Penelope, 19, 205 ff.)
rinnen wie schmelzender Schnee, was von späteren Dichtem bis
zum Ueberdrufs wiederholt worden ist.
Der Dichter Virgil seinerseits ¡st dem Dichter der Odyssee
hinsichtlich der Zahl der aus der unbelebten Natur stammenden
Gleichnisse überlegen; sie stehen an Zahl denen nicht nach, die
er aus dem Tierreiche entlehnt, und sind häufiger als die aus dem
Menschenleben entnommenen Vergleiche. Natürlich folgt er auch
in ihnen bewufst oder unbewufst dem Vorbilde der Ilias und ver-
wendet manch schönes Bild aus dem alten bewährten Bestände
des poetischen Inventars. Dafs Aeneas (10, 604) wie ein Giefs-
bach oder Wirbelwind einherstürmt, dafs dagegen Mezentius (10, 693)
wie ein Fels standhält, dafs heranziehende Kriegerscharen mit Meeres-
wogen oder Saatfeldern verglichen werden (7, 718 ff.) und Aehn-
liches, kann auf Originalität keinen Anspruch machen. Aber der-
artige Vergleiche bilden die Minderzahl; Virgil ist gerade, wo es sich
um Beobachtung und Schilderung der unbelebten Natur handelt
sorgfaltig und fein und gewinnt auch bekannten Bildern neue Auf-
fassungen und Wendungen ab. Wie sollte man das von dem
Dichter der Geórgica anders erwarten? Man lese nur, wie er den
Eingang zur Unterwelt schildert: Die Odyssee begnügt sich zu
sagen: dort wohnen in Nebel gehüllt die Kimmerier, denen nie die
Zekschr. L rom. Phü. XXII. 2
1 8 F. FRIEDERSDORFF,
Sonne scheint, weder wenn sie zum Himmel hinauf, noch wenn
sie von ihm herabsteigt, sondern es ist ewige Nacht Damit ver-
gleiche Aen. 6, 268 ff.:
Ibant obscuri sola sub nocte per umbram,
Perqué domos Ditis vacuas et inania regna:
Quale per incertam lunam sub luce maligna
Est iter in silvis, ubi caelum condidit umbra
luppiter, et rebus nox abstulit atra colorem.
Hier giebt der Dichter ein völlig neues, aber sofort für einen Jeden
klares und verständliches Bild, der nur einmal, vollends als Kind,
bei Nacht allein durch den Wald mit leisem Grauen gegangen ¡st,
— hier versetzt er den Hörer in die Stimmung, in der man Ge-
spenstergeschichten gerne vernimmt, imd macht uns für das Grausen
in den folgenden Scenen empfanglich. — Oder wenn er (6, 205)
den goldenen Zweig in der Hand des durch die Unterwelt Wan-
dernden mit der Mistel vergleicht, die gleich jenem goldfarbig und
von geheimnisvollem Ursprünge ist.
Wie ferner Virgil die homerischen Gleichnisse weiterbildet, zeigt
Aen. 7, 462 ff. verglichen mit llias XXI, 362 ff. Denn bei Homer
kämpft Hephästos mit dem Flufsgotte Skamander, also Feuer mit
Wasser, und nichts ist natürlicher, als dafs es wallet und siedet
und brauset und zischt und der dampfende Gischt bis zum Himmel
spritzt, wie wenn Wasser in einem Kessel siedet und überläuft, —
aber Virgil überträgt das Bild auf geistiges Gebiet; die Furie hetzt
den Turnus auf, er schäumt vor Wut, gleich dem Wasser im Kessel,
dem man tüchtig Holz untergelegt hat.
O vid wiederum hat aus der stummen Natur eine bedeutende
Fülle von Gleichnissen entlehnt, doch von seinen Vorgängern sich
meistens wesentlich unterscheidend. In einzelnen Fällen mag er
an Homer sich anlehnen, im ganzen aber tragen seine Vergleiche
sein eigenstes Gepräge. Wie er von der Grofsartigkeit der alten
Epen herabsteigt zur Schilderung des Ergehens einzelner Personen,
vielfach von Liebenden, so kann er auch grofsartige Bilder aus
der Natur nicht verwenden, da seine Stoffe nicht grofsartig sind.
Doch besitzt er ein offenes Auge für alles was ihn umgiebt, er ist
nicht ängstlich in der Wahl der Vergleichungsgegenstände, wenn
sie nur seinem Zwecke dienen, und so ist es ihm denn gelungen,
seine Bilder zu sehr bezeichnenden zu machen.
Mit offenbarer Vorliebe schildert er das leise Erröten schöner
Jungfrauen oder schöner Jünglinge, sei es als Zeichen der sich
verratenden Liebe oder der Scham; so errötet die im Bade über-
raschte Diana (Met. 3, 183) wie eine Wolke unter den ersten
Strahlen der Morgensonne; die weifse Haut des Narcissus (3, 483)
rötet sich wie die Wange des zarten Apfels oder die Beere der
reifenden Traube; und mehrfach noch malt er ähnliche Bilder mit
bemerkbarem Behagen. Er ist ferner erfinderisch in Vergleichen,
die das schnelle Auñodem heftiger Liebe oder sonstiger Leiden-
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. IQ
Schaft bezeichnen; so entbrennt (Met. i, 492) Apollo, wie Stroh
oder Dornenstrauch Feuer fangen; so wird der durch die Luft
fliegende Merkur (Met. 2, 727) entflammt gleich einer Schleuder-
kugel, die im Fluge glühend wird; so entzündet sich die Nymphe
Echo (Met. 3, 372) wie Schwefel an einer brennenden Fackel; so
flammt Tereus auf (Met 6, 455) wie Stroh oder dürres Laub und
(Met 7, 79) gleicht die Liebe der Medea einer Flamme, die aus
heifser Asche emporschlägt.
In diesen und ähnlichen Vergleichen giebt er seinen eigenen
sinnlichen Regungen nach, die sich namentlich auch darin zeigen,
daf& er gewisse, ihm besonders reizvoll erscheinende Liebesscenen
mit recht reichlichen Bildern zu veranschaulichen sucht (so Met.
4, 285 ff. Salmacis). Immer aber bleibt er Realist; wenn aus der
Wunde des Pyramus das Blut schiefst wie Wasser aus einem ge-
sprungenen Leitungsrohre (Met 4, 122), so ergiebt sich daraus auch
für den modernen Wasserleitungstrinker ein ungemein anschauliches
Bild (vitiafo fistula plumho\ die Alten hatten bleierne Leitungsrohre).
Der Körper eines schönen Jünglings schwimmt im klaren Wasser;
er vergleicht ihn einem elfenbeinernen Bildnis oder einer Lilie
unter Glas (Met 4, 354 fí^). Arachne (Met 6, 63 fll) webt ihr
buntes Gewand so kunstvoll, dafs es dem Regenbogen gleicht, in
dem viele Farben leuchten, ohne dafs das Auge zu er-
kennen vermag, wo eine Farbe in die andere übergeht
So giebt er auch hier Eindrücke aus seiner täglichen Umgebung
wieder, aus der Natur, aus der Kleinkunst, aus der Technik, stets
genau beobachtet und mit anschaulicher Kürze geschildert.
Wenn auch die Kunst des Ovid nicht immer gerade von
edlen Motiven geleitet wird, so steht doch zu ihm Lucanus bei
aller edlen Gesinnung in keinem erfreulichen Gegensatz. Zeichnete
jener mit voller Bestimmtheit und einer an das Sinnliche streifenden
Deutlichkeit, so ist der andere unbestimmt, ohne genügende Be-
rücksichtigung der Möglichkeit einer Anschauung. Im Anfange
seines Werkes stellt er seinen Helden Pompejus dem Caesar gegen-
über, nicht etwa ihrer Gestalt, ihren Thaten und Worten nach,
sondern nach ihrem Charakter, ihrer Stellung im Staate und in
der Gesellschaft und nach ihrer militärischen Bedeutung; und um
dies zu erreichen, vergleicht er den Pompejus mit einer alternden,
bereits etwas morschen Eiche, den Caesar dagegen mit einem Blitz-
strahl. Offenbar meint er, dafs dieser Blitz jene Eiche einst zer-
schmettern wird. Aber die politische und militärische Bedeutung
zweier historischer Personen wird durch zwei Gegenstände oder
Erscheinungen der unbelebten Natur nicht gut ihrem gesamten
Begriffe nach veranschaulicht; einzelne Thaten oder Züge der
Helden liefsen sich eher so versinnlichen. Zudem sollen beide
Männer offenbar Gegensätze sein, aber Eiche und Blitz sind keine
Gegensätze.
Seine Phantasie, ins Gewaltige strebend, ist geschäftig mög-
lichst gewaltige, gigantische Bilder möglichst kräftig zu malen. Der
a*
20 F. FRIEDERSDORFF,
eingeschlossene Caesar (Phars. X, 445) rast nicht nur wie ein wildes
Tier im Käfig, sondern wie das Feuer im Innern des Aetna rasen
würde, wenn ihm jemand den Krater im Gipfel verstopft
hätte. Die von Gott erfüllte Pythia bricht in Weissagungen aus
(Phars. V, 99 ff.), wie wenn der Aetna Flammen speit oder in Cam-
panien Typhoeus mit Dampf Felsen in die Luft schleudert Pom-
pejus (Phars. VI, 262 ff.) bemerkt anfangs den Schanzenbau Caesars
nicht, wie einer, der inmitten von Sizilien steht, nicht bemerkt,
dafs die Woge am Pelorus brandet, oder wie der Britanner im
Binnenlande es nicht gewahrt, dafs Thetis am Rutupinischen Ge-
stade braust. Man sieht, dafs die Einfachheit des Vorganges in
keinem rechten Verhältnisse steht zu der Grofsartigkeit des Bildes,
und dazu kommt, was am meisten abstöfst, dafs die Bilder mit
Vorliebe aus recht entlegenen Zonen, vom Nordpol, von Bistonien,
gar vom Tartarus entlehnt und überdies mit einer geographischen
und mythologischen Nomenklatur belastet werden, die nicht nur
bei uns, sondern auch bei den meisten Lesern jener Zeit das Ver-
langen nach einem Lexikon wachgerufen haben mufs. Aber freilich
auch die Verirrungen wiederholen sich; unter den Klassikern ist
Klopstock, und unter den Neueren ist Freiligrath, um nur diese
zwei zu nennen, von ähnlichen Vorwürfen nicht frei zu sprechen.
Statins in seiner Thebais bringt wie aus anderen Gebieten,
so auch aus dem der unbelebten Natur von allen Dichtem die
meisten Vergleiche. In den 12 Büchern seiner Thebais sind es
deren sicher ebenso viele wie in den 24 Büchern der Ilias, und
doppelt so viele wie in den 12 Büchern der Aeneis, von anderen
Dichtern gar nicht zu reden. Dabei sind seine Gleichnisse meistens
weitläuftig ausgeführt, so dafs sie einen breiten Raum in der Dar-
stellung einnehmen. Auch er strebt gern in das Ungeheure, Ueber-
gewaltige, wenn er auch dabei anschaulicher bleibt als Lucanus;
aber auch bei ihm sind es nicht selten anscheinend unerhebliche
Dinge, die einen gewaltigen Vergleich herbeiführen. Theb. III, 59 ff.
sagt er, der Lärm der Krieger, die eine Schlacht forderten, sei
so gewaltig gewesen wie das Brausen des Meeres. — Doch das
hatte Homer bereits gesagt, daher erschien es zu matt, und er
setzt hinzu: oder wie wenn Enkeladus sich unter der Erde umzu-
drehen versucht, und läfst nun eine Schilderung des Ausbruches
des Aetna folgen mit Feuerspeien und Erdbeben. Theb. VI, ^ofL
beachtet ein um sein verstorbenes Kind trauernder Vater den
tröstenden Zuspruch seiner Freunde ebenso wenig wie das rasende
Ionische Meer die Gebete der Seefahrer oder wie die Blitze das
zarte Gewölk beachten. Theb. VI, 107 ff. wird ein Wald abgeholzt
£r stürzt zusammen mit mehr Lärm als Ismara vernimmt, wenn
Boreas seine Grotte sprengt, und mit mehr Schnelligkeit, als wenn
Notos die Flamme durch das Holz jagt u. s. w.
Dafs der Tragiker Seneka, dem es meistens danmi zu thun
ist, wilde, krasse Leidenschaften zu schildern, häufig zu Vergleichen
aus den gewaltigen Aufregungen der Natur greift , bedarf kaum
DIE POETISCHEN V ERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 21
noch der Erwähnung. Die Vulkane, die Erdbeben, der Tartarus,
die brandende See, die übertretenden Ströme, der heulende Sturm
bilden sein feststehendes Repertoir, ohne dafs er irgend etwas
Neues dazu beibrächte.
Diese kurze Betrachtung der Vergleiche aus der unbelebten
Natur, von den homerischen Epen anfangend bis zu den späten
römischen Dichtem, zeigt uns also eine stetige Entwickelung. Bei
dem, was Homer geboten hatte, bleibt kein Dichter stehen, sondern
jeder fügt von seiner Individualität etwas hinzu und trägt dem
Geschmacke seiner Zeit Rechnung. Wenn aber diese Entwickelung
der Vergleiche im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr in das
Ungeheure, in das Grobe ging, so folgte sie auch darin dem Zuge
der Zeit. Ein Volk, dessen gröfster Genufs die blutigen Scenen
des Amphitheaters waren, hätte bei dem Thyestes des Seheca und
bei seinem rasenden Herkules, welche uns mit Entsetzen und
Widerwillen erfüllen, wohl kaum eine allzutiefe Erregung empfunden;
ein solches Publikum verlangte auch in epischen Gedichten stärkere
Eindrucke, dick aufgetragene Farben, Wechsel von grellem Licht
und unheimlichem Düster. Das haben ihm denn die späteren
römischen Dichter reichlich geboten, und so konnten sie des Bei-
falls sicher sein. Es ist derselbe Geschmack, der eine Statue des-
wegen bemerkenswert, vielleicht sogar schön fand, weil sie nicht
aus weichem Marmor oder flüssigem Erz, sondern aus hartem
Granit oder Porphyr gebildet war, und der in den ägyptischen
Riesenbauten ein Ideal fand.
Diesen nicht immer empfehlenswerten Vorbildern stand nun
Franz Petrarka gegenüber ohne eine theoretische Vorbildung für
die Dichtkunst, die ja vielmehr vor ihm als etwas Unheiliges, Heid-
nisches erschien, ohne eine überkommene Technik, dagegen aber
gewohnt, alles was aus dem Altertum stammte, unterschiedslos als
bedeutend und nachahmungswert zu betrachten. Man sollte daher
meinen, dafs er, in Verehrung der grofsen Römer befangen, auch
ihre Fehler mit Eifer nachgebildet habe. Wenn er dies nicht that,
sondern vielmehr einem gesunden, vor Ausschweifungen der Phan-
tasie sich hütenden Mittelwege sich zuwendete, so verursachte
dies vor allem sein feiner, der Beschaulichkeit und
der Beobachtung der Anmut in der Natur sich zuneigen-
der Sinn. In seinen poetischen Briefen schildert er uns ein-
gehend sein Leben in der Natur und auf dem Lande; er erzählt
mit vielem Behagen, wie er die Wälder durchstreift, wie er im
Grase am Bache ruht, wie er den Vögeln zuhört und zuschaut,
wie er am Murmeln der Wellen sich ergötzt oder mit den Quell-
njmiphen Kriege führt, die seine Fluren überschwemmen, und wie
er immer Papier und Feder zur Hand hat, um seine Eindrücke
aufzuzeichnen. Seine Notizen aber waren nicht etwa naturgeschicht-
licher Art, sondern seine Arbeit galt auch im Walde seinem Epos
Africa, bald auch schweiften seine Gedanken dahin, wo sie am
liebsten weilten, zu seiner Laura. Eine Störung in seinen poetische
22 F. FRIEDERSDORFF,
Träumen und Beschäftigungen empfand er alsdann sehr unange-
nehm, vgl. Epist. I, 6 ad lacobum de Columna'.
Saepe dies totos agimus per devia soli,
Inquc manu calamus dextra est, at carta sinistram
Occupât et variae complent praecordia curae.
Imus, et ah! quotiens ignari in lustra ferarum
Incidimus! quotiens animum dimovit ab alta
Cura avis exigua et post se importuna retorsit!
Tum grams est, si cuis màdia se callis oparci
Offer at aut si guis submissa voce salutet
Intentumque aliis maioraque multa parantem;
Et iuvat ingentis haurire siUntia silvae.
Murmur et omne nocet, —
Dagegen Epist. Ili, 3 ad Guilielmum Veronensem oratorem\
Has (aves) musco velare domos, sed íirondibus illas
Progeniemque inopem fìdis trepidare sub alis
Aspicias atque ore cibos captare trementi.
Concava tum querulis complentur vocibus antra
Et color bine oculos illinc sonus advocat aures
Certatim, dulci spectacula piena tumultu
Suspendunt gratove quies condita labore.
Aus der Stille des Waldes, aus dem Leben der kleinen Geschöpfe,
aus der Anmut und Lieblichkeit seiner ländlichen Umgebung sucht
er für sich poetische Anregung zu gewinnen; er ist in diesem
Streben und in dieser Reizbarkeit bei der geringsten Störung schon
ein völlig Moderner; aber seinen Gesichtskreis durch Naturbeob-
achtung zu erweitern, positive Kenntnisse als Stoff für neue poetische
Bilder sich aus der Natur selbst zu holen, das liegt ihm völlig
fem. Ein seliges Naturempfinden, ein wohliges Träumen, ein dich-
terisches Schwärmen hat eben mit der Naturbeobachtung im Sinne
der Neuzeit nicht das Geringste gemein; der Dichter berauscht
sich an dem Dufte der Blüte, der Naturforscher zählt ihre Staub-
faden. —
War ihm demnach die Natur mehr ein Gegenstand des Ge-
nusses als der Untersuchung, so entspricht es diesem Verhältnisse,
dafs er seine Vergleiche nicht besonders häufig der unbe-
lebten Welt entnimmt. Die Pflanzen, Blumen und Bäume,
denen ältere Dichter so schöne Bilder verdanken, bleiben von
ihm gänzlich unbeachtet in den Gleichnissen; ebenso
weit ist er von der realistischen Auffassung entfernt, die
jeden beliebigen Gegenstand aus dem täglichen Leben, wenn er nur
das Verhältnis klar bezeichnet, zum Vergleiche verwendet, — ein Rea-
lismus, dem doch schon Homer huldigt, wenn er z. B. sagt, dafs die
Rosse des Achilleus stille standen „wie eine Grabstele" — ; es sind
lediglich die Vorgänge am Himmel, seine Wettererscheinungen,
Regen, Schnee, Hagel, dann wieder Sonnenschein, Mond und
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 23
Sterne, Blitze, sowie auf der Erde das Wasser der Ströme, die
See und ihre Strömungen, die sich ihnen entgegenstellenden Klippen
u. s. w., die er für Vergleiche benutzt. Das haben denn freilich
vor ihm schon alle seine Vorgänger gethan, und da er überdies
nur 25 Gleichnisse aus diesem Gebiete verwendet, so scheint es,
als wenn er, der Vertreter des erwachenden Naturgefùhls der Neu-
zeit, im Grunde doch mit dieser Natur recht wenig anzufangen
gewufst hätte. — Allein wir haben schon oben, bei den Vergleichen
aus dem Leben der Bienen, bemerken können, wie Petrarka, was
ihm an eigener Beobachtung der Natur zu fehlen schien oder
worin er sich selbst nicht für kompetent hielt, aus anderen
Schriftstellern zu ergänzen bemüht war.
Dasselbe Verfahren finden wir auch hier, er vervollständigt
sein Erinnern und Empfinden aus gewissen Quellen der Ueber-
lieferung.
Africa III, 586 if. Es wird berichtet, wie ein auf dem römi-
schen Forum entstandener tiefer Erdschlund durch Selbstaufopferung
des edlen Ritters Curtius sich geschlossen habe; — zu Pferde und
in voller glänzender Rüstung stürzt er sich hinein und sofort
schliefst sich die tiefe Spalte, so wie der Himmel bisweilen sich
öflfnet, in der Tiefe dieser OeiFnung einen feurigen Schein erblicken
läfst und dann wieder sofort sich schliefst.
Ceu quondam immodico caelum splendore dehiscit
Et velut aetherti raserai penetralia mundi.
Inde repentino transcurrens turbine fiamma
Visa fugit, caeloque redit sua forma sereno.
Nun werden schnelle Bewegungen, besonders von glänzenden Kör-
pern durch den leeren Luftraum, seit den ältesten Zeiten mit
Kometen, Meteoren, fallenden Sternen, Sternschnuppen und Aehn-
lichem verglichen. Schon in der Ilias eilen Götter vom Himmel
herab wie Meteore, Helme und Schilde sich rasch bewegender
Kämpfer gleichen vielfach den Gestirnen; in der Aeneis 5, 527 flf.
wird ein brennender Pfeil sogar mit einem Kometen verglichen,
ebenso Aen. 10, 272 der Helm des Aeneas nach homerischem Vor-
bilde mit einem Kometen oder dem Sirius; bei Ovid Met. 2, 321 ff.
wird der fallende Phaethon mit einem fallenden Sterne verglichen:
Fertur, ut interdum de caelo stella sereno
Etsi non cecidit, potuit cecidisse videri;
und ebenso Mercur Met 2, 727 ff. Auch die Thebais VU, 468 be-
zeichnet mit demselben Bilde den Ablauf von Pferden beim Wett-
rennen, und an ähnlichen Gleichnissen ist sonst kein Mangel.
Zweifellos hat auch Petrarka verschiedene dieser Beispiele gekannt,
aber sie schienen ihm für seine Erzählung doch nicht bezeichnend
genug; denn sie malen nur die schnelle Bewegung eines glänzenden
Körpers, während es ihm darauf ankam, zu zeigen, wie ein glän-
zender Körper in einem hohlen Räume erblickt wird und
24 F. FRIEDERSDORFF,
gleich darauf dieser Raum sich schliefst. Eine gewisse Aehn-
lichkeit zeigt sich hiermit allerdings bei Virgil Aen. 8, 391.
Non secus atque olim, tonitru cum rupta corusco
Ignea rima micans percurrit lumine nimbos.
Aber auch dies Gleichnis genügt dem Dichter der Africa nicht,
und dafs es für seinen Fall nicht pafst, zeigt ja auch die An-
wendung, welche Virgil davon macht, indem er es für Schilderung
einer schnell entstehenden Liebe verwendet.
So geht er denn seinen eigenen Weg und erklärt uns einen
seltsamen Vorgang auf der Erde durch eine seltene Er-
scheinung am Himmel, die vor ihm noch kein Dichter
verwendet hatte, und zwar thut er es diesmal ohne einen
subjektiven Zusatz, lediglich ein Ding dem anderen gegenüber-
stellend. Vielleicht hatte er Himmelserscheinungen, die ihn dazu
veranlafsten, erblickt, doch gewisser ist, dafs er darüber gelesen
hatte, und diese Frucht seiner Lektüre setzt er uns nun vor. Er
benutzt auch hier wieder das Buch des Seneca, Naturales quaestiones^
der, indem er von den verschiedenen Arten der Blitze berichtet,
mit bemerkenswerter Gelehrsamkeit nach griechischer Quelle oder
Caecina schreibt: (1, 24) sunt chasmata, cum aliquod cae li spatium
dehiscitf et flammam dehtscens velut in abdito ostentat!
Noch in einem anderen, besonders merkwürdigen Falle wieder-
holt er das gleiche Verfahren.
Africa VII, 1002 ff. Um das Entsetzen zu schildern, welches
ein Zuschauer bei dem grimmigen Kampfe der Römer und Punier
empfinden könnte, erwähnt Petrarka das Entsetzen, welches die
Schiffer erfafste, als sie bei Therasia eine neue Insel auftauchen
sahen.
Non sic attonitos Aegaeo litote nautas
Expavisse rear, quibus insula nata repente
Est prope Therasiam; quod monstrum doctus haruspex
Romano dedit imperio Macetumque ruinae;
Navìta sed transtro rudis ac stupefactus adhaesit.
Der Dichter suchte, um den Zustand einer mit Entsetzen erfüllten
Seele zu malen, nach der Vorstellung von etwas Entsetzlichem
und eine Erinnerung aus seiner Lektüre kam ihm glücklich zu
Hülfe. Dafs die Veranlassung des Entsetzens, der blutige Kampf,
mit dem Auftauchen der Insel in gar keiner Beziehung steht, war
ihm Nebensache; er wollte ein psychologisches Bild, er
wollte neu sein. Und das ist ihm gelungen, denn eine ähnliche
Vergleich ung findet man sonst nirgends. Wohl heifst es Thebais
IX, 523 ff., dafs der Kopf eines Ertrinkenden aus den Wellen auf-
tauche wie eine Klippe, aber eine Beziehung zu unserer Stelle ist
darin nicht zu finden. Ob Petrarka etwas Aehnliches wie die Ent-
stehung einer Insel aus vulkanischen Ursachen selbst erlebt habe,
ist nicht bekannt, aber auch nicht wahrscheinlich, denn wenn es
der Fall wäre, hätte er ganz bestimmt davon berichtet. Es mufs
DIE POBTISCHBN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 25
eben auf seine Phantasie eine Notiz, die er bei Justinus 30, 4
fand, einen tiefen Eindruck gemacht haben: Eodem anno inter ín-
sulas Theram et Therasiam medio utriusque ripae et maris spatio terrae
mottis fuity in quo cum admiratione navigantium repente ex pro-
fundo cum calidis aquis insula emersit, .... Quo prodigio territis
omnibus vates cecinere, oriens Romanorum Imperium vetus Graecorum
et Macedonum voraturum.
Dasselbe las er bei Livius 39, 56, doch mit anderer Orts-
angabe, denn jener sagt, dafs haud procul Sicilia eine Insel ent-
standen sei; ebenso berichtet Orosius 4, 20 von einer bei Sicilien
entstandenen Insel. Diesen beiden folgt aber Petrarka nicht, son-
dern er kombiniert offenbar mit der Stelle des Justinus wiederum
eine Stelle aus Seneca Natur, quaest, VI, 2: Ínsulas non ante visas
in medio mari poneré^ Theren et Therasiam^ et hanc nosirae aetatis
insulamt spectaniihus nobis in Aegaeo mari enatam, quis dubitei
quin in lucem spiritus vexer it? und II, 26 cum insula in Aegaeo
mari surgeret. Denn Justinus sagt nichts vom Aegäischen Meere,
ebenso wenig Livius und Orosius, dagegen Seneca erwähnt dies
zweimal, noch dazu mit dem Ausdruck enatam, den auch Petrarka
(insula nata) anwendet. Er hat also die Lage der Insel nach
Seneca festgestellt. Im Itinerarium Syriacum erwähnt er davon
nichts. —
Doch das wäre ein schlechter Dichter, der nur nach litterari-
schen und naturgeschichtlichen Notizen seine Gleichnisse zusammen-
stellte, und so hatte denn Petrarka auch noch ein anderes Verfahren.
Den Vorgang aus der Natur, der zum Vergleiche dienen soll,
erblickt er deutlich in der Phantasie und mit inneren Augen; aber
nicht diesen allein erblickt er, sondern er sieht auch die Menschen,
die diesen Vorgang mit erleben, die von ihm betroffen werden.
So hatte Justin in der Erzählung 30, 4 die Worte cum admiratione
navigantium gebraucht, sofort stehen dem Dichter die nautae attoniti^
expavescentes vor Augen (Africa VU, 1002) und dem bereits fertigen
Gleichnisse fügt er hinzu: Navita sed transtro rudis ac stupef actus
adhaesiL Damit ist in das Gleichnis wiederum ein subjektives, ein
lyrisches Moment eingeführt, ähnlich wie er auch bei Vergleichen
aus dem Leben der kleinen Vögel unser Mitleid zu erwecken
suchte.
Auf diesem Wege kommt er denn zu ganz neuen Vergleichen.
Um die Wirkung eines heftigen Schreckens zu bezeichnen, benutzt
er einige Male Gleichnisse vom Blitze. Africa IV, 232 ff. Scipio
überrascht eine Gesellschaft von Verschwörern und tritt unter sie
mit gezücktem Schwerte:
Gladiumque erexit, et omnes
Contremuere metu, facti dux ipse Metellus
Diríguit; res namque ferox inopinaque mentes
Presserat, haud aliter quam si lovis ira trisuicum
Torsisset male firma domus in culmina telum,
20 F. FRIEDERSDORFF,
Nee secus irati civis tremefedt imago,
Hannibalis quam si victricia signa vidèrent
Impenderé sibi mortemque et vincla minari.
Das blitzende Schwert Scipios mag ihm den Gedanken an den
Blitz eingegeben haben, aber dem aus der Natur entnommenen
Vergleiche fügt er sofort einen anderen aus der Situation ent-
lehnten hinzu. Gerade dieser ist höchst bezeichnend, aber sub-
jektiver Art — der Schreck, den die Verschwörer erfahren, ist so
grofs, wie der Schreck sein würde, den sie bei einer anderen Ge-
legenheit erfahren würden.
Noch bezeichnender ist folgendes Beispiel. Africa VII, 929 flf.
Hannibal sieht die Seinigen fliehen; der Schreck darüber benimmt
ihm die Sprache:
Hie fragor Hannibalem medio sermone loquentem
Avertit; veluti subitum si forte canenti
Ostrepat et scisso descendat luppiter axe,
nie silet tremuloque modos sub gutture fì'angit,
Attolitque oculos et caelum suspicit atrum.
Eine subjektive Empfindung des Hannibal, der mitten in der
Schlacht aus Schreck seine Worte nicht zu Ende sprechen kann,
wird mit der subjektiven Empfindung eines Sängers verglichen, der
vom Blitze erschreckt sein Lied jäh abbricht. Den Schrecken des
Hannibal vergessen wir; derartig interessiert uns in wenigen, gut
gewählten Worten der Dichter für den armen Sänger, der sein
Lied mit einem schrillen Mifston schliefst und nun entsetzt zum
plötzlich umdüsterten Himmel hinaufblickt. Wir können wiederum
behaupten, dafs damit etwas noch nicht Dagewesenes gesagt ¡st,
zumal bei den Epikern der Blitz sonst entweder blitzende Waffen
oder schnell entstehende Leidenschaft, Liebe, zu versinnbildlichen
pflegt. Ein besonderes Interesse endlich gewinnt der Vergleich
dadurch, dafs man sich vorstellt, der so unangenehm überraschte
Sänger sei Petrarka selbst, der sein eigenes Erlebnis schilderte.
Aus der gesamten Dartstellung ging schon hervor, dafs Ver-
gleiche, die ein grofses Unwetter schildern, bei allen Dichtem be-
liebt sind. Je nach Umständen werden von ihnen diese Vergleiche
durch verstärkende Zuthaten, durch Anhäufung von Bildern immer
grofsartiger gestaltet, bisweilen werden die Schrecknisse so gehäuft,
als sollte der Weltuntergang oder mindestens eine allgemeine Sint-
flut eintreten. Natürlich sollen damit grofse Stürme, grofse Ge-
fahren im Leben der Helden in Parallele gesetzt werden. Nach
dem Vorbilde Homers haben denn namentlich die lateinischen
Epiker auf diesem Gebiete mit grofsem Eifer gearbeitet, denn hier
konnten sie ihrem Hange zur Erregung furchtbarer Vorstellungen
nach berühmten Mustern in schönster Weise Genüge thun, be-
sonders seit Virgil in seinem berühmten Seesturm des ersten
Buches der Aeneis und in verschiedenen von Ueberschwemmungen
herrührenden Vergleichen ihnen ein grofsartiges Vorbild gegeben,
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 2J
und seit Ovid in seiner Schilderung der deukalionischen Flut zur
Vorführung solcher Bilder eine wohlgegründete Veranlassung gehabt
hatte. Auch Petrarka ist diese Bahn gewandelt; denn über ein
Drittel der oben angedeuteten 25 Vergleiche aus der unbelebten
Natur entstammen den Stürmen, Ueberschwemmungen und was
damit zusammenhängt.
Von diesen erscheint am reichsten ausgestattet und am voll-
ständigsten das Gleichnis Africa IV, 295 flf.:
Qualis ab Aethiopum rapidis cum tollitur Austns
Litore tempestas nostrum casura sub axem,
Apparet metuenda procul, mox próxima nubes
Deddit et mixtis descendunt fulmina saxis;
lamque tument amnes, iam qui modo segnis abibat,
Quilibet alta fremens imitatur flumina torrens;
Turbati agricolae fugiunt ingensque superne
Terror agit miseros; pereunt armenta furentis
Fluminis obiectu; quocunque trementia volvas
Lumina, terrifici disiectis nubibus ignes
Praestringunt, morsque ante pedes, nee flectere quoquam
Possis iter, nee stare queas, hie luetus et horror
Lugubresque proeul resonant per nübila voces.
Die Stadt Neukarthago ist genommen, die Sieger dringen ein,
Flucht, Verwirrung, Entsetzen ist überall; diese Situation soll durch
vorstehendes Gleichnis veranschaulicht werden. Es wurde so grofs-
artig wie möglich gestaltet, denn es galt der ersten unerhört
glänzenden Waffen that Scipios, der Einnahme der spanischen
Hauptstadt.
Woher nun nahm der Dichter die Farben zu diesem Bilde?
Da ist es zunächst lehrreich zu hören, wie er selbst über diese
Art von Stürmen in den Epen spricht. Episi, familiares N^ 5: In-
signtm iempestaiem descrihens salyricus, (luvenalis) ut multa paucis clau^
direte poeticam tempestaiem surrexisse ait. Quid enim hrevius^ quid
expressius? Nihil iratum caelum aut pelagus potest, quod non
aequei verbis ac super et poetar um stilus! et . , , . Homericam
iimpestatem nosti et allisum scopulo ducem, atque omnem Capharei montis
insultum, quem imitati nostri poetae aquarum montes ad side r a
sustulerunt. Wer so urteilt, wer so andere der lieber treibung
anschuldigt, sollte nicht in denselben Fehler verfallen. Aber diese
Worte bilden nur den Uebergang zu einer Schilderung eines eigenen
Erlebnisses des Dichters, eines Sturmes in Neapel, der so furchtbar
war, dafs die anscheinend übertreibenden Dichter Recht bekamen:
Nihil sane vel pingi eloquio vel animo fingi potest, quod non hesterna
dies impleveritf immo procul excesserit. Also sind es eigene Ein-
drücke, teils in Neapel an der See, teils bei Ueberschwemmungen
an anderen Orten erhalten, welche die Veranlassung gaben.
Wie weit er sonst anderen folgte, kann nur vermutet werden,
denn an Vorbildern hatte er eine reiche Auswahl und diese ähneln
28 F. FRIBDERSDORFF,
sich bedeutend untereinander. Virgil Aeneis i, 88 £ 2,415 — 420,
4, i6oflf. 9,667 ff.
Qaantus ab occasu venüns pluvialibus Haedis
Verberat imber humum; quam multa grandine nimbi
In vada praedpitant, cum luppiter horridus austris
Torquet aquosam hiemem et caelo cava nubila rumpit.
Auch ebenda 10, 356; femer Ovid Metam. i, 250 ff.; Lucan. Phars.
V, 620 ff.; Theb. VIII, 423 ff. XI, 114 ff.; und was alles überbietet,
die weitläuftige Schilderung bei Seneca Natur, quaest. III, 27. Ja,
auch die lugubres voces finden schon bei Virgil Georg. I, 476 ihr
Vorbild. Und doch, wenn auch dies alles schon bei anderen sich
finden sollte, weifs er das Gleichnis neu zu gestalten, in-
dem er seine persönlichen Empfindungen hineinträgt.
Die Flucht der Landleute ist es, ihre Ratlosigkeit, ihre Todesfurcht,
ihre angstvollen, von grellen Blitzen geblendeten Augen, durch
welche die Schilderung der Schrecken der Natur für uns ein per-
sönliches Interesse gewinnen. Das waren dieselben Eindrücke, die
er in Neapel {Ep,fam.Y,^) gehabt: Trepidula feminarum turba,
periculi potius quam pudoris memor^ per vicos plateasque dtscurrere,
atque ad ubera pressis infantibus, supplex et lacrimosa templorum limi"
nibus obversari, .... Haec inter tantus virorum strepitus, tantaqtu
mulierum eiulatio^ ut maris caelique fragorem vincerent. Wie weit
entfernt ist davon Homer, wenn er etwa in einem Gleichnisse zur
Verdeutlichung einen Hirten als Beobachter einer Naturerscheinung
einführt! —
Auch anderen bekannten Gleichnissen weifs Petrarka neue
Seiten abzugewinnen. Hatte schon Virgil das Gleichnis vom Wasser
im Kessel, welches bei Homer ein Bild des Kampfes zwischen
Hephästos und Skamander gewesen war, auf geistiges Gebiet über-
tragen, so bildet Petrarka dieses weiter um. Denn er führt uns
nun den Augenblick vor, in welchem zu dem siedenden Wasser
kaltes hinzugegossen wird; — da hören jene fiurchtbaren Wallungen
vorübergehend auf; doch stärker wird die Wut des Feuers unter
dem Kessel, das Sieden beginnt von neuem, ja es steigt noch
mehr. Hier ist also eine Zwischenstufe einer seelischen Er-
regung unter feiner Beobachtung der Wirklichkeit geschildert und
in das überlieferte psychologische Motiv ein Gedanke hineinge-
schoben, der es zu etwas Neuem macht. Masinissa, in furchtbarer
Erregung über den bevorstehenden Verlust seiner Sophonisbe, braust
stürmisch auf, — doch wenn ihm Scipios klares, edles Bild vor
die Seele tritt, beruhigt sich die Wallung einen Augenblick, — bis
zuletzt doch die Glut der Leidenschaft den Sieg davon trägt:
Africa V, 192
Sicut ubi ardenti gelidus successit aheno
Humor aquae, furor ille silet paulumque tepenti
Stat similis; mox aucta suas incendia vires
DIB POBTISCHBN VERGLEICHE IN PBTRARKAS AFRICA. 29
Exercent magis atque magis: sic ille tmnultus
Pectoris oppressus, stimuUs agitantibus isdem
Fortior admotas rationis spernit habenas.
Eine ähnliche Pause in der Erregung schildert der Dichter Africa
VII, 1024 — 1027. Scipio hat die schwankende Schlachtordnung
wieder hergestellt und es tritt eine Pause im Gefechte ein, wie
wenn nach den ersten Donnerschlägen eines Gewitters neue Wolken-
massen sich zusammenballen, so dais eine Pause des Gewitters ein-
tritt — bis es endlich mit doppelter Macht wieder losbricht
Aethere dispersos veluti quum turbidus Auster
Arctavit nimbos, siluitque repressa panimper
Dum tonat, hinc pluviis et grandine mixta resurgit
Tempestas inimica satis.
Es ¡st dasselbe Verfahren wie oben; in beiden Fällen ist einem
beliebten Bilde durch Verfeinerung der Beobachtung ein neues
Ansehen verliehen; das eine Mal zum Zwecke der Seelenmalerei,
das andere Mal für Schilderung eines thatsäch liehen Herganges.
Auch das Gegenbild eines bekannten Vergleiches giebt er
Africa IV, 312 — 320. Er schildert den Charakter und das Ver-
fahren Scipios, wie er im Kampfe grimmig, den sich unterwerfenden
Feinden gegenüber ruhig ist und auch seine Truppen im Zaimie
hält, — er vergleicht ihn dem höchsten Gotte Juppiter, der einen
Sturm beruhigt. Offenbar ist sein Vorbild Virgil, den er frei be-
arbeitet, und seine Schilderung des Neptun im ersten Buch der
Aeneis, aber auch Anklänge an Horaz (Carm, I, 12, 27) finden sich,
der von den Dioskuren sagt:
quorum simul alba nautis
Stella reñilsit
Defluit saxis agitatus humor
Concidunt venti fugiuntque nubes
Et nünax, quod sie voluere, ponto
Unda recumbit.
dagegen Africa IV, 3 1 6 ff.
Sic atra serenat
Nubila pacifico despectans luppiter ore,
Continuoque silent venti fugiuntque procellae.
Sol nitet, emergunt fuscis sua noctibus astra
Et mundo sua forma redit.
In dem Bilde bei Horaz tauchen die IClippen aus der See, bei
bei Petrarka die Sterne aus dem Gewölk; auch diese beiden Vor-
stellungen sind nahe verwandt, wie das Gleichnis bei Petrarka
Africa II, 213 — 214 zeigt
Tum salis Aegaei, caelo velut astra sereno
Cyclades effusae medio,
und seine Worte im Itinerarium Syriacum: Cyclades, Aegaei maris
¿nstílaSt quae siderum in morem, peiagus iliud illustrant und non multo
30 F. FRIEDERSDORFF,
facilius Cyclades omnes^ quam caeli siellas enumerem verglichen mit
Horaz I, 14 interfusa mientes vues aequora Cy ciadas.
Doch es kann nicht Aufgabe dieser Ausarbeitung sein, alle
Gleichnisse des Petrarka durchzugehen und nachzuweisen, wo in
Form oder Inhalt sich eine Anlehnung an die Alten findet und
wie er das Vorhandene umgebildet; es ist doch hinreichend be-
wiesen, dafs er überall neu und selbständig sein wollte und
um dieser Absicht willen manches gewagt hat. Darum bilde den
Schlufs nun ein absonderliches Gleichnis. Petrarka ist nicht nur
Theologe, Moralist, Historiker und Lyriker, er ist vor allem ein
glühender Liebhaber seiner vergötterten Italia. Diese Liebe verleiht
seiner Leyer in einigen Kanzonen den ergreifendsten Ton ernsten
Gefühles; diese Liebe giebt ihm schliefslich auch ein poetisches
Gleichnis ein. War für ihn im römischen Altertum der höchste
Mann Scipio, so war zu seiner Verherrlichung nur das höchste auf
der Erde geeignet: die Krone der Welt ist Italien, die
Krone Italiens ist Rom und die Krone Roms ist Scipio.
Diese Steigerung kleidet er in ein anmutiges Doppelgleichnis ein:
Africa IV, 95 flf.
Vincitur ut cáelo species telluris opacae,
Florida sie omnes tellus premit Itala terras;
Utque nitet caeli pars purior una sereni,
Italia sic Roma potens praefulget in ipsa,
Solque velut radiis fulgentia sidera vincit,
Scipio sic omnes superai.
Wir wollen nicht hervorheben, dafs Vergleiche von Menschen mit
Sternen oder mit der aufgehenden Sonne uralt sind, und dafs
Petrarka auch davon einen schönen Gebrauch (Africa VU, 753 ff.)
gemacht hat; an unserer Stelle gab er mehr, er schenkte seinem
Helden gleichsam was seinem eigenen Herzen das liebste war,
allen Glanz Italiens, alle strahlende Herrlichkeit Roms legte er
ihm zu Füfsen. Hier redet er ganz aus vollem Herzen, und was
er dabei empfand, wenn er Italiens, wenn er Roms gedachte, das
zeigt jener herrliche, jubelnde Zuruf, mit dem er von den Alpen
herniedersteigend das Land der Römer begrüfst (Epist. III, 2^ ad
Italiani ex Galliis remeans). Arm, zerrissen, tief unglücklich war
das Land, aber ihm leuchtet es sonnenhell, denn er sieht in ihm
das Italien der Alten, ja man könnte sagen, er ahnt das
Italien der Renaissance voraus, zu welcher er einen der
ersten, folgenreichsten Anstöfse gab.
Salve, cara Deo tellus, sanctissima; salve
Tellus tuta bonis, tellus metuenda superbis,
Tellus nobilibus multum generosior oris,
Fertilior cunctis, terra formosior omni;
Cincta mari gemino, famoso splendida monte,
Armòrumque legumque eadam veneranda sacrarum
.A. _^
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 3 I
Pieridumque domus, auroque opulenta virisque;
Cuius ad eximios ars et natura favores
Incubuere simul mundoque dedere magistram!
Ziehen wir nun den Schlufs aus der bisherigen Untersuchung
und werfen wir die Frage auf: Was lehrt die Betrachtung der
poetischen Vergleiche in Bezug auf Petrarkas dichterische Persön-
lichkeit?
Wenn ein Schriftsteller in einer toten Sprache dichterische
oder prosaische Werke verfafst, so besteht von vornherein die Ver-
mutung, dafs er in diesen Werken wohl nur Nachahmer sein könne,
dafs derartige Erzeugnisse der Originalität entbehren müfsten.
Wie falsch diese Ansicht hinsichtlich des lateinischen Stiles
des Petrarka ist, haben bereits Koerting S. 553 ff. und andere nach-
gewiesen. Er strebt mit Bewufstsein danach, einen eigenen, selb-
ständigen Stil zu haben, und es gelingt ihm dies in der toten
Sprache ebenso gut, wie es einem anderen bedeutenden Schrift-
steller in der lebenden Muttersprache gelingt. Er ist vom Mönchs-
latein ebenso weit entfernt wie vom Ciceronianismus, und wenn
bei ihm vom Standpunkte des Puristen aus gewisse Worte und
Wendungen als fehlerhaft bezeichnet werden dürfen, so thun diese
anscheinenden Fehler der Originalität seines Stiles keinen Abbruch,
sondern sind eben in ihrer regelmäfsigen Wiederkehr ein bezeich-
nendes Merkmal seiner stilistischen Selbständigkeit.
Was von seinem lateinischen Stile, gilt in gleichem Mafse von
seinen lateinischen Versen (vgl. Koerting S. 553 ff.). Er durfte von
sich behaupten, keinen einzigen Vers eines seiner Vorgänger,
die er doch so fleifsig gelesen und sicher zum grofsen Teil im Ge-
dächtnis hatte, sich wörtlich angeeignet zu haben. Dies zu ver-
meiden war er eifrig beflissen, und wo dennoch unbemerkt eine
gewisse Reminiscenz sich eingeschlichen hatte, bemühte er sich sie
im letzten Augenblicke noch zu entfernen. Dies Bestreben war in
der Poesie weit schwieriger noch durchzuführen als in der Prosa,
denn der Qiarakter der gebundenen Rede scheint für den Nach-
folger eine gewisse Abhängigkeit in der Form von seinem Vorgänger
beinahe zu bedingen. Deshalb möge zu den von Koerting ange-
führten Stellen, die sein gewissenhaftes Streben beweisen sollen,
noch folgende hinzukommen. Die bekannte homerische Formel
ccvxÒq Ijiú Jtóoiog xaì èÓTjrvog è§ êçov evro drückt Virgil
Aeneis 8, 184 bekanntlich folgendermafsen aus: Postquam exempta
famés et amor compressus edendi\ dagegen sagt Petrarka Africa Vili, 45
Ut dapibus compressa famés primusque quievit
Impetus edendi.
Kürzer nach Corradini:
Ut compressa fames primusque quievit edendi
Impetus.
32 F. FRIEDERSDORFF,
Es war nur eine epische Formel, die Homer selbst nicht zu ver-
ändern für nötig hielt, nachdem sie einmal gefunden; — wer hätte
es dem Dichter verdacht, wenn er den klassischen Ausdruck Virgils
dafür einfach herübergenommen hätte! Ist doch sein grofses Vor-
bild Virgil selber in diesem Falle nicht allzu ängstlich gewesen.
Hierher läfst sich auch sein Verfahren in der Behandlung bekannter
Wortspiele rechnen. Für das plautinische amens amansque findet
er die originelle Form:
Somnia sunt, quae fìngis amans et fallens amens
(Africa V, 68o); ebenso für das bekannte urbi et orbi erfindet er:
Africa IX, 374
Nee dubium, quin ad reliquos per bella trìumphos
Straverit ense viam atque orbis patefecent urbi
Imperium ;
Vgl. Africa II, 113: urbiquc metum depellet et orbi; femer nach Terenz,
Eun. 2, 25: pannts annisque obsitus bildet er Africa V, 721:
pannis anus obsita et annis prosilit u. a.^
Wer so im Kleinen und in Fällen, in denen ihm schwerlich ein
Vorwurf erwachsen konnte, sich gewissenhaft erweist, der wird es
in wichtigen Dingen vermutlich noch mehr sein.
Es ist daher ohne weiteres anzunehmen, dafs Petrarka in
seinen Gleichnissen dieses Streben nach Selbständigkeit
durchaus beibehalten hat Wenn eine sorgfaltige Vergleichung
erweist, dafs er in einzelnen Fällen einem Vorbilde des Alter-
tums keinen wesentlich neuen Zug hinzugefügt hat, so be-
weist doch dieselbe Vergleichung, dafs er niemals einfach
kopiert, dafs er vielmehr immer das vorhandene Material
in neue Formen gegossen und diese Formen neu ge-
glättet und geschliffen hat
Diesen einzelnen Fällen steht aber die grofse Mehrzahl von
Gleichnissen gegenüber, in denen wir ihn so vollkommen neu
und originell fanden, dafs wir nicht selten in der Lage
waren daraufhinzuweisen, dafs ein solches Gleichnis vor
Petrarka kaum jemals oder sicher niemals gebildet wor-
den sei.
Indessen Neuheit und Originalität sind bekanntlich nicht unter
allen Umständen Vorzüge; sie können nur dann als solche aner-
kannt werden, wenn sie einen Fortschritt bezeichnen, wenn sie
eine Bereicherung des Vorhandenen bilden, wenn sie eine Ver-
mehrung und Vertiefung des Gedankeninhalts, wenn sie eine Ver-
schönerung der Form herbeiführen. Wir müssen daher vor allem
fragen: Worin besteht die Neuheit und Originalität der Gleichnisse
Petrarkas? In den meisten Fällen offenbar in der Wahl des
Gegenstandes, den er durch eine Vergleichung unserer An-
1 Hierher gehört auch, was oben (S. II) über die Benutzung der Geórgica
des Virgil für die Gleichnisse aus dem Leben der Bienen bemerkt ist
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 33
schanung und unserem Interesse näher zu bringen sucht, mit anderen
Worten in dem, was wir das Objekt des Vergleiches nennen
können. Dies Objekt des Vergleiches bilden aber bei ihm nicht
sowohl die Thaten eines Helden oder Heeres als vielmehr die
Seelenzustände, die diese Thaten begleiten und aus denen diese
Thaten hervorgehen. Er verläfst damit das Gebiet, auf dem bei
allen Epikern die Gleichnisse der Mehrzahl nach sich bewegen,
das Gebiet der thatsächlichen Vorgänge. Dieses aber ist zugleich
das Gebiet des eigentlichen Epikers; ihn interessieren die Be-
gebenheiten an sich, ihre Vorbereitungen und Folgen, kühne Thaten
von Helden und Kämpfe von Völkern, ihre mutigen und klugen
Worte, ihre gefährlichen Abenteuer und ihr Glück und Geschick
in deren Ueberwindung; bei ihm ergiebt sich aus der Erzählung
der Begebenheiten selbst die Stimmung, in der die handelnden
Personen sich befinden und die in den Hörern und Lesern eben-
falls erzeugt werden soll. Will der Epiker diesen Empfindungen
einen besonderen Ausdruck verleihen, so dient ihm dazu die Rede
der handelnden Personen, oder er läfst aus den Empfindungen und
Seelenzuständen eine That hervorgehen, die er dann mit einem
anderen bekannten Vorgange vergleicht, so gewissermafsen einen
Gradmesser der Empfindung abgebend.
Das Gebiet dagegen, auf welches Petrarka in seinen Gleich-
nissen übergeht, ist wissenschaftlich als das des Psychologen oder
Philosophen, in der Poesie als das des Lyrikers zu bezeichnen.
Auf beiden Gebieten aber war er recht eigentlich zu Hause. Wenn
man auch nicht behaupten kann, dafs er in wissenschaftlichem
Sinne der modernen Forschung Psychologie und Philosophie be-
trieben habe, so hat er doch über den Inhalt dieser Wissen-
schaften viel gelesen und nachgedacht, beeinflufst durch Cicero,
Seneka und Augustinus, und seine prosaische Schriftsteller ei be-
schäftigt sich vielfach mit Fragen, die diesen Fächern entstammen
oder ihnen nahekommen. Man kann femer nicht bestreiten, dafs
das grübelnde Betrachten seines eigenen Gemütszustandes sowie
des menschlichen Lebens und der damaligen Zeit überhaupt ein
wesentliches Merkmal seiner Persönlichkeit war. Diese Neigung
lag schon in seiner Natur, wurde aber gesteigert durch die Ver-
hältnisse der damaligen Zeit und seine ganzen Lebensschicksale,
sowie durch den Widerspruch, in welchen seine Studien ihn zu den
klerikalen Einflüssen brachten, unter denen er sein Lebenlang stand.
Er folgte somit nur seiner Natur und der Richtung seiner Studien,
wenn er auch in seinem Epos eine Analyse der Gemütszustände
vorzunehmen pflegte, wenn er mehr Seelengemälde als Schlachten-
bilder lieferte.
Aber weit mehr als Moralist oder Psycholog war Petrarka
Lyriker. Wenn dies zu beweisen nötig wäre, aus seiner Africa
könnte es bewiesen werden. Je mehr er die zu erzählenden Vor-
gänge als bedeutungsvoll empfindet, je mehr er von dem Bilde der
grofsen Männer und schönen Frauen, die in der Erzählung auf-
Zetttchr. £ rom. PhiL XXIL \
34 F. FRIEDERSDORFF,
treten, im Innern erfüllt ist, um so mehr treibt es ihn, nicht im
Handeln, sondern in dem das Handeln begleitenden Empfinden
sich persönlich an deren Stelle zu setzen und das aus-
zusprechen, was seiner Meinung nach jene empfinden
mufsten. Die Vorstellung von der Grofsartigkeit des Kampfes,
der Gegenstand der Africa ist, von der Bedeutung der Gegner
Scipio und Hannibal, von der Gröfse der alten Römer, des ganzen
Volks überhaupt, besonders aber der unvergleichlichen Familie der
Scipionen ist die Dominante seiner Komposition; sie erfüllt ihn
durchweg und treibt ihn seiner persönlichen Empfindung Aus-
druck zu verleihen. Denn jene grofsen Thaten alle konnten seiner
Meinung nach doch nicht von kaltherzigen Menschen ausgeführt
worden sein, sondern mufsten von tiefer, seelischer Erregung be-
gleitet gewesen sein. Wenn Scipio in so jungen Jahren zu einem
so kühnen Kampfe gegen den berühmtesten Feldherm der Welt
zu schreiten wagt, so mufste ihn das Bedürfiiis der Rache und
Sühne für den Untergang seines Vaters und seines Oheims treiben,
— und in der That sind beinahe zwei Bücher der Africa mit
allem angefüllt, was zu diesem Streben in Beziehung steht. Wenn
Masinissa und Syphax die Wechsel voll sten Schicksale in kurzer Zeit
durchmachen, und namentlich Masinissa das höchste Glück nur
zu erringen scheint, um es sofort wieder zu verlieren, so em-
pfand der lyrische Dichter Petrarka mit ganzem Herzen alle die
in diesem Umschwung liegenden, das Gemüt ergreifenden Mo-
mente imd suchte sie anschaulich zu machen. Wenn Hannibal von
seiner Siegeslaufbahn durch seine entmutigten Mitbürger zurück-
gerufen wird, wenn die Niederlage seines Volkes ihn mit hinab-
reifst in den allgemeinen Sturz, wenn er den brennenden Durst
nach Rache an den Römern nicht stillen kann, so stellt sich der
erwägenden und nachempfindenden Betrachtung des Lyrikers in
jedem dieser Fälle die Frage vor die Seele: Wie mag ihm wohl
damals zu Mute gewesen sein? Wie berechtigt und wie nahe-
liegend und natürlich diese Frage ist, zeigen ja schon die Be-
richte der alten lateinischen Annalisten, nach denen auch Livius
erzählt, in welcher Stimmung und mit welchen Worten Hannibal
aus Italien geschieden sei; Liv. XXX, 20, i frendens gemensque ac
vix lacrimis temperans.
Demgemäfs äufsern sich alle seine Personen in lyrischer Weise,
durch lange Monologe, in schmerzlichen Betrachtungen und unter
vielen Thränen. Je tiefer das Herz des Leidenden von dem Un-
glücke getroffen ist, um so mehr wird ihm Veranlassvmg gegeben,
in einer selbstbeschauenden Betrachtung sein Seelenleid recht zu
analysieren, und wenn die Worte des Leidenden selbst nicht ge-
nügen, um den Leser zu bewegen, so tritt zur Veranschau-
lichung des in Rede stehenden Gemütszustandes ein
Vergleich hinzu. Das ist das eigentliche Gebiet der poetischen
Vergleiche der Afiica, hier setzen sie am häufigsten ein, sie
tragen das lyrische Element aus der Erzählung in die
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 35
veranschaulichende Parallele. Auch sie verlassen damit das
alte Gebiet des Epos, auch sie dienen von nun an der Schilde-
rung einer lyrischen Empfindung, deren Grundcharakter
die Sentimentalität ist. Diese Sentimentalität und die Neigung
zu grübelnder Selbstbetrachtung, die zweifellos zwei Grundzüge der
Person und der Schriftstellerei unseres Dichters bilden, sind es,
die zu seiner Behandlung der poetischen Vergleiche fähren.
Hinter dieses Bestreben tritt sogar die Anschaulichkeit der
Erzählung zurück; niemand wird mit Erfolg versuchen, aus der
Africa von dem Gange der Ereignisse eine durchaus klare und
korrekte Einsicht zu gewinnen.
Ebenso ist es mit den höheren Ideen, um die es sich in
jenem Kampfe doch zuletzt handelt und die ihn zu einem der
wichtigsten in der Weltgeschichte machen. Es darf ja niemand
der Africa zumuten, dafs sie ein afrikanisches Lokal-Kolorit tragen
solle, wie man von dem Gedichte eines wirklich „Modernen" er-
warten würde; aber sie hat selbst das, was von afrikanischem und
punischem Wesen noch in der Erzählung des Livius steckt, nahezu
völlig abgestreift Es kämpfen nicht die Vertreter zweier Rassen,
nicht der Indogermane mit dem Semiten, oder die europäische
Kultur mit der afrikanischen; der Gluthauch der Wüste, das Bild
der braunen und schwarzen Bevölkerung, die Vorstellung einer
palmenbedeckten Landschaft, Kamele, Elefanten, Löwen und was
uns sonst bei dem Namen Afrika einfällt, — das alles ist fast
völlig abhanden gekommen; aber es kämpfen das gute Prinzip,
vertreten durch Scipio, Laelius und Ennius, mit dem bösen Prinzip,
vertreten durch Hannibal und die Punier. Was in des Dichters
Phantasie an Vorstellungen von Verschiedenheit der Rassen und
der Landschaften vorhanden war, davon ist in dem Gedichte selbst
wenig genug zu merken. Für Petrarka vielmehr bekommt
dies alles Gestalt in den Personifikationen der Roma
und Karthago, die den Himmelsherrscher aufsuchen, um ihm
ihre Angelegenheiten vorzutragen; vgl. Africa VII, 507 flf.
Inclita magnifìcis opibus cultuque verendo
Aethereas matrona virens perlabitur auras.
Stat capiti diadema sacro, tur r it aque frontis
Effigies, sceptrumque manu: sed sparsa capillos
Et trepido festina gradu. Cui fervida contra
Multa minans mulier medioque perustior axe
Ac succincta sinus pauloque annosior that:
Illa quoque et sceptrum et regni violenta gerebat
Signa, déos hominesque omnes reg-emque deorum
Aspernata animis,
und die Reden der Personifikationen selbst. Eine solche Dar-
stellung von Ideen und Eigenschaften lag durchaus im Geiste der
Zeit, lag auch im Geiste des Petrarka. Man denke nur an seine
Eklogen, in denen lediglich Personifikationen handeln und reden;
3*
36 F. FRIEDERSDORFF,
man denke aber vor allem auch an die berühmten Gemälde der
Capeila degli Spagnuoli in S. Maria Novella in Florenz oder an jene
Bilder des Campo santo zu Pisa oder des Palazzo communale in
Siena! Es dürfte daher nicht unwesentlich sein, auf eine Stelle
der Briefe des Petrarka zu verweisen, in der er von seiner Be-
kanntschaft mit den berühmtesten Künstlern jener Zeit spricht,
um so mehr als ja von seinem Verhältnis zu den bildenden
Künsten seiner Zeit wenig bekannt ist! De rebus /am. V, 17 duos
ego novi piclores egregios .... loiium Florentinutn civem,
cuius inter modernos fama ingens est, et Simonem Senensem,
Novi Sculptores aliquot, sed minoris famaè; eo enim in genere impar
prorsus est nostra aetas. Die hierin sich äufsemde Hochschätzung
des Giotto, der vor allen Malern jener älteren Epoche in den
Gesichtern seiner Figuren den Seelenzustand auszudrücken strebte,
giebt uns einen weiteren Beweis dafür, dafs auch Petrarka in den
Personen seines Epos einem gleichen Bemühen folgte. Die sub-
jektive Empfindung sollte überall zu ihrem Rechte kommen, so
erforderte es Petrarkas eigenes Empfinden; er schätzt daher die-
jenigen Künstler am höchten, die es hierin am weitesten gebracht;
und die Bildhauerei, welche damals besonders einer derartigen
Aufgabe noch nicht gewachsen war, heifst ihm vollem Rechte impar,
Dafs er mit dieser Liebe zur Individualisierung auch gelegentlich eine
Neigung zur Allegorie und Personifikation verbindet, steht bei ihm
ebenso wenig zu einander in Widerspruch wie bei den Malern seiner
Zeit und bei Giotto selbst Es war ein Rest des scholastischen Ein-
flusses, dem niemand sich damals schon gänzlich entzogen hatte.
Hatte Petrarka die eigentlichen Objekte der Vergleiche
verändert, so war die notwendige Folge, dafs er auch andere
Gegenstände als seine Vorgänger zu diesen in Parallele
setzte. Eine KLandlung wird am besten mit einer Handlung, ein
Gemütszustand am besten mit einem Gemütszustande verglichen.
Daraus ergiebt sich, dafs nicht die äufsere, unbelebte Natur
oder die Tiere, sondern in erster Linie der Mensch selbst
von ihm zu den Objekten des Vergleiches in Beziehung gesetzt
weiden mufste. Wollte er Vorgänge in der Natur oder Tiere in
derselben Weise verwenden, so mufste er dies durch eine beson-
dere Art der Behandlung erreichen.
Bei den alten Epikern fand der Dichter hierfür keine Vor-
bilder oder doch nur wenige, und sozusagen Anfange seines Stiles.
Aber bei anderen Dichtern und auch bei Prosaikern fehlte es
daran nicht. Horaz z. B. in seinen Sermonen wendet nicht wem'ge
derartige Vergleiche an; er, der ja auch sonst in der grübelnden
Selbstbetrachtung und in einem gewissen Hin- und Herschwanken
der Gemütsstimmung mit Petrarka verwandte Züge zeigt, dessen
Sabinum mit Vaucluse immerhin in eine gewisse Parallele gestellt
werden kann. Wenn Horaz die Ungeduld ausdrücken will, mit
der er die Zeit, die ihm zu philosophischen Studien Freiheit bringt,
täglich herbei sehne, sagt er £p. I, i, 20:
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 37
Ut nox longa quibus mentitur amica diesque
Longa videtur opus debentíbus, ut piger annus
Pupillis, quos dura premit custodia matrum.
Sic mihi tarda fluunt ingrataque tempora. . . .
Hier setzt Horaz zweifellos den Seelenzustand eines Menschen,
nämlich seinen eigenen, mit dem eines anderen Menschen in Ver-
gleichung. Und wenn er sich hier mit dem ungeduldig harrenden
Liebenden vergleicht, mufs uns einfallen, dafs ja auch Petrarka
den Laelius, der sich sehnt nach dem Kampfplatze und zu seinem
Scipio zurückzukehren, aber vom Senate daran verhindert wird,
mit dem Liebhaber vergleicht, den seine strengen Eltern hindern,
zum Stelldichein zu kommen. Eine gewisse Reminiscenz könnte
man hier vielleicht vermuten, doch höchstens als Anregung zu
dem Vergleiche der Africa. Zudem aber vergesse man nicht,
welch ein Unterschied es ist, ob ein Humorist dergleichen in
seinen Plaudereien sagt, oder ein ernster Dichter in einem
Werke erhabenen Stiles. Der Humorist geht darin noch viel weiter,
vgl. Horaz Ep. I, 2, 51 :
Qui cupit aut metuit, invat illnm sie domus et res
Ut lippuro pictae tabulae, fomenta podagnim,
Aurículas citharae collecta sorde dolentes;
und noch weiter Ep. I, lo, 42:
Cui non conveniet sua res, ut calceus olim
Si pede maior erit, subvertet, si minor, uret.
Hier und in anderen Fällen, die zu vergleichen zwecklos ist, geht
Horaz offenbar schon in das Gebiet des Komischen über oder
streift es wenigstens; ein Beweis, wie weit derartige Vergleiche
ursprünglich dem Wesen des Epos fem liegen. Weit näher aber
liegen sie dem Lyriker, wenigstens wenn er dazu neigt psycho-
logische Gemälde zu entwerfen, und eben weil Petrarka Lyriker
ist, wendet er mit Vorliebe Vergleiche dieser Art an.
Ergab es sich somit als notwendige Folge der Seelenmalerei,
dafs Petrarka in erster Linie Menschen zu seinen Vergleichungs-
gegenständen wählte, so konnte er doch immer nur Menschen
in einem besonderen Gemütszustände der Erregung, der
Freude, Trauer, des Nachdenkens u. s. w. verwenden. Deshalb
sahen wir oben, dafs zum Tode verurteilte und zu einer besseren
Todesart begnadigte Gefangene, schiffbrüchige Seeleute, sorgen-
volle Kauf leu te, schwer Erkrankte, bei einem Brande fliehende
Menschen, leidenschaftlich erregte Bauern, beutegierige Vogelfanger,
in den Hoffnungen getäuschte Liebhaber, ja sogar die Geister der
Unterwelt oder der in den Himmel versetzte Ganymed zur Dar-
stellung von Empfindungen der Personen seines Epös benutzt
wurden.
Da es ihm aber bei alledem lediglich auf die Hervorhebung
eines Gemütszustandes ankommt, so begegnet es ihm, dafs er
38 F. FRIEDERSDORFF,
weniger darauf achtet, ob auch die anderen Umstände, wie z. B.
Lebenslage und natürliches Geschlecht, allgemeiner Charakter der
zu vergleichenden Wesen u. a. in den beiden Hälften des Ver-
gleiches sich in der erforderlichen Uebereinstimmung befinden.
Das auffallendste Beispiel in dieser Hinsicht ist wohl der Vergleich,
den er zwischen dem bei Cannae geschlagenen Hannibal und der
entehrten Lucretia zieht. Lucre tia, deren Schicksal bei den Schrift-
stellern und Künstlern der Renaissance stets besonderes Interesse
erregt und in Gedichten und bildlichen Darstellungen mehrfach
Verwendung gefunden hat, bis zuletzt Schiller ihre Figur in seinem
Fiesko noch verwertet hat, erscheint immer als das Symbol der
durch tyrannische Wollust hingemordeten Unschuld und zugleich
als heroische Seele, deren Heroismus auf die schwankenden und
zaudernden Männer übergeht und sie zu befreiender That be-
geistert; sie ist das reinste und edelste Opfer des zu gemeinster
Brutalität gesteigerten Egoismus. Von alledem hat Petrarka in
seinem Vergleiche nichts beibehalten; es stand ihm lediglich der
Moment vor der Seele, den Livius I, 58 schildert: Lucretia maestà
tanto malo — und Lucretiam sedentem maestam in cubiculo in-
veniunt, Adventu suorum lacrimae obortae, . . . Indem Pe-
trarka nach einem Bilde suchte, welches die ganz ungewöhnliche
Gebrochenheit und Betrübtheit des von seiner Höhe gestürzten
Hannibal voll zum Ausdruck bringen könnte, fiel ihm Lucretia ein
(deren Namen er übrigens nicht nennt; er spricht nur von einer
matrona); so zum Tode betrübt, so erdrückt von der Empfindung
der unwiederbringlich verlorenen Ehre, so herabgesunken von edlem
Selbstgefühl zu schmachvoller Erniedrigung, in so kurzer Zeit, wie
es nach Petrarkas Phantasie Lucretia gewesen sein muíste, konnte
niemand wieder sein, — darum eignete sie sich zum Vergleiche,
nicht mit Hannibal — sondern ihre Empfindung mit der
seinen. Aber die Hauptsache, für unser Empfinden wenigstens,
dafs dies Unglück ein so völlig unverschuldetes war, dafs es ein
so reines Wesen traf, dafs die tödlich verletzte weibliche Scham-
haftigkeit doch bei Hannibal gar nicht vorhanden sein konnte, dafs
er überhaupt immer ein Kriegsheld und sie ein schwaches Weib
blieb, — das ist unbeachtet gelassen oder doch mit den Worten
quamvis culpa careat zu wenig betont
Auch in anderen Fällen ist die Frage, ob ein Gleichnis für die
handelnde Person und ihren Charakter recht geeignet sei, nicht
immer sorgfaltig berücksichtigt. Wenn der nach seinem Freunde
und dem Kriegsschauplatze sich sehnende Laelius mit einem Ver-
liebten, wenn der Zustand des römischen Staates mit der Krätze
verglichen wird, wenn die Feldherren bald mit verdriefslichen
Bauern, bald mit besorgten Kaufleuten, bald mit Vogelfängern u. a.
in Vergleichung gesetzt werden, so kann man mit Recht einwenden,
dafs in einem nicht mehr naiven Zeitalter Leser und Hörer an
solchen Gegenüberstellungen als nicht stilgemäfsen Ausschmückungen
vielleicht Anstofs nehmen könnten. Indessen dem Dichter ist es
DEE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 39
in allen diesen Fällen immer nur um ein recht bezeichnendes Bild
für Wiedergabe gewisser Seelenzustände zu thun, neben diesem
Bestrebungen verschwindet alles andere und man mufs zugeben,
dafs er seinen Zweck der Veranschaulichung völlig auf diese Weise
erreicht. Kein heifseres Verlangen als das der Verliebten nach
dem Rendez-vous, kein schlimmerer Verdrufs also, als wenn man
sie daran hindert. Kein bitterer Kummer, als wenn dem Land-
mann die Ernte vernichtet wird, der Ertrag seiner sauren Arbeit,
der Segen des Landes, für das er lebt, das er mit ganzer Seele
liebt. Kein schrecklicherer Moment für den Sünder als der der
bevorstehenden Hinrichtung, keine gröfsere Seelenpein als an eine
Planke geklammert die Qualen des unvermeidlichen Todes bei
jeder neuen Woge von neuem zu fühlen!
Wenn wir aber zugeben müssen, dafs der Lyriker Petrarka in
diesen Bildern seine Zwecke völlig erreicht, dann sind wir es ihm auch
schuldig zu erklären, dafs sein Subjektivismus, seine Sentimentalität
ihn auf eine Stufe stellen mit der homerischen Naivetät.
Denn so wie es dem Homer völlig fern lag (vgl. Bd. XX, S. 474)
zu überlegen, ob seine Gleichnisse der grofsartigen Bedeutung
seiner epischen Handlung und der Erhabenheit seiner Helden in
ihrer äufseren Ausstattung und in der Sphäre, aus der sie stammen,
auch recht angemessen wären, wofern sie nur den Zweck der
Veranschaulichung der Vorgänge wirklich erfüllen, ebenso
wenig kehrte sich Petrarka an solche Erwägungen eines äufseren
Dekorums, einer Kostümierung; von seiner eigenen heifsen Em-
pfindung erfüllt, ist er nur darum bemüht, diese zum Ausdrucke
zu bringen. In dieser Hinsicht also kann man ¡hm einen Zug der
Naivetät nicht absprechen. Dies gilt besonders noch von dem Ver-
gleiche, den er der Krätze {scabüs) entlehnt hat. Es soll nicht
davon geredet werden, ob die medizinische Auffassung, dafs die
Krätze sich auf innere Teile werfen könne, richtig und in einem
Epos an ihrer Stelle ist, sondern dafs er überhaupt eine so ekel-
hafte, ansteckende Krankheit mit einem schlimmen Zustande des
von ihm so hoch verehrten römischen Volkes in Vergleichung
setzt Er verfällt offenbar gar nicht darauf, dafs jemand hierin
etwas Anstöfsiges finden könnte. Freilich, jenes von der Pest
heimgesuchte Zeitalter hatte vollauf Gelegenheit, sich an ab-
schreckende, bei Krankheiten auftretende Vorstellungen zu ge-
wöhnen! Die Hauptsache aber ist, dafs Petrarka selbst an der
Krätze zu leiden gehabt hatte! Er redete also aus Erfahrung:
(Epist II, 10)
Solus eram, dulcesque aberant mea cura sórores
Castaliae, quas morbus iners a limine longe
ExpuUrat nostro, patriumque Helicona tenebant.
Cura animum, scabies dextram> importuna vagantem^
Hue illuc versabat agens; lux alma quietem
Nullam diu dederat, tacitae nee tempora noctis
Absque dolore truci nee somnus amieior umbris
40 F. FRIBDERSDORFF,
Transierat; calamusque piger, sqaalensque papyms
Pulvereoque obducta sita, et manus aegra iacebat.
So kam er dazu, jene widerwärtige, aber in jenen Zeiten weit
verbreitete Krankheit, deren blofse Nennung uns ein Gefühl des
Ekels erregt, in einem Vergleich seines erhabenen Werkes zu ver-
wenden. Seine Zeitgenossen nahmen daran sicher ebenso wenig
Anstofs als der Empfanger des eben angeführten Briefes an der
scabies seines Freundes; und die Unbefangenheit, mit der Petrarka
diese Erkrankung seinem Korrespondenten meldet (in Versen!),
kommt der Unbefangenheit, mit der er die Sache im Epos be-
handelt, mindestens gleich (vgl. Epist, de rebus familiar, lib. XI, i.
Petrarka redet von einer Fufswunde, die er durch den Hufschlag
eines Pferdes erhalten hatte: Odor neglecti vulneris tarn molestus^ ut
me ipsum supra fidem impatìentia sui saepe violenter averterei: et
quamvis cum corpore nostro quaedam nobis innata familiaritas
sit, per quam multa in suo corpore feri quisque suaviter
quod in altero fastidirei^ ego tamen nunquam in alieno cadavere
ut nunc in carne propria cognovi u. s. w. Petrarka dachte milde,
wenn das Leiden ihn persönlich betraf).
Wenn Petrarka das menschliche Seelenleben in seinem ganzen
Umfange einerseits durch Vergleiche zu veranschaulichen, anderer-
seits zu Vergleichen zu verwenden bestrebt war, so kann man es
nicht anders erwarten, als dafs er auch das rehgiöse Empfinden
ebenso behandelt. Allerdings sind alle Personen seines Epos
Heiden, aber um ihre Empfindungen uns klar zu machen, greift
er dennoch zu christlichen Vorstellungen; so wenn er die Em-
pfindung befreiter Gefangenen mit der Stimmung von aus der Hölle
erlösten Seelen vergleicht Umgekehrt wiederum benutzt er heid-
nische Vorstellungen zu dem gleichen Zwecke, indem er z. B. das
Staunen des in den Himmel versetzten Ganymed zum Gegenstand
eines Vergleiches macht. Es sind eben auch in diesen Fällen nur
die persönlichen Gefühle für ihn mafsgebend; das Wonnegefühl
der Befreiung mufs nach Ansicht des christlichen Dichters in den
aus der Hölle Befreiten den höchsten Grad erreichen, — deshalb
wählt er es für seinen Vergleich; ob für punische Gefangene das
Bild ganz angemessen ist, kommt daneben wenig in Betracht
Ebenso ist es mit der Empfindung des plötzlich in den Himmel
versetzten Ganymed.
Bisweilen gehen denn auch beide Vorstellungsarten in ein-
ander über, heidnisches vmd christliches Wesen vereinigt sich. So
folgt er zwar in der Schilderung der Scipionen in Buch i und 2
in manchen Stellen dem Somnium Scipionis, namentlich da, wo dieses
Gedanken enthält, die christlicher Auffassung sich nähern. Aber
er verbindet damit auch ganz zweifellose Anspielungen auf das
Neue Testament; so z. B. Africa I, 223 nennt er den Himmel der
Scipionen: ree e s sum lue i s inaccessae in offenbarer Anlehnung an
Timoth. I, 6, 16 rex regum et dominus dominantium, qui solus habet
immortaliiaiem ei lucem habitat inaccessibilem, vgl. Africa I, 219
DIB POETISCHEN VERGLEICHE IN PBTRÂREJIS AFRICA. 4 1
pura dies^ quem lux aeterna serenai. Er schildert femer die
Seligen in diesem Himmel: A^ica 1, 500 als eine turba venientum,
nnd I9 33 f. als gener osum agmen, als ¿aeta agmina; sie haben fiam-
mûntta ¡umtna; er sagt von ihnen: sidereoque levis ful g eh at
lumin e amie tus. Die gleichen Ausdrücke wendet die Apocalypse
von den Seligen an: 7, 9 Post haec vidi turbam magnam, quam
dinumerare nemo poterai^ ... amidi stolis albis et palmae in
manibus eorum^ vgl. 7, 13 — 14 hi qui amidi sunt stolis albis ^ qui
sunt et unde vener unt? u.a. Ferner besonders Africa I, 2 19 ff.
Quam nee luctus edax nee tristia murmura turbante non
odia incendunt! verglichen mit Apocalypse 7, 13 — 14 non esurient
ñeque sitient amplius ñeque cadet super eos sol neque ullus aestus! —
et absterget deus omnem lacrimam ab oculis eorum und Apo-
calypse 21, 4 ... et mors ultra non erit neque luctus neque
clamor neque dolor erit ultra quia prima abierunt.
Es ist hier nicht der Ort nachzuweisen, dafs eine solche Ver-
mischung und ein solches Uebergehen aus dem Gebiet des Heid-
nischen in das Christliche und umgekehrt auch bei Dichtern vor
Petrarka sich findet;^ wohl aber mufs es hervorgehoben werden,
dafs er in diesem Verfahren durch seinen Einflufs zum
Vorbilde der späteren Humanisten und endlich der
Renaissance geworden ist. Denn das ist doch eben eine
besondere Eigentümlichkeit des Humanismus jener Zeiten, dafs er
das Altertum nicht als etwas lediglich Historisches, sondern als
etwas thatsächlich Bestehendes ansieht, und dafs er infolge dessen
Vorstellungen und Grundsätze, Ausdrücke und Bilder aus dem
Altertum der Heiden in die christliche Gegenwart überträgt und
so in jener Mischung der Ideen, die Petrarka gelegentlich in seinem
Epos und sonst in seinen Werken anwendet, thatsächlich lebt. Was
bei Petrarka oft nur rhetorischer Schmuck seiner Briefe und Reden
oder poetischer Schmuck seiner Verse gewesen war, das wurde bei
seinen Nachfolgern Grundsatz und Inhalt des Lebens; ihr Christen-
tum durchsetzte sich mit gebildetem Heidentum, sie wollten sogar
lieber feingeistige Heiden als schlichte Christen sein. Und wenn
noch Petrarkas Liebling Giotto (von Simone da Siena gar nicht
zu reden) nur christliche Gegenstände bildnerisch behandelt hatte,
so war doch die Zeit nicht fem, wo Maler und Bildhauer mit der
gleichen Begeisterung und mit dem gleichen Geschick den Triumph
der Venus oder der Galathea oder Amor und Psyche oder Gany-
meds Entführung malten, mit denen sie eine Madonna, eine Pietà,
ein jüngstes Gericht, einen Christus, einen David gemalt oder ge-
meifselt hatten.
Nach dem Gesagten können wir unsere Ansicht dahin zu-
sammenfassen, dafs zwar Petrarka in seinem Bestreben, das mensch-
* Vgl. besonders in dem Gedichte des Laurentius Veronensis rerum in
Majorica Pisanorum die Vorgänge in der Unterwelt, da Cerberus, Aeacus,
MaJiomet in den Flammen der gehenna leben u. s. w.
42 F. FRIEDERSDORFF,
liehe Seelenleben in seinen Regungen zu betrachten und die Em-
pfindung des Einzelnen inmitten grofser Ereignisse zum Ausdruck
zu bringen, sich von der Antike entfernt; dafs er aber eben da-
durch Bahnbrecher und Vorläufer des modernen Empfindens wird.
Das Streben des Individuums, sich selbst und seine Persönlichkeit
geltend zu machen, das Verlangen der Einzelnen, nicht mehr
völlig aufzugehen in der Gliederung nach Klassen und Standen,
die das Mittelalter beherrscht hatte, der Trieb nach Befreiung von
mittelalterlicher Gebundenheit liegt seiner Behandlung der mensch-
lichen Natur zu Grunde und trat mit einer Bestimmtheit und Deut-
lichkeit auf, die bewies, dafs ein so starker Zug nach geistiger
Befreiung zu dem erwünschten Ziele führen mufste.
Aber Petrarka ist als der Vertreter eines modernen Subjekti-
vismus auch einer der ersten Vertreter des erwachenden Natur-
gefühls der Neuzeit. Man pflegt als Beweis dafür Stellen aus
seinen lyrischen Gedichten zu citieren, in denen sich zeigt, wie
aus seiner Umgebung, dem Walde, dem Flusse, der ganzen Land-
schaft die Stimmung seines Liedes sich ergiebt; man pflegt seine
Besteigung des Mont Ventoux anzuführen, auf dessen Gipfel die
Gröfse des Anblickes ihn niederdrückt und doch seine Seele zu
Gott erhebt, und auch in unserer Untersuchung sind Stellen aus
den poetischen Briefen angeführt worden, in denen eine lebhafte
Schilderung den Eindruck wiederspiegelte, welchen die schöne Um-
gebung von Vaucluse und das Treiben der Bewohner des Waldes
auf ihn gemacht hatte.
Indessen diese rein persönlichen Empfindungen waren wenig
geeignet, in einem poetisdien Vergleiche der Africa verwendet zu
werden; wollte also Petrarka Vergleiche aus der Natur anwenden,
so mufste er entweder auf denselben Bahnen wie das Altertum
bleiben, oder er mufste sein subjektives Fühlen in einer neuen
Weise verwerten.
Er hat Beides gethan. Er hat vor allem die Behandlung des
Tieres im Vergleiche wesentlich umgestaltet. Solche Tiere, die er
nur wenig kannte, wie namentlich grofse ausländische Raubtiere,
hat er nur selten verwendet; häufiger Tiere aus seiner ländlichen
Umgebung. Diese hatte er genau beobachtet, über diese hatte er
auch Studien gemacht, soweit dies ihm möglich war, in Seneca fw-
iuraUs quaestiones^ in den Gedichten des Virgil und bei den Fabel-
dichtern. Aber seine Beobachtung beschränkte sich nicht auf die
Feststellung der Lebensweise und Handlungen der Tiere, sondern
er legt in die zu Vergleichen verwendeten Tiere die Stimmung
hinein, welche der im Epos erzählte Vorgang mit sich zu bringen
schien, und hierin geht er so weit, dafs er die Tiere behandelt,
als besäfsen sie ein den Menschen völlig gleiches Seelenleben. Das
Raubtier in seiner Begierde des Krampfes und des Frafses wird
mit Zügen ausgestattet, die der Phantasie eines von Hafs und
Rachedurst entflammten Mörders entsprechen; war die Schlange
schon bei Homer ein Symbol tödlichen Grimms, so wird sie bei
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETFARKAS AFRICA. 43
ihm ZU einer Art dämonischen Wesens» das mit Zaubersprüchen,
gleich dem bösen Geiste selber, der es sendet, gebannt werden
kann,i dem Vogel in seiner Hülflosigkeit, in seiner Liebe für die
Kleinen werden alle Empfindungen einer zärtlichen Mutter bei-
gelegt; der Fisch empfindet bei dem Uebergange aus dem salzigen
Wasser in das süfse ein ebenso grofses Behagen wie der Mensch,
der nach scharf gesalzener Speise eine süfse zu sich nimmt.
Ein solches Verfahren Petrarkas ist jedoch keineswegs Willkür
zu nennen; er bildet vielmehr die bereits im Altertum hierfür vor-
handen gewesenen Anfange aus. Es war oben darauf hingewiesen,
dafs von Homer an jedes Tier seinen feststehenden Charakter hat,
von dem es nicht wohl abweichen kann (Bd. XXI, S. 64), und dafs
die späteren Dichter an diesem Charakter nur wenig ändern. Auch
die Tierfabel folgt den gleichen Grundzügen; indessen was bei
Homer allgemeine Anlage des Charakters gewesen war, wird bei
den Fabeldichtern zur Individualität ausgestaltet und zwar zu einer
menschlichen Individualität. Abgesehen von der äufseren Erschei-
liUDg geht das Tierische vollkommen in der Fabel verloren; wir
hören Menschen reden und sehen Menschen handeln. Nachdem
aber der Charakter der Tiere eine solche Wandlung durchgemacht
hatte, war es nur noch ein Schritt weiter in derselben Richtung,
wenn Petrarka nun dem Seelenleben der Tiere eine dem mensch-
lichen Seelenleben ähnliche Gestaltung gab, wenn er beiden Seelen
die gleiche psychologische Analyse zu teil werden liefs. Durch
diese Behandlung aber wurde das Tier für seine auf Darstellung
von Seelenzuständen und Seelenkämpfen berechneten poetischen
Vergleiche ein ebenso zu Parallelen geeigneter Stoff wie der Mensch,
und er hat sie, wie oben gezeigt (Bd. XXI, S. 68 ff.), in diesem
Sinne unterschiedslos angewendet. Jener alte kranke Löwe des
Petrarka, den er umbra leonis nennt, der aber mit seiner Stimme
alle Tiere noch in Furcht hält, ist ohne die Tierfabel gar nicht
denkbar. Waren aber die Tiere einmal in dieser Art zu Vergleichen
verwendet, war das rein Tierische an ihnen neben der Erörterung
ihres seelischen Zustandes in den Hintergrund getreten, so schwanden
noch andere Bedenken, die man sonst bei ihrer Verwendung in
einem derartigen Vergleiche haben könnte, Bedenken, über die
sich Petrarka freilich auch sonst hinweg gesetzt hat. Wenn schon
Achilles gesagt hatte, er habe für die Griechen gesorgt wie ein
Vogel für seine unbefiederten Jungen, so will er damit den hohen
Grad seiner aufopfernden Fürsorge an einem bekannten Beispiele
erläutern; dagegen bei Petrarka wird uns ein Vogelweibchen vor-
geführt, das um die Jungen bangt, die der Vernichtung durch die
Schlange ausgesetzt sind; die Mutter kann sie nicht retten und
* Africa VI, 417 — 420:
Haud aliter quam carmina noxia serpens
Et magicum murmur cursumque vetantia verba
Quando audit, rauca violentus sibilat*ore
Et sese in nodos sinuoso corpore versât.
44 ?• FRIBDERSDORFF,
ñíeht mit schmerzlichen Klagen. Der Dichter empfindet wohl mit
einem solchen Vogelweibchen das gleiche Mitleid wie mit einer
armen Frau, vielleicht sogar gröfseres. Aber dafs unter den
Jungen im Neste ein schwerverwundeter römischer Konsul, ein
Held von echtem Schrot und Korn, L. Aemilius Paullus, verstanden
werden soll, und dafs die in Verzweifelung und Machtlosigkeit
sich selbst rettende Mutter die Vertreterin eines jungen, kriegs-
tüchtigen, gepanzerten und berittenen eques Romanus ist, der
seinen Konsul nicht retten kann, das mutet uns eigentümlich an
und beweist aufs neue, dafs Petrarka in gewissen Vergleichen
zwischen Menschen und Tieren in der Benutzung keinen Unter-
schied machte, dafs er bei den Tieren ebenso wie bei den Menschen
sich über Aeufserlichkeiten hinwegsetzte, wenn nur der Zweck
des Vergleiches, die getreue und wirkungsvolle Wieder-
gabe eines Gemütszustandes erreicht wurde.
Die unbelebte Natur dagegen, der eine sich selbstthätig regende
Seele nicht wohl zugesprochen werden kann, war fur Vergleiche
in dem Sinne Petrarkas ein völlig ungeeigneter Stoff. Wohl empfand
er die Schönheit und Gröfse dieser Natur, wohl schildert er sie in
lyrischen Gedichten und poetischen Briefen, aber er kann seine
Empfindung nicht ohne weiteres in Gleichnissen verwerten. So
geht er denn in diesem Falle nicht selten auf denselben Wegen
wie seine Vorgänger in der Antike; die Berge, wie Eryx und Atlas
sind Symbole des unerschütterlichen Widerstandes; der fallende
Hagel giebt das Bild der auf die Schilde prasselnden Geschosse,
das Feuer des Aetna ist Bild der leidenschaftlichen Liebe, die
Stürme in der Luft und die brausenden Wellen des Meeres ent-
sprechen den Kämpfen und Stürmen der Menschen untereinander.
Aber er geht doch auch weiter als seine Vorbilder. Denn er
begnügt sich nicht mit der Verwendung der Erscheinungen und
Kräfte der Natur im Bilde, sondern sucht den Menschen mit
diesen Kräften und Erscheinungen in Beziehung zu
setzen; seine Gleichnisse zeigen ihre Wirkungen auf den
Menschen, sie zeigen den Menschen im Wüten der Ele-
mente, im Kampfe mit ihnen, sich vor ihnen rettend,
ihnen erliegend.
So kommen denn die Gleichnisse aus der unbelebten Natur
zuletzt wieder denen nahe, die er aus der gewerblichen Thätigkeit
und dem Menschenleben im allgemeinen genommen hatte; dort
zeigte er gerne Schiffbrüchige im Kampfe mit den Elementen, —
hier zeigt er Wundererscheinungen der Natur oder Erdbeben und
Ueberschwemmungen , aber er fügt als wesentlichen Bestandteil
dem Bilde die Menschen ein, die den Eindruck dieser Wunder
erfahren, die aus diesen Wassersnöten sich zu retten suchen u. a.
Wie sehr er in diesen Bildern sich gleichsam heimisch fühlte, zeigt
die Episiula ad se tpsum I, 20, in der er durch zwei Gleichnisse
seine Furcht vor den Schrecken der Pest des Jahres 1348 und
seine Hoffnungslosigkeit derselben zu entrinnen ausmalt
DIE POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 45
Sic velut in dubiis deprehensus nauta procellis,
Cui ferus ante ocolos socias absorbait alnos
Neptonus, fragilemque utero crepuisse carinam
Sentit et illisos scopulis confligere remos,
At procul horribiles clavum videt ire per nudas,
Haereo consilii incertus, certusque perieli.
Nee secus, annosas ubi sacra incendia furtim
Corripuere trabes tabulataque pinguia Iambi t
Fiamma vorax, surgit subito examinata tumultu
Turba, domus pater ante alios ad culmina tecti
Evolat aspiciens circum, natumque trementem
Complexus primum ancipiti subducere pesti
Cogitât objectosque oneratus abire per ignés.
(Nach Rossetti, Sezione IV, i.) In beiden Gleichnissen stehen die
entfesselten Kräfte der Natur neben dem von ihnen bedrohten
Menschen, in beiden Gleichnissen sind die Natur sowohl als die
Menschen zur Hervorbringung der gesamten Vorstellung notwendig
mit einander verbunden. Auf diese Weise dient also auch die un-
belebte Natur dazu, eine Stimmung des Gemütes, einen Seelen-
zustand zu erläutern. So erläutert ein Gleichnis von der Ruhe und
Heiterkeit des Himmels den ruhigen Seelenzustand des Scipio nach
Beendigung des Kampfes; so erklärt das Wasser im Kessel, welches
bald aufbraust, bald wieder durch kühlere Zugiefsung beruhigt
wird, den erregten und schwankenden Seelenzustand des Masinissa;
so wird ein plötzlicher Schreck durch die Wirkung eines plötzlichen
Blitzes veranschaulicht. Immer aber ist es nicht die Betrachtung
der Natur an sich, die den Gegenstand des Vergleiches abgiebt,
sondern die Wirkung dieser Natur auf den Menschen.
Wir können also am Schlufs unserer Betrachtung wohl die
Behauptung als bewiesen ansehen, dafs Petrarka in seiner Africa
und in seinen Vergleichen besonders dadurch von anderen, älteren
Dichtem sich unterscheidet, dafs er den Menschen in den
Mittelpunkt des Interesses stellt. Wohl erzählt er grofse
Thaten und kühne Unternehmungen, aber nicht eigentlich um
ihrer selbst willen thut er dies; diese Ereignisse bekommen erst
dann für ihn das rechte Interesse, wenn er sich die Menschen,
die sie ausführen, in dem Seelenzustande vorstellt, aus
dem heraus sie eben ihre grofse That vollbrachten. Und
was von den grofsen und guten Thaten gilt, das gilt ebenso von
den schlechten, das gilt aber auch von den Leiden der handelnden
Personen. So durchzieht sein ganzes Werk ein subjektiver lyrischer
Ton, und es kann bei seinem bedeutenden lyrischen Talente denn
nicht ausbleiben, dafs uns in demselben eben diese so zu sagen
lyrischen Stellen am meisten ansprechen.
Petrarka giebt damit seinen Menschen etwas von seinem eigenen
Wesen, sie empfinden und denken wie er, ja sie träumen wie er.
Der Traum ist ja auch im homerischen Epos ein notwendiges Re-
40 F. FRIEDERSDORFF,
quisit der Darstellung; regelmäfsig von Gott gesendet, aber bald
mit der Absicht den Menschen irre zu führen, bald mit dem Zwecke
ihm einen richtigen Weg zu weisen. Bei Petrarka aber sind die
Träume der sich von selbst einstellende Erfolg einer erregten
Seelenstimmung; in dieser Stimmung erhebt sich die im Schlafe
von den irdischen Banden anscheinend gelöste Seele über sich
selbst und bekommt eine gewisse Prophetengabe. Biblische, orien-
talische Vorstellungen liegen der Behandlung des Traumes bei
Petrarka zu Grunde, wenn er auch nicht den Traum geradezu als
göttliche Eingebung bezeichnet Aber wie ernst er darüber dachte,
wie er thatsächlich höchst merkwürdige, bestimmte Ereignisse vor-
aussagende Träume gehabt zu haben erklärt, ist bekannt und kann
hier nicht ausgeführt werden. Ebenso träumen nun seine Helden,
Ist doch der Inhalt des ersten und zweiten Buches nicht viel
anderes als eine Traumvision des älteren Scipio, zu der freilich
das Vorbild im Altertum vorhanden war, die aber Petrarka un-
endlich erweitert und mit neuen Vorstellungen angefüllt hat Kaum
dürfte jemals ein epischer Dichter von einem Traum einen so aus-
gedehnten Gebrauch gemacht haben. Aber es träumt auch Sopho-
nisbe, Africa V, 261 flf.
. . . Nee somnia laetum
Portendere aliquid. Visa est sibi nempe secundo
Rapta viro, sentire minas et iurgia primi,
Et tremuit, sopita licet. Tum vertice montis
Aerii traducta sedens, subiecta videbat
Regna sìbi populosque vagos; monstrumque! repente
Concurrisse alium maiori corpore montem;
Tum vero tremuisse iugum, cui nixa sedebat;
Impulsuque gravi gélidos de vertice fontes
Discendìsse duos; montemque abisse minorem
Inde retro; ast illam rapido per inania lapsu
Tartara nigra quidem et Stygiam tetigisse paludem.
(Vgl. die Deutung des Traumes bei Corradini.) Auch Masinissa nimmt
sein Leid mit in den Traum hinein, V, 690. VI, 803 ff. Und wie er
sein Werk mit einer grofsartigen Darstellung eines Traumes begonnen
hatte, so kehrt dieselbe auch im Schlüsse des Epos wieder. Sdpio
hat den Krieg beendet; im neunten Buch wird seine Heimfahrt
und sein Triumph erzählt. In der nächtlichen Stille einer ruhigen
Seefahrt unterhält Ennius, der hier zuerst als vertrauter Freund des
Scipio eingeführt wird, den Feldherrn Scipio von einem Traume.
Es sind die somnia Pythagorea des Ennius, von denen Horaz Epist.
II, I, 52 redet; der Traum, in dem Homer dem Ennius erschienen
war und den jener im Eingange seiner Annales erzählt hatte. Dieser
Unterhaltung und diesem Traume sind gegen 300 Verse gewidmet;
aber Petrarka verbindet auch hier antike Vorstellungen mit seinen
eigensten Ideen. Denn Homer prophezeit hier dem Ennius ganz
eingehend von dem Dichter, der einst den Scipio besser als Ennius
DIB POETISCHEN VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA. 47
verherrlichen wird, von keinem anderen redet er als — von Franz
Petrarka selbst Africa IX, 222:
Agnosco iuvenem, sera de gente nepotara,
Quem regio Italiae quemve ultima proferet aetas.
Hunc tibi Tusca dabit latis Florentia muris
Romulea radice oriens, urbs inclita quondam (künftig)
Nunc nihil (202 a. Chr.); utve queas ortus conñnia nosse,
Divitis exiguus muros interluet urbis
Amus, in Ausoniae descendens litora Pisae.
lUe diu profugas revocabit carmine Musas
Tempus in extremum, veteresque Helicone sórores
Restituct, vario quamvis agitante tumultu,
Francisco cui nomen erit, qui granäia facta,
Vidisti quae cuneta oculis, ceu corpus in unum
Stringet et Hispanas acies Libyaeque labores
Scipiadamque tuum; titulusque poematis Uli
Africa
Hic tandem ascendet Capitolia vestra; nee ipsum
Mundus iners studiisque aliis tunc ebria turba
Terrebit, quin insigni fr ondentia lauro
Tempora descendens referai comitante senatu.
So prophezeit der Dichter, von dem Ziele seiner Africa sich mehr
und mehr entfernend, seine eigene Gröfse und seine Dichterkrönung.
Wie gehoben er sich durch diese Betrachtungen fühlte, zeigt die
Bemerkung, dafs unter dieser Plauderei mit Ennius die Zeit dem
Scipio unmerklich verflogen sei (v. 292) :
Haud aliter, quam qui placidis per plana quadrigis
Vectus, et irriguo perfusus membra sopore
Non sentit transiré diem, longamque repente
Decrevisse viam stupet et vix credulus audit.
Dieses originelle, sicher aus dem Leben des vielgereisten Dichters
stammende Gleichnis zeigt ihn ganz uns selbst; wie manchmal mag
er so, seinen ehrgeizigen Träumereien nachhängend oder mit einem
Freunde von ihnen plaudernd, durch Galliens und Italiens Fluren
den Weg genommen haben!
Und immer mehr tritt seine eigene Person in den Vorder-
grund. Es folgt die Erzählung von dem Triumphe des Scipio;
ihm zur Seite geht Laelius auf das Kapitol hinauf, wie einst Petrarka
an der Seite des edlen Orso dell' Anguillara (v. 398 ff.):
Ipse coronatus lauro frondente per urbem
Lactus iit totam, Tarpeia rupe reversus.
Ennius ad dextram victoris, tempora fronde
Substringens parili, studìorum almaeque poesis
Egit honoratum sub tanto auctore triumphum.
Ipse ego ter centum labentibus ordine lustrìs
Dumosam tentare viam et vestigia rara
Viribus imparibus ñdens, utcunqne peregi,
48 FRIEDERSDORFF, DIE POET. VERGLEICHE IN PETRARKAS AFRICA.
Frondibus at que loco simal et cognomine claro
Heroum veterum tantos imitatus honores,
Irrita ne Graii fièrent praesagia vatis.
Es folgt der Schlufs, der völlig das Gebiet des Epos verläfst und
in schmerzlichen Betrachtungen über den Verlust des Königs
Robert von Neapel sich ergeht. Ihn, den Trinacrü moderator
maxime regni, hatte der Anfang des Werkes gepriesen, als er noch
lebte; folgerichtig war es dem Toten am Schlufs ein Denkmal zu
setzen.
Wir stehen am Ende der Africa und unserer Betrachtung.
Wenn wir die Africa eine poetische Verherrlichung der Gröfse des
Römervolkes und seines bedeutendsten Helden nennen können,
eine Verherrlichung, deren Stoff aus' Cicero und Livius und anderen
Historikern ohne weiteres entlehnt ist, so wird dieser Stoff in einer
neuen Weise von Petrarka durchdrungen und beseelt. Er stellt
den Menschen in seinem Fühlen und Streben in den Vordergrund
der Darstellung; er giebt ihm seine eigenen Empfindungen, über-
trägt auf ihn sein eigenes Seelenleben; Petrarka selbst ist es, den
wir in den psychologisch merkwürdigen Teilen der Dichtung heraus-
erkennen. In den meisten Fällen bleibt er freilich persönlich ver-
borgen, nur seine Gedanken lassen ihn erkennen; aber zum Schlufs
giebt er diese Zurückhaltung auf und erscheint als ein in dem Epos
selbst Mithandelnder. So entfernt er sich zwar von der altepischen,
rein objektiven Darstellungsweise; aber er wird dem Empfinden
einer neuen Zeit gerecht, die die grofsen Thaten des Altertums,
die Thaten ihrer eigenen Vorfahren mit glühender Seele nach-
empfand, der Zeit eines Cola di Rienzi, die gleiche Thaten zu
thun begierig war und aus dem politischen Elend, welches das
Mittelalter über sie gebracht, zur Selbständigkeit und Kraft zu ge-
langen begierig trachtete, ja sogar die Herrschaft der Welt als ein
ihr gebührendes Erbteil ansah. Indem er aber selbst in seinem
Denken und Fühlen die grofse Zeit der Scipionen miterlebte und,
da er Krieger nicht sein konnte, doch der Sänger des Krieges,
ein zweiter Ennius, zu sein wünschte, ja unmittelbar auf den Spuren
desselben wandelte und sein Leben nachzuleben versuchte, gab er
für alle Humanisten des konmienden Jahrhunderts ein immer von
neuem mit Begeisterung befolgtes Vorbild.
F. Friedersdokff.
Eine alt&anzösische Bearbeitung der Parabel
von den drei Freunden.
Von dem weiter unten folgenden Gedichte, das mit den Worten
beginnt ,»Bien deussons essample prendre", habe ich trotz eifrigen
Nachforschens keine weitere Handschrift entdecken können als die
bereits von G. Paris (Alexiuslied 2 12, 9), Windahl (Vers d. 1. mort VU) ^
und Naetebus (Die nicht -lyrischen Strophenformen des Altfranzö-
sischen S. 113, 17) namhaft gemachte Hs. 12471 des fonds fr. der
Nationalbibliothek zu Paris. £s findet sich jedoch ein beträcht-
licher Teil des Gedichtes, freilich in eigentümlicher Weise umge-
modelt, in der Hs. 1526 des f. fr. wieder, die als einziges Werk
die Bible des .VII. estaz du monde des Geiftoi de Paris enthält
Bereits Bonnard (Les traductions de la bible en vers français
au moyen âge p. 42 flf.) hatte nachgewiesen, dafs Geffroi de Paris
überhaupt keine Scheu getragen von andern Verfassern herrührende
Gedichte für sein Werk nutzbar zu machen, z. B. eins über die
Passion. Er hatte jedoch seiner eigenen Angabe zufolge nur den
beiden ersten Teilen des Textes der Hs. 152Ò eine nähere Be-
trachtung gewidmet; sonst wäre es ihm sicher nicht entgangen,
dafs noch zwei weitere und zwar häufig genannte Gedichte von
Geffroi ausgebeutet worden sind, nämlich das Dit du cors und
das Gedicht des Roi de Cambrai, das beginnt: „Oies de haute
estore Tuevre" und in den Handschriften gewöhnlich betitelt ist
„Li regres Nostre Dame", auch „La complainte Nostre Dame".
Beide Texte sind in zahlreichen Handschriften vorhanden, ersterer
ist auch gedruckt; 2 beide finden sich auch in der Hs. 12471, die,
wie schon bemerkt, das Gedicht „Bien deussons essample prendre"
enthält
Dafs Gefiroi zunächst aus dem Dit du cors geschöpft hat,
ergiebt sich aus folgender Gegenüberstellung: ^
^ Die Zahl der Strophen ist dort unrichtig angegeben: es sind 58,
nicht 56 Strophen.
* s. Naetebus a. a. O. 122, 41 bezw. 127, 54.
* Eine Besserung des vielfach verderbten Textes bei Greffroi habe ich
hier und im Folgenden nur in wenigen Fällen vorgenommen.
ZeitBchr. f rom. PfaiL XXIL j.
50
H. ANDRESEN,
Dit du cors.
(Hs. 12471, 8r Sp. a)
Cors, cascan jour te fais parjure,
Cors, tu te plantes en usure,
Cors, tu es fel et enviex;
Cors, tu pourcaces la luxure,
Cors, tu fais fause ta mesure,
6 Cors, tu deviens trop desdaigneus;
Cors, tu es faus et couvoiteus,
Cors, pour avoir es crgilleus,
Cors, ta lange de Diu trop jure;
Cors, trop vilains est tes osteus.
Cors, avec Tame es trop cousteus:
12 Tu le trais en maison oscure.
(9r Sp.a)
Cors, par cui li ame est destruite,
Dius ne te claimme mie quite,
Mal guerredon en avéras.
Quides tu que la mors t'aquite,
Qui a tous ciaus del siècle luite?
18 Nennil, ja mar le cuideras.
Tout autrement le comperras.
Car ja mais jour ne fìneras
En la dolour qui t'est estruite.
Au jugement resambleras
La char et Tame perderás;
24 Issi li uns pour l'autre afruite.
(9^ Sp.a)
Cors, de nient viens et de nient vas.
Cors, vanités est de tes dras.
De ton orguel et de ta ciere.
Cors, tu te fais reont et eras:
En coupes d'or et en hanas
30 Crois plus qu'en Dieu ne en S. Piere.
Cors, trop est maie ta maniere;
Peu te ramembre de la bière
Et de Tostel u tu gerras.
Pour cou est la mors droituriere,
Qu'ele met cou devant deriere,
36 Ausi le haut comme le bas.
(10 r Sp. a)
Cors, tu fais Tame grant rancune,
Tu es saouls, ele est geune,
Mais la mors vient toute abrievee.
Geffroi de Paris.
(Hs. 1526, 176V Sp.a)
Cors, chascun jor te fet parjure.
Cors, tu te plantes en asure.
Cors, tu par ies trop enaieus.
Cors, tu par ies trop desdaingniex ;
Cors, tu fes fause ta mesure.
Cors, tu pourchaces la luxure.
Cors, tu ies fox et covoitex;
Cors, pour avoir ies orgueilliez;
Foie est ta langue qui tant jure.
Tu t'ies taint en meson oscure.
Cors, trop est vilains tes ostez.
Qui a l'ame est trop costiex.
(£79' Sp.a)
Cors, par cui l'ame iert destruite,
Dieu ne te claimme mie quite;
Moult mal guerredon en auras.
Tout autrement le comperras.
Cuides tu que la mort t'acuite.
Qui a touz ceus del siècle laite?
Nennil, ja mar le cuideras;
Que ja mes a nul jor n'istras
De la doleur qui t'est estruite.
Einsi li un pour l'autre luite.
Au jugement rasembleras
La char o tout l'ame pardras.
(I78r Sp. b)
Cors, de noient viens et rêvas.
Cors, vanite est de tes dras.
De ton orgueil et de ta chiere.
Cors, trop est maie ta maniere ;
Cors, tu te fes roons et gras
En coupes d*or et en enhas
Plus que a Dieu nostre sauvere.
Pou te remembre de la bière
Et de Tostel ou tu gerras.
La mort prent le haut et le bas;
Pour ce est elle droituriere
Qu'elle met ce devant derrière.
(178 r Sp.a)
Cors, tu fes l'ame grant rancune,
Tu ies saoul, ele est geune,
Mes la mort vient toute abrivee.
18 le] ne 21 t'est] est 23 La char] Le cors 26 est] et
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 5 I
Qui fìert cascun et pais cascune,
Qui fait laissier quantc'on aune
42 Et I'orguel et le grant posnee,
Que tu as cascun jor menee.
Tost est sa cars tainte et muee,
Qui de mal faire estoit commune;
Ta maisons est povre et quarree,
Laiens porris geule baee;
48 Ja n'i verras sole! ne lime.
(10^ Sp. a)
Cors, tu te fais por avoir prince,
Puis t'enceust on en une cince,
Mais a la mort es ajoustes;
Nus ne te baigne ne recince
Mais quant li vers te mort et pince
54 Es oels, es bras et es costes.
Par toi ne pues estre rostes;
En tel ostel es acostes
U cascuns os en ta pel crince;
Tost est tes orguels amortes,
Par nului n'es reconfortes;
60 On ne te ploie ne espince.
(lor Sp.b)
Cors, quant tu es aies a fìn,
Adont se daiment orphenin
Ti enfant et ta feme pleure.
D'un rice drap alixandrin
Cuevrent le bière ti vosin
66 Pour le siècle ke on ouneure;
La crois aportent c'on aeure.
Adont vauroient sans demeure
Enfant et parent et cousin
Qu'enfois fusses sans demeure,
Si partiroient en es l'eure
72 Tout ton argent et ton or fìn.
Qui tout l'orgueil et la posnee.
Qui fìert chascun et puis chascune;
Tout fet lessier quantqu'en aune.
Quant a la mort est amenée
La char, tost est tainte et muée,
Qui de mal faire estoit commime;
Puis ne verras darte ne lime;
Ta meson est basse et quarree,
Laiens porrist geule baee.
(lyyr Sp.b)
Li bons ce fet par avoir prince,
Puis le coust l'en en une cince;
Quant a la mort est ajostez,
En tel ostel est acostez.
Ou nus ne baingne ne ne rince
Mes quant li ver le mort et pince
Es iex, es bras et es costez;
Ja par lui ne sera ostez,
Et chascun os en sa pel cince.
Nus ne le plaie ne ne pince;
Tost est ses orgex amortez;
Par nului n'est reconfortez.
(177V Sp.a)
Hom, quant tu ies alez a fìn,
Adone se claimment orfelin
Tuit ti enfant, ta fame pleure.
La croiz aportent qu'en aeure;
D'un riche drap alixandrin
Ceuvrent la bière ti voisin
Pour ennorance par deseure.
Adone vendroient sanz demeure
Enfanz, parentes et cousin
Pour ton argent et ton or fìn,
Qu'enfouiz fusses en es l'eure,
Si partiroient sanz demeure.
41 Qui tost fait laissier quan c'on aune 47 porris] porroies 50 ten-
teust; cnceust picard. Form 54 cotes 56 ascostes 58 amortéis 68 vau-
roies 70 fussies
Aile hier angeführten Strophen des Dit du cors und noch
andere desselben Stückes finden sich mit geringen Abweichungen
im Gedichte des Roi de Cambrai wieder, wie letzteres von der
Hs. 12471 geboten wird (vgl. G.Paris im Alexius S. 212, 8, van
Hamel, Romans de Carite XdU Anm. 4 und Naetebus a.a.O.
127.54.
52
H. ANDRESBN,
Dafs Geffroî aber auch den zuletzt genannten Dichter benutzt
hat, können folgende Parallelstellen deutlich machen :i
Li Rois de Cambrai
(32 V Sp.a)
Gens, qui ne menés vie honeste,
Qui aves fait tante moleste,
Dont Dius est vers vos couredes;
En paradis est grans li feste:
En' est dont faus qui ci arreste,
6 Qui de nul mal est entecbies?
Pules, car vous esleecies,
Vers paradis vous adrecies
Si flourires comme geneste.
Car qui ert pris en lais pedes
n ert en infer trebucies
12 Vilainnement devers le teste.
(ebd.)
Par droit deust estre li ame
Del cors commanderesse et dame,
Mais de poissance n'i a gaire:
1Á cors se dore et si s'estame.
De toutes pars ades l'entame,
i8 Sa vie en est prouvos et maire;
Trop a ci cruel adversaire.
E las, com dolereuse paire
Puis que li uns l'autre forsane!
Li cors l'a ciere par contraire.
Mais il ne puet a l'ame plaire,
24 L'uns abat l'autre de s'escame.
(32 V Sp.b)
Li cors est pere et Pâme est fìlle.
Mais la cars son enfant esdlle.
Souvent le cancie et barate;
Li cors n'en donroit une cille,
Car il moult noblement s'estille,
30 Tous les déduis quiert et acate;
Li cors est cas et l'ame est rate.
Car il le mort et pince et grate.
Moût le conroie d'aspre estrille;
Geffroi de Paris
(178V Sp.a)
Cors, qui ne mainnes vie honeste,
Qui avez fait tante moleste,
Dont Diex est vers vous corrouciez,
Qui de grant mal iestes chargiez:
Em paradis est grant la feste.
Donc n'est moult fox qui ci areste?
Peuples, quar vous esleesciez,
Vers paradis vous adreciez
Si flouriroiz comme geneste.
Vilainnement devers la teste
Sera en enfer trébuchiez
Cil qui iert pris es laiz péchiez.
(ebd.)
Par bon droit deust estre l'ame
Del cors commanderesse et dame,
Mes de puissance n'i a gueires.
He, comme dolereuse pere!
Le cors se dore et estaime.
De toutes parz ades l'entaime,
Sa vie en est prevost et maire;
Trop i a cruel aversaire
Puis que li uns l'autre seursame;
L'un abat l'autre de s'eschame.
Li cors l'a chiere pour contraire,
Mes il ne puet a l'ame plere.
(178 V Sp.b)
Li cors est pere, l'ame fille.
Mes la char son enfant essille,
Sovent la conchie et barate;
Touz les deduiz quiert et achate.
Li cors n'en dorroit une bille,
Que il moult volentiers s'atille.
Li cors est chaz et l'ame rate.
Que il la mort et puce et grate,
Moult la conroie d'aspre estrille;
7 eslecies 9 flouries 16 Li c. s. d. et li estame 33 estille
* Von dem Gedichte des Roi de Cambrai führe ich mit Absicht eine
gröfsere Anzahl Strophen zur Vergleichung an, weil dasselbe zwar schon
wiederholt als durch Inhalt und Form bemerkenswert gerühmt worden ist,
aber bis zur Stunde noch keinen Herausgeber gefunden hat.
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 5 I
Qui fiert cascun et puis cascune,
Qui fait laissier quantc'on aune
42 Et l'orguel et le grant posnee.
Que tu as cascun jor menee.
Tost est sa cars tainte et muee.
Qui de mal faire estoit commune;
Ta maisons est povre et quarree,
Laiens porris geule baee;
48 Ja n'i verras sole! ne lune.
(lor Sp. a)
Cors, tu te fais por avoir prince,
Puis t'enceust on en une cince.
Mais a la mort es ajoustes;
Nus ne te baigne ne recince
Mais quant li vers te mort et pince
54 Es oels, es bras et es costes.
Par toi ne pues estre rostes;
En tel ostel es acostes
U cascuns os en ta pel crince;
Tost est tes orguels amortes,
Par nului n'es reconfortes;
60 On ne te ploie ne espince.
(lor Sp.b)
Cors, quant tu es aies a fin,
Adont se claiment orphenin
Ti enfant et ta feme pleure.
D'un rice drap alixandrin
Cuevrent le bière ti vosin
66 Pour le siècle ke on ouneure;
La crois aportent c'on aeure.
Adont vauroient sans demeure
Enfant et parent et cousin
Qu'enfois fusses sans demeure,
Si partiroient en es Peure
72 Tout ton argent et ton or fin.
Qui tout l'orgueil et la posnee,
Qui fiert chascun et puis chascune;
Tout fet lessier quantqu'en aune.
Quant a la mort est amenée
La char, tost est tainte et muée,
Qui de mal faire estoit commune;
Puis ne verras darte ne lime;
Ta meson est basse et quarree,
Laiens porrist geule baee.
(lyyr Sp.b)
Li bons ce fet par avoir prince.
Puis le coust l'en en une cince;
Quant a la mort est ajostez.
En tel ostel est acostez.
Ou nus ne baingne ne ne rince
Mes quant li ver le mort et pince
Es iex, es bras et es costez;
Ja par lui ne sera ostez.
Et chascim os en sa pel cince.
Nus ne le plaie ne ne pince;
Tost est ses orgex amortez;
Par nului n'est reconfortez.
(177V Sp.a)
Hom, quant tu ies alez a fin.
Adone se claimment orfelin
Tuit ti enfant, ta fame pleure.
La croiz aportent qu'en aeure;
D'un riche drap alixandrin
Ceuvrent la bière ti voisin
Pour ennorance par deseure.
Adone vendroient sanz demeure
Enfanz, parentes et cousin
Pour ton argent et ton or fin,
Qu'enfouiz fusses en es l'eure.
Si partiroient sanz demeure.
41 Qui tost fait laissier quan c'on aune 47 porris] porroies
teust; enceust picard. Form 54 cotes 56 ascostes 58 amortéis
roies 70 fussies
50 ten-
68 vau-
AUe hier angeführten Strophen des Dit du cors und noch
andere desselben Stückes finden sich mit geringen Abweichungen
im Gedichte des Roi de Cambrai wieder, wie letzteres von der
Hs. 12471 geboten wird (vgl. G.Paris im Alexius S. 212, 8, van
Hamel , Romans de Caritè Xdll Anm. 4 und Naetebus a. a. O.
127, 54.
54
H. ANDRESEN,
(35 ' Sp. a)
Las se puet bien damer sans faille
Qui en infer porte se taille.
Car il i est mal receus:
Li uns le fiert, Pautre le maille,
N'i a celui qui ne l'asaille;
78 Bien est hounis et deceus,
Mais a tart s'est aperceus.
Mar i a les déduis eus,
De coi li ame se travaille.
Lais en est et desconneus;
Cascun jour art et flame et sus,
84 Ja n'iert finee la bataille.
(35 ' Sp. b)
Gens, qui entention aves.
Qui par Tescriture saves
Que nus ne puet avoec Diu vivre.
S'il n'est espurgies et laves,
Mauvaisement vous abreves
90 Selonc les paroles del livre.
Mais li dyables vous enivre,
Qui cascun jour vous fait grant
quivre;
Grant mal faites qui le serves.
Prendes l'aignel, laissies la wivre.
Si seres de celui délivre
96 Qui plus les rices fait derves.
(ebd.)
Cil deust bien penser tondis
A la joie de paradis.
Qui jue es vieus pecies et baie,
Car lassus est grans li delis
De flours de roses et de lis.
102 £ Dius, corn gloriouse sale,
U ims ne porte coulour pale!
N'i a mestier trésors ne maie,
Car nus n'i est onques mendis.
Mais cils qui en infer avale
Endure la dolour si maie,
108 Qu'il ert toustans ars et boulis.
(182V Sp. a)
Fox se puet bien clamer sanz faille
Qui en enfer porte sa taille.
Que il i est mal receus;
Bien est honniz et deceus:
Li uns le fiert, l'autre le maille,
N'i a mal fez qui ne l'asaille;
Trop c'est a tart aparceuz.
Mar i a les deduiz eus.
Par quoi si l'ame se travaille.
Ja n'iert finee la bataille:
Chascun l'art et flambe desus;
Lez en est et desconneuz.
(175 V Sp.b)
Cors, qui entencion avez,
Qui par l'escreture savez
Selonc les paroles del livre.
Que nus ne puet avec Dieu vivre.
S'il n'est espurgiez et lavez,
Mauvesement i entendez;
Mes H deable vous enivre.
Qui chascun jor vous fet grant cuivre;
Grant mal faites qui le servez.
Que les plus riches fet desvez.
Pregniez l'aingnel, lessiez la guivre
Si seroiz del malfe délivre.
(182V Sp.b)
Cil deust bien penser toz dis
A la joie de paradis,
Qui es viex péchiez june et baille.
Ahi com glorieuse salle!
Que lassus est li granz delis
De fleurs de roses et de lis.
Ne nus n'i porte coleur pale;
N'i a mestier trésor ne maie.
Que nus n'i sera ja mendis.
Mes cil sera toz tens broiz
Qui en enfer vet et avale
En la doleur qui tant est maie.
(38 r Sp.b) (I77r Sp.a)
Li hom ne se doit pas déduire Li hom ne se doit pas déduire
En faus déduit que tost ne muire. En fol deduist que tost ne muire.
76 L'uns 77 s'asaille N'i a malfe (z»^/. G.) ist besser als was 1247 1
bietet 83 ist hier verderbt, befriedigt aber auch bei G, nicht 89 abreves]
abrieves 91 vous] nous 104 mestiers
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 55
Car la mors vient qui pas ne muit.
En son venir ne veut pas muire,
Ains fiert si coiement sans bruire
114 Que le jour fait devenir nuit.
Drois est ke cele nuis anuit.
Prenge cascuns hom tel conduit
Que sauvement le puist conduire,
Que li clers jors ne li anuit;
Que cil ierent sans fin destruit
120 Qui le clarté ne verront luire.
(39'- Sp.b)
Tost est outres qui la mort pile.
Autresi bien s'aguille enfile
Al plus vaillant come au plus bas.
N'i a mestier mais tours ne gilè;
Ocis en a plus de cent mille
126 Qui fasoient de li lor gas.
Tes keust par cointise ses bras
Qui le porte desous ses dras;
Tost met novel signour en vile.
Par foi, n'i a mestier baras,
Car tost iermes pris a ses las
132 Si com la nasse prent Panguile.
(39 V Sp. b)
A cel grant jour amer et fort
Ierent tout amende li tort,
Et H méfiait vies et nouvel.
Li jugemens iert sans confort.
Tout resusciteront li mort,
138 Quant il oront le grant apel;
N'i perderont un seul cavel.
N'i ara ladre ne mesel,
Sourt ne muel, contrait ne tort;
La n'ierent pas cil damoisel.
Qui ci demainnent lor revel;
144 Cis jugemens iert sans deport.
(ebd.)
A cele cort n'amenront mie
Li haut baron lor grant maisnie,
N'i porteront drap de samis;
Que la mort si vient a un bruit,
Qui le jor fait devenir nuit;
En son venir ne veut pas nuire,
Ainz fiert moult coiement sanz bruire.
Drois est que cele nuit ennuit.
Preingne chascun hom tel déduit
Que sauvement le puist conduire.
Qui la clarté ne verra luire-
n sera bien sans fin destruiz;
Li cler jor leur devendrá nuiz.
(182 r Sp.b)
Bien est outres qui la mort pile.
Autresi bien s'aguille enfile
Au plus vaillant coume au plus bas.
Diex coust par cointise ses dras,
Qui la ceuvre desouz sa robe,
La ou moult est cointes et gobe.
Tost met nouveil seingneur en mile.
Si com la nasse prent l'angille,
Serons trestouz pris a ses laz.
Par foi, n'i a mestier baraz,
N'i a mestier trestor ne gille;
Occis en a plus de cent mile,
Qui fesoient de lui leur gas,
Quant il estoient sains et gras.
(181 V Sp.b)
A cel grant jor amer et fort
Seront tuit amende 11 tort.
Et li mesfet viez et nouvel.
Quant il orront le grant apel,
Tuit resusciteront H mort;
Li jugemenz iert sanz deport.
Ja n'i pardront un seul cheveil.
N'aura malade ne mesel,
Sourt ne muet, contret ne tort.
Cil jugemenz iert sanz deport.
Que feront lors li damoisel
Qui ci demainnent tel revel?
(182 r Sp. a)
A celle court ne mainront mie
Li haut baron leur grant mesnie,
N'i porteront dras de samis.
113 Ausi fiert si coiement 121 outre mor 130 mestiers 131 iermens
Der Text bei Geffroi ist verderbt; auch sind nicht beide Reime durch-
¿geführt und es liegen vierzehn Zeilen vor statt zwölf, 137 resussisteront
138 aront 143 bei G, li] si
56
H. ANDRESEN,
N'i ara mestier baronnîe
Ne valor de cevalerie;
150 Plus tost la iert arrière mis
Li rices horn que li mendis;
La pour parage n'iert ois
De raison nule ke il die.
Moût ert dolans et amuis
Qui la fera de paradis
156 La dolerouse départie.
Ne veir ne harmine ne gris;
N*i aura mestier baronnie
Ne grant pris de chevalerie;
Plus tost seront arrière mis
Li riche homme que li mendis;
Touz en soiez seurs et fiz.
Ja par parage n'iert oîz
Li riche de riens que il die.
Qui la dolente départie
Fera ilec de paradis
Moult iert dolenz et ennuis.
(ebd.)
Sa droite part aura chascuns,
Ausi li blans comme H bruns.
Selonc ce qu'il deservirá,
Diex a chascun son droit rendra.
Li jugemenz sera communs,
Mes assez iert pires aus uns.
(40 r Sp. a)
Sa droite part ara cascuns,
Ausi li blans comme li bruns
Selonc cou qu'il deservirá;
Li jugemens sera communs,
Mais asses iert pires as uns.
162 Di us a cascun son droit donra.
Ja amparles n'i parlera.
Droiturierement jugera
Les desloiaus et les enfruns;
Et sacies bien k'il salverà
Celui qui por s'amor ama
168 Cels qu'il vit povres et geuns.
149 valors 150 \a fehlt 152 ois] jois Auch hier ist der Text hei
G. verderbt und er bietet wiederum vierzehn Zeilen, 157 pars 162 bei G.
chascuns Auf V, 162 folgt hier die Bearbeitung der Verse I2I — 132 des
Roi de Cambrai, 163 amparlies
Eine Betrachtung der mitgeteilten Parallelstellen zeigt, dafs
G. de Paris das was er aus dem Dit du cors und dem Regret
Nostre Dame in sein Werk aufgenommen, nicht in derselben
metrischen Form wiedergegeben hat, in welcher diese beiden Ge-
dichte verfafst sind. £r hat nicht die bekannte Form aabaabbbabba
angewandt, sondern die Form aabbaabbaabb.^ Dasselbe gilt im
Ganzen auch von seiner Bearbeitung des Gedichtes „Bien deussons
essample prendre" (s. weiter unten). Doch vgl. dort Strophe V.
Das Verhältnis, das Genroi zu diesem Gedichte einnimmt, ist
im Einzelnen folgendes: Bearbeitet hat er die Strophen I — XL (vgl.
Hs. 1526 Bl. 171^ Sp. a — Bl. 175^ Sp. b), sowie die Strophen LI —
LVU (s. ebd. i8r Sp. a— 181^ Sp.b) und die letzte Strophe LVIII
(s. ebd. 182^ Sp.a). —
Wenden wir uns nun dem Inhalte des Gedichtes „Bien deus-
sons essample prendre" zu, so ist zunächst zu bemerken, dafs es
^ Dieses Schema einer zwölfzeiligen Strophe scheint sonst kaiun vorzu-
kommen. Bei Naetebus fìndet sich kein Beispiel verzeichnet.
A7RZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 57
im Katalog der Natíonalbibliothek und in der Hs. selbst mit Un-
recht als ein Gedicht über den Tod (Li ver de le mort) bezeichnet
wird. Es ist nämlich keineswegs wie etwa Helinands berühmte
und die von Windahl veröffentlichte Dichtung eine eigentliche Be-
trachtung über den Tod, sein Inhalt vielmehr folgender: Ein reicher
Mann hatte einen Freund, dem er alles was dieser nur begehren
mochte zukommen liefs, so dafs ein Verwandter, der weit eher
hätte berücksichtigt werden sollen, darben mufste. Aufser dem ersten
Freunde besafs er noch einen zweiten, den er gleichfalls mit Geld
und kostbaren Kleidern bedachte. Ferner liefs er einem Armen,
der bettelnd hin und wieder in sein Haus kam, Freundlichkeiten
erweisen; indessen hatte er diesen letztern durchaus nicht so lieb
wie die beiden andern. Er selbst hing ab von einem hohen Ge-
bieter, dem er über die Verwendung seiner Einnahmen Rechen-
schaft schuldete. Als nun der Tag der Abrechnung wieder heran-
nahte, wo er vor seinen Gebieter treten sollte, wurde er von
grofser Bangigkeit erfafst, denn er war sich wohl bewufst nicht
redlich gewirtschaftet zu haben. Er bittet darauf seinen ersten
Freund statt seiner vor dem Gebieter zu erscheinen. Derselbe
weigert sich jedoch den Auftrag zu übernehmen. Die gleiche
schlimme Erfahrung macht er beim zweiten Freunde, der sich in-
dessen bereit erklärt, ihn mit einem Mantel zu versehen und bis
zur Thür des Gebieters zu begleiten. Den dritten Freund da-
gegen, den er so stiefmütterlich behandelt hat, findet er nach
kurzer Unterredung willig ihn vor dem Gebieter zu vertreten und
die grofse Schuld, die er zu bezahlen hat, für ihn abzutragen.
Die ganze Erzählung ist, wie wir von Str. XXVllI an erfahren,
eine Allegorie. Unter dem reichen Mann ist der reiche Mann der
Schrift zu verstehen; der hohe Gebieter ist Gott, der erste Freund
bedeutet den Leib, mit dem zweiten Freund sind Weib und Kind
gemeint, die den Reichen, wenn er gestorben, mit einem Tuch
(der Mantel des zweiten Freundes) bedecken; der dritte Freund
stellt die Mildthätigkeit gegen Arme vor, die die Seele des Menschen
vom ewigen Verderben rettet. — Nachdem er dann noch einmal
den Wert des Almosengebens eindringlich hervorgehoben, klagt der
Dichter von Str. XL an über den Mangel an Glauben und Gottes-
furcht, der in der Welt herrsche und dem es zuzuschreiben sei,
dafs Jerusalem noch immer in der Gewalt der Ungläubigen schmachte.
Es folgt dann von Str. XL VI an noch ein Gebet, sowie Str. LI ÍF.
eine Betrachtung über das Ende der Welt. —
Was in den Strophen II — XXXV berichtet wird, ist nun dem
Kern nach nichts Andres als die aus Barlaam und Joasaph bekannte
Parabel von den drei Freunden. In der umfassenden Studie, welche
Ernst Kuhn dem berühmten Werke gewidmet hat,^ ist von ihr S. 77
die Rede (dazu Nachtrag S. 87).
^ Abhandlungen der philosophisch - philologischen Klasse der Königlich
Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 20. Band, erste Abteilung (1894).
53 H. ANDRESEN,
Abgesehen von der vorher angefahrten kurzen Erwähnung, die
unserm Gedichte zu teil geworden, ist dasselbe, wie es scheint,
unbekannt geblieben. Die Bearbeitung der Parabel schliefst sich
als vierte den drei andern altfranzösischen Bearbeitungen an, die
bis jetzt veröffentlicht sind,^ nämlich der des Gui de Cambrai
(Ausgabe von Zotenberg und P. Meyer S. 73 — 79; 236 achtsilbige
Verse), der des Jean de Conde (Ausgabe von Scheler HI, 1 1 1 flf. ;
154 achtsilbige Verse) und der Version, die in die dramatische
Bearbeitung der Legende übergegangen ist (gedruckt im Anhang zum
Gui de Cambrai; s. dort S. 390; sowie in den Miracles N. D. p. p.
G. Paris et U. Robert t. III; s. dort p. 268; 65 achtsilbige Verse).
Strophe XLV (Vers 532) wird als Verfasser des Gedichtes Hues
li Rois genannt. Eüermit ist vermutlich derselbe Dichter gemeint,
von dem das Regres Nostre Dame herrührt und der sich dort als
Rois de Cambrai bezeichnet. Dies darf um so eher angenommen
werden, als letzteres Stück in der Hs. 12471 unserer Dichtung
unmittelbar vorhergeht^
Strophe XL enthält eine Anspielung auf drei Persönlichkeiten,
die lässig seien das Kreuz zu nehmen. Die ganze Hindeutung ist
jedoch so unbestimmt gehalten, dafs kaum eine Vermutung gewagt
werden kann wer gemeint sein mag. Indessen ist es doch sehr
merkwürdig, dafs unser Stück mit dem Dit dou vrai aniel darin
übereinstimmt, dafs auch in diesem gerade auf drei Persönlichkeiten
hingewiesen wird, durch deren thatkräftiges Vorgehen das heilige
Land zurückerobert werden könnte. Auf Grund dessen was der
Dichter von diesen Dreien aussagt ist es dem Herausgeber (s. S. X fF.
der zweiten Auflage) gelungen festzustellen, dafs unter denselben
König Philipp III. von Frankreich, Graf Robert II. von Artois und
Graf Guido von Dampierre zu verstehen sind. Es handelt sich hier
um drei Fürsten, von welchen der Dichter nur Gutes zu rühmen
weifs und auf die er gerade deshalb mit Bezug auf die Befreiung
Jerusalems die gröfsten Hoffnungen setzt. Der Verfasser unseres
Stückes sagt dagegen von den Dreien, die er meint (475 ff.):
„Armut hält diese drei davon zurück (nämlich ihre Scheu zu über-
winden das Kreuz zu nehmen), die wahre Heilige sein würden,
wenn ihre Not ganz echt wäre" (d. h. wenn sie sich wirklich grofse
Entbehrungen auferlegen müfsten. Sie übertreiben aber). Diese
Worte sind, wie gesagt, so unbestimmt und allgemein gehalten,
dafs sich aus ihnen nichts Näheres darüber schliefsen läfst wen
der Dichter etwa im Auge hat
* *
* Chardry hat die Parabeln in Barlaam und Joasaph überhaupt nicht
bearbeitet
3 Dafs unter den drei Bezeichnungen Hues li Rois, Li Rois de Cambrai
und Hues de Cambrai ein und derselbe Dichter zu verstehen sein dürfte, hat
Söderhjelm vor kurzem in der Romania XXV (1896), 449 if. sehr wahrschein-
lich gemacht
A7RZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 59
Der Reim des Textes ist bis auf zwei Stellen (s. Ânm. zu 47
und 190) mit Genauigkeit durchgeführt. — Ein Fall, wo unbe-
tontes e am Ende eines mehrsilbigen Wortes im Hiatus steht, kommt
in dem Gedichte nicht vor. In Betreff der Elision des Vokals ein-
silbiger Wörter sind die bekannten Regeln beobachtet. Hervor-
zuheben ist hier etwa, dafs Elision bei //, dem Sing. mase, des
Artikels, nirgends begegnet (dagegen // avoirs 240, li autres 399,
U horn 430, li escris 668), sowie der Fall von Aphärese qui^st =
cm est 403. Ungewöhnlich ist nur die Elision bei /w, die wir 133
anzunehmen haben. Dieselbe fällt jedoch deshalb weniger auf,
weil das Gedicht, wie wir sogleich sehen werden, picardischen Ur-
sprungs ist In solchen Werken ist sie aber auch sonst anzutreffen,
wie Tobler zeigt, Versbau^ 55. Enklitisch finden sich nur die
Formen des Artikels le und les gebraucht, d. h. del^ al u. s. w. ; dazu
jel 382, nes (Hs. neí) 546. — Schwankend verhält sich wie in
andern altfr. Dichtungen nient. Zweisilbig steht es 691, einsilbig
472, dazu noient 643. Die ursprünglich nur zweisilbigen Endungen
-iens und "tes des Imperfekts bezw. Konditionals sind an den beiden
Stellen, wo sie auftreten (470 und 472), gleichfalls einsilbig ge-
braucht Richtig steht ^iens einsilbig 601 in der i. Plur. Präs. Konj.
vdliens (Hs. vellens), —
Dais unser Gedicht einen Picarden zum Verfasser hat, geht
ans einer Durchsicht der Reime hervor, die Folgendes als picar-
dische Merkmale ergiebt:
i. Es sind Strophe VI durch den Reim verbunden deus : lin-
cens : cateus : osteus : desireus : couvöiieus. Dieser Reim schliefst sich
denen an, die Tobler (Vrai anieP XXIX) aus picardischen Werken
anfuhrt: deus : amour eus : deus : tineus : morteus : seus.
2. Strophe XVI finden sich die Formen vignes, devignes. Dies
i im ie ist namentlich in picardischen Texten anzutreffen; vgl. Neu-
mann, Zur Laut- und Flexionslehre des Altfr. S. 56 ff., Foerster im
Chev. as .II. espees XXXVII, Suchier im Aucassin 65, 28.
3. an und en bleiben im Reime getrennt; vgl. einerseits
Strophe XVII, XXXIV, XL, LV, anderseits Strophe I, XXI, XXXVU,
XL VII, LU, LVIIL Die Unterscheidung tritt besonders deutlich
Strophe V hervor, wo die beiden Reime ant und ent sich ablösen.
Dafs der Dichter neben dolant (in der letzten Zeile dieser Strophe)
ebenso wohl dolent im Reime verwendet (XIX, XXXVU, XLVII),
hat nichts Auffallendes, da das Wort sich ja schwankend verhält.
Dasselbe gilt von couvenent XIX, das von couvent beeinflufst sein
wird (Foerster in Rieh. 1. b. XIX; vgl. Wamke, Marie de France
XXVni). An zwei Stellen ist jedoch auch sonst en mit an ge-
bunden: Strophe XLV reimt toutans (d. h. tous tans) und Strophe LVI
ensiani (urspr. ensient) mit Wörtern auf ans bezw. ant. — ai und ei,
die sonst auseinandergehalten werden, mischen sich vor Nasal:
daerains : plains {planum) : vilains : mains : atains : plains {plenum)
LUI; s. femer XrV, XXXIX; ebenso maint \ faint {ïxa feint) u. s. w.
XL, graindre : destraindre (fur destreindre) u. s. w. XLI.
6o H. ANDRESEN,
4. c vor ^, ie^ ;, die aus a entstanden sind, behält den guttu-
ralen Laut. Derselbe ist, wie gewöhnlich im Aucassin (Suchier 57, 2)
und mehrere Male im Chevalier as .IL espees (Foerster LUI), nicht
durch k oder qu^ sondern durch c bezeichnet Strophe XXX VU in
rice : cice : afice : anice : afice. Mit diesen Wörtern ist gebunden
justice^ wo urspr. / vor /* + Vokal vorliegt, ein Laut, der sonst picar-
disch auch durch ch ausgedruckt wird (s. Suchier a.a.O. 61, 11,
Neumann a. a. O. 78). Derselbe Fall Strophe XXXV. Hier reimen
blance, estance mit ramembrance, demourance^ obliance^ demotis trance. Solche
Reime sind auch in andern picardischen Werken nicht selten; vgL
f ranee : France (Tobler, Vrai aniel 2 XXI) blanche : demourance\ place :
esrcue im Chev. as .11. espees (Foerster LUI). Vgl. Neumann a.a. O. 76.
5. Strophe XXV bietet durch den Reim gesichert die Parti-
cipialform trau. Formen wie diese, wo sich isoliertes / im Aus-
laute erhalten hat, sind aus picardischen Werken bekannt; s. be-
sonders Neumann 103. Der Aucassin bietet dies / nur an zwei
Stellen (Suchier 58, 4), häufiger Gui de Cambrai (KruU 25) und zwei
Handschriften des Julius Cesar hrsg. von Settegast; s. dort XXIL
6. / (i/) + j im Auslaute wird nicht durch z wiedergegeben,
sondern durch s. Wie im Aucassin (Suchier 62, 13) kommt auch
in unserm Gedicht z überhaupt gar nicht vor. —
Das Gedicht gehört zu denen, bei welchen sich aus den
Reimen erweisen läfst, dafs der Verfasser hinsichtlich der Regel
vom Flexions -j sehr genau verfuhr, da eine grofse Anzahl von
Nominativen Sing, und Plur. mase, als Reimwörter gebraucht worden
sind. So Sing, amis 142, argens 226, tors 345, esperis 364, 597,
escus 384; Adjektiv und Particip: Überaus 201, mus 373, secans 399,
esmaies 22g; Plural losengeour 305, enfant 398, vestement 438, con^
frere ^22^ tirant 669; Adj. und Part.: saint 476, mescreu 508,
grant 661. — Masculina, denen ursprünglich kein s zukommt, wie
pere, sire, begegnen im Reim an vier Stellen, an allen vier ohne s\
sire 445, pire 448, gouverner e 523, pere 524. — Bei den Femin.
dritter latein. Deklination ist das s gleichfalls an einer Reihe von
Stellen gesichert, nämlich in mors 341, maisons 406, fains 462,
mers 638; Adj. und Part: vaillans 531, grans 534, plaisans 536,
pesans 653. Ferner steht 57, auf ein Femin. bezogen, die Form
grant (c. obi.) — Weil der Dichter im Reime korrekt ist, sind auch
die Formen im Innern des Verses rices, damaiges u. a., die hier
vor Vokal stehen (13, 25, 37, 49, 402, 483 u. s. w.) als beweis-
kräftig zu bezeichnen, d.h. es darf angenommen werden, dafs das
s nicht erst auf Rechnung des Schreibers kommt Da sich femer
in unserm Gedichte unter derselben Bedingung, d. h. vor Vokal,
an mehreren Stellen das s im Nomin. Sing. mase, auch da findet,
wo es ursprünglich kein Recht hat, wie in povres 264, autres 399,
aigres 637 (aber 259 und 297 pafst nur sire in den Vers), solche
Formen aber, wie wir sahen, sich durch den Reim nicht als dem
Verfasser geläufig erweisen lassen, so wird geurteilt werden müssen,
dafs er in diesem Punkte, wie so manche andere Dichter der besten
AVRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 6 I
Zeit, z. B. Chrétien von Troyes (Foerster im Cliges LXXV, im Yvain
in 5370), keine Regel beobachtete, sire z. B. kommt auch bei
diesen weit häufiger im Reime vor als sires^ allein zunächst wohl
nur deshalb, weil sich zu der erstem Form bequeme Reimwörter
darbieten, zur letztem weit weniger. — Ein Vokativ kommt in dem
Gedichte im Reim nicht vor. Der Nominativ des Eigennamens
Jhesucrist hat das s (667).
Was die Konjugation anbetrifft, so ist hervorzuheben, dafs die
I. Sing. Prs. Ind. von Verben i. Konjugation ohne e an vier Stellen
im Reim begegnet: cont 37, apresi 217, presi 218, pens 222, —
Aus der Silbenzählung des Verses ergiebt sich fur die Sprache
des Dichters noch Folgendes:
a) Als Nomin. Sing, des weiblichen Artikels gebraucht er neben
là audi //*. Beweisend sind natürlich nur die Stellen, wo // vor
Vokal steht; allein die Zahl derselben ist nicht ganz unbeträchtlich:
Ü ame 394, It escriture 397, 409, 436, li autnosne 414, li eskiele ^12.
Ebenso häufig freilich ist /a, dessen a elidiert wird: Pame 412,
P escriture 609, 627, Paumosne ^22^ P ordure 6^2, P aspre mors 679.
b) Von Adjektiven, die im Lateinischen für Masculinum und
Femininum dieselbe Form aufweisen, gebraucht der Dichter, was
das Femin. anlangt, gewöhnlich nur die mit dem Mase, gleich-
lautende Form. Dies ist aus dem verhältnismäfsig sehr häufigen
Vorkommen dieser Form zu schliefsen: vil 11, 1 10, grant 80, 87
97» 295, 350, 689, tel 62, 226, 544, fort 444; Plural grans 79»
267, 389, 450, 566, 677, cruels 558. Daneben ganz vereinzelt
grande 273, Plur. grandes 559.
c) Es ist wahrscheinfich, dafs dem Verfasser nicht nostre^ vostre,
sondern nos, vos die geläufigen Formen waren, denn ersteres be-
gegnet als konjunktive Form nirgends, letzteres 473, 482.
d) Er wendet von Verben der 2. schwachen und der starken
Konjugation im Futurum mit Vorliebe die durch Einschiebung
eines e verlängerten Formen an: entenderont ^iS, meteront ^20, per-
derás 580, mouveront 604, arder ont 605, arderà 608, 641, s'espan-
dera 61 0 u. s. w. Seltener erscheinen die ursprünglichen Formen:
aprendres 11, s'esmouvra 621.
e) Die latein. eram einerseits, ero andrerseits entsprechenden
Formen werden, wie ja auch sonst kaum je in einem altfr. Texte,
in dem Gedichte nicht auseinandergehalten. Eine richtige Imper-
fektform ieres {eras) steht 264; aber in der dritten Person Sing,
findet sich statt ere oder iere {erat) durchgehends ert oder ierti
22, 351, 477, gleichlautend mit der Futurform (114, 115, 194,
240, 596 u. s. w.) und umgekehrt in der i. Sing. Fut. iere (statt
^^) ^39» 239, 258. An der letztem Stelle könnte unbeschadet
der Richtigkeit des Verses ier eingesetzt werden.
Von den angeführten Punkten ist der unter c genannte als
weiteres picardisches Merkmal anzusehen, das sich den aus den
Reimen gewonnenen anschliefst —
62 H. ANDRESEN,
Auch der Kopist, der uns das Gedicht überliefert hat, war
Picarde. Zu den im Reime hervortretenden picardischen Merk-
malen gesellen sich, was das Innere des Verses anbetrifft, noch
folgende:
a) c vor urspr. a behält seinen lateinischen Lautwert (vgl.
Suchier im Aucassin 57, i): cars g, camel i^, 123, escarsemeni ^^,
cateus 67, car ir e 114, caui 191, 205, noncaloir 271, carite 276, por-»
cacas 283, cargies 295, cavee 363, acaioies 381, caitives 555, caroi"
gnes 562, pourcacent 568, escaper 622, cärues 626, caes 662, canteni
692 u. a. m. Der Schreiber verfahrt hier mit gröfster Genauigkeit.
ß) c vor e, />, /', die aus a entstanden sind, sowie germa-
nisches k vor urspr. e und / (s. Suchier ebd, 57, 2) bleibt guttural.
Der Kopist hat diesen Laut meistens durch c ausgedruckt, zuweilen
durch k^ ganz vereinzelt durch qu\ couctes 10, rices 13, 25, 37, der
45, 284, cemise 66, rekingnes (von kinan\ s. Foerster, Ztschr. III, 265
und Yvain zu 648) 186, rede/ 255, meskief 258, pedes 416, 584, 678,
eskiele 512, «(/" 520, peceors 548, esquiver 551 u. s. w. Auch hier
bleibt der Kopist konsequent ; daher ist chevaus 1 8 als Schreibfehler
anzusehen und in cevaus zu ändern.
y) c vor e oder /" sowie / vor / oder e + Vokal wird durch c
ausgedruckt (s. Suchier ebd. 61, 11): recevoir gg, deceu 144, ¿'/216,
huscier 248, reces 651. So auch im Auslaut: doue, doc 458, 537,
iierc 50 (daneben iiers 411).
â) Es findet sich ai für ä, wie im Chev. as JI. espees (Foerster
XXXIII), aber seltener als dort und fast nur in der Fndung age,
s. Strophe IV, XXVU, aufserdem in montaignes V. 656, 665. Umge-
kehrt steht häufig, gleichfalls wie in dem genannten Werke (s. ebd.),
a für ai\ so in qtäda 200, osera 241, vaura 304, aquitera 307, fasoie
164, pasdble 93, grans 22^. Foerster hat diesen Gebrauch a.a.O.
eingehend besprochen. Zu den von ihm genannten picardischen
Denkmälern kommen u. a. der Aucassin (Suchier 65, 27) und der
Julius Cesar (Settegast XV).
e) d ipi) wird in unbetonter Silbe zu /*, vor mouilliertem / auch
zu e (vgl. Chev. as .IL espees XXXIX, Aucassin 65, 26, Marienlob
7, 9): millor, millour 36, 260, signor y signour 76, 10 1, 128, 302,
314 u. s. w., grignor 76, consillier 131, pissons 461, diiens (decanum)
488, travellie 507, aparrellie 512, velliens 601 (daneben loiiens ¿^go^
proier 553).
g) Die YoxvDi jou ist die gewöhnliche: 145, 146, 182, 184, 190,
217, 222 u. s. w. (yV, ge 37, 284).^ Dsgl. begegnet durchgehends
r^ Diu, Damediu: 151, 241, 292, 372, femer liu 506, 644.
d) Der Accus. Sing, des Artikels Fem. le erscheint neben la
(163, 326, 327, 383, 581) häufig: 86, 164, 219, 260, 295, 303,
371, 380, 444. Auch das persönliche Pronomen lautet le 156,
^ Ebenso kommt in dem Gedichte nur cou vor, nicht ce: 135, 166, 194,
345» 396) während andere picard. Werke daneben ce bieten, z. B. Aucassin 2, 27
{cou 20, II), Cesar 16, il, 17,4 {cou 17, 13).
AFRZ. BBARBBITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 63
413, 425, 427, 429, dagegen das Possessivum ausschliefslich ma,
ta^ sa\ so 51, 65, 75, 88, 91, 273, 379, nicht me, Ä?, se.
i) Gutturales g vor e, i wird durch blosses g ausgedrückt in
atges 605, 638. Ebenso im Cesar (Settegast XXV).
3c) Isoliertes / im Auslaut steht in engigniet 293 (s. oben S. 60
No. 5).
¿) Vereinfachung der Doppelkonsonanz ist nicht selten ein-
getreten: possesion 82, osâtes 230, iere 82, 350, 631 {terre 362, 604,
663), porist 385 {pourris 365, porrie 392, porrira 437), desnorist
388. Umgekehrt hin und wieder Doppelkonsonanz: passible 93,
procainnement 102, vilainne 140, 159, vilainnement 138, 144, main-
tient 600.
li) Die dritte Plur. Perf. des starken Verbums remanoir endigt
auf 'sent'. remesent 467. Vgl. traisent Chevalier as .II. espees 4676
(s. dort LVni), Aucassin 62, 15, J. Cesar XXXI.
V) populum wird zu pule 505, eine Form, die in zwei Hand-
schriften des Cesar die herrschende ist (s. dort XVIII), dsgl. im
Aucassin auftritt (s. 63, 16).
g) Die I. Sing. Prs. Ind. und Perf. geht auf c aus in quic 206,
vauc 244 (vgl. Chev. as .IL espees LVII, Aucassin 67, 35); daneben
commant 579.
o) Die 3. Sing. Perf. von devoir lautet deut 47, wie im Chev.
as .IL espees; s. dort LVIII, Tobler zum Vrai aniel ^ 227.
X) Blofs die Form infer kommt vor, aber dreimal: 383, 426,
551. Dieselbe findet sich nach Suchiers Beobachtung (Aue. 66 Anm.)
fast nur bei Picarden und Wallonen.
Der Kopist steht, was die Nominalflexion anlangt, auf dem-
selben Standpunkt wie der Dichter. Auch er verfahrt im Ganzen
mit Genauigkeit; doch befolgt er in Betreff einiger Punkte keine
feste Regel. Gemeinsam mit dem Dichter schwankt er bei dem
Nomin. Sing, des weiblichen Artikels zwischen li und la\ ersteres
9, 120, 462, letzteres (häufiger) 328, 336, 341, 495, 511, 534,
653 u. s. w.
Neben hom 13, 25, 37, 49, 61, 85, 97 u. s. w. findet sich homs,
Ä^^ 71» 73» 338; neben eil 169, 205, 229, 265, 309, 650 cils,
dus, eis 25, 37, 129, 188, 317; neben cars 9, 506, maisons 69,
reasons 187, bontés 498, dolors 653, mors 679, fois, loiautes 478,
desloiauies 345, povretes 475, grans 462 als Nomin. Sing, moillier
39^7 gf'<^l 154« Dies sind wohl Schreibfehler, wie auch houmes
658, cascun 674, 683. Dem Kopisten scheint sires geläufig ge-
wesen zu sein; er setzt es 352, 452, femer 259, 297. An den
beiden letzten Stellen pafst nur sire in den Vers. Ein Eigen-
name mit s liegt in Hues 532 vor. Als Vokativ gebraucht der
Schreiber den Nominativ in amis 124, 256, gens 7; zu diesen kommt
der Vokativ pere (nicht peres) 577.
Zu erwähnen ist noch das Schwanken in der Schreibung
zwischen cui (324, 338, 348, 350, 354) und qui 266, 389, 400,
64
H. ANDRESEN,
das jedoch auch in manchen andern Texten herrscht, z. B. im Chev.
as JI. espees (s. dort LVI). —
Das nachfolgende Gedicht ist an mehreren Stellen verderbt,
bezw. lückenhaft; diese lassen sich jedoch mit Hülfe der Bearbeitung
des Geffroi richtigstellen bezw. glücklich ergänzen.* Wie die Gegen-
überstellung beider Texte deutlich zeigen kann, bleibt die Be-
arbeitung hinter dem Original weit zurück, ist auch im Reime an
manchen Stellen ungenau.^ Dies hängt zum Teil damit zusammen,
dafs Gefíroi gewisse Reime beibehielt, die nur picardisch sind, wie
mis : espris : pris : delis : hais : chieris in der zweiten Strophe; hier
muíste er seinem Idiom gemäfs in den beiden letzten Wörtern s in
z verwandeln. Vgl. femer Strophe VII, XIX, XXXI u. s. w.
Geffroi de Paris. (171^)
Bien deusson essample prendre
A nous meismes sanz atendré,
Que chascan jor li jorz decline,
Pour Taspre mort qui tout afine.
Nous ne nous em poons desfendre,
Ne ne voulons riens a Dieu rendre. 6
Mauveise gent, foie et ferine,
Chascun gerra teste sovine;
Mal veut chascun son sens despendre.
La blanche char devendrá cendre,
Que vous couchiez desouz cortine.
Mal aprenez la vil doctrine. 12
^Uns riches hom jadis estoit
Qui un charnel ami a voit,
En qui il ot tot son euer mis;
Si estoit de s'amor espris.
Toutes les aises li queroit,
Quanqu'il el mont trover pooit, 18
10 cendre] tendre il Qui
* Ueberschrift : Del riche homme qui
fist les trois amis de son avoir.
16 s'amor] senmor
^ Letzteres gilt vor Allem von Strophe XXXIX. Hier entstand die
Lücke dadurch, dafs der Abschreiber 466 für 463 hielt. Beide Verse haben
als Schlufswort mains. Dann auch von Strophe LIV, wo die zwölfte Zelt
fehlt. Femer ist in Strophe XXXIV die achte Zeile ganz verderbt: der Text
bei Geffroi giebt das Richtige an. Dasselbe ist von der achten Zeile der
XXVI. Strophe zu sagen.
* Auch sonst vielfach verderbt. Vgl. weiter oben S. 49 Anm. 3. Ver-
bessert habe ich darum nur Schreibfehler.
I. (41 ■•)
Bien deussons essample prendre
A nous meisme sans atendré,
Car cascun jour li mons decline;
Nous ne volons a Diu entendre
Et si ne nos poons deffendre
6 Vers l'aspre mort qui tout afine.
Mauvaise gens, foie et fraine, (b)
Cascuns girra teste souvine.
Li blance cars deverra cendre,
Que vous coucies desous courtine ;
Mar aprendres la vil doctrine
12 U cascuns veut son sens despendre.
n.
Uns rices hom jadis estoit.
Qui im camel ami avoit.
En qui il ot tout son euer mis;
Toutes les aises li queroit
Que il el mont trouver pooit,
18 Gamemens et cevaus de pris.
18 chevaus
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREÍ FREUNDEN. 65
Boire, mangier, tous les delis;
Si estoit de s'amor espris
Que cascun jor le porsivoit.
Uns siens procains en iert hais,
Qui plus deust estre cieris;
24 Mais pour celui Pentroublioit.
in.
Cis rices hom, que je vous di,
N^amoit mie son procain si
Et si le deust miels amer;
Mais pour celui l'ot relenqui
Et en tel point mis en oubli
30 Que tout le laissoit afamer.
Pour lui faisoit tout enfremer,
Ne l'en savoit nus tant blasmer
Qu'il en daignast avoir merci;
Molt le trouvoit sur et amer.
Si le deust plus hounerer:
36 Moût i eust millor ami.
IV. (4 IV)
Cis rices hom, dont je vous cont,
Avoit un autre ami secont,
Cui il queroit grant iretaige;
Pour lui drecoit maint rice pont,
Palais et sales contremont,
42 Mis i avoit tout son coraige;
A maintes gens faisoit damaige
Pour celui donner avantaige,
Car il l'avoit molt cier adont;
Tant mist en lui tout son eaige
Qu*estre li deut torne a taige,
48 Si com Tescriture despont.
V.
Cis rices hom fìst son vivant
Un üerc ami, qui mendiant
Aloit sa garison souvent,
Car il ne l'amoit mie tant
Con les autres dont vois contant;
54 Ne li doimoit or ne argent;
De son relief escarsement
Avoit acoustumeement ;
39 Que il 45 avoit 46 eage
47 tage 49 Lis rices hom
Zdttchr. t rom. PhiL XXIL
Garnemenz et chevax de pris,
Boivres, mengiers, touz les delis,
Et chascun jor le porveoit; (b)
Mes pour celui entroublioit
Un soen prochain et ert haiz,
Qui plus deust estre chieriz. 24
Cil riches bons, donc je vous di,
N'amoit mie son prochain si
Que tout le lessoit afamer;
Et si le deust miex amer;
Mes pour celui l'ot relenqui
Et en tel point mis en oubli. 30
Pour lui fesoit tout enfermer,
Ne l'en savoit nus tant blasmer
Qu'il en daingnast avoir merci.
Il i eust meillor ami
Si le deust moult honorer.
Mes moult estoit vers lui amer. 36
*Cil riches hom, donc je vous cont,
Avoit un autre ami segont,
Qui il queroit grant heritage;
Mis i avoit tout son courage:
Pour lui drecoit maint riche pont,
Pales et sales contremont; 42
A mainte gent faisoit damage
Pour celui doner avantage.
Que il Tavoit moult chier adone.
Mes si com h escriz despont.
Tant mist en lui tout son aage
Qu'estre U dut tourne a rage. 48
(I72r)
**Cil riches hom fist son vivant
Un autre ami, qui mendiant
Sa guarison souvent aloit.
Que il de tant mie n'amoit
Com les autres ne n'avoit chier;
Ne li donnoit or ne denier; 54
De son relief escharsement
Avoit acostumeement.
* Ueberschrift: Ci parole del
secont ami que li riches hom fist.
*♦ Ueberschrift: Comment le (/. li)
riches hom fist le tiers ami.
5
66
H. ANDRESEN,
Devant sa porte rice et grant
Avoit pris son herbegement,
La regretoit molt povrement:
60 Souvent avoit le euer dolant.
VI.
Cis rices hom a desmesure
N'ot pas del povre ami tel cure
Com il avoit des autres deus;
Tout li dounoit par aventure
Del remanant de sa peuture
66 U vies cemise u vies linceus;
Ne H doimoit autres cateus, (b)
Moût estoit povres ses osteus
Et sa maisons gaste et oscure;
De tous les biens iert desireus,
Car li rices bons couvoiteus
72 Ne li faisoit pas sa droiture.
vn.
Li rices boms, d'avoir garnis,
Qui fait avoit ces trois amis,
Tenoit sa rice garison
D'un haut signour de grignor pris,
Qui plus estoit poesteis;
78 A lui devoit rendre raison
Des grans rentes de sa maison,
S'en estoit en grant soupecon.
Car il avoit garde mains dis
Sa tere et sa possesion:
Dire li estera raison
84 U il les preus en ara mis.
vm.
Li rices bom est en effroi
Pour le paour del rice roi.
Qui tant par a ^ant poeste
Que li comanda sour sa foi
Grant trésor: cil li fìst otroi
90 Qu'il garderoit a sauvete
Son avoir et sa rícete.
Li ríces rois l'ot ajourne
A un grant jour passible et coi:
Cil n'ot mie bien apreste
Devant sa ncbe manantie
Avoit cil sa herbergene,
La moult povrement se vivôit;
Sovent son euer dolent avoit
60
77 poestis 88 comanda G."] de-
manda
Cil ríches hom a desmesure
N'ot pas del povre ami tant cure
Comme il avoit des autres deus;
Moult estoit povres ses ostiex.
Del remanant de sa pasture
Tost li donnoit par aventure, 66
Ou chemises ou viez linceus;
Ne li donnoit autres chatiex.
Ne li faisoit pas sa droiture;
Sa meson ert gaste et oscure.
De touz biens estoit desirreus,
Et li riches fu couvoiteus. 72
(b)
'^Cil riches bons, d'avoir gamiz,
Qui fez avoit ces trois amis,
Tenoit sa riche garison,
Sa terre et sa possession
D'un haut seingneur de gregneiu* pris,
Qui plus estoit poesteis. 78
Si en iert en grant soupecon.
Qu'a lui devoit rendre reson
Ou il les preuz en avoit mis;
Que il avoit garde maint dis
Les rentes de sa region;
Dire li couvenra par non. 84
Li riches bons est en esfroi
Pour la paeur del riche roi.
Qui tant par a grant poneste;
Son avoir et sa richete
Qu'il li commanda seur sa foi
Grant trésor si li fist otroi 90
Quel garderoit a sauvete.
Li riches hom l'ot atome
A un grant jor paisible et quoi,
Mes cil n'ot mie devers soi
68 autre * Uéberschrift: Com-
ment li riches hom fu ajóme devant
son seignier (/. seigneur). 77 grcg-
nieur 82 l'avoit 86 pueur 88 — 89
verderbt
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 67
L'avoir qu'il li ot commande,
96 N'en avoit gaires devers soi.
IX. (42 r)
Li rices hom a grant paour.
Qui ajournes est al grant jour
U Ton veut conte recevoir.
Car n'a mie bien son atour
Pour aler devant son signour,
102 Qui veut procainnement savoir
Comment il a fait son voloir
Del trésor qu'il deust avoir;
Et s'il Ta mis en un destour,
Quant a preste n'a tout l'avoir.
Durement s'en cuide doloir
108 Ains qu'il se soit mis el retour.
X.
Li rices hom qui sa ricoise
Ot emploie en vil despoise
Resoigne molt le jour et l'eure,
Quar s'il ne puet rendre sans noise
Cel avoir dont a tart li poise
114 En tel cartre iert mis sans demeure
Dont il n'iert ja mais au deseure.
Or a mestier que le seceure
Li siens amis, qui or s'envoise
De cou dont il souspire et pleure:
Se il ne Tajue a reskeure,
120 Lî fause amors Tengigne et boise.
XI.
Lues est entres en grant esmai,
A celui en vient sans délai
Qu'il vaut con son carnei aidier.
„Amis", fait il, „voir te dirai:
Jou t'ai aidie de fin euer vrai,
126 Si te convient aler plaidier
Pour moi, car j'en ai grant mestier, (b)
Devant mon signor droiturier."
Cius li respont: „Jou n'i irai,
Ne m'ai de coi aparellier;
A autrui t'en va consillier,
132 Car ja pour toi n'i plaiderai."
L'avoir qu'il li ot coumande;
Ne l'ot mie bien apreste. 96
(172V)
*Li rices hom a grant pior
Qui ajomez est al grant jor.
Ou l'en veut conte recevoir
Del trésor qu'il soloit avoir;
Quer n'a mie bien son ator
Pour aler devant son seignor, 102
Qui veut prochainnement savoir
Comme il en a fet son vouloir.
Et s'il l'a mis en nul destor.
Ainz qu'il se soit mis el retor.
Durement se cuide doloir.
Quant apreste n'ot tout l'avoir. 108
Li riches hom qui la richoise
Out emploiee en vil despoise.
Donc il n'iert james au deseiu'e,
Resoingne moult le jor et l'eure.
Que s'il ne puet rendre sanz noise
Cel avoir, dont a tart li poise, 114
En tel chartre iert mis sanz demeure.
Or a mestier que le sequeure
Li siens amis, qui si s'envoise.
La fause amor l'enginne et boise.
S'il ne li aide et sequeure
De ce dont il soupire et pleure. 120
(b)
♦♦Cil est entre en grant esihai,
A celui en vint sanz délai
Qu'il vont a son besoing aidier.
„J'ai", fet il, „de toi grant mestier.
Amis, vérité te dirai:
Je t'ai aidie de euer verai. 126
Pour moi t'estuet aler plaidier
Devant mon seigneur droiturier."
Cil li respont: „Ja n'i irai
Ne ja pour toi ne plaiderai;
A autre te va conseillier.
Ne m'ai de quoi apareillier." 132
95 qu'il li G,"] que il 98 jor
99 Dont veut loi signor 105 l'a G."]
a 108 se G, "] fehlt lio vil] nul
112 noise G."] leure 121 Lu 123
Qui
♦ Ueherschrift: Comment lî riches
hom dut rendre conte a son seignexu*.
98 a grant jor iio vil] vis 116
mestiers ♦♦ Ueherschrift: Si comme
li riches homme essaia son premier
ami a son besoing. 127 t'estudt
5*
68
H. ANDRESEN,
»»'
xn.
,Coument?" fait il, „t'as receu
Et ades mangie et beu
Cou que j'ai gaaignie et quis,
Or te voi vers moi recreu,
Et le mien que tu as eu
138 Trop vilainnement me meris.
Par ton forfait iere trais
Et en vilainne prison mis;
Or m'as si tost desconneu:
Estre deusses mes amis;
Toustans t'ai quis tous les delis;
144 Vilainnement m'as deceu.*'
xm.
Cils amis respont: ,Joa n'iroie
Por home certes que jou voie
Plaidier a cele haute cort."
„Tu gastas", fait il, „ma mounoie
En mangiers et en dras de soie;
150 De coi on me tenra molt cort,
Se Damedius ne me secort."
Cils respondí: „Dius t'en destort!
Car ja aler n'i oseroie.
Une grant maisnie me sort,
Que m'estuet paistre a que qu'il tort
156 Ne déguerpir ne le porroie.**
XIV. (42 V)
„Certes", fait il, „ne me doit plaire.
Quant avoec moi ne te puis traire,
Trop est ta deserte vilainne;
Bien me sens le mien fourtraire,
Maint rice drap a penne vaire
162 T'aquis parmi toute ma painne.
Et cascun jor de la semainne
Te fasoie le pance plainne;
Or t'est si peu de mon contraire.
Mais cou est cose bien certainne
Cades a cil mauvaise estrainne,
168 Qui del leu veut son pastor faire.
ti
133 t'a 135 gaaignie 6^.] en-
gignie 143 tai quis GJ] t'aquis
155 Qui 167 mauvais
„Comment", fet cil, „n'as receu ^
Et ades mengie et ben
Ce que j'ai gaaignie toz dis?
Vilainnement le me meris
Le mien que tu as receu
Et dedens ta baillie eu. 138
Par ton forfet iere traiz
Et en vilainne prison mis.
Or m'as si tost desconneu;
Vilainnement m'as deceu
Et en vilainne prison mis.
Toz tens t'ai quis toz tes delis: 144
Tu me deusses bien aidier;
Je t'ai eu moult grant mestier."
Cil amis respont: „Ge n'iroie
Pour homme certes que je voie
Plaidier a cele haute court;
Bien le te di a quoi qu'il tourt" 150
„Tu gastas", fait il, „mamonnoie (173'')
En mengiers et en dras de soie,
De quoi l'en me tendra si court."
Cil respondí: „Diex t'en destourt!
Que je aler n'i oseroie,
Ne déguerpir je ne porroie 156
Une mesniee qui me sourt;
Bien le te di a quoi qu'il tourt."
„Certes", fet il, „ne me doit plere
Quant ovec moi ne te puis trere;
Trop est ta deserte vilainne.
Moult ai en toi mise grant painne, 162
Bien me sens le mien hors traire,
Maint drap t'ai quis a panne vaire
Et chascun jor de la semainne
Te fesoie la pance plainne:
Or t'est si pou de mon contraire.
Qui del lou veut son pastor fere, 168
Ades a il mauveise estrainne;
Ice est bien chose certainne."
^ Diesâ Strophe hat 14 Zeilen,
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 69
XV.
Cil hom De set que deveoir.
Dont li commence a souvenir
De l'autre ami que il a fait:
A lui en vient sans retenir.
„H te convient", fait il, „venir
174 Pour moi plaidier a cel grant plait
Ajomes sui por ton fourfait
Et pour l'avoir que j*ai fortrait:
A toi doit bien apartenir,
Car del prendre te vi entait.'*
Cil Ten respont: „paie dehait
180 Se ja en vois conte tenir.*
tt
*Cil hom ne set que devenir.
Dont li commence a souvenir
D'un autre ami que il ot fet
De l'avoir qu'il ot tout fortret; 174
A lui en vient sanz retenir. (b)
„n te convient**, fet il, „venir
Pour moi aidier a mon grant plet;
Ajorne sui par mon forfet.
A toi doit bien apartenir
Que en voises conte tenir, 180
Que del prendre te vi en rait.**
Cil respont: „J'aie donc dahait.*
«
XVI.
„Coument**, fait il, „fauras me tu?
Jou t'ai a force et a vertu
Aquis les teres et les vignes,
Dont jou m'ai del tout devestu;
En grant anui m'as abatu,
186 Et or me hes si et rekingnes.
(b) Bien est raisons c'avec moi vignes.**
Cis respont : „Pour noient m'engignes,
Car tu as sour froit fer batu.
Jou ai asses maisons perines;
Il ne me caut ke tu devignes,
192 N'en donroie mais un festu.**
XVII.
„Par foi**, fait il, „se tu me fans,
Cou iert anuis et molt grans maus,
Car de l'avoir te voi tenant.
Des grans palais, des grans murs haus
Et de paites et de cendaus,
198 Que jou t'aquis a mon vivant.
Dont on me va ore plaidant.
Traire t'en quidai a garant.
Jou sui trop vers toi Überaus:
Tant com tu me veis poissant
Me fesis tu molt bel semblant,
204 Or me guerpis com desloiaus.'*
„Comment**, fet il, „faudras me tu?
Je t'ai a force et a vertu
Conquis meson et terre et vingnes.
Et or me hez si et rechingnes. 186
En grant avoir t'ai embatu.
Donc me sui del tout desvestu;
Bien est reson qu'ovec moi viengnes.**
Cil respont : „Pour noient me guingnes.
Que tu as seur froit fer batu;
De toi ne dorroie un festu: 192
Je ai assez mesons perrines;
Il ne me chaut que tu deviengnes.**
„Par foi", fet il, „se tu me faux.
Ce iert ennuiz et moult grant maux,
Que de l'avoir te voi manant
Que je t'ai aquis mon vivant, 198
Des granz palais et des murs haus
Et des poiles et des cendaus.
Donc l'en me vet or pleidoiant. (173^)
Trere t'en cuidai a garant.
J'en fui vers toi trop liberax;
Or me guerpis com desloiax: 204
Tant com tu me veis puissant
Me feis tu moult beau senblant.**
xvin.
Ne te caut**, fait cil, „d'esmaier, „Ne te chaut**, fet cil, „d'esmaier,
Car jou te quic bien apaier: Que je te cuit bien apaier:
»»
179 l'en] les 187 moi] mo 190
perignes 192 donroies 194 mais
196 haut 200 quida 202 poissans
* Ueherschrift: Del secont ami
au riche homme qui li failli a son
besoing. 173 amis 203 fu 204
desloiaax
70
H. ANDRESEN,
Un grant mantel t'afublerai;
Dusqu'a l'uis f ¡rai convoicr,
Mais saces bien sans delaier
210 Qu'avant ne te convoierai;
Le grant mantel raporterai;
Bons est, mais pas ne te lairrai."
„Bien me ses", fait dl, „adaier!
De l'avoir ke jou te donnai
Sui mis en dolerous esmai,
216 Et or me lais ci estraier/'
XIX. (43 r)
,,Coumeuf s fail il, „se jou t'aprest
Le bon mantel et je te prest
Dusqu'a le porte asses de gens,
Enne me trueves tu moût prest?
N'ai en toi gaires de conquest
222 D'ore en avant, si com jou pens/'
Cil li a dit grans et dolens:
„Cou me dois tu par couvenens;
Ne proises gaires mon request
En tel ferme est mis mes argens,
Dont cascun jour les aises sens,
228 Et mes cuers peureus en est."
XX.
Cil est durement esmaies,
Car il a les deus asaies
U il avoit plus del sien mis.
Forment en est contralies:
Or les connoist felons et gries
234 Et si les tient com anemis.
„Certes", dit il, „moût sui malmis :
Se li miens autres tiers amis,
Ki povrement fu apaies
Del mien, ki est si mal assis.
Ne m'ajue, g'iere trais,
240 Ne li avoirs n'iert ja paiies.
XXL
Dius, oserai", fait cil, „aler
A cel mien povre ami parler.
Que jou aidai si povrement?
Aine ne li vauc un jour donner
Un grant mantel t'afublerai.
Mes saches, pas nel te lerai; 210
Jusqu'à l'uis t'irai convoier.
Mes saches bien sanz fausnoier
Qu'avant ne te convoiere.
Le grant mantel raportere."
„Bien me sez", fet cil, „aidier
Qui or me les si estraier; 216
De l'avoir que je te donnai
Sui mis en doulerex esmai."
„Comment?", fet cil, „se je te prest
Le bon mantel et otoi vest
Jusqu'à la porte assez de genz?
D'ore en avant, si com je pens, 222
N'a en toi gueires de conquest.
Et ne me treuves tu moult prest?"
Cil li a dit griez et dolens:
„Ce me doiz tu par couvenanz;
Ne prises gueires mon request.
Et mes cors poourex en est; 228
En tel ferme est mis mes argenz.
Dont chascun jor les aises senz.*
il
(b)
Cil est durement esmaiez
Que il a les deus essaiez.
Ou il avoit plus del soen mis;
Mes or les tient a anemis. 234
Forment en est contraliez;
Or les a com felons trovez.
„Certes", fet il, „moult sui malmis
Del mien qui si est mal asis.
Ne li avoirs n'iert ja paiez,
Se cil qui en fu apaiez 240
Povrement, li mien vieu amis,
Ne m'aide, je iere trais.
Diex, osere", fet il, „aler
A mon tiers autre ami palier.
Que je aidai si povrement?
Einz de moi n'ot beau garnement, 246
208 Tins 211 raporterai 6^.]
t'aporterai 218 je] jel 225 request
6^.] conquest 233 Or les con felon
et mendis. G. ist hier gleichfalls ver-
derht 234 Et sil 241 osera
220 et o toi ve(s)t „und mit dir
geht** wird zu lesen sein 227 prisies
236 trovez mangelhafter Reim
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 7 I
Tant seulement un bel disner
246 Ne revestir d'un garnement;
Si Tescotoie molt souvent (b)
Huscier l'aumosne durement
Et par besoigne souspirer.
Jou li fìs bien molt foiblement;
Ne me doit faire alegement
252 S'il me pooit nis aquiter."
XXII.
En si pensis et irascus
Est a son povre ami venus
Se li conta tout de recief.
,,Amis'S fait il, „se retenus
Ne sui par toi et secourus,
258 Livres en iere a grant meskief;
Car mes grans sire a mis en brief
Le rente de son millour fìef,
Ne puet estre contes tenus.
Trop me trouvas cruel et grief,
Ne te donnai que mon relief,
264 Quant tu ieres povres et nus."
xxra.
Cil li demande: „As tu este
A cels qui tu as apreste
Les grans rikeces et l'avoir?"
„Oje, mais il m'ont fors bote;
Il n'en veulent avoir pite."
270 „Comment? Tu fesis lor voloir
Et moi mesis en noncaloir
Au jour que tu eus pooir;
Sens ma grande povrcte:
Cascun jor me veis doloir
Et devant ta porte seoir;
276 Peu me fesis de carite.
XXIV. (43^)
Bien sai", fait il, „ke me donnas:
De ton menu pain m'envoias,
Que tu ne daignoies mangier.
Et de tes povres linges dras,
Percies as costes et as bras,
282 Dont jou avoie grant mestier.
Ainz ne H weil nul jor donner
Entièrement un beau disner;
Si l'escoutoie moult souvent
Huchier l'aumosne durement
Et par besoingne soupirer.
S'il me pooit nis aquiter, 252
Ne me doit fere alegement;
Je H fis bien moult povrement."
'^Einsi pensis et irascuz
Est a son povre ami venuz
Si li conta tout de rechief.
„Livre sere a grant meschief, 258
Amis", fet il, „se retenuz (174 0
Ne sui par toi et secouruz.
Que li mien sire a mis en brief
Les rentes de son meilleur fief;
Ne puet estre contes tenuz.
Quant tu ieres povres et nuz, 264
Trop me trouvas cruel et grief,
Ne te donnai que mon relief."
Cil 11 demande: „As tu este
A cens cui tu as apreste
Les granz richeces et l'avoir.
Et quels tout leur estovoir?" 270
,,Ouil, mes il m'ont hors boute,
Il n'en weulent avoir pite."
„Comment? Ne feis leur vouloir
Au jor que tu eus pouoir?
Sens ma grande povrete,
Pou me feis de charité: 276
Chascun jor me veis doloir
Et devant ta porte seoir.
251 — 52 Ne me doit mie refuser
Si n'en pooit bien aquiter 253 Ensis
254 amis 259 sires 269 N'en volent
279 manguier
Bien sai", fet il, „que me donnas.
De ton menu pain m'envoias
Que tu ne daignoies mengier.
Dont je avoie grant mestier, 282
Et de tes povres linges dras.
Perciez aus costez et aus bras.
♦ Ueber Schrift: Del tiers ami
au riche qui bien U aida. 255 iracuz
256 amis 263 estrés 272 pitie 284
au costez
72
H. ANDRESE>í,
Tu me porcacas au moustier;
Encore t'en ai ge plus cier
Quant tu de cou me confortas.
Mais cil te deussent aidier
Que tu fais or glorefier
288 En coupes d'or et en hanas."
XXV.
Cil li respont: „Tu as voir dit:
Del mien eus asses petit,
Tu n'en es gaires avancies;
Or me repent, se Dius m'ait.
Cil m'ont engigniet et trait,
294 Que jou ai del mien essaucies.
De le grant déte sui cargîes,
Dont les avoirs ont cngignies.
Mes sire a tout en son escrit:
Se li grans avoirs n'est paies,
J'esterai a la mort jugies;
3CX) Ja n'i aura nul escondit,"
XXVI.
n li respont: „N'aies paour!
G'irai parler a ton signour
Et le grant déte paierai;
Miels t'i vaurai seus a cel jour
Que li doi faus loscngeour,
306 Qui te deussent estre vrai.
Et des mesfais t'aquiterai, (b)
A ton signour t'acorderai."
Cil li respondí par amour:
„Molt petit del mien te donai.
Si m'est avis miels l'emploiai
312 Qu'en ciaus ki m'ont mis en dolour."
XXVII.
Cil est forment reconfortes
Por c'al signor iert aquites,
De oui il tient son iretaige.
,, Certes", fait il, „molt buer fui nés!
287 vielleicht Que tu fesis glore-
fier 294 Qui essauciet 297 Me
sires 298 paies ¿r.] iugies 303
paiera 304 vaura 307 t'aquitera
308 Et le grant déte paierai , d. h.
V. 303 erscheint noch einmal. Die
Aenderung auf Grund von G,; in-
dessen sind 307 und 308 vielleicht
umzustellen, 310 donrai 312 m'on
315 De que 316 fu
Ta me pourchacas au mostier;
Encore t'en ai je plus chîer
Quant tu de ce me confortas;
Mes cil qu'en or et en hannas 288
Fesoies si glorefier, (b)
Cil te deussent aidier."
Cil li respont: „Tu as voir dit:
Del mien eus assez petit.
Tu n'en es gueires avanciez;
Cil ont les avoirs enchauciez. 294
Or m'en repent, saches de fi,
n m'ont engingnie et trahi,
Que jes ai del mien essauciez.
De la grant déte sui chargiez;
Mes sire a tout en son escrit;
Ja n'i aura nul contredit: 300
Se li grant avoir n'est paiez,
Je sere a la mort livrez."
Cil li respont: „N'aies paour!
G'irai parler a ton seignour
Et la grant déte paierai
Et del mesfet t'aquiterai. 306
Mieuz te vaudre seul a ce jor
Que li dui faus losengeor
Qui te deussent estre vrai;
A ton seigneur t'acorderai."
Cil li respondí par amor:
„Iceus si m'ont mis en dolor; 312
Moult petit del mien te donnai.
Si m'est vis que miex l'emploai."
Cil est forment reconfortez
Puis qu'au seignor est acordez,
De qui il tient son heritage
De ce qu'il donna par outrage. 318
293 eis gueires 298 deite su
299 Me sire 305 deite
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 73
Cils doit bien estre amis clames
318 Qni por moi soira le damaige,
Dont jou fusse tomes a raige,
Que jou despendi par outraige
Por ciaus ki m'ont les dos tomes.
Jou ne t'ai pas trouve volaige,
Mais cil resont sur et sauvaige
324 Cui j'ai les grans avoirs donnes."
„Sire", fet il, „moult bien sui nez! (174^)
Cil doit bien estre amis clamez
Qui pour moi soudra le damage,
Donc je fusse tornez a rage
Par ceus qui m'ont les dos tornez.
Cui j'ai les granz avoirs donnez. 324
Je ne t'ai pas trouve ombrage.
Mes cil me sont fol et sauvage."
xxvin.
Des trois amis et del rice home ♦Des trois amis et del riche homme
Vous doi jou bien conter la some, Vous doi je bien conter la somme,
La vérité de l'escriture: La vérité de l'escriture;
Cil que la letre rice nome. Bien le vous di tout par droiture: 330
C'est li rices horn c'on renome Cil que la leitre riche nomme,
330 Pour son avoir et pour s'usure, C'est li riches hom qu'en renomme
Dont il se paist tant com il dure. Pour son avoir et pour s'usure,
Onques n'en velt garder mesure; Donc il se pest par aventure
Envis fait les commans de Rome, Tant que la mort vient qui l'asomme.
Avoir quiert, dras et vesteure, Foi que doi S. Pere de Romme, 336
N'a de nul autre bien fait cure Avoir quiert, dras et vesteure,
336 Tant ke la mors vient ki l'asome. N'a de nul autre bien fait cure.
XXIX. (44 r)
Li premiers amis est li cors,
Cui li horns quiert tous ses depors
Et les déduis k'il puet trouver,
Les viandes et les vins fors.
Il ne cuide ja ke la mors
342 Le puist de nule riens grever;
Si se veut paistre et abeuvrer
Qu'il se puist ades enivrer;
Cou est desloiautes et tors:
De cou qu'il veut sols aliuer
En porroit quatre saouler
348 A cui il fiist molt grans confors.
XXX.
Oies qui cil haus hom estoit,
De cui sa grant tere tenoit
Cils hom qui si ert effrees:
C'est li haus sires qui tout voit,
Et ki nous donne caut et froit,
Li premier amis est li cors,
Qui li bons quiert touz ses deporz
Et les deduiz qu'en puet trover.
Qu'il se puist ades enivrer.
Les viandes et les vins forz;
Il ne cuide ja. que la morz
Le puist de nule riens grever,
Si se veut pestre et abevrer;
Ce est desloiautez et torz.
A pluseurs autres fust conforz:
De ce qu'il veut soi alouer
Em pouist quatre saouler.
Oez qui cil grant rois estoit,
De qui si grant rente tenoit
Cil bons qui si ert esfreez.
Qui si folement s'est menez:
C'est li grant sires qui tout voit
342
(b)
348
354
354 Par cui li mons est gouvrenes; Et qui nous donne chaut et froit.
321 Par 328 Ci qui noume
329 renoume 333 Romme 336 l'as-
somme 354 Par 6^.] Pour
323 le dos * Ueherschrift: La
seneñance del riche homme et de ses
deus (/. trois) amis. 332 renonme
335 l'asonme
74
H. ANDRESEN,
Qui pour nous fu en crois penes,
A qui cascuns de mere nés
Doit rendre service par droit.
Bien devra estre espoentes
Cil qui n'iert a lui aquites
360 De cele déte qu'il li doit,
XXXI.
Quant li rices horn est fenis,
Il est raolt tost en terre mis,
En estroite maison cavee.
Dont vient a lui ses esperis:
„Diva", fait il, „ki ci pourris
366 En cest luisel geule baee!
Lieve tost sus sans demouree (b)
Si va plaidier teste levée
Des grans meifais ke tu fesis.
Tant com el siècle eus durée!
J'en ai le maie destinée;
372 Li tiens cors soit de Diu maudis.
xxxn.
Coument'S fait il, „es tu dont mus
Qui soloies avoir vestus
Les rices gamemens de soie?
En'as tu les fors vins beus
Et les rices mangiers eus,
378 Venisons et oisiaus de proie .^
U est ta bourse et ta coroie?
Cors, or n'as tu pas le monnoie
Dont t'acatoies les grans lus.
Jel comperrai ki n'en goustoie.
D'infer m'as mis devers la voie,
384 Se Damedius n'est mes escus."
xxxni.
Li cors se taist, car il porist,
Ne respont mot, en terre gist.
Or parlerai de la maisnie
Qui de la car le desnorist,
Qui il si grans aises aquist:
390 Molt est de lui bien asaisnie.
Ce sont li ver ki ont envie
De cele car qui est porrie.
360 qu'il] qui 365 Diva fait il
ki ci pourris G."] Di moi fait il ki
pourris 372 Dius 373 es tu G."]
estes 376 En astu 380 nastu 383
m'a mis devens
Par qui eist mons est govemez;
A qui chascun de mere nez
Doit rendre service par droit
De cele déte, qu'en li doit. 360
Bien devra estre espoventez
Cil qui n'iert a lui aquitez.
Quant li riches bons est feniz,
Assez tost est en terre mis,
En estroite meson chevee
En im lincei geule baee. 366
Donc vient a lui ses esperiz:
„Diva", fet il, „qui ci porriz.
Lieve tost sus sanz demoree,
Si va plaidier teste levée
Des granz mesfez que tu feis.
Cors, tu soies de Dieu maudiz 372
Tant comme au siècle eus durée;
J'en ai la maie destinée.
(175')
Comment", fet il, „les tu donc nuz
Qui souloies avoir vestuz
Les riches gamemenz de soie,
Ven oisons et oisiaus de proie, 378
Et les deintiez donc fies peuz?
Donc as tu les forz vins beuz.
Ou est ta borse et ta couroie?
Cors, or n'as tu point de monnoie
Donc achatóles les granz lus.
Se Damediex ne m'est escuz, 384
D'enfer m'as mis dedenz la voie;
Jel comperrai qui n'en goustoie.**
Li cors se test, quar il porrist,
Ne respont mot, en terre gist.
Or parlerai de la maisniee:
Moult est de lui bien aeisiee, 390
Que de la char le desnorrist,
Cui il les granz aises aprist.
Ce sont li ver qui ont envie
De tele char qui est porrie,
366 lincei 379 deltiez 381 berce
386 goutoie
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEÍ. VON DEN DREI FREUNDEN. 75
Qai tant de mal el siede dist;
Li ame en est morte et traie,
Qui ne l'a mie deservie,
396 Qui compere cou ke il fist.
XXXrV. (44 V)
Li escriture va glosant
Que li moillier et li enfant
Est li autres amis secons,
Qui il aquist riceces tant;
Li mantiaus, c'om li va prestant,
402 Cou est li dras rices et bons,
Qui'st sor la bière grans et Ions.
Quant li cors est mis en escons,
Raportes est li dras esrant;
Tost est couverte sa maisons.
Ne font pour lui gaires de dons
408 Cil ki en sont rice et manant.
XXXV.
Li escriture nos tesmoigne
Que vraie aumosne sans cacoigne
Fait del tiers ami ramembrance.
Quant Tame les pecies resoigne,
Et que diables ne le poigne,
414 Li aumosne sans demourance
Va devant Diu flourie et blance,
Tous les pecies leve et estance;
Bien dit por l'ame sa besoigne,
N'i veut riens metre en obliance.
De tous les biens fait demoustrance,
420 Que li cors a fait sans cacoigne.
XXXVI.
Bien vous os dire sans mentir
Que Taumosne sans repentir
Fait l'ame devant Diu aler;
Bien set conduire son espir,
Se diables le velt ravir
426 Et en infer o lui porter;
Moût le set bien Diu presenter (b)
Et tous les biens fais raconter;
Au diable le fait colir.
Molt doit li hom Paumosne amer,
Qui tant de mal el siècle dist.
Lors compere ce qu'ele fist
L'ame qui est morte et traie;
A toz jorz est esbahie.
396
403 Vielleicht besser mit G,: Qui
sor la bière est grans et Ions 404 en
escoDs G,"] et dras bons 405 Ra-
portes] K'aportes 417 dist
L'escreture si va glosant
Que la moillier et li enfant
C'est li autres amis segons;
Ne font pour lui gueres de dons 402
Cil qui aquist richeces tant.
Li manteax, qu'en li va prestant,
Ce est li dras riches et bons, (b)
Qui seur la bière est granz et lous.
Reporter font le drap errant
Cil qui en sont riche et manant; 408
Quant li cors est mis en esconz.
Tost est coverte sa mesons.
L'escreture si uous tesmoingne:
Veraie amor sanz essoingne
Fet del tierz ami remanbrance.
L'aumosne tout sanz demourance, 414
Quant l'ame les péchiez resoingne.
Et que deable ne la poigne,
Va devant Dieu blanche et fleurie;
Touz les péchiez leve et nestie,
Que li corz a iet sanz aloingne;
Bien dit pour l'ame sa besoingne, 420
Ne veut riens metre en oubliance.
De tous les biens fet demoustrance.
Bien vous os dire sanz mentir.
Que l'aumosne tout sanz mentir
Fet l'ame devant Dieu aler
Et touz les biens fet recovrer; 426
Bien fet conduire son espir,
Son deable li fet tolir.
Qui l'en vouloit o lui guier;
Moult la fet bien Dieu presenter.
Bien la veut en gre recueillir,
Au deable la fet guerpir. 432
398 zu kurz. Vielleicht Et a toz
jorz iert esbahie 412 amor entstellt
aus aumosne 418 ne(s)tie von netier
(netoier) 420 dist 421 mestre
76 H. ANDRESEN,
(»75^
Qu'il puet al voloir Din doner, Moult puet li hom l'aumosne amer
432 Et kil veut en gre recuellir. Qu'il puet au vouloir Dieu donner.
XXXVII.
Vous, ki el siècle manes rice,
Pour qu'estes vous aver ne cice
Des aumosnes faire souvent?
Li escriture nous afíce:
Tout porrira quanc'on anice,
438 Robes et drap et vestement.
Si vous di bien certainnement
Que al grant jour del jugement
N'i ara coupe ne afíce;
On n'i ara or ne argent.
Cil seront mari et dolent
444 Qui douteront le fort justice.
XXXVIII.
Gens, quides vous que nostre sire
Ne sace au jugement eslire
Ses bons fors de tous les mavais?
Il sarà bien li ques est pire,
Ne li converrà mie dire.
450 Les grans aumosnes des biens fais
Conduiront ciaus kis aront fais.
Moût est li sires dous et vrais,
Qui se laissa pour nous ocire;
De son coste fu li sans trais.
£ las, com fu par nous mesfais,
456 Qu'il endura si grief martire!
XXXIX. (45 r)
Bien iert hounis qui perderà
Le doc signor qui soela
Cinc mile houmes enmi uns plains
De cinc pains d*orge qu'il saigna,
De deus pissons c'on aporta.
462 A pluisors estoit grans li fains.
Si abonda entre lor mains
Que cascuns fu saous et plains;
Et quant on le relief osta,
Doze corbellies al mains
I remesent de ces cinc pains.
468 Sa grant poissance i demonstra.
437 quanc'un 442 ni argent
451 kis G."] ki 460 qu'il GJ] qui
463 abunda 464 — ^bd fehlen; die
Lücke ùt nach G, ergänzt, 467 res-
mesent des 468 i G J\ fehlt
Vous qui au siècle manes riche,
Pour qui este vous avers ne chiche
Des aumosnes fere sovent?
Je vous di bien certainnement, 438
L'escreture si nous afiche:
Tout porrira quantqu'en anicfae,
Robes et dras et vestement.
Que au grant jor del jugement
N'aura ne coupe ne afíche;
Moult douteront la fort justice; 444
Ne querrá l'en or ne argent.
Li pecheor seront dolent.
Genz, cuidez vous que nostre sire
Ne sache au jugement eslire
Ses bons amis hors des mauves.'
Moult est li sires douz et vrais; 450
Il saura bien li quiex est pire,
Ne li couvendra mie a dire.
La grant aumosne et U bien fez
Conduiront cens quis aront fez.
Diex se lessa pour nous ocire
Et endura si grant martire; 456
De son coste fu li sanz trez.
Ha las, ce fu pour noz mesfez!
Bien iert honnis cil qui perdra
Le douz seigneur, qui saoula
Cinc mile hommes enmi un plain
De deus poisons et de cinc pains ; 462
De cinc pains d'orge qu'il seigna, (b)
De deus poissons qu'en aporta;
Si abonda entre leur mains
Que chascuns fu saous et plains;
Et quant l'en le relief osta.
Si grant puissance i demostra: 468
Douze corbeilliees au mains
I remcstrent de ces cinc pains.
436 %u lang: Pour qui este ent-
stellt aus Pour qu'estes 443 asfíche
454 ques aront
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 77
XL.
Jon vous di bien tost a fiance.
Se nous aviens ferme creance
Vers le signor qui lassus maint,
Pour nient seriens en esmaiance
D'avoir no droite soustenance —
474 Mais cius qui vers lui trop se faint?
Povretes ces trois en destraint,
Qai esteroient vrai cors saint,
Se bien iert vraie lor souffrance ;
Mais fois et loiautes remaint,
Par le mal ki le bien estaint
480 N'avons piente ne abondance.
Je vous di bien tout a fiance:
Se avions ferme creance
Vers le seignem* qui lassuz maint,
— Mes chascun trop vers lui se faint —
Ja mar aurions esmaiance 475
D'avoir no droite sostenance.
Povrete tel mil en destraint.
Qui seroient verai cors saint,
Se veraie estoit leur soufrance.
Pour quoi n'avons nous habondance?
Que foiz et loiautez remaint 481
Par le mal qui le bien estaint.
XLI.
Jherusalem se doit bien plaindre
De no creance que n'est graindre,
Car li damaiges en est siens:
Puis ke li Turc puent destraindre
Le sépulcre, dont doit estaindre
486 La grant ciarte des crestiens. (b)
Ains est gardée des paiiens,
N'i est ne vesques ne diiens;
Nus hom sacres n'i puei remaindre.
Quant nous n'avons en nos loiiens
La crois dont li mons fu raiens,
492 Dius ne nous doit nul bien empaindre.
XLU.
Cil ki veut sa vie amender.
Ne doit pas Ione terme agarder,
Car la mors cascun jor nous gaite.
Dius ne nous cesse demander,
A lui nous devons commander,
498 Car sa bontés est moût entaite.
Dius, qui veus la mors fust soustraite
Au jor que iustice en fu faite.
Fai mon coraige si monder
Que puisse avoir joie parfaite!
Car cil aront molt de souffraite
504 Qui ne se veulent amender.
XLIU.
Dius, preste a ton pule vertu.
Que del saint liu, u ta cars fu
469 Jou] Se, Je G, 470 vous avies 478 hei G, cor saint
474 dus] ciaus
482 qui n'est grainde 485 estraindre 489 n'i] ne 490 no loiiens
495 gute] garde 499 Dius qui neus la mort sooiraite
78 H. ANDRESEN,
Por nous pence et travellie,
Soient jete li mescreu,
Qui si longement ont eu
510 Le vrai sépulcre en lor baillie!
Or vous est la voie establie
Et li eskiele aparrellie
D'aler au rice roi Jhesu;
Vous, qui menés mauvaise vie,
Devenes tost de sa maisnie,
516 Se vous voles estre absolu.
XLIV.
Dius ajut tous ciaus ki oront
Ces vers et qui entenderont
La sentence de la matere,
Et qui a cief les meteront; (45^)
Cil qui entendent, s*il nel font,
522 Ne sont mie bien net confrere.
Dius, qui de nous est gouvernere.
Li sains espirs, li fils, li pere
Nous puist releecier el mont
De la crois, u la mort amere
Endura, quant sa douce mere
528 En souspira de euer parfont.
XLV.
Beneois soit cil qui ora
Ces vers et ki les pourlira,
Car moût en est Puevre vaillans.
Hues li rois, qui la traita,
Sa sience i renfortera;
534 La matere est de Diu si grans
Com em porroit parler cent ans,
Et si doit moût estre plaisans
Del doue signor, qui nous cria;
U est et fu et iert toutans.
Bien devons faire ses commans,
540 Quant de son sane nous racata.
XLVL
Toutes les ames trespassees,
Qui de cest siècle sont alees,
De coi on puet Diu apeler.
Soient en tel pais reposées
Qu'eles ne soient tormentees,
546 Ne c'anemis nés puist grever!
509 Que 517 aront 526 mors 529 Benois
539 ses] ces 546 nés] nel
ara 532 traite
ÂFRZ. BEARBEITUNG DFR PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 79
Dius, qui ton cors laissas pener
En crois pour peceors sauver.
Quant nos ames as racatees,
Fai les de mort resusciter (b)
Et del lait infer esquiver,
552 Qu'eles n'i soient ostelees!
XLVn.
Pour ces ames devons proier;
Ausi en aront grant mestier
Les nostres caitives dolentes.
Nous ne volons les maus laissier,
Si nous en convenra paier
558 De nos ames moût cruels rentes.
Moût ierent grandes nos ententes
Et dolerouses les atentes,
U cascuns ara son loier.
Trop faisons les caroignes gentes,
Que la mors fera si pulientes
564 Con nés daignera aprochier.
XLVni.
Gens, esgardes ces oisellons.
Qui n'ont grans sales ne doignons,
Or ne argent, ne vair ne gris:
n pourcacent lor garisons
Sans usure, sans traisons,
570 La nuit reviennent a lor nis.
Dius lor amenestre tondis
Lor peuture, ce m*est avis.
Plus a droit ke nous ne Paions;
Joie en demainnent en lor cris,
Et ke miels nous fait Jhesucris,
576 Mains de mérite li rendons.
XLIX. (46 r)
Pere des ciels qui nous crias
Et de ton sane me racatas,
A toi commant mon esperit;
Ja, se toi plaist, ne perderás
La samblance que tu formas.
582 Fai moi que jou mete en despit
Le diable, qui sans respit
Met mes pecies en son escrit
547 laissa 549 as] eus 551 esqiuer 553 Pour les ames de nous
proier 555 Les noes 560 atentes] ententes toü 559. 559 — 61 folgen
aus Versehen noch einmal. 563 fera] sera 564 Con nous d. a. 571 amou-
neste 573 Plus] Puis
8o
H. ANDKËSiîN,
Et qni me veut prendre a ses las!
Lai moi manoir en tel abit
Que puisse avoir bien euer eslit
588 A faire cou que tu vauras!
L.
Fai moi, ke ne soie esbais,
De garant vers mes anemis
M'ame, qui est en grant paour!
Car ne sai les jors ne les dis,
Que mes cors doit estre fenis.
594 Se jou ne vieng garnis au jour,
Moût arai fait mauvais séjour,
M'ame ert reprise en vil destour.
Or m'otroit li sains esperis
Que soie espris de sa suour,
Dont alume sont sans dolour
600 Cil qui mainnent em paradis.
LI.
Velliens en orisons el mont,
Car cil ne sevent qui i sont
Quant li jors daerains venra,
Que cils et terre mouveront.
Et ke les aiges arderont,
606 Et tous li mons enflambera.
Et toute riens annera. (b)
Fors iert li fus qui arderà.
Si com l'escriture despont;
Par tout le mont s'espanderà.
Ja nule riens n*i remanra,
612 Ne en valee ne en mont.
LU.
Cou nous dit li vrais testamens
Que li daerains fínemens
Iert en moût poi d'eure venus.
Petit s'en garderont les gens.
Mains en aront doute et porpens
618 Qu'il n'aient or, quant H grans fus
Sera de toutes pars creus.
Par coi li mons iert confondus.
Tous s'esmouvra li fìrmamens.
596 vil] viel 598 suor; s. Anm,
601 Vellens 604 mouvera 613 dist
615 mou 620 confundus
Geffroi de Paris. (181 r)
"^^ Veillons et orrons en cest mont.
Que nus ne set de ceus qui sont
Quant li jor derreain vendra.
Que touz li monz enflambera,
Que ciel et terre se mouvront
Et que les eves arderont; 606
Li so ule us entenebrira
Et la lune en sane muera,
Si com Tescreture despont.
Ne en valee ne en mont
Ja nule riens n*i demorra;
Sachiez que issi avendrá.
Ce nous dit li vrais testamenz
Que li derreniers fìnemenz
Iert en moult pou d'eure venuz.
Et que li monz iert confonduz;
Ne s'en prendront garde les gens.
Mains en auront sens et porpens 618
Qu'il n'ont ore quant 11 granz fus (b)
Sera de toutes pars venuz;
Toz se mouvra li fìrmamenz;
* Ueber Schrift: Des signes contre
la fm del monde et si corn li mondes
fenira soudeement 60 1 orrons wird
verderbt sein aus orons von oter
613 dist testament 614 finement
618 Mais 621 firmament
AFKZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 8l
Ja n'en porra escaper nus,
N'iert espargnies ne rois ne dus;
624 Moût iert cribles as tormens.
un.
A cel jour qui iert daerains
lerent les cames as plains,
Ce nous tesmoigne Tescriture;
Cil que nous apelons vilains
Labouerront a lor deus mains,
630 Les bestes ierent em pasture;
Tost devenra la tere obscure,
De toutes pars venra Tardure,
Dont cascuns iert mors et atains.
Ceste fìns iert cruel et sure;
Dont n'aront H rice houme cure
636 De lor grans ventres faire plains.
LIV. (46 V)
Uns fus iert aigres et amers,
Puis ke les aiges et la mers
En arderont a tel destroit;
Li solaus n'iert luisans ne clers.
Tout arderà, murs et pilers,
642 Vignes, montaignes quanc'om voit;
Pour noient nus se reponroit,
Car en nul liu ne gariroit.
Cis fus ne sera mie avers
De l'un caut faire et l'autre froit :
Dius le départira a droit,
648 A trestoz iert egaus et pers.
LV.
Cil qui labouerront as cans,
Quant cil tormens venra si grans,
A lor reces tomer vauront
Pour aidier femes et enfans,
Mais la dolors iert si pesan s
654 Que moût tost les oublieront;
Car les tempestes toneront
£t les grans montaignes brairont.
Et li fus iert caus et boillans;
Femes et houmes ploueront;
628 Cil qui 629 a lor deus
mains 6^.] a lor mains 632 Tar-
dare GJ] l'ordure 634 craeul 643
nus se reponroit OJ] ne les reponroit
645 avers G,"] amers 647 adroit 648
fehU; ist nach G, ergänU 649
Cil cui
Zeitschr. i. rom Phil. XXIL
Moult iert doutables cil tourmenz,
Ja n'en porra eschaper nus;
N'iert espargniez ne rois ne dus. 624
A cel jour qui est derraains
Seront les chames as plains
Et les bestes en leur pasture;
Ce nous tesmoingne l'escreture.
Cil que nous apelons vilains
Laboureront a leur deus mains. 630
Tost devendrá la terre oscure;
De toutes pars vendra l'ardure.
Donc chascun iert morz et estrainz.
De leur granz ventres fere plainz
N'auront lors li riche homme cure ;
Ceste chose ert crueuse et dure. 636
*Cist feus est egres et amers,
Puis que les iaves et les mers
En ardront a si grant destroit;
Vingnes, montaingnes, quanqu'en voit,
Trestout ardra, murs et pilers,
Li souleus n'iert luisanz ne clers. 642
Pour noient nus se repondroit.
Que en nul leu ne gariroit;
A trestouz est égaux et pers. (181 v)
Cil feu ne sera mie avers
D'eschaufer tout, n'auront pas froit;
Cil feus iert departiz a droit. 648
Cil qui laboureront aus chans.
Quant li tormenz sera si granz,
A leur ostiex torner voudront;
Pour voir vous di qu'il ne porront
Pour aidier fames et enfanz;
Mes la doleur iert si pesanz 654
Que moult tost les oublieront,
Quar les granz montaingnes brairont.
Et li feu iert chauz et boillanz;
Nel sauroit dire homme vivanz
633 estraiot * Uéberschrift: Ci
parole du feu qui doit venir contre
la fìn du monde 643 se respondroit
82
H. ANDKESEN,
La grant dolour qu'il demenront La grant doleur qu'il demainront;
660 Ne set dire nus horn vivans. Hommes et fames pleureront. 660
LVL
Tuit crieront petit et grant:
„Mont, car caes sour nous errant,
Terre, car nous engloutes vis!
Ne poons mais avoir garant;
Montaignes, ales acorant
666 Nous dolereus et nous caitis!**
Ensi diront, car Jhesucris
Le dist, cou conte li escris, (b)
Au jor que I'orent pris tirant,
Ne ja fauses n'en iert ses dis.
Tout ensi iert li mons fenis;
672 Sacies le bien a ensiant.
LVII.
Pour cel fort jour, qui doit venir.
Se deust bien cascun garnir.
Car n'en set on terme ne eure;
Bien nous deussons astenir
De grans vanités porsivir;
678 Fols est qui ses pecies ne pleure,
Ancois que l'aspre mors aceure.
Qui sans merci cort cascun seure.
Cil que deus mors feront morir
N'en venra jamais au deseure;
Si se doit bien cascun resceure
684 De la mort ki ne puet fenir.
Lvra.
Jou vous di bien: ki samblera
Celui qui mains de pain ara
Que nus, cil nen i a torment;
Cil qui em paradis manra
Tant grant doucour i sentira,
690 Odour de basme et de piument
Envers celui ne vaut nient;
Li angle i cantent doucement.
Ja cele joie ne faura,
*Tuit crieront petit et grant:
„Mort, quar venez seur nous courant.
Terre, quar nous engloutez vis
Nous doulerex et nous chaitis!'*
Einsi diront, quar Jhesucriz
Le dist, ce conte li escriz, 666
Au jor que l'orent pris tirant.
Et sachiez bien a esdant.
Ja fause n'en sera ses diz,
Que issi iert li monz feniz.
(b)
♦♦A cel jor fort, qui doit venir.
Se deust bien chascun garnir, 672
Que ne savons terme ne eure.
Fox est qui ses péchiez ne pleure.
Bien nous deussion astenir
Des granz vanitez poursuivir,
Aincois que l'aspre mort aqueure.
Qui sanz merci court chascun seure. 678
A la mort ne puet nus faillir.
Cil que deus mors feront morir
N'en vendra james au deseure.
Si se doit bien chascun resqueure.
(182V)
Je vous di bien qu'il semblera
Celui qui le mains en aura, 684
Que nus ne seufre tel tourment.
Et ce sera sanz finement;
Moult sera dl mal eurez
Qui laiens sera ostelez.
♦♦♦Cil qui en paradis sera
Tant grant doucor i sentira,
690
659 qu'il G.'] qui 661 Tuit G,]
Moût 680 sains merci 681 que GJ]
qui 682 au deseure G,"] au deseuir
683 rescuere 687 Que nus sil non
ni ait torment
* Düse Strophe hat nur IO Zeilen
** Ueber Schrift: Ci parole comment
richece (/. richeces) ne vaudront riens
au jugement. 675 atenir 683^.
schliessen sich an F. 84 5. 54 an, sind
aber verderbt, ♦*♦ Ueber schrift: De
la joie et des deliz que li bon auront
en paradis
AFKZ. UËÀKBKITUNG DER PAK ABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 83
Qui i vit glorieusement; Oudeur de basme et de piment
Cascun jour voit on proprement Envers celui ne vaut noient.
696 I^ signour ki le mont cria. Doucement i chantent li angre,
Sainz et saintes et li archangre;
L'en i vit glorieusement:
Chascun jor voit on proprement 696
Le seigneur qui le mont cria;
Ja cele joie ne faudra.^
695 bei G, vist * Hür folgt hei G, die weiter oben S. 54 mügeteüte
Strophe Cil deust bien penser toz dis u, s. w.
Anmerkungen.
Seite 50 V. 1 1 cousteus hier wie neufr. précieux in der Bedeutung „klein-
lich, genau**.
Ebd. V. 21 estruire ,,aufbauen, herrichten** in etwas ungewöhnlicher An-
wendung.
Ebd. V. 22 Au jugement resambleras La char „am jüngsten Gericht
wirst du das Fleisch, deine Gebeine wieder sammeln**, du wirst wieder die
Gestalt annehmen, die du im Leben hattest.
Ebd. V. 24 afruitier „fruchten, nützlich sein, nützen'*. Die Stelle ist
ironisch zu fassen.
Seite 51 V. 50 cince „Lappen, Lumpen". Das Wort kommt bekanntlich
schon im Alexius vor, s. G. Paris S. 183 zu 29<i, der bereits zwei der jetzt
von Godefroy verzeichneten Stellen anführt.
Ebd. V. 52. Mit recincier, noch neufr. rechinser „reinigen'*, steht crincier
(V* 57) i™ Reim bei Froissart, Poésies U, 1242 der Ausgabe von Schcler, wo
jedoch Verderbnis vorzuliegen scheint. Im Glossar bringt Scheler wohl richtig
crincier mit grincer „knirschen*' zusammen.
Ebd. V. 55 rostes von roster „wieder herausnehmen, wieder herausholen**.
Ebd. V. 64 aiixandrin „alexandrinisch , aus Alexandrien**, d. h. „kost-
bar, prächtig**. Das Adjektiv auch im Roman de Caritè U, 209: espeche
aüxandrine „Gewürz aus Alexandrien**.
Seite 52 V. 5 EfC = En€\ s. weiter unten S. 87 zu 220.
Ebd. V. 9 geneste, auch genestre (über die Einschiebung des r s. Foerster,
Ztschr. II, 88) ist die übliche altfr. Form. Das neufr. genêt bürgerte sich
vielleicht unter Einflufs von genet „spanisches Pferd** ein. Die Wendung Si
fiourires comme geneste „und ihr werdet blühen wie Ginster** hat nichts Auf-
fallendes, da die Blüte des Ginsters sich durch Schönheit auszeichnet, wie
auch O. de Serres an einer von Littré (unter genêt) mitgeteilten Stelle her-
vorhebt.
Ebd. V. 16 estamer, neufr. ¿tamer „verzinnen**, hier in allgemeinerer
Bedeutung „mit einer glänzenden Hülle umgeben**.
Ebd. V. 21. Von seursamer ist das Partie. Prät. seursemé sehr üblich
in der Bedeutung „fleckig, fìnnig, aussätzig, faul'*. — „Flecke bekommen'*
heifst sorseimer bei Etienne de Fougièrcs (Ausg. und Abhandl. XXXIX.
1887. S. 141 V. 1247). Ist die Lesart bei Geffroi richtig, so bedeutet es au
der vorliegenden Stelle „fleckig, aussätzig machen**.
6*
84 H. ANDRESEN,
Ebd. V. 22. Der Sinn des Verses scheint zu sein : Der Leib hält sie
(die Seele) wert, weil sie das Gegenteil von ihm ist, indem sie ihm gar keine
Last macht.
£bd. V. 27 concur {concacare) im figürlichen Sinne entspricht unserm
,,anschmieren".
Ebd. V. 28 diu (prov. cilla) „Wimper" neben eil bestehende weib-
liche Form.
Ebd. V. 30 atillier (bei GefFroi) „aufputzen , schmuck machen". Das
Wort ist bereits von Foerster, Chev. as .II. espees zu 61 61 besprochen worden.
Wegen der Herleitung vgl. Meyer-Lübke, Ztschr. XV, 242. — s^estüU beim
Roi de Cambrai V. 29 scheint entstellt zu sein aus s^estriUe,
Ebd. V. 31. „Der Leib ist Katze und die Seele ist Ratte", d.h. jener
treibt mit dieser sein grausames Spiel.
Seite 53 V. 36. „Der Eine spielt mit der Andern mit der Kugel (oder
dem Ball)", d. h. wenn es ihm gefallt rollt oder wirft er ihr die Kugel zu,
sonst nicht. Er verfährt mit ihr ganz nach Belieben.
Ebd. V. 38 descerner „unterscheiden, erkennen, kenntlich machen".
Ebd. V. 39 restorer „Besserung schaffen".
Ebd. V. 41 luiserne „Licht, Strahl", s. Foerster zum Cliges 734. Da-
gegen steht das Wort in der Bedeutung des latcin. lucerna im Arundel-
Psalter, Ztschr. XI, 532.
Ebd. V. 42 ore „Luft" (latein. aura)^ von Geffroi irrtümlich als latein.
hora aufgefafst.
Ebd. V. 47 asore ist unverständlich; s'essore bei Greffroi von s* essorer
,,sich in die Lufl schwingen" wie in den Vers d. 1. mort hrsg. von Windahl
Str. LV: Li maus fus arde Ces f au ses treces gui gaillarde Me font plus
c^oisiaus qui spessore? Raynouard 1. r. hat saurar in der Bedeutung „blond
machen , verjüngen" ; vielleicht ist darum zu lesen Qui puis ne se vest ne
se sore.
Ebd. V. 52 cresmes (auch z. B. im Roman de Caritè II, 252), neufr. chrême
„das bei der Taufe u. s. w. benutzte Salböl". Zu der vorliegenden Stelle
vgl. die Redensart Cela ferait renier chrême et baptême, — Altfr. meist gleich
geschrieben {cresme) wird neufr. crème „Rahm". Zu letzterm s. Meyer-Lubke,
Ztschr. XI, 253,
Ebd. V. 57 hresme^ neufr. brème „Brassen" (niederd. bressemo, daraus
die fr. Form; s. Weigand, Kluge u.a.; engl, bream), gewöhnlich Blei genannt
wegen der Farbe. Der Fisch kommt in altfr. Texten häufig vor.
Ebd. V. 59 — 60. „Die Gemächlichkeit kann Gott nicht gefallen, mit der
du oft dein Fleisch abschätzest (oder beurteilst)". Du gicbst dir keine ernst-
liche Mühe darüber nachzudenken, was dein Fleisch (dein sterblicher Teil)
im Grunde genommen wert ist.
Ebd. V. 64 „ihr bestes Werkzeug", d. h. ihre Seele.
* Unter Einflufs dieses Wortes wird sich brasme gebildet haben, Name
eines Edelsteins (s. Godefroy), der auch in der Karlsreise 381 vorzuliegen
scheint. Die urspr. Form ist prasme, bei Pannier, Lapidaires S. 61 V. 747,
ital. prasma, plasma und piasma, mittellat. prassimus (Du Cange) für pra-
sinus ; neufr. prase, der Prasem. Vgl. Lexer in Grimms Wörterbuch 7, 2070,
wo als mhd. und md. Form auch brasime verzeichnet ist.
ÂFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. 85
Ebd. V. 69 falsil ist vermutlich identisch mit ncufr. fraisil »,Kohlen-
asche*'; s. Thomas in der Romania XXIII, 586 und Tobler, Ztschr. XIX, 146.
Seite 54 V. 85 entention im Sinne von entendement „Verständnis".
Ebd. V. 89 ^abrever, s*abeuvrer 343 (neufr. s* abreuver) „sich voll saufen".
Ebd. V. 90 ist mit le livre die Bibel gemeint.
Ebd. V. 92 quivre „Bedrängnis, Drangsal"; s. Foerster im Chev. as
.IL espees zu 4905, Bédier im Lai de L'Ombre zu V. 331, wo das Wort
{cuivre geschr.) in homonymem Reime mit cuivre „Kupfer" steht, Godefroy.
Seite 55 V. 112 muire neben muir (neufr. »fif^fr Neubildung) yn^ fuire
neben fuir\ vgl. muire : destruiré bei Littré.
Ebd. V. 115 kommt änuit von anuier „belästigen", V. 118 aber von
anuüier „Nacht werden". Letzteres heilst auch „mit Nacht bedecken", so
bei Windahl, Vers d. 1. mort Str. XXXI: Mors fait tote joie ahregier ; Le
plus fort et le plus legier Fait anuitier, quant il ajorne.
Ebd. V. 126 gobe (bei Geffroi) „schmuck"; s. Grodefroy.
Ebd. V. 127 keust von keudre „nähen" (picard. Form). — bras hier
„Acrmel".
S. 56 V. 152 Subjekt: Li rices horn (15 1).
Ebd. V. 154 amuis „verstummt". Das Perf. amui im Arundel-Psalter,
Ztschr. Xn, 34 und 35 (latein. Text ommutui).
Ebd. V. 168 geuns (j'ejunus) hier in der Bedeutung „an Speise und
Trank Mangel leidend".
Vers 7 fraine Femin. von f rain „bettelmönchisch, armselig" Vax frarin,
fr arine, wie oft empereiz statt empereriz,
9 deverra, 449 converrà aus devenra^ convenra (daneben tenra 150,
convenra 557, devenra 63 1, venra 632). Diese Art Assimilation ist, abge-
sehen von den allgemein üblichen dorrai und merrai aus donerai und menerai,
sonst altfr. selten. Gewöhnlich entwickelt sich aus nr ndr; so auch im Fu-
turum von venir und tenir: vendrai, tendrai. Die Formen verrai, terrai
sind kaum anders als in picardlschen Texten anzutreffen.
II — 12 „Zum Unglück werdet ihr die verächtliche Lehre erlernen, bei
der Jeder seinen Verstand vergeuden will." Es wird euch zum Unglück ge-
reichen, dafs ihr der verächtlichen Lehre (die euch heilst, es euch auf
Erden möglichst wohl sein zu lassen) Grehör schenkt. Leider folgt ihr Jeder
so eifrig, dais er ein Thor wird.
22, 26 Procains „Verwandter"; s. Suchier, Reimpredigt zu 30c.
47 taige (Hs. tage) im Reim mit iretaige, coraige u. s. w. kann kaum
etwas Andres sein als tache. So oder vielmehr laiche wird auch zu lesen
sein, und erstere Form auf Rechnung des Schreibers kommen. Ein gleicher
ungenauer Reim scheint im Auberi (Toblers Mitteil. a. a. Hss. 85, 22) vorzuli^en,
wenn flaige dasselbe ist wießaiche = flache, flaque (s. die Anm. zu der Stelle).
Derartige Reime sind femer sache : outrage, cloche : reloge bei Rutebeuf
(Jordan , Metrik und Sprache Rutebeufs S. 58) ; formaches : vaches R. de
Renart I, 48, forma^he : saclie ebd. 119, sache : damage ebd. 291. Sie be-
gegnen auch oft in der Bibel des Jehan Malkaraume; s. Bonnard, Une tra-
duction de Pyrame et Thisbé p. 3. In Betreff des Schwankens zwischen g
und ch s. Foerster im Chev. as JI. espees LIV, sovde im Yvain zu 4656.
86 H. ANDRESEN,
48 — 609.
59 regreter neutral „klagen, jammern" wie Alex. 88*»; s. G.Paris zu
26 e seiner Ausgabe.
83 estera aus estevra, esteura wie in der folgenden Zeile ara aus
avrà, aura,
93 ist passible = paisible, nicht = plaisibU; vgl. Ztschr. XV, 529.
96 devers soi „von sich"; s. Foerster im Chev. as .II. espees zu 811.
105 — 6 „Und wenn er es auf einen Abweg gebracht hat was er ent-
liehen und nicht alles Geld hat"
HO despoise im figürlichen Sinne läfst sich gewöhnlich mit „Gehalt,
Beschaffenheit" wiedergeben; s. die Stellen bei Tobler, Vrai aniel' zu 153.
Im vorliegenden Verse kommt die eigentliche Bedeutung des Wortes „Speise,
Mischung, Leginmg" noch zum Bewufstsein.
115 „In Betreff dessen er niemals oben sein wird", d.h. aus dem er
nie wieder herauskommen wird. Er wird immer tief unten im Kerker liegen.
au deseure auch 682.
121. Statt Z«[ij] est hat die Hs. Lu est; ein Beispiel der bekannten
Nachlässigkeit eines Abschreibers.
136. Wegen recreu in der Bedeutung von recreant, 508 mescreu „un-
gläubig** s. Tobler, Ztschr. V, 191 bezw. 190.
155 a que qu*il tort „wie es ausfallen möge*'; vgl. Yvain 1303.
159 ta deserte „dein Lohn**, d. h. der Lohn, den du mir zu Teil
werden lassest.
161 Maint rice drap a penne vaire „manches kostbare Kleidungsstück
mit buntem Pelzfutter**; vgl. Foerster zum Yvain 1885.
168 Anspielung auf das Sprichwort „den Wolf zum Hirten machen**;
s. Manenlob zu 475.
172 satis retenir „ohne aufgehalten zu werden, ohne zu zögern**, be-
kannte altfr. Kürze. Vgl Foerster zu Rieh. 1. b. 3954; Tobler, Ztschr. II, 406.
Ein proven zalisches Beispiel im Jaufré (Bartsch, Chrest.^ 258, 19): Per que domna,
se s*amor dona Ses querré, non es tant honrada Con es cella que tCes pre-
gada „Weshalb eine Frau, wenn sie ihre Liebe schenkt, ohne darum an-
gegangen zu sein, nicht so geehrt ¡st wie die, welche darum gebeten wird**.
178 entait „eifrig bedacht**; vgl. Scheler zu Watriquet und den Trou-
vères belges, Marienl. 389. Von diesem Wort, das zu tai gehört, ist das
homonyme entait (intactum) zu trennen, das V. 498 begegnet. Die verschie-
dene Bedeutung beider Wörter hat bereits Scheler klargestellt.
189 Car tu as sour fr oit fer batu „denn du hast auf kaltes Eisen ge-
schlagen'*, d. h. dich umsonst bemüht.
190 maisons perinés „steinerne Häuser**, ñ ist in perignes, wie die Hs.
hat, etymologisch nicht berechtigt; allein es tritt im Altfr. vielfach Mischung
und nicht nur in der Schreibung zwischen tl und n ein. Vgl. z. B. die Reime
Ztschr. n, 547.
213 adaier wird bei Godefroy durch mehrere Stellen belegt, ohne dafs
jedoch die genaue Bedeutung des Wortes hervorträte. Es begegnet dreimal
bei Froissart, zweimal in den Gedichten, einmal in der Chronik. Im Glossar
zu erstem weist Scheler darauf hin, dafs es in der Chronik mit herier {Marier)
„aufreizen, drängen" (Diez, E.W.) verbunden auftritt. Damach sdieint es mit
AFRZ. BEARBEITUNG DER PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN. Sj
„argem** wiedergegeben werden zu können , eine Bedeutung , die an der Stelle
unseres Gredichtes passen würde.
220 ^w (en* 376; vgl. S. 52 V. 5) „nicht, denn nicht", ursprünglich e(t)
ne (Diez, E. W.). Vgl. donne» done, dene, den für don ne; s. Foerster
zum Yvain 1488, Ztschr. XIII, 535, 542; neqtiedent fur nequedont (Burguy
n, 385).
223 grans picard, für grains „betrübt"; s. 62 i.
226 ferme „Verschlufs**. En tel ferme est mis mes argens „mein Geld
ist so untergebracht".
248 huscier Vaumosne ^,nach dem Almosen schreien, laut verlangen**,
wie das häufige huscier Vewe,
251—2 nach dem Text bei GefFroi hergestellt: „er darf mir keine Er-
leichterung schaffen, selbst wenn er mich frei machen könnte**.
280. Dafs linge altfr. auch adjektivisch gebraucht wird, berührt schon
Diez, E. W.* 627. Weitere Belege bei Littré und Godefroy.
295 — 6 „Mit der grofsen Schuld bin ich belastet, deren Beträge sie mit
Libt an sich gebracht, erschlichen haben.**
314 heifst por que (wofür auch por quoi sich fìndet, s. Tobler, Ztschr.
V, 194) nicht „vorausgesetzt dafs** wie Chev. as .II. espees 7853, Yvain 4784,
sondern „weil**. In ersterer Bedeutung pflegt der Konjunktiv zu folgen.
434 bedeutet es „warum**.
322 volaige „leichtfertig, flatterhaft, unbeständig" (Tobler, Proverbe au
vilain 189 s).
335 autre steht pleonastisch : Diez, Gr.* III, 84, Tobler, Ztschr. XX, 61.
395 ist als Objekt zu deservie aus dem vorhergehenden Verse la mort
zu entnehmen.
404 escons „Versteck**; metre en escons „bei Seite schaffen**.
410 cacoigne, von Godefroy mit der Bedeutung querelle, méchanceté {})
angeführt, wird vermutlich eine Ableitung vom Stamme cac (daraus neufr.
caquet) sein und wie dieses „eitles Geschwätz, Grofssprecherei'* bedeuten.
Bedenklich ist aber, dafs die Wendung sans cacoigne zweimal in der Strophe
auftritt. Geffroi bietet das erste Mal sanz essoingne „ohne Bedenklichkeit,
ohne Hintergedanken", das zweite Mal sanz aloingne „ohne Aufschub, ohne
Zögern**. Vielleicht ist die letztere Lesart in den Text aufzunehmen.
414 ff., 421 ff. Der Gedanke dafs die Sünden durch Almosengebcn ge-
tilgt werden können, kehrt oft in Schenkungsurkunden wieder: Sicut aqua
extinguit ignem, ita elemosina extinguit peccatum (Recueil des chartes de
Pabbaye de Cluny p. p. Bruel I, 479; Date elemosinam et omnia munda sunt
vobis (ebd.), femer II, 36 ; Eleemosyna a morte libérât et non patitur animam
ire in tenebras (Cartulaire de Cormery in den Mém. de la soc. archéol. de
Tourainc XII, 103). Vgl. Chronik v. Floreffe Ztschr. XXI, 384. Die Stelle
aus Tobias, die dem Verfasser vor Augen schwebte, steht Cap. 4 V. 9— 1 2.
437 anicier „einnisten, wie in einem Neste sicher unterbringen**. Das
Wort u. a. auch im Rom. de Caritè.
449 le neben li unterdrückt nach gewöhnlichem altfr. Sprachgebrauch.
458 ff. Lucas 9, 12 — 17.
492 empaindre „fortschleudern**, hier „hinwerfen, zukommen lassen**.
498 wegen entait s. zu 178.
88 H. ANDKESEN,
508 tnescreu ,,uDgläubig** ; vgl. zu 136.
517 aront, 529 ara der Hs. sind offenbar zu bessern in oront, ora,
picardisch fur orront, orra; s. Seite 63. Die Vereinfachung der Doppel-
konsonanz wird das Versehen des Abschreibers verschuldet haben.
519 maUre '. confrere u. s. w. schliefst sich den zahlreichen Reimen an,
wo die neben matière und matire bestehende, nicht volkstümliche Bildung
mater e , wie auch mister e , misere u. a. mit e aus latein. a gebunden ist. So
auch Bonnard, Les traductions de la bible p. 175 matere : menterre. Vgl. über
diesen Punkt Foerster im Chev. as .11. espees XXXV, sowie Ztschr. I, 561 und
III, 502, Krull, Gui de Cambrai S. 22.
565 ff. Vgl. Matthäus 6, 26.
571 1. amenistre {administrât) „verabreicht**. Die Hs. hat amouneste,
577» 696. lieblicher als creer (creare) ist altfr. crier. Daher cria : cria
bei Bartsch-Homing, Langue et 1. fr. 365 ; crie (Imperativ) im Arundel-Psalter,
Ztschr. Xn, 52; vgl. femer R. de Renart II, 157: Sa meson sist j'oste un
plessie Qui estoit richement garnie De tot le bien que terre crie,
598 ist suour wohl in doucour zu ändern.
601 ff. Vgl. Lucas 21, 20 ff.
609 = 48.
617 avoir doute heifst „Grund zur Furcht haben"; s, Tobler, Proverbe
au vilain S. 135, wo er auf seinen Artikel Ztschr. X, 163 verweist.
634 crueul der Hs. durch Verwechslimg mit crueus; s. Foerster, Ztschr.
III, 565 und 627.
661 ff. Vgl. Lucas 23, 30.
665 acorer „das Herz treffen, töten". Das Wort begegnet besonders
oft in den Dits de Tame; s. Ztschr. XIII, 82 zu 12c ; einmal mit coer verbunden
ebd. 60 Strophe 1 3 : Hahay amis, plains de bonté. Que n*aves men coer acore
Pour bien sentir f amour divine?
685 — 6. „Wer dem gleichen wird, der weniger Brot haben wird als
irgend Einer", d. h. dem ganz Armen.
694 „wenn Einer dort selig lebt", für den, der dort selig lebt.
Glossar.^
♦s*»brevcr Seite 54 Vers 89; s'abeu- ♦amenistrer 571.
vrer 343. amorter „ertöten, lahm legen" S. 51
♦acorer 665. V.58.
acoster „einreihen" S. 51 V. 56. amparle „redegewandt" S. 56 V. 163.
♦adaier 213. »amuir S. 56 V. 154.
♦afruitier S. 50 V. 24. ♦anicier 437.
agarder „zusehen, überlegen" 494. asaisnier (aus asaisonier) „würzen,
aliuer „anbringen, verwenden" 346. schmackhaft machen, mästen" 390.
♦alixandrin S. 51 V. 64. *aüllier S. 52 V. 30.
* Wo keine Seitenzahl angegeben ist, fìndet sich das betreffende Wort
im Text der Parabel. Ein mit Stern versehenes Wort ist in den Anmerkungen
besprochen.
AFRZ. BEARBEITUNG DUR PAKABKL VON DEN DREI FREUNDEN. 89
*bras S. 55 V. 127.
♦bresme S. 53 V. 57.
'''Cacoigne 410, 420.
catel „Gut" 67.
♦cülc S. 52 V. 28.
♦cince S. 51 V. 50.
colir „entgleiten" 429.
commanderesse „Befehlshaberin, Ge-
bieterin" S. 52 V. 14.
♦concier S. 52 V. 27.
conquest „Erwerb, Gewinn, Vorteil"
221.
corbellie „ein Korb voll" 466.
♦cousteus S. 50 V.u.
♦cresme S. 53 V. 52.
♦crier (creare) 577.
♦crincier S. 51 V. 57.
♦ descemer S. 53 V. 38.
desnorir „die Nahrung entziehen, ent-
blöisen" 388.
♦despoise 11 o.
despondre „auseinandersetzen, dar-
legen" 48, 609.
♦devers 96.
♦avoir doute 617.
^aige „Lebenszeit, Leben" 46.
♦empaindre 492.
enceudre „einnähen" S. 5 1 V. 50.
enfnim „gierig, unersättlich" S. 56
V. 165.
♦enne 220.
♦entait 178, 498.
♦entention S. 54 V. 85.
♦escons 404.
eskiele „Leiter** 512.
espincier „putzen** S. 5 1 V. 60.
♦s'essorer S. 53 V. 47.
♦estamer S. 52 V. 16.
estraier „umherirren** 216.
estrille „Striegel** S. 52 V. 33.
♦estruire S. 50 V. 21.
♦faisil S. 53 V.69.
♦ferme 226.
♦frain 7.
♦geneste S. 52 V. 9.
♦geun S. 56 V. 168.
♦gobe S. 55 V. 126.
♦husder Taumosne 248.
♦linge 280.
luisel „Sarg** 366.
lues „auf der Stelle, sogleich** 121.
♦luiserne S. 53 V. 41.
lus „Hecht** 381.
maillier „mit einem Hammer oder
einer Keule schlagen** S. 54 V. 76.
male „Felleisen** S. 54 V. 104.
♦mescreu 508.
moleste „Beschwerlichkeit, Wider-
wärtigkeit, Verdrufs*' S. 52 V. 2.
♦muire S. 55 V. 112.
*Ore S. 53 V. 42.
outraige „Unmäfsigkeit , Uebermut
320.
«
♦passible 93.
♦penne vaire 161.
♦perin 190.
peuture „Nahrung** 65, 572.
*por que 314.
preu „Nutzen, Zins" 84.
*procain 22, 26.
proprement „eigentlich, wirklich" 695.
♦quivre S. 54 V. 92.
♦recincier S. 51 V. 52.
♦recreu 136.
♦regreter 59.
rekingnier „keifend anfahren, schmä-
len** 186.
♦restorer S. 53 V. 39.
♦roster S. 51 V. 55.
♦seursamer S. 52 V. 21.
♦taige 47.
taille „Wuchs, Gestalt*' S. 54 V. 74.
*Volaige 322.
Wivre „Schlange** S. 54 V. 94.
90
H. ANDRESEN, PARABEL VON DEN DREI FREUNDEN.
Reimtabelle.
a XXXIX, XLV, LI, LVHI.
ai XI, XVni, XXVI.
aige IV, XXVn.
aindre XLI.
ainne XFV.
ains XXXIX, LIU.
aint XL.
aire XIV.
ais xxxvra.
ait XV.
aite XLn.
ance XXXV, XL.
ans XLV, LV.
ant V, XVII, XXXIV, LVI.
as XXIV, XLIX.
aus XVII.
e VIII, XXIII.
ee XXXI.
ees XL VI.
endre I.
ens XIX, Ln.
ent V, XXI, XXXVII, LVIU.
entes XLVH.
er III, XXI, XXIX, XXXVI, XLII,
XLVI.
ere XLIV.
ers LIV.
es XXVII, XXX.
est XIX.
eure X, LVII.
eus VI.
i in.
ice xxxvn.
ÍC XXXm, XLHL
ief XXII.
iens XLI.
ier XI, XVIU, XXIV, XLVH.
ies XX, XXV.
ignes XVI.
ine I.
ir XV, XXXVI, LVn.
ire XXXVm.
is n, vn, XII, XX, xxxi, xLvra,
L, LVI.
ist xxxni.
it XXV, XLDC.
oi VIII.
oie XIII, xxxn.
oigne XXXV.
oir IX, XXIII.
oise X.
oit II, XXX, LIV.
ome XXVHL
on VII.
ons XXXIV, XLVm.
ont IV, XLIV, LI, LV.
ors XXIX.
ort xm.
our IX, XXVI, I^
u xn, XVI, xLin.
ure VI, XXVin, LUI.
us xxn, XXXII, LH.
H. Andresbn.
VERMISCHTES.
I. Ans Handschriften.
Fragment einer Aliscanshandschrift
In einer seit kurzem in der Cambridger Universitätsbibliothek
befindlichen Sammlung hebräischer Handschriften ' fand der mit ihrer
Durchmusterung beschäftigte Reader in Talmudic, Herr S. Schechter,
ein einzelnes mit altfranzösischem Text beschriebenes Pergament-
blatt, auf das er mich aufmerksam machte und das sich als Frag-
ment einer Aliscanshandschrift herausstellt. Das Blatt, dessen Schrift
dem dreizehnten Jahrhundert angehört, mifst 8,8 cm x 15,1 cm und
enthält, in einer Kolumne, auf der Vorderseite 25, auf der Ruck-
seite 24 Zeilen. Ein paar Buchstaben zu Anfang der 24. und
37. Zeile sind verblafst und unleserlich geworden. Nach Zeile 39
hat der Schreiber vermutlich eine Zeile seiner Vorlage übersprungen.
Die Stelle entspricht w. 305 ff. der Guessardschen und vv. 330 ff.
der Rolinschen Ausgabe. Bemerkenswert ist das Fehlen der Kurz-
zeile am Ende der Laissen.
r**] Parmi ion elme roaif n'enpire .i. feftv. G, 305. R, 330.
Li .V. i ont molt fier eftor rendv:
Ocif i {on\. .L. mefcrev.
De ce qt^ chaut qant ne l'ont fccorv?
5 Q«^ de pa¿fffj ion\, lot li champ veftv.
Molt grani damagef lor i eft auenu,
Qar tot enfanble ionX. prtí et retenu
Fori vi'ui^n, q«'tl ont a mort féru
De >vu. efpieuf el corf parmi le bu.
10 Maif ne chiet mie, qar ne plaift a ih^^u.
Ainf f\ue il muire lor aura ch^r vendu.
Diex, qu^l damage, fî hardif hom ne fu. 6^.316. ^.341.
n aleichanf ot m^rucllof huitín. 6^. 318. R, 342.
Bertrán en mainent pai>» et farrafin, R, 343.
15 Guichart l'enfant, ger^r et guielin, 6^.320. ^.344. 345.
Gautier de t^rmef ont lie d'un fein. G, 322. R, 346. 347.
* Ueber diese von Herrn Schechter aus Kairo nach Cambridge gebrachte
Sammlung siehe seinen Aufsatz in der Times, 3. Au^. 1897, A Hoard of
Hebrew Manuscripts,
92
VERMISCHTES. H. ZUR EXEGESE.
Dift mnün: bertran, fire cofín,
Or vus en roainent paien et beduin,
Girart le preu et guichart le mefchin.
20 Lai, vi perdra guülaumesiot fon lin.
Diex, por coi uif qant ne voif a ma fìn!
Telf .XV. plaief ai el cori fof l'ermin,
De la menor morroit mif barbarin.
M . . f par Tapoftre que quieient pèlerin,
25 Puif que ui voi que diev ai a voifîn,
*"] N'en menront raie paien le palalin,
Si fentiront mon bon brant acerin.
N'ot point d'efcu forf l'aubère doblentin
jSt Ton uert elme qui fu faif a or fin,
30 Maif moli li orent debaíte li maftin.
Il reclama le baron faint martin,
Saint nicolai, faint pol et faint domin
£t faint h^rbert, qui maint oltr<f lerin,
JEt le corf faint beneoit, faint fremi»
35 Et faint michiel, gabrtel, feraphin,
£t le faint angele c*on claime chérubin
. . le maintiegne uerf la gent apollin
Que dant guillaume le conte palafìn
Le mioldr^ conte qui aine beuft de uin.
40 ant uiufim ot dite f'orifon,
Lorf fu p\uf fierf que liuparf ne lion.
L'efpee traite u^rf paienf a bandon,
Fiert le neuev al roi matefelon:
Efc«y* ne elmef ne li uaut .i. boton,
45 Tot le porfent enfreffi qu'a Varcon.
Apref rocift fon frère falemon
Et agolafre et le fier glorion.
Turf ne paien/ n'a uerf lui ganfon.
Tant en ocift n'eft fe m^ruelle non.
^. 348.
R, 349.
R, 350.
G. 330.
6^.331.
6^.336. R.361.
G' 338 (337. 339).
G^ 339.
6^.340. -^.362.
.341. -^.363.
G, 343. R. 364.
G, 348. R. 369.
G, 350. R. 372.
0^.351 (350). ^.373.
{fehlt G.), R, 376.
{/ehU G,), R, 378.
E. Braunholtz.
n. Zur Exegese.
Tandoret?
Eine Anmerkung, in welcher Herr Paul Meyer des diesen
Zeilen vorangestellten, auch ihm rätselhaft gebliebenen Namens
gedenkt (Notice sur un manuscrit ¿^Orléans conienani d^ anciens mi"
racles de la Vierge en vers français^ in den Notices ei extraits des
manuscrits de la Bibl. nationale et d* autres bibliothèques t T, XXXIV^
2* par tie f S. 35, oder S. 9 des Sonderabdrucks) bringt mir eine Ver-
mutung ins Gedächtnis, die ich vor langen Jahren in meinen Vor-
lesungen geäufsert habe und heute auch älteren Fachgenossen vor-
ADOLF ÏOBLER, TANDORET? 93
legen will, da Annehmbareres, wie es scheint, bisher zur Aufklärung
der Sache nicht gefunden ist.
Es handelt sich um die Stelle, wo die Leys d* amors (III 316)
von den drei im wesentlichen zusammenfallenden Figuren der
prozopopetüy faniazia und somoihopeya^ handeln. Sie sagen zutreffend:
/an se aquestas figuras^ quant otn fenh que una cauza inanimada 0
muda parla^ coma si hom fenhia que la terra parles e que disshes per
aquesta maniera: yVeu soy governs e noyrimetis Djerbas, de plantas e
dé gens y Per que deg esser mot amada E terra may res apelada' y o
st hom fenhia quel solelhs parles e que disshes per aquesta maniera:
^Veu /au el mon /ructificar E'is aybres fiorir e granar; A tot lo mon
doni ciar tat y Per que deg haver principal De terra^ de mar e de Vayre^
E tug de mi devon /ar pay re'. D* aquestas figuras usee aquel que /e
PIsop el Tandorety quar /enhic que las bestias et autras cauzas a las
quais non es donatz parlar s par lesso entre lor, E podón se réduire
a metha/ora,
Gewifs liegt es nahe, in dem Tandoret etwas dem Isop nächst
Verwandtes, etwa eine andere Tierfabelsammlung, zu vermuten;
doch näher vielleicht noch, sich unter Werken anderer Art umzu-
sehn, die mit der Tierfabel nur die Personifikation des in Wirk-
lichkeit Unpersönlichen gemein haben. Und da scheint mir denn
die berühmte Écloga Theoduli in den Zusammenhang vortrefflich
zu passen. Ist von den drei darin ins Gespräch tretenden Wesen,
Pseustis, Alithia und Phronesis das erste zwar schon durch seinen
Namen {ipBV0T7¡c) als Person ganz anders hingestellt, als wenn es
etwa ipEvôoq hiefse, so erscheinen doch die beiden andern unter
Sachnamen, und selbst das erste mochte bei dem des Griechischen
wenig kundigen Mittelalter mehr als »Lüge* denn als , Lügner*
gelten; s. z. B. in der Probe aus dem Kommentar der Marburger
Handschrift bei Beck {Theoduli Eclogam . . recensuit et prolegomenis
instruxit August, AemiL Al/r, Becky Sangerhusiae 1836) S. 20: intro'
duxit pseustin et alathiam i, e, /alsitatem et veritatem more pastorum . .
iitígantium. Was aber die Namensform Tandoret betrifft, die mit
Taudoret zu vertauschen niemand Bedenken tragen kann, nach-
dem er einen Blick auf das von Gatien-Amoult gegebene Fac-
simile des Anfangs der einzigen Handschrift geworfen hat, aus der
wir bisher die Leys d^ amors kennen, so ist einmal zu bedenken,
dafs die Wiedergabe des tonlosen lat. eo durch prov. au durchaus
regelmäfsig ist (vgl. laupirt)y ferner dafs neben Theodulus und Theo-
dosius und Theodorius auch Theodorus als Name des Verfassers der
Ekloge überliefert ist, s. z. B. bei Beck S. 6 Anm. 0, wo als Schlufs-
worte des Textes in der Hs. a (14. Jahrh.) angegeben wird explicit
liber Theodoli sive Theodori^ und aus dem Kommentar der Hs. v
(13. Jahrh.) die Etymologien für die Namen Theodulus und Theodorus
* Dieselbe Form für otayLaxonoda nebst mittelalterlicher Etymologie
des Wortes fíndet man auch bei Thurot, Notices et extraits de divers manu-
scrits latins pour servir à l* histoire des doctrines grammaticales au moyen
âge in Not. et extraits etc, T. XXII, ^t partie S. 476.
94 VERMISCHTES. IIL ZUK WOKTGESCHICHTE.
mitgeteilt sind, und eb. S. 8 Anm. e. Die Erweiterung durch das
Deminutivsuffix -et endlich ist aus altfranzösischen Texten für den
Namen Theodulus nicht minder erwiesen als für die mancher anderen
Schulautoren, von denen heute der Isop^i jedem der geläufigste
ist. Im Departement des livres bei Méon 1 405 lesen wir: Et mes
doves (1. Dones) est a Orliens Et nus chacones (1. Chaionh^ a Amiens^
A Chartres mes Theodelb^^ A Roen mes Aviones. Und in der Äz-
taz7/e des VII ars (Œuvres de Henri d^Atideli p,p. Héron) S. 55, 339:
La por toit dans Thëaudelbs Une laniere ñipar tie; Toissue i fu par
grant mestrie Dans Sextis (= Pseusiis) percié son escu Que Alicia ot
vaincu^ Qui painte es toit de l'autre part (s. dazu die Anm. S. 174),
in welchem Gedichte auch Chatonez, Aviones, Panßlez, Donaet be-
gegnen. Ja, noch Rabelais I 14 führt unter den Büchern, aus
denen Gargantua unterrichtet wird, neben dem Donat, dem FcueU
dem Alanus auch den Theodolei an.
