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■ ZEITSCHRIFT
^^ VERGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM OEBIEIT DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.
Inhalt
'Slifimiit/gtiftHf fwaniJi-. Vnu A. Kulin >
L'«l)«r lUc ilelJuuj diu nrmcnikrlKii Im knh» der ii>d(iy«nnui!lacli«a
■^ncbcti. Von H. Hdbicbuiann . . . .
?.m tclm> Tom (tiiraniinii. Von heti ileret • ■ ■ . d
filftuoInclMhn«, UutllcliM aai\ gniiniDatiuduM. Tab K. OstliOlt . ^ fl
L«tvliu>clic cl]tiio!ii({tt3i. Voll Kkrl nnicnian , 1
■V Silmmdii'tip ntr i\tst Zeltsrbrin Innlimiilcn Hendmig«!
t>iitt>( tuati all rrof»«iHur Mr. £. KiihB in Rniilelber;; adrcs
sireu tn vcaUm. ^
Fci-d. OQmmlcr» Vcrläfffliudiltaiidluiig
Harmrili uni) GuMmiuiD üi Ikrliu
ptb «0 dien aus:
Jacob Orimiii, Deutsche Mythologie.
1, M. Kr. «. KPli- i'n-U 13 Mark.
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4iT Anliflciy il«r eratin Aufiirab« (■chlio^ispn. dnr in ili^r zweiten und driUon
Vuii diii fiirvclicro n) lung« HluiiiTilich *v^raiiw<t war. Eiu wOßlicIiM, ge-
nHui>« luij rvtriiluilUiiim ß^i-flcr wii'l ili.ii Cihiu^iili di:« Wi-rbw »leiuli'
Inm. ' #a wirii cldj fJiwiMillic zu ili- '!'ii, ria« dln g\
5umm« der Tnylboluf m:li«D !' 'MiiuDi'a vnu
Dw Werk wiH m i]rai liHua'-i. : <l<?r läUnrk kriKim
»11. — Nacli urfolglUt Aiia)fali^ dc^ .. A tii'kes balmllMi i
nat fiiu« Priii-Ei'liätiiinii vor. ^_____
0a£ob <Snmm, Slenlftlit iSrammotiti.
ErsttT und xwoiler Thoil. Zwi-iU- Ausgabv. Neuer vürmei
■ tcr ÄhdrilpJt. gc 8. geh.
Erster Inx driltcc Hulbband. Preis 27 Mark.
nieocr DPuitUi druck wiril luil HciiiilEuitjr ili-r Humlßit-iii^lai'v liea vertAW.
Tarfuent Pon Hm. Prol. Dr. Wükfln SeArrer in Slriatiivrf bmatftU Wir
Bubun ilicMi briiiim Tlidle in HalbliSiitlcii aai, )un <Jnti!n tlrfl tiL-reiU »r«
whkuen iiitiL iltu' Inlttt- voroiiMchlltrh im Jaliir tSTß arm^ji^beti wfri~
8. Hlnfl in lictpxtif isl ^oelt^ er^uunun:
Zur GcHchichto
(\tv iii(]ogcruiaii)i)('iieii
tammbildung und Declid
vnn OutftoT Uever.
ZEITSCHRIFT
fCr
VERGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIETE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.
UNTER MITWIWCUNG VON
EBN8T W. A. KUHN, AUGUST LESKIEN
und JOHANNES SCHMIDT
HERAUSGEGEBEN
VON :
Dr. ADALBEBT KÜHN,
PROFESäOR UND DIRECTOR DES KÖLLNISCHEN 0YHNASIUN8 ZU BERLUf.'
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BAND XXID.
NEUE FOLGE BAND III.
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BERLIN
FERD. DCMMLERS VERLAGSBUCHHANDLUNG
HARRWIT/, UND GOSSNANN
1877.
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Inhalt.
Seite
n^QVtlofiirmr ir§avT(Sy, Von A. Kuhn 1
Über die Stellung des armenischen im kreise der indogermanischen
sprachen. Von H. HQbschmann 5
Zur lehre vom digamma. Von Leo Meyer 50
Etymologisches, lautliches und grammatisches. Von H. Ost hoff . . 84
Lateinische etymologien. Von Karl Brugman 94
Eine ausnähme der ersten lautverschiebung. Von KarlVerner . . 97
Zur ablautsfrage. Von Karl Verner 131
Materialien zur lateinischen Wörterbildungsgeschichte. Von Paucker 138
Zur altbaktrischen Wortforschung. Von F. Spiegel 188
Das redupllcirte perfectum im irischen. Von Ernst Windisch. . . 201
Ueber metathesis von nasalen und die flexion vocalisch auslautender
wurzeln im griechischen. Von Johannes Schmidt 266
Zum homerischen dual. Von J. Wackernagel 302
Etymologien. Von F. Froehde • . 310
Ueber das eingedrungene s in der nominalen suffixform - stra - und
vor dental anlautenden personalendungen des deutschen, griechi-
schen und altbaktrischen verbums. Von H. Ost ho ff 313
Was beweist das e der europäischen sprachen für die annähme einer
einheitlichen europäischen grundsprache. Von JohannesSchmidt 333
Ueber deutsche Volksetymologie. Von E. Förstemann 375
g>, gh* im sanskrit und iranischen. Von H. Hübschmann .... .385
Armeniaca. Von H. Hübschmann 400
On tbe cuneiform biscriptions of Van. Von A. H. Sayce 407
Jfym und i^». Von Leo Meyer 409
PrenzOsische etymologien. Von Adolf Tobler 414
Zur Päli-grammatik. Von R. Pischel 423
IV Inhalt.
Urdeutsch *faigja-. Von H. Osthoff 497
Entgegnung. Von Joh. Schmidt 419
Der griechische verbalaccent. Von J. Wackernagel 467
Das accentuationssystem des altindischen nominalcompositums. Von
Rieh. Garbe 470
Dorsal und apical, oder oral? Von G. Michaelis '. 518
Das schwache germanische praeteritum. Von Soph. Bugge . . . . 523
Berichtigungen 524
Nekrologie 524
Phonetische Streitfragen. Von JuliusHoffory 525
Ursprung der praepositionen i^i indogermanischen. Von H. Grass-
mann 559
Griech. ttf&t „8ei*\ Von H. Ost hoff 579
Aind. rämati, ränati, gr. iqafiah u. s. w. Von K. Brugman . . . . 587
Ueber vocaleinschub und vocalisirung des y im päli und präk^it.
Von Hermann Jacobi 594
Zur accentlehre. Von Th. Aufrecht 5Q9
Bibliographische nolizen für die jähre 1875—1877 60^
Sachregister. Von Alois VaniSek 623
Wortregister. Von demselben 62ß
Ankündigung. i875.
Zeitschrift
für
Vergleichende Sprachforschung
auf ciena GeUicta der
Indogermanischen Sprachen.
Ihir^r Mitivifkiioe von
fiut W. A. Kuhn, August Leskien und Joh. Schmidt
Ä. Kuhn.
XIIL Band der ganzen Foige der Zeitscbrift für vergl. Sprachforsubuiig.
Als vor faet fünfundzwanzig Jahren die „Zeitechrift fQr
ragleicbeude Sprachforschung" begründet wurde, hielten ob
ion wie Verlagshandlung für angemessen, den Umfang
a betiandelnden Sprachen auf das Deutsche, Griechische
^^ Lateinische zu beschränken, da diese als die zu reichster
iDtwiclceluDg gelangten fOr die nach den erreichbaren Au-
ziirü eil gehen de oder sie in ihrer ganzen Entfaltung
nfjalgeode Untersuchung den fruchtbarsten Boden bilden,
od 63 zu hoffen stand, dass die hier durch die vergleichende
Idfaode gewonnenen Resultate der uoch jungen, mit uian-
im Vorurtheil kämpfenden Wissenschaft wenigstens einen
weiten Kreis der Thoilnahmc gewinnen worden, um dem
len Unternehmen doch einige Jahre Baum zu freier Ent-
^kehing zu schaflen.
Wenn wir uns nun auch in dieser Hoffiiung nicht ge-
»cht sahen und die Lebeosfähigkeit der Zeitschrift nach
■ fluigen Jahren. Dank der treuen Unterstützung der Mit-
I irtinter und der nicht verzagendeu Verlagshaudlung, ge-
laoliert war. so erschien es denuoch, als die vergleichende
f ^ai^bforschung immer weitere Gebiete in ihren Bereich
'wtc^, uach 6 Jahren, aus äusaerlicheu Gründen noch nicht
nduam, die Forschung auf dem Gebiete der keltischen,
iltriacheu und ariechen Sprachen unmittelbar in die Zeit-
Schrift aufzunehmen, sondern vielmehr angemessener, die
Forschungen auf diesen Gebieten in den „Beiträgen*^ als
eine Ergänzung zur Zeitschrift für sich erscheinen zu lassen.
Seitdem hat nun aber das Studium der vergleichenden
Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen
Sprachen so bedeutend an Verbreitung gewonnen, dass selbst
in Werken der Specialforschung, wie z. B in G. Curtius'
„Grundzügen der griechischen Etymologie", die Heranziehung
des vergleichbaren Stoßes in weitester Ausdehnung ftir noth-
wendig gehalten wird und daher eine Trennung in der Be-
handlung so nahe verwandter Sprachen nicht mehr an der
Zeit sein dürfte. Dazu kommt, dass mit der Vertheilung des
Stoffes in zwei verschiedene Zeitschriften nicht blos für die
Redaction Schwierigkeiten verbunden sind, sondern auch den
Mitarbeitern durch diese nicht 'im Wesen der Sache liegende
Abgrenzung unbequeme Fessehi auferlegt werden.
Diese Gründe haben die Redaction zur Ausführung der
längst ins Auge gefassten Verschmelzung der beiden ge-
nannten Zeitschriften zu einem einzigen Organe für die
vergleichende Erforschung der indogermanischen Sprachen
bestimmt.
In dem Verhältniss des ümfanges beider bisher ge-
trennten Gebiete zu einander wird keine Aenderung beab-
sichtigt; es versteht sich indess von selbst, dass auch kflnflicr
den bisher ausschliesslich behandelten Sprachen vorwiegender
Raum gewährt werden wird.
Die ^Beiträge** erhalten mit den zwei noch aus-
stehenden und bereits im Druck befindlichen Heften des
VIII. Bandes ihren Abschluss.
Berlin, Anfang März 1875. Die Rcdaction.
Die „Zeitschrift" wird auch in ihrer jetzigen Gestalt
wie bisher in 6 Heften erscheinen. Zur Aufnahme des ver-
mehrten Stoffes wird der Raum durch Vorgrösserung der
Höhe und Breite der Columne, jedoch ohne Vergrösserung
des Formats, durch Anwendung einer raumersparenden Schrift,
endlich durch Vermehrung der Bogenzahl gewonnen.
Den Preis des Bandes von 6 Heften zu je ß bis 7 Bogen
haben wir auf 16 Mark gestellt.
Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung
Uarrwitz & Gossmann.
Da wir in Folge der Verschmelzung der Zeitschrift
mit den Beitrag^i die in Band XXI der Zeitsdirift mit
dner Arbeit Ober die Nenenborger Mundarten erßff-
leten Abhandlungen Ober die romanischen Mundarten
fer Südwest - Schweiz nur in sehr langen Zwischen-
Aumen hatten zum Abdruck bringen können« der Ver-
fasser aber darauf halt, dass die Veröflfentlichung nun-
mehr einen raschen Fortgang nehme, so hat sich der-
selbe entschlossen, die Arbeit als selbständiges Werk
erschemen zu lassen; falls sich bei der von ihm be-
absichtigten Eröfltoung einer Subscription eine genü-
gende Anzahl von Subscribenten finden sollte. Die
Arbeit, die auf fünf Fascikel von durchschnittlich etwa
acht Bogen berechnet ist, wovon drei, welche die
Neuenburger , Freiburger und Walliser Mundarten be-
handeln, bereits ausgearbeitet sind, wird in firanzösi-
scher Sprache erscheinen und ausser den Untersuch-
ungen über die Laut- und Formenlehre auch Texte
in Poesie und Prosa mit Erläuterungen und Glossa-
ren enthalten. Wir erlauben uns, die Leser unserer
Zeitschrift hiervon in Kenntniss zu setzen.
Die Kedaction der Zeitschrift
ffir vergleichende Sprachforschung.
..^^
HiQinXofiipdip {pittvrtSv.
Als am 12. juni 1850 von Aufrecht und mir der prospecl
der zeiläclirifl für vei^loichende spradiforschung auf dem ge-
biete des deutschen, griechischen und lateinischen veröffentliclit
wurde und wir darin die erwartuiig ausspqaclien, dass durch
solchen v^einigungspunkt der zerstreuten kräfte das gedeihen
der jungen Wissenschaft am besten gefordert werden würde,
waren wir guter Zuversicht für unser unternehmen, da uns von
Tielen seilen ermunlerndo zusUmmung zu IheiJ geworden,
auch mancher beiLrag schon in aussieht gestellt war. Freilich
Terhehlten wir uns nicht, dass noch manche Schwierigkeiten im
Wege standen, dass noch manches vorurtheil zu überwinden
', denn Lobeck's spott über die sanskritische göttersprache
fAglaoph. 883°) fand noch immer manches echo und nur
schüchtern wagte sich im prospect die äusserung hervor, dass
bei bcwnnener vergleichtmg das sanskrit herbeizuziehen un-
entlichrUch sein werde. 'AiX ott äf, hog tßiff ijs^mli>ii.ivioy
iytavtmy, da war die bahn gtücklich gebrochen und in dem
aus dem seplember 1851 datirten bericht über die arbeiten
der ersten vier helle stellte sicli nicht mu' mancher blick auf
das sanskrit heraus, sondern auch das slawische fand sich
unter den niitti'ln der forschung herangezogen. So erweiterte
sich da^ gebiet der Zeitschrift melir und mehr und es stellte
sich endlich die nothwendigkeit heraus, ihr als ergänzung die
beitrüge auf dem gebiete dei' arischen, keltischen und slawi-
schen sprachen zui' seite zu stellen, um der vergleichung
süiuint lieber indogermanischen sprachen ihr recht angcdeihen
zu lassen. Freilich wai' es Schleicher's wünsch eben so wie
K^IUrhrlft I, trrEl. Hpnclif. K.F.III, I. t
2 A. Kuhn,
der meine, die gesammten forschungen gleich damals in einer
Zeitschrift zu vereinigen, aber praktische bedenken traten der
erfüUung desselben entgegen, denen wir im interesse der för-
derung der sache eine gewisse berechtigung nicht versagen
konnten. Diese bedenken traten aber im laufe der jähre
immer mehr in den hintergrund und die beide gruppen der
forschung oft gleichmässig berührenden abhandlungen mehrten
sich, so dass die zeit der Verschmelzung von Zeitschrift und
beitragen zu einem organ uns endlich gekommen zu sein schien.
Das entgegenkommen der Verlagsbuchhandlung beseitigte end-
lich alle noch auftauchenden anstände und so hoffen wir denn,
dass die Zeitschrift auch in ihrer neuen gestalt nsQinXofAivcov
iviavTiSv auf eine gedeihliche Wirksamkeit werde zurückblicken
können. Dazu bedürfen wir aber vor allem der Unterstützung
unserer mitarbeiter, um die wir hiermit recht dringend bitten.
Die leiden und freuden der redaction werden treulich wie bisher
Ernst Kuhn, Äugtet Leskien und Johannes Schmidt mit uns
theilen; der einzelforsehung wie der allgemeinen soll ebenfalls
wie bisher möglichst ihr recht geschehen und wenn einmal
das sanskrit ein gewisses Vorrecht in anspruch zu nehmen
scheinen sollte, so wird man das der spräche, die an alter
mindestens der homerischen gleichkommt und sie vielfach augen-
scheinlich übertrifft, schon zu gute halten müssen. Die zeit,
wo der sanskritquell für die vergleichende forschung erschöpft
wäre, ist noch nicht gekonunen und manchem würde ein leben-
diger trunk aus ihm böse grillen vertrieben haben. Ich meine,
die folgende darlegung über nsgtnXofAsvog sei ein neuer beleg
dafür, dass auch scheinbar sichere erklärungen durch die
Sprachvergleichung nicht selten erschüttert werden.
nsQinlofievog nebst enlso^ SnXsv und tnXsto stellen sich
aller analogie nach so augenscheinlich zu niXerai und niXovzai,
dass es für die, welche griechisch nach der methode wie Gott-
fried Hermann und Boeckh gelernt haben, kein geringes ent-
setzen erregen wird, wenn jemand über nSXofAai hinaus auf eine
ältere präsensform zurückgehen will. Und dennoch will ich es
versuchen und auf eine fast ebenso sonderbare und entfernte
ähnlichkeit, wie sie dem grossen hellenisten zwischen griechi-
schem i(fti imd indischem asti erschien, aufmerksam machen.
Während das sanskrit kein verbum besitzt, welches dem
griechischen niXio, niXofAai an die seile zu stellen wäre, laufen
einige ?itrossiing'L> Her wnrxel plu 3 sg. fAavate lliessen, schwim-
mon in lien lirätiniaiias umher, die trotzdem, dass diese wurzel
sonst durch griech. nUia vertreten ist, wenn man nicht den
Schädel allein, sondern auch das was darunter steckt unter-
geht, eine so giosse Verwandtschaft mit jenem ntXonat zeigen,
dass man sich der anerkennung gleicher abRiamnning nicht
wird entziehen können.
Im ^lap. brähm, 1, 3, 5, 16 heisst es von den versen,
die bei der hethgen handlung der feuerentzündung ohne Unter-
brechung vorzutragen sind (sämidtienifi, es sind 15 an zahl im
gäyatrimetnim und sie machen deshalb 15 X 24 ^ 300 sylben
aus) M vai samtata nvyamcfiintiä atwtiJia | sanivatsaras^awaitad
aitor/iträni snfhltmoti täntmäni sariwalsarasyßiior^rAni samtatäny
act/aenchitmdni pariplavantc \ Er recltirt sie fortlaufend und
ununi erbrochen; so bringt er nämlich dip tage nnd nfichte des
Jahres in fortlaufende Verbindung; diese tage und nachte des
Jahres drehen sich fortlaufend und ununterbrochen im kreise.
An einer zweiten stelle ib. 3, 2, 2, 4 heisst es: samvatsaro
toi prßj^paH^ jtraj'iixittr y^y'fio 'ftorätre vai safämtsara ele hy
mam pariptavamtlne kttrutah \ Frajäpatis ist das jähr, das
fipfer ist Prajäpalis, das jähr sind tage und nachte, denn diese
liilden in ihrem kreislauf dasselbe.
Femer Ib. 4, 3. 1, 7 uhliayaUmiakMhhyiHi p/ltrßVhyä^i
(p-hn^li I htttui i^tfor anto tjr ubhaf/titomukJic (amnilä ayam attan-
l/ih snmipatsaraJf pariplavnte itm grUttvä »a sddayaii tasm^d
ayam anamuis mmvatsarab \ er schöpft mit zwei schalen, die
auf beiden seilen tüllen haben; wo ist das ende (die rück-
BCfle) von solchen die anf beiden selten tüllen haben? Darum
bewegt sich das Jahr endlos im kreise; wenn er geschöpft,
lässl er ihn sich iiiclit setzen, darum ist das jähr rastlos.
So wird das wnrl auch ib. 1, (>, 4, 16 von der im kreis-
lauf sich erneuenden speise der götter und ib. 12, 2, 2, 2 von
der krei^Kwi^ng des rades gebraucht; in gleicher bedeutung
findet sich das adj. pta^ava in einer im Pel. wb. aus ^önkh.
br. (20, 1) citirten sielle: devtwakram vd etat pariplm^ih yat
tamvtUsaraii \ Das jähr Ist das sich heramsclnvingende göfter-
rad. Endlich heisst eine ein jähr hindurch befm a^vamodha in
bi?s(immten fristen zu wifderhoiende legende pdripUtva.
Aus diesen stellen geht demnach die vollständige gleich-
Ik-Ü der bedeutung von jinriplnvatf, jwripiavttmilnu mil irtfii-
4 * A. Kuhn,
•
nX6(A€vog, wie es in Verbindung mit iv&atnog erscheint, hervor
und der sinnlichen bedeutung von pariplavcUe reiht sich der
gebrauch von negmlofAsvog II. 2, 220 ätftv nsQ&nlofAivaty
di^tiov aufs engste an. Der begrifflichen gleichheit wird aber
auch die der formen vorangegangen sein, da ja die zahl der
griechischen verba deren bildung aus stammen in €« in solche
in cö hinüberschwankt eine ziemlich grosse ist; diese annähme
gewinnt um so mehr an Sicherheit, als ja Homer selbst Od. a, 183
auch das simplex nJUtop inl oXvona novtov mit synizese
gebraucht.
Man wird mm aber auch inmlofAevov hoq nicht von dem
nsQmiAiAsvoq iv&avtög trennen dürfen, der art, dass man für
beide verschiedenen Ursprung annehmen wollte. Und dies um
so weniger als auch hier das sanskrit sehr nahe sich ver-
gleichendes bietet. Das Petersburger Wörterbuch sagt I 303
s. V. api, welches formell = griech. ini ist, mit recht: »So
ausgedehnt der gebrauch des sogleich zu besprechenden selb-
ständigen api ist, so beschränkt der des angelehnten. Schon
früh scheint dies durch ahhi verdrängt worden zu sein«. Wir
hätten daher statt apiplavate ein abhiplavate dem griechischen
inmXofisvog entsprechend anzusetzen. Und das findet sich in
der that in beiden dem griechischen entsprechenden gebrauchs-
weisen.
Zu dem begriff des heran- und herbeikommens, wie er
im inmX6(A€vav hoq Od. ^, 261 = J, 287 auftritt, stellt sich
sehr nahe abhiplavate (Pet. wb. IV 1189 s. v.no. 1) Qat. br. 12,
2, 2, 10' sämäbWi svargam lokam abhyaplavania mit liedern
nahten sie sich der Svargawelt und zu y^qaq und d^dvaxoq^
T« T in äyd^QdonoKfi niXovTai (Od. v, CO) sowie zur vovfSog
Od. o, 408 ovdi riq äXXfj vovttog inl (Sxvy^Qfi nilszai dsirXoidt
ßgoToliftv stellt sich ib. no, 2 die bedeutung heimsuchen, über
jemand kommen z. B. Mahäbh. 4, 10G7 tamasdhhiplute lohe
rajasd caiva da finsterniss imd dunkel über die weit gekom-
men waren und ib. 5, 3220 tata dqväsaydmnsa puträdhihhir
abhipliUdm da tröstete er die von sorge um die söhne heim-
gesuchte.
Das sichere ergebniss der hier angestellten vcrgleichung
scheint mir, dass nsQmX6(A€vog und pariplavamänas ursprüng-
lich identisch sind und dass auch inmXofAsvog ihnen mit Wahr-
scheinlichkeit zuzugesellen sei. Ob die andern formen von
fi(i.ofiai, nniliilfni jene einmal vorhanden waren, sich nach'J
atiutügi(> derer von »iiMnai A-mu gehildcl, möge einstweilen 1
unentschitdon bleiben; vielldchl liiirtel sich die entscheidiuiff I
nfftniofifpiat' iyiavttöv.
Berlin, 2. juli 1875.
A. Kuhn.
Ueber die stelluiijr des armen iHclien im kreise |
der iudogermanischeii sprachen.
Vorbemerkung.
Nur aul' das bestimmte verlangen der redacLiun liabe ich
IUI folgenden die Justi'sehe Umschreibung des zend, von der
ich gerade in diesem arlikel gern abgewielieu wäie, bis auf einen
unten uu^ogebcnen [lunlcl beibehalten. Diese Umschreibung
hal, wie JusU selbst su aiifang seiner IreClichcn abhandlung
Aber die kurdischen Spiranten bemerkt, den mangel, da-ss sie
die iranischen siiiranlen ganz ebenso wie die indisclien aspiraten
wiedergiebt (ä. b. skr. dtrgha lang = z. daregha, d. i, dar
ans irauischem darga, indogcrm. durglia), und da eine über- 1
efnstimmung vorspiegelt, wo lantphysiologisch ein scharfer untei^ j
schied vorhanden ist. Die leser der folgenden abhandlui^ I
mögen darum bcacliten, dass die liier durth consonanl -)' ^
umschriebenen iranischen laute stets als Spiranten zu sprechen '
sind. Von diesen spiranlen sind die tönenden ei-st ganz spät i
aufi den niedien hervorgegangen, nachdem schon längst die j
ursprünglichen mediae aspiralae mit den einfachen niediae /.u-
saoimengerallen waren. Während so das iranische (wie das slavo- j
leitische) die uspirirte media durchaus verlor, ist sie im sanskrA j
mir in gewissen lallen, z. b. im wui-zelanlaut, wenn im aus- J
laut gleichfalls eine aspiratu stand, zur media geworden. Sa I
Uiusste im indisc^hen aus dltwfh : dugh oder dvh werden, iia 1
truniscben aber dug, und zwar nacb verschiedenen lautlichen
principien. Für eine arische grundspracbe wäre darum immer
dhiigh, nirhl, wie Fick gethan hat, dvJi, nicht dughtar sondern
tfhughtar, nicht druh sondern dltrugk, nicht badh sondern bJmäh
g H. Hübschmann,
u. s. w. anzusetzen. Denn die Übereinstimmung in der Ver-
schiebung der aspirlrten media zur media ist keine ursprüng-
liche, sondern erst später und zufaUig geworden. Auch irrt,
um dies gleich mit zu bemerken, Fick in der aufstellung von
grundformen wie dargfi das sehen, aus skr. drshti = z. darsti,
Justi's s hat (cf. dessen handbuch, p. 362, § 59) stets die gel-
tung von SÄ, darum hiess es darshti, nicht darsti und darum
ist auch damhan statt dausan, dräghishta statt dräghista, daksh
statt daks, dvish statt dvis, pa/rshti statt pargti, yashtar statt
yagtar, rishta statt riqta, ashtan statt dQtan u. s. w. als
arische grundform aufzustellen. Man hat eben im zend statt
Jwsti's f ; $ und statt s : sh oder, wie ich es im folgenden thun
will, sK zu schreiben, um dieses sK graphisch von dem anderen,
lautlich sicher nur wenig verschiedenem sh zu unterscheiden.
In der Umschreibung des armenischen folge ich nur zum theil
Fr. Müller, indem ich hh statt c[^ dz statt C» ^^ statt g, j statt
5Ä, l statt Q, X statt ÄTÄ, t; statt w und to^) statt ov schreibe. Die
gründe für diese abweichung von Müller's transcription werde
ich anführen, wenn ich — hier oder an anderem orte — auf
die ganze frage nach ausspräche und Umschreibung des alt-
armenischen zurückkomme.
Mein versuch, der armenischen spräche ihre Stellung unter
ihren verwandten anzuweisen, ist nicht der erste. Die Armenier
selbst haben ansichten darüber aufgestellt, die ihrer national-
eitelkeit schmeicheln, aber jeder wissenschaftlichen begründung
entbehren, und europäische gelehrte früherer Jahrhunderte
haben aus dieser spräche alles gemacht, da sie nichts damit
zu machen wussten. Sofort aber nach begründung der Sprach-
wissenschaft durch Bopp konnte Petermann in seiner Gram-
matica linguae Armeniacae Berlin 1837 schon durch die zu
anfang derselben gegebenen etymologien den nachweis liefern,
dass das armenische eine indogermanische spräche ist. Neun
jähre darauf, 1846, publicirte Wind i seh mann in den abhand-
lungen der bayerischen akademie (IV, 2), und zwar unabhängig
von der arbeit Petermann's, eine vorzügliche abhandlung über
das armenische, in der er zu dem Schlüsse kommt, dass das
armenische auf einen älteren dialekt zurückgehe, der mit dem
') Ein dem u sehr nahe stehender laut.
Hebet die Stellung des ai
■:V diiT iriilcigenii. spi'achen, 7
H seud und all|)ersischen grosse äiiiilichküil gehabt babeii müsse,
^ zu ilem jedoch frühzeitig fremde clemciile hinzi^ekommeu seien.
Während nun Potl bezweifelte, dass das armenische eine
arische spräche sei, und nur einen ^Tossen einlluss des arischen
auf das urmenische statuiren wollte, Ijemerkte Diefenbach
(lagEgcn, dass diese annaiime nicht genüge, um die nahe be-
ziehung des armenisclten zu indisch und pei-sisch zu Eo-klaren,
L<iiic ansiihi. der sich auch Gosche in seiner dissertalion, >de
Ariana linguae gentisque Armcniacae indole« Berlin 1847 an-
scbk^e. Drei jähre darauf gab de Lagarde in der Zeitschrift
der Iteiilsch. Moi-genl. Gesellschaft IV, p. 347 flg. unter dem
iitel »Vergleichung der armenischen consonanten mit denen
des sauskrit« eine tabclle von 283 armenischen werten uüt
ibron etyniolc^icn {die er nun wieder unabhängig von Win-
liUschmann goliuiden hatte), ohne jedoch hier über den charakler
der Sprache näher zu handeln. Bopp bezeichnete 1857 in der
1 vorrede zur 2. ausgäbe seiner vergl. grammalik das ai'nienische
als iranisch und versuchte, doch ohne glück, die flexions-
deiut-ntc zu erklären. Viel tiefer drang Fr. Müller, der seit
11^61 in einer reibe von abhandlungen (Sit/un^berichte der
Wiener Aküdeaiie) für die etymologische und grammatische
erklümng des annenischen erfolgreich thätig gewesen ist, in
dafi weseii dieser spräche ein, die er bestimmt für iranisch er-
klärt hat. Uun folgt im ganzen Patkanoff in seiner zusamraen-
lassojidcn abhundlung »über die bildung der aimenischen spräche«,
aas dem i-ussischen ins franzö^sche übersetzt im Journal asiatique,
Toiae XVI, Serie 6, 1870, p. 1% flg. Wenn nun auch deLagardo
in seinen »Gesammelten Abhandlungen« (18(1(1) p. 291 behauptete,
dass im armenischen drei bestandtheile zu unterscheiden seien, die
ursprüngliche gpundlage, ein darauf sich lagerndes altiranisches
alluTiuni und ein gleiches neuiranisches, nach der gründung
des partherreiches hinzugekommenes, so hat er doch die cr-
kennuTi^onerkmale dieser drei schichten nicht gegeben und ist
^ seine meinung darum nicht weiter beachtet worden. Jedenfalls
B Bi Müller's ansieht, dass das armenische iranisch sei, nicht
H widerlegt und muss zur zeit als die bestbegründete und herr-
H sehende bezeichnet werden.
H Oh sie hallbai' ist, soll im folgenden untersucht werden.
^M Ein haupf mangel in Müller's Untersuchungen ist der, .dass er
^1 es nicht unternommen liat nachzuweisen, dass die armenischen
g H. Hübschmann,
Worte, welche mit den entsprechenden persischen lautlich über-
einstimmen, nicht aus dem persischen entlehnt sind. Wenn
aber das älteste armenisch, das wir kennen, lehnwörtcr aus
dem aramäischen und griechischen enthält, so dürfen wir er-
warten, dass die Armenier, da sie Jahrhunderte lang unter dem
einfluss der mächtigeren und gebildeteren Perser lebten, auch
aus der spräche derselben nicht wenige worte werden ent-
nommen haben ^). Ist dies zugegeben, dann kann man eine
ganze reihe von Worten als entlehnt verdächtigen, und hat
man diesem verdachte einmal räum gegeben, so schwindet
auch bald der glaube an den iranischen Charakter der spräche.
Und jener verdacht lässt sich doch leicht begründen. In
mehreren armenischen compositis z. b. findet sich das wort
dost band, während das gebräuchliche wort für band dzern
ist; nun ist dcist = pers. dasta, das sich gegenüber z. msta,
skr. hasta durch den lautwandel von 0 in d als specifisch
persisch erweist, im armenischen also lehnwort sein nmss. So-
mit sind auch dastak, dastakert fremdworte, altp. *dastaka, "^dcista-
karta. Es zeigt sich femer, dass das armenische ursprünglich
mit r anlautenden Worten regelmässig ein a oder e vorschlägt:
darum sind razm schlachtreihe, kämpf, rah weg, rocik gehalt^),
die wir im persischen wiederfinden, lehnworte aus dem persi-
schen, wie alle mit / beginnenden worte im armenischen
fremdworte sind, cf. rabhi meister. Ferner da auslautendes h
im persischen = urspr. f oder dental, auslautendes h im arme-
nischen = urspr. s oder tr (und urspr. q = arm. s, urspr.
*) Dies giebl auch Fr. Müller im allgemeinen zu, da er mir in einem
freundlichen briefe (28. juli 1874), in dem er das armenische enorglscli
als iranisch reclamirt und ja nicht als Übergangssprache angesehen wissen
will, schreibt: »Dass im armenischen viele aus dem Proto-Pehlewi ein-
gedrungene fremdworte stecken, ist eine evidente thatsache; ich fürchte
aber, dass man manches wort, das gut armenisch ist, für ein freindwort
ansieht, rein nur deswegen, um den eranischen Charakter des armenischen
läugnen zu können.« Doch genügt es nicht, dies im allgemeinen zuzugelien;
man muss, will man über den Charakter einer spräche urtheilen, in jedem
einzelnen falle sicher sein, dass das material, mit dem man arbeitet, nicht
fremdes gut ist. Im übrigen könnte es mir im Interesse der unten vor-
getragenen theorie nur lieb sein, wenn Fr. Müller mir nachwiese, dass ich
in der annähme von lehn Worten zu weit gegangen bin.
-) pers. rözt, dem im armenischen nicht rocik, sondern, da pers. roz
tag = arm. luis ist, lüsik entsprechen müsste.
I
ie 8t«Uutig des amunischen in kreise der ludogerm. spnufaen.
dental zwischen vocalen = arm. dental oder y) ist, so ist ausl. k
Uli i»ersischen etjinologisch vei'schieden von dem im armeni-
schen '). mithin sind arm. akaii kundig = np. dgdh, aus äkäga,
gah thron, sitz = np. gdh, z. gdtu, zrak panzer = z. erddha,
np. sirih, lehnworte aus dem persischen. Weiter, wenn wir
unten als lautgesctz finden weiden, dass skr. j =^ z. e = arm.
is und demnach skr, jan geboren werden = z. ean = arm.
tsn (aus (sin, tsen) ist, so muss aeat frei = pei-s. äedd, i. dgSta,
von Wurzel aan, als Fremdwort angesehen werden ; ebenso
wenn sich unten ergiebt, dass skr. han = z. jan den laut-
I^Rsetzcn gemäss im aimen. dui-ch gan vertreten sein mOsste
and vertreten ist, so kommt arm. sew- schlachten, opfern, weil es
= 2. jan, np. ean- isl. In den verdacht entlehnt zu sein; wenn
gleiclifalls lautgesetzlich skr. aj == z. ae, arm. ais ist, so kann
gavtuan stock = z. gavtin kein originalwort sein — es müsste
ia kovatsan lauten — , und ebenso wenig x«''«*'*« peitsche,
statt dessen iSatsan zu erwarten wäi'e. Endlicli müsste skr.
3Ky ^ z. ;/as verehren den lautgesetzen nach im armenischen Uits
oder dsais (skr. j = z. £ = arm. ts siehe unten; ui-sp. an-
lanlendcs jr geht im arm. in l oder ds, e über; wo y im ai'mon.
anlautet, ist es ein neu hinzugetretenes prälix, wie sieh leicht
nachweisen lässt) lauten, es lautet aber ya2 und ist somit
enliebnt; dasselbe gilt von t/aSt opfer ^ z. ySsh'ti, Des-
gleichen sind als lehnworte zu betrachten: dev = z. da&m,
statt dessen nach den unten aufzustellenden geset^en der laut-
Tcrschiebung tiv ku erwarten wäre, sowie nach meiner über-
zci^ung hag- golt = z. bagha, und den ') religion = z. daenit,
Worte, diu mit der zoroastrischen religion nach Armenien kamen.
Und SD möchte ich auch, ohne einen beweis führen zu können,
ivorle wie thokik = pers. tSshah vialicum, iimbox ^ p. an-
bok menge, zSndan = peis. eindän kerker, als aus Persien nach
Armenien eingewandert ansehen, während von worten wie dyxtk'
brocat ^= pers. dlbäh, arab. dibdj, crag leuchte ^ p. drägk,
vab. sirdj, thuihak papagei = p. Wak, tüti, kerpas seide =
npt kirpäs, arab. kirbäs, skr. harpdsa, näQnaao^ elc. es nicht
zweifelhan scm kann, dass sie fremdes gut sind, Ist es mir
urni. mah-ik
urQrkgehci
■) fileirl] mir in dem falle, dnss beide uiif s
■p. mäh inon<I. uus m&aa.
*) Aiieti im armeiiisi-h-italienieFben wCrterbuch des Ca^fca;^ als per-
l-riidi bcmcboet.
10 H. Hübschmann,
SO leicht geworden, aus den von Fr. Müller behandelten Worten
eine nicht geringe zahl ^) als lehnworte auszuscheiden, wie gewaltig
würde diese zahl sich vei-grössern, wenn ein spürer wie de Lagarde
es unternehmen wollte, aus dem ganzen armenischen lexicon
die fremden demente auszuscheiden? Vielleicht lassen sich auch
unter diesen zwei gruppen, eine ältere und eine jüngere schicht,
untei-scheiden, und wüiden sich so die beiden schichten finden,
die nach de Lagarde sich auf der armenischen grundlage
abgelagert haben sollen.
Sind wir nun gegen das lexicon misstrauisch geworden,
so dürfen wir uns vertrauensvoller an die grammatik wenden:
ist diese doch bei allen lebenden sprachen das palladium, das
fremder einfluss nicht berühren kann. Wie wüst ist das lexicon
im afghanischen und neupersischen, oder im englischen, und
wie klar lehi't die grammatik, dass wir dort iranisch, hier
germanisch vor uns haben! Und um so eher dürfen wir im
armenischen licht aus der grammatik zu erhalten hoffen, als
diese eine verhältnissmässig reiche flexion aufweist. Denn das
annenische hat noch beim nomen vier, beim pronomen fünf
durch die endung verschiedene casus und unterscheidet beim
verbum, von Infinitiv und participien abgesehen, durch die
flexion activ und passiv, indicativ, conjunctiv und imperativ,
praesens, imperfectum, einfachen und zusammengesetzten aorist
und diesen entsprechend doppelte futura. Es sei, da ich hier
kurz von der grammatik handeln muss, gestattet ein paradigma
für die flexion des nomens mid verbums anzuführen:
a) Nomen:
Thema: mardo measch (ßQoro-), anwan name (= amnan),
singul. plural
nom. mard, anun mardkh
accus. z mard, z anun z niards
genit.-dat. nmrdoy, anwan niardo^
^) Zu diesen kommen noch die fremden eigennamen hinzu, die sich
scharf von den eigentlich armenischen abscheiden: letzlere khngen ganz
eigenthümlich und sind etymologiscli dunkel, erstere sind alte bekannte
aus dem persischen, wie Artavan = zend ashavun, und darum allpersisch
*artavan, Artavazä = z. (ishavazdanh. allpersis(;h also: *artavazdah,
(ersteres = gr. jiQTa߀(yog Artabcuius, letzteres = *AQraßc(Ctj? oder U^rnov-
(tüdrjg^ Artavasdes) etc. Darum ist es misslich, blos aus eigennamen den
ittongdesarniiinischenimlErdseder indoeerm. sprachen. 11
siiiglll.
ablal. i murdoi/, y anwaui:
daliv naih [irurioiii. doci. tnurdum^\ —
instr. mardov, amtxtwh
b) Verbuiri: ger-el gefaJigen nehmen,
activ
I. pers. sing, praesens iiidic. garem
— conj. gcr^em
rmperf.
gerci
aor. com|..
gcri^
- shnpK
Ton gt^Ji-tl finden:
gtl
ftittu-a
gcrc^i
{ilui'al
gcrei
(jtu>j
I, \j, mkh, ijkSi, n und
9%
Als [iriniäre verbalendiingen dienen h
als sccundäre i, ir, r, akh, ikh, in.
Belrachtel man aber das armenische nach seinem ganzen
baue, so macht es den eindiuck einer spräche, die ^osse vei--
änderungen erKtten"), von dem alten materiale der slamm-
und wortbildenden elemenfe viel verloren, das verlorene aber
dorch neue llexionselcinente ersetzt hat. So ei^ebt sich, dass
der conjuncliv eine neubitdung aus dem praesensstamm und
dem conjunctiv des verbi substantivi ist: em (sprich yem) =
aum, i^om = swn, danach (icrem — gerisem, alam — aUf^em),
dass ebenso das futurum aus dem aorislstamni und demselben
txmjanctiv mit geringer Veränderung der zusammenwachsenden
bestandtheile gebildet ist: gere^ -f- i^em = gerc^'s statt geri^^&n,
i. pers. gere^ -f '3^ = geres^es statt gere^ises e\c., während das
imperf. gleichfalls eine neuhildung aus dem praesensstamm und
dem imperf. des verbi suhstantivi sein könnte: em sum, 4i eram —
.■haraJiter eines den Persern benachbaiien Volkes erweisen
■t wollen.
>> Im modernen Tifliser dialekt bildet um, das nur pronominalen ur-
ipnirigs sein kann, durchgfingig den localiv, während genitiv und daliv
t)Eammeng«f allen sind. Dieses neuurmenische isl darum in der nominal-
Dcuoti um einen — freilich neu gebildeten ~ casus reicher als das riassische
■) Dies lehre ein beispiel: das pronomen der 'i. person pl. ist dukh
Ud'. f«bildel aus dem sing, du ~ du mit dem pkiral wichen der substan-
;lta tt =^ urap. OS. So weil iet wohl keine andere indogerm. spräche
12 H. Höbschinann,
gerent — gerei, doch will Fr. Müller mit rücksicht auf die
a-classe, welche nicht ei sondern ayi bildet : alam — aluyi, im
imperf. eine bildung mit suffix ya sehen : berei =^ berey-i^).
Im übrigen hat der hauptfactor bei sprachlichen neubildungen,
die analogie, selbstverständlich gewaltig gewirkt, wie dieselbe
auch im wesentlichen die Umgestaltung der altarmenischen
flexion zur neuarmenischen zu stände gebracht hat. Ein
beispiel. Der passivcharakter ist i, tritt dieser an die praesens-
stamme auf w, so entsteht m {zenu-l, pass. zenwirl, Irtiu-l pass.
Inuoirl)^ und dieses wi^ das ja ursprünglich nur der praesens-
charaktcr des passivs einer sehr beschränkten zahl von verben war,
ist im modernarmenischen zum allgemeinen passivcharakter ge-
worden, cf. neuarm. hordzml gethan werden = altarm. gartsü,
activ gortsd. Bei dieser Sachlage nun erklärt es sich wohl,
wai'um uns die demente der armenischen flexion noch so
dunkel sind. Ich weiss nicht, wie man das den zusammen-
gesetzten aorist bildende 5 ^) und das 5 in %cfn etc. erklären
soll: sähe man in ihnen das s des indogerm. aorist und das
sy von syäm, dem opt. von as, so dürfte armenisch eben nicht
iranisch sein, da hier s durch h und sy durch hy vertreten
sein niüsste. Ebenso dunkel sind die secundären Verbalendungen,
dagegen sind die primären klarer, unter denen m = nü, n = nti,
y = ti, nhkh = masi ist, wonach ykh (= tkh) auf tasi gehen
könnte, die von Schleicher angenommene indogermanische Ur-
form, der gegenüber sanskrit und zend tha zeigen. -Doch ist
ykh wohl analogiebildung zu dem mkh der ersten person, und kh
als später angetreten zu betrachten, so dass y nun gleichfalls
auf tha oder eine ähnliche form zurückgeht. Gegen den irani-
schen Charakter des armenischen protestirt das suffix der
2. pers. sing, s, da das iranische statt dessen h zeigt, indessen
hat auch das ossetische, eine sicher iranische spräche, in der-
selben form s, das zu erklären hier und doil noch vorbehalten ist.
Unter den casusbildenden suffixcn des plural ist 5 wieder
unklar, kh wird auf as (oder wie Fr. Müller will auf dsas, iran.
ähah) zurückgehen, s auf ans; im instrumental haben wir das
*) Auch l)liebe ei, cir, er etc. iniorklärl, wahrend wir so annehmen
können, dass dieses iniperiect von (üi in di(^ anido^'ie der anderen verl)a
ilber^elreten sei, was auch zum th(;il für da< praesens ^'ilt, wo e >AsU sich
nicht aus asti, wolil aher chnxh die analogie von bcre er trägt = bereti erklärt.
^) g ist emphatisciies i», wie ch emphatisches ts (c).
■ DwttdwBtdlungdasarmeiuKheiiiinfcFMBe derindogenn.qmcRen. 13
I inslrumentalzeichcn des singiilaris, an welches das pluralzeichen
kk antrat. Unler den singularsuffixen geht das m des dnliv-locativ
auf das pronominale -hmäi, -hmi zurück; das S des ablativ
bereitet schwierigkpilen. Fr. Mfdler will es auf ädha, wie das
ablalivsufßx einigomal im avesta lautet, zurückführen; ich
würde, wenn e wirklich nicht = ai sein kann, lielier an das
adverbiaisuffijt las == ?, tS denken. Es bleibt zu erwäffen
das insLnimenLalsuHix h. Während dieses sufTix früher mit
dem einen suflix des indogermanischen instrumental is: bki
identificirt worden ist, haben unlängst Fr. Müller und ich
darin eine neiibildun^ sehen wollen, freilich aus keinem
andern gründe, als weil dieses suffix dem von uns behaupleten
iranischen Charakter des armenischen widersprach. Denn wie
das arische überhaupt, kennt auch das iranische das instru-
nientalsulfuc bhi nicht. Unser schluss war also: weil das
armenische iranisch ist, datf es nicht das instrumentaläufßx
bhi haben. Wie aber, wenn vielmehr zu schliessen wäre: weil
das armenische dieses suflix hat, ist es nicht iranisch? Nun
weist b nach ann. lautgesetzen allerdings auf bhi, und ein
ursp. anmanbhi, martabhi niusste im armenisclien zu anmanb.
marUilj, später anicamb, tnardov werden, wie der instrumental
von anttn, mird in der Ihat lautet. Und da auch seiner function
nach der casus mit b ein reiner instrumental ist, so lässt sich
gegen die gleichung arm. b ^ indog. bhi nichts einwenden.
Dies suflix hhi hat man im griechischen, deutschen und slavo-
lettischen linden wollen. Aber gr, y* konnte auch von den
andern mit bhi zusammengesetzten sufflxeu (bhiam, bhiams.hhvJms,
bhiij heiTühren, im deutschen findet sich der instrumental auf
RH =^ &Ai in Wirklichkeit niclit '), also bleibt er nur für das slavo-
leltisdie übrig, wo sich bhi als ksl. mi, lit. mi erhalten findet.
BGthin kommt bki als instrumentalsuflx des singularis nur
dem armenischen und slavolel tischen sicher zu.
Resultat: In der ficxion des armenischen ist spe-
I cifiscii iranisches nicht nachzuweisen, vielmehr trenni
kes sich in einem wichtigen punkte von dem arischen
Land stimmt mit dem slavolettischen überein.
I Da die flexion uns nicht genügenden aufschluss über den
Bcharakler des armenischen giebt, so wenden wir uns zur laullehre.
■ ') Wegen fiea H)jd. inslr. aut h vei^i. Bruiiue, Uebei' die qiiR-ntitilt der
I ttitL eiuliilljeii. |>. «>.
14 H. Hübschmann,
I. theil.
Um zu entscheiden, ob das armenische seinen lauten
nach iranisch oder nicht iranisch ist, muss zuerst die frage
beantwortet werden: Welches sind die charakteristischen merk-
male des lautsystems des iranischen gegenüber den andern
indogermanischen sprachen ?
Es sind folgende:
A. 1) Das dentale s, wo es nicht durch einen unmittelbar
vorangehenden oder folgenden consonanten geschützt war, wird
durchgängig zu h und
2) entsprechend sv zu hv,
3) in den fallen aber, wo ihm i, u oder ai, au voran-
geht, zu sh. In letzterem punkte stimmt das iranische mit dem
Sanskrit überein (vom auslaut abgesehen, wo das skr. das s
bewahrt), während das slavische statt jenes sh zwischen vocalen
den hauchlaut ch (sltschü = sraosha) entwickelt. In dem wandel
des s zu Ä stimmt dagegen das griechische zum iranischen,
nur dass im griechischen diese Verwandlung nicht wie im irani-
schen consequent durchgeführt ist. Uebrigens wird auch im kel-
tischen SV zu hv, chtv^ cf. corn. huir, arem. choar schwester =
neupers. khvdhar, cambr. chwech (= sves) sechs.
4) Das iranische zeigt abneigung gegen aspiraten aber
neigung zur spirantenbildung, von denen es besonders kh, gh,
f und w liebt. Indess kennen die ältesten iranischen dialekte,
die der Gäthäs und der altpersischen keilinschriften, die tönenden
Spiranten (gh, dh, tv, die im gewöhnlichen zend vorhanden sind)
noch nicht ^), und das ossetische hat die tenues (k und tj
zu aspiraten verschoben. Auch das baluci (siehe am ende
dieser abhandlung) kennt aspiraten, die aber wahrscheinlich
durch einfluss des indischen entstanden sind.
5) In consonantenverbindungen entstehen Spiranten aus
verschlusslauten durch einfluss eines folgenden t, sh, r, v, so
dass ursp. kt, pt, tt zu kht, ft, st, ksh zu khsh, kra, pra, tra zu
khra, fra, thra wird.
6) Beachtenswertli ist das fehlen des l im altiranischen ^),
*) Genaueres siehe bei Spiegel, grammalik p. 346.
'^) Dass das alliranische kein l hatte, gehl auch daraus hervor, dass
die modern iranischen sprachen im gebrauch des l nicht harmoniren; man
vergleidie beispielsweise folgende fälle: ossetisch stal stern, khalm kriechen-
des thier (schlänge), nal mann, mälin sterben mit neupersisch mtarah, kirim,
uiangoi
!ue der mabeerm. sprarhen. 15
I
der überlang von fU zu sp, und dem indischen g:egenüber
die form der praep. pati (= skr. prati), des adverb «s, ws
{^= skr. ulj «d, aber ebenso im aitpersischen), worlc wie gaosha
in der bedeutung »ohr« u. s. w,
B. Dem iranischen fohlt die aspirirte media, welche durch
aufgäbe der aspiration mit der media zusammenflel und mil
dieser später vielfach zur Spirans wurde. Das slavolet tische
bat gleichfalls media und media aspirata zusammenfallen lassen.
C. Als ein hauptchai-acteristicimi des iraiiiächen ist die
Tenrandlung der ursprünglichen gutturale k, g, gh in die
palatale c, J und die Zischlaute s, ^ zu beti'achleu. Doch nimmt
das Sanskrit an der bildung der palatale aus gutturalen und
Aas slavoluttische an der Verwandlung der gutturale in Zisch-
laute theil.
Somit findet sich jedes einzelne dieser cliaraetcristica in
anderen indogermanischen sprachen vor und nur das zusamnien-
treiTen alier kann den iranischen charakter ausmachen. Treffen
nun alle jene eigenthümlichkeilen im armenischen zusammen ?
A. 1) Ursp. s erscheint im armenischen gewöhnlich als Ä,
cf. Am alt = z. Aajw, senex; mahik deminutiv von mah mond
=^ .'^kr. mdm, z. mdoitha, und dies /( taut ab, z. b. in wrz. arb
trinken = urs|i. sarbh (sorbco, lit. srebiü), evthn sieben, osset.
atni = ursp, sapttm. In der flexion erscheint dies h als kh
(ji-tTt als aspirala gesprochen) ähnlich wie auch im persi-
«rhcn A sich zur Spirans kh verdichtet. Als s tiat sich s erhalten
in nnds nionat, mis Heisch, ms schütter, in denen sich die er-
baltung des s durch ein ursp. voi angehendes » erklärt: amis
afsland aus mens, mis aus 7nerasa und us aus <i»tsa. Aehn-
Ikh erklärt sich wohl auch dos s im accusativ pluralis: ntards
(jetzt märl'iis gesprochen) entstand aus tnartUns = marlons.
So widersprich! die crhaUung des s in diesen fällen nicht dem
oben aufgestellten iranischen lautgesctze, obwohl das zeitd
aorh nacii » das K in A verwandeln würde, cf, manh = mans,
aoriststamni von ttTirzcl man, = man -j- s. In einem falle freilich
Kbetnt s (vor urspr. v) auch gt^en das lautgesetz erhallen zu sein :
I, imd nmgekehil iip. giiiä (giUa kMe) mil osseL qtir = ^Aitr,
■Ifb. ghArah fem. keltie: np. talkh liilter mil iifg. tri/, fem. for/äA, np.
HIAfh = biiliici garayA krüb« (afgh. kärylUh krähe?). Darum wird Iroti
"lijwrlV *inwenitungeii [Reviip de linguiBtique IV, p, S09) dns l dem tül-
mniorbni nlizii.'jpi'trheii sein.
16 H. Hubschmann,
skesur schwiegerniutlei, cf. z. qa^ura Schwiegervater, np. khusur;
hier dürfte erst v in q *) und die? nach dem s in A über-
gegangen sein nach analogie von shund hündchen = Qvan-,
üebrigens wollte schon Windischmann 2) die (vulgäre) neben-
form hesur als die ursprüngliche ansehen, und h aus kh = sv
hervorgehen lassen, es wäre dann s unorganisch angetreten.
Doch ist mir diese erklärung nicht wahrscheinlich.
2) SV wird im arm. zu kh oder v, beide wohl aus hv ent-
standen: khoir, jetzt khuir gesprochen, = np. khvähar, sprich
khahar, ursp. svasar, und v^ = sechs = gr. <r/:«J, cambr.
chtvech.
3) Arisches sh ^ s nach i, u und deren Steigerungen
findet sich in dz = z. dmh aus dush, cf. dz-goh unzufrieden,
und in zguiS vorsichtig = *u2gaosha, eigentlich »mit empor-
gerichteten obren«, zwei echt iranischen bildungen, von denen
die letztere schon den iranischen Charakter des armenischen
erweisen würde. Und zguis ist so heimisch im armenischen,
dass man es nicht gut für entlehnt halten kann. Auch er-
scheint dies SÄ in WS gedächtniss, verstand = z. f4shi verstand.
Sonst dürfte freilich dies s wieder in s übergegangen sein,
z. b. in Is-el hören, = z. srtish in sraosha (lit. klausä, ksl.
sZwcää), nist das sitzen = "tisit = niseda = nishndah, wie im
ossetischen, wo in ghos ohr, ars bar, axsawa nacht, (ist acht
s statt sh vorliegt. Und so hat vielleicht de Lagarde recht, gusan
sanger, musiker auf wurzel skr. ghush lärmen, tönen, zurück-
zuführen. — Indess reicht dieses material nicht hin um diesen
punkt genügend zu erörtern.
4) Das armenische liebt die (stummen) aspiraten, die es
vollständig besitzt: kh, th, ph, während es von den stum-
men Spiranten nur x kennt. Indessen besitzt auch das
*) Dieser Übergang ist häufig: gaü wolf = europ. vcUka; get fluss
neben vtak^ wurzel vad: gin preis, lal. venum^ ursp. vasna; gini wein,
vinum: gitel wissen, wurzel vid; gtanel fniden, wz. vid^ viful; gortscl
arbeiten, 2,veres,ffQy-: <a^r seh wager, (f«/*^-; gochelsc\n'e.\en=vaCy garun
frühling = z. vankray giscr nacht = vespery gar'n lamm = fngrjy,
,fttQvog, Auch das neupersische lasst v m g übergehen, cf. gurg wolf =
arm. gaü, doch sonst in anderen fällen als im armenischen: gut rose =
arm. vard, gunäh vergehen = arm. vtmUy etc. Beide sprachen haben
diesen waiidel ganz unabhängig von einander vollzogen.
*'*) Grundlage des arm. p. 20.
IMier^die itelluoe des armenischen Im kreise der indogerm. sprachen. 17
arghaiiische von den slumnicn sjjiiiint<'ii nur x ß^): nicht aber
f, das im ossetischen und persiiiclien beliebt ist.
5) x' = ui^P- ^' findet sich in nyt gelübiie, vertrag, z.
vkhÜ, a%t leiden, krankheit = z. akhti, und es darf, wenn wir
ha^ neben haxt, drast neben drayt (garten, paradies, pers.
^alüU bauin) finden, auch dustr tochter (neben duxt = pers.
Aakht) auf duyir zurückgefühlt werden. // für msp. pt kann
sich im arm. nicht finden, da f fehlt, indess hat auch das zend
noch pt stall ß: gcrepta, kaplan, aber np. (jiriftcJi, haß. Für
d«i Übergang von U zu st finde ich keinen beleg, doch
scheint er gesichert durch arm. asd künde ^= allp. azdä, skr.
addhä ofTenbar. Arisch ksh = iran. kitsh erscheint im armeni-
schen umgedreht als Sx ■' i^x^ herrschen ^ z. khshi, ba^xel
Tertheilen = z. bakhsh, a^xarh Land = z, kksbathra. Iranisch
I erscheint als ariu. x''« '" Z''"'> thenia zroi« erraahnung,
lafh, z. kkralu, np. khirtid; iran. /V als arm. kr : hra = skr.
fra, z. fra, iran. thr als arm. j-ä : aSxarh land = z. kJtshathra.
G) Das / fehll im armenischen nicht, doch kommt es ja
tuch iil allen modernen iranischen sprachen vor, so dass das
Vorhandensein des l im armenischen an sich nichts beweisen
nrürde. Doch werden wir später sehen, dass durch die art des
■»cirkommens des l das armenische sich vom iranischen trennt. —
Str. fw zu sp geworden liegt vor in spitak weiss ^ z. ^laSta,
der. fveta, und a^> pferd = z. «sp«. Doch uird letzteres wort,
sich nur in compositis findet, von den Armeniern selbst
als persisches lehnwort bezeichnet, und sind asji, aspet (aus
papaii), asparee etc. ebenso fremdlinge im armenischen wie
; pfCTd, cavaleriegeneral, hlppodrom im deutschen sind. Die
etht armenischen worte für pferd sind dsi = skr. Äayo und
iear = skr, arvan, ctrvant rcnner. Auch sehen wir in skund
ndchen pr in sk übei^ehen, während fron hnnd im arm
hm, genitiv San (z. spril, afgh. spai), ursp. ftJowyn leer (skr.
Hj/a, MVBÜg, ksl. s^j) zu ^« (aus so», sven) wird. — Iranisch
foÜ findet sich häufig als pal cf. itaitiict erzählen, docli smd
einige der mit pat zusammeugeselzten Worte entlehnt (wie
patgam, palqamavor = np. paüfhanibar prophet). — tts findet
äich in sguii vorsichlig = uegaosha, und sollte es etwa in ver-
bbustcr bedeutung im verbalpräfix s vorliegen, so \vürde auch
dies schwer für die nahe verwandtschafi des, arm. mit den
pt^stschen sprachen ins gewichl fallen. Von den übcrein-
XMUchiin rar TtTgL SprKhr. S. F. UI. I. 'i
)8 H. Hübschmann,
Stimmungen im Wortschätze sei hier nur ein fall erwähnt: nax vor,
vorher, auf welches das neupers. nukhust = zuerst zurückgeht.
B. Was die aspirirte media betrifft, so könnten wir an-
nehmen, dass bereits die iranische grundsprache die a3piration
aufgab und die asp. media mit der media zusammenfallen liess.
Bevor dies geschah, musste (wenn wir einen Stammbaum auf-
stellen) das armenische sich vom h-anischen getrennt haben, da
hier media und media aspirata nicht zusammengefallen, sondern
vielmehr stets auseinander gehalten worden sind. Denn wäh-
rend die asp. media zur media verschoben wurde, ging die
media in die tenuis über, die tenuis aber blieb als solche oder
wurde zur aspirata oder zur spirans. So erleiden die ursp. reihen :
gh g k
dh d t
bh p
im armenischen die Umgestaltung zu:
g k k, kh
d t t, th, y
h p, ph, h
Folgendes die belege:
a) Dentalreihe
Arm. d = ursp. dh: arm. d^n^l = uTs^p. dM setzen, thun,
dirq setzung, vom aorist e-<K, i-d^s- (cf. tur das geben, aor.
c-^), dmtr = dhughtar tochter, durn thür = dhvara, dhf4rä,
diel saugen, dayeak amme, daä, dal frische milch (nach der
geburt) = dhd saugen, demkh gesiebt, d^t wache, düd an-
schauen, beobachten, wurzel dM; dez häufen, dizel, dieand
aufhäuten, wrz. dhigh, dzrd und dreel betrügen, verletzen
(eid, vertrag) = dhrugh, Imn^rdz kleid = wzl. dhargh fest
machen. Danach muss dav betrug, wenn es nicht lehnwort
aus dem persischen ist, mit skr. dabh auf ursp. dhabh zurück-
gehen. Doppelt verschoben scheint tun haus = dhäman^).
Arm. t = ursp. d: atamn (artorinn) zahn = dani, ta-l
geben = dtl, tagr seh wager = daivar, tarn zehn = dak^an,
tes-and sehen = dark^, tiv tag = diva, at^l hassen = lat. odi,
get fluss, vtak flüsschen, wrz. vady ksl. voda wasser, gitel wissen =
vid^ gt-anel finden = vind, 'nrst-ü sitzen = sad, otn fuss = yäda^
utr-el essen = ad^ sirt herz = k^crd,khirtn schweiss = svidra,
*) Oder gehört tun (^dama-n^ cX,dwr'n=dhvara'n) zu skr.dama,gr.cfo^o?
tWm- dii> Stellung des RTTnenisrtien im kreise der indo^efm.eprarfaen. 19 1
rfrc/ schwänz = z. ea^avh, wiz, rihad, x^^i arm. frt^ftn be-
trübt, tranrig = paz. pcis. fiarri schmerz, kummer. Die partikel
dmgh erscheint als ti, auch als tkS {tMnnmi feind == pEjrs. äushman,
gegensafz homani kokett), ge^vühnlich aber als di. Nach obigem
mösste z. dafva = arm. ISv sein, das arm. wort lautet aber
tbv und ist somit lehnworf.
ürsp. t erhielt sich unter dem schütze benachbarter con-
jonanten : astl stem, dustr tnchtcr, oder ging in d fiber = du
(aus lüani) ^ du, Imrd Jeher = yakart, tnard mensch = ß^otöe,
Sd wind = r^ta, oder verschob sich zur aspirata : fjiarm frisch,
jung = skr. tarwfa, iharSam welk (in arhtharSam nicht ver-
welkend, thariame^^and welken, transit.), vm. tars lal. torreo,
ta^aif; evfhn sieben = mpian, uth acht = asMari, (kandsr dicht
wr7.. ta&c, artsath silt>er = ski'. rajata, oder es ging zwischen
vokalen in y über : hair (geschrieben haj/r) vater, mair nuilter,
i*TÄ er (rügt = bereti, ete.
b) Labialreihe
Ai-m. h = urspr. bh : hnnd, liant kerker, wrz. bhandh,
hasuk ai-ni = Ihdgku, Ixizum viel = hhnghu, bamnel trennen,
Üieilen, wrz. bkag, hards polster = skr. barhis, z. hereeish', virz.
lAargh, tlhiir bruder ^ hhrätar, dbiwr quelle = ff^iaq,
indfl hellen, befreien, rotten ^= z. huj retten, paz. hSkhtan
befreien, urep. Ihug; huits speise =^ ski. hhvj^), orb waJse ^=
ififavöi, orbtis, beret» <pi^tt>, ban wort = 911»»^, stirb rein,
glänzend, heilig ^ skr. (ubhra. Unregelmässig verschoben er-
scheint amp wölke = skr. ambhas wasser. Vei^l. jedoch die
»(.•btmronn amb sowie gr, öftßQo^, lal, mber.
Die tenuLs p ist erhalten in kajKl = cai)ere, partkh {stpart«-)
schuM, Z.JWW (in jwfiAa,pere/Äfl) verschulden, durch schuld verwir-
k«i ; pSnuI betrachten = skr. pa^, pattnel erzählen = pati -\- nül,
mr aspirata *) verschoben in pho&i slaub = z. päsntt, pheinr =
feder, jthut faul = skr, püti faul, stinkend, phi. p&tak; und an-
lautend in A übergegangen in: hnir vater = patar, hingfimf =
') bh wird nach vocalen stets zu v: ilav betrug, skr. didth, gravel ^aii.
fniM. (mfHx-rtoof = a-bhara, mardoe — *ntartabhi. Auch p und m gehen |
in r fllier: mlAn sieben =:^ Baptan, axHn, anioun =^ anman natae.
*) Finüet äeb aticl) in lehnwotlen : phartham reith, ptit. frafum; phurüS
(vmasa = perw. parsish: phif elepbant = pei's. pU. Bei lehtiwnrton
ahnr. die mit / anlauteten statt p, setzte das armenische, da es kein /
latUt. dos nahe stehende A ; hrasox — •mh. farnax. pers. fareang |>ara-
20 H. Hübschmann,
pankan, hargand fragen = np. purs4dan, heru letztes jähr =
osset. färe im vorigen jähr, fahoäre (= farfdre) im vorvorigen
jähre, pers. pär das vergangene jähr.
c) Gutturalreihe
Arm. g =- ursp. gh : gari gerste = hordeum, ursp. ghardha,
phl. jurddk getreide, gerste, baluci 0mth-dnt eine kornart; meg
nebel = skr. megha, vagr tiger = skr. vydghra.
Arm. k = ursp. g: kov kuh = gäu, klanel verschlingen,
keri ich ass, wrz. gar, kecU leben, wrz. giv, kin frau = ganä,
k/unk kranich = yiQavog^ eki ich kam, wrz. ga, wovon freilich
das praesens ga-m lautet. Auch gravd passt nicht zu skr. grdbh,
z. garb, doch liegt dieselbe unregeUnässige Verschiebung in got.
grdpan vor. Im übrigen cf. p. 21 flg. Die tenuis k erhielt sich in
aJcn oculus, kam^l wollen, skr. kdma, kerp = corpus, kapel =
capere, ist auslautend zng erweicht: erg lied = skr. drka, selten
zur aspirata entwickelt: kharSd ziehen = z. karesh, khen hass,
räche = z. kaena, np. kin; khandel zerstören {khand^l denomi"
nativ?) von z. kan, skr. khan.
Die Verschiebung einer andern reihe (g^ — gh^) siehe pg. 23 flg.
Dies die erste lautverschiebung des armenischen. Das neu-
armenische des Westens kennt noch eine zweite: das lautver-
hältniss von media und tenuis, wie es sich nach der ersten
lautverschiebung gestaltet hat, wird umgekehrt, so dass die ursp.
media aspirata jetzt als tenuis, die ursp. media sowie ein theil
der ursp. tenuis aber als media vorliegt, während die aspiraten
und hauchlaute blieben. — Im armenischen sind somit
nicht media und media aspirata wie im iranischen
zusammengefallen.
C. Es bleibt noch der letzte punkt zu erörtern, die entwick-
lung der Zischlaute aus ui-sp. gutturalen, der punkt, in welchem
iranisch und slavolettisch viel übereinstimmendes haben, so dass
Joh. Schmidt darauf gestützt gegen eine trennung von iranisch
und slavisch, von arisch und europäisch in urzeitcn protestirt
sänge, ?iranUin befehl = p. fdrmä% hrestak gesandter, enge! = p.firishtah.
Auch die Kurden haben ihr / in A übergehen lassen, es aber in lehn-
worlen bewahrt, z. b. in firman (Justi, die kurdischen Spiranten p. 15).
Die Osseten dagegen verwandeln anlautendes p durchaus in / : farsun
fragen, fondz fünf, fathan breit, so dass p nur noch in fremdworten an-
lautet, während das afghanische v statt / setzt, und / nur in arabischen
und persischen lehnwörtern gebraucht.
b
Ueber die siellung des iirnieniät:li?ii im kivise di-r iiidogerni. sprctclien. ;21 {
und den seillier aufgcstelllen slatnnibaum der indogerm. sprachen ]
unigeworfen hal. Denn niclil nur in der spaltung von ursp.
k za & und t' = f, s stimmen slavolettisch und arisch trefflich
Oberem '), sondern auch nach Astolis nachweise in der von g
zu g imd jf' = iran. slavolett. z, z, und der von gh zu gh und
jÄ' ^ iran. sl. 2, s. Diese erkenntniss aber genügt für unsern
näcbsten zweck nicht, und müssen wir, lun die spaltung der
gutturalen im armonisclien mit dor im arischen und slavolelti-
sdicn vei-gleichen zu können, diese spaltungsreihen volJkoninien
aufstellen, wie ich es im folgenden thue.
I, Spaltung des ,7 in g und </'.
a) 3 erscheint im skr. als 3, im zend als g, arm. k, slavo-
lettisch g.
cf. 1) skr. g<i, gam gehen, z. gd in gdma, gäya, ga
in gaia, apa-gaiti, gam in ja-ghm^t, ailn-gemen, arm. eki ich
kam. ek der fremde, (ßaivm, venia), 2) skr. gar verschüngen,
z. mitö-gara rosse verschlingend, garanh kehle, ossct. gitr = ghwr
keblc, arm. keri ich ass, -ker in eonipositis = gr. ffopo-, lit.
^eri-A, sl. Jlr^; 3) skr. gaya pl. lebensgeister, z. jaffa letwn,
itnn. keankh leben, ^'ea/ leben, lit. g^ivas, sl. ^(Vü (liiog, viims);
4) skr. ffdMkuh^=z.3dM, np. i/rfj), arm, Äot-fiios), ksl.i/o«-^; S)skr.
gMha exci'ernenle, z. jäWwi schmutz, np. gük, kurd. gö cxcrement,
arm. ht slcrcus, ks!. govitto; 6) skr. gmi göttin, z. ghenä, genä
(= *gnd) trau, arm. kin frau, preussiach genna; 7) skr. ran^ra
^be, np. rang, arm. crang; 8) skr. jjrJwtä nacken ^ z. griva,
ksl, (jrtta mahne; 9) skr, angdra kohle, lit. awi/ris, ksl. g/glX;
10) skr. yw/o joch, paar, z. yctoget (imperf. von yuj), i/ukhta,
arm. stiü; gleich, siuig-kh paai', ksl. ü/o, lit. jüngas, jagum, ^v^öv;
') Die reihen sind: ursp. k = skr. k, iran. k. arm. £ (tAl, slavolett. fc;
und t' = siu-. (, iran. s, arm. «, slav. *, lit. es. Das armenische elimmt mit
inniHh uud siavisch illierein, cf. tagn zehn. Einit;emale erscheint aber ■
»latt des «, so in hm lumd = skr. ponti, pJ-NHl betrachten, skr. pop,
wie im neiipers. ghäkh zweig statt säkh ^^ skr. piütAä. shitstan reinijjen ^=
pott. ein xeiciten darOr, dass das scharfe s des iran. dem Sit — skr. g
•etil iiuhe sieht Und wenn darum dem slav. s = k' im liUiuisrheii sa .
imd dem iranistheil s = i' im indischen 5, jetzt ih gesprochen, gegendber-
drfil, «» werden wir diese diiTerenz mit Johannes Schmidt gegen Pick TOr [
invievwit halten. Aus dem einen arisch-slavolettisehen ^tm, cum enl-
•Und«ii erst spät die versrhiedenen skr. cvan, gen. ptnas, und futii, &
mW, füm, arm. ihu, g Inn, altpreuss. »uhw, lil. sfü, gen. s^iiris. Was aber
iiin sla*. s = lit. ai gilt, muss auch von slav. z = lit. s. ursp. 3' und 3Ä' gelten.
22 H. Hübschmann,
11) skr. giri berg, z. yairi, lit. girc (wald), ksl. flfwa; 12) skr.
gar = z. gfar verehrungsvoll nennen, osset. gliar geschrei, ton,
laut, ksl.glagoUUiflii. gvriü; 13) z. umzga == ksl. wo^sgö medulla;
14) arm. kr*unk = ysQavog, lit. gerve.