Habe ich mit meiner Vermutung das Richtige getroffen, dann
haben die Leys d'' amors an der in Rede stehenden Stelle statt auf
ein provenzalisches Werk sich zu beziehn oder auch mit selbst-
gemachten Beispielen sich zu begnügen, wie sie sonst gern thun,
sich auf ein den Schulen wohl bekanntes lateinisches Buch be-
rufen. Das nämliche ist sicher auch 111 138 geschehn, wo es von
der Figura der br evieta t heifst, von ihr habe Gebrauch gemacht
aquel que fe e versifiée lo libre d' Alexandre, can iractet de la penchura
del vas de la mother de Dari\ denn sicher ¡st damit auf des Gautier
von Châtillon Alexandreis VII 404 ff., nicht auf eine der Dichtungen
in Volkssprache hingewiesen, da diese sich der Schildenmg des
Grabes enthalten. Leicht könnte auch mit PIsop eine der latei-
nischen Versifikationen des Romulus gemeint sein, obgleich be-
kanntlich es an Spuren, ja an Überbleibseln provenzalischer Tiei-
fabel nicht ganz fehlt. ^^^^ Tobler.
III. Zur Wortgeschiehte.
X. Empois.
Diez hat EW. 1 v. pegar fr. empeser, empois von pix abgeleitet.
Dagegen läfst sich Verschiedenes einwenden: Es ist unwahrschein-
lich, dafs, wie Littré ausführt, empeser (statt empoiser) einer west-
lichen Mundart angehöre, während empois francisch wäre. Die
sogenannten franco -provenzalischen Mundarten, die bis auf den
heutigen Tag den Unterschied zwischen den Verben auf -iVr und
-er wahren, sagen im Inf. épèza (in Vionnaz), inpèzâ (in Jujurieox,
s. Philipen, Patois de la Commune de J., S. 71, dazu inpèzo »em-
pois*); aus altem empeisier wäre aber êpizç, inpèz e geworden, Schliefs-
lich spricht auch die Bedeutung gegen das Diez*sche Etymon: Die
Stärke ist kein Pech, und es wird kein Pech zur Herstellung der-
selben verwandt.
A. HORNING, KMPOIS. 95
Das neben empois vorkommende afr. empoise (s. Littré mid
Godefroy) fahrt auf lat. im pen s a. Nach dem Wörterbuche von
Freund bezeichnet impensa das zu irgend einem Zwecke Ver-
wendete, das Material, die Ingredienz: £s wird z.B. gebraucht
von dem Material zum Ausbessem der Wasserleitung, von der
Füllung der Wurste (man vergleiche bei Du Gange und De VJt-
ForcelHni impensa »farturae seu condimenti species*); die Be-
deutung , Mörtel* ist Archiv f. lat. Lexic. 4, 421 nachgewiesen. Em"
paise bezeichnet demnach das zum , Steifmachen* (der Wäsche, der
Hüte u. s. w.) aufgewendete Material.
Auch das Provenzalische kennt nach Mistral empeso f. und
empes m. Ob das frz. und prov. Masculinum unmittelbar auf ein
lat impensum zurückgeht oder Postverbal ist, wird sich kaum
entscheiden lassen. Gestützt wird diese Deutung noch durch die
Bemerkung bei Thurot, De la Prononciation française 1, 45, dafs
das e in empeze denselben Klang habe wie in peze (nach Lanoue
liegt in beiden das e féminin vor) ; ebendort werden neben empeser^
empesé auch empoiser^ empoise nachgewiesen. Impensa scheint den
andern romanischen Sprachen zu fehlen und ein spezifisch gallisches
Wort zu sein; amidon ist im Französischen Fremdwort.
Godefroy erwähnt ein zweites empoise mit der Bedeutung ,Pech*
ans einem Dichter (e-boillant): ob dies ein von picem abgeleitetes,
neben empoise impensa übliches Wort oder freie Bildung des
Dichters war, lasse ich dahingestellt. Möglicherweise hat in der
betreifenden Stelle empoise gleichfalls die Bedeutung , Stärke*.
Körting zweifelt bereits an der Richtigkeit des Diez'schen
Etymons; unter No. 413 1 sagt er, empeser »stärken* ist wohl im pen-
sare »schwer machen* (es giebt indessen nur ein impensare , auf-
wenden*), und unter No. 6120 findet sich die Bemerkung, dafs
empeser wohl an peser , schwer sein* angelehnt sei; empois^ empoise
bleiben unerwähnt ^ Horning.
2. Zu Ztschr. XXI, 454.
Das d" von dupe ist kein prothetisches, sondern ein onomato-
poetisches; s. Ztschr. XV, 99. H. Schüchardt.
IT. Znr Grammatik.
Die afr. i. singul. auf -ois in den heutigen Mundarten.
Meyer -Lûbke bemerkt Rom. Gram. II, S. 172, dafs im oberen
Moselthale in der i. Pers. singul. Praes. Indie, alle Verba (mit Aus-
nahme von avoir 9 être und vouloir) auf betontes -/ ausgehen, eèie
(j'achète), /eyç (je fais), tné (je tiens), u. s. w. (vergi, dazu meine
Ostfiranzösischen Grenzdialekte S. 93 und Hingre, Patois de la Bresse,
96 VERMISCHTES. IV. ZUR GRAMMATIK.
passim), und dafs für dieses -e eine Erklärung noch nicht gefunden
sei. Auf S. 171 bemerkt Meyer -Lübke, dafs die im Altfranzösischen
in Urkunden aus Besançon, Montbéh'ard und der Haute -Saône
ziemlich häufig von Verben auf -er vorkonmiende i. sing, auf -ois^
ordenots, jurois, auch ohne i, confirmoi^ approvai aus heutigen Mund-
arten noch nicht nachgewiesen sei. Es läfst sich jetzt der Beweis
erbringen, dafs wir es in beiden Fällen mit derselben Erscheinung
zu thun haben.
Die Existenz jener i. sing, stellte ich auch im nördlichen Teile
des Schweizer Jura fest: in Tavannes ist der betonte Vokal kurzes,
offenes a: tsâidj mdtrá, madia (je mange), in Delémont dagegen
'fi ì^f' (j^aime), ^ú?z;/ (lève). Zu bemerken ist jedoch, dafs in der
Schweiz nur die regelmäfsigen Verba auf ^er und, wie es scheint,
auch diejenigen auf -ir (ich hörte drçmd , schlafe*) jenen Ausgang
zeigen, nicht aber faire^ venir y pouvoir, lire, croire, croître, voir,
aller, u. s. w. Auch Zimmerli, Die Deutsch -Französische Sprach-
grenze in der Schweiz, Teil 1, Basel 1891, giebt auf Tafel XU aus
verschiedenen Ortschaften der Nordschweiz pervä, prtiv§, pruvf ^
pruve (= lat. probo). Endlich werden in der Revue de Philol.
française et provenç. 6, 147 aus den Südvogesen Formen auf -ä
mitgeteilt, viezd^ und, was für unsere Frage entscheidend ist, auch
solche auf -0, mezo (je mange), räiro, Sache der Lautlehre ist es,
den Wandel des afr. -oi^s) zu e zu erklären, während der Wandel
von oi zu a und 0 im Osten keinerlei Schwierigkeit bietet: Es mag
hier nur daran erinnert werden, dafs in den Südvogesen auch die
Vertreter der altfrz. Imperfektendungen -wV, ^oies, -oit sehr auf-
fallige lautliche Verschiedenheiten aufweisen. Die letzten Zweifel
werden durch die Thatsache gehoben, dafs das Ausbreitungsgebiet
des afr. -ois sich ungefähr mit der geographischen Ausbreitung der
besprochenen Patoisformen deckt. — An Konjunktivformen hörte
ich in Tavannes und Montier eine 2. sing, tsälo, mçdzp (mit be-
tontem 0), dazu eine 2. plur. ieäti, mçdzi.
A. Horning.
BESPRECHUNGEN.
Obras deliope de Vega — publicadas por la Real Academia Española.
Madrid, Sucesores de Rivadeneyra. — VoL I, 1890 [Nueva Biografia por
D. C. A. de la Barrera]. — Vol. n, 1892 [Autos y Coloquios]. — Vol. HC,
1893 [Autos y Coloquios (fin) — Comedias de asunto de la sagrada
escritura].
La grande opera con questi volumi iniziata dalla Real Academia con
tanta sapienza d' intelletto e tanto splendore d' esecuzione, è ben lungi dal
suo fine. Una recensione pertanto sarebbe affatto intempestiva se qui si
▼olesser dare giudizii sul piano generale, sul valore complessivo delle pre-
Êizioni, e, fino a un certo punto, sul metodo critico della pubblicazione. Non
sarà inutile invece portare fin d' ora qualche contributo per quel volume, o
quei volumi, di Note, Osservazioni e Bibliografia che dovranno di necessità
completare la ponderosa collezione. Sarebbe bene che molti, e di me più
▼alenti, dalle varie parti d' Europa, facesser altrettanto; e la loro fatica sarebbe
assai proficua e grata alla Real Academia: la quale invece, a pubblicazione
compiuta, non saprà che farsi della loro critica retrospettiva. Per vario con-
corso di circostanze, poco meno delle migliori d' Europa, la Biblioteca Palatina
parmense conserva tesori copiosi per 1' antico Teatro spagnuolo; ed io ne
astraggo intanto qualche nota, qualche appunto, che potrà meglio in successive
recensioni, precisarsi o ampliarsi.
Del primo volume, che contiene una copiosa biografia di Lope, del com-
pianto Barrera, non si può parlare a luogo né pretendere di dir cose nuove.
Le notizie raccolte dalle opere di Lope stesso, vuoi con sicurezza vuoi con
ragionevoli congetture, son, per dir cosi, complete; le altre che emanano dai
documenti , qui all' estero sono insindacabili. Quanto fu aggiunto dagli studi
posteriori all' opera del Barrera (che è del 1864) è riassunto dal Menéndez
(p. 678 — 697). n Barrera ha sparso, con metodo quasi rigorosamente crono-
logico, nella sua opera molte preziose indicazioni bibliografiche. Per quanto
riguarda la collezione delle Parti di sue commedie, bisognerà nel volume della
Bibliografica drammatica tener conto delle aggiunte e note eh' io pubblicai
nel 1871 (Una collezione di Commedie di Lope d. V. — Livorno, Vigo —
p. 6 — II)*, alle quali ora nulla ho da aggiungere. Per la Bibliografia non
drammatica, credo che, pur riunendo le indicazioni sparse nel volume con
quelle che il Barrera ci dà in apposito Apéndice bibliográfico (p. 590 — 611),
rimarrà agli aficionados à Lope un buon manipoletto di spigolature. Intanto
eccone alcune. A pag. 377, riportando il frontispizio della Circe, nella linea
* Alcuna sfuggi anche alla diligenza del prof. Engelbert Günthner nei
suoi utili Studien zu Lope de Vega. Rottwñl 1895.
Zeiuchr. i. rom. Phil. XXII. 7
qS BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
„En casa de la binda de Alonso pérez. 1624" ci deve essere una svista del
Barrera; Alonso Perez de Montalvan, padre del drammaturgo Giovanni,
sopravvisse al figliolo morto nel 1638! Bastano il Graesse (Trésor du öibL)
o il Brunet (Manuel du libr.) a correggere. Ma V esemplare parmense mi
mette in altri dubbi. È leggermente diversa, da quella che dà il Barrera, la
divisione delle linee: „La Circe \ con otras rimas, \ y prosas» \ Al \ JExc^"^
Señor I Don Gaspar de Guzman \ Conde de Olibares. \ De \ Lope de Vega \
Carpio, I En Madrid, En casa de la viuda de Alonso Martin. \ A costa de
Alonso Perez, Año de 1624"; e, per di più, tutto questo non è chiuso dentro
l' incisione ad arco di trionfo, con la firma dello Schorquens, e quindi non ha
lo scudo dei Guzman né le iscrizioni né i simboli cosi minutamente descritti
dal Barrera: corre invece intorno ai 4 lati della pagina un fregio, in legno,
di semplicissimo ornato. L' esemplare è perfetto e quasi nuovo ; sicché non
resta che un' ipotesi : che si cominciasse V edizione con questo semplice fron-
tispizio, finché avuto il rame dello Schorquens la si proseguisse con quello,
tanto più elegante e ricco. La 2^ epistola della Circe é al Tosantos e non
Torantos (p. 379 linea 29; 1' errore è però corretto nell' /mfictf). A pag. £49
dà il Barrera il frontispizio della Jerusalem conquistadas V esemplare par-
mense (conservatissimo) finisce con la linea: { Año de M.DC.IX." e manche-
rebbe la linea: | A costa de Christoual de Loarte, Librero en Toledo" \ invece
(cosa che il Barrera non avverte) nel foglio seguente, dopo la Tasd e la Fe
de erratas, e' è a pié di pagina in tipi più appariscenti questo membretto:
Tiene esto libro 138. pliegos, q a quatro mrs mon\ta diez y seys reales y
ocho maravedis. Védese en \ Toledo en casa de Christoual de Loarte librero."
Leggiera trascuranza, forse, del Barrera; che però, in cosi autorevole conosci-
tore di stampe lopiane, dà sempre a dubitare. £ forse altra minima svista
(sebbene il Barrera vi abbia messo un sic! che é quasi un indizio di precisa
attenzione) é anche nella lettura (pag. 152 linea io), sempre nella Jerusalem,
della iscrizione sottoposta all' elmo di Alfonso Vili; essa, nel mio esemplare,
è precisamente cosi: „S. PA. Hie\rosolimit, \ lope de ue\ga capio. d,"
Fra le edizioni dell* importante libro di Lope, 1* Arcadia che il Barrera
minutamente descrive (pag. 73, 593 — 96) manca una matritense di cui vidi il
prezioso e forse unico esemplare alla Marciana di Venezia. Eccone un breve
cenno: „Arcadia, \ Prosas, y \ Versos de Lope de \ Vega Carpio, Secretario
del I Marques de Sarria. \ Con vna exposición de \ los nombres Históricos, y
Poéticos. I A Don Pedro Tellez Gi\ron, Duque de Osuna, âr'c. — Stemma:
Centauro saettante con V esergo Salubris sagita a Deo missa — Con licencia, \
En Madrid. Por Fernando Correa \ De Montenegro, Año 1620. | A costa
de Alonso Perez, mercader de libros." 8<* di mm. 145 X 95. Precedono
8 fogli non numerati che contengono: Licencia, di Martin de Segura, Madrid
5 ottobre 1620 — Suma de la licencia id. 3 1 ottobre — Apr ovación di fray
Pedro de Padilla id. 6 agosto — Fee de erratas — Dedica a D. Pedro Tellez
— Prologo — Soneto de Anfriso ecc. (come 1' ediz. del 1 605 descritta dal
Barrera^ a pag. 594) — Segue il testo in 250 folii numerati. Indi segue la
Exposición de los nombres in pagine 61 non numerate.
^ Il Barrera ha ivi un errore di stampa; Bernabé de la Serena leggi:
de la Serna,
OBRAS DE LOPE DE VEGA. 99
Per finire con queste minuzie bibliografiche, ho serbato una preziosa
trouvcàUe della quale il compianto Barrera sarebbe stato ben lieto.
Come ediùone principe delle Rimas di Lope, Nicolás Antonio, eviden-
temente ingannato dalla data della Tassa e del Privilegio di stampa, cita
un'edizione di Madrid 1602. Ma non isfuggi al diligente Barrera (v. pag. 107 — 109)
che nel testo medesimo delle Rimas ó. sono prove fortissime, indiscutibili,
che la prima stampa deve essere avvenuta a Siviglia e non può essere ante-
riore al 1603. E dopo una lunga e paziente critica, egli concludeva cosi:
„Ahora Iñen: si desechando la noticia dada por D, Nicolás Antonio, y con'
siderando el Privilegio y la Tasa de 1602 corno expedidos sólo á prevención,
conjeturásemos que las Rimas, i<^ y ifl parte reunidas, se habian impreso
en Sevilla d fines de 1503 ó principio de 1604, esta conjetura obviaría todas
las dificultades y resolvería todas las dudas. Pero no encontramos noticia
alguna que pueda acreditarla**. Ho avuto la fortuna di ritrovare, nella biblio-
teca Comimale di Siena [segnata : 39. Q. V.], questa preziosa stampa, ed essa,
a onore del Barrera, è precisamente di Siviglia e del 1604.^ Passo a descri-
verla in breve ma coi riguardi che le sono dovuti:
Formato in 16^, di cm. 8x11, - consta di XVI fogli di preliminari (com-
preso il frontispizio) non numerati +192 fogli numerati con cifra arabica. Al
foL 192 verso e' è il sonetto col titolo: Natura paucis contenta, e sotto:
Fin De Las Rimas. Legatura del tempo in pergam., esemplare ben con-
servato.
Frontispizio: „RIMAS | DE LOPE DE VEGA | CARPIO. | A DON
lUAN DE ARGVnO.**; nel mezzo grande Stemma in legno: un Centauro
con arco sul punto di saettare, e in tomo: Salubris Sagita A Deo Mis sa.
Sotto lo stemma „EN SEVILLA | Por Clemente Hidalgo. 1604." Sul
frontispizio fu scritto a penna, pare del secolo XYII, quest' indicazione: Col-
legij' Soletani Senen^
Fol. II: Suma del Previlegio. Lope de V, C, tiene prevüegio para
poder imprimir estas Rimas que están en la segunda parte de su Angelica,
por tiempo de diez años. Su data en VaUedolid, a veynte dias del mes de
Otubre, de mil y seyscientos y dos años.
Tassa: ... cada pliego ... a tres maravedís , . . Antes Francisco Mar"
tine* jSscriuano del Rey ... 30 noviembre de 1 602.
Fol. n verso. Aprova cion: Aprobó estas Runas »» * y las demás que
van en la primera impression^ . . . El Doctor Viana — Seguono le Erratas,
^ Essa è pur notata nel Catalogo Senese dell'Ilari (1844, voi. I p. 212),
ma: quis legit haecP E del resto V Ilari, non sospettando affatto la rarità
del libro, dà solo P indicazione del titolo e dell' anno.
' Federico Soleti, senese, fu a Roma al servizio del card. Barberini e
vi tenne nobilissimi uffici fino alla sua morte nel 1645. Lasciò, annesso allo
Spedale di S. Maria della Scala in Siena, un Seminario Soletano per educare
e istruire dodici fra i più intelligenti giovinetti esposti. Esso fu soppresso dal
granduca Pietro Leopoldo con rescritto 15 dicembre 1783, e i suoi libri con
quelli dello Spedale passarono alla Senense. Debbo questi ragguagli alla
cortesia dell' egregio bibliotecario di essa, F. Donati, cui porgo qui le do-
vute grazie.
' Duecento sonetti erano stati editi insieme con la Angelica nel 1602.
Vedi più oltre il Prologo, e al fol. 104 verso.
lOO BESPRECHUNGEN. À. RESTORI,
Nel fol. m dedica in prosa a Don Juan de Arguijo. Fol. IH verso c IV recto
la dedica allo stesso in versL Fol. IV z^^rj^ e 'S redox £1 Prologo: Ajui
tienes (Letor) dos centurias de Sonetos aunque impressos otra ve% en mi
Angelica: fero van (uompañados de las Rimas que entonces no salieron a
luz, porque excedia el numero alo que permite un libro en otavo folio, . . .
Hallaras tres Églogas, un Dialogo, dos Epístolas, algunas Estancias, So-
netos, y Epitafios fúnebres y dos Romances, que no me puedo persuadir que
desdigan de la autoridad de las Rimas ^ . . . Recibe mi desseo . . . etc. Se-
guono i componimenti laudativi: fol. V verso (sonetto): De Christoval de Vt-
rues — Folii VI recto-verso, VH recto : De Antonio Ortiz Melgarejo, Canción
— Folii Vn verso, VIII recto (sei distici latini) : Del maestro yuan de Aguilar
— Ancora foL Vm recto (sonetto): De Luys Velez de Santander — Fol. VIH
verso (id.): De Juan de Pina — Fol. IX recto (id.): De Don Baltasar de
Luzon y Bcbadüla — Fol. DC verso (id.): De Cantila Lucinda — Fol. X
recto — XVI versoi Tabla de los Sonetos, Églogas, etc.
Viene poi il testo a fogli numerati. I fogli i — lOi contengono 200 so-
netti, uno per pagina. Al foglio 102 che è quasi un nuovo frontispizio, in un
beli' ovale in legno e' è: Segunda | Parte | De las Rimas. Sotto l'ovale:
De Lope De | Vega Carpio. | A Doña Angela | Vernegali. H verso
è bianco. Fol. 103 recto e verso. Lettera dedicatoria a D«. Angela, e nel
104 recto un sonetto alla stessa. Nel verso, questa nota a grossi caratteri;
Estas rimas tienen licencia, y privilegio, aunque no se imprimieron con las
passadas la primera vez, por no hazer tan gran volumen, su data ut supra,
— Seguono queste nuove rime, e cioè
fol. 105. Églogas. Albanio; foL 122: Eliso; fol. 125: Farmaceutria.
„ 132. Dialogo. Apolo,
f, 137. Epistola. Alcina a Rugero.
„ 143. Estancia. Descripción del Abadia.
156. Romances. Creadon del mundo — fol. 163: A la muerte del
Rey FiUpo Segundo El Prudente,
172. Epistola. A Gaspar de Barrionuevo,
„ 181 — 190. Epitafios,
y, 191 e 192. Soneto (sic, sono 4).*
A questa prima edizione, tenne dietro (come argomenta il Barrera, p. 145) la
edizione di Toledo del 1605. Indi quella di Lisbona del Crasbeeck pure
del 1605, la quale dal fol. m alla fine coincide perfettamente con questa di
Siviglia, che le ha servito di modello ^ Coincide con queste due V edizione di
}>
»>
^ Il seguito, assai importante per la storia del Romance è riferito dal
Mila nella sua Poesia heróico'Popular , 1874. p. 9 — io.
* Li noto qui perchè nelle descrizioni del Barrera e' è qualche parola
che può parere incerta. Sono: fol. 191 ♦*«««> di Antonio Ortiz Melgarejo a
Lope, e 191 »«rw la risposta di Lope; al fol. \k^2 recto sonetto di Lope che co-
mincia: Podra ser que mirando en los cabellos, e al i^ivtrw ü sonetto con
la già citata epigrafe: Natura paucis contenta, — È da notare che per errore
di stampa (non corretto nelle Erratas) il foglio 191 tanto nella Tabla (fol. XVI)
quanto nel Testo porta la dfra 173.
^ È certo una svista del Barrera (o degli stampatori?) il dire a pag. 599,
col. 2A linea penultima : Seis disticos latinos del Afro, yuan de Pina, Man-
cano certamente due linee: Seis disticos latinos del Afro, [yuan de Aguilar.
• •! ••• ••• • -
• • • •
• • •
OBRAS DE LOPE DE VEGA. IO I
Haesca, Blason 1623.^ Invece 1' edizione suddetta di Toledo portava forse
nel foL V verso invece del sonetto del Vîmes, uno di Baltasar Elisio de Medi-
nola; seppnre qnesta non è innovazione della edizione di Madrid 161 3. Per
queste edizioni, v. Barrera (p. 599 — 601), il quale ne dà una minuta e dili-
gente descrizione.
Col volume II incomincia V opera diretta e attiva del Prof. Menéndez y
Pelayo, il quale (per usar parole altrui)' gegenwärtig mit Recht als der
gründlichste Kenner des Dichters (Lope) in seinem Vaterlande gut. E non
solo del teatro di Lope, ma di quanto nelle letterature straniere ha attinenza
coli' argomento, egli nelle interessanti Observaciones preliminares che pre-
cedono ogni tomo dimostra conoscenza larga e profonda; sicché non sai se
più ammirare o i tesori di tanta erudizione o la meravigliosa attività che per-
mette a im solo uomo, già impegnato in tanti ofBcii, di condurre innanzi cosi
colossale intrapresa. Io spero che il dotto professore di Madrid, che mi onora
di sua amicizia, non vedrà nelle linee che seguono se non il desiderio di con-
tribuire, per pochissimo, a quel monumento che egli eleva da solo e con
tanto splendore alla memoria della Fenice degli ingegni,
E dapprima, alcuni modesti desiderii che potrebbero esser subito appagati
nei volumi che seguiranno. All' estero, tranne che a Londra, non e' è modo
di accertarsi della atUO' o non auto-grafia di molti mss. di commedie lopiane,^
n lusso con cui è edita questa Collezione permetterebbe di certo, come fu
riprodotto il magnifico ritratto di Lope del Tristan, di riprodurre alcuni brani
autografi opportunamente scelti fra i suoi più antichi, di mezzo, e più recenti ;
e sarebbe un vero servigio per Lope e pei suoi studiosi. Di più, essendo
questi tomi voluminosi e poco maneggevoli, gioverebbe nei singoli Indici finali
porre non soltanto la cifra arabica della pagina a cui comincia il testo, ma
anche la cifra romana della pagina a cui si trova la relativa Osservaùone
preliminare, E infine ignoro perché il Menéndez non ha seguito la pratica
di tutti i recenti editori (Michaelis, Morel-Fatío, Fœrster, Restori, Rennert,
etc) di commedie spagnuole, di porre di 5 in 5, o di io in io la numera-
zione dei versi. Questa mancanza è oltremodo penosa, e il Menéndez stesso
se ne lamenterà quando, nella parte bibliografica, dovrà fare frequenti richiami
ai testi impressi.
I metodi critici della edizione, per opera di sua natura immensa, esposti
dall' editore (Il p. xv — xx) d sembrano troppo ragionevoli per dar luogo a
discussione ; altro è pubblicare una commedia, altro l' intero teatro di Lope.
Soneto de Don Luis Vele% de Santander, Idem de Don\ Juan de Pina,
Idem, etc.
^ Sembra dal Barrera (p. 601 col. i») che invece di 4 abbia soltanto
2 sonetti in fine, e sieno mancanti quello di Melgarejo e la risposta di Lope;
non so se ciò sia esatto. Le ediz. 1613 e 1623 hanno di più 1': Arte nuevo
de hacer Comedias,
* Gûnthner, op. cit. p. 40.
' La edizione fotozincografica del Bastardo Mudarra (Barrera, NB. 187)
è assolutamente irreperibile. [Molto tempo dopo scritte queste parole ho visto
quest' edizione per cortesia del prof. Rennert di Filadelfia, e un altro breve
fac-simile, però della stessa commedia, inviatomi dal prof. Teza da Padova.
A entrambi grazie cordiali.]
I02 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
Qualche rara volta essi però non furono applicati con rigore uguale in tutte
le commedie; di alcune varianti o aggiunte poteva farsi nota a pie di pagina
se non nel testo. Io mi propongo ora di seguirlo passo passo, notando p^ le
varie produzioni, quel che offrono i materiali, quasi tutti inediti, della Palatina.
Il voi. n contiene dapprima, con le loas e i prologhi, i quattro Autos
che Lope stesso pubblicò nel Peregrino (1604). Ben fece il Menéndez a tener
conto anche delle reputate edizioni del Sancha ( Obras sueltas de L, de V.
1776) e del Pedroso {Autos sacrami* 1865); dalle antiche edizioni anteriori
qualcosa poteva prendersi. Ho sott' occhio V edizione di Madrid, Francisco
Martinez Abad 1733 (assai ben descritta dal Barrera, NB. 602). NelP auto:
El viaje del alma a pag. 8. i . 43 ^ leggo EquinocicU e non esquinoccial, ove
la j è certamente errore di stampa; e alla stessa pagina invece di Bersabè
dice r editore (n». i): Bethsabe se lee en todas las ediciones antiguas, pero
es error notorio; \* ediz. 1733 ha invece correttamente Bersabè, A pag. 15. 2. 14
dice : la regocijada Ciudad ( Valencia) e doveva dire {Barcelona) ; il Menéndez
stesso (p. XXV) aveva corretto già quest' errore del Pedroso. Neil' auto : Bodas
entre el Alma y el Amor divino, p. 23 nota I, P editore osserva che mancano
a una quintilla due versi; nell' edizione 1733 essa è intera:
Què letrados ha engañado?
Que Molinos de Papel,
Ha inventado, i ocupado P
Que Poetas su laurel
Falso Dios idolatrado,;
i due versi aggiunti (2 e 3), forse di fantasia dell' editore, potevano andare
in nota.
Neil' auto del Hijo pródigo, V italiano del Zanni ijftiego) è davvero
molto strapazzato, ma il senso pertutto chiaro. Solo a p. 61. i. 49 è da leggere:
Si, pregunta di malicia!
Mi piglio gran pesadumbre
Si quel che sono saprà!
A Crolilea mi apUca,
O a la forca, dove dica :
Credo, oimè, credo! era! era!
ove sono (qui sempre sonno) e forca (qui forma) son buone varianti dell' ed.
1733. E con la stessa edizione leggerei a p. 63. 2. 48. Pofar (non Pófar)
che è 1' esclamazione Poffare ; e a p. 64. i . 39. è da accettare -, E un a mi,
caro patron! Anche a p. 66. i. 4. in ogni edizione e' è poltron ma il senso,
credo, vorrebbe patron,^ L' argomento dell' auto, trattato e prima e dopo di
Lope, è discorso assai bene dal Menéndez (p. xli — XLVi); il quale oltre l'auto
del Valdivielso (edito 1622) poteva accennare quello del Vidal y Salvador,
posteriore d' una cinquantina d' anni , pur citato dal Barrera. Di una com>
media del Hijo prodigo il Menéndez ricorda un ms. della Nazionale di Madrid,
^ Indicherò cosi la pagina 8 colonna i^ linea 43; e conio tutte le linee
non i soli versi.
* Anche a p. 64. 2. 1 2. è inutile correggere magnando (forma dialettale)
in mangiando, Cfr. 66. i. 33.
OBRAS DE LOPE DE VEGA. IO3
ma nulla ne dice perché essa ninguna relación tiene con su auto (de Lope),
Ciò è vero; ma trattandosi di documenti rarissimi, di cui chissà quando
▼erra altra occasione d' occuparsi, mi si permetta di dime io due parole.
£ssa è di dae autori, i due primi atti di un anonimo, il terzo del Moreto;
ed è, come dissi altrove, la sola opera del Moreto rimasta inedita; ciò scusi
la digressione.^ La commedia non ha nulla della fattura degli Autos benché
il soggetto sia lo stesso della parabola biblica; nessun personaggio allegorico,
però i nomi sono abbastanza signi ñcati vi , come può vedersi dal seguente
rapidissimo sunto:
I® atto — Liberio (da libertà), avuto il suo, se ne va con Capricho suo
servo. Invano il vecchio padre Prudencio, il fratello Lidio {lidiar, litigioso?)
e la cugina Celia {celos) che è innamoratìssima di lui, voglion trattenerlo.
Parte; Celia si traveste da uomo e lo segue sconosciuta fino a Roma, ove
Liberio s' innamora della dama Sirena,
2^ — In Roma Liberio spende pazzamente con Sirena, che per criada
ha Desidia e per dame altre con nomi appropriati. Invano la sconosciuta
Celia 1* ammonisce; per estremo rimedio essa gli si rivela; ma egli non si
commuove e la scaccia. Celia toma in patria. Liberio e Capricho in poco
tempo si riducono in miseria, e Sirena e le degne sue amiche li deridono e
li abbandonano crudelmente.
3® — In mezzo ai boschi paterni, eh' ei non riconosce, è Liberio, stracciato
e senza forze. Capricho ruba un mezzo pane a un villano, ma ciò non basta
a riconfortarli , e son ridotti a rosicchiare le ghiande. Intanto s' ode musica
e canti nuziali dì contadini e pastori ; è quello il giorno messo come termine da
Celia ad accettar la mano di Lidio; stan per celebrarsi le nozze, a Celia però
mal gradite. I due accattoni Liberio e Capricho, che erano fuggiti al romore,
son sorpresi da alcuni contadini in una vigna a rubar un poco d' uva, e tem-
pestati di colpi. Liberio insanguinato viene a cader svenuto ai piedi di Celia.
Riconoscimento, e gioia generale: perché anche Lidio si persuade a cedere al
prodigo ravveduto la mano di Celia, e van dentro tutti lieti, compreso l' affa-
mato Capricho.
Dopo due colloqui inediti , vengono V auto Obras son amores (che non
ha nulla a che fare con la commedia di Lope dello stesso titolo) e 1' auto
del Pastor ingrato che col titolo Niño pastor è il decimo nelle Fiestas del
S. Sacramento edite per cura dell' Ortiz y Villena nel 1644. Anche seguendosi
il buon ms. della Nacional anziché il testo stampato, poteva quest' auto man-
tenere il suo posto nella riproduzione del libro anzidetto, tanto più che le
varianti della stampa sono tutte diligentemeute notate.
Di queste Fiestas del 1644 e' è a Parma un ms. della fine del secolo XVII
{parmense 183) ma esso é una copia del libro dell' Ortiz e perciò non ha
alcun valore per noi; però di alcuno dei dodid suoi autos vi sono altri esem-
' n nome del Moreto non è nel ms. di Madrid; ivi si dice soltanto:
De tres ingenios. Ma V antico ms. parmense merita maggior fede per varie
circostanze che si ricaveranno dal cenno che già ne feci {Collezione de Di-
ferentes Autores, in Studj di Filologia romanza, VI, 1893). Mentre ivi ero
incerto, posso ora assicurare che la commedia dei due mss. è la stessa; e ciò
per cortese notizia del D. Manuel Tamayo y Baus, della Biblioteca di Madrid,
che qui ringrazio.
I04 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
plan. Del terzo auto Acreedores del hombre il Menendez non ricordò un
ms. contemporaneo di Lope che segnalai in LVC. p. 17^ ed egli, che alle
volte nota anche le varianti delle sueltas, doveva chiedermene la collazione.
Rivedendolo ora con più attenzione che nel 1891, invece che 1' accenno un
po' vago : della /» metà del sec, XVII posso dire che il ms. finisce con una
preziosa data: finis laus deo \ Jesus Maria Joseph 1620, preziosa anche quando
si riferisca, com' è probabile, non alla composizione ma alla data della copia.
Questa è di un carattere assai corrente (somiglia alla scrittura di Martínez de
Mora,*) ma tirata giù in gran fretta, come dimostrano le lacune' e le frequenti
sviste di penna.^ Ma P originale da cui questa copia deriva era mig^ore di
quello di cui si giovò 1* Ortiz y Villena, perché delle varianti molte sono
assai buone.'' V è poi una serie intera che mi pare, non di varianti, ma di
proprie e necessarie correzioni. Per esempio (p. 205. i. 56):
^ Indicherò cosi il citato mio studio su Lope de Vega Carpio, e con
DA. quello sui Diferentes Autores,
* Cfr. LVC. p. 21, 22, 25 ecc. Menendez H, xv.
> Tra le note e il testo, la collazione del ms. parmense è qui data completa.
Ecco le lacune: pag. 203. 2. i: manca Hoy — p. 205. 2. 40: manca voces —
^8—49: due vv. mancanti — p. 207. 1.2: manca hoy — 13: manca Vanse y
— 39: manca con una carta — 1,\1\ Acuden aeree, — 29: Dando tinta —
p. 208. I. 29: manca Oh — 2. 48: manca sois — id. i due ultimi versi e
p. 209. I. I mancano — p. 209. i. 19: manca sai libre — 55: manca De amor
— 2. 20: manca il v. De que tiene ... — p. 210. 2. 7: mancano 8 versi En
descuido . . . ìmen fiador — 38: manca de — p. 211. 2. 36: mancan due versi
Este es .... ingrato — p. 212. 2. 13: manca 1* indicazione Como que se van
— 51 : manca en — p. 213. i. 17: manca estáis — 2.23: mancano le linee
24 — 37: De un ingrato Si señor — p. 214. i. 14: manca tuyo.
* Pure sviste, e non vere varianti, paionmi le seguenti: p. 204. i. i: lo
que — 9: Fida pues — 23: Ica le yo — 2. 15: debia — 30: bienes tienes
dados — p. 205. 1.3: pagar la criatura — 15: muerte en vida — 2.35: O
desconocéis a Dios — 52: por el suelo — p. 206. i.ii: Que s la vida —
19: Que le comiera exceso — 35: , , . . lo creo! Demonio: Después que
trata conmigo. Misericordia, ecc. — 2. 19: también perdisteis — 26: Eso
será — p. 208. I. '35: valor — 47: Assi pues no hable el necio. El temor —
id. ultima: deudos — p. 209. 2. 27: calle — 37: glorioso soy — p. 210. 2. 26:
Como tal es el — 29: Por el crédito consiste. En un ynterior — p. 211. I. 23:
Descuido, el Amor — 2. 5: el quien — 15: ohügado — 31 : ¿f visoño —
p. 212. I. 51 : Dios nos ve — p. 213. I. 7: el hombre — 18: Id contento —
2. 15: Enprendese la — 47: Mirarades lo primero — p. 214. 2. 20: Que me
dexan — 32: turbata P assonanza: .. tanta pena. Si hasta los elementos.
El sol, ecc e manca il v. En los ejes ecc. — id. ultima: Paga Dios —
p. 215. I. 38: cresce un verso: . . . triunfo. Y su gloria verdadera,
* Eccole tutte: p. 203. 1.8: A mi en la prisión P — IO: Que no hay
guardar ni aun respeto {ni aun fu aggiunto dal Rojas) — 13: aguardar —
15: Por todo — 2. 16: y pagare — 22: Mentis, que no puede ser —
p. 204. 2. 3: Aunque para — \y, es pascído — 26: os advenid — 43: Con
que div. — 47: Mas de quien es como Dios — 52: Y de mis bienes dest, —
54: Y en una cárcel me cierran — p. 205. I. 19: la culpa mia (e senza inter-
rogativo) — 51 : Tierra, tu me has engendrado — 2.9: quien te esp, —
II: manca Oh — 25: que escucháis? — 26: Descúbrese un trono tirando
una cortina ecc. — 43: il v. Que mejor ecc. lo dice la Justicia — p. 206. I. 9:
Es tem. — 22: Le han — 23: A^í con — 30: Descuéntese mi trabajo —
31: terreno — 2.35: Al tirano de la tierra — 46: Esto permites Justicia?
— 49: debe el hombre — 54: Cerrad — p. 207. I. 33: Ay que no (e senza
interrogativo) — 2.5: o gran — 22: Que aunque vos lo sabéis todo Pero
OBRAS DE LOPE DE VEGA. IO5
Dios me dio por alimento
Tus mares y tus montañas ;
dove il testo del M. ttís montes y tus montañas è una tautologia. A p. 205. 2. 5 :
il M. non osservò che manca alla quintilla il primo verso: Antes todos te
Servian, Ya todos .. ecc. Io accetterei anche a p. 205. 2. 21: has de ir;
p. 206. I. I : sus deleytes; p. 206. l.j: y mal celo, e ib. 46:
Sin ti no; pero si el hombre
Se fia tanto en tu pecho ecc.
cap. 206. 2. 8: De tu justicia esconderlos; p. 207. 2. 31 : Remedio y luz por
mi maldad perdida; p. 209. I. 15: contenta; e ivi 39: di (il M. non vide che
eUy guastava la rima); p. 210. i. i: al M. è sfuggito che manca un verso alla
quintilla : •
principal deudor.
Aunque vos no la deveis,
A padecerlo; y seréis . . .
Demonio
Hase visto tanto amor!
Justicia
desde aquí . . ecc. ;
e così a p. 210. 2. 37: Y soy descuido en que he dado; e ivi 46: il verso
Seré ejemplo . . lo dice la Vanidad. A p. 212. 2. ultima: Hay ingratitud
mayor? A p. 214. 1. 29: Ya sin de que tu me adviertas — Desde que vi
padecer, E a p. 215. 2. 49:
también — 26: Lea el papel — 32: escribo a que — 34: el seguir —
p. 208. 1.6: quieres — 13: grande siempre — 20: Llama pues — 24: Que
de preso tenga él — 2, 1^: tu por bien — ij: ti si en ocasión Dios hiziese
— 20: dopo supremo indica: Abrase luego — 35: /? ää — 41 : Soy su hijo
— 53: No la immensidad, la alteza — p. 209. I. 46: haré — 2. i : Suben
los dos por una ynbencion al tribunal donde la Justiùa hace ^ escriva y el
principe que firma y lee el Demonio — 48: Dios firmai — 54* ^^ ^^ estoy
p. 210. 1. 30: Ciérrase la apariencia — 35: manca il v. Cielo injusto ...
c c* è invece: Recíbeme lago Averno! — 47: sol se as, — 2.4: eras —
1%'. se me dà — 20: y bevo — 2y. en su oficio — p. 21 1. 1.4: unas telas
famosas . . . las lie ... , vistosas — 14: rayos — 41 : servidas . . . recibidas
— 61 : Que puede hacer? ya — 2. 18: Hay mas en que ya me — 5 1: questo
V. {El plazo ecc.) lo àÀz^ Agradecimiento — p. 212. 1.4: Pero vos sois (senza
interrogativo) — 34: hablar se atreve — 2. 19: Señor, me llevan — 56: Vanse
los dos — p. 213. I. 14: manca el — 24: hicistes fin ha sido, Y fin ... (e
prima: El ques fin, poi cancellato) — 32: non e' è il verso: Y no sirve de
de nada el oponeros ; prima e* era : Al mundo les for coso al fin prenderos,
poi fu cancellato e messo in margine: Y asi ha de ser forçoso el ofenderos
53: Que ya se ve mi amor — 2. 3: vendido — 5: ejecución notables daños
— 6: la deuda — io: Que quiero ya pagar — p. 214. 1.2: me ha — 34: La
cárcel. Cuy dado, esesta — 38: llegarte — 2.9: i versi: Y basta que tu ....
{descanso tengas) . . . fìno a : ya vienen por mi, son messi dopo il verso : A
despedirme de ti — 22: verdad eterna — p. 215. 1.6: mancala — ij: la
Iglesia — 25: harán — 39: tunicela encarnada y dos angeles que le traen
una cruz — 52 : ... Principe en la peña con los dos Angeles y tomando la
cruz en las manos se sube al trono — 2.38: Yo conozco la escritura —
39: la muestra —
I06 BESPRECHC7NGEN. A. RESTORI,
Ah quün de esa boca oyera
{Pues no fué menos que Dimas) :
Hoy . . . ecc.
Se non tutte accettabili , certo queste varianti meritano d' esser discusse. Fu
già osservato (LVC. 1 7) che questo ms. parmense ha segni di mano del Rojas.
Il quale (come il Martinez de Mora) ha tanti meriti per gli studiosi di Lope,
che sarebbe tempo che il Menendez, unico che possa farlo, ce ne dia alla
prima occasione qualche notizia succosa e attendibUe. Il Barrera, per questi
due, ha ima dimenticanza e una confusione strana.
Nella Fiesta cuarta segue alla loa un grazioso Intermezzo El Robo de
Elena, Un praticante, Paez, fìnge di rappresentare una commedia per rapire
al suo principale, il vecchietto Dottor Orégano, la figliola e qualche sacchetto
di dobloni:
Oviedo: Y qué comedia hacéis?
Paez: Pienso que es buena,
Oviedo: Como?
Paez: £1 Robo de Elena
Oviedo: A propósito ha sido! .... Quién la compuso?
Paez: De un poeta nuevo
Es el primero huevo.
Qui ci potrebbe essere qualche allusione; la scena che poi si rappresenta
(p. 224. 1.49 — 225.2. 18) è tutta nello stile cosi caratteristico delle conmiedie
burlesche; e precisamente deve esser stata edita suelta una: comedia burlesca
del Robo de Elena, (Barrera, Catálogo p. 578) che il M. poteva ricordare e
confrontare. Oltre il baile col titolo Robo de Elena citato dal Menéndez
(p. Lix) e la nota commedia del Monroy, e' è un Entremés che credo sullo
stesso argomento, edito 1646 (Barr. Catál, p. 617), col titolo Destrucción de
Troya, Questi due titoli Robo de Elena y Destrucción de Troya furon spesso
uniti, come in quell' auto sacramentai di cui citai un ms. dei primi anni del
secolo XVII (DA. n*». 558). H Barrera (Cat, 343) lo dice del Rojas Zorrilla,
ma nell' Indice (p. 599) mette un punto interrogativo. £ infatti ripugna ere-
dere che sia di cosi distinto poeta un cosi strambo pasticcio allegorico, greco-
cattolico come quest' auto del Róbo de Elena, a dar idea del quale basterà
riferire i personaggi: Paris que es el Demonio, Troylo = el Cuerpo, Etor
= el Mundo, Aquiles = S, Juan Baptista, e infine tre bei colmi : Sinon que
es el Amor diuino, Elena = el Alma, e Menalao que es Christo!
U auto della Fiesta novena è la Vuelta de Egipto, cioè il ritorno di
Giuseppe con Maria e Gesù bambino dall'Egitto a Nazareth, dopo morto
Erode. Utili indicazioni sull' argomento dà il M. a pag. Lxvm e LXIX.^
Aggiungerò che e' è un altro auto, certo posteriore a Lope, che svolge
ampiamente lo stesso argomento e può aver avuto lo stesso tìtolo, come si
ricava dagli ultimi versi:
Tirso: A mi el Autor me ha encargado
diga al Auditorio nuestro
que a la Ida y Buelta de Egypto
^ Per errore di stampa Lix.
OKAS DE LOPE DE VEGA. IO7
pong fin, no a los deseos
y voluntad de serviros, ecc.
È intitolato: Mejor Rey de los Reyes e sebbene si dica Auto cU Nacimiento
è una vera e propria commedia in tre g-iornate, e di una trivialità incon-
cepìbile in cose sacre (vedi DA. n*>. 777). Sullo stesso argomento della Vuelta
de Bgipto e anzi con lo stesso titolo, io segnalai un altro auto (DA. n^ 723)
che il M. non ricordò e che è molto importante per la storia di questo auto
di Lope, giacché gli è certo anteriore e gli ha servito di modello in modo
cosi stretto che fa davvero meraviglia, non essendo Cx)pe solito ai plagi,
n ms. è dei primissimi anni del sec. XVn o forse meglio della fine del pre-
cedente. Nel sunto che segue metto tra parentesi le scene parallele dell' auto
di Lope:
[Scena nella bottega di Giuseppe. Gli Angeli preparano, per ordine
del bambino Gesù, gli stromenti di lavoro. Entra Maria; si rallegra che il
bimbo è alzato; Gesù va a prendere il lavoro di Maria. Entra intanto
Giuseppe.^] Scena in bottega di Giuseppe; egli e Fineo parlano di lavori
da falegname. Entra Maria; Giuseppe chiede ov' è il bimbo: Maria alza un
velo e lo si vede dormiente sopra un legno a forma di croce:
Maria:* Veis aqui el arbol, hermoso
niño, a cuya sonòra santa
me siento, duermo y reposo:
cuyo fruto a mi garganta
es por estremo sabroso.
Es, doncellas de Sion,
rojo y blanco mi querido,
uno entre mil escojido ;
palmas sus cabellos son,
su cabeça oro bruñido.
Son sus ojos de palomas:
sus mejillas son de arofnas ;
torneados y distintos
sus dedos, de oro y jacintos
llenos, si sus manos tomas.
Su labio es lirio oloroso
que destillase de çiros,
mira ques licor precioso!
^ Giuseppe saluta Maria con 5 belle strofe, di cui la prima ( Virgen del
sol vestida. Coronada de estrellas . . ecc.) è una parafrasi del Petrarca: Ver--
gine bella che di sol vestita ecc.
* È una traduzione, più che parafrasi. Cfr. Cant, Canticorum, II, 3 : Sicut
malus inter Ugna . . . diùctus meus inter filios. Sub umbra ilUus . . . sedi,
et fructus ejus dulcis gutturi meo, — V, IO: Düectus meus candidus et
rubicundus, electus ex miUibus, II: Comae ejus sicut elatae palmarum:
caput ejus aurum optimum — 12: Oculi ejus sicut columbae .. 13: Genae
iUius sicut areolae aromatum ... 14: manus illius tornátiles aureae, plenae
hyacinthis — 13: Labia ejus lilia distillantia myrrham primam . . 14: venter
ejus eburneus, distinctus saphiris — 15: Crura illius columnae marmoreae,
quae fundatae sunt super bases áureas ... 16: totus desiderabilis, — Si cfr.
anche versi quasi uguali e quel che ne dice il M. nel voi. m p. X.
Io8 BESPRECHUNGEN. A. RESTQRI,
De marfil y de safiros
es echo su vientre hermoso.
Son dos colunas, fundadas
sobre dos basas doradas,
sus piernas de un marmol raro;
todo amable, hermoso y claro!
Joseph: Hasta el cielo hablando agradas!
[Giuseppe lavora al banco: Maria a una camicia da cucire, Gesù raccoglie in
un cestino le scheggie; intanto per passatempo Gesù favella della Essenza
divina.] Il bambino va a prendere il lavoro di Maria (anche qui una camicia)
e mentre Criuseppe lavora al banco, ed egli raccoglie le scheggie, parlano per
passatempo della Verginità:
Sale Jesus con la almoadilla de nuestra señora y el cepello y la cesta
de las astillas:
Maria: Josef
Jos. que os maravilla P
M*. Pues, tan cargado?
Je. Mi madre
traygo aqui la almoadilla,
este cepillo a mi padre,
y para mi la ce stilla.
El trabaje coged vos,
yo cogeré como suelo
las astillejas del suelo
M a. Haréis estrellas, mi dios,
las rayas, y el suelo cielos
Que camisa os è de dar?
Je. Haiedla, madre, de suerte
que no se pueda rasgar,
que con soberbia arto fuerte
se que me lan de quitar.
Mi*. Que deçisP
Je. Aguardo aqui
las astillas.
M a. Que haremos,
Josef trabajando asi F
Jos. De virginidad hablemos.
{Diga el niño mirando a la virgen)'.
Virgen, que mayor que en ti
esala, limpia açuçenaP
Jos. de seis ojas conparada,
de granos de oro llena;
la primera es ser templada
tanto la tenplança ordena
que por eso lo trocó. (?)
El trabajo es la segunda.
1 Cfr. p. 368. 1.8— 15.
OBRAS DE LOPE DE VEGA. IQÇ
ecequiel lo mostrò
que en la hartura y ocio funda
lo que a sodoma abraso,
Umildad es la tercera,
no soberbia, que por el
no siendo a su dios fiel
goçaba desta manera
los moabitas ysmael.
La cuerta (ác) es guarda divina
de la vista y el oyr :
ejemplo es yquen ydigna ^
La quinta es saber regir
la lengua que al alma ynclina.
La sesta, huir la ocasión:
bien se ve en Tamar y aman.
Los granos de oro serán
los deseos que a dios dan
el alma y el coraçon.
Ma. Bien lo abéis, Josef, conpuesto,
Jos. Todas seis ojas. Maria,
tiene vuestro pecho onesto.
Je. Quien como vos, madre mia,
en quien tanto amor è puesto?
[Entrano donne gitanas \ dialogo; escono. Giuseppe s' addormenta e un
Angelo gli ordina di tornare in Palestina. Scena in Gerusalemme tra re
Archelao, Sereno e soldati. Si toma in Egitto: i gitani s' accomiatano dalla
famigliola di Giuseppe, e una predice la buonaventura a Gesù. Altra scena
tra Archelao e Sereno. Ancora al Nilo; in presenza di Gesù gli idoli egi-
ziani rovinano, e il Demonio esce a dir pochi versi. Arrivo in Galilea.]
Tutto più semplice; entrano le gitane, e una di esse, Meroe, prende la
manina di Gesù:
Mostrad la mano, os dire
la buena ventura, A fé
questa raya de la vida
es bien corta y perseguida!
Dios os la prospere y dé.
Tendréis muchos enemigos
que os an de matar y ager
en vos notables castigos,
A fé que os a de vender
uno de vuestros amigos I
A los años treynta y tres
tendréis, niño, una prisión
por gran traycion y interés.
* Leggi: Syquem y Dina, per le cui storie v. Migne, Dictionnaire de
la Bible,
no BESPRECHUNGEN. A. RESTORT,
Todas estas rayas son
cruces de la cruz después,
Pero aquesta no entendida
muestra después una vida
perdurable y senpiterna,
Ar sin o: Su madre està un poco tierna
Je. No Uoreis, madre querida!
Uscite le gitane, Giuseppe s' addormenta e un Angelo gli dice che Erode è
morto e regna Archelao e gli ordina di tornare in patria. Muta la scena e
siamo all' arrivo in Galilea.
D' ora innanzi il parallelismo non è più turbato. Compare San Gio-
vanni, niño vestido de pieles, e presente la venuta di Gesù suo cugino e ne
parla ai pastori. Lope si contenta a ciò; nel parmense invece avviene l' in-
contro e un affettuoso dialogo tra i due benedetti bambini. Intanto i pastori
si affollano festosi intomo ai nuovi arrivati, ed essendovi tra essi alcuni
parenti di Giuseppe e Maria, offrono loro ospitalità e riposo:
Ellos vendrán bien cansados;
en nuestra casa podran
descansar bien regalados.
Adiós Jesus,
Adiós yuan.
Adiós mis tios amados
Adiós, sobrino bendito.
Celebrad cantad pastores
a Jesus dios ynfinito,
dando, con darle mil flores,
fin a la Vuelta de Egito.
Che ha dunque fatto Lope? Egli ha preso intera, fìno ai più minati
particolari, la tela del vecchio auto e vi ha aggiunto la scena i» con gii
Angeli,^ le 2 scene nella reggia di Archelao, e la caduta degli idoli egiziani
con comparsa del Demonio. Queste quattro scene rendono di certo più spet-
tacoloso 1' auto ma non giovano punto alla verità dramática; si vede subito
che sono appiccicate e che interrompono goffamente V unità dell' azione, la
quale è tutta un soave idillio pastorale e domestico. Una sola scena ha tolto,
r incontro dei due santi fanciulli Gesù e Giovanni Battista, e anche qui fu mal
inspirato : la scena, con le grazie dei due bimbi e con le oscure allusioni al tre-
mendo destino che entrambi li aspetta, eccita insieme soavità ed angoscia, e fa
ad ogni modo una potente impressione. Scendendo ai particolari, li ha spesso
peggiorati; si paragoni la semplice descrizione del giglio verginale (scelsi
apposta questi passi) con la teologia gonfìa e astrusa che Gesù recita per diver-
tire i genitori! (p. 368. i. 36); anche fra le due predizioni delle gitane (p. 371. 2. 18)
preferisco quella del ms. parmense, tanto più semplice e più affettuosa. Sicché
davvero io sarei tentato di chiedermi: quale dei due autos sarà il vero di Lope
de Vega? Ma il dubbio non è possibile; oltre la testimonianza dell' Ortiz y
Villena, abbiamo quella autorevolissima di F. de Roxas che scrisse di sua
Parientes:
Juan:
Je.
Jüan:
Ma.
Pastores:
^ Com' è più bella la semplicissima scena del risveglio del bambino!
OBRAS DE LOPE DE VEGA. 1 1 I
mano sul primo foglio dell' auto parmense : diferente de otro de lope. Ne
condaderemo piuttosto che ai veri poeti non giova mai il seguire appuntino
1' altrui falsariga.
Alle Fiestas dell* Ortiz segue un auto al Nacimiento de N. S, Jesucristo,
che il M. prende dalle Navidad y Corpus Christi . . . recogidos por Isidro
de Robles, Madrid 1664. In una suelta di poco posteriore {Valladolid» Alonso
del Riego \ cfr. LVC. p. 14) porta il titolo, del resto bene appropriato, di
Nuevo Oriente del Sol y Mas dichoso Portai. Non conoscendosi manoscritti
di quest' auto» queste due stampe sono il solo soccorso a stabilire il testo;
tanto più che hanno press' a poco lo stesso valore (Isidro de Robles era un
collettore molto alla carlona), e derivano evidentemente da originali ben
distinti. Perciò fu buon pensiero di accompagnare il testo del Robles con lo
spoglio, a pie di pagina, delle varianti della suelta : ma questo spoglio di certo
non fu fatto dal Menendez, perchè se ne trascurò una buona metà e non delle
più insignifìcanti.^ Certo anche la suelta ha molti evidenti errori che non è
forse un gran male V aver trascurato,^ ma tra le varianti non citate ve ne
sono molte che erano degnissime d' attenzione.^ E fra esse ve ne sono poi
^ Che la suelta vista dall' editore non fosse questa di VaUadolid ma
nn' altra a me ignota? Non è impossibile, ma parmi estremamente impro-
babile perché tutte le varianti da lui notate sono talquali in questa di
A. del Riego.
* Però allora parecchi, che furon notati, non dovevano esserlo. I non
notati sono questi: p. 444. 1.41: Tomo per Tome — p. 445* i* 38: Es inefable
— p. 446. 1.37: Crisoliros — 2. 2i: todo cuydado — 35: Admira el suceso
— p. 447. 2. 49: los pitos — p. 452. I. 47: Ni se cansen ni se c, — 56; ex-
trañan — P- 453* I* 5* Q^^ ^^ virtud — 2. 50' âmbuelto en veneno —
p. 454. 1.9: Abrasada — 49: duerma — 2.48; Pues cantas — 54: à mis —
p. 455. I. 43: Esta — p. 460. 2. 6: destierre —
• Eccole tutte, p. 443. 2. 11 : Y de las Galias al Fr, — 16: Boecios
Ç Beodos Ì) — 18; Al de Oriente y Occidente — 21 : dopo questo v. Negro-
pontos y Esp, è aggiunto : Al Imperio Israelita, indi mancano 29 versi, e ri-
prende: Y a todo el pueblo judaico ecc. — p. 444. 1.32: Ysaias y Miqueas
— 49 : mancano i 4 versi ultimi del romance — 2. 29 : ^ firme pens, —
p. 445. I. I: Elisio — 4: sus leyes — 23: sea enhor, — 25: inescrutable —
30 : Pues si lo quiere, sea — 2.24: Su venta y él; Silvia, al punto Que
cumpla — p. 446. I. 17: en montes levantados — 52: Ha señores — 2. 31:
manca ü v. Malos años ... e invece: A fé, si cojo elpalancho! — p. 447. 1.2:
ofendió marido? — 19: Mas que dijo — 1,1Q\ Julio, que me causò espanto
— 54: Miren lo que han levantado, Y fui a curar una prima — 58: Quedó
libre — p. 448. I. l: cuerdo y m, — 6: del fregado — 16: Barrabas lleve
el regalo — 2.1: dice solo : Sale Julio como espantando moscas — 7: Hola
Mujer {cosa rara!), e mancano i 4 vv. che seguono: riprende: Mujer ...
— 19: Votes dais desent, (e senza interrogativo) — 30 : âio^o premio indica:
Saca un palo Silvia, haze que espanta al moscón y amaga a Julio —
p. 449. 1. 40: Negra, floja, fria y Jlaca — 55: Y en los guisados que hazeis
— 2. 8 : Y andáis muy acicalada , Con afeytes y con risos, Y en ... —
13: pesse à — 24: il segno (i) vuol 2 righe più giù — p> 450. 1. 14: Toma
Dorindo su garrote y sale Silvia con dos ecc. — 2. 5 1 ; Un ojotuerto he
quedado — p. 451. I. 17: Vos un gran borrachonazo — 23: Hola! Justicia
nos sigue — 28: Entranse riñendo y: manca — 2.2: eximir de duro hierro
— 22: Y mas quando el sentim. En las ecc. — p. 452. 1.6: Que esta —
16: indica: {Vase) — 22: indica: (llama) — 41: Pues la mayor — 2.6: La
acción — 23: .. . ^ passa un Angel atravesando el Teatro y canta: —
30 : il segno (3), anche giù nelle note, vuol portato una riga più su —
112 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
alcune che son vere correzioni, o assai probabili o assolutamente necessarie;
e sono queste: a p. 443. 2. 4: Francia y la Persia\ leggasi Tracia y la P,\
la Gallia è nominata 7 versi più giù. A p. 445. i. 42:
. . . posada.
Ha de casa!
Julio: • Quien?
Silvia (445. 2. nota): Quien llama?
£ cosi pure a p. 446. 1.53, dove sono due w. sbagliati, leggasi:
Dorindo: Quien?
Corinda: Quien llama?
Josef: Salga hermano,
A p. 450. 2. 17: No siendo — 37:
Julio: Reparad y recibid
Este embite (pégale)
Dorindo: Ya reparo ecc.
A p. 451. 1.40 : Dejò divino — 2.8: llenas de alegria — E a p> 453* 2. 47»
l'assonanza richiede come ha \% suelta: Archimedes — p. 454. I. 16: visto
ni verán — 2. 53: Dormi mas — P* 455* !• 37 i ^cos sabrosos Talia —
p. 457. I. 13: Dios eterno — p> 459> 1.43: Cuando se hallen — p. 460. 1. 12:
p. 453. 1.42: Id alegres Pastores — 46: De un portal en las pajas —
2. 31: portento tiene — p. 454. i. 38: supiste — 45: En el ayre un Garçon
hello Mas lindo — 46: dixo: Amigo Parte luego d. — 2.8: El que sin
fé à — 16: {Musica dentro) — 47: De migas un gran cald, — p. 455. 1. 16:
Doy trasunto soy retrato Del fino amante M. — 25 : Que a mi es ociosa
porfia — 31 : Esta es verdad à — 2. 3: Su cruel, — p. 456. 1. 1 : Como in-
signe — 2. 5 : correggo una inesattezza mia {Bandolera de Flandes nella Ro^
manische Bibliothek, IX, 112 nota ultima) dove questi nueve dé la fama non
devon correggersi in doge. Si allude non ai 12 paladini, ma al libro e meglio
alla traduzione di Antonio Rodríguez Portugal : Chronica llamada el Triumpho
de los nueve mas preciados varones de la Fama o come dice nella tablai
la presente obra llamada Los Nueve de la Fama (Giosuè, David, Giuda
Macabeo, Alessandro, Ettore, G. Cesare. Artus, Carlomagno, GofiVedo di
Buglione) Ho visto V edizione di Alcalá de Henares, Juan Iñiguez de Leque-
rica. Año 1585 — 9: inmortal renombre — p« 457« !• 12: Parió al sacro —
15 : Dad tierno — Z^'» yo por mi labio e al 33 . . . quiero: Niño inmenso y
sabio — 57: yô que de vos — 2. 4: {entran todos los p,) — 18: Pues a T. —
21: Mirad este Niño Dios A quien yo por tal conf — 44: granado y
grueso — 50: linda cosa — 53: haciendo està — p. 458. I. 9: Yo Miguel
pastor humilde — 22: Domingo el Zagal — 2. 16: Domingo: Miguel es
el mas discreto Zagal del valle; pastora No hay, que en común no le
alabe — id. nota 3«: i versi Miguel, pues que . . . U dice Fi lar do. Dopo
celestial Señora s* aggiunga: Miguel: Si os da gusto, alegre y grato Obe-
dezco Domingo: Va de historia/ Miguel: De un admirable rabino ecc.
— P« 459- 2. 30: Porque fuera — p. 460. i. 51 : Se dará por ley — p. 461. 1. 20:
Nuevo aliento el alma — 31 : il segno (3) deve esser apposto a questo verso,
cui seguitano i riferiti in nota, e si riprende al v. ^ vuestro gusto ecc. —
2.4: Señores, ay en el mundo — 53: Porque si anda — 56: non parla la
Virgen ma Domingo — p. 462. i. 32: os dio — 2. 17: tiernos pucherüos —
20: alegre el — 29: Natur aleta divina — 46: Y que Dios — 50: Da
muestras el inmutable — p. 463. I. 12: non la Virgen ma Domingo —
19: Pues no ay que admirarse de esto. Porque , , . Tenemos bravos per^
genos — 24 : Hallara en mi un gran — 39 : Tendrá, ni tuvo, ni avrà
En los ecc. —
OBRAS DE LOPE DE VEGA, 1 13
madera dt Setím e meglio sarebbe Sethim, il noto legno dell' Arca santa
(▼. Sfigne, Dictionn, de la Bible) — 16: Limpia Escala de Jacob (v. Grenesi
XXVlll, 12) — A p. 461. 1.3: la llevara — p. 463. 1. 26: cuál es carnero —
Segue poi un auto del Tirano castigado che non ha nulla di comune
con la commedia di Lope dello stesso titolo. Chiudono il volume altri nove
autos, finora inediti, di vario valore, ma che in complesso arricchiscono in
modo prezioso 1' eredità lasciataci dal gran Lope.
Il volume III contiene nella sua prima parte 1 1 autos più uno scritto di
Conceptos divinos al SS, Sacramento, e in appendice un auto dubbio sulle
Cortes de la Muerte \ e cosi rimane completa questa prima sezione del teatro
religioso di Lope.
Del primo auto, pubblicato da un cattivo ms. della Nacional, pensò a
ragione il M. che le parole De dos Ingenios y Esclavos del Santísimo Sacra'
mento non devono essere il titolo, ma Y indicazione di due autori-collabora-
tori; forse, come egli dice, Lope e Montalban (p. ix). A lui è sfuggito un
ms. parmense, molto migliore e dei primi anni del sec. XVH, che io, non
contenendo esso nessun nome d' autore, avevo dovuto mettere tra gli Anonimi,
pur citandone i primi e gli ultimi versi (DA. n^. 736). Questo ms. ci dà il vero
titolo dell' auto, che è El desengaño del Mundo; gli autori si vollero dire
esclavos del SS, Sacramento perché quest' auto deve essersi rappresentato
appunto in qualche festa data dalla Congregazione degli Schiavi del Sacra'
fnento, fondata in Madrid nel 1608, alla quale appartennero anche Lope e
Montalban. Alcuni versi vi accennano espressamente (p. 11. 1.34):
Mayormente agora que hacen
Tan santas congregaciones
Para que Esclavos se llamen
Del Pan Santo . . .^
n Barrera, che discorre dottamente di questa Congregazione (NB. p. 163),
cita fra altri un libro, per me irreperìbile, di José Martinez de Grimaldo:
Fundación y Fiestas de la Hermandad de Esclavos del Santísimo Sacra-
mento, celebrados en los primeros cincuenta años, Madnd 1657. Ora che si
conosce il vero titolo dell' auto, in quel libro potrà trovarsi l' anno della rappre-
sentazione e forse il nome degli autori. Quanto al testo, sebbene il ms. par-
mense non mi sembri autografo per certe sviste e lacune che in im autografo
difficilmente si spiegherebbero,* esso, e per il tempo e per la correttezza è
^ Vedi un altro accenno a pag. 12. 1. 17. — I versi surriferiti pare che
alludano proprio alla fondazione della Confraternita. In tal caso il secondo
collaboratore non può essere il Montalban, che nel 1608 aveva sei anni.
•A p. 3. 2. io: Prebiertele de m, — p. 4. 1.6: mancano 4 versi: Si
Dios .... engañalle — p. 7. 1. 19: Es la Anbicion — 2. 18: Hay Bersàbé —
p. IO. 2. 26: ci sarebbe un verso di più: Triste de aquel que vive — Mientras
Dios fuere Dios, en pena eterna — Pues ninguna rezibe — Que exzeda a
ver su ara senpiterna — Bueno: Hombre de tal manera te aperzibe — Por
aqueste ecc. — p. II. I. 50 : Ay Dios, pagael (sic) qtte escucho! — 2.^1 Ay
estrella de Jacob — 30: mancano 8 versi: Vete a tu profundo , , . en penas
tales — p. 12. I. ultimo: manca questo v. e i primi ii della 2& colonna —
2. 28: manca 4 versi: Que pude hacer . . . sangre querriá — p. 14. 2. 9: qui
Zdtschr. £ rom. PhU. XXIi. 8
114 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
senza dubbio ottimo in paragone del madrileno, e debbono, credo, esser
accolte tutte le sue varianti.^ Qui noterò ancora due cose. La prima che
si pone 1' indicazione Vanse los vicios e mancano, dopo il 25, i quattro versi:
Vamos de aquí . . . , y tierra —
* Eccole: p. 3. i. I : prima e* era Jenio bt^eno. Rojas corresse Angel —
2: manca: y el A, Custodio — 6: piensas regir P — 2. 12: Yo, fuera —
15 : Vaya en aquesta — v. ultimo: súfreme a mi — p. 4. i. 33: guerra dentro
en mi — 49 : Angeles, dentro — v. ultimo : esta es vana — 2. 1 4 : Esta pUua
es del Contento: Del Regalo es esta calle ; Por aquí bajan al valle Del
dulce ecc. — 19: Aquí venden verde kedad — 29: ociosos, y aquí Hablan
de otros y de ti — 41 : /^o le enseñas nobles calles P Hombre: Que no
es . , . Bueno: He de callar la verdad? Calle de Santa Maria, La de San
Pedro y Santiago No ay aquí; sino de Estrago, de Engaño ecc. — 50 : cuya
luz vea — 53: Que como tu. Genio mio. Apure ecc. — p. 5. I. I: Y la —
3: Ese si que — 8: siguiendo yo — 17: Apareze Babilonia sentada sobre
un dragon, i en una silla con un vaso clorado en la mano el Apetito de
villano y Músicos — 26 : Hombre bien puedes llegar — 32 : Sobre las aguas
sentada (v. Apocalisse, XVII, i — 3) — 44: Blasfemias escritas ves! Ape-
tito: Los qtie cantan ecc. — 54: Guardate de hechizos! Malo: Bebe —
2. 12: Ponte, Apetito ---16: mis Deleytes — 33: Enpezamos la jornada De
vida que para en nada! Que taies sus ecos son! — 43: ^ hacer Para
rem . . . Que si aborr. — 52: Con sangre de Dios — p. 6. 1. 6: Si a la fe
— 28: Hombre: Oh Cuidado! Cuidado: Descuidado Vas ecc. —
37: Hombre: Que gritos y ruido extraño! Cuidado: El nombre ecc. —
47: Sale el M, con un azote — v. ultimo: han de hablar — 2.4: Avarizia:
Qualq desnudo y descalzo ecc. — 24: no deus nada. Que mi bolsón —
27: non Hombre ma Hermosura — 35: discurr, las casas — 57: a los
bienes: Difíciles pasos trepa — p. 7. 1.28: limosna al pobre — 43: Cuanto
mas que pocos medran — 51: montes y cuevas. Tanto que en los ynozentes —
54: questa, c tutte le altre indicazioni tra parentesi, delle p. 7 e 8 mancano —
56: Al mismo zielo ponella — 2. 12: mis venganzas — 17: No estoy en ext, —
22 : Matar a Siquen y Amon (v. Migne, op. dt. sotto Sichern e Amnovi) —
p. 8. I. I: Juego: Dos reyes no te contentan? Amb.: Ni dos mil, que la
Anbicion Mas imagina ecc. — 52: jE/ seys — 7.,\%\ El as de copas —
23: beber y comer — 32: honras atropella — p. 9. I. i: Entren dentro —
9: vuélvame — il: hacerte — 13: soltanto: (Mételos) — 24 e 28: la casa —
30: a tristezas — S^'. la Muerte sobre una peaña — 56: Que es el hombre
.... su valor? — 2.25: nos enseña la muerte Que ecc. — 34: soltanto;
{Cúbrese) — v. ultimo: Al puerto — p. IO. 1.8: dopo questo v. pongansi i
primi della 2^ colonna: Angel dime fino: ^ el hombre se espanta — 13: Prin-
zipe de la Paz — ig: de los coros — 26: a gozarte — 30: Deste crisol, y
limpio — 32: Que me abrasas de amor! Si ya llegase De ver ... El
dia ... — 35 : Que un punto — 4 1 : hombre misero desea — 42 : Ay v. hJ,
Perdí perdí — 44: Qui comincia la strofa: Por una .... Que a, e, cuando
era nada ecc. — 51 : De que esta pena zese etern, — 2. I : soltanto: cu'
brese — 24: crisol, fénix h. — 37: Audiencia agora, y mira antes que
mueras — 46: Yo relator — 49: Pues manca — p. II. 1.4: dopo aggiungi:
Que niño reuen nacido Comenzaste a verter sangre. Que huíste a E, —
10: Hasta que, como el lo sabe. Comenzaste a predicar, Y hacer divinas
señales. Hócesele cargo mas Sobre aquesto Christo: que repares En las
penas será bien. Demonio: O señor, que fueron tales. Que si yo fuera
ecc. — 33: Hijo mucho os lo — 45: Pues es tu yugo suave — 49: Los
Desengaños le traen — 2.3: Dulce Hijo — \y. Si Señora, Maria: pues
advierte Que la palabra as de darme De no ofenderle j'amas. Hombre:
Si, doy. M»: Hij'o perdonaide ecc. — 24: Para que escribo — 48: Sueño
acaso? Estoy despierto? — 51 : Muerto estabas, vtíelve — p. 12. I. i: No vas
tu con el también ? — 49 : A suave yugo obligo, A lo que puede conmigo —
2. 12: Pues en llegando a saber Con quantas fuerzas mi amor Me puso en
OBRAS DE LOPE DE VEGA, 1 1 5
quest' auto ia forse conosciuto dai vecchi catalogisti (Medel? Huerta?) perché
il Barrera cita un anonimo Desengaños del Mundo, È poi osservabile la
trascuratezza con cui i vecchi manoscritti enumerano i personaggi; nel testo
del M. si indica la Castidad che poi non compare, mentre non si notano
Cuidado, Gula, Envidia, Soberbia che vi han parte. Il parmense li nota,
ma cita la Justùia che poi non e' entra; e nessuno dei due indica la Lascivia
che in realtà vi figura. Il ms. parmense appartenne al Licenciado F, Rojas
che corresse una parola in principio, e appose in fine di suo pugno la
parola : fin. —
Per r auto del Tuson del rey del cielo di cui la copia è del 1623, sarà
bene correggere il Catàlogo del Barrera, che la dice del 1621 (pag. 457). —
Dell' a»/^: Venta de la zarzuela dobbiamo la copia, del 1615, alla casa di
Alonso Carrillo (v. p. xii) ; probabilmente è quel Carrillo commediante che
figura in questo stesso volume (a p. 311) in una lista di comici del 1610.
Dell' auto che segue, Los hijos de Maria del Rosario, non ricordò il M.
un antico manoscritto già da me segnalato (LVC. p. 26). Seguono in questo
ms. parmense al titolo le parole: para Matias Martinez, il che indica che
questa copia era fatta per il libraio Martinez, dal quale provengono altri mano-
scritti parmensi (DA. ni 758, 831). Ciò non ostante, questa copia è ben cattiva,
e per di più T originale donde deriva doveva essere quasi identico a quello
edito dal Menendez. Sicché io reputo inutile riferire una lunga serie di sviste,
di errori evidenti, o di insignificanti mutazioni. Ma anche il testo del M. é
qua e là scorretto o incompleto; mi limito dunque a riferire in nota i luoghi
pei quali il ms. parmense o corregge, o completa, o dà varianti che posson
meritare d' esser discusse anche se non necessarie.^
tanto rigor, A quien no puede mover? — p. 13. I. 4: A ejercitar — li: cwil
me kan parado/ — 36: Llévale, lávale y viste — ^g: de lagrimas lavados
— 2. 9: Besaré tus — 39: questo v. Haced cuanta ecc. lo dice El Malo —
46: Al trono de zafir del Jeova eterno — 50: non Ambición ma Envidia
— 51: fama y nombre dura — 57: Para que no os conozca — p. 14. i. 3:
en ese bien rep, — 8: esclavo de Dios — II : non Ambición ma Envidia
— 12: no lo digáis — 31: Que parezieron — 49: Señores, ropa y hac, —
2. 52: soltanto: Descúbrese un altar con rosas y el Calti en medio —
p. 15. I. 12: En las sendas — 20: Y paz (anche nei due identici passi più
oltre).
* A pag. 65. 2. 6: La segunda Eva sagr, — 13: Quiere hacer —
p. 66. I . I : lo merezemos — 29 : Pondré . . . Palmos, tutto interrogativo —
45: .Sí que Dios ... à los sabios leia, lo dice S. Pedro e risponde Custo-
dio: Ha de ecc. — 2.9: interrogativo, poi S.Pedro: Sea asi! Entendido
pues ecc. — p» 67. 1.4: La hutnana levantada — 42: sus grandezas —
44: intento estas proezas — 2. 21 c 32: non S. Pedro ma Dios Padre —
p. 68. I. 19: Cuando haya de leerse. Os — 24: hombre, y si — 2. 29: non
S. Pedro ma Cristo — p. 69. i. 24: Mundi capite 2 § 8 ^/ nono et decimo
quinto et decimo sexto et per totum caput, et e, 3 per totum — 35 : Lege
genesis e. 3 dicta. Liege"] Eclesiasticum e. 25. 30. 33. L, ad Cor, 12 —
46: Joannes Matheus et Lucas en (sic) Evangeliis lege, et Verbum ecc. —
2. 21 : exceptator — p. 70. 2. 44: Soberana Virgen — p. 71. I. 13: non Frigia
ma Asia — 22: iglesias d£ Asia — 2.8: Y si huviere — p. 72. I. 15: de
que doy fé — 2. 9: Con tan grande desc. — p. 73. I, 5: que se an presen-
tados — 57; Pues de Christo la persona Cual veis retratando estoy; Pues
que con ecc. — p. 75. I. II : parla Maria: Yo para mayor .... perdono —
In fine cfr. alcune correzioni del Rojas in LVC. loc, cit, —
8»
Il6 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
Del seguente auto: Triunfo de la Iglesia, dice il M. (p. XV) che La
Barrera le menciona con el titulo inexacto de £1 hijo de la Iglesia, pero
con el suyo verdadero está en los Catálogos de Medel y Huerta, Questo è
un curioso lapsus memoriae, perché i due autos {Triunfo de la Iglesia e Hijo
de la Iglesia) sono ben diversi T un dall' altro, e il Barrera li dbtingue netta-
mente {Catál. p. 457. I a e 458. 2» e nell' Indice p. 596 e 600) attribuendoli,
com' è giusto, a Lope; come li ha distinti il M. stesso che ne ha pubblicato
uno nel 2^ volume (p. 529) e 1* altro in questo!
Anche un altro appunto al Barrera è inesatto; àtW auto: La Araucana
dice 'Ú "hlL no mencionado por La Barrera (p. xvi) ; 1' auto è invece citato
mtM* Indice (p. 593) ma come anonimo; ciò potrebbe iai suppore che sia stato
edito in qualche suelta, perché i vecchi catalogisti, checché essi dicano, si
basano essenzialmente sulle produzioni a stampa.
Nulla posso dire su gli Autos che seguono. Per la Loa sacramental de
los Titulos de Comedias, alle sei edizioni citate dal M. è da aggiungere
quella da me notata in DA. n^. 211. È una suelta, pessima al solito, senza
indicazioni, ma che mi pare di Madrid, delle più antiche di Antonio Sanz.
Inutile citarne le due o tre varianti, errori manifesti. Infine il M. ricorda
(p. XIX) quattro autos di Lope (o per Io meno attribuiti a lui), citati da Medel
e Huerta, che li videro forse manoscritti, dei quali non s' ha nessuna notizia.
Uno di questi , il secondo, Concepción de Nuestra Señora, credo d' averlo
ritrovato io in una vecchia suelta, come si vedrà poco più innanzi.
Con la seconda metà del volume HI incomincia la pubblicazione delle
Commedie di Lope, e precedono quelle tratte da argomenti ìfibUci, che
sono 12 in tutto.
La prima è La Creación del mundo y primera culpa del hombre, della
quale abbiamo a Parma due sueltas. Una, senza indicazioni, non numerata
(fogli A — D4) che mi pare im' antica Madrileña o Siviglìana; l'altra è di
Antonio Sanz, Madrid 1744 (fogli A — C 4). Quest'ultima pare della stessa
famiglia dell' edizione di Amsterdam 1726 vista dal M.; ha la stessa disposi-
zione dei personaggi, e il caratteristico errore Campañas (a p. 192); contiene
però gli ultimi versi della 2^ j ornada. La i^ ha più valore e non credo sia
stata vista dal Menendez.^ H suo testo, non tenendo conto degli svarioni di
stampa inevitabili in ogni suelta, è identico a quello del M. Soltanto mi
pare buona la variante a p. 181. 2. li: Indutele que coma y no repare; ed è
necessario accettare a p. 182. 1.24; La ocasión, el gusto, y apetito perché
nel testo del M. la strofe è errata. La strofe che segue (versi 28 — 33) è
pure errata, e nelle 2 sueltas parmensi anche peggio; ma il confronto dei
testi dà sicura la correzione:
Eva: Tan poco te he obligado
Esposo mio?
Ad.: Temo la muerte tuya,
Eva: Poco amor me has mostrado, ecc.*
^ Egli dice (p. 177 nota) che tutte le edizioni da lui viste hanno Tubai
e non Jubal-, questa antica suelta ha correttamente Jubal,
' A p. 189 in nota, è detto: Dos versos sueltos. Doveva dire: Falta
un verso (-ado).
OBRAS DE LOPE DE VEGA. 1 17
Questa antica suelta finisce con una Loa sacramental a 2 personaggi, di
carattere sacro, che comincia:
En el instante primero
que crió el Augusto Cesar
los cortesanos alados
a quien dañó la sobervia, . . .
e mostra d' esser fatta per Siviglia, perchè contiene sul fine questi versi:
La Imperiai Sevilla, triunfo
de quantos timbres celebra
el Polo que arde en aromas
y el Polo que armiños yela,
con celebres aparatos
sus afectos manifiesta,
costumbre en quien dio librança
lo amable de su fineza.
Con este carro os servimos
de la mas casta açusena
que el valle de perico
produxo por dicha nuestra, ecc.
La commedia che segue, El Robo de Dina, è data secondo 1' unica edizione
di Madrid 1638 (Parte veinte y tres), di cui e' è a Parma un beli' esemplare
(cf. LVC. p. io), n M. a pag. 214. i. 51 ha un verso di Zelfa: Si; mas del
cielo alcana, e in nota osserva giustamente : falta la asonancia, JJ esemplare
parmense ha invece correttamente: Si, pero del cielo alcança. Come ciò si
spieghi, in due esemplari della stessa e unica edizione, io non saprei; che
abbian corretto l'errore a metà tiratura?; non può esserci altra spiegazione.
Per la commedia che segue. Trabajos de Jacob: Símenos hay que verdad
son (che fu erroneamente data a Calderón in alcune sueltas, cf. LVC. p. 15)
noterò che il vero auto di Calderón, con questo stesso titolo Sueños ay ecc.
è nel voi. 3<^ della collezione calderoniana, (cf. Barrera, Catálogo p. 57*2».),
ed ha lo stesso argomento della commedia di Lope. Invece un altro auto
falsamente attribuito a Calderón, che porta lo stesso titolo, tratta non di Giu-
seppe vice -Faraone d' Egitto, ma di Giuseppe sposo di Maria (v. DA. n®. 822).
La commedia La Madre de la Mejor è qui data secondo il testo della
Parte Dédmaséptima Madrid 1622. Ma è da notare che di questa parte ce
ne furono due tirature nel 1621, una por la Viuda de Alonso Martin e una
por Fernando Correa de Montenegro; nell' anno appresso, 1622, ancora altre
due: una ancora por la viuda de Alonso Martin e 1' altra por la viuda de
Fernando Correa (cf. Barrera, Catdl. p. 445, e NB. p. 364). Quale di queste due
ultime abbia usato il M. non so, e avrebbe fatto bene a dirlo. Certo tra queste
varie tirature qualche Ingiera differenza ci deve essere; a Parma (nel voi. 16 della
collezione LVC.) e' è questa commedia, e dì sicuro strappata da un qualsiasi
esemplare della Parte XVII,^ Ora tra la stampa del Menendez e questa par-
* Infatti questi fogli son numerati da fol. 237 a fol. 260, e nel retro del
foL 260 e nel 261 (ultimo che qui rimane) e' è la lettera dedicatoria (a Juan
Pablo Bonet) del Jorge toledano, che nella Parte 17». vien realmente dopo la
Madre de la Mejor,
Il8 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
mense ho notato alcune leggiere differenze. Nel testo del M. alla lista dei per-
sonaggi, dopo I sacar sacerdote manca Ruben escriba, e qui la parmense ha
ragione perché Ruben figura nella commedia, (entra a pag. 355) ed ha più
d'una scena (v. p. 361). Nella stessa lista dei personaggi, il M. ha Dos judíos
e nella entrata di costoro (pag. 367) Sale un rey judio e cosi sempre per tutte
le indicazioni della scena; la parmense ha Dos Indios, Sale un rey Indio, e via
di seguito ; ed ha ragione, perché, naturalmente, tutti i personaggi della com-
media sono judíos, mentre qui si tratta di festeggiamenti di stranieri alla
nascita di Maria, e infatti dopo gli Indios vengono i Negros e poi i Gitanos^
Ancora, a p. 356. 1.31, io leggo: Por qué no hablaste à Joaquin?, il testo
del M. è a controsenso.' E a pag. 373. i. 50 una brutta disposizione tipo-
grafica della antica stampa trasse in errore il M. ma il testo è:
Min. Cantan?
Drag. Si,
Min. Quien siempre llora
Canta?
Drag. Querrá que lloremos!
Questa commedia, La Madre de la Mejor, osservò per primo il Chorley
che fu ristampata nella Parte 260 extravagante, Zaragoza 1645, e in sueltas
antiche, col titolo El nacimiento del alba ; e dice il dotto inglese che in questa
ristampa las jornadas l<* y 2^^ son las mismas, omitidas algunas personas y
escenas. La 3« es del todo diferente, y está muy bien escrita. La notizia
passò al Barrera (NB. p. 364 in nota, e p. 453) e dal Barrera, quasi con le stesse
parole, al Menendez (p. Lxvi), e forse senza che né 1* uno né V altro si curas-
sero di controllare minutamente V asserzione del Chorley. Di questo Nacimiento
del Alba ho sott* occhio un' antica suelta, senza indicazioni né numerazione,
fogliata A — D 4, e che io giudico madrileña.' Le due prime giornate sono in-
fatti le stesse della Madre de la Mejor, ma conciate in modo orribile; oltre
omettere scene e persone, questi editori di sueltas, veri briganti di tipografia,
saltano indicazioni, guastano i versi, e perfino per dar bell'aspetto all'im-
paginatura troncano a metà sestine e ottave. Venuto alla 3» giornata, mi accorsi
subito che essa non ha nulla a che fare con la Madre de la Mejor o Noci-
mùnto del alba. La commedia di Lope verte infatti tutta sulla vita domestica
di S.Gioachino e di S. Anna (madre de la mejor) \ la quale pareva sterile, ma
è narrato poi il miracoloso concepimento di lei, e la nascita, infine, di Maria
{Alba perché generatrice del vero Sole, cioè Cristo: una metafora che rioorre
in centinaia di autos). Nel 3<^ atto Maria bambina è consacrata al tempio; ì
due vecchi suoi genitori tornano a casa con Giuseppe, giovinetto ancora, che
in un sogno ha una rapida visione dei ñiturí destini. Cosi ha il suo logico
fine la commedia su S<^, Anna e il nascimento di Maria.
^ Un ballo di Indios quasi nella stessa circostanza e che ricorda assai
questo, è nella Limpieza no manchada. Vol. V 423.
* Un errore invece dell'esemplare parmense è a p. 366. 2. 58: Sahfe
radix sanata. Ex ecc.
> È nella collezione LVC. tomo XXI — Barrera (Catdl, p. 566) registra
un' anonima: Nacimiento del Alba para que naciese el Sol che dev' essere, in
qualche altra suelta, un titolo più completo di questa stessa commedia. Cfir. gli
ultimi versi della 3» giornata qui a pag. 121.
OBRAS DE LOPE DE VEGA. I IQ
Invece, nella 3» giornata della suelta, si sa dai primi versi detti da due
pastori che S^. Anna e S. Gioachino son già morti da molto tempo, e che
Maria, dalla cui nascita son già passati più di 14 anni, è già sposa del cugino
suo Giuseppe.^ Entra questi pieno di tristezza e di amari dubbi perchè Maria
è incinta mentre entrambi avevan fatto voto di castità; appare un angelo e
gli racconta V alto mistero della incarnazione, e Giuseppe ritorna lieto alla
sua Vergine sposa. Muta la scena: in una notte profonda e nevosa sono
riuniti pastori e pastore nella capanna di Bato, cuociono cibi rusticali, e par-
lano dei loro defunti padroni Gioachino e Anna, della infanzia di Maria,
dell' imminente parto della giovine sposa. Improvvisa suona una musica
celeste, gli Angeli avvertono che è nato Cristo, e i pastori si recano con
doni alla capanna di Betlemme, mentre la terra fiorisce come per novella
primavera. Coli' adorazione dei pastori si chiude V auto.
Questo è infatti un vero e proprio auto al Nacimiento, il cui tema è la
concezione e nascita di Cristo, appiccicato a due atti di commedia coi quali
non ha alcuna relazione. Queste sono scene obligatorie, rituali, direi quasi,
degli autos al Nacimiento e son qui svolte da tal poeta che io, senza esitazione,
direi essere Lope. Valga un brano della scena notturna fra i pastori nella
capanna di Bato:
Floro: Como va a los dos parientes,
que aar a un año se casaron?
Raquela: Un año no, nueve meses,
si por Joseph y Maria
lo deus.
Bato: Los dos merezen
llatnarse los Querubines,
que están uno de otro enfrente
en los estremos del arca
que de oro puro guarnecen.
Eliud: Yo vi nacer a Maria.
Raq. Y yo mas de quatro meses
la tuve en aquestos bracos,
y por los roxos claveles
le di sopas abadas (sic).
Flo. Era muy linda?
Bato: Detente
que te la quiero pintar,
si bien con toscos pinceles.
O que placer recibí
de meceüa una maña\ncL\\
nuessama y su madre Ana
no estava entonces allí.
Senti que estava Maria
despierta, entré y en la cuna
gorgeando hallé a la luna
* D tempo era fissato da Lope p. 366. 1.51 e seg., e gli aggiustatori se
ne sono ricordati.
I20 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
conto las aves al dia.
No has visto al amanecer
una calandria suave F
pues tal estava aquel Ave,
que era escucharla placer:
que aunque no eran mas de dos
sus años, lo que desia
la Santissima Maria
eran grandezas de Dios,
Quitéle a la hermosa cara
una toca, y vi, ... que vi?
no el Sol, porqué el Sol allí
sus rayos corrido para!
No has visto abrirse una rosa
con el aljófar, y perlas
del alva, quando a cogerlas
viene la aveja amorosa?
No has visto en cedros enanos
blanco azar, ò por la puerta (azahar)
de roxa granada abierta,
assomandose los granos?
No has visto una fuentecilla
en un prado con sonoro
ruido, entre arenas de oro
bullir, y bañar la orilla?
No has visto lirios, que están
como si cortara el cielo
sus hojas de terciopelo,
de raso y de tafetán?
Que por donde està peloso
es terciopelo, y lo liso
raso, y que el reverso quiso
hazer tafetán lustroso?
No has visto la guarnición
de la cadenilla de oro,
que le da tanto decoro
hermosura, y perfección?
No has visto blanca açucena,
y cinamomo Jlorido?
No has visto . . .
Raq. Tu vas perdido!
Bato: Pues piérdame en hora buena,
que no hallar comparación
para pintar a Maria,
antes es ganancia mia
y engrandecer mi afición.
Or dunque tra gli autos di Lope creduti smarriti, non può non venir subito
alla mente che questo sia La Concepción de Nuestra Señora, Questa ere-
OBRAS DE LOPE DE VEGA. 1 2 1
denza, fondata sull' esame dei caratteri interni dell' auto, diventa certezza per
una circostanza esteriore ma che ha un valore fortissimo, chi ricordi V abitu-
dine costante dei dramaturgi spagnoli dì enunciare negli ultimi versi il titolo
della produzione. £ appunto questa sedicente y^ jornada finisce cosi:
Ruben: O principe de la Paz!
Floro: O Angel del gran Consejo!
Raquel a: No hablas Bato F
Bato: No sé,
que donde enmudece el délo,
como ha de hablar un villano F
Raq. Dile siquiera un requiebro.
Bato: Niño, niño, niño, niño,
Raq. No le dites masF
Bato: No acierto,
aunque en llamar hombre a Dios
cifro quanto sabe el cielo.
Recibid de nuestro monte,
no los regalos, el zelo;
que quien coraçones pide
no desechará los nuestros.
Como Divino Gigante
la carrera que aveis hecho
vino a parar en ser Niño F
Raq. Que soberanos pucheros
está haziendo con el frió !
Virgen allegadle al pecho,
Y nosotros, que no es justo
que le impidamos el sueño,
volvamos a nuestro monte
porque tenga fin, volviendo,
la Concepción de Maria
para que nadesse el Verbo,
Non mi par possibile il dubbio; i collettori della Parte 26<> extravagante,
che ebbero un cosi cattivo originale delle 2 prime giornate, o non avevano,
o era troppo malconcio, il testo della terza: e si son tratti d' impiccio con
un testo di Lope che o bene o male pareva seguitare 1' argomento principale.
Ma nel farlo passare da auto per sé stante, a 30 giornata di commedia, io
credo che al solito, purtroppo, ne abbian fatte delle loro. Forse mutati i
nomi e aggiustati i primi versi perché meglio convenissero ai due atti pre-
cedenti; e fin qui pazienza. Ma devono aver tagliato parecchie scene verso
il mezzo; il passaggio repentino dalla rivelazione a Giuseppe del divino con-
cepimento di Maria, alla notte del parto e dell' adorazion dei pastori é
illogico e impreparato; mancano almeno due scene che in tutti gli autos al
Nacimiento sono o toccate in breve, o talora amplissimamente svolte. L' una
é r enunciazione dell' Editto imperiale del censo di Palestina, che obbligò
Giuseppe e Maria a recarsi da Nazareth a Betleem ; V altra è V arrivo in Betleem
dei due stanchi viandanti, e la scena pietosa di Giuseppe che dolente per
122 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
Mana, sorpresa dal parto, cerca invano in varie case di Betìeem un asilo,
ed è costretto a ricoverarsi in un portico di stalla.^ £ diffatti, di questa
scena tradizionale, è qui rimasto un avanzo: anche qui compare un mesonero
(padrón di casa), non enunciato nei personaggi della commedia, e che dice in
tutto dieci versi scuciti, che neppur si capiscon bene. Entra in scena quando
già Maria è ricoverata nella stalla, e dice a Giuseppe:
Mesonero: No he visto rigor igual!
Que nadie posada os diesse P
Giuseppe risponde che ormai devono per forza rimanere li, e il Mesonero
dice che Betleem è piena di forestieri e
mientras esta gente passa
no OS puedo dar aposento,
e se ne va ! È una cosa illogica e fuor di posto ; la vera scena è stata tagliata
in maniera da lasciarne un resto inintelligibile. Ad ogni modo, se non si
trova un testo migliore, io credo che questa y^ jornada debba riporsi talquale
come sta, e senza esitazione, tra gli autos di Lope.*
La commedia che segue, El nacimiento de Cristo, è tolta dalla Parte 24
perfeta, U esemplare parmense (LVC. tomo V), là dove il M. nota un verso
errato (pag. 4CX) n^.), ha correttamente cosi:
Lau. Qué es aquesto?
Ba. Al lobo, presto,
al lobo!
Pase. Por donde va?
ed è invece errato, anche nel M., il verso che segue. Forse è da leggere:
Por donde va — El lobo? Delia: Ay de mi! ecc.
La commedia David perseguido è qui data secondo una suelta del
Quìroga, Madrid 1791; io ho sott* occhio quella di Antonio Sanz, Madrid
1745, senza numerazione, fogliata A — D 4. Non è certo più corretta dell'altra,
ma in due o tre passi mi pare da preferirsi. A pag. 488. 2. 42, leggo: Sirva
a tu fama de espejo \ e a p. 507. i. dopo il v. 4 e' è punto fermo, indi:
Por haber dejado vivo
Al rey de Amalech, metió
En tu pecho, d£ presidio
Su rabia etc
A pag. 504. 1.42 ambedue le sueltas errano: la rima esige: Llegar seguro
aunque esté Aquí el rey. Una rifusione della commedia di Lope è nei Tra*
bajos de David del Lozano.
^ Cosi nel Sol à media noche del Mira de Mescua, nel Mejores pere-
grinos del Rodríguez, nel Sol à media noche y Estrellas à medio dia del
Villegas, nelP anonimo Rescate de el Hombre e spesso in Lope stesso: V. autos
del Nacimiento de Cristo, II 452, Tirano castigado, ib. 477, commedia del
Nacimiento, III 397, e certo altrove. Quanto fosse d' obbligo questa scena
lo mostra la fìnta rappresentazione di un auto neUa commedia Los locos por
el cielo, IV 108.
' Se quest' auto si pubblicherà , 1' editore tenga presente la commedia
Los telos de San Joseph del Monroy; i 2 primi atti sembrano essere un vero
ampliamento o rifusione di questa sedicente y^ jornada\ il 3*^ atto invece passa
all' assunto del Niño perdido, cioè la sparizione di Gesù, che è poi trovato
a disputare nel Tempio.
OBRAS DE LOPE DE VEGA. 1 23
Di due commedie dì questo volume feci io la copia da mss. parmensi,
e avendole riviste ora, non ho trovato infedeltà ( Vaso de Elección > — Corona
derribada^. Di una terza, El Antecristo, distratto da impellenti cure, affidai
quasi mezza la trascrizione a un mio bravo discepolo. Il ms. è aspro, e par
steso, come dice il M., da un imbecille; sicché i tre o quattro luoghi che il
mio alunno non lesse bene, non rimediano gran fatto al pessimo testo della
commedia. Li cito qui per scrupolo di precisione: p. 562. 2. 51: Que del
Ganges for montes despeñadas De flores mira amenas {llenas è coir, del M. ?) ;
p. 569. 2. ultimo: Con pessadumbre importunai p. 573. i. IO: El sol el oro que
engendra; ib. 32: Y la luna eclibsas; ib. nota 3^: il ms. ha cosi, ma correg-
gerei: Senùramis reyna exipcia\ p>575. 2. 34: Està Valuin (corr. Baulin),
Anche debbo avvertire che il ms. è di due mani differenti, una per la 2» gior-
nata, r altra per la 1^ e 3», e questa somiglia tanto alla scrittura del Martínez
de Mora che la direi sua, se non mi ripugnasse credere che una tal persona
potesse, per quanto avesse fretta, scrivere coiü scempiamente.
(Fortsetzung im nächsten Heft.)
A. Restori.
Ouamerio, Pier Enea, Pietro Guglielmo di Lu sema, trovatore italiano
del sec XIII, Genova 1896. 50 S. 8^. (Estratto dal Giornale della Società
di letture e conversazioni scientìfiche, fascicolo III, 1896.)
Dieser „primo saggio intomo ai trovatori italiani minori'* enthält eine
mit Anmerkungen versehene kritische Ausgabe der fünf von G. P. de L. über-
lieferten Gedichte nach allen Hss. Eine prov. Biographie dieses Troubadours
ist nicht erhalten; aus G.'s sorgfaltiger Untersuchung ergiebt sich, dafs er in
der ersten Hälfte des 13. Jhdts. lebte, um 1226 am Hofe von Azzo VII. von
£ste, um 1229 bei Manfred m. von Saluzzo sich aufhielt, wenig bemittelt
und vermutlich von geringer Herkunft war. — Da es sich nur um wenige
Lieder handelt, hat G. sämtliche Varianten angegeben ; so finden sich 2, 7 und
34 zu conoissema die Varianten conoisensa, conoisenza, conoissensa, conoichensa,
2, II zu taJen — talent, i, 19 zu quer — quier, qier, qer. Das scheint mir
ein kaum zu billigendes Verfahren, denn diese Anhäufung orthographischer
Varianten ist nicht nur schwerlich von Nutzen, sondern erschwert auch das
Erkennen der wichtigeren Abweichungen.
Zum Texte der fünf Gedichte haben Mussafia, Rassegna bibliogr. della
lett. itaL IV, 12 und Paul Meyer, Romania 26, 96 und 154 wertvolle Bemer-
kungen gemacht. Ein paar Kleinigkeiten möchte ich mir hinzuzufügen erlauben.
I, 4. Car hom traba lai Qi dinz lo cors lo corrai. Ich würde lieber
d* im schreiben. — Dafs das in diesem Liede für Luzema bekundete Inter-
esse nicht erklärlich wäre, wenn man nicht L. als Heimat des Dichters aner-
kennt, wie G. S. 1 1 meint, scheint mir doch zu viel behauptet, und ebenso-
wenig scheint mir das Lied zu beweisen, daEs der Troubadour damals die
Dame seines Herzens in L. hatte. Ja, mich dünkt, man könnte gerade das
^ Questo dranmia di Lope fu seguito molto da vicino dal Monroy, nei
suoi Principes de la Iglesia,
124 BESPRECHUNGEN. EMIL LEVY,
Gegenteil aus dem Liede entnehmen, denn wenn die Geliebte in Lnzema ge-
wesen wäre, so hätte der von ihr entfernte Dichter doch wohl sagen müssen
,,es zieht mich nach L., denn dort weilt die, die mir mein Herz geraubt hat**;
wenn er aber sagt „wer nach L. geht, lauft Gefahr, dais ihm dort das Herz
geraubt wird, darum werde ich hingehen, denn ich habe kein Herz, da die
Trefiflichste es mir gestohlen hat", so heifst das doch in anderen Worten „^t
in L. lebende Schöne ist mir ungefährlich, denn ich liebe schon eine andere**.
1,7. In der in der Anmerkung angeführten Stelle: Que n^ escur Say
tan c'a la fi s* aiur M* arma lay on gaugz s* atura soll das Verbom an
der ersten Stelle „sia sicura**, an der zweiten „risiede" bedeuten« Mir ist
se aturar in der Bedeutung „esser sicuro" sonst nicht bekannt, und ich
glaube, es liegt kein Grrund vor, hier nicht beide Male „sich aufhalten, weilen'*
zu übersetzen.
n, 17. Die Form dtu als i.Pers. Sing, statt des von anderen Hss. ge-
botenen dei soll nach der Anmerkung eine „anomalia grammaticale dovuta al
poeta d' origine non provenzale" sein. Dafs das unmöglich ist, will ich nicht
behaupten, aber wenn die richtige Form überliefert ist, darf man sie, meine
ich, nicht in die Varianten verweisen.
n, 24. Zu scienza bemerkt G.: „trisillabo pel verso, come del resto in
altri esempi." Es giebt m.W. doch gar kein zweisilbiges scienza,
II, 37. Domna sai al cor plazenter. Ich würde mit CEjc cors lesen.
III, 12. E si desreia Negus vas lei ni felneia De mon bran Saubra
sis tailla ni pleia. Es ist Sabra zu ändern und mit der Hss. (Studj V, 525)
nis zu lesen. Vielleicht ändert man auch besser sis in si\ in der Antworts-
strophe (Studj V, 526) heifst es: Ben sai qe vostres branz talla,
ni, 13. E gell mou guerra ni lenza Noi cos sei â an en Prœnza D&mp^
neiar, Korr. quill,
m, 9 Anm. Für die Deutung der Stelle aus Gaue. Faidit vgl. Suppl.
Wb. n, 166 s.v. desrei,
IV, 20 — 21. Greu er gel nous deshondre De paraulas ou défais
Schreibe g*el und korr. 0,
rV, 25. Segen gu* e l poder s es. Schreibe quel,
V, I ff. Ai vergena, en cui ai m*entendenza,
E ^ a vos platz los mieus cars precs auzir,
ya mais de joi entier nom cal mar r ir;
Car vius e moríz aurai joi ses faillenza
De vos, domna, gue das joi per jasse,
Rayn., der Z. 2 und 3 im Lex. rom. IV, 159 anführt, übersetzt „s'il vous platt
ouïr les miennes prières chères, jamais de joie complète il ne me faut cha-
griner**. Ganz anders fafst Guarnerio die Stelle auf: intendi „non temo di
sviarmi da gioia perfetta**, dove nom cai vale „non mi do guardia**, quindi
„non temo**. Dafs Guamerìo mit seiner Auffassung von- nom cal das Ridit^
getroffen hat, glaube ich nicht ; sie wird auch durch den Hinweis auf estar
a no m* en cal „sich nicht vorsehen , nicht auf der Hut sein** nicht gerecht-
fertigt. Hat nom cal die gewöhnliche Bedeutung „ich brauche nicht", lo
kann marrir (oder se m,) auch nicht „sviarsi" bedeuten. Da das Wort in
der Bedeutung „umherirren** vorkommt: e regueri Ihi gue lor prestes una
petita partida de Bretanha per habitar, per so gue no lor ccroengues amar
6UÂRNBRI0, PIETRO GUGLIELMO DI LUSERNA. 125
fmarren hnguamen per la mar, on avio estât per un an e meh Merv. Irl.
^3» 9f so könnte man vielleicht an unserer Stelle ,,suchend umherirren" über-
setzen. Das ist aber eine blofse Vermutung, und da ich keinen anderen genau
entsprechenden Beleg („suchend umherirren") kenne, so schliefse ich mich
in der Deutung der Stelle Raynouard an , nur ist cars precs „innige Bitten"
zu übersetzen.
V, 29 ff. E ge s non V er tornatz e nonchalenza
So servùis; vos en sovenra be
Lai on chascus aura paor de se.
Aissi lo just\s'\ col laires V estradiers.
Can si fera lo jujamenz derriers
On nuls plaides non trobara guirema,
Z. 4 is\. ju5i\s\ eine Verschlimmbesserung; die handschriftliche Ueberlieferung
ist zu bewahren, vgl. Revue des Igs. rom. 26, 117 zu V. 58. — Zu /' estradiers
beiist es in der Anmerkung: 1' articolo ha qui funzione predicativa „quello da
strada". Wurde in diesem Falle nicht der Anschein erweckt, dafs das Ge-
sagte nur von dieser Gattung von Dieben zu verstehen sei, und wäre daher
nicht, wenn estradiers überhaupt Adjektiv ist, besser der Artikel zu tilgen?
Ich meine aber, dafs mit Rayn. m, 224 estradiers als Substantiv anzusehen
und dafs mit ihm nach laires ein Komma zu setzen ist. Estradiers ist hier
y, Wegelagerer, Straisenrauber", ebenso wie im zweiten Beleg bei Rayn., Cour
d'am. 1056 (Revue d. Igs. rom. 20, 217): Car tost passon li mercadier Lo pas
»m toma\n\ (Chabaneau korr. torno) U stradier ; E qan son en via segura,
lU van beliament I* amblaüra. Rayn. deutet „coureur de grands chemins,
batteur d'estrade*'. — In der fünften Zeile ist statt fera mit Hs. D^ farà zu
lesen. — Z. 6 wird S. 21 mit „dove nessun lamento troverà ascolto" übersetzt.
Aber plaides heiCst nicht „Klage", sondern, so viel ich sehe, nur „Streiter,
Zänker** oder „Verteidiger, Advokat**, und ob trobara guirenza durch „troverà
ascolto** wiedergegeben werden darf, scheint mir auch nicht sicher. Fafst
man plaides = „Zänker, Streiter**, so scheint sich mir kein guter Sinn zu
ergeben. Ich möchte also plaides „Verteidiger, Advokat** deuten und vor-
schlagen portara statt trobara zu ändern vgl. Deux Mss. XXXVII, 20:
Humümens Vos prec quem siat» guirens E quem portetz tal guirensa
Qt^ieu an lay ses defalensa On gaugz non es defalhens. Für plaides „Ver-
teidiger, Advokat*' vgl. Rayn. IV, 548 und Chabaneau, Deux Mss. Gloss.
plages, und Pet Thal. Montp. S. 25 Z. 5 v.u.: El senhor . . . deu enquerre,
si en son poder sia negun plages que non aia a neguna de las part* donat
cosselh (= lat. jurisconsultus).
S. 8 Anm. i. Da in si coil cavallier doctor das Substantiv im Plural
stdit, kann damit nicht eine bestimmte Persönlichkeit gemeint sein.
Emil Levy.
JBnfanoee Vivien, chanson de geste publiée par Carl Wahlund et
Hugo von Feilitzen, précédée d'une thèse, servant d'introduction, par
Alfred Nordfelt Upsala et Paris 1895.
Eine schöne Gabe ist dieser sinnreich ausgestattete, mit peinlicher Sorg-
falt and liebevoller Hingabe besorgte diplomatische Abdruck der Enfances
120 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BECKER,
Vivien nach sämtlichen Handschriften. Wie kaum ein anderes eignete sich
dieses Epos wegen seiner eigentümlichen handschriftlichen Gestaltung for diese
Art der Veröffentlichung. Schön ist es aber nicht, dafs die Verleger die Ab-
nehmer der 1886 erschienenen ersten Bogen zwingen, noch einmal das ganze
Werk zu kaufen.
I. Wie die meisten Epen der Wilhelmgeste sind die Enfances Finnen
nur in den bekannten zyklischen Hss. auf uns gekommen. Den Stammbaum
dieser Hss. hat Nordfeit einwandfrei abgeleitet. Auf Widerspruch stieCs nur
seine Vermutung, der Schreiber oder Redaktor der Boulogner Hs. habe eine
zweite, zur Gruppe d gehörige Vorlage benutzt. In der That scheint es be-
fremdlich, dais der Schreiber die fremde Vorlage nur an drei oder vier ganz
unbedeutenden Stellen zu Rate gezogen hätte, während er die eingelegten
Episoden, die sie mehr bot, unbeachtet liefs. Uebrigens handelt es sich nur
um kleine, durch Sinn und Reim bedingte Einschiebsel oder leicht erklärliche
Auslassungen, nirgends um wörtliche Entlehnungen; die einzige ernste Schwierig-
keit läfst sich dadurch beheben, dafs man annimmt, die beiden Varianten des
V. 148 seien neben einander im Urtext gestanden, wegen ihrer fast gleichen
Gestalt hätten aber die einzelnen Abschreiber bald den einen , bald den andern
Vers übersprungen. Für den Schlufs der Rainoart-Epen und den Anfang des
Moniage Guillaume ist die Boulogner Hs. zweifellos aus einer zweiten Vor-
lage ergänzt worden ; als solche diente aber nicht die fragliche ¿/-Hs., sondern
eine mit der Arsenalhs. verwandte.
II. Was die Textüberlieferung betrifft, so stehen sich zwei Fassungen
gegenüber, die der Boulogner Hs, und die durch die übrigen vertretene Vul-
gata. Der Abstand zwischen beiden ist ziemlich beträchtlich, so dafs eine
kritische Ausgabe auf fast unüberwindliche Hindernisse stofsen würde; ja es
ist sogar schwer zu entscheiden, wie die Originalfassung des Liedes ge-
staltet war.
Leicht auszuscheiden sind einzelne Einschiebsel der Vulgata, die den Zu-
sammenhang sichtlich unterbrechen, nämlich Tir. XVIII — XIX, XLI — XLII ;
wahrscheinlich gehören auch die Erweiterungen von Tir. XLIX — LI, LUI —
LIV, LXXV — LXXX zur jüngeren Schicht;* eingefügt sind ferner die Auf-
zählungen von Verwandten z. B. v. 277. 933. 2362, und einige Kleinigkeiten
mehr. — Die Boulogner Fassung läfst ihrerseits das Bestreben durchblicken
Undeutlichkeiten zu verbessern; so giebt sie v. 103 an, wie Garin zu seinem
Boten kommt; so mufs v. 224 auch Vivien hören, wie es seinem Vater geht;
so wird v. 670 der Handel um Vivien vorgeführt; so versöhnt sich v. 691
Mirados mit Gormont, damit dieser später als sein Rächer auftreten kann«
Jüngere Einlage dürfte auch Tir. LVIU sein, in der Garin umständlich von
Anseune hergeholt wird , u. dgl. m.
Wichtiger für die Gestaltung des Epos sind die Unterschiede, die Anfang
und Schlufs des Liedes aufweisen.
Nach der Vulgata gerät Garin in der Roncevauxschlacht in sarazenische
Gefangenschaft. Nach der ausführlichen Schilderung des Boulogner Textes
^ Irrtümlicherweise sind in der Ausgabe die Verse der Boulogner Hs.
zu Tir. LXXII statt zu Tir. LXXXI gestellt worden.
WAHLÜND ET FEILITZEN, LES ENFANAES VIVIEN. llj
abetiallt ihn der Heidenkönig Mirados auf der Jagd in der Nähe von Anseune
«nd inhrt ihn gefangen nach Spanien. G. Paris l^e die Vermutung nahe,
die Hs., aus der die Vulgata flofs, sei im Anfang unseres Liedes schadhaft,
und der Redaktor habe die eingerissene Lücke notdürftig ergänzt. Man kann
aber auch mit Nordfeit annehmen, dafs die Vulgata den ursprünglichen An-
fai^ gewahrt hat ; denn es hält nicht schwer die triftigen Gründe zu erkennen,
die zu dessen Umdichtung reizten. Der Sprung von Roncevaux bis zur Regie-
mng Ludwigs ist gar zu grofs; es liegt der gröfste Teil der Regierungszeit
Karls dazwischen, welche die epische Phantasie eher zu verlängern liebte; es
fallen die Ereignisse und Wirren bei Ludwigs Krönung hinein; vorauszusetzen
sind auch die wichtigsten Vorfalle aus Wilhelms Leben. Diesen Thatsachen
Rechnung tragend, lassen die jüngeren Aimeri-Epen den Stammvater der
Geste als jungen Mann am spanischen Feldzug teilnehmen. Dafs dies mit der
Beteiligung Garins unverträglich ist, leuchtet ein. Dem Dichter der Enfances
können wir aber angesichts seiner spärlichen Erfindungsgabe und der mangel-
haften zeitlichen, örtlichen und sagengeschichtlichen Anschauung, die sein
Gedicht im allgemeinen bekundet, die Ungereimtheit, die in der Anknüpfung
der Erzählung an Roncevaux liegt, schon zumuten. Nur wird sich dann die
Annahme, dais dieses Lied im Anschlufs an die Aimeri-Epen entstand , schwer-
lich halten lassen.
Anderer Natur sind die Abweichungen, die der Schlufs der Erzählung
in beiden Fassungen aufweist. Vivien hat mit den Kaufleuten, mit denen er
aasgezogen ist, Mirados Hauptstadt in seinen Besitz gebracht, wird aber von
Gormont darin belagert und arg bedrängt. Mit vieler Mühe ist Ludwig be-
wogen worden, zu seiner Befreiung nach Spanien zu ziehen. Nach der Vul-
gata versuchen mm die Heiden die Pyrenäenpässe zu sperren, bei Roncevaux
kommt es zu einem Kampfe, dessen Held Bertrán ist; die Einnahme von
Lniseme ist daraufhin nur ein Kinderspiel. In der Boulogner Fassung findet
der Entscheidungskampf unter den Mauern der Stadt, in der Vivien einge-
schlossen ist, statt, und der Held des Liedes nimmt einen angemessenen An-
teü daran. Dafs es sich bei diesen Kämpfen nicht um zwei verschiedene
Episoden, sondern um zwei Varianten einer und derselben Erzählung handelt,
zeigt die Uebereinstimmung beider in der Verwundung Bemarts, die z. T. mit
fast gleichen Worten berichtet wird (cf. 3734 ss. 3758 ss. und 4373 ss. 4386 ss.).
Mir scheint hier die Boulogner Fassung den Vorzug zu verdienen, indem die
Entsdieidimg, die den AbschluCs der Handlung bilden soll, schwer auf einem
Nebenschauplatz und ohne Beteiligung des Haupthelden zu denken ist. Ronce-
▼anx mag den Bearbeiter zur Verlegung des Kampfes angereizt haben.
Eine selbständige Abänderung nahm der Boulogner Redaktor hingegen
vor, indem er im ganzen Liede Luiserne durch Maldrane ersetzte. Vermutlich
hatte er einen solchen Begriff von Luisemes geographischer Lage, den er mit
Spanien als Schauplatz der Handlung nicht vereinbaren konnte. Der Laut-
form nach könnte Luiserne sehr wohl Luzern sein.
Die geringere oder gröfsere Freiheit, die sich die Redaktoren der beiden
ani uns gekommenen Fassungen der Enfances durch Einschaltung von Epi-
soden, Umarbeitung gewisser Teile u.dgl. erlaubt haben, bilden selbstredend
kein Präjudiz in der Frage, welche von beiden den Wortlaut des Urtextes in
den nicht abgeänderten Teilen am reinsten bewahrt hat.
128 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BECKER,
m. In seiner Dissertation über die Enfances Vivien hat Nordfeit die
Frage aufgeworfen, ob die tiradenschliefsenden Sechssilber gewisser Epen ein
Anzeichen hohen Alters sind oder nicht, und hat sie im negativen Sinne be-
antwortet. Die Frage in ihrer Allgemeinheit auf sich beruhen lassend, habe
ich (Zeitschr. XVIII, II2 — 122) darzuthun versucht, daXis innerhalb der durch
Denkmäler belegten Entwickelungsgeschichte der französischen Heldendichtong
die Einführung der Tirade mit Kurzzeilenschlufs, vom Moniage Guillaume
ausgehend, sich durch die Vivien-Epengruppe verbreitet und im Aimeri-Zyklus
ihre grö£ste künstlerische Blüte erreicht zu haben scheint Schon auiserhalb
der zyklischen Hss. büfste Aliscans diesen Zierrat wieder ein, Moniage Gull'
laume verlor ihn bei der bekannten Umarbeitung, so dafs bei der Kompilation
des Wilhelmzyklus nur Enfances und Chevalerie Vivien, (Foucon de Candie)
und die Synagon-Episode die Kurzzeilen noch aufwiesen. Auch diesen wurden
sie durch den Redaktor der Vulgata genommen. (Vgl. meine altfiranz. Wilhelm-
sage c. XX.)
In einem besondem Anhang sucht nun Nordfeit mit neuen Grründen za
beweisen, dafs für die Enfances Vivien die Version ohne Kurzzeile die ur-
sprüngliche ist. An meiner Theorie festhaltend, könnte ich das ruhig zugeben;
ich könnte, ohne meine Meinung im allgemeinen zu ändern, gelten lassen,
dafs die Enfances ohne Kurzzeilen gedichtet waren und dafs der Boulogner
Redaktor sie damit geschmückt oder verunstaltet hat. Den Anstofs dazu
könnte ihm die Umdichtung des Anfangs gegeben haben; nur muíste ein nahe-
liegender Grund fur die Wahl dieser Form vorhanden gewesen sein, und als
solcher könnte blofs die Rücksicht auf verwandte Epen, d. h. die Chevalerie
Vivien, geltend gemacht werden; denn der Aimeri-Zyklus liegt zu fem.
Aliein die von Nordfeit vorgebrachten Grründe scheinen mir nicht über-
zeugend; ich sehe keinen, den man nicht ebenso gut fur die entgegengesetzte
Ansicht zu Felde führen könnte.
Die meisten Argumente gründen sich auf die Unwichtigkeit, Gehaltleere
der Kurzzeilen. Es liegt aber in ihrer Natur wenig Inhalt zu bieten. Sechs
Silben sind zu wenig um einen Gedanken zu formulieren; sie eignen sich am
besten den Satz ausklingen zu lassen. Zudem ist ihr Charakter hervorragend
lyrisch, und leicht gewinnt eine rein stilische Variante des voraufgehenden
Gedankens durch die rythmische Wendung des Abgesangs eine gewisse senti-
mentale Bedeutung.
Unter solchen Umständen mufste es leicht sein eine ganze Reihe von
Kurzzeilen durch einen einfachen Federstrich zu tilgen. Speziell waren solche
Verse, die den Gedanken der folgenden Tirade vorwegnahmen, gar bequem
auszulassen. Ungerecht ist es hingegen zu verlangen, dafs die Plus -Verse der
anderen Fassung eine erweiternde Ausführung dieser inhaltsleeren Kurzzeilen
sein sollen.
Wer die Grehaltlosigkeit der Tiradenschlüsse als ein Aj-gument gegen
die Originalität der Kurzverse ansieht, der müfste darüber Aufschluis geben,
warum gerade in den Fällen, wo der Kurzzeile von B ein inhaltlich ent-
sprechender Langvers in V (Vulgata) gegenübersteht, wo also die eine oder
andere Lesart für das Original gesichert ist, hüben wie drüben ganz unbe-
deutende Verse stehen (s. Xin. XVIH. XXXIX. LXV. LXX); ebenso dort,
wo V in einem Verse zusammenfafst, was B in zweien ausdrückt (LIX. LXT.
WAHLÜND ET FEILITZEN, LES ENFANCES VIVIEN. 1 29
LXIX), öder auch wo der Kurzzeile ein inhaltlich verschiedener Vers ent-
si»icht (xxxxn. XXXV. Lxin. Lxxm).
Es hieise aber Geschmacksachen streiten , wollte ich die Tiradenschlusse
anfiñhren , die mir in B wegen ihrer Grefälligkeit oder markigen Prägnanz den
Vorzug zu verdienen scheinen (z.B. XI. XII. XXXI. XXXHI), und ihnen
die Stellen entgegenhalten, wo V durch Kürzung den Sinn geschädigt (LVI)
oder durch Erweiterung den Zusammenhang gestört hat (XVI. XLIII), oder
wollte ich behaupten, dafs mir die epischen Anticipationen in V (XXm.
T.XXTT. LXXXIX) gar nicht den Eindruck des Ursprünglichen machen. In-
dessen verdient es hervorgehoben zu werden, wie geschickt und einfach die
Einschaltung der Kurzzeilen in B erfolgt ist — wenn sie ihm zugeschrieben
werden soll — , ja mitunter bildet der Sechssilber eine so knappe und präzise
Ergänzung des Satzes (s. VI. VII), dafs wahrlich mehr Kunstfertigkeit dazu
gehörte ihn einzusetzen, als um ein Dutzend anderer zu streichen. Eine
greifbare Thatsache ist auch das Enjambement im Schlufs der Tirade LXIV,
wo B und V nach Verszahl und Inhalt zu einander stimmen.^
Doch gebe ich gern alle diese Argumente preis und halte mich an eine
Stelle, die vielleicht einzig ist in ihrer Art. Der Schlufs der Tirade XL VIII
ist nämlich in B so erweitert worden, dafs derselbe Vers zweimal zur Ver-
wendung kam, einmal als Zehn- und einmal als Sechssilber. Die Stelle
lautet in V:
deu lou garise par son conmand^ment,
in B:
diex li prest force par son digne conmant
il heit forment sarrasin et persant
se il vit longes par le mien esciant
en maintes terres fera paiens dolant
et diex li en prest forche.
Wäre hier der Zehnsilber acht, so sollte man in B und V die gleiche
Lesart erwarten; ist hingegen der Sechssilber ursprünglich, so begreift man
leicht, wie aus demselben zwei verschiedene Zehnsilber gezogen werden
konnten.
In diesem Dilemma liegt meines Ermessens die Entscheidung über die
Ursprunglichkeit der Kurzzeilen für die Enfances Vivian, Im übrigen ist es
beinahe zu bedauern, dafs die Erörterung der Frage von diesem Liede aus-
gegangen ist und daran haften zu bleiben droht; denn die hier getroffene
Entscheidung ist für die Lösung des Problems im allgemeinen nicht ausschlag-
gebend. Einzusetzen ist bei Aliscans und Montage Guillaume, weil hier
nicht blofs B gegen V steht, sondern auch die aufserhalb der zyklischen Hss.
liegende Ueberlieferung mit in Betracht kommt.
IV. Für die Sagengeschichte endlich haben die Enfances Vivien keine
sehr grofse Bedeutung. Die ganze Erzählung ist eine junge und ziemlich
unbeholfene Phantasieschöpfung.
^ Dais B indessen hier oder dort willkürlich erweitert hätte, ist nicht
ausgeschlossen , so z. B. Tir. XIV; doch ist das angeführte neue Motiv für
Mirados' Hafs nur eine Konsequenz des Hauptmotivs, und die Assonanz
gaires : chertés auch sonst sporadisch anzutreffen.
Zeittchr. £ rom. PhU- XXIL o
130 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG,
Viviens Heldengestalt war gegeben. Mit seinem Tode auf dem Archant
schlofs ein altes tragisches Lied, das verloren gegangen ist Wir besitzen nur
noch zwei verschiedene Fortsetzimgen jenes Liedes, Aliscans und Foucon eU
Candie, und, als Einleitung zu Aliscans, die Chevalerie Vivien, die jetzt das
Mittelstück dieser Epengruppe bildet (vgl. meine altfranz. Wilhelmsage und
A. Jeanroy, Romania XXVI, 175 — 207). Die übrigen Helden dieses alten
Liedes waren vermutlich Wilhelm von Orenge, Garin von Anseune, Gmischart,
Bovon von Commarchis mit seinen Söhnen Gerart und Guion oder Giiielin,
und ein weiterer Vetter Hunaut von Saintes.
Sicher kannte der Dichter der Enfances das Epos Aliscans, vielleicht
auch das verlorene alte Lied, doch ist mir dies nicht gewiis. Hingegen ist
es unmöglich, dafs ihm die Chevalerie Vivien vorlag. Von den übrigen
Wilhelmepen ist keines für unsere Dichtung von Bedeutung gewesen, höch-
stens das Couronnement (vgl. Tir. XIV der Vulgata) ; die Kenntnis des Aimeri-
Zyklus ist gänzlich ausgeschlossen.
Was der Dichter sonst der epischen Rüstkammer entnahm ist die An-
knüpfung an Roncevaux , wenn sie ursprünglich ist ; femer Naimon als Uranlafs
des auf Vivien vererbten Hasses des Heiden Mirados, und Gormont als
Herrscher der afrikanischen Heidenwelt, stets zur Hand mit seiner Heeres-
macht.
Mit diesen Elementen hat der Dichter der Enfances sein Werk zurecht-
gefügt. Seine Erfindung ist die ganze Fabel, wie Vivien in Mirados' Hände
gerät und zufallig daraus erlöst wird. Der Aufenthalt Viviens unter den
Kaufleuten hat eine vollständige Parallele im Hervis de Metz, Die Befreiung
des tollkühnen Knaben aus dem belagerten Luiseme, besonders die Art und
Weise, wie Ludwig vermocht wird mitzuziehen, ist eine freie Nachahmung
von Aliscans, Ob bei dieser offenkundigen Erfindungsarmut imseres Dichters
die Kaufmannsepisode bei ihm Original sein mag, scheint mir eher zu ver-
neinen als zu bejahen.
Vivien ist die Hauptfigur der Enfances \ sein Vater Garin spielt keine
hervorragende Rolle darin, auch Wilhelm und König Ludwig treten nicht
kräftig hervor, etwas besser geht es Bemart; am meisten ist aber Bertrán
bevorzugt, der in der Vulgata schliefslich auf dem ersten Plan steht Schwie-
rig ist es zu entscheiden, welches in der Originalfassung die zwei jugend-
lichen Helden waren, denen es gelang sich in Luiserne einzuschleichen, um
Vivien Nachricht von der Ankunft des Entsatzheeres zu geben. Vielleicht
waren es doch die beiden Benjamine, Gui und Guischart (Lesart von c und </),
obwohl sie kaum das Alter hatten, um mit nach Spanien zu ziehen. Die
gröfste innere Wahrscheinlichkeit spräche für Bertrán und Gerard (Lesart
von B). Auch Bertrán und Guielin wären annehmbar, weil alsdann die ganze
Sippe Bemarts im Vordertreffen stünde.
Erfindungsgabe und Darstellungstalent kann man dem Dichter der En*
fances Vivien nicht in besonderem Mafse nachrühmen. Doch finden sich
manche anmutige Züge in dem Liede verstreut. Am besten sind die lyrischen
Momente gelungen , z. B. der Schmerz der Mutter bei der Trennung von ihrem
Sohne oder Viviens Sehnsucht (v. 910 ff.) u.dgl. m.
Ph. Aug. Becker.
RÖTTGERS, ALTFRANZ. LAUTGESETZE IN TABELLEN. I3I
Die altfiranzÖBiBcheii Ijautgesetze in Tabellen. Zur Ergänzung der alt-
iranzösischen Grammatik . Zusammengestellt vonBennoRöttgers. Leipzig,
Rengersche Buchhandlg. 1897. 3^ S. 8<*.
Ob es prinzipiell richtig ist, eine tabellarische Uebersicht über die alt-
französischen Lautgesetze zusammenzustellen und dabei ausschliefslich auf den
franzischen Dialekt Rücksicht zu nehmen, mag wohl sehr fraglich erscheinen.
Sie läfst uns gerade dort im Stich, wo wir sie am nötigsten brauchten, beim
Stadium der altfrz. Schriftwerke, von denen ja nur ein verschwindend ge-
ringer und unbedeutender Bruchteil in dieser Mundart geschrieben ist, — ab-
gesehen davon, dafs bei der geringen Anzahl genau lokalisierbarer Denk-
mäler und dem Umstände, dafs durch das Ueberwiegen der normannischen,
pikardischen, champagnischen Litteratur selbst in diese sich Merkmale der
fremden Dialekte leicht einschleichen konnten, es bei manchen der angeführten
Formen sehr imsicher ist, dafs sie wirklich franzisch sind, z.B. (S. 26f.) evâ,
aillé (aquila), sivre. Nun ist ja das Büchlein allerdings in erster Linie für
Anfanger bestimmt, und es hat sich einmal die Ansicht eingebürgert, dais es
vor allem darauf ankäme, ihnen die Uebergangsformen zwischen den beiden
ihnen wohlbekannten Sprachen, der lateinischen und neufranzösischen, zu
zeigen. Aber gerade dem Anfänger würde ich die Tabellen am allerwenig-
sten in die Hand geben. Was soll er sich denken, wenn er in der Uebersicht
der Vortonvokale mirare )> mirer und drei Zeilen darunter merabelja )> mer-
veille liest?, wenn ihm der Satz, dafs vortoniges î unter allen Umständen
bleibt, durch das Beispiel finire "Sfinir erläutert wird und er darauf in seiner
Lektüre immer yjrwfr findet? Er wird in Gefahr geraten. Formen wie pakibile
S. 26, ponktutu S. 29 ebenso gläubig für lateinisch zu halten , wie er nicht
im Stande sein wird zahlreiche falsche Behauptungen als solche zu erkennen:
z. B. dafs lat. au im Volkslat. „in einzelnen Fällen" zu ^ wird (als Beispiel
wird ci^da (!) gegeben, vgl. ML. I 53 und die dort angeführte Litteratur), dafs
a zwischen Palatalen über ^ai zu t wird, dafs simpletja langes i hat (S. 16)
u. s. w. — Auch der Vorgeschrittenere, der zur Wiederholung und raschen
Wiedereinprägung zu dieser Arbeit greift, wird enttäuscht, hauptsächlich des-
halb, weil Verf., der in der Einleitimg erklärt, in Bezug auf die Zeit kein
einheitliches Prinzip durchführen zu wollen, diesen Vorsatz auch getreulich
ausführt. Chronologie ist nun aber durchaus nicht zu entbehren und der
Mangel diesbezüglicher Kenntnisse macht sich bitter fühlbar: Der Vorschlag
von e vor j-f-K-ons. wird ins 10. Jahrh. versetzt; intervokal, v aus p» b und v
fallt vor o, ü (S. 24), wobei natürlich wichtige Fälle wie nevou, savon, savour
unerklärt bleiben. Das Richtige wäre, dafs das primäre v (aus v und lat. b) vor
o, ü bereits gefallen war, als aus lat. p entstandenes b in sekundäres v überging
{sêu nach ëu\ vgl. ML. in ZfS. XV2 91. Solche Vorgänge zu erläutern und so
recht vor Augen zu führen, ist ja gerade die Hauptaufgabe tabellarischer
Ucbersichten. Aus diesem Grunde dürfte Tabelle IV B (das Synkopierungs-
gesetz) die brauchbarste sein, wo Verf. ziemlich im Anschlufs an die Aus-
führungen von Meyer -Lübke die wichtigsten Erscheinungen übersichtlich und
kurz nach ihrer Aufeinanderfolge zusammenstellt, wenn auch der Grundsatz,
dafs „von zwei auf den Haupt- oder Nebentonvokal folgenden tonlosen Vokalen
stets der erstere fällt" für die wenigen Fälle, wo dieser erste Vokal a ist,
unrichtig ist (ML. I § 326). E. Herzog.
9*
132 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG,
Oesterreiòher, Dr. phi!. Josef , Beiträge zur Geschichte der jadisch-
französischen Sprache und Literatur im Mittelalter. Czemowitz
b. Pardini, 1896. 32 S. S^.
Aufschlüsse über jüdisch-franzosische Schriftwerke des Mittelalters sind
immer willkommen, nicht nur weil es sich um ein grofses, wenig durchforschtes
Gebiet der romanischen Philologie handelt , sondern auch weil sich for die
Aussprache des Altfranzösischen aus der Transkription in ein vollständig
fremdes Schriftsystem manches gewinnen läfst. Freilich nicht so viel als man
beim ersten Anblick glauben möchte, da die Texte oft entstellt, die hebräischen
Schriftzeichen vielfach zweideutig sind und man manchmal im Zweifel sein
kann, ob man es mit einer allgemeinen oder spezifisch dem Juden-Französisch
angehörigen Erscheinung zu thun hat.
Der erste der oben erwähnten Beiträge hat einen altfranzösischen teils in
Prosa teils in sehr unregelmäfsigen Versen geschriebenen Traktat über die Fieber
aus dem Hebräischen Ms. Oct. 512 der Hofbibliothek in Berlin zum Gegen-
stand. Verfl giebt eine Uebersicht über den Inhalt, Andeutungen über die
Quellen, ferner Textproben: zunächst aus den gröisere Kapitel abschliefisenden
Versen, dann Prosastücke (S. 8. 9, Fortsetzung S. 3if.). Grofses Interesse
bietet der 2. Abschnitt — ein Auszug aus den Glossen Raschis: hochalter-
tümliche Formen und manches seltene und unbekannte Wort (vgl. S. 12 mala'
veich „eine Art Fieber*', S. 14 limon in der Bedeutung „Sandbank" u. s. w.).
Ueber manche Punkte wäre nähere Aufklärung erwünscht: so finden wir
neben teiU (tela) u. ä. Formen berfroic (befiroi), koroüs (corrigia), sogar avoire^
ment, wohl die ältesten Formen für ai aus ^, wenn dieses wirklich dem Ver-
fasser zuzuschreiben ist — und die Erhaltung des intervokalischen d scheint
zu beweisen, dafs der Schreiber an der Vorlage nichts ändern wollte, da
dieses wohl noch viel ungewöhnlicher erscheinen mufste als ei für <d —
interessant ist auch der bereits eingetretene Schwund von / in porias (Piar,
von porel). Der 3. Teil beschäftigt sich mit dem Basler Glossar. Die Ab-
fassungszeit, die Darmesteter in seiner Notiz R. I 166 unbekannt war, ist
nach einer Stelle, die Verf. aufweist, 1359. Die Punktation weicht vielfach
vom Text ab, und Verf. scheint daraus, dafs vortoniges ^ als a (mit pathach)
punktiert ist (namentlich in den Futuren auf -era^ femer in Fällen wie kart'
somamant)t zu schliefsen, dafs der Punktator ein Südfiranzose ist. Da aber
auch im Texte dieses öfter durch aie/ ausgedrückt wird und man sich über-
haupt für das reduzierte e des Auslautes dieses Zeichens bediente (S. 17, vgl.
auch RSt. I 205 und neuestens Rydberg, Die Entstehung des 9-Lautes 66 f.),
so handelt es sich wohl nur um eine spezielle Art, das stumme e (vielleicht
/(, f) zu bezeichnen, da man in dem vom Verf. angenommenen Falle auch
manchmal a in der Infinitivendung -er erwarten würde.
Ob man wohl von einer jüdisch - französischen Sprache wie von einem
französischen Dialekt reden kann? Charakteristische Merkmale sind, soweit
man bis jetzt sehen kann, selten. Aufser dem bekannten 'i¿ier für -ificare
finden wir öfter Tönendwerden der Konsonanten zwischen Vokalen: ta^es
(S. II), pladon (S. 13), vgl. dissiba, rabine RSt. I 204, wie ja die Aussprache
tönender Konsonanten an Stelle von tonlosen (z. B. bedit) noch heute als
Eigentümlichkeit der jüdischen Aussprache angesehen wird. Die Angabe
(S. 23) „// und fl, pr und fr scheinen im Jüd.-Franz. im Anlaute einander
zu vertreten*' ist in dieser Fassung wohl kaum richtig; es giebt allerdings im
OESTERRBICHER, JÜDISCH-FRZ. SPRACHE ü. LITERATUR IM MA. I33
Oxf. Glossar, auf das Verf. hinweist, zahlreiche Wörter mit Muta + r statt
MnU + Z (auch er: crartets, kros (clauses); ^r: groibes (gladius) und nicht
nnr im Anlaut: apeubrant (pacificans), iubremant u.a.); der umgekehrte FaU
aber ist sehr vereinzelt und erklärt sich in Fällen wie gluair (RSt I 186 n© 780)
als umgekehrte Schreibung oder wahrscheinlich als gemeinfranz. Dissimilation, die
zufällig nirgends anders belegt ist, wie sich yi^flandolle zu dem von Verf. a. a. O.
tTK^XmXsxi flandolara auch anderwärts findet (Gdfr. s. fraudóle). In gewissen
Fällen zeigt sich der jüdische Jargon konservativ, ein Zug der auch sonst be-
kannt ist; er kennt noch triticu (tri^e), ein Wort das sonst nur im Sp.-Port.
(und Prov.?) erhalten ist Er kennt ein Verb antillier (= intelligere, vgl. den
häufigen Infiinitiv coillier fur coülir)^ sonst nur im Jonas -Fragment begeg-
nend. > — Verf. verspricht in einer zweiten Abteilung seiner Beiträge über
Analogie zu sprechen, die nach ihm im Jüd.-Franz. eine wichtige Rolle spielt.
Das Beispiel, das er bringt (S. 24), rainbi (p. d. zu raimbre)^ beweist wohl
nicht viel, da sich Formen wie raembait finden und ein zufallig nicht belegtes
raembi sich dazu verhält wie etwa plaindi Froiss. II 266 u. s. zu plaindoit
(piangere), ardi za ardoä u. s. w. ^^ lüazoa.
M. Scherillo, Alcuni capitoli della biografia di Dante. Torino,
Ermanno Loescher, 1896. XX und 529 S. 8^. Lire 5.
Scherillo selbst nennt diese Kapitel, von denen einige uns bereits be-
kannt waren, hier aber zum Teil bedeutend überarbeitet erscheinen, Proben
einer neuen Dan'tebiographie. Es würde uns eine grofse Freude bereiten,
wenn der eifrige Gelehrte bald die Zeit fände, das versprochene Werk zu
vollenden, denn nach den vorliegenden Abschnitten zu urteilen wird es an
Gründlichkeit und Unbefangenheit im Urteil seine Vorgänger weit hinter sich
lassen. Der gelehrte Apparat wäre freilich bei der Gesamtdarstellung zu be-
schneiden.
I. L* anno della nascita entscheidet sich mit Recht für das Jahr 1265
als Geburtsjahr Dantes. II. La madre e la matrigna zeigt nochmals end-
giltig, dais wir von Dantes Mutter Bella nichts wissen, dafs sie die erste Frau
Alighieris war und vielleicht bei Dantes Geburt, jedenfalls wenige Jahre
später starb. Von der Stiefmutter kennen wir auch nur den Namen und
wissen, daCs sie 1332 noch lebte. III. Das dritte Kapitel // nome di Dante
stellt durch eine Fülle von Material aufser allem Zweifel fest, dafs Dante eine
Znsammenziehung aus Durante ist, nur läfst sich nicht entscheiden, ob der
Dichter den verkürzten Namen schon in der Taufe empfing. S. 50 Anm. 4
und noch deutlicher S. 127 Anm. erklärt sich Scherillo mit Unrecht für Reniers
Aufstellung, dafs Durante im Fiore nicht der wirkliche Name des Dichters
sei. Auch der in der Anm. 2 S. 127 über den Detto d' Amore ausgesprochenen
Ansicht kann ich ohne Beweisführung nicht beistimmen. IV. // cognome
alighieri ergiebt mit Sicherheit, dais die lateinische Form von Dantes Namen
Alagherii, die italienische Alighieri war. Die Herkunft des Namens aus
> Nach dem von Verf. aufgewiesenen antilla (S. 31) wird man wohl das
unverständliche arisilyés (intelligite) RSt I 217 n^ 32 in antiUes bessern dürfen.
Gdfir. kennt das Subst entitlement in einem Ms., das die von einem Juden
verfertigte Uebersetzung der Schriften des Aben-Esra enthält.
134 BESPRECHUNGEN. B.WIESE,
Ferrara ist durchaus nicht erwiesen. Die Familie Aldighieri hat mit der
Familie Alighieri nichts zu thun. V. Geri del Bello bestätigt, dafs Dantes
Blutsverwandter Gerì von einem Sacchetti getötet wurde, und dafs seine Neffen,
die Söhne seines Bruders Clone, seinen Tod 30 Jahre später rächten. Sehr
ansprechend wird dann die Begegnung Dantes mit seinem Onkel und der viel-
umstrittene Vers Ed in ciò m* ha fatto a sé più pio erklärt, wobei feine Aus-
führungen zu Dantes Charakteristik nicht fehlen. Sollten die Canzoni pietrose
wirklich im Grunde nur metrische Uebungen sein? (so S. 107 Anm. i). Jeden-
falls müfste es bewiesen werden. Gegen dieses Kapitel richtet sich übrigens
neuerdings Ireneo Sanesi im Archivio Storico, Serie V, Vol. XIX. VI. BrU'
netto Latini. Zunächst giebt Schenllo eine kurze Biographie, welche alle be-
glaubigten Daten nochmals zusammenfafst, die Frage beantwortet, wamm
Dante ihn verdammt und sich zwischendurch eingehender über den Tesoretto
und seine Quelle äufsert. Anknüpfend an Villanis Nekrolog kommt er dann
auf die Bedeutimg Brunettos for Florenz und hebt hervor, dafs die Unter-
redung mit Dante im XV. Gesänge der Hölle politisch, nicht litterarisch zu
deuten ist. Eine ganze Anzahl weiterer Fragen knüpfen sich lose an diese
Auslegung. So zeigt Scherillo sehr gut, dafs die Stelle Convivio I 10 — ii,
wo Dante von den gemeinen Italienern spricht, welche fremde Sprachen loben
und ihre eigne verachten, auf Brunetto keinen Bezug hat. Dalis Dante in
Brunetto aber nicht sowohl den Gelehrten als den Politiker schätzte, glaubt
Scherillo auch daraus schliefsen zu müssen, dafs er ihn Virgil nicht vorstellt.
Dies geschah, meint er, nur deswegen nicht, weil Brunetto Virgils Werke
nicht kannte. Trotz der lehrreichen Ausführungen Scherillos will es nur
jedoch scheinen, dafs hier, wie an anderen Stellen der Komödie, die sym-
bolische Bedeutung des römischen Dichters ausschlaggebend war. Diese Frage
fuhrt dazu zu untersuchen, welche von den lateinischen Schriftstellern, die er
anführt, Bnmetto wohl aus eigner Lektüre kannte. Dabei wird der Nach-
weis geliefert, dafs Latino mit Virgils Werken nicht vertraut war und ihn
überhaupt nur zweimal anführt, das eine Mal dazu ihn mi Csverstand. Auch
Ovid, den er im Tesoretto zum Führer erwählt, kennt er kaum besser und
wohl sicher nicht aus direktem Studium. Die klassische Bildimg Brunettes,
besonders in Bezug auf die Dichter, konnte Dante also nicht sehr befriedigen,
geschweige denn ihm ein hohes Lob entlocken. Zum Schlufs macht Scherillo
noch die Stellung Latinos und Dantes zur Astrologie zum Gegenstande einer
Untersuchung und kommt zu dem richtigen Schlüsse, dafs die Verse XV 55 ff.
nicht in astrologischem Sinne zu deuten sind. Es folgt VII. eine Studie aber
die Primi Versi Dantes, worin die vor der Canzone Donne eh* avete intelletto
d* amore entstandenen Gedichte der Vita Nuova behandelt werden. Nament-
lich wird darauf hingewiesen, mit welchen zeitgenössischen Dichtem sie D. in
Berührung brachten, und was in ihnen auf provenzalischen Einflufs zurück-
zuführen ist. Nur hier und dort gestreift sind die Fragen nach dem etwaigen
Einflüsse italienischer Dichter. Ich teile die Ansicht, dais die Cino da Pistoia
zugeschriebene Antwort auf das erste Sonett der Vita Nuova nicht von ihm
ist, sehe aber keinen Grund daran zu zweifeln, dafs Dante da Majano das
Antwortsonett verfafst hat. Nach Barbis Aufsatz Un Sonetto ed una Ballata
d^ amore, dal Canzoniere di Dante (Firenze, Laudi 1897, P^** iiozze Barbi-
Ciompi) ist es mindestens sehr zweifelhaft, ob die Frau sul numero di trenta
die Geliebte Lapo Giannis ist (zu S. 291). Einige Ausführungen, namentlich
I
SCHERILLO, ALCUNI CAPITOLI DELLA BIOGRAFIA DI DANTE. I35
in VU., gehören garnicht her. Eher läist man sich den interessanten Anhang
Perchè Dante salva Salomone gefallen. VUI. La morte di Beatrice be-
schäftigt sich mit den Stellen der Vita Nuova, welche auf den Tod der Ge-
liebten Bezug haben und enthält eine Fülle anregender und treffender Be-
merkungen. Die oft und verschieden erklärten beiden Verse:
,^ che dirà neW inferno ai malnati:
Io vidi la speranza de* beati,"
sucht Scherillo, wie schon früher, für später an Stelle zweier anderer einge-
schoben zu erweisen. Diese Ansicht wird man schwerlich bei der Ueberein-
stimmung sämtlicher Handschriften teilen können. Vorzüglich ist aber die
Zurückweisung der Erklärung D* Anconas, welche merkwürdigerweise immer
allgemeinere Annahme fìndet. Trotz aller auch von Scherillo gemachten Ein-
wände finde ich in den beiden Versen eine Hindeutung auf ein Gedicht, in
welchem von einem Besuche der Hölle die Rede sein sollte. Beatrice brauchte
noch nicht tot, und Dante brauchte noch nicht vom rechten Wege abgeirrt
zu sein, um den Gedanken zu einem solchen Werke zu fassen, das ja damals
rein allegorisch -lehrhaft gedacht sein konnte. Die folgenden Ausführungen
über das Gesicht Dantes von Beatricens Tode erinnern teilweise an einige
meisterhafte Seiten Zumbinis über die BasvilUana. Zum neimten Abschnitte,
worin die Canzone Morte perch* io als apokryph nachgewiesen wird, waren
die bei anderer Gelegenheit angezogenen Studi di storia letteraria Flaminis
S. 25 — 27 zu erwähnen. Die principi della terra werden überzeugend als
„die angesehensten Leute in Florenz" erklärt; den Schluiis bildet der Nach-
weis einer Anzahl Nachahmungen aus Jeremías. IX. / Giganti nella Com-
media. Saggio sulla topografia morale deW Inferno, Die Accidiosi befinden
sich im stygischeu Sumpfe, Neid und Stolz werden in dem gefrorenen See
zwischen den Giganten und Lucifer bestraft. Letzteren Schlufs teile ich nicht,
sondern nehme mit D' Ovidio an , dafs Neid und Stolz in der ganzen Stadt
des Dis bestraft werden, deren Bewohner durch diese beiden zu ihrem Thun
getrieben wurden. Die Verse im Tesoretto:
„E sse sotto mantello ^
Hai orlato V cappello
Ad alcun tuo vicino
Per metterlo al dichino**
bedeuten sicher, wie auch Scherillo S. 415 Anm. 2 annimmt: „Und wenn Du
im Stillen gegen einen Nachbarn etwas im Schilde fuhrst (nicht geführt hast),
mn ihn zu Fall zu bringen." Italienisch kann ich die Phrase leider noch
nicht weiter belegen; sie erinnert aber auffällig an die niederdeutsche Dro-
hung: „Di heww ik ne kapp tosneden**, das heifst, bietet sich mir die Ge-
legenheit, oder fällst Du mir in die Hände, dann geht es Dir schlecht
Italienisch also eigentlich: „Du hast unter dem Mantel den Hut fix und
fertig (gesäumt) für ihn in Bereitschaft*'. X. / primi studi endlich untersucht
sorgfaltig in Anknüpfung an den bekannten Ausspruch Dantes im Convivio,
welche klassischen Kenntnisse sich Dante nach Beatricens Tode erworben hat.
Nach Scherillo hätte er die Geórgica nicht gekannt, weil er nie die dort zu
lesende herrliche Darstellung der Orpheussage berührt. Moores Bemerkung
in seinen Studies in Dante (S. 21) scheint aber doch zu beweisen, dafs Dante
gerade diese Stelle gekannt hat. BERTHOLD Wiese.
136 BESPRECHUNGEN. B. WIESE»
Giornale Storico della Letteratura Italiana. Anno XV, Voi. XXX,
fase. 1 — 2.
G. Rossi, // codice estense X. *. 34. Eine sorgfältige Beschreibuiig
des Inhaltes der aus dem Ende des XV. oder aus dem Beginn des XVI. Jahr-
hunderts stammenden Handschrift mit reichen bibliographischen und bio-
graphischen Nachweisen, die aufs Neue die schon erprobte Kenntnis des Verf.
auf diesem Gebiete zeigen. S. 8 Anm. vermisse ich einen Hinweis auf den
Aufsatz L. Fratis in der Rivista critica della letteratura italiana IV 92 £f., der
an andrer Stelle angeführt ist. Dort ist auch das Sonett Legno agitato schon
gedruckt. Zu S. 13 Z. 5 konnte auch der Abdruck des Sonetts nach Cappelli-
Ferrari in der Ausgabe Renier S. 1 5 erwähnt werden. S, 35 Anm. 2^ 3 1. Ri-
vista critica. Das cervato in Z. 2 des S. 47 gedruckten Sonetts , welches R.
mit einem Fragezeichen versieht, seheint mir sicher von cervo abgeleitet zu
sein und „hirschschnell" zu bedeuten. Vgl. das occhio eervero des Lorenzo
il Magnifico in der Canzone Quasi raggio di sole,
D. Mantovani, Le opere inedite di Ippolito Nievo handelt über den
von der Familie aufbewahrten noch unveröffentlichten NachlaCs des Dichters,
dessen sympathische Gestalt jedem Deutschen, der sich mit italienischer
Litteratur beschäftigt, aus Heyses vorzüglichem, von Uebersetzungen begleiteten
Aufsatze wohl bekannt ist (abgedruckt in „Italienische Dichter seit der Mitte
des 18 ten Jahrhunderts*' Bd. IV S.28ff. Berlin, Hertz 1889). Es fallen dabei
auch einige Bemerkungen zu dem Leben des Dichters ab, das schon längst
einmal eine eingehendere Darstellung verdient hätte, wie sie heutzutage so
manchem Schriftsteller minorum gentium zu teil wird. Bei M. würde sie in
guten Händen liegen. Die ungednickten Sachen bestehen aus zwei Gedicht-
sammlungen, einer humoristischen Erzählung, vier Komödien, einem Drama,
zwei Tragödien, Uebersetzungen aus griechischen Volksliedern und Heine,
dem Fragment eines Romans, einer Anzahl verschiedener Entwürfe und Briefen.
M. giebt Analysen und Urteile. Danach scheinen besonders die Briefe, die
beiden Tragödien und das Romanfiragment der Veröffentlichung würdig zu sein«
P. Bellezza, Note Manzoniane. /. Della antipatia del Manzoni per
il Tasso, Stellt noch einmal alles zusammen, was unumstöfslich Manzonis
Abneigung gegen Tasso zeigt, welche Griannini bezweifelt, weil er ihn vielfach
benutzt habe (vgl. Ztschft. XIX, 302, 472), und andre direkt leugnen. Be-
stimmte Gründe für diese Antipathie lassen sieh nicht feststellen, sondern nor
vermuten. //. // Byron e il Manzoni weist die wenigen Stellen nach, die
Manzoni aus Byron benutzt haben könnte. Sie stammen fast ausschlíeíslich
aus dem 1821 — 23 erschienenen Don Juan und beweisen, selbst wenn man
die Abhängigkeit Manzonis von Byron in den angeführten Stellen zugeben
will, in ihrer geringen Anzahl nur, dafs Manzoni sich dem Einflüsse des
letzteren entzogen hat — und das wird ihm bei seiner ganz anderen Denkart
nicht schwer geworden sein.
C. De Lollis, Pro Sor dello de Godio milite. Polemische Auseinander-
setzung mit Francesco Torraea; im Anhang Polemik g^en einzelne Punkte
von Schultz-Goras Besprechung der Ausgabe des Sordell von De Lollis. (Hrsg.)
VARIETÀ.
P. Marchot, Sur le „contrasto de Cielo Dalcamo**, Erklärungsvemiche
zu fünf Stellen, die mir durchaus nicht glücklich scheinen wollen. In Strophe 8»
GIORNALE STORICO VOL. XXX. 1 37
meint M., deutet das Madchen auf ein Abenteuer des Spielmanns am Abend
▼orher hin. Sie hat ihn laufen sehen, was er konnte, vielleicht verfolgt von
dnem unwilligen Vater oder Bruder, die 'ihn bei der Greliebten trafen. Nun
will sie ihn nicht erhören, um das andre Mädchen, das seinem Versprechen
traut, nicht in den Mund der Leute zu bringen, wenn der Spielmann es um
ihretwillen verlafst Hat aber die Verfolgung wirklich stattgefimden , so wird
sie doch noch von anderen als der Angebeteten des Spielmanns bemerkt sein,
und das Mädchen bildet bereits das Gespräch der Leute. Ueberdies wurde
in solchem Falle der Spielmann schwerlich das Verhältnis fortsetzen. Viel
natürlicher ist die Auffassung: „Gestern bist Du hier ja eilends vorbeigegangen
und hast nicht nach mir hingesehen — das Mädchen hat also schon nach
dem stattlichen Spielmann ausgeschaut, und er hat ihr wohl gefallen, was ihr
allmähliches Nachgeben gut erklärt — , so bleibe doch dabei." Sehr gewagt
scheint es auch , die bona f emina auf ein Mädchen zu beziehen. Es ist all-
gemein: ,Jch wünsche nicht, dafs durch einen Fehltritt, welchen ich begehe,
die guten Frauen mit den übrigen schlecht gemacht werden." Die Erklärung
des çuanno vo fore weicht kaum von der D' Anconas ab. Nur dafs letzterer
nicht ausdrücklich das Hinausgehen als ein den Geschäften Nachgehen be-
zeichnet. Mit den Worten des letzten Verses der Strophe XV denkt sich M.
einen wirklichen Angriff auf die Ehre des Mädchens verbunden. Die ruhige
Antwort, in der überdies gesagt ist: „Prezo le tuo paràbole meno che cP un
ùtello", schliefst dies völlig aus. Auch die Auffassung der Strophe XXIV
kann ich nicht teilen. Juda lo trailo ist nur ein Schimpfwort wie XXVI
filgUo di Giudeo, und das angebliche Fehlen der Negation in Vers 3 braucht
nicht so künstlich erklärt zu werden. Ich fasse die Strophe so auf: „Du
Schwindler behauptest also, Dich in mein einfaches Mieder so verliebt zu
haben, als ob es aus Purpur, Scharlach oder Samt wäre! Wenn Du mir jetzt
(nachdem Du mir so etwas weis zu machen versucht hast) selbst aufs Evan-
gelium schwören würdest, mein Mann zu werden, kriegtest Du mich nicht,
denn solchen Schwindler will ich nicht haben!" Nach meiner Ansicht fehlt
also überhaupt keine Verneinungspartikel im dritten Verse. Endlich verstehe
ich nicht, wie man aus den Worten ala bon ora im vorletzten Verse der
letzten Strophe herauslesen kann, dafs das Mädchen abergläubisch ist; sie be-
deuten doch nicht far d^ heureux auspices!» sondern, „wo sich uns eine so
gute Gelegenheit bietet".
S. De Chiara, Cotona, Noter ella Dantesca tritt hier gegen seine 1895
geäufserte Ansicht für Catona als die richtige Lesart von Par. VIII 62 ein
and erweist sie zweifellos als echt. Ich begreife überhaupt nicht, wie man
Crotona ernstlich verteidigen konnte.
E. Sicardi, DeW „angelico seno** e di altri luoghi controversi nella
cantone del Petrarca „Chiare, fresche e dolci acque**. Eine interessante Dar-
legung, deren Ergebnisse ich aber nur teilweise als richtig anerkennen kann,
trotz des wiederholt mit nicht eben bescheidenen Worten ausgedrückten Sieges-
bewuistseins des Verf. (vgl. S. 228 o., S. 258 o., S. 261 Absatz i und 2; auch
S. 249 u., wo mit Hinblick auf De Sanctis und Carducci gesagt wird, dafs ihre
Erklämngsweise „dimostra così poca cognizione della lingua e della teorica
delT arte degli antichi poeti**). Für erwiesen halte ich , dafs die in Frage
stehende Canzone ein Abschiedsgedicht an Valchiusa ist, dafs Petrarca darin
nicht von seinem baldigen Tode spricht, und dafs sie mit einer Anzahl anderer
138 BESPRECHUNGEN. B. WIESE,
voraufgehender und nachfolgender Gedichte in innigem G«dankenzusammen-
hange steht. S.'s Erklärung über die chronologische Anordnung der Gredichte
S. 234 ff. ist etwas unbestimmt ausgedrückt, und vor allem ist die Anwendung
dieser Theorie etwas kautschukartig. S. vermutet einen Aufenthalt des Dich-
ters in Valchiusa im Frühling 1344. Petrarca wäre also von Neapel erst
nach der Provence zurückgekehrt. Dies ist natürlich möglich, laCst sich aber
auch nicht erweisen, will man nicht den Beweis durch die Stellung der Can-
zone in der Reihenfolge der Gedichte und ihre Auffassung als Abschiedslied
für erbracht anerkennen. Nach diesen einleitenden Ausführungen geht S. zur
Erklärung einiger Stellen der Canzone über. Carducéis bekannte Ansicht über
V. I — 3 wird als unhaltbar erwiesen und dann ein Vorstofs gegen D* Ovidios
Auslegung gemacht, um für die eignen Gedanken die Grundlage zu schafifen.
Ove V. 2 hat für S. — und darin stimme ich ihm bei — die gewöhnliche Be-
deutung wo, in deren Nähe. Für S. heifst U belle membra pose aber auch
einfach sich aufhielt, so daCs er zu dem Sinn kommt: „Gegend in der
Nähe der Sorgue, wo sich Laura aufzuhalten pflegte". Diese Auf-
fassung von pose le membra halte ich für verkehrt. Es können die Worte
sich immer nur auf eine kürzere Ruhe beziehen (die auch wiederholt ge-
dacht werden kann, was hier aber, wie wir sehen werden, ausgeschlossen ist).
Das Gegenteil hat S. nicht erwiesen. Nach ihm bietet allerdings Petrarca
selbst die „prova palmare", dafs seine Auffassung die einzig richtige ist, näm-
lich in dem Sonette Sento l* aura mia antica, wo es heifst il nido in eh* ella
giacque und nel quai io vivo, e morto giacer volli. Sicher heifst dies, der
Ort, wo sie wohnte u. s.w., aber — und das hat S. übersehen — hier ist
der Ausdruck giacque nur eine Folge des Bildes nido, Laura hielt sich hier
auf, wie das junge Vöglein geschützt in seinem Neste liegt u.s.w.
Das andre mit Mühe herbeigebrachte Beispiel Gettan le membra in der Can-
zone Ne la stagion spricht aber gerade für meine Auffassung; es heilst, sie
legen sich zur Ruhe für die Nacht, also für einige Zeit. S. hat daher ganz
recht, wenn er S. 249 meint, es heifse dasselbe wie pose le membra — nur
nicht in seinem Sinne. Schon aus dieser Auseinandersetzung folgt also, da6
ove zwar wo bedeutet, dafs die ganze Phrase v. i — 3 aber doch nur heifsen
kann: „Gewässer, wo, d.h. in deren Nähe oder an denen Laura
ruhte". Dafs letzteres gemeint ist, zeigt Strophe 4, wie wir sehen werden.
S. leugnet nun (S. 251) die Einheit der Situation in Strophe i. Er meint,
es sei viel natürlicher, dafs der Dichter sich im Augenblicke des Abschiedes
all die Male in die Erinnerung zurückruft, wo er Laura hier bald in dieser,
bald in jener Stellung gesehen hat, und nur in lO — II an einen bestimmten
Tag denkt. Mir scheint das Gegenteil der Fall. Petrarca denkt nur an einen
einzigen Tag, an den, wo Laura ihm ihre Liebe zu erkennen gab. Allen
Zeugen dieses glücklichen Tages ruft er beim Scheiden ein Lebewohl zu, den
klaren Wassern, dem Baume unter welchem Laura safs, dem Grase und den
Blumen, welche sie mit ihrem Gewände deckte, der Luft, welche sie umkoste.
In Anschlufs daran wird der Wunsch ausgesprochen (2 — 3) bei ihnen ruhen
zu dürfen, wann auch er gestorben sei, und endlich (4 — 5) steigt der Tag
selbst mit dem ganzen Bilde noch einmal in der Erinnerung aufl Es ist
daher ganz verkehrt, wenn S. S. 252 meint, Petrarca habe Laura in der ersten
Strophe in verschiedenen Stellungen zeichnen wollen. Nicht Laura soll hier
gezeichnet werden — das geschieht Strophe 4 — 5 — , sondern hier werden die
GIORNALE STORICO VOL. XXX, 1 39
Zeugen seines Glückes aufgerufen, ein jeder mit dem charakteristischen Zu-
sätze, der sein Verhältnis zu Laura an jenem unvergefslichen Tage ausdrückt,
der rechtfertigt, weshalb er aufgerufen wird. Daher mufs ove also auch am
Rande des Flusses heiCsen , wie die Schilderung Str. 4 deutlich zeigt. Weiter
müht sich S. dann ab zu beweisen , dafs Str. i v. 9 seno = corpo sei. Trotz
der herausfordernden Worte S. 256 o. mufs ich bescheidentlich bekennen,
nicht überzeugt zu sein. Für mich heifst seno Busen, und ich übersetze:
„Gras und Blumen, welche das reizende Gewand barg, zugleich mit dem
engelhaften Busen", Gras und Blumen werden selig gepriesen, weil ihnen
die Wonne zu teil wurde, von demselben Gewände berührt zu werden,
welches Lauras Busen deckte. Ich kann in der Ausdrucksweise nichts
Ueberflüssiges ñnden (S. 253) und ebenso wenig etwas Unkeusches (S. 253,
256 — 57). S.'s Auffassung erweckt zudem das Bild geknickter Blumen und
niedergedrückten Rasens (vgl. ihn selbst S. 256), während uns diese Vorstellung
bei meiner Erklärung erspart bleibt, wenn wir auch auf ästhetische Gründe
emgehen wollen, mit denen S. vielfach operiert. Dafs seno hier = corpo
will S. auch durch die Stelle des Sonettes Amor ed io sì pien di meraviglia
beweisen, in der es heifst: „preme \ Col suo candido seno un verde cespo**.
Da möchte ich ihn an das erinnern , was er selbst S. 256 in anderem Zu-
sanunenhange sagt: „II tempo in cui le ninfe erravano ignude pe' boschi era
passato." Oder soll man sich hier das Gewand hinzudenken, während uns
Petrarca doch nach S.'s Ansicht in den Versen 6 — 9 der i. Strophe der Can-
xone noch besonders hat sagen wollen, dafs Laura auch ein Kleid anhatte
(S.256 — und das wäre nicht ein überflüssiger Zusatz, vgl. S. 253 o.). Wenn
es dann S. 257 zur Unterstützung der Bedeutung seno = corpo heilst, wenn
seno Busen bedeute, vermisse man die Angabe, wem er und das Kleid ge-
höre, während das nicht der Fall sei, wenn es Körper bedeute, so verstehe
ich diese Logik nicht. In letzterem Falle fehlt doch dann bei Körper eben-
falls die Bezeichnung, wem der Körper gehört; denn seno kaim doch auch
in diesem Falle nicht schlechterdings Laura bedeuten! Die Bezeichnung der
Zugehörigkeit ist überhaupt überflüssig. Die dritte und letzte Stelle, welche
S. bei Petrarca fìndet, wo seno Körper bedeuten könnte, ist Trionfo della
Morte I 151 — 153:
„Lo spirto per partir di quel bèi seno
Con tutte le virtuti in sé romito,
Fatto avea in quella parte il ciel sereno."
Auch hier ist die Deutung in keiner Weise überzeugend. An der Brust
wird das Athmen bemerkbar, und daher ist seno, Busen der rechte Ausdruck.
Um die Synekdoche einleuchtend zu machen, führt S. aber noch weitere
Truppen ins Feld. In dem Sonette Questa fenice soll omeri Körper be-
deuten. GewiCs! Hier hat er aber wieder, wie schon bei dem erwähnten
giacque, das Bild übersehen. Laura ist mit einem Phoenix verglichen, und
daher ist mit Recht gesagt:
„Purpurea vesta d' un ceruleo lembo
Sparso di rose i belli omeri vela."
Ein Vogel trägt sein Gewand auf den Schultern. Die Beispiele fianco = corpo,
welche darauf angeführt werden, beweisen ebenfalls nichts. Hier hat Petrarca
einfach das^ lateinische latus = corpus hinübergenommen. Vgl. z. B. Horaz:
latus fessum longa militia-, Ovid: latus submitter e in herha etc. etc. Ich
I40 BESPRECHUNGBN. B. WIESE»
bin übrigens nicht der Ansicht S.'s, dais auch in der Canzone Verdi panni
sangut^^ni etc. v. 44 fianco Körper bedeutet und scorse von scorgere kommt.
Er möge beachten, dafs in allen andern Beispielen fianco nur dann Körper
bedeutet, wenn der Besitzer dabei angegeben ist; dies ist hier nicht der Fall,
und daher ist diese Bedeutung ausgeschlossen. Wie kann man überhaupt
annehmen, dafs fortunato fianco nicht nur Körper, sondern direkt Lauras
Mutter bedeutet! Aufserdem ist zu deutlich von dem EinfluTs der Gestirne
in der Geburtsstunde die Rede. Der Ausdruck scorse wird jedes Unästhe-
tischen entkleidet, wenn man an Petrarcas Vorstellung denkt, dafs Laura
vom Himmel auf die Erde herabkommt, sie ist ein Engel und wird Mensch.
Die Erklärungen, auf welche S. das Hauptgewicht legt, mufs ich also leider
als völlig verfehlt zurückweisen. Vielleicht fìnde ich mich dabei trotz aller
vernichtenden Worte S.'s in guter Gesellschaft.
C. S i mi ani. Due componimenti inediti di Nicolò Franco, Eine ganz
poesielose Vita di Cristo in Terzinen, die überdies schlecht überliefert ist —
nach 42 z. B. fehlen thatsachlich drei Verse, und die Reime 83, 85, 87 sind
in Unordnung — und ein unbedeutendes Sonett mit der Antwort des Dichters
Giovanni Campo. Die drei Gedichte stehen in einer Hs. der städtischen
Bibliothek zu Palermo vom Jahre 1667 und über den Terzinen liest man die
Bezeichnung Nicolò Franco erst von zweiter Hand, welche auch das Gedicht
durchkorngierte.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA:
Gerini , GH scrittori pedagogici italiani del secolo decimoquinto.
Woodward, Vittorino da Feltre and other humanist educators: essays
and versions (Renier). — Cian, Italia e Spagna nel secolo XVIII. Giovane
battista Conti e alcune relazioni letterarie fra V Italia e la Spagna nella
seconda metà del settecento (Farinelli, wie immer mit vielen wertvollen und ge-
lehrten Bemerkungen). — Bertoldi e Mazzatinti, Vincenzo Monti, Lettere
inedite e sparse. Voi, I — // (Roberti).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO:
Rajna, Dante Alighieri» Il trattato „De vulgari eloquentia", Cres-
cini. Di una data importante nella storia della epopea franco 'Veneta,
Dorez, Le sac de Rome (1527). Relation inédite de Jean Cave, Orléanais*
Castellani, Pietro Bembo bibliotecario della Libreria di S, Marco in Venetia
(1530 — 1543). Mazzatinti, La biblioteca dei re d* Aragona in Napoli.
Valmaggi, G, Parini. Il Giorno, le Odi, il Dialogo della Nobiltà, eon
introduzione e commento. Parte I. Il Giorno. Scotti, La vita e le opere
di Aurelio Bertela, con documenti inediti in appendice. Croce, Studi storici
stilla rivoluzione napoletana del 1799. Vivaldi, Varia,
ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZIALI.
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
G. Boffito, Antica drammatica piemontese. Einige wenige Notizen zu
den piemontesischen Rappresentationen im 15. Jahrhundert, nebst einigen, vor
der Hand wegen Mangels an Material nicht genügend begründeten Ver-
mutungen, so die über die Aufführung in Cuneo 1424 S. 344 o. Da doch
in dem Chronicon Cunei unzweifelhaft auf eine Vorstellung der Drei Könige
aus dem Morgenlande hingewiesen wird , ist vs unklar, wie B. S. 344 noch
betonen kann , dafs es sich natürlich nicht um die von D' Ancona erwähnte
Stella handeln könne. Ueber deren Inhalt konnte er sich schon, wenn er
GIORNALE STORICO VOL. XXX. I4I
nicht Gaspary Band II nachlesen wollte, in D' Ancona' I S. 436 unterrichten,
eine Stelle, die er übersehen zu haben scheint. P. Toynbee, The coins de-
nominated Santelene by Dante (Conv, IV, II), meint mit Du Gange sicher
mit Recht, dafs mit Santelene überhaupt byzantinische Münzen gemeint sind.
Viele von ihnen trugen das Zeichen des Kreuzes und erhielten daher ihren
Namen von der Auffinderin des Heiligen Kreuzes, der Mutter Konstantins,
welcher dann verallgemeinert wurde. Derselbe, Dante's theory as to the
projection of the shadow of the earth {Par. IX» 118 — 119). Sie stammt aus
Alfìraganus Liber de aggregatione scientiae stellarum. Derselbe, A mis-
reading- in recent editions of Dante's letter to Can Grande {Epist. X, 22)
weist darauf hin, dafs Ecclesiastici (nicht Ecclesiastes) 42 zu lesen ist.
M« Sappa, Una probàbile fönte delV episodio della »»vergine cuccia", zeigt,
dais Parini diese Episode wahrscheinlich einer Stelle der 1764 aufgeführten
Pitocchi fortunati Gozzis entlehnt hat. N. Tamassia, / nomi dei* bravi
ne* „Promessi Sposi*' weist die beiden Namen Sçuinternotto und Tanabuso in
öffentlichen Bekanntmachungen der spanischen Regierung in Mailand nach.
CRONACA:
Periodici, kurze Mitteilungen, neuerschienene Bücher.
Berthold Wiese.
TlOTliania No. loi, Janvier 1897, T. XXVI.
A. Jeanroy, Études sur le cycle de Guillaume au court nez (suite).
In diesem zweiten Artikel über die Bildung des Epencyclus von G, au c. n,
(zum ersten s. hier 21, 307 f.) erörtert J. das Verhältnis des Charroi de Nismes
und der Prise d* Orange zu Enfances [und Moniage Guillaume, erklärt die
letztere, gegen Becker, für jünger und ebenso die Enfances für späteren Ur-
sprungs als die beiden andern Gedichte, für die ein französischer Spielmann
die Materialien auf der Pilgerfahrt nach S. Gilles am Ende des 1 1 . Jhs. ge-
sammelt hätte. Sein überarbeitet und unvollständig auf uns gekommenes
Credicht hätte noch von einer Belagerung von Orange und der Einnahme von
Tortosa gehandelt, worüber Andeutungen zu machen die Verfasser der vita
Wiüelmi, die sonst von der chanson de ^^j/^- Dichtung beeinflufst worden
sind, selbst in der Lage waren, da sie die Ueberlieferungen darüber in der
Nähe ihres Klosters vorfanden. Auf diesen Ueberlieferungen beruhe auch die
nicht vor 11 50 entstandene Moniage G. Die historische Person, aufweiche
die in der Prise d* Orange behandelten Vorgänge übertragen wurde, ist Wilhelm
von Toulouse, mit dem nach seinem Tode ältere und jüngere Bekämpfer der
Sarazenen zusammenflössen. In mehreren wesentlichen Punkten berührt sich
diese Auffassung mit der von mir im „Grundrifs der rom. Phil.*' II i S. 451;
467 t (im Druck) vorgetragenen Ansicht, worauf ich im voraus verweise. Ob-
gleich ich von jeher in imd aufser den Vorlesungen den Standpunkt vertreten
habe, dais vor der Konstruktion von untergegangenen Vorläufern altfrz. Epen-
dichtungen vor allen Dingen versucht werden müsse, die zwischen den erhal-
tenen Epen etwa bestehenden litterarischen Zusammenhänge zu ermitteln, Dich-
tung also aus Dichtung abzuleiten, und die Frage der Epenbildung zunächst
mit Hilfe der handschriftlichen Ueberlieferung zu beantworten, kann ich Becker,
der diesen Standpunkt in der Guillaumefrage scharfsinnig und vielfach erfolg-
reich verficht, im gegenwärtigen Falle nicht zustimmen, da auch für mich die
142 BESPRECHUNGEN. G. G^
Guillaume-Epik von Wilhelm von Toulouse ihren Ausgangspunkt nimmt und
hier weit zurückliegende historische, nicht lediglich litterarische Ueberlieferung,
wie allerdings bei vielen Branchen des Cyclus, in Frage zu koomien scheint.
P. Rajna, Contributi alla storia dell* epopea e del romanzo medievale.
IX. Altre orme antiche deW epopea Carolingia in Italia, R. verfolgt die
Spuren der Bekanntschaft Italiens und der Verbreitung der chansons de geste
in Italien von den gesta Guiscardi (um iioo) bis in die zweite Hälfte des
13. Jhs., wo noch der Jurist Odofredus Zeugnis dafür ablegt. Sehr sorgfältig
wird dabei in Erwägung gezogen, inwieweit die Andeutungen der Zeugen
über Epen zu den uns erhaltenen chansons de geste stimmen. Mit den Be-
merkungen Demaisons {Mort d^Aimeri, Einl.) kann ich ein frz. Gedicht aber
die Gesandtenanekdoten (s. hier 5, 177; dazu Rajna S. 45 Anm.) so wenig wie
durch R.'s Ausführungen für erwiesen halten.
A. Morel-Fatio, Version napolitaine d*un texte catalan du Secretufn
secretorum (mit Lichtdrucktafel). Die ital. Version steht in Hs. Paris, BibL
nat. Ms. ital. No. 447 und ist 1 479 von dem Neapolitaner Cola de Jennaro
im Gefängnis zu Tunis, in dem er 18 Jahre verweilen mu&te, für den König
Ferdinand I. von Aragon und Neapel geschrieben, nachdem ihm die catala-
nische Uebersetzung des Secretum in die Hände gefallen war, die zuvor ein
in Tunis gestorbener Spanier besessen hatte. Ueber Cola de Jennaro und
sein Schicksal ist noch nichts ermittelt.
MELANGES. P. M., Eloge d'un ¿pervier. Aus Hs. Bibl. nat. 12560;
eine Spalte, der einzige Rest eines unbestimmbaren Textes, 41 Verse, £nde
13. Jhs., in dem der Sperber als Jagdtier gepriesen wird. Manches ist noch
unverständlich.
Ders., Le fableau du héron ou la fille mal gardée. Ein Seitenstâck
zu dem obscönen Fablel Guerins De la grue, bei Montaiglon und Raynaud
No. 126, nach den Sprachformen England angehörig, Hs. Ende 13. Jhs.
Ders., Couplets sur le mariage, Erwägungen über das Für und Wider
der Heirat, die ein leichtlebiger Jerusalempilger, den der Patriarch von seinen
Sünden freigesprochen hat, in der Weise anstellt, wie es in damaligen lai.
Schmähgedichten über die Frauen üblich war; vgl. Grundriis der rom. PhiL
II I, 380 16 f- u.a. Die Hs., ein Blatt, dem der erste Vers des Gedichts fi^t»
das in einreimige 8 — 11 zeilige Strophen zerfällt und in 8 silb. Versen veria&t
ist, ist im Ausgang des 13. Jhs. in England geschrieben. Die Erwähnung des
predigenden Patriarchen veranlafst M. zu der Vermutung, dafs das Gredicht
vor 1187 geschrieben sein könnte. V. 35 statt ovrage vielleicht orage. Wind;
V. 51 läfst sich auch Taunt devroie estre d'une cert schreiben; v. 54 — i 1.
et me desert \ v. 55 1. Femme ke a home a ce revert, wegen ke mit zu eli-
dierendem e vgl. V. 67, 76, und wegen revertir Godefroi ; v. 76 L ^« ceu
munt; v. 82 1. eis; zu Strophe II vgl. die Ausführung in dem satirischen Ge-
dicht bei Stengel, Cod. Digby S. 38 v. 109— 122; v. 98 past st. pastur =
appât?; s. Godefroi, freilich ist suivre past nicht belegt; v. 104 worauf bezieht
sich la? Offenbar ist die Frau gemeint; daher ist im Voraufgehenden eine
Zeile ausgefallen, wo von femme die Rede war. Demnach zählen nur Str. X
(10 V.) und 10 (II V.) nicht nur 8 Verse. In Str. i ist aber v. 3 entbehrlich,
V. 5 störend, da v. 6 Apposition zu de deus maus in v. 4 ist. In Str. 10 scheint
die Dunkelheit behoben zu werden , wenn der mit v. 79 gleichsinnige (v^
auch das zweimalige e jo) v. 81 und v. 84 (wo la wohl auf das entfernte espouses
ROMANIA NO. lOI. 143
gehen soll) und 85 als eingeschoben beträchtet werden : „Die besten Menschen
hatten Frauen, (aber) wenn sie alle betrogen worden sind, soll denn ich, der
ich zu den Sündern zahle, auf mich nehmen, was sie auf sich nahmen; nie
will ich darüber erröten."
Ders., Restitution d^une chanson de Peire Guillem de Luserne, im An-
schlufs an Guárnenos Ausgabe der Lieder des Dichters.
Ders., Les jours d"* emprunt diaprés Alexandre Neckatn. P.M. weist
zu der verbreiteten Erzählung von den kalten Tagen, die ein Monat dem
andern entleiht, um einen Spötter zu strafen, die älteste schriftliche Fassung
bei Alex. Neckam de naturis rerum, c. 191, nach und vertritt die Ansicht,
dais die Erzählung eine individuelle Conception darstelle.
Ov. Densusianu, Roumain spalare = laver, von *ex-pellare {axLS pellis)
orspr. abhäuten; dafs ein „vulgärlat." pellare bestanden habe, ist nicht wahr-
scheinlich gemacht.
COMPTES RENDUS: Mélanges de philologie romane dédiés à Cari
Wahlund à F occasion du cinquantième anniversaire de sa naissance (G. P.);
Etudes d* histoire du moyen âge dédiées à Gabriel Monod (G. P.); G ehrt,
Zwei altfrz. Bruchstücke des Floovant (G. P.) ; R a j n a , // trattato De vul-
gari eloquentia (per cura di P. R.; Paget Toynbee); Cotarelo y Mori, Don
Enrique de Vülena; su vida y obras (Morel-Fatio) ; D. Ciàmpoli, / codici
francesi della R. Biblioteca nazionale di S. Marco in Venezia descritti e
illustrati (P. M.); Recueil d^anciens inventaires imprimés sous les auspices
du comité cU s travaux historiques, section d'archéologie, T.I (P. M.); E. Rol-
land, Flore populaire ou Histoire naturelle des plantes dans leurs rapports
avec la linguistique et le folk-lore. T. I (A. Beaunier).
PERIODIQUES: Zeitschrift fur rom. Phil. XX, 4 (P.M., G. P.).* —
* Gegen meine Bemerkung (Zs. 20, 555) zu der Abhandlung P. Meyers
in Romania 25, 529 ff., dafs die von ihm daselbst festgestellte Grenze des
ch\ß) j(a) und c{a) g{a) - Gebiets „merkwürdigerweise jenseits der BJione unge-
fähr mit der Grenze zusammenfalle, die man für das Iberer gebiet gegen
Norden ermittelt zu haben glaubt, während diesseits der Rhone das Gebiet
der ehemaligen ligurischen Salluvier (Provence) ein ta -Gebiet gewesen zu
sein scheine, in dessen mittlerem Teil nur (Basses Alpes) jetzt auch ch auf-
tritt**, erhebt derselbe 1. c. S. 144 Anm. i den Einwand, i. daCs wir Genaueres
über die Ausdehnung der von den Iberern und Ligurern zur Zeit der römi-
schen Eroberung inne gehabten Gebiete nicht wissen; 2. dafs zur Zeit, wo das
Lateinische an die Stelle der Sprache der Eingesessenen trat, ein guter Teil
des iberischen und ligurischen Gebietes der Sprache nach keltisch geworden
war, und 3. daCs, da wir von der Sprache der Iberer und Ligurer zu jener Zeit
nichts wissen, die vermutete Coincidenz keinen Schlufs zu ziehen erlaube.
GewiCs. Wenn es nun aber doch seine Gründe haben mufs, warum ca gegen
Norden an bestimmter Stelle aufhört imd ch eine gewisse Linie nicht über-
schreitet, und wenn ch nicht der nächste Lautverwandte zu cat sondern der
Endpunkt einer Entwicklungsreihe ist, in der sich zwischen ca und ch Ueber-
gange wie kj tj stellen , die artikuliert worden sein mufsten , bevor ch ent-
stehen konnte, die aber aus einer ebenfalls aufzusuchenden Ursache auf jenen
Grenzlinien untergegangen wären, obwohl sie den Bewohnern der Grenze des
cha- und ta-Gebietes das gegenseitige Verständnis zu erleichtern geeignet
waren, so ist man darauf hingewiesen ein Verkehrshindernis oder eine Verkehrs-
stönmg an derselben aufzusuchen, die, wofern sie nicht eine topographische
war, nur von nationaler Art gewesen sein kann. Doch gehe ich auf die
Frage, bei der auch wieder in Erwägung zu ziehen ist, ob man sich die Aus-
breitang der lat. Sprache in den römischen Provinzen flutartig von einer
144 BESPRECHUNGEN. G. G., ROMANIA NO. lOI.
Romanische Forschungen Vili No. i. 2. 3. 4; IX i. 2. 3 (P.M.). — Revista
critíca de historia y literatura españolas, portuguesas é hispano-americanas, de
Madrid. März 1895 ^^^ Oktober 1896 (A. M.-F.). — Revue de philologie fran-
çaise et provençale p. p. Clé da t, T. VIII No. i — 4.
CHRONIQUE. Nekrologe ( J. Child ; A. Stíckney, Biancho Bianchi). —
Personalnachricht. — Bibliographische Mitteilungen. — Kurze Beurteilungen
neuer Bücher.
Stelle in einem heutigen romanischen Schriftsprachgebiet aus zu denken habe,
wie es geschieht, wenn lediglich „Lautgrenzen" zugestanden werden, oder ob
die historische Ueberlieferung fordere, eine Ausbreitung des Lateinischen von
verschiedenen „Sprachcentren" innerhalb einer Provinz anzunehmen, wobei
dann der Bestand von und die Berichte über Mundarten bei den Schrütstellem
des Mittelalters ihre Erklärung fanden, hier nicht ein. Ich bemerke nur, dafs
das angrenzende Gallier- und Ligurergebiet in Norditalien, Piémont und Li-
gurien sich hinsichtlich des cha und ca ebenso verhält wie der Norden und
Süden der „Provincia" ; dafs nach Strabo 4 c. 2 in Aquitanien nur die Bituriges
(Hptst. Bordeaux) an der Garonnemündung Gallier waren, dais in der Pro-
vincia noch unter Cäsar (I c. 6) unterjochte Stamme (z. B. die Allobroger,
Hptst. Genf) lebten, die sich so wenig schon romanisiert hatten wie die
Bundesgenossen der Römer, die Häduer, die im Beginn des gallischen Krieges
der Dolmetscher (interpretes I c. 19) bei ihren Unterhandlungen mit Cäsar be-
durften, und die mit den Römern ebenfalls verbündeten Vocontier (Dauphiné),
die in der Provincia auch zu seiner Zeit nach eignen Gesetzen lebten (Qbar
I c. 10) ; femer, dafs, solange die Alten von Stämmen wie z. B. den Ligurem,
die noch Strabo 2, 128 stammverschieden von den Galliern nennt, als von
Volksindividualitäten sprechen, mit ihnen als solchen zu rechnen ist, mag
auch ein noch so grofses Gebiet ihrer einstmaligen Herrschaft an ein anderes
Volk übergegangen sein. Ob und wie dadurch die Sprache der ersten Herrscher
berührt worden sei, entzieht sich unserer Kenntnis; jedenfalls aber folgte dem
Wechsel der Herrschaft nicht ein Wechsel der Sprache auf dem Fufse. Ana-
logien lehren, dafs die Sprache eines beherrschenden fremden Volkes nur im
langsamen Prozefs von Eingesessenen übernommen wird und dafs, wo von
Celtiberern und Celtoligurern gesprochen wird, es nicht notwendig schon eine
celtiberische und celtoligurische Mischsprache gegeben hat, sondern nur ein
politisches Gebiet gemeint sein kann, auf dem die Sprachen der beidoii be-
zeichneten Völker gehört wurden und Menschen lebten, die entweder nur
die eine oder die andere oder beide Sprachen zugleich redeten. Doch ist
hier nicht die Deutung der alten Ueberliefenmgen über Völker und Sprachen
Frankreichs vorzunehmen. Es kommt hier lediglich darauf an das Vorhanden-
sein eines vielleicht lösbaren Problems festzustellen und die Richtung, in der
es der Lösung entgegengeführt werden kann, anzuzeigen. Wem das lokale Zu-
sammenstofsen von cha und ca begreiflich ist, wird die Beschäftigung damit
natürlich nicht als seine Angelegenheit betrachten.
G. G.
üeber Gaillaume de Machauts Voir Dit.
Einleitung. Litteratur.
Mit Guillaume de Machauts Hauptwerk Le livre du voir dit
hat sich seit seiner Herausgabe durch P. Paris keine Schrift ein-
gehender beschäftigt. Man glaubte, durch diesen Gelehrten seien
alle Schwierigkeiten, die dem Verständnis des Gedichts entgegen-
stehen, beseitigt. Die Angaben über Litteratur sind daher nicht
umfangreich. Was in früherer Zeit über das Buch geschrieben ist,
wird durch P. Paris wertlos gemacht. Der Titel dieser einzigen
Ausgabe lautet: Le livre du voir-dit de Guillaume de Machaut où
sont contées les amours de Messire Guillaume de Machaut et de
Péronnelle Dame d'Armentières. Avec les lettres et les réponses,
les ballades, lais et rondeaux du dit Guillaume et de la dite Péron-
nelle. Paris 1875. Die Ausgabe ist nach drei Handschriften der
Pariser Nationalbibliothek gemacht, die aus des Dichters Zeit sind
und die Nummern 1584, 9221 und 22545 tragen. In unserer Ab-
handlung sollen sie mit A, B, C bezeichnet werden.
Eine Besprechung der Ausgabe befindet sich in der Revue
critique d'histoire et de littérature, 1875 No. 121, von Thamizey de
la Roque herrührend, die sich aufs äufserste anerkennend verhält
und die von P. Paris gefundenen Resultate als unwiderlegbar be-
zeichnet
Teile des Werkes hat Prosper Tarbé herausgegeben in der
Collection des poètes de Champagne, u. zw. 1849 in dem Bande:
Les œuvres de Guillaume de Machaut, wo sich u. a. Auszüge aus
30 Briefen des Voir Dit finden, und 1856 in der Sonderausgabe:
Poésies d'Agnès de Navarre-Champagne, Dame de Foix. Paris und
Reims. 1856. In diesem Bande sind die Gedichte zusammengestellt,
die angeblich von der Dame des Dichters, d. h. wie Tarbé an-
nimmt, von Agnes von Navarra, sind. In der sehr ausführlichen
Einleitung wird das Leben dieser Prinzessin behandelt und im
Zusammenhang damit auch eingehend le livre du voir-dit
P. Tarbé nimmt also an, die Heldin des Gedichts sei Agnes
von Navarra. Das ist eben die Hauptschwierigkeit für das Ver-
ständnis des Werkes, dafs der Dichter keine bestimmten Namen
angegeben hat, sondern Orts- und Personennamen vermeidet und
den Leser die Hauptpersonen nur erraten läfst.
Zeitschr. £ rom. Pbil. XXII. XO
146 G. HANF,
Tarbé ist nicht der erste, welcher auf Agnes von Navarra ge-
kommen ist. Er ist im Gegenteil zu seiner Meinung durch zwei
Gelehrte aus dem vorigen Jahrhundert gebracht worden und hat
deren Ansicht ohne weiteres zur seinigen gemacht. Dafs diese
nicht haltbar ist, hat P. Paris in der Einleitung seiner Ausgabe ge-
zeigt. Tarbé nimmt als Abfassungszeit des Gedichts das Jahr 1 348
an, während vielmehr, wie P. Paris richtig gezeigt hat, die Jahre
1363 — 65 als solche anzusetzen sind. — Der erste der beiden
Forscher des vorigen Jahrhunderts, welcher über das Voir Dit
spricht, ist der Graf Cay lus in den Mémoires de l'académie des
inscriptions et belles - lettres, Bd. XX: Premier Mémoire sur Guil-
laume de Machaut, Poete et musicien dans le quatorzième siècle.
Contenant des recherches sur sa vie, avec une notice de ses prin-
cipaux ouvrages. Er behandelt das Objekt des Buches ausführ-
licher mit folgenden Worten: L'histoire, les romans même ne four-
nissent presque point d'exemples d'un amour né sans avoir vu,
par la seule estime du caractère, ou par le goût pour les talens:
mais ce qui ajoute encore beaucoup à cette singularité, c'est
qu'Agnès de Navarre, la Princesse dont il s'agit ici, veuille ab-
solument que les détails de ses amours, les lettres, ses faiblesses
mêmes, soient rendues publiques. Je conviens qu'elle n'est point
nommée; mais si tout la désigne encore aujourd'hui, ses parens,
ses voyages, son pays, combien toutes ces choses étoient-elles plus
frappantes dans le temps qu'elles ont paru? . . .
In gleicher Weise wird in dem Essai sur la musique ancienne
et moderne par B. de Laborde et l'abbé Roussier, IV* vol., be-
hauptet, dafs le Voir Dit die Liebe des Dichters zu der Dame
behandle, der das Werk gewidmet sei, und das sei Agnes von
Navarra.
Im Gegensatz dazu glaubt P. Paris die Heldin in Péronnelle
d' Armentieres gefunden zu haben, eine Ansicht, auf die wir gleich
zurückkommen werden.
Es hat indes auch nicht an Stimmen gefehlt, die behaupten,
das ganze Buch schildere nichts wirklich Geschehenes, sondern
alles sei vom Dichter erfunden. Die Berechtigung solcher Zweifel
giebt schon Tarbé in der Einleitung zu den Poésies d'Agnès de
Navarre zu, wenn er sagt S. XIV: Si par hasard, cet original rédt
n'était qu'un badinage, ce serait encore le premier roman d'amour
dont notre poésie n'aurait pas emprunté le sujet au monde fan-
tastique des épopées guerrières. Quelques doutes sur la sincérité
de ce récit viendront peut-être au lecteur. La lecture attentive
du Voir-Dit révèle des lacunes, des omissions volontaires. Doch
weist er solche Zweifel damit zurück, dafs er fortfahrt: Mais de
ce que l'auteur n'a pas tout dit, il ne peut s'ensuivre que ce qu'il
a dit soit inexact Machaut proteste lui-même de son respect
pour la vérité. Un peu de mystère d'ailleurs, n'embellit -il pas la
vie réelle?
Mit Entschiedenheit hat sich Mas Latrie in seiner Vorrede
UEBER GUIIXAUME DB MACHAUTS VOIR DIT. 1 47
zur Prise d'Alexandrie dahin ausgesprochen, dais nichts thatsäch-
lich Geschehenes» kein wirkliches Ereignis aus des Dichters Leben
dem im Voir Dit Erzählten zu Grunde liege, obwohl der Dichter
dieses ausdrücklich an vielen Stellen behauptet. M. Latrie setzt
die Abfassungszeit des Buchs in die Jahre 1363/64 und fährt dann
fort: Cest là que se placerait la liaison romanesque dont le livre
du Voir-Dit, composé en 1363 à 1364 — M. Paulin Paris l'a sa-
vamment prouvé — renfermerait la véridique histoire et les monu-
ments authentiques. L*héroïne de l'aventure est une jeune fille de
dix-huit à vingt ans. Le héros? On Pignore. Et peut-être n'y
a-t-il pas à rechercher les noms historiques d'une situation très-
vraisemblablement imaginaire. Mais si Ton voulait y voir absolu-
ment Guillaume de Machault, il faudrait se résoudre à parler d'un
vieillard, d'un goutteux, d'un homme de 75 — 77 ans! La discussion
serait-elle encore possible ou nécessaire? Nous en appelons à un
nouvel examen du savant éditeur. Pour nous, il nous est im*
possible de voir dans cette correspondance d'uniformité de rédaction
surprenante et quelque peu monotone autre chose qu'une Nouvelle
Héloïse du moyen-âge. Gegen diese Ansicht wendet sich aufs
heftigste G. Paris in der Revue historique IV, 215.
P. Paris nimmt, wie erwähnt, als Heldin die Péronnelle d^ Armen-
Itères an. Zu diesem Ergebnis ist er auf folgende Weise gekommen.
Im Voir Dit befindet sich auf S. 266 ein Rondel, das den
Namen der Dame enthält. Es lautet:
Dis et septy cinc^ treize^ quatorze et quinze
M^a doucement de bien amer espris.
Pris a en moy une amoureuse prinse
Dis et sept, cinc, treize , quatorze et quinze.
Pour sa bonté que chascun loe et prinse
Et sa biauté qui seur toutes ont pris
Dis et sept, cinc, treize, quatorze et quinze
M*a doucement de bien amer espris.
Die Zahlen drücken die Buchstaben des Alphabets R E N O P aus.
Daraus folgt der Name Peronne mit Verdoppelung des n und e.
Damit ist der Vorname der Dame gefunden. Sodann sollen in
dem Anagramm am Schlufs des Gedichts die Namen des Dichters
und der Dame enthalten sein (S. 370) :
En la fin de ce livre prendre
Vous convendrá le vers neuvisme
Et puis huit lettres de Vuitisme
Qui sont droit au commencement,
La verrez nos noms clerement.
Diese Verse lauten in der Ausgabe: "^
Pour U changier nule autre dame;
Madame le . . »
In don Handschriften steht aber für dame: fame.
IO*
148 G. HANF,
Tarbé hatte die Lösung gefunden: Guillaume de Machàult et
Agnès de Navarre^ d^Evreus, de Champaigne^ dame de Foi^ und P. París:
Guillaume de Machaut und Perone d^ Ar manlier e.
Dafs diese Lösung, welche P. Paris giebt, unmöglich ist, hat
Suchier gezeigt in Band XXI der Zeitschrift f. r. Ph. S. 541 ff.
P. Paris hat allerdings wichtige Urkunden entdeckt, die seine
Sache sehr zu stützen scheinen, in den Grands Officiers de la
couronne in der Genealogie des Hauses Conñans: Le 4 novembre
1362, messire Jean de Con flans, pour sa belle-fille Péronnelle d^Unchair,
fit aveu de la seigneurie d^ Armeniières au chapitre de Notre-Dame de
Soissons,
Sonach ist im Jahre 1362 ein Fräulein Peronne d* Armentieres
minderjährig, was mit dem im Gedicht angegebenen Alter von
15 — 20 Jahren übereinstimmt. Indes, so sehr beim ersten Anblick
dieses Zusammentreffen überraschen mag, es will das nicht allzu
viel besagen, wenn P. Paris nach langem Suchen, wie er selbst
gesteht, in den Urkunden ein junges Fräulein Namens Peronne
findet, die ihrem Alter nach zu den Angaben des Buchs pafst.
Dafs der Familienname auch stimmen kann, ist nur durch eine
Vergewaltigung des Textes möglich. Wenn man bei derartigen
Anagrammen Aenderungen vornimmt, kann man allerdings viel
heraus- oder vielmehr hineinlesen.
Um die Sache noch wahrscheinlicher zu machen und zugleich
die etwa anzuführenden Gründe gegen das Unnatürliche des Ver-
hältnisses wegen des verschiedenen Alters beider zu entkräften,
. führt P. P. das Verhältnis Goethes zu Bettina von Arm'm an. In-
dessen, mag dies auch die mögliche Begeisterung eines jungen
Mädchens für einen alten Dichter erklären, auch hier hat die
Forschung erwiesen, dafs der Briefwechsel von Bettina gefälscht
ist. Warum kann hier nicht das Umgekehrte der Fall sein, zumal
dem Dichter dadurch ein spannender Stoff gegeben wurde, der ihn
interessant machte und den Leser angenehm unterhielt.
Positive Angaben des Dichters über den Familiennamen der
Dame liegen also nicht vor. Durch Urkunden können wir diese
Frage kaum entscheiden. Es ist daher ein anderer Weg einzu-
schlagen, um die Schwierigkeit zu überwinden. Aus dem Innern
des Buchs, aus der Art der Abfassung, dem Stil, sachlichen An-
gaben müssen wir zu erfahren suchen, ob Thatsachen dem Er-
zählten zu Grunde liegen, oder ob Mängel und Widersprüche im
Inhalt und der Komposition, vielleicht noch andere Anzeichen uns
dahin führen, das Ganze für reine Dichtung zu halten. Natürlich
kann nur ein Wahrscheinlichkeitsbeweis geführt werden. Daher
müssen wir zuerst zusammenstellen, welche Angaben über den Ver-
lauf der Liebesgeschichte, über die Dame und ihre Familie, über
sonstige Personen, Orts- und Zeitbestimmungen sich im Voir Dit
finden.
UEBBR GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 14g
Der Verlauf der Liebesgeschichte
ist folgender nach den im Gedicht angegebenen und angedeuteten
Thatsachen und Daten.
Es ¡st im Spätsommer des Jahres 1362. In dem Garten seines
schönen Besitztums sitzt der Dichter im warmen Sonnenschein,
um sich von schwerer Krankheit zu erholen, da sein altes Leiden,
die Gicht, ihn wieder hart angegriffen hat. In seiner beschaulichen
Mufse denkt er über einen Gegenstand nach, der sein Dichterherz
begeistern und zu Liebesliedern entflammen könnte. Doch hat
seit sieben Jahren keine Liebe in seinem Herzen Einzug gehalten,
er trauerte um ein verlornes Lieb. Da wird ihm jetzt durch einen
langjährigen Freund, Namens Henri, den er lange nicht gesehen
hat, ein Rondel von einer jungen, schönen und vornehmen Dame
ûbersandt, worin diese ihrer Neigung zu Guillaume Ausdruck ver-
leiht. Der Dichter ist dadurch aufs höchste beglückt, wird von
seiner Krankheit ganz geheilt und ist sofort bereit, den angebotenen
brieflichen Verkehr mit ihr einzugehen. Er antwortet mit einem
Rondeau; bald folgt ein Brief von der Dame, den der glückliche
Dichter sofort envidert. Da der Bote aber nicht sogleich zu ihr
zurückkehrt, bleibt der Liebende zwei Monate, bis zum Dezember,
ohne Nachricht, was — wohl im Verein mit der winterlichen
Witterung — ihn wieder aufs Krankenlager wirft. Neue Kunde
von seiner Dame erweckt ihn aber zum zweiten Male vom Tode auf.
Der poetisch -briefliche Verkehr wird fortgesetzt, Briefe und Ge-
dichte gehen von ihm zu ihr, von ihr zu ihm. Der Dichter erhält
von dem Fräulein auf seine Bitten ihr Bild, das er zu Häupten
seines Bettes aufhängt. Er verspricht ihr, sie zu besuchen, nach-
dem seine Bedenken, dafs sein Aeufseres einen ungünstigen Ein-
druck auf sie machen könne, von ihr durch einen liebenswürdigen
Brief zerstreut sind. Die ursprünglich zu Ostern beabsichtigte
Reise wird bis zur Pfingstzeit verschoben; sie wird mit einer Pilger-
fahrt verbunden, die M.* in die Nähe des Aufenthaltsortes der
Dame gelobt hat. Er hätte diese Wallfahrt noch lange nicht unter-
nommen, nun dient sie ihm dazu, die Reise zum Fräulein zu ver-
bergen. Die Dame befindet sich mit ihrer Schwester allem An-
schein nach in Paris, wohin sie bei Beginn des Winters gegangen
¡st M. tritt (Anfang Mai) seine Reise an, begleitet von seinem
Sekretär und ein paar Dienern, und mietet sich in seinem Wall-
fahrtsorte ein, ein paar Stunden von dem Orte der Dame, der
seine Ankunft natürlich sofort mitgeteilt wird. Der Dichter
gelobt hier, während seiner neuntägigen Pilgerschaft täglich zu
Ehren der Dame ein Gedicht zu machen. Sein Aufenthalt wird
aber länger als er ursprünglich beabsichtigt hat, da der Dauphin
ihn vierzehn Tage nachher zu sich nach Crecy, das nicht sehr
weit entfernt liegt, entboten hat. Dem Liebenden ist diese Ver-
^ M. = Machaut.
ISO G. HANF,
längerung durchaus nicht unangenehm. Die Dame wünscht dringend,
ihn zu sehen. So begiebt er sich denn mit seinem Sekretär zu
ihr. Anfangs äufserst erregt und bestürzt, so dafs er vor Ver-
wirrung nichts sagen kann, überwindet er infolge des freundlichen
Zuspruchs und der Liebenswürdigkeit der Dame endlich seine
Schüchternheit Das Zusammentreñen findet in einem Obstgarten
statt in Beisein des Sekretärs und einer Gesellschafterin der Dame,
die jedoch die beiden Liebenden nicht stört. Diese Zusammen-
künfte im Garten wiederholen sich öfter. Der Dichter bleibt in
dem Orte der Dame acht Tage. Dann beginnt er seine neuvaine
von neuem. Die Dame trifft ihn bei einem mit mehreren Freun-
dinnen unternommenen Ausflug, wo sie vom Regen überrascht
worden sind, in seiner Wallfahrtskirche. Während der folgenden
Tage findet ein eifriger Briefwechsel statt M. will nach Beendigung
seiner newaine wieder zu ihr kommen. Die Dame hat gerade an
dem Sonntag, wo er wieder in ihren Ort kommt, mit ihrer Schwester
eine dreitägige Reise in die Nachbarschaft unternommen. Der
Liebhaber ist darüber sehr betrübt. Nachdem sie zurückgekommen,
wagt er erst drei Tage lang nicht zu ihr zu senden, bis er end-
lich durch den Sekretär einen Brief an sie schickt, worin er ihr
schreibt, er glaube ganz von ihr vergessen zu sein. Die Dame
läfst ihn sofort zu sich kommen. Er bleibt in ihrer Nähe drei
Tage; dann reist er zu seinem Herrn, dem Dauphin, der in der
Gegend von Crecy mit seinem Gefolge der Jagd obliegt Er wird
sehr ehrenvoll und freundlich aufgenommen. Erst nach vierzehn
Tagen erhält er wieder Urlaub. Dafs in der Zwischenzeit Briefe
gewechselt werden, ist selbstverständlich. Vor seiner Rückkehr
nach Reims will der Dichter noch einige Tage bei der Geliebten
zubringen. Am ersten Abend haben sie eine Zusammenkunft in
dem Garten, wo sie viel über ihre Liebe reden. Hier verabreden
sie für den folgenden Tag eine Pilgerfahrt nach St Denis, wo
gerade der Lendit, der grofse Jahrmarkt, stattfindet Die Dame
wird von ihrer Schwester und einer Cousine, Namens Guillemette,
begleitet Nachdem sie dort in der Kirche ihr Gelübde erfüllt hat,
was der eigentliche Zweck der Reise war, gehen sie durch die
Stadt und wollen von da aus nach Paris zurückkehren. Sie kommen
durch La Chapelle, wo so viele Leute sind, dafs nirgends ein
Unterkommen zu finden ist Das Fräulein ist durch die Sonnen-
glut sehr müde geworden und möchte gern ausruhen. Da finden
sie endlich durch Vermittlung eines angeheiterten Sergeanten ein
Haus am Ende der Stadt, wo ihnen ein Zimmer mit zwei Betten
zur Verfügung gestellt wird. Die Schwester benutzt sofort das eine.
Der Dichter will draufsen warten; doch er mufs sich trotz seines
Sträubens in das andere zwischen die Dame und deren Cousine
legen. Nach der None stehen sie auf. Sie treffen sich mit Be-
kannten in einem Konzertgarten, wo sie den Abend mit Spielen
und Anhören der Konzertgenüsse hinbringen. Die Damen werden
schliefslich mit Fackeln nach Hause gebracht. Das war am 1 2. Juni
X7SBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. I51
1363. M. bleibt noch sieben Tage in Paris, in stetem Verkehr
mit der Dame. Endlich kommt der Tag, wo es gilt Abschied von
ihr zu nehmen. Da ihm das Scheiden so schwer wird, bescheidet
die Dame ihn noch am Morgen seiner Abreise zu sich, empfängt
ihn in ihrem Schlafgemach und giebt ihm die höchsten Beweise
ihrer Liebe, handigt ihm ein goldenes Schlüsselchen zu ihrem trésor
ein, wahrend er ihr einen Ring schenkt. Dann scheidet er endlich.
Er reitet den ganzen Vormittag; bevor er aber zu Mittag ifst,
schreibt er schon an die Geliebte und wartet hier auch die Ant-
wort ab. Trotzdem das Land unsicher ist von Plünderern und sie
in grofser Gefahr sind, da eine Bande erscheint, die wohl dem
Erzpriester mit seinen Bretonen, der damals das Land unsicher
machte, angehörte, gelangen sie (der Dichter und seine Begleiter)
wohlbehalten nach Reims. Hier im Schutze der starken Mauern
fühlt sich M. erst wieder sicher und ist froh, sein behagliches Heim
erreicht zu haben. Nur die Sehnsucht nach ihr und der Wunsch,
so schöne Stunden nochmals zu durchleben, regt ihn auf und läfst
ihn Gedichte schaffen und Briefe schreiben, die von der Dame
bald erwidert werden. Sie freut sich auch, dafs er den Gefahren
glücklich entgangen ist. Während ihres Zusammenseins hat er mit
ihr verabredet, die Geschichte ihrer Liebe in einem Gedichte ganz
nach der Wahrheit zu schreiben, dabei auch alles, was sie sich
zugesandt haben, einzuñechten, damit ihre Liebe besonders zum
Ruhme der Dame bekannt werde. In seiner stillen Mufse nun be-
ginnt er mit der Verwirklichung dieser Idee und arbeitet voll Eifer,
ihr später von dem Fortgang des Werkes immer berichtend, auch
Proben übersendend. Ihre gemeinsame Reise ist aber nicht unbe-
merkt geblieben. Bald verbreitet sich unter den vornehmen Kreisen
die Märe von der Liebe des greisen Dichters zu dem siebzehn-
jährigen Edelfräulein. Das ist entschieden interessant. So kommen
denn zu dem Klerikus in Reims vornehme Herren und fragen, ob
das grofse Glück wahr sei, verlangen auch Briefe und ihr Bild zu
sehen. Ihr Lob ist in aller Munde; wohl nicht ohne heimlichen
Spott preisen sie des Dichters hohes Glück durch die Liebe zu
der herrlichen Maid. Die Dame freut sich, als sie das erfährt,
und wünscht selbst Mitteilung ihres süfsen Verhältnisses, damit alle
Welt davon Kunde erhalte. Während sie bis jetzt immer bei ihrer
Schwester war, wird sie nun von ihrem Geliebten gebeten, nach
Reims zu kommen zur St. Nichaise, da er vernommen, dafs die
Schwester dahin eine Wallfahrt für ihre Kinder machen will. Der
Bruder der Dame, Th., wird sie mit ihm zusammen bei der Porte
saint Antoine treffen. Sie will auch wirklich Mitte August an den
vom Boten näher bezeichneten Ort kommen; doch soll er nicht
schreiben, bevor er Nachricht von ihr bekommen. Denn wegen
einer Epidemie mufs sie und ihre Schwester Paris verlassen und
weifs den künftigen Aufenthaltsort noch nicht genau. Des Dichters
Geduld wird auf eine harte Probe gestellt: es vergehen mehrere
Wochen, nach andern Angaben über zwei Monate, ohne dafs er
152 G. HANF,
etwas von der Dame hört. Endlich am 27. September kommt
wieder ein Brief. Sie befand sich schon seit 20. August an dem
neuen Aufenthaltsorte, den sie gewählt hat nach Verlassen von
Paris. Sie hat dann ihres Bruders Güter mit der Schwester zu-
sammen besucht, ist dort vierzehn Tage geblieben und natürlich
noch in der Champagne. Der Bruder der Dame, der an den
Königshof geht, kehrt am Michaelistage bei Machaut ein und wird
sehr ehrenvoll bewirtet. Die Dame ist jetzt vielleicht in Troyes
oder Chalons (da eine Peterskirche in dem Ort ist, an deren
Pfarrer der Dichter seine Briefe senden soll). Es ist auffallend,
dafs die Dame ihre Beziehungen zu dem Geliebten möglichst ge-
heim zu halten sucht, vor allem auch ihrem Bruder als eine harm-
lose Korrespondenz hinstellt. In Reims ist im Oktober der König,
so dafs aufserordentlich reges Leben da herrscht. In des Dichters
Hause wohnt der Herzog von Bar, so dafs der Dichter nicht viel
an seinem Buche arbeiten kann. Wenn die Gegend sicherer ist,
will das Fräulein, die jetzt bei ihrer hier zum ersten Mal erwähnten
Mutter wohnt, mit ihm zusammentreffen, sie schreibt ihm, dafs er
an ihren Aufenthaltsort mit dem Sekretär kommen soll. Alle tren-
nenden Hindemisse sind beseitigt, doch müssen sie sehr vorsichtig
sein. Der Dame Gefährtin Columbelle soll unter Umständen ins
Vertrauen gezogen werden, der Sekretär ist auf alle Fälle nötig.
Der Dichter, der Anfang November eine Reise nach St. Quentin
und zum Herzog der Normandie geplant, aber wegen Kriegsgefahr
nicht unternommen hat, ist bereit, im November — die Dame
schreibt am 13. — zu ihr zu gehen und ruft deshalb den Sekretär,
welcher drei Tagereisen entfernt ist, schleunigst zu sich. Es herrscht
in diesen Tagen ein furchtbarer Sturm, wie er seit 60 Jahren nicht
gewesen ist; der Sekretär weigert sich, bei diesem Unwetter, zumal
da auch durch Banden das Land unsicher gemacht sei, mitzureisen
und warnt seinen Herrn eindringlich. Dieser will die Reise trotz
alledem antreten. Während sie noch zu keinem Entschiufs ge-
kommen sind, kommt ein vornehmer Herr, wohl ein Baron der
Champagne, und teilt dem ihm befreundeten Dichter mit, dafs
dieser von seiner Dame in schändlicher Weise hintergangen werde.
Denn diese mache sich im Kreise einer Menge junger Anbeter
über ihn lustig und zeige allen seine Briefe. Der Liebende ist
dadurch aufs tiefste getroffen. Schon ein anderer Freund hat ihm
geschrieben, er solle ablassen von dieser ungleichen Liebe. Der
Sekretär hält nun mit seiner Ansicht auch nicht zurück, so dafs
der Dichter endlich die Reise aufgiebt und beschliefst, das Ver-
hältnis aufzulösen, doch nicht plötzlich, da er sich ihr zu grofsem
Danke verpflichtet fühlt. Tiefer Gram erfafst ihn, er sagt allen
Freuden Lebewohl, mufs auch die trübe Erfahrung machen, beim
Herzog, zu dem er später reitet, und sogar auf der Strafse wegen
seiner getäuschten Liebe ausgelacht und verhöhnt zu werden. Ganz
verstört reitet er heim; ihm wird erzählt, dafs sie ihn vergessen
habe und sich mit einem andern ergötze. So schreibt er nicht
UEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 53
wieder an sie, bleibt den ganzen Winter einsam und zurückgezogen
•zu Hause; ihr Bild legt er in eine Truhe. Jedoch die Dame sucht
wieder anzuknüpfen; den Briefen nach zu urteilen, scheint der
Hauptgrund die Furcht zu sein, dafs dieser plötzliche Bruch ein
schlechtes Licht auf sie werfen und ihrem Rufe schaden könne.
Das Buch, welches ihre Liebe schildert, ist allerdings ziemlich
vollendet; es soll aber doch einen guten Abschlufs finden. So
schreibt sie, wohl im Frühjahr 1364, einen Brief, worin sie sich
als gekränkte Unschuld hinstellt, ihm Untreue vorwirft und ihn
dringend bittet, ihr wieder hold zu sein. Der Dichter schreibt ihr
nichts von dem, was er vernommen hat. Doch endlich wird ihm
dieser Zustand unerträglich. Im Juni darauf teilt er ihr das Ver-
nommene mit, wenn auch in schonender und milder Form. Die
Dame ist über diesen Brief und über ein Gedicht, worin er ihre
Veränderlichkeit beklagt, sehr bestürzt. Sie beteuert ihre Unschuld
und schickt später sogar einen Priester, dem sie alles gebeichtet
hat, an den Freund, damit er die Beichte letzterem mitteile. Der
Priester, welcher ein guter Bekannter des Dichters ist, weifs ihn
von der Schuldlosigkeit des Fräuleins zu überzeugen und zu der
Ansicht zu bringen, dafs er vorschnell unwahrem Gerede geglaubt
hat. Infolge dessen ist der getreue Liebhaber wieder versöhnt;
alles soll vergessen und vergeben sein. Die Dame, welche ihm
durch den Sekretär noch ein ganz intimes Liebesgeschenk über-
mittelt hat, was seine höchste Mifsbilligung findet, schreibt zum
Schlufs, dafs sie sich sehr freue, dafs ihre Freundschaft in der
alten Weise wiederhergestellt sei. Indessen wird eine Fortsetzung
der brieflichen Beziehungen in der bisherigen Art doch nicht ge-
wünscht. Der Dichter schickt die clef du iresor zurück; das Buch
ist vollendet.
Hiermit schliefst die Geschichte. Der Schlufs deutet darauf
hin, dafs die Dame andere Beziehungen hat, die ihr nicht ge-
statten, das Verhältnis mit dem Dichter in der bisherigen Weise
fortzusetzen.
Die Dame und ihre Familie.
Aus dem Gedichte erfahren wir etwa Folgendes über die Per-
sönlichkeit der Dame, die Machaut verherrlicht, über ihre Stellung
und ihre Familienverhältnisse.
Nach dem Rondel auf S. 266 ist ihr Name Perenne. Sie ¡st
15 — 20 Jahre alt, nach S. 84:
eile oi de quinze a vint ans
doni je la prise mieux vint tans,
Dafs sie aus einer vornehmen Familie stammt, zeigt das zahl-
reiche Gefolge, das sie hat, ferner der Umstand, dafs ihr Bruder
am Hofe des Königs verkehrt und viel vornehmer ist als Machaut,
sodann der Vergleich mit Esperance S. 181, wo der Dichter er-
154 G- HANF,
zählt: Esperance estoil une st noble dame el aussi il me souvint plus
ardenunenl de vous pour ce qu^elle estoil dame moult noble.
Ihr Valer ist jedenfalls tot, da er nie erwähnt wird. Die Mutter
wird erst S. 282 erwähnt: envoiez par devers moy en Vostel de ma
mere ... Et s^il trouvoit en Vostel de ma mere aucune personne qui
H demandasi dont il venoit guUl deist qu^il venist de ma suer. Bisher
schien es immer, als sei sie unter der Obhut ihrer älteren Schwester.
Nur diese eine Schwester wird erwähnt, sie ist verheiratet und hat
Kinder, vgl. S. 204.
Die Schwester begleitet die Liebenden auf dem Ausñuge nach
St. Denis. Sie kennt zwar nicht ganz die Art des Liebesverhält-
nisses, doch steht sie beiden freundlich gegenüber, weifs von dem
Briefwechsel und der grofsen Neigung des Dichters. Bezeichnend
ist die folgende Stelle, S. 208: Ma suer se recommande a vous assez
de fois et vous desire moult a veoir. Elle vint a moy quant je /aisaie
ces lettres et me demanda se j'escrivoye a mon amy^ et je lui respondí
qu'oïl; et elle me disi: Recommendez moy a lui beaucoup de fois; car
je le veisse volontiers.
Ferner wird in dem Gedicht an verschiedenen Stellen ein
Bruder von der Dame erwähnt, zuerst S. 48: J^ai receü les lettres
que vous envoies a mon frère, (49) aussi mes dis frères rCest pas cm
paySf car il se parti de moi le huitième jour de décembre^ pour aler en
Avignon; et^ ce dit jour, lui et vostre secretaire dirent nouvelles de vous.
Weiter finden wir den Bruder auf S. 204 erwähnt: T,, vostre frere,
venra avec moy, S. 233 sehen wir, dafs er Güter besitzt in der
Landschaft Brie: nous partismes pour aler en Brie pour veoir les
maisons de mon frère, S. 235 wird angeführt, dafs er zum König
reist. Dieser Bruder, der mehrfach mit T. oder Th, bezeichnet
wird und jedenfalls Thommas heifst, da man S. 268 f^ai veu ce que
vous m'' avez escript de Thommas auf ihn beziehen mufs, ist mit
dem Dichter bekannt und kehrt in seinem Hause ein, S. 240. Er
scheint einerseits über das Verhältnis der Dame mit Machaut unter-
richtet zu sein, da er Briefe zwischen beiden vermittelt, anderer-
seits ist in einigen Teilen des Gedichts die Dame ängstlich be-
strebt, die Sache vor ihm als einen harmlosen Briefwechsel hinzu-
stellen, S. 235: ne li monstrez pas vostre ymage , , , Mais je vueU
que vous li dictes un po et non pas trop que vous m^amez et pour ce
que je chante volontiers.
Die Dame wechselt mehrmals ihren Wohnsitz; längere Zeit
scheint sie in Paris zu sein, dann wieder auf Gutem in der Cham-
pagne und in verschiedenen Städten dieser Provinz. — Sie hat
grofscs Interesse an der Dichtkunst; nicht mit Machaut allein steht
sie in litterarischer Verbindung, vgl. S. 207: je tien vueil nuls chanter
que des vos tres; et st m* en aporte Ven bien souvent; mais je ne vueil
mettre peine a les apenre^ car il niest avis que tout ce que les autres
font ne vault riens a regarder ce qui vient de vous, Sie dichtet ja
auch selbst, und nach den Gedichten im Voir Dit, welche von ihr
herrühren — nach Angabe des Dichters — , mufs ihr Talent ziemlich
UEBER GUILLAUME DE MACHAU^fS VOIR DIT. 1 55
bedeutend sein. Dabei lernt sie sehr leicht auswendig und ist
nach S. 4
la mieulz chantans
Qui fust nee depuis cent uns.
An dieser Stelle wird sie genauer geschildert. Nach den Worten
des Boten mufs sie ein liebreizendes Geschöpf sein:
En ce roiaume ha une dame^
Gente, juene, jolie et joincie.
Longue^ droite, faitice et cointe.
Sage de euer et de maniercy
Tres humble et de tres simple chiere,
Belle, bonne et la mieulz chantans
Qui fust nee depuis cent ans;
Mais elle danse oultre mesure;
Et s*est si douce creature
Que toutes autres vainc et passe
En sens, en douçour et en grace.
Allerdings wird sie auf S. 301 als sehr kokett und gefallsüchtig,
tändelnd mit einem ganzen ELreise junger Verehrer hingestellt.
Doch trotzdem tadelt sie der Redende im allgemeinen nicht:
Car elle est bonne et preude femme.
Sage, honneste, cointe et aperte
Et ti est ombrage ne couverte.
Weitere Angaben über sie sind nicht gemacht. Alles, was man
sonst dem Gedichte über sie entnehmen wollte, beruht nur auf
Vermutung. Trotzdem aber die Dame sehr anschaulich und mit
liebevoller Wärme geschildert ist, dürfte es aus dem oben An-
gegebenen doch ziemlich schwer sein, eine bestimmte Persönlich-
keit, etwa die Peronne von Armentieres, herauszufinden. Auch die
sonstigen Angaben von Personen helfen dazu nichts.
Personennamen.
Die im Voir Dit vorkommenden Personennamen sind nicht
zahlreich; meist nur kurze Angaben sind über die genannten Per-
sönlichkeiten gemacht, so dafs man aus ihnen nicht viel entnehmen
kann. Wir finden folgende Namen.
1. Henri, Freund Machau ts und der Dame, S. 3, 8, 195, 268,
282, 314. Dieser nimmt bei der Dame die Stellung eines Ver-
trauten ein; er ist es, der dem Dichter das erste Rondel von der
Dame bringt, vgl. S. 195: Ä, vostre amis, ha esté a Paris, il se re-
commande a vous moult de fois, si a grand joie de vostre bien et du
mien et metter oit volontiers peine comment nous en eussions plus. Et , .
nous le devons amer, car cest cils par quoy nos amours furent pre-
miers commenciés,
P. Paris nimmt an, nach der Schilderung vom Zusammentreffen
des Dichters mit dem ersten Boten (S. 3 — 8, lo), dafs dieser an
156 G.HANF,
Rang niedriger steht. Aber Seite 314 schreibt der Poet: Recoma
mandes moy a Ä, quant vous le verrez. Et certes^ se il me povoit
venir guerre je ser oie honnorez et si ser oit moult la pais de mon
frère. Das spricht wohl nicht fur seine Behauptung. Wer dieser
Freund ist, wissen wir nicht: vielleicht ist ihm das von P. Paris
erwähnte Gedicht gewidmet, wo M. über die Unbilden, die ihm
in Reims widerfahren sind, klagt Doch bringt uns das in unserer
Untersuchung nicht weiter.
2. Guillemcte, Cousine der Dame, S. 143, 146.
3. Colombelle, S. 283, 314.
4. Bernart de Flour ent^ frère du curé de S, Pierre^ S. 259, 262,
eine sonst unbekannte Person.
5. Le duc de Bar^ S. 259, 262, der während des Aufenhalts
des Königs in Reims beim Dichter gewohnt hat.
6. Le duc de Normandie^ der Dauphin, Machauts Herr und
Gebieter, der ihm sehr gewogen ist; S. 71, 131, 132, 136, 139, 307.
7. Von P. Paris wird ein Dichter Thibaut Paien angeführt, der
mit M. einen dichterischen Wettstreit gehabt hat. Die beiden
Streitgedichte werden der Dame zur Begutachtung vorgelegt, damit
sie den Schiedsspruch fällt. Tarbé schreibt das eine Gedicht, das
M.s Gegner gemacht hat, dem Bruder der Dame, Thommas^ zu^
S. 132 seiner Ausgabe. In den Handschriften A und C ist dieses
Gedicht auch mit Thomas überschrieben, während das andere den
Verfassernamen Machaut trägt. In Hs. B ist es nur mit Balade
überschrieben. Ob mit diesem Th, nun der Bruder der Dame
gemeint ist, was Tarbé wohl aus Brief 36 schliefst : fay inen veu
ce que vous ni aves escript de Thomas, wo es sich wirklich um den
Bruder der Dame handelt — indes braucht die Stelle nicht auf
das Gedicht sich zu beziehen — , oder ob darunter ein anderer
zu verstehen ist, kann man schwerlich entscheiden. Der Zusatz
Paien deutet eher auf das letztere hin. Warum aber P. Paris den
Namen Thibaut einführte, ist nicht ersichtlich. Die ganze Stelle
lautet nach S. 266: fe vous envoie la balade T Paien, et la response
que je li fais, laquelle je fis en present; mais il fist devant et prist
toute la graisse du pot a son pooir, et la jis après: si en jugerez, sil
vous plaist. Mais vraiement il avoit davantage de trop, et toutevois
je y feray chant,
8. Tarbé führt als Personennamen fehane an, der in einem
Rondel versteckt enthalten sei, S. 170, 171 seiner Ausgabe. Er
vermengt indes in der Lösung das 2. und 3. angeführte ,énigme',
so dafs er das zweite, das S. 266 im Voir Dit steht, vergifst und
die Lösung des dritten, welches nicht im Voir Dit ist, zum zweiten
nimmt. Demnach fällt dieser Name fort.
Ortsangaben.
Ebenso wie mit den Personennamen verhält es sich mit den
Ortsangaben, sie sind mit Absicht gröfstenteils fortgelassen oder so
UEBEK GUILLAUME D£ MACUAUTS VOIR DIT. 1 57
allgemein und unbestimint, dafs auch damit keine wesentlichen
Momente für die Bestimmung der Dame beigebracht werden
können.
An geographischen Namen finden sich folgende:
1. ConU de Fois und Lorraine^ S. 47.
2. Gascogne^ S. 51.
3. La ville de Crecy^ S. 136.
4. Saint'DeniSy S. 142 fF.
5. Sainie^Jame^ S. 143.^
6. La Chapelle^ S. 144.
7. Paris, S. 144, 195 u. a.
8. Saint^Nichaise à Reims, S. 204.2
9. La Brie^ S. 233.
10. Saint Quentin^ S. 266.
11. ^¿2« chastel, S. 345.
12. Ein Ort wird erwähnt, in dem sich eine Peterskirche be-
findet, S. 250.
Aus I und 2 könnte man schliefsen, dafs die Dame, deren
Bote von Fois nach Lothringen geht (Je vallei de Gascogne) sich in
Südfrankreich aufhält. Nach den Angaben der Erzählung wechselt
sie bei Beginn des Winters (1362/Ò3) ihren Aufenthalt. In dem
Ort, den sie jetzt aufsucht, bleibt sie bis zur Zusammenkunft mit
dem Dichter und noch länger. Da dieser in der Nähe von Paris
seinen Wallfahrtsort hat (vgl. Angaben 3 — 7) und die Damen nach
dem Lendit auf dem Rückwege von St. Denis durch La Chapelle,
das zwischen Paris und St. Denis liegt, kommen, am Abend Be-
kannte treffen und noch dieselbe Nacht an ihren gewöhnlichen
Aufenthaltsort zurückbegleitet werden, so müssen sie in Paris wohnen.
Vgl. auch S. 195, wo Henri nach Paris gekommen ist und der
Dame Grüfse an Machaut aufgetragen hat. Die Angaben über
die Pest stimmen dazu auch, S. 211:
eile estoii départie
Pour cause de Vepidimie,
Dou Heu ou fu sa demouree,
Ains ala en autre contrée,
Sie ist mit ihrer Schwester in die östlicheren Provinzen gegangen,
mehr in die Nähe von Reims. Ihr Bruder in der Brie wird auf
seinen Landgütern besucht, dann hält sich die Dame an einem
Orte auf, in dem eine Peterskirche sich befindet (P. Paris meint,
in Châlons-sur-Marne oder Troyes). Sie verändert den Wohnsitz
abermals, S. 279, Je seray, ou vous savez, dedens huit jours und be-
findet sich dann nach S. 282 bei ihrer Mutter. Die Entfernung
von Reims ist nicht grofs, da ein Brief binnen zwei Tagen beant-
* Ein Ort Sainte-Gemme liegt in der Nähe von Reims. Vgl. die Aus-
gabe von P. Paris.
* Die Kirche St. -Nicaise in Reims wurde während der Revolution
zerstört.
158 G. HANF,
w ortet ist Im Herbst 1363 wäre sie der Angabe auf S. 345 nach
in Biau chastel. Nach S. 3 1 3 wohnt sie noch in der betreffenden
Stadt, von wo sie früher an den Geliebten geschrieben hatte. Die
übrigen Ortsangaben sind unwesentlich. Für die Datierung der
Briefe und die Vergleichung der Zeitangaben ist es aber von
Wichtigkeit, den Aufenthaltsort der Dame wenigstens ungefähr zu
kennen. Das ist meines Erachtens nach die Hauptbedeutung der
Ortsangaben für das Gedicht; denn etwas Spezifisches, was nur auf
eine bestimmte Person gedeutet werden könnte, findet man sonst
in den Angaben nicht.
Die Zeitangaben kommen erst in zweiter Linie zur Ermittlung
der Dame in Betracht, sie werden in anderm Zusammenhang be-
handelt. — Wir sahen bisher, dafs mit den im Gedicht gemachten
Angaben über die Dame nichts Gewisses zu ermitteln ist. Im
Gegenteil sind die Angaben so unsicher, dafs die beigebrachten
Urkunden keinen Beweis für P. Paris' Behauptung liefern können.
Fehlen uns aber äufsere Handhaben, so sind wir auf das Gedicht
allein angewiesen und haben aus dem Innern heraus zu prüfen,
ob historische Echtheit des Erzählten und der Briefe wahrschein-
lich ist oder nicht. Wir müssen dabei Zeit der Abfassung, Art
der Abfassung und etwa in Komposition, Stil, sachlichen und zeit-
lichen Angaben erscheinende Besonderheiten bezw. Widersprüche
betrachten.
Abfassungszeit des Gedichtes.
Um das Jahr der Abfassung feststellen zu können, hat man
verschiedene historische Angaben aus dem Werke heranzuziehen, die
in der lateinischen Continuatio der Chronik des Guillaume de
Nangis von Jean de Venette ihre Bestätigung finden. P. Paris hat
in der Vorrede seiner Ausgabe gezeigt, dafs die Abfassungszeit
des Voir Dit in die Jahre 1363 — 1365 fallt, und er hat die An-
sicht, dafs das Werk 1348 entstanden sei, die Tarbé ausspricht
(vgl. S. 145), widerlegt. Es ist überflüssig, die beweisenden Steilen
nochmals aufzuführen. Was nun das genauere Datum, an dem die
Arbeit begonnen wurde, anbetrifft, so bin- ich zu einem etwas
andern Ergebnis als P. P. gekommen. Mafsgebend ist nämlich eine
Stelle des Briefes 27, der laut Datum am 8. August (1363) ge-
schrieben ist. Die Stelle lautet: Je vous envoie une balade qui fu
faite au bout du mois que je me parti de vous. Et puis je commençai
vostre livre, M. beginnt also mit der Abfassung des Buches, nach-
dem er die Ballade komponiert hat Diese ist, wie er sagt, einen
Monat nach seiner Abreise von der Dame gedichtet Letztere zu
datieren ist nicht schwer. Wir gehen aus von dem Lendit zu
St. Denis, dem 12. Juni. Nach diesem bleibt der Dichter noch sieben
Tage bei der Dame, S. 151:
La demouray sept jours en route^
A grant déduit, moy et ma route.
UEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 59
Sodann
Finablemeni li termes vint
Que de ii partir me convint.
Er dürfte also am 20. Juni abgereist sein. Die Ballade ist gerade
einen Monat später gedichtet; sie beginnt (S. 264):
Hui ha un mois que je me departi
De celle en qui fay toute ma cure.
Man kommt also ungefähr auf den 20. Juli. Das stimmt überein
mit zwei Stellen auf S. 238 und 242, wo er in Bezug auf sein Buch
sagt: fen ay plus fait depuis la Magdeleine que je ne cuidóle faire en
un an entier. Ohne Grund hat er diesen Tag, den 22. Juli, sicher
nicht genannt. Vergleichen wir damit den Anfang des Buchs S. 2 :
II rCa pas un an que j^'esíoie . . ., so kommen wir dort auf die
Monate August oder September, was ganz gut stimmt. Dazu kommt
S. 191 folgende Stelle: me suis remis a faire vostre livre en quel vous
seres loee [et honnouree de mon petit pooir. In nächsten Brief der
Dame wird zum ersten Mal darauf Bezug genommen — vorher
spricht diese nie von dem Werk — und die hohe Freude ausge-
druckt, die sie darüber hat Dieser Brief ist aller Wahrscheinlich-
keit nach Ende Juli geschrieben. Indes steht damit S. 1 34 (Br. 1 7)
in Widerspruch : Toutefois^ je fais en vostre livre ce que je puis. Auf
Grund dieser Stelle nimmt P. P. an, dafs Machaut schon früher
mit dem Werk begonnen hat Er will obige Stelle, wo M. von
seiner Abreise spricht, damit so in Einklang bringen, dafs er sagt,
der Dichter habe das Buch nach seiner ersten Trennung von der
Dame begonnen, als er zum Herzog ging. Dann mufs man sich
aber wundem, dafs er die in Frage kommende Ballade nach seiner
Rückkehr nicht selbst übergiebt, sondern viel später sendet Aufser-
dem stimmt ihr Ton und Inhalt dazu nicht. Denn rechnet man
von dieser ersten Abreise vier Wochen weiter, so findet man einen
Zeitpunkt, an dem er wieder bei ihr weilt, also hat er da gar
keinen Grund zu einem Klagelied, dafs sie getrennt sind; hat er
doch auch versprochen, bald wieder zurückzukehren. Die end-
gültige Abreise stimmt aber .zu dem Platze, wo das Lied steht,
zu dem Anfang der Ballade und vor allem auch zu der Schlufs-
strophe, die lautet:
Et sans doubtance onques puis je ne vi
Riens qui peilst mettre en envoisure
Moy ne mon euer; et à est droit, que sans H
Ne quier avoir nulle bonne aventure.
Ne joie, n*alligement;
Car a li suis donnés si ligement
Que je ne fis onques puis chiere lie.
Tant me jist mal de li la départie,
M. giebt also selbst an, er habe seitdem keine Freude wieder ge-
habt; das würde doch der Wirklichkeit nicht entsprechen, ebenso-
1 6o G. HANF,
wenig wie in Str. i der Anfang, dafs er vier Wochen getrennt ist,
während er nach wenigen Tagen schon zurückkommt Es liegt
hierin ein offenbarer Widerspruch, der auch keine rechte Erklärung
findet, wenn man zwischen Entwurf und Ausarbeitung unterscheidet.
Die oben angeführten Gründe sprechen aber dafür, dafs der Dichte
das Werk Ende Juli 1363 begonnen hat (nach den Angaben im V. D.).^
Im Anschlufs daran sei auf zwei Stellen aufmerksam gemacht,
S. 62 und 69, wo auch schon von vostre livre und mon livre die Rede
ist Damit kann le livre du voir dit nicht gemeint sein. Die Dame
schreibt nämlich : vueilliez moi envoier vostre livre le plustost que vous
porr es ^ car je ne pr en plaisance ne eshatement que en vous et en vos choses.
Dazu lautet die Antwort auf S. 69 : je vous eusse porté mon livre
pour vous esbatre, ou toutes les choses sont que je jis onques. Mais il
est en plus de vingt pieces; car je Pay fait faire pour aucun de mes
seigneurs; si que je le fais noter, et pour ce il convient que il soit en
pieces. Er sagt also ausdrücklich selbst, dafs es eine Gesamtausgabe
seiner Werke ist
Fortschreitend mit der Erzählung schreitet dann auch die
Vollendung des Buches vorwärts, in unmittelbarem Zusammenhang
mit den Ereignissen. In Brief 45, der vom 10. April — es ist das
im vierten Jahre nach Beginn des Liebesverhältnisses — datiert
ist, schreibt der Dichter, das Buch werde in vierzehn Tagen fertig
gestellt Es ist sonach im Frühjahr 1365 zum Abschlufs gebracht,
und der Dichter hat vom Juli 1363 bis zum April 1365 daran ge-
arbeitet. 1
Art der Abfassung. Stil.
Das Buch ist in paarweise gereimten Achtsilblem abgefafst
Dazwischen eingefügt sind 45 Briefe in Prosa und eine Klage-
epistel in Versen, 2^ vom Dichter, 23 von der Freundin; aufser-
dem sind eingefügt 29 Gedichte Machau ts an die Dame, nämlich
14 Rondels, 8 Balladen, 5 Chansons baladées, i Lay, i Complainte.
Von der Dame sind 26 Gedichte an den Freund gesandt, 15 Ron-
dels, 6 Balladen, 3 Chansons baladées, 2 Complaintes. Dazu kommt
ein Gesang des Dichters an Venus, 'die Antwort auf die Ballade
Th.s und die Ballade Th.s, so dafs im ganzen 58 Gedichte im
Voir Dit enthalten sind.
Der Zweck des Werkes ist eine Verherrlichung der Dame (vgl.
Brief 25) und ihrer Liebe, von der raan noch nach hundert Jahren
reden soll. Ueber die leitenden Motive bei der Abfassung spricht
sich der Dichter selbst mehrfach aus. So erklärt er auch zuerst
S. 17 den Titel:
Le Voir Dit vueil je qiCon appelle
Ce traictié que je fais pour elle^
Pour ce que ja n*i mentir ay
^ Ob diese Angaben der wirklichen Zeit entsprechen, wenn das ganze
Gedicht auf Erfindung beruht, ist eine andere Frage.
USBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. l6l
und ebenso S. 263: Voir Dit ara le nom^ pour ce que ja ni dai ni
vueii mentir.
£r entschuldigt sich oft, dafs er vielleicht zu viel erzahle.
S. 16 spricht er aus, dafs es der Befehl der Dame sei, alle Briefe,
sûTse und herbe, wiederzugeben. Ihren Wunsch muís er erfüllen.
Manchem könne einiges auffallend und anstöfsig sein, doch ist
ihm das gleichgültig. Wenn etwas zweimal gesagt oder geschrieben
sei, brauche man sich nicht zu wundem; denn seine Dame wolle,
dafs alles der Wahrheit gemafs erzählt werde. So S. 84/85 :
Ce tí est pas trop grant villenie,
S'en ce ¡iure riens mettre fióse
Qu'ainsi comme il est, et sans glose.
Car contre son commandement
Feroie du faire autrement:
Et puisqu'il H plaistf il m* agree
S'obetray a sa pensee.
S. 128:
Or vous diray ce qui m'avint
Et a quel chief cest amour vint;
Car ma douce dame le vuet;
Quant il li piaist, faire Vestuet.
£r stattet der Dame in den einzelnen Briefen immer Bericht über
das Fortschreiten seiner Arbeit ab, so S. 202 : Vostres livres se fait
et est bien avanciés; car fen fais tous les jours cent vers et y par m' ame,
je ne me porroie tenir du faire, tant me plaist la matere. Die Briefe,
die er der Dame sendet, läfst er sich später immer zurückschicken,
um sie gleich dem Buche einzuverleiben. Die früheren Sendungen
nimmt er von (St. Denis) Paris aus mit nach Reims, trägt sie da
in das Buch ein und schickt sie dann zurück, vgl S. 242 : fe vous
envoie la laiette que vous me haillastes au partir de vous, et tout et qui
est dedens, car tout est mis par ordre dedens vostre livre. Da indessen
zuerst das Datum nicht beigefügt war, findet er schwer das Richtige
zusammen, S. 202/3: y'oy trop a quérir les lettres qui respondent les
unes aus autres. Die Dame erhält von Zeit zu Zeit das Fertig-
gestellte, damit sie es liest und Verbesserungen anbringt Wenn
sie nun einmal etwas auszusetzen hat — im allgemeinen hat sie
grofse Freude am Ganzen — , so schreibt sie es doch nicht in den
Briefen, sondern sagt stets, sie wolle das Betreffende ihm mündlich
mitteilen. Das ist inunerhin etwas sonderbar. Einfacher ist es
doch, es gleich schriftlich zu thun. Indes würden dann die Briefe
die zu verbessernden Stellen eines Buches angeben, in das sie
selbst eingefugt werden sollen, und würden nicht wohl in dieser
Gestalt ihren Platz darin finden können. Man sieht hieraus, dafs
schon bei der Abfassung der Briefe weniger die natürliche Em-
pfindung als der Gedanke vorherrschend ist, dafs der ganze Brief-
wechsel für die Oeffentlichkeit bestimmt ist, wie S. 263 der Dichter
schreibt, er müsse alle seine Empfindungen in den Briefen aus-
Zeitsdar. l rom. Phfl. XXII. n
102 G. HANF,
drücken, da diese in das Buch kommen sollen ; denn der Titel ver-
lange das. Seine Empfindungen und sein Denken stehen also auch
hier unter dem Einflufs, den die Rücksicht auf das für die OefFent-
lichkeit bestimmte Buch auf ihn ausübt. Das ist immerhin be-
denklich.
Sehr auffallend ist im allgemeinen an den Briefen und Ge-
dichten, welche der Dame zugeschrieben sind, die grofse Aehnlich-
keit des Stils mit dem Machauts. In den Gedichten kann das ja
an und für sich nicht so sehr zu Tage treten als in den Briefen,
da in ersteren dem Dicher durch die Reime und die Silbenzahl
Schranken auferlegt sind und er sich nicht so frei mit seinen Aus-
drücken und Wendungen bewegen kann wie in den Briefen. Be-
sonders wird ein Vergleich der Gedichte in dieser Hinsicht noch
dadurch erschwert, dafs vielfach Machaut und die Dame ausdrück-
lich dieselben Reime und dasselbe Versmafs anwenden. Indes
finden sich in den Gedichten der Dame Anklänge genug an
Machaut, so folgende:
D. (Dame) S. 56. . . suis tousdis en grani merencolìe,
M. (Machaut) S. 65. . . est en grant merencolie,
D. 56. Dont souvent ay estranglé maint souspir.
M. 67. Dont maint souspir me convient estr angler,
D. 56. Qu^ après ma mort nCame vous amera,
M. 71. Et après mort mon ame V amera.
D. 246. T^amoie plus que my \ De euer entier,
M. 37. . . s'aim de fin euer entier.
D. 119. si me devez tenir pour excusée
M. 112. que vous me vueilliez tenir pour excusé,
D. 56. Or veuilliés dont entendre ma clamour — : amour,
M. 184. Oy de ton ami la clamour : amour,
D. 1 66. Merveille fu quant mon euer ne parti,
M. 204. Car a peine que mes euer s ne parti,
D. 166. Car tel dolour onques mais ne senti,
M. 204. Mais onques mais mes las euer s ne senti \
Nulle dolour — si dure.
D. 56. Mes dous amis a vous me veuil je plaindre,
Dou mal qui fait mon euer pâlir et taindre.
M. 220. Rois y je m* en vieng a toy complaindre
Des maus d^ amour qui me font taindre,
D. 56. . . fait mon euer polir et taindre.
M. 237. j^eus le euer taint et pali.
D. 242. Car je Vaim de euer si parfait,
M. 252. Car je vous aim^ dame, de euer si vray,
D. 72. . . laisse pour un autre amer
M. 326. . . laist pour un autre acointier.
UEBBR GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 63
D. 242. Dottí amùy que fai je meffaii? — : fait.
M. 327. . . n*a rien meffaii \ Daus arm's, que vous m'avez fait.
D. 56. H fi est biens ne joie qtCil ni aporte,
^ 133« ^l ^^^i ^¿?»^ ne joie (ne confort) qui — .
D. 119. cui j'ay donné m' amour.
M. 159. a qui j'ay donné m* amour,
^- ^53- • • Ç^ vostre euer fait en moy son demour: — amour.