Das obige g sehen wir nun in einigen fallen zu j werden ;
so tritt neben skr. gam, z. gä im zend selbst die wurzel und
der praesensstanmi jam, jim, jds, deren ursp. g erhalten blieb,
wo es von einem consonanten geschätzt war: jaghmat; neben
z. ghena frau steht z. jem^), neben z. gi leben in gaya jighaesha
>lebe dein leben« steht Jf in jUi, ßv in iit?ya, skr. jtv, z. ju ==
jiv; neben skr. |/tigfa ; yuj = z.yt^'. So dürfen wir auch ursp.gf =
skr. j = z. j = arm. k, slavolett. g setzen; cf. 15) skr. rajas luftkreis,
nebel, dunkel = arm. erei abend, gr.^'EQsßog, got. riqis; 16) skr.
hhafij brechen, bhanakti, hhahga bruch = arm. bek gebrochen,
lit bangä. Ebenso ist j erst spät aus g hervorgegangen in skr.
jyä = z.jya bogensehne = lit gije, gr. ß^g, skr. jinäti = z. jindüi
vergeht, welkt, lat. vietus^). Und dieses j kann im iranischen zu
eh werden cf. skr. tij scharf sein, z. tc^Sgha schärfe, tighra spitz,
neup. tegh scharfes Instrument, arm. teg speer, neben z. taezha
axt, tizhi scharf, neup. üb scharf. Eis fragt sich nun, ob auch
das armenische in fällen, wo j sich gleichmässig im sanskrit
und iranischen aus g entwickelt hat, eine palatale afl'ection des
gutturals zeigt, und in der that finden sich drei falle, in denen
dem arischen palatal j armenisches z entspricht, nämlich in:
skr. qjas = z. aajanh (neben skr. ugra, z. ughra\ arm. uiz kraft,
stärke, in skr. hhaj, z. hazh (neben skr. hhäga theil, z. baglm
theil), arm. haz theil, bazand trennen, theilen, und in z. tmj,
phl. hökhtan retten, befreien, arm. hj^-el heilen, befreien, retten.
Es ergiebt sich also als vollständige gf-reihe:
skr. g, z. g, arm. k, slavolett. g
III
j jy zh k, z
(Ob auch zi-d inständig bitten = z. jad bitten ist, und zir
eifrig, emsig, zr-^thiun muth = skr. jtra rasch, thätig?)
^) Doch ist ghena = r/n«, jeni aber = gani oder gdni»
*) Davon trenne skr. ajinät = z. zinät = altp. adinä er nahm weg.
Altp. di gehört also nicht, wie Fick w. p. 323 meint, zu skr. jiy praesensst.
jaya siegen. — Weitere beispiele für arisch ^, j = slavolett g findet man
bei Ascoli, Vorlesungen p. 93—94.
r
Ueber die ^lelluiii; du^ itnueiiisvlLi^ii im kretoe dei indügerin. spraulieii, S3
b) 5' erscheint im ^r. als j, zend «, arm. ts, sla?. », lit. i.
cT. I) skr. aja, ajd bock, zie^e, z, asi, arm. atte, lit. oi^s
bock, «r|; 2) skr. «/iti« feit, z. ieaena, ksl. ja^no; 3) skr. tAfl»^«
eiut' art bii-ke, ossel. hursc (*= fcnrire) birke, ksl. br^m, lit. hSrias;
4) du-, jar allem, z. fliM»*»«! alt. osset. sarond alt (= skr. jarant-,
^epoi^-), arm, faer alt, ksl. zJrdjff, sfr^ti reir werden; 5) skr.
JM wissen, 7.. ean (sknätar), osset, sontl kenntniss, ai-ni. tsanea^
aar., tsanSlh kenntnis, ksl. xnati, !it. ein^H; 6) skr. jan geboren
werden, 2. sun, osset. mnäg kind, arm. (snaMj7 geboren werden,
oN-fem utigeboren, ksl. «gß, lit. eSn-tas Schwiegersohn; 7) skr.
marj wischen, streifen, z. marcs, ksl. mlUeq, lit. «i^/iw; K) skr.
jaut/tka, jambln} gebiss, kinnbacke, z. zafan rächen (afghanisch
^äwah fein, kinnbacken, baluci daf = pers. dih-än niuiid), arm.
hov das nieer = das itiefe* ; ksl. subU zahn (yöiiifog, ya/i^^);
9j afgh. Sarai, mfai saat, kern, ksl. zfino = kom. Dazu
10) skr. aj äytty, z. at, arm. ais-el; 11) ski-. rajrüa silberweiss,
silbcr ^ /.. cresata, aini. arisath silber; 12) skr. rjipi/a auf-
strebend, 7.. eresifyu falke, arm, artslv adler; 13) skr. jdnu knie,
per>^ f»hiH, z. äA««, arm. tsivnr (aus teö-««-*-); 14) skr. bukka
[t prakr.) ziege, z. bitsa, arm. (im/s lamm ; 15) z. mrp« IhUn ^
arm. gortsei iu"bci(cn, ^t^y-; 16) ossel. sä« schwer, xün-argh
Ibeuer = arm. tmnr schwer, Ihem. isimu.
n. Spaltung des gk in gk und jA'.
a) gh erscheint im skr. als tjh, z. 3, gfi, arm. g, slavoletl. g.
cf. 1) skr. vuxfhn = z. maegha wölke, osset. micglui nebcl,
wölke, arm. mig nebcl, lit. miglä, ksl. migla nebel, gewölk;
2) skr. ghanna heiss, z. garetita, osset. ghar, gharm- warm, arm.
jer-in, jerm- wann, jer'num bin warm =skr. gkrnomi (J secundär
aus g), kfl. gor^ti brennen, griiH wärmen ; 3) skr. dirgka lang, z.
Saregha, ksl. dUtgü, lit. tlgas; 4) z. ffraw zornig werden, ksl.
grtm-iti, gromü, lH.grwn^-nti, goi. grantjan; 5) skr. jm«;AÄ bein,
(U9S, 2. £u%a, ssangra fuse, lil. ietiffiä, seng-Ü sclu-eilen.
Wie nun g bisweilen innerhalb des skr. zu j und Innerhalb
iks z*iid zu j, sh rnirde, so wird auch gh bisweilen im skr.
zu A, im zend zu j, zh, im armenischen zu s.
6) skr. druli zu leide thun, drogha beleidigung, z. dng,
dnuk belügen, betrügen, neben drangha lügnerisch, arm. dir-d,
4H-d beirügen, fehlen, sich vergehen; 7) skr. ahi schlänge,
t azin, and. ü giftige schlänge, otter, liL angis natter, (laU
24 H. Hübschmann,
anguis, Ix^c, Stf^c); 8) skr. muh irre werden, moha und mogha,
z. tnaogha in ashetfmogha; 9) skr. duhüar, z. dughdhare, np. dukhtar,
arm. dw5^ = dwx^, lit. dukt'e; 10) skr. rogfÄt« rennend, renner,
z. rew; hurtig sein, arm. arag, erctg rasch, schnell, skr. laghu
leicht, ksl. Vtgükü leicht; 11) skr. han schlagen, neben ghnay
aber auch ghana zermalmer, knüttel, gJianäghana streitlustig,
ghdtaka tödtend, z. jan^ 3. pl. jaghnenti, arm. gan-el mit dem
stocke schlagen, lit. gtnklds, genü, sL güncUi, 1. sg. iet^-^; 12)
skr. arh verdienen, werth sein, argha preis, werth, z. arej werth
sein, arejanh preis, arm. ar*^n preis, anargel entehren, yarg
preis, werth, s/orgfeZ ehren, aber auch ariani^) würdig; 13) z.
sniish schneien, lit. sntg-ti (vifpet, lat. nix, nims)\ 14) phl. jur-
däk (aus gfarda -f" suffix), arm. jran gerste, lat. hordeum, ursp.
ghardßm; 15) skr. daÄ, z. dfiwrÄ, lit. degü brennen.
Mithin ergiebt sich als gh reihe:
skr. gh = z. g, gh, arm. g, slavolett. g
I I I
h j, eh g, z
h) gh^ = skr. h, zend z, arm. jsr, cfe, slaw. z, lit. i.
1) skr. (iham ich, z. o^erem^ arm. es (aus e;»), ksl. a;2fÄ, lit.
az (asz); 2) skr. anhas angst, noth, z. äzanh, arm. niöw? arm,
andzuk eng (od^ schlänge), ksl. qzükU; 3) miÄ harnen, wcÄa urin,
z. gaomaeza, nvaesnum, osset. m^^t^n harnen, arm. mez urin, m«>€Z
harnen, lit. mezü; 4) skr. dorÄ festmachen, z. darc;? festmachen,
festhalten, arm. handerdz kleid (osset. dares kleid, np. darzi
Schneider = kurd. terzi, arm. derdzak), ksl. drtzü fortis, lit.
dirios riemen (z. dareza fessel) ; 5) skr. vah vehere, z. va;?, arm.
vaz-el, ksl. t;ej8?<qt, lit. vezü; 6) skr. plthan, z. sperezä, ksl. slezena
milz; 7) skr. Äari, harita gelb, z. ^sraiW gelb, goldig, zairita, arm.
;era/iJfc operment, flittergold, ksl. ;8fZafe gold, ;8feZewtigrün; 8) skr. Aw
anrufen = z. ;?«, arm. n-zov-hh fluch, ksl. ^oi7<^ rufen ; 9) skr. hotra
o^{Q\\^i'm.dzdni {=zavanrya) (kirchliche) darbringung; 10) skr.
hahu viel, arm. 6d;2rwwviel; 11) skr. lih lecken, arm. lizel, ksl. lizati,
lit. Vez4i; 12) skr. hima winter, schnee, /iemaw winter, z. zirna, arm.
dzmern winter (aus zimara -\- n, cf. dmn = dhura -f- w, mnar'n
sommer = z. Jianm), dz'mn (aus gJiaiman) schnee, ksl. j8?ima, lit.
*) So steht auch <wti geldbusse, vergütigung, schade, neben ttig-an
von derselben bedeutung, und wohl auch 6g-n hülfe, ög-n-akan helfer,
ög-ut nutzen, gewinn, neben öz-andak helfer, öz-it geschenk.
lieber die Stellung des armenischen im kreise der indogemi. sprachen. 25
imh. Für das armenische vei'gl. noch: 13) «s-ci sagen (=aB-d),
skr. ah, ^fii; 14) rf^^ auf Häufung, disel aufhäufen, skr, dehl, z.
ueda&m ; 15) onfe- hode ') = z. ereei, opx'e,' 16) bardz polster =
ske.barhis,z.barEzish'; 17) barder hoch = skr. hrhat, /..berceaf;
18) de^ schwänz ^ z. eadhanh, wzl. skr. Äad = gr. xtd; 19)
ilii pferd =^ skr. Aaff« ; 20) dser'n hand = x**'e i' 21) dsMAn fisch ^
altjpreus. «tfaiws {acc.pl.), lit. iwm; 22) osni (=agh'ant/a) igel,
, lit. ee^s (ajih^f/a), gr. ^X'"^?.' 23) i»d2(*nte_) leopard =
l) !eew zunge = lil. leeüvis.
ier sind gleich einige scheinbare anomalien*) zu beachten,
s verhältniss von 3 zu j/', von gh zu j/A' kitu' werden
wird. Wir sahen oben, dass ein skr. yty = z. j«j auf eine
Wurzel yug zurückgehen muss, deren g im ai-m. als guttural
vorhanden sein niiösste, wie sich in der that auch zuig = *y6ffa
fand. Nun linden wir aber auch i(s-ennsjoch spannen, welches
aof ursp. i/ug^ (das im ski-. und zend nicht vorhanden ist) zurück-
gehl, und haben somit für das ann. zwei wurzeln yug und»/ug',
die ursp. natürlich identisch waren, anzusetzen. Dann sind auch
die beiden g nicht von hause aus verschieden, sondern das
eine g hat sich in zwei gespalten, indem es theils als g blieb,
theils zu g' wurde. Dasselbe gilt von arischem g in der wurzel
gabh,wenn wir diese wiederfinden l) in akr.gcAhtra lief, z.ja/ir« tief,
jäfna tiefe und 2) in skr. jabh den rächen aufsperren, z. mfan,
tafra, ferner vom g der wurzeln sarg und yag, wenn einerseits skr,
targa und yäga neben den wurzeln sarj mid yaj steht und andrer-
seits so»? = z. Aor«, ursp. sarp', yty=2. ffo«, ursp. yag^ ist, ebenso
auch vom g der würzet gar zerrieben, morsch, alt werden, wenn
sie als g^ar in der bedeutung »altern« und in gr&num körn ^^
kd. frtno, als gar aber in lit. gima = ksl. Sriny = got. quairmis
(uiülilstein, mühle) erscheint. Wie mit g verhält es sich auch
mit gh, das wir in der indogerm. wurzel migh^) in niigk : maigha
Wolke, und »»^A' : maighhi urin sich spalten sehen, während die
'I Erlisten in ordi mann, männlichea (hier ^^ ijui tealiculos liabet,
ätxa aus dem arm.-engl. lexicon von Avoher: ordiat capon, am-ordi-at
nsüatn]. anwrdsiq testides.
'1 Anomal erscheint auch skr. mah = z. maz = arm. mels gross,
<kr. Atnu — |>ers. eoMakh, arm. timöt hinn, aber die arnKmischen worte
Khrn guf die (europäischen) Urformen meg und genu zurück.
*) Skr. mih verbal, aber noeh migh ini parlicip ni-meghmiäHa (Fick,
WOrlprbuch p. 178).
26 H. HG))»chmann,
Wurzel afigh in dem wort für schlänge als angh im skr., zend,
lit. etc. auftritt, als angh^ dagegen in arm. Öds:, jedoch auch hier
neben ti (onghH neben eghi)^ wie Itsd neben mig, und im
sanskrit angJuM neben amhas, anghri fusa neben amkri. So gut aber
das armenische hier (in Us-^ und öde) g\gh^ dem g, gh anderer
indogerm. ^rächen gegenüberstellen kann, so gut kann auch
einmal g,gh einer der arisch-slavolettischen sprachen den g\gh^
der übrigen gegenüberstehen, wie dies z. b. in lit. gesti, ksl.
gdsnqJti erlöschen, ausgehen *= skr. jcts erschöpft sein, ver-
schwinden, z. xah verschwinden, transiL Verlassen, geschieht,
wo slavolettisch g arischem g^ entspricht, und in ksl. gqfü gans,
osset. gMSf neup. ghde, arm. sag (umgestellt aus gas = gans)
= skr. hamsa, xv^t anser, lit. scpis, wo iranisch-slavisches gh
statt des gh^ der andern sprachen ^) steht. Ganz ebenso stehen
sich ja gegenüber in der Ä-reihe: ksl. katnen^, lit. ahmen-, und
arisch agman, lit. klausä, klaus^ti und sl. sluti^ slovq, sli4ch4i
(= z. sraosha), preuss. pecku und arisch pagu, ksl. svekrü und
lit. saesjsura = z. qasura. Analoges sehe man beiFick, Wörter-
buch III, p. 516: kok = k^ak, p. 522: karva = k^arva, p. 526:
k(m[ha = k^ardha,p.539: kram=kWäm, p. 540: hruk=kniik^.
Dazu kommt, dass nach Joh. Schmidt skr. giras yon wzl.ftW =
got. hvaimei von wzl. kar ist und nach Windisch (ztsch. XXI,
p- 390) skr. kar-na ohr mit wzl. gru (= ga/ru) zusammenhangt,
wie auch derselbe gelehrte ebenda vermuthet, dass noch öfter
im sanskrit k neben g ^=^ k^ erscheine^). Und so verhält sich
auch, um zurückzugreifen, arm. ots-anel (ang^) zu skr. anj,
anakti, und arm. buüs speise zu skr. bhuj, bhuncdUi, Das
heisst doch nichts anderes als: es gab ursp. nur ein k,
ein g, ein gh, die sich erst später in k, k\ g, g\ gh, gh^
spalteten. Dasselbe muss ja auch der annehmen, der skr.
janghd = z. za^iga, lit. zmgm, (got. gaggan) auf eine
Wurzel ursp. ghangh durch reduplication gebildet^ zurückführt
*) Uebrigens kann skr. hamsa für gkansa stehen, wie hart für ghoHy
dann würde in unserm falle Hl. gh^ arisch-slavischem gh gegenüberstehen.
In einem andern falle sclieint statt europ. g^ iran. g zu stehen, nämlich
wenn man europ. i/aga eis laltir. aig, lit. iia-s, an. jaki) = mazenderani
yagh eis setzt. Indess halben die andern modern iranischen sprachen die form
yakfi (ossetiscii i/, ye/), das Pazend yoh, das auf i/as<i zurü(!kzugehen
scheint. Paz. yaÄ auf t/a^a = z. isi (i^-i) zurückzuführen, erlaubt wohl
das ossetische nicht, z. mmüssle darum aus ishi entstanden sein?
*) Vergl. noch Ascoli, Vorlesungen p. 34—35.
Deber die slelliing des itrmeniKeheii Im Itfeiae iler iiidoueria. spraclien. 37
bam skr. jäm}h = 2. sahn weist auf ursp. fi'atu/h zurück, das
eben ans ifkatu/h hervoi^gangcn sein niüssle, gleichwie im
ari&ctaen ursp, gfutghan zu jayhan werden würde. In letzterem
falle wiederholt das arische den process, der schon im indo-
germanischen vor sich gegangen war.
Vei^leichl man nun mit der g und gk reihe die A reihe,
wie sie sich nach den bislierigen forschungen ergeben hat:
I k = sltr. k. 7.. k. arm, k, alavoleU. k
\ I
[ A' = ^ s s (§, s) slav. s. lit. ss.
i g = Ü 0 K g
I I I
j j, sh k, i
= J 3 ts sl. s, lil. s.
\ 'ß = gh g (<jh) g g
A i -'a '•
hj. sh g, z
\ gh' ^ k s z, ds sl. s, lil. i.
so zeigt sich eine vollkonnnene übereinstinmumg dieser reihen,
aa« der nothwendig ku folgern ist, dass in der urzeit die Arier,
Annen ierumtSlavoletlen in ganz besonders enger bcziehungzu ein-
arulergi^standen haben. Denn rein zufällig kann diese gemeinsame
enlwickeliuig der gutlurate k, g, gh nach uwei richtungen hin,
XU k, g, gh und Ä', j/', gh^ nicht sein — oder ist sie es doch, so
können auch alle die merkmale unserer sprachen, nach denen
wir ihre venvandlschaflsverhällnisse bemtheilen, rein zutalÜge sein.
Betrachten wir im besonderen das verhältniss des aime-
tngcfaen nmi arischen und slavolettischen, so ergiebt sich
nmächsl, dass das armenische durch die strenge Unterscheidung
ton ff (=k und tsj und gh (= g und z, dt) auf einer altern
rtnfe als slavolettisch und iraniach steht, die, wie aus der obigen
laMle zu ersehen ist, beide in eins haben zusammenfallen lassen.
Dil« orschoinung steht ganz in einklang mit den sonstigen laut-
TfThältnissen dieser sprachen. Denn wenn sanskrit und armenisch
nberhfiupl die Unterscheidung von media aspirata und blosser
media (gh-g. dft-rf; aufrecht erhalten, die iranisch und slavo-
iHlMch fallen lassen, so muss man auch erwarten, dass die
beiden ersten sprachen die Unterscheidung von ursp.^Ä' und g^
28 H. Hübschmann,
beibehalten und die letztgenannten sprachzweige sie aufgeben,
d. h. gh^ und g^ in g^ zusammenfallen lassen und dies zu einem
Zischlaut (z. 0 = s\. ß = lit. i) entwickeln. Ihrerseits unter-
scheiden sich sanskrit und armenisch wieder dadurch, dass jenes,
was im zend und slavolettischen nicht geschieht, einen theil der
ursp. g, gh mit den g\ gh^ zusammenfallen lässt (so dass nun
ski\ j = g und g\ skr. h = gh und gh^ ist), während das
armenische fortfahrt nicht nur media von media aspirata, son-
dern auch g, gh von g\gh^ getrennt zu halten und also in dieser
beziehung das ursprüngliche lautverhältniss treuer wahrt als
das arische und slavolettische.
Wir haben aber das verhältniss des armenischen zum arischen
und slavolettischen noch nach einer anderen und wichtigeren
Seite zu betrachten. Der hauptunterschied zwischen den genann-
ten Sprachfamilien liegt nämlich darin, dass das slavolettische
seine gutturale (g^ k) zunächst unverändert bewahil, das arische
dagegen sie in palatale verwandelt. Denn die altarischen laute
l^j 9f 9^ sind zum theil zwar gutturale geblieben, zum theil aber
auch in die palatale skr. c, j, h (h aus jh) und zend c, sfh, j
übergegangen, und zwar wesentlich in drei fallen: 1) wenn
ihnen ursprünglich i oder y folgte z. b. jiv leben, 2) in der
reduplicationssilbe, z. b. caJcra rad, caJcsh essen, 3) im wurzel-
auslaut, wenn sie nicht durch einen folgenden consonanten ge-
schützt waren, oder sich, wie es theilweise geschah, in nominal-
ableitungen vor vocalen unverändert erhielten, z. b. pac kochen,
vac reden, aber pdka und ukta. Doch hat auch über diese
grenzen hinaus, wenn auch nicht weit, die palatalisirung um
sich gegriffen, und zwar ist in diesem falle häufiger k, seltener
g und gh davon betroffen worden, cf. arisch ca und, catvar vier,
car gehen, treiben, pancan fünf, skr. jathara bauch, skr. han =
z. Jan schlagen. Die Übereinstimmung, mit der indisch und
iranisch diesen process der palatalisirung vollzogen haben, ist
ein sicherer beweis dafür, dass er bereits in der gemeinsam
ai'ischen periode vor sich gegangen ist. Und da er in dieser weise
in keiner andern indogermanischen sprachfamilie eingetreten ist,
so ist diese palatalbildung für das arisclie ganz besonders charac-
teristisch. Darum muss sie uns auch als prüfstein dienen zur
erkennlniss, ob das armenische iranisch ist oder nicht. Nun
fanden wir ja schon p. 22 : arm. uiz, haz, buz = arisch aujas,
bhaj, bhuj, vielleicht auch ziel = z. jad, zir = skr. jira, und
ido^nti. spnustieD.
t p. 23 — 34 drM, dird = skr. <lru}t, ■/.. drueh, Üt^l. azin, arscaii^
hsfcr. orA, z. ari'j (np. rtra-f«), und müssen um dieser falle willen
I das armenische als arisch bezeichnen. Nur eins ist dabei
I ODklar: warum treffen wir in ui£, ha£, bui den laut s entspre-
chend arischem j^ da wir doch der lautverschiebmig gemäss hier
c erwarten müssten? Ueberhaupt hat sich bisher kein beispiel
für arm. j = arisch jk und ai-m. e =^ arisch j gefunden, wes-
halb man zunächst vermulhen muss, dasa j und c erst spät im
sonderleben des armenischen entstanden sind') (es wäre also
i in arischer zeit Für j und c eingetreten ?). Uebrigens findet sich
arm. c = pers, c sehr häufig, cf. cank, mng haken = np. cang^
eai essen mit seinen ableitungen: ca§el, caSak, cas«ftö/ kosten =
Dp. casJtidan, capttk = np. cäbuk behend, carji fett = phl. carp,
eng = np. cirägh lampe, vcar- solvere = np. guz<"ir {aus vi-
oar), r'odk unterhält = np. riksdh, rilü», z. raocanh tag etc.
Aber diese beispiele beweisen zu viel, die Übereinstimmung mit
dem pei'sischen ist hier zu gross, während wir sonst von einer
solchen keine spur finden. Und da nun worte wie crag und
r'oeik sicher entlehnt sind (sie finden sich auch im georgischen),
90 worden auch die andern der obigen worte lehnworte sein.
Dasselbe wird von palnmcan = phl. paimucan kleid gelten,
während da.s c von mucak ^ np. müBoIi aus dem k des Stamm-
wortes muik schuh ^= phl. imk (afgh. moc-afah f. schuh) erst
im armenischen entstanden sein könnt^. Doch liegt uns der
arische palatal e. im armenlsdien der lautverschiebung gemäss
als cA vor in: chorkh^) vier = eatvar, gochel schreien, kochel
nennen ^ vocare, und zum dental geworden in mr^-4l kämpfen,
streiten ^ z. mcrefic nasaliert aus tnare (wegen der bedeutung
cf. /uiQvarai er kämpft = skr. mrndti er zermalmt), Aaj brot =
fu, Ihandzr {aus than^r) dicht, z, iancish'ta und schliesslich in
ttti$ licht = z, raocanh, np. ros*) Also ist das armenische
ariach! Nun vergleiche man aber die arm, worte eki ich kam,
') Durch secundSre palatulisirung im sondcrieiien des annenischen ist
ifnt wann =: skr. gharma, np. garm luiJ Seram seiJpnwurm = skr, kpni,
phl. kirm entstanden.
') Die nebenfiirm Aftir" verhält sicli zu chor- wie t. lüiri/a au t.
MMvore, tüirt/a = tvar-ya. uiii) khar' = teiir; kh =^ tv wie in Muan
nramiK =: dci-aanH-
'j Datu f(^e arm. cA = skr. cA = iii'sp. »k in dem praesensatamm-
UUemlvn *k = gr. o« : arm. ean-ach-rm — ■/^yrtillxm. Horist taimeai/, und
• riw das ^vhen = ursp, »ku, Ascoli. vorl<>^. p. 180.
30 H. Hfibschmann,
keal leben, kov kuh, hin frau, erek abend, hek gebrochen, gan
sehlagen nach p. 21 flg. mit iliren arischen verwandten sowie
hing (aus penkan) fünf mit arisch po/ücan und IkUninel verlassen
mit arisch ric {erg lied = skr. arka, wzl. arc und khan = lat
quam, kha/naJc = quantum, z. cvanf, np. cand kommen nicht in
betracht), so ergiebt sich, dass gerade in den fallen, denen nach
Ascoli's glänzenden Untersuchungen über die arischen palatale
besonderes werth beizulegen wäre, das armenische sich vom ari-
schen entschieden trennt und zum slavolettischen sich stellt!
Nach obigem können wir nun die p. 27 aufgestellte i-reihe
^ahin ergänzen:
indog. i=sskr. k, z. k, arm. k, slavolett. k
I I I
c c k, kh; ch, g, s
und der parallelismus mit der g und gJ^reihe ist nun vollkom-
men hergestellt.
Aus der ganzen vorangehenden Untersuchung erhalten wir
nun als gesammtresultat dies:
Das armenische gehört gemäss seiner entwickelung
ursprünglicher gutturale zu Zischlauten in den kreis
der arisch-slavolettischen sprachen. Mit denarischen
sprachen stimmt es in der palatalisirung dergutturale
zum theil überein, bewahrt aber zum andern theil auch
die gutturale unversehrt, wie das slavolettische, und
kann darum weder dem arischen (im bisherigen sinne)
untergeordnet noch von ihm losgerissen werden. Da-
rum kann es auch nicht als iranisch bezeichnet wer-
den, wiewohl es wie dieses s in ä verwandelt und
manche consonanten und consonantengruppen (wie
arm. §x = iranisch x^ == arisch k§) in ähnlicher oder
gleicher weise behandelt. Es ist darum als selbstän-
diger sprachzweig zwischen iranisch und slavolettisch
zu stellen.
IL theil.
Tritt aber das armenische zwischen iranisch und slavisch,
d. h. zwischen arisch und europäisch, so bleibt noch zu unter-
suchen, wie es sich den speciellen eigonthunilichkeiten der euro-
päischen sprachen, durch welche diese sich von den arischen
scharf trennen, gegenüber verhält, d. h. es ist zu untersuchen,
üb das armenische die omopäische Spaltung des « in a und e,
HlOBerm. spractw
I cüe des r in »■ und l keiiiil und im worUchal«; wlditige be-
t rvimmgsimnklß iiill ilein europäisclien bietet, ixior nichl. Wir
fgeUnn BoTurl an die beaiilworlung dieser IViigen.
1) Spaltuijg des a in a und e.
Ea ist niciiU richtiger als Fick's ansicIiL, dass dev wichtigste
unterschied zwischen europäiscli und arisch im vokalismus, in
der 9|mUung und nicht-spallung des a zu a und e liegt. E>a^
keine indische und Iceine iranische spräche diese Spaltung iceont,
st(^ fest Allerdings sctireiben wir in neupersischen Worten
zahlreiche e, d. i. kui^e ä, abei* das kurze a wird eben durch-
gängig zu ä {in Indien als reines a gesprochen) '), und von
einer spialtung ist hier keine rede. Das ossetische im Kaukasus
hat o und e tui* und neben a, docli ist c selten und offenbar
spät entstanden, es erscheint neben ä und beide nelien a, das eine
strengere ältere Sprechweise bewahrt; und auch o =^ a scheint
nur eine spätere trübung des a bei n und r zu sein *), kommt
aber hier überhaupt nicht in l}eLi'acht. Darum kennt das ari-
sche diese Spaltung nicht
Das aiTueiüsdic dagegen spaltet das a ganz in der euro-
päischen weise in a, e, o und unterscheidet sich schon dadui-ch
scharf von den arischen verwandten, auch we»n es in den
einzelnen iailen mit dem europäischen nicht übereinstinmien
sollte. Um aber auch eine vergleichung der einzelnen talie vor-
Di'lunen zu können, müssen wir zuvor einen überblick über den
vocalisiiius des armenischen überhaupt gewinnen. Das schenia
für denselben ist;
grundvocal Steigerung*)
e, i, Schwund. ä
o, «, Schwund.
», Schwund. ^, t
«, Schwund. «i, ü
') So habe ich in dieser ahhandlung staU Jos (i, wie es jeUl im eigcnl-
Urboi P^nieii gesprochen wird, das äll^ie a. aus dem ea herfurKiiii:.
rcH-hriEhen.
<) cf. barzond hoch, zarond alt = yt^oyi, eond, cu,nd kenntniss, nönun
wmeva, f<mds tä(\t. diorun reden, jfor sonne (=^ smr), ;fi>f m» exscii ("^ tvar-),
Wk wtinig « hier tu 1 edeuteii hat, zeigt kknrOa = z. kuroHO, dos im plural
lifaiuiscti kharaltliä, lÜgoriBch kharantbä bildet.
') Ich bemerke, dasü ilie quajititjtt der vuk&le in der armoiisctten
«lirin ujdil hi^xeirhnitt »ii'd, wi^hnlh idi auch sonst <ia^ lüngexeichon
32 H. Hübschmann,
und das accentgeselz, welches den vocalismus beherrscht, ist
folgendes: der accent rückte auf die vorletzte silbe des wertes
und verursachte den abfall der letzten oder den ausfall ihres
vocales, so dass jetzt stets die letzte silbe den accent hat
Kurzes i und u sowie ihre Steigerungen i und ui können sich
nur durch den accent, d. h. wenn sie jetzt in der letzten silbe
stehen, halten ; verlieren dieselben aber durch antritt einer neuen
silbe den accent, so wird e zu I, ui zu u, i und u dagegen
fallen aus. Z. B. i: wzl. vid finden = arm. gü, im infinitiv
aber gt-anel; ursp. vinäga = neup. gunäh = arm. vnds; Stei-
gerung: meg nebel, wzl. migh, mez urm, wzl. migh^, skr. mih,
aber im genitiv: migi, nAzi^), u: wzl. yt*/, arm. ItUs, in-
finitiv Usel einjochen, Steigerung: luis licht aus raucah, wzl.
ruc, aber im genitiv: lüsöy. Daraus ergiebt sich gleich,
dass gitem ich weiss, lizem ich lecke auf get-em^ lez-em zurück-
gehen, d. h. dass in diesen verben der gesteigerte praesensstamm
(get-em = veda -{- später angetretenem em = ämi, lezem = Idgh^-
ämi) vorliegt, soweit wir es nicht, wie es bei mizel harnen neben
mez urin der fall sein könnte, mit denominativen verben zu
thun haben. Dagegen ist a, d unveränderlich: ha^m viel =
skr. hdhu, hazük arm = skr. bähu, asel sagen, skr. ah. Das-
selbe gilt von 0^), cf. gochel schreien, wzl. vac, gortsel thun
neben gorts werk = fiQyov. Auch e bleibt meistens cf. mets
gross, gr. fjiiyag, genitiv: metsi; doch ist es einigemal aus-
gefallen, z. b. vtak flüsschen neben get fluss, (istl stern = daTSQ,
tagr schwager = da^eg, genitiv = astel^ tager. Kommt dieses
e nun vor nasale und doppelconsonanten zu stehen, so geht es
regelmässig in i über ^) : hing fünf = quinqtie, hin alt = senex^
sirt = herz, und dies i wird gleich urspr. i, wo es den accent
nicht gesetzt habe. Es ist dies aber nur ein mangel der schrift, dem gegen-
über zu betonen ist, dass «, t, i#, wo sie Steigerungen der grundvokale
a, i, u sind, als lang gelten oder ehemals gegolten haben müssen. Nur e
und o sind immer kurz.
') Ich schreibe hier i, wie im folgenden m, da aus mXgi, näzi : mgi^ vizi
hätte werden müssen, und ebenso aus lüsöy : Uöy,
*) Petermann, grammatik p. 37; omnium vocalium constantissima,
quae fere nunquam abjicitur seu mutatur.
•) Dieser Übergang des e in i ist im modernen Tifliser dialekt ganz
durchgefühlt, in dem auch o durchgängig zu u geworden ist. Im älteren
arm. findet sich u aus o = a seltner; ein sicheres beispiel ist wohl das
die zehner bildende -s«fi, genit. -Rui, z. b. innsun, genit. »mittent 90 = ^i/f vi}xo»a^«.
m kreiae der uidogerm. sprachea. 3S
^■•Terliert, eüdirt: hin alt: hn-anal alt worden, nirt herz gen. srti,
^■llithin ist lur das arnicnisdic iibc-rall da e amusetzen, wo statt
^Bdes der etymologie nach zu erwartenden a-vokaies e, i oder
■ gänzlicher sch^vund des voknles eingetreten ist. Darum müssen
^Kwir, soll das ai'menische an der haupl eigtinlhümUchkeit des
H^enn^iäischen theilnehmen, a) arm. a (o) = europ. a (o) und
H M) arm. e, i, schwund ^ europ. e zu finden envarten.
H a) ann. a (o) = europ. « (o). Es genüg! für diese eiit-
H sprechung wenige beis|)iele anzurühren: akn äuge, lit. alc^,
H «ch/hs, atsem = «ycs, ial geben = dare, all = älXog, aus =
^V Bil. hair =^ naiijQ. gocfiel ^ vocare, chorkh vier = (/uatuor,
H goris = /^e/ov, kov kuh = ?oß-öq, ords- hode (siehe p. 25
H anmork.) = öex'f. f^^ waise ^ öpya^'df. Dazu beachte man für
^B die flexion, dass die o-stämme — von eigennamen abgesehen —
^1 durchweg in o-stämme übergegangen sind, weshalb ursp.?Ko>'&i-,
^ gt. ^(10x0- im arm. als niardo- erscheint, cf. gen. dat. mardoy,
l instr. mardov, gen. pl. mardo^, instr. mardmkh. Hierin stiranit
das armenische mit lalein und griechisch überein.
b) arm. « = europ. e. Fick hat in seinem buche »die
ehemalige Spracheinheit der Indogermaiien Europas« p. 425 die
europäischen unvorle, denen e zuzuschreiben ist, verzeichnet.
Ich finde von diesen im armenischen die folgenden wieder: arm.
siai = europ. Ar'erd herz, ts>wt (= tsen-U) ^= genu kinn, tnn
f= inutt = invan aus envan = nevan) ^ nevan neun, hing ='
pcnkan fünf, tnels = »lej;« gross, mej ('aus tnedyo) ^ medhia
niiftlcre, iwejr hon^, mc?« biene (niktaaa) ^ inc/iYn honig, n^t
(= nsit = ni-scdas) =^ europ. sedas sitz, Ätn = sena alt,
(rt*» = sep/d» äeben, asrt stern = ster, skesur schwieger-
Biatter = svek^ura, sveA'rd schwäher, schwiegor, vc^ = sveks
»chs. Eine nur scheinbare ausnähme, die die regel bestätig!,
Ist hhtir Schwester = kkoyer: hier ist o erst aus e durch das
m^. vorangehende v der grundform svesar entstanden, cf. lat. _
wror, khuir geht also auf diese gioindform mit e zurück, während
lue übrigen nächstslehenden verwandtschaftsnamen hair vater,
ftair nmtter, dbatr hruder in der bewahrang des a mit den
iwopäischen üboreinstinunen. Von den praesensthematen und
^rben, welche Fick anführt, haben sich bisher nur wenige im
annenischen gefimdeni ed- essen, ist arm, ut, dessen u mir unklar
, ist, per- schlmgen = arm. ker am ende von cotnpositis, gr.
Ifff/o-, und mit ausfall des e: klanel verschlingen; endlich her
IMterinUl IDr nrgL Spnwbt, N.P.UI.l. 3
34 H. HObschmaim,
tragen, arm. berd^ dazu ber frucht, ber'n last, ei als Steige-
rung *) von i findet sich in die häufen = ursp. dheigh = fingere^
mir^ harnt, aus meüfS, ursp. meigh^ati, lizi aus leizi leckt = ursp.
leigh\ dagegen Ikhrcmi^) ohne Steigerung, europ. leikati lässt Zu
diesen fallen kommen aber noch hinzu : mis fleisch = europ. memsa,
amis monat = europ. mens, mWch mens, europ. men^i, Wnfrau
= got. qino, gin preis = lat. ventcm, deer'n hand = %fi*ß, st
Xfiß, sm leer = xeveSg^ tser alt = YiQ9vt^ heru letztes jähr =
nigvct^ hetkh fussspur, lat. peda (aber otn fuss =« ptido^ got
/b^), Äer*i fem = niqa^ got. fairra, ver oben = aj:«ß : äsl^m,
es ich = ij^o)^ egro, aber ksl. cusü, mnai bleiben, wohnen «= fAirm,
fAiftvMj lat ^naMeo, tsn-anü geboren werden, atUsin ungeboren,
wzl. gigno^ genui, yiyvofAMy aber isan^th kenntniss, wzl. tsan
wissen, lit zindH wissen. Für die flexion wird e wichtig in
nominalsuffixen wie ter = ursp. tar, daher dustr tochter, gen.
dsi&r, beim verbum als stanunbildender vokal in der verbreitetsten
klasse: berem, beres, berS etc., als augment, soweit dies noch
vorkommt: ehi ich kam, 6di ich setzte '), ei^ ich gab, e^ er sah,
egä er fand. Dagegen findet sich arm. a gegenüber europ. e in
daSn vertrag =» z. dashina, europ. deksina^ doch ist das arm. wort
(wegen d statt t) aus dem persischen entlehnt; sicher aber in tasn
zehn = europ. dek^an. Ob auch in vazd currere = europ. prae-
sensst. veghor? vazd könnte auch denominativum von vae lauf sein.
2) Spaltung des r in r und l.
l findet sich im armenischen neben zwei r lauten (V* und r)
und einem l, das jetzt von den westlichen Armeniern wie y
gesprochen wird, in alter zeit aber das griechische X umschreibt
Jenem ersten l entspricht im europäischen gleichfalls l, während
dem /, r und l im europ. r gegenübersteht.
*) Dass dieser gesteigerte vokal in der that e + i ist, beweisen falle
wie here = praesensstamm here + y = /t, wie auch der umstand, dass
<* + *» y eben ai, nie c giebt. Eigenthümlich ist die Steigerung von u
oder ihre bezeichnung: oy, jetzt wt, alt wohl oi gesprochen. Man könnte
denken, dass y nur dehnungszeichen und oy = 6 wie ey = e wäre. Sollte
aber oy den Laut 6 bezeichnen, warum hätte man dann nicht in alter
zeit mit diesem eben erst geschaffenen zeichen das griechische oi um-
schrieben, fQr welches man ov schreibt?
') Ikhane = hfinavH.
•) Praesens ist dnel = d-ne-l, das nach den lautgesetzen auf de-ne-l
zurückgehen muss. Vergleicht man dies mit dem praesens tal geben, so
ergiebt sich die gleichung arm. de setzen : ta geben = gr. S^e : ^o.
VAer die stellimg des ormenlaehen im Itreiae der indoperm. spraefaen. 35
a) /=earop, l: Inl klagen, weinen, iral. M(Fick, Wörterbuch ^
^747), toiH breit (uns phtktn) = nimtvc, iillii, Idhan, luphel auf-
llecken = iäTriw, lambo, fiseUeckea ^^ Xtix^i (cf- aueh arm. feew
f zunge), ft {^ plana) voll ^), europ. palna, l-mU füllen, europ. jj^d,
IlmmaJ waschen '=nki^va, loganal baden = lof-, Javo, hm licht^
■- lax (tus-a-her ^= hteifer), Jusin mond = luna, lu floh*) =
WptlUjr, b-fJ hören = eorop. A''?«s, die ursp. wurael lu = kHu
1 erscheint im aorist: licay ich höilo, lur nachricht, gerüchl, Ikktmd
l'TerlasseD ^ europ. iü, i^lnva, Irik (vulgär) »foot-pavcment« =
i. pVtra {\ur, estrlcbt lutsatiel lösen = europ. btg (?), klanet
I = äfgluHre, nif = alitts, f)ttil wolf*) = europ. valka, und für
I das suffixale l: matpl klaue, nagrel =^ europ. wighla. Die wzl.
ist wie im europ. gespalten in mar und mal^): mer'unU
sterben und malel zerslossen, zerstampfen.
b) arm. r, r', l = europ. r:
siri herz ^ cor, kkirtn schweias = iägo'ig, Jicrj) form, ^stalt
= corpus, (agr schwager = rf«ije, asij stern ^ äezi/Q, dustr
lochier =: itvyät^ti, gortsel arbeiten = icirken, ßlQyov, lettrd
leber = jecttr, mard mensch = ßgozög. vard rose = j-^ödav,
p^dw, bervl = (piQEiv, tser alt = y^pwi', chorkh vier ^ quatuor,
arj hör = (wsms, /er»» ^ warm, A«»^««^ fragen = europ. park',
Artir vater = natf/g, ebenso mair mutler, dbajr bmdcr, khttir
Schwester, etbiw quelle = tp^iag, dur'n thür = &VQa, deer'n
band = x*»?) ^"'b trinken ^ europ. sarhh (sorbere), erd-nul
sdiwören, osset. ard, art eid, slav, rotü, rata eid. Nur einen
füll finde ich, wo arm. r europ. l entspricht: srtinAA, tibia,
ans = europ. k^launi, lat. dunes.
3) Es giebl mehrere worte, die in den europäischen sprachen
auf wnc andere lautgestalt zurückgehen, als in den arischen.
Pick hat di^elben, Spracheinheit p. 424, iiisammengeslellt, frei-
lich manches dabei als arisch bezeichnet, das bisher nur als
iodisch nachgewiesen ist. Vnn diesen worten finde ich im
'1 Aber persisch; pur.
•j Aher p. rie. jetil rüi gesprochen.
•) h = pJu, ksl. blücha, lit. bltuä (.ifglianiscli vragah = vraih'ah) aus
fmM. wie arm. nw schnnr = ksl. snäeha = nfgh. nih'or, aus mwhä.
*) Aber p*R. gufg.
') In nwip. eraclieinl mwdtm slerlton neben mälidan fricare, lerere,
ilwr lias lelxter« setzt niclit ein SIteres mal, surKlern mard = skr. mard
*<niH, cf. iM herz = turdii. gnl rüse = varda. sAl jalir — aarila.
36 H. HQbschmann,
armenischen 12 wieder. Unter diesen stimmen mit der arischen
form: uthain leer = üna, seav schwarz == skr. gydva schwarz-
brami, es ich, aus az = z. azem (lit. asz, ksl. clzü)^ mid viel-
leicht gamakh erde, wenn es aus tsamakh = skr. jam hervor-
ging ^). Als arische form für das wort link: savya (skr. savya
z. havyd) aufzustellen, verbietet das neupersische cap Imk, aus
skavya entstanden, die Übereinstimmung von arm. äheak link,
mit z. havya ist darum nur zufallig. Diesen drei arm. Worten
mit arischer form stehen gegenüber: aJcn äuge = europ. alci^\
mis fleisch = europ. memsa, tsnot kinnlade = europ. genu,
dur^n thür = europ. dhva/ra (gemäss der lautverschiebung),
magil klaue, kralle = europ. nagha, naghla nagel (gegenüber
skr. nakha, np. nakhun, osset. nüx), enth-, ^th-, unter, europ.
andhara (lautlich entspräche besser ^fnd, mit instrumental =
unter, sonst aber von verschiedener bedeutung). Arm. amis
monat = europ. mens hat neben sich mah in mahik = skr.
mäs. Ann. sirt herz gehört durch sein i = e zu europ.
k^erd, sonst könnte sein s auch aus z = z, e^ skr. h (hrd
herz) enstanden sein. Arm. odz = europ. anghi hat iS otter
= skr. aJii, i%iq neben sich, mets gross ist entschieden =
europ. meg, nicht = arisch magh. Sonach stehen hier die
arischen formen zu den europäischen im verhältniss etwa wie
3: 9 = 1: 3.
Dass übrigens manche der angeführten unterschiede zwischen
arisch und europäisch rein zufallige sein mögen, zeigt der obige
fall, dass einem skr. savya = z. liavya = arm. aJieak ein per-
sisches cap == skavya gegenübersteht. Andere unterschiede aber
beruhen darauf, dass die einen sprachen eine nebenform auf-
gegeben haben, die die andern bewahrten, wie es bei europ.
aki= ar. akshi, europ. rnensa = ar. ni/isa^), europ. anghH = ar.
aghi mit rücksicht auf das armenische der fall gewesen sein
mag. Wieder andere beruhen auf irrigen annahmen Fick's,
z. b. bei europ. cOivara = ar. dvara, wo das arische dvara nur
*) Doch bezweifle ich das, da die ursp. bedeutung von %aniakh gar nicht
»erde«, sondern »trocken« ist und die herleilung von g aus te bedenklich ist.
Sonst hätte man ja lam-akh = skr. ksham setzen können wie vei sechs =
sveks ist, doch erlaubt die ursp. Verschiedenheit der bedeutung die
gleiclisetzung dieser worte nicht.
*) Doch findet sich auch achkh äugen, aus arisch akshi,
*) cf. übrigens Job. Schmidt, vocalismus I, p. 34.
oeRnaoßerm. sprachen
37
[ dem Sanskrit zu liebe angenommen ist, da z. dmra ebensowohl
auf dvara als auf d/ivara zurückgehen kann, und die entgt^en-
sHzung von euiop. ghtim erde und ar. (jam, jam hat doch auch
ihre bedenken; zend zem kann aus g^am sowohl wie ausgh^am
entstanden sein, und gehört zunächst zu slavisch eimi4-ja; das
siUiskrit wird uUein die aspiration aufgegeben haben. Und
etiensogut kann slav. mü ich aas agh*am entstanden sein und
XU z. asan gehören, man braucht darum nicht das slavolett.
pron. der I. p, vom arischen loszureissen und zum europäischen
zu stellen. Kurz, diese lautlichen diffeienzen sind ziun grössten
thöl vrohl cret ii» sonderleben der einzelnen sprachen ent-
standen und beweisen das nicht, was Fick sie beweisen
lassen will.
4) Den letzten punkt, der hier zu erörtern wäre, die frage
nach dem verhältniss des arm. sprachschabies zu dem der
europ. sprachen, muss ich vor der band auf sich beruhen lassen,
du der grösscit fheil der armenischen worte etymologisch noch
nicht aufgeklärt ist.. Nach obigem liesse sieh erwarten, dass
man zahlreiche europ. worte im armenischen wiederfinden
würde, und wenn ich von den bei Fick als europäisch ange-
nihrten bei flüchtigem überblick nur etwa zwanzig im armenischen
finde, so erklärt sich dies wohl daraus, dass gerade der mehr
eumpäische theil des Wortschatzes von den bisherigen arnienisten
weniger beachtet wurde, weil dieselben Orientalisten und jedenfalls
nicht speciellere kenner der europ. sprachen waren: Petermann,
Windisehmann, de Lagardc, Fr. Müller. Dass für einen kenner
lies europ. wortscbalzes im arm. manches zu finden ist, will
ich an emem beispiele zeigen. Im arm. giebt es ein demonstra-
tives pronominalsußix s, das mit einem angehängten a auch
als selbsiständiges dcmonstrativpronomon : sa ^ dieser auftritt.
Es lag nahe, dies sa ^= skr. sa zu setzen, doch verbietet es
des arm. lautgesetz, demgeraäss skr. sa zu ha, a hätte werden
DiGEsen. Mir ist darum die etymologie dieses s dunkel geblie-
ben, bis ich hei Fick, Spracheinheit p. 263, las, dass das
tlcnionstrativo pronomen k'i durchaus auf die europ. sprachen
beschränkt sei: xtlt^g, tKtt, lat. cc, lit. ssis, ksl. st, gcrm. hi
= dieser. Nun lässt sich jenes arm, s den lautgesetzen nach
ohne weiteres = ursp, i'j setzen, und wenn dies k'i mit dem
europ. i*i lautlich und der bedeulung nach zusammentrifft, so
ntrdeii wir beide auch ohne weiteres identiliciren. Und so
38 H. HQbschmami,
werden durch künftige Studien sich sicher noch zahlreiche
»europäische' worte im armenischen nachweisen lassen.
Durch den letzten theil unserer Untersuchung ist zweifelsohne
ein so enges band um armenisch und europäisch geschlungen
worden, dass es leichter wäre, das armenische vom arischen als
vom europäischen loszureissen. Unter den europ. sprachen steht
es aber der Zischlaute wegen dem slavolettischen am nächsten, mit
dem es jaauchspeciell durch das nur diesen beiden gemeinsame
instrumentalsuffix bhi verbunden war. Bei dieser Sachlage werden
freunde des Stammbaums, wie Fick, sicher geneigt sein, das arme-
nische überhaupt vom arischen loszutrennen mid zu einer rein
europäischen spräche zu machen. Gegen diese ansieht könnte
ich mich zunächst darauf berufen, dass ja das armenische nicht
ganz und gar an der Spaltung des a und r theilnimmt, wie
tasn = dek^an und srunkh = k^launi beweisen. Doch halte ich
selbst diesen einwand, so lange er nicht mehr stützen findet,
für hinfallig. Diese worte zeugen schliesslich doch nur wieder
für das walten des zufalls in der spräche. Denn wenn wir
blos des litauischen as0vä wegen europ. ak^va statt ek^va und
blos des lateinischen qiuUuor wegen europ. katvar statt ketvar
ansetzen müssen, so werden wir auch des arm. tasn und srunkh
wegen nicht europ. dek^an und k^launi sondern dak^an und k^rauni
ansetzen müssen, und es vorläufig als spiel des zufalls ansehen,
dass die eigentlichen europäischen sprachen alle dek^an und
k^launi zur grundform haben. Muss man es doch auch für Zufall
halten, dass im pronomen der ersten pereon griechisch, lateinisch
gotisch und armenisch (iyci, ego, ik^ es) e gegenüber dem a des
sla vischen und litauischen (asü, aszj haben. Darum aber kann
auch dann, wenn alle sprachen übereinstimmen, diese Über-
einstimmung zufallig sein, wenn es auch nicht gerade wahr-
scheinlich ist. Es wäre doch immerhin möglich, dass die ent-
wickelung des e aus a und die des l aus r anfangs nur in
wenigen gemeinsamen fallen vor sich gegangen wäre, einmal
angeregt aber sich in den verschiedenen sprachen selbständig
fortgesetzt und bisweilen nur in einer spräche, bisweilen auch
in mehreren oder allen zugleich in demselben worte die neu-
bildung eines e und l veranlasst hätte. Ich stütze mich für meme
ansieht vielmehr auf die nachgewiesenen lautlichen coincidenz-
punkte des armenischen und ü'anischen, deren zahl sich vielleicht
IVlier die sleLung des arrneuischen im kreiBc rier indoBerm. sjiraclien.
er stelloii wird, als ich sie g(>gcben habe. Denn es ist, doch
[ sehr möglich, da^ ich ini ersten teuer manches worl als ent-
lehnt verdächtigt habe, das gut armenisch ist, und es ist sicher,
dass ich tnanclißs wort als material für diese Untersuchung gar
nkhi benutzt habe, nur weil es mii' iranisches gepr^e zu
tragen schien und darum verdächtig wurde, wie z. b. sH be-
wohnter ort, Sit^l erbauen, = z. skayatia wohnung, z. shi =
kh^i wohnen, wälirend ich die arischen Wörter, wie kam
oder, katükh wÜle, himii wollen ^ np. kdm, arisch kdma,
i gut = skr. hhiulra f-|- ya), inde (mls) leopard = skr.
tmha löwe, part-kh scliiild, von wzl. par = z, ptw vei-schulden,
durch schuld verwirken, asd künde = allp. asdä, air-el an-
brennen = z, üfare, und zahlreiche andere zu saniniehi für
aiinotbig hielt '). Kam es doch vor allem dai-auf an, das armeni-
sche vom iranischen und arischen zu sondern.
Da.^ resuttat meiner ganzen unlersucliuiig ist danach dieses:
Das armenische steht im kreise der arisch-slavo-
lelt. sprachen zwischen iranisch und slavolettisch.
Würden weitere foi-schungen dieses nur vorläufige resultat
31 einem definitiven machen, so wäre die Unmöglichkeit,
einvn Stammbaum der indt^ermanischen sprachen auizustetlen,
schlagend eiwiesen. Wäre doch das aimenisclie in der kette
der arisch-slavo lettischen sprachen der verbindungsring der
beiden theile, nicht ein zweig zwischen zwei zweigen. Dann
miisste auch der staimnbaimi, den Johannes Schmidt's rüstige
krall umgeworfen hat, für immer liegen bleiben. Soll aber
das armenische das bindeglied zwischen iranisch und slavo-
teUiscIi, zwischen arisch und europäisch sein, so muss es, nach
meinem dafürhalten, diese Vermittlerrolle gespielt haben zu einer
Kit, als jene einander noch sehr ähnlich waren, als die histori-
sche zeit zwischen ihnen noch nicht die vorhandene scharfe
grenze gez<^en hatte, sie vielmehr noch im Verhältnisse von
dialeklen zu einander standen. Wie oberitalienische Volksdialekte
mit ihren nasalvokalen, mit ü statt u und andern eigenthümlich-
tcileri sich dem französischen näliern, so dass man erwarten
köunte, dass das italicnisdie an der grenze Frankreichs nahezu
ein mitteldmg zwischen französisch und italienisch wäre, so
I kflmte auch ehemals das armenische vermittelnd zwischen den
>) Mit unrecht, wie ich leider zu spät bemerke.
40 H. Hübschmann,
arischen und europäischen dialekten gestanden und darum an
den eigenthümlichkeiten beider theilgenonimen haben. Denn
wenn wir sehen, dass die alterthünilichen sprachen des Avesta
und Veda sich noch ganz nahe stehen und eine reconstruirte
iranische und indische Ursprache sich sicher nur wie dialekte
zu einander verhalten würden, warum sollten nicht auch ehe-
mals die europäischen sprachen in diesem verhältniss zu ein-
ander und das armenische als Zwischendialekt zwischen beiden
arten gestanden haben? So wird sich leicht das eigenthümliche
Zwitterwesen des armenischen erklären. Nachdem sich in den
westlichen dialekten die welle der Spaltung des a und r und in
den östlichen die der Spaltung der gutturale erhoben hatte,
drang erstere über das slavolettische hinaus und verbreitete
sich noch über das armenische, während die letztere über das
armenische hinausdrang und sich noch über das slavolettische
verbreitete. Jene verwandelte, sei es direct oder durch nach-
wirkung, das a des indogerm. zahlwoiles dakan im slavoletti-
schen in e, diese aber das k desselben wortes in A\ so dass nun
statt des indogerm. dakan die slavolettische grundform dek^an
resultirte. Als sich später im arischen die welle der jüngeren
Spaltung der gutturale (in gutturale und palatale) erhob, konnte
sie, sei es dass sie an sich zu schwach war oder dass die dialekte
sich schon mehr zu sondern angefangen hatten, sich wolil noch
ganz über das iranische, über das armenische aber nur in einigen
ausläufern verbreiten, so dass wir zwar ein chorkh = catvar,
aber auch ein hing = paücan finden.
Wie dem auch sei, wenn wir das hervorgehen von skr. c,
j, h und zend c, j aus k, g, gh in den gleichen fallen als beweis
für den Zusammenhang der arischen sprachen ansehen müssen,
so muss auch die entwickelung von
indogerm.
K
9,
gh zu
arisch-arm.-slavolett.
k\
9\
gh'
d. i. skr.
Qy
j,
h
z.
s,
^,
z
arm.
^ßySh
fe,
dz, z
sl.
s,
^,
z
lit.
sz.
i.
•
z
als beweis für den Zusammenhang des arischen mit dem armeni-
schen und slavolettischen angesehen werden. Dass gegen diesen
schluss die geringe differenz jener laute in den einzelnen sprachen
Ueber die sletlung des armenischen im kreise der indogerm, sprachen. 41
nichts beweist, isl selbstverständlich, da sie nur den specicilen
^ätcren laulncigungen ') der einzelnen sprachen ihre existenz
rerdankt. So setzt ja auch das gotische dem europ, e ein i
enlgegen, und das aus europ, l entstandene l der einzelnen
sprachen ist sicher nicht überall dasselbe, wie ja z. b. das
griech. l in armenischer transcription stets durch l {etyniol, =
r, jetzt ^ y), nie durch l wiedergegeben wird. "Wann wii'
dennoch mit diesem e mid l den ursp. Zusammenhang der europ.
sprachen beweisen, so müssen uns aucli jene Zischlaute den
eiasligen Zusammenhang des arischen, armenischen und slavo-
IcHischcn beweisen. Was dem einen recht ist, ist dem andern
billig. Und endlich, so genöthigt wir sind, die aiischen palatale
aas den vorarischen gutturalen herzuleiten, so berechtigt sind
wir, die reihe der arisch-arm.-slavoletl. laute i', 3', gh\ auf
welche wir jene Zischlaute zurückrühi-en, aus der reihe der indo-
gertn. gutturale herzuleiten. Es liat eben zweimal in analoger
weise aber in verschiedenem umfang eine Spaltung der gutturale
statigefunden.
Dürfte man aber doch in.der weise, wie Fielt es mit & und i;'
geUiau hat, beide reihen für die indogerm. Ursprache in an-
tpracb nehmen, wäre unsere arguniontalion hinfällig und
keine nähere beziehung zwischen arisch, armenisch und slavo-
Ivltisdi enviesen, so wüi'de auch die gemeinschaftliche biU
dang der palatale im arischen, an der das armenische, wenn
anch nur halb, Iheilnimmt: k = skr. c, z, c, arm. cA, 5, s
3 = 3. j, 2Ä, ß) s
?Ä = A, .;, «Ä, (g) i
nichts für die nähere Zusammengehörigkeit von indisch-iranisch-
arnienisch beweisen. Dann aber sollte man auch nach gerechtem
tmd consequentcin urtheil die paar niomente, durch die man
wither slavolettisch und germanisch sowie griechisch und italisch
odtT gräkoitalisch und keltisch verbinden zu müssen glaubte.
■) Man denke, wie im aanskrit s, wo es tönend werden soitte, in altes
mir aicbl in ; abergeJit und wie gleichralls jTt, statt dessen h eintritt, so
nit wie VfrpAnl isl. Es ist darum kein wunder, wenn wir im ski'. statt
da urep. g' nicht t, deiu es durchaus abgeneigt war, finden. Beachtens-
inrth ist die Vorliebe des iranischen, armenischen und sJaviseben (in ihrer
Utwliui gMUüt) für die dentalen Zischlaute gegenüber den palatalen des
*r. und d«i HnKualen des litauischen, ohne dass damit etwas Rlr das
tihere vc>rh3ltniss dieser sprachen zu einander tiewieser würde.
42 U. Uübächmanii,
für bedeutungslos erklären, da sie gewiss nicht von grösserer
bedeutung als diejenigen sind, durch die man arisch mit slavo-
letlisch oder armenisch mit beiden verbinden kann. So kämen
wir auf einen skeptischen Standpunkt, von dem aus man auch
jenes europ. e und l für nichts beweisend halten müsste: so gut
in der einen sprachgruppe unmotivirt in bestimmten fallen Zisch-
laute aus gutturalen wurden, so gut kann in der andern un-
motivirt in bestimmten fallen a zu a und r zu I werden; oder
wenn man zwei grundverschiedene h für das indogermanische
annimmt, warum nicht auch zwei von haus aus verschiedene
a und r, die ebenso zufallig im arischen zusammengefallen
wären als es vielfach im europäischen mit Fick's i und k^
geschehen ist? Dass dieser Standpunkt unsinnig sei, wird
niemand behaupten wollen; nur wird Fick nicht geneigt sein,
ihn einzunehmen.
Von diesem Standpunkt aus wäre über das armenische nichts
weiter zu bemerken, als dass es ein eigener zweig des indo-
germanischen ist. Und als solchen werden wir es auch von
dem andern Standpunkt aus anzusehen haben, wie immer sein
verhältniss zum europäischen und iranischen au&ufassen ist.
Leider — und hierauf möchte ich zum schluss hingewiesen haben —
ist die etymologische ci'forschung des armenischen noch in ihren
anfangen, und wir arbeiten mit einem so geringen theile des arme-
nischen Wortschatzes, dass nicht abzusehen ist, was weitere
forschungen zu tage fördern werden und es vielleicht unberech-
tigt war, schon jetzt so kühne bauten auf so unsicherer grund-
lage zu errichten, wie oben geschehen. Vor allem käme es
darauf an, die iranischen fremdwörter aus dem armenisch«!
auszuscheiden und rein armenisches material zu schaffen. Erst
wenn dies geschehen ist, kann man die feineren lautlichen
eigenthümlichkeiten des armenischen feststellen und danach das
band, das es mit dem iranischen verbindet, lockern oder fester
knüpfen. Es mag sich aber dieses band fest oder lose knüpfen
lassen, unleugbar bleibt die innige beziehung des arm. zum
europäischen, wie die bildung des instrumental singularis auf
ursp. hhij die (theilweiso) bewahrung der gutturale den
arischen palatalen gegenüber, und die Spaltung des a in a und
e, des r in r und l zeigt. Auf abwoichungen und Über-
einstimmungen im Wortschatz ist zur zeit noch nicht viel zu
geben, da bisher weder der armenische noch der iranische
l Ueber die'steltung des armenische im kreise der inilogerm. spriicheii. 43
etytnologtscti genügend erforscht ist Danun ist die frage, wie
armenische sich texicalisch zum iranischen und slavischen
Tertiält, noch als ganz offen zu betrachten, wie wir überhaupt
die frage nach der Stellung des armenischen im kreise der indo-
fena. ^raclien nur angeregt nicht aber endgültig entschieden
habco wollen.
Exturs I.
(Ueber das afghanische).
Nach dem vorausgehenden versteht es sich vonsHbsl, dass
ich den von Fr. Müller aufgestellten stammhauni der iranisclieii
sprachen, wie ich ihn in meiner abhandlung »zur casusletu**
fi. 332 mitgelhcill habe, nicht mehr anerkenne: das armenische
ist neben das iranische zustellen. Das ossetische dagegen hätte
dort nicht so weit vom iranischen gelrennt werden sollen, da
CS tranisch im engsten sinne des wortes ist. Nur bringe ich es
nicht unter die specit-lle rubrik »persisch«, schon deshalb nicht,
weil es seinen uiluiitiv anders als die persischen idiome bildet,
indem es nicht km-, sondern tm, ün, olTenbar ^= ui'sp. an- aus
mi als iufmitivsuffix hat, cf. battun binden aus barU-un, (neu-
pprs. bastan i= bad4an-), winun sehen = ursp. veti-ane, södztm
brenn«!) = ursp. socanS, zu dem diis mit ta gebildete particip
fo^id, sogt, aüghd = ursp. sukhla gehört : wäie tan das ursp.
mSix, müsste der inf. söffkdun (pci-s. s6k}äan) und von band :
\m (vei^l. das particip hast) lauten.
Di^egen möchte ich mit Fr. Müller daran fest halten, dass
duä afghanische eine iranische spräche ist, und nicht, wie der
pfmdliche kenner des modern indischen und irani-schen, tiruf.
Tnuupp, üi seiner afghanischen granimatik behauptet, ein mitlel-
ding zwischen iranisch und indisch. Denn das afghanische hat
ba allen seinen eigenthümlichkeiten alle cliarakterisl ischen merk-
nwle des iranischen und berühi't sich mit dem indischen wohl
mir äieeeriich, wie ich hier kui-z nachzuweisen versuchen will.
Das afghanische hat s in h verwandelt und dieses h %&-
wöfaniich abgeworfen, cf, mh'~or Schwiegertochter = skr. snwsArf,
äwiA sieben = sapian; sv ist in kkv, khp oder » übergegangen :
ÜHfdihaii schwiegernmtter, skr. ^vagrü = svairü, skkar schwie-
ItTvater für Uiaar, pers. khusw, skr, fwifi«"o =^ sva^ra;
Hat .schwcst^ = np. kkvähar, ursp. smsar ; khpal selbst =
JUTS, khod, aus smxtas, z. qaiö von selbst; -ßdeh, vüdi^ schlafend
44 H. Uübschniaiin,
= *svapta. Der ursp. palatal c scheint gewöhnlich in ts, dz
übergegangen zu sein, wie im ossetischen: tsarman haut, tscUdr
vier, pindmh fünf, rvddz tag, wie auch älteres j jetzt als dz
vorliegt: dzvän jung = np. juvän. Ursp. k^ ist zu s, g^, gh^ zu
z, zh geworden: sil hundert = skr. gcUam; sür roth = np.
surkh aus ursp. gukra; soe hase, skr. gaga = gasa; zor alt, fem.
zarah, skr. jar, iranisch zar; zdSh bekannt, z. zaüta; z6e söhn
= z. zäta; zürn söhwiegersohn = z. zdmdtar, np. dämdd; z^
tausend = z. hazanra, np. hazdr; zah ich = z. o^^em; jsireÄherz
= z. zaredhaya, np. diZ; zhämah kinnbacken = skr. jambhä;
zhimai wintcr = z. zima. Ursp. r ist im afghanischen ge-
blieben oder cerebralish-t worden, l kommt zwar häufig vor,
steht aber gewöhnlich für d oder t Aspiraten fehlen gänzlich,
dagegen sind die Spiranten gh, kh, v vorhanden und im häufigen
gebrauche. /' fehlt gänzlich, es ist durch v ersetzt: vdvrah
schnee = z. vafra; vr erscheint für pr, bhr, fr. Ursp. gv er-
scheint als sp: spai hund, sptn weiss. Beachtet man nun noch
Worte wie ghvazK = ohr, z. gaosha (nach i, u etc. scheint s im
afgh. gewöhnlich zu zh' geworden zu sein, wo das arische sä,
das slavische ch hat), das Zahlwort shpazK sechs = z. kh$hv<ish\
ferner den unterschied in der praesens- und infmitivbildung: inf.
skusU^, pracsensstamm skulr- (= skud), ä-vusJU^, p. a-vur- etc.,
so muss man die Überzeugung gewinnen, dass die spräche
iranisch ist. Dies wird Trumpp zugeben, dabei aber behaupten,
dass sie zugleich die kennzeichen der indischen sprachen trägt.
Diese sind, dem iranischen gegenüber, folgende: die beibehal-
tung des dentalen s (von den einzelnen fällen abgesehen, wo
es auch im indischen in h verwandelt wird), und das Vorhanden-
sein von cerebralen, aspiraten nnd nasalvokalen. Nun soll in
einigen fällen dentales s wirklich beibehalten worden sein, wie
in sahSl = ertragen, wzl. skr. soä, statt deren man im afgh.
az, azh erwartete, doch ist dieses wort wie auch die andern,
die s erhalten haben, wie ich annehme, aus dem indischen ent-
lehnt. Diese annähme ist ganz unbedenklich, da es im afghanischen
von indischen, persischen und arabischen lehnwörtern wimmelt.
Was das vorkommen der cerebrallaute betrifft, so zeigt sich
darin allerdings indischer einfluss, der jedoch das wesen der
Sprache nicht berühil hat, da diese laute (d, t) eben nur in
indischen lehnwörter vorkommen, wie Trumpp (die Verwandt-
schaftsverhältnisse des Pash'to, Zeitschrift d. D. M. G. XXI,
in kreiae der indogerm. sprachoi. 45
vp. 26) selbst sagt: »Durcli diese cerebrallaute ist das Pasli'lo
■ eng mit seinen schwestersprachen, dem Sindhi und den ver-
Ischtedenen sich ül)er die Indusläiider ersli-eck.enden Jat-diulekten
l-»ecbtjndei), aus denen sich fast jedes Pash'to-wort, das einen
I cerebral enthält, mit Icichtigkeit ableiten lässL.« Ebenso in der
I graminatik p. 12. Die cerebrale sli', n und r haben freilich
1 bürgerrccht erlangt und koninien in eciit afghanischen worteu
Tor. Hier liegt gewiss indischer einfluss vor, aber die spräche
bleibt darum doch iranisch. Und dies um so sicherer, als aspi-
raten und nasalirte vokale, die eine so grosse rolle im modern
indischen spielen, gänzlich fehlen, wälu-end das baluci, das
nichts als ein persischer dialekt ist, durch einflu^ des indi-
schen nicht nur aspiraten sondern auch einen cerebral und einen
nasal erhalten hat, ohne darum seinen persischen charakter
ii^ndwie verleugnen zu können. Merkwürdig nur, dass jene
taute in dem mnfange, wie wir es sonst gewohnt sind, durchaus
nicht allen indischen sprachen eigenlhünUich sind, Denn die
Sprache der Käfirs, ein sicher indisches idiom, macht nach der
darslellung Trumpps (Zeitschrift d. D. M. G. XX, p. 393) viel
massiger als die andern neuhidischen sprachen von den cere-
ttralen. nasalvokalen und aspiralen gebrauch, von welchen letz-
teren Trumpp bei seinem freilich sehr beschränkten materiale
nur ch und th belegen konnte. Steht schon dadurch diese merk-
würdige Sprache nicht so fern von den iranischen wie die übrigen
inclLschen, so nähert sie sich jenen noch mehr darin, dass sie wie
(las afgh. und ossetische c in ts übergelien lässt und anstatt des
indischt^n h die Zischlaute e und sh hat, cf. shim (nach Bumeszwi)
ächnee = ski'. kitna, sS (nach Bumes euin) vvinter, skr, hema/nta,
während es in einem andern falle statt des ind. h wie das
persische ein d zeigt: ski*. hyas gestern ^= kaf. dös, z. gyö, np.
«ft. Andrerseits nähert sich das afghanische den neuindischen
S|irachcn durch die Unterscheidung zwischen dem nominativ-
acinsativ ujid dein allgemein obliquen, fonitaiiv genannten, casus
und die bJIdung des praeteritums (particip -\- instrumental)
iowie audi in mancher anderen beziehm^. Diese annähe-
ning der sprachen jener beiden wilden gebirgsvölker, die
I lioguistisch sehr interessant ist, dürfte sich vielleicht als nuch
■ Krasser herausstellen, wenn das käfiri mit seinen dialekten mehr
I beiannl werden wird; indess glaube ich nicht, dass ein wirk-
■ Bthes vernjittelungsglicd zwischen käfirf untl afglianisdi, zwischen
46 H. Hübschmann,
historischem indisch und iranisch sich finden wird, sondern auch
die dialekte des käfirl werden ihrem ganzen Charakter nach so
indisch bleiben als das afghanische nach meiner Überzeugung
iranisch und das baluci trotz der paar indischen laute persisch
ist. Man denke an die beeinflussung des sanskritischen laut-
systems durch die Dravidasprachen und beachte, dass von den
sprachen des Kaukasus ossetisch, armenisch und das beiden
wildfremde georgische fast durchaus dasselbe lautsystem haben.
Schliesslich möchte ich, lun den leser in den stand zu setzen,
selbst über das verhältniss der hier behandelten sprachen zu
einander zu urtheilen, einige charakteristische worte aus den-
selben, die Zahlworte von 1 — 10, zur vergleichung hersetzen:
zend: aeva, dva, thri, cathteare, paMcan, khshvash', hapUm,
ash'tan, natxin, dasan.
neupersisch: yak, du, sih, cihör, panj^ shash, hafi, hasM,
nuh, dah,
ossetisch: yu, duä, ärthä, tsüppär, fondz, akhsäz, awd (aft),
ast, — , das,
afghanisch: yau, dvdh, dre, tsaldr, pindzah, shpash', ovah,
(xtah, nah, las,
(käfiri: äch, du, tr^, tsadäj punts, shu, süt, 'usht, nü, dös.)
armenisch: mi, erku-hh, ere-kh, chor-kh, hing, ve^, evfhn,
uth, inn, tasn,
Excurs IL
(Ueber altarmenisch, lykisch und phrygisch).