M. 184. . . qui fait en mon euer son demour: — amour.
D. 242. Voy la peine, voy le labour.
M. 185. Voy ma peine, voy mon labour.
D. 246. Car en toy sont tuit mi désir,
M. 211. ., et en qui sont tuit mi désir.
D. 208. . . diray a chiere lie.
M. 217. . . donner a chiere lie.
!)• 56. . . je suis saoule de plourer,
M. 306. . . j'estoie saous de plourer.
D. 72. . . pour creature nee : pensee.
M. 20. . . ne a creature nee ne gehiray ma pensee,
D. 114. . . joie et pais et mercy.
M. 316. . . joie, pais et alligement.
D. 187. . . si que euer, penser, amour,
Voloir, espoir et désir, •
M. 252. . . m^ esperance,
Mon euer, m^amour, mon désir, ma plaisance.
Tout mon penser,
D. 36. Si n'ay pas corps pour tels fais endurer.
M. 1 30. . . je n'ay pas corps pour tels cops endurer.
Auffallender noch ist die Gleichartigkeit des Stils in den Briefen,
wo man sich oft erst an Ueber- und Unterschrift überzeugen mufs,
von wem sie geschrieben und an wen sie gerichtet sind. Aller-
dings muís man bedenken, dafs im Briefstil zu Anfang und Schlufs
in den Briefen gewisse Formen und formelhafte Wendungen auch
bei uns angewandt werden. Indes ist die Gleichförmigkeit der
Form sowohl als des Inhalts bei den 46 Briefen zu grofs, als dafs
sie lediglich aus diesem Umstände zu erklären wäre. Bei einem
wirklichen Briefwechsel könnte man etwas mehr Abwechselung
voraussetzen; man vermifst diese aber in Gedanken wie in Aus-
drucken. Die Anordnung ist beinahe schematisch. Zu Anfang wird
stets mit denselben Wendungen aus vollem Herzen gedankt für
die vorige Sendung. Beide können nicht genug ihre Freude aus-
drücken, die ihnen die Briefe bereiten und die Nachrichten über
den Gesundheitszustand der oder des Geliebten. So erkundigt
sich der Absender auch nach dem Befinden des Empfängers und
bittet darüber um Nachricht. Vgl. folgende Beispiele:
104 G. HANF,
D. S. 165. . . y ay recen vos leur es et ce que vous m* avez envoie,
de quay je vous merci toni ei de euer comme je puis plus ; et par especial
de la bonne diligence que vous avés eue de moy faire savoir vostre hon
estai; car c'est oit le plus grant désir que je eusse que de savoir que
vous fussiés en bon point.
119. j''ai receu vos lettres^ en queles vous me faites savoir vostre
bon es tat f dont j^ay moult grant joie plus que de chose qui me puist
avenir,
133. j* envoie par devers vous pour savoir vostre bon estât, le quel
je desire plus a savoir que nulle riens née, ne que de creature qui vive:
et du mien^ s'il vous en plaist a savoir, j^estoie en estai que . • •
47. , , je n^eus longtemps a si grant joie comme je eus a Veure
que je les (se. lettres^ receus; pour ce que j'avoie grant désir de savoir
nouvelles de vostre bon estai,
Âehniiche Anfange finden sich bei Machaut, wie folgende:
S. 54. vous me faites savoir vostre bon estai dont je suis moult
liés. Et vraiemeni ¿est la plus grant joie que je puisse avoir que d'en
oïr bonnes nouvelles.
201. j*ai receu vos lettres es queles vous me faites savoir vostre
bon estai, dont j'ay si tresgrant joie que plus ne puis,
262. . . j'^ envoie par devers vous pour savoir vostre bon estai, —
car, par Dieu, c'est une des choses de ce monde que je plus desire que
d'en oïr bonnes nouvelles et vous veoir aussi. Et du mien, ^il vous
plaist a'' savoir^ plaise vous savoir que — nous estions en bon point.
Derartige Eingänge finden sich in Menge. Formelhaft ist auch
der Schlufs mit der fast immer wiederkehrenden Wendung: a Dieu,
mon dous euer (cet), qui vous doini joie et honnour de quanque vostre
cuers aime, wofür besondere Belegstellen wohl überflüssig sind.
Ebenso kommt häufig der Wunsch zum Ausdruck, sich zu sehen,
und die Versicherung ewiger Treue, so z. B.:
D. 1 15. ne vueüliés penser ne y maginer que je vous puisse laissier
ne oublier,
D. 207. l'amour que j*ay a vous est si grans que nul puet plus estre.
D. 267. ne jour de ma vie ja ne vous oblieray,
M. 1 1 3. . . par y celui dieu qui me fisi il ne porroit avenir que
je vous oubliasse,
M. 164. . . car par m' ame je ne vous porroie ne vorroie oublier,
M. 6 1 . ... que j'aime le plus et en cui j^ay plus grani fiance,
D. 310. moi qui vous aime plus chier emeni que tous les hommes
qui sont aujourd'hui en vie.
M. 20 1. vous que j*aime plus que tout le monde , , •
D. 346. . . si dieu m'avait donné un seul souhait en ce monde
je ne souhaideroie riens fors vous veoir,
M. 20. se je avoie en ce monde un seul souhait je souhaideroie
que je peiisse mon euer et mes yeux saouler de vous veoir et qyr,
D. 207. . . je pense tant a l'amour qui est entre vous et moy
que par le dieu en qui je croy je y pense plus que en nulle autre chose.
ÜSBSR GUILLAUME DE BiACHAüTS VOIR DIT. 1 65
M. 258. . . en l*anu de moy en tauf le siècle je tCay pensee que
a vous ne je ne potroie ne saroie amer autre que vous,
I^- 344» (j^^y ^^^ ^^ lettres dont fay moult grant joie). Car
après vous veoir c^esioit la chose du monde que je desiroie le plus.
ÄL 13. c'est la plus grant joie — que de oir bonnes nouvelles
après vous veoir que je désir sur toutes choses dou monde.
Dabd wird gebeten, so oft als möglich zu schreiben, vgl.
D. 58. je vous pri que je oie nouvelles de vous le plus souvent
que vous porrés.
M. 342. Si vous supply — que vous le {le bon estât) me vueillez
faire savoir le plus souvent que vos pourrez.
Ferner folgen Entschuldigungen, nicht eher, nicht ausfuhrlich
genug oder nicht in ganz geziemender Weise geschrieben zu haben,
so z. R:
D. 280. si vous escri brief ment je vous pri qu*il ne vous vueille
desplaire.
M. 266. Et si je vous escri trop brief ment, pardonnez moi.
D. 114. fe vous pri tant doucement que je puis qt/il ne vous
vueil despicare se je ne vous ay escript.
M. 112. . . je vous prie pour Dieu que vous me vueilliez tenir
pour excusé^ se je n'ay envoie vers vous . . mais, par m* ame, je ne
Pay peu amender.
D. 345. Et se Je vous ay escrit un pou rudement et mal sàige-
ment, par m' ame, je ne Vay peu amender.
M. 54. se je vous ecri plus rudement, nicetement et mal sagement
— si le me vuetUiés pardonner.
Ebenso wird beiderseitig die hohe Befriedigung ausgedruckt,
die ihnen die Liebe gewährt, eins fühlt sich durch die Liebe des
andern geehrt, und sie suchen sich im Ausdruck ihrer Gefühle zu
überbieten.
D. 235. . . quant il me souvient — de Vhonneur et dou bien que
je trouvay en vous tous li euer s me rejoisi.
M. 258. Et se Dieu me doint joie je vous aim tant et poise tant
Ponneur et la bonté de vous qtiil ne me puet sembler que vous ayez
pareille.
M. 258. Mais ainsi ce que je ne suis mie digne de vous amer
me donne trop de pointures,
D. 27. . . et si ay tant enquis de vostre estât, que se je estoie
cent fois meilleurs de toutes bontés que je ne suis si suis je certaine
que vous estes bien souffisans d'avoir meilleur que je ne suis.
M. 19. . . se je estoie li plus vaillans — et vesquisse cent mille
OTis, je ne porr oie mi desservir la mettre partie des biens que vous me
faites. Et — vous dites que vous prenés grant plaisance en ce que
je vous envoie; je doy prenre cent mille fois plus grant plaisance en
ce que vous nCenvoiez.
D. 47. BU se vous prenés grant plaisir a veoir et a tenir ce que
je vous ay envoie, je cuide certainement que je le pren plus grant a
veoir ce que vous m^avez envoie.
1 66 G. HANF,
Der Bau der Sätze ist durch Häufung gleichwertiger Satzteile
und synonymer Ausdrucke, durch Anaphern u. dergl. übereinstim-
mend, sowie auch gewisse Wendungen und Uebergänge an ein-
ander erinnern. Solche gleichwertige Satzteile finden sich in allen
Briefen, z. B. bei Machaut:
19. je prens joie^ plaisance et douce nourriture.
21. je vous amer ay et obetray, doubter ay, servir ay tant com je
vivray, et de euer loiaument garderay et celeray,
41. , , ne pourr oient penser , imaginer ne considérer,
53. que je pren en penser, en parler et en escrire,
54. souhaidier ne désirer»
je pren joie et confort et vrai esperance,
113. met nCame^ mon euer, ma vie et quanque j^ay en vostre
ordenance,
189. ne tristesse ne dolour ; rendu joie et santé,
191. je vif en joie et en revel,
258. escriray, diray ne commander ay,
265. ma mort et ma w>, mon déduit et ma joie, ma doleur et
ma santé.
Von dergleichen Wendungen seien aus den Briefen der Dame
folgende erwähnt:
48. le bien et Vonneur,
6 2, je ne pren plaisance, comfort ne esbatement que en vous,
115. . . penser ne y maginer que je vous puisse laissier ne oublier,
165. le bien, donneur et la douceur,
310. n^en dis rCen fais rCen pensee,
bien ne joie^ confort et joie,
312. en qui j*ay mis euer, pensee et amour.
Ferner erinnern an einander folgende Wendungen:
D. 62. a vous que j^aim plus que moi.
M. 100. a vous que j*aim trop mieus que mi,
D. 249. Si vous prie si chier corne vous avez — Vamaur de
moi que , . .
M. 258. Mais je vous pry si cher que vous m^amez que . . .
M. 20. et vous jure et promet par ma foy que , , ,
D. 168. je vous jur et promet par ma foy que , , ,
D. 193 und öfter, que je porr oie ne vorroie,
M. 164 und öfter, je ne vous vorroie ne porr oie,
D. 281. je suis la ou vous savez en tres bon point, la mercy
Nostre Seigneur qui ce vous ottroit,
M. 278. j'^estoie en bonne santé de corps, la mercy Nostre Seigneur
qui ce vous ottroit,
D. 368. . . come vous amez mon bien, ma pais, ma joie et ma vie,
M. 362. si vous amés mon bien, ma pais et ma joie.
UEBER GUILLAUBfE DE MACHAütS VOIR DIT. 1 67
D. 312. Si VOUS prie et supply si humblement et si chierement
came je puis.
M. 362. Si zH>us pry si tres chierement et si humblement come
je puis,
D. 62. je vous pri sur toute P amour que vous avez a mi que . . ,
M. 52. je vous pri pour Dieu et sur toute l* amour que vous avez
a moi que . . .
Sodann ist beiden eigentümlich, von demselben Verbum ver-
schiedene Zeiten neben einander des Nachdrucks halber anzu-
wenden, so z. B. eile nia amendé et amende^ me donnent et ont donné,
sui et seray toute ma vie, j'ay et aray, il n^i a que bien ne nara ja
u. dergl.
Dazu wenden beide gem und häufig Beteuerungen an.
Auffällig ist auch, dafs in den Briefen der Dame, die doch
ein Bekanntwerden ihrer Beziehungen wünscht, ebenso sorgfältig
wie bei ihm Angaben von Personen oder Orten vermieden sind.
Sonderbar ¡st das Verfahren, in den Briefen allgemeine Redens-
arten zu machen und dann, wenn etwas Bestimmtes und Wesent-
liches für Ort und Zeit kommt, zu schreiben, das werde der Ueber-
bringer des Briefes mitteilen, die Hauptsache also, die oft geheim
bleiben soll, dem häufig als valet bezeichneten Boten mündlich an-
zuvertrauen, diesen also mit dem wesentlichen Inhalt des versiegelten
Briefes bekannt zu machen. Man bekommt hier beim Lesen das
Gefühl, als mache der Dichter deshalb Phrasen und dunkle An-
deutimgen, weil er sich etwas Klares und Bestimmtes beim Schreiben
der Briefe selbst nicht vorstellt.
Der Stil der Briefe ist somit sehr auffällig; die Aehnlichkeit
der Form, das Andeutende des Inhalts legen den Gedanken nahe,
dafs der ganze Briefwechsel blofs erfunden ist. Natürlich kann
man hieraus allein einen bestimmten Schlufs nicht ziehen, wenn
nicht noch andere wesentliche Momente hinzukommen.
Sachliche Bemerkungen.
In sachlicher Hinsicht findet man manche auffälligen, zum
Teil sich widersprechenden Stellen.
S. 36: Machaut sagt, er habe vier Gedichte während seiner
Krankheit gedichtet; er teilt sie uns mit. Von ihnen verdient das
dritte und das vierte erwähnt zu werden.
In Gedicht 3 spricht er davon, dafs er keine Sorgen und
Schmerzen habe, dafs er geheilt sei durch seine Dame. Das
widerspricht sowohl seinem physischen als geistigen Zustand nach
dem, was er kurz vorher erzählt hat Denn er ist in seine Krank-
heit zurückgefallen aus Sehnsucht nach ihr, weil er nichts wieder
von ihr gehört hat. Vgl. S. 24:
1 68 G. HANF,
St devins merencolieus ;
Car vraiement festoie en douhte
De perdre ní esperance ioute^
Ei s^estoie flebes assis
Et de maladie lassés . . .
Hier ist also sein Zustand ganz anders als er ihn in Gedicht 3
darstellt.
Das 4. Gedicht, eine chanson baladée, behandelt seine Ge-
danken darüber, wie er sich beim ersten Zusammentreffen mit ihr
verhalten wird.
Certains sui que pris seray
Si fort que je ne sarqy
A li parler
Et que sans froit trambleray
Et sans chalour sueray
Et souspirer
Me faudra et resoper
Mes souspirs pour moi celer,
La ne saray
Mot sonner . . .
Auf S. 80 schildert er nun diese Zusammenkunft:
. . , je ne Savoie
Parler a H ne ou festoie.
Et si sentoie une froidure
Entremellee d'une ardure
Qui faisait fremir et suer
Mon corps et ma colour muer.
La parole me iremhloit
Et tous H corpsy ce me semhloit.
Die Aehnlichkeit der beiden Stellen liegt auf der Hand. Der
Dichter muís sich zum mindesten sehr gut gekannt haben, wenn
er so genau schon vorher zu schildern weifs, wie er sich verhalten
wird. Die beiden Gedichte haben sonach manches Auffällige, das
eine widerspricht der Situation, in der es gedichtet sein soll, das
andere erregt Zweifel wegen der Aehnlichkeit seines Inhalts mit
dem später Erzählten.
Folgende Verse auf S. 1 1 1 sind psychologisch unwahrscheinlich:
S'avoit en mon euer
bis Comment maintenir me dévoie.
Man mufs bedenken, dais der Dichter nur acht Tage ohne die
Dame ist und dafs diese ihn in der Zwischenzeit noch besucht
Innerhalb dieser Zeit von nicht ganz acht Tagen werden vier Briefe
(11. — 14.) gewechselt. So ¡st der Anfang von Brief 11 eine blofse
Phrase: me vueilliez tenir pour excusé^ se je n'ay envoie vers vous
puis que vous partistes de moy. Ebenso entschuldigt sich in Brief 1 2
ÜEBER GUILLAmCB DB MACHAUTS VOIR DIT. 1 69
die Dame, dafs sie noch nicht geschrieben hat, m. E. ganz ohne
Grund.
S. 163. Zu der Angabe, dafs Brief 19 am Tage der Abreise des
Dichters geschrieben sei, steht im Widerspruch der Stil des Briefs
und der ganze psychologische Zusammenhang. Ebenso ist es mit
Brief 20, S. 165, den wir dem Stil nach nicht am andern Tage
nach der Abreise geschrieben denken können: il ne fu puis jours
a celle droite heure par especial que il ne me souvenisi de vous. Damit
kann doch nicht nur ein einziger Tag gemeint sein?
S. 182. . . pour amende tauxee par li et par ses gens, de ce que en
ce livre ne avoie riens fait d* especial chose qui feist a conter pour //, je
feisse un lay appelle Lay d* Esperance, Diese Stelle könnte, wenn
eine, zeigen, dsifs alles vom Dichter erfunden ist Denn nach der
Stelle, die der betreffende Brief 2 1 einnimmt, und nach der Zeit,
in der er den Angaben zufolge geschrieben ist, ist das Buch über-
haupt noch nicht angefangen, da der Brief bald nach des Dichters
Heimkehr geschrieben sein muís, er aber erst über einen Monat
nach seiner Trennung von der Dame, wie oben gezeigt ist, mit
der Arbeit beginnt. Es ist unmöglich, in Brief 21 schon von dem
Buche als einem zum Teil fertig vorliegenden Ganzen, wie es ge-
schieht, zu sprechen. Man sieht indessen, dafs von dem Werk
schon ein Teil fertig ist, den der Dichter überblickt und worin er
noch nichts von Esperance gedichtet hat, als der Brief geschrieben
wird. In dem Briefe sind also unwillkürlich des Dichters Gedanken
bei der Komposition zum Ausdruck gebracht, nicht aber die, welche
er dem Gang der Ereignisse nach haben würde, wenn der Brief-
wechsel echt wäre.
S. 234. Die Dame schreibt, dafs sie in der Nacht zum hl. Kreuz
(am 8. September) einen Traum gehabt hat und teilt ihn dem
EHchter in dem Briefe 29 mit. Dieser antwortet: sachiez certaine-
ment que je songay environ la Sainte Crois und erzählt seinerseits
den Traum, den er um dieselbe Zeit gehabt hat Das wäre also
auch etwa am 8. September. Sodann aber schreibt er S. 233, dafs
am selben Morgen, nachdem px den Traum gehabt hat, ein Bote
von der Dame mit dem betr. Brief (29) kommt; der ist aber vom
17. September datiert. Er müfste danach erst nach dem 17. seinen
Traum gehabt haben. So stimmen zum mindesten die beiden
Daten nicht.
S. 243. In der Complainte der Dame ist eine Stelle auffallend,
die trotz ihrer geringen Bedeutung für die Erzählung geeignet
ist, bedeutenden Zweifel an der Echtheit der Complainte als eines
Werkes der Dame und dann an der des ganzen Briefwechsels
überhaupt hervorzurufen. Die Dame erwähnt nämlich hier, dafs
der Dichter sie mit Semiramis verglichen habe. Das hat er in
1 70 G. HANF,
dem Werke allerdings vorher gethan; aber es ist nicht ersichtlich,
wie die Dame davon wissen kann. Denn in den Briefen steht
davon nichts, auch kann ihr das Buch noch nicht soweit vorgelegen
haben, da es noch nicht sehr lange begonnen ist und er nach
S. 202 täglich i<X) Verse macht. Direkt vorher steht der Vergleich
mit Semiramis. Dafs er das Buch der Dame noch nicht geschickt
hat, zeigt Brief 34 und 35, die erst nach der Complainte geschrieben
sind. Woher weifs also die Dame, die das Buch noch nicht ge-
sehen und von dem Dichter über diesen Punkt keine Mitteilungen
erhalten hat — abgesehen davon dafs das Werk da schon sehr
weit vorgeschritten wäre — , woher weifs sie also, dafs M. diesen
Vergleich angewandt hat? Es scheint mir hier eine Unachtsam-
keit des Dichters vorzuliegen, die er dann bei der an und für sidi
geringen Wichtigkeit der Sache nicht bemerkt hat. Er hat die
Complainte wohl selbst gedichtet.
S. 308. Dafs der Dichter Seite für Seite weiter gearbeitet hat,
ohne das Vorhergehende zu vergleichen und entsprechend zu
ändern, sieht man daraus, dafs er S. 308, wo er das Bild der
Dame herabnimn^^ und in die Truhe legt, sagt:
La est encore et y sera
N^a piece mais rCen partira.
Später erzählt er aber, dafs er das Bild wieder hervorholt und an
dem alten Platze aufhängt.
lieber die Abfassung des Buchs sind in den letzten Briefen
verschiedene Angaben gemacht. Von Br. 39 ausgehend, sehen wir,
dafs der Dichter das bisher Fertige der Dame gesandt hat Der
Verkehr ist dann abgebrochen. Wie hat er da das Buch wieder
erhalten, das sie in Br. 43 noch einmal haben will? — In Br. 42
schreibt er, wegen der Aeufserungen des riche ami habe er puis
Pasques nichts an dem Buche gearbeitet, wolle auch nicht weiter
arbeiten, puisque mater e me fault, und doch sendet er ihr zugleich
das, was er depuis de vostre livre gethan hat In Br. 45 ist die
baldige Vollendung in Aussicht gestellt, nachdem: fay esté lane
temps que je ny ay riens fait.
Unwichtigere Stellen mit Widersprüchen übergehe ich.
Die Zeitangaben im allgemeinen.
In den Zeitangaben finden wir viele Widersprüche, weniger in
dem ersten Teile des Buches, als in der zweiten Hälfte. Besonders
in den Daten der spätem Briefe sind viele Ungereimtheiten, die
sich durch Umstellung einzelner Briefe nicht alle beseitigen lassen.
Diese Widersprüche sind zum Teil sehr auffallend. Wir wollen
versuchen, durch Aenderungen bzw. Umstellungen sie zu beseitigen
und so Klarheit in den Gang der Handlung zu bringen. F. Paris
i\
UEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 7 I
hilft sich hierbei damit, dafs er sagt, was nicht zusammenstimme
and falsch sei, habe der Dichter mit Absicht so gemacht, damit
man schwerer hinter sein Geheimnis komme. Das ist allerdings
ein bequemes Âuskunftsmittel; an vielen Stellen ist es aber nicht
angebracht, eine absichtliche Täuschung anzunehmen, da sie gar
keinen Zweck hätte. Gelingt es nun weder die Widersprüche zu
beseitigen noch Gründe dafür zu finden, so kann man dagegen
durch Nachweisung solcher auf indirektem Wege das Nichtwirk-
liche des Erzählten nachweisen. An und für sich können ja in
jedem Geschichtswerke solche sich widersprechende Angaben vor-
kommen; doch kann es sich dabei nur um Versehen und Un-
wesentliches handeln, oder der Geschichtsschreiber stützt sich auf
falsche Quellenangaben, oder er hat, wenn er eigene Erlebnisse
schildert, infolge davon, dafs sie lange vergangen sind, manches
vergessen und kann den Zusammenhang nicht mehr klar kon-
struieren, sieht vielleicht auch manches in anderm Lichte. Das
liegt aber bei unserm Werke nicht vor, da nach des Verfassers
eigenen Angaben das Buch immer in unmittelbarem Zusammenhang
mit den Ereignissen geschrieben wird, die geschilderten Vorgänge
also noch in lebhafter Erinnerung sind. Widersprüche sind also
hier nicht auf mangelhaftes Gedächtnis, auch nicht auf schlechte
Ueberlieferung aus dem Munde anderer zurückzuführen, sondern
auf falsche Kombinationen und Kompositionsfehler. Bei frei er-
dichtetem Stoflfe ist es ja allerdings eher möglich, dafs der Autor
bei Zeit- und andern Angaben vergifst, was er vorher angab;
natürlich tritt ihm das nicht ins Bewufstsein, und so unterläfst er
den sonst möglichen Vergleich mit dem früher Geschriebenen,
zumal wenn die Arbeit rasch gefordert werden soll. Auch geht es
leicht an, dafs er auf Augenblicke den Standpunkt der Erzählung
vergifst, wie das auch bei den Briefen in Bezug auf die Zeit des
Absendens möglich ist, und dafs er von seinem Stand- und Zeit-
punkte bei der Abfassung des Buches ausgeht, wie das z. B. in
Brief 2 1 der Fall ist
Ich stelle zunächst die Zeitangaben in der Folge des Textes
zosanmien, um sie dann zu vergleichen und die Richtigkeit einzelner
genauer zu untersuchen, besonders auch auf die Daten der Briefe
einzugehen. Einige Wiederholungen lassen sich hierbei allerdings
kaum vermeiden. Man vergleiche hierzu den Inhalt
Ausgehend von dem oben festgesetzten Anfangstermin der
Abfassung des Buches, Juli 1363, kommen wir bei Beginn der Er-
zählung in den Spätsommer des Jahres 1362. S. 2:
// n^a pas, un an que festote
En un lieu ou je nCesbatoie,
Si nCesioie couchiés en Vomhre
Par quoy la chaleur du soleil
Ne me grevast n^au corps n^a VueiL
172 G.HANF,
Die Jahreszeit ist also noch sehr schön, es ist warmes Wetter,
wir können annehmen August oder September. Der Freund,
welcher die erste Nachricht von der Dame und das Rondel ge-
bracht hat, reist bald wieder ab, um der Dame des Dichters Ant-
wort zu bringen. Eine Zwischenzeit ist nicht angegeben bis zur
Ankunft des Boten mit dem Briefe: Ainsi com festoie la S. 13 ist
alles» was gesagt ist. Doch mufs einige Zeit vergangen sein. Der
Dichter giebt dem Boten Brief 2. Dieser erklärt ihm, S. 23,
qt^il tu pooit si iost aler
Vers ma dame^ n'a li parler.
Der Liebende bleibt zwei Monate ohne Nachricht, also Oktober
und November:
Je fui deux mois tous entiers
Qííil ne fu voie ne sentiers,
Homme^ femme ne creature.
Qui de ma douce dame pure
Me deist aucune nouvelle.
Der Winter ist streng. S. 24:
Et si estoit trop grans Vyvers
Plains de gelee et pluvieus.
Nach Empfang des zweiten Briefes schreibt die Dame sofort
wieder, S. 27:
Car en Veure me volt rescrire
Ces lettres que cy orrés lire,
Machaut seinerseits antwortet sofort mit Br. 4. Diesen hat ut
le juedi devant Noël erhalten (S. 47). Brief 3 und 4 sind also im
Dezember geschrieben.
Von der Zeit nach Weihnacht bis zum Frühling wird nichts
berichtet; der Dichter wird merkwürdigerweise nicht wieder ernst-
lich krank, als Nachricht von ihr nicht gleich eintrifft In Br. 3
(S. 28) hat sie ihm mitgeteilt: vueilliés savoir que je ne me partiray
point de la ou je suis avant Pasques. Sie ist noch in derselben
Stadt, die sie bei Beginn des Winters aufgesucht hat, wie wir oben
sahen vermutlich in Paris.
Der Frühling vertreibt nun den Winter. S. 42 : Li printemps
vint biaus et jolis. Der April ist herangekommen, S. 43: Ce fu droä
au mois d* avril. Auf S. 46 wird die Ankunft des Boten, der Briefs
bringt, mitgeteilt. Dieser Bote kehrt nach S. 47 nicht sofort zur
Dame zurück, sondern geht eine Woche nach Lothringen:
Je suis de la conté de Fois
Et m^en vois tout en droit en Lorraine:
Si revenray Vautre semaine.
£r kann also, wenn er Brief 6 auf der Rückreise mitnimmt, kaum
vor Mitte April wieder in Paris bei der Dame sein. Der Dichter
schreibt nun in Brief 7 (S. 53): Se je puis par nulle voie, je vous
UEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 73
vtrray environ ceste pasque. Das Osterfest muíste demnach noch
nicht vorbei sein. Nach den Ostertabellen ist aber das Fest im
Jahre 1363 bereits am 2. April, also noch vor der Ankmift des
Boten. Der Widerspruch liegt auf der Hand: in einem nach Ostern
geschriebenen Briefe wird das Osterfest als künftig bezeichnet Will
man hier eine absichtliche Täuschung von Seiten des Dichters an-
nehmen? Doch wohl schwerlich; denn diese könnte dann doch
erst später ausgeführt sein, nachdem die Dame ihm den Brief
zurückgegeben hat, da sie sonst selbst nicht wissen würde, welche
Zeit gemeint ist, und wenn das, so wäre der Brief nicht in seiner
ursprünglichen, wahren Form aufgenommen, was der Dichter doch
gerade wilL Aufserdem fällt der Widerspruch beim Lesen gar
nicht auf, erst bei genauer Betrachtung der Zeitangaben und des
wirklichen Datums. Ich nehme an, dafs dem Dichter das ent-
gangen und nicht mit Absicht geschrieben ist Aber auch ohne
auf das wirkliche Datum zu achten, findet man, wenn man die
Zeitangaben unter sich vergleicht, Widersprüche heraus. S. 68 ver-
spricht er der Dame, zu Pfingsten zu kommen. Berechnet man
nun die Zeit, die von Br. 5 bis zu seiner Reise vergeht, so kommen
wir in den Anfang des Monat Mai, also in eine Zeit, wo Pfingsten
noch nicht fallen kann. Die Dame erhält nämlich Br. 6 Mitte
April. Die Zwischenzeit zwischen Br. 6 — 10 ist nicht angegeben.
Da die Entfernung zwischen Reims und Paris doch sicher vier
Tagereisen betrug, wenn nicht mehr, so müssen wir zur Beförde-
rung der Briefe immer vier Tage annehmen. Die Antwort ist
jedenfalls auch nicht immer am selben Tage abgeschickt, vgl. Br. 9
und 10, wo von einer langem Zwischenzeit geredet wird. So
konunt eine Zeit von mehr als 20 Tagen heraus. Seine Reise
könnte er vor dem 5. — 10. Mai hiernach nicht antreten. Pfingsten
ist danach allerdings nicht mehr fem. Wenn wir aber die folgenden
Zeitangaben des Buches zurückrechnen von dem Termin, den wir
immer als Ausgangspunkt fur die Rechnung nehmen können, dem
Lendit von St Denis, 12. Juni, so bekommen wir einen frühem
Tag; er müfste da noch im April reisen. Allerdings sind die An-
gaben betreff seiner neuvaine ziemlich unklar. Auch P. Paris scheint
sich nicht ganz damit zurechtgefunden zu haben. In Brief 10 teilt
M. der Dame mit, dafs er zu Pfingsten kommen werde. S. 66, wo
er le printemps vit bel et joli, beschliefst er die Reise, auf S. 70 er-
zählt er, dafs er sie antritt. Wie lange Zeit er dazu gebraucht,
ist nicht angegeben. In seinem Wallfahrtsort, nahe dem Wohnsitz
des Fräuleins, will er zuerst neun Tage bleiben; doch verlängert
sich sein Aufenthalt Die Stelle lautet:
. . . c'estoit mon entention
Que fy f tisse ma nuef vaine;
Mais fy fui près d^une quinzaine
Pour un accident qui me vint.
Car de la partir me convint
Au commendemmt d^un seigneur^
174 G. HANF,
Qu^m France tCa point de greigneur
Fors un.
Mais ce ne me desploisoit mie.
Car faloie veyr nCamie.
Mit diesem Herrn ist der Dauphin, Herzog der Normandie, ge-
meint, der sich damals in der Stadt Crecy aufhielt, wie aus
S. 136 hervorgeht:
Je receu ceste tetre cy
Droit en la ville de Crecy,
La fu le duc de Normandie,
Mon droit Seigneur,
Obige Stelle besagt also, dafs der Dauphin ihn vierzehn Tage
nachher zu sich entboten hat. Da dieser nun in der Nähe weilt^
beschliefst der Dichter, nicht erst nach Hause zurückzukehren,
sondern an seinem jetzigen Aufenthaltsorte zu bleiben, bis er zum
Herzog gehe. Der längere Aufenthalt ist ihm nicht unlieb, da er
so besser Gelegenheit hat, seine Freundin zu sehen. Ob in der
quinzaine nun die neuvaine inbegriffen ist oder nicht, ist nicht klar
ausgedrückt. Die spätem Angaben zeigen aber, dafs er länger
dableibt als vierzehn Tage im ganzen. P. Paris äufsert in diesem
Punkte zwei verschiedene Ansichten; er schreibt: obligé d'aller
rejoindre, à quinze jours de là, le duc . . il n'étoit pas retourné ä
Reims aussitôt sa neuvaine accomplie. Damit meint er doch, dafs
der Dichter aufser den neun noch vierzehn Tage blieb, rechnet
auch unter dem Text so. In der Anmerkung über diese Stelle
am Ende des Buches schreibt er aber, S.389: II devoit au mande-
ment du prince la facilité de rester à portée de voir sa dame dnq
ou six jours de plus. £r weifs anscheinend die Zeitbestimmungen
auch nicht recht in Einklang zu bringen. Der Dichter vollendet
seine neuvaine nicht; denn die Dame schreibt ihm, er solle eher
zu ihr kommen:
Ma dame nCescript doucement
Qtíelle desiroit durement
Que je par devers H alaisse^
Et que ma neufvaine laissasse.
Demzufolge macht sich der Dichter sofort nach dem zwei Stunden
entfernten Ort des Mädchens auf. Wie lange er schon an seinem
Wallfahrtsorte war, schreibt er nicht. P. Paris nimmt sieben Tage
an, ohne einen bestimmten Grund dafür anzugeben. Nach seinem
Gelübde, dafs er jeden Tag ein Gedicht zu Ehren der Dame
machen will, ist er nur drei Tage hier, da drei Gedichte hier an-
geführt werden, zu jedem allerdings die Antwort der Dame. Bei
ihr bleibt er acht Tage, S. 98:
La demouray huit jours entiers.
Hierauf kehrt er zur Wallfahrtskirche zurück:
m\n alay bouter en cage
Pour faire mon pèlerinage.
ÜEBER GUILLAUME DE MACHAüTS VOIR DIT. 1 75
Er beginnt seine neuvame, die nicht unterbrochen werden durfte,
von neuem y S. 108:
La, fait neuf jours ma demeure ay.
Von hier schreibt er Brief 11, dem die Antwort bald folgt Br. 13
ist wieder sofort geschrieben. Die Zeitangaben in Br. 12, den die
Dame schreibt, sind nicht wesentlich, S. 114: J^ay bien veu que
vostre nue/vaine ne sera ce prochain dimenche as sevie; et celui jour, il
convient partir, ma suer et moy, pour aler a quatre lieues long; et
suis certeinne quii sera avant le lundi le soir ou le mardi ou matin
que nous retournions. Merkwürdig ist die Textänderung von P. Paris
in seiner Ausgabe: ne sera assevie; die drei Handschriften haben
das ne nicht. Ein Grund zu der Aenderung ist nicht einzusehen.
Am selben Tag, wo sie abreist, kommt der Liebende an ihren Ort.
Er hat sie vorher in Br. 13 nochmals gebeten, dazubleiben, da er
nicht lange mehr bleiben kann; denn Monseigneur m'a mandé par
ses lettres que, ma neuvaine faite^ je voise par divers lui. Hier betont
er, dafs er nach Ablauf der neuvaine kommen soll. Ob er neue
lettres bekommen hat, kann man nicht wissen; infolge dessen hilft
diese Stelle nicht, die obige Schwierigkeit betreffs der neun und
vierzehn Tage zu beseitigen. Die Dame ist aber gezwungen, zu
reisen, kann seinen Bitten nicht nachgeben (Br. 14).
Nachdem er nun an den Ort der Geliebten gekommen ist,
bleibt er zwei bis drei Tage in Traurigkeit* allein. Dann kommt
sie zurück. Er wagt zuerst nicht, zu ihr zu schicken, bekommt
auch keine Botschaft: Si fui longuement en ce point. Endlich schickt
er Br. 15 (S. 122): vous porr ¿s savoir que je vous ay a tendu trois
jours en tel estât comme Dieus s cet. Er hat also wieder drei Tage
gewartet, sechs Tage im ganzen in diesem Orte. Die Freundin
entbietet ihn nun zu sich; er bleibt hier nach S. 128 trois jours et
trois nuis. Der Aufenthalt beträgt hier nun neun Tage, dazu kommt
die netwaine, neun Tage, so dafs wir, abgesehen von den acht
Tagen vorher, die quinzaine schon überschritten haben. Selbst ab-
gesehen von der neuvaine kommen mehr als fünfzehn Tage heraus,
nimmt man die drei bzw. sieben Tage seines Aufenthalts in dem
Wallfahrtsort hinzu, die er vor dem Zusammentreffen mit der Dame
dort verbrachte. Nach unserer Rechnung bekommen wir, ein-
schliefslich neuvaine, 29, nach der von P. Paris ^^ Tage heraus.
Ein ganzer Monat ist somit vergangen seit seinem Aufbruch von
Reims. Nun geht er zum Herzog der Normandie, schreibt Br. 1 6,
ehe er zu Rofs steigt Bei seinem Herrn bleibt er beinahe vierzehn
Tage, S. 132: La demouray près de quinsaine. Jede Woche schickt
er mindestens einmal an seine Dame. In Brief 17 stellt er ihr in
Aussicht, dafs er noch auf drei bis vier Tage zu ihr kommen
werde, S. 134: je demourray trois jours ou quatre la ou vous estes.
Die Dame antwortet sofort: me rescript par mon message et sans
attendre, Brief 18. So nimmt er endlich Urlaub vom Herzog,
S. 139:
176 G.HANF,
J^alay congìé prendre;
Mais Monseigneur me fist attendre
Contre mon gré, trois jours ou quatre.
Et puis me parti.
Er reist nun wieder an den Ort der Dame. Der Erzählung nach
zu schliefsen unternehmen sie die Pilgerfahrt nach St. Denis gleich
am andern Tage nach seiner Ankunft, S. 143:
Le jour après nous en alames,
Son pelerinc^e paiames.
Ce fu droit le jour que Pen dit
La benéîsson (hi Lendit,
Das ist der 1 2. Juni, das erste feste Datum, das wir in dem Buche
bekommen. Rechnen wir von diesem Zeitpunkte zurück, so be-
kommen wir folgende Daten:
Am 12. Juni ist er in St Denis.
„ II. „ geht er zur Dame vom Herzog.
Bei diesem ist er vierzehn Tage, etwa vom 27. Mai bis 11. JonL
Nach der neuvaine ist er neun Tage am Orte der Dame:
18. Mai bis 27. Mai. Die neuvaine ist dann
9* »> » ^^* >»
Acht Tage bleibt er nach unterbrochener neuvaine zuerst bei der
Dame: i. Mai bis 9. Mai. Mindestens drei Tage ist er vorher am
Wallfahrtsort, 27. — 30. April. Sonach hat er die Reise noch im
April angetreten. Pfingsten fiel aber 1363 auf den 22. Mai.
Nach der andern Rechnung beginnt die Reise Anfang MaL
Somit stimmen diese Zeitangaben mit dem wirklichen Datum nicht
überein, was man bei einer historischen Erzählung doch voraus-
setzen sollte. Nehmen wir hinzu, dafs beinahe ein Monat zwisdien
der Absendung von Brief 5 und des Dichters Abreise vergangen
ist, so stimmt auch der Vers, dafs er Br. 5 im April erhielt, kaum«
Die Angaben des Dichters widersprechen sich somit, so dafs wir
die richtige Zeit nicht genau feststellen können. —
Die Wallfahrt nach St. Denis dauert nur einen Tag, dann
kehren die Liebenden an den bisherigen Aufenthaltsort zurück.
Der Dichter bleibt bei der Dame noch sieben Tage, S. 151:
La demouray sept jours en route^
A grant déduit^ moy et ma route.
Finablement li termes vint
Que de li partir me convint.
Die Abreise mûfste sonach am 20. Juni erfolgt sein. Der Dichter
reitet zufolge S. 163 den ganzen Vormittag bis zum Mittagessen.
An demselben Tage schreibt er Brief 19 und schickt ihn durch
U£B£R GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 77
einen Boten an die Dame. Der Bote hat also eine halbe Tage-
reise wieder zurückzulegen. Die Dame erhält den Brief noch am
Abend oder am nächsten Tage, schreibt sofort wieder, am 21. Juni,
S. 164:
elU ne fu périlleuse
De rescrire ne mal songneuse^
Ains me rescript par le message.
In dem Briefe sind aber verschiedene auffallige Stellen, wie schon
oben kurz berührt wurde:
J'ai receu vos lettres et ce que vous nCavez envoie. Et ay eu plus
de bien et de joie au jour et a Peure que je receus vos lettres que je
n*avoie eu puis que vous partistes.
Weiter en vérité il ne fu puis jours a celle droite heure par
especial que il ne me souvenist.
Si rCos onques mais deux si bons jours a mon gré.
Danach sieht es allerdings nicht so aus, als ob die Dame einen Tag
nach der Abreise schon wieder geschrieben hat. Es wird ja aus-
drücklich von mehr als zwei Tagen gesprochen. Sonst wären die
Stellen ganz sinnlos. Der Dichter erwartet nun den Boten wieder
an dem Orte, wo er diniert hat, und empfangt da ihre Antwort
Nach obigen Stellen muíste er mehrere Tage hier bleiben, was aber
ganz unwahrscheinlich ist. Die betr. Stelle S. 166 lautet
Quant j'oy sa rescription . . .
Si m'en alay jolis et gais
Auf Schuld des Boten kann man es auch nicht schieben, dafs die
Dame den Brief vielleicht viel später erhalten hat, und dafs da-
durch obige Stellen zu erklären sind. Denn der Bote weifs, dafs
sein Herr auf Antwort wartet Der Widerspruch läfst sich kaum
lösen; aufserdem erzählt der Dichter nichts von einem langem
Aufenthalt an dem betreffenden Ort. £s ist zu vermuten, dafs der
Dichter eine Unaufmerksamkeit begangen und nicht sorgfältig kom-
poniert hat
Wie lange überhaupt die Reise dauert, bis er wieder in Reims
ankommt (S. 171), ist nicht gesagt Eine Woche können wir für
die Reise wohl annehmen, bedenkt man den Weg und einen
kurzem Aufenthalt unterwegs. Anfang Juli ist er sicher wieder in
Reims. Brief 21 — 27 folgen anscheinend rasch auf einander. Vgl.
folgende Stellen:
Zu 22^ ma dame ne jist pas mon message attendre; ains le délivra
sans attendre,
S. 184, nach der Schilderung seines Zustandes ist zwischen
Brief 22 und 23 einige Zeit zu denken.
S. 1 86, zu Brief 24, Lors ma dame de rescrire ne fu pas lente,
S. 189, Br. 25 Si que sans faire long detri
Ceste lettre ci li escri.
Eine Zwischenzeit zwischen 25 und 27 ist nicht angegeben. Br. 27
ist nach dem diesem Briefe zum ersten Male beigefügten Datum
Zeitachr. f- rom. Phil. XXII. 12
178 G. HANF,
am 8. August geschrieben. Die Briefe 21 — 27 sind also alle im
Juli und Anfang August geschrieben. Von jetzt an ist nach dem
vom Dichter in Brief 27 ausgedruckten Wunsche, die Briefe zu
datieren, ohne den Ort zu nennen, stets das Datum hinzugefügt;
scheinbar erleichtert uns das die Feststellung der Zeit, in Wirk-
lichkeit aber nicht
Die Dame erwidert in Brief 28 /? diemenche devant la mie aausi,
Sie schreibt darin, der Dichter solle an den bestimmten Ort kommen,
wo sie zu sein gedenkt dedens Us octaves de la mi aoust; car nous
devons partir ce lundi prochain venant^ pour y aler^ par double de la
mortalité. Sobald sie da ist, will sie es ihm mitteilen.
Vorher verbietet sie ihm zu schreiben, ehe er Nachricht hat.
Der Dichter bleibt zwei Monate ohne Botschaft, S. 2 1 2 :
Et ce fu deux mois tous entiers
Et aveuc ce y entrai en tiers,
Qu^onques de li n^oy nouvelle,
221. E ha près de neuf semaines
Que de H nouvelles certaines
JSToy.
Nach diesen beiden, in allen drei Handschriften übereinstimmenden
Angaben müssen wir annehmen, dafs er bis Mitte Oktober ohne
Nachricht bleibt Die Daten der folgenden Briefe sind aber dann
alle falsch. Denn trotz dieser zwei Monate schreibt die Dame
Brief 29 am 17. September, den er am 28. September beantwortet
Das Datum von Brief 2 9 — 33 stimmt also mit obigen Stellen nicht
überein. Auch die Angaben in Brief 29 selbst passen nicht zu
dem Datum des Briefes. S. 233 schreibt die Dame
1. Je suis ou vous savez, des le vingtième jour d^aust,
2. nous partisnus environ diX'Sept jours après que nous fusmes
la venus pour aler en Brie,
3. . . . avons la demouré quinze jours entiers.
Rechnen wir das zusammen, so bekommen wir den 21. September.
Dabei ist die Reise nicht einmal eingerechnet Der Brief mufs
denmach nach dem 21. September geschrieben sein, da er That-
sachen, die bis zu ihm reichen, enthält Erhalten hat ihn Machaut,
wie er S. 239 schreibt, am 28. September: j^ay receu vos lettres la
vigile St, Michiel, Wie das Datum zu ändern ist, werden wir später
sehen. Brief 31 und 32 scheinen sehr bald darauf zu folgen. Do:
Inhalt von 32 pafst zu dem von 31 und 33, das Datum ist der
5. Mai, natürlich falsch. Von nun an werden die Daten vielfach
widersprechend und ungenau. £s möge daher hier eine Zusammen-
stellung von ihnen folgen, von Brief 27 an, wo das erste Datum
steht, bis zum letzten Briefe 46.
Brief 27 Absender M. (Machaut) geschrieben 8. August,
„28 „ D. (Dame) geschr. Sonntag vor Mitte Aug^
„29 „ D. „ am 17. September,
II 30, 3 1 „ M. „ nach dem 28. Sept,
USBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 79
Brief 32 Absender D. geschrieben 5. Mai,
»• 33 w M. „ 9. Oktober,
w 34 n ^' 99 28. „
34 w ^' w 28.
35 ». M. „ 17. „
36 „ D. „ 28. „
37 „ M. „ 3. November,
»
)»
» 3" w ^* » 5* >»
».39 w !)• .. 13- .»
.. 40 ». ^' ». 13« >»
40 ,• D. „ 13.
». 41 ». M. „ 13. „
Diese Briefe würden ins Jahr 1363 gehören.
1364. Brief 42 Absender M. Datum 16. Juni,
„ 43 „ D. „ IO. Oktober,
1 365- w 44 .. I^- ». 8. März,
„ 45 „ M. „ IG. April,
„ 46 „ D. geschrieben nach dem i. Mai.
Betrachten wir nun weiter die Briefe nach der Reihenfolge in
der Erzählung und im Zusammenhang mit den übrigen Zeitangaben.
Brief 34 ist dem Datum nach von der Dame am 28. Oktober ge-
schrieben. Das ist natürlich nicht richtig gegenüber Brief 35, der
den Vermerk 17. Oktober trägt Nach dem vorhergehenden Briefe
st 35 nicht sogleich geschrieben, wie S. 261 zeigt:
&' me tins assez longuemeni^
Que rCamie pas P aisément
ly envoy er vers sa douce face.
Ebenso steht in dem Briefe selbst: se je n^ay envoie par devers vous
si tost come je deüsse^ si le me vueiliiez pardonner. Diese Bemerkungen
würden überflüssig sein, wenn er binnen acht Tagen einen Äief
schreibt, einen von ihr erhält und darauf wieder antwortet In-
dessen mufs der Brief im Oktober geschrieben sein, da in ihm
steht: Je pense a estre a ceste Toussaint a Saint Quentin, d. h. am
I. November. Dieser ist also später. Nun kommt Brief 36, der
wieder wie 34 das Datum des 28. Oktobers trägt; hier wird aus-
drücklich gesagt: Escript le jour Saint Symon et Saint Jude vingt-
hmtiesme jour d^octembre. Bemerkenswert ist, dafs der briefliche
Verkehr ein sehr reger ist, da in einem Monat sechs Briefe ge-
wechselt sind; das ist auch im November der Fall, wo man die
Daten indes sofort als unrichtig erkennt Ueber die Zwischenzeit
bis zu Brief 37 ist nichts gesagt Geschrieben ist dieser am 3. No-
vember. Die Dame antwortet an demselben Tage, wo sie den Brief
erhält, S. 278:
Apres ceste lettre presente
Ne fist une moult longue attente
Ma dame bonne et belle et sage;
Ainsois délivra mon message
Si brief f que ce fu la journée
Que ma lettre lui fu donne.
1 8o G. HANF,
Der Brief 38 ist verfafst am 5. November. Sie hat den seinigen
demnach nach zwei Tagen erhalten. S. 279 schreibt sie, sie würde,
um eine Zusammenkunft zu ermöglichen, in acht Tagen an dem
ihm bekannten Orte sein. Da solle er sobald als möglich gute
Nachrichten hören. S. 280 heifst es weiter:
Longuement pas ne demoura
Que ma dame son demour a
Mué en un autre manoir.
Et si vous jur, qu*elle nC escript.
Nach genau acht Tagen, am 13. November, schreibt sie von jenem
Orte aus an ihn (Br. 39), dafs er zu ihr kommen und seinen Se-
kretär mitbringen möge. Machaut schickt nach seinem Sekretär,
der drei Tagereisen entfernt ist, wohl sofort; dieser kommt auch
sogleich, S. 283:
Si n^ arresta jour ne demy
Jusqiiatant qu'a moy fust venus.
Car il desiroit plus que nuls
A savoir que je li voulòie.
Qui en tel haste le mandole.
Nun schreibt Machaut weiter:
Ce fu droit ou mois de novembre
Vingt'huitieme jours, bien m^en remembre.
Die Zeit ist danach schon etwas lang, wenn der Sekretär und sein
Herr so grofse Eile haben.
Nun erfôhrt der Dichter von dem Verhalten der Dame, infolge
dessen beschliefst er nicht zu ihr zu reisen. Die nächsten Angaben
über die Zeit stimmen nun gar nicht zusammen. Man ersieht hier
nicht, ob die Erzählung in der richtigen Zeitfolge weiter geht oder
ob Episoden der spätem Zeit voraufgenommen sind. Ist ersteres
der Fall, so sind die Angaben unter sich in Widerspruch; sowie
wir aber letzteres annehmen, stehen sie nicht im Einklang mit den
spätem Briefen und den Handlungen Machauts. Er hat also be-
schlossen, die Dame zu meiden.
S. 306 : Apres des jours plus de quarante
Ou environ, que je ne ptente,
nach 40 Tagen also, teilt ein Bekannter mit, dafs sie einen andern
Liebhaber habe, der seine Sache besser vertrete. Soll das nur
beiläufig bemerkt sein? Wenn nicht, so kommen wir vom 28. No-
vember an in den Anfang Januar 1364. Auf derselben Seite sagt
er weiter:
Apres environ trois sepmaines
Chevauchai par mons et plaines
Pour viseter un mien seigneur.
Allerdings könnte man das ja vom vorigen Punkte, Ende November,
an rechnen. Dann wäre er im Dezember zum Dauphin geritten.
UEBBR GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. l8l
Besser mufs es aber zum unmittelbar Vorhergehenden kommen;
wir bekommen dann den Anfang des Februar 1364. Beides sind
indessen keine geeigneten Monate zu ^öfseren Reisen par mons
et plainest besonders für einen Herrn von des Dichters Gesundheit
und Körperbau. Es wird nun erzählt, dafs er hier verspottet wird
wegen seiner Liebe. Er fahrt dann fort:
St vous dir ay ce que je fis.
Bien croy que ce fu mes profis.
Nun erzählt er, dafs er ihr Bild eingeschlossen hat Er beginnt,
S. 308:
Ce fu droit en mois de novembre
Qt^on fait feu en sale et en chambre.
Si demouray en ma maison,
fusqu*a la nouvelle saison.
Das ist doch mit dem Vorigen gar nicht übereinstimmend. Min-
destens wäre nach den erwähnten drei Wochen Dezember. Vorher
schliefst er das Bild nicht ein, ehe er die trüben Erfahrungen am
Hofe macht. Aufserdem behauptet er, er sei bis zur neuen Jahres-
zeit, d. h. wohl zum Frühling, zu Hause geblieben, während er
doch kurz vorher sagt, er sei durch Gebirge und Ebenen geritten.
Danach ist doch anzunehmen, dafs er den Gang der Ereignisse,
wie sie aufeinander folgen, schildern will. Zusammenreimen lassen
sich die obigen Angaben unmöglich. Dafs der Text verderbt ist
und die Zeilen vielleicht in falscher Reihenfolge dastehen, ist kaum
anzunehmen. Später werden wir versuchen, Umstellungen vorzu-
nehmen, doch bekommen wir, wie gleich bemerkt sei, nichts Zu-
friedenstellendes. Soll man aber hier wieder eine Absicht des
Dichters annehmen? Es handelt sich hier nicht um bestimmte
Daten, auch nicht um notwendige Angaben, die man hätte unbe-
dingt einfügen und, damit der Leser gröfsere Schwierigkeiten habe,
verändern müssen, sondern um unwesentliche Bestimmungen. Dem
Dichter ist es darum zu thun, die Gröfse seines Leids und seiner
Kränkung uns möglichst eindringlich und lebendig vorzutragen.
Dabei achtet er nicht auf diese zufôiligen Zeitangaben, sondern
schreibt solche hin, wie sie ihm in den Sinn kommen.
Auf S. 309 nun, nachdem er seine Trauer ausgedruckt hat
mid all das Obige vorausgegangen ist, fahrt er fort:
Ne demoura pas longuement^
Qi/uns messages soudeinnement
Vint a moi . . .
Die erste Zeile hat hier gar keinen Sinn. Er hat die oft gebrauchte
Anknûpfungsphrase an dieser Stelle zur Unzeit angewandt Denn
vorher sagt er doch, dafs er lange zu Hause sitzt. Es auf die
Komposition der Ballade S. 309 zu beziehen, hätte gar keinen
Zwec^L und liegt auch nicht in der Absicht des Dichters. Der hier
erwähnte Bote bringt von der Dame Brief 40. Dafs das Datum,
1 82 G. HANF,
nach A und C der 13., nach B der j 2. November, wieder falsch
ist, bedarf keines Beweises, zumal auch in Bnef4i zum dritten
Male dieses Datum wiederkehrt Die Dame schreibt, dafs sie seit
der Lichtmesse, la Chandeleur^ d. h. dem 2. Februar, keine Nach-
richt von ihm hat. Diese Angabe stimmt natürlich mit dem Datum
auch nicht überein. Aufserdem ist gar nicht ersichtlich, wie sie
Anfang Februar Nachricht von ihm bekommen soll, da er doch
Ende November den Verkehr abgebrochen hat Sie sagt da auch:
et st\ vous ay depuis escript et daireinnement par vostre secretaire , eine
merkwürdige Stelle, auf die wir noch zurückkommen. Wenn Machaut
dem Wunsche der Dame Folge leistet, dafs er par ce message
schreiben soll, so mufs er wohl bald antworten. Wie schon er-
wähnt, hat auch dieser Brief 4 1 als Datum den 1 3. November. Im
Inhalt berührt er das Vorgefallene nicht. Auf S. 314 in Brief 41
sagt der Dichter, er werde zu ihr kommen la saint Andrieu passé
ou plus tost se je puis. St. Andreas ist der 30. November. Die
Dame sagt also, seit Anfang Februar habe sie nichts von ihm ge-
hört, er antwortet flugs, Ende November wül er kommen! — Er
sagt, von den unangenehmen Ereignissen habe er ihr nichts mit-
geteilt, um ihr keinen Kummer zu bereiten, auch weil dazu später
immer noch Zeit war, S. 3 1 5 :
et messages trop demourer
Ne puet, ne tart hurler a porte.
Qui maises nouvelles apporte.
Unangenehme Nachrichten kann man nie spät genug mitteilen.
Machaut fahrt dann fort:
Presque toute la semaine
M^endormi a moult grant peine,
S. 315. Plus plouré avoie et gemy
Cent fois que n* avoie dormy.
1st er jetzt „die ganze Woche" wieder besonders traurig, oder ist
das sein gewöhnlicher Zustand seit zwei bis drei Monaten, oder
wird jetzt wieder die Zwischenzeit vergessen und nun angegeben,
dafs die ganze traurige Sache vor einer Woche sich abgespielt und
er da das Bild eingepackt hat, da nun wieder von diesem die
Rede ist und er es endlich hervorholt? Diese Fragen kann man
kaum entscheiden, und obige Bemerkung ist unklar.
Der Dichter erzählt jetzt eine Menge Sachen, die nicht hier-
her gehören, füllt damit einen grofsen Raum aus. Wieviel Zeit
vergeht, ist nicht angegeben, S. 341:
Toutevoie finablement
Je m'avisay que nullement
En ce point vivre ne povoie;
Que tousdis merencolioie . . .
Infolge dessen schreibt er Brief 42, datiert vom 16. Juni. Hierin
steht, er habe seit Ostern nichts an ihrem Buche gethan. Im all-
UEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 83
gemeinen kann das Datum dieses Briefes richtig sein. In dem-
selben erzählt er, was er von ihr vernommen hat Die Dame wird
darüber ganz traurig und erschreckt, dichtet eine Ballade, deren
dritte Strophe sie vor Schmerz nicht vollenden kann, und legt diese
dem folgenden Briefe 43 bei. Danach sollte man meinen, sie habe
den Brief bald geschrieben. Indes ist das Datum der 10. Oktober.
Die Dame klagt auch, dafs sie sehr lange Zeit keine Nachricht
von ihm hat Er habe sie doch besuchen wollen, die Wege seien
besser als je seit Ostern. Danach wird hier nicht auf Brief 42
Rücksicht genommen, weiterhin geschieht es aber. P. Paris bemerkt
erst in der Fufsnote: Nous sommes au io. octobre 1362, verbessert
das aber in den Anmerkungen S. 405 in 1 363. Doch ist auch das
noch nicht richtig. Nach den verschiedenen Daten und Zeit-
bestimmungen mufs es bereits 1364 sein, zumal auf Brief 33, der
gerade ein Jahr vorher geschrieben sein soll — geschrieben ist
dieser am 9. Oktober 1363 — Bezug genommen wird.
Nachdem Machaut den Brief erhalten hat, fahrt er fort, S. 348:
St ne demoura pas quinseinne
Qt^en un lundi^ a hon esireinne
Un mien amy qui estoit prestres
Vini a mqy.
Diesem hat die Dame gebeichtet und die Erlaubnis gegeben, die
Beichte Machaut mitzuteilen. Dazu hat er einen Beglaubigungs-
bnef (44) mit dem Datum 8. März. Man bedenke, seit dem andern
Brief vom Oktober sind vierzehn Tage vergangen. Und doch soll
der Brief im März geschrieben sein. Die Rechnung ist eigentüm-
lich. Den Antwortbrief (45) für die Dame, der vom 10. April
datiert ist, giebt Machaut dem Priester mit Die Zwischenzeit
zwischen 44 und 45 erscheint zu lang; es ist nicht angegeben,
dafs der Priester anderswo gewesen ¡st, dafs er sich lange beim
Dichter aufhält, oder Aehnliches. Mit diesem am 10. April ge-
schriebenen Briefe macht er sich direkt zur Dame auf, S. 366:
A tant se departi de moy.
Le premier jour du moy de Moy,
Das stimmt wieder nicht. Vor Ostern ist der Brief allerdings ge-
schrieben. Denn S. 361 steht environ ceste Pasque je metteray tel
peine a cuomplir, — Der letzte Brief der Dame (46) ist ohne Datum,
er wird an das Vorhergehende angeschlossen mit den Worten:
Vesci la lettre qui tesmongne
U effect de toute la besongne
Que mon euer et ma dame chiere
M^ escript a bonne et lie chiere.
Et qui a la mienne respont.
Qui bien Ventent en bien Vespont,
In dem Briefe selbst sind keine Zeitangaben gemacht Die Daten
der letzten Briefe müssen sich auf das Jahr 1365 beziehen.
184 G. HANF,
Die Daten der Briefe.
Die Hauptschwierigkeit bei der Untersuchung und Vergleichung
der Zeitangaben machen die Daten der Briefe. Wir wollen nun
versuchen, die sich widersprechenden Daten der einzelnen Briefe
in Einklang zu bringen. Das ist entweder möglich durch Um-
stellung einzelner und Einordnung nach den Daten oder durch
Umänderung der Daten, soweit das nicht mit der Erzählung in
Widerspruch kommt Fragen wir zunächst, wie diese offenbaren
Irrtümer in das Buch hineinkommen konnten, und fassen wir die
möglichen Fälle einzeln ins Auge.
Der Irrtum liegt entweder beim Dichter selbst oder beim
Schreiber oder die Ueberlieferung ist mangelhaft. Er kann beab-
sichtigt oder unbeabsichtigt sein. Die Möglichkeit, die Schuld auf
Ueberlieferung oder den Schreiber zu schieben, kann folgende
Fälle ergeben:
1. Es können einzelne Partieen schlecht und undeutlich ge-
schrieben gewesen sein, spätere Abschreiber haben das Richtige
nicht herausgefunden und Konjekturen gemacht
2. Einzelne Teile sind durcheinander geraten, derart, dafs das
Werk zuerst in einzelnen Heften abgefafst, dann zusammengeschrieben
wurde und dabei Teile an falsche Stellen gekommen sind. Dabei
ist zu beachten, dafs der (erste) Schreiber vielleicht manches falsch
gestellt hat und dann durch Verweisungszeichen in der Handschrift
anders ordnen wollte.
3. Die Briefe sind später in den Text eingefügt in Lücken,
die zu diesem Zweck freigelassen waren, und dabei an falsche
Stellen gekommen.
4. Der Schreiber hat absichtlich Fälschungen vorgenommen.
Eine andere Möglichkeit wäre, dem Dichter die Schuld zuzu-
schieben. Hier kann dann nachlässige Verwechslimg beim Ein-
tragen der Briefe oder absichtlich falsche Angabe der Daten an-
genommen werden.
Bei vorliegendem Werke kann aber von schlechter Ueber-
lieferung nicht gesprochen werden; denn es liegt in drei sehr gut
erhaltenen, schön und sorgfaltig geschriebenen Handschriften vor,
die aus des Dichters Zeit herrühren, vielleicht vom Dichter selbst
durchgesehen wurden. Bei Hs. B kann man das wohl sicher an-
nehmen, da diese ein Prachtband ist, der zum Geschenk für den
Herzog von Berry bestimmt war. Ja, Tarbé nimmt an, dafs diese
des Dichters eigene Handschrift zeige, da die Briefe von einer
andern Hand in den Text eingetragen sind. Auch die andern
Handschriften sind sorgfaltig ausgeführt, von Verweisungszeichen
ist nichts zu sehen. Es könnten die Briefe nur an falsche Stellen
eingetragen sein. Bei den ersten sechs ist das auch der Fall.
Nach F. Paris* Ansicht sind sie von Machauts Sekretär falsch ge-
stellt (Pr. IX). Die von ihm angenommene Reihenfolge dürfte die
richtige sein. Die übrigen Briefe hat er in der vorgeñindenen
ÜEBER GUILT. AUME DE MACHAÜTS VOIR DIT. 1 85
Reihenfolge gelassen. Es handelte sich hier also nur um Briefe
ohne Daten. Betreifs der Briefe mit zum Teil kaum annehmbaren
Daten geht seine Ansicht nun dahin, dafs Machaut die Angaben
absiditlich falsch gemacht habe, damit die Nachforschung über das
geschilderte Verhältnis erschwert werde, und zwar habe er das auf
Wunsch seiner Freundin gethan. Es wäre das ja eine ganz an-
nehmbare Erklärung, wenn man sähe, dafs der Dichter mit seinen
Aenderungen wirklich etwas erreicht habe. Doch ist dies durchaus
nicht ersichtlich. Und wenn diese Annahme auch bei den Daten
zuträfe, so doch nicht bei den Zeitangaben im Text Man mufs
natürlich nicht den heutigen Standpunkt dabei einnehmen, dafs wir
überhaupt von der Sache nichts wissen, sondern Rücksicht darauf
nehmen, dafs die Veröffentlichung des Werkes natürlich zu vielen
Fragen und Nachforschungen seitens der Zeitgenossen über die
Natur des Liebesverhältnisses und die Hauptpersonen Anlafs gab.
Indes würde auch hier eine Aenderung der Daten zu nichts führen,
da sie für diejenigen, welche die Beziehungen beider kannten —
und das sind nach des Dichters Angaben nicht wenige — überflüssig
sind und keine Geheimnisse verraten, den andern aber, die die in
Frage kommende Dame nicht kennen, durch die richtigen Daten
allein kaum ein Mittel gegeben ist, sie ausfindig zu machen. Zu-
dem würden für diesen Zweck die Aenderungen wohl in solcher
Weise vorgenommen sein, dafs man nicht sofort das Widersprechende
bemerkt, nicht sofort die Absicht zu täuschen erkennt, sondern in
einer Art, die den Schein des Wahren hätte und die Nachforschungen
auf falsche Spuren leitete.
Nehmen wir den andern Fall an, Eintragung an falschen Stellen,
so ergiebt sich Folgendes. Eine Umstellung der Briefe in der von
den Daten geforderten Reihenfolge ist unmöglich , da dadurch oifen-
b>are Widersprüche neu hineinkämen. Der Text der Erzählung, wie
er vorliegt, leidet keine Aenderungen. Solche wären aber unbe-
dingt nötig, wollte man die Briefe in andrer Weise ordnen. In
^tracht kämen hier Br. 32, 34, 35, 36. Br. 32 trägt das Datum
des 5. Mai und steht zwischen September und Oktober, er müfste
dann nach 4 1 kommen. Br. 34 und 35 müfsten umgestellt werden.
Die übrigen (42 — 46) zu ändern, geht auch nicht, da sie offenbar
aus verschiedenen Jahren sind.
Wir können also in dieser Weise keine Umstellungen vor-
nehmen, sondern müssen prüfen, ob die Reihenfolge dem Sinne
nach die richtige ist, und wenn, wie dann die hieraus sich als
falsch erweisenden Daten am wahrscheinlichsten abzuändern sind.
Wir müssen also die Reihenfolge nach dem Sinne, im Zusammen-
bang mit der Handlung und in Vergleichiing mit den andern
Briefen feststellen und etwa hieraus sich nötig machende Um-
stellungen vornehmen. Können wir dadurch ein klares Bild des
Geschichtsganges gewinnen, so ist eine Abänderung der Daten
vorzunehmen. Die Erklärung der falschen Zahlen steht allerdings
dann noch dahin. Gelingt es aber nicht, die Zeitangaben nach
1 86 6. HANF,
richtiger Textstellung in Einklang zu bringen, so ist auch eine
Aenderung der Daten zwecklos.
Für diese Untersuchung kommen nicht in Betracht die Briefe
I — 26, da sie keine Daten haben. Ihre Stellung giebt auch, was
den Inhalt anbetrifft, zu keinem Bedenken Anlafs, nachdem i — 6
richtig gestellt sind. Von Wichtigkeit sind höchstens 19 — 26; die
andern sind vor Machauts Rückreise nach Reims geschrieben. Wir
haben also zu untersuchen, ob die Briefe immer im Zusammen-
hang stehen, d. h. wodurch der folgende jedesmal mit dem vor-
hergehenden verbunden ist und worauf er Bezug nimmt Man
muís also den Faden finden, der den einen Brief immer mit dem
andern verknüpft. Geht der Zusammenhang verloren, so ist unter
Umständen eine Umstellung vorzunehmen, wo nicht, so ist die
Umstellung ausgeschlossen. Ich gebe hier stets eine Hauptstelle,
die gerade fur den Ort des betreffenden Briefes wichtig ist.
Brief 19 nimmt Bezug auf Machauts Abreise (das Wunder der
Göttin). 20 desgleichen. 2 1 Schilderung der Heimreise des Dich-
ters, Zusammentreffen mit Esperance. 22 Freude über seine glück-
liche Heimkehr, der lA¡y (¡''Esperance gefällt der Dame sehr.
23 ist ohne Bezug auf 22, in Form eines Klagelieds. 24 be-
zieht sich aber darauf.
In 25 entschuldigt sich M.^ betreffs 23, es thut ihm leid, dafs
sie dadurch, wie in 24 steht, gekränkt ist Mitteilung, dafs ver-
schiedene Herren von ihrem Briefwechsel wissen.
In 26 freut sich die D. über das Bekanntwerden ihrer Liebe;
sie bedauert, dafs sie das Verhältnis nicht eher angeknüpft hat
Von jetzt an wird auf Bitten M.s immer das Datum hinzu-
gefügt, da sonst die Briefe schwer zu ordnen seien. Br. 27 nimmt
Bezug auf die Stelle in 26, dafs sie ihre Liebe nicht früher be-
gonnen haben. M. bittet die D., mit ihrer Schwester nach Reims
zu kommen. Geschrieben 8. August.
28. Die D. bittet M., um Mitte August an einen bestimmten
Ort zu kommen. In 27 ist gesagt, M. wache die Nächte bei seiner
Arbeit; sie sagt nun, sie thue das auch in Gedanken an ihn.
Geschr. Sonntag vor Mitte August Er soll nicht eher schreiben
als bis sie ihm wieder Nachricht giebt
29. Sie hat lange nicht geschrieben. Seit 20. August ist sie
an dem bekannten Orte. Gegen den 7. September hat sie einen
Traum gehabt, den sie erzählt. Geschr. 1 7. Sept.
30 und 31 gehören zusammen, 30 ist nicht selbständig. In
31 wird der Traum erwähnt Frage, warum sie solange nicht ge-
schrieben hat Laieite erwähnt Ohne Datum.
32. Erwähnung der laiette, Frage von 31 beantwortet Com"
plainte wegen des Inhalts vom 30. Sie wünscht das Gedicht Dueil
qui est le droit archier bald zu haben. Geschr. 5. Mai.
^ Ich nehme der Kürze halber wieder für den Dichter die Bezddmang
M., für die Dame D.
UEBBR GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. I 87
33. Er will ütuil qui est mît Noten senden, entschuldigt sich
wegen Br. 30. Er sagt, er sei nicht würdig, sie zu lieben.
34. Die D. nimmt seine Entschuldigung an. Darin dafs er
glaube, ihrer nicht würdig zu sein, habe er ganz Unrecht Bittet um
Zusendung des Buches durch denselben Boten. Geschr. 28. Okt.
35. M. schickt das gewünschte Buch. Hier und in 33 wird
die Anwesenheit des Herzogs von Bar in M.s Hause erwähnt
M. will am I. Nov. nach St Quentin reisen, Geschr. 17. Okt
36. Sie hat das Buch erhalten. Wenn er nach St. Quentin
gehe, solle er ihrem Bruder Nachrichten für sie geben. Geschr.
28. Okt
37. Er ist nicht nach St Quentin gegangen. Geschr. 3. Nov.
38. Sie freut sich, dafs er nicht nach St Quentin gegangen
ist In acht Tagen will sie an einem Ort sein, wo sie sich treffen
wollen. Geschr. 5. Nov.
39. Sie ist an den betreffenden Ort gekommen. Er soll dahin
reisen. Sie giebt Weisungen, wie er sich verhalten soll. Geschr.
13. Nov.
Hierauf wird der Bruch M.s mit der Dame infolge der Er-
zählung des vornehmen Freundes mitgeteilt Es tritt eine grofse
Pause ein in dem brieflichen Verkehr.
Es folgt Brief 40, das Datum ist wie in 39, der 13. Nov. Dem
Inhalt nach ist dieser Brief nach dem Bruch anzusetzen, da die
Dame hierin wieder anzuknüpfen sucht Dafs der 13. Nov. falsch
ist, ergiebt der Brief selbst, worin sie sagt, sie habe seil Februar
keine Nachricht von ihm. Nach der Darstellung des Gedichts fühlt
sich M. veranlafst, an das Fräulein zu schreiben, aber nichts von
dem Verdacht mitzuteilen. Br. 41 enthält davon allerdings auch
nichts. Er bezieht sich unmittelbar auf 39, doch so, dafs wir trotz
des Dichters Angabe ihn auf keinen Fall hinter 40 lassen können.
Denn der Inhalt und ganze Sinn des Br. 41 geht unmittelbar auf
39 und läfst erkennen, dafs er wohl gleich dem Ueberbringer von
39 mitgegeben wurde, noch ehe M. etwas von dem Gerede erfahren
hatte. Es wäre doch sinnlos, in der Weise, wie es hier nach der
jetzigen Stellung geschieht, 40 zu ignorieren und 39 zu beantworten.
Er sagt: fai mandé mon secretaire. Ich verstehe das so, dafs er
diesen, der drei Tagereisen entfernt war, zu sich entboten hat, dafs
dieser aber noch nicht da war. Von einer gedrückten Gemüts-
stimmung ist auch gar nichts zu merken. Vom psychologischen
Standpunkte aus ist die Stellung und Absendung von 41 unmittel-
bar nach 39 die einzig gerechtfertigte, obwohl an den Handschriften
äufserlich nicht zu bemerken ist, dafs etwas falsch stünde. Es fragt
sich dann aber, wie der Text dazu pafst. Nach diesem müfste für
41 freilich ein anderer Brief eingesetzt werden. Ueberhaupt sind,
wie oben gezeigt, die Zeitangaben hier ganz in Widerspruch. Der
Zeit nach müfsten die hier geschilderten Vorgänge, um auch nur
einigermafsen Ordnung zu schaffen, sich folgendermafsen abspielen.
1 88 G. HANF,
Nach V. 7569 wäre anzuschliefsen V. 7616 — 7664, dann käme
7570 — 7615, dann 7665 und Brief 40. Man könnte sich das so
denken, dafs der Dichter infolge der Erzählung des Freundes den
Winter über zu Hause bleibt und ihr Bild einschliefst. Später hört
er hier, nach sieben Wochen, dafs sie einen andern Liebhaber hat
Frühzeitig noch im Frühling reitet er zu seinem Herrn. Mit trau-
rigem Gemüt reitet er heim, so dafs er die ganze Woche nicht
schlafen kann. Dann kommt der Bote von der Dame mit Brief 40.
Doch können wir diese Aenderungen, welche den Text in Bezug
auf die Zeitbestimmungen in Einklang bringen würden, nicht vor-
nehmen, ohne die verbindenden Verse vor Brief 41 zu streichen,
und diesen Gewaltstreich darf man sich doch wohl nicht gestatten.
Denn nach 39 kann man diese Verse auch nicht setzen. Die
Widersprüche lassen sich hier auch durch Umstellung nicht völlig
beseitigen. Die Dame hat in Br. 40 so grofse Sehnsucht nach M.
gezeigt, dafs es auffallen müfste, wenn sie auf Brief 41, sei es wie
er hier steht, oder auf einen neu eingefügten, nicht geantwortet
hätte. Zwischen Brief 40 und 42 liegt ein langer Zwischenraum.
M. will zuerst gar nicht antworten, bis er es nicht länger ertragen
kann (S. 341) und an sie schreibt, was ihm erzählt worden ist,
Brief 42. Dafs sie lange keine Nachricht von ihm bekommen hat,
sagt sie selbst in Brief 43. In 42 ist entgegen der sonstigen Ge-
wohnheit nichts von Beantwortung eines früheren. Dank für den-
selben u. s. w., gesagt Er steht also allein. Seine Stellung ist der
Erzählung entsprechend. Brief 43 der Dame schliefst daran an: er
soll dem Gerede nicht glauben. Dieser Brief ist sicher nach 40
geschrieben, da darauf Bezug genommen wird auf S. 345, Z. 2 — 7
und II — 12 von unten. In 43 wird das Gedicht En lieu de bim
dame vous vesíez vert erwähnt, das er in seinem Schmerz gedichtet
hat. Dieses Gedicht giebt Veranlassung, den Priester an M. zu
senden, der ihm ihre Beichte mitteilen soll. Brief 44 ist der Be-
glaubigungsbrief, steht richtig. 45 bezieht sich auf die vernommene
Beichte, der livre du Voir Dil ist ziemlich beendet. Es wird von
joiaus gesprochen, deren Sendung M. entschieden mifsbilligt. M.
versichert, dafs Frieden imd Freundschaft fortan zwischen ihnen
herrschen sollen. In Brief 46 werden die joiaus wieder erwähnt;
dieser Brief bildet den Abschlufs, die Dame giebt ihm ebenfalls
die Versicherung dauernder Freundschaft
Die Untersuchung hat uns gezeigt, dafs an der Reihenfolge
der Briefe nichts zu ändern ist, aufser dafs 40 und 41 umzustellen
wären. Ihr innerer Zusammenhang dürfte so ziemlich erwiesen sein.
Es handelt sich also zunächst weiter darum, nachdem die Reihen-
folge dem Sinn entsprechend festgestellt ist, die richtigen Daten
zu finden, bezw. die vorhandenen zu verändern. Ob dann ein
klares Bild gewonnen wird, mufs sich hieraus ergeben. Zu be-
handeln sind insbesondere noch die verschiedenen dunklen An-
gaben der letzten Briefe, zugleich auch die Frage, ob wir an-
U£B£R GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 89
nehmen müssen, dais einige Briefe mit oder ohne Absicht des
Dichters nicht mitgeteilt sind.
Wir haben nun nochmals also die Briefe von 27 an in Bezug
auf die Daten zu betrachten. Vergi, dabei die Bemerkungen über
die Zeitangaben im allgemeinen.
Brief 27, der erste mit Datum, ist vom 8. August. Das kann
richtig sein. Ebenso ist Br. 28, Sonntag vor Mitte August, richtig.
Br. 29 ist datiert vom 17. Sept., nach Hs. C vom 27. Sept.
Dieses Datum wie die von 30 — ^^ stimmen mit den Textangaben
nicht überein. Denn zweimal ist ausdrücklich erwähnt, dafs M.
über zwei Monate keine Nachricht von der Dame erhielt.
S. 2 1 2 £t ce fu deux mois tous entiers
Et aveuc ce f entrai en tiers.
Eine Aenderung ist hier nicht möglich, etwa aus der JL der Hand-
schrift eine J, zu machen, da das tiers durch den Reim belegt ist.
Aufserdem steht auch S. 221 il ?ia près de neuf semaines. Das
Datum des Briefes aber so zu bestimmen, dafs B. 29 erst nach
Mitte Oktober, was hiemach das Richtige sein würde, zu datieren
wäre, ist wegen sämtlicher späteren Angaben unmöglich. Es bleibt
hier ein Widerspruch, der sich nicht beseitigen läfst. Abgesehen
von der historischen Echtheit, könnte S. 2 1 2 als unbewufste Erinne-
rung an S. 24 vom Dichter geschrieben sein:
212 (a) Et ce fu deux mois tous entiers,
24 (b) Car ja fu deux mois tous entiers.
Weiter a ains ala en autre contrée
Et au lieu je ne cognoissoie creature,
b pour ce qtielle estoit alee demourer en autre contrée, — Car
personne ne cognoissoie en lieu.
Auch sonst haben beide Stellen in der Anlage grofse Aehnlickeit.
Man ist versucht, an eine Einwirkung von S. 24 auf die Kom-
position von 212 zu glauben. Eine Aenderung mit Brief 27 und 28
vorzunehmen ist nicht angängig, wir kämen mit diesen Briefen sonst
in die erste Julihälfte, was wegen Br. 20 — 26 unbedingt falsch ist.
In Brief 29 liegen also zwei verschiedene Daten vor, der 17.
und 27. P. Paris hat sich für das erstere entschieden. Hierbei
müssen wir die Angaben in dem Brief selbst verwenden. Die Dame
schreibt, seit 20. Aug. (A und B) sei sie in X. Nach 17 Tagen
(Hs. B hat ,16 Tage*) reist sie mit ihrer Schwester zum Bruder in
der Brie. Da ist sie 15 Tage, bis sie an den Ort reist, von wo
sie schreibt 20. Aug. + 17 + 15 ergiebt den 21. September. Das
würde schon über das Datum des 17. hinausgehen. Hs. C hat
aber statt 20. August den 10. Dann kommen wir zum 11. Sept.-|-
Reise. Danach könnte 17. richtig sein. Doch möchte ich den 10.
als nicht richtig annehmen in Ansehimg von Brief 2^, Dieser ist,
wie erwähnt, am Sonntag vor Mitte August geschrieben. Das wäre
I go G. HANF,
frühestens der 9. (wenn erst am darauffolgenden Sonnabend der
15. wäre). Die Dame schreibt, sie würden ce lundi prochain venant
abreisen. Ich glaube, dafs damit eher der 18. als der 10. gemeint
ist, da sie auch in den Oktaven von mi-aoust dort sein wollen.
Wenn sie am 10. abreisen, so würde bei der Rechnung für die
Reise dann keine Zeit bleiben; denn sie sind anscheinend noch
in Paris, so dafs sie nicht am selbigen Tage nach X. kommen
können. Ich möchte also als Datum von Brief 29 den 27. Sept
setzen, ebenso aber den 20. August beibehalten gegenüber dem 10.
Der 27. pafst auch zu der Angabe Je délivrai son messagier ¡e iende^
main und zu der, dafs M. den Brief an der vigile Si, Michiel, dem
28. Sept., erhalten hat.
Brief 30 ist nicht abgesandt worden, er war in der Zwischen-
zeit vor 29 geschrieben und 31 beigelegt In 31 ist kein Datmn
angegeben. Doch wird er bald geschrieben sein, S. 240: Vostre
fr er e vint a moy le jour SL Michiel au matin. Danach ist er am
29. September wohl nicht geschrieben, der Ausdrucksweise halber,
doch bald darauf. Merkwürdig ist, dafs das Datum fehlt, nachdem
M. selbst kurz vorher die jedesmalige Hinzufügung gewünscht hat
Brief 32 ist datiert vom 5. Mai. Dafs der Monatsname falsch
ist, sieht man sofort; die Stellung des Briefes ist aber richtig. Wir
müssen uns fragen, wie dieser ganz unpassende Monatsname hier-
herkommt. Mit Absicht ist das jedenfalls nicht geschehen. Idi
glaube, der Sekretär oder der betreffende, der die Briefe mechanisch,
ohne zu denken, abschrieb, konnte den Monatsnamen nicht lesen.
Warum er nun gerade may setzt, ist nicht klar. Oktober war viel-
leicht abgekürzt und dazu undeutlich, so entsprach vielleicht die
Länge des mit Ziffern VIII^ geschriebenen Monatsnamens den Buch-
staben may, Uebrigens sind in den Handschriften die Monats-
namen stets ganz ausgeschrieben.
Dafs das Datum von 33, der 9. Oktober, richtig ist, könnte
man aus folgender Erwägung schliefsen, vorausgesetzt allerdings,
dafs das Datum von 43 richtig ist In diesem Briefe, datiert vom
IG. Oktober 1364, steht nämlich: Einsi me promistes vous, il a un
an tout droit en ce mois^ quant festoie au Biau chastely que jamais ne
nCescririez que je ne fusse vostre bonne et leal amie, ne diriez chose
dont je me deusse courrecier.
In Brief 33 sind die betreffenden Stellen: ne vueilliez penser
nullement que je vous tiengne pour bonne et pour leal. Et je vous
promet et jur loyaument que se jamais vous ne m^escrisiez ne rCenooiez
vers moy i ne se jamais je ne vous veoie^ jamais je ne vous escriray^
diray ne commanderay chose dont vous dotez courrecier a mon povoir.
Indessen ist das nur eine relative Bestimmung. Hs. A zeigt
,ix, décembre; das ist natürlich falsch, denn auch hier sind dann
die Oktoberdaten vorhanden. P. Paris glaubt, für 9. Okt den 19.
setzen zu sollen, da der im Briefe erwähnte duc de Bar, wie M.
schreibt, qui a geu en ma maison, mit dem Könige noch am 18. in
Reims ist Nach der Angabe a geu wäre er abgereist Wie er
UEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. IQ I
aber damit die Daten der nächsten Briefe in Einklang bringt, sagt
er nicht £r muíste doch dann auch das Datum von 35 ändern.
Aus dem von P. Paris angeführten Grunde aliein zu ändern, scheint
mir deshalb nicht ratsam. Der Herzog könnte ebenso gut vor
dem 9. abgereist und dann zurückgekehrt sein. Bei den beiden
nächsten Daten möchte ich aber eine Aenderung vornehmen. Dafs
das von 34 falsch ist, liegt auf der Hand. Dafür ist zu setzen der
18. Oktober, in 35 der 27. Dafs zwischen 34 und 35 einige Zeit
liegt, zeigt S. 261: St me tins assez longuement. Beide sind aber
sicher vor dem 28. Oktober geschrieben, sie liegen, wie oben ge-
zeigt, vor Brief 36. Denn hier ist das Datum so ausdrücklich ge-
nannt, dafs man da kein Versehen oder falsche Schreibung an-
nehmen kann: Escrtpt le jour Saint Symon et Saint Jude, vingts
huitiestne jour (Poctembre, Dafs die Briefe schnell nach einander
geschrieben sind, ist möglich, da die Dame auch in der Champagne
sich aufhält, also nicht weit von Reims. Vor dem i. November
müssen diese Briefe sicher liegen, wegen der erwähnten Reise nach
St Quentin, ebenso wie 37 nach dem i. November. Da er datiert
ist vom 3. November, kann man das Datum wohl als richtig an-
nehmen. Brief 38 ist sofort wieder geschrieben, wie ausdrücklich
bemerkt wird, am 5. November. Auch gegen das Datum von 39,
den 13. November, ist nichts einzuwenden.
Durch diese Aenderungen ist die Reihenfolge der Briefe wenig-
stens haltbar. Ungelöst bleibt immerhin die Frage betreffs der neun
Wochen vor Brief 29.
Für die sechs letzten Briefe lassen sich jedoch wirklich an-
nehmbare Vermutungen kaum aufstellen. Zum Teil lassen sich die
Widersprüche gar nicht beseitigen, bei den andern können wir mit
Bestimmtheit über die Richtigkeit der Daten überhaupt nichts aus-
sagen. Brief 41 haben wir oben vor 40 gesetzt. Im November 1363
müfste er seinem ganzen Inhalte nach geschrieben sein ; St. Andreas,
der 30. Nov., liegt später. Wollte man das Datum, den 13. Nov.,
beibehalten, so müfste M. am selben Tage, wo er 39 erhalten,
wieder geschrieben und dem Boten die Antwort gleich mitgegeben
haben. Doch möchte man einen spätem Tag annehmen, da er
in dem Briefe schreibt, er habe schon seinen Sekretär zu sich ent-
boten; dieser kommt in gröfster Eile, am 28. November. Der Weg
beträgt drei Tagereisen. So könnte man als wahrscheinliches Datum
vielleicht den 23. November ansetzen.
Nach des Dichters Angabe ist der Briefwechsel den ganzen
Winter unterbrochen. Es würde demnächst Brief 40 kommen, der
zum dritten Male das Datum des 13. Novembers trägt Wie das
dahin gekommen, ob durch Verwechslung des betreffenden, der
die Briefe eintrug und vielleicht 39 mit vorliegen hatte, oder auf
welche andere Weise, darüber läfst sich nichts feststellen. Auf-
fallend ist es sehr, dafs drei Briefe dasselbe Datum haben. Dem
Inhalte nach mufs dieser Brief ins Frühjahr 1364 gesetzt werden
and nach dem 2. Februar geschrieben sein. Darauf habe ich noch
192 G. HANF,
zurückzukommen. Brief 42, von M. abgesandt, nachdem er diesen
Zustand nicht länger ertragen kann, trägt den Vermerk: Escript U
seizième jour de juing. Nach Ostern, das am 24. März 1364 ist,
ist er geschrieben, vergi. S. 342 Je ne fis riens en vostre livre puis
Pasques. Betreffs 43 kann man keine bestimmten Vermutungen auf-
stellen; dem gegenüber stimmt das Datum von 44 aber nicht;
ebenso wenig pafst das von 45 zu 43. Bei diesen letzten Briefen
läfst sich eine bestimmte Zahl nicht feststellen. Brief 44 ist vielleicht
an sich richtig, im Verhältnis zu 43 ist es das Datum aber nicht
Der ganze Zeitraum ist auch äufserst ausgedehnt, über anderthalb
Jahre vergehen zwischen Brief 40 — 46 ; die definitive Einigung und
der Abschlufs des Zwistes gehen sehr langsam vor sich nach den
Zeitangaben, ganz entgegen den Schilderungen über die Gemüts-
und Seelenzustände der beteiligten Personen. Man vergleiche hier-
über die Bemerkungen am Schlufs des Kapitels „Zeitangaben im
allgemeinen".
Wir haben so gesehen, dafs wir auch durch Aenderung von
Daten nichts erreichen, dafs es oft unmöglich ist, solche vorzu-
nehmen.
Sind etwa Briefe verloren gegangen?
Wir haben nun noch zu untersuchen, ob etwa ganze Briefe
verloren gegangen oder absichtlich nicht eingetragen sind. Viel-
leicht wären gerade diese wesentlich für das Verständnis und gäben
uns über manches Unklare Aufschlufs. Fassen wir daher die Stellen
ins Auge, welche auf Briefe Bezug haben , die nicht in dem Buche
stehen.
1. In Brief 7, S. 57 lautet der Anfang: J*ai receues vos lettres.
Depuis que je eus ycelles receues, le quatrième jour ensieuant, je receues
ycelles de quoy vous m^avez escript^ et aussi les chansons.
Die Dame hat also Brief 6 erhalten, nachher den früher ab-
gesandten. Das wäre Brief 4 ; dieser ist aber schon in 5 beant-
wortet. £s muíste also hier auf einen Brief Bezug genommen sein,
der nicht überliefert ist Er hat aber von einem nicht beantworteten
Briefe nichts geschrieben, wie zu schliefsen wäre aus der Stelle:
de quoy vous nCavez escript. Demnach müfsten dieser Angabe nach
gleich zwei Briefe fehlen, die man aber gar nicht vermissen würde,
wäre nicht die Bemerkung in Brief 7. Nimmt man aber an, es ist
das eine vom Dichter selbst geschriebene Bemerkung, auf die er
kein Gewicht gelegt hat, so konmit man über diese Schwierig-
keit hinweg.
2. S. 59 spricht M. von dem Bilde qt^en sa lettre me promettait.
Er schildert den Eindruck, den Brief 7 und die Nachricht, dafs er
ihr Bild erhalten solle, auf ihn gemacht hat Aber in dem vorher-
gehenden Briefe steht davon gar nichts, auch in Brief 5 ist das
Versprechen nicht gemacht. Eine Umstellung wegen dieser einen
Bemerkung würde uns wieder in andere Widersprüche bringen, so
ÜEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 93
dais man obige Angabe entweder auf das Fehlen eines Briefes,
worin das gestanden hätte, oder wieder auf eine Unachtsamkeit
des Dichters schieben mufs.
3. In Brief 40 schreibt die Dame : je rCot novelles de vous depuis
la Chandeleur. Ei st\ vous ay depuis escript ei daireinnemeni par vosire
secretaire; et si H dis pluseurs choses de bouche lesquelles il vous ¿¿?-
voit dire.
Hierbei ist Verschiedenes auffällig. Das Verhältnis wird be-
kanntlich nach des Dichters Erzählung im November abgebrochen
und ganz ausdrücklich hervorgehoben, dafs kein Brief in der ganzen
Winterzeit jusqiia la nouvelle saison geschrieben ist. Hier behauptet
die Dame, am 2. Februar von ihm Nachrichten bekommen zu haben.
Sie hat seitdem geschrieben. Dieser ausdrücklich erwähnte Brief
ist nicht vorhanden. Der Sekretär mûfste ihn nicht abgeliefert haben.
£s wird ja auch nichts erwähnt, dafs er ihre Aufträge ausgerichtet
habe. Man mufs hierbei fragen, was der Sekretär bei der Dame
gewollt hat, und sich wundern, wenn er da nichts über seines
Herrn veränderte Gesinnung mitgeteilt hätte. In Brief 45 wird
allerdings erwähnt, dafs der Sekretär von der Dame Geschenke
und Aufträge übermittelt; das ist aber ein Jahr später, und die
Verhältnisse sind wieder andere geworden. Nach alledem erscheint
es mir höchst imwahrscheinlich, dafs diese Angabe in Brief 40 auf
Wahrheit beruhe.
4. In Brief 43 schreibt die Dame: vueilliez savoir que je n*ay
point veu le vallei que vous nCavez escript que vous nCenvoiastes en moi
de may ne n^en ay qy nulles nouvelles. Hier ist es ähnlich wie bei
Brief 7. Man findet in keinem Briefe M.s eine Erwähnung dieses
valet \ sonach wäre der betreffende Brief nicht vorhanden; aufser-
dem wäre auch der verloren gegangen, den er im Mai abgesandt
hätte. Was der valet aber im Mai mit einem Brief an die Dame
sollte, ist gar nicht einzusehen; denn M. schreibt doch erst im
Juni, nachdem er den bisherigen Zustand nicht mehr ertragen
konnte. Wir mûfsten denn annehmen, es sei das ein Antwortbrief
auf 40 in der Art, wie er im livre angiebt, dafs er nämlich noch
nichts von dem Gehörten mitteilt, sondern allgemeine Redensarten
macht Es scheint ja nach 40, nachdem wir 41 vor diesen gestellt
haben, allerdings ein Brief zu fehlen, der den Bemerkungen M.s
und dem verbindenden Text entspräche. Dieser Widerspruch wäre
ja dann beseitigt. Indes hat M. nach folgender Stelle, für die ich
eine andere Beziehung nicht finden kann, Brief 40 nicht beant-
wortet, sondern thut das erst mit 45 zusammen, nämlich S. 360:
Elle m^a, long temps 0, tramis
Une lettre si que j'ay mis
En ces presentes la response.
Dem Sinne nach kann 45 wohl auf 40 mit antworten. Ein Mangel
in der Komposition bleibt immer bestehen, da die Einordnung von
41 mit zugehörigem Text unterblieben ist Nehmen wir eine Fiktion
Zátachr. t rom. Phil. XXII. I2
194 G. HANF,
des Ganzen an, so ist auf die Angabe in 43 kein Gewicht zu
legen; nur damit das Interesse wachgehalten und Abwechslung ge-
schaffen wird, ist sie gemacht. M. schreibt nun, er wolle Brief 40
ignorieren, nimmt darum 39 wieder vor, als er 41 schreiben wfll,
und verfafst einen diesem entsprechenden Brief, der nachher frei-
lich mit dem Text nicht in Einklang steht.
5. In Brief 46 schreibt die D. von unes autres lettres doni je
ne fis onques response. Die betreffende Stelle, wo er sagt, sie schreibe
plus obscurément^ plus brief ment et de pieur lettre^ befindet sich aber
in Brief 45, den sie eben beantwortet. Weiter findet man keine
Erklärung für die Stelle : Ne je ri eus de vous nouvelles puisque je vous
escris par vostre vallet daireinnement. Das könnte höchstens auf 43
gehen. £s sind das aber nur Wendungen, die M beim Brief-
schreiben gerade in den Sinn kommen.
Wir sehen, dafs man aus diesen Stellen kaum auf das Vor-
handensein nicht eingetragener Briefe schliefsen kann, die die
Widersprüche beseitigten. Im Gegenteil werden wir gerade durch
diese Stellen mehr und mehr dazu gedrängt, eine freie Erfindung
des Dichters anzunehmen. £ine wirkliche Klarheit in das Ende
der Erzählung zu bringen erscheint nach dem Geäufserten unmög-
lich, da es sich nicht um falsche Schreibungen und äufsere Ver-
sehen handelt, sondern das Widersprechende in der ganzen innem
Anlage liegt. Der Versuch, durch Umstellung der Briefe oder
Aenderung der Daten die sämtlichen zeitlichen Widersprüche zu
beseitigen, ist demnach als gescheitert zu betrachten. Dafs der
Dichter mit Absicht so unklar geschrieben und die wirklichen That-
sachen auf ganz zwecklose Art so entstellt habe, ist meiner An-
sicht nach auch ausgeschlossen.
Es bleibt uns demnach die eine Erklärung, die Wahrheit der
ganzen Erzählung als einer Geschichte, die wirklich so, wie sie
vom Dichter geschildert ist, sich abgespielt hat, und die Echtheit
des ganzen brieflichen Verkehrs zu verneinen, worauf uns ja schon
sachliche Bedenken und Widersprüche und der Stil gefuhrt haben.
Dieses nun im Verein mit den unlösbaren Widersprüchen in den
Zeitangaben, wo man zum Teil klar erkennt, dafs ganz unbeab-
sichtigte Fehler vorliegen, zumal wenn man die wirklichen Oster-
daten zum Vergleich heranzieht, auf die der Dichter keine Rück-
sicht genonmien hat, das alles berechtigt zu der Annahme, dafs
wir es hier mit einem erfundenen, nicht historischen Stoff zu thun
haben, trotz der angeblichen Urkunden und Beweise von P. Paris.
Denn wie Suchier gezeigt hat, ist der Name der Perenne d' Armen-
tieres nicht aus dem Anagramm herauszulesen, und dann helfen
auch die Urkunden nichts. Vielleicht ist hier die geeignete Stelle,
um das letzte Beweismittel, das P. Paris anfuhrt, zu streifen, das
Gedicht von £. Deschamps. Dieser erwähnt allerdings den Namen
Peronne in Beziehung zu dem verstorbenen Machaut, vgl. Tarbé,
Œuvres inédites d'Eustache Deschamps, 1849, Bd. Ill, 26a Doch
UEBER GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT. 1 95
beweist das nichts für die Echtheit der Briefe. Deschamps könnte
diesen Namen gerade in Bezugnahme auf das Rondel im Livre du
Voir Dit, das den Namen Peronne zeigt, gebraucht und damit
Machauts dichterisches Ideal gemeint haben. Dafs ein solcher
Name genannt wird, ist noch kein Beweis für die Echtheit der
Briefe. Aufserdem scheint das Verhältnis, wie es am Schlufs des
Voir Dit geschildert wird, nicht mehr derartig zu sein, dafs nach
zwölf Jahren auf Grund dieses Deschamps zu den Versen ein Recht
gehabt hätte.
Infolge obiger Ausführungen bin ich geneigt. Le Livre du Voir
Dit for eine freie Erfindung des Dichters zu halten. Die Briefe
und die angeblich von der Dame verfafsten Gedichte sind von
Machaut selbst Dadurch wird nicht etwa der Wert der Dichtung
herabgesetzt; es macht diese eigenartige, reizende Komposition im
Gegenteil dem Dichter von Reims alle Ehre, wenn man den Plan
des Ganzen betrachtet und von einzelnen kleinen Mängeln der
Ausführung absieht. Man beachte auch, dafs man an den Ge-
dichten der Dame keine geringere Meisterschaft im Vergleich zu
denen Machauts entdecken kann. Ein Dichtertalent dieser Art
würde auch von Zeitgenossen sonst erwähnt sein und in eigenen
Werken fortleben, nicht nur in gelegentlich in ein anderes Buch
eingestreuten Blüten seine Spur hinterlassen. Betrachten wir dazu
den Stil und die Ausdrucksweise der Briefe, so findet man eine
überraschende Aehnlichkeit, fast völlige Gleichförmigkeit, nichts von
verschiedener Individualität, von einem Unterschied, der zeigte,
dafs die Haine der Briefe von einem gereiften Mann und grofsen
Dichter, die andere von einem jungen Mädchen geschrieben sei.
Dazu kommen noch die Unklarheiten in den Angaben über die
Komposition sowohl als betreffs anderer Dinge, die oft das Gefühl
hervorrufen, als habe dem Dichter etwas Reales nicht vorgeschwebt
und als seien deshalb die Ausdrucke so schattenhaft und unklar.
Das Werk besteht aus zwei ungleichwertigen Teilen. Der
Einschnitt ist nach des Dichters Rückkehr von Paris nach Reims
zu setzen, S. 163.
Der erste Teil ist von bedeutend höherem Werte als der
zweite, er zeigt viel gröfsere Gestaltungs- und Erfindungskraft als
dieser. Es ist das darauf zurückgeführt worden, dafs das Verhält-
nis an Wärme verloren habe, dafs die Dame ihre Gesinnung dem
alten Dichter gegenüber geändert habe und er nun nicht viel
Schönes mehr zu berichten wisse. Man kann es aber auch anders
erklären. In der ersten Hälfte nämlich war der Dichter von seinem
Stoff voll eingenonmien und führte ihn schaffensfreudig und in
lebendiger Darstellung zu einem Höhepunkt. Dann erlahmte das
Interesse, andere Arbeiten nahmen ihn vielleicht in Anspruch, er
suchte nun mit Gewalt einen Abschlufs herbeizuführen. Damit nun
die Erzählung nicht zu einem allzu plötzlichen Ende kam, auch
der zweite Teil an Umfang dem ersten entsprach, wurden die
vielen Erzählungen aus Ovid u. s. w. als Füllmaterial eingeschaltet.
13»
196 G. HANF, UEBBR GUILLAUME DE MACHAUTS VOIR DIT.
Sie lagen dem Dichter fertig vor und machten ihm wenig Mühe.
Vielleicht hat ihn auch die Phantasie hier verlassen; denn noch
eine Steigerung herbeizuführen oder in angemessener Weise die
Sache fortzusetzen, war schwer. Hieraus erklären sich auch die
vielen Widersprüche und Irrtümer, die im zweiten Teile im Ver-
hältnis zum ersten bedeutend äber\viegen. Der erste Teil ist sorg-
faltiger durchgearbeitet, Irrtümer sind nur bei genauer Untersuchung
zu finden. Hier hat ihm die Arbeit Vergnügen gemacht Nachher
hat er ohne genaue Prüfung, ob das Folgende im Einklang mit
dem Früheren steht, stückweise weiter gearbeitet und nur das Zu-
nächstliegende berücksichtigt. Er hat das Werk jedenfalls sehr
schnell zum Abschlufs gebracht und offenbar dann, froh damit zu
Ende zu sein, nicht nochmals durchgearbeitet
Georg hanf.
Nene Beiträge zur Kenntnis einiger romanischer Wörter
deutscher Herkann.
Fortsetzung (s. Ztschr. XXI, 213).
Roba it. asp., apg. rouba^ pr. rauba^ fr. robe Kleid*, Gerate,
Kriegsbeute, Raub führte man früher auf das mase. ahd. roub {roup
raup, vgl. sp. ropa, pg. roupa mit p) Beute, spolia, Raub zurück.
Aber schon Behaghel, Germ. XX, 2^^, und mit ¡hm Mackel legen
dem romanischen Worte ein durch dieses an die Hand gegebenes
fem. rouba zu Grunde. Diese femin. Bildung läfst sich nun, wie
ich glaube, im Ahd. sogar noch nachweisen, und zwar in dem in
der Lex Bajuv. 18, 3 erwähnten walu-raupa Beraubung der oder
Raub an den auf der Walstatt liegenden Gefallenen, gewaltsame
Beraubung bes. Erschlagener 2, welches man schon nach der Be-
deutung als Singular aufzufassen geneigt ist, obwohl es formell so-
wohl als st. Fem. als auch als Plur. von einem st. M. (s. bei Schade,
Altd. Wb.) angesehen werden kann. Dieselbe Auffassung ist auch
bei *do mahi du nu aodlthho — in sus heremo man — rauba btrahenen*
im Hildebrandsliede v. 53 sq. möglich, und Hahn, Ahd. Gramm.,
citiert auch wirklich auf Grund dieser Stelle ein st. Femin. rauba
Beute, erbeutetes Kleid in seinem angefügten Glossar, und ebenso
führt Schade darnach ein st. Fem. rauba (*oder rauba V\,\,raub') aller-
dings zweifelnd auf, wie er später unter ahd. roub^ mhd. roup st M.
ein st. Fem. rouba mit einem Fragezeichen versehen giebt. Wenn
nun aber das roman, roba ebenfalls gebieterisch ein femin. germ.
rauba [b aus bh) verlangt, so wird sich kaum dagegen etwas sagen
^ Hinsichtlich der Bed. * Kleid' sei darauf hingewiesen, dais sie schon
im as. gûrôbi Kleidung, Gewänder (= ahd. gi-roübi Beraubung, geraubte
Beute, vgl. serb. roh, alban. robi und ropi Gefangener, Sklave) und im ags.
redf Kleid, Bekleidung, Decke zu belegen ist. Vgl. Grimm, D.Wb. VIII, 211,
Kluge, Et. Wb. unter raub und ten Doornkaat Koolmann, Wb. d. Ostfries.
Spr. unter ròf, nach dem das Wort zuerst ein einem Tiere abgerissenes und
abgestreiftes Fell bezeichnet haben wird, wie ja ein Tierfell das erste und
ursprünglichste Kleid oder Gewand und die erste Decke aller rohen und un-
gebildeten Naturvölker war. Doch sielji^ auch Grimm, Wb. VIII, 211.
* Vgl. auch an. valrauf valrof st. N. Plünderung der Erschlagenen auf
dem Schlachtfelde, ags. välredf st. N. Schlachtbeute, mhd. waltroup (entstellt
aus walrup) st. M.
iqS th. braune,
lassen, wenn wir auch das rai^a des Hildebrandsliedes und das
walu-raupa der Lex Bajuv. als Singular und Femininum aufïassen.^
Für robe und rober findet sich auf französischem Gebiet im
Nordosten nicht selten reube und reuber, die nach Mackel S. 27
auf roba rpbon für älteres raubha raubhon zurückgehen mögen, ob-
wohl man reuve, reuver erwarten sollte. Es erscheint nicht mian-
gebracht, für die genannten Formen auf das as. rôbi in gi^röht und
as. rôbhon in bi-rôbhôn zu verweisen.
Zu den roman. Substantiven treten Verben, wie sp. robar^ pg.
roubar, pr. raubar, afr. rober sowie asp. robir und it rubare. Von
diesen gehen die ersteren augenscheinlich auf ahd. rauben rouBân
{raupen roupôn) rauben, plündern, got bt-raubôn CvXav zurück, das
asp. robir aber (vgl. auch wal. robi einen zum Gefangenen madien)
verlangt augenscheinlich wegen seiner Endung ein *raub(h)janf und
für dessen Existenz sprechen das an. reyfa {ey = Umlaut des au^
daneben rau/a aufbrechen, aufreifsen, öffnen, auch plündern) und
seh wed. rö/va rauben (neben roffa rauben, plündern), dän. rifve,
afries. râtfj'a (neben râîfa), mhd. reuben (s. Grimm, Wb.VIII, 2, 218,
= * rauben} eu = öu := Umlaut des au, neben rouben)^ ags. redfjan
(neben st ags. reófan = an. rjúfa zerreifsen, auseinander reifsen),
zu dem als Praetentum allerdings nur reáfode gilt, und engl, reaoe
in be-reave.
Auch das it. rubare (vgl. auch it ruba Raub neben roba Rock,
Kleid) will lautlich nicht zu rauben stimmen, welches wohl roban
ergeben hätte. Diez entschuldigt zwar das u dieser Bildung wie
in buttare^ tuffare^ arrufare und bugiare mit dem aus lat audire
entstandenen udire und meint, Tonlosigkeit habe die Kürzung ver-
anlafst Wenn aber, wie ich Ztschr. XIX, 352 nachzuweisen ver-
sucht habe, buttare auf ein altes *butt6n oder buttan (= ostfries.
butten) und nicht auf *bautan = an. bauta, ahd. bâzen zurückgeht,^
und wenn sich das it zuff^a zu zupfen (Diez ^412, Mackel 25), ruffa
zu rupfen (ib.), cuffia zu kupphja, stucco zu ahd. stucchi^ as. síukkt\
und sturione zu ahd. sturjo (Mackel 25) stellen, so erscheint die Er-
klärung eines it. u aus deutschem au auch in den übrigen oben
angeführten Wörtern zweifelhaft, und es wird verlohnen, genauer
nach ihrem Ursprung zu forschen.
Das got bi'raubân ist aufs nächste mit den stVb. ags. rtófan
(= germ. *riub?ian) brechen, zerreifsen, zerstören {bi^reöfan be-
rauben) und 2Ji, rjúfa zerreifsen, auseinanderreifsen, verwandt, welche
die Ablautreihe iu : au: u : u zeigen. Wie nun bi-raubân den Diph-
thong au des sg. Praet. des stVb. zeigt, so werden wir auch Bfl-
^ Für unsere Untersuchung ist es ganz gleichgültig, ob das ahd. mase
roub erst aus älterem fem. rauba (vgl. Behaghel, Germ. XX, 273 und Mackel
S. 120) entstanden ist oder nicht.
' Ich ergreife hier gern die#GeIegenhcit zu bemerken, dafs bereits
Schuchardt, was mir bei der Abfassung meines Artikels entgangen und erst
nachträglich zu meiner Kenntnis gekommen ist, in dieser Ztschr. XV, 97 — 104
ausführlicher über bottare und andre verwandte Bildungen gehandelt hat
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. IQQ
duDgen mit ursprünglichem u vermuten dürfen. Eine solche liegt
auch vor im an. ro/ st N. Rifs, Bruch, dem das bei Graff, Ahd.
Sprachschatz, erwähnte ahd. röo spolia lautlich genau entspricht
Und wie nun dem sbst. an. ro/ ein verb, ro/a aufbrechen, ' zerreifsen *
zur Seite steht, so scheint auch neben dem ahd. röb Raub ein Vb.
*rdbôn bestanden zu haben, dessen Spuren sich bei Dief. 453a
*predare rauben rohen* (vgl. ib. * predator rouber rober*) und 548 a
^spoliare rauben roben^ finden. Dieselbe Bildung scheint auch im
mnd. roven (sbst rover) und nd. roven (sbst rover rover, vgl. auch
ostfiries. rover neben rô/er rover) vorzuliegen.^ Wir werden somit
unbedenklich ein solches Verbum neben rauben ansetzen dürfen.
Auf ein ahd. *röban kann aber das it rubare nicht zurück-
gehen, obwohl seine Bedeutung dazu stimmen würde, es mufs von
einem entsprechenden got.-langob. *rub6n^^ welches wir auf Grund
des an. rofa und dt. rohen annehmen dürfen, stammen.
Auch das zweite von Diez angeführte Wort, das it tuffare
eintauchen, scheint sein u nicht aus german. au ou entwickelt zu
haben. Es will formell nicht zum ahd. toufan taufen, stimmen, zu-
mal dieses ursprünglich ^toufjan (= got. daupjan, as. dôpjan, mhd.
tôufen neben ioufen, vgl. Schade) gelautet zu haben scheint, wenn
auch das mhd. Wort ebenfalls in der sinnlichen Bedeutung 'unter-
tauchen' nachweisbar ist Es setzt vielmehr ein ahd. *tuphên voraus,
welches auf Grund des mnd. dupen^ in die Tiefe tauchen, aus-
üefen (neben dopen taufen = as. dôpjan) erschlossen werden darf,
und welches vielleicht auch im nhd. tupfen neben tupfen leicht und
leise berühren vorliegt, obwohl dieses mehr als spätere Ableitung
aus nhd. tupf Punkt erscheint^
1 Vgl. auch an. rofna zerbrechen, zerreifsen und rofi Brecher in eidh'
roß, sowie ags. ryft velum.
' Daneben bestehen Bildungen mit Doppelkonsonanz wie meng], robben,
engl, rob (neben be-reave = ags. redfjan) rauben, plündern, stehlen, berauben
(engl, robber Räuber, neben ags. redfere, engl, robbery Raub, Räuberei) und
ostfries. rubben reifsen, raufen, zerren, balgen, dann auch reiben, kratzen (mit
ostfries. nd. riiW^ri^' wie zerkratzt oder zerrissen, nid. mdartl. rö^^^"/!]^). Mit
dem letzteren ist verwandt mengl. rubben, engl, rub reiben, wischen, schaben,
abreiben, necken, plagen etc., an. isl. rubba manu tractare, fricare, loco movere
(vgl. isl. rjúfaz sich fortbewegen, aufbrechen), norw. rubba, schwed. rubba
verrücken, aus der Stelle oder Ordnung rücken oder ziehen etc.
' üeber das Verhältnis des ahd. 0 und got. u vgl. Streitberg, Urgerm.
Gramm. § 71.
* Vgl. auch mnd. dupe dupede, isl. dypt Tiefe, schwed. dop Taufe und
doppa tauchen, tunken (neben dopa taufen), dän. dop Stift (Gegenstand, mit
dem man eintunkt, eindrückt?), engl, dopper Wiedertäufer, engl, dopp Ver-
beugung, ags. doppetan mersarc, ahd, topho punctum, nota, getopfòt mit
Punkten versehen, die mit ahd. tiof, as. diop, an. diupr tief und got. ga^
diupjan verwandt sind.
* Die Grundbedeutung der Wz. dup und der Schwesterwz. dub scheint
'mit 5>chall stofsen, drücken und schlagen' zu sein und das Geräusch zu
malen, wie es z.B. beim Eintauchen und Niederdrücken eines Gegenstandes
im Wasser oder beim Schlagen selbst laut wird. Vgl. vom Stamm dub ags.
dyfan, isL dyfa tauchen, ostfries. dufen duven stofsen, drücken, indufen ein-
st ofsen, eindrücken, ags. du/an mergcre, deófan mergi, dän. duve hin und her-
2CX> TH. BRAUNE,
Was it. arrufare das Haar verwirren, zausen, anbelangt, so
will es ebenfalls nicht zum ahd. rouf an (= *roufjan^ got raupjatiy
mhd. in der Form rotfen reufen) stimmen, und es würde eher aus
dem schon von Diez zur Wahl gestellten (vgl. auch Körting Wb.
No. 7035) rupfen ausreifsen, zupfen, veliere, ahd. * rupfen herzuleiten
sein, welches im Mhd. rupfen (= *rupfên^ daneben ropftn) nach-
weislich ähnlich dem it. Worte die Bed. * Haare u. dgl. ausreifsen,
zausen S carpere' (vgl. auch Grimm VIII, 1530 unter rupfen la. 3
und ib. 1532 rupfhauhe das Haarraufen) zeigt, und ebenso würde
sich das sbst. it. ruffa Gedränge von Personen, um etwas aufzuraffen
(Gezause um etwas), wie schon Diez ^ S. 4 1 2 unter zuffa andeutet,
zu der deutschen Bildung rupfe (Grimm, D.Wb.VIII, 1529) stellen,
die in der allgemeinen Bed. 'Handlung des Rupfens' und in der
spezielleren 'Schicht Flachs^, die auf einmal um den Rocken ge-
wickelt wird' ('das, was auf einmal ausgerupft ist' oder 'das, an
dem man rupft') nachweisbar ist und jedenfalls aus alter Zeit^
stammt. Stark in Mitbewerb mit rupfen tritt aber eine zu einem
mit f auslautenden Stanmi gehörige Bildung , wie das schon Diez
andeutet, wenn er arrufare mit dem comask. rufàsu das Gesicht
zusammenziehen (kraus machen), cat. arrufar kräuseln, zusammen-
ziehen, rauh machen, und mit sp. rufo kraushaarig und pr. ruf
rauh etc. zusammenstellt und dazu engl, ruff Krause, Falte (auch
Unordnung, rauhe Beschaffenheit) und ruffle Krause, Unruhe, Auf-
regung, nid. ruyffel bei Kilian, an. rûfinn struppig und aengl. engl.
ruff rauh anführt. Zu den roman. Verben wäre dann speziell noch
zu vergleichen engl, ruff falten, in Falten ziehen, Gefieder auf-
sträuben, verwirren, Flachs durch die Grobhechel ziehen, rauh
schleifen, nd. ruffen plötzlich stark ziehen, reifsen, zerren,
ostfries. ruffen^ reifsen, raffen*, rauben, raufen, zausen, rupfen,
die auf ein altes * ruffen oder auch *hruffên schliefsen lassen, falls
diese Bildungen mit ahd. hruf mhd. ruf an. hrufa^ nid, rof Aussatz,
schlagen und stofsen, schwingen, an. äubba, isl. dubba (dybba), ags. duòàan
to strike, to dub, create, percutare, creare, dubban to ridere (daher air. adcber,
it. addobare), engl, dub schlagen, dubben bei Berghaus, Sprachschatz der Sassen,
schlagen, stofsen, puffen, ein lärmendes Geräusch machen, ostfries, duböen
stofsen, schlagen, und vom Stamme dup cimbr. tüffen mit der Faust schlagen«
mhd. tüften tüf telen schlagen und klopfen. Zu der Bed. des nfr. adouber eine
Figur (im Schachspiel) berühren, vgl. die Bed., wie sie in dem zum Neben-
stamm dup gehörigen nhd. tupfen leicht und leise berühren vorliegt
* Vgl. mnld. ruppen, nd. ruppen roppen zausen, rupfen, ostfries. roppen
rupfen, raffen, reifsen, raufen, balgen.
* Vgl. rupf Werg bei Gr. VIII, 1529, mhd. rupfîn aus Werg.
^ Vgl. mnd. rope Pferderaufe, daneben mnd. rop, hd. Schweiz, rupf das
Rupfen, Zupfen am Haar, Rippenstofs.
< Vgl. auch cimbr. ruffen raufen, rupfen, zupfen und Iterativbildui^en
wie engl, ruffle falten, kräuseln, zerknittern, in Unordnung bringen, beun-
ruhigen, aufregen, ärgern, rauh und ungestüm werden (vgl. ^'^^n, arrufarse
sich erzürnen), toben, lärmen, ostfries. ruffel{e)n kräuseln, fälteln, auch flächtig
und nur obenhin aus dem Rohen arbeiten, wie nid. roffelen, ferner nd. ruffein
Wäsche in Falten plätten = altmärk. rüffeln, mnd. rufelen hin und herrntteln,
reifsen, hin und herrcifscn.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. 20I
Schorf, Rauhigkeit und ags. hreöfl aussätzig verwandt sind, obwohl
das an. rüfinn und rufa (= hrufa) auch einen Nebenstamm ruf
ohne anlautendes h mit ähnlicher Grundbedeutung als möglich er-
scheinen lassen.
Läfst sich somit auch nicht sicher feststellen, ob arrufare auf
ein deutsches rupfen (Stamm rup) oder ruffen (Stamm ruf) resp.
hruffên zurückgeht, so liegt doch nichts im Wege, es auf jeden
Fall aus einer Bildung mit stammhaftem u zu erklären.
Auch bei it bugiare lügen erscheint die Herkunft des u aus
au zweifelhaft Dem it. Worte stehen prov. bauzar und afr. hoisier
hintergehen gegenüber. Von diesen beruht bauzar (s. Mackel 119)
wohl auf *bausôn = ahd. bôsôn, mhd. bösen lästern, schlecht werden
oder sein ^ ebenso wie das sbst pr. bauza auf ein *bausa = ahd. bôsa
Schlechtigkeit, Albernheit, Possen weist. Das afr. boisier hingegen
scheint auf ein germ. Hausjan zurückzugehen, welches Mackel nur
vermutet, das uns aber noch offen in der mhd. Nebenform zu bösen,
in boesen schlecht werden oder sein, nhd. boesen deteriorem reddere,
in pejus ruere (vgl. mhd. ver-boesen schlecht machen, verletzen, ver-
derben = ahd. *far'bôsjan) vorliegt, und ebenso dürften die sbst.
fr. boise und boisü Trug, Hinterlist und pr. bausta, welche Mackel
geneigt ist als Verbalsubstantiva aufzufassen, von einem alten Hausî*^
oder *bausja (vgl. auch Mackel), das noch im seltenen nhd. boese
schw. Fem. malitia, corruptio vorliegt, stammen.
Dem adj. ahd. bôsi post eitel, schlecht, gering, wertlos, unnütz,
böse, schlimm, geizig, mhd. böse boese^ nhd. boese, nid. boos böse
schlecht, zornig, mnd. bös bös, grimmig, schlecht, ostfries. bös böse,
zornig, schlecht, schlimm stehen nun aber Nebenformen zur Seite,
die unläugbar auf älteres u hinweisen, z. B. afries. böse, mnd. böse
nebst boserich schadhaft, bosich böse, zornig (neben böslik\ mnld.
böse (allerdings selten, neben boos), und ebenso setzt auch das eu
des nid. beuze/en'^ (tändeln, Possen, Nichtigkeiten treiben oder er-
zählen, sich mit Kleinigkeiten und nichtsnutzigen Dingen beschäf-
tigen, dummes und leeres Zeug schwatzen) und mnld. beuselen^
(nugari, tricari, nugas agere),^» welches der Bedeutung nach dem
* Vgl. bösen (im Chiemgäu, s. Schmeller I, 293) zornig sein, werden und
ahd. ferbôsôn, mhd. verbôsen und er-bôsen schlecht werden, verbôsen (bei
SchmeUer I, 293) in schlechten, unbrauchbaren Zustand versetzen, beschä-
digen, enervare, emollire.
' Vgl. auch ahd. sbst ^i-bosi gi-pösi st. N. Albernheit, nichtsnutziges
Zeug, adj. gi-pòsi gebôse ineptus, inutilis, frivolus. Das sbst. *baust wäre als
Adjektivabstraktum aufzufassen, wie ahd. höht, tiuft, hreint, frewt, menigi,
seit, wiht etc.
' Vgl. auch bösein bei Schütze, Holst. Idiot., liegen, eigtl. wohl faul-
lenzen, die Zeit vertrödeln, tändeln.
* Vgl. daneben v\á, peuzelen nachlässig, träge essen, nagen, tagedieben,
tändeln, faullenzen, peuzeling Nagen, Kauen, Zaudern, peuzelgoed Nasch-,
Nippgut, Naschwerk.
* Vgl. noch mnld. beusel nugae, tricae, gerrae, nugamenta, frivola, mnld.
beuseler nugator, frivolarius, gerro, nugigerulus et impostor, nid. beuzelaar Pe-
202 V TH. BRAUNE,
ostíries. allerdings lautlich zu 60s == àôst gehörigen oöse/n (foseln,
dummes, unsinniges, gehaltloses Zeug schwatzen, seine Zeit mit
Nichtigkeiten verbringen, tändeln) entspricht, ein kurzes u voraus,
denn das mnld. eu fìndet sich zuweilen statt des aus organischem u
entspringenden kurzen 0 (s. Grimm, Gr. I, 479/480). Wir werden
somit, da Bildungen mit ursprünglichem u noch genügend bezeugt
sind, auch für das it. augia und bugiare mit einiger Berechtigung
ein sbst Husja und vb. *imsjan ansetzen dürfen.
Sbrinzlar chw. erwähnt Diez unter dem it. spratzare sprizzare
spruzzare sbrizzare benetzen, zerbröckeln, aber ohne nähere Er-
klärung dieser Form. Das Wort stellt sich aber sicher nicht zum
deutschen spritzen spratzen sprützen^^ sondern entspricht mhd. spHn^
zeitig das in der Bed. 'viel umherspringen' nachweisbar ist, dem
wir aber, da es Iterativbildung zum ahd. *sprinztny mhd. sprinzm
springen, aufspringen oder platzen, bersten, resp. spritzen, ist, ähn-
liche Bedeutung zusprechen dürfen.
Was den Anlaut sb anbelangt, so findet er sich bekanntlich
vereinzelt schon im Ahd., namentlich häufiger bei Williram, z. B. in
sbrëchaUf und sporadisch in Glossen (gesbaldenen, sbritenda^ pisbrâchant^
vgl. auch wisbalôty ensbannenero eta bei Braune, Ahd. Gramm. 133
A. 2 und Grimm, Gr. I, 173 A. 2), und aus einer solchen dialek-
tischen Schreibung würde sich bei der räumlichen Nähe des ahd.
und chw. Sprachgebiets die Form des chw. sbrinzlar erklären.
In ähnlicher Weise erklärt sich das it. sbrocco neben sproccOy
das man durch Verstärkung im Anlaut aus it brocco spitzes, ab-
gebrochenes Hölzchen, Spröfschen, parm. broch Ast, afi*. pic ¿ror
Spitze, Spiefs, entstehen läfst. Es liegt ihm aber wohl sicher ein
ahd. *spruk*^ zu Grunde (= mnd. sprock cremium, dürres Reisig,
dürres Leseholz, mnld. spork, daneben sprocket).
dant, Zeitverschwender, Tagedieb, Tändler, Schwätzer (daneben peuMeiaar
Haarklanber, Faullenzer), mold, beuselinghe nugae, nid. heuieling Gehaltkirig-
kcit, Narrheit, Kleinigkeit, Tand, Posse, mnld. beuselerije nugae, futilia, trice,
gerre, logi, nid. ¿^t/z^'/ari/' (daneben /^Ms^/ari/' Haarklauberei, Tändelei), beuMel"
heid Kleinigkeit, Läpperei, Leerheit, Nichtswürdigkeit, nid. heutelkraam Mär-
chen-, Fossenkram, Alfanzerei, heuzelkramer Schwätzer, Staar, LogenkriUner,
beuzelgecst Tändler, Lugengeist, beuseltaal Narren- oder Lägensprache, beuael'
achtig kindisch, nichtig, eitel, leer, gehaltlos, gerinfogig, kldnlich, schwatxhalt,
beutelwerk Possen etc., beuzelpraat Lüge bei Kil., Gewäsch, nutzloses Gresprfich.
^ Im Bair. fìndet sich noch sprutzen = ahd. *spruviôn spritzen, sprosien,
eine Bildung, der das it. spruzzare sicherlich näher steht, als das umgelaatete
sprutzen.
^ Im Ablaut dazu steht ags. sprec sarmentum, Reis, Zweig, aengl. sprec,
an. sprëk ramentum Ugni, kleines dünnes Holzstück , Stock , ostfries. sprik{ke),
nd. mnd. nid. sprik sprikk dünnes, leicht zerbrechliches Reis, abgebrochenes
Zweiglein, ferner an. sprâk macula, mhd. sprëckel sprëkel macula (vgL zur
Bed. mhd. sprinze abgesprungenes Stück neben mhd. sprengen spritiCD,
sprengen, gesprenkelt machen, bunt ankleidend putzen und mhd. sprinté Sper-
ber, nach der sprenkligcn Zeichnung des Gefieders, s. Weigand), sowie die
Adj. ostfries. sprok zerbrechlich, spröde, ganz dürr, nd. nmd. jAà, sprock sprûk,
mnld. sprock sporck, mfläm. sproc spore fragilis, ostfries. spriksk wie ein dürres
Reis, dürr, leicht zerbrechlich etc. Dais der Stamm sprak : sprik : spruk
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. 203
Scaglia it., ¿caille fr. Schuppe, Rinde, Schale. Diez setzt da-
für ein ahd. *scalja auf Grund des got. skalja^ welches allerdings
nur in der Bedeutung ^ZiegeF bezeugt ist, an und bemerkt,
'Schuppen' und 'Ziegel' haben das Aehnliche, dafs sie überein-
ander liegen. Das got. skalja ist mit dem ahd. scala, dem es laut-
lich zwar nicht genau entspricht, aufs engste verwandt, wie denn
das langob. scala (s. Haupts Zeitschr. I, 557) sowohl paiera wie later
bedeutet Aber die Aehnlichkeit zwischen Schuppen und Ziegel
besteht nicht darin, dafs beide übereinander liegen, wie Diez zur
Erklärung angiebt, sondern insofern als beide ursprünglich etwas
Abgespaltenes bedeuten. Das ahd. scala und got scalja gehen
nämlich auf den reinen Stanmi skal zurück, der sich auch sonst
auf indog. Boden findet 1 Das Material, mit dem man die Wohn-
stätten deckte, bestand wahrscheinlich aus dünnen abgespaltenen
Spänen (Dachschindeln!) oder auch aus einem Stück Rinde von
einem Baume. So kann denn das germ, skalja , auf das auch
Mackel écaille zurückführt, beide Bedeutungen 'Rinde' wie 'Ziegel'
vereinigen. Dem got. skalja entsprechen noch in anderen Dialekten
einige Bildungen, so ein mnld. mnd. nd. aengl. schelle (neben mnd.
mnld. schille^ nd. schell, an. sket), deren e durch Umlaut aus a ent-
standen ist Das fr. ¿cale Nufs- und Eierschale (pic. ¿caler aushülsen)
ist andrer Herkunft und geht lautlich auf eine Bildung wie afrk.
*skala (s. Mackel), ahd. scala {scat), amhd. scale, mhd« schale (schal,
vgl. nid. schaal Trinkschale, Wagschale, Nufs-, Eierschale, Baum-
rinde), langob. scala, ostfries. schale (neben dem gebräuchlicheren
schille) zurück.
£scalin sp. pr. fr., it scellino, leitet Diez vom got. skilliggs,
ahd. skilling, nhd. schilling ab, und Mackel stellt das pr. afr. Wort
speziell zum ags. skilling. Die sp. pr. fr. Form weist aber mit ihrem
a wohl auf ein älteres ahd. *skalling, das noch mit Umlaut in
scelHnc (bei GrafFVI, 477) und im mnld. Schelling h, nid. Schelling,
ostfries. scheUink (neben schilling) vorliegt. Skilling stammt wahr-
scheinlich von dem ahd. sc'éllan schallen, klingen, lärmen, an. skjalla
und skella, aengl. schulen^ dem ein Faktitiv ahd. [scali jan\ scellan
scellen skellen, mhd. schellen schallen machen, zu dem eben skalling^
Schelling gehören würde, zur Seite stand.
auch dem Ahd. nicht fremd war, beweist ahd. sprehhan loqui, ags. sprëcan,
dessen Urbedeutimg nach Grimm schwerlich loqui, vielleicht ramificare ist
(vgl. an. spraka knistern, knattern, prasseln), und ahd. sprâchuUâ siliqua, quis-
quiliae, ramentum, neben dem kürzeren Stamm hràk in 2\\à.praht crepitus,
an. hrak stridor, got brikan brechen, ahd. brechan, ahd. pruh fragmen etc.
' Vgl. gr. axákXoí axvXko) xoaxvXfiáxia, lat. quisquiUae, an. skiljsküda
trennen, scheiden, lit. skìlti sk¿lH spalten, skalà ein langer abgespaltener Kien-
span zum Leuchten etc., lett. skaldit spalten, skala Lichtspan, schküa Holz-
scheit, schküas Hüllen, Puppen von Insekten, Eierschalen, asl. skala Stein,
Felsstuck, eig. abgespaltenes Stück (vgl. xCià. schalie Schiefer, Schieferplatte,
mnld. schaelie scandula, lamina, lamella, tegula tenuis), russ. skala Fels, ab-
gerissene Birkenrinde etc., gr. axàXXeiv scharren, kratzen, hacken, axoXvnxeiv
stutzen, abschälen etc.
204 T^' BRAUNE,
Semaque fr. Flufsschiñ stammt wohl nicht von der nid. Form
smaky engl, smack, welche Diez anführt, sondern von der längeren
Form mnid. smacke, ostfries. smakke (neben smak), dan. smakke.
Zu dem eingeschobenen e vergleiche nir. sépauley das als Wied^-
gabe des nhd. spule erscheint (s. Mackel S. 34).
Zum it. spola spuola, sp. espolín Weberschiffchen, chw. spoi^
limous. espolo j afr. espolet Spindel, fuhrt Diez nur das mase. ahd.
spuolo Spule an. Dem letzteren stehen aber Nebenformen zur
Seite, so ein ahd. spòla sptwlâ^ Spule, trama, qualus, dem das
it. spuola und lothring. ehpieule lautlich genau entspricht Hinsicht-
lich der Bedeutung sei darauf aufmerksam gemacht, dafs auch im
Deutschen, z. B. im Ostfries. spole, spôl schon 'Gamspindel' be-
zeichnet, und dafs im Ostfries. spole (auch schit-spole), im Mnld.
schüi'spoele das * Weberschiffchen' selbst bedeutet Hiemach würde
das bei Littré verzeichnete espole espoule, bei dem Mackel wegen
des erhaltenen s Entlehnung aus dem Italien, annimmt, als Ent-
lehnung aus dem Mnld. anzusehen sein.
Stallo it., afr. pr. estai Stelle, Aufenthalt, nfr. étal Kram, ent-
sprechen dem im ahd. stai vorliegenden germ. Worte stall. Das
fr. ¿tau, welches neben 'Fleischbude' auch 'Schraubstock* bedeutet,
wollte Diez aber, weil er eine Bedeutung 'Gestell' bei dem deutschen
Worte nicht nachweisen konnte, aus dem altnäm. stael Schaft,
Stamm, resp. aus lothr. ettauque (= deutschem stock) herleiten. In
Wahrheit hat aber ein starkes neutr. ahd. mhd. stai, welches sich
neben dem mase, stai (Stall, Ort, Raum, Stelle) findet, diese Be-
deutung 'Gestell, Stütze', wie beide sidi im ^n. stallr (Stall, Ge-
stell), ags. stall sleali (Stall, Stelle, Gestelle) nebeneinander nach-
weisen lassen, und auf dieses ahd. stai könnte man somit itau
zurückführen. Es würde aus dem Ende des 1 2. Jhd. stammen.
Stoppia it., pr. estolla, afr. estghle, fr. ¿touble Stoppel, ist Diez
geneigt aus einer zum lat stipula vorausgesetzten Nebenform *stu''
pula zu erklären; er bemerkt dazu, das früh vorkommende und
nach seiner Meinung slus stipula entstellte deutsche stoppet könne auf
die reine romanische Form eingewirkt haben. Mussafia (Beitr. 57,
Anm.) läfst aus stipula mit Stellevertauschung der Vokale erst stti^
pila stupla und dann it stoppia entstehen. Aber die versuchten Er-
klärungen leiden immerhin an einer gewissen Unwahrscheinlichkeit
Was das deutsche stoppet, ahd. stupfilä stuffalâ, nid. nd. siappel(e)
anbelangt, das Diez als Entlehnung aus dem lat stipula ansieht,
so erscheint es wunderbar, warum hier so konsequent nur u oder 0
im Stamme auftritt; es müfste doch erst ein stupula nachgewiesen
werden , aus dem stupfilä selbst entlehnt sein könnte. Wie soll man
femer das mnd. stoppe Stoppel, aus dem doch erst stoppet abgeleitet
scheint, aus dem lat. stipula erklären? Schon Schade (s. auch Kluge)
bemerkt, deutscher Ursprung des ahd. stupfilä sei wahrscheinlicher:
* Vgl. mnd. nd. spole, ostfries. spole spol, aengl. spôU, ir. spot, ist spola»
norw. spole spôl spolje, schwcd. dän. spole.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. 205
die Stoi^ln seien vom Stechen beim Treten darauf genannt Er
vergleicht deshalb ahd. stuph siupf^ ahd. stopM stopfâ Stich, Punkt,
Tupf 1, Spitze, apex, jota, centrum, stimulus, mnd. stoppe Stoppel, wie
auch das mnd. Stoppel selbst noch in einem Citat bei Schiller und
Lûbben neben 'Stoppel* auch 'stimulus' bezeichnet. Nach Schade
stammt stuph von einem german. Stamme stup^ vorgerman. stub, £s
scheint aber auch auf german. Boden selbst ein solcher Stamm stub
erhalten zu sein; so fìndet sich im Aengl. stuhle stubhil stobul, engl.
stubble Stoppel, Stumpf, und dies ist augenscheinlich verwandt mit
ags. styb{b) stub, aengl. stubbe stob, engl, stub, an. isl. stubbi (stirps,
truncus)^, ostfries. nd. mnd. stubbe, nid. mnid. stobbe, norw. stubbe,
seh wed. stubb\ welches letztere direkt auch 'Stoppel- und Wurzel-
ende von Gras- und Kornhalmen* bedeutet.
Sollten nun nicht die roman. Wörter direkt von den genannten
Bildungen, die durchaus deutschen Ursprung verraten, entlehnt
sein? Stoppia entspräche einem got. *stupilâ, pr. esiobla, fr. étouble
hingegen, das einzige Wort, in dem germ. / vor / in ¿ umgesetzt
wäre (s. Mackel 177), einer Seitenbildung mit stammhaftem b, wie
ags. *stubla — aengl. stuble.
Zum it stocco, sp. pg. estoque, pr. afr. estoc Stock, Stofsdegen,
nfr. ¿toc, das Diez mit Recht vom germ, stock ableitet, bemerkt er,
das sp. und altfr. Wort bedeute auch 'Stamm'. Diese Bedeutung
läfst sich schon im mhd. stoc truncus, Baumstumpf, Block an den
Fûfsen Gefangener, nachweisen.
Neben it. stormo, chw. stürm steht das mit n auslautende
pr. estorn = altfr. estor Aufruhr, Angriff, während das zugehörige Verb
pr. altfr. estormir in Bewegung geraten, lautet Bemerkenswert er-
scheint, dafs auch im Deutschen eine Nebenbildung mit auslauten-
dem n auftritt, so im Mhd. sturn, dem das pr. estorn lautlich genau
entspricht Wenn Waltemath angiebt, das altfr. Verb stamme ent-
weder von dem frk. *sturmjan oder sei Neubildung aus dem frz.
estor oder estorn, so ist er hinsichtlich des letzteren Teils dieser
Bemerkung im Unrecht. Denn aus estor estorn konnte, wenn man
nicht als ältere Form estorm ansetzt, nicht mehr estormir werden.
Stovigli, stoviglie it. irdenes Geschirr, Kûchengeschirr, leitete
Muratori vom deutschen stube d. i. Küche ab, während Diez es
eher zum ahd. stouf {stouph stau/, engl. nid. nd. stoop, ml. stoupus
staupus stopus, anfrk. * stäup = fr. estoeuf esteu Becher), an. stäup,
ags. steáp Becher, Schale, ahd. Dimin. stoufili {staufili) stellen wollte.
Dem ahd. stubâ stupd Badezimmer, heizbares Zimmer, kleines
Wohnhaus entsprechen aber auf nd. Boden Bildungen, die zum Teil
dieselbe Bedeutung wie das it stovigli zeigen. So bedeutet im
^ Vgl. mnd. mnld. nd. nid. ostfnes. sHp Punkt, Tüpfel etc. und ahd.
jtaph stapf, nd. nid. stap Stapf, Stapfe, Tritt, Schritt etc.
• Vgl. zur Bedeutung lat. stipes, welches mit sCiptUa verwandt erscheint.
' Vgl. noch tn^, stub ausreuten, ausroden, stofsen, stolpern, seh wed.
Jtuòòa stutzen, verstümmeln, abhauen (vgl. stummein von stummel), skr. stup,
^tumpati stoisen, verstümmeln, gr. axv(pt'klQüi,
206 TH. BRAUNE,
Ostfries, siofe^ gewöhnlicher stove Geschirr, Kächengerät, Gerät
zum Wärmen oder Erwärmen, im Nd. Mnd. sieve neben Badestube,
Stube auch Wärmgerät, im Mnld. stcve hypocaustum und sedile
pedes fovens, im £ngl. stove neben Badestube, Ofen, Treibhaus
auch Kohlentopf.
Da wir dem ahd. stvhâ ähnliche Bedeutung wie den ent-
sprechenden nd. Wörtern zuschreiben dürfen, so wird man sUnngli
auf ein zu stubd gehöriges Diminutiv *stubtl (= mhd. siübel^ da-
neben stübelin) zurückfahren können.
Zum afr. tar-i-er reizen, quälen, verwies Diez auf das nd.
targen, nid. tergerti mit gl. Bed., mhd. zergen reifsen, und verglich
ahd. zerjan. Mackel meint, das dreisilbige tarier liefse sich schwer
mit an frank. * tartan (ahd. zerjan) oder mit andfränk. *targjan (ags.
tergan^ engl, tarry) zusammenbringen. Im Aengl. findet sich iergen
neben tirgen. Dem letzteren steht aber nachweislich im Ags.
tirigan (tyrigati) vexare, exasperare, exacerbare, irritare zur Seite.
Wie nun aengl. tirgen unzweifelhaft aus ags. tirigan hervorgegangen
ist, so werden wir auch für das daneben hergehende aengl. tirgen^
ein älteres ursprünglicheres ags. *terigan^ und nicht umgelautet
*tarigan ansetzen dürfen, welches das Etymon zum afr. iar^i-er ab-
geben könnte. Das bei Diez im Anhang aufgeführte enierier würde
die bereits umgelautete Form repräsentieren.
Auf ähnliche Weise erklärt sich vielleicht das pr. gual^i^ar
hintergehen (bei Peire d'Alvernhe, Bartsch Chrest.* 82, 14) mit
gal-i-art^ das ebenfalls zu dem germ. *dwaljan (ahd. tUHtljan twelUfi)
nicht recht stimmen will, aus einem burg.-got *dwaligôn^ das aus
dem im Ahd. in twâlîgo morose (twdllihho suspense, morose) er-
haltenen Adj. twâlîg (auch twâllîh) abgeleitet^ sein könnte.
Tique fr. ein Insekt, Holzbock, leitete Diez wie it. zecca^ chw.
zecc zccla auf das nd. teke, mhd. zeche^ nhd. zecke zurück. Mackel
führt es auf ein auf Grund des engl, tick angenommenes mnd. ^lick
zurück. Das Aengl. kennt aber wie das Engl, ein tikt neben tick^
wie das Ostfries, tike neben ttk in gleicher Bedeutung. Wir werden
daher das fr. tique zu einem ags. *tik{k)e stellen dürfen, während
tic zu der kürzeren Form tick gehört, gerade so wie diw. zecc m
einem neben mhd. zeche vorauszusetzenden ahd. zeck (= bair. zeck m.).
Das chw. zecla entspricht einer Diminutivbildung wie bair. zeckel in
zecke l-ieichete/aest (bei Schmeller II, 1080).
Tombolare it., sp. pr. tumbar (vgl. auch pr. tumbador Tänzer,
Springer), pg. tombar ^ pg. pr. tombar tumbar ^ fr. tomber (alt auch
tumber) burzeln, mit dem Kopfe voranfallen (sich überschlagen,
Purzelbaum machen, mit dem Kopie vornüber schlagen, stolpern).
^ Vgl. auf iadog. Gebiet russ. dergati zerrcifsen , slov. dtrgunti reiben,
stofsen.
• Vgl. ahd. gi'heiligutit leidakùn, rostakên, sêrakùn, as. bedrôragan, aa.
audhga, helga etc., die von Adjektiven der a^-Familie stammen (Grimm,
D. Gr. II, 295. 296).
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. lOj
Diez bemerkt dazu, das Wort sei genau das an. /umòa vor-
wärts hinfallen (cadere praeceps, praecipitari), und femer, eine
zweite Form mit ausgefallenem ò sei das it. iomare, lothr. ieumet\
diamp. afr. turner^ wovon das letztere durch das ahd. tumôn^ nhd.
Umnuln^ mnld. iumen hervorgerufen sein könne. Macke! leitet turner
auf das ahd. tümön (wovon iümalön taumeln), it. tomare aber auf
iümi^ (woher tummeln) zurück, erklärt aber andrerseits nicht zu
wissen, wie sich hierzu afr. tomber stelle.
Bei diesen unbestimmten Angaben erscheint es angebracht,
die Sache einer erneuten Besprechung zu unterziehen.
Was zimächst die Wörter tumbar tomber etc. anbelangt, so ent-
sprechen sie lautlich und begrifflich genau dem an. tumba. Diese
Bildung ist aber noch anderweitig nachzuweisen; so giebt es ein
ags. tumbjaiu aengl. tumben tomben (saltare, tanzen, hüpfen, springen,
sich im Kreise drehen und schwingend hin- und herbewegen oder
gaukeln, Seiltänzerkunststücke und Purzelbäume machen). Da-
neben treten als Iterativbildungen , die dem it. tombolare entsprechen,
auf das aengl. tumblen tomblen, engl, tumble (vaccillare, volutare, bz.
fiülen, stürzen, stolpern, hinstürzen etc., taumeln, tummeln,
sich wälzen, allerlei Bewegungen machen, springen, gaukeln etc.)
nebst dem sbst. aengl. tumbler (saltator), engl, tumbler Taumler, Purzier,
Gaukler.
Der Stamm tumb^ der sich hier zeigt, ist augenscheinlich mit
dem kürzeren Stamme tum aufs engste verwandt, der in dem von
Diez erwähnten ahd. tûmôn i, mhd. turnen (bei Kluge tÜmon titmen)
rotari, drcumire, sich im Kreise herumbewegen, sich herumdrehen,
sowie im mnld. tümen (saltare bei Grimm, Gr. I, 477) und im ahd.
túmad(í) (vertigo theatralis), iumari^ (scurra, histrio) zu Tage tritt.
Auch hier finden sich Iterativbildungen, wie ahd. tûmilôn^ mhd.
tûaulen (bei Kluge tûmalôn^ tümeln) sich im Kreise drehen, auf-
brausen, aufwallen, nd. tummelen tümeln^ nid. tumelen, mnd. /</-
wulen sich im Kreise drehen, springen, tanzen, taumeln, mnld. mfläm.
iuymelem tummelen (volvere, volutare, circumagere, rotare; rotari, volvi,
petauristam agere; in caput volvi manibus pedibusque adductis,
praedpitari), ostfries. tûmel(i)n taumeln, hin- und herwanken, sich
hin- und herbewegen und drehen, wälzen, stolpern, stürzen etc.,
and tummiln tummeln, springen, lärmen, sich hin- und herbewegen,
norw. sdiwed. tumla^ dän. tumle taumeln, tummeln, torkeln etc.,^ nhd.
Ummiht^ früher auch daumein deumelen precipitare.
• Vgl auch tiumôn (Diut. II, 327 »>, 1063).
• Vgl. afr. tumeresse Gauklerin, Tänzerin etc., mhd. tumerschtn desgl.
• Vgl. femnr sbsL nd. tünuler tümmler Delphin, Purieltaube, Trink-
becher, der sich von selbst wieder aufrichtet, mnd. tumeler Springer, Equili-
brist, Trinkbecher, nid. tuimelaar, mnld. tuymeUr Taumler, Purzeltaube, Del-
pbio, Oitfries. tmm{e)ier tümler Taumeler, Delphin , Purzcltaube, Wirbel einer
Kette, sowie mnd. tumeUr Schlcudermaschine, Kugel, mnld. tuymeler» mhd.
tmmuiuere tuimêltr Schleudermaschine. Gleicher Herkunñ ist auch (s. Weigand)
anhd. /«mm/ betäubender Lärm, Schall, lärmende Begung (vgl. oben ostfries.
tmmm^ütg welches auch lärmen bedeutet), amhd. getumele, nd. tümel tummel.
208 TH. BRAUNE,
Nach unsrer Auseinandersetzung scheint es keinem Zweifel zu
unterliegen, dafs man bei it. tomare etc. nicht von einem Ausfall
eines h sprechen kann. Tomare scheint vielmehr auf eine deutsche
Bildung wie tûmôn (s. oben) zurückzugehen, während das fr. turner
wegen seines u auf eine Bildung mit langem û (vgl. mnid. tûmen)
weist; das sp. tumbar und pr. tumbar ^ resp. tombar ^ fr. tomber ent-
sprechen genau einem german. *tumbôn (an. tumba^ ags. tumbjan,
aengl. tumben tomben), und das it tombo/are weist auf die Iterativ-
bildung germ. *tumbalôn (aengl. tumblen tomblen).
Zum it. torba, sp. turba, afr. tprbe^ fr. tourbe Torf, führte Diez
nur das ahd. zurf (in der L. Alam.), ags. turf y an. torf an, das sich
bald mit o bald mit t/, oft nebeneinander, in den anderen Dia-
lekten findet. Dazu will aber die Media der roman. Wörter nicht
stimmen, auch findet die femininale Endung dabei keine Erklärung.
Mackel setzt, wie ich sehe, mit Recht ein germ. *turba auf Grund
des ahd. zurba f. Rasen (bei Graff) an. Ich möchte dazu nodi be-
merken, dafs diese fem. Bildung sich auch im an. tor/a^ norw. torvOf
schwed. torfva Rasenstück, Torfscholle, Schweiz, turbe (mit nd. Laut-
stufe im Anlaut) nachweisen läfst Das wallon, troujf' scheint hin-
gegen dem kürzeren *turf = ags. tur/ seinen Ursprung zu ver-
danken.
Zu dem pr. trappa, afr. trape, fr. trappe Falle, Fallthüre, ml.
trappa, führt Diez eine Nebenform sp. trampa nebst dem Vb.
atrampar auf, aber ohne eine nähere Erklärung derselben zu geben.
Trappa selbst leitet er aus einem ahd. trapo Schlinge (soll wohl
trapa heifsen, welches Schade allein neben trappa anführt!) ab»
während Mackel S. 56 auf ein germ, trappa (vgl. die Ueberschrift
zu Nov. 185 der Lex Sal. de trappa) zurückgeht. In dem it attrae
pare, sp. pr. atrapar, fr. ai trapper, afr. atraper erwischen, sieht Diez
das mnId. trappen (bei Kilian) ertappen, das sich auch im Nd. in
dem gleichen Sinne, sowie im ostfries. be^tr appetì erwischen, neben
betreten, begehen, belaufen, engl, trap mit einer Falle fangen, er-
tappen, trapan fangen, bestricken * (sbst. Schlinge, Falle)* findet,
so dafs wir wohl auch ein gemeingerman. trapij>)ôn ansetzen dürfen.
Das deutsche trappe zeigt aber auch, was der Bedeutung des
roman. Wortes wegen bemerkt zu werden verdient, dialektisch im
Mnld. Anld. Ags. Aengl. und Ostfries, (hier auch traf) neben der
mnd. tummel lärmende Bewegung, Getümmel, Lärm, nid. tuimel, ostfries.
tümel Taumel.
^ Vgl. zur Bedeutung nd. duven lilappen fremde Tauben im Tauben-
schlage fangen (in Osnabrück) und einen klappen erwischen, ertappen (er"
klappen) im Sachs., das zu ostfries. klappe Falle gehört wie hekleppen depre-
henderé, illaqueare, in einer Falle, Schlinge fangen, ahd. bichUphan opprimere
zu nid. kleppe decipulum, transenna, und wozu it. chiappare (= altes *klapp6m)
stimmt, femer nid. heklippen, waldeck, klippen einfangen neben nid. kUp, innld«
ostfries. klippe, nd. ¿flippe Falle.
> Vgl. auch das im Ablaut stehende engl, trip in der Bed. 'fangen',
sowie trepan Falle, Schlinge.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. 209
im Ahd. ausschliefslich bezeugten Bedeutung * Schlinge*^ noch die
ins Roman, übernommene 'Falle', wie auch das engl, trap nicht
nur * Schlinge', sondern auch * Falle, Klappe* bedeutet.
, Das genannte irapi^pe) ist augenscheinlich derselben Herkunft
wie das nid. mnld. mfläm. irap Treppe, Stiege, Leiter, nd. treppe^
mnd. trappe treppe troppe Stufenstiege, Treppe, afries. treppe^ schott.
trap hölzerne Treppe, an. isl. schwed. trappa, mhd. trappe treppe
(nach Weigand und Kluge Entlehnung aus dem Md.) Stufe, Treppe
[trappen bei Schmeller I, 672 Stufe, Thürschwelle), von dem Diez
nach Moraes das sp. pg. cat. trepar klettern, herleitet, indem er auf
das occit escalo Treppe, escala klettern, und lat. gradus Stufe, fr.
gravir^ verweist.
Das ostfries. trap(pe) zeigt so recht, wie sich die Bedeutung
'Falle, Fallthür' und 'Schlinge* entwickelt hat. Es bedeutet eigtl.
'Trittbrett, Stufe, Stufenstiege, Treppe* und dann 'Falle* {/os-
trap{pe), rottentrappe), 'Diese Art Fallen', sagt ten Doomkat-Kool-
mann, Wb. d. ostfries. Spr., 'sind mit einem hölzernen Trittbrett
versehen, welches mit einem hölzernen Pflöckchen festgestellt wird,
das sich beim Betreten desselben löst.* Hiemach ist, wie auch
das roman. Wort zeigt, die Bed. 'Falle' wohl älter als die 'Schlinge'.
Wie das ostfries. stap(j>e) Falle zum Fangen von Ratten etc.,
mnd. stappe Falle, Schlinge, das auf ganz ähnlicher Anschauung
beruht, zu nd. nid. ostfries. stappen den Fufs auf etwas setzen, stapfen,
treten, ahd. staphôn Stephan gehört, so auch trappe zu nd. nid. ost-
fries. trappen^ isl. norw. trappa mit Druck hart und stark treten, den
Fufs stofsend niedersetzen, engl, to trape schlendern etc., mit der
Iterativbildung ostfries. spätmd. trappeln^ nid. trappelen mit den Fûfsen
pochen, trippeln, trappeln (treppein trippeln) bei Schmeller mit kurzen,
kleinen Schritten eilfertig gehen, einen kurzen, kleinen Trott reiten.
Auch zu dieser Iterativbildung hat es substantive Bildungen ge-
geben; es läfst sich zwar nur noch ein trappäl (bei Schmeller
I, 672) Falle nachweisen, aber nach dem it. trappola, chw. trapla
vermuten, dafs noch andre bestanden haben.
Dem Stamme trap steht nun ein Schwesterstamm tramp mit
ganz gleicher Bed. zur Seite, im an. trampa conculcare {tramp con-
culcado, trampr equus succussator), schwed. norw. trampa treten,
trampeln (sbst schwed. tramp Tritt), dän. trampe trampeln, stampfen,
mnd. nd. ostfries. trampen mit Füfsen treten, stampfen und stofsen,
hart und mit Geräusch auftreten (sbst. ostfries. ge-tramp^ getrampe,
getrampel anhaltendes hartes Auftreten mit den Füfsen), aengl. tram-
pin, schott. engl, tramp treten etc. Und wie sich das deutsche
trappe, fr. trappe^ pr. trappa zu trappen stellt, so werden wir auch
unbedenklich das sp. trampa und atrampar zu einem alten "^trampa
und *trampôn stellen dürfen. Das feminine *trampa würde sich zu
* Vgl. auch bei Schmeller I, 675 trappeln Fufseisen , einem d trappäl
Ugng eine Falle legen, sowie das bei Zarncke und Müller angefahrte mhd.
türtrappe, das in einem Glossar mit ventinellum erklärt wird.
Zeitschr. £ rom. PbU. XXII. lA
2 IO TH. BRAUNE,
an. tramp conculcatio, schwed. Tritt, engl, trampt ostfries. ge-tramp
Getrampel verhalten, wie das feminine trappa, deutsch, trappe (mit
der Nebenform trap) Falle, zu ostfries. nid. trap, nd. trapp Tritt,
Fufstritt, Fufsspur, altm.-plattd. trapp Fufsspur (eyn fmz drap 1460
bei Weigand), schott trap Fufstour.
Eine Iterativbildung zu trampen ist aengl. trampelin^ engl, trample
trampeln, mit den Füfsen stofsen und stampfen, nd. nid. ostfries.
mhd. (md.?) trampelen^ altm.-plattd. trampeln mit dem sbst. nhd.
trampel^ ungeschickt und plump auftretende Person, ostfries. ge^
trampet (neben getramp(e) und ostfries. getrappe(t)y getrippel Getrete,
Getrappel, geräuschvolles Treten und Reiten) anhaltendes hartes
Auftreten und Aufstofsen mit den Füfsen, ostfries. trampet Stofsstock
zum Reinigen des Pilugeisens. Auf eine solche Bildung mit ablei-
tendem /, wie got.-Iangob. iramp^uls, geht sicherlich das pr. trampal
Getrappel und it. trampolo (im PI. üblich) Stelze, zurück, zu dem
schon Diez das deutsche Verbum trampeln, nord, trampa, anführt.
Aehnlichen Ursprungs ist seiner Form und Bedeutung nach
das fr. tremplin^ it tremplino Springbreit. Es könnte entweder von
einer neben trampel herlaufenden Bildung wie nd. trempel {e = Um-
laut des rt), älterem *trampil *iremptl stammen oder wahrscheinlicher
von einem auf Grund des fläm. trimpeln trippeln, wiederholt mit
den Füfsen niedertreten, zu erschliefsenden germ, sbst trempai, got
trimpul. Dafür spricht auch, dafs das einfachere Vb. got trimpan
(in ana-trimpan zudrängen, auf jemand eindringen) auch die Bed.
* springen, hüpfen '^ gehabt zu haben scheint, nach dem fläm. irimpen
*mit den Füfsen treten, stampfen, wiederholt niedertreten, hüpfeni
springen' zu urteilen.
Die letztgenannte deutsche Bildung giebt vielleicht die Er-
klärung für das pr. trempar, fr. tremper einweichen, das man ge-
wöhnlich unter Annahme der Metathesis des r aus dem lat tempe^
rare mäfsigen, mildern, ableitet, obwohl dessen Bedeutung dazu
auch nicht stimmen will. Das genannte got trimpan ist^ons als
Simplex nicht mehr bezeugt. Möglicherweise aber könnte es die
Bedeutung 'einweichen' schon gehabt haben, die sich aus der
1 Vgl. das. träppeiein, trappet, trappdl (Schmeller I, 672) blödsiimig«
Person, neben mhd. trapp{e) Taps, Tropf, kämt, triap trep Tölpel, fem. triapa
trepa und ablaut, mnd. trop(p)e Tropf, trumpf (bei Schmeller I, 665) Töl-
pel, Klotz.
^ Dieselbe Bed. zeigt das mnld. trippen, aengl. trippen, engl, trip, norw.
schwed. trippa, dän. trippe wiederholt mit den Füfsen auf- imd niedertreten,
hüpfen, springen, wozu das :Ax.treper friper, pr. /r<^r hupfen, springen,
kymr. tripio, bret. tripa gehört. Mackel leitet das rom. Wort auf ein anfrink.
*trippôn zurück, wozu fr. treper, pr. trepar lautlich stimmt. Sollte aber nicht
triper wegen des nicht umgelauletcn e späterer Herkunft sein? — Za dem
iterativen mnld. mfläm. nid. trippelen, nd. ostfries. trippeln stellt sich bekannt-
lieh auch das afr. trepeüler (= tripüjan ?), pr. trepeiar zappeln , sowie nach
Schneller (s. Diez Anhang) das tirol. tripolar mit den Füfsen stampfen, mail.
tripillà, com. tripilà. Daneben fìndet sich ein nfr. trépig^ier trappeln, das
nach Diez ein Nomen tripin voraussetzt. Sollte ihm nicht ein altes *tr^fing
(vgl. ^n^, tripping- Trippeln, Straucheln, Fehlen) zu Grande liegen?
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROIL WÖRTER. 211
anderen *mit den Füfsen treten' und 'eindringen' (s. ana-irimpan)
ergeben hätte. In alterer Zeit ¥mrden ja vielfach gewisse Mani-
palationen mit den Füfsen vorgenommen, wie das got trudan, ahd.
troiôn keltern (sbst. trutta Kelter, vgl. got ga-trudan niedertreten,
ahd. irëtan treten) und ahd. dhriskan threscan dreschen, dessen
Grundbedeutung nach Diez *mit den Füfsen tappeln', nach Kluge
^lärmend stampfen, treten'* ist, bezeugen.^ In ähnlicher Weise
könnte sich auch die Bed. 'einweichen' aus der Bed. *mit den
Füfsen treten' entwickelt haben. Man vgl. dazu unser deutsches
einweichen selbst, welches zum ahd. wichan weichen (vom ahd. weicK)
gehört, sowie waschen, zu dem Kluge das kymi. gwasgUj u.faiscim
drücken, pressen, stellt. Von der got Bedeutung 'eindringen' wäre
auch speziell bei der fr. Wendung tremper une harpe eine Harfe
stimmen, auszugehen, da hierbei die Wirbel des Instruments in die
dazu bestinmiten Oeffaungen eingedrängt werden.^
Tromba it, sp. pg. trompa, pr. tromba trompa, fr. trompe ein
Blasinstrument, Maultronunel, ist Diez geneigt auf das lat iuha,
welches im Chw. als tiba Alphorn und im Wal. als tobf Tronunel
fortlebe, zurückzuführen, obwohl auch ihm der zwiefache Finschub
des r nach /und des m vor dem Labial Bedenken erregt Im
Italienischen bedeutet das Wort auch 'Wirbelwind, Wasserröhre',
im Fr. in der Form trombe {trompe noch bei Nicot) 'Wasserhose',
im Span, trompa trompo 'Kreisel', in welcher letzteren Bedeutung
es aus lat turbo Wirbel, Kreisel, entstanden sein soll.
Schon Kluge und (nach ihm?) Mackel führen, da ein ent-
sprechendes lat Etymon fehlt, die ot)en genannten roman. Wörter
auf das ahd. and. trumba trumpa Trompete, Posaune, Trommel
zurück, dem im An. ein trumba auch in der Bedeutung Pfeife,
Röhre, wie das it tromba Wasserröhre, ziu" Seite steht. Da aber
das ahd. tromba mit it tromba aus triumphus gedeutet wird, so ver-
lohnt es sich die Herkunft des Wortes genauer zu untersuchen und
es als echt deutsch zu erweisen. Im Nd. findet sich ein trumme(í)^
mnd. trumme, nid. trom trommel, ostfries. trum trumme{í) Trommel
a) die Trommel als Lärm machendes Instrument, b) ein rundes
blechernes Hohlgefäfs mit verschliefsbarem Deckel zur Auf-
bewahrung von allerhand Sachen (vgl. auch mhd. trumme neben
irumbe). Daneben läfst sich aber auch ein mit p resp. b erweitertes
Wort nachweisen, aber in etwas andrer Bedeutung, nämlich ostfnes.
^ Vgl. das biblische Wort: 'Du sollst dem Ochsen, der da drischet,
nicht das Maul verbinden'.
* Man vgl. auch ahd. walkan st. Vb., nhd. walken, aengl. walken volvere,
ambulare, engl, walk gehen, an. valka hin- und herbew^en, auch refi., norw.
valka volka drücken, kneten, walken etc., germ, walkan = ii. gualcare und
^ii. gaucher durch Stampfen bearbeiten, dessen dauph. Nebenform ^i>«rÄi>r mir
auf eine Bildung *wulkjan mit stammhaftem u hinzuweisen scheint, wie isl.
norw. volka, ahd. wulkfan wulchan constipare, die nach Schade auch im ahd.
vwlian und wolkâ Wolke, eig. zusammengeballte, sich wälzende Dunstmasse,
vorliegt.
' Vgl. auch engl, wrest drehen, eindrehen, drehend stinmien.
212 TH. BRAUNE,
irutnp{e), nines, trompe Nabe des Wagenrades, das dicke, runde und
röhrenförmige Stück Holz, worin die Achse sich dreht, seh wed.
fromp Mündungs friese einer Kanone, sowie and. trumha tuba.
Daneben erscheinen im Deutschen auch Formen mit anlau-
tendem d^ so im Wettcrauischen, das überhaupt einen eigenartigen
alten Lautbestand zeigt, (die) dromm^ md. drume Trommel, sowie
drompel^ (bei Diefenbach, Gloss. 584*), dessen d genau dem tíid.
anlautenden / entspricht.
Was nun die kürzeren Bildungen wie trum irom drume anbe-
langt, so können sie unmöglich aus den längeren mit p oder h
entstanden sein. Ebenso wie z. B. das mhd. klam Zusammenziehung,
Krampf, Beklemmung (vgl. auch mnd. klam-^ klem-vogel, mnld. klem'
voghei)j ags. dam Krampe, packende Hand, Klaue, Fessel, Druck,
das sich neben ahd. klamma, mhd. md. klammer ¡damper findet, nicht
auf einen Stamm klamm oder klamp zurückgeführt werden kann,
sondern auf einen kürzeren klam zurückgeht,* ebenso verlangt das
nd. trum einen aus tram geschwächten Stamm irum^ aus dem erst
durch Erweiterung irumm, irumb und irump abgeleitet sind.
Die Grundbedeutung der deutschen Bildungen wie irum irumme
trumha scheint die im an. trumba Röhre, und ostfries. trum{^m¿)
trummel (blechernes) Hohlgefafs, trumpe Nabe des Wagenrades zu
sein, aus der sich alle andern ergeben.
Was die Form der roman. Bildungen anbelangt, so würde it
pr. tromba sich an ein got.-burg. *irumba (ahd. trumba), und die
Formen mit p sich lautlich mehr an die Nebenform *trumpa^ die
wir im ostfries. trump{e) und auch schwed. trump fanden, anschliefsen.
Trop pr. Herde, fr. pr. nimis, nimius, hat Storm (Rom. I, 490)
schon vor Jahren mit dem in den Leg. Alam. bezeugten trùppus
Herde zu dem germ. J^orp (vgl. an. ]^orp^ schwed. dan. torp^ ahd.
thorph thorf darf) gestellt, indem er die Bed. 'Menge, Trupp,
Herde' dafür aus den skandin. Dialekten nachwies. Diese Etymo-
logie hat seitdem viel Anklang gefunden ,3 die Sache scheint sich
aber noch etwas anders zu verhalten, als man annimmt.
Insgemein glaubt man, dafs die Metathesis des r erst im Franz.
selbst eingetreten sei, und beruft sich auf die von Diez Gr. I, 223
angeführten Fälle. Nachweisbar steht aber dem germ, ^orp auf
germanischem Boden eine Nebenbildung J^rop zur Seite, und diese
wird daher als das wahre Etymon zu trop gelten können, zumal
da sie aus alter Zeit bis in die neueste sich auf einem weit aus-
gedehnten Gebiet nachweisen läfst
^ Einem deutschen drompe entspricht lautlich direkt das gr. ^QOfißoc
geronnene Masse, d-cofißeiov Klünipchen.
* Ebenso setzt das mhd. krim; kram-vogel Raubvogel, an. kremja,
schwed. kratna drücken, pressen, engl, to cram zwängen, nid. kram (neben
kramme fibula) einen Stamm kram voraus mit den Nebenbildungen kramm
(vgl. ags. crammjan zwängen) und kramp (vgl. ahd. chrampha Haken, aen^
cramp Krämpfe, Klammer etc.).
> S. Bugge, Bezzenberg. Beitr. III, 112, G. Paris Rom. X, 60, Joret ib.
588, Mackel Die germ. Eiern. 35.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. 213
So kennt das Angelsächsische neben ^orp^ (und J^orpe) auch
^r¿>/2, welches auch noch im Engl, als ihrop neben ihorp und dorp
(alle drei Archaismen), und zwar namentlich in Eigennamen, fort-
dauert.^ Und dafs dieses ^rop eine eigene ags. Form neben J^orp
ist und nicht etwa auf Anlehnung an das fr. irop beruht, das be-
weist die Nebenform J^rep^ (vgl. satl. therp^ nordfries. Urp, afries.
iherpe iherp terp izerp), die mit prop unleugbar verwandt ist, aber
nicht auf afr. trop zurückgeführt werden kann.
Die nordischen Sprachen scheinen nur porp^ resp. torp^ zu
kennen, wie denn zahlreiche schwedische Ortsnamen nur iorp^
nicht trop zeigen. Was läge nun näher als das fr. pr. trop nicht
auf diïi.porpy sondern direkt auf das ags, ßrop, welches ebenfalls
eine grofse Reihe von Bedeutungen (s. unten Anm. 2) zeigt, zurûck-
zuleiten? Vielleicht aber liegt ihm direkt ein altgerm. Jiri?^, worauf
schon das ml at. troppus der Leg. Alam. deutet, zu Grunde.
Wie ich schon oben bemerkte, ist nämlich die Bildung ^rop
nicht auf ein einzelnes german. Gebiet beschränkt gewesen. Sie
scheint auch dem Friesischen, Sächsischen, Niederfränkischen, ja
vielleicht überhaupt den westgermanischen Sprachen eigen gewesen
zu sein. Zwar läfst sie sich in schriftlichen Quellen aufser in dem
angeführten alemann, troppus (== ¿roppusï) nicht mehr nachweisen,
dagegen hat sie sich im Munde des Volkes, wie es scheint, in
einer Zone, die sich von den dänischen Inseln und der Nordspitze
Jütlands über Schleswig-Holstein durch Oldenburg, einen Teil von
Hannover, Lippe, den Regierungsbezirk Osnabrück und Ostfriesland,
Westfalen und in Spuren bis zur nördlichen Rheinprovinz (also in
niederfränk. Gebiet), bis Nordbrabant und Limburg erstreckt, in den
Formen -drup^ -drop, neben denen sich -irup und -trop^ zeigen,
* Daneben parp, wie as. tharp (neben thorp) und nordfries. tarep (neben
ihorp torp und terp) und die unten Anm. 2 angeführten Ortsuamen auf -t harpa.
' Kluge führt schon dieses /)rfl»;> unter ¿för/ an. Diefenbach ci tier t neben
ags. porpe [vgl. dazu den Ortsnamen Thorpe in den Grafschaften Derby, Nor-
folk, Suffolk, Essex und Lincoln, femer Thorpe IVatervilie, Th. le Soken,
Grimsthorpe, Skellingthorpe» Frtdaythorpe, Milnthorpe, Kingsthorpe, sowie
die deutschen in Urkunden vorkommenden Ortsnamen Norththorpa {Nortrup
bei Münster), Castorpa {Castrop bei Arnsberg), sowie mit anderm Vokal
Marastharpa {Mastrvp), Hubbingtharpa {Hüntrup)» Kiedeningt harpa {/Cen-
trup), Wersitharpa {fVestrup) etc. und den schwed. Ortsnamen Torpa sowie
Torpes (im Dép. Doubs, sowie Sa6ne-et-Loire)] die Nebenformen prop und
Prep villa, pagus, conventus, Zusammenkunft, Besuch, und aengl. ihr ope, das
sich auch in Eigennamen finde. Stratmann kennt neben ^gs.porpe ebenfalls ags.
Prop a meeting of cross-ways, a country, village, compitum, vicus, und aengl.
throp (vgl. die Ortsnamen Heythrop und ì Addle strop m O-íioxü^ neben thorp,
> Nach Grimm, Gr. I, 225 ist das ags. e Umlaut des a und durch ein in
der Endung befindliches {ë früher i) erzeugt, welches zuweilen weggefallen sei,
vgl. ags. veb = an. vefr, ahd. wappi webbi weppi, nd. webbe, afries. wob, sat-
länd. nordfries. webb etc.
* Vgl. Hundrup (Seeland), Öxendrup Kvärndrup (Fünen), Tatndrup
Vamdrup (Jutland), Hjerndrup Andrup Bramdrup (Schleswig-Holstein), An-
drup Addrup (um Osnabrück), Geldrop (Nordbrabant) und Vlodrop (Limburg);
ferner — Karstrup Olstrup Sludstrup Tjustrup (Seeland), Peder strup (Laa-
214 TH. BRAUNE,
in der Bed. *Dorf* erhalten. Von diesen entsprechen nach den
strengen Lautgesetzen drup und drop genau dem 2i^.prop, aengl.
throp, dessen o auf älteres u zurückgeht Drup drop etc. scheint
somit, zumal da die Eigennamen ihre ursprüngliche Form kon-
sequenter gewahrt haben, die fríes., niedersächs. und niederfränk.
Form des auch im verwandten Angelsächsischen erhaltenen ¿rop
zu sein, die im Altfries., Altsächs. und Altniederfränk. *ihrup oder
"^throp gelautet haben wird.
Spuren dieses alten *thrup oder *throp liegen aber auch auf
hochdeutschem Gebiet vor. So in dem Ortsnamen Ohrdruf (Dorf
an der Ohra, in Sachsen-Gotha), sowie in Wtlsdruff^ (bei Dresden,
vgl. Wilstrup in Schleswig-Holstein, Wilsdorfin Weimar und Böhmen)
und wohl auch in Mühltroff (bei Zwickau).
Nehmen wir nun noch das in den Leg. Alam. (5. — 7. Jhd.)
bezeugte mlat iroppus^ in der Bed. 'Herde' hinzu, welches ein
alemann, throp^ wiedergeben kann und aus einer Zeit stammt.
land), Aastrup, Eshüdstrup Idestrup (Falster), Haastrup Hoimstruf PederS'
trup Stenstrup (Fünen, vgl. dagegen Stenstorp in Schweden), Bodstrup
(Langeland), Astrup Alstrup KUitrup Lönstruß Stagstrup Tolstrup (Jutland),
Achtrup Döstrup Fjelstrup Haistrup Hoptrup ynsing-Hostrup Humtrup
Lintrup Mangstrup Mastrup Moltrup Rangstrup Satrup Schwenstrup Tas'
trup Wilstrup (Schleswig-Holstein), Benstrup Holtrup Vestrup (Oldenburg),
Eystrup Holtrup (Hannover), Bottrup Oehtrup Lastrup Mentrup Nortrup
Suttrup Schleptrup Voxtrup (Ostfnesland und Rgbz. Osnabrück), Barntrup
Bentrup Herrentrup Hillentrup Höntrup Istrup Schwelentrup Varntrup
Wellentrup (Lippe), Erpentrup Istrup Holtrup Westrup = Werst (FlnCs)
-trup (Rgbz. Minden), Hiltrup Holtrup Intrup Oehtrup Rottrup Schach-
trup Veltrup Waltrup Wentrup (Rgbz. Münster); — Holttrop (Rgbz. Aurich),
Bottrop Löntrop Waltrop (Rgbz. Münster), Bentrop Castrop Finnentrop Hat"
trop Höntrop Herrentrop Hiltrop Hultrop Küntrop und Freientrop Oeven'
trop Stentrop Suttrop (Rgbz. Arnsberg), Hultrop Frintrop (Rgbz. Dussel-
dorf). — Man vgl. auch Familiennamen, die von Ortsnamen entlehnt sind,
wie Wentrup Wentrop, Mintrop Mentrop und Lastrop. — In der Provinz
Preufsen, die mit Niedersachsen kolonisiert ist, findet sich ein Ortsname
Troop (= Tropi) im Rgbz. Marienwerder. In den Urkunden des 9. — li. Jhds.
finden sich öfter in den angeführten Ortsnamen auch Varianten in der Schrei-
bung. So heifst Castrup dort Castor p Ca stör pa, Voxtrup 1090 Voccasthorp,
Werntrop 1072 Werdingthorp, Bottrup 9. Jhd. Burgthorp, Bentrup 9. Jhd.
Bennigthorp, Waltrup II 61 Walthorp, 10. Jhd. Walahdorf, Nottrup North-
thorpa, Lastrup 948 Laasdorp, Hüntrup 1 1 . Jhd. Hubbingtharpa, Westrupp
Wersitharpa, 1070 Wersithorp» Rottrup Hrotraundingtharpa, Guntrup bei
Münster Gumocodingtharpa, Mastrup 1 1 . Jhd. Marastharpa, Kentrup ¿Oiedt-
ningtharpa. Dies darf uns aber, da für das Ags. und Aengl. throp als
Nebenform zu thorp feststeht, nicht hindern fur die verwandten Idiome ^wn-
falls diese Nebenform in älterer Zeit anzuerkennen. Wahrscheinlich war trup
und trop die volkstümliche Form, während unter mehr hochdeutschem Einflofs
die gelehrten Schreiber bald thorp bald thorpa tharpa etc. gebrauchten.
^ In der Nähe von Wilsdruff liegt eine Ortschaft Weisstropp (nieder-
sächsische Kolonie?).
* Besonders häufig findet sich / statt th in Urkunden , s. W. Braune,
Althochd. Gramm. § 167, A. 9.
3 Das Alemannische vollzieht den Umsatz des th zu d erst in der zweites
Hälfte des 8. Jhds. ; in den ältesten alem. Quellen sind noch zahlreiche
spiele des th (dh) erhalten. S. W. Braune § 167 und das. Anm. 3.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER. 215
WO die hd. Lautverschiebung noch nicht durchgedrungen war, so
erscheint es nicht zu gewagt, neben dem germ, purp (= an. ags.
j^orpy as. ihorp etc.) ein westgerm. Jin^^ * aufzustellen, auf welches
eben das fr. pr. irop selbst zurückgehen könnte.
Vague fr. wird von Diez auf das ahd. wâc, got. vêgs, mnld.
waghe, von Mackel auf ndfränk. oder an. väg- (an. vägr, as. wäg^
ags. wcBg st. m.) zurückgeleitet. Ebenso wie Diez auch mnld. waghe
(sie) anführte, so bemerkt auch Mackel S. 184 fragend: *an. vag
(oder mnld. wagheì) — fr. vague\ Und doch kann es wohl keinem
Zweifel unterliegen, dafs das fem. vague auch von einer fem. germ.
Bildung stammt, wie sie im mnld. wœghe (nicht waghe\ a = ahd. ¿f)
gurges, ñuctus, unda, und mit kurzem a im mnd. wage waghe, ost-
fries. wage wagge (neben wag) das bewegte wogende Wasser = ahd.
waga, mhd. wage, allerdings nur in der Bedeutung 'Bewegung'
vorliegt
Zum afr. vaguer (bei Littré erst aus dem 1 6. Jhd. belegt, stimmt
genau das mnld. wœghen, mnd. wagen sich bewegen, schwanken,
wogen, wandern, gehen, = ahd. wagon, mhd. wagen wogen, in Be-
wegung sein, schwanken, sich wiegen.
Auf wagon führt Diez auch das it. vogare, sp. hogar, pg. pr.
vogar, fr. voguer (bei Littré 1 6. Jhd.) durch Ruder getrieben fort-
schwimmen, zurück und verweist hinsichtlich des Wechsels im Vokal
auf unser nhd. wogen, Dafs diese Nebenform schon älter ist wie
man meint, dafür spricht der Umstand, dafs z.B. Luther schon
der wog und die woge gebraucht Wir werden deshalb auch vogare
etc. nicht auf wagon, sondern auf ein älteres, wdgen (Mackel setzt
dies Wort als mhd. an) zurückfuhren dürfen.
Vautrer fr. (nur reflexiv) sich wälzen, wird von Diez auf das
lat. volvere zurückgeführt Das Wort zeigt sich aber nur auf franz.
Boden, wir dürfen also auf germanischem Gebiet Umschau halten.
Und da bietet sich eine deutsche Bildung, die mit ihren vokalisch
anders ausgestalteten Nebenformen allen Schreibungen des fr. Wortes
Genüge zu thun scheint Ich meine das nd. mnd. waiier{e)n,
w¿//er(e)n, wolier(e)n, satl. walterje, mnld. weiteren, ostfries. wältern
wehem, aengl. walterin weltrin, engl, waiter welter walzen, hin- und
herwälzeo, rollen etc.
Andre Bildungen ähnlicher Art sind mnd. walte waiter Walze,
welte^hlok wolte^blok wollensten (= walte), Wolter ing e Wälzung, mhd.
walzer der sich dreht, der sich walzenartig bewegt, und ostfries.
* Das germ, ßrup steht nicht ohne Verwandtschaft in den indogerman.
Sprachen da. Wie das lat. turba Schar, lärmende Menge, Masse, Lärm, gr.
tvcßri Verwirrung, Getümmel, Lärm, und lat. turbare mit got paúrp, ags. an.
porp etc. sowie an. Pyrpaz congre^jari, eines Ursprungs ist, so scheint auch das
ags. prop (und Prep) mit lit. trobà Gebäude und ferner mit Wörtern verwandt
wie kelt. acymr. treb viais, ncymr. tre/, abret. treb < habitation, subdivision de
la plebs*, acymr. trebou turmae, gael. atrab Wohnung, air. atreba habitat,
dem altgall. Völkernamen der Atrebate/t, osk. trttöom Momum*, lat. tribus
und trabs.
2l6 TH. BRAUNE, BEITItÂGE ZUR KENNTNIS ROM. WÖRTER.
Walter mit Stroh umwundene und in feuchtem Lehm umgewälzte
Holzstange oder Latte von walzenförmiger Gestalt zum Ausfüllen
der in Fachwerk gebauten Wände und Balkenfelder einer Stuben-
decke, nebst einem zweiten davon abgeleiteten ostfries. vb. walkm
eine Wand mit solchen Latten ausfüllen und bekleiden, sowie das
an. valtr^ ags. vealt rollend, wälzend, wälzbar und die Vb. got valtjan
ejcißaXXeiVf ags. vealtjan^ ahd. welzan, ahd. walzan walzen, sich
wälzend und rollend bewegen, und an. velia {pelt vali tätunt olUttn)
rollen, sich wälzen. Dem Stamme vali steht ein kürzerer Stamm
val zur Seite im ahd. wellan wälzen, rollen, wallon wallen, wandern,
sich umhertreiben, ags. vealljan umherschweifen, wandern, mhd.
wellen rollen, wälzen, mnd. wellen (st.Vb.?) rollen, sich wälzen, ahd.
wullôn wtllôn^ md. wollen willen Ekel empfinden, Uebelsein haben,
ahd. wolla Wolle (die gekräuselte! nach Schade, vgl. griech. ovXoq
kraus) etc.
Auch aus diesem Stamme sind den aus dem Stamme vali ab-
geleiteten Bildungen wie waiter und waliern entsprechende abge-
leitet, wie ostfries. weiter^ wangel. willer (= waiter), nd. ostfries.
wellern (= dem zweiten ostfries. waliern), mnd. weiteren.
Wir haben es hier somit mit einem germ. Stamme und seinen
Erweiterungen zu thun, die nachweisbar in grofsem Mafse audi im
Ablaut in reichem Mafse vertreten waren und sind. Und da, wie
schon gesagt, das fr. vautrer sich mit seinen Nebenformen aus-
schliefslich auf französ., d. h. dem Deutschen benachbartem Gebiet
findet, so werden wir für dasselbe auf die oben angeführten Neben*
bildungen, die ihm begrifflich und lautlich genau entsprechen,
zurückgreifen dürfen. Vautrer stammt vielleicht von einem germ.
''^waliern, voutrer und voltrer von ^wuliern (= mnd. wolieren) und
viutrer, das bei Diez im Anhange angeführt wird, von einem ans
an. vèlia (vgl. wangel. willer = ostfr. weller), resp. mnd. mnld. weitem
{^eitern}) zu erschliefsenden *wiliem. Unklar bleiben nur voiirer
und das von Scheler im Anhange zu Diez angefahrte se vouier.
Letzteres könnte aber einer Nebenbildung zu an. velia und ahd.
walzan, wie *voltan (vgl. mnd. wolie-hlok, wolie-siin) entstammen.
(Fortsetzung folgt.)
Th. Braune.
Neue Belege zn rumän. Wörtern nichttürkiBcher Herkunft.
Im Anschlufs an die Band 17, 368 fF. der Zeitschrift für roman.
Philologie mitgeteilten Belege zu türkischen Lehnwörtern folgen
hier die a, O. 374 versprochenen Belege zu bisher nicht verzeich-
neten Wörtern oder Bedeutungen von Wörtern nichttürkischer Her-
kunft. Und zwar, da wir auf Hasdeus Wörterbuch Rücksicht ge-
nommen haben, mit derselben Beschränkung, welche dieses sich
auferlegt: auf geschichtliche und volkstümliche Wörter. Unter
ersteren sind solche verstanden, welche vor 1800 verfafsten Schriften
entnommen sind; letztere sind ebenso fast *ausschliefslich der im
Durchschnitt kaum weniger alten Volksdichtung entnommen; wollte
man das hier und an der Sprachgrenze überhaupt herrschende
Rotwelsch verzeichnen, so müfste man einen guten Teil des unga-
rischen, serbischen u. s. w. Wörterbuches ausschreiben. Eine überaus
lehrreiche Probe davon bietet die Monsironomie in VulturuU Grofs-
wardein 1892, Briefe eines rumänischen Soldaten, geschrieben vom
ungarischen Regimentsschreiber in Bosnien, dergleichen man den
Leuten auf dem Lande oft vorzulesen hat.
Ebenso sind die zahlreichen, besonders französischen, Wörter,
welche die gemeinen Leute in den Städten Rumäniens von ihren
„Herrschaften" aufgeschnappt haben, nicht berücksichtigt, so er-
götzlich sie auch zum Teil entstellt sind : olevoal, au revoir. Alecs. T.
und sonst überall, leoorver (so übrigens auch ungarisch) Carag. T. 53,
andrissant Adressat ebd. 252, madepolon Isp. juc 72, irainvan Fam.
ig, 295, chelner{ifd)^ halbä Fam. und in jedem Wirtshause, sogar
be^teluiesc Conv. lit. 17, 466. Auch die zahlreichen Wörter, welche
aus der deutschen Heeressprache in Oesterreich- Ungarn einge-
drungen, sind nur dann berücksichtigt, wenn sie sich im Volks-
liede finden, also nicht haptac! habt Acht! Achtung! forpost^ fürt,
sttUgesc u. s. w. bei V. Rusu, Suspinele silvelor 99 fif.; chert! selbst
Alees, teatru 21.
Ebenso sind fremde Wörter ausgelassen, wenn sie sich in
ganzen Sätzen fìnden, wie Anfang und Ende älterer Erlasse häufig
slawisch sind, s. Mag. ist. i, 126, vgl. den slawischen Ostergrufs
Rev. n. 2, 280.
Schliefslich sind Sammlungen seltener Wörter nicht ausge-
schrieben, doch will ich die mir bekannten hierher stellen: Tribuna
6 nr. 121, Conv. lit 20, 1020, Manliu, Gramática am Ende und
sonst, die Farben Mar. crom. 50 f.
2l8 W. RUDOW,
Wörter, deren Bedeutung fehlt, sind nur mundartlich, und
zwar aus den rumänischen Gegenden aufserhalb Ungarns. Ich
habe mir alle mögliche Mühe gegeben ihre Bedeutung zu erfahren,
jedoch mit nur geringem Erfolge. Besonders aus Creangä sind
viele unbekannt, wie von den verschiedensten Seiten versichert wd.
Vielleicht gelingt es den vereinten Bemühungen der Leser dieser
Zeitschrift hierüber Klarheit zu erlangen.
Wenn das Latein und das Germanische nur nebenbei be-
handelt sind, so ist dei' Grund der, dafs der lateinische Sprach-
stoff schon ziemlich genügend durchgearbeitet ist; die nicht nur
für den Deutschen, sondern auch für die Wissenschaft überhaupt
wertvollen Ueberbleibsel des Deutschen im Südosten sollen später
noch besonders behandelt werden. —
Quellen sind aufser den a. O. 376 genannten hauptsächlich:
An. ac. AnaleleU Academiei romtne, Bucur.
Biblioteca pentru top, Bucur.
Bogdan, paventi, laçi.
Burada, O cäiatorü în Dohrogea, laçi 1880.
Columna lui Traían, Bucur. 1 870 ÍF.
Mangiuca, Studii limhistice» Fam. 19, 188 if.
Marian, Cromatica poporului roman, Bucur. 1882.
„ Inmormentarea la Romàni, Bucur. Acad.
„ Nascerea la Romàni, Bucur. Acad.
„ Nunta la Romàni, Bucur. Acad.
„ VrTiji, farmece |i desf aceri, Bucur. Acad. 1893.
Panfu, Schife, Braco v.
Se vastos, Cñlñtorii prin farà romîneascS, laçi 1888.
„ Pove^ti, laçi.
Vlahu{ä, In vîltoare, Tlrgu Jiu 1896.
„ Un an de luptii, Bucur. 1895.
Anmerkung. Mit dem Altslawischen habe ich mich bisher nur wenig
beschäftigt, ihm kann daher sehr wohl manches der unten als russisch u.s.w.
bezeichneten Wörter entstammen. Der Unterschied ist jedoch im allgemeinen
kaum so grofs wie der zwischen Mittel- und Neudeutsch, vom Altdeutsch
nicht zu reden, und kommt für diese Zeitschrift um so weniger in Betracht,
als die Slawen selbst noch darüber streiten, welcher ihrer jetzigen Sprachen
oder Mundarten das Altslawische eigentlich entspreche.
Abaroca Name A vestios. Mar. nasc, 31.
abua se einschlafen , Mar. nasc. 324; s. bua.
abure me suche hinaufzuklettern , Bogd, pov iTi\ s. oburc; auch
klettere hinauf,
-äc Bildungssilbe des Zeitwortes, fehlt bei Hasdeu, z. R sburäcesc,
späläcesc, cärpäcesc, auch cärpocesc
a car gebogenes Eisenstûck, den Haarknoten zu befestigen. Mar.
nun. 379. Von ac.
acarni^te bei Hasdeu gehört vor acarnifä.
MBUE BELEGE ZU RUMÄN. WÖRTERN NICHTTÜKK. HERKUNFT. 2 IQ
ach i lim it befriedigt, behaglich bei Hasdeu, offenbar von ungar.
kellern Annehmlichkeit; wie fr. approvisionner oder amerindez
gebildet.
a ci e Gewürz oder Heilmittel, Conv, HL 25, 608.
a ci o i Bur, Dohr. 206 = acioaîe.
acmi ci istrisch = acum, Mar, inmor, 130.
adamo s t Art Most, Mar, nun, 827.
adera mr. bauen, Conv, HL IT , ^(^ und iig; bereiten Mar, tnmor.
125 = drege, indem -eg als die Endung angesehen wurde.
Nach Miklosich alb.
a dica nämlich, siehe, nach Hasdeu aus a dica vor Gericht durch
den Mittelbegriflf des Schliefsens: also, das heifst. Möglich,
ja wahrscheinlich, obgleich er sich nur in der Uebersetzung
ergo des alten Wörterbuches findet. Da jedoch ôlxTj im Rum.
sonst nicht bekannt, nach Viahuf ä vi//, 71: „un dica" selbst
in der Bedeutung (a)dicä Abrechnung als fremd empfunden
wird, scheint hierin das dica des ungarländischen Latein zu
stecken. Mangiuca, Daco-romanisphe Sprach- und Geschichts-
forschung I S. 231 heifst es nämlich: „Die Valachi exercituantes
(waren steuerfrei und) wenn man ihre Rechte angegriffen, ein
gewaltthätiges Volk, denn seit 1557 hat der Landtag . . . durch
mehr als 40 Jahre immer beschliefsen müssen, dafs auch die
Walachen die Dica-Steuer zu bezahlen haben, und sie haben
doch keine Folge geleistet." — „Sanguinem et vitam, sed
ävenam non" wollten die Ungarn bekanntlich für ihren Herr-
scher opfern; und so kann sich der langwierige Kampf um
die dica, wo es avenam galt, recht gut dem Gedächtnisse der
Rumänen eingeprägt haben, zunächst der ungarländischen.
Lucrul, vorba vine la (a)dicä heifst also eigentlich: es kommt
zum (Kampfe um das) Steuerzahlen.
a dimante Farn, 19, 170, von adamantem.
ad von = griech. nartex, Haupteil der byzant. Kirchen, Odoò.
1,389 ff.
Aftocrator Selbstherrscher, An. ac, 2, 10, 2, 383; griech.
-äg Ableitungssilbe des Zeitwortes, fehlt bei Hasdeu. Z. B. pisägesc,
ciumpägesc, vgl. batogesc, portug. batucar,
agapi creçtini Liebesmahle, Odob, i, 442; scheint nicht richtig,
obgleich noch vechii davor steht, da man nicht einsieht, wie
ayÓL3tr¡ männlichen Geschlechtes werden soll,
agimblu ergreife (von Sehnsucht), Farn, 31, 507.
(de) agi relè rings. Con, /i/, 17, 287; von giur.
agramatos ungebildet. Rev, n, 3, 218; griech.
aitura* Gallert, Mar. nun. àòg,
-al Ableitungssilbe, fehlt bei Hasdeu. Im Zeitwort ist sie ungar.
Ursprungs: házal = er hausiert, próbál, rumän. probaluesc
^ Eigentlich das Gallert, und so gewöhnlich im folgenden a statt a, weil
der Drucker sonst mit diesem nicht ausreichte.
220 W. RUDOW,
Ebenso rätäluesc retiñeren, cerc(äl)uesc, tmpäc(äl)uesc), pre|-
(äl)uesc; dram(äl)uesc; chef(äl)uesc. Vgl. nodi bucätelesc Zu
Nennwörtern tritt es nur vor verkleinernden oder vergröbernden
Endungen an: dragala^, mutäläu, räzäläu (davon räzäluesc).
ala, ale nach Hasdeu „die Aloaden, denn es springt die Aehn-
lichkeit dermafsen in die Augen, dafs jeder, der das Wort
anders erklären will, abgesehen vom Namen, ebensoviele Ver-
gleichungspunkte in der Bedeutung anführen mufs". Sehen
wir uns diese Punkte näher an, so fmden wir i. märchenhafte
Gestalten. Das ist etwas zu allgemein. 2. Männliches Ge-
schlecht. Wenn die alä mit einem Drachen verglichen wird,
so ist ihr Geschlecht damit jedoch noch keineswegs bestimmt,
wenigstens kann das nicht die Regel umstofsen, dafs Wörter
auf ä, Mehrzahl e, stets weiblich sind. Aufserdem aber heifst
es Farn, 26, 67 von den hale, vîlve u. s. w. pentru cä s6 ele
se sperie, womit sie ausdrücklich als weiblich bezeichnet sind.
3. Immer zwei. Dem widerspricht S. 678: wo immer zwei sich
begegnen, fangen sie Streit an. Kann man sagen: welches
deutsche Kaiserpaar immer? Ebensowenig, wenn es nur ein
Paar ale gäbe, könnte man sagen: immer, wenn zwei sich be-
gegnen. S. u. 4. Sie vernichten das Korn. Die ale ja, aber
die Aloaden? Homer sagt von ihnen, sie wachsen zu Riesen
heran, das Korn des Gefildes essend. Man weifs aber, dafs
„essend^* hier nur malendes Beiwort ist und also keineswegs
bedeutet: vernichtend, sondern: sie wuchsen von der Nahrung.
5. Sie werfen Steine. Von den ale heifst es S. 678: sie werfen
alles um, wie die Aloaden Berge türmen. Aber das ist allen
Sturmgeistem eigen, und deren giebt es unzählige, männliche
und weibliche. 6. Sie sind Alpe. Auch diesen Zug endlich
teilen die ale nicht nur mit den Aloaden, sondern auch mit
den iele, den Schwarzelfen, und vielen andern Gestalten. Also
halten wir die ale für dasselbe wie die iele, zumal da beides
aus illas entstanden ist wie les und elles franz. Auch die
(h)ale erzeugen Krankheiten (Farn. a. O.), womit ein weiterer
Zug festgestellt ist, den sie mit den iele teilen und der den
Aloaden fremd ist Aufserdem ist es überhaupt nicht vrahr-
scheinlich, dafs so verhältnismäfsig seltene Gestalten sich aus
dem Altertum bis jetzt erhalten haben sollten.
al bei e ein Spiel, ein zerbrochenes Holzstûck werfen, Mar.inmor,
222, £bd. die Beschreibungen von cristeii, foii, scroafa, palma
furata, tum, ciurul.
alea lui ci a dorului! Fam, 29, 535 wie alili ochii mindrii und ähn-
liche = alelen.
aleçuire Verlockung, Trih, 13, 926.
A Umóri nicht von Lémures. Alimonia? (nach Densuçian).
Alimpeçti S. 902 mûfste S. 880 stehen (bei Hasdeu).
al i pon eine Pflanze, Trih, 6, wohl griech.
al i si da Uhrkette, Sn\ cäL 28. Scheint griechisch.
NEUE BELEGE ZU RÜMÄN. WÖRTERN NICHTTf^RK. HERKUNFT. 221
amalui, hobot ro§-, roter Brautschleier (aus Venedig), Mar. nun. 827.
amathie Ungelehrtheit, Odoh, i, 301; griech.
amenda Geldstrafe, Fam, 32, 340.
am boi s ele bedenklich, vorsichtig, Rev, er iL liter ara i, 53. Slaw.
boj sja fürchte dich! mit der Endung le? wie altmintrele u.a.
Pafst wenigstens zur Form besser als Cihacs invitare; Cihacs
Bedeutung ist zweifelhaft, in Ungarn ist das Wort nicht bekannt,
amie für prietin Mar. nun, 125.
am in „Es soll also geschehen" ist nur eine christlich -kirchliche
Umschreibung; genau heifst es: wahrhaftig, zuverlässig, wie im
rum. aman, amanet u. s. w.
amuçuluesc wittern, die Fährte verfolgen, erklärt Hasdeu aus
ung. messzelátni. Aber erstens heifst das nicht von fem em-
pfinden, sondern in die Feme sehen, zweitens bedürfte die
Form wenigstens irgend welcher Erklärung. Slowakisch heifst
mysliv-ec Jäger, eig. Spürer, Denker, vom gemeinslawischen
mysli Sinn, Gedanke. Der Stamm mysliv (-ati) ist also mit vor-
gesetztem a fast buchstäblich a-muçulu-(esc).
-an Ableitungssilbe, fehlt bei Hasdeu, obgleich sie häufig ist. So
bei Zeitwörtern, und zwar latein.: derapän, leagän, tragan,
tocänesc; in fremden: grapän, dragan, (strädänuesc), cräcänez.
In Beiwörtern, die nach geamän gebildet sind wie die vorigen
nach seaman (semino): oarzän, boacän, ^eapan, morocänos. In
Dingwörtern: jneapän (juniperam), leagän u.a. Hasdeu hat
nur -äese, wo er S. 22 11 auch Beispiele für -änese bringt
äncherdisese folosesc me, mr.. Mar, nun, 307; griech.
anclicel. Rev, n, 2, 302, s. aglicel, Hasdeu.
andai esc fortführen, auf den Weg bringen, Farn, 32, 212; ung,
indulni aufbrechen.
Andrei u. In diesem Engel, welcher die Erde trägt, sieht Hasdeu
den altpersischen Andra (= Indra). Möglich, aber sehr kühn,
androc, ondroc, niederdeutsch für Unterrock, doch wohl von den
Siebenbürger Sachsen, jedenfalls nicht älter.
anghilest ein Kirchengesang, Farn. 28, 207; wohl von ayyeXo^,
an in o sa Mar, tnm, 549 — anina, se.
anodin unwichtig. Rev, n, 4, 228; griech.
Anfer panier hinter riz pariz, za tea batea medü^ului çerpele pocni,
/^öw. 28, 42, im Anfange eines banater Zauberspruches, an-
scheinend ohne Sinn. Vgl. lan^ura parjura, Et, m. 2973.
a o ce heifst hier in Bihar nicht hier, sondem dort; M. Pompiliu
hat also ganz recht,
a palt (selten, doch s. Cihac) fehlt bei Hasdeu.
apichie An, ac, 2, 10, Mem, 387 wird als Bienenkorb erklärt Ist
natürlich ajcoixia.
aprobaluesc Mag. ist. 2, 255, richtiger als aproväluesc eb. 253,
denn es heifst dauern, von rass. probavljatl fortsetzen.
aptru( Hatzi; Farn. 32, 376.
222 W. RUDOW,
-är Zwischensilbe oder Bildungssilbe, fehlt bei Hasdeu. In Zeit-
wörtern: copiläresc, frunzaresc, gustäresc, die wie cuibäresc
(von cuibar) gebildet sind, und so wohl auch ürmäresc, nicht
von urmare. Beiwörter: copiiäresc, lätäre^, lungäret, lau-
daros u. a.
arädesc Fam, 32, 381, sonst arädaesc, ebd. aräduesc, setze in
Gang, ung. eredni anfangen.
aret erklärt Hasdeu in den älteren Stellen mit Herausforderung,
um es mit arët zusammenbringen zu können. Man wird aber
in dem Worte eher das gleichlautende aret Umgebung sehen,
welches Hasdeu aus dem ung. erre'tt hierher erklärt Wen-
dungen wie: wie fìciorul merge in aretul fetei lassen jedoch
noch deutlich genug erkennen, dafs in aret eigentlich heifst:
im Rücken, hinter, demnach gleich franz. arrière (von adretro
wie inderei von in de retro). Ebenso frz. après, eigentlich
nur: nahe bei, also der umgekehrte Uebergang. Also heifst
aret in den älteren Stellen Rückhalt, Rückhut, was sehr gut
pafst.
arhon(da) von ccqxoov, nicht von ¿QXOÇt wie Hasdeu.
arihnandä tatnarä, jüd. Schimpfwort, A/, T. 19, 26.
ariol ein Heilkraut gegen Geschwüre, dessen Blätter auf dem
Rücken rot sind, Farn, 29, 258.
ariug, ariuç von ung. aljas schlecht, gering.
arm atúrese bewaffnen. Mar, thmor. 125; mr.
armisti^iâ Waffenstillstand, Odoò. 1, ^20,
arc Keule, wohl deutsch.
arçin (amici?) weifser Baumwollenstoff, Sdv. cäl, 96.
artaraç ein Gewächs, Bur, Dobr, 255; wohl ar{ära§.
a r vu na über aQQaßwv von hebr. ^erâbon.
aspida Schild, Art. ac, 2, 10, 2, 382; griech. ebenso.
asträgaci besser von eszter gavas als von esztergázni. Wahrschein-
lich aber sind die ung. Wörter dem mm. entsprungen, da das
Grundwort selbstverständlich aoxQáyaXoq ist
asufla anblasen. Mar, nun, 804.
a^^ bei Hasdeu, unser spöttisches: ja wohl! hat sich was! ist viel-
leicht ac 1 ich möchte ; wie wir sagen : Das möchtest du wohl !
Besonders spricht hierfür die Wendung te-aç, wobei nicht du
zu ergänzen ist, sondern vedea = ich möchte dich' sehen,
spöttisch = sehe nichts, keine Spur, wie alle Beispiele H.s
zeigen. Doch kann man ac ^ auch vom gleichbedeutenden nng.
az! (das! zu ergänzen: wäre) herleiten.
-ät Zwischensilbe in Zeitwörtern, fehlt bei Hasdeu: cäp(ät)iie8C9
sbur(ät)äcesc, schiop(ät)ez u. a. Wie die entsprechenden -Sc,
-äg, -äl, -an, -är zeigen, hat auch Hasdeu die Endungen un-
vollständig behandelt, wie vielmehr seine Vorgänger.
atac^ (de apoplexie) ist nichts anderes als atac^ Angriff, AnfìuL
Wie Hasdeu es mit axrtxóg zusammenbringen kann, verstdie
ich nicht.
NXUB BELEGE ZU RUMÄN. WÖRTERN NICHTTÜRK. HERKUNFT. 22^
Atana, Name Avesti^s, Mar. nasc, 29. Atanasia?
alinea aufhalten, Farn. 3it 15; a se — .
and. S. 21 12 berichtet Hasdeu, das Volk halte den Wolf für
schwerhörig und nenne ihn deshalb n'aude. Aber trotz ihm
mid Vulcan Farn, 29, 496 ist dies n' nicht nu, sondern na,
wie das folgende na vede, auch von H. n'avede geschrieben,
zeigt Wenn dies noch einer Bestätigung bedürfte, bietet sie
Ar. ard. 3 nr. 3, wo die beiden „Hunde" Aude-bine und Vede-
bine heifsen, wie im deutschen Märchen Hörgut und Sieh-
scharf. Also gerade das Gegenteil dessen, was H. sagt.
Avisuha, Name Avesti(as, s. Atana.
avazame mr. Lack(leder), Mar. nunia 692.
bSbärnge ein Gewächs, Farn, ^2^ 320.
baca, a da — fallen (Kinderwort), Äiar, nasc, 340; uiig. bukni das
selbe. Nach Hasdeu schallnachahmend.
bacfon siebenbûrg. Art Tombak; Conv, lit, 17, 188: pacfon; ung.
pakfon (fremd).
baciu. Obgleich Hasdeu Bd. 3 S. XXX das Wort noch einmal er-
wähnt, hat er unsere Berichtigung unberücksichtigt gelassen, da-
her wollen wir das Zeitschr. Bd. 19 S. 420 Gesagte wenigstens
kurz begründen. Hasdeus Ableitung, sehr schwierig wegen
des Tones und des Nichtausfallens des c vor ci (conacciu),
wird unmöglich dadurch, dafs -gi im Türkischen unmittelbar
nur an Dingwörter tritt, an Zeitwörter nur, indem es i (y) vor
sich nimmt. Statt des nicht vorhandenen bakéi hätte er also
bagygy voraus.setzen müssen, wovon er selbst bad nicht wird
ableiten wollen. — Ebenso abzulehnen ist seine Behauptung,
die rumänischen Hirten gebrauchen kein ung. Wort, s. olum.
Also kann ebenso baci von ung. bácsi herkommen, das in
ganz Ungarn, wenigstens soweit Magyaren wohnen, sehr be-
liebt ist, selbst bei vielen Nichtmagyaren, als vertrauliche, doch
zugleidi achtungsvolle Anrede.
badián, sem!n^ de — , semen anisi stellati, Conv, lit, 26, 459;
anis badiane.
baba, a prinde — sich unwillig stellen, Mag, ist, i, 408, vgl. 4, 5;
8. blha.
bahniç sumpfige Stelle, Sev, cäl. 99. Hasdeu zieht hierzu mit Recht
bählit. Unter Bahlui fragt er, ob dies nicht = bälhui sei,
welche Frage gewifs jeder bejahen wird. Dennoch erklärt er
unter bälhui oder vielmehr bälhac: „Das h in bahnä kann
das in bälhac (wozu er bälhui stellt) nicht erklären"; und ver-
weist auf provenz. bale
bah ti se sc langweile, nicht von osm. bahtsyz (Hasdeu), sondern
von Bxax^iC^m bin beschwerlich.
bäiade (ofienbar bäieze) se Bur, Dobr, 38 — scalde se; s. bäiez,
Et. magn.
224 W. RUDOW,
bai ba fir Stoff, Kleid (Brautgeschenk), Mar. nun. 679; s. baçbafîr
El magn,
bäibäräcar Händler mit bäibärace, Uric. 2, 41.
baideraç Schal, Slav, nov. 100, von baidir.
bal Ball, Cron, 3, 339.
bala Ballen, Cron. 3, 325.
bälä /a/72. 30, 19, 140 = balaie; bälu^ 163; ^ Ei. magn.
balabusta. Die Juden sprechen es balabojt.
bäläcesc enthält nichts, was an „Geifer*' erinnert Da neben
b(ä)läcäresc auch b(a)lâtâresc vorkommt, wie der Wechsel
zwischen c und t haufìg ist, s. Seelmann, Aussprache des
Latein., halten wir letzteres für ursprünglich und leiten es von
slaw. blato, russ. boloto u. s. w. ab, = Sumpf. Denn bäläcesc
bedeutet an allen Stellen: im Schmutze plätschern; dasselbe
bezeugt Laurian ausdrücklich für bäläcäresc Die Bedeutung
„schmutzige Worte reden" ist offenbar übertragen. Bei bälä-
tuçel kann man eher an Geifern, begeifert (bälat) denken, da
dies recht gut auf das Kinn pafst In andern Rätseln wie
Liedern kommen noch ganz andere Derbheiten vor: pula
u. dgl. Vielleicht aber ist das sonst unbekannte Wort verhört,
verschrieben oder verdruckt fur pâmatuçel Wattebüschel zum
Schminken, womit das Kinn recht gut verglichen werden kann,
da beide weich und rundlich sind.
balamuc auch Irrenhaus, Farn. 30, 236 und oft
bälänesc me saufe mich satt (Ochsen), banat, Fam. 30, 19. Von
bälan, einem der häufigsten Ochsennamen?
bälaur. Nach S. 2969 täun von tabanum oder von tabonem?
Vgl. päun.
bäldäbac plumps! Isp. b. 385, s. Ei. magn.
bälmejuitor Schwätzer, Cron. i, iio; balmuç.
Báñate Fürstentümer, Fam. 28, 122, weiterhin dafür: palate.
banda Fam. 29, 199 = banta Band.
bänez lebe, mr., Mar. nun. 305. S. Ei. magn.
bangäesc summe, Vuliurul 2, I4> i) vgl. boncäesc.
bänuesc bei Cihac von bánni, nicht banni.
bara Pfütze, banat., Fam. ^2, 176; s. Ei. magn.
barâçt-, barâtuiu hindurchgehen, scheint ung. beeredni hineingehen
(ins Marktgedränge). Das ung. Wort liegt um so näher, als
die Motzen fast nur auf Märkten mit Ungarn zusammenkommen.
Wer aber in eine Bude geht, möchte etwas haben; daher
vielleicht die Bedeutung: begehren. Demnach wäre bärätuiu
ursprünglicher als bärä^tuiu, wie dies von vornherein wahr-
scheinlich ist; das ç wird auf Vermischung mit dem Transitiv
beereszteni hinein(gehen) lassen zurückzuführen sein. Beeredni
fehlt in den Wörterbüchern, ist jedoch in der Sprache des
gemeinen Mannes sehr üblich, wie das entsprechende kieredni
sich hinausscheren, Pesii Hirlap 1897, 31. Jänner: Akinek szfik
NEUE BELEGE Zu RUMÂN. WÖRTERN NICHTTÜRK. HERKUNFT. 22$
a kocsma, eregygyön ki! Vgl. Beeresztelek, Magyarország 1897,
7. März = ich lasse dich ein.
barájese schimpfe, Bur. Dohr, i8ò; nach Et, magn. von barito.
barba impëratului lies Császár statt Tsászár bei Hasdeu.
bärbänoc Immergrün, Mar, nun. 267, 760; bräbänoc Farn, 20, 1 1 1.
Von verbena.
barbur Tressen, Coîw, HL 22, 542; s. Ei, magn,
barca Barke, Cron. 3, 408.
bardic Streitaxt, Cron, i, 278, über niss. berdysa von (Helle)barde.
So auch barda; bárd (Ei, magn,) ist höchstens vermittelnd.
Bardoçi Eigenname in Bihar, Bardoç (Ei, magn, 2528) mid ung. -i.
bar is feines Kopftuch, Alees, teairu 486 (Fam, 30, 451 bariz); franz.
barège.
barme Mag, isi, 2, 316: in coroanâ ci b. Hermelin?
bärnu^ Tnò, 6, 292 = bämaci.
barcón (Samt) Band, Calendarul Arad, 1890, 76.
bäsädesc rede, Fam, 32, 416; ung. beszéd, beszéini, slawischen
Ursprungs,
bas a mac Schnaps, Rev, n, 4, 340; wie Bassamanelka ung. baszam
a lelkedet = ich habe deine Liebste (eig. Seele) beschlafen,
bascare^ wohl Frosch, Fam, 30, 342: picioare bäscäre^ele (des
Frosches). Vgl. broasca.
basm S. 2614 fehlt bei Hasdeu die im Märchen so haufìge Pfändung,
bastara verderbliches Wetter; vielleicht vastare?
baçte in der Einzahl s. u. bisca.
bâtâtoresc gehe oft (einen Weg), í?<ít/. «. 3, 35; s. bat, Cihac, Vlah.
an de l, 195.
batea Fam, 2^^ 42; s. Ei, magn,
bätelicte Tanzplalz, Cr, ammi,\ vitelor Hürde, Fam, 31, 484.
batlog Behälter (für Schnaps), Bur, Dohr, 72.
bätuel Stab, Rute, banal.. Mar, tnmor, 81; von bat
baur ist wohl ein neues Wort; die Bergleute des Erzgebirges sind
meist Deutsche und werden die Rumänen als Bauern so nennen.
Aehnlich kirvai Hasdeu 2881 f. u. a. Wenn es ebd. heifst, die
Rumänen vermischen sich nie mit den Deutschen, wie sollen
denn dann die zahlreichen einst sächsischen Dörfer rumänisch
geworden sein? — Und so haben Rumänen und Sachsen vieles
von einander entlehnt, wie es bei dem engen und langen Zu-
sammenleben nicht anders möglich ist. — Ung. por Bauer
heifst mehr: arme Leute. S. unten päuri^a.
b den i e Mag, tsi, 4, 303 = denie.
bechi u nichts (mit nu), keinesfalls osmanisch birschâj, wie Cihac
will, sondern wohl ung. betü, da k und t gerade in Ungarn
beständig wechseln. Also nu sdu bechiu = weifs keinen
Buchstaben, Laut; bechiu kommt nur in dieser Redensart vor.
be ci; berbeci de acii beci. Bur, Dohr, 59. Scheint nur die letzte
Silbe von berbeci zu sein, die öfter wiederholt wird.
Zeiuchr. l rom. Phil. XXIL I5
226 W. RUDOW,
bedeñi mr. Pelze, Mar, nun. 725.
behebe Schaf, Brazi putr, 148; pentru behebe vei präpädi ^\ pe
mihobo (Pferd). Schall nachahmend.
bela CO sa kostbarer Stoff, Odoh.\^^2\\ belecose Mag. ist ¿^^ 117.
Italienisch,
beibin oc Sev. ca¿, 11^ = bräbänoc, bärbänoc,
belceu Wiege, Mar, nasc, 324, Farn, 32, 367; ung. bolcsdí.
bel fer doctor, Bogdan. pov. 2^%, profesor, /äw. 23, 40, eigentlich
jüdischer Hilfslehrer (Behelfer), dann Schulfuchs.
benghiuça Karren, Protze, Sev, cäl. 85.
berbant kann auch aus brigante umgestellt sein; vgl. Trede, Das
Heidentum in der römischen Kirche 2, 58, wonach ita!. Mütter
ihre Kinder liebkosen: Mein kleiner sûfser Brigant, im gleichen
Sinne wie berbant. Berbantlic kann für die türkische Her-
kunft nichts beweisen; vgl. deputatile, spionlîc u. a.
b ertila Fäm. 31, 416 neben barta, also etwas anderes.
beçic prügeln (blasig), Conv. Iti, 18, 195.
betâr istrisch, Mar. inmor. 133 = betrin.
beteala Rev. n. 2, 216 = peteala.
betejune Krankheit, Mag. ist. 2, 196, von beteag.
beteçig Farn. 32, 309 = beteçug.
bib an Rev. n. 4, 325 ein Edelfisch, Perca fluviatilis, dmv. ItL
bibi linca niedlich (Weib), Rev. crii. Hi. i, 76, = pipilica.
bicaçel Farn. 19, 170, von bicaç.
bica(i präji^i in mustul lor Odob. 3, 38 Schnepfen, bicá^t becaf;
vgl. Bekassine,
b i di g an i e Conv. lit, 2 ^^ ¿^21 = dihanie. bidigäi (vom Küchlein)
Calend. Arad. 1892, 90, wohl dasselbe.
bîha, a pune — schmollen, banat, Trih. 13, 866. Vgl. serb. buha
Floh und unser ähnlich übertragenes: einen Floh ins Ohr
setzen. Besser Hasdeus befa, obgleich das auch noch Zweifel
läfst.
bijbiesc tappe, Isp. ¿. 129, 211; s. bizäesc.
bina Bühne, Amicul familiei 8, 238.
biri§ Lohnarbeiter, Farn. 31, 380; ung. bérés. Biriçie, birí^esc für
Lohn arbeiten ebd.
birsa, bir^a Stuck Holz am Pñuge, Mar. Desc. 54, wo bärsa ver-
glichen wird. (?)
bisca Schaf, Farn. 30, 327. S. Et. magn.
bitie Schöpfung (alt), Farn. 28, 206, russ. bytija.
bitoanc Rev. n. 3, 392 = bitang.
b i ton g uneheliches Kind, Mar. nasc. 60; das vorige.
bîvaç störrisch (Pferd), Farn. ^2f 176; wohl von bîha.
b lago ein Bischof, Rev. n. 4, 340; slaw.
blana Brett, Bur. Dobr. 181.
blasgoina Uric. 77, s. blazna.
blegit Odob. ^f /\i = bieg.
NBUE BELEGE ZU RUMÂN. WÖRTERN NICHTTÜRK. HERKUNFT. 227
blehäesc vgl. blafien = kläffen.
blictri Kleinigkeit, nichts; ung. ebenso. Scheint oberdeutsch.
blidâçel Schûsselchen, Mar, nasc. 153.
blocioresc Calend. Arad. 1892,91 = blotäcäresc.
bloj ein Führer der Caluceni, Farn, 26, 66; nach Mangiuca nr. 50
»^nutul"; vgl. biejdesc, oder von imblojesc maskieren.
boacän(ä) derb,- arg. Carag. Ttatru 145: prea e b. Panfu Lint^-
tea casei 169 dummer Streich, ung. bökkenö Anstofs, Haken
(bei der Sache), haperig.
boamba banat Pille, Mar. inmòr. 244.
boasca Traber, Farn. 2g, 247.
bobiner it Nachlese, Kömer.
bobocesc schwellen machen, Farn. 28, 138.
bocnä eisstarr, Creangä amint. Auch boacna, also = boacäna?
boconcios Fufssoldat (in Ungarn), Vuliurul i nr. 17; bocanca.
b o dir lau. Cihacs Erklärung scheint besser als die Scheineanus.
Odob. I, 399.
bodor Ochsenname, Farn. }^2y 236, auch ungarisch: kraus,
bog Gott, Gaster LH. pop. 498; slaw.
boghet Blässe (Fleck auf der Stirn), Cr, aminL) vgl. benghiu.
bogonisesc Odob. i, 66 = borborosesc.
bogorodi^a Gaster Lit.pop.^^fì^ slaw. Uebersetzung von ^foroxoç.
boi tar Viehtreiber, Slav. nov. 297; ung. bojtár.
boldaç Farn. 31, 307 = boltaç.
Bolea ein Schreckgespenst für Elinder, Mar. nasc. 340.
bolesne Krankheit, Odob. 3, 16, Farn. 20, 326; russ. boljeznï.
bol fei Holzstûcke oder Wurzeln, Bur. Dobr. 127.
bolmojeala Wirrwarr, Clit. 17,463; von balmuç.
bol und Narr, bolunzesc närrisch werden, Farn. 30, 284; ung. bo-
lond, von blöde oder altsl. bl£(dû.
bombone bomboan^e Bonbon, Rev. n. i, 108; 2, 301.
bombos körnig, Farn. 31, 338; von bumb.
bone a Levkoje, Mar. nasc. 280.
bon e ta Haube, Mar. nun. Sia f.; frz. bonnet,
bongos einfaltig, Cr. amint.] ung. banga.
bon goce Spangen, Rev. n, 2, 299; vgl. ung. bone dasselbe. Oder
von baug Ring?
bontëu ein Teil der Wassermühle, vielleicht Schleuse, Gaz. Trans.
1896 nr. 160; wohl ung. bontó, eig. trennend,
bore Krug, nach Mangiuca nr. 40 auch italienisch,
bore asa Farn. 28, 26 scheint boiereasa. S. boroi.
borlote russische Kriegsschiffe, An. ac. 2, 10, 2, 385; vgl. russ.
borotl kämpfen,
borniet Conv. lit. 22, 538, in Bihar bornyeu, Farn, 32, 224, Tor-
nister; von ung. borju Kalb,
boroi heifst der Zigeuner Bogdan pov. 82; von boier.
borsuna Bodensatz stehender Gewässer, zum Färben gebraucht.
Mar. crom, 10.
15»
228 W. RUDOW,
borçesc me auch: schwelle auf (von Leichen), Farn. 31, 601.
bor za Alp, Mar, Desc, 29; vgl. borzos.
b o scardi Siebensachen, Alecs, und sonst oft. Aus podgheaz ent-
stellt, wie mocar Jean aus mocan?
bosconifa Zauberin, Mar, tiasc, 394; von bosconesc.
bosmachi Schuhe, Alees, teat ru 1 1 5 1 ; s. posmag.
bo^ar Melone, Farn, 24, 3.
botcänac Büchse (für Salben), Farn, 30, 440; s. botca.
botia Korn (Mohn), Mar, nasc, 257.
bo^, se pune — la inimä, Zeichen des nahen Todes, Mar, tnmor, 24.
bo^-chilimbo^ Cr, Harap alh\ s. bo( und chilin.
bo^urel Farn, 31, 558, von bo{.
bozu banat., Fam, 2^2 y 176, wohl bozärie.
brädan(ac) Totentanne, Mar, inmor, 98.
brânduça, EJrokus und Herbstzeitlose werden als br. de primävara
und br. de toamnä oder mor^ilor unterschieden; Mar, crom, 9.
braniçte auch Befestigung, C. ///. 17, 449; serbisch. Cihac bringt
statt dessen eine Menge anderer Wörter,
brata Bruder, C. ///. 24, 1093; slaw.
brean a Fam, 29, 503 = mreana.
br ebete Art Sperling, Fam. 29, 247, wohl = vräbiete.
breciri banat. gestickter Gurt, Fam, 25, 603; wie bräcinar von
bracie.
brizna betrübt, istr.. Mar, inmor, 133.
brojdii de curechiu Sev, cäL 26, gehacktes Fleisch und Reis in
Kohlblätter gewickelt
brotai dummes Kind, Fam, 32, 350, = brotoc.
bru diu einfältig, Gaster Lit, pop, 319; vgl. poln. brud Schmutz,
brzydki häfslich.
bruma auch (in) Menge, C, lit, 18, 194.
bru sin Mar, crom, 10 = borsuna.
bru stur Klette, vgl. ung. borosta Bürste, wegen der Stacheln,
bua Mar, nasc, 321 if. in Wiegenliedern, nach den ersten Lauten
der Kinder gebildet.
buburuze Krümchen, Vlah, vîlt. 15.
bucea £isenreif in der Nabe, nach Rev, n, i, 41 lat. buccella.
bucheludeazla, bucheri^azdra slaw. Buchstaben, Cr, amini.
bucta Jsp, pilde ^ = butca.
bucur von bucea, das in îmbuc, bucata erhalten ist, über baccalà
Mûndchen. Also eigentlich Mäulchen machen, vergnügt sein,
wie maulen, verdriefslich sein vom grofsen, häfslichen Monde.
budihacea (delà groapä) Gespenst, daher auch Wolf, Cr, omini.
budulesc më schere mich, Fam, ^2, 309; ung. bodorogi schweifen.
b ugnar Amie, fam, 8, 238 = butnar.
buh an a Fam, 31, 547 = buhna.
bule a Semmel, Mar, nasc, 136, inmor, 277. Bulcu häufig als Eigen-
name. Vgl. platt Bult(en) = Klump, Kloiis.
NEUE BELEGE ZU RUMÂN. WÖRTERN NICHTTÖRK. HERKUNFT. 22g
buleandra nicht Fleck, sondern Plunder, womit es zusammenzu-
hängen scheint. Doch kann es auch slaw. Form für fleandära
sein, vgl. poln. barwa Farbe. Mangiuca nr. 2 weist es auch
im Westromanischen nach. Hasdeu hält bul für den Stamm.
bum acca (von einer Banknote gesagt), Monitor, unrv. liier ar i, 13.
Russ. bumaika Papierchen.
bumben, a durmi b. schlafen wie ein Ratz, Isp, B, 377. Von
Bombe? bombenfest? Vgl. bumbäesc, Cihac.
bumbiçor oder buba in cap. Anthémis tinctoria,
bun de vaca, bou Farn, 29, 247, geronnenes Blut im Magen (des
Rindes), Kennzeichen guten Milchviehes.
buntuzuesc verwirren, aufstören (Feuer), Mar. nasc, 2%y^ ungar.
bontani
bur a dichter Nebel, a bura fein regnen. Mangiuca erklärt diese
Nr. 53 vom ital. borea, bur (buio); ich möchte abur vorziehen.
busna Sev.pov, 252 = busta, von ung. buzditni aneifern,
buç Brocke (Salz), Farn, 28, 147, banat
butures^e, norocul sttns b. mit Stumpf und Stiel, Fam. 26, 66,
s. budur, Cihac.
buvnä zusanmiengeknotetes Tuch, womit der geschlagen wird, der
nicht richtig antwortet, dann das Spiel selbst, Mar. inmor. 198.
S. buina, Cihaa
buzdurä de cujit C lit, 24, 1093, schlechtes Messer. Eig. wohl
Scheide, ungar. puzdra. An cu^it angebildet custurä, Cihac,
Farn, 19, 17 1.
buzunar von franz. poche? Vgl. ung. puzsu Muschel; zur Be-
deutung unser: Nische, ursprûngl. Muschel. Gerade in Ungarn
ist puzunar haufìg.
cablucä Haken, Sev, Cài, 16.
cäcäläu Haufen, Isp. B. 373, eig. Dreck, voq lat caco.
cädelni{ez beweihräuchern, Vlah, an de lupiä 51.
calamandros (mit Milchsatten) Lärm? Cr, amint. Die Zigeuner
sagen: kalamandro! im Sinne von: Geh zum Henker!
calärie Reitpferd, V, Rusu Susp, 104.
caläu Henker, Zigeunerwort
calcävurä Tracht Prügel, AI. T, 669, 11 76. S. calca, Cihac.
calcefaue = orcic, s. d.
câldârar auch ein Vogel, Farn, 31, 486, Gimpel ebd. 535.
cal e a valea schlecht und recht, leidlich, Farn, und sonst oft.
calothie mr. Heil, Mar, nun, 306, griech.
cal^aveta von beata (vitta) beeinflufst?
câlugâraç auch ein Vogel, Mönch, Gartengrasmäcke, Farn. 31, 507.
cälugerei eine hyacintenähnliche Blume mit gelbem Kelche, fünf
wagerecht abstehenden Blättern und fünf schwarzen Staub-
faden. Ungarn.
230 W. RUDOW,
cal u ceri vgl. caluçel Pferdchen, calumar Pferdeführer, bândiger «=
Kunstreiter? Vgl. geambaz. Nach Mangiuca Nr. 50 Collini
Salii. (!)
cam nicht quam; eher quodammodo, vgl. cum (quomodo).
camila auch ein Kinderspiel, Mar, tnmor. 206.
canac(i) Farn, 31, 380 entstellt oder verdruckt aus dem folg.
canaf nicht arab., Cron, i, 453 cänafe sau säccori de lastra (s. d.).
Also nicht (nur) Franse.
cananarchisesc buchstabiere, Ghica Scr. 55. Von xavœv CiQXf¡
Anfang des Kanons?
canar, puiçor c. Kanarienvogel, Odob, scr. i, 290.
cancelarie Kanzlei, Mar, nun. 153 im Volksliede.
can ci Û sburätura (vom Raben gesagt), Fant. Bland, 1889, 20,' 6?
Zigeunerwort
canfor Kamfer, BihLpop. 7, 8.
canonesc quäle, Braziputr. 181, me vom Sterbenden, ringe, Mar.
tnmor, 35.
cantal ärie Kanzlei, Farn. 30, 175.
can uri Farn. 28, 63, Mar. tnmor. 99, Cr. amint. Hede,
cäpäuca Jagdhündin, C. Negruzzi i, 194; von copou.
cäpcän Hundskopf, ursprünglich sicher latein.
capei ca Kopeke, Cron. 3, 44.
capra auch ein Spiel, Mar. inmor. 204.
cäprior Dachbalken, Panfu schife 77.
cap sa Zündhütchen, -kapsei, Sev. cäL 214.
captar Bienenkasten ebd. 25.
cäputätura C. lit. 17, 122, s. caputa.
cäräbänesc karre, schleppe, Bibl. pop. \i. — me schere mich,
C. lit. 17, 73.
caracú da Rev. n. 2, 320. Soll eine Meerschnecke sein, frz. caracole.
c aramele Zuckersachen, C. lit. 25, 567. Franz. Kandis.
cärangele = cärugele, Farn. 32, 332.
carapace Rev. n. 4, 340 scheint franz., obgleich in Volkserzählung.
cärindar Härtung, Jänner, Fam. 28, 205; = cäiindar.
cärcäesc = cärcnesc, Fam. 30, 566.
cärlion^ wohl wie coluns.
cárnacsí geh zum Teufel! Jessas! (vor Schreck), AL T. 1563.
cärnic Isp. B. 329, zu cäm?
carofealä Narrheit, Gura satului ij Nr. 2.
cärstel Fam. 31, 484 = cärstei.
c arto for Kartenspieler, Rev. crit. lit. i, 77 (als volksüblich).
cärugele ein Gewächs, Fam. ^2, 320.
cäsac auch Hausgenosse, Mar. inmor. 19.
cascaund Dummkopf, Maulaife, Isp. B. 22g. S, case
cäsnat häfslich, Mar. nun. 501, eig. gequält, von caznä.
cacca val nach Mangiuca Nr. 15 Pferdekäse.
cätäfes Blaumeise, Fam. 31, 486.
NEUE BELEGE ZU RUMÄN. WÖRTERN NICHTTÜRK. HERKUNFT. 23 1
catavasie ein Kirchengesang, Farn. 28, 206, s. catavasier.
cabálese jungen (von der Hündin, cäfea), /ö/w. 32, 368, dann sich
verbreiten,
ca^ie Odob, i, 422 = cäfuie.
cafip? Dumitresco, Cani, na f. 98.
caulä kleines Boot, Farn, 2X, 506.
câusaç Genosse, AI. T. 760.
caznic Sagapenum, Conv. lit. 26, 452; slaw,
ceasornic aus ceasovnic wie gherghir aus ghevghir, nicht weil
oarä unmöglich wäre, vgl. chipotä u. a.
ceferticat Car, 7*. 12 = çfertecat
ceiuç einer der caluceni, s. bloj.
celäu Betrüger, C, lit, 24, 1093: cane ci e Farn, 29, 491 Betrug.
Ung. esalò Betrüger,
celednic Diener ist poln., nicht ungar., Cr, 2, 221.
celnic Besitzer von Schafherden, mr.. Mar, inmor, 5.
cerne (ia Kinder, Sprossen, ung. csemete, Mag, ist, 5, 13.
cercala Art Sack, Mar, D, 165, von cere Kreis,
cetärez auch prügeln, Bogdan pov, 113.
chele fs esc auffordern, Cron, 3, 327, xbXbvö-,
chemba m mr. = toacä, BoL Cài, 66.
chembrica cambray (Stoff), Isp, Juc, 72.
chenezat Bezirk des cneaz. Mag, ist, 2, 246^ knezat Bev, n, 2, 103 f.
cherapleç Vogelscheuche (Schimpfwort), AI, Z 518; ung. kereplés
dasselbe, eig. Geklapper.
chescheneu C. lit, 22, 535, chischineu Rîndunica Hermannstadt
I, 2, 16, Tuch, Binde, ung. kézken^.
chezaçie auch Fafsunterlage, -bettung, Odob, i, 84.
chiag Vermögen, a avea — vom wohl versehenen Hause: sicher
stehen, C, lit, 18, 196.
chibitca russ. Wagen, Kibitke, Bogdan pov, 20,
chi che sc putzen, schmücken, C, lit, 22, 1 1 13, = chitesc Farn, 22, 4.
chichirez Kreisel, Unruhe im Mühltrichter, welche das Durchlaufen
des Kornes regelt, Mar, nasc, 421, sonst pärpäri^a; auch Witz,
Bibl, p, to(i 18, 72: piesa mai förä kikirez; vgl. chichinej.
chichina Wagenkclle oder dgl., C, lit, 18, 202, wohl zu chica =
Anhängsel,
chichina Schwierigkeit, Rev, er it, lit, 1,86; zu chichion.
chicuta eine Krankheit, C, lit. 17, 119.
chiegla Kegel, Rev, n, ^^ iii.
chifla Kipfel, Mar, nun, 379.
chilänesc Rev. n, 3, 253 = chilävesc.
chi lea la Alecs, teatru 897 = pileala.
chille nicht cella, sondern griech. xoiZla,
chima xvfia, nicht latein.
chindesitura Besatz, Calicul Hermannstadt 12, 212, von chindäu
(C. lit, 24, 1092).
2^2 W. RUDOW,
chîndeaue Art Bahre, Mar. inmor, 251; in Ungarn runder Kamm
oder Knochenstûck, worum man die Zöpfe wickelt
chinoros Kienrufs, Farn, 29, 314. C //'/. 26, 452 chinorosa.
chi no via Rev. n. 4, 209 = chinoviu.
chiomb de bätrin alter Knast, C, lit. 25, 442; vgl. cloamba.
ch io tor i (de afa) Heftel den Mantel zu schliefsen. Rev. n. i, iio;
aber auch casei. Mar. trad. pop. i, 52.
chipärefele; secerele cu din^i de — ? Burada Dobr. 32.
chiraleisa kyie eleison, Cr. atnint. Anscheinend auch ein böser
Geist, Alees, t. 616, vgl. Gottseibeiuns. So rufen die Kolinden-
gänger nach Mangiuca: Die Colinda.
eh i randa Mamsell, Cr. amint.^ von xvQioq, chir.
ch ir chi lit betrunken, vgl. chileala.
chir fósala (§i ris) KJchern? Cr. amint.
ch ironica wohl Bettlaken, Bur. Dohr. 66.
chisälie Elend, Mar. inmor. 125.
chiscuesc zwitschern, Bogdan pov. 241, von pise
chi§biräu Unter-, Nebenrichter, Fam. 31, 212; ung. kisbiró.
chita; acum mi i — jetzt ist es mir eins, Brazi put. 184; wohl
quitt,
(tace) chi tic Fam. 30, 50 = pitie.
chi ti lin, lin ci — , Gaz. Trans. 1896 nr. 143; = cätinel.
chitiçoara Mar. nun. 744, von chita = pita, weil als gogoaça
erklärt.
chitonag, womit man Löcher in die Erde bohrt, Sev. cäl. 179.
chinea banat. Kleidungsstück der Weiber, /l7jw. 30, 31.
chi^ibuç auch Ausflucht, Kunstgriff, Bogdan pov. 166.
chiù ta, a face cu — etwas oft oder unabsichtlich thun, Cr. amini,
chiv Saum, Amie, famil. 8, 99; s. tivesc.
chivuclion Schrein, Cr on. 3, 300, von chivot.
ciacäu Tschako, Am. famil. 8, 44.
treti ciac nie Fam. 15, 505; für crâçnic? (ein Titel),
ci au na heulen, Calend. Arad. 1892, 94.
eie Fam. 28, 123 banat. = cioc.
cicalo s Bibl. pop. 8, 39 = ticälos, banat
cu ciga-miga leicht, Fam. 28, 290; ung. csiga-biga Schnecke,
ciguri-miguri Sack und Pack,
cimea = çtim.
cinaç hübsch, Fam. 31, 350; ung. csinos.
cinchina Mähne, Bur. Dohr. 55.
cintila Edelfink, Fam. 31, 484, 535, wo auch die andern Finken
aufgezählt werden.
cinzeaca Gaster IM. pop. 541 = singeaca.
cioara nach Mangiuca nr. 9 von corax, jedoch nicht unmittelbar.
Auch ein Spiel, Mar. inmor. 213.
ci o bac a vgl. Schebecke.
cioc auch Kinnbart, Calend. buair. 1893, 34; cioc, ciocan u. s.w.
NEUE BELEGE ZU RÜMÄN. WÖRTERN NICHTTÖRK. HERKUNFT. 233
erklärt Mangiuca als Schallnachahmnng,i weil der Uebergang
aus poln. dziub nnmöglich sei. Der Wechsel des Anlautes
aber ist derselbe in ciuma aus dzuma. Zum Auslaut vgl. ciuc
= ciuf, cimpesc cinchesc cintesc u. a.
ciocärlie erklärt Mangiuca nr. gi ebenso als Schallnachahmung.
Eher ist es noch Mischform aus kroat. skèrlac (wie ciovirta
aus çfert) und òavèrljuga.
cioclovina Spiefsgesell Brazi putr, 203, von cioclu.
ciocorofleandura ein Schimpfwort, Alees, U 1330; scheint aus
cotroñeandura, cotroflanj (s. d.) entstellt.
c io cu lese schnäbeln, unmittelbar von ung. csókolni küssen,
ci od o 1 an (pe buturä) Pfropfen, Deckel? Farn, 22^ T,
ciohäesc schwatzen? Sàura pav. 289, = cihäesc.
ciondromänesc streite, Co/. Trai. 7, 93; von cioandra.
ciopata Isp, b. 343, s. ciosvîrta.
cioplesc erklärt Mangiuca nr. 8 aus Wörtern, die auf lat. capu-
lare zurückweisen; vgl. cioara.
ciopor Haufe, Vuliur. 2, 10, 14; ung. csoport.
ciora-bora Sev.pov, 216 = ciorobor.
cioreci Art Ungeziefer, Arhiva 4, 75.
ciorlopolog Mar.desc, 198.
cioropinä Zigeuner, Isp, B, 203. Vgl. ciorobäesc.
ciorovoiala Farn, 30, 516 — ciorobor.
ciorpandel Zigeuner, Bogdan pov, 62.
ci or so i Männlein, Kerlchen, Rev, n, 3, 254.
ci osca cioasca Frosch (banat), Farn, 28, 4.
ciosvertä = sfert. Rev. n, i, 9.
cioçmolesc me säume, halte mich auf. Con, lit, io, 377.
ciot auch Baumstumpf, Farn. 32, 602; s. cloaca.
ci o vi e ä vgl. noch ung. csóka Dohle.
circa erklärt Mangiuca Nr. 74 aus it. car(i)ca.
circe g(e) Flasche, banat., Fam, 28, 40.
cirsi e (le Saschei) Col, Trai, 1876, 360, Berg oder Abhang?
ci§-ceva ein wenig. Mar, inmor, 20.
cite^ auch Leser, Cron, 3, 300, vgl. ëïtïcï.
ciúblie kleine Töpfe, Kochgeschirr, Fam, 32, 344.
ciuciuca geduckt, Panf, Un, cas, 164. S. cioica Cihac.
ciuciurau Wasserbehälter, Fam, 29, 535; aus cintura.
e inda weist Mangiuca Nr. 11 dem romagnol. ciudar, heftig zûmen,
zu. Ob dies aber echt latein ist, bleibt höchst zweifelhaft.
Dagegen ist der Begriflfswechsel nicht unmöglich, wie Mang,
meint; auch im Deutschen ist: ich mufs mich sehr wundem
ein höflicher Ausdruck für: bin unzufrieden, ärgerlich. End-
lich ist ciujdesc so offenbar slawisch, dafs dieser Ursprung
* Vgl. cioc boc Ton der Axt, Bur, Dobr, 34, Mar, nun, 770; boca boca
des Holzes, im Gegensatze zu lipa lipa dem des Siebes, Jspir,pild€ 29.
234 W. RUDOW,
wahrscheinlicher ist. Einmal für allemal ist daran zu erinDcm,
dafs das Slaw. sogar in die Schriftsprache der Italiener ein-
gedrungen ist; wieviel mehr ist das bei den Mundarten mög-
lich. Die sl. Bedeutung Wunder hat ciudä nodi jetzt, s. Dani,
Col. 28.
ciuflesc Farn, 30, 440 = dufulesa
ciuin, rädäcina de — radix saponariae, Conv, ¡iL 26, 457 ss dulin?
ciumagiu in Ungarn, Farn. 32, 405, Wurm, wohl Regenwurm,
ciumele BihLpop, 16, i sa dnel.
ciump wohl vom gleichbed. Stumpf, vgl. altsl. 6uidl und ituidL
ci um p agit (Zugvieh), das ermüdet die Beine schleppt, &9. ^¿í/.Sq.
ciumurluiesc nicht von ciuma, sondern wie durmulechiu.
ciungesc =- ciuntesc. Mar, desc. 187.
ciup Haar, Mar,nasc.^i^, s. duc Cihac (mold.),
ciurat (mit Löchern) gestickt, Farn. 29, 511; dur.
ciurlos mit gesträubtem Haar, Farn. 27, 610.
ciurmulechiu eine Krankhdt, Farn. 32, 212; ung. csömör dass.,
eig. £kel. £bd. ciumu(r)lechiu, 368.
ciuç Schnabel Isp. Ptlde 38, C. Iti. 22, 5q6. Vgl doc
ciuçte, çiuçte, (uccä Tuch, in einen Knoten gebunden, das die
im Kreise hockenden Spieler unter den Knieen in die Runde
gehen lassen und womit sie den in der Mitte Knieenden, der
es suchen muís, von hinten schlagen, wobei du oder duçti
gerufen wird; dann das Spiel selbst, Mar.tnmor. 196. Uebrigens
ebenso am Harze üblich. S. ciucca Cihac Auch buvnä, s. d.
ciuçti (in colo, — in coace) husch (hin und her) ebd. bd Marian.
ci vert = sfert, Gaster LU. pop. 504.
clâbe) weifse Ziegenfellmûtze, Farn. 26, 66. Vgl. calpac; ongar.
kalap Hut
clacä Frohndienst, will Mang. Nr. 99 auf ital. calca zurückfuhren,
Gedränge, Versammlung. Da aber die Sache slawisch ist, wird
es auch das Wort sein. Die Bedeutungen: Versammlung zu
freiwilUger Arbeit, Spiel oder Geschwätz könnte man eher dem
Latein, zuweisen. Gewisses wird sich hierüber (wie vielfach)
erst sagen lassen, wenn man die Geschichte des Wortes kennt.
cläpänesc Panfu schife 98 = clämpänesc Etym. mágn. 2535.
clap äug Hängohr, Mar. D. 66, von Klappohr, slaw. ucho Ohr?
S. clapca.
clapc klapp! schwapp! Isp. basme sn. 106, vom folg.
clapca Falle, Klappe, Isp. B. 12S, tschechisch klapka Augenlid
(eig. Klappe),
cleapça Klaps, Schlag und ein Spiel damit. Mar. tnmor, 204;
clepçe Prägel, Mar. /rad. pop. i, 60.
clengesc s. clenciu, Farn. 22, 257.
den od Kleinod, Trio. 6 Nr. 8, auch ungarisch.
clep§esc schlagen. Mar. tnmor. 204; s. cleapcä.
eli na Abhang, s. inchin. Rev. n. i, 171.
_^.j'i.
NEUE BELEGE ZU KUMÂN. WÖRTERN NICHTTÜRK. HERKUNFT. 235
clintesc leitet Mangiuca von clin(it)are her (Nr. 95). So ganz
zweifellos ist aber auch diese Ableitung nicht, weil cl nicht
unverändert zu bleiben pflegt; ebenso sind: neigen und ver-
renken, verrücken sehr verschieden. Dagegen pafst asl. krs^titi
(sc) genau zu (s)crinti.
dipese Slaw, klapati u. s. w. wohl vom deutschen klappen.
clisis Neigung für, An, ac, 2, 10, 2, 429. Griechisch.
dit Schicht, Lage, Rev, ». 2, 216, Fam. 25, 505, vgl. clina.
cloncänesc C, liL% f^t — s croncänesc.
dos tei Schilfwurzel, Bur, Dohr, 22,
cloruri Odoh. i, 283 = crosuri.
clucsa (ciucia?) Falle, An, ac, 2, 10, 2, 392, wie clenciu.
cluntä, a se Itia la — sich in die Haare geraten, Farn, 32, 339;
s. coluns.
CO ab a will Mangiuca Nr. 88 von cupio herleiten, was nicht mög-
lich scheint.
coate-goale ganz wörtlich Schubbejack, Car, T, 7.
cobernä nach Mang. Nr. 44 von caverna. Mit Koben vermischt?
cobäl^iez erschüttern, vgl. kobolz?
cobi izan ein Schimpfwort, langer Tölpel, Cr, am,
coc Haarwulst, Ghüa conv, ec, 315, frz. coque.
cocina Schweinestall, nach Mang. Nr. 57 von cot (cubitus) Winkel.
Den Uebergang von ti in ci will er mit näscocesc begründen,
das jedoch von inascotere höchstens näscoate gegeben hätte.
Indessen wechseln ( und d auch sonst, also kann man die
Erklärung gelten lassen. S. das folg. und cote^
cocioaba Hütte, nach Mangiuca Nr. 56 ebenfalls von cot. Dabei
bleibt aber die Endung völlig unerklärt. Hasdeu, Eléments
turcs u. s. w. S. 1 5 erklärt es als tschagatäisch : Himmelswohnung.
Hierunter aber pflegt man etwas andres zu verstehen. Wohl
wie unser Kabuz, Kapuz, Kabutsche (Loch, Winkel), urspr.
schlechte Hutte, wie Kapelle eine zierliche bedeutet.
cocirlä = schimboaie, s. daselbst Von coc-oç?
cocon nach Mang. Nr. 14 wie genues. cuccun = cocco.
co dan ac (a) Farn, 29, 572, wohl = codaç.
codirlä auch wer im Knöchelspiel zuletzt Bei wirft, Isp.juc, 79
Von coadä?
codobatura, ihre Arten s. Farn, 31, 558.
codoccä de babä C ////. 1 1 , 34, etwa Teufelshexe; coada?
cofär (Cihac) ist wohl Käufer.
coftärie kostbarer Stoff", bedrucktes Zeug, Bur.Dobr, 60; s. d. folg.
coftir Art Zeug, Mag, ist. 1,308, 4,337. Von coviltir?
cogäl^ gluck (beim Schlucken), C///. 17, 73. S. cocälf.