Wenn leser der Zeitschrift der Deutsch. Morgenl. Gesellschaft
mich fragen sollten, warum ich bei einer Untersuchung über das
armenische das altarmenische, welches Mordtmann in seiner
»Entzifferung und Erklärung der arm. Keilinschriften von Van
und Umgegend« Z. d. D. M. G. XXVI, p. 465 flg. entdeckt zu
haben glaubt, nicht beachtet habe, so hätte ich als grund dafür
anzugeben, dass ich diese spräche nicht für altarmenisch halten
kann. Ich will diese ansieht etwas zu begründen suchen, indem
ich die von Mordtmann zu anfang gegebene probe seiner cnt-
ziffcrung untersuche. Nach der erörterung von p. 468 — 469
heisst: ada, adae er spricht. Dies adac setzt Mordtmann = arm.
ose er sagt, und leitet es von z. san/i, altp. tJiah ab. Nun
ist der Übergang von g in th und von z ind nur im persischen,
nicht im armenischen belegt, und geht dsd sagen überhaupt
HO^CT die Stellung des armeiUst^Kn fm krebe der indogerm. sfnuchen. 47
Mnf wzt. ae = skr. ah inirück. Ein adiic sprich! =: arm. asS
Hfinntc darum wühl persisch sein, ist aber nicht armenisch,
nm wenigsten ai tarnten isch. Die Wung den woi-te» unavl (p. 470)
ml bOehst problematisch, man kann nach Mordtmann imch khaldi
oder matdi lesen! Der genitiv von anaid soll anaidinim ge-
lantet haben, dies wäre in einer tärkischen spräche wohi mög-
lich, nicht aber im armenischen. Wäre M.'s erklärung der form
ms dem türkischen richtig, so wäre die spraclie, du flexions-
ei^n»ite nicht von fremdem einfluss ergriflcn werden, eben eine
läifcech-tatarische, nicht aber armenisch. In der endung gan
des wtHles mirmaganz (p. 471) sollen wir die wurzel skr, ^'a«
erkennen; da diese aber im armenischen den lautgesetzen nach
Itmn oder ähnlich, nur nicht gan lauten kann (sie lautet
towi =: geboren werden), so ist, wenn jene erklärung des
Wortes richtig wäre, die spräche eben nicht armenisch, iniäa
p. 472 wird wieder aus dem türkischen erklärt und die spräche
dadurch wieder zu einer turanischen gemaehl. Auch die glei-
dnti^ (M = arm. atn = pers. in halte ich für falsch, alu-gi
tp. 473) soll »ich« heissen und für aißi-si stehen, das = ego
fesetzt wird, während arisch, armenisch und slaviscli den Zisch-
laut haben: indess findet sich p. 525 als nebenform ieei =
acuarm. ies. Ich bezweifle darum durchaus die richtigkeit der
(p. 472) zur prot)e gegebenen Übersetzung und finde alles fol-
grade nicht besser begründet als diese probe. So finden wir
z. b, p. 529 ogtAi = ich habe gemacht, von wrz. ag = ä/w
(skr. aj, z.aB, arni,(ris.'), p. 544 mdimani als »modification von
iwaduin, zu vergleichen mit arm. bagmattt := alt paiman, ver-
trag; paiman ist aber pers. lehnwort, gebildet aus ptd» -|- »ki»»a;
wir tinden femer p. 545 kammanada, hamnae, karmta als alte for-
men für amSn, amertain jeder, all, die doch auf 1iama=^ z.)uamt,
vr^. sama Knrückgehcn ; p. 550 ktdanti als alto foim für ked
fiasE (im älteren arm. get ^= vadi!) und dakhai für modern deji
i»t (älter fe/i aus iala, ursp. tara), ebenda e^tmi ^ ich habe
überwunden, aus ap = z. afia »über« (?) und (int = tnel (älter
ime-l von Wurzel de = gr, *t, ursp. dhä) 1 Und so werden
sich bei näherer betrachtung alle übrigen erklärungen Mordt-
OMnn's gleichfalls als hinfallig enveisen, und so sehr man es
iKffcefUien rouss, dass Mordtmann die texte publicirt und den
men «o schvriwigen entziöerungsversuch gemacht hat, so ist
48 H. Hübschmann,
man doch bis jetzt durch nichts berechtigt, auch nur ein wort
von diesen erklärungen und Übersetzungen zu glauben.
Aehnlich wie niit Mordtniann's altarmenisch ergeht es mir
mit Savelsberg's lykisch, das ich nicht als iranisch anerkennen
kann. Ist lyk. sqmatüi = avfifAfjT&g, so ist schon wegen dieses einen
lyk. s = iran. h die spräche nicht iranisch und steht diesem noch
viel ferner als das armenische. Und hvisintota (p. 18) soll =
quingenti, kbi = qui (relativpron.) sein! Dann ist das lykische
gar nicht einmal arisch, und wird sich am wenigsten aus dem
iranischen erklären lassen. Man mache nur einmal den versuch
mit dem armenischen und erkläre aus dem iranischen folgenden
armenischen satz: I skzhane ^ bann ev bann er ar"^ Astwais
ev AstwcUs er bann, na er i skzbane ar Asttoats. Amenam
inch novav elev ev arang nora elev ev och inch or inch devn.
Und man erkläre mir nur etymologisch alle Wörter, wenn ich
sage, dass es der anfang des Johannes-evangeliums: Im anfang
war das wort etc. ist!
Zum ^chluss ein wort über das phrygische, diejenige der
untergegangenen kleinasiatischen sprachen, deren Stellung zu
bestimmen man noch am ehesten hoffen könnte. Nach den
angaben der alten sind die Phryger in beziehung zu den
Armeniern zu setzen, und vielleicht mit recht. Darauf deuten
phrygische glossen : «f ijv, ä^iva hart = a -f zen- = arm. tsnot
= ts-en-^t, oQov oben = arm. i veroy; das phrygische wort
für hund ähnelte dem griechischen xvdv, es mag darum kun
gelautet haben = arm. shund hündchen, im phryg. war s ab-
gefallen wie im arm. kesur neben sAesur Schwiegermutter, wenn
das wort nicht überhaupt mit Qvan unverwandt war, wie
wir im ossetischen khuy = hund finden, das mit Qvan nichts
zu thun hat. Das phryg. wort für feuer ähnelte dem griechi-
schen nvQ, mochte also pur lauten = arm. hur aus pur. Dazu
hatte das phrygische das a in a und e, das r in r und l ge-
spalten, stimmte aber in der entwicklung der Zischlaute aus
ursp. gutturalen mit dem arisch-slavolettischen überein, und indem
Wandel von s in h mit dem armenisch-iranischen, wenn aQfjtd-v
krieg = altp. haniara ist und äda^voq freund von de Lagarde oder
Fr. Müller richtig gedeutet ist (Fick, Spracheinheit p. 416).
Gehörte phryg. xixXtjp zu gr. xvxXog, arisch caJcra, so vergliche
sich dies mit arm. hing = quinque, arisch pancan. Die übrigen
bisher erklärten glossen (auch ylovQog gold) beweisen nichts.
X die Stellung des armeniBchen im ueiBe qer iQdogerm. spracE
[it den phrygischen Inschriften hat es eine eigene bewandtniss.
Vcnn Gosche (Verhandlungen der Meissner iiliilologeiiversanim-
jng p. 82 flg.) recht hat, so ist die spradie der neuphrygisclieii
Bschriften nur ein armenischer dialekl, und Phrygier und
(himenier wären eigentlich eine nation. Eine so enge zusammen-
lebörigkeit beider hätte man nicht envartel. Auch wollen diese
B jelzt die allphrygischen inschriJten nicht bestätigen. Denn
irenn »JUidai Gavartaei vanaUei edaes*. heisst: er setzte es dem
idas dem gordischen, dem könige'), so klingt di&s immerliin
: grieclilsch als armenisch, und beiveist, wenn vanakt lehn-
Irwt ist. nichb für den charakter der spräche. Bei dieser sach-
Itge lü^ sich etwas bestimmtes über den charakter des phry-
ibcbcn niclil sagen. Doch kann man es für wahrscheinlich
Hllci), Attss es mit dem armenischen näher verwandt war.
Vielleicht bildeten diese sprachen mit andern kleinasiatischen
qiracfaeu eine eigene sprachfamilie, die gemäss dem, was wir
jAxsi über das armenische ermittelt haben, zwischen iraiiiscli
\ slavoletlisch einzuordnen wäre.
Leipzig. H. Hühschmann.
Zur lehre vom digamma.
Gt^en meine ausführungcn über das griechische ixvioitai
Bnd ihm unmittelbar nahe stehende formen im zweiundzwan-
;n bände dieser Keilschrift, seite 31 bis 54, hat Georg
Cnrtius im seclisten bände seiner Studien, seite 414, einige kurze
lieaierfeungeD aufgestellt, die kritisch näher zu beleuchten niclil
' besonderes Interesse ist.
Es war von mir nachdrücklich beloni, dass die unzweifel-
hafligkeil einer griechischen wurzelform ix ohne jede spur eines
nluttenden diganmia aus allen theilen der homerischen
ficUiuifT. in der zu jenem ix gehörige formen an mehr als 550
I) Di* gsnse inschrin lautel: AteR arkiaevais nkenanogavos Midai
Bwtrta« vamakui edae».
50 ^^^ Meyer,
stellen vorkommen, sich ergebe, und darauf die bemerkung be-
gründet, dass sich auf sprachwissenschaftlichem gebiet kaum ein
verunglückterer beweisversuch für das digamma in jener wurzel
werde finden lassen, als der durch das zusammengesetzte äuno^
»unnahbare, das nur an zwei späteren dichterstellen durch
conjectur gelesen werde. Nun hebt Groorg Curtius hervor, dass
ä$xvoi nicht auf blosser conjectur beruhe, sondern von He-
sychios (äixzog' anQognog) bezeugt und danach von (lottfried
Hermann in eine jener beiden dichterstellen aufgenommen sei.
Selbstverständlich aber kann gegen den beweis, den die home-
rische spräche liefert, eine conjectur auch nach Hesychios
nichts verschlagen; wie aber Georg Curtius über spät bezeugte
Zusammensetzungen mit dem ä privativum vor folgendem vocal
ohne zwischentretenden nasal, also vielleicht scheinbarem altem
j:, sonst urtheüt, darüber ist interessant seine eignen wortezu
hören. Er sagt in den grundzügen, seite 350: »Benfey's ein-
wand . . ., ä-oQv-o-g beweise j:, will nichts sagen, denn das
späte wort kann in seiner Vereinzelung den labialen anlaut so
wenig beweisen wie ä-omo-g^ ä-oQfiO'g den der betreflfenden
wurzelnc und zum beispiel noch seite 698 : » oxvog. Benfey
2, 22 nimmt anlautendes j an. Er stützt sich auf die form
ä'Oxpo-g. Aber diese beweist das digamma keineswegs, wie
ä-odfio-g (w. od no. 288), ä-oQv-o-g (no. 503) zeigen«.
Im nächstfolgenden wird von Curtius behauptet, dass in
Ilias und Odyssee manche Wörter das digamma schon spurlos
eingebüsst haben und daran unter 3) der satz gereiht »es ist
gerechtfertigt, das gleiche für txviofkat vorauszusetzen und das
wort mit jioXxo-g^ dem es begrifflich nahe kommt, zusammen-
zustellen . . .« Darin ist von dem allgemeinsten, um das sich
hier die ganze Streitfrage dreht, abgesehen, also nichts enthalten
als die behauptung, dass der begriff des »kommens, gelangens«
dem begriff »haus« nahe komme. Mir ist aus keiner einzigen
spräche ein beispiel dafür bekannt, dass das »haus« nach der
ganz unbestimmten bedeutung des »kommens, gelangens« (oder
»erreichens«) benannt wäre.
Unter einer letzten, vierten, nummer ist von Curtius be-
merkt, dass dem versuche, Ixvioinai, zum altindischen oq »er-
reichen« zu stellen, »ausser andern bedenken« die Schwierigkeit
entgegenstehe, dass die abschwächung des a zu * namentlich in
lxi<s0^a$, Ixhfig ^^^ singulär wäre. Da ist zunächst höchst seltsam,
Zur lehre vom digatnma.
51
hior, «Ti sioli3 um die bekämpfimg einer ausführlichst mo-
Inirlcn ansieht liniidi^lk-, so kuiK noch auf »aiiiKTi.- (ungenannte)
Jiedenken« hingewiesen wird, als ob ihrer etwa noch ein grosser
Vorralh 3:ur band wäre. Was das wiriilich angeführte bedenken,
angenomracno abschwächung des a zu t anbelrifn, so ist da
inlercssant, was in einer stelle der grundzügc (seile 701
is 703), auf die auch geradezu hingewiesen wini, von Cui-tius
ilbst gelehrt wivä. Zunächst werden »acht verbalfornien« auf-
pfOhrt, in denen das i sieb als stellveHreter von e (also ur-
Bprünglirhem «) »vor doppelter consonanz« findet; ihnen wird
als ein dutzend noch andrer Wörter angereiht, In denen
das t denselben Ursprung bat. Dann heisst es weiter »was
Uemach übrig bleibt ist nicht viel« and es wird eine weitere
leihe von Wörtern beigebracht, in denen ein » auch vor einfacher
eonsonanz auf alles a zurückführt, woran sich dann noch weitei'es
mit den Worten »in den nicht attischen mundarten
it( die erscheinung weif liäufiger«. Was dem gegenüber die
bemerkung soll, dass die abschwächung des a zu t in ixfa9ai.
MJtf; »sehr singuIär« sein würde, ist nicht abzusehen. Die
scbwächuiig ein^ allen « zu * auch vor einfachen consonanten
ist im gi-iecbisehen häufig genug, als dass man etwa noch eine
besondere beeinllussimg des ganzen verbalslammes durch das
ptSsentische hrfoitat mit seiner Verbindung ttv anzunehmen
bfanchte.
Wir müssen nun aber noch auf die zweite nummer in den
Cartins'gchen Uiesen zurückkommen, in der behauptet wird, es
Bfeh« uijumstösslich fest, dass manche Wörter, für die das j: aus
andern quollen mit Sicherheit ersclilossen werden könne, in Dias
Bnd Odyssee diesen laut schon spurlos eingebüsst haben. Da
ist vor allen dingen horvorauheben, dass weder vom unterzeich-
neten, noch seines Wissens von ü-gend einem andern urlheils-
Ihigm je bobauplel worden ist oder behauptet werden konnte,
itftfis die homerische spräche jedes ihren formen ursprünglich
wgehör^e f durchaus bewährt habe. Wohl aber ist behauptet
und mufis immer behauptet werden, dass, wo auch die echte
homerische spräche ein altes / einbüsste, diess aus bestimmten
pilnden, innerhalb b^timmter zu ermittelnder gesetze, geschehen
»m müsse, nicht rein willkürlich. Solche von vielen beliebte
iSUg regellose aijrachwillkflr dagegen würde überhaupt alle
■nschafi aufheben. In diis gebiet aber solcher 'völlig
52 Leo Meyer,
unbegränzter sprachwillkür gehört eben auch die behauptung,
dass oixog und txviofux$ unmittelbar zusammen gehören, ixviofuxt
aber in der homerischen spräche jede spur eines digamma ein-
gebüsst habe, während olxog homerisch noch ßoXxog laute.
Die von Curtius beigebrachten beispicle für die spurlose
einbusse eines digamma schon in der homerischen spräche
(ifAico, üiviofjta^^ oxog^ oQcioo)^ mit der dann auch die gleiche ein-
busse in ixpiofMx$ und sein zusammengehören mit dem alt-
indischen vig »eingehen« weiter begründet sein soll, sind sehr un-
glücklich gewählt. Wir müssen darauf noch etwas näher eingehen.
Das angeführte verbum ifjtim ist bei Homer überhaupt sehr
selten, es begegnet zweimal (Odyssee 12, 237 und 437) mit dem
präflx ^J-, einmal (Dias 14, 437) mit dem präfix dno- und
auch nur einmal (Ilias 15, 11) ohne präfix. An der letzteren
stelle lässt sich das versbeginnende alfA ifAiwv so leicht in
alfjta jisfAwv (die herausgeber würden lieber alf^a jisfjkiiav schrei-
ben und mit synizese lesen) ändern, dass sie gar nicht als gegen
digamma beweisend angeführt werden kann, eben so wenig aber
beweist nach der einen oder der andern seite die überlieferte
form i^€fiia€$€ (Odyssee 12, 237 und 437), da man dafür
ixj:€fAiiSB$€ schreiben könnte; so beruht also alle beweiskraft
gegen das anlautende / des homerischen ifiiw in dem vers-
schliessenden alfi dnifAsaaev (Ilias 14, 437), statt dessen auch
wieder die änderung alfAu j:i^eaasv durchaus nahe liegt. Will
man aber auch gegen diese änderung sich sträuben, so ist ja
bekannt, dass in unseren homerischen texten auch bei zahl-
reichen Wörtern, die in der homerischen spräche sicher an-
lautendes j: hatten, doch mehrfach metrische Störungen ein-
treten, sobald man das / überall eintragt. Da ist also die
beweiskraft jenes vereinzelt stehenden änifAsaaev (statt äno-
ßSfAsaasp^ das im hexameter auch gar nicht möglich war) so
ausserordentlich gering, dass wir liier ganz davon absehen
müssen. Sollte aber in der that schon in der homerischen
spräche trotz des nahe liegenden lateinischen vomere und des
gleichbedeutenden altindischen vam ein undigammirtes ifiioa ge-
golten haben, so liegt die vermuthung ausserordentlich nah, dass
das alte hier anlautende / durch den dissimilirenden einfluss
des nahe folgenden [a verdrängt wurde, also überhaupt ein ein-
fluss sich geltend machte, von dem entfernt älmlich nicht bei
txviofAa$ die rede hätte sein können.
Zur lehre v
53
Wesentlich anders liegt die sachc bei den <irei übrigen von
Ctniius als des anJaulenden tiigaiiinia frflli beraubt iuigefüluten
wörtero: «yto/im, äxog, ÖQciw. In ihnen wirkte ein litulgeselz,
das bisher ganz unbeachtet geblieben sclieint.
Wo altgi-iechischoä digaiiiniEt in einigen Wörtern früher als
In andern autgegeben wurde, da wirkten, liegt zu vermuthen
sehr- nahe, iiactibarliche laute störend und so zerstörend ein,
wie wir es ähnlich aucii schon eben für ein möglich homerisches
i/tim zu niuthmassen wagten. E^ ist das eine Wirkung, die sich
■uch ulxT die grenzen des griechischen Sprachgebietes hinaus
ganz ähnlich wieder flndel. Im altnordischen ist es regel, dass
anlautendes « vor den dmikeln vocalen o und « (auch ihren um-
lauten CB und y) ganz erlischt, wie in ormr »schlänge, wurm«,
ord »wort, rede*, ordinn »geworden«, Oäinn = ahd, Wuoian,
t »wir wateten, wir überschritten« von viiäa »waten«,
»wunder«, mul »wunde«, uräum »wir wurden« von veräa
»werden*, älfr »wolf«, tcpfi »sclireien« = gotl'- vöjjjan, yrhja
■wirken«, yndi »freude, wonne«. Auch der Grieche meidet von
dialektischen formen, wie den böotischen j-vxiaq (oixiag), xm/tü-
ffioi [xmfU'Mi), t^afäf^vdai; (t^ityfaSöq), ^aipajväog Qaipiodög)
lind ähnlichen, abgesehen anlaulendes ^ vor v, ja überhaupt die
lautfolge ^1', durchaus.
Wie aber vor folgendem v das j: entschieden vermieden
wird, so ist in der hemerischen spräche auch vor den dunkeln
a und a m den meisten fallen bereils j: erloschen : die lautfoigen
jfl und ^ sind, wie durchaus deutlicli zu erkennen ist, schon
rii der homerischen spräche sehr unbeliebte. Das zeigen eben
auch die otien angeführten homerischen üi'io/iai, öyoii und
iftä» (ö^6mj. Von mvioftai begegnet bei Homer nur einmal
das iiarticipielle Mcyttl; Odyssee 14, 202: ifis d' oiyijt^ ttxs
ttit^q, ausserdem nur das ihm zu gnmde liegende wt-os »preis,
kanfpreis«, das ausser Odyssee 15, 463, wo es vorsb^innend
abo in bezug auf die frage nach anlautendem f metrisch gleich-
pöKig siehl, durchaus anlautendes f entschieden ablehnt, wie
IIa-- tX. ^\^. (haß ti»Ö5 'Ijaovog wyav Idmxsf, Odyssee 14, 297:
Mai äoTtttov wvov tXoito, Odyssee 15, 38S = 429: S ä' «Itor
wraj' (dtoxtv, Odyssee 15, 452: o d' vftiv fiV(/iav mvov^ I]ias23,
746: t-to; de f/^iäfiota ^ivxäovog täfoc IdmxBy und Odyssee 15,
•45: tTttiftTt ä' liyov oSttiwv. Durch das genaue entsi>rechen
des allUidischen vasnd- m. n. »kaufpreis, werlh« sowie des la-
54 1^0 Meyer,
tcinischen veno- (neben venu-) m. »verkauf« erweist sich der
ursprünglich consonantische anlaut auch des griechischen Wortes.
Das homerische oxog- n. »fuhrwerk« gehört zu unserm
wagen, zum lateinischen vehere »fahren, tragen«, und zum alt-
indischen voÄ »fahren, führen«: vdhati »erfahrt« nebst vifhana-,
n. »wagen« und vahitror, n. »schiff« = lat. vehkulo- n. »fahr-
zeug, wagen, schiff«, lehnt aber trotzdem in der homerischen
spräche überall anlautendes / ab. Das ergiebt sich aus Ilias
4, 297: civ Inno^CkV mal oxsaifty (derselbe versschluss Ilias
5, 219); Ilias 5, 28: xzdfksvov nag" oxs(J(fiv; Ilias 5, 722: "Eßt^
d' dfup' 6xisca$; Ilias 5, 745 = 8, 389: ig d' 6x€a\ Ilias 8, 41:
«S ßSiTtoav vn^ oj^ccr^«; Ilias 8, 136: xatamtjtiiv vn^ ox^cr^iv;
Ilias 11, 160: xfi*V ox«« xQotdh^ov] Uias 12, 91: nd{) ö' aq
0Xsa(p$v\ Ilias 15, 3: ot fj^ev d^ naQ' 6xh<S(ptv\ Ilias 22, 22:
äfsd-XoffOQog $tV oxsiSffiv; Odyssee 4, 533: Innoiaiv xa& oxBCif^v
und auch noch anderen stellen.
In nahem Zusammenhang mit ox^q- n. »wagen« steht ox^^^v
»führen, tragen« und o^^^cr^a^ »einherfahren«, die auch ohne
anlautendes digamma gebraucht werden; so ergiebt sichs aus
Odyssee 7, 211: ßi<s%s iAah(S%' dx^ovxag difvV, Ilias 10, 403 =
17, 77: öafA^fAsvai ^ö' oxisc^ai und weiter aus dem zusammen-
gesetzten in-ox^sai^ak »darauf fahren« Ilias 10, 330 und 17,
449 (in'Oxi(i^'tccO' ^^ weiter zugehörigen homerischen for-
men sind noch zu neimen oxsv6g »graben«, das aber nur
auftritt in dx^'^^yog »graben ziehend«, das selbst nur einmal
und zwar metrisch gleichgiltig stehend gebraucht ist Ilias 21,
257 : fag S^ 6%' dv^q oxb%iiy^^ ^sfAOvsvfj ; dx^i^iv »fort-
wälzen, fortrollen«, das ohne präfix nur Ilias 21, 261 vers-
beginnend vorkömmt, in der Verbindung mit (Aerd aber deut-
lich seinen vocalischen anlaut zeigt (Ilias 24, 567 und Odyssee
23, 188: fistox^ffeie) und ox^ilf^tv »wegwälzen«, dessen voca-
lischer anlaut durch den versschluss an' oväsog ^x^(f£lccv (Ilias 12,
448 und Odyssee 9, 242) erwiesen wird. In (Ao^kog »hebel,
hebebaum, pfähl« (Odyssee 5, 261; 9, 332; 375; 378; 382;
387; 394 und 396), dessen unmittelbares zugehören durch das
gleichbedeutende lateinische vcdis sehr wahrscheinlich gemacht
wird, und dem daraus abgeleiteten fAOx^^^iv »mit hebeln um-
werfen«, wird man das eintreten des fjt für altes j: als auch
durch die abneigung gegen die Verbindung fo hervorgerufen
ansehen dürfen, wie aus gleichem gründe zum beispiel auch
, dib-ai
55
l povioftat neben gleich bettontendom liücinischcni volö »icli will*
nch ausbildete.
Für ÖQÖv »seilen« wird ursptiinglich anlaulendes j: durch
deii Zusammenhang mit unserm wah-nehmen und gatoakren, so
wie den weiteren mit allind. var >bedecken, umringen, wehi-en*
erwiesen, die homerische spräche aber lehnt jenes j: entschieden
»!b, wie aus zahlreichen alelleu deutlich wird, von dwien die
fnlgcnden hier anzuführen genügen kann: Ilias 1, 56: i>t>^-
»ot^a^ i^dfOi Ilias 1, 198: ciüi' 6'äki.iav vv %iq oqäfo; Utas 3,
234: ft'f &' äiUtfi'; (kiv näy%ag u^cü,' Ilias 4, 347: vvv äi (fiXoiQ
% ÖQÖoiff, Ilias 5, !244: ärä^' öq6w x^attgti; Ilias 15, 610: ^
Jf nifiatov üfitXov «c«; Ilias 17. (337: ol nov dtv^' oqoovtB^;
Uias 18, 61: ö^^a di iwi C°IF^' """ "f? ifäfo^ ^eiJoio: Ilias
30, 33: ^^cvü^, cv^' QQÖtuv tfgtva xigipoi*at; lÜas ^, 481:
n^öai*' oföuv ifayajov; Ilias 20, 38: JnotQO/iitaxov QQiSvteg;
Ilias 2:i, IfiG: #«o* d^ t* jiäntg öpw^o; Ilias 23, 323: aißsi
liQß ö^oter: Odyssee 1, 22'J: aiaxta nöiX' oQÖmv: Odyssee 4,
47: ccvfän inii Tii^n^aar öijmfifpot: Odyssee 5, 439: v^%s
nuff^, if jatttv Öpoj/Mvos; Odyssee 9, 295: aiizi.ta fi^y'
öffimftff; Odysset^ lü, 143: oi' ü^oo» (ivr/aT^gas: Odyssee 24,
\öi: S fä^ "ipoc ÖQct nqäaaoi xai öniaaw f Uias 13, 490:
Jfitfoßöf tt Uafiiv t' iao^iÖv\ Odyssee 23, 303: aitt^wv fjkv^
Hftf^uv ittoijma'{a] ; Ilias 3, 277 : 'H^ikiöq i^'St nävj' iifoq^g ;
Odyssee 13, 214: uvS^mnovi; sifOQä; Ilias U, 337: e? 'Iäi}s
MaifoQiäy. Dem gegenüber kann ganz und gar nicht ins ge-
wicht lallen, wenn das homerische ö^äv an nur zwei vereinzelten
stellen noch mit allem j: gebraucht m sein scheint, nämlich
lüas 1 1. 651 : Ytfytiaxtt, ö^öto öi . . . und Odyssee 23, 91 : ^tsto
Unmittelbar zu ögäv stellt sich oqiditai «acht haben, die
aurüichl führen*, das bei Homer auch deutlich vocalisch an-
läutet, wie die versausgänge Odyssee 14, 104: int d' ävif^s
itfxfioi ogvviou und Odyssee 3, 471: ini d' dvigig euitXoi ö^otTo
»igen, neben denen es sonst nur noch in den audi versschlies-
A'iiden Worten Ilias 23, 112: eni ö^ «»^g eff^Äöc egiiiffiii> be-
«ffniel, da die lüer ituflretende pluaquiimperfectform schwerlich
anderftn Ursprungs ist. Von den weiter zugehörigen oigog
■Wächter, liüter*, iniQVQoi; »hüter* und oi'(»nV »Wächter« wird
Wciterhm noch die rede sein, unmittelbar hier anzuschüessen
—iwt aber iv>eh die auch zugtjifirigen zusanuiicusetzuugen #i>^eii*-
56 Leo Meyer,
Qog »thüihüter«, das nur Ilias 22, 69 auflritl, und nvXawgog
»thürhüter«, das nur Ilias 21, 530 und 24, 681 vorkömmt. In
der Zusammensetzung ist, wie ähnliches auch sonst sich bemerk-
bar macht, vor dem m*sprünglich anlautenden / des zweiten
gliedes der auslautende vocal des ersten gliedes allerdings be-
wahrt, das nochvorhandensein jenes / auch in der homerischen
spräche ist damit aber durchaus nicht erwiesen. Von einem
den letztgenannten beiden Zusammensetzungen ganz ähnlich
gebildeten muthmasslichen dvgwQog »schwierige wache habend«,
wurde abgeleitet övg(OQi€$v »beschwerliche nachtwache haben«,
das nur Ilias 10, 183: dg ös xvveg ttsqI lAtjhx äv(fo}Q^<S(a<fiv iv
avXfj vorkommt und also auch vom / keine spur mehr zeigt.
Wie die formen nvlaonQog und x^vQawQogy deren schluss-
theil mit oQäv auf ein und 'demselben gründe ruht, in ihrem
innern noch die nachwirkung eines alten / zeigen, ohne dass
man berechtigt wäre, dieses selbst in ihnen für die homerische
spräche noch anzusetzen, so ist ganz dasselbe auch noch in
bezug auf einige nachhomerische bildungen hervorzuheben, die
zu (aviofAut und oquco gehören, für die, wie wir bereits oben
sahen, doch in der spräche Homers sich kein anlautendes j:
mehr nachweisen lässt. Weder von o)viofAa& noch von ogäa
begegnet bei Homer irgend eine augmentirte oder auch redu-
plicirte perfectform. Solche aber sind es, die auch in später,
nachhomerischer insbesondere attischer spräche, die doch sonst
bekanntlich das / besonders früh aufgegeben haben muss, seine
nachwirkung noch zeigen. Von wvSofAai lautet das imperfect
iiüvovfifiv^ von oQafa lautet es scoqwv : das letztere weist noch
ganz deutlich auf altes ißOQaov zurück, das / darin wirkte auf
den folgenden vocal in ganz der nämlichen weise dehnend ein,
wie es zum beispiel im attischen genetiv ßaadioag der fall war
dem homerischen ßacfd^ßog gegenüber; in icavovfifiv wurde dsis
augment vom folgenden w einfach abgetrennt gehalten, weil
zwischen beiden ursprünglich das / stand. Die zugehörigen
perfecta idvrjfiai und kwQäxa oder auch eogäxa stehen jenes
für altes jisj-aivfiiAai und die letzteren beiden für altes /«fo^äxa.
Aus dem letzteren entsprang sÖQolxa mit blossem verlust des
alten /, in icoQäxa wirkte wieder das zweite / auf den ihm
folgenden vocal dehnend ein.
In ganz der nämlichen weise wie von den eben angeführten
(üvSofAM und oQdco entstanden auch die noch in später zeit auf-
Zur lehr« v
1 digammH.
57
elenden augmetitirten und reduplicii-len formen vtm o)i}ent
ch flösse*: das iniperfecl iiäitovv^ dt-r aorist tatan (iicbL-ii d<.-ui
■ maa geläufiger ist) und das perrcct toixa. Jone aorisiform
ignct auch zwei vereinzelte male hv\ Homer, nämlich Ilia)s
, 410: xäd' i' ä^' cVri atö/i' tmae und Odysf;ee 9, 81: xai
'߻fi4^g anftane, WO man aber auch nicht etwa noch fpuaeund
btißttee schreiben darf. Das verbum (n&im, das genau dem
BlUndischen vddh (im Petersburger wörtcrbuche bädh geschrie-
" 3i) »siossen, drängen« entspricht, ist dci- homerischen spräche
: geläufig, lässt aber in ihr den rein vocalischen anlaut nicht
Wrkennen. Wir fühi'cn wieder einige beweia?nde stellen an:
Odyssee 3. 295: jroii axatpöv fgiov a»ft; Iljas 21, 398: i»vq
'^v liaag; Ilias 1, S3Ü: ät/i d'ig xavltöv wat; IlJas 5, 19:
ftxttpä^töv, tÖGf d' dtfi' inntnv: Ilias 5, G94: dÖQv fuiXti-ov äet
W^C«; Ilias 15,668: viifo? axlvo? oiasv '^»^nj ; nias21,235:
m-Moittvoi, aat de vtxqovc; Ilias 8, 295: TiQOti FiXiov lüisdfieit'
«^«f's; Odyssee 15, 553: oX liiv aväaavrtg ; Ilias 17, 649:
wfdaOfy xai änüetf dfii%i.^v; Ilias 24, 44<i: nvXag xal anüetv
inf^! Odyssee 2, 130: nftxovaav dnmOai; Ilias 8, 533: näg
vy£v n^ö^ tstjpc «ntöasiai; Odysset; 13, 276: äli' ») toi rfync
wiUtfv äno'iaato; Ilias 8, 206; Tqwac änmaaeüat; Ilias 21, 244:
t^ftviv nnatna diöitttv ; IHas 14, 494: i» ö' lüas yX^pi/y,
Aasficr jenem augmenlirten Iwtfe und dniuiits scheinen lür das
tomeriscbe wftfw nur zwei stellen noch consonantischen anlaut
erweisen, nämlich Itias 16, 592: töttaov ixwqijaav Tgätg,
änaiTO d' 'Axttioi mid Odyssee 11, 596: iäßav ävitt üittaxt,
die den zahlreichen übrigen gt^enüber, von denen wir oben
r einen theil anführten, keine beweiskrafl mehr haben.
Von den übrigen homerischen wöricni mit anlautendem
0-TOcal nennen wir zimäehst den namen 'O^vfi^, der ohne
iwctfel auf iißxvy- »wachtel«, das selbst bei Homer nicht vor-
at, zurückführt, mit ihm aber auf altindisches vartakor m.
twachlel«; gleichwohl zeigt es an der einzigen stelle, wo es
fa Innern eines verses vorkömmt, Odyssee 5, 123: Im i*"" ^v
\)^imfif}, deutlich vocalischen anlaut; an einer zweiten stelle
(OiJyss«! 15, 4041 beginnt es den vers.
Das homerische önviav »heirathen, eine frau nehmen« ge-
kört zum altitidischen vap »hinstreuen, hinwerfen« (besondere
*ii(!D Samen«): vdpati »er streut hin«, von dem zum beispiel
VKb vaptar- »säemann«; »bel'ruchtcr, erzeuger, vater« und
58 Leo Meyer,
vapüor »vater« ausgingen, zeigt aber keine spur mehr eines
anlautenden/. Wir nennen folgende stellen: Ilias 13, 379:
"A^ysog i^ayayovTsg, onvUfuv; Ilias 13, 429: nQ€ifßv%ätifV d*
cinv$$ %^vyatQ(av\ Ilias 14, 268: diica 67tv$i§Mva$; Odyssee 2,
207: i(^%ifi^\ äg imj:etxig onviifuv ; Odyssee 2, 336: i^' 5g
%$g dnvio$ (der selbe versausgang Odyssee 16, 386); Odyssee 4,
798: %^P ^vfnilog onv&s; Odyssee 6, 33: oi iv' onviowsg; Ilias 8,
304: %ov Q äl jii(SvfMi%^sv onvMikivq.
Dass 0X1^ »säumen, zögern, bedenklichkeit« mit dem alt-
indischen voJcrär- »gebogen, krumm«; »unredlich, hinterlistig,
zweideutig« in nahem Zusammenhang steht, und weiter mit
vahc »wanken, krumm gehen« : vdüccUi »er wankt«, hat schon
Benfey im griechischen wurzellexikon ausgesprochen, ist aber
von andern mit unrecht wieder bestritten. Bei Homer zeigt es
indess nur vocalischen anlaut, nämlich Ilias 5^817: ovts %i fäs
dj:iog i(fx^^ dxiJQtov qvtb t&g oxvog; Ilias 10, 122: oiz* oxv^
jslxcov und Ilias 13, 224: ovtc tivä öjiog i(f%B$ äx^QioVy oixe
%kg oxvM jisixwv. Das unmittelbar zugehörige dxvistv »zögern,
sich scheuen« bietet die homerische dichtung nur zweimal vera-
beginnend, nämlich Ilias 5, 255: oxvsm 6' Innmv inißa$vifuv
und Ilias 20, 155: äxviov dfkipoTSQo^.
Wie man das griechische ovii^fAt »ich erfreue, ich fördere«,
opipafAtti »ich habe genuss, ich habe freude«, das Curtius (seile
322) als etymologisch sehr schwielig bezeichnet, zum altindischen
nand »sich freuen« hat stellen können, ist mir nicht verständ-
lich. Es gehört zum gothischen vufum »sich freuen«, das aus
wifMmnands »sich nicht freuend« (nur Philipper 2, 26) zu ent-
nehmen ist, und mit ihm zum altindiscben van »gern haben,
lieben; wünschen, verlangen«, »sich verschaffen«, an die sich
zum beispiel auch die vedischen vanin- »spendend, mitthei-
lend« und vdnisJithar »am meisten mittheilend« anschliessen.
Das reduplicirte präsens wurde wie aus einer rein vocaJisch
anlautenden verbalgrundform gebildet; bei Homer, ist übrigens
zu bemerken, kommt das präsens nur an einer einzigen — von
Bekker verworfenen — stelle vor, nämlich Ilias 24, 45 : yiyvezat^
fl t' ävÖQag fitya aipezat ^d' ovipijaiv. Sehr geläufig dagegen
sind aorist- und futurformen. Wir fühi'en wieder eine reihe
von stellen an, um das fehlen des alten anlautenden / noch
vor die äugen zu führen: Odyssee 19, 68: xal äa^zog opijtfo;
Odyssee 2, 33: iai^log yko^ doxsZ sipai, opyfACPog; Ilias 7, 172:
Zur lehre vom digammn.
59
4ti7 : i'7fo!^^a6fu-it\ § tu;
'«C fdg üj ip^aet; Ilias 8, 3(> ^
w; Odyssee 23, 24: ff* di tov
fä de ft ovx äqa itiliov äv^Onv; Dias 1, 305: ^ firin
t««; Hins y, 509: %uv äe ^*>' («»■i^ffwi',- Ilias 7, 173: xo» d'
'tQi j-av ^i'fiiy oif/jastaii Ilias 16, 31 : aiva^it^ ' it ocr nJU«»^
^attas: Odyssee 11,324: ijj'c /i^»-, st'd' etnufijio ,* Odyssee24,
80: m; %ciU; z«/*^£ üitovtjiiivog ; Ilias 24, 556: (ft; d£ TÜvd'
wi«. xai fiitotf. Das zugehörige ovt^atq vglück, wolilliüirl«
Jjege^iiet mir Odyssee 21, 402: s» ;'ä^ iJf} xtiffffoi'n»' ov/ffMs
mn»i<sufy. Weiter schUessL sicli aber auch an ivttaq (ovutn-)
yhiiirc, beistand, crqiiickung« ; vkosLbaikeiten, speisen«, wie zum
'bei^iiel aucli das gothische vmja »weide, futter« {nui- Johannes
10, 9) zur selben wui-zel gehÖrL Die alle, vielleicht auch nocb
ikiDieriscbe, fomi lautete wohl üv^paQ (Si^at-j. Der vocaLisolte
,«nlaut des wurts tritt bei Homer Überali ganz deutlich hervor,
m Uias 23, 433: näai t' Örfiag; Ilias 22, AfiG: Ifffftai "Etetoe
tnutp, intt itävsii Odyssee 4, 44: *«i ^(fqüamo ftSy' öpatag;
Ody^ee 15. 78: nvöog n xai ay^aßti/ xat 6vtia(>; Odyssee 15,
31ti: ti f*oi ditnvov Öüiiv ovhiaia fn'iii' exoyttg lind in dem
efl wiederholten Verse oI d' i7i' ovfiai^' hoTfia Tt^oxtiftfva fst^ag
taiXop Ilias 9. 91 = 9. 221 = 24, 627 = Odyssee 1, 149 ff.
Tod dem noch zugehöri^n igiurv^g und ißtoi<vtog »heilbringer,
legenspender« wird weiterhin noch die rede sein. Es mag ge-
ifrggt sein, ob nicht vielieiclil aucli noch zur selben wurzel ge-
Jläreo ira({ und övft^o-, m. n. {öveii/ttT- nur Odyssee 20, 87)
»träum, traunigesicht«. Der niangel eines anlautenden j: tritt
fai ihnen bei Homer üLteralt deutlicli heraus, me Ilias 10, 496:
•MMv yvf övctQ xeifaiftf ti' tniat^; Ilias 2, 22: ^clOs öptt^os;
Qias2,S0: ti niy ztf xüv ovtiQitv ; Itias 22, 199: tä^d' ivivsi^ta;
Ody^ee 6, 49: itifaq d' ttnBifuvfiaa' .övtiQOv; Odyssee 11,207:
f wii ovti^; Odyssee 19, 555: tmott^ivaei^ui övfi^v; Odyssee
}l,12: difiiop avfiqmp; Odyssee 20, 87 : aiictQ tfioi itai ävtigai'
inhi^tftv: Ilias 1, 63: ^ Mai dvttqonölov; Ilias 5, 149: vticeg
Bifp6äiucvrog oPttQQnöi.o*»; Odysse4, 809: ijdv i*äXa xpiüeaova'
tif ini^ipat nvÄ^tStv. Eine stelle nui' scheint zu widorsjirechen,
ifiämlidi Ilias 2, 8: ^ua»' ii^t, avie övti^e; in ihr aber wirkte
'Oßtnbar nur das nahe (vers 6) vorausgehende nift^iat in'
'Mftfid^ 'AfUfiiftvopi. ovlop övuqov nach.
Dass die homerische form des griechischen ößx»S »hode«,
in si-lbst tiii'ht im Homer vorkömmt, oline anlautendes / war,
60 Leo Meyer,
zeigt das damit zusammengesetzte IvoQxog »mit hoden versehen,
un verschnitten«, das nur einmal begegnet Ilias 23, 147: nevr^
xopta (J* BV0Q%a naQavtod-t fA^l^ tsQBvtSsirV, Es schliesst sich
an ßq^xstv (aus jQf%etv) »benetzen« und das gleichbedeutende
lateinische rigäre (aus vrigdre), hängt weiterhin aber auch
zusammen mit altind. varsh »regnen, beregnen« : vdrshati von
dem auch altind. vfshanor m. (n.) »hode« ausging.
Der rein vocalische anlaut des adjectivs oi<smvog »weiden,
aus weiden gemacht« ergiebt sich aus dem einzigen verse, in
dem es bei Homer auftritt, Odyssee 5, 256 : dmfxnsQhq oitfvtv^tfiv.
Das ihm zu gründe liegende oiava »weide«, das nicht selbst
bei Homer vorkömmt, ging aus altem fonva hervor, da es mit
unserm weide und dem gleichbedeutenden griechischen i%i^,
homerisch j:Ttif^ (Ilias 21, 350: xaiovto msXiai, xal fnsM und
Odyssee 10, 510: fMcxQai r' atystQot xal ftriai) eng zusammen-
hängt. Fick, Seite 400, vereinigt es mit dem altpreussischen
wUwa^ weidenbaum« unter einem europäischen vaitvd.
Das homerische d&ovfj »gewand«, »leinwand« wird mit dem
mittel- und althochdeutschen wdt f. »gewand, kleidung«, zu dem
es auch Fick, seite 179, fragend stellt, unmittelbar zusammen-
gehören ; es lehnt anlautendes / deutlich ab, Odyssee 7, 107 :
xaiQoa^dnv (für das vielmehr xatQovatfdSv wird zu schreiben sein)
d' od-opcSv^ steht einmal metrisch gleichgültig, nämlich Ilias 18,
595: x(Sv d' at i^hv Ismaq o^ovac l/ov, und scheint an einer
dritten stelle noch consonantisch anzulauten, nämlich Ilias 3, 141
im versschliessenden xaXvtpafAiv^ dd^oPTjaiv.
Zu den Wörtern, die altes anlautendes / hatten, es aber
bereits in der homerischen spräche einbüssten, gehört unseres
erachtens auch (Sqt^, dessen neuerdings mehrfach wiederholte
Zusammenstellung mit unserem jähr und dem gleichbedeutenden
altbaktrischen yäre nur als sehr unglücklich bezeichnet werden
kann. Benfey hatte sie bereits in seinem griechischen wurzel-
lexikon (I, seite 329) mit guten gründen abgewiesen, denen
gegenüber das, was Curtius in seinen grundzügen, seite 357,
wieder zu ihrer begründung, insbesondere der des bedeu-
tungszusammcnhangs, ausführt, wenig wiegt. Er meint,
Benfey's einwendungen gegen jene Zusammenstellung haben
keine bedeutung, so bald man von der iqi griechischen
»durchschimmernden«, im slavischen lebendigen bedeutung
»lenz, blühende Jahreszeit« ausgehe, aus der der begriff »jähr«
e vom digamma.
61
Ifeicbl hervorgeli(;!i könne. Weiter gefällt Curlius auch die
IjQTÜckrührutig auf die wurzcl yit »gehen, kommen«, indem das
E frühjalir als das kommen, die bewegung der jiihreszeil im he-
p sondern aufgcfitssl werden könne, wobei man an unser »zeitig«
denken möge. Im griechiscJicn walte diese engere bodeutung
VHP, die allgemeinere abei' trete wie in uQog (ein ziemlich sel-
lenes und erst in spätnacbhomerischer zeit nachgewiesenes wort),
so gewi^ auch im homerischen iwito^og entgegen.
Zu dem beigebrachten homerischen tvviwQog, das schon in
formeller beziehung nicht geringe Schwierigkeit macht, da es
nur mit der für die homerische spräche überall bedenklichen
üjuizese gelesen werden kann, ist als belegsteile nm' Odyssee
19, 179 angeführt, wo es vom Minos heisst: iwintQos ßaaihve
Jifig fUfälov öaQiOr^g. Das wort kommt aber auch noch ali
vier anderen homerischen stellen vor, nämlich IHas 18, 351:
tf 6' mtttidc nXijaav digi^atog ivvBWQoio; Odyssee 10, 19:
foj:ög (t'yinnioio; Odyssee 10, 390: ex d' tlaasv ctälatat ftfot-
zötui; tvvfWQonSiv und Odyssee 11, 311: ivviiOQot yäij toi ft
xai ivvtßan^x^fäg ^tsav. Wie bedenklich hier überhaupt ist
die bedeutung «neunjährig« anzunehmen, hat unter anderem
Üüntzer schon in dieser Zeitschrift (band 15, seite 53 bis 57)
bervorgehoben, uns würde hier zu weit führen, des näheren
wieder daiauf einzugehen. Es genügt uns zu betonen, dass ein
offen gestanden nocli ganz dunkles ivvivaqog für die homerische
?l)rache kein wpos oder etwa auch wg)? mit der bedeutung
•jabr« beweisen kann.
Das homerische äqij, das im ganzen dreissig mal begegnet,
heiffit niemals »jaJir«, und nur an zwei stellen scheint es die
(dafachc bedeutung »frühling« zu haben, nämlich Ilias % 468:
ftvqiot, &aca ji ^t'iüLa xai ävitea yi^vetat wQtj und Odyssee
9, öl : ^XÖov Inttit' Saa tfvU.a xai üvi^Bot yiyvttat Mpy, Aber
man darf unmöglich diese beidert stellen olme genaue milei'wä-
^ig aller übrigen, an denen das wort ä^^ begegnet, ausdeuten
vollen. Dass das homerische töpi^ weder einfacli »frühling«
beiss«fi, noch auch je geheissen haben kann, zeigt am deutlich-
sten Odyssee .5, 485: ugi^ jEtjue^tf/ »in der Winterzeit«. Selbst-
wsüLndlich kann aber äft^ an und für sich auch nicht «früh-
ling« liei^en. wo dieser in einem zusatz ausdrücklich bezeichnet
Ü. wie ÜQ^ fcta^tv^ »in der frühlingszeit« lüas 2, 471 = 16,
*ö und Odyssee 18, 367 = 22, 301 und noch Ilias 6, 14ö:
62 Leo Meyer,
j:iaQog 6' imyiYVstat äQfj, So scheint es als »Jahreszeit« über-
haupt gefasst werden zu dürfen, alier auch d i e bodeutung passt
für viele stellen nicht, kann in ihnen nicht zu gründe gelten
haben. Das wort wird mehrfach von der zum schlafen oder
zum essen »passenden zeit« gebraucht, wo man auch weder
nicht im anschluss an das eben besprochene »Jahreszeit« etwa
bestimmt »tageszeit« erklären kann, so Odyssee 3, 334: fSnsi-
(Savxhq xoitoto fisödfAs-d-a ' Toto yog fiS^y; Odyssee 19, 510:
xai yctq dfj xoitoio tax' i<Stai^ fV^^fog (Bekker liest Itftfstcu
^diog) (Sqij; Odyssee 11, 330: dXld xai m^tj \ Bvdsiv; Odyssee
11, 373: ovdi nta wQfj \ svds^v; Odyssee 15, 394: ovdi xi tfs
XQ^, \ nqlv wQfj^ xazalix^cci^ Odyssee 11, 379: (Sq^ (i^v noXij^mv
fAvd-tovj faQff dh xal vnvov, an welcher letzteren stelle also im
gegensatz zu der Schlafenszeit auch noch die rede ist von einer
zeit, die zu längerer Unterhaltung sich eignet; Odyssee 14,407:
yvv d' äQfi öoQTToio: Odyssee 21, 428: vvv d' wqj^ xal dognov
^/a#o*(y#v %s%vxi(S^ai; Odyssee 17, 176: ov juijv yaq t* x^Q^^^^
ig (Squ ÖBXnvov iXS(f&ai, Ein mal wird «S^iy von der zeit der
Vermählung gebraucht, nämlich Odyssee 15, 126: nolvf^gdrov
ig Y&iiov (Sqijv, An den noch übrigen homerischen stellen be-
gegnet ofQ'^ nur in der mehrzahl; so Odyssee 2, 107 = 19, 152 =
dÜ' 0T€ xttqatov ^Id-e fitog xal in^Xi^^ov o)Qa$. Aehnlich
Odyssee 10, 469: dlX' ovs dy q^ iviavtog Ssv, tisqI d* hqanov
äqai, und Odyssee 11, 295 = 14, 294: axjj nsgneklofAivov ßi^Bog^
xal infilvd-ov äqat. Es genüge hier anzumerken, dass Düntzer
Odyssee 2, 107 üä^a* einfach mit »Jahreszeiten« wiedergiebt und
weiter von ihnen erklärend sagt, dass sie in begleitung des
Jahres, m i t ihm kommend gedacht werden, während Faesi über-
setzt »und die Zeiten herankamen«, Ameis aber »und die Hören
herankamen«. Der letztere giebt zu Ody&see 10, 469 die Über-
setzung »die Hören im kreise sich umwendeten« und fügt er-
klärend hinzu »als die Hören, als geregelte zeitwellen gedacht,
den vollendeten kreisgang des Jahres von neuem begannen,
indem das jähr mit dem frühlinge anfing«. Noch ist anzuführen
Odyssee 9, 135: sig oigag dfAooiev, wo Düntzer erklärend be-
merkt »zu den bestimmten Zeiten, da der acker mehrfach im
jähre trägt«; femer Odyssee 24, 344: onnove d^ //*foc wgai
inißgiasiav vnsq^BV und Ilias 21, 450: dl^ ots d^ iiiai^oXo
rilog nolvytjO^Ssg otgai^ | il^i(fB{)Ov. An den paar übrigen stellen
der Ilias, die die wQai, nennen, sind diese deutlich persönlich
Znr lehre rom dJgsminB.
63
I ^acht, ?o Ilias 5, 749 = 8, 393: «tVoju«'*«. Si nvXni ,ivmv
wi^nvor, «C t%ov 'ilQut und llias 8, 433: r^aiv d' 'SiQOt fiif
An unniiltelbar zugehörigen formen sind noch drei adjediva
anzDschliesscn, deren jedes nur ein einziges mal bei Homer auf-
IrHl. nämlich mqia- Odyssee 9, 131: ov (i^y yng t» Kax^ yt,
f^n ii «r wpio näna, wo Diiiilzer übersetzt >zur zdt«,
Aniei? >alle fruchte der Jahreszeiten« und Faesi »die fi-öchte
jeder Jahreszeit«; «(öpo- Odyssee 12, 89: x^g ^ tot nodfg elai
Sriidtxa jiävrtg änaQüi, wo man »nicht gczeiligl, unansgebüdet«
m erklären pflegt, andere aber aucJi ganz anderes geben, und
navamfio- llias 34, 540: aXi' Sra naJö' hfxsv navaägtov, wo
die bedoutung >ganz kiii-z lebend« nicht zu verkennen ist, zu-
nächst wohl »ganz unzeitig, nicht die richtige zeit lobend« zu
versieben ist. Das ganz vereiittelto ovSeviamqo- werthlos (?),
nur llias 8, 178: «fti^xe' ovdsvüam^a, von mauern (teixsa)
ppSBgl, ist vielleicht von (3g;7 ganz zu trennen, dessen horneri-
*cli«i gebrauch wir damit vollständig überblickt haben. Ohne
DJ wagen seine bedeutung schon ganz scharf bestimmt hin-
mMellen, genügt uns zu betonen, dass es an keiner einzigen
hooierisclien stelle einen deutlich begränrien Zeitabschnitt (jähr,
Jahreszeil, frühling («der ähnlich) bezeichnet. Vielleicht bedeutet
M lusprflnglich nur den »wechsei (das rollen) der zeit« spSter
•Zeitabschnitt, passender Zeitabschnitt, passende zeit« und noch
*(Äter erst »einen genauer bestinunten Zeitabschnitt« ganz ähn-
lich etwa wie unser teoche, das ursprünglich auch nur »Wechsel,
ahwecKslnng« bezeichnet. Damit aber tritt die nahe auch schon
nti Pictet ausgesprochene Zusammengehörigkeit von tS^tj mil
dem allindischen vtlra-, m. »der füi- etwas bestimmte augen-
Wick, die an jemanden kommende reihe, gelegenheit, günstiger
aogenblick« ; »mal« (mit Zahlwörtern); »der wechselnde (der
«a» nach von einem planeten twherrschte) lag, woclienlag«
ah im höchsten grade wahrscheinlich heraus. Nah verwandt
damit ist möglicher weise das altindische vel/f f. »endpunct,
pflnce« ; »«eitgränze, Zeitraum, stunde« ; »gelegenheit*, worin
fax. gewiss kein wurzelhafter t-vocal anzunehmen ist. Der
)Ke consotiantische antaut des griechischen Wortes lässt sich
«Mlieh noch erkennen in navaiigiag und «»(»o;, die deshalb
»her doch nicht mehr im homerischen texl mil innerem f an-
I sind.
g4 Leo Meyer,
An weiteren homerischen formen mit anlautendem o, vor
dem ein altes / eingebüsst wurde, sind das futur oMfievai oder
oitfstv zu nennen, das der bedeutung nach als ergänzung zum
präsentischen (pigs^v »tragen« auftritt, und die daran sich
schliessenden aor ist formen, wie das imperativische olae »bringe«
(Odyssee 22, lOö und 481) und andere. Ihr vocalischer anlaut
tritt überall hervor, wie Ilias 13, 820: ol as nolivö' oXaova^'^
Ilias 14, 308: ia^äa' ol fk' otaovtSiv; Ilias 2, 229: ov xi r$q
ola€$; Odyssee 3, 429: »ai dykafdv otaipsv vöchq; Odyssee 19,
24: (papog oXtSst; Odyssee 20, 154: iQxs<si>s xQ^v^vds, xal oXtfsTs;
Odyssee 22, 101«: m ndvsg^ ^dij toi (sdxog oXaoa; Ilias 23, 663:
avtdq 6 vixfi^slg dinag oXOBzai; Ilias 23, 858: f^atfonv yäQ d^
xeXvog, 6 (J' oXtSsxai ; Dias 5, 257 : Tomco d' ov nahv avt$g änoi'
(Sstov, Ilias 10, 337: fiv^op dnoiasiv; Ilias 1, 89: (iageiag^x^lgag
inoiasi; Odyssee 16, 438,: vUi tst^ag tnoiUBi; Ilias 22, 425:
cJ^ kvog^ ov fA äxog o^v xaroi(f€ta& "Aj^idog eXtfca und Dias 8,
400: BQyßiSd^ ' ov ydg xald ffvyo&tfofisüa TitolsfAovÖe. Scheinbar
nur widerspricht Ilias 23, 441 : tag ärsQ oqxov oXatj äßCx^Xov. Benfey
(Orient und Occident 1, seite 54 und 427) stellt ol(f(a olme
zweifei mit vollstem recht zum aitindischen vi, das »fast alle
generellen« (das ist nicht präsentischen) »formen von aj = «y««
bildet ; es würde einem altindischen veshyämi genau entsprechen.
Zu demselben altindischen t;/, das auch »verlangend auf-
suchen, verlangend herbeikommen, losgehen auf« bedeutet, stellt
Benfey (Orient und Occident 1, seile 426. 427 und 732) das
altindische vkch (für visk) »gehen«, das als erste präsensperson
bildet vicchäjämi, die nach Benfey aus älterem vicchndjdmi
hervorging und so dem griechischen oi%vi(a »ich gehe, ich
komme« entspricht. Das % fuhrt darin nach Benfey ebenso
auf altes sk (woraus jenes altindische cA, ccä sich bildete) zurück,
wie in sqxofAai »ich komme« neben altindischem rcdidti (aus
arskdti) »er geht, er geht los auf«. Ein inneres -gcx-, fügen
wir hinzu, wäre nach griechischen lautverhältnissen auch gar
nicht möglich gewesen und ebenso wenig ein oitSxvSco; inneres
ax kömmt weder mit folgendem v noch mit vorausgehendem
0* vor. Unmittelbar zu oixviw gehört selbstverständlich auch
oXxofiai, »kommen, gehen, fortgehen«, das in der homerischen
spräche ein sehr geläufiges wort ist. Für olxvico, das bei Homer
im ganzen sechsmal vorkommt, beweist allerdings keine einzige
stelle den rein vocalischen anlaut, aber aus einer einzigen
Zur lehre vom digamma. gg
theinbar widcrsprechenilen stelle kann man aucli einen sicheren
weis für noch vorhandenes anlaulendcs ^ niclit mehr ent-
Mimen, wir meinen Odyssee 3, 322: «tVü^Eie? oi-fytvsiv. Für
1 häutige oixo/tai aber, das ind^s auch besonders gern vers-
ginnend, also metrisch gleichgültig, vorkömmt, ist der vocaÜsche
oLiut überall deullich. Wir nennen an beweisenden stellen
• Uias 5, 472: "Bwioj, njj (J^ toi [tivog otxstat; Odyssee 1,
(: olov äfttil^ac aifaa oX%tTi(i; Odyssee 4, 034: p^fä (lot
Ijp»' äyiov; Odyssee 4, S21 : ^ S yt itüv dvi ä^fxw tv' oixstai;
uns I. 53: ifi-ijiiftQ iiiv dyä rsifiiho}' (uX^f; Ilias It, 357:
uffa di Tvdtfidt}!; ftttä doi'^aTog oi^tT iQtn^vi Ilias 23, 564:
ttcifttvat yhaiTjStv " ö 6' öixiro: Odyssee 4, H42: ytj/itgTlg
ftotirtttTif, not' oiXfto; Odyssee 17,589: ij fiiv uq' mc äyö^svsy,
tf «x"*»,' Odyssee 17.42: üifrtgitai i(fn(i,r)i\ snti liixto; Odyssee
14, 144: Ttäitoi aiii'tat oixoftivum; Odyssee 15, 35: ddvqtiat
ttxopSvoto; Ilias ly, 34^: i4xvov ifiöv, if/ näiinav cinoixeat;
Odyssee 19, 19: nai^ög änoixofih-oto ; Ilias 1,50: oiig^ag ftiv
wrof djiwxfto; Ilias 15, 279: civtäg inti fiÖov "Exioti inot-
J^ewy; Odyssee 5. 62: iaivv inoixofiivtj; Ilias 5, 14S: tovi
Üv (ptnj\ Ö Ö' 'Aßavia (teToix^io; IlJas 4, 272: äg fqar\ ^Avqs-
[%! di nafio'ixevo. Nur ein einziges mal begegnet eine offenbar
gebörige perfectl'orm, nämlich Ilias 10, 252: äor^a ßi d^
*f4)ßf^r,xe, fiaeoi'xwxei' dÄ rrl4o>y vt'^. Ganz vereinzelt spricht
Kheinbar für anlautendes f von otz*otf«* nur Odyssee 16, 142;
litälf yiiv, £§ ov ttv yt f'Zto.
Im vorausgehenden bereits wurde der formen orpos
*«Äcfater, lifitcr«, ini-ovßog >hüler« und orpEi>; »Wächter«
ib wir wurzelform var und weiter der formen tQt-ovvtj^ und
t^t-avvMg »heilbringer, segenspender« als zur wur/elform van
gehörig gedacht: in ihnen tritt ein iautverhältniss hervor, auf
rias auch noch etwas näher einzugehen wir nicht umhin können :
kfl die »teile eines alten anlautenden v mit folgendem o-vocal
I im griechischen mehrfach das oiS getreten. Man kann sich
Im taulüborgang in diesem fall verschieden denken, ohne dass
rir nach der einen oder andern Seite beslimmt beweisendes
b^bringen vermöchten; doch ist uns am wahrscheinlichsten,
ksE die den vocalen so nahe verwandte naiur des v dieses selbst -
ÜP zum vocal werden liess und nun vocalzusaramenziehung
'pi aas ao) eintrat. Es bleibt zn prüfen, wie weit aber etwa
Wr dem nan anlautenden oi im Homer noch ein j: wirksam
tdUcknn t. TtfSl. BpriFhf. N.F.III.I, [)
66 Leo Meyer,
zu denken ist. Die nachwirkung des / ist unter den oben schon *
angeführten Wörtern mit dem auf die beschriebene weise ent-
standenem anlautendem ov noch ganz deutlich in iniovQog (Ilias
13, 450 und Odyssee 13, 405 = 15, 39) mit seinem inneren #,
doch aber darf man hier das / im homerischen text entschieden
nicht mehr einfügen, da die einfachen ovgog und ovQBvg deut-
lich rein vocalischen anlaut aufweisen. Das letztere begegnet
nur Ilias 10, 84: ^i xiv' ovq^(ov dif^i^fj^vog ^ tty' halQwVy
ovQog aber ein paar mal mehr, nämhch versbeginnend Odyssee
15, 89 und ausserdem in dem versausgang feQ^vtog, ovgog
Uxociciv Ilias 8, 80; 11, 840; 15, 370 = 659 und Odyssee 3,
411. Für die formen iq^ovvt^g (nur Ilias 20, 34 und Odyssee
8, 322) und das etwas häufigere igt-ovvtog »heilbringer, segen-
spender«, die beide nur als beinamen des Hermeias vorkommen,
wie das oben schon neben ihnen genannte altindische vanin-
»mittheilend, spendend« Rgvedas 1, 64, 12 ganz ähnlich von
den Maruten, den sturmgöttern, gebraucht wird, lässt sich be-
züglich der etwaigen bewahrung eines inneren / nichts ent-
scheiden, da ig^' in allen Zusammensetzungen unversehrt bleibt
Die Übereinstimmung des griechischen, insbesondere auch
bei Homer häufig vorkommenden, ovgavog »himmek mit dem alt-
indischen götlernamen Fdruwo-, der zunächst den »bedeckenden,
umgebenden, umfasser« (von var »bedecken, umgeben« : vrn&ti
»er bedeckt«) bezeichnet, Lst schon früh erkannt. Es genügt
hier hervorzuheben, dass es im homerischen verse nur rein
vocalisch anlautend gebraucht wird, wie Ilias 1, 317: xviaatj ö'
ovgavov Ixe; Ilias 8, 394: x^g in^tixganxai fAiyag ovgavog;
Dias 5, 769: fisatSfjyvg yaifjg ts xai ovgavov; Ilias 8, 74: i^ifS-
d^fjv, TgdoDP de ngog ovgavov; Ilias 5, 749 : avTOfAaiai de nvXa$
fAvxov ovgavov ; Ilias 16, 364: igiexai ovgavov slaco; Ilias 22, 318:
fionegog, Sg xakhaxog iv ovgavdo ; Ilias 24, 97: dxvtjv ö^ i^ava^
ßäaa$ ig ovgavov; Ilias 2, 458: dt ai&igog ovgavov Ixsv; Ilias
8,549: ävcfioi (figov ovgavov slaat; Ilias 15,192: Zsvg d^ tlax'
ovgavov svgvv ; Odyssee 4, 479: äd-avaioia^ ^^soXtSt %ol ovgavov;
Odyssee 12, 404: ffaivBto yaidcov dXX' ovgavog; Ilias 8, 558:
xai vdnai ' ovgav6i>Bv; Odyssee 9, 15: dofSav ^€ol Ovgavicoveg
und zum beispiel auch in den Zusammensetzungen inovgdvtog
»im himmel befindlich« und imovgdviog »unter dem himmel
befindlich«, wie Odyssee 17, 484: ov16(a€v\ si d^ nov ttg inov-
gdviog und Ilias 10, 212: dtSxij&ijg^ fAiya 4civ /o* vnovgdvkov.
Zur lehre vom digaroma.
67
Mit dem altindischen vd'ra- (auch v&'lor') ni. »schweifhaar,
ttKshaar« stimmt ^iechisches ovqii »schwänz, schweif« Qberein,
s bei Homer nur dreimal versbeginnend {Ilias 20, 170; Odyssee
90,315 und 17. 302) vorkommt, wie auch das daraus abgeleitete
»zum schwänz gehörig*, das nur ein einziges mal (Ilias
, 520) vorkommt, seine stelle zu anfang des verses hat. Darf
m ofigiaxog »äussersLes ende« unmittelbar dazu stellen, was
■her durchaus nicht unbedenklich ist, so ist in ihm auch fijr
f^p^ der beweis des rein vocalischen anlauts gebracht, es findet
I Ilias 13,443: ^ {lä jot danalqovaa xai oii^iKXOV ntiffn^ey
i Ilias IG. 612= 17,528: ovdtt iviaxipif»ii, im d' orglaxog
is oben bereits angeführte altindische var »bedecken,
smgeben«: vrruiti >er bedeckt, er umgieht« schliesst sich noch,
» aach durch ein alles inschrifliiches öftfo? nicht widerlegt
, das homerische ovqoc »gränze«, das nur zwei mal vor-
bmmt und beide male anlautendes j: entschieden ablehnt, näm-
kl) Ilias i% 421 : äXÄ' w? t' aftqi' ovqaiüt dt'' dviqi 3Tjqtäaai>ov
Bd ilias 21, 405: %öv g' ävd^eg nqintQOi iKaav IftfJtfat ovqov
ifvvQ^^. Für das homerische ovgög »graben, kanaU das nur
Oimal (Ilias 2. 153) und zwar versbeginnend vorkommt, wage
h kerne etymologische beslinmiung; eben so wenig in bezug
uf das häufigere oi'ßoc »wind, fahrwind«, das doch vielleicht
B das altindische vä »wehen*: vä'ti »er weht« sich anschliesst;
I wigt durchaus rein vocalischen anlaut, wie Ilias 1, 479:
tJvtr tf ix/itfov orpoi' I7; Ilias 14, 19: nfjiv xiva nsMQifiiyov
anaß^/ttvai ^K Jiföc ovQov; Odyssee 3, 176: fflgro d' frti Xift-g
ri^g af antrat; Odyssee 4, 360: ovdi nor' ovgot; Odyssee 4,
BK; didonav di [tot ovqdv: Odyssee 5, 167: ■niinpta S6 to»
^^rÖTiieUtf- Odyssee 5, 176: dYaUAfievat JtßogovQw: Odyssee
II, 040: ptttTittxu di KÜilifiog oi-gog; Odyssee 12, 167: l'/reij-«
fif (n'^og än^/imv. An einer stelle nur scheint or^og conso-
btnlischen anlaul zu haben, nämlich Odyssee 4, 518: Stp di
Das ungesc blecht ige ovgov »räum, vorsprang, Wurfweite«
I an allen drei stellen, die es in der homerischen dichttmg
■nfwH^pn, cnnsonantischen anlaut zu haben, nämlich Ilias 23,
IBl: äaart 6i dirSKOv oi^a xaTWjiadiaio jt^Aoit«*, Odyssee 8,
W: oaaop t' iv vbh» ovqov nfXti rniiörot^iv (»vorsprung —
•r dtti rindern«, wie wohl zu ergänzen isl) und Ilias 10, 351:
6g Leo Meyer,
cüÜC ÖTS d^ ^' dnkBV oaaov %' inl ovqa (ich verstehe nicht,
warum Bekker nur hier fovga giebt) nilovrai \ ^(aiovcüv. Ob
man hier auch blosse nachwirkung aus älterer zeit annehmen
darf? Das nur einmal (Ilias 23, 523) gebrauchte plurale (J*<r-
xovQa »Diskoswurfweite« kann nicht endgültig entscheiden, da
ein etwaiges d^tsxößovQa mit seinem inneren kurzen o im hexameter
überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Etymologisch schliesst
sich ovQov wohl an evQV" = altind. urtl- »weit« mit dem com-
parativ vdriyathS' »weiter« und an die altindischen vdras- n.
»weite, breite, räum« und vdror- m. »umkreis, Umgebung, räum«,
»das hemmen«.
Neben dem kurzvocaligen oQog- »berg« begegnen mehrere
dreisilbige casusformen bei Homer nicht selten auch mit an-
lautendem ov (genetiv ovQsog neben häufigerem oQsog^ dativ
oi{)Bi nur Odyssee 11,243 neben oqe'i nur Ilias 13, 754; plural-
nominativ oder -accusativ ovQsa neben oqsa; pluraldativ ovqbü^
ovQSiSiv neben fast eben so häufigem oqsaat, öq€(S(Siv), das doch
nicht als für altes anlautendes / beweisend gelten kann. Fast
alle zu oQog gehörigen formen zeigen bei Homer nur vocalischen
anlaut; zu widersprechen scheinen nur Odyssee 3, 290: /fcra
oQBfSa^v; Odyssee 5, 279 = 7, 268: oxtcoxaidsxdtfj dk (pätM/
oQca (fxiofsvra; Ilias 13, 754: ^ ^a, xal oiQfAijO-t^ o^s'i und noch
Odyssee 11,243: nsQ^sidd^ri^ ovqsi ßXaov, Für das gewöhnlich
dazu gestellte ovqsvg »maulthier«, das viermal bei Homer vor-
kommt, wird an keiner stelle rein vocalischer anlaut bestimmt
bewiesen, es ist aber doch kaum zu bezweifeln, obwohl zu
widersprechen scheint Ilias 24, 716: ßsl^avi fioi^ ovQ€V(fi 6uir
x^ifiBv. Das wort begegnet sonst noch Ilias 23, 115: tiqü d' äq
ovq^sg xiov avxiav und ausserdem zweimal (Ilias 1, 50 und
23, 111 : ovq^ßag) versbeginnend.
Das homerische ovXy »narbe, zugeheilte wunde«, das im
nächsten Zusammenhang steht mit dem lateinischen vtdnus
»wunde« und dem diesem gleichbedeutenden altindischen vrand^,
m. (selten n.) steht sechsmal (Odyssee 19, 391; 393; 464; 21,
219; 23, 74 und 24, 331) zu anfang des verses. ausserdem
findet es sich Odyssee 21, 221 : dnofiqya^sv oiU^g und Odyssee
19, 507: i)^sq(s6iisvog^ oiUiyv di, welche letztere stelle consonan-
tischen anlaut zu zeigen scheint, der möglich an allen übrigen
stellen für ovlij auch wäre.
Nur an einer einzigen stelle, Odyssee 3, 441 : iW^j/ d' bxsv
Zur lehre vom digamma. gg
I^^Ci die für oder gegen consonanlischen anlau[ nicht enl-
i kann, begegnet orkai »gerslenkömer«, das man mit
I laleinisctien votf?erc »wäl?*n, rollen« und weiter zugehörigen
Irmen geglaubt hat Kusammenstellen x.u dürfen. Die zusammen-
Dtzung otUöx«'"" »gerstenkörner, opfergersle« lehnt fiberall bei
Bomer deutlich juilautendcs ß ab, so: lüas 1, 449: jj«?»'»''/'«»^''
' inttra »ai otdoxiiag äyÜeno; Ilias 1, 458 = 2, 421 =
Odyssee 3, 447: ßr'rng iTrsi g' trllarto xai oiUojjiV«; ngoßä-
Itno; Odyssee 3, 445: xfQVißa t" ovloi^'xaq re »aj^Qxtxo ;
Odyssee 4, 7(51: iv d' tiiet' ovXo-fVTac »aviw.