CO h Trtb, IG, 962, Ungar, koh Hütte, Schmelzofen. Von kochen.
cojan Kleinknecht, Panfu, Lin, cas, 162, Tölpel eb. 107. Russisch
koian Lederkittel? Möglich, vgl. Blaujacke, Teerjacke u. s.w.;
doch kann es auch osttûrk. qòéan Geselle sein, Zeitschrift d.
deutschen morgenländ. Gesellsch. 24, 255.
236 W. RUDOW,
coläcime Brauch, den Beistanden nach der Hochzeit Kringel zu
geben, Mar, nun, 766.
coläesc Gton, Mthat 20 = gälgäiesc.
colcer(ijä) Helfer bei der Hochzeit, Mar, nun, 236 u. vorher; 483
coläcer (colac).
col ce a g scheint eher slaw, als osmanisch.
coleghiu oberste Behörde Kleinrufslands, An, ac. 2, 10, 2, 450.
CO li ad nie Weihnachtsweissagung, Gaster LiLp, 5 14 f. Slaw. ebenso,
jedoch urspr. wie colinda aus dem Rumän.
colie Farn, 30, 174 wohl colilie.
coin a re Gabel einer Wurzel, Mar, nun, 501.
colnici banat Fufskrankheit der Ziegen, Farn, 28, 148.
colop Hut, ung. kalap, Foata de dumin, i Nr. 11, 4.
colmar Sev, cäL 96 = dreptar, Cihac.
col (un auch Wurst, Bogdan pov, 13.
coluns eine Haartracht, Cr on, i, 27, ungar. kolonc, von Klunker,
ndd. Klûnse(l), im Mist verfìlzte Haare des Rindviehes.
com ana c ist ohne Zweifel aus camilavca entstellt
comanda Befehl, An. ac, 2, 10, 2, 440.
comändäluesc kommandiere, An, ac. 2, 10, 2, 410.
comandarisesc griech. Form des vor., ebd. 439.
coman daç eb. 394, Commandeur.
comandir Odoh, i, 280, comendir An. ac, 2, 10, 2, 406; aus dem
Russ. wie das vorige.
comedie Komödie, C, lit, 15, 9, Farn, 26, 574.
comer^om Handel, An, ac. 2, 10, 2, 454.
cómicos Puppenspieler, Pompiliu Antol. 34. Von Komiker,
com in a auch Trichter, Farn, 28, 4, serb. komin. (Banat).
comisar Mar. inmor. 211.
comornic Schatzmeister (Kämmerer?), Cr on. i, 231. S. comoarä.
conäcärie Gesang des Brautführers, Cr. am, S. conäcar, Cihac
condoresc (banat.) betrauern (Tote), Mar. inmor. 404.
condra^ei Ungeziefer, Käfer u. dgl., Isp, B, 398. Vgl. ung. kan-
dics dasselbe, eig. schielend.
cone^ Ausgang, Ende, An. ac, 2, 10, 2, 383. Slawisch,
con federa t verbündet (in Polen), An. ac, 2, 10, 2, 366, 383.
confistator Eroberer, span, conquistador, ebd. 437.
con gres ebd. 406.
co no fait bestäubt. Mar. desc, 294. Griech. xoviç,
contoraç Kûsterlein, cantor, Bihl.pop. 8, 15.
contrac in Ungarn Spieler der zweiten Geige,
controbon^ Contrebande, Ghica Conv. ec. 290, aus dem Ung.
condii Mitglied des Dorfvorstandes, Fam, 2^^^ 326.
copae Schale (der Muschel) oder ähnliches (im Rätsel), Ispir.
Bilde 22i. Hinjescu, Broverbele rom. 38 Trog, serb. kopanj.
copcä, copee Verbindung, Haken, nach Mang. Nr. 30 zu copida,
copar(% spätlat. für copulare, oder zu capere, wie agrafe, das
NEUE BELEGE ZU RUMÄN. WÖRTERN NICUTTÜRK. HERKUNFT. 237
er nach Du Gange ebenfalls für latein. hält, obgleich Greifer
daneben steht Copea ist damit freilich nicht erklärt; man
muíste es denn als falsch gebildete Einzahl von copee (das
allerdings hàufìger ist) ansehen. Â se duce pe copea zum
Teufel gehen, coptoresc aushöhlen haben mit vorstehenden
aber nicht das geringste zu thun. Bulgar. kopku (rum. copea)
Loch im £ise gehört vielmehr zum altsl. kopati graben.
CO pi {es e zertrete, Farn. 29, 503; s. copita.
cop or lie Spaten, Farn, 19, 294, russ. koporulja dasselbe.
corajie Mut, Rev.n. 2, 303, zunächst aus dem Deutschen: Guraschi.
cordiç, a cauta e. banat., Fam, 32, 344, gleich dem folg.
cordila umschauen, um nicht bemerkt zu werden, ebd.
cord un (uri) Postenkette, Kordon, An. ac. 2,20, 2, 392, russ.
corespondenfie Erwiderung (der Freundschaft), ebd. 418.
corlar Taucher, Gazeta Trans, 1890 Nr. 38. S. corla, Cihac.
cor m an = curmea (s. d.), an corhanä angebildet?
cornaci wohl Pflüger, von coarne Pfluggriffe, Bur, Dohr, 58.
cornalina Odob, i, 422 Koralle?
coroapeä Tragkorb, Ren, n, 2, 117. S. coropear, Cihac.
corpos Heereskörper, An, ac, 2, 10, 2, 438, corpus gr.
cortoroci^ä Zeltzigeunerin, Mar, nasc, 334, von cort.
c o s e ä i Raben, Bu r, Dobr, 1 1 4.
costeliv knochig, Odob, i, 436, 3, 157 und öfter; russ. kostlivyî
dasselbe.
CO tarifa banat. Korb, Fam. 32, 344.
cotarla Vieh? C, lit, 10, 19.
coteä Ball, Isp, Juc, 4.
cotet schlechter, kleiner Stall, Loch, Gefängnis, nach Mang. Nr. 55
von cot wie cocina. Er hätte übrigens angeben sollen, wo
cot die Bedeutung Mauerwinkel hat; für gewöhnlich heifst es
nur Biegung (des Weges); allerdings vereinigen auch Ecke
und Winkel beide Bedeutungen.
cotinä Sumpf? Ghica Conv,ec,^\^,
cotle{ Verschlingung des Fadens (der Stickerei), Mar, nun, 502.
CO tor nach Mangiuca Nr. 58 von cubitorium, da coto(n)iu Geflügel-
schenkel heifst
cotoroage Gallert von Füfsen (des Schweins) leitet Mang. Nr. 54
ebenfalls von coturi ab, nach ihm „Gliedmafsen". Hieraus
entstünde unser Wort durch die Endung -og, wie jeder Bauer
einsähe. Dafür cotonoage, Cuza vers. 88.
cotrean^a Mar,desc, 158 = sdreantä.
cotrob Höhle (im Baum), Fam, 31, 265; s. cotropesc
CO trof leant Kartofîelpflanzer, banat, Fam, 32, 344, Schimpfwort
für die Deutschen.
cotofleandura dasselbe, Ispir,
cojunpoc banat Sack und Pack, Fam, 32, 344. Auch (ocunpoc.
coveltir Rev, n, 2, 287, gewöhnlich coviltir, Farn, 23,489, 30, 441
Decke, frz. couverture.
238 W. RUDOW,
CO Vir gì c Besatz von weífsem Lammfell, Rev,n. i, iio, von covor.
covifesc quiecken (vom Ferkel), Farn. 31, 535, s. gui^, covi^esc.
crab le (in chipul inimii), also ein Medaillon, Mag. tsL 2, 316, altsl.
krabii, s. Cihac coropcar.
crac banat Fufs, Farn, 32, 344, wal. Beinling Farn. ^2, 409.
crache Kreuzfahrerschiíf, Cron. i, 384. Frz. caraque.
crai auch ein Spiel, Mar, intnor, 204.
craidon, bäiat c. Cal, bue, 1893, 32 Schuldenmacher, LeichtfofSy
von crai,
cräicor (auriu) ist nach Farn. 31, 486 Goldhähnchen.
Grampus Tratan 9, 1106 Knecht Ruprecht, Kinderschreck, ungar.
krampusz.
crasis Wesen? A§a mi i crasisul, C lit. 17, 253.
crävai Geschenk für die Wöchnerin, banat, Äfar. nasc, 136.
eres tat auch ein dreieckiges Gebäck, Mar, inmor, 166.
cref kraus will Mang. nr. 19 entweder aus ital. conrezzo oder aus
cirrus (cirtus, cirtius, cire^ius, cretius) oder aus ital. grinzo
erklären; wir bleiben lieber beim Slaw. Oder *curvitius?
creçtin braucht nicht durch das Slaw. gegangen zu sein, wie das
Mr. zeigt
cremar Kjreuzer, Farn. 6, 211.
crincen grausam, erbittert, nach Mangiuca nr. 59 lat cmentinus;
auch wohl crunt von cruentus; kroatisch krut kann vom Rum.
beeinflufst sein,
crîngului insofindu-se fliehen sie (also in den Wald)? An. ac,
2, IG, 2, 391.
crinolin (im Volksliede) Farn. ^2, 236.
crîsnic Sev, cäl, 80 = cärstnic.
crîçcadate Erwerb, umbla în — Fam, 30, 91. Ung. keresked
erwirbt
crîçnic = cärsnic.
crocmal Conv. liU 26, 453 = crohmalä.
ero e sc heifst auch erfinden: a croi minciuni, vgl. aufschneiden,
cron^onesc beifsen, knirschen (Zähne), /¿zm. 30, iii; im Ungar.
gronfonesc, vgl. ron^äesc; grunzen?
crosurile Cron, 3, 444, croturile, col(urile 441 (gestickte) Kante
der Decke; scheint nicht = colf Ecke. Vgl. russ. kni2evco
Spitze, Kante, Krause (gestickte).
cru cerea C. lit. 9, 328: Cruceroaea lui Çerban in codri Ghengbii
stand un an . . în Galani cu totul vine, Eigenname?
e rund Mar. D. 340 wohl = cre(.
crucile brazilor Zweige? Mar. nun. 249.
ctitor nicht xxîjzœQ, sondern xTitœç.
cue Kinderwort = culc. Mar, nasc, 324.
cucéber (tschechischer) Händler, Fam. 15, 164, zunächst ungar.
kucséber, das auch Schnaps heifst, Szabadság 20 nr. 3, 5.
cuciu Hündchen, nach Mangiuca nr. 78 gleich dem ital. caccio.
NEUE BELEGE Zu RUMÂN. WÖRTERN NICHTTÜRK. HERKUNFT. 239
cucumelci banat Schnecke, Farn, 32, 176 (zigeun.).
cu(t)curicu Kikeriki, nach Mang. nr. 47 Naturlaut.
cudalb weifsschwänzig, Mar, JD. 31, von coadâ.
cucie(r) Kutsche(r), An. ac, 2, 10, 2, 448 = cocie.
cuhnie auch ein Wagen, Mag. ist, i, 379.
cu j ban Kleidungsstück, Bur, Dohr, 142; s. cujba.
culimaz ung. kulimáz, slaw. Radschmiere.
cu lo pan Windel, Mar, nun, 265 xœXojtavov erklärt, mr.
pe supt cumpët noaptea? An, ac, 2, 10, 2, 443.
cüngiur Farn, 28, 378 = incungiur.
cuniçoare Farn, 28, 27 banat = cuiçoare.
cuparane mr. Mantel, Hasdeu Isi, l, rom. 55.
cupef Käufer wie precupe{,
cupir Körperteil des Vogels, Farn, 31, 535.
cura i esc Farn, 32, 381 in Ungarn = croiesc.
cura toar e Eimer, Gelte, Sev, cài. 89; cura, eig. zum Seihen.
curm nach Mangiuca nr. 5 von conrimare.
curmea Pñugstange, Mar, desc, 53 «= canna.
curui Odob, 1, 64 = coroi.
cu surina Base, mr.. Mar, inmor, 131.
cuçer koscher, s. trif.
cu tat gefältelt. Bur, Dohr, 70; von cuta.
cutropesc nach Mangiuca nr. 66 auch überwuchern, daher von
trup eigentlich = überkörpem. Mr. umgestellt, Nädejde, Ist,
limhei 1 10: lu aputrushirâ.
cu(a (pin' la genuche) Beinbekleidung, Rev, n, i, 222, vgl. Kutzo-
wlachen.
cuvenfie Konvention, An, ac. 2, 10, 2, 406.
cu vir Art Weissagung, Gaster Lit, pop, ^()%,
a da in buna (zu erg. voie?) ermuntern, Pan fu schife 37.
dabuçelea kriechend, Odob, Mo fi Cur cani 8 7 ; ung. busa Schnecke,
daca latein. da quod? gieb (zu) dafs, vgl. engl, supposed,
dädulcesc sich an jmd. machen, Isp, h, 337; vgl. dädäcesc, unter
dem Einflufs von dulce umgedeutet.
dai na Farn, 30, 379 = doina, der littauischen Form noch näher,
dal a use Gebäck aus Nüssen und Honig, Farn, 22, 14.
dan e tac Farn, 30, 351 = contrac.
dan gat (de clopot) Glockenläuten, Cuza vers. 27; vgl. dandana.
da nt (uè s e) Tanz(e), Mar. nun, 562.
daçtina? s. samanie.
dechemvrie besser unmittelbar aus dem Griech.
a deciocâla cárufa die Räder vom Wagen nehmen, C, lit. 10, 376,
von ciocaläu.
de di na Mar. crom. 30 = da tina.
dedulce Fleischspeisen; Gegensatz de post. Cal, pop, 1888, 85.
dénie auch Schauspielergesellschaft, Alecs, t. 532.
240 W. RUDOW,
députât An. ac, 2, 10, 2, 416, im Volke dipotat.
deputatile ebd. 460 Abordnung,
dercäci Farn, 31, 484 = cärstei.
de re s BihLpop, 8, 31 = dres.
desägäri^a sammelnde Nonne, Clit, 10, 377; von desagi Quersack,
descebäluesc me finde mich heraus, Panfu Lin. cas. 181. Vgl.
ung. csavarúlni drehen, winden.
descior An. ac. 2, 10, 2, 3Q4 öfter? von des?
descotoresc me werde los, Cr. am. Von cotpr Band. Cihac hat
diese Bedeutung. Mangiucas Anklage auf Fälschung ist also
wieder grundlos.
desmerd. Auf dies Wort hätte Mangiuca achten sollen: es ist
latein. de-ex-merdo, eig. reinige von Schmutz (merda), vgl.
desmaj, desbrac enthose; also wörtlich entschmutze, was be-
sonders bei Tieren, wenn sie ihre Jungen lecken, soviel ist
wie liebkosen. Aehnlich heiTst sauber auch hübsch, lieblich
(vom Mädchen). Der Uebergang von säubern zu liebkosen
ist keinesfalls schwieriger als die in merg, plec, sosesc u. a.
despotcovesc më verliere das Hufeisen, Farn. 29, 558.
destruca Schachtel, banat. Farn, i^y 258.
deçugubinar Ç. IH. 17, 448 = çugubinar. S. Hasdeu, Din istoria
limh. rom.
de ver Brautführer, vomie, siebenb.. Mar. nun. 215. Serb. Viele
Nebenformen ebd.
diacri sis Scharfblick, An. ac. 2, 10, 2, 431, griech.
diafendepsesc (Vorrechte) geltend machen oder einfacher ver-
teidigen. Volksableitung von lat. defendo? £bd. 426 diafen-
defsesc; wie es scheint, einfach von efendL
diapason das rum. Wort für acord, Ghica Conv. ec.lN'y griech.
dichici Schustermesser, C. liU 15, 449. S. dichis Cihac.
die i an Herr, Bur. Dohr. 27; mold. Wagen mit Leuchsen (Rungen),
Sev. cài. 96.
diclon de munte lignum visci quercus, Conv. lit. 26, 453.
die, Verkürzung aus papadie, Mar. D. 133, 140.
diefendefsis Herrschaft, griech. An. ac. 2, 10, 2,41 1; besser Schutz,
s. diefendepsesc.
di h Mar. D. 22¿^ wohl russ. dikiï wild,
dikeofilax Rechtshüter, Titel Jenäki^ä Väcärescus, Odoh. i, 310,
326; griech.
dimandar mr. beauftragen. Mar. nun. 692.
dimicat brauchte Cihac auch nicht aus dem Slaw. zu holen.
diorismos Bestimmung, An. ac. 2, 10, 2, 431, griech.
diot Rofshirt mr., Mar. inmor. 5, griech. ldi(DZî]ç.
dir geradezu, Caknd. 1892, 93, s. dirä Cihac.
dir Farn. 32, 309 = drept für. Auch dîrt ebd. 332.
dir dala, slugä la — Viah. vilt. 70. S. durdura.
dirjala Stiel (Axt), Farn. 28, 147. Von dirj banat.; s. odärjcala.
NEUE BELEGE ZU RUMÂN. WÖRTERN NICHTrÖRK. HERKUNFT. 24 1
dirmon Farn, 22, 70 = dîrmoiu.
discotorosesc befreie, Sev. Pav, 255. Von cotor Band,
di sin dir i e Ruhr, Dysenterie, wofür lisindirie offenbar nur verlesen
ist, An. ac, 2, 10, 2, 375.
disti h ia Unglück, griech. An, ac. 2, 10, 2, 440.
divizie Division, ebd. 444.
di vor Mar. nun. 721 = dever.
dobä wird wegen toboçar von tuba herstammen.
doblicesc Farn, 31, 350 = oblicesç.
dobru gut, Isp. P. 38, russ. dobryï.
doc ein Stoff, Fam, 26, 107, Docke?
do(i)ni(ä doch sicher eher zu don als zu doicä.
dosluçesc, desi, erklären pafst nicht gut zu russ. dosluéati hören.
Man liest auch deslúcese; wenn dies nicht Volksableitung ist,
würde es auf des-Iuceo führen, also aufhellen.
doxa (la cap) Glatze, eig. Glanz, griech. hp. snoave: Mo§ Apec,
dracila ein Unkraut, Panfu schtfe 19.
dracuesc beteufeln, verzaubern, Farn. 30, 427.
dragai at Mar. desc, 22S wohl dragala^,
drägänesc liebkosen, Farn, 29, 339; s. drag,
dragare Balken, Mar. nun. ^^1 im Volksliede, bukow. Offenbar
Träger, wie daneben craisamt
d ragia (de cal) Mähre, C. ¡ù. 17, 106. Eig. ein Brettchen an einer
langen Stange, womit man die Kohlen aus dem Backofen holt.
Vgl. russ. drekolie Kolben.
drämäluesc = drämuesc, Cr. am.
drehlä ein Pilz, Stv. cäl. 88.
drejä de apa Wasserpflanze, Mar. desc. 344.
d ri mese banat zertrümmern, Farn. 32, 344 = därim.
droaie erklärt Cihac aus drungus, aber ng fallt nicht aus. Serb,
drolja unsauberes Weib weist auf Drolle, Trolle, in Hermann
und Dorothea: Trulle. Also der umgekehrte Uebergang wie
in Frauenzimmer, Frauenvolk, vom Einzelnen auf eine Mehrheit.
drobi^ä nach Mar. crom. 8 = auch Ginster;
drobu^or dagegen Isatis tinctoria, ebd.
drucuçari = näsälie Bahre, Mar. inmor. 249, drug.
drug, a se ^inea drug alles aufbieten, Sev. P&v. 219. Spindel Bur.
Dohr. 113.
druzba Brautführer, Mar. nun. 493; s. dru§ca Cihac.
dugliç Cr, am.y faul, stinkend, auch duhliç, also von duhluesc
du culi se sich ziemen. Gaz. Tr. 1896 nr. 155, ung. dukál.
duhot Haarsalbe, Gura Satului i^ nr. 2. Ungar, dohat dasselbe.
S. Cihac dohot.
dui (uri) Beulen, Fam. 29, 258.
dulämi^ä von dulama. Rev. n. i, iio.
dulandragiu Tagedieb? C. ///. 20, 140; doviloç ai^(>? Besser von
buleandrä Lump, vgl. desmetic und besmetic
Zeitschr. t rom. PhiL XXIL l6
242 W. RUDOW, RUMÂN. WÖRTER NICHTTÜRK. HERKUNFT.
du mitrila eine Blume, glückbringend, Vàth. tîlt. 68, von Demeter.
du ni ha Trib. lo, 630, ung. dunna (Daunen-)Bett
dup übersetzt Cihac mit fossette, während es nach der von ihm
angeführten Stelle Stock heifst, also wohl von sl. dubû Eiche,
dubina Stock.
dupäcesc heifst eigentlich gerben, vgl. C /r'/. 9, 56 ^gâ dupäcitä
derber (gepfefferter) Spafs, dann prügeln, wie im Deutschen,
du puro s von dup, also nicht hohl, sondern knotig, knöchern«
durdurä derbes Stück (Arbeit), C ///. 11, 193. S. durd Cihac.
duriguçul, te dai de an — dollstr hinunter, Farn, 19, 171.
durla se hinabsteigen, DauL CoL 25. Vgl. d'a dura,
duro ri eine Krankheit, Farn, 29, 247; lat dolor,
duçnic Luftloch (am Backofen), Farn. 28, iii. Russisch ebenso,
dverä Cron, 3, 300, russ. dverï Thùr, Farn. 32, 363 der Eingang
zum Allerheiligsten.
dvorbitor aufwartend, C, lit 9, 333 f.
dvoresc warte auf (bei Hofe), Cron, i, 139. Russ. dvorO Hof,
dvoryi Hofmann u. s. w.
(Fortsetzung folgt.)
W. Rudow.
Beriohtigimg.
S. 225. Bechi ist nicht betû, sondern ung. pety ein sinnloser Laut, davon
petyegni lallen, vgl. pitye Küchlein, pityegni piepen, kety Tick, ketyegni
ticken.
à
VERMISCHTES.
I. Zur Litteraturgeschichte.
Ein neues Artusdokument
Das eben erschienene Prachtwerk von Max Gg. Zimmermann:
»,Oberitalische Plastik im frühen und hohen Mittelalter*' (Leipzig,
A. G. Liebeskind 1897), dessen hohe Bedeutung die Fachleute zu
würdigen haben, bringt auf Seite 44 den Romanisten eine eigen-
artige Ueberraschung, welche das Portal an der nordöstlichen Seite
des Domes in Modena enthält Hier die Beschreibung des Herrn
Prof. Zimmermann: „kn der Umrahmung des Tympanon, welche
nach innen mit Rosetten in Kassetten verziert ist, befindet sich
nach aufsen eine Darstellung aus der Sage vom König Artus.
[Abb. 18 giebt das ganze Tympanon in Lichtdruck, und ich be-
daure überaus, dieselbe hier nidit bringen zu können.] Es handelt
sich um die Bestürmung einer Burg, welche die Mitte des Rund-
bogens einninmit. In ihren Mauern sind zwei Personen WINLOGEE
und M ARDO C sichtbar. Links schreitet aus der Burg ein Mann
BVRMAITVS drei Reitern entgegen, welche hintereinander auf
die Burg zureiten. £r holt mit einer Hacke zum Schlage nach
dem vordersten aus. Dieser ist inschriftlich als ARTVS DE BRE-
TANIA bezeichnet; der zweite, ISDERNVS, sinkt rücklings vom
Pferde; der letzte Reiter hat keine Namensbezeichnung. Auf der
rechten Seite reitet aus der Burg ein Ritter CARRADO^ ihm
kommen ebenfalls drei Reiter entgegen, welche durch die Bei-
schrift GALVAGIN, GALVARIVN und CHE bezeichnet sind.« i
^ Hier sei noch bemerkt, dafs auch das Architrav desselben Portals eine
bildliche, uns weiter hier nicht beschäftigende Reliefdarstellnng und zwar aus
dem Gebiet der Tier fa bei enthält „Von dçn fünf nebeneinander stehenden
Feldern desselben enthält das Mittelfeld eine aus Schnuren geflochtene geo-
metrische Figur. Das Feld links davon zeigt zwei Hühner, die an einer
Stange einen toten Fuchs tragen. (Dieselbe Darstellung öfters in Torcello
und Venedig.) Links davon reitet ein nackter Mensch auf einem Seepferd.
Rechts von dem Mittelfeld sind zwei Vögel dargestellt, von denen der eine
nach einer Schlange pickt, und ein Fuchs, der einem Vogel den Kopf abreiliBt,
unter dem Fuchs sitzt ein zweiter kleinerer Vogel; es ist wahrscheinlich die
Fabel vom Fuchs, der einen Knochen verschluckt haf [Die Lichtdrucktafel
Ko. 1 8, welche das Tympanon enthält, umfafst auch das Architrav mit seinen
16*
244 VERMISCHTES. I. ZUR LITTERATÜRGESCHICHTE.
Der Herr Vf. war vor zwei Jahren so guúg, mir eine Photographie
des Tympanons mit dem Versuch einer Deutung der Namen zuzu-
senden, worauf ich ihm damals hlofs folgende Auskunft darüber
geben konnte: „i. Winlogee ist sicher eine Dame, in französischer
Namensform die bekannte Guinlo'ie. 2. Mardoc kann nicht, wie
angenommen worden. Mordred sein. 3. Burmaitus? 4. Isdemos
ist der wohlbekannte Ritter Ider; es giebt vier dieses Namens.
5. Carrado ist der berühmte, seiner Frau so treue (eigentlich „der
durch seine treue Frau berühmte", sollte es heifsen) Ritter Carradoc
Briébraz. 6. Galvagin scheint der Ritter bester, Gal vain, zu sein.
7. Galvariun? 8. Che ist sicher der Seneschall Quey, frz. Ke."
Leider kann ich auch heute viel Neues nicht beibringen.
Die ungewöhnliche Bedeutung dieses Artuszeugnisses wird aber
erst klar, wenn wir über das Alter des Domes in Modena und
seines Tympanons unterrichtet sind. Der Bau ist (s. das Nötige
bei Zimmermann) im J. 1099 begonnen worden, der Baumeister
heifst Wilhelm. Nun ist aber klar, dafs der Anfang nicht hindert,
dafs das nordöstliche Portal bedeutend später gebaut sein kann,
und endlich, dafs das Tympanon erst nachträglich längst nach
fertiggestelltem Bau ausgehauen sein kann. Herr Kollege Justi
war so freundlich, mir folgende Auskunft zu geben: „Die Zeit des
nordöstlichen Portals auf dem Tympanon läfst sich nur annähernd
bestimmen. Im J. 1099 ist der Bau der Kathedrale begonnen
worden, natürlich am Ostende; 1106 fand die Translation des
Korpus des h. Geminianus und die Weihe durch Paschalis H. statt.
Diese Weihe bezieht sich auf die damals vollendete Krypta. Die
Weihe des ganzen Baues fand 11 84 statt In die Zwischenzeit
mufs das Portal fallen. Nach der Krypta wird zuerst der grofse
dreischiffige Chor gebaut sein, und danach unser nahe dem Chor
befindliches Portal, also frühestens wohl ca. 11 30. Das onserm
Portal gegenüberliegende reiche Südportal mit Vorhalle setzt der
französische Architekt Dart ein in seiner Architecture Lombarde erst
ins Jahr 1209. Die Baugeschichte im einzelnen ist noch nicht
ordentlich erforscht."
Die Fachleute werden vielleicht annähernd aus der Eigenart
der Skulptur eine Zeit angeben können.
Ein anderer Versuch kann mit der Vergleichung der Rüstungen
der einzelnen Ritter auf dem Tympanon gemacht werden. Ich
habe deshalb Demay's Le costume au M.^A, d'après les sceaux ein-
gesehen und gebe hier das Ergebnis der Vergleichung. Freilich
hätten eigentlich oberitalienische Siegel benutzt werden sollen. Die
Ritter haben alle, bis auf Isdemus, Maschenpanzer, der auch den
Kopf bedeckt, und den ältesten Helm, den die Siegel aufweisen; das-
Feldern.] In der Anmerkung dazu verweist der Vf. auf sechs andere Relief-
darstellungen der Tierfabel, welche sich an der Fassade der Kirche Ssn Pietro
aufserhalb Spoleto's befinden, und giebt deren Beschreibung. „Diese Relief
sind wahrscheinlich Arbeiten des 12. Jahrhunderts . . ."
W. FOERSTER, NEUES ARTÜSDOKÜMENT.
245
selbe gilt von den Schilden und den
Sporen (besonders schön bei Galvagin
zu sehen; man beachte noch besonders
die Fahne auf der Lanze Artus') —
kurz, alle Zeichen der ältesten Siegel
stimmen. Freilich läfst sich dadurch
auch nichts Sichereres bestimmen als
die ersten Jahrzehnte des XII. Jahrh.
Wir wollen nun das Tympanon
selbst eingehender untersuchen, soweit
es, ohne die Photographie vor Augen
zu haben, eben geht Ich denke mir
das halbkreisförmige Tympanon gerade
gezogen und versuche hier, die Grup-
pierung der Gestalten auf folgende Weise
zu veranschaulichen.
Wir sehen in der Mitte eine Burg,
welche links und rechts von je einem
Turm {A und B) flankiert ist Vor dem
Thor des linken Turmes (Äj links steht
eine verkrümmte Gestalt, die eine mäch-
tige Doppelaxt in der Rechten über den
Kopf gehoben hat (es ist Burmaitus),
die er auf den gegen ihn mit einge-
setzter Lanze anrennenden Ritter (Artus)
niederfallen lassen will. Hinter Artus
sitzt Isdemus (allein ohne Maschen-
panzer) auf dem Pferd, die Lanze nach
unten gesenkt, und Oberleib und Kopf
nach hinten geneigt, als wenn er fallen
sollte; doch ist dieser Teil in der Photo-
graphie recht schlecht ausgefallen, noch
schlechter im Lichtdruck; hinter ihm
noch ein Ritter, namenlos, gleichfalls
mit gesenkter Lanze.
Rechts vom rechten Turm (B) sieht
man die vordere Hälfte eines gehelmten
Ritters, Carrado, die Lanze etwas über
die Horizontale (genau wie Artus) ge-
hoben, gerade wie er aus dem Thor
herausreitet Gegen ihn reitet mit ebenso
gehobener Lanze (sie kreuzen sich, so
dafs die Eisen den Rittern an die Helme
stofsen) Galvagin, hinter ihm ebenso
Galvariun und zuletzt Che.
In der Burg selbst steht links über
den Zinnen eine verhüllte Gestalt (ob
Mann ob Weib ist nicht zu sehen , auch
i
\
/
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CA
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PO
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246 VERMISCHTES. L ZUR LITTERATURGBSCHICHTE.
kein Gesicht), offenbar nach links gewendet, sichtbar, Winlogee.
Dann kommt ein Mittelturm (C), der rechts und links in der Mitte
ein Fenster hat (| | der Figur), zwischen diesen ein herzartiger
Gegenstand (Q)» den ich für einen auf den oberen Zinnen auf-
gehängten Ritterschild halte, dessen Gestalt und Gröfse er ganz
genau hat. Rechts von C steht eine nach rechts gewandte Gestalt,
Mardoc, dem Geschlecht nach nicht scheidbar, Gesicht nicht wahr-
zunehmen, die den rechten Arm halb gehoben hat und darin etwas
wie ein Dreieck V hält, dessen linke Spitze ihr Gesicht berührt
Die Striche \ / deuten die Stellung der Personen an.
Und jetzt die Frage: Aus welchem Artusroman ist diese Szene
entlehnt und was stellt sie dar?
Burgen, die von Artus und seinen Rittern belagert werden,
giebt es so viele, dafs es aussichtslos wäre, auf diesem Wege etwas
suchen zu wollen. Ebenso wenig kann man mit Namen, wie Artus,
Gauvain, Ke, Ider, etwas erreichen; selbst Carradoc allein kann
uns nichts lehren. Dazu kommt, dafs wir Burmaitus, Mardoc und
Galvariim in keinem der Romane, weder in Prosa noch in Reimen,
antreffen. Wenn wir es nun mit Winlogee versuchen, so nehme
ich vor allem an, mit meiner Identifizierung (Guinloie) das Richtige ^
getroffen zu haben. Dieselbe ist einmal erwähnt im Ritter mit
den zwei Schwertern 88: Puis s'osisi li rois Atnangons De Gran^
lande ^ ki pere es toit, Si con toute la cors savoit. Ma damoisieie Guin^
lote y Ki loiaus drue et fine amie A mon seignor Gauvain estait. Da-
mit erreichen wir nichts anderes, als dafs die lange Liste der Ge-
liebten Gauvains um eine neue vermehrt wird, über die wir sonst
nichts erfahren.
Eine andere Guinloie finden wir in dem noch unedierten
Ider, von dessen 9000 Zeilen die kurze Inhaltsangabe in Hist Litt
XXX, 201 — 206 einige Auskunft giebt Da Guinloie .die Geliebte
Ider's ist, so brauchte der Umstand, dafs kein einziger der unbe-
kannten Namen darin vorkommt, uns nicht zu stören, wenn nur
sonst die Situation passen würde. Denn in späteren Romanen (und
Ider ist ein solcher), in denen alte Stoffe umgearbeitet werden,
werden die Namen der Handelnden meistens auch geändert, so
dafs, wenn wir nur Guinloie irgendwo in einer Burg belagert und
berannt sähen, wir uns schon zufrieden geben könnten. Dies aber
darin nicht der Fall.
Wir versuchen also unser Glück mit dem noch übrigen, uns
bekannten Namen, nämlich mit Carradoc. Der bekannte Caradoc
Kurzarm pafst gar nicht; denn aufser der langen Episode im Per-
ceval (das Hommotiv nebst der Schlangengeschichte) und dem
Horn- und Mantel -Lai wissen wir nichts über ihn, wenn er audi
sehr oft genannt wird. Ein Caradoc kommt im unedierten latein.
Meriador (Hist. Litt. XXX, 245) vor, aber pafst ebenso wenig. Von
einem C, König von Vannes, wissen wir nur den Namen, der aneli
1 Wegen dieser und der anderen Namensformen s. weiter unten.
%i*
W. FOSRSTER, NEUES ARTUSDOKUMENT. 247
sonst noch anderen Persönlichkeiten gegeben wird. Ein letzter
Caradoc findet sich in einem Prosaroman , s. P. Paris, Romans de
la Table Ronde, IV. Band. Er ist ein riesenhafter Ritter, Caradoc
vom Schmerzenturm (ior dolerose). In dieser Burg steht in der
Mitte ein Turm, in dem Gauvain gefangen sitzt. Caradoc hat
ebendort seine Geliebte (sie heifst blofs damoisele ohne einen Namen),
die ihn aber hafst Lanzelot und andere Artusritter ziehen hin,
um Gauvain zu befreien. Auf der einen Seite greift sie Ivain an,
der am Hauptthor (S. 310) einen Zwerg mit dem Schwert in der
Hand findet. Aber ein Kampf findet zwischen beiden nicht statt:
das Thor wird geöffnet, Ivain findet drin zehn Ritter, mit denen er
kämpfen mufs und wobei er unterliegt. Caradoc war inzwischen
draufsen und kämpfte gegen das Heer Artus', bis er zurückweicht
und sich verstohlen nach seiner Burg zurückzieht. Lanzelot holt
ihn ein, als Caradoc in seine Burg eintreten will, und klammert
sich an ihn, so dafs beide hineinkommen. Eine gewisse Aehnlich-
keit der Lage ist offenbar: Burmaitus wäre der namenlose Zwerg,
der freilich Ivain und nicht Artus sich gegenüber hat Am andern
Thor ist Caradoc und Lancelot anstatt Gauvains. Auch ist ein
Turm in der Mitte; Guinloïe müfste die namenlose damoisele sein.
Wir wissen freilich nicht, was der Schild am Mittelturm soll und
warum Ider vom Pferd sinkt oder sich vielleicht nur umwendet —
Man sieht, einiges stimmt, vielleicht die ganze Situation; aber im
einzelnen giebt's grofse Abweichungen.
Doch bei einiger Ueberlegung müssen wir uns sagen, dafs es
schon a priori unwahrscheinlich ist, dafs wir in einer der heutigen
Fassungen etwas ganz Entsprechendes finden. Man bedenke, dafs
weit über hundert Jahre den Prosaroman von dem auf dem Tym-
panon dargestellten Roman trennen. Welche Aenderungen müssen
hier eingetreten sein! Die alten Stoffe werden immer wieder um-
gearbeitet, die Episoden und Personen wie die Figuren des Schach-
bretts verschoben, andere eingeschoben, so dafs sich jede spätere
Redaktion immer mehr von der alten entfernt. Wenn hier Lanzelot
Gauvains Platz erhalten hätte, so wäre es gar nicht wunderbar,
da derselbe Lanzelot, nachdem auch er abgedroschen geworden,
seinen Posten Galaad überlassen mufste.
Doch, wahrscheinlich existiert die Reliefepisode überhaupt
nicht mehr in den erhaltenen Trümmern. Vergessen wir nicht,
dafs uns nur ein Bruchteil der Artuslitteratur erhalten sein kann.
Welchen Schlufs erlaubt uns nun das Relief für die Entwicke-
lungsgeschichte des Artüsstoffes? Rajna's Namenstudien (Rom. XVII)
sicherten den Namen Artus für 11 22, aber so, dafs sein Träger
spätestens 1090 geboren sein mufste (dies das älteste Faktum, an
das sich dann Artus 11 14, sowie Galvanus für spätere Jahre mit
wenigen anderen Namen anschliefst). Es mufs also Artus in Italien
schon Ende des XI. Jahrh. wohlbekannt, verbreitet und volkstüm-
lich geworden sein (mit Rajna's Ergebnis also zusammengehalten
lehrt uns das Tympanon nichts Neues) — was natürlich zum Schlufs
248 VERMISCHTES. U. AUS HANDSCHRIFTEN.
zwingt, dafs derselbe Stoff in Frankreich selbst geraume Zeit vorher
schon so berühmt geworden war, dafs er die Grenzen des Landes
überschreiten konnte. Freilich, ob dieser Stoff schon durch litte-
rarische Werke oder blofs durch die fahrenden französischen oder
auch bretonischen Spielleute (wir haben Stellen für deren Zwei-
sprachigkeit; und wie hätten sie sich ohne Französisch in Frank-
reich und Italien verständlich machen können?) berühmt geworden,
wird sich schwerlich mit Sicherheit entscheiden lassen. Jedenfalls
sind die Artushelden hier in dem Relief bereits ihrer Ausrüstung
nach als französische Ritter aufgefafst und dargestellt — Ein
Versuch könnte vielleicht mit den Namensformen des Reliefs ge-
macht werden. Bieten sie uns die keltischen oder die franzö-
sischen Namensformen der Litteraturwerke?
Der König heifst frz. Artus, nicht Artur (Nennius und Tys.) oder
Arturus (G. v. Monmouth und W. v. Malmesbury), also wie die it
Urkunden. Gauvain heifst Gal vagin, während G. v. M. Walganos,
Walguainus, Walgainus oder Walganius (s. V. L.) hat, W. v. M. Wal-
wenus, Wace: Wal wein, später Galvain, Gauvain, Rajna: Walwanus,
Walguanus, Galvagno, Galvano, Tys. u. s. f. das rätselhafte Gualch-
mai — wohl ein Beweis, dafs die kymrischen Bearbeiter des kon-
tinentalen Stofifes den ihnen vollständig unbekannten Namen ein-
fach mit einem naheliegenden kymrischen ersetzten, vgl. ebenso bei
Erec. Dasselbe scheint mit frz. Ke, hier in it Schreibung Che,
vorgefallen zu sein, der Chaidus bei G. v. M. X, 13, 8 heifst, wenn
er es überhaupt ist; denn DC, 11,92, wo er sicher gemeint ist,
heifst er Caitts^ d. h. der den Kymren unbekannte Name wurde
mit dem röm. Caius wiedergegeben, während er Tys. C«, später Cai
heifst Wir erreichen also mit Galva^n die älteste Form, wobei man
sich nur billig über das ani. g wundert, das man mindestens als gn
erwartet hätte; vgl. Winlogee. Carrado steht wohl statt Çarrado\cus\
für welch letzte Silbe kaum Platz da war, da Galvains Helm in die
Schriftzeile voll hineinragt. Kein anderer Text hat die zwei r.
Isdemus lautet G. v. M. Hiderus, frz. Ider oder Idier, Tys. Edejnrn,
Edem: hier stimmt also das ;i, aber nicht ani. ;. Das s hat unser
Relief allein. Winlogee, nicht Winlogeö, wie die latinisierten
Endungen verlangen würden (auch G. v. M. hat einen ähnlichen
Namen auf e: Guendoloe), also sicher frz. Endung; die Form hat
altes w und intervokales g^ mithin wieder eine ganz alte Foim.
Mit diesen also wenigstens führt uns unser Denkmal weit über
alle bisher bekannten in eine sehr alte Zeit hinauf. Zu den er-
wähnten frz. Formen beachte man noch Mardoc ohne -«x (doch
war dafür kein Raum vorhanden; ist es Mardochäus? Madoc,
Madog, Maduc, Maruc, Mador, Marcon, Madon, Madas u. ä. finden
sich in den Artustexten), ebenso Galvagin; der eine Galvarûfn
scheint sogar eine norm. Endung zu haben.
Ich behalte mir vor, auf das Dokument im Zusammenhang
der ganzen Artusfrage zurückzukommen.
W. FOBRSTSR.
B. HBRLET, PROV. FRAGlfENT AUF DER KCL. BIBL. Zu BAÜBERG. 249
n. Aus Handschriften.
I. Ein provenzalisches Fragment auf der Kgl. Bibliothek
zu Bamberg.
Unsere an Schätzen so reiche, mit romanischen Texten aber
nicht eben gesegnete Bibliothek besitzt ein provenzalisches Frag-
ment, auf das ich durch die Güte des Herrn Kgl. Oberbibliothekars
und des Herrn Sekretärs aufmerksam gemacht worden bin.
Dieses Fragment findet sich in einer Pergamenthandschriii, die
mit Ed. F. 1 1 bezeichnet ist und deren Inhalt auf dem vorgeklebten
Papierblatte folgendermafsen angegeben wird:
1 . Beleih, do. doct theol. Paris, a. 1 1 60 — 90, rationale div. offi-
ciorum, quod prodiit cum ¡Ilo Durandi Antverp. 1570, Diling.
1572 (Oudin II 1589) sive Summa Beleti et
2. Provinciale, s: Series omnium Episcopaiuum et ordinum totius
Mundi, verosimiliter redacta a Tancredo de Cometo, Bonon.
archid. a. 1240 mort. (Joecher IV et Oudin III 90. Savigny
V 119. Miraei notitia episcopatuum per Europam, Asiam,
Africam etc. Coloniae 16 19. 8.) — Auf demselben Blatte
unten: Ad Bibliothecam Reverendissimi Capituli Bamber-
gensis.
Die beiden Teile des Bandes sind rein zufallig zusammen-
gebunden. Die Summa Beleti ninmit fol. ir. bis 32V. ein, und
zwar so, dafs ir. bis 27 V. und wieder 3ir. bis 32 V. von derselben
Hand in kleiner, sehr deutlicher, ausgezeichnet schwarzer Schrift
mit sehr vielen Abbreviaturen kaum später als im 13. Jahrhundert
geschrieben sind, während die Lücke von 28r. bis 30 v. von einer
ganz anderen, sehr flüchtigen Hand mit weit weniger guter Tinte
jedenfalls bedeutend später ausgefüllt wurde, wobei 28 v. und 29 r.
unbeschrieben geblieben sind. Das Provinciale, welches den Raum
von 33 r. bis 46 V. einninmit, ist eine Handschrift für sich, die auch
in der Schrift mit der vorausgehenden gar nichts gemein hat.
Am Ende der Summa Beleti nun war eine halbe Seite frei
geblieben. Diese benutzte ein Schreiber, dessen Schrift mit keiner
der in diesem Bande vorkommenden irgendwelche Aehnlichkeit
hat, dessen Tinte vor allem bei weitem die schlechteste der hier
verwendeten war, um einen Teil von Peire de Corbiac's Can-
zone an die Jungfrau Maria (abgedruckt in Bartsch's Chrestomathie
provençale), wie es scheint, aus dem Gedächtnisse einzutragen.
Das Fragment, dessen Entzifferung und Identifizierung erst nach
längerem Bemühen gelang, nimmt (mit einer übergeschriebenen
Ergänzungszeile) 26 Zeilen ein, etwas mehr als die Hälfte der frei-
gewesenen Spalte. Der Rest derselben wurde von anderen zu
mûfsigen Kritzeleien verwendet, meist in lateinischer Sprache, von
denen der gröfsere (untere) Teil nicht zu entziffern ist Eine
längere Notiz am Fufse der Seite ist teilweise abgeschabt, um Platz
zu gewinnen für die Angabe, dafs in der Summa Beleti noch
einiges nachzutragen ist
250 VERMISCHTES. II. AUS HANDSCHRIFTEN.
Der provenzalische Text möge so, wie ihn die Handschrift
bietet, hier folgen:
Domna dangeis anima esperansa^ des | crens segnnt que roaunda sens*
de uos chant lenga romana car | nul om i' ni pecaire de nos laudar nos | dion
taire quai sos cens meil lapareila | romas o lengua latina. Domna rosa | sine
spina sor totas flors ben olens uerga | seca frut fasens terra qi cees labor
grana | estela q del soleil maire noirisa de nostre | paire el mon una nup*
semeila^ ni logana niuesina. | Domna uerga e pura e fin an que | fus lefan-
tamét edepres tota isamét | de uos traisit chara umana iKn z's | ñre saluaire si
ë ses fractura faire uaj | eue lo rais cant soleila p lafenestra ueinna. | Donma
ioues e mesquina fus adeu | ubidiens en toz sos comandamët p so | ire* gens
crestiana chant uen e creden | lafaire que dis langels saludaire cnn | sebnret
p laureila deu cuj enfantas | uergena. Domna uos es laiglentina | que trobet
uert moysens aprer las | flamroas ardens e la toisos de la lana qui | moUet en
la sécha aira don iedeon fu | proaire mas nata meranila eu remSsj | entérina.
Es ist deutlich, dais sich unser Fragment am meisten der
Handschrift nähert, die Bartsch mit / bezeichnet hat Das ergiebt
sich aus una statt ntdha^ uos iratsti, /radura^ uaj e ue^ mesquma^
en la st dtns la, mas st e, entérina st intatzina] auch cunsehuret
deutet dahin.
Einige Züge sprechen dafür, dafs der Schreiber das Fragment
aus dem Gedächtnisse reproduziert hat; doch liefse sich auch
einiges dagegen vorbringen.
Bruno Hbrlbt.
2. Neues Fragment der Cambridger Aliscanshandschrift.
Das folgende, später gefundene Bruchstück, bestehend aus
dem unteren Drittel eines Blattes derselben Handschrift, von der
Ztschr. XXII S. 91 f. die Rede war, entspricht w. 59 fi und w. 85 fL
der Guessardschen und w. 68 ff. und w. 94 £ der Rolinschen
Ausgabe.
r»] fef b . . . . 6^. 59. i?. 68.
u de l'arch . . . 6^.61. i?. 69.
va del cor[f] chaant. i?. 71.
A fef .II. mainf le(f) va enf rebot . .
5 n prtTt l'ensegne de fon espie tranchant,
Parmi fef flanf fen aloît reftregnent
Puif fe rafìche de defor l'auOrrant,
^ esperansa scheint vorzuliegen, doch sehr undeutlich.
' segunt . . . Cans waren vergessen und sind über der ersten Zeile nach-
getragen.
B nup oder vielleicht unp steht in der Handschrift {p ist unzweifelhaft).
* semeila und das vorausgehende Wort sind ausgelassen und am Rande
nachgetragen.
^ Es ist kaum möglich , dafs -ere zu lesen wäre.
■^. 4
E. BRAUNHOLTZy NEUES FRAGMENT DER CAMBR. AUSCANSUS. 25 1
Entre patens fe va àdemetant.
Li gentili quení tint el poing nu le brant, {/fait G, und H,)
10 Por voir vof di: qui il va conñuíJit (A^^ ^* und H.)
V«] . . . af fui vnc lance ten . . ^. 85. ^. 94.
Q . ant deuan . lui voit .1
ont fot il bien, paiTe ot connemnt.
Li gentili quení fareftut maintenant.
15 Veri dameldiev va fa colpe clamant,
De sa main clofe va fon pif debatant, i/ehli I^.)
*Diex, moie colpe, qant ia ai forfait tant, i?. 99.
Ne fui maif en treítot mon uiuant {/ehä G.)
Ja <:<7nperront paten por fol itant.' G, 92.
20 Verf leí patens fen va efp^ronant
E. Braunholtz.
III. Zur Exegese.
Zu Sordel ed. de Lollis.
II, 5 — 8. E sei (so zu lesen statt s^el) co/p[s] non fo de mort,
Sel gel penchenei rCac tori:
Mas el al cor /an umtl e tan franc
Q*el prend en patz totz colps^ pois not [z^]^ sane.
Dazu die Anmerkung: „Intendi che se Sordello non è rimasto
ferito in maniera da far sangue (cf. v. 8), lo deve al parrucchiere
che affondo poco le forbici nella capigliatura di lui". Dieser Er-
klärung kann ich nicht beistimmen. Penchenar ist bildlich zu nehmen
wie das dire escac bei Guilh. Figueira 10, 3 (siehe Toblers Bemer-
kung zu der Stelle). Es ist zu deuten: „Und wenn der Schlag
nicht tödlich war, so that der, der ihn (Sordel) kämmte (d. h. det
lo colp en las cris), daran Unrecht; aber er ist von so demütiger
und so edler Gesinnung, dafs er alle Schläge hinnimmt (ruhig ein-
steckt), bei denen kein Blut fliefst'*. Statt \v\e ist vielleicht besser
mit Tobler, Romania II, 241 a zw lesen.
III, 6. Das CPom der Hs. konnte bewahrt bleiben; rasa e
zählen als drei Silben.
III, 8. Trifft die Auffassung des Herausgebers das Richtige? Ist
nicht zu deuten „damit ihr weniger gut emporsteigen könnt**? —
Coniramon ist doch nur „empor**, nicht „assai in alto**.
m, 56. Korr. amaria statt anuria.
IV, 7 ff. Qe puois om es desvergognatç
Tan que diniç son coratge
Non tern aunir, desonraiç
Val trop mentç que mortç sotercUç,
V. 9 ist um eine Silbe zu kurz. Es fehlt der Gegensatz zu mortç
V. IG, und deshalb möchte ich vorschlagen Non tem a viure deson-^
252 VERMISCHTES, m. ZUR EXEGESE.
ratz oder, da ich iemer a nicht nachweisen kann, Non tema v. d,
zu lesen und hinter desonrciç ein Komma zu setzen.
IV, 1 1 flf. Desonratç . . .
Viu Uäc homs, puois si laisa auntr
Ni deseritar ses clamor^
\E] ses demanes contradir.
Dazu die Anmerkung: ,,Confesso però che avevo pensato a divi-
dere così: deman escontradir per tradurre ,,senza contraddire la pre-
tesa'*, ma r esistenza d' un escontradir non mi vien confermata per
nessun' altra via". Auch wenn ein escontradir existierte, wäre die
Lesart nicht zulässig, denn einmal dürfte im Prov. der Artikel vor
deman ebenso wenig fehlen wie vor pretesa im Italienischen, und
dann handelt es sich ja nicht um eine pretesa^ sondern um eine
vollzogene Beraubung. Doch aber, glaube ich, ist deman das Ur-
sprüngliche, nur, meine ich, ist nicht, wie de Lollis und schon
Mahn Ged. 1273 annehmen, ein \E'\ zu Anfang des Verses zu
ergänzen, sondern es ist zu bessern: Ses deman e s\es\ contradir.
Vgl. Prov. Suppl. Wb. II, 73 deman 3).
IV, 22, Li cons^ und ebenso V. 29 hätte wenigstens eine An-
merkung verdient, aber ich bezweifle, dafs die Form überhaupt zu-
lässig ist Ein männl. Artikel Nom. Sg. li ist mir sonst aufser in
Gir. de Ross, und Alexander durchaus unbekannt; da das Gedicht
nur in Hs. T steht, so würde ich ohne Bedenken in lo ändern.
IV, 27. Der Vers ist um eine Silbe zu lang; korr. queus statt
que vos,
IV, 34 ñ. Mas al comte la fes tenir
Üautr'any al gran pasagie
De tut Tolsan, per que rCes seçatz,
V. 36 ist um eine Silbe zu lang. Es ist gewifs tut zu streichen
und Komma nach passagie zu setzen; de Tolsan gehört zu al comte
V. 34.
IV, 41. Lo desonor hätte eine Anmerkung verdient. Männ-
liches Geschlecht ist sehr auffällig, wenn auch bei einem Italiener
nicht unerhört, vgl. Poes, rei.. Rev. d. Igs. rom. 31, 177 No. 5. Da
aber sonst bei Sordel die Subst. auf ^or als Feminina erscheinen
und das Gedicht nur Hs. T steht, würde ich in la oder lor ändern.
IV, 47 ist, wenn man de Lollis' Deutung zugiebt, preçaiz zu
schreiben; aber die Deutung ist doch kaum befriedigend. Nach
dem vorhergehenden „weil ich ihnen ihre Ehrlosigkeit vorrücke,
werde ich mir den Hafs der drei Getadelten zuziehen, aber wenn
Gott nur meine Dame erhält" mufs doch etwas folgen wie „so
mache ich mir nichts daraus" oder „so mag mich noch so grofser
Schaden treffen". Vielleicht hat Naetebus, der Herrigs Archiv 98, 205
statt Demandan der Hs. De mon dan zu ändern vorschlägt, den
Weg zur richtigen Auffassung der Stelle erkannt, nur würde sia
prejaiz nicht recht passen. ïltwa si^apensatzì „Dann will ich, dafs
jeder, der mich deswegen hasse, (immerhin) auf meinen Schaden
EMIL LBVT, ZU SORDEL BD. DE LOLUS. 253
bedacht sein möge"? Oder, wenn es erlaubt ist, sich so weit von der
Ueberliefening zu entfernen, A mon dan voigll sia getatzì Vgl. 5, 43—4:
Belh Restaur^ sol qtíah vos ptusca trohar merce, A mon dan met (Var.
gei) quascun que per amie nom te, — Mit seiner Auffassung von
Str. 2 — 4 scheint mir de Lollis schwerlich das Richtige getroffen
zu haben. Sordel ruft in dem Sirventes den drei desereiatz (V. 6)
die desonor que lur fai malves tatz sufrir (V. 41 — 42) ins Gedächt-
nis, ehrlos sind aber die, die ohne Widerspruch sich ihres Be-
sitzes berauben lassen (V. 1 1 — 14). Die Strophen müssen also
schwersten und schärfsten Tadel enthalten, und wenn in ihnen
von den drei Fürsten Gutes und Schönes gesagt wird, wenn den
Dichter Lobenswertes berichtet, so kann das nicht, wie de Lollis
S. 35 und in den Anmerkungen annimmt, ernst gemeint und der
Tadel zu mildem bestimmt sein, sondern es mufs als bitterer Hohn
aufgefafst werden. V. 19 — 20 sind gewifs ebenso sehr ironisch zu
nehmen, wie de Lollis selbst es für geni V. 1 7 annimmt, und wenn
der König von Aragon Sordels lengaige entendet (V. 15), so konnten
V. IQ — 20 für ihn nur besagen „Schmach und Schande über Euch,
da Ihr Frieden geschworen habt". Ebenso kann Str. 4 meines Er-
achtens nichts anderes besagen, als dafs der Graf von Provence,
als der Dichter das Sirventes schrieb, die Einkünfte des Hafens
von Marseille preisgegeben hatte, und höhnend sagt Sordel, sein
Herr habe Ehre davon, den Schaden werde er leicht wieder gut
machen, d.h. er nimmt seine Schande leicht und duckt sich, wie
er auch der Kirche gegenüber demütig nachgegeben habe(V. 39 — 40).
Ob auch der Anfang von Str. 3 ironisch zu nehmen und auf eine
Niederlage zu beziehen ist, die der Graf von Toulouse bei Beau-
caire erlitten, kann ich nicht entscheiden, ich weifs auch nicht, ob
dafür eine historische Grundlage vorhanden ist, und mir fehlen die
Hülfsmittel das zu prüfen. Aber es ist auch möglich, dafs für
V. 21 — 24 de LolhV Annahme richtig ist, und sie sich auf die
tapferen Thaten des Grafen im Jahre 1 2 1 6 beziehen ; dann werden
diese aber nur angeführt, um durch die Erinnerung an die ruhm-
volle Vergangenheit die gegenwärtige Schande um so schärfer her-
vortreten zu lassen. Ob damit der Verlust des Herzogtums Nar-
bonne gemeint ist, wie de Lollis S. 35 annimmt (die Anmerkung
zu V. 29, auf die S. 35 AimL 3 verwiesen wird, fehlt), scheint mir
nicht ausgemacht; V. 39 lautet nicht etwa Mas ar es perdutz h
dugaiz, sondern Mas non es entiers lo comiatz, was doch vermuten
läfst, dafs Sordel auf den Verlust eines Teils der Grafschaft Pro-
vence anspielt; aber auch hier mufs ich, wie oben, bemerken, dafs
ich nicht nachprüfen kann, ob dafür eine historische Grundlage zu
fìnden ist. Jedenfalls scheint mir aber der Sinn der Strophe nur
sein zu können: „Ihr habt gar keinen Grund Euch beim Anblick
von Beaucaire zu freuen". „Darum sagen auch die dortigen Ein-
wohner" (das encar ist mir nicht klar), „obgleich es Euch mifsfallt",
d. h. doch „Euch zum Hohne: Beus sire, per queus conoriaiç?*^.
Dazu hat der Graf eben keine Veranlassung, er macht es wie der
254 VERMISCHTES, m. ZUR EXEGESE.
wilde Mann (ari conort del salvaige)^ der bei schlechtem Wetter singt
und lacht; er ist zufrieden mit einem Zustande, der ihn betrüben
und den er nicht ruhig ertragen sollte, er setzt sich über sein Un-
gemach leicht, nach des Dichters Meinung augenscheinlich zu
leicht, hinweg.
V, 8. Pueys kann hier, und ebenso V. 14 und 18, meiner Mei-
nung nach nur „dann" bedeuten; der Zusammenhang (e qiitn
manjol baro Que znvon descoral, pueys auran de cor pro; — È de^
seguenlre luy manfen lo reys francés, Pueys cobrara CasUUci) verlangt
so notwendig eine derartige Bestimmung, dafs man sie in Ge-
danken ergänzen muíste, auch wenn sie nicht durch das Wort zum
Ausdruck gelangte.
V, 20. Setze Komma vor guar.
V, 34 Anm. Das bis jetzt m. W. nicht belegte Perfekt von soler
findet sich zweimal in den Livres de comptes des Frères Bonis
1,82 und 168: M* Johan del Pueg, cápela de Monlalba, cue sole
estar a V ostai de Razeire und M* R. de la Molinairia^ notari real
de Montalba, que sole estar am M* /acmes Azemar. Ibid. I, 192 und
200 steht que sol estar, II, 390 que solía estar,
V, 39. Sitôt. Es ist st tot zu schreiben; vgl. aufser den Lit
BI. 6, 506 zu III, 33 angefahrten Stellen (Bartsch Chr. 195, 16 und
Suchier Dkm. I, 335 Z. 15) noch die folgenden: S*üu tot non sat
legtr, Dieus m*a dat isstent En aquesta maneira (die Hs. hat E süu
tot no no) Suchier Dkm. I, 248 V. 191; E s'a merces plagues de secors
dar^ Non 0 pot far^ se il tot o volgues, Qe ma donna noi voi Revue
d. Igs. rom. 39, 196 V. 30 (P. Milon).
VI, 19 ist días Komma zu tilgen.
VI, 25 ff. Laich se dechai dompna ab pretz verUidier,
Sil fai d^amor nuill semblan plazentier
Nis pliu en lui: ges non ve be ni au:
Car negus horn non \r\ama ab cor entier^
Pois en amor de tal fai destorbier,
Ar n^ai dig pro per que mas denz enclau.
Wie versteht der Herausgeber V. 27? Sind die Worte ges non etc
auf die Dame zu beziehen und zu erklären: sie sieht nicht, welch
ein erbärmlicher Mensch er ist, und hört nicht, wie schlecht die
Menschen über ihn urteilen? — Zu ama V. 28 bemerkt de Loliis:
„Pres, con valore di futuro, trattandosi di fatto necessario*'; er will
also wohl Pama „wird sie lieben" verstanden wissen. Ist das richtig?
Ist nicht vielmehr die Ueberlieferung {ama statt Pama) su bewahren,
und sind nicht V. 28 und 29 die Begründung von dem V. 25 — 26
Gesagten und zu deuten: „denn kein Mensch liebt mit ganzem
Herzen, wenn er die Verkehrtheit, das Unrecht begeht, einen solchen
Menschen zu lieben*'? Die Deutung von V. 29 ist allerdings sehr
irei und vielleicht zu gewagt, denn destorbier ist doch eigentlich
„Störung, Hindernis", aber ich sehe nicht, was der Vers sonst be-
sagen sollte. De Loliis äufsert sich darüber nicht — V. 30 ist
Komma nach pro zu setzen, und statt enclau würde ich m ehm
EMIL LEVY, ZU SORDEL ED. DE LOLUS. 255
schreiben, „darum schliefse ich meine Zähne (meinen Mund) in
Betreff auf ihn, darum will ich nichts mehr über ihn sagen".
Vn, 4. Sdireibe desobre.
Vni, 36 ff. Die Konstruktion ist auflallig, wie schon Schultz-
Gora Zs. 21, 251 hervorgehoben hat, der Enquar^ statt E guar zu
ändern vorschlägt Sollte es, ich frage das mit allem Vorbehalt,
nicht möglich sein, Komma nach albir ^ Punkt nach enveltr zu setzen
und E guar bis enveltr zum Vorhergehenden zu ziehen?
XI, 3. Deison, Korr. dison. — V. 7 E far no lo'n deurta, Schultz-
Gora will non lo deuria bessern. Kann die Ueberlieferung nicht
bewahrt bleiben? „S. sagt Uebles von mir, aber er sollte es von
mir m'cht thun , denn ich . . .". — V. 8. Es fehlen zwei Silben,
etwa Qu^ieu Pai iengut \en\ car e [/W] onrat tot diai Vgl. XXI, 31. —
V. 1 1 ist um eine Silbe zu lang. Tüge e vor enojosi Auffallig ist
auch das tautologische foils] und pknls] de follia. Ist fär follia
ein anderes Wort einzusetzen? Oder ist etwa pos statt fol zu
ändern?
XII, 12 verstehe ich nicht
XIII, 8. Ajosi durfte im Nom. Sg, bleiben.
XV, 5. Korr. mos corls], Ist es wirklich = corjmsi — V. 12.
Ist trajon oder eher noch mit der Hs. traion haltbar? Es ist nir-
gends belegt, das Gedicht steht nur in Hs. T, ich würde also
trazan ändern.
XVI, 5. Die Hss. PK^T haben, was nicht angegeben wird,
nicht vendra, sondern venra^ und so ist zu schreiben.
XVI, 38 — 40. AI rei tranut mon sirvenfes viatz,
Cel d* Aragon, gtul fais lo pltis pesan
Sosten de pretz, per gtul ten entre man.
Die Schlufsworte sind mir nicht verständlich. Man kann, da es
festes n haben mufs, nicht manum sein. Dürfte man en treman
schreiben und ^ schwieriger Lage, unter schwierigen Verhält-
nissen** deuten? Vgl. Mistral treman {à), traman etc „hors de
portée de la main, dans une mauvaise situation, de difficile accès**.
Per gue wäre dann „da, weil".
XVII, 51. Hs. A hat esbaudiria, und so ist zu schreiben. —
V. 56. Ich würde gewifs mit Schultz-Gora si*l schreiben; jedenfalls
aber durfte das ungewöhnliche il nicht ohne Anmerkung bleiben. —
V. 57. Schreibe a dreit „mit Recht".
XVIII, II — 12. Kann fora in einem Wunschsatz stehen? Und
was bedeutet nuls V. 1 2 ? Wie der ursprüngliche Text gelautet hat,
ist bei der Divergenz der vier Hss. schwer zu sagen; dafs aber
die von de L. hergestellte Lesart, die fora aus MN, ab me aus E,
pendutz aus NO und gue nuls aus O entnimmt, das Richtige trifft,
darf immerhin zweifelhaft erscheinen. Eine Begründung durfte
nicht fehlen. — V. 26. Vos soll = vous = vos vos sein. Aber ein
votis giebt es m. W. nicht Die Annahme ist auch ganz überflüssig,
da das pronom. Subjekt ja sehr gut fehlen kann.
256 VERMISCHTES. III. ZUR EXEGESE.
XXI Str. 2. Die von Mussafia vorgeschlagenen Verbesserungen
treffen nach meiner Meinung zweifellos das Richtige. Nur würde
ich V. 13 con que tCan^ da es eben überliefert ist und auch 40, 1277
com que an sich findet, beibehalten und „wie es auch damit gehe**
deuten. Femer würde ich nicht nur V. 12 qtiempren ändern, son-
dern auch V. 13 enpris statt en pris setzen, das auch die Hss. IK
als ein Wort schreiben. V. 14 scheint es mir nicht dem geringsten
Zweifel zu unterliegen, dafs mit Mussafia Que desoiz (so statt de sotz
bei de Lollis) mi n'an domnas tuit Vaman zu lesen und domnas als
Accus, zu an zu betrachten ist; wie es V. 9 heifst: Sobre toh am
domna pro e valen, das ja auch gewifs nicht heifst „mehr als alle
liebe ich", sondern „höher als alle", so heifst es V. 14 „alle andern
Liebenden haben Herrinnen unter mir, tiefer als ich", d. h. alle
andern Damen stehen nicht so hoch wie die meinige. — V. 20. Nach
meiner Kopie haben IK nien. — V. 17 ff. Quan in Quan hen
ni albir . . ., Tant Pam als quantum aufzufassen, wie Mussafia vor-
schlägt, scheint mir nicht wohl anzugehen. Sollte nicht zu ver-
stehen sein: „Wenn ich überlege, wer sie ist, dann liebe ich sie
so sehr, dafs ich alle anderen für nichts achte, weil sie die an-
mutigsten übertrifft und weil ich keine so trefifliche in der Welt
kenne, von der . . ."? — V. 29. Korr. li oill el {= en lo) cori —
V. 41. 1st resblan für r espían haltbar? — V. 44. Die Korrektur ses
ist zweifellos richtig. Die in der Anmerkung ausgesprochenen Be-
denken kann ich nicht teilen. Dafs lei sich grammatisch nur auf
die erwähnte Gräfin beziehen könne, ist gewifs nicht richtig. Für
den Inhalt vgl. die Tomada von Lied XXVII, deren letzter Vers
meiner Meinung nach nichts anderes bedeuten kann als „unbe-
schadet der Ehre derjenigen, der ich mich ergeben habe".
XXII, 3. Wenn de Lollis' Ansicht, dafs hier ein Senhal vor-
liegt, richtig ist, wäre besser Melker mit grofsem Anfangsbuchstaben
zu schreiben. Aber ein Versleckname Melker que kom pot triar
scheint mir doch sehr bedenklich. Auch kann bei dem folgenden
Relativsatz doch vorher der Artikel schwer entbehrt werden. Sollte
nicht statt Quar (die Strophe ist nur in einer Hs. erhalten) Quel
zu ändern sein? — Die Tornada steht nur in Hs. H, nicht aber
in Hs. C, was de L. nicht angemerkt hat
XXIV, 47. Alcus genügt doch schwerlich. Korr. alques oder
al cor mit Hs. T?
XXVI, 3. Fai ist hier doch nicht Verbum vicarium. — V. 16.
Korr. mercejarai, — V. 43. Q^ab son camjar si adiran mi fai Amar
qui es la plus plazens q*eu sai. Die Stelle, die Schultz -Gora nicht
verständlich erscheint, wenn man nicht adiran in der bisher nicht
belegten Bedeutung „hassenswert, häfslich" annehme, scheint mir
zu bedeuten „sie bewirkt, dafs ich, sie hassend, die anmutigste,
die ich kenne, liebe".
XXVII, 35. Darf man bei Sordel esiia als zweisilbig zulassen?
Ist nicht besser mit Hs. R esti zu schreiben? — V. 48 hat, nadi
meiner Abschrift, Hs. C ebenfalls Quentre nos.
EMIL LEVY, ZU SORDEL ED. DE LOLUS. 257
XXVIÜ, II. Ein vulpig giebt es nicht Hs. R hat volpilh, IK
vulpiglil\ es ist volpilh zu schreiben.
XXXII, 10. Un ses un* scheint mir nicht annehmbar. Korr.
l'un ses r autrui
XXXIII, 8. Blandir hat hier (ebenso 8, 3 1 und 40, 998), und das
hätte hervorgehoben werden müssen, die seltene Bedeutung „schätzen,
sich machen aus". — V. 12. Wegen der Bedeutung von aucir vgl.
Chabaneau, Revue d. Igs. rom. ^2, 213 und die folgenden Stellen:
CPals mais aug dir, e nom platz^ Que dompna se vol aucir Que rie
home deigna auzir Lieder hs. A No. 92, 3 (R. d'Aur.); E tot nafrat
el me tene près Set anz, e non ere gufane vises Mais home enaissi
aucir Jaufre 124% 6; Dig vos ai de tiAlazais . . com eng annet Mira-
vai e trai àf aucis se ineteissa Chabaneau, Biogr. S. 69^ Z. 19.
XXXIV, 1 3. Non voie formar heifst nicht „hätte nicht bilden
können", sondern „hat nicht gebildet"; vgl. Revue d. Igs. rom.
VIII, 232 zu 371, 12 und XII, ICI zu 1366 und Gröbers Zs. XIV,
498 Anm. I. — V. 15. Die von Naetebus vorgeschlagene Aenderung
ist anzunehmen, nur ist Qel zu bewahren. — V. 24. Schreibe mit
Hs. F fassatZy wie auch Hs. H V. 27 hat. — V. 32. Die Form dopna
halte ich überhaupt für unzulässig, gewifs aber ist es nicht erlaubt,
in demselben Gedicht ein paar Mal dopna und ein paar Mal dompna
zu schreiben. Der Schreiber hat bei dopna den das m bezeich-
nenden Strich über dem 0 fortgelassen. — V. 43 — 44. Sollte nicht
doch Umstellung der Verse möglich und Pos de vos nom puose estrar
in Parenthese zu setzen sein? Es wäre dann sia statt stai zu
ändern. — V. 49 — 50. E si vos platz qe níausiatz^ Ja Deu mereei
a mon fenir. Die einzige Hs. hat Deus 0 mereei. Ich zweifle nicht,
dafs Beus 0 m, zu ändern ist, vgl. XXVI, 16 und für die Kon-
struktion von mereejar die folgenden Stellen: E pus lo eors lo
maltrag vos mereeya, Si'l dessetz Joy, gen lo'us saupra grazir
Prov. Ined. S. 92 V. 5; Mercian lur lo bon aeulhimen que li
avian fag Pet Thal. Montp. S. 446 Z. 17.
XXXVI, 3 — 4. Sel schwebt in der Luft; ich meine daher, es
wird das Semikolon zu tilgen und im folgenden Verse Que statt
Car zu ändern sein. — V. 4 ist um eine Silbe zu lang; Naetebus
will Uz tilgen. Sollte nicht eher Que vostre horn liges a vos s* es donaz
zu lesen sein? Nach donaz würde ich einen Punkt setzen und V. 5
Merceis vos qer lesen. — V. 8. Sohlei würde ich ohne Bedenken in
soplei ändern.
XXXVUI, 8. Ist consello etwa i. Pers. Präs. wie isco XXXIV, 36?
XXXIX, 2^2^. Korr. qel (so Hs. A) statt quels,
XL, 161. Setze Komma nach passaz, — V. 202. Korr. Entréis, —
V. 2 1 1 und 1065. Wegen des Artikels Nom. Sg. li siehe oben zu IV, 22,
— V. 255. Korr. lotz statt tot, — V. 263. Ist nicht una zu tilgen? —
y*2'jt, 360, 700, 710. Entrame tez. Bis jetzt ist m.W. ^xow, entra
weder allein noch in Kompositis belegt — V. 616 würde ich Punkt
oder Kolon setzen. — V. 653. Kon, paucs, — V. 671. Die Form
grat (gradum) ist sehr selten. Aufser an der von Rayn. III, 488
Zeitachr. f rom. Phü. XXIL IJ
258 VERMISCHTES. IV. ZUR GRAMMATIK.
angeführten Belegstelle, Zorzi 8, 7, habe ich sie mir nur noch zwei-
mal notiert: Dels ries crois, manenz rmegaiz^ Qu^eu vei en Pausor
g rat pojaiz Ramb. de Buvalel 4, 17 und Tota persona de calque
stai, g rat o condición que sie Doc. Arles, Rev. d. Igs. rom. 39, 271 l.Z.
Wie diese Form zu erklären ist, ist mir jetzt ebensowenig klar wie
früher (vgl. Litt. Bl. 9, 270). Dafs gra vor grat im Gebrauch be-
vorzugt worden sei „per dissimilazione da grat = gratus", ist doch
gewifs nicht haltbar, denn einmal schreckt das Prov. vor Homo-
nymen doch gewifs nicht zurück, und dann darf gra doch nicht
von ni, cru, mo, no (ein Beleg bei Rayn. IV, 329, ein weiterer bei
R. IV, 249 s. V. molieransa, ein dritter im Reim : fro Auz. cass. 1 280)
getrennt werden. — V. 706. In Quar en onrada messio An obs tres
causas per razo soll per razo „per necessità" bedeuten. Ist es nicht
vielmehr „vernunftgemäfs"? — V. 767 — 8. Que el eis fat d* armas
non a La mietat del pretz qu*el n*aura. Die Verse bedeuten, meine
ich : „denn in der Waffenthat selbst ist nicht die Hälfte des Ruhmes,
den er davon haben wird", d. h. er wird mehr als doppelt so viel
Ruhm davon tragen, als ihm für seine That eigentlich gebührte. —
V. 855 — 6. Wie passen die Verse zum Folgenden? — V. 880. Ich
denke, es ist zu ändern: Egal del [fag"] qu^empren Deu aver cor, —
V. 930. Ist nicht das Kolon zu tilgen, dafür aber ein Komma nach
desastrucs und ebenso V. 931 nach desastre zu setzen? — V. 956.
De totz bes despuelha. Korr. tot\ bes «=■ be se. — V. 962. I^ametres.
Korr. prametens, vgl. V. 979. — V. 971 Anm. Suchiers Korrektur
hatte die Lesart Palazzis avia zur Voraussetzung. — V. 1017. Korr.
CiL — V. 1039. Qaras plaz toz mais, e toz bes Enueja al mais. De
Lollis ändert a/[j] mais, aber, ich denke, al m, kann bleiben. Zu
deuten wäre entweder „meistens", vgl. Appel Chr. 124, 43, oder
„den meisten", vgl. S. £nim. 769 (= Bartsch Dk. 237, 2): Ccmf
Enimia ac parlât. Tot lo mai cridet ad un glat E prometen a la
donzela Que tostcmps remanran ab eia . . ., Mas empero de tais n*i ac
A cui lo r émaner s non plac und Guir. Riq. 26, io: Quar baratz a lo
pus per près. Per qel mais ne va galiatz. — V. li 33 Anm. BarerUes
findet sich noch Crois. Alb. 4972 und 8984. — V. 1 149. Schreibe
«y. — V. 1 151. Korr. azautamen,
Emil Levy.
IT. Zur Grammatik.
Die starken Perfekta auf -c im Altprovenzalischen.
Diez (Gramm. IP 212) erklärte die im Altprov. an Stelle von
lat. —ui, 'Uisti etc. erscheinenden starken Perfektausgänge -f, -li/r/
{'uést) etc. daraus, dafs tonloses vorvokalischen |^ in dieser Ver-
bindung behandelt worden sei wie das ihm lautlich gleidiw^tige
germanische w, also z. B. calfiisti : calguist = z. B. wtsa : guisa. Der
Diez'schen Annahme hat sich Meyer -Lûbke angeschlossen, wenn
er (Gramm, der rom. Spr. II § 283 S. 330) sagt, dafs u ^ diesen
G. KÖRTING, DIE STARKEN PERFEKTA AUF -C IM ALTPROV, 259
Perfekten wie german. w zu g wird (genauer hätte gesagt werden
müssen „zu gu"), —ruit soll, „bevor der Wandel von ^ zxi g ein-
trat, zu —reniti -réuii und dann zu ^réc geworden" sein (also z. B.
pàruit : *páreuit : *paréuii : ''^pareg\uii\ : parée) — , eine schwer glaub-
liche Entwickelung, denn warum páruit : *páreuiii
Dagegen aber ist zu bemerken: i. German. w wird im Prov.
nur anlautend, nicht auch inlautend durch gji vertreten, vgl.
Mackel, Frz. Stud. VI 1 84 ; ireuga ist keine Ausnahme, denn es geht
nicht auf germ, ireuway sondern wohl auf got. iriggva zurück. Auch
den Eigennamen Ermengaui wird man schwerlich als Ausnahme
geltend machen dürfen, da sein -gaut wohl nur scheinbar dem
germ, -wald (Irminwald) entspricht — 2. Fälle, in denen lat v
wie germ, w behandelt worden ist und folglich als gu sich dar-
stellt, sind im Prov. sehr selten [guiay g\u\asiar etc.) und betreffen
sämtlich nur den Anlaut Für die Entwickelung eines inlauten-
den (vorvokalischen) lat u zu g\i läfst sich meines Wissens kein
einziges provenzalisches Beispiel beibringen, ja überhaupt kein
romanisches. Dadurch wird meines Erachtens die Annahme un-
statthaft, dafs z. B. ealui ealjiisii zu i^calgui) eale ealguist geworden
sei. — 3. Wenn die Diez'sche Erklärung auf habut : ae angewandt
werden soll, so mufs man als Vorstufen von cic ansetzen *águi
*át4i *ävut, wie aber soll aus *ávuz' ein *dfit entstanden sein? oder
soll man etwa gar an ein *ávgut glauben?
Ich möchte daher eine andere Erklärung in Vorschlag bringen:
Lat. pláeui plaeuisti etc ergeben regelrecht prov. plae piagnisi etc,
„ iáeni iaenisii „ „ „ „ tac iagnisi „
„ jácni jaenisii „ „ „ „ jae jaguisi „
„ nóeni noenisti „ „ „ „ noe noguist „
So bildete sich ein Stamm vielgebrauchter Perfekta auf -i, und
diese wirkten nun analogisch auf andere ursprüngliche i/i-Perfekta
ein, zunächst auf solche, welche den gleichen Vokal besafsen (so
zog z. B. plae, iae, jae ein ae nach sich, noe ein eonoe, moe), sodann
auch auf solche mit verschiedenem Vokale (z. B. dee, bee). Endlich
bildete sich das Gefühl aus, dafs -e (bezw. gu) ein Perfektsuffix
sei, welches auch auf ursprünglich nicht zur «/-Klasse gehörige
Perfekta übertragen werden könne, sogar auf schwache (wie z. B.
cazée f. "^cazéi^ ^cadéi, vgl. altital. ecdä neben caddi, parie f. sparii
^- ^''"')- G. Körting.
Y. Zur Wortgeschiehte.
I. Zu französischen Wörtern.
I. emb lauer.
In dem von mir zur Herausgabe vorbereiteten Sone de Nausay
bietet Hermine, die Tochter des Herrn von Baruth (Bairut), dem
Sohne des Sone, Henri, ihre Hand und das Reich ihres verstor-
17*
26o VERMISCHTBS. V. ZUR WORTGESCHICHTB.
benen Vaters an, wobei sie dem wegen seiner Mittellosigkeit sich
Sträubenden u. a. sagt:
Terre ne vaut qui n'a signour.
On a d'un preudomme paour,
Chilz qui viers li (die Herrin des Landes) mesprenderoit, (mü/ste
Se preudons en son lit dormoit. Furcht haben).
Se ce que je vous ai nommé,
Estoit a mauvais cors donné,
Emblaues seroit du tenir
Ne n'en poroit a chief venir. (Sone 20633 ff.)
Godefroy bat s. v. tmblaer die Bedeutungen 'embarrasser, occuper',
denen die von Sachs fur das provinzielle 'emblaver' angegebene
'verwirren' entsprechen würde. Für unsere Stelle würde die Be-
deutung 'unfähig' (transitiv unfähig machen) besser passen. Das
Wort geht wohl auf eine Nebenform *blaupan des von Kluge s. v.
blöde und Mackel S. 119 als Grundwort des frz. éblouir aufgestellten
*blaupjan 'kraftlos, ungiltig machen, abschaffen' zurück. Auch das
prov. emblauzir =■ fr. *emblqir wird davon abgeleitet. Dem ent-
sprechend ginge auf jene Nebenform *blaupan *embloer zurück,
pik. emblauer.
2. esclisire.
In dieser Ztschr. XX 366 nimmt Braune die bereits von Diez
(und nach ihm von Schade) aufgestellte Herleitung von engl. glisUr
an; er meint aber, dafs neben glister eine durch s im Anlaut ver-
stärkte Bildung *S'glister bestanden habe. Der Bedeutung nach
würde ja die Etymologie gut passen; denn mhd. ostfries. ndl. glinster
hat nach Braune neben * blendender, plötzlich aufleuchtender Glanz'
auch die Bedeutung 'Blitz', und nhd. 'glinstern' bedeute auch
'blitzen*. Wenn auch durch Braunes Vermutung Diez' Etymologie
annehmbar gemacht wird, so scheint er mir doch zu wenig auf
das c für g geachtet zu haben. Ich möchte deshalb noch lieber
das Wort von * s lister ableiten, das sich zu slUan 'spalten' ver-
hält wie glister : glttan. Wegen des esci •< si vgl. esclg ans slag u. a.
(Mackel S. 172). Neben esclistre besteht eine Nebenform escliste^
die Godefroy aus Berte 22175 beibringt und die nach ihm als
édite im wallonischen Dialekt fortlebt Diese erklärt sich wie hloste^
bleste neben blostre, blesire (Mackel S. 188). Was nun die Bedeu-
tung des Wortes anbelangt, so rühren ja im allgemeinen die Be-
nennungen des Blitzes vom Leuchten her (z. B. fulgur, ful(c)men
zu fulgere, frz. éclair zu clair u. a.) ; aber auch die Zickzackbewegong
des Blitzes hat Einflufs gehabt, z. B. prz nach Gesenius, Hebr.
Handwörterbuch (8. Aun.) S. 103*^ eigtl. das sich Spalten, ebenso
rtn von ttn 'durchbohren' ebd. S. 262^
3. garde, garder, garer, garnir u. a.
Die Bedeutungen von garde, garder und seinen Kompositis
sind denen des germ. Etymons wardan gleich. Das ahd. war Um
M. GOLDSCHMIDT, Zu FRANZÖSISCHEN WÖRTERN. 26 1
bedeutet nach Schade *acht haben, ausschauen, wahrnehmen'.
Die Bedeutung 'auf der Hut sein' hat nach Kluge s.v. warten
nur das altsächs. wardôn, [Sonst kommt diese Bedeutung nur dem
Verbum waren zu (s. westföl. he wart sich wol = *er nimmt sich
wohl in Acht'), dem fr. garer in Bedeutung und Form entspricht]
Für *auf der Hut sein' finden wir folgende altfr. Ausdrücke:
1. avoir garde: Puis lía garde de nule chose Cil qui Panel an son
doi a (es braucht nicht auf der Hut zu sein etc.) Yvain 1032; vgl.
auch Chev. U esp.: aoons nous garde 'haben wir Ursache zur Hut,
sind wir in Gefahr?'. 2. garder: garde, biaus mes, ne le honir tu
ja Anseïs 122, s. auch Foerster zu Ajol 233. 3. avoir regart'. Or
est Erec an grant peril , Et si ne cuide avoir regart Erec 3431
(Foerster: *und doch glaubt er nicht auf der Hut sein zu sollen,
hat er keine Ahnung von der Gefahr').
Für 'ausschauen' sagte man i. soi doner garde de\ z.B. Et
com il plus san done garde y Plus Vaimme et plus li abelist Yvain 14 18.
2. soi doner re gart de: z. B. dame Auberee, Qui de H se donoit
regart Auberee 269 (s. Ebeling). 3. soi prendre regart de: z. B.
Mes H cuens onques ne repose De regarder de r autre part; De la
dame se prist regart Erec 3286. 4. es g arder a auc, r. Chev.
II esp. 710. 5. estre en esgart de (Beispiele bei Ebeling a. a. O.).
6. garder: il orent partout gardé Sone 17492.
Die Bedeutung 'wahrnehmen' hat soi prendre garde de
z. B. Et quant le voit la damoisielle, A grant mierveille le regarde. Si
que Richars ne s^en prent garde (und zwar so, dafs es R. nicht
wahrnimmt, merkt) Rieh. 1986.
Die Bedeutung des nfr. garder 'hüten' findet sich ebenfalls
im Germ. (ahd. wart 'Wächter, Hüter'; war ta 'Achthaben, Beob-
achtung'). Das Afr. hat daneben auch die Bedeutung 'Wache
halten' z. B. Chev. II esp. 2258.
Auch die Bedeutungen des germ. * warn jan i. warnen,
2. benachrichtigen, 3. schützen finden sich im Afr. i. Bien
vos an avoie gami Einçois que vos venissiez ci Erec 5803. 2, Li citoien
qui de sa venue furent garni issirent de la vile (s. Godefroy). 3. Car
je pris plus celui qui set garnir Ce que pris a si quWl le puist tenir
Que celui qui vait aillors conques ter Et pert ice que il devroit garder
(s. God.). Dasselbe Wort refi. = se défendre. Die gewöhnliche Be-
deutung von garnir 'ausrüsten' findet sich nicht im Germ. Doch
hat Mackel S. 70 mit Recht die Bedeutung 'sich versehen mit' für
das Germ, angenommen.
M. Goldschmidt.
2. Afr. astre, aistre, gemeinrom. catastrum.
i. Der Dictionnaire Général von Hatzfeld und Darmesteter
leitet das nfr. aire noch vom d. estrich her. Nach dem Vorgang
von Miklosich (Etym. Wörterbuch der slav. Sprachen 3. v, astrychü)
202 VERMISCHTES. V. ZUR WORTGESCHICHTE.
hat G. Meyer (Zur neugriechischen Grammatik S. 4) gezeigt, dafs
das d. esirich wie das ital. ìastric'ó vielmehr von dem mittellatein.
astracum = gr. oövcaxov komme; * astracum muíste im Gallischen
zu *a5trio werden wie monacum zu *monio^ und aus dem Einflufs
des / erklärt sich die Form aisire] dafs daneben astre vorkommt,
ist leicht begreiflich, wenn man bedenkt, dafs der 'Umlaut' nach
einer Gruppe von drei Konsonanten nicht einzutreten brauchte.
2. Ital. catastro f sp. catas tre, fr. cadastre leitet Diez (nach dem
Vorgang von Ménage) von einem *capi'tastrum her, ohne sich über
das (vermeintliche) Suffix näher auszusprechen; Littré und Körting
folgen ihm; das Dictionnaire Général bezeichnet den Ursprung als
unsicher. Nun findet sich in einem Papyrus (vor Christo) ein Wort
xaxavÖQa (rœv oœfiarœv) in Notices et extraits des manuscrits de
¡a bibliothèque impériale XVUI 2, p. 132 Papyrus 5, col. 2, Zeile 4. 6,
wo auch noch ein weiterer Beleg beigebracht ist Auf die gleiche
Weise konnte man ein Verzeichnis der Ländereien, welche zu einem
Hause gehören, oder der Steuern, welche darauf liegen, xaxóúXQa'
xov oder catdstracum nennen, ein Wort, welches dann in verstüm-
melter Form nach dem Abendland kam.
J. Ulrich.
3. Ven. turlon, „Kuppel des Kirchturms".
Dieses Wort, welches in der einfachen Form tur lo mit der
Bed. „Kuppe (des Kirchturms)", aus dem 15. Jhrh. bezeugt ¡st, ent-
spricht dem neugriech. xQOvXXa, rovgXa, „Kuppel", „Gipfel", „Er-
höhung", „(wulstartige) ' Anfüllung eines Gefasses bis zum Rande".
G. Meyer Neugriechische Studien III, 66 f. setzt dafür mit DC. trulla,
„Schöpfkelle" als Grundwort an. Mussafia Beitr. S. 1 1 7 hatte sich
über die Herkunft des Wortes nicht entschieden; ich hatte Ut
Centralbl. 1874 Sp. 1627 an Identität mit piem. ti^rlo „Pustel'*, „Ge-
schwulst" j tdrulus „Wulst" gedacht. Das halte ich auch jetzt noch
fest, nur dafs ich von einer andern Deutung des deutschen chnopscz
in jenem Glossar absehe; „Wulst" für „Kuppe", „Kuppel" ist ja
sehr begreiflich, kommt doch torus schon bei Vitruv in archi-
tektonischem Sinne („Wulst einer Säule") vor. Turlon im Sinne von
„Hautanschwellung" (z. B. durch einen Insektenstich) ist auch zu
Rovigno bekannt (nach A. Ive). Das u in der Tonsilbe {furiti)
würde freilich die Einmischung eines andern Wortes voraussetzen;
auf "^ tur rula wies schon Mussafia hin (vgl. auch turille DC), und
alban. iurh „Turm" begünstigt diese Erklänmg.^
^ das zunächst 'Boden', dann 'Haus' bedeutet.
^ Indessen hat, wie ich nachträglich sehe, das Sardische túrulu im Sinne
des ital. torlo (Ascoli Arch, glott. it. XIV, 341 Anm.)
H. SCHÜCHARDT.
W. FOERSTER, FRZ. ETYMOLOGIBN. 263
4. Französische Etymologien.
Die Herkunft des französischen hihloty bibelot^ bimbelot
und die Verdopplung in der Kindersprache. — brimho^
rion, — andare. — Gironde. — joyau, — deutsch Juwel, —
anglon. medier. — engl, bauble.
Unter den französischen Lexikographen verzeichnet m. W. zuerst
Nicot (1573) unser Wort in der Form bimbeloi (ohne jede Erklä-
rung), dieselbe Form findet sich allein bei Le Duchat (zitiert in
Ménage -Jault) und Trévoux. Die andere, nicht nasalierte Form
giebt zuerst Cotgrave: bibelots^ huckle-bones; or the play ai huckle-
bones) daneben hat er \btmbloiier, a pauüric pedler (wohl aus
Rabelais) und \brimblotiery das ebenso erklärt wird. Littré hat
bimbelot (im Sing.) = tout jouet d* enfant und daneben * bibelots^
(im Plur., eigens als plurale tantum bezeichnet) = nom générique
sous lequel on désigne un ensemble d^objeis de parade qui se mettent
sur les étage res f dans un salon, dans un boudoir, tels que les chinoi"
series u. s. f.; fig. objets de peu de valeur. Man sieht, dafs er die
beiden Wörter begrifflich scheidet (i. Kinderspielzeug, 2. Nipp-
sachen), wenn er auch beiden dieselbe Ableitung zuspricht (Etym.
bibelots le mime mot que bimbeloi). Ihm folgt sklavisch Sachs, der
aber gegen Littré unter i. irrtümlich „Schnurrpfeifereien" als erste
Bedeutung angiebt.2
Das ausgezeichnete Darmesteter-Thomas'sche Wörterbuch hat
aber, meines Erachtens richtig, bibelot (im Sing.): menu objet de
curiosité, généralement destiné à être mis en montre dans un apparie-
ment, dann bimbeloi: même mot que bibelot, avec intercalation inex-
pliquée de la nasale. Vieilli: jouet cP enfant. Par ex t. menu objet
de tabletterie. Die französische Akademie hat bibelot erst in die
letzten Auflage (1878) aufgenommen, während bimbelot sich bereits
in dem Wörterbuch früher befunden hat. Die heute allgemein
übliche Aussprache biblot (sing.) verzeichnet das Sachs'sche Sup-
plement
Eine Ableitung des Wortes versuchte der einzige Le Duchat
(s. bei Ménage -Jault): de Vitalien bambolo^ qui signifie tantôt un
enfant et tantôt une poupée. Au lieu de bambolo les Italiens ont aussi
dit bimbo dans la même signification, et c^est proprement de ce dernier
que nous avons fait bimbelot. Daher erklärt es ebenso Scheler
in der ersten Auflage (und wiederholt in der dritten) seines etym.
Wtb., wo der ganze Absatz lautet: bimbelot^, peut-être pour b ambe lot,
petit bambin, e. à d. poupée, was dann Littré: bimbelot^ sans doute de
' * bedeutet, dafs es in der vorletzten Ausgabe des Akademiewörter-
buches fehlt.
' Ich würde das Wort ganz streichen, da das an letzter Stelle stehende
„Kinkerlitzchen" das Littré'sche »objets de peu de valeur* genügend wieder-
giebt. Wir sagen bei uns „Krimkram".
3 bibelot fehlt bei ihm, da es ja auch in dem Akad,-Wtb, damals ge-
fehlt hat.
264 VERMISCHTES. V. ZUR WORTGESCHICHTE.
bimb ou h amò y qui se trouve dans bambin ^ wiederholt und was
auch Sachs, der „italienisch" beisetzt, meint
Diese Ableitung mufs bei näherer Betrachtung berechtigte Be-
denken erwecken, schon aus lautlichen Gründen, bimbeloi ist nicht
b^mbeloi und bimbo heifst nie „Puppe", sondern blofs „Kind". Femer
muíste dann bambelot die ursprüngliche, bibelot die später ent-
wickelte Form sein: allein wenn die Einschiebung eines m vor b
(ebenso wenig wie die eines n vor Dental und Guttural) nichts Un-
gewöhnliches ist und keine Schwierigkeit macht, so wäre es geradezu
unerhört, ein solch ursprüngliches m vor b einfach verschwinden
zu sehen. Man wird sich daher nicht wundem, wenn die so vor-
sichtigen und scharfsinnigen Verfasser des Darmeste ter'schen Wörter-
buches sich mit dem blofsen: Origine incertaine begnügen.
Zwar scheinen dieselben, wenn ich die Worte: avec intercalation
inexpliquée de la nasale richtig versteh', an diesem Einschub An-
stofs zu nehmen. Es ist dies dasselbe bei iat sabucus und sam-
bucuSf labrusca und lambrusca, it. strambo {strabus), ZHimpo {vafior)^
pr. pipa : pimpa^ frz. lambruche, Sambre {Sabis), Embrun (Ébrodunum),
altfrz. a/umbler, dann alt- und nfrz. samedi, altfrz. sembadi^ sambbadi
(für dieses s. Littré Hist.) aus *sambatum^ (vgl. amedui aus ambedm),
gingembre aus gingiber. Und wenn wir m aus b finden, so muís
doch ein Uebergang durch mb angenommen werden, vgl. it gomito
zu mail, gombed aus cubitus. Der Vorgang beruht auf einem Sprach-
fehler, indem, während der Lippenverschlufs des b gebildet wird,
durch Muskelschwäche oder sonst einen Vorgang das Gaumensegel
herabfällt und sich vom Pharynx ablöst (ich kenne Individuen, deren
Gaumensegel so schlapp ist, dafs es fast bei sämtlichen Artiku-
lationen heranterfallt) und so ein Teil des Luftstromes durch die
Choanen und die Nase entweichend den Nasal m bildet So lang
noch das Sprachgefühl ein b reklamiert, haben wir ^b\ aber im
raschen Sprechen geschieht das Sprengen des Verschlusses, bevor
der Gaumensegel sich wieder an die Hinterwand angedrückt bat,
und wir hören dann blofs m. Genau derselbe Vorgang findet sich
bei dentalem n vor /, indem ebenso im Anfang des Verschlusses
an den Alveolen das Gaumensegel für einen Augenblick heranter-
fallt, und ebenso bei gutturalem n vor Velaren, indem dasselbe
ebenso beim Verschlufsansatz am hinteren Gaumen geschieht Dafs
die Zahl der Fälle keine grofse ist, beweist, dafs alle die zahl-
losen Anläufe oder Ansätze durch spätere Korrektur (Schrift- und
Gebildetensprache) ausgemerzt worden sind.
Im Grund genommen ist der Wandel von mm zu mb und von
nn zu nd etwas Aehnliches, indem hier das Gaumensegel durch
einen entgegengesetzten Fehler im Verlauf der Artikulation zu fvuíá
hinaufgezogen und angedrückt wird, daher das anfangs richtig arti-
^ Eigentlich ist dieser Fall zwar verwandt, aber nicht identisch, indem
bei sahhaium'^ sambaium es sich um urspr. doppeltes à handelt^ in den
übrigen Fällen um einfaches.
W. FOERSTER, FRZ. ETYMOLOGIEN. 265
kulierte m (») plötzlich als ò (d) ausklingt^ So erklärt sich natur-
gemäfs altfrz. flambé aus fiamma^ it gambero aus cammarus. So giebt
columna einmal durch *coIumma^ ein altfrz. colombe (fehlt bei
Godefroy — steht jetzt im Complément) und diu-ch *colunna ein
altröra.y sard, colonda, ebenso fr.-prov. So gab malannus ein malendos,
danno in den röm. Laudi dando ^ sollenne ein sollende y vgl. sp. ptg.
sandtUj sandeu aus sañay sanha^ ferner sp. ^tg, pendola aMspenna^ so-
wie ptg. sendos aus senos, candado aus cañado. Und das sp. dandos
aus dadnos durch dandnos, das sich auch belegen läfst. Römisch
(XIII./XIV. Jhd.) ende = In illa nur durch ^enne erklärlich. Germ.
bannu ergab rom. bando u. s. f. Selbst ältere lat. Hss. zeigen aufser
perendis statt perennis Juvenc. Ill, 14 sogar ein paginda sXaXi pagina,
s. Éranos S. 124. Der lat. Flufsname Oronna giebt V Ar onde, s. Qui-
cherat S. 80. Das schönste Beispiel ist laL Garumna, das sowohl Ga-
ronne als Gironde ergab. Denn beide Wörter sind dasselbe, und
die Entwicklung des ga zu gi neben erhaltenem ga entspricht der
Lautlehre der Mundarten, in deren Gebiet der Garonne und Gironde
genannte Teil fliefst Vgl. noch meine Ausführungen, die m. W.
keinen Widerspruch gefunden haben, über andare aus amnare in
dieser Zeitschrift XVI, 251 f. im Zusammenhang mit Schuchardt
Rom. XVII, 417, ferner Zts. XIII, 528 und Cornu Rom. XIX, 281 f.,
welch letzterer Aufsatz mir damals leider entgangen war. Denn
eigentlich ist in den Hauptpunkten die Einigkeit vorhanden; wir
gehen nur auseinander in der Erklärung, wie i. ambulare zu amnar
geworden ist und 2. woher andare zu seinem d kommt. Schuchardt
(Rom. XVII, 420) will ammularcy "^amlare zu amnar kommen auf
einem Wege, der der umgekehrte ist zu friaul. dumble aus dom(i)na.
Cornu (Rom. XIX, 285) kommt dazu entweder aus *ambunare oder
*ammunare (wenn nicht eher noch *ambinare oder Camminare) oder
aus Präs. ambino. — Wir sehen, dafs ammulare^ inschriftlich geschützt
ist, und es scheint mir, wenn durch einen lautlichen Vorgang das
ursprüngliche mh ausgemerzt ist, es nicht durch einen sekundären
wieder hineingeschmuggelt wird. Es mufste daher ammulare einen
anderen Weg gehen, und das kann nur ammunare sein, indem die
vorhergehende nasale Artikulation auch auf / ausgedehnt wurde:
ammunare. Darüber hinaus gehen wir ja alle denselben Weg. Für
1 Analog ist zu erklären der Wandel des // in ld{t) oder d{t)l u. ä. So
mufs und kann auch einzig erklärt werden anglon. dl aus sl, indem sl sich
zu // assimiliert, und dieses U durch eine geringe Artikulationsvereinfachung
zu dl wird ; ebenso sn durch nn zu dn. Meyer - Lübke I, 447 erfindet ein
„ursprüngliches d*'. Hieher fallen also die bekannten adne, podnee, medler,
V adlet u. ä.
* Der Lippenverschlufs wird noch festgehalten, während n artikuliert
werden soll. Andere erklären es falsch: columna, columòna, columba.
^ Diese bis jetzt unbelegte Durchgangsform hat Wölfflin, dem ich fur
seine freundliche Mitteilung bestens danke, in Insc. Brit. christ. N. 94 ammu-
lantibus entdeckt. Derselbe fügt hinzu: „Wilmanns, Ex. inscr. lat. N. 565
Cum diu I ambula \ reis (= | | — ) mufs im Vers anibulareis drei
Längen bilden,"
266 VERMISCHTBS. V. ZUR WORTGESCHICHTB.
2. andare hält Schuchardt (a. a. O.) an Gröbers *ambiiare fest, wäh-
rend Cornu (a. a. O. S. 284) es aus lautlichen Gründen abweift und
zu dem d gelangt durch ammu{i)lare = ammu{t)dareA Er läfst also
ammulare sich nach zwei Seiten hin spalten. Ich dagegen leite
diese Form aus amnare^ indem ich den mir sonst bekannten Wandel
von nn zu nd annehme (s. Zts. XVI, 252 und besonders mein scanä{u)
aus scamnum nebst den eben von mir beigebrachten Fällen, die
ich phonetisch erklärt habe) als einleuchtende Analogie hinstelle. —
Das einzige, was in meinem damaligen Aufsatz zu ändern wäre,
ist S. 252 (Schlufs) der Ausdruck „römischer Zeit".
Um nach dieser Abschweifung wieder zu unserm Wort zurück-
zukehren, ist zu betonen, dafs die Etymologen des Darmesteter-
Thomas'schen Wtb. bibeloi und himhelot nicht nur für etymologisch
identisch (so schon Littré), sondern bibelot richtig für ursprünglich
halten.
Wie steht es mit den Belegen des Wortes in früherer, beson-
ders altfranzösischer Zeit? Der erste, der das Wort im Altihs.
anführt (es fehlt Lacombe, Roquefort und Lacume), ist Hippeaa
(1873), natürlich nach der Anlage seines Buches ohne Belegstelle
(wir werden gleich sehen, woher es das Wort kannte), während
bei dem gleichzeitig erschienenen Littré der Absatz Historique
einfach fehlt. Bei Hippeau heifst es S. 60: beubelei^ jcueU joujou;
V. bobelet Sucht man letzteres, so findet man es nicht an seiner
alphabetischen Stelle, sondern unter bobe^ plaisanterie^ bagatelle; . .
bo be let, be übe let; petit cadeau. Ich bemerke gleich hier, dafs das
Wort bobelet nicht existiert hat, von lüppeau blofs wegen der ver-
muteten Abstammung von bobe erfunden worden ist und dafs letztere
(pobe heifst „Betrug") völlig ausgeschlossen ist.
Während die Hippeau'sche Erklärung: jotut, joujou^ die in
seiner altfrz. Belegstelle gar nicht pafst, vielleicht vermuten läfst,
dafs er das von ihm gefundene beubelet mit bibelot identifiziert hat,
äufsert sich Littrc in dem 1877 nachgefolgten Supplement also:
Bibelots. — Etym, ajoutez: Sans pouvoir rattacher les deux
mots Pun à l'autre, il ti est pas inutile de noter, à côté des bibelots,
le vieux beubelez, qui signifiait bijoux, objets d* ornement: XII* s.
Dune veïssiez entre eis les beubelez doner, e les chiens enveier, e les
oisels porter. Th. le Mart. v. 3729, éd. Hippeau (1853).
Für die Identifizierung von beubelet und bibelot sprechen sich
zögernd die Etymologen des Darmesteter'schen Wörterbuches (1891)
aus: On trouve au Xlß siècle beubelet s, Thomas 3729 qui paraît
avoir le même radical,
Dafs bibelot und beubelet dasselbe Wort sein mufs, das eine Mal
mit 'ittum, das andre Mal mit "dttum gebildet, liegt auf der Hand.
Wie noch andre altfrz. Stellen, die gleich beigebracht werden sollen,
lehren, ist die Bedeutung dieselbe, und noch Oudin hat òiàeleis,
das er als dem Argot angehörend bezeichnet, in derselben Bedeo-
^ d aus / ist im Romanischen überaus selten.
W. FOERSTER, FRZ. ETYMOLOGIEN. 267
tung („Würfel") wie Cotgrave sein bibelo/r. Letzteres Wort findet
sich zudem auch im XV. Jhd. belegt, s. Darmesteter's Wtb.: 1432.
Bibelos qui sont choses d*esiatn en mercerie Baudet Hérenc, Doct. de
seconde rhetor. Ja, es reicht noch viel höher hinauf, und immer
in der entsprechenden, postulierten Bedeutung. Schon Scheler^
bemerkt am Schlufs seines ¿liw^^/ö/- Artikels: Dans via lexicographie
latine du XII^ et XIII^ siècle (p. 135) fai consigné L. recula {petite
chose) glosé par fr, òenòeloz. Die Stelle findet sich im Jahrb. VIII,
S. 91 Anm. 13 und 29, wo recula „Sächlein" (s. Georges und Du-
cange) einmal mit òeuòeloz (so ist nämlich zu lesen), das andre Mal
mit beyxbeloz gueus erklärt wird, welch letzteres Wort Scheler, wie
er dort bekennt, nicht verstanden hat. Es ist einfach = juels (die
nördliche Form, s. weiter unten eine Stelle in Reclus' Miserere),
von jo-elf^ das heutige joyau. Dasselbe hat mit gaudiellum ebenso
wenig etwas gemein wie mit jocalis, was noch Körting lehrt Es
mufs jo'çl = jok'ìllum sein, wie die altfrz. Endung in ihren ver-
schiedenen, oft im Reim stehenden Varianten {joiaus wie biaus)
mit Sicherheit feststellt Das im Wege stehende it gioiello u. a. ist
frz. Lehnwort
Wenn wir im Godefroy nachschlagen, so finden wir unter beubelet
aufser der bereits von Littré beigebrachten Stelle aus Th. Becket
nur noch eine zweite aus demselben Text (diese mit falschem Zitat).
Die erste ist oben in dem Zitat aus Littré's Suppl. angeführt und
steht S. 133 der Hippeau'schen Ausgabe. Die zweite findet sich
ebenda S. 197 V. 5581: (Sie raubten dem Erzbischof alle möglichen
Silber- und Goldsachen, auch bares Geld) E tuz ses beubelez qu'il
ave it /et guar der ^ E qu^il ne voleit pas a tote genz (so!) mustrer. Die
Pariser Hs. hat beide Mal beubelez^ die Wolfenbüttler ebenso beau-
belez, der Harleianus belbelez und beaubelez, der Cotton, hat (die
erste Stelle fehlt) belbelez.
Aufserdem kenne ich das Wort nur noch aus Angier's Gregor-
leben 1596: JPues redonot as ordenez^ as enoinz evesques sacrez e als
deacres cardenaus les beubelez e les juaus d*or ei d^argent; vgl. dazu
Rom. XII, 204.2
Es ist nun einleuchtend, dafs unser Wort eine Ableitung mit
dem Suffix -ittum von einem Stammwort belbel (dieses die älteste
nachgewiesene Form, aus der sich alle spätem: beubelet, beaubelet
von selbst erklären) sein mufs.
Existiert dieses erschlossene belbel und was ist es? Ich fand
es vor einigen Jahren, als ich nach ihrem Erscheinen die kostbare
> Im Norden entwickelte sich später auch juwet, das ins Flämische drang
und dort über das Niederdeutsche (1507 kölnisch juToeel) ins Hochdeutsche
später eindrang. Es fehlt bei Kluge.
^ Es mufs noch irgendwo ein altfrz. Zitat für imser Wort existieren, da
Littré s.v. habióle ein vieux français h aube let , jouet zitiert, das ich nir-
gends finden kann. Merkwürdigerweise giebt keiner unserer Texte diese (sonst
nicht anzufechtende) Form. Woher bat er es?
268 VERMISCHTES. V. ZUR WORTGBSCHICHTB»
Chronik Wilhelms von Pembroke für mein altfrz. Wörterbuch aus-
zog, daselbst I, S. 187 V. 5194:
Quer tsst avieni iote veie,
Quant Vom veli home a sei atrairey
Qu* en li disi tel chose por plaire,
Dunt Vom quide qtiil H seit bel.
Si com Vem mostre le bealbel
A V enfant apaier e plaire,
E par itant si le font taire.
Später hat dazu P. Meyer im zweiten Band in dem angehängten
Vocabulaire dazu bemerkt: bealbel = jouet; Godefroy, BAU BEL,
et le diminutif beubelei. Dans le Miserere du Reclus de Molliens
(LXXIV, 12), plusieurs mss. ont remplacé ce moi par juel, (An bibelot
hat derselbe also nicht gedacht.) Diese letztere Stelle findet sich
S. 172 der van Hamel'schen Ausgabe, der juel in den Text gesetzt
hat, wo die einen Hss. jouel, jeuwel, joiel^ jouiel gegen baubel, babel
andrer bieten.
Die hier angeführte Ableitung des beubelei von bealbel war
schon Godefroy eingefallen, der am Schlufs seines ¿^^/f/- Artikels
auf baubel seines Wörterbuchs verweist Daselbst steht auch schon
die von P. Meyer beigebrachte Miserere-Stelle, aufserdem: Porter
tieus bahiaux aus J. de Meung, Test Vat Chr. 367, f. 23** (ich habe
es in der Méon'schen Ausgabe nicht gefunden) und noch eine
Stelle babeaulx aus La Chasse et départ d'amours S. 167.* Vielleicht
steckt dasselbe Wort noch in Godefroy 's b am ban x. m. faste: On
med les biens en bambans et luxure aus J. Bouche t, La noble Dame,
f. 42r^ éd. 1536. Die Ausgabe ist mir natürlich unzugänglich, und
so kann ich den Zusammenhang nicht näher einsehen. Godefroy
erklärt es als Nebenform von bobant „Pomp", unter welchem Stich-
wort er ein spätes bonbant zitiert, das sicher aus boubant (so oft)
verlesen ist Ich wenigstens kenne kein altfrz. bombant, wiewohl
a priori (s. oben) gegen diese nasalierte Nebenform nichts einzu-
wenden wäre und Amyot (s. Godef. S. 667, 2. Spalte, Mitte) ein
bomban in diesem Sinne zu haben scheint Vielleicht war er un-
bewufst durch lat pompa beeinflufst — Ich meine nun, jenes bam'
bans ist verlesen aus baubaus, das der Abschreiber banbam las und
das erste n, weil es vor b steht, gewohnheitsmäfsig mit m wieder-
gab. Für baubaus, PI. von baubel, bäubeau, baubau, spricht auch
der Plural. — Vgl. noch Ducange s. v. baubella.
Was ist nun dieses jetzt wohl ganz sicher gestellte Grundwort
babel, baubel, bealbefí Der einzige, der sich darüber äufserte, ist
Dr. A. Bos in seinem mehr als bedenklichen „Glossaire de la langue
d'oïl" (i 891), der aus dem Godefroy'schen Artikel (dieser erklärt
* Diese Stelle findet sich bereits in I^curne s.v. babeau, s. m, fiU,
cadeau» wie denn Godefroy seinen Vorgänger, wie es recht ist, genau umge-
zogen hat. Eben daher dürfte auch Hippeau's babeau petit cadeau
W. FOERSTER, FRZ. ETYMOLOGIEN. 269
es petit cadeau^ petit joyau^ babiole) sein babel geholt hat und Fol-
gendes dazu gesetzt hat:
BABELj balbel [dies von ihm erfunden], b anbei y s. m. petit
joy au J babiole, colifichet. Et,? probablement d^une racine bab que Von
retrouve dans *bábulus {Apulée) sot, niais. It, babbeo, id. Prov, bábáu^
id. Anglais babe. Français babiole, Baubel est resté en anglais
sous la forme bauble, bawble,^
Dazu erfindet er noch einen eigenen Artikel: BAB ELE T,
ballh, baub'f s. m. petit bijou, jouet ^ bagatelle^ babiole. Et, dim, de
babel, — Alle diese Formen bis auf eine existieren nicht, son-
dern sind erfundene Verhunzungen von beubelet, das bei Bos
ganz fehlt.
Auf die englischen und anderen Etymologen jetzt einzugehen,
liegt keine Veranlassung vor; denn da die älteste frz. Form ein /
in der ersten Silbe sichert {bealbel bei Pembroke), welches Wort
sicher die regelmäfsige lautliche Fortentwickelung von älterem belbel
ist, wie durch die älteste Form belbelet erwiesen ist, so mufs von
dieser ältesten Form belbel unter allen Umständen ausgegangen
werden.
Diese ist aber nichts anderes als die Verdoppelung von ein-
fachem bei „schön", wie sie der französischen Kindersprache
eigen ist. Belbel ist ebenso gebildet wie bonbon von bon. Die Be-
deutung läfst nichts zu wünschen übrig: „schön, schön" sagt man
dem Kinde, indem man ihm sein Spielzeug lobt; ebenso wie man
ihm „gut, gut" sagt, wenn man ihm Sûfsigkeiten reicht.
lieber derartige Bildungen ist mir nur die Bemerkung P. Passy's
in seinen „Changements phonétiques" § 451 (S. 189) bekannt, der
y^dodo^ loh, bébé, joujou, sesœur, etc." anführt, dann Papa, Maman,
Jeanjean, Coco, Mimi, Popol hinzusetzt. Kurz erwähnt hat diese
Art von Verdoppelung R. Mowat in seinem Aufsatz: Les noms fa-
miliers chez les Romains (Mémoires de la Soc. de Ling. I), wo frz.
Papa^ maman, bébé, fifi, fanfan (S. 300), dann lat. tata, pappas, mamma,
püpus (S. 321. 322. 326. 330) erwähnt sind. Ernst Tappolet mufste
in seiner verdienstvollen Dissertation „Romanische Verwandtschafts-
namen" (Strafsburg 1895) naturgemäfs oft auf derlei Bildungen der
Kindersprache stofsen. Nach Anm. i der S. 25 scheint derselbe
sich mit dem Gegenstand eingehender beschäftigt zu haben. £r
fafst die Hauptsache geschickt so zusammen: „Jedes Wort nimmt
im Kindermund eine andere Gestalt an; sein Lautbestand wird
vereinfacht, d. h. auf einige wenige elementare Kinderlaute reduziert.
Die so gekürzte Form wird nun meistens — gewissermafsen um
die weggefallenen Laute quantitativ zu ersetzen — doppelt ge-
1 Diese etym. Gelehrsamkeit stammt aus Diez I babbeo und Littré ba-
biole, auf denen auch Murray bauble und Körting 968 beruhen. Das als
Etymon angegebene it. bdbboU ist dem Gemeinitalienischen sicher fremd, es
fehlt allen Wörterbüchern und Diez hat es aus Valentini, während Darme-
steter's babboÜL (s. v. babiole) sicher nicht existiert. Ich werde auf frz. babiole
bei anderer Gelegenheit näher eingehen.
270 VERMISCHTES. V. ZUR WORTGESCHICHTE.
setzt. Diese so entstandenen kindersprachlichen Umbildungen (nicht
Neubildungen) des überlieferten Wortmaterials werden häufig von
den Erwachsenen, die sich, wie natürlich, auch ihrerseits dem
Kinde sprachlich anbequemen, aufgenommen, adoptiert, und finden
so schliefslich definitiven Eingang in den eigentlichen Wortschatz
der Sprache. Dieser Vorgang läfst sich bei Verwandtschaflsbegriffen
besonders häufig beobachten und scheint innerhalb der romanischen
Sprachen hauptsächlich Frankreich eigen zu sein.''
Ich gebe im folgenden eine Liste solcher Bildungen, welche
ausschliefslich der Kindersprache angehören, aber allgemein ge-
braucht sind und meist auch in die Litteratursprache ^ Eingang
gefunden haben. Ich habe sie aus Sachs (Wörterbuch und Suppl.)
gesammelt. Unser Lektor, Herr Dr. Gaufinez, gab mir wiederholt
erwünschte weitere Auskunft. Ich habe dazu ein paar einschlägige,
von Tappolet eingehend behandelte Reduplikationen der Verwandt-
schaftsnamen beigefügt
Eine besondere Untersuchung der frz. Kindersprache wäre sehr
anziehend und ebenso für die Kenntnis der Sprachentwickelung
lehrreich. Wenn eine Reihe so vortrefflicher Beobachtungen, wie
wir deren erst eine einzige haben, Noies sur le développement du
langage von G. Deville (Rev. de Ling. XXIII. XXIV) vorläge, wäre
sie unschwer zu machen. Ich habe das Passende daraus heraus-
gehoben. Wenn bei Deville die Zahl solcher Bildungen eine an-
gewöhnlich geringe ist, so erklärt sich dies daraus, dafs in seiner
Familie (vgl. XXIV, 17 und 23) die Eltern diese Bildungen (die
bis Ende des zweiten Jahres sich trotzdem behaupten) nie wieder-
holt, sondern stets durch das richtige Wort gebessert haben.
Hier sei nur bemerkt, dafs von den Vokalen naturgemâfs
e, a, o überwiegen, dann u, bis i und ü hinzutritt Die Konsonanten
beschränken sich naturgemäfs anfangs auf die Lippenlaute, beson-
ders p (seltener b, m\ dann Zahnlaute /, seltener ¿, später /, r très
grasseyé, endlich s, f und zuletzt k. Einsilbige Worte werden mit
Kons. + Vokal wiedergegeben und diese wiederholt: pòi, porte >
popo, balle >• baba, thé, clef >• tété, tasse, canne^ café, caca > tata.
Zwei- oder mehrsilbige Wörter werden ebenso behandelt, indem
das Kind eine einzige Silbe, natürlich die betonte, heraushört und
nachzuahmen versucht, z. B. corset, côtelette > tété, omnibus > bubUf
* Es ist oft nicht möglich zu unterscheiden, ob etwas wirklich Kinder-
sprache ist oder von Erwachsenen ihnen nachgemacht, dann als populaire oder
familier oder selbst argot gebraucht ist ; z. B. soso f. sosoU <^ sot, baba ^
ébahi, bébete <^ bête im Sinne von „dumm, albern" u. ä. Sicher der Kinder-
sprache fremd sind Wörter wie flan-flan, cancan» pompon, pùmpiou, pépite,
pipine, »ouzou u. a. Ein merkwürdiges Wort ist baba „Formkuchen", das ndi
ebenso im Russischen, Polnischen, Tschechischen und dann im österr. Deotidi
fìndet. Fände es sich erst nach der ersten Pariser Weltausstellong, so wire
es durch die Wiener Feinbäcker hingekommen. Aber es steht schon Acnd.
1835, fehlt aber Mozin iSii. Wäre es aber wirkliches Kinderwort, dann ist
es sicher die kindliche Wiedergabe von gaga, s. weiter unten.
W. FOERSTER, FRZ. ETYMOLOGIEN. IJl
chapeau > pôpô^ couteau > tôiô^ sécher > iétéy canard > nana^ compote
^ popo. Soviel aus Devîlle.
Die allgemein gebrauchten Doppelwörter der Kindersprache
könnte man in folgende Gruppen einordnen:
1. Blofse Wiederholung des ganzen einsilbigen Wortes (nur
bei einfachen Lauten möglich): altfrz. belbel^ neufrz. bonbon^ cri-cri^
crin-crin, joujou (wenn es vom Imperativ kommt; sonst ist es die
betonte Silbe des zweisilbigen Wortes nach 3.); anders: papa, mama,
caca, später maman von manman.
2. Auslautende Konsonanten fallen: sœur > soso, dors (wenn
von dormir, dann nach 3.) >• dodo, pire > pépe, mère > même, fille
>" fifi, bouche >• boubouche, poule >• poupoule, ebenso pipi. Unser
popo (laL) scheint in Frankreich nicht vorzukommen, unser pipi
dorther zu stammen. Später lernt das Kind bereits pépìr, mémèr,
fifij', bébé ist wohl das von englischen Ammen und Bonnen impor-
tierte baby, wegen bébete „Tierchen", „dumm" s. Anm. oben.
3. Mehrsilbige Wörter behandeln ebenso die betonte Silbe:
gâteau > goga^ gosier >• gogo, nourrice > nounou (wenn es nicht mit
nenaisy nénet zusammenhängt), cocorico >• coco, in der ersten Zeit
natürlich toto (bedeutet sowohl „Hahn", „Henne", „Huhn", die das
Kind anfangs nicht scheiden kann, als auch das „Ei"; woher coco
„Schuh" kommt, ist dunkel; cordonnier pafst nicht). Der Analogie
nach wird ein fem.i cocotte „Henne" und „Papierspielzeug" ge-
bildet. — potage > popote ist schon höhere Stufe, menotte >• nonotte
(„Hand"), poupée > pépe.
4. Der Vokal wird nicht immer getroffen (lehrreiche Bei-
spiele bei Deville) : lait > loto, doigt > dédé, freilich nur auf der
ersten Stufe.
5. Andere sind onomatopöisch zu erklären: toutou und loulou
„Hund" (auch Deville's Töchterchen, das solche Worte kaum zu hören
bekam, ahmte das Bellen mit ouo-ouo nach und nannte so den
Hund), tin-tin, ronron, vielleicht tonton „Kreisel", moumoute (= minet),
kaum tutu „Hintere".^ Frou-frou, flou-flou, glou-glou können wegen
der Konsonanz nicht der Kindersprache angehören.
Es bleiben einige interessante Fälle übrig: enfant^ fan fan
läfst doppelte Erklärung zu, entweder nach 3. oder aber das Kind
auf höherer Stufe will äfä sagen und, indem es den Konsonanten,
der Anstrengung verlangt, zu früh artikuliert: f-äfä. So verspricht
sich Deville's Töchterchen sehr oft, z. B. oté > tote, vgl. oignon >
nonon. So hätte ante (amita) verdoppelt eigentlich animant geben
sollen, gab aber tentante, daraus tante; aber schon einfaches ante
konnte darnach tante geben, auf der ersten Stufe schon tata; denn
* Eine andere Femininbildung ist bibi» t. hibiche. Nini, f. Niniche, Babi,
Babiche und sogar Babichon, vgl. dazu Fanchon.
• Eher kommt es von cui ]> *cucu >> tutu, wobei die allzu durchsichtige
Form nicht durchdrang. Man blieb auf der früheren, kindlicheren Stufe,
da das Kind anfangs die Konsonanten mit / {p, n), dann mit / (d) wieder-
giebt, ehe es die richtige Artikulation trifft.
272 VERMISCHTES. V. ZUR WORTGESCHICHTE.
kein Wort fängt mit Vokal an. Jedenfalls hätte Tappolet a. a. 0. 98
das sinnlose t^anie ganz zurückweisen müssen. So gab oncle im
ersten Stadium: di (wie das Kind es hört) verdoppelt, nicht = onion/,
sondern í-ifíd, Tappolet S. 99, später, wenn es bereits k artikulieren
kann, k-ifkif, vgl. ¿¿é^" Tappolet a. a. O. — Vgl. noch Nana > Anna,
Babet, Babette >• Elisabeth, it. mimmo >• bimbo.
Herkunft unbekannt: bibi (wie das Kind sich selbst bezeichnet,
s=s moiy das das Kind sehr spät lernt), //// „Fleisch**, toto, später
coco „Kind" S nénais „Brüste", bobo „kleine wunde Stelle, kl. Weh",*
und das ebenso allgemein gebrauchte dada „Pferd". Kommt es
von ga-loperi £s wäre streng lautlich, da in einem bestinmiten
Stadium, wie ka > ta, ga stets da giebt Nanan „Sûfsigkeit" (es
soll auch gnagnan lauten; Sachs kennt es aber so nicht) versucht
E. Roland Rom. XXV, 592 (wenig wahrscheinlich) aus maman zu
erklären.
Ich schliefse mit folgenden Rufnamen: Fiß, Fifine = Joséphine',
Mimi = Marie", Nana = Anne; Nini, Niniche = Eugénie; Lili =
Céa'le; Titi, J itine = Christine; Dédé, Dèdite = Adèle; GngusU —
Auguste; Loulou = Louis; Tototte, Lolotte = Charlotte; Gogò •-»
Margot; Popol «= Paul; To toi = Anatole; Totor = Victor, Chonchón
== Fanchon, ebenso Plonplon = Napoléon u. a. — Aber nicht hy^
kif, das arabisch ist und hier zu erklären nicht nötig ist
Es könnte noch die Frage aufgeworfen werden, ob diese Re-
duplikation bereits für ein so hohes Alter wie das XIL Jhd. ange-
nommen werden kann. Unser belbel sichert ja diese Art der Bil-
dung. Belehrend ist auch das (nicht überall verständliche) Kinder-
liedchen Karls von Orléans (éd. Guichard S. 274 = d'Héricault
II, 70):
Quant fi ont assez fait dodo^
Ces petitz enfanchonnés,
Hz portent soubz leurs bonnes
Visaiges pleins de bobo,
O est pitié s^ilz font jojo
Trop matin, les doulcinés . . .
Mieux amassent à gogo
Gésir sur molz coissinés,
Car Hz sont tant poupines,
Helas l che, guoguo, guoguo . . .
Auch für manche andere dieser Bildungen, die ja der Natur ihres
Wesens nach nur durch einen ganz merkwürdigen Zufall in alten
Texten vorkommen können, giebt Darmesteter's Wtb. Belege aus
älterer Zeit
^ Vielleicht identisch mit coco „Huhn", im Sinne von „Hahnchen" als
Kosewort.
* Eine sehr miwahrscheinliche Erklärung (von beau-beau, schon laatlich
abzuweisen) versucht Le Duchat, s. Ménage- Jault.
W. FOERSTBR, FRZ. ETYMOLOGIEN. 273
Ich schliefse mit der Vermutung, dafs die heute allein übrig
gebliebene Bedeutung von brimborion (ursprünglich bedeutete es
unverständlich geplapperte Gebetsworte = breviariuni) als Synonym
von biblot ,^ippsache"i entstanden ist durch eine Verwechselung
desselben mit brimb(e)lot, einstige Nebenform von bimbeloi (vgl. die
Ableitung brimblotier bei Rabelais), also aus einem Mifsverständnis
infolge des gleichen Anlauts. Möglich dafs bribe, Nebenform
brimbe, mitgewirkt hat
Wir sehen also, dafs bibloi, welches heute nur noch „Nipp-
sache*' bedeutet (bimbeloi ist, trotzdem die Akademie 1878 schweigt,
veraltet), folgenden Weg zurückgelegt hat: bei, bel-bel, belbeUi, beu-
belet oder bebelet (die Entwickelung beaubelei^ baubelet, babelei hat
in Frankreich bestanden, aber nicht weitergelebt), bibelet, bibelot^
bimbeloi.
Wenn wir nun, um alles zu erledigen, zum Schlufs zu dem
engl, bauble zurückkehren, so ist jede Etymologie solange abzu-
weisen, als wir die älteren Formen des Wortes nicht kennen.
Murray's Oxford Dictionary giebt 1320. 1393 babel^ 1370. 1460
babulle und belegt sogar beaubeletz (Variante: beawbelez) aus der
(südlichen) Ancren Riwle, die um 1 200 geschrieben ist( also genau
die Form der jungem der in England geschriebenen Beckethand-
schriften). Herr Kollege Max Foerster, dem ich die altfrz. Formen
mitgeteilt hatte, bemerkt nun: ,J)ie me. Form mit a (babel) geht
auf die altfrz. Nebenform babel zurück, während das ne. bauble sich
nur aus einem daneben stehenden, zufällig nicht belegten, aber
auf Grund des Neuengl. [und Altfrz.] anzusetzenden me. *baubel
erklären läfst, da me. babel zu ne. bable d. i. be^bl hätte werden
müssen." Wir haben so mithin auch die Herkunft des engl. Wortes
gefunden.
^ Sachs setzt ein ganz unpassendes „Lumperei, Lappalie*' an die Spitze.
W. FOBRSTER.
Nachtrag.
S. 264 Z. 20 I. (s^, amedui, turner aus ambedui, tumber) und das. Z. 21
1. hinter gingibev. ta\tn^our, regi\rn^er.
Zeiurhr. f rnm l»hil XXII. lg
BESPRECHUNGEN.
Obras de Lope de Vega — publicadas por la Real Academia Espafiola.
Madrid, Sucesores de Rivadeneyra. — VoL IV, 1894 [Comedías de Vidas
de Santos]. — Vol.V, 1895 [Comedias de Vidas de Santos y Leyendas
piadosas, — Comedias pastoriles].
(S. Ztschr. XXn 97.)
n volume IV contiene commedie di Vite di Santi. Delle 16 qui pubbli-
cate soltanto due erano inedile (5. Basilio — San Scendo) e una {Animai
Profeta) è data secondo un ms. del 1631; le altre furono edite nelle Parlt
genuine o extravaganti della collezione di Lope, anzi sette di esse nei volumi
(dal IX al XX) curati dall' autore stesso. Sicché mi limiterò a poche minu-
ziose e brevi osservazioni, perché il testo qui seguito è quasi dappertutto de-
finitivo e intangibile.
L' argomento della commedia Fingido verdadero, la storia cioè di
S. Ginesio, fu ripreso, dice il M. in altre due commedie, una di Cáncer,
Rósete e Martinez, V altra del Ripoll (p. lui). Credo tratti di un altro santo
la anonima col titolo: Comediante mejor S, Ginés de Arles; e forse anche la
commedia dell' Arboreda : Aurora de S. Ginés y el mas divino remedio.
Della commedia Locos por el cielo (S. Indes e S^ Domna; e credo Lope
il solo che abbia trattato questo assunto) v' è a Parma un ms. che è copia di
qualche testo impresso, perché ha tutti gli errori notati dal M.; ne corregge
però uno a p. 99 dove manca un v. alla quintilla e qui è restituito cosi :
Éste es Indes que también
Sirvió al César.
In. Oh que bien
Indes^ llamarme solía.
Mas ya soy desde ecc.
In questa commedia, a p. 83, essendo ripetuta in rima la stessa parola con»
siente, il M. osserva: consonante repetido. Questa osservazione poteva farsi
anche altre volte, e prima e dopo di qui. Certo Lope è tra i poeti che pi&
facile e copiosa hanno avuto la rima; ma appunto perciò si sente in diritto di
ripeterla quando un' altra non gli viene con la solita prontezza. Cfr. Ili 71. 1. 19
quiero . . . quiero; ib. 504. I. 41 puede . . . puede; IV 335. I. 54 famosa • . •
famosa, V 599. 2. 13: visto . . . visto ecc.
Per la commedia Prodigo de Etiopia, il suo vero argomento è il negro
Moyscs, argomento rifuso dal Claramonte nel suo Negro mas prodigioso. La
OBRAS DB U3fn DB VBOA, 275
storia di S» Teodora è invece trattata nella commedia Pásaseme el sol salíame
la luna che è attribuita ora a Lope ora al Qaramonte. H Choriey e con Ini
il Barrera e il M. la danno risolutamente al Claramonte, ma di questa sen-
tenza sarebbe bene esporre le ragioni, tanto più essendo cosa certa che Lc^e
scrisse una commedia su S^ Teodora. Molto affine al Pusasemé el Sol è la
commedia sulla stessa santa di Cáncer Moreto e Matos intitolata la Adúltera
penitente, £ deve trattare lo stesso assunto la anonima e inedita Famosa
Teodora Alejandrina y penitencia vida y muerte suya che per una nota ap-
postavi dal Barrera {Catdl, p. 549) doveva essere ricordata. Del Prodigio de
Etiopia di Lope, ho visto una suelta antica che mi pare madrileña, senza
indicazioni né paginatura, fogli A — D 4 (nel tomo LVC. XIV, e un duplicato
nel XXI) il cui testo è assai buono; esso corregge anzi un errore notato
dal M. a p. 124. 2. 20:
Conoces esta pintura?
Teod. Este es mi retrato.
Fil. AsH
Verás que es antiguo en mi
Adorar esta hermosura
Teod. Esclavo, quien ... ecc.
Sulla vita di S. Geronimo, trattata da Lope nel Cardenal de Belen, e* è
un' altra commedia non citata dal M. intitolata Et Finix de la Escritura, glo»
rioso S. Jerónimo, la quale segue molto da vicino quella di Lope, ma è più
ordinata e meno farraginosa, saltando parecchie scene, specialmente le allego*
riche. È stampata nella Parte qvarenta de Comedias nuevas, Madrid 1675
(a Parma DA tomo 44). Nella tabla è data a (xonzalez de Bustos, e perciò
a lui soltanto 1' attribuisce il Barrera; ma invece essa è di due autori indicati
in alto delle pagine, la i« giornata del Gonzalez de Bustos, le altre due di
Pedro LaninL Ciò è confermato dai versi finali:
El Fénix de la Escritura
Que os ofrecen dos Ingenios,
Una suelta di Madrid, Imprenta de la Pkuuela de la calle de la PaM, Año
1729 (Parma DA vol. Vu), con un testo orribilmente storpio, finisce: Que os
ofrece un nuevo Ingenio e infatti la dà a Francisco de Susto (si<4; ma non
ha valore di fronte alla stampa antica, e l' inganno è rivelato dall' epiteto
nuevo dato al Gonzalez che aveva scritto commedie per lo meno un 65 anni
prima. Un' altra commedia, intitolata San yerónimo, del Matos, non ho
potuto vederla.
La vita di S. Basilio, olte alla Gran columna fogosa di Lope, dette
argomento a una comedia di Pedro Lanini, El Sol del Oriente. Sono see*
neggiati parecchi degli stessi miracoli trattati da Lope, ma in complesio
r assunto è trattato con piena indipendenza, essendo qui fondamento princi-
pale (miracolo di Teodora vedova) qudlo che in Lope è episodio (scene della
vedova Layda. V. p. LXXXiY — Y e 225 — 27).
Più trattoU fu la vita di Sant' Agostino. Oltre al Diifino Africano di
Lope, e al San Agustín citato dal M. (p. zc) attribuito al Ylllaysan, e* è una
commedia anonima: Dos veces madre de un kifo, Sß Mànica y conversion de
San Agustín, che non ho visto, e un' altra: Águila de la Iglesia, di (jonzalez
de Bustos e Pedro Lanini, die ho letto in una sueUa di SevUla, Imprenta
i8*
2JÒ BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
Keal s, a„ 36 pagine. L' argomento è trattato con molta libertà, e in poche
scene s' incontra con quella di Lope.
Il popolare S. Francesco non pare molto fortunato sulle scene spagnuole.
Oltre il Serafín humano, e* è una Vida de S. Francisco del Pacheco in tre
distinte commedie, e una produzione del Manuel: Tres majores prodigios
del humano Serafín, Un' altra del Montero e De Villegas, Como naciò
S, Francisco, tratta la nota leggenda della nascita di Francesco in un pre-
sepio, a somiglianza di Cristo: ma il Santo, naturalmente, non piglia parte
all' azione.
La commedia S. Nicolas de Tolentino è data secondo la Parte XXIV
per f età. Anche qui (dr. più sopra \,Heft p. 122) V esemplare parmense corregge
un errore rilevato dal M. in nota a pag. 335. Il verso è: Traza tú Ruperto
hermano. Su lo stesso santo e' è una commedia, da me non vista, del Grati
y Alava, col titolo El hijo del águila.
Della commedia Santo Negro Rosambuco e' è a Parma (LVC. voi. XVI)
un ms. che è evidentemente copia di stampa. Esso però corregge alcuno
degli errori notati dal M. e cioè a pag. 374. 2. 22 : Desde hoy ser tu amigo
trazo, Pag. 375.2. 1: Y está en tu vientre, ma il senso è sempre difettoso.
Pag. 376. I. 42: Vamo huyendo, ib. 2. 8: No habrás. Sullo stesso argomento il
M. cita una rifusione del Mira de Méscua, El negro del mejor amo, Madrid,
Antonio Sanz 1755, di cui e' è a Parma (DA voi. 15) una suelta dello stesso
Sanz ma senz' anno, e pare più antica. Quella di Juan Velez de Guevara
(vedi M. pag. cn) non è notata dal Barrera, e deve essere un errore del cata-
logo Huerta. Non so se la commedia del Cañizares, El Sol del Occidente
San Benito, tratti dello stesso santo.
Ti^ Animai prof età S. Julian, data qui secondo un ms. del 1631 abba-
stanza scorretto, ho visto due sueltas s. I, n, a, del secolo scorso (madrilène?)
con testo anche peggiore (LVC. voi. 21 e 22). Due altre commedie, citate
dal M. hanno molti tratti affini a questa di Lope, El marido de su madre
del Matos e un' anonima El mas dichoso prodigio. Anche in questa, che ho
visto in una suelta di Sevilla^ viuda de Francisco de Leefdael s, a„ un certo
Montigre, quasi per profetato destino, uccide il padre ed è inconsapevole
marito della madre, e finisce, dopo una rivelazione celeste di tanto orrore, la
vita in aspra penitenza. Il M. (p. evi) la dice di Tres ingenios, ma il Barrera
e questa suelta sivigliana la danno a un Ingenio soltanto.
La bella commedia su San Segundo era fìn qui inedita. Non ho visto,
e sarebbe un confronto interessante, quella non ricordata dal M. del contem-
poraneo di Lope, Don Rodrigo de Herrera: San Segundo obispo de Avila
che il Barrera dice edita suelta. Per la commedia di Lope ha ona notisU
importante il Barrera NB. p. 271.
Sopra San Ildefonso, oltre le commedie citate dal M. (p. cxix) ce n' è
una del Lanini , Nuestra Señora y San Ildefonso, eh' io non ho visto, e
un' altra anonima : Defensor de Maria y Atlante de la iglesia, di cui e' è
a Parma un buon ms. dei primi anni del sec. XVIII; potrebbe esser questa
la attribuita al Zarate e creduta perduta. È una commedia assai estesa, che
parafrasa tutta la vita del Santo, e quindi si incontra in parecchie scene con
quella di Lope, finendo anch' essa col famoso miracolo della casulla regalatii
a Ildefonso dalle stesse mani della Vergine Maria.
OBRAS DE LOPE DB VEGA» 277
Il volume finisce con tre commedie che sono una vera trilogia dramática
sulla vita del Santo patrono di Madrid, San Isidro. Oltre queste, vi fu una
Vida muerte y colocación de S. Isidro attribuita a seis in^^enios, ma che sarà
forse quella del Rósete e Cancer, ed un' altra del Zamora: El lucero de
Madrid y divino labrador S. Isidro, edita nel tomo secondo delle sue Comedias,
Il Zamora tratta lo stesso assunto del Labrador di Lope, e non se ne
stacca molto nella tela dell' argomento, ma il tutto è presentato con quelle
innumerevoli comparse di angeli e demoni, con quel macchinario spettacoloso
e fantastico che guasta quasi tutte le commedie di quest' ingegnoso autore.
Il volume V contiene nella sua prima parte 15 commedie di Vite di
Santi, le quali non potevano entrare nel già voluminoso tomo quarto.^ Con
esse sì chiude la sezione dei drammi di Lope di argomento sacro.
n testo della prima commedia, Vida de S, Fedro Nolasco, è qui dato
secondo la Parte XXII per f età di Madrid 1635. L' esemplare parmense
(LVC. voi. Vni) della stessa unica edizione, corregge V errore che a p. 8 il
M. rilevò con la nota: Verso suelto; qui la redondilla è intera:
La humildad de mi bajeza?
Rai m.: Yo gusto desto,
Pedro: Señor,
Quedar ase este favor
En vuestra misma grandeza.
Come ciò accada non saprei spiegare. U argomento tratta della Fondazione
deir ordine religioso di N^. S». della Mercede o della Redenzione, di che il
M. cita la bella commedia del Tárrega (p. xu). Il Barrera cita inoltre due
intitolate Orden de la Redención, la seconda delle quali era, in un ms. del
Holland, attribuita a Lope (Catál. p. SS*^», 436. 2», 570), e sarebbe bene che
alcuno vedesse se non si tratta di questa stessa commedia (Cfr. Menendez
pag. LVU, ove è pure citata un' altra produzione del Villegas e Rojo: Escla^
vitud mas dichosa y Virgen de los Remedios), Una commedia di Francisco
Rossell, intitolata Crisol de la fineza y fundación mercenaria {Barcelona,
Pablo Campins 1742) tratta lo stesso argomento e protagonista è pure S, Pedro
Nolasco, ma è una produzione spettacolosa e macchinosa che nessuna re-
lazione ha con quella di Lope. Più interessante è una anonima Triunfos del
tnayor Amor y Origen de la Merced {Murcia, Joseph Diaz Cayuelas s, a,
24 pag. nume.) che sebbene si dica Auto comico historial è una vera com-
media che svolge lo stesso assunto di Lope, con sostenutezza di verso, e anche
con più sobrietà perché tratta la prima parte soltanto della vita di S, Pedro,
fìno a quando il re Jaime approva la fondazione della Merced; si promette
in fine una 2^ parte, ma non consta sia stata poi scritta.
La vita di San Diego de Alcalá, oltre la commedia di Lope dette argo-
mento ad una dì Juan Francisco Manuel: Canonizado en vida y milagroso
en su muerte, da me vista in una suelta antica, senza indicazioni, di 40 pag.
^ n M. dice che sono 14 (p. ix) ma perché la copia dell' inedita Truhán
del cielo gli giunse tardi; e cosi le commedie del tomo V sono 20 e non 19.
Le inedite rimangono però 4, perché la Niñez del P, Rojas, come avverti poi
lo stesso M. (VI pag. cxl) era già stata stampata.
278 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI»
numerate. L.* argomento ¿ svolto più sobriamente che non facesse Lope ; i
due primi atti svolgon V opera del beato Diego nelle Canarie, il 3^ il sno
ritomo e morte in Ispagna. La commedia di Lope è data secondo il testo
della Parte 30 Comedias nuevas, Madrid 1653, dove occupa il penultimo
posto (M. dice, p. xm, 1' ultimo, ma v. Barrera Catdl, p. 688). Le sueltas del
secolo scorso da me viste (LVC. voi. 14 e 21) hanno gli stessi errori e deri-
vano evidentemente da quella stessa edizione.
La commedia Mártires de Madrid tratta in complesso il martirio di
Fendano, dei suoi due figli Ricardo ed Enrique e della costui sposa Flora,
La commedia, che il M. dice diversa anche nell' assunto, intitolata Dejar un
reino por otro y Mártires de Madrid, ha bensì grandi diversità (luogo
d' azione, nomi degli altri personaggi, e sviluppo) ma i martiri sono gli stessi
Questa commedia nella Parte XLIV Comedias nuevas ¿ data a Cáncer,
Moreto e Villaviciosa ; in una stuUa di Murcia (DA vfi, 1 35) il cui testo è
orribilmente storpiato, al solo Moreto ; un' altra suelta (DA tomo LXIX) il
cui testo è assai migliore, la dà invece a Christoval de Monroy. Si ignora il
fondamento storico di questa leggenda, ma ha da essere in qualche storia
madrileña, poiché quest' ultima suelta finisce cosi : Y aquí la comedia acabe
Cuya verdadera Historia Refieren nuestros Anales»
San yuan de Dios e Anton Martin, oltre alla commedia di Lope,
dettero assunto ad altre. Pare dello stesso assunto la intitolata Quitar el
cordel del cuello del Reinoso y Quiñones, eh* io non ho visto. Gli stessi
santi figurano, ma con piena indipendenza da quella di Lope, in una com-
media intitolata Mefor padre de pobres. Essa nella Parte XV Comedias
nuevas, 1 66 1, ö data al Calderón e con questo nome la ho vista anche in una
suelta antica (DA n®. 504) senza indicazioni, fogliata A- E 4 ; ma del Calderón
non è di sicuro. H Barrera, ignoro con che fondamento, V attribuisce risolu-
tamente al Montalban. Ma si fa innanzi un terzo autore: José de Arroyo.
Della sua commedia, col titolo Pobre mas poderoso S. yuan de Dios, e' è a
Parma 1' autografo (DA n^, 42) e avendo fatto il confronto, ho visto che la
suelta impressa non è che una delle solite storpiature e mutilature, con differenze
molte che alle volte danno 1' apparenza di un vera rifusione del testo, naa
che non bastano a nascondere la identità sostanziale della produzione. José
de Arroyo concorse, con altre poesie, alle feste per la canonicsadone di
S. yuan de Dios nel 1691, e appunto in quell' anno dette alla scena la sua
commedia, come dimostrano le approvazioni dei censori sull' autografo (DA loc»
cit.); or come nel 1661 se ne pubblicò un testo mutilato? Bisogna dire die
1' avesse scritta moltissimi anni prima, e nel '91 la correggesse e ampliasse;
benché sembri strano che per cosi solenne occasione si limitasse a spolvenure
roba vecchia di più che trent' anni. Ma tanto meno è supponibile che in
onore del Santo esponesse roba rubata. — Della commedia di Lope e" è
(LVC. voi. XXXI) un ms., evidente copia di una stampa, che però corregge
un errore rilevato dal M. in nota a pagina 156:
Si es ladrón venga un verdugo,
Juan: Que esto a mi desdicha plugo!
Leonor: Ladron a lo pastoril
Con quien te has aconsejado?
A quien diste el cofre, di?
Juan: Sabe Dios ... ecc.
OBRAS DE LOPB DE VBOA. ZJ9
La vita di San Giuliano di Alcalá, oltre che da Lope, fu trattata in
modo affatto indipendente, da Luis Velez de Guevara nel suo Le^^o de Meald
(v. Schaeffer, I 302 — A Parma, DA n^ 639 tolto dalla Parte IV Comedias
nuevas). La commedia di Lope, Saber por no saber, è qui data secondo la
Parte XXII I Madrid 1638; T esemplare parmense anche qni (v. x.Heft
pag. 117) corregge i seguenti errori: p. 215 in nota:
No mùnta ya que io Òeie,
Tom. Tome por su vida, pruebe,
Jul. Deo gracias ecc.
E a pag. 233. 2. IO: Padre, pues ya no podemos.
Del Rustico del cielo, che svolge la vita umile ma scempiamente ingenua
del frate Francesco d' Alcalá, un ms. parmense, copia di testo stampato, rad-
drizza un verso (pag. 255 nota): Tú propia tu desventura. Lo stesso argo-
mento di Lope svolge una commedia che il Barrera cita anonima col titolo
Hermano Francisco de Alcalá e che in un ms. antico parmense (DA n®. 758)
è intitolata El hermano Francisco, L' autore o gli autori (la i^ giornata è
d' una mano, la 2^ e 3a di un' altra) pare che non si sieno proposti altro
scopo che di rifare la versificazione, quasi non piacesse loro quella di Lope;
(che sia Lope il pedissequo rifacitore di questa non mi pare ipotesi degna di
lui !). Fatto è che il primo atto di quest' anonima commedia segue scena per
scena, pensiero per pensiero, il primo di Lope; cosi pure il 2® (nel passo che
corrisponde a pag. 269. 1. 55 son qui nominati e figurano sulla scena el Rey
Felipe III y la Reina Margarita de Austria): nel 3®, pure attenendosi stret-
tamente al scenario di Lope, vi son frammisti nuovi e più ampi particolari;
riman però sempre V identità sostanziale. Il caso di un rifacimento tanto
conforme è cod singolare che mi si deve permetterne un breve esempio,
anche perché si tratta di testi rarissimi e perché, quanto a dizione poetica,
non dirò che sia migliorata ma, a mio avviso, non è davvero resa p^;giore
(V. il testo di Lope da pag. 240. 2. 14 a pag. 242. 1. 16):
Saca dentro a francisco como enbelesado sin abrir los of os:
D o r i s t o : anda francisco acabemos.
Silbano: ea que ya le tenemos
acá. Mas no^ a despertado?
Francisco, haoi ktììa! amigo!
despertadi Por demos es
no mueve manos ni pies.
Dor. ola francisco i a quien digo?
S i Ib. Despierta ya, mentecato i
Dor. sin duda que arde la fragua.
Silb* echalde un poco de agua
desa fuente
Dor. que ynsensatoì
Silb. e aqui el agua, pesia a mil
con ella estarà dispierto*
ola, francisco, estas muerto?
dispierta!
Francisco: quien està ay P
28o BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
Dor. ea pues, dexemos ya
de dormir.
Franc. ay madre mia
que me ahogo.
Dor. es ya de dia.
Silb. bueno dormido se está,
Franc. luego yo estaba dormiendoP
Fileno: pues que estabades velando?
Franc. que digo? estaba soñando
un lindo cuento.
Feliz: ya entiendo
que nunca tu as de dexar
los sueños,
Silb. dinos U ya
Franc. dexame volver aUá
acabar le he de soñar
Silb. el dormir es su consuelo!
ven acá y, ansi yo viva,
que soñabas?
Franc. que me yva
por medio de un monte al cielo,
que en el mil piedras abia
que alumbravan como estrellas
y que yo era una délias
y a los cielos me subia,
no es buen cuento?
Dor. a lo divino!
Franc. ola si asi a de pasar
quiero hartarme de soñar
un sueño tan peregrino.
Dor. quando en tu rreyno te veas
acuérdate alla de mi.
Franc. dilo como el otro asi,
pues algo en ello te enpieas,
Silb. basta, que quiere francisco
yrse a los cielos soñando!
File. y guai es que caminando
vaya a cortar un lantisco,
que ay mucho que trabajar
y nos r reñirá \el'\ señor.
Dor. toma santo soñador,
Franc. no es mejor yr a soñar
y después trabajaremos?
File. haga agora lo que ynporte,
y desas entinas corte,
que los dos enpeçaremos
por este lado, Silbano
vaya por esotro.
OBRAS DE LOPE DE VEGA. 28 1
Silb. Voy,
Franc. agora solito estoy,
y con la hacha en la mano.
alto, vamos a cortar;
temo que no e de saber,
que tan jumento e de ser
que a nada me e de amañar,
mucho el hacha me ynquieta,
quiero dexarla: mas no
que si no trabajo yo,
en verdad que abrá dieta;
y ansí a cortar me remito,
hermanos olmos paciencia,
perdonen mi deUgençia,
que yo les daré pasito, etc.
La commedia che segue, Niñea del Padre Rojas, tratta la gioventù di questo
virtuoso confessore di Filippo m. Lope promette, in fine, una 2^ parte che
poi, dice il M. non si curò dì scrivere. Il Barrera cita un ms. della Biblio-
teca del Duca d' Osuna con una commedia anonima intitolata: Amante de
Maria, el venerable padre Rojas; sarebbe conveniente esaminare se per avven-
tura non fosse quésta la parte seconda promessa da Lope. Il testo è qui
dato secondo V autografo; fu poi edita assai accuratamente nella Parte XVIII
Com. nuevas 1662 donde fu strappato 1' esemplare che ne è a Parma (LVC.
voi. 41); esso correge un errore rilevato dal M. a pag. 285 in nota:
Y su ... su ... Madre bendita
La ... la ... mano me de luego.
Const. La mano y la bendición» etc.
La commedia che segue svolge la pia leggenda della Vergine che in un
monastero assume la figura e gli uffici di una monaca a lei devota, mentre
questa è fuggita con un amante. Neil' autografo del 1610 porta in epigrafe il
titolo di Encomienda bien guardada mentre V ultimo verso l' intitola: La
buena guarda. Pubblicandola nella Parte XV, 1621, Lope fece a rovescio:
pose cioè nella tabla e in alto dì pagina il titolo più breve, e rifece gli
ultimi versi cosi:
. . . acaba
Como verdadera historia
La Encomienda bien guardada.
Ciò per quanto osserva il M. a pag. xxxv; sicché non sappiamo quale titolo
definitivamente adottasse Lope. Il testo qui seguito è 1' autografo, perché le
varianti della stampa non sono correzioni spontanee di Lope, ma gli furono
imposte dalla censura; esse varianti però sono opportunamente registrate a
pie di pagina. Alcune tuttavia sono sfuggite alla diligenza del registratore e
sarà bene completarle: A pag. 322. 1.3: no hay que perder — ib. nota 2»:
manca i v. alla 2» redondilla — pag. 323. 2. 29, manca Entre à prO'
pósito, e invece: Sale doña Clara dama gallarda para casarse mas a pro»
pósito (sic) vestida de recogimiento — pag. 326. i. nota l^: ... recogida vive.
Por que lo que es casarse pongo en duda. Casi por mi ecc. — ìb. 2, nota I^:
282 BESPRECHUNGEN. A. RBSTORI,
al V. omesso è sostituito questo: [en] No querer casarse aunque la ruegas.
Pues por su ecc. — pag. 329. 2. 56: Abrenuncio — pag, 330. i. nota i»: Re^
cados de en dos en dos — pag. 336. I. 35: Ello es ya tarde: yo quiero —
.... podéis pasar,
Clara: Amor no suele dudar.
Muramos juntos los dos.
Vamos a qualquiera parte,
Felix: Donde quisieres camina.
Si tu recelo imagina
Que tu padre ha de buscarte.
Carrizo: Las muías etc.
pag. 348. 2. 14: Assegurando el temor, cfr. nota 2» — pag. 352. i. 35 manca, e
invece : DofiaClara: Vencí, vitoriosa quedo. No pienses etc. — pag. 354. i . 3 1
lo dice il Platero, e senza interrogativo — pag* 356. i. nota i»: ,,, para
casar. Porque la quisiera hablar, (aparte) Ay Dios que vergüenza siento ! —
ib. 2. 25 : Vuelve a ocupar tu lugar —
La Fianza satisfecha, che segue alla precedente, è data secondo il testo
di alcune sueltas qui non citate, non conoscendosene mas. né altre stampe
migliori. Anche a Parma ce n' è una suelta (LVC. voi. 22), Madrid, Antonio
Sdnz, Año de 1745, il cui testo è forse peggiore di quelle viste dal M. ma
che, pure avendo altri errori suoi proprii, ne corregge alcuno di quelli qui
notati. Pag. 363 nelle Personas leggi: Li dora mora — pag. 364. 2. nota l^:
la redondilla è intera: . . estamos P Ya la justicia llamamos? Declarada etc.
— pag. 376 nota i»: , , . es justo, A quien lo que debe ignora^ Como ya
vuestro etc. — pag. 387. 2. 12: Según de las razones que he entendido,
Santa Brigida, che ñgura nella Limpieza no manchada, dette assunto a
un' altra sola commedia. Santa Brigida, del Cañizares, da me non veduta.
£ cosi pure la storia di S^. Isabella d' Ungheria, che è argomento principale
dei Terceros de San Francisco di Lope, fu svolta in altre due commedie:
un' anonima Vencer con humildad el ambición del poder di cui il Bftrreia
cita un ms. del secolo scorso, e in quella del Matos: Job de las mugeres.
Sa, Isabel (DA n^ 386) ove V assunto è trattato con piena indipendensa
da Lope.
La energica riformatrice dei Carmelitani, Santa Teresa, meritava dal teatro
spagnuolo qualche cosa di meglio e di più. Oltre la commedia del Diamante
(di cui il M. dà un giudizio, mi pare, troppo severo: se non è migliore di
quella di Lope, non è neppur peggiore) ce n' è una del Cafiizares: A cual
mejor, confesada y confesor, in cui oltre la vita di S^. Teresa son sceneggiati
gli ultimi anni e la morte del beato Giovanni della Croce. (Questi entra del
resto anche nella commedia del Diamante, sebbene il testo impresso, Comedias
de Don y. B, D, Madrid 1674, non lo annoveri tra i personaggi). L' auten-
ticità della commedia qui impressa, pareva dubbia: Lope ha scrìtto di certo
una Madre Teresa de Jesus (la cita lui nel Peregrino), ma questa che è
presa da una stampa assai rara del Martorell, Tor tosa 1638, porta ivi il nonie
di^uìgi Velez de Guevara. Se i miei occhi non s' ingannano, un ms. par-
mense deciderebbe in favor di Lope (LVC. voi. 41), perché alcuni fogU di
esso mi paiono autografi; ma la quistione non è cosi semplice come ti vedrà.
OBRAS DE LOPE DE VEGA. 283
Il ms. (che non ha nessun nome d' autore) è di vane mani ; eccone un
breve sunto:
Inatto: Vida y muerte de x«. Teresa de Jesus — [li fogli, carattere
indubbiamente del sec. XVIII, largo e corrente] La Vanidad e la Envidia;
dialogo tra loro; poi entra Teresa, e allora esse la tengono occupata in fri-
vole cure di toeletta, e in profane letture (si citano: Caballero del Febo, Or-
lando innamorato e Furioso, Amadis de Gaula). Entra // Amor Divino e
pone sugli altri libri le Confessioni d' Agostino ; Teresa legge, si infiamma,
e brucia gli altri profani: fugg;ono Envidia e Vanidad,
[frammento di 3 fogli e mezzo; il mezzo era attaccato con ostie al
fol. iio verso — la scrittura mi pare di Lope; certamente è del primo Seicento.]
Vayanse ¿a Discreción y la ynorancia; Teresa legge le epistole di San Ge-
ronimo, e si citano quelle ad Eliodoro (è quella De laude zntae solùariae,
la prima) e ad Eustochia : para Eustochia es la postrera, Y a mi servirme
pudiera, O santa virginidad! (infatti 1' epistola tratta De custodia virgini-
tatis) — [Come vedesi il frammento continua la situazione drammatica ma
non può essere parte organica della precedente] Teresa a questa lettura pro-
ponsi di condur vita claustrale e, entrando allora D. Antonio suo fratello, gli
manifesta questa sua decisione. Egli ne è meravigliato, ma non le contrasta
perché anche la vita del matrimonio gli pare aspra e non scevra di pericoli :
el matritnonio en rigor
da cuidado, da temor
con pena y recelo tanto,
por que aunque de suyo es sanio
tiene mui cerca el dolor,
y no ay en el casamiento,
si se mira como es justo,
un infiante, un pensamiento
en que esté seguro el gusto
ni iñva cierto el contento,
si los dos se quieren mal
es pena al ynfierno ygual,
que hater del gusto dolor
y juntarse sin amor
que mas pena, que mas mal?
si el uno ama, padeze,
y el que no ama tanbien,
pues vee lo que no apetece,
que el ser querido no es bien
quando el dueño se aborreze,
pues si marido y muger
se quieren, han de temer
que aquel bien se ha de acabar,
y no es contento gasar
el que se espera perder»
si el marido es jugador
pierde hacienda y calidad
con pobrewd y sin onor.
284 BESPRECHUNGEN. A. RBSTOKI,
y amor con rucesidad
mas es tormento que amor,
si la muger no es hermosa
y con los celos curiosa
a un onbre da en perseguir,
como se puede sufrir
muger fea y ser zelosaP
y si un onbre da en guardar
una muger con cuidado
ella se sabe vengar,
porque amar desconfiado
es offender y no amar,
pues si en trabajos se veri
que mayor dolor tanbien
que ver a un onbre perdido
que es en effeto marido
aun que no se quiera bienP
hasta el hijo que invia
siendo común regouj'o
tal vez disgustos causò,
pues muchas veces un hijo
por mal del padre nadó,
porque enfin no ay casamiento
tan rico ygual y contento,
si todo pudiera ser,
donde no falte un pUuer
y sobre un desabrimiento f
Teresa: Parete, hermano querido,
que el pecho me has consultado ;
discreto sermon ha sido!
E rimasla sola, Teresa giura a Cristo di essere per sempre sua:
No temáis mi dulce esposo
Vuestra soy hasta morir.
Huyendo voy tus loaos mundo aleve
que tantos a la entrada me pusiste
de mi primera edad, que siempre fuiste
largo en palabras y en las obras breve,
A tu desprecio la rason me mueve
que en la verdad de nuestra Fee consiste,
tu fuiste nada y nada al fin me diste,
pues quien recibe nada, que te deve?
Que bien dixo Agustin que tu pintura
era hermosa a mirar, mas no era nada
del cielo comparada a la hermosura I
Por que la tuya es breve y es prestada,
y la del cielo eternamente dura
porque en la eternidad está fundada, f vayase.
OBRAS DE LOPE DE VBGA. 285
[altri 8 fogli, certo del sec. XV 111, diversa mano dal primo] D padre e il
fratello di Teresa parlano della sua strana decisione. Viene il Demonio in
abito d' elegante cavaliere e li persuade a maritarla con D. Bernardino de
Mendoza innamorato di lei ; ma Teresa è irremovibile alle loro ragioni e pre-
ghiere ed entra in convento.
Segunda Jornada de la \santa» aggiunto sopra, dal Rojas] Madre
Theresa de Jesus. La grafia è del primo Seicento e parrebbe esser tutta
autografa di Lope, ma specialmente gli ultimi 4 fogli cioè dal v. pag.490. 2. 52
alla fine. Il testo è sostanzialmente quello del 2° atto stampato dal Menéndez.
Le varianti però sono molte e importanti. Per comodità tipografica le ras-
segno tutte quante in' nota.^ Di alcune (specialmente ove insiste sulle scem-
^ Mancano le 2 strofe di canzone del Angel e Teresa\ notisi che nella
2» mancano nel testo del M. due versi, 1* 8 e il — Pag. 481. i. 28: Sale fray
Mariano . . . Petrona y la madre Priora de monjas — 32: manca señora —
34 : ,,, de un hora. Lo que en estremo me fesa, e manca 36 — 37 : Por
cierto gran ynonja era — 41: Al fin ya la — 47: Un accidente Nacido de
una pasión! Pienso ser de corazón. Fray Mar. No habla? Priora: Ni
ve ni siente. Fray M°. Que tanto a que le dio el mal? — 56 e seg.:
Fray M®. La causa que pudo ser?
Priora: Fue pena y pena mortal.
Entendió por nueba cierta
Que su padre muerto eUfia;
Desde aquel mismo dia
La lloro y tengo por muerta
Fray M®. Tanto sintió el fin postrero
De su muerto padre?
Priora: Tanto
Como e dicho, y no me espanto.
Que era un noble caballero.
Fray M°. Remedios no se le han hecho?
Priora: Todos cuantos han podido,
Pero el mal tan fuerte ha sido.
Que ninguno es de provecho.
Tres doctores la visitan,
Y no hay remedio . . . ecc.
Pag. 481. 2. 52: vedla penando en calma — 59: Tres ha que està de esta
suerte — p. 482. 1.2: gran compasión — 7: Fray M •, Madre, encomen»
dalda a Dios. Priora: Eso .. — 12: Mi padre por ella orad, — 14: Mirad
que llega su hora. En ese — 20: Cerca y atiento estaré — 27: Que rasgan
al cielo el manto, L\os'\ ayres que a Dios envia — 32: Que dices? Petr,
Madre direlo — ^w El que al cielo el manto rompe — 46: La, gantúa de
su fe — 54: Mira que es — 57: Yo no creo en su corona. Priora: 7>«-
gate Dios de su mano. Diet años en la montaña Con aspereza a bufido
Y desde Ytalia a venido Guiado de dios a España — Tubo allá rebelación
Que el y und santa muger Fundadores an de ser De una grande religion.
Petrona: Madre para entre los dos Priora: Callû,, Petrona: Porque
ha de ser santo .... Y el corazón abre a Dios? — pag. 482. 2. 13: su essen-
eia — 14: Que en decir — 15: Del cielo que enamoró, Y que a Dios el
pecho abrió Fué decirte — 19: que servia. Disfrazarme las verdades? No
me meta entretenidades (?) Que diré — 25 : K cuidado — 27 : Ruega —
28: ptiedes — 29: dice invece: Entrase la priora y queda Petrona detras
de la cortina de suerte que no la vean y tiran otra cortina donde está orando
fray Mariano — 33: hermosa. Movido de mi celo. Guardad — 48: para el
alma — 49: dice invece: Tocan una trompeta triste y descúbrese en lo alto
un juicio donde estarà la justicia y la misericordia y San Miguel con un
286 BESPRBCHÜNOKN. A. RESTORI,
piaggini della monica Petrona) si può pensare che ne sia stata cansa la Censura.
Di altre forse fu cagione il voler gli editori togliere alcuni particolari che
proiesso y en lo bajo un angel y un demonio y al tocar la trompeta se
estremecerá el cuerpo de la santa en la cama — p« 483* I*?: servirte —
io: .. hombre justo. Es muerta ja P San Miguel: Señar está esperando.
Just. Pues si no ha muerto désele otro termino» Viva quoi antes en su
cuerpo el alma — 17 e 18: invece: No mandes que este faUo se dilaU, No
es j'uego de niños tu decreto — 22: Quado perdi la silla — 31 e 32: Manda
que muera; tenga efecto al punto. La sentenùa que tienes dada en esto —
41: Temo que si inve — 44: Y mas que tiene el Sol — 55* ^H^» ^ de
fuego. Que en los cóncavos reynos de mi abismo — 61: Calla loco i — 2.9:
invece: De lo boxo a lo alto va subiendo por un artiftMio una silla ardiendo
sin que nadie la toque — 12: Justo jue% quiero que veas. La silla ardiente
, . . nero infierno — 15 e 16: mancano — 17: Porque entiendas a quien —
18 manca — 22: ... amoroso pecho. Que como siempre tengo abierto el mio.
Cualquiera pecador, y a cualquier hora. Puede , , (parola illeggibile) el co*
raçon robarme. Que el cor agon robó de su dios mismo, Dem^. Reniego etc.
— 29: Asentad — 31: manca — 35: venturoso — 40 e seg.: Siérrase el
audiencia y entrase el ángel, y el demonio se ande sentándose en la silla y
salen llamas, y sale la Priora:
Teresa: Ay de mi
Fray M°. que es lo que e visto?
Priora: Lleguemos que vuelve en si,
lleguemos padre
Ter. ay de mi
Fray M^. Sin duda vuelve.
Ter. Ay mi Cristo,
Fray M®, Señora que obeys tenido?
Ter. Sábelo mi alma y dios,
y también lo sabéis vos
que buen testigo abéis sido,
Ol que Dios , , .
Fray M^ bien, que oísteis?
Ter. Vi que el Angel etc.
p. 484. 1.25: Quizá porque en él estuve — 31: que es desvario. Querer
referirlo — 42: Y al fin por no hablar mal — 46: un trato — 47: os
veré — 56 : invece : Entrase fray Mariano y tira la primera cortina para
cobrir la cama y descubre a la hermana Petrona que está dormida y ron*
cando — 2.8: Hermana! Petr. Quien me a llamado? Priora: Despierta,
Petr. Pues que? dormía? — 17: Que estoy velando la enferma. Priora:
Y quando estaba roncando. Era menos ^tc. — 23 e seg. :
Que treinta monjas velando,
soy muger que sin afán
quando era mozuelo ergida
entre deespierta y durmida
amasé una hanega de pan,
no me ocupa el sueño a mi
en lo que tengo de hazer.
Priora: Por cierto buena muger,
Petr. Con esta gracia nací.
Priora: Pues la gracia del roncar?
Petr. En verano es gran partido
que lai/] chinche[s'] a el ruyéU)
no se atreven a llegar
Priora: siempre e de tener mohínas
por este sueño pesado!
Petr. pues a fe que me a costado
OBRAS DE LOPB DE VEGA. 287
parvero loro indecorosi per la Santa (come il dolore per la morte del padre,
V esser Mariano un cavaliere italiano) mentre invece sono rigorosamente storici.
3® atto: Vida y m^, de sao. Teresa de Jesus [è tutto della stessa mano,
del secolo scorso; essa è però mano diversa dalle due pure del '700 che
mas de treinta detiplinas.
Priora: oy las llevará dobladas,
dos diziplinas serán,
Petr. madre en ... no están
las mataduras pasadas
Priora: pues tan desctíidada anduvo
paciencia, que no ay disculpa,
Petr. no e tenido yo la culpa,
que la almendrada la tuvo.
Priora: nueva culpa, nueva nota!
Petr. la hermana almendrada, madre,
en el nombre de dios padre
la bebí sin dejar gota,
pudiera un muerto bebella.
Priora: quiere en condition ponerme?
Petr. quien sin almendrada duerme,
madre, que ha de hater con ella?
luego el sueño me cargó,
que si almendrada no hubiera
yo se que no me durmiera.
Priora: y el ayuno quebrantó!
quien vio tal bellaqueria?
Petr. mejor me fuera callar! (a parte)
yo? por no la deramar
que lastima se me haua.
Priora: quebrar éla, que no es Justo
gran monja bien dotrinada
Petr. madre la hermana almendrada
hiso cosquichas al gusto.
Priora: pues la hermana diuplina
las podrá quitar
Petr. dexaldas,
que las hermanas espaldas
reubiran gran maxina (sic)
Priora: irán la diuplinando
en lo que ha de ha%er desde oy,
Petr. tan dvùplinada estoy
que no se por donde ando,
mi daño está bien notorio
y mis anotes mortales
pues tengo mas cardenales
que roma en su consistorio.
Priora: Hermana,
Petr. ya no ay cosquillas
que haze de ermananearme (sic)
y será para contarme
con un ramal las costillas
Priora: Hermana venga conmigo
Petr. reniego de la obediencia
Priora: que dice?
Petr. madre patencia
que meretco gran castigo,
ya madre no me disculpo.
Priora: vamos hermana Petrona,
388 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
scrìssero i citati fogli nel inatto] Teresa ha già fondati molti conventi; il
fratello di lei è già morto. Dopo sei anni di assenza torna D. Bernardino di
Petr. con azotes me sazona
como si fuera yo pulpa.
Entranse y sale la santa y fray Mariano
Teresa: ya, padre, imena me siento etc.
37: El proviniial superior. Me hizo mucha — 47: Estraña por cierto es
esa — pag. 485. 1.5: Temeranme por el nombre — 7 — 16 mancano, e invece:
Fray M^. En tu virtud reforçada Restaura dios al Carmelo, Pues eres
torre en el suelo. Contra los vicios y aumada — Lee la patente — 20: En-
carnación del Carmen de la ciudad de Avila, pare que por su misma aucto-
ridad pueda — 21: de reclusas Descalzas — 22: Orden del Carmen —
23: guardando la regla — idx de las dichas fundaciones — 28: que su
voluntad fuere; no exediendo con el breve que de su Santidad tiene para
las dichas fundaciones, y mandamos — 32 : manca la data — Salazar, Pro-
vinziat» — 35: Que dices? — 39: Que os den. — 50: Teresa: Del Carmen
soy .... Elias mostrò Profetico y santo , . . llamó. Fray M*. Oj'ald etc. —
2.4: Por mi a todo me — II : Fray M®. De que? Teresa: De mas de
un convento — 19: crecido — 20: malparado — 21: reedificado — 24: Quien
jamas supo mentir — 33 : Siéntase fray Mo, y la santa se tiene de rodillas
y sale un demonio y se pone junto a la monja — 43 : Otra puesto ... Y
otra en la cruz enclavado — 47: importa este dia! — 53: monja engañaba
(mancherebbe la rima) — pag. 486. 1. 1: formas mudò — 7: mudar — 14: Que
huyáis esas ilusiones — 18: Huyd, y si no podréis ... haréis — 26: Porque
no os perdais lo mando . . . oficio, Teresa: No hay . . . ilusión? — 36: San
Mauro — 38: ^» el yermo — 40: Y en el monte — 50: que hacer; Ya
entablé mi pretension Fray M**. Cuando ... ilusión. Huid a todo correr, —
2. 3: segue a questo v. un sonetto:
Niño jesús regalo de Maria
mi dios, mi bien, mi grazia, mi consuelo
(manca)
de tu mano me venga en este dia
No canse tus oidos mi porfia
pues que conozes mi amoroso zelo,
y no me falte en este desconsuelo
el claro norte de tu cierta guia.
Tu siervo soy, defiende mi partido
que al siervo el buen señor, quando lo es tanto,
def endette es razón de qualquier modo.
Dudosa estoy, ya aclara mi sentido,
líbrame niño mio de este encanto
\y\ líbrame de mi que es mas que todo,
4: Suena musica, descúbrese un niño yesus sobre el altar de la capilla y la
santa se espanta y huye — 1 1 : manca me — 1 5 : dudas. Dios, Veo que me —
17: Que al confesor — 19: Huya la santa y al tiempo que se va a entrar
sale San Pablo con un montante desnudo — 22: Teresa: Quien eres?
San Pa. San Pablo soy — 28: Y pienso en todo — y): Al tiempo que se
va a entrar por la otra puerta sale a la otra parte San Pedro con un
venablo de artifizio que echase fuego — 32: Donde huyes? Ter. Ay de nU!
S. Pe. Vuelve etc. — 37: serlo aquí — 42: San Pedro soy que por Dios,
Estoy guardando — 45: Válgame Jesus, — pag*487. 1. 20: mí ordena —
28: me advirtió — 30: manca os — 31: Que las — 32: dopo questo v. e' ¿
la redondilla: Que améis ... Pasión — 34: Cien mil — 35: Que por —
37: tomaldas — 42: Pues ya en eUa me salvasteis — 50: armas son éstas»
Tiníendolas vos ya puestas Claro estd que heis de estimarlas. De las higas
etc. — 60 e 61: Y considerad señor A quien le vendrán mejor. Que a un
OBRAS DB LOPE DB VEGA. 289
Mendoza, ed offre il suo patrimonio perché Teresa costruisca un convento in
Valladolid. Entrano la Vanidad e la Envidia ; esse fanno rovinare il con-
niño que es tan hermoso — 2.3: Y tal hermosura veo — 4: daros mi bien
deseo — 9: son para vos de cristal — 12: traigáis — 17: Higas y cruces —
21: como rey — 22: quiero hater — 26: Bien supiste Obligarme. Ter.
Supe amar — 35: Colgar ¿la en el — 38: tan bellas. Toda es de finos dia-
mantes; Son piedras tan reluzientes (mancherebbe la rima) — 54: Y lo que
pides haré — 55: Tocan chirimías y va subiendo el niño arimado al teatro.
Musica: Aunque mas peligros etc. — pag. 488. 1.6: iman en — 8: Por
seguir quedo aliando, A Dios que me està llamando (e virgola dopo corazón)
— 18: Que en despertando le pesa — 24: podéis volver (sic) — 32: Tenerla.
Ter.: Por qué razón? Priora: Porque .... Muchos estorbos tenéis —
49: Qué canción? Ter. Esta del cielo. D». Ja. Que pierde el seso rezelo
Con esta su fundación — 2.4:
Yo sé que no se ha caído.
Petrona sigúeme oy
y ayúdame a postealla.
Petr. No puedo madre ayudalla
porque deslomada estoy.
Priora: Un par de disciplinillas
con tanto rigor las siente?
Ter. Quien te deslomó (sic)
Petr. veynte y quatro me assentò
en las hermanas costillas.
Ter. no aya dios
Petr. bueno es esto
si un año madre pasara
sospecho que me acordara
de mi sangriento sujeto.
las espaldas por mis males
todavía están sentidas
que de las grandes heridas
siempre quedan los señales.
Ter. Las paredes malparadas etc.
6: de aderezar. Petrona: Mejor fuera de ensebar Mis espaldas azotadas —
27: Toda la revolución — 45: mi marido. Teresa: Que esa la ocasión a
sido? D». Ja. Este es etc. — 55: Dicen — 60: su convento — 611 de
fuer ça — 63: Dicen — pag. 489. I. 3: que escucho? D». Ja. Pienso y con
razón, hermana. Que la fundación se quede. Teresa: Dios es quien todo
lo puede, Y qualquier peligro allana. Da. Ja. Aunque ...es tan sabida.
La casa en tierra — 9: Cantan otra vez el villancico: Aunque mas con-
t rar io — 20: que tenéis — 23: Bien lo entendéis — 24:
Priora: Muestra de ello me habéis dado.
Teresa: Vamos hermana y haremos
el convento aderezar
Petrona: Que se puede reparar
si dineros no tenemos?
Ter. Vendré un par de diamantes
de los cinco de esta cruz.
Petr. Donde están?
Ter. No veis la luz
de sus rayos relumbrantes?
Da. Ja. i/na cruz de palo veo.
Ter. Dios permite, sacra cruz,
que yo goze de tu luz,
y esto ha sido y esto creo.
Petr. Que nuevo antoxo este fué?
Ter. Diamantes sin duda son
Zeitschr. t rom. Phil. XXII.
19
290 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI,
vento di nuovo fondato [ripetizione del miracolo già esposto nella 2^ giornata,
il che è nuova prova che la riunione non può esser che capricciosa]. Sotto
cue labro mi comçon
con la sangre de su /e.
Que no gozáis desta luz?
Da. Ja. Dexad eso, hermana mia.
Ter. Luz pueden prestar al dia
los diamantes de esta cruz.
Estas ricas piedras bellas
si el zielo allá las tubiera
cadaqual pienso que fuera
la mexor de sus estreUas,
D*. Ja. Señora, volved en vos;
donde está vuestra cordura?
Ter. Si es que el amor es locura
loca estoy de amor de dios.
Reparar su casa quiero,
fiada en su proveedor,
que pues sirvo a buen señor
no me a de faltar dinero.
Priora. Tratad lo que mas etc.
35: Yo sus pasos también sigo. Señora, Ter. Vente — 47: con palabras y
cadenas — 50: ^ templo de — 52: Que andando el tiempo ha de ser Rica
aduana — 2.4: piedras tan — 6: Mejorándolo de — 14: Por todo que tu
lo dices — 21: Confiad que — 26: ... cobra, Ast aro t: No ay contento
sin sozobra — 30: Que tememos} Dem. Ay de mi! — 41:
Demonio: Pues yo con él no me atrevo.
Del cielo debe de ser.
Hoy en mis trazas concluye.
Nuestros intentos destruye.
Ast. Ya empiezan a reparar.
Dem. No tenemos qi^ esperar.
Huye Astarot,
Ast. Luzbel, huye,
Vanse los demonios y sellen D, Diego y D, Ramiro,
Ram. Una pretension llevamos.
Die. Todo mi amor es estremo.
Ram. Doña Juana es, que dudamos?
Die. Páreteme que la hablemos.
Ram. Lleguemos pues, que esperamos?
Die. Guárdete el cielo, señora.
De quien oy la blanca aurora
Quiso imitar las colores
Cuando matiza de flores
Las esmeraldas de Flora,
Da. J«, Perdonadme, (quiere yr)
Die. Óyeme a mi.
Que soy quien mas de los dos
Se cobre el mirar aquí
Pues tan bella te h¿so Dios
que te perderás por tú
Oy te podremos partir.
Ram. Yo por no contradezir
La fundaúon que deseas,
mi intento quiero que veas
Die. Yo mi amor puedo deùr.
Los dos somos regidores
y mándanos la ciudad
OBRAS DB ¿OPE DE VEGA. 2g I
le macerie rimane ucciso il figlio della sorella di Teresa; le è portato e lo
risuscita. Intanto si sa che Bernardino de Mendoza è morto; ne compare
que seamos contradictores.
Da. Ja. Aqui está mi hermana, entrad,
vuestro ofizio haced señores.
Haced la contradizion
y estorbad la fundation
si no la te fiéis por buena.
Ram. Yo rezelo darte pena.
Die. Yo temo y tengo afizion.
Ram. Pues oy miraros merezco
por que no contradiré , .
D i e. Pues yo a serviros me ofrezco
porque entendais de mi fe
que por la vuestra padezco.
Da, Ja. La merced en mucho estimo.
Die. Llegad le serbicio{?)
Da. Ja. Primo ..
Die. Preziome de muy cortes
solo después
que ya de nuevo me animo.
Vanse D. Ramiro y D, Diego ; sale Teresa etc.
pag. 490. 1.5: obra de Dios — 48: öj contradirán — 51: Quien P Da. Ja.
Don Ramiro y Don Diego — 58: Que por oy no volverán — 2. 13: de
pagar la obra? (mancherebbe la rima) — 16: Proveer alo Dios todo —
20: Conmigo en tierra cal — 26:
De nuevo me siento agora.
Ter. Sosiega hermana, que sientes?
Petr. Madre nuevos atidentes
con dolores mal seguros,
siento los azotes duros
como si fueran rezientes,
ciento quarenta esportillas
e sacado oy por quenta
y alfin .... henchillas
la lier mana carga se asienta
en las hermanas costillas,
Ter. Que todavía te dura?
Petr. no me a de hazer enbarazo
si tengo en [^/] espinazo
dos lonxas de matadura
Ter. A nuestro oficio volvamos,
este edifizio acabemos
Petr. Madre etc.
33: manca — 34: por Dios esto hacemos — 38: Fundado en divino —
39: Querida hermana — 45: Mi señor Diego de Ovalle — ¿^1', El corazón
se me ufana — 49: de mi — 51 : manca — 53: pecho encendido. Mas que —
58: vida, mi pal, — Pag. 491. I. 14: Mi oydos engañados — 29: Por no
ser cruel — 30: estar? — 32: Y claro la pienso de hablar — 39: Pá scUe
mi lier mana, hablad. Que oy os — 47: Por hoy — 50 : manca — 52: pesar
a — 58: Yo tengo dos mil reales — 2. 10: Sabéis lo que — 12: Ya sé de
mi hermana el gusto — 13: non manca nulla — 15: Sin duda mi intento
es justo — 23 : Dios sin duda anduvo en ella — 27 : pagad los obreros —
29 : Dios se descuidó — 35 : Aqül van dos mil reales — 40 : Salen los ofi-
ziales con tunizelas blancas tocando los estrumentos y cantando este xnllan'
cico — 44: Razón es que ayamos sido — 52: Veis hermana pagado?
Da. Ja. ¿s tanto ya lo que veo. Que me turba mi alegría. Ter. Hermana
el que en Dios confia. Bien negocia. Da. Ja. Assi lo creo — Pag. 492. I. 5:
Lo efetuasteis vos -^ xd; lo que el amor me — 29: Z^ que en esto se tra-
19*
292 BESPRECHUNG£N. A. RBSTORI,
V anima a Teresa , liberata dal Purgatorio a di lei preghiera. Dà fine alla
commedia la morte di Santa Teresa in Alba.
Questo sunto non può lasciar dubbio che si tratti di una vera con-
taminazione. Un primo e un terz' atto di commedia del secolo scorso (forse
opera di due o tre Ingenios) sono stati alla meglio completati con una scena
del primo atto e con tutto il second' atto di una commedia del Seicento, sia
poi essa di Lope o d' altri. Riman però da osservare che la commedia del
Settecento era perfettamente sconosciuta a tutti i catalogisti. Ma il più strano
è che mentre il secondo atto, in sostanza, concorda col testo del Menendez,
di quella scena del i° atto da me in parte qui edita, e che indubbiamente
faceva parte dello stesso ms., non ce ne sia nel testo impresso la minima
traccia.^ Inutile per ora accumulare ipotesi, tanto più che non posseggo tutti
i documenti del processo; il Barrera infatti segnalò un ms. di questa com-
media di Lope {Catdl. p. 435. i^) che non deve essersi perduto, perché era
nella biblioteca Osuna. Ad esso poteva ricorrere V editore per correggere gli
errori della vecchia e non buona stampa di Tortosa, ed esso forse potrà
rischiarare i dubbi sollevati da questo curioso ms. parmense.
La commedia che segue. Mártires del Japón, era inedita finora. I versi
ultimi: El perdón y fin se deben Al suceso del Japón, Del año que estd pre-
sente, danno la data della commedia. I^ fervorosa ma imprudente condotta
del padre Alonso de Navarrete, condusse lui e i suoi compagni al martirio
nell* anno 161 7 (v. Charlevoix, Hist, du Japon, Paris 1736, II 222—25). ^
strano che Lope non ricordasse questa commedia al pubblicare, nel febbraio
1618, la sua seconda lista del Peregrino,
Altra commedia pure inedita è quella del Truhán del cielo y Loco santo,
che è frate Ginepro seguace di San Francesco. Io non credo che possa ri-
tenersi questa commedia per la i<^ parte del Serafin humano, non tanto per
ciò che osserva il M. (p. LVi) quanto perché questa commedia del Truhán
del cielo è essa stessa, come dichiarano i versi finali, una primera parte. Il
Serafin humano narra la prima vita e fondazione francescana del gran Santo
d'Assisi; la seconda parte doveva narrarne i miracoli e le glorie; e appunto
tara — 39: Sin reparar, en el ruin — 52: fuera puesto en razón — 56: £u
prozeder — ^S: Si me dierades la parte — 2.3; la guise — 6: Que es
vuestro intento atrevido. Don Diego: Htjo de un pecho doblado. Vos
sois etc. — 13: Ya cierro el labio. Que es bien que quien tiene — 15:1^
acero, (tneten mano). Ob a lie: Yo defiendo lo que dixe, D». J». Ay de mi
triste aflixida. En peligro está mi vida. Si el cielo no lo corixe, Teresa:
Abajad su diferencia. Mi Cristo aora en ¿I, quando .... os mando Que pare
aquí — 24: amada. Me aparto — 29: No puedo tener la espada, D*. J».
Hermano venid conmigo. Que Dios nos a de valer, O bal le: No ay peUgro
que temer Pues que vuestra sombra sigo — 47 : Entranse con que se da fin
a la segunda jornada,
^ I primi fogli dell' atto del Settecento hanno, pare, la stessa sittuuùone
dramática che il frammento del '600 ; si può dunque pensare che già nell' antica
commedia (di Lope o d' altri) fossero i particolari, per verità rigorosamente
storici ma poco riverenti per la futura Santa, della sua cura aUa toeletta e
delle sue letture di romanzi profani. In tal caso a rifare del tutto il primo
atto, quale lo vediamo nel testo seguito dal Menendez, 1' autore potrebbe
essere stato costretto dalla Censura, non solo per avere la posteriore licenza
di stampa, ma anche prima per il permesso di rappresentazione; e ooid il firam-
mento parmense sarebbe un avanzo della primitiva redazione.
OBRAS DE LOPB DS VB6A. 293
di Lope si cita una commedia (cataL Huerta) col titolo Gloria de San Francisco,
ma pare perduta. Io credo pero che ne possediamo un rifacimento molto pe-
dissequo in una rara commedia intitolata Milagros del Serafini Essa è attri-
buita a un Alonso Osuna di cui nulla si sa. Varí fatti del Seraftn humano
(come il taglio del piede di porco, il pericolo di fra Ginepro d' essere impiccato
in Viterbo) son qui ricordati come già avvenuti. Ma quanto alla forma son rari
i brani che potrebber esser di Lope; la versificazione deve esser stata rifatta
con tendenze culterane, il che è avvenuto, come rilevò il Menéndez, per
parecchie altre produzioni di Lope.
Di questa sezione di vite di santi e leggende pietose, doveva far parte
una commedia da me segnalata (LVC. p. 28) col titolo: Bl Negro del mejor
amo. Si tratta infatti del negro Antiobo che, dopo varie avventure, convertito
al cristianesimo, difende la Sardegna dai Turchi, vive in una grotta da ere-
mita e morto in odore di santità opera miracoli. Non pare potersi dubitare
della attribuzione a Lope, poiché V antico ms. parmense appartenne al Martinez
de Mora e al Rojas; è dunque una dimenticanza che bisognerà riparare.
A pag. LVi — Lvn il Menéndez chiude il teatro religioso di Lope con un
breve cenno di quei suoi drammi sacri che sono andati perduti; e di quelli
che portano in alcun ms. o suelta il nome di Lope, ma senz' altra prova intrin-
seca o estrinseca che ci obblighi a tenerli per suoi. Per dir subito di questi,
parrebbe veramente che il portare il nome di Lope, salvo prova in contrario,
sia un argomento estrinseco di qualche peso.' Pur potendosi dubitare della
autenticità di alcuni drammi (Corona derribada. Anticristo, Animai prof età.
Santa Teresa) V editore, nel dubbio, saviamente li incluse; bisogna adunque
dire che per i tralasciati abbia avuto la certena che non eran di lK>pe. £ di
questa certezza, desunta forse dall' esame intrinseco delle produzioni, si poteva-
no accennare i motivi. Ciò dicasi per il Casamiento por Cristo di cui e' è un
ms. della biblioteca Osuna, e per la Santa Casilda di cui il Barrera cita un
ms. nella stessa biblioteca. Il M. non lo cita, e anzi per questa commedia
chiede: ¿Será idéntica con los Lagos de San Vicente, de Tirso de Molina,
publicada en la parte quinta de sus comedias? Questa domanda fa supporre
che il ms. Osuna sia andato perduto, perché se no il confironto era facile.
Per conto mio, letti i Lagos de S, Vicente, ove si svolge la i^ parte della
vita di Sa. Casilda, li ritengo indubbiamente di Tirso. In modo indipendente
da Tirso trattò la vita della stessa santa l'anonimo autore dei Valles de
Sopetran, di cui e' é a Parma un buon ms. [DA n^ 832]. È possibile (ma
é una possibilità e nuli' altro) che qui sia rifuso 1' argomento di Lope; nello
stato attuale questa produzione però é di certo posteriore a Lope.
1 Fu edita in un rarissimo volume (Barr. Catdl. 686, la) intitolato
Parie XLI de Com. varios autores. Valenza (si ignora la data, ma pare tra
il 1640 — 50). A Parma (DA voi. 54) ce n' é un testo molto antico: sembre-
rebbe strappato da quel volume, ma avendo fogliatura propria, A — D 4, e
dopo il FIN non essendoci in basso la lettera capoverso dd foglio seguente,
sarà piuttosto da ritenere un' antica suelta, U epigrafe è: Comedia /àmosa, \
Milagros del \ Serafín, \ De Alonso de Osvna, \ Personas. (I personaggi sono:
Orado Nicolas, El demonio. Toruno Labrador, Bartola su muger, Roberto,
San Francisco, Junípero, Christo, Vn pastor, Gilberto Ciudadano,)
' E di qualche peso é anche l' argomento inverso, che cioè questi
drammi, qui attribuiti a Lope de Vega, non sieno mai stati attribuiti ad
altro autore.
294 BESPRECHUNGRN. A. RESTORI,
Quanto alla Orden de Redención ho già esposto il sospetto (pag. 377)
che si tratti di un 2° titolo della Vida de San Pedro Nolasco,
La commedia La Peña de Francia è proprio di Lope, ma non doveva
figurare tra queste di argomento sacro, ad onta che Huerta, seguendo al solito
qualche suelta, la cataloghi col titolo Nuestra Señora de la Peña de Francia,
Essa non è altro che El casamiento en la muerte y hechos de Bernardo
del Carpio, identità già constatata dal Barrera {Catál. 533, 2», 572, I» e 683, 3»).
n titolo dello Huerta, fu forse suggerito dal fatto che una sacra immagine della
Vergine, per sfuggire alle mani dei Mori, miracolosamente si nasconde nel seno
di un macigno. La stessa antica leggenda, e il miracoloso ritrovamento di
essa immagine, fu trattata da Tirso nella sua Peña de Francia, in modo
affatto indipendente da Lope, ed anzi pare risalendo a fonti differenti; il
nascondimento della immagine è avvenuto secondo Lope ai tempi carolingi»
secondo Tirso sotto Roderigo visigoto.
Le commedie d' argomento sacro che Lope stesso citò come sue nel
Peregrino e che paiono perdute, sono tredici, né purtroppo le mie ricerche
han potuto con certezza diminuire questo numero. Rimane il sospetto che
in commedie posteriori, sviluppanti gli stessi argomenti, si possa avere dei
rifacimenti o rifusioni, più o men libere, delle commedie di Lope. Qaesto
sospetto m' è nato, per esempio, per V Angel de las escuelas del Lanini, che
potrebbe aver rifatto il Santo lomds de Aquino di Lope, mettendoci però
molto del suo ; ^ assai più fòrte è questa mia credenza per i Dos prodigios
de Roma del Matos, poiché 1' autore altre volte ha rifuso argomenti lopiam,
e questa commedia ha tutta V apparenza di un rifacimento del San Adrián y
Santa Natalia, Né si può escludere che nel Prodigio de los Montes, citato
dal M. (p. LVi), o neir Arco de Paz del cielo dell' Arboreda o Arboleda
(v. DA p. 1 7), non sia rimasto qualche tratto della Bárbara del cielo di Lope ;
e nelle molte commedie su Santa Maddalena qualche tratto della Mejor
enamorada,^ Ma siffatte probabilità, pur senza perderle di vista, non posBono
sic rebus stantibus esser oggetto di discussioni seriamente scientifiche. Quanto
al San Roque potrebbe essere di Lope quell* auto da me segnalato, la cui
grafia è forse del M. de Mora; è in due giornate, e ciò può avere indotto il
Vega, spesso smemorato delle cose sue, a citarlo come commedia; ma io»
suU' esame dello stile e della versificazione non ardisco affermare più in là
della possibilità.* Più interessante sarà il notare che sopra Sanf Antonio di
Padova (titolo di una produzione di Lope or smarrita) corrono sotto uno
stesso titolo, El Divino Portugués, e attribuite perciò a un unico autore» il
Montalban, due commedie affatto distinte. L' una è edita nel Segundo Tomo
delle commedie del Montalban (qui ho visto V edizione di Valenza, Macé 1652)
e non può esserci dubbio che non sia sua; i versi finali di essa confermano
> Un Angel de las escuelas del Vidal tratta forse lo stesso argomento»
ma io non 1' ho visto.
^ Errore di st. nel M. Mujer enam, — Sopra S^. Maddalena, v. nell'/ii-
dice del Barrera: Conversion de la M., Gloriosa M„ Magdalena (due» Ma-
luenda e Velez), Nueva Aurora, Sol de la fé en Marsella, — Della commedia
(di Lope?) pare ci sia un ms. anonimo e incompleto in possessione del sigr.
Gayangos, sul quale ms. manca ogni notizia (p. LVi).
* Altre comm. su San Roque, vedi nell' Indice del Barrera: Estrella do
Mompeller, Peregrino en su patria.
OBRAS DB LOPE DB VEGA. 2Q5
il tìtolo di Divino portugués. La seconda invece, che ho visto in due sueltas
del secolo scorso, è del tutto diversa, e finisce cosi:
Aquí Senado discreto
dà fin la Historia y comedia
del Mas tierno portugués.
No ay que aguardar mi merienda,^
Questa potrebb' essere la 20 parte di quella del Montalban edita nel Segundo
tomo (la quale è data come parte primera) sebbene non consti che questa
2» parte sia stata poi scritta: come anche potrebbe essere quella di Lope
creduta smarrita ; senza escludere che non sia né una cosa né 1' altra. Comun-
que, il fatto meritava d' essere segnalato agli intendenti.
Essendo qui finite le osservazioni sul teatro religioso di Lope, le pro-
porzioni prese da questa recensione consigliano di rimandare ad altro fasci-
colo gli appunti sulla parte già edita del teatro profano,
(Fortsetzung folgt.)
A. Rkstori.
Giornale Storico della Ijetteratura Italiana. Anno XV, Voi. XXX,
fase. 3.
G. Salvo-Cozzo, Le »»rime sparse" e il trionfo delP eternità di Fran-
Cesco Petrarca nei codici vaticani latini 3195 e 3196. Der wichtige Artikel
ist eine Kritik der Ausgabe Mesticas und berührt sich in manchen Punkten
mit Appels vorzüglichen Ausführungen im Literaturblatt XVIII (1897) Sp. 20
bis 28. Nachdem gezeigt, dafs die Abschrift des cod. vat. 3195 nicht vor
1366 und nicht später als 1368 begonnen wurde, dafs ein Teil des cod. vat. 3196
seine unmittelbare Vorlage ist, und dafs er nicht zu der Ausgabe von 1501
benutzt sein kann, da er erst viel spater in Bembos Besitz gelangte, wird eine
eingehende Nachprüfung der beiden Handschriften vorgenommen. Der Titel
„Canzoniere" gefällt S.-C. nicht, sondern er will dafür „Rime sparse" ein-
setzen, wie Petrarca seine Gedichte bezeichnete. In Bezug auf die Reihen-
folge der Lieder macht er darauf aufmerksam, dafs bei 5 der letzten 31 die
Zahlen, wenn auch noch sichtbar, wegradiert sind, ihr endgiltiger Platz somit
unbestimmt bleibt Mit Recht tadelt er dann die schwankende Wiedergabe
der Schreibung der Handschrift bei Mestica und sein eigenmächtiges Aendem
in Formen. Der wichtigste Nachtrag, den S.-C. bringt, sind dann aber die
Varianten, die der cod. gegenüber Mesticas Druck aufweist, seine Vorschläge
anderweitiger Worttrennung, die Aufschlüsse über die Interpunktion in der
Handschrift und die Nachvergleichung des cod. 3196. Ich verstehe nicht, wie
in der Canzone Lasso me» eh* i* non so in qual parte pieghi der Vers Altri
ch^ io stesso e 7 desiar soverchio nach richtig gestellter Interpunktion eine
Antwort auf die drei Fragen der voraufgehenden Zeile sein kann; ich meine,
* Queste duc sueltas sono nei volumi parmensi CC. II. 28056, l® e 3®,
Son due madrilène, 1' una di Juan Sanz scnz' anno, 1' altra di Antonio Sanz
1743. Ignoro quale di queste due commedie sia la stampata a Valencia 1646
e a Saragoza 1652 {Catdl, p. 708, i^ e 687, i^). La duplicità era già stata
notata dallo Schack (I Nachträge 60).
2g6 BESPRECHUNGEN. B. WIESE,
nur auf die letzte (S. 399). Besondere Genugthnung empfinde ich über die
Verteidigung von Toblcrs Interpunktion der Verse 20 — 23 in der Canzone
Itaita mia,
VARIETÀ.
E. Bertana, Intorno al sonetto del Parini „Per la macchina aero»
statica" handelt mit der bekannten Sachkenntnis in Anschlnfs an dies Sonett,
als dessen Entstehungszeit das Jahr 1784 erwiesen wird, von der Litteratnr,
die sich mit der Erfindung des Luftballons beschäftigt, unter anderem des
längeren bei Montis Ode AI sig. di Montgolfier verweilend.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA:
Seherin o, Alcuni capitoli della biografia di Dante (Calograsso). —
Pircher, Horaz und Vida; Zaniboni, Virgilio e V Eneide secondo un
critico del cinquecento (Cotronei). — Gauthiez, V Arilin (Sicardi, Richtige
Würdigung dieses Machwerkes). — De Gregorio, Glottologia (De Lollis).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO:
Dob e Ili, Studi letterari. Passerini, Colletione di opuscoli danteschi
inediti o rari, Disp,i^ — 43. Za noni, La mente di Francesco Guicciardini
nelle opere politiche e storiche. Lisio, Orazioni scelte del sec, XVI, Se-
rena, G, Barelli, La frusta letteraria, illustrata e annotata, Maurici,
Storia del Cinque maggio,
PUBBLICAZIONI NUZIALI.
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
R. Truffi, Le „nuvole d* agosto" erklärt die viel gequälten Verse
Purg. V 37 — 39 dahin : „io non vidi mai baleni (i baleni del caldo) fendere
di prima notte il cielo con tanta velocita né (vidi mai) il sole tramontante
fendere si rapidamente le nuvole nel mese di agosto" und stützt seine Ansicht
durch ein Citat aus dem Pome del Bel Fioretto. Ich gebe ihm Recht in
seiner Erklärung. A. Butti, Bricciole Leopardiane, Bemerkungen zu fünf
Stellen des Gedichtes „Nelle nozze della sorella Paolina**, die klassische Vor-
bilder nachweisen. Dafs der „Consalvo** später als 1821 anzusetzen sei nur
aus stilistischen Gründen schliefsen zu wollen, halte ich für ebenso verfehlt
wie Valios Ansicht, in der Elvira die Paulina Ranieri zu erblicken. P. Bel-
lezza, Ancora i nomi dé* Brain ne* „Promessi Sposi" bringt in Anschlub
an Tamassias Bemerkung im vorigen Hefte S. 352 — 3 eine Stelle aus einem
Briefe Manzonis zum Abdrucke, aus der hervorgeht, dafs die Namen der
Bravi zum Teil wenigstens frei erfunden wurden.
CRONACA:
Periodici, kurze Mitteilungen, neuerschienene Bücher, Nachrufe für
Jakob Burckhardt (R.), Francesco Ambrosi (G. Z.) und Griovanni De Castro.
Berthold Wiese.
Romania No. 102, Avril 1897; ^o. 103, Juillet 1897, '^* XXVI.
No. 102.
Ph. Lauer, Louis IV d* Outremer et le fragment d'Isembart et Gor»
mont. In Flodoards Annalen und in Richers Histor. Libri wird eines Kampfes
gegen einen Renegaten Turmod und einen Piratenkönig (Wikinger) Setric ge-
dacht (943), an dem Ludwig d'outremer persönlichen Anteil hatte; er selbst
tötete Turmod, nachdem er von ihm verletzt worden, und auch Setric fid.
GIORNALE STORICO VOL. XXX, 297
in einem Busch versteckt, von drei Lanzen durchbohrt; Ludwig starb bald
darauf. Diese Einzelheiten berühren sich nahe mit dem Bruchstück von Gor-
mont und Isembart, so dafs L. mit Grund vermutet, dafs aufser der Erinne-
rung an Ludwig m. und die Schlacht von Saucourt (881) und an den Nor-
mannenfuhrer Wurmo auch jene jüngeren Ereignisse in die Dichtung von
Gormont und Isembart hineinspielen und wesentliche Bestandteile derselben
geworden seien. Die Erhaltung solcher Einzelheiten in G. u. I. zwingt anzu-
nehmen, dafs schon im 10. Jh. über den Gregenstand gedichtet wurde.
A. Jeanroy, Études sur le cycle de Guillaume au court net, III. Notes
sur la légende de Vivien (über II. s. Zts. 22, 141; über I. s. das. 21, 307).
J. sucht sich ein Bild von der Grundlage unseres Covenant Vivien zu machen,
die Figuren, die an der Handlung beteiligt waren, und den Anteil zu er-
kennen, den der Ueberarbeiter von AUscans, der den Covenant und Aliscans
mit Guillaume als Hauptfigur zusammenschlofs (Viviens Flucht, Figur Rai-
nouart u. a.), an der Umgestaltung einer älteren Ueberlieferung gehabt hat.
Die primitivste Form der Dichtung über Vivien möchte J. in einem Bericht
im Leben des h. Honorât (Mitte 1 3. Jh.) erblicken , worin von einem Krieger
Vczian erzählt wird, der Karl d. Gr. auf seinem Krönungszug nach Italien
begleitete, beim Ueberschreiten der Alpen erkrankte und in Honorats Kloster
zu Montargent Aufnahme fand; er starb dann bei der Belagerung von Arles,
bei der er den aus Italien zurückgekehrten Karl unterstützte ; sein Rächer ist
hier Karl. Trotz der Verschiedenheit der Namensform (Vézian : Vivian, Vivien)
und sonstigen Abweichungen (Guillaume an Stelle Karls d. Gr. u. dgl.) sind
diese Anklänge an Covenant Vivien und einen Teil von Aliscans merkwürdig;
es scheint nicht, dafs der logische Bericht im Honoratleben aus unserem
Convenant Vivien -\- Aliscans des 12. Jhs. geflossen ist. Gern würde man aber
doch genauer erfahren, als es bisher möglich war, wie der Verf. der Vita des
Honorât seine Quellen benutzt hat, um diese Möglichkeit auszuschliefsen.
J.s Ausfahrungen enthalten nebenher viele wichtige und anregende Bemer>
kungen zur Frage nach der Bildung der Epen des Wilhelmcyklus.
J. Ulrich, Deux traductions en haut engadinois du id« siècle: Ueber-
setzung von Versen aus des Sulpidus de Veroli (2. Hälfte 15. Jh.) carmen de
moribus et civilitate puerorum und von Versen der Disticha Catonis in paar-
weis gereimten Zeilen, Hs. Chur. Der lat. Text ist beigedruckt. Am Schlüsse
Glossar.
P. Meyer, Traités en vers provençaux sur V astrologie et la géomancie.
Die Hs. Bibl. nat. fonds lat. 7420 A vom Jahre 1332 oder 1333, im Süden,
vielleicht in Montpellier oder Toulouse, hergestellt, enthält unter allerlei lat.
Lehrschriften und Versen über Teile der Artes, über Wahrsagerkunst u. a.
ein Gedicht über Astrologie und ein zweites über Punktierkunst, Géomancie,
in prov. Sprache, das letztere vielleicht unvollständig abgeschrieben , aber ge-
kannt und benutzt von dem Verfasser des ersteren, der, als Meister G, be-
zeichnet, „vermutlich Guillem geheifsen" hat. Als seine Quelle nennt G, ein
Buch des Ptolemäus für seine Tochter und beruft sich auf mehrere andere
Autoritäten, von denen M. alle bis auf einen als sonst bekannte astrologische
u. dgl. Schriftsteller ermittelt hat, ohne dafs es jedoch gelungen wäre, die
Quelle G.s selbst schon nachzuweisen. Nach S. 262 f. kommt das Arcanum
des Ptolemäus besonders in Betracht Das Gedicht, von dessen 1550 Acht-
silbnem M. den verständlicheren ersten Abschnitt und einige weitere Stücke,
2gS BESPRECHUNGEN. O. G., W. MSYSR-LÜBKE,
begleitet von Tabellen und einer Seite Hs. in Lichtdruck, mitteilt, beschreibt
die Konstruktion der 12 Himmelshäuser, giebt die Bedeutung eines jeden an,
handelt von dem Einflufs der Gestirne, wirft astrologische Fragen auf und
leitet zu ihrer Lösung an. Von dem zweiten Gedicht über Punktierkuntt
(3700 Achtsilbner) gelangen die ersten 350 Verse zum Abdruck. Den litte-
rarischen Wert beider Gedichte veranschlagt M. gering.
MELANGES. G. P., Fragment du Val/et a la cote mal tailUee. Ein
Hs.-Blatt in einem Sammelband Bibl. nat. Nouv. Acquis. No. 934, von P. Meyer
abgeschrieben und nach dieser Abschrift von G. P. abgedruckt ; es bietet ein
Stück des biographischen Artusromans von Bruner oder dem Vallet a la cote
mal tailliée, der in den Prosatristan übernommen worden ist. V. 33 u. 35 lassen
sich vielleicht mit Tilgung des Punktes in V. 34 verbinden („sie hatten ihm
das Pferd bis an die Schenkel in einen Sumpf getrieben; margas = span.
marjal); V. 81 nach aleure Komma. G. G.
C. Salvioni, tenser. Gegen Tobler und Suchier und für G. Paris, der
tenser auf /^fijar^ zurückfuhrt, sprechen lomb. tensd, teissa, engad. tais 'Bann-
wald', die nur auf tensa in der Bedeutung *Zelt, Unterkunft, Schutz' be-
ruhen können.
A. Thomas, Prov. mnh = lat. mj, mbf deutet ansprechend fremna
Boetius 1 92 als ungenaue, aber der Praxis des Schreibers entsprechende Schrd-
buDg für fremnha und weist andere provenzalische Belege für mnh nach.
W. Metbr-LObke.
COMPTES RENDUS: Körting, Neugriechisch und Romdmsch (Ov.
Densusianu); Schofield, Studies on the Li beaus Desconus i^,'P\í\\v^i)\
MenéndezPidal, La leyenda de los Infantes de Lara (Morel-Fatio); La
Divina Commedia di D, Alighieri illustrata nei luoghi e nelle persone a cura
di C. Ricci (Toynbee); Amabile di Continentia, romanzo morale del sec, XV,
a cura di A. Cesari (G. P.).
PERIODIQUES: Zeitschrift für roman. Phil. XXI, i (G. P.; A. M..F.;
P. M.). — Giornale Dantesco, anno I — III (Toynbee). — Bulletin de la société
des anciens textes 1896, No. i. 2. — Bibliothèque de l'Ecole des Chartes,
LU, 1 896 (P. M.). — Bulletin de la Commission archéologique de Narbonne,
année 1897, i" semestre (P. M.).
CHRONIQUE. Nekrologe (V. Lespy, f 20. Febr. 1897; Lecoy de la
Marche, + 22. Febr. 1 897). — Bibliographische Nachrichten. — Kurze Beur-
teilungen neuer Bücher. G. G.
No. 103.
G. Paris, Le Roman de Richard Cœur de Uon, G. P. erkennt, nach
Ausscheidung der aus der handschriillichen Ueberlieferung u. s. w. ermittelten
Interpolationen, die mehr als die Hälfte des engl. Romans von R. betragen, im
Rest der Verse die Bearbeitung eines frz. Gedichts über Richard von England
imd seinen Kreuzzug, das direkt vom engl. Bearbeiter bezeichnet wird, wegen
durchaus franzosenfeindlicher Gesinnung aber in England und nicht vor 1330
geschrieben wurde, und eine Art anglofrz. Epopöe darstellte in der Form der
frz. chansons de geste, für die dem Verfasser der Stoff aus Erzählungen flois,
die über Richards Kreuzzug umgingen und von seinen Begleitern verbreitet
worden waren. Demnach kommt dafür, weder, wie man bisher meinte, das
Itinerarium Ricardi, noch die von G. P. jetzt herausgegebene Quelle des-
ROMANIA NO. I02. IO3. 299
selben, des Ambroise Estaire de ia guerre samU, als Voilage in Frage. Dem
frz. Gedicht schreibt G. P. die Bedeatong ni, dab es Richard Löwenherz
zum Nationalhelden En^nds gemacht habe, wie es Karl d. Gr. bei den Fran-
zosen war, und stellt weiterhin die Bedehangen desselben nnd die der Chronik
des Peter von Langloft zn Robert Mannyng fest, worüber Jentsch in Engl.
Studien Bd. 15, z.T. noch im Unklaren geblieben war.
A. Piaget, Le Uvn mêssir« GtojfrH de Ckamy, Der in der Schlacht
von Poitiers (1356), die frz. Kriegsfahne in der Hand, gefallene Edelmann
und Lebensretter des Königs Johann, Herr von Pierre- Perthub etc., war auch
didaktischer Dichter, nicht blois Verfasser des von Kervyn von Lettenhove
veröffentlichten Livrt de ChevoUrie nnd der Demandes pour ia jouU, les
tournois et la guerre. Sein von P. in einer ziemlichen Anzahl Hss. nach-
gewiesenes Lehrgedicht* zur Unterweijrang des jungen Ritters in der öfter
von Rutebeuf u. a. und wohl zuerst im Privilège des Bretons und in JRieheut
gebrauchten Verbindung von achtsilb. und viersüb. Venen in der Reimfolge
a«ab4b«b«C4C9C9 u. s.w. beschreibt die An^ben, die Pflichten und die Be-
schwerden des waffentragenden Mannes zu Wasser und zu Lande, belehrt
über die Eigenschaften , die er haben mfisse u. dgL m. Die Mangelhaftigkeit
der Dichtung in der Anordnung, dem Ausdruck und Reim wird au%ewogen
durch Tbatsachen, Gedanken und Stimmungen, die darin bekannt gegeben
werden, und das Gedicht zu einem Dokument der Geistesverfassung der Zeit
des Verfassers machen. G. G.
A.Thomas, Etymologies françaises et provençales. I. Nprov. of aus
* Schlund, Abgrund' ans IdX, fox (faux), 3. frz. arcanson 'Sddfispedi' von
dem StSdtenamen ^^aif^A^n, 3. 9Îrz,aufage 'Maurenaniûhrer' und fittschlich
auch * fremdländisches Pferd' aus arab. alhachch, 4. prov. áresela 'Splitter'
aus aristula, 5. prov. bocel, baciar, woraus frz. bâcler, aus *baccellum, baccu'
lare {bacellum, baculare), 6. biais aus *biasius von asa (ansa), 7. bouillie
*Brei' aus bolarium mit Suffix -m statt -ariu, 8. afi«. carroi Theb.775, wo
der Herausgeber falschlich correi schreibt, aus çnodruvium, 9. afrz. dt aus
*civite und aprov. ciu aus civis im Sinne von 'Bürgerschaft', ta daälot 'Sfiger
der Stagsegel', richtiger day au aus digitoHs, 11. prov. daureu ans *éuri'
ßanus, 13. douve 'Sumpfhahnenfuís' 'aus lat (gall.?) doiva bei Eucherius,
13. ¿clairdr, prov, esclarMir was *clorÍMÍre, 14. ^«/¡fr^/r Ableitung vony^rrrûr,
afrz. ferges, 15. afrz. enrièvre aus *i$ureprobus, i6. essaugue durch proven-
zalische Vermittlung aus arab. chabaka, 17. esseret 'Art Bohrer', richtiger
heuceret mit demselben Suffixe wie bauceret, i^^ßetquiere 'Sdieubledi am
Mauleselgeschirr' falcarla, 19. gourgouran 'Art Seidenstoff' aus en^ gro-
gram, das seinerseits auf grosgrain beruht, 20. graite-boesse 'Art Bärste',
eine provenzalische Bildung aus dem Impt. von graté und buissd 'bftrsten',
2\. j'amble aus chamula, 23. afrz. Idier aus germ, lag/an, 33. lavignon 'eine
Mnschelart' für ütveillon zu lepas, *lepadeilione, 34. mantueUe, früher metio-
velie aus manabella zu manibula, wie afrz. verteveüe ein vertabeüa neben
vertümla voraussetzt, 35. ostade 'Art Stoff' nach dem englisdien Ortsnamen
Worsted, 26. afrz. panechier 'backen' aus *pamficare, 27. pannequet 'Art
Gebäck' aus engl, pancake, 28. parpamg 'Tragestein' ans ^perpagine, gt»
* Von einer nachträglich bekannt gewordenen Hs. in Madrid giebt G. £•
am Schlüsse des Artikels Kunde,
300 BESPRECHUNGEN. 6. O., W. MKTBR-LÛBKB, J. CORNU»
bildet nach compagine, 29. panf arceau 'Netzpfahl' enthält im zweiten Teile
*/urceUum, 30. paveille * Halsband aas Binsen und Stroh' wie npto\, paveUo
zu papyrus, 31. nprov. perno auch in der Bedeutung von 'Haube', zu lat.
per na gehörig, 32. nprov. pernd 'spalten' aus gr. necoväv, 33. perpigner
ein Schifferausdruck , Ableitung von parpaing, 34. pu 'Parzelle, Schlag',
prov. pea, mlat. feda, postverbal zu einem Verbum Spedare 'nach FuCwn
messen, 35. pleure, iprov, piedura ein Ackermafs, *pUtura, 36. tSti, poistron
* Hinterer' aus posterione, 37. polières 'Schwanzholzriemen' ans ^ov. puilùro,
Ableitung von poilo, ital. posola, denen ein von post gebildetet postula za
Grunde liegt, 38. wallon, regon, prov. raón 'Roggen' aus dem Deutschen,
39. /rav<7m/ 'Haspel' aus *traguculu, 40. usine aus officina, 4t. vilebrequin
'Brustbohrer', holl. wimpelkin. Wiederum wird man den meisten dieser Deu-
tungen zustimmen , wird sich auch mancher hier nicht wiedergegebenen Beob-
achtung z.B. über das Verhältnis von regon und raón fieuen, wird freilich
auch einzelne abweisen oder doch des Verf.s Gedankengang etwas modi-
ñzieren dürfen, beispielsweise ist statt *postula vielmehr ^posula anzusetzen,
gebildet von dem belegten und von rum. poi, ital. poi geforderten pos, da
^postula im Italienischen postola oder ^poschia, im Provenzalischen poscia
lauten würde. — Dafs das Verhältnis zwischen afrz. dt und prov. ciu ein
anderes sei als das zwischen afrz. vit und prov. viu oder afrz. dmt und
prov. deu wird man anzunehmen sich schwer cntschlielsen können, und ebenso
bleibt unzweifelhaft, dafs cit, ciu hauptsächlich in Proklise erscheinen. Dab
man mit den von Tb. angesetzten Typen auskomme, glaube ich nicht. Wenn
cit aus civüe durch Arrai aus Atr abetes gestützt wird, so stehen doch dette,
afrz. coûte, coude u. a. gegenüber. Th. sagt allerdings, Ar rag als Ortsname
beweise mehr als dette. Aber gesetzt, bei letzterem sd die Synkope linger
unterblieben unter dem Einflufs von debet, debeam u. s. w., weshalb soll cemtëp
coude weniger ins Gewicht fallen als Arra%i So lange diese Verschiedenheit
nicht erklärt ist, kann man kaum von Arroz auf die Behandlung von ^civite
schliefsen, ja man wird vorsichtigerweise sagen, civile stehe einem cúbüa näher
als einem Alrdbetes, — Die Einwände, die gegen meine Erklärung von prov.
esclarzir gemacht werden, anerkenne ich ohne weiteres, die Deutung, daCi
zu den Infinitiven auf -icare schon in lateinischer Zeit solche auf 'idre ge-
bildet worden seien, ist mir dagegen wenig einleuchtend, da ein Vorbild dalwr
fehlt. Zudem scheint die Bildung auf Frankreich beschränkt zu sein. — Da£i
die vorgeschlagene Erklärung von laier besser sei als die Rom. Gramm. II § 335
gegebene, kann ich nicht finden. Formell ist sie zweifellos befriedigend, aber
die begriffliche Vermittlung sucht man vergebens. — udne aus officina iat
wohl richtig, aber die Art, wie einzehie lautliche Zweifel gelöst werden, be-
friedigt nicht. Ein lat. 'oficina ist ganz unmöglich, auch Zfidna hat keine
Gewähr, also nur oudne, ouchine ist regelmäfsig. Das alte uisine aas oucma
über ovidna, oficina erklären, heifst zwei unmögUche Formen voranMctaen:
/ statt fft Wandel von / zu v schon zu einer Zeit, wo ovi noch zu ou werden
konnte. Die Störung mufs also anderswoher kommen.
W. Mbykr-LObks.
P.Toynbee, Dantes seven examples of munificence in the Convimß
(IV 2). Von den drei bisher nicht genauer bestimmten Personen, die Dmnte
an der angeführten Stelle als Beispiele von Edelsinn und Freigebigkeit anfihrt»
identifiziert der Verf. den buon re di Casulla mit Alfons VIH. von CastUks
ROMANIA NO. IO3. 3OI
(1 1 58 — 1 214), den àidûno conte di Tolosa mit Raimund V. von Toulouse, den
buono marchese di Monferrato mit Bonifaz IL von Montferrat (1193— 1207);
den Zusatz Imono entnahm Dante den Biographien der Trobadors, in denen
bei den beiden ersten das Attribut zur Bezeichnung des Gönners der Trouba-
dours ebenfalls steht G. G.
COMPTES RENDUS: Schwan-Behrens, Grammatik des Alt/ran-
zâsischen (M.Roques); Haussen, Sobre id formación del imperfecto de la
ida i 3« conj\ castellana en las poesias de G, de Berceo und andere Arbeiten
Hanssens zur altspan. Grammatik (£. Porçbowicz). Schweigen ist besser als
Reden, wenn man das zu Besprechende nicht beherrscht. Aus den Unter-
suchungen Hanssens, die in der Weise geführt werden, dais der Leser sie
leicht kontrollieren kann, hätte F. sehr viel zu lernen vermocht Er hat
jedoch vorgezogen, sichere Ergebnisse der Forschungen Hanssens, die geeignet
sind der altspanischen (xrammatik festere Grundlagen als die bisherigen zu
geben, in abfalliger Weise zu bekritteln, ohne zu merken, dafs es auch Hiebe
giebt welche den Urheber treffen. Hier sei nur Folgendes erwähnt: F. be-
zweifelt den Nachweis Hanssens, dafs das Imperfektum der Konjugationen in
-er und -ir bei Gonçalo de Berceo und in andern altspanischen Denkmälern
'la 'iés 'ié 'iémos -iédes -Un lautete, und dafs wo Abweichungen von dieser
Abwandlung vorkommen, Verderbnisse der Abschreiber vorliegen. Vor Jahren
habe ich dieselbe Untersuchung gefuhrt und keine anderen Ergebnisse gefunden
als Hanssen selbst Auch Frosatezte bestätigen diese Thatsache. Man muís
somit bedauern, dais die Rezension der Arbeiten Hanssens in die Hände
eines Unkundigen geraten ist, und man mufs die kurze Abfertigung Hanssens
P. gegenüber, welche er seiner Untersuchung über das Possessivpronomen in
den altspanischen Dialekten, Valparaiso 1897, beigegeben hat,^ vollkommen
billigen. J. Cornu.
Le sermon des plaies p. p. Ehrismann (G. P.); King Ponthus and the
fair Sidone ed. by Mather (G. P.); Deux livres de raison (1517— 155) •••
p. L. de Santi et Aug. Vidal (P. M.).
PERIODIQUES: Revue des Langues romanes, 4.sér. tlX, N«5— 12;
t X, N« 1—5 (P. M.). — Revue hispanique IV« année N» 11 (A. M.-F.).
CHRONIQUE. Nekrologe (Abbé Albanés, f 3. März 1897; Aqnilo y
Fuster); Bibliographische Nachrichten; dabei Angaben von F. M. über franz.
Wahrsagebücher im Brit. Museum und die Mitteilung, dafs Prof. Tannery vom
Collège de France eine Untersuchung über die antike und mittelalterliche
Litteratur der Wahrsagungskunst in Angriff genommen hat — Kurze Be-
urteilungen neuer Bûcher. G. G.
Zu Komaîiia XXVI, 684 AnnuL
In dem zuletzt erschienenen Hefte der Romania wird fiber einen Teil
des 21. Bandes der Zeitschrift fur romanische Philologie Beridit erstattet.
S. 584 heilst es daselbst mit Bezug auf meine Bespredinng von de LolUs'
1 , J>er Referent, welcher in der Romania XXVI S. 462 — 465 fiber einige
meiner Arbeiten berichtet, hat die betreffenden Aufsätze zom groisten Tdl
nicht gelesen. Was er gelesen hat, hat er mifsventanden. Citate, Namen
und Titel sind vielfach unrichtig. Seine Einwfirfe und Vorwfirfe erweisen ihn
in jeder Frage, die er berührt, als sdilecht unterrichtet Eigenes bringt er nicht*'
Vgl. auch Hanssens Brochure „Notiaen**, Va^Mniio 1898.
302 o. SCHULTZ-GORA,
Ausgabe des Sordel: très long article, avec un grand nombre de corrections
de détail et un jugement d? ensemble peu favorable, und hieran wird eine
Anmerkung angeschlossen mit folgendem Wortlaute : M, de Louis vient de r/-
pondre à cette critique dans le „Giornale storico** (della letteratura italiana)
XXX, 201 — 207, et a montré qu'elle manquait d"* impartialité et était soU'
vent mal fondée.
Auf die Gegenbemerkungen von de Lollis zurückzukommen, konnte ur-
sprünglich um so weniger in meiner Absicht liegen, als der genannte Herr
nicht nur in den voraufgehenden gegen Torraca gerichteten Seiten, die gleich-
falls eine Antikritik sein sollen, sondern auch mir gegenüber sich in einem
Tone bewegt, der eine Erwiderung von selbst verbietet Wenn ich trotzdem
darauf eingehe und diese Zeitschrift mit Dingen in Anspruch nehme, die sidi
jeder, der mit einiger Aufmerksamkeit das in meiner Besprechung Gesagte
gelesen und geprüft hat, selber sagen muís, so geschieht es lediglich deshalb,
weil ich die Worte des Herrn Rezensenten in der Romania nicät ohne Ant-
wort lassen kann noch darf.
Folgendes zunächst als Vorbemerkung : Herr de Lollis hat sich nur mit
demjenigen (weit kürzeren) Teile meiner Besprechung befafst, welche sich auf
seine Darstellung der Lebensverhältnisse SordePs bezieht, so dais es also in
der Romania zu heiCsen hatte: réponse à une partie de cette critique \
weiterhin hat Herr de Lollis aus den von mir in jenem ersten Abschnitte
gemachten Ausstellungen wiederum nur den weitaus kleineren Teil heraus-
gehoben, mit der Begründung, dafs nur dieser die Leser seiner an die Adresse
von Torraca gerichteten Elucubrationen interessieren konnte,^ so dais es also
in der Romania zu heifsen hatte: réponse à une petite partie de cette
critique.
Ich gehe jetzt das von Herrn de Lollis Vorgebrachte Punkt für Punkt
durch. S. 238 hatte ich gesagt: „Dafs der Name Sordel gleichsam („quasi**)
eine Ableitung von den prov. Wortformen sordeis und sordeiar sein könne
(S. i), ist ein Gedanke, der einem aus nahe liegenden Gründen nicht so leicht
kommen darf**; darauf bemerkt de L.: „Lo S.-G. non crede (ma non dice
perchè) che nella denominazione „lo sordels** dei canzonieri . . s' abbia a sentir
qualcosa degli aggettivi „sordeis** e „sordidus**.** So versteht de L. meinen
Text! Als ob ich nicht von einer Ableitung redete, wie ich es thun muíste,
da er es gethan hatte (S. i : nomignolo derivato da forme provenzali quali
„sordeis** „sordejar**), einer Ableitung, die natürlich niemand vornehmen kann,
der von den betreffenden Gesetzen etwas weifs. Und nun bezeichnet er gar
sordeis als Adjektivum. — S. 238 hatte ich gesagt: „Wenn de L. S. 4 sagt,
dafi wir Sordel zuerst in Florenz treffen, so fehlt es an der nötigen â-
gründung.** Darauf äufsert sich de L. mir und Torraca gegenüber, der das
Gleiche bemerkt hat, wie folgt: „Non so proprio se possa esser fortuito l'ac-
cordo dello S.-G. col Torraca, eh' egli non ricorda qui né mai, nel!' attri-
buirmi un' assurdità in favor della quale il lettore più acutamente malevolo
non saprebbe alegare una frase, una parola, del mio libro.'* Dabei steht S. 4
dieses Buches: „Ci è dato incontrarlo la prima volta a Firenze*', und diese
Behauptung gründet sich ausschliefslich aiiif die Herstellung einer Verbindung
zwischen der Cobla des Paves und den Strophen des Figueira and A3rnieric,
die eben unbegründet ist und deren Berechtigung de L. erst zu zeigen hat.
Was soll man weiter dazu sagen? Schon nach diesen beiden Proben kann
der Leser sich eine Vorstellung machen von der Natur des von de L. ferner
Vorgebrachten; man möchte einfach die Feder aus der Hand legen, allein
ich bin es dem Herrn Rezensenten in der Romania schuldig, audi das Fol-
gende durchzugehen. — S. 239 hatte ich gesagt, dafs die italienische Herknnít
von Peire Guillem (de Luzema) keineswegs auf so festen Füfsen stehe als
> In mehreren meiner Ausstellungen bin ich, wie das ganz natürlich ist,
mit Torraca zusammengetroffen, von dessen Artikel ich erst durch die Polemik
des Herrn de Lollis etwas erfahren habe. Statt dafs nun aber letzterer ans
dieser völlig unabhängigen Uebereinstimmung eine Lehre für sich gesogen
hätte, macht er Unterstellungen, die man, ûdls man sie beantworten wollte,
nur mit einem unparlamentarischen Ausdrucke belegen könnte.
zu ROMANIA ZXVI, 584 ANM. I. 3O3
S. 22 Anm. I hingestellt werde, und hatte mn eme Erklärung ersucht, die
Herrn de Lollis vermutlich den Anlaís gegeben habe, mit Rücksicht auf jenen
Trobador von „la sua Lusema" zu sprechen; zu letzterer Vermutung war
ich berechtigt, da de L. S. 22 Anm. i den Cod. H n®202 angezogen hatte,
wo sa luserna steht. Darauf de L.: „Non nega la italianità di Peire Guillem
de Lusema, pure esprimendo qualche riserva: ma mi chiede non so che com-
plicata spiegazione per la mia espressione „la sua Luserna", la quale riposa
semplicemente sul fatto che Peire Guillem nomina nelle sue cobbole (cod. H
n0 20i) Luserna, che si potrà dir sua, s' egli è di Luserna." Aber ich habe
ja gerade die italienische Herkunft von P. Guillem angezweifelt.^ Die spiega-
úone der betreffenden Stelle ist freilich nicht leicht (vgl. jetzt Jeanroy in der
Revue d. lang. rom. XL, 393 unten), allein de L. hat, wie sich nun heraus-
stellt, gar nicht n® 202 von Cod. H, sondern n^ 201 im Auge gehabt; hier
nennt P. Guillem gewifs einen Ort Lusema, und freilich wenn dieser Umstand
bewiese, dais er daher stammte, so könnte jemand von la sua Luserna reden,
aber das beweist er natürlich nicht. — S. 239 hätte ich ausgeführt, warum
man nicht sagen dürfe, dafs Sordel von Italien in das Herz des Dauphiné
gegangen sei. De L. verhält sich hierzu nur referierend und konstatiert mein
Zusammentreffen mit Torraca. — Dafs Sordel schon vor 1230 in Spanien ge-
wesen sei , hatte ich S. 239 als wenig wahrscheinlich bezeichnet. De L. er-
kennt meinen Grund nicht recht an, wie ich die seinigen nicht anerkenne,
und da ist denn glücklicherweise nichts weiter zu sagen. Im Uebrigen wird
wieder meine Uebereinstimmung mit Torraca festgestellt — S. 239 hatte ich
gesagt : „Die Stelle bei P. Bremon mas no'tn mand ad aquel que fo sos ene'
mies, que la mula noä dei, dond el fo tan enics (Cod. A), die weit getrennt
ist von senhor de Leon, kann sich auf den letzteren beziehen, sie mufs es
aber nicht, wie S. 27 Anm. i verlangt Mdrd." De L. teilt mir darauf mit, dafs
it dovere auch unserem „können" entspreche; das war mir nicht ganz unbe-
kannt, aber da de L. sich in der erwähnten Anmerkung besonders bemüht,
jene Beziehung wahrscheinlich zu machen, so glaubte ich sein deve als „mufs"
fassen zu sollen ; mit einer anderen Wendung hätte er die Zweideutigkeit ver-
mieden. Er betont dann, dafs Sordel jedenfalls beim Herrn von Leon gewesen
sei, was angesichts der tornada des betreffenden Gedichtes zu bestreiten mir
niemals in den Sinn gekommen ist. — S. 240 hatte ich bemerkt: „Dafs ^^ra-
diva ein senhal für Guida war, ist allerdings wahrscheinlich; was aber legt
es nahe zu glauben, dafs die dolaa enemia mit der Guida identisch sei, wie
S. 33 als sicher hingestellt wird ? In n^ XXII deutet nichts darauf hin, auch
nicht per via di bisticcio, und daher ist S. 32 Anm. i dementsprechend zu
ändern. Ein anderes senhal. Restaur lautend, soll auch auf die Guida gehen,
und zwar weil in dem fraglichen Liede (der so vielen Trobadors eigene Ge-
meinplatz) salvan s*onor vorkomme, welcher Ausdruck auch in unzweifelhaft
an Guida gerichteten Liedern begegne." Darauf Herr de L.: „Lo S.-G. scrìve:
„Che Agradiva fosse un „segnale per Guida è del tutto probabile", und
fahrt fort: „e questa probabilità riposerà per lui come per me sul bisticcio
„guia", „guiar" e „Guia", evidente nella canzone XX, dove, in fine vien
fuorì il segnale N* Agradiva*^ \ dies ist gewifs wenigstens ein Grund für meine
Meinung, denn in Str. 2 von Lied XX kommt in drei Zeilen hinter einander
guit = „Führer", guidar = ,/ühren" und guida = „führt" mit Bezug auf
die gefeierte Dame vor. Aber nun weiter: „ma dubita forte che lo stesso
possa dirsi dell* altro dotta enemia, poiché nel XXU nulla vi allude, neppur
per via di bisticcio", e invece si, proprio si, al v. 29 : Quar /is amicx no ser
ge¿ d* aitai guia**. Man stelle sich vor: hier bedeutet das einmal begeg-
nende guia „Art, Weise"; das Gedicht hat durchgehende Reime auf -ia, es
ist also ganz natürlich, dafs auch guia als Reimwort auftritt, trotzdem soll
> Die Frage, ob P. Gruillem etwa den italienischen Trobadors zuzuzahlen
sei, erwog ich für mich schon vor Jahren, als ich über die Lebensverhaltnisse
der letzteren handelte, ich führte ihn aber nicht unter diesen auf, weil mir
schon damals nicht ausreichende Anhaltspunkte für die italienische Abstam-
mung vorzuliegen schienen. Was sich gegen eine solche geltend machen läfst,
hat jetzt Jeanroy in der Revue d. lang, rom, XL, 392 geltend gemacht.
304 o. SCHULTZ-GORAyZU ROMANIA XXVI 584 ANH. I.
die doha enemia des Geleites auf Guida gehen. Mit solcher Argumentatioii kann
man ja schliefslich auch iì9 XXXII (Geleit) mit Reimen auf -ia far die Gnida
ansprechen. Doch weiter : „Dubita anche potersi ritener „Restaur** per segnale
di Guida pel solo fatto eh' esso appare in una canzone la quale ci o£fre il
ricorso della frase „salvan s'onor'S comune a quelle indubbiamente riferìbili a
Guida: ma non dice eh' io detti la cosa per assai discutibile.'* Also de L.
will die Sache als zweifelhaft und diskutierbar hingestellt haben, und dabei
steht S. 33 klipp und klar: „Restaur** è un secondo segnale ancora per la
stessa dama** (!). Weiterhin hatte ich es unter vorsichtigem Ausdrucke als
etwas auffallend bezeichnet, dafs Sordel in n® XIX und XXI sagt: la com-
tassa . . . cilh da Rodes (die letzteren Worte waren gesperrt gedruckt, um
den Leser auf die, ¥rie es scheint, unterscheidende Art der Bezeichnung hin-
zuweisen), während die eigentliche Gräfin von Rodez Isabean (und nicht Guida)
war und damals in ihrer Blüte stand. De L. hat dies gar nicht verstanden,
denn was erwidert er: „Or non dice comte ssa de Rodes Granet nel 1241
quella per cui Sordello dovrà tondersi**? Gewifs, aber er sagt eben nur
comtessa de Rodes ; nebenbei bemerkt, wird durch nichts bewiesen, dafs dieses
Gedicht (Gr. 189, 4) in das Jahr 1241 fallt, indem diese Datierung auf einer
unberechtigten Zusammenkoppelung von Gr. 189, 4 mit Gr. 189, 5 beruht,
worin Granet vom Antichrist redet, der mit den Mongolen identisch sein
soll. — S. 248 hatte ich die Anhaltspunkte dafür zusammengestellt, dafs Gre-
dicht n*^ IV i. J. 1237 entstanden sein durfte. Was de L. dazu bemerkt, kann
ich leider nicht beantworten, weil es mir platterdings unverständlich ist —
Da de L. von der Parodie Bremon's S. 42 gesagt hatte: „non sembra essere
anteriore al 1240**, so hatte ich mich dementsprechend nur zurückhaltend
ausgedrückt und S. 240 gesagt: seine Argumentation durfte doch verschie-
denen Bedenken unterliegen. Diese Bedenken hege ich nach wie vor. Das
zweite derselben hat de L., wie er sagt, nicht verstanden, ich mnfs es also,
wenn möglich noch deutlicher, wiederholen. Bei Bremon heifst es: E Gui de
Guibelhet, car a fin preti valen, — Garde be la vertut per la payana gen, —
E si'l rey s d*Acre y ven, lays cobeüat d^argen etc. Mit dem „Konige** soll
Theobald von Navarra gemeint sein und dieser landete den i.Sept 1239 in
Accon. Wenn nun Bremon sagt: „und wenn der König dorthin von Accon
aus kommt** u. s. w., so sollte man doch meinen, dafs das Gredicht vor dem
I. Sept. 1239 entstanden sein müsse und nicht erst im Herbste 1240, wie de L.
will. — S. 243 hatte ich bemerkt, dafs, wenn, wie de L. will, der Graf der
Provence dem Sordel eine Frau erst in der allerspätesten Zeit gegeben haben
soll, dieser damals gegen 70 Jahre alt gewesen sein mufs. Darauf weifs de L.
nichts weiter zu sagen, als dafs er wieder mein Zusammentreffen mit Tonaca
feststellt.
Ich bin Punkt für Punkt ^ die sachlichen Bemerkungen von Herrn de
Lollis durchgegangen ; für das rein Persönliche, das sich schon bis & 206 ein-
gestreut findet, um dann ausschliefslich S. 2oÌ5 — 7 zu füllen, bin ich nicht
zu haben.
Nach Obigem wird der Leser wissen, was es mit den eingangs ange«
führten Worten in der Romania' auf sich hat.
^ Nur S. 203 Anm. i und die letzte Bemerkung auf S. 205 habe ich bei
Seite gelassen, die erste, weil sie nicht dahin gehört (übrigens war meine Be-
merkung deshalb gemacht, weil de L. nur „sp.** und „p.** anstatt „altspanisch**
und „altportugiesisch** gesagt hatt), und die zweite, weil ich in dem betreffen-
den Punkte de L. gar nicht entgegengetreten bin.
' Ich bin in der Lage, nachträglich die Thatsache feststellen zu können,
dafs die Anmerkung in der Romania, gegen welche Obiges gerichtet ist,
nicht von Gaston Paris stammt.
O. SCHULTZ-GrORA.
Dnickfehlerverbesserung
zu „GrundrÌBS der Romanisohen Philologie« Bd. n, 1. Äbth. 8. Jjfg,
Die Revision der Druckbogen dieses Grundrissheftes konnte vor Aus-
gabe desselben nur bis S. 553 geführt werden; s. die Verbesseningen bis dahin
auf dem Umschlag des Heftes. Die nachträglich vorgenommene Revision der
übrigen Bogen hat leider noch eine weitere Anzahl Druckfehler — besonders
waren unerwartete eigenmächtige Verbesserungen von Eigennamen durch den
Setzer übersehen worden — ergeben, die der Verf. nicht versäumen möchte
den Besitzern des ,,Grundriss" zur Kenntnis zu bringen, weshalb sie zunächst
an dieser zugänglichen Stelle verzeichnet werden:
S. 553 Z. 4 ff. /. Euriaut u. Oriaut das. Z. 19 u. S. 657 Z. 26 /. Anseune
S. 561 Z. I /. Agaie S. 562 Z. 16 /. Bour^^g-non S. 571 Z. I /. Novara
S. 587 Z. 41 /. metamorphosieren S. 593 Z. 6 /. Achtsilbner S. 595 Z. 6 /.
Verbreitetem Volksglauben g. die das. Z. 41 /. dous S. 625 Z. 47 /. * das.
Z. 49 /. > S. 626 Z. 18 /. bestehende S. 641 Z. 12 /. eine lat. S. 642 Z. 21
/. ) in S. 644 Z. 36 /. Zosimas S. 648 Z. 5 /. den h. das. Z. 16 /. Angier
das. Anmkg. ' /. Romania 12, 145 S. 651 Z. i /. DICHTUNG S. 652 Z. 28
/. l'éc. S. 654 Z. 42 /. in S. 662 Anmkg. ' /. Appel st. Schultz S. 663
Anmkg. ' /. (s. u.) S. 664 Z. 16 /. nur S. 667 Z. 30 /. und in S. 670 Z. 50
/. 2 [Str.] S. 671 Z. 29 /. 1187) S. 672 Z. 15 /. zum S. 673 Z. 43 /. » und
S. 677 Z. 5 /. wie die S. 679 Z, 22 /. j'eus partis das. Z. 48 /. Andeli
S. 680 Z. 29 /. (Nr. das. Z. 48 /. Dichters S. 681 Z. 28 /. Leichform S. 686
Z. 40 /. bible de.
UBBER WORTZUSAMMBNSKTZUNG. 307
und rudimentäre Nebensätze besessen habe, die bei der Entstehung
der Composita eine Rolle gespielt hätten. Ich halte mich vorder-
hand an BrguL U 18: „Wir sind heute durchaus nicht mehr im
Stande, die zahlreichen Zusammensetzungsprocesse selbst, die sich
vor dem Ausgang der idg. Urgemeinschaft abgespielt hatten, zu
controlieren, sondern können nur ihre unmittelbaren und mittel-
baren Nachwirkungen als gegebene Thatsachen hinnehmen." Un-
gelöst sind dagegen die Probleme, bei deren Lösung auch die
Bedeutung der Composita ein gewichtiges Wort mitzusprechen
hat, und zwar 3. die Frage nach dem Wesen der Composition und
4. infolge dessen auch die Frage einer einheitlichen, alle Com-
posita umfassenden Classification. Ich will in der vorliegenden
Abhandlung den Versuch wagen, diese beiden Fragen ihrer Lösung
näher zu bringen.
Was zunächst die 3. Frage, die nach dem Wesen der Oom-
position, betrifft, so hängt sie aufs engste mit der ersten zusammen.
Die Richtigkeit des Satzes: „verschmilzt ein syntaktischer Wort-
complex zu einer Worteinheit, so nennt man diese ein Compositum"
(Brgm. II 3, Wilm. II 2, 5; ähnlich, wenn auch nicht ausdrücklich,
Paul 274 ff.) kann gewifs nicht angezweifelt werden; er ist das klare
Resultat einer von morphologischen und historischen Gesichts-
punkten aus geführten Untersuchung. Nur darf man aus diesem
Satze nicht Schlüsse auf die Entstehung der Composition ziehen.
Thut man dies, so gelangt man sofort dazu, i. den syntaktischen
Wortcomplex als den Ausgangspunkt der Schöpfung eines Com-
positums und 2. die Worteinheit als den unbedingt zu erreichenden
Endpunkt der Entwicklung anzusehen. Diese Folgerungen sind
denn auch in der That gezogen worden, und man ist infolge
dessen zu dem Schlüsse gekommen, dafs es 3. „auf jeder Stufe
der Sprachentwicklung werdende Composita gebe, und es ganz
natürlich sei, dafs man oft gar nicht entscheiden kann, hat man
es schon mit einer einheitlidien Zusammensetzung zu thun oder
noch mit einer syntaktischen Wortverbindung'* (Brgm. II 4). Sehen
wir nun zu, wie es sich mit der Stichhaltigkeit dieser Folgerungen
verhält.
Dafs man mit der Annahme, der 83niitaktische Wortcomplex
sei der Ausgangspunkt bei der Schöpfung eines Compositums, nicht
auskommt, mag die psychologische Analyse eines Beispiels zeigen:
Gegeben sei die Vorstellung eines sinnlich wahrnehmbaren
Gegenstandes (z. B. einer gewissen Pflanze), der benannt werden
soll. Wir haben nun drei Stadien der Namengebung zu unter-
scheiden: I.Stadium: Zahlreiche Elemente der Gesamtvorstellung,
die dem Gegenstande entspricht (ich nenne sie im folgenden kurz-
weg die repräsentierende Vorstellung, abgekürzt repr. Vorst), z.B.
das Aufschiefsen der Aeste gleich vom Boden auf, ohne hohen
Stamm, die Domen an den Zweigen, etc., treten mit den ihnen
gleichenden Elementen früherer Vorstellungen in assimilierende
Wechselwirkung, und die so assimilierten Elemente complider^i
3o8 o. DirrRiCH,
sich zu einem Vorstellungsgebilde, das vermöge der gemeinsamen
Elemente zugleich als zu einer Reihe früherer Vorstellungen (d. h.
derjenigen, aus welchen die Elemente stammen, die dem neuen
Eindruck assimilierend entgegenkommen) gehörig erkannt wird;
dieses Vorstellungsgebilde steht seinerseits wieder in Complication
mit einer Wortvorstellung, und diese Wortvorst. wird als herr-
schendes Element der letztern Complication appercipiert: so hat
nun der erkannte Gegenstand seinen Namen: épine (Domstrauch).