Selir augenfällig tritt überall der hialus hervor, den der
ttUaul von otdaftög »gedränge, getümmel« macht, das deshalb
I Bekker auch nur ßorXafiog gesctu-ieben wird; es handelt
1 dabei im gründe allerdings nur um zwei bestimmte ver-
Undungen (avä ov}.afköv und sdtJffero ovlafiöt^); das wort be-
let bei Homer nur viermal, nämlich Ilias 20, 379: alxig
üfoffo ovianöv äf^Qöv; lüas ^, 113 in dem versau^ange
liv avä oriafior avdtjtäv und Utas 4, 251 und 273 in dem
' uvä ovlafiov anÖQMv. Möglicher weise steht
tiiaftög auch im msammenhang mit dem lateinischen volvere
mähen, rollen* oder auch mit dem griechischen ttXsiv »drän-
|en«, für das alter anlaut mit jr durchaus wahrscheinlich ist.
Hit sehr verschiedenartigen bedeutungen tritt in der homeri-
I adjectivisches oiUoc auf, in dem deshalb auch
inz Tcrschiedenarlig entstandene Wörter werden aus einander
1 halten sein. Wo es als beiwort von gewändern und leppi-
1 oder auch vom haar gebraucht wird und als »dicht, fest«
I HUfgefasst zu werden, und auch in dem vom schreien ad-
Rrbielt gebrauchten neutrum oiUti»- schreibt Bekker durchaus
Dazu zu nöthigen scheint aber in der Ihat nur ein
Kiger vers, nämlich Dias 24, G46 = Odys.see 4, 299: xXairag
? i^i(uvut ovlag xaitvneqöh _fiaaaitai, der so allein stehend
; auch durchaus nicht als bestimmt beweisend für ein
rfio- gelten kann. Die /.unächst noch weiter hier anzureihen-
eti stellen entlialten das ovXo- in bezüglich seines anlauts
"i gleichgültiger Stellung, so Ilias IK, 324: x^aimwc i'
Afpoffwjiiwj' orioip TS tan^Ttav; Odyssee 4, 50 ^ 17, 89
^1 rf' ä^ez x^c'Vttg ovXnq ßükov ^dh X'ttövag; Odyssee 10, 451
4l*fi i' ÖQtc X'l<"'>'(^C oi'Aa^/'nAei' i^'df X'^'"*'"^- Odyssee 19,225
fiahw noQifv^hiv ordi/f f^« dlog ^OSvaiStvg: llia^ 10, 134;
70 Leo Meyer,
d$nXf^v (wohl zu lesen: dmlofov) ixradiiiv, ovltj <J' insv^voi^s
Xd^vi^; Odyssee 6, 231 = 23, 158: x«d de üdq^xoq \ ovkag^xs
xofAag, und dazu Ilias 17, 756 und 759: ovXov xsxXijYaneg^ beide
male zu versanfang stehend. Ob man bei jenem adjectivischen
ovXog^ das doch gewiss auch in dem deutlieh vocalisch anlau-
tenden ovXoxaQfjpog (nur Odyssee 19, 246 im versausgang /ac^Io-
voxQoog ovloxaQtiPog) an das lateinische vellus »vliess, wolle«
und die weiter zugehörigen formen denken darf?
Ein anderes ovXog mit der bedeutung »unversehrt, ganz«,
das offenbar mit dem altindischen sdi-va- »all, ganz«, dem das
nachhomerische oXog »unversehrt, ganz« entspricht, überein-
stimmt, begegnet nur Odyssee 17, 343: aqxov %' ovlov Umv
und Odyssee 24, 118: fAtp^i d' uq' otdo) ndvra^ verleugnet also
vocalischen anlaut nicht. Ihm schliesst sich ohne zweifei das
imperativische ovXs an, das nur einmal und zwar versbeginnend
vorkommt, nämlich Odyssee 24, 402: ovX^ ts xal fkdla xaXqe
und ganz mit dem lateinischen salve »sei gesund, sei gegrüsst«
zusammen klingt.
Für die sonst noch auftretejiden formen eines adjectivischen
orio- pflegt man die bedeutung »verderblich« und nächsten
Zusammenhang mit oXXvfn »ich vernichte«, dem eine rein voca-
lisch anlautende würzet zu gründe liegt, anzunehmen. Bekker
glaubt es an drei stellen mit anlautendem j: schreiben zu müssen,
nämlich Uias 21, 536: öiöj^ia yccQ fitj ovXog ärf/Q ig telxog äXf^rat;
Dias 2, 6: n^fAipai in^ ^AtQBj:idri ^Ayaiiiiivovir ovXov ovsiqov und
Ilias 2, 8: ß&ax^ Xi>i^ ovXs ovbiqs. Ausserdem begegnet das
wort noch zweimal und zwar ganz deutlich ohne anlautendes/,
nämlich Ilias 5, 461: Tgoiag dk üvixag ovXog ^Aqtjg wtqvvs
fisrsXi^aiv und Ilias 5, 718: ifätfofAsv ovXov "AQfja. Auch das
vereinzelte ovXwg, das mit der bedeutung »verderblich« sich
ganz deutlich zu oXXvfAi stellt, zeigt deutlich rein vocalischen
anlaut, es findet sich Ilias 11, 62: olog d' ix vsqiwv dvatfai"
vszat ovXiog dar^Q.
Nach dem bisher ausgeführten könnte es fast scheinen, als
ob anlautendes griechisches ov an der stelle von altem va nur
vor folgenden liquiden lauten, namentlich vor X und q sich aus-
gebildet habe, dass dem aber nicht so ist, dafür spricht noch
ein bestimmtes homerisches beispiel, nämlich das abgeleitete
verbum ovtdv »verwunden« und die ihm näher sich anschliessen-
den formen. Die dem ovväp zunäclist zu gründe liegende nominal-
Zur lehre v
1 digamma.
7t
fonn ist nur in einer zusammenäelzung erhalten, die ein ein-
1 mal, nämlich Ilias IS, 536: äXloy ^tojiöf Ixoritcc rij^ot'taioi',
SiXor äovtov bei Homer vorkommt und sonst in der griechi-
schen lilteratur nirgend mehr bewahrt zu sein scheint. Das
Wer auftretende äovtov >unverwundet« stimmt ganz genau mit
den) altindischen aW(a- »unanpefochlen, unangetastet« (nur
Rgvedas C. l(j, 20; ü, 18, i; 6, 64, S; 6, 67, 7; 9, 89, 7; 9,
96, 8 und 11) überein, dessen Zusammenstellung mit dem home-
rischen aäaiog bei Fick, seite 18, mir dagegen ganz unversländ-
Jidi ist. Fick fügt erklärend hinzu sfür ä-^aiog mit vocalvor-
«ehlag vor ß * ; vor so vorgesfhlngenem ä müsste aber doch ein
miTersehrles äv- erwartet werden. Das homerische daärof (Ilias
U. 271) oder däätog (Odyssee 21, 91 und 22, 5) könnte etwa
tat ein altes daäpcctog {duapüTog) zurückfiähren.
Jenes altindische äedta- enthält als zweiten theil das parli-
apidle väid- »angegriffen, angefochten«, das nur aus zusammen-
Ktmngcn, wie noch ni-vätd~ »unangefochten, sicher«, beigebracht
<and als aus der wurzelform vd, einer nebenform von van »er-
streben, angreifen«, zu der zum beispiel noch vanü- m. »nach-
Jteller< und vanus- »angreifer, naclisteller« gehören, gebildet
angegeben wird. Wie aber zum beispiel allindisches hhätd-
'»gegraben« direct von khan »graben« : khänati »er gräbt« aus-
^g und jätä- »erzeugt, geboren« von jan »erzeugen, gebären«
■mtd Said »erworben« von san »erwerben, gewinnen«, in denen
■«üeii vor dem suffixalen t vocaldehnung und ausfall des nasals
eintrat, 30 konnte auch vdid- »angegriffen, verletzt« mmiittelbar
I einer wurzelform van »angreifen, verletzen« entspringen.
Auf das dai-aus zunäclist gebildete mulhniassliche *vantä- fuhrt
'das gnthische vumla-. unser tound. zurück, \vorin also der
irurzelhafte nasal sich hielt.
Sehr beachlenswerth ist, wie in dovtog die nachwirkung
Ab allen f gelteJi blieb, während im jünger gebildeten dvov-
Ttttoi »nicht verwundet« (nur Ilias 4, 540: 5g itg er' älÜ^og
xai dyovtaiog) und dem unmittelbar dazu sich stellenden adver-
■Uellcn dfotiiiii »unverwuudel« (nur Ilias 22, 371: 'Eieva^og.
' ä^a ßoi HC dvQVT^ii j-e) der verbalstamm ovra- durchaus
wcalisch anlautend bcihandelt winde, wie er in der homerischen
Ifvadie auch sonst überall erscheint. Einige belegende stellen
n noch angeführt sein: Utas 15, 746: avtoaxidov ovta; Ilias
5, Ü58: ri) ^ä (itv otia iv^o^v; Ilias 11, 490: flärdoxov ovza;
72 Leo Meyer,
Ilias 13, 192: dfiipakov ovxa; Dias 13, 561: l/i(Sidd^v, oßOiovta
(liaov; Ilias 14, 511: "VQztov ovta; Ilias 16, 311: ägfiftog ovxa
Gofavta; Ilias 16, 820: xazd (Xr^xac, ovta dt dovQi; Ilias 20,
455: diqjrBimav Jqvoti^ ovxa; Ilias 22, 375: wq aqa xig j^sinsiSxs
xal ovx^aaaxe; Ilias 11, 659 = 11, 826 = 16, 24: ^eßkr^i^vo^
ovxdfispoi xs; Ilias 14, 518: dfjoiaag ' ifwxV ^^ *"^' ovxafiipijv;
Ilias 5, 361: o fis ßyoxog ovxaaev dvfi(j; Ilias 7, 258: (Aiöov
adxog ovxa(f€ öovqI; Ilias 13, 438: (fx^x^og fiecov ovxaüB dovqi;
Ilias 12, 427: noXlol 8" ovxdlovro. Auch das zusammengesetzte
VBji'Ovxaxog »frisch verwundet« (Ilias 13, 539 und 18, 536) be-
zeugt den reinvocalischen anlaut des zweiten theiles (orraro-).
Unmittelbar zu ovxäv »verwunden« gehört noch das sub-
stantivische (ixstlfj »wunde«, das auf ein altes vätaljä zurück-
führt. Es steht im homerischen verse meist metrisch gleich-
gültig, wie Ilias 14, 518 und 17, 86: xax' ovxafjtSvrjp dxsd^v
und in der häufigeren Verbindung i^ o)xsdijg (Ilias 4, 140; 4,
149 ; 5, 870 und sonst), statt deren man nöthigen falls ja auch
ix j:o)XBil^g schreiben könnte, ganz deutlich aber zeigt es seinen
vocalischen anlaut Ilias 18, 351 : iv 6' wTsddg nXtjaav und
Hias 21, 122: iisx' ix^vatv, o% a' oneU^v.
Ob unter den übrigen homerischen formen mit rein an-
lautendem 0 oder « noch weitere bildungen mit ursprünglich
anlautendem / sich befinden, wollen wir für das mal nicht
eingehender mehr untersuchen, nur auf einzelnes noch kurz
hinweisen. Für oQxog »eld« wird ursprünglich anlautendes j:
durch das zusammengesetzte inioQxo- »falsch geschworen, mein-
eid« (Ilias 3, 279; 10, 332; 19, 260 und 264) und das daraus
abgeleitete imoQxhtv »falsch schwören« (nur Ilias 19, 188)
einiger massen wahrscheinlich gemacht, das einfache wort aber
lehnt anlautendes / durchaus ab, so Ilias 1, 233: xal inl fi^yav
OQxov of^ovfiai: Ilias 1, 239: ö 6f xot fi^yag tisasxai oqxog;
Hias 19, 108: xaqxsQov öqxov; Ilias 19, 175: ofivvixa) 6i xo^
OQxov; Ilias 20, 313: o]fi6a(tafi6P oqxovc; Ilias 23, 42: inl d'
OQXOV ofjLoaasv ; Ilias 23, 441: all' ov fitjv ovo'' wg dxeg öqxov;
Dias 14, 280: xeXsvxtjaSp xs xov öqxov; Odyssee 14, 151: dkld
avv ÖQxoy, Odyssee 19, 39: xXsTixoavpTj ^' öqxw xs. Zu wider-
sprechen scheint nur Odyssee 14, 171: dkl' tj ro* öqxov /a€v
ijidaofiev. Auch das abgeleitete öqxiov »eid, eidlicher vertrag«
zeigt überall vocalischen anlaut, wie Ilias 4, 158: ov fi^v mag
dXiov nsXei oQxtov; Ilias 2,339: /r/J ^V '^wi^ealai xs xal oQxta;
B voffl^^niiDa.
73
llias 3, 105: Ö<fQ' S^ki« tüftvi;; Ilias 3, 107: ft^ tic vnfitfiaai^
Jifii; o(!Xsa; Ilias 3, !ä45: ifm'y i/ffioi' oqxKt niirta ; llias 3, 299:
Für ogi^öc »aufrecht, gerade« hat man (k-n beweis eines
inlautenden allen / in niehrei'en dorischen l^oruien mit anlau-
tcndimi ß linden wollen, im eigennamen Bogüa/ö^ag, in ßoQ-
Oofoeiexot »schweinchen« und in Hesychios' ßwQi)ia {für äyiHa),
üe Ahrcns seile 48 anführt, für jenes f aber durchaus nicht
Üs acher beweisend ansieht. Bei der richligkeit der annähme
i alten ßo^itü^ w-ürde die zusanimenslellung: mit dem latei-
mschen ardutis »steil* hinfallen, keinesweges aber die mit dem
ilündischen ürdlivd- »aufgerichtet«, für das vielmehr die ent-
itefaung ans einem alten vardhvd- viel wahrscheinlicher ist, als
£e aus einem alten ardhud-. Bei Homer eigiebl sich 6git6Q
1 das daraus abgeleitete üqÜöc» »ich jiehle auf« durchaus als
n vocalisch anlautend, so Ilias 23, 27 1 = 4513 = (i57 = 70G =
B4= 801: ffiij d' opyöf ; Odyssee 18, 241: ovd' uQÖog azijvut;
Blas 24. 11: lorj d' 'oq^o^ draaiäg; llias 7, 272: rür <J' aiV
rietfwffec Un6Uiov; Ilias 2, 42 und 23, 235 : H^ro ^' uQ^u'Jtig.
Vielleicht ist auch für ÖQvii »vogei« ein altes anlautendes j:
uminehmen; dann wäre das erst spät auftauchende äoQvog
•ohne T%el* nicht so ganz bedeutungslos und man dürfte mög-
Brfier Weise an Zusammenhang nüt dem altindisehen väraii-ka-
>TogeU denken. Sehr häufig lehnt üyi'i^ bei Homer anlauten-
des j: ab, jedoch nicht an folgenden vier stellen: Ilias 10,277:
fäft di TÖi ÖQviiy 'Odvittvg; llias 23, S57: Ög di jce (i^Qivitoio
rtfji. Spytitoc äfiUßTmv; Odyssee 5,51: atiut' fthh' ini xr/ia
I ö^nV/i _ff^otxwg und Odyssee 24, 311: dvg(ioi/og ' tj ri jot
UOi^i i'fftfv 5gri!fsg iövri. Die neuerdings übliche Kusarumen-
iUdluog von öfrig mit dem gothischen aran-, unserni aar, halten
■irir für missrathen.
Bei dem griechischen und auch in der homerischen poesie
«hr geläufigen önkof »waffen, rüstung« scheint sehr nahe zu
Btgen, an unser waffe zu denken und an das diesem erit-
Ipechende gothische tirpTta-, mit dem regelmässig (Johannes 18,3;
loriDllier 2, G, 7 und 2, 10, 4) griechisches Snla übersetzt ist.
»che äniMf heisst aber durchaus nicht ausschliesslich
ll nur Tyrwiegend »waffen, rüstung«, sondern allgemeiner
i( Werkzeug, gerälh, handwerkszeug«, auch »schiffsgeräth«
aier arl, nmi ihm zur seile stehen iin/lftiv »anschirren«
74 Leo Meyer,
(nur Odyssee 6, 73; vom wagen), onXta&at »für sich zubereiten«
(nur Ilias 19, 172 und 23, 159; von der mahlzeit) und das
häufigere onXi^etv »zurecht machen, zubereiten, anschirren,
rüsten« (mehrfach auch in bezug auf den kämpf) nebst i(p'
onki^stv »zubereiten, zui-üsten« und dif-onli^stsda^ »sich ent-
waffnen« (nur Ilias 23, 26). So bleibt der Zusammenhang mit
lnE$v »mit etwas beschäftigt sein, bereiten« wahrscheinlicher.
Der vocalische anlaut von SnXov und den zu ihm gehörigen
Wörtern tritt bei Homer durchaus deutlich hervor, wie Ilias
10,254: (Lg j:6in6py onXo$a$v; Dias 18,409: änotP^clofiat onXa
xs navta; Ilias 18, 412: tfvaag fjkiv q^ dndvBVx>€ tii>fi nvQogj
onXa %B ndvra; Ilias 18, 614: fjkf^TSQ ifx^^ %d fikv onXa ^sog
noQBp; Ilias 18, 614: avtag ind ndvd^ onXa xdfAsv; Odyssee
10, 404: TtsXdfsaaxs onXa ts ndvxa; Odyssee 12, 151: avvlxa
d' önXa; Odyssee 24, 495 : dXX^ onXi^dfiex^a x^äaaov; Dias 8, 55:
dpa moXiv wttXI^ovto; Odyssee 17, 288: iv^vyot onXi^ovxa^;
Ilias 23, 301 und 351: ivxQtxag (ünXiaa&' tnnovg; Ilias 4, 344:
dnnöxs daXxa yigovatv iifonXi^cofjksv. Entgegen zu stehen schei-
nen nur Odyssee 2, 430: dfjadfxsvoi d' äqa önXa und Odyssee
21, 390: xelxo d' vn ai^ov<Sfi önXov vsßog.
Zu dem oben bereits erwähnten lateinischen volvere »wälzen,
rollen« und der weiter zu ihm gehörigen Wörtergruppe pflegt
noch gestellt zu werden öXfiog »runder Stein«, das nur Ilias 11,
147 versbeginnend steht, also bezüglich seines anlautes nichts
entscheiden lässt, und oXooixQoxog »runder stein, felsblock«,
das auch nur einmal metrisch gleichgültig vorkömmt, nämlich
Ilias 13, 137: dvxiXQvg fisfiafoig, dXooixQO%og (Sg and nixQ^g.
Daneben mag auch noch genannt sein oXvga »speit, getreide«,
das nur in dem versschluss iQBnx6fisvo$ xai oXvgag (Ilias 5, 196
und 8, 564) vorkömmt, wo es also deutlich vocalisch anlautet.
In bezug auf die eng zusammengehörigen daqll^B^v »vertrau-
lich verkehren, sich vertraulich unterreden«, oaQiaxijg »genösse«,
(nur Odyssee 19, 179) und öaQtcxvg »vertrauliches gespräch,
verkehr« mag hier zu bemerken genügen, dass sie an zwei
stellen anlautendes / bestimmt ablehnen, nämlich Ilias 22, 128:
naq^yerog fjii^Bog x' oaqi^Bxov und Ilias 14, 216: iv d' tfjtsgogj
ip ö' oagtaxvg, an vier andern dagegen, an denen auch Bekker
sie mit j schreibt, noch auf alten consonantischen anlaut hin-
zuweisen scheinen, nämlich Ilias 6, 516: axqixpBad^^ ix xdqtig
o^i j^y oaQi^B yvvMxi; Ilias 22, 127: xm oaQt^ifiBvat ; Odyssee
19, 179: eyyiwgog ßaaiifve J'SÖg fisyciior oapiaijc und llias
17, 29S: '/ yÖQ TnoXl/iov oagtaxig. Eiiinml stuhl uttfiiatv?
auseerdem noch melriseh gleichglilli^ Ilias 13, 291 : ^st« Tryo-
Dns otymologiseh noch unanfgehdlte oiym-fn oder otym »ich
Albe« scheint einmal in der Verbindung mit äva- consonantischen
tat zu haben, nänihch llius 34, 455: tqtti; d' avctolyfoxov
und an drei anderen stellen auch in augraentirten formen, näm-
lich Ilias 16, 221: xv^ov ö' anü nüifi aWwfsv; Ilias 24. 228:
iniü^ltata *äk' ävimysv und Odyssee 10, 3H9: Üvqci^ ö' dviui^t
fu>v. Dagegen wird anlautender consonant abgewiesen lüas
14, 168: t^f d' or iteög iiiJ.og ufwyfv; llias24,457: 6^ pa trftf '
'Efftttat ipioiVioc «§6 yi^ovii; ilias 2, 809 = 8, 58: jiäaas d'
itiyrt'yio Tirlai und Itlas 24, 446: näaiv, ä^ag d' wige. An
den letzt angeführten beiden stellen ist der anlautende o-vocal
?on dem auf ihn folgenden t in solcher weise getrennt, dass
1 auf einen alten zwischen beiden stehenden consonantcn
«chliessen darf und ebenso ist's noch dei' fall Ilias (i, 298: rtjOt
*re«s w<|t,- Odyssee 10, 230 = 25G = 312: 7 d' a«V fül-
»waa ^i'Qai m*?e; Odyssee 1, 436 und 3, 392 und 22, 399:
■#v; Odyssee 23, 370 = 24, 501: wi^av.
Das homerische Öi>tai^at »sich um etwas kümmern, si<!h
Ulfen machen« hat stets unmittelbar vor sich die negation, an
p stellen (Ilias 5. 403; 15, 107; 15, 166; 15, 182) das ein-
bche «i'x, slalt dessen sich einfach ov schreiben Hesse, wenn
in jenem verb an ein altes anlautendes / zu denken wäre;
deutlich abgewiesen aber wird dieser consonant Ilias 1, 181:
Noch ein paar weitere homerische formen, bei denen mög-
lich«- weise an ein ursprünglich anlautendes ß zu denken ist,
siod ietfvaloi »finster«, ügx''S »bauou-eihe«, vQxarog »garten«
und ogfkaiföi »schwärm«. Das letztere kömmt nur einmal
(Ody^ec 34. 8) und zwar versbeginnend vor, die drei übrigen
wweiscn sich im homerischen verse durchaus als vocalisch an-
laiitetid. Wir geben die beb'elfenden stellen sämmtiich: Ilias 10,
= 386 und 10, 276 mid Odyssee 9, 1 43 : vvKta dt' OQtfvaitjV ;
Odjrssiie 7, 127: naqü etiatov ög%ov und Odyssee 24, 341:
<pxn( ttßiSa(iä3iovf' opjci'Ci' Odyssee 7, 112: txroaUev d' oiU^c
fijui c^xaioc: Odyssee 24, 222: ovd' sv^ty JoXiov, (tiyav ög-
Tfaw; Ody.^^ee 24, 257; Tio A' tJQxctTor ein(fino?.ei'Big; Odyssee
76 Leo Meyer,
24, 358 : äiX^ tofisv nqoti joXxov^ Sg OQxatov iyyvd^t xsJtat und
Ilias 14, 123: nvQOtfogoi, nokkol dh (fiVxtSv eaav oqxazot dfAq>ig,
An einer stelle (Odyssee 24, 245) steht oQxatog ausserdem noch
versbeginnend. Dann mögen hier noch angereiht sein ottZ^
»huf«, das nur Ilias 11, 536 = 20, 501: öc «(»' dq!" tnneimv
onXcüv QaO^dfAtyycc IßaXkop also metrisch gleichgültig gebraucht
ist, und oQnrjX' »sprössling, zweig«, das auch nur ein einziges
mal vorkömmt, nämlich Ilias 21, 38: %a(jkVB rifovg oqnfjxag^
Iv' ägfiatog äv^vyeg thv^ wo also auch bezüglich etwaigen
consonantischen anlauts nicht zu entscheiden ist.
Immanuel Bekker hat oriyj »jochring« und an zwei stellen
auch oiijiop »Steuerruder« mit anlautendem / aufgestellt ; beides
ohne ausreichenden grund. Jenes oriy? begegnet nur Ilias 24,
269: nv^$vov ofjKpaXofsVy iv oif/xeüa^p aQf^QÖg^ wo das j: durch-
aus nicht metrisch nothwendig ist. Für oitjiop dagegen scheint
eine stelle allerdings consonantischen anlaut zu erweisen, näm-
lich Ilias 19, 43: ol rs xv߀QP^Ta$ xal i%ov oi^ta vtifdov; es
widersprechen aber Odyssee 9, 483 = 540: rvtd^op idsv^asv
d* oiriiov äxQov Ixia^m, Metrisch gleichgültig steht oi^iov
Odyssee 12, 218: ßdXXsv, insi vfjßdg yXaifvq^g oi^$a vMfjtqg.
Für MXQoc »blässe« scheint die einzige homerische stelle,
an der es begegnet, nämlich Ilias 3, 35: äip r' dvixmqriaBv^
coxQog T^ fAiv slXe nageidg^ anlautendes j: zu verlangen, das
aber in dem unmittelbar von mxq^? abgeleiteten wxgdv ent-
schieden stören würde. Das letztere begegnet auch nur ein
einziges mal< nämlich Odyssee 11, 529: ovt' MXQfidotvxa xQoa
xdXXtfioy OVIS naqs^Mv,
Wir reihen noch ein paar homerische formen mit anlau-
tendem 0 an, für die ursprünglich anlautendes / durchaus un-
wahrscheinlich ist, bei denen aber doch hie und da der rein
vocalische anlaut metrische Störungen verursacht oder zu ver-
ursachen scheint. Yijr odvQsadai, »wehklagen, jammern« sprechen
viele stellen entschieden gegen anlautendes /, das doch metrisch
scheint verlangt zu werden Ilias 2, 315: iirjxfjq d^ diiipsnoxäxo
üdvQOfiii'tj (fila xixva. Ebenso scheint im Widerspruch mit
mehreren andern eine einzige stelle für udvaadfisvog »zürnend«
anlautendes / zu fordern, nämlich Odyssee 19, 407 : noXXoVctv
ydg syci ye ddvcadfievog xod^ Ixavco. Das sehr häufig vorkom-
mende oUai>ai »glauben« lehnt anlautendes / entschieden ab,
scheint es aber zu fordern Odyssee 20, 21 : i^dyaf ^ ävTQOio
Zur lettre toiq digamma. 77
äti/tii^f Oavttaüai und Odyssee 10, 258: avtä^ iyoii' vnifttna,
itaüfifvog äiikov etvat. Auch oimvög »vogeU weist meist an-
laulende^ j: entschieden ab, doch widerspricht lliasf), 7r>: U^ia-
fiiA^ "^EXtyoi, oimvonoXav öx' ägiatog. Ferner lehnt Sfiadog
•läriii, getöse* nebst öf*aäittv »läi-nien« anlautendes j: ab. ausser
flias 17, 380: ^ai^üv ivi ngiiiio öixädo> TQiäeßat /iäxeol/at. Das
häufige öftvv/M »ich schwöre« leidet in der regel keinen con-
sonantischen anlaut, scheint ihn aber zu verlangen Ilias 19,
1S7: tat'ia d' iyiäv iHiXte J/tucrai, ttfXnat äi (if ift'fiög. Auclt
lür öfofutt »ich schelle, ich tadle« ergiebt sich aus dem horae-
Dschen verse rein voealiscber anlaul, der doch zu stören scheint
Odyssee 5, 379: aXX' ot^' lig ae ßf_fo^na uvünataitai xaxöttito^.
Während Odyssee 17, 378: ij ovoaai ort und Ilias !ä4, 241: »}
Mnaaif' äi» für oder gegen anlautenden consonunten nicht
eitscheiden können. Das sehr häufige Ctgvvttv »ermuntern, an-
treiben« erweist sich deutlich als vocalisch anlautend: dem
scheinen aber zu widersprechen Ilias 15, 695: x^'ß* f*äla (u-
läktj, wtqvvB dk laj^öv ä^' avim und lÜas 19, 2Ü5: iVt'c "J'
i^ fi^iaii-v dtgiifetov; nicht aber etwa auch Odyssee 15, 300:
avtov ivt ataiffi^, ^ otQvvtu Jiöhvös. Es mag dann noch
i^vftaydöi >liLrin, getösei angefülirt sein, das unlautendeu con-
sonanten entschieden ablehnt oder einfach zulässt. ein mal ihn
zu fordern scheint, nämlich Ihas 21, 25(1: iftvy\ S Ö' onmiit
iifttv irttto fifräXo} oqvfittfdu). Zum schluss aber nennen wir
hier noch den ijberaus häufig auftretenden nanien ^OSvcatvi;
oder 'OdiiTti^g, der im homerischen verse vocalischen anlaut
■nicht verkennen lässt und doch in einer ganzen reihe von stellen
auch consonantisch anzulauten scheint, nämlich Ilias 11, 140:
twäyttitifa'Odva^t; Odyssee 1,21: avttitiu;! 'Oövafipt am an-
ifuig des verses und Odyssee 13, 120 dieselbe Verbindung wieder
terffichliessend ; Odyssee 14, 152: läg vhtat 'Odvatvi; Odyssee
17. 157: Ms- 7 *o* '06vatvg; Odyssee 20, 239 = 21, 204: vo-
«fffßiVjdirff^fa; Odyssee 21, 197: dftvyou' ^ Ödrffiy:»; Odyssee
Jl, 344: iftiov 'Oövß^fo^; Odyssee 22, 45 und 24, 328: ei ftiv
So scheint es also fast, dass die homerische spräche über-
,haDp( keine Wörter mehi' hat, die vor dem o-vocal aites an-
I hulendes ^ sich entschieden bewahrten? Dem ist aber doch
' nithl so. Vor allem sind hier zu nennen j:oTda »ich weiss«,
fitt »die slimme* und das pronominelle fög »sein« nebst all
78 Leo Meyer,
den bildungen, die sich unmittelbar zu ihnen stellen. Unter
diesen aber, ist sogleich hervorzuheben, sind auch zahlreiche,
die neben ihrem anlautenden j: gar nicht den vocal o enthalten
und in denen daher die abneigung gegen die lautverbinSung
/o gar nicht wirken konnte, die vielmehr in einer das j: durch-
aus schützenden weise auch auf die formen zurückwirkten, die
neben dem j den dunkleren vocal enthielten. So liegen zum
beispiel neben j:oi:da » ich weiss« die pluralformen j:£dfA€V »wir
wissen« (Ilias 1, 124: ovdi t$ nov j:ldfjtBv; 2, 301: sv yaQ d^
Tods ßidfABv; 2, 486: ovd^ n ßidfisv und sonst), j^iaxs »ihr
wisst« (Ilias 2, 485: ndgeffti xs ßicts zs ndvra; Odyssee 21,
110: xai S'avxol xu ys jiiaxe)^ j:i(Säa$ »sie wissen« (Odyssee
2, 211: i^dfi yäQ xd j:iaaa^ x^eoi; Odyssee 8, 559: all' avxal
j:laaat; 11, 124: ovd' aqa xol j:i(Sa(Si)\ die optativform j:6#d€*^
»er wüsste« (Ilias 16, 73: i^nta j:et6sifj)\ die conjunctivformen
j:stdtö »ich wisse« (Dias 14, 235: nelx^sv ' iyd dS xi xot ߀$S(S
[Bekker: ßtöiat] x^Q^^)i J^^^fi *®r wisse« (Ilias 15, 207: atatfia
j:€$d^; Ilias 20, 122: Ssviai^i, Iva jie^d^; Ilias 23, 322: Sg Si
xs xiqdsa j-Sidfi)^ j^sidsxs »ihr wisset« (Ilias 8, 18: Iva feiders
ndvxeg), der infmitiv /*d/4€i/a* »wissen« (Ilias 13, 273: X^d'ia
fAaQvd(A€vog^ ak dk j:idfA€va$; Odyssee 12, 154: o» (piXot^ ov yäQ
XQ^ ^va j:idfjk6vai>) , die participform jistddg »wissend« (Ilias
7, 278: fA^dsa ßsidoig; 15, 632: ov /rw cd(fa j:std(Sg; 23, 709:
xSgdea fsidcig) und andere. Neben j:6i/j liegt j:S7tog »wort«
(Ilias 1, 216: XQV f^V^ a^ooixsQov ys^ ^€d,j:Snog; 1, 419: xovxo dS
ro$ jSQSovüa j:Snog ^ 3, 398: -^-dfAßi^üSv x^ä^ sneixa^ ßinog x^eipax^;
4, 350: ^AxQ€j:idf^, noXov as fSnog fpvyev; 16, 236: ^fikv S^
nox^ ifiov finog), das particip ßstnciv Ilias 2, 70: dg ö ys
ßsmdv) und verbalformen wie j^sXnag »du sagtest« (Ilias 1, 108:
^sd^Xov d'ovxB xi nco j^sXnag ß^nog; 24, 744: ovdk xi fioi j^st"
nag nvxivov ßinog; Odyssee 3, 227: kiijv ydq fjtSya ßslTvag),
ßsiTti »sage« (Ilias 1, 85: i^aq^tjcag fidka j^smk; 6, 86: (j^sx-
^QX^^f /«*^^ d'mena; 10, 384: dXk^ dys fAOi xods fstnk), j:si'
Tisaxs »er sagte« (Ilias 2, 271 = 4, 81 : dds dS xig jisinsaxs)
und andere. Neben dem po&sessiven /Je »sein« liegen weib-
liche casusformen wie der accusativ j^ijv (Ilias 5, 371 und
11, 226 und 13, 376: d^vyaxsqa j:tjv; 5, 505: sfißadov i^s<fl^a$
jijv naxQida), der genetiv j:^g (Ilias 2, 358: dnxstsO^ui ßijg vfi"
,f6g\ 21, 504: O^vyaxSgog j://;), der dativ j:fi (Odyssee 14, 448:
0 d'i^sxo j:fi naqd fiolg/j; Odyssee 15, 93: avxixa j:y dX6x(f>)^
ilw plurale daliv ^ijtr* (Ilias 14, 92 = Odyssee 8, 240: Sg vig
ätiffiano ffjaiv (p^tasi') und neben dem unmittelbar zugehörigen
pranomiiiellcn dativ/o» »ihm« deraccusaliv/^ »ihn« (Ilia« l,23ti:
«pi xäff ^ä s.t %akxii<; IXsifitv ; Ilias 1, 510: ätfiÜMaiy ri j:e
«fi^; 2, II: ifmg^^ai jB xiitve) und der genetlv ^io »seiner«
(Ilias 2, 239: ug xut vSv 'Axtlfj^a, j:io fify' dfttipova iptäxa;
i, 343: ^ di ftf^a j:iäxovaa djiö fio xäßfials» %iivv; 15, 165:
Für die singularfonnen j:olöa, j.olai>a, jioiät ist im home-
rischen verse das anlautende j- ütierall deutlich, doch mögen
M paar beweisende stellen aucli dafür noch angefülirt sein:
Ilias 4, 163: tv )■«? *V*^ '"•^« J^o^it; 'J, 367: ov j-efg j:old'(aJ;
16, 50: ^y itva polAa; 19, 219 und 21, 440: nltiova joida;
90, äOl: infi aäqa joiöa »ai avtog; Ilia^ 2, 192: ov yäp nw
9mfa fi>Jaiy (a) ; 15, 93: Sttiqto ■ foTaifa xai avTtj; Ilias 3, 308:
Ztv( fi^y nov tu /e J^oldt ; 5, 406: r^ntog, ovdi tö poiäe;
5, 761 : Äc Ol' Tiva joiÖt iH/tiüia; Ilias 11, 792: ti? _foTä' (t);
34, 41 : i.imv 6'mf äyQta foiösv. Sehr selten nui' verursacht
das ^ jener formen meti-ische Störungen, so Odyssee 17, 573:
irrp' txofoiaita, und Ilias 18, 185: ovo' oidev, wo vielleicht
•r ftttdtv gesclirieben werden darf.
Auch das homerische /dn- »stimmec, das von den gleich-
liedeutenden altindisch wJ'c- und lateinisch «öc- nur in seiner
VDcalquanliliit fonuell etwas abweicht, lässt sein anlautendes j:
bder regel deutlich erkennen, so Ilias l,()ü4und Odyssee 24, 60:
ifUtß6i»eviu foni xaXf/; Odyssee 14, 492: qOer^iif^^vog ä'oXiffi
faai fu; Ilias 3, 153: äsyd^iü iifs^öfisyoi j:6na kttQiöjiaotxv
Utaty; Ilias 3, 221: dW öre d^ jäna rt; Ilias 4, 435: «koi!-
•paou jÖJia paqvÜiy; Ilias 18, 222: oi 6'iäg olv äjtov päna
fiimov; Odyssee 11, 421: oUr^otäi^p d'^xovaa fona. [t^tä^ato
9vfmgöf; Odyssee 12, 52: ütfca xe ztßTtüftivoe _pi>n' dxovtjq,
Üetriäch störend aber würde jenes anlautende ^ sein Ilias 1 1, 137 :
\iÄ4*tov d'Srt' üxovaav; Ilias 21, 98: dftbihxiov 6'6n' äxovatp
'eeee 5, 61: ^ Ö' tvdoy äfoidiäova' oni xaXy. Auch
beiwort des Zeus svqifoTia »dessen stimme weit
reit donnernde, das sechsmal auch accusativisch steht
1, 498; 8. 206; 14, 265; 15, 152; 24, 98 mid 331) ge-
tert hierher und ist dalief mit innerem f ku schreiben. Füi-
^iai nächsten zusaniuienbang mit j:öi/j »stimme« .stehende ^cfaira
gcrede«, dessen entsichung uus altem föxja nicht
80 Leo Meyer,
wohl zu bezweifeln steht, wird das j: durch den homerischen
vers nirgend bestimmt bewiesen, alle die vier stellen aber, an
denen das wort bei Homer vorkömmt , erlauben das j, das
man daher unbedenklich wird schreiben können; soIliasS, 93:
fA€Td ds <f(f$a$ fotraa dsd^js^v; Odyssee 1, 282: t^y xiq to* /€»-
TTiycri ßgoTiSv ^ ßoötSap äxovafjg; Odyssee 2, 216: z/»' Tig /t*o»
j:sinri<s$ ßQOztöP ^ j:6(faap dxovato und Odyssee 24, 413, wo
jLoaaa versbeginnend steht. Für ofiqrj »stimme« dagegen, das
ganz gewöhnlich mit /o«/; zusammengestellt zu werden pflegt,
wird anlautendes / bei Homer überall abgelehnt, so Ilias 2, 41 :
x^eifj de (iiv a/uy^/rx' ofitpi^, Ilias 20, 129: ^tmp ix nsvfSsxa^
ofAif^g und Odyssee 3, 215 = IG, 90: imtsnoiisvot d'eov ofAtp^
und dann namentlich auch durch das zusammengesetzte napo/A-
(palog »alle Vorbedeutungen veranlassend«, das aber nur ein-
mal vorkömmt, nämlich Ilias 8, 250: tr^a narofiipalo} Zf^vi.
Das possessive homerische j:6g »sein«, dem das altindische
svd' und das lateinische suo- entsprechend zur seite stehen,
gehört auch zu den entschieden digammirten Wörtern, wie
wiederum mit einigen stellen verdeutlicht werden mag: Ilias 1, 404:
ßiri jov natQog diisivbov ; Ilias 23, 748: apii>ha fov jstdqoM
Odyssee IG, 411: ntvi^tro yd(j ßov naidoc; Odyssee 1, 330:
xaTeß^aeto ßoXo dofioto; Ilias 5, 71: noafi ßw; Ilias 24, 3G und
Odyssee 4, 175: rixci /w; Ilias G, 500: "Exxoqa /w «V* /o/xw;
Ilias 10, 270: dcSxev fw naiöi (fog^yai; Ilias 17, 196: 5 ä'aQa
fo) natdi vnaaasv; Odyssee 17, 540: alipd xs cvv joJ na&di^
Odyssee 11, 273: yfifia^iivfi ßw vU, Ablehnend gegen das an-
lautende ß verhalten sich aber Ilias 16, 522: ö d'ovd' ov
Tjaidug dfivv€$\ Ilias 1, 609: Zeig de ngog Sv ^^xog: Ilias 17, 90:
ox^^(fctg 6'ÜQa feine nqog ör (Bekker schreibt j^elnep Bj:dv);
Odyssee 11, 273: yti^aiiivti fo) vU ' o d'öv naisQa, Bei der
weiblichen form, von der oben auch bereits die rede war,
würde / störend eintreten Ilias 8, 535: avqtov ijp aQettjv,
Der unmittelbar zugehörige pronominelle dativ jloX »ihm« lässl
sein j im homerischen verse auch durchaus deutlich erkennen,
so Ilias 1, 79: !A()yeio)v xQarfet xal foi neiöoviat* 1, 188:
ev de foi f/Tog; 2, 515: "//^ay* xQare()ol * ö öt j:o$ naqs-
le'^aro; 3, 106: arroc, tnei j:oi nalöeg; 3, 195: xeviea lUv
ßot xelra^: 12, 50: oiö^ ßoi Innot; 12, 174: "Extoqi ydg fot
^i'^üc; 12, 334: ^yefjtorMv^ ög r/c j^Oi dgr/v; 15, 183: fiaov
foT (fda^m; Odyssee 8, 403: dcörr« /o« rot)'; 23, 101: dvdqog
ZurTiBre vom digamma. ^J
MtfißTaii}, ü'f jioi xaxä. Abgelehnt wird das anlaulendc j: nur
ISas (>, 2»9: trii' taav ol ninkoi. Tai dem nämlichen pro-
^nointnalslamme, wie die eben belraelitelen /öf und /of, also
1 alten svd-, gebort auch , wie an anderen stellen bereits
herrorgehoben wurde, das homerische adverbielle j:w; »wie«,
idas an nahezu fünfzig stellen deutlicli consonantischen anlant
l^t. wie Ilias 2, 781: yala iJ'r/.oo'Tfj'ax'fc* -Jtfi /wc xt^nmt-
■4, 471 und 11, 72 und 10, 156: ot Öi Xvxo, jiäg;
Oifssee 18, 323: nutdadi joi^ üthaXli; Ilias 13, 178: ö d'
't' tJittSfv fteXi^ si»i', Ilias 4, 482: z'^/iat niatr, atfsi^os
t; nias 11, 17ä: qioßiai'io, f*ü>s /we; Odyssee 4, 32: ätäQ
ftff ii"i' j-t, TTKic füg r^nia ßii^fig; Odyssee 18, 20(i: ^ihov
'Mi; Ilias 5, 47b: älXä xctTanrmaaovai, xvt'tg jws. Dagegen
IVerleugnel jenes /ws sein anlautendes j an folgenden fünfzehn
ttiiea: Itias 8, 94; (itiXmv, xaxög wq iv ö/xUm; Ilias 3, 196:
KVtof di xtilag äg; Odyssee 22, 299: xacä ftSya^oi' ßü^eg Sg
iftlaiat; Ilias 12, 293: Xioyif'iiig ßovai jditSir; Ilias 13, 137:
pjootr^oxos üg anü niiQ^g; Utas 6,295: dai^g d'iSs; Ilias 8.306:
d'üg, Ilias 11, 147: öX/ior d'tSg; Ilias 12, 156: vitfädeg
ünroy tQctCt: Hias 13, 218: \^£Ög ä'dig titta S^itta;
Ilias 24, 41: kiay ä'oig üy^ia foidtv; Odyssee 7, 11: ^eov
[tag ä^pog äxovtv; Odyssee 10, 124: i'xih's d'äg nsi^ovieg;
396: ßoftäv d'tiSg yi^veTO tpayf/; Odyssee 15, 108:
in^e ^ '''^ aniitiffmi'. An den letztangefülirten zehn stellen
: slelU srhwerlich überall das ä' mit vollem recht. Ueber
fligumma dieses nachgesetzten we hat schon Immanuel
ikker in seinen homerischen blättern (seile 204 und 205)
Lüdelt, Unter den von ihm gegebenen anführungen sind
r mehreie nicht richtig.
Was ausserdem dann aber nocli von Wörtern mit an-
kntcndom f vor unmittelbar folgendem o oder ot anzul'ülu'en
llleibt, ist ganz ausserordentlich wenig. Zunächst sind in der
glichen beziehung, wie es scheint, auKuführen föag »gattin«
dfiSix- »furche*. Beide Wörter aber köimen für anlautendes j:
Hehl so unbedingt als beweisend gelten, da sie nur sehr selten
orkommen, nämlich jedes von ihnen nur an zwei stellen. Nur
1 der Dias begegnet /tSay, niinilich 5, 486: apnW/irca» /o«-
KfVtp (wo in den ausgaben mil unrecht gelesen wii-d j:wQfaaiv)
nd y, 327: ävätjäat liatjyänn'og foaqotv tvBxa. Da die be-
lifle »schwesler* und »gattin« sich entschieden sehr nahe
UMebrm tat •'«rsL StrtMif. K. F. IIT. i. |j
82 Leo Meyer,
liegen und im altindischen zum beispiel auch bhrd'tar- »bruder«
und bMrtar- oder bhartar- »gatte« auf ein und demselben
gründe ruhen, so halte ich immer für das wahrscheinlichste,
dass j^oag dem altindischen svdsar- und lateinischen soror-
»Schwester«, von dem sonst im griechischen keine spur erscheint,
ganz genau entspricht. Für das homerische j^döXx- wird das
alte anlautende j insbesondere auch noch wahrscheinlich ge-
macht durch das entsprechen des nachhomerischen arAax-,
neben dem als gewöhnliche attische form sich älox- geltend
gemacht hat, das auch für altes ßüXox- (schwerlich für cißlox^
wie Fick seite 397 ausspricht) eingetreten sein wird. Nächster
Zusammenhang besteht mit altindischem vra^c »zerschneiden,
zerhauen«: vrgcdti »er zerschneidet«, an das sich auch an-
schliesst vfka- »wolf«, das Rgvedas 1, 117, 21 und 8, 22, 6
in der bedeutung »pflüg« auftritt. Bei Homer findet sich jenes
ßwXx' nur llias 13, 707 : ßtsfiivoov xatä ßfHXxa und Odyssee 18, 375 :
TCri xs ßidoiq ei j:c5kxa äti/vexia TtQOTafjtoifA^p,
Weiter aber bleiben nur noch zwei Wörter über, für die
sich das Vorhandensein eines anlautenden / vor unmittelbar
folgendem o in der homerischen spräche mit voller bestimmt-
heit behaupten lässt, nämlich fotvog »wein« und fotxog »haus«-
Es ist bekannt, das j^oXvoq sich unmittelbar zum lateinischen
vinum und unserm wein stellt, ßotxog aber dem lateinischen
vict^ »Wohnort, dorf« und altindischen vegd- »haus« genau ent-
spricht. Warum aber gerade in ihnen das alte / sich so lange
erhielt, lässt sich nicht sogleich bestimmen. Kaum wird man
den grund in ihrem diphthong oi als doch nicht reinem o laut
finden können. Möglicher weise wurden beide Wörter durch
ihren überaus häufigen gebrauch in ihrer alterthümlicheren
lautgestaltung geschützt: foTxog begegnet mit den unmittelbar
dazu gehörigen formen bei Homer ungefähr 220 mal und j^otvog
mit seinem zubehör nur um ein geringes weniger oft; keines
aber aller übrigen in unserer Untersuchung bezüglich eines
etwaigen anlautenden /o- in frage gekommenen Wörter kömmt
bei Homer in gleicher häufigkeit vor.
Das anlautende j: von ßolxog und den unmittelbar sich
daran schliessenden Wörtern ist in der homerischen spräche
nach allen richtungen klar, wir führen nur an llias 15, 498:
xai folxoc] Odyssee 1,232: fjtiXXsv fiiv nors j^oTxog; Odyssee 1,
248: T^vxovtfi^ de fotxov] Odyssee 4, 318: ia^Urai fAO$ foixog;
Zur lehre Tom df^mina.
R3
fidj'ssee 17, Ö3S: vq^v änö folxov aftvvat; Odyssee 9, 535 und
11, 115: if n^/taiu j^oUm: Ilias 9, 147 und !äH9: nqü? j:oTieov
n^X^g; Odyssee 2, 48: ä 6^ cäxa j:otxof unctna-, Odyssee
dniäiitaa ßoJxor: Odyssee 1, 375 = % 140: äftttpö-
ftm aatä ßaixavq; Ilius 1, 606: tßav j-omövöt jixuGiog;
Uj-ssee 7, 18S: xataxtitrt j:oixad' iüvtt^; Ilias 8, 15: idtü
n faixia faitay; Ody^^üCe 14, 4: xfjdstQ j:oix^o)v; Ilias ä,G68:
q^X^ü di j:uixij'Jfv. An folgenden stellen aber würde das an-
iende ^ \or\ pilxoi; metrisch störend sein: Odyssee 24, 308:
«tfo ßot oixos tff; Ilias 24, 572: II^Xt^iä^(; ifotxofo; Odyssee
|S,7Ü: vnodi^oftat oixot; Odyssee 14, 318: ^ytv i? olxov;
15, 21: xfivov ßovlttat oixuv; Odyssee 13. 42: uftv-
fovit ä'otxot äxoiTiy; Odyssue 18, 419: xataxeio/jef otxad' iümg;
W^see 14, 223: oi-d' oixw^elir, Odyssee lü, 303: ju^re t«?
Exi^w*': Odyssee 12, 135; Q^ivaxl^v ig r^aoy djiwxiße.
Auch für j:olfOs »wein« fQlu'en wir noch einige sein an-
fattteodes ^ erweisende slellen an: Ilias 1,462: alitona joWov ;
las 3, 246: fäqvf dva xai fotyov; Ilias 3, 300: ws oät j^otvog ;
i a, 2G4: (iii /tot j-otvnv; Ilias 8, 232: imaistfJag foivoio;
s 9, 71: nlttai to, folvov; Cias 24, 306: Xetßt äi, jzolvov;
djnaeee 2, 340: fv dt niifot j:oivoM; Odyssee 3, 139: oV ä'r,l»ov
m; Odysäce 5, 205: (lilayoc foivüw; Odyssee 8, 70: nÖQ
I iittas foivQio; Odyssee 10, 555: xoreAf'S«ro foivo^agsiiay ;
dj^ser 15, 40fi: fvßoiog tvji^Xog j^oivoTrXrjit^g; Odyssee 8, 45G:
ifag (tfta j:uiyo7toz^(iag : Odyssee 6, 309: iui £ yt j:(itvona-
• Odyssee IS, 418: aii'äj-e, fotyüxüj-ug; Ilias 2, 127: kXot-
t ^nti%tift{tif; Ilias 8, 506: pnUif^ova j^otvi^nsitt; Ilias
, 14;i: ftÖäy int foivana Ttävnav. Daneben lässt sich auch
ine kleine anzahl von sLeUen anführen, in denen das
lautende j von/otcoe metrisch störend sein würde: Ilias9,224:
)^iiä(ityog ffoivom iincig (wo vielleicht zu lesen ist de Öinag
n); Ilias \>>, 545 und Odyssee 3, 40: (tth^rjdtog otvov;
MysHL-e 3, I4l und .6, 77 und 20, 2tiO: eV d'olvoy l^tvtv;
Mfsscv 3, 51: dirtag ^Öfßog otvuv; Odyssee 11,61: di)iatfittog
(&■{,■ Odyssee 1.5, 334: aUov ««i KgtfWMv ^Ö' oivov; Odyssee
i, 507: «JffFr" dyaitjy xQfj:äii>v re xai oivov (bei Bekker steht
trOaimiich joiVuif); Odyssee 19, 122: fis if^fvag oiVw; Odyssee
, 143; Siftr vi ntf) oivoxoftt'St; Dias 5, 706: AUiähov Ot-
>; Ilias 2, 1141: or y«e (V tHyt/foc; Ilias 5, 813:
IfpfffOC iiiyf^iSao; Ilias 10,497: r^r i'iW OivBfidao jf&ig.
84 H. Osthoflf,
Somit tritt also nach allen richtungen deutlich heraus,
dass der versuch von Georg Gurtius, mit den homerischen
(tiviofiat, oxog und oquco auch für Ixviofiat den abfall eines
alten anlautenden j: zu beweisen, ein ganz missrathener ist
Dorpat, den 22. (10.) juni 1874.
Leo Meyer.
Etymologisches, lautliches und grammatisches.
1. Etymologien.
Skr. ö^ta- m., ö^tä f., lat. antae, altn. önd.
Bugge hat in der zeitschr. XIX 401 mit lat. antae »pfeiler
vorn am gebäude zu beiden seiten der thür« das altn. önd f.
»Vorzimmer« verglichen und Fick setzt demgemäss in seinem
wörterb. 1 * 487 ein ureuropäisches "^anta f. »vorbau« an. Ich
glaube, der adel dieser Wörter reicht höher hinauf. Skr. d'^td- m.,
atd f. bedeuten »gerüste, Umfassung, rahmen einer thür«; das
feminin wird ausserdem bildlich von der »Umfassung, dem
rahmen des himmelsraumes« gebraucht. Diese sanskritwörter
gehören, wie das Petersb. wib. zeigt, nur der vedischen spräche
an, sind also ujizweifelhaft alten gepräges. Die bedeutungs-
congruenz mit dem lat. antae, altn. önd ist evident. Was die
lautliche seite betrifll, so vermehrt dies beispiel die zahl der-
jenigen falle, wo im sanskrit aus an -f- consonant die vocal-
länge hervorgeht: yätar- aus *yantar- u. s. w. Joh. Schmidt
z. gesch. d. indog. vocal. I 34 ff. Die ableitung von skr. ä'tc^
aus Wurzel tan- mit präiix rt, die das Petersb. wtb. andeutet,
kann natürlich bei unserer vergleichung nicht aufrecht erhalten
werden.
Abulg. blijsü, blizna, lat. fligere, got. hliggvan,
Dass die bezeichnungen des begriffs »nahe« öfters aus
wurzeln gebildet werden, welche »schlagen, treffen« bedeuten,
hat Curtius wahrgenommen grundz. * s. 114 und dafür als bei-
spiele nkl-aq^ nXfj-aiov von wurzel ttA«-, abulg. pra-ti, Ix-taQ
von Wurzel »x-, lat. ic-ere angeführt. Dies hat mich auf eine
vermuthung über den Ursprung des indeclinabelen altbulgari-
Elymologisches. lautliches und grammatisches. 85
ithen adjectivs blieä, hlizi gebracht: es wird mit iat. fttg-ere,
«oUl bliggv-an wurKolverwant sein. Wie wenig auch bei Iat,
; der begriff der räumlichen nähe von demjenigen des
imenschlagens, anprallens abliegt, zeigt con-fligere mit
I abteitungen: conftidus u, s. w. Umgekehii hat nun aber
BDch das slawische die gi-undbedeulung der wurzel in einem
luderen worte treuer gewahrt, nemlicli im abulg. hJhna »narbe«,
das eigentlich und urspi-ünglicli wol nichts anderes besagte als
»die geschlagene oder getroffene stelle«. Als eine bedeutung
s adj. hlisü führt Miklosich an: »abalienatus, offensuso und
Biegt sie durch die stelle psalm. 94, 10: bU^ hichä rodu semu
Me^aüxi^tat* Dieser bedeutungsübei^ang vermittelt sich
dienfalls durch den niitlclbegriff des feindlichen aneinander-
rathens und hat ein analogen an der bedeutungseniwickelung
n Iat. elendere, wie denn auch das slawische denominativ
du vblisiti geradezu »olTendere* bedeutet. Vergleiche auch
; bedentungen der mit Tx-rap »nahe«, lal. ic-ere, »treffen«
zelverwanten griech. iv-inrw, sv-iatsw, sv-in-anov, iv-tn^
rtius gmndz. * nro. 623) und den übertragenen gebrauch
s lalemischen particips ictus: »unangenehm beröhrt, aufgeregt,
troffen von etwas«. — Lautlich stellen sich abulg, hliea,
ma mit Iat. fligcre hinsichtlich der fjualität des wuraelvocals
r eine stufe: das lange 7 ist in beiden sprachen aus alter
salierong hervorgegangen. Vei^I, Joh. Schmidt z. gesch. d.
idt^. vocal. I 108: »fiigere aus *flingeret.
Skr. plnda-, wurzel pish- pinsere.
Ich halte es für möglich, dass skr. p{nda- m. n. »runde
sse, ballen, klumpen, knöpf, kloss, mehlkloss, bissen« auf die
Tzelpish- jnmsh-ti »zerreiben, zerstampfen, niahlen,zennalmen«
nrückgche utid wie pish-tä- n, »mehU eigentlich »zerriebenes,
unpftes« bedeute. Ich nehme nemlich eine grundform
-rfa- an. Das cerebrale d von piieula- konnte aus sd ebenso
int entstehen, wie in niffa snest« aus *nisda- und wie man
5 verblun pid- pid-ate gewöhnlich und auch wol ohne zweifei
kblig aus *pisd- *pisd-ate erklärt. Vergl. Fick wörterb. I '
19. 146. Wie in der nominalbildung pinda- der nasal blieb,
B muss man auch wol griech. ntia-arof zunächst aus 'ntn'a-
»* hervorgehen lassen, da sonst schwerlich das a ^wisclien
tri vocalen sich gehalten haben würde.
86 H. Osthoff,
Abulg. jama »grübe«, wz. am-.
In meinen forschungen im geb. d. indog. nomin. stamm-
bild. I 28 fif. habe Ich ausführlich über eine wurzel am- ge-
handelt und ihr, wie ich hoffe, ül^rzeugend die zwiespältig
entwickelte bedeutung des korneinsammelns und des ansammelns
flüssiger gegenstände nachgewiesen; eine doppelheit der bedeu-
tung, welche sich in den griechischen Wörtern äfi-tj, äpra-a^
äv-xlo-q vereinigt findet, während in manchen anderen nur
eine der beiden seiten des wurzelbegrifl'es hervortritt. Dieser
selben wurzel kann ich nunmehr auch ein slawisches wort
zuweisen, nemlich abulg. jam-a, dem Miklosich die bedeutungen
»ßo^vvog^ ßü^Qog. XäxKog^ fovea« giebt. Wie griech. dfirdga
»eanal, Wasserleitung, cloake«, so wäre auch abulg. jam-a
»grübe« so benannt als ort, wo sich wasser anzusammeln pflegt.
Das j' von j-am-a ist der gewöhnliche slawische Vorschlag vor
vocalischem anlaute. Betreffs seiner bildung steht jam-a- als
femininer -a-stamm dem griech. «f*-^, mittellat. aniHi »gefass«,
sowie den mhd. dm-e, 6fn-e, altn. äm-a unmittelbar gleich, so
dass sich demnach vielleicht ein gemeinsam europäisches wort
*am-ö oder *am-ä aufstellen lässt. Griech. äfi-vio-v »schale,
mit der das opferblut aufgefangen wird«, lässt sich natürlich
von unserer wurzel awi- . nicht trennen; es nähert sich, was
seine bildung anbetrifft, zunächst dem lat. am-tii-s. Fick wörterb.
I ^ 19 stellt dieses dfivlo'if zu der bekannten wurzel am- »nehmen«,
die m lat. em-ere^ abulg. itur-q jq-ti u. s. w. enthalten ist. Die
möglichkeit, dass diese wui-zel afn- mit der unserigen im letzten
gründe identisch sei, will ich nicht abstreiten; jedesfalls aber
hat sich dann ein theil der wurzelsprösslinge, die von uns be-
handelten Wörter, in ganz individuell entwickelter bedeutung früh-
zeitig vom grundstocke abgezweigt. Uebrigens bemerke ich
noch, dass eventuell auch das etruskische an dem gemeinsam
europäischen wortstamme *am-ä, *am-a participiert, voraus-
gesetzt nemlich, dass Corssens ansieht über die Stellung dieser
spräche richtig ist und derselbe gelehrte recht hat, dem etrus^
kischen worte anini die bedeutung »gefäss für flüssigkeilen« zu
geben; vergl. sprach, d. Etrusk. I 478 f.
Abulg. hrazdh, urd. %rozda-.
In einem etymologisch viel ansprechendes enthaltenden auf-
satze hat A. Kuhn zeitschr. XI 372 ff. die Zugehörigkeit der
Elymolog
, lautliches und grammafist'heB.
87
deul^cJieii wörler altn. hroddr, ags. firord, ahd. prort prart zu
ikr. bhrshti- »zacke, spitze, kante, ecke« erwiesen. Die wurzel-
KTwantädiafl ist entschieden nicht in attrede zu stellen, wenn
das laulliche resultat, welches Kulm zu begründen sucht,
4t9s goth. sd. HÜn. tid, ogs. rd, älnJ- ft =^ indog. nt sein könnten,
Bieiner ansieht nach nicht Testsleht. Ganz bildungsglf^icli da-
voni grammatischen geschleeht abgesehen, dürfte mit
den deutschen Wörtern das abulg. iraedn »furche« sein. Das
faotliche Verhältnis ist genau dasselbe wie in abujg. miada
gegenüber goth. mizdo, ags. nieord. Begrifflich gilt über slaw.
■furche« dasselbe, was Kuhn XI 376 hinsichtlich des
tkl, bhrshtf- und des altn. broddr bemerkt, dass nenilich »der
'fetgriGr des spitzen punktes sich zu dem der scharfen linJe ei--
Vtilerl Iiat«.
Spuren eines ursprachlichen fönenden Zischlautes.
Icli habe oben e, d. i. lünendes s in der urdeutschen form ''brozda-
ugeeetzt. Der ausspräche nach kann der Zischlaut ja gar kein
■ndercr-als ein tönender gewesen sein. Aber ich vermuihe, dass
wir Oberhaupt die existenz einer solchen tonenden sibilans für meh-
tirsprachliche falle zulassen müssen. Für die wurzel skr. majj-
»uergere« setzen bekannlüch die indischen grammatiker auch
an, dessen s nur tönend gewesen sein kann. Diejenigen
hen, welche überhaupt einen tönenden zischhiut entwickelt
zeigen denn auch das zeichen für diesen in alten solchen
llUen, wie abktr. masga, abulg. mosgU verghchen mit skr. mtyjan-,
■o/d beweisen. Ebenso würde ich für abaktr. mtzhdem, abulg.
ta, gr. finsööc, goth. mwdo als grundform *mi?dAa- ansetzen:
piechische musste, weil es die alten mediae aspiralae zu
es aspiratae werden liess, auch umwaiidelung des ursprüng-
iKtlieD tönenden s in stummes tf eintreten lassen. Für lat. hasia
ad goth. gaids, alln. naddr, ahd. gart, cart selzi Fick wörterb.
* 582 als europäische grundform *ghasta- an. Daraus aber
■en sich die laute der deutschen ivörter nimmermehr ; denn
snprüngliches st hält sich bekanntlich im deutschen Immer un-
Tcrsebrt oder wird höchstens in einigen fällen zu ss assimiliert.
Wer un der völligen bildungsgleichheit der Wörter festhält, kaxm
*4 nur so helfen : *gltasdha~ niuss grundform sein und da
beb Asroli im italischen die ursprÜDgUchen medieii aspiraten
«•dl lOBächst zu tcnucs aspiralae wurden, so etehl das st von
88 H. Osthoff,
hasta durchaus auf derselben stufe mit dem ad^ von fna&og.
Das *würde wahrlich, erweist es sich als richtig, eine schöne
bestätigung für Ascolis aspiratentheorie* abgeben. Uebrigens
wird, da altn. gaddr m., gadd n. nicht nur »stachel, spitzet,
sondern auch »nagel« bedeutet, auch abulg. gvozdi m. »nagel«
zu dieser sippe gehören, mag es nun aus dem deutschen gazdor
entlehnt oder demselben urverwant sein. — Was lat. fastu-s,
fastigium betrifft, die ja ebenfalls auf wurzel bhars- »starrenc
zurückgehen (Fröhde zeitschr. XVIII 315), so lässt sich das st
dieser worte als ursprünglich und gleich dem sht von skr. bhrshti-
auffassen ; es kann aber auch, wie in hasta, = ursprünglichem
jsdh sein und dann gehört fastigium näher zu den deutschen
Wörtern altn. broddr u. s. w., und zu abulg. hrazda, Ist aber
das hier ausgeführte richtig, so Avürde sich negativ ergeben, dass
lat. hardeum nicht aus einer grundform *horsdetim, deren d =
Ursprung!, dh wäre (= ^ in xq^&t/), erklärt werden kann. Wie
mir Dr. Hübschmann versichert, erleiden auch die iranischen
Wörter für »gerste« nur die herleitung aus einer grundform
*ghardhar, nicht aus *gharzdha:
Die von A. Kuhn behandelten germanischen lautgruppen,
goth. zd, altn. dd, ags. rd, ahd. rt führen also immer auf ur-
sprüngliches zdh zurück, und damit steht in einklang, dass ur-
sprüngliche zd (das z immer als tönender Zischlaut gefasst) im
deutschen nach regelrechter lautverschiebung zu 5^ werden: ags.
ahd. nest aus ^nizda- (woraus auch skr. w/da-, lat. wldt/«), goth,
as^-s »ast« aus ^azda- = griech. *o(ydo-, o^og, Fick wörterb.
I ^ 504. In den deutschen Wörtern für »mark« ist die ur-
sprüngliche lautverbindung zg unverschoben geblieben (vergL
Lottner zeitschr. XI 200), macht darum dieselben wandelungen
durch, als wäre sie von hause aus zgh gewesen: altn. mergr,
ags. niearg, mearh, ahd. marg, niarag, marc. Da für das gothische
^majsga- vorauszusetzen ist, so ist es auf den ersten blick ver-
wunderlich, dass goth. azgo in den übrigen dialekten eine von
*tnazga' abweichende behandlung zeigt. Fick III ^ 29 setzt als
deutsche grundform ^asgan- an; aber das ist unrichtig. Altn.
aska und ags. a,sce weisen entschieden auf einen urgermanischen
stamm *asJcan' hin und das zg in goth. azgo beruht auf einer
specifisch gothischen lautsenkung. Uebrigens bleibt in betreff
des hier vermutheten indogermanischen tönenden Zischlautes
noch mancher dunkele punkt zu untersuchen übrig. Ifli habe
Etymologisches, laullicbes uni) grammaüsches. 89
, was sich mir vorläufig als wahrscheinlich auf-
ibingte, zur darstellung bringen und die schwierige frage mehr
loregen als abschtiessen wollen.
Anhanffsweise folge hier noch eine beinerkimg über das
lUfl. lid = goth. zd. Diiss das altnordische dd zuniichst ausrrf
t^mÜiert sei, wie es Grimm gramm. I 319 und Försfemann
i, leitschr. XX 415 darstellen, ist aus folgendem gründe nicht
•ahrscheinlich. Altes rd ei'scheinl, wie auch Förstemanu be-
tsrkt, im altiiordiecheii als rd. Wäre zd zunächst rd geworden,
> müsste w^eiterhin dieses secundäre rd mit dem ui-sprüng-
gleiche behandlmig erfahren haben; es wäre also für
eide entweder dd oder rd zu erwarten. Folglich geht altn.
t unmittelbar auf zd zurück und das altnordische stellt sich
i in diesem punkte zunächst zum gothischen und mit diesem
D «nen gegensatz zu den übrigen, den westgermanischen dialekten.
. Der gothische nom. sing, der männlichen -ja-stämme.
Gegen die behauplung Scherers z. gesch. d. deutsch, spr.
.113. die nominalivformen AajVde»s, Ättrjismüssten gesetzniässig
5 *hairdijas, *harijas erklärt werden, bemerkt Delbrück in
r zeitäciir. f. deutsche philol. 11 394 mit recht, dass dann
9 thema *haudija- auch in den anderen casus geblieben sein
id der dat. sing, beispielsweise *hairdija lauten müsse. Ich
ächte folgende erklärung vorschlagen. Aus den voraus-
Usetzenden grundformen '^hairdjas, *harjas ward regelrecht
mächst "hairdjs, *harjs, wie akrs aus *akras. Die schwer
echbareii *hairdjs und *harjs aber entfalteten in ihren end-
einen hilfsvocal und so entstanden weiter *hairdj^s,
-s. Für die weitere entwickelung von *hairdj-is zu
häkdeis trifft nun die von Delbrück a. a. o. gegebene erklärung
: während in harjis zur Stärkung der betonten wui-zelsilbe
i> j consonanlische geltung beibehielt, conlrahierte es sich in
ine lautvcrstärkung dei' ersten silbe nicht nöthig
wr. mit dem nachfolgenden i zu ei : Iwirdeis.
Eine unmittelbare analogie hat dieser gothische lautvorgang
1 altpreussischen. Bekanntlich ist die gewöhnliche endung
9 ntwn. sing, der masculinen -a-stämme im preussischen voca-
tular -iff. Vergl. Pauli beitr. Vil 183 Ef. Dieses -ia steht nicht
Uuittelbar dem allen und litauischen -as gleich. Vielmehr
t das detficis des vocab. entgegen dem lif, devas. aber über-
90 H. Osthoflf,
einstimmend mit lett. dtuhs mid mit deiw-s des katechisraus
zunächst eine form ^deyw-s mit laulgosetztlich geschwundenem
-a- voraus und aus dieser entstand durch entfaltung eines
irrationalen hilfsvocales die form deyw-i-s,
4. Die gothischcn adverbia auf -o und -ha.
In der Germania XX 105 hat Paul die ansieht ausgespro-
chen, dass der accus, sing, der weiblichen -«-declination goth.
giba auf einer formübertragung aus dem nominativ beruhe und
eigentlich vielmehr *//?6o zu lauten habe, wie der gen. plur,
gibo aus der gleichen grundform *gibäm zeige. Zur weiteren
bestätigung verweist derselbe gelehrte unter anderem auf die
im angelsächsischen bewahrte urspinöngliche Verschiedenheit beider
casus: nom. sing, gifu, aber acc. gife.
Ich halte diese vermuthung Pauls für wol begründet und
glaube, dass sie uns endlich den richtigen weg weisen kann
zu einer befriedigenden erklärung der gothischen adverbia auf -o.
Eben diese werden nemlich den bei giba vermissten regelrecht
entwickelten accusativausgang -dm darstellen und von hause
aus nichts anderes als alte accusative sing, femin. sein. Als
solche würden sie zahlreiche analogien an adverbialbildungen
der verwanten sprachen finden. Ich erinnere vor allem an das
griechische, dem bekanntlich adverbia auf -d^v und -dii^v, sei
es mit odöT ohne daneben liegende adjectiva, überaus geläufig
sind, wie yQdßdfjv^ xgvßdfjv, Xiydf^v, (SnoQadfjv, avXX^ßdi^Vj
dfxipadiriv^ ax^ölfjv^ avroax^di^y und viele andere (Leo Meyer
vergl. gramm. II 389 ff.); das aber auch andere derartige auf
-17V kennt wie ävtfjv, dvvißifjv, änQidtfjv (Odyss. J 317), d^nX^v
(Soph. Electr. 1415); vergl. Curtius grundz. * s. 631. Das latei-
nische bietet u. a. dam, coram, pala^n, perperam, promiscam,
2»'otinmn, bifariam, trifariam, midtifariam; vergl. Corssen krit.
beitr. s. 289 f., ausspr. voc. I « 462. 769 anm., zeitschr. XVIII 244.
Aus dem sanskrit gehören hierher uUurd'm »weiter hinausc
(neben uttardm)^ nitard'm »unterwärts«, pra>tamäm »besonders,
voi-zugsweise«, uccaistar^m »höher« und ttccaistanid'm »überaus
hoch«, sämmtlich, wie man sieht, aus comparativ- und super-
lativstämmen gebildet. Siehe Bopp krit. gramm. der sanskrita-
spr. ^ § 584, 35). Im altbaktrischen bietet sich das adverbium
nüräm »augenblicklich, jetzt« dar. Auch dem slawischen fehlt
vereinzeltes der gleichen bildungsart adverbialer Wörter nicht:
£tf 11) silbisches, lautliches unH gmmmatiseb»*
91
I ibulg. prvfivff »entgegen, gegenüber«, Ji-ditM »einniiilo: ina «in
,cilieiD fort, iriinier* (gewötiilich IreilicU mil ])r!tep.: va inq\.
ICt allcQ diesen also würden nacli uiiserei- ansieht die gothischeti
fäeiko, misso, shiit'hw, usdaado u. s- w. ilureiiaus auf gleicher
Etofe sieben.
Die sanskritischen adverbia uttarä'm und nitar^m sind wegen
Bnscuinparali viachen churakters und wegen ihrer bildung mit
dem gleichen comparalivsufflsc -lara- besonders lehrreich füi-
die gotb. aßaro, aljtUltro, alldhro, dalathro, fairraikro, hveUhro,
tiro, iupathro, jamthro, thathro, atalhro. Wie Bez«enbei-ger
|0(b. adverb. u. pari. s. 10" f. ganx richtig bemerkt, beweist
der umstand, dass alle diesG denllich ein woher bezeichnen,
,4la) ablativische bedeutuug haben, noch nicht, dass sie auch
Bblative der form nudi seien. Denken wir uns als eine im
^cbischen wol mögliche redeweise ein no(jQuijfQav »jAy*»', so
irärde das wol jedeiuiann leicht als dem sinne nach gieich-
irerlhig mit nÖQQotittv ^llffv auffassen. Wie man nun ein
picchisches TioQ^bnigat' f/J.^ty gemeiniglich als eine elliptische
nrecliweise anzusehen pfl^K'i ^'-'^ ^in sciÜcet öäär oder der-
^wcben hiiizudaikt, so würde auch bei einem entsprechenden
{Otb. qam fimratliro, falls man überhaupt eine ellipse zu
' ituieren für nöUiig befinden sollte, dies zu thun nichts im
ä Bteben.
Den gotliischen adverbien auf -o entsprechen altnordische
i -o, angelsächsisclie auf -c, altsäehsische urid althochdeutsche
if -o: goth. -leiko =; altii. UM = ags. -Uce = alts. -liko ^=
. -licito. Soll unsere deutung i'ichLig sein, so muss sie nun
die hauplprube bestehen und auf alle diese dialektisch
TBndiiedenen formen anwendbar sän; denn offenbar erfordert
JiDB KEsammlgermanische advei-hialbüdung eine einheitüclie er-
Uänuig, Da ist es nun zunächst bemerkeuswerth, dass im
angelsächsischen die aUvcrbialendung zu dem seiner ursprüng-
Btiieu form treu gebliebenen accus, giß stimmt : vcrgt. die adv.
fnnt«^ äeope. In den ijbrigeu dialekten, wo dieses alte ver-
iais durch turmüberti'agungen und ätmlichcs getrübt ist,
ifeti wii- des vorgleiches halber zu emer anderen unzweifel-
[ auf alles -dm zurückgehenden casusforni, am besten zu
I gen. plur. Und da harmoniert feiner das adverb altn.
I «gleich« oder vida »weil« mil derii gen. plur. güifa oder
fäa; CS sliuimen ebenso die a!lsi"ich=isc!icn fasto, gertin, ijit'ko
92 H. Osthoflf,
ZU den gen. plur. flsco, wordo, die althochdeutschen gemo, giltcho,
harto zu den gen. plur. visko, worto. Es können also unter
allen umständen alle die adverbialen ausgänge got. -o, altn. -a,
ags. -e, alts. ahd. -o ohne jeden lautlichen zwang auf ein ur-
sprüngliches 'dm zurückgeleitet werden. Daraus aber folgt,
dass selbst dann, wenn die PauFsche ansieht über den gothi-
schen accus, giba sich nicht stichhaltig erweisen sollte, unsere
erklärung der adverbia noch nicht hinfallen würde. "Es ist
sogar recht wol möglich, dass fortan umgekehrt die adverbien
selbst einen neuen regulator für die beurtheilung der declinations-
verhältnissebei der -^-declination abgeben können. Die adverbien
sind aus dem casusverbande, dem auch sie vordem angehörten,
heraus getreten und haben sich ganz selbständig und darum
auch ganz frei und vielleicht regelrechter weiter entwickelt; im
declinationsparadigma beeinflusst immer eine casusform die
nebenstehende andere, es treten Verschiebungen, angleichungen
und überhaupt mancherlei Störungen der ursprünglicheren und
normaleren formenverhältnisse ein.
Ich hege die Überzeugung, dass vor dieser unserer erklärung
der gothischen adverbia auf -o die noch von Scherer z. gesch.
d. deutsch, spr. 461 f. vertretene und von Delbmck zeitschr. f.
deutsch, philol. II 385 zweifelnd angenommene auffassung der
betreffenden bildungen als alter ablative nicht wird bestehen
können. Aus dem alten ablativischen ausgänge -ät konnte im
gothischen nach wirken der auslautsgesetze nur -a, nicht -o
werden. Echte ablative sind darum wol unzweifelhaft in
anderen gothischen adverbien wie afta^ aftana, aftra, iupa,
iupana, tUa, utana zu suchen. Vergl. Bezzenberger a. a. o. 11.
Ablative oder instrumentale sing., was sich hier nicht ent-
scheiden lässt — die form sowol als die bedeutung lassen beides
zu, während bei aftana^ iupana, utana die bedeutung für die
ablativische auffassung spricht — werden aber auch in der
anderen classe der gothischen adverbia, in denen auf -ba, ver-
treten sein. Warum ein secundäres suffix -ba oder urspr. -bha
im gothischen zu suchen »sehr bedenklich« sein soll (Bezzen-
berger s. 21), sehe ich nicht ein. Liegt doch ein solches suflfix
'ba in dem nahe verwandten slawischen gar zu deutlich vor
und bildet hier gerade Wörter von derjenigen qualität, wie wir
sie als grundlage für die erklärung der gothischen adverbia
auf 'ba nur wünschen können, nemlich abstracta aus sub-
EtpaologMches, laatliches imd gnininBUscbes. 93
jitantivischen nicht nur, sondern auch aus adjectivischen grund-
WÖrlem. Vergl. Miklosich über die bildiing der nom. iin alt-
slowen. in den Wiener denkschr. IX 204 f. Wenn nun abulg.
iSio^ »schlechtiglieiU vom adjecliv silü >schlecht«, wenn
fernur ebenso im slowenischen gnßlo-ba »faujnisc, svetlo-ba
»glänz«, sladko-ba >sÜ5sigkeit<, testw-ba »angustiae«, im serbi-
schen gräo-ha »stolz« von den zu gründe Uzenden adjectiven
^ulg. gnÜü, svftlii, sladükU, W-sIniJ, giOda gebildet werden:
iranim soll denn die deutsche spräche vor alters nicht die
gleiche lähigkeit besessen haben, eben solche abstracla aus
«djectivischen stamm wörlem zu bilden? Wer kein bedenken
Itr>, so mir nichts dir nichts irgend ein beliebiges fern ab-
liegendes sanskril-suffix in einer durch nichts motivierten weise
r detitschen grammatik zu octroyieren, der sollte füglich sich
■och besinnen, ehe er diejenigen erklämn^niitlel, die sich aus
näclister nähe und fast nngesucht darbieten, so kategorisch von
der band weist. Die golh. \Jnla-ba, baltha-ba, bairhta-ba, hau-
Ia4ta, ktH^u-ba u. s, w. als adverbia sind die r^elrechten
ablalive oder instrumentale sing, solcher abstracten substantiva
r ~ba, wie sie im slawischen voihanden sind und för das
iVrdeutsche mit gutem fug vorausgesetzt werden dürfen. Auf
Ursprüngliches -bd also oder auf -bat geht demnach der aus-
-6a der adverbia zurück. Dass uns zufällig gar keine
anderen casus als eben jene in den adverbion erstarrten insti-u-
mmtalc oder ablalive sing, von solchen Substantiven auf -6«
trhaKen sind, ist kein gegengrund gegen diese lautlich und
begrUnich unanstössige erklärung. Die spui-en des in -ha reinen
fr^riixes zeigen sich doch unverkennbar auch im golhischen
Verbindung mit anderen sufRxen, nemlich in den wort-
Itiimmen vitubtija-, fastubnja-, frmsttihft)a-, und dauthublja-,
Ueber Bezzenbergers eigene wunderliche experimente, mittels
des von gewissen selten der forschung für erstaunlich wunder-
Uiätig gehaltenen sanskritischen allerweitssuffixes -vänt- auch
das rälhsel der gothischen adverbia lösen zu wollen, brauche
■Idi hier wul kein wort weiter zu verlieren. Dieser schon in
'fcJOom kerne verfehlte deutungsversuch hat sich, so viel ich
auch von selten sonst wohvollender beurlheiler der
BeTzenbei^er'schen schrift keiner anerkennung zu erfreuen ge-
iaht Schon vor jähren, als W^oinhold m «omer alemann,
gninin. s. 24G ganz dieselbe behauplung aufgestellt hatte, dass
94 Karl Bnigman,
die gothischen adVerbia auf -o gleicher bildung mit denen auf
-?>a und beide auf skr. -vat zurückzuführen seien, fand dies den
entschiedenen Widerspruch Schweizer-Sidlers in dieser zeitschr.
XIII 382. Das wäre wol allein schon grundes genug gewesen,
nicht dieselbe unhaltbar^ ansieht in unserem Zeitalter von neuem
aufzuwärmen ; indessen ist es Bezzenberger entgangen, dass seine
combinationen selbst des reizes der neuheit entbehrten.
Leipzig, 20. juli 1875.
H. Osthoff.
Lateinische etymologien.
1. Lat. Idcertus, lacerta.
Für lacertu-s, lacerta eidechse ergiebt sich eine in jeder
weise befriedigende etymologie, wenn wir annehmen, dass wie
auch sonst im lateinischen vor dem anlautendem l ein c abfiel
(vgl. Corssen I ^ 34.. 220). Die demnach anzusetzende ältere
form *clacerti(>-s zerlegt sich in ^da-cer-tu-s und ist eine redu-
plicationsbilduiig, die ins urindogermanische übersetzt *kar'kar4ch
lauten würde. Die Umstellung der liquida in der vorderen zwil-
lingssilbe hat analoga z. b. in cracentes^ gracilis und gregs (verf.
in Curtius stud. VII. 285. 349). Als wurzel betrachte ich das
weitvei breitete kar krünmien, biegen, dessen ableitungen und
bedeutungsentwicklungen ich a. a. o. s. 275 it ausführlich be-
handelt habe, und auf das u. a. auch skr. qar-kota-s xmAkar-kotorS
(P. W. V 1257), kurkotaJcorS, kiirkutähi'S, namen von schlangen
und Schlangendämonen, zurückgehen, welche ebenfalls auf ein
*Jcar-kar'ta- hinweisen (a. a. o. s. 280). In welchem verhältniss
lacertv^s eidechse zu dem unstreitig verwandten lacertus nmskel ^)
steht, ist mir nicht ganz klar. Der nächstliegende gedanke ist,
und so hat man von je her angenommen, dass das thier seinen
namen hergegeben habe zur bezeichnung des körpertheils, in
derselben weise wie bekanntlich auch nach der maus die muskeln
und muskelähnlichc theile des menschlichen körpers benannt sind
(vgl. ahd. mÄ5, lat. musculu-s u. a. bei Curtius grdz. ^ 340).
Doch sind von jener wz. kar, wie ich a. a. o. s. 278 angenommen
habe, auch ksl. krakü hüfte, klüka a/'xr/jy, poples, lit. karka
*) Eine aiulcre Grkljliuiijj' dieses lacertus von einer wz. lak biegen ver-
sucht Steffensen Tidskr. f. Fi). N. R. U, 71. Anm. d. red.
Ijuteimache t/Ljtao\ogiea.
eiierana, ahd, hlanca t)ia, lende und dnigc- aiuiere wörler von
Aiulicher bedeutuiig hergeleitet; ich st-hc diese Wörter als ge-
brochene ivduiilicalionsbildungen ati und vennuthe, dass diesell)e
mirael dem skr. kafas, kafis hüfte, lende zu gründe liegt, Ks
Bt deamach mögiicli, wenn auch nichl gerade das wahrschcia-
tkhefe, dass lacertus muskel nicht auT einer »poetischen niefaiiherc
limiht, sondern unuiittelbar an die gnuidbedeiilung der wurzel
anknäpfl, wie das, wegen skr. kürm-s willst, ballen, lat. ctthUa
polster und ähnlicher von derselben würzet herkommenden
l^upltcatioDsbildungcn (a. a. o.), mit Sicherheit für die genannten
krakü. kläka, lit. karka u. s. w. angenommen werden darf,
3. Lat crus, cra.
Dass vfterus' eigentlich nehmer bedeute und an die u. a,
skr. har nehmen, fassen und gr, x^'V Iifind steckende wurzel
r anzii knüpfen sei (L. Lange in Jaliii's Jahrb. 1853 s. M)),
bis heute fast aligemein, z. b. von f.^rssen, Curlius und t'ick,
nen. Der sclion vor längerer zeit erbrachte beweis,
cf»i8 die echt alt lateinische form tyid kerus eine unbeglaubigte
'thungist, scheint bei niemandem ernstlicliere bedenken gegen
richtigkeit dieser ublcitung haben aufkonunen lassen. Nun
kürzlkh von Gustav Loewe in Ritscbl's Acta sociel. philol.
s. II p. 472 IT. aus bisher unbeachtet gebliebenen giossarien
form esa = er« ans licht gezogen worden: damit ist aufs
■Hchste daiyelhan, dass von wz. yhar ganz und gar abgesehen
vvrden niuss. Ritschi knüpft an Loewe's darlogung die bemer-
Imig: »Saclie der feprachvergleicliung sei es nun, dem Ursprung
dns so gewonnenen esus, esa auf die Spur zu konmien«. Ich
denke, wir gehen nicht fehl, wenn wir esws mit dem zend. anku
uisainnit^nbringea, welches lur *os-« steht und herr bedeutet.
Die Wurzel dieses wortes ist, wie allgemein anerkannt wird, as
alhitH-n, existieren, sein, am bekanntesten als stamm des verbum
nhstaiitivum. Das dem zend. miA« formell entsprechende skr.
an heisst lebenshauch, leben, im plural lebensgeisler. Die be-
doitimgcn werden vermittelt durch das zend. anhva das eigene
ttlbst. Bei cnts schimmert zuweilen der begriff von eigner,
t^ülhümcr durch, es bietet sich daher noch manches zur ver-
Kleicliung dar, vor allem das vielerörterte PS«/"der tabula Banlina
and das essuf einer Inschrift von Pietrabbcindanto (s. Endens
Iwiiienlehpe s. 30), welche etwa grundbcsitz, unbew^liches
eipaithum zu bedeulen scheinen.
96 K^i'l Bruginan, Lateinische etymologien.
Ob nunmehr auch Mres und einige mit diesem unmittelbar
zusanmienhangende formen, deren aspiration besser bezeugt ist
als die von Jierus, von wz. gliar loszumachen und zu wz. as zu
ziehen seien, mag vorläufig unentschieden bleiben.
Leipzig, d. 2. märz 1875.
Karl Brugman.
Nachtrag. Die vorstehenden Zeilen über erus waren nieder-
geschrieben, als im Rhein. Mus. b. XXX s. 296 ff. ehi aufsatz
von L. Lange erschien, worin ebenfalls lat. estis und osk. esuf,
essuf zusammengestellt werden, von weiterer anknüpf ung aber
abgesehen wird. Die sachlichen erörterungen, die L. über den
begriff des osk. esuf anstellt, scheinen mir die herkunft dieses
Wortes von wz. as und somit auch den Zusammenhang von esuf
und esus ausser allen zweifei zu setzen. Doch glaube ich in
einem wesentlichen punkt von L. abweichen zu müssen. Er
weist darauf hin, dass eigentlich weder esuf noch essuf zum
lat. en^s stimmen, da das im lateinischen in r übergehende $
im oskischen durch g vertreten wird. Dem gegenüber macht
er nun geltend, dass die schrift der tabula Bantma überhaupt
ziemlich fehlerhaft sei. Aber damit ist doch wenig gewonnen;
wir haben ja auch die form essuf, und das lat. esu-s, dessen
inneres .9 dem rhotacismus verfiel, hatte jedesfalls von anfang
an nur einen einfachen Sibilanten und passt somit wedor
zu der einen noch der anderen der oskischen formen. Wir
müssen also den lautgeselzen* auf alle falle rechnung tragen,
d. h. in dem vorliegenden fall: wir dürfen über die annähme
einer wurzolgemeinschaft nicht hinausgehen. Für das osk. wort
setze ich als ältere form ein Ü^estuf an und vermuthe, dass es
nähere beziehung hat zum vedischen as-ta-fn,' welches dieheimat,
heimatslätte, das heimische haus,heimwesen(in rücksicht aufs vieh
den stall) bezeichnet, bedeutungen, denen offenbar der begriff des
festseienden, unveränderlichen zu gründe liegt und die sich
somit sehr genau an den für estif zu postulierenden sinn an-
schliessen. Auch darf wol noch erinnert werden an gr. iffvd,
welches von Archytas bei Stobaeus ecl. phys. 714 u. 716 im
sinn von »stoff« gebraucht wird (vgl. auch Boeckli Philolaos s. 62),
sonst aber nur in den compositis acitcrrw, dneatd^ svtaxdf
xaxsaTO) vorkommt.
Leipzig, d. 1. august 1875. K. B.
Varbg der WeidmanniKlieii Bichlianlliing' in Berlin.
f
ROSPECT.
MsMi Tor taUes AIMqih nod Uclie
unter llitnirkllllL! vmi
Karl MüIlenIio£r uud Willielm Soherer
heraiisgpgphpTi von
Elias Steinmeyer
Kcue Fulge, Siebenter (XIX.) Band.
einer Zeit, in welclier die wissonschaftliclie Beschflfligiiiiß mit
nencni deutschen Littcratur von Jalir zu Jahr gcdeihlicliereu
Bcbwtmg Dimiiit, in der der Wunscli, sie allgemein un den Hocb-
ilen vertreten zu sehen, sich immer mehr der Verwirklichung
, Rlhlt die Redacticm der „Zeitschrift fllr deutsches Alter-
dch veranlasst, philologischen Arbeiten aus dem Bereiche der
len deutschen Litteraturge schichte fernerhin nicht mehr ihre
1 zu verschliessen, und sie hat dieser Erweiterung ihres Pro-
3 durch denZusatü: „und deutsche Litteratur" auf dem Titel
todnick verlieben. Es bedarf dabei kaum der Bemerkung, dass
tinxig leitende Princip fQr die Aufnahme nach wie vor die
tbseuEcb&ftlicbe Brauchbarkeit der Aufsätze sein wird, und dass
itr »omigsweise Character der Zeitschrift der eines Archivs bleibt,
h velchcm Abhandlungen und Publicationen von danerndem Werthe
lieieigelegt werden.
Aach nach einer andern Seite hin hat die Redactiou sich zu
! Änderung entschlossen. Die spärhcben Anzeigen neu ev-
tscner, dem Gebiet« der germanischen Philologie augehörender
ler, welche die „Germania" oder die „Zeitschrift für deutsche
■ au bringen pflegen, genügen weitaus nicht, um den
L(*cni ein klares Bild von den" Fortschritten der Wissenschaft zu
Wenn daneben die allgemeiaen kritischen Journale zwar in
iwerlhcr U'cise bestrebt sind, den Novitäten auch unseres
Faches gerecht zu werden, so reicht doch der Raum, den sie ihrer
Anlage nach znr Disposition stellen können, ftlr eine eingehende
Auseinandersetzung mit den angezeigten Werken nicht hin. Die
Redaction glaubt daher einem ausgesprochenen BedOrfiiisse ab-
zuhelfen, wenn sie in Zukunft einem jeden Hefte der Zeitschrift
einen „Anzeiger für deutsches Alterthum und deutsche Litteratur"
beigiebt, in welchem ebenfalls der neuem Litteratur, in Sonderheit
den auf Goethe und Schiller bezüglichen Werken, gebührende Aa£- :
merksamkeit geschenkt werden soll. In dem Anzeiger wird diA
Redaction nicht nur die ihr zugehenden Bücher wissenschaftlidMi
Gehalts unparteiisch und eingehend besprechen lassen, sondern wird ;
auch namentlich bemüht sein, die Resultate der Gränzwissenschaften,
der Theologie, Jurisprudenz u. s. w., soweit sie fUr die Erkenntniss
der deutschen Litteraturgeschichte von Bedeutung sind, ihren Lesern
zu vermitteln. Gelegentliche Necrologe, Personalnotizen, Litteratup-
übersichten sind nicht ausgeschlossen.
Die Zeitschrift und der Anzeiger werden von nun an jährlich
viermal möglichst regelmässig erscheinen, jedes Heft in der unge-
fähren Stärke von 12 Bogen. Der Preis beträgt fhr den Band yob
4 Heften i 5 Mark, für die einzelnen Hefte, soweit diese abgegeben ]
werden, 4 Mark. Das erste Heft des neunzehnten Bandes wird üi
September ausgegeben.
Indem der Unterzeichnete, welcher im Interesse der Terein-
fachung des Geschäftsgangs die Leitung der Redaction nach aussen
übernommen hat, die geehrten Leser der Zeitschrift von dieser £r^
Weiterung des Plans und Umfangs in Kenntniss zu setzen sich er-
laubt, giebt er sich der Hoffnung hin, zu den alten Freunden neue
zu erwerben, und rechnet auf allseitige Unterstützung und Bethei-
ligung von Seiten derer, welchen das wahre Wohl der Wissenschaft
am Herzen liegt.
•Elias Steinmeyer,
Professor in Strassburg.
Druck Ton W. Pormettor in Berlin, ^eae QianBtrMs« 30.
Ankündigung.
A r r h i V
slavische Philologie
üvlB' JGlwiikaiig
Prof. A. Leskiei und Prof. W. NefcriBp
Prot r. Jftgic.
VT en dip iiavi^dien LitentiirverfaS]t]ii&?« eisigCTiaassefi be-
■ind, der wird » wissoi. das« in Deoeier Zeit alle SUren,
■dbst die Donerwdi imbedealeadBteii TolksstimiBe nkht nsgt-
sich nr besoDderen An%abe gtmaeht haben, die Pfle^
Strer ^raebeD md die Sammhui^ liteniüdiCT Denkmiler eifrig
betreibe?!. Von den bescbddenen rMati«a'8< bis xa den 'ge-
rteo Oes^Mhafleo • and ■> Akademiea der Wiseenscbaften*
hniattf giebt es eine grosse, kanm filfer«ebbare Anzahl ron litera-
riscben Vereiaeo, deren Haopttbätig'keit sieb in tugtoriscb-philolo-
^ber UtcbtUBg bewegt. Die Leistnogen dereelben sind ao
«ifiseDSchaftlicfaem Wertb naltlrlich eebr imgleicb . eatsprecbetid
den snr VerAlgiuig glebeoden geistigen nnd materiellen Mitteln,
and wen die MBbe des l^nchens niebt rerdnei^t, der wird in dem
immer reicblicher znflieseenden Material viel werthvolle« oder gut
— 2 —
verwerthbares entdecken. Allein die Schwierigkeit der Beschaffung
des weit zerstreuten Materials so wie die nicht zu unterschätzen-
den Verschiedenheiten in Sprache und Schrift — die Zahl der sla-
vischen Dialecte, welche man als Literatursprachen glaubt pflegen
zu müssen, ist sehr bedeutend und hat in der neueren Zeit eher zu-
als abgenommen — erschweren selbst den Slayen untereinander,
um so mehr dem gelehrten Auslande die Ausbeutung slavischer
Literaturen zu wissenschaftlichen Zwecken. Das einzige Mittel,
welches diesem Uebelstande entgegenarbeiten könnte, nämlich Cen-
tralorgane für einzelne Disciplinen das Gesammtgebiet aller Slayen
umfassend, wurde bisher nur selten in Anwendung gebracht.
Daher kommt es, dass man ein vollständiges Bild der literari-
schen Thätigkeit aller Slaven sehr schwer gewinnt. Selbst die
russischen Zeitschriften, welche doch in dieser Beziehung am
reichhaltigsten sind, lassen viel zu wünschen übrig.
Auf dem speciellen Oebiete der slavischen Philologie habe
ich das Bedürfniss eines wissenschaftlichen Centralorganes sehr
oft und sehr lebhaft gefühlt und im mündlichen oder schriftlichen
Verkehr mit vielen hervorragenden Vertretern dieser Wissenschaft
bin ich häufig demselben Wunsche begegnet. Diese stille Ueber-
einstimmung vieler, so wie die Verhältnisse meiner jetzigen Stel-
lung, brachten endlich in mir den Entschluss zur Keife, den Versuch
zu wagen, ein solches Organ für slavische Philologie zu gründen.
Weniger meine bisherige literarische Thätigkeit — wenn ich auch
•
in dieser Beziehung nicht ganz ohne Erfahrung bin, indem ich
mit Befriedigung auf die liebevolle Aufnahme zurückblicke, welche
vor 10 Jahren einer von mir geleiteten wissenschaftlichen Zeit-
schrift zu Theil geworden war — als vielmehr die vielen, in
den letzten Jahren erlebten freundschaftlichen Beziehungen zu den
Vertretern dieser Wissenschaft in Russland, bei den Polen, Böh-
men und Südslaven berechtigen mich zur Hoffnung, dass diesem
Unternehmen die zum Gedeihen desselben erforderliche geistige
Unterstützung nicht ausbleiben würde.
Das Archiv für slaviscbe Philologie soll den doppel-
ten Zireck verfolgen : einerseits iu einer Keihe von selbBtändigen
ÄbhflDdlangeQ die Einzelodarchforachung aller auf sUvische Phi-
lulogie Bezug nehmenden Fragen fiirdern: anderseits durch Ueber-
KtiUDgen, Auszüge, kritische und bibliographische Anzeigen ein
tunammenfsesendes Bild aller derjenigen in das Gebiet der stavi-
icben Philologie gehörenden Leistungen und Resultate liefern,
welche in den einzelnen slavischen Literaturen auf wissensehafc-
lifhen Wertli Anspruch erbeben können Durch Vereinigung dieser
t>etden Zwecke soll dag Archiv jener internationalen Stellung ge-
rwlit werden- welche es sich von vornherein zur Aufgabe gemacht
iut. Die .Slaven werden von der äusseren Form absehen und
durch den sie nahe berührenden Inhalt de« Archivs sich angezo-
gen fühlen. Durch das Medium aber der deutschen Sprache (oder
fnnzQsiHcben, wir Überlassen unseren Mitarbeitern die freie Wahl';
»U nach Möglichkeit dem gelehrten Anslande die Gelegenheit ge-
IWen werden, in die wisKensehaftlicheu Bestrebungen der 81aven
Uf dem Gebiete der slavischen Philologie Einsieht zu nehmen:
*• soll ihm ein sehr schätzbares wissenschaftliches Material er-
tcUossen werden, bei dessen Verwerthung und Bearbeitung wir
»of seine Mithülfe zuversichtlich rechnen.
Ich fasse den Begriff der Philologie im weiten Sinne eines
A. ßUckb oder J. Grimm auf. so dass im Archiv nicht hios die
äpmchen. wenn auch diese mit vollem Recht im Vordergrande
«eben, sondern auch Sprach- und Literaturdenkmäler, die Pro-
tiucte des Volksgeistes und das ganze literarische Alterthum der
^hvm den Gegenstand der Behandlung bilden werden.
Schwierig ist die Aufgabe, welche sich das Archiv gesetzt
hit and nur durch die lebhafte Theilnahme erreichbar, welche mir
Tun vielen Seiten in zuvorkommendster Weise in Aussiebt gestellt
Wurden ist. Meine beiden nächst benachbarten Fachgenossen,
Prof. A. Leskieu in Leipzig und Prof. W. Nehring in Breslau,
tiaben ausserdem bereitwilligst die Muhe der Mitwirkung an der
— 4 —
Kedaction ttberoommen, was der Zeitsehrift zum grossen Vortheil
gereichen wird.
Berlin. W.
Bendlerstrasee 17^. '
Dr. T. Jagi6
ord. Professor der sla vischen Sprachen und Literaturen
an derkünigl. Fr. W. Univ.
Das D Archiv für slavische Philologie ^< welches in unserem
Verlage erscheinen wird, soll in Heften von c. 10 Bogen ausge-
geben werden« zwei Hefte bilden einen Band ; der Preis für jedes
Heft beträgt 5 Mark.
Berlin, October 1875.
Weidmannsche Buchhandlung.
Drack von Breitkopf und H&rtel in Leipzig.
Verla« vm K. Calvarr dt C: In Hrrll«.
S. W. Friedricbs-Slr, 101.
Cafvary*« philologische und archaeologische Bibliothek.
1d äieitr funiDU"<i- eracheml ileninnclisl Kund -li', u. IT. enlhnlteiid
Wilhelm von Humboldt
Uebfr die Verschiedeuheiteii des meusdilirheu Sprarbbanes
lierou »gegeben uai erläutert
Ä. F. Pott,
ardenll. StTcill.. Prof. In Bulla, Mllitiltd Tcriiehltdenpr A«d*inlaep.
VarC. Ton ElymologiKhan FortcliBiigeii ale.
Nebst e'iDVt Einleitung ron demselbea:
Wilhelm von Humboldt und die Sprachwissenschaft.
8ab«criptioii!ipreia ßr die Abnehmer der 2. Serie der Bibliolhek : per Bind 1 '50 M.
Einielpreis k Band 2 Mark.
Dm BrüdcrpR
KleiDo ii
Inhalt der Ein
r Hambaldi. Bedeutitni^ d<
. Bezug auf da
1 bei Vcrnanduchafisn
IS. — Auch du anscheinend
loa Wichtigkeit Beispialo:
das Sludinm der Idiome ■»-
1 der Oinka - Sprache Bauch
Pasae'iiT'SufSi in AüMrika-
id Benennungen ron Gliedmaaaen
nem unbeiüglicben AbatrBCIam in
Vergloicbe rerwendut — Sprache
leidliebi
n, nicht blaiu Dich
a. Werth de« Men-
ind nicht am leUten
^ Wilder Ton nicbl geringani
lleieh Wahrheit. Negatia
Machen Sprachen ' ' "
■un Seh neigen i
•rbcfaeo. Sanskrit alt Veroioigiiugspartikel tun
tan gTtntet Blthael. — Nothwcndigkeit voi
■ ehnngeD durch eine mOolich»! lange Keihe v^>r
Ableitung ans Begriffen. Humboldt Ober di
•d>«n. nnd men^cbenvürdigstes Stadium — der &I
Min benanderungaHfirdigee Werkzeug — die Sprache. Alei. t. üumboldl
ab Herausgeber der Werke Beinen Brudeia. Eduard Bupcbmann. Steinlhal
BDiit sein: ,Znr Sprachphilonipbie" flberichnebcDer AudatE mit Beiug auf Baym,
.Leben V. <r. Humboldl's." Von Steinlhal behauptete angcbliofae iBolirl-
lieit Bnmboldt'a nach vor- und TÜckw&rU. Heyae'a „Sjatem." Steinlhal'a
nener psycliolagiicher Standpunkt paist nicbi mehr lu Beiden, Humboldt
and Heitse. Humboldt')« , Innere Sprach form", nicht vergleichbar mit RBiaig's „Be-
dentoDgalehre". Vermeintliche GtOndc der von Sleintbal behaupteten Vereinaamung
Bamboldta; Humboldt eei der acb v ierigote Schriflstellcr Deut-scblanda, und da«
TenllndniBB von ihm erblieste eine Kritik deaeelbun ein. Gleichsam Entachuldi-
gaugen (Or Humboldt, dasa wir Jetct beflthigl seien, 'Iber ihn hinauongehen.
a. CD seinerzeit dachte mau noch an , Erfindung" der Spiache. b. wir iteheD
am Ende einer ganicn Reihe durch Kant angeregten Ziele. Anlehnuiieen All-
gemeioer Orammatik an Eant. c. Humboldt sei nicht recht im Besiti der
eom paraliven Methode gewesen, d. Ea habe ibm noch keine bewährte Psycho-
logie inr Seite gestanden. Dieser Gebrauch Helvetischer , Psych alegie", welcher
äen ipecifiscbeo Unterschied des neueren Sleintbal vom alten und rou Humboldt
bildet, iil, verrnnthe iiJi, der Hauptgrund von der jeCzigeD Verwerfnng Huin-
boldta als SpracbpbiloBopheu durch 6ieinlhal. In den Wta..tcQsch allen nerfea
■BDche Entdeckungen ihren Schatten vor eich her. In Mahn'a Dartlellung der
Leiicographie iat ichoD tun der t^prachiergliedctung nnd „Völkerpsychologie" die
Bede. Bopp's Vergleichende Giaiumatik. Densen Cunjugitionas
Ofimm. Humbaldt's Kawiverk. Büpp, L'eber Ualayisobe I
dagegen Buschmann. Scbnierigkeit, wie der liinfie Weltlheil tu semi^r m» aui>-
tu£me der Äostral-Keger. im Weaeutlichsten gleichsprachigcn Berülkernng gelaugt
aei. V. d. Oabelenti: Melauosiscfae Sprachen. Bopp macht fllschlicb da« San-
ibrit tar Mutter der malayischen und polyneeiscbeQ Sprachen. Humboldt findet
■wiaebeo letzt«reD nnd Sanskrit einige Aebulicb keilen, deutet i' ' ~
rächen , und
Bopp. Bopp*8 ZergliederuDgimethode muMto hier fehlachlagen, weil sie Ton
einem Stoff herroigebracht wurde, der mit dem Sanskrit in der ronuiigeieteten
Beiiehung nieht steht. ZahlwOrter. Pronomen. Mögliehkeit des Missbranehs mit
Bopp*s Terfioblter Ansicht von den Maltyiscben Sprachen, üeherdem nftheres Eingehen
nOthig wegen Verschiedenheit der Gmndansicht von der Homboldtischen. Soge-
nannte Urspraehe. Etwaige weitere Verwandscbaft über die Sprachst&mme
hinans? Adrian Balbi: 860 Sprachen. Edkins China*s Place in Philologj.
Humboldt gegen den Vorwurf in Steinthal's Pronomen rertheidigt. Er steht niont
ausserhalb seiner Zeit. Vorgeschichte und Humboldt's Verhalten zu denVorg&n-
Sern und Mitlebenden. Wie Terhalten sich Humboldt*s Schriften sa einan-
er, also sein Verhftltniss sn sich selbst. Gewaltiger Fortschritt des Sprach-
studiums, Tcranlasst durch Humboldt. Darstellung seiner Verdienste in Benfey'a
G^chichte der Sprachwissenschaft. Logische Allgemeine Grammatik.
Steinthal, Philologie, Gesohichte und Psychologie. Steinthal's Geschichte der
Sprachwissenschaft bei den Griechen. Thorot und Geschichte der Grammatik
während des Mittelalters. Scholastik und Harmonismus. Prantl, Geschichte der
Ludwig - Maximilian*s üniTersit&t. Interesse der grossen Philologen G. Hermann
und Fried. Aug. Wolf ftLr sogenannte Allgemeine Grammatik. Theologische Vor-
urtheile von Tcrderblichem Einfluss in Sprach- und Völkerkunde, und daraus ent-
springende abenteuerliche Vorstellungen. Babylonische Sprachverwirrung. Zahl
Ton 72 Sprachen nach der Noacbiden-Zabl Etymologische Legenden. Fehlgehende
Bestrebungen: die Einheit des Menschengeschlechts aus ertr&umter Spradbeinhdt
in erweisen. Bfidiger, Wolke, Jos. Edkins China's Place, Gubut ScblegePa
Sinico-Aryaoa u. s. w. Christenthum äusserst wichtig geworden ffir Linguistik,
wie Überhaupt das Studium der älteren Beligionsschriften wesentlich mit dam
beitrug, die Grammatik lu schaffen. Die Griechen und Römer erlernten selten
fremde Sprachen (ausser Griechit^ch die Römer), wie Job. Fried r. Gramer
seigte. — Verdienste der Missionäre, Vaterunser, Polyglotten, Bibelübersetsungen.
Lorenio Hermes. Leibnits als StifUr der Berliner und Petersburger Akade-
mie. Seine Verdienste um Sprachwissenschaft. Vocabularia Comparatira Catha-
rinens U. Adelung's Mithridates, ft>rtges. Ton J. S. Vater. Julius Klap-
roth. V. Murr. Herder, Ideal der Sprache. Jenisch, Preisschrift Über die
Sprache und deren Vereng. Italienisch und andere Töchtersprachen des Latein.
Darüber Humboldt in einem Briefe an Friedr. Aug. Wolf. Job. Sct. Vater's
sprachwissenschaftliches Werk. Des Engländers Harris Herines. Bernbardi»
Sprachlehre. Hauptrichtungen des Humboldtischen Sprachstudiums und mächtiger
unterschied von den früher genannten. Umfang seiner Sprachstudien. Humboldt
und seine sprachwissenschafUiche Werke unter sich und im Vergleich eu dem
Hauptwerke. Werth der Untersuchung von Eigennamen. Auf sie hauptsächlich
gegründet die Humboldtische Prüfung der Urbewohner Hispaniens. On the best
meaus of ascertaining of Affinities of oriental Languages; VerwandtschafU-Verhält-
niss von Sprachen. Abhandlung über das vergleichende Sprachstudium. Abhand-
lung über das Entstehen der grammatischen Formen. Humboldt's Lettre k Mr.
R^usat über das Cbiuesisobe. Ausser dieser Einleitung enthält die Ausgabe
eine grössere Anzahl erklärender Noten und Excurse.
■
Subscriptions - Schein.
An die Buchhandlung von
Unterzeichneter subscribirt auf:
ExpL Calvary's philologische und archaeologische Bibliothi
2. Serie, circa IG Bde (Bentley, Dobree, Humboldt) a Bd. IM. 50
Expl. Humboldt, Verschiedenheiten des menschlichen Spree
baues, mit Einleitung und Anmerkungen von A. F. Po
circa 5 — G Lieferungen a 2 Mark.
Ort <& Datum : yame <£* Stand:
A
Verlag ron Bsnauui BBUtu in Wtlmar.
Zur Gesthiclite des indogermanischen Vocalismus.
Von Johannes Schmidt.
I. Abth. Preis 4 M. 11. Ablh. Preis 13 M.
Die II. Ablh. ist el.eii «rsi'i.ieiiPii.
Verlag von llermaBn llpstenohle in Jena.
I Forschungen im gebiete der indogermanischen
nominalen stammbildung.
Von
Dr. Hermann (Mthoff.
Erster teil.
8°, eleg. bioch. 2 Tlilr. = ri Mark.
Hub üem gOnstleen Urtbeil dcR ProffWiorH Dr. G. Cartltts imt
I der Verfasser „rail einer uisk"'"^"^'^'! ^^pr^hkenntniKH in durobum
I artbodlsoher Weise und unter sorgrUtf^r Benulzuns des von ande-
I ren Seilen nacb dieser Richtung hin Verbuchten in dem vorliegenden
I Budiv mit der Vntersufhung einiger einzelner weit verbreitetej Bil-
I liungen begonnen. I>ie»e wertheoilen Beiträge t\tf vergleichenden Sprach-
l/orscAuM^ triehnen »ich durch Klarheit und Frische au»:'
Triennium pMlologicum
Grunitzüge der philolog, Wissenschaften,
Tür Jünger der Philologie
■i>r Wläd«rliolung; und Selbslpröfung
Vilhflm Frennil.
S«fl t, Treia 1 Miiric, \s\ durcii alle BucUhandtungen zu beziehen, v
Mmlige PrnBpei'te mit luhnUsangabe gtsXhs.
KrIUHha Sleliiun« «u HIdSui, ■riMruiitelm EIiiihellaDii nml DiuiiplcBDit d
I idBrtmniiiif AriKuhf dn J.Ltr. LiietBiiir, nndlieh niete HlunoliuiiB ^ut IIb 1d itn ■
■ - - - .... ..-,.| „.>f schellten Pirlleii Und die l>ll«iid>in ßrundlKU
Vriiiit: M-'U Williflni Violel in Leipzig.
Im Verlag vm Fvnl. Filntemsnn in Nordbauseti erschien an
[Ffintemann, Ernst, Geschichte des deutschen Sprachstammes-J
Zweiter Band, ü M.
Der hier vorliegende zneite Band dieses Werkes entliält dae vierMj
i.vlisle TliiiTi WiUirend das vierte Buch das eigen thflrolicbn Sprache
.! seiner Dialekte umfa-sst, huiidelt das filnrte v«rf
ifii im Röraerreielie «iilergegangenon deutMbod
< Vf.'rfasser willkommene Gelegenheit, die von Ihmfl
.. IVTsonennamen(Altdeuls<:hes Namenbuch t.Baitd.'S
.... . .. ...1. der Sprache zu verwerthen. Das sechste BiiehA
it^r lujfh kaum beröhrte Frage vim der aiiravliUcheii Oe-J
I mejiw&mlicit der ungolhiHcheii Gerraancnstfimme.
■ Tgf wnXe, 1874 enchicneoe Band kostet H Mark.
VerlBji von ^ C- W. Vogel In Lolpiig.
SotUfo irricbicn:
Chrestoihathio
(vni- xv>u-ci£=.)
Acctni]p8£;uäc d'une grantniaite et tl'nn glnai
par
Karl Bartsch.
TroisiOii» «^tioii corritrrt ei auifunmk't'.
Beiträge zur Enteifferang
flu-
Lykischen Sprachdonkmälerlil
J. Saveliberg.
Dir lyklscli-vriL-cliLäcliiiii IiiHcliriflcii.
fnb: I Mark 80 PL
Lager-Catalog
XXXIV.
Linguistik.
Zum Tlif-il a»i Th. t. Karajiin'B Htblinlhelc.
(Nebet Orienlolia, als NaclitraK 21] l^get-CuL-Upg T
1964 irommom.
JcMfk Dmt k Cd. [|> tVaakAirl a
Ttn Vtrtagt r>ni G. JtasM in fjHtdUnbnrff «nthim lotittnr
Wtrgtm jtntcto. rSutlraril ti. ti. ßnaimtw. fiNfto 1
IUI sw«-i Ultnriidipn BniUip-ji ilnr WfiHwiairhw ImM
Dcn»i-inviitiuunir seiteM dar ndlwtion nnil d«tt ^Ut'jl"r<
lUflnit kl Ulftig
rjo (f)
Y
Eine ausnähme der ersten lautverschiebung.
Im 11. bände dieser Keilschrift (s. 161—205) hal Lottner
die ausnahmen der ersten lautverschiebung einer soi^samen
durchmuslerung unterzogen. Er untersuchte alle Übergänge der
indt^rmanischen exjilosivae (lenues, mediae und aspiratae), die
icfa dem Schema
idg. k = genn. h, idg. g = germ. k, idg. gh = gerra. g
t = }>, d = t, 'dh ^ d
p = f, t = p, bk ~ b
u entziehen scheinen, und es ergaben sich dem verstorbenen
forscher hauptsächlich zwei kategorien von ausnahmen, abgesehen
Ton den fallen, wo die nichtVerschiebung durch gewisse conso-
nanlenverbindungen bedingt ist {idg, sk, st, sp = germ. sk, sf,
idg, ki, pt = germ. ht, ft). Einerseits fand Lottner, dass
jf, H, h mitunter im germanischen unverschoben vorlagen, vrie
e. b. iti goth. grcdu-ü »hunger« neben altind. grdh-fioH »er ist
[ nach*, goth. tlauhtar »tochter* neben altind. dtthitar dss.,
1. hitidan »binden« neben altind. wz. bandh dss. u. a. Anderseits
ichienen di^elben germanischen tönenden explosivae (g,d,h) in
rielen lallen nicht als responsionen der indc^ermanischen aspi-
■ala'?. wie zu erwarten wäre, sondern als responsionen der indo-
[ennanisctien tonlosen explosivae (k, i, p), so z. b. in gemi.
»dekade«, das mit idg. dakan »zeim« zusammenhängt,
germ. modar = idg. miliar, ahd. ebar = lat, aper, goth.
»sie tragen« = altmd. bharanii u. s. w.
Die erste klasse ausnahmen wiU'de aber bald nachher von
trassmann beseitigt. In seinem bekannten aufsatze im 12. bände
Aeser Zeitschrift »lieber das ursprüngliche Vorhandensein von
»hl, daren anlaul und auslaul eine aspiiale enthielt«, weist
tuihiift für TEfgl. Spracht, H. P. 01. ». 7
98 Karl Vemer,
er nach, dass die von Lottner angeführten anomalien nur schein-
bar sind, indem wir im altind. grdhyati, duhitar^ bandh u. dgl.
nicht den ursprünglichen indogermanischen anlaut haben, der
vielmehr, was eine vergleichung mit anderen indogermanischen
sprachen bezeugt, eine aspirata war, wodurch die tönende ex-
plosiva in den germanischen formen völlig gerechtfertigt wird.
Die zweite, im vergleich mit der ersten sehr umfangreiche
klasse von ausnahmen bei Lottner lässt sich auf solche weise
nicht wegräumen. Hier liegt wirklich ein Verstoss gegen die
lautgesetze vor, und die schuld fallt augenscheinlich ausschliess-
lich auf das germanische. Der unregelmässige lautübergang
kommt nur im Inlaute und dann nur bei tönender nachbar-
schaft vor. Ich gebe einige beispiele dieser unregelmässigen
Verschiebung mit verschiedenen lautstellungen im inlaute:
Germ, g = idg. k. Germ, saga f. »säge« (an. sog, ahd.
saga); vgl. lat. sec-o, asl. s^q »ich haue«, lit. syki-s »schlag,
mal«. Germ, sagjan »sagen« (an. segja, as. seggian, ags. secgan,
ahd. sagian) = lit. sdkryti, -aü dss. ; vgl. tv-ven-s für ^iv-asn-e
und altlat. in-sec-e »zeige an, erzähle«. Goth. lials-aggan- m.
»halskrümmung«, ags. angan- m. »spitze, pfeilspitze« ; vgl. all-
ind. anka- m. »haken, klammer; bug, seite, schoos« = oyxo^g
= lat. uncu-s »haken«. Germ, pegna- m. »knabe, mann, diener«
(an. pegn »freier mann, kriegsmann«, as. thegan »knabe, mami,
krieger«, ags. pegn »ritter«, ahd. degan »knabe, diener, krieger«)
= Thxvo-v »kind«, — Man vergleiche hiermit der reihe nach
folgende beispiele der regelmässigen Verschiebung mit ähnlichem
inlaute: Goth. AaiÄo- »einäugig« = lat caecu-s »blind«. Germ.
hlahjan »lachen« (goth. hlahjan, an. hlceja, ags. hlehhan, hlyhlian,
ahd. hlahhan); vgl. altind. kark »lachen«, xldaaui für "^xXfax-jm
»ich glucke, schnalze«. Germ, fanlian »fangen« (goth. fähan,
an. fd, as. fähän, ags. fort, altfries. fä, ahd. fälian); vgl. altind.
päQ-aya-ti »er bindet«, lat. pac-isci, pax, päc-is, Germ, laihnor n.
»lehen« (an. Idn, ags. lern, ahd. Uhan) abgeleitet von Ithvan
»leihen« (goth. leihvan, an. Ijd, as. far-lthan, ags. f?Ä«n, ahd.
Uhan); vgl. altind. ric, praes. rinak-ti und recati »lassen« =
Xsinao, l-ltn-ov = linquo, Itqui = lit. lek-u, Vik-ti,
Germ. d= idg. t Goth. fadi^ m. »herr«, nur in Zusammen-
setzungen wie z. b. brüp-fadp- »bräutigam« = altind. pati" m.
»herr, gatte« = noai-g = lit. i>a^s »eheherr«. Germ./>et4da- f.
Hne Hisnftliine der ersfen lautverechiebung'.
99
»TOlk« (goth. pmia, as. tkioda, ahd. diola) ^ lit. (zemaitisch)
taitö, letl. tatOa, umbr. tütu. Germ, pridjart- »der dritte* (goth,
triHjan-, an. ^Wifi, as. thriddio, ags. pridda, ahd. rfW(/o, dritto)
= aüind. trtiya-, lat. ^fii-ft"«-s, lit, trecua-s, asi. (reiii. Germ.
/«fcSr »vier« ((foth. ^dm»-, an. fßrir, as. ;?w»*or, £^. feöver,
ahd. jW) = allind. calväras, liauagsg, gHotmr, lit. ieftwi, asl.
itlsrye. Gemi. aw/- »gegen, ant-t {gotli. mida-, and-, an.,
ags. otui-, ahd, a»»t); Tgl. altind. anti »entgegen«, ayri, «vta
»gegen», lat. ante. Germ. «Mf^«- in. »ende» (gotti. a^w?;«-, an.
«Jm", as. endi, ags. ende, ahd. enti m. n.) ; vgl, altind, anlor- m.
dss., «nf^o- adj. »der am ende ist, der letzte*. Germ, skordi- f.
»scheeren, schneiden« (an. shträ-r xi\. »-stainni, »das schneiden,
nähen«, ahd, setari f, »tonsui'a«), gebildet von der wurzel skar
Mthneiden« mittelst suffix -di = idg, -ü. Genn. skddi- f.
«diuld« (an. siii/d, skyld, as. jicwW, ags. scyU, ahd. scwW)
iniltelst desselben suff. von wz. sfoi/ »sollen«. Vergleiche hier-
mit folgende falle der regelmässigen Verschiebung : Germ, hvapara-
»Uler« (goth. hivpar, an. kvdr-r, as. hueSar, ags. hväätyr, ahd.
Jwdw, wedor) = altind. katara- = ;rÖTeeo-e, ion. xöre^o-g =
Kl iofrä-s. Germ, kleitpa^ n. »das hören, zuhören, schweigen*
(goth. hlittpa^, an, A/jrfd) = altbaktr. ^raota- n. »das hören*.
Cam. Ki^'o- m. »verwandter, vetter« (goth. nipja-, an. n»^,
ap. niädas pl. m, »hominea«); vgl. asl. netü m. »neffe«, cä-w-
^^•i •vetter, verwandter«, von einer grundform *napaij<i-, vgl.
tiünd. napdt-, napiar- »enkel, nefle, nachkomme«, lat. «epö^.
(Wh. Mlipva f., nur im pl. mlipvos »herberge, einkehr«, gebil-
W millolst suff. -/fl'M = idg. -tva vom verbalen stamme saija-
*eitikehren<. Germ, tanpu-, tanp- ni. »zahn« (goth. tunpn-, an.
■*i» f., as. ftiwd m., ags. tää, ahd. sanrf) ^= altind. dant-, dantor-
■"■i Wottf, ö-döw-of m., lit. (fanti-s m. f. Germ, an-pja- n.
**inn (an. fittni, ahd, ««d*); vgl. ävtio-g »der gegenüber, ent-
PtaigesetKt ist«, lat. antiar »haare in der stirn«. Germ, tiwrpa- n.
•nwrd« (an. nwrä, ags. tnorä, as. mord, ahd. wiord), gebildet
Wi der WZ. mar- »sterben« mittelst suff. -jw = idg, -ta. Goth.
^pn-m. »herrlichkeil* = lat. vultus, von der wz. val »wollen«
Oill^ suff. -pu = idg. 4u.
Germ. 6 = idg. p. Germ, sehan »sieben« (goth. sibyn,
ui. s/oM. as. ahd. sibttn, siban, ags, seofon) = allind, saplan,
i*ti, Kfiem. Dagegen mit regelmässiger Verschiebung: germ,
^tfan- m. (die germ. grundromi ist mit f anzusetzen narh ahd.
100 Karl Verner,
nevo »neflfe, schwestersohn, oheim, verwandter«; an. nefi, ags.
nefa); vgl. altind. napdt- m. »nachkomme, enkel«, lat. nepot-.
Aber diese differenzirung der ursprünglichen tonlosen ex-
plosiva findet nicht nur, wie in den obigen beispielen, bei von
verschiedenen wurzeln herrührenden bildungen statt; auch inner-
halb der zu derselben wurzel gehörigen Wortbildungen erscheint
sie sehr häufig, so dass die einen ableitungen im germanischen
wurzelhafte tonlose fricativa, die andern wurzelhafte tonlose
explosiva aufweisen. So findet sich neben germ. teJian »zehn«
(goth. taihun, an. Hu, as. tehan, ags. tyn, ahd. zeJian = altind.
dagan, äixa, decem) ein Substantiv tegur m. »zehner« (goth. tigu-,
an. tig-r, tug^, ahd. -sig, 'Zog)\ neben germ. haufia- »hoch«
(goth. Ihauhd-, an. hd-r, as. höh, ags. hedh, ahd. höh) ein hauga- m.
»hügel« (an. haug-r, mhd. houc^ g. houges); neben teuhan »ziehen«
(goth. tiiAan, as. tiolian, ahd. ziohan = lat. düco) germ. tt*ga-
»zug« (an. tag n., ahd. ztig m.), germ. towgfi- f. »strick« (an.
tati^g f., ags. tedgy und germ. haritugavr- m. »heerführer« (an.
hertogi, as. heritogo, ags. heretoga, ahd. herizogo); neben germ.
fanhan »fangen« das subst, fmiga- »fang« (an. /an^ n., ahd.
fang m.); neben genn. slalian »schlagen« (goth., as., ahd. slahan,
an. sld, ags. sledn) germ. s/ogfo- »schlag« (an. slag n., ags.
slaguL, aihd. slagat); neben ahd. swehur m. und ags. svcor m.
»schwäher, Schwiegervater« (= altind. gvagura-, sxvQo-g, socer,'
asl. svekrU, lit. szesmra-s) ahd. swigar f., ags. st^egfer f. »Schwieger-
mutter« (= altind. fva^ru, sxvqcc, socru-s, asl. srefcry); neben
an. fld von *flahan »die haut abziehen« an. /foi^a schw. f.
»Schicht« und flcyna »losgehen (die haut vom fleisch)«; neben
germ. felhan >verbergen< (goth. flUian, an. fela, ahd. felahan)
goth. fulginor >verborgen< und an. fjalg-r in zss. >safc, well
kept«, u. a. — In der dentalen reihe haben wir z. b. goth.
hinpan »fangen, gefangen nehmen«, schwed. hinna st. v., dän.
dial. hinne >erreichen< neben dem damit zusanmienhängenden
germ. handu- »hand« f. (goth. hmidu-, an. hönd, as. hand, ags.
hondy ahd. haut, hand); germ. finpan >findcni (goth. finpan,
an. finna, as. ßdan, ahd. findan) neben an. fmid-r, stamm
fundi' m. »Zusammenkunft <^; goth. frapjan > verstehen, verstän-
dig sein« neben germ. fröda- »verständig« (goth. froda-^ an.
fröd-r, as. ags. fröd, ahd. fruot); germ. lipan »gehen« (goth.
leipan, an. Kda, as. lidan, ags. lidan, ahd. Uda^i) und üi/?w- m.
»glied« (goth. lipii-, an. lid-r, ags. //VI, ahd. Zw/) neben germ.
Eine a
Tslen laiilvcrBehielniiig,
101
ki^an >leiten« (an. lei^a, as. ledian. ags. }adan, alid. leitian)
und laiäa- f. »wegi (an. kiä, ags. lad); gotli. so^a- m. »sätti-
r«, fffi'Sopjnn »sättigen* neben germ, saäa- »satt* (goth.
iwia-, an, «wf-r, as. -s«^/, ahd. sait ^ asl. s^a: vgl. lat. satiir,
tal, satis) u. a. — In der labialen reihe sind f und b durch
secundäre lautbewegungen in den meisten germanischen sprachen
in einen laut zusammengeflossen, was die ursprünglich da-
gewesene differenzirung verwischt hat. Aus dem gothischen,
das ebenso wie das althochdeutsche die zwei laute aus einander
gehalten hat, kann angefflhi-t werden: «/"-izZ-fjan »übrig bleiben«
neben laiba- t » Überbleibsel« .
Ueberschaut man die angeführten beispiele, so mag man
Iricht in Versuchung kommen, diese ganze differenzirung der
ursprünglichen tonlosen esplosiva für eine launc der spräche
m erklaren, das erscheinen der tönenden explosiva in vielen
lallen, wo die tonlose fricativa zu erwarten wäre, lediglich einem
blossen zufalle zuzuschreiben. Liegen doch, um noch ein frap-
pantes beispiel beizubringen, den drei gleichförmig gebildeten
indogermanischen verwandtschaflsnamen hiiriiiar, niätar, patar
die gennanischen responsionen bropar, mödar, fadar gegenüber,
ohne dass es abzusehen ist, warum ntödar und fadar dem regel-
mte^ verschobenen brßpar nicht gefolgt sind. Bei der annähme
eines nifalls darf man jedoch nicht beharren. Freilich kann
die vergleichende Sprachwissenschaft den zufall nicht ganz in
shrede stellen, aber zufälligkeilen en masse wie hier, wo
die (alle der um-egelmässigen Verschiebung im Inlaute beinahe
eben so häufig sind wie die der r<^elmässigen, kann und darf
sie nicht zugestehen. Es muss in solchem falle so zu sagen
öne regel für die Unregelmässigkeit da sein; es gilt nur diese
M&dig zu machen.
Stellen wir vorerst den lautlichen Vorgang klar. Dass
^ germanische tonlose fricativa direct aus der indogermanischen
Miosen explosiva dm'ch lockening des mundcanalverschlusses
'i*rTorgegangen ist, darf man wohl annehmen. Dagegen kann
^germanische tönende explosiva nicht auf directeni wege durch
nittÖDcn der stimme aus der uidogermanischen tonlosen explosiva
Oil*landen sein, denn dies würde ein lautübergang sein, der
gerade gegen die hauptrichtung der lautvcrschiebung. die aus
der indogermanischen tönenden explosiva eine tonlose explosiva
fKTVurbrachtc, gehen Avürde. Man mtiss also auf umwegen von
102 Karl Vemer,
der tonlosen explosiva zur tönenden explosiva zu gelangen suchen,
und es bietet sich dann am nächsten Scherer's erklärung in dem
schönen abschnitte über die lautverschiebung (Geschichte der
deutschen Sprache, s. 82) dar: »Ich nehme nun an, dass sämmt-
liche unregelmässig verschobenen Tenues zuerst regelmassig in
tonlose Spiranten verschoben wurden, dass diese namentlich
in häufiger gebrauchten Wörtern (wie fadavy mödar) unter dem
Einfluss der umgebenden tönenden Elemente ebenfalls mit Stimm-
ton hervorgebracht wurden und dann bei dem Eintritt des
dritten Verschiebungsactes die Richtung alier übrigen tönenden
Spiranten, resp. tönenden Affricaten nahmen.« Will man be-
haupten, dass in der obigen erklärung überall statt Spiranten
(fricativae) die sogenannten affricatae (Rumpelt, Deutsche Gram-
matik I, § 27) substituirt werden müssen, so mag man dies
thun; es ist an sich selbst von wenigem belang und wirdspeciell
für unsem zweck ganz gleichgiltig sein, denn uns genügt es
ermittelt zu haben, dass die unregelmässigen Verschiebungen
einst auch die lautstufe der regelmässigen Verschiebungen ein-
genommen haben, von da aber weiter fortgeschritten sind^),
und wir können jetzt die frage nach der etymologischen
erklärung so stellen : Warum ist die lautströnmng der Verschie-
bung in einigen fallen bei der tonlosen fricativa stehen geblieben,
in anderen fallen weiter über die tönende fricativa zur tönenden
explosiva fortgeschritten ?
Der einzige, der eine beantwortung dieser frage versucht
hat, ist — soweit mir bekannt ist — Scherer an der eben
citirten stelle. Er nimmt an, dass die Verschiebung zur tönen-
den explosiva »in häufiger gebrauchten Wörtern (wie fadar,
mddar)<ii vorkommt, mithin die regelmässige Verschiebung in
weniger häufig gebrauchten Wörtern. Ich glaube, dass der
geehrte Verfasser nicht viel gewicht auf diesen erklärungsversuch
gelegt haben will, und dass er ihn nur als eine denkbare mög^
lichkeit mit in die feder fliesscn Hess. Eine durclmiusterung
des germanischen Wortschatzes ist aber seiner annähme nicht
günstig. Ist es wahrscheinlich, dass fadar und nwdar häufiger
in gebrauch gewesen sind als bropar? Kommt doch bei Ulfilas
niodar gar nicht vor, sondern immer dafür aipei, und fadar
*) Es ist inithiii unrichtig z. b. von einer differenzirung des idg. i in
germ. p und d zu reden; es war germ. />, das sich in p und d spaltete.
r
Eine ausnähme der erslun lau l Verschiebung.
103
^raucht er nur einmal, sonst aber atta, während sein bropar
.gar kein synonym neben sich hat. Sollte /eA«-, der germanische
^bbegriCr von materiellem Wohlsein, vieh, geid, vermögen, habe
la. dgl. ein seltener vorkommendes worl gewesen sein als z. b,
»see« (an. lög-r, ags. Uigu = lat. lacu-s)? Darf man an-
Hehrnen,^ dass unsere germanischen vorfahren die zahlen 4 und
100 {fedwr, himdj häufiger gebraucht haben als die zahl 10
^eKanJ ? Mehr desgleichen könnte angeführt werden, ich werde
aber in der folge gelegenheit finden die unwalirscheinlichkeit
jaier annähme schärfer zu demonstriren.
Ein versuch durch Zusammenstellung des germanischen
wortvorrathes mit dem vergleichbaren worlTorrathe anderer
iadogermanischen sprachen eine etymologische rege! für die
differenzirung der urgermanischen tonlosen fricativa zur tonlosen
fncativa und zur tönenden expiosiva zu finden, wird zu keinem
scheren resultate fuhren können, denn eben weil die differen-
tinmg sich so lebendig in der Wortbildung äussert, kann man
sieh nicht mit einer vergleichung wurzelverwandter Wörter be-
gnügen, sondern es bedarf einer Zusammenstellung von Wörtern,
die sich wo möglich decken, und dadurch wird das vergleich-
bare Qialerial zu klein werden um darauf etwas zuverlässiges
bauen zu können. Zum glück kann aber die Untersuchung auf
ein gebiet hinübergespielt werden, das bedeutend mehr begrenzt
et, und wo wir gewisse anhaltsptmkte für unsere vermuthungen
finden können. Man hat nicht genug gewicht auf den umstand
gelegt, dass die differenzirung der urger manischen ton-
losen fricativa auch bei der conjugation gewisser ver-
ba zum Vorschein kommt ^). Wenn wir z. b. im ags, zu
Wt »navigo. proficiscor« eine paiiieipform lidan haben, so liegt
hier doch offenbar dieselbe differenzirung vor wie bei lid »glied«
einem lid >fahrzeug< gegenüber. Dass die germanische philologie
biäier ober diese thatsache, die an sich selbst sehr interessant
W und zum nachdenken aufl'ordem muss — denn eine ver-
iwlening des wurzelconsonanten behufs der conjugation gehört
iloch nicht zu dem alltäglichen — so leicht hinwe^egangen
"•. mag seinen grund darin haben, dass das golhische, von
') Vet^lek'he dazu Biauni;'» abliandkmg »ober den grummaüschen
*Kbt«l in iler deutsclien verbalflexion« in dun Beiträgen nur Gescb. d.
•bulscheo 8pr. und LH. von H. Paul und W. Braune I, 513 fT. Anm.d.Red.
104 Karl Veraer,
dem man gewöhnlich beim vergleichen ausgeht, diese dilBeren-
zirung in der conjugation gar nicht kennt. Es kann aber durch
Zusammenstellung des hieher gehörigen materials bewiesen wer-
den, dass sie ursprünglich allen germanischen sprachen gemein-
schaftlich zukam, mithin auch einmal das gothische betroffen
haben muss. Die aus den indogermanischen tonlosen explosivae
entstandenen germanischen tonlosen fricativae und tönenden
explosivae vertheilen sich so in der conjugation, dass alle prae-
sensformen (inf., praes. ind., conj., imperat. und part.) so wie
die singularformen des praet. ind. die tonlosen fricativae, alle
übrigen verbalformen die tönenden explosivae erweisen. Ich
muss in der folgenden Zusammenstellung von der labialen diffe-
renzirung ganz absehen; es wurde oben berührt, dass die
diflferenzirung des labials in der Wortbildung durch späteres
zusammenfliessen der laute beinahe vollständig verwischt ist;
in der conjugation ist gar keine spur mehr erhalten.
A. Verba, deren wurzeln idg. auf A, germ. auf h (hv), g
auslauten:
1) WZ. slah, slag »ferirec ^),
an. sldy slö, slögum, sleginn.
as. slahan^ sloh (slog), slogun, slagan,
ags. sledn, sloh (slog), slogan, slägen.
afries. sld, sloch, slSgon, e-slein.
ahd. slahan, sluöh (mhd. sltwc), slaogum, slagan,
As., ags. slog, mhd. sltwc durch einfluss der pluralformen;
so öfters in der folge.
2) WZ. pvaJi, pvag »lavare«.
an. pvd, pvö, pvögum, pveginn.
as. thudhan, (thudg), [thudgun, thtuiganj.
ags. pvedn, pvoh, pvögon, pvägen.
ahd. dwahan, dumoh (mhd. dumoc), dumogum, dwagan,
3) WZ. Idh, lag »vituperare«.
as. lahan, (log), ßogun, laganj.
ags. ledn, loh (log), logon, [lägen],
ahd. laJian, (Itwg), luogum, [laganj.
4) WZ. fteth, flog >excoriare«.
an. fld, flö, flögum, fleginn.
*) Die formen in ( ) sind analog iebildungen; die formen in [ ] kommen
nicht vor, oder richtiger gesagt, ich kann sie nicht belegen.
Eine auanalirae der ersltu laulvcrschiebimt!.
105
5) irz. klah, klag »fricare«.
an, klä, kl6, kUgum, kleginn.
6) wi. vah, vag »mentionem facere«.
ahd. fge-wahan], -leuoh, -timogum, [-imijanj.
7) m. hlah, klag »ridere«, bildet seine praesensfornien millclst -Ja-.
an. hlwja, hU, hUgum, hleginn,
as, ? fhlShJ, hlogun, hlagan.
ags. hlchhan hlyhJian, )ddh (hlög), klögon, [hingen].
ahd. hlahhan, (bluoc) 'i! f
WZ. fah, fag »laetaii«.
ags. ge-feön. -feaft, -fagon, f-fogcnj.
Ahd. ge-fehan, -fall, -fäkum, -fehan hat die difiereiizirurig
sufeegeben ').
Ji. sakv, sagv »videre«.
as, seAa», sah, sAgon sAuuim (sdhun), semian (sehan).
ags. sein, seah, stegott sävon, scven.
afries. sio, (sag), sagen, sien.
ahd. sehan, sah, (säfiiim), sewan (sehan),
)as V, das nur in den praeteritumsformen sich zeigt, niuss
auch als eine art differenzirung angesehen werden.
An. sjd, sd, säum, sinn zeigl die differenzirung nicht.
10) WZ. falh, falg »conimendare, abscondere«.
an. fein, fal, (fdlum), folginn.
ags. fcolan (fdgan), fealh, fulgon (ßlon frelmi),(folen feolen).
im praet. pl, wäre an. fulgum zu erwarten; fdlum ist in
uologie mit fela fal gebildet, als ob das verbum zur zweiten
^lautsklasse (stela, stal, stdlum) gehörte; ebenso ist auch das
ifries. hi-fellan für *bi-feVtan zur zweiten ablautsklasse hinüber-
B^gangen (bifel, -fcBlon, -feien). As. bi-felahan, -falah, -fulhtin,
•ff&an und ahd. ßlahan, falah, fuUilivm, folohan ohne differen-
11) WZ, tih, tig »demonstrare, nuntJare«.
a3. fihan, [tSt, tigun, iiganj.
ags. teön tihan, täh, ßigonj, (igen.
) Dm an. adj. feginn »rroh« karjn der fori» nacli das prai^l. [lart.
Hl wi. fah fag sein (vgL ags.), ist aber liesser zu den fleieh-
WoiUnden as. fagan, ags. /äffen zu stellen; der umlaul ist dann durch
ptJalal (*, g mit nachfolgendem e, ») Lervoriferufen wie öfters im an.;
(iitv. = aa. ahd. lanyo, ngs. lange; drgi d. sg. von dag-r; die parli-
iV«i rkam. trkiim, dri-ginti, sleginn, fenyinn ii. s. w.
106 Karl Yerner,
ahd. zthan, zSh, aigum, zigan.
An. tjd ist schwach geworden.
12) WZ. }nh, pig »crescere, proficere«.
as. thihan^ [thSh, thigunj, thigan,
ags. peon pihan, päh (pedh),pig(m (pugcn), pegen (pogen).
ahd. dihan^ deh, digum, digan.
13) WZ. sihv, sigv »colare, liquare«.
ags. sedn^ sah, sigan, [sigen],
ahd. silian, sih, [sigumj, sigan siwan (sihan).
14) WZ. vrih, vrig »operire«.
ags. vredn vrihan, vrdh, vrigon, vrigen,
ahd. (int-J Hhan, f-r^hj, -rigum, -rigan.
15) WZ. lihv, ligv »commodare«.
as. ffar)' Uhan, f-lehj, -liuuum (4ihun), -litman.
ags. Uhan, Idh, ßigon, ligenj,
ahd. Uhan, Uh, liwum, Uwan (lihan).
Vgl. no. 9. — An. Ijd, afries. Ua sind schwach geworden.
16) WZ. tuh, tug »trahere«.
an. — — — toginn.
as. tiohan, toh, tugun (tuhun), togan.
ags. teon, tmh, tugon, togen.
afries. üa, tdch, tegon, tein.
ahd. ziölmn, zöh, zugtün, zogan,
17) WZ. ßuh, plug »fugere«.
as. fliohan, fldh^ ffltigun, floganj,
ags. fleon, fledh, flugon, flogen.
afries. flia, — flegefi, flain.
ahd. fliohan, floh, flagum, flogan,
B. Verba, deren wurzeln idg. auf t, germ. auf p, d
auslauten.
Das an. lässt sich hier nicht vergleichen, da p und d im
inlaute in einen laut zusammengefallen sind. Auch das as. hat
in der conjugation die zwei laute in ä zusammengeworfen, wäh-
rend diese spräche sie sonst aus einander hält. Dass dennoch
beide sprachen einmal die diflferenzirung in der conjugation
auch bei den dentalen gekannt haben, ersieht man aus an.
finnaj as. pdan. Im ahd. ist germ. p im inlaute zu d (bei dem
niederfränkischen Isidor zu dh\ germ. d zu t (bei Isidor zu d)
verschoben.
Eine ausnabnit) der ersten liiulverscliieljuiii,'-
107
I) \n. kvap, Icvad »dicere«.
ags. cveäan, cvää, evredoti, cvcden.
ahd, qttcdan, q«ad, qutUum (quädumj, qttvtan. Bei Isidor
qvheOhan (qtihedan). quMdum, quhtdan.
1) wi. fanf>, fand liDvenire«,
an. linna, fatm, fwndum (funnum). fund'mn (futmlnn).
as. ftäan (ßndan), (fand), fundun, fundan.
ahd. ßndan, fand, funtiim (fuadum), funlan (fundan).
Ägs. findan, afrtes. /Snda mit durchgängigem d.
3) WZ. varf>, mrd »fieri*.
ags. veordan, vearä, vurdon, vorden.
afries. wertha, toarih, worden, teordon.
ahd. tcerdan, ward, wur/um, wortan. Bei Isldoi"
uuerdhan (uiierdan), (uuard), uurdum, uuordan.
WZ. Uj), lid »ire, proficisci«.
ags. Itäan, lad, [lidon] (lidon), lidcn (liäen).
ahd. lidan, leid, lituni, libin.
WZ. snip, snid »secare«.
ags. snidan, mdd, snidon, sniden.
afries. snttha, sneth, miden, snein (snithen).
ahd, sntdan, sneid, snitiim, snitnn.
wj, vrip, vrid »llgare, torquere«.
ags. vridan, vrdä, [vridonj (vriämi), [vrvlen] (vridcn).
ahd. ridan, [reid, riium, riian] (ridan).
7) WZ. mip, mid »evitare«
Bgs. midan, mäd, fmidon, miden] (miäen).
ahd. midan, meid, mitwn, mitan.
i) «ra. skrip, skrid »gradi«.
ags, scridan, scr^d, scridon, [scriden] (senden).
J) WZ. s»p, SMrf »coquerea,
ags, Mc'*i«, sedd, suidan, soden.
ahd- siodan, (söt), [sutum], sotan
10} vn. hrup. hnid »oriiai'e*.
ags. hretidan, [hrcdd, hrudtmj, hroden.
Die obigen verba gehören alle den vei-schiedeneu ablauls-
UlBen an; aus den verba, die im germanischen ursprünglich
praeteritum mittelst reduplication bildeten, zeigen nur zwei
differenziiung, aber so, dass die lonlose fricativa nur in den
formen sich zeigt, während daspraet. sg.sich den übrigen
pneleriluniäformcn anschliesst und tönende explosiva aufweist.
108 Karl Verner,
1) WZ. fanh, fang »capere«.
an. /a, fM (für *finh, *feng\ fengum, fetiginn.
as. fdhan, fing, fengun, fangan.
ags. ßn (aus * fdhan, *f(mhan, *fanhan), fing, fSngan, fangen.
afries. fd, feng, fingon, fangen fenszen.
ahd. fdhan, fiang, fiangum, fangan,
2) WZ. hanh, hang »pendere«.
an. (hanga), hekh, hengum, hanginn.
as. [hdhan, hing, hengunj, Juingan,
ags. hon, hing, hengon, hangen,
ahd. hdhan, hiang, hiangum, hangan.