Damit ist in sehr vielen Fällen (d. h. wenn wir den Gegenstand
z. B. nur sehen, ohne ihn genauer zu beobachten) dem Namen-
gebungsbedürfnis genügt, und die nicht assimilierten Elemente
der repr. Vorst. bleiben in den dunkleren Regionen des Bewufst-
seins, von wo sie sich nur als ein den Vorgang begleitendes cha-
rakteristisches Erkennungsgefühl bemerkbar machen. Handelt es
sich dagegen aus irgend welchen Gründen darum, aufser den Ele-
menten, welche die repr. Vorst. mit früheren Vorstellungen gemein
hat und die ihre Aehnlichkeit mit jenen herstellen, auch die Ver-
schiedenheiten der repr. Vorst. von den früheren zu berücksichtigen,
so schliefst sich das 2. Stadium der Namengebung in folgender
Weise an: Die repr. Vorst. wird in Beziehung auf die nicht assi-
milierbaren, also zur Unterscheidung geeigneten Elemente mit einer,
oder wenn dies zu keinem befriedigenden Resultate führt, successive
mehreren der Vorstellungen verglichen, welche durch das im
I. Stadium gewonnene Wort (z.B. épine) mitbezeichnet werden; auf
Grund dieser Vergleichung wird eines von den nicht assimilier-
baren Elementen der repr. Vorst, z. B. die Farbe eines Teiles des
Gegenstandes, appercipiert, und bezüglich dieses Elementes wieder-
holt sich der unter i. geschilderte Erkennungs Vorgang (der sich in
unserm Falle auf eine einfache Assimilation reduciert) und Apper-
ceptions vor gang, als dessen Resultat wieder eine Wortvorstellung
erscheint: blanche, 3. Stadium: Die beiden Wortvorstellungen, die
so auf successivem Wege aus der repr. Vorst. gewonnen wurden,
gehen, wie die ihnen entsprechenden Gesichtsvorstellungen in der
repr. Gegenstandsvorst sich zu einer einheitlichen Gesamtvorstellung
complicieren , so auch ihrerseits eine engere Verbindung ein, die
als Agglutination zu bezeichnen ist, weil uns innerhalb der neu-
entstandenen Gesamt(wort)vorst. épine blanche (Weifsdom) noch die
constituierenden Teilvorstellungen zum Bewufstsein kommen. Damit
ist aus dem successiven Gedankenprocefs wieder ein simultaner
Denkakt geworden, und zugleich ist durch die sinnliche Natur der
resultierenden Wortvorst. {pepine blanche) „der psychologischen For-
derung entsprochen, dafs jeder Denkakt in der Form bestimmter
Einzelvorstellungen unserm Bewufstsein gegeben sein müsse'' (WL.
1 54).
Man sieht, wie viel dem gemeinhin angenommenen Anfangs-
punkte der Entwicklung vorausliegt: nicht weniger als der ganze
Schöpfungsakt. Was nun folgt, ist die psychische Geschichte
des neugeprägten Wortes, nichts weiter. Aus der Agglnti-
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 309
nation, bei der innerhalb der Gesamtvorst noch die constituie-
renden Teil Vorstellungen appercipiert werden, kann nämlich im
Laufe der Zeit eine Synthese werden, d. h. ein Apperceptionsakt,
bei dem die Teile der Gesamtvorst. nicht mehr in den Blickpunkt
des Bewufstseins treten. Ich wähle als Beispiel lat. alba spina,
dessen Schöpfung mit épine blanche genau übereinstimmt. Wiederum
lassen sich drei Stadien der Entwicklung unterscheiden: A) Dem
ersten Schöpfer des Wortes oder einer bei der Schöpfung gegen-
wärtig gewesenen Person trete abermals ein Wei/sdorn entgegen.
Dann sind dieselben Bedingungen für die Benennung der Pflanze
gegeben, nur tritt noch der Umstand hinzu, dafs die Wort Vorstellung
alba spina bei dem früheren Schöpfungsakt eine Complication mit
dem Sinneseindruck eingegangen ist. Infolge dessen stimmt jetzt
nur das i. Stadium der Benennung vollkommen mit dem oben be-
schriebenen I. Stadium der Wortschöpfung überein, und das Re-
sultat ist hier wie dort spina] im 2. Stadium dagegen ist die Apper-
ception nicht mehr in so hohem Grade aktiv wie bei der Schöpfung
des Wortes, sondern sie wird durch die agglutinativ mit spina ver-
bundene Wortvorst. alba im Verein mit dem Zwang der Sinnes-
wahrnehmung, die ebenfalls in Complication mit alba steht, fast
eindeutig bestimmt. Das Endresultat ist also wieder alba spina,
B) a] Je öfter sich der unter A geschilderte Vorgang wiederholt,
desto fester wird die Complication der Gegenstandsvorst. (Weifs-
dorn) mit der ihr entsprechenden Wortvorst. alba spina, bis endlich
dasjenige Element der Gegenstandsvorst, welches die Wortvorst.
alba herbeigerufen hat, gar nicht mehr vorhanden zu sein braucht,
und die Pflanze, wenn sie auch verblüht imd nur an andern Merk-
malen erkennbar ist, trotzdem alba spina genannt wird. Auf dieser
Stufe ist zwar bei nachträglicher Ueberlegung die Apperception
der Teilvorstellungen innerhalb der Gesamtvorst. noch möglich, bei
der Benennung des Gegenstandes aber ñndet eine solche Apper-
ception in der That nicht statt, sondern die Gegenstandsvorst. wird
in einem Akt appercipiert und die mit ihr in Complication stehende
Wortvorst., d. h. eben alba spina, stellt sich ebenfalls in einem
Apperceptionsakt und unmittelbar ein. Während hier das Com-
positum noch nicht von fremden Einflüssen berührt ist, wird es im
Stadium b] in das Schicksal seiner Teile hineingezogen. Beim
Uebergang aus dem Vulgärlat. ins Französische ist das selbständige
Adj. albus durch blanc verdrängt Und dadurch der erste Teil der
Zusammensetzung etymologisch verdunkelt worden; für die Gene-
rationen nach dem Aussterben des selbständigen albus ¡st daher
von dem lautlich entwickelten albespine, aubépine nur noch espine^
épine mit einer entsprechenden Gegenstandsvorstellung verbindbar,
alb-, aub' dagegen nicht einmal mehr Wort-, sondern nur noch
Schallvorstellung. Es leuchtet ein, dafs, sofern auch ^ne im Franz.
durch ein andres Wort für Domstrauch ersetzt würde, das Stadium C)
eintreten müfste, wo sich mit der Gegenstandsvorst. nur noch die
einfache Wortvorst. aubépine verbände, innerhalb deren eine Ap-
3 IO o. DITTRICH,
perception der Teilvorstellungen nicht mehr möglich und die
Agglutination also zur Synthese, das Compositum zum Simplex
geworden wäre. Bei outarde aus avis tarda ist dies längst geschehen.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich zugleich, dafs auch die
Worteinheit kein unbedingtes Kriterium für das Vorhandensein
der Composition ist.^ Sie ist gewöhnliches Erfordernis, aber auch
unmittelbares Ergebnis nur bei solchen Bildungen, die sich nicht
der Syntax ihrer Entstehungszeit bedienen, und diese haben als
Analogiebildungen mit der Frage nach der Entstehung der Com-
position nichts zu thun. Und auch hier begegnet man Bildungen
wie rue Racine^ die, wenigstens graphisch, überhaupt nicht zur
Worteinheit verschmelzen können, und doch gewifs nicht aus der
Zahl der Composita ausgeschlossen werden dürfen. Wie weit es
führt, wenn man unvorsichtige Schlüsse aus der Bedeutung auf die
Form oder aus der Form auf die Bedeutung zieht, ersieht man
aus Schmidt S. 38 f., der école normale, art militaire und alle Ver-
bindungen mit Präpositionen, darunter also z. B. pomme de terre etc.
als „Wortbündel" kurzweg aus der Zahl der Composita streicht,
mit einer Begründung, die nach dem bisher Ausgeführten keiner
weiteren Widerlegung bedarf: „und in der That reifst das Da-
zwischentreten des Formwortes jeden lautlichen und logischen Zu-
sammenhang der Glieder auseinander und bewirkt, dafs uns die
Vorstellungen jede in ihrer Besonderheit nacheinander zugezahlt
werden. Nach Apperception dieser Einzelvorstellungen bleibt es
dann dem Verstände überlassen, aus ihnen eine Gesamtvorstellung
sich zu entwickeln, d. h. nach Eiiminierung des Formwortes den
von ihm abhängigen Begriff (als Bestimmungswort) dem zuerst ver-
nommenen Begriffe (als Grundwort) unterzuordnen." Und weiter
S. 39f.: „Bei präpositionalen Umschreibungen tritt zu dem schon
an und für sich verständlichen ersten Worte, das der Phantasie
eine fertige Vorstellung überliefert, nur zufallig [!] und nachträglich
eine neue Vorstellung hinzu, die erst vermittelst der Präposition
mit der ersten in Beziehung gesetzt wird: un arc {en ciel), un ver
{à soiey^ Andere waren allerdings vorsichtiger, und ich kann
Darmesteter nur Recht geben, wenn er MC. 13 sagt: „Dans pomme
de terre, rien n'indique extérieurement la juxtaposition, et cepen-
dant ce mot[!] est bien un juxtaposé ... l'orthographe est
donc indifférente ici" und der ganzen grofsen Klasse der Prâ-
positionalbildungen {sergent de ville, ver à soie, arc^en-ciel etc.) be-
reitwillig Aufnahme gewährt, allerdings auf Grund eines weiteren
Kriteriums, bezüglich dessen ich ihm nicht beistimmen kann. Und
^ Diese Ansiebt äuisert, wie ich nachträglich sehe, auch Mätzner Engl.
Gr. *l524f.: „Die Zusammensetzung besteht in der Vereinigung zweier fôr
sich erkennbarer Wörter, welche zu einer begrifflichen und lautlichen Einheit
unter einem Hochton zusammengefafst werden . . . Die unter einem Hoch-
ton befafsten Wörter bilden eigentlich einen Wortkörper, und sollten dem-
gemäfs auch als solcher durch die Schrift dargestellt werden. Dies geschieht
jedoch im Englischen keineswegs überall oder gleichmafsig."
ÜEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 3 1 1
dies leitet uns zu der letzten der auf S. 307 erwähnten Folgerungen
hinüber.
Ich setze, um einen festen Anhaltspunkt für die folgende
Untersuchung zu haben, die Stelle aus MN. 125 her, die alles zu-
nächst Wichtige kurz zusammenfafst: „La réduction des éléments
composants à Tunité est Tœuvre du temps et de l'usage. Aussi il
arrive que des expressions flottent entre deux états, n'étant pas
assez simples pour devenir de véritables juxtaposés, étant trop
simplifiées pour n*être pas considérées comme des locutions spé-
ciales. Les expressions qui présentent cet état intermédiaire peu-
vent se désigner sous le nom de locutions par juxtaposition. Les
expressions que nous allons citer [centre droit, libre-penseur, chemin
de fer, etc.] ne peuvent être considérées que comme des locutions
par juxtaposition; car il est difficile que des juxtaposés se pro-
duisent sous nos yeux, puisque leur naissance n'est que le résultat
de lentes modifications antérieures." Hier ist nun zunächst zu be-
merken, dafs die psychologischen Grundlagen dieser Theorie, wie
sie MC. 1 1 if. gegeben werden, nicht haltbar sind. Die Wortvor-
stellung, die sich infolge der Apperception eines Merkmales des
zu benennenden Gegenstandes einstellte, hat nicht zunächst nur
dieses Merkmal allein bezeichnet und ist nicht erst im Laufe der
Zeit, „le sens étymologique se perdant", dazu gelangt, den Gegen-
stand in seiner Gänze zu bezeichnen; davon ist nur soviel richtig,
dafs, solange die etymologische Bedeutung des Merkmalnamens
noch lebendig ist, diese bei der Reproduction selbständig erneuert
und gleichzeitig mit den übrigen Elementen der Gegenstandsvorst.
appercipiert wird; in Complication mit den übrigen Elementen der
Gegenstandsvorst. hat aber die Merkmalvorst. schon von dem Augen-
blicke an gestanden, wo dieses Merkmal zuerst zum Substrat der
Benennung des Gegenstandes gemacht wurde: bei dem Worte
Schneider ist gewifs von allem Anfang an nicht nur an die Thätig-
keit des Zuschneidens gedacht worden und wird es auch heute
nicht, obwohl das Etymon noch sehr klar ist; und sollte fluvius
dem Römer nur ce qui coule gewesen sein, weil es durch fluvidus
in etymologischem Connex mit fluo gehalten wurde? Flu/s (erst
nhd. in dieser Bedeutung) ist trotz des klaren Zusammenhanges
mit flie/sen nur „ein gröfseres fliefsendes Wasser", nicht jeder be-
liebige Bach oder Strom, und auch von einem Lavaflufs wird man
nicht leicht reden. Mufs also angenommen werden, dafs von dem
Augenblicke an, wo fliefsendes Gewässer als Flu/s bezeichnet wurde,
das nomen actionis (mhd.y/«« bedeutet nur Flie/sen) in ein nomen
actoris übergetreten ist, und ihm, ebenfalls von jenem Augenblicke
an, auch alle andern Merkmale des actor auszudrücken obliegt, so
kann von einem allmählichen Schwinden der etymologischen Be-
deutung als mafsgebendem Faktor bei der Namengebung selbst-
verständlich nicht mehr die Rede sein. Und was eben vom Sim-
plex gesagt wurde, das gilt mutatis mutandis auch vom Compositum.
Es geht nicht an, die Existenz des Compositums, d.h. seine
312 o. DITTRICH,
Fähigkeit, aufser den durch die agglutinierten Wortvorstellungen
(z. B. alba spina) ausgedrückten Merkmalen auch noch die übrigen
Merkmale des Gegenstandes mitauszudrücken , erst von dem
Augenblicke an gelten zu lassen, wo das etymologische
Bewufstsein der Teile des Compositums geschwunden ist
Hier ganz ebenso wie beim Simplex sind die im Compositum zu-
sammengefafsten Wortvorstellungen von allem Anfang an fähig, die
ganze Gegenstandsvorst. zu bezeichnen S und es kann nicht zu-
gegeben werden, dafs das Compositum, bevor es ins Leben tritt,
eine lange, allmähliche Entwicklung von der syntaktischen Ver-
bindung durch die „locution par juxtaposition" zum „juxtaposé"
durchzumachen habe. Wie wäre es denkbar, dafs z. B. pomme de
terre zuerst nur „(fruit semblable à une) pomme recueillie dans la
terre" bedeutet hätte, um erst nach und nach in die „image simple
et une du tubercule connu sous ce nom" hinûberzugleiten (MC. 13)?
Wenn Tusage et le temps" die „seules forces" sind, die die locu-
tions par juxtaposition aus dem Zustande der locution zum juxta-
posé hinüberführen (MC. 13), so fragt man sich vergeblich, wie
denn dies möglich sein soll. Bezeichnen pomme und de terre an-
fänglich nur zwei „qualités saillantes" des Gegenstandes, so ist
es nötig, dafs sie auch bei jedem nächsten Entgegentreten des
Gegenstandes wieder aus ihm herausgeholt werden (eine Repro-
duction ohne neuen Sinneseindruck ist dann natürlich ganz aus-
geschlossen): wir hätten somit eine unaufhörliche Wiederholung
der ersten Analyse vor uns. Wie sich unter diesen Umständen
die etymologische Bedeutung von pomme und de terre verlieren und
die „double idée qui se présentait à Tesprit" sich „graduellement
devant une idée supérieure qui est celle de l'objet dans toute
rétendue de ses qualités" verflüchtigen soll (MC. 11 f.), ist absolut
nicht zu verstehen. Der wirkliche Sachverhalt ist oben S. 309 f.
geschildert, und es bedarf wohl hier nur der Andeutung, dafs man
in den locutions par juxtaposition der Bedeutung nach das Com-
positum als im Stadium A seiner Entwicklung zum Simplex befind-
lich, der Form nach als eine syntaktische Verbindung mit Com-
positumsbedeutung anzusehen hat; mit der Schöpfung des Com-
positums haben sie nichts zu schaffen.
Kann somit weder i. die Composition aus der Syntax abge-
leitet, noch 2. die Worteinheit als ein notwendiges Kriterium für
das Vorhandensein eines Compositums angesehen werden; ver-
wandelt sich femer 3. das „werdende" Compositum in eine Ent-
^ D. h., um mich genauer auszudrücken , es bezeichnet z. B. spina alle
mit Elementen früherer ähnhcher Vorstellungen assimilierbaren Elemente der
zu benennenden Pflanze, alba dagegen das herrschende Element, welches ftus
der Zahl der nicht assimilierbaren Elemente appercipiert wurde; durch die
Apperception von alba ist aber auch die Hemmung überwunden, die sich
vorher noch der Assimilation gewisser Elemente entgegenstellte, imd diese
geben nun, indem sie jetzt ebenfalls der Assimilation unterliegen, in der Ge-
samtvorstellung alba Spina auf.
ÜEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 3 1 3
Wicklungsphase des psychisch bereits vorhandenen Compositums, so
folgt daraus, dafs morphologische und historische Untersuchungen
wohl als wichtige Hülfen bei der Lösung der Frage nach dem
Wesen der Composition benutzt, die Lösung selbst aber auf diesem
Wege nicht erreicht werden, und dafs der Satz: „verschmilzt ein
syntaktischer Wortcomplex zur Worteinheit, so nennt man diese
ein Compositum** nur als der Ausdruck einer möglichen Form-
entwicklung, nicht aber als das Gesetz der Composition in den
idg. Sprachen anerkannt werden kann. Es bleibt also nichts übrig,
als die Bedeutung streng von der Form zu trennen und die psycho-
logischen Vorgänge, die zur Schöpfung des Compositums führen,
zum Ausgangspunkt der Untersuchung zu machen. Dies ist im
Vorstehenden versucht worden, und ich glaube, als vorläufiges Re-
sultat folgenden Leitsatz aufstellen zu dürfen:
Die Composition ist weder eine analytische, noch
eine synthetische, sondern eine analytisch-synthetische*
Function. Ein Compositum entsteht dadurch, dafs aus
einer gegebenen Gesamtvorstellung mehrere (in der Regel
zwei) Elemente appercipiert und die sich auf diese Weise
successive ergebenden Wortvorstellungen agglutiniert
werden, so dafs das Resultat eine der gegebenen Ge-
samtvorstellung entsprechende Gesamt-Wortvorstellung
ist Die Existenz des Compositums datiert also von dem
Momente, wo die Agglutination eingetreten ist; das Wort
bleibt solange für das Sprachgefühl als Compositum be-
stehen, als es möglich ist, wenigstens eine der Teilvor-
stellungen noch innerhalb der Gesamtvorstellung zu ap-
percipieren; ist dies nicht mehr möglich, so wird es zum
Simplex, d. h. die Agglutination ist zur Synthese ge-
worden.
Nimmt man diese Grundanschauung an, so ¡st die Rolle,
welche die Syntax bei der Composition spielt, sofort klargelegt:
sie ist einfach die Form, in welche sich die aus der Gegenstands-
vorstellung gewonnenen Wortvorstellungen fügen, sofern die syn-
taktischen Verbindungen ihrem Bedeutungsinhalt gemäfs fähig sind,
die Beziehungen auszudrücken, die zwischen den agglutinierten
Wortvorstellungen oder vielmehr ihren entsprechenden Realvor-
stellungen durch den Akt der Composition statuiert worden sind.
So besteht fürs Lateinische kein Bedenken, die Verbindung „Gegen-
stand + Eigenschaft** in die Form alba spina (also Adj. + Subst)
zu kleiden, oder auch spina alba, weil ja die Stellung des Adj. im
Lat. frei ist. Aber man würde doch irren, wenn man gerade aus
diesem letztern Umstände schliefsen wollte, man habe es hier mit
* Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dafs die hier gemeinte Syn-
these von der Z. 29 gemeinten grundverschieden ist und sich nur auf Z. 20 f.
bezieht, da ja die Agglutination auch ein Zusammenfassen der Vorstel-
lungen ist.
314 o. DITTRICH,
einer gewöhnlichen syntaktischen Verbindung zu thun, deren Teile
sich nach Aussprechen des Satzes wieder trennen und ihr geson-
dertes Dasein führen, bis sie der Zufall wieder zusammen bringt.
Man vergleiche nur zwei Sätze wie videme albam sptnam quae est
Ulk? und alba spina est planta quae . . ., und man wird sich des
Unterschiedes bewufst werden: dort hat aJba nur den Zweck, den
Angeredeten auf die Farbe der Blüten aufmerksam zu machen, mn
ihn den gemeinten Strauch von andern etwa daneben befindlichen
unterscheiden zu lassen; hier ist mit der Beilegung des Attributes
alba der Zweck der Namengebung verbunden, und alba bleibt
mit Spina in der Seele des Angeredeten agglutiniert, wodurch die
S* 309 f. geschilderte Entwicklung ermöglicht wird. Ich kann daher
MLGr. II 577 nicht beistimmen, finde vielmehr gerade in rum. ban
it. domenica den Beweis, dafs lunae dies^ dies dominica keine gewöhn-
lichen Wortgefüge waren; wie würde sich, wenn keine Agglutination
vorläge, der spätere Wegfall eines Teils ohne Schädigung des Sinns
erklären? 1 — Ist dagegen die Syntax aufser stände, die zwischen
den Teilvorstellungen bestehenden Beziehungen kurz und bündig
auszudrücken, dann werden gewifs auch in der Ursprache die ein-
fach nebeneinander gestellten Wurzeln oder Stämme nicht den
Eindruck einer gewöhnlichen syntaktischen Verbindung gemacht
haben; jüngere Sprachperioden haben in diesem Falle das bequeme
Auskunftsmittel, auf eine frühere Syntax zurückgreifen zu können*
die in den aus ihrer Lebenszeit herübergeretteten Compositis formell
fortlebt, aber ihren Bedeutungsinhalt verloren hat, so dafs also in
die nunmehr erstehenden Analogiebildungen auch Beziehungen
hineingelegt werden können, welche die lebende Sprache in ihrer
Syntax nur durch langatmige Umschreibungen auszudrücken ver-
möchte. — Was die Worteinheit angeht, so kann ich auf das
S. 310 Gesagte verweisen und möchte nur noch hinzufügen, dafs
sie bei Bildungen, die sich der Syntax ihrer Entstehungszeit be-
dienen, allerhöchstens im Stadium Ba (vgl. S. 309), gewöhnlich
aber erst in B¿ eintreten kann, aber nicht mufs, d. h. graphisdi»
während wir phonetisch z. B. chemin de fer sehr wahrscheinlich von
allem Anfang als §m}t/^r anzusetzen haben.^ — Bezüglich der so-
genannten werdenden Composita ist oben S. 311 f. alles Nötige
gesagt worden.
Der S. 3 1 3 aufgestellte Leitsatz soll im zweiten Teile dieser
Abhandlung im einzelnen nachgewiesen werden; bevor dies jedoch
^ Vgl. dazu die reiche Beispielsammlung bei Schulze, „Ueber Wortver*
Schmelzung etc."
^ Ich vermag auch das Auftreten der Binnenflexion nicht als ein Kri«
terium dafür anzuerkennen, dafs Composita, wo sie sich findet, noch keine
,, richtigen" Composita seien; in neufranzösischen Bildungen vnt chemin de fer
vollends hat sie ja von allem Anfang an nur auf dem Papiere bestanden
{chemina defer), während phonetisch das Pluralzeichen im Artikel liegt: If,
de imfi/fr. Die phonetische Syntax ist ja überhaupt eine ganz andre alt die
graphische.
ÜEBER WORTZÜS AÄIMENSETZUNG. 3 1 5
geschehen kann, müssen wir der Frage einer einheitlichen Classi-
floation aller Composita vom Standpunkte der Bedeutung näher
treten. Die bisherigen Einteilungsversuche gehen mit geringen
Ausnahmen (Tobler, Brgm. II 84) von der Form der Composita
aus und behandeln die Bedeutung innerhalb der Formkategorien.
In welcher Weise dies geschieht, mag die folgende Uebersicht
zeigen, die keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit erhebt,
vielmehr nur die wichtigsten hier in Betracht kommenden Ein-
teilungen kurz zusammenfafst:
L Oberster Einteilungsgrund ist entweder a) die histo-
risch-syntaktische Beziehung der Compositionsglieder zu ein-
ander ^ oder Ò) die Wortart des ganzen Compositums, wobei nur
die Nominalzusammensetzung in Betracht gezogen ist^, oder c) die
logische Beziehung der Compositionsglieder zu einander^. —
2. Die Unterteilungen werden überall nach grammatischen
und logischen Gesichtspunkten gemacht, wobei bald diese jenen*,
bald jene diesen* untergeordnet und die alten indischen Klassen
der Dvandva, Tatpurusa etc., die bei Bopp, obwohl eines einheit-
lichen Einteilungsprincipes ermangelnd, noch als Hauptkategorien
auftreten, in der verschiedensten Weise untergebracht werden. Da-
bei gewinnt die Determinationsbeziehung zwischen den Com-
positionsgliedem ein solches Uebergewicht, dafs sie von den meisten
als ein notwendiges Merkmal der Zusammensetzung hingestellt wird;
dies führt bei Tobler und Schmidt* zur Ausscheidung der Dvandva,
während Mätzn. Gr. 306 (trotz Gr. 292) diese einfach als Unter-
abteilung der Determinativa aufführt. Brgm. II 83 weist mit Recht
alle logischen Unterteilungen als zu subtil ab. — 3. Die Partikel-
composita (d. h. die mit Partikel im i. Glied) erhalten überall eine
Sonderstellung insofern, als bei ihnen nur uneigentliche Zuss. mög-
lich ist und die Unterteilungen anders ausfallen "'; die Bedeutungs-
kategorien werden in der Regel bei den einzelnen alphabetisch
geordneten Partikeln abgehandelt — 4. Die sogen. Imperativ-
composita werden teilst in den Hauptkategonen i untergebracht,
^ Grimms eigentl. und imeigentL Zuss. = Diez-Mätzn.-Schmidts echte und
unechte; Mikl.'s Composita u. Zusammenruckungen ; Brgm. 11 22, der aber
Form und Bedeutung consequent scheidet und ausdrücklich bemerkt, seine
4 Kategorien statuierten keine principiellen Unterschiede, sie sollten zunächst
nur die Uebersicht erleichtern; i u. 4 Brgm.'s = Grrimms cig. u. uneig. Zuss.
* Schroed., Skutsch, Brgm. II 84. 87: immutierte u. mutierte Zuss.; und
früher Justis niedere und höhere, Mikl. -Whitneys primäre u. secundare Zuss.
(von Mikl. nur zur Unterteilung seiner „Compp." verwendet).
' Tobler, Brgm. II 84 : beiordnende u. unterordnende Zuss.
* Grimm, Diez, Mätzn., Mikl., Schroed., Wilm.
5 Tobi., Skutsch, Whitney.
* Schmidt S. II: „Da es zur Herstellung einer Begriffseinheit notwendig
ist, dafs der eine zum Glied der Zusammensetzung gewordene Begriff als der
bestimmende Teil sich dem andern als dem Grundwort unterordne, so mufs
zunächst jedes Abweichen von diesem Verhältnisse logischer Unterordnung
von wirklicher Zusammensetzung ausgeschlossen werden."
' Grimm etc. ; Brgm. II 22, 2. u. 3. Gruppe.
' Mätzn., Mikl., Schmidt
3l6 o. DITTRICH,
teils 1 erhalten sie eine Sonderstellung als „Zuss. von Phrasen", teils
werden sie überhaupt nicht erwähnt (Tobler). — 5. Die Para-
syntheta werden ebenfalls entweder innerhalb der Kategorien i
und 2 behandelt^, oder ausgeschlossen^. — 6. Die Doppelungen
werden teils ausgeschlossen*, teils aufgenommene — 7. Eine Sonder-
stellung, die auch zu einer gesonderten und ausführlicheren Be-
handlung nötigt, nimmt Darmesteters Einteilung (MC, MN.,
CdGr.) ein, die auch von Meyer -Lûbke in seine RGr. herûber-
genommen ist. Bekanntlich unterscheidet Da. zunächst Juxta-
posita und Composita, und zwar erklärt er i. (MC. 8) jene nur
für eine „simple réunion de termes rapprochés par les hasards de
Tusage, (MC. lO:) sans ellipse^\ diese für eine ^^unton intime de
mots dont le rapprochement a sa raison d'être dans Vellipse^*. Und
weiter 2. „la juxtaposition isole les idées, indique, quand il y a
lieu, les rapports à Faide de particules, et recourt à Vanalyse\ la
composition groupe dans une unité simple des idées qui se pré-
sentaient naturellement séparées, et procède par voie de synthèse."
Hätte nun Da. dieses letztere Princip, mit dem ich übrigens nicht
übereinzustimmen vermag (vgl. oben, bes. S. 313), auch für die
Unterteilungen festgehalten, so hätte sich unter Berücksichtigung
von MC. 3 : „l'on peut voir dans la composition non pas une com-
binaison de mots (substantifs et subst, subst et adj., subst et
verbes, etc.), mais une combinaison d'idées rendue visible par celle
des mots" etwa folgendes ergeben: A) die repr. Vorst wird auf-
gelöst in I. Gegenstand^ u. Eigenschaft: plafond^ coffre^fort^ htm"
fait\ hei esprit, aigue-marine, hon-chrétìen\ 2. Gegenst. u. Beziehung
u. Gegenst: chef ^d* œuvre, arc-en^ciel, lundi, arts et métiers, point {et)
virgule; oouton-d'or, harhe-de^houc, pied-à-terre; 3. Thätigkeit u. deren
Objekt: lieutenant, savoirs/aire, ouï-dire; 4. Eigenschaft u. deren
Modification: bienheureux, etc.; B) es werden in eine Vorstellung
vereinigt: 5. Gegenst. u. Eigenschaft: chou-fleur; 6. [Richtung u.
Ziel: aloi, pourboire^, 7. Gegenst. u. Eigenschaft: arrière 'Caur;
8. Gegenst. u. Gegenst.: banlieue^ timbre-poste; 9. Thätigkeit u. deren
Mittel: colporter; 10. Thätigkeit u. deren Objekt: portefeuille, re-
gardez-moi, bat-à-bourre, couvre-feu; 11. Thätigkeit u. deren Subj:
marchepied; 12, Thätigkeit u. That: cache-cache. Eine genauere
psychologische Analyse, wie sie Da. allerdings für 10 — 12 vor-
nimmt, hätte wahrscheinlich zu einer einheitlichen Classification
nach psychologischen Gesichtspunkten geführt, in die auch die
Partikelcomposita, denen Da. eine besondere Stelle anweist,
^ Grimm, Diez, Wilm.
^ Grimm, Mätzn.; Diez (mit dem Vorbehalt, dafs sie eigentlich Ablei-
tungen seien); Mikl., Schroed.; Brgm. (mit Vorbehalt II 29); Wilm.
* Schmidt.
* Grimm, Mikl., Tobi, etc.
* Mätzn., Brgm.
^ Ich gebrauche hier der Kürze wegen anstatt Ge^enstanäsvorst, etc,
den Ausdruck Gegenstand etc.
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 317
hätten einbezogen werden können. Aber der Verfolgung dieses
Gedankenganges trat der Umstand hindernd entgegen, dafs auch
Da. die Composition aus der Syntax ableitet: „sa théorie rentre
tout entière dans celle de la construction de la phrase" (MC. 5).
Und von hier aus muíste er allerdings mit logischer Consequenz
zu seinen „juxtaposés" und „composés" gelangen, und zwar zu
den letztern durch Annahme einer Ellipse. Die Einreihung von
portefeuille, pourboire etc., die an sich ganz richtige syntaktische
Verbindungen sind, in die „composés", von hei esprit, aigtie-marim^
barbe-de-bouc etc. (obwohl auch bei diesen die Annahme einer
Ellipse, wenn man sie überhaupt gelten läfst, trotz MC. 59 nicht
zu umgehen ist) in die „juxtaposés" scheint mir die Vermutung
zu rechtfertigen, dafs Da. so gefolgert hat: 1st ein zusammen-
gesetztes Wort so beschaffen, dafs es, in einen Satz eingefügt, die
Satzconstruction nicht unterbricht, sondern sie in der Weise fort-
setzt, wie es nach dem bereits ausgesprochenen Teile des Satzes
zu erwarten war, so hat man ein Juxtapositum vor sich, z. B. le
joaillier m avait dit que c* était une (erwartet: Subst.:) aigue^marine
(auch das Adj. schliefst sich syntaktisch normal an); tritt dagegen
an Stelle der erwarteten syntaktischen Verbindung eine andre, so
wird die Satzconstruction unterbrochen, und die Wörter, die sie
unterbrechen, schliefsen sich durch diese „Ellipse" zu einem Ganzen
zusammen; z. B. donne -lui donc un (subst. Objekt erwartet, statt
dessen Präp. + Inf. :) pourboire, während pourboire am Anfang eines
Satzes oder in c'est pour boire als gewöhnliche syntaktische Ver-
bindung erscheint und auch eine solche bleibt ^ Die Vermutung,
dafs Da. diesen Gedankengang verfolgt habe, erhält eine weitere
Stütze durch MC. 59 : „ceux-ci [d. h. les composés] sont formés par
l'ellipse d'un ou plusieurs mots qui seraient nécessaires pour la
correction de la construction" und insbesondere CdGr. Ill 6: „dans
timbre-poste, il y a ellipse d'une préposition: timbre de la poste ou
pour la poste\ dans arrière-cour, d'une proposition: cour qui est en
arrière) dans portefeuille, d'une phrase entière: ce qui porte les
feuilles^ ou plus exactement, à Timpératif, porte, va porter les feuilles^\
wogegen die Juxtaposition in der „réunion de deux ou plusieurs
termes groupés d'après les lois ordinaires de la langue, sans vio-
lence faite à la syntaxe, sans ellipse" bestehen soll. Man
sieht ohne weiteres, in welchem Sinne die Ellipse hier gefafst
' Hier ist, beiläufig bemerkt, ebenfalls ein Ausgangspunkt der Theorie,
nach welcher ein Juxtapositum erst längere Zeit als gewöhnliche syntaktische
Verbindung leben müfsle, bevor sich die „unité de l'image" einstellen könnte.
Damit es zu dieser gelangen könne, ist es nach dieser Theorie nötig, dafs die
syntaktische Verbindung gegenüber den übrigen Teilen des Satzes isoliert werde,
und dies kann, solange sich die Syntax nicht ändert, nur dadurch zu stände
kommen, dafs entweder eines der Glieder dieser Verbindung formell oder der
Bedeutung nach keines selbständigen Lebens mehr iahig sei, oder dafs die
Etymologie der einzelnen Glieder bei der Reproduction nicht mehr zum Be-
wufstsein komme und sie sich dadurch in Eins zusammenschliefsen ; alles
natürlich eine Frage der Zeit. Vgl. dazu oben S. 3iif., bes. S. 312.
31 8 o. DITTRICH,
wird: Vorhandensein einer Lücke in der von vornherein zu erwar-
tenden Continuität der Satzconstruction. Hier ist nun zunächst zu
unterscheiden zwischen Bildungen wie timbre^posU, arrière^cour etc.,
wo diese Lücke zwischen den Gh'edcm des Compositums, und
Bildungen wie portefeuille, contr empoison, pourboire, wo sie zum Teil
auch vor dem Compositum läge. Was timbre-poste etc. betrifit, so
mufsten diese Composita Da., der unter Syntax die „Syntax einer
Flexionssprache" versteht und das Vorhandensein einer andern Art
Syntax nur erst als möglich, nicht aber als gewifs ansieht (MC 7),
allerdings als elliptisch erscheinen, weil die Beziehung zwischen
den Compositionsgliedern nicht in den Formen der ñexionaien
Syntax ausgedrückt ist, und er stellt sie in dieser Hinsicht ganz
mit Recht auf eine Stufe mit der thematischen Composition der
alten Sprachen. Bedenkt man aber, dafs diese thematische Com-
position, wie heute allgemein anerkannt ist, in der vorflexivischen
Zeit der idg. Sprachen ebenfalls einer syntaktischen Construction
entsprach, so mufs man auch zugeben, dafs jene alte Construction
die adäquate Form eines Bedeutungsinhaltes gewesen sei, soweit
überhaupt eine solche Correspondenz von Inhalt und Form denk-
bar ist. Dann verschwindet aber die Ellipse in dem von Da.
angenommenen Sinne: das Thema war eben dazu im stände, andre,
viel allgemeinere und mannigfaltigere Beziehungen in sich aufzu-
nehmen, als die ñexivische Wortform, und es ist gar nicht wunder-
bar, dafs sich die Sprache in ihrer flexionalen Periode das Recht
bewahrte, im Falle des Bedarfs auf jene alten Constructionen zu-
rückzugreifen (vgl. oben S. 314). Nun leugnet zwar Da. MC. 6 fürs
Franz. (abgesehen von gelehrten Bildungen) die Stammcomposition,
aber, wie ich glaube, mit Unrecht: denn poste in timbre-poste 1st ja
weder Nom. noch Acc, was es der Form nach sein könnte, noch
Gen. oder Dat., was es schon der Form nach nicht sein kann
(man müfste denn mit Da. CdGr. III 43 f. annehmen , dafs ein
neuer Genitiv nur in Compositis in der Bildung begriffen sei, eine
Annahme, die sich durch nichts stützen läfst und die aufserdem
consequenterweise die „composés avec un génitif" aus den „com-
posés" ausschlösse); was bleibt also übrig als die Stammform, die
durch die Bedeutung allein gerechtfertigt wird? Was ¡st formell
für ein Unterschied zwischen timbre-poste und Postkarte! Ueber
arrière-cour bedarf es nach dem vorstehend über die Syntax Gesagten
nur noch der Bemerkung, dafs zu allen Zeiten auch die einfache
Nebeneinanderstellung von Wörtern (Stämmen, Wurzeln) als sjnii-
taktische Form genügt hat, wenn der gewollte Bedeutungsinhalt
einer Wortgruppe oder eines sich dieser Form bedienenden Wortes
durch dieses einfache Mittel ausdrückbar war; dafs diese Möglich-
keit bei arrière-cour vorlag, dürfte kaum jemand bezweifeln; von
einer Ellipse kann also auch hier keine Rede sein; ich halte über-
haupt bis auf weiteres an der Ansicht fest, dafs es am besten sei,
den Begriff der Ellipse auf die Fälle einzuschränken, wo wirklich
im Laufe der Zeit Wörter ausgefallen sind, so wenn es z. B. früher
UEBER :WORTZ0SAMMENSETZUNG. 3 1 9
lunette de longue cue hiefs und jetzt longue vue heifst. — Betrachten
wir nun portefeuille^ conire^poison^ pourboire etc. etwas näher, so er-
giebt sich, dafs hier die Annahme einer Ellipse in dem S. 318
Z. I f. ersvähnten Sinne voraussetzen würde, es sei beim Aussprechen
des Satzes, in dem das Compositum zum ersten Male vorkam, die
Continuität der Construction aus irgend welchem unbekannten
Grunde verletzt worden. Dies ist nun aber durchaus nicht der
Fall. Um bei dem Beispiele von S. 317 zu bleiben: beim Aus-
sprechen des Satzes donne-lui donc un pourboire wird hinter un nur
der lautliche Ausdruck einer Gegenslandsvorstellung vom Sprechen-
den beabsichtigt und vom Hörenden erwartet. So gut nun der
Deutsche durch seine Apperception zunächst des ganzen Gegen-
standes, sodann des Zwecks des ganzen Gegenstandes zu seinem
Worte Trinkgeld gelangt, das mit seinem substantivischen zweiten
Compositionsglied auch die syntaktische Erwartung des nachträg-
lich analysierenden Grammatikers erfüllt, ebenso gut konnte der
Franzose nur den Zweck des Gegenstandes ausdrücken und so
zu einem Worte gelangen, das die Gegenstandsvorstellung durch
Präp. + Inf. wiedergiebt {pour boire) und die syntaktische Erwartung
des in seiner Analyse zu weit gehenden Grammatikers nicht erfüllt.
Denn das ist entschieden zu weit gegangen, wenn man annimmt,
dafs die syntaktische Verbindung, die man durch Auflösung des
Compositums in seine Teile erhält, sich als solche „eigentlich" in
den Satz einfügen müfste, ohne dessen Continuität zu stören, und
dafs man es in allen Fällen, wo dies nicht geschieht, mit einer
„violence faite à la syntaxe" zu thun habe. Von einer solchen
kann gar keine Rede sein, weil pourboire durch un als Subst., durch
die Stellung als Objekt deutlich markiert und damit den syntak-
tischen Forderungen, die an den vorliegenden Satz gestellt werden
können. Genüge geleistet ist; woraus pourboire besteht, ist also für
den Satz, in dem es vorkommt, völlig gleichgültig, und für sich
betrachtet, bietet es als ganz legitime syntaktische Verbindung
ebenso wenig Anlafs zu Bemerkungen, wie portefeuille und contre-
poison, Lafst sich also die Annahme einer Ellipse im Sinne einer
Lücke in der Satzconstruction einerseits nur aufrecht erhalten, wenn
man die flexional e Syntax als Norm aufstellt, ein Verfahren, das
nach dem heutigen Stande der Wissenschaft keine Berechtigung
mehr hat, und fallt anderseits eine solche Ellipse bei Bildungen
wie pourboire etc. überhaupt weg, so ist die Ellipse in diesem Sinne
auch kein geeigneter Einteilungsgrund mehr für eine Qassifìcation
der Composita. Eine andere Frage ist es, ob man mit einer
andern Art Ellipse, wie sie Da. MC. 7 andeutet, nicht weiter konmit:
„la composition [romane], pour se modifier dans sa forme ex-
térieure, n'en reste pas moins ce qu'elle était dans les langues
anciennes, une expression synthétique, éveillant dans la pensée plus
d'idées que les parties qui la forment n'en peuvent fournir, prises
chacune en elle-même. L'ellipse y reste toujours le caractère fon-
damental, bien plus, le caractère unique." Hält man damit Paul
320 o. DITTRICH, ^
263 f. zusammen: ,,man mûfste den Begriff der Ellipse in viel aus-
gedehnterem Mafse anwenden, als es jetzt üblich ist; man muíste
zugeben, dafs es zum Wesen des sprachlichen Ausdrucks gehört
elliptisch zu sein, niemals dem vollen Inhalt des Vorgestellten ad-
äquat, so dafs also in Bezug auf Ellipse nur ein Gradunterschied
zwischen den verschiedenen Ausdrucksweisen besteht", dann bedarf
es einfach der Ersetzung des negativen Ausdruckes „Ellipse" durch
den positiven „Apperception gewisser Elemente aus einer Gesamt-
vorstellung", und man ist auf dem Standpunkte angelangt, den ich
oben S. 313 vertreten habe. Damit dehnt sich aber die „Ellipse"
auch über die Juxtaposita aus, die „idée nouvelle que l'on ne
pourrait retrouver dans les éléments pris à part" ist nicht mehr
blofs in pourboire zu fìnden, sondern ebenso gut auch in pied^a-
terre y denn dieses bedeutet nicht „Fufs- zur -Erde", sondern den
„Ort, wo man den Fufs zur Erde setzt", alle „juxtaposés avec syn-
ecdoque, métaphore et métonymie" rücken in die Reihe der „com-
posés" ein; und bedenkt man, dafs aubépine auch kein „weifser
Domstrauch" schlechthin, sondern ein ganz besonderer „Dornstrauch
mit weifsen Blüten" ist, und dafs pomme in der Bedeutung „apfel-
ähnliche Frucht" nicht selbständig vorkommt, so bleibt von den
„juxtaposés", die der Analyse „pas plus d'idées que chacun des
termes qui les composent" (MC. 8) bieten sollen, überhaupt nichts
mehr übrig. — Kehren wir nun zu Darmesteters Einteilung zurück,
so ist nur noch zu sagen, dafs er der Partikelcomposition eine
gesonderte Stellung zwischen den „juxtaposés" und „composés"
anweist, und zwar mit Rücksicht auf die Parasyntheta, denn die
übrigen Partikelcomposita liefsen sich, wie Da. selbst zugiebt, in
die Juxtap. und Composita aufteilen, was er bei einzelnen {arrière^
cour y pourboire etc.; bienheureux etc.) auch thut (warum?); den
Schlufs der „composés" bilden „composés irréguliers", die sehr
Verschiedenartiges, u. a. auch die Doppelungen umfassen; die
mots savants und Lehnwörter sind ganz getrennt behandelt
und nach Sprachen (lat., griech., etc.) eingeteilt; nur bei den it.
sp. pg. Lehnwörtern wird auf den ersten Teil, der die populären
Bildungen nach den obigen Gesichtspunkten eingeteilt bringt, ver-
wiesen. Dafs die Unterteilungen der Juxtaposita und Com-
posita bei der Annahme eines verschiedenen Blldungsprincipes
für jede dieser Hauptklassen und infolge des Wegfalls der syn-
taktischen Ellipse bei den Juxtapositis nicht gleichmäfsig ausfallen
konnten, ist selbstverständlich, und ich möchte darum mit Da. nicht
so strenge ins Gericht gehen, wie es Koschwitz in seiner Recension
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. 15, 232 f. thut.
Eine kurze zusammenfassende Kritik der S. 3 1 5 f. erwähnten
andern Einteilungsversuche wird uns deren Wert für die Erkennt-
nis des Wesens der Composition zeigen und zugleich den Weg
weisen, auf dem man zu einer natürlichen Classification der
Composita gelangen kann. Denn dafs die bisherigen Systeme,
wenigstens was die Bedeutungskategorien betrifft, als künstliche
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 321
bezeichnet werden müssen, ist aufser Zweifel.) £s ist aber auch
ganz erklärlich, dafs künstliche Systeme entstehen müssen, solange
man von einer Vergleichung der fertigen Objekte ausgeht und
von hier aus vorwärtsschreitend, an die Stelle der reconstructiven
Genese, die bei Erfahrungsobjekten immer gefordert wird, eine
constructive Genese setzt. „Enthält nun auch die äufserlich und
zum Teil künstlich angewandte genetische Form überall einen Hin-
weis auf die wirkliche Entwicklung der Objekte, und bahnen çben
darum die auf solche Weise entstandenen Einteilungen den wahren
genetischen Systemen den Weg" (WL. II 58), so ist doch ander-
seits nicht in Abrede zu stellen, dafs unter Umständen eine rein
descriptive Einteilung einer künstlichen genetischen vorzuziehen ist;
denn die rein descriptive Einteilung verzichtet auf die Einsicht in
die wechselseitigen Beziehungen der Elemente des einzuteilenden
Begriffs, während die künstliche genetische Classification solche
Beziehungen construiert So wurde oben S. 307 gezeigt, wie aus
der Vergleichung von Zusammensetzungen verschiedenen Alters die
Genesis der Composition abstrahiert und nun auf Grund von Fol-
gerungen, die zu einer irrtümlichen Auffassung der Stellung geführt
haben, welche der Syntax bei der Schöpfung eines Compositums
zukommt, die „werdenden" Composita aus der Zahl der Zusammen-
setzungen ausgeschlossen wurden. Während es aber hier genügt,
eine irrtümlich statuierte Beziehung zwischen wirklichen Elementen
des einzuteilenden Begriffs zu berichtigen, worauf als höchst wert-
volles Resultat die ganze mögliche Geschichte des fertigen Com-
positums zurückbleibt (vgl. S. 3 1 2 f.), vermag das willkürliche Hinein-
tragen fremder Elemente in den Begriff die Erkenntnis der wirk-
lichen Genesis für lange Zeit zu trüben, ohne, wenn diese Elemente
nachher eliminiert werden, irgend einen nutzbaren Rest zurückzu-
lassen. Eine solche, ich möchte sagen, unglückliche Rolle haben
in der bisherigen Geschichte des Begriffes „Composition" gewisse
logische Begriffe gespielt: die Determinationsbeziehung, das Ver-
hältnis der Beiordnung oder Unterordnung, der Gattung und Art,
mittelst deren die Bedeutung der Zusammensetzungen erklärt wurde.
Die auf die Annahme einer Determinationsbeziehung bei allen
Compositis gegründete Theorie vom Grund- und Bestimmungswort
führt entweder zur Ausschliefsung ganzer Klassen von Zusammen-
setzungen (vgl. oben S. 315, bes. Anm. 6), oder sie läfst diese Bil-
dungen, wenn sie inconsequenterweise doch geduldet werden, un-
erklärt.^ Bleibt hier noch ein Zweifel, ob man nicht doch die
^ Die Formkategorien der eigentl. u. uneigen tl. etc. Composita, die uns
hier nicht weiter beschäftigen, stehen und fallen mit der Agglutinationshypo-
these, und erscheinen als natürliche, solange diese in Kraft bleibt; nur
würde es sich empfehlen, die nicht mehr zeitgemäfsen Ausdrücke „eigentl."
u. „uneigentl." etwa durch „vorflexivisch" u. „flexivisch" zu ersetzen, oder
von Stamm- und Wortcomposition zu reden.
' Auf eine Erklärung mufs diese Theorie allerdings auch bei so manchem
wirklichen „Determinativum" verzichten; so vermag sie z.B. keine Rechen-
Zeitschr. L rom. PhiL XXIL 21
322 O. DITTRICH,
Absicht der Determination als bei der Schöpfung wenigstens einer
gewissen Klasse von Compositis mitwirkend anzusehen habe, so
fällt dieser Zweifel bezüglich des Verhältnisses der Beiordnung und
Unterordnung, in dem die Glieder des Compositums zu einander
stehen sollen (vollends in dem Sinne, wie Schmidt an der oben
S. 3 1 5 Anm. 6 citierten Stelle und Brgm. II 84 die Unterordnung
auffassen), gewifs weg. Hier wie bei der Statuierung eines Ver-
hältnisses von Gattung und Art zwischen dem Grundwort und dem
ganzen Compositum ist es ganz klar, dafs die auf solchen £in-
teilungsgründen aufgebaute Classification eine künstliche ist Als
solche wird sie denn auch von Tobler S. 206 ausdrücklich zuge-
geben. Mag aber Tobler a. a. O. noch so eindringlich versichern,
dafs sich in seinem Falle „die Herbeiziehung der Logik auf ihre
Dienste zum Zweck einer übersichtlichen Einteilung der vorliegen-
den Thatsachen" beschränke, „womit der psychologische Ursprung
und Wert derselben noch gar nicht berührt werde", und dafs „da-
bei nicht die Meinung und Absicht walte, die sprachlichen Pro-
dukte hinterher gewaltsam unter die Gesetze dieses [d. h. des logisch
richtigen] Denkens zu beugen oder diese in ihnen als wirksam ge-
wesenes Princip vorauszusetzen"; die Natur der so als Kategorien
verwendeten Begriffe läfst doch unwillkürlich die Meinung auf-
kommen, als wäre bei der Schöpfung des Wortes wirklich an Bei-
oder Unterordnung, Gattung und Art gedacht worden; und dafs
Tobler selbst sich dieser Vorstellung nicht erwehren konnte, zeigt
die Stelle Zs. f. Völkerps. 5, 213 deutlich genug: „Zweitens: Das
zweite Wort wird im Verhältnis zum Ganzen als Gattung be-
trachtet. Solche Betrachtung kann allerdings schon bei der
I. Art stattfinden, weil alle unterordnende Zusammensetzung
schliefslich nur in ein Verhältnis wie das zwischen Gattung und
Art auslaufen kann; aber dort ist sie durchaus nicht nötig, sondern
blofs accidentiell, oder sie versteht sich von selbst; hier dagegen
ist sie wesentlich, constitutiv und mufs hinzukommen als das
Einzige, was die Verbindung überhaupt zusammenhält. Hier be-
treten wir das viel weitere Gebiet blofser Anschauungsweise,
und wenn irgendwo, so zeigt sich hier, dafs die Sprache nicht
blofs Gedanken über vorhandene Dinge und Verhältnisse aus-
drückt, sondern ganz neue Dinge und Verhältnisse frei schafft ..."
Nur das ist zuzugeben, dafs bei einer verhältnismäfsig ganz gering-
fügigen Anzahl von Compositis ein Verhältnis der Gattung und
Art zwischen den Gliedern des Compositums besteht (vgl. cerise^
guigne und umgekehrt [?] choléra-viorbm); im übrigen aber
reichen die allgemeinen apperceptiven Functionen der
Beziehung und Vergleichung (Feststellung von Uebereinstim-
schaft davon za geben, warum bas-mât, avant-bras nur einen Teil des mât,
bras bedeuten , oder warum der sous-préfet keine Art des préfet ist, was er
nach MC. 153 sein muíste. Hier hilft die „figure de pensée** (MC. 151) nicht
über die Schwierigkeit hinweg.
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 323
mungen und Unterschieden) sowie Analyse und Synthese, die
aller Verstandes- und Phantasiethätigkeit zu Grunde liegen, zu-
sammen mit den Associationen ^ die die Grundlagen der
Beziehung etc. bilden, vollkommen zur Erklärung aller VVort-
bildungserscheinungen aus. Vorausgesetzt ist dabei allerdings,
dafs man als Objekt der Wortbildungslehre nur den Schöpfungsakt
des Wortes, sowohl was die Bedeutung als was die Form betrifft,
im Auge habe, und alles, was darüber hinausgeht, der Wort-
geschichte und dem Bedeutungswandel zuweise. Eine solche Schei-
dung zwischen Entstehung und Geschichte des Composi tums war,
wie mich dünkt, durch die Einführung der Kategorien „Mutata"
und „Immutata" (primäre und secundare etc. Composita, s. oben
S. 315 Anm. 2) angebahnt, ist aber nachher durch die rein histo-
rische Betrachtungsweise, wie sie in Paul 305, Brgm. II 87 ff. zum
Ausdruck kommt, wieder zurückgedrängt worden. Diese Kategorien
sind aus der Betrachtung des Verhältnisses erwachsen, in dem das
fertige, bereits geformte Wort zu der Vorstellung steht, die es be-
zeichnet; der Endpunkt, und von hier aus rückwärts schreitend,
der Anfangspunkt des Wortschöpfungsprocesses ist damit richtig
angegeben. An die Stelle dieses Verhältnisses setzte nun die rein
historische Betrachtung ein anderes: die Mutata sollen durch Be-
deutungsentwickung aus den Immutatis hervorgegangen sein. Dem
widersetzt sich aber gerade das Wort, auf das man sich zum Be-
weise dieser Annahme zumeist beruft: QoâoâàxrvXoç: ein Subst. *q,
ist nicht vorhanden, die Verbindung ç. fícíg kann sehr wohl aus
einer Zeit stammen, wo die Motion des Adjektivs noch nicht durch-
geführt war; dafs kein besonderes Adjektivsuffix angefügt wurde,
erklärt sich daraus, dafs -o- auch als solches brauchbar war, wie
sich ja überhaupt im Idg. keine scharfe Scheidung zwischen Subst-
und Adjektivform durchführen läfst; der Accent kann hier auch
nichts beweisen, weil er uns wieder auf eine hypothetische Form
*(5odo-(). führt; die Parallele mit Dickkopf ist nicht stichhaltig, weil
dieses und ähnliche Wörter nicht als attributive Adjectiva verwendet
werden. So wichtig und häufig der Kategorienwandel als Wort-
bildungsmittel beim Simplex sein mag (vgl. Paul S. 303 ff.), so wenig
läfst er sich beim Compositum sicher nachweisen, weil man hier
immer mit der Möglichkeit rechnen mufs, dafs man es mit einer
nur zufällig der Form nach mit einem vorhandenen Compositum
übereinstimmenden spontanen Neubildung zu thun habe; für die
letztere Annahme spricht z. B. im Frz. die grofse Zahl von Bü-
dungen des Typus pourboire^ denen keine entsprechende locut. adv.
zur Seite steht, und bezüglich einiger, die Da. MC. 147 als aus
solchen hervorgegangen betrachtet, ergiebt die Bedeutung, dafs
dies nicht möglich ist: amont, avcd bedeuten als Adv. „vers la
^ Diese allein als Erklärungs- und Einteilungspriucip zu benatzen, wie
es Tobler S. 220 ff. für möglich hält, ist nach dem heatigen Stande imseres
psychologischen Wissens nicht mehr angängig.
21*
324 o. DITTRICH,
partie haute, basse", als Subst. „la partie supérieure, inférieure*';
in dem einen Falle liegt also eine Richtungs-, im andern Falle
eine Lagevorstellung zu Grunde, und dies beweist die Unab-
hängigkeit des Subst. vom Adv. Gestützt auf die vorstehenden
Erwägungen glaube ich bis auf weiteres auch QodoóáxzvXoc etc.
als ursprüngliche Adj. ansehen zu dürfen, und ihre Entstehung ist
dann wiederum nicht das Resultat einer allmählichen historischen
Entwicklung, sondern eines rasch ablaufenden occasionellen
Schöpfungsaktes.
Die Grenzen, in welche dieser Schöpfungsakt eingeschlossen
ist, sind oben S. 308 Z. 47 ff., die Art, wie er in einem einzelnen
Falle verläuft, oben S. 307 f. angegeben worden; die Schilderung
S. 307 f. giebt zugleich eine genetische Erklärung des resultie-
renden Objekts und erfüllt so die Vorbedingung, an die jede wahre
genetische Definition, wie ich sie S. 3 1 3 gegeben zu haben glaube,
gebunden ist Behandelt man die einzelnen Objekte, in unserm
Falle also die einzelnen Composita, in dieser Weise, so ergiebt
sich zuletzt eine natürliche Classification aller Composita. Die
Methode der Einzel Untersuchungen ist klar vorgezeichnet: ausgehend
von dem fertigen, im Satze auftretenden Worte ist die Gesamtvor-
stellung zu reconstruieren, deren Ausdruck das Wort ist; sodann
mufs die Stichhaltigkeit dieser Reconstruction durch Verfolgung
des Weges von der auszudrückenden Gesamtvorstellung zum Worte
geprüft werden, wobei sich die Elemente ergeben, welche aus jener
Gesamtvorstellung appercipiert und als deren Repräsentanten für
künftige Reproductionen gewählt worden sind; also, um bei dem
obigen Beispiele zu bleiben: i. Reconstruction: a/òa spina ist Sub-
jektswort, Subst., Ausdruck einer Gegenstandsvorstellung; 2. Probe
und Genesis: Gegenstandsvorstellung Dornstrauch (mit) weifs(en
Blüten), also Apperception des Ganzen und der Eigenschaft eines
Teiles — Subst u. Adj. — Subst. — Subjektswort alòa spina. Unter
Anwendung dieser Methode erhalte ich folgendes Schema:
I. Subjekt s Wörter*: i) Substantiva: a) Gegenstandsvorstel-
lungen: à) Erkennungsnamen, ß) Erinnerungsnamen 2; b) Eigen-
schaftsvorstellungen 3: A, B; c) Zustandsvorstellungen: A, B. —
^ Selbstverständlich soll damit nicht gesagt sein, dafs das Wort zum
ersten Male wirklich als Subjekt(bestimm)wort auftreten müTste; es genügt,
wenn es, ohne seine Wortart zu ändern, auch als Subjekt(bestiinm)wort
verwendbar wäre ; so kann z. B. aus dem Satze Câtt^ plante est une aubépine
oder les fleurs de V aubépine sont blanches das Wort aubépine ohne weiteres,
ohne einer kategorialen Verschiebung zu bedürfen, in V aubépine est une piante
als Subjekt verwendet werden, während rouge aus ce drap est rouge erst
durch Categoriale Verschiebung als Subjektswort in le rouge de ce drap ne
me plaît guère tanglich wird, dagegen ohne weiteres als Subjektsbestimmung
z. B. in ce drap rouge . . . brauchbar ist. Das Gleiche gilt mutatis mutandis
auch von Klasse IH — VI.
* Die Bedeutung dieser techn. Ausdrücke wird später erklärt; im obigen
Schema setze ich der Kürze halber einfach A, B.
^ Eigenschaft ist hier wie II i im weitesten Sinne des Wortes gefaist.
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 325
2) Infinitive: Zustandsvorstellungen: A, B. — 3) Subst. Pronomina:
Beziehungsvorstellungen: A, B. — n. Subjektbestimmwörter:
i) Adjectiva u. adj. Numeralia: Eigenschaftsvorstellungen: A, B. —
2) Adj. Participia: Zustandsvorstellungen: A, B. — 3) Adj. Pro-
nomina: Beziehungsvorstellungen: A, B. — ECL Prädikat s Wörter:
Verba*: Zustandsvorstellungen: A, B. — IV. Prädikatbestimm-
wörter: i) Adverbia: Beziehungsvorstellungen: A, B. — 2) Adverbia
u. adv. Adj.: Eigenschaftsvorstellungen: A, B. — V. Verbindungs-
wörter: i) Präpositionen: Beziehungsvorstellungen: A, B. — 2) Con-
junctionen: Beziehungsvorstellungen: A, B. — VI. Interjectionen:
Gefühle, Affecte: A, B.
Die Unterteilungen von A und B erfolgen nach rein psycho-
logischen Gesichtspunkten und können hier wegen ihrer Mannig-
faltigkeit nicht näher ausgeführt werden; man vergleiche hierüber
den zweiten Teil der Abhandlung. An dieser Stelle ist nur noch
ein Wort über die grammatischen, d. h. Formkategorien zu sagen,
die in der obigen Einteilung verwendet worden sind und scheinbar
in einer Classification nach der Bedeutung keine Berechtigung
haben. Dem ist aber nur scheinbar so; in der That kann die
Formgebung nur durch logische Abstraction von dem Schöpfungsakt
getrennt werden und ist in Wirklichkeit eng mit ihm verwachsen.
Da es sich aber für uns, wie bereits S. 324 Z. ig ff. angedeutet,
um eine Reconstruction der wirklichen Entwicklung handelt, so
können diese Formkategorien nicht vernachlässigt werden. Das
Lautgebilde, welches der auszudrückenden Vorstellung entspricht,
wird erst dadurch zum Wort, dafs es beim Eintritt in den Satz in
gewisse Verbindungen gebracht wird, die ihm den character in-
delebilis als Subjektswort, Subst. , Subjektbestimm wort. Adj., etc.,
verleihen, direkt, oder, in der S. 324 Anm. i angedeuteten Weise,
auch indirekt. Die Kategorien, die es so empfängt, bleiben aber,
und dies ist von höchster Wichtigkeit, auch aufserhalb des Satzes
an ihm haften: es sind ihm beim Wiedereintritt in einen (andern)
Satz nur ganz bestimmte grammatische Beziehungen gestattet; da-
durch scheidet sich das indogermanische Wort z. B. von der chi-
nesischen Wurzel, die „für sich grammatisch unbestimmt, gramma-
tische Bestimmung nur im Satze und ... für den jeweiligen Fall
erfahrt" (Steinth.-Misteli 11 166) und aufser dem Satze weder Subst.
noch Adj. noch Verbum etc. ist. Die grammatischen Beziehungen
des indogerm. Wortes werden, solange die Sprache noch eine reiche
Flexion besitzt, an den flectierbaren Wörtern selbst ausgedrückt;
so erscheint z. B. \dLÌ. pairem in jeder Stellung als Objekt (nur im
acc. cum inf. später als Subj.) und Subst.; in dem Mafse aber, wie
die Flexion reduciert wird, treten andere Mittel ein, um die syn-
also qualitative, intensive, räumliche, zeitliche Eigenschaften sowie das Nume-
rale umspannend.
^ Gemeint ist hier natürlich das Verbum fìnitum, wenn auch in einer
systematischen Darstellung wie im Lexikon die Nominalform des Infinitivs als
Repräsentant des Verbums aufgeführt zu werden pflegt.
326 o. DITTRICH,
taktische und Wortkategorie zu markieren: so vor allem die Wort-
stellung und gewisse Beziehungen ausdrückende Verbindungswörter,
z. B. de^ ày of oder von\ le pire wird nur durch die Stellung im
Satze als Subj. oder Obj., du père nur durch du als attributiv fun-
gierend erkannt; le in le pire ist nicht Träger einer grammatischen
Beziehung, sondern Ausdruck der Determination, also in seinem
ursprünglichen Sinne als Demonstrativum verwendet; eines lautlichen
Ausdrucks, dafs pire Subst. ist, bedarf es m'cht, da es von seinen
Homonymen perd und pair(e), auch wenn es ohne Artikel steht,
durch negative Markierung seiner grammatischen Kategorie^ ge-
nügend geschieden wird: so ist es z. B. unmöglich, p^r in il f (est)
p^r anders denn als Subst. (in der Bedeutung Valer oder Pair)
zu fassen, weil sonst il f keinen Sinn gäbe, da p^r Adj. nicht ab-
solut vorkommen kann; umgekehrt geht es nicht an, p^r in il b
p^r als Subst, h als Artikel anzusehen, sondern nur als Verb, fin.,
bezw. Acc. des Pron. pers., weil sonst il in der Luft hienge. Die
erwähnten positiven und negativen Mittel, die der Sprache zur
kategorialen Bestimmung des Wortes dienen, wirken nun auf ein
in den Satz eintretendes neues Wort in der Weise, dafs sie ihm
1. eine ganz bestimmte grammatische Stellung anweisen und ihm
2. dadurch gewisse Schranken ziehen, die beim spätem Eintritt in
andre Sätze dadurch offenbar werden, dafs bei Durchbrechung
dieser Schranken das resultierende Lautgebilde nicht mehr als neue
Anwendung des früheren Wortes, sondern als neues Wort erscheint
So empfängt z. B. ein neugebildetes rouge^gorge beim Eintritt in
den Satz le rouge^gorge est un oiseau die Kategorie als Subjektswort
und Subst; es ist in künftigen Sätzen wieder der Anwendung als
Subjektswort, aber auch als Objektswort, nominales Prädikatswort,
mit de als Attributswort fähig, es kann einen Plural bilden, etc.;
verwehrt aber ist ihm die Verwendung als Prädikatswort, weil es
dann, im Gegensatz zu den bisherigen Fällen, seine Kategorie als
Subst. aufgeben müfste: *cet oiseau rouge^gorge i^ singt wie ein Rot»
kehlchen, ähnelt einem R., oder gar ist ein R,) würde rouge-'gorge
als neues Wort mit verbalen Formdispositionen {*rouge'gorgeait,
-ant, "é etc) erscheinen lassen, und zwar als Ableitung von rouge»
gorge Subst; von dem Falle, dafs ein neues ^rouge-gorge mit der
Bedeutung *hat eine rote Kehle entstünde, mufs hier natürlich ab-
gesehen werden, da dieses mit dem früheren Subst gar nichts zu
thun hätte. Die eben besprochene Gebundenheit des indogerm.
Wortes an gewisse grammatische Kategorien (Subjektswort, Subst»
etc.) erweist sich also thatsächlich als zum Wesen des Wortes ge-
hörig und haftet ihm auch aufserhalb des Satzes an; damit redit-
> Vgl. dazu SteÍDth.-Mist. II 597, wo aus Whitney, Language and the
study of language, das hübsche Beispiel fish like water gegeben wird, ein
Satz, der „näher betrachtet, gar nicht so formlos ist, wie er beim ersten An-
blick erscheint: fish ist Nom. nach seiner Stellung und Plur., weil es nicht
likes heifst; water ist Acc. nach seiner Stellung und Einzahl, weil es das s
entbehrt; like ist prädicatives Verb im Plural und Präsens".
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 327
fertigt sich die Verwendung dieser Kategonen in dem S. 324 f.
aufgestellten Schema von selbst, während andre Formkategorien,
die nämlich, welche sich auf die Glieder des Compositums be-
ziehen , darin keine Stelle finden , aus Gründen , die ich hier nicht
weiter auszuführen brauche.
Bevor ich nun daran gehe, im Rahmen der S. 324 f. ange-
deuteten Classification das S. 3 1 3 aufgestellte Princip der Com-
position auf seine mannigfachen Erscheinungsformen anzuwenden
und dadurch im einzelnen zu begründen, will ich noch kurz das
Gebiet abstecken, das ich in dieser Weise zu behandeln gedenke:
Das Substrat der folgenden Untersuchung bilden die Com-
posita des Neufranzösischen. Die Wahl dieser Sprache als
einer verhältnismäfsig composi tionsarmen mag im ersten Moment
befremden; bei näherer Betrachtung jedoch ergiebt sich, dafs sie
ein geeigneteres Untersuchungsobjekt ist als etwa eine germanische
Sprache, und zwar hauptsächlich deshalb, weil in ihr die sogenannte
„uneigentliche" Composition einen viel breiteren Raum einnimmt
als in den die thematische Composition bevorzugenden germa-
nischen, slavischen, klassischen etc. Sprachen; und gerade von
diesen jüngeren Formen ist ja, wie sich bereits ¡m Verlaufe der
bisherigen Darstellung gezeigt hat, die Auffassung der Bildungs-
processe, die den einzelnen Compositis zu Grunde liegen, in hohem
Grade abhängig. Aufserdem aber fehlt im Nfr., wenn man nicht
nur die populären, sondern auch die gelehrten und Lehnwörter in
Betracht zieht, keine der verschiedenen Bildungs weisen, die sich
in andern Sprachen finden, und es erweist sich also wohl geeignet,
als Mittelpunkt für eine Darstellung der indogerm. Composition ^
zu dienen, obwohl es eine junge Sprache ist, oder vielleicht (vgl.
oben Z. 19 ff.) gerade darum. Und endlich, was ja von mehr
praktischer, aber doch gewifs nicht zu unterschätzender Bedeutung,
ist das Nfr. gerade was die Composition betrifft, seit Darmesteters
grundlegenden Arbeiten und dem Erscheinen des Dictionnaire
général weitaus am besten erforscht, und es liegt auch in den
MC. und MN. eine allen billigen Ansprüchen genügende Beispiel-
sammlung vor, über die man nicht allzu oft hinauszugreifen ge-
> Nur als solchen habe ich, wie ich ausdrücklich betone, das Nfr. im
Auge; welche Bildungs formen es gegenüber dem Lateinischen bevorzugt, das
hat Darmesteter, abgesehen davon, dafs er dem Franz. die thematische Com-
position abspricht, in den MC etc. vollkommen befriedigend dargestellt; be-
züglich der thematischen Composition bin ich nun allerdings, wie bereits S. 318
angedeutet, der Ansicht, dafs sie im Nfr. in populären Wörtern, wenn auch
nur erst im Keime, in der Wiederentwicklung begriffen sei, und ich stimme
auch MLGr. II 576 völlig bei, wenn er sagt, dafs in Neubildungen nach dem
Typus perce-neige das erste Glied heutzutage als Verbalstamm gefühlt werde.
Wenn ich trotzdem gelehrte und Lehnwörter überall als solche auszeichne,
so geschieht es darum, weil sich diese Scheidung bei einer späteren Unter-
suchung über das Verhältnis von Form und Bedeutung der Composita
als fruchtbar erweisen wird; vorderhand berücksichtige ich nur die Be-
deutungs kategorien.
328 o. DITTRICH,
nötigt ist. Allerdings mufs dabei leider von den Personen- und
Ortsnamen abgesehen werden, deren volle Berücksichtigung übrigens
in der vorliegenden Untersuchung, die auch von den Appellativen
nur eine Auswahl von typischen Beispielen bringen kann, schon
aus Raumrûcksichten nicht möglich gewesen wäre; der Schaden
ist aber glücklicherweise nicht allzu grofs, da, soweit ich bis jetzt
sehen kann, auch diese beiden Klassen von Wörtern nicht andern
Bildungsgesetzen unterliegen als die Appellativa. Der Mangel an
ausreichenden Vorarbeiten ist es auch, der mich vorläufig von den
Dialekten absehen und mich auf die Schriftsprache beschränken
heifst, obwohl gerade aus den Dialekten so mancher treffende Be-
leg zu holen wäre.
Ist so das zu behandelnde Gebiet umgrenzt, so bleibt nur
noch übrig, innerhalb dieses Gebietes einige Ausscheidungen vor-
zunehmen. Abgesehen von etymologisch unklaren Wörtern, die
(wie z. B. g^ catacombe, bagout, estragon, g adultère, etc.) vorläufig
aufser Betracht bleiben müssen, von gewöhnlichen syntaktischen
Verbindungen wie robe lilas, habit marron, soie puce, des manures
Régence, etc., von Wort form en wie chanterai, je suis tombée etc.,
die, da ich nur die Composition als Wortbildungserscheinung,
nicht als allgemeines formatives Princip der indogerm. Sprachen
betrachte, in dieser Abhandlung keine Stelle finden; abgesehen von
volksetymologisch umgestalteten Derivaten [court'bouton, orpailleur,
etc.), von Wörtern, die sich später als Ableitungen von Simplidbus
erwiesen haben [mörtaille, beset, bluette, échantillon, beside, bébé, hydro-
pique\ vgl. zu allen DHT. s.v.; bécharu, vgl. Thomas Rom. 23, 460 ff.)
oder als entlehnte Simplicia (hampe, écharde, s. DHT. s. v.), — ab-
gesehen von diesen Wörtern sind es drei Klassen von Bildungen,
die Darmesteter in den MC. etc. als Composita hat gelten lassen,
die aber zufolge meinen bisherigen Ausfahrungen von der folgenden
Darstellung ausgeschlossen bleiben müssen, weil es sich bei ihnen
nicht um wirklich neugebildete Composita, sondern um Entwick-
lungsphasen bereits früher gebildeter Composita handelt Ganz
klar ist dies i. bei den zahlreichen Ableitungen von Com-
posi ti s, von denen ich in der Anmerkung ^ eine Reihe typischer
^ So zeichne ich die gelehrten Wörter aus.
' g lt. hydropicus, vâçiuTtixoç von vâçwtp Wassersucht.
^1. Substantiva: a) von Verben: maudisson (maudire nach male-
dictionem), envergure (-er), rançon (redempiionem), contre-dégagement (-er),
contre-hachure (-er), g déalbation (-are), g rémission (-io von remittere), g j/»
lection (-io v. seligere), g condition (-io v. condere), g rétrocession (-io v. -ce-
dere), g circumvolution (-volutus), g transit (-us), g profit (-fectus v. -ficere) ;
coutume (consuetudinem v. -suescere); g obsèques (-iae v. obsequi); g méta"
thèse {fiStad'SaiÇ v. -rid'tjfii; die lat. Zwischenformen lasse ich hier und im
Folgenden der Kürze halber weg), g métamorphose {/ista/ÂOççùfaïc v. -fioÇ'
<p6(ü)f g métalepse {fiezalTjipic v. -kafxßavw), g catachrèse (xaxoxcr¡CiC v.
'Xcáofiat); g paralysie (naçaXvatç v. -Xvw -\- -ic), g paraphrase (naçaipçaaiç
V. -^()aÇû>), gparapléxie, -plégie {naoanXTj^ia, -y la v. -nXi^aaio), g pratose
(nçôxaaiç v. -rtivw), g prostase {nçoaraaiç v. nçotatrj/Âi, nicht zu nQOC^,
wie MC. 260), g echase {txßaaic v. -ßaivu)), g synagogue (avvayaiyij v. ^àym);
X7BBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 329
Beispiele gebe; hier spielt das Compositum einfach die Rolle des
Etymons wie ein Simplex; ebenso können 2. Flexions formen
von Compositis füglich nicht als ursprüngliche Bildungen ange-
sehen werden * ; principiell klar, aber im einzelnen Falle nicht immer
sicher durchzuführen ist dagegen 3. die Ausscheidung der durch
parole, g parabole (vit. ^paraulam, nacaßoli] v. -ßaXXo)) ; g apostaste (ötto-
Gxaala v. àipiatafÂai), g Epiphanie CEniqìaveia v. initpaivofiai); euphraise,
euf raise (evtpçaala v. ev(pçalva)); g diarthrose {âiaçS-Qwaiç v. -où)); g en-
thousiasme (ivd'ovaiaafioç v. -¿Ça;); g syncrétisme {avyxçrjtiafioç v. -iÇû;);
g palinodie {naXiv(póta v. -éw); g paragraphe {naçdyçaçoç v. -yça^xo);
g épode {èntpâôç v. ináóo)); g symbole {avfiißoXov v. -ßakku)); g périple {neçl-
TiXovç V. -TiXéo)); g diadème {óiáar¡fÁa v. -óétíf)^ g emblème {efißkij/uta v. i^-
ßaX?.(o), g diaphragme {ôiaçQayfia v. -(pcayvvfii)', chaire, chaise (xad-éâça
V. xa&êLfOfxai); boutique {dnod-ijxTj v, -tid-ijfÂi); g ¿lytre {eXvtçov v. iXvœ);
g refuge (-ium v. -ere), Vi g déluge (diluvium v. diluere); malfaiteur (g male-
factor V. -faceré, unter Eínfluís von faire)^ g adducteur (-ductor v. ducere);
g anachorète {avaxtoçTjZi^ç v. -;ifcü()€ü>); g cataracte {xara^çaxtTjç v. -a^-
¿áaao}), g prostate {nçoaratrjç v. nçotatrjfjiiy nicht zu nçoç-, wie MC. 260),
g diabète {aiaßiJTtjc v. -ßaivu}); ancêtre (antecessor v. -cedere), gfidéjusseur
(fidejussor v. -jubere); avorton (-er); abandon (-ner), ennui (-yer), about (-er),
aguet (afr. agueter), faufil (-er), encroix (-croiser), antidate (-er), etc. etc.,
also alle sogenannten Postverbalia; — b) von Adjektiven: g rébellion
(rebellio v. -is), g commodité (-itas v. -us), g protubérance (-ant), g intercadence
(-ent); g discorde (-¡a v. discors), g bénéfice (beneficium v. -ficus); g agro-
nomie (-e); eupepsie (svnsxpía v. evTtSTiTOç), g dyschroie (ovarçoia v. -xçooç),
g onomatopée {ovofiatoTtoita v. -noioç); église {¿xxXijaue v. txxXi]Toç);
g paroisse (s. DHT.); g sympathie {avfiTtádsia v. -na^ç); g énergie {ivéc-
y eia v. -oç); g enchondrome (v. 6y;fov(f()oç); — o) von Substantiven: g col-
lège (-legium V. -lega); vice-amirauté (-amiral); cligne-musette (afr. -musse);
g antipapiste (-pape), contrapontiste (it. contrappuntista v. -punto); g aristo-
crate (-ie); charcuitier (char cuite); lamaneur (afr. laman, fläm. lotman). —
2. Adjectival a) von Verben: mécontent (-er); g reprehensible (reprehen-
sibiJis V. -ndere); g adventice (-icius v. -venire); g perspectif {-{vyxs v. perspi-
cere), g adjectif {-ïy us v. adicere); g rÉ^/roi^raúíí (retrograd us v. -gradi); g super-
flu i-us V. -ere); g diaphane {ôia(pavr/Ç v. -çalvù)); g cat hé retique (xad^aiçe-
Ttxoç y. -éù)), g éclectique {ixlextixéç v. -Xéyù)), g catalectique {xazaXTjxti"
x6ç V. -A»Jyö>), etc. — b) von Adjektiven : g coéternel (coaetemus) ; g palim-
bacchique (-ius); — o) von Substantiven: g bissextile (-ilis v. -sextus); mal-
heureux (-heur); malaisé (-aise); contre-révolutionnaire (-ion); g méthylique
(méthyle); g cynégétique ^xvvr¡ytxix6<; v. -jyyeriyç); g catagmatique (xáta-
yfia)f etc.
^ 1. Substantiva: a) subst Verbal formen : contre-boutant (-er); g cir-
constance (drcumstantia v. -stare), g circonférence (circumferentia v. -ferre),
g substance (substantia v. stare); g hypoténuse (vTtOxeîvovaa v. •teívct)); pré-
vôt (praepositum), g ablégat (-legatus v. -are); g energumène {iveçyovfievoç
v. ¿veçyéù)); g antidote avxlôoxov y, -010(0 fi i); g fidéicommis (fideicommissnm
V. -mittere); bienfait (benefactum v. -faceré, unter Einfluís von bien m. fait);
g prétérit (praeteritiim v. -ire); g postscriptum (v. -scribere); e abscisse (-a
V. -scindere); pourpoint (-poindre); g dialecte [iôiaXsxxoq v. -Xfyw); enceinte
(-ceindre); g épacte (epactae, inaxxal se. ^fièçai, v. inâyœ); corvée (cor-
rogata V. -are); — b) subst. Adjektivformen: g expectative (-if); g subjonctif
(-junctivus V. -jüngere); apôtre {dnoaxoXoç v. -axeXXw), etc. — 2. Adj ce-
ti va (adj. Verbal formen): g transcendant (zu -ere); méchant (-oir); g adhérent
(-haerens v. -ere); malfaisant (-faire); g diligent (-ens v. -ere); g adjacent
(-ens V. -ere); bifurqué (-er); g emèrite (emeritus v. emerere); g occulte (-us
V. occulere); g abstrus í-us v. -trudere); maudit (-ire); g secret (-us v. secer-
nere); g apocryphe {dnoxçvtpoç v. -xçvnxw).
330 o. DITTRICH, UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG.
Bedeutungswandel von Compositis zu stände gekommenen
Bildungen; so kommt zwar z. B. héjaune^ bouton d^or^ bouton ¿^argent
auch in eigentlicher Bedeutung „bec des jeunes oiseaux encore
couvert d'une petite peau jaune", „Gold-, Silberknopf** vor, mid
die Bedeutungen „Gelbschnabel**, „Butterblume**, „akonitblâttrîger
Hahnenfufs^' erscheinen so deutlich als Bedeutungsentwicklungen;
bei andern dagegen, z. B. cornes iPAmmon, griffe du diable (Muschel),
ist es zum mindesten zweifelhaft, ob sie in ihrer eigentlichen Be*
deutung als Composita anzusehen seien. Diese Scheidungen hat
Darmesteter MC. 62 zwar als notwendig erkannt, aber nicht streng
durchgeführt (vgl. MC. 55 a. E.).
(Fortsetzung folgt.)
O. DiTTRICH.
Due leggende tragiche ed alcuni riscontri
col teatro dello Schiller.
Uno studio diligente del Solerti* ha sparso nuova luce sulla
tragedia, che il 21 maggio 1425, funestava la corte di Ferrara. Il
marchese Nicolò d* Este, succeduto al padre Alberto, nella domi-
nazione di quello stato (1393), sposava, in prime nozze, Giliola,
fìglia di Francesco da Carrara, alla quale erasi fidanzato a tredici
anni e poi, morta costei e con V intervallo di pochi mesi (14 16),
s' univa a quella Parisina, di cui la sventura e la poesia dovevano
eternare il nome. £ra Parisina fìglia di Andrea Malatesta, signore
di Cesena e di Lucrezia degli Ordelaffi di Forlì e toccava appena
il quindicesimo anno, allorché giunse a Ferrara, accolta con splen-
didi festeggiamenti e con dimostrazioni di universale giubilo. La
giovinetta ebbe però presto a provare una di quelle delusioni, cui
le spose dei principi sono più specialmente esposte, giacché Nicolò,
pur avendo raggiunto V età del senno, continuava a menare la
solita vita licenziosissima. Di questa fanno fede i varí cronisti, i
quali s* accordano nel popolare la corte dell* Estense di figli natu-
rali e neir aggiungere che fra essi Nicolò prediligeva Ugo, natogli
nel 1405 da Stella dei Tolomei ed il quale, in mancanza di discen-
denti legittimi, avrebbe potuto aspirare alla successione del mar-
chesato. Pare che il giovinetto, sebbene in tenerissima età, facesse
il viso deir arme alla nuova sposa del padre suo, che, coi figli
venturi, poteva contendergli il trono ed infatti Parisina non tardò
a divenire madre di Ginevra e Lucia, gemelle, e di Alberto Carlo.
La giovane sposa non divideva, del resto, 1* antipatia di Ugo ed
anzi, pare, che con mille premure delicate, cercasse di cattivarsene
r animo, in ciò aiutata da Nicolò, che desiderava regnasse il più
perfetto accordo nella sua multiforme famiglia. Raccontasi come
il Marchese, traendo occasione da una sua breve assenza, inducesse
Ugo a vivere colla matrigna, in istretta dimestichezza; egli sperava,
in tal guisa, di dissipare la lieve nube sorta sul suo tranquillo
orizzonte e non s* accorgeva della terribile procella, che impruden-
temente veniva preparando. In quale tempo avesse luogo il viaggio
dell' Estense non può determinarsi esattamente. Si sa eh' egli non
mancava, di tempo in tempo, di lasciare Ferrara o per visitare i
* Solerti — [/^o e Parisina in Nuova Ani, 15 giugno e i luglio '93.
332 PIETRO TOLDO,
principi vicini o per percorrere i suoi non vasti dominii, anzi, a
questo proposito, gioverà notare, come da giovanetto, nel 1402 e
cioè alla morte di Giovan Galeazzo Visconti, egli fosse stato fatto
da papa Bonifacio IX, capitano generale della Chiesa e si fosse
distinto in imprese guerresche. L questo un particolare di cui
avremo occasione di ricordarci in seguito. Che alla partenza di
Nicolò debba ñssarsi la data trasmessaci dal Bandello, non pare al
Solerti conveniente per buone ragioni, giacché in quel tempo Parisina
avea soltanto diciasettc anni ed Ugo era appena sedicenne. Può
credersi piuttosto che ciò avvenisse a poca distanza dall' anno
terribile della catastrofe e che in Ugo il passaggio dall* antipatta
air amore si manifestasse, repentinamente, come una follia. Nel-
l' assenza di Nicolò, Ugo e Parisina contrassero quella relazione
colpevole, che doveva condurli alla morte e 1' Estense venne a
conoscenza della sua vergogna in un modo che non lasciava adito
al dubbio. Per dissipare i sospetti e per facilitare gli amorosi con-
vegni, sembra che Ugo si rivolgesse a certo Rangoni suo con-
fidente e che Parisina aprisse I' animo suo ad una donzella del
suo seguito. Costei, per vendicarsi della Marchesa, da cui era
stata battuta, rivelò la tresca a un tal Giacomo Rubino, detto Zoese,
suo amante e questi non lasciò sfuggire V occasione di fare la sua
fortuna, affrettandosi a renderne edotto il Signore. Un particolare
ripetuto da vari cronisti è quello che il Zoese, per essere sicuro
del fatto suo, spiasse quanto accadeva fra i due innamorati, da
certo foro praticato nel sofñtto e che il Marchese si giovasse della
stessa apertura per convincersi del tradimento. La storiella dello
specchio delatore, che ancora mostrasi a Ferrara e che riferiscesi
pure al Tasso ed a Leonora, non è accennata dalle memorie del
tempo; tuttavia la leggenda popolare dovette giovarsene e noi la
troveremo ricordata, nei secoli seguenti. Quale fosse V animo di
Nicolò, atteso la gravità dell' offesa e la ferocia dei tempi, può
facilmente indovinarsi, e ad indovinare il modo con cui venne
preparandosi e con cui s' esegui la terribile punizione siamo anche
costretti dal fatto che V Archivio Estense, per ragioni facili a com-
prendersi, non presenta alcun documento di quel disgraziatissimo
anno. Consta, dalle memorie successive, che i due amanti furono
decapitati per ordine del Marchese e che il confidente Rangoni
espiò pure, colla morte, la parte avuta nella colpevole relazione.
Dicesi che Nicolò assai si dolesse della perdita del figlio e forse
se i ministri non ne avessero affrettata la fine, Ugo avrebbe potuto
ottenere dal padre una men lagrimevole punizione. Per Parisina
appare invece che il Marchese non mostrasse alcuna angoscia; a lei
maggiore d' un anno dell' infelice amante s' ascrisse la parte prin-
cipale della colpa e neanche i Malatesta lasciarono scorgere, almeno
in apparenza, di troppo dolersi per la perduta figlia. Nel 1428,
Galeotto Malatesta impalmava Margherita figlia di Nicolò, cui veniva
assegnata in dote quella medesima Torre di Gualdo, che Parisina
avea recato alP Estense. Però la vendetta, se pur può chiamarsi
DUE LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER« 333
con tal nome, non si fece attendere. Un nuovo matrimonio con-
traevasi nel 1433 fra Sigismondo Malatesta e Ginevra fìglia di
Parisina e di Nicolò» matrimonio esso pure festeggiatissimo, ma
che doveva fìnire in una non meno terribile tragedia. Il Malatesta,
perduto neu* amore d' altra donna, avvelenò Ginevra, la quale cosi
venne ad espiare, vittima innocente, la punizione data dall' Estense
alla madre sua. Il marchese Nicolò passò poi a nuove nozze, ri-
compensando largamente il Zoese della fatale rivelazione e la ñne
d' Ugo e di Parisina sarebbesi confusa e dimenticata fra le tante
lugubri storie delle signorie italiane se il popolo non fosse stato
tratto a distinguerla ed a ricordarla, per quanto essa presentava,
negli amori d* una matrigna pel figliastro e nello scorno di cosi
potente signore, di veramente singolare. Poco più di trent' anni
prima, nel 1391, era accaduta in Mantova un' altra tragedia prin-
cipesca, determinata essa pure dall' accusa d' adulterio. Ne fu vit-
tima, come è noto, Agnese figlia di Bernabò Visconti, sebbene
paia probabile che il marito Gianfrancesco la facesse decapitare,
piuttosto per sospetto eh' essa volesse avvelenarlo, a fine di vendi-
carsi della lega da lui contratta con Gian Galeazzo Visconti, spo-
gli atore di Barnabò. Nella stessa corte di Mantova avea avuto
luogo, nel 1376, una grave congiura di Federico contro il nipote
Luigi, che teneva la signoria e la congiura vene rivelata da una
donna di facili costumi. Tutti questi avvenimenti della corte
vicina possono essersi assimilati alla tradizione popolare di Parisina,
almeno a giudicarne da quanto vedremo in seguito. Certo la lut-
tuosa storia dei due amanti Estensi giunse al secolo successivo,
con alterazioni di particolari, che divennero sempre più sensibili,
quanlo più essa veniva allontanandosi dal tempo in cui era acca-
duta e dal luogo in cui erasi svolta.
Primo a narrarla, con intendimenti d' arte, fu il Bandelle, il
quale traeva della storia V argomento di parecchie sue novelle. ^
Egli, dedicandola al Castiglione, dice d' averla intesa dalla „signora
Bianca da Este, già consorte del signor Amerigo Sanseverino** e
la famiglia cui Bianca apparteneva dovea assicurare il lettore della
veradicità dell' esposizione. Pur tuttavia s' hanno cambiamenti di
qualche importanza e che non s' accordano col vero. Ugo è fatto
figlio di Giliola, e Bianca combatte V opinione di coloro i quali
reputano „che lo sfortunato conte non fosse figliuolo della prima
moglie del marchese Nicolò, ma che fosse il primo figliuolo bastardo
che avesse: ma essi forte s' ingannano, perchè fu legittimo, ed era
conte di Rovigo, come più volte ho sentito dire alla buona memoria
del signor mio padre." Nicolò conduceva vita dissoluta e Bianca,
che non ha 1' aria di scandalizzarsene, racconta come egli „essendo
giovine e pacifico nello stato, ad altro non attendeva che a darsi
piacere; onde tanta turba di figliuoli bastardi gli nacque, che
^ È la nov. 43^ della parte prima, che venne pubblicata, per la prima
volta, nel 1554, coi tipi del Busdrago (Ú Lucca..
334 PIETRO TOLDO,
avrebbe fatto di loro un esercito. £ per questo sul Feirarese
ancora si costuma di dire: dietro al fiume del Po trecento figliuoli
del marchese Nicolò hanno tirata V altana delle navi/' Passato a
seconde nozze con Parisina, il Marchese continuò nelle sue vecchie
abitudini. „Era la sposa fanciuUetta , perchè non passava ancora
quindici anni, bella e vezzosa molto. Venne a Ferrara accom-
pagnata onoratissimamente da Marchegiani e Romagnuoli, e fu dal
marchese Nicolò molto pomposamente ricevuta. Essa non stette
troppo col Marchese, che s' avvide come egli era il gallo di Fer-
rara, di modo che ella ne perdeva assai; e in effetto il Marchese
era il più feminil uomo che a quei tempi si ritrovasse; che quante
donne vedeva, tante ne voleva. Non si seppe però che ad
alcuna da lui fosse fatta violenza già mai. Ora veggendo la Mar-
chesana che il suo consorte era di cotal natura, che per logorar
quello di fuori, risparmiava il suo, deliberò anch' ella di non star
con le mani a cintola e consumar la sua giovinezza indarno; onde
considerati i modi e costumi degli uomini di corte, le vennero par
mala sorte gettati gli occhi adosso al suo figliastro il conte Ugo;
il quale nel vero era belassimo e di leggiadri costumi ornato.'^
Con leggiero anacronismo la narratrice dà ad Ugo qualche anno
di più del vero e inoltre non manca d' attribuire a Parisina la
parte odiosa di seduttrice. Profittando delP assenza del marito,
eh' erasi recato a Milano dal duca Filippo Visconti, Parisina chiamò
a sé, continua Bianca, V innocentissimo giovane ed ai vezzi della
persona ed ai caldi accenti dell' amore aggiunse, per vincerne le
titubanze, gravissime accuse contro Nicolò, colpevole di trascurarla
per correr dietro a volgari amori, dai quali avrebbe forse avuto
qualche bastardo, cui, piuttosto che ad Ugo, sarebbe stata con-
cessa r eredità di Ferrara. E qui Parisina accenna ad un fatto
degno di tutta la considerazione dei nostri lettori e che trovasi
pure in altre memorie, cioè che prima di sposarla a Nicolò si fosse
pensato al suo matrimonio con Ugo. „Avesse pur voluto Iddio
che di me quello fosse avvenuto che io già sperai! Imperciocché
quando primieramente il signor mio padre mi ragionò di maritarmi
in Ferrara, egli mi disse eh' io dovevo sposarmi con voi, e non
con vostro padre; né so io come poi il fatto si mutasse, che Dio
perdoni a chi di cotal baratto fu cagione.'' Ugo vinto dalle arti
della malvagia donna cadde ben presto alle sue ginocchia e la
tresca continuò per due anni, coli' aiuto d' una fantesca fidatissima.
Oltre air aspetto poco gradito con cui Parisina ci viene rappre-
sentata è da notarsi il fatto che, secondo il Bandello, non ci fu
tradimento alcuno da parte della confidente. Il segreto venne
scoperto da un famigliare del Marchese, nel modo trasmessoci dai
cronisti e cioè spiandoli da un foro e Nicolò ordinò, senza alcuna
titubanza, che ai colpevoli venisse troncata la testa. Parisina sostenne,
con animo imperterrito la morte e dopo aver tentato d' addossarsi
tutta la colpa, per salvare l' amante, spirò, col nome suo sulle
labbra. Ugo invece si penti e chiese perdono al genitore, il quale,
DUE LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER. 335
compiuta la punizione dei colpevoli, non infìerì più oltre ed anzi
diede ordine, che i due corpi venissero prima esposti, poi composti
nella stessa tomba ed onorati di ,,pompa funerale*'. NelP ultima
parte delia narrazione, è evidente che la fantasia di chi narra o
di chi scrive e' entra parecchio. Oltre che V esposizione dei de-
capitati non risulta da alcuna memoria storica, pare anche poco
attendibile che il marchese volesse onorati ed uniti in morte, coloro
eh' egli uccideva per essersi uniti in vita. Neil' assieme però la
narrazione del Bandello non modifica il fatto storico, con cam-
biamenti sostanziali, nò V autore tace le terze nozze di Nicolò „con
la signora Ricciarda figliuola del marchese di Saluzzo''.
Che la novella del Bandello siasi diffusa in Europa non e' è
da meravigliarsi: V autore visse, ceme è noto, in dimestichezza coi
più cospicui personaggi d' Italia e di Francia e più d' una volta,
alla corte di Navarra, eransi udite, con tremiti di paura o fra gio-
conde risate, le libere o lugubri narrazioni dell' arguto Vescovo.
Però la diffusione del tragico avvenimento è dovuta certo e più
specialmente ai mille e reconditi meandri della tradizione orale
ed a questa, ben più che al Bandello, s' inspirò il più grande
drammaturgo di Spagna. £7 castigo sin venganza di Lope de Vega
svolge, per 1' appunto, con mutati nomi, le tristi vicende di Ugo
e di Parisina. È questo un fatto sfuggito al Solerti, ma di tale
ommissione mi guarderò bene dal fargli un addebito, considerate
le condizioni, in cui ancora trovansi da noi (e non da noi sol-
tanto) gli studi comparativi delle letterature moderne. Il dramma
del Vega, che chiamiamo dramma, perchè ha veramente tutti in
caratteri di quello che i romantici di Germania e di Francia
inlesero poi d' indicare, con tal nome, è degno d* attento esame,
non solo perchè esso rappresenta la diffusione in Occidente d' una
pagina della nostra storia, non meno lacrimevole di quella di
Giulietta e Romeo, ma inoltre e più specialmente perchè, come
quest' ultima, mise capo ad opera d' arte eletta. Anche il Vega,
come il Bandello, chiedeva alla storia buona parte delle sue ispi-
razioni e fra gli argomenti tratti dalle leggende cristiane o dalla
bibbia, fra le commedie d' intrigo rapido e brioso, ci si presentano
i drammi storici, cui l' Italia è chiamata in vari casi a dare il suo
contributo. Potrà sembrare sospetta la data che il Lope fìssa ai
Castigo^ cioè il i^ agosto 1631, ove si pensi ch'egli già toccava
allora il sessantanovesimo anno, mentre la produzione sua è ani-
mata dal caldo entusiasmo della primavera della vita e presenta
passioni e situazioni, che paiono meglio convenirsi al pennello
d' un giovane, che a quello d* un vecchio sacerdote. E lecita
quindi T ipotesi, eh' egli sia tornato in tarda età su una delle in-
numerevoli composizioni dei suoi giovani anni; certo è però, che
" Cfr. Obras cU Lopa de Vega publicadas par la real Accademia espa-
noia-, prefaz. voi. I pag. 434, 458 sgg., 486, 585. Questo dramma fu stampato
Dell' edìz. di Barcelona del 1634 e successivamente a Madrid (1635) ed altrove.
330 PIETRO TOLDO,
soltanto e per una sola volta il Castigo venne rappresentato da-
vanti alla corte.
I nomi e i personaggi di questo dramma in parte nascondono
i veri della tradizione storica e in parte sono scaturiti della fan-
tasia dello scrittore:
// duca di Ferrara, Floro.
Febo ) gentiluomini // marchese Gonzaga.
Riccardo \ del Duca Rutilio.
Federico, Aurora,
Baiino, scudiere di Federico. Cassandra, duchessa di Ferrara.
Lucindo, Lucrezia,
Albano, Ciniia,
11 primo atto s' apre con una di quelle scene co^ care agli scrit-
tori romantici e che trova più d' una corrispondenza nel teatro
deir Hugo. E notte, la luna (questa pallida amica dei nuovi vati)
rischiara le silenti e tortuose vie d' una Ferrara, creata dall' autore
a suo piacimento, perchè e pel modo con cui svolgesi T azione
e pel carattere e i costumi dei personaggi, non e' è da prendere
abbaglio, noi ci troviamo indubbiamente in territorio spagnnolo.
Il duca di Ferrara, travestito e seguito da due cortigiani, percorre
le vie della città, in cerca di facili avventure e con tutta la spen-
sierata allegrezza del protagonista del Roi s^amuse, £ una scena
che per essere illustrata, avrebbe bisogno della musica leggera del
RigoleitOf in cui risuonasse, il ritornello del principe lib^tino:
„Souvent femme varie;
Bien fol est qui s*y fie."
E quella veramente una ben strana preparazione al matrimonio
che il Duca deve contrarre, nel giorno seguente, con la giovane
Cassandra, fìglia del signore di Mantova e la cortigiana Cintia,
chiamata alla finestra, dall' allegra brigata, s' incarica di dirlo, a
chiare note. Una cortigiana che ad un principe di quello stampo
parla di virtù e di dovere, può parere antitesi bizarra, ma non
è il caso di meravigliarsene perchè tal genere di contrasti di cor-
tigiane virtuose e di masnadieri generosi era già cosa vecchia in
Ispagna, allorché T Hugo, con Marion Delorme e con V Hemani^
r introduceva in Francia, quale nuovissima manifestazione dell' arte.
Con uno di quei bruschi cambiamenti di scena tanto comuni
al teatro spagnuolo, noi lasciamo il duca di Ferrara per trovarci
in presenza del conte Federico, suo figlio primogenito e naturale,
che, seguito dal gracioso Batino, muove incontro alla matrigna.
Federico è in preda al più vivo dolore, pensando che Cassandra
lo minaccia, con la sua discendenza, di togliergli la corona di
Ferrara e il gracioso lo conforta, colla vecchia sentenza di far buon
viso a cattiva sorte. D' improvviso risuonano grida di donna, che
invocano soccorso. Federico s' affretta d' accorrere, con tutta la
cavalleresca generosità spagnuola, mentre Batino, il quale invece
appartiene alla razza di Sancio Pancia, gli predica invano che il
DUB LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER. J37
vero valore consiste nelF evitare i pericolL U avventura è bella,
quale può sospirarla un giovane galante. Una dama seguita da
una sua donzella è sul punto d' annegarsi; Federico la salva e Batino
s' incarica della compagna pur facendo la maligna osservazione
che, per esser donna, essa è tutt' altro che leggiera. Federico invece
si sente felice. Quegli occhi bellissimi, nel loro smarrimento, gli
parlano di gratitudine e di simpatia, ma è questa un' estasi, che
dura ben poco, perchè altri cavalieri accorrono, preceduti dal
marchese Gonzaga e la dama si rivela come sposa del padre suo.
Ora non è più un sentimento di gelosa antipatia quello che in-
fiamma r animo del giovane; la bella donna, eh' egli ha stretto,
per un istante, fra le sue braccia, sembra essere divenuta per lui
come una specie di cara conquista, eh' egli ha strappato, col suo
valore, all' acque del torrente e Cassandra sospira essa pure, perchè
in colui, che dovrà d' ora innanzi chiamare col duro nome di
figliastro, ha ravvisato un' anima generosa e gentile, che avrebbe
trovato dolce corrispondenza nella sua. Tutto questo non im-
pedisce che i due interlocutori si ricambino, con tutto il sussiego
spagnuolo, i complimenti di circostanza; però Cassandra rìvolgesi
alla sua confidente Lucrezia (che non ha l' aria d' esser quella di
Roma, come osserva Batino), per domandarle cosa pensi del
giovane:
„Lucrezia — Se me lo concedete, signora, vi dirò fisicamente qaello
che penso.
Cassandra — Credo d' indovinarti, tuttavia paila pure.
Lucrezia — Lo volete?
Cassandra — Si.
Lucrezia — Ebbene, io vi dirò che vi reputerei più felice se potesse aver
luogo uno scambio.
Cassandra — Tu dici il vero ed io devo maledire la mia stella, ma ormai
quello che è fatto, è fatto. Se io mi decidessi, fingendo qualche pre-
testo, di ritornare a Mantova, mio padre m' ucciderebbe, ne sono sicura
ed io diventerei, per la mia imprudenza, la fiivola di tutta Italia. D' al-
tronde come potrei io sposar Federico? No, io non posso fax ritorno
a Mantova, bisogna che mi rechi a Ferrara dove m' attende questo
Duca, che m' è assai sospetto per le notizie ricevute dei suoi liberi
costumi."
D' altra parte un dialogo simile ha luogo fra Federico e Ratino:
„Non sarebbe stato meglio fra le vostre mani — esclama quest' ul-
timo quel bel garofano nascente, quel beli' arancio fiorito?' e poi,
con triste presentimento, non nasconde eh' egli avrebbe preferito,
che il suo giovane signore l' avesse trovata brutta. Cod l' azione
si delínea e lo spettatore già comprende, con quale animo, Federico
assisterà alla presentazione della sposa al Duca.
È alla presenza di questo e nel suo palazzo, che svolgonsi
le ultime scene del primo atto. Aurora, nipote del Duca e cugina
di Federico, non nasconde al suo signore 1' amore eh' essa nutre
Zdtschr. t rom. PhiL XXIL 23
330 PÍBtRO tOLDÔ,
pel fìglio suo, amore corrisposto già da lungo tempo e che potrebbe
ridare al giovane quella pace, che le nozze del padre, hanno tur-
bata. Essa è infatti ricca di terre e di beni e Federico potrà cosi
formarsi uno stato, senza esser costretto a guardare, con occfaio
invidioso, quello che i futuri fratelli verranno a contendergli H Duca»
che ama Federico ed è dolente di vederlo di malanimo, acconsente
alla proposta e ben presto ha ragione di credersi felice quando
giunge la bellissima sposa, che il fìglio ha salvata da tanto grave
perìcolo. Federico china il ginocchio davanti alla nuova signora
di Ferrara, che lo stringe affettuosamente fra le braccia e il Doca
può lusingarsi che la pace più profonda regnerà oramai nella soa
famiglia. Ahimè! un nuovo e pii^ grave sentimento di gelosia sTè
impadronito dell' animo del Conte; egli osserva con angoscia di-
venire di suo padre, V adorata fanciulla che in nn istante vide
amò e perdette. Cassandra, alla sua volta, non è certo felice*
Come essa lo manifesta alla fida Lucrezia, il Duca non sente per
lei alcun affetto e dopo una breve notte, s' è sottratto per sempre
alle sue carezze, ritornando all' antica vita. „Federico non deve
temere eh' io possa dare un erede al trono di Ferrara, esclama
essa, e può bandire ogni tristezza.** £ infatti la melanconia da
cui il conte è invaso non è più un mistero per alcuno. I corti-
giani e il padre ne sono dolorosamente impressionati e questi
(se. Il) cerca di sollevarne V animo, col proporgli di sposare Âorora«
Federico si confonde, sta per tradirsi, giacché egli non potrebbe
senza sollevare gravi sospetti, rifiutare colei, per cui ha sino allora
mostrato il più tenero affetto. Fortunatamente egli ha osservato
come il marchese Gonzaga mostri viva premura per la fandolla e
sebbene il pretesto paia alquanto specioso, pur tuttavia, in mancania
di meglio, egli se ne giova per respingere V offerta, ricadendo ptÂ
nelle sue tetre fantasticherie, dalle quali invano V ameno Batino
cerca di distorglielo. V espediente di Federico non può iilndeie
r occhio vigile d' una donna, che ama. Aurora non vi presta fede,
giacché da quando Cassandra ha messo il piede nel palazzo ducale,
essa ha osservato uno strano cambiamente nel giovane e senza che
abbia ancora potuto penetrarne il segreto, è però in preda a mille
vaghi e indeterminati sospetti. La Duchessa s' ofire di scandagliare
r animo di Federico e cosi viene a svolgersi una situazione delica-
tissima, perchè mentre Cassandra perora la causa della fonciulla, viene
a scoprire la passione, che essa stessa ha inspirato al conte. £ la scena
è abilissima. Cassandra vedendo il giovane cosi triste e pensando
che ne sia causa il timore di perdere la corona, cerca di togliergli
ogni preoccupazione a questo proposito e le parla della sua vita
col marito. Ma V emozione al pensiero dell' infelice stato, in coi
si trova, finisce col commuoverla; essa dice ben più che non vor-
rebbe e i singhiozzi e le lagrime ne interrompono la parola. Fe-
derico al vedere infelice colei, per cui spargerebbe volentieri sino
all' ultima goccia del suo sangue e al vedere rejetta e vilipesa la
dolcissima fanciulla, cui egli avrebbe cosparsa la vita di fiorii fineme^
DUB LEGGENDE TRAGICHE ECC. E ÔCHILLSÎL 33$
si sdegna e già il terribile segreto gli sale alle labbra. Cassandra»
inconsapevole ed insieme appassionata, insiste per scoprire la ragione
del continuo turbamento del giovane. „Io muoio, esclama egli,
senza rimedio e la mia vita va estìnguendosi come la fiamma
d' una fiaccola.'' £d è d' amore eh' egli muore; non già per
Aurora, di cui dichiara di non curarsi affatto; il suo amore
mira in alto e non può confortarsi d' alcuna speranza. »^Cassandra
— Sei tu dunque innamorato di qualche statua di bronzo, d' una
ninfa o d' una dea, scolpita nell' alabastro? U anima femminile
non è rivestita di ghiacciato diaspro e un velo leggero, copre ogni
umano pensiero. Mai amore accompagnato da tanto merito non
ha colpito il cuore d' una donna, che V anima sua non abbia ri-
sposto: „Eccomi, entrate dolcemente." Rivelagli il tuo amore,
qualunque esso sia, che, non senza ragione, i Greci rappresentarono
Venere ai piedi d' un fauno .... Segui il mio consiglio, o Conte,
perchè il più casto edificio non ha che una porta di cera; parla
e non morire tacendo." £ Federico non risponde direttamente al
dolce invito, ma le sue parole misteriose, 1' accenno ad un fatale
destino e ad una irremediabile sventura, lasciano la Duchessa im-
mersa in strane riflessioni. Il disprezzo del marito, la grazia
appassionata del giovane, e la sentenza di Dante, che s' affaccia,
con altre parole, alla sua mente, le danno una terribile battaglia.
Però Cassandra lotta colla sua passione; ella intrawede tutto V or-
rore deir abisso, in cui sta per precipitare, invoca il cielo, che
venga in suo aiuto e come Federico vuol respingere i lusinghieri
fantasmi: „il questo un colpevole pensiero e dietro la persona
eh' io amo, veggo già scintillare una spada."
Ormai la coppa è piena, traboccante, e 1' occasione alla colpa
si presenta subito, giacché il Duca è proprio, in quei giorni, chia-
mato dal Pontefice a difenderne le terre. Cosi egli lascia il campo
libero agli amanti e questi vengono preparandosi al mal passo, non
senza una lotta viva e continua contro la passione, che li acceca.
„Che cerchi tu pensiero temerario? che vuoi tu da me? Dove
mi spingi? Perchè togliermi la vita? perchè questi fremiti im-
petuosi? Modera il tuo corso sfìrenato perchè tu prepari la morte
d' entrambi (Federico, se. V)." £ Cassandra, trascinata a un se-
condo colloquio, con colui da cui vorrebbe fuggire, senza avere
la forza di farlo, ormai è ridotta a mendicare vane scuse al suo
fallo: ,Jh^on e* è tradimento laddove e* è amore e se, nella mia
disperazione, io cedo a tanti meriti, non sarò la prima, che abbia
fatto parlare di sé per la sua passione o pel suo tradimento" (se. VI).
Ormai V amore del giovane non si nasconde più timidamente: „Si
— dice egli a Cassandra — io sono giunto a tal punto, che perdo
ogni riverenza per Dio e pel Duca, mio padre e questo amore
assurdo m' annega nella disperazione." Invano la Duchessa lo
supplica, con calda parola, d' abbandonarla: »«Se può esservi un
rimedio, questo consiste nel fuggire V occasione di vederci e di
parlarci, perchè non vedendoci e non parlandoci o finirà la vita
22*
54Ô PIETkO TOLDO,
O r amore sarà vinto. Fuggimi dunque, perchè ormai non so se
io stessa potrò fuggirti/' Cosi i due giovani, al finire dell' atto si
separano, ma già s' indovina, eh' essi si rivedranno ben presto, per
congiungersi in eterno e disperato amore: „Cassandra — Io me
ne vado morente per te. Federico — Io no, perchè da lungo
tempo, non vivo pii^.'* Qual è intanto I' animo d' Aurora, che si
vede disprezzata da colui, eh' essa ha messo in cima ai suoi pen-
sieri? Invano, fingendo di corrispondere all' amore del Marchese,
essa ha tentato d' eccitarne la gelosia. Federico non mostra nep-
pure d' avvedersene e la Duchessa V allontana da lei con noueü
celata freddezza. La gelosia trasforma la mite fanciulla in impla-
cabile vendicatrice e poiché essa ha potuto convincersi della tresca,
che nella terza giornata non appare più dubbia, in un momento
di disperato abbandono, concede il suo amore al marchese Gon-
zaga, in cui troverà consiglio ed aiuto per compiere lo sdaguiato
divisamento. Si noti che lo specchio traditore della leggenda fer-
rarese rivela anche qui gli amorì di Cassandra e di Federico. Il
momento è propizio alla vendetta ; il Duca divenuto capitano gene-
rale della Chiesa, è sul punto di far ritorno ed il Conte che
intravvede il pericolo da cui è minacciato, tenta di scongiurarlo,
ma invano, col guadagnarsi V animo d' Aurora. Costei lo respinge;
però Federico, confidando che si tratti di passeggiero dispetto, non
dispera di vincerne la resistenza e s' apre, a questo proposito,
colla Duchessa. A questo punto i caratteri dei due amanti si
delineano pii^ nettamente. Federico, poiché il furore della pas-
sione s' è venuto calmando, vorrebbe conciliare il passato col
futuro e sposando Aurora, mettersi al coperto da ogni sospetto.
In tal guisa quel giovane che la leggenda italiana ha contornato
d' un' aureola di generosità, viene, nel dramma spagnuolo, a rive-
larsi, rìnessivo, prudente e abbastanza egoista, mentre la moglie
dell' Estense, avvilita dal Bandello al punto da fame una volgare
seduttrice di minorenni, qui s' eleva, nel disperato suo amore, alla
sublimità.
Cassandra (respingendo T ignominiosa proposta) : „Ammogliarti, Conte?
Vi pensi tu?
Federico = Il comune pericolo 1' esige.
Cassandra = Come, viva Dio! oseresti tu beffarti di me, dopo esier stata
la causa prima di questa sciagura? Ah! tu mi conosci mftle; griderò
piuttosto, ad alta voce, il tuo delitto ed il mio tradimento.
Federico = Signora . . .
Cassandra = Lasciamo questi discorsi.
Federico = Ma vi sentiranno . .
Cassandra = E che importa? Il Duca può togliermi mille volte la vita»
ma tu non ti ammoglierai."
Una nuova situazione sa pure trovare il Vega, al ritomo del Duca.
I trionfi militari, i suoi colloqui col Pontefice, che al dramma-
turgo e sacerdote spagnuolo doveano parere fonte d' ogni virtù.
DUS LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER. 34 1
nonché la dignità conseguita , I' hanno persuaso die la vìa da Ini
battuta sino allora, non era certo la più diritta per giungere al
cielo. È per questo eh' egli s* è proposto di tenere pel futuro una
condotta che serva d' esempio alla Corte ed al popolo e mentre a
Cassandra egli dedicherà tutto il suo amore, le notti già vegliate nella
dissipazione, saranno sacre oramai alle cure dello stato. ,,Insomma,
dice uno dei cortigiani, il nostro signore è divenuto un vero santo.*'
Con questi buoni propositi, egli fa alla moglie ed al figlio un' acco-
glienza, che viene dal cuore, e questa deve risvegliare nel loro
animo il rimorso e togliere alla figura dell' Estense tutto quello
che poteva aver prima d' antipatico. Licenziata la famiglia e mentre
tutti possono riposare nella quiete della notte, il Duca, fedele ai
suoi propositi, si mette al tavolo e trascorre le molte carte pre-
sentategli: „coloro, che governano devono tale cura all' adempi-
mento del loro dovere'^ Passano sotto i suoi occhi suppliche di
vario genere, quando un foglio, consegnatogli da uno sconosciuto
attira la sua attenzione. L' apre, lo percorre, la mano gli trema
e un grido d' indignazione prorompegli dal petto:
„O figlio perfido! Ciò può essere vero? È mai possibile che un uomo
Dato da un altro uomo possa commettere un cosà nero delitto? Ma se tu
m' hai offeso, ah, vorrei, dopo averti ucciso, poter ridarti la vita per ucciderti*
quante volte io t* avessi dato nuova vita : . . . Come potrò conoscere con pru-
denza la verità, senza disonorarmi coi testimoni, che sarò costretto ad in-
vocare? . . . Ma chi oserebbe raccontarmi una tanto infiime storia, se questa
vera non fosse? Non si sarebbe potuto inventare ciò d' un figlio, se non
fosse vero ... né occorre che il delitto, il quale strugge il nostro onore sia
veramente commesso, basta che si supponga e che se ne parli."
Però, dopo il primo impeto, egli riflette, dubita, spera, e a
dissipargli la certezza, se non il sospetto, contribuisce la visita, die
Federico viene a fargli, nella notte. Davanti al figlio, il padre re-
prime lo sdegno e dissimula, ma poi 1' animo quasi s' apre alla
fiducia quando il Conte gli annuncia il suo fermo proposito di
sposare Aurora e finge di nutrire viva antipatia per la Duchessa.
£ forse V astuzia del giovane riuscirebbe a stornare il perìcolo,
ove Cassandra fosse donna da contentarsi di cosi miserabili espe-
dienti. Essa stessa, con sdegnosa alterìgia, sventa l' inganno ordito
dal timoroso e ormai tepido amante e 1' assale, con una foga, che
ad entrambi riesce fatale.
„Cassandra — Con quale infame tranquillità, osi tu, o traditore, appa-
rire al mio cospetto, dopo aver chiesto la mano d'Aurora?
Federico — Silenzio, signora! Pensate al perìcolo cui v'esponete.
Cassandra — Qual pericolo, miserabile, quando io non sono più 'pa-
drona di me?
Federico — Come voi non temete di alzare tanto la voce?
Cassandra — Esiste forse in questo mondo, un uomo coA vile da abban-
donarmi, dopo ch'io ho sacrificato il mio onore ai suoi desideri, al
prezzo di tante angoscie?
¿4^ PIETRO TOLDO,
Federico — Non sono ancora ammogliato, Signora. Ho Volato soltanto
prevenire i sospetti del Duca, e dare, nel tempo stesso, qualche sien-
ressa alla nostra vita, che non può durare sempre cosi. O Cassandra, il
Duca non è uomo di basso stato, né potrebbe soffrire di vedere il suo
nome illustre in preda all' obbrobrio. Abbastanxa e troppo fummo en-
trambi accecati dall' amore.
Cassandra — Ah! Tile, cuore senza nobiltà, queste lagrime, queste pre*
ghiere ripetute sino a renderci pazzi e per cui perdemmo 1' onore, osi
tu chiamarle tradimenti? Io mi sento morire, lasciami, miserabile."
n Duca, che tormentato dal terrìbile sospetto, aggìravasi in cerca
di prove, attratto dalla voce di Cassandra, s* è avvicinato alla porta.
Ahunè, il colloquio dei due giovani non gli lascia più alcun dubbio
e r espiazione sarà feroce, inesorabile, non meno dell' ofiesa. Però
a che gioverebbe divulgare la propria vergogna? Con la dissimu-
lazione, cui da lungo tempo ha informato la sua vita, egli invol-
terà un qualsiasi pretesto per compiere quella eh' egli chiama non
vendetta, ma punizione. U pensiero dell' amor figliale, contrasta
un momento coi suoi tetri pensieri, ma egli subito lo discaccia;
quando a Cassandra, per cui mai nutrì amore, egli non prova il
menomo rimorso. £ 1' espediente da lui trovato è invero degno
della più crudele imaginazione. In una scena terribile, die però
il Vega non espone agli occhi del pubblico, il terribile Signore
atterra la Duchessa, le lega mani e piedi, le copre il volto, la
rinchiude in altra stanza, poi chiama Federico e, con volto sereno,
finge d' invocarne V aiuto, in una grave contingenza. Ho scoperto,
die' egli, come un nobile di Ferrara tramasse contro di me; 1* ho
chiamato, mi sono impadronito di lui ed egli è di là, legato e col
viso coperto, che attende de te la morte. Cosi, soggiunge, il
terribile segreto resterà sepolto nelle nostre coscienze. Federico,
sfodera la spada, s* awanza verso il gabinetto, ma üb triste pre-
sentimento pare ne arresti i passi. L* Estense, dalla porta, gli h,
animo, lo vede titubare, poi avvicinarsi alla vittima e colpirla, allora»
con voce poderosa, fa accorrere tutti i cortigiani, e con essi il mar-
chese Gonzaga ed Aurora e dice loro come Federico, Sapendo die
la matrigna recava nel grembo il futuro erede di Ferrara, 1* abbia
uccisa per cupidigia di regno. Federico esce dal gabinetto, strav-
volto; egli ha voluto vedere in viso la persona caduta sotto i suoi
colpi e lo spettacolo di Cassandra, da lui stesso sacrificata, gli ha
gelato il sangue nelle vene. È questa una visione lugubre, stra-
ziante, simile a quella che turberà un giorno il buffone dell' Hugo,
quando nel sacco, in cui crede di trovare il cadavere dd suo
sovrano, troverà invece quello della figlia, da lui &tta pugnalare,
per fatale equivoco. Tutte la spade sono levate contro Federico,
che esce mal difendendosi da tanti nemici; Aurora resta muta
spettatrice del doppio eccidio, di cui essa è causa, né sa trovare
risposta al Marchese, che la supplica di seguirla a Ferrara. I cada-
veri dei due amanti vengono poi esposti, conformemente alla ver-
sione del Bandello e il gracioso conclude: Qui finisoe^ o signori,
DUB LEGGBNDS TRAGICHS ECC. E SCHILLER^ 343
la tragedia del Castigo senza vendetta. Dopo aver fatto lo spavento
d' Italia, eh' essa serva oggi d' esempio alla Spagna.'*
Che r opera del Vega discenda dalla leggenda italiana e più
da questa, che dalla novella del Bandelle, risulta evidente dall' analisi.
Federico è figlio naturale, lo specchio rivela T incestuoso amore,
il Duca (leggero anacronismo, che seguendo il novelliere italiano,
avrebbe evitato *) è fatto capitano della Chiesa e il Principe, prima
d' amare la matrigna, prova per lei antipatia ed odio, temendo
eh' essa possa togliergli lo stato. Tutto questo non trovasi nel Ban-
delle ed è materia della tradizione orale. Cosi si spiega la strana
confusione di nomi; Parisina divenuta Cassandra e per di più man-
tovana ; Ugo trasformato in Federico ; V intervento del Gonzaga,
cambiamenti, tutti che possono trovare spiegazione nelF ipotesi
d' una sovrapposizione della leggenda mantovana alla ferrarese. Si
osservi che Federico è per V appunto il nome del principe ribelle,
di cui già tenemmo parola. Ma altri elementi si presentano pure,
di cui la tradizione orale e le cronache italiane non oñrono traccia
e che devono attribuirsi o alla fantasia dello scrittore od alle
modificazioni ed alle aggiunte, che ricevette la storia di Parisina,
per opera popolare, al di là del F Alpi e dei Pirenei. L' accenno
alla fantesca che, per esser percossa dalla Signora, da confidente
si fa délatrice è venuto crescendo e trasformandosi si da divenire
elemento caratteristico dell' opera. Aurora non è né confidente,
né di povero stato; essa, dopo la Duchessa, occupa il primo posto
alla corte di Ferrara e la denunda, cui si toglie ogni volgarità,
trova scusa nell' amore. Cassandra ha spezzato i dolci sogni di
vergine della fanciulla; Federico, dopo tante promesse, la dimen-
tica e P offende con queir indifferenza che, per chi ama, è la più
grave delle ingiurie ed Aurora trova nuove ragioni di sdegno,
allorché il volubile conte vorrebbe riawicinarsi a lei, per scon-
giurare il pericolo che lo minaccia. La figura d* Aurora ha notevole
importanza ed é creazione felicissima del Vega; quanto al marchese
Gonzaga, che s' innamora pazzamente della giovane rifiutata dal
principe e diviene, in qualche modo, istrumento dell* atroce vendetta,
é personaggio secondario, ma delineato esso pure finamente. L'amico
fedele di Ugo, che muore per lui e che la cronaca ferrarese ricorda
col nome di Rangoni, non trova posto nelle scene spagnuole. Ma
tutto quello che domina il dramma é il carattere di Cassandra, donna
appassionata, che nobilita il suo fallo coli' intensità dell' amore e
che af&onta piuttosto la morte, che la vergogna degli ignominiosi
espedienti offertigli dal timido amante. Cosi Cassandra ha già
spezzato il suo fatale sogno, prima che Federico, da lei ormai
sprezzato e abboirito, la faccia cadere sotto i suoi colpi, diversa
in questo dalla marchesa del Bandelle, che vorrebbe sopra sé
sola convergere tutto il furore del marito e die qdra benedicendo
la causa della sua morte«
1 Fu solo nel 145a che |^ I
peratore Federico m.
344 PIETRO TOLDO,
Da tale situazione trasse invece largo profitto lord Byron, che
s' attenne ben da vicino al racconto del Bandello. La stes^ allu-
sione al matrimonio stabilito antecedentemente fra Ugo e Parisina
e che parve al Solerti attinta ad altra fonte, s* ispira al novelliere
italiano.
„And for a brief delay demands
His father's ear
Tis true that I have done thee wrong —
Bat wrong for wrong: — this deem 'd thy bride,
The other victim of thy pride,
Thon know 'st for me was destined long.
Thou saw 'st, and coveted 'st her charms.*' —
Ugo è fatto però figlio naturale di Bianca ed in una situazione
arditissima, rimprovera il padre di tradimento verso la madre sua
e la vergogna, di cui ha cosparsa la sua illegittima nascita. Il
poeta inglese contempla le sventure dei due giovani amanti«
coir occhio pietoso, con cui già Dante avea scorto Paolo e Fran-
cesca stretti, contro V infernal bufera, in disperato amplesso. E
certo con la storia pietosa eternata dall' Alighieri, non meno che
con quella d' Ippolito e di Fedra, la leggenda ferrarese offire qualche
analogia. Lord Byron, al pari del Vega, lascia libero sfogo alla
fantasia inventiva dei particolari ed altera i nomi, sicché 1' Estense
trasformasi in Azo. È nel sonno, quando il signore di Ferrara
crede che per lui solo palpiti la bellissima sposa, che questa pro-
ferisce il nome di Ugo e quel nome risuona, terrìbile rivelazione,
nelP animo del sire. Ugo è dannato a morte, ma non per ciò
si spaventa il valoroso guerriero, avvezzo ad affrontarla impavido
sui campi di battaglia ed in faccia al padre sostiene, quel che
mai avrebbe osato il protagonista dell' ecclesiastico spagnuolo, la
difesa del suo amore. Né Parisina trema un solo momento per
sé: distrutto V incanto della fatale passione, che le importerebbe
ormai la vita, non pii^ confortata dai baci dell' amante? E questo
essa vorrebbe salvare, assumendosi tutta la responsabilità della colpa
ed é, con raffinata crudeltà, che al supplizio di lui é costretta ad
assistere, dal crudele signore. Quando il capo del giovane cade
sotto alla mannaia, s' ode risuonare un terribile grido:
It was a woman^s shriek — and ne'er
In madlier accents rose despair;
And those who heard it, as it pass'd.
In mercy wisk'd it were the last.
La fine di Parisina é avvolta dal poeta in spaventoso mistero*
Forse essa finì in un chiostro, forse di veleno. Qual fosse il suo
destino:
None knew, and none can ever know;
But whatsoe 'er its end belon.
Her life began and closed in woe!
DUB LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER. 345
£ inariditi y come d' albero percosso da folgore, passano pure gli
ultimi anni dell* Estense, che invano a nuove nozze, richiede la
felicità, per sempre, perduta. La riabilitazione degli infelici amanti
è completa nel poeta inglese.
La storia di Ugo e di Parisina ofire una strana analogia colla
leggenda, che vennesi formando, nel XVII® sec., intomo ai nomi
di Filippo n, d' Isabella di Valois e di Don Carlos. Il Saint Real,
che è V autore del romanzetto famoso, cui attinsero i poeti del
ciclo tragico di Don Carlos ha veramente la pretesa di contarci
un fatto storico e cita gran numero di fonti, le quali sono però
lontane dal contenere gli elementi di fatto della sua esposizione.^
Don Carlos ed Isabella erano, racconta egli, fidanzati, senza co-
noscersi allorché Filippo II pensò di sposare colei, che prima aveva
destinata al figlio, a un dipresso come Nicolò, secondo la narra-
zione del Bandello. Questo primo riscontro non deve tuttavia sor-
prenderci. Il fatto è storico e la combinazione sembrerebbe quindi
fortuita, ove un avvenimento cosi comune in quei tempi non divenisse
anche per lo scrittore fìrancese, il punto iniziale della fatale passione.
V Infante è inviato dal padre incontro alla matrigna ed appena si
veggono, r amore s' impadronisce dei loro cuori. La Regina sviene,
don Carlos fa forza a sé stesso ed il cerimoniale di prammatica
è poi osservato da ambo le parti, con tutto il sussiego spagnuolo.
Il giovane, dopo aver condotto Isabella nella reggia patema, non
sa darsi pace del cambio cradele e cerca tutti i pretesti per avvici-
narla. La Regina divide i sentimenti del figliaistro, però sa im-
porre un fireno a sé ed a lui, quel freno, che la disgraziata Pari-
sina, dimentica cosi presto. Tuttavia non é da credersi che Isabella
respinga risolutamente il giovane amante; fra loro v' è sempre una
tenera corrispondenza, quel vincolo confidente e casto, cui gli
scrittori dei nostri tempi diedero, più a torto che a ragione, il
nome d' amore platonico. V Infante trova un confidente della sua
passione nel marchese di Posa, che mostrandosi troppo assiduo presso
la Regina, cade in sospetto del sovrano ed é da questo ucciso,
fatto che ricorda la fine del Rangoni alla corte estense. A svelare
il segreto dei giovani congiura una dama d' altissima nascita, la
principessa d' Eboli, moglie di Ruy -Gomez, governatore del prin-
cipe, donna di facili costumi, che finisce fra le braccia di don
Giovanni d' Austria. Filippo, avuto notizia della dolce corrispon-
denza, che ai suoi occhi, per le informazioni dell' Eboli, del duca
d' Alba e del Gomez, assume V aspetto d' una vera tresca, giura
di vendicarsi, colla morte d' entrambi, però, egli pure, come
r Estense, cercherà un pretesto, per nascondere al pubblico quella
che reputa sua vergogna. E il pretesto é dato dalle relazioni di
Don Carlos, cogli insorti delle Fiandre, nonché da certi dubbi,
che sorgono, sulla sua fede cattolica. H consiglio dell' Inquisizione
1 Saint Real — Traitéi historiques. 167a.
346 PIETRO TOLDOy
chiamato a giudicare il Principe, dopo averne ordinato 1' arresto,
per impedirne la fuga, s' accorda col sovrano, per spegnere segre*
tamente V infelice giovane. Il veleno non avendo avuto il desi-
derato effetto, i carcerieri impongono a Don Carlos di schliere
quel genere di morte, che gli paia meno orribile e questi, dopo
avere, in un colloquio vivacissimo, rinfacciato al padre V inaudita
crudeltà, muore facendosi segare le vene in un bagno e stringendo
teneramente il ritratto d' Isabella. La Regina, che ha protestato
con tutta la forza di cui era capace, contro il supplizio del figliastro»
è spenta alla sua volta, con un veleno datole, qual medicina, dal
crudele signore, il quale ben presto (ed anche questa è combina-
zione storica) passa a nuove nozze, che non lo rendono felice.
Si noti che i due sovrani, V italiano e lo spagnuolo, non fanno
nulla per cattivarsi V animo delle loro auguste spose, le quali sono
spinte alla simpatia pei loro figliastri, anche da questa suprema
ingiuria dell' indifferenza maritale. Â dubitare che rassomiglianza
delle due leggende sia determinata soltanto da mera combinazione,
sono tratto da due considerazioni e cioè, che il racconto di Don
Carlos cosi come V abbiamo esposto, non trovasi raccontato da
altri antecedentemente al Saint Real e che questi, scrittore di
novelle, potea ben facilmente conoscere un suo predecessore in
tale materia, quel Bandello diffuso e tradotto nella patria sua.
Dovendo cercare elementi per dar corpo alla sua fantasia, il Saint
Real può essersi àssimitati, consciamente od inconsciamente, i tratti
fondamentali della leggenda italiana, sia desumendola dal novelliere,
sia traendola da quanto la tradizione orale avea portato, d' oltr* alpi,
al suo orecchio. Né questo sistema, cosi poco conforme al metodo
storico d' oggidì, deve meravigliarci gran fatto: non altrimenti pro-
cedeva il Brantôme nel mettere assieme i ritratti dei grandi perso-
naggi del suo tempo, cui egli attribuisce avventure e storielle, delle
quali la novellistica ha rintracciato V origine diversa e remota.
Gli studiosi dei nostri giorni hanno, su documenti sicuri, ri-
costruita la storia dell* infelice principe spagnuolo, e la leggenda
dei suoi incestuosi amori e della patema vendetta è sfatata per
sempre. Don Carlos era più che della corona, erede della tristis-
sima malattia, che la madre dell' avo suo, Carlo V, avea trasmessa
alla reale famiglia. Gli ambasciatori delle corti europee, ce lo
dipingono stravagante, collerico, impetuoso e crudele. Nella sua
insofferenza d' ogni freno, egli concepiva odii terribili, per quanti
circondavano il trono del padre; Ruy-Gomez, il duca d' Alba, lo
zio Giovanni d' Austria erano stati, più d' una volta, esposti alle
sue minaccie e senza farsi paladino delle libere aspirazioni dei
cittadini dei Paesi Bassi, è provato, eh' egli manteneva con essi
quelle relazioni, con cui promettevasi di strappare, se non a Fi-
lippo II, ^ certo ai personaggi che V attorniavano, le redini dello
' Senza esporre qui la ricchissima bibliografía che riguarda Filippo II
e il disgraziato suo figlio, ricorderò gli scritti piii notevoli sull' argomento:
DUE LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER. 347
Stato. Don Carlos era veramente stato fidanzato ad Isabella di
Francia, figlia di £nrico U, ma trattavasi d' una promessa corsa
fra ragazzi; basti rammentare come nei 1560, quando cioè la
principessa francese, invece di lui, sposava Filippo II, l' Infante
aveva appena raggiunto il quattordicesimo anno, Isabella n' avea
quindici (proprio V età di Parisina!) ed il Re trenta tré, per cui la
storiella dei suoi bianchi capelli, che sorpresero e addolorarono la
Regina deve rigettarsi con V altre fiabe.
Non consta che il Delfino fosse in condizioni tali da ofirire
alla matrigna un aspetto seducente. Fisicamente era assai mal
costrutto, esile, con una spalla sporgente e il dorso ricurvo; man-
giatore sfrenato e giocatore, pare anche che cercasse facili avven-
ture, sebbene (sia per sua natura, sia per eccessi in troppo tenera
età) si spargesse la voce, ripetuta, concordemente, da molti,
eh' egli non fosse atto a contrarre vincoli matrimoniali. Malgrado
questo, il principe insisteva perchè il padre V ammogliasse e cor-
sero lunghe e minute trattative, per trovargli una sposa degna
della corona spagnuola, nelle corti più potenti d' Europa. £
noto come Filippo II, alla morte d' Isabella, sposasse quelP Anna
di Boemia, che per un momento, erasi pensato di destinare a
don Carlos, sicché può dirsi che fosse destino del monarca di
Spagna, di sostituire il figlio, nei matrimoni per lui combinati.
Mano mano che don Carlos passava dall' adolescenza alla gio-
vinezza, gli eccessi di morboso furore divenivano sempre pii^
inquietanti, talché il Re era costretto a farlo sorvegliare da vi-
cino. Nulla vi fu fra il Principe ed Isabella, che potesse ai molti
e vigili occhi dei cortigiani, dar pure un lontanissimo sospetto
d' intelligenza. L' ambasciatore di Francia, che per la sua posizione
era tratto a quelle indagini delicate ed intelligenti, in cui 1 rappre-
sentanti della repubblica Veneta distinguevansi, con sì commende-
vole zelo, non scrive una sola parola, che ci lasci dubbi in pro-
posito. Isabella nutriva per V infelice la compassione, che ogni
anima gentile prova per le umane miserie e Don Carlos 1' avea messa
in testa di quella nota da lui scritta delle persone che amava,
come neir altra, contenente quelli da lui odiati, trovavansi il padre,
r Alba, Ruy -Gomez e la prindpessa d' Eboli, quest' ultima certo
perchè moglie di quel governatore, da cui V Infante credevasi, forse
Brantôme — Mémoires Vol. i^ e 2<> (Filippo II ed Elisabetta di Francia).
Cabrera — Relatio vitae mortisqoe Caroli, Filippi Filii.
Ferreras (Juan de) — Historia d' Espana (1758).
Mercier — Portrait de Philippe II (1785).
Ranke — Geschichte Don Carlos'.
Prescott — History of the Reign of Philip II.
M. Mignet — Antonio Perez et Philippe U. 1854.
Gachard — Don Carlos et Philippe II.
Charles de Moûy — Don Carlos et Philippe 11 (ult. ediz. Parigi, 1888).
Max Biidinger — Don Carlos' Haft und Tod (Vienna, 1891;.
Giovanni Boglietti — Don Carlos e la sua prigionia, secondi recenti
pubblicazioni. (Nuova Antol. maggio, 1892.)
348 PIETRO TOLDO,
a ragione, spiato ed avversato. Nemmeno risulta che il Prìncipe
si mostrasse inclinato a novità religiose, anzi del suo fervore catto-
lico e della serietà, con cui ne compieva le pratiche, s' hanno
parecchie prove. Per aver concepito odio feroce contro il padre
suo, egli stette una Pasqua senza comunicarsi, supplicando, che,
per non dare scandalo alla corte, gli venisse data un' ostia scon-
sacrata e nei suoi ultimi momenti egli disperavasi perchè i con-
tinui vomiti gli impedivano di ricevere il viatico. Che il suo odio
contro il padre fosse consciente o non piuttosto un fantasma della
sua mente esaltata, non potrebbe asserirsi; certo è eh' egli con-
siderava Filippo, come suo nemico, tanto da mettere per capolista
il suo nome, in queir altra memoria da lui lasciata, delle persone
eh' egli abboniva. Dalle ricerche del Bûdinger risulta anche quanto
fosse profonda questa avversione, né può escludersi, eh' egli, in
uno dei deliri della sua riscaldata fantasia, ne meditasse la morte.
Quanto riguarda le intelligenze coi ribelli delle Fiandre ed il suo
magnanimo amore per la libertà, è pura invenzione dei novellieri
della storia. I fiamminghi non presero mai sul serio l' infelice
principe ed anzi avevano compreso, che s' egli si fosse recato nei
Paesi Bassi avrebbe piuttosto nuociuto, anziché giovato alla loro causai
Qualche relazione egli ebbe, è vero, col Montìgny, ma si capisce
che per don Carlos quello fosse un espediente per sottrarsi al giogo
paterno. Il tentativo della sua fuga, svelato al Re, a quanto pare,
da quel Don Giovanni, che il disgraziato, nella sua ingenuità, avea
preso per confidente, precipitò la catastrofe, alla quale, del resto,
sarebbesi andato incontro in tempo più o meno prossimo. Il pro-
getto della fuga era incerto, campato in aria, come tutti quelli
della sua instabile mente, ma il Re dovea pur añrettarsi ad im-
pedirlo, non solo per reprimere la grave offesa fatta alla sua auto-
rità di sovrano e di padre, ma anche perchè da una corsa sfrenata
del Principe attraverso i domin! dell' Italia e del Nord, chi sa
quali danni avrebbero potuto derivare al governo spagnuolol Don
Carlos arrestato e custodito severamente poco sopravvisse alla sua
sventura, che malaticcio com' era ed abbandonatosi a vari eccessi,
senza che alcun affetto lo sorreggesse, la catastrofe dovea esseme,
come fu, rapidissima. La morte d' Isabella avvenuta pochi med
dopo, quando essa era di parto, aumentò la tristezza, che già in-
combeva suir Escurìale, ma fra le due sventure non corsero che
relazioni casuali. In qual modo dunque venne formandosi la leg-
genda di Don Carlos e d' Isabella? In parte essa dovette trarre
origine da quanto i fatti stessi presentavano di misterioso. Il
carattere tetro e chiuso di Filippo II, che tutti ben sapevano, anche
per le rivelazioni d' Antonio Perez, inclinato alle più atroci vendette,
il mistero serbato cosi scrupolosamente dal Re e dai suoi fidi sulle
cause della prigionia del Principe, la morte rapida di questo, avve-
nuta in una stanza trasformata in prigione ed alla quale nessuno
avrebbe osato avvicinarsi e V altra fine, pur essa a cosi breve distanxa,
della Regina, dovettero formare il substratum su cui la leggenda
DUE LEGGBNDB TRAGICHB ECC E SCHILLER. 349
cominciò a mettere le rígogliose radici. D' altra parte Filippo avea
molti e implacabili avversari disposti a giudicare sinistramente quanto
avveniva intomo a lui e fra essi i sovrani di Francia, col loro
seguito ed il principe d' Orange, coi suoi compagni di rivolta.
Quest' ultimo nella sua Apologia^ che corse F Europa producendo
dovunque vivissima impressione, formulò nettamente T accusa che
Don Carlos ed Isabella fossero state vittime della spietata politica
di Filippo, il quale, colla loro morte, avrebbe raggiunto l' intento
di sposare la nipote Anna, figlia dell' imperatore Massimiliano.
Venne poi T istoriografo di Enrico IV, Pietro Mathieu, ü quale
facendosi eco dello sdegno del proprio sovrano contro il Re di
Spagna, almanaccò che Don Carlos, fosse fatto strangolare dalla
Inquisizione, perchè convinto di cospirazione contro la vita del
padre suo e perchè se T intendeva coi protestanti delle Fiandre.
A tale ipotesi accolta poi dal Leti, dal de Thou e da altri storici
s' aggiunsero le supposizioni fabbricate dal Brantôme, il quale, non
meno dei precedenti, avverso alla Spagna, poteva credersi degno
di qualche fede, per aver visitato alla corte di Madrid, Isabella e
Don Carlos. È con questo curioso e tutt* altro che fido raccogli-
tore degli awem'menti del tempo suo, che la leggenda comincia
a delinearsi più nettamente. Ricorda il Brantôme come un sonetto
d' allora dicesse di Filippo che „Il fit mourir sa femme, il tua son
enfant" ed assodando le due morti, egli pensa che fra esse possa
esservi qualche relazione. „Je ne veux pas entreprendre — dice
il facile scrittore — de dire toutes les raisons pourquoi ce prince
don Carlos mourut, car elle me sont inconnues, et puis on en
parle fort diversement Bien dit-on qu'il y en avait de très justes
et de très pertinentes, et au nombre de trente-deux, dont la
moindre estoit qu'il avoit voulu ñdre mourir son père, car cela se
disoit pour lors en nostre cour de France, mais c'estoit en risée."
Nulla qui dunque di nuovo se non il sospetto, divenuto ormai
certezza, che don Carlos fosse fatto uccidere dal padre e Brantôme
racconta come „un matin on le trouva en la prison estouffé d'un
linge". Tuttavia 1' asserzione dell' assassinio non è ancora esplicita»
ma non tarderanno molti anni, eh' essa non darà piti luogo ad
alcun dubbio. „Parmy les injures et poûilles qu'u (don Carlos)
dit de son père — continua il Brantôme — après sa sentence,
fut qu'il luy reprocha qu'il luy avoit soustrait et ravy sa femme
Doña Elisabeth de France, qui justement luy avoit esté donnée
par accord en faisant la paix, et qu'elle luy estoit deuê, ce qui
luy desplaisoit fort; car il l'ayma tousjours et l'honora jusques à
mort, comme certes elle estoit une des plus aymables Princesses
du monde; et il luy faschoit fort qu'on la luy avoit ostée.^ Quanto
ai costumi del Principe, che viene rappresentato con abbastanza
fedeltà storica, scioperato, prepotente, feioce, il Brantôme ne rac-
conta delle curiose. Le notti egli percorreva le vie di Madrid,
oltraggiando le donne, che incontrava, con vituperose parole, anzi
per le donne tutte mostrava una strana antipatia „fors de la Reyne,
350 PIETRO TOLDO,
que j'ay ven qu'il honoroit fort et la respectoit; car estant devrât
elle, il changeoit du tout d'humeur et de naturel, voire de cooleim^.
Air £boli accenna il Brantôme per dire, ch' essa avea relaiiom
galanti col Re, ma delle relazioni sue con V Infente non n ft
parola.
Siamo, con tutto questo, ben lontani dal romanzetto del Stilli
Real e non e' è modo di sottrarsi al dilemma seguente: o il no*
velliere francese inventò col suo cervello la parte aggiunta» o la
trasse, in qualche modo, dalla leggenda analoga degli amanti di
Ferrara. Questa seconda ipotesi non panni priva di qualche pro»
habilita. In Ispagna non sembra che si fabbricasse intomo all' Infante
alcun romanzo di simil genere. Circa cinquant' anni dopo la ana
morte (1621), Don Diego da Enciso, ne fece il protagonista d' un
suo dramma El principe Dm Carlos^ in cui non trattasi menoma-
mente della sua passione per la Regina. Eccone V aigomento
quale è dato dallo Schaeffer.^
Un' educazione sbagliata fece di Don Carlos un giovinetto oati-
nato, impertinente, che non rispetta suo padre ed è tormentato da
indomabile ambizione di governare i Paesi BassL Ogni ammonlriona
del severo genitore riesce vana, si che questi si vede costr^o a
dargli un esempio efficace facendo strozzare il Barone dì Montigny»
gentiluomo fiammingo, col quale il prindpe aveva combinato di
fuggire dalla Spagna. Allorché, restato senza fiotto anche quest' esein^
pio. Don Carlos ardisce sguainare la spada, senza motivo, contro
il cardinale, il presidente Espinosa e il duca d' Alba, al re soqppa
la pazienza. Da padre egli si muta in giudice e fa custodire il
principe come prigioniero, ne^ suoi propri appartamenti. L' agitazione
causata al giovine caparbio e indebolito da molti eccessi da questa
misura, produce la sua morte, avvenimento che — come il re
stesso ad onta del suo dolore deve convenire — per le Spagne
significa liberazione da molti mali futuri. Gli episodi sono, una
avventura amorosa del prìncipe, alcune scene finamente comidie tra
Filippo II e il suo spiritoso fiavorito Don Diego de Cordoba, e
nulla v' è che si riferisca ad Isabella. Secondo una redazicme
anteriore, il lavoro finisce con un' apparente resipiscenza morale
del principe.
E neppure undici anni dopo la leggenda dei colpevoli amori
del figlio di Filippo doveva essersi formata, se noi vediamo U Lope
far rappresentare, davanti alla Corte, una storia che con questa
leggenda avrebbe cosi notevoli punti di contatto. Sarebbe stata
una indiscrezione davvero imperdonabile! Vero è che logeai nel
prologo deir Autore „Señor lector, esta Tragedia se hiso en la
Corte sólo un dia, per causas que à V. m. le importan poco^, ma
le ragioni per cui i sovrani non V aggradirono sono, come ricor-
dano i commentatori, da ricercarsi nella natura stessa di quello
spettacolo, in cui s' esponevano i delitti e i dolori d' una famiglia già
^ Gesch. des spanischen Nationaldramas. Lipsia, 1890, p. 399, 400.
DUE LEGGENDE TRAGICHE ECC E SCHILLER. 35 1
regnante, al cospetto di principi ad essa legati da antichi vìncoli. ^
È dunque soltanto dopo il Saint Real che Don Carlos appare sulla
scena giovane, di svegliato ingegno, di persona gentile e innamo-
rato della Regina, chiamata a sostenere, alla sua volta, in teatro
una parte cosi poco conforme alla vita sua.
Tra i vari dnunmi del ciclo dì Don Carlos corrono soltanto
quelle relazioni, che devono trovarsi necessariamente fra opere
surte tutte dalla stessa traccia, altre assomiglianze che possano far
credere ad una dipendenza determinata dalla loro cronologìa, io
non ho davvero saputo trovare, né so come altri V abbia fatto.^
In Inghilterra Tommaso Otway (1676), seguace del Dryden,
in Francia Campistron (1685), imitatore del Racine, ed in Italia
Vittorio Alfieri {1783), svolsero, prima dello Schiller {1787), lo stesso
tema. Nella sua tragedia, V Otway ricorda, oltre alla lettura del
Saint Real, quella dello Shakespeare e supera il suo grande con-
cittadino, nelle scene lugubri e ferocL Basti dire che alla fine del
V atto vedesi la regina Isabella in preda agli spasimi del veleno
e Don Carlos, dopo essersi segate nel bagno le vene, trova ancor
tanta forza da presentarsi alla matrigna ed al padre, tenendo loro
uno di quei discorsi, che, come osservava in caso analogo Sancio
Panda, sono troppo lunghi per un moribondo. Ruy-Gomez è cal-
cato su Jago; la principessa d' £boli è una specie di Messalina,
che mossa dall' ambizione aspira a Don Carlos, mentre concede
i suoi favori a Don Giovanni e il marito di lei (nota comica, non
certo ricercata dall' autore), mentre s' afiatica per rintracciare le
prove della colpabilità della moglie di Filippo II, finisce col trovare,
quelle della sua. Né il duca d' Alba, né V Inquisizione vengono
ricordate; il marchese di Posa appare di sfuggita e dì lui si sa,
che il Re V ha fatto uccidere e che gli hanno trovato indosso
delie lettere, che provano la tentata fuga del Principe e le sue
intelligenze cogli insorti delle Fiandre. La Regina prova per l' In-
fante una tenera sollecitudine ed un affetto, che non scende alla
colpa e r autore aggiunge dì sana pianta, al racconto francese,
r episodio dell' Eboli, che avvelenata dal geloso marito, viene a
raccontare al Re, come don Carlos ed Isabella sieno vìttime della
sua calunnia e di quella del suo ministro. Disgraziatamente la
confessione é troppo tarda e ad altro non serve, che a riempiere
r animo di Filippo dì profondo rimorso.
La tragedia del Campistron presenta un fatto singolare. L' au-
^ Solo dal 12 genn. 1598 lo stato di Ferrara era passato alla Chiesa,
per opera del pontefice Clemente Vjjjl
* Cfir. Heller — Die Quellen des Schillerschen Don Carlos in Archiv
für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen Vol. XXV. Veggansi
pure, a questo proposito, le opere, che più specialmente, riferìsconsi al Don
Carlos dello Schiller dalle Erläuterungen del Duntzer (Don Carlos, Lipsia,
1886) agli studi del Minor (Schiller, sein Leben und seine Werke, Berlino,
1890, no vol.) ed a quelli del Br ahm (Berlino, 1888—1892, Ho vol. p. 48) del
Tellermann (Schiller als Dramatiker) ecc.
352 PIETRO TOLDO,
tore, che avrebbe creduto di far torto alla scuola classica francese,
trattando un argomento storico*, pressoché contemporaneo, trasporta
la favola ed i personaggi sotto il più caldo cielo di Bisanzio. U
cambiamento è del resto piuttosto apparente che reale; i perso-
naggi, con nomi ed abiti greci, l' imperatore Colojean-Paleologue,
sua moglie Irene, fìglia dell' imperatore di Trebisonda, Andronico
erede del trono e figlio di Colojean, Léonce „envoyé des Bulgares
auprès de 1' Empereur'', e i ministri Léon e Marcel, parlano e
agiscono, con quello stile incolore, che può adattarsi ad ogni
tempo e ad ogni luogo. Bastava agli scrittori di quel pseudo-
classicismo r indicare o col titolo, o colla decorazione scenica, che
s' era in Grecia o a Roma; un cambiamento di titolo o di de-
corazione, avrebbe concesso alla favola od ai personaggi di tro-
varsi perfettamente a posto sulle rive della Senna o del Manzanares.
I bulgari sostituiscono gli eroi dei Paesi Bassi; Léonce è un mar-
chese di Posa, sotto mentite spoglie, che cade sotto i colpi dell' Im-
peratore, due cortigiani assumono la parte odiosa del duca d' Alba
e di Ruy-Gomez ; Andronico tenta di fuggire, consigliato da Irene,
aiutato dagli insorti, ma è scoperto e muore svenato nel solito
bagno, inventato dal Saint Real. Andronico non si trascina però
sulla scena, insanguinandola come V eroe dell' Otway; le regole
del teatro classico francese vietavano V esposizione di tali orrori,
ma poiché esse, nei casi contemplati, non comprendevano i morenti
per veleno, V Imperatrice può terrorizzare il pubblico, colle viscere
dilaniate, dalla fatale bevanda. Qui 1' Eboli non e' entra affatto e
l' Imperatrice, pnma di sposare Colojean, appare fidanzata al gio-
vanetto Andronico. Con V Alfieri il personaggio principale è, si
capisce, il tiranno; quel tiranno convenzionale del suo teatro, che
passa la vita fra pugnali affilati e nappi di veleno, tipo rappre-
sentato piuttosto con intenti politici che letterari Perchè il Filippo
deir Alfieri uccida il figlio, io non so comprendere; per tentato
parricidio, no, perchè il parricidio è sua invenzione, per trovare
un pretesto alla condanna; per relazioni colpevoli colla Regina
nemmeno, perchè le prove di queste, sono troppo lievi, per cod
grave provvedimento. La famosa scena deir „Udisti? — Udii —
Vedesti? — Io vidi — Oh rabbia!" che ha luogo fra Filippo e
Gomez, ha ben poca ragione d' essere, perchè Gomez nulla ha
udito, nulla ha veduto, che possa dar sospetto, neppur lontana-
mente di colpevoli relazioni fra i due giovani. L' intrigo ordito
dal Re, d' accordo col suo ministro, perchè la Regina abbia a
trovarsi coir Infante, non può nemmeno ascriversi a colpa di questi
Ultimi, talché ci troviamo davanti a un tiranno crudele, che ai
suoi delitti non sa trovare ragioni né buone né cattive. In tali
condizioni, Filippo piuttosto che alla famiglia dei tiranni, potrebbe
ascriversi a quella degli irresponsabili. Questo però non toglie,
che vi sieno pagine degne della penna deir insigne Astigiano.
Ricorderò, per esempio, i nobili sensi di libertà, che infiammano
r animo generoso del principe, la scena in cui la Regina, getta
DUE LEGGENDE TRAGICHE ÈCC E SCHILLER. 353
in faccia al tiranno fremente il suo amore per Don Carlos (V. 3)
e Taltra in cui questi, nei momento deli' arresto, rimprovera al
padre i delitti, che ne macchiano il trono. „Il tuo regnar, giorno
per giorno, in note Atre di sangue è scritto . . ."
Perez, riabilitato, non certo conformemente alla verità storica,
sostituisce il Posa, nell' amicizia vivissima per Don Carlos della
quale è vittima. U Eboli scompare completamente e nello sciogli-
mento, r A. s* allontana dal racconto del Saint Real. Don Carlos,
fra il pugnale e il veleno offertigli dal Re, sceglie il primo, che
gronda ancora del sangue di Perez, e collo stesso pugnale anche
la Regina tronca la sua vita, che Filippo volea far trascorrere in
continuo pianto. Si noti che Filippo tenta di nascondere, che la
morte del figlio sia cagionata dalle sua colpevole passione per
Isabella; il supposto tentativo di parricidio, le accoglienze festose
da lui fatte agli ambasciatori fiamminghi, V animo insofferente del-
l' autorità ecclesiastica, sono ragioni sufficienti ai ministri del so-
vrano, per consigliarne la morte.
Ben più ampio svolgimento concede lo Schiller all' intrigo
politico. Se r autore tedesco ha preso per base dell' opera sua
la novella del Saint Real, egli non s' è peraltro limitato alla super-
ficiale conoscenza dei personaggi e dei fatti ed ha attinto a quante
fonti storiche poteva aver fra le manL II marchese di Posa è
il vero protagonista del dramma; l' amore del Principe e della
Regina resta per cosi dire, soffocato da quello per la libertà dei
popoli oppressi. Posa, cittadino dell' universo, appartiene, per
confessione del suo stesso autore „ai secoli venturi*' e senza essere
un sognatore di Repubbliche, sarebbe stato però dichiarato filosofo
nel secolo di Voltaire e di Rousseau. Don Carlos vicino a lui
diviene una ben povera cosa; la Regina e lo stesso Filippo sono
o commossi o riverenti davanti a quella grande figura e un breve
colloquio avuto col Re (non certo verosimile, ma nella rappresen-
tazione del marchese schilleriano non s' ha da cercare la verosimi-
glianza), basta per anteporlo all' Alba ed al confessore. La parte
che il confessore del Re s' assume d' intermediario galante fra il suo
penitente e l' £boli e le sante citazioni, con cui vuol persuadere alla
fanciulla „qu'il y a des accomodements avec le ciel", ci fanno uscire
un pò fuor dalla strada segnata dal novelliere francese. Né su questa
ci riconducono certo V ombra di Carlo V finta dal nipote e inspirata
dalla Shakespeare, o la figura terribile deir Inquisitore, che a Filippo
rivolge ben dure parole, in una scena alquanto enigmatica. Del
resto non è un esame della tragedia dello Schiller, eh' io intendo
qui fare; le analisi del teatro schilleriano sono state fatte e rifatte,
con r illustrazione e 1' analisi dei menomi particolari. Quello che
ora mi preme di stabilire si è che neir assieme la trama del dramma
tedesco è pur sempre quella che ha servita all' Otway, al Campistron,
all' Alfieri, ma che in esso campeggiano inoltre le poderose figure
del Posa, dell' Alba, di Domingo, dell' Eboli ed in ultimo, come
un sinistro baleno di pugnale, quella dell' Inquisitore. Laddove lo
Zeittchr. L rom. Phü. XXIL 23
354 PIETRO TOLDO,
Schiller s* allontana dal Saint Real, sarebbe vano il ricercare
traccie di quelli che lo precedettero in tale argomento. E un esame
eh' io ho fatto coscienziosamente, senza averne che un risultato
negativo. Piuttosto — ove si faccia astrazione dalla parte politica
deir opera — qualche riscontro, qualche analogia ed anche una
cerf aria di famiglia potrebbe trovarsi col dramma in cui il Vega
rimaneggiò la storia sventurata d' Ugo e di Parisina. Queste asso-
miglianze più che neir orditura generale dell' opera dello Schiller,
appaiono in taluni particolari. Don Carlos, e Federico, dominati
dalla passione, mostransi in preda a tale melanconia, da destare
sorpresa in quanti li circondano (D. C. i. i) e tale melanconia ofifire
alle matrigne V occasione di chiederne la ragione e di mostrarsi
compassionevoli. Il Posa si giova d' una novella per spiegare alla
Regina 1* animo dell' Infante e nel Vega la Duchessa ricorre allo
stesso espediente, per indurre Federico ad aperta confessione. Più
notevole è il fatto che don Carlos, per nascondere ai cortigiani il
colpevole amore, finga di supporre che la matrigna possa dispu-
targli r affetto paterno e menomargli, in tal guisa, il potere (D.C 1. 1),
pretesto che nel dramma tedesco ha ben poco fondamento, mentre
la condizione cosi diversa di Federico, figlio naturale, può spiegare
benissimo tale stato d' animo. Nulla vi sarebbe di notevole nel
tradimento dell' Eboli, che tanto ricorda quello d'Aurora, perchè
r ispirazione dello Schiller può rintracciarsi, senz' altro, nel Saint
Real, tuttavia va osservato come V Eboli del novelliere francese sia
donna ambiziosa e leggiera di costumi, né certo innamorata dell' In-
fante, mentre nel don Carlos tedesco, ci troviamo in presenza d' una
fanciulla, appasionata, gentile, degnissima del cuore del giovane,
non meno di Aurora. Lo Schiller, malgrado la storia, eh' egli
ben conosceva, ci presenta V Eboli fanciulla e non già maritata
ed essa come Aurora, vedendosi respinta dal principe, che ama,
per sdegno e per avere aiuto nella vendetta, si dà in braccio a
colui, che prima avea rifiutato. Aurora diviene pertanto la fidan-
zata del marchese Gonzaga e 1' Eboli la ganza del Re. Non
diversamente, nei due drammi, s' ha un tentativo in Federico e in
don Carlos di riguadagnare il cuore delle fanciulle, allorché s' ac-
corgono del grave pericolo, che solo dalla generosità di queste
potrebbe venire dissipato. Federico é spinto a tale passo più spe-
cialmente da un sentimento egoistico e da un calcolo odioso e
arriva al punto di fare ad Aurora proposte di matrimonio; Don
Carlos, preoccupato non di sé ma della Regina, cede piuttosto a
uno slancio del suo animo generoso e tenta di rimediare all' offesa,
recata air Eboli, rivolgendole tenerissime parole (D. C. IV. 15). Tale
tentativo riesce, nei due drammi, perfettamente inutile. Ed un
altro particolare va pure notato. La scena notturna in cui Filippo
veglia (III. i), preoccupato dalle cure di Principe, mentre tutti in-
torno a lui sono immersi in placida quiete, ricorda V altra veglia
del duca di Ferrara. Cosi, fra le carte che passano in quelle ore
silenziose sotto gli occhi dei due sovrani, vi sono quelle, cbe
DUE LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER. 355
possono dar sospetto della reità delle loro spose e nella tranquillità
della notte e del luogo risuona più alto e più disperato il grido
di furore, che improvvisamente li invade. Devesi però notare che
mentre nel Castigo ci troviamo davanti all' artifìcio volgare d' una
lettera anonima, nel Don Carlos trattasi invece di carte involate
alla Regina. L' indifferenza di Filippo per la bellissima moglie è
nello Schiller in aperto contrasto colla narrazione del Saint Real
e coi drammi dell* Otway et del Campistron, mentre s' accorda
pienamente con quella dell' Estense, quale ce la rappresentano la
tradizione ed il Vega. E Filippo II non è meno vizioso del duca
di Ferrara e se Cassandra ha ragione di sdegnarsi della vita liber-
tina del suo Signore, quale deve essere 1' animo d' Isabella, allorché
scopre nel marito il seduttore d' una sua dama? Inñne anche
nelle due catastrofi trovasi qualche riscontro. Don Carlos, come
Federico, esce dalla scena mal difendendosi, colla sua, dalle spade
dei cortigiani che 1' assalgono e la morte dei due disgraziati prin-
cipi è per tal modo sottratta agli occhi degli spettatori.
A questo punto si presenta naturalmente la domanda se l' opera
del Vega abbia potuto, in qualche modo, influire su quella dello
Schiller. Comincierò dal premettere che i riscontri fra i due drammi
non sono di natura tale da far credere ad una necessaria imita-
zione; nulla v' è di letterale e nulla di così particolare, che s' abbia
proprio a supporre che V autore tedesco, non potesse trovarlo nella
sua mente. S' aggiunga che dalla bibliografia del Dorer non ri-
sulta in alcun modo esser stato tradotto il Castigo in tedesco prima
deir opera dello Schiller, fatto questo di capitale importanza. Tutto
quello che potremo asserire a questo riguardo si è che il Vega era
conosciuto e diffuso in Francia in quel tempo e che se imitazione
vi fu, questa deve aver avuto luogo su una traduzione francese.
Non credo che si possa negare che il teatro dello Schiller, certo
in più discreta misura di quello dell' Hugo, non presenti un aspetto
alquanto spagnolesco. Il linguaggio enfatico ed immaginoso dei
personaggi, la complicazione fantastica dell' intreccio, le situazioni,
che impressionano, i colpi di scena che le risolvono, i continui
cambiamenti di luogo, le fughe, le scalate, i travestimenti e quelle
spade, che per ogni nonnulla guizzano subito fuori del fodero, lo
* Dorer — Lope - Literatur in Deutschland; cfr. anche i vari studi
del Farinelli intorno alla letteratiura spagnuola in Germania, dai quali risulta
solo che due volumi del teatro del Vega erano stati volti in tedesco, su una
traduzione francese, ma 1' A. non dice quali produzioni essi contenessero. Cfr.
Arturo Farinelli — Grillparzer und Lope de Vega. Berlin, 1894. Cfr.
Goethe und Schiller pag. 25 e dello stesso: Die Beziehungen zwischen
Spanien und Deutschland ecc. Inaugural - Dissertation zur Erlangung der
Doctorwürde. Berlin 1892. — Spanier und spanische Litteratur im Lichte der
deutschen Kritik und Poesie. Berlin 1892. — Deutschlands und Spaniens litte-
rarische Beziehungen in Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte. 1895
Weimar.
23*
356 PIETRO TOLt)0,
spirito avventui:ìero e cavalleresco e più specialmente le continue
rivolte alla legge ed ai suoi rappresentanti, tutto questo altro è
non che la parte costituiva del teatro del Vega, del Calderón,
del Moreto e via dicendo. Cosi quello che i romantici presenta-
rono alla fìne del passato od all' alba del nostro secolo, come
peregrina rinnovazione dell' arte drammatica, era un genere di già
stravecchio al di là dei Pirenei. Sin qui nel teatro nuovo molto
s' è ricercato io Shakespeare: sarà utile ormai V investigarvi, con
uguale cura, gli elementi spagnuoli.
Oltre tale assomiglianza generale, il teatro dello Schiller
presenta, particolarmente, taluni punti di contatto con diversi
drammi del Calderón, del Moreto e del Coello. Non trattasi, in
alcun caso, di evidenti derivazioni e qualunque affermazione in
proposito mi sembrerebbe arrischiata. Limitiamoci dunque, per
ora, a semplici constatazioni, cui uno studio più diligente del teatro
di Spagna potrà forse aggiungere un giorno nuovi elementi Solo
da un esame amplio ed accurato si potrà dedurre quella con-
clusione affermativa o negativa, alla quale i pochi dati, di cui
disponiamo, non ci permettono per ora di mettere capo.
I Räuber furono messi in stretta relazione con una novella dello
Schubart, nella quale però il protagonista non diviene punto masna-
diere. Questa caratteristica si ricercò quindi ili altre composizioni
antecedenti, dello Shakespeare, del Cervantes e persino nel Grr-
touche del de Grand. Qualcosa che arieggi Carlo Moor non tro-
vasi tuttavia che nel La Roque dell' autore del Don Chisciotte:
v' è in questo brigante una certa generosità da gran signore che
lo distingue senza dubbio dalla schiera dei volgari assassini, ma
è un semplice episodio del romanzo famoso, una delle tante figure
disegnate in fretta ed a brevi tratti.
Però La Roque discende da numerosa famiglia spagnuola e
lasciando da parte i romanzi detti picareschi, egli può vantare
una genealogia gloriosa nel teatro stesso della sua patria. Sono
suoi antecessori Don Fernando Ramirez, protagonista del Tessitore
di Segovia tragedia di Gabriele Tellez (Tirso de Molina), Luigi
Perez di Galizia del dramma omonimo del Calderón ed Eusebio,
r eroe protetto dal cielo, nella divozione delia Croce dello stesso.
Altri masnadieri appaiono in altre opere teatrali, ma sono figure
di secondaria importanza. Don Fernando Ramirez gentiluomo della
corte del re Alfonso, dopo che il padre gli è ucciso, la sorella
rapita ed egli stesso vedesi minacciato di morte, avendo tentato
invano di nascondersi sotto 1' umile veste di tessitore, si mette alla
testa dei prigionieri, eh' egli libera e vive con essi di rapina, in
aperta rivolta alle leggi. Falliscono i vari tentativi per impadro-
nirsi del gentiluomo divenuto masnadiero e il Re, che ha cercato
indarno di dargli la morte, deve rallegrarsi poi eh' egli viva allor-
quando Ramirez, intervenendo, deus ex machina^ nella sua lotta coi
mori, trattiene le schiere dei fuggenti cristiani e dà ad essi la
vittoria. Non occorre dire quanto il prode cavaliere venga festeg-
DUE LEGGENDE TRAGICHE ECC. E SCHILLER. 357
giato; un cortigiano morente confessa d' averne calunniata la fami-
glia, sicché il Re non solo ricompensa il valore di Fernando, ma
deve chiedergli scusa della grave ingiustizia commessa a suo danno.
Il personaggio del Molina non perde mai il proprio carattere di
gentiluomo leale, coraggioso e generoso; i suoi compagni di bri-
gantaggio lo venerano come un principe ed egli, fra le selve, con-
serva la dignità del grado e del nome. Da questo dramma
spagnuolo panni probabile che discenda quel „Lelio bandito" di
G. B. Andreini (1620), cui Vittorio Imbriani alluse, con molta leg-
gerezza, dicendolo fonte dell' opera dello Schiller. ^ Lelio viene a
trovarsi nelle stesse condizioni di Femardo per essergli stata rapita
e violata la sorella da un nemico della famiglia, che gli fa tale
affronto, non già per amore che n' abbia, ma unicamente per in-
famare il nome di coloro, che odia. Tale incidente, che trovasi
tal quale, nel dramma spagnuolo, non può supporsi provenga qui
da semplice casualità. Uguale è pure V altro episodio della gentil
fanciulla d' alti natali, che abbandona gli splendori del suo palazzo,
per raggiungere nelle selve, il glorioso bandito, cui essa ha con-
cesso il suo cuore. Simile è pure il modo con cui viene ritrovata
la sorella, alla quale è fatto sposare 1' offensore. Si noti però che
nel dramma spagnuolo quest* ultimo viene ucciso, mentre nella
„tragicomedia boschereccia" dell' Andreini, il matrimonio fra V offesa
e r offensore diviene rimedio ad ogni male. U autore italiano non
manca di tessere i più caldi elogi del suo protagonista, e questi
piuttosto che il flagello, può dirsi il benefattore delle popolazioni,
eh' egli visita, non facendo sentir le sue strette che alle borse ben
guemite dei ricchi. E qui, più ancora che nelP opera del Molina,
si convive per cinque atti fra ogni genere di masnadieri, rappre-
sentati con caratteri piuttosto simpatici, allegri, di buon animo e
fra essi trovasi V immancabile pedante della commedia italiana di
quel tempo, divenuto bandito, senza dimenticare, per questo, il
suo noiosissimo linguaggio latineggiante. La scena è animata da
diversi incidenti ed al pubblico doveano fare impressione i colpi
d' archibugio e gli attacchi dei soldati napoletani, condotti dal
generale Riniero. In Luù Perez il Calderón ci presenta la rivolta
di tre amici (tutti gentiluomini), contro la giustizia. Costretti, dalla
necessità, a darsi alla campagna, essi divengono i più generosi,
mansueti e rispettosi masnadieri, che si possano immaginare; basti
il dire, che mai usano violenza e chiedono a quelli che arrestano
se sono disposti a beneficarli, in caso contrario restituendo loro
la preda, con tutta la più buona grazia di questo mondo. Nella
divozione della Croce^ V argomento è quanto mai fantastico e fondasi
su una nota leggenda religiosa. Un marito geloso, vuole senza ragione,
^ L' Imbriani ne parla per incidenza in una recensione contenuta nella
Nuova Ant. del Maggio '71 ed esce in queste parole, in verità, troppo arri-
schiate: „Lelio Bandito, prototipo dei Briganti dello Schiller e superiore in
molti punti alla copia fattane dal giovane tedesco; era destino dell' Andreim
d' essere rubato a man salva.**
358 PIETRO TOLDO,
uccidere la moglie, che trovasi in istato interessante. La poveretta
si ricovera al piò d' una croce, la quale la protegge sì da render
vani i colpi feroci dello sposo. Ed ò sotto alla croce, eh* essa
dà alla luce due gemelli una femmina ed un maschio, i quali
hanno entrambi segnato il petto dal segno della redenzione, il
maschio, dopo molte vicende, che qui non occorre esporre ed in
cui prova sempre 1' efficace protezione della croce, è tratto (Giora.
Il e III) a mettersi alla testa di masnadieri, dopo che gli venne
tolta Giulia, la fanciulla eh' egli ama. Nella sua banda, Eusebio
(tale è il nome del protagonista), ha raccolto i rifiuti peggiori della
società; ladri, non occorre dirlo, incendiari, stupratori; eppure fra
questi pessimi elementi corrono vincoli d' affetto ed il capitano ha
sotto di sé uomini fidi, che non temono d' affrontare per lui la
morte. Eusebio è davvero un capo bandito d* un genere curioso;
sulle tombe di quelli che uccide egli fa alzare il simbolo del
cristianesimo e lascia libero un eremita, perchè possessore d' un
libro in cui narransi le glorie della croce. Spinto dalla passione,
r ardito masnadiero dà la scalata al convento, ove Giulia stassi
rinchiusa. Solo egli s' aggira per quei silenziosi corridoi, non vo-
lendo permettere ai compagni di contaminare il sacro asilo. Alfine
trova Giulia e coi più caldi accenti della passione la supplica di
seguirlo. La fanciulla titubante rifiuta, cerca di respingere il teme-
rario amante, ma ogni sua resistenza sarebbe vana, se questi non
scorgesse sul seno di lei, il segno della croce. A tal vista Eusebio
si turba, indietreggia, fugge; egli non potrà mai far sua colei che
reca impresso il sacro simbolo. Cosi, raggiunti i compagni, ritoma
alla vita del masnadiero, e ben presto i soldati li circondano, li
insegnono e finiscono col farne macello. Eusebio moribondo ri-
conosce nel capo dei suoi nemici il padre suo ed in Giulia, che
mossa da fatale passione è fuggita dal convento, per seguirlo, colei
che la madre gli avea data a gemella, in queir ora fatale d' angoscia,
in cui abbracciava la croce salvatrice.
Anche Maria Stuart dello Schiller trovasi in relazione con
drammi spagnuoH. Ricorderò che la famosa scena in cui il Lei-
ceister, sul punto di venire arrestato, libera sé accusando come
congiurato il Mortimer, il quale ha indosso le prove del tradimento
comune, ò a un dipresso quella che fonna il prologo del Tessitore
di Segovia^ che abbiamo testò citato. Qui il marchese Suero Pelaez,
che se V intende coi mori, in danno del proprio sovrano, teme
d' esser scoperto dal vecchio Bertrando Ramirez (padre di don
Fernando), che ha indosso la sua corrispondenza pericolosa coi
mori. Nel colmo dell' imbarazzo e della agitazione il Marchese,
vedendosi perduto, non trova altro rimedio, fuorché quello di far
arrestare il vecchio Ramirez, accusandolo del tradimento, di cui
egli ò invece colpevole e per questo, Bertrando viene ucciso e
lo sleale cortigiano riguadagna tutta la fiducia del Re. E un altro
riscontro e' ò offerto dalla conclusione del Cornac d^Essex^ dramma
attribuito a Filippo IV, ma che, a quanto pare, riconosce invece.
DUE LEGGENDE TRAGICHE ECC E SCHILLER. 359
per autore il Suello. In esso Maria Stuart non e' entra aiFatto,
ma però sono messi in iscena il conte Leicester ed Elisabetta
d* Inghilterra, di cui V azione svolge, per V appunto, gli amori.
Elisabetta, per varie ragioni, comincia a sospettare che il Conte
appartenga a quei congiurati, che hanno stabilito di darle la morte,
per vendicare quella della Stuart Per equivoci dolorosi il Conte
e arrestato, processato, decapitato e la morte sua avviene precisa-
mente in queir istante stesso, in cui la Regina riceveva le inaspet-
tate e sicure prove della sua innocenza. Per questo Elisabetta si
dispera ed impreca ai ministri, che furono troppo solleciti esecutori
d* una sentenza strappatale in un momento d* agitazione e tale è,
come i lettori sanno, la parte assunta della Regina d' Inghilterra,
alla fine del dramma schilleriano. Fra i personaggi del Coello figura
anche quel Duca d* Alençon, che trovasi pure nella Maria Stuart e
la ragione della sua venuta alla corte inglese è sempre la stessa,
quella cioè di chiedere la mano d* Elisabetta per il re di Francia.
Si noti che il Comde d^ Essex era stato di recente tradotto in
tedesco, allorché lo Schiller s' accingeva a comporre V opera sua.
Sarà anche qui il caso di concludere che trattisi soltanto d' un
casuale incontro di fantasie artistiche? La risposta la lasciamo a
chi ci legge.
Pietro Toldo.
Le rime di un ignoto umanista del secolo XY.
(Francesco Quercentc, protonotario apostolico.)
II Burckhardt nella magistrale sua opera La cmltà del secalo
del rinascitnenio in Italia: saggio tradotto sulla seconda edizione tedesca
dal prof . D, Valbusa^ scrive: „Pio li non si mostra invero troppo
largo verso la scienza, e i poeti che rallegrano la sua corte, sono
in numero abbastanza ristretto; ma in compenso egli stesso per-
sonalmente sta a capo della repubblica letteraria , e si compiace
di questa gloria al tutto profana. Soltanto sotto Paolo IL comin-
ciarono i sospetti e le diffidenze contro la cultura umanistica dei
secretali apostolici, e i suoi tre successori, Sisto, Innocenzo ed
Alessandro accettarono bensì qualche dedica, e si lasciarono esaltare
dai poeti senza misura .... ma ebbero in generale ben altre pre-
occupazioni e cercarono appoggi più solidi, che non fossero le
servili adulazioni dei poeti filologi . . . .*'.
Non è qui il luogo di accennare alle condizioni della cultura
umanistica nel periodo di tempo che intercede dalla assunzione
alla tiara di Pio II alla morte d' Innocenzo Vili; ma non posso
accogliere V opinione del Burckhardt che sotto il pontificato di
Sisto IV 2 — alla corte del quale visse pure il nostro poeta —
gli umanisti fossero tenuti in cosi poco conto, siccome egli afferma
sulla fede di ciò che di Teodoro Gaza dice il Valeriano*. Per
citare, del resto, solo alcuni fra gli autori che più ampiamente
discorrono dell* argomento, e cioè: il Voigt*, il Pastor*, il Muntz*
e lo Zeller'', è noto come a ben diverse conclusioni essi giungano.
Ed ò oggimai indiscusso come a quel pontefice si debba: i®: la
^ Firenze, G. C. Sansoni, 1876, I, 293 — 4.
^ Francesco della Rovere, nato ad Albissola, presso Savona, a' 21 luglio
14 14, sali alla cattedra pontifìcia, assumendo il nome di Sisto IV, il 9 agosto
1471, e mori il 13 agosto 1484.
^ De in/elicitate litter atorum, Lipsiae, 1707, p. 370 — i.
* Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste yahr»
hundert des Humanismus» Berlin, Georg Reimer, 1893, II', 208 e segi*
^ Histoire des papes depuis la fin du moyen age, trad, de V allemand
par Furcy Raynaud, Paris, E. Pion, Nourrit et Oe, 1892, IV, 401 e seg»-
* Un Mécène italien au XVc siècle — Les lettres et les arts à Romu
pendant le règne de Sixte IV {Revue des deux mondes, i«r novembre 1881,
p. 154 e segi).
' Italie et renaissance — politique — lettres — arts. Nouvelle édition
refondue, Paris, Didier et 0*=, 1883, I, 49.
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 36 1
riorganizzazione della Biblioteca Vaticana, messa da lui a disposi-
zione degli studiosi; 2^: V ospitalità larghissima concessa, tra gli
altri, a Francesco Filelfo e Pomponio Leto, a Bartolomeo Platina,
succeduto a Gian Andrea Bussi nella direzione di quella biblio-
teca, a Matteo Palmieri, ad Aurelio Brandolini e Luca Pacioli,
senza contare gli scienziati e letterati d* oltre monte, tra i quali
eccellono Giovanni Müller di Königsberg in Franconia (il Regio-
montano), Giovanni Wessel di Groninga, Lorenzo Behaim di Norim-
berga e Giovanni Reuchlin.
Per gli accenni che intomo a Francesco Quercente si hanno
in alcuni sonetti in morte di lui, delF umanista, di cui mi accingo
a studiare i componimenti, si sa: i^: che egli fu protonotario apo-
stolico ^ come si desume dalle didascalie dei due codici estensi
(cfr. appendice); 2^: che fu legato da' vincoli della più stretta ami-
cizia con Antonio Tebaldeo e Girolamo Casio de' Medici, i quali
ne piansero la morte: il primo in tre sonetti dettati in elogio di
lui, in cinque il secondo (cfr. pure appendici), E notevole, fra gli
altri, il seguente passo di uno dei sonetti del poeta ferrarese,
poiché da esso desumesi, che il Quercente premorì al pontefice
suo protettore. Scrivendo infatti il Tebaldeo: „Perso hai Sixto
un fratello et io un signore", è agevole argomentarne la data della
morte del poeta, che non può essere avvenuta oltre 1' anno 1484.
Non pochi, per verità, sono i codici contenenti rime di lui;
ma di essi il più completo è il lucchese 2 11 7, che io mi pro-
pongo di dare primamente in luce. Questo pregevole ms. mem-
branaceo, di cm. I7*/2X 13, di ce. 27 n. n. (il verso della e. 27 ò
bianco), del secolo XVI, legato in tutta pergamena, coi titoli della
maggior parte dei componimenti in rosso (quelli senza designazione
particolare sono in inchiostro nero) offre al retto della prima carta
* n Du Gange {Glossarium mediae et infimae latinitatis» s. v. notarius)
nota: ,,Protonotarius Apostólicas sic descrìbit Christoph. Marcellus in Coere-
moniali Romano lib. 3 pag. 317: Protonotarii officium est notare ea, quae in
publicis Consistoriis geruntur, cum rogantur a Procuratore fiscali, cum opus
fuerent, in publicam redigere formam. Ideo oportet eos interesse publicis con-
sistoriis, etc. Et pag. 328 : De protonotarìis, scirous decretum fuisse a Pio II
in Conventu Mantuano, quod deinceps non praecederent Episcopos aut supe-
riores, et ita servatur. Idem lib. I cap. 13 ait Protonotarìos participantes ante
Abbates, non participantes post Abbates sedere". Riguardo all' opera, da
cui il Du Gange ha tratto i passi sopra riferiti, gioverà ricordare ciò che scrive
il Bnmet {Manuel du libraire. III*, 1396): „Cet ouvrage est d'Augustin Patrice
Piccolomini, évêque de Faenza; il fut entreprise vers 1' année 1488, par ordre
du pape Innocent VIII. Plus tard Christophe Marcellus, évêque de Corcyre,
le publia sans en nommer Tauteur, mais après avoir fait au texte du manuscrit
des falsifications qui éveillèrent l'attention des cardinaux, et furent déférées
au pape Léon X, lequel ordonna la suppression du livre dénoncé, ce qui en
a rendu les exemplaires rares". Il Graesse {Trésor des livres rares et pré-
cieux, IV, 382) ripete V errore del Brunet, che fa il Piccolomini vescovo di
Faenza; mentre da ciò che ne dice il Mabillon {Museum italicum, Lutetiae
Parisiorum, apud Montalant, 1724, II, V — vni, 587 — 592) risulta che il Pic-
colomini fu invece vescovo di Pienza (cfr. anche Reusch, Index der ver-
botenen Bücher, Bonn, Max Cohen u. Sohn, I, 64 — 65 e w.).
362 VITTORIO FINZI,
la seguente annotazione, che fedelmente qui riproduco: „A, D,
M.D.L11: Vene:^^ Frane:* M:* Taliafer:"*"!. — „Questo libro di
Poesie Antiche che a' nostri giorni sembrano cose ridicole atesa
r elleuaccione delli Spiriti che dallo esempio di tanti Poeti antichi
hanno imparato e dato spinto alle fatiche altrui facendole parere
suoi parti è la pura Istoria d' Ariana lasciata da Teseo in aban-
dono sul lito la quale è rapresentata da questo antico poeta con
parole e concetti antichi che poscia da altri sogetti più elleuati è
stata con stile più soleuato tradotta in Musica".
Al verso della carta suddetta si trova una miniatura dì
cm. 8 X II : su fondo marrone, inquadrato in oro, reca a lettere
maiuscole di colore argenteo (la tinta ne ò oggidì alquanto sbia-
dita) la seguente iscrizione: „Quercentis | Diuturna | et graui | immi
ti I s I Augustae cura. | Ne quicquam flajgrantis mi|serabile | car
men | n." Nel margine superiore della stessa carta leggesi: „Caroli
Francisci Zampiccoli^ eiusdem muñere Foroliuij 1732": nel centro
deir inferiore ò ripetuta la data: 1552, cioè quella stessa della
lettera del Tagliaferri. Una seconda miniatura di cm. 8*/j x iO*/j
offre il codice lucchese a e. 26^, raffigurante un cumulo di sassi
su fondo celeste: il tutto inquadrato in oro: in cima e fra gli
interstizi della roccia alcune pianticelle: sotto vi si legge una iscri-
zione latina a suo luogo riportata. Al retío della a 2 comincia
il testo.
Il manoscritto rimase ignoto anche al prof. Giorgio Rossi, che
in un recente suo studio, tuttodì in corso di stampa, nel quale
(là anche la bibliografia delle rime di Francesco Quercente', ne
tace affatto. Del resto, a complemento e rettifica delle notizie
date dal R. sul nostro poeta, gioverà avvertire ancora: P: che nel
codice magliabechiano II. 11. 75 a e. 146^ e seg*. non uno, ma sei
sonetti del Quercente vi si leggono*. Il primo com.: Vago uccellin
eh alla finestra canti, e fin.: Potesse io teco el mie destin mutare;
il secondo com.: Tu se uscito pur di tanto stento, e fin.: Quando
uscirò di questo aspro diserto; il terzo com.: Che ti giova cmdel
^ £ sciogliendo le abbreviature „. . . Venetiis: Franciscus Maria Talia-
ferrus". Questi fu verosimilmente il primo possessore del codice.
' Donde si può concludere che fra i possessori del codice sia da anno-
verare Io Zampìccoli, dal quale il ms. fu donato alla biblioteca di Lucca. A
pag. 265 dell'opera: ^^Memorie storiche deW antica ed insigne Accademàa
de* Filergiti della città di Forlì . . . raccolte dal Bali Giorgio Viviano Mar-
chesi Buonaccorsi (Forlì, per Antonio Barbiani, 1741) sotto 1' anno 1708 cod
leggesi di lui: „Carlo Francesco Zampiccoli Dottor di Leggi".
3 Rossi Giorgio, // codice estense -X"* 34 (Giornale storico delia Utté'
ratura italiatia» voi. XXX, fase. I — 2, Anno XV, fase 88 — 89, pag. 40 e 11.
Anche in questo codice si legge un sonetto del Quercente (del quale U R. dà
la didascalia, 1' incipit e 1* explicit) che sarà pubblicato in appendice»
* I manoscritti italiani della Biblioteca Nazionale di Firenu descritti
da una società di studiosi sotto la direzione del prof. Adolfo BartoU, Firenze^
tip. Carnesecchi, 1881, II, 154. Riguardo al sonetto del cit. cod. maglia-
bechiano, che coni.: „Vago uccellin etc.'* veggasi pure ciò che ne dice il
Rossi, £>/. e loc, cit.
LE RIME DI ÜN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 363
innanzi iddio, e fin.: Occupato riman che non t ascolta; il quarto
com.: I ti son servo et d altri esser non voglio, e fin.: Che 1
mondo di mal dir sol si nutricha; il quinto com.: Se mai fu lieto
alcuno o nero felice, e fin.: Che 1 mie dolore e molto et il tempo
e pocho; il sesto com.: Crudel come me chiami sanza fide, e fin.:
Vedrai eh i fu fedele et più leale"; II^: che nel codice della pala-
tina di Parma, segnato HH. IX. 201, cart, del sec. XV, di ce. 2^^,
più tre in principio e tre in fine bianche, di mill. 204x134 (la
e. 70 è pure bianca) si trovano a e. 65 r e z; due sonetti che al
Quercente sembrano appartenere*. In un elenco manoscritto, di
mano recente, degli autori delle poesie che si contengono nel
codice, il nome dell' autore dei due sonetti trovasi indicato cosi:
„Protonotario (perche Ant^. Quercenti? e non Stefano Protonotario
da Messina? V'. Crescimbeni, Comm. T. 2) 65". Al predetto ms.
va unito anche un elenco delle poesie, V autore delle quali è
tuttodì da stabilire: ed ò altresì da notare che non tutte le rime,
anche quelle delle quali in detto elenco è dichiarato l' autore,
portano in testa il suo nome: e questo dicasi anche dei due
sonetti attribuiti al Quercente. Nulla sappiamo, per verità, di An-
tonio Quercenti protonotario: del secondo ci consta, per ciò che
ne dice il Crescimbeni (Commeniari intorno alla sua istoria della
volgar poesia y vol. II, p. II, p. 40 — 42, Venezia, presso Lorenzo
Basegio, 1730), che fiorì circa il 1250, e che le poesie di lui sono
tutte ripiene di provenzalismi 2. Non è dunque egli V autore delle
poesie contenute nel codice parmense 3.
Un sonetto di Francesco Quercente, che si legge nel codice
estense X * 34 a e. 70^ colla seguente didascalia „D. Francisci
Quercentis proth. ad Virginem" sarà pure da me dato in luce in
appendice^,
^ n eh. prof. Lionello Modena, sottoconservatore di manoscritti in quella
Biblioteca, da me richiesto d' informazioni, annuendo cortesemente al mio de-
siderio, m' inviava una compiuta descrizione del codice, nonché la copia dei
due sonetti adespoti, tratti dal ms. Parmense, e che al Quercente si possono
con molta probabilità assej^nare. Pubblico anche questi in appendice.
* Si può vedere in proposito anche il Quadrio, Della Storia e della
ragione d* ogni poesia, 11, 159; e per la bibliografìa delle rime di Stefano
(benché non immune da mende, né completa) la Bibliografia siciliana del Mira,
Palermo, 1881, II, p. 253 (s.v. Protonotario, Stefano). Avvertirò inñne che
del siculo poeta due canzoni si leggono nel cod. lucchese 1487 (codd. Moiicke, 2),
la prima delle quali si legge a f. 8i' — 82 r, e com.: „Assai mi plagerea", la
seconda a f. 159^ — 160 "■, e com.: „Amore, da cui move tuctora e vene".
3 L' Affò, il quale si valse anche del cit. cod. parmense per la sua edi-
zione iS.ft\C Orfeo del Poliziano (Venezia, appresso Giovanni Vitto, 1776, p. 13)
così ne scrive: ,,.... Portò il caso, che quasi nel tempo stesso [nel quale,
cioè, curava il testo dell* Orfeo"] il Sig. Dott. Buonafede Vitali di Busseto . . .
fece acquisto d' un altro codice antico, nel quale hanno rime Jacopo Corsi . . .
il Protonotario, forse Niccolò Quercente, chiamato comunemente il Proto-
notario . . ." Evidentemente il nome Niccolò é erroneo: o almeno di im
poeta di tal nome nulla ci é pervenuto. Aggiungerò che tale ms. fu poi
acquistato per la biblioteca di Parma da Angelo Pezzana, che ne fa cenno
nella sua Vita del p. Ireneo Affò (p. 353).
^ Per più ampie notizie sul cit. cod. estense rimando alla ricordata mono-
364 VITTORIO FINZI,
Riguardo poi ai sonetti in morte del Quércente, editi in
appendice dopo quelli a lui spettanti, avvertirò che alcuni, cioè
quelli del Casio, mi furono procurati dalla squisita cortesia del cav.
Luigi Frati, bibliotecario della biblioteca municipale di Bologna;
per gli altri, quelli, voglio dire, del Tebaldeo, mi giovai di due
pregevoli stampe, cioè la modenese del 1499 e la veneta del 15 13
(la veneta del 1500, di cui si valse il Rossi, op. e loc,ciL, mi fa
inaccessibile).
Ciò premesso, ecco il testo del cod. lucchese 2 11 7, più sopra
descritto:
[e. 2 «■] Et primo uisä ferrariam, diufque August^ teda
Quercens \in rosso]
Salue dininis, Ferraría, culta poëtis,
Amnis olorifera quam Padus ambit aqua.^
Salue formosas nutris quae sola puellas.
Quae facis aspectu saxa tepere tuo.
Te repeto noscoque libens, cupidusque reuiso.
Et festos tecum laetor habere dies.
Tu modo redde meos, mereor si dignus, amores,
Redde cupidineis oscula piena iocis.
Illam redde, precor, cui nomina clara secundus
Aethereo Caesar misit abusque polo.
Hçc animum poterit tristem recreare, fouebit
Hec mea blanditiis pectora fessa suis,
[e. 2v] Sim licet indoctus, dabit haec in carmine uires.
Si uolet: et cedes, docte Catulle, mihi.'
Si uolet haec, totum quatiet cum Jupiter orbem,
Aufcret irato tela trisulca Joui.
O fortunatum, cui dulcis amica renidet.
Et cui securo fas sit amore frui.
Hunc ego pertulerim cunctis, ex ordine, gemmis,
Himc ego diuitiis aurifer haec me tuis.'
grafìa del Rossi, che del sonetto del Q. dà la didascalia, V incipit e V explicit.
Di questo stesso sonetto, avendo potuto ottenerne copia mercè la cortesia
del cav. prof. Michele Caputo bibliotecario dell' estense, darò il testo in
appendice, insieme con quello di un altro sonetto in morte del poeta, che
leggesi a e 44 v del ms. estense X * 30.
^ Verosimilmente il poeta s' inspirò ai noti versi di Claudiano, Spisi,
ad Serenam, Il — 12:
„Fractaque nobilium ramis electra sororum
Cycnus oloriferi vexit ab amne Padi."
^ „ . . . . il genere, nel quale i poeti filologi s' accostarono, piti che in
qualsiasi altro all' antichità, è la lirica, e in modo speciale poi 1' elegìa ....
Nel genere leggero Catullo esercitò un vero fascino sugli Italiani ....'* (Burck-
hardt, La civiltà dei secolo del rinascimento in Italia: saggio tradotto sulia
seconda edizione tedesca dal prof, D, Vaibusa, Firenze, G. C. Sansoni, 1876,
I» 354).
3 li verso è evidentemente corrottq.
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 365
Huic ego caesareos nolim conferre* trìumphos,
Et Capitolini cuneta trophea iugi.
Hoc Paris (hoc Helenae sentit Leander' et ardens
Hellespontiacae uictima factus aquç):
[e. 3 r] Hoc sentit claro quisquis de sanguine natus
Ingenuae quicquam nobilitatis habet.
Conqueritur de uano ipsius amore [in rosso]
Heu miser urgenti magnç quam pondere molis
Opprímor, hic ubi sunt uota caduca nimis,
Hic ubi non audit nostros lenire dolores
Quae ualet, o uotis impia fata meis.
Non ne foret melius quam nasci rumpere fìlam,
Jam quae transisset nunc ubi poena manet.
Non ne gustasset fallacis exurere amorisque^
Cor nimium promptum quam mens, neque eliam simul
[c. 3 V] Non mea sic Iristis uexaret pectora languor/
Nee mea clausa grani carcere membra forent.
Aut si forte libet misero mihi cernere, non haec
Exitium semper lumina uisa darent.
Aut liceat tandem nobis concurrere fatis:
Nam semel est mors haec gratior, haud toties^
Fuñera maiores augerent tristia flammas,
Vitaque continuis fletibus ipsa foret.
Quid faciam tamdem, nec possum dicere neutrum^
Displicet in paribus morsque salusque modis
Nescio: si nostris non flet illa querelisi
Quae poterit solo soluere pensa modo.
[e. 4 r] Tigrides indomitç uincuntur carmine dulci,
Humanis elephas gaudet et ipse uiris,
Prostratoque homini parcit truculentior ursus,
Et plaçant magnum thura sabea Jouem.
Ista pio duros duxit quae a sanguine amores
Mitior ista placet, mitior ista placet.*
Mistior ista mihi si non est, ulla uoluptas
Non ualet hoc nostris* rumpere posse gelu.
* Il ms. conférera. Sotto la seconda e il punctum delens,
^ Allusione poetica ai notissimi miti di Paride ed Elena, Leandro
ed Ero.
^ Il predetto verso, nonché il seguente, sono quasi illeggibili, per essere
scritti su rasura.
* H ms. lang or*
* Il ms. totiens.
^ Il ms. neuter', sotto la seconda e il punctum delens: dopo r un segno
abbreviativo di dubbio signiiìcato (cosi raiBgurato: f): segno che forse il co-
pista ha usato impropriamente per ^ = rum: e cosi lo interpreto.
' Il ms. quereÙis,
* Così il ms.
*-> Il ms. nostri seguito da un segno abbreviativo capriccioso, che inter-
preto per s (poiché cosi sembrami voglia il contesto) se pure non è il noto
306 VITTORIO FINZI,
Quare, age, sollicito tristes e pectore curas
Pelle, precor, nostro, dulcis amica, precor.
Ipsa uelis stygias poteris me trudere ad undas.
Ipsa uelis miscrum soluere sola potes.
finis.
[e. 4^] Discedens a Ferraría \in rosso\
Quid coluisse tuos prodest mihi, phoebe, poetas,
Quid magnis toties^ thura dedisse deis?
Quid pietas? quid sancta fìdes? quid carmina prosunt?
A Domina tristis cogor abire mea.
Quid uia longa mihi prodest? quid uota precesque?
A Domina tristis cogor abire mea.
Immitcs si tanta dei suspiria rident,
Mortales casus uos, rogo, flete meos.
Num tristis lugcrc uoles, Ferraría, mccum.
Quam madidis cogor deseruisse genis.
Eridane, adriacas multo qui percutis undas
Ore, uoles semi non memor esse tui?
[e. 5 r] Jam age, carpe uiam, dilectaque moenia linque.
Cru del es postquam sic uolucre dei
In proprios refcrre* lares, sub sole calcnli,
Heu miser a gemina sic perimere face.
Tamen omnino me spes non linquit amantem
llaec facit ut miseri uiuere dulce putent.
Interea teneri pro te, mea uita, libelli
Solamcn durç conditionis erunt.
Ad libellum \in rossó\
Vanne libretto sconsolato e mesto
A quella che sentir tanto desia
[e. 5v] Per te lugubre 1 aspra morte mia
Qual se non mancha amor temo sia presto.
Fa pur che sij fra tutte genti desto:
Non te increschan parole, o longa uia.
Per dimostrar mia sorte oue che sia.
Non tornando mai più doue hor qui resto.
Ma poi che dimorato alquanto fìj
Con quella che è cagion del mio destino,
Ne le sue braccia inuer gli elisij campi
Verranne, che ancho lei per tal camino
Conuien che passi, e poi li sempre stij.
Per arder meco in più cocenti uampi.
segno I = ^/. — Del resto il menante si rivela assai inesperto dell* uso delle
abbreviature: e talora è malagevole scioglierle con esattezza.
* Il ms. toiiens,
* Il ms. refer ere. Ho emendato il testo, proponendo re/erre, benché
sotto quella voce manchi, certo per una svista dell' amanuense, ogni segno
di espunzione.
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 367
[e. 6«"] Ciaschun mio capei ner già par se imbianchi
Auanti gli anni suoi, pur lo aspro strale
Se arruota, a stimular gli afHicti fianchi.
Ciaschun uile animai certo si uale
Di la sua pocha forza, una qual uolta,
Et io sol mi diffendo in luso* male.
Ciaschun che pecca il Ciel più mite ascolta
Che me non fa chi può darme soccorso,
E sempre al mio destin la ruota è suolta.
O stolto che con lacrime il fiero orso*
Cerco de mitigare, il pardo e il tygre
M* ingegno de rilrar da 1* empio corso:
[e. 6v] Più presto diuerran callide e nigre
Le dense neue e senza mar fia il scoglio,
E le onde al nauigar' solide e pigre.
Prima sera il mio cuor priuo de orgoglio,
E la mia fronte monstrarassi lieta,
Ch io sia fuor dil feruor, donde arder soglio.
Tornará pria la mia fortuna quieta,
El pianto in cui mi sto mutrasse in noce
Jocunda, che Vulcan si muoua a pietà.
Piata mi fìa se in la sua caua foce
Mi condurrà per chuor scarsa misura
Dil telo* a rinouar donde mi coce.
[e. 7 «■] Dhé muta il lento passo, e intento cura,
Dolce Vulcan, per trouar foggie noue
A darmi sorte più che ogne altra dura.
Ogni furia si muova, hormai di Joue
Ciaschuna spera e tutti gli elementi
Facian contra di me le extreme pruoue.
Tutte Stelle mi sian dardi cocenti.
Per me si firme ogni curso celeste,
Stian ne 1* aria, in la terra, e in mar serpenti.
Venga nel mondo tutto mortai peste,
E non si ueda più né ciel, né terra.
Vengan le gente a 1' una e a 1* altra infeste,
[e. yv] Rouini ciò che sotto il ciel si serra
E lui possato sia sopra mie spalle,
E ciaschun sempre gridi: o morte, o guerra.
Gli horridi monti ne le infíme ualle
Submergano, e per forza lo aere scoppie,
El mar si mute in uno extremo calle.
Joue cum pluto in nel fondo se acoppie:
* Così il ms.; ma forse si dovrà leggere inluso,
* Il verso è dodecasillabo.
' Il ms. nauigare'. sotto e il punctum deUns.
* Il ms. tello: sotto la seconda / il punctum dclens.
368 VITTORIO FINZI,
Neptuno se gli ingole ambì per rabbia,
£ de ciò pianga ogn' huom che fan le pioppie.^
Sentassi un mormorar di denti e labbia
Per ciascun luocho e tal furor di marte,
Che paura tutto 1* aere, e il centro ne habbia.
[e. 8^] Rompasse in mar ciaschuno arboro o sarte,
E fìacchesi fra porti ciaschun legno.
Del nauigar più non se trotti charte.
Altro non regni in ciel se non isdegno:
U amico 1' un con V altro e a viso a viso
Non si conoschan più mediante il pegno.
Il patre dal più char fìgliuol sia occiso:
Cussi i fratelli e tutti i più congionti,
E giù a lo inferno scenda il paradiso.
Puniti sian color che sonno insonti,
E come me ciaschun insto rimanga:
Forza, rason fuor' di la terra sponti,
[e. 8v] Ciaschun de gli elementi in frotta pianga.
Puzza mortai, tempesta, e nebbia bruna
Tutte le genti in sino a morte afiranga.
Rouini il ciel, le stelle, il sol, la luna,
ìJ aria, la terra, le acque e il crudo fuocho.
Che mi fa star senza speranza alcuna.
Ciaschun disia piacer, delitie e giocho.
Io sol vorria veder pianti e singulti.
Gli altri la vita, io sol la. morte inuocho.
Ama ciaschun gli luochi ameni e culti:
Io sol le tetre fosse, e le caueme.
Gli lagi, le alte riue e i boschi inculti,
[e. çr] Chi fronde, dolci fructi, e chi fìor cerne,
Chi le onde uaghe, e chi gli prati cole,
Io secchi sterpi in queste ualle inferné.
Io sol lontano sto dal uiuo sole.
Mentre che un altro cercha la frescha ombra.
Chi 1' aura suaue fra fronde e viole.
Ciascun le cure sue del pecto sgombra,
Chi sotto arbor col suon soi passi termina:
Me lasso ogne dolor più ardente ingombra.
Sino a la terra i dolci fìeti' or germina.
Et dà delizie a pastorelli in copia:
^ Dal sost. pioppa : qui evidentemente per la rima il poeta ha ^ioppie»
in luogo di pioppi,
'^ Il ras. furor : sotto la prima r il punctum delens.
^ Cosi il ras. Forse il copista ha voluto scrivere frutti. In ogni cmso
la parola fitto ha ben altro signiiìcato. Il Fanfani nel suo Vocabolario deW uso
toscano (I, 386, s. v. fiéto) scrìve: ,,È voce senese che vale odor non buono«
come di vasi, di botti, o simili; o di carni o d* altro che sia vicino a
putrefarsi."
LE RIME Dl UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 369
Ogne piacer nel mio pecto si exlermina.
[e. 9V] Chi canta sopra il fonte di cecropia, ^
Chi de Apollo secundo il suo stil vario.
Venuta è la mia musa a summa inopia.
A chi gioua sentir pianger de Hysmario
La uccella nana col suo membro lacero.'
Per non udir io penso al duol contrario.
Io qua propinquo sotto ombra de un acero,
Non ritrouando più quella de il rouere,
Gli sensi, e il corpo mio cim 1' alma lacero.
Sotto questa conuien eh' io me rìcouere,
Sentendo tolto a me quello im rimedio
Che fa le uoglie mie de ogni ben pouere.
[e. lor] Aime eh io son già posto in tanto assedio
E pur mi duol di miei fati che tacciano.
Al fin sol quei mi porran trahar di tedio.
Aime per che dil mondo non mi scacciano:
Dhé per che non rinuoua hormai mezentio,^
Ouer doi rei Neron che non mi amazano.
La vita amara me è più che uno assenzio,
Essendo io posto in questo stato flebile,
Né posso al pianger mio poner silentio.
^ Plinio (Historia naturalis, lib. VII, cap. 57) scrive: „Oppidum Cecrops
a se appellavit Cecropiam, quae nunc est arx Athenis**. E nel lib. IV cap. XI:
„In Attica fontes, Cephissia, Larine, Callirhoe Enneacrunos''. A quale delle
tre fonti alluderà il poeta? Pausania (Descriptio Graeciae, Parisiis, Firmin
Didot, 1845, lib. I, cap. 28) parla di un fonte vicino al tempio di Apollo e di
Pane. Il passo suona così : „Karaßaai ah ovx iç tnv xax(û nóXiv, «AA* ocov
ini) rà nçoTivXaiay nT¡yT¡ xe voaxóq iati xaì nkr^alov ^AnôXXœvoç leçhv
tv anijkaítí) xaì Uavóq**. Ma il luogo è molto indeterminato, né forse
basterebbero a chiarirlo le citazioni che potrei fare di altri autori antichi e
moderni, e che in una rivista consacrata agli studi di filologia romanza devo
necessariamente omettere. L' avvertimento valga anche pei versi successivi.
' Igino {Fabularum liber) dice Ismaro essere un fiume: ma sotto quel
nome si designa invece un monte, una città o una palude. Emendisi dunque
il passo d' Igino, ed accettisi 1' opinione di coloro, che vogliono (si omettono
per brevità più ampie citazioni) si legga Ismenio; donde fu detto Ismenio
r oracolo d' Apollo, chiamato anche Ismenio, e il tempio allo stesso nume
eretto. A lui si dice da Erodoto {Hist,, lib. I, cap. 92) che re Creso dedicasse
un tripode d' oro. Ammesso dunque che il poeta sia caduto nello stesso errore,
nel quale è incorso Igino, evidentemente col verso „la uccella vana col suo
membro lacero" ha voluto accennare al costume degli antichi di pascere nei
templi gli uccelli sacri. Cosi a Griunone erano sacre le oche, e ad Apollo
gli sparvieri. — Eliano (De natura animaUum, lib. XII, cap. 4) scrive infatti
a tale proposilo: „Nsve/jujvrai ah [iéçaxsç] xaì anexçi^aavd-eoîç ttoA-
?.oJi;' ò fxìv necòixo^ì'iQaq xaì cixvmsçoç A7tóX),ù)vóc iati ^tçanwv, <paol'
(fTJvrjv ah xaì ai)nr¡v Ä^va nçoavé/ÂOvaiv . . . ." — „Acdpitrum vox acuta
ut piurimum et clamosa est. 'Quum quidem Gracci ut apud PoUucem legere
est, verbo çv^siv per onomatopaeiam , ut volunt, conficto, exprimunt, Latini
vero pipare accipitres dicunt ....** (Aldrovandi, OrnùÀolo^iae hoc est de
avibus historiae lib. XI J, Bononiae, apud N. Tebaldinnm, 1646, p. 288).
^ Di Mesenzio, crudelissimo re d' Etruiia, parla Virgilio.
Zeitschr. f rom. PhU. XXU. 24
37Ô virroRio finzi,
Che non te muoui hormai, o parcha horrebile,
Per riportarmi: io sería già venuto
Se non mi ntrouasse stanco e debile.
[e. lov] Io mi vorria veder trastul di pluto,
A Sisipho^ portando il graue sasso
In cima dil fallace colle acuto,
Essendo a Joue pria stato turchasso,
Si come photon sul fiume nostro,'
Posto poi seco in nel luoco più basso.
Anch' io nona che puoi minasse il chiostro
Del cielo, el mare: e tutto il suol de Dite
Tinto di nube, caligene, e inchiostro.
E un altra uolta fusser restituite
Le ombre infelice et io primo fra quelle
Potesse nnouarme a cento ulte,
[e. 1 1 r] Et se possibel fusse che le stelle
Ad una ad una il mio cuor abrusasseno
Sempre cresciendo a lui più uiua pelle.
Tutti gli stygii can poi sei mangiasseno,
De hydra i serpenti, e 1' auoltor de tido,'
E già di roder quel mai si sacciassino.
Poi che fugito se è da un dolce exitio,
Da una suaue pena, e car martire,
Per rìtrouarssi in maggior precipitio.
Quanto me increscie il non poter morire,
Essendo a me la mia ulta lontana.
Gommo è possibil mai che io il possa dire?
[e. iiv] Comm e possibel che natura humana
Sostener uoglia un huom che è senza spirto,
Una imagine ficta ^ e una ombra vana.
Nul si trouò già mai cynto di myrto
^ Sisifo, figliuolo d' Eolo, fu ucciso da Teseo pei suoi ladronecci. Fin-
gono i poeti, che sia condannato nell' inferno, a volgere per sempre un sasso
di grandissima mole.
' Di Fetonte, figliuolo del Sole Egizio e di Olimene, dicesi che avendo
avuto dal padre licenza di reggere per im giorno il carro del Sole, né avendo
forze bastami da governare i cavalli, si smarrì nel vedere il segno dello Scor-
pione, e abbandonò le redini. I cavalli, lasciando il solito corso, ora vetso
il cielo montando, ora verso la terra scendendo, tutto quel tratto arsero del
cielo, e quasi tutta la terra, seccando molti fiumi e fonti. Il perchè fu da
Giove fulminato, e cadde nel Po.
^ Tizio, celebre gigante, secondo ciò che ne dice Apollodoro, STendo
incontrato Latona nelle deliziose campagne di Panope, presso di Pilo, invaghi-
tosene, tentò di sedurla. I figli di lei, Apollo e Diana, accorsi in suo aiuto*
uccisero il gigante, e lo precipitarono nel Tartaro. Lucrezio, Virgilio, Ovidio
ed altri poeti dicono che le interiora di lui, incessantemente rinascenti, erano
divorate da un avoltoio; Omero, ApoUodoro ed altri favoleggiano di due.
E bastino queste brevi note.
* n ms. /incia : sotto n il punctum deUns.
LE RIME Dl UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 3/ I
Che habbia cantato un si stipcntc^ caso
Che ría battaglia o ñaue rotta in syrto!
Dir mi potrai di phçbo il tardo occaso,
Varij corsi di cieli e gran meraculi
Dil uecchio elya e di giouhan rimaso,
Di molte prophétie de gli altri oraculi,
Stupide morte de amanti infelici,
(Che ancor me di sua piagha o Dio non maculi)
[e. 1 2 r] E molte euersion di terre et vici,
Innumerabil peste e destini agri,
Diuerse occisión fra chari amici:
Tu me dirai de li ambi Meleagri'
Io so el sicundo, et primo in sorte tale,
Afilicto oltra ciaschun che in amor flagri.
Ma non trouasti mai fra tanto male
Un uom morto qual me star sempre in pianto
Sopra ciaschun ma a tutti gli altri cquale.
Doue si trouò mai che un corpo affranto
Da lo nimico, poi eh' esso 1* ha morto,
Non fusse almen lasciato star da canto?
[e. I2v] O mondo ciecho, perìglióso e corto.
Mondo crudel sotto lasciua uista,
Mondo d' ogni fallacia e inganno porto.
Tu dai sotto il piacer la pena mista:
£1 corpo, e V alma alfin conduci a un zero.
Vedete hor quel che per amor se accquista.
O dio che in morte io uiuo e in vita pero.
Ciaschuno allo suo fine è destinato,
Io son' di me né son sotto altrui impero.
Refìutamc pluton, torno schacciato
Da Joue, e non mi uuol terra né mare,
Nò durar posso sotto il ciecho ^ alato.
[e. 1 3 r] Aimè eh* io non so più doue tornare:
Prouocato ho ciaschun già per nimicho:
Crcdaio che il ciel mi uora perdonare.
* Cosi il ms. ; ma forse è errore del copista: e dovrà leggersi stupente
(part. près, di stupire) (cfr. i noti lessici del Tommaseo e del Tramater sotto
tale voce).
' Sotto tale nome gli storici e i mitografi designano i seguenti perso-
naggi : I ^. Meleagro, figliuolo di Ocneo, re di Calidone nell* Etolia, e di
Altea, figlia di Testio, re di Pleurone; 2^. Meleagro generale, il quale sostenne
Arideo, fratello di Alessandro il Macedone, e successore di lui al trono di
Macedonia; 3^. Meleagro, fratello di Tolomeo, eletto re di Macedonia V anno
i8o a. C. ; 4". Meleagro, poeta greco, che fiori sotto il regno di Seleuco, ultimo
principe della casa dei Seleucidi, cioè nella CLXX Olimpiade, raccolse quanti
epi>;raninii potè da quarantasei scrittori dell' antichità, chiamando la sua col-
lazione ¿.'itipavos; iniycafiftárcji'.
' Il copista pare volesse scrivere non : ma, avvedutosi dell* errore, tracciò
solo la prima curva della n, espungendola poi nella solita forma.
* Il ms. cieccho'. sotto la seconda e il punctum deiens.
37 ¿ VITTORIO FINZt,
Poss' io creder eh ci mio Signore anticho
Non me debbia excusare: il duol m' abbaglia,
Il dolore è cagion di quel eh io dico:
Pharétra tanto gli son stato e maglia,
Sempre patiente ad ogni extrema uoglia,
Degg' io creder eh el mio mal non gli caglia?
Ecco che V alma, il corpo e ogni mia spoglia
Li rendo, sei gli piace, h'or n' habbia cura,
O ueramente me dal mondo toglia:
[e. 13V] Ma ben gli pregho a la mia sorte obscura
Faccia nanti al suo fin cotanta gratia
Ch io sol veda colici che il cor mi fura.
Allbor con el mio pecto pien de audatia
Non temerò finir 1 ultimo corso.
Per fugir questo mondo e mia dìsgratia
Sperando una qual uolta hauer soccorso.
Sonetto,
Vanne, Canzon mia disperata e mesta,
A quella ch el mio cuor riserra e chiude
Sotto le chiane tanto rozze e crude
E primamente inchinerai la testa,
[e. 141*] Guardati non turbar soi giocchi o festa,
Ma chetamente a le sue man te inchiude,
Quando nel lecto sian distese e ignude,
E che qualche sospir per me la infesta.
Se ella dice che vuol dir tanto male
Digli: cagion de amor, Madonna, è vostra,
Che amor lo afflige essendo noi lontana.
E se per questo cruccio alcun lo assale,
Riuogli carta, e più mite ti mostra:
Fa che sappi esser dispietata e humana.
Sonetto,
O Dio que bei crin d oro, o luce sante,
O boccha che de amomo unta respiri,
[e. 14V] O fronte altiera, mentre che ti giri
Tremar mi fai sino alle extreme piante.
O lacrime mie sparte ó tante tante,
O Calamita che si dolce tiri
Dal fondo de esto pecto i gran suspiri,
O cuor di ferro armato di adamante.
O candida mia man cui sol mi fido,
O pensier amoroso, o focho ardente,
O sorte ch ci mio mal sempre distina.
Dhé non più crudeltà, dolce mio nido:
Il Ciel perdona a ciaschun che se pente.
Perdonna donque a me se sei diuina.
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 373
[c. IS^] De etus discessu ad amtcam \in rosso].
Non fa si trista al dipartir di Enea
Dido,^ che già cun la sua propria mano
Fuor d' ogni speme si die morte rea,
Né a phylli' m^sta parue tanto istrano,
Vedendosi' lassar da Demoophonte,
Qual ritener cercò più uolte in vano,
Quanto^ hora incresde a me dal tuo bel fronte
Farmi lontano, e da quel dolce aspecto
Nel cui mirar son qual Narciso^ al fonte.
Si eh io non spero mai trouar dilecto,
E tutto il breue tempo che me auanza
Fornire sol in sospiri e in pianti expecto.
[e. 15V] C^co chi in cosa fral ferma speranza.
Ecco, come in un punto il tempo ho perso:
Questa de amor crudel sempre fu usanza.
Ma la colpa è del cielo empio e peruerso,^
Il qual m' ha destinato a pianger sempre:
Ma tanto ho pianto homai eh io son sommerso.
Vorrai, Fortuna, mai cangiar tue tempre?
A che contra de un huom cotanta guerra?
Dhe fa che alquanto il tuo voler si tempre.
Se pur disposta sei al tutto in terra
Mandar questo mio corpo aiHicto e stancho,
Hor mai 1' ultimo colpo in me disserra,
[e. l6r] Già morte col suo spron mi pongie il fiancho.
Già la parcha crudele il mio fyl spezza.
Già come neue al sol languendo io mancho.
Hor cun qual stil si colmo di dolcezza
Potrò dolermi verso di Fortuna.
Ch' io plachi alquanto la sua gran durezza.
Credo che il Sole inseme cun la luna
Prendan pietà sentendo lamentarme,
E tutte le aspre fìere ad una ad una.
Sol questa alma crudel di lacerarme
Mai non si pente, e ognhor si fa più dura:
' È fama che Didone, figliuola di Belo, re di Tiro, s' uccidesse per
amor di Enea, dal quale si vide abbandonata.
' Filli, figlia di Licurgo, re di Tracia, impaziente perchè non giungeva
il suo sposo Demofoonte, s' impiccò: per compassione degli dei fu cangiata in
mandorlo.
' n ms. vedendossix sotto la prima s il punctum delens,
* n ms. Canio,
* Favoleggiano i poeti di Narciso, che stanco un giorno per la fatica
della caccia, si ritirò in una valletta fresca ed amena: chinatosi per bere a un
chiaro e limpido fonte, e vedutavi riflessa la propria imagine, che egli stimò
essere quella di una ninfa del fonte, tanto di lei s' accese, che di sé medesimo
■cordatosi, dopo lunghi lamenti ivi morì.
* Il ms. prèuerso', sotto re i due punti, come segni di espunzione.
374 vixroKio finzí,
Per più mio male amor gli ha date 1' arme,
[e. i6v] Dhc comme pote mai coprir natura
Sotto sì bella uista im cor si crudo
Una che sol di sé, d' altri non cura,
Una che può spezzare ogne dur scudo
Col suo fíer sguardo che infiammar pò i sassi,
Per cui rimasto son coecato e nudo.
Il tempo del partir propinguo fassi,
£1 tempo che cagion fia de mia morte,
El tempo che mi tolle il senso, e i passi.
Pregho più presto il mio dextrier mi porte
A ruinar, che mai Fortuna giocho
Prenda di mia spietata e iniqua sorte,
[e. ijr] Hor resta in pace auenturato luocho.
Nido di quella dolce alma phenicc.
Che già gran tempo mi nutrica in faocho.
Io speraua con te uiuer felice:
Non uuole il Ciel che mi contrasta a torto,
E contro il Ciel contender non me lice.
L' alma ti lascio, e il corpo a pena porto:
Quella te aricommando in sin eh' io torno,
Se io potrò pur tornar uiuo, e non morto.
Ch' io temo questo fia 1' ultimo giorno :
Perhò mi gioua il ragionar cun teco,
Non sperando mai più qui far ritomo,
[e. 17V] Cussi priuo dil spirto e al tutto coeco,
lacrimando mi parto, e pur uorrei
Dirte altre cose che io ho formate meco.
Ma r aspra pena, e i mártir grani e rei
Mi togliono la noce e la parole,
Né posso ben narrarte i dolor mei.
Et tu, mia Dina, che sei in terra un Sole,
Potrai tenir ^ le lacrime e i sospiri?
Come non mostri che di me ti dole?
Sofferti ho già per te tanti martiri,
E se ben pensi al mio longo seruitio.
Spero che a usar pietade amor te tiri.
[e. iS**] Non refiuto patire ogni supplitio.
Pur che non manchi la promessa fede.
La fede che mi tiene in tanto exitio.
Dhe guarda come sta suspenso il pede,
Che partir non si sa da toa presenza:
Pártese spesso e nel partir poi rede.
Ma poi che destinata é la partenza,
Porgi eme almancho quella man gentile.
Che sola mi può dar grata licenza.
' H ms. tenire : sotto la seconda e il punctum delens.
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SBC. XV. 375
Fa te ricordi del tuo Seruo humile,
Qaal te sola ama, e di te penso ognhora,
Ben che egli apresso ti sia cosa uile.
[e. i8v] £ se auien che da te lontano io mora
Te arìcommando il cuor che teco resta,
Il cuor che del mio pecto hai tracto fuora.
Ecco che V hora già tarda me infesta:
Adio ti lasso, adio remante in pace:
Cussi vuol mia fortuna aspra e molesta.
Oltra 1' usato drento arde la face:
Già consumato è ciaschun neruo et osso.
Donna, se per dolor la lingua tace,
El cuor te dira quel che io dir non posso
[e. içr] Sonetto,
Restate in pace adio ferma speranza
Dil seruo e non ti scordi che già tanto
Pianse ei per te qual hora in magior pianto
Si troua quanto più fuggie tua istanza.
E tutto il pocho tempo che gli auanza
Certo sotto contrario, e lieto manto
Priuo di feste, giochi, risi e canto
Propone al fin guidar cnn tale usanza:
O dio che nuoua legge amore ha facta
Che 1' homo, quanto più ^ longe dal focho
Si troua, tanto più fra quel se inuolue.
Donque se 1' alma fuor del corpo tracta
[e. 19V] Debba sentir de amor più fiero il giocho,
Che non dissolui, amor, suo corpo in polue?
Sonetto,
O candido hermelin, pura colomba,
Exemplo de natura e degli dei,
Donna, che piacere hai de i dolor mei.
Per darmi presto alla tartarea tomba.
Già mai non cessaro de esserti tromba
A darti lode quanto degna sei,
Ben che gli tuoi costumi accerbi e rei
Frauden la fanmia tua che si ribomba.
Perho se ornata sei di tal bellezza
[e. 20 r] Dhe non uoler che un puocho de ira e sdegno
Corrumpan gli ampli ben eh ai da natura.
Non si conuene a te tanta dureza
Che nata sei sopra il celeste regno,
Ma debbi amar chi te ama, e di te cura.
* Il ms. guanto è fiù: sotto è il punctum deUns,
376 VITTORIO PINZI,
De eodem discessu \in rosso\.
Quae fera sic nostros dispensât parcha labores
Quç Fortuna meum dira rotauit opus.
Omine quo natus? quo sunt mea fata sub axe?
Quç datar haec ceptis tam uaga moeta meis?
Nunc ubi sunt menses: ubi sunt nunc tempus et anni,
En ubi sunt nullo nunc sine fine dies?
[e. 20 v] Est ubi continuo demissus gutture planctus,
Est ubi nunc tanta sub face noster amor.
Retia quid prodest fabas spanasse per auras
(Collige sic nulla est preda trahenda* miser)
Postquam dicit Amor, postqnam mea uisccra lassus
Deseror: arbustis dilanianda dedi.
Quid mihi sponte iuuat falsis cecidisse sub armis,
Me postquam lacerum sic lacerare cupit,
Me lacerare cupit puer et sine lumine coechus
Gaudet, et hic nostris improbus usque malis,
Tantorum infiçlix iam iam suspiria amantum
Optatum ciñeres ante habuere suum.
[e. 21 r] Quisque semel missi detondet semina fructus,
Cuique semel messis premia donat ager.
Me solum sic ridet Amor, me concitat et me
Deserit ingratus, me fouet, ipse fugat:
Sic modo longa quatit posita tentigine telum
Signa: modo extemplo prelia tollit' amor.
Me tamen baec fault longo sub tempore longa
Spes fuit haec nostris, sic medicina malis.
Nunc spes omnis abit, nunc insanabile vulnus
Efücitur quantum est haec via flenda mihi.
Haec uia mors nobis, haec est mihi meta dolorum,
Heu causa haec morbi est, haec mihi tetra lues,
[e. 2iv] Hac poterò grati contingere carbasa fluctus,
Et tandem stygii' castra subire Jouis,
Hac poterò nigras circum uolitare paludes,
Hac poterò manes jüngere saepe meos.
En ego nocte cocler pergam penetrare fenestras
Attollens miris ora cruenta modis.
Sic ego quod uiuus cupiens tentare nequiui
Saepe licet frustra id tangere tunc veniam,
Tuque, o delidae, pollens mea ulta deorum
Sic suiFusa mihi tunc placida esse uoles.
Tunc dabitur cautum disiuncto conjuge tempus
Tunc dabitur nobis quod male soepe deest.
^ Il ms. traenda,
* Il ms. tolit,
' Il ms. stinti.
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 377
[c. 22r] Non tarnen ipsa tuum poteris compiere furorem
Ctunque tua expandes brachia fummus ero.
Hcu male quam strìctum dispensant tempora tempus
Lubrica quam vario preterit ora gradu.
Faustus eram: quondam me spes modo lubrica alebat:
Lubrica me fallit spes» ncque faustus ego
lam iam sperabam multos post ipse labores
Et requiem et votis muñera^ grata mcis.
Nunc sperare nihil restât, nisi forte medela
Nos curet tandem mors truculenta sua,
Cui nihil in nostris obstat (modo leua) feretris
Acceleret uasto falce minante gradu.
[e. 22 v] Spiritus Augusta est, miseros haec sterneret artus
Si uellet, miserum reddere sola potest.
Haec mea fessa regit splendenti pectora fronte
Pectora candenti frigidiora niue.
Illius heu dulds tantum presenti a pascit
Me miserum sine qua dicor et esse nihil.
Ergo ne suppremis' poterunt ferventia flammis
Hac sine iam manco uiscera stare pede.
Non poterunt: cogor pia menia linquere cogor,
Cogor iam mundi linquere seda simul.
Tollere nec prodcst nostros super astra precatus
Quae sunt a superis hic quoque firma mancnt,
[e. 23 r] Quae statuunt qui cuneta parant ea semper ubique
Seruantur certo certa futura die.
Quare si coelum est precibus graue flectere nostris
Et lacrimas potius fondere, amica, nocet,
Ad te nunc statui pacatam uertere carmen,
Et breuibus tandem soluere vincla sonis!
Dulcis amica, uale, nostri pia pignoris urna,
Quam penes est animç pars preciosa meae.
Da mihi, dina, precor, gracilem tibi tangere leuam,
Tam seni partem leniet illa mali.
Da fronti tremula, ut saltem post dicere posbim,
Basia, longeuus ecce superstes amor,
[e. 23 v] Ut possim siccus medias ululare fauillas
Inter: s^ua semel mitis amica fuit.
Sonetto,
Io uedo hor mai che spando gli mei uersi
Ad una ñera nutricata in sassi,
Ben uedo che il pensiero, el tempo e i passi
In un momento senza fructo ho persi.
^ n ros. müa : ho sciolto 1' abbreviatura nel modo sovra indicato, perché
cosi parvenu esigesse il contesto.
* Il ms. tu in suppremis: sotto in i punti di espunzione.
378 vrrroRio finzi,
Ma ripensando quanto già soffersi
Per amor che mei preghi ad uno ha cassi:
Dolente torno a lui: lui crudo fassi,
Quanto più uede i mei spirti sommersL
Già crisi' che amor fusse cecho e foscho
[e. 24 <*] Fanciullo, e nudo, come se dipinge
Cum 1' ale, 1' aspra face, e la pharétra.
Hor certo altri diffecti in lui cognosco
(Se forse a la mia noce ei non se infìnge)
Che gli è più sordo e immobil che una pietra.
Sonetto,
Io me ne vo se resta altro da dire.
Augusta, parla mentre io son presente,
Che mai più uederai el tuo quercente:
Questo da te fìa V ultimo partire.
Vorrei dinanti a te poter morire
Per far le uoglie tue liete e contente,
[e. 24V] Poi che la tua spietata e crudel mente
Mai non se sazia del mio gran martire.
Io parlo, e 1' hora passa, e '1 tempo é corto:
Saciar non si puon gli occhi di guardarte.
O fìer distin che mi fa tanto torto!
Preghoti almen se mai per nuntio o charte.
Augusta, udirai dir: quercente è morto,
D' un sol sospir ti piaccia farmi parte.
Excusatio ad phoebum de uesana Imprec<Uione \in ro5So\
Poplite curuato, candenti ueste recinctus,
Aethernas aras, templa tremenda peto,
[e. 25 r] Colla iacent sponte hac torta circumdata zona:
Do iugulum et sacris caetera membra deis.
Ecce mihi dupplices opus est modo iungere palmas,
Et pro criminibus praemia ferre meis.
Vesano magnos contu vexSure penates
Ausus, et ingrato pandare labra sono
Quid nolui? miserum forti uincere cathena
Me, ut possem rupta conpede uaná sequi.
Quid tantum patrare nefas ^ promisit amoris
Me nostri lassum debilis interitus.
Me furor insanus diuorum in claustra coegit
Imiti exanimem tunc blaterare lyra.
' Crisi = credetti. Nella Storia Aquüana di Boezio di Rainaldo (Baccio
di Ranallo), edita dal Muratori nelle Antiquifates italicae meda aevi» VI,
col. 556, n. 190, si legge: „Io mi crisi punirli dellu loro peccato*' (cfr. Naa*
nucci, Analisi critica dei verbi italiani investigati nella loro primitiva ari*
ginct Firenze, Felice Le Mounier, 1843, p. 544).
' U ms. nephas.
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC XV. 379
[e. 25 v] O scelus, o nostri tanta haec incuria amoris
Pagina flagranti sola cremanda &ce.
Perfida lingua loqoax, clausa est haec aggere bino
Ausa est in superos soluere uinda tarnen.
Ah fiiror ah dhemens ueneri subiecta Juuentus
Semper in ezitium libera musa meum.
Non haec in superos dizerunt nerba gigantes,
Vertere sidéreos cum voluere polos.
Troius Aeneas, saeuis tot fluctibus actus,
Noluit in patrios nerba mouere lares.
£t tu flagranti stimulo modo concita lingua,
Monisti in sacros nerba nefanda^ déos,
[e. 261*] Sed rigidus cogit saeuis amor omnia telis:
Haec faciunt animi uertere saepe modum.
Vani igitur si quid nano stat Carmine, phoebe.
Non credas nostram haec concinuisse lyram.
Sum lyra, pulsat amor, plectro mea carmina amoris
Proueniunt, uires datque rapitque mihi.
Hic me semianimem torquet, mihi cjrnthius adslt.
Nam me iam miserum mors uiolenta trahit*
lam si qua est pietas mortalibus, ultima nobis
Thura ferant, oculos claudat amica manus.
Sic mea membra grani seruentur condita saxo.
Ut sub quo uitam, sic quoque fata traham.'
[e 26 v] l^Soíío la seconda miniatura, a suo luogo descritta,
si leggono i versi seguenti];
Quisquis ad hos uertis tétricos uestigia montes
Haec lege flebilibus saxa notata modis.
Hic tegor Augustae Quercens consumptus amore,
Fortunae tumulus conuenit iste meae.
Si sapis exemplo miseri tu cautus amantis,
Faemineos, lector, disce cauere dolos.
[e. 27 r] [/ineingrafo.'\
Adio adio già poco tempo fa
Ti dissi, o signor mio, eh' io me ne vo,
Volse fortuna eh' io restasse pò.
Per reaccendere la fiamma che arso me ha,
Hor è ragionta 1' hora che mi dà
Si gran passion che lingua dir noi può:
Dunque, dolce signore, io me ne andrò.
Tu restarai doue anche el mio cuor sta.
Quel che dicto ¿, non bisogna dir più:
^ n ms. nephanda,
' Il ms. trhait,
' Il ms. trhakam.
38o VITTORIO FINZI,
Ben puoi tu hauer compresa la mia fé:
Quercente a te sera qual sempre fu.
E se fortuna mai doglia mi de,
Io gli! perdono che la seruitù
Per te solo, mio ben, graue non me ¿.
Appendice.
Sonetti di Francesco Quercente,
Dal codice estense X * 34.
[e. 70 v] Z>. Francisci Quercentis proth, ad uir^inem.
Madre del patre tuo: figlia del figlio.
Columba amica, e sua sposa diletta
Virgine inanci al parto, e in parto eletta,
E dopo il parto, immaculato àglio.
Tu uedi in quante angustie in qual perìglio
Sia la mia frale, e picola barchetta
Ne e e chi in porto la conduca e metta
Ch io sum nouo nocchiere d arte e consiglio.
Se non e secco in te Virgine bella
El fonte di pietà porgime aita
Soccorri questa perssa Nauicella.
Drezata e uolta ho la mia calamita
À te uerace e matutina stella
Trami a terra di mar: di morte a ulta.
Dal codice Parmense HH. IX. 201
[adespoto e anepigrafô\*
[e. 65 r] Ch io sia tuo seruo dona io so chel saj
Stul saj che tender sempr' nouj lacj
Tu mardj, tu mi strugi tu mi giacj
£poi che sia il so tu mocidraj.
Se pur mocidj, del morir che haraj
Che quando sero I polve, I fumo, o stracj
Spesso diraj fra te eh" n9 me amazi (sic)
Hor che mi tene esi tj pëtiraj.
Limpio spietato liusto e fiero herod"
Più volte si trovo dj sangue satio
Ne desser crudo sempr* sylla gode.
E tu dona crudel che n9 hai ma spatio
Che sempr". tu pur crescj e pene e fraud"
Gloria non e far di mj pregio più stratio.
[Adespoto e anepigrafo^
[e. 65 v] Quanto pò far il ciel osar natura
Condo che pò suplir arte, ne ingegno
Per diuin descendente o daltro segno
Meso equa più I nobil creatura
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC. XV. 38 1
Et cnduta in questa forma para
Di costej che nel cor p dona tegno
Laquai rende splendor si chiaro edegno
Che vener nO che altri na paura.
Le sue belleze pelegrine, e noue
£ li habitj e lomamenti, eia favella
Fareber arder diana, nO eh' iove.
£ corno il sol I ciel uencj (sic) ogni stella
Cussi costej quando i bel occhi move
AdObra ogni altra cosa al mOdo bella.
Sonetti in morte di Francesco Quercente,
Dal cod. estense X * 30
[e. 44 v] Pro Reuerendissimo protonotario Francisco Quer centi,
m
Veggio fuor d' una querza ombrosa e lieta ^
Uscire un tener ramo, che già spande
Le fronde insino al Cielo, & e si grande
Che moue a dir di se ciascun poeta.
E se fortuna vagabunda e inquieta
Non guasta le sue dolce e belle glande
Vedrem tornare a 1 antiche viuande
Il mondo, e in Ciel regnar miglior pianeta.
Et è si grata a phoebo questa pianta
Che più non cura de 1 amato aloro
£ sol a l ombra sua si posa e canta.
Perche 1 exalto, reverisco, e honoro
Ne le mie rime come cosa santa
Che in lei risorger sento una età d oro.
Dagli Epitaß del Casio.'
[e. 6v] Per Monsignor Quercente
So. XV.
Hor hai morte crudel ogni contento
Poi che del buon Quercente porti palma,
La Terra il corpo cuopre, & il Ciel lalma
Ove si gode col diuin concento.
Non hai del suo gran nome dramma spento
Che su nel Ciel ognhor più si rimpalma,
^ Il predetto sonetto fa parte di un volume miscellaneo, contenente fogli
di vario formato e scritti da mani diverse. Il cod. è del scc. XVI.
' Il titolo esatto dell' opera, la quale manoscritta conservasi nella biblio-
teca municipale di Bologna, è il seguente: „Libro | intitolato Cronica. I Oue
si tratta di | EPITAPHII — | di Amore, e di | Virtute, | Composto per il
Ma-|gnifico Hieronimo | Casio de Medici | Caualiero | Laurea | to | £t del Fel-
sineo Studio I Reformato- 1 re. | M.D.XXV." — U primo sonetto del Casio
segue immediatamente altro sonetto „Per il Cardinale de' Rossi'f.
382 VITTORIO FINZI,
Et come Vite qui fra noi si incalma
Che già patir non pò da te tormento.
Maggior gloria acquistar già non ti resta
Spietata Morte, hor dimmi che farai,
Forsi ti coprirai di negra uesta.
Se il pentir tuo giouasse, pentirai,
Che doppo il fatto la Conscientia desta
Gli animi pel mal far a pene, e guai.
[e. 7 r] Per il medemo
So. XVI.
Inuida, atroce, & implacabil Morte
Qual impia voglia, o quai aspra uendetta
Te ha induto ha disserar 1 aspra Saetta
Contro il Quercente, e contro alla sua corte.
Natura, Caso, Fato, Influsso, e Sorte,
Superato hai, che sempre si diletta
Troncar quella radice, oue si aspetta
Chel frutto saglia alle Celesti porte.
Come la Querce in quella Etade antica
Coi frutti suoi cibaua ogni mortale,
Cosi questo era a questa etade amica.
Non morto restara, anzi immortale
Fama di se lassando alma, e pudica
E sia per lopre sue coi Santi eguale.
Per il medemo
So.xvn.
O caro albergo, o uago Musiano^
Doue già il mio Signor lieto si staua,
Ameno sito, oue egli imaginaua
Diuine cose oltra al saper humano.
Ombroso Monte, e diletteuol piano
Oue egli a spasso pur taluolta andana,
Beato il loco oue il bel pie calcaua
Che mai più produra suo frutto in uano.
Piangi che a te conuien lagrime, e pianto,
Poi che Morte nha tolto il tuo Signore
Che seco di Uirtu ne porta il uanto.
Pianga con teco ogni Virtuoso core
Che hoggi sepolto, e con la Cethra il canto
Et priuo questa Età del suo splendore.
* \J Kxcì?l\\ {Dizionario corografico deW Italia, V, 502 — 3) scriTe: „Mn-
siano, frazione del comune di Pianoro, prova, di Bologna. Questo vllUggio
è abbastanza bene fabbricato ; la sua chiesa parrocchiale è bella e grandiosa« e
vi si conserva un vaso antichissimo di bianco alabastro, lavorato con lo stOe
della primiera e migliore scollura greca. Tale vaso venne spacciato
di quelli che servirono nelle mense delle miracolose nozze di Cana".
LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SBC XV. 383
[e. yv] Per il medemo
So. XVn (sic).
Non più indura Misen gli animi a guerra
Ecco tornato il tempo di Ottauiano,
Non aprirà sue porte hora più Giano
Anzi chiuse staran sopra la terra.
Non più Vulcan dalla Fucina sferra
Gli acuti dardi oltra il poter humano,
Ne gli aspri Thoni insieme da lontano
Che lun con laltro a morte si disserra.
Mentre si sta nel Cielo, e più non sprona
Le fulgenti sue squadre alla pendice
Di sangue auara, anzi pace gli dona.
Poiché alla Querce tronco ha la radice
Morte crudel, che sol la sua Corona
Faceua al uincitor nia più felice.
Per il medemo
Son. IX (sic).
Non ho di Morte già maggior nimico
Da poi che a ogni mio ben dato ha di piglio,
E a lei mi uolgo a dimandar consiglio.
Hor uedi come io sto, se io son mendico.
Io taccio il mio dolor, tacendo il dico,
Chel cor si uede in lun, e laltro ciglio,
And già non si uede, che in essiglio
Morte il mando, col suo signor antico.
Chi ueder uuole in terra un corpo uiuo
Senza il suo cor, lo afflitto Casio miri.
Poi che restato, e, del Quercente priuo.
Di pianto gli occhi, e il petto di sospiri
Colmo ha sempre di poi chel spirto diuo
Sali con Gioue nelli eccelsi giri.
Dalle rime di Antonio Tebaldeo
(Modena, 1499).^
I.
[e. 43 v] Che più debbo sperar misero e lasso
In questa vita lubrica e fallace?
Se de doppio thesoro e doppia pace
Rimango a un punto sol spogliato e casso.
Manca un signor', e una madonna, e al basso
> Il titolo esatto dell' opera è il seguente : „Opere poetiche di Messer
Antonio Thebaldeo*'. {In fine) \ Impresso in Modena per Dionysio Bertocho |
ne lanno de la Rederoptione humana MccccLXXXXvnn | adi 13 di Magio.
Imperante lo sapientissimo Hercule | duca di Ferrara, Modena, Regio. — ; in-4*.
^ Nell'edizione veneta del 15 13 il verso suona: „Ha vea un Signore, e
ima madonna, e al basso'*. Le due edizioni non offrono altre varianti note*
384 ^' FINZI, LE RIME DI UN IGNOTO UMANISTA DEL SEC XV.
L' un per morte crudel sepolto giace :
A V altra il mio servir già piacque, hor spiace
Onde hormai satio ogni speranza lasso:
Ben mi potea aveder del danno greue,
Uedendo vecchio in giouentù quercente,
E conoscendo che ogni dona e leue:
D' ambidui passion 1' alma mia sente,
Ma de flavia magior doglia riceue
Che abandonarme lei: non lui consente.
n.
Vanne quercente mio lieto e felice
Fuor di questa miseria a 1 altro riuo:
Ch io te reputo più che prima uiuo,
Non morto, come il vulgo ignaro dice:
Non mi vo contristar: ch el non me lice,
Che se in terra di te rimango priao,
Dinanti a quel signor superno e diuo
Haro r alma mia sancta a me fautrice:
Era un caduco ben breue e mortale
Quel che da te expectauo in questa vita:
Quel che hora expecto e stabile e immortale:
Sola una cosa a lacrymar me inuita
Ch io non te vidi: ne potei dir vale
Quando il tuo spirto fé de qui partita.
m.
[e. 44 r] Vorei porger conforto al tuo dolore^
Ma a me simile officio e duro e forte:
Bisogno e che altri il Thebaldeo conforte
Che non men tristo e il mio che sia il tuo core.
Perso hai Sixto un fratello, et io un signore,
Piangamo adonque insieme nostra sorte,
E se credi che a me sua cruda morte
Non doglia quanto a te, tu prendi errore.
Che se a 1' antiche historie porrai mente
Trouerai che talhora ha tanto amato
Un servo il suo signor quanto un parente:
Ma spier che il dolor nostro sia acquietato.
Se pensarem che glie vino quercente,
E che morendo qual phenice e nato.
voli. Come già dissi precedentemente, il Rossi si giovò della veneta del 1500,
che non mi fu dato procurarmi. In quest' ultima edizione il 4*^ verso della
i^ quartina del 3^ sonetto offre la lezione „Che non me tristo e il mio che lia
il tuo core'*, lezione evidentemente erronea. Emendo tm con men, come hanno
del resto le due stampe da me prese in esame, e il senso ne è cosi chiarito.
^ Il Rossi dubita che il predetto sonetto sia del Tebaldeo. — NelT edi-
zione veneta (1500) manca il i^ sonetto: il 2*^ e il 3*^ sono segnati coi M* CLXVIII
e CLXIX.
Vittorio Finzl
Das Uturgische Drama von den fünf klagen und den
fünf thörichten Jong&auen.
(Sponsus.)
Die Erklärung eines liturgischen Dramas hat vor allem auf
den Wortlaut des biblischen Textes zurückzugehen, dessen In-
szenierung es ist. £ine genaue Vergleichung von Bibeltext und
Drama ist die Grundlage der richtigen Erkenntnis. Das Drama
setzt den biblischen Bericht in Aktion.
So wenig diese Wahrheit neu ist, so wenig scheint sie bislang
bei der Interpretation des ehrwürdigen Sponsus beachtet worden
zu sein.