Es kommt gewiss keinem in den sinn alle diese falle als
sonderentwickelungen innerhalb der einzelnen sprachen auf-
zufassen. Es wäre ganz undenkbar, dass die fünf hier behan-
delten sprachen z. b. in slahan das h in praet. part. unabhängig
von einander in g verwandelt haben. Die differenzirung in der
conjugation muss daher schon auf der gemeinschaftlichen stufe
der fünf sprachen existirt haben; ja selbst wo sie sich nur für
eine einzelne spräche nachweisen lässt, darf sie als gemein-
eigenthum angesehen werden, denn eine erscheinung, die sich
auf so speciellem gebiete bewegt und auf einem geringfügigen
akustischen unterschiede beruhte, wird schwerlich analogiebil-
dungen erzeugt haben können. War aber die differenzirung in
der conjugation den fünf sprachen gemeinsam, so muss auch
das gothische einst daran theil genommen haben. Diese spräche,
die doch in der Wortbildung die differenzirung kennt, zeigt in der
conjugation der verba, die in den anderen germanischen sprachen
die differenzirung haben, durchgängig die tonlose fricativa:
sla1uin,sloh, slohum, slahans; leipun, laip, lipum, lipans; vairpan,
varp, vaurpum, vaurpans; fdhan, fairfdh, fai-fdhum, fdhans u. s. w.
Die häufiger vorkommenden praesensformen haben den sieg
aber die praeteritumsformen davon getragen und ihnen ihren
wurzelconsonanten aufgedrungen, und hierin dürfen wir eine
äusserung der starken uniformirungstendenz dieses sprachidioms
sehen, die sich auch anderswo bekundet, z. b. bei goth. t, t*
gegenüber dem e, i bez. o, u anderer germanischen sprachen,
Die differenzirung in der conjugation gehörte also schon
der germanischen grundsprache an.
Hat aber die differenzirung in der conjugation ihren Ur-
sprung in derselben sprachperiode genommen, in der auch die
^^eretizirLuig in der Wortbildung entstand, so leuchtet von selbst
^, dass alle beide nui" die äusserung einer und derselben laut-
ätewegmig sind; sie müssen mithin unter einem einheitlichen
Gesichtspunkte aufgefasst, es muss für sie eine gemeinsame
erklärung gesucht werden. Ueberhaupt wird folgende glei-
diung giltigkeit haben:
germ. tehan slahana- (stamm des inf.) bropar __
gierni. te{iu- slagana- (stamm d.part.praet.) mddar
kvepana- (inf.)
livedana- (pari.)
Eine erkiärung, die nur für die eine oder die andere diffe-
renanmg oder sogar nur filr ganz vereinzelte (alle der differen-
zinuigi) passt, hat schon dadurch den anschein des unwahr-
scheinlichen. Könnte auch die oben angeführte Scherer'sche
ntiärung mit genauer noth Für die differenzirung in der wort-
bÜilung passen, so lässt sie sich doch für dife differenzirung in
der conjugation gar nicht in anwendung bringen, denn man
müsäte dann die sinnlose behauptung aufstellen, die plural-
formen des praeteritums ind., die die tönende explosiva auf-
weisen (as. slSgun\ seien häufiger gebraucht als die pluralformen
^ praes. ind-, die die tonlose fricativa haben {as. slahad], das
pul praet. (as. slagan) häufiger als der inf. (as. slahan).
Aus dem regelmässigen auftreten der differenzirung in der
conjugation jener verba kann nun die wichtige folgerung ge-
Wgai werden, dass das differenzirende moment in einem ge-
wissen phonetischen Verhältnisse gesudit werden muss,
das variirend die conjugation begleitet hat. Die unter-
suclning wird hierdurch innerhalb engei-er grenzen beschränkt.
Die differenzirung ist vor sich gegangen, nachdem die laut-
'ö^iebung eüigelreten war; mithin ist sie speciell germanisch.
Der differenzircnde motor dagegen muss älter sein und kann
') Dies t^ilt z. b. von dem versuche Pauli's (zeiUchrift XIV, s. 102) das
i io iaiar, ntödar dem p in bröpar gegenüber durch eine volkselymolo-
(Wie milchnung aa gerat, föäjan >pascere*, bez. mödt- f. •zom, muth»
■ •rklireu. Abgesehen davon, dass es eiuer sehr lebendigen populären
^ndiplianUsie bedarf um dea in >nmtter. liegeuden begriff mit dem in
»Kto. mutli. liegenden ^u associiren, erheischen die erklärenden wCrler
•IW eine erklSning, denn fädjim und müdi- haben ja ebenrulls ein aus
% t «nlalandeneg d. MQssen wir denn auch für diese wörler eine volks-
■tfnolflgbvhe antehmmi; ujinelimen?
110 Karl Verner,
sehr gut schon der indogermanischen sprachstufe angehört haben.
Er niuss folglich in dem sprachstadium gesucht werden, das
seine endglieder hat einerseits in den indogermanischen grund-
formen, anderseits in den grundformen, zu welchen man durch
Zusammenstellung der germanischen sprachen hinaufreichen kann.
Zum guten glück sind die hauptformen des germanischen star-
ken verbs durchsichtig klar bis in die indogermanische Ursprache
hinauf. Die indogermanische conjugation beruht auf folgenden
vier bildungsmitteln :
1) variirende endung,
2) variirender wurzelvocal,
3) die anwendung oder nichtanwendung des augments
und der reduplication,
4) variirender accent.
Diese und weiter keine andere.
Betrachtet man jetzt eine reihe germanischer grundformen, z. b.
kvepanory kvap, kvddum, kvedana-,
slahana-, slöh, slogum, slc^gatM-,
Itpana-, laip, lidum, lidanct^,
so fallt es gleich in die äugen, dass der phonetische grund der
differenzirung nicht in dem lautstoflfe der endungen liegen kann:
die cndung des infinitivstannnos (kvefnina^, slah-anor, lip-ana-)
ist dieselbe wie die des participstammes (kved-ana^f slag-ana-,
Hd-anor), und doch ist die differenzirung da. Der grund kann
zweitens nicht in den quantitätsverhältnisscn der wurzel gesucht
werden, denn die tonlose fricativa erscheint sowohl bei langem
wie bei kurzem wurzelvocal (ltpanar,sldh ; kvepana-,kvap^slaliafkxr),
desgleichen die tönende explosiva (slogum; kvedana-^ slagana-J,
und dieselben quantitätsverhältnisse fanden sich schon auf indo-
germanischer stufe. Endlich, drittens, kann die anwendung oder
nichtanwendung der reduplication — die augmentirten verbal-
formen sind ja im germanischen verloren gegangen — die diffe-
renzirung nicht hervorgerufen haben, denn theils müssten wir
dann denselben wurzelconsonanten im ganzen praet. ind. haben,
was nicht der fall ist, theils. wäre für die diflerenzirung ausser-
halb der conjugation eine besondere erklärung zu geben, da die
reduplication hauptsächlich ein rein verbales vehikel ist.
Es bleibt somit nur eine erklärung übrig, und das ist keine
verzweifelte hypothese, zu der ich, da alle anderen erklärung&-
versuche gescheitert sind, meine Zuflucht nehmen muss, sondern
Ein« snanahnie der flreten lautverschiebung.
111
l.eine entscheidung, die sich durch nüchternes argiinientiren mit
I notb wendig keit aufgedrungen hal: Die differeiizirung niuss
uf dem vierten conjugationsbildungsmitf et, auf dem
I variirenden Indogermanischen accent beruhen. Diese
I annähme wird durch eine confrontation der germanlsctien verbal-
formen mit den entsprechenden formen des altindischen verbs
j aufs vollständigste bestätigt. Wo im aitindischen der accent
[ auf der Wurzelsilbe ruht, haben wir im germanischen die ton-
I lose ti'icaliva im wurzelausiaute ; wo dagegen der accent im
I altmdischen auf die endung fallt, erweisen die germanischen
I fi>rmen die tönende explosiva im wui'zelauälaute. In der fol-
I genden Zusammenstellung gebe ich neben dem altindischen, erst
, das etymologisch entsprechende germanische paradigina und
dann ein paradlgma mit der diffcrenzirung. Da es sich hier
nur um den wurzetauslaut handeil, führe ich die germanischen
formen mit gothischen endungen an.
A. Der accent ruht im altindischen auf der wurzel; der
Wurzelauslaut ist im germanischen tonlose fricativa.
a. Altlnd. praes. ind. = germ. praes. ind.
sg. 1. bhäiämi
=
btta
Itpa
2. bkäiasi
=
bUis
Itjna
3. bkedati
=
bUifi
UMP
pl. 1. bkedämas
=
btlam
llßam
2. bh^datha
=
miß
nptp
3. bhedai^
=
bitand
lipmd
b. Altiud. praes.
Potential.
= germ. praes. conj.
sg. 1. bhedet/am
=
bitau
lipau
2. bhedes
=
Ulais
Upais
3. bh6dd
=
Ulai
lipai
pl. 1. bhedema
^
bttaima
üpaima
% bhäkta
=
bilaip
up«ip
3. bhedet,us'
^
hUaina
Itpailui
c, Altind. praes.
iniper. =
germ. praes. impcr.
St. % bh&ia
=
6«
Itp
pL 2. bh&Iata
=
biHß
lipo.
i Altind. praes.
part. act.
= germ. praes. pari, act
bh^iatU-
==
bUaad-
npand-
t Altind. Verbalsubstantiv
= geim. in
f.
bh^kitm-
=
hHiin
Upan
112 Karl Vemer,
f. Altind. pf. ind. sg. = gerni. praet. ind. sg.
1. bibheda = bau laip
2. bibhedüha = baist laist^)
3. bibheda = bau laip
B. Der accent ruht im altind. auf der endung ; der wurzel-
auslaut ist im germanischen tönende explosiva.
a. Altind. pf. ind. pl. = germ. praet. ind. pl.
1. bibhidimd = bitum lidum
2. bibhidd = bitup lidup
3. bibhidüs = bitun lidun
b. Die zuerst von Westergaard als pf. potent, erkannten
vedischen formen vavrjyüs, tuturyä'ma u. dgl. = germ. praet. conj.
sg. 1. bibhidyä'm —
bitjau
lidjau
2. bibhidyäs —
büis
lidts
3. bibhidyd't —
biti
lidi
pl. 1. bibhidyd'nia —
bitima
Udima
2. bibhidyä'ta —
büip
lidip
3. bibhidyüs —
bitina
lidina
c. Bildungen auf -wcf- im altind., gewöhnlich pf. part. pass.
genannt = germ. praet. part. pass.
bhin-nd- für ^bhid-nd- = bitana- lidana-^).
Bevor ich die sich hier offenbarende regel weiter verfolge,
muss ich in kürze eine digression machen über ein verhältniss,
das bisher im unklaren geblieben ist, in diesem zusammenhange
aber seine erledigung findet. Ich meine das verhältniss zwischen
s und a (r) in den germanischen sprachen. Dem idg. s ent-
spricht im gothischen theils r, theils aber seltener und nie im
anlaute z, dessen lautlicher werth als tönende dentalfricativa
angesetzt werden muss. Letzterem entspricht in den übrigen
germanischen sprachen ein r, das als eine weitere entwickelung
anzusehen ist. Auf allen punkten ist diese differenzirung
des ursprünglichen s zu s und z (r) in den germani-
schen sprachen der oben behandelten differenzirung
parallel.
*) Die zweite person praet. ind. in den westgermanischen sprachen (as.
biti, lidi; ags. hite.lide; ahd. bizi.liii) ist die in den indicativ eingedrungene
conjunctivform = goth. hiteiSy lipeis.
*) Leo Meyer stellt das germ. praet. pass. zu den altitid. bildungen auf
'änd- mit reduplication, also bitana- = bibhidänd-; auch in diesem falle
stimmt die tönende explosiva in lidana- zur altind. betonung.
Eine auanahme der ersten kutverscbiebung.
113
So haben wir z. b. germ. auzan- n. »ohr« (an. ei/ra '),
B. öra, ags. eäre, ahd. öra ^ lat. auris f. für *aims, üt. afm-s, f.
&sl. t«:Ao, stamm uSes-); germ. deuza-n. »animal« (goth. diusa-,
m. d<^, as, dior, ^s. (fo(5r, ahd, iior,- von der wz. dhus, die
in asl. dSc/t-«^), dys-cUi »alhmen«, duchS, »aninia«, diiki »seele«
liegt); gemi. baza- »bar, bloss« (an. her, as. ags. ahd. bar ^=
»ä, bosa, lit. bäsa-s »barfuss«) u, s. w. mit tönender denlal-
fricativa; während germ. lausa- »los, leer« (goth. lattsa-, an. lauss,
as. lös, ags. leds, ahd. lös; von einer wz. lus in goth. fra-lnisan
•Terlieren«), germ. müs-, müsi- f. »maus« (an. mäs f., ags. «Äs f.,
abd, müs r. = altirul. müs^-, mils/ia- m., (tv^ (iv-6q, lat. md«
ahd.
üdrhS, asl. ffiy^ f.), germ. »asa- f. (an.
Mu = altind. näsd f., lat. n^sii-s, asl. nostl m., lit. i
0. a, die tonlose fricativa bewahrt haben.
Sq findet sich auch dieselbe differenairung in fler eonjuga-
licMi. Ein beispiel wird genügen:
an. kj6sa, kaus, kurum karttin, korinn karinn,
OS. kiosan, cos, curun, coran,
ags. cetisan, ceds, curan, coren,
afries. KHasa, kds, keron, kcrett,
ahd. Biosan, käs, kurum, koran.
Es Tertheilen sich also s und z (r) in der conjugation in voller
übavinstimmung mit der vei-theilung des h g, des p d.
So entzieht sich auch hier das gothische der diflerenzirui^,
d. h. die tonlose frieativa der praesensrormen hat sich über alle
Annen verbreitet 'vnkiusan,friusan,fralw,stm,driusan,visa»\x.s.y{.
Aas allem ergiebl sich zur genüge, dass die differenzirung des
■1 W 8 und z (r) völlig wie die differenzirung der ui^erman Ischen
tonlosen frieativa zu germanischer tonloser frieativa und tönen-
d«explosiva zu beurtheilen ist. Wurden zu einer gewissen zeit
ntd unter gewi.ssen umständen die drei tonlosen fricalivae der
Sprache h (Brückes x ^), p (B.ss*) und f (B.s/'^) tönend, d.h.
Ol den lauten, die Brücke durch y\ z*,uj^ bezeichnet, so folgt
*s beinahe mit nolhwcndigkeil, dass auch die vierte und letzte
') Du aus z üntstanileiie r bewirkt im an. (hOchst äcllen im altschwed.
■■«l altilAn.) umluut di^s uomUt^lbar vorauseilenden wurzelrocals: ktr
fH^^sf*. g«T »iiesteru«, d^r >th.ier>. drei/ri >blut<, btr «bar, bloss', r«fr
>n>bii, frSriBH •gefroreiu, kjr ikuti, syr •eau'<. Vgl. Bugge, Tidskrift
•irPlülirii^i VU, S.380; Wimmer. Foriinordisfc formlfim, Luiid 1874, §12,
■m. i; SUIfeiisen, Tidakrirt. neue folßc. II, s. 71.
114 Karl Vemer,
tonlose fricativa der spräche s (B.s s*) zu selbiger zeit und
unter selbigen umständen tönend (B^ js^) werden musste^).
Der grund der dififerenziiiing des s zu s und e (r) rauss mit-
hin ebenfalls in früheren accentverhältnissen gesucht werden,
und wir können die s. 96 aufgestellte gleichung durch die
zwei glieder
germ. müsi- keusavtar-
germ. deuza- kuzanor
vermehren.
Für die differenzirung in ihrem ganzen umfange muss, wie
aus dem folgenden, wo auch die ausserhalb der Wurzelsilbe
vorkommenden falle der differenzirung mit in betracht gezogen
werden, hervorgehen wird, die gefundene regel folgendermassen
formulirt werden:
Indogerm. h^ t, p gingen erst überall in Kp,f über;
die so entstandenen tonlosen fricativae nebst der vom
indogermanischen ererbten tonlosen fricativa s wur-
den weiter, inlautend bei tönender nachbarschaft
selbst tönend, erhielten sich aber als tonlose im
nachlaute betonter silben.
Ein fingirtes indogermanisches wort "^akasatam entwickelte
sich auf germanischem gebiete erst zu ^ax^ds^ds^m (mit Druckes
bezeichnung), dann aber weiter zu *äx^az^az^(i(m)j *ayHs^az^a(m)y
*ay'^azHs^m)f *ay^az^az^d(m), je nachdem der accent auf der
ersten, zweiten, dritten oder vierten silbe ruhte Später ent-
stand das neue germanische accentprincip, z^ verblieb fricativa,
die anderen tönenden fricativae gingen aber in tönende explosiv-
laute über, und das idg. *ak(isatam würde dann im gothischen
*) Verlockend würde folgende weitere folgerung sein: Wurden zu einer
zeit alle tonlosen fricativae des germanischen unter umständen tönend, so
mussten auch die tonlosen explosivae Ä;, tfP unter gleichen umstünden tönend
{01 d, b) werden. Dies findet aber, wie bekannt, nicht statt. Daher ist — so
könnte man folgern — die differenzirung in einer zeit vor sich gegangen, da
die spräche diese laute in tönender nachbarschaft noch nicht kannte, d. h,
bevor der letzte act der lautverschiebung, der Übergang der idg. </, d, b zu k, t^p
vor sich gegangen war. — Eine solche folgerung ist aber unzulässig. Das
lateinische zeigt einen ganz ähnlichen Übergang der urlateinischen aus idg.
gh, dh, bh entstandenen Ä, p, f (Ascoli, Zeitschr. XVII, s. 241), die im in-
laute bei tönender nachbarschaft selbst tönend werden. Das s folgt auch
hier den andern tonlosen fricativae und wird weiter r. Die inlautenden
Cf t, p sind aber durchaus nicht von dieser lautbewegung afficirt worden.
1 eioer der folgenden gestalten erscheinen : *ahaead(am), *agar-
tadfam), *a(jamp(am), *agaead(am).
Dass die tonlose fricativa in accentuirlen silben sicli der
aDgenieinen ncigung zum tönendwerden enthielt, ist physiolo-
llisch lekht crklärlicli. Wir müssen für die ältere periode des
germanischen von einem accenle ausgehen, der nicht rein
thromatiscli war wie der accent im aitindischen und in den
dasaschen sprachen, sondern wie die modernen accenluationen
«Iwas exspiratorisches*) an sich hatte, d, h. auf grösserer
Eine atisnahme der ersten Uut Verschiebung.
115
') Der accent in <len inilogermanischen sprachen ist seinem wegen nach
Entweiler geschieht Ans herrorlieben einer silbe dailiirch, dass
diestimmb&nder stärker t;e»pannt werden; es entsteht dadurch eiu höherer
ton dem niedrieeren tone der nn accentuirlen silben gegenüber. Solcher art
nr der allindische und der classisclie accent, und dies iel auch die ur-
i^ingliche bedeutung des namens occentus, ngoa^dia. Ich nenne diesen
iceenl dpn chromatischen. Oder aber, das liervorheben der silbe ge-
icUetil dadurch, dass die exspirationsmuskeln in grossere activität gesetzt
vaim, das kräftigere lautausstrOmen verstärk! die stimme, und soenUteht
tin relatives forte dem piano der unaccentuirten silhen gegenüber. Man
ban dies den eispiratorischcn accent nenneni Brücke beachreihl ihn
nteioem werke: Die physiologischen Grundlagen der neulioch deutschen
Vnskunsl, Wien 1871, ;. 3. Es giebt auch eine Vereinigung der beiden
ttCtnle. indem die stimme in der accentuirlen silbe nicht nur erhöht,
«Udetn auch verstärkt aufli'eten kann, und im angeführten werke s. 3
Uri Brficke, wie der enspirntorisclie accent geneigt ist sich einen sUlrkeren
tder Kfaw&cheren chronialischen ansirieb zu geben. Dieser accent muss
A| ebromaliscb-exspiratorischer accent genannt werden. Altind,
•äuc, gr. fiiyBi haben aul der ersten silbe den rein chromatischen accent;
Un kuin für sie den musikahschen ausdruck #J getien. Der serbische
Utoutiv voäu raquam< bat auf der ersten silbe den rein eispiratoi ischen
■MtnL musikalisch ausgedrückl | | : Vuk Stefanovi£ bezeichnet diesen
lUaU durch ,^. Im norainativ desselben wortes, roda 6ndet sich dagegen
W( ta (Tsten ^itlie ein chromatisch-eiispiratorischer accent, dessen aus-
""Ki *J sein mag, und den Vuk Stefanovit! durch -^ bezeichnet. — Wenn
BMeke a. o. beliauplet, ^es «ei unrichtig, wenn man einen Worlaccent durch
bbShung des Tones von einem Wortacceiite durch Verstärkung des Tones
ndmcheiden will>, so kann ich in diesem punkte mit dem physiologischen
Bei>ti>T nicht nbereinftimmen. Wer den Schweden die eigenlh (Im liebe Bus-
Vvhe ilirer kalla. gota. Ögon, Bester, »aker u. dgl, wOrter abgehört hat,
^ KinI einräumen tnOssen. erstens, da^ die mit dem exspiraloriscben
*aiile versehene sühe nicht nothwendig hoher in der lonsc^a liegt als
i"» unbetonten gilben; zweitens, dass es eine erliflhung der stimme (chro-
116 Karl Veraer,
Ihätigkeit der exspirationsmuskeln und daraus folgendem stärkerem
luftausströmen beruhte. Der wesentliche unterschied zwischen
den tonlosen und tönenden consonanten hängt vom zustande
der Stimmbänder ab (Brücke, Grundzüge der Physiologie s. 8. 56).
Bei den tonlosen stehen die Stimmbänder weit offen; der luft-
strom aus dem brustkasten hat freien lauf, ist daher stärker
als bei den tönenden consonanten, und dieses stärkere luftaus-
strömen bekundet sich bei den explosivae durch einen muskel-
festeren verschluss und eine gewaltsamere explosion. Bei den
tönenden consonanten sind die Stimmbänder dagegen beinahe
bis zur berührung zusammengebracht; die schmale Stimmritze
hindert das freie luftausströmen ; der luftstrom ist daher schwä-
cher, der verschluss im mundcanale bei den tönenden explosivae
und die explosion nicht so energisch wie bei den tonlosen.
Also — das stärkere luftausströmen ist ein moment, das
der exspiratorische accent mit den tonlosen consonanten gemein
hat. Daher konnte der verstärkte luftstrom in der accentuirten
silbe die tonlose explosiva tonlos erhalten, d. h. verhindern, dass
die Stimmbänder zum tönen verengert blieben, wie dies bei
normalem luftausströmen in der unaccentuirten silbe geschah.
matischeii accent) neben und unabhängig vom exspiratorischen accenle
geben kann; denn in diesen schwedischen Wörtern liegt der exspiratorische
accent auf der w^urzelsilbe, auf der endsilbe erhöht sich aber die stimme,
während sie gleichzeitig an exspiratorischer kraft abnimmt (»hvaruti, om
an utan Ijudvigt, rösten liksom svänger sig uppför«,Rydqvist, Svenska sprakets
lagarlV, s. 211). Musikalisch könnte man diese ausspräche so bezeichnen:
I #. Die genannten Wörter haben also gewissermassen zwei accente, einen
rein exspiratorischen auf der wurzeb?ilbe und einen rein chromatischen auf
der endsilbe. Ein altgriechisches ohr wurde nur die letzte silbe als acc^n-
tuirt auffassen {kalla = xrtAA«); das schwedische ohr hört nur den accent
auf der ersten silbe, wesswegen die einheimischen grammatiker von einem
»niedrigen tone< (»lag ton«) dieser silbe reden, was freiHch nicht ganz
correct ist, da sie nicht unter, sonder in dem niveau des normalen rede-
tones liegt, während die endsilbe sich darüber erhebt. Auch die nor-
wegische spräche hat diese betouungsweise. \u einem aufsatze in Christiania
Videnskabs-Selskabs Forhandlinger 1874 erklärt Job. Slorm s. 296: En
g^n^ral les syllabes atones ont ici un ton plus haut. Ceci est contraire ä
Tusage de la plupart des langues europeennes et moutre que l'elevation de
la voix (angl. pitch) et le renforcement ou Tappui (angl. force) sont deux
choses diflf^rentes, comme Ta tres bien fait ressortir M. Ellis dans son travail
sur l'accent (Transactions of the Philological Society, 1873 — 4, Part I p. 113 ss.).
r
Eine n
»nähme der ersten lautverscliiebiuig.
117
Ich brauche wohl nicht ra bemerken, dass wir die moderne
Hlbentrennung fa-dar, ßn-pan hier nicht anwenden müssen; alle
dem vocale folgenden consonanten gehörten der vorhergehenden
albe an (fad-ar, finp-ati), wie es ja auch die germanische
metrik bezeugt (die an. hendingar, assonanzreime).
Aus dem vorkommen der ditferenzirunR in der conjugation
haibe ich meine rege) deducirt, und es ist oben geneigt, dass sie
(or die erklärüng des wurzelauslauls in der conjugation voll-
ständig ausreicht. Diei? ist aber nicht genug. Soll die rege!
allgemeine gültigkeil haben, so muss sie auch die differenzirung
in allen übrigen lallen erklären können; sie muss auch für den
ffurzelconsonanten ausserhalb der conjugation, endlich auch für
die endungen, sowohl flesions- wie derivationsendungen passen.
Ich gehe jet/t zu dieser generaiprobe über. Gewissenhaft, führe
jch auch die einzelnen fälle an, wo die r^e! nicht stimmt.
Wiederum muss ich das altind. als verglcichungsglied brauchen;
r selten ziehe ich das slavische und litauische herbei.
Zuvörderst löst sich das räthsel brSpar, mödar, fadar. Die
lltmdische betonung ist blarä'tar-.sbfv mStdr-,pifdr-,\inA der regel
ISS müssen wir im germ. hröpar gegenüber niödar, fadar
liaben. Von andern verwandtschaflsnamen können genannt
Waden: Germ, snuea f. »die schnür, Schwiegertochter« {ahd.
I, ags. snöru f., an. sner f.), das ganz dem gleichbedeuten-
ifcn altind- stittsM entspricht (= vvö-g, lat. nuru-s, altsl. sn&eha,
anochä). Gerra. nefan- m. »nachkomme, neffe« = alttnd.
i-. Germ, svehra- m. »schwähere (ags. sveor, ahd. stcehur,
lobd. awtJter: goth. svaikran-) — altind. i^di;ura-, dss. («rpä-f,
kL «wer, lit. szeszura-s, altslav. svekrii, russ. svj<>h>r), während
. svegrd f. »die schwieger« (ags. sveger f., ahd. swigar f.)
anf altind. ^a^rü f. dss. (fxv^ä, lat. socru-s, asl. svckry, russ.
mbifc' f.) zurückgeht.
Von den Zahlwörtern sind allind. da^an »zehn« \a\A.paAcan
»Rlnf« paroxytona, denen im germ. klian und fimf (golh. fimf,
an. ^nm, as. pf, ags. ßf, ahd. fimf, finf = nint, nfftnt, lat.
JwngiK, HL pcnB, penkios. asl. ji^t) enisprechen. Dagegen sind
pm. ffdv6r »vier« und hunda- n. »hundert» (goth. hunda- n.,
an. ^mtd, as. hwnd, ahd. htmf) ^ altind. catvd'ras m., mtvdtri n.,
■ Bfcir- und ^td- IL für *fa»/a- (s-xariJ-i', lat. eentti-m, lll. gnm-
l^i, esl. sä/o, russ. slo n.). Germ, seban »sielwn« entspricht
allJncl. sapfdn (ved., in der classlseheii spräche adpUm accen-
118 Karl Verlier,
tuirt = entd, lat. Septem). Lit. MJcstanti-s, asl. tysqMa, tysqsta f.
{für *tysantjä), russ. tysjacat »tausend« x^i^Qvm.püsundjorLn,
(goth. püsundi f., püsundja n. pl., an. püsund f., as. thüsint n. pL,
ags. püsend n., ahd. düsunt n. pl.). Germ, pridjan- »dritte«
entspricht altind. trtiya-. Germ, fedvorpan- »vierte« (an. fjdräi,
Sis.,fioräo, ags. feöverda, fearda, ahd. viordo) stimmt nicht mit
altind. caturthd-^ möglicherweise ist aber die betonung im germ.
fedvo'rpan- in Übereinstimmung mit der betonung der cardinal-
zahl gewesen; vgl. lit. ketvtria^s, russ. detvjörtyj, bulg. cetvrüti.
Andere vergleichbare Wörter sind:
Germ, fehti- n. »vieh« (goth. faihu n., an. fe, as. fehu, ags. feö,
ahd. fihu) deckt sich völlig mit altind. pdgu n. dss. (so in
den Veden accentuirt; die masculinform pa^ü-s ist oxytonirt;
lat. pecu n.).
Germ. eAvo- m. »pferd« {sin.jö^, ags.eoh, as. eAt^siatt »pferde-
knecht«) = altind. agvo- m. dss. {tTino-g, lat. e^MW-s).
Germ, volfor m. »wolf« (goth. vwZ/o- m., an. ulf-r, as. uuZ/^
ags. vtUf, ahd. t^öZ/*; das f der germ. grundform durch
goth. und ahd. f gesichert) entspricht altind. vfkci' m. dss.
{kvxo-g, lat. lupurs, lit vtlka-s^ asl. vlükii, russ. roiÄ, gen. t;d^A^).
Germ, angan- m. »biegung, pfeilspitze« entspricht altind. ankd'- m.
Germ, haidur m. »erscheinung, art, weise« (goth. haidu- m., an.
lieidr-r, ags. Ä(id, ahd. Äei^ m., vgl. einJieit, gleichheit u. s. w.) =
altind. hetü- m. »lichterscheinung, helle, klarheit; erschei-
nung, bild, gestalt«.
Germ, rapa- n. »rad« (ahd. rad n.) = altind. rdthor m. »wagen«
für *ratar (lat. rata, lit. rdtors).
Germ, hardur- »hart, streng« (goth. lucrdti-s, an. Jiurd-r, as. Äard,
ags. heard, ahd. Äar^) = x^airt'-^.
Germ, anpara- »der andere« (goth. anpar, an. a^mar-r, as. ödfor,
ags. ö(fer, ahd. andar = altind. äntura- dss. (lit. äntra-s dss.).
Germ, «wdar- adv. u. praep. »unter« (goth. midar, an. undir,
as. Mwdar, ags. wnder, ahd. untar) = altind. antur adv.
»innerhalb«, praep. »unter« (lat. inter, osk. umbr. anter).
Germ, tanpu-, tanp- m. »zahn« = altind. ddnta- m. dss.
Germ, sanpa- »wahr« (an. sann-r, as. söd, ags. 5Öc?) = altind.
sdnt-, praes. part. zu wz. as »esse« («d^r-, lat. prae-sent-).
Germ, anadi- f. »ente« (an. önd, ags. ened, ahd. anut) = alt-
ind. d^i- f. »ein bestimmter wasservogel« (vf/aaa^ lat. anati-,
lit. aw^i-s f. dss.)
Eine ausnähme der ersten lauLvci'scluebung.
119
Gera, mapla- ii. »rede« (goth. mapla~ n. »veri?amnilimgsplatz«,
aber mapljan, »reden«; an. inäl, ags. mädel) = altind.
mäntra- m, »spruch, gedieht, Verabredung, rath« (vgl. asl.
tm>li-li »bitlen, belon«, böhm. modüH, pol. modlii für *mot'
litt = Ht. mald^-ti »bitten«, golh. rnaßjan »reden«; pol.
modl^ f. pl. »gebete«, lit, nialdä f. »gebet«).
Germ. htm{>ra- n. »hören« (ags. Ueödor) ^ altind. grötra- n.
»gehör, oiir« (zend iraothra- n. »hören, hörenla^en, singen«).
Germ, ftajtrö »dort« (goth. fiapro, 3n.paära) = altind. tdfra dss.
Germ, fcpra t »feder« {an. fjödr, as. fcdara schw. f., ags. feder
st. f., ahd. faiara) = alÜnd, jja/ro-, pdUra- m.u.nAn, »fittig,
flöge], feder« {ntigo-v, asl. pero n.).
Genu. röpra- m. n. »rüder« (an. r6dr m., ahd. ruodar n.) =
altind. arltra- m. »rüder«, dritra- u. aritra- n. »Steuerruder«.
Gam. nösa f. »nase« (ags. näsu; vgl. an. mos f., ags. näse f.,
ahd. nasa f.) = altind. na sä !'. dass. (lal. ntfsft-s, lit iKJsi-s f.,
asl. tiostl nt.).
Geriii, hasan- jn. »hase« (an. heri, ags. Aam, ahd. haso, in
welchem s in 8 zurückgefallen ist) = altind. fafä- m. für
*^asd- »hase«.
fienu. fersna f. »ferse« (goth. fairena, ags, fiersn, ahd. fcrsna)
= altind. ^VsA»n- f. dss. (= nt^piia),
GotL aimsa- m. »schulter« ^ altind. drksa- m. n. dss. (ü^o-;,
lat. iinifru-s).
Von Wörtern, bei denen die regel nicht passt, habe ich
(olgende notirt:
Germ, ktiapara- »uler« (goth. hvapar, an. hvdr-r, as. hioedar,
ahd. }Hi;ed<vr\ aber altind. katard- dss. {nöteqo-g, ion.
»ncfo-^. Hl. An^ö-s).
^ena. bermn- in. »köpf« (an. hjarsi, hjassi), abei- allind- fi'rsAaTi-
n. dss.
Cwm. AiwAvfo- n. »rad« (an. kjöl, ags, Aweti?, hveohl)^ aber alt-
ind. cakrd- m. n. »Wagenrad, kreis« (= Kt''x^-;).
Cenn. iiia*«i~ ni. f. »sack, korb« (an. meis-s, ahd. m»sa), aber
attind. mcshd- m. »Schafbock, das vliess des schafes und
was daraus gemacht ist« (lit. maiszorS »grosser sack«, asl.
mickS ra. »feil, schlauch«; Bu^e, Zeitschr. XX, s. 1).
Genn./fl£f(- ni. »hen-, gatte«, nur als letztes glied einer Zusammen-
setzung (goth. /odi- m.), aber altind. pdti- m. dss. {rtöai-g,
lit. p^i-8, pat-s).
120 Karl Verner,
In den altindischen causativen fallt der accent auf die
endung: bMrdya-, säddya-, veddya- u. s. w. Mit dieser be-
tonung stimmen die germanischen causative, wie es aus den
folgenden beispielen ersichtlich ist.
Germ, hlogjan »lachen machen« (an. hloegja; goth. uf-Mohjan
mit h nach analogic des grundverbs), caus. zu hlahjan
»lachen«.
Germ, hangjan »hängen« tr. (an. Jiengja, ahd. hengan, henikan\
caus. zu hanhan »hängen« intr.
Germ, laidjan »leiten« (an. leida, as. ISdian, ags. Icedan, ahd.
leittan), caus. zu lipan »gehen«.
Germ, fra-vardjan vverderben«, caus. zu goth. fra-vairpan »zu
gründe gehen«.
(Jerm. sandjan »senden« (goth. sandjan, an. senda, as. sendian,
ahd. sentan; vgl. lit. siunczü »ich sende«), caus. zu einem
verlornen verbum sinpan »gehen«, vgl. sinpa- m. »gang,
mal« (goth. sinpa-, an. sinn n., as. sid, ahd. sind).
Germ, nazjan »retten« (as. nerian, ags. nerjan, afries. nera, ahd.
nerian; goth. wiederum durch analogie nasjan), caus. zu
nesan »genesen«.
Germ, laizjan »lehren« (an. Icera, as. lerian, as. leer an, ahd.
Uran f^oih. durch analogie laisjan), caus. zu einem aus
goth. lais »ich weiss« erschliessbaren verbum lisan »wissen«.
Anderseits kommen keine germanische causative mit h, p, s als
Wurzelauslaut vor, denn latisjan »lösen« (goth. latisjan, an.
leysa, as. ahd. lösian, ags. lysan) ist nicht caus. zu leusan »ver-
lieren«, sondern denominativ von latisa- »los«. Wir können
daher als vorgermanische form des altind. s^tdäyor- »setzen« ein
*satdjar; richtiger vielleicht *satija' annehmen. Beim eintreten
des neuen betonungsprincips hätten wir sdtija-, und dann erst
fiel der früher betonte vocal der endung aus, und es entstand
satjor. Man beachte übrigens den in hlogjan gegenüber hlahjan
klar hervortretenden gegensatz zwischen dem causativbildenden
und dem praesensbildenden -ja ; letzteres forderte wurzelbetonung
(die vierte klasse im altindischen).
Im altindischen werden von den Substantiven, die ein männ-
liches wesen bedeuten, die entsprechenden weiblichen formen
häufig durch das suffix 4 gebildet: devd- m. »gott«, devt f.
»göttin« ; ptUrä' m. »söhn«, ptdrt f. »tochter« ; meshd' m. »Schaf-
bock«, mesM f. »schafmutter« ; sükard- m. »eher«, stXkari^ f. »sau« ;
Eine ausnähme der ersten lautverschiebunp.
121
Miäfyo- m. »fisch«, f. vtafs'i'; fra'«- »hund«, f. ^mt ; täk^han- m.
»zmunemiaiin«, iakshnV f. »frau des zimniermannes« ; dkdrtar-
•träger, erlialter«, f. -trt; bltärtar- »erhaiter, ernährer«, f. -tri'
n. s. w. Die weibliche form ist oxytonirt, selbst wenn die
niäimiiche anders betont ist. Als indogermanische form dieses
Suffixes muss -yä angesetzt werden, wie es aus den entsprechen-
den griechischen bildungen ersichtlich ist : amttt^a für *aa>TfQ-ja,
ifxnrim für *iixTav~ja = altind. iakshnf füi- *takskan-yA' . Dieses
fcmiiiinbüdcnde suffix findet sich auch wiewohl seltener im
germanischen; wir haben so von /wro- ni, »knecht, diener« {goth.
^s, stamm ^»fß-, pEWÄR in der ältesten runensprache, ags.
^) ein jnvja- f. »sclavin, dienerin« (goth. ^ivi, stamm Jnuja-,
Ki, j>^, gen. pfdar. as, thiui, ahd. rf»MM«i),- neben galfu- m. »ver-
schnittenes schwein« (an.göU-r) e'm gollja L »sau« (an. j/yi^ f.).
So erklärt sich auch an. ylg-r f. »wölfm«, stamm ylgja-; die
germanische form ist *volgja. das l'emininum zu volfa- ni., das
(Ür •w/Afo- steht, eben wie fimf für *finhv'). Es stimmt also
auch hinsichtlich seiner belonung germ. *vol{ija zum gleich-
bedeutenden altind. vrki', eben so wie *volhva- mit altind. afka-
flinuDt
Wie man sieht, fügen sich die falle der differenzirung des
BTinelconsonanten ausserhalb der conjugation recht schön in
die aufgestellte regel. Es bleibt nun noch übrig die gültigkeit
äa regel auch für die in den endungen vorkommenden falle
3er differenzirung nachzuweisen. Schon oben ist uns im gerra.
yttimdja- ein beispiel begegnel; lag der vorgermanische accent
iia ersten siibe dieses Wortes, so musste das in der endung
itdiende l im germ. als d hervortreten. Da die starken verba
im germanischen mit ganz vereinzelten ausnahmen auf verba
ifS a^ten und vierten altindischen klasse, die die Wurzelsilbe
betonen, zurückgehen, müssen wir für das häufige ( in den
indogermanischen conjugationsendungen germ, d erwarten. Dies
M in der that auch der fall. So haben wir für idg. t germ. d
in folgenden endmigen :
D« kulQbergaiiK xv- (xf-) f isl auch anderswoher hekannt. Er
sich t. b. in den südslavischen sprachen: hulg. ftUü — firb, fiüa,
■■i cAmIii »lob.; bulg. srb. fat »ein längenmass« fQr chvat: bulg. frasle
•pnwige» für chvroite u. a. Weiter in lappischen lehnwörtern; fadno =
VI kwkm. ftre» = an. hvfrr. fahs := an. hvälr; s. Thomsen »lieber den
Bnfln« An gerni. Sprachen aiir die Ilnni?ch-lapi>i3chen< s. 68.
122 Karl Verner,
Germ. 3. sg. praes. ind. berid (as. -d, ahd. -^, goth. -/>, nach
goth. auslautsgesetz für -d, das auch yorkommt) ^= altind.
bhdrcUt, g>SQsi, fert
Germ. 2. pl. praes. ind. berid (goth. -/> für -d, das auch vor-
kommt; ahd. 4) = altind. bhdratha, (pigsre, fertis.
Germ. 2. pK praes. conj. beraid (goth. -p für -rf, das auch vor-
kommt; ahd. -t) == altind. bhdreta, cpigotTf, ferätis,
Germ. 2. pl. praes. imper. berid (goth. -/>, -rf, as. -d, ahd. -t) =
altind. bhdrata, qjQsts, ferte,
Germ. 3. pl. praes. ind. berand (goth. -nd, ahd. -nf) = altind.
bhdranti, (p^qova^, ferunt.
Goth. 3. sg. praes. ind. pass. bairada = altind. bhdrate, tpiqexa^
Goth. 3. ^%. praes. conj. pass. bairaidau = altind. bhdreta, ifiQo$T9.
Goth. 3. pl. praes. ind. pass. bavranda = altind. bhdrante, tp^Qovxtu,
Goth. 3. pl. praes. conj. pass. bairaindau = (piqo^vto (altind.
bhdreran),
Goth. 3. sg. imper. (med.) bhairadau (atsteigadau Matth. 27, 42)
= altind. bhdratäm,
Goth. 3. pl. imper. (med.) bhairandau {Uugandau 1. Gor. 7, 9) =
altind. bhdrantäm,
Germ, praes. part. act. berand- = altind. bhdrant-, ff§Qov%',ferent-.
Das s in den indogermanischen conjugationsendungen wird
z in goth. 2. sg. praes. ind. pass. bairaza = altind. bhdrase,
<p^(ßfj; in conj. bairaiza = qiSgoio (altind. bhdretJiäs).
Schwierigkeiten bereitet die 2. sg. praes. 2. sg. praes. ind.
bhdrasi im altindischen würde nach unserer regel auf eine ger-
manische grundform beriz führen. Diese grundform setzt an.
berr voraus; goth. bairis kann sowohl auf beriz wie auf beris
zurückgehen; as. ahd. biris nur auf &ms; ags. byrest und afries.
berst haben sich durch ein unorganisches t erweitert. 2. sg.
praes. conj. bhdres, (pigoic, ferds würde auf eine germanische
grundform beraiz führen, die auch von an. berir, ags. und afries.
bere vorausgesetzt wird; goth. bairais kann wiederum sowohl
auf beraiz wie auf berais zurückgehen, as. beras und ahd. beris
nur auf berais. Ich versuche eine erklärung dieser Unregel-
mässigkeiten. Für alle germanischen sprachen galt einmal die
grundform beriz in 2. sg. praes. ind. Das -^ musste sich im
sonderleben des gothischen zu -s gestalten. Im an. hielt sich
das 'Z und wurde im weiteren verlaufe der lautentwicklung zu -r.
In den westgermanischen sprachen sollte das -z nach dem für
Giue aitanahme der ersten laulverai'hiebung.
123
sprachen gellenden auslaulsgeselze schwinden; s. Silieitr,
Zur Gesch. d. deutsch. Sprache s. 97 S. Man hätte oiithin auf
'estgertnanischeiri gebiele [ür berie ein *fcm oder *ber zu er-
warten; diese apokopirle form war aber der spractie zu kurz
kouute leicht mit anderen formen vermengt werden; sie
sithte daher behufs der deutlichkeit die vollere form zu
bewatiren, was as. und alid, so bewerkstelligten, dass sie das
dem auslaute unmögliche -e tonlos machten, während ags.
UDd afries. das -i durch anl'ügung des von der zweiten person
äet praeterito-praesentia (ags. pearf4, t'il-t, afries. skal-t, teil-t)
bergenomnienen -i in s verwandelten. — Äehnlich verhält es
ach mit der conjunclivform; die anzusetzende grundform beraiz
wird regelmässig an. bcrir, goth, bairais, ags. afries. bore, wäh-
rend as. und ahd. wiederum zu -s griffen.
Der ondung -Id- des pf. part. pass. im allindischen ent-
geht in den germanischen schwachen verba die enduiig des
praet part. pass. -da-: goth. tami-da- = allind. dami-td-, laL
iomi^u-s; golh. saii-da- = altind, sädi4ä-; frijö-da-, habai-da-
B. s. w. Mit demselben suffixe sind gebildet: Goth. munda-
»t«, part. zu munan, = altind. mala- für "rnantd-, Germ,
(goth. goda-htuda- »von guter abkunn«, ags. feorran-
»von ferne herstammend«) = aXl'md. j^fä- »geboren« füi"
müd-. Genn. hlüda- »laut« (ags. hlüd, ahd. klüf) = altüid.
pvlä- »gehoii«. xÄviö-g, tat. {injduttt-s. Germ, kalda- »kalt«
iffAh. IceUda-, an. katd-r, as. kald, ags. ceald, ahd. calf) von der
wi kal, an. kida st. v. »friereniv vgl. la(. gelu, gelidus, ffetare.
Genn. alda- »all« (as. (dd, ags. eald, ahd. alt) ^= laf. altus,
^ ad-aUa-s, von dtr wz. al im an. <ila = lat. alerc. Germ.
»gestort>en« (an. daud-r, as. död, ags. dedd, ahd. tdt,
daupa- mit p nach analogie de^ netienll^enden äubst.
doaptt- m., goth. daufm-, an. daudr, as. döä, ags. dedA,
»M. töd). von einer wz. dau, an. deyja, as. (iötan »sterben«.
ffieiiCT gehört wohi auch das fem. genn.^(d« >vo)k« von dcT
i>%. wz. (m «wachsen« ^ lil. diat. tatttä, lett. tauUi, umlir. tüiu^).
') <l«niL. kv.nfta- •kund*. {gtAh. kuKpa-, lui. fauMW. «t. U4, a{pi. f^,
*M. brnd; pari. praeL pass. zu btmtum) darf niclil g«gen ijie ret;el an-
ftAllM werden. Mit den das im gewM«r tnmdn Iw^leütmlrn phoiurtütebm
ist man Di>ch nidit m's reine gekommtui. Man «riium« *lcb,
^ l>ei diteen in det Wortbildung AR«« du ( dof^M-hoben Wit4, wj« man
**W nennen beliebt: abd. ««■<•[, goth. o»-«-(»-. goth. eUa-Mm-i-ti'. d.
124 Karl Verner,
Das primäre suffix 4i' bildet im altindischen weibliche
nomina actionis, die bald paroxytona, bald oxytonasind: gdii-
»gang, gehen« von wz. gam »gehen«, sthüi- »stehen« von wz.
sthä »stehen«, yüti- »Verbindung« von wz. yu »anspannen«,
piti »trunk« von wz. pä »trinken«, pürti- «füllung, gewährung«
von WZ pf »füllen« u. s. w. Dass die oxytonirung früher mehr
verbreitet war, ersieht man daraus, dass sehr viele dieser bil-
dungen in der Vedensprache oxytona sind, die in der späteren
classischen spräche als paroxytona erscheinen; so z. b. kirii'
»gedenken, erwähnen«, ishti- »antrieb, wünsch«, pakti- »kochen,
Verdauung«, bhüti- »kräftiges dasein, gedeihen«, niaii^ »andacht,
meinung, einsieht«, räti" »Verleihung, gäbe«, viUi- »finden, fund«,
viti" »genuss«, vrshtv- »regen« u. a.; in der classischen spräche
Mrti~, ishti-, pdkti- u. s. w. Im germ. lautet dieses suffix -/rf-
oder -d«-. In der form -pi- kommt es nur selten vor: goth.
ga-qum-pi f. »Zusammenkunft«, vgl. das oben angeführte
altind. gdti- für ^gamti-; goth. gdbaurpi- f. »geburt« (wz. bar
»tragen«); um so häufiger aber kommt das suffix in der
form -dir- vor: goth. ga-mun-di- f. »gedächtniss« = altind.
matt- für *fnanH- »verstand, meinung«, germ. spodi- f. »er-
folg, gedeihen« (as. spod, ags. sped, ahd. sptwt) = altind.
sphdti- ^) »fettmachen, gedeihen«, wz. spha, sphd-ytüi »er
wird fest, nimmt zu« = asl. sp^-jett »er hat erfolg« = lit.
spe~ja »er hat zeit, gelegenheit« = ags. spe-v-ed »es gelingt
ihm«; germ. sddi- f. »saat« (goth. m. tnanasedi- »menschen-
menge«, an. sdd, ahd. sät) , \on der wz. sä »säen«; germ.
skordi- f. »scheeren« (ahd. scurt »tonsura«), wz. skar »scheeren«,
vgl. TcaQifi^g »scheeren«, u. a.
Durch das secundäre suffix -fä f. bildet das altindische
sehr häufig aus adjectivischen stammen abstracta, welche die
dem Suffixe vorausgehende silbe accentuiren, wie z. b. Qukldtd
»weisse« von gükla- »weiss«, ärydtd »ein ehrenhaftes betragen«
von ä'rya- »arisch, ehrwürdig«, nyündtd »mangelhafter zustand«
gun-8't u. a.; dass das nn ein folgendes d = idg. dh in p wandeln kann:
germ. unpa (an. unna, ags. üde, ahd. onda) praet. ind. zu unnan für *unnda;
germ. kunpa (goth. kunpa, an. kunna, ags. cüde, ahd. conda), praet. ind. ru
kunnan für *kunn-da. Steht aber das praet. ind. kunpa für das zu erwartende
*kunnda, so kann auch das part. praet. pass. kunpa- für *kunnda' stehen.
*) So bei Benfey, Vollst. Gramm, s. 162 ob. accentuirt; das Petersb.
Wörterbuch giebt für dieses wort die betonung nicht an.
Eine ausnähme der ersten laulrerschiehiuig. 125
von ni/iVmi- »raaugelhafl«, krärätä »grausamkeit« von krürd-
»grausam«, pahgütd »lahmheit« von ixtitgü- »lahm«, pfthutä
•breite« von prthii- »breit« u. s. w. Die in jeder hinsieht ent-
spechenden bitdungen auf -pa f. im germanischen sind überaus
lahlreich; so z. b. geriii. follipa f. »fülle« (ahd. fuilida) = alt-
ind. p&rnäiä dss., von gerni. folla- »voll« (goth, fvUa-, an.
/■«ttr, as. fvil, ags. ful, ahd. fol) = allind. pürnd-, dss. ; goth.
9»mpa f. »bekünimerniss« von goth. gaura- »bekümmert«, das
Tielleieht mit allind. ijhordtä »grauenhafligkeit* von gkord-
»graiieuhaft* ziisammenzusicllen ist; germ. hallipa f. »gesund-
lieili (ab<L heilida) von haila- »gesund, heil« (goth. haUa-, an.
M4, as. hei, ags. Ml, alid. heil), dem ein altind. "kalyöM von
i%a- »heil« entsprechen würde; germ. sälißa f. «glück« (as.
lälAt, a^. s<plti, ahd. sälida) von säla-, sälja- »glücklich« (goth,
»eio-, &n,s<El-l, ags. sei); gerni. deupipai. »tiefe« {goth. diupipa,
an. %)i) von deupa- »tief« (goth. diupa^, an. (^»p-»-, as, rfiop,
ags. deifp, ahd. Ht^ u. s. w.
Das goth. y^tvcH^vo- n. »knechtschaft« von^tio-m. »knecht«
eilspricht den häufigen altindischen secundären bildungen auf
-fcw-, wie z, b. piirtvd- n. »vaterschail« von pitdr-, »vater«;
patilvä- n. »ehesland« von päti- m. »gälte, herr«; jndtitvä- n.
»Terwandtschafl« von jfiä'ti- m. »verwandter« ; brähtna^atvd- n.
»t)nihinanenschaft« von l/räJimatui- m. »brahmane«. Die weib-
liche form dieses suHixes kenne ich für das altindische niclit,
sie zeigt sich aber im golhischen in fijapva f. »feindschaft« von
/(i«i »hassen«, frijapva f. »liebe« von frijon »lieben«, salipva,
nur pl. £ salipvos »einkehr, herberge« von Saljan »einkehren«,
sdieint also bei abstractblldungen von verbalstämnien gebraucht
a sein und gleicht hierin dem entsprechenden asl. sufftxe tva- f.,
fc b. in irü-tva f. »opfer« von wz. iril, Inf, £rS-ti »opfern« ;
Ww f, »Schlacht« von hi-ti »schlagen« ; kl^tva »eid« von klq-ti
>ichwören*; i^m »ernte« von ie^-ti »mähen«; molitva »gebet«
Toi mUi4i »beten«; Iwüva »jagen« von lovi-ti »jagen«; selitva
»nicderlassung, Wohnung« von seli-ti sq »sich niederlassen, sich
usiedeln«; vgl. 0 näkotorychü zakonachü Russkago udarenija Ja.
Gnita, St. Pelersb, 1858, s. 41 (sonderabdi'uck aus den niiclirichten
der zweiten abfheilung der akademie, h. VII). Die neueren
^Tischen sprachen, die noch den freien accent bewahrt haben,
weisen auf eine betonung der dem suftixe vorangehenden silbe:
nias.f^jio; russ. Wr« ; rass. kljätva ^^hu]g.kiei'oa^=ärb. kUtva,
126 Karl Verner,
das nach bestimmten gesetzen^) für TcUtva steht; rviss.zdtva =
bulg. ietvü = srb. zetva für ietva; russ. tnolüva = bulg. nuh
lUvU = srb. molitva für nwlitva; russ. lovitva. Mit dieser be-
tonung stimmt das p in der germanischen form des suffixes;
vielleicht ist goth. salipva von saijan dasselbe wort wie asl.
sdüva von selüi, wiewohl letzteres auf *sedlitva von *seäliti
(böhm. sedliti, pol. »iedlic) zurückgeht.
Das primäre suffix -eis bildet im altindischen neutrale Sub-
stantive, die der bedeutung nach gewöhnlich nomina actionis
sind und den accent auf der Wurzelsilbe haben. Bildungen
dieser art finden sich in allen indogermanischen sprachen; so
im griechischen die neutralen Substantive auf -fg-, nom. -o?,
auch immer mit accent auf der ersten silbe, im lat. auf -or-,
-er-, nom. -us: altind. jänas = y^vog = lat. genus, altind.
drgctö »wunde« = ^xog = ulcus »geschwür«, altind. sddas
»sitz« = idog, altind. ändJias »kraut« = är%>og »blume«, alt-
ind. vdcas »wort« = enog, altind. grdvas »rühm« = xliog, alt-
ind. sdras »wasser« = iXog »sumpf«, altind. mdnas »geist« =
fiivog »muth, kraft«, altind. ndbhas »wölke« = vetpog, altind.
rdjas »staub, dunkel« = tQsßog »dunkel der unterweit«, altind.
ydgas »rühm« = lat. decus, altind. dpas »werk« =- opus, alt-
ind. rä'dhus »stärke, reichthum« = laLrobur, altind. dyas »erz«
= lat. aes. In Übereinstimmung mit der betonung im altindi-
schen hat das suffix im germanischen die form ■■ez(a); so germ.
aiza- n. für *ajeZ' »erz« (goth. aiza-, an. eir, ags. ter, ahd. ir)
= altind. dyas, lat. aes; germ. seteza- n. »sitz« (an. setr n.
»aufenthaltsort«, Sfjlarsefr n. »Sonnenuntergang«) = altind. sddas
idog; germ. rekvezor n. »finsterniss« (goth. riqiza-, an. rökkrn.)
= altind. rdjas, Igsßoc; germ. bareza- n. »gerste« (an. barm.,
goth. in bariz-eina- adj. »gcrsten«) =lat. /ar, gen. /arr-is »speit,
dinkel«; germ. hatcza- »hass« (goth. hafiza-, an. hatr); germ.
falieza- n. »schuf« (an. fcer^ aschwed., adän. fdr; s. Steff'ensen
in Tidskrift for filologi, neue folge, II, s. 70) =^- lat. pccus, oris
»vieh«. — Hier kann noch Fick's Zusammenstellung von germ.
aruza- n. »narbe« (an. örr n.) mit altind. driis n. »wunde«
seinen platz finden.
Die altindischen gradallonssuffixe, compar. tyams- und superl.
*) s. G. W. Smith, De verbis imperfectivis et perfectivis in lingvis
Slavonicis (universitÄlsprogramm, Kopenli. 1875) p. 31 s.
r eisten lautvetschiebnng.
127
iihtha' fordern belonung der staniinsilbo, selbst wenn der acoent
im positiv auf die endung fällt: vdra- itreßlitli«, iiiHifams-,
täriiktha-; dirifhd- »lang*, drä'ffkii/ams-, dräghishika-; gurü-
fafii, ffdrtymts-, gdrishtha-. Dieses zurückziehen des accents
Badet wie beliannt auch im griectiischen statt: ^dv- »süss« =
alliod. svädü-, comp. fÖiov- = alliad. svd'diyams-, sup. l^6taio-
= altind. svä'dishfha- ; iXttxv- »leicht« = altind. laghü-, comp.
Üaamv- =1 ailind. IdgU'tyam-, sup. Häxtavo- = altind. lägki-
«Ifio-; xttxö- »schlecht« »äxtov-, »äxtaza- u. s. \v. Auch die
betünutig der neueren slavischen spraclien weist auf die.se accent-
beffpgung hin. die folglich als indogermanische angesetzt werden
dart in Übereinstimmung mit der durch altindisch, griocliisch
und slavisch bezeugten wurzelbetonung bei der gradation, er-
Jeheint das comparativsuffix im germanischen in der form -te«H-,
■MW-, bei den adverbieU gebrauchten neutralfonnen als -iz, 6t:
gam. hatieatt- »der bessere« (gotli. batUan-, an. bctri, as. beÜro,
Sfs. ietra, ahd. be^iro); germ. hlindözmi^ »der blindere« (goth.
Umdotan-, an. blindari, as. hlindoro, &gs. blittdra, nhd. bUndoro);
germ. batis adv. »besser« (an. betr, as. bat, bet, ags. bei, ahd.
t^): germ. udliviz, ntlhvöji adv. >näher< (goth. neJwis für nehvii,
an. HtBir, as. ahd. näkor); germ. sipöz adv. »später« (an.sf^far,
U. ääor, ahd. stdor). Im germ. jwiga- »jung« (goth. Jugga-,
aa MMKi ^- ^hd. jung, ags. geong =: altind. yuva^ »jugend-
lich«, ]at. juvencu-B, gnindf, *i/uvanka-), comp. germ. junhiean-
(goth. jähiean- für *junhimn-, an. ceri, nach Thörodd'a angalic
nüt nasalem «•. für ^ßhisart-, *junhigan-) und superl. an. (Bst-r
(ör *jtmkista-, mag sich die tonbevvegung in svtidü-, sv^dlyams-,
»oSdisktha-, ^di<-, ^3wv-, t/diffio- abspiegeln; an. yngri, yngstr,
as, jmgaro, ags, geongra, gyngra, gemigost, gyngest, ahd.
fmgird u. dgl. giiid dann als spätere analogiebildungen an-
Wie verhält es sich schliesslich mit dem in den indoger-
nauKhen declinationsendmigcn häufig vorkommenden x'i Ini
nom. gg. masc wäre für alle ursprünglich oxytonirlen imd oin-
äbigen stamme nach unserer rcgel die cndung -R ua erwarten:
jwijrfs, daudds, hardüa, haidüs, küs = ailind. gatm >hnh<, Abo«
= altind. kas »wer« u. s. w.; für alle anderen «tämme die
iiidung -r: viilfat, dmmz, mdisax, sänpaz, dnfiaraz, dduput, fihua
u. a. w. Im gen. sg. der weiblichen o-stämme w&re ebcnw je
iiacli (1(T befonung -s und -s zu erwarten; mnuö'g, peudü'ti,
I
128 Karl Verner,
aber nosdz^ fersnoz, foUipoz, salipvoz u. s. w. So noch in
anderen declinationsendungen, die idg. s enthalten. Das
germanische weist aber überall nur -z auf^): n. sg. m. vdfdB
(goth. vulfSy nach gothischem auslautsgesetze für *vulfz, an.
ulfr, älteste runensprache -Alt; in den westgermanischen sprachen
mit gesetzmässigem abfall des -z: as. uulf, ags. vtdf^ ahd. tcoif);
gen. sg. fem. geboz (goth. gibos für *giboz, an. gjafar, as. gebo,
geba, ags. gife^ ahd. gcbo); n. pl. m. volßz (goth. vtUfas für
*vulfoz, an. ulfar, ahd. wolfa) u. s. w. Die spräche hielt
auf einheit der flexionsendungen. Wo die phonetische
entwicklung die einheit beeinträchtigen würde, da suspendirte
die spräche das lautgesetz und monopolisirte die am häufigsten
vorkommende endung, und das war im obigen falle die flexions-
endung bei nicht oxytonirten stammen. Ebenso verhält es sich
mit der 3. pl. ind. sind (goth., as., ags. sind, ahd. sint) ; altind.
sdnti führte auf germ. *stn/>, die sonstige endung der 3. pl. ind.
war aber -nd, und sinp musste sich dieser fügen.
Wir können jetzt in grossen zügen die geschichte der ger-
manischen accentuation von der ältesten, indogermanischen zeit
bis zu jetziger zeit überblicken. Der indogermanische accent
war seinem wesen nach ein rein chromatischer, seinem gebrauche
nach ein unbeschränkt freier. Wir müssen annehmen, dass wir
in der altindischen accentuation — wenn wir von dem offenbar
unursprünglichen svarita absehen — ein ziemlich treues bild
jener uralten accentuation besitzen. In der gemeinsam euro-
päischen Sprachperiode hatte der accent noch seinen ursprüng-
lichen Charakter: dass er noch ein rein chromatischer war,
dafür bürgt der accent der classischen sprachen; dass er neben-
bei noch seine volle frciheit und nicht etwa wie im griechischen
eine begränzte freiheit hatte, dafür bürgt die freie accentuation
der litauischen und mehrerer neuslavischen sprachen. Erst
nachdem sich das germanische von seinem nächsten verwandten,
dem slavo-litauischen geschieden und sein sonderleben an-
gefangen hatte, treffen wir den accent in seinem wesen etwas
verändert; er war exspiratorisch geworden oder vielleicht, da
*) Im gen. sg. der niännlidien und sächlichen a-starnme ist die eiidung
germ. -s, volfas (goth. vulfis, an. idfs, älteste runensprache -AS, as. utUfes
ags. vulfes, ahd. wolfcs). Das s hielt sich hier, weil es eigentlich 88 war,
und als solches seinen tonlosen Charakter bewahren musste) idg. värkasya
= germ. *volf'aßjy *volf'a88, volfas)^ s. Ehel in Zeitschr. IV s. 149 u.
Eine ausnähme der ersten laut Verschiebung. 1£9
wohl dabei noch seinen chromatischen Charakter behielt,
tmatisch-essphatorisch. Aber dte zweile charakteristische
ageaschafl des indogermanischen accents, die freibeit, balle die
Argermanische accenluation in wunderbarer vollsländiglceit be-
hauptet. Der dann folgende überffang zur gebundenen accen-
toation (wurzelbetonimg) ist eine gründlicii durcl^eführle ana-
logiebildung. Die falle, in denen der accent auf der wui-zelsilbe
Pihte, waren schon unter dem alten betonungsprincipe in der
majorität, und diese betonungsweise griff dann in der germani-
■chen grundsprache um sich, indem die woilformen, die den
accent auf der endung hatten, ihn nach und nach auf die
mmelsilbe zurückzogen. Aus der stricten durchführung der
wnrzelbetonung in allen lebenden germanischen sprachen könnte
vemiuthen, dass der Übergang zum neuen betonungsprincipe
schon ganz vollendet war, ehe die germanische grundsprache
sich in dialecte spaltete. Hiergegen siräuberi sich aber die in
der althochdeutschen melrik oft als oxytona geltenden pro-
Dominal formen unsih, inan, imo, iru, ira, deren accentuation
sich schwerlich anders 'als eine erbschaft aus der zeit der freien
bebuung erklären lässt, denn es entsprechen den vier letzten
im alUndischen der reihe nach die oxytonirten formen imdm,
asyai, asi/ä's (vgl. Scherer, Z. G. s. 153). Es ist daher
umnehmen, dass bei der Spaltung der germanischen grund-
^rache die belonung der wTirzelsilbe zwar die dominirende
war, dass aber daneben noch formen mit alter betonung fort-
lebten, die sich erst in den einzelsprachen allmählich der haupt-
ilchtung angeschlossen haben.
Man wird vielleicht die resultate, zu denen mich meine
uiUetsuchung geführt hal, im hohen grade auffallend finden.
h kann freilich sonderbar erscheinen, dass ein in der grauen
zu gründe gegangenes betonungsprincip sich noch
beqligen tages in den deutschen vcrbalformen stehen getogen,
^tden gesotten, schneiden geschnitten in seinen folgen spüren
Ussl. Es muss frappiren, dass es der germanische consonantis-
ams ist, der uns den schlüssel ziu- proelhniscben accentuation
M die Iiand giebt, während man diesen bisher vergebens im
gennanischen vocalismus gesucht hal. Wird man aber auch
resultate auffallend finden, so hoffe ich doc^h, dass man
ae nicht im gleichen grade unwahrscheinlich finden wird. Man
ttinnere sich des ganges der Untersuchung. Von einem schein-
IriAf. "fTBl. Spr»clil. K.F. III.7. '.»
130 ^^^ Veraer,
bar unregelmassigen punkte in der conjugation ausgehend bin
ich durch eine apagogische beweisführung — eine beweismethode,
die selbst von der stringenten malhematilc nicht verachtet wird —
zu einer erklärung gelangt, die nicht nur für jenen fall voll-
ständig befriedigend war, sondern durch welche gleichzeitig eine
reihe bisher ebenfalls als Unregelmässigkeiten dastehender sprach-
erscheinungen sich als ganz organische producte der sprach-
entwicklung bewährten. Eben in dem durch die erklärung
enthüllten harmonischen zusammenhange verschiedener sprach-
erscheinungen unter einander und mit der ganzen sptachent-
wicklung finde ich für die richtigkeit meines beweises die beste
bestätigung.
Sollten meine resultate von der kritik acceptirt werden, so
haben wir in ihneji einen ausgangspunkt für eine weitere Unter-
suchung über die urgermanische accentuation. Dadurch werden
wir der grossen frage von der entstehung des ablauts näher
zu leibe rücken. Dass das grundprincip in Holtzmann's ablauts-
theorie, die annähme eines weitumfassenden einflusses der accen-
tuation auf den vocalismus fest steht, *ist für mich eine ab-
gemachte sacher aber die form, die Holtzmann seiner theorie
gegeben hat, lässt sich mit dem hier gewonnenen nicht in Über-
einstimmung bringen und muss von grund aus geändert werden.
Die wichtigsten neuen ergebnisse obiger Untersuchung sind
kurz zusammengefasst folgende:
1) Das germanische hatte noch nach dem eintreten der
lautverschiebung den freien indogermanischen accent.
2) Doch war der accent nicht länger wie im indogermani-
schen rein chromatisch, sondern er war zugleich exspiratorisch.
3) Wenn idg. k t p im inlaute sich im germanischen bald
als h p f, bald a\s g d b wiederfinden, so ist dies durch jene
ältere accentuation bedingt.
4) Ebenso hängt die zweitheilung des idg. s in genn. s
und 0 im inlaute von der früheren accentuation ab.
5) Die erste lautverschiebung gestattet — die unbedingte
nichtVerschiebung in gewissen consonantencomplexen abgerechnel
— keine haufenweise auftretenden ausnahmen.
Kopenhagen, juli 1875.
Karl Verner.
Ziir ablautsfratire.
131
Zur ablautsfrage.
In einer schlussbenierkung des obigen aufsatzes habe ich
ganz kurz ausgesprochen, da^ die von Holti^inann für den ab-
laut aufgeslellte theorie ^) mit den in Jenem aufsatze gewonnenen
Ksullaten nicht übereinstimmt. Ich gedaclite so bald wie mög-
Ikh diesen satz durch eine zweite abhandlung zu rechtfertigen,
in welcher ich den einfluss, den die gefundene urgermanische
belonuiig auf den vocalismus ausgeübt hat, nachweisen wollte;
K gebrach mir aber in Kopenhagen an zeit, um diese meine
absieht KU verwirklichen, und in meinem jetzigen aufenthalts-
orte, Wo mir die nölhigen hülfsmittcj abgehen, sehe ich mich
weder jetzt noch in einer näheren zukunfl im stände eine aus-
führliche abhandlung zu bringen. Ich finde es indess nicht
glitt angemessen, den satz von der unrichtigkeil der Holtz-
mann'schen Ibeorie längere zeit als eine blosse behauptung
stehen zu lassen, zumal er gegen einen verstorbenen forscher
gen'cfatet ist, dem die germanische philologie so sehr vieles
schuldig ist, und icli gebe daher, indem ich mich auf den haupt-
punkt des ablautes, die Spaltung des idg. u in germ. a, e, o
beschränke, nach meinen notizen einige bemerkungen in kürzester
besung. Den leser bitte ich hierin nur eine grössere note zu
jener schlussslelle zu sehen.
Ein Hauptsatz in Holl:imann's theorie ist die annähme, dass
gmn- i (e) nur in unbetonten Silben aus idg. a hervor-
gehen kann. Diesem satze zu liebe nimmt er für eine ganze
rdhe von Wörtern eine Verschiebung des proethnischen accents
M. Um 7. b. vom idg. bhdrämi »ich trage« zum entsprechen-
fcn goth. baira, ahd. biru zu gelangen, setzt er eine übergangs-
fhife bharä'mi an; ebenso kann as. ehii »pferd« nach seiner
oeiDUiig nicht direct aus der sich aus altind, o'fi'd-s, gr. Inno-g,
W. e^ttu-s ergebenden idg. grundform *äkva-s entstanden sein,
WHlern setzt eine Übergangsform ^akvä-s voraus, u. s. w. Beim
RDlTclen des neuen genn. betonungsprincips ging dann der
iccent auf seinen ursprünglichen plalz, die Wurzelsilbe, zurück.
la diesem unmotivü'ten hernmspringen des accents, in der an-
nähme jener sonst durch nichts zu erweisenden übergangaformen
lieft die schwäche dci- ganzen theorie, und es wird dem zweifei
laiim gegeben.
') lieber den «blaul, Karlsruhe iüU.
132 K*rl Verner,
Das erscheinen des e statt idg. a in den praesensformen
der o-wurzeln gehört, wie Curtius uns gelehrt hat, schon dem
gemeinsam em'opäischen sprachzustande an; man sehe Fick,
die ehemalige Spracheinheit der Indc^ermanen Europas s. 176 flf.
Das dem ai im goth. haira und dem i im ahd. hiru zu gründe
liegende e ist mithin eben so alt wie das e in gr. ipiqw, lat.
fero und altslav. herq. Dem zufolge müsste, wenn Holtzmann's
theorie stichhaltig wäre, der accent schon in jenen frühen Zeiten
von der im altind. bhdrämi eingenommenen stelle umgesprun-
gen sein, aber, abgesehen davon, dass dann auch z. b. für das
griechische ein umspringen des accents anzunehmen wäre {bhd-
rdmi — bharä^mi — ^iQa)), so wird die von Holtzmann hypothetisch
angesetzte Übergangsform hharöTmi durch den vorhergehenden
aufsatz geradezu widerlegt, denn es ist daselbst gezeigt worden,
dass der accent noch nach dem eintreten der lautverschiebung,
also in einer ausschliesslich germanischen sprachperiode, auf der
Wurzelsilbe ruhte. Auch in as. ehu, ahd. swehur, zehan, fedara,
nevo, fersna lag, wie gezeigt, der accent von alters her auf der
Wurzelsilbe, und doch ist auch in diesen Wörtern das e schon
in der europ. sprachperiode statt idg. a eingetreten. Es kann
mithin nicht geleugnet werden, dass auch das a in einer be-
tonten silbe sich zu e (i) gestalten kann. Damit zerfallt der
obige Holtzmann'sche satz und alles, was darauf gebaut ist.
Dennoch beruht nach meinem dafürhalten die gestaltung
des idg. a in den Wurzelsilben zu germ. e (i) und o (u) in
allen fällen auf der accentuation. Soll eine neue theorie ge-
bildet werden, so wird die forderung gestellt die idg. accentu-
ation, die am treuesten im altind. repräsentirt ist, als auch im
grossen ganzen für das urgermanische geltend zu respectiren.
Eine theorie, die dieser forderung genugthuung leistet, ohne der
sprachentwickelung gewalt anzuthun, lässt sich auch geben.