Ohne die bisherigen Deutungsversuche, die zum Teil sehr
gewaltsam und sehr voraussetzungslos mit der Ueberlieferung um-
gehen, auf ihre Stichhaltigkeit im Einzelnen zu prüfen, teile ich
hier mit, was sich mir zwanglos aus den Thatsachen ergiebt. Statt
den alten Text zu schulmeistern, suche ich von ihm zu lernen,
von der Ueberzeugung erfüllt, dafs derjenige, der ihn im XII. Jahr-
hundert, leider flüchtig, niederschrieb, etwas vor uns allen voraus
hatte: die lebendige Anschauung des liturgischen Dramas.
I.
Die Gegenüberstellung des Evangeliums (Matth. 25, i — 12)
und des Dramas zeigt zur Evidenz, dafs die a chtund vierzig
lateinischen Verse für sich allein das lückenlose litur-
gische Stück bilden. Wie üblich, geben diese lateinischen
Verse die erweiterte Umschreibung der dialogischen Partien des
heiligen Textes, während die erzählenden Teile des Evan-
geliums die Grundlage der Inszenierung bilden und ge-
radezu als die Didaskalien des Dramas betrachtet werden
müssen. Das vom Evangelium blofs Erzählte wird gespielt
(pantomimisch); das darin Gesprochene wird in der Paraphrase
der Verse gesungen.
Das Evangelium ist nicht das Textbuch, wohl aber das Regie-
buch des liturgischen Dramas.
Darnach hat der Sponsus folgendes Aussehen:
1. Tunc erit simile regnum cœlorum éUcem virgifUbus, quœ sumptis
lampadibus suis exierunt in occur sum Spensi,
2. Quinqué autem ex eis er ant prudentes et quinqué faiuee,
Zeiuchr. t rom. Phil. XXIL 25
386 H. MORF,
3. QucB erant fatua, sumptis lampadihus suis, non ceperant oleum
secum :
4. Prudentes vero ceperant oleum in vasis suis una cum suis lam-
padibus.
5. Morante autem Sponso, nictarunt omnes ac dormierunt,
6. Media vero nocte clamor ortus est dicentium:
Ecce Sponsus venit, exite Adcst Sponsus, qui est Christus, vigilate
in occur sum eius! virgines!
Pro adventu cuius gaudent et gaudebunt
homines.
Venit enim liberare gentium origines,
Quas per primam sibi matrem subiaganmt
daemones.
5 Hie est Adam, qui secundus per prophetam
dicitnr.
Per quern scelus primi Adae a nobis dilaitor.
Hie pependit ut cœlesti patriae nos redderet,
Ac de parte inimici Hberos nos traheret.
Venit Sponsus qui nostrorum scelerum pia-
cula
10 Morte lavit atque cruds sustulit patibola.
7. Tunc surrexerunt omnes ilia virgines et adornarunt lampades suas»
Fatuse:
8. Fatua vero prüden- Nos virgines quae ad vos venimus,
tibus dixerunt: Date nobis ex Ut ad illas quibus nos credimus,
oleo vestro , quia lampades (Ad) vos orare, sórores, cupimus:
nostra extinguuntur, Negl igen ter oleum fudimus.^
15 Nos comités huius itineris
Et sórores eiusdem generis,
Quamvis male contigit miseris
Potestis nos reddere superis.
Partimini lumen lampadibus!
20 Pise sitis insipientibus !
Pulsae ne nos simus a foribus.
Cum vos Sponsus vocet in sedibus.
9. Responder unt autem Prudentes:
prudentes illa dicentes: Ne- Nos precari, precamur, amplius
guaguam, ne nos sufficiat Desinitc, sórores, ocius!
nobis et vobis. Ite vero pò- 25 Vobis enim nil erit melius
tìus ad iltos gui vendunt et Dare preces pro hoc ulterius.
ipsa vobis e mit e! a ^ •* •* 1 •*
^ At Ite nunc, ite celenter,
Ac vendentes rogate dulciter,
Ut oleum vcstris lampadibus
30 Dent equidem vobis inertibus.
^ Die Verse 12, 13 und 14 bietet die Hs. in der Reihenfolge: 14, 13, 12.
VON D. FÜNF KLUGEN U. D. FÖNF TUÖRICHTBN JUN6FRAU£N. 387
10. Cum autem abirent emptum,
[Fatue:]
A, misene, nos hic quid ácimos?
Vigilare numqnid potuimiis?
Hanc laborem quem nunc perferimus
Nobis nosmet [ipse] contulimus!
35 At det nobis mercator ocius
Quas habeat merces, quas socius.
Oleum nunc quserere venimus,
Negligente! quod nosmet fndimus.
A, miseree, nos ad quid venimus?
40 Nil est enim illud quod querimus!
Patatum est et nos vldebimus:
Ad nuptias nunquam intrabimus!
(Modo veniat Sponsus.)
venit Spofisus et qua parata erant introierunt cum eo ad nuptias et
clausum est ostium,
11, Postea vero veniunt et reliqua virgines
dicentes: Domine, domine, Audi, Sponsus, voces plangentium!
aperi nobis! Aperìre fac nobis ostium!
45 Cum sociis ad dulce prandium
Nostrse culpse praebe remedium.
(Modo veniat Sponsus.)
12. Ipse vero respondens Christus:
ait: Amen dico vobis, non Amen dico, vos ignosco, nam caretis lumine.
novi vos. Quod qui perdunt, procul pergunt, huius
aulse limine.
(Modo aodpiant eas daemones et prse-
cipitentur in infemum.)
In dieser Form zeigt das Drama gegenüber dem Wortlaut der
Bibel eine Abweichung und eine Erweiterung.
Die Erweiterung besteht in der Darstellung des Ganges zu
den Händlern. Das Evangelium sagt nichts über den Erfolg dieses
Ganges, sondern konstatiert ihn blofs mit zwei Worten: abierunt
emptum. Das Drama zeigt, seiner Aufgabe zu veranschaulichen ge-
mäfs, zwei Händler, die indessen nicht sprechen, sondern augen-
scheinlich mit Geberden die Jungfrauen abweisen. Es liegt in
dem abierunt emptum der Keim einer eigentlichen Szene. Derselbe
hat bereits zu wachsen begonnen. Doch hat er die Hülle des
liturgischen Textes noch nicht gänzlich gesprengt, indem von den
beiden spielenden Parteien {Faiuœ und Mercaiores) nur die liturgisch
legitimierte spricht: die in dem emphttn verborgenen Mercatoret
sind zwar sichtbar geworden, aber noch nicht aus ihrem biblischen
Schweigen herausgetreten.
Die Abweichung bezieht sich auf Vers 3 — 5 des Evange-
liums, denen zufolge die Thörichten Od mitzunehmen veigessen
as*
388 H. MORF,
haben. Im Drama haben sie ihr Oel vielmehr nachlässig ver-
schüttet (Vers 14; 38). Und dies ist augenscheinlich während des
Schlafes geschehen, den sie sich selbst zum Vorwurf machen (32).
Der Schlaf der Fatuœ wird in den Worten des Dramas so
nachdrücklich als das Zeichen ihrer Nachlässigkeit und die Ur-
sache ihres Mifsgeschicks hervorgehoben, dafs man sich die /Vii-
denies im Gegensatz dazu als die Wachenden vorzustellen veran-
lafst sieht. £s ist damit ein grundlegender Kontrast in das Spiel
hineingetragen, den das Gleichnis des Evangeliums nicht kennt
(riiciarunt omnes ac dormieruni\ den der heilige Text aber mit ver-
anlafst hat, indem er die Lehre des Gleichnisses (Vers 13) in die
Worte fafst: Vigilate i taque quia ñeque ilium diem ñeque ilìam horam
scitis qua Filius hominis veniet. In der Aufführung mochte sich die
Sache so gestalten, dafs die Prudentes beim Rufe: Adesi Sponsus . . .
vigilate virginesl erwachten und sich rüsteten, während die Fatuœ
sorglos weiter schliefen bis zum Schlufs des Gesanges.
Demnach wird das Spiel etwa so verlaufen sein: Die zehn
Jungfrauen treten mit ihren Lampen und Oelkrügen auf und setzen
sich, fünf zur Rechten, fünf zur Linken, im Chor. Sie entschlafen
alle. Dann hebt der Gesang Adest Sponsus (i — 10) an. Bei den
ersten Worten erwachen die Klugen und bereiten ihre Lampen.
Die Thörichten schlafen weiter und aus ihren Krügen ñiefst das
Oel. Endlich schrecken auch sie auf und wollen, wie die Weisen,
ihre Lampen bereit machen. Da fehlt ihnen das Oel. Sie nähern
sich hierauf im Bittgesang den Klugen (11 — 22). Diese weisen
sie ab und zu den Händlern (23 — 30). Die Thörichten jammern
über ihr Mifsgeschick (31 — 34), nehmen den Weg zu den zwei
seitab postierten Händlern (35 — 38), wo sie aber ebenfalls abge-
wiesen werden, was sie zu neuen Klagen veranlafst (39 — 42).
Während ihrer Abwesenheit erscheint der Sponsus und führt die
Klugen mit sich, etwa in die Sakristei, deren Thür sich schliefst
Die Thörichten kehren zurück und klopfen bittend an (43 — 46).
Der Sponsus erscheint von Neuem unter der Thür und weist sie
zurück (47 f.).t
II.
Zum lateinischen Text des liturgischen Dramas gesellt sich
mit der Zeit der romanische.^
Er hat den Charakter und Zweck einer Glosse (/arcime9t)\ er
soll dem Laien den Sinn des lateinischen Spiels verdeutlichen.
Diese romanische (ilosse bedient sich dreier Formen:
1. Sie formuliert das Redethema in Kehrreime;
2. Sie fügt zur lateinischen Rede die freie lehrhafte Ueber-
setzung;
^ Dafs die Teufel erscheinen und sie fortschleppen ist dem altem litnr*
{{ischen Drama fremd.
' Ich verweise im Folgenden auf den freilich ungeschickten Abdruck in
Bartsch -Horning's Chrestomathie als den verbreitetsten (B.-H.)
VON D. FÜNF KLUGEN ü. D. FÖNF THÖRICHTEN JUNGFRAUEN. 389
3. Sie erweitert das Spiel und veranschaulicht es über den
Rahmen der Liturgie hinaus.
Unser Drama zeigt in der Niederschrift des Xu. Jahrhunderts
alle drei Formen.
1. Der Refrain, die älteste Art der vulgären dramatischen
Glosse, ist im Sponsus fur das strophische Mittel- und Hauptstück,
die Worte der Jungfrauen, durchgeführt: DoieniaSy chaitroas! Trop
i avet {avem) dormii! Durch diese resümierende Wendung wird
nachdrücklich bezeugt, dafs die Fatuœ mehr geschlafen haben als
die Prudentes und dafs das Drama darin ihre Schuld und ihr
Unglück sieht. Die Geschichte des liturgischen Dramas erlaubt
uns, anzunehmen, dafs es zunächst bei dieser bescheidenen Roma-
nisierung sein Bewenden hatte.
2. Dann wurde die Verdeutlichung der noch unkommentierten
Teile, des Anfangs- und des Schlufsgesanges, in Form einer freien
romanischen Wiedergabe unternommen und den lateinischen Versen
angehängt.! Im Versmafs schliefsen sich die beiden Uebersetzungs-
stûcke den strophischen Teilen (Couplets) des lateinischen Dramas
an. Die Musik ist in der Handschrift für das Schlufsstûck leider
nicht notiert, wohl aber für die Couplets des romanischen Anfangs-
gesanges. Sie haben eine von den folgenden lateinischen Strophen
verschiedene Melodie. Die Uebersetzung ist also musikalisch
selbständig (cf. ZfrPh, XI, 470). — Für den Geist der freien roma-
nischen Umschreibung der liturgischen Gesänge ist besonders die
Schlufsrede des Sponsus bezeichnend, die so viel rauher und drasti-
scher ist als der lateinische Wortlaut: erst die Vulgärsprache fuhrt
Hölle und Teufel ins liturgische Drama ein.
3. £s Hegt in der Natur der Sache, dafs die romanische
Glossierung sich endlich jenes dramatischen Keims bemächtigte,
der im Geberdenspiel der Mercatores lag. Es wurde die ab-
weisende Haltung der Händler in die Worte zweier romanischer
Strophen gefafst (B.-H. Spalte 16). Schon dadurch, dafs die Me-
lodie dieser Strophen nur eine Wiederholung der vorangehenden
lateinischen (23 — 30) ist, erweist sich die Rede der Händler als
ein jüngerer Zusatz.
Aus diesem sekundären romanischen Kern konnte sich offen-
bar mit der Zeit eine vollständig romanische Szene zwischen den
Fatuœ und den Mercatores entwickeln, die dann auch die Roma-
nisierung des Dialogs der Fatuœ und der Prudentes mit sich brachte.
Von dieser weitem Entwickelung ist uns nur ein Fragment von
drei Versen aus der Rede der Prudentes (B.-H. 15, 36ffl) erhalten.
Dasselbe liegt ungeschlacht, wie ein erratischer Block, in dem sonst
so ungestörten Flufs der dramatischen Rede. Sei es dafs der ur-
^ Da der Uebersetzer den Engel Gabriel — den Engel der Verkün-
digung — das sprechen läfst, was das Evangelium als clamor ... dicenHum
bezeichnet, so legte er wohl die Worte: Adest Sponsus etc. nicht einem Chor,
sondern diesem Engel in den Mund.
390 H. MORF,
sprüngliche Uebcrsetzer seine Arbeit überhaupt nur eben begonnen
hat, sei es dafs die Ungunst der schriftlichen Ueberlieferung die
vollendete Arbeit bis auf diese Trümmer zerstört hat: jedenfalls
ist von einem ungeschickten Kopisten hier zwischen die lateinische
Rede der Fatuœ und die romanische der Mercatores etwas einge-
fügt worden, was nicht hierher gehört.
Ein moderner Herausgeber des Sponsus wird sich zu begnngen
haben, diese Verse einzuklammern. Dadurch, dafs er sie, wie
z. B. Cloetta {Romania XXII, 227), umstellt (zu B.-H. 15, 21), er-
reicht er zwar eine äufserliche, glatte Lesbarkeit,^ aber er stellt
einen Zustand des Textes her, der nie bestanden hat und der
sich nicht einmal auf die Autorität eines Kopisten des XU. Jahrb.
berufen kann. —
So ist der Sponsus entwickelungsgeschichtlich von besonderem
Interesse: er zeigt uns, in der einzigen Niederschrift, die wir be-
sitzen, die drei verschiedenen Formen der Romanisierung des litur-
gischen Dramas über einander geschoben: den Refrain, die
Uebersetzung, die Erweiterung.
m.
Der Sponsus wird von allen Erklärem als Weihnachtsdrama
bezeichnet.
Zunächst mag indessen darauf hingewiesen werden , dafs der
Wortlaut von Matth. 25, i — 12 keine Beziehung zum Mysterium
der Inkarnation hat, sondern eschatologischen Inhalts ist
Als Lectio dienten eschatologische Texte vorzüglich am Schlafs
des Kirchenjahrs. Unter den Lutherischen Perlkopen erscheint
Maiih. 25, I — 12 am 27. Sonntag nach Trinitatis, d. h. am letzten
Sonntag vor der Adventszeit. In der römischen Liturgie aber hat
der Text nicht eine solche bestimmte Stelle. Er gehört zu den
in communi virginum benutzten Bibelabschnitten und wird also nach
Wahl in die gottesdienstliche Feier verschiedener jungfräulicher
Heiligen (/« natali virginum) eingefügt. So hat Matth, 25, l — 12
keinerlei liturgische Beziehung zum Weihnachtsoffizium.
Prüfen wir den lateinischen Text unseres Sponsus, so finden
wir allerdings in den einleitenden Septenaren einige Ausdrücke,
die an die Weihnachtsfeier gemahnen:
Christus . . . Pro ad ven tu cuius gaudent et gaudehunt homines . . .
Hic est Adam, qui secundtis per prophetam dicitur . . .
Aber diese doch recht vage Beziehung hält nicht Stand ange-
sichts des Wortlautes der romanischen Umschreibung: die Rede
des Engel Gabriel gipfelt in der Erklärung: E resors es!
Es heifst: Venit en terra — fo net — fo batut — sus eia
crot levet , , , eu monumen pauset^ im Tempus der Vergangenheit, und
^ Die Symmetrie des im Uebrigen so symmetrischen Baues des
ist nach wie vor zerstört.
VON D. FÜNF KLUGEN ü. D. FÜNF THÖRICHTEN JUNGFRAUEN. 39 1
am Schlufs: E resors es! im Tempus der Gegenwart: Christ ist
erstanden!
Für den romanischen Uebersetzer ist der Sponsus ein Auf-
erstehungsdrama. Das Stück ist zur Osterfeier gezogen worden,
auch wenn es ursprünglich liturgisch zu einer andern Feier gehört
haben sollte.*
Das Mysterium der Fleischwerdung wird nicht , wie im Pro-
phetendrama, als bevorstehend verkündet, sondern als vergangen
berichtet. Verkündet wird das Mysterium der Auferstehung.
Dazu erwäge man nun den Zusammenhang der handschrift-
lichen Ueberlieferung. Es gehen dem Sponsus eine Reihe latei-
nischer Tropen voraus. Die meisten haben auf das Weihnachtsfest
Bezug; einer (Senescente mundano filio) ist eschatologischen Inhalts.
Dann folgt, dem Sponsus unmittelbar vorangehend:
Hoc est de mulieribus,
1. „¿73/ est Christus meus dominus et filius excel sus? Eamus
•oidere sepulcrum.^^
2. ttQuem quœritis in sepulcro^ 0 christicolœ?^^
3. \jjesum Nazarmum crucifixum^ 0 caeiicolœ**^
4. jiNon est hie; surrexit^ sicut prœdixerat, ItCy nuntiate disci-
pulis eius quia prœcedit vos in Galileam^
5. ^^Vere surrexit dominus de sepukro, cum gloria. Alleluia.^*
Der aus den Berichten des Matthseus-, Marcus- und Lucas-
evaugelium zusammengefügte Prosadialog der drei Marien und der
Engel, die das leere Grab Jesu bewachen, ist bekanntlich die
älteste, in's X. Jahrhundert zurückgehende Form der dramatischen
Osterfeier.2 Der Kern dieser Grabesszene hat sich dann ent-
wickelt, indem weitere Worte und Szenen aus den Auferstehungs-
texten angefügt wurden, so der Wettlauf der beiden Apostel
(Joh, 20) und die Erscheinung Christi vor Maria Magdalena (li^.)
im XII. Jahrhundert.
Eine ähnliche Erweiterung des alten Osterspiels durch eine
Erscheinungsszene scheint mir im Sponsus vorzuliegen.
Sein romanischer Wortlaut sowie seine handschriftliche Stellung
als Folge der alten Grabesszene geben ihn in gleicher Weise als
Osterfeier zu erkennen.
* Solche Verschiebungen kommen vor: so ist der Adam zur Weihnachts-
feier gezogen und mit dem Prophetendrama verbunden worden, obschon der
Sündenfall als Lectio dem Sonn¿g Septuagésima zugewiesen war.
' Der Text der Handschrift ist einerseits unvollständig , da Satz 3 fehlt
und andrerseits gegenüber der ursprünglichen Form durch ättz i sowie durch
andere dem Ritual entnommene Worte erweitert. (Cf. Lange, Die latnmscken
Osterf eiern, München 1887, SS. 22. 31 fif. und die zusammenfassende Dar-
steUung Gröber's im Grundrifs 11 a S. 423.)
H. MORF.
VERMISCHTES.
I. Zur Lltteratnrgeschichte.
Nachtrag zu Ztschr. XXI, 73 — loi.
Zu meinem Aufsatz über Duodas Handbuch habe ich fol-
gende Nachträge zu machen:
S. 74 Anm. I Schlufs ist Bischof von Uzes und zu streichen»
cf. Manuel 53, 4. — S. 82 Anm. i cf. Ps. 138, 16. — S. 84 s. Die
Vision ist thatsächlich , wie G. Paris vermutete, den Viiae liitrum
VI, III, 16 (Migne 73, ICI 3) entnommen, aber erst durch Duoda
mit der Parabel vom schlechten Reichen (Luc. 16) verquickt worden.
— S. 88. Der erste Teil des Handbuchs scheint teilweise dardi
Alkuins auch Manuale genannte Confessio fidei inspiriert zu sein;
speziell fìnde ich dort I, 10 (Migne lOi, 1034) die Aeusserung über
die zwei Silben und vier Buchstaben von deus und das qui dütiur
deus (Manuel c. V) wieder, desgleichen I, 1 9 die Bemerkung über
Gott als interior und exterior, die aus Gregor, Moralia II, 16 stammt;
das superior und inferior (Manuel p. 69) scheint Zugabe Duodas. —
S. 90. Die Synonyma sind, wie G. Paris, Romania XXVI, 326 nach-
wies, das bekannte Werk Isidors, I, 7 (Migne 83, 82g). — S. 91.
Das Citat Manuel p. 45 entspricht De conflictu vitiorum ei virtuium
79: O quam parva est concubitus hora, qua perditur vita aeierna
(Migne 83, II 45). Man könnte versucht sein, die von Duoda be-
liebten Anführungen mit Paulus praedicator egregias (Manuel p. 73),
per quendam sapientem, u. s. w. auf diesen Traktat zurückzuführen,
wenn sie für dessen Verfasser und für Ambrosius Antpertus cha-
rakteristisch wären, wie die Benediktiner meinten; sie sind aber
auch Gregor geläufig, cf. Reg. past, II, 7. U, 14. III, 27. — Ibid.
Das Citat Manuel p. 161 = Prov. 28, 27. — S. 92. Zu Duodas Ge-
danken über das in qua parte ceciderit {^IdLnxìaì p. 172) vgl. Gregor,
i1/örö//'ö VIII, 15, 30. XII, 4, 5. — Ibid. Die Ermahnung Manuel
p. 200 frequenter debes legere, frequenter orare entstammt Alkuin, de
virtutibus et vitiis 7. — S. 94. Zur Zahlensymbolik ist nachzutragen:
die fünf klugen fungfrauen; 6. die sechs Welialier und die sechs
Krüge von Kana,
Ph. Aug. Beckbr.
H. SCHUCHARDTy ITAL. FROGE. 393
n. Zur Wortgescliiehte.
I. ltn,\, /rogé.
Meyer-Lûbke übersieht bei seinen Bemerkungen Ztschr. XXII, 2 f.
dafs ich die meinigen Ztschr. XXI, 200 f., wie ausdrücklich da steht,
nicht gemacht habe um eine vor langen Jahren in zwei Zeilen
gegebene Ableitung zu verteidigen, sondern nur mich selbst, gegen
einen sowohl absolut wie relativ ungerechtfertigten Vorwurf, und
ich denke dafs auch jetzt noch nicht „fur die Kundigen die Gründe
auf der Hand liegen'' wegen deren ich geziehen werden durfte
„die Grenzen des Erlaubten" überschritten zu haben. Ich verzichte
aber auf eine Duplik, da Positives dabei nicht herauskommt Ich
bemerke nur dafs die Frage ob caballus ein Lehnwort ist, als offene
betrachtet werden mufs, und dafs, wenn die Vermutung seines
keltischen Ursprungs auch einen noch so geringen Anhalt hat
— die Schwierigkeiten welche die entsprechenden keltischen Wort-
formen in sich schliefsen, sind bekannt — , sie immer noch gröfsem
Anhalt hat als die Vermutung seines illyrischen oder venetischen
Ursprungs, da hier gar keine entsprechenden Wörter vorliegen.
Femer übersieht Meyer-Lübke dafs meine Bemerkungen a. a. O.
S. 204 f. in durchaus keinem Zusammenhang mit jener kelto -roma-
nischen Gleichung stehen, sondern sich gegen die Kritik wenden
die er im Jahresbericht an einer ganz andern Darlegung von mir
(„Romano-magyarisches") geübt hatte, und zwar — ich mufs seinen
letzten Worten (S. 4) widersprechen — wenn auch vielleicht nicht
an dem „Erklärungsprinzip" selbst, so jedenfalls an „dessen sehr
ausgiebiger Anwendung**.
In Bezug auf froge besteht zwischen Meyer-Lübke und mir
keine wesentliche Meinungsverschiedenheit, da ich auf meiner kel-
tischen Etymologie nicht beharre und er keine andere vorzubringen
vveifs. Wenn wir über den Umfang des Vorkommens von diesem
Worte und über die Nuancen seiner Gestalt und Bedeutung an
den verschiedenen Orten unterrichtet wären, so würde uns wahr-
scheinlich sein Ursprung klar werden. Es ist zu bedauern dafs
wir für derlei Dinge, zu deren Feststellung keine besonders ge-
schulten Kräfte nötig wären, kein römisches Auskunftsbüreau haben:
Heise sich nicht Papantis Idee in dem Sinne einer festen Einrichtung
(wenn auch mit weniger zahlreichen Beobachtungsstationen) ausge-
stalten? Inzwischen erbarmt sich vielleicht unsres Wortes und unser
selbst ein italienischer Freund; ich will hier nur aus den gedruckten
Quellen noch Einiges darüber anführen. Das 0 der abruzzischen
Form froscia (davon fruscine, „chi ha le pinne del naso aperte, e,
tuttavia, voce nasale**, frusciuie, „dalle larghe narici**, „vigoroso**,
„fojoso'*) ist nach Finamore und Pansa geschlossen, wälurend es
in der romagnischen, der toskanischen und der römischen Form
offen ist. Das Wort wird aufserdem bezeugt für Ancona: sfroge PI.
(Toschi), für Rieti: fr(fcia {frqscia nach anderer Schreibung) mit
den Abll. nf rocía, „fiutar tabacco**, nfrociasse^ »^battersi focda a
394 VERMISCHTES. U. ZUR WORrGSSCHICHT&
faccia", sfrociaiuy „dal naso rincagnato", frocione^ „dalle larghe
froge", frocinu^ „dalle froge strette", „dalla voce nasale" (Campa-
nelli), für Teramo: frqscç^ auch metaph. „arditezza", davon /r«-
sciuiç, „ardito", „presuntuoso" (Savini), für Agnone (Prov. Mo&se):
fruscjeutôy „chi ha le froge molto aperte", sfrusciuoUy s/rusctaUf
„sfrogiato, chi ha larghe le froge ed un po' depresse", „chi riportò
lacerazioni o contusioni al naso" (Cremonese). Für Neapel liegt
(als PL) bei d' Ambra nicht blofs forge, sondern auch froce vor;
Galiani sagt, das letztere (oder /rosee) sei gewöhnlicher als forge^
und er leitet es (irrigerweise) von nfrocere ab; anderseits bieten
Puoti und Andreoli nur forge^ ebenso Nittoli (Dialetti irpini): forge
de lu naso (vom Menschen und vom Pferd). Von diesem weib-
lichen S. ist ein männliches abgeleitet zur Bezeichnung eines Men-
schen: Töm, frgscio, „Deutscher** Belli (1896) I, 68. io8. 11,62.^
Zu den beiden letzten Stellen merkt Morandi an: „uomo con le
froge grosse; ma si applica solo a' settentrionali, e particolarmente
ai Tedeschi e agli Austriaci**. Auf die Deutschen, insbesondere
ihre Hartnäckigkeit, bezieht sich der Ausdruck wohl auch in dieser
Stelle einer römischen Komödie: „Io so peggio de li frûct\ quanno
me so messa in testa na cosa, fo arreto te e muro**. Doch finde
ich in einem altem römischen Texte: „alla modsi froscia^* im Sinne
von francese und ebendaselbst Froscesco für Francesco, D' Ambra
giebt: froscio, „straniero**, „forestiere**, „chi non parla nel dialetto^,
welches sich an frostier o, „forestiere** anlehnt Traina: frociu^
„uomo scimunito**, „baggeo**: „baccellone**, „moccicone'*. — Es
wäre erwünscht zu wissen ob noch heute zu Rom f roseto fur
„Deutscher** gang und gäbe ist; zu Ende der sechziger Jahre schien
mir diese Bezeichnung schon veraltet zu sein; vierzig Jahre früher
herrschte sie allgemein. W. Waiblinger (f 1830) sagt in seinem:
„Die Britten in Rom** (S. 85 Reel.): „Wer armselig gekleidet geht,
den nennt man hier zu Lande einen Deutschen, und man be-
zeichnet uns nur mit dem vertrackten , Frosch* und ,Trink* es
Wein!"
2. Astur, caho'i
Ascoli sagt Arch. gl. it. XIII, 295 und wiederholt es XIV, 336
dafs der Schlüssel zu ital. capar ano^ caporale bisher vergebens ge-
sucht worden sei. Ich hatte geglaubt dafs wie sich nach corpo :
corpora^ tempo : tempora u. s. w. in Mittel- und Sûditalien capo : ca^
pora^ nerbo : ne r hora ^ nodo : nodora, ramo : r amor a u. s. w. gebildet
haben, auch caporale, caporano, nerbo ruto ^ nodoroso noderoso, ramoruio
auf der Analogie von corporale^ corporutOy temporale u. s. w. beruhen,
und dafs diese Ansicht allgemein angenommen sei. Wenigstens
fìnde ich bei Zambaldi Voc. etim. ital. (1889) Sp. 236 £: „Probab.
^ Die Ausgabe von 1865 I, 366 hat hier tosti, ebenfalls als „tedeschi**
erklärt. Umgekehrt todesco, „testardo'^ Belli' I, 156. In einer mundartlichen
Dichtung :
£ tosti, tosti come li Todeschi,
:-^
H. SCHÜCHARDT, ASTÜR. CABO. 395
da un pi. pop. capota e per analogia con generale è formato capo-
rále.^^ Meyer -Lübke Rom. Formenl. § 353 spricht allerdings nicht
davon; er meint dafs ramoruio vielleicht ein Neutrum *ramus ^ra'
morís erschliefsen lasse. Und nun führt auch Ascoli caporano^
caporale auf einen Singular *cápor, *cápore zurück, den er keines-
wegs als eine späte Rückbildung aus capora betrachtet (vgl. sttóro,
pugnar 0 Meyer-Lûbke a. o. O. § 38), sondern von dem er fragt ob
es nicht aus einem andern altitalischcn Idiom ins Vulgärlatein ein-
gedrungen sei. Dabei hatte er anfanglich sich auf ein astur, cavo,
nicht cavu oder, wie XIII, 292 besser geschrieben ist, cabo, nicht
cabu bezogen. Dieses cabo, dessen Vereinzeltheit auch bei Ascoli
Befremden erregt, ist mir vom ersten Augenblick an verdächtig
vorgekommen. Zunächst nicht die Wortform selbst; denn Meyer-
Lübke, auf dessen Autorität hin Ascoli sie anführt, äufsert sich
mit zu grofser Bestimmtheit darüber. Nachdem er Rom. Laut!. § 308
von der Scheidung zwischen -o und -« im Logudoroschen und Mittel-
italienischen gesprochen hat, fährt er fort: „Ebenso im Asturischen
1 . S^, 0, N. Plur. oSf komo^ kresiendo, kuando^ sedo, solo aber Sing. «,
Adj. mask. «, Ntr. 0, femer cabo : ud, ut gesellt sich zu 0." Und
dieses cabo j caput verwendet er dann bei weiteren Kombinationen
(Rom. Laut!. § 643. Rom. Formenl. § 9. Ztschr. XIX, 141). Ich ver-
mag mir gar nicht vorzustellen wie ein aus caput hervorgegangenes
cabo der Anziehungskraft der sämtlichen andern im Asturischen
auf -tt ausgehenden Maskuline bis auf den heutigen Tag wider-
standen hätte, wenn es nicht durch die begriffliche Assoziation
mit irgend einer andern Gruppe von Wörtern auf -0 gehalten
wurde. Und zwar treten mir zwei Möglichkeiten entgegen: ent-
weder cabo ist gar nicht das Substantiv, sondern die viel häufigere
Präposition, oder cabo ist ein Castellanismus. Um darüber ins
Klare zu kommen, nehme ich die Quellen vor die mir zu Gebote
stehen. Es giebt in Asturien Gebiete welche die Unterscheidung
von '0 und -u überhaupt nicht kennen, sondern beide entweder
in '0 oder in -u zusammenfallen lassen (s. Caveda in der Oviedoer
Gedichtsammlung von 1 839 S. 39). So herrscht in der Gegend
von Carreño und Gozon nach Caveda a. a. O. S. (i) -ö; in dem
von M un the untersuchten Teile Westasturiens -«. Aber nach La-
verdc Ruiz Ilustración gallega y asturiana vom 30. April 1879
Sp. 136*^ gerade im Westasturischen überhaupt -0; „diferenciase,
tanto del central como del oriental, en conservar la o castellana
sin reemplazarla nunca con la »." Jedenfalls teilen sich im Mittel-
as turisch en '0 und 'U in die Herrschaft, und zwar unterstehen dem
letztern die Substantive und männlichen Adjektive, wie das von
Laverde Ruiz ebenda und von Caveda a. a. O. S. 58 ausdrück-
lich gesagt wird. Ich habe diese Regel aufs Genaueste befi
gesehen in demjenigen asturischen Texte welcher« da ihn der F
L. L. Bonaparte nicht nur herausgegeben, ; idem i
mitgearbeitet hat, in derlei Dingen das gröf 1
nämlich in der Uebersetzung des Matt!
396 VERMISCHTES. II. ZUR WORTGESCHICHTB.
1861), und ich glaube mich nun auch in den Punkten darauf ver-
lassen zu können welche jene Regel zunächst noch im Dunkeln
läfst. Es kann nämlich erstens gefragt werden: wie steht es mit
dem Partizip des Passivs beim Hûlfszeitwort? Und zweitens: wie
steht es mit den von Substantiven abgeleiteten Adverbien? Anf
die erste Frage ist zu erwidern dafs das Partizip bei dem in-
transitiven Hûlfszeitwort mit dem Subjekt kongruiert, ab^ bei
dem transitiven mit dem Objekt nicht kongruiert, wie überhaupt
im Spanischen, also hier immer in der neutralen Form auftritt: hi
había eniregáo gegenüber elli está entregan. Auf die zweite Frage
läfst sich , wegen des beschränkten Materials, nur eine etwas weniger
sichere Antwort geben. Das ursprüngliche Substantiv behält wohl
für immer sein 'U\ wie wir el cabu haben {al cahu XI, 9. XIII, 40.
XXIII, 1 1 ; fasta 7 cabu XXVIII, 20), so auch cabu^ „neben" (V, i.
XIII, 4. 19. XV, 10. XVIII, 2). Das Adjektiv (oder Partizip) kann
auch im neutralen Sinn mit dem männlichen Artikel verbunden
werden: pel prontu (XIII, 20); ohne Artikel tritt es in neutraler
Form auf: abaxo, dafecho {perda/echo)^ während wir z. B. in dem
span, de hecho = de facto geneigt sein werden ein substantiviertes
Partizip zu erblicken (welches im Asturischen fechu lautet). Es ist
unleugbar dafs sich in diesem asturischen -(? und -» ein laut*
lieber Unterschied des Vulgärlateins fortgesetzt hat, aber ebenso
unleugbar dafs die Abgrenzung in der er heute besteht, durch
begriffliche Motive bestimmt ist. Fructus, manus ergeben frtäu^
mano, weil jenes männlich, dies weiblich geblieben ist Ge-
legentlich der asturischen „Ausnahme" cabo hatte Ascoli an die
logudorosche domo erinnert, und dieser auch sero angeschlossen.
Beide sind weiblich, und man könnte das -^ hierauf gegründet
sehen. Aber im Logudoroschen giebt es einerseits Feminine auf
-«, wie at'scu, figUy manu, anderseits Maskuline auf -i>, wie coro, oro,
tesoro. In diesen, wie in domo, nimmt Meyer-Lübke Ztschr. XIX, 14 1
Einflufs des Inlauts auf den Auslaut an, fragt aber wann betontes
-¿?- ein -0 statt -u nach sich ziehe. Ich vermute, wenn es offen
ist (vielleicht überoffen, vor r) ; dem cqro, „Herz", qro, „Gold", tesoro
stehen cpru, „Chor", oru, „Saum" gegenüber. Vorderhand ¡st eme
Analogie zwischen dem Sardischen und Asturischen bezüglich dieses
Punktes nicht nachzuweisen. Die andern asturischen Texte welche
ich einsehen konnte, stimmen mit dem ßonaparteschen im Wesent-
lichen überein; wenn sie von ihm abweichen, scheint Nachlässig-
keit zu Grunde zu liegen, die ja schon an und für sich aus den
vielen Doppelschreibungen derselben Worte ersichtlich ist Manches
freilich wofür das Matthäusevangelium überhaupt nicht angezogen
werden kann, mag noch der Entscheidung harren. So ist es kaum
als Zufall anzusehen dafs der Name der Hauptstadt fast immer
Uviedo oder Uviéo geschrieben wird {Uvtedu 1839 S. loi); vielleicht
liegen hier und in Personennamen wie Rodrigo, Diego, Berico o. s. w.
Castellanismen vor. Häufig ist die Schreibung oro, der man wegen
des logud. oro Bedeutung beimessen könnte; es kommt aber auch
H. SCHUCK ARDT, ITAL. TOCCARE U.S. W. 397
oru vor. Ein substantivisches cabo ist mir nicht aufgestofsen (al
cabu 1839 S. 168, cabu ebd. S. 276); als Präposition wird das Wort
allerdings öfter mit -o als mit -« geschrieben (letzteres 1839 S. 10 1;
di cabu d* ellos ebd. S. 1 11). Demnach darf ich wohl fragen: welche
Zeugnisse giebt es für dies asturische Substantiv cabo, dem man
doch eine nicht unwichtige Rolle zugeteilt hat?
3. Ital. toccare u. s. w.
Wie Nigra (Arch. gl. it. XIV, 337), so widerstrebe auch ich
dtr Hcrleitung dieses Wortes aus dem Deutschen. Aber vor Allem
deshalb weil sich gar nicht absehen läfst wie die Romanen für
einen derartigen Begriff einen fremden Ausdruck entlehnt haben
sollten. Nun stellt Nigra, unter Ascolis Beistimmung, *tudüare
als Grundwort auf; wenn er aber meint dafs Niemand vor ihm
daran gedacht habe, so täuscht er sich: Boucherie hat in der
Revue des langues romanes V (1874), 350 — 351 loucher auf "^ludi-
care zurückgeführt und dabei auf das ludiculare Varros verwiesen.
Ich bin damit ganz einverstanden dafs die ursprüngliche Bedeu-
tung des romanischen Verbs „klopfen", „pochen" ist; diese aber
weist mich — und hat schon Andere gewiesen (so Scheler) —
unmittelbar auf die entsprechende Interjektion, wie man ja auch
für das deutsche „pochen" eine onomatopoetische Wurzel ansetzt.
Valentini — ich mufs ihn anführen, da mich die italienisch-italie-
nischen Wörterbücher im Stich lassen — hat: „/^f, Iqcl voce imi-
tativa, „poch, poch"!: A pena eramo in letto, ed ecco un furioso
loc toc iocl Voglio ad ogni modo sapere che cosa voglia da me
quella donna: ioc toc loc! „ich wollte durchaus wissen, was die Frau
von mir wolle, daher klopfte ich an die Thür". Littré giebt für
franz. ioc ioc ganz übereinstimmende Beispiele; Sachs verzeichnet
faire ioc, „anklopfen". Und damit sollte prov. tocar a la porta
Nichts zu thun haben? Und Nichts franz. le comr me loque^ cette
montre ne toque plus (Jaubert)? Toquer wird als Nebenform von
toucher angegeben; das ist richtig insofern als dieses die Fort-
bildung von jenem ist. Rum. ioca^ „hacken" (Fleisch), „schlagen"
(das Klopfbrett) hat man als Entlehnung aus dem Italienischen be-
trachten wollen; das ist, wenn man die Verbreitung dieses Wortes
und seiner Ableitungen erwägt, ganz unzulässig. Es setzt, wie die
andern romanischen Verben, ein vulgärlat. ^toccare fort, oder hat
sich selbständig auf derselben interjektionellen Grundlage entwickelt;
vgl. rum. täc^ „ticktack!", täcäi^ „klopfen" (vom Herzen). Man wird
gegen diese Deutung von toccare u. s. w. einwenden dafs ital. tocca
(3. P. S.) geschlossenes o habe; ich kann gegen die andere Deu-
tung einwenden dafs prov. tqca (heute toco^ tocho) offenes 0 hat,
indem ich das siz. und sard, tocca beiseite lasse. Wie toquer (und
toucher) zu toc toc, so steht das in den franz. Mdd. verbreitete
taquer (und tâcher) zu tac tac; und um dieses willen kann ich auch
das von Ascoli für taccare angesetzte *tagicare nicht annehmen —
zwischen beiden besteht nur Urverwandtschaft
39^ VERMISCHTES. II. ZUR W0RT6B5CHICBTK.
4. Bol. cuslir U.S.W. \coc(h)learium.
In dem -x/- ¡ -cl- dieses Wortes vermutet Ascoli Arch. gl. iL
XIV, 352 eine Spur umbrischen Lautwandels; ist aber s hier nicht,
wie in amisiàf (piem.) maslè, (mail.) masnà u. s. w. aus -a- (-«-) ent-
standen? Wenn coculea als Nebenform von cochlea bezeugt ist, so
läfst sich zunächst für cochlearium ein *cocuIearium ansetzen; und
hierfür wieder, sobald -le- zu -//- oder -Ij" geworden war, ^cociljaròim
(mit Einmischung etwa von ^cochyliuni), <^ irühiliniwui fur triclinium*
Es läfst sich aber auch Metathese annehmen: cochilarmm\ vgL
tnchila = iridia, *Confulentia (V. d. V. 11,424. III, 292) | ConflumUa.
5. Ambulare u. s. w.
Zu Ztschr. XXII, 265 f.
Förster betrachtet ammulare als „inschriftlich geschützt^ und
merkt dazu an: „Diese bis jetzt unbelegte Durchgangsform hat
Wölinin in Insc. Brit. christ. N. 94 ammulaniihus entdeckt*' Dieses
ammulantihus hatte ich aber schon vor dreifsig Jahren in einer fur
uns Deutsche ziemlich entlegenen Quelle, der Archaeologia Cam-
brensis, aufgestöbert (V. d. V. III, 318), und es in meinen Aeafse-
rungen über die Gleichung ambular e\ aller Ztschr. VI, 423 angefclhrt
Auf diese Stelle habe ich mich wiederum an der von Förster zitierten
Rom. XVII, 420 bezogen, wo ich ammulare nicht ohne Absicht nn-
besternt gelassen habe. Daran habe ich jedoch Unrecht gethan;
denn die berührte Form ist einem Kymren des 9. Jhrhs. anf Rech-
nung zu setzen, der das für ihn gewifs tote Latein mit den Lant-
eigentümlichkeiten seiner Muttersprache sprach; es liegt uns hier
ein Beleg nicht für romanisches, sondern für kymrisches mh \
vor. Aus * ammulare läfst Förster *ammunare werden; ich
Camminare vor (so auch Meyer-Lûbke Rom. Fonnenl. %22t)^ indem
ich einen lautlich bedingten Suffixwandel wie in fumidus \ ^^/umulus^
tepidus \ ^tepulus u. s. w. annehme, und eine vermittelnde Form ^am^
munare ist mir ebenso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich wie
*fumudus^ *iepudus. Das Suffix -itiare ist zwar im Lateinischen nicht
allzuhäufig, aber doch noch im Romanischen lebendig (besonders
nach "C" wegen lat. -clnari), und zwar meistens um andere Suffixe
zu vertreten : so span, graznar j crocitare -{- gracula (vgl. ital. graci^
da re) y voznar ¡ vociiare, ital. ceniinare ¡ *cinciulare. Nach -«- ist •Miare
oder -ilare mit -ìnare^ vertauscht worden in rum. semana ^ dem
burg, semnai entspricht, und weiterhin das senni^ sané, soné^ Sùumé
ost- und nord französischer Mundarten. Die Bedeutung dieser
Formen für die Erklärung von ambulare \ amnar \ annar^ anar hat
Vilh. Thomsen in seiner Untersuchung f^anJare — andar — anar
— a/ler** 1879 gewürdigt; er hat überhaupt zuerst den richtigen
^ Man darf hier vielleicht auch an das berrysche tremitur enimani, ob-
wohl es ein ^treminare (vgl. pleuviner, piétiner u. a.) für *tremuiare danfedk;
vyl. langued. tremoun neben tremoul ¡ tremulus Subst.
H. SCHÜCHARDT, AMBULARE U. S. W. 399
Weg eingeschlagen, indem er ambulare als einzig mögliches Stamm-
wort für die genannten romanischen Wörter hinstellte und deren
lautliche Entwickelung daraus begründete (in demselben Jahre war
übrigens auch Wölfflin, vom Standpunkt des Latinisten aus, zu
dem f>gebnis gelangt dafs in aller nur ambulare stecken könne).
Ich habe kein andres Verdienst als das Zutreffende der Thomsen-
schen Ausführungen, die anderswo auf Widerspruch stiefsen, an-
erkannt zu haben (Ztschr.VI, 423); nur beging ich den Fehler bei
der Bildung von aller einen keltischen Einflufs vorauszusetzen.
Dafs im Französischen aus ambulare allein etwas Anderes als ambler
werden konnte, leuchtete mir so wenig wie Andern ein. Später
dachte ich (wie Gartner) an einen Abfall der ersten Silben: Jare,
und daraus mit Einmischung der stammbetonten Formen ^alare,
oder (wie Förster) an eine Dissimilation von ^anemus oder ^amlemus
zu ^aleffius.^ Ich bin jetzt andrer Ansicht Wölfflin hatte ein altfranz.
amier angeführt, und man hatte ihn belehrt dafs eine solche Wort-
form nicht existiere. Aber wenn nicht ^amler, so würde sich für /
das Altfranzösische neben ambler doch ein *anler ansetzen lassen, /
wie hier neben sembler ein mundartliches sanier bezeugt ist, das j ^.(
durch wall, sortie bestätigt wird. Und dasselbe Wallonische bietet ( Vn^*^^
ironie \ *iremulare. Sogar für den Uebergang des nasalen Vokals in ' ^,, v\ \
den oralen: aler \ ^âler läfst sich aus demselben Gebiete eine Ana» ; ^ "^
logie beibringen : strale (Remade) j sironlé \ slrangulare. Wir dürften / ^,^.
also geradezu von der „lautgesetzlichen" Entstehung des aller aus y \v^ Ji
ambulare reden; nur hat sich diese Form, dank ihrer Kürze, dief^ (S^*^ ^^
bei einem so unendlich häufigen Worte von grofser Bedeutung ist^^t^ ^^
weit über die ursprünglichen Grenzen ausgebreitet Ist denn allek ^ ^
neben sembler^ trembler befremdlicher als anar neben semblar, trem^ L» ^
3/i/r? Wie übrigens neben dem wall. sonU erwähntermafsen eiit cV^
sonê^ pik. sané steht, so auch neben Ironie, stronlé ein troné, sironél ^ Ir^
pik. írattéy strane. Danach würden wir, von der oben gegebenen t j^^^^^^
Erklärung abweichend, anzunehmen haben dafs wenigstens in diesen^. ^À^(^ .j
Gegenden -«- (-;;«-) nicht aus -mn- sondern aus -w/-, bez. */ her- • -j^^ •
vorgegangen ist; auch das Burgundische hat brannai für branler, ■. (v^ _.
und doch wird die Deutung von bürg, sannat aus sanier durch die ' x^jt^
Nebenform semnat zweifelhaft gemacht Dies alles näher zu unter- CaJ^ \
suchen überlasse ich denen welche die nördlichen und östlichen ^*4 '^
Mdd. Frankreichs zum Gegenstand ihres besondern Studiums gemacht ^^ ^V
habtin. Auch über das Verhältnis von andare zu anar kann ich >A
mich augenblicklich nicht eingehend äufsern. Gegen Försters An- X^^^ ^ -^
nähme dafs hier -fid- aus -;/;/- entstanden sei, regt sich mir ein y%X^"*
doppeltes Bedenken. Erstens beruht dieser Uebergang entweder /\*s^ '
auf der Umkehrung von -««- aus -;/(/- (in solchen Formen alter i\n^ ^
' Es ist zu bemerken, wenn auch nicht zu überschätzen dafs wo im
Romanischen ^^anemus und ^^alemus nebeneinander stehen, nicht dieses aus
jenem durch Dissimilation, sondern jenes aus diesem durch Assimilation ent-
standen ist.
400 VERMISCHTES. HI. ZUR GRAMMATIK.
Denkmäler liegen uns oft nur umgekehrte Schreibungen vor) oder
auf Analogie, sei es einer besondern, sei es einer allgemeinem^
oder endlich auf der Beschaffenheit der lautlichen Umgebung.
Kurz, es scheint immer ein besonderer Anstofs im Spiel zu sein,
und einen solchen kann ich mir bei andar \ annar nicht recht denken
(etwa Einmischung von vaderei). Und zweitens geht die lautliche
Èntwickelung von ambulare, der Gebrauchshäufigkeit entsprechend,
stets in der Richtung auf das Einfachere vor sich; coionda u. dgl.
gewähren daher für andare keine feste Stütze. Ich bleibe vorder-
hand bei der Herleitung von andare aus amòùare; Diez hatte sie
fallen lassen, ich (Lit Centralbl. 1873 Sp. 434) wieder aufgenommen,
später Gröber sie nachdrücklich verteidigt Der einheitliche Ur-
sprung der in Frage stehenden romanischen Verben wird dadurch
nicht berührt; ich betrachte *ambiiare als aus ambulare durch eiue
Suffíxvertauschung hervorgegangen, wie sie an und für sich nicht
unwahrscheinlich ist (vgl. das oben angesetzte *amb'ùutre), aber
jedenfalls wahrscheinlicher als eine der Lautdiiferenziernngen zu
denen man sonst die Zuñucht nehmen mufs. An einer Stelle
welche Förster wohl übersehen hat nämlich Ztschr. XV, 118, habe
ich einige Parallelen zu *ombiiare = ambulare beigebracht; die Be-
ziehung des erstem auf ambire wäre zu unterdrücken gewesen.
Dafs andar(e) sich auf einem Teil des Gebiets das ihm eignet,
nicht „lautgesetzlich" aus *ambüare erklären läfst gebe ich zu; dafs
aber darauf kein ernstliches Bedenken zu gründen ist, ist schon
aus dem oben Gesagten ersichtlich. So viel darf man jetzt als
erfreuliche Thatsache verzeichnen dafs wir nun endlich doch nadi
mancherlei Irrwegen im Gestrüpp uns auf der Blöfse zusammen-
gefunden haben; was noch zu erledigen ist, wird verhältnismäTsig
geringe Schwierigkeiten darbieten.
H. SCUUCHARDT.
III. Zur Grammatik.
I. Zum Schicksal des freien o im Französischen.
I. Wenn ich die Reime Robert's von Blois (um 1250) in
seinem kleinen Roman ^^Flori und Liriopé^* überblicke, welche zur
Aufklärung dieser schwierigen Frage beilragen könnten, finde ich:
1. p in offener Silbe reimt mit sich selbst:
a) puor : flor 81. 82.1 valor : amor 295. 296. trous ijoious 155.
156. orguillouse : saverouse 96. 97.
b) savours : flors 283. 284. aliar s : amor s 503. 504.
II. /; in geschlossener Silbe reimt mit sich selbst:
jor : sejor 431. 432.
111. g in offener Silbe reimt mit 0 in geschlossener Silbe:
^ Ich eitlere natürlich nach meiner Ausgabe und meine die Hi. B.
J. ULRICH, ZUM SCHICKSAL DBS FREIEN O Di FRANZÖS. 4OI
a) puor : mtor 92. 93. entor : doiour 647. 648. <üor : dousor
395* 396* amori jor 1693. 1694. dauz : saverous 1029. 1030.
pardesous ; hidaus 95. 96.
b) ybrj : ^örj 1509. 15 10.
2. ö in offener Silbe giebt ein nfr. w, 0 in geschlossener Silbe
ow, valeur, fleur \ jour^ séjour. Wie kommt es nun, dafs freies und
geschütztes o mit einander reimen, deren Ergebnisse in einer spä-
tem Epoche so ganz verschiedene sind? Doch gewifs dadurch,
dafs die flexibeln Wörter bald ein freies, bald ein offenes 0, d. h.
bald eu, bald ou hatten. So stellt sich also die Deklination von
amor\is\t flor\ii\, irosus, irosa folgendermafsen dar:
N. S. amours ñours irons iretíse
A. S. ámeur fleur ireus ireuse
N. P. amours ñours ireus ireuses
A. P. amours flours trous ireuses.
Durch Ausgleichung ergab sich (ameur) — amours und {fleur) —
fleurs, {savourous) — savoureus und {Jaleus) — jalous. Ailleurs scheint
eine Kreuzung von aliosum > ailleus und aliorsum > aiUours zu sein.
3. Diese Erklärung des Verhältnisses von ou zm eu erhält eine
willkommene Stütze durch die engadinischen Formen: florem > flur^
cur sum > cuors, flores > fluors. Das Nebeneinanderbestehen von
flur — fluors ist natürlich den Engadiner Schulmeistern so unklar
wie das von frêr und frars (frairem — fraires\ weswegen die-
selben in den Schulen flur — flurs vorschreiben; so entscheidet
sich Pallioppi für frêr — frêr s ^ máíi frars, ^€úfrar dem Unter-
engadinischen eigne.t
4. Auch in der Konjugation konnte der Unterschied zwischen
freiem und geschlossenem g sich fühlbar machen: ptörem ergab
pleur, plores, plôret dagegen plours^ plourL Darauf hin möge ein
Anderer eine Anzahl Texte untersuchen.
5. G. Paris hat Rom. X 45 amour, ventouse u. s. w. durch Ein-
flufs der Ableitungen erklärt und W. Meyer-Lûbke ist ihm darin
gefolgt Rom. Gram. I 127.
Eine andere plausible Erklärung ist mir bis jetzt nicht be-
«"«"S""*- J. Ulrich.
2. Feent du »Jonas".
On ne trouve la forme feent ^ de *facunt, que dans le Jonas.
Elle continue à vivre en territoire wallon, là où l'analogie ne Ta
pas détruite: par ex. à Braine-L'Alleud (Brabant) ^fHnaient^ (Re-
» Natiidich ist das Verhältnis von flur — fluors Ascoli nicht ent-
gangen (Arch, glott. I 178), der auch tmuoss = Hmcsus oder Hmosos anfahrt.
Pallioppi reimt chaluors : cuors (Ulrich, Rätor. Chrestom. H, 13b, 26. 28).
Zeitschr. L rom. Phil. XXU. 26
402 VERMISCHTES. III. ZUR GRAMMATIK.
nard, Aventures de Jean d^Nwelles, 3* éd., Bruxelles 1890, p. 24 1. 1 1),
à Jodoigne (Brabant) y,faienei*^ (Etíenne, On pia dins U stremre^
Namur 1890, p. 144 fìn), à Namur ^^faie-ntà*^ (Berthalor, Owamgî ei
médecin, Couillet 1890, p. 93 I. 11), à Dînant „fêinv^ (CoUard, L£
tindrie à P amourette. Dînant 1890, p. 42 fin). Dans l'Oaest waHon^
feeni au XIII^ siècle était devenu feenent, feene^ voy. Romania^
XIX, 84.*
> Dans les gloses de Dannstadt, diene 37, 57 = dien n t.
Paul Marchot.
BESPRECHUNGEN.
Charles Roussey, Glossaire du Parler de Bournois. Paris H. Welter
et chez l'auteur. 1S94. LXIX-415 p. 8<>.
Charles Roussey, Contes populaires recueillis à Bournois. Paris,
H. Welter et chez l'auteur. 1894. XI -303 p. 8<».
Bournois est une petite commune d'environ 400 âmes, située à peu près
à mi-chemin entre Montbéliard et Baume4es-Dames. Par suite de son isole-
ment, cette localité avait conservé passablement intacts jusqu'à ces dernières
années des mœurs et un patois très originaux. Mais les voies de communi-
cation nouvelles, l'école et le service militaire obligatoires n'ont pas tardé a
exercer ici comme partout leur action nivellatrice et on peut prévoir le jour
où il ne restera plus rien du langage et des coutumes d'autrefois. Heureuse-
ment, grâce aux travaux de M. Roussey, l'essentiel en est maintenant fixé d'une
façon durable et le patois de Bournois peut compter désormais parmi les
mieux connus de France.
Le Glossaire du Parler de Bournois mériterait déjà d' attirer tout par-
ticulièrement l'attention par le seul fait qu'il est la première^ publication de
ce genre élaborée sur un plan et d'après des principes de nature à pleine-
ment satisfaire les exigences de la philologie romane. Il constitue le premier
volume d'une Bibliothèque des Parlers de France, publiée sous les auspices
de la Société des Parlers de France. L'auteur, actuellement instituteur à
Paris, n'est pas proprement philologue, mais il a pu bénéficier des enseigne-
ments et des directions des spécialistes les plus éminenfs. Personne ne songera
à contester sa compétence à dresser l'inventaire lexicologique du parler de
son village natal, puisqu'il n'a pour ainsi dire pas parlé d'autre langue jusqu'à
l'âge de 18 ans et joint à cet avantage celui de posséder une connaissance
exacte de tous les travaux de la campagne, qu'il a longtemps pratiqués.
M. Roussey n'a d'ailleurs rien négligé pour contrôler et compléter ses sou-
venirs personnels, de sorte que ses matériaux offrent à cet égard les plus
sérieuses garanties d'authenticité.
> Tout au moins la première qui ait été achevée. M. £. Edmont avait
commencé déjà antérieurement à publier dans la Revue des Patois Grallo-
Romans un Glossaire Saint-Polois, établi sur des bases non moins scienti-
fiques et d'une exécution plus soignée que celui de Bournois. La publication
a cessé avec la disparition de la Revue, et l'ouvrage complet n'a paru que
tout récemment.
26»
404 BESPRECHUNGEN. J. JEANJAQUET,
Le plan de l'ouvrage est excellent II débute par une introduction
(pp. I — XXn) qui donne sur Bournois, ses mœurs et son histoire, sur l'auteur,
sa famille et ses collaborateurs, tous les renseignements désirables. IL IC a
cependant oublié d'indiquer son propre âge. Viennent ensuite l'exposé des
sons et du système graphique (pp. XXIII — XXV) et de copieuses NùUs
grammaticales (pp. XXVI — LXIX), qui sont en réalité une esquisse assez
complète de la morphologie du patois de 6. L'auteur y procède d'une façon
purement descriptive, mais son exposé est fait avec intelligence et méthode.
Remarquons seulement que dans la liste des mots qui sont fém. en patois et
mase, en français (pp. XXVI — XXVII) ne devraient pas figurer ^iïfi, òSiiSt»
rwfdzöt, qui ne correspondent naturellement pas à <auget', 'bottUon' et 'me-
lampyrum arvense'(!), mais à des formations féminines en -ette. Une large
place a été accordée avec raison au chapitre du verbe, où l'on trouve, à c6t6
des paradigmes des verbes réguliers, ceux de tous les plus usités des verbes
dits irréguliers; voir manque cependant. C'est un exemple qui devrait tou-
jours être suivi dans les ouvrages similaires, car la conjugaison des verbes
forts n'est pas seulement intéressante au point de vue morphologique, mais
elle fournit aussi à la phonétique nombre de formes importantes à connaître.
Les renseignements phonétiques relatifs au verbe devraient encore être com-
plétés par l'indication dans le glossaire de la 3« pers. du prés. ind. à c6t6 de
l'infinitif, toutes les fois que la voyelle radicale n'est pas la même dans ces
deux formes. Pag. LU, sufrí appartient à la classe précédente des verbes
inchoatifs.
Le glossaire (pp. i — 332), dont deux longs suppléments (pp. 333 — 400)
compliquent malheureusement l'usage, est suivi d'une Table des matières
(pp. 401 — 415), qui constitue une innovation qui mérite également de trouver
des imitateurs. Elle renferme sous un certain nombre de rubriques: animans,
croyances, dictons, injures, jeux, maladies, etc. l'énumération des mots du
glossaire relatifs à chacune de ces catégories. L'utilité de pareils classements
est évidente, et leur intérêt s'accroîtra encore quand on pourra les comparer
avec d'autres, établis sur le même plan. Nous n'aurions pas rangé au milieu
de ces listes celle des „Mots se prononçant de plusieurs manières'% qui ne
concerne que la phonétique et n'a par conséquent rien de commun avec les
autres. Elle aurait été mieux placée dans l' introduction , et pour la rendre
vraiment utile, il aurait fallu citer dans la Ibte même les diverses variantes
de prononciation, qu'on est obligé actuellement de chercher chaque fois dans
le glossaire. On aurait obtenu ainsi un tableau très instructif, donnant surtout
un intéressant aperçu de la lutte d'influences entre le patois et le français,
et de ses effets sur la phonétique.
La question du système de transcription à suivre ne se posait pas pour
M. R., puisque une publication de la Soc. des P. de France devait natnrdle*
ment adopter le système de cette Société, qui n'est autre que celui de la
Revue des Patois Gallo-Romans disparue.^ On peut se demander s'il y a
lieu de s'en féliciter. Ce système a été qualifié par un phonéticien de ,,dé*
fectueux à tous les points de vue*' (P. Passy, MF 1894 P* ^S^)» ^^ *i^ns être
^ Nous l'avons remplacé dans nos citations par celui généralement
usage dans la présente revue.
ROUSSEY, GLOSSAIRE DU PARLER DB SOURNOIS. 405
aussi absolu, on peut au moins regretter qu'avant de donner au système
une extension nouvelle on n'ait rien tenté pour remédier aux principales
lacunes et imperfections signalées lors de sa première apparition (Voir en
particulier Morf, Gott. geL Anz. 1889 n^ i et Litbl. 1888 n<> ii; Homing,
Zeitschr. XII p. 577; P. Meyer, Rom. XVII p. 322, XVIII p. 332). L'appli-
cation rigoureuse d'une graphie unique, tenant compte de nuances délicates,
à des patois aussi variés que le sont les patois gallo-romans ne va pas dans
la pratique sans des inconvénients sérieux. Elle nécessite l'emploi de nom-
breux signes diacritiques, qui rendent la lecture difficile et fatigante, et il y
aurait lieu d'examiner si pour des ouvrages de longue baleine, ne concernant
qu'un seul patois ou un groupe de patois analogues, il ne serait pas plus
sage de se diriger pour les détails de l'alphabet d'après les circonstances
locales, de façon à obtenir la plus grande simplicité possible, quitte à donner
dans l'introduction une description complète et détaillée des sons et de leurs
rapports avec la graphie. De tontes façons, le problème de la transcription
mériterait d'être encore sérieusement étudié par la Soc. des P. de France.
Non seulement la question de l'alphabet scientifique ne peut pas être con-
sidérée comme résolue d'une façon pleinement satisfaisante, mais il convien-
drait de prendre en considération celle de la création à côté de cet alphabet
d'un système moins rigoureux, mais plus á la portée des profanes, n'exigeant
pas l'emploi de caractères spéciaux et faisant aux habitudes orthographiques
traditionneUes les plus larges concessions possibles. Une création de ce genre
nous parait nécessaire si l'on veut un peu populariser l'étude^ des patois et
réaliser les projets de carte linguistique et de vastes enquêtes inscrites au
programme de la Société. On pourrait aussi de cette façon obtenir des folk-
loristes une participation sur laquelle il est sans cela difficile de compter. On
a beau dire en effet que c'est une chose bien simple d'apprendre à connaître
et à manier l'alphabet de la R. d. P. G.-R. ; il n'en reste pas moins certain
qu'une page en transcription fait sur les gens qui ne sont pas du métier l'im-
pression d'un grimoire indéchiffrable, et que ce seul aspect suffit pour rebuter
bien des amateurs qui pourraient devenir de bons collaborateurs et rendre
d'excellents services, même si on ne les initiait pas à toutes les finesses d'un
alphabet rigoureusement scientifique. Il ne faut pas oublier d'ailleurs qu'il
ne suffit pas de mettre entre les mains d'un amateur de bonne volonté un
système de transcription très nuancé pour en faire un phonéticien consommé.
L'observation phonétique exige des études spéciales et demande un sérieux
apprentissage: avec une préparation insuffisante, les inexactitudes croissent en
raison même de la délicatesse du système employé.
M. Roussey ayant été l'élève de MM. Roosselot et Gilliéron s'est natn-
rellement trouvé dans une situation particulièrement favorisée. Et cependant,
même dans son trop sommaire exposé phonétique, on pourrait relever plus d'an
point prêtant à la critique. Ainsi on y lit que 3 représente un a bref et
moyen „comme Va de Paris**, Mais dans la prononciation normale (pari-
sienne) du français, l'a de Paris n'est pas moyen, mais palatal, c'est-à-dire
ouvert, selon la terminologie de la Revue. Il est vrai qne M. Roosselot
(Modif. phon. p. 34) établit une distinction qualitative entre l'a de partir
{a ouvert) et celui de Paris. Mais même si cette distinction, qui nous paraît
bien subtile, est justifiée, on ne saurait en tout cas identifier l'a parisieii
406 BESPRECHUNGEN. J. JBANJAQUBT,
de Paris avec ce qu'on appelle généralement a moyen (ital. podré), M. R.
remarque d'autre part à propos de Va long et fermé de pâte qn'à Botimois
„cet a se prononce avec la langue étendue sur le plancher de la boudie et
non retirée en arrière". Comme ce retrait en arrière de la langue est jmte-
ment ce qui caractérise l'articulation de Va fermé (vélaire) et le (Ufférencie de
Va moyen (ital. padre), il est assez probable que Bouraois ne possède ni a
vélaire ni a palatal bien marqués. Le même fait a déjà été observé dans
l'Est et ailleurs (voy. H. Hagelin , Stomatoskopiska undersokningar af franska
sprâkljud. Stockholm 1889, P*^)» ^^^^ la Suisse romande, les deux a diffèrent
aussi assez peu en qualité et se rapprochent d'un a moyen. Quant à l'a »flong
et très ouvert, déjà en voie de devenir f<S donné comme troisième yariété, il
semble plutôt devoir être considéré comme un f très ouvert, poisqoe M. R.
l'emploie comme équivalent de deux { consécutifs: àvû pour ( 'Mi, Contes
P« 203, 13; çtavû pour ftf ifvû, p. 250, 20, etc. Le même â représente aussi
souvent Ve long ouvert français dans les mots d'emprunt tels que mâtr, 'mètre';
intvirsàr, < anniversaire ', etc. Au point de vue qualitatif, on ne voit pas
trop en quoi ce son peut différer du second élément de la diphtongue wf»
qui, d'après M. R., est un „^ très ouvert, presque a<<; si les deux sons ne
se distinguent que par la quantité, il eût fallu les noter par le même signe.
La remarque que f de w{ est moins ouvert que 3 est incompréhensible.
Il est regrettable que M. R. n'ait pas cru devoir distinguer graphiquement
les deux variétés d'âf, dont l'une, dit-il, répond au latin an et l'autre au latin
en. Cette distinction est trop importante au point de vue historique pour
pouvoir être négligée. La description que donne l'auteur de la seconde variétév
comme étant „plus brève et produite par un courant d'air qui s'échappe ra»
pidement par le nez*S ne permet absolument pas de se faire une idée un peu
précise du son en question.
La remarque concernant les consonnes d, t, l, n, ñ „pour lesquelles la
langue vient frapper entre les dents** demanderait aussi à être prècnèe. H
est vrai que le tableau de transcription du Bulletin de la Soc. d. P. d. F. n'eit
pas plus clair lorsqu'il parle de m (!), r, t, T, ñ „prononcés la langue entre
les dents**.
Conformément aux principes de la R. d. P. G.-R., M. Ronssey indique
la quantité de chaque voyelle en distinguant entre voyelles longues, moyennea
et brèves. Nous pensons qu'ici aussi le mieux est l'ennemi du bien et qu'il
y aurait tout avantage à se contenter dans la règle de deux degrés et à noter
seulement les voyelles longues. En se servant à cet effet du point placé après
la voyelle on déchargerait complètement les caractères de ces innombrables
signes de quantité, qui contribuent plus que toute autre chose à donner aux
textes de la Revue leur aspect hérissé. Le fait que, grâce à une dispositUm
dont nous parlerons plus loin, il a pu arriver plusieurs fois à M. R« d'en*
registrer le même mot à deux endroits avec un signe de quantité difiïrent
(butèd, p. 44 = bûtio, p. 47; bui y à» p. 43 = buHya, p. 45; kuk, kutâ, Jhniä
reparaissent p. 187 avec u; b^tû, p. 47 devient biítü. Contes p. 65, 23) montre
combien en cette matière les distinctions subtiles sont sujettes à caution.
Une particularité remarquable du patois de Boumois, qui, si elle est
exacte, aurait rendu possible une simplification considérable de la graplüe»
c'est la fixité absolue et constante des rapports de la quantité des ToycOct
ROUSSETy GLOSSAIRE DU PARLER DE SOURNOIS. 407
avec leur qualité. Toutes les voyelles fennées sont toujours longues et toutes
les voyelles moyennes on ouvertes toujours brèves, quelle que soit du reste
leur position dans le mot ou la phrase et la nature des sons environnants,
n en résulte parfois des conditions si peu conformes aux habitudes françaises,
comme la différence quantitative considérable des finales selon qu'elles sont
ouvertes ou fermées, la longueur constante des atones Us, des, mes, tes etc.,
la prononciation brève devant r final (dîr, 'dire'; r^, 'rire'; dfifkör, 'désac-
cord'; kfstdr, 'castor', etc.), qu'on peut se demander si M. R., entraîné par
ime coïncidence fréquente, n'a pas fini par généraliser l'emploi des signes
?, ô, f, d, etc. comme représentants des variétés qualitatives, sans trop tenir
compte de la quantité réelle. Il est en tout cas singulier que dans le conte
du Renard (Contes, p. 14 — 38), qui doit appartenir aux premiers essais de
transcription de M. R.,^ cette fixité quantitative d' un timbre donné n' appa-
raisse pas encore comme si rigoureuse; e fermé y est souvent noté comme
bref, tandis que dans le reste du volume ainsi que dans le glossaire il est
invariablement long.
Un trait par lequel le Glossaire de Boumois diffère notablement de ses
congénères, c'est la richesse de son vocabulaire. En effet, tandis que ces
derniers se bornent en général à enregistrer ce qui paraît le plus caracté-
ristique pour le patois et négligent notamment les mots évidemment empruntés
au français à une époque récente, le Gl. de B. ne fait aucun choix et veut
être l'inventaire de tous les mots usités actuellement par ceux qui parlent
patois. Les matériaux ainsi obtenus sont naturellement de valeur très diverse»
mais ce serait une erreur profonde de croire que seules les formes héritées
directement du latin méritent d'attirer l'attention du philologue. Conduite
avec la circonspection voulue, l'étude des déformations subies par les mots
dits savants peut devenir une source très féconde de renseignements précieux
pour l'histoire de l'évolution d'un patois. Rien n'est plus propre que cette
élude à donner une idée de la complexité des facteurs qui peuvent déterminer
les changements phonétiques et à faire comprendre combien est sonmiaire et
insuffisante la division traditionnelle en mots savants et poptilaires. Toutefois,
si on ne veut pas grossir outre mesure et sans grand profit le volume d'un
glossaire patois, il y aurait lieu de s'imposer quelque réserve dans l'adoption
des mots savants empruntés au français; il est superflu d'insérer des termes
qui ne sont connus que d'une minorité restreinte et dont la forme reste le
plus souvent intacte. A cet égard le GL de B. nous semble offrir plutôt
trop que trop peu, et l'exagération devient évidente quand M. R. consacre
une vingtaine de lignes (p. 336) à exposer longuement les circonstances grftœ
auxquelles il apprit par hasard, en 1871, que ààràë signifie 'assez' en arabe.
Après cela, on s'étonne que malgré les deux suppléments il y ait tant d'omis-
sions à constater dans le Gl. de B. Sans nous être le moins dn monde
astreint à des recherches minutieuses, nous avons relevé seulement dans les
1 60 premières pages des Contes une cinquantaine de mots qui font défiiut an
glossaire et dont l'absence est d'autant plus regrettable qu'il s'agit la plupart
> I et tf brefs, qui d'après l'exposé de M. R. lont tonjonrs moyens, y
sont constamment notés comme ouverts; on rencontre aussi plosieurs fois «3
au lieu de wf, sans parler de bon nombre d'inadvertaiices.
408 BESPRECHUNGEN. J. JEANJAQÜBT»
du temps d'excellents mots patois. H n'y a du reste pas besoin de feidlleler
bien longtemps le Glossaire lui-même pour y remarquer des lacunes; on y
cherche en vain bon nombre de mots qu'il cite ou auxquels il renvoie« p. ex.
tr9kt (cité sous dwiyt), bytSÏf (sous çfyoiï), krâtr (sous kraUt^, mmfii¿
(sous mwfènOi), päsyZ (sous fütä), rÜhtä (sous ûïû), vyä (sous vflS^ tflrf
(sous Tfîrû),
L'emploi de caractères étrangers à l'alphabet courant rend nécetsmire on
ordre alphabétique particulier, qu'il aurait été bon d'indiquer an commence-
ment ou à la fin du volume. Celui qu'a adopté M. R. pourrait certainement
être plus logique, mais on reprochera surtout à l'auteur de ne pas l'avoir ob-
servé partout avec assez de rigueur. Ainsi la succession 9\ Œ, ïï, admise à
l'initiale, est soumise dans le corps des mots à de continuelles variatioiis; on
a 09-, bôS; bSF' (p. 23 — 26); d9; dŒ-, di^ (p. 55); r9; r«-, r/- (p. 256); t9u
tat-, tZ' (p. 305) etc.; mais g9-, gZ-, gŒ- (p. 142); *^-, JO-, kœ- (p. i6i); m^
mi-, ma- (p. 283) etc. et gra-, gr9', gr^- (p. 147); p. 364 on trouve même iv«
fia, n(Jè, et p. 375 59-, sç-, sf-, sB; g' est placé à l'initiale après d^ p. 258
après g 'y n ti ñ sont mélangés p. 211 et 230; w et w p. 188; grf' et grf^
p. 148; dans les suppléments k et k' (p. 360), m et m (p. 378), v et w (p. 380),
a et a (p. 383), n ti ñ (p. 390), v ti w (p. 399) sont également mélangés sans
que le second des sons soit jamais indiqué en tête des divisions respectives.
En outre, une quantité de mots isolés ou de groupes de deux on trois mots
ne se trouvent pas à leur ordre alphabétique ; de mftnf à mftilò (p. 206 — 7)
règne un désordre complet.
Les mots sont rangés de telle sorte que les différentes nuances voca-
liques constituent autant de séries alphabétiques distinctes; ce système conduit •
déjà à de nombreuses subdivisions rien que pour les timbres différents» qosnd
on distingue des nuances aussi voisines que ü ou u fermés et les sons moyens
correspondants. Mais M. R. va plus loin encore et, si le cas se présente, U
établit des séries à part pour chaque variété quantitative d'un même son;
ainsi il ne se contentera pas de sòpaier les mots commençant par Mî- (fermé)
de ceux qui ont bU' (moyen), mais ces derniers formeront à leur tour deux
séries successives, la première en bu- ', et la seconde en bu- (p. 43 — 44). Nons
ne saurions en aucune façon approuver cette façon de procéder, qui complique
inutilement les recherches et ne peut que faciliter les erreurs.
Pour la division en articles, il y a manque complet de méthode. Sou-
vent un article unique englobe tous les équivalents d'une forme patoiie donnée,
quelle que puisse être leur origine; ainsi on aura pw{, *poil'; — 'poids';
— *pois'; — 'poix'. Ce système permet d'économiser beaucoup de place et
nous n'avons rien à objecter à son adoption: nous recommanderions seulement
pour plus de clarté, de faire précéder les mots différents d'un antre signe
typographique que les différents sens d'un même mot; mais ce qui est singn-
lier, c'est qu'il ait été appliqué d'une façon si capricieuse; on rencontre en
effet à chaque instant des mots qui, sans raison appréciable, sont pourvus
^ Contrairement au système primitif de la Revue, M. R. emploie le même
signe pour eu ouvert et Vf dit muet.
' Notons d'ailleurs que d'après le tableau des sons donné en tête du
volume, il n'existe pas à 6. d'» de qualité et quantité moyennes, mais
ment un y (long et fermé) et un m (bref et moyen).
ROUSSET, GLOSSAIRE DU PARLER DE SOURNOIS. 4O9
de deux ou trois articles; àr en a même dnq, et h^ sept. Les mots com-
posés sont placés tantôt avant le premier composant, tantôt à l'ordre alpha-
bétique du mot entier: hyä^midit précède hyä, hya^Vôk le suit On
est étonné de voir des locutions telles que: di^ fî n^ ^Vi, 'des fin mieux'),
sä si s ('sans cesse *), d l{ ta (litt. Me la tant'), f n a mwfyi (litt, 'il n'est
moyen'), ( pö prd (*à peu près') constituer des articles spéciaux, placés les
deux premiers avant dd et sä, les autres à l'endroit assigné par les premières
lettres de l'ensemble. Avant l'adj. bJft on a un article à part pour indiquer
que le mot s'accorde dans safî bd; avant bfl, un autre pour la locution d iffl,
avant drw{ , un troisième pour tvwf drwf, et ainsi de suite. La plus
grande partie (ici encore rien de régulier) des verbes de la \^ et de la 2^^ con-
jugaison sont suivis ou précédés d'un article tout à fait superflu pour le par-
ticipe passé, dont la forme est absolument la même que celle de l'infinitif.
L'aménagement des articles eux-mêmes est parfois bien défectueux et n'a
rien de fixe; l'indication du féminin des adjectifs, en particulier, donne lieu
aux traitements les plus divers. Tantôt l'auteur traite le masculin et le féminin
comme deux mots complètement indépendants, qu'il indique chacun à sa place
alphabétique, sans aucun renvoi de l'un à l'autre: p. 26 bd, 'beau', et une
page plus loin bfl, 'belle'; p. 48 byä, 'blanc', p. 49 byäti, 'blanche'; p. 290
sd, 'sec', p* 294 swfti, 'sèche'; tantôt il suit le même système, mais ajoute
un renvoi du fém. au mase: /Öti, 'forte'. Voy. /jí; /ÔI, 'folle'. Voy. /5;
ou bien du mase, au fém.: Ífvar, 'avare'. Voy. ifvfrd; so, 'fatigué'. Voy.
sol; enfin le plus souvent mase, et fém. sont réunis dans le même article:
fra, iè, 'frais, fraîche'; sd, t, 'sot, te'; b^, à, 'bas, sse'.
D'une manière générale les renvois sont faits d'une façon très impar-
faite et manquent souvent On trouve p. ex. p. 76 un premier article dm9rä
ou dmwfrä et plus loin un nouvel article dmwfrä sans renvoi au premier;
de méme^pour skûr et skwa, kd et k^l; ailleurs des variantes telles que Jfkü
de akû, k}rtd de kÎi/sS, mäid de mÔtJf, vfls de vçs, etc. ne sont pas indiquées
à leur rang alphabétique.
Les fautes d'impression sont très nombreuses et se répètent parfois avec
une insistance déconcertante ; ainsi p. 74 on a six mots de suite qui com-
mencent par djii- au lieu de djH'*, p. 76 — 77 huit mots consécutifs en ^- au
lieu de do-; p. 78 quatre fois drç- pour drö-', un mot caractéristique est aussi
celui cité s. V. ^yü, d'abord sous la forme urna, qui devient deux lignes plus
loin urna et p. 172 urna; on cherchera d'ailleurs en vain toutes les trois
formes à leur ordre alphabétique, aussi bien dans le glossaire que dans ses
deux suppléments.
Si l'on ajoute à ce qui précède que certains exemples ne se trouvent
pas sous les mots auxquels ils appartiennent (v. p. ex. sous ¿IdÇsur, äti,
äisipy, dito, ^Ifvrî, krir), qu'à côté des omissions on trouve des mots ré-
pétés textuellement ou en termes un peu difiérents (kfdäfr; pusâ; räkuiä;
rfyür et ceux cités plus haut), qu'enfin les petites négligences de tonte nature
abondent, on sera bien obligé d'avouer que le Glossaire de Boumois n'a pas
été rédigé avec le soin et la méthode qui conviennent à une œuvre vraiment
scientifique.
M. R. s'était, paratt-il, proposé à l'origine de donner l'étymologie de
chaque mot patois. Il a sagement renoncé à ce projet, pour la réalisation
4 IO BESPRECHUNGEN. J. JEANJAQUET,
duquel la préparation nécessaire lui faisait défaut, ainsi que suffisent à le
montrer les quelques indications étymologiques qu'on rencontre çà et là dans
l'ouvrage. L'auteur aurait pu supprimer aussi sans inconvénient aucun une
bonne partie des traductions françaises littérales et des indications de dérivation
ou de composition dont il a fait suivre nombre de mots. Que dans certains
cas plus ou moins remarquables des renseignements de ce genre soient par-
faitement en place, nous en convenons parfaitement; mais à quoi bon des
indications telles que grô-kô (litt. * gros-cou'), r^s ? bâtd d^xXX. 'rose à bftton*),
väträ (litt ' ventrer '), d'emula (de mu/â), vänür (de vänä^, käs^müt (de k^sá^
'casser' et de mut, * motte'), etc.? S^sd (litt, 'suçoir') est de plus inexact,
'd correspondant à une forme diminutive française en *et.
L'auteur assure (préf, p. XIV) qu'il a mis le plus grand scmpnle à
donner nettement le sens des mots, et nous l'en croyons volontiers. Noos ne
pouvons pourtant pas dire qu'il y ait complètement réussi. D semble que
M. R. soit si profondément pénétré de son patois qu'il éprouve une réelle
difficulté à rendre sa pensée en français. De là certaines définitions insuffi-
santes, gauches et peu précises, de là aussi cette prédilection mtlhenrense
pour la simple transcription littérale des mots patois, qui est nn des ffdSiàm
défauts de l'ouvrage. Les mots patois et français qui se correspondent pour
la forme extérieure sont loin de le faire toujours exactement pour ce qui est
du reste. Il y a souvent des différences plus ou moins marquées de signi-
fication, des nuances dans l'emploi, qu'un glossaire bien fait doit s'appliquer
à faire connaître. Au lieu de cela, M. R. semble être préoccupé avant tout
de trouver l'équivalent français littéral de la forme patoise; cela fait, il croit
pouvoir se dispenser d'en dire davantage. Il en résulte qu'au lieu d'expli-
cations nettes et compréhensibles, on ne rencontre que trop souvent des termes
vieillis et inusités ou des provincialismes qui sont lettre morte pour quiconque
n'est pas du pays de l'auteur. Des articles tels que kdr, 'coudre' (pour
noisetier); bind, *blaudc'; läv, 'lave' (il doit s'agir de pierres plates employées
à la couverture des maisons); tal, * talle' (doit signifier meurtrissure), ne sau-
raient être d'aucun profit à la grande majorité des lecteurs. Mais l'incon-
vénient est encore plus grand quand M. K., par amour de la traduction littérale»
se sert de mots français qui ne rendent pas ou ne rendent qu'incomplètement
l'idée exprimée par le mot patois. Ainsi il traduit rälä par 'râler', tandis
que les exemples et la comparaison avec d'autres patois indiquent que le
sens est 'brailler'; il est d'ailleurs fort douteux que rälä et 'râler' se cor-
respondent même étymologiquement; rfmçdz, * ramage', semble d'après Contes
p. 72, 4 devoir signifier 'ramassis, cohue'; le texte des contes et d'antres
parlers de la région montrent que pftèi correspond essentiellement à 'sortir'
et non à 'partir', diçpà à 'aboyer' et non à 'japper', kr^lä a 'tremblery
vaciller' et non à 'crouler'; cependant ces premières significations ne sont pas
même indiquées dans le Glossaire. Bûk{ est rendu seulement par * bouquet*»
alors que l'article suivant bük( by<^, 'bleuet' fait supposer que, comme ailleurs
dans l'Est, Imkf a aussi ici le sens de 'fleur'; sous byà'tnidif, 'blanc-msnger*,
l'exemple: „c'est le blanc-manger qui sauve les pauvres gens" laisse soup-
çonner que le mot ne doit pas être pris dans son sens français, et œ soupçon
est pleinement confirmé par ce qui se lit sous gäd. En dehors des inexacti-
tudes de ce genre, qui malheureusement peuvent être fréquentes sans qu'on
ROUSSET, GLOSSAIRE DU PARLER DE BOURNOIS. 4 1 1
s'en doute, le Glossaire de Boumois mérite toute coilfìance, comme nous
Tavons déjà fait observer plus haut. Nous avons toutefois peine à admettre
que „tout fait ventre, hormis ce qui y entre" soit bien la traduction de „tu
fà vätr, mZ k y ätr" (s. v. w^; ce dicton n'aurait guère de sens et il est
difficile de ne pas voir dans m? h? l'ancien 'mais que •=■ pourvu que'; mäia
(*maishui') serait sans doute aussi mieux rendu par 'désormais, dès mainte-
nant', que par 'maintenant' tout seul.
Toutes les citations patoises, même les plus simples, sont traduites tout
au long dans le Gl. de B. ; nous pensons qu'on pourrait restreindre et abréger
beaucoup ces traductions et augmenter d'autant le nombre des exemples,
qui permettent souvent beaucoup mieux que les définitions de se faire une
idée exacte de la valeur des mots. D'ailleurs les traductions de M. R. ont
aussi le défaut de ne pas être assez explicatives et de se borner à franciser
les mots patois.
La dialectologie et le folklore sont des études qui se complètent mu-
tuellement et doivent sans cesse avoir recours l'une à l'autre. Il n'est donc
pas étonnant que les sociétés créées pour Tétude des patois aient fréquemment
admis le folklore dans leur programme et s'en soient bien trouvées. Les
publications de la Société des Parlers suédois, p. ex., montre fort bien à quels
excellents résultats peut aboutir une semblable collaboration. La Soc. des P.
de Fr. eût peut-être été bien inspirée en suivant cet exemple, ou du moins
en cherchant à s'associer à une des sociétés de folklore déjà existantes. Par
ce moyen, il lui aurait certainement été plus facile de trouver dans le pays
l'appui dont elle a besoin et qui jusqu'à présent paraît lui faire passablement
défaut. Quoi qu'il en soit, on ne peut que se féliciter de voir le folklore
occuper une place si importante dans le Gl. de B.; M. R. n'a négligé aucune
des occasions que lui offrait le vocabulaire pour nous renseigner sur les cou-
tumes et croyances, les jeux, la médecine populaire et pour nous faire con-
naître les refrains, devinettes, proverbes et dictons. On approuvera aussi
pleinement l'admission dans le glossaire des noms de lieux, des noms de
famille et des lieux-dits; seulement il serait certainement préférable qu'ils
fussent réunis en un appendice spécial et non épars parmi les autres mots;
la partie générale n'aurait à prendre note que des appellatifs conservés uni-
quement dans certains noms locaux.
Le glossaire le plus copieux ne saurait donner une idée complète d'un
dialecte; pour cela des textes sont absolument nécessaires, et quelques mor-
ceaux suivis devraient toujours rentrer dans le plan d'un lexique patois. Mais
M. R. a fait plus et mieux en nous donnant tout un volume de contes popu-
laires transcrits d'après le système adopté pour le glossaire. C'est non seule-
ment une précieuse contribution à la littérature des contes, mais une excellente
publication dialectale, qui permet de faire à distance une étude approfondie
du patois de Bournois; bien peu d'autres patois sont représentés par une telle
abondance de textes scientifiquement utilisables.
La collection se compose de 47 morceaux, qui, d'après M. R., consti-
tuent avec la Barbe Bleue et le Petit Poucet le répertoire complet de tout
ce qui se raconte à Bournois. Pour les 20 derniers, qui rentrent dans la
catégorie des xçvnxaôia, M. R. donne le texte seul; mais tous les autres
sont imprimés avec la traduction en regard. Le principe d'imitation servile
412 BESPRECHUNGEN. H. SABERSKY,
du patois, que nous avons déjà déploré dans le glossaire, est malheureitie*
ment appliqué ici sur une vaste échelle et s'étend jusqu'à la morphologie;
on rencontre dans cette prétendue traduction des formes telles qae vons
(allons), ons (avons), fuyèrent (fuirent), partissait (partait), servissant (ser-
viable), clovit (passé déf. de clore), bleuse (bleue), etc. En dépit des tour-
nures baroques et des inexactitudes qui en résultent, les mots sont pris sou-
vent dans un sens absolument étranger au français actuel. Qosnd le voc»-
bulaire français n'offre pas de forme correspondante, M. R. en ûibriqae ov
bien se borne à transporter le mot tel quel, en transcription phonétique, dm
texte dans la traduction. Cette façon de traduire aboutit à on jargon com-
préhensible tout au plus pour ceux qui savent le patois et dont par con-
séquent nous ne voyons guère l'utilité.
La séparation des mots patois est très inconséquente et les fautes d'im-
pression beaucoup trop nombreuses. Quant aux contes en eux-mêmes, malgré
leur localisation très précise, ce ne sont pour la plupart, comme on devait
s'y attendre, que des variantes de thèmes connus. On remarquera l'absence
presque totale de l'élément merveilleux, du conte de fée proprement dit: à
côté des randonnées, des contes d'animaux et des aventures de Jean Bête,
ne rencontre guère que d'épaisses facéties rabelaisiennes et des récits d*i
rare obscénité. Les habitants de Boumois ne sont évidemment pas des
natures poétiques, mais on ne leur refusera pas une certaine verve dans la
narration. Quant au langage, il a été scrupuleusement respecté, et personne
ne soupçonnera M. R. d'en avoir atténué la crudité native.
Jules Jbanjaquxt.
Heoker, Dr. Oskar, Die Italienische Umgangssprache in systema-
tischer Anordnung und mit Aussprachehilfen. Braimscbweigi
Georg Westermann. 1897. XX, 312 S. 8». Geb. M. 4.
Immer und immer wieder hört man solche, die Italien zum ersten Mala
bereist haben, lebhaft klagen, sie hätten sich trotz des Bewufstseins, der ita^
Henischen Grammatik „Paragraphos wohl einstudiert'* zu haben, nur mâhseUlg
verstandlich machen, andere aber fast gar nicht verstehen können, ^^ftrlifr
glaubte nun gar ein Uebriges zu tbun, wenn er nach abgethaner Grammatik
wöchentlich noch ein paar Stunden für Konversation „mit einem geborenen
Italiener" opferte, um „das Ohr an die fremden Laute zu gewöhnen", liat
aber keine besseren Erfahrungen gemacht und mufste gar bald einsehen, dad
er im Lande der Maccaroni ein Italienisch zum besten gab, das sich im
günstigen Falle zum echten kaum anders verhielt, als das Maccaronilatein svm
klassischen des Cicero.
Einen Einblick in die schier unübersehliche Menge von Redewendungen,
die dem Italienischen eigentümlich sind, gewährte allerdings eine ganxe Ansahl
von Phraseologien und Konversationsbüchem. Da aber deren einzelne Ab-
schnitte nur nach äufserer, zufälliger, dem jeweiligen Bedürfnis entsprecbender»
nicht nach innerer, grammatischer Zusammengehörigkeit gruppiert waren, so
mögen sie — namentlich die reichhaltigen — für den Notfall aosgeboUen
haben; im allgemeinen aber boten sie zur Bekämpfung des angedentetoi
HECKER, DIB ITAL. UMGANGSSPRACHE IN SYSTEM. ANORDNUNG. 413
Uebels nur eine die Blöfsen spärlich bedeckende, leicht abfallende Hülle,
nicht aber ein Heilmittel.
Hier ist nnn Hecker helfend eingesprungen. Er hat es unternommen,
die Lösung der schwierigen Aa%abe vom Standpunkt der Grammatik aus
anzufassen. Sein feines Unterscheidungsvermögen fur sprachliche Eigentüm-
lichkeiten , das sich auf jeder Seite des Buches offenbart, und die reichen Er-
fahrungen, die er während jahrelangen Aufenthaltes im sprachepflegenden
Toskana aufspeichern konnte, befähigten ihn besonders, das Werk zu wagen.
Es ist anzuerkennen, dafs der Verfasser bezüglich der genaueren Anord-
nung des Stoffes Bernhard Schmitz' deutsch - französische Phraseologie zum
Vorbild gewählt hat, deren Vortrefflichkeit längst anerkannt ist und auch
durch die Anzahl ihrer Auflagen (nächstens erscheint die zwölfte) bezeugt
wird. Selbstverständlich sind nur die Ghrundzüge des Schmitz*schen Planes
beibehalten; wo der Geist der Sprache Aendernngen erforderte, wurde ihm
gewissenhaft sein Recht.
So darf schon hier gesagt werden, dais es dem Verfasser gelungen ist,
seine Sache glänzend durchzufahren, und dafs er damit einem Bedürfnis ab-
geholfen hat, dessen sich Lehrende und Lernende bisher sehr empfindlich be-
wufst waren.
Zur Einübung mustergültiger Aussprache werden offenes und geschlossenes
e und 0^ tönendes und tonloses s und s durch die Schrift auseinandergehalten.
Ueberall, wo durch die enge lautliche Verbindung eines betonten (in ge-
wissen Fällen halbbetonten) aaslautenden Vokals mit einem anlautenden Kon-
sonanten eine Verdoppelung des letzteren eintritt, hat es H. in der Schrift
durch ein Verbindungszeichen (J) unter der Zeile angezeigt. Es ist sein Ver-
dienst, die Veranschaulichung dieses Lautgesetzes in deutschen Lehrbüchern
eingeführt zu haben. Von Petrocchi war in seiner Grammatica della lingua
italiana (i.Aufl. 1887) S. 44 im Kapitel „Del legame" nur andeutungsweise
auf das Gesetz hingewiesen worden. D'Ovidio und Meyer hatten in Groebers
„Grundrifs** S. 496 die Bedingungen , unter denen die Verdoppelung im An-
laut eintritt, aufgezählt und die örtlichen Grenzen ihrer Erscheinung im allge-
meinen angegeben. Auch hatten sie in der phonetischen Transskription der
beigefügten Sprachprobe zwar die Verdoppelung des Konsonanten durch Typen
dargestellt, nicht aber, wie H. es thut, die enge Zosammengehörigkeit mit dem
auslautenden Vokal.
Der reiche Inhalt ist in eine grammatische und eine rhetorische
Abteilung gesondert worden.
Die Zeitwörter mit mannigfaltiger Bedeutung bilden den ersten Abschnitt.
Was man sonst aus den grofsen Wörterbüchern von Petrocchi, Rigatini e
Fanfani, Tommaseo e Bellini, oder aus dem Vocabolario degH Accademici
della Crusca (um nur die erstklassigen zu nennen) mühevoll hervorgräbt, findet
sich hier schon, übersichtlich geordnet, auf 57 Seiten zusammengestellt. Da
sind in den Abteilungen für andare, avere, dare, dire, essere, fare, mettere,
passare, portare, prendere, stare, tenere, vedere, venire, volere in knappen
Sätzen die gebräuchlichsten Verwendangsformen dieser Zeitwörter vorgeführt.
Aber auch ihre deutschen Entsprechungen, deren idiomatischer Gebrauch be-
kanntlich dem das Deutsche lernenden Italiener nicht geringere Schwierigkeiten
bereitet, sind in gleicher Weise behandelt worden.
414 BESPRECHUNGEN. H. SABERSKY,
Es folgen in dieser Abteilung noch 32 Abschnitte, deren lehrreichen
Inhalt auch die Sprachgewandten gerne wiederholt lesen und zn Rat stehen
werden. Die belangreichsten darunter sind: X. Ital. Participial •Wendungen;
XI. Eigenartiger Gebrauch des italienischen Imperativs; XIII. Deutsche Haupt-
wörter, für die im Ital. andere Wortarten eintreten; XV. Die Mehrzahl im
Italienischen, wo im Deutschen die Einzahl steht; XVI. Der bestimmte Artikel
im Italienischen; XXII. Ital. Fürwörter; XX VII. Präpositionen ; XXXI. Inter*
jektionen; XXXIII. Stimmen der unbelebten Natur.
Einen hervorstechenden Zug der ital. Umgangssprache, das Ffirwort ia
beziehungslos zu gebrauchen, hat H., wo immer er ihn nur an&pñren konnte,
gewissenhaft vorgemerkt und im Abschn. XXin zur Anschauung gebracht.
Er hat darin eine Sammlung von nicht weniger als 56 damit ausgestattetem
Redeweisen vereinigt. Hierdiu-ch allein schon hat sich der Ver£ den Video
zu Dank verpflichtet, die bisher vergeblich nach einer derartigen Zusammen*
Stellung Umschau hielten.
Die zwanzig Abschnitte der rhetorischen Abteilung werden nament-
lich denen, die schon tiefer in die Kenntnis des Italienischen eingedrungen
sind, Anregung und Genufs bieten. Zweifelsohne sind sie die Frudit jahre-
langen Sammeins und Sichtens und unausgesetzten scharfen Vergleichens ita-
lienischer Rede mit deutscher. Der hier verfugbare Raum gestattet leider
nur wieder die Inhaltsangabe der hervorragendsten anzuführen : I. Anknüpfende
und überleitende Redewendungen; II. Eingeschaltete Redenssuten im Ital.;
V. Vergleiche; VI. Deutsche bildliche Ausdrücke, für die im Ital. ein Gegen-
bild vorhanden ist; VIII. Ital. bildliche Redensarten, für die im Dentsdien
ein Gegenbild fehlt; X. Ironische Ausdrücke; XIV. Verhüllende Ausdrucks-
weisen; XVIII — XX. Ital. und deutsche Sprichwörter in Form und Wesen
einander gegenüber gestellt.
Auch aus der rhethorischen Abteilung sei ein Abschnitt (IX. Deutsche
Redensarten, die in gleicher oder ähnlicher Form auch im Ital. voikommen)
etwas näher betrachtet Die stattliche Anzahl von 1 82 hierher gehörigen Bei-
spielen hat der Verf. zusammengetragen. Es liegt die auf den ersten Blick
rätselhafle Erscheinung vor, dafs zwei in ihren Gewohnheiten und An-
schauungen verschiedene Nationen zur treffenden Bezeichnung eines Gedankens
aus vielen sich bietenden Bildern ganz das nämliche, oft weit her geholte,
herausgreifen und es dann durch häufigen Gebrauch zur gangbaren liSnse
umwandeln, deren Prägung bezüglich des Bildes, ganz wie bei der wirklichen
Münze, kaum noch beachtet wird.
So z. B. S. 226, 1 1 : Sie haben ihm einen Floh ins Ohr gesetzt GH
hanno messo una pulce in un* orecchio, S. 225, 6: Das Herz blutet einem,
wenn man sieht ... Ti sanguina il cuore a vedere come ... S. 224, 7 : Da
hast wohl eine poetische Ader? Hai una vena di poeta, eh? u.a.m. Dieser
Abschnitt allein birgt in seiner Fülle unmittelbar belehrenden Stoffes, gewisser*.
mafsen als Nebenerzeugnis, zugleich eine Fundgrube für solche, die Deutsch
und Italienisch von dem bezeichneten Gesichtspunkt aus untersuchen.
In einem Anhang sind noch Briefadressen, Briefschlüsse und Proben
des vertraulichen Briefstils beigegeben, die zum Teil dem Epistolario Ton
Andrea Bertoli entnommen und mit einer tadellosen Uebersetzung versehen
sind. Die letzten 20 Seiten enthalten Gespräche aus dem taglidien Leben»
HECKER, DIE IT AL. UMGANGSSPRACHE IN SYSTEM. ANORDNUNG. 415
die sich nicht wesentlich von den in andern Konversationsbüchern enthaltenen
unterscheiden. Nur sind von Hecker ausnahmsweise einmal Berliner Ver-
hältnisse zum Gegenstande der Unterhaltung gewählt, was wohl als ein Zu-
geständnis für Italiener betrachtet werden kann, die sich der deutschen Sprache
befleifsigen wollen.
Ein reichhaltiges Verzeichnis aller deutschen Wörter des Textes (nicht
des Anhangs), die im Ital. auf besondere Weise wiederzugeben sind, erleichtert
das Nachschlagen.
Auf die äufsere Ausstattung, sowie auf den Druck und die Mittel zum
schnellen Zurechtfinden ist besondere Sorgfalt verwendet worden.
Einzelnes veranlagst zu folgenden Bemerkungen:
H. hat nicht nur das Idiomatische des Ital., nach grammatischen Begriffs-
fachern geordnet, vorgeführt, sondern auch das Idiomatische des Deutschen,
soweit es vom Ital. abweicht. Das Buch kann daher auch Italienern zur Er-
lernung der deutschen Umgangssprache dienen. Im Hinblick hierauf wäre es
ratsam gewesen, wenn der Verf. dem Lernenden die ohnehin grofse Schwierig-
keit hier und da erleichtert hätte. Es giebt nämlich in dem Buche eine ganze
Anzahl deutscher Redeweisen, in denen kein Wort an die gegenüberstehende
italienische Entsprechung erinnert, die aber, ohne dafs man der Sprache Ge-
walt anzuthun brauchte, in mehr wörtliche Uebereinstimmung mit dem Ital.
gebracht werden könnten. Wo dies zulässig war, konnte eine zweite Ueber-
tragung in Klammern beigefügt werden. Hieran hätten zugleich die Deutschen
lernen können, in welchen Fällen eine Erleichterung möglich ist. Z.B.:
S. 10, 15. Das machte ihn stutzig Questo gli dude da pensare. Es
konnte beigefügt werden: (Das gab ihm zu denken).
S. 1 6, 3. Lassen wir die Vergangenheit ruhen Quel che è stato è stato,
E. k. b. w.: (Was vorbei ist, ist vorbei).
S. 17,2. Du sollst mich kennen lernen Tifare vedere chi sono. E, k.
b. w.: (Ich werde dir (schon) zeigen, wer ich bin).
S. 56, 13. Es sieht nach Regen aus Par che voglia piovere, E. k. b. w.:
(Es scheint, dafs es regnen wolle).
S. 62, 7. Du kannst ja auch mal dein Heil versuchen Prova un fo^ tu se
ti riesce. E. k. b. w.: (Versuche du auch mal, ob es dir gelingt).
Ferner noch: S. 22, 9, 10; S. 33, 12; S. 37, 21 ; S. 48, 12; S. 51, 14;
S. 56,3,6; S.66,2; S. 84,15; S.95,22; S. 101,9; S. 113,24; S. 129, 21,23;
S. 135, 8; u. a. m.
Ebenso konnten einzelnen italienischen Sätzen gleichwertige andere in
Parenthese beigegeben werden, die sich den deutschen Entsprechungen dem
Wortlaut nach besser anpassen.
Manchmal hat der Verf. Redensarten , deren Eigentümkeit die Aufnahme
in mehreren Abschnitten verlangt, nur einmal aufgeführt. Z.B. steht im
Abschnitt „Gehen**, fehlt aber bei „Dare"',
Das Schlafzimmer geht nach der Strafse hinaus La camera dà sulla
strada. Es befindet sich unter „Stellen", nicht aber unter „Dare",
Jemandem ein Bein stellen Dare un gambetto a uno.
Eine nochmalige Durchsicht nach dieser Richtimg hin wäre erspriefs-
lich gewesen. Namentlich hätte der Abschnitt 6 „Fare" dadurch einen er-
freulichen Zuwachs erhalten.
4l6 BESPRECHUNGEN. H. SABERSKT,
Vermifst wurden folgende Redewendangen und Ausdrucke:
Bei I, 3 (Dare). Sie liefsen ihn Platz nehmen Gä diedero a sedere*
Sie läuteten die Glocken Diedero neUe campane.
Bei XIV, 4 (Es dient eine andere Präposition als di zur Verbindm^ der
Hauptwörter). Die Kameliendame La Signora dalie CatmeUe»
Bei XXI (Farben). Der schwarze Mann // lupo.
Er sieht leichenblafs aus Fa il viso bianco.
Das graue Altertum La lontana antichità.
Das geht ins Aschgraue Questo passa la misura.
Darüber will ich mir keine grauen Haare wachsen lassen Questo
non mi vale molto.
Dies ist das bevorzugte Kind Questo bambino hä il ßl rosso.
Hier wäre es eine verlockende Aufgabe gewesen, deutsche zasammen-
gesetzte, eine Farbenbezeichnung enthaltende Hauptwörter anzuschlielsen, deren
Entsprechungen im Ital. eine solche nicht nachweben : z. B. der Weilsbinder
il bottajo't die Weifsbuche il carpine \ der Grünspan il rame acetato ; der
G^lbgieíser /* ottonajo ; der Rotfuchs il cavallo sauro ; der RotgîeTser Ü fon*
ditore in rame; der Rotlauf la risipola\ die Blausäure P accido prussico;
die Blaumeise la cingallegra; der Blaustrumpf la saccentona (übrigens an
anderer Stelle, S. 206, 4 angeführt) ; die Braunkohle P antracite u. a. m.
Bei XXVII, 6 {in gewöhnlich „in**, jedoch:)
Von Tag zu Tage Di giorno in giorno.
Womit kann ich Ihnen dienen? In che posso servirla?
Er kam ihm zu Hilfe Egli venne in suo ajuto.
Es fehlt: {sopra gewöhnlich „über**, jedoch:)
Machen Sie es nach diesem Maise Lo faccia sopra questa misura.
Bei XXVII, 9 {su gewöhnlich „auf*, jedoch:)
Am Anfang Sulle prime.
Zur rhetorischen Abteilung III (Elliptische Ausdrücke im Ital.):
Er nimmt die Sorge auf sich Se la piglia.
Der Abschnitt V, S. 181 (Vergleiche, die in beiden Sprachen denselben
Gedanken ausdrücken) hätte an Uebersichtlichkeit gewonnen, wenn er in zwei
Abteilungen zerlegt worden wäre, deren erste solche Vergleiche enthalten
hätte, die in beiden Sprachen wörtlich übereinstimmen, wie z.B. SchUn wie
ein Fuchs Astuto come una volpe, und deren zweite diejenigen aufgenommen
hätte, bei denen eine Uebereinstimmung nur teilweise zutrifft, wie z. B. Arbeiten
wie ein Pferd Lavorare come un cane. Hiernach gehörten 74 zur ersten Reibe
und folgende 39 zur zweiten: 181, 15, 17^ 19, 21 ; 182, i, 8, I4, 17, 18, 24;
183, I, 5» 10, 12, 14, 21, ¿3; 184,5,8,10,13,14,15,16,22,23; 185,4,7,9,
IG, II, 13, 14, 15, 16, 19; 186, I, 2, 4.
Bei VIII, S. 214 (Ital. bildliche Redensarten, für die im Deutschen ein
Gegenbild fehlt) wäre noch einzuschalten : Er ist hungrig Sta a bocca asciutiam
Das Pferd jagte durch die Straise // cavallo divorava la strada, £r ver«
abschiedete sich nur so obenhin von ihm Gli disse addio a fior di Mèra,
In den ersten Tagen war ich öfter daran, die Geduld zu verlieren ASn' prùmi
giorni fui più volte sulle undici once di perder la paùenna, £r betrügt Fa
la libbra d* undici once.
HECKER, DIE ITAL. UMGANGSSPRACHE IN SYSTEM. ANORDNUNG. 417
So auch bei XII (Hyperbolische Ausdrücke nur im Ital.). Er übertreibt
Dice una bomba.
Bei XVII (Deutsche Sprichwörter und sprichwörtl. Redensarten, die im
Ital. in gleicher oder ähnlicher Fassung vorkommen) kämen noch hinzu: Wer
sich zum Schafe macht, den fressen die Wolfe Chi pecora si fa, lupo la
mangia. Es ist dieses Sprichwort unter XIX (Ital. Sprichw., die im Dtschn.
nicht vorkommen) verzeichnet. Sein Vorhandensein wird in Grimm's Wtbch.
Bd. 8 S. 196 bezeugt.
Ebenso könnte in VIII S. 215 (Ital. bildliche Redensarten, fiir die im
Dtschn. ein Gegenbild fehlt) „Er durchschaut einen sofort Ha gli occhi d* Argo**
fortfallen, da „Er hat Argusaugen" ganz gebräuchlich ist. Es könnte dem
Abschnitt V einverleibt werden.
Nicht allgemein übliche Redewendungen und Wörter sind:
S. 5 1 , 15 Auf die Dauer wird einem alles „über".
S. 60, 25 Thu, „was du lustig bist".
S. 116, 21 Zu so „ausgefallener" Stunde.
S. 118, 28 Ein „freigiebiger^* Mensch.
Schlieislich sei noch eine Bitte an den Herrn Verfasser gerichtet. Viele
werden ihm Dank wissen, wenn er der nächsten Auflage eine Seite Erläu-
terungen für Redeweisen beifügte, deren Fassung die Lernenden unmittelbar
zur Frage auffordert. Beispielsweise seien angefahrt:
S. 189,20 Unglaublich einfaltig Tondo come VO di Giotto,
S. 193, 20 In einer Erzählung bei der Erschafifung der Welt anfangen
Rifarsi dalle cave di Fiesole,
S. 196, 2 Hier liegt der Hand begraben Qui giace Nocco,
S. 203, 1 9 Er hat Knigge's „Umgang mit Menschen" nicht gelesen
Non conosce il Galateo,
S. 215, 20 Nachgerade habe ich die Geschichte satt È diventata la
camicia di Meo,
S. 216, 16 Sie sind spät gekommen Son arrivati colla caroua del
Negri.
Die Wünsche, die im Vorstehenden bezüglich einiger Zusätze, Aende-
rungen und Verbesserungen niedergelegt wurden, können dem Werte, man
darf sagen der Unentbehrlichkeit, des Buches nichts anhaben. Es wird für
lange Zeit hinaus einen notwendigen und gern hervorgeholten Bestandteil der
Handbibliothek eines jeden bilden, der sich mit dem Italienischen beschäftigt.
Ein „Herzliches Willkommen!" sei ihm entgegengerufen.
H. Sabe&sky.
La Prise de Ck)rdre8 et de Sebille» chanson de geste du XU« siècle,
publiée d'après le manuscrit imique de la Bibliothèque Nationale par Ovide
Densusianu. (Société des anciens textes français.) Paris 1896.
Das nur in einer Handschrift erhaltene Epos, la Prise de Cordres et de
Sebille, ist eine Fortsetzung des Guibert d*Andrenas. Dieses Lied erzählte,
wie Aimeri von Narbonne eines Tages beschliefst, Land und Leute seinem
Patenkinde Aimeriet zuzuwenden und dafür seinem jüngsten Sohne eine Ent-
schädigung in Spanien zu verschaffen. Mit seinen Söhnen and Enkeln erobert
Zeiuchr. t rom. PhU XXIL 27
4l8 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BECKER,
er in der That die Städte Balesguez und Andrenas; entere wird den Fran-
zosen durch den König Baudus überliefert, den Aimeriet znm Creûmgenen
gemacht hat, die andere erobern sie dank der Tollkühnheit Aimerís, der durch
einen Wortwechsel mit Wilhelm gereizt, allein vor die feindlichen VorpcMten
reitet, ergriffen und in die Burg geschleppt wird, aber im Einverständnis mit
Gaieté, die Guibert liebt, sich des Turmes bemächtigt und so den Christen
die Einnahme der Stadt ermöglicht. Baudus, zum zweiten Mal unterlegen,
empfangt die Taufe; der König ludas läfst sich im thörichten Vertrauen auf
Muhamed von den Zinnen eines Turmes herabfallen und bleibt zerschmettert
liegen.*
Um seine Fortsetzung anzubringen, hat der Nachdichter an den ge-
gebenen Voraussetzungen nur wenig zu ändern gebraucht; er lÜst Indas am
Leben bleiben und verlegt die Hochzeitsfeier etwas willkfiriich nach Salerie;
aufserdem fahrt er eine Reihe neuer Figuren ein und giebt den alten teüweiae
andere Bestimmungen.
In Salerie,^ so erzählt die Prise de Cordres et de SdnUe, hat Torpin
die Ehe Guiberts mit Agaiete eingesegnet; auf der Baumwiese feiern die Fran-
zosen das Hochzeitsfest. Durch einen Späher benachrichtigt, überfallen die
noch in der Nähe lagernden Sarazenen die Arglosen und fuhren Wilhelm,
Bertrán, Hernaut und Guibert als Beute von dannen. Die Franzosen setaen
ihnen nach; beim Ueberschreiten eines Flusses besteht Aimer* den König
Butor von Aufrique, der den Rückzug deckt, im Einzelkampf und macht ihn
zum Gefangenen; auf die weitere Verfolgung der Heiden muís aber verxichtet
werden. Butor trotzt dem Zorne Agaietes, deren Freier er froher war, er
lehnt es ab sich loszukaufen, und verlangt Gruibert gegenübergestellt sn werden,
um ihre beiderseitigen Ansprüche mit dem Schwerte zu entscheiden, was vor-
^ Die genauere Kenntnis des Guibert d* Andrenas verdanke ich der
Freundlichkeit Herrn Professor Cloettas, der mir seine Abschrift nach der Hs.
Bibl. nat. 24369 in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt hat
> In Guibert d^ Andrenas werden die porz de Salorie auf dem Weg
zwischen Balesguez und Andrenas erwähnt (ms. B. N. 24369 f^ 163 a):
La nuit passèrent les porz de Salorie,
Les puys de Dor et les vaux de Surie,
Sezile (Sebille?) voient à senestre partie,
Puis voient Cordes la fort dté garnie
El d'autre part les vaus de Comenie
Ou li Comain ont leur herbergerie . . .
Andrenas voient suz la roche naye.
Später, wie Aimeri ausreitet, um die feindliche Vorhut anzugreifen, heifst
es (i** 165 c):
La nuit passa les porz de Salorie,
Les puis de Dor et lez vaux de Sorie.
Hier befindet sich Salorie zwischen dem Lager der Franzosen und den feind-
lichen Vorposten, also in unmittelbarer Nähe von Andrenas, etwa wie Saint-
Germain-des-Prés vor Paris. Der Fortsetzer dürfte durch diese Stelle bestimmt
worden sein, die Hochzeit in Salerie, d. h. in einem Vorort der Stadt feiern
zu lassen. Salorie dürfte schwerlich mit Lérida gleichzusetzen sein, welches
der Dichter des Guibert d* Andrenas unter der gewöhnlichen Namensform
f** 158a erwähnt: Leride et Balesguez. Die puiz de Dor und vaus de Sorie
ersdieinen f^ 157 c abermals, aber im Zusammenhang mit Tudele.
* V. 193 ist unbedingt Aimer zu lesen.
DENSUSIANU, LA PRISE DB CORDRBS BT DB SBBILLB. 419
läung unmöglich ist. Die heimkehrenden Heiden teilen ihre Beate; Konig
ludas, Agaietes Vater, fahrt Gaibert nach Sebille, wo er ihn in freier Haft
behält; der Almassor von Cordres lafst die drei andern in seinen Kerker
werfen. Zum Glück hat seine Tochter Nubie die Schönheit Bertrans bemerkt
und sich in ihn verliebt; sie läfst sich vom Kerkermeister Baníumé, der heim-
lich zum Christentum neigt, das Verlieís Öffnen, steigt hinunter und verlobt sich
mit Bertrán. Auf den Abend betäubt sie die Heiden beim Festgelage, indem
sie den Wein mit Kräutern mischt, befreit die Gefangenen und entflieht mit
ihnen und Baufumé, reiche Schätze und den bewulstlosen Almassor mit sich
fortführend. Beim Tagesanbruch stofsen die Flüchtigen auf Gralerien von
Persien, den der Wunsch um Nubies Hand anzuhalten herbeiführte;^ von der
andern Seite durch die Schaarwacht von Cordres bedrängt, suchen sie Zu-
flucht in einer verlassenen Burg; trotz ihrer tapferen Verteidigung legen die
Heiden Bresche in die Mauer, ergreifen Baufumé und befreien den Almassor.
Allein die Hülfe ist nahe; die Franzosen sind vor Cordres gerückt, und eben
erscheint die Schaar der jüngeren Krieger von Bandas angeführt auf dem
Plan, als Wilhelm, Hernaut und Bertrán sich anschidcen auszufallen, um Bau-
fumé vor dem Galgen zu retten. Im Handgemenge geraten auch Vivien und
Bertrán aneinander, Naimon mufs sie trennen. Triumphierend kehren die
Franzosen nach Salerie zurück, wo Bertrán seine Vermählung mit Nubie feiert
und der Almassor sich taufen läfst Nun zieht Aimeri selbst mit den Seinigen
vor Cordres, das sich ergiebt, und alsbald vor Sebille, wo Baudus und Bertrán
in die Stadt geschickt werden, um mit König ludas den Zweikampf zwischen
Guibert und Butor zu verabreden. Wilhelm, Bovon, Garin, Bemart, Aimer,
Bertrán und Vivien' stellen sich als Geiseln; ludas kommt selbst in das Lager
der Franzosen, um dem Kampfe beizuwohnen. Mit gröfstem Ingrimm fechten
Butor und Guibert; der Sieg mufs aber auf Seiten der Christen bleiben. —
Hier bricht das Lied ab. Der Schlufs mochte sein, dais ludas seinem ge-
gebenen Worte gemäis das Christentum annahm und SebUle den Franzosen
überlieferte.
Die Prise de Cordres et de SebiUe ist verhältnismäisig kurz, sie ist in
assonierenden Zehnsilbertiraden mit schlieisenden Sechssilbem geschrieben und
wird nicht viel mehr als 3000 Verse gezählt haben. Die Erzählung ist wohl-
geordnet und schreitet munter vorwärts. Schlachten, Belagerungen, überhaupt
Massenwirkungen versucht der Dichter ^ nicht zu beschreiben. Der Hinter-
grund bleibt verschwommen, so dais die Sippe der Aimeriden ohne besondere
Kunst deutlich hervortritt. Die Figuren der Helden sind alle sympatisch an-
gehaucht, ohne tiefere Auffassung, ohne prägnante Charakterzeichnnng.* Im
> In Guibert d'Andrenas wird Galerien l'anfage als einer der Fürsten
genannt, die ludas entbietet (f^ lói^i^a).
* So lese ich v. 2442 statt Guielin, der hier mit Unrecht genannt wird,
da er ja kämpfen soll und nicht Geisel sein kann. Vivien ist von den jüngeren
Helden der einzige, der mehr hervortritt. V. 2642 sqq. werden nur Wilhelm«
Bovon, Garin und A'imer (so ist statt Aimeri zu lesen) angeführt.
> Finen kleinen Anstrich von Komik hat Hernaut erhalten (Tirade XXV).
Der Ton, in dem A'imer mit seinem Vater spricht (Tirade VIH), ist einer
ähnlichen Scene des Guibert d^Andrenas (Hist, litt XXII, 500) nachgemacht.
An der Sarazenin, der „damoiselle Nable" ist kaom etwas Besonderes henror«
27*
420 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BECKER,
ganzen Liede herrscht ein Ton höfischer Ritterlichkeit, die auch dem Feîode
gegenüber ihr Recht behält. Tiefere Leidenschaften werden nicht angeregt;
auch die religiöse Begeisterung ist eher gedämpft, wenn schon der Glaube an
den unvermeidlichen schliefslichen Sieg des Christentums ungeschwScht bleibt.
Mit Vorliebe werden die jüngeren Mitglieder der Familie in den Vordergrund
gestellt, und zu diesen scheint der Dichter auch Aïmer zu rechnen. Beachtens-
wert ist es, dafs Turpin und Naimon in die Gesellschaft der Narbonner ge-
raten sind.^ Der Umstand, dafs das Gedicht Fortsetzung des Guibert íTAn"
drenas ist, macht sich darin geltend, dafs Guibert bis zum Schluis Gegenstand
des Interesses bleibt, während der Zweck der Erzählung der ist, Bertrán ein
Lehen auf spanischem Boden und eine Frau zu verschaffen. In dieser Hin-
sicht ist die Prise de Cordres et de SehÜle ein Seitenstfick zu Foucon d£
Candie, Siège de Barbastre und Guibert d'Andrenas selbst, Lieder, deren
klassisches Voibild die Prise d^Orenge ist.' Wie Wilhelm Nimes und Orange
eroberte und Orable zur Frau gewann, haben nach und nach fast alle seine
noch nicht vergebenen Verwandten sich einen Stammsitz mit dem Schwert
errungen und Heidinnen geheiratet.
Der Sprache nach hat man die Prise de Cordres et de Seville dem
Osten der Champagne und der Wende des 12. Jahrhunderts zugewiesen.* Auf
alle Fälle ist sie jünger als Guibert d* Aftdrenas, zu dem sie die Fortsetzung ist^
Während nun Guibert d*Andrenas zu einem integrierenden Bestandteil
des Aimerizyklus geworden ist^ und daher in vier Abschriften vorliegt, hat
die Prise de Cordres et de Sebille nur zufällig einen Platz in der Hs. BibL
nat. 1448 erhalten. Dieser Handschrift, die sonst Aimerilieder mit Wilhelm-
liedem vereinigt, fehlte gerade der Guibert d'Andrenas;^ ihr Redaktor, der
zuheben als ihr resolutes Wesen; die Gaieté des Guibert d'Andrenas ist aber
noch schwächer gezeichnet, sie tritt gar nicht hervor.
* Was in Guibert d'Andrenas nicht der Fall ist.
* Die Enfances Vivien schlieCsen ohne Heirat
» Densusianu 1. c. CXXIX— CCXXXIX. CXLIH sq. CX— CXXIV, cC
Rohde, Rom. Forsch. VI, 57 — 88. Charakteristische Züge sind: Bindung von
ai mit a und mit f in männl. wie weibL Assonanz; Bindung von at mit
al -f cons. ; Vermischung von an mit en und Bindung derselben mit den Pro-
dukten von ianus und a -|- n\ vereinzelte Vermengung von ^ und ¿r; Bindung
von nasalem 0 mit oralem, von freiem 0 mit gedecktem, von ms mit u\ Wandel
von ?+i zu t; Erhaltung von iée\ r + ^+^' = <^'^ï f'^ ^ mSnnlicher
Assonanz; i. pl. -omnes; sons = sumus; 2. pl. fut. -ez und -où; Perf. auf •</;
art. fem. /i; pron. poss. no; pron. dem. ous = illos.
* Unbegründet scheint mir die Annahme einer andern Version des Gm»
bert d*Andrenas, Denn dafs der Veifasscr der Prise de Cordres die Schiais-
ergebnisse dieses Liedes dahin abänderte, dafs er ludas am Leben liefs and
die Hochzeitsfeier nach Salerie verlegte, ist kein hinlänglicher Beweis. Die
Anspielungen , auf die sich Densusianu 1. c. CXLHI beruft, stimmen ganz sor
Erzählung des erhalten gebliebenen Guibert d* Andrenas, cf. ms. BibL nat.
24369 f*i68a. 165c— i66d.
B In meiner altfranz. Wilhelmsage (Halle 1896) habe ich die Meinonf
ausgesprochen, dafs Guibert d'Andrenas zum Narbonner-Epenkreis Bertrandi
von Bar-sur-Aube gehört (p. 61 und Anm. 2). Es ist ein Irrtum, der dnreh
eine Verwechslung entstanden ist.
" Dieses Epos und mehrere andere, die sonst zum Zyklus gehören, fehlen
in der Hs. B. N. 1448; ebenso einige Wìlhelmlieder. Entweder sind dt wdbaa
in der Vorlage der Hs. nicht aufgenommen worden, oder die Voilage war
DENSUSIANU, LA PRISE DE CORDRES ET DE SEBILLE. 42 1
die Prise de Corares irgendwo unterbringen mufste, fand es für gut, sie dem
Siège de Barhastre anzuhängen. Um die Verbindung zwischen beiden herzu-
stellen, dichtete er 436 Verse hinzu, in welchen er berichtet, wie der Amirant
von Spanien nach seiner Niederlage zu König ludas von Sebille flüchtet und
mit seiner Hülfe den Christen die eben gemachten Eroberungen wieder ent-
reifst.* Da der Siège de Barbastre in Alexandrinern geschrieben ist, ge-
brauchte der zum Dichter improvisierte Redaktor das gleiche Versmais, und
da, wie wir sahen, der Schlufs der Prise de Cordres fehlte, machte er den
Versuch ihn zu ergänzen , kam aber über den 27. Vers nicht hinaus.' Zu
dieser Ergänzungsarbeit hatte er Blätter leer gelassen, imd zwar mehr, als er
nachher benutzte; das beweist deutlich, dafs die Prise de Cordres erst in der
Hs. Bibl. nat. 1448, nicht etwa schon in ihrer Vorlage in die Liedersammlung
aufgenommen wurde.*
In seiner Einleitung hat O. Densusianu versucht, über den Ursprung des
epischen Aimeri und die Entstehung der Aimeriepen eine neue Theorie zur
Geltung zu bringen. Er bestreitet nicht nur ältere Lieder und Ueberlieferungen
über diesen Helden und die Eroberung von Narbonne, sondern stellt über-
haupt das Vorkommen seines Namens in den älteren Denkmälern des Zyklus
in Abrede. Nach ihm ist Aimeri erst diu-ch die Mort d^ Aimeri in die Helden-
dichlung eingeführt worden, und dieses Lied beruht angeblich auf historischer
Grundlage, indem es die Niederlage der Christen bei Fraga (i 134), wo Aimeri
der n. von Narbonne den Tod fand, verewigt.
Im ersten Punkte stimme ich bei: es ist nicht erwiesen, dais die Erobe-
rung von Narbonne durch Karl den Grofsen und Aimeri Gegenstand beson-
derer Lieder war.^ Hingegen ist es verwegen, das Vorkommen des Namens
schadhaft geworden; dies letztere halte ich für das wahrscheinlichere. Die
Prüfung anderer Bestandteile der Hs. scheint thatsächlich eingerissene Lücken
zu ergeben ; so fehlt z. B. die ganze mittlere Partie des Couronnement de Louis,
* Bei dieser Arbeit galt es namentlich auch, Helden, die in dem ersten
Liede Hauptrollen spielten, auszuschalten, andere, die im neuen Lied auftreten
sollten, einzuführen; so mufste z.B. der Amirant von Spanien durch Tod ab-
gehen, weil er in der Prise de Cordres keinen Platz hat.
'-* Dieses Flickstück (gedruckt im Anhang I v. 357 — 793 der Ausgabe von
Densusianu) ist nicht durchweg reingereimt, auch fehlen gegen Schluis die
Kurzzeilen; die eingestreuten Zehnsilber sind ziemlich zahlreich, was dafür
spricht, dafs dem Redaktor der Zehnsilber geläuflg war, und dafs er nur mit
Rücksicht auf den Siège de Barbastre den Zwölfsilber wählte; denn es ist
nicht richtig, dafs die Vermischung der beiden Vermafse eine Eigentümlich-
keit der Wilhelmepen ist (cf. Densusianu 1. c. CXXV). Man sollte erwarten,
dafs zur Ergänzung der verstümmelten Prise de Cordres der Zehnsilber ge-
wählt worden wäre; vermutlich hatte der Redaktor von seiner ersten Flick-
arbeit her den Alexandriner noch im Griff.
3 Auch nach einigen anderen Epen sind nach Densusianu 1. c. CIX sq.
Blätter leer geblieben, nämlich f^ 40. 99 und 109. Die Schlüsse, die D. daraus
zieht, stehen mit der sonstigen handschriftlichen Ueberlieferung im Widerspruch.
Die leer gelassenen Seiten erklären sich am einfachsten dahin, dafs der Re-
daktor an den betreffenden Stellen seine Vorlage schadhaft fand und eine
Ergänzung für nötig hielt. Denn der Umstand, dafs die Aimerilieder und
Wilhelmlieder sich in demselben schadhaften Zustand befinden, zeigt, dafs die
zwei Liederzyklen schon in der Vorlage vereinigt waren.
* Siehe meine Besprechung von F. Ed. Schneegans, Ueber die Gesta
Karoli Magni ad Carcassonam et Narbonam, Halle 1897, ^™ Literaturblatt für
germ. u. rom. Phil. 1898 S. 144 sqq.
422 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BECKER,
Aimeris in den frühesten Epen unseres Sagenkreises zu leugnen. Theoretisch
läfst sich gar kein begründeter Einwand dagegen erheben. Wamm soliteli nidit
alte Lieder einen Vater Wilhelms oder seiner epischen Brñder erwShnt und
mit dem Namen Aimeri oder gar Aimeri de Narbonne belegt haben? Denn
es handelt sich nicht darum, ob einer der Vizgrafen von Narbonne cnm Epen-
helden geworden ist, sondern lun den zufälligen Umstand, daís eine Neben-
figur eines alten Heldengedichtes einen Namen fuhrt, den wir um die Wende
des II. Jahrhunderts geschichtlich nachweisen können. In vielen sltfiranso-
sischen Nationalepen finden wir unter den Nebenfiguren nicht wenige Namen
und Prädikate, die im ii.und 12. Jahrhundert urkundlich belegt sind; dalor
sind die Lothringerepen ein typisches Beispiel. Und nichts ist natürlicher ab
das. Denn der an die Schranken der Wahrscheinlichkeit gebundene Epen-
dichter mufs Namen und Lehensprädikate aus dem zeitgenössischen oder histo-
rischen Namenschatz und aus der gegebenen Fendalgeographie des Reiches
entnehmen; wie natürlich, dafs er sich zumeist nach der nächstliegenden, all-
gemein bekannten Wirklichkeit richtet!^ Ist nun theoretisch gegen das Vor-
kommen eines Aimeri de Narbonne in den alten Wilhelmepen nichts einzu-
wenden, so mufs man triftige Grunde verlangen, um das Zeugnis des Pèlermagt
oder des Couronnement als ungültig anzusehen; und die sind von Densnsiann
m, E. nicht geliefert worden.*
Uebrigens würde der Umstand, dafs Aimeri von Narbonne schon in den
älteren Wilhelmepen als Nebenfigur vorkommt, Densusianus Theorie nicht be-
einträchtigen; im Gegenteil würde sie die gewifs aufifallige Erscheinung, dais
die stehenden Figuren der Wilhelmsage in ein historisches, die Schlacht bei
Fraga und den Tod Aimeris des II. besingendes Epos eingeführt worden,
in plausibler Weise erklären. Allein gewichtige Gründe stehen ihr entgegen.
Zunächst dürfte es schwer halten, glaubhaft zu machen, dafs die M»rt
^ In unserem Falle sind drei Möglichkeiten denkbar, da uns die Denk-
mäler kein sicheres Datum für das erste Vorkommen Aimeris im Liede an
die Hand geben. Entweder ist der epische Aimeri älter als der geschicht-
liche, dann dürfte die Heldendichtung auf die Namengebung in der vizgrif-
lichen Familie Einflufs geübt haben; oder der epische Name ist jünger und
könnte mithin eine Entlehnung aus der Wirklichkeit sein; endlich ist es auch
denkbar, dafs der Name Aimeri im Liede alt, das Prädikat von Narbonne
hingegen erst später unter der Einwirkung der Geschichte hinzngekonunen ist
> Das schwerwiegendste Zeugnis ist das des Pèlerinage, das Densnsiann
in der Romania XXV, 481 sqp. zu entkräften suchte. Die vollgültigen Ein-
wände sind von G. Paris 1. c. 496 erhoben worden. Das Zeugnis des Ccm^
ronnement leidet darunter, dafs die Leichtigkeit der Interpolation die Beweis-
kraft vereinzelter, durch den Zusammenhang nicht festgesicherter Verse sehr
herabmindert, wenigstens in Fällen, wo wir die Epen nur in jüngeren zyk-
lischen Sammelhandschriften kennen. Wenn ich mich früher dahin Suiserte,
dafs die betreifenden Verse des Couronnement augenscheinlich interpoUeit
sind (Wilhelmsage p. 61), so möchte ich heute nur noch sagen: mSgUchtr'
weise. Hierin bestimmen mich folgende Erwägungen: Angenommen — was
ja möglich ist — , dafs Aimeri zuerst der Sippe des Haager Fragments ange-
hörte, so könnte er wie Wilhelm selbst und sein Neffe Bertrán durch das
Couronnement jener Sippe entlehnt sein. Ferner ist zu beachten, dais im
Couronnement dem Geschlcchte der königstreuen Aimeriden das durch die
Normannen Richard und Ascelin vertretene Geschlecht Aloris gegenüber-
gestellt wird.
DENSUSIANÜ, LA PRISB DE CORDRBS ST DB SEBILLE. 423
èPAimeri ein historisches Lied ist, wo mit Ausnahme von Aimeri, der eben
in Frage steht, auch nicht ein einziger halbwegs historischer Name oder irgend
ein an die geschichtlichen Thatsachen erinnernder Zug darin vorkommt» ja
nicht der blasseste Schatten davon.^ Wenn irgend ein Epos den Charakter
romantischer Erfindung an sich tragt, so ist es dieses Gedicht, das sich zur
ausdrücklichen Aufgabe stellt, das Absterben des ruhmvollen Heldengeschlechts
zu schildern, und das durch die Einführung der klassischen Märchenwelt der
Amazonen* und Kentauren ein Haschen nach dem Wunderbaren und noch
nicht Dagewesenen bekundet, das Erzeugnissen der epischen Blutezeit fremd
ist. Natürlich wird nach berühmten Mustern der Versuch gemacht, das vor-
liegende Gedicht beiseite zu schieben und eine verlorene Version an dessen
Stelle zu setzen. Es soll nämlich ein schreiender Widerspruch darin liegen,
dafs die Kentauren als Heiden und Ungläubige gelten, während Wilhelm im
Vorgefühl der Schwere des bevorstehenden Kampfes ausruft: Es sind nicht
Heiden und Sarazenen, gegen die wir ziehen, sondern Sagittarii!
Ce ne sont pas paien ne Sarrazin,
Mes sajetaire à qui ja dieus n'ait (v. 3355 sq.)
Jeder unbefangene Leser fühlt, daís diese Worte nichts anderes bedeuten als
das, dafs der Kampf nicht wie gewöhnlich spanischen Mauren und sterb-
lichen Menschen, sondern fabelhaften Ungeheuern gilt. Idi wüíste nidit, mit
welchen andern Worten der altfiranzösische Dichter diesen einfachen nnd nahe
liegenden Gedanken ausdrücken sollte. Oder hätte er etwa die Kentauren als
Christen ansehen sollen? Mit solchen Beweismitteln eine ältere Fassung eines
Epos nachweisen wollen, wo von dem Nachweis das Stehen oder Fallen der
ganzen Theorie abhängt, scheint mir ein Einfall, den man überrascht ist in
einem ernsthaften, wissenschaftlichen Buche zu finden.
Bei dem in Frage stehenden sagengeschichtichen Problem handelt es
sich aber nicht um Aimeri allein, sondern um die ganze Sippe der Aimeriden.
Wilhelms epische Brüder und Neffen bilden nämlich kein ursprünglich ge-
gebenes, einheitliches Ganze, sie sind erst mit der Zeit zusammengekommen;
die Sippe der Aimeriden umfafst mehrere Heldengruppen verschiedenen Ur-
sprungs. Alt ist Wilhelm selbst, der eine eigene, hochinteressante Werde-
geschichte hat; noch älter sind vielleicht die Helden, die wir aus dem Haager
Fragment und dem Pèlerinage kennen; jung hingegen ist die Garin -Bovon-
Gruppe, von denen die ältere Sage noch nichts weils; noch jünger ist Guibert
d'Andrenas, der auch nicht zum alten Familienbestande gehört; die älteren
Wilhelmepen kennen diesen jüngsten Bruder nicht. Dem Wibelinus des Haager
Fragments scheint Guielin zu entsprechen, der nach dem Charroi de Nîmes
Bemarts Sohn und Bertrans Bruder ist; später wurde dieser Guielin durch
Guion, Bovons Sohn, — Koseform Guielin — in den Schatten gestellt; unser
Guibert hingegen wurde neu erfunden, um die l^ebenzahl der Brüder voll zu
machen. Endlich fehlt der älteren Sage Aimeris Gemahlin Hermenjart; sie
> Wohl gemerkt, sollen kaum 40 oder 50 Jahre das Ereigiiis von seiner
poetischen Verherrlichung trennen, und wenn wir gar eine ältere Version an-
nehmen, so würden es kaum 20 oder 25 sein dürfen.
^ Es ist nur eine Vermutung, dafs in den dames de Femetae eine dunkle
Erinnerung an die Amazonen vorliegen. Eine andere klasnidie Erinnenmg
scheint der Hinweis auf die Verbrennung der Toten su sein (v, 2732).
424 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BBCKBR,
wird kaum vor Mitte des 1 2. Jahrhunderts in die Dichtung eingeführt worden
sein; nur so erklärt sich das seltsame Zusammentreffen der Sage mit der
Geschichte; denn Aimeri der II. von Narbonne hatte eine Fran, die eben
diesen Namen trug.
Die älteren Wilhelmepen zeichnen sich nun dadurch aus, dais sie ent-
weder wie das Couronnement eine ganz eigenartige Heldenverwandtschaft mnf-
weisen, oder nur die Heldenschaar des Haager Fragments und Pelerina¿^,
d.h. Bemart, Bertrán, Guielin, Emaut und Aïmer, kennen. Erst Aliscans
hat hier Wandel geschaffen, und darin scheint mir gerade die hervorragende
sagengescbichtliche Bedeutung dieses Gedichtes zu liegen, dafs es zum ersten
Mal und in einer für die Folgezeit mafsgebenden Webe, Aimeris Helden-
familie in ihrer vollen Ausgestaltung aufgeführt hat. Foucon de Candie, be-
kanntlich eine Paralleldichtung zu Altscans, kennt nur die Helden, die in den
alten Wilhelmepen vorkommen; Ernaut und Aïmer, die in denselben nicht
auftreten, sind ihm unbekannt, und ebenso Guibert. ^
Der Hauptgrund, der mich bewegt, Aliscans als das Gedicht anxn-
sehen, das die Verschmelzung der verschiedeneu Heldengruppen zu einer Sippe
vollzogen hat, ist der Umstand, dafs Aliscans eine Fortsetzung jenes, jetxt
verlorenen Liedes ist, durch welches die Grarin - Bovon - Gmppe in den Kreis
der Wilhelmsage eingeführt wurde. Die jüngeren Wilhelmlieder nnd die
Aimerilieder insgesamt beruhen augenscheinlich auf der durch AOscans ge-
schaffenen sagengeschichtlichen Grundlage; soweit ich sie kenne mid mein
Urteil über sie richtig ist, reihen sie sich zeitlich und genetisdi an AUscams
an; offenkundig ist dies fur Enfances und Chevalerie Vivien nnd Enfances
Guillaume, Und in der That eignete sich keines von unseren Wilhelm- nnd
Aimeriepen vermöge seiner Popularität, seines poetischen Wertes, seiner
strotzenden Ueberfülle an Gestalten und Handlung und seines hervorragenden
Platzes im Zyklus in gleichem Mafse dazu, das Muster und die Grnmdlage
für die zahlreichen Epigonen -Rhapsodien zu werden, wie jenes. Beweisen
kann ich es nicht, aber ich glaube der Beistimmung vieler Kenner unseres
Epenkreises sicher zu sein, wenn ich es ausspreche, dafs AUscans far die
Weiterentwicklung der meridionalen Geste eine epochemachende Erscheinung
war, welche die Dichtung neu befruchtet und ihr neue Wege eröflbet hAt.
Es braucht nicht bewiesen zu werden, dafs Bertrand von Bar-sur-Aube,
der Verfasser der Narbonner-Epen , Girart de Vienne, Aimeri de Narbonne,
Département des enfants d* Aimeri und Siè^^e de Narbonne, neben den fibrigeii
Wilhelmepen auch Aliscans gekannt hat.
Schwer ist es, der Mort d* Aimeri einen bestimmten Platz im Sagen-
kreise anzuweisen; denn die sagengeschichtlichen Voraussetsungen dieses Liedes
1 Aïmer und Ernaut sind auch alte Helden, sie treten aber weder im
Couronnement noch im Charroi de Nimes und Prise d^Orenge auf. AUscans
mufs sie dem für uns verloren gegangenen Liede entnommen haben, das als
Vorlage des Haager Fragments und als Quelle des Pèlerinage diente, das-
selbe Lied, aus dem Bernart, Bertrán und Guielin in Charroi de Nimes nnd
Prise d* Or enge übergingen. Foucon de Candie kannte oder berncksicfatigte
jenes Lied eben nicht. Die Verse dieses Liedes, welche den Tod Aimers,
Ernauts, Garins und Guiberts andeuten (cf. Densusianu 1. c. LXII), sind
mutlich interpoliert, um d^s Nichtauftretcn dieser Helden zu erklaren.
DENSUSIÂNU, LA PRISE DE CORDRES ET DE SEBILLE. 425
sind die denkbar allgemeinsten.' Wahrscheinlich ist es von Bertrands Nar-
bonner-Epen unabhängig, denn es macht über die Erobenmg von Narbonne
total verschiedene Angaben.' Hingegen dürfte es jünger sein als Aliscans,
wofern die Annahme richtig ist, dafs dieses Epos die Söhne Aimeris auf ihre
volle Zahl gebracht und das Muster zu jenem vielverwendeten Schema ge-
geben hat, nach welchem bei jeder Gefahr oder zu jedem Unternehmen gleich
die ganze Sippe der Aimeriden und gegebenen Falls König Ludwig in eigener
Person aufgeboten wird, wie dies in Enfances Vivün, Guibert d'Andrenas,
Siège de Barhastre, Siège de Narbonne und in unserem Gedichte geschieht.^
Unverkennbar, wenn auch unbedeutend sind gewisse verwandte Züge in Mort
d*Aimeri und Guibert d* Andre nas. In beiden spielt Guibert eine bevorzugte
Rolle und füllt seine Mufsezeit mit Beutezügen nach Spanien aus, hier hat er
Tudela geplündert, dort ist er gegen ludas nach den porz d'Ossau gezogen;^
ludas heifst bekanntlich auch der König von Andrenas; es läfst sich femer
die Einnahme von Narbonne mit der von Balesguez vergleichen, indem Hermen-
jart unvorsichtigerweise die Thore öfifhet, um Aimeri vor dem Feuertode zu
retten, gerade wie Baudus zum Scheiterhaufen geführt wird, um seine Frau
zur Uebergabe der Stadt zu bewegen. Hiermit sind die Aehnlichkeiten er-
schöpft; viel ist es nicht, zum Nachweis direkter Nachahmung zu wenig und
meines Erachtens kaum ausreichend, um die Prioritatsfrage zu entscheiden.
Zwischen Guibert d* Andrenas und Aliscans bestehen in gewissen Stücken
so enge Beziehungen, dafs eines von beiden als Nachahmung des anderen
anzusehen ist. Jene Versammlung der Brüder Wilhelms vor Orenge zur Ver-
geltungsschlacht auf dem Archant fìndet ihr genaues Gegenstück im Aufzug
der Söhne und Enkel Aimeris vor Narbonne zur Fahrt nach Spanien.^ Es
wird wohl kein Zufall sein, dafs in beiden Dichtungen ein Heidenfürst, der
sich nach seiner Niederlage zum Christentum bekennt, den Namen Baudus
führt.^ Auch in der Ausgestaltung der Narbonner Heldensippe stimmen die
^ Alle bestimmteren Voraussetzungen sind vom Gesichtspunkt des süd-
französischen Sagenkreises neu , z. B. die Bedrängnis des Königs durch Huon
Chapet, der Zug Guiberts gegen ludas bei den porz d'Ossau, der Tod Aimers
bei Portpaillart, u. s. w. Traditionell sind eigentlich nur die Namen der ein-
zelnen Familienmitglieder und ihre Stammsitze.
» Mort d'Aimeri ed. J. Couraye du Parc v. 589. 1535. 3032.
3 Nebenbei bemerkt, könnten Joceaume und Guinemant aus Aliscans
stammen, und vielleicht hat auch dieses Gedicht (cf. v. 5705 ed. Guessard) den
Gedanken an die Einführung der Kentauren einem Dichter, der übrigens diese
Wundergeschöpfe schon aus anderer Quelle kannte, nahegelegt. — Den Be-
weis, dafs Faucon de Candie die Mort d* Aimeri kannte (Densusianu 1. c. LXII),
halte ich für ganz verfehlt; denn in letzterer sterben Aimeri, Bemart und
Garin; der Tod Aimers wird vorausgesetzt. Es ist leicht sich über derartige
Widersprüche durch Annahme anderer Versionen hinwegzusetzen.
* Guibert d'Andrenas ms. B. N. 24369 f* 157 c. Mort d' Aimeri p.VIII.
* Die Aehnlichkeit der beiden Scenen (Aliscans cd. Guessard p. 124 — 29.
Guibcrt d' Andrenas ms. B. N. 24369 f<* 159 c — i6oa) ist so anflfallig, dafs eine
andere Auslegung nicht möglich ist; selbst einige Verse sind wörtlich wieder-
holt: was bei solchen freien Nachbildungen nicht häufig der Fall ist, da der
Dichter durch Wahl anderer Assonazen sein Plagiat leicht vertuscht.
* Im Guibert d* Andrenas ist Baudus König von Balesguez, in Aliscans
eine unbestimmte Figur. Cf, cd, Guessard p. 206 — 24. 244 — 46.
426 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BBGUR,
beiden Lieder im allgemeinen zusammen.^ Demgemaís mnb entweder der
Dichter von Altscans den Guibert d^Andrenas gekannt and in den angedeu-
teten Stücken nachgeahmt haben, oder Guibert d'Andrenas ist durch gewisse,
von Aliscdns ausgehende Anregungen ins Leben gerufen worden.
Für die Jugend des Guibert d^Andrenas spricht entschieden der Um-
stand, dafs er gleich Enfances Vivien und Siège de Barbastre ein Epos ist,
das sich zur Aufgabe stellt, über ein minder bekanntes Mitglied der Familie
genauere Auskunft zu geben. Solche Epen behandeln natürlich nur Helden,
die schon gegeben sind; Guibcrt d'Andrenas gehört aber, wie gesagt, nicht
zum älteren Familienbestande, er ist nur erfunden, um die Zahl der Brader
zu vervollständigen. Und aus den oben angeführten Grründen glaabe ich, da&
wir Aliscans als das Epos zu betrachten haben, das der Sippe die endgflti^
Ausgestaltung gab. Die einzige Schwierigkeit, die dieser AafFassang ent-
gegensteht, ist die eigentümliche Bezeichnung qui rois ert d'Andrenas, mit
der Aliscans (ed. Gucssard v. 4215) Guibert einführt. Nicht an dem Pridikat
von Andrenas werden wir Anstofs nehmen; denn die eigenartige Genesb
der Geste brachte es mit sich, dafs jeder Bruder ein anderes Lehen und an
allen Enden von Frankreich hatte, dieser Brubant, jener Gironde, der dritte
Commarcis, der vierte Anséune: es lag also nahe, auch den Jüngsten Shnlich
zu versehen. Seltsam ist aber die Bezeichnung als König; nur will mir
scheinen, dafs auch der Vollzug der Krönung, wie er im Guibert d*Andrênas
erfolgt, kein gewöhnlicher Vorgang ist, und ich möchte glanben, dala der
Dichter den Königstitel eben deshalb mit solchem Nachdruck betont, weil
er ihm selbst als etwas Aufserordentliches vorkam, d.h. weil er die Aus-
zeichnung nicht selbst ersonnen, sondern als etwas Gegebenes vorfand. In der
Vermutimg, dafs die Bezeichnung als König von Andrenas älter ist als die
ausführliche Erzählung, die sie begründen soll, bestärkt mich der phantastisdie
geographische Charakter, den Andrenas in den jüngeren Liedern hat. Es ist
kaum denkbar, dais der erste Ependichter, der von Andrenas sprach, gleich
eine fabelhafte Stadt in Spanien im Sinne hatte ; vermutlich sdiwebte ihm eine
wirklich existierende Oertlichkeit vor, etwa Andernach am Rhein; der Nach-
dichter aber, dem Andrenas ein nichtssagender Name war, verlegte die Ort-
schaft kühn an die jenseitige Küste von Spanien.
Ist nun Guibert d'' Andrenas jünger als Aliscans» so werden wir ihn
dem letzten Viertel des 1 2. Jahrhunderts zuweisen dürfen. Zwar hat Bertrand
von Bar-sur-Aube unser Gedicht nicht gekannt, das kann aber Zufall sein.
Wolfram von Eschenbach hatte vielleicht Kenntnis davon, doch lag es nahe,
da nach Aliscans, Wolframs Quelle, jeder Aimeride sein eigenes Lehen hatten
1 Im Guibert d* Andrenas stehen Aimeri, Hermenjart, Guibert und der
nur hier vorkommende Aimeriet im Vordergrund; Wilhelm tritt kr&fUg her-
vor ; auf dem zweiten Plan bewegen sich Ernaut de Gironde, Aimer le chétif,
Bertrán, Gautier de Termes, Girart de Blaie und Gui ; Garin wird nnr genannt.
Die anderen Namen, die gelegentlich angefahrt werden, wie Huon de Florin-
ville, Foucon de Candies Vater, Fouquerct, der Tibaut ein kostbares Pferd
entwendet haben soll, und Girbert de Terrascone stammen aus Bertranda
Narbonncr - Epen (?) ; die Verse, die sie namhaft machen , sowie die, welche
Guiberts Kreuzigung erwähnen, sind fraglos Einschiebsel.
DENSUSIANU, LA PRISE DB CORDRES BT DB SBBILLE. 427
den Schlufs zu ziehen , dais Narbonne nicht auf einen der Söhne, sondern auf
einen Femerstehenden , z. B. ein Patenkind , überging.^
Von den jüngeren Wilhelmepen und von den Aimeriepen überhaupt hat
kein einziges Anspruch darauf, als historisches Lied angesehen zu werden.
Kein einziges ist die poetische Verherrlichung irgend einer nachweisbaren
geschichtlichen Begebenheit, sie gehören samt und sonders in die Kategorie
der romanhaften Erfindung. Und doch spiegeln sie ein Stück Zeitgeschichte
wieder, aber nur in seinen allgemeinen Zügen. Die reiche Entfaltung des
südfranzösischen Sagenkreises und sein Erfolg, den die zahlreichen Hand-
schriften bezeugen, sie haben ihren Grund in der Begeisterung, mit der Frank-
reich die Fortschritte des Kreuzes im Kampf mit dem Islam auf der iberischen
Halbinsel begleitete, und die nicht selten Schaaren französischer Ritter und
Söldner über die Pyrenäen führte. Dieser Zug der Zeit speiste die Er-
findungslust der Sänger, von denen indessen keiner den Ereignissen nahe ge-
standen hat; sie lauschten nur von fem dem Wiederhall der Kämpfe, in
denen andere ihr Blut vergossen oder neue Herrschaften gründeten ; sie merkten
sich die Namen von Städten wie Barbastro, Lucena, Gándia, Tortosa, Bala-
guer, Tudela, Barcelona, Cordova, Sevilla, und den Erfolg der alten und
neueren Wilhelmlieder ausnützend, dichtete jeder nach seinen Kenntnissen
und Dichtergaben ein neues Lied hinzu, und bereicherte auf solche Weise
die Epenlitteratur, führte sie aber zugleich ihrem Verfall entgegen.
Diese Bemerkung halte ich am Schlufs dieser etwas lang ausgefallenen
Besprechung für nötig, weil Densusianus schwungsvoll stilisierte Einleitung
leicht den Schein erwecken könnte, als hätten jene Kampfe des 12. und
13. Jahrhunderts um den Besitz der spanischen Erde Schlag auf Schlag
Volkssagen und Heldenlieder geweckt: was nicht der Fall ist. Foucon de
Candie, Enfances Vivien» Mort d*Aimeri, Guibert d'Andrenas, Prise de
Cordres et de SebilU und Bertrands Narbonner - Epen sind rein litterarische
Erzeugnisse und verhalten sich zu den spanischen Zeitereignissen wie Led er -
strumpf zur Geschichte der Kolonisation Amerikas, mit dem Unterschiede,
dafs die altfranzösischen Dichter alle ihre Erfindungen in das karolingische
Heldenzeitalter zurückversetzen und den Ruhm der besungenen Thaten einem
gegebenen Heldengeschlechte zuwenden.
pH. Aug. Becker.
£j. Monaci, Crestomazia italiana dei primi secoli con prospetti
delle flessioni grammaticali et glossario, fascicolo secondo,
S. 185 — 520 (Città di Castello 1897, L^pi editore).
In dem zweiten Teile sollte der Rest der Texte, die aus der Zeit bis
1300 (mit Ausschlufs von Dante) ausgewählt worden waren, nebst dem gram-
^ Ohne Bedeutung ist es, wenn in den jüngeren Epen weder Vivien
noch Rainoart vorkommen. Vivien ist in der Blüte der Jugend auf dem
Archant gefallen, und konnte deshalb nur als Kind in den Enfances verherr-
licht werden. Rainoarts polternde Persönlichkeit nahm aber zu viel Raum
in Anspruch, um jedem Nachdichter genehm zu sein. Uebrigens lieis ihn
sein Schöpfer, der Dichter von Aliscans, zum Schlüsse ebenso rasch ver-
schwinden, als er plötzlich aufgetaucht war.
428 BESPRECHUNGEN. G. GRÖBER,
malischen und lexikalischen Beiwerk zum Abdruck kommen; das Textmaieiial
ist Monaci unter der Hand aber so gewachsen, dafs es in dem zweiten, Cut
doppelt so starken Heft als das erste (vom Jahre 1889) noch nicht bewÜtigt
werden kounte; es schliefst mit einer Canzone Guido Cavalcantis; ein drittes
Heft mit dem Rest der Texte, Anmerkungen und Verbesserungen, Grammatik
und Glossar ist im Druck. Vers und Prosa, Lyrik, Didaktik nnd Epik sind
in fase. 2 vertreten; unter den Lyrikern auch weniger bekannte; neben So-
netten und Canzonen auch Tenzonen, von Brunetto Latini neben Dichtung
auch Prosa (Uebersetzung aus Ciceros de inventione), Stacke ans einem
Bestiarius, aus Albertano von Brescia, aus Tristan, dem NoTellino; Dia-
lektisches von Bonvesin da Riva, aus Genua und Francovenetianisches, da-
tierte Testamente u. s. w. Wo mehrere Hss. zur Verfügung waren, wird die
varia lectio mitgeteilt, und jedes Stück wird mit einer litterarischen Notiz
eingeleitet. Das Buch vermittelt bei der Mannigfaltigkeit in der Auswahl der
Texte, der Heranziehung in erster Linie des Charakteristisdien und des zeit-
lich Bestimmbaren in vorzüglicher Weise die Bekanntschaft mit der italie-
nischen Litteratur mittelalterlichen Stils und reicht wohl aus, um davon eine
deutliche Anschauung zu gewähren, wie sie der durch den Litteraturgeschichts-
Vortrag gewonnenen Kenntnis zur Seite stehen soll.
G. Gröber.
M. Ghrammont, La dissimilation consonantique dans les Langues
indo-européennes et dans les langues romanes. 1895 l^ijon« 8*.
215 S.
Die scharfsinnige Untersuchung bezweckt eine genauere Bestimmung des
Begriffes der Dissimilation , d. i. Beseitigung eines oder einiger der gemein-
samen Bestandteile zweier Artikulationen in einem Worte, und unterscheidet
20 Fälle solch regressiver oder progressiver, von der Tonsilbe oder der unbe-
tonten Silbe ausgehender Dissimilation, die teils in den romanischen, teils in
den indogermanischen Sprachen oder in beiden Sprachgruppen auftreten. In-
dem der Verf. den wahren psychologischen oder artikulatorischen Grund ein«
in den Kreis seiner Betrachtung fallenden Lautveränderung festzustellen ver-
sucht, berichtigt er vielfach bisherige Erklärungen für romanischen Laut-
wechsel. Die 20 Fälle von Dissimilation belegt er in dem ersten Teile des
Buches, von den „lois de la dissimilation", in einem Kommentar zu jedem
Falle seine Auffassung rechtfertigend; im zweiten Teile, „mêmes causes, effets
différents", werden diejenigen Wörter betrachtet, in denen nach Andern Dis-
similation, nach dem Verf. eine anders zu erklärende Lautveranderung statt-
gefunden hat; im dritten Teile, „la reduplication", zeigt er, in welchen Filien
von Unterdrückung ähnlicher Silben in einem Worte die Rede sein kann
(folgt Wortindex). Mit dem Begriff „Gesetz" ist es dem Verf. Ernst; denn
er erstrebt den Nachweis, dafs zu derselben Zeit in einer Sprache die gemein-
samen Bestandteile zweier Artikulationen eines Wortes immer in derselben
Richtung dissimiliert wurden (z.B. r — r zu r — / zu andrer Zeit als r — r an
r — n). In gelehrten Wörtern können daher andere Dissimilationen auftreten
als in Erbwörtern ; in Erbwörtern kann statt durch Dissimilation durdL Ana-
GRAMMONT, DISSIMILATION CX>NSONANTIQU£. 429
logisierung eine gleichartige LautverändeniDg hervorgerufen werden (z. B. it.
albero st. arbero = arbor unter dem Einflofs von albo ?) ; oder die Dissimilation
kann unterbleiben in mit produktiven Suffixen gebildeten Wörtern, weil das
Suffix nur unter der Voraussetzung die Bedeutimgsmodifikation eines Wortstammes
bewirkt, dafs es lautlich mit den ebenso abgeleiteten Wörtern in Ueberein-
stimmung bleibt u. s. w. Wie mir scheint, ist die Begründung für das Er-
scheinen eines Lautes für einen andern überzeugend ; z. B. für das / in frz.
alberge für hexibexga, und das d bei it. rado proda = rarus prora; d war
im dersten Falle in der ersten Silbe von *ar\>erge unmöglich, und fur rado
konnte wohl r<Ao (span.) gesagt werden, näher aber lag für linguales r die
Entähnlichung in den zugehörigen Explosivlaut. Ebenso lautphysiologisch er-
klärbar ist alma und arma für an^ma (anima); der näher liegende Explosiv-
laut für n war vor m nicht möglich, da die Artikulation dm den betr. Sprachen
fehlt, daher die beiden andern möglichen Substitutionen / und r. Unter den
neuen Deutungen mag frz. sanglant aus sanginantem erwähnt werden; in der
That fehlt altfrz. sanglent; in rossignol etc. möchte Gr. das r aus dem r in
dem begriffsverwandten hirondelle herleiten; mir scheint hier das Zusammen-
treffen des ani. / mit dem / des best. Artikels, von dem das Wort doch ge-
wöhnhch begleitet ist, die „Dissimilation" bewirkt zu haben; Gr. tritt S. 125
für frz. cheville, it. cavicchia ein, wie ich ( WölfBin, Archiv i , 543 und D'Ovidio,
Grundrifs i, 506) gethan, während, nach G. Paris, Romania 5, 382, Körting,
Lat.-rom.Wtb. mit Behrens capitula besser findet; aber itaL entstand daraus
capecchia und intervok. / giebt im Ital nicht v,
G. Gröber.
G. Weigand, Dritter Jahresbericht des Instituts für rumänische
Sprache (rumänisches Seminar) zu Leipzig. Leipzig, J. A. Barth
1896. 332, XI S.
Desgleichen Vierter Jahresbericht . . . 1897. 33^» IX S.
Da ich mich dieses Mal mit der Besprechung des dritten Jahresberichtes
etwas verspätet habe, so will ich zugleich auch den Inhalt des vierten
zur Kenntnis der geehrten Leser der Zeitschrift bringen. Eine Arbeit von
St. Stinghe, die Anwendung von pre als Accusativzeichen findet sich ohne-
hin in beiden Bänden (III 183—197, IV 228— 249). Sonst bilden den sehr
mannigfaltigen und reichen Inhalt folgende Aufsätze der Mitglieder des Semi-
nars: Arthur Byhan, die Entwickelung von e vor Nasalen in den latei-
nischen Elementen des Rumänischen (III i — 70), Ernst Bacmeister, die
Kasusbildung des Singulars im Rumänischen (IV i — 81), Hermann Thal-
mann, der heutige Stand der Pluralbildung im Dako-Rumän. (IV 82 — 135),
Kurt Schladebach, der Stil der aromunischen Volkslieder (III 71 — 138),
Ion Papp, Beiträge zum Studium des Altrumän. (III 170—182), G. Çaïakdîi,
aromunische Texte aus Monastir, übersetzt von G. Weigand (III 162 — 169).
Es läfst sich nicht leugnen, dafs alle diese Arbeiten recht interessant
sind und manche Belehrung bieten. Wenn dabei mitunter etwas auszusetzen
ist, sowohl was die Methode selbst als auch Einzelheiten betrifft, so ist dabei
zu berücksichtigen, dafs es meistens Erstlingsarbeiten sind und dafs es. an
430 BESPRECHUNGEN. J. U. JARnIk,
ähnlichen Vorarbeiten gebricht Es bleibt späteren Untersuchungen fiber-
lassen, auf Grund eines gründlichen Studiums der Texte die Richtigkeit der
Resultate von Arbeiten, wie dies die von Thalmann ist, zu pialen.
Am interessantesten sind die Beiträge des Herausgebers sdhil
dais er die Resultate seiner Studienreisen mitteilt (der Banater
in 198 — 332, Körösch- und Marosch- Dialekte IV 250 — 336), oder in der
Veröffentlichung des so wichtigen aromunischen Kodexes Dimonie (lY 136
bis 227) fortfahrt oder sich an die Erklärung einer viel umstrittenen Form
macht; es ist dies das Imperfektum Futuri (Konditionalis, Optativos) im Ro-
manischen (in 139 — 161). Es möge der Hauptinhalt des wichtigen Artikds
hier kurz angedeutet werden. Diese Form wbd durch die Zusammensetzung
des Imperf. Ind. desselben Hilfsverbs a vrea, a voi mit dem Infinitiv des be-
treffenden Zeitwortes gebildet, dessen Präsens zur Bildung des Futurums ver-
verwendet wird. Nun ist im Dakorum. auffallend, daiis vor dem Infinitiv die
Form etwas anders lautet als nach demselben, so in der l. PI. am làuda
oder läuda-ream. Die letztere Form wird allerdings in der Regel iäudareHum
geschrieben, wobei laudare als der ursprüngliche unverkürzte Infinitiv mu^e-
faist wird. W. beruft sich, um die Unrichtigkeit dieser Auffassung zu be-
weisen, auf die dialektischen Formen besonders im Banat und auf die Thmt-
sache, dafs im Futurum die Vor- oder Nachsetzung des Hilfsverbs auf die
Gestaltung des Infinitivs gar keinen Einflufs ausübt Zugleich macht er den
Versuch das auslautende ^t der i. Sg. und r der 3. Sg. und PI. zu deuten:
das erstere erklärt er als eine Verschmelzung des konzessiven ff mit der regel-
mäCsigen ursprünglichen Form des Hilfsverbs, während er in r eine Spar
des ursprünglichen einfachen Konditionals sieht. Es könnte hier auch des
vielleicht halb konsonantischen u gedacht werden, das in einigen volkstüm-
lichen Texten zwischen den verkürzten Infinitiv und das nachgesetzte Hil£iverb
eingeschoben wird, so Cezätoarea 11 136 n®2io da-u^ar nicht nur mit der Er-
gänzung ceafì, wo das u anders gedeutet werden könnte, sondern much mit
vînt und foc, so auch ibid. 145. 8 lucra^u-ai, 33 da'U-aï, noch anffiülender
ibid. 146. 9 bei muri-u-ai.
Dazu einige wenige Einzelheiten, zunächst zu m. Auf S. vi fehlt du
Wort nemernic 178. 15 (pribeag Fremdling), es gehört in die H. Grrappe;
51. 22 doch nicht inf. incaica st tncìilecà, das erstere ist ein ganz anderes Wort;
ibid. 29 und 52. 20 st. inclinerà 1. inclinare', IV 19. 16 trdndntoare (trébm-
toare), 27. 12 oare (soare), creditneioascei {crediîncioaseei), 55. 19 entre (autré^
108.9 sfintenie (sßnfenie, vgl. auch 109. 12 bätäuUoare), I2I. 18 Liut (Lmfl^
124.24 chemar (chenar), 239.22 und 240.27 haben sich unrichtige Beispide
verirrt, da hier das pe keineswegs zur Bildung des Accusativa dienL Noch
einmal zu III S. vu; dort wird durorile als ein jetzt ungebrauchHcber Pfaind
zu dor erklärt, gewifs ein Versehen. Denn wenn der Accent auf dem Stamm-
vokal geblieben wäre, wie könnte da ^ in » übergehen? Betont ist hier
jedoch die drittletzte Silbe, wie 173. 22 ausdrücklich gedruckt ist. Es ist
eben kein Plur. zu dor, welcher dórurile lautet, sondern zu dem altrua«
dur oare, das ich vorderhand wenigstens in Cipariu's Analecta S. 122 Z. 2
nachweisen kann; es kommt daselbst auch S. 136 Z. i vor, jedoch im Plorai»
der eben W. auf den falschen Weg brachte, ja ich finde das Wort auch im
Hinfescu's Proverbele Romäniloru 53. 7 — 8 : Cin£ simte vr'o duroare» Pomrtìi
WEIGAND, m., IV. JAHRBSBER. D. INSTITUTS F. EUll» SE&ACBS. 43I
floare *n le^ìitoare, Durarl ab FLt. aeheint sich in der jetzigen Volks-
sprache in dem Sinne Ton Rheumatismus gerade so spezialisiert zu haben,
wie nngoarê^ btngeare im Sinne von Typhus, Siehe das Wort bei Çaineanu
und besonders bei Damé, der yon dem altrum. Plural auch ein Beispiel aus
Moza citiert. j^^^^ ^^^^^^ j^^^
Bamón Menéndez Fidai» La Leyenda de los Infantes de Lara. —
Madrid 1896.
Aus dem reichen Sagen- und Romanzenschatz der Spanier eine beson-
dere Gruppe herausnehmen y dieselbe in allen verschiedenen Spielarten auf
das Genaueste untersuchen, spätere Ueberwucherungen abschälen oder mit-
unter wohl auch Ausmerzungen konstatieren, um schlieislich durch steten
Vergleich mit den Prosadarstellungen der Chronisten, wo die alte poetische
Form noch halb durchschimmert, auf die ursprüngliche Fassung der Sage
zurückzugelangen: das ist es was der Verfasser hier gethan hat, und zwar mit
einer Scharfsicht und Beharrlichkeit, die vor keiner noch so ermüdenden
Schwierigkeit zurückschrickt Das Buch ist in sechs Kapitel geteilt, von
welchen das erste die Sage nach den Cantares de Gesta, das zweite die
Chroniken und Geschichten, das dritte die Romanzen, das vierte das Theater,
das fünfte die letzten Manifestationen der Sage, und das letzte die Oertlich-
keiten und ihre Traditionen behandelt; dazu konunt noch eine zweite Ab-
teilung mit Fragmenten aus den bezuglichen Chroniken, Exkursen über die
verschiedenen Redaktionen der General, etc. Man ersieht gleich hieraus,
dafs der Plan so erschöpfend war, dais fur einen künftigen Aehrenleser keine
grofse Ernte zu hoffen ist.
Der Inhalt der Sage darf wohl als bekannt vorausgesetzt werden, da
nicht nur Duran in seinem Romancero General (I, 439 — 457) dreilsig, sondern
auch Hofmann und Wolf in ihrer Primavera y Flor de Romances (I, 61 — 91)
die acht berühmtesten von den betreffenden Romanzen aufnehmen. Der histo-
rische Kern nun all dieser poetischen Herrlichkeit, giebt es überhaupt einen
solchen, und wie ist er beschaffen? Freilich giebt es einen, aber er vergleicht
sich füglich dem biblischen Senfkorn, „welches das kleineste ist anter allem
Samen, wenn es aber erwächst, so ist es das gröfseste unter dem Kohl**. Der-
selbe ist eben so winzig klein, dais er auf die einzige Person des Gronzak>
Gustioz zusammenschrumpft, dessen Existenz durch Namensunterschriften auf
Diplomen aus den Jahren 963 — 992 beglaubigt ist; wahrscheinlich ist sie für
Rodrigo Velasquez, dessen Name in einer Urkunde von 988 vorkommt, und
vielleicht für sein Weib, da, wie Verf. meint, die poetisdie dofia Lambra
auch eine historische Persönlichkeit sein muis, wenn schon er sie mit keiner
von den Frauen hat identiüzieren können, die im X. Jahrh. den damals sehr
gewöhnlichen Namen donna Flámula führten. Ueber die Begebenheiten herrscht
ein Dunkel, das wohl nie aufgehellt werden dürfte» obgleich anzunehmen ist,
dais der Sage etwas zu Grunde liegt, das die Volksphantaaie mächtig erregt
habe und von ihr dann wieder und wieder ausgeschmückt worden seL Jeden-
falls wird man dem Verf. vollkonunen beistimmen, wenn er tagt, dais in der
Darstellung der General Spuren barbarischer Sitten, wilder und einer or-
432 BESPRECHUNGEN. E. UDFORSS.
sprünglichen Epoche zuständiger Gesinnung, unbändiger, in der Brost Jihre
hindurch liebevoll gepflegter Leidenschaften sich offenbaren; daís aber unter
dieser rohen Einkleidung sogar in der kurzen Prosa-Erzählung Situatkmen aich
vorfinden von hohem poetischen Wert und grofser tragischer Kraft, die mit
den einfachen Mitteln eines goldnen Zeitalters der heroischen Poesie geschaffen
sind und die, wenn unser Gedicht in seiner wahren und ersten Grestaltnng
noch vorhanden wäre, es wert machen wurden an der Seite der N^btng^en
und des Garin U Loherain, dieser Meisterwerke der blutigen Epopöe der
Rache, einen Platz einzunehmen.
Im grofsen und ganzen nun war seinerseits auch Baist schon (Groben
Grundrifs II, 2 S. 394, 2) zu demselben Resultate wie Herr Pidal gdcommen,
nur dafs die der Art jenes Werkes gemäis knappe Form eben nur die Kon*
statierung der Thatsachen gestattete, während Herr Pidal den Leser die £e*
naue Untersuchung mitmachen läfst, was naturlich im Detail viel Interessante«
darbietet und mitunter über die gesamte mittelalterliche Heldendichtung Spaniens
Licht verbreitet. Beispielsweise mag nur auf das hingewiesen werden, was
Verf. über die Ursachen des Schwindens der alten Dichtungen und die De*
kadenz der epischen Poesie sagt, auf die besonders wichtige Prnfang der
verwickelten Frage von dem relativen Werte der Handschriften der Crán»
General, auf den Exkurs über die Reste von Versifikation , die sich in den
Chroniken noch entdecken lassen , u. a. m. Der Verfasser stellt in Auasidit
einen Abdruck der Cidgeschichte nach dem Ms. Escurial X-i-4, dem er den
Vorzug zuerkennt, und gewifs könnte nichts willkommner sein.
Kurz, das in Frage stehende Buch verdient die beste Empfehlung — die
ihm übrigens schon von andrer Seite zu teil geworden ist — , und man kann
mit Recht sagen, dafs auf diesem Gebiete seit Milá's schönem Werke fiber
die Poesia HerôicO'Popular Castellana kein anderes in Spanien erschienen
ist, das Herrn Pidais Leyenda de los Infantes de Lara an Bedeutung nnd
Wert den Rang streitig machen könnte.
E. LiDFORSS.
A.Bello-R.J. Cuervo, Gramática de la Lengua Castellana, destinada
al uso de los Americanos. Sexta edición. Paris 1898.
Fünf frühere Ausgaben sind ein gutes Zeugnis für diese Sprachlehre,
und doch darf nicht verschwiegen werden, dafs sie an viel unnützem Ballast
leidet, was indessen keine besondere Rüge für sie ist, denn dieselbe trifft im
allgemeinen die meisten der von Eingeborenen verfaCsten Grammatiken flircr
resp. Muttersprachen, und es stand seiner Zeit ebenso mit Salvá's sonst so
verdienstlichem Werke. Ob nun vor diesem dem Buche Bello's ein bestimmter
Vorzug gebühre, darüber zu entscheiden mochte so leicht nidit sein; aber diese
sechste Auflage erhält einen solchen durch die Zugabe von Cuervo's Noten,
die nicht weniger als 134 Seiten füllen, eine Menge von feinen Beobachtnngen
enthalten und gute Kenntnis von den Forschungen der europäischen Wissen*
Schaft verraten. Für die landläufige Reichs- und Litteratursprache, anch mit
Hinblick auf den altern Sprachbestand, dürfte somit Bello*s Grammatik in ihrer
neuen Gestalt eine geeignete Führerin abgeben.
£. L1DFORS8.
REVUE DES LANGUES ROMANES XXXV — ^XXXVn. 433
Revue des langues romanes. Tome XXXV. Janvier— décembre 1891.
S. 23 — 88. A. Blanc, Vocabulaire provençal 'latin. Untersuchmig der
beiden schon Littré und Bartsch bekannten and nicht unwichtigen Glossare
Bibl. nat. 7657 (B) und 7685 (À), von denen wahrscheinlich gemacht wird,
dais sie Kopieen eines Originals sind, welches frühestens in das Ende des
14. Jahrhunderts zu setzen sei. Es folgt eine längere Liste von Wörtern, die
bei Raynouard ganz oder in besonderer Form oder Bedeutung fehlen, wobei
denn die Aufführung von so belanglosen Schriflvarianten wie z.B. vayssel
(Rayn. : vaissel) wohl nicht nötig gewesen wäre (verdejar steht übrigens auch
in dieser Form bei Raynouard). Nicht wenige Druckfehler werden in den
Errata S. 319 — 20 verbessert. Die Hss. scheinen nicht gleichmäfsig genau ge-
lesen worden zu sein.
S. 88 — 94. C. Chabaneau, Fragment d*uH chansonnier provençal,
Ueberrest einer verlorenen sehr umfangreichen Liederhandschrift des 14. Jahr-
hunderts in Gestalt eines Doppel-Pergamentblattes, das Herr Pierre Vidal,
Bibliothekar in Perpignan, gefunden hat. Das Blatt enthält in der ersten
Hälfte raws zu Liedern des Gaucelm Faidit, in der zweiten Hälfte desselben
Trobadors Mout a poignat. Chant e deport und fast die ganze erste Strophe
von Si anc nuls horn. Jene Anordnung von ra%os nämlich, dafs sie alle
hinter einander vor den Liedern stehen, findet sich, wie Ch. bemerkt, in keiner
anderen Handschrift.
S. 95 — 127. W. Sode rj heim, La dama santa mercede, version ita*
Henne du Poème d'Alain Chartier.
S. 166. Bibliographie. L. Constans, Les grands historiens du moyen
âge, notices et extraits (E. Rigai).
S. 169 — 260. J.Camus, Notices et extraits des manuscrits français
de Modène, Die von guter Kenntnis des einschlägigen Materials zeugende
Arbeit war schon i. J. 1890 in italienischer Sprache erschienen. S. 237 fi.
steht ein Verzeichnis der altfranzösischen Lieder, unter denen fünfzehn als
Unica angemerkt werden. Sechs von diesen gelangen zum Abdrucke, doch
war schon eines derselben ( Quant noif remaint) von Bartsch , Rom. u. Past.
I, 43 und ein anderes {Oez com je sui bestornez) von P. Meyer in der Romania
XIX, IO publiziert. Text und Interpunktion der sechs Gedichte, unter denen
sich zwei interessante Sirventesen befinden, ist recht besseningsbedüritig, und
zwar liegen viele der vorzunehmenden Korrekturen auf der Hand: ein sorg-
faltiger diplomatischer Abdruck wäre erwünschter gewesen. S. 250 fi*, wird
über die Handschrift fonds latin 568 berichtet, welche 67 lyrische Stücke ent-
hält (ballades, lais, virelais), die freilich der Mehrzahl nach unvollständig sind.
S. 287 — 295. Variétés.
S. 296 — 306. A.Blanc, A propos de V expédition en Sardaigne de
Guillaume II, vicomte de Narbonne. Dem Philologen bieten die hier aus
dem Archiv von Narbonne veröficntlichten Rechnungen in der Volkssprache
z. J. 14 10 einiges Interesse.
S. 307 — 316. F. Castets, „// Fiore" et ses critiques. C. erörtert,
ohne dafs man ihm zustimmen könnte, gegenüber Mazzatinti und Gorra noch
einmal die Frage, ob man nicht in dem Verfasser des „Fiore", des italienischen
rifacimento vom Rosenroman Dante zu sehen habe.
S. 3 1 6 — 3 1 8. Chronique,
Zeiuchr. l rom. PhU. XXII. 28
434 BESPRECHUNGEN. SCHULTZ-GORÂ,
S. 379 — 430. C. Chabaneau, La langue et la littérature du Limausm.
Dankenswerte Zusammenstellung der Litteraturdenkmäler des Limoiisinischen.
Wenn es S. 384 mit Bezug auf Gaucelm Faidit heifst: on ¿prouve un réel
plaisir à ^entendre, au retour de la 4« croisade, où il avait accompagné ie
marquis de Montferrat, remercier Dieu, so scheint mir damit auf Grrund des
Liedes Del gran golfe, das C. offenbar im Auge hat, zu viel gesagt m sein.
Dem Artikel sind zwei Appendices von Leroux angeschlossen, deren zweiter
verschiedene limousinische Texte von 1208 — 1490 darbietet
S. 438 — 441. P. Marchot, Etymologies liégoises (Fortsetzung).
S. 453 — 477. Bibliographie. F.Mistral, La reine Jeanne» tragédie
provençale (Adelphe Espagne). — Notices et extraits des mss, de la BM»
nat, et des autres bibliothèques /. XXXIII 2^ partie 1889 (C Chabanean).
Wertvolle Bemerkungen zu Langlois' Notices des manuscrits français et pro^
vençaux de Rome antérieurs au XVI^ siècle, S. 477 — 480. PériodiqmeSn
Revue historique, scientifique et littéraire du département du Tarn. Mars —
avril 1891 (C. C). — Journal des Savants, octobre 1891 (Berthelot, Sur
quelques écrits alchimiques en langue provençale, se rattachant à Véeoiê de
Raymond Lulle).
S. 480. Chronique.
S. 481 — 502. F. No vati, Nouvelles recherches sur le roman de Fiori"
mont giebt erwünschte zuverlässige Nachricht über den Monzesischen Kodex
des Florimont, dessen Anfang mitgeteilt wird, um dann auf die schwierigen
Fragen einzutreten, die sich an diesen knüpfen, und die Meinung von P. Paris,
die übrigens Risop nicht ohne weiteres verworfen hatte, zu verteidigen, dais
man in dem Aselge, das die Hss. AM [und auch die Handschrift von Tonn»
s. Risop in dieser Zeitschrift XVIII, 308] bieten, den Flufs Asergnes im
lyonnesischen Gebiete zu erkennen habe, so dafs also das Chastühn «s Cha*
tillon d*Azergues sei. Darin wird man ihm beistimme können, weniger in
der Ansicht, dafs Anailui, welches in dieser Form von keiner Handschrift
gebracht wird (s. Risop a. a. O.) ein Anagramm von Juliana sei. Die Um-
stellung von Romadanaple (von N. wird mit Unrecht ^Romanäapie angeseCst)
zu plena d*amor nimmt schon die Königstochter selber in der Dichtimg tot,
s. Risop a.a.O. S. 311.
S. 604 — 611. A. Blanc, Le groupe et de sanctus dans les noms do
saints en provençal. Es handelt sich um Fälle wie Saint^Chamant {Sanctus
Amantius), wo auslautendes ch zum folgenden Worte gezogen wurde. Bei
der Liste solcher Ortsnamen, die aus dem Süden Frankreichs angefahrt
werden, hätte man gerne mehr Urkimdenmaterial verwertet gesdien.
S. 612 — 618. Variétés. L. Constans, A propos d*un compte rendu do
I* édition critique du Roman de Thèbes. Abwehr gegen P.Meyer. -— Pé«
lissier, Manuscrits provençaux de Marseille.
S. 618 — 623. Bibliographie. Arsène Darmesteter, Cours éU gramo^
maire historique de la langue française. Première partie: Phênétifue
(P. Marchot). — A. Roque-Ferrier, Le Midi de la France, ses poètes oi
ses lettrés de 1874 a 1890 (Pélissier).
Tome XXXVI. Janvier — décembre 1892.
S. I — 143. F. Cas têts, Maugis à^ Aigremont. Ausgabe des mehr als
9000 Alexaudi iner zählenden Epos, welches in drei Handschriften (Cambridge,
REVUE DES LANGUES ROMANES XXXV — XXXVII. 435
Paris, Montpellier) erhalteD ist. C. bietet den Text der Cambridger Hs. {Petâr^
house) dar; die Art wie die beiden anderen Hss. herangezogen worden sind
erregt Bedenken und ist anfechtbar. Die Anmerkungen bestehen zum groCsen
Teile aus Varianten. Maugis mit Rajna als forme dérivée von deutschem
Madalger zu bezeichnen (S. 12) geht nicht an: das Etymon ist Amalgts, wie
denn auch die Form Atnàugis oft genug begegnet.
S. 417 — 487. F. Ca stets, Iter Hierosolymitanum ou voyage de Charle-
magne à Jérusalem et à Constantinople, Texte latin diaprés le ms, de Mont-
pellier. Dem Abdrucke des in drei Hss. überlieferten und im Speculum
historíale des Vincenz von Beauvais resümierten Iter geht eine Beschreibung
der Hs. von Montpellier H 280 voran sowie eine solche der Pariser Hs. (Bibl.
nat. 127 10). Bezüglich der letzteren Version wird wahrscheinlich gemacht,
dafs sie jünger ist als der Pseudo-Turpin.
S. 496 — 523. E.-G. Ledos, Frottola del re de Franza, chanson popu-
laire contre Louis XII, Vorliegende frottola, in Florenz gedruckt (Bibl.
nat. zu Paris Yd réserve 622) ist 1512 oder 15 13 und, nach der Sprache zu
urteilen, im Venetianischen entstanden. Eine Untersuchung über Form und
Inhalt átr frottola und barzelletta in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
sowie gute erklärende Anmerkungen erhöhen den Wert der Publikation.
S. 573 — 585. A. Solerti, Le voyage du Tasse en France, S. 586 — 589.
Variétés,
S. 589 — 598. Bulletin bibliographique, C. Appel, Zur Entwickelung
italienischer Dichtungen Petrarkas (L. G.). — Pélissier, Manuscrits proven-
çaux d'Avignon. — S. 599 — 602. Périodiques, Zeitschrift für romanische-
Philologie XV (L. Constans).
S. 602 — 603. Chronique,
Tome XXX Vn. 1893 — 1894.
S. 5 — 58. D. Grand, V image du monde, Klassifikation von 32 Hand-
schriften der ersten Redaktion der Image du monde, welche aus d. J. 1245
stammt (der Artikel hat bis jetzt keine Fortsetzung erfahren).
S. 146 — 147. P. Marchot, Andare etc. Von neuem versuchte Her-
leitung von andare, annar, aller ^ambulare,
S. 147 — 148. Chronique,
S. 182 — 183. P. Marchot, Note sur le traitement de -orium en franco-
provençal,
S. 186 — 190. Bibliographie, S. 190 — 196. Chronique, Es wird Mit-
teilung gemacht von der nunmehr eintretenden Aenderung in dem Charakter
und in der Art des Erscheinens der Revue, — S. 235 — 238. Variétés,
S. 238 — 244. Chronique,
S. 245 — 250. A. Jeanroy, Nouveau texte d'une prière à la vierge du
XIV^ siècle, Abdruck des schon von Bartsch, Denkmäler S. 63 ff. aus zwei
Pariser Handschriften publizierten Gedichtes nach einer in Siena befindlichen
Handschrift. Es wird auf das berühmte Sirventes Figueira's als gleichen Bau
habend hingewiesen und als Vorbild für beide G. Faidit's Ab cossirier pianh
bezeichnet,
S. 251 — 267. F. Gabotto, Les légendes carolingiennes dans le Chro-
nicon Ymaginis Mundi de Frate Jacopo d^ Acqui (erster Artikel). Bemerkens-
38*
436 BESPRECHUNGEN, a WIESE,
wert ist die Meinung von G., dafs der OHnel auf einer piemontesisclien Tra-
dition fuise. — S. 271— 282. Variétés. S. 281. Bericht aber einen Vortrag
von Gazier über P. Cardinal's Fabel, deren Stoff schon in einer Homilie des
Chrysostomus begegnet.
S. 282— -292. Bibliographie, Zeitschrift for romanische Philologie XVI
— XVn (L. ConsUns).
S. 293 — 301. Eugène Muntz, Quelques points de vue sur la latera-
ture ilalienne du XVI^ siècle,
S. 302 — 318. Maurice Raimbault, Inventari dou castèu éP lèro en
1431 enthält einige interessante Wörter mit nützlichen SacherklSrungen des
Herausgebers, der freilich im Altprovenzaliachen nicht recht zu Hanse zu
sein scheint.
S. 319 — 322. A. Jeanroy, Un nouveau manuscrit du glossaire pro-
vençal'italien d'Onorato Drago, Bericht über eine sienesische Handschrift
des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Glossars. Die Abweichungen von
der Mailänder Handschrift, über welche Rajna gehandelt hat, sind sehr gering.
S. 329 — 338. Bibliographie, G. Bapst, Essai sur l* histoire du théâtre
(E. Rigai). — Romania XXIII, i (L. Constans).
S. 355 — 373. F. Gab otto, Les légendes carolingiennes dans le Chro-
nicon Ymaginis mundi de Frate Jacopo d* Acqui (Fortsetzung und Schlnfs). —
S. 428 — 433. Variétés, Ch. Marelle, La prononciation française et les néo^
philologues allemands (Abdruck aus Le Temps 21 Juni 1894).
S. 433—436. Chronique,
S. 437 — 442. Ch. Joret, Liste des plantes envoyées par Peiresc à
Clusius (enthält provenzalische Pflanzennamen). — S. 469—477. Variétés,
S. 478 — 484. Bibliographie, Mystères provençaux du XV^ siècle p,p,
Jeanroy et Teulié (C. Chabaneau). Wertvolle Besprechung.
S. 485 — 489. A.Blanc, Sens du terme ethnique „Provincialis" au
XII* siècle. Nach Feststellung der Thatsache, dafs Gotia nicht, wie P. Meyer
{Annales du Midi I) meinte, Aquitanien, sondern das alte Septîmanien be-
zeichnet hat, wird ausgeführt, dafs Provincialis einmal fur die Bewohner des
südlichen Galliens überhaupt gebraucht worden sei, und dann für die Be-
wohner der zwischen Rhône und Alpen liegenden Gegend.
S. 490 — 492. A. Roque -Ferrier, Études sur la langue d'oc, I.: Le
„t** final du sous-dialecte montpeüiérain au XV* et au XIX* siècles, —
S. 520—522. Variétés,
S. 528 — 532. Bibliographie, C. de Lollis, Trattato provençale di
Penitenta in Studj di filologia romanza V (C. Chabaneau). Zu den zahl-
reichen von Levy im Litteraturblatt XII Sp. 87 — 90 gemachten Bemerkungen
kommen neue lehrreiche hinzu.
S. 532. Chronique,
S. 533 — 541. Ch. Codorniu, Des Origines de la langue et de la
littérature espagnoles (erster Artikel). Ohne Bedeutung.
S. 571 — 575. L. Constans, Un nouveau manuscrit fragmentaire du
Roman de Troie, Versuch die Stellung des Bruchstückes (21 Blatter, jetzt auf
der Bibl. nat„ Nouv, acq, franc, 6534) innerhalb der übrigen Handschriften
zu bestimmen.
S. 575 — 578. Chronique, O. SCHULTZ-GORA.
GIORNALE STORICO VOL. XXXL 437
Giornale Btorioo della Iietteratura Italiana. Anno XVI, Voi. XXXI,
fase. I.
A. Galletti, Fra Giordano da Pisa predicatore del secolo XIV, Dieser
erster Teil der Arbeit sichtet die Lebeosnachrichten über Bruder Giordano
und bespricht dann die aberlieferte Form seiner Predigten, die von verschie-
denen Leuten gesammelt wurden , wie es ihm nachzuweisen gelingt. S. 25
Anm. I hätte man gern Cavalcantis Sonett citiert gesehen.
VARIETÀ.
V. Gian, Per Bernardo Bembo. Le relàûoni letterarie, i codici e gli
scruti. Lettera 2« al Prof. Rodolfo Renier. Im XXVm. Bande des Giornale
S. 348 ff. hatte Gian in einem Briefe über die Beziehungen Bernardo Bembos
zu den Medici gesprochen (vgl. Ztschr. XXI S. 151). In einem zweiten Briefe
stellt er hier zusammen, was über seine Beziehungen zu andern Männern
seiner Zeit, über die in seinem Besitze gewesenen Handschriften und über
teine eigenen litterarischen Leistungen bekannt ist. Somit hat er einem künf-
tigen Biographen dieses bedeutenden venezianischen Patriziers die Wege er-
heblich geebnet.
G. Giannini, H „Principe" e ü „Giovine signore", Parini war, jeden-
falls durch Rousseaus Ausführungen im Contrat social überzeugt, der Ansicht,
dafs Machiavellis Forst von Anfang bis zu Ende ironisch aufzufassen sei, und
äuiserte das in seinen principa delle belle lettere. Giannini hält es nun nicht
fur unmöglich, dafs dies Vorbild Parini veranlafst habe, in ähnlicher Weise
wie nach seiner Auffassung Machiavelli die Tyrannen des 16. Jahrhunderts
bloft gestellt hatte, das würdelose Treiben des lombardischcn Adels seiner
Zeit zu geifseln. Er pfropfte das Reis der Ironie auf das beliebte Lehrgedicht
und schnf die satirische Epopöe. Diese Möglichkeit ist zuzugestehen.
A. Bassermann, Catona o Cr otoña? Vergeblicher Versuch gegen
De Chiara, Giornale XXX 214 ff. einen verlorenen Posten zu verteidigen (vgL
Ztschr. XXII S. 137), wenngleich er ihm einige Verschen nachweist.
RASSEGNA BIBUOGR AFIC A :
Biadene, Indice delle canzoni italiane del secolo XIII (Foresti, sorg-
fältige und nützliche Nachprüfung der mühevollen Arbeit). — Melodia, Difesa
di Francesco Petrarca (Scar ano). — Carducci, Su V Aminta di T. Tasso
(V. Rossi ; wichtige Bemerkungen zur Entwicklung des Pastoraldramas). —
Po metti, I Martirano (Croce, viele Zusätze). — Re forgiato, V umorismo
nei „Promessi Sposi" di A, Manzoni (Bellezza).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO :
Calori Cesis, Giovanni Pico della Mirandola detto la fenice degli in-
gegni. Dorez et Thuasne, Pie de Mirandole en France. Del Lungo,
Fhrentia. Uomini e cose del Quattrocento, G e ri ni. Gli scrittori pedagogici
italiani del secolo decimosesto. Calzini, Urbino e i suoi monumenti. Scotti,
Bergamo nel seicento. Brocchi, Un novelliere del secolo XVII; Gerolamo
Brusoni, Curcio Bufardoci, La reazione contro il seicento nelle satire di
Salvator Rosa e Benedetto Menuni, M e n g h i n i , Scritti di Giuseppe Barelli
scelti e annotati. Mandarini, I codici manoscritti della Biblioteca Orato-
riana di Napoli illustrati,
ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZIALI.
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
R« Renier, Un poeta m4>rto che si difende. In seinem 1706 erschie-
433 BESPRECHUNGEN. G. G., W. MBTBR-LÜBKB,
nenen Werke Della perfetta poesia italiana hatte Muratori unter anderen
Schriílstellem auch Tebaldeo recht schlecht wegkommen lassen. Das ver-
anlafste den Ferraresen Gerolamo Barnffaldi eine anonyme, dem beleidigten
Dichter in den Mund gelegte Verteidigung lossulassen, die 1709 erschien.
Renier analysiert die kaum auffindbare Schrift und hebt som Schluls ans der
Korrespondenz zwischen Muratori und Baruffaldi das Hergehörige heraus.
letzterer leugnet darin, der Urheber des Briefes zu sein, worüber aber doch
kein Zweifel aufkommen kann. G. Rossi, // codice dantesco deli* Universi-
taria di Cagliari zeigt aus zwei Briefen Amaris an Spano, dafs letzterer den
dritten Gesang der Hölle aus dieser Handschrift, soweit er darin vorhanden
ist, für Witte kollationierte und macht dann noch auf eine Variante tu
HI 124 — 126 von der Hand des Korrektors der Handschrift aafinerk-
sam, mittelst derer es möglich wäre, das Manuskript aufzufinden, nach dem
dieser verbesserte. Man hätte gerne erfahren, ob die am Schlüsse Inferno
XXI und XXin hinzugefügten Terzinen von der Hand des Schreibers oder
von der des Korrektors sind. Vgl. Witte, Danteforschnngen II S. 492. Dieter
Aufsatz Wittes zeigt übrigens nicht, wie man aus Rossis Anmerkung 6 S. 176
entnehmen könnte, dafs Witte die Handschrift fur den dritten Gesang der
Hölle hat vergleichen lassen, und ist jedenfalls gleich nach der im ersten
Briefe Amaris erwähnten Unterredung geschrieben. Dafs Spano sich beeilt
habe, Amaris Wunsch nach der Kollation zu erfüllen, wie Rossi sagt« kann
ich nicht finden: die Bitte war am 2. Oktober 1868 ausgesprochen, und ent
am 21. Januar 1869, also nach vollen 3Vs Monaten, ist Amari im Besitse des
Gewünschten. Nach Wittes Aufsatz S. 488 fehlen die ersten 106 Verse von
Inferno HI in der Handschrift, nach Rossi S. 177 aber 116. Was ist richtig?
C. Salvioni, Una rappresentaúone del contrasto tra la quaresima e il carne*
vale bringt die interessante Nachricht, dafs vor noch nicht vielen Jahren in
Menzonio im Valle Maggia meist am letzten Donnerstag im Karneval ein
solcher Kontrast öffentlich aufgeführt wurde. Leider ist von dem Inhalte
kaum etwas bekannt.
CRONACA:
Periodici, kurze Mitteilungen, neuerschienene Bucher, Nachrufe fir
Carlo Castellani (G. B.), Jacopo Bernardi (G. B.), Léon Gautier, Luigi Tosti,
Franz Xaver Wegele, Giovan Battista Cavalcasene.
Berthold Wisse.
Romania No. 104, Octobre 1897, T. XXVL
F. Lot, Notes sur le Moniage Guillaume, /. Tombe Issoire ou Tombe
Isoré. £s handelt sich um die Isoré - Episode im Moniage Guillaume, um
Guillaume's Kampf mit dem Heiden Isoré bei Paris, und seine Beziehung sn
einem auffallig grofsen Grabmal unter dem Namen Tombe Isoré auf einer alten
Begräbnisstätte bei Paris, das schon Gervasius von Tilbury, wie zuletzt Schllger
in Herrigs Archiv 98, 41 nachwies, so benennt (sepulcrum Isoreti, Otia impc-
rialia) unter der Angabe, dafs der h. Wilhelm Isoré's Besieger (im Kampf um
Paris) gewesen sei. L. wiederholt, dais Isoré in Wilhelms Mönchtum wahr-
scheinlich die Stelle Kaiser Ottos IT., der Paris 978 belagerte, ein in sagen-
hafter Entstellung in der mittelalterlichen Chronik wiederholt berichtetes Er-
eignis, einnimmt (Rom. 19, 377 ff.) und ist, da er das Lothringcrepoi mit
ROMANIA NO. IO4. 439
seinem Isoré spät ansetzen möchte, augenscheinlich geneigt, den Namen Tombe
Isoré für älter zu halten als den Montage Guillaume. Doch ist um so weniger
auszuschliefsen, dafs sich der Name für das Wahrzeichen auf der Gräberstätte
bei Paris vom Verfasser des Moniage herschreibt, als auch Grervasius Isoré
nur im Zusammenhang mit dem epischen Wilhelm kennt. II. Vépisode des
ronces weist auf die auffällige Uebereinstimmung hin, die zwischen Moniage
Guillaume an der Stelle, wo Wilhelm dem Gesandten Anseis durch das Aus-
reifsen nützlicher und edler Gewächse in seinem Garten und durch das Einpflanzen
von Unkraut eine symbolische Antwort giebt, und dem Mönch von S. Gallen
II c. 1 2 besteht, der, in Nachahmung antiker Ueberlieferung, eine ähnliche Ant-
wort einem Gesandten Karls d. Gr. von dem in S. Gallen festgehaltenen Pipin
erteilen läfst, der nur umgekehrt dabei das Unkraut aus dem Garten ausrauft
G. Hu et, Sur la rédaction néerlandaise de Maugis d*Atgremont, suivi
de fragments inédits. Die neuen Bruchstücke des niederländischen Maugis
(Bibl. nat. Paris) gehören einer neuen, fünften Hs. der niederl. Dichtung an;
nur ein Teil der Verse dieser Bruchstücke deckt sich mit bisher veröffent-
lichten Fragmenten der niederl. Bearbeitung der franz. Enfances Maugis, und
auch die weiteren inzwischen bekannt gemachten neuen Bruchstücke des
niederl. Romans (Tijdschrift voor Nederl. taal- en letterkunde, Bd. 15, und
Journal of Germanic Philology, Bd. I) bieten ihnen nichts Entsprechendes, wie
H. am Ende seiner Abhandlung mitteilt, die das Werk des Niederländers
mit dem niederl. Prosaroman, der deutschen Nachdichtung und der franz.
Grundlage vergleicht und eine einleuchtende Konstruktion der aus mancherlei
andern erzählenden Dichtungen schöpfenden niederl. Dichtung mit Hilfe der
Fragmente unternimmt.
A. Jeanroy, Les chansons de Philippe de Beaumanoir. II oder wenig-
stens 10 Lieder, darunter ein Marienlied, des Verfassers des Romans von
Blonde d^Oxford und der Manekine, von J. entdeckt in der vielbenutzten Hs.
Bibl. nat. 24406, zwei davon den Namen Philipps (von Remi) selbst enthal-
tend, sämtlich (bis auf das zweifelhafte 10.) nur in dieser Hs. und darin hinter
einander überliefert, durch Sprache, Ausdruck, Vers, Strophe u. dgL den ge-
meinsamen Verfasser verratend, und, wie J, vermutet, wohl Jugendwerke (vor
1280) Philipps; — wenigstens huldigt er in dem anmutigen 9. Lied einem
Mädchen von 1 5 Jahren , das er „heiraten" möchte. Vom gewöhnlichen seuf-
zenden Minnelied weicht noch das Gespräch mit Amor, No. ii, ab. J. hat mit
kundiger Hand Schäden und Mängel der handschrifU. Ueberlieferung gebessert.
P. Toynbee, Dantes obligations to the Magnae derivationes of Uguc-
done da Pisa. Die Stelle im Convito IV, wo Dante sich für eine Ableitung
des Wortes auctor auf die Derivationes des als Bischof von Ferrera gestorbenen
(12 IG) Rechtslehrers Hugotio von Pisa beruft, hat den gelehrten Danteforscher
veranlafst in den ungedrucklen, z.T. aus Isidor, z.T. aus Papias geschöpften
Magnae Derivationes nach weiteren Fällen von Benutzung derselben durch
Dante zu forschen ; es ergiebt sich aus T.'s Nachweisen, dafs Dantes Graecismen
durchaus aus dieser Quelle stammen, und Dante auch Belehrungen über andere
Wörter dem im Mittelalter sehr geschätzten Buche entnommen hat. G. G.
C. Nigra, Note etimologiche e lessicali, ItaL biondo, frz. blond von
*albundus, vgl. rubicundus; ital. balena von *albênus nach serenus; frz.
borgne, prov. órlio, lim. borii aus orbulus; frz. borne, prov. bola, botola aus
oblula zu obelus; frz. ornière aus *orbïlaria von orbile *Radaiii£uig'; piem«
440 BESPRECHUNGEN. W. MEYER-LÜBKB, G. G.
rubati * Walze' aus *orbattu zu orbis; dial. frz. tupin 'Topf für poHn; frt.
amadou zu amygdala; piem. sambur, afr. seur von *sabuc€us. Fehlt meh-
reren dieser Zusammenstellungen das auf den ersten Blick Einleuchtende und
Bestechende, so hat doch der Verf. durch eingehende Darlegung der lantlkhen
und begrifflichen Entwickelung die meisten recht ansprechend gemachL Ab-
lehnen möchte ich nur *orbïlaria und bei dem alten von Diez verbreteofin
*oraüarta bleiben. Einmal decken sich oròtta und omüre vollständig in
der Bedeutung, was von oriñle nicht gilt, und schon deshalb wird mmn,
wenn es geht, bei orbita bleiben. Sodann giebt afr. ordiere ganz genan
*orbitaria wieder, wogegen *orbilaria nur orlière, olUère lauten wurde, weiter
ist wall, orbîre nur mit ^orbitaria nicht mit *oriñlaria vereinbar. Ornière
aus ordière erklart sich am ehesten durch Anlehnung an orne 'Reihe'. Eine
Dissimilation von sich berührendem rl zu rd scheint mir im Französischen
undenkbar, müfste jedenfalls erst durch ein sicheres Beispiel gestutzt werden.
Gar nichts gewonnen ist mit Foersters orme (Zs. Ill i6l). Er setzt ein im
Französischen nicht vorhandenes Wort voraus, um eine Grundlage zu gewinnen»
die zu keiner der französischen Formen pafst, mufs also zunächst sn dem
Wandel von rm zu rn, der im Französischen in der Art sonst gar nicht vor-
kommt, seine Zuflucht nehmen. W. Meter -LObkb.
MELANGES. F. Lot, Le Charroi de Nîmes. Die List, die znr Ein-
nahme der Stadt Nîmes in der gleichnamigen Chanson de geste verhilft, weist
Lot I. noch im persischen Schah-Nameh und zwar in der Besonderheit nach»
dafs hier wie dort der Salzhandel das Mittel finden läist in dne Stadt ein-
zudringen, 2. in dem franz. Bericht eines Bürgers von Paris und Monstrdets
über die Einnahme von Chartres durch die Franzosen im Jahre 1432. Die
historische Einnahme und Zerstörurg von Nîmes durch Karl Martell, 738, anf
die in einem älteren Gedicht wenigstens angespielt sein konnte, und jene der
Volkssage bereits geläufig gewordene, bei Eroberung von Städten sogar ange-
wendete List, in Verbindung mit der Rolle, die Wilhelm von Orange in Süd-
frankreich vor Abfassung des Charroi in der franz. Epik spielte, erscheinen L.»
mit Recht, genügend , das Zustandekommen des Charroi de Nîmes zu erkliren.
F. Lot, Bègues, Die geschichtlichen Data über zwei Träger dieses
Namens der Lothringergeste, den Grafen Bego von Paris unter Karl dU Gr.
und Ludwig d. Fr., f 816, und einen Herzog Bego von Aquitanien im 9* Jh.»
über den die Chronik von Nantes (zwischen 1050—59) vielleicht nach filteren
Annalen berichtet, und der, wie der epische Begue, mit Aquitanien belehnt
gewesen wäre, hebt L. aus den Quellen aus.
COMPTES RENDUS: Bou r dill on, ToU listoire de France (G. P.);
Van Borkum, De mnd, Bewerking van den Partfionopeus^Roman (G. P.);
Arffert, Das Motiv der untergeschobenen Braut (G. P.); // traitaio De
Vulgar i Eloquentia di Dante Alighieri p. e. di P. Rajna, ediz. min. (Toyn*
bee); Mazzatinti, Zai Biblioteca dei re d^ Aragona in Napoli (P.M.).
PERIODIQUES: Zeitschrift f. rom. PhU. XXI, 2; 3 (G. P.; P.M.). —
Lileraturblatt f. Germ. u. Rom. Phil. 1892 Juli — 1897 Juni (E. M.). — Gior-
nale storico della letteratura italiana No. 70— 78, t XXIV— XXVI (P.M.).
CHRONIQUE. Nekrologe (M. Aquiló y Fuster; J. M. GnardU; Léon
Gautier; W. Wattenbach ; Frédéric Godefroy; Pascual de Gayangos). — Utie-
rarische Nachrichten. — Kurze Besprechungen neuer Bücher. G. G.
lieber Wortzasammeiisetzaiigi
auf Grund der neufranzösischen Sohriftspraohe.
Zweiter Teil.
Erste Klasse: Subjektswörter.
Erste Ordnung: Substantiva.
Erste Familie:
Gegenstandsvorstellungen.
Das S. 307 f. analysierte Wort épine blanche ist typisch für eine
grofse Klasse von Zusammensetzungen, die ich, weil bei ihnen fürs
erste Stadium der Namengebung ein Erkennüngsvorgang charakte-
ristisch ist, Erkennungsnamen nenne*. Bei einer zweiten Klasse,
als deren Vertreter vorläufig cerf-volant gelten mag, verläuft das
erste Stadium der Namengebung ganz anders. Während nämlich
bei den Erkennungsnamen die Wortvorstellung (z. B. épine\ im un-
mittelbaren Anschlufs an den Assimilationsprocefs appercipiert wird,
vermöge dessen die repr. Vorst als zu einer Reihe unbestimmt
vieler früherer Vorstellungen gehörig erkannt wurde, schiebt sich
bei den Bildungen, deren Typus cerf ^volant ist, zwischen den Assi-
milationsprocefs, der auch hier den Schöpfungsakt einleitet, und
die Apperception der ersten Wortvorstellung (cerf) ein Erinnerungs-
vorgang ein, weshalb ich diese Bildungen als Erinnerungsnamen
bezeichne. Eine Analyse des Beispiels cerf-volant wird das eben
Gesagte verdeutlichen. Gegeben ist die Vorstellung eines gewissen
Käfers. 1. Stadium: a) der Assimilationsprocefs in seiner gewöhn-
lichen, auf unbestimmt viele assimilierende Vorstellungen sich er-
streckenden Form wird vollzogen, die repr. Vorst. wird auch als zu
einer Reihe früherer Vorstellungen (derjenigen nämlich, aus denen
die meisten sich mit dem gegenwärtigen Eindruck verbindenden
Elemente stammen) gehörig erkannt, aber die Wortvorstellüng,
welche in Complication mit diesen Vorstellungen steht, wird nicht
appercipiert, sondern es wird b) aus der Menge der Vorstellungen,
welche assimilierend gewirkt haben, eine einzelne als schon früher
dagewesen aufgefafst, und im Anschlufs an diese die mit ihr in
Complication stehende Wortvorstellung appercipiert: cerf Zugleich
^ Vgl. zu der folgenden Darstellung Wundt, Vorlesungen über die
Menschen- und Tierscele, ' S. 337 ff., bes. S. 346 f.
Zeiuchr. l rom. PhiL XXII^ 29
442 o. DITTRICH,
mit der Apperception dieser E rinn e rungs Vorstellung und der
zugehörigen Wortvorstellung oder vielmehr im unmittelbaren An-
schlufs daran wird auch gewissermafsen die Summe aus dem bisher
abgelaufenen Vorstellungsprocesse gezogen, insofern nun auch die-
jenigen Elemente der repr. Vorst. klar vergegenwärtigt werden,
welche die Vorstellung cerf herbeigerufen haben i: die Gestalt da:
Oberkiefer des Käfers gegenüber der Gestalt des Hirschgeweihes.
Ist auf solche Weise dem Namengeber das Verhältnis der repr.
Vorst. zu den durch das Wort cerf gewöhnlich mitausgedrûckten
Vorstellungen klar geworden, so kann cerf obwohl die zu ihm
gehörigen Realvorstellungen von der repr. Vorst in den allermeisten
Beziehungen abweichen, zwar als Name der repr. Vorst. verwendet
werden (vgl. Sa. s. v. Hirsch 3: „Ä, fliegender Ä, ein Käfer"; man
spricht dann bekanntlich von einer übertragenen Bedeutung des
Wortes Hirsch), in dem vorliegenden Falle aber hat es der Namen-
geber vorgezogen, ein 2. Stadium der Namengebung folgen zu
lassen, das analog dem S. 308 geschilderten verläuft: von den im
I . Stadium nicht der Assimilation unterlegenen Elementen der repr.
Vorst, welche also geeignet sind, diese von den durch das Wort
cerf gewöhnlich bezeichneten Vorstellungen zu unterscheiden, wird
eines appercipiert, z. B. eine Thätigkeit der repr. Vorst, und be-
züglich dieses Elementes tritt der S. 308 Z. 28 ff. erwähnte Er-
kenn ungs- und Apperceptionsvorgang ein, als dessen Resultat die
zweite Wortvorstellung erscheint: volant. Das 8. Stadium stimmt
ganz mit dem S. 308 geschilderten überein, und als Schlufsresultat
erhalten wir cerfvolant (Hirschkäfer). — In der ganzen folgenden
Darstellung bezeichne ich die aus dem 1. Stadium der Namen-
gebung resultierende Wortvorstellung kurz als i. Element, die ans
dem 2. Stadium resultierende als 2. Element und zeichne letzteres,
wenn es im Compositum nicht an zweiter Stelle aufhitt, durch
stehende Schrift aus (z. B. aub^i'/i^), während ich sonst das ganze
Wort in CursivschriTt gebe (z. B. cerf'volant).
Erste Gattung: Erkennungsnamen.
Die Abarten dieser Wörter ergeben sich aus dem Elemente
oder den Elementen der repr. Vorst., welche im 2. Stadium des
Schöpfungsprocesses appercipiert werden. Vorderhand aber beachte
man Folgendes: Das 2. Stadium der Namengebung setzt nadi
S. 308 mit einer Vergleichung ein, deren Objekte auf der einen
Seite die repr. Vorst., auf der andern Seite eine oder successive
mehrere derjenigen Vorstellungen sind, welche durch das im
I. Stadium gewonnene Wort mit bezeichnet werden. Das nächste
Resultat dieser Vergleichung ist, dafs die Vergleichsobjekte in irgend
einer Beziehung voneinander verschieden sind; die nun folgende
^ Wo ich im Folgenden Veranlassung habe, von ErinnemngsvorgingeB
zu reden, bezeichne ich diese Elemente kurz als das „Bindeglied** bei der
Herbeirufung der Erinnerungsvorstellung«
UBBEK WORTZUSAMMSNSETZÜNG. 443
Unterscheidung kann aber ein doppeltes Resultat haben , indem
entweder i. ein bestimmtes Merkmal oder {jR)^ mehrere bestimmte
Merkmale der repr. Vorst als unterscheidend herausgehoben werden,
oder 2. nur im allgemeinen die Abweichung der repr. Vorst von
den durch das erste Element mitbezeichneten VorsteUungen ange-
deutet wird. Ich nenne den ersteren Procefs kurz „bestimmte
Unterscheidung^, den zweiten „unbestimmte Unterscheidung'*,
1. Art: Bestimmte TJntersoheidung. Die repr. Vorst
kann sich von den durch das erste Element mitbezeichneten Vor-
stellungen unterscheiden i. durch eine Eigenschaft, die ihr an-
haftet, 2. durch einen Zustand, dessen Gegenstand (d. h. Subjekt
oder Objekt) sie ist, 3. durch andere Wahrnehmungs- oder
Denkinhalte, zu denen sie in Beziehung steht » gestanden hat
oder gebracht wird.
1. Unterart: Eigensohaften der repr. Verst. Hier müssen
vor allem geschieden werden: i. Eigenschaften » welche der repr.
Vorst auf Grund der Vorstel lungs processe zugeschrieben werden,
welche sie im Beobachter (der zugleich Wortschöpfer ist) hervor-
ruft, abgesehen von den diese Processe begleitenden Gefühlen;
und 2. Eigenschaften, welche der repr. Vorst auf Grund der Ge-
fûhlsprocesse zugeschrieben werden, welche sie im Beobachter
hervorruft. Ich bezeichne die erstem Eigenschaften kurz als Vor-
stellungselemente, die zweiten als Gefûhlselemente der
repr. Vorst.
I) Vorstellungselemente der repr. Vorst Darunter sind
diejenigen Eigenschaften zu verstehen , welche wir den Gegen-
ständen auf Grund von peripheren und centralen Empfindungs-
reizen und den sich daranschliefsenden, oft sehr compliderten
psychischen (insbesondere apperceptiven) Processen zuschreiben,
sobald wir von den alle diese Processe begleitenden Gefühlen ab-
sehen. Da aber alle diese Bestimmungen nicht nur den Vor-
stellungen von Eigenschaften, sondern auch denen von Zu-
ständen zukommen, so bedarf es noch einer genaueren Fest-
stellung dessen, wodurch sich die Eigenschaft vom Zustande
unterscheidet Dieses Merkmal liegt in der relativen Constanz der
Eigenschaften, die uns während der Dauer der Beobachtung nicht
an den Wechsel denken läfst, dem die repr. Vorst auch in Be-
ziehung auf die eben ins Auge gefafste Eigenschaft später einmal
ausgesetzt sein könnte; so ist ja z.B. ttfet/s in Weifsdom gewiis
keine dem Gegenstand dauernd zukommende, sondern nur eine
periodisch (zur Zeit der Blüte) wiederkehrende Eigenschaft; aber
an diese Periodicität wird zur Zeit der Beobachtung und Namen-
gebung nicht gedacht, während im Gegenteil ein Zustand der
repr. Vorst dem Beobachter nur dann als diarakteristisches Merk-
mal geeignet erscheint, wenn sidi mit der Vorstellung des Zu-
Standes der Eindruck verbindet, dafs sich dieser Zustand an dem
^ Vgl. unten S.444 Z.4ff.
29#
444 ^' DITTRICHy
Gegenstande periodisch wiederhole (vgl. z.B. pince cot^Hxnie
zange; Brumm/í/>¿^^, -kretseí).
Bevor ich nun ins Einzelne gehe, bitte ich noch folgende
Leitsätze festzuhalten: A) £s ist jederzeit möglich, dafs im
2. Stadium der Namengebung an Stelle des Erkennnngs-
vorganges, infolge dessen directe Eigenschaftsbezeichnungen wie
wet/s etc. erscheinen, ein Erinnerungsvorgang ^ trete» wie z.B.
in carion-pierre (Stein-, Dachpappe), wo eine Eigenschaft des carioHt
seine Härte, das Bindeglied bei der Herbeirufung der Vorstellang
pürre abgab und pierre also nur (wie Stein in Siempappe) den Sinn
steinhart hat; dies ist insbesondere dann immer der Fall, wo die
repr. Vorst. aufser mit den durch das i . Element mitbezeichneten
Vorstellungen auch mit einer andern in mehreren Eigenschaften
übereinstimmt: vgl. unten S. 451 die Anmerkung zu aigU^^auimtr.
Ich bezeichne solche Bildungen mit R (recordari), während ich die
mit Erkennungsvorgang im 2. Stadium nicht weiter auszeichne. —
B) Auch mit den durch das i. Element mitbezeichneten
Vorstellungen in Associationsbeziehung stehende andere
Vorstellungen können im 2. Stadium bei der Schöpfung
des Compositums mitwirken: vgl. conixa-fracture (fracture pro-
duite par contre-coup, wo contre aus contre^caup stammt), le bas-
allemand (Basse Allemagne); dies ist insbesondere dann der
Fall, wenn das i. Element eine Vorstellung herbeizu-
führen vermag, die mit der repr. Vorst in contrârem
Gegensatz e steht: so ist es z. B. sicher, dafs h^&'fùnd (Untiefe)
in Beziehung auf ha,ui-/ond (ebenfalls Untief e^ aber ersteres JovÀ,
voisin de la surface de l'eau", letzteres „fond à fleur d'eau") ge-
bildet ist, da die Bedeutung „in geringer (also den Schifien ge-
fahrlicher) Entfernung von der Oberfläche" aus hos allein nidit
hervorginge; in der Bedeutung Niederung ist es natürlich direkte
Bildung. Auch das ist möglich, dafs ein andres Composi-
tum bereits als Ganzes im Bewufstsein des Wortschöpfers
ist, bevor er zur Bildung des neuen Wortes schreitet;
auch dann muís natürlich angenommen werden, dafs das
neue Wort in Beziehung auf jenes alte Wort gebildet
wurde; vgl. z. B. franc-yf/fi/r (Drückeberger, Ausreifser), das nach
ixdiViC'tireur (Freischärler) gebildet ist. Ich zeichne alle diese Bil-
dungen, weil hier wieder ein Krinnerungsvorgang vorliegt, durch ç
aus. — C) Es ist jederzeit möglich und meist sogar nötig,
aus den wirklichen psychischen Erfahrungsinhalten» die
uns ja stets als Complexe von Empfìndungs- und Gefuhlselementen
gegeben sind, einzelne dieser Elemente loszulösen und ge-
sondert vorzustellen oder mit andern Vorstellungen in
Verbindung zu bringen. Auf dieser Möglichkeit beruht, um
sie zunächst auf das unmittelbar vor uns Liegende anzuwenden»
1. die gesonderte Apperception und sprachliche Bezeichnung der
1 Vgl. S. 441 Z. 31 ff.
ÜBBBR WORTZUSAMMENSETZUNG. 445
Elemente einer Eigenschaft. Sieht man nämlich von deren Ge-
fûhlselementen ab und appercipiert nur ihre Empfindungsbestand-
teile, so bieten sich diese der weiteren Analyse als eine Vorstellung
dar, die aufser der „reinen'* Empfindung, deren Bestimmungen das
Quale und die Intensität sind, auch noch die räumliche und
zeitliche Ordnung der Empfindungselemente enthält Von diesen
Elementen der Eigenschaflsvorstellung kann nun wieder jedes ge-
sondert appercipiert und zu einer neuen Eigenschaft gestempelt
werden, die natürlich wiederum die obigen Elemente des Quale etc.
enthält, und so in infinitum. Daraus ergeben sich sprachliche Be-
zeichnungen für a) qualitative, b) intensive, c) räumliche, und
d) zeitliche Eigenschaften, deren jede als Characteristicum anderer
Vorstellungen dienen kann, (lieber die Zahl s. unten S. 452 ff.) —
2. Diese Fähigkeit der Eigenschaften, im Bedarfsfalle
den verschiedensten Vorstellungscomplexen anzugehören,
bleibt nicht ohne Einflufs auf den Bedeutungsinhalt des
Wortes, durch welches die Eigenschaft ausgedrückt wird.
So kann grand, nachdem es einmal in die Verbindung grande pro^
priité (Grofsgrundbesitz) eingetreten ist, auch in grand propriétaire
(Grofsgrundbesitzer) eintreten; während es in der ersten Verbindung
noch seinen räumlichen Sinn bewahrt, ist das räumliche Element
in der zweiten Verbindung eliminiert und der Bedeutungsinhalt
auf ,,das gewöhnliche Mafs in irgend einer (nicht blofs räumlichen)
Beziehung überschreitend** erweitert; dieser neue Inhalt macht das
Wort nun zum Eintritt in die verschiedensten Verbindungen fähig
(grand homme ^ grande âme^ grands seniimenis^ grand fou^ grand jour
etc) und damit zur Bezeichnung der mannigfaltigsten Rang-, In-
tensitäts- etc. Verhältnisse. Ich bezeichne diese bekanntlich soge-
nannten „übertragenen** Bedeutungen im Folgenden mit Ü. Und
nun zum Einzelnen:
A) Qualitative Eigenschaften: 1) vermittelt durch peri-
pherische^ Reizung der Sinnesorgane und die sich daran schliefsen-
den psychischen Processe: a) Empfindungen des allgemeinen
Sinnes: g %^hxosarcome\ g malaco/r'/^^; fer^chaud^^ bière chaude
^ Selbstverständlich ist es auch nicht ausgeschlossen, dais bei der Schöpfong
so und so vieler von mir hieher gestellter Wörter keine peripherische Reizung
den Anlafs zur Einleitung der psychischen Processe gegeben hat, weder was
das I. noch was das 2. Element des Wortes betrifit; dies ist insbetondere
überall da denkbar, wo es sich um erzeugbare Dinge handelt; so kann
z.B. angenommen werden, dafs der Erfinder eines Gregenstandes seine Er-
findung bereits benennt, wenn ihm nur erst das Bild des noch nicht erseogten
Dinges vor der Seele steht; dann haben wir es natürlich mit durch centrale
Reize hervorgerufenen Phantasievorstellungen zu thun; da aber niemals
zu constatieren ist, ob der eine oder der andre Fall (peripherischer oder cen-
traler Reiz) vorliegt, und abgesehen von dieser Veradiiedenheit des Anfangs
der SchöpfuDgsprocess in beiden Fällen ganz gleich verläuft, so halte ich eine
Scheidung der beiden Möglichkeiten für praktisch wertlos. — ' Hartes Fleisch-
gewächs {aácxíofza, úxXijqóc), — • Malakolith {U^ç, fiaXastoç). — * DHT,:
corps brûlant qu'on emploie en médecine pour désorganiser un tiaiu orga-
nique.
446 o. DITTRICH,
Warmbier, soupe froide Kaltschale; R (vgl. S. 444, Z. 4ff.) carien'
pierre Stein-, Dachpappe; b) GehorsempfìnduDgen: die Qualitäten
der Tonempfìndungen ergeben sich aus der Einreihung in die Ton-
reihe, also durch Uebertragung von räumlichen Beziehungen: haut-
hois^y contre'basse, -basson^; oder durch Vorstellungen iron Dingen,
die einen ähnlichen Schall von sich geben wie die repr. Vorst:
7? oiseau'/rompeUe^; c) Geruchs- und Geschmacksempfindungen:
vinaigre, choucroute^] saindoux^; càillot'rosal^\ d) Gesichtsempfin-
dungen: a) farblose: (z.B. Glanz:) R carie^rcelaùu'^^ papùriyûm^^
ß) Farbenempfìndungen : Farbe des Ganzen oder eines Tdles*:
hianC'bois^^, -manger, -òec^\ fer blanc, passe-bleu^^ papier-bieu^^ bine*
lias^^, cordon bleu^^, béjaune^\ chou rouge^"^; aub^^i»^^^ piverU ner-
od. noii^r«»!«; R\ oxpimenß^, g dárysohihe^^, g dtaysanMme, —
2) Qualit. Eigensch. vermittelt durch centrale Reizung im Grefaim.
Die hieher gehörigen Erscheinungen sind sehr zahlreich und
mannigfaltig, und es ist nicht möglich, von vornherein eine er-
schöpfende Aufzählung aller in Betracht kommenden Unterarten eq
geben. Das Gleiche gilt auch von der ganzen folgenden Dar*
Stellung: Vollständigkeit a priori ist nirgends erstrebt und wäre
auch vom Uebel; eine auf ausgedehnteres Beweismaterial gegrün-
dete oder von einer andern Sprache als dem Nfr. ausgehende
Untersuchung wird hier gar manche Unterkategorie einzuschieben
für nötig finden. — Um nun wieder zum Nächstliegenden lurûck-
zukehren, so ergeben sich die zur Unterscheidung der repr. Vorst
von den durch das erste Element mitbezeichneten Vorstellungen
dienlichen Eigenschaften aus dem nach S. 308 Z. 20 iL das zweite
^ Hoboe; L.: bois (flûte) dont le ton est haut. — * Der Tonbereichs-
anfang des basson ist von dem des conirC'òasson durch ein Intervall getrennt^
an dessen unterem Ende der Tonbereich des conire-basson beginnt; der tiefste
Ton des letzteren ist also in Beziehung auf dieses Intervall dem tiefirten Tone
des basson entgegengesetzt {contre), und diese Differenz läuft durch alle Töne
der beiden Instrumente, so dafs sie in der That bezüglich der Tonhöhe als
einander entgegengesetzt bezeichnet werden können. Analog contre-^wx^. —
3 Gr.: ä cause du bruit sourd qu'il fait entendre sans ouvrir le bec. — * Be-
kanntlich volksetymol. aus Sünerkraut; ich gehe hier wie überall bei volks-
etymol. Bildungen auf die ursprüngliche Gestalt des Wortes zurück. — * Schweine-
fett; afr. sat'n (sagîmen), nfr. nach S. nur noch in der Bedeutung »Fett der
Jagdliere". — ^ Die Et}'mol. von caillot geht uns hier nicht an; vgl. darüber
DHT. s. V. und God. s. v. chaillouel\ rosai: DHT.: dont Parome rappelle
Podeur de la rose. — ' Glasierte Visitenkarte. — • Hier war vielleicht aadi
die Farbe für die Herbeirufung von vélin mafsgebend, vgL oben S.444 Z. li ff. —
^ Hierher zähle ich auch schwarz, grau, weijs, weil diese, obwohl keine Farben,
vom Volke doch zu diesen gerechnet werden; ich suche überhaupt von der
Vorstellung, die sich der naive Realismus von den Dingen macht, so wenig
als möglich abzuweichen. — ^° Weifsholz, wertloses Holz. — '^^ DHT.: bouche
qui n'a pas encore de moustaches. — ^* Blauer sperlingsartiger VogeL —
^3 Packpapier. — " L. : couche de l'étage inférieur des terrains jurassiques . • •
en Angleterre, woher auch das Wort; bläulich. — ^ Das blaue Buid (des
heil. Geist-Ordens). — " DHT.: bec des jeunes oiseaux encore convert d'une
petite peau jaune. — " Rot^öA/. — " Vgl. S. 307 ff. : ¿pine bianche. —
" Wegedorn; wegen der schwarzen Beeren. — *> Nach wxápigmentum; weil
goldgelb. — ** iqvoòXi^oq Topas.
ÜEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 447
Stadium der Namengebung einleitenden Vergleiche. Auf Grund
dieses Vergleiches kann die repr. Vorst von den durch das erste
Paiement raitausgedrückten Vorstellungen unterschieden werden:
a) durch die (weder räumlichen noch zeitlichen) Beziehungen, in
denen sie zu diesen Vorstellungen selbst steht, b) durch die Be-
ziehungen, in denen sie zu mit ihr associativ verbundenen andern
Vorstellungen steht, und c) durch die Beziehungen, die zwischen
den mit ihr associativ verbundenen andern Vorstellungen und
denjenigen Vorstellungen bestehen, welche durch gleichartige As-
sociation mit den durch das erste Element ausgedruckten Vor-
stellungen verbunden sind. Also: a) — 0) Ü^ von räumlichen
Ortsbeziehungen: anitre' garant ^; arnèr e -pensée^; insbesondere
die Verwandtschaftsnamen arrière-««;«/, 'grand -oncle, 'Petit-fils,
die dadurch entstehen, dafs in der Descendenten- oder Ascen-
dentenreihe von einem X ausgegangen und X — frère — neveu
— SLTUÒTe- neveu etc. geordnet wird; vgl. noch arrière -/^/î/j-«i-
fanis\ — |9) ¿7 von räumlichem Zusammensein^: g coitati, con-
/rère% cohéritier^ còpariageani, cosignataire \ EUnzukommen: g épi-
cycie"^'^ suTcens^, suvpoids^; — /) die verschiedenen Rangbezeich-
nungen: I. Û von räumlicher Lage: basse-fwr ^®, bas(-)(?^aVr ^ ^
basse-//ö^(? *2^ bas-/a//«, ^grec^^; sous^ai/e^^ sous-zwaf/r^, -locataire^^\
g sous-j^/i^ -acétate ^"^'t sons-ferme^^; arrière-wwa/i®, 'fie/^^; haute-
cour*^^, suT-aròitre^^; contre-maître^^f -arnira/^^; 2. ¿7 von räumlicher
1 Vgl. S. 445 Z. 14 ff. — * PWb.: „Rûckbûrge heifst derjenige, der einem
Bürgen für den aus der Bürgschaft entstehenden Schaden Ersatz zu leisten hat'';
er steht also j;leichsam hinter dem Bürgen , um ihn zu schützen. — ■ Vgl. das
Beisp. bei Sa. : Auch sie hatte noch eine hintere Reihe von Gedanken [Absicht
im Hinterhalt, Hìniergedanken']. — * Vgl. Sa.: zusammen, dem Zustand des
Seins entsprechend, bei- und miteinander, so dafs bei-sammen zunächst nur
örtliche Nähe, zu-s. zugleich eine Gemeinschaft der Beziehungen, ein Ver-
bundensein bezeichnet. — ^ DHT.: état, pays considéré par rapport à un
autre avec lequel il partage la souveraineté. — • DHT. : mit. con/rater, devenu
con/rère sous Tinfluence de frère\ chacun des membres d'un même corps
(corporation professionelle, compagnie savante, etc.) considéré par rapport aux
autres. — 'DHT.: \\.. G^xcyclus, inlxvxkoc; petit cercle qu'on supposait par-
courir la circonférence d'un autre cercle plus grand, pour rendre compte des
irrégularités apparentes qu'on découvrait dans le mouvement des astres. —
^ L.: rente seigneuriale dont un héritage était chargé par-dessus le cens. —
• Vgl. \Jthtx gewicht, — *o DHT.: cour destinée aux écuries, par opp. à la
cour d'honneur; hier leuchtet die räumliche Grundbedeutung noch klar durch. —
Í» DHT.: officier subalterne. — » S.: stark mit Blei versetztes Zinn; DHT.
étoffe: mélange d'étain et de plomb. — ** DHT. basi qui est en décadence. —
** Be.: bas côtés ou nefs latérales d'une église. — "* Vgl. Aftermieter. —
^^ Be.: nom généralement donné aux sels qui contiennent un excès de base. —
*' Be.: acótate qui contient plusieurs équivalents de base pour un équivalent
d'acide. — ** Be. : sous-baü, convention par laquelle un fermier général ou prin-
cipal cède la totalité ou une partie d'une terre, d'une métairie. — ^^ DHT.:
vassal d'un seigneur qui lui-même relevait d'un autre seigneur. — ** DHT. : fief
relevant d'un autre fief. — '* L.: tribunal exceptionnel de haute justice. —
" Vgl. Ohtr Schiedsrichter. — *' Be.: troisième officier-marinier de manœuvre,
qui est au-dessus du maître et du second maître d'équipage; also in der Reihe
der maîtres dem maître xax* ¿§. entgegengesetzt. — ^^ Admirai — Vicc-
admiral — Contreadmiral,
44 B o. DITTRICH,
G r ö f S e : grand cordon *; haute paie ^ ; tamhdur'major ', sergeni-major^^
petite-z;/r(?/^^; ^eiìi-maìtre^) grand^père'^, -mère''; p* (?) peut-ßlSf
petite-///^, etc., ^ieXits-en/anís^; 3. mit Einführung von Zahl angabcsn
(vgl. S. 452 Z. 32fF.): g pTotomédean^^f g -òromure^^; tiers //«/";
g semi-prebende^^; 4. der Rang ausgedruckt durch eine Thätig-
keit der repr. Vorst.: g archîif/r^ ^^, g suchi/ecU^^, g -diacre^^ etc,
-abòé^'^t g -mme^^t -duc, -mt/honnatre; SLVchi/rave^^ -voite^; durch den
Ursprung der repr. Vorst: geniTÜÍhomme^^; und endlich J?^^ durch
andre Vorstellungen, die das Element des Ranges in sich schlieísen:
maitre clerc^\ tambour maìire^^; maître-a«/^/**, -hau^^ mAÎtresse-
pièce^'^t m. ancre; chef-heu^^y abbaye-c^e/ d'ordre^^; — <î) Wir-
kungsbeziehungen (¿7 von räumlichen Lagebeziehungen): contre-
ÄÄ/30, ^ordre^^,'mine^\ -potds^\ -Uttre^^ -pariie^^; — b) (vgl. S. 447
Z. 5fF.): a) Ü von räumlichen Ortsbeziehungen: sui^ftf'*; —
^ DHT.: porté par les grands-croix de l'ordre du Saint-Esprit, de la
Légion d'honneur; le grand-croix ist Bedeutungsentwicklang von la grand-
croix, insigne du grade le plus élevé d'un ordre. — ' L.: solde pins foito
que la solde ordinaire. — ' L.: qui dirige les tambours d'un régiment; v;^.
trompette-major qui dirige les trompettes, chirurgien-major chimrgien en
chef d'un régiment. — * L.: le premier sous-officier d'une compagnie. —
^ L. : opp. ^osse-véroU (vérole, nom donné autrefois à la variole; pins tard,
vérole perdit le sens de variole, et on distingua la petite vérole et la grosse
vérole), — ^ DHT.: les petits-maf/r^j, nom donné, sous la Fronde, à la ca-
bale des princes (Condé, Conti, etc.), qui visaient à être les maîtres de l'état;
spöttische Bezeichnung durch die Gegenpartei. — * Der, die den phre^ die
mère an Descendenten überragt, — ® Vgl. S. 444 Z. 17 ff. — • Vielleicht nach
grand-/^rtf etc., grands parents gebildet. — ^° Be. : premier médecin d'un roi,
d'un prince, d'une ville. — ^^ Be.: premier degré de combinaison d'un corps
simple avec le brome. — ** Vgl. der dritte Stand, — *■ Be.: prébende d'un
moindre (vgl. S. 454 Z. 31 ff.) revenu que la prébende ordinaire. — ** DHT.:
àçx^f^'^QOç médecin en chef; olqx^ fuhren, àçxi- führend, herrschend, Ober-. —
** DHT.: lt. SLTchitecton, àQ^itéxiiov maître constructeur. — *• DHT.: It,
2LXch\diaconus , le plus ancien et le premier des diacres d'une église. —
^^ NLar.: titre que portait l'abbé de Cluny, parce que cette communauté,
quoique ayant plus de deux mille maisons, n'avait qu'un abbé. A la tête de
chacune de ces maisons étaient des prieurs ayant fonctions d'abbés. — ^* NLar. :
chez les Romains, acteur qui remplissait les premiers rôles dans les drames
mimiques; ¿çxifiifioç Plut. — 1® DHT.: proprt. maîtresse poutre. — * DHT.:
it. archivolto, — *i DHT.: gentil, du lat. gentilem, de race, de famille, par
ext., de bonne race, de noble famille. — ** Vgl. S. 444 Z. 4flf. — •• DHT.:
le premier des clercs dans une étude de notaire, d'avoué; vgl. maitre com-
pagnon, m. garçon» etc. — ** DHT.: qui dirige les tambours. — * Vgl.
Haupta//flr. — ^ DHT.: poutre qui supporte le premier pont à l'endroit de
la plus grande largeur du navire. — " DHT.: la pièce principale d"iin
ouvrage. — ** L.: autrefois, le principal manoir d'un seigneur. — *• L.: la
principale maison d'un ordre, celle dont les autres dépendent. — •* DHT.:
édit qui est en opposition avec un autre édit. — '* DHT. : ordre qui va contre
un ordre précédemment donné. — ^ DHT.: ouvrage souterrain destiné à
éventer, à détruire une mine creusée par l'ennemi. — "• DHT.: poids qoi
fait équilibre à un poids, à une force donnée, pour en neutraliser on en
modérer l'action; vgl. conire-cltarge pierre attachée au bout de la corde
des contre-poids, dans un métier de rubanier. — '* DHT.: acte secret modi-
fiant les dispositions que présente un acte ostensible. — " DHT.: partie
qui s'oppose à une autre. — ^ Be.: ce qui est au delà d'une certaine quan-
tité, d'un certain prix.
X7EBKR WORTZÜSAMlfBNSBTZÜNO. 449
ß) Ü von räumlichem (Nicht)zusammensein: íranc-/rrMfr^ q "fi"
leur\ franc archer^ îrknofief^ franc-a//(ff^^ g onagre^; Wechsel-
beziehung, gegenseitíge Ergänzung: contre-j»^/^, ~noíe% "cauiton^
conirôle^^] — y) Wirkungsbeziehungen: i. Wirkung, die die
repr. Vorst. (an andern Gegenständen) hervorzubringen vermag:
ssi%Q'f€mme^^\ sain¿(?í>'2; main-^forte^^ eau-forie^^'^ msLTsau/t^^, R
coq-héron^ -/atsan^^; capital morí^"^, morte^eau^^, mort-^ibm^^ mor-
fii^^f morie^sáison^^ ; 2, Verhalten der repr. Vorst in Beziehung auf
die Wirkung» die andere Gegenstände auf sie auszuüben vermögen:
coffreybr/2^; con\iÇi'garde'^\ "vallaiion^^) libre-/«w«^r**, q libre-
pens¿e^^\ pont-levts^'\ moxi'bois^^\ R \)0\ïchèvre^^\ — o) vgl. S. 447
Z. 7fli.): o) Beziehungen der Teile der repr. Vorst zu den Teilen
der durch das erste Element mitausgedrûckten Vorstellungen:
contre-épreuve^^ -/ruü^^; -empreinle^^; — ß) Beziehungen der Ent-
stehungsbedingungen der repr. Vorst zu denen der durchs
erste Element mitbezeichneten Vorstellungen: ç contce^/racture^^
g coxitTQ-'tndtcation^K
^ DHT.: corps de irnjics'tireurs, corps formé de volontaires en dehors
de l'armée régulière. — * Vgl. S. 444 Z. 36 f. — ■ DHT. : soldat qne chaque
paroisse devait fournir tout équipé, et qui était exempt de la taille. —
* DHT.: exempt d'impositions. — * DHT.: terre libre. — • JS.: ovayQoq
spät für OV0Ç ayçioç Waldesel; Sa.: wild von Tieren: frei und unabh&igig
vom Menschen. — "^ DHT. : mot par lequel on doit répondre au mot d'ordre. —
" DHT.: note diplomatique par laquelle une puissance répond à une note
envoyée par une autre puissance. — * DHT.: seconde caution qui répond
de la première. — ^^ DHT.: registre qu'on tenait double dans certaines ad-
ministrations pour que l'un servit à vérifier l'autre. — '* MC. 30: sa^e habile,
savant. — " L.: à cause de l'emploi médical qu'on en fait. — " DHT.:
main armée. — ^* DHT. : dont le graveur se sert pour faire mordre la planche
de cuivre. — *^ DHT.: mzxsaux. It. marem salicem, proprt saule mâle, —
" Vgl. ViíMhenne, wo aber Henne das i. Eiern, ist — " DHT.: qui ne
rapporte rien. — ^^ DHT.: nom donné aux plus basses marées. — ^* L.:
m. plain et m. pelin ; S. : (Kalkgrube mit) totem (d. h. kraiUos gewordenem)
Kalk Wasser {pelin). — ^ DHT.: lamette tenue du bord d'un tranchant trop
vif, qui se plie ou s'ébrèche si on ne l'use sur la pierre douce. — *> Die
keinen Gewinn zu bringen vermag. — " Feuerfester und diebssicherer Geld-
schrank. — ^ DHT.: ouvrage de terre ou de maçonnerie construit en avant
d'un bastion, d'une demi^lune, parallèlement à ses faces, pour les couvrir contre
le feu des batteries de brèche. — '^ DHT.: fossé et retranchements faits par
les assiégeants pour se couvrir contre les sorties de l'assiégé. — ** PWb.:
frei', subjektive Nichtberücksichtigung eines Zwanges: freie Meinung, FreiMti/,
-sinn, 'geist, -denker. — *• Herr. Arch. 66, 400; die Freidenker, Freidenker-
tum. — *' DHT.: levis ancicnnemt. pour levets, dérivé de lever; fehlt God.;
^levaticius, das Kört. N 4765 b ansetzt, ist gemSis dem Suifix hebbar, —
^ DHT.: bois qu'on ne peut employer à aucun ouvrage, comme épines,
ronces, etc. — *• MC 141: et hoMC-chèvre', dialekt chèvre stérile. — •* Die
links zeigt, was auf der ¿preuve rechts ist, und umgekehrt, weil sie eine
épreuve faite sur une autre épreuve ist — '^ DHT.: Mode de construction
d'un mur dont le dehors est à plomb et dont le dedans forme tains.
Fruit ist die „diminution que l'on fait sur l'épaisseur d'un mur, sans en
compromettre la solidité, de façon que le dedans soit d'aplomb et le de-
hors en talus". — 88 DHT.: matière qui s'est moulée en relief dans l'em-
preinte en creux qu'un fossile avait laissée dans une roche. — **Vgl. S. 444
Z. 20 i. — *^ DHT. : indication contraire à celle que donnaient les premiers
symptômes observés-
450 o. DITTRICH,
B) Intensive Eigenschaften der repr. Vontellang. Ich
wüfste hier nur bière double Doppelbier, encre double (veratäikte^
schwärzeste Tinte) und g hy pere ri/içue (Erzkrittler) zu nennen.
C) Räumliche Eigenschaften. In Beziehung auf seme
räumliche Beschaffenheit kann ein Gegenstand von ihm ähnlichen
andern unterschieden werden a) durch den Ort, wo er sich befindet,
b) seine Richtung im Räume, c) seine Gröfse, d) seine durch die
Elemente a — c bestimmte Gestalt, e) sein räumliches (Nicht)zusammffli-
sein mit andern Gegenständen. — 1) Ort des Gegenstandes a) mit
Bezug auf einen aufserhalb des Gegenstandes gelegenen Orientierungs-
punkt. Dieser kann sein: a) ein Gegenstand von der Art der dutch
das I.Element mitbezeichneten Gegenstände: sur^andautUer^f "/ace,
g superfine^ surdenf; bdisse-vergue, 'Wt'Ie; haut-, ç bsíS-/<md(vgL 8.444
Z. 25ff.); arriòre-p/an; avant-cour^, ^/ossé, -mur; BJxtkJütmore^; oontx^"
allée^, coTìtre-seing, contrescarpe, contres/errasse^, -càfodure'^; "fata^
"bande, -barre ^; contre-courbure^, -scei^^; contre-porte, ^châsns^^*, -^pt^t
'dé/ense^^; -claveiie^^', 'mur^^\ — ß) ein andrer Gegenstand: soua-
garde^^; hasse'/osse; havo/e/^^; avani-propos, g prologue; anièie-
/igne^'^; arrière-, awant'bec^^; arrihre-garde^ -propos', avant-ibfîfy -^^1*%
chan/a//^iö; g amp\i\théátre'^^\ contxe-fiche^^ -forO^*, — b) Ort in
Beziehung auf einen durch Endpunkte, Umfangslinie oder -fläche
begrenzten Raum: vûMieu', recoin^'^', ia\xbourg^^\ entre -/¡wfZSr^i
-bande^\ — 2) Richtung: a) mit Bezug auf andre mögtiche
Richtungen im Räume: g cercle verticál^'^, g parallaxe horàtoniaìe^;
barre transversale^^] profil en travers^^, coulisse de trazfers^^; pud de
^ Eisspnefsel (am Hirschgeweih das nächste Ende über den Augensprossen,
andouülers). — ^ Im Gegensatz zu den znattn faces, — ■ DHT.: qui pré-
cède la cour d'honneur. — * Nach it. nutìcamera, — '^ DHX.: paiâUèie à
l'allée principale. — ^ DHT.: formant étage avec une antre terrasse de niveau
différent. — ^ DHT.: seconde civadière hissée sur le boute-hors da m&t de
beaupré. — ^ DHT.: (Herald.): /asce etc. considérée par opposition à celle
qui lui correspond. — ^ DHT. : dans un arc . . ., la courbure supérienre op-
posée à la courbure inférieure qui commence Tare. — ^^ DHT.: Second Kera,
plus petit, qu'on appliquait sur le tiret qui fermait les lettres de chancellerie,
au revers du grand sceau, pour empêcher qu'on ne le transportât sur no
acte faux. — " Doppclthiir, -fenstcr. — " DHT.: digue etc. mise en avant
d'une autre pour la renforcer. — ^^ Gegenkeil, der dem Keil mehr Halt
giebt. — '^ DHT.: petit mur construit pour soutenir, pour protéger nn nrar
citoyen, etc., contre lequel il s'appuie. — ^ L.: assemblage des pièces md
sont placées sous le bois d'un fusil à hauteur de la platine. — ^ Halb*
Schleier (der Bauernmädchen); DHT.: volet qui est en bas de la tête. —
" NLar.: ligne placée en arrière de l'armée. — ** DHT.: l'angle d'nne pile
de pont du côté de l'aval, d'amont. — ^^ DHT.: chant {côté), latU: planchette
en biseau qui porte le dernier rang de tuiles, d'ardoises d'un comble. —
*ö Rings um die Bühne. — ^i DHT.: pièce de charpente placée contre one
pièce verticale pour la contre - bouter. — ^* Strebepfeiler. — ■• Innenter
Winkel. — 2» ^^g forsbourg, bourg en dehors de la ville. — * Be.: non
des feuilles secondaires qui poussent à l'aisselle des feuilles déjà développées. —
'^^ Sahlleiste, -band (Webekantc aus stärkeren, andersfarbigen Kettenflden an
beiden Seiten der Gewebe). — *' Meridiankreis. — *• ^<iris<m/a/panUaxe. —
'* Buchdr. : Schrägstrich zu Bruchziffern. — ^ L. : section faite transvenalcflMnt
à la direction générale d'un ouvrage. — '^ Querschlitten (an einer MaMliinie)i
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 45 1
travers^) — b) mît Bezug auf andre Gegenstande: ra/7, voie paral-
lèW^, — 3) Gröfse: grand-ZiVr^*; double-^/fjwi»^, -chaloupe ^\ petit
páié^\ les Petites-Afawöwj; petit -¿^rw*; g XDL\(:xoco5me\ demì-òol/e'^t
'òosse^; áemi'oal/oír^, -autour ^^^ -ceint ^^\ R ois^dM-mouche^^] court-
bdton^^y courte-lettre^^; {tirer à la) courte-paille; couite-épée^^; hcmf
gras^^; R châle-tapis^' \ serre-fine ^^] hsMio-futaie^^^ ha,ui-/ourneau^^;
b3LS- relie/; R carte- portrait ^^; R aigle- autour ^'^. — 4) Gestalt:
a) des ganzen Gegenstandes: òécarre^^; pì^t-òord; pìate-òande'^^;
g trachée-artère^^; R papier maroquiné; R paletot-sac^ home- fontaine ^
animaux plantes^ oiseau-chameau'^^, poisson-serpent^"^; — b) eines Teiles
des Gegenstandes: plate -/ow¿^í 28 j j^i chou cabus'^\ chou pommé'^^,
oiseau-lyre^^y òetterave^^, chou-rave^\ épine-vinette^^, busaigle^^; insbe-
sondere der Zeichnung der Oberfläche: R: papier-lambris, -ara-
besque, -damas, -granit, -marbre^\ — 5) (Ni cht) zusammen se in
des Gegenstandes mit andern gewöhnlich mit ihm oder Dingen
seiner Art verbundenen Gegenständen. Ich finde nur Beispiele von
NichtZusammensein: terre /ranche ^\ franc-filin, -funin^'^, g gymno-
sophiste^^.