Ich gehe im germ. von zwei der zeit und dem wesen nach
verschiedenen Umgestaltungen des ursprünglichen a aus:
1) Eine ältere Umgestaltung. Bei dieser ging ein be-
tontes a in e über, das später unter umständen zu i werden
konnte. Dieser art sind die e (i) der praesensformen, z. b.
germ. kvepan, heran, verpan, finpan; weder die c ("/^ einer menge
von Wörtern: germ. tehan »zehn,« fehlt »vich,« svehra- »schwä-
lier,« rekveza- »finsterniss,« fepra »feder,« medu- »meth,« midjar
»medius,« fiefan- »nefife,« svestar »schwesler,« nevan »neun,«
Zur ablauUfrage. |
fimf afünf,« fersna »ferse,* heru- >schwert« u. a., denen im
altind. der reihe nach entsprechen : dd^an, pägu, grä^ura-, rdjas,
pdtra-, miüOtu, mddkya-, ndpdt-,svdsar,ndvan,päncan,pt^rshni',
pirt«-. Dieser frühere Übergang des a in c ist eben jener von
CurtiiB als gemeinsam europäisch erkannte, er braucht aber
nicht bei der Spaltung der europäischen grundsprache abge-
schlossen zu sein , sondern kann sich noch in der folgenden
Periode for^esetzt haben. Dass der Übergang — gerade in
Widerspruch mit Holtzmann's auffassung — durch den auf dem
vocale ruhenden accenl bedingt ist , davon wird man sich
überzeugen können, wenn man das bei Fick, die ehemalige
Spracheinheit s. 185 zasammmgestellte material rnit berück-
iithtigung der betonung der bezüglichen altind. Wörter durch-
gehl. Für den, der in seiner modernen betonungsweise allzu
befejigen ist, wird die physiologische erklärung des Übergangs
«Des betonten o in e schwierigkeilen bieten; wenn man sich
aber erinnert, dass der idg. accent rein chromatisch war, und
dass der gemeinsam europäische accent diesen Charakter noch
bewalirt hatte, so wird es einleuchten, dass bei beurtheilung
des übei^angs uur die chromatische seite des tones in betracht
kommt, während die exspiratorische seile des modernen tones
dabei keine rolle spielt. Heimholtz hat uns gezeigt,^) dass die
Terschiedenen qualitäten der vocale durch verschiedene, in den
rocalen latente constante »eigentöne« bedingt sind. So giebt
er für das norddeutsche a als eigenton das zweigestrichene b
an, für das helleie italienische und englische a den eigenton
dreigestrichenes d; bei ä variirt der dominirende eigenton zwischen
dieiBeslrichenem g und dreigestrichenem as, bei e ist er das
dreigestrichene b, endlich bei t erreicht er seme höchste ton-
Sufe, das viei^estrichene d. Die eigentöne der vocale «, ä, e, i
liegen also in einer steigenden scala. In dem übergange eines
hoetilonigen a in « und weiter in e müssen wir dann eine
lusserang der in der sprachenimckelung eine so erhebliche
rolle spielenden assimilalion sehen: der auf dem vocale ruhende
hochton attrahirt den eigenlon desselben, ein anderer eigenlon
giebt aber eine andere vocalqualität Zum weiteren verständ-
niss dieses Übergangs kann ich auf Scherer, Zur Gesch. s. 121
') Lettre voa den lonempSndiuigen s. 103—181.
134 Karl Verner,
bis 132 verweisen, wo er ausführlich begründet und mit bei-
spielen aus der Sprachgeschichte belegt ist.^)
2) Eine jüngere Umgestaltung. Bei dieser ging ein un-
betontes a vor r, l, n und w, das heisst vor consonanten,
bei denen der stimmton stark hervortretend ist, in o (weiter
in u) über, vor allen anderen consonanten aber in e (weiter
in i). Beispiele dieses Übergangs finden wir z. b. in den parti-
cipformen germ. boranor »getragen,« vordanor »geworden,« fun-
dana- »gefunden,« kvedana- »gesprochen« u. s. w.; dann in
anderen fallen, wie z. b. germ. folla- »voll,« voUu »wolle,«
tungon »zunge,« -hun (indefinita bildend) = lat. -cun(que),
undar »unter, c kunda- »gebürtig,« hunda- »hundert,€ mundor
»geglaubt,« frumor und formor »erste,« umbi »um,€ svegra
»schwieger,€ pridjan- »dritte,« fedvßr »vier,« sehan »sieben«
u. a., die den accent im urgerm. auf der endung hatten, wie
die entsprechenden altind. Wörter bezeugen: pürnd- {für *pamd-),
ürnä' (f. *vam^), jihvd^ (f. '^dyanghvd')^ -cand, antdr, jdtd-
(f. *jantdr)^ gcUd' (f. *gantd-)j matd- (f. *mantd-), paramd-, abhi
(f. *amJAf), gvagrü\ M^ya-, catvdras, saptdn. Während wir
in der entwickelung eines betonten idg. a zu germ. c (i) eine
durch den hochton hervorgerufene erhebung des vocals ge-
funden haben, müssen wir in dem übergange eines unbetonten
idg. a in germ. e (i) und o (u) eine Schwächung des vocals
sehen, indem durch die auf die tonsilbe zu verwendende kraft
das Vorausgehende a in seiner articulation vernachlässigt wurde,
d. h. ohne die für das reine a erforderliche volle mundöffnung
hervorgebracht wurde; die wähl des dunkleren oder helleren
vocals hing dann von dem auf a folgenden consonanten ab.
Dass diese Schwächung dos ursprünglichen a in germ. Wörtern
später eingetreten ist als die oben besprochene erhebung, er-
hellt deutlich daraus, dass die übrigen europäischen sprachen
in den entsprechenden Wörtern mit dem germ. in der ent-
wickelung des a gewöhnlich nicht übereinstimmen: lit. ptlnorS
»voll;« lit. vMna »wolle,« lat. vellu-s (f. ^velnu-s); lat. inter;
*) Zu den von Scherer angeführten Beispielen kann ich ein beispiel
aus meiner multersprache fügen. Im Kopenhagener dialekte liegt der nor-
male redeton ziemlich hoch; in folge dessen hält sich das a nicht rein,
sondern bekommt z. b. in den Wörtern gade, male, have einen laut, der
zwischen a und ä in der mitte liegt. Dies fallt besonders ins ohr bei frauen
und kindern, deren kleinere kehlköpfe eine höhere Stimmung haben.
Zur ablaubfi'agi^. ]35
Itf, tntHia-s = gr. fxaro-v = laf. cenfti-m; lit. ptrma-s »der
erste;« p". ü/iy^ iat. amln-; lat, qitatuor. Dies neigt, dass die
Schwächung m der europäischen grundsprache noch nicht zur
piltung gekonunen war, was mit der erhebung der fall ist,
sondern sich erst entwickelt hat, nachdem das germanische
aus dem europäischen grundstocke ausgeschieden war.')
hl vielen fallen können nun aus der vocalqualilät rück-
schlü^e auf die urgcrm. accenluation gezogen werden. Das
eiiiem ursprünglichen a entsprechende o (anweist auf unbeton-
ten vocai im urgerm. zurück; das aus a entstandene e (i) be-
iH^ nur vor r, J, n und m, dass es im urgerm. in einer be-
tonten silbe stand, in allen anderen Stellungen bleibt es unent-
«hicden, ob im urgenn. ein betonler oder unbetonter vocal
vorlag. So lässt sich aus dem wurzelvocale allein in goth.
MÜtilo- »gross,« vK/a- »weg,« taihun »zehn,« tifpi- »zehnt,« ligra-
»lager,< ibna- »eben,* htiftu- »dieb,« ghira-dagis »moi^en,«
svislar »schwerer,« niun »neun,« an, set »sitz,« as. feterSs
»fescln,« nfbal »nebel,« ags. pcgn »held, ritter,* gvrm. kvidja-,
DL »Wort. Spruch« (as, qttidi, ags. cfide, ahd. guiti, bei Isidor
(•iWe; W7, kmp, kvtutj u. a. nichts über die urgerm. accentu-
«lion entscheiden. Dagegen geht goth. fina-, n. »feil, baut«
für 'felna- ^ laL jkIU-s. gr. nilla aller Wahrscheinlichkeit
Badi auf eine paroxjHonirte grundfonn ""pdma- zurück, während
fir goth. ftilla- »TolU die idg. grundl'orra *pamd- oxytonirt
WM, Ebenso muss die Verschiedenheit des wurzolvocals in an.
lÖami m. (d. i. *fann«»-) »kern* und kont n. »kom,« pjarf-r
(i i. 'perf'a-) »dürftig, nothleidend« und ßiirß f. »bedürfniss,«
ItPfrif f. (d. i. *gerd(i) »gürteU und iii/rda (d. i. *f}oräja) »gürten,«
vrk a. »werk« und orka (d. i. *vorka) »bewirken, vermögen« auf
') Man kßtmle vereuchl sein, die Schwächung inil dem Qliergange des-
nn chrommlischen accmiles in den cbromatiech-ex^^piratoriBctien in causal-
»rtfnddng m setwn, so iwar, dass es eben der exapirHtoriwhe mwaclis
fa acMOtes wSre. iler gesleigerten traflanfwand in anspnicb genommen
md ßf schwftetiang de» vorau^ehenden Tocales mit sich gefilhrt hätte.
[Km ist selir mOglicfa, Iftset sich aber keineswegs mit Sicherheit sagen, da
du «lUiidiache mit seinem rein chromatischen aceente auch, wiewohl spo-
ndlKh, die Schwächung eines der tonsilbe vorausgehenden a xu t und u
laml: pHiir- •^alvr; Sthilä- •slalus» v. m. sÜiä, hitd- «gesetzt, v. wz.
Ä*. jMrii- >stad(< ». m. par •füilen<, girdti »er schlingt« v. wi. gor,
(■bid» >«ii berehlen< neben fä'smi >ieh befehle^ v. wz. ('ns ii. a.
136 Karl Verner,
einer früheren accentverschiedenheit beruhen, wie im infinitiv
bera gegenüber dem participium horinn. Auch der vocal in
dem oben s. 121 angeführten an. gylt-r f. (d. i. *goltjar) zeugt
für urgerm. betonung des femininbildenden suffixes -ja.
So mag im grossen der Sachverhalt mit den im germ. aus
ursprünglichem a entstandenen e (i) und o (u) sein. Ausnahmen
giebt es freilich. Mitunter scheint ein o (u) nicht an seinem
platze zu sein, es ist aber in solchem falle zu erwägen, ob
nicht andere einflüsse auf den vocal gewirkt haben können.
Im lateinischen hat sich zuweilen ein e durch vereinigten ein-
fluss eines vorhergehenden lippenlautes und eines nachfolgenden l
in u (älter o) gewandelt, wie z. b. in volt, vult neben veUe,
vulsus neben vettere, ptdsus neben pellere, sepultus neben sepe-
lire. Auf slawischem gebiete treffen wir denselben Übergang
im russischen, wo die für volöc^ »schleppen,« moloPl »mahlen,«
poloti »gäten,« pMva »spreu,« nwioho »milch,« polonü »gefan-
genschaft« anzusetzenden russ. grundformen *volöi, "^molti, "^pci-
(v)ti, *polva, *niolko, *polnil sich aus den urslaw. grundformen
*velkti, *meUi u. s. w. (= asl. lüt^sti, mlcti, pUti^ plöva, frd^ko,
plönü) entwickelt haben. Auch in den germanischen sprachen
ist der Übergang nicht unbekannt, wie aus ahd. wolta neben
dem seltenen welta = goth. mldu und ahd. wola neben wela =
an. ags. vet hervorgeht. Somit wage ich dieselbe erklärung
für das goih. vtdpur-, m. »herrlichkeit« in anspruch zu nehmen.
Die Wurzel ist idg. var »wählen, wollen,« die sich als val in
allen europäischen sprachen vorfindet; da aber das p auf ur-
germ. vmrzelbetonung weist, kann das u (germ. o) keine
Schwächung sein, sondern es ist anzunehmen, dass ein ursprüng-
liches *velpu^ in ^volpu- überging, ganz ebenso wie die aus
derselben wurzel gebildeten ahd. tvelta und wela zu wolta und
wola wurden. Aehnlich mag es sich mit germ. volfa-, m. »wolf«
verhalten; das f und die accentuation verwandter sprachen
weisen auf einen paroxytonirten stamm. Geht man von einem
muthmasslichen germano-baltischen ^velka-s aus, so kann geim.
volforZ sich dai'aus durch die Übergangsstufen ^velhva-z, *v6lhvar0
entwickelt haben; dieselbe grundform ^velka-s führt zu lit. mlkor-s
lett. wilh'S und zu der allen slavischen sprachen zu gründe
liegenden form vilkü (asl. vUhU, vlüku, poln. wilk^ höhm, ^Ik);
das russ. volkü basirt auf einer grundform *vulkü statt *vilkU,
indem das v und l im verein ebenfalls hier das helle IP zum
Zur oblaublrage. 137
dunklen ö verwandellen (vgl, J. Baudoiiin de Courtenay, 0
dKTne-poliskomö jazykö, Lpz. 1870, s. 72 note 1). ')
Aber nicht alle « unterlagen dem zerstörenden einflusse
des accenls. Es bestehen ja in den vei-schiedenen germ. sprachen
ene menge von a, die sowohl die erhebung wie die Schwächung
Öbeilebl haben. So z. b. in germ. anjiara- »ander.« rapa^
>rad,« sunpa- "wahr,* mupla- »rede,« anpju- »stirn,« kvapara-
»uler,« tatip- »zahn,< hareza- »gerste,* fiutezu- >hass.« aruza-
»narbe,« io/Vü »besser,« in den Infinitiven /'tmhajt, slahatt, hfahjan
u. s, w., für welche sich im vorhergehenden aufsatze eine ui"-
pfm. Wurzelbetonung ei^ab; ebenso häufig aber in Wörtern,
die im urgerm, den accent auf der endung hatten, wie z. b.
in germ. fadar »vater,« sada- »s^att,« andja- »ende,« hardu-
•bart,« haian- »liase,« anadi- »ente,< atigan- »biegung,« fatigor-
'ibng,< slaga- >schlag,« sagjan »sagen,* in den participien
■ioK^wi-, slagana- u. s. w. Regelmässig fmdet di^cs a sich
lÖn pntel. ind. sg. der verben, die im piaesens einen erhobenen,
im part. praet. pass. einen geschwächten vocal haben, z. b, in
hap, bar, band; der acceiit ruhte in diesem falle im urgerma-
Dlschen auf der Wurzelsilbe. Ebenso findet das a sich durch-
pi^ in den zu solchen verben gehörenden causaliven, wie
L b, in golh. luisja» »retten,« sandjan »senden,« ga-hrannjan
tTerbrennen,« ur-rannjan »aufgehen lassen,« lugjan »l^en,«
iti}un »wenden,« valijan »sich wälzen,« satjan »setzen,«
lagqjan »senken,« die im urgerm., wie gezeigt ist, die endung
lietoDten. Somit ergiebt sich als resultat — was auch gegen
Soltzmann's thcorie geht — , ilass dieses a von der belonung
') Wie Terliäll es sich mit germ. gotpa-. n. »golJ«? Das p verbielel
B uigerm, betonung gotpä- anTusetzeii. Nach der für die slawiaclien
idien erschliesetiarcn gruiidform 'zallo-, n. wäre im iirgenn. 'gdlpa-
K crwuten, worin doch scliwcrlich das l allein den abergang äes a zu o
bwfati haben kann. Ich gebe, doch nur als eine mSglichkeit, folgende
•. die vielleicht auch in ajideren Fällen in anwendung kommen kann,
n. göipa- ist eine bildung von der idg. wz. ghar »glänzen, gelb eein«,
n enropäische Torin ghal ist. Altind. hdrita- oder harit- ^ allbaktr.
I- fahrl auf ein idg. 'yharita-, dessen neutriim sehr wohl der bedeu-
g nach (»da.t gelbe*, »das glänzende* seil, metall) das Stammwort für
la- sein kann. Eine muthmassliche europ. form dieses worles 'ghalita-, n.
'de XU einem urgerm. 'goHpa- führen, das mit der neuen betonung zu
^fittlmr; and mit ausstossung des > zu golfia- wurde (vgl. oben 8. 13ü die
' ing dei germ. caiisativslämnic: 'galija-, 'sdtüa-, sa^a-).
138 Paucker,
vollständig unabhängig gewesen ist, gleichviel ob der
accent im urgerm. auf der Wurzelsilbe oder auf der endung lag.
Dieser umstand und dabei sein regelmässiges eintreten in Wort-
bildungen, die nicht erst auf germanischem gebiete entstanden,
sondern aus früheren sprachperioden übernommen sind, führt
entschieden zu der annähme, dass das von der betonung un-
abhängige a im urgerm. ein von dem veränderlichen a akustisch
verschiedener laut war, und dass diese zwei th eilung desa
mindestens für das germ. eine ursprüngliche war. Ob sie aber
ihre motive in früheren sprachzuständen hat oder bis hi die
indogermanische periode hinaufreicht, das ist eine frage, die
einer näheren Untersuchung werth ist.
Carthaus bei Danzig, am 31. august 1875.
Karl Verner.
Materialien zur lateinischen wörterbildungs-
geschichte.
I.
Die substantiua abstracta auf -tds.
1. In nachstehendem vei-zeichniss der Wörter auf -fas sind
die aus nachhadrianischen sprachquellen geschöpften (recc.)
durch cursive schrift unterschieden, unter den Wörtern älteren
fundorts (uett.) aber diejenigen durch gesperrten druck her-
vorgehoben, welche in den ciceronischen Schriften und deren
Zubehör (Ad Herenn., briefe an Cicero) vorkommen, und, wenn
kein älterer gewährmann angegeben ist, dort uns auch zuerst
bekannt werden. Die der zeit nach erste und, wo s beigesetzt
ist, unseres Wissens zugleich einzige autorität haben wir kund-
zugeben unterlassen unter den uett. nur bei den (dadurch
gekennzeichneten) bei autoren aus der zeit von Augusl's tod
bis Hadrian (p A) zuerst auftretenden Wörtern ^), sonst auch
bei den recc. den ältesten zeugen oder den fundort meist an-
gegeben. Zwei puncte ( . . ) nach einem gesperrt gedruckten
wort besagen, dass es nach Cicero lange zeit nicht mehr, und
dann erst wieder bei recc. erscheint (s. zu nr. 20).
*) Zu den meisten dieser autoren haben wir classiticirte Verzeichnisse
der von ihnen zuerst oder allein gebrauchten Wörter theils in Meletemata
lexistorica specim. I, theils an anderen orten (worüber nachweis 1. 1. p. VIII)
gegeben.
^ffi^^S^^chte. 139 ^M
JJmoi-mitas gloss.
albescUas Aug. soliloq. ^H
tütsurditas Aug(usliii).
(Ui^itas Coel. Aurel. s. ^H
tuxe$sibHitas TltIuU. s.
almitas Anecd. Heluel. gr. ^H
acerbitas.
tdtcrüas Mar. Victorin. ^H
aeerbositas Cassiod. amic. s.
altemitas Prise, ^H
accliuitas Caes(cr. 168, 649).
alterpliäfas gl. (cf. 77, 201, ^M
mditas Marc. Empir. s.
52öet783,677,745,827,12I). H
acrilas Acc. s. (cf. 44, 199,
altüilas Lact. Plac. ^H
495,541,629.731,772,855,
40amabilitas Plaut. ^H
e«am757, — et 239 a).
amarilas Vitr. s. ^^M
adimtas Prob.
ambiguitas (cf. 220). ^^M
lOadmirabililas s.
amoenitas Plaut. ^^H
edversarietas auct. Prae-
angustjtas Acc. s. ^^H
desl.s.
anilitas Catull. s. ^H
aduereitas.
aninmequilas gl. ■
adulterilas Luber. s.
anmalilas Myth. Vat. III s. ^M
adiincjtas.
animosilas Cypr. f ^H
aedilitas Plaut.
annosiias Cod. Theod., Aug. ^H
ayrüas Ps. Cypr. s.
50antentas Th. p. 34 (cf. 634). ^1
aetfaabjlitas.
antiquitas. ^|
sequalitaif.
anxietas (cf. 54, 205, 504, ■
aeqnaiiimilas Terenl.
661, 715 et 417, 751, 754, ^M
IOaequilibriIas..(cf.73,203,
835,— 615et344,etadl44). ■
306,208,244,272,310,318,
am-io3itas Th. p. 46. H
332. 334, 339, 354, 394, 403,
Appietas s. (cf. 471, 621). ^M
411,464.504,520,537,533,
apricitas. ^|
618, 644, 786, 867).
aptainlitas uet. intpr. Iren. s. ^M
sequi las.
lestas.
Rhet. ■
ueUuitas Ven. Fort. s.
aqmsitas C. Aur. s. ^M
aelas Plaut, (cf. 26).
arduitas Varr. s. ^M
leiernitas.
eOariditas. ■
seoilas Xn tabb., Chaicid.
artificialitas intpr. Ar. Rhet. s. ^H
affabililas.
asperitas. ^H
arrinilas Plaut
assiduttas. ^H
affinUas Hier, in Job. s.
»agililas.
atritas Plaut. ^^M
alacritas.
atrocitas. ^H
«Ädfifas Th. (i. e. Thesaur.
auclorilas Xll tabb. III, 7 H
nou. latiu.) p. 22. Mai.
Scholl, Plaut. ^M
140
Paucker,
AugustaliUis inscr., C. Theod.
(cf. 15, 103, 140, 160, 204).
auiditas Plaut.
70 austeritas.
autumnitas Cat.
Balbitas Th. p. 75.
beatitas . . (cf. 466,691).
bellacitas Th. p. 63.
benignitas Plaut.
büivguitas Gassiod. s.
biplicittis gl.
bonitas.
breuitas.
80 brocchitas s.
bromidüas intpr. Alex.Trall.s.
Gaecitas.
ccLcsitas Boeth. s. (cf. 774).
calamitasPlaut.,all.pr(isci).
calcidositcts gl.
caiiditiis gl.
calliditas Ter.
callositas.
carnbitas gl. dvttxaTaXXay'^.
90candiditas Alcuin. s.
capacitas.
captiuitas (Gic. frgm.).
Caritas Cat. r. r. 3.
camalüas Aug.
camositas gl.
castitas.
cauitas Th. Prise, C. Aur.
cauositas S(cript.) S(acra)
ap. Tert.
causalüas ine. quu. ex utroq.
Test. s.
100 cautelitiis Ennod. s.
celebritas.
celeritas.
CerecUüas.
certüas gl.
ceruicosUctö Sid. Apoll, s.
Christianüas Aug., Cod. Th.
(cf. 464, 577, 700, 301).
circuüas S. S. intpr. uet s.
ciuilitas.
ciuitas Plaut., all. pr.
llOclaritas.
clauditas (cf. 652, 174, 29,
132 et 370, 790).
coaequalitas Th. p. 490.
coaetemitas Zen. Ver., Aug.
coaeuitas Aug. s.
coenositas Aug.
cohereditas Hilar. Picl.
comitas Plaut.
commoditas Plaut., aU.
com.
communitas.
l^commuiabüitas Aug.
complicitas Th. p. 453.
comprehensibilitcis Fulg.
Rusp.
concauitds Aug.
concüitas gl. StalXay^ (cf.
690).
concinnitas.
concorditasPacuu.s.(cf.l86).
conducibilitds gl.
confirmitas Plaut, s.
conformitas Th. p. 217.
iiO confragositas Chalcid.
congermanitas Th. p. 481.
congruüas Prise, s (?).
conitigalüds Ps. Cypr. s.
consanguinitas Verg., Lio,
consedtditas Vietrie.
consensualitds Beda s.
consobrinitas gl.
conspicacUas Th. p. 523 al.
consubstantialüas Rustic
wGrterbildungägeschichle. 14t ^^|
Ämbr.. C. Theod.
dehmeslasBW&r. (cf. 401 sq). ^H
eattmptibüUas C. Aiir. s.
deiias Avnoh. (cf. 166). ^H
mliguitas Boeth.
dcltritas Laber. s. ^H
continuitas Varr.
densitas. ^^
c«KfanrfosTert.(cf. 11,64,
deiestabilitas Eust, Hexaom .s.
184,198,211,222,260,333,
deuexilas.
351,423, 5-10, 548~et410,
dexteritas Liu. (cf. 13, 36, ^h
557— ,659, 717, 738,853,
62, 667. 716, 749, 837; ^H
cf. et 822, - et ad 52).
al. ad 476). ^1
^^ilnditas Th. p. 481.
dicacitas. ^H
^/AäierrKÜUas Ps. Cypr. s.
ISOdifferitas Lucr. ^M
^pS#iertibaitas RuÜn.
difücultas Plaut., Ter. ^M
omaexitas.
Hec.666 (cf.233, 239b, 746). H
apitaiias Baccliiar. s.
dignitas Plaut, et all. pr. ^H
diluciditas Bueth. s. ^H
dimidietas Boeth. ^H
^H
erassitas App. mund.
discorditas Paeuu. s. ^^|
crebritas.
dispai-ilitas Varr. (d. 340, ^H
credulitas(cf.37ü, et286.
^1
730 el 135, 233 et 181. 239,
disparitas Th. p. 423. ^H
746).
diuersitas. ^^H
cruciabilitas Plaul. s.
ISOr^iMifftii^ Dig. s. ^^M
crudelitas Acc. 176RilDb.
diuinitas. ^^H
cruditas.
diuturnitas. ^^H
CQpiditas Pacuu. 170, Ter..
<ißc{bilitas Isid. s. ^H
Turp. llß.
docilitas. ^^M
SOaaialitas Nou. ValeiiL s.
dolositas S. S. uel. ^H
curiosilas.
douwsticitas intpr. Iron. s. ^^|
cwsilitas Fulg. Myth.
(cf. 70G, 515, 815). ^H
euruiias Non.
dualitas Rußn. ^H
Damnabilitas auct. Hypogn.
dubietas Amm., EiUr. ^^|
dop*aifeisPauIin.Nol..N.Tir.
ductabiliLas Aoc. s. ^^H
dealiias HJlai-.
200dutcitas Caecil., Acc. ^^M
debilitas.
dt^liätas Tert. ^^|
dediuitas Caes.
durabUUas Pallad. fi. ^^|
deeoHtas (Rönsch Ita!a
duritas.. ^^M
, p. 513).
dHumuiralitas C. Theod, ^^|
Odeformitas (cf. 3%).
^^^^M
i42
Paud^er,
ebriosiias . .
edacitas Plaut,
efferilas (poet) . .
efficacitas (cum Q. fr.)
s. (cf. 415, 441, 464).
älOegestas Plaut., Caec. 170
al, Enn. Ir. 273, Pacuu. 53
al. (cf. 612, 636, et ad 880,
cl. Aufrecht Z. f. vgl. spchf. I,
s. 160).
egregietas Th. p. 254.
emacitas.
emarcUas gl.
emuniias Tert.
eoormitas (cf. 414, et 1).
essentialitas Mar. Vict. s.
et ^essentüas id. s.
exanimikis Th. p. 17.
exaudoritas C. Th. s.
excelsitas.
220exiguitas.
exilitas.
eximietas Ambr., Symni.
exinanitas Mar. Merc. s.
exsecrdbUitas App.
exsistentialitas Mar. Vict.
exsistentitas Cand. Arian. s.
(cf. 216 b, 432, — 323).
extemporalitas.
extraneüas intpr. Ar. Rhet. s.
extremitas (cf. 503, 664,
393, 572, 635, 788, 796).
^'iOFabrilüas Eust. Hex. s.
fabulositas.
facilitas Ter., Nou. fr. 98.
facultas Ter., Acc. 102,
Turp. 89.
facunditas Plaut, s.
failadtas gl., Cssd. amic.
falsitas App. dogm. Plat. III.
familiaritas Ter.
famositas Tert.
famulitas Pacuu., Acc. ue
famultas Laeu.
^MQfastidiositas Th. p. 233.
fastidüas Cassiod. s.
fastuasUas Th. p. 245.
faUüitas Cod. Just. s.
fatuitas . .
faustitas Hör. s.
fecunditas.
felicitas Ter.
feracitas.
feralitas Actt. S. S. Rogat
et Donat. s.
250feritas.
ferocitas.
fertilitas ine. trag. 208.
feruidiias Th. p. 222.
festiuitas Plaut., Ter.
ficitas Nou. s.
fidelitas Acc, Afran.
fiducialitas Th. p. 206.
ßgurcUüas Fulg. s.
filiaUtctö Cand. Arian. s
^mßietas Mar. Vict.
ßnalitas Seru.
firmitas Plaut.
flagüiositas Th. p. 23f
flebilitas ib. p. 227.
flexibüitas Solin.
fkocuositds Groui.
fltiUas »schol. Juu.«
foeditas.
formabüitas Aug. s.
270 formidolosUas »Ps. (
formitas Isid. s.
formositas . .
fortitds gl.
fragilitas.
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichte.
143
fratemitas.
frigiditas G. Aur.
frwüiUis inscr. s.
fructuositas Philastr. s.
frugalitas.
m^fugacUas gl.
fumositas Th. p. 211.
furacitas.
furiositas Ps. Aug. s.
fuscitas App. mund. s.
tutilitass.(cf. 10,54,306,
327,345,404,406,471,523,
et ad 209).
Garralitas Ouid.
gdidiias Th. p. 258.
generalüas Symm., Seru.
generositas.
^9^i(dUas Amm. s.
?entilitas.
^ermanitas.
9ibh<mtas Th. p. 260 al.
ShbrUas Araob. s.
9l(t^t44Atas Th. p. 263 al.
d^tmtas Potam. s.
9lo^osüas Chalcid.
9l(^iositas Th. p. 257.
Pia^ritas Sali, (narüas).
^gfÄcilitas.
^<^t^ۆas Hilar.
P^^r^daeuitas Pacuu., Acc,
g^ «indi t as Sis. fr.l 15 Peter.
Vf'^^^iositas Tert. s.
9r(^tvitas Tert. s.
g^^iuiditas s.
«i^auitas.
V^osüas Ps. Aug., Greg. M.
gwttositos Th. p. 602.
aiOHabilitas . .
^^reditas Plaut.
hilaritas.
honestas (cf. 172, 401,
al. 314, 402).
honestitas gl.
honorabüüfxs Facund. s.
horribilüas Th. p. 270.
horridüas ib.
hospitalitas . .
hoatüüas Sidon.
320humanitas.
humiditas Th. p. 266.
humilitas Acc.
Identitas Mar. Vict.
idoneitas Aug. (cf. 228, 804,
869, — al. 134; 860?).
ieiunitas Plaut. '
ignobilitas.
illiberalitas s.
. illocalitas Gl. Mam. stat.
anim. s.
imbecillilas Afr. 291.
Z'iOimhonücLS Tert. s.
imnianitas.
immaturilas . .
imniedietas Boeth. s.
immensitas . .
immobilitas Justin,, Tert.
immortalitas Plaut., Ter.
immunditcis gl.
immunitas.
immutabilitas . .
3if)imparilikLS Gell.
imparitas Boeth. s.
impassibüitas Hier.
impatibilitiis Rufin. s.
impietas Acc.
impigritas s.
implacdbüitas Amm.
importunitas Plaut.
importiAOsUas Adaman. s.
L
144
Paucker,
impossUnlUas App., Tert.
SSOimprobitas.
impraprietas Gell.
improsperitas Rufin. s.
impunitas.
impuritas . .
inaccessibilitas Aug.
inaequabilitas Varr.
inaequalitas Varr.
inanitas Plaut.
incapdbüitas Aug. s.
^(ßincapacitas Philastr. s.
inciuüitas Aium.
incoinquinabilitcts Fulg.
Rusp. s.
incolumitas (cf. 84?)
incommobilitas App. s.
incommoditas Plaut.
incommtUabüüas Aug.
incomparahüitds id.
incomprehensibilitas intpr.
Iren., Fulg. Rusp.
inconcinnitas App. s.
SlOincongruüas Prise.
inconstabüit(is intpr. Iren. s.
inconuertibäüas Rufin.
incarporalitas Tert.
incorruptibüüas S. S. uet.,
Tert.
incredibilitds App.
incredulikis App., eecl.
incuriosüas Salu.
incuruitas Chalc. s.
indecibüitas intpr. Iren. s.
380tV?^2emm^ Dig.
indignitas.
indiuiduit(zs Tert.
indocibilitas App. s.
indocilüas Philastr. s.
indulgitas Goel. Antip. et
Sis. (cf. 33, 89, 124 et 690,
180, 213, 218?, 223, 241,
267, 271?, 458, 772?).
ineffahüiias Aug.
inexorahilüas Sem. s.
%nfall%bil܀ts intpr. Ar.Rhet.s.
infecunditas Sali.
390infelicitas Ter.
infertüitas Hier,
infidelitas.
infimitas Amm.
infinitas . .
infirmitas Ter.
informüas Solin., Tert.
infortuniias Grell, s.
infmctuosüas Tert.
ingeniositas inscr. s.
4<X)ingenuitas.
ihhonestcis Tert.
inhonestüas gl.
inhospitalitas . .
inhumanitas s.
iniquitas.
iniucunditas s.
iniuriositas Th. p. 281.
innascibilüas Hilar.
innaimiias Hilar., [Mar.
Vict.] De phys.
^lOinnoocietas Nou. Just. uers.
uet.
innumerabilitas . .
inofßciositfis Salu. et all.
sec. V.
inopporUmitas Idac.
in(n)ormit(is Cod. Theod.
insanitas (cum Varr. fr.)s.
inscUiabiUtdS Amm.
in-satietas Plaut, s. (cf.
330, 440).
insensibüüas Ambr.
msensualitas Aug. s.
languitas gl. ^^|
^^inseparabililaa Aug.
lanositas Tert. s. ^H
ins^ridiias intpr, Ar. Rhet. s.
largifas Caec, 91, Ter., ^H
imomnifias Th. Prise, (in-
Turp. 172. ^H
somnium).
lasdmasitas Th. p. 3Sä. ^H
lasciuitas Firm. m. ^^|
(insomnis).
Latinitas (et Ad. Her.).. ^H
instabUilas.
laudabilitas C. Theod. ^H
insuisitas Plaut.
^tf^tfiu gl. ^M
Integritas.
^H
^itUettecttMlitas Tert. s.
Imwitas gl. Isid. ^H
mtelligentialilas Mar. Viel. s.
legiiimitas intpr.Ar. Rhet. s. ^H
inlelligetüitas id. s.
4701enitas Ter. ^1
mtempestiuHas Gell. s.
Lentulitass. ^|
iniemporalitas Arn. iun.
%.kK(«s Th. p. 304. ^H
iniolembüitas gl.
^H
^H
tmäolabilitas Rustic. s.
liberalitas Ter. ^H
inuiriliias inlpr. Ar. Rli. s.
libertas Plaut, et all. pr. ^^k
muisRfiUias Tert.
(cf. 59G, G65, 839, — 856, H
«OHMwiwntos Terl. s.
sed et ad 178). ^1
inutilitas (cum Lucr.) ,s.
libertinUas Dig. '^^|
iocukritas Hier. s.
libidiriita.^ Laber. s, ^H
tnatimabilitas App.
limpiditas Th. Prise. ^H
vraHontUitas Roeth. s.
iSOUngtMsiias Ru.stic. s. ^|
liquiditas App. mund. s. ^|
/oca2t&i8CI.Mam.an.(cr.328}. ^M
wiptüas Ennod. s.
longaeuitas Ambr. ^|
vritabäitcts App. s.
longanimitas S. S. uet. ^|
öerita« Boelb. s.
longinquitas Ter. ^H
*50iucundilas Afran.
longilumitas Vulg. ^H
itigalitas Julian, Pelag.
loquaeilas. ^H
•wfiteslrap.Gonstantin-Cöd.
lubricUas Zen. ^H
Just.
luadentas Mart. Cap. s. ^|
nmalitas Th. p. 979.
490luculentitas Gaes. {cf. 573). ^|
iuuenilitas Varr. fr. s.
Macrifas Vitr. ^H
Juuentas.
tnacutositas Th. p. 475. ^^|
li^mosiias Th, p. 307.
tnadiditas Th. ^^|
foermabiiilas Adaman. s.
inagnanimitas. ^^|
^H
14«
Paucker,
magnitas Acc. s.
maiestas Liu. Andr. 13,
Acc. 648, Afr. 326 (cf.
Maiesta).
malignitas Plaut.
maliloquacitas S. S. uet. s.
malüas Dig.
500n}aUtiasit(is Tert. s.
marddüas Th. p. 359.
niaturitas.
maximitas Lucr.
medietas . .
mediocritas.
membrositas Eust. s.
inendacücis Tert. s.
mendicitas.
mendositas Aug.
5l0fner(icitas Th.
minacUas Th. p. 358.
mirahüüas Lact. s.
miserahilitas Hilar. ( ?) in Gal .
mobilitas.
modicitas Ven. s.
nwnstrositas Aug. s.
nwralitas Ambr.
morbositas Pall. s.
mordacitas.
520morositas . .
mortalitas.
mtdieritas (-br-?) Tert. s.
mulierositas s. (gl.)
niidtiformitas Aug. s.
multiplicitas Boeth. s.
munitas gl. XsnovQyia {um-
nis pr.).
mutabilitas . .
mutilitas Dionys. Exig. s.
miUitus gl.
hZONascibilitcLS Gennad. s.
natiuitas Tert., Vlp. Dig.
naturalitas Tert. s.
nauitas . .
nehulosUas Am. s.
necessitas Plaut. Epid.
V, 2, 66 (necessum).
negotiositas Gell. s.
neruositas.
nexilitas Fulg. Myth. s.
nexiwsitds Th. p. 372.
bMnimietas App., Tert.
nitiditas Acc. s.
nobilitas Plaut. Capt.
299 al.
fwdbüikLS Hil. in Gal. s.
yiodositas Aug. s.
noluntas gl.
noueUüas Tert. s.
nouitas.
noxietas Gaud. Brix. s.
nuditas Tert.
550 nugadtas Aug.
nugalüas gl.
nugositas Th. p. 379.
numerositas Tert.
Obaequalitas App. (?) s.
obesitas.
obliquitas.
obnoxietas Nou. Val. et
Maior.
obscenitas.
obscuritas.
5{jO obtusitds Chalc.
ofßcialüas ine. quu. ex
utroq. Test. s.
officiositas Rufin.
olacitas gl.
oleitas Cat. s.
oliditds Th.
oliuitas Varr.
onerosüas Tert. (?) s.
opacitas.
perplexUas Amm., Aug. ^^|
operositas.
persotiaiitas Paul. NoI. ^^M
670opimitas Plaut.
perspicacilas gl. ^^M
opportunitas Plaut
perspicuitas. ^^H
opftmifas Mar. Viel.
pfrsuasilfiliias inlpr. Ar.Kh.s. ^^H
opulentitaa Plaut.
eiOperuersitas. ^H
orbilas Plaut., Afr.
peruicacüas gl. ^|
or]Aanilas Alcim. s.
pesestas pr. (Fest. p. 2 10 M).
otiORitas Vulg.
peslüitas Lucr.
Paganitas Philastr.
pexitas s.
paÜHitas gl.
pietas Plaut saep., Ter., ^1
palpabiliias Oros. s.
■
SSQpajiTUisiias C. Aur. s.
pigritas gl. ^H
parcitas P. Syr.
pilosiias gl. ^^H
parmlalitas Th.
placabilitas . . ^^^|
paräüas Gell.
placidilas Varr. ^^M
paritos Arii-
620planitas s. ^H
pariicularUas Boeth. s.
Platonilas Boeth. s. ^H
paruitas.
plebilas Cat. ^H
pamtlitas Commod. (cf.
plenitas Vitr.
597, 673, 54(i).
pluralitas Ambr. fid. II, 10,
pascwsitas Th. p. 421.
87 al., Charis. ^-
poi^lUas Am.
plttumüas Th. p. 429. ^H
b^passiuUas (pandere) Terl.
pollucibUitas Fulg. M. s. ^H
pof^itUas (pati) Prol).
jM>mpa&>Iifa£ Prise, s. ^^|
pOBlilUas Th. Prise, s.
pompositas Ps. Hier. s. ^^|
pakmitas S. S. inlpr. »uet.«
ponderitas Acc. s. ^^|
et Vulg.
630p»)td6r(isi7as Th. p. 444. ^H
pauciias.
popularltas Plaut. ^H
iwMdifew Th. p. 42(i.
popalositas Arn. ^^H
pauperlas Ter. Ad. 4%,
possibilitas id. ^H
id. Ph. 94 al-, Enn. Ir. 73-
po^teritas. ^H
paniilliias Auibr. s.
postremitas Terl. ^H
pttmUtas Th. p. 422 al.
p ölest as XIl tabb. V, 7, ■
IWKftarifcM Greg. M. s.
Enn. tr. 122 al., Ter., Pa- ^|
eOOperegrinitas.
cuu.24al..Acc.542,Turp.92. ^1
perennilas Plaut
praedaritas Vulg. ^H
periuciditas Vitr. s.
praegnacüas Aug. s. ^H
pernicilas Plaut.
praeposterUas Arn. ^^^^^H
pTpetuitas.
r>40prauitas Ter. ^^^^H
10* ^^^^^H
148
Paucker,
pretiositas Terl.
primaeuitas inscr. »a. 389
p. C«, Jul. Pelag.
prindpalüas Tert.
probabilitas . .
probitas Pacuu. 189.
probrositas Salu.
procacitas.
proceritas.
prociiuitas.
QbOproconsularitas Nou. Just.
uers. uet.
prodigalüas decl. in Catil.
prodigitas Lucil.
prodiguitas Th. p. 460.
profanitas Tert.
profunditas Hadr. ap. Vop-
prolixitas App. mund., Dig.
pronitas s.
propinquitas Plaut.
prqpitietas N. Tir.
660proporti(malit(xs Boeth.
proprietas.
prosperitas.
proteruitas Ter., Pacuu.
346.
proximitas Vitr., Ouid.
pubertas.
puellarüas Th. p. 407.
puerilitas Varr. und
pueritas Tert. s.
pugnacitas.
pulchritas Caec. s.
ßlOpuritas (purus) Gapitol.
purüds (pus) C. Aur. s.
pusillanimitas Lact.
pusillitas Tert.
putiditas Th. p. 444.
putriditas Th. p. 426.
Quadriforniitas Eucher. s.
quadruplicüas Th.
qualitas.
quantitas Vitr.
(ßü quaternitas Aug. (cf.812, —
826).
quinquennalitas C. Theod.
Rabiositas Th. p. 499.
rapacitas.
rapiditas Caes.
raritas.
rationabüitasApp. (?), Gelas.
rationalitas Tert.
raucitas.
reciprodtas »N. Tir.«
ß^OreconcilUas gl.
redüas Hilar. s.
religiositas App., Tert.
renascibüäas ine. qua. ex
Nou. Test. s.
ridiculositds intpr. Arist.
Rhet. s.
rigiditas Vitr.
rimositas Th. p. 502.
risibilitas Boeth.
riualitas.
rixuositas Th. p. 504.
lOORomanitas Tert. s.
rotunditas Vitr.
ruduositas Th. p. 500.
rudibilitas ib. p. 498.
ruditds App. (?), intpr. Ar.
Rhet., gl.
rugositas Tert.
rusticitas Ou.
Saeuitas Firm. math.
sagacitas.
salacitas.
7 10 salebritas App. s.
scdsitas Jul. Val.
salubritas.
Materialjen zur lateinischen
sanctitas.
sobrielas. ^^M
sanitas Plaut.
sobrinitas gl. (cf. 137). ^H
satietas Plaut.. Ter., Pa-
socialitas. ^H
euu.(saliasPlt.,Ter.,Äcc.).
äocielas Eiin. ^^M
saturitas Plaut.
äodalitasPlautMoät.llSe. ^H
sawietas C. Aur.
soltdilas. ^H
Boxikis id. s.
solitas Acc. ^^M
Sfuositas id. s.
sollemnitas Gell. ^H
mmeuitan Gell.
soltthililas Th. p. 538. ^H
scatebrosUas Th. j). 544.
700sonon/as Prise, s. ^^H
soeim/as Dig. (scelerusPlt.).
swditas Salon. Vienn. s. ^H
scehrositas Th. p. 551.
sospUas Vulg. ^^1
scnipulositaä.
spatiosilas. ^H
scurrilitas.
speäeüitas Front, ditf. uoc, ^H
secahilitas Cl. Mam. an. i^.
^M
seadarilas Tli. p. 530.
spedetas Front, ib. ^^H
securitas.
spedainUtas Cod. Just. ^H
sedecennitas Ps. Cypr. s.
s^Mnositos Jul. Pelag. s. ^^M
730sedulitas.
spiritalitas Tert. ^^|
segnitas Aec. a.
spissilas Vitr. ^^|
sempitemHas App.
nOspurddUas gl. ^^|
squaliditas Amm. ^^|
Iren., all.
squalitas Acc. (squalusP) ^^|
gensuabilitas intpr. Iren. s.
stabilitas. ^H
senaualitas Terl.
statiotiaritas Bed. s. ^^|
seqtfacüas Sid., Chalc.
^^1
serenitas.
sfoliäitas Flor. ^^|
scrietas Auson.
strenuitas Varr. ^^|
scritas Symm.
strumositas Th, p. 554. ^^|
JAOgeruäitas intpr. Aj.Rhet. s.
stupidilas Acc. ^H
seueritas Ter.
78üsuauitas Plaut., Turp. 190. ^H
siccitas Plaut.
subdolositas Cassiod. ^H
simililas Caec.
stihlimitas. ^H
simias intpr. Ar. Rhel. s.
simpücitas Lucr.
suistonfwili^s Hier. ^^M
simuUas Plaut.
subtilitas. ^H
sinceritas.
suburbanitas . . ^^M
singularilm Tcit.
succositas G. Aur. s. ^^M
sinisleritas.
summitas App., Tert. ^^H
suttiptuosilos Sid. s. ^^^^^^^H
150
Paucker,
790 super fluitas intpr. Orig. in
Matth.
supeniitas Tert. s.
superparticularüas Boeth. s.
superuacmtaa Vulg. s.
supinitas.
supplicUas Th. p. 453.
supremitins Amm.
surditas.
Taciturnitas Ter.
tarditas.
SOOtemeritas Pacuu. 373,
Afr. 113 al.
tempestas XII tabb. fr.,
Plaut., all. pr. (tempestus).
tempe^tiuitas.
temporaiüas Tert.
temporaneüas intpr. Ar.
Rhet. s.
tenacitas.
tenebricositcis C. Aur. s.
tenebrosUctö Arn. iun.
teneritas.
tenerosiUis Ven. s.
SlOtenuitas.
tepiditas gl.
temitas Prise, s.
terrenitas Meliton. Clau.,
Greg. M.
terribüitas Jornand.
tetricUas paneg. in Pis.
timiditas Pacuu.
tolerahüitcLS gl.
torositas Th. p. 245.
torridüas Eust., schol. Luc.
S^Otortuosifas Tert.
toruitas.
totietas Rustic. s.
Iractabilitas Vitr. s.
tranquillitas.
trifornUtas Gl. Hani. an. s.
trinitas Tert.
tripliciiets inscr. s.
tuberositas Th. p. 245 al.
tumiditas Firm, m., Hier.
830 turgiditas Th. p. 617.
Vaciuitas Plaut, s.
uacuitas.
iMliditiiS App.
uanitas.
uarietas.
uastitas.
tiberitas numm. (cf. 839).
uherositas Th. p. 617.
überlas ine. tr. 135.
840ueloeitas.
nenalitas Sid., Cssd. Var.
IV, 4, Cod. Just.
uenerabüitas ap. Aug. ep.
uentositas Aug.
uenustas Plaut., Ter. (cf.
313, 496, 801, 852).
uerhositas Symm., Rufin.
ueritas Ter. Andr. 68.
uernilitas.
uemuUtas Fulg.
tiersibüitas,
SbOuertibüitas,
ueternositds Ps. Hier., Fulg.
uetuslas Plaut. Poen. III,
3, 87, Ace. 245, Cat. r. r.
uicarietas Ven.
uicinitas.
uicissitas Aee. s.
uiduertas Cat. s. ^)
*) Von uidueris für uiduelis, wie carduelis; vgl. falere (fala), pelliris,
equiria, ium (oder equuria? vgl. ^urie), Gracchuris.
Materialien -i.
• lalH
seilen wörlerbildiiiiysgeschii-'hle.
151
aiduilas Plaul.
uilitas Plaut., T. Phonn.
1013.
umwttos Tert, s.
SCOulr^initas.
airiditas.
uirilitas B. Alex.
uirosiffM Potarn. s.
nmbililas Terl.
ttistialitas id. s.
uHalitas s.
uitiositas . .
amacitas.
lälroneilas Fulg. M. s,
fnOmatilas Mar. Vict. s.
ananiinitas Pacuu,
undositas Th. p. 617.
imiformitas Tert
unitas Varr,
imiwrsalitas Boeth., Prise.
nniuersitas (cf. 822).
uocalitas.
uolubililas.
uoluerifas Fulg, M, s.
lOuoluntas Liu. Andr., Plaul.
et all. pr. {cf. 440, 545).
uoluplas Plaut, all. pr.
(uolupe).
uoracitas.
uotiuitas inscr.
urbanitas.
iiiensäitas Tert. s.
utititas Plaut., Ter.
uuiditas C. Aur. signif. s.
uulgaritas Arnob., Capitol,
2. Von 377 vorstehend aufgeführten Wörtern auf -las uett.
hhea ciceronianisehe autorität, auch wenn man die wenigen
dorch Cäsar beglaubigten als gleichberechtigt mitzählt, nur '/s.
aitiilich 250. Wer darnach nur diesen verhällnissmässig geringen
n) der ganzen uns überlieferten fülle als gut lateini.sch
gelten lassen wollte, würde sich auch davon noch einiges ab-
gehen lassen müssen. Denn unter den bei Cicero angewendeten
Ibdensich 10 sonst, so viel bekannt, nirgends wieder (zu nr. 285),
lodere 25 wenigstens in der ganzen übrigen älteren literatnr
(bis Hadr.) nicht (zu 20). Zu diesen ciceronianischen (1+%
dersflbeii) kommt aber noch hinzu eine ao ziemlich gleiche zahl
»nderer uett., die ebenfalls nur singulär bezeugt sind: 20 aus
'her zeit (wovon 7 dem Accius allein gehören), 3 von
Laberius gebildete, 3 bei Vitruv, je 1 aus Catull und Horaz,
l nacbaugustische, von denen 4 dem älteren Ptinius angeliören.
l wäre für nicht weniger als IS'/a % der uett. Iheils über-
buipt, tkeils wenigstens für das classische Zeitalter die spracb-
pebräucbiichkeit nicht durch vollgültiges zeugniss festgestellt, also
1 nicht einmal ihre latinität beglaubigt, wenn man näm-
1 auch die sprachrichligkeit der worlgebilde nicht an ihnen
dbst bemessen, sondern nur nach zahl und dalum der im
152 Paucker,
schult des alterlhums zufällig erhaltenen oder bisher aufgefun-
denen Zeugnisse abschätzen zu müssen glaubt.
Ausser den ciceronianischen sind aus Sprachdenkmälern der.
zeit vorAugustus' tod hier noch 79 Wörter auf -tas registrirt,
von denen 41 dem vorciceronianischen Zeitalter angehören oder,
aus ihm datiren, 1 1 zuerst bei Varro auftreten, 10 bei Vitruvius,
5 bei anderen Schriftstellern in prosa, 4 bei Lucretius, 8 bei
anderen in gebundener rede. Die übrigen 47 der uett., c. V«»
sind aus dem ersten Jahrhundert nach Augustus.
Unter den 515 Wörtern recc, d. h. neuerer Überlieferung,
womit nicht gesagt ist, dass sie auch alle neueren Ursprungs
seien, konnten wir nur von etwa 419 ihr erstes auftreten in
literis mit Sicherheit oder doch mit Wahrscheinlichkeit zeitlich
fixiren. Von diesen nun kommen auf autoren: ^ aus der zeit
von Hadrian bis Constantin I. 124 Wörter (29,5%), davon
nur durch einen bezeugt (s) 39, — ^ aus dem folgenden Jahr-
hundert (Augustin mithineingezogen) 126 (30 7o)» davon s. 34, —
' weiter aus dem fünften, bis zur ostrogothischen invasion,
79 (19%), davon s, 50, — * aus dem sechsten sec. und dar-
über hinaus 90 (21, 5%), davon s. 64. Unter den einzelnen
autoren stellt das zahlreichste contingent Tertullianus, näm-
lich, ungerechnet die, welche er neben dem wenig älteren Zeit-
genossen Appulejus aufweiset, 51 Wörter (fast V» der datirten,
Vio aller recc), von welchen % singulär sind. Demnächst haben
zuerst (nämlich, wie hier immer zu verstehen, soweit wir w^issen,
zuerst): Augustinus 26 Wörter (nur er allein, soviel wir wissen 9),
Appulejus 22 (davon 4 in de mundo, 1 in Dogm. Plat. III, —
s. 7, davon 2 in mund.), — Boethius 15 (s.9), wenn aber die
alte Übersetzung der aristotelischen rhetorik von ihm ist (s. Melet.
lexistor. altera n. 8), sogar25, — Colins Aurelianus 12(s. 10),
— - Arnobius 11 (s. 2), — Hieronymus undS(cript.) S(acrae)
transl. Vulgata zusammengenommen 10 (s. 2), — Gellius 9
(s. 3), — die reste der älteren schriftüberselzungen 8 (s. 4).
Vergleichsweise überblicken wir hier aus demselben gesichts-
punct die so viel zahlreicheren verbalen (von part. perf. ab-
geleiteten) nomina actualia auf -io und entsprechenden actoria
auf -or, -rix. Wörter der ersteren elasse, auf -io, kennen wir
1447 uett., 1687 recc. ^). Von den uett. begegnen in der
*) Zu den in Melet. lexistor. alt. c. IV zusammengestellten sind nach-
r
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichU}.
153
■ ciceronianisohen latinilät, wenn man 13 von Ciisar hinzu-
lebracfate mitzählt, 859 Wörter, also nahezu '/a. Unter diesen
.BJod jedoch als s. mindestens 57 (mit I Caes.), wenn man aber
! ausser Cicero bei den uett. nicht weiter vovlcommenden
Bu'trechnet, sogar 232 Wörter zu notiren. fücero hat, dem be-
dfirfiiiffi der spräche nachgebend, neue Wörter selbst gebildel,
id so namentlich auch viele abstr. auf -io, die nicht alle, noch
eniger alle sofort aufnähme fanden, zum theil auch nicht bel-
li verdienten, wie z. b, in-finilio, inueteralio u. a,, die niemals
pMucIiIich wurden, und manche andere, die erst sehr spät
I dann theilweise mit berichtigter bedeutung wieder auf-
huchen. wie accuratio, animatio, decoloratio, praenolio. Nicht
; was ciceronianisch ist, war auch lateinisch, oder galt als
jolches. Beides zugleich, sowohl erwiesenermassen des sprach-
MrgciTechts in reinrömischer zeit (vor der constitutio Antoni-
la) thälhaflig gewesen, als auch mit dem tullianischen adels-
■ugniss versehen, ist demnach nur Vs der ausdruckmittel dieser
•rt, welche der ganze überlieferte vorralh ausgemünzten latei-
risf^en Sprachguts uns darbietet. Behelfe sich damit, wer es
I können meint. Ausser den ciceronianJschen sind uns aus
ieo Zeiten vor Augustus' ausgang noch 228 Wörter überliefert,
r denen etwa 61 auf die älteren (bis Lucilius herab) zurück-
(riwn, 29 zuerst bei Varro erscheinen, 26 bei Livius, nicht
hniger als 94 zuerst (c. Vs davon allein) bei Vitruvius auf-
m, 6 bei anderen prosaikern, 2 bei Catull. Dichterwerke
1 fär nomina absiracfa dieser art keine ergiebigen fundstätten;
ribst bei Lucrez, der doch für die auf -us eine Vorliebe zeigt
Bdtr- 2- lat- lexicogr. I, n. 2, p. 485), hat auf -io wohl über-
ftupt nur 4 Wörter theils öfters, theils nur einmal angewendet,
Ue Wörter aber dieser classe haben wir weder bei ihm ge-
idcn, noch bei ii^end einem der vielen dichter, deren lexi-
aJisrhes eigenthum wir inventirl haben. Nachaugustisch sind
1 Wörter auf -io. c. V4 der uett. Der Zuwachs schon aus
ser zeit ist hier, wie wir es auch bei den Wörtern auf -or,
f finden werden, ein auch verhältnissmässig beträchtlicli
rer, als bei denen auf -tos. Von 1293 recc. auf -io, bei
Inten, ausser dem dort ausgefallenen superklio Cic, an recc. aus For-
' Ln. ed. De-Vil t. V dislr, 53: SHliaeparaüo gl., gubsiiptdalio, suißeatio
■für-, mprrrmuenEio Aug. serm. ed. Mai., superstruclio Vigil. Taps.
154 Paiicker,
welchen anhält %ii zeitlicher fixirung geboten ist, sind aus dem
ersten abschnitt des Zeitalters der »ehernen« latinität 441, aus dem
anderen, von Constantin bis etwa Honorius' tod, 409 Wörter;
aus dem folgenden Zeitraum bis zum ende des 5 sec. 353; die
übrigen 190 finden sich erst bei noch späteren autoren. Unter
den einzelnen bezeugen zuerst: Tertullian 127 oder (mit
denen, welche neben ihm Appulejus oder die Pandektisten haben)
137, über 10\'a% dieser, über 8®'o aller recc. (z. b. ddineatio,
exaltatio, exhibitio, exorbitatio, intuitio,pas^o, profanatio, promoHo^
reuekitio\ die älteren bibelübersetzer 78 (z. b. contritio, iugU'
ficatio, manifestatiOy prostUutio, subtradio), die älteren jungen
über 50 (z. b. contributio^ interuentio, restauratio) — während
sie auf -tas wenig neues bieten, nur 4 Wörter — , Arnobius 33
(z. b. abnegatio\ Appulejus 29 (z. b. pendratio, perseueraüo,
mgetcUio), Gellius 22 (z. b. requisitio\ — Augustinus, dessen
ächte Schriften allein hier berücksichtigt werden, 100 (z. b.
breuicUio, cantndio, degradatio, restridio, reuohäio), Hieronynras
(von dem z. b. sind foederatio, reparatio, sübdiuisio) und die
Vulgata zusammen 87, Ambrosius 20 (z. b. sup€rordinatio\ Rii-
finus 18 (z. b. excaiceatio), — Colins Aurelianus 66 (z. b. ear'
natio, condensafio, praecautio), Boethius 30, resp. 43 (z. b. co-
ordinatio, redactio, refradio, — felicitaiio, intUtdatio).
Wörter auf -ar, -rix liegen uns vor 780 uett., 1482^) recc.
Von den uett. finden wir bei Cicero (und Cäsar) 342, viel
weniger als auf -io, auch verhältnismässig (43* '2% der uett
gegen 60, oder 15% alier gegen c. 27V^v). Unter diesen kommen
25 nur bei Cicero allein vor. Nichtciceronianisch sind aus der
zeit vor August's tod 228 Wörter, von welchen auf die älteren
autoren zurückgehen 131 (auf Plaufus 79); unter den letzteren
sind s, (abgesehen von denen aus Festus) 41, darunter 21 des
Plautus. Bei Varro treten auf 15 (s. 4), bei Livius 24 (s. 3),
bei Vitruv 5 (s. 2), bei Catull 5 (s. 2), sonst in gebundener
rede 44 (s. 6). Im ganzen finden wir bei diesen ueteres im
engeren sinn mindestens 95 singularia (^js). Die übrigen 210
uett. sind nachaugustisch (27%). Sehr gross oder mindestens
zahlreich ist vornehmlich hier der Zuwachs aus der »nach-
classischen« Überlieferung; wenn die quellen weiter ausgebeutet
werden, karm er bald auf das doppelte des älteren bestandes
*) Indem zu den 1. 1. c. V aufgefulirten hinzuzufügen sind bdUatrix
Not. Tir., suhpraedator ib., subunctor inscr.
Uaterialien zur lateiuiscliun ivfiilerbiliJuiit'SKeschicIite. 155
gebracht werden. Von 1120 wörltrn recc, die in belracht
gmgeii werden konnten, fanden wir aus der zeit bis Coiistantin
ill, aus dem darauf folgenden jahrhunderl 393, aus noch
sjäteren Zeiten bezeug 316. Unter den einzelnen sprachzengeii
ist auch hier Tertullian derjenige, welcher ani meisten bei-
trägt, und zwar noch mehr, auch verhältnissmässtg, als zu den
beiden andern hier in betracht gezogenen wörterclasson, näm-
lich 171, wenn nicht noch mehr, formen, die bei ihm zuerst
erscheinen, dazu noch 7, die er mit Äppulejus, 6, die er neben
Jen Pandektisten bezeugt, was zusammen fast ^jt der datir-
biren, c. 'i's aller recc, über 8"/o sämmtlicher Wörter auf -or,
•ric ausmacht (z. b. cottfessor, examinator, inforttitdor, inter-
fdaior, Operator, peccalor, prosector, mit Appul. comtncntator).
Selbst die zahl derjenigen, die wir als ciceronisch in engerem sinne
betr.irblen köjmen, nämlich die uns von Cicero nicht bloss
uitbezeugten, sondern zuerst bezeugten, ist, wenigstens wenn
I man die Singular verbliebenen {wie consitasor, pactor) abrechnet,
lul okliteD grösser als der Zuwachs, den hier, wie auch ander-
['), das lateinische lesicon durch Tertullian gewonnen hat,
II deu verbal substanliveu auf -ura, die sich unter ueU. und
^ liemlich gleich verlhelleu, hat Tertullian mehr beigesteuert, als
•nd ein einzelner der neueren autoren, nämlich lä formen, wie u. a.
imßelura. paralvra (pHrure), freilich die meisten dieser unseres Wissens
•tot nachfolge- L'eberaus beträchtlich aber und m eisten theils bestand-
taflfr nnd Mine beitrage zu mehren arten adjectivischer derivate, welche
*(h (uiD ausdruck abstracterer ainnverbaltniase eiguen, und eliendarum in
loi gHEtesk&iiipfen des jüngeren romaiiismus stark entwickelt worden sind:
n ui den adjecliv*?n auf -bilis, von denen 0,73 recc. sind, und T. 83 for-
ma (i. b. ttgHoscibitit, diMtsibilis. ineffigiabüii, Tfuincibitis) zuerst hat
Cü der recc), — 2U denen auf -or-ius, von denen 0,79 recc. sind, und
•lituiiler 37 formen (9*/o) KueraL bei T, {i. b. motoriua . ., aber freilich auch
'owitlorutm. in-corrupCorius), - zu denen auf -iuus, von denen mehr als
OJt tect. sind, und auf T, etwa 33 kommeu (wie eoniunctiuus, dcminutiuas.
fvtatiuia, uMlutanliuua), &'/>%. iwar ni(.-ht mehr, als auf manche andere der
fcoc immerhin aber doch mehr, als auf irgend einen einzelnen der uett.,
>jbsl Quintilian nicht aufgenommen; — auch zu denen auf -aus (-arts),
nw denen 0,65 recc sind, undT. 41 {viiecamalia,maMimalis,iftUlketualis,
huiül «uerst hat (5'/i ",'«). Dagegen weniger ins gewicht fallend ist z, b.
ia beitrag von nur etwa 12 formen, welchen er zu den nominibus auf
«rins stellt, die doch auch bei den neueren sehr vervielfältigt erscheinen
)Mi'i. and noch weniger zahlreich sind die ihm zugehCirigen unter den ad-
laliti» auf •naua (x. b. die keineswegs musterhaften in-aquo»uf, mcopioSHif),
I nn welcher letzteren bildungüfonn auf die jüngere aberlieferuug (zu der
156 Paucker,
übrigens auch nicht durchweg blos mittelbar durch ihn, son-
dern gewiss zu grossem theil unmittelbar von ihm, dem gewal-
tigen bahnbrecher der sich zu vergeistigen und zu vertiefen
tendirenden spräche der lateinischen kirchenväter. Nächst ihm
bietet auch auf diesem felde Augustinus, der überhaupt diese
wortform viel und mit Vorliebe anwendet, die reichste ausbeute
an neubildungen, indem nicht weniger als 149, vielleicht gar
153 formen bei ihm zuerst erscheinen (wie z. b. cUtestahr,
hlasphematory dictor, inchoator, pensor, perceptar, plantator, uet^
trictUtor)^ ^/s der in seinem Jahrhundert hinzutretenden oder
c. 7% aller bekannten. Ferner liefern: Appulejus 44 (z. b.
distrihUoTy prohibitor, triumphator)^ die S. S. uet. etwa 40 (z. b.
co€perator, incantator, mediator, scduator), Arnobius 21 (z. b. con-
scriptor, offensor, refutator), Gellius 10 (wie locutor, nouator\ —
Hieronymus und Vulgata 54 (z. b. bei H. zuerst falsator, per-
scrtUcUor), Ambrosius 34 (wie z. b. inuedor^ meditaior); nur
wenige Rufinus (4, wie laborator), Colins Aurelianus (4, z. b.
Inspirator), Boethius (6, z. b. aucapator, uiMor),
3. Die wesentlich und so gut als ausnahmslos denomina-
len derivative mit dem affix -tas enden in der regel eigentlich
vielmehr zweisilbig auf -itas, sowie die verwandten mit -tudo
gebildeten gewöhnlich auf -itudo, indem zwischen stamm und
affix ein vermittelndes i einzutreten pflegt: acerb-i-tas, acr-i-tas..,
und so acr-i-tudo . ., auch seru-i-tus. Bei vorhergehendem 1
aber wird das hinzutretende i vor -tas zu e, so dass das wort
auf -ietas ausgeht: pi-etas, anx-i-etas, noxietas (s. zu nr. 52
u. 144). Zwei ausnahmen von dieser regel (zu 83) und das
nicht unter sie zu beziehende totietas kommen, als spät und
vereinzelt, nicht in betracht. Als eine ausnähme anzusehen ist
wohl auch consanguinitas für -eitas (s. zu 324).
Bios auf -tas statt voller auf -itas enden nicht eben viele,
wohl aber zumeist recht gebräuchliche Wörter. Um so leichter
konnte abschleifung stattfinden, durch synkope. Es ist dann
nämlich ausgefallen theils das bindende i allein: a) in -Itas
(zu 181), wie famultas neben famulitas, facultas neben facilitas,
nicht aber z. b. in sedulitas; b) in -rtas (zu 476), wie ubertas
wir immer das ohne datirenden beleg blos durch glossarien uns über*
mitteile hinzuzählen) mehr als die hälfte kommt. Die belege für aUe von
uns angegebenen zahlen und Zahlverhältnisse liegen vor in unseren zer-
streut gedruckten beitragen zur lateinischen lexicographie.
Materialien lur lateinischen wörterbildungageschichte, ^[57
neben uberitas, paupertas, nicht aber in asperitas u. a. (zu 17S);
e) in iuuetifas (wie auch iuuenlus) und uolup/as; — theJis -i-t,
nach -4, und zwar 1) naeli st: a) in aestas für ein aest-i-las
(seslus), b) in von adiecliuis auf -slus abgeleiteten (zu 844), wie
'Inoestas neben honestitas, tempeslas für ein lempestitas, —
8} nach nt: a) in dem von einem adi. auf -ntus abgeleiteten
f neben luculentitas, b) in von pari, pi-aes. abgeleiteten,
fai welchen aber, ausser in uoluntas und den zugehörigen, aus
Bt- geworden ist st- (oder nt-t zu s-t), wie in poleslas (zu 210)
"t ein vorauszusetzendes polentilas, dergleichen volle formen
:h bei späteren finden, wie ezsistenfitas (s. dazu), — 3) nach
i in sospUas für ein sospititas und in gratuitas von gratuitus
t^l. Ädd, Lex. Lat. p. 30 u. 19*). Dass aber, wie wir aii-
Dommen, in honestas, sospitas u, dgl. nicht t-i- vor dem
I ausgefallen, sondern von der endung selbst -i-t eliminirt
irordea ist, dafür spricht das alte satias, das nm* so aus sati-e-las
hat werden liönnen. Auf anderes, wie aetas aus aeuilas, oder
»fbiträre figniente, wie iäeaHtas, albeditas, die keine sprach-
geschichllichen phänomene sind, gehen wir nicht weiter ein.
4, Soviel über das wie der bildung dieser Wörter. Was
swoher belrifll, so ist zunächst als die regel und als weit
(berwiegender gebrauch zu constaliren, dass sie von adjectiven
liigeleitct werden. Die unzweifelhaften adiecüualia, deren pri-
hitiua nach form und nach bedeutung nur als adjectiva an-
yes^en werden können, machen schon OB'/a^/o der gesammten
; aus. Es konmien aber noch fast 3% hinzu, wenn man
1) diejenigen mitzählt, welche ebenfalls von adjectiven, nur
nicht oder nicht mehr in solcher form vorhandenen abgeleitet
ibd, wie simullas von einem simulus i. aemulus (und so S4,
IM, 64, 710, vielleicht auch 394 und 397), b) auch die von
idrerbialen formen, welche jedoch auch prädicativ fungiren,
U)g«leiteten. wie uoluptas von uolup (vgl. ut tibi sit uolup,
tonlta u. ac gaudia), temeritas (und so 715, auch nicht aus-
schliessen 449, 855), c) endlich auch die von nominibus deri-
m, welche formell adiecÜua oder mobilia sind, auch wenn
i fonctionell nicht mein- als eigentliche attribuliua angesehen
erdffli können, während sie doch praedicaliua sind und ver-
ejbcn, wie iuuentas (und mit dem nächstverwandten derivativ-
ffii -tus, tis ; iuuenlus) von iuuenis, famulitas von famulus,
i (und att seruitus), so ferner 15, 423. und vollends die zu
158 Paucker,
106 zusammengestellten (welchen analog sind die ficta uocabi
zu 54), dann auch, wäre es auch nur formell, autumnitas. .
diese letzte kategorie aber reihen sich an und sind zum tl
nicht einmal streng abzusondern diejenigen, deren origina
zwar nomina substantiua sind oder heissen, aber wesenti
rhematisch sind und, so zu sagen, cognominal, nicht vocabul
die einen substantivbegriflf nicht an sich benennen, sond(
prädicirend nach seiner bethätigung oder accidenz. Derar
sind die meist sehr gebräuchlichen Wörter: auctoritas, ciuit
hereditas, uirginitas, wenn es direct von uirgo, nicht (vgl. IJ
von uirgineus gebildet ist, und so uirtus. Ihnen analog si
die späten figmente: 667* pueritas, 173, 260, 522. So Weil
als eigentliche substantiualia nur etwa 17^% übrig. V
diesen lehnen sich an autumnitas an 564 (auch formell), 5(
255. Ganz anomal, vom formellen gesichtspunct wenigste:
sind von gebräuchlichen Wörtern nur aestas und aetas; <
übrigen aber (622 plebitas, 718 saxitas, 671, 761, 629 ponderit
478 libidinitas, 100, 32!, 765, 621) sind meist aus neuei
Überlieferung und, mit einer ausnähme, alle singulär. üeben
wo sich adjectivformen darboten, wie tempestus, maiestus, muE
scelerus, haben wir direct substantivale derivation nicht 2
gestehen zu müssen geglaubt. Unter den bildungen auf -tu
finden wir substantiualia im strengeren verstände (wenn m
nicht partitudo so nimmt) kaum, und auch sonst keine aus
zweien von zweifelhafter gebräuchlichkeit: heritudo undseruitu<
Es finden sich allerdings auch einige Wörter auf -tas, <
überhaupt nicht denominativ, sondern direct von v erben (
bildet sind oder es zu sein scheinen (zu 385). Unter den vi
wandten, ebenfalls regelmässig denominativen bildungen t
-tudo und -edo fallen ausnahmen dieser art weit mehr i
gewicht;^) hier sind sie nach zahlverhältniss und geltung gt
unerheblich. Von keinem dieser 13 oder 14 Wörter ist es a
gemacht, dass es sprachgebräuchlich gewesen sei, alle sind
entweder nur aus glossarien bekannt oder in schriftstellerisch
*) In unserem (vielleicht nicht vollständigen) verzeichniss der deriva
auf -tudo machen die verbalen (ohne die von part. perf. hergeleite
wie consuetudo . .) gegen 11% aus, und manche unter ihnen, wie ualiU
habitudo, auch poenituda, waren ganz gebräuchlich. Auf -edo sindvei
z. b.: capedo, frigedo, torpedo, uredo . ., liuedo, mulcedOj serpcdo, extwn
unguedo u. a., kaum die minderzahl (auf -ido wohl alle, wie libido..>-
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichte. 159
gebrauch nur schwach oder einseitig bezeugt, nur 3 aus älteren
zelten. Auch ist nicht einmal die verbalität bei allen ausser
zweifei: formell, worauf es ankommt, können 241 (vgl. 83),
271 u. a. fuglich von Substantiven hergeleitet, 218 und 223
als compos. von 67 und 358, nur mit verbalisirter bedeutung,
angesehen werden. In ein paar fällen aber, wie indulg-itas,
albescitas, wird man doch nicht umhin können, die unmittel-
bare ableitung von einem verbalen präsensstamm zuzugeben.