^ Be.: se dit du pied du cheval lorsqu'il est tourné en dedans ou en
dehors. — ' (Eisenbahn-) Parallelschiene, -weg. — ■ Hauptbuch. — * Doppel-
schnepfe, -Schaluppe; double DHT. : dont la nature passe l'ordinaire, hier
also mit Bezug auf die GrrÖCse. — ^ L. : sorte de petite pâtisserie renfermant
un peu de viande. — • Graues Eichhörnchen. — ' Halbstiefel. — ® DHT.:
sculpture dont la saillie est intermédiaire entre le bas et le haut relief. —
* Kleine Schlagrakete (zum Ballspiel). — *o YiíXhhabicht\ DHT.: de moyenne
candeur. — ^^ DHT.: ceinture étroite. — ** Art Kolibri; Gr.: à cause de
leur petitesse et parce qu'ils volent sans cesse sur les fleurs. — *• DHT.:
bâton pour donner la bastonnade. — ** Unterschnittener Buchstabe. —
1* Dolch etc. — ^^ Faschingsochs. — " Be. : châle de laine très fort, et dont
les dessins sont ordinairement colorés. — *" Art Pincette. — *• Hochwald. —
'^ DHT.: muni d'un haut tuyau de cheminée. — '^ Be.: portrait photogra-
phique de la dimension d'une carte de visite; on dit pluiôt portrait-carte. —
" Habichts<2i//6'r ; Be. : genre d'oiseaux de proie qui répond à celui de spizaète,
et fait partie des falconidées et des accipitrinées. Ce nom â*atgte-auiour con-
vient d'autant mieux à ce genre, qu'il offre des rapports évidents avec les
deux genres: à la forme du bec, aux tarses emplumes des aigles, ils joignent
la hauteur des pattes, la brièveté des rémiges et la longueur de queue des
autours; also Dimensionen von Teilen der repr, Vorst. — '•^ DHT.: it. A^-
gudJrû. bécarre, signe de musique, ainsi dit à cause de sa forme. — ** L.:
(Scrrur.) toute bande mince dont on garnit le dessus des traverses des rampes
d'escalier, etc. — ^ l^.: îî cause que les plus anciens anatomistes, qui croyaient
les artères pleines d'air, assimilant à une artère le conduit qui va du larynx
au poumon , le nommèrent raboteux [xçaxfloi, knorrig] en raison des anneaux
qui le composent. — ^ Straufs. — " Muräne, — *• L. : aplatie dans la moitié
de son étendue, sert à maintenir les animaux debout ou couchés, etc. —
^^ Kopfkohl; DHT.: à tête pommée (cabus, prov. Deriv. v. cap Kopf). —
^ Leierschwanz. — ^^ DHT.: espèce de bette à racine pivotante comme la
rave. — ^^ DHT.: dont la tige s'épaissit en forme de grosse rave. — "• Ber-
beritze; DHT.: villette pour vignette, dimin. de vigne, parce que les baies
de cette plante ont l'aspect de grappes de raisin. — ■' DHT.: variété du
genre buse, à tarse emplumé comme les aigles. — •* Pannel-, Arabesken- etc.
Papier oder -Tapete; zu dem obigen Merkmal kommt hier (vgl. S. 444 Z. ii ff.)
noch Farbe, Glanz etc. hinzu. — ^ Blumenerde; DHT.: terre végétale qui
n'offre ni sable ni cailloux. — ^' DHT, : cordage non gondronnè. — •• PvfÂVO'
452 o. DITTRTCH,
D) Zeitliche Eigenschaften können nach Analogìe der
räumlichen aufgefafst werden: 1) Zeitort: a) in Beziehnng auf
andre Zeitpunkte oder -räume: le wiewn'/rancats^; moyen-^g^^ mesKO-
termine-\ arriere-jöWi?«*; i^xmtemp5\ — b) in Beziehung auf den
Zeitpunkt, zu welchem andre Gegenstände von der Art des durch
das I. Elem. ausgedrückten Gegenstandes in die Existenz (a) oder
in eine neue Existenzphase {ß) treten oder zu treten pflegen:
o) g protp^j/(f*, g "plasma^ g -my ces ^j g -mariyr^; ß) Bymi-fiêche'^:
entremets ^; aniòre'/atx^; ¡fleur d* onze heures ^^\ vioUtU de février ^K —
2) Zeitgröfse (Dauer): a) in Beziehung auf andre Zeitgröisen:
g mouche^ fleur éphémère^^\ — b) in Beziehung auf die jeweilige
Gegenwart als Endpunkt: Pont^Neuf ^'^\ jeune homme\ rAnden, le
Nouveau Testament, — Andre Beispiele, auch fur andre Formen
des zeitlichen Verlaufs, werden sich im Folgenden da finden, wo
von Zuständen der repr. Vorst. die Rede ist
E) Zahl. Werden aufeinander folgende einzelne Denkakte so
miteinander verbunden, dafs vom Inhalt dieser Denkakte völlig ab-
strahiert wird, so entsteht die Zahl, die mithin als die successive
Verbindung von Einheiten (einer extensiven discreten Mannig^
faltigkeit) zu einem Ganzen definiert werden kann. So ergiebt
sich z. B. 1) die positive ganze Zahl (2, 3 etc.) auf die Weise,
dafs man innerhalb einer Gesamtheit von Gegenständen diese suc-
cessive einzeln auffafst, von ihren Merkmalen absieht und die so
gewonnenen Einheiten zu einer Gesamtvorstellung zusammenfaist»
innerhalb deren aber die einzeln appercipierten Elemente (Ein-
heiten) als getrennt bewufst bleiben. Die Einheit (i), von welcher
der ganze Procefs ausgeht, gehört natürlich auch zu der sich so
entwickelnden Zahlenreihe. In cent gardes ** ist gardes die Gesamt-
heit, innerhalb deren vom ersten bis zum letzten Manne unter
Auffassung jedes Mannes als Einheit fortgeschritten und diese ein-
zelnen Denkakte als cent zusammengefafst wurden. Vgl. Cent-
Suisses^K — 2) Ordnungszahlen entstehen, wenn aufser der Zu-
sammenfassung von Einheiten zu einem Ganzen auch der Ort an-
gegeben werden soll, welchen eine bestimmte Einheit gegenüber
den andern Einheiten der Reihe einnimmt: tiers-/<?i>f/i*; g quint-
oo<piOTtjç; DUT.: philosophe d'une ancienne secte indienne qui ne portnit
pas de vêtements, etc. — ^ J..: vüux: qui est hors d'usage; der Zeitnam,
der zur Orientierung mitgedacht wird, ist also der seit dem Ende der afr.
Periode verflossene. — * DHÏ.: it. mezzotermine, moyen terme proposé dans
un litige. — ' SpatA<fr¿jí. — * Be.: premier lait (yaAcf) que fournit le sein
d'une femme nouvellement accouchée. — ^ Be.: champignons de la structure
la plus simple (/tvxtjç, 't¡TOc Pilz). — ^ Be.: nom qu'on donne quelquefois
à Saint Etienne, regardé comme le plus ancien des martyrs. — * L.: qui
mûrit avant les autres. — ^ DHT.: ce qui se sert dans un repas après le rdti
et avant le dessert. — ® Nachgeburt. — *o l^. nommée ainsi parce qne c'eit
vers cette heure que sa fleur s'ouvre. — " Homungsblume ; blüht im Fe-
bruar. — ** Eintagsfliege, -blume. — *• L. : pont ä Paris bâti par Henri IV. —
" L.: troupe instituée par l'empereur Napoléon III. — ** L.: sorte de troupe
qui était de la garde du roi [seit 1660]. — *^ L.: point de section an sommet
d'un triangle equilateral.
•Í
U£BER WORTZUSAMMENSETZUNO. 453
essence^; tñdt\ Man sieht schon aus diesen Beispielen, wie sich
mit der rein numeralen Ordnung die raumliche und zeitliche Ord-
nung verquickt, und so ist denn auch die Ordinalzahl ein sehr
bequemes, oft angewandtes Mittel zur exakten Angabe der Lage
in räumlichen, zeitlichen, Rang-, Intensitäts- etc. Reihen; Beispiele
stehen S. 448 Z. 4, Z. 452 Z. 8. — 8) Wiederholungszahlen:
Wird sich der Zählende des Fortschreitens von einer Einheit zur
andern bewufst, so erscheint ihm jede folgende Einheit als eine
Erneuerung der früheren, und das Resultat ist, dafs nicht die als
Einheit aufgefafsten Vorstellungen, sondern die verschiedenen „Male"
gezählt werden, zu denen sie sich während des Zahlprocesses im
Bewufstsein erneuert haben. Wir sagen dann, ein Vorgang habe
sich ew'j zwet'j dreimal abgespielt, ein Gegenstand sei ein-^ «weimal
dagewesen. Solche Zahlen heifsen Wiederholungszahlen. Ursprüng-
lich nur auf Zustände anwendbar, können sie durch Vermittlung
solcher auch Gegenständen scheinbar direkt zugeschrieben werden:
double carU^; triple droù^\ während es sich aber in diesen beiden
Fällen bezüglich carte und droit um die Erneuerung einer und der-
selben Gegenstandsvorst im Bewufstsein, also um einen Wieder-
erkennungsvorgang handelt, nimmt daubU in double-a»¿f>r^ einen
etwas andern Sinn dadurch an, dafs der auf die unten (Anm. 5)
geschilderte Art entstandene „doppelte Splint*' nicht mit dem eigent-
lichen Splint identisch ist, sondern nur von der gleichen Art mit
ihm, was seine Benennung durch das i. Element aubier rechtfertigt;
double drückt also hier aus, dafs der áoiihX^auÍner gleichsam
eine Wiederholung des ersten aubier seL — 4) Wird die That-
sache, dafs die repr. Vorst eine discrete, d. h. aus so und so vielen
Teilen zusammengesetzte Mannigfaltigkeit sei, in der Zahlangabe
zum Ausdruck gebracht, so erhält man Vielfältigkeitszahlen
(zwei't drei/ach, -/alt, -faltig). Die Teile, auf welche sich solche
Zahlenangaben beziehen, können nun in unserem Falle sein:
a) Gegenstände von der Art der durch das i. Element mitbezeich-
neten, aus denen sich die repr. Vorst. zusammensetzt: leUre double \
étoile doubW^^ sei double^ \ b) andere Gegenstände, welche beim Zu-
standekommen der repr. Vorst mitwirken: double quatuùr^^ double
^ L.: bas-lat. quinta essentia, parce qtre, selon les anciens, il y avait
quatre éléments contenus dans leurs sphères respectives, la terre, Pean, l'air
et le feu; et, au-dessus de la sphère du feu, une substance plos pure et pins
subtile encore qui n'avait pas de nom propre, et qu'on appelaîit la qointe
essence (5« substance). — > L. : le troisième jour de la décade républicaine. —
3 L. : [im Landsknechtspiel] celle qui est déjà venue deux fois. — ^ Be.:
(Jur.) Droit payé trois fois. — ^DHT.: couche d*aubier qui se produit entre
deux couches de bois parfait, dans certaines lésions des arbres (doppelter,
falscher Splint). — ^ DHT. : réunion, dans un mot, de deux lettres semblables
qui se suivent (comme U) et, p. ext., lettre composée de deux antres (comme
œ) ou ayant la valeur de deux autres (comme x). — ^ DHT.: qui paraît
simple à Tceil nu et que le télescope montre formée de deux étoUes dont l'one
tourne autour de l'autre. — > DHT.: qui résulte de la combinaison de deux
autres sels. — * DHT. : réunion de deux premiers violons, de deux seconds
violons, de deux altos et de deux violoncelles.
454 ^' DITTRICH,
fugiu^\ mansire triple^] triple alliance, quadruple alltanc€^\ mesure
sextuple^', o) quantitative Bestimmungen der repr. Vorst im Ver-
gleich mit solchen Bestimmungen der durch das i. Element mit-
ausgedrückten Gegenstände: double louts^, double denier ^\ double
droiP, Da die exakte Messung, welche erst dazu berechtigt» eine
Zahl in die quantitative Bestimmung einzufahren, oft áoxdá eine
ungefähre Schätzung ersetzt wird, so verliert die Zahl» wenn sie
in solchen Fällen dennoch Anwendung findet, ihre exakte Beden-
deutung und geht in eine ungefähre quantitative Bestimmung über:
fleur double^ intervalle double^', vgl. oben S. 451 Z. 2, — Wird
nicht von der Gesamt Vorstellung, in welche die Teile eingehen,
sondern von den Teilen ausgegangen, so erscheint die Gesamt-
vorstellung, vorausgesetzt dafs die Teile gleichartig sind, als eine
Vervielfältigung eines dieser Teile, und die Zahlen, welche dieses
Verhältnis ausdrucken, sind Vervielfältigungszahlen; diese
kommen für uns vorläufig nicht in Betracht; ihre spradilicfaen
Bezeichnungen fallen mit denen für die Vielfaltigkeitszahlen zu-
sammen. Auch die 6) Bruchzahlen mûfsten eigentlich erst später
behandelt werden, ich bespreche sie aber der bequemeren lieber-
sieht halber schon hier^®: Bei den Bruchzahlen werden bestinmite
Einheiten in Teile von je nach Bedürfnis wechselnder Menge zer-
legt gedacht, indem der Zähler des Bruchs die Anzahl der Teile
enthält, die zusammengefafst werden sollen, während der Nenner
die Menge der Teile angiebt, die in der Einheit enthalten sind;
die Bruchzahl drückt aber nicht blofs eine durch Zahlen meTsbare
Gröfse, sondern zugleich das Verhältnis aus, in welchem das Ganze
und der Teil zu einander stehen i^; so sagt z. B. der Bruch '/i,
es solle eine Zahl gedacht werden, die durch Zusammenfuguig
von drei Einheiten (Teilen) entstehe, deren jede durch 4malige
Teilung einer ursprünglichen Einheit erzeugt worden seL Aach
hier ist, wie bei den Vielfaltigkeitszahlen, eine ungenaue Anffossmig
des Verhältnisses zwischen Ganzem und Teil möglich; wird trots-
dem die Zahlbezeichnung angewendet, so verliert sie auch hier
von ihrer exakten Bedeutung und drückt nur eine ungefähre quan-
titative Bestimmung aus ; Beispiele s. oben S. 448 Z. 5, S. 45 1
Z. 3 f. u. ö. — 6) Die unbestimmten Zahlen (0//, gesamt^ vül etc)
werden an ihrer Stelle zur Besprechung kommen.
n) Gefühlselemente der repr. Vorst. (vgl. oben S. 443
^ L. : fugue à deux sujets. — ' Be.: monstre fonné de U réonioir de
trois individus. — ^ Yqq ^^ ^ Mächten. — * Be. : (Mus.) mesure à deux tempt
composée de six notes égales, dont trois pour chaque temps. — • OHT.:
valant deux louis. — * DHT.: qui valait deux deniers. — ' DHT.: droit ...
qu'on doit payer deux fois la valeur, faute de l'avoir acquitté dans le délai
légal. — ^ Gefüllte Blume; DHT.: dont la corolle est comme donUée par
la transformation des étamines, des pistils, en pétales, produite natureUemeat
ou par l'action de la culture. — ^ L. : intervalle qui excède retendue dHme
octave. — !<* Mit geringen Aenderungen im Wortlaut nach WL. II 14I f. —
'^ Vgl. quote-/ar/ (L.: la part que chacun doit payer ou recevoir dans la re-
partition d'une somme).
UEBSR WORTZUSABfMENSETZUNG. 455
Z. 2ofF.): 1) nach Mafsgabe der allgemeinen Gefûhlsrich-
t un gen (Lust und Unlust, Erregung und Beruhigung, Spannung
und Lösung) Í: hedm-chasseur^; revenàni-bon^\ opéra-bouffe^) mdMôie^',
bsiTOouçue/^; ca,/tmande'^; male¿//^*; i? ver-coquin^ \ faux-^wj^®; —
2) Aesthetische Gefühle: belles-/^//r^j; bois-genttV^\ coUmaçon^^\ —
3) Ethische Gefühle: honhomme^^\ beau-yi/r*^, -frère, belle-yí//^,
-mère, etc.; í'dwia-tttnom^^i idMX-propheie, g \>se\xáo-prophete^^, faux-
saurtí'er^'; g pseudo-médecin^^, -ca/ko/içue^^, -pape^^, -dïè/e^^, -mar-
tyr'^'^\ fausse-r/^-Z^a^ monnaie', — 4) Religiöse Gefühle: Terre
Sainie\ Saint Sépulcre', saint-ö//if^24; Saint Sacrement) Saint Siège",
corps- JÄW/ 25.
^ Wobei zu bemerken ist, dafs jedes einzelne Gefühl, sobald es
einen gewissen Grad von Intensität erreicht, in einen Affekt
übergebt; dies gilt auch von den unter i — 4 erwähnten Gefühlen; aufser-
dem halte man fest, dafs die einzelnen Gefühle in weitaus den meisten
Fällen nicht einfache, sondern complicierte psychische Gebilde
sind, vgl. Anm. 2. — ^ L.: chien qui crie bien dans la voie et qui marche
toujours la queue dans l'air (was einen schönen Anblick gewährt). — ' L.:
los deniers qui restent à un comptable après qu'il a rendu ses comptes. —
♦ DHT. : dont l'action est comique. — ^ DHT.: tnal{e) adj. u. afr. tolte (im-
pôt): impôt extraordinaire. — " DHT.: bar péjor. u, bouquet (Deriv. v. bouque,
norm.-pik. Hît bouche)', dartre qui attaque le museau des bêtes à laine; bouquet
hat dieselbe Bedeutung, weshalb ich annehmen zu können glaube, dafs die
Bed. „petit bouton ou écorchure aux lèvres" von jener abgeleitet sei; ist es
in der Bed. „petit bouton etc.** Bedeutungsentwicklung von afr. barbouquet
„coup sous le menton" (vgl. God. s. v. barbouchet: Icellui Pierre feri le dit
Robert un petit cop de la main souz le menton, lequel cop est appelle au
pais parbouquet), so ist es in dieser Bed. fürs Nfr. ganz zu streichen und in
einer Darstellung der afr. Composition unter die „Erinnerungsnamen" zu
stellen. — ' MC. 131: espèce de limande moins estimée. — ^DHT.: méchante
bête. — ^ L. : nom vulgaire des larves de divers insectes qui font beaucoup
de tort aux bourgeons des vignes. — *^ L. : (Jard.) branches qui ne peuvent
donner de fruit, ni servir à l'ornement. — *^ Seidelbast; L.: arbrisseau d'un
aspect agréable; heifst auch bois joli. — " Weinbergschenke; cal péj. (weil
sie unansehnlich ist) u. limaçon. — ^' DHT.: qui a une simplicité familière,
aimable. — ** L. : beau est id un terme d'affection qui, se disant très sou-
vent dans le moyen âge quand on s'adressait à des personnes qu'on aimait,
bêle suer, bêle amie, biaus dous fils, etc., s'est attaché, dans la langue nou-
velle, aux termes de parenté par alliance. Saint Louis disait à son fils: Biau
fìlz, la premiere chose que je t'enseigne, c'est que tu mettes ton euer en amer
Dieu (Joinv. ; mehr Beispiele s. MC. 26). L'ancienne langue disait fiUastre
pour beau-fils, mar astre pour belle-mère, parastre pour beau-père; mais la
finale astre ayant pris décidément un sens péjoratif, la langue s est sentie in-
clince à chercher une périphrase, et elle l'a trouvée dans l'usage ancien qui
faisait de beau un terme d'affection, surtout entre parents. — ^ DHT.: /aux:
qui n'est pas vrai par tromperie; hier wie bei den folgenden liegt die Absicht
der Täuschung vor, und zwar einer ethisch zu mifsbilligenden Täuschung. —
** L.: celui qui se dit prophète, sans avoir l'inspiration divine. — >' L.:
celui qui faisait la contrebande du sel entre les différentes provinces de
France et le vendait en fraude. — " Be.: médicastre, charlatan. — >*Bc.:
celui, celle qui feint d'adhérer aux principes du catholicisme. — ^ Be.: faux
pape ou antipape; nicht rechtmäfsig. — *• Be.: diète assemblée illégalement. —
" Be.: celui qui est martyrisé pour une mauvaise cause. — ** DHT.: clef
fabriquée à l'aide d'une empreinte prise sur la serrure, dans un but illicite. —
'^ L.: la congrégation de l'inquisition établie à Rome. — *^ Leichnam eines
Heiligen.
456 o. DITTRICH,
2. Unterart: Zustände, deren Gegenstand die repr.Vorst
ist: Ich bitte zunächst S. 443 Z. 32 ff. und bezüglich der i?-Bil-
dungen S. 444 Z. 4 ff. nachzulesen. Die Abarten ergeben sidi,
jenachdem die repr. Vorst. Subjekt oder Objekt des Zustandes (ge-
wesen) ist — 1) Die repr. Vorst Subjekt des Zustandes: a) moré'
chai ferrant^) arc-bou/aní^; chenap««*; grippe -iw»w»í/*; gratta
òoesse * ; hsAe-croc * ; ch&uche'òranche '^ ; commis^oyageur^^ comnUstairt'
prtseur^, huissier ^priseur, mar fin- chasseur ^^, le Roi-Prophète^^f ad-
]\iaàni-souS'0/ficier^*^\ battant-brocheur ^^^ baiteur-éplucheur^^ »/iaUttr^^'j
papier buvard ^^; — b) i?: tambaur-mattre^'^, sergant-fourriert oùeatt-
abeille ^\ taiupe-grillott^^t bateau-mouche^^, ñibot^^, tram-éciair^^, /eu
follet^^, Jìlle-mère^^, mère branche^\ langue mère, mère montagne^,
eau mère-'^, mère patrie^\ baleau-citerne*^^, coton-poudre^, g fulmi-
coton^^. — 2) Die repr. Vorst. ist Objekt des Zustandes (d.h.
fremder Thätigkeit) gewesen: courtepointe^^, rosbi/^^, òauts^rimés^f
eau bénite, (juger à) huis clos, guet-apens^; arrière-/ö»l/5^
* DHT. : artisan qui ferre les chevaux. — * Bouter fur buter. — • Vau-
rien; Lehnw. SchnappÂaA» ; vgl. Götz v. Berlichingens Lebensbeschr.: „àwM
ist der rechten Hahnen einer", mit der Anm. ,,d. i. Schnapphahnen, die ach
ins Gebüsch legen und ... die Reisenden wegschnappen" ; PWB. : Schnapp
in der Bed. Strafsenraub schon im 16. Jh. belegt — * MC. 175: le chat
s'appelle (grippe-)minaud ; ¿gripper saisir avec les griflfes. — • Boesse dial. H
brosse, — ^ DHT.: croc à haler à bord le gros poisson. — ' DHT.: (proprt.
branche qui chauche, qui presse); Hebel fur schwere Lasten. — * Diese und
die folgenden 5 Bildungen widersprechen nicht der oben S. 443 Z. 32 fil ge-
gebenen Darstellung, da das Element des „Vorübergehens" aus dem Zustande
schon bei der Bildung der Substantiva voyageur etc. eliminiert wurde; da-
gegen würde für brocheur, éplucheur, étaúur, falls sie erst für die Zusammen-
setzung gebildet sein sollten» anzunehmen sein, dafs die Eliminierung des
zeitlichen Elementes in der subst. Form ihren Ausdruck gefunden habe; wahr-
scheinlicher ist es allerdings auch hier, dafs wir es mit einer Anwendung von
brocheur Goldwirker, etc., zu thun haben, da die Maschine die Thätigkeit
dieser Arbeiter zu ersetzen bestimmt ist. — ' Auctionscommissar; L.: priseuri
celui qui fait la prisée, l'estimation. — ^^ (Art) Eisvogel ; dieser heilst martin-
pêcheur und ist Erinnenmgsname. — *^ David; auch le Roi'Poète, — *■ DHT.:
s.-o. qui seconde dans ses fonctions un officier de grade supérieur. — ^ DHT.:
métier perfectionné pour le tissage des étoffes brochées. — '* DHT.: nuchine
à éplucher le coton. — 1* DHT.: appareil servant à compléter le nettoyage
des laines et des cotons. — *^ Z^'j^rÂpapier. — '^ L. : /.•>». ou Biattre tambour,
celui qui dans un régiment apprend aux autres tambours à battre la caisse. —
^^ Art Kolibri; sie schwirren wie Bienen um die Blüten, von deren Honig
sie sich nähren. — *^ Maulwurfs^ri//^ ; lebt unterirdisch in selbstgegrahenen
Gängen. — ^^ DHT.: ä évolutions rapides; par analogie avec le vol de la
mouche. — ** DHT.: engl, ñy-boat; petit navire ... qu'on employait autrefois
pour faire la course. — ^ Bliizzu^^. — ^a dhT. : fot/et v. /ou ; fig. qui vol-
tige de côté et de l'autre. — 2* DHT. : qui a eu un enfant sans être mariée. —
^ DHT.: grosse branche d'où naissent d'autres branches. — ■• Haupt-
gebirge, — ^^ Mutter/a</^^; DHT.: eau saline tellement saturée qu'elle ne
laisse plus cristalliser le sel qu'elle contient. — *• Mutter/am/. — ■• Boot«
das Trinkwasser führt. — ^ Schiefsbaumwolle; DHT.: qui détonne comme
de la poudre de guerre. — '^ DHT.: altération de coûte (afr. couverture) et
pointe (piquée v. poindre), — 8* Engl, roast-dr^r/l — *• Gegebene Endreime. —
** DHT.: tiré de Tafr. guet apensé, proprt. „aguet prémédité". — " DHT.:
point de couture qui reprend le point précédent; on dit plus habituelleme&t
UEBBR WORTZUSAMMENSETZUNG. 457
S. Unterart: Andere WahmelunungB- oder Denldnhalte,
zu denen die repr.Vorst. in Beziehung steht, gestanden hat oder
gebracht wird. £s kommt zunächst darauf an, ob a) die Ver-
bindung der durch das 2. Element ausgedruckten Vorstellung mit
der durch das i. £1. ausgedrückten auf Grund von Vorstellungs-
processen erfolgt, die sich im Namengeber vollziehen, oder b) auf
Grund von Gefûhlsprocessen. Ich nenne die auf die erste Weise
zustandegekommenen Verbindungen kurz Vor st eilung s Verbin-
dungen, die auf die zweite Art erhaltenen Gefühls Verbindungen.
I) Vorstellungsverbindungen. Welche Vorstellung sich
als 2. Element einstellt, hängt davon ab, in welcher Weise die
repr.Vorst. infolge der Vergleichung mit den durch das i.El. mit-
bezeichneten Vorstellungen aufgefafst wird : als Ding im Räume, als
Ort einer Thätigkeit, etc. Je nach der Art dieser Auffassung
richten sich dann auch die Beziehungen zwischen der repr.Vorst
und andern Wabrnehmungs- und Denkinhalten, insofern jeweilig
die räumlichen, (räumlich-) zeitlichen oder Bedingungsbeziehungen
zur Apperception gelangen. Es empfiehlt sich, die hier in Be-
tracht kommenden Bildungen zunädist nach diesen Beziehungs-
formen zu ordnen:
A) Die repr.Vorst in (gleichsam i) räumlicher Beziehung
zu andern Vorstellungen. Hier liegt stets die Auffassung der
repr. Vorst als Ding im Räume zugrunde; als solches kann
sie von den durch das i. Element mitbezeichneten Vorstellungen
unterschieden werden: 1) durch den Raum, innerhalb dessen sie
sich befindet: arc^en^ciel, chrisie marine\ pinne marine^ \ über den
sie sich ausbreitet: g ^o\yclmtque^\ innerhalb dessen sie sich be-
thätigt: g SLeroftäu/e, sergent de viUe^ und mit Uebertragung auf das
Unräumliche: bachelier es lettres^ h. es sciences^ maître es artSy docteur
en droite etc.; — 2) durch das Ganze, dem die repr.Vorst als
Teil angehört: g Q¡moplate^\ corps de logis^\ hec^'^rosse'^\ hcnti"
de^chausseSf bas- de ' chausses^; /aux ' du ' corps ^; queue de rat^^; mit
point arrière] hier kommt also in arrière die Richtung der Bewegung zum
Ausdruck, die den point erzeugt bat; vgl. oben S. 444 Z. 39 ff. — ^ Dies be-
zieht sich auf die oben Z. 28 ff. und S. 458 Z. 7 ff. angeführten Uebertragungen
vom Räumlichen aufs Unräumliche. — * Meerfenchel , auch fenouil de mer
genannt. — ' Seidenmuschel. — *■ Umdeutung von l^^^clinique Stadtklinik,
wo die Patienten in ihren Wohnungen behandelt wurden. — * ^lAonXaxri
Schulter¿^//; nXáir¡ Platte. — ' DHT.: corpsx la partie principale d'une
chose. — ^ L. : sorte de bec qui fait partie de la crosse du fusil d'infanterie. —
* DHT. : haut, bas, la partie haute, basse de qqch. — * DHT. : fur faud'du'
corps, wobei faud = Biegungort, v. fauder plier, daher l'endroit oii le ooip«
se plie. — ^^ Ratten j^Aivans; in den von Sachs gegebenen Bedeutungen
,,dûnner Haarzopf; wenig behaarter Pferdeschwanz; Pferd mit solchem; Krank-
heit des Pferdeschwanzes; dünne Cigarre; Falte im firisierten Tnch'S etc. hat
hat man nach S. 330 Z. i ff. Bedeutungsentwicklungen von queue de rat zu
sehen (die Schreibung queue-äe-rat flllt dabei ganz aufser Betracht); das
Gleiche gilt von queue^de-paon (L.: nom donné par les mineurs au cuivre
panaché ou sulfure de cuivre irisé), cœur-de-àûtu/ (DHT.: le fruit du cacbi-
mentier), bouton-de-camisole (DHT.: coquille du genre toupie), deni-de^hien
Zeitschr. £ rom. PhiL XXIL JO
458 o. DITTRICH,
¿71 : g cosmopo/ùe^; 8) durch einen Teil, zu dem die repr.Vorst
im Verhältnis des Ganzen steht ^i char-à-bancSy fil à piomba labU
à tiroir^ etc., canne à épée^\ papier de paille^ \ cornemuse'^ ^ claven)»^;
arquebuse^; c cédille (ç), ï" tréma (ï); Ü langue d'oc, L d*oïl\ R pépier-
iontisse^^\ — 4) durch andre Dinge, zu denen die repr.Vorst
a) ¡n räumlicher Beziehung steht: pot-au-feu, marche^palier^^^ tranche-
/?/^2^ bourf^/15, papier-brouillard^^] mit Uebertragung aufe Unräum-
liehe (wobei sich in der Regel noch Bedingungsbeziehongen ein-
mischen): raonsieur^^y monseigneur , m^idame, msidemoiselle; messire;
mamour^^; oder b) (nach der Meinung des Namengebers) in räum-
licher Beziehung gestanden hat: ver de /erre^'', vert de montagne ^%
(DHT.: ciseau de sculpteur à deux pointes), dent-de-loup (Zapfennagel), cou
de cygne (DHT.: partie cintrée de î'avant-train d'une voiture, etc.), aH-dê^
bœuf (rundes Fenster), queue-d* aronde (tenon rappelant la forme d'une queue
d'aronde; afr. aronde hirondelle), cul-de-lampe (ornement, vignette, placés à
la fìn d'un chapitre, etc.), pied-de-biche (L.: petit levier en fer, dont une ex-
trémité présente un talus et une fente), pied-de-chat (L. : instrument pour visiter
et sonder les bouches à feu), queue-de-chat (L.: cordage avec lequel on in-
fligeait des peines corporelles), épi-de-bié (DHT. : minéral qui semble être une
graminée fossile), épaule de mouton (DHT.: sorte de cognée; sorte de voile
latine), bec-de-grue (L.: instrum. de chirurgie), ff^/-</^-xaf (Sackgasse), etc. etc.;
neben allen diesen stehen die ursprünglichen Composita queue de paon
Pfauenschweif, cœur de bœuf Ochsenherz, etc., und sie sind daher in den
Bedeutimgen „cuivre panaché" etc. keine ursprünglichen Bildungen ; bezüglich
griffe du diable, main-du-diabU (DHT.: polypier qui a la forme d'une main
avec un poignet) bleibt es zweifelhaft, ob sie in der ursprünglichen Bed. Com-
posita sind; die mögliche Uebersetzung „Teufelsklaue" kann hier natürUch
nichts entscheiden. — ^ Vgl. S. 457 Anm. i. — * Der die Welt als den Staat
betrachtet, dem er als Bürger angehört. — ' Insofern es möglich ist, „jeden
Teil eines Gegenstandes als ein selbständiges Ding zu betrachten, das zu dem
Ganzen, zu dem es gehört, in einer ähnlichen Beziehung steht wie dieses zu
den andern mit ihm cocxistierenden Dingen" (WL. I 478). — * Bleilot —
* Stockdegen. — * DHT.: dans la pâte duquel entre de la paille hachée. —
^ Dudelsack; DHT.: corne und muse afr. = musette (sorte de cornemuse
agreste); He.: „lüoxTípfeife, weil sie ursprünglich mit einem Ziegenbodukopfe
oder zwei Hörnern versehen war, deren eines die hineingeblasene Luft anf-
nimmt, die aus dem andern als pfeifenartiger Ton hervorkommt." — *DHT.:
mit. c\^\\cynü)alum» de clavis, clcf, clavier, ttcymbalum, cymbale. — • DHT«:
it. archibuso» altération, par étym. pop. {suco-buso arc-trou) de l'ail, haken-
biichse ; so genannt, weil sie unter dem Lauf mit einem Haken zum Aufnehmen
des Rückstofses beim Auflegen auf eine Mauer versehen war. — *• L,: tpU'
tisse f. tenture faite de toile, sur laquelle on a appliqué des tontnres de draps
pour figurer des étoffes; papier-t,, papier de tonture fait de la même manière. —
^^DHT. : marche d'escalier de niveau avec le palier. — '* Buchbind.: Kapîtil-
chen; Be.: petit rouleau de papier ou de parchemin, qui est recouvert de
soie ou de fil, et qui se met aux deux extrémités du dos d'un livre, pour
tenir les cahiers assemblées; tranche ist der Schnitt des Buches, der nach dem
Rücken zu durch das fadenförmig aussehende Kapitälchen abgeschlossen wird;
tranchefile, das Be. in derselben Bed. anführt, ist Postverbale zu tranckefUer»
das seinerseits wieder von tranche/i/ abgeleitet ist. — '• DHT.: ou bourxcí«
altération du holl. boeg-í^íV, voile de l'avant {JI)oeg)\ Focksegel. — *• Bromi'
lard Kladde, Strazze, in dor das Löschpapier zuerst Verwendung fand. —
'^ Der mir zugehört, also nach Analogie räumlichen Zusammenseins; die Ab-
hängigkeitsbeziehung entspringt aus dem Inhalt von sieur, — ^ hVamour (vj^L
m'amie). — " Weil er nach dem Regen aus der Erde hervorkriecht. —
>8 Berggrün (Malerfarbe).
ÜEBBR WORTZUSAMMENSETZUNG. 45Ç
fleur du ciel^^ fleur de terre^^ blanc de baleine\ g i^\xole\ hiUeck^y
edre^îwi^ •
B) Die repr. Vorst in (räumlich-)zeitlicher Beziehung zu
andern Vorstellungen. 1) Die repr. Vorst. als Ort eines Vorganges
aufgefafst und daher von andern Vorstellungen (d. h. den durch
das i.£l. mitausgedrûckten) unterscheidbar a) durch den Vorgang
selbst: champ de bataille, café chantani% café concert^; b) durch das
Resultat des Vorgangs: champ d'honneur^; e) durch den Zeit-
punkt des Vorganges: champ de mat\ de mars\ — 2) Die repr.
Vorst. als Zeitpunkt eines Vorganges aufgefafst und von den
durch das i. El. mitbezeichnetçn Vorstellungen unterschieden durch
den Vorgang selbst: thé dansant ^^,
C) Die repr. Vorst in Bedingungsbeziehung zu andern
Vorstellungen. 1) Die repr. Vorst. wird als Mittel zum Zweck
aufgefafst. Sie ist dann von den durch das i.£I. mitausgedrûckten
Vorstellungen unterscheidbar a) durch andre Dinge, die demselben
Zwecke dienen; die hieher gehörigen Wörter sind nach S. 444
Z. 4 fF. i?-Bildungen: table-bureau^^, papür pierre^\ papier-monnaie^^
papier- tenture^ papier linge ^^, ferme-modèle^"^, -école^^, sabre-baïonnette^'^,
salle d'*asile^^\ b) durch den Zweck selbst, dem sie dient; dieser
kann sein: a) eine Person oder Sache, um deren willen die
repr. Vorst. da ist: pot à fleurs, p, au lait, p. à eau, p, au noir^^,
boite aux lettres', corps de ville ^\ hôtel de ville^^, maréchal de camp^\
m. de bataille^'^, m, des logis^\ m. des écuries^\ garde du corps^^;
^ Nostoc (L. : algue, n'apparaît que dans les jours pluvieux ; on le trouve
en toute saison dans les prairies, le long des chemins et dans les allées sablées
des jardins); Be.: ce sont les alchimistes qui nous ont fiât connaître le nostoc;
mais ils expliquaient son origine par des fables et des absurdités. Paraceke
le regardait comme un excrément rejeté sur la terre par des étoiles [saliva
des ¿toiles, Erinnerungsname], d'autres pensaient que c'était nne vapeur qui
s'exhalait du centre de la terre \ßeur de terre oder ^erce^terre, letzteres Ér-
innerungsname] et s'épaississait sur la surface par la fraîcheur de l'air. —
' Walrat, stammt aber vom cachalot, nicht vom Walfisch (baieine); die beiden
Tiere werden oft verwechselt. — * DHT.: mit. ^\xoleum, proprt. huile de
pierre. — * Engl. \i^^{'Steak tranche de bœuf. — * Scbwed. úAxxdun, Eider-
daune. — ' Singspielhalle. — "^ DHT.: café oü l'on fait de la musique pour
attirer les consommateurs. — ^ Feld der Ehre; wo man Ehre erwirbt —
' DHT.: Heu oü les rois francs tenaient des assemblées en mai, en mars. —
i<^ Abendgesellschaft, bei der getanzt wird. — ^^ Be.: table qui sert de
bureau. — " Be.: Masse de pâte de papier destinée à remplacer la pierre
lithographique. — ^' Papiergeld ist ganz anders gebildet, vgl. S.461 Z. 19 ff. —
>* Be.: papier proposé par Montgolfier pour remplacer le linge de table. —
^ Musterwirtschaft: modèle DHT.: ce qui doit servir d'objet d'imitation. —
'* Établissement destiné a former des agriculteurs. — ^^ L. : sabre courte . . .
qui peut être placée à l'extrémité du canon des fusils, de manière à y remplir
le rôle de baïonnette. — " Kleinkinderbewahranstalt. — *• Wichs/<g}^. —
*» Stadtrat. — »^ Ville hier „Stadtrat**. — *« L.: anciennement, leur office
était de marcher devant les armées, pour assurer la route et ré|^er le camp. —
'> Bataille Schlachtordnung. — ** DHT.: sous-officier chargé à l'origine du
logement des troupes. — ^ DHT.: officier préposé aux écwies d'un prince,
d'une princesse. — •• Vgl. LeibimirA^,
3d»
46o o. DlTTRiai,
lieutenant-colonel^^ L'général'^\ blanc-bourgeois^, train-poste^, timbre^
posted y t. -quittance \ t. -dépêche'^', quartier-wjí/r^Sj chau/î^i/r*, ^orgt^^t
connétable ^^, c?imail^\ havrerar^^, bosseww»**, majéchal^^^ land-
wehr^^, landj/i/rw^"', lans^//«ie/i^ caravani^rai'/**, g nécropoU^^
g hippoi/r(?w^2ij conseil municipal'^\ chose publique, g républiques^, garde
royaW^^ garde champêtre, frelampier^^', — j3) eine Thätigkeit,
zu deren Ausübung die repr. Vorst. da ist: corps de garde^, homme
de peine^"^, agent de change', hocambre*^^) — y) ein Zustand (ins-
besondere eine Thätigkeit) der Personen, die sich der repr.
Vorst. als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes bedienen: chambre
à coucher, pain à cacheter, machine à coudre, salle à manger', ßige
de paix*^^, gardien de la paix \ canapja^o, hnnaostoc^^, fmppe-plaçue^^
csAhauban^^, houVmg r in ^^; bois d'aetwre^\ lettre de change, arc de
triomphe'^^, trait-d^union^"^', g c^y^opompe^"^; hds^cloche'^^. — 2) Die
repr. Vorst. wird nach den Beziehungen ins Auge gefafst, die sich
aus den Begriffen der Ursache und Wirkung ergeben; insbe-
^ Der dazu da ist, gegebenen Falles den colonel zu vertreten. — * Géné-
ral hiefs ursprünglich nur der Oberbefehlshaber, den der L-g, xn vertreten
hatte. — 3 L. : farine de première qualité, pour le bourgeois. — * Zur Be-
förderung der Post. — * Vgl. BñefmarJIíe, — • Quittung&r/^m/tf/. — ' Be.:
cachet volant destiné à Taffranchissement des dépêches télégraphiques. — ' L.:
qui est chargé du logement ... d'un corps de troupes. — • DHT.: four à
chaux. — *<* Kört. 4001, 7097: sat, horreum Sslzspeicher; Be.: amas de sel,
ou espèce de meule de sel destinée au commerce. — ^^ DHT.: bas-laL con-
estabuîum v. cornes stabuli if) \ officier ... chargé des écuries. — ** DHT.:
prov. CQ.'pmalhf proprt. tissu de mailles pour la tête. — *' DHT.: dtsch.
HdihtTsack, — ^* DHT.: flam, hooisman; '^ooismann, dem die Aufsicht über
die Boote obliegt. — ^^ DHT.: germ. mTixvihscalc; domestique chargé du aoin
(les chevaux. — ** Wehr Verteidigungstruppe. — " Sa.: Sturmi ungestüm,
lärmend zusammenströmende Menge. — ^^ Knecht Soldat. — *• DHT.: pen.
karwän-^<?ra/, maison de la caravane; en Orient, grand bâtiment oil les voya-
geurs trouvent un abri pour eux et leurs bêtes de somme. — ** NexQOltoXiÇ;
L.: partie des villes destinée aux sépultures. — " ^'InnoÔQOfioq Rennbahn
für Rosse. — ^ DHT. : conseil . . . pour s'occuper des intérêts de la com-
mune. — -3 L.: public; qui concerne tout un peuple. — •* DHT.: soldats
chargés plus particulièrement du service auprès d'un souverain. — ■• DHT.:
\iOnx frère lampier\ lampier mot dérivé plaisamment de lampe, proprt. „frère
qui allume les lampes dans le couvent"; „homme qui n'est pas bon à grand
chose**, eig. nur zum I^impenanzünden. — ** DHT.: corps de soldats chargés
de la g.nrde d'un poste. — " DHT.: chargé de gros ouvrages. — ■• DHT:
dtsch. Voc\ihammer\ machine à écraser le minerai. — •• DHT.: magistrat
chargé de concilier; paix état d'une réunion d'hommes entre lesquels il n*y a
pas de désaccord. — ^ DHT.: dtsch. Knappxa^yt (zu knappen, knabbern). —
'* DHT.: altération du hol!. ?>^r\Vigstock bâton qui sert à sauter. — •■ L.:
plaque de fer dont les orfèvres se servent pour donner le contour à une
pièce. — ^^L.: ou Z7\t'hdüban, cordage qui sert à maintenir le mât de hune;
caler baisser (les mâts de hune, etc.). — ^DHT. : engl. bowling-^r«m gazon
où l'on joue à la boule. — 3* DHT.: destiné à être travaillé (par opp. an
bois de chauffage). — so DHT.: destiné au passage triomphal d'un vain-
quenr. — "^ Be.: qui sert à marquer la liaison qui existe entre deux ou pin*
sieurs mots. — ^8 DHT.: petite pompe munie d'un tuyau à canule pour
prendre un lavement; clyso- v. xXvGxriç Klystier, dies zu xXxrÇ^m waschen. —
s^ Du(?.: campana bannalis; NLar.: ... qui servait à donner toute espèce
d'avertissements, de bans»
UEBER WORTZUSAMMENSETZUNG. 461
sondere: a) die repr. Vorst wird als Subjekt einer Thätigkeit
aufgefafst; sie kann dann von den durch das i. Element mitbe-
zeichneten Dingen unterschieden werden: a) durch den Ort, wo
sie sich bethätigt (Wirkungskreis der repr. Vorst) : g majordome < ;
margravi^; — ß durch das Produkt oder Resultat ihrer Thätig-
keit: ver à sote\ chêne ^lüge^, père di famille ^\ — y) durch días
Objekt ihrer Thätigkeit (d. h. die Gegenstände, die irgendwie von
ihrer Thätigkeit berührt werden): oi/èvre^y g agono/A^/f''; fau^r-
drteux^\ gaqxx^duc^, gyiaduc^^, caiiduc^^; glitho/ri/mr''; — d) durch
das Mittel ihrer Thätigkeit: arme à /eu; machine^ bateau à vapeur y
moulin à veni; g nécxomant^ nègiomanl^^; b) die repr. Vorst wird
aïs Produkt, Resultat oder Objekt der Thätigkeit eines
andern Dinges (d. h. durch Kunst oder Natur hervorgebracht
oder in ihrem Zustande verändert) aufgefafst und kann dann von
den durch das i. Element mitausgedrûckten Dingen unterschieden
werden: a) durch das Subjekt der fremden Thätigkeit: nid de
pie^^\ aran/<?Äf**; papier Tellier^^; bobine Rukmkorff^\ ampoule de
Crookes^^ rayons Rœnigen^^; g ^Xòhìscite; g ^ïisXuS'Comulte; g auto-
biographie^^; garde-bourgeoise^^, garde nalionale^^; — ß) durdi das
Mittel der fremden Thätigkeit, d. h. i. den Stoff, aus dem die
repr. Vorst gemacht wird oder besteht: esprii^de-vin, esprit de näre,
de sei, de vitriol, etc.22, blanc de céruse^^; gaìoche^^; pal/er^^; fourche^
1 DHT.: it maggiordomo ou esp. mayordomo, transcript du bas lat
major domus [vgl. DuC: Major Domus, Prima olim in Francorum nostromm
palatio ac praecipua dignitas, quae varie eiFerri solet a Scriptoribns. Didtur
enim apud Persas [ieÎÇfi>v Tf¡q ßaaiXixrjq olxiaç, apnd Sozomenum lib. 2
cap. 9 . . ., Gubernator Palatii apud Fredegarium cap. 55 . . ., PalatU prae^
positus, quod vulgo didtur Major Domus, etc. apud S. Audcenum in Vita
S. Eligii lib. 2 cap. 53]; maître d? hôtel, — • DHT.: ytxâLgraf', Mark Grenz-
land, innerhalb dessen der Markgraf die Crrenzen zu schützen hatte. — * L.:
chenille qui fait la soie. — *■ 'K.oikeiche. — * Insofern sie von ihm gegründet
ist. — • DHT.: vit. 2Lxmfabrum, ouvrier qui travaille Tor. — ^ jiywvo^it^ç
Anordner des Wettkampfes. — " DHT.: /auc faucon, perdrieu pour perdriel,
dérivé irrég. de perdrix; oiseau de proie qui prend les perdrix. — * DHT.;
aiqusicductus; conduit . . . qui amène l'eau d'un lieu à un antre. — *® Nach
aqntduc. — ^^ Wärmeleitungsrohr; schlechte Bildung nach »qaeduc, —
i> DHT.: Xi^og, tritor broyeur; instrument qu'on introduit dans la vessie ...
et à l'aide duquel on broie la pierre. — ^ DHT.: it negroifian/r; dies Vixço"
fiavTiç der mittelst der Toten, die er beschwört, seine Yorhersagungen
macht. — ^* Elstemest; in der Bedeutung „verschanztes Schieishaus'* ist es
nicht ursprüngliche Bedeutung; ebenso kami md de pigeon nur in der Bed.
„Taubennest" als urspr. Comp, gelten. — " DHT.: forme dial, pour *aran-
totte, du lat araneae teta; toile d'araignée. — ^ Be.: papier fahrìqnè par
ordre de Letellier, lorsqu'il ¿tait ministre, et qui est à ses armes; hier haben
wir es also mit dem Veranlasser der Thätigkeit zu thun, durch weldie die
repr. Vorst. zustande kommt — " Dlnstration 10. 4. 1897. — ** Ihiá, —
^" Ibid.; durch Rœntgen zuerst nutzbar gemacht. — ^ DHT.: biographie
d'une personne faite par elle-même. — *^ Die von Bürgern, von der NÛion
gebildet wird. — ** DHT.: esprit: substance qui s'échappe des corps [vin etc.]
soumis à la distillation. — ^ Weiise Farbe {blanc) aus BldweÜs {cérusê). —
'« DHT.: vit. *galopia, dérivé de ^galopus, transcription dn grec xaXénùVÇ
{xä?,ov Holz, Ttoxç; eig. Hóìz/u/s, Schusterieisten). — **!#.; bane de fer
dont on se sert comme levier dans les nûneSf
402 o. DITTRICH,
fière^\ câble-chaîne^] drap-feuire^\ blocí^, blockÄzt^S VdSíway^^ tram-
way^\ chemin de fer \ pain d'* ¿pices'^ \ jet dUau^ jet de lumüre\ g sarco-
cUe^\ biens'/onds^] 2. die Bedingung L e. S^ unter welcher die
repr. Vorst. zustande kommt: acquit à caution ^% acquit de payement ^^\
3. andere Gegenstände, die beim Zustandekommen oder bei
Zustandsveränderungen der repr. Vorst benutzt werden: stock-
fisch^^; — 7) durch das Resultat der fremden Thätigkeit, d. h«
das, wozu sie durch diese gemacht worden ist: g \iUïocarpe^\
g lithoA^/i?^*; o) die repr. Vorst wird als Mittel fremder Thätig-
keit aufgefafst; sie ist dann von den durch das i. Element mit-
ausgednickten Vorstellungen unterscheidbar: a) durch die Zeit-
punkte, zu denen sie benutzt wird: livre od, papier joumal^^\ vase
de nuit] — ß) durch den Ort, wo sie benutzt wird: pot de chamire;
— /) durch die Richtung der fremden Thätigkeit (Bewegung):
de^r/^<^; — â) durch das Resultat der fremden Thätigkeit:
g myroòolan^'^; — s) durch das Objekt der fremden Thätigkeit:
g po\yi>odesme^^, g lithofi>//<?^*; chronomètre^^, thermo-, aero-, baro-,
baromacro w¿/r^ 21^ po\ymètre^\ g cosmorama^\
n) Gefûhlsverbindungen. Vorläufig mögen hier als Bei-
spiele die Namen genügen, wo ein religiöses Gefühl das 2. £1.
herbeigerufen hat: champ de Mars^^] dimanche; lundi, mardi, mer-
credi, jeudi, vendre^//*.
2. Art: Unbestimmte IJntersoheidung. Ich bitte zu-
nächst S. 443 Z. I if. zu vergleichen. Hieher gehören 1) Fälle, wo
durch das zweite Element nur ausgedrückt wird, dafs die repr.
Vorst. von den durch das erste Element mitbezeichneten Vor-
1 DHT.: ßer^ ferrea; Heugabel. — • Kettcn/a«. -— » F'útíuck. -—
* Ersteres im 16., letzteres im 19. Jh. entlehnt — • Vgl. Schienenvsir^. —
^ Die ersten Schienenwege hatten hölzerne {tram Balken) Schienen. — ^ Bpiees
charakteristischer Hauptbestandteil. — ^ SagxoxijkTj {oaQS Fleisch, xnXii
Geschwulst) Fleischgewächs am Hodensack. — • Vgl. Grunabesüz. — *• Pasner«
schein ; Schein , durch welchen Wagen oder Waren nach SichersteUung (eautiom)
der Gebühren und Zölle gestattet wird, ihren Weg ungestört fortzusetsen. —
^^ Be.: quitümce . . . pour constater que le capitaine a payé tous les droits
auxquels . . . sont soumis. — ^' Der Fisch heifst erst so, nachdem er an
Stangen oder ,,Stöcken** getrocknet worden ist; in frischem Zustande heifst er
Kaheijau. — i' Be.: nom générique des fruits pétrifiés; Xl&oç, xaonoç. —
1* Be.: bois pétrifié. — ^'^ DHT.: livre, registre où Ton inscrit r^nJierancnt
chaque jour ce qu'on a vu, fait. — " DHT.: vit. *átg'radum ipcnx gradami
marche pour (monter ou) descendre. — ^^ L.: la forme régulière est myro*
balan \ et le langage scientifique devrait ne se servir que de cette forme;
^vQoßaXavoq {fWQOv wohlriechendes Oel, ßakavoq eichelformige Fracht)
wahrscheinlich die arabische Behennufs, aus der ein zu wohlriechenden Salben
gebrauchtes Oel geprefst wurde. — ^^ Be.; appareil pour la ligature (oiCfâoç
ailes zum Binden dienende) des polypes du nez. — ^' DHT.: dment avec
lequel le lapidaire assujettit les pierres précieuses; XiB^oxôXXa Steinkitt —
>o DHT. : instrument servant à mesurer le temps. — '^ Be. : instrument destiné
à faire connaître le poids et la longcur de l'enfant qui vient de naître. —
** Be.: éprouvette propre à mesurer de corps de diverse nature. — * DHT.:
spectacle composé de tableaux représentant les sites, les monuments les ])lvs
remarquables de la terre; oça/ia vue. — '* Vgl. Campus Màrtius Ge.: dem
Mars geheiligt.
X7BBER WORTZUSAiailNSBrZUNG. 463
Stellungen verschieden sei, aber nicht, in welcher Beziehung sie
von jenen verschieden ist: faits divers. — Sodann 2) Fälle, wo
dem Namengeber die Thatsache zum Bewufstsein kommt, dafs er
sich durch den ersten Eindruck, den er von der repr. Vorst ge-
wonnen und auf Gnmd dessen er ihr den durch das i. Element
ausgedrückten Namen beigelegt hat, über das Fehlen gewisser
Eigenschaften hat hinwegtäuschen lassen, die einem Gegenstande
von der Art der durch das i. Elem. ausgedruckten zukommen
müssen; die Erkenntnis dieser Thatsache führt zu der Beilegung
des Prädikates falsch^ wenn die Fähigkeit der repr. Vorstellung zu
täuschen besonders hervorgehoben werden soll, oder des Prädikates
halhy gleichsam^ wenn nur ausgedrückt werden soll, dafs ihr gewisse
Eigenschaften fehlen^: d) fausse oronge^ fausse cipe\ fausse-^rmV^;
faux-fö/; ferner die g: pseudo-iwör/vr*, -^raup^ -îslcoo/^, -périptòre^,
-rubisi, -saphir^ i pse\iaÂâ/minthe^% pseuáo-saence ^\ pseiiáacacia^\
pseudamaníe^^ pseudo-a/oâ/re ^\ 'dip/ère^^, pseudo/úfii^^ pseudo-
memòrane^'f; — ß) áeud-/rer€, 'Sœur, 'dieu^^y 'egrette ^^^ 'Onuasóne^^^
-arpmleuse^^f -anglaise^\ -mofuü^^; g seud-nymphe^^; deTm-mère^,
-vierge ^^; g semi- opale ^"^^ g semi -voyelle ^^; — 7) quasi- con/raí^^;
conire-épauietie^^, — S) Die im i. Stadium der Namengebung nicht
* Bisweilen haben diese Prädikate auch den Sinn, dais der Namengeber
davor warnen will , dafs die repr. Vorst. mit den durch das l. £1. ausge-
drückten identifìciert werde; vgl. g pseuákelmtntke, psevtaärnanU etc. —
> DHT. : champignons vénéneux qui ressemblent à l'espèce comestible d'oronges,
de cèpes. — ' DHT.: double enceinte extérieure d'une place fortifiée; /aux:
qui n'a d'une chose que l'apparence. — * Be.: que l'on qualifie à faux de
martyr. — ^ Be.: on dit aussi faux croup \ L.: qui simule les principaux
symptômes du croup, mais qui s'en distingue essentiellement, parce
qu'elle n'a point de fausses membranes et qu'elle est peu dangereuse. —
^ L.: alcool qui a toutes les propriétés des alcools, mais à un degré très*
affaibli. — ^ L.: édifice auquel manquent quelques-unes des conditions du
périptère. — • L.: quartz rose pur. — • L.: quartz-bleu. — " Be.: nom
donné aux différents corps qui ont été pris à tort par les médecins pour des
vers. — ^^ Be.: terme employé par quelques auteurs pour désigner une pré-
tendue science. — 1* Be.: robinie. — " Be.: pierre précieuse fiu^ce, telle que
le strass. — ^* Be.: faux albâtre; espèce de chaux sulfatée. — ^ Be.: édîàce
construit comme s'il était entouré d'un double rang de colonnes [diptère]^
quoique le rang intérieur ait été supprimé, de telle sorte que la galerie qui
règne autour de l'édifice a une double largeur. — ^ Be.: nom donné aux
glandes situées aux environs de la rate [It. ¡ien\, — ^^ Pseudomrmfrraii; haat-
ähnliches Gerinnsel, welches auf Schleimhäuten durch Ausschwitzung gerinn-
barer Lymphe entsteht. — *® DHT.: de père ou de mère seulement — *• DHT.:
variété de héron. — «> DHT.: variété de perroquet de Guyane. — «»DHT.:
variété de chenilles qui, ayant la première paire des pattes plus courte que
les autres, marche à la façon de l'arpenteuse. — ** L. : garderobe à l'anglaise
sans robinet; Klopp. : anglaise Nachtstubl mit Hahn. — ^ Monde sodétè. —
3^ L. : en entomologie, nymphe qui diffère peu de l'insecte parâdt. — ** Be.:
on appelle ainsi quelquefois les nourrices. — ^ Vgl. IñMitugendi das Wort
stammt von Marce! Prévost, der definiert: qui sait tout mais ppì n'oÊie pas tout —
^ D.: pierre transparente du genre de l'opale. — •• VgL HalbtwAo/. — •L.:
fait purement volontaire dont il résulte un engagement envers un tiers, sans
convention ni consentement préalable. — *^ L.: epaulette qui est le contre,
l'imitation d'une epaulette entière; DHT.: corps d'épaulette sans fiiDge.
464 o. DITTRICH, UBBER WORTZÜSAMMBNSSTZUNO«
assimilierten Elemente der repr. Vorst wirken im 2. Stadium mit
denjenigen Elementen, welche bereits im i. Stadium der Asdiiii-
lation unterlegen waren, derart zusammen, dafs sie einen Namen
herbeirufen, welcher der repr. Vorst. bereits bei einer frü-
hem Gelegenheit beigelegt worden war. Hieher gehören
die schon S. 322 Z. 38 if. erwähnten Bildungen, bei denen zwischen
den Gliedern des fertigen Compositums (oder vielmehr den durch
diese ausgedrückten Vorstellungen) ein Verhältnis der Gattung und
Art besteht: cerise^gutgne^ ckicórée'mdÍDe\ chou^roqueüe^ pürre»
ponce \ autruche^ ^ gui»iö«»e*, loup'garou^'^ v\iex ¿raòU und choléra^
morbus^ wo das umgekehrte Verhältnis vorzuliegen scheint, wage
ich mich noch nicht bestimmt auszusprechen. — 4) Nur die Ab-
sicht der Unterscheidung fuhrt in Compositis wie g ugmts^
cas/us das 2. Element herbei »; compère-lorioi (Golddrossel) verdankt
seine Entstehung dem Umstände, dafs bei der Herbeirufung des
I. El. nicht Vorstellungs-, sondern Gefühlselemente der repr.VofSt
mafsgebend waren ^ und erst bezüglich des 2. Elements der Asstmi-
lationsvorgang eintrat, dessen Resultat in loriot vorliegt, also einem
Namen, der schon früher der repr. Vorst als adäquat zuerkannt
worden war; die zahlreichen Strafsen- etc. Namen, wo das 2. Ele-
ment lediglich den Wert einer Wort Vorstellung hat (ich erinnere
nur an die deutschen knndigasse^ Marien^/a/s etc.), soweit sich nidit
Gefühlsprocesse als für die Herbeirufung des 2. El. mafsgebend
nachweisen lassen (vgl. rue Racine^ Bismarckr/rd[/jr^ etc.) gehören
schon ins Gebiet der Eigennamen, die ich gemäfs S. 328 Z. i fil
nicht zu behandeln habe.
* DHT.: guigne parait être pour *guisU, ahd. wtkselâ Weichsel. —
' Cichorium Endivia Linné, — ' Brassica eruca Linn¿\ roquette ist Derivat
von eruca durch prov. it, ruca, — * Bimsstein; ponce punicem. — ■ DHT.:
vit avis struthio, oiseau-autruche. — • DHT. : vit. *v\scomalva fur *hibisco-
malva, hybrides Comp. v. ißiaxog u. malva; hibiscus ist Eibisch, Althaea
officinalis, und Althaea eine Art der Malvaceen. — ^ Garou Werwolf, loup*
gar ou idem. — ^ DHT.: expression hybride du lat. du moyen ftge: ßgnus
est la transcription du grec ayvoq, nom de Vagnus-castus, et castus, la trad.
lat. du grec àyvoç pur, ebaste, qu'on a confondu avec ayvoç; mafsgebend
war jedenfalls die Concurrenz mit agnus Lamm; vgl. die deutsche Udier-
setzung Keuschlamm, — * Vgl. DHT.: compère', appellation populaire catre
gens qui se parlent familièrement, also gemütliche Bezeichnung; Be.: ¿mh-
père se dit encore des animaux qu'on introduit dans les apologues: Compère
le renard se mit un jour en frais Et retint à dîner commère la cigogne (Lad).
(Fortsetzung folgt.)
O. DiTTRICH.
Appunti etimologìoi e lessicalL
I. à g or ajo.
Non panni sia stato fin qui avvertito, che la derivazione ha
luogo, non dal singolare, ma dell' antica forma di plurale àgora^.
li che naturalmente pur vale per 1' abruzz. acuráU^ per il lece, acu'
láru (/ — r da r — r), tutti territori che conoscono il tipo di plurale
in '(ira.
Una ugual dichiarazione vogliono, a veder mio, gli aggettivi
nerboruto^ noderoso ^úio^ ramoruto^ canieruto^ esprimenti tutti, come
agorajOf una pluralità, e risalenti quindi agli antichi plurali néròora,
nódoray ecc. dei quali, v. Meyer -Lùbke, It Gr. § 346. L* ^er- di
noderoso, canieruto è analogico, come lo è, secondo l' Ascoli (Arch.
glott. it XIV 336) quello di caperozzùlo^,
2. bellun. altrui.
La voce compare due volte nel Cavassico (II 422), e non ho
ora più nessun dubbio che vi s' abbia a riconoscere un *altrûjo
ottenuto, per metatesi, da *àlturjo ajuto. La forma aliruio com-
pare anche nel testo di antico veneto eh' è stampato in Muratori
RIS. XII 959 sgg.
3. lomb. ampia brama, brama ardente.
L di Bergamo, Brescia (ápia afa, conato di vomito). Bienio,
e ritoma nel mil. àmpi conato di vomito, noja, nel vaiteli ónci
(plur.) smorfie. Nelle mie Annotaz. al Gloss, d' Arbedo di V. Pel-
landini, io non esitavo, come non esito oggi, a vedere qui la stessa
base che in 'lampone' (Körting 3980), ricordando come lampan si
dica appunto di certe macchie color lampone che molti portan
seco nascendo, e vengon attribuite al desiderio, non soddisfatto,
della gestante di mangiar dei lamponi. Onde tali macchie anche
si chiaman 'brame'; e il viso del dottor Azzeccagarbugli andava
appunto adomo di una 'voglia di lampone'. Per la forma, io mi
^ n prof. Guameno mi comunica un còno kuráta, gugliata, eh' eg^
dichiarerebbe pure da *ákura.
' Mi permetta il Maestro di chiamare la sua attenzkme su d' un mio
articoletto (Giornale storico d. letterat. it XXVIII 207), nd quale, a proposito
del penig. capuriccio capriccio, s' avventurava V ipoteâ che capriccio non ne
andasse disgiunto, e che ambedue movessero dal capoT' da lui tanto ftKoe-
mente intuito. E il perugino ha, del resto, anche capmrtgUe capessoli*
466 e. SALVIONI,
appoggiavo allora al pìem. ámpola. Ma ora posso invocare n
soprasilv. ompcha, e V engad. amfcha^ lampone (Cariseli), che s' appa-
lesan come stretti parenti del nostro àmpia, £ siccome 1' altoesig.
ha ampa^ cosi dovremo ritenere che àmpcha e àmpia altro non
rappresentin se non questo primitivo ampliato mediante -i-.
4. pist autúrno autunno.
Si legge nella \q¡^ strofa della Mea di Polito, e sta in rima
con fumo. Che sia legittimo risulta dal berg. ad' e otomo. Vi si
nota evidentemente 1* influenza di 'inverno'.
5. lomb. hizarûj.
V adoperan nclP Alta Leventina (Ossasco) a designare le
cinghie della gerla, ed è forma di plur. il cui sing, sonerebbe
bizarçtï. Questo si accompagna poi al trent bazilom (SchneUer,
Rom. Volksm. I 112) risalendo con esso a bajulus, una base, doè,
che nelP Alta Italia gode sempre di vita rigogliosa; v. Schneller 1. e,
e le mie Postille al Körting s. * bajulus*.
La vicinanza del z spiega il decadimento dell' a atono prima
a e poi a f (cfr. èpic^ aspettare).
6. veron. hogon lumaca.
Nel resto della Venezia: bqvolo, un diminutivo cioè di 'bove*,
dalla qual base è pure la voce nostra, ragguagliandosi essa a un
*bovóne'.
7. soprasilv., engad. canéra rumore, fracasso.
Ne ha toccato 1' Ascoli in Arch, glott. it. I 67. Ma certo il
Maestro abbandonerebbe oggi il suo ""cantarla, ricordandosi in-
vece di cañara^ chiasso, eh' è di Roma, e di qui è passato alla
Toscana, all' Emilia e fors' anche alla Venezia ^. Si tratta di 'cane',
e infatti il tose, cagnara significa in primo luogo *\* abbajar di
piii cani insieme'.
8. campid. carròga cornacchia.
Non vedo che né il Hofmann, p. 54, né il Meyer-Lûbke, It
Gramm. § 150, Rom. Gramm. I § 386, né il Behrens, Redproke
Metath. 100 sgg., tengan conto di questa voce, che ci offire on
bell' esempio di metatesi reciproca fra vocali, poiché essa boi cor«
risponde all' it. cornacchia. — Agli esempi del fenomeno, che si
leggon ne^ fonti testé ricordati e in Kritischer Jahresbericht I 1 24«
si possono aggiungere: sondr. rildi ridurre, piem. démoda leacne
settimanale, cioè *dómeda = hebdomade, dove è compromeasa
la tonica, mil. leorifs allato a lovertts luppolo, ant. orv. -9ra «* -dii^
Studi di fil. rom. VU 207—8.
^ Il Boerio accoglie cagnàra, ma anche cagnàra, come termini chioggiottL
APPUNTI ETDáOLOGia B LBSSICALL 467
g, tose, cairo,
È lucchese e pistojese, e signifoi 'cancello rustico fotto per
lo più di legno e spini*. Qualcuno ha pensato a clathru, ipotesi
insostenìbile. Il Caix, Studi pag. 97, invoca una base germanica ^
lui che, con molta ragione, già aveva riconosciuto crates in iW-
cairicchiare (o. e pag. 357). £ da crates è appunto anche calroy
spiegandosi il mutamento di genere da qual(¿e sinonimo, forse
da 'cancello'.
IO. piem. ¿¿a -ja graticcio.
Va col frane, claie^ prov. cledo^ vald. kUo (Pral; Morosi, Arch.
glott it. XI 354), di cui V. Diez W. 548, Körting 1948, Hatzfeld-
Darmesteter Diet gén. s. * claie*. [Ora, anche Nigra, Arch, glott it
XIV 364].
II. piem. éfa nebbia.
Manca al Sant' Albino, ma T accolgono lo Zalli e il GavuzzL
È caeca, e lo si confronta col vaiteli, scega^ col lomb. èigéra^
sopras. ¡schür a^ q. 'cecaja', nebbia, nebbia bassa, alone della luna,
com. scigh fosco, torbido (cel sdgh cielo fosco per nebbie, ecc.) \
12. sopras. camonna engad. chamanna.
La voce è ben dififusa anche di qua dall' Alpi: bien, camdnftf
porcile, che sarà di diretta importazione soprasilvana (cfr. camanttf
Carìgiet), verz. valm. camàn porcile, casa di pastori suU' alpe, stec-
cato che separa la stalla dal porcile, bellinz. camdna capanno, borm.
camána amiajo fatto d'un casotto posticcio di legno, com. camanila
-noi capannetta -one 3. — Che si muova da 'cabanna' (Körting 1 148)
già r ha visto V Ascoli, Arch, glott. it I 70. Ma la via per cui da
'Ih si viene a m la credo diversa da quella che colà vi vien ad-
ditata [bt mh, m). Penso io, cioè, che si tratti non d' altro che
d' una assimilazione, dell' assimilazione di v — n in m — n. Dico
V — n e non ò — «, perchè, se anche non manchino i casi di ò — n
in m — n (v. mtña Meyer-Lûbke, It Gr. § 281; gli s'aggiungano:
trev. muñtgolo = ven. boñigolo bellico, Mussafia, Beitrag 35, berg.
mañi/a = lomb. hañifa salsa, dove forse ha inñuito 'mangiare'),
sono di gran lunga piii frequenti quelli in cui m — n è da v — n\
^ Una base gennanica riconosceremo invece nel lèvent ¿artéñ e pel valm.
gratén (Menzonio) cancello rustico di prato, ecc., sia che si pensi a GatUr,
o ali' aat. krettili, di cui il Diez W. 377 s. 'gretola'. — Anche U guard, kjattra
grata di legno alla finestra (Morosi, Arch, glott. it XI 392 — 3) sarà un germa-
nismo, che però s' è risentito o di clathri o di *clSda, di cui piii sotto.
^ V i sarà un nuovo esempio per l' influenza deUa vicina palatale, se
pur non è per influenza dei derivati scigda acdecare, scighéra, — Casi ana-
loghi sarebbero il piem. giç gesso (v. Nigra, Arch, glott it III II), il mit
rust sclrla filare 'schiera', il com. scip sdì. a sc€p 'ceppo' rupe, il valtelL
scinola cipolla, il pav. elsa chiesa, dove però va considerato anche il jr/.
' Cfr. anche il vegl. camarda, capanna, dove avrà avuto loogo o un«
sostituzion di suffisso, o l' immistione cÛ on' altra voce.
468 e. SÂLvioNi,
trementina^ Körting 8117, che è voce popolare e da ragguagliarsi
quindi a *treventina, sard, spamentu spavento, roman, manguardia
vanguardia (Belli II 369), vaiteli, smendolà ravvolgere filo, cioè *8vìn-
dolá {guindolo f ecc.); e v. ancora Meyer -Lûbke It Gramm. S 281,
Rom. Gramm. I pag.479, Kritischer Jahresbericht 1 126. — Avremmo
dunque la schietta continuazione popolare del -¿-9 che manca negli
altri rinessi neo-latini ^
13. vaiteli, sconfòla confusione.
Nel com.: confala t e vi si vedon commisti y^Az, folla, e 'con-
fusione'.
14. vaiteli, crapina.
Significa, secondo il Monti: ''la parte superiore d' un fenile'
'impalcatura sopra il fenile per ammassarvi paglia'. Il Monti pensa
a un crepa che occorre in carte latine del M. £. ed è accolto
pur nel Du Gange. Ma le corrispondenze transalpine davon di-
stoglierci da questo ragguaglio. Son esse: charpainia per la Bassa
Kngadina e la Valle di Monastero, crapenda per l'Alta £ngadina,
charpenna per Bravuogn, tutte forme date dal Palioppi, — che
pensa a un celtico carb, — e da lui tradotte per "Bretterboden
ob dem Heustalle für Feldfrûchte, Heu und dergleichen". Ora,
charpainia ci pone sulla giusta vía, altro non essendo questa voce
che carpenta, una forma, divariata nel genere e nel significato,
di carpentum, etc., che col suo valore primitivo, pur vive in queste
valli (cfr. engad. charpaint e crapenty sopras. carpién^ e v. Ascoli,
Arch, glott it. VII 410, 410— II n.). L* evoluzione ideologica d è
bene dichiarata del frane, charpente.
crapenda ci offre un caso di sostituzion di suffisso, e a questo
crapenda starà charpenna (e crapêna) come sta, p. es., all' ^enda di
lomb. ciivénda chiudenda, T ^éna del lèvent coçéna (sopras. classema)
siepe di pali verticali e transversall (cfr. bien, coçénta id.).
15. crétin.
V. Canello, Arch, glott. it. Ill 316, Körting 1858, Hatxfeld-
Darmesteter, Diction n. gén. s. v. Qui m' importa solo dui communi-
care che cristiani per 'scimunito, cretino' V ho udito sul Lago mag-
giore. £, s* intende, Cristian solo, non pqver Cristian^ che non
proverebbe nulla.
16. lomb. creventá recere.
Lo s' adopera nel Canton Ticino, e il Cherubini (IV, Giunte)
gli associa un mil. rust er avenid, La base è indubbiamente la
^ n 'V- sarebbe nel cavatina, che il Monti s. 'camana' allega dm mim
carta astigiana del 946; e non si ragguaglierà a ^cavana, anzi che a eérnowa»
il valsoan. éavend capanna (Nigra, Arch, glott. it. 11X39, 5^)^ 1^ ^ certo
¿avvita = kavdna = cabanna, nel nome di un pascolo lupino dell'Alta Le*
ventina. — Curiosa la persistenza del -¿- pure in trabacca (ma travaca Aldi.
glott. it. XII 437), che suol farsi risalire a trabe.
APPUNTI BTIMOLOGia E LBSSICAU. 469
che si vede nello sp. qtuhraniar^ neir a. frane cravanier^ di cui v.
Diez, W.4 112, Körting 2255, e dai quali non si staccano a veder
mio r it. scaraventare^ il pav. scarveniá fugare i pK>lliy cioè 'fugare
lanciando contro qualcosa 'i. La metafora, nel termine italiano e
pavese, muove da ciò che lo scagliare un oggetto con violenza,
vien paragonato alla violenza di un oggetto lanciato in seguito a
uno scoppio e come conseguenza di questo. — 11 berg. e il friul.
hanno spaventa scaraventare. Se qui non v* ha accatto da un
dialetto air altro, o se i due dialetti non hanno attinto la voce a
un fonte comune, — che sarebbe allora la Venezia, dove però
non parmi che la voce compaja ^, — non vedo come conciliare il
^ bergamasco col ¿ friulano. Per il solo bergamasco (e per la
Venezia) si potrebbe ammettere che uno *scraventar^ scoppiare, ha
sentito l' influenza di qualche voce sinónima o quasi sinónima co-
minciante per jc- o per sg- (p. es. scopa scoppiare, s^onfá^ col
valore che si vede p. es. in mil. s¿on/on de rid scoppio di risa,
mil. sbanda schiantare, ven. scaniar^ ecc.).
17. lomb. deg^ra.
Il Cambini, Voc. pav. s. 'orari', traduce la voce per "orario
d' acqua, tempo determinato a favore di chi coltiva campi, per
potere usare di certe acque irrigatorie, e che solitamente è di al-
cune ore, e si riproduce dopo alcuni giorni", e il Qierubini, V
s. 'degóra*: "nome volgare della ruota oraria, secondo la quale si
regola la distribuzione delle acque d' irrigazione a' vari possessi
cui competono''. A mio vedere, la voce altro non è se non il
deverbale o di un *degçrâ = colare, o, e anche meglio, di nn
*degór = decûrrere.
Di casi come questo, ne' quali il sentimento del composto
non riesce a salvare V elemento iniziale del secondo membro dalla
sorte che gli spetta, discorre il Meyer-Lûbke It. Gr. § 159. Mi si
consenta di qui ricordare qualche alto esempio:
chiogg. regroarse divertirsi, ricrearsi, v. il Boerio e il Nardo.
È da recuperare.
bien, reg aida valm. riaìda ossol. ar^awìà riscaldare, cioè 'ri-
caldare'.
lomb. regpj raccogliere, recollïgere.
lomb. regarda tic lavordàn piem. arordé ricordare; v. le mie
Postille al Körting s. 'recordari', e cfr. engad. algorder.
* Posch, crapentd crepare, borro, crapentd ernioso (cfr. valsasi, vaca
crevada vacca erniosa) ; engad. crapenter. Per il "p' v. il mod. lomb. crepa. —
Il riflesso normale di •/-, si vede, olte che nel crevada già ricordato, neu' a.
lomb. scr evaco, Giorn. st. d. Lett. it. XXIX 461, ven. scravauo 'Maar scroscio,
scrosciare, per cui è quindi inutile di ricorrere, come fii il Gartner, RStor.
Gr. 32, allo slavo, boi. schervemt sopravvento, acquazzone, schervaja feisiiia.
' [sgiaventar è veramente, come ho in seguitò appreso, anche veneto;
esso si trova nel Patriarchi, e nella versione di Villatoro w^* Papanti.]
470 e SALVIONIy
lug., valtrav. reSeri rincalzare gli steli. H resarrire die alle-
gan da Plinio. Cfr. piem. sari belluu. sarir, nelle mie Postille al
Körting s. *sarire'.
lomb. regolzà valtrav. ragalzá piem. argaucé rimboccare, sac-
cingere, rincalzare; 'ri-calciare*.
a. lomb. reguerir r cesia richiedere richiesta; v. le mie Postule
s. 'requaerere' e Bollett. stor. d. Svizzera it. XIX 164 — 5.
ossol. arsai spaventarsi; * ri-salire'.
vaiteli, rabula propaggine; 'ri-fossola', v. le mie Postille a.
'refodere'.
valses., ossol. argqrda piem. ariqrda secondo fieno; v. Meyer-
Lûbke Rom. Gr. 11 573, le mie Postille al Körting s. 'chordus^ e
cfr. valsoan. recor^ (piver. corze tardivo).
valgand. regor doler di nuovo, *re-olere = *re[d]olêre.
a. gen. reizem ridissero; v. le mie Postille s. 'redlcere'.
mil. regond raccogliere, brianz. regondá id., valsanm. regonái
radunare; recondere*.
boi. agudàrs acquietarsi. Deve aversi avuto prima un *argU'
dar s = 'requietare', che forse ancora si scorge nell* arg^ di argu-
tirs rannicchiarsi.
berg. degond cadere in giù, vaiteli, degónda barcollare, borm.
degondár (Monti) cominciare a cadere; defundere, come già ho
detto nelle Postille al Körting.
a. ven. devosi dimesso, a. gen. devoso deposto; v. Tobler, Ug^
e Flechia, Arch. gl. it Vili 348.
valm. iraoèta spostare; 'tra-postare*.
borm. traoghir quagliarsi al fuoco il latte; *tra-fochire'.
piem. irpnit lomb. iriénza, tridente.
alto-it. diiséni ireéént ecc., tose dugenio\ v. le Postille al Körting,
s. 'ducenti' e 'trecenti'.
sard, heneighere male- benedire maledire; v. le Postille s. *bene-
dicere' e 'maledicere'.
18. lomb. dép solajo.
L' ho udito nella Levcntina e in Bienio, e la Valmaggia n' ha
il derivato dir cm [dir on Monti). Un esempio antico è nel deryum^
che si legge in un documento pubblicato da £. Motta nel Bollettino
stor. d. Svizzera it., IV 17. — Le desinenze accennano con evidenia
a -áriu, e infatti si tratterà di non altro che di área (lev. éjrá^
fatto nascolino, vuoi in omaggio al nuovo significato, vuoi sotto
^ Per regondá, il Meyer-Lûbke, 1. e, penserebbe a ''reconditare, la quai
base, però, altro non avrebbe dato che ^regontá. Piuttosto sarà da ammettere
che a degofid si sia venuto disposando qualche sinonimo in "are.
' dej o der Franscini, Svizzera ital. I 197, dèj Demarìa, Curiosità dd
vemac. bleniese, 52.
3 «vade et pone in aliquo loco secreto, et ipse ivit super deryum
domus et posuit iUic".
APPUNTI ETIMOLOGICI B LESSICAU 47 1
r influenza di qualche voce sinónima ^ Circa al </- esso è prostético
come in tante altre voci neo-latine, e come, per ricordare un esem-
pio vicino, nel dawna, alno, di Curro in Valle Canobbina.
19. lomb., emil., valsoan. derçft diciasette.
Prima e con qualche esitanza dal Nigra (Arch, glott it. Ill 34 n.),
da me (Fonet mil., p. 222) e dal Gorra (Zeitschrift XIV 153) poi,
è stato affermato che qui s' abbia un caso di dissimilazione tra due
sibilanti venute a contatto. Io sufiragavo F esempio milanese con
un dar sedassi di Busto -Àrsizio (Papanti 283), che si rivede in
qualche varietà del pavese rustico {darsedá), e sta al posto del
lob. deceda. La coscienza popolare ha qui sentito un de-\-sedá^ e,
siccome il de- alterna con des* {disnuntegá : dimenticare)^ questo gli
s' è sostituito, onde des -{-seda dissimilato poi in derS'. Altri bei
casi di der- da des -f- sibil, s' hanno nel canav. darééinte 'sdigiunati'
Flechia, Arch.glott.it. XIV 116 (cfr. seine ¡b.) e nel darzlá 'dis-
gelare', che leggo nel Ciarla et, un testo pavese del sec. passato^. —
£ un esempio analogo ce V ofire pure T arbed. purscéna, refezione
che si prende dopo la cena, allato al quale il Pellandini afferma
che viva sempre pus scena,
20. lomb, gárof.
L' adoperano a Como (Monti, Voc, Suppl., App., dove sono
anche esempi antichi) e nel Canton Ticino (Pellandini, Closs. d' Al-
bedo s. 'gáruf, ¿¿ru Arch, glott it IX 214) ^ col significato dì 'am-
masso di pietre, macia, sasseto' e, a Como 'mucchio di sassi nel
lago per pigliarvi i pesci '^. Allato a questa forma, eh' è il primi-
tivo, compajono i derivati: brianz. ra- e garavée^ macia, sasseto,
brianz. e com. (Trepievi) ga rovina^ dirupo da cui rovinano di quando
in quando massi di pietra, calcinaccio, muriccia, piem. garavfla
^ Penso, fra alto, a 'suolo', e anche a 'solajo'. Infatti, per Leòntica,
il Demarìa dà pure soldei, una forma nella quale appunto s' incontrano 'so-
lajo' e dej,
^ Il Monti accoglie un com. d^rsegnd (= mil. desegna) presagire, pro*
nostìcare, designare, e sarebbe un *des'segná dovuto all' alternare cbe facevan
de- e des- in qualche congiuntura analoga (cfr. desmestego domestico, Mossafia,
Beitrag 50).
^ Il Cherubini e il Biondelli danno garóf, ma dev' esso'e uno sbaglio
che il secondo ha tratto dal primo. In ogni modo, nulla vale di fronte alle
varie e autentiche testimonianze che ci danno i territori dove la voce è
adoperata.
^ Per maggiori particolari, v. il Monti e il Cherabini.
^ Cherub. La seconda forma è nelle CKunte del IV. vol., p. 140. — In
queste stesse Giunte, è un garrigh, calcinacio, di cui non so giudicare con
sicurezza, ma che potebbe stare a gdrof come sta il canobb. kdmk, canape,
al lomb. kdnof,
' Spetterà qui il ni. Caravina nella Valsolda, reso ormai celebre, dal
Piccolo mondo antico del Fogazzaro. — In qnel di Lugano è pure il
ni. Garavée, e, per altri nomi locali che qui possano spettare (Carovolr»
Caraverio, Caravaggio, ecc.), v. Flechia, Di ale. forme ecc. 8l.
472 e. SALVIONIy
maceria, sopxsLSÌh, garvtra miscuglio di pietre e sabbiai Si riviene
con tutte queste voci a caräbus, che il Nigra (Arch, glott it.
XIV 277 — 8) ha testé sì felicemente intuito per un' altra serie di
voci neo-latine^.
21. lomb. ¿/f liscio.
E voce ossolana e ticinese, e il solo che n' abbia fin qui toc*
cato parmi sia V Ascoli, Arch, glott. it. I 254. Muove egli dal vallanz.
dgktsct nel cui dghi (= ¿i) s' avrebbe a vedere una risoluzione
fonetica di li, analoga a quella che s' ha ne' dialetti ladini, e coA
dghisc si ragguaglierebbe in tutto a ' liscio'. Sennonché, quest' esem-
pio di gi da li sarebbe unico nel sistema dell' Ossola; e siccome
d' altra parte il ¿ vallanzasco è la giusta risposta di ¿ lombardo
e ticinese [dghjuva = giova del Gloss, d' Arbedo, Meyer-Lftbke
Zeitschrift XX 533, dghiavee = valsass. cave//. Arch, glott. it XII 395,
dghiavina = valses. giavina\ e quindi il tic. ¿iç gli corrisponde
appuntino, ma, siccome, anche nel Ticino V equazione ¿i = li
avrebbo questo solo esempio, cosi sarà meglio di tentare un' altra
dichiarazione, la quale deve portarci a gl-, a quella stessa Imse^
cioè, che è nel frane, glisser ^ Körting 3694, Hatzfeld-Darmesteter,
Diet. gén. s. V. Anche il s vallanz. e il ^ ticinese si combinano
(cfr. ossol. saè = tic. soç) in anteriore s^ il quale potrebbe esser
dovuto a Miscio', solo in quanto questa voce possa risalire a V^gfi?.
22, montai, goggi quest' oggi.
Il Caix, Studi pag. 112, lo manderebbe colle forme galliche e
alto-italiane come ancoiy ecc. Ma il g^ non lo consente, e meglio
penseremo a un *guoggi tirato su guatino^ quest' anno, che è pnre
montalese.
27^, lèvent, göj bugliolo, bigonciuolo.
L' ho raccolto a Ossasco di Valle Bedreto, e a Piota, eh* è
ancora neir alta Leventina, gli corrisponde gwij^ col quale ben si
combina, visto che, a Ossasco, dicon, p. es., maravoja meraviglia,
e che il w di wo i^gwlìj) poteva facilmente venir assorbito dall' B, —
La voce ò la stessa che V iL copiglia "viglio^ D' Ovidio, Arch, glott
it. XIII 407, il venez, covègia coviglia (Ninni), il giudic. kudtt^^càao
per mungervi dentro il latte (Gartner), il boi. ctwci coviglio, l' engad.
ctwaigl e quelgl (Cariseli s. 'quaigl'), tutte forme che conservano
il k' etimologico, mente questo è ridotto a ^-, come in Leventina,
nel vallanz. gtwU (diminut guviet) vaso grande di legno a modo di
* La voce soprasilvana potrebbe anche connettersi con grava (Kg. 3758);
ma neir Alta Italia, questa base, eh' è p. es. nel trev. grava, avrà tolo coa*
tribuito, nella miglior delle ipotesi, a alterare il k- di cárabos.
^ Per P evoluzion dei signiiìcati, cfr. 1' arbed. sgheròi, cioè 'sgorbio'
*scorpio' (Nigra, 1. e. 278), poderetto incolto, mal coltivato. — H saovitt.
gdrof dice un posto de' campi nel quale si gettano i sassi raccolti, ma do?«
può venire e viene erba.
APPUNTI ETIMOLOGia B LSSSICALL 473
piccolo tino con coperchio per riporvi la farina di meliga, nel
valses, gavieu zangola ^ e nel valdost gcveül envier.
24. lomb. grigola briciola.
La dà il Cherub, come voce dell' Alto Milanese, e io stesso
r ho udita da gente di Ronco -Brianteo. Si tratta di non altro
che di Sgrano, granello' venuto a commescersi con migóla »=
mìe u la, che vive a Bergamo, nella Valtellina, e in Engadina
(^ievld),
25. lomb. tndvol; arina/; a lináwru.
Spetta la prima forma a Valle Mesolcina, la seconda a Bienio,
la terza al contado bellinzonese; e, come si combinano insieme
nel significato che è quello di 'a ridosso, al riparo dal vento',
cosi anche neir etimo, che, lasciati cadere gli elementi prefìssi e
suffissi, e ridotta cosi la base radicale a -oz^-, risulta essere non
altro che apud, venuto a funzione avverbiale. Il /- è per dis-
similazione di r — r.
26. vaiteli, inziss subito, tantosto, or ora.
Già r Ascoli, Arch, glott it VII 553 n., ha avvertito che V^iss
di questa voce, accolta dal Monti nel Suppl. e nell' App., vada
con issQt adesso, proprio di varietà lombarde antiche e moderne,
e di cui V. Arch, glott. it XU 410, 422 s. 'porista', aggiungendo il
porisa di Biasca. Ma anche la prima parte della voce (m-) risale
a /xx-, essendoci cosi offerta, in inziss y una reduplicazione (cfir. il
breg. iss iss, iss issa) del genere del lombardo adissadèss, adtadèss^
dessadèssy dell' it. or ora, — U f- atono è stato soppiantato da m-,
come n' è stata soppiantata la vocale iniziale nel vaiteli, insèt
'eccetto', bellun. impoteca ipoteca, intropigo -^pesia idropico -sia,
valcanobb. inSo^ finestra, da *iio 'nsciuolo', berg. insesse accesso,
pav. incadçç\ or ora, da *azada^ *atçad' (cfr. bien, atçadfç)^ com.
imptndizi 'appendice', trev. ingresia agresta.
27. mil. Iftn strutto.
Manca al Cherubini ^ ma a me è stato detto e confermato
più volte da persone milanesL Riviene a una base *liqul-
mine^, ridottasi a Ipm per la via di *leguém *ievém *leémt o meglio
^ Dà r idea d'un recipiente, e può quindi venir qn! considerato, U com.
guèja ediñcio da pesca consistente in una vasta travatura in forma d' un
lungo triangolo non chiuso nella estremità ecc. ecc. (Cherub. V. anche il Monti
App. s. *guèja -je', e Voc s. 'guèje, guèglie*).
' Onde poi, con soppressione dell' m-« U piem. e nov. ciadéss,
' Nel Cherubini, è invece lèdegh, dato come voce antiquata e preso
forse dai libri, il che ci spiegherebbe la falsa indicaziime della qualità dell' / (^.
^ Può parere strana questa forma dopo quanto è detto nella Rom. Gramm.,
II 484, dal Meyer-Lubke. Ma un altro esempio di -Tmine il lomb. ce V offire
nell' arbed. verï(m lavina, dove il rag^naglk) -^ = •Tmine ha il toffiragio
r. L ronu PhO. XXIL jl
474 ^ SALVIONI,
di loêm contratto poi in lem com' è contratto in ^ 1* ^c^ di mil. mgl
'midollo' mollica, ^mefl^ hfnéa 'bigoncia', ^heinéa^ mescla hflka * bi-
forca' ^heórka, — Per i riflessi cisalpini di lïqu-, v. le mie Postille
al Körting s. Miquare' 'deliquare' Miquidus', e vi s' aggiungono
sleivé e sloé nel Gavuzzi; [cfr. anche il soprasilv. luar Tengad.
alguer\,
28. alto-it Iftn legumi.
Ridotta secondo le esigenze fonetiche locali, la voce occorre
neir Emilia^, nella Lombardia, nel Monferrato 2, e a Genova {finu
cicerchia, ecc.), e se n' hanno molti esempi antichi; v. Seifert,
Glossar zu Bonvesin s. 'lerne', Fiechia, Arch, glott it Vili 364,
Salvìoni, ib. XII 411, Lorck, Altbergam. Sprachd. 24. La forma
viene dichiarata in doppio modo: gli uni (Fiechia, Lorck) muovono
da legümen *leümen, onde poi l'accento spostato e la contrazione;
gli altri (Galvani, Gloss, mod., e, colla piena coscienza della cosa»
Meyer-Lûbke, Rom. Gramm. II 15, 484) postulano *legimine. Alla
prima dichiarazione si objetta che non tutti i territori so cui
s' estende la forma ìem pajano ammettere quella riduzione di eé
(cf. veron. liómi)^ che sarebbe ben legittima nel pedemontano; alla
seconda, certamente più attendibile, che possa parer arrischiato
r ammettere una sostituzion di suffisso avvenuta in epoca tanto
remota.
Se quindi un terzo tentativo può ritenersi lecito, questo tende
ad abbandonare la voce latina tradizionale e a sostituirvi la base
*alìmine (cfr. alimen-tum). Per la possibilità di una tal forma,
vedasi quanto s' è testé detto a proposito di Içm strutto ^ e quanto
all' evoluzione ideologica, appena occorre dì ricordare il tose, croaji
•cibaria' legumi*.
decisivo del mesolcin. arzéman (= *ö;- ♦vör- *vergïinine; cfr. lèvent, ariófi
= *or/c¿¿ orologio) ; cfr. lie. sdmen sciame, e v. il Gloss, d' Arbedo del Pel-
laodioi, s. 'versgièm*.
* Qui, e a Brescia, lim, che potrebb* essere un antico plurale.
^ Il Ferraio, Gloss, monf.*, s. 'lem*, allega un Uimi dagli Statati di
Carpeneto del 1458. U et potrebbe qui rappresentare il giusto dittongo dell* ff*
ma anche essere per anteriore eu, con ima ritrazion d' accento che in questo
territorio (v. Arch, glott. it. IX 250 n.) sarebbe ben legittima e farebbe il pajo
con quella eh' ¿, p. es., nel piveron. 'ééin- ricordato qui sopra a. 'derç^'«
dove éi rappresenta V eu dì je-un- *je|j]un-.
^ Una creazione nuova da sedere dev'essere il scdlmen, che, col
significato di 'dimora, casa rurale' è tanto frequente negli Statuti medievali
deir Alta Italia e ha anche rispondenze popolari come sim, simp (=: *8ejím
*sejém, o per sostituzione di -ïmen a -ìmen?). U lat. sedTmen, che neDe
mie Postille al Körting io postulavo come base delle voci volgari, mi pare
di un significato troppo speciale e ristretto perchè possa essersene svolto quello
di 'sede* 'dimora*.
^ Non voglio attribuirle maggiore importanza che non le conpefa, ma
pur mi giova di qui ricordare la forma brianzuola alemm ricordata in Cheni-
l)ini V 100 s. 'lemm\ — Gli altri due esempi lombardi di a- davanti a/- sono
V antico aleo lieto, che lo ha dal sinonimo 'allegro', e il mil. aì^si lesto, che
lo deve a asv^lt, svelto, forma questa che i lessici non registrano, ma che
io ho più volte udita.
APPUNTI ETIMOLOGICI E LESSICALI. 475
29. lomb. maga finestra.
È di Valle Vigezzo e di Centovalli {fná¿a\ e abbiamo la scelta
tra maga, macchia, paragonandosi allora la 'finestra' a una 'macchia
sul muro', e maga, maglia, dove si penserebbe alla finestra munita
d' inferriata.
30. piem. mntç spazzatura.
Avevo io (Arch, glott it. XII 414 s. 'menaiçço') già pensato
a 'menaticelo'. Ma i lessici piemontesi scrivono -¿r non "iss, il
che accenna a -/i- (cfr. riss riccio, ma ris riso), come v' accennano
del resto i derivati mniSé spazzino, mniééra deposito della spazza-
tura. Ora, per quanto il piem. abbia fiìiéa fiducia, e gli antichi
monumenti dell' Alta Italia ofirano offixio ufficio, questi sono casi
sui generis cui compete una dichiarazione speciale e non deri-
vata da ragioni fonetiche, e togliendoci quindi di conchiudeme
checchessia in favore di -/i- ■=■ -/r/b, ci invitano a cercare un altro
etimo. Questo sarebbe lo stesso che per T it. minugia, onde mniç
sarebbe quasi *il minugio'. Ma e T iì Non mancano veramente
al piem. gli esempi di u in /, ma o sono da dialetti dove la vi-
cenda è normale, o hanno una ragione speciale, come ivola ugola (?),
stiva stufa (anche pavese), tartifla tartufo, pei quali, v. Meyer-Lûbke,
It. Gramm, pag. 50^ L' i di mnis sarà dunque dovuto ai derivati,
fra i quali è importante mniéàje briciole, nei quali 1' 1 o è per evo-
luzion fonetica, o è dovuto a briéa briciola.
Il solo Sant' Albino registra poi un interessante vnis, vnisé,
dove il vn sarà per dissimilazione di mn,
31. trev. raza anitra.
Si ricostruisce per *nará%a, anaráza, voce questa che il Chia-
relli ^ dal quale anche ho raza, dà espressamente come peggiora-
tivo di ànara. Il »¿7-, preso come articolo indeterminato, venne
lasciato cadere come nel pure trev. daréna 'nazzarena' (j la daréna
alla nazzarena) che mi è dato da Irene Ninni 3, e nel valses, varóla,
nome di una specie di paletta da fuoco, cui il Tonetti contrappone
un nevarolam di antiche carte latine. Sarà stata prima una paletta
che serviva a sgombrar la neve dalla soglia.
* Qualche traccia di m in i^ nella vicinanza di suoni palatini, non manca
ne' dialetti: var. nov. e berg. pin pugno, Me firn fiume, ven. sghiba» ali. a
sgúbja, sgorbia, che starà per *sghjúba (cfr. fiuba Mussafia, Biéitrag 57), e
andrà cogli esempi vicentini dì ju in i che son ricordali in Krit. Jsdiresber.
I 122, Studi di fìl. rom. VII 213 (abio saplo = abiuo sapiuo). Ma il veron.
spira, prurito, sarà spiar a disposato a spica pizzicore (venez.).
' Vocab. del dial, veneto con riguardo speciale alla Provinzia di Tre-
viso (Treviso 1892). Non ne sono uscite che le prime 64 pagine, le quali ci
portano alla voce *bigolo'.
' Appendice ai Materiali ecc. di A. P. Ninni per I. Ninni (Venezia 1892).
31*
476 e. SALVIONI,
32. a. lomb. roxa.
Si legge nel Contrasto della Rosa e della Viola edito e com-
mentato da L. Biadene nel VII voi. degli Studi di fiL rom. (v.
pag. 99 sgg.; e il Glossario s. v.). Il mio egregio amico non eaita a
riconoscervi una forma corrispondente ali* it roggia^ al mod. lomb.
ronza, e a tradurre quindi per róxe in 'per i margini, per le sponde
dei fossi'. La quale interpretazione non corre interamente liscia.
La si potrebbe tuttavia accettare ove un' altra e maggiore difficoltà
non sorgesse dal x, che, dato 'roggia', starebbe al posto di ^ o s»
e che rimane una grafìa anomala, anche quando di essa si possan
racimolare due o tre altri esempi. Ogni difficoltà, invece, parmi
che s' appiani, ove s' ammetta che il menante, grazie ai parecchi
altri /- che si susseguono nello stesso verso, si sia tenuto nella
penna il p- di *proxa. Il qual proxa ci rappresenterebbe o an
"^peroxa * pelosa', da ragguagliarsi, per l' origine e per il significato,
al ïxdjic, pelousây o anche, e meglio, un riflesso antico^ del lomb.
proéa, piem. prös\ ajuola, porca.
33. ven. scénSa scheggia.
Il Mussafìa, Beitrag 55 n., allegando il romagn. tgizula {sgégia)^
dice che vivamente ricordi Tit scheggia; e lo stesso Mussafia, nella
stessa nota, allega poi il venez, scénáa, eh' è anche bellunese, e il
ver. sgenza. Le quali voci risalgono, senza dubbio nessuno, a
schïdia, riuscendo ben ovvio di giustificare i fatti, per cui, le
forme venete parrebbero allontanarci dalla base latina, e sono il è
e il n. Il Ö, come lo prova il giudic. zgi<fza (Gartner) è da r/',
spiegandosi poi il / come in molti altri esempi dov* esso compare
inorganicamente al seguito di sk: ven.bellun.x^ima, squama, *sklama,
h^Wnii. scupar^ sputare, ^sklupar, Körting 2921, 2122, vegl. ii^¿^r =
ven. scuri, a. lomb. schiergne scherno, Arch, glott it XII 433, sgivio
(oggi sk') schifo, a. lomb. sgera schiera (oggi scirla schiera, fila),
friul. scìnse scusa, sclauèzz tortuosità (= skavéz; lomb. cav^ ecc.),
scìausson torsolo (lomb. sgauSt berg. scaöc\ v. Bollettino stor. d. Sviz-
zera it. XVIII 37), e riverran qui pure schiuma e schiena (lomb.
skpta e séffia, piem. skuma e sétima), a. ven. sclapuçar Pateg. 50
(lomb. skapiisa) — , e di nk: friul. zonclade bellun. zongiada ginncata,
inchiostro (lomb. inkòster^ ecc.), che però è altrimenti giudicato dal
Meyer-Lûbke, It Gramm. § 149. — Circa al «, basti poi di ricor-
dare il veron. zinzola giuggiola, il trevis. éenç gesso, il venez, spfniê^
^ Un esempio meno antico (15 18) è allegato dal Tonetti, Diz.
s. * preus ' : petiam terrae campi in piuribus proxijs,
' Il termine pedemontano, di genere feminile, fornisce Qn etempio da
aggiungere a quelli ricordati in Studi di fìl. rom. VII 190, e g^ si accompagna
il boi. la cius tura. — Ricordo ancora il tic. chiò, chior, capra, il ptooiu Ut
cheuv covone, e il trev. age accia.
' ìgl' è certamente da skl'\ ma mal si decide se la forma
abbia sg- da si- o da sgl-.
APPUNTI ETIMOLOGICI B LESSICALI. 477
sposo, che s' incontra coir ossol. sponzinél sposo, e dóve 11 é ci
Impedisce di pensare a un latinismo.
34. sciatto,
V. Caix, Studi 39. Il primitivo, átto^ è dell' a. orvietano, e
ricorre, p. es., con molta frequenza nel Diario di ser Tommaso
edito dal Fumi (v. col. 48, 68, 281, ecc.), col significato di 'robusto,
aitante'. Lo si rivede anche nel tose, atticciato^ che è sinonimo di
fattìccio ben tarchiato, di grosse membra. II qual fatticcio anche
d fa chiedere se atto^ anzi che da apt us, non fosse da actus.
L' aret sciadatto sarebbe allora da ^dactus^.
35. bellun. SCÚC chiocciola.
Nulla ha a che fare con * chiocciola', come a prima vista si
crederebbe, ma risale a 'chiuso', e la forma concorrente sÌùs
(v. anche sioêéla^ sioééra vivajo di chicciole) sarà da 'chioso' clan su.
Le due forme sono nel Nazari ; ma 1' egregio collega Prof. Buzzati
da Belluno non conosce se non scuç) però anch' egli mi dà 1' 0
nei derivati
36. montai. sd¿rto svelto.
L' ho dal Nerucci, ma si trova anche nel Petrocchi come voce
contadinesca. Vi convengono svfrto^ svelto, e 'desto'.
37. trev. siçéia siepe.
Deve trattarsi di non d' altro che dell' incontro di çiééa siepe
(venez.) con *éçé chiuso clan su.
38. ven. tdnsa tassa.
I casi di n inorganicamente inserto son numerosi, ne' dialetti
italiani, e per lo più inesplicati (v. Meyer-Lûbke, It Gnunm. § 305,
306, Krit Jahresb. I 1 28, aggiungendo, per V inserzione davanti a
sibilante, gli esempi allegati qui sopra s. 's¿enáa', e chiogg. sonsuro
sussurro, mod. sonzon suddicione, dove forse s' è immenso sènza
sugna, verminzé vermicelli, cadnanz catenacdo, piem. nansa nassa,
nànée 'nuocere' stregare). Onde deve dirsi benvenuto ogni tenta-
tivo che valga a gettar luce su qualche esemplare e ad alleggerire
cod il problema o i problemi. Per venire al nostro tdnsa^ va ri-
cordato che il berg. ha tdksa che conserva doè il k del dotto
taxa. Ora è da questo ^, conservato anche a Venezia, che si
qpiega 11 n. Come ìX k ài Magdalena^ dava / air a. lombardo
* n lomb. icU» rospo, nulla ba a che fare col tose, sciatto, la risposta
lombarda di tose, i altro non potendo essere che f , e la toscana di lomb. i,
lolo /OS. Della voce lombarda, v. invece Rendiconti dell' Istit. k>mb.
XXX 1506.
* Per r esito analogo à\ k-\- cons, e di ^ + cons., ▼. Förster, Zeitschrift
n 166 n., VI iio, nel qusd passo appunto si tocca di franc, taux = taz-.
47 8 e. SALVIONI,
(cfr. Maìddena Arch, glott. it. XIV 233) cosi poteva darlo il i& di
taksa, e il / si riduceva , nella region veneta, facilmente a n
(v. Meyer-Lùbke, It. Gramm. § 312, e aggiungi: venez, ^onx^ polso,
vie. pónde pulce) *, quindi *ialsa^ tansa, — Ma riconosciuta cosi
r origine di questo /;, nulla deve impedirci di dichiarare in ugual
modo quello dell' a. ven. tonsego^ tossico, che è nei Proverbia super
natura feminarum editi dal Tobler, e s' appalesa quindi come voce
originariamente dotta.
39. lomb. úwa.
Cosi ho udito io pronunciare la voce su quel di Lugano. H
Cherub, ha ava e óga \ó = 0) attribuiti appunto a Lugano, e nel
Monti ò òva^ tutte forme che insieme combinano. Il significato
della voce ò quello di 'via diritta e repente sul dosso dei monti',
* sentiero scavato dall'acqua nella montagna', 'via incanalata, natu-
rale e artifìciale, per cui si fa scivolare la l^;na dal monte al
piano*. Chi ha pratica di montagne, sa che tali sentieri sono, per
lo più, le vie dell' acqua, di cui, molto spesso, sono anche l' opera.
£ un giorno d' estate appunto, passeggiando in Val Travaglia, mi
sentii additare un tal sentiero, allora asciuttissimo, col nome, credo
occasionale, di * acqua'. Dico questo, perchè a veder mio, altro
non sarebbe uwa che 1' antica forma locale per 1' attuale dkwa.
Com' e noto, otava^ acqua, ò ancor oggi de' romanci, e una ragion
seria per escludere, che la forma s' estendesse un di anche al
versante lombardo delle Alpi, proprio non la vedo*. Per l' idea,
si consideri anche 1' engad. e soprasilv. avtl ual agual ruscello.
Allato a çva ùvoa^ e' è vfga adoperato, collo stesso valore, in
Valle Bregaglia (Monti) e sui monti di Como (Qierubìni), e ha
con se un verbo voga o voga-giò far rotolare al piano la legna
per la via delle 'voghe'. Ora, si tenga presente la forma 4g^
sopra ricordata, che certo starà a ^a come il lomb. t^a a 'uva';
si pensi ai frequenti esempi lombardi dove a voce cominciante per
vocale labiale si prepone v {^ra ora, vüéá usare, vpni ungere,
vortiga ortica, vares, voré^a orecchio, vorezión orazione, lugan.
Vóstan e Voria = Osteno e Oria, nnll. di Valsolda), e si vedrà che,
mentre riesce ovvio assai il dichiarare voga da ^, assai difficile
riuscirebbe l'esperimento inverso. — Qualche difficoltà parrebbe in-
vece venire dal valbreg. viga (Morf, Drei bergell. Volkslieder, Gloss.),
cui sta allato il verbo vogadyá (Monti: vóga e vogd). Ma la difficolta si
toglie pensando all' influsso di qualche voce sinónima, come sarebbe
il voatgtüy sentiero, di Morbegno (Monti), che, alla sua volta, ci
ofirirà come l' incontro di via (o di v4gä) con 'troggio' (poschiav.
troeugg sentiero), di cui v. Boll, st d. Svizzera it XIX 169.
^ Si può aggiungere pure T a. berg. mandelena. Arch, glott. it. XIV 233.
' Per la risoluz. di akw^ o lakrth atono, ricordo 1' etimo da me proposto
per il ni. Lugano (ant. Luano) in Boll. st. d. Sv. it. XV 26; è qni allegato «B
oana = aquana delle Alpi venete, e ora mi si consenta di accompagnaigli Ìl
piem. ovérì allagamento, quasi 'acquio'.
APPUNTI ETIMOLOGia B LESSICALI. 479
40. veruno.
Non so che alcuno si sia occupato di questa parola dopo il
Meyer-Lûbke (Rom. Gramm. II 600), il quale continua a riconoscervi
il vai un US proposto già dal Diez. L'Ascoli (Arch, glott. ìt VII
554 n.) si limita a dire che intorno all' articolo del Diez ancora
ci sia da sudare. Tocca egli di veruno a proposito dei lomb.
vergót ver gun, che son di Mantova, della Lombardia Orientale e
della Valtellina^; ma ch'egli pensi a un'origine comune del ver-
toscano e del ver^ lombardo non si potrebbe affermare. Eppure,
io ritengo che non si possano scindere. Un dialetto della valle
dell' Adda, quello della Bregaglia, adopera tuttodì varán qualche-
duno (v., p. es., Papanti 631, 632) mentre ha vargotta. Il die per-
mette, parmi, di inferire che il vergun degli altri dialetti abduani
e non abduani sia seriore e dovuto all' influenza di verg^oiia
(ver-goUa\ cfr. lomb. ne 'gàia), o delle forme concorrenti al 'gun
ne-gun, come vorrebbe il Meyer-Lûbke, 1. e. Ma varun è una sol
cosa con veruno. Ora, nò la Toscana ^ nò le regioni alto-italiane,
cui ò proprio o varun o vargûn o 'Wruñ, conoscono il trapasso
di -/- in r, e sarebbe sconsigliato V ammettere il fatto in questo
solo esempio. Gioverà dunque battere altra via. £ il Diez stesso
ce la addita col vere nullam mfermitatem non hahemus da lui citato.
In veruno si tratterà di vere unus, proveniente da combinazioni
come sarebbero vere unus non ahfuit 'non uno, proprio non
uno solo mancò', ecc. ecc.
41. ven. ze- zirnar (Í-) desinare.
Lo registra come idiotismo il Boerìo, ma è voce normale nel
chioggiotto (v. Nardo, La pesca del pesce ecc., pp. 28, 80, 89). £
il Ninni, nelle Giunte al Boerio^ accoglie ztsnar^ che compar poi
come sisnar (é-), ne' suoi materiali per un vocab. trevigiano^. —
Questo éiSnar starà a disnar come sta a diéiál il trevis. e venez.
^ 'veruno' (cfr. veruno in Bonvesin, Giorn. st. d. lett. it. Vili 424) deve
celarsi anche nel -vrùn -vrlh dei verban. quaéavriiñ ecc. (Arcb. f^tt. it.
IX 257) qualcuno, che ci ajuu poi a spiegare il lomb. quejruù, — È poi
forse **vcrove' nei verz. auro daurò accolti nel Monti, e spiegati da lui per
*in qualche sito*.
' Il Diez per parare alla difficoltà di -/- in r penserebbe a una álteraxione
prodottasi prima in ver 'nullo = 'l'velnuUo, vergata = *ve]gota, donde il r
sarebbe passato poi a veluno, £ infatti, delle varietà toscane, fra cui lo stesso
fiorentino volgare, alterano il / dav. a consonante, e un' eco del fenomeno
s' ha nel varcare che la lingua letteraria ammette allato a valicare. Ma la
Valtellina e la Lombarda Orientale e la Valmaggia d negano anche questo
conforto, onde la difficoltà fonetica non si leva. — Ma potremmo noi, d' al-
tronde, e ristringendoci pure a veruno, attribuire tanta autorità e forza a
questo vernullo di cui non s' ha che un esempio antico? Mi pare che no.
3 Giunte e correzioni al Dizion. del dial, venes., di A. P. Ninni (Vene-
zia 1890).
^ Materiali per un Vocab. della lingua rusticana del contado di Treviro
(Venezia 1891; p, 152).
480 e. SALVIONI, APPUNTI ETIMOLOGia B LBSSICAIX
éiéidl^ ditale (cfr. Mussafìa, Beitrag 51), come zonzel/a, — che è
anche nel!' astig. dell* Alione, — e zuzzina stanno a donadla e
dozztna\ v. Meyer -Lûbke, It Gramm. § 161. Da éiénár si venne
poi, dissimilando é — é per é — r, a éirnar. Di una tal dissimila-
zione non è nessun esempio né nel Meyer-Lûbke né nel Grammonty
La dissimilation consonàntique ecc. (Dijon 1895). Tuttavia, già
r affinità fisiologica che è tra i e r linguale è tale e tanta, che il
veder T uno venire in ajuto dell' altro debba apparir cosa ben natn«
rale. Ma io ho in serbo un secondo esempio. A Nante neir Alta
Leventina, e' è stürdüj per quello che ne' paesi vicini è iûzdàj 'tutti
due '2. Il è' è intensivo, e veniva a incontrare, nella stessa parola,
una seconda sibilante (¿; *etüzdúj), producendo, pel ripetersi anche
della dentale dietro alla sibilante, una forte cacofonia, alla quale
si ovviò dissimilando è — z per è — r. £ un terzo esempio po-
tremo riconoscere nel ligure sderná^ desinare, che è allegato dal
Martíni nel suo Saggio intorno al dialetto ligure (Sanremo 1870;
p. 77). Anche qui s' ebbe forse prima *édeéná\ — Ma c'è qualche
esempio anche per il procedimento inverso, per r — x o x — r da
r — r. Cosi, parmi, sia almeno da spiegare il vaiteli, asmárh arma-
dio, eh' io ho da Montagna, e che ritorna nel mondovit. asmar
(Flechia, Arch, glott it. Vili 328) e nell' asmarta, scansia da cucina,
di Castelpiano (Ancona) ^. £ gli s' aggiungerebbe fresco fresco il
grad. soràée * sórores', rivelatoci testé dall' Ascoli (Arch, glott. it.
XIV ^^2) e da lui però diversamente dichiarato ^
C. Salyioni.
* £ dalmat. sistal, secondo il Mussafìa, 1. e in nota. Si diiede p(^
r illustre romanologo se il s- non potesse essere per influenza dell' 1; il che
parmi da escludere, visto anche che, p. es., *diga' dà ¿i^a (Ninni), non éi^m»
' Sta per anteriore tuS'dùj, È di regola, ne' dialetti di molta parte
delle Alpi lombarde, che 'C seguito da certe consonanti, fira cu! d', si tramuti
in i, o in z se la consonante è sonora: teni di tanti giorni, vini toé^ venti
ragazzi, Ifz di big * latte delle biscie', nome d' nn' erba ritenuta velenosa. S<mo
esempi dell' Alta Leventina, che, allo stato libero, ha Uní, vini, IfÒ.
* Un esempio fornito dalla toponomastica lombarda è poi Cemuseo» per
cui le carte medievali hanno Cixinusculum,
^ Sarà da giudicare alla stessa stregua di asmdri il venez, asmira^iê
all. a armiragio ; dove la priorità del r (= lì) d è attestata dalle altre f<»iiie
neo-latine.
^ Una ugual dissimilazione è ammessa dal Guamerìo, s' io non lo firaia*
tendo, per il sardo romasinu rosmarino; v. Arch. gl. it. XIV 1 57.
Zur Wortgesohiohte.
it. Anichino.
Zs. 20, 340 wurde der italienische Personenname Anichino ^ als
Kose- und Kurzform zu Giannicco gedeutet Hierzu ist Folgendes
zu bemerken: Die Dienerrollen im italienischen Lustspiel wurden
mit dem Namen Zanni, einer dialektischen Form von Giovanni^
bezeichnet; s. G. Raynaud in Etudes Romanes dédiées à G. Paris,
S. 67. Nun heifst der Diener in Aretino's Marescalco Giannicco,
und nach G. Raynaud (ibid.) führt der servidore in der Farce der
Romanesca den Namen Anichino. Daraus ergiebt sich mit Wahr-
scheinlichkeit, dafs Anichino mit Giovanni in etymologischem Zu-
sammenhang steht.
G. Raynaud (S. 67, A. ^) meint freilich, dafs Aüchino, der Name
eines Teufels bei Dante, Arlecchino und Anichino , phonétiquement
identiques* sind, bleibt indessen den Beweis für diese Behauptung
schuldig. Weim, wie R. S. 65 sagt, der Arlecchino in Italien zum
ersten Male am Ende des 16. Jahrh. erscheint, so kann dieser
Name mit dem schon bei Boccaccio nachgewiesenen Anichino nicht
wohl identisch sein. Unwahrscheinlich ist auch, dafs jener Dante-
sche Alichino als Personenname Verbreitung gefunden habe.
beige.
,D'un gris jaunâtre, s'emploie particulièrement de la laine qui
a cette couleur naturelle* (so das Dictionnaire Général). Als Sahst
m. , étoffe de couleur beige' ist es in Godefroy's Complém. nach-
gewiesen. Das Dictionnaire von Laveaux verzeichnet es als Sahst
fem., und zwar als einen Ausdruck des Handels , espèce de serge
non teinte'. Nach Littré soll es eine forme dialectale von ¿¿r, hise
sein, aber der Wandel von 1 zu e bleibt unerklärt, desgleichen
das g. In zahlreichen französischen Mundarten wird zwar sy za i
(resp. h), aber im Altiranzösischen wird dieser Laut nicht mit g,
vielmehr mit x oder is bezeichnet Zweimaliges òaige (in Godefr.
Complém.) aus Doubs und Cote d'Or aus den Jahren 1348. 1394
führt auf ital. òamòagio, bambagia (vgl. {bom)basih aus ital. òamiacmo).
Der französ. Ausdruck bezeichnet keinen bestimmten Stofl^ sondern
die ,Naturfarbe< der Wolle, Baumwolle, Seide, n. s.w.
1 Ein weiterer Beleg ¡st Luigi Amchim in Aretino's Marescalco V, 3 —
S. 69, Z. 2 der Ausgabe der Biblioth. class, economica, Mail. 1877.
482 A. HORNING,
a fr. hl aie e.
Godefroy hat vier Belege für hlaice^ hleasse s. f. , récolte de
blc*. Dieselben stammen aus normannischen Urkunden, daher
auch biaiche. In , toute manière de b,^ und , toutes mes b^ wird das
Wort wohl richtiger mit »Getreidearten* übersetzt Ein fünfter Be-
leg kommt hinzu s. v. bkisse s. f. , sorte de céréale' (aus dem bail-
liage d'£vreux). Als Etymon bietet sich blatea (dafs bla tum
nur mit einem / anzusetzen ist, zeigt afr. blaürü), Beachtung ver-
dient die Behandlung des nachtonigen intervokalen ty (vgl. Zs. 18,
2^2 ñ. und Literat.-Blatt 1897, Sp. 231). Biatce wird ein Wort der
Bauernsprache gewesen sein; an eine gelehrte Bildung ist schwer-
lich zu denken.
cintre.
Diez hat £W. I v. centinare angenommen, eintrer komme von
cincturarc, cintre sci dazu Postverbal. Nun giebt Godefroy sahi-
reiche Belege für ein afr. ceinturer , ceindre, entourer, cercler',
ccintrer in demselben Sinne ist jedoch nicht belegt Gnirer (mit
der neufranzös. Bedeutung) in Godefr. Complém. ist augenschein-
lich erst von cintre abgeleitet Aber auch zugegeben, die alte
Sprache habe ceintrcr »ceindre* besessen, so ist doch nicht ohne
weiteres klar, wie ein davon abgeleitetes Substantiv in concretem
Sinne den Bogenraiid, die Krümmung, auch ein Instrument der
Stellmacher habe bezeichnen können. Zs. 21, 453 wurde daher die
Vermutung ausgesprochen, dafs cintre mit dem daselbst besproche-
nen chaintre , contour, Krümmung', camitem identisch seL Es
sollen hier die Gründe zusammengestellt werden, die für dieses
Etymon sprechen.
Zunächst wird chaintre mundartlich von Bauverhältnissen ge-
braucht in einer Weise, die an die Verwendung des französischen
Wortes erinnert. In seinem Glossaire du Pays Blaisois, Blois 1892,
verzeichnet A. Thibaut ^enchêtreuse und enchintreuse s. f. bätis qui
supporte lo treuil et le toit d'un puits' (mit urkundlichen Nadi-
weiseu aus den Jahren 17 11. 1741). Dazu wird bemerkt Ja forme
enchintr' semble tenir à cintre, r enchintreuse formant, en effet, une
sorte de ceinture qui couronne Torifíce du puits". Die Zusammen-
setzung mit ^//-, enchaintrai , faire pacager le bétail sur une chaintre^
hat Laianne, Gloss, du Poitou, und was die zweite Form mit dem
geschwundenen Nasal betriül, so vergleiche man bei Laianne
achaiiré, chaitrai mit achaintré, u. s. w.
Wichtig ist die Behandlung des Anlautes: Wandel von ch sn
s kommt nach Juubert an den Ufern der Loire vor, und Cham-
bure giebt neben chintre auch cintre und einte mit der Bemerkung,
dafs die Formen mit c dem nördlichen Morvan angehören. Ab
dialektische Bildung läfst sich demnach das Zs. 21, 452 bereits be-
sprochene saintre (bei Godefr.) auffassen , droit qu'avaient les sdg^
neurs de faire une enceinte avec une raye de charrue', u. s. w.
Zu diesem saintre gehört sicher das von Du Gange und Godefroj
ZUR WORTGESCHICHTE. 483
erwähnte eintrage s. m. , sorte de redevance'. Laianne hat chain'
trage ,ce qui se récolte sur une chaintre'. Augenscheinlich ist
cintrage und chaintrage dasselbe Wort: jene , redevance* bestand
in dem £rtrage der chaintre ,des Ackerrandes*. Man darf an-
nehmen, dafs es schon früh (vgl. bei DC. ein tris aus dem Jahre
1295) zu chaintre eine Nebenform mit s gab und dafs dieselbe
aus einer Gegend stammte, in der ch zu s wurde; weniger an-
nehmbar scheint die Vermutung einer Beeinflussung durch ceindre,^
Zìi cintre giebt es eine Nebenform synJre^ die aus Lyon und
Macon bezeugt ist (vgl. Puitspelu v. cendre und Godefr. Complém.) ;
auch das Provenzalische hat den Infìn. cindrâ neben eintraf das
Subst cindro neben cintro. Aus cincturare läfst sich das d nicht
erklären; abzuweisen ist auch die Annahme einer Beeinflussung
durch den Infin. ceindre (etwas anderes ist es, wenn oben an die
Möglichkeit einer Einwirkung sämtlicher Formen des Verbums
ceindre auf den Anlaut von chaintre gedacht wurde). Begreiflich
wird die Form dagegen unter der Voraussetzung, dafs auf be-
stimmtem Gebiete das / von carni tem vor der Synkope zu d
geworden war.
Dem francischen chaintre entspricht in Lyon nach Puitspelu
chintri mit betonter erster Silbe. Hier mufs das 1 der Tonsilbe
das tonlose a dergestalt infìciert haben, dafs zunächst chintria
(chintri(e)) entstand. Combiniert man diese Form mit cindre^ so
erhält man catal. cindria (sindria auch in Montone). Endlich wurde
cindria sp. zu cimbria. Die Annahme eines Umschlagens von ndr
zu mhr scheint mir bei einem Fremdwort nicht zu kühn. Dafs auch
it. centinare Lehnwort aus dem Französischen ist, ist wahrscheinlich;
nach italienischen Lautgesetzen wird sich kaum cmtinare aus
cincturare gewinnen lassen.
Endlich noch das Genus: cintre ist mase, während chaintre
fem. ist. Die Bezeichnung des Wortes als mase, bei Laianne ist
ein Druckversehen, denn alle anderen neueren Quellen geben es als
fem. Auch das m., das Godefroy saintre beisetzt, beruht auf einer
willkürlichen Annahme. Indessen verdient Beachtung, dafs im
Italienischen, Spanischen, Catalanischen das Wort weiblich ist;
Mistral verzeichnet auch prov. cintro^ cindro fem. Vielleicht wurde,
das Geschlecht des französischen Wortes durch ,arc* beeinflufst
farfouiller.
In Lyon bedeutet barfoyi, harfolhi 'fouiller malproprement dans
un liquide, n'avoir point de suite dans ses paroles ou ses actions*.
Das Wort wird von Puitspelu zutreffend aus bis-fodiculare er-
klärt: bis wird in Lyon zu har!^ Nahe liegt die Annahme, frz.
> Wie pik. wallon, chintre in Godefr. Complèm. zu beurteilen ist, ist
nicht leicht zu sagen. Chaintre, zu dem es kein gleichbedeutendes pik. kSir
giebt, ist im Centrum Frankreichs zu Hause; pik. Iftr wird aus dem Fran-
cischen stammen.
* Vielleicht ist ebenso piem. ba/oujè, franz. mundartl. hafouUlêr zu
erklären.
484 A. HORNING,
farfouiller sei aus barf outlier durch Ângleichong des b an ûbs f
entstanden. Neapol. farfugliare^ lomb. farfuglia lâfst sidi âhnlidi
deuten, da das Italienische ebenfalls bar kennt; sp. farfullar stammt
möglicherweise aus dem Französischen ; in prov. faurfouia neben
farfom'a ist der erste Vokal an den zweiten angeglichen.
farouche
(zu Zs. 19, 102).
Gegen eine Ableitung des Wortes von ferox spricht audi der
von Ebeling (Áuberée, Altfranz. Fablei, Halle 1895, S. 106, zu V.3S6)
erbrachte Nachweis, dafs dasselbe im Altfranzösischen nidit yWfld'
bedeute, sondern vornehmlich von , spröde thuenden^ Frauen ge-
braucht werde. £s tritt uns auch hier die Grundbedentong ySdien*
entgegen.
flûte.
Dafs afr. dreisilbiges flaüter durch das von Diez £W. I v. flauto
vorgeschlagene *flatuare nicht in befriedigender Weise erklärt
wird, hat Stürzinger (s. Körling's Nachträge 3318) gezeigt An
dem Diez'schen Ausgangspunkte wird man indessen festhalten
müssen. Fiatare, flatus, flator wurden (s. Georges und Du
Gange) vom Flötenspiel und Flötenbläser gebraudit Flatuare
ist von flatus regelrecht gebildet, da Ableitungen von Substantiven
der 4. Declination das u wahren.^ Zum Präsens flatuo (das
die Primitiva auf -uo im Vulgärlatein wenig üblich gewesen
dürfte) bildete man nach Analogie der Verba auf -uO| -utum ein
Participium flatutum,^ dazu einen Infin. flatutare und endlidi
ein hier sehr wohl angebrachtes iteratives flatutitare (vgL canti-
tare). Aus dem Altfranz, ist die Deminutivbildung flahutelle
bekannt, und Montesson (Glossaire du Haute-Maine) föhrt fld«
tailler an. Ostfranz. y¿7^ bedeutet , pfeifen' wie lat fiatare«
foupir.
Zs. 21, 197 würde für ixz, foupir eine dreisilbige Grundfonn
(faluppa) aufgestellt Bestätigt wird dieser Ansatz durch mund-
I artliches fenoupe s. f. , morceaux, rognures d'étoffes qui ne peuvent
être d'aucun usage ^ (bei Adrien Thibaut, Gloss, du Pays Blaisois^
mit zwei urkundlichen Belegen aus den Jahren 16 17. 161 9), auch
fenouperie , friperie*. Daneben wird gleichbedeutendes foupe cr-
wähnt^ Für fenoupe ist als Vorstufe *feloupe anzunehmen«
^ Vgl. fluctuosus, flexuosus, und noch in später Zeit, artuare,
artuatinii von artus, Arch. f. lat. Lexicogr. 7, 496; ictnatns ib. 3» asi«
' Als Beispiele solcher falscher Analogiebildungen Vahrt ich ans Petronlit
Gastmahl des Trimalchio, ed. Friedlander an: zweimaliges vetno nach Tetul
118,19; 132,2; vinciturum zu vincere 114,7; fefellitns sum 152914.
'Auf falnppa beruht m. £. 2mc\í flôpe f. ,toat vêtement long et large*»
bei Montesson, Gloss, du Haut-Maine; vgl. die Zs. 21, 193 sn la^nfouiùmfêmm
verzeichneten Bedeutungen , enveloppe, braie, lange*.
ZUR WORTGESCHICHTS. 485
gaspiller.
Während das Diez'sche Etymon (US gaspildan ^verzehren,
vergeuden*) von Littré, Körting und Mackel (der Französ. Studien
6,48 gi-spildjan oder gaspildjan ansetzt), unbeanstandet über-
nommen wird, verweiilt das Dictionnaire Général auf afr. gaspatl
und auf poitev. gapailler, und damit ist gewifs der Ausgangspunkt
für die Untersuchung gewonnen.
Laianne, Gloss, du Poitou, giebt gätpailles s. f. pl. ,ce que le
van rejette à teiTe* und Godefroy v. gaspat'lks ,les pailles et gaS'
pailles de la court dixmerie de Villiers' (aus dem Jahre 15 16, aus
einer Handschr. aus Poitou). Dazu bei Laianne gaspaillai (ob mit
lautem x?) und gapaillai , gaspiller*. Thibaut, Gloss, du Pays Blai*
sois, hat gâpaille s. f. ,état de ce qui est éparpillé'; gâpailUr le
foin ,réparpiller en fanant'. Die Bedeutung ,verzetteln' giebt auch
Littré.
Dafs beide Formen, gaspailler sowohl wie gaspülier^ alt sind,
ergiebt sich aus Du C. gaspaleum und gaspilio ,purgamentum
frumenti post ventilationem' aus dem Jahre 1221 (v áspale, ib. aus
dem Jahre 1194). Legt man ga- oder gi-spildjan zu Grunde,
so bleibt -¿z///- dunkel, unerklärt der Anlaut ^(a) statt i, des-
gleichen der erhaltene f-Laut und die concret-sinnliche Bedeutung
,criblures de blé*.
Ich sehe in gaspaille eine Zusammensetzung aus afr. gasi{e)
(= wasie, vgl. bei Godefr. s. v. gaspail die Form waspail m.) und
paille , Spreu'* Das häufig gebrauchte Wort der Bauemsprache
konnte zu guas[se)paille werden: vgl. bei Thibaut croissepâdieu s. f.
,ralphabet qu*on apprend à l'école* (aus , croix de par Dieu*) und
Croisseiiniau (aus , Croix de Petineau). Dafs im Altfranz, das Ad-
jektiv gast regelmäfsig vor dem Substantiv steht, wird z. B. von
Chambure, Gloss, du Morvan, gebührend hervorgehoben {gaste
maison, gaste terre). Von gaspaille bildete man ein Verbum gas--
pailler, wozu das Mase, gaspail wohl postverbal ist
Was gaspilionem betrifft (um von der mittellateinischen Form
bei Du Gange auszugehen), so ist es zusammengesetzt aus gast
und pillionem (vgl. DC s. v. spilo, pi lio ,purgamentum frumenti,
seu spicae remanentes post ventilationem*) : dieses pi lio ist der
Abklatsch des noch heute an den Ufern der Loire vorkommenden
pillon (gespr. pi -ion) m. ,épis, grains incomplètement battus qui
restent après le nettissage du blé* (s. das Wort bei Martellière,
Gloss, du Vendômois, und bei Thibaut, der Belege aus den Jahren
142Q. 1787 giebt). Ob dieses pillon mit dem von Godefroy er-
wähnten espeillon (paille, estrain, ^.) identisch ist, ob gaspiller (das
übrigens, wie es scheint, heute an den Ufern der Loire nicht vor-
kommt), statt gaspillionner nach gaspatUer umgebildet ist, ob pillon
selbst erst durch unrichtige syntaktische Auffassung und Abtrennung
aus guasscpiller (= espiller) hervorgegangen ist, dies alles mufs ich
dahingestellt sein lassen. Die Hauptsache ist, dafs die Existenz
jenes pillon gesichert ist.
486 A. HORNING,
Analoge zusammengesetzte Bildungen scheinen vorzuliegen: in
geaupaiüaz {bei LàìSLVine), eigentlich , fouler la paille comme un ^aw
(= Hahn), Teparpiller, terme de moissonneur' — und in rap(àUai
(ibid.) , ramasser le chanvre le plus court', bei Mistral raspata ,ba«
layer, râteler les épis' (vgl. bei Raynouard raspalh , balle du blé'),
vielleicht aus raspar -|- palea; raspar heiíst span. ,rader, ratissery
gratter*.
Gaspaüler scheint sich mehrfach mit andern Wörtern vermischt
zu haben, resp. von andern beeinflufst zu sein. In der Beance
sagt man nach Thibaut gripâilU, im Wallon, caspouì. Provenz.
guespüiar ist wohl mit Unrecht von Diez hierher gezogen worden:
wie die Bedeutung , taquiner, tracasser' bei Raynourd lehrt, ist es
von guespa , Wespe* abgeleitet.
Ist lat. lotium romanisch?
Nachdem Diez II** sp. loza , irdenes Geschirr* aus lúteas er-
klärt hatte, wurde Zs. i8, 221 auch lothr. lohîre^ lauhére auf dieses
Substrat zurückgeführt. In ganz Lothringen (auch im Maas-Depar-
tement) tritt das Wort nur in der Bedeutung ,/i/ri>f, Mistjaudie'
auf, auch in Freiburg (s. l. c.) bezeichnet luzf eine , sorte d'engrais
liquide*. In Italien (s. C. Salvioni, Postille Italiane al Vocabolario
Latino-Romanzo ^ s. v. luteus) ist valses, lozza , sterco vaccino senza
letame^ vaiteli, bellinz. sloz , inzuppato d' acqua*. Dafs lateas
(lu tum bedeutet ursprünglich ,Lehm, Strafsenkot*) diese spedellen
Bedeutungen habe annehmen können, soll nicht in Abrede gestellt
werden. Auffüll ig aber ist, dafs sowohl im Rätischen wie in den
italienischen Mundarten (s. Archiv, glott. it. I, 37; Salvioni, 1. c und
Fonetica del dialetto di Milano, S. 82) das Wort ausschliefslicfa mit
offenem 0 erscheint^ Besonders wichtig ist das sardin. l^u ,fangO|
guazzo*, das überhaupt nicht von luteus kommen kann, da das
Sardinischc û nicht mit 0 zusammenfallen läfst (vgl. sard, ludu s=
lu tum, ludosu): Salvioni, 1. c, stellt es zu lötus, aber damit ist
das eigentliche Substrat nicht gegeben.
Die Frage ist demnach berechtigt, ob man nicht an lat
lotium ,Urin*'* denken darf, einem bei Cato und Petronius über-
lieferten Worte der Vulgärsprache, das bei CatuU 39, 12 allerdings
langes 0 hat. Aber wenn das von den Wörterbüchern gegeb^ie
Etymon richtig ist (lotium wird zu lotus, laatas gestellt), so
kann es ein vulgäres ^1 au ti um gegeben haben, dessen au roma-
nisch zu 0 geworden wäre. Möglicherweise hatte das Wort ar-
sprünglich die allgemeinere Bedeutung , Spülwasser*, , Spülicht': in
Mailand ist slozza , pattume, ricavo di fossa*. Denkbar ist aadi.
' Memorie del R. Istituto Lombardo di Scienze e Lettere (Volume
XI della Serie III). Separatabdr., Ulrico HoepU, Milano 1897.
^ Im Lothringischen bleibt die Qualität des o unentschieden» da im
lohtre das Suffix den Ton tragt.
^ Das von C. Hofmann herausgegebene París. Gloss, hat locium pissms
de beste.
ZUR WORTGESCHICHTE. 487
dafs luteum und lotium in einem romanischen Içtium zu*
sammengeñossen sind. Ein Subtrat mit ç wird auch durch altprov.
¡ÇÎZ ^ (s. Donat proensal, ed. Stengel) gefordert, das mit lentus (also
klebrig, lehmig?) übersetzt wird und das schon Gröber, Arch. f. lat
Lexic 3, 518 mit lut eus durch sein g in Widerspruch stehend
bezeichnete.
poitevin. louvres,
Lat. lucubrum ist im lothr. ¡our , Spinnstube' erhalten; s. Zs.
18,221 und Meyer- Lûbke in den Wiener Studien 1894, S. 317.
Dasselbe Wort ist m. £. poitev. ¡ouvres s. m. pi. (bei Laianne, Gloss,
du Poitou) ,sc dit du papier brûlé et plus particulièrement des
feuilles qui voltigent*. Das Wort, das im Osten > als m. und fem.
vorkommt, scheint hier das im Dunkeln Leuchtende, das Ver-
glimmen des verkohlten Papiers zu bezeichnen.
maraud.
Das Dictionnaire Général merkt dazu »origine inconnue' an,
während Körting mala Idus empfiehlt, das indessen eine Reihe
eigenartiger Bedeutungen nicht erklärt, die dem Worte in franzö-
sischen Mundarten zukommen: Laianne verzeichnet maraud Adjekt
(ein fem. dazu ist nicht angegeben) , terme de tendresse pour dé-
signer les enfants; il signifie aussi enfant en général'. Ferner (ib.)
maraud^ -e ,adj. s'applique aux animaux qui s'engraissent difficile-
ment' (vgl. damit mar an, Adj. m. se dit des bêtes et des gens qui
malgré la bonne nourriture ne peuvent engraisser). Nach der Re-
vue de Philol. franc, et provenç. 3, 99 ist im Patois de l'Ile d'Elle
(Vendée) méraude s. f. eine , femme de mauvaise vie qui a des en-
fants*. Nach Mistral s. v. maraud hat das Wort im Provenzalischen
die Bedeutung »espiègle, lutin'.
Als Etymon scheint mar, maris , männlich' passend. Insbe-
sondere führt poitev. maraud , schwer zu mästen' darauf; dasselbe
bezeichnet, wie Chambure s. v. maitou sagt, , évidemment un mâle
non chairé^ Daraus konnte sich die Bedeutung ,unansehnlich, kränk-
lich, maladif' entwickeln, die das Wort in Corsica {marodt) und
in Vionnaz hat (wenn anders dieselbe sich nicht erst aus dem
modernen marodeur entwickelte) — und schliefslich die Bedeutung
, elend, gueux'. Als Kosewort, gleichsam , Männchen', wurde es in
Poitou gebraucht, in pejorativem Sinne endlich méraude , Mannweib'.
Aus der Grundbedeutung von mas konnten sich anderseits die
Begriffe , coquin, fripon, frech' u. s. w. ergeben.
Ob m arem noch anderweitig im Romanischen fortlebt, ist
noch nicht festgestellt: Ich erinnere an ptg. mardo m. , Schelm,
Schalk, Schlaukopf; an das mundartl. franz. marou , Kater', das
1 Mehrfach bezeugtes ital. i^to neben loto (s. Archiv, gl. it. 3, 359 A.*;
1 3, 408 A. ^ steht vielleicht unter dem Einflufs von /^im, /psso.
' H. Urtel, Beiträge zur Kenntnis des Neucbateller Patois, I, Dannstadt,
1897, gicl^^ S. 62 lövr »nächtlicher Gang xmn Mädchen*, tSvrfy ,Abeod',
488 A. HORNING,
nach P. Marchot, Phonologie d'un Patois Wallon S. 127 allerdings
Marulphus sein soll; endlich an lyones. mar fit »maquerelleS dem
ein Substrat marasca genügt, s. Zs. 18, 22^,
lyon. p^gi (phon. p/it),
neuchâtell. pi¿^ p}dz^ podz ,Pech' ist nicht mit prov. pega (s: lat
pïca, Postverbal zu pïcare) gleichzusetzen, da intervokal, e, g im
Franco-provenzalischen nicht zu z wird (vgl. lyon. oya anca, plaù
plaga). £s ist vielmehr, wie H. Urtel gezeigt hat,^ aus einar Vor-
stufe pidicus hervorgegangen, die sich in derselben Weise &úr
wickelt hat wie sudicus (aus sucidus) zu södzf und fid leas
, Leber' zu fœdz geworden ist. Nur wird man Urtel nicht folgen,
wenn er meint, pidicus sei aus pi cat um umgebildet Neben
pica tum bestand vielmehr pici dus, das Meyer -Lûbke bereits
Rom. Gramm. II, § 410. 426 zur Erklärung des sard, piáigu ange-
setzt hat
£s fragt sich, ob die Schwierigkeiten, an denen bis jetgt die
Erklärung von y/|g'j/(7, lomb.y^er^A, neuchâtyV<&, frz. /b¿? gescheitert
ist, sich nicht in der Weise heben lassen, dafs man neben ficatas
ein fi ci du s 2 annimmt, das sich zum Subst ficus verhalten würde
wie sucidus zu sucus, mu(c)cidus zu mu(c)cus und das su
fidicus geworden wäre wie picidus zu pidicus. Die Verschie»
bung des Tones in fégato wäre unter dem Einflüsse von ff cid as
erfolgt. Es scheint nicht, dafs irgend eine romanische Form lat
ficitum oder fiticum mit / unbedingt fordere, auch wallon, y^
, Leber' nicht, da (phonet.) mçd medicus (s. Zs. 15,494) gewiíb
met gesprochen wurde (wie denn im Wallonischen alle auslautenden
Konsonanten geschärft werden), und man wohl nur dem lat Ety-
mon zu liebe med(e) geschrieben hat.
râle , Ralle, Wiesenschnarrer*.
Von Diez 11*^ v. réUer wird der Name des Vogels zu engt
rattle , röcheln', ndl. ratelen^ nhd. rasseln gestellt Dafs dieses £^-
mon nicht Stich hält, zeigt prov. rascle m. (bei Mistral), audi raie^
ralle ,râle, oiseau'. Span, rascón ,râle de genêt' lehrt anderseits»
dafs das / nicht stammhaft ist Die Grundlage ist rasicare,
rasculare ,schaben, schnarren' (s. Gröber, Arch. f. 1. Lex. 5, 131. 2).
Râle ist die lautgerechte französ. Wiedergabe von rasculum {rätier
ist sûdfranz.). In pikard. retile bei Littré, wallon, räyf , Ralle' bei
Zéliqzon, Zs. 18, 261 ist ly (jf) aus tönendem s + l entstanden (vgL
wallon, may = masculus, pik. maülart ,Ente' aus maslar/)\ raJU
in dem Citate bei Littré ist rasle zu lesen; das doppelte a in riúU
in einem Belege bei Littré bezeichnet das nach dem Ausfalle des
s gedehnte a\ rabie neben ralle hei Thurot, De la Prononciation
française II 255 ist Verderbnis oder beruht auf falscher AnUldimg:
* S. 21 und 45 der oben S. 4S7 A.' näher bezeichneten Schrift.
' Das Sardinische besitzt fidigu und figdu.
ZUR WORTQESCHICHTE. 489
Nach Sachs (Supplém.) ist râle auch eine Art Frosch. Dafs
dieses Wort gleichfalls auf rasculum zurückgeht, zeigt die Form
lo r delio (in lons-s.-Isère, Rev. de Philol. franc, et provenç. 7, 271)
»reinette, grenouille verte; lorsqu'il crie, il annonce, la pluie, dit-
on ^ Fur , Ralle' sagt man in Ions mit anderer lautlicher Ent-
wicklung ralo (vgl. Revue 4, 234).*.
râler
ist sehr wahrscheinlich rasculare mit lautgerechter französ. Ent-
wicklung (s. den vorigen Artikel): roller (mit Assimilierung des x
an das /) giebt Littré aus dem 16. Jahrh., und Sachs kennt raller
vom Schreien des Hirsches; es wird ein Wort der Jägersprache
sein und ursprünglich , schnarren' bedeutet haben. Die Bedeutung
, ritzen' liegt vor im Subst. fem. râlée (bei Martellière, Gloss, du
Vendômois) »petite raie, trace, éraflure; une épine m'a fait une
râlée le long du dos'; vgl. auch à la ralleiie ,en rasant le sol'
Rev. de Philol. fr. et prov. 7, 124.
raie ,Milz*.
Diez hat 11^ das französ. Wort vom ndl. raie (altnordfränk. raid)
, Honigrose ^ abgeleitet, insofern jene^ Eingeweide ein lockeres,
zelliges Gewebe vorstellt (vgl. auch I v. raggio, wo die Vermutung
ausgesprochen wird, das ndl. Wort habe dem franz. rate , Strahl*,
sofern es Honigrose heifst, diese Bedeutung mitgeteilt). Die Er-
haltung des a und des / spricht indessen, wie Körting bemerkt,
gegen das Diez*sche Etymon.
Das Wort ist wohl dasselbe wie raie, das Feminin zu rai. Ich
bemerke dazu: Dafs in vielen Mundarten (z. B. im Ostfranzösischen 2,
auch im Provenzalischen) raie nicht , Ratte', sondern ,Maus' be-
deutet; dafs man mit musculus schon im Lateinischen einen
Muskel bezeichnete; dafs man souris , certain muscle charnu du
gigot de mouton' nennt 3; vor allem aber dafs im Spanischen die
Milz gleichfalls nach dem Namen eines Tieres pajarilla ,Vögelchen'
heifst. Das Lexikon sagt, das sp. Wort bezeichne die Milz der
Tiere» insbesondere die des Schweins. Aber die Redensarten
alegrarse la p. »s'épanouir la rate', hacer iemblar la /. , einschüch-
tern^ zeigen, dafs es auch von der menschlichen Milz gebraucht
wurde. Wie das Spanische, so verwenden auch das Provenzalische
^ Raicle, raclet im Lyoner Yzopet soll nach W. Förster S. XXVIII
graculus sein. Dann muíste eine gelehrte Bildung vorliegen, da al nicht
zu ly geworden ist. Dies ist indessen wegen der Behandlung des Anlautes
nicht wahrscheinlich. Sollte raicle nicht unser Wort sein? Chambure giebt
r aghiotte »fauvette' (weil sie »rase le sol'); vgl. ib. râghiat »rftdure*. In
den Südvogesen kommt raquiatte »rftle d'eau* vor (s. X« Thiriat, VaUee de
Cleurie» S. 147).
> Auch im Pikardiscben: Zs. 22» S. 52» V. 31 (vgl. S. 84, Zeile 12) ist
»li cors est cas et Tame est rate* zu übersetzen »der Leib ist die Katze und
die Seele ist die »Maus* — und nicht , Ratte'.
3 Vergi, bei Jaubert rate, f. mollet, grss de la jambe.
Z«itachr. f> rom. PhQ. XXIL «2
490 A. HORNING,
und Lyonesische das Femininum des Deminutivs, là raieilo^ la raiella
(s. Mistral und Puitspelu). Im Metzischen, wo man für Mans
, souris S nicht , ratte ^ braucht, ist mis das Wort für ,Milz' (s. Zé-
liqzon, Lothring. Mundarten, Gloss.).
ostfrz. trpx^ provenz. trescamp.
Im Ost- und Nordostfranzösischen ist das Wort trfx »Bradi-
land* weit verbreitet; man vergleiche: X. Thiriat, La Vallée de
Cleurie, S. 451 iréhhe s. m. , champ laissé en pré, prairie artificielle';
Zéliqzon, Lothringische Mundarten, /r^, trem^ , unbebaut, vom Felde*,
also Adjekt; Rolland, Romania ^^ 222 ä trèhh ,en friche'; Labou-
rasse, Gloss, de la Meuse, Mce^ adj. inculte, en friche; in Couvin
(s. P. Marchot, Vocables Couvinois, Liège 1890) irt m. , lande ga*
zonnée, inculte'.
Das Wort ist deutsch : s. Grimm's Wörterbuch s. v. drieschf
Subst. masa und neutr. ,unangebautes, brach liegendes Land*. Da-
neben kommt drüsch wie im Romanischen auch als Adjektiv vor.
Sein Ursprung ist dunkel: es wird als mittel- und neuniederdeutsch
bezeichnet und soll ahd. und mhd. nicht vorkommen. Das in Sûd-
deutschland, wie es scheint, unbekannte Wort reicht bis in die
Umgegend von Metz herab. C. This, der in seiner Schrift »Die
Mundart von Falkenberg* trf)(^ und dçtrfjyâ^ , défricher' erwähnt,
bemerkt, dafs das Deutsch-Lothringische drUc ,unangebautes Land'
kenne.
Unser Wort ist schon altfranzösisch: vgl. Godefroy: s. v. trü
(auch trihe ist belegt; in trie hat sich das h (x) verflüchtigt); s.v.
iries (aus Namur, aus dem Jahre 1272) jachère', auch triot und
irim (mit wallonischer Diphthongierung des ^, denn das Wort ar-
scheint im Französischen mit f\ í wäre lothr. zu ^/^ geworden).
Aus dem Jahre 1575 belegt Labourasse Irexe, das heute in dem
Meuse-Depart. auch zu Iré, irati verkürzt wurde.
Ueber den französischen Nordosten hinaus hat der Aosdmck
Verbreitung gefunden: prov, trescamp , lande' (s. Mistral), irescam"
paio, trescampas ist aus dem Adjekt. tresc und campus zusammen-
gesetzt (fr escanaio ibid. ist mir dunkel). Laianne, Gloss, du Poitou«
giebt trechain s. m. , terrain qui n'est pas cultivé, où paissent les
brebis*; vgl. damit im Patois de Ule d'Elle (Vendée), Rev. d. PhiloL
franc, et prov. 3, 121 trechèn s. m. , terre nouvellement dénichée'.
trier.
Das von Diez 11^ für trier vorgeschlagene Etymon tritare
kann nicht als vollständig gesichert gelten, da alt- und neuprovenz.
und catalanisch nur triar, nicht iridar bezeugt ist Gestützt wirdi
wie mir scheint, die Diez'sche Deutung durch morv. (s. das Glossar
von Chambure) triquer^ , trier*, triquage ,tri' (neben teurier^ ieuriaigi^
* -quer statt -chier kommt dort mehrfach vor, x. B. auch in trifUêr
, sauter, danser lourdement' (= air. treschier).
ZUR WORTQBSCHICHTE. 49 1
das tri tica re fordert (desgleichen prov. /rigar bei Mistral, v. triar).
Triller^ tr eiller (letzteres im Pat. d'Âlençon, Rev. d. Philol. franc, et
prov. 7, 218) wurde bereits von Diez aus tritulare erklärt Sind
prov. cat triar^ piem. trü^ altital. triare als frühe Entlehnungen aus
dem Französischen zu betrachten?
vétille.
Die Etyma vitilia (Diez) und vetilia von vetus (Scheler)
kommen nicht mehr in Betracht, da / gefallen wäre. Von Körting
wird eine Ableitung von vest is empfohlen, das der Form nur zur
Not (man erwartet ve^y vit-), dem Sinne aber gar nicht genügt.
Sowohl vétille s. f. , petit balai sans manche qui sert à nettoyer la
met du pressoir^ (bei Thibaut, Gloss, du Pays Blaisois) wie vétille
(bei Littré) , petit anneau d'un rouet, dans lequel passe le fil'
weisen deutlich auf die Grundbedeutung , Binde ^ (wohl auch ,Ge-
binde') des von Raynouard vorgeschlagenen Etymons vit ta hin;
s. auch bei Diez 11^ sp. prov. veta , Streif im Zeuge' und sie. vitta
, Striscia di panno* in Scheler*s Anhang 11^ v. veta.
A. Horning.
32*
Brnnäniscli spre.
Die rumänische Präposition spre 'nach, gegen' wird, soviel
ich weifs, überall aus exper erklärt, so von Cihac, Diet étym. I, 215,
von Miklosich, Beitr. z. Lautlehre der rum. Dial. V, 20, von Tiktin,
Gramática romînâ I, 118, von Philippide, der Istoria limbel romtne
I, 104 zwar spre nicht aufführt, wohl aber înspre^ das er als vuxper
deutet. Trotzdem habe ich es in der Romanischen Grammatik
III § 132, wo die Anreihung zweier Präpositionen besprochen wird,
nicht mit aufgeführt und will die Gründe dafür wie fur die Deu-
tung, die mir richtiger scheint, hier geben, da Erörterungen etymo-
logischer Fragen im allgemeinen nicht in die Syntax gehören, be-
sonders wenn es sich um einen im Vergleich zum Ganzen ziem-
lich nebensächlichen Gegenstand handelt
Da lat. ex dem Rumänischen wie allen romanischen Sprachen
fehlt, so müfste exper schon hteinisch sein. Nun finden wir aber
in dem ziemlich vollständigen Verzeichnis der zusammengesetzten
Präpositionen im Lateinischen, das Karl Hamp im Arch lat Lexik.
V, 321 — 368 veröffentlicht hat, keine solche Verbindung, überhaupt
mit ex nur exadversus und econira, vielleicht exsuper^ etrans^ exanU.
Doch sind die zwei ersteren nur je einmal überliefert, exanit sogar
nur durch eine allerdings sehr einleuchtende Konjektur Studemunds
gewonnen. Man sieht schon daraus, dafs ex sich kaum eignete
zu solchen Zusammensetzungen, vielleicht richtiger, dafs zur Zeit,
als die Neigung dazu mehr und mehr um sich griff, ex sdion
dem Aussterben nahe war. Weiter kommt die Bedeutungsfrage in
Betracht. Sieht man sich Hamps Liste durch, so trifft man nirgends
per an zweiter Stelle und das mit gutem Grunde, per eignet sich
seiner Bedeutung nach nicht zur Verbindung mit einer zweiten
Präposition. Man wende nicht ital. dappertutto ein, denn hier han-
delt es sich darum, dafs das fertige und in seiner Bedeutung von
per schon ziemlich entfernte per lutto mit da verbunden wird; man
darf sich auch nicht auf span, las gentes de por ahi berufen, denn
por hat auch hier einen anderen Sinn bekommen. Vor allem aber
widerspricht die Anwendung von spre in den ältesten Texten. Idi
stelle hier zunächst eine gröfsere Zahl von Beispielen aus dem
Codex Vorone(eanus und den ersten dreifsig Psahnen der Psaltirea
Scheianä zusammen und stelle neben jene die deutsche Ueber-
setzung, neben diese die des altfranzösischen Oxforder Psalter.
RUMÄNISCH SPRB. 493
Cod. Vor. p' fi puse Pavelu mârule spre ei 3, i 'und Paulas legte
die Hände auf sie'; spre latnngezi purta mär e fier gura de sudor ile
4, 8 *auf die Kranken legte er Schweifstûcher'; a meni spre cetea
ce avea duhure hitleane numale Domnului Isusu 5, i 'über die,
welche böse Geister hatten, den Namen des Herrn Jesu auszu-
sprechen'; fz näpäzi fricä spre tofi ei 6, 5 *und es fiel Furcht
über sie alle'; statu Pavelu spre spifä 36, 9 'Paulus stellt sich auf
die Treppe'; tntru amiazä zi strähtci lumirä multa de näprasnä
spre mein re 38, 11 'um Mittag leuchtete plötzlich ein grofses Licht
auf mich'; fi' cäzuiu spre pamîntu 38, 14 'und ich fiel zur Erde';
cauta Pavelu spre zboru 46, I 'Paulus blickte auf den Rat'; upo-
väinfa aihandu spre dumnezeu 61, I 'Hofihung setzend auf Gott';
fi sari spre ei omulu ce era tntru elu duhulu hitleanu 5» li 'und
es sprang ein Mann auf sie zu, in welchem der böse Geist war';
fz se întàriîea spre ei 5, 14 'und er übte Gewalt an ihnen'; fu
spre elu sfadä delà Judei 14, 6 'es entstand gegen ihn die Nach-
stellung der Juden'; ce spre tiînre au auzihi 31, 3 'die auf dich
gehört haben'; curse spre ei 34, 4 'er lief gegen sie hinab';
acesta ieaste omulu acela ce spre oameri fi spre leage fi spre loculu
acesta top to ff tutindirea tnvafä 32, 12 'das ist der Mann, der
gegen das Volk und gegen das Gesetz und gegen diesen Ort
alle, alle allenthalben lehrt'.
Da Sbiera im Glossar alle Stellen verzeichnet, verzichte ich
darauf, weitere anzuführen, nur darauf will ich schon jetzt auf-
merksam machen, dafs die Uebersetzung von 1688 in dem zweiten,
elften und vierzehnten Beispiele asuprä setzt, womit man noch ver-
gleichen kann fi spuserä lui arhiereii fi înntdnii Judeiloru spre Pwelu
65, I 'es erschienen vor ihm die Hohenpriester und die Vornehm-
sten wider Paulus' = fi arätarä lui arhüreulu fi cet mau defrunU
ai jidomloru asupra lui Pavelu^ bemerkenswert auch deshalb, weil
die Uebersetzung von 1648 înprotiva lui Pavelu schreibt.
Mit Bezug auf die Psalterûbersetzung will ich zunächst be-
merken, dafs ich ohne Bianus Altersangabe irgendwie Glauben zu
schenken doch nicht mit Gaster in der Psaltirea Scheianä eine
jüngere Abschrift des Coresischen Psalters zu sehen vermag. Der
sprachliche Charakter ist entschieden älter und wenn Gasters An-
nahme richtig wäre, so würde man sagen, die Mundart, in die
Coresis Arbeit umgeschrieben worden ist, sei eine altertümlichere
gewesen, womit denn aber wiederum für den Sprachforscher der
Text seinen Wert für die Kenntnis des Altrumänischen bewahrt
spre oamenii täi blagoslovenie ta ^^ g «=* sur tun pople la hu
öenediceun; pus^ai elu spre lucrul märilaru tale 8, 7 = Jf* PestabUs
sur les uevres de tes mains \ ploao spre pacato fi cursa io, 7 ^ f/
pluverat sur les peccheurs laz; pärä cändu radicasse dracul mieu
spre mere 12, 3 = desçue a quant serai essùlcei li mtèus enemù
sur mei; domnul diîn cerfu pUcà^se spre fit oamenUoru 13, 2 ^
li sire del ciel esguardat sur Us fil» des Atmes; mäsda spre mvi"
494 ^* METER-LÜBKB,
nova (i nu luo (13, 5) = luers sur innocent ne receut; /rumseafe
puri spr^ insu 20, 6 = beltet emposeras sur lui\ de^chiserä spre mere
ros tul säu 21, 14 = aov rirent sur mei tur huchea aerease me spre
cara re 22, ^ = demenat mei sur les sentes', cándu apropíense spre
mere rcii 26, 2 = dementres que aprisment sur mei li nuisant;
glasul domnului spre ape 28, 3 = la voiz al segnur sur les ezfes;
prosfetea^te /afa ta spre ^erbul tau 30, 17 = enlumine ta face sur
le tun serf\ cä zúa ^i noaptea pasa spre mere mará ta 31, 4 =»
car par jurn e par nuil agrégée est sur mei la tue mains; invrä-
to^u spre tire okii miei 31, 8 = je fermerai sur tei les miens oilz;
cauta spre lofi cei ce viu ìm pämäntu {^2, 14) = reguarda/ sur iuz
chi habitent la terre; scärciarä spre mere dinfii sai (34, 16) bb
eschinne refit sur mei ot tur denz; cei ce mare cuväntä spre mere
(34, 26) = chi malignes choses parolent sur mei; f/ vor fi in veacu
veacului spr insu (36, 29) = e enhabiterant en siede de siede sur
li; invräto^at-ai spre mere mära ta (37, 3) = tu confermeras sur
mei ta main, u. s. w.
boìarii adurarà-se ìnpreunà spre domnul ^i la Hristolul lui 2, 2
= //' prince sei asemblerent en un encontre nostre seignur e enamtre
sun Crist; mulfi scularä spre mene 3, i = mult s'esdrecent encontre
mei; ìntàritu sprinsu (12, 5) = yV mielz valui envers lui; împU'
tare nu preimi spre vecirii sai 14, 3 :=: obprobre ne receut envers
ses pruesmes; ìnpiedecat- ai lofi ce se scularä spre mere suptu mere
(17, 40) = supplantas les esdrechanz encuntre mei desus mei; pia»
cuescu-se spre mene plàcure (26, 2) = parmainent encuntre mei her^
berges; adura -se depreurä spre mere 30, 14 = 1/ vindrent ensemble
encuntre mei; ce gräescu spre derepfi farà leage (30, 19) t=s ¿pf-
queles parolent encuntre le juste iniquitet, u. s. w.
Von anderen Fällen will ich noch erwähnen, dafs die Verba
des Hoifens: nedejdui und upuväi mit spre (5» 13; 7,1; 12,6;
14,1; 17,3; 20,8 u. s. w.), în (21,9; 30,29; 37,16) oder tniru
(40, ig; 41, 6) verbunden werden. Auch sonst trefifen wir mehr-
fach spre, wo ¡m Französischen en erscheint:
ochii lui spre meseri cauta 9, 30 = li ceil de lui el poor e re»
gardent; sfinfiloru ce^su pre pämäntul lui înmirurà Domnul toatä
V rearea sa sprinti 15,3 = as sainz qui sunt en sa terre, at fasi
mcrveiluses tutes mes voluntez en els ; de sculätorü spre mere radici'
me 17, 49 = des esdrechanz en mei exalceras mei; lofi ce viu sprinsu
(22, i) = tuit chi habitent en lui, u. s. w.
Dann prinserä-me ca leul gata spre väratu 16, 1 2 «= receureni
mei sicume kons apres tei à preie; cä manie' se sprinse Dumneneu
17, 8 = kar il est irez à els,
£s ist wohl nicht nötig, die Beispiele zu vermehren. Schon
aus dem vorgeführten Materiale geht zur Genüge hervor, dafo spre
begrifílich von ex per weit entfernt ist, und nicht minder dentÜch
weist namentlich der Vergleich mit der altfranzösisdien Ueber-
setzung auf zwei Bedeutungen hin 'über', 'auf' und ' gegen ', als
RUMÄNISCH SPRS. 495
deren ältere wohl die erstere anzusetzen ist Ausdrucke wie 'auf
einen loskommen', *ûber einen herfallen' enthalten den Begriff der
Bewegung gegen jemand hin, vgl. auch aspan, guantas antas fizo
sobre la ymt ebrea Alej. 944, ctumo sobrel rey fizo grant crueïdade 945,
Narbozenes e Bessus traedores provados ambos son sobre ty sen dulda
assembrados ; cuenta que son sobre ty por matarte jurados, andan con
sus poderes sobre ty assembrados I527.> Die Etymologie von spre
kann danach, stellt man sich auf den Standpunkt der Funktion,
nicht mehr zweifelhaft sein, alles weist auf lat super hin.
Auch lautlich macht die Herleitung von spre aus super mit
Bezug auf den Auslaut keine Schwierigkeit, vgl. între aus inter ^
pre aus per^ patru aus quattuor. Schwerer ist der Schwund des u
zu erklären. Zwar dafs er in asuprä nicht eingetreten ist, ist nicht
von Belang, denn asuprä ist zunächst Adverbium, also betont
Aber auffällig bleibt er doch, da sonst auch in tonloser Anlaut-
silbe u bleibt Vielleicht darf man sich auf die syntaktische Ton-
losigkeit der Präposition berufen, die eine übermäfsige Schwächung
mit sich brachte, vgl. cätra aus contra (Rom. Gramm. I §612), viel-
leicht ist von desuper auszugehen, sofern ein dèspre mùnte aus de
super mónte seine vollständige Parallele hätte in negustdr aus negœ-
tiatôre und den Rom. Gramm. I § 342 angeführten Fällen, die noch
vermehrt werden können. Despre begegnet schon im Cod. Vor.,
wird also unmittelbar an lat desuper anknüpfen.
Die weitere Geschichte und Bedeutungsentwickelung von spre
soll hier nicht verfolgt werden. Die Doppelbedeutung 'an, auf,
gegen' liegt auch in slav. na vor, namentlich ist beachtenswert,
dafs, worauf schon des öfteren hingewiesen worden ist, mm. iw-
spre-zece ' 1 1 ' genau abulg. jedinü na des f te wiedergiebt Auch diese
Verbindung zeigt deutlich, dafs spre aus super entstanden ist, denn
*unum super decem giebt einen Sinn, *unum ex per deam keinen,
wenigstens keinen, der dem entspräche, was un-spre^zece wirklich
bedeutet. Die Vermutung liegt übrigens nahe, dafs slav. na auf
die Funktion von rum. spre auch sonst etwelchen Einñufs geübt
habe, besonders scheint mir bemerkenswert, dafs alb. mbç^ das bei
der Bildung der Zahlwörter dieselbe Rolle spielt wie rum. spre,
slav. na^ die Doppelbedeutung 'auf und 'gegen' nicht in dem
Mafse zeigt, wenn auch Dozon 'à, vers, près de, sur, dans' an-
giebt Die Sache verwickelt sich hier freilich sehr, da mit mbç
noch mbi ^ûber, auf und nç 'in, gegen' konkurrieren, wie man
namentlich aus dem Artikel mç im Glossar von Pedersens albane-
sischen Texten sehen kann. Doch das mag für jetzt dahingestellt
bleiben, wohl aber ist ein Hinweis auf eine Eigentümlichkeit inner-
halb des Rumänischen noch angebracht
1 Auch an afr. il manjat co qu*Eve li dunat sur le dêfens de De
Ph. Thaon Comp. 533, se tu bois sur ma défense Rich. 955 kann man erinnern.
Andere Fälle wie rois Gai/fiers od sun Unage sur hd venait BLBnt IS^»
grant osi cu*ü amenroit sur Itti 1571 aind xn bekannt, als dads man noch
besonders darauf hinweisen muíste.
496 W. METER-LÜBKB, RUMÄNISCH SPRB.
£s ist nämlich bemerkenswert, dafs mehr&ch prt für spre ein-
tritt. Am deutlichsten wird dies im Verhältnis von Psalt ScheL
zu Coresi. Man kann sich, da Bianu die Varianten ans Coresi
seinem Abdruck der Psalt. Schei, beigegeben hat, davon mit grofser
Leichtigkeit überzeugen. Zumeist steht pre bei Coresi, doch findet
sich auch gelegentlich das umgekehrte Verhältnis, so eupuiu sâmiu
de la densu pri-a Sionului magurä (Cor. spre Stona) = Je sta estaòh't
reís de lui sur Syon ; gtudecä^mi doàtnne dopa dereptaiea mìa pifara rani
mieu pre mene (7,9) = juge^mei sire sulunc la meie putite e statene ¡a
mele innocence sur mei (Cor. mie statt pre mere). Sonst aber finden
wir bei Coresi pre 2,2; 2,13; 3,9 u. s. w. Oder im Cod. Vor.
93, 14 heifst es f/' cäzurä spre ceroidea lu Pavelu^ ebenso in der
Uebersetzung von 1648, dagegen 1688 pre grttmetztí. Dazu kommt
nun weiter, dafs pre, pri in Vlacho-Livadhion zur Bezeichnung von
auf, oben auf dient: pri kallu 'auf der Strafse*, pri kodru 'auf dem
Berge*, di pre dzenukle 'auf den Knieen' (Weigand, Olympo-Valachen
S. 85). Auch Obedenaru übersetzt im Glossar seiner Texte Macedo-
romàne pre ohne weiteres mit sur^ Weigand Arom. n 324 und 326
pi, pri mit 'auf. Soll man darin lat per sehen? Das historische
Verhältnis scheint mir nicht zu passen, vielmehr darauf hinzuweisen,
dafs unter Bedingungen und aus Gründen, die mir vorläufig noch
unklar sind, spre sein s aufgegeben hat. Man denkt an pnsiif
maced. pisii 'über, darüber', das durch Dissimilation aus spresU
entstanden wäre. Aber was ist preste! Cihac sieht im zweiten
Teile extra^ Miklosich Beiträge i, 15 trans, und thatsächlich mag
in dem mmänischen Präfix sirä" eine Vermischung beider vorliegen;
ob aber in der Präposition dasselbe Element steckt ist firaglidL
Dazu kommt maced. stri 'auf: stri kale ^auf der Strafse' (Weigand
Arum. 3, 320), dessen Verhältnis zu pisti auch erst der Aufklärung
bedarf, kurz die Schwierigkeiten häufen sich hier in einer Weise,
dafs ich jetzt nicht wage sie zu lösen.
W. Metsr-Lübkb.
La fortuna del Tansillo in Ispagna.
(Le Lagrime di S. Pietro.)
Nel capìtolo XXXUI del Dan Quijote (parte I)» ad Anselmo il
quale vorrebbe con un singolare esperimento mettere a prova la
virtù della moglie, il suo amico Lotario risponde, fra V altro, con
queste parole:
pY para confirmación de esta verdad te quiero decir una
estancia que hizo el famoso poeta Luis Tansilo en el fin de su
primera parte de las Lágrimas de San Pedro, que dice así:
Crece el dolor y crece la vergüenza
En Pedro, cuando el dia se ha mostrado,
Y aunque allí no ve á nadie, se avergüenza
De si mismo por ver que habia pecado:
Que á un magnanimo pecho á haber vergüenza
No solo ha de moverle el ser mirado,
Que de si se avergüenza cuando yerra
Si bien otro no ve que cielo y tierra."
II Don Quijote^ come ognun sa, usci per la prima volta alle
non libere aure di Spagna nel 1605, quando già da non pochi
anni il canto religioso del poeta nolano seguiva fira gli sterpi della
poesia contemporanea un cammino trionfale. Scrivendo le Lagrime
di S. Pietro non ambiva Luigi Tansillo di cogliere allori oltremarini
e oltremontani; egli che nel suo poema medesimo cantò con mo-
destia ampollosa nella forma contorta:
Perchè V Ebro m' intenda e 1 Moro e '1 Parto,
Non chieggo don di nove e varie lingae;
O perch' io vada all' Austro, vada all' Arto,
Vada ove il di s' accende, ove s' estingue;
E sia '1 tuo pianto da me solo sparto
Per quanti regni il mondo si distingue;
Mi basta farlo a quei che nascon, chiaro
Tra '1 mar d'Adria e 1 Tirren, tra l'Alpi e '1 Faro.
Stanza non bella, e che per manco d' armonia e di semplkjtà
giustifica assai bene T intento modesto del poeta. Ma ben più
vasti confini segnarono invece al canto lagrimoso il gusto del tempo
e il novo ardore di fede ond' era piena V anima latina in snU' estremo
dichinare del Rinascimento. Coà le Lagrime di S. Pietro non pure
498 PAOLO SAVJ- LOPEZ,
valicarono il mare di Spagna con nobilissima compagnia poetíca
in quel gran rifluire dell' arte italiana nelP arte d' una nazione che
ben fu, nella comune estimazione dei nostri grandi, nazione sorella;
ma trovavono benigna anche in Francia la musa altissima del
Malherbe.
La fortuna del Tansillo in Ispagna fu invero singolare; e chi
sappia quale orma profonda egli segnasse con la sua influenza
nella gran rifioritura petrarchesca del cinquecento spagnuolo, non
troverà singolare che il secentista conte Bernardino de Rebolledo
Io celebrasse nelle sue liriche los Ocios insieme con Dante e col
Petrarca; gran mercè che non lo faccia addirìtura superiore a
quest' ultimo come avea fatto in Italia la mente bizzarra di Tom-
maso Stigliami 1 Giudice assai più autorevole del conte di Re-
bolledo fu Lope de Vega; il quale nel suo Laurei de Apolo die è
come una rassegna poetica di quell' Olimpo spagnuolo cosi ricco
di nomi e troppo spesso povero d' altre cose, scrìve del verso largo
que trajeron
Boscan y Garcilaso
„Que á Tansilo, á Mintumo, al culto Taso"
Dicen que le debieron.'
Ma la citazione dei tre nomi italiani cosi afifratellati è tolta di
peso ad un altro poeta contemporaneo del Tansillo medesimo, ad
un poeta che fu lungamente in Napoli e le cui relazioni col Nostro
sono ben note. Parlo di Garcilaso de la Vega, il quale a Donna
Maria di Cardona, marchesa della Padula, scrisse
Ilustre honor del nombre de Cardona,
Décima moradora del Parnaso,
A Tansilo, à Minturno, al culto Taso
Sujeto noble de immortal corona.
Intorno a questa fortuna spagnuola del Tansillo pochissimo è noto
fra noi, fuor che la reciproca influenza dell' arte di lui e di Garci-
laso, influenza che pure meriterebbe — se non m' inganno — , d'
vista più addentro; di un poeta sivigliano imitatore del TansiUo
io stesso ebbi altra volta ad occuparmi ^ Eppure di questo genere
di ricerche non si giova soltanto lo studio arido delle fonti o la
notizia bibliografica di un poeta: fatti molto più importanti e nuovi
balzano talora dall' esame accurato di quel grande tesoro di poesia
che la musa di Spagna attinse a sorgenti italiane; e quando un
tale esame sarà compiuto, non pochi problemi antichi potranno
risolversi in modo nuovo, specialmente sulP arte italiana del '6oa
Ma io non intendo qui che di recare un assai tenue contributo
ad una storia di là da venire della fortuna tansillìana; e ritorno
^ V. V edizióne delle sue Lettere in Roma, 1664, pag. II9.
« Silva IV.
3 Un petrarchista spagnuolo, estr. dalla Rassegna pugliése, anno
fase. 9.
LA FORTUNA DEL TANSILLO IN ISPAGNA. 499
a quelle lagrime che la parola di Lotario nel Don Quijote ci ha
richiamate alla memoria.
Nelle illustrazioni bibliografiche che il Flamini aggiunse alla
sua eccellente edizione dei poemetti di Luigi Tansillo^ sono ri-
cordate tre versioni spagnuole delle Lagrime di S. Pie/ro; ma la
nota è in verità assai più lunga, specialmente se si tien conto non
solo delle traduzioni vere e proprie, ma anche delle varie imitazioni
che più o meno si accostano ali* originale italiano. L' aigomento
passò dalla poesia fin nelT arte figurativa delle chiese» poiché
D. Pablo Espinosa nel Teatro de la Santa Iglesia de Sevilla pubbli-
cato nel 1635 descrive un altare della cattedrale sivigliana de-
dicato al culto di quel pianto famoso. £ per quanto gran parte
di cosi ricca messe poetica sia oggi dispersa, pure appare minore
del vero anche 1' affermazione degli annotatori del Ticknor; i quali,
senza precisare, notano che il poema fu tradotto almeno sei volte.
La prima versione castigliana fu probabilmente quella di Luis
Calvez de Montalvo, che usci a stampa in Toledo nel 1587^, due
anni dopo che l' opera del Tansillo, morto già da tempo, era
venuta in luce con le cure malaugurate di Giovan Battista Átten-
dolo. Nato a Guadalajara, non lungi dalla patria del Cervantes,
Luis Calvez de Montalvo fu molto amico del grande scrittore che
lo introdusse fra' personaggi della sua Galatea, Ma sarebbe in-
giusto il credere che egli dovesse unicamente la sua fama a co-
desta amicizia: col suo Pastor de Filida contribuì afficacemente al
fiorire di quella poesia pastorale che Jorge de Montemayor nel
1542 aveva iniziata in Ispagna sulle orme del Sannazaro. Però
disse di lui Lope de Vega:
es justo
. . . que viva en el templo de la fama
Aunque muerto en la puente de Sicilia
Aquel Pastor de Filida famoso,
Galvez Montalvo, que la invidia aclama
Por uno de la deifica familia,
Dignisimo del árbol victorioso.*
Si sa inoltre d' una traduzione incompiuta della Gerusalemme
Liberata, che fu probabile fatica degli ultimi anni del poeta» quando
dopo d' esser vistuto lungamente in patria, tranquillo cortigiano
d* una grande famiglia, venne a morire non si sa bene come e
quando, in Sicilia. Ora, colui che in tutta la sua produzione
1 L egloga e i poemetti di Z. T, con introduzione e note di F. Flamini;
Napoli MDCCCXCm, pag. CL.
* V. il Tesoro de la Divina Poesia recopilado por Esteban de Villa-
lobos, Toledo 1587; ed il voi. XXXV della Biblioteca de autores espallolos,
Madrid, Rivadeneyra, pag. 253.
» Suva IV.
500 PAOLO SAVJ- LOPEZ,
poetica s' è volto ai grandi modelli italiani , ed imitando ha con-
seguita una fama che almeno in parte è dovuta all' Italia, merita
che si esamini un po' addentro V opera sua. EÍ llanto de S. Pedro
non può dirsi una traduzione dal Tansillo, ben^ un breve cen-
tone di strofe tolte a vari canti del suo poema. Il metro è pur
esso mutato, si che il Galvez è stato costretto a discostarsi talora
dal testo più che non facciano altre versioni dove 1' ottava italiana
è resa con sonante fedeltà. El llanto incomincia cosi:
Habiendo Pedro jurado
Con esfuerzo y osadia
Que, de mil lanzas cercado,
A su Sefior seguiría
Hasta morir á su lado,
De la gran falta que ha hecho.
Vergüenza y lástima junto.
De le ver en tal estrecho.
De mil puntas en un punto
Le trapasáron el pecho.
A questi versi corrisponde la stanza cinquantunesima del primo
canto tansilliano; il quale è fedelmente seguito fino alia stana
ottantaquattresima. Ma mentre qui Pietro continua a gemere nello
spasimo del suo rimorso lagrimoso, la versione castigliana satta
improvvisamento alla quinta stanza del terzo canto:
Asi el cuitado llorando
Cuanto sus ojos bastaban,
Sus culpas siempre acusando.
Donde los pies le llevaban.
Cabizbajo caminando;
O fuese acaso ó destino
Soberano, en su jomada
A aquel mismo huerto vino
De á do la tarde pasada
Partió tras el Rey divino.
£ con novi lamenti si perviene nella traduzione fino all'undecima
stanza. Ma mentre il santo delle Lagrime continua in triste metro
a dolersi del suo fallo, i' eroe del Galvez non si mostra da meno
rifacendosi dal secondo canto italiano. Canta il Tansillo:
Chi mai udrà, Signor, con gli occhi asciatti
La crudeltà eh' oggi da noi ricevi?
Di dodici compagni che fra tutti
Gli uomini eletti a vìver teco avevi,
Diece ti lascian dal timor sedutti.
Quando maggior soccorso n' attendevi.
Un ti tradisce, e 'n fiere man ti vende,
L' altro ti nega, e più d' ognun t' offende.^
* Canto n, str. 23.
LA FORTUNA DEL TANSILLO IN ISPAONA. 5OI
£ Galvez de Montalvo:
¡Quien viera sin rostro triste
El poco amparo y abrigo
Que de los doce tuviste.
Que para vivir contigo
Entre todos escogiste!
Cuando tu aíHcion se entiende.
Los diez te se van por pies,
Otro al mal pueblo te vende,
Otro te niega, y este es
Quien mas que todos te ofende.
Cosí per la strofe seguente. Poi cessano i lamenti dell' apostolo.
La sombra, á los malhechores
Amiga, se iba apartando.
La aurora con mil temblores
Salia del mar, derramando
Lágrimas en vez de flores.
È il principio del sesto canto, che viene opportunamente a chiu-
dere la lunga lamentazione ; poi seguono ancora tradotte tre stanze,
con le quali ha termine V oración con glosa di Luis Galvez de
Montalvo. Nella quale se è vano ricercare un vero merito arti-
stico, è pur necessario apprezzare V adattamento che la materia
del poeta nolano ha subito fra le strette d' un metro nazionale
spagnuolo. Ma, chi ben guardi, per giudicare del valore d' una
traduzione, bisogna anzitutto intendersi sul valore dell' originale.
Ora nel caso nostro V originale è appunto un' opera artisticamente
falsa, contesta di retorica ampollosa e vacua cui solo il largo
ritmo fluente dell' ottava, la ridondanza quasi mariniana dello stile
rendono tollerabile. Ma che cosa rimane di questa povera eserci-
tazione a freddo, se la si spoglia della sua veste armonica e splen-
dente? Del poemetto di Luis Galvez direi che il pregio maggiore
sta nella brevità, per la quale il contenuto diventa poeticamente
più efficace, e meno prolisso. È notevole come talora per una
certe preoccupazione della semplicità il traduttore sopprima un' ima-
gine o ne riduca, per cosi dire, V effetto plastico per manco di
colori. Per esempio, del primo canto è saltato completamente
questo paragone:
Qual toro suol dar grave aspro muggito
In più parti del corpo già piagato.
Poiché, rottol per forza, egli è fuggito
Dal chiuso d' ogni intomo aspro steccato;
Cosi dal reo palagio Pietro uscito,
Ov' al suo Re di fede avea mancato.
Sen va ... . I, itr. 65.
£ similmente un' altra imagine — disgraziata imagine die più
tardi distrusse in Italia la ferocia di revisori ecdesiastid — è
espressa con più semplicità ed assai meno efficacia» I versi
so 2 PAOLO SAVJ-LOPBZ,
Giovine donna il suo bel volto in specchio
Non vide mai di lucido cristallo I 5S
diventano, oscurati e sbiaditi
No ve su rostro mejor
En el cristallino espejo
Lo donceU.
Nella descrizione fìnale del mattino, onde incomincia il sesto canto
delle Lagrime ed il llanto si chiude, si avverte lo stesso caso sin-
golare. Singolare, dico e tutt' altro che infrequente negli innumeri
imitatori spagnuoli della poesia d' Italia; si direbbe che talora
quei vati lontani s' arretrino innanzi ad un' imagine troppo colo-
rita, e cerchino di sfuggire le forme troppo pompose d* una ccHn-
parazione poetica.
Ma basti del poemetto di Luis Galvez de Montalvo; la via
lunga ne sospinge ad accennare brevemente i suoi confratelli
d* imitazione. È naturale che a Napoli specialmente fiorisse il
culto del Tansillo, in quella colonia spagnuola dove accanto agli
uomini d' arme e di governo abbondavano i poeti; cosi due altre
traduzioni delle Lagrime di San Pietro troviamo pubblicate a Napoli,
da Juan Sedeño nel 1613^ e da frate Damián Alvares nel 1635 <.
11 primo, castellano di Alessandria, dedicó al Serenissimo Carlo
Emanuele duca di Savoia una '^Jerusalem libertada, poema histó-
rico de Torcuato Tasso", tradotto da lui 'al sentido*'; ed ha
lasciata manoscritta una versione castigliana dell' Arcadia ''de Diego
Sannazaro, Noble napolitano "i La traduzione del secondo, scritta
come P originale in ottave, secondo gli annotatori del Tidmor va
fra le imitazioni migliori e più fedeli al testo italiano. Ma sema
indugiare su questi poemetti cui solo un' importanza storica e
bibliografica può far degni di una postuma menzione, si può pas-
sare ad un altro canto, finora sconosciuto, sul medesimo argo-
mento, che il marchese de Jeres de los Caballeros ha da podii
anni pubblicato a Madrid^. L' autore è un altro marchese — de
Berlanga — del quale tacciono le storie letterarie, e nuUa di lui
era noto prima che da un codice del secolo XVII contenente
molte rime religiose si togliessero queste sue Lágrimas de S. ñdn
insieme con Zms Lagrimas de la Magdalena^ La memoria di
^ Lagrimas de 5. Pedro traducidas en español por Joan SedeBo. Ña-
póles 1 61 3.
> Lágrimas de S, Pedro traducidas .... por el Maestro Fray Dandaa
Alvarez. En Ñapóles, por Juan Domingo Roncaliolo.
' En Madrid, por Pedro Madrigal 1587.
^ V. Gallardo, Ensayo de una bibl. esp, de Ubros raros y ewriúsos,
^ Marqués de Berlanga. Dos poemas inéditos (Lágr, de San Ptdrú —
Ldgr, de la Magdalena), Publícalos el Excelentisiino Sefior D. Manuel Péref
de Guzman, marqués de Jerez de los Caballeros. Madrid, Imprenta de For-
tanet, 1893.
^ Giova notare che come in Italia si trovano spessissimo acccmiati
nelle stampe i poemetti del Tansillo e di Erasmo da ValTaaone, con ia
Ispagna molto spesso furono tradotti insieme.
LA FORTUNA DBL TANSILLO IN ISPAONA. 5O3
questo ignoto imitatore dell' arte italica merita un cenno fugace
anche da chi non divida tutta V ammirazione che per lui prova il
suo editore 1; ma specialmente non si può convenire col marchese
de Jeres quando afferma che questi due componimenti "son imita-
ciones, pero de ningún modo traducciones, ni siquiera paráfrasis
de otras dos composiciones italianas'': del Tansillo cioè e di
Erasmo da Valvasone. Qui si tratta invece, come per Galvez de
Montalvo, di una vera e propria traduzione saltuaria e frammen-
taria; le lagrime dell' apostolo cominciano da quella medesima
stanza tansilüana onde il Galvez tolte principio alla versione sua.
£1 magnánimo Pedro, que jurado
Entre las fieras armas le tenia
A su caro Sefior, que al mismo lato
Si necessario fuese moríria.
Viendo el muro por tierra derribado
Y triunfar de su fe su cobardia,
Las penas de su Dios, y su mal hecho.
Se aflige el alma y se lastima el pecho.
£ cosi tutta la breve traduzione si svolge fedelmente sul modello
del precedente imitatore castigliano; di suo il poeta — se poeta
può dirsi — non aggiunge in fine che 1' ultima ottava. Ed è
notevole che anch' egli eviti talora di seguire il suo modello nelle
comparazioni poetiche. Per esempio, non è più traccia in lui di
questi versi:
. . . qual fugace can sente all' odore
Dove nemica fera il terren presse,
E se di vista perde il suo Signore
Trovalo all' orme del suo piede impresse,
La rispondenza quasi completa dei passi che il Berlanga ha tra-
dotti e rie uciti con V opera de Galvez potrebbe far credere di' egli
non rimontasse fino al testo originale. Ma in lui è cosi fedel-
mente e — diciamolo pure — cosi armonicamente riprodotta
r ottava del Tansillo, che se nella disposizione delle parti egli ebbe
r occhio fermo al predecessore, nella versione dovè ricorrere diret-
tamente a quest' ultimo.
Ed oltre a questo del marchese di Berlanga, altri nomi ancora
offre r antico Parnaso spagnuolo di poeti cui l' apostolo lagrimoso
mosse a cantare sulla via già segnata di tante orme. Si sa di un
nobile aragonese, D. Martin de Bolea y Castro, il quale col suo
Orlando determinado prosegui 1' opera del Bojardo, e che sarebbe
autore di un poema su Las lágrimas de San Pedro^ pubblicato a
^ Lib. cit, pag. 7: „Creemos, sin embargo, que la lectora de sos armo-
niosas, elegantes y fluidísimas octavas, ha de ser grata al paladar de loa
amantes de la buena poesia, que darán tegiiramente k sa antor un puesto no
despreciable en nuestro antiguo Parnaso".
504 PAOLO SAVJ-LOPBZy
Lérida nel 1578. Ma questo poema non fu rintracciato né meno
dagli annotatori del Ticknor; e d' altronde esso sarebbe anteriore
di sette anni a quello del Tansillo, che prima noto solo in piccola
cerchia e non intero, vide la luce solamente nel 1585.
Àncora Jerónimo de Heredia, Luis Martinez de la Plaza,
D. Jacinto de S. Francisco travagliarono nel lor volgare castìgliano
r ottave del Tansillo ; né con essi probabilmente la schiera degli
imitatori è compiuta. Ma che giova rimuovere dalla polvere tante
foglie morte di poesia? Quello che importa è sopratatto fissare
nelle sue linee generali la fortuna straordinaria che un poema di
scarso valore artistico ha goduto anche lungi dalla patria; e cer-
care in codesta fortuna il segno dei tempi, la significazione storica
e morale. Più tosto meritano un cenno quei maggiori poeti, i
quali non si attennero alla traduzione servile, ma pure inspirati
dal Tansillo diedero a quel pianto famoso nuove intonazioni e
nuove voci. A questa schiera appartenne forse V anonimo autore
d' un poemetto sulle lagrime di S. Pietro, dedicato alla Maestà di
Filippo IV, e del quale mancano notizie precise^, che incominda
con manifesta imitazione da Virgilio — o da più prossimo e più
nostro poeta? — così:
Yo aquel que un tiempo en mi zampona ruda
Canté el amor, las ninfas, los pastores,
Y estuvo á mi canción la selva muda,
Oyendo versos y escuchando amores . . . eco.
Ma il nome d' un maggiore poeta illustra la famiglia di questi
più larghi imitatori. Fra' ''discursos contemplativos'' che Lope de
Vega scrisse ad istanza "de los hermanos terceros de Penitencia
del Seráfico San Francisco'' v* ha un romance dedicato alla nega-
zione e alle lagrime di Pietro. A me non è riuscito di l^;gere
questo romance, il Gallardo ne riporta la prima strofe':
Vendido entre sus contrarios
Y atado està el Dios de amor.
Padeciendo como hombre,
Y sufriendo como Dios.
Si vede che il poeta prende le mosse dal medesimo punto die
gli altri imitatori; dall' incontro cioè di Pietro col Cristo imprigio-
nato e dal rimprovero che gli occhi di quest* ultimo muovono
air infido discepolo; ma qui occorre un caso singolare. Col med^
simo titolo^ abbiamo un romance dovuto a colui del quale Lope
de Vega cantó nel Laurel de Apolo
^ Ticknor, Hist, de la litt, espagnole avec les notes et additiou dei
commentateurs espagnols D. Pascal de Gayangos et D. Henry de Vedia. Paris»
Hachette 1872. Y. nota a pag. 466.
> Lib. cit.
' De la negación y lágrimas de San Pedro. V. Bibl. de aat.
voi. XXXV pag. 114.
LA FORTUNA DEL TANSILLO IN ISPA6NA. 5O5
Por quien ahora el arpa beUeendta
Los tiples celestiales resuscita,
Y d divino Josef de nuevo alcanza
La gloria accidental de su alabanza«
Sí tratta d' uno ira* maggiori poeti che nei primi anni del se-
colo XVU traessero inspirazione dalla Musa devota: José de Valdi-
vielso. Di lui abbiamo fra V altro un poema eroico di materia
religiosa, e tutto un canzoniere spirituale; ma quello che a noi
importa notare, è che il suo romance comincia appunto come
quello di Lope, almeno per quella strofe che il Gallardo trascrìve.
Si tratta adunque, io credo, della falsa attribuzione ad entrambi i
poeti di un sol componimento. Nel quale V imitazione tansilliana
non può esser dubbia, nelle linee generali, ma non abbiamo più
come altrove una immediata derivazione; il canto procede con
libera movenza, un po' rude nel metro nazionale, e nulla più fa
sentire V eco diretta d' una voce oltremarina; inoltre è distesamente
espressa la profonda significazione morale velata in quel pianto che
irrorava la poesìa sacra dell' ultimo cinquecento e del secolo suc-
cessivo: il simbolo cioè della penitenza e della salvezza futura.
£n sus lágrimas sin duda
Estuvo su salvación,
Porque á lágrimas jamás
Supe Dios dezir qne no.
Ma eccone un altro saggio:
Encontráronse los ojos,
Y sin hablarse los dos,
Cristo dio quejas á Pedro,
Pedro se los confesó.
De la tierra de su pecho
Sube uno y otro vapor.
Que, hechos nubes, se resuelven
En agua de contrición.
El pecho de Pedro, piedra.
En cera se convirtió
Y comenzó a derretirse,
Como daba en ¿1 el soL
Versi nei quali la secentesca audacia delle imaglnf supera di gran
lunga il modello, che già va discostandosi e sparenda Ma ano^r
più si allontana dal Tansillo un altro poeta — Rodrigo Hernandez
de Ribera — le cui Lágrimas de S. Pedro parvero a taluno degne
della penna di Fray Luis de Léoa. Questo sivigliano che nel
1609^ pubblicò la sua prima opera poetica (appunto le Lágrimas
citate) e continuò con una lunga serie di canti religiosi inspirati
al peggior gusto dell' epoca, fu pure a' suoi tempi lodatissimo dal
^ En Sevilla, por Alonso Rodriguez Gamarra. ABo 1609. Questa edi-
zione è staU riprodotu da J. Haxallas y la Rua; SeviUa. E. Rasco, 18B9.
Z«itsGhr. £ rom. Phil. XXIL 33
506 PÀOLO SAVJ-LOPBZ,
benigno Lope de Vega, ed ha destato ancora ai nostri giorni
r entusiasmo di un critico in cui V amor di Sivig^ poté forse
velare il gusto dell' arte^ Ma il suo poemetto è veramente la
più notevole fra le derivazioni spagnuole che siamo venuti accen-
nando come quello che si allontana in tutto dal Tansilio e fugge
per novi sentieri la strada da tanti battuta; cosi un altro erodilo
afferma con ampollosità degna del poeta gongoriano ^que aun asi
seguro es que las Lagrimas de S, Pedro no pasarán de las manos
del erudito y aficionado de antiguallas á las del común de los
lectores, sera como el hueso fósil, que en si mismo no tiene
valor, pero que es de mucho precio como dato fehaciente para el
estudio de una raza ó le una epoca "2. Le prime strofe del poe-
metto posson dare un' imagine del resto a coloro cui la noia di
tante cose morte non ha fermato in mezzo del cammino.
Déme el Cielo aliento igual
en tanto que canto el llanto
á que dio principio e canto
que en piedras hizo sellai.
De vos, pescador divino,
cantar quiero el dulce lloro,
las lágrimas y el tesoro
del rico humor cristalino.
Dar vigor mientras empieza
la lengua á dedr de vos,
pues en la Iglesia de Dios
yo soy miembro y vos cabeza.
Queir impeto lirico che nelle sonanti ottave del Tansilio acquista
talora una forma calda ed impetuosa è scomparsa; qui V apostolo
non si abbandona allo sfogo del suo dolore con sentimenti vivaci
anche se falsi, ma il poeta medesimo gli parla sottilizzando sai
suo peccato e sulle sue lagrime, e per ben cento quattordici r^
dondillas lo seppellisce sotto una valanga ininterrotta di conoettini
sottili, di imagini secentesche, di giuochi di parole. Chi direbbe
poesia queste sterili rime? Eppure le Lágrimas del Ribera rap-
presentano r estremo adattamento che il poema tansilliano ebbe
in Ispagna, ed hanno per questo una vera importanza storica. Il
modello italiano è venuto perdendo tutti i suoi caratteri originari
nella nuova patria; dapprima fedelmente tradotto, comincia con
Lope de Vega — o con Valdivielso? — ad assumere cadenze
originali e forme non prima usate: con Rodrigo Fernandez de
Ribera lo troviamo diventato in tutto spagnuolo. £ lo stesso si
dica d' un breve componimento assai meno importante di questo,
che nella seconda parte de' Flores de poetas ilustres va col nome
^ Biografia del poeta sevillano Rodrigo Fernande* de Ribera por D. Joa-
quin Hazañas y la Rua. Sevilla, MDCCCLXXXIX.
> D. Luis Montoto y Rautenstrauch, in un Prólogo che va innanii allo
studio citato del mio valoroso amico Hazafias y la Ras, pag.XV.
LA FORTUNA DSL TANSUXO IN ISPAONA. 507
di Pedro de Jesusa II quale, secondo gli editori , altri non è se
non quel Pedro Espinosa che raccolse la prima parte di quella
importantissima antologia spagnuola.
Finirò questa lunga rassegna col ricordare un avilkjb di Que-
vedo sul solito argomento: "á San Pedro cuando negó á Cristo
Señor nuestro":
¿A dónde, Pedro, están las yalentias
Que los pasados días
Dijistes al Sefior? Dónde los fuertes
Miembros para sañir con él mil muertes,
Pues sola una mujer, una portera
Vos face acobardar de esa manera?
A Dios negastes, luego os cantó el gallo,
Y otro gallo os cantara á no negallo;
Por vos, cobarde Pedro, no es espante:
Que no es cosa muy nueva y peregrina
Ver el gallo cantar por la gallina*.
^ Segunda parte de las Flores dé poetas ilustres de España, ordenada
por D. Juan Antonio Calderón, anotada por D.Juan Quirós de k» Ríos, y
D.Francisco Rodríguez Marín. Sevilla, 1896, pag. 251.
* Bibl, de aut, españoles; voL LXIX, pag. 33a In questo volume si
trovano anche, corretti alla meglio da D. Fiorendo Janer, due sonetti italiani
di Quevedo. Non è la prima volta che un poeta spagnuolo spinge 1' ammi-
razione per V arte nostra fino a servirsi di quella lingua che è in certo modo
per lui quello che il latino era per gli umanisti. Nel famoso Cancionero
general se ne hanno già parecchi esempi. Di questi sonetti, il primo è in-
dirizzato "á unos ojos hermosos que vio al anochecer".
Diviso il sole partoriva il giorno
Languido nella tomba d' Occidente;
Risorse dal sepolcro il lume ardente
Di bionde stelle coronato intomo.
Era di maestà imperiosa adomo
n mio signor, che col pensier cocente
La mia vita depreda egra, giacente.
Per far indnerire il suo soggiomo.
La vita che die al giorno, a me la tolse,
Prodiga a lui di luce, ed a me avara,
Donna la amai e riveriüa dea.
Ligommi il core il biondo crin che sciolse.
Che dal suo guardo ad esser crudo impara,
£ vede fulminante Citherea.
Non più chiaro, né più corretto, né più felice è ü secondo rivolto al Cardi-
nale di Richelieu ; il quale per comodo d' un giuoco di parola diventa RuceU,
Dove Ruceli andate col pie presto?
Dove sangue non purpura conviene:
Per tributario il fiume, il mar vi tiene,
I Ruceli nel mare han fin funesto.
Et hor Ruceli, onde procede questo.
Che senza il rosignuolo il gallo vene,
Et ranco grida, et voi batter le pene
Nel nido, che gli ha stato mai infetto?
33*
508 PAOLO SAVJ- LOPEZ, LA FORTUNA DEL TAMSILLO IN ISPAONA.
11 nome illustre d' uno ira' maggiori poeti di Spagna che in
questi pochi versi volle seguire V antica e comune ispirazione delle
lagrime sante, chiude degnamente la corona degli imitatori. Ma
dopo d' aver rimosso il velo che copre d' oblio queste remote
diramazioni dell' arte italiana, vien fatto di domandarsi come an
poema cosi artisticamente mediocre, umanamente falso come le
Lagrime di S, Pietro abbia potuto conseguire tanta fortuna. A dò
concorsero, io credo, ragioni più storiche che letterarie. Da un
lato nella vita e nelle poesia la rinnovata coscienza cristiana veniva
cancellando le ultime vestigia del Rinascimento, e invero le Lagrinu
posson dirsi il gran dramma dell' anima cristiana in quel periodo
di transizione spirituale; posson dare nel pianto dell' apostolo
r imagine di tutta una generazione piegantesi nell' ardore del
pentimento al giogo religioso. Questa rispondenza del poema
air intimo sentimento del secolo spiega in parte il suo successo
anche fuori i confini d' Italia; ma bisogna pur tener conto d' on
altro fatto essenziale. Neil' ultimo cinquecento abbondano — e
non solamente in Italia — questi poemetti in cui un protagonista
qualsiasi disfoga in un fiume di gemiti e di pianti un suo dolore.
£ra il secolo che si rammolliva? £ra il secolo che dalle geniali
concezioni arìostesche non sapeva svolgere se non i motivi retcnrì-
camente lirici d' un pianto d' Angelica? Certo che in tal genere
le Lagrime del Tansillo potevan sembrare perfette; poiché in esse
era quell' abbondevole risonanza del ritmo, queir artìfizioso empito
del sentimento che in sugli albori del secentismo formavano con
V audacia delle comparazioni il gusto dell' epoca. £ nessun paese
meglio che la Spagna poteva accogliere ed imitare un tal modello;
la Spagna dove da secoli si perpetuava gloriosamente mui lirica
sacra, e dove le forme artificiose dell' arte nostra trovarono mlglioie
fortuna. £ra il tempo in cui la poesia spagnuola si piegava come
un arco incurvato verso il mare d' Italia, pronta a raccoglier V eoo
dei romori lontani; e meglio doveva naturalmente ricevere quelle
voci che rispondessero alla sua intima e secolare natura. La ri-
cerca di queste varie relazioni intellettuali ha già dato qua e li
frutti dispersi: brevi ed incompiuti saggi d' un* opera ventola che
studi degnamente \ efficacia immensa dell' arte e della poesia ita-
liana sulle letterature straniere.
Credo che il ciel ad ambi due abassi,
Che vi attende la mente di Scipioni
E gli occhi mai nelle vigilie laâû.
Un' ocha, se riguardi i tempi buoni,
Scacciò i Galli da i Tarpei sassi,
Or che faranno V aquile e i leoni?
Paolo Savj-Lopb.
Nachträge zum âtôe/oi- AjüSmAz
(Zeitschr. XXII, 263 ff.).
gase, caste t = c aste Hum ^ franz. babiole und andare =
ambulare.
Mein bibeloi'-hxiisdXL hat mir zahlreiche zustimmende Zuschriften,
darunter solche mit wichtigen Zusätzen, eingetragen, wofür ich den
Freunden und Kollegen auch hier bestens danke. Indem ich die-
selben hier zum Abdruck bringe, füge ich auch aus Eigenem Meh-
reres hinzu.
Zu S. 264. Kollege Solmsen belehrt mich, dafs sambafum sehr
alt ist, und verweist mich auf W. Schulze's Aufsatz „Samstage' in
Kuhns Ztschr. 33, 366 ff., vgl. G. Meyer, Ind. Forsch. IV, 328 f. Es
ist dies eine in indogermanischen und semitischen Sprachen oft
vorkommende Erscheinung.
Andere Beispiele far die Entwicklung des Nasals vor einem
Labial lassen sich noch viele beibringen: Campidoglio^ Thnierio
(Capri), irùhriaco. Ich möchte auch lieber bombanza von boban, als
umgekehrt, ableiten. Das von Diez vorgeschlagene Etymon bombas
scheint mir nicht recht zu passen. — Wie ich nachträglich sehe, er-
klärt Meyer-Lûbke, It Gramm. S. 1 7 1 *gombiius „etwa in Anlehnung
an cumber^K Aber woran soll man die andern Fälle anlehnen?
Hier ist eine Erklärung nötig, die alle Fälle einheitlich erklärt
Schon Ztschr. XVI, 252 machte ich darauf aufmerksam, dafs
nd aus nn (pn) nach dem Ton sich leichter entwickeln könne.
Eine Durchmusterung aller Fälle führt darauf, dafs dieser Vorgang
sich ausnahmslos nach dem Ton vollzieht, während nn vor dem
Ton unverändert bleibt.^ Sollten sich Abweichungen finden, so
erklären sie sich aus der Uebertragung der nachtonigen Fälle in
die vortonigen durch Analogiewirkung. Mithin ergab *ámno > anno
schon ando^ während amndre noch immer annar lautete, bis die
ersten Formen überall eindrangen und so andar siegte. Wo aber
nn^ nd unbekannt, blieb natürlich annar ^ das sich dann weiter
zu anare, nare (vgl. oberital.) und cdare^ lare (vgl. rätor.) fort-
entwickelte.
^ Dies erklärt sich daraas, dafs es noch Geminateli waren, was ja nur
nach dem Ton möglich war, Greminaten freilich nur in dem Sinn, dais in der
Mitte de$ Lai^tes eix^e Pause o^er Dmck^enze (nach Sievers) vorhanden wiur.
5 IO W. FOBRSTBR,
Eine Durchmusterung der Indices zu Ascoli's Arch, glott ergab
Folgendes: I: cinnamomum < cendamOf coUmdH < colimtuUi^ vatiá,
vandà < vannus, vannere >, stornine < *síommaco, spanda < spamtOt ah
londa < colonna^ IV: cambumtlla < cammotmUa^ pandçchç <^pamcê\
XII: scranda < scranna) das. (S. 120) wird schon auf ouUüo <m-
nello = m ilium hingewiesen; XIU: ècranda < scranna^ iolottda <
colcnna.
Selbstverständlich beweisen Beispiele, wo nach m, n ein ^ r
folgt, gar nichts; vgl. diese Ztschr. XVI, 252.
Für nn > nd läfst sich auch normanl, Normandie a. ä. anínfareiL
Sehr geläufig im Römischen, z.B. egondo <C inganno Lauda (BIo-
naci) 31 u. ä.
G. J. Ascoli schickt mir folgende Zusätze zu den ludid des
I. Bandes seines Arch, glott.:
nd da nn ecc., 308, 311, 371 n.6, 533; cf. Mussafia romagn.
§ 118; perug. colenda (e insieme crisialdo cristallo) Pap. 42 [s. unten
die Mitteilung Salvioni's].
mb mp da mm ecc, 533; cf. Muss, romagn. §§ 118, 183, Beitr.
16, 75 (lumbe).
Carlo Salvioni, dem ich meine Beobachtung -^-iwi**« > ~ii^%
aber ^^nn— > ^^n— u. s. f. mitgeteilt und um Belege aus seinem
Arbeitsgebiet gebeten hatte, teilt mir mit: crisialdo << cristallo Pe-
panti 42, fenda <ifenna^ femmina (aber senna < seminare)^ altonriet
lomb. spanda < spanna, altmark. sondo < sonno = suni^ dove credo
abbia torio il Meyer-Ldibke {ItaL Gr. % 229) di giudicare esempi del
genere di onde come ricostruzioni false. Co londa ^colonna findet
sich auch in Umbrien (Papanti 42), benda < henna tose. (Nemod).
F. anche il de Tumulillis, il testo di Ranieri apud Gaudenzi {dùU, di
Bologna), e altri testi, tutti su per già degli stessi territori {Umbria^
Roma, Marche, Abruzzo). Ferner altorviet maremba < maremma und
saccomando < saccomanno, sowie vaiti, sombo.
Emesto Monaci schreibt unter anderm Folgendes:
„Ecco quel che posso dirti sul momento. Nessun esempio di
Id da //. Quanto agli altri casi,
Roma, Lib. Hyst. Rom.: dando (danh), ensembori (insieme), onde
(ogni), tirando (tiranno); Statuto d. Mercanti ando (anno), soné^
(sunt); Vita di S. Francesco vende (vënit);
Kepi, Diario del sec XV: condandà (condannò), pondo (panno),
fando (faciunt), tende (tenne);
Umbria, oltre flamba, colonda, ricordo di aver trovato cambùret^
camborlingo, onde, Giovandi, scando (scanmu);
Ascoli Piceno, Stat. d. sec. XV: vando (vanno), sùmdo^ ter^
rando (saranno);
Aquila, B. di Ranullo: vando e ognando (hoc anno), remdo
(regno), rendicoli, tirandi, solende, affando, vende (vënit), otténde^ Avüemda.
^ Vgl. Meyer -Lûbke, R. Gramm. I, 454: „Au£F211ig iit firisoL
vannere, tirol. vand*' Ebenda I, 457: „Zu ¡d aus U sf^ pendón
NACHTRÄGE ZUM BIBBLOT-AÜFSATZ. 5 1 1
Nella mia CresL 11^94 v. 61 scihio & pensare a sdmbto da
simius.
Altri esempi dall' Italia œntrale potrei raccogliere ancora; nei
miei appunti non ne raccolsi tutte le volte che mi capitarono,
perchè ho creduto sempre che queste sieno affettazioni^ piuttosto
che veri fenomeni di fonetica popolare. H Belli d fece sopra un
sonetto canzonatorio,"
Das in Anm. i der Seite 265 über -//- Bemerkte möchte ich
hier nach meiner romanischen Grammatik weiter ausführen: Zuerst
sei die Entwicklung von lat — //- erwähnt, die im Sizilianischen und
Sardischen —^^ giebt. Wenn wir von Sardinien nach Korsika
gehen, so finden wir dieselbe Erscheinung auch hier in einem be-
stimmten Teil der Insel, während ein anderer dies dd in. dr dif-
ferenziert hat.i Wie ist dies geschehen? Das ^ wird so arti-
kuliert, dafs die Zungenspitze am hintern harten Gaumen (die
Stelle selbst variiert sehr bei den einzelnen Individuen) den
Verschlufs bildet. Wenn nun derselbe so kräftig losgelöst wird,
dafs nach geschehener Sprengung desselben die Zungenspitze
leise erzittert, ertönt im Luftstrom des fraglichen Vokals zuerst
ein Zungen -r,2 Wenn wir diese Erscheinung von Sizilien her
bis in die Nähe der französisch -italienischen Küste verfolgen, so
drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob diese Entwicklung
nicht bis in den naheliegenden Kontinent irgendwo eingedrungen
ist, ebenso wie es in Sûditalien geschehen ist Es könnte ja eine
alte ethnologische Gemeinschaft angenommen werden, was bei der
geographischen Lage des westlichen Mittelmeerbeckens leicht möglich
wäre. Ich finde nun, dafs, was bis jetzt noch nicht ^ wahrgenommen
worden ist, dieses -dd- in dem gascognischen — /, 2. B. costei =
castelìum weiter lebt, indem letzteres die spätere Entwicklung des
älteren casteddu ist. Wenn heute die räumliche Kontinuität zwischen
Korsika und der Gascogne unterbrochen ist, so erklärt sich dies
unschwer aus der späteren Einschiebung fremder Rassen, die sich
wie ein Keil dazwischen schoben. Das in der Schrift in älterer
Zeit sich findende -d ist historische Schreibung; im Auslaut wurde
es aber stimmlos gesprochen. Wenn man daneben casteröt^ casierár^
1 Dafs nach Guarnerio Arch, glott. XIV, 153 Anm. dies dr = 44 sein
soll, vielleicht nur „una plu spiccata intensità", ist schon nach dem von ihm
dafür angeführten Falconi (Papanti 579) ausgeschlossen, wie auch die Tran-
skription anderer in den Voceri ebenfalls dr zu sichert. Diese Entwicklung
fehlt bei Meyer-Lübke Gr. und It. Gr.
* Vgl. meine Anm. in Ztschr. XVI, 252, wo ich bereits auf verschie-
dene Dissimilierungen, darunter auch auf die des //, mm hingewiesen habe.
3 Meyer-Lübke Gr. I, 456 äufsert sich so darüber: „Das Béamische for-
dert auch besondre Beachtung. Zunächst ist der Wandel von -//- zu -r- um
so auffälliger, als sonst gerade // fester ist als /. Schwieriger ist noch die
Geschichte des -//. Man wird doch wohl anzunehmen haben, dafs -U zu-
nächst zu -^ (nicht (Ì, wegen des Auslautes) wird, das dann weiter sich zu /
bezw. /' entwickelt.'* All dies ist der Artikulatioii nach unwahrscheinlich und
völlig beispiellos.
512 W. FOBRSTBR,
aòerà{n)a, buri {bulliré^ garí{n)€ ü. ä. sieht, so möchte man gern an-
nehmen, dafs dieser Vorgang (r aus ursprünglichem U) nur vor
dem Ton vor sich geht Allein die Feminina podére (patella)^ pun
{pulld)^ sere (sella) zeigen, dafs dies überhaupt intervokalisch, ohne
Rücksicht auf den Ton, vor sich geht Wie ist die Erscheinong
zu erklären? £s ist klar, dafs dieselbe eine einheitliche Erklä-
rung verlangt £s ist, nach der Analogie der oben angezogenen
Sprachen, folgendes anzunehmen: Zuerst gab bellu^ casUllm^ valU^
pelle u. ä. ebenso òe^^t caste^^ va^4^f p^44^ u* s. f«» wie bellas
pulla^ sella ein òe^<}a, po^l^a, se44^ n. s. f. entwickelte. Nach einiger
Zeit verstummten die nachtonigen Vokale bis auf -a; wenn also
dann bellu^ castellu ^= bet^ tastet (zuerst bed^ càsted geschrieben)
lautete, so lauteten damals anfangs die andern auf Vokal endi-
genden Fälle be^4^, po44^9 se^4^. Wenn diese letzteren später
auf einmal bera, pora^ sera lauten, so mufs inzwischen das frühere
^^ sich irgendwie verändert haben. Wir denken sofort an das
Schwanken von -dd" und -^r- im Korsikanischen, dem nächsten
phonetischen Nachbar des Gascognischen, wobei der Artikalationa-
unterschied ein ganz geringer ist: beim Ablösen des Zungenspitzen-
verschlusses bringt, wie eben bemerkt, der Luftstrom die Zangen-
spitze zu leisem Zittern, wenn der Vokal nachfolgte, während dies
beim Auslaut des -44 unmöglich war. Dieses dr vereinfachte sich
später, indem das erste Anpressen der Zungenspitze an die Al-
veolen (besonders vortonig; vielleicht haben diese Fälle die andern
mit sich gerissen) nicht mehr zustande kam und die Schwingungen
der Zungenspitze allein hervorgebracht wurden, zu -r-. Doch ist
dies nicht einmal notwendig: es konnte auch unmittelbar in r
übergehen.
Was soll aber das schon in alten Texten mit diesem -/ (-if)
konkurrierende -^ (heute -^ gesprochen) bedeuten? Und was soll
es, wenn derselbe Ortsname einmal mit -/ (-^, ein andermal mit
'g (-c) geschrieben wird? Ist dieses vielleicht nur der Zeit nach
verschieden? Ich habe schon oben gesagt, dafs artikolatorisdi ein
-/ zu -/' und endlich zu -6 nie werden kann. Warum sollte die
Zunge am Wortende sich mit dem Vorderblatt an den harten
Gaumen anschmiegen? Ich sehe darin vielmehr zwei grand ver-
schiedene sprachliche Vorgänge, die zwei verschiedenen
Sprachen und vielleicht Rassen eigentümlich sind. Während die
eine (^dd-) die Kontinuität bis nach Sizilien herstellt, that dks die
andere über das Katalanische hinweg^ tief nach Spanien hinein.
Diese zweite Entwicklung ist die Palatalisierung des -i7-, die später
durch "j- zu -^-, ausi. -J durchgeht Diese beiden Strômangen
treffen im Gascognischen zusammen; der Osten hat daher heute
naturgemäfs -/, der Westen -i.
Das. S. 265, Anm. i zu anglonorm. -d/- aus -j/- schreibt Lorenz
Morsbach: „Mir scheint es, dafs auch eine andere Exklärang mög-
1 Auch hier hat dieser spatere Eindringline die Kontinuität imterbiocI^B*
NACHTRÄGE ZUM BIBBLOT-AüFSATZ. 5 1 3
lieh ist Ich denke mir, dafs mesler^ asm etc. zu medler^ adne ge-
worden sind, indem die Bindung der Zangenspitze mit den
Alveolen, die ja bei i^ n stattfindet, zu früh vorweggenonunen
wird, so dafs ans dem Engelaut s der gleichortige Verschlufs-
laut ¿/ entsteht Beachtenswert ist, dafs in all den betr. Wörtern
überall urspr. s (+ /, n) vorliegt und bisher kein Fall von dlf dn
aus sonstigem //, nn nachgewiesen ist" Sehr leicht möglich.
Auch Paul Passy fragt: d na pœt i pa pa.se directomä par
zi a dn (frikatLv ddvnä plojúv).
Es muís darauf aufìnerksam gemacht werden, dafs dieser Fall:
dl aus früherem sl ganz verschieden ist von den Fällen, wo ein U
(primär oder sekundär) Id ergiebt; dies geschieht nur nach dem
Ton, während der erste Fall ebenso gut vadkt à\apedie ohne Unter-
schied aufwreist. Auffallig ist, dafs im Altfranz, neben regdmäfsigem
espaldty molde (aber mollez) in den Königen (freilidi auch erodier
neben crolledy ersteres offenbar aus *crólde) auch ein espadk in den
Psaltern findet Ich möchte darin eher umgekehrte Sdireibung als
Umstellung sehen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich bemerken, dafs neufirz. ^ule
noch immer nicht erklärt ist Die alte Erklärung aus dem Anfang
der 70er Jahre,^ dafs hier merkwürdigerweise -//- gerade so be-
handelt ist wie ein anderes Z+Kons., finde ich noch in Meyer -
Lûbke I, 450 und nach ihm bei Schwan -Behrens S. 65. Dafs ein
sekundäres -//-, entstanden aus Dental -f-A mithin = vorderes
Zungenspitzen-/ + ebensolchem /-, wie Meyer-Lûbke will, auf ein-
mal hinteres t + l werden sollte, ist ausgeschlossen« Die altem
Hss. schreiben zuerst espalU^ dann espaU^ wie denn das Wort heute
in vielen Mundarten ip(ü\ spai lautet Nur im Osten ist heute
époU was auch für die östlichen altfi^. Mundarten (hier ist espasde
regelrecht entwickelt) gilt Aber warum soll diese östliche Form in
das Französisdie und obendrein schon so früh eingedrungen sein?
Also wie bemerkt, ich kenne Id aus // nur nach dem Ton.
Dasselbe gilt vom spanischen celda^ rebelde u. ä. Mir ist der Zweifel
eingefallen, ob die spanischen (und andern) Fälle wie tilde^ cabüdo^
espalda wirklich Umstellungen ^ sind und ob sie nicht vielmehr aus
früherem lille^ cabillo^ espaUa sich entwickelt haben zu einer Zeit, wo
die Lehnwörter cella^ rebelle denselben Wandel mitgemacht haben«
Das. S. 265 Anm. 3. Die von Wölfflin vorgeschlagene metrische
Fixierung des inschnftlichen Verses ist unrichtig, wie mir von be-
freundeter Seite mitgeteilt wird. [Wegen der inschrifllidien Form
ammulantibus s. den Anhang zu diesem Auüsatz.]
S. 267. Auf 'illum bei joyau und Ableitung vonjocum kam be-
reits Sheldon 1892 bei Besprechung des ea^ jewel in einer Publi-
kation der Harvard University (Mitteilung von Friedrich Kluge).
> Sie steht m. W. zuerst bei Littré. Wir haben damals aoch noch GamU
so erklärt: was konnte man nicht alles dazumal erklären?!
' Vgl. D. Behrens, Redproke M^t^thesc S, 1$.
514 W. FOERSTER,
S. 269 Ânm. I hatte ich zugesagt, die Ableitung von bahäde
zu erklären. Ich war schon damals mit meiner Ansicht fertig;
doch hofite ich auf weiteres Material, das ich bis jetzt ireilidi
nicht habe suchen können. Vielleicht steht dasselbe einem Fadi-
genossen zu Gebote.
Die bisherige Erklärung hat es von einem, wie es scheint nn-
fìndbaren, ital. bdbbole (so Diez) abgeleitet Dieses venneintlicfae
Grundwort fìnde ich blofs beim alten Valentini: tMàMe^ f. pl.
Provine. Kinderpossen*'. Ob verschriebenes biibbokÍ Alles was man
darüber vorgebracht (zuletzt bei Körting s. v. babulus) ^ ist ganz will-
kürlich und abzuweisen.
Jetzt ist Godefroy-Complém. mit seinen zwei Beispielen ans
Lestoile und Relat de Gonnev. ap. Binot-Paulm. zu dem einen
Beispiel bei Littré (aus Carloix) und dem andern bei Darmesteter-
Thomas (aus D'Aubigné) nachzuschlagen. Daraus ergiebt sich mit
Sicherheit, dafs unser Wort mit bibelot seiner Bedeutung nach iden-
tisch ist Dasselbe sichert der heutige Gebranch; eben traf ich
das Wort zweimal in diesem Sinne (im Plural) in dem in der Rev.
hebd. erscheinenden Roman von H. Gréville. Dasselbe steht bei
Cotgrave, der freilich eine Nebenform baboles hinzusetzt, die aber,
wie wir sehen werden, damit nichts zu thun hat Dies zeigt mit
Sicherheit die eine Stelle bei God. a. a. O. (s. v. babtó/e), wo bei
Canappe schon das Wortspiel (un tas de paroles oisives, qui sani
plustot babolles que paroles) den Unterschied der Bedeutung scharf
zeichnet Es heifst ,Geschwätz, Narrenpossen' und dies könnte
jemand verleiten, wenigstens dies Wort von dem it hábboU her-
zuleiten. Allein schon Cotgrave hat ein babouUurx a habhr^ a
raporter of trifles y a teller of lies^ dazu bei God. a.a.O.: amtrtntoi^
b abo leur y faux^ inventé sichern ein Zeitwort baboier .schwatzen^
das man doch von mittelengl. babelen, engl, babble, ndL bahbelm
nicht trennen kann und das uns auch auf frz. babüler fuhrt Damit
ist auch sicherlich babin^ babil bei Godefroy zusammenzustellen*
Hätte man die ganze Stelle, dann wüfste man, ob es , Schwätzer'
oder , Papperlapapp* bedeutet
Ich trenne mithin babole*^ , Schwätzerei' von babiole «a bibeioL
Dieses babiole nun kann ich von belbel ,Kinderspielzeng' nidit
trennen und es mufs dasselbe Wort sein. Das Masa beìbel^ beai*
^ Körting giebt obendrein eine ganz falsche Bedeutung, »JUnderpotscB",
für das Wort, die es nie gehabt hat. Vielleicht stammt sie ans Sachs, der
unter 2. fig. setzt: ^elender Kram, Kinderei, Kleinigkeit (bes. plur.), Li^h
palien, Schnurpfeifereien^ Von diesem ganzen Reichtum ist alles bis auf
, Lappalie* zu streichen. Dafür fehlt bei ihm die heutige Bedeutung : »Nipp-
sachenS während unter seinem „i. Kinderspielzeug** bonerkt werden muíste:
„veraltet".
^ Neben baboier , schwätzen* fìndet sich auch ein babeUr = turiipmêr
bei Eust. Deschamps; s. Lacume. Es steht in der Ausg. der S. d. A. T. F.
IX, 291 Z. 8994. Vielleicht stammt es von belbel ,wie ein Spielzeug bdianddu*.
3 Littré s. V. babiole hat bereits fragend altfrz. baubeUt und en^l. tewMr
herangezogen.
NACHTRÄGE ZUM BIBBLOT-AÜFSATZ. 5 1 5
beai, bíoubeauj btaubtaUf auch baubtau (weil erste Silbe tonlos, ans
ba/btau, belbiau) hat eine Femininform baube/Ze, wahrscheinlich weil
die Puppe ein Mädchen darstellt, entwickelt Baubeila bei Ducangc
ist Neutr. Plur^ das Kollektiv der belbth^ und kann auch die Fe-
mininform darauf zurückgehen. Dieses ba{u)b€¡e hat sich nun nach
meiner Ansicht mit dem Mase ba{u)biau gekreuzt zu Habiaule, ba*
biole. Sonst könnte man, wenn diese Kreuzung nicht beliebt sein
sollte, auch unmittelbare Ableitung aus ba{u)biau^le annehmen.
D. Behrens verweist mich auf norm, faire la beaubtlle =
agir en tartufe bei Dubois-Travers s. v. und auf Mistral's neuprov.
bèbèi, bible J bèbèUf babèu, terme enfantin : = bimbeiot, image, Joujou ;
affiquety bijou.
S. 269. Adolf Tobler verweist mich auf ,Diez' kleinere Ar-
beiten' S. 178 if., der in seinem Aufsatz »Geminativa und Ablaut
im Romanischen' nicht nur die Verdopplung der Kindersprache,
sondern auch Fälle wie tric-trac u. s. f. eingehend behandelt. —
Man sieht, dafs dem forschenden Auge des Meisters auch gar
nichts entgangen ist.
S. 270 Anm. I. Hermann Suchier möchte ^baba^ eher von der
Lippen bewegung der Kinder herleiten, als von gaga.
Zu gaga (S. 271) schreibt Paul Passy: baba pur gaga m eton.
Dajœ.r gaga á gâteau o.si, klm gogo á go.zj'e; so.f nunu d nuris,
Z9 n kin£ pa d egz3.pl u s £ la silab flrt ki e tibe.
S. 271. nenais, nénet , Brüste' dürfte eine dental-nasale Neben-
form des labial-nasalen mamma sein; vgl. reatinisches nnanna^ nnénna
in der Kindersprache (= tetta),
S. 272. Einen anderen alten Beleg für Kinderreduplikation
teilt mir H. Suchier mit, der mich bereits auf joujou im Karl
von Orléans hingewiesen hatte. Er steht P. Gringoire (Bibl. Elz.)
^» 210: }i0^ }i0fl^ ffiffl ffi^fl^ pd pq^ ¡^f¿i^
Du lo loj au cheval fondu,
men men ist wohl manman, lolo wie heute; aber was ist hon honi^
Zu S. 273. Zu der Bildung belbel bemerkt Paul Passy, nach-
dem er meine Ableitung angenommen: I j a purtfl pur mwa yn
difìkylte; s e presi.zemä 1 egzistS.s aè la firm belbel u dd s ki flu
f.dik la priirite. Kar o.tä bsbel mo par£ natyrfl (ki.pa.re sosœ.r,
fìfì.j, bebe.t . . .), o.tä za n kine pa d analig egzakt de belbfl. Me
i s pœ h]l k b z3.r da rdubldmfl va.ri avek le tfl.
So sicher auch meine Ableitung sowohl des belbel als des
daraus entstandenen bibelot ist, so bietet letzteres mit seinem 1
(aus eu) ebenfalls einen noch nicht belegten Vorgang.
Anhang über aller, annar^ andar — ambulare.
Mein letzter Exkurs S. 265 f. in diesem Band der Zeitschriíí
über andare = ambulare hat H. Schuchardt ebenda S. 398 f. zu
^ Piautas' Babae, Tatae, Pafae, z.B. Stichus 771 u. ä., bat damit kaum
was zu schaffen.
5l6 W. FOBRSTBR,
einem interessanten »Historique' der Etymologie ambulare veranlafst,
wobei gebührend auf Thomsen's Verdienst hingewiesen wird. Auch
sonst findet sich manch anziehende Bemerkung darin. So erfahren
wir, dafs die von Wölfflin „entdeckte, bis jetzt unbelegte Dnrch-
gangsform" ammulare von Schuchardt selbst schon vor dreifsig
Jahren nachgewiesen (Vocatismus III, 318) und später noch einmal
in dieser Ztschr. VI, 423 angeführt worden ist; ja er habe sich
wiederum darauf „in der von Förster zitierten Rom. XVII, 420 be-
zogen". Ich gestehe, dafs ich beim Lesen dieser Zeile etwas
beschämt darüber war, dafs mir so etwas hatte entgehen können.
Allein Rom. a.a.O. steht einfach: Ammulare^ *amiare pour am-
bulare n* offrent aucune difficulté^ und da ist es vielleicht verzeih-
lich, in dem so angeführten ammulare eine inschriftliche Form
nicht vermutet zu haben. Er fahrt dann fort: „m^i> commeni de
"^ ami are a-i^il pu sortir autre chose qt^ amblare (Ztschr. f. rom. Phil.
VI, 423)?*' Ich hatte dieses Zitat nicht nachgeschlagen, weil fur
mich der hier angenommene Uebergang von amlare zu alare un-
möglich ist, ich mich also um diese Fährte weiter nicht kümmerte.
Dafs ich aber den Exkurs selbst in der Ztschr. VI, 423 nicht no-
tiert und auch nie gelesen habe, erklärt sich daraus, dafs er „Span,
port, brincar*^ überschrieben ist, ich also beim Ausziehen des Heftes
einfach in meinem Diez IIb dieses Zitat notierte, um es vorkom-
menden Falls nicht zu übersehen. — Schuchardt weist S. 398 dann
ammulantibus für die romanische Lautlehre zurück: „denn die be-
rührte Form ist einem Kymren des 9. Jahrhs. auf Rechnung zu
setzen, der das für ihn gewifs tote Latein mit den Lauteigentûm-
lichkeiten seiner Muttersprache sprach; es liegt uns hier ein Beleg
nicht für romanisches, sondern för kymrisches mb \ mm vor^. Die
Möglichkeit ist zuzugeben; aber wenn auch ammulare nicht nach-
gewiesen sein sollte, so ist es doch die mit Sicherheit zu er-
schliefsende Form, und gerade in Rom und Mittelitalien bis nach
Sizilien ist dies ein wohlbekannter Vorgang, der nach den von
Schuchardt im Voc d. V. an verschiedenen Stellen beigebraditen
Schreibungen hoch hinaufreichen mufs. Wenn sich also in Italien
eine inschriftliche Schreibung ammulare auch nie nachweisen lassen
sollte, so kommt dies daher, dafs die dortigen Steinmetzen die
historische Orthographie achteten, also zwar ammulare sprachen,
aber ambulare schrieben. Uebrigens wird man das Wort bei seiner
Bedeutung nicht allzu oft auf Inschriften trefien können.
Im übrigen meint Schuchardt, dafs amb'ulare durch Suffix-
vertauschung einmal amb'inare und ein andermal amb^iiare ge-
worden sei. „Der einheitliche Ursprung der in Frage stehenden
romanischen Verben wird dadurch nicht berührt'*, fährt er dann
fort Vielleicht denken andere anders, ich finde blofs das Präfix
amb' einheitlich.
Es folgen dann zwei Einwendungen gegen meine lautgerechten
Entwicklungen: „aus "^ammulare läfst Förster *ammunare werden;
ich ziehe *amminare vor, indem ich einen lautlich bedingten Suffix-
NACUTRÀGB ZUM BIBELOT-AUFSATZ. 517
wandel me in fumidus \ */umuluSt teptdus \ *tepulus u. s, w. annehme,
und eine vermittelnde Form ammunare ist mir ebenso wahrschein-
lich oder unwahrscheinlich wie */umuduSt *tepudus. Das Suffix -inare
ist zwar im Lateinischen nicht allzuhäufig, aber doch noch im
Romanischen lebendig . . /'. Hier übersieht Schuchardt, dafs ich
mein ^ammunare nicht, wie er sein amm-inare, mir willkürlich
aufbaue, daher der Einwurf mit Formen wie */umulus die Sache
gar nicht trifit, sondern dafs sie die einzig mögliche, regel-
mâfsig sich ergebende Lautform ist.
Lat ambulare ergab sehr früh durch Assimilation *ammulare
(bis hierher sind wir einig). Ich kann nun nicht, wie Schuchardt,
daraus durch i) Annahme einer Suffixvertauschung amm-inare S. 398,
dann 2) durch eine zweite, verschiedene Suffixvertauschung amb'
tiare S. 400, endlich 3) S. 399 nach einem andern, einem eng-
begrenzten fi^nzösischen Patoisgebiet (N. und NO. Frankreichs) eigen-
tümlichen Lautwandel: ambulare = anler : senler {simulare) ^ aner :
sener (und daraus aler) entstehen lassen. Denn einmal kann im
Altñ'z. amlery das dann aler ergeben sollte, nie existiert haben;
obendrein haben die Reichenauer Glossen, d. h. das 7. Jahrb., be-
reits fertiges alar€\ senler ist eben die ursprüngliche Lautstufe (ohne
eingeschobenes ¿). Damit konnte ambler nie in Verbindung kommen.
Freilich setzt Schuchardt ein amler^ anler an. Ich habe bereits
S. 265 betont, dafs ammulare immer nur wieder amblare geben
mufste, d. h. das eben losgewordene b mufste unter allen Umstanden
wieder sich einfügen. Daher mufste ammulare naturgemäfs sich zu
ammunare entwickeln, indem die vorausgehende nasale Artikulation
auf die folgende Liquida mit übertragen wurde. Dieser Vorgang
ist wohlbekannt (vgl. jetzt Meyer -Lûbke It. Gr. S. 162); und zwar
kann sowohl der vorausgehende Nasal das folgende / (wie unser
Fall, z. B. modano, assemenä u. a«; ich füge hinzu altfrz. moni, altprov.
monio) als der folgende Nasal ein vorausgehendes / beeinflussen
(altfrz. ancuHj An/ons), während in it. montone das / zwischen zwei
Nasalen steht Fälle, wo ein zweites / sich findet, also neben
unserer Assimilation gleichzeitig eine Dissimilation thätig war, kann
man dann sondern: filomena, maninconia^ melanconico u. a. — Aus
diesem sehr frühen *ammunare entwickelte sich im Laufe der Zeit
regelrecht amnare, Dafs dies nicht plötzlich geschehen konnte,
ist selbstverständlich; es wird sich also wie op(t)tumus, manufestus^
auru/ex u. s, f. ein opHmus, manifestus, aurifex u. s. f. gab,^ auch
aus ammunare früh ein amminare, amm^nare^ endlich amnare er-
geben haben.
Was nun das von Schuchardt herangezogene (neapol., firiaul.)
fumubiSf tepulus aus fumidus, iepidus^ anlangt, so gesteh ich, dafs
^ Eine babsche Analogie bt lat mamtUá:are, das ebenso romanisch man"
äieare (noch heute sardisch mandilare) gab, also sogar ü xn f geschwächt
worden ist
* Der erste, der dies behandelte, war Salvioni im Arch. IX, 198; vgl.
^s>VBdr. I« 531, Meycr-Lttbke R. Gr. I, 444 und Salvioni Postille s. v. Ufulus,
Sl8 W. FOBRSTER,
ich die Veranlassung dazu nicht recht finden kann. Wenn audi
Schuchardt nach seiner eigenen Bemerkung kein allzu grobes Ge-
wicht darauf zu legen scheint, so erscheint mir jede Aeafsernng
eines so feinen Kenners und ausgezeichneten Linguisten doch so
wertvoll, dafs ich sie ernsthaft prüfe und gerne stets von ihm
lerne. Auch die Theorie des umgekehrten Lautwandels zugegeben,
erreicht man mit fumulu \fumidu nur ein am{m)ul0 : amido^ mit
welchem aber Schuchardt gar nicht operiert, da er sich durch be-
sondere Sufñxvertauschung ein ambitare schafit £r will aber auf
aminare kommen, worauf jene Gleichung sicher nicht föhrt. Um
zu dieser Form zu gelangen, hatte Schuchardt s. Z. (Rom. XVII9420)
schon einen umgekehrten Lautwandel angenommen mit damma :
domila (friaul. dumbU) = ammu{t)lo : ammu(t)Ho^ d. h. amino. Jetzt
aber kommt er darauf durch ein lat. Suffix -inare. Das kommt
mir alles sehr verwickelt und auch mehr hypothetisch vor im Ver-
gleich zu meiner rein lautlichen Erklärung.
Interessant ist noch Schuchardt's Bemerkung über mein Laut-
gesetz nd < nn. „Gegen Förster's Annahme, dafs hier -nd- ans
-ff/i- entstanden sei, regt sich mir ein doppeltes Bedenken. Erstens
beruht dieser Uebergang entweder auf der Umkehrung von -im-
aus "nd" . . . oder auf Analogie sei es einer besonderen, sei es
einer allgemeineren oder endlich auf der Beschaffenheit <kr laat-
lichen Umgebung. Kurz, es scheint mir immer ein beson-
derer Anstofs im Spiel zu sein, und einen solchen kann
ich mir bei andar \ annar nicht recht vorstellen (sdion
Einmischung von vadereiy* Dagegen scheint mir, dafs, da der
erste Fall (Umkehrung) hier nicht vorliegt, nur die von Schuchardt
angenommenen Analogien bleiben. Dieser Einwand wurde viel-
leicht Gewicht erhalten, wenn er in allen von mir beigebracfalni
Fällen des nd aus nn (jetzt mehr als ein Dutzend) uns die jedes-
mal nach seiner Meinung thätige, allgemeine oder besondere Ana-
logie nachgewiesen haben wird. Bis dahin halte ich es für einen
natürlichen Lautwandel, vom Ton bedingt, wie ich ihn 8.264
erklärt habe, worauf ich mit folgenden Worten schliefse: f^Dàb die
Zahl der Fälle keine grofse ist, beweist, dafs alle die zahlreicheii
Anläufe oder Ansätze durch Korrektur (Schrift- und Gebildeten-
sprache) ausgemerzt worden sind."
Der zweite Einwand, den Schuchardt gegen mein nd ans mm
erhebt, ist wohl berechtigt: „Und 2) geht die lautliche Entwi^-
lung in der Richtung auf das Einfachere vor sich." Aber ist denn
dieser Vorgang wirklich etwas so Kompliziertes? Der ganze Unter-
schied besteht darin, dafs man das Gaumensegel zu früh an die
Pharynx andrückt; s. meine artikulatorische Erklärung (S. 264), die
Schuchardt mit keinem Worte erwähnt Wenn er also man md
aus nn beanstandet, mufste er sie beseitigen. Allein dn ao koi^
diger Phonetiker wird mir sicher darin beistinmien.
Nach meiner Erklärung ist die ganze Entwicklung i) rein
lautlich — es handelt sich ausschliefslich um elementaren, aDgie-.
NACHTRÄGE ZUM BIBELOT-AUISATZ. 5 IQ
mein vorkommenden, gerade in Italien lahlriMch nachgewiesen^íi
Lautwandel — , und 2), was doch sdiwer wiegt» gani einheit-
lich. Amnare muíste armar ergeben, das sidi m amar vereinfiM^it
und durch Dissimilation (anandOf anamiem, amnms) in ^re ent-
wickelte, vgl. veleno.
Bei meiner Erklärung haben wir es nicht, wie bei Sdiuchardt,
mit vereinzeltem, lokalem (spätpikardischem), umg^»hrt firian-
lischem oder neapolitanischem Suffix- oder Lautwandel in thun,
sondern mit sicheren, naturgemäfsen Lautentwicklungen, die ge-
rade in Italien zu Hause sind. Da die Walachei sowohl die
alte Form bewahrt, als die neue Durchgangsform (ammare) wieder-
spiegelt, so war zur 2^it des Einzugs des Lateins die Ent-
wicklung ambulare : amnare bereits fertig, so dais beide Formen
neben einander nodi gebraucht wurden. Nach Rätien, Galli«:!
und Spanien gelangte sdion die Form amnare ^ vielleicht da-
neben schon annare. Denn die Reichenaner Glossen (7. Jahrh.)
legen durch a/are das äuDserste Ende des Prozesses fest Es ist
einleuchtend, dais derartige, wenn auch naturgemäfse Lautwand-
lungen nicht in vielen, räumlich weit getrennten Gegenden
sich spontan entwickeln können. Wem aber die Zusammen-
schrumpfung des ambulare zu amnare^ andare ab sehr bedeutend
und daher bedenklich vorkommen sollte, der sei auf paraèoktre
verwiesen, dessen Lautstufe parlare nodi viel weiter absteht und
dessen einzelne Entwicklungsstadien mit in Italien vorkommendem
Lautwandel nicht zu belegen sind. Auch hier sichert, wie die
Walachei für ambulare^ Spanien eine sehr alte Durchgangs-
form, die also noch neben der ganz abgeschliffenen Form be-
standen haben muís. Derlei Folgen mufs der ununterinrochene,
täglich zahllos wiederholte Gebrauch eines Wortes haben, das
sich dann anders entwickelt wie ein anderes, viel seltener ge-
brauchtes Wort
Wie man sieht, besteht das untersdieidende Neue meiner Er-
klärung im Vergleich zu dem bisher Vorgebrachten aus zwei
Punkten: i. ich gehe von ambulare ammmlare unmittelbar in amu^
nare amnare über auf Grund eines allgemein bekannten und be-
sonders auch in Italien ganz gewöhnlichen Vorgangs, 2. für mich
ist andare nicht die ältere Form, wie man bis jetzt angenommen
hatte (weshalb man sie auch nie mit ambulare hatte in Verbindung
bringen können), sondern vielmehr die spätere, sekundäre, aus
älterem annare (das sich uns regelrecht aus amnare ergab) hervor-
gegangene Form, welche sich aus diesem älteren annare wiederum
regelrecht und rein lautlich nach einem von mir gerade für Italien
häufig belegten Vorgang {nd < nn) entwickelt hat
Doch wie man auch immer über meine Ausführung denken
wird, eines ist sicher: die Etymologie aler — andan — amMare
ist mit den drei hochverdienten Namen Thomsen-Schucbardt-CoraU
unzertrennlich verbunden.
520
W. FO£RSTBR, NACHTRÄGE ZUM BIBBLOT-AC7FSATZ.
Die folgende Zusammenstellung soll es übersichtlich madien;
wal. imblûi umbla
»gehen*
rätor. amnar
wal. tmna
altprov. annar (Bocci)
pr. anarf lomb. {a)na{r)
u. s.f.
alare (Reich. Glossen)
altfrz. aler (rätisch u. s. f.).
lat ambulare
, gehen*
ammulare
*ammunare
* ammi[9)nare
amnare
annare
anar
franz. amour
(vom Pafsgang)
andare
it span, port
Damit sind sämtliche Formen zwanglos erklärt
W. FOERSTUL
Die toskanische Endung -^\no der 3. FliiraliB Fraesentis.
Allgemein wird dieselbe also erklart: f^Die 3. Plur.'S sagt Meyer-
Lûbke in seiner Romanischen Formenlehre S. i66, „hat ihr -^ von
sono (§ 213) und vielleicht auch von vendono bezogen, in welch
letzterem der unbetonte Vokal dem konsonantischen Aus-
laut nachklang." Wenn man wegen sono («» suní) den ange-
zogenen § 213 nachschlägt, so steht dort nichts, was zu unserer
Stelle passen könnte. Gemeint ist vielleicht der § 2 10. Dort heifst
es von sono {sunt): „3. Plur. sono, die wohl nach der i. Sing, ge-
bildet ist, da die tonlosen Formen so für beide Personen identisch
waren. Das betonte sono erklärt sich aus son nach I, § 384.'' Was
mit dem an letzter Stelle angeführten „betonten sono^* gemeint ist,
ob die I. Sing, oder 3. Plur., ist nicht leicht zu erraten. Vielleicht
hilft uns der angezogene § I, 384. Dieser handelt vom Vokal-
zusatz am Ende des Wortes, von dem gelehrt wird, dafs er „nur
selten begegne'S worauf für das Vulgärtoskanische der -^ -Nach-
schlag in Fällen wie cantee^ rèe, virtue, Daoidde u. s. w. erwähnt wird.^
Hierauf beschränkt sich Meyer-Lûbke für die itaL Sprache. — Man
sieht, dafs davon auf unseren Fall eigentlich nichts pafst Doch da
der § vom „Vokalzusatz am Ende des Wortes" handelt, so erkennt
man, dafs der Verf. das -o von sono als „Vokalzusatz" erklärt — Man
sieht, dafs die Frage, welches sono er gemeint hat, auch so nidit
entschieden werden kann. Da er aber die 3. Plur. sono nach der
I. Sing, gebildet sein läfst (§ 210), so meint er offenbar sono =:
sum. Freilich, wenn das -¿? ein Vokalzusatz sein soll, dann be-
greift man nicht, warum die 3. Plur. ihr -^ von dem -^ der i. Sing,
erhalten haben soll, da ja beide sono («» sum und sunt) in den-
selben lautlichen Verhältnissen stehen; denn sunt ist im Ital. früh-
zeitig zu sun[t) geworden. Freilich, woher dieser Vokalzusatz des
'0 eigentlich kommen soll, darüber verlautet hier nichts. Was sich
der Verf. dabei gedacht, verrät offenbar der Zusatz (II, S. 166):
„und vielleicht auch von vendono • • ., in welch letzterem der un-
betonte Vokal dem konsonantischen Auslaut nachklangt. Nach
^ Vgl. Diez II*, 144, 4). — So hörte ich immer onnätAsst»
u. ä. — Man ist erstaunt, den für das ital. Sprachgebiet wichtigiten Haupt-
fall des vokalischen Zusatzes im Auslaut, nämlich das vokalische Echo
im Sardischen, hier nicht erwähnt su sehen. Ich handle von demselben
weiter unten.
Zdtschr. £ roa. Phfl. XXU.
34
522 W. FOBRST£R,
Meyer-Lûbke hat also vénduni ^ véndon gegeben, dessen nach-
toniges 0 man nach dem konsonantischen Auslaut, der, wie wir ja
wissen, im Ital. unmöglich ist, noch einmal ertönen lieís. Mög-
licherweise denkt der Verf. hier an das sardische Vokalecfao,
für welches interessante Kapitel der Verf. S. 89 seiner Ital. Gram-
matik auf Hofmann ,Die logud. und campid. Mundart* verwebt
Dieses ist aber jedenfalls genauer als der im Gnmdzifs I, 549
stehende Passus, wo ein nicht existierendes log. amanify gelehrt
wird. Im ganzen Logudoro (ich habe bei meinen sardisdien
Studien das Kampidanische grundsätzlich ausgesdilossen, weil
das Gebiet des Logudorischen, wo jeder Ort — offenbar w^pen
seiner Isolierung und der daraus hervorgegangenen selbstän-
digen Sprachentwicklung — eine meist scharf gesonderte Mundart
hat, wegen seiner grofsen Ausdehnung auch so kaum zu bewältigen
war) wird jedes auf einen Konsonanten endigende Wort immer
so gesprochen, dafs der Vokal der letzten Silbe nach dem Kon-
sonanten deutlich wiederholt wird: also Umpus wird immer iéwêpmsu^
aman (gewöhnlich amant geschrieben, ^ aber nie gesprodien) wird
amana, fágen (geschr. fagheni) wird fágtne^ bénm (geschr. batmt)
wird béntnù Spano S. 26 spricht es deutlich genug aus, wenn er
es freilich nur der plebe zuschreibt^
Ich gestehe, dafs ich an irgend eine Spur eines solchen Vokale
echo im Toskanischen nicht glaube ; es wäre doch sonderbar, wenn
sie sich nirgend anderswo verraten sollte, als in einer Verbalendung,
die, wie wir bald mit Sicherheit sehen werden, einen gani andern
Ursprung hat.
Allein derselbe Meyer-Lûbke hatte früher das -^ in seiner
Ital. Grammatik 22^ und mit d'Ovidio im Grundrifs 537 anders
erklärt An ersterer Stelle heifst es: „Die dritte Plur. sollte la-
nächst aman^ sentón lauten. Da aber das Ital. keine konsonan-
tischen Ausgänge duldet, so bildet es son \suni^ zu seno um nach
dem Muster des anderen sono [sum"] ^ son % 389 [demnach ninmit
son (sum) das -o der i. Sing, der andern Verba, wie amo, senio an],
femer vendon zu vendono und nun auch amano.** Im Grandrifii
lehren die Verff.: „Von sono (93, d. h. son-o nach amo) und dem
Perf. -ro = -runt wird 0 auf alle übrigen 6 übertragen, wodnrdi
die Möglichkeit einer Scheidung von 3 gegeben war.**' Der hier
^ Ueberhaupt mufs vor Spano's Schreibung und geldirter Annpnche ia
der Ortografìa sarda gewarnt werden; seine latinisierenden SchrelbnDgen wie
ipsu, sepfe, ooto, faQtu u. s. f. sind falsch : diese Laute werden nie ge-
sprochen.
* Ein sardischer Geistlicher, der mit Grammatik und WSrterhiich die
deutsche Sprache sehr gut erlernt hatte, sprach sie, da seine Grammarik Ibor
die Aussprache nichts bemerkte und er nie einen Deutschen geholt hatten
rein sardisch aus, so dafs ich zu seinem Leidwesen ihn nie verstehen konnte.
So sprach er z. B. den deutschen Satz ,das Kind ist krank' genan
Lautlehre nach: dasa gindi isti ranka,
^ Dieser letzte Satz ist mir dunkel; denn da amai =s ama nad
:= aman, so ist die Scheidung von Haus aus schon vorhanden
DIE TOSK. ENDUNG —ONO DER 3. PLÜR. PRAES. 523
auftauchende Hinweis auf fecero 6. Perf. führt uns auf Diez II •, 144:
„N nimmt ein euphonisches -^ zu sich wie in cantano {caníant)
und zwar darum ein 0, wie es scheint, weil vom Latein selbst,
mindestens im starken Perfekt, ein u als Vokal gegeben war,
woran sich die übrigen Tempora ein Muster nahmen; aus feceru-nt
ward fecero und hienach richtete sich cantano,*'' Ich halte diese
Wiedererweckung der 6. Perf. an dieser Stelle für wenig passend
und so hat sie auch Meyer-Lûbke später fortgelassen. Allein der-
selbe Meyer-Lübke hat auch das frühere son-o (sum) von am^o in
der Rom. Formenlehre weggelassen und das -o durch Vokalnach-
klang (ähnlich Diez a. a. O. „euphonisches o") erklärt, was, wie ich
bereits gezeigt habe, nicht zulässig ist
Ich wûfste überhaupt nicht, wie man sum = son^o anders als
nach am-o erklären sollte.
Wenn aber der vokalische Nachklang abzuweisen war, wie
sind die merkwürdigen Endungen -an^o, —dn^o entstanden?
Ich bin der Ansicht, dafs dieses -o sich streng lautlich
und regelmäfsig aus einer lateinischen Grundform ent-
wickelt hat
Jedem Plautusleser sind die 3. Plur. Praes. danunt (sehr oft)
statt des klassischen dant bekannt Und wie hier zum Stamm da^
die Endung -nunt angehängt worden, ebenso im archaischen Latein
auch an /-Stämme: prodi -nunt, oòì^nunt, redï^nunt, alle von t'-re
»gehen*, dann negui-nunt, fert^nunt von nequire^ ferir e^ endlich ex-
ptê-nunt von exptere. Aber auch die 3. Konjugation hat einmal
diese Endung gekannt, vgl. *solinunt^ zu erschliefsen aus Festus
351 (a), 14: S o/in 0 idem (Messala) ait esse cons uto, wo also solino
angesetzt werden muís, das Simplex von consulere. Es giebt freilich
noch ein solinunt, das wir uns näher ansehen müssen. Es steht
Festus 162 (b), 24: Nequinont pro nequeunt^ ut solinunt ferinunt
pro soient et feriunt dicehant antiqui. Lindsay a. a. O. erklärt dies
rather for solunt (= consulunt). Dies schliefst meines Erachtens
schon der Wortlaut ut aus; denn ^solinunt genau so vne ferinunt^
neqmnunt*^ läfst sich nur als solinunt deuten. Der Wechsel zwischen
der 2. und 4. Konjugation ist ja nicht häufig und erst spät belegt,
s. Neue III 3, 279; er muíste aber mit solio aus soleo sich von
selbst einstellen und ist daher im Romanischen selbstverständlich.
Sicher ist aber bei Liv. Andr. inserinuntur ^ inseruntur. Auch
wenn der eine Herausgeber mit seiner Konjektur inferlnuntur (von
/erre) Recht haben sollte, so liegt doch die Form der 3. Kon-
jugation vor. Vgl. die Litteratur bei Neue, Formenlehre'* 239.1
Die Indogermanisten nehmen jetzt, wie ich Stolz, Historische Gram-
matik der lat. Sprache I, 38 ersehe, in allen diesen Fällen Neu-
bildungen dan-, in-, quin^, plen^, solin^f ferin-, serin" (diese drei
> Dazu kommen noch die in den lat. Glossen aberlieferten Fälle, s. Ardu
lat. Lex. IX, 371. Mithin sind dieselben bei Plautus, in den von Fettus an-
gegebenen Stellen, den Inschriften und Glossen erhalten.
34*
s 24 W. FOISRSTSRy
letzten nehmen sich mit ihrem 1 sonderbar aus) an« Ich kann hier
als Nichtfachmann nur meinen ganz entschiedenen ZweiM damit
begründen, dais es doch ein sehr merkwürdiger Zufall ^ sein mubte^
dafs diese sonst unbekannten Stämme sich gerade nur in
der 6. Praes. erhalten haben sollten und in keiner andern
Person und keinem andern Modus und Tempus, und dais diese
Neubildung bei allen Konjugationen ohne Unterschied stattgrfonden
haben sollte. Und doch ist die Zahl der Fälle — ungefähr aedis-
oder siebenundzwanzig — eine sehr beträchtliche.
Zwar scheint es, als wenn die i. Praes. solitio = cannUo (siehe
Festus 351 (a), 14) gesichert wäre. Aber es liegt auf der Hand,
dafs sie von Festus aus solï^nuni erschlossen ist
Zurückzuweisen ist daher auch der Versuch LandgraTs Arch.
für lat Lex. IX, 371, das zweimalige dande «» dak in danùe m
ändern. Wenn solche Formen existiert hätten, so hätte dodi Festus
dieselben kennen müssen und dann hätte er sie sidierlidi ver-
zeichnet.
Der Gedanke, diese Formen aus dani^ dessen / firûh ver-
stummt, also daUf durch nochmalige Anhängung der regelmäfsigen
Endung -uni hervorgehen zu lassen, liegt auf der Hand und ist
schon von andern ausgesprochen worden. Lindsay a. a. O. bemerkt:
y has been esplained on the theory thai the '^ Pi. of the Ptes. ImL had
once ended in -n, *dän, *exptên . ., and that these forms were tx^
panded by the subsequent addition of the Thematic Secondary ending
-lint, later -Unty much as Gk, el for *èui, 2 Sg. of eìfiì, was hy the
addition of Secondary suffix 'S expanded to bIç, or O. EngL nnd^
*they are* to sind-un, . . . But how *danti could become *danf *eks^enH
becom * expíen has not yet beeti satisfcutorily shown\ Vielleicht läist
sich dieser Einwurf dadurch abwenden, dafs man annimmt, früh-
zeitig, schon im alten Latein, habe sich streng lautlich neben doni
+ Vokal ein dan(t) vor Kons, entwickebi müssen. Da» hat aber
ein dan-unt hervorgerufen, darnach dann auch von sw^t) ein SMH'Wä
anzusetzen u. s. w. Vgl. mit solcher Doppelendung Fälle wie esu^t^
ferre 're, porre^re^ vixi-vi, cense ^unt, perlene ^unt, oben erwähntes 101»
(sum) + 0, Ein besonders hübsches Beispiel liefert das AltwaUo-
nische (Gegend von Namur), dessen 6. Praes. "en su emem/f später
ene (heute enu) wurde, vgl. Cart de Namur I, 11 descendeneni (zwei
Fälle), I, 50 mostrenent (Wilmotte Rom. XIK, 84).
Bei dieser Annahme einer Doppelendung erklären sidi dann
auch die Formen - inunt der 3. Konjugation auf natürliche Weise:
serire^ solire gaben zuerst serunt^ solunty dann serün{f)f solSnif)
und so sérûnunt, sölünunt, deren im tiefsten Ton-Wellenthal be-
findlicher, ganz schwach artikulierter Laut sich nach latein« Laut-
^ Derselbe Gedanke 6ndet sich auch bei Lindsay, Latin Langoage 530
(S. 531 steht auch die Sammlung der einschlägigen Formen): Jf ù were m
mere case of Nasalisation ...» it is difficult to see why ü should he earn»
fined to this single person, the third person plural of the Present Imditm
tive Active,
DIB TOSK. ENDUNG A>NO DER 3. PLÜR. PRABS. 525
lehre zu sérìmmi, sóìinunt sdiwächen muíste. Die VoIk8q)rache hätte
dann die ältere Form —ünunt erhalten and diese lebt noch heute
im itaL véndono weiter. Sonst ist es der Einflufs von regelm. vendnni.
Sollte aber jemand einwerfen, ein immif mçiantmi, explhtuni
müsse ebenso ein amänunt hervorgerufen haben, so ist dies selbst-
verständlich zugegeben. Dies mûâte natûriich dann ein it amámio
entwickeln; allein daneben war ja noch die regelmäfsige Form
ämani, sowie vendun/ und véndunimi als auch dont und demtm/, d. h.
stets mit demselben Ton auf der Stammsilbe. Dies muíste offenbar
neben ämani ein dmanimi analogisch bilden, worauf it dmano war
rûckgeht
Doch, mag die Herkunft dieser altlateinischen Formen dammi
u. s. f. auch völlig dunkel sein und bleiben, sicher ist es, dais die
italienische Endung auf diese altlateinische zurückgeht und die
letztere streng lautlich wiedergiebt
Sollte jemand verlangen, véndümmt solle véndanaiït nicht vin^
dono geben, so sei zxii féceruni =z /¿cero verwiesen. Die Stellung
im Proparoxytonalausgang ist schwächer und weniger geschützt als
jene im Parox3rtonalausgang.
Wenn endlich ein Nichtromanist an ital. dStnm^, gegenüber
lat. datútnt^ Anstofs nehmen sollte, so wird ihn die Bonerkung,
dies sei eine sekundäre, im Ital. regelmäfsige lautgerechte Ent-
wicklung, beruhigen.
W. FoBRsmu
VERMISCHTES.
I. Zur Lltteratiirgescliiehte.
Das neue Artusdokument
(Ztschr. XXn, 243 ff.)
Durch Vermittlung Pio Rajna's erhielt ich von seinem Scfaflier,
Herrn Dr. Benedetto Golfi in Modena, eine liebenswürdige Mit-
teilung über das Tympanon. Daraus erhellt, dafs dasselbe längst
aufgefallen und seit dem 17. Jahrhundert wiederholt besprodien
und abgebildet worden ist Herr Colfì hat über meinen Ao&ati
im verñossenen Juni vor der Deputazione di storia patria per la
Provincie modenesi einen Vortrag gehalten, aus dem er mir Fol-
gendes mitteilt:
1. I nomi sono scritti cosi: „Isdemus Artus de Bretania -|-
Durmaltus Winlogee Mardoc Carrado Galvagin^ (Galvagìnitf) Gal-
variun Che". Non vi sono segni di interpunzione dopo Itdennu
e fra le sillabe di Ar., tus,, de,, e di Dur. mal., ma fori praticati,
chi sa come e perchè, col trapano: dopo VA^ segue una lettera,
che nella linea curva assomiglia certo ad un B (probabihoaente il
lapicida aveva cominciato un B), ma non ha la sbarra mediana
trasversale, e però deve essere ritenuto per un D.
2. II nome Artus si riferisce certamente al secondo cavaliere,
il quale non accenna punto a cadere.
3. Il segno d* abbreviazione della terminazione -ftf dopo Gûl^
vagin è nettissimo.
4. Dopo Mardoc e Carrado non mancava lo spazio per mi' altra
sillaba.
5. Le vicende dell' edificazione del Duomo di Modena, le
difficoltà per fissare P epoca delle sculture della porta della Pesdieria
non sono esattamente, né completamente riassunte nei cenni com-
pilati dal prof. Justi.
6. Del resto mi è parso di potere attribuire il bassorilievo al
principio del XII s. (al primo ventennio);
7. e mi è sembrato di scorgere una certa analogia fra la scena
del bassorilievo e la situazione descritta dalla terza parte del
„Durmart Le Gallois",
W. FOERSTKR, DAS NBÜB ARTUSDOKÜIIINT. 527
Darauf möchte ich Folgendes erwidern:
1. BVRMAlTVSt wie nach Zimmerman gelesen worden, ist
mit seinem B gegen jede Anfechtuig gesichert Von einem Z>,
wie Herr Golfi will, kann keine Rede sein. Man sehe sich die D
in ISDERNVS, DE BRETANIA, MARDOQ CAREADO an,
und vergleiche diese vier D mit dem B in BRETANIA^ um den
scharfen Unterschied zu erñeissen, der jede Verwechslung unmög-
lich macht Das D hat die heutige Form; der rechte Halbkreis
ist streng regelmäfsig gekrümmt; dagegen B hat zwei Halbkreise, 3,
von denen der obere gröfser ist, der untere kleiner, daher
derselbe um etwas nach innen (links) zurücksteht Dies ist das
in die Augen springende Charakteristikon. Ob die Mittellinie
zwischen den beiden Krümmungen bis an den senkrechten Balken
geht, wie in BRETANIA^ oder ob er denselben nicht ganz er-
reicht, wie in BVRMALTVSy ist, wie jeder Paläograph weifs, völlig
gleichgiltig. Die Schriftzeichen der Steinmetze sind doch dieselben,
wie die der Buchschrift.
Ob dann BVRMAITVS oder BVRMALTVS zu lesen, das
hängt von Herrn Colfì's Lesung ab; die Wiedergabe bei Zimmer-
mann ist gerade bei diesem zweifelhaften Zeichen sehr unklar, aber
Raum ist für den untern Strich vorhanden. Wir lesen also BVR*
MALTVS. Bemerkenswert ist auf jeden Fall die Endung dieses
Namens; denn -alius kann doch nur eine mechanische Latinisierung
des französischen Namens Burmalt sein, und so haben wir es mit
dem germanisch - romanischen Sufñx -alôus zu thun. Artusritter-
Namen mit germanischer Endung sind aber auffällig. Doch hat
Durmart (s. unten No. 7) ebenfalls eine solche.
2. Wenn der Name Artus zum zweiten Ritter gehört, ü quale
non accenna punto a caderey so verstehe ich, das Bild vor Augen,
diesen Satz nicht; denn der zweite Ritter, mag man von r^ts
oder links aus zählen, ist eben der Ritter, der Miene zu fallen
macht Wenn er nicht fallen soll, was macht er dann? — Es ist
unschwer, die Absicht des Herrn Golfi bei seiner neuen Rollen-
verteilung zu erraten, wenn er gegen die sonnenklare Fixierung
der Persönlichkeit durch die darüber gemeifselte Inschrift den ersten
Ritter nicht Artus sein läfst Dieselbe ist so angebracht, dafs der
Helm des dritten Ritteis gerade zwischen dem NI und A von
Bretania steht, so dafs jeder Zweifel ausgeschlossen ist, zu welchem
Ritter gerade diese Inschrift gehört. Ich gebe in ebener Fläche die
Inschriftenleiste genau mit den Abständen des Tympanon wieder:
y\ ISDERNVS ^ ARTVS DE BRETANI^A + B VRMALTVS
I. 2. 3* 4.
Die untergesetzten ZiiTem geben die Stelle des Kopfes der ein-
zelnen Persönlichkeiten wieder; ^ und r^ genau die Stelle in
Form des Helmes der drei ersten. — Da nun sein Protagonist
Durmaltus (wie er Burmaltus der Inschrift liest) ein Ritter ist, so
528 VERMISCHTES. U. ZUR WORTOBSCUICUTJK.
konnte der Name unmöglich dem Axtmann Na 4 gehören, wie
es die Inschrift absolut sichert Dies allein genügt schon, um seine
Identifizierung zurückzuweisen. Da er also den ersten Ritter Burinait
sein läfst, muís Artus der zweite und Isdemus der dritte Ritter
sein. Der Axtmann bleibt dann überhaupt unbezeichnet und namen-
los: das ist aber auf jeden Fall unmöglich; denn er spielt, vie
schon seine auffallige Gestalt lehrt, eine hervorstechende Rolle and
mufs also, wie die übrigen Burgbewohner, einen Namen haben.
Dagegen ist es gleichgiltig, wenn einer (zumal der letste) der
Statisten -Ritter Artus' unbezeichnet bleibt.
3. Ist nach Golfi zu lesen: GALVAGIN^ d. h. GALVÄGINVS
(das bekannte Abkürzungszeichen); damit entfallt das eine der von
mir angeführten Beispiele der Eigennamen mit französischer Endimg;
es bleibt aber MARDOC, CAREADO, GALVARIVN bestehen.
Davon wird das erste und zweite um so wirksamer, als nach Herrn
Golfi noch Raum für eine Endung vorhanden gewesen wäre.
6. Herr Golfi weist, ohne ein Wort darüber zu verlieren, das
Tympanon den zwei ersten Jahrzehnten des XIL Jahrh. zu« Kollege
Justi hatte es mit „firûhestens 1130" bestimmt, seine mutmafsliche
Aufstellung begründet und auf die grofse Monographie des Domes,
das bekannte Werk Dartein's, verwiesen. Ich weifs nicht, welche
Anzeichen Herr Golfi för seine genauere Bestimmung gefanden
und welche Erfahrungen und Kenntnisse er in diesem von der
Philologie recht abseits liegenden Fach, der Baugeschichte, hat
Offenbar wird hiefür der Abdruck seiner , Memoria' befriedigende
Gründe bringen. Besonders lehrreich wird es sein, dabei ans dem
Bau selbst Merkmale herangezogen zu sehen, die (in Ermanglang
jedes schriftlichen genauem Zeugnisses) jemand befôhigen, sa ent-
scheiden, ob ein Tympanon erst „firûhestens im Jahr 1130'' oder
schon in „den ersten zwanzig Jahren des XIL Jaiirhunderts'' her-
gestellt worden ist — Zum Glück ist es für die die litterarische
Verwendung des Tympanons völlig gleichgiltig, ob die eine oder
andre Bestimmung angenommen wird; s. S. 247 f.
7. Was die Heranziehung Durmart's betrifft, so hat jeder
(z. B. auch ich) bei der Aehnlichkeit der Namensformen an
diesen Artushelden gedacht. Derselbe kommt nur in dem nach
ihm genannten Roman vor, der an hundert Jahre später ist all
unser Tympanon, und in demselben kommt aufser Artus und Gan-
vain, landläufige Namen, die überall vorkommen, keiner der andern
Namen vor, vor allem, was das schlimmste ist, kein Karadoc oder
ganz besonders keine Guinlöie. Es ist doch das Geringste, sa ver-
langen, dafs wenigstens der Name und die Stellung des ProtagCH
nisten und seiner Geliebten stimmen soll (s. meine Bemerinmg
S. 246). Die letztere heifst im vorliegenden Fall im Dnimart
Fenise. Nun, der Name könnte spater, z. B. durch EinflOls Kiistian^Si
geändert worden sein. Aber der Protagonist mufs dodi im Dm^
mart die Burg, die belagert wird, verteidigen, während er sie im
Tympanon als erstçr berennen wurde, Femer mufs ^ im Ronm
W. FOBRSTBR, ALTFRZ. MBLIDS. 529
gegen Artus kämpfen, während er hier in seinem Heere ist
£in Axtmann, noch dazu mit der auffälligen Gestalt, existiert
aber überhaupt nicht im Durmart. Herrn Colfi's Identifizierung
(und Lesung) mit Durmart ist also ohne weiteres abzuweisen. Denn
das Einzige, aber auch Allereinzigste, was stimmt, besteht darin,
dafs eine Burg, worin eine Frau ist, berannt wird, was, da es in
jedem Roman zu geschehen pñegt, noch nicht genügt, um eine
Identifizierung darauf zu bauen.
W. FOERSTER«
n. Zur WortgeseUchte.
z. Altfrz. melide. .
Ich hatte im Free (Anmerkung zu 2358) das rätselhafte Wort
mit , Malta' erklärt und mit einigen neuen Stellen belegt G. Paris
vermochte auch diesmal wieder eine neue Stelle beizubringen, Rom.
XX, 149 Z. 17 aus Heinrich von Andeli's Diì du chancelier Phelipe
(schon abgedruckt in Rom. I, 214): li cors Qui est phmgiés es grans
devices De cesi siede et es grans délices; £^ la dauçor, en la melile
Tant se desduit et se delite Qu'il ne redoute point enfer. Ebenda hat
G. Paris zwei Druckfehler in meinen Erec-Zitaten S. 316 gebessert:
Figues und délite (statt melile). Ich bin zufällig auf eine neue Stelle
gestofsen und zwar in einem seit lange bekannten und viel ge-
lesenen Text, dem Amadas und Idoine, dessen neue Ausgabe
leider durch den trostlosen Zustand aller drei Handschriften in
geradezu unglaublicher Weise erschwert ist: Z. 769 Pour la ricoise
de Melide Ne vausist dir tel contraire.
Die Bedeutung von , Schlaraffenland S die diese glückselige
Insel erhalten, ist ofienbar durch die Volksetymologie, die das
Wort mit nul , Honig* zusanmienbrachte, leidit angebahnt worden.
Das Meiste mag vielleicht die bekannte biblische Wendung ^«^^
lacte et melle dazu beigetragen haben.
W. FOXRSTBR.
3. Jeu Francois.
In einer Pastourelle heifst es an einer Stelle, die audi Gode-
froy unter gieu beigebracht hat: Demanois Le ßi français Li fis a
mon talant (Bartsch, RonL u. Past III, 6 V. 41 £), Und in der F#»-
geance d'Alixandre des Jehan le Venelais liest man (KbL nat L fr.
790 fol. 180 r® a): Alixandres Pemirace, de ü prist la saisòte. Le gm
francois li fist souz la pelice hermine.^ Es wird also das, was so oft
^ Die Stelle lautet ebenso in drei anderen Handschriften, BibL nat L
fr. 791 fol. 107 V*, f. fr. 24365 fol. 193 r* a, british Mntenm, Royal 19 D. i,
loi, 47 V« a.
530 VERMISCHTES. ZUR WORTGBSCHICHTB.
jeu d*ainours oder auch jeu de cortine (z. B. Âiol V. 10963) genannt
wird, als jeu francois bezeichnet Was bedeutet hier franadii
Wenn Brunetto Latini von einer liuefrancoüe spridit (s. Gode-
froy, fascic. 89 unter franceis\ oder ein portugiesischer Diditer
des 1 3. Jahrhunderts einen Weg caminho francés nennt (Monad e
d' Ovidio, Manualetti etc. II, 59 n® 3), indem er damit oflenbar
einen von Franzosen häufig betretenen Wallfahrtsweg meint, so
wird hier das Adjektiv als „französisch" im weitesten Sinne sa
fassen sein , allein an unserer Stelle ist francois wahrscheinlich zn-
nächst = nordfranzösisch, wie ja denn die Trobadors Nordfrank-
reich einfach Fr ansa nennen, und so hat gewifs der Verfasser des
„Herzog Emsl" mit den Worten , welche Bartsch l. c. S. 38 1 zum
jeu francois heranzieht als man jensît Rînes tuoi^ Nordírankreich im
Sinne gehabt. An letztere Stelle darf man wohl auch eine Aeoise-
rung von Gaucelm Faidit anschliefsen, der im ersten Geleite eines
Gedichtes (Gr. 167, 31) von einem in der Provence lebenden GönneTt
den er mit dem Verstecknamen Mos hels Soheiras^ bezeidmet, sagt:
Mos hels Soheiras s\nansa Ab gran valor E vet (lies vol mit Hs. V)
d^amor Aver al for de Fransa, Que lone prec lifanpaor^ (MG. 475)u
Nach Obigem erscheinen die Nordíranzosen als ungestüme mid
intensive Liebhaber, und so möchte sich wohl die Entstehung des
Ausdruckes jeu francois erklären lassen. Allein befremdend dürfte
es doch bleiben, dafs in Dichtungen, die in Nordfrankreich e&t*
standen sind, francois zur näheren Bestinmiung eines Substantivs
verwendet worden wäre, wenn das Wort etwas dem Nordfransosen
im Allgemeinen Eigentümliches bezeichnet haben sollte. Neben
jeu francois haben wir freilich auch das so häufig begegnende tor
francoisy von dem schon verschiedentlich gesprochen worden ist,^
von dem man aber meines Wissens nicht mehr hat sagen können,
als dafs es eine bestimmte Wendung des Reiters bedeute, die
wahrscheinlich zum Unterschiede von anderen (gleichfrdls nidit
1 Bei dieser Gelegenheit sei auf eine Stelle beim Tanhuser hingewiesen,
nach der zu urteilen auch Palermo (mit Friedrich's H. Hof) als in jenem
Punkte berühmt oder berüchtigt galt: Si jach si Ute e% gerne Dom ick ir
taete als man den vrouwen tuot dort in Palerne (Von der Hagen, Afinne-
singer II, 85 col. I Str. 15).
» Vgl. Robert Meyer, Leben d. Trobad. G. Faidit S. 57.
* Eine besondere gascognische Art zu lieben scheint Feire d'Alvemhe
in Gr. 323, 2 anzudeuten, wenn er sagt: Et eu trob sai çuim retngna Tal
dompna don sui amaire. Non ges a la lei gascona. Mas segan que nos
amam (MG. 2 Str. 7). Liegt etwa nach dieser Richtung hin <Ue EriillniBg
eines sé engasconir bei Guiraut de Bomelh (MG. 198 Str. 6 o. Geleit)?
* Es thut nicht not, den bekannten Belegen neue hinzuzufügen, nur zwd
Stellen seien angeführt, wo der Ausdruck in mehr oder weniger fibertngenem
Sinne begegnet: A tor francois en mi lo Ht V estent (Rom. u. Fast. I, 7 V. 34)
und Et lour fera un tour francois, Ain% que n*i paraut, a lartm (Encle
ed. Löseth V. 4528 — 9). Die erstere Stelle ist schon von Bartsch 1. e S. 3S1
und von Tobler (Getting. Gel. Anzeig. 1874 S. 1041) zum Vergleiche heran*
gezogen worden.
o. SCHULTZ-GORA, JEU FRANCOIS. 53 1
näher bekannten) ibrs^ so benannt sei. Femer trefiën wir einmal
anf die Verbindung mangier /rancour indem im ^Roman de Renart*'
der Fuchs sagt, dafs er von einem merveillos mangur francou ge-
gessen habe (ed. Martin I, 15 V. 503 — 4). Es heifst weiter bei
Watriquet de Couvin von einer Dame: Rkhement ¿ieri faite acesnur
A une maniere française (ed. Scheler S. 338 V. 280 — i). Endlich
begegnet uns auch vin français im »»Combat de Saint -Pol contre
les Carmois'* (Scheler, Trouv. belg. I, 247, vgl. Ânm. dazu) und in
der Weinschlacht des Henri d'Ândeli (Ausg. u. Abb. n^ 44 S. 5 1
V. 143, vgl. Le Grand d'Aussy, Fabliaux 2« éd., 1781, II, 411, 420).
An diesen beiden Stellen ist nun ganz klar, was français bedeutet,
nämlich „aus der Ile de France stammend", indem der vin fran-
cois anderen aus anderen Gegenden Nord- oder auch Mittelfrank-
reichs henûhrenden Weinen gegenübergestellt wird.' Auch bei
Watriquet (ed. Scheler S. 384 V. 103) dürfte vin français diesen
Sinn haben (die Scene spielt in Paris), obgleich er hier im Gegen-
satze zum garnache erscheint, der vermutlich ein südfranzösischer
Wein sein soll und wohl nicht, wie Scheler meint, ss „Wein aus
Granada'' ist. Es liegt also der engere Sinn vor, der neben dem
weiteren auch sonst von dem Adj. und SxxhsL frcmcois (entsprechend
France = Ile de France) genugsam belegt ist: „franzisch, Central-
franzose*'. Daher dürfte man, meine ich, kaum fehl gehen, wenn
man diese Bedeutung als die jedenfalls ursprünglich zu Grunde
liegende auch in mangier français^ tor français und in unserem
jeu français erkennt Vermutlich werden aufserhalb der Ile de
France Lebende jene Wendungen zuerst gebraucht haben« Wie
es freilich zur Entstehung derselben gekommen ist, wird wohl der
Kulturhistoriker besser beantworten können als der Linguist Ich
möchte nur noch auf den Ausdruck compagnie française hinweisen,
den Sainte-Palaye unter français im Sinne von union d*un sexe avec
r autre aus dem 15. und 16. Jahrhundert je ein- und zweimal be-
legt, und welcher als eine Art Fortsetzung àfì& jeu français erscheint
O. Schultz -Gora.
3. Sadit manäasiwe etc. „SchUrze^
Es wäre ein Fehlgriff, nach cartesina^ = it. carticino nuatcbsin^
einem it manticino gleichzustellen; jenes ist ein t t der Buch-
drucker, der von diesen nach Neapel gebracht wurde, wobei er
* In „Clans et Lans" V. 196 13 begegnet man einem tour breton mit B^
zug auf SchwertiuhniDg.
' Dazu stimmt ganz die auf Grund einer Verordnung von 131 5 von
Sainte-Palaye unter français gemachte Angabe: vin f raneáis sa tñn çt^on
recueille dans Î*Ile de France,
> D'Ovidio in der Romania XXV, S. 297, Note 9.
532 VERMISCHTES. ZUR WORTOESCHICHTB.
die venezianische Form behielt; manébsin»^ dagegen ist z. B. nur
in der Stadt Neapel selbst gebräuchlich, aufserhalb soll man in der
Provinz schon andìsim sagen, was zeigt, dafs ante Sfno gemeint ist,
neben welchem in anderen Mundarten wand9sm9 vorkommt ==
[a]van/t s, ; Kontamination mit mantello u. s. w. war sehr leicht; sm9
s= Sfno (oder sent) ist dort lautgerecht.
J. SUBAK.
4. Rugidus.
Roman. Etym. I, 24 konnte ich rugidus neben rüUdus „ninzlig^,
„rauh'* nur aus dem Mittelalter nachweisen, und sah es als eine
späte Bildung an. Nun kommt es mir in einer alten Inschrift za
Gesicht welche, in kursiven Zügen, auf dem Boden eines in der
Nähe von Debelo Brdo gefundenen und im Museum zu Sarajevo
aufbewahrten Thongefafses steht Der Gute K Bormanns verdiuike
ich die Inschrift in Photographie und in Abdruck; sie lautet: ^o
Justus I olarius et \ manus meas \ rug e tas et /e\detas.
H. SCHUCHARDT.
^ In Norditalien scheint far Scharze neben den Ableitungen von grembê
{^grembiale, grewbiule) traversa (triest) u. a. vorzukommen.
BESPRECHUNGEN.
F.Biohenet, Le Patois de Petit-Noir, canton de Chemin (Jura). Dole,
L. fiemin, 1896. VI -302 p. 8<^.
Ce livre montre one foia de plus combien en France la solution si simple
donnée par la science actuelle à la question de Torigine et de la formation
des patois est lente à pénétrer même dans les milieux cultiTés. Les patoisants
de province, mal secondés par des bibliothèques insuffisantes, ridies surtout
en ouvrages surannés, ne se lassent pas de répéter des théories depuis long«
temps insoutenables. Ils ne peuvent pas comprendre que les patois ne sont
que des dérivés naturels et spontanés du latin au même titre que le français,
qu'ils ne constituent par rapport à ce dernier que des variétés locales, sorties
de la même souche, mais ayant évolué d'une fiiçon plus ou moins différente,
et qui sont tombées à leur humble niveau actuel uniquement parce que les
circonstances extérieures ne leur ont pas été favorables. La suprématie du
parler de TIle-de-France est si bien et depuis si longtemps établie, qu'il apparaît
aux yeux du grand nombre comme le seul type normal de la langue et qu'on
s'obstine à aller chercher bien loin les raisons des divergences dialectales
parfois considérables. Quand on ne fait pas des patois les restes vénérablet
d'idiomes quasi antédiluviens, on se croit au moins obligé d'admettre toute
sorte d'influences étrangères et des mélanges saugrenus de langues les plus
diverses. Une connaissance superficielle de l'ancienne langue vient souvent
ajouter encore à la confusion.
M. Richenet, agrégé de l'Université et professeur en retraite, ne donne
sans doute que modérément dans ces travers ; cependant les considérations sur
les patois qui ouvrent son volume trahissent des notions encore Men pen
claires du sujet. Il ne saurait guère en être autrement, qtaand des autorités
comme Fallot et le Dr. Perron^ suffisent à rendre l'auteur hésitant, tandis
qu'il paraît ignorer M. Gaston Paris et son classique discours sur kt Parlen
de France. M. R. reconnaît bien que le patois de Petit-Noir se rattache an
^ Auteur d'un mémoire intitulé Braye4êW'Ptsmês. Histoire. Statistique.
Langage, inséré dans les Mémoires de la Société d'Emulation du Doute 158B
PP*33i — 4^* M. Perron résume ainsi son opinion sur les patois (p. 411):
„Les patois ne sont donc pas des dérivés du latin. VL sont bien des Idioines
primitifs et dans toute la force du terme des langues mères, dont les langues
savantes dérivent assurément." Si nous signalons ce travaQ, qui manque à la
bibliographie de M. Behrens, c'est seulement à cause du glossaire qui occupe
les pp. 4U— 459-
534 BESPRECHUNGEN. J. JBANJAQÜET,
latin vulgaire, mais il se demande quelle part ont eue dans sa formatìoD
l'idiome celtique et les dialectes germaniques, et il croit voir dans le passage
de cl, gl, à kif gi une influence italienne, que la domination espagnole en
Franche-Comté aurait contribué à maintenir (p. 15).
Bien que l'auteur connaisse parfaitement le Glossaire du Parier de
Bournois de M. Roussey, il n'en a en rien adopté les bonnes dispositions et
a évidemment pris pour seul modèle le Patois des Fourgs de Tissot, dont U
suit exactement le plan. Or si le travail de Tissot, qui date de 1864, compte
parmi ceux de cette époque qui ont rendu et rendent encxnre le pins de ser-
vices, il ne répond toutefois que d'une manière bien imparfaite à ce que l'on
demande aujourd'hui d'une étude de ce genre. La même remarque s'appUqne
par conséquent à l'ouvrage de M. R. Sur un point cependant, M. R. w
montre supérieur à son modèle: renonçant complètement aux lettres étymo-
logiques si chères aux amateurs, il a fait usage d'une graphie parement pho-
nétique. La transcription gagnerait sans doute à être précisée davantage dans
quelques détails, mais tel qu'il est, le système adopté a du moins le mérite
d'être simple et pratique. L'auteur s'y est tenu rigoureoiement et son livre
ne laisse rien à désirer sous ce rapport.
On pourra extraire quelques indications phonétiques dn chapitre intitulé
Formation du patois de Petit-Noir, qui se borne à une comparaison rapide
et superficielle des sons du patois avec ceux des mots français correspondants.
Celui qui traite des Rapports du patois de Petit-Noir avec quelqius atUres
patois est insignifiant. En revanche, la Grammaire (p. 41 — 60) constitue, mal-
gré ses lacunes, une utile contribution à la morphologie dialectale. Les Textes,
soigneusement transcrits, qui occupent la fin du volume (p. 245 — 300) ne seroDt
pas moins profitables. Tous sont des traductions de morceaux patois d'autres
régions et sont accompagnés de l'original, afin de permettre la oomparaisQiL
Comme chez Tissot, la partie la plus considérable de l'ouvrage est ibnnèe
par un Glossaire (p. 80 — 238). M. R. n'a pas visé à être complet comme
M. Roussey, mais il ne donne pas non plus que ce qui est spédal au patois;
en général, on ne voit pas trop les motifs qui ont déterminé l'admission ov
l'exclusion de tel ou tel mot. L'auteur a intitulé son glossaire „Glossaire com-
paratif" et la comparaison semble en efiet avoir été sa grande préoccupatiao«
Non content de dépouiller à cet effet bon nombre de dictionnaires et glos-
saires anciens ou modernes, il a été chercher des rapprochements daos toute
une série fort disparate de textes français et patois, depuis les Quatre Lhres
des Rois jusqu'aux Papillotes de Jasmin. Il est à peine besoin d'ajouter que
les résultats utiles de ce travail sont peu en rapport avec la peine qu'A a dû
coûter à son auteur et la place que tiennent ces longues et peu instructives
séries de renvois, qui accompagnent presque chaque mot. H est dair qu'os
ne saurait retirer un bien grand profit d'articles rédigés ainsi:
Bru, bruit. Bér., Jas., Jaq., Rou., Jan., Ob., Beau.,
même quand on sait quels ouvrages désignent ces abréviations. Cet exemple
montre également que les mots les plus courants n'ont pas été exceptés de
cet étalage de citations, et à propos de cou\ * queue' ou pigf^» 'peigne*»
M. R. invoquera le Roman de la Rose, Froissart, Etienne Boilean» Rabelsis
et une dizaine d'autres œuvres. Il eût évidemment été beaucoup mi^ny
F. RICHSNET, PATOIS DB PBnT*>NOIR. 535
en développant la partie originale du glossaire, dont les articles proprement
dits sont en général très sommaires.
Quant au patois de Petit-Noir, il ne présente rien de bien saillant au
point de vue phonétique, mais il fournira des points de repère intéressants
pour la délimitation de certains caractères. Petit-Noir étant situé aux con-
fins de la Bourgogne, sur la rive droite du Doubs, à 24 kilomètres en aval
de Dole, son patois diffère déjà notablement du type de la région juras-
sienne et ofi're davantage de ressemblance avec le français. Les finales latines
et l'a tonique libre ne sont conservés nulle part: péf*^ mit*, fét^, lévr^,
kyé (clavem, clarum), tnôgri (i =. e mi-ouvert et bref), sântè, pidhyè, sèthyè
(siccitatem), marché (mercatum). A noter que l'infinitif de la l^ conj.
se termine uniformément en -è, sans aucune distinction entre les anciens
verbes en -ür et ceux en -erx mijè, èrachè, charchè, tmdè comme aU,
chântè, Vvè, tandis que les deux classes sont encore distinctes à Bour-
berain et ^lus près encore à Broye-lez-Pesmes, au confluent de la Saône et
de l'Oignon (v. Perron, /. f.). — 'Otum aboutit au même résultat que -are,
mais le traitement de -atam appelle quelques mots d'explication. Dans les
participes on a toujours /': chanté*, mijé* (j'infère du moins cette dernière
forme du silence de M. R. et de oblijé*, qu'on lit p. 296); mais dans kt noms,
on trouve à côté de anné\ pigne*, trenne*, vale*, vôpré*, jouné*, rou9é*, etc.
des formes telles que brasi*, èri* (areatam), èrègni*, foum* (fumatam), fourchi*
(furcatam), y«rt ' (focatam), lèti* (lactatam), /m<^^''« 'pochée', /¿iixt', 'pincée',
pougni*, pôlti*, 'pelletée', etc. On a évidemment affaire dans ces derniers
mots à la réduction de -iée en -ie bien connue par les anciens textes français
de l'est et du nord et attestée également pour notre région par d'anciens do-
cuments (v. £. Goerlich, Der burgnndische Dialekt im Xm. u. XIV. Jahrh.,
p. 16). A l'origine, on a donc aussi dû avoir l'alternance chanté* — nUjV^
mais la nivellation des infinitifs a entraîné celle des participes, et la termi-
naison i* s'est conservée seulement dans les substantia. D'autre part, comme
ceux-ci sont en grande majorité des collectifs, cette même terminaison s'est
propagée à d'autres collectifs, tels que fauni*, pôlti*, dans lesquels le suffixe,
n'étant pas précédé de palatale, devrait régulièrement être é*. Les faits ana-
logues de Bourberain (Rabiet, Pat. de B. I p. 12) s'expliquent de la même façon«
Le glossaire de M. R. ne fournit malheureusement pas toujours les élé-
ments nécessaires pour résoudre les questions asses complexes qui se rat-
tachent au vocalisme de Petit-Noir. Une autre difficulté provient de ce que
le patois, fortement influencé par le français, n'est plus bien homogène et a
subi récemment des altérations qui ont complètement modifié certains carac-
tères. M. R. fait à ce sujet l'observation très intéressante que les diphtongues
éy, aw, qui existaient encore dans notre siècle, ont aujourd'hui disparu et
sont remplacées par é, ô. Ainsi tous les mots en -arius, qui ont aujourd'hui
'é, se prononçaient encore avec -êy vers 1850 (p. 31); lé (lectum) était iêyi
-atam avait également donné fy*, si l'on en juge par la variante anniy à côté
de anné\ Quant à la diphtongue aw, elle représentait un ancien oui caw
(cou), kyaw (clou), saw (soûl), /aw (fou), maw (mou), kfyaw (caiiloQ). M. R«
indique aussi pyaw comme forme archaïque de Pyâ (pellem), mais comme il
ne donne pas de variantes pour ch^vâ, ptV (pala) eto« on en peut conciare
que r^ est ici de date plus ancienne: al'^aim'^â eet antèrieiir à am'^am»
536 BESPRBCHUNGBM. E. HBRZOG,
L'existence d'une ancienne diphtongue fw est ¿gaiement attestée par le viens
patois nêu (&= nfw) pour neu (s= nœ) ^ noctem.
Dans le domaine du consonnantisme, mentionnons seulement qve Petit«
Noir participe encore à la palatalisation franc-comtoise des gronpei rd, ri,
qui s'étend vers le nord jusqu'en Lorraine (Meyer-Lnbke, Gr. I § 475 ; P. ^aity.
Rev. Clédat VI 143). D'après la description donnée p. 229, les sont q^ rt-
sultent ici des groupes en question sont it, t, que M. R. tramcrit dty, tkyi
ctdhy, padhyu, moudhyu, pôthy, pouthyè, southyi.
En somme, on ne peut que regretter qu'une connaissance însnffisante
des besoins de la science actuelle et de la méthode à suivre n'ait pas permis
à M. R. de nous donner la monographie complète et définitive qu'il aurait
certainement été en état d'écrire; mais cela n'empêchera pas les romanistes
d'accepter avec reconnaissance les matériaux assez abondants et très ntîHtaMft
que son volume met à leur disposition.
J. JSAIIJAQÜBT.
L Usohakoff» Zur Frage von den nasalierten Vokalen im Altfran-
zösischen. Separatabdruck aus den Mémoires de la société néo-philo«
logique à Helsingfors. Il (1897) S- ^9 — S^*
Der vorliegende Aufsatz Uschakoffs zerfällt im wesentlichen in iwei
Teile; der erste sucht die schon mehrmals von verschiedenen Seiten ansge-
sprochene (Engelmann, Ueber die Entstehung der Nasalvok. im Afra. Haue
1882, S. 2), zuletzt von Suchier in seiner afrz. Grammatik S. 63 scharf for*
mulierte Behauptung einer gleichzeitigen Nasalierung aller Vokale zu beweisen,
der zweite sucht die Annahme Suchiers — der Grund der bei jener Be-
hauptung auffallenden Thatsache, dafs die Nasalierung von u, t, ù, o ait
Bindung mit oralen Vokalen in Assonanz nicht verhindert hat, wohl aber die
von a, e, sei in einer qualitativen Veränderung der letztem gelegen — sa ent*
kräften und dafür den geltend zu machen, dafs die assonanzgestattenden Nasa-
lieruDgen bei weitem nicht so stark gewesen seien als die assonansfer-
bietenden.
Die von Suchier aufgestellte Theorie hat etwas ungemein Ansprechendes.
Immerhin hat man das Bedürfnis, mehr Beweise als die von ihm S. 62 zitiertoi
Schreibungen und Reime von inK \ iK zu besitzen, um so mehr da jene Fille^
wo es sich um bloiise Nichtsetzung eines n handelt, auf VernachUssigong dei
Striches von selten des Schreibers, jene wo es sich um ungehörige Setung
eines Nasals handelt, auf falscher Deutung eines im Original irgendwie ent*
standenen, zufalligen Strichleins auf dem vorhergehenden Vokal benihcB
können. Doch ist die Zahl der Fälle wohl hinreichend grofs, nm die An-
nahme solcher Zufälligkeiten zweifelhaft zu machen. Wie dem auch sein
mag, man wird neue Beweismomente mit Freude entgegennehmen , nur dliileA
sie nicht so beschaffen sein, wie die von U. angeführten, die darthmi ioUcB»
dafs die Nasalierung nicht erst im 16. Jahrh. eingetreten ist. Es ist ja riditi^
dafs, wo man ähnliche Erscheinungen durch einen einzigen in eine beatiimUe
Zeit fallenden Vorgang erklären kann, man das lieber thon wird ab
schiedene zeitlich getrennte und im Resultat doch analoge annehme«.
USCHAKOFF, NASAUBRT£ VOKALS IM ALTFRZ. 537
darf man deshalb behaupten^ dafs »»ein wiederholtes Auftreten derselben Laut*
Wandeltendenz in der Greschichte einer Sprache eine äufserst seltene Erschei-
nung" ist und dafs „eine drei- bis vierfache Wiederholung um so unwahr-
scheinlicher ist'*? Das e von lat mare ist im ältesten Frz. geschwunden,
offenbar nachdem es früher 9 geworden ist. Ebenso schwindet in einer be-
deutend späteren Periode das 9 von frz. mare. Im Vulgärlatein Galliens geht
ki zu lit, um schliefslich t'i, ci zu werden. Einige Jahrhunderte später werden
germanische Wörter mit ki aufgenommen, das ki geht wieder zu Iti, das sich
später in li verwandelt. In einzelnen Dialekten, die beide Wandlungen mit-
gemacht haben, sind nun auch eine Anzahl sekundärer ki in einer der Gegen-
wart nahe liegenden Zeit wieder zu k'i und teilweise zu tli geworden. Das
zweite Moment U.'s ist noch weniger geeignet meine Zustimmung zu ge-
winnen; er führt an, dafs ßlme ungefähr in derselben Zeit, wo die Nasalierung
bei fin angenommen wird, zu fame geworden ist, und fragt: »»^ie ist es
möglich zu glauben, dafs in derselben Lautperiode, wo fur gewisse Vokale
vor Nasal in gewissen Stellungen eine Tendenz zur Entnasalierung sich that-
sachlich kund giebt, für andere Vokale in anderen Stellungen die entgegen-
gesetzte Tendenz zur Nasalierung eingetreten wäre?" Ja, warum denn nicht ?^
Ein dritter Grund ist ähnlicher Beschaffenheit; die heutige nasale Aussprache
von f und u besteht seit der ersten Hälfte des 17. Jahrb., ja nach Gramma-
tikerangaben wahrscheinlich schon im 16. i, ü müfsten also in der Zeit von
50 bis 100 Jahren zu In, ün, dann zu ^, o geworden sein. Verf. findet das
unwahrscheinlich, namentlich in einer „kultivierten Reichssprache". Aber ehe
wir den lautphysiologischen Vorgang nicht ermitteln können, solange wir
über die Mundstellung bei dieser Entwicklung nichts wissen, haben wir gar
kein Mafs dafür, ob diese Veränderungen wirklich so viele und so grofs sind,
als sie auf den ersten Anblick scheinen. Und gerade in einer „kultivierten
Reichssprache", wo das Beispiel einer oder mehrerer höher gestellten Per-
sonen oft von grofsem Einflufs ist, erklären sich in kurzer Zeit vollzogene
grofse Veränderungen viel leichter als bei unkultivierten und deshalb viel
konservativeren Menschengruppen. Solche theoretische Erwägungen, weit ent-
fernt „gewichtig" (S. 38) zu sein , haben überhaupt keine Beweiskraft. Ein
ähnliches Raisonnement, das darthun soll, dafs die Nasalierung auch als ein
einziger, zusammenhängender, aber drei bis vier Jahrhunderte dauernder Laut-
wandelprozefs nicht aufgefafst werden darf, kann hier fuglich übergangen
werden. — U. glaubt noch für ie und o spezielle Beweise einer frühen Nasa-
lierung bringen zu können. Was ersteres betrifft, so geht er von der Voraus-
setzung aus, dafs vor Nasalen immer e und if gesprochen wird. Ersteres ist
möglich, aber nach seinen Gründen nicht bewiesen, letzteres direkt unglaub-
würdig. Für e führt er zwei Momente ins Treffen, erstens andere romanische
Sprachen — also deshalb, weil in verschiedenen roman. Sprachen € (zum Teü
' Verschiedene Tendenzen in verschiedener Stellung: Vokalunterdruckung
in Fällen wie dreit von frühester Wirksamkeit, Vokalentfaltung in kanap, cantf
(ML. I §387). Verschlufslösung in VbV^ VvV, Verschluisbildung z.B. in
corvellu >» corbeau. Ferner sind Assimilation und Dissimilation wohl in jeder
Periode wirkende entgegengesetzte Tendenzen. Im Grund handelt es sich
auch bei der Nasalierung und Entnasalierung um Assimilation und Dis-
similation.
Zeiucbr. l rom. Phü. XXIL 35
538 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG,
bloíis e) vor Nasalen (zum Teil blofs vor N'-\'P) i wird, weil f in provcns.
und nordit. Mundarten zu f wird, soll dies auch fur's Nordfrx. gdteo?
Zweitens die Parallelität mit o. Die frz. Assonanzen zeigen for f] und S.T.
für ^[ seit den ältesten Zeiten vor Nasalen geschlossenen Vokal. Dieser loU,
entgegen Suchier, schon vor der Nasaliening bestanden haben; warum?
Erstens, wieder weil wir es in andern Sprachen finden. — Aber das beweist
hier doch noch weniger ; da die Verbindung cNIT im Lateimsdien selten war
(man sprach mçnte, 'çnd')^ so konnte leicht die sehr h&ufige 'ÇNK" an Stelle
der seltenen treten, was in den einzelnen Sprachen unabhängig von einander
geschah, wie die ungleiche Behandlung gewisser Wörter zeigt, vgL ML,
I 172 f. Die Verwandlung in a, die 9 (wie es scheint blob nebentonig) und
nur dieses vor mK, besonders in gewissen Dialekten, erleidet (s. Sodiier 65),
spricht eher fur die Beibehaltung von p. Zweitens die Tendenx der Nasa-
lierung ist Vokale zu öffnen, nicht zu schliefsen. Also im Gmnde wieder
Parallelität mit den Vokalen der lingualen Reihe, aber schledit angebracht, da
wir bei den Nasalvokalen eine auffallende Analogielosigkeit der Behandlang
jedenfalls zugeben müssen. ^] ist heute J, .d] ist ç (nicht ^, wie meistens
angesetzt wird), f [ diphthongiert (zu et oder 0?), f^[ niemals. Es ist das gana
begreiflich, da das Gaumensegel, das die Nasalierung bewirkt, nahe jenen
Teilen der Zunge ist, deren Lage bei labialen Vokalen verändert wird, so
dafs gewisse Beeinflussungen sich ergeben konnten, fur die bei lingualen Vo-
kalen kein Grund vorlag, ü und % entvâckeln sich deshalb vollständig analog,
da ersteres von Anbeginn û gesprochen wurde und die Zungenstellong von f
hatte. Uebrigens wäre bei öffnender Tendenz nicht verständlich, dafs U in
so vielen Orten Ç, ja ç (selbst teilweise in Paris) gesprochen wird, dafs in
Alt-Miinsterol degqfi (dégoûtant), hX (banc) gesagt wird (Homing, Fr. St.
V 444) u. a. m. — Dafs man ie mit e sprach, ist dem Verf. ausgemachte That-
sache; er wendet sich nur gegen die, die etwa meinen könnten, es sei £f ge-
sprochen worden — und diese Aussprache ist ja doch for einige Gegenden
Frankreichs ganz sicher — . Er behauptet, diese Einwendung passe nicht for
Wörter wie païen, hier sei e von Anfang an betont gewesen. Non ist es
allerdings auch die Annahme Suchiers, dafs ie aus a immer anf #* ie ans f
im Anfang wahrscheinlich auf i betont war. Es sind aber jederzeit die beiden
ie vollständig gleichmäfsig behandelt worden und sie reimen seit den ältesten
Zeiten mit einander. Wenn also Suchier verschiedene Betonung annimmt,
kann sich das nur aus der Art erklären, wie er sich die Entwicklung a^âr
vorstellt: offenbar Pa >- P/a >► Z^/. Wie aber, wenn sie vielmehr so ist:
Pa\_ >> /V (als sonstiges a[ noch a war) denn gleiche Behandlung mit f ? ifit
einer derartigen Annahme liefse sich die weitere Verbreitung von Píe in
guten Zusammenhang bringen. — Verf.s Beweis, dafs 0 nicht später als andere
Vokale nasaliert worden sei, beruht auf seiner Ansicht, dafs die Vokale un-
gleich stark nasaliert wurden. Ich komme darauf später zurück.
Endlich folgen Thatsachen. Verf. weist auf die von Suchier nnd Engd-
mann zitierten Schreibungen hin, greife aber freilidi als Beispiel gerade die
heraus, die bei Suchier einzig nichts beweist: amins in einer Metxer Urknnde,
das wie ähnliche Schreibungen im Lothr. Ps. und sonst nur xeigt, dafs &
heute dort in den Verbindungen mi und ni eingetretene progressive Nasn-
lierung schon damals stattfand. Dann werden die VerwechslnngCB vm ns.
USCHAKOFFy NASALIERTE VOKALE IM ALTPRZ. 539
und n erwähnt, deren Beweiskraft Verf. anzweifelt» weil er an einen mög-
lichen Einflufs südfrz. Dialekte denkt; auf alle Schreiber, die sie sich zu
Schulden haben kommen lassen? das wäre merkwürdig. Verf. fuhrt die Schrei-
bungen im Höh. L. büm, raisum an und hätte überhaupt die ältesten an-
fuhren sollen Eide: fmon. Pass.: evirum u. a., Als: rien A 12,, sogar tun (tu
me) L 785, 945. Verf. führt femer Reime von Vm : Fn an, die ihm aller-
dings nicht ganz beweiskräftig erscheinen, da m in n übergegangen oder die
Reime ungenau sein könnten.
Noch ein Moment fur hohes Alter der Nasalierung könnte man anfahren,
den Unterschied zwischen mains und anz. Man mufste dann annehmen ein-
faches n sei bereits in die Nasalierung des vorhergehenden Vokals aufgegangen
als s silbenschliefsend zu wirken begann (vgl. Gröber, Zs. VI486): also
mal'S ^ mais, aber än-s ]> äntsJ^ Dazu muíste man den Schwund des nasalen
Konsonanten bei Nasalierung des vorhergehenden Vokals schon vor dem
Schwund des tonlosen reduzierten Vokals (nicht des a, das damals noch nicht
reduziert war) ansetzen, ungefähr nach folgender Tabelle, die auch gleich-
zeitig die Verschiedenheit der Entwicklung von Ufidu und tenera erklären
soll. Bei teneru nehme ich frühen Ausfall des Zwischentonvokals mit Ersatz-
längung des vorhergehenden Konsonanten an, die nicht möglich war, wenn
dieser eine Muta war. Mit dieser Annahme in Einklang sind die Schrei-
bungen anime, aname des durchs Metrum zweisilbig erwiesenen änme (die
Schreibung anrne wäre äme gesprochen worden), femer die lothr. Entwicklung:
anrme spr. arme, Dissimilation aus änme* Auch dais ein tonloser Vokal in
liquider Umgebung früher schwindet als sonst, hat nichts Auffalliges, vgl.
mhd. nern, kein, in späterer Periode des frz. donrai (dSn^rai^ dönrai"^
dSrai) gleichzeitig mit porterai,
I . ep. latus pratu tçpidu manus manu lana
2. ep. IçLd^s prçui^ tábido
man^s
•
man^
•
lana
•
3. ep. lad^s prad^ tiebido
män^s
m
mân^
•
Idna
m
4. ep. läd^s präd^ tiebdo
maï^s
mai^
laïna
5. ep. lez prêt tiebdo
maïs
mat
laïna
I. ep. p^nna annus annu
tfneru
Ifntu
2. ep. penna ann^s ann^
tennro
lent^
3. ep. pinna çnn^s çnn^
tinnro
Hht^
4. ep, pina ç.n^s çn^
tinro
/»«
5. ep. pina änts an
tindro
lit.
wobei ^ der seiner Qualität nach unbestimmbare (vielleicht nach Nasalen
nasalierte) zwischen u und Ausfall liegende tonlose Vokal, a ein gegen e ge-
neigtes a, aT den (bis jetzt nicht bekannten) Klang des afrz. Lautes in main
bedeutet ; wird diese Entwicklung als der Grund der Verschiedenheit zwischen
anz imd mains angenommen, so ergiebt sich ohne weiteres, dafs anch in den
Produkten von finis, vlSnis, canis, rationes, unus nicht blois der betonte
^ Gröber (Zs. IX 159) erklärt den Unterschied anders: /-Einschab nnr
nach kurzem Vokal: änus'^ants, manus "^ mains. Ich wage keine Ent-
scheidung.
35*
540 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG,
Vokal bereits vor der litterarischen Periode nasaliert, sondeni auch der nasale
Konsonant geschwimden war.
Verf. behauptet, die merkwürdigen Assonansverhältnisse erUSren ridi
dadurch, dafs i, ie, ü, p nicht so stark nasaliert seien wie a und f, und dies
daraus, dafs sie nicht so stark nasaliert werden können. Ja, er geht so weit,
zu behaupten, dafs a, f deshalb auch leichter und vielleicht etwas froher
Nasalklang erhalten hätten als die andern Vokale — wodurch der einzige»
allerdings grofse Vorzug der Suchierschen Theorie mit einem Schlag vernichtet
wäre. Denn wie man einmal zwei Prozesse annimmt, bleibt es sich gana
gleich, ob sie durch Jahrzehnte oder durch Jahrhunderte von einander ge-
trennt werden. Aber es ist gewifs eine ganz unrichtige Voraussetaung. Darch
einen einfachen Versuch kann man sich überzeugen, daís a und f beide sdir
stark nasaliert werden können, so stark, dais keine Luft aus dem offenen
Munde austritt, wenigstens ein davor gehaltener Spiegel nicht angehaucht
wird — und es ist auch gar nicht einzusehen, warum bei i der Nasalklang
nicht ebenso stark sein kann. Bei u, o könnte man daran denken, dab der
gehobene hinlere Teil der Zunge die starke Senkung des Gaumensegels ver-
hindere ; aber bei t ist derselbe genau in der gleichen Lage wie bei o. Wenn
thalsächlich bei t Nasalierung schwerer einträte als bei a, dann wäre absolot
nicht zu begreifen, warum in so vielen Gegenden Frankreichs bei vorher-
gehendem Nasal gerade nur i (und ü) nasaliert werden, und gewils einer
starken Tendenz folgend ; denn bei einer schwachen wären nicht selbst Vobal-
formen, die unter Analogie so vieler andrer mit or. Kons.-|-i!* < stehen, er-
griffen werden: garn^, dorm^, vnö (venu), tnö [ClairvauxJ, ml (mb), niSfif
(meunier), aber me (moi), nia (mais) [Metz] u. s. w. Vgl. auch das weiter
unten über den Wiener Dialekt Gesagte.
Was hat nun U. gegen Suchier's Theorie zur Erklärung der Assonanz-
verhältnisse einzuwenden? i. „Ein stark nasalierter Vokal, wie Jinnenfiranz.
pan, unterscheidet sich von dem nicht nasalierten Vokal mit gleicher osaler
Qualität, a in neufranz. pas, ebenso sehr, wenn nicht mehr, als etwa das a
in pas von a in neufranz. patta,** Wohl, aber der Unterschied ist kein qua-
litativer, die Gleichheit des Vokals kann doch deutlich empfunden werden»
wie etwa die Gleichheit zweier Töne auf dem Klavier und der Violine« In
unserm Wiener Dialekt giebt es eine Reihe stark nasalierter Vdcale — so
stark, glaube ich, als sie überhaupt nasaliert werden können — und doch
kann man ohne Schwierigkeit erkennen, dads die Qualität des Vokals in mí
(Mann) dieselbe ist wie in da (da), in i/â (Stein) wie in väs^ (icio), in wtë
(mein) wie in sti¡^kt (steigt), in gè (gehen) wie in fj (v/ifîç), in hi (hin) wie
in sif (Schiff Sing.), es geht nicht ein Haar von der spezifischen Nuance des
Vokals verloren. 2. Verf. uniersucht, welche Qualität wohl ä und 9 gehabt
haben mögen, da sie sich von sämtlichen oralen Vokalen unterschieden haben;
bei ä könnte er noch eine passende ausfindig machen , bei f jedodi sieht er
sämtliche Plätze bereits von oralen Vokalen besetzt. Die ganze Beweisführung
beruht auf der alten, leider mit so grofser 2^higkeit festgehaltenen Vorstdlnag
— die auch zu so viel unnötigen Grübeleien betreffend die Stellang von «
^ Ich bezeichne mit dem ~ die eigentümlich breiten, durch
ziehimg der Mundwinkel hervorgebrachten Vokale.
USCHAKOFF, NASALIERTE VOKALE IM ALTFRZ. 54 I
aus a gefahrt hat — , als ob die bekannte Vokalreihe eine feste unabänderliche
Zahlenreihe und alles ober und unter ihr irrational sei. Nun sollte man doch
seit Sweet's Arbeiten bedenken, dais auíser der Lippen- und Zungenstellung
noch andere Faktoren für den Klang des Vokals mafsgebend sind, unter andern
namentlich die Stellung des Unterkiefers. Wir treffen bei den Nasalvokalen
— abgesehen von den Diphthongen — eine ganze Reihe auffallender Erschei-
nungen. ? wird auf weitem Gebiete zu ä, iSf geht auf einem Teil desselben
mit (¿3), auf dem andern nicht, o wird wahrscheinlich zu p^ ud bleibt nur kurze
Zeit und geht dann ebenfalls zu p, 7 und ü bleiben einstweilen als solche.
Diese Erscheinungen werden doch nicht durch die — wie wir gesehen haben,
falsche — Annahme erklart, dafs Nasalierung die Tendenz habe, die Vokale
zu öffnen, da Nasalvokale auf so vielen Grebieten unverändert bleiben. — Es
handelt sich vielmehr darum, Mundstellnngen ausfindig zu machen, die die
Erscheinungen erklären, und kann man alle die verschiedenen Entwicklungen
durch ein und dieselbe Veränderung in der Mundhaltung erklären, so hat die
Erklärung einen um so hohem Grad der Wahrscheinlichkeit. Ich glaube eine
solche gefunden zu haben; zieht man nämlich unter sonst gleichen Be-
dingungen, also bei hoher Kieferstellung und ohne die Unterlippe einzuziehen,
den Unterkiefer bei den Nasalvokalen zurück, so bleibt der Klang von ü, Ï
zunächst ziemlich unverändert, erst bei starker Zurückziehung entsteht ein
ö ', Z' Klang, Z und f bekommt ungefähr den Klang von ä , ä (reines, nicht
wie im Neufrz. stark zu o neigendes S) bekommt ebenfalls einen Klang un-
geíahr wie ä — jedoch sind die beiden ä deutlich verschieden, was sich
namentlich zeigt, wenn man die Zurückziehung übertreibt : ä aus i erhält den
Klang von ç^ beinahe ç\ ä aus ä bleibt jedoch für das Ohr unverändert;
<f 0 werden zu einem dumpfen p. Es bleiben noch ie und uo. Hier kann
solange nichts entschieden werden, ehe man nicht weifs, wie sie ausgesprochen
wurden und wie sie entstanden sind. Ich denke mir if und u<f aus ^, C
wieder durch eine besondere Kieferstellung entstanden und zwar durch Senkung
des Unterkiefers (Lowstellung). Will man ein ( oder ç mit gesenktem Unter-
kiefer — also wirklich aperto, d. h. mit stark geöffnetem Mund — erzeugen,
so bleibt die Zunge ungefähr in der Lage, die sie sonst bei / und y ein-
nimmt. Nehmen wir nun an , dafs z. B in Idto diese Senkung noch nicht zu
Beginn des f- Lautes eintritt, sondern der Kiefer noch einstweilen in der
Stellung verbleibt, die er beim / innehatte, so entsteht li^to. Ich habe that-
sächlich diese Aussprache des Diphthongen bei Italienern beobachtet. Nasa-
liert man ein so gesprochenes ff und macht man zugleich mit der vertikalen
Kieferbewegung die horizontale nach rückwärts, so wird der Laut zunächst
kaum verändert, bei starker Zurückziehung aber entsteht iä . Bei uo läge die
Sache imgcfahr so. Der orale Laut ist nach allgemeiner Annahme von uo
zu ü€ geschritten. Er hat dabei wohl die Stufe uo passieren müssen. Tritt
in diesem Stadium die Nasalierung unter starker Zurückziehung ein, so ent-
steht ungefähr üp. Hier ist nun leicht der erste Vokal von dem folgenden
verschlungen worden, oder, was mir wahrscheinlicher vorkommt, das häufige p
wurde an Stelle des seltenen üd gesprochen. — Diese Erscheinungen mit den
historischen in Zusammenhang gebracht, ergiebt sich, dafs die Tendenz der
Kieferzurückziehung erst schwächer — auf welcher Stufe auf einem Teil des
Gebiets ä aus a und ä aus e in den letztem Laut zpsammenflols — , dann
542 BBSPRECHUNOBN. F. SBTTEGA8T,
stärker aufgetreten ist, gegen Ende des Mittelalters sich jedoch Terlorcii hat«
um andern Tendenzen Platz zu machen. Auf manche Erscheinimgen aos den
frz. Dialekten, die sehr sonderbar schienen, aber mit Annahme obiger Er«
klärung sich ziemlich einfach lösen, einzugehen, verbietet mir der Rahmen
einer Rezension. —
Wenn man auch U. im allgemeinen nicht zustimmen wird, so wird man
doch gern zugeben, dafs ein Moment, das er gegen Schlufs erwShnt, rar Er-
klärung der merkwürdigen Verhältnisse in den Assonanzen beitragen konnte,
nämlich die geringe „Frequenz" von Wörtern mit t, u, ü'^n, m in der Ton-
silbe im Verhältnis ziu- grofsen derer mit a, e-\rN, Doch darf die That-
sache nidit unerwähnt bleiben, dafs bei o doch auch ziemlich lang vermischt
wurde (vgl Engelmann S. 9 f.), wo keine Reimnot vorhanden war. Auffallend
gern finden wir or und on zusammen in Assonanzen, vielleicht deshalb, weil
r, das ja schwachtönend, wahrscheinlich guttural war, dem o einen dumpfen
Klang gab, der es dem oben charakterisierten If ähnlich machte. (VgL formés :
homes bei Gautier de Mes und was Horning in seiner Einleitung zu Bartich*s
Langue et litt, frçse S. 42 dazu meint.)
EuoKN Hnzoo.
II. ConstanB, La langue du roman de Troie (Revue des Universités dn
Midi, T.IV, No. I).
Als vor 22 Jahren der Ref. in seiner Schrift: „Benoit de Sainte-Möre^
auf Grund einer Vergleichung der Sprache des „Roman de Troie^ nnd der
„Chronique des Ducs de Normandie" den Nachweis zu fahren sachte, dafr
der Benoit, der als Verfasser der Chronik bekannt ist, als identisch in be-
trachten ist mit dem Benoit de Sainte-More, der sich im Roman als Verfiuser
nennt, stand ihm, was das letztere Denkmal betrifft, ein wenig befriedigendei
Material zur Führung der Untersuchung zu Gebote, nämlich nnr der gana
unkritische Text Joly's nebst gelegentlich und in ganz ungenügendem Ümfimge
von demselben angeführten Varianten, sowie die von Frommann in der „Ger-
mania" veröffentlichten Auszüge der Wiener Handschrift. Als zwei Jahre
später Stock („Die Phonetik des Roman de Troie und der Chronique dei
Ducs de Normandie", Romanische Studien Heft 12) auf Grnind eines aller-
dings nur um zwei Fragmente von Handschriften vermdirten Materiali
eine in phonetischer Beziehung vielfach tiefer eindringende Untersodinng a
derselben von dem Ref. behandelten Frage anstellte, kam er zu dem gleidiCB
Ergebnis wie dieser, dafs nämlich die Verfasser der beiden Denkmäler iden-
tisch seien. Als dritter erscheint jetzt Constans auf dem Plan* Seine sehr
sorgfaltige und lehrreiche Abhandlung hat nicht ganz denselben Gegenstand
wie diejenigen der beiden Vorgänger, denn sie beschränkt sich im
liehen auf den Roman und nimmt nur gelegentlich auf die Chronik
in dieser Beschränkung aber bedeutet seine Arbeit einen grolaen Foitsthiitl
gegen die früheren, da sie auf Grund eines viel umfangreicheren Hand-
schriftcnmaterials unternommen worden ist. Seit langen Jahren mit der Voi^
bereitung einer kritischen Ausgabe des Romans beschäftigt, hat «»««UrK Con-
stans bereits einen grofsen Teil des bekanntlich aulserordentlich umfrage
CONSTANSy LA LANGUE DU ROMAN DB TROIS. 543
reichen Handschriftenmateiials gesainmèlt und iit anf Gnmd dendben in der
Lage, die Angaben nnd Schluísfolgemngen seiner Vorginger teilt zn be*
stätigen teils zu berichtigen oder wenigstens sa modificieren. Ohne nun die
Frage nach der Identität der beiden Verfasser, die ihm (S. 78) noch nicht
spruchreif zu sein scheint, zur Entscheidung bringen su wollen, spricht er
sich doch schon jetzt (S. 33) dahin aus, dafs seine Zweifel in dieser Beziehung
sich stetig verstärkt haben, je mehr er mit der Spradie des Romans vertraut
wurde. Unter diesen Umständen dürfte es sich in der That vielleicht em*
pfehlen, das endgiltige Urteil einstweilen, bis zu dem hoffentlich recht bald
erfolgenden Erscheinen der kritischen Ausgabe des Romans, noch auszu-
setzen; indessen will der Re£, was seine persönliche Meinung anbetrifft, nicht
verhehlen, dais seine Ueberzeugung von der Identität der beiden Verfasser
durch die (wie gesagt nur hier und da, gelegentlich erfolgenden) Ifinweise
Constans' auf sprachliche Verschiedenheiten der beiden Denkmäler nicht wesent-
lich erschüttert worden ist. Diese Verschiedenheiten mülsten m. £. viel zahl-
reicher und stärker sein, um den so zahlreichen und auffallenden Ueberein-
Stimmungen der beiden Gedichte auf phonetischem und lexikalischem Grebiete^
die Wage halten zu können.
F. SXTTBOAST.
A. van Berkmn, De middelnederlandsche Bewerking van den
Parthonopeus-Roman en hare verhouding tot het oudfransche
Origineel. Groningen, J.B. Wouters. CL pp.
Der 1834 von Crapelet herausgegebene Roman von Farthonopeus, ein
Muster höfischer Feinheit, hätte längst eine kritische Ausgabe verdient und
sie wohl auch erfahren, wenn nicht die handschriftlichen Verhältnisse beson-
ders schwierig wären. Jetzt rüstet sich dazu, von Stengel mit Abschriften
der Manuskripte ausgestattet, der Verfasser der vorliegenden Leidener Disser-
tation, welche zugleich wohl die Einleitung zur Ausgabe der fragmentarisch
überlieferten mittelniederländischen Version enthält. Das Verhältnis der mnL
Fragmente unter einander und zum französischen Original wird auseinander-
gesetzt. Der Bearbeiter schöpft aus einer guten Quelle, der die Hs. G (Paris
Bibl. Nat. 195 12) am nächsten steht. Er übersetzt, wie seine Landslente
meistens, mit engem Anschlufs an das Original, was einzelne Abweichungen,
Weitläufigkeiten, Lücken und Miisverständnisse nicht ausschliefst. Auch die
EntstehuDgszeit des afrz. Gedichts wird näher bestimmt: es ist nach v. B. erst
nach II 94 verfafst, weil Apulien und Sicilien mit Deutschland verbfindet er-
schienen und der Dichter dies erst nach dem Eroberungszug Kaiser Hein-
richs VI. hätte annehmen können. Indessen hat doch schon IK^lhelm IL von
Sidlien, der 1189 starb, freundliche Beziehungen zu den Hohenstanfen nnter-
> Auf leUterem sind namentlich die beiden Denkmilem gemriiwamen,
sonst kaum vorkommenden Wörter: die ^ jour (Constans besweildt alkr-
dings die Aechtheit der betreffienden Stelle des Romans, ohne indessen einen
durchschlagenden Grund dafür anzuführen); maeam ^ sm¿^, kMk mid das
seltsame aueinement {çtuiennemnU) fur fuêbment oder coment als stark ins
Gewicht lallend hervorzuheben.
544 BESPRECHUNGEN. ALFRED SCSÜIZB^
halten, besonders seitdem Heinrich VI. 1186 die Erbin sdoes Reicbeti^ Con-
stanze, geheiratet hatte. Vollends zweifelhaft erscheint es, ob das Jahr 121 7
als terminus a quo bezeichnet werden darf, weil erst damals Decken von
zweifarbigem Tuch erwähnt werden, die im Gedichte vorkommen. Kann die
Mode nicht schon früher bestanden haben? Auf jeden Fall scheint die Zeit
Philipp Augusts von Frankreich, der 1214 bei Bouvines mit Hilfe der fran-
zösischen Kommunen das weifische Ritter- und Furstenheer Kaiser Ottos IV.
schlug, die aristokratischen Antipathien des Dichters erregt haben, anf die
van Look hingewiesen hat. Ich verweise schliefslich noch auf das Verhiltnis
zu dem 1188 gedichteten Florimont, s. Gröber Grundrils TL i, 586.
Martin.
La belle Dame Bans meroy. En fransk dikt forfattad nti âttaradiga atrofer
af en hofpoet frân böijan af Qortonhundratalet och omsatt nti rondean'er
af en hofdam frän böijan af femtonhundratalet samt dels efter ett sallsynt
tryck af diktens äldre form, dels, for första gingen, efter en mdk hand-
skrift af dess yngre form, utgifven af Carl Wahland. Upsala 18 Sept
1897, Almqvist & Wiksells Boktryckeri-Aktiebolag. 4«. i Bl., 63 S. Skrifter
utgifna af K. Humanistiska Vetenskapssamfundet i Upsala. V. 8.^
Zu der Festschrift, die die Humanistische Wissenschaftsgfsdìsdiaft an
Upsala gelegentlich des funfund zwanzigjährigen RegiemngsjnbiUlQms des Königs
Oskar von Schweden im Herbst vorigen Jahres veröflPentlichte, hat Wablnnd
aus einer Handschrift der Pariser National-Bibliothek den diplomatischen Ab-
druck eines Gedichtes der französischen Renaissancedichterin Anne de Gravüle
beigesteuert, deren Leben und Werke er vor einigen Jahren bereits in dem
Adolf Tobler gewidmeten Bande romanischer Abhkndlnngen znm Gegenstande
einer eingehenden Untersuchung gemacht hatte. Es handelt sich nicht nm
eine selbständige Leistung der Anne, sondern um eine Umdichtnng in Ron-
deaux der in achtzeiligen Strophen verfafsten Belle Dame sans merci des Alain
Chartier; übrigens hat erst Wahlund aus dem unter der "Widmung (A ma
dame) stehenden Motto: Jen garde vn leal, die ein Anagramm des Namens
Anne de Graville bilden, die Verfasserin erkannt. In der Handschrift stellt
das Original des Alain Chartier neben der Umdichtong anf dem Rande, nnd
ähnlich druckt nun Wahlund in seiner Ausgabe beide Versionen neben ein-
ander, aber nicht, wie man meinen sollte, diejenige Lesart des Originales, die
die Handschrift bietet, sondern den Text des einzigen anf der Pariser Biblio-
thek befindlichen gotbischen Druckes, weil dieser nach der Meinung des Herans-
gebers der Vorlage der Dichterin am nächsten steht. Wahlund hat aber
nicht übersehen, dafs ein anderer zu der Bibliothek des Barons James de Roth-
schild gehöriger gothischer Druck an manchen Stellen vor dem von ihm ab-
^ La belle Dame sans mercy. Ein in achtzeiligen Strophen von
Hofdichter aus dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts verfidstei nnd von
einer Hofdame im Anfang des fünfzehnten Jsdirhunderts in Rondeanx nage-
setztes französisches Gedicht, herausgegeben teils nach einem seltenen Dmdc
der älteren Form des Gedichtes, teils und zum ersten Male nach der
Handschrift seiner jüngeren Gestalt von C. W,
e. WAHLUND, LA BELLE DAME SANS IfSRCy. 545
gedruckten den Vorzog verdient und hätte das Gleiche auch von dem 1617 dnrch
Du Chesne in der Ausgabe der Werke des Alain Chartier gebotenen sagen
dürfen, der an nicht wenigen Stellen die zutreffende und mit der Umdichtnng
übereinstimmende Lesart hat, wo der gothische Druck der Pariser Bibliothek
nicht befriedigt. So 13': 7 eschanger statt eschener (Anne de Graville : changer)\
22': 4 mort ou mercy (statt mort et mercy); 23*: 2 ist gewifs statt mal em-
prunte bien ou quoy non zu lesen mal emprunte bien autre non (A. de Gr.:
souvent vice a de vertu le nom); 24': I wird vom Reim statt marche —
mer che verlangt; 25': 5 vous livra (statt délivra); 26'; 4 Au moyns n*y
puis je e,r.\ 26': 8 bons cuers; 30': 3 rebouter (statt redoubler); 32*: 8
soupirer (statt empirer); 32': 2 Donnour desgarni; 33': l Combien qu*on
n*arde ne ne pende; 33*: 4 quoy qu* il attende; 35*: 7 q*en fol espoir attendre
(statt qu*un f. e, a,); 38*: 4 non dommageuse (statt tresd,); 39*: S mesUrie
(statt desloye). Und an anderen Stellen ist, obschon die Uebereinstimmung
mit Anne de Grraville's Rondeaux fehlt, nicht weniger sicher, dafs die Lesart
der Ausgabe von 1617 die richtige ist; so 14*: 3 octroya (statt ordonna);
29 M 4 doulce (statt double); 36*: 4 d* autrui (statt dautre); 43': 5 faulx
semblant fait l'umble et le doulx (statt /af/ les humbles doulx); 43*: l fehlt
vor grace de. Es kam freilich dem Herausgeber nicht auf die vertrauens-
werteste Lesart an, aber der von ihm abgedruckte Text erschwert doch gar
zu of^ das Verständnis. Der Text der Rondeaux bedarf nur selten der Aen-
derung: lo': i 1. l*y statt luy); 20*: i l*ayme; 21* : l Que me vault foy
garder et loyaulte oder Q, m, v. garder foy et loyaulte statt Q, m, v. foy
et garder /. ; 22^: 6 font (st. sont); 22* faison (st. aison); 25*: II ver-
langt der Reim retardez st. retarder; 26': 5 sont (st. ont); 28': IO se (st. sen)
oder umzustellen ne veult sen (= sensum) assentir; 28*: 12/13 Desespoir
vient pour toute recompense Qui le poursuit (nämlich den Liebhaber der
keine Vernunft annehmen will) mourir dUmpacience verstehe ich nicht Man
wird hinter poursuit ein neues Satzgefüge beginnen müssen und in der fol-
genden Zeile statt en — qu*en zu lesen haben: Mourir d'impacienre Donc
vault trop myeulx qu*en temps s* en departir {Qui scet et peult)? „1st denn
vor Ungeduld zu sterben sehr viel mehr wert als sich bei Zeiten davonzu-
machen, wenn man es weifs und kann?" 33*: 5 recommencent; 34*: "^ foy
(statt soy); 36*: 3 moy (statt soy); 36*: II il; 37*: 6 aisément; 41': io ne
(statt lé).
In einer auf den Text folgenden Nachschrift handelt Wahlund mit ge-
wohnter Gelehrsamkeit zunächst über die dem Lobe oder der Kritik des
weiblichen Geschlechtes gewidmete französische Litteratur vor Alain Chartier,
darauf über die Verbreitimg des Gedichtes in Frankreich und im Auslande.
Hierbei ist übersehen, dafs es aufser einer englischen und einer italienischen
auch eine catalanische Uebersetzung giebt, die im Jahre 1896 von Mariano
Baselga y Ramirez in seiner Ausgabe des „Cancionero Catalán de la Uni-
versidad de Zaragoza" auf S. 273 — 295 veröffentlicht wurde. Als Abfassungs-
zeit der Umdichtung wird sodann in sorgsamer Untersuchung etwa das Jahr
1525 ermittelt, der Hinweis auf einige neueste Litteraturerzeugnisse und schließ-
lich sogar auf ein La belle dame sans merci benanntes zeitgenössisches Ge-
mälde beschlieisen die vornehm ausgestattete Festschrift.
Alfkkd Schulzb.
54^ BESPRECHUNGEN. ALFRED SCHÜLZB|
Aníbal Echeverría i Beyes, Sobre lenguaje. Disquisición biblio-
gráfica. Tirada de loo ejemplares. Valparaiso, Impr. de „Lm Tribana**,
1897. Wein 8». 23 S.
Der Verfasser, mit einer Sammlung der Amerikanismen des Spanischen,
insbesondere der chilenischen beschäftigt, giebt ¡n dem kleinen Hefte eine recht
erwünschte Uebersicht der ihm bekannten und von ihm zn Rate gelegenen
Werke, die auf seinen Gegenstand Bezug haben. Die Thatsache, dais es an
periodischen Bibliographien der in den mittel- und südamerikanischen Staaten
erscheinenden Litteratur fast gänzlich fehlt, erklärt es, dafs eine erhefaHche
Anzahl der aufgeführten Titel in die Romanische Bibliographie dieser Zeit*
Schrift keine Aufnahme gefunden haben; freilich fehlen dort aach einige in
Europa erschienene Werke. Da das kleine, nur in loo Exemplaren ausgegebene
Heft nicht vielen Romanisten in die Hände kommen wird, lo fahre ich hier
die fehlenden Titel auf, soweit sie in den Rahmen der „Romanischen Biblio*
graphie'« (1875— 1894) frailen: (AntilUn und Philippinen) Orijenes del Len-
guaje Criollo, por don Juan Ignado de Armas. Habana, Imp. de la vinda
de Soler, 1882. 4^ 97 S. Segunda edición. — Ferd. Blnmentritt, Voca-
bular einzelner Ausdrücke und Redensarten, welche dem Spanischen der
Philippinischen Inseln eigentümlich sind. Mit einem Anhang: BibHotheca
Fhilippina. Alphabetisch geordnete Sammlung von Druckschriften und Manu-
scripten linguistischen, geographischen, ethnographischen, historischen und
naturwiss. Inhalts, die auf die Philppinen Bezug haben. Leitmeritz (V^en,
Pichler's Wwe. u. Sohn). 1885. gr. %^, VI, 64 S. M. 1,40. Echeverria fOhrt
nur eine ihm selbst nicht zu Gesicht gekommene, auch in dem Lorenachen
Kataloge des französischen Buchhandels nicht verzeichnete firanzoaiache Uebcr*
Setzung dieses Buches von „Mr. A. Hugot" (Paris, Imp. des Chemins de fer,
1884) (so!) auf. — {Brasilien) Diccionario de vocabulos brazileiros, por el
Vizconde de Beaurepaire Rohan. Rio do Janeiro, Imprenta NadonaL
1889. 4^ XVII, 147 S. — (Venezuela) Muestra de una obra inédita. — En-
sayos de un Diccionario de Vocablos indijenas de uso frecuente en Venesoda,
por don Aristides Rojas. Caracas, Imp. de la Opinion Nacional. l88i. 4*.
52 S. Segunda edición. — Apuntaciones para la critica del Lenguaje Mara-
caibero, por don José D. Medrano. Maracaibo, Imp. Bolivar. 1886. 4*.
112 S. Segunda edición. — Diccionario de barbarismes cotidianos, por don
Juan Seijas. Buenos Aires, imp. de Kidd y Co. 1890. 4*. 112 S. — (Bemm^
dor) Breve Catálogo de errores, en orden a la Lengua y Lenguaje CasteWanoi,
por don Pedro Fermin Cevallos. Ambato, Tipogr. de Porras. 1880. 4*.
207 S. Quinta edición. — {Peru) Diccionario de Peruanismos, por don Pedro
Paz Soldan y Unánue. Lima, Imp. de J. Francisco Solis. 1883. 4*. LXV,
525 S. — {Rio de la Plata) Cuestión fìlolójica. Suerte de la Lengua Caild-
lana en América, por don Alberto del Solar. Buenos Aires, Fèlla Lajonane.
1889. 8^ SS S. — {Chile) Diccionario de Chilenismos, por don Zorobabel
Rodriguez. Santiago, Imp. de El Independiente. 1875. 4*. XU, 487 S»
und dazu gehörig i. Reparos al Diccionario de Chilenismos del selior don
Zorobabel Rodríguez, por don Fidelis P. del Solar. Santiago, Imp. de
Schrebler. 1876. 40. XIV, 190 S. 2. Reparos de Reparos, o sea, ttjero
examen de los Reparos al Diccionario de Chilenismos de don Zorobabel
Rodríguez, por don Fidelis P. del Solar, por don Fernando Paulsen.
ECHEVERRÍA I RETES, SOBRE LBNGAJB. 547
tíago, Imp. de La Estrella de Chile. 1875 (!). 4^ 35 S. — Acentuaciones
viciosas» por don Miguel Luis Amunátegui. Santiago, Imp. Nacional. 1887.
4^ 479 S. — Obras completas de don Andres Bello. Vol. V: Opúsculos
gramaticales. Santiago, Imp. de Pedro J. Ramirez. 1884. 4*'. LXVII, 5^7 S* —
{Allgemeine Werke) Cizafia del Lenguaje. — Vocabolario de disparates, estnn-
jerísmos, corruptelas, pedanterías y desatinos introducidos en la Lengua Castel-
lana, por don Francisco J. Orellana. Barcelona, Librería de Bastinos. 189 1.
8^ I Bl., 126 S. Cuarta edición. — Guia del Bufete. Espulgo de corruptelas
(barbarismos, solecismos etc.), por don E. Oliver. Barcelona, Tipografia de
Tasso. 1 89 1. i6^ 319 S. — Los diez mil verbos castellanos, conjugados en
todos suo modos, tiempos y personas, por don Lorenzo Eliza ga. Paris,
imp. de Ch. Bouret. 1887. 8^. 196 S. — El lenguaje en acción, por don Juan
Benejam. Ciudadela, Imp. de Fábregas. 1888. 4<>. Il, 256 S.
Alfred Schulze.
J. Weiake, Die Quellen des altfranzösischen Prosaromans von
Guillaume d'Orange. Diss. Halle 1898.
Im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde, wie es scheint, der
Prosaroman der Hss. Bibl. nat. 1497 und 796, der den ¿anzen Wilhelmzyklus
und einen Teil der Aimenepen umfafst, angefertigt Um jene Zeit waren die
Lieder dieses Sagenkreises in einer Reihe von zyklischen Handschriften ver*
breitet, welche teils nur die Wilhelm- oder nur die Aimerilieder, oder beide
vereint enthielten: Stuck 15 Hss. haben wir zu Zeugen. Welchen Beweis
haben wir aber dafür, dafs jene Lieder um jene Zeit noch in Einzelabschriiten
umliefen, abgesehen von dem aufserordentlich verbreiteten Aliscans-Epos mit
seiner Fortsetzung? Die in unseren zyklischen Hss. enthaltenen Epen in
Sonderexemplaren zusammenzubringen, war vielleicht damals eine ebenso schwie-
rige Aufgabe, als wenn heutzutage Jemand Pascals petites Lettres in ihren
Erstlingsdrucken als Flugschriften sammeln wollte. A priori hat darum die
Annahme, dafs der Verfasser unseres Prosaromans nicht eine zyklische Hs.,
sondern lauter Einzelabschriften der Wilhelm- und Aimerilieder benutzte,
kein besonders günstiges Vorurteil fur sich.
Gleichwohl bestreitet W., dafs dem Prosabearbeiter eine zyklische Hs.
als Vorlage gedient hätte, weil ihm fur Couronnement de Louis, Siège de
Barbastre, Chevalerie Vivien und Loquifer abweichende Fassungen vorlagen,
während er gewisse zum Liederkreis gehörige Epen, wie Girart de Vienne,
Gutbert d^Andrenas und Mort d^Aimeri, nicht aufnahm. Dagegen verfugte
er über Enfances Rainoart und einen Maillefer.
Auf das Couronnement will ich nicht neuerdings eingehen; ich will nur
bemerken, dafs sich bei diesem Epos die Kürzung und die tiefgreifende Um-
gestaltung am ehesten versteht; denn die Anlage des ganzen Romans zeigt,
dafs der Sinn seines Verfassers auf die Schilderung der Kriegsthaten Wilhelms
gegen die in Spanien herrschenden und Sudfrankreich unterjochenden Sara-
zenen gerichtet war. Bei diesem Chrundgedanken fielen die KImpfe um Rom
sowie die Krönung Ludwigs, wenn sie auch nicht zu umgehen waren, anlser-
halb des gegebenen Rahmens, Daher eilt der Erzähler über sie hinweg iui4
54^ BBSPRBCHUNGEN. PH. AUG. BKCKXR,
hütet rich, die Episoden doppelt zu bieten, wie das Lied es thut (Hemmnt-
Ascelin; Corsolt- Gruido).
Was W. als Enfances Rainoart ausgiebt, ist einfiich die epiiodiidie
Vorbereitung zu den später zu erzahlenden Ereignissen. Denn darin Hegt der
Grundunterschied des in medias res einsetzenden Liedes gegen den chraoik-
artigen Prosaroman, dafs das Lied eine Vorgeschichte yoranssetxt, wilneBd
der Romanschreiber die Vorfalle zur rechten Zeit erzählen muís. Daher
wohnen wir in unserem Roman der Verteilung der Lehen, die der Charrm
nur andeutet, der Verlobung Libanors mit Salatrie, die der Siè^ de BüiT'
basire voraussetzt, der Entführung Rainoarts, über die AHscúns mor in ge-
legentlichen Anspielungen Aufschlufs giebt, n. s. w. als Zuschauer bei. Aller-
dings ist es denkbar, dafs auch ein Dichter die Vorgeschichte Rainosrla aus-
arbeitete, und thatsachlich bietet die Hs. B. N. 1448 eine solche Episode;
allein nach der Natur der Sache kann es rieh nur um eine episodisdie Ein-
lage in eine zyklische Hs., nicht um ein selbständiges Epos handeln. Demi
Rainoart ist ein Heide, der als Kind geraubt und in die königliche Kfiche
nach Paris gebracht worden ist, wo ihn erst Wilhelm entdeckt; es ist un-
möglich, über diesen Rahmen hinauszugehen; unmöglich infolge dessen, eine
selbständige, in sich abgeschlossene Handlung an Rainoarts Kinderfahre aa-
zuknüpfen. Dafs aber diese Episode Eigentum unseres ProsabearbeitafS ist»
erhellt daraus, dafs rie zur Vorbereitung des Siège de Barbasire dient, der
in keiner anderen Zusammenstellung diesen Platz unmittelbar nach der ISa-
nahme von Orange und vor den Enfances Vivien erhalten hat.
Gänzlich mifslungen ist der Nachweis, dafs der Prosabearbeiter eine
uns unbekannte Version des Siège de Barbastre benutzte. W. st&tst sich
auf eine im Besitz von Prof. Suchier befindliche Abschrift dieses Epos (nach
welcher Hs.?); offenbar bietet rie eine ganz andere Fassung als x. B. die Hs.
B. N. 24369 ; denn in dieser findet sich der Scherz Bovons (c. 50 des Romans)
auf f° 134, die Begegnung mit Aïmer und der Auftritt mit Ludwig (c 51. 53)
auf P 140. 136 — 138, die Gefangennahme Libanors, der Zuzug eines neuen
Hilfsheeres, Bovons Unterhandlung, die Girart zur rechten Zeit verzögert, das
Eintreffen der Franzosen (c. 53) auf f® 141 — 144, die Ankunft Fabars mit
Tochter und Nichten, die grofse Entscheidungsschlacht, Libanors BdMhmng,
die vierfache Hochzeit (c. 54 — 57) auf P 148 — 156. Die Beweisfiihmng beruht
also auf irriger Voraussetzung.
Sowohl für den Siège de Barbastre als für die CkiVuUriê Vemân gilt
die allgemeine Bemerkung, dafs die Epen als abgelöste Handlungen in ihrem
Ausgangspunkte leicht etwas Zufalliges haben, was im Roman verschwinden
mufs. So hängt der Ueberfall von Narbonne in dem einen Liede, Viviens
herausforderndes Vorgehen ¿egen die Heiden im anderen gf wiisfrmifwn in
der Luft. Im Prosaroman ist die Handlung dieser beiden Epen, wie sichs
gebührt, mit den voraufgehenden Ereignissen in Verbindung gesetzt worden.
Der Ueberfall von Narbonne erscheint als Vergeltung für Rainoarts Ent-
führung, sein Zweck ist daher mit der Gefangennahme Viviens und Borons
erfüllt; der Einfall der Heiden, der zu den Kämpfen von AHscans fBhrt» ist
hingegen durch die Zerstörung von Lniseme motiviert. Die UntendUede
zwischen Prosaroman und Epos sind also hier im Wesen des Romans be*
gründet, mithin dem Prosabearbeiter zuzuschreiben. Dais nachher die Schlacht,
J. WEISKE, PROSAROMAN VON GUILLAUME D'ORANGE. 549
welche den Hauptteil der ChevaUrU Vivien bildet, anders dargestellt wird
als im Liede des 12. Jahrhunderts, ist an sich nicht wunderbar, und gar bei
der Verworrenheit der Quelle!
Endlich soll Loquifer nach einer unbekannten, Moniage Rainoart nach
der bekannten Version in Prosa gesetzt worden sein. Das ist eine haar*
sträubende Voraussetzung. Das Richtige ist, daTs wir das Rainoartepos noch
nicht kennen. Ebendeshalb möchte ich auch betreffs der Maillefer - Episode
mit dem Urteil zurückhalten; denn es fragt sich doch, ob sie nicht die
Wiedergabe oder freie Ausführung gewisser Partien des Rainoart ist
W. ist bei seiner Untersuchung vom Grundsatze ausgegangen, dafs er
als vollständige Abänderungen des Prosaschriftstellers nur diejenigen aner-
kennt, zu denen er durch irgendwelche sachliche oder ästhetische Gründe ver-
pflichtet war; wo solche dringende Gründe nicht ersichtlich sind, nimmt er
besondere Epenredaktionen als Quelle an (S, 3). — Dieser Grundsatz ist nach
beiden Richtungen unzureichend. Denn einerseits haben auch die überarbei-
tenden Dichter ihre Vorlagen nach sachlichen und ästhetischen Gründen ab-
geändert; es mufs deshalb jeweils gezeigt werden, dafs gerade der Prosa-
bearbeiter und nur er zu den betreffenden Aenderungen gezwungen war.
Andererseits, wo die Gründe nicht ersichtlich sind, d. h. wo Willkür zu
herrschen scheint, ist es eine grofse Frage, ob wir freie Erfindung nur beim
reimenden Dichter voraussetzen dürfen und nicht in gleichem oder gar höherem
Mafse beim Prosabearbeiter, der in der Formgebung viel unabhängiger war
und der Geschmacksrichtung einer anderen Epoche folgt. Die willkürlich
erscheinenden Aenderungen dürfen wir nur dann einem — hypothetischen! —
Zwischendichter zuschreiben, wenn sie dem Geist und der Anlage einer
epischen Dichtung entsprechen; denn Prosaroman und Epos sind zwei grund-
verschiedene Gattungen, über deren Wesen man sich vor allen Dingen klar
werden mufs. Schlieislìch bleibt zu prüfen, ob das anzusetzende Epos litterar-
historisch überhaupt möglich ist
Die Prosageste von Guillaume d'Orange bietet uns, soweit die
bisherigen Untersuchungen ein Urteil gestatten, eine bald freiere, bald ge-
treuere Auflösung folgender Epen: Aimeri de Narbonne, Us Narbonnais mit
Enfances Guillaume verquickt. Couronnement de Louis, Charroi de Nimes,
Prise d* Orange, Siège de Barbastre, Enfances und Chevalerie Vivien, Alis^
cans, Rainoart und Moniage Guillaume II, Als Quelle ist eine mit den
Hss. Brit Mus. 20 D xi und Bibl. nat. 24369 verwandte zyklische Hs. anzu-
setzen. Der Roman ist gewissermafsen als ein Leben Wilhelms gedacht und
schildert insbesondere seine und seiner Brüder und Neffen Kämpfe wider die
Sarazenen in Südfrankreich und Spanien, als deren Ausgangspunkt die Er-
oberung von Narbonne und dessen Verleihung an Aimeri betrachtet werden
mufs. Der Kampf wogt hin und her, bald Vorstöfse der Christen, bald der
Ungläubigen; das stets bedrohte Bollwerk der Christen ist zuerst Narbonne,
später Orange. Wilhelm ist der eigentliche Held des Romans; dadurch erklärt
sich die Nichtaufnahme einiger zum Aimerizyklus gehöriger Epen.
Ph. Auo. Bsckbe.
S50 BBSPRRCHUKGBN. J. SITBAK,
De Noto Michele, Appunti di fonetica sul dialetto di Taranto
(Vocalismo e consonantismo). Trani, pe' tipi del Cav. V. Vecchi. 1897.
39 S. L. I.
Das Tarentinische erfährt zum erstenmale eine zusammenhangende Dar-
stellung der Lautverhältnisse;^ es ist dem Dialekt von Lecce nahe verwandt,
seine wichtigsten Merkmale sind im Vokalismns der Wandel f'^ù 9^^»
f'^ie, f'^ué bei auslautend -t und -m des romanischen Wortes wie des mit
ihm auf gleicher Stufe stehenden griechischen; in vorletzter freier Silbe kommt
von einfachen Vokalen wie von Diphthongen nur geschlossene Ausspradie
vor,' in gedeckter oder drittletzter Silbe der heutigen Form giebt es nur
offene Vokide. Jeder Nachtonvokal wird 7', wofür f eingeführt wird, während
zur Bezeichnung der offenen oder geschlossenen Aussprache Ghravis resp. Akut
verwendet ist Im Konsonantismus möchte d^r zwischen Vokalen, aufser
in vorletzter Silbe, wo es nachtonig t wird, nv ^ mb, nf^ mò, fy "^y. Media
statt Tenuis nach n und rf^rd vorweg zu nehmen sein.
Im einzelnen ist zu sagen, dafs (S. 9) /â^Xov {fiiXov schreibt Verf.) mfU
giebt, also ein Fem. wie it. meia, doch gewils ist die dorische Form nicht
fallen gelassen worden, um das Wort von m S le zu unterscheiden.* etufvß
(No. 2) kann nicht *clauvns sein, da au nicht diphthongiert. — No. 6. /rf-
V9t9 stammt von ?, ebenso mi^d^k» und pri(d9k9 (No. 8). — No. 7. „Spesso si
riflette [?] in 1"; der Grund ist ganz klar, es handelt sich um Einfhif« des
auslautenden -» in sehu etc., des in deci aus viginti bezogenen i in sedeci
tredecl; ob «emus lautlich -um? wird, ist mir fraglich nach iw.^m^ (No. 24). —
No. 8. Das äufserst interessante i aus if in vulgärer Aussprache bt hier ange-
merkt. — No. 9. pais9 gehört vielleicht zu No. 10 (-ênsu) mit Suffiitansch
oder es ist Gallidsmus. — No. 10. sin%9 neben si¿n%9 gehört unter f , ebenso
pinu (N. II), neben dem sich nach des Verf. Mitteilung pifnu findet —
No. 14. Dafs mi^r», sifr9 etc. ihren Diphthong dem auslautenden Vokal ver-
danken und nicht dem folgenden r, beweist lifU etc. (No. 50); ob ayfr»
Diphthong wegen h eri hat oder vorgeschlagenes ^-, ist nicht auszumachen. —
15. iicn9r9 und tifiur» haben ihren Diphthong offenbar aas der zweiten Pers.
Sing, bezogen; è(f9l9 fällt unter eine Kategorie mit man^kß, ^g9n9, stpm^kß,
aber welche Meyer- Lûbke, It. Gr. S. 32 oben. — 17. Oblegcnt* nicht statt
legunt anzusetzen ist, welches mit dem Vokal und Konsonanten von
lfÌ9n9 gut stimmen wurde, ist schwer zu sagen, ebenso exeunt schwer za
çss9n9 zu stellen; selbstverständlich ist lf¿¿9n9 unter LitteräreinfluTs. — 18 und
19 sind zusammen zu behandeln, aufserdem wurde es zweckdienlich sein, statt
ezpertUB, *erctUB u. s. w. 'U(m) zu schreiben, wie bei tertium and hiber«
^ Den Wortschatz behandelt unvollständig und ohne genaue Graphie
De Vicentiis in seinem 1872 erschienenen Vocabolario.
* Ob dies nicht auch fQr a^di gilt, wird der Verf. zu untersuchen die
Freundlichkeit haben.
' Von sonstigen Zeichen sei c , § vor a, o, u fur ital. da, ció, cm etc
erwähnt, doch vor e, i wird c, g auf ital. Weise gelesen, hg etc. durch che etc.
ausgedrückt.
* De Vicentiis S. 300 übersetzt übrigens nula mit multado (melo + Tlla).
* Ueberflüssig zu bemerken, dafs ich nicht das Futurum damit meine.
DE NOTO, APPUNTI SUL DIALETTO DI TARANTO. 55 1
num thatsachlich geschieht, um sie von melius zu scheiden, da ja der Aus*
gang der Grund der Verschiedenheit des Tonvokals ist, nur vtfkiy» und
b^dd» bilden eine Ausnahme, letzteres wie im Neapolitanischen, h^lP^ statt
wiéll^f schon durch b- auch hier als gelehrt kenntlich. — 20. Pfdd9 von
pelle ist nicht unter auslautend a zu erwähnen; s(¿¿^ ist sedia, wie richtig
No. 108 steht, nicht sella, das zu *sedla geworden wäre. — 21. frîgidu
und dig i tu haben natürlich 1, nicht h vgl. ítm. frfdd^, zum zweiten afrz.
doie = neap, e ddetq Plur. Neutr. — lçm9C9 von cìmice ist Rückbildung
aus dem Plur. cim9C9, vgl. neap, yptÍ9¿9 und pplÍ9¿9, Meyer -Lûbke, 1. e,
S. 37. — 22. Kurzes 1 soll bei pü9 u. s. w. bleiben, es hiefse aber erst be-
weisen, ob pilu als pi lu wegen des Auslautes bleibt und pTpe wegen des
Auslautes zu pçpe wird oder ob beide zu f ihr t wandelten, ersteres dann
wegen -u wieder zu f wurde. kdplkliy9 ist nicht 'diminutivo di capit[u]-
lu [m]", sondern dieses selbst; für sikk'y? ist nicht situi a, sondern -u anzu-
setzen, vgl. it. secchio, neap, siti 9, idd? ist illu, nicht i 11 e, èist9 mask, nach
Herrn De Noto's gütiger Auskunft, kartaplst9 scheint t von pîsere bezogen
zu haben, wovon pis[i]tellum, -illum stammt. — 24. sekk» * Durst* ist
nicht sit is, sondern sicca, also vielleicht £^ola zu ergänzen, auch sonst im
Süden, z.B. in Potenza. — 26. trfe¿9 tri chea gehört nicht zu den Fällen
'anche senza Va fìnale'; unkonsequent ist es tfn¿9 aus tingo, vfn¿9 aber
aus ^vinceo herzuleiten; beide zeigen gleichmäfsig den Konsonanten des
Infinitivs und der 2. u. 3. Sg. auch in der i. Person. p^Í9 und v^rd9 sind
nicht durch Analogie zu ihrem e gekommen, sondern da keine Umlants-
bedingung vorlag; fçrm9 ist ital. Lehnwort wie neap. /frm^ und kalabr.
fiermu (aus D'Ambra und Scerbo). — 27. cierre und liçrhi sind nicht direkt
von cirrus und ci renins (oder circus?) abzuleiten, sondern entweder ¿irr®*
und lirk^^ als regelmäfsige Formen bewirkten nach dem Beispiele pi(tt9,
pitt9 bei den Leuten, die nicht vulgär sprechen wollten, die pi(tt9 ent-
sprechenden Formen mit ¿r, oder beide sind Entlehnungen aus dem Italie-
nischen, und zwar zur Zeit aufgenommen, als die Diphthongierung noch mög-
lich war; oder sollte y^rm^» das darnach jedenfalls später aufgenommen sein
mufs, sehr spät erst aus ixz. ferme stammen? — 28. n»r7 neben »fi^r^ können
schwer Doubletten sein. — -öriu (No. 32) gibt -»r^,* ich spreche davon, um
darauf hinzuweisen , dafs das Suifìx produktiv ist, da infusulaturi wegen nf
sicher nicht volkstümlich ist (Bed. «ridoli* bei De Vicentiis). — 33. Oh for9
wirklich foras ist, bleibt mir zweifelhaft; zwar -as im Verb wie mifd9k»
mufs nicht den Diphthong ergeben, da dieser von den Verben auf -Ts und
* Beide sind beim niedrigen Volke in Tarent gebräuchlich (Mitteilung
des Verf.).
' Aufser den angeführten Beispielen noch bei De Vicentiis: ciniraturo
«ceneracciolo*, cirnituro 'cernitojo', criscüuro 'lievito', culaturo 'colatojo',
fituro 'turacciolo di sughero*, inghituro ' attignitojo *, jataturo 'soffietto',
[lavuro scheint it. lavoro zu sein ' tonneggio *], ìimaturo 'tavolello degli ore-
fìd', mazzicaturo 'frenello', ncappaturo 'rampino*, pungütiro 'pungolo', raèca*
turo 'mello', risulaturo 'grisatoio*, ruMMuÌaturo 'matterello', scinucckiaturo
'altarino*, icumatur o * mtsio\9>\ scupaturo * fnciuiáo\o\ J]^¿f¿f o/wr« 'pettine',
[spingituro met. 'Schlafmütze' verstehe ich nicht recht; loUte es ironiidi
sein?], spituro 'sputo*, squartaturo 'squartatojo dei beccai', stricaturo 'vas«
soio*, tagghiaturo 'tagliuolo', traturo 'cassetta' (sa 'tiretto').
552 BESPRECHUNGEN. J. SUBAK,
•Î8 analogisch uberaommen worden sein kann. Die Feminina der a-Deldi-
nation lauten im PL nicht um, was hinwiederum auf die Endung ^-ae zurück-
geführt werden kann ; der Konjunktiv auf -aj fehlt natürlich ; ich mochte es
aber trotzdem auf *fora zurückfuhren, das nach intrS, infrS, suprS,
deztrS, sinistrS gebildet wfire und im neap. /Ipra vorläge, welches kaum
fSras sein kann. — 34. Ist fronda schon lat. fur fronde? fi^ss9 ist nicht
fovea, sondern fossa, gegen jenes spricht die Behandlung von vy (vgl.
No. 104). — 35. m^ttsßkß ist nicht von m or sus abzuteiten, vgl. D'Ovidio,
Gr. Grundr. I, S. 520, Anm. ff), kpttsp stammt nicht von cochlea, zu
gr. xoxxoç D'Ovidio, ibid., S. 521 zu coccia, kçrk» durfte mit 3 anzusetzen
sein, vgl. neap, kukk?, it. cítrica kaum Rückbildung aus coricare sein. —
36. ist der Einflufs des r abermals abzuweben. — 37. mufäih ist wohl zwd-
geschlechtiges mol lu statt molle, ufttp zeigt 5c to mit vorgesdüagenem v-
(It Gr. S. 32 unten), dieses uo entwickelte sich dann wie der aus f durch
den Elinflufs des Auslautes entstandene (sonstige) Dipththong; aber auffallig ist
puêscia bei De Vicentiis (ein Fischemetz), nach dem Vocab. von frz. poche \
wenn das richtig wäre, so mufste das Wort bei der Aufoahme das Greschlecbt
gewechselt haben und zur Zeit der Aufnahme ein Diphthong nodi bei aus-
lautendem 9 möglich gewesen sein, was mir sehr unwahrscheinlich vorkommt,
es wäre dann das -a falsch. — No. 39 gehört mit seinen Beispielen von uè
<^ ^ zu No. 37, wogegen die angeführte Ursache (das folgende r) selbstredend
wegfallt; zu bemerken ist, asih /ufr¿9 nicht for fez, sondern for fi ces zu
sein scheint, somit zu No. 38 zu stellen wäre ; furn9, purf9, attum?, surs»,
curt9 dagegen sind unter o anzuführen. — 40. öl us giebt jedenfalls nicht 'uU,
auiiser wenn ihm -/- vorausgeht, -tV2p/- wurde -iW- und dann konnte das f von
vorausgehendem r (No. lOi) wie in ts9rúh, Iftrûh,^ oder s (No. 105) in
fasúh aufgesaugt werden, jedoch auch andere Verbindungen mit Konsonanten
waren nach der Vereinfachung von ^ûçl-^-iul» möglich, z.B. ssi^i in
grassj[olu^raif2i> * orzaiuolo'; (auffällig ist lanzuiU (Na 60), das mir Ent-
lehnung aus it. lenzuolo scheint,) vgl. //: figghiuU 'cesti', magghiulo 'ma-
ghetto', pagghiulo Spaglinolo', tavagghiulo * fazzoletto da naso', vigghùdo
<bigonciuolo'; ki\ curnacchiulo * asello'; ferner curciulo 'guascherino', nebst
filaztulo *cordellino', piuulo 'punta', rÌMMulo 'orduolo' und virmitMulo 'mar-
meggia'; piulo 'uomo petulante' und spiulo 'desiderio' nicht so sehr, doch
tnanulo 'manicotto' legt es nahe, dafs -uh produktiv geworden sei. Das
Fem. lautet wie zu erwarten -òhi kam^sóh etc. — 41 und 42. r^sp^ntu,
asc^nttp sind ebenso wie arrústp und affúnn» mit lat. d anzusetzen;* ebenso
wenig gehört (43) kunt9* unter o, desgl. kutúA9\ pçnt9* zeigt durch den
^ Aufser dem No. 56 angeführten r^narúh finden sich bei De Vicentiis
critarulo 'vasajo', favarulo 'tonchio', fiicarulo 'fischietti' (Mehlspeise), fuca^
ruh * üxúñdtre\ /urmicarulo 'formichiere' (Vogel), /oZ/arti/^ 'gattajola', maC'
chiarulo 'smacchiatore', misarulo 'di operaio a paga mensile', pedaruU (Fisch-
name), puntarulo, tirutrulo 'licciajuola', sciaiaruU (Wächter der giava),
tirulo aus riuulo 'orciuolo'.
* Dafs arróst9r9 im Bauerndialekt gewisser Striche auíserhalb Neapels
seine Formen mit ç voraussetzt, ist hier ganz belanglos, arrûst9 im Tarent
beweist
s Doch wohl nd; No. 187 ist, scheint es, nicht so streng zu nehmen,
wenn nicht nt verschrieben ist
DE NOTO, APPONTI SUL DIALETTO DI TARANTO. 553
Plural pu(nt9 ^, ogni im Ital. (zum Geschlecht vgl. § 387 der It. Gr., woraus
sich der Mangel der Diphthongierung ergiebt) ist nach It. Gr. § 65 wegen seiner
proklitischen Verwendung, § 72 ebenso wie ponte wegen der folgenden Nasalis
mit o zu sprechen. — 45. pçrv9 und torr9 sind nicht durch Analogie un-
umgelautet, sondern wegen -e (vielleicht rom. -a, vgl. neap, die geschlechtige
¥ oxm porva und torra); naturlich ist nicht von pulvis und turris auszu-
gehen. — 46. muggyer? gehört doch nicht zum betonten «, wenn man von
muliérem ausgehen mufs. kukúm^r? könnte *cucumeru sein, vgl. it. co-
cornerò, wenn es cucumerem wäre, wie Verf. will, müTste es Buchwort sein,
was auf einige Schwierigkeiten bei einer Kuchenpflanze stofsen dürfte;^ di-
luvium mit seinem erhaltenen vy kann nicht erbwörtlich behandelt worden
sein, d9luvy9 ist aufserdem stets unter dem Einflüsse der nicht recht volks-
tümlichen Darstellung der Bibel; statt fuce soll es wohl /»ifp heifsen, von
fuS9r9t doch ist das Verb im Präs. (nach dem Perf.) mit « anzusetzen, neap.
fuy9r9, it. fuggo, — 47. Zu p^d9l9 vgl. man Meyer-Lubke, It. Gr. S. 37, zu
p<^m9C9 Rom. Gr. § 67 Ende („unklar"; sollte es nicht spongia genähert worden
sein?). — 48. tunn9 und turs9 gegen it. o wieder wegen -«. — 49. pana-
rltts9 hat als Mask, regelrechten Umlaut, vielleicht ist es griechisch als De-
minutiv gefühlt worden, regelrecht ist ferner ltbièÒ9 (eine -^'•Ableitung), desgl.
gir 9, mirt9, doch ciss9 stimmt im Anlaut nicht; [(/)a] cim9 dagegen ist ital.
Lehnwort, ebenso cunchigghje, bei dem sich der Wandel von v zu 1 aus
dem Tosk., Kalabresischen oder Sizil. erklären mag, aus dem Latein stammt
mártir je \ cçmb9l9 verrät sich schon durch nib statt mm (No. 201). — 50. naevus
^ney9 (ohne Umlaut) ist aufíallig; sollte pren9 nicht praegnu, sondern -a
vorstellen, also noch nicht der Analogie der Adjektiva wie médius -a gefolgt
sein?* Auffallig ist auch grek9 neben Plural GriéC9 oder Griè9, man sprach
also vom Volke öfter als von einem Einzelnen; siép9 ist zur murus-Klasse
übergetreten. — 51. Wenn fyzz9 wirklich von foetidus stammt (nicht von
faece), so hat es in matts9 = macidus keine Stutze. — 55. Vortoniges a
bleibt, sm9rald9 ist tosk. Lehnwort, e9nnär9 = jenuarius. — 56. r9narúl9
scheint mir arena + ^rius zu sein, davon -eòi us (vgl. oben), wenn sich das
r nicht vielleicht so erklärt wie it fatterello, d. h. analogisch übertragen. —
59. Es wäre wichtig zu wissen, ob cantr9 mit ntr oder ndr gesprochen wird,
mit anderen Worten: ob in Tarent überhaupt in irgend einer Stellung nt
sprechbar ist, was ich verneinen möchte.' — 60. Vortonig e'^a dürfte kaum
auf Rechnung der folgenden Liquida — auf keinen Fall allein — zu setzen
sein, wie die Fälle accellente, piata, assere (ex ire) ohne Liquida beweisen,
es handelt sich um Prafìxtausch , Dissimilation und Assimilation. — 67. skur-
care = ex-curtiare, nicht corticare. — 69. W9nn9mdr9 gegen W9nneñ9
ist auffallig; sollte es ^vindemare darstellen? frfttsoU ist frict-eola,
^ De Vie. führt übrigens kuh(^m9r9 allein an.
' D. h. ist es das Mask., das gebräuchlich ist, wie im Neapolitanischen,
und das No. 183 steht?
' Der Name der Stadt selbst bt in der Provinz Tardnd^, in der Stadt
Tard9, in letzterer Form sah ich ein Taras *Taratos, Herr Prof. D'Ovidio
dagegen äufserte sich dahin , es sei dies Tdr^^ ^ Tard9, mit Aasfall des
mittleren von drei Konsonanten, während ich rt^rd wie in spirddt^ u.s.w.
darin gesehen hatte.
rrinchr. t wuL PhiL XXIL 36
554 BBSPRBCHUMOBN. J. SÜBAK,
nidxt frizorium; merkwürdig ist anúve, wir erwarten -/-. — 73. Wenn o^
"^uJL, so ist pom9dôr9 in pu- zu andern. — 75. *renaU ist sa atreidien, es
steht No. 79 bei der Aphärese von m-. — 77. kukúits» kann nicht Ton cn-
c urbi ta kommen, es ist entweder eine Krenznng von diesem mit kékk'jp
oder cucurbita (vielleicht cncumere?) wurde mit einem andern Suffix ver-
sehen; murare ist kaum als in-uxorare aufzustellen, es ist nxorare sn
*as]surare geworden mit Präfixverkennung und -tausch von ad und in- sn
fuurarp geworden, die obige Aufstellung ist also ein Anachronismus. —
78. asurp fur usura ist Dissimilation. mastridd9^ scheint mir mit mos trí-
enla schwer vereinbar, auch wenn man Sufiiztausch annimmt» sollte es sa
magister oder mestiere gehören? ran¿^dd9 (bei De Vicentiis runctdda
'roncola') ist doch irgendwie mit neap. lan¿cllq in Znsammenhang, das m
lanz zu gehören scheint; man könnte an rag^st9 'locusta', rapptd9 'lapillo'
denken, die auch r- für /- haben. — 81. su sibi illn, lies se ilio. —
85. Ist kurpn9 vom nom. cor o na e herzuleiten, warum heiist òxdbdì p€rsAn9
der Plural? (= personas?). — 86. russ^ ss '^aerGcea von aernca. —
88. Die Fälle, in denen regelwidrig vortonig au bleiben soll (sonst ati^^o^),
sind anders zu lösen: aúry» (dreisilbig!) ist agúriu, wobei nur ry anffSUt.
aúst9 (dreisilbig!) = agustu, uarèscere lies warft^r» ist von gander e ab-
geleitetes Inkohativ-Verb; tuvagghie ist nicht tabularla, sondern it. IStstf-
glia (deutschen Ursprungs'?). — 90. Woran soll in mampryg das a ans e
assimiliert worden sein, ebenso welches a durch Assimilation in mmaiaiár»
entstanden? — 91. w^nn/úp und Dom9n9dd{J9 sind nicht FSUe von Assimi«
lation im Tarentinischen. — 92. Lui¿¿9 ist Lehnwort aus dem ItaL (woselbst
wieder aus dem Franz. entnommen?), ¿¿ für ¿ wie sonst im Süden.* —
93. furnfÍ9r9 ist nicht Dissimilation, sondern Einmischung von fnrnire. —
94 — 97* ^^c Refleze von/ als ¿ dürften wohl der Schriftsprache, die als ^
(Y9nndr9 Eigenname, y^ttatúr») aus Neapel stammen, yuss9 ist ein spStes
Lehnwort aus dem Lat., die lautgesetzliche Wiedergabe scheint mir Ï xn sein;
nicht zu erklären vermag ich ghiustç und das etymologisch dunkle gyak^n»
'Laken'. — 10 1. Die Ausnahmen, die als spätere Entlehnungen ry bewahren,
gehören zu No. ICX), woselbst schon rusdry? und marUry9 stehen. — I02.
Ueber {la']sañf vgl. jetzt des Grafen Nigra Bemerkungen im Arch, glott it.
XIV, 2 zu lava, — 104. vy, by werden vortonig zu ggyi skaggypU, nadi
dem Tone zu ¿¿: li(¿¿?, rag¿9\ kaggçh ist erst von *ka¿ga abgeleitet,
a¿¿(tt9 und su¿¿ctt9^ sind gelehrt; aggy9 'ò' ist analogisch gebildet, worüber
die Konjugation zu sprechen hat. — 106. skurèdr9 ist ez-cnrtiare (vgL
oben), und zwar regelmäfsig entwickelt; damit stimmt kaêêd, es wfard nSmlich
ty nach Konsonanten zu ¿f, dieses nach vorausgehendem n zu s; prifi» nnd
raion9 sind Uebertragungen der ital. Formen. — 108. iurndtê neben ¿am»
kann ich mir nicht erklären, dazu noch ypÌ9 ho die gegen S(¿¿9 etc; ^
^ De Vie. führt die gelehrte Form mastrillo ani.
> Ich hätte an tola (= tabula) -f-^ly^ n^it Dissimilation gedacht, «
nach tavolino etc.
' Spricht man in Tarent überhaupt kurze Media oder nnr lange, wie
z.B. in Neapel?
* Die volkstümliche Form ist iuiiçtt9 'figlioccio, a', mit Umsftlsnng tob
it. ¿¿ in èè und Assimilation des Anlautes an den Inlaut
DE NOTO, APPUNTI SUL DIALETTO DI TARANTO. 555
Entwìckelung von dy ist klarer, wenn man Entlehnung von ^urn9 annimmt;
mienzf aus nudiu, das weit verbreitet ist, ist anch recht rätselhaft; was for
ein anderes Wort hat sich damit gekreuzt? Etwa mentre} — HO. pnzf^
un eia, weil ky'^zz, nach n^z, ¿uriziy» und nuviziy? gelehrt. — iH./a-
rofle ist wohl Lehnwort. — 113. kauC9 neben fpC9 zu erklären (calce und
falce), ist sehr schwer, wahrscheinlich ist Eindringen von Formen der Um-
gebung. — 115. Die Regel ist folgende: ^klv^ kk'y, nach n wird gy daraus;
manlggy? ist -ilia, huniggy? = ii, coniglio, taggyare = it. tagliare, gl^
ggy ist regelmäfsig. — 118, ngl'^ngy'^nny, nny(^tt9k9 * inghiotto', von
diesem Postverbal nnyutt?, ebenso von einem *inglomerare nnyu{m9r9^
(neap. Ilü9mm9r9), pñ9^ (so spricht der Verf.) ist ungula, nicht uncula,
von unguis; kar6n9 ist *car5nea, nicht carúncula (?), gehört also nicht
hieher; sennyútt9 ist genau singluttu, wogegen S9ggyutt9 (No. 162) ♦sub-
glut tu ist, Kontamination dieser beiden (oder Entlehnung aus dem it. Jfit-
ghiozzo) ist S9ngyútt9. — 119. bl-'^y. yast9mdr9, roh aus dem Ital. ist bjdve,
Bjase herübergenommen,' angepafst vianche <Cbianco (= wyang9Ì)\ ggy -^
vbl*; fibby9 ist Lehnwort; nnet9 weist auf imbtüa, woher das m-? — 125.
Epenthetisches -r- giebt es nicht, truen9 nach Meyer -Lûbke, It. Gr. § 292,
über furnçs9r9 s. oben, *ndruppecare hat sich den Verben mit intra- ange-
schlossen. — 1 27. p9dunp hat kein epenthetisches r, sondern P9d' neben p9
wie früher kpd^ (quid) neben ke (heute 09), — 128. mus9 ist lautlich unmög-
lich mor sus, dazu ebenso wenig mu¿zz9k9 und mtizjakd, — 133. -vi im Perf.
wurde nicht -bbi, dieses stammt von ebbi u. s. w., das jetzt immer häufigere
-W9 ist in der Konjugation zu erklären, da auch der Vokal von purtéw9 *\o
portai' zu erklären ist. — 135. watt9'watt9 kann nur dann mit it quatto zu-
sammenhängen, wenn ein Vokal am Anfang abgefallen ist, denn gu- kann
nicht = germ, w werden. — 144. ss wird nie s, vaÌ9 ist *bassius, kaie ist
nicht sSf sondern /i-, steht richtig No. 148, woselbst die Ausnahme ciss9 schon
wegen des Anlauts Lehnwort ist. — 147. *nzurare und *nzoñe haben nicht
ncs^nz, vgl. oben zum erstem, dasselbe fur ex ungi a; die Fälle gehören
sonst alle zu 146; x wird nämlich zu i, in Lehnwörtern und nach dem Tone
zu SS, also Salär 9 maè^dd9 èidd9 (das i erklärt sich durch Suffixtausch axella
mit -7//a), anderseits aber saldss9 als 1. 1. der Bader, l9ssiJ9 kann von lesso
beeinflufstes lixiva sein, asser e ss von den stammbetonten Formen haben;
skamare gehört zu No. 141. — 149. mazz9kdr9 lautlich von masticare her-
zuleiten ist unmöglich, sollte sich nicht mazza und seine Sippe eingemengt
haben? Dasselbe gilt von *nzit€care (De Vicentiis schreibt ntiddecare) im
Verhältnis zu in-stillicare, vielleicht mit siloppo 'sciroppo' gekreuzt —
Hier wären einige Fälle von Assimilation des anlautenden s- an den Inlaut
zu verzeichnen: aufser dem obengenannten iulk^tt9 noch sciaccio for saccio,
^<^^¿^^i^ = sfggiO'» ceccia = seccia bei De Vicentiis. — 161. «>«/ (wohl
* Davon nnyumari(dd9 'polpetta ravvolta in filo'.
^ Geschrieben steht ògnc\ n* órÍ9 *un poco' mit as^ftte z, B.
' Wohl mit langem b also zu sprechen.
* Ich nehme das Beispiel mit i, weil ich nicht kontrollieren kann, ob
im heutigen Tarentinisch die mit 3- anlautende Form als das dem Süden
eigene çuid est mit d, resp. r erhalten ist, wahrscheinlich aber froher, wenn
nicht sicher.
55^ BESPRECHUNGEN. W. RUDOW,
nd zu sprechen) in spantecare wäre auffallig;, ebenso in {p)antfcárf, vielleicht
gehören beide, wie vorgeschlagen wurde, zu pant ex und nicht zn panicus. —
165. Cambiimidde zeigt Einmischung von cam pu. — 168. ca, co, cu bleibt;
ky apparine zeigt Einmischung von chiappare, wozu fyapp» ss capuln
'cappio' gehört, Ò9m9nér9 ist französ. Lehnwort, wie Verf. zögernd vorbringt,
ebenso in Neapel umgebildet ; ga^ya\ payar?, yattf, yammq (diese beiden
letzten stehen richtig in No. 179), yaráff? erklärt sich aus spun, ¿^arra/a oder
neugr. yacatpa (G. Meyer, Neugr. Studien IV, S. 22), ähnlich wird es ndt
yal(ss9 stehen; £^u, go'^ wu-x *g'obito'^wuw9t9 'gomito'. — 176. cm 'nt'
ist doch nicht lat. quum, sondern roman, que A wie kustú sudit for ecco
is tue. — 178. koè? hat den Konsonanten der 2. u. 3. Sg. ñbemommen, auch
vom Infin. unterstützt, coqueo ist Mifsbildung; laqueu^i^uv stand schon
No. 110, wo es qy'^vi hiefs, es mufs lakj(u^/a//jp heiiiBen, aber unbedingt
über laccio, ist das so feststehend? — 180. Ich halte gustg und g^Ì9 (or
gelehrt (vgl. wúwít? * gomito*), das letztere fehlt übrigens auch dem Neapol. —
äok9, stpk9, vek9 'do, sto, vedo' sind nach dico umgebildet. — 181. -ca nach
dem Tone wird -^p: fatiye^t wovon fat9yare, von diesem wiederum fuasuyarë
'cullare* (Verf. 'n-, es kommt doch von *navicia, vgl. sonst *navica^
naka 'Wiege*), put¿y9 ¿noS^xt¡ und Iáy9n9 'lagaña*, also stets bei der Vor-
stufe ga wie zu No. 168. — 182. gr-'^r-'. ran9 (Münze) und ramu (grande),
das Korn (gran9, gramen^) ist offenbar hier ebenso wenig angebaut worden,
wie Kohle {^graún9) gebrannt wurde. — 183. canòscfrf ist schon Imt. co-
noscere (Decompositum), kanat9 könnte auch co- natu sein, wahrscheinlich
aber wegen neap, kaindt^ nicht so, sondern it. cognato; in konnte man nicht
sprechen, daher auch pyún9 aus pugno, ay9n9 aus agnus; liçn9 scheint mir
'^'legone zu sein (also eig. Reisigbündel), denn mit li gnu geht es trotz dem
sione bei De Vicentüs (zu si gnu??) schwer lautlich in eine Linie; prifnê ans
*praegnu *pryény9 dissimiliert, wonach das Fem.; singhe aus signnm
scheint mir lautlich zu erklären ein Kunststück. — 184. angiddâ ''^angnilla
ohne Einführung eines ^(?), es stimmt genau zu ¿1 èe aus qui- (No. 177),
wie im Rum. also,' angenacchjç ist inguinal ac*la (nicht inqninalia). —
186. ge, gi'^ie, li, ¿ in w(r¿9n9 etc. als Buchwörtem. — 187. p9satúr9
ist ''^pîsatorium, nicht pist-; man9¿9 aus mantice wohl durch Ein-
mischung von m anus. — igo. nd'^n wohl nur am Schluis der drittletzten
Silbe, s(i)(nn9r9 unter dem Einflufs der zweisilbigen Formen, wie auch andere
Infinitive mit nn, — 199. stuètechç fur stupidns ist Metathese und dann
-Tcus für das unbekannte -ipus; yutt9kd könnte man als Kontamination
von dubitare >>*</M//ar^ 4* duplare (mit Vortritt des ^ an den Versan£uig)
'^*yuppare erklären: kann es aber nicht ein griech. ÔvnxiX' vorstellen? —
In 202 vermisse ich eine Bemerkung über Fälle wie spukdr9 = sfogare,
wo sf' in sP' überzugehen scheint.
Bei einem Neudrucke des Büchleins könnte es sehr viel gewinnen, wenn
der Herr Verfasser, der ja ohnehin das Tarentinische von Jugend auf hört
und spricht, sich die Mühe nicht verdriefsen lassen wollte, das Wörterbncfa,
das ja bei uns sehr selten ist, noch stärker auszubeuten.
* So auch kastiy9, ^ Doch nur vortonig, vgl. sang»,
J. SUBAK.
PHILIPPIDB, GRAMÁTICA ELEMENT. A UMBlI ROMÎNB. 557
Alexandru Fhilippide, Gramática elementarS a limbi! romtne. la^i
1897. 4 Francs.
Im Vorworte heifst es u. a. : „Für die Geschichte der rwn. Sprache . . .
bedurfte ich eines Werkes, das die Formen der gemeinsamen Sprache, ihre
Bedeutungen und zahlreiche Beispiele enthält.'* Nach einigen scharfen Aas-
fallen gegen i^andere Werke** (womit hauptsächlich Tiktins gemeint ist) heilst
es weiter: „Deshalb habe ich es so nebenbei geschrieben, nur als Mittel zur
Erreichung eines höheren Zieles.** —
Nach diesem Geständnisse wird man die unten aufgeführten Mängel be-
greiflicher finden, als wenn man es mit der ganzen, anerkannt hervorragenden
Leistimgsfahigkeit Philippides zu thun hätte.
Als Mangel ist selbstverständlich nicht zu betrachten das Fehlen jeg-
licher geschichtlicher Entwickelung, die von vornherein ausgeschlossen war.
Der Inhalt zerfallt in: Lautlehre §§ i — 4, Formen — § 53, Bedeutung
der Formen — § 126.
Aus dieser geringen Anzahl der Paragraphen folgt, dafs manche zehn
und mehr Seiten lang sind, wodurch die Erreichung ihres Zweckes, dafs man
sich leichter zurechtfinde, nicht eben gefordert wird.
Zu der etwas kiu'z behandelten Lautlehre ist zu bemerken , dafs S. 3
c{h)» i, u in ochiü als Konsonanten gelten , nach S. 4 unten sind t, u hier
Aphone, stimmlos. — - § i enthält Einteilung der Laute und Rechtschreibung
(ohne Zeichensetzung, selbst ohne Begründung des abweichenden Gebrauchs
des Bindestriches fur den sonst üblichen Apostroph), § 2 Ton und Silben-
teilung, die zur Rechtschreibung gehört, § 3 f . lautliche Aenderungen des
Stammes. Zur Formbildung werden selbst Präpositionen und Konjunktionen
gerechnet, was nur in den Sprachen richtig scheint, wo diese an das von
ihnen abhängige Wort antreten. Von den S. 10 erwähnten Aenderungen des
Stammes, die durch Vorsilben hervorgerufen werden, ist uns übrigens nichts
bekannt. S. 1 1 a) heifst es : a dem ein Gaumenlaut vorhergeht, wird e» Viel-
mehr ea ta werden e, also a mit Gaumenlaut.
Dasselbe gilt von den meisten der S. 2 1 angeführten Fälle.
Dies gehört schon zur Formenlehre. Von den S. 22 unten angeführten
kommen curmala und zäbala auch in der Einzahl vor.
Die S. 30 ff. aufgezählten sächlichen Wörter haben nach S. 23 alle den
Vokativ auf ^, nach S. 24 nur cuget. Da aber auch das nur noch selten vor-
kommt , war das e S. 23 überflüssig und nur als Ausnahme zu erwähnen.
Auch der Unterschied, dafs die sinnenfälligen Begriffe in der Mehrzahl meist
<f, die abgezogenen meist uri haben, hat der zahllosen Ausnahmen wegen nur
geringen Wert.
S. 24 f. Basmut candelabru, cäpästru haben in der Mehrzahl nicht f,
sondern ^, auch zurgalaü S. 30. Ebd. cur Mehrzahl ei
S. 32 f. werden u. a. als abgezogene Begriffe aufgeführt: bac{is, aal, bal-
sam, btr, bîlcî, bun, capital, centru, chüipir, chip, cUr, club, con, cor, cub,
dar, dejun, imn, neam, selbst lucru; unter denen auf e ostrov und andere,
die ebenso sinnenfällig (konkret) sind.
Statt der ziemlich überflüssigen, weil regelmäfsigen, männlichen Wörter
wären besser die sächlichen möglichst vollständig aa%eiahrt, insbesondere die
558 BESPRECHUNGEN. W. RUDOW,
mit verschiedener Mehrzahl. Doch fehlen gerade yon diesen S. 34 manche
der allergewohnlichsteD, wie chibrit,
S. 35 wird die (keineswegs zweifellose) Hauptregel aufgestellt, dais die
letzte Silbe vor der Endung betont sei. Lassen wir aber die Regel gelten
und sehen wir selbst davon ab, dafs vom Tone schon § 2 geredet war, so ist
doch schwer einzusehen, warum nicht die stets unbetonten Endungen ein ffir
allemal ausgeschieden sind; dadurch wäre die Menge der Ausnahmen gans
erheblich verringert. So verdienstlich femer die zahlreichen Beispiele nnd
Ausnahmen zu den nicht immer eintretenden Aenderungen des Stammes sind,
so überflüssig scheint es, zu der unter allen Umstanden eintretenden Quetschung
des ^ und c vor e und 1 S. 37 f. fast eine volle Seite Beispiele beisubiingen.
S. 42 genügte es von den Wörtern auf e^ worin dieses unmittelbar an den
Stamm tritt, die wenigen männlichen anzuführen, woraus sich von selbst ergab,
dafs die übrigen weiblich sind.
Uebngens hätte hier (S. 43) oder schon S. 36 erwähnt werden können,
dafs die Arten der Veränderungen des Stammes sich auf § 4 beriehen«
S. 45 aci porumbac ist doch kein Adjektiv; in hêUag, fribtag u. a. ist
ag u. á. nicht Endung, sondern Stamm, doch sollen ae, ag n. s.w. wohl nnr
Ausgänge sein, nicht Bildungsendungen.
S. 57 steht: Die 3. Form (Ruffall) auf o haben alle Adjektive auf #,
dem bestimmte Endungen vorhergehen. Hier wären einige Beispiele sehr am
Platze gewesen.
S. 59 oben: tnä, tß tfl sind proklitisch. — Vielmehr selbständig, wo-
durch sie sich eben von nû unterscheiden. Auch werden mi, fi, Ï, fi pro-
klitisch nicht immer mi, fi, i, fi.
S. 86: Wenn der Stamm auf einen Selbstlaut endigt — Nur auf f (Ì).
So immer: S. 97, loi, 106, 125.
S. 95. Die nicht auf der letzten Silbe betonten sind nicht vollständig:
sprijin u. a.
S. loi wird die von den Walachen als nur moldauisch beseidmete
Endung ñ statt ài als alleingiltig aufgeführt; ebenso S. 102 Sf statt OL Ueber«
haupt ist die Sprache des Buches sehr moldauisch, es enthält eine Menge
Wörter und Wendungen, die keineswegs „gemeinsam" sind.
S. 103, 108 und 131. Pferd und vtnd verwandeln im Ferfidct d nicht
in 2, vgl. S. 127.
S. 1 1 5 las hat nicht gut Use, pese dagegen ist richtig. Mit fêodà etc.
sind f(e)azâ gleichberechtigt
S. 132 vrut kommt nicht von vr olese, sondern von vreaü.
S. 161 tnpac von paccoi wohl nur verdruckt für pace,
S. 163 trian ist keine einfache Endung, ebenso wenig gan n. a. im CdI-
genden, was hätte bemerkt werden können. Eine Ordnung ist nicht xu er-
kennen, während doch selbst die Tauseude der früheren Beispiele nadi dem
Abc geordnet sind. S. 169 gehören die zwei letzten unter cios su ros. Si. 17I
flñcñrae flf. nicht zu oí, sondern zu ae, das fehlt
S. 175 m'mtcnicesc enthält die Endung nie, nicht bloises n,
S. 180. „Die Adverbien zählen wir nach dem Abc auf, denn wollten wir
sie nach Beziehungen ordnen, so würden wir sehr verschiedene Adverbien n-
sammenstellen müssen/'
PHILIPPIDE, GRAMÁTICA ELEMENT. A UMBlI ROMÎNB. 559
Verschiedene? Der Entstehung nach? Die gehört doch in die Wort-
bildung, und davon scheint hier die Rede zu sein, nachdem vorher die Vor-
silben, Nachsilben und zusammengesetzten Wörter aufgeführt waren. Wenn
man übrigens diesen Begriff auch noch so weit fafst, sehen wir doch keine
Möglichkeit darunter Wendungen zu begreifen wie: Sanfte Katze kratzt
schlimm. Mit diesen ,,Zusammensetzungen'* werden die (ebenfalls in über-
weitem Sinne gefafsten) Umstandswörter als „Isolierungen" zusammengenommen,
man sieht nicht recht ein, wie; daher werden auch S. 199 Isolierungen und
Umstandswörter nebeneinander gestellt.
S. 194 Zeile 2 lies g statt d,
Ueber die Bedeutung ist zu bemerken, dafs keineswegs nur die S. 199
angeführten Beiwörter substantiviert werden, vgl. bunul, adevärul u. a.
S. 211 j ist wohl zu lesen: wenn mehrere Genetive statt: mehrere Für-
wörter . . ,
S. 235. Aufser tot wird auch care selbständig gebraucht, careU jetzt
nur noch seltener.
S. 240 f. Eu unul ich für mein Teil Unul soll hier Fürwort sein,
scheint jedoch Zahlwort. Eu unul also eigentlich ich der einzige, ich allein.
S. 259. Zu der Wendung: Cautìt-mì în faÇi =s sieh mir ins Gesicht ist
mi so wenig unmittelbar von cautU abhängig wie mir von sieh. Dasselbe gilt
von andern Zeitwörtern im folgenden, von heilig, Geschenk u. dgL
S. 279. Das 3., 4. und 5. Beispiel passen nicht zu § 70; „um die Wahr-
heit zu sagen'* enthält keine Befürchtung, so wenig wie: „um nicht zu lügen"
Beisp. I und 2, sondern Absicht, abhängig von einem zu ergänzenden: „sage
ich«. Auch die Beispiele des § 71 drücken weniger Verwunderung aus als
teils Entrüstung (wo man ergänzen kann: von mir sagt oder verlangt man):
ich soll . . .! teils blofse (rednerische) Frage: Da sollten wir nicht tanzen?
S. 323. E de /acut ist Supinum, ^t\\ /acut hier unveränderlich ist;
trebuie fcLCtii{a) dagegen ist Partizip. Beides hat also nichts miteinander
gemein; trebuie de facut ist eine ganz vereinzelte imd ungehörige Ver-
mischung beider.
S. 332. Me-rs abzubrechen ist unerhört.
S. 341 Z. 3 unten lies pärfile.
S. 355 Z. 4 unten ist a {cailor) nicht Präposition, sondern weibl. von al,
^- 357 g bedeutet nicht Vereinigung, sondern Vollsein.
S. 358 k scheint de für despre zu stehen.
S. 360 peste heifst auch über (das Mafs) hinaus. Dupa drückt auch
eine Beziehung aus: dupa nume, dem Namen nach.
S. 363 f wird unter conjunct auch ce „was" und eine „wer" behandelt.
S. 366 ist das zweite unde zweifellos fragend.
S. 367, Daca steht nicht überflüssig, sondern steht wie deutsch : „wenn
(= da) ich doch", wobei als Hauptsatz zu ergänzen ist: ,j£ann man ganz
ruhig sein".
„Aufser den unter II. angeführten Formen giebt es noch andere, die . . •
nicht aus Lauten bestehen: Uebereinstimmung , Wortstellung und Ton." —
Gemeint sind Regeln der Satzbildung u. s. w.
Ebenso 382: „Nicht nur der Ton, sondern auch die Länge der Silben
dient als Form" = zur Bildung oder Unterscheidong der Formen,
56o BBSPRECHX7NOEN. A. HORNING,
Aufserdem fehlt ein Hauplteil, die Syntax, völlig; die beiden gleich
wichtigen Teile der Wortlehre, Wortschöpfung nnd Flexion , gind nicht ge-
hörig geschieden, oder vielmehr erstere nur durch die Aufzählung der Vor-
und Nachsilben vertreten, die zwischen Konjunktion und Adverb eingekeilt
sind, von Stammbildung und eigentlicher Zusammensetzung ¡st keine Rede:
Alles das wäre leicht zu vermeiden gewesen und hätte gerade in einem
Elementarbuche vermieden werden sollen.
Vielleicht fragt man, weshalb denn hier über ein Elementarbuch berichtet
wird? — Ja, und das ist das Merkwürdige an dem Buche — es hat neben
all diesen Fehlern Vorzüge, welche jene wenigstens aufwiegen. Zunächst die
reichlichen, aus den besten Schriftstellern zusammengestellten Beispiele, be-
sonders aber eine Menge feiner Bemerkungen über die Bedeutung » due aller-
dings keineswegs „elementar" sind, dafür jedoch dem Buche wissenschaíilidiefi
Wert verleihen. Endlich die (als noch nicht vollständig bezeichneten) Samm-
lungen der unveränderlichen Wörter S. 145 ff., von denen allein die Prä-
positionen zwölf Seiten füllen, es mögen ihrer 1000 Stück sein, so dais das
Rumänische hierin unübertroffen ist.
W. Rudow.
A. Thomas, Essais de Philologie Française. Paris 189S. 441 S.
Preis: 7 fres.
Die in dem stattlichen Bande zum Abdruck gebrachten Auftätze lin-
guistischen Inhalts, welche dem Scharfsinn und der Gelehrsamkeit des Ver-
fassers ein glänzendes Zeugnis ausstellen, sind zum gröisten Teil zuerst in
der Romania erschienen und bereits in dieser Zeitschrift besprochen worden.
Aus der Zahl der übrigen bis jetzt zerstreuten und daher schwer zugäng-
lichen Abhandlungen greife ich einige heraus: Der Name der Landschaft
Contenga erklärt sich aus convenäe, conveniens, das die Basken, die den
Laut V nicht kennen, commenae sprachen. — Plomb (du Cantal), als Be-
zeichnung eines Berges, ist aus fom , pomme* abgeändert. — Die StrmTse
JoutX'Aigues in Toulouse heifst eigentlich Jwuiigius Judaicas »Juden*
viertel'. Wie verhält sich dazu it. Giuäecca (s. Ztschr. 20, 338 Anm.2)? —
Aufserdem enthält der Band noch interessante Recensionen und ausgiebige
Indices, die den reichen in dem Buche verarbeiteten Stoff zur Anschannng
bringen.
Zu den Etyma, etwa hundert, unter denen die meisten die BiUignng
eines so sachkundigen Beurteilers wie Meyer -Lübke gefunden haben» mögen
mir einige Bemerkungen gestattet sein.
Essâ , Achsennagel' wird als mit afr. heuce identisch erwiesen und an
afr. heut, ital. elsa, ahd. hâ/za gestellt. Indessen setzt pik. eucJke (auch bei
Decorde, Patois de Bray) ein Substrat (h)elce- voraus, das {h)euë ergeben
hätte {vgl. /aux, chaux). Auf ein Proparoxytonon (etwa ol'ce) weist auch
prov. oc/to, olze bei Mistral ; man vergleiche oualze, ohe mase. (?) bei Vaysdcr,
Dictionn. de l'Aveyron, wo 'Ou-, wie es scheint, auf g hinweist Ounço\ dai
1 Da das Wort weiblich ist, trat 0 an die Stelle von r.
A. THOMAS, ESSAIS DE PHILOLOGIE FRANÇAISE. 56 1
nach Mistral in der Dauphiné vorkommt, wird als nasalierte Form unseres
Wortes bestätigt durch once in der Franche-G>mté ; man sehe dies bei Rail-
lant, Glossaire du Patois d'Uriménil, wo sich auch zahlreiche Belege für lothr.
osse, ossate finden. Nur in Lothringen, nicht jedoch im Frovenzalischen,
könnte o aus e entstanden sein, wenn die Grundform betontes e gehabt haben
sollte, was nach dem Gesagten sehr zweifelhaft ist. Hatte die Grundform
dagegen ein 0, so mufs frz. heuce aus einer Vorstufe houce hervorgegangen
sein (man vergleiche ouecerec und wallon, oeche bei Thomas), und zwar mufs
jenes 0 geschlossen gewesen sein, da ou (aus ol) frz. nicht zu eu wird. Auf-
fällig ist metz. ^, Romania 5, 215 (lothr. j(^ entsteht in der Regel nur aus
iss oder rs). Beachtenswert ist endlich, dafs mit Ausnahme von hocho f. bei
d'Hombres, Dictionnaire Languedocien, die neueren Mundarten keine Spur
des h zeigen, insbesondere dafs das Lothringische, das deutches h festzuhalten
pflegt, nur osse, ossatte kennt.
Der Annahme dafs heuse , piston d'une pompe' dasselbe Wort wie heuce
sei (so auch das Dictionnaire Général), stehen Form (sanftes s) imd Bedeutung
entgegen. Jaubert, Glossaire du Centre, verzeichnet heuse , bague de fer dans
laquelle passe la queue du marteau des grosses forges; cette heuse est comme
une bottine passée autour de la poutre formant la queue du marteau'. Wir
haben es also mit einer bildlichen Anwendung des afr. heuse , jambe, botte'
zu thun^ (vgl. übrigens Littré). Eine Ableitung von he%u:e durfte dagegen
housseau bei Littré sein , grosses épingles propres à attacher ensemble plusieurs
doubles d'étoffe'. In vortoniger Silbe wäre ursprüngliches o erhalten.
Zu dem auf S. 381 A. 2 erwähnten aprov. roize (neben ronzer) rumicem
sei bemerkt, dafs das Lothringisch -Wallonische nur rdj^ kennt (s. Haillant,
Patois d'Uriménil) imd dafs dasselbe nicht ohne weiteres auf rumicem be-
ruhen kann (nur i%, iss wird lothr. zu ;f), so wenig wie altwallon. roinsse in
den Dialoge Grégoire lo Pape 59, 19; 67, 12. 15 (in diesem Denkmal wird
inlautendes c nicht durch ss wiedergegeben; ähnliche Formen giebt auch
Godefroy). Darf man annehmen, dafs roize, roinsse, ryUz (in Vionnaz) durch
prov. rouis, rouisso becinflufst sind, das Thomas aus rusteum erklärt? Ver-
wandt mit rus tum und in den Handschriften oft mit demselben verwechselt
ist ruscum, dessen Plural das Substrat zu frz. rouche f. ist ,nom vulgaire
des laiches, du roseau, de Tiris des marais'. — In ähnlicher Weise scheint
ital. rombice neben romice durch rovo (rub us) beeinflufst zu sein.
Möglicherweise ist altnormann. wirewitte »Wetterfahne' (wichtige hand-
schriftliche Varianten sind wirewire, werwite; auch virevite wird belegt), das
Verf. aus nord, vedhr-viti , Wetterangabe* erklärt, das Grrundwort zu frz.
pirouette. Man vergleiche bei Orain, Patois d*Ille - et - Villainc, pirvire f.
'bouton de bois traversé par une cheville qu'on fait tourner avec le pouce';
bei Zéliqzon, Lothringische Mundarten, pinoü ,Knöpfe aus Holz, die mit Tuch
bedeckt werden' und die, was Z. nicht sagt, wohl genau wie das soeben ge-
nannte pirvire in drehende Bewegung gebracht und als Kinderspielzeug be-
nutzt werden; bei Marchot (Patois de St. Hubert, Revue de Philol. franc, et
provenç. 4, 209) pèrwiy f. , toupie, sabot'; bei Labourasse, Gloss, de la Meuse,
piroiU f. ,gros sou avec lequel on joue au patard ou jeu du bouchon'.
^ Vgl. bei Godefroy heuse de plomb pour une tour.
562 BESPRECHUNGEN. M. J. MINCKWIIZy
Darmesteter, Mots Composés, führt noch normánn. perrauêtU , fille ermporee*
und wallon, berouette an. P (b) ware ans w (v) dissimiliert' Wu die Be-
deutung betrifft, so pafst za »moulinet qui sert de virtväe* bei Thomas sehr
gut was Crodefroy über pirouette sagt »sorte de moulin, jojran en forme de
petit moulin à vent S* und mit dem oben aber /irviW Gesagten stimmt £ut
buchstäblich die Definition, die das Dictionnaire Général tmi fùrmui giebt
, petit disque que traverse un pivot, sur leqael on le fait toomer en loi donnant
une impulsion, toton'. Beachtenswert ist noch, dais alle diese mandartlidien
Formen dem Norden und Nordosten angehören.
Faisü , Kohlenstaub* (dies, und nicht /raúi^ ist das nrsprfingliche) wird
in wenig überzeugender Weise aus facem-)-Ile gedeutet. Das Ztschr. 19, 146
von Tobler aus Sachs erwähnte faisü , Krätze' (beim Goldschmied), fmséUux
(bei Littré) »ouvriers qui enlèvent les décombres', lothr. ^a^^ ,balks et pons*
sières que Ton balaye sur les greniers' (s. Adam, Pat lorrains), das, wie die
Vergi eichung rtàx. fâgin (auchyásm) »poussière de charbon* bei Labonrssse»
Gloss, de la Meuse» zeigt» mit unserem Worte identisch ist, legen die Firage
nahe» ob nicht »Abfall» Schabsei' die ursprüngliche Bedeutung des Wortes sei.
Chambure» Gloss, du Morvan, erwähnt frisée »poussière, miette, débris*.
Gegen fa e e il e, an das Tobler dachte, spricht das a in 9Sr,faisims, in fa^tÊt,
in frasi! (in Orléans und Berry); -1/ ist wohl eher -Iculus als -Ile.
Zu travouil »Haspel' ist anzumerken, daís afr. tracui, troûtUier sich in
dem von C. Hofinann herausgegebenen air. Glossar, No. 1 19 findet (auch bei
Du Gange s. v. alabrum» alabrare).
Der Ansatz rainsei ramuscellum wird bestätigt durch waU. rl9^ (waU.
SS = i» x)t ^^^ bereits Marchot» Phonologie d'un Patois Wallon, ans rami-
scellum erklärt hat. Dieselbe Bestätigung wird dem Etymon UtHseau glo-
muscellum durch wall. Idhf, lothr. ¿ou^i zu teil. Zweifelhaft ist mir da^
gegen» ob fur letzteres und überhaupt die n-losen Formen globnscellum
anzusetzen sei» da Entnasalierung wenigstens heute und im Osten weit ver*
breitet ist Formen mit nicht synkopiertem Vortonvokal finden sich hente
im Südwesten: grumechon (bei Fertiault» Langage Verduno-Chalonnais), ^#-
miciau in Lyon ; vgl. rätisch ¡umeèfi, limièél (hei Gartner, Rätor. Gramm. § 95).
A. HORNINO.
Studies and Notes in Philology and laiteratore, published under the
Direction of the Modem Language Departments of Harvard Uni Ter si tj
by Ginn and Co.» Tremont Place» Boston. Vol. V (1 896), issued 1897.
Seit dem Jahre 1892 sind in ziemlich regelmäUgen Zwischenriomen
(1892» 1893» 1894» 1895» 1897) Sammelbände von Harvard Studies and Notes
in Philology and Literature erschienen» die oilers schätzenswerte Beitrige ans
* lieber die Möglichkeit einer solchen Dissimilation ist nicht leidit sa
urteilen» da es sich um ein »mot à redoublement' handelt (s. M. Gtammont,
La Dissimilation Consonantique» S. 162). Ein Beispiel ist vielleicht (s. Gode-
froy) pirevollet , toupie'» neben vir evoler »tourner en rond', cambrés* vùwêl
»tourbillon' (s. Godcfroy v. virevolte), virvolet , Irrlicht' (bei LabourSMe,
de la Meuse).
STUDIES AND NOTES IN PHILOLOGY AND LITERATÜRS. 563
dem Gebiete der romanischen Philologie enthalten. Der neueste 5. Band, der
von Schülern und Kollegen dem ausgezeichneten Forscher Francis J. Child
als Festgrufs zur Feier seiner fünfzigjährigen Amtsthätigkeit an Harvard Uni-
versity dargebracht werden sollte, hat sich durch den am 11. September 1896
erfolgten Tod des Jubilars zu einem „Child Memorial Volume" umgestaltet.
Unter den 16 Beiträgen sind diesmal nur zwei direkt dem romanischen Ge-
biete entnommen, ein sprachgeschichtlicher (VI) und ein litterarhistorischer
(IX); letzterer ist aus den conférences du dimanche der Ecole pratique des
Hautes Etudes (1894— 1895) hervorgegangen.
VI. P. B. Mar cou, The French Historical Infinitive, S. 77— 83.
Marcou knüpft seine kurze Betrachtung an ein von Gaston Paris (Ro-
mania XVni, 204) beanstandetes Resultat seiner Berliner Dissertation (Der
historische Infìnitiv im Französischen, 1888). Er ist jetzt bereit, mit G. Paris
die Konstruktion or du bien faire als eine Reduktion or pensons (pens^) du
bien faire aufzufassen, trotz des von Â. Schulze (Ztschr. f. rom. Phil XV, 506)
seitdem erhobenen Einwandes. Dagegen beharrt Marcou bei der Ansicht,
dafs der historische Infinitiv ursprünglich sowohl mit als ohne Artikel ge-
braucht worden sein möge, und sucht durch Heranziehen spanischer (Calderón)
und hochmoderner französischer Citate (p. 81) die neuen Schwierigkeiten zu
beseitigen, die A. Schulze seiner Zusammenstellung der mit or beginnenden
imperativen Wendimg mit dem historischen Infinitive entgegenhält. Er springt
mit Th. Kalepky (Ztschr. XVH, 287) zu dem historischen Infinitive mit à über
und vermehrt dessen Beispiele aus Ariosto (Orlando furioso XVI, 70).
IX. Raymond Weeks, The Messenger in Aliscans, S. 127 — 151.
Gau tier (Epop. IV, 32) hat bereits den Quellenwert der „Storie Nerbo-
nesi" viel geringer angesetzt als denjenigen der französischen Prosaversionen
des 14. und 15. Jahrh. Immerhin räumte er ein, dafs manche Spuren ver-
loren gegangener Dichtungen und einzelne auf hohes Alter deutende Zuge,
die den überlieferten französischen Originalen fehlen, in der italienischen Kom-
pilation zu Tage treten. Ph. Aug. Becker in seiner neuesten Untersuchung:
Der Quellenwert der Storie Nerbonesi (Halle 1898) gelangt sogar zu einem
völlig negativen Resultate ; er erklärt : (S. 50) „Wir haben die Frage aufge-
worfen, welchen Wert die Storie Nerbonesi als Quelle für die Vorgeschichte
der altfranzösischen Heldendichtung haben mögen — Ich antworte: Keinen!"
Andrea da Barberino hat nach Beckers Darlegung das ihm zu Gebote stdiende
epische Material nach eigenem Belieben gruppiert, mit der gröisten Freiheit
umgestaltet und zu besserer Verkettung und Motivierung der Begebenheiten
Ergänzungen vorgenommen, die zugleich klu^e Berechnung und eine gewisse
künstlerische Technik bekunden. Die tragische Kraft ersetzt er durch das
seinem Jahrhunderte eigentümliche rhetorische Pathos. Sein mehr chronik-
artiger Bericht trägt ein vorwiegend historisch -staatsmännisches Gepräge. —
Wer sich auf den Standpunkt Beckers stellt, wird somit von vornherein jeden
aus den Storie Nerbonesi gefolgerten Rückschluß auf wertvolle ältere Varianten
als Trugschlufs zurückweisen müssen.
R. Weeks, der nach ausgedehnten Untersuchungen der italienischen Kom-
pilation zu einer weniger skeptischen Beurteilung der Bearbeitung Andrea's
gelangt scheint, bietet indessen mit seiner vorliegenden Studie eine Hypothese,
die auf alle Fälle einige Beachtung verdient. In den Nerbonesi sind drei
564 BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BECKER, G. O,
verschiedene Belageningen von Orange erwähnt, in denen Bertrand, Ginurt,
Gnillanme als Boten an den König Ludwig auftreten. Die Bertrand -Boten-
rolle erscheint als die bedeutsamste, lie ist mit fast all' den dichteriadben
Merkmalen ausgestattet, die in der erhaltenen französischen Venion von
Aliscans Guillaume's Persönlichkeit so ergreifend gestalten. Becker (S. 34)
und Jeanroy (Romania XXVI, 16) messen diesem Umstände gar keine Be-
deutung bei. Während Weeks im Anschlüsse an die Gesandtschaft Bertrand's
Material zusammenzutragen bemüht ist, das einem nrspr&nglich den Xitel:
Siège d'Orange fuhrenden selbständigen Gedichte entnommen sein konnte,
stimmen die beiden genannten Gelehrten uberein, diese Episode der Neibo*
nesi als eine direkte (nach Beckers Ansicht ziemlich angeschickte ^) Nach-
ahmung von Aliscans zu bezeichnen. Zur Begründung seiner Hypothese be-
dient sich R. Weeks (S. 127 — 130) hauptsächlich einer Reihe inhaltlicher
Widersprüche, die dem Leser der französischen Aliscans an£Bü]en mfissten,
und fur die er mit viel Takt eine befriedigende Erklärung ans den Nerbooeii
herzuleiten sucht. Seine Untersuchung ist also, wie er selbst bemerkt, erst
nach einer Seite hin völlig abgeschlossen. Erst, wenn auch eine sorgflQtige
Erforschung der Sprache von Aliscans erfolgt sein wird, die namentlich lür
die Orléansepisode und die Endementiers -Scene von höchster Wichtigst ist,
wird es möglich sein , den Wert der Hypothese von R. Weeks endgültig ra
bestimmen. •, - ir... ...,.
M. J. MnrcKWiTz.
Bomania No. 105, Janvier 1898, T. XXVU.
F. Lot, Gormond et Isembard. Recherches sur les fondements
riques de cette épopée. Bekanntlich hat das Gormundlied zwei Fassangen
erlebt; die ältere kennen wir durch das Brüsseler Fragment, das Chronikon
Centulense, Alberich von Troisfontaines und Galfrid von Monmouth; die
jüngere durch Philippe Mousket, Loher und Maller, Nikolaus von Amiens
und den Anonymus von Béthunc (Ph. Lauer, Romania XXVI, 165). Gottfried
von Stralsburg, bezw. Thomas, schreibt Wace aus (Lot 41 s.). Auf gelehitem
Wege hat sich die Sage bis heute in Ponthieu fortgefristet; nach Jean de
Noyelettes' verlorener frz. Chronik von Saint - Riquier (1437) bieten sie Jean
de la Chapelle (1492) und Malbrancq (17. Jh.) in einer durch die Lokalisie-
rung der Grabstätte Iscmbards beeinflufsten Form; aus ihnen schöpfte der
Buchhändler Devéritc (1767) seine Fabeln, deren Wiederhall wir bei Looandre
und Prarond hören. Die Tombe d'Isembard bei Bourfontaine, seit 1263
nachzuweisen, war jahrhundertelang ein Streitobjekt zwischen der Abtei Sainl-
Riquier und den Herrn von la Ferté, an deren Markscheide sie lag; sie wnide
1830 geöffnet und voll grofser Steine gefimden (10 ss.). Das angebliche Grab-
mal Gormunds in Vignacourt (Chronik von 1437) dürfte das Wermunds des IIL
* Warum? Gerade an dieser Stelle der Nerbonesi klingt etwas von der
ergreifenden Tragik der Quelle durch, wenn der halb verhangerte Bertrand
Guiborc in Gegenwart Guillaume's seinen feierlichen Schwur leistet (Ed. Isola,
1. 1 p. 444). Wie dichterisch ist auch die kleine Scene angelegt, in der Gid-
borc den verzweifelnden Bertrand belauscht hat und dann anspornt, nach
Hofe zu reiten.
ROMANIA NO. IO5. 565
von Picquigni gewesen sein (44 ss.). — Betrefib der historischen und sagen-
haften Elemente unseres Epos steht folgendes fest oder in Frage: Den Hinter-
grund bildet fraglos der Einfall der Normannen mit der Zerstörung von Saint-
Riquier und Saint -Valeri und der Sieg Ludwigs des m. bei Saucourt (881),
obwohl die Schilderung des Liedes dem geschichtlichen Verlauf der Schlacht
nicht entspricht und Ludwig sich die tötliche innere Verletzung erst ein Jahr
später unter andern Umständen zuzog. Die Frage um Gormund verwickelt
sich mit der Geschichte der Einäscherung Cirencesters durch Sperlinge. Kam
diese Geschichte im Epos vor oder nicht? Gehört Gormund mit Cirencester
und den Ireis — unabhängig von der Sperlingsage — zu den an das An-
denken von Saucourt haftenden Erinnerungen, gleichviel ob historisch oder
sagenhaft? Oder sind Gormund und Cirencester (oder nur dieses) dem Epos
mit der Sperlingsage zugewandert? Denn, wenn Geffrei Gaimar, wie Lot 24 ss.
zeigt, einfach zu Galfrids Bearbeitern zu stellen ist, obwohl er die Sperlings-
list (v. 858 SS.) von Gormund (v. 3241 ss.) trennt: so steht die Sache so, dafs
die Sperlingsgeschichte nur in den von Galfrid abhängigen Texten vorkommt,
da sie im Loher und Maller sekimdär eingeschoben ist (vgl. Ztschr. XX, 553).
Sie könnte demnach eine der Lokaltradition entnommene Zuthat Galfrids sein.
War sie aber ein Bestandteil des Liedes, so dürfen wir sie am ehesten als
eine von Normannen nach Frankreich gebrachte Wandersage ansehen, die
auch anderweitig durch Saxo Grammaticus, Snorre Sturluson und Nestors
russische Chronik bezeugt ist Auch in diesem Falle neige ich zur Ansicht,
dafs Gormund und Cirencester dem Dichter als historische Elemente, d. h. mit
Saucourt verknüpfte Erinnerungen zukamen, und dafs die zugewanderte, vor-
erst unbestimmte Sperlingsage erst durch die Einschaltung in das Lied an
Gormund und Cirencester geheftet wurde (vgl. Lot 37 s.). Für Isembard hat
Lauer aus Flodoard zum Jahr 943 (MGh. SS IH, 390) eine gute historische
Parallele beigebracht, die dadurch interessant wird, dafs der um 996 schrei-
bende Richer (ibid. 595) sie mit Zügen ausschmückt, die sehr an das Frag-
ment anklingen; Lot 3 s. sieht darin nur Zufall, vielleicht mit Recht. Nach
Lot wäre Isembard eine nicht mehr zu bestimmende historische Figur. Mich
reizt die Frage, ob nicht der Tumulus bei Bourfontaine uralt und schon lange
aus unbekannten Gründen mit dem Namen Isembards belegt war, und ob
nicht er die Sage weckte in Anlehnung an die ortsgeschichtlichen Erinnerungen.
Fh. Aug. Becker.
A. Piaget, Le chapel des fleurs de lis par Philippe de Vilri, Die
dem Text voraufgeschickten Bemerkungen über die verbürgten Thatsachen aus
Ph.s V. Vitri Leben berichtigen insbesondere die irrigen Aufstellungen Tarbé's
über den Dichterbischof, der am 31. Oktober 1291 geboren, 1323 Canonicus
von Clermont in Beauvoisis war, 1332 auch Präbenden in Soissons, Verdun,
S. Quentin u. a. besafs, 1350 Bischof von Meaux wurde und am 9. Juni 1361
starb. Zwei Briefe Petrarkas an ihn sind anerkennend und milsbilligend zu-
gleich, sofern Ph.s Forschungseifer und eindringender Verstand gelobt, aber
seine Vorliebe für París und die Vertauschung seiner Freiheit mit dem bischöf-
lichen Amte getadelt wird. Ph. verfafste auch Motets (nach Gace de la Bignè)
und schrieb eine ars compositionis motetis, aufserdem einen eklogenartigen
Dit de Franc Gontier, 4 Str., d. i. ein Lob des ländlichen Lebens (von P.
mit Pierres d'Ailli Parallellied gegen den in Ueppigkeit lebenden Herrscher
566 BBSPRECHUNGBN. G. O.,
wieder abgedruckt) und den Chapel des trois fleurs de Us (il^^ Verse, aabccb
8silb.), den P. nach 5 Hss. hier zuerst mitteilt Das Gedicht entstand vor
1335 und will darthun, wie den Kreuzfahrern, die in jenem Jahre unter
Philipp von Valois ins heilige Land ziehen sollten, Wissen, Glaube ud
Ritterlichkeit (die drei Lilien) nötig sei und wie diese Eigenschaften aofini-
fassen wären. Die Ausführung ist gelehrt und allegorisierend , die monlische
Mahnung wechselt mit dem Tadel, Vers und Rede zeigen einen ungehemmten
Flufs. Eingeschaltet wird eine Uebersetzimg der Regülae heiiorum gentraUs
aus Vegetios Buch 3 in 8 - Silbnem , die in Hss. auch allein oder mit dner
Prosaubersetzung des Vegetius De re militari verbunden vorkommt (s. Romania
25» 396).
P.Meyer, La traduction provençale de la Ligende dorée (mit Fac*
similes); Beschreibung der Hss. und eines Bruchstüdcs der drei Redaktionen
der Uebersetzimg, deren älteste in der ersten Hälfte des 14. Jhs. entstanden
zu sein scheint, während die zweite sich als eine Neubearbeitung der ersten
mit Auslassungen, Umstellungen und Zusätzen, dabei ein Stuck ans der pror.
Bearbeitung der Somme le Roi, die Kästchenparabel aus Barlaam und Josa^
phat u. a. darsteUt, und die dritte Legenden der Neubearbeitung mit anderen
Legenden vermischt; Testproben; Inhaltsverzeichnis zur zweiten nnd dritten
Redaktion nebst verschiedenartigen Nachweisungen.
F. No vati, Poesie musicali francesi d^ secoli XIV e XV, tratte da
mss. italiani; der Text von acht höfischen Kunstliedern (Rondel, Virelai n. a.)
aus verschiedenen musikalischen Hss. in der Art wie die hier, XI, 371 n. a.,
veröffentlichten, nebst einigen anderen lyrischen Stucken (ital., prov.) aus einer
Mischhandschrift.
MELANGES. A. Mussafia, Enclisi o proclisi del pronome persomaìg
atono qual oggetto. Für die von Meyer-Lûbke (hier 21, 323 f.) erörterte Fmge^
ob nicht auch die Form der roman, sog. enklitischen Wörter beweise, dab
sie enklitisch seien, formuliert M. die Antwort folgendermaisen : i) Knklise
wie Proklise beider tonlosen Wörter ist annehmbar bei tum treis (tu me vides);
2) nur Enklise besteht bei tuls veis (tu los vides); 3) nur Proklise des Ob-
jektspronomens hat statt bei tu la veis (tu la vides). Hier ist nach der Refd
von der Unterdrückung des vor- und nachtonigen Vokals entschieden und der
Fall ins Auge gefafst, wo das Objektspronomen vor konsonantischem Wortanlant
steht. Für vokaliscben Wortanlaut ergiebt sich die Regel, dafs das TokaÜKh
auslau t. Objektspronomen, weil sein Vokal elisionsfahig, proklitisch, das kon-
sonantisch auslaut. indifferent ist (vos nos werden frz. auch in dieser Stellung
zu nous vous, prov. nicht zu ns vs, es sei denn dais ein vokalisch schliefsendes
Wort vorangeht), — also entscheidet über Enklise und Proklise der Am-
und Anlaut der Wörter vor und hinter dem Objektspronomen mit; nnmög-
liche konsonantische Aus- und Anlautgruppen sind fur Pro- wie Knhlite cüi
Hindernis ; das Pronomen erhält einez gewissen Accent, wenn es sich nirgends
artikulatorisch „anlehnen'* kann.
Em. Walberg, Est : Me{s)t, der Reim bei Philipp von Thaon, Betliaire»
nach dem man die Verstummung des s-\-i datiert hat. W. bemerkt, dafs die
Londoner Hs., die Wright benutzte, gar nicht mest (=s mittit), was wohl in
den Sinn pafst, liest, sondern sen est, was freilich an der Stelle schwer in
ROMANIA NO. IO5. 567
übersetzen sei ; die zwei andern Hss. lesen ebenfalls nut, doch betrachtet W.
die Lesart der Lond. Hs. als ursprünglich.
A. Jeanroy, [/n^ imäation d'Albert de Sister on par Mahieu le Juif,
Ein weiterer Fall zu den nicht zahlreichen Nachbildungen prov. Lieder durch
nordfrz. Minnesänger, der hinzukommt zu denen, die P. Meyer und Jeanroy
nachgewiesen haben. Er betrifft Alberts de S. charakteristisches Lied Domna
prosa e richa; die nordfrz. Bearbeitung; ist in prov. Umschrift in die Hss.
Este und Q (Bartsch) übergegangen, zum Zeichen, dafs das in groben Kon-
trasten sich bewegende Gedicht den Weg nach Südfrankreich wieder zurück-
gefunden hat.
COMPTES RENDUS: Miscellanea nuuaU Rossi- Teiss (in 124 Ex.;
G. P.); Max ein er, Beiträge %ur Geschickte der f ran». Wörter im Mittel'
hochdeutschen (Piquet).
PERIODIQUES: Zeitschrift f. roman. Philol. XXI, 4; XXH, i (G. P.;
P. M.). — Giornale Dantesco, anno IV (Toynbee).
CHRONIQUE. Nekrologe. — Litterarische Nachrichten. — Kurze Be-
sprechungen neuer Bücher. G. G.
NEUE BÜCHER.
Vincenzo De Gaetano, La Vinuta di lu Re Japicu, Catania 1898,
Stab. tip. M. Galati, 8<*. 31. Der Verf. führt den überzeugenden Beweis, dafs
diese Chronik des angeblichen frate Atanasio vom Jahre 1287 so wenig ein
Prosawerk des 13. Jh. in sicilianischer Sprache, wie Lu Ribellamentu di Sicilia
contra Re Carlu, vielmehr eine Fälschung des Historikers Pietro Carrera ist,
der zuerst, 1639, von der von ihm angeblich entdeckten Hs. des 17. Jhs.
spricht. Die Vinuta hat mithin keinen Anspruch auf den Platz, den ihr noch
Monaci in der Crestomazia italiana unter den Denkmälern des 13. Jhs. (S. 412)
einräumte.
Schultz-Gora, Le epistole del trovatore Rambaldo di Vaqueiras al
marchese Bonifazio I di Monferrato. Traduzione di G. Del Noce con ag'
giunte e correzioni dell* autore, Firenze, Sansoni, editore, 1898. 8°. 17 und
210 S. und 2 Tafeln. Die italienische Uebersetzung von Schultz - Goras treff-
licher Ausgabe und kritischer Bearbeitung der „Briefe" Raimbauts von Va-
queiras bildet Heft 23 und 24 der von F. Torraca geleiteten Biblioteca Critica
della Letteratura Italiana und ist eine zweite Auflage zu nennen, sofern sie,
neben Berichtigungen und kleinen Zusätzen, auch Sch.s Artikel aus dieser
Zeitschrift, Bd. 21, im Anhang mitteilt, und der Uebersetzer selbst eine Nota
Dantesca, S. 175 — 182, hinzufügt, die sich auf die von Seh. S. 168 der Ueber-
setzung berührte Frage nach dem Konrad in Dante's Purgatorio bezieht. —
Ebenso ist dem die Anfänge der italienischen Lyrik und den Einfluis der
französischen auf dieselbe erörternden Abschnitt von Jeanroy's Buche aber
die Origines de la poésie lyrique en France au moyen âge (1889) die Ehre
der italienischen Uebersetzung und der Auihahme in die Biblioteca Critica
(No. 18, 1897) ^^ teil geworden: Alfrede Jeanroy, La Urica francese in
Italia nel periodo delle origini, traduMione itùl, riveduta doli* autore con
note e introduzione del prof, Giorgio Rossi, 8^ 22 and 22 S. Die pre-
568 G. G.,
fazione enthalt sich der kritischen Betrachtang des von Jeanroy au^eworflnen
Problems und der Prüfung seiner fur die Abhängigkeit der altitaL L3rrik ob-
jektiven Stils von der frz. vorgebrachten Grründe, weist aber anf die Stellimg
hin, die Cesareo, Crorra u. a. dazu genommen haben, und giebt eine willkommene
Zusammenstellung der auf 30 Nummern sich belaufenden Litterator aber Qdo
d'Alcamo seit dem Jahre 1882. Vollständig ist das Verzeichnis nicht. Von
di Giovanni liefs sich z.B. der Aufsatz über den Namen C.s d'A. in der
Rassegna nazion, 1894, 16. Juni, S. Co zzo 's Ausgabe des Contrasto vom
J. 1888 und die Besprechung derselben durch F. D'Ovidio in der Romania
1888 S. 612 — 8, die Veröffentlichung im Archivio paleografico ita!, T. I I
(1883) u. a. nachtragen. — Früher erschienen in der BibiioUca Grit. G. Paris'
Abhandlung über die Orientalischen Erzählungen in der frz. Litterator, No. 5»
von Menghini übersetzt, und als No. 8 die über Sáladin,
Ramón Menèndez Pidal, Crónicas generales de España descritas
por (R. M. P.), con láminas hechas sobre fotografías del Conde de Bemar.
{^Catálogo de la Real Biblioteca, Manoscritos), Madrid 1898. XI and 164S.
Dieser erste, vornehm ausgestattete, mit guten phototypischen Wiedergaben
von Handschriftseiten versehene Teil eines Katalogs der Hss. der konigl. Biblio-
thek in Madrid , auf Kosten des königl. Hauses gedruckt, beschreibt mit der
erforderlichen Genauigkeit, wenn auch knapp, diejenigen Hss. der königl.
Bibliothek aus der Zeit bis zur Mitte des 16. Jhs., die Chroniken enthalten,
und zwar diejenigen, die sich von Alfons' X. Allgemeiner Chronik von Spanien
herleiten, um eine Klassifikation zu ermöglichen und den Ghrund zn Ausgaben
derselben zu legen, die man nur erst von wenigen derselben besitzt Der ente
Abschnitt giebt den Inhalt dieser chronistischen Werke (21 und II Sammarien)
an, der zweite verzeichnet die Titel der Werke in jeder der im ganzen 46 Hss.
Dabei einige längere Auszüge von bisher nirgend Gedrucktem. Der Verf.,
dessen Werk über die Sage von den Infantes de Lara oben S. 43 1 besprodien
worden ist, hat sich durch seine viel unbekanntes Material zar spanischen
Geschichtsschreibung nachweisende Arbeit um die Geschichtsforschong nnd
um die spanische Litteraturgeschichte in gleicher Weise verdient gemacht.
Trau zzi, Alberto, GH elementi volgari nelle Carte bolognesi fine al
sec. XII, I, Appunti fonetici e morfologici. Memoria letta alla R. Depu-
tazione di storia patria per le Romagne nella 6 tornata dell' anno accademico
1897 — 9^> Bologna 1898 Zanichelli. 43 S. Die methodisch vorgenommene
Erhebung beruht durchaus auf lat. Originalurkunden von Bologna aus der Zeit
von 922 — icxx) (gegen 30) und von icxx) — 1200 (mehr als 2000 Nummern),
deren variabler Teil geprüft wurde. Die Erhebung ergiebt vom SchrÜtiatein
abweichende Darstellungen von Vokal und Konsonant, wie sie sich z. T. schon
auf älteren Inschriften , z. Th. in lat. Dokumenten vor dem Ende des IO. Jhs.
auch anderwärts fìnden, z. T., wenn auch wenig. Spezifisches. Die Zusammen-
stellung ist auf alle Fälle dankenswert; nur hätte der Verf. seine Leser noch
mehr verpflichtet, wenn er die Entsprechungen in der romagnuoliscfaen Mund*
art zu Erscheinungen der Orthographie seiner Urkunden ebenso beigefügt
hätte, wie er nicht versäumt hat, in einer chronologischen Uebeisicht
das Auftreten durch die Schrift angezeigter neuer Artikulationen darsul^gen.
In dem Abschnitt über die Wortbildung hätten wohl nur die nicht schon im
Latein vorhandenen Wortableitungen zusanunengetragen zu werden ▼erdient;
NBUS BÜCHER. 569
ei : lexikalischer Teil soll folgen. Za der -anux-Frage liefert die Schrift in-
sofern einen Beitrag, als sie -erius an Stelle Ton -arius aufweist in Wörtern
wie oliverus 1127, auliverio II04, palmerius 1117, laborerio II46; numestêtio
1053 neben jüngerem cabaUrius 1112, bataUrio 1073. Wäre ans (xallien schon
im II. Jh. das -ür nach Norditalien gelangt, ablösbar geworden and hätte
schon im 12. Jh. Bildungen wie laborerio dort veranlafst?
Gorra, Egidio, Il primo accenno alla Divina Commèdia? Nota Dan-
fesca. Piacenza, Tip. Marchesotti e Porta, 1898. %^, 27 S. G. setzt die viel-
besprochenen drei Schlafszeilen der zweiten Strophe der ersten Canzone der
Vita naova {Là, ov* è alcun che perder lei s* attende, B che dirà neu* in^
ferne a' malnati Io vidi la speranza d^ beati), in denen man zameist die
erste Hindeutung Dantes auf die Konzeption der Divina Commedia gegeben
meint, nach dem Zusammenhange dahin auf, dafs dort lediglich die Rede von
Verdammten der Holle sei, die Beatrice nicht za sehen befärchten müssen,
und dafs Dante in den Versen nicht von eiqem Gedicht, das die Qnalen der
Hölle darstellen sollte, reden konnte, da er in der Vita nnova ein Werk in
Aussicht nimmt, das die Gebenedeite Beatrice preisen soll, wie kein anderes
je gethan. Mir scheint diese Auffassung der Stelle die natürlichste and an-
gezwungenste zu sein.
Hans von Seydlitz-Kurzbach, Die Spracht der aUfr%, Liederhand'
Schrift Nr, 389 der Stadtbibliothek tu Bern (Hall. Diss.). 1898. 8^ 88 S. Die
Untersuchung bestätigt die bisherige Datierung, etwa letztes Jahrzehnt des
13. Jhs., und Lokalisierung, Gegend von Metz. Da es sich bei dergleichen
Prüfungen und Vergleichungen der Schreibweisen immer am ein mehr oder
weniger - haufìg handelt, sind die Bestimmungen natürlich nur approximativ.
Wenn nicht Lieder von Dichtem des letzten Drittels des 13. Jhs. in der Hs.
vorkämen (Guillebert de Bemeville, S. 83, ist nicht der einzige, and wegen
seiner Zeit war eher auf Hist. litt. 23, 579 zn verweisen), würde das letzte
Jahrzehnt des 13. Jhs. schwerlich als ermittelt gelten können. Ich verwdae
auf meine Bemerkung zu Lied No. 184, Strophe i, die in recht verschiedener
Schreibung zweimal von derselben Hand hinter einander geschrieben worde.
Manche Regel ist in der sonst sauberen Arbeit irreführend gefaist, z. B. S. 73
^^k entsteht aus lat. ¿r, aufser wo dasselbe intervokal oder vor a, e, i steht", —
also auch in destrictus (destreit No. 519)? Oder 74: ^ entsteht „aas lat^»
aufser wo es iatervokal vor a, e, i oder im Aaslaat stand«, also aodi bei
cognita (cointe) u. dgL ?
Alfred Linder, Plainte de la Vierge en vieux vénitien. Texte cri*
tique, précédé d^une introduction linguistique et littéraire. Thèse pour le
doctorat (Upsala); 1898. Iropr. Berling. 8^ CCXLIII, 202 S. Eine Arbeit,
die von erstaunlicher Hingebung and ganz angewöhnlichem Fleilse zeogt and
die sich würdig den umfangreichen, trefflich aasgestatteten and meist bedeat-
samc Fragen behandelnden FromotionsschriAen anreiht, die in den letzten
fünf Jahren aus der Schule Geijer-Wahlund hervorgegangen sind. Dafr der
Verf. der vor ca. zehn Jahren begonnenen, ans dem Nachla(s von ▼• Feilitzen
überkommenen , von diesem selbst aber kaam schon ernstlich in Angriff ge-
nommenen Arbeit, durch änisere Umstände gezwangen, oder dnrch inzwitdien
erschienene, den Gegenstand berührende Sdiriiten miismntig gemachtt die
Feder öfters aus der Hand gelegt hat and so nicht das einhcitfiche Gaue
Zeitschr. £ rom. PhiL XXIL J7
570 G. G., NEUE BÜCHER.
entstanden ist, das er bieten wollte, erzählt er in der Einleitung. Es ist hier
nicht der Ort den selbstgefiihlten Inkongruenzen nachzugehen. Sie sind jeden-
falls nicht erheblich. Sein Versuch, ein in Bezug auf Entstehung, Datierung,
Lokalisierung, Ueberlieferung , Sprachform und stilististischen Charakter so
schwierig zu beurteilendes populärreligiöses Dichterwerk, wie den ungemein
verbreiteten Pianto de la Vergette Maria nach mehr als einem Dutzend Hss.
(älteste von 1369) und einigen alten Drucken kritisch herauszugeben, ist fiber
allen Tadel erhaben, mögen ihm auch Unebenheiten anhaften, bündigere Re-
sultate im einzelnen bei Heranziehung noch weiteren Materials noch ge-
wonnen, Entscheidungen bestritten werden können. Die Marienklage in Ter-
zinen mit dem nur bei Cecco d'Ascoli im 14. Jh. noch auftretenden Zeilen-
paar am Schlüsse jedes der ii Abschnitte, das das Korn der letzten Terzine
zum Dreireim gestaltet, war im Archetypus der benutzten Hss., wie der Verf.
zeigt, venctianisch, ist um 1325 zu setzen und darf einem Enselmino da Monte
Belluna degli Eremitani di San Agostino zugeschrieben werden, dessen litte-
rarische und stilistische Verdienste gering, dessen Werk aber, von der durch
Franz von Assisi und den Geifslergenossenschafien wachgerufenen religiösen
Begeisterung getragen, sich weit verbreiten konnte, und das in letzter Linie
auf den dem h. Bernhard von Clairvaux beigelegten, sicher aus seiner Denkart
und Zeit hervorgegangenen Traktat de planctu b, Mariae virginis zurückgeht.
Besonders beachtenswert und belangreich sind die letzteren eindringenden Er-
örterungen (mit Bezug auf Wechssler, Rom. Marienklagen) in dem littera-
rischen Abschnitt über Charakter, Abfassungszeit und Stellung des latein.
Traktats zur Littcratur der Marienklagen überhaupt.
Ettore Modigliani, Un nuova redazione itaL in prosa del „Romans
d^ Aspremont" (in Rassegna critica della letteratura ital. 1898, IH 96 — 106).
Die ersten Seiten einer ital. Prosahs. von Aspremont, 14. — 1 5. Jh., in London,
worauf Ward im Cat. of romances aufmerksam gemacht hatte. Ans den for
den Verf. in London abgeschriebenen Stücken entnimmt derselbe, dafs es sich
um eine ältere Prosabearbeitung des frz; Aspremontromans handeln dfirfie,
als es Andrea's da Barberino Wiedergabe des frz. Romans ist, bei dessen
Eingang auch die Lond. Hs. die Erzählung erst anhebt, während A. d. B. ein
vorbereitendes Buch vorausschickt. M. vermutet in Mailand eine weitere Hs.
dieser Redaktion, die, wenn etwa Quelle A.s d. B., ein neues Glied in der
Kette der ital. Ausläufer der frz. Helden dichtung darstellen würde.
Adolf Zauncr, Zur Lautgeschichte des Aquitanischen, (Progr. der
I. deutschen Staatsrealschulc in Prag, 1898.) 8<^. 21 S. Die Gegenüberstellung
von Grundlaut und modernem Laut vorwiegend in der Mundart von Beam
stützt sich aufser auf Lespy-Raimonds Wörterbuch auch auf ältere Texte.
Es werden nur schwierige Fälle der Lautentwicklung besprochen und physio-
logisch zu erklären gesucht. Interessant ist die Angabe, dafs auch voran*
gehender Nasal Vokalnasalierung bewirkt ; die lautchronologischen Erörterungen
lassen zwar nicht Scharfsinn, aber eine breite Grundlage für die gewählte Auf-
fassung vermissen. Gewisse Lautentwicklungen möchte der VerC, obgleich sie
ihm lautphysiologisch begreiflich sind, doch lieber auf baskisch -iberischen
Idiomatismus zurückführen wegen ihrer lokalen Beschränkung.
J. Douglas Bruce, De ortu Waluuanii, an artkurian romance nam
first edited from the Cott, Ms, Faustina B, VI of the British Mus. (Ans:
A. SCHULZE, ZU ROM. FORSCHUNGEN X 580—582. 57 1
Publications of the Modern Language Association of America, VoL Xm, No. 3.)
Zuletzt sprach über den unedierten lat. Text G. Paris in Hist, liit XXX, 31,
wo angenommen ist, dafs der englische Verfasser Stellen aus Galirid Ton Mon-
mouth erweiterte, aber auf einem frz. Original íuíiste, von dem Zuge im frz.
Prosaperceval (bei Potvin) und im Prosamerlin der Hs. Bibl. nat 337 wieder-
kehrten; d. s. in jenem die Geburt und Jugendgeschichte Gauvains (in Rom),
worin Br. mit Recht die Gregorlegende wiedererkennt, und in Huths Merlin
(wie Br., G. Paris berichtigend, zeigt) die Jugendgeschichte Mordrets, von dem
Merlin verkündigt hat, dafs er Arturs Reich den Untergang bereiten werde,
— ebenfalls aus der Gregorlegende z. T. entwickelt. Als gemeinsame Quelle
aller drei Darstellungen glaubt Br., mit G. P., eine frz. Dichtung voraussetzen
zu sollen ; in ihr wären auch die Gormundepisode u. a. Stucke in De ortu
Waluuanii mit Gauvain verknüpft gewesen. Daraus müfste dann aber wohl
auch Galfrid selbst geschöpft haben, dessen Rhetorik sich der Verf. von De
ortu Waluuanii doch sogar zu eigen macht Als Abfassungszeit der lat Schrift,
zu der er eine ausfuhrliche Nacherzählung (statt Uebersetzung) gefugt hat, er-
mittelt der Herausg. die erste Hälfte des I3.jhs. G. G.
Zu Boman. Forsohungen X 680 — 682.
In dem neusten Heft der Roman. Forschungen zieht Karl VollmoUer
in einem „Zur Richtigstellung*' überschriebenen Artikel gegen eine von mir
im Centralblatt für Bibliothekswesen XIV 517 veröffentlichte Anzeige seiner
Schrift „Ueber Plan und Einrichtung des Romanischen Jahresberichtes" zu
Felde. Ich überlasse denen, die sich für die Sache interessieren, getrost sich
ihr Urteil selbst zu bilden. Damit sie das aber können, mache ich, weil das
Centralblatt für Bibliothekswesen nicht überall leicht zur Hand ist, von der
gütigen Erlaubnis des Herrn Herausgebers dieser Zeitschrift Gebrauch, den
Wortlaut meiner Anzeige hier nochmals abzudrucken:
„Karl Vollmöller, Ueber Plan und Einrichtung des Romanischen Jahres-
berichtes. Erlangen, Fr. Junge. 107 S. 8®.
Der Titel giebt keine rechte Vorstelltmg von dem Inhalte dieser „den
Mitarbeitern des Romanischen Jahresberichtes*' gewidmeten Veröffentlichung:
über Plan und Einrichtung wird nämlich nur auf den ersten 8 Seiten
(S. 5 — 12) gehandelt, die sieben folgenden enthalten den Plan selbst; und
nicht weniger als 73 Seiten, also bei weitem der gröfste Teil des Buches,
werden von zwei alphabetisch angeordneten Titelverzeichnissen der for den
Jahresbericht eingelieferten Recensionsezemplare eingenommen. Zwischen
letzteren beiden findet man noch ein „Verzeichnis der bisherigen Mitarbeiter
des Romanischen Jahresberichtes" und ein „Verzeichnis der AJ}karzangen
für Zeitschriften, Sammelwerke u. s. w., welche im Romanischen Jahres-
bericht zur Verwendung kommen'*.
Dies der Inhalt des Buches, der also grölstenteils aus dem Rahmen
der Kritik herausfällt. Auch was auf den ersten 8 Seiten cum Ruhme und
zur Empfehlung des Jahresberichtes vorgetragen wird, bietet sich ihr nicht
dar. Mancher wird ñnden, dafs den verdienstvollen Leistung^ Gröbers auf
dem Gebiete der Romanischen Encyklopadie, des „Grnindrisses" und der
37*
572 BERICHTIGUNGEN.
„Bibliographie*' hier wohl ein Wortlein des Dankes und der Anerkennung
gebührt hätte, dafs es angemessen gewesen wäre nnd im Interesse der Sache
gelegen hätte, wenn sich der Romanische Jahresbericht so weit als irgend
möglich den von der Gröberschen Bibliographie eingeführten Zeitschrii%en-
sigeln angeschlossen hätte, statt den Benutzer beider Veröffentlichungen
durch unmotivierte Abänderungen zu verwirren^ — aber das sind Dinge,
die nicht vor das Forum der Wissenschaft gehören. Im Interesse der
letzteren kann man nur wünschen, dafs das günstige Prognostikon, das der
Herausgeber seinem Jahresberichte stellt, sich als kein Trugbild erweisen
und es mit der Zeit wirklich dahin kommen möge (was in den bisher er-
schienenen beiden ersten Bänden noch keineswegs der Fall ist), den Plan,
wie er hier veröffentlicht ist, durchzuführen.
^ z.B. ASNS für Gröbers AnS (Archiv für das Studium der neueren
Sprachen), AGIt für Agi (Archivio glottologico italiano), AE fur AdE
(Annales de l'Est), GSLIt für Gsli (Giornale storico della letteratura ita-
liana) u. a. — obwohl alle diese Gröberschen Sigei ohne Konkurrenz im
Jahresberichte sind."
Alfred Schulze.
Beriohtifi^ungen.
In meinem Aufsatz über Wortzusammensetzung hat sich S. 318 Z. 35 ff.
eine Ungenauigkeit im Ausdruck eingeschlichen, die ich hiermit beriditige:
es mufs heifsen: „was bleibt also übrig als die Wortform mit Stanunbedeu-
tung? Was 1st dann für ein Unterschied zwischen timbre-poste und Post'
kartei^* Der Ausdruck „Stammcomposition'< kann sich ja im Nfr. natürlich
nur auf die Bedeutung, nicht auf die Form beziehen, und die Stelle Z. 21 ff.
hat nur den Sinn, dafs in poste und Post- jedenfalls keine bestimmte Casus-
bedeutung stecke oder jemals gesteckt habe.
O. DiTTRICH.
Zu S. 465—479.
No. IO u. No. II lies: If a statt é^a.
C. Salvionl
Sachregister.
Aimeri von Narbonne und die
Aimeri-Epen 421 fF.
Albanesisch. -^r^lat. -ariu 2.
Arroyo, José de, Verf. der Komöd.
Mejor padre de pobres 278.
Asturisch s. Spanisch.
Byron, Parisina 344 f.
Caradoc, afz. Romanfigur 246 fr.
Carlos, Don, Geschichte, Sage, Dra-
men 345 ff.
Cielo Dalcamo's Contrasto 137.
Claramonte Verf. der Komöd. Pú-
some el sol? 275.
Dante, Biographisches 133 ff.
Fabel, Reliefdarstellungen aus dem
Gebiet d. Tierfabel an ital. Kirchen
243 A.
Französisch. Hss. -Nachweise : Zwei
Fragmente einer Aliscans-Hs. auf d.
Cambridger Univ.-Bibl. 91 f., 250 f.
Lit te rat urge sc hie hte : Eine afz. Bear-
beitimg der Parabel von den drei
Freunden (Bien dcussons essample
prendre) 49 ff. (Text 64 ff.); ihr Ver-
fasser Hues li Rois 58; der gröfste
Teil dcrs. umgemodelt in des Geffroi
de Paris Bible 64 ff.; Quellen ders.
Bible auch der Dit du cors u. des
Roi de Cambrai Regret Nostre
Dame 49 ff. ; zu den Enfances Vivien
125 ff. ; über den Epencyclus von
Guillaume au court nez 141 f., 297;
Couplets sur le mariage 142; Guill.
de Machaut's Voir dit eine freie Er-
findung 145 ff.; Reliefdarstellung
einer Scene aus der Artussage am
Dom zu Modena (Figuren; Win-
logee, Mardoc, Burmaitus, Artus,
Isdernus, Carrado, Galvagin, Gal-
variun, Che) 243 ff., 526 ff.; Saint
Real's Darstellung der D.-Carlos-
Geschichte 345 f., Campistron's Dra-
matisierung der letzteren 351 f.; der
Sponsus, liturg. Drama 358 ff.;
Volksgeschicht. aus Bournois 403ff. ;
Guibert d'Andrenas, chans. de geste
4 1 7 ff. ; La Prise de Cordres et de
Sebille, Fortsetz. d. vorigen 418 ff.;
Ursprung des episch. Aimeri u. Ent-
stehung der Aimeri-Epen 421 £F. ;
Guib. d'Andrenas Nachahmung von
Aliscans od. umgekehrt 425 f.; die
Aimeri-Epen sind so wenig wie d.
jüngeren Wilhelm-Epen histor. Lie-
der 427; Benoit de Sainte -More
Verf. d. Chronique d. ducs de Nor-
mandie? 542 f.; Entstehungszeit d.
afz. Parthonopeus - Romans 543 f.;
Alain Chartier's Belle Dame sans
merci 545 ; d. Quellen d. afz. Prosa-
romans V. Guill. d'Orange 547 ff.;
d. afz. Aliscans u. die Storie Ner-
bonesi 563 f. ; histor. Elemente in
Gormond u. Isembard 564 f.
Metrik: D. Strophenform aabbaabb-
aabb wohl nur bei Geffroi de Paris
56; d. Metrik des Ged. Bien deus-
sons essample prendre 59; Reim-
tabelle desselben 90; ungenaue
Reime ch \ g» n '. ñ 85 f.; ist der
tiradenschliefsende Sechssilber ge-
wisser Epen (insbcs. der Enf. Vivien)
Zeichen hohen Alters ? 1 28 f. ; die
Reime in Robert's v. Blois Roman
Fiori et Liriopé 400 f.; or mit on
auffällig oft assonierend 542.
Laut- und FornunUhre: Deminutiv-
suff, -et Namen v. Schulautoren er-
weiternd 94; d. afz. Lautgesetze in
Tabellen 131; zum Schicksal des
freien o 400 f. ; zur Frage v. d. na-
salen Vokalen im Afz. 536 fr.; ist
Dissimilation pip)^'w (v) möglich ?
562 A. I.
Wortbildung: Verdopplung in der
Kindersprache 269 ff., 515; über
Wortzusammensetzung auf Grund
d. nfz. Schriftsprache 305 ff., 441 ff.
Dialekte: Die Sprache des pik. Ged.
Bien deussons essample prendre 59ff.;
verrai, terrai statt vendrai, tendrai
wohl nur pik. 85; die afz. i.Sing.
auf -ois in d. heutigen Mundarten
95 f.; Jüdisch -Frz. im Mittelalter
574
SACHREGISTER.
132 f. ; anglonorm. -dl- > -sl- (über
-//-) 265 A. I, 512 f.; pik., wallon.
-«- (-»«-) ;> -»/-, bez. 'l 399; die
afz. nur im Jonas begegnende Form
feent *facunt lebt im heutig. Walion.
fort 401 f. ; ly (y) <C tönend, s -\- 1
im Pik. u. Walion. 488; die 3. Plur.
Präs. im Altwallon. 524; d. Mund-
art von Pelit-Noir 535 f. — Glossar
d. Dialekts von Bournois 403 ff.
Geffroi de Paris, Quellen s. Bible
des .VII. cstaz du monde 49 ff. ;
ihm eigentümlich die Strophenform
aabbaabbaabb 56.
Germanisch, -drup, -drop» 'trup,
'trop 'Dorf* zweiter Bestandteil von
Ortsnamen 213 f.
Griechisch, ngr. -SQi = vglt. -ertu
= clt. -ariu? I f.
Guillaume de Machaut's Voir Dit
eine freie Erfindung 145 ff.
Guinloïe, afz. Romanfigur 246, 248.
Hues li Rois, Verf. d. allegor. Ge-
dichts Bien deussons essample pren-
dre; wohl identisch mit Rois de
Cambrai u. Hues de Cambrai 58.
Indogermanisch. Der Stamm j^a/
im Indogerm. 203; Einschub von
m vor Nasal 264, 509; zur indog.
Wortbildung siehe Wortzusammen-
setzung.
Italienisch. H ss, -Nachweise: Die
viele Gedichte d. Franc. Quercente
enthaltende Hs. 21 17 zu Lucca
361 ff.
Litteraturgeschichte : Zur Biographie
Dante's 133 f.; Brunetto Latini imd
Dante 1 34 ; zum Contrasto des Cielo
Dalcamo 137; zu Petrarca's Can-
zone Chiare, fresche e dolci acque
137 ff.; piemont. Rappresentationen
im 15. Jhdt. 140 f.; alte Spuren d.
karoling. Epen in Italien 142; die
Parisina - Geschichte bei Bandello
333 ff.; Alfieri's Dramatisier, d. D.-
Carlos-Stoffs 352 f.; G. B. Andreini
schöpfte aus Tellez 357; Reime des
Franc. Quercente 360 ff.; Sonette
auf den Tod Quercente's 381 fiF.;
davon 3 verfafst von Ant. Tebaldeo
383 f.; 2 ital. Sonette des Quevedo
507 A. 2.
LauU und Formenlehre : /-Prothese 7;
w^- deutsch, a« ist zweifelhaft 198 ff.;
d. toskan. Endung 'anot ' ono der
3. Plur. Präs. 521 ff.; iç, í¿0 > f , (>
durch besondere Kiefcrnstelhmg ent-
standen 541.
Dialekte: Nordit. j< tosk. ¿i 4 f.;
c vor a in Piemont und Ligurien
143 A.; nachtonig, nn (i»fif)^iuf
264 ff., 509 f. ; im Logador. scheint
-Ó- ein '0 statt 'U nach sich zu
ziehen (Mascul. coro etc.) 396; Ab-
leitungen von alten Plursüen anf
-ora 465; Metathese von Vokalen
466; h (zr) — n durch Assimilation
zu m — n 467 f.; i Vax ^ durch Pa-
lataleinflufs 467 A. 2; Composita,
deren 2. Bestandteil in seinem kon-
sonant. Anlaut nicht so behandelt
ist, wie wenn er als Simplex steht
469 f.; der"^deS' -\- sibil. 471; wf-
statt f- 473; lomb. -f» <^ fmiiu
473 A. 4; eó kontrahiert zu ^ 474;
prosthet. a vor / im Lombard. 474
A. 4 ; u^i unter EinflnCs benach-
bart. Palatals 475 A. i; anlaut. na-
abgefallen 475 ; unorgan. / hinter sk
oder nk 476; unorgan. n vor Sibi-
lant 476 f. ; / -^ If im Venetian. 478 ;
prosthet. v vor Labialvokalen im
Lombard. 478; DissimiUt. i — r^
á — ^ oder s — r (r — s)'^r — r 480 ;
•l vor gewissen Konsonanten wird
in den lomb. Alpen vielfach zu i
oder l 480 A. 2; lat. lM^<il-^
im Sardisch., Sizilian. u. ein. Teil
des Korsisch, (in einem anderen dr)
5 1 1 f. ; d. sardische Vokalecho 522 ;
zur Lautlehre d. Dialekts von Ta-
ranto 550 ff.; -erius für -arius im
Nordital. 569.
Keltisch. <i(tf)— y<i? 3. — GalH-
sche Wagenbaukunst, Hunde- und
Pferdezucht 5,
Kindersprache, Verdopplung in
der K. 269 ff.
Lateinisch. Lüteratur geschickte:
Die poetisch. Vergleiche inPetrarca's
Africa (Fortsetzung) 10 ff.; lat. Verse
des Franc. Quercente 364 ff., 376 ff.;
der Sponsus, liturg. Drama 385 ff. ;
Nachträge zu Duoda's Handbuch
392.
Laut' und Formenlehre: cl. •ariu =
vlg. -eriu =■ ngr. -eçi? i; -anii =
'açiç, '¿Qi in vielen Wörtern i;
Palatalisierung von ce 2; d. Suff.
'tmen im NorditaL 473 A. 4; die
3. Plur. Präs. 523 ff.
Latini, Brunetto, bei Dante i^.
Lautphysiologie. Der Uebergang
von b -^ mb, m 264; mn «^ mö,
nachton. nn {fnn)'^nd 264 f., 509
A.; ll<ld{t) oder d{i)l 265 A. i,
513; sl<Cdl 265 A. I, 5i2f.; sn
<idn 265 A. I; f, p<if, uç 54I.
Leys d'amors. Tandoretì {^ TtM'
doret), lo libre d* Alexandre (ss. Ale-
SACHREGISTER.
575
xandreis des Gautier von Chalillon)
93 f.
Lope de Vega, Zu den Werken des
L. d.V. 97 ff., 274 ff. ; eine Madrider
Ausg. von L.*s Arcadia 98; der
bisher unbekannte I. Druck von L.'s
Rimas 99 f. ; L.'s Auto La Concep-
ción de N. Señora 118 ff.; d. Vor-
bild von L.'s Auto Vuelta de Egipto
107 ff.; ist L. oder Claramonle Verf.
der Komöd. Púsome el sol? 275;
zu L.'s Komöd. Madre Teresa de
Jesus 282 ff. ; L. Veri", einer Komöd.
El negro del mejor amo 293; L.'s
Dramatisierung der Parisina -Ge-
schichte in El castigo sin venganza
335 ff.
Montalvo, L. G. de, span. Dichter
des 16. Jhdts. 499 ff.
Moreto*s einziges noch nicht ediertes
Werk 102 f.
Otway, Thomas, Verf. einer D.-Car-
los-Tragödie 351.
Parisina, Die tragische Geschichte
der Parisina von Este u. ihre Rolle
in der Weltlitteratur 330 ff.
Peire Guillem de Luzerna, Tro-
bador 123, 302 f.
Petrarca, D. poet. Vergleiche in P.*s
Africa (Fortsetzung) loft'.; zu P.'s
Canzone Chiare, fresche e dolci
acque 137 ff. ; P.'s Rime sparse
(= Canzoniere) und der Trionfo
dell' eternità 295.
Provenzalisch. H ss. -Nachweise:
D. Pergamenths. Ed. V.w der Kgl.
Bibl. zu Bamberg, enthaltend ein
Fragment von Peire de Corbiac's
Canzone an die h. Jungfrau 249 f.
Litteraturgeschichte: Peire Guilhem
de Luzerna 123 ff., 302f. ; Sordel
251 ff., 302 ff. ; der Sponsus, liturg.
Drama 385 ff. ; Gaucclm Faidit 434.
Laut- und Formenlehre : Die Grenze
áts ch[a) j\a)- und i:(rt) ^((2)-Gebiets
(mit Rücksicht auf Iberer u. Ligurci)
143 A. ; li als männl. Artikel Nom.
Sing. 252; sûlc Perfekt von soler
254; d. starken Pcrfekta auf -c im
Altprov. 258 f.
Syntax: ses querré 'ohne (darum) an-
gegangen zu sein' 86; ein persönl.
Subjektspronomen kann zwischen
die beiden Elemente von sitôt treten
254; voler als modales Hilfsverb
257; lo mais 'die meisten' 258.
Dialekte: Im Gascogn. wird lat. 'II-
zu ' / bezw. -^ (heute -c) und in
vokal. Umgebung -r- 5 1 1 f.
Quercente, Francesco, Humanist des
XV. Jhdts. 360 ff. ; lat. u. ital. Ge-
dichte desselben 364 ff.; Sonette auf
seinen Tod 381 ff.
Rois de Cambrai, Verf. von Li re-
gres N. Dame 49, 5 1 ff. ; wohl iden-
tisch mit Hues li Rois 58.
Romanisch. Einige roman. Wörter
deutsch. Herkunft (Fortsetz.) 197 ff.;
gl¿ aus i n lautendem (vorvokal.) lat.
¡i ist beispiellos 259; Einschub von
m vor Nasal 264, 509; m'^b über
mb 264; mm<^mb 254 f., 5 10; nn
(mn) bleibt vor dem Ton, wird nach
demselb. zu nd 264 ff., 399 f., 509 f.,
518 f.; das Suff, -mare vertritt im
Rom. meist andere Suffixe 398; die
konson. Dissimilation im Rom. 428 f;
IK^ld nur nach d. Ton 513; l<^n
durch Einllufs benachbart. Nasals
517.
Bibliographie: Nachträge zur Bibl.
der Zeilschrift f. rom. Phil. 546 f.
Rotwelsch 217.
Rumänisch. Rum. Wörter nicht-
türk. Herkunft, darunter die Ablei-
tungssilben etc. ac, ag, al, an, är,
at 2 1 7 ff. ; Rotwelsch 2 1 7; d. rum.
Imperf. Fut. 430; d. Präposit. spre
* nach , gegen ' 492 ff. — Die Psal-
tirea Scheiana nicht Abschrift des
Coresischen Psalters 493.
Schiller, Hat Seh. span. Einflüsse
erfahren? — vgl. für Don Carlos
Lope's Castigo sin venganza 354 f.;
für die Räuber Cervantes' Don Qui-
jote, Tellez' Tejedor de Segovia,
Calderon's Luis Perez de Galicia und
Devoción de la Cruz 356 ff. ; für
Maria Stuart dens. Tejedor de S.
und Suello's (?) Corade de Essex
358 f.
Sedeño, Juan, span. Uebersetzer 502.
Sole ti. Federico, Gründer d. Semi-
nario Soletano in Siena 99 A. 2.
Sordel, Trobador 251 ff., 302 ff.
S p a n i«s c h . La ut- und Formenleh re :
Das altspan. Imperfekt der Verben
IL u. III. Konjug. 301 ; tilde, espalda
etc, aus tille, espalla? 513.
Lit te raturge schichte: Zu den Werken
des Lope de Vega 97 ff., 274 ff.,
s. a. Lope de V. ; eine Komöd. vom
Hijo prodigo, z. T. verfafst von Mo-
reto 102 ff. ; ist Claramonte od. Lope
Verf. der Komöd. Púsome el sol?
275 ; zur Kom. El Fénix de la Escri-
tura 275; José de Arroyo Verf. d.
Koro. Mejor padre de pobres 278;
zur anonym. Kom. El hermano Fran-
cisco 279 ff. ; Komödien über die
576
STELLENRBGISTER.
h. Thérèse 282, über d. h. Franz
292 f.; die Parisina -Greschichte in
Lope's Castigo sin venganza dra-
matisiert 335 ff. ; der Don -Carlos-
Stoff dramatis, von Diego da Endso
350 ; Schiller und die Spanier 355 ff.,
s. a. Schiller; Tansillo's Lagrime di
S. Pietro in Spanien 497, s. a. Tan-
sillo.
Dialekte: D. Asturische läfst in einigen
seiner Mundarten -o und -u sei es
es zu '0 sei es zu -u zusammen-
fallen 395; d. Westastur. hat -0 und
'Uy und zwar -u bei Subst. u. männl.
Adj. 395; d. Part. Pass, kongruiert
(mit dem Subj.) beim intransit. Hilfs-
verb, kongruiert nicht (mit dem Ob-
jekt) beim transit 396.
Sponsus, d. liturg. Drama von den
klugen u. den thörichten Jungfrauen
385 ff.; erweist sich als Osterspiel
390 f.
T a n d o r c t (Leys d'am. III 3 1 6) fälsch-
lich für Taudoret = Écloga Thoo-
duli 92 ff.
Tansillo, D. Schicksal von T.'s Ged.
Le lagrime di S. Pietro in Spanien
497 ff. ; Uebersetzer od. Nachahmer
dess.: L. G. de Montalvo 499 ff.,
J. Sedeño, Dam. Alvarez, Marqués
de Berlenga 502 f., D. M. de Bolea
y Castro 503 f., Jer. de Heredia,
L. M. de la Plaza, D. J. de S. Fran-
cisco, Lope de Vega (oder José de
Valdivielso?) 504 f., R. H. de Ri-
bera 505 f., Quevedo 507.
Tebaldeo, Antonio, Verf. von 3 So-
netten auf d. Tod d. Franc. Quer-
cente 383 f.
Wortzusammensetzung, UeberW.
auf Grund der neufranz. Schrift-
sprache 305 ff., 441 ff. — L Teil:
I ) Wesen der Composition : d. Comp,
kann nicht aus d. Syntax abgeleitet
werden 307 ff., 313 f.; d. Worlein-
heit ist kein unbedingtes Kriteriam
für d. Vorhandensein der Comp. 310,
314; das 'werdende' Compositum
verwandelt sich in eine Entwicke-
lungsphase des psychisch bereits
vorhandenen Comp. 3 1 T f.; die Comp,
ist eine analyt. - synthet. Funktion
313; 2) Einheitl. Classification aller
Composita : d. Ellipse im eng. S. ist
kein geeignetes Einteilungsprinzip
316 ff.; Kritik anderer Einteilungs-
versuche (künstliche Systeme) 320 ff. ;
naturi. Classifìc. nach der Bedeutung
324 ff.; Ableitungen u. Flezions-
formen von Compositi» 328 A. 3,
329 A. — II. Teil: Erkennungs-
namen 441 ff.
Stellenregister.
Fiamösiscli.
Aliscans 91 f., 250 f.; Dit du cors
50 f.; La belle Dame sans mercy
545 ; Geffroi de Paris, Bible 50 ff.,
64 ff.. Soff.; Guibcrt d'Andrenas
418 A, 2; Couplets sur le mariage
142 f.; Prise de Cordres v. 2442 —
419; Rois de Cambrai, Regres N.
Dame 52 ff. ; Vallet a la cote mal
tailliee 298.
Italleniscli.
Brunetto Latini, Tesoretto 135; Cielo
Dalcamo, Contrasto 137; Dante,
Conv. IV, II (Santelene) 141, Purg.
V 37/9 — 296, Parad. Vili 62 —
137, Vitan., i.canz. 569; Petrarca
137 ff-, 295 f-
PlOYIÜZaUSCL
Boetius 192 — 298; Leys d'am. HI
316 (Tandoret) 92 ff.. Ili 138 (Ale-
xandre) 94; Peire Bremon 304;
P. de Corbiac 250; P. Guilh. de
Luzema 1 23 ff. ; Sordel 25 1 ff., 303 C
Spaliseli.
El hermano Francisco 279 ff. ; Lope
deV. 102, I05f., Ii2f., ii5(A.)ff.,
274 ff., 281 f., 285 A.; Komödie V.
d. h. Teresa de Jesus 283 ff.; Vudta
de Egipto 107 ff.
WORTRIGISTSR.
377
Wortregister.
LateiiiscL
ambulare, ammu-
larc 265, 398 flF.,
blatum, blatea 482.
Burmaitus (Burmal-
tus) 243 fif., 526 f.
caballus 5, 393.
calare 8.
carpentum 468.
catastracum 262.
coc(h)learium 398.
deryum 470 A. 3.
ejulare 7.
ex 492.
«fícidus 488.
♦flatuare, ♦flatuti-
tare 484.
Galvagin(us) 244,
528.
gaspilio (mit.) 485.
impensa 95.
lotium (vglt) 486.
mamios 5.
mas, maris 487.
ofÜcina 300.
panariam I.
paraveredus *Wa-
genpfcrd' 5.
pellare (vglt.) 143.
per 492.
*pidicus 488.
pilio (mit.) 485.
prassimus (mit.)
84 A.
rugidus 532.
torus 262.
triumphus 21 1,
troppus (mit) 21 2 ff.
♦tudicare 397.
ululare 6 ñ,
Italienisck.
aculáru (lece.) 465.
acurále (abruzz.)
46s.
agorájo 465.
agadárs (bol.) 470.
alemn (brianz.)
474 A. 4.
aleo (altlomb.)
474 A. 4.
al^st (mail.) 474
A. 4.
Alichiiio 481.
altrui (bellun.), al-
truio (aven.) 465.
ampia (lomb.) 465.
(a)na(r) (lomb.) 520.
anaráza (ven.) 475.
ánci (vaiteli) 465.
andare 265 C, 520.
andasina (sfidit)
angçnacchje (tarent)
556.
angidd» (tarent)
556.
Anichino 481.
ápia (bresc.) 465.
argaacé (piem.) 470.
argawlá (ossei.) 469.
arináf (lomb.) 473.
Arlecchino 481.
arrufare 200.
aréai (ossoL) 470.
asmári (vaiteli.) 480.
asmiragio 480 A. 4.
asure (tarent) 554.
asv^lt 474 A. 4.
atticciato (toak.) 477.
atto (altorv.) 477.
attrappare 208.
auro (vers.) 479
A. I.
aúrya (tarent) 554.
aúst» (tarent) 554.
autúmo (pist.) 466.
babbole 269 A. i,
514.
bafoujè (piem.) 483
A. 2.
bambagiô 481.
bambok) 263 f.
bazilom (trent.) 466.
bimbo 263 f.
biSarúj (lomb.) 466.
Bjasç (tarent) 555.
bjávQ (Urent) 555.
bogon (veron.) 466.
b^Uca (meiolc.) 474.
bónia (mail.) 474.
bovolo (ven.) 466.
bugia, bugiare 201t
buttare 198.
cadnaoz (mod.) 477.
cagnira (toik.) 466.
camána (belliiu.)
467.
camarda (vegl.) 467
A. 3.
Cambamiddç
(Urent) 556.
camónn (bien.) 467.
cantemto 465.
caporale 394 ¿
caporano 394 f.
cq>iires^ (pemg.)
465 A. 2.
caravée (briana.)
471.
carròga (campid.)
466.
óartèfi (lèvent) 467
A. I.
cartesino (neap.)
531 f.
catastro 262.
c¿tro (toik.) 467.
éavená (valsoan.)
468 A. I.
Ifyi, -ja (piem.) 467.
centinare 483.
cervato *hirsch*
schnell' 136.
ciadéss (piem., nov.)
473 A. a.
oonfòla (com.) 468.
copigHo 472.
oov^ia (ven.) 472.
crapina (valtelL)
creventá (lomb.) |
cristiáÍL (Lago log
magg.) *cre- fS-
tino' I
en (tarent) 556.
cnnchigghjQ
(tarent) 553.
cnslir (bei.) 398.
cQvei (boL) 472.
darena (trev.) 475.
danU (jMV.) 471.
deg^ra (lomb.) 469.
déj (lomb.) 470.
démoda (piem.)
466.
derç^t (lomb., emU,
valsoan.) 471.
dgfaisc (vallttis.)
472. ,
dirçm (valm.) 470.
fiurfo^Uire (aeapoL)
484.
fiitticdo 477.
fégato 488.
fijrm» (titrent.) 551.
fidegh (lomb.) 488.
fot9 (tirent) SS'^-
forgia (naap^ &) 5.
fd^na (tarent) SS^*
fratti^ (tânat)
5S3-
friacme 4.
íroce (neap.) 394.
froge 2 ff., 393 f.
Froiceioo (rom.)
'Francesco' 394
fruscio (rom.)
* Deutscher',
'franaosisch'
íun^^ra (tarent)
554-
garavina (briana^
com.) 471.
gérof(lomb.) 471.
garrigh (briaiñ.)
471 A. 5.
¿iç (lomb.) 472.
gioiello 267.
gQ¿2a (tarent)
556.
gaggi (montai.)
47a.
gôj (lèvent) 472.
gombed (maiL)
264, 509.
govien (valses.)
473- ,
gratéft (valm.)
467 A. I.
grigola (lomb.)
473-
«ttéja 473 A. I.
gnvèi (vallana.)
inávol (lomb.)\ ç^
inéad^ç (pav.)j!î
inchiostro 476.
inaisi (vaiteli)
473-
kaîlçb (tarent)
554-
Inrnat? (tarent)
556.
kar^&a (tarent)
555-
kjattra (gnard.)
467 A. I.
knkùtti» (tuent)
554.
knráta (con.) 465.
kyappmcfn»
(tarent) $$6.
lampone 465.
hat^ (neep.)
5S4-
laitiico a6a.
Milli (loafcnr»)
474 A. a.
578
WORTREOISTER.
\qm (mail.) 'strutto'
473.
Içm (oberit.) * le-
gumi* 474.
leortfs (mail.) 466.
Idssija (tarent.) 555.
lim (emil.y bresc.)
474 A. I.
a lináwru 573.
lions (tarent) 556.
]odo]ar{mantuan.)6.
iQto 487 A. I.
lozza (vals.) I «^
iQzzu (sard.)/'*^^-
lüdülá (comask.i
mail.) 6f.
Luièèa (tarent.) 554.
liizürá (comask.) 7.
maga (lomb.) 475.
mandasins (neap.)
531 f.
mansos (tarent.)
556.
manguardia (rom.)
468.
mafiifa (berg.) 467.
marodi (cors.) 487.
mastridds (tarent.)
SS4.
mazzskárs (tarent.)
555.
mienzç (tarent)
555.
migóla (berg.,
vaiteli.) 473.
mimmo 272.
minugia 475.
mniç (piem.) 475.
mol (mail.) 574.
mufiigolo (trev.)
467.
muss (tarent) 555.
nansa (piem.) 477.
nazzsyars (tarent)
556.
'ndruppecare
(tarent) 555.
nerboruto 465.
noderoso, -uto 465.
nónáe (piem.) 477.
*nzitecarç (tarent.)
555.
nzurárd (tarent.)
554.
óga 478.
ognç (tarent) 555.
ötomo (berg.) 466.
ova (lomb.) 478.
ovéri (piem.) 478
A. 2.
paleggiare (atosk.)
4 A. 2.
paniere I.
psduns (tarent.)
555-
pssatúrs (tarent.)
556.
ponsò (ven.) \ «
pon arc (vie.) ( ^7ö-
pQrva (terent.) 553.
posola 300.
prasma 84 A.
prçns (tarent) 553.
priéns (tarent) 556.
prosa (lomb.) 476.
puescia (tarent.)
552.
purscéna (arbed.)
471. ^
quaóavrufi (verban.)
479 A. I.
ramoruto 465.
rang^dde (tarent.)
554.
raza (trev.) 475.
regaldá (bien.) 469.
regoj (lomb.) 469.
regolzá (lomb.) 470.
regondá (brianz.)
470 A. I.
regör (valgand.)
470.
regroarse (chiogg.)
469.
rsnarúls (tarent.)
553.
reáeri (lug., valtrav.)
470.
roba 197.
rombice 561.
roza (altlomb.) 476.
rubare 198 f.
rudi (sondr.) 466.
rufasù (comask.)
200.
ruffa 2CX).
ruzzç (tarent.) 554.
áat (lomb.) 477
A. I.
saus (nordital.) 4.
sbrocco 202.
scaglia 203.
scarna (ven.,
bellun.) 476.
scaraventare 469.
scega (vaiteli.) 467.
scellino 203.
scénáa (ven.)'
schiena ^ 476.
schiuma
sciadatto (aret.)ì
sciatto (tosk.) j^77.
scigh (com.) 407.
sconfòia (vaiteli.)
468.
s¿os (bellun.) 477.
scravazzo (ven.)
469 A. I.
s¿úc (bellun.) 477.
sdemá (ligur.) 480.
sd^rto (montai.) 477.
segugio 4.
sçkks (tarent.) 551.
éenç (trev.) 476.
ssngyútts (tarent.)
555.
sfroge (ancón.) 393.
spaventa (berg.)
469.
^;?, j(alomb.) 476.
iidda (Urent) 555.
digéra (lomb.) 467.
sione (tarent) 556.
sitala (trev.) 477.
sisial (daim.) 480
A. I.
alenar (trev.) 479.
skur^are (tarent)
553 f.
sloz (vaiteli.,
beÙinz.) 486.
smendolá (vaiteli.)
468.
solde! (leont) 471
A. I.
sònzon (mod.) 477.
soróée (grad.) 480.
spamentu (sard.)
468.
spira (veron.) 475
A. I.
sprocco 202.
spruzzare 202 A. I.
stocco 205.
stoppia 204.
stormo \ -
stovigli(e) I *°5-
stuètçchç tarent)
556j
Stûrdiij (lèvent.) 480.
suggçtts (tarent)
554.
taccare 397.
táksa (berg.) I
tánsa (ven.) | ^'''
Tards (tarent) 553
A. 3.
tomare 207 f.
tombolare 206 ff.
tonsego (altven.)
478.
torba 208.
torlo 262.
tQrre (tarent) 553.
tovaglia 554.
trabacca 468 A. i.
trampolo 210.
traoghir (borm.)
470.
tramita (valm.)
47a
trappola 209.
traversa (triett)
«Schürze' 532
A. I.
trementina 468.
tremplino 2ia
triare (altit)l
triè (picm.)M9i.
triénaa (lomo.)
47a
tromba 211 f.
tuffure 199
turlon (ven.) 26a.
turnia (sard.) 262
A. a.
tuvagghiQ (tarent)
554*
uarèscçrQ (tarent)
554-
fidoU (nordital) 8.
nlulamentei
(maiL) 8 A.
urlare 6, 8.
úwa (lomb.) 478.
vargotta (breg.)
479.
varóla (valses.)
475.
varán (breg.) 479.
vasa (tarent)
5S5.
Veniesia (aven.) 2.
vergót, vergttn
(lomb.) 479.
venninxé (mod.)
477.
▼emnilo 479 A. 2.
veruno 479.
vers^m (arbed.)
473 A. 4.
viandiç (tarent.)
555.
Vinegia(atosk.)4«
Ynis 475.
WORTREGISTER.
579
00
=.) Ì
un.))
voeugia (morb.)"
vóga (lomb.)
vcfega (valbreg.) ^
vogare 215.
wdDnamárd (tarent.)
553.
yuttaká (tarent.)
556.
zecca 206.
ze-, zirnar (ven.) 479
zglœza (giudic.)
zinzola (veron '
zongiada (bellun
Franzosiscli.
Alphab. Verzeich-
nis durch Ver-
doppelung gebil-
deter Wörter der
frz. Kinderspracbe.
baba 270, 515.
Babet, Babette 272.
Babi, Babiche 271
A. I.
bébé 271.
bébete 270 A. I.
belbel (afz.) 269.
bibi, bibiche 271
A. I, 272.
bobo 272 und A. 2,
(afz.) 272.
bonbon \
boubouchej ' '
bubu 270.
caca 271.
Chonchón 272.
coco 271 f.
cocotte j
cri-cri / 271.
crin-crin j
dada 272.
dédé 271.
Dédé, Dédèle 272.
dodo 271, (afz.) 272.
fanfan Ì
fifi, fifijf ^71-
Fifi, Fifine 272.
gaga 271, 515.
gnagnan 272.
gogo 271, (afz.) 272.
Gogo (
Guguste) '"*
hon hon (afz.) 515.
jojo (afz.) 272.
joujou 271.
Lili 272.
lolo 271, (afz.) 515.
Lolotte 272.
loulou 271.
Loulou 272,
mama(n) \
même, mémèr pri-
men men (afz.) 515.
Mimi 272.
moumoute ì
nana j ' *
Nana ì
nanan ( **' *
nénais 272, 515.
Nini, Niniche 271
A. I, 272.
nonottet
nounou ) '
papa 271, (afz.) 515.
pépe, pépèrì
pipi f '
Plonplon 272.
popò 271.
popo 270 f.
Popo! 272.
popote
poupoule> 271.
ronron )
soso 270 A. I.
soso \
(tan)tantej ^'''
tata 2701.
teté 270 f., 515.
tin-tin 271.
^'^ \ 272
Titi, Titinef ^"2.
tonton 271.
tôtô 271.
toto 271 f.
Totol i
Totor \ 272.
Tototte)
toutou 271.
tutu 271 und A. 2.
adaier (afz.) 86.
adouber (nfz.) 199
A. 5.
afruitier (afz.)
'nützen' 83. .
ailleurs 40 1,
aistre (afz.) 261 f.
aler (afz.) 520.
alixandrín (afz.)
•kostbar' 83.
ambler 520.
antillier (jiid.-fz.)
133-
anuitier (afz.) 85.
atillier (afz.) 'auf-
putzen' 84.
atre 261 f.
attraper 208.
baba (nfz.) 'Form-
kuchen' 270 A. I.
babiller 514.
babin (afz.) 514.
babiole 514 f.
baboles (afz.) 514.
bafouiller (dial.)
483 A. 2.
bamban (afz.) 268.
baubel (afz.) 268.
ba(u)bele (afz.) 515.
bealbel (afz.) 268.
beige 481.
belbel 269, 514 t.
beubelet (afz.) 266 ff.
bib(e)lot 263 f., 266,
273» 514 f.
bimbelot 263 f.,
266, 273.
blaice (afz.) 482.
bobe (afz.) 266.
bobelet 266.
boise, boisie (afz.)
201.
boisier (afz.) 201.
bras (afz.) 'Aermel'
8s-
brasme (afz.) 84 A.
bresme (afz.)
'Brassen' 84.
brimb(e)lot 273.
brimborium 273.
cacoigne (afz.) 87.
cadastre 262.
Carradoc 248.
chaintre 482 f.
chintre (pik.,
wallon.) 483 A. I.
cille (afz.) 'Wim-
per' 84.
cintre 482 f.
cit (afz.) 300.
concier (afz.) 'an-
schmieren' 84.
cousteus (afz.)
'kleinUch' 83.
cravanter (afz.) 469.
crétin 468.
orincier (afz.) 83.
dupe 95.
écaille 203.
ècale I
ecaler (pik.)| '°^-
ehpieule (lothr.)
204.
eitaaque (lothr.)
204.
emblauer (pik.)
259 f.
empaindre (afz.) 'zu-
kommen lassen'
87.
empeser 94 f.
empois 94 f.
empoise (afz.) 95.
enterier (afz.) 206.
épaule 513.
épol (ostfz.) 513.
escalin 203.
escliste (afz.) 260.
esclistre (afz.) 260.
esgart (afz.) 261.
espo(u)le 204.
esse (nfz.) 560.
estai (afz.) 204.
estamer (afz.) 83.
esteu (afz.) 205.
estoble (afz.) 204.
estoc (afz.) 205.
estoeuf (afz.) 205.
estor I (afz.)
estormir ) 205.
estruire (afz.) 'her-
richten* 83.
étau 204.
enche (pik.) 560.
fagin (lothr.) 562.
faisil 85, 562.
farfouiller 483 f.
farouche 484.
fenoupe (dial.)
484.
ferme (afz.) * Ver-
schlufs' 87.
flaûter (afz.) 484.
flôpe 484 A. 3.
flûte 484.
fœt (wallon.) 488.
foie 488.
foupir 484.
fraisil 85, 562.
francob (afz.)
529 ff.
frasil (dial.) 562.
frognier (afz.) 3.
fâtç (ostfz.) 484.
Galvariun
(norm.?) 248.
gapailler (poitev.)
485.
garde, garder
260 f.
garer 260 f.
garnacha (afz.)
531.
Garonne 265.
gaspiller 485.
gast (afs.) 485.
Gauvain 248.
genest(r)e (afz.) 83.
geuns (afz.) 85.
Gironde 265.
58o
WORTREGISTER.
heuce (afz.) 560 f.
heuse 561.
housseau 561.
hurler 6, 8.
Id(i)er 248.
1U3 (norm.) 3.
joyau 267, 513.
ju(w)el (nordafz.)
267.
Ke 248.
laicr (afz.) 300.
limon (jtid.-fz.)
* Sandbank' 132.
lohîre (lothr.) 486.
loinseau (afz.) 562.
louvres (poitev.)
487.
lou;(é (lothr.) 562.
luiseme (afz.)
«Licht* 84.
maillart (pik.) 488.
xnalaveich (jüd.-fz.)
132.
maraud 487.
Mar doc 248.
margas (aiz.) 298.
marou (dial.) 487.
Maugis 435.
may (wallon.) 488.
mçd (wallon.) 488.
melide (afz.) 529.
méraude (vend.)
487.
orbire (wallon.)
440.
ordiere (afz.) 440.
orme 440.
ornière 439 f.
osse (lothr.) 561.
passible (aiz.) 86.
pelouse 476.
pillon (Loire) 485.
pirevollet (afz.)
562 A. I.
pirouette 561 f.
polières 'Schwanz-
holzriemen' 300.
prasme (afz.) 84.
procains (afz.) * Ver-
wandter' 85.
quivre (afz.)
•Drangsal' 85.
rabie 488.
raclet, raicle (afz.)
489 A. I.
rainsel (afz.) 562.
râle 'Ralle' 488 f.
râler 489.
raller 489.
rate *Milz' 489.
rate (ostfz., pik.)
*Maus' 489.
rSyÇ (wallon.) 488.
recincier (alz.) 83.
regart (afz.) 261.
reille (pik.) 488.
reube, reuber
(nordostfz.) 198.
robe 197.
rober (afz.) 198.
roinsse (awallon.)
561.
rossignol 429.
rouche 561.
r^x (lothr., wallon.)
561.
saintre (afz.) 482 f.
samedi 264.
sannai (burg.) 399.
semaque 204.
sépoulc 204.
seursemé (afz.)
* fleckig' 83.
strôlé (wallon.) 399.
tacher (dial.) 397.
taige (afz.) 85.
tante 271.
taquer (dial.) 397.
tarier (afz.) 206.
teumei (lothr.) 207.
tique 206.
toc 397.
tomber 206 iF.
toquer 397.
tçrbe (afz.) 208.
toucher 397.
traoul (afz.) 562.
trape (afz.) 208 ff.
trechain (poit.) 490.
treminer (berr.)
398 A.
tremper 210 f.
tremplin 210.
treper, triper (afz.)
210 A. 2.
trépigner 210 A. 2.
trçx (ostfz.) 490.
trier 490.
trige (jüd.-fz.) 133.
tri(h)e (afz.) 490.
triquer (morv.) 490.
trombe 211.
trompe 211 f.
trop 212 ff.
trouf (wallon.) 208.
tumer (champ.,
afz.) 207 f.
usine 300.
vague 215.
vaguer (afz.) 215.
▼autrer 215 f.
vétille 491.
virevoUer (aiz,)
562 A.
viutrer 216.
voguer 215.
voitrer 216.
volaige (afz.)
•flatterhaft' 87.
voitrer l / r \ -.^
voûter } <*f'-) *'^-
Winlogee 248.
wirewitte (anorm.)
561.
ProTeBiallicL
anar 265 f., 398 ß,^
520.
atrapar 208.
audr 257.
bausia 201.
bataza, baozar 201.
blandir 'schätzen'
257-
cindrá, cintra 483.
ciu 300.
emblauzir 260.
empes, empeso
(npr.) 95.
engasconir 530 A. 3.
Ermengaut 259.
escalin 203.
esclarzir 300.
espolo (lim.) 204.
estai 204.
estobla 204.
estoc 205.
estormir 205.
estom 205.
fourfouia 482.
Fransa 530.
fremn(h)a 298.
gascon 530 A. 3.
grat (gradum) 25 7 f.
gualiar 206.
guespillar 486.
iQtz 487.
maraud (npr.) 487.
marrir I24f.
mercejar 257.
no (nodus) 258.
ocho (npr.) 560.
plaides 125.
puiliero (npr.) 300.
rascle (npr.) 488.
raspala (npr.) 486.
rate *Maus' 489.
raubar 198.
roize (apr.) 561.
rouis(so) 561.
mf 200.
somothopeya 93.
Sordel 303.
Tandoret 9a ff.
tocar 397.
tombar, tambar
206 £
trampol 210.
trappa 208 ff.
trempar 210 f.
trepar 210 A. 3.
trescamp (npr.)
490.
treoga 259.
triar 490.
trigar (npr.) 491.
tromba, trompa
211 f.
trop 212 ir.
udolar 6.
vogar 215.
Frueo-mraiilisâ.
barfoyi (lyon.)
483.
chintri (lyon.)
483.
épèza 94.
fedz (neuch&t.)
488.
gouchier (daupb.)
211 A. a.
inpèzo 94.
oonço 560.
p4gi (lyon.) 488.
râclio 489.
GatilulicL
arrufar 200.
cindria 483.
triar 490.
udolar 6.
aiolar 7.
andar 265 f.,
398 ff., sao.
armfiune aoo
A. 4.
atrampar aoSffl
atrapar 208.
aullar yU
bogar 215.
cabo (astur.)
394«^
callar 8.
cataftre a6a.
cimbria 483.
escalin 203.
espolin 204«
WCHLTRIOISTER.
581
estoque 205.
farfullar 484.
marjal 298.
pajarilla 489.
quebrantar 469.
rascón 488.
roba (aspan.) 197.
robar 198.
robir (aspan.) 198.
rufo 200.
trampa 208 ff.
trompa, trompo
211 f.
tumbar 206 ÍF.
turba 208.
Uviedo, Uviéo
(astur.) 396.
PortiitíesiscL
andar 265 f., 398 ff.,
520.
estoque 205.
maráo 487.
rouba (aportg.) 197.
tombar, tumbar
206 ff.
trompa 21 1 f.
uivar 7.
vogar 215.
RâtoromaiiscL
amnar 520.
ámpa (obereng.)
466.
ampcha (cngad.)
466.
camonna (obw.) 467.
cañera (obw.,
engad.) 466.
chamanna (engad.)
467.
charpainta (unter-
engad.) 468.
crapenda, crapent
(cngad.) 468.
cuvaigl (cngad.) 472.
garvera (obw.)
472 A. I.
mielva (engad.)
473.
ompcha (obw.) 466.
sbrinzlar 202.
solase (friaal.) 476. boesen (tnhd^ nhd.)
sgaventá (MauL) 469. 20 1 .
spol 204. *biisja, *bii9jaii
Sturm 205. 302.
trapla 209. driesch (dsch.) 490.
tschiera (obw.) 467. Stamm dub 199
ûarler (engad.) 6.
urlar (obw.) 6.
zecc, zeda 206.
zonclade (friaul.)
476.
RUliilM.
A. 5.
Stamm dup 199
A. 5.
^dwaligôn (bnrg.-
got.) 206.
estrich (dscfa.) 261 f.
hmf (ahd.) 200.
Ein dphabct Ver- ju^ecl (kôbi.) 267.
lagjan 299 f.
raoba (ahd.) 197.
*raabj(h)an 198.
ranbôn (ahd.) 198.
*r5bôii (ahd.) 199.
s.
zeichnb ramän.
Wörter nichttfirki
scher Herkunft
218 ff.
despre 495.
duroare (altmm.)
430.
durorile 430.
imbla, umbla 520.
imna 520.
pre 496.
preste 496.
robi 198.
spre 492 ff.
tSc, täcäi 397.
toca 397.
urla 8.
ilftU6SÌSCL
ara 2.
binar * Zwilling' 2.
Truer 2.
kalamar *Tinten-
zeug' 2.
kursar 'RSaber' 2.
mba 495.
Stamm nif 200 f.
Stamm nip 200 f.
scala (ahd.) 203.
^sglister 260.
skalja (goL) 203.
^skalling (ahd.)
203.
skilling (ahd.) 203.
* Blister 260.
smacke rmnld.) 204.
spòla (ahd.) 204.
sprìnzan (mhd.)
202.
^spmck (ahd.) 202.
stai (ahd., mhd.)
«Gestell' 204.
stoc (mhd.) 205.
Stoppel (dsch.)
204 f.
stouf (ahd.) 205.
Stamm stub 205.
robi, ropi 197 A. i. stubft (ahd.) 205 f.
turlf 262.
Amalgìs 435.
babel (mengl.) 273.
bauble (engl.) 269,
273.
''^bausjan 201.
^blaupan 260.
boese (nhd. schw.
fem.) 201.
stabel (mhd.) 206.
stnm (mhd.) 205.
^tarigan (ags.) 2Ó6,
tick, tike (aeogl.)
206.
tooían (ahd.) 199.
Sta$nm tramp
208 ff.
Stamm trap
208 ff.
triggva (got) 259.
trimpan (got)
210 f;
Stamm trum 212.
Stamm tarn toy.
Stamm tamb 207.
tupfen (nhd.) 199.
*tuphên (ahd.)
199.
* turba 208.
turf (ags.) 208.
Stamm val 216.
Stamm ytàt list
waga (ahd.) 215.
wseghe (mnld.)
215.
walkan (ahd.)
211 A. 2.
wardan 260.
waren 261.
wogen (nhd.) 215.
zëdhe (mhd.) 206.
zedíd (bair.) 206.
)H>rp 212 ff.
frop 212 £
UdlCL
fri (bret.) 2ff.
frig (kom.^ 2.
fron (bret) 2.
bestie, histr
(bret, kom.) 3.
milin (bret) 3.
srognS(urkdt)3.
xáropSaa 262.
ittici (ngr.)
•Sperber*^ l.
¿ívnzicíoyX^ ^
¿SvTÎXêQOÇ J
ocxoaxov 262.
itan^ot I.
naviiçi (diaL) i.
netvtéça (dial.) i.
¿oSoâaxrvloç
taúoXa (ngr.)
262.
262.
Druck von Ehrltaxdt Karras. Halle a. S.