Sonst und ohne die analogie der auf -tudo könnte man sich
versucht fühlen, diese Irregularität ganz zu eliminiren, und die
vennittelung eines verbaladjectivs auf -us nicht nur da aftzu-
nehmen, wo ein solches vorfindlich ist, wie squalus zu 772,
sondern auch in fällen, wo es nicht nachgewiesen ist, wie zu
differitas, fluitas (vgl. 29). Von solchen verbal- oder participi-
aläi adjectiven, auf -us, -ulus, -uns, sind nicht wenige Wörter
auf -tas gebildet, wie prodig-itas, ambigu-itas, garrul-itas (s. zu
42, 111, 155).
[ 5. Wir gehen über zu einer statistischen Untersuchung des
Verhältnisses der abstractivformation auf -tas (-itas) zu den
gleichartigen, vorzugsweise adjectivalen bildungen auf -tudo
(-iludo) oder -edo und auf -tia (-itia) oder -ties (-ities), und
den weiteren auf -ia.
Vielen Wörtern auf -tas gehen gleichstammige auf -tudo
und auf -edo zur seite, welche mit ihnen meistens und ur-
sprünglich immer (Gell. XIII, 3) auch in der bedeutung über-
einstimmten. Wir notiren 69 (71) fälle, wobei die unter den
je 2 oder je 3 zusammengestellten formen überwiegend ge-
l^räuchlichen, wo dies zu constatiren war, durch gesperrten
^ck hervorgehoben sind :
acerbitas, acerbitudo, castitas, castitudo,
acritas, acritudo, acredo, celeritas, celeritudo,
aegritas, aegritudo, certüas, certitudo,
(dmüas, cdmitudo, claritas, claritudo, daredo,
amaritas, amaritudo, concinnitas, concinnitudo,
anxietas, anxitudo, crassitas, crassitudo,
isperitas, aspritudo (as- crassedo,
perüudo), aspredo, crebritas, crebritudo,
^tritas, cUrüudo, dulcltas,dulcitudo,dulcedo,
Paulas, beatitudo, duritas, duritudo,
W caecitas, caecitudo, 20 emarciias, marcitudo,
160
Paucker,
excelsitas, celsitudo, ex-
celsüudo,
firmitas, firmitudo (cf.
inf. 30),
fortäds, fortitudo,
gracilitas, gracilitudo,
granditas, grandUudOy
g ra ui t as, grauitudo,
grauedo,
hilaritas, hilaritudo,
honestas (-stitas), hone-
stitudo,
humilitas, humüitudo,
30 infirmitas, infirmüudo,
integritas, integritudo,
languitas, languüudo,
iargitas, largitudo,
lenitas, lenitudo,
ieuitas, leuitudo,
macritas, macritudo,
magnitas, magnitudo,
necessitas, necessitudo,
(cf. 22, et 60),
noxietas, noxitudo,
40 orbitas, orbitudo,
pigritas, pigredo,
planitas, planitudo,
plenitas, plenitudo,
proceritas, proceritudo,
prolixitaSy prolixitudo,
pulchritas, pulchritado,
quantitas, qtjumtitudo,
raritas, raritudo,
raucitas, raucedo^
50 rectitas, rectitudo,
saeuitas, saeuitudo,
salsitas, salsitudo, salsedt
sanctitas, sanctitudo,
[senectus, senüudo Th
lat. p. 542,
seruitus, seruitudo],
seueritas, seueritudo,
siccitas, ^a^u(/o Th.p.S
siniilitas, similitudo,
simplicitas, simpliciiudi
solitas, solitudo,
sorditas, sorditudo,
60 spissitas, spissitudo,
squalitas, squalitudo (cf.
20,32, 39, 41 sq., 51 sq., 5J
suauitas, suauitudo,
summitas, summitado,
tarditas, tarditudo,
temeritas, temeritudo,
teneritas, teneritudo,
uanitas, uanitudo,
ua stitas; uastitudo,
uicissitas, uicissitudo (
2, 3, 5, 16, 23, 37, 43, i
56, 58).
Hieraus lässt sich gleich folgendes ablesen. Diegebräuc
liebere form ist in der mehrzahl (ungefähr ^/s) der falle <
auf -tas, und in den meisten (grade %) dieser ist sie zugleic
bei classischem alter, überhaupt allgemein gebräuchlicher ai
druck. Dagegen ist die form auf -tudo zugleich alt und nie
blos gebräuchlicher als die andere, sondern überhaupt allgemc
gebräuchlich nur in 1 1 fällen (zu 69). In 3 fällen (zu 38) si
beide gleich gebräuchlich, in 2 davon auch gleich »classiscl
in 10 fällen (zu 61) beide gleich oder fast gleich ungewöhnlw
Die im allgemeinen für alterthümlicher geltende gestreckte
Hatarialien cur laleiaischen wArterbildungseeschichte.
Ißl
form (-tudo) ist allerdings recht häufig neben der anderen die
veraliele, wie z. b. castitudo, hilaritudo, uastitudo, oder, wenn
das nicht, diejenige, für welche wir allere Zeugnisse haben, wie
i. b. claritudo, sanctitudo, plenitudo, salsitudo (Vitr.). Indess
hallen sich die (alle, in denen ein solches \'erhältniss stattfindet,
und diejenigen (30), in welchen die form auf -las ältere zeugen
aufeuweisen hat, an 7Ahl so ziemlich die wage, lii 14 lallen
stehl sogar -tudo (oder dafür -edo) recc. neben -las (oder da-
für-lus) uett., wozu ß kommen, in denen auch -las recc. ist;
nur in Ü ist umgekehrt -las rccc neben -tudo nett. Nicht
BUfficr acht zu lassen ist auch die Wahrnehmung, dass mehr
*ls die hälfte der Wörter auf -tudo, aber nur ca. '/i» der auf
~Us mit der anderen form combiriiit ist. Man kann nicht
•agen, dies sei tautologisch mit: die Wörter auf -tas sind zahl-
'fiicher, als die auf -tudo. Beides aber erfolgt aus der tendenz
der bildungsform auf -tas die vorherrschende für denorainale
*bslraction zu sein.
Femer ist in obiger zusannnenstellung zu bemerken, dass
*M;h unter den mit nebenfonuen auf -tudo gepaarten Wörtern
•uf -tas keine der vielen von solchen adjectiven, welche auf
-alis, -osus, -idus, -bilis oder andere signiücative sufllxc aus-
{eheD, abgeleiteten befinden (wie aequalitas, affabilitas, cupidl-
Us, curiositas . ,), dass sie vielmehr alle von einfacheren, alle
oder fast alle nur von primären adjectiven abgeleitet sind.
Unter primären bildungcn verstehen wü- Wörter, in welchen
tin ainnhafles radical (was man gewöhnhch einen einfachen
Wbalstanim nennt) mit einem suffix verwachsen ist, welches
Siffix meist nur ein einfaches, generelles ist, an sich das
'»utgebilde nur generiach nach der wortart bestimmt, als
wrbum, d. h, das bedeutete geschehen selbst (z. b. das in duc
Iwdcutete) verbal, als von einem subject bclhätigt aussagend,
ib nomen, d, h. das subject (sei es selbstthätiges oder instru-
inentaleb, activ oder passiv) des bedeuteten geschehens oder
der bethätigung nominircnd (nämlich als solches, prädicativ,
noiiiiiiirend, daher auch an sich n, substantiuura und ad-
iectiiiiiDi kaum unterscheidend), duc-s (der, die führende), lux
(da* leuchlende), coc-us, parcus, fa(c)ber, leu-is (leu-i), for-
tis, — oder auch das effective objecl der bedeuteten be-
(bätigung. pax (das gefestigte), fuga, genus. Secundäre sind
ia$efien die derivative im engeren sinn, die aus primären
tatiKhrUlfDt Tcigl. Epncür. N.P.IU.!. 1|
162 Paucker,
Wörtern oder überhaupt Wörtern derivirten, diejenigen, in
welchen an ein thema, wie es in einem wort gegeben ist, ein
signißcatives specialisirendes suffix angeschlossen wird, sei es
ein einfaches oder selbst ein secundäres, öfters auch zusammen-
gesetztes, — wie -io(n), an den participialcharacter t oder s
sich anlegend, wie -aus oder -aris, -bilis ^) u. v. a. Wenn w»
nun den begiiif der primären bildungen soweit erstrecken^ dasB
wir darin alles dasjenige ununterschieden mitbefassen, was für
die Zeiten der selbstbewussten geregelten fortentwicklung der
spräche aus sich selbst ein gegebenes und den trägem derselbmi
mehr oder weniger etymologisch nicht mehr deutliches war,
und nicht mehr beispiel zur nachbildung sein konnte, wenn wir
demnach z. b. die participialen maestus, aptus, uastus, lassus,
auch honestus . . (aber nicht mehr tcmpestus, libertus, auritus.-X
femer similis, gracilis (doch nicht fei-tilis, parilis), auch wohl
summus (wiewohl nicht optimus, maximus) als primär gelten lassoa,
den Charakter aber der priniärformation durch blossen präpositiven
ansatz, wie con-suetus, man-suetus, in-eptus, nicht als beein-
trächtigt ansehen, — dann können wir als regel hinstellen, dass
die abstractiv-derivation mit dem affix -tudo auf primäre
adjective eingeschränkt ist, während die auf -tas, wie wir aus-
führen werden, eine solche beschränkung nicht kennt Sichere
ausnahmen finden wir nicht : partitudo kann formell vom partic.
hergeleitet werden, anxiettido l>ei recc. aus anxitudo (vom parli-
cipialstamm anx-) durch abirren zur analogie von anxieta?
geworden sein, und auch nicht gerade ausnahmen sind, wenn
auch auffallend und jedes in seiner art einzig, deliquaiüudoi,
qiuifUUiido, summitudo, simplicitudo. Von part. perf. abgeleitet,
wie sanctitudo, 6 von -suetus u. s. w., finden sich unter den
denominativen auf -tudo c. 15%, von anderen adi. verbalen ur-
*) Das suffix -bilis ist mit (-bulus) -bulum, -bula, welches wir in pri-
mären bildungen, wie pabulum, subula, aber auch in secundären fiaden,
nicht einerlei oder nicht einerlei verblieben. Es ist schon darum secund&r
zu nennen, weil es zwar in der regel an den reinen verbalstamm, aber
auch an den charakter des part. perf. herantritt, plausibilis, uisibilis, re-
ceptibüiSf bei recc. auch an den des imperfectstamms coffncscibUis neben
cognobilis, irascibilis. Das kommt freilich, besonders später, auch bei
-bulum vor (sessibulum, infundibulum), der wesentliche unterschied aber
liegt darin, dass -bulum zwar mobile ist, doch nie als attributiuum erscheint,
-bilis nicht indifferente nomina, sondern nur adiectiua bildet, und zwar
eine species derselben von meist (nicht immer) specifischer sinnbedefaimg.
Materialien mr laleinischen wArf«a.iiJ-"F'e=='^'''^«'
163
spring auf -lus (-sus) 20%, wie altitudo, apHtvdo . ., mitge-
zähH auch necessitudo (necterc) und honeslitudo Acc. s. Von
-'ff, einer präposilion zusammengesetzten sind 18% gebildet,
wie ai:v.'^;|j,mjQ_ direditudo . ., und von conipos. mit in- priu.
nur 1 vereinzfcft^ heispiel uett, ineplitudo Caeeil. s., dagegen 7
reo., wie inertitudo, %no^„t,tdo, woku noch die verbalen in-uali-
tado{Cic.?), impoenüiido hinznu^^men.
Unter den nominibus abslractis aut .{« stehen den auf
-las (4-las) aoi nächs(en die auf -tia oder immer -; ti a, welche
niast nebenformen auf -ties oder -i-ties haben. Von 36 auf
•itia {worunter wir die von adi. mit in- priu., wie immunditia,
neben den vom einfachen abgeleiteten, wie munditia, nicht be-
sonders gezählt haben) sind 75% mit solchen nebenformen
B^iaart, wie amicilia, aniicities, caluilia, caluities, uafritia, ua-
fritüi, und nur zu 9 formen, wie iustitia, stultitia, sind solcFic
nebenformen nicht nachgewiesen, während ungefähr oben so
m'ele auf -ties ohne die entsprechende auf -lia dastelien, wie
pulIHies, uanlties. Es giebt bekanntlich auch einige gleichartige
formen auf -i-tium, wie caluitium, famulitiHm. Solcher formen
"Dn (-ilia oder -ities, ilium) finden wir aus dem nämlichen
äfanim erzeugte neben denen auf -itas in folgenden fallen:
15 piieritas, paei itia., ptierities,
pttritas, puritia,
«a«u«'&ls, saeuitia, sacuities,
satias (satietas), saties,
segnitas, segnitia, segni-
umaritas, antaritia, attia-
rHies,
alrnUaS, almlties Fest, epil.,
ttassitas, crassitiüS,
dnritas, duritia, durities,
9 famulitas, famuliiium,
immmditas, immunditia,
hnmandities,
inyaigritas, mpigrUiu.
impuritas. impurilia.
ktaUaa, lautilia,
10 lenitas, ImiUes,
magiiitas, magniües,
«atiias, tnaltlia, malities.
ptgritas, pigritia, pigrities,
planltas, planitia.p I a n i t ies,
Riernach stellt sich zu nahezu der hälfle der uns vorlie-
8*iden beisi)iele der bildung auf -tia und -ties oder entwedef
-1« nitt -tie."; eine sjiionyme form auf -fas, umgekehrt ange-
ti(
20 sodalitä.s, sodalitium,
sorditas, sorditia, sordUies,
? spurciditas, spurcitia,
-ies,
surditas, surdüia,
tarditas, tardities,
ä5 uanilas, winüies,
Ilastitas, iiastities,
(scruitus, seruitiuni).
164 Paucker,
sehen zu c. Vs? der formen auf -Uas eine auf -tia und -tie
oder eine auf -tia oder -ties, in % dieser falle eine vorwiegöM
gebräuchliche. Auch formen auf -itudo (mitunter auch -edo
finden sich neben einigen der obigen auf -itia, -ities. »--^*^'*t'
lieh neben den unter nr. 1, 3 (auch -edo), 4. ^^ ^*» **» *7
21, 25, 26, und zu folgenden andero/>' dlbüies (auch -edo)
canitia, -ies, laetitia, kUitia, lP»>*'iia, '-ies, longUia, maestitia
mollitia, -ies, nigritia, ->^ V^uch -edo), pinguitm, ies (auch -edo)
scabritia, -ies (acabritudo oder -bitudo, scabredo\ tristitia, -ies
Auch die auf -tia, -ties sind originativ in ähnlichem mass, wi<
die auf -tudo, eingeschränkter, als die auf -tas.
Gleichstammige formen auf -monia, -monium finden siel
neben folgenden auf -tas:
acritas, acrimonia, mendicitas, mendicimoniuni
aegritas, aegrimonia, parcitas, parcimonia,
castitas,castimonia,-monwm sanctitas, sanctimonia
falsitas, falsimonia, -monium.
Besonders zahlreich treten unter den nominibus abstracti
auf (einfach) -iri hervor die von partic. praes. gebildeten
wie z. b. absentia, continentia, in-constantia, denen auch solche
wie sententia, essentia, beneficentia, anzuschliessen sind. Wai
die uett. betrifft, dürfte sich die zahl dieser auf -nt-ia zu dei
der übrigen denominativen auf -ia (mit ausschluss der -itia
-monia) etwa wie 7 zu 4 verhalten. Aus neueren sprachquellei
kommen an von part. praes. abgeleiteten zu dem älteren stamn
wohl noch anderthalbmal soviele hinzu (Spicil. Add. Lex. Lat
n. 7 c. addit.), während in jenen übrigen auf -ia der neuen
Zuwachs ein auffallend geringfügiger ist, wohl weniger zahlreicl
als in fast allen arten abgeleiteter Wörter. Verhältnissmässi|
noch am meisten sind unter den recc. vertreten die ebenfall
auf -nt-ia ausgehenden von adi. auf -lentus (-lens), wie /oecif
lentia, uirtdentia, deren es überhaupt etwa 16 giebt, wahrem
-nt-itas endende nur von 2 solchen adjectiven und kaum ge
bräuchliche neben den gleichstammigen auf -ia sich finden (zi
-tas 490), von part. praes. auch nur ein paar nicht sprach-
gebräuchliche (zu -tas 226, vgl. 880). Dagegen von participiii
perf. imd ihnen gleichförmigen adjectiven fanden wir substan-
tiua abstr. ziemlich gleichmässig gebildet sowohl auf -is
und -itia, wie minutia, notitia, controuersia (von 10 part.)
gratia, iustitia (von 12 participialformen, wovon etwa denom. 3)
HateriHlieii zur laUinischen wöiterbilduiigsgeschiclite.
165
auch auf -las, wie sauctitas, pcruersitas (von 16 part,),
castitas, laxitas (von 15 solchen, darunter 5 denoin.). Nur
aber sind es vorzugsweise auf -lus ausgehende, welche no-
mina auf -ia erzeugt haben (nur 3 auf -sus, wenn man noxia
mit^llen lässt), — dagegen vorzugsweise auf -sus aus-
gehende, von welchen formen auf -itas (ohne syncope) abge-
leitet sind, demi aus -tus endenden sind nur 2 wirklieb sprach-
gebräuchliehe auf -itas hervorgegangen (96 und 713), von den
6 anderen, dJe das nicht gewesen sind, darunter 4 recc, werden
2 ijir, 44 und 466) durch gebräuchliche formen auf -ia ersetzt.
Doppelforinen auf -las und unmilteibar auf -ia (oder -ium)
liaben wir folgende noiirt, die freilich nicht Immer in der be-
deutung völlig unter einander übereinstimmen;
aduUeritas, adulteriuni, infartunitas, infortunium,
afßailas, affluentia, insanitas, insania,
angustilas, anguslia, 25 insomnitas, insonmia,
concorditas, concordia,
5 amgruitas, congruentia
delirilas, delirium pA,
differilas, differenlia,
discorditas, d i s cordi a,
-ium,
efficacitas, efficacia pA
(efficantia),
10 egctas, egentia,
asaiiitas, essentia pA,
Kcsigtentitas, exsistentia,
faconditas, facundia,
fdUacitas, faltacia,
IS/arfidifos, fastidiuni,
fccunditas, fecundia,
ferocitas, ferocia,
ßwitas, flttentia,
liilaritas, hilaria Laber.,
30 inanitas, inaniae,
VKongmitas, incongrventia,
indujgitas, indulgentia,
infelligetUiias, i n t e 1 1 i-
gentia,
lasciuitas, lasciuia,
luculenlifas, luculentia,
mendacilas, mendacium,
30 mitiacitas, minaciae,
nolunias, nolentia,
norietas, noxia,
opulentitas, opulentia,
(paupertas, pauperies),
peruicacitas, peruicacia,
35 pestititas, peslilentia,
potestas, polentia,
procacitas, procacia,
prodigitas, prodigentia pA,
proleruilas, proieruia,
40 squalitas, squalentia,
tenacitas, tenacia,
uacuitas, uacanüa,
uarietas, uariantia,
uicinitas, uicinia,
45 uoluntas, udentia.
In vielen dieser falle (fast 'k) gehört die form -las den
«w. an (in 3 Killen beide formen), in nocl] mehren (Vi) ist
Igg Paucker,
sie die weniger gebräuchliche oder ül>erhaupt ungebräuchlich.
Nur in 9 fallen ist umgekehrt sie gebräuchlicher al$ die andere,
in 3 gleich gebräuchlich, in 4 anderen wenigstens die ältefe
oder aus früherer zeit bezeugte. Zum theil bekundet sich ge-
rade in der posteriorität oder Inferiorität der einzelnen formen
auf -tas eine gewisse präpotenz der gesammten forxnation,
nämlich die vordrängende tendenz des abstractivsufBxes -tas
zur alleingeltung als solches, welche das entgegenstehende selbst
aus seinem durch den Sprachgebrauch bestgesicherten besitz zu
verdrängen versucht. Ausserdem kann man schon aus den
hier vorgeführten beispielen entnehmen, dass, wie man auch
sonst bestätigt finden wird, die Wortbildung mit -ia einen weir
teren spielramn hat, als die mit den affixen -itia, -jtudo, sich
z. b. auch auf adi. auf -ax, -lentus (s. ob.), -inus und andere
erstreckend, die von jenen nicht berührt werden. Nur der
formation mit -tas kommt die mit -ia in adjectivaler derivation
an umfang nicht gleich, während es im griechischen sich um-
gekehrt verhält, wo vielmehr die bildung abstracter Substantive
mit 'ia ('Sta^ -ota) viel weniger eingeschränkt und bei weitem
productiver ist, als die mit dem unserem -tas entsprechenden
sufBx -Tiyt (i(f6v^gj cixvtii^.
Es sind aber diejenigen adjectivc, aus welchen das be-
sondere Stoffgebiet der bildungsform -tas, welches sie mit
anderen nicht oder kaum theilt, zusammengesetzt ist, vorzugs-
weise secundäre. Die aus solchen nur ihr zugänglichen ad-
jectivformen erzeugten substantiua abstracta sind unter deix
Wörtern auf -tas, vornehmlich aber den recc. , nicht nur an
sicli sehr zahlreich, sondern an zahl überwiegend, wie folgende
berechnung zeigt. Es sind gebildet (um formen, die nur ver-
einzelt vertreten sind, wie -timus, 469, zu übergehen) von adi.:
auf -osus 12,11 7o (davon recc. 0,88), -aus (-ilis, -elis, -ulis)
beinahe oder, wenn man 4 recc. von -arlus hinzuzählt, gerade
ebensoviel (davon recc. 0,75), -bilis c. 10,9% (davon recc.
0,78), -idüs c. 4,83% (recc. fast %), -inus (oder -ei-nus, wie
fraternus für fraterinus) und - a n u s (nebst -cnus, -unus) 2% %
(recc. fast Va), -ilis 2V4% (recc. Va), -iuus c. 1,47% (-uus,
mehr primär, fast 1,7), -ternus oder -turnus (wie aetemus,
longitm'nus), -icus (wie domesticus), -eus (-aneus, -oneus),
-gnus (wie benignus) zusammen 1,91 % (recc. Va)> — von
superlatiuis (zu -tas 229) 0,9 % (recc. ^/g), von deminutiuis
HaleriaJieii zui' laLeitiit^clien wflt'tei'bilduijgSHeüclLichti:.
1G7
UM 'e (alle recc), von eigentlichen (uiclit blossen prä|)ositio-
nalen) conipositis (aussei' -plex) ä % (recc, */»). Diese machen
lusamnien etwa 53 7o aller auf -tas aus, und durchschnittlich
% sind rec«. Hiei-zu kommen noch an solchen, welche von
vwschicdentlichcn anderen (meist auch secundöi-en) adjectiv-
Cbnnen abgeleitet sind, c. ä'/a "lo, otiue die von adi. auf -iits
mit m rechnung zu zielien, von welchen sich auch keine sicheren
dertvate rnit anderen abBtractivsuffisen vorfinden.
t). Hat die Wortbildung auf -tas in orlginativer beziehung
einen recht weiten spieh-aum, so ist ihre prolativität eine desto
geringere. Ja, es lässt sich als regel hinstellen, dass von de-
riTativen auf -tas weitere derivation (wozu wir hier deminutiv-
bildung nicJit rechnen) nicht spracbgeniäss ist, wenigstens dass
das sufBx -tat- weitere affixion nicht anninunt. Hiervon
machen, wenn wir von einem vei'eiuzelten compositum: pieta-
ticultrix absehen (eines niaiestatlcus, das wohl nicht lateinisch
ist, nicht zo gedenken), eine eigentliche ausnähme nur das
m den neulateiniscben cittadino, citoyen vorauszusetzende ciui-
lal-iuös und einige spätlateinische Wörter auf -iuus; earitai-
<«u, mtaapcstatiuus, potestatiuvs, qualitaiivus, aulmitatiutis, uo-
(nptaÜuiis, die an die regelmässig (d. h. von verben) gebildeten
auf -tat-iuus, wie hoitatiuus, spectatiuus, homöoteleutisch an-
lauten. Denn aestiuus gehört formell y.u aestus'), nicht zu
Sölas, und tempestiuus dürfte eher ans tempestus, wie festiuus
aus festus, lasciuus aus laxas, geworden, als aus tempestatiuus
sfokopirt sein. S ü aber, mit elimination des ta aus tat, also
■erslunimeliuig des suffixes bis zur Unkenntlichkeit, scheinen
allerdings einige wÖrter, tlieils uerba dcnom. auf -are, theils
siÜectlua auf -osus, -arius, -bilis u. a., aus Wörtern auf -tas
gMacht zu sein. Doch nur von wenigen dieser Wörter ist
') Von subsl. uerb. auf -an sind atieeleitet habitiuus, siliue, occasiuus,
•wlWcht aucli orliuua (cardo Manil.). Von einem subst. auf -ia ist jeden-
Ult mtuuaaagiiiitt gebildet, und so können auch, was sich eemasiolt^isch
■«hr «der wenigw cmpriehll, von einem solcben, und nicht diract von
patt pnc9,, liergeleitet werden subatiuiUtmi und seine compoeita, wie eon-
"trtaMiiuM (:= consut/stutttialis], ccmcupüctutiuu» (^^ eottcapiectittidtia),
^M'^UWhik«, di»la»tiuiui. mttantiuug, und analog corpuleutiuus. Freilich
filpa lieh dieser auffaasung weniger das ulcht ganz sichere abaentiuus,
■««■("Uli, üutrqutntiuus. Jedenfalls sind sonst unter den (voixuga weise
onä oeislentlieila verbalen) adjectivcn auf -iuus keine denominatiua von
«bL ibsti-. 211 linden.
I
I
I
168 Paucker,
beides, die herkunft ausser zweifei und die sprachgebräuchlicb-
keit festgestellt, und jedenfalls wird durch ausnahmen dieser
art die regel nicht aufgehoben.
Verba sind nicht selten von abstractis ucrbalibus de-
figurirt worden: so von nomlnibus auf -ura, wie picturatus,
mensurcMre (anhang zu beitr. z. lat. lexicogr., Dorp. 1875, s. 32
zu nr. 256), auf -us, wie fluctuare, iduare (das. s. 29 zu nr. 15),
auf -io, wie auctionari, ratiocinari, seditionari (das. s. 30 zu 88),
auf -ia, wie calumniari, insidiari, suppetiari, und (noch mehr)
auf -ium, wie subsidiari, remediare pA, prcLeladiare, besondans
viele von -men, wie examinare, nominare, luminare (a. a, o.
s. 29 zu 13), -men tum, wie argumentari, documentare, und
so von anderen. Viel seltener haben abstracta denominatiua
sich verbalisirt, doch fehlt es unter den recc. nicht an beispieloi
solcher uerba denominatiua, welche von denominatiuis auf -ia
abgeleitet sind, wie facdiari, ignominiare, iniuriare, licenHare,
sententiare u. a. m. Diesen lassen sich dann anschliessen die
wenigen und etwas apokryphen, die mit Wörtern auf -tas zu-
sammenzuhängen scheinen : diffiadtare, paupertare, tumitans.
Unter den adjectiven auf -osus finden sich mehre,
denen eine form auf -tas zunächst vorgelegen zu haben scheint,
wie calamitosus, aolupttwsus, wohl auch dignitosus, egestosus
oder -uosus, vielleicht auch amariiosus, tempesttwsus, tiberttwsus.
Viel häufiger und gebräuchlicher aber sind die (regelmässig gebil-
deten) derivative von anderen nominibus abstractis. Beispiele,
jedes in seiner art, auch inter uett., nicht alleinstehend, sind: actu-
osus, ambitiosus, artificiosus, desidiosus, criminosus, detrimentosus,
libidinosus (von anderen arten mehr vereinzelte, wie staturosus).
Unter den Wörtern auf -arius geht auf -tas zurück uo-
luptarius, vielleicht auch hereditarius, uoluntarius (wenn ersteres
nicht von hered-it-are ^), letzteres nicht dem uoluntas vielmehr
*) Unter den derivativen auf -alis (-aris) und -arius, die der regel
und überwiegend grossen roehrzahl nach denominal sind, finden sich doch
nicht wenige (wenn auch verhältnissmässig immerhin wenige) verbale,
wie (um nur aus den uett. die beispiele zu wählen) consectarius, manalis,
mulgare, oualis, pararius pA, pascalis, penetralis (frigus Lucr.), postularis,
ruminalis (hostia) pA, subligar pA, sudarium, uectarius, uenditarius, —
datarius, ductarius und subductarius, efTraetarius und refractarius pA, emis-
sarius, immissarium und remissarius, peremptalis, sectarius, tolutarius (u.
-ris) u. a., um von denen abzusehen, deren bedeutung auch die des par-
Malerialien »ir lateinisclien werter l>il(!ijn(;sy;e?diiclile. 169
parallel ist), solitarius. Reichlich durch beispieJe vertreten ist
dagegen die bildung auf -aus oder -arius von anderen substan-
linis abstr,, wie scripturarius und scripturalis . ., rationalis und
niHomtrias, ctm^^onalis . . , suniptuarius, uictwalis . ., praesidi-
arius und -ialis . ., controitersialis, essentialis. ., nominalis und
-mam.., testamentarius und -alis, argumentalis . . , auch uale-
tiidin>arius . .. u. a. Ein beispiel von -alis aus -las \si Facttlialis.
Auch auf -bilis finden wii- eine auf -tas zurückgehende
iHtdung: uoluptabilis, und eine gleichartige lateinische scheint
da« franz, veritable vorauszusetzen. Auch hier finden sich da-
pgen nicht wenige die von anderen subsl. absir. herstammen,
ohne dass ein vermittelndes uerbum naehgewiessen wäie, wie
i. b. Scripturabilis, scnsuabüis, rationabilis, passhnabUis, exilia-
bilis, tuMiabilis u. a.
Und so lassen sich vielleicht noch andere compendiäre wort-
liildungcn aus formen auf -tas beibringen, wie z, h.coaetaHcus.
II.
Die deminutive mit doppeltem l.
(-ellus, a, um, -illus, a, um, -utius, a, um u. a.) ')
Das lateinische deminutivsuffix ist -lus, -la, -luni, oder, mit
seiner regelmässigen copula -u- (-c-u-) zusammengenommen,
-üIub, -ula, -ulum (-culus, -cula, -culuni), wie z. b. in off-
ula, cire-ulus, auri-cula, was man jedoch, mit Unterdrückung
des bindevocals auch offla, ctrclus (woher cercle), auricla ge-
sptochcn und mitunter geschrieben hat. Durch solche Syn-
kope and dabei zum theil eintretende assimi lation des vorher-
Bebenden consonanfen an das suffixive 1 sind, wie Schwabe
conslatirt hat, die endungen -ellus, -ella, -ellum, -illus, -illa,
-illum, und noch andere mit 11 (als -uUus . ., -ollus . ., -allus . .)
™ Stande gekommen. Es sind dies also durchaus keine selb-
ständigen und eigenartigen deminutivaffixe, mögen sie auch
"Wnerhiu von einzelnen schon im alterthum misverständlich
^ für sich bestehende affixe betrachtet und ausnahmsweise
Wr Wörter- oder wenigstens namenbüdung angewendet worden
^plnm, ah solches oder als adi., zu gruude liegt, wie minutaüf«, imtaJia . .,
^ ntn als denoiiiinal hetracblcn kaiiti.
')V)1. L. Schwabe De deminutiuis graecis et Utims, Gissae 1859)
^heiler De linguae lalinae deminutiuis, Lips. 1S65.
178
Paucker,
reihen durch cursive schrift, die nämlichen wie in unserex
ersten artikel.
A.
Deminutive zweiten grades mit
auf -ulus,
agnellus Plaut, ('td-).
agnicellus Pomp, gramm.
aliquantillum Plaut., -m5 (cf.
97, 114).
ancilla Liu. Andr. (daraus
ancillula*) Ter.),
anellus Plaut,
anicilla Varr. s., b) anucdla
Fronto (cf. 41, 51,95, 100).
arcella Fest. epit.
arietillus (?) Petron. (-td-).
<- aristella gloss.
10 aucella App. imd aucellm
Apic, gl. (augello od. uc-
cello, la) neben b) auxilla
Varr. ap. gl. Labb. (s. s. 1 7 1).
barcella Not. Tir.
blandicellus Fest. ep. {-ule
App.).
buccella Mart.
cacäbelltis inscr. s.
caepulla Apic, corr. cibtdla
Plin.Val.(it.cipoIla):vgl.l7.
<— caesticillus Fest. ep.
caesullae Fest., CaesuUa,
11 aus einfachen deminutive:
a, um.
G. Licinius, auch als
cognom.
(von caenilus in seiner
form *cae8ulus aus caesus»
im superl. caesissumus Vi
erhalten ist, = caesins;
Maesonia Caetiola inscr.).
*^ mlamellus Amob.
(chalumeau).
-^ ccddellus Coel. Aur.
20 ccUicdlus Theod. Prise
<- campanella Aneci^
Gramm. Heluet. (auchitaU^
<- campicdlus Innoc. Grom. i
(campulus Greg. M.)
capüellum Vulg. (chapiteau]
capsella Petron.
caseUa gl.
catellus Plaut., -Ha Petr^
(portug. cadela).
caudilla N. Tir.
(altspaii. codella, woraus i ce
dilla, franz. c^ille).
cauilla Plaut., -ms, -um (cT-
Catiolus).
cätiponella gl.
^) Wenn anculus, -la dem lateinischen sprach bewusstsein wirklich
deminutiv war, und darnach ancilla deminutiv zweiten grades, dann ist
ancillula deminutiv dritten grades. Es wären dann aber dieses und
pauxillulus die einzigen solchen von wohlbeglaubigter sprachgebräuchlich-
keit. Denn cistellula ist wenigstens bloss plautinisch, die nicht sehr zahl-
reichen übrigen aber sind erst aus späterer latinität bezeugt, Mrie agni-
celltdus Pomp, gramm., arcellula Diom., atixiüula Thes. Latin, p. S7 Mai.,
Beüilla, caselltda Ennod., cateütUus Diom., monticeüulus Pomp., oceüülus
Diom., pa8tülulu8 Marc. Emp. s., porceüulus Lampr. s., ptmüülua Ambr.,
scholasttccUulus Gassiod., ungeütUa Diom.
Halerialien nur luteliiiäclieii wörterbildungjguachichte.
171
lenfln[u]lus, anipulla aus ainphÖr[u]ia, corolla aus eiiron[uJla,
lallus, Hispallus aus rar[u]lus, Hispan[u]lus. Auf diese weise
sind auch -ullus . ., -ollus.., -allus ondungen von deminu-
tiven geworden, alle diese jedoch, besonders aber die beiden
letzleren, viel weniger zahlreich vertreten, als -ellus und -illus.
Diese erhallen auch dadurch einen beträchtlichen zuwaclis,
das überall, wo unmittelbar vor dem der assimilation Unter-
Lenden consonanten im stamniauslaut kein Tocal war, regel-
inäsgg e oder aucti 1 eingeschoben wird: aus cas1r[u]luni,
caluiiui[u]Iii, pugD[u]lu5 wird casteJlum, columella, pugiUus;
auch solche, wie agellus, fratellus (aus agr[u]lus, fratr[u]lus
fellai unter diese regel. In mehren worlstämmen aber, wo
im auslaut zwar ein vocal steht, zwischen diesem vocal
aber und dem 1 ein kehllaut ausgefallen war (vgl. Schwabe
p. 96 sqq.). wie in palus für paglus auä päg-, ist in der de-
nuDutivbildung dieser kehllaut wieder hervorgetreten und mit
epenthetischem -s-i- ') m -xi- verschmolzen, wodurch die endung
■lillus, die schon den alten unverständlich war, herbeigeführt
"forden ist: paxillus (pag-si-llus), axilla u. a. {zu B, nr. 2), und
» ist auch aus paulus, das schon deminutiv von paucus ist,
»ritcr pauxillus gebildet worden, wohl auch aL\xilla aus *aucla
ßr aucula von auca {ntfjvöv gloss.) = auis.
In den nachfolgenden Wörterverzeichnissen sind Wörter,
die auch durch anwendung bei Cicero beglaubigt sind, ge-
fperrt gedruckt; nur zu denen, welche uns durch ihn zuerst
bekannt werden, ist ei- ausdrücklich genannt, wie in gleichem
aodei'e autoren. In dem ei-sten verzeichniss, dem der
ic^peldeminutive mit II, ist denjenigen formen, zu welchen das
Bl gründe liegende einfache deminutiv nicht vorhanden ist, ein
-• vorgesetzt ; wo ein solches sich zwar vorfindet, jedoch
erst in jüngeren und zugleich überhaupt der späteren latinität
(recc) angehörigen Sprachdenkmälern, ist dies durch nach-
(-wl-) bezeichnet. Sonst sind im ganzen die bezeich-
I, wie namentlich auch die der uocc. recc. in den wörler-
") Diesem prosUieliscIien s vor dem i entspricht iiiclit nur das c vor
dop tloiierocal ii in -ciilus (lurpi-culus. geiui-i'ulurji, die-cula, su-cula,
UIw-CiIb, uos-culiini), sondern noch näher ein r vor e in '-rellus, welches
f*ii<»iiniIaleinischedenimuli¥fornien vorausseUen, wie acquerella, geute-
*^ poAcreuu. Vgl. Diez Gramm, d. roman. Sprachen II ', a 367.
174
Ptfucker,
ofella Mart., Ofella, Lucr.
. (Tgl. 63).
^ opicinum (?) Väf r. fr. s.
SOoscillum Gol.
-^ pdbülus Lampr. s.
C^bus i. pabo g). uehiculum
imius rotae).
paniödlus (panis) PI. Val. s.
papiHa Gtl.
-^ pastillusHor., -um Varr.
(pasta Add. Lex. Lat. p. 60).
pairrillus Plaut, (s. 171).
penicillus Gic.
-*- piniceUus PL Val. s.
plägella G. Aur. s.
^^ plägeda th(es. nou. lat.
ed. Mai.).
90plumella N. Tir.
porcellus Varr. (pourceau),
-IIa Plaut.
portella gl.
punctillum Solin. (puntiglio).
pupillus Gic.
pusteUa oder -iUa (Add.
Lex. s. u.)
<- putillus Plaut., Putilla,
Scant. (41a als appell. gl.),
dafür, mit s für t, gewöhn-
licher püsillus Gat.
(nicht von pQsus, welches aus
puesus d. i. puer(us) contra-
hirt ist, und von welchem
pQsio u. *pusius, woraaf pu-
siola Prud. zurQckzuführen,
abgeleitet sind).
quantillus Plaut.
rauillae Fest, ep., Rauilla,
L. Gass. Longin.; vgl. 17,
auch Aleila, Sa3n. f-trf->.
rotdla Aug. (moeJle).
lOOrusticellus Varr., J&
Jul.
sacellus Gels.
^cafimellum Paul. N
scholasticeUUs Gassic
scortrllum Gtl. (-^U^,
scrutillus Plaut, fr. s
-^ scfäräla (scutra
Pomp.
(vgl. 102; — nach i
logie müsste es scu
scutr[u]la lauten).
scutella Gic. (ecuell
escudella).
sitella Plaut.
(seille; — wenn situl
ist, vgl. 120, 123).
soccellus Is.
WOspicella S. Plac. s.
sportella Gic.
^<- sirumeUa M. Em
surcillus PI. Val. s.
tantillus Plaut,
tonsilla Pacu«. et I.
Fest.
(aus *tonsula — denn
lieh doch aus tonsic
siod. s. — von torisa
Fest., von tundere, al
eigentlich *tunda; vex^
ist tonsillae Gic. u. a
klfirt, nach Fest, di
von toles kröpf, ein4
leicht nicht ursprdni
teinischen wort).
-^ trulla Gat. r. r.
(contr. aus truella Sca
XXXIV, 2, 36 von tr
zu 96.)
turbellae Plaut.
(-fiZ-; — aus jeh^m
sp. tropel, fr. tronpeä
Hnterialien tut laleinisrhCTi WOrterbUdungsgesehichte.
t75
uiticella h. s.
*- uitiila inscr. (cf. 9, 16,
8, 9, 21, 2, 45, 8. 53, 4,
62, 8, 9, 71, 5, 6, Ö, 81,
4, 7, 9, 106, 12, 15?, 16).
ungdla Apic. (vgl. zu 108).
uasceilum tnscr.
(vascello a. vasello, vaiaRpllp
a. YaisBeau, vgl. Etiez Honiiin.
WB. I. S. 439}l
uerticiltus Piin. (-»/-.■ cf. 1,
8. 12, 38, 33, 40, 46, 70,
98, 105, 117).
Khiilellus Plaut., al. Cic.
(vgl. zu 108).
B.
UnmaUve (mit 11) der verbalen nomina auf -ulus.. (-bulus
-culiis . ,) und anderer auf -uhis . . oder mit einfachem 1
auf -lus . . endender.
angellus Lucr.
(vga -ulus uetb., wi? 9, 1'2.
16. 18. 93, 38, 39, 32, eifeiit-
Keh aueh 3t, 35,33. vielleicht
uidi % -il).
axiüa Cic. s.
|g.la ^= >*ahla<, cl. fl^it ^=
fiattx<'*1' ^'g'- ^ ^'- ^< 3t.
33. ob. s. 171J und daraus
«sctfla Veg. uet.
(vgL sesda Kt sext[ii)la} oder
tiaceila S. S. iiel. et \'ulg.
(akselle).
*aul]a, geschrieben ollaCic.
(ausaul-ulavon aula:s.I70
anm.;
oUula Varr., oUicula Th. Prise]
und
S auxilla Fest. epit. (aus *aucla
= aula).
bacilluui Afran. (von -cu-
lum uorb.. wie 10, 11, 17,
23*. 24,
ii(6eüaN.T.(vgI.19,22?.27).
cella Plaut, (cellula Ter.,
vgl m 4, 22).
cingillum Petr.
10 comaefJlum N. TJr.
crepitafillum Lucr.
exagella Ennod. s. (*exa-
gula = exagium).
fabella Cic. (favella).
fascinabellum N, Tir. (von
-bulum, vgl. 13, 30).
15 fistella Pelag. s. (vgl. 18b,
20?).
fringilla VaiT. (•fringula),
macdla N. Tir.
(von macula; »cf. Hfniai, e/i^-
jftuu Corssen Beitr. m laL
Fonnenl. S. 430).
Marcellus (marculus : dc-
min. ?), b)martellus (mar-
leljo, niarteau),
Masceilua.
20 niatella Plaut,
ina^iilla Cic.
(von mftla ans 'magla. vt;i.
Gorsaen Auspr. n. s. w. des
Lal. I >. S. 641 r.).
medulla Plaut.
(zurückzuführen auf ein 'me-
<i«!ü« von med-, woraus
mediHs efst abgeleitet; vgl.
medium oder meüiolum oui;
davon mediluü-ium Cic,
■lliif, J. Vnl. mit epenlhpslf,
176 Paucker,
wie in bux-t-ula: Add. Lex. pociUum CaL r. r,
p. 7; von meduUa weiter de- popellus Hor.
minuirt medullula Ctl.). . «n n r^^i
. n r. 1 • 11 xü quasillus, -11 um Cat
miscellus Cat., mtscillus M. ^ .^^ ♦ ' «»r«!!«« «««i..o ^^
' (von*quat[ujius=qiialu8oaer
Cap.s, (vgl. 3, u. zu A,nr.6;. ^der -um, vgl. A, nr. 96).
23 * a moracilliun Fest. ep. : mo- s p e c i 1 1 u m Gic.
raculas (Bothefflr moracias) 30 tabella Gic.
nuces Titinius duras esse (vgl. Gorssen Beitr. S. 363).
alt, unde fit deminutiuum taxillus Gic.
moracillum. (»Uglus = tälus« : vgl. zu 3).
motacilla Varr. (*mota- tegillum Plaut.
culus). uexillum Gic. (ueh-: vgl
25 paxillus Varr. (s. zu 3 und zu 3).
ob. s. 171).
Wie man aus vorstehenden beiden Verzeichnissen ersieht,
ist hier die endung -ellus (d. h. e für u) die häufigere, doch
auch die durch 7» d^r beispiele vertretene endung -illus ganz
gebräuchlich. Häufig finden wir i nach c, aber doppelt so
häufig nach demselben e, ferner nach t, aber auch hier öfter
e, überwiegend i nur nach s (11 : 5) und nach d (2 : 1), m
gleicher oder fast gleicher zahl nach g und p, dagegen e aus-
schliesslich nach n und (einmal) f, fast ausschliesslich (7 : ly
nach b und m, überwiegend endlich auch nach u (5 : 2).
Hieraus ergiebt sich jedoch für Unterscheidung kaum etwas.
G.
Deminutive mit 11 durch assimilation des vorhergehenden
consonanten an das 1 des deminutivsuffixes.
1.
mit assimilirtem r.
Diese assimilation bei der deminutivbildung tritt ein:
a. ausnahmlos ^) in Wörtern auf -tr um (und -strum), -tra,
-ter, brum, -bra, -her, crum, -grum, welche alle meist
nomina verbalia sind und ganz den nominibus verb. auf -ulus,
-bulus, -culus.. entsprechend, unter ihnen und ihnen analog
auch denominative sog. deminutive auf -aster (-astrum) ; — die
endung wird -ellus, nur in einigen (c. V*) von -trum oder -tra
auch -illus: plostellum, pistillum, grauastellus, flabellum, la-
bellum, libella, libellus, lucellum, flagellum, von plostrum, pistrum,
grauaster, fiabrum, labrum, libra (Gorssen Ausspr. I, S. 537),
>) Doch vgl. zu nr. 21 und A, 106.
', hierum, flagruin (der aiialogic folgend aucli niifella,
neben mitrüla von mitra);
b. regelmässig auch in andei'n Wörtern (subst. u. adj.)
2- decl. auf -er (-ur), deren noininalstamm auf -r impura
ausübt, wie ager: agcllus, oder auf -6r (-ür), wo aber neben-
tormen ohne assimilation sich finden, wie miser : misellus, aber
auch miserulus, salur : saluUus,— dieser analogie folgend ausnahm-
weise ein paar Wörter oder wortslämnie der 3. decl, auf -er, wie
flomer: glomellum, uiscer-; MisceKum (vereinzelt Rulius vonrur-);
c. auch in einigen Substantiven auf -6ra (nebst einem auf
-Bra.): so sind von opera, tessera gebildet opclla, tessella, da-
neben aber auch cpernla, tesserula, und von litera nur litenilaCic.;
d. ausnahmweise auch in andern wörlern, namentlich (ausser
den zu a und b angezogenen) in einigen zwciäilbigcn mit langer
yaenultima, adjectlven auf-rus: pullus, raltus von pürus, rärus
(aber Morulus von Maurus, — auslerulus, procenüus), und sub-
llajitjven auf -ra: hilla, stelia, slilla, Sulla von hira, *stera
ap»^(ij, *stlra, süra (dagegen arula, splrula, awula ')
Materialien zur lateinischen nOrterbildun^sgeschichte.
177
jellus Ter.*)
altellus Fest. epil. (v. alter,
vgl. 38, 48, CG),
atnpulla Plaut, (daneben
am^anda: vgl. 21, 26,29,
38. 39. 43. 48b, 66).
Apella
(T.aper? wovon iinregel massig
aperetiiua: Spicileg. Add. Lex.
p. 296).
^ aptastellum App. herb. s.
(vgl. 30, 42, 45).
Atella, Safmius (v. ater,
vgl. 4, A, 17 und 98).
austellus Lucil, s. (v. auster,
tri, vgl. 4, 6,9.11, 19,32,
37, 41. 49. 54, 57, 59, 69).
camellaLaber.fr. {i=^gamella
Ailü.Lex. p. 31, vgl. das, n.S3).
cancelli Cic.
10 mnistellam Symm. (v. ca-
nistruni, vgl. 12.13,16,21,
40,46,47,52,53,61,68,15,
18,23,2.5,27,56,60,70,73).
') Nicht als ausnalimen von den hier formulirteii regeln stellen sich
''*'' t h. lerrula, scurrula , ., m6rula Cic, mörula Aug., pirula Is. (perla od.
["'"'o), Barbarula, canthartdu» Arn., huinerulus Vulg., interulug App.,
P'^rwta Amm.. aeripturuta Faust, s., «aunäa gl,, vctemlita Rufln. s.,
•"fwliiB (suruH|, und alle regelmässig auf -culus von -r 3 decl., wie soror-
fl"-.T gebildeten, oder vuu -ni 4 decl., wie nuncula.
') Davon doppeldeminutiv agellulus CiL, und so Ton -Uus fQr -i'ulus
ftni«r: amptiBata Sulp. Seu., cuUeüulus Sol. 35, 6 s., flabellutum Ter. s.,
fcWWi« M. Cap., inüeUulus (Spicll, n. 40), puellula Ter., puellulua PI.,
nMkJiu H, Gap.. Scintillula Cic, aUUtda Hier. s.. Ktälula (Spicil, I, 1,),
ioetlDlm CU.
ZdlKhrin für yrtg}. Hpnclif. N, F, III, f. H
178
Paueker,
capella Cic, 4lus Prise
(caper, -ra).
capisteUum ed. Diocl. 10, 6.
castellum Cic.
cerebellum Titin,
15 clitellae Plaut., 4la (1.
cratella) ^vloxav&^Xtov
Gramm, lat. ed. Keil. t.
IVp.581 (*c\iir2i: kIUvt^q).
clostellum Petr., clustellum
Aldb. s. {dustrum N. Tir.).
cnbeUum Pall. (vgl. 14, 19,
22, 28?, 33, 34,35,65,72).
cultellus Varr. (coltello,
couteau).
dextella Cic. ep. s.
20 dolabella Gol., Dolabella.
fenestella Ou., Fenestella
{fenestnda App., einzige ab-
weichuiig von reg. a.).
flabellum Ter.
flagellum Cic. (vgl. 36).
fiatellum (gl. Plac. flatellis,
sordium glomusculis ; —
♦flatrum).
25 fra(c)tilli,Fest.ep. ("itßocyo'o*;,
fractillus Diefenbach Nov.
GIoss. »tuch end«, frac-
tillum Is. gl.
(*fractruni, welchem fregio,
fraise vielleicht nicht fern lie-
gen — wenn nicht etwa mit
fresus q. contusus zusammen-
hängend — , während frange,
frangia auf eine nebenform
aus frang- weisen).
fratellus Scaur. s. (fratello, —
statt des regelmässigen frater-
culus Cic, vgl. 29, 71).
fri(c)tilla Sen.
(*frictra v. frigere rOsten;
anders und uns unTenrt
lieh fritillus).
gldbeUus App.
(gla- in glades, yüä^^ /
yXatf>tt¥ cl. nikatf glfttt, g
glas).
glomdlum Is. {Y.glamer
glomusctUum gl. Plac.
24).
30 gravastellus Plaut s.
hillae Varr.
integellus Cic.
labellum Plaut,
libella Plaut
35 libellus Plaut
(llber V. linere, wie liter
lucellum Cic. (vgl. 2!
macellus Lucil. (macer
misellus Plaut (misei
Laeu.).
mitellaCic. {münUaSc
40 Mosteil -aria, mostdlum
monstrum).
nigellus Varr.
oleastellus Col.
opella Lucr. (aperüla A
patella Afr. (vgl.8,43
45 pinastellus App. h.
pistillum, -US Plaut
(*pistrum, wovon f
num, -ina).
plostellum Varr.
puella und puellus I
(puerulus Cic).
pulchellus Cic.
50 pullus Varr. s. (purus
rallus Plaut, (rarus).
rastellus Varr.
rostellum Col.
rubellus Pers. (altfr. n
Materialien zur lateini9ehen Wörterbildungsgeschichte. 179
55 Rullus. Sulla.
rutellum Lucil. s. 65 tenebellae Claud. Mam. an.s.
sacellum Cic, sacellus tenellus Plaut, (ienendus
Prise., Sacdla, Terentia Rufin. metr. walach. tine-
inscr. rel).
satullusVarr. (vgl. 50,55,64). tessella Sen. (tessenila Lu-
scalpellumCic.(scalprum) eil.).
und sealpellus Gels. transtillum Vitr. s.
(scalper). uafellus Fest. ep.
60 seintilla Cie. 70 ueretülum App. s. (-1-, wie
(♦scintra v. scindere, vgl. 25, 27, 46, 68).
cmy&^if), uiscellum PL Val. (uiscus,
segestellum N. Tir. (v. se- eris).
gestnim gl. i. segestre). umbella Mart.
Stella Plaut. uolsella VaiT. (*uoltra, vgl
stilla Cic, A, 96, 115, B, 28).
2.
mit assimilirtem n.
Der assimilation des n unterliegen bei der deminutivforniation
ä) regelmässig nur Wörter der 2 und 1. decl.:
1) mit vorausgehendem f, die fast alle adjectivische oder
substantivirte mobilia auf -inus sind, und alle wie lupinus :
^^pillus, ouinus : ouillus, vor dem 11 ihr i bewahren; die be-
achtliche anzahl der von solchen abgeleiteten deminutiva
Nächst noch mehr an, wenn man diejenigen unter den demi-
'^uti vischen eigennamen auf -illus, die wir )iier abgesondert be-
achten wollen, hinzuzählt, welche eine grundform auf -Inus
^^''a.ussetzen lassen; indess sind auch nicht wenige deminutive
^Us ^us ohne assimilation verbleiben^);
2) mit vorausgehendem T, fast alle, wie geminus : gemellus,
*^^ina : lamella, die endung -ellus annehmend, übrigens auch
*^^ manche ohne assimilation, in der grundform verbleibend *)
Vhier anzuschliessen das einzelne bönus [b6nc] : bellus) ;
^) Wie, um von einigen -inulus neben -illus abzusehen, folgende
^ist yon Substantiven, zum theil eigentlichen, abgeleitete: Alpinuk^ cor-
^***^ Amm., delphinvius Alcim. s., farinula Vulg., gdüinula App., Lud-
^*|^ (wenn nicht als grundform von Lucillus zu betrachten), pUeinüla
^^. rascr. (nach Yarro ungebräuchlich), popinula gl., uaginula Plaut, s.,
^'''^«{ttf Is., übrigens, eines ausgenommen, alle recc.
^) So dommülus Dig., -la Salu., fuscinula Vulg., sarcinula Catull. u. a.,
unt. zu nr. 25 u. 31.
12*
180 Paucker,
3) mit vorausgehendem ö, ö, wonach nur in der spät-
bezeugten form corantda neben dem gewöhnlichen coroUa
und in cuntda Prud. das -nu- sich noch unverschliffen, doch
auch an dem letzteren wort wenigstens in der ital. form
cuUa überwunden zeigt, und mit vorausgehendem a, ^, wo da-
gegen die Wörter mit unverändertem -änula, um, -ftnula, um,
-enulus, a, um^) an zahl überwiegen;
4) mit vorausgehendem g oder m, meist * vor 11 annehmend;
ausgenommen ist das deminutiv von agnus (Prise. III, 35), und
dass neben scamillum und tigillum sich auch scamntdum, tigmdum
findet, und zu columna auch ein cotumndla Rufin., Prise. III, 37;
sonst finden wir hier keine appellativischen deminutive ohne
assimilation.
Ausserdem unterliegen b)bei unregelmässiger deminutiv-
bildung auf -on-ulus statt -un-culus der syncope und assi-
milation des n einige 3 decl. auf -o, wie homo neben regel-
mäss. homunculus auch homullus aus homo(n)ulus bildet, welche
grundform unverändert vielleicht nur in praedonulus Cat. s.
vorliegt.
anguiUa Plaut. -inus; vgl. 15?, 16, 17, 19,
(v. anguinus: schlangenartig, 23^ 32^ mit -i- 26).
vgl. % 6, 12?, 25, 31. 35, 38, 5 Melius Plaut ^)
39, 41, 44, 45, 47, 51, 8, 13, ^ melius riaui. ;
37, 49). bouillus Liu. (vgl. 31, 44).
armilla Plaut., -llumLucil. catellaGaecil.(auchcafe»fdÄ
(*arminus). Vulg.).
aruilla (1. arb-) Fest. ep. ^^^j,,^^ ^^^ ^ _„^ p^^^
43 46 48 49?) Catullus (v. Cato; vgl. 14,
ase'llus' Pkut, -lia Ou. (v. ^l, 22, 24, 27, 32. 40).
») Wie orgänulum Fulg. M. s., orphanida Greg. M. s., ranüla App.,
grantdum Gl. Mam., hanula Fest. ep. »parua delubra, quasi fanula«, mem-
bramäum App. s., — egenulus P. Nol. s., babenula und uenula Gek.,
aenulum Fest. ep. »uas ex aere paruum« (gl. Is. enulum); sogar neben
dem vielleicht einzigen -ella von -ena (nr. 7) ist auch die grundform
erhalten.
•) Daraus doppeldeminutiv bellulus Plaut, (woraus weiter Bellilla,
name einer libertina), und so aus -llus für -nulus: fumwUtUus Prise,
lamellula Petr. s., und sigiüiolumf wie bei Arnob. zweimal gelesen wird,
wofür vielleicht richtiger wäre sigillulum oder sigillariolum.
Malerialien -nn lateinischen wörlerbildungsgeschichle. '^B^^B
10 e olumella Cal., colutiwlltis
deiliin. sind, ist fraglich, -vgl.
Isid. (sp. colmilJo ; vgl. i%
28?, 36, 43, 46).
ni.icellmn n. andere, die wir
corolia Plaut, (auch coro-
liei seile liissen).
nula Vulg.).
crocotillus, subcrolillus
30 nullus (s. 50).
ouillus Cat.
Plaut, et Tilia. ap. Fest.
pagella Oic. cp. (paginula
id. ib.).
(unerkl. aber vielleicht vuii
einem adi. auf -iims).
Pedullus, Doniit., -IIa
crumilla Plaut, s.
{T. crumina Asin. 657 für
sonius Pedo alumnus).
CTumena).
persolla Plaut, (vgl. 11).
erroUus Euagr. s. (Add. Lex.
35 pisirilla Ter. (v. pistrina).
p. 18*).
pugillus Cat. (pugnus).
15 FatueUus (faitifnus?)
puluillus Hör. (puluinulus
femella Ctl. s.
Col. s.).
fiscella Cat.
purpitrüla g\.{v.piirpurimts).
Fregellae (cl. Fregeuae).
regillus Plaut. (*reginus,
gemellus Caes.
wov. fem. regiiia).
30 Hispallus, Corn. Scip. (aus
40 runeullus (1. -um) gloss.
*Hispanulus, wov. Hispa-
(v. runco).
nilla, Heluia Licin.), Hispa-
salillum Plaut.
la (Fecenia, scortum no-
scamtllus, -um Vitr., scamel-
bile Liu.).
tum Prise., oder scabellum
Hispullus, -IIa (cl. Hispo.
Cat., -billum Cic- (v.scam-
P. Ter.).
num aus scamnulim Diom).
homullus Cic.
sigillum Cic. (auch siglum
lamella Vitr.
C. Just.).
lenullus Plaut, s. (auch le-
suillus Liu.
nunculus id.).
45 tergilla Apic. s., -llum gl..
35 lupiUus Plaut, s.
Tcrgilbis (v, terginus).
machilla Pelr. s. (niachimdn
ligillum Plaut, (aus tignulum
Hilar.).
Boeth.), Tigillus.
Marallus.
todilius Plaut, fr. (v. *todi-
Megellus, Poätuin. Fast. Ca-
nus aus todus).
pil. (Magillus, V. magnus?
uallus Varr. s.
and. Magnilla inscr.).
(aus uann[u]lus gl., vgl. äO.
Messalla
(cL .Sen. Uial. X. 13. S-i ob
lirt ist. wie dag^en nicht in
aber dieses und 20 wirkl.
liinnula Plaut. 1,
182 Paucker,
uillum (v. ulnum) Ter. s, unguiUa Solin. s.
(Tgl.uinuluss.uinnulu8Plaut.). (*ungiiuius y. unguert» vgl
50 tülüs (*un[u]lus). SpiciL p. »4, IL 53).
3.
mit assimilirtem c, d, t . .
Diese assimilation ist nicht, wie die des r und n in ihren
grenzen, eine regelmässig eintretende, sondern eine nur aus-
nahmsweise durchgedrungene. Denn nicht nur haben nicht
alle noch die meisten wortendungen -iculus oder -uculus, und
-idulus, -itulus, -utulus sich in -illus oder -ullus vefschliffen,
sondern es lässt sich das nur von den wenigsten, mit gewiss-
heit überhaupt nur von sehr wenigen behaupten^). Doch mag
sich diese verschleifung, insbesondere die assimilation des c in
dem so häufigen ic[u]lus . ., in der Volkssprache viel weiter er-
streckt haben, als wir aus schriftlicher überlieferimg zu belegi^
im stände sind. In die neulateinischen sprachen sind bekannt-
lich auch sehr viele lateinische deminutive übergegangen, und
zwar gerade vorzugsweise deminutive mit 11, wenn sie auch
mehrentheils nicht mehr als Verkleinerungswörter gelten, son-
dern den integrirten begriff bezeichnen, wie fratello (brudar.
nicht brüderchen, was fratellino ist), coltello und couteau u. v. a
Aber nicht nur viele der uns bekannten finden wh* hier wieder
sondern ohne zweifei auch so manche andere, die in den aul
uns gekommenen bruchstücken des lateinischen schriftwesens zu-
fällig nicht vertreten sind, hat diese lebendige Überlieferung
erhalten, und so lässt sich öfters, wenn eine und die anden
dieser tochlersprachen, vollends wenn mehre derselben gleicher
massen eine durch synkope und assimilation erklärbare ab-
wandelung einer alten grundform auf -ulus aufweisen, mit guten
grund voraussetzen, dass diese synkope und assimilation schor
in der grundsprache vollzogen war. Durch derartige ruck«
') Wie abzunehmen ist schon aus folgender auswahl allein aus dei
mit a — c anlautenden deminutiven dieser endungen, bei welchen eini
ahschleifung derselben zu -illus oder -ullus weder bekannt, noch zu ver
muthen gnmd vorhanden ist: acid-ulus, acri-culus, acut-ulus, aditiculus
aedicula, aibid-uliMf alic-ula, amic-ulus, amniculus, anaticula, appendic-ula
aqualiculus, arcicula, arid-ulus, articulus, astut-täuSy axiculus, baaüic-ula
bucula, caliculus, caUiculus, canaliculus, canticulum (doch vgl. canHUare]
coric-tito, camtCMki, cassiculus, cauliculus, cerrit-tUuSj ceruic-ula, cicätric-ula
eincticulus, classicula, codiC'ülus, coüicülu8j colucukk, cortic*ula, ootlcula
craticula, crinietUmj ctUic-ulua, culticula, cuniculus, curriculus, cuticula.
Hftlerialioi mr lateiniaehoi vOrterbildungsgeachicbte.
18S
tchlüsse aus der neulaleinisclicn form könnten schon die obt^n
vereeichnisse mit mehr oder weniger Sicherheit vervollständigt
werden, wie z. b. sicher *ciuifatel!a (von ciuitalula Sen.) aus
eiladeile, dttadella, sp, ciudadela herzustellen, mit Wahrschein-
lichkeit •muliereilla aus sp. mugercilla, port. molherzinha zu
erheben ist, ferner vielleicht schon im laf. das im ital. sich
Torfindende tulla aus lun[u]la entstanden, sorella auf ein lat.
sonilla aus ♦soror[u]la zurückzuführen sein dürfte. Besonders
beträchtlich aber wüi-de der aus solchen quellen zu schöpfende
niffachs tu den nachstehend aufgeführten beispielen nament-
lich der assimilation des c in einem synkopirtcTi -culus . . werden.
Sn wird z. b. durch aiguilie, aguglia ein aus acucula hervor-
E^angenes lat.- acuUa postulirt, und dessen actualität auch
durch das cognomen Aculla gewissermassen bestätigt; aber auch
(Ane solche bestätigung werden wir bei vergleichung z. b.
fe neulateinischen formen: abeille fprovenc. u. portug.
»b^a). oreille (port. orelha, piov. aureiha\ cheville fport, cla-
viDia), chenille (cl. chenil), conchiglia (coquille), corbeille (port,
corbelha), comeille, lentille, ouaille (ovelha), grenouiUe mit den
fnlsprechenden uns^als lateinisch bekannten: apicula, auri-
w\i, clauicula, canicula, conchicla, corbicrda, cornicula, lenticula,
"worfa Tert., *ranucuta (ranicwftts, ranunculus) zu der annähme
Beßhrt, dass aus diesen letzteren noch auf gemeinsam latei-
nischem boden die vermittelnden formen: apilla, aurilla,
dauilla, canilla, conchilla, corbilla, cornilla, lentilla (aus lenÜcla
tsl. knticchia), ouella, ranuUa geworden waren und bestanden.
onißa Macr., anuUa Prud. s.
(aui anicula Ter., 'aiiucula.
welches aus aaucelk A, nr. 6 b
Ml erschliessen ist-, v^X. 7, 9,
10. 15, U, l^ i?, und zu 3,
5. e, 8).
tesdlB Fall. s.
(»iw *basidula. s. ob,, wenn
nicht lu scbr. basilla, daa aus
Iwtida geworden wAre; Aon
u>^. Basilla, gewiss nicht
hierher gebSrig, kann nicht
tUF beslBtigung dienen).
tapilius Plaut.
{tielleicfal nicht demin., ge-
worden aber aus eiiieni adi.
der art wiebubulus, v
stamm capit-, vgl. >capidulum,
. , quo Caput tegebatur« Fest.
ep., aus welchem vielleicht
•capillum ward, und daher
cappello, chapeau; — aus ca-
pillus weiter gebildet capiüu-
lus Pa. Corn. Call, b., vgl zu
5 u. 15).
culullus {xvXi^?J Hör. s.,
culitlla Porph.
5 lapillus Hör.
(davon lapiSiäus Solin. s.; —
aus 'lapidulus, vgl. 3, 3, 8,
grallae Varr., sellai — ind.
form lapiscttlua M. Emp,).
184 Paucker,
mellilla Plauts, (mellitu- pullus Plaut, (aus *putuliis
lus id., vgl. 11, 3?). von pütus).
murmurillum Plaut, s. (aus suauillum Cat, Suamitta^
♦murmuriculum). Jul. (aus *suauiculus).
nitella Plin., Mart. tempestiUus App. s. (*tem-
(aus nitedula Gic, vgl. Lachm. pestiuolus).
ad Lucr. p. 204 sq., auch G, % turturiUa Sen. (nurturicula).
"'.;/ ""' ^P' . , , , 15 uilla Cic.
nucilla «l {aus nucidaKs.). ^^^ ^^j^^^^ ^^^ ^^^
10 paullus (aus pauc[u]lus ^us mlla weiter uillula Cks.).
Plaut.).
D.
Deminutivische personennamen auf -illus (auch -ullus).
Unter den römischen zunamen (cognomina), zu deren kennt-
niss die inschriften am meisten beitragen, finden wir auch vide
deminutive, grösstentheils aus anderen zunamen gebildet, wie
Martiola, tochter eines Flauittö Martius^ Primüla, tochter eines
Primus, zum theil auch von Wörtern, die wir nur als appellative
kennen, wie Argentülus, Flau., name eines goldarbeiters, Frwtur
lus, Clod. Die gewöhnlichste deminutivform auf -ulus, S9iist
auch bei personennamen so vielfach in hypokoristischem sinn
angewendet, wie z. b. wenn Cicero seine tochter Tulliola nennt,
kommt hier bei den in deminutivischer form fixirten namen
verhältnissmässig selten vor. Vielmehr enden diese in über-
wiegender mehrzahl auf -illus, daneben manche auch auf
-ullus, wie Babtdla, Baebia (Babus), Primtdla, Caecil. neben
PrimiUa, Claudia, nur selten auf -ellus, wie Ofella (A, 78),
Cruscellus (A, 35*). Die zunamen auf -illus sind in der mehr-
zahl (ung. */*) weibliche, was freilich aus selbstverständlichem
gründe wohl von den deminutivnamen überhaupt gelten wird.
Dass aber die deminutivform auf -illus hier nicht nur vor der
einfacheren und sonst gewöhnlicheren auf -ulus bevorzugt
worden ist, sondern auch ihre eigene sonst numerisch über-
wiegende Variante -ellus fast ganz verdrängt hat, das muss
eben irgend wie brauch und gewohnheit geworden sein; war
es aber dahin gekommen, so konnte auch die endung -illus
(oder -ullus) als selbständiges affix für deminutivbildung, was
sie eigentlich nicht ist, angesehen und angewendet werden.
Daraus erklärt sich das vorkommen mancher unregelmässig^
und unorganischen bildung auf -illus (oder -ullus), wie Septi-
Ualerialien zur lateinischen wOrlerbildung^eschichte.
185
aiVun von Septiniius slatt Septimiolus, Änltdla ^tatt Anloniola,
iMinonilla, statt dass es Labiuncula oder Labiuüa lauten sollte,
TabuliiH statt Fabellus oder, wenn es von Fabius kommt,
Tabioius, Fasserilla, wofür, wenn es von passer ist, Passercilla
oder allenfalls Passella gesagt werden müsste, um von bildungen
tbzuseben, aus denen eine nominale grundfonn kaum heraus-
nierkenneu ist, wie Gandüla, Germtülus, u. a. Deigleichen kann
weniger wundern, als überhaupt bei der onoinathesie
a" die spräche schafft, als der einzelne namengeber macht
und liier nicht, wie bei eigentlicher Wörterbildung, alle träger
der spräche niitnenner sind, sondern nur nachnenner. Anderer-
teiU ßnden wir auch wohl übergrosse regelniässigkeit, nament-
lich wenn die deminutivform eines nomen auf -inus, anstatt,
wie wir sahen, sprachbräuchlich aus -inulus in -illus über-
Kgdien, aus -inulus zu -inillus gesteigert wird, wie z. b. Censo-
tmäa als tochter eines CensorJnus statt Censorilla oder, in noch
r Überlieferung, Caluia Crispinilla (von Crispinus), während
Hl anderen lallen auch hier -illus übereinstimmend mit jenem
^achbrauch erseheint, wie in Victorüla aus Viciorina, dem
I ihrer mutter. Ebenso sicher, wie in diesem beispiel,
i>t -inus in -illus übergegangen in AnUmilla, Vlpia (Antoninus),
CmiiaintWa, Cass., MaMmÜla (Maximinus) und -llus, Veientüia,
Cislric. (a, Veientinus, denn Veiens war schwerlich cognomen).
AW auch zu vielen anderen noch, überhaupt zu 48 der uns
nifliegenden namen auf -illus lässt sich als mittelglied zwischen
1 grundnamen, z. b. Maunis, Clemens, Plotius, und dem
deminutiv, also Maurilla, ClementHia, Plotüla, eine von dem
(nindnamen abgeleitete adjectivforni auf -inus, die nacbweis-
Wi als cognomen gegolten hat, tiier Maurinus, Glementinus,
Pkrimus, aufstellen, und von dieser zunächst und unmittelbar,
nur mittelbar von dem grundnamen, könnte das deminutiv
-illnä (aus in[u]lus) abgeleitet sein. So z. b. mag Roscia Mau-
rilla immerhin tochter eines Maurus oder einer Maura gewesen
I, aber, da ja auch eine Maurina als tochter eines Jun,
Maurus, ebenso MarcelHmis als bruder, wohl jüngerer, eines
Marcellus vorkommt, kann recht wohl auch jenem Maurilla
smichst die namensform -inus, die vielleicht etwas dem demi-
mrtivum verwandtes hatte, vorgelegen haben, ebenso der name
der luL (Jlementäla, wennschon sie ausdrücklich tochter eines
s genannt wird, zunächst von Clementinus gebildet sein,
186 Pauckef,
ferner ebenso das eognomen der Plotia PlotUIa nur mitU
von ihrem nomen gentile, direct von Plotinus. Wenn dk
war, so kann auch noch in manchen anderen f&Uen, als
denen wir es wissen, ein mittelglied auf -inus ezistirt ha
oder ein solches fingirt worden sein, z. b. zu Blaesus ein '^I
sinus, um das deminutivcognomen Blaesilla zu bilden, und
wäre eine hypothese, um zu erklären, wie grade -illus, i
das sonst frequentere -^Uus das solenne affix für diese am
düng der deminutivform zur namenbildung geworden war.
kleine reihe von formen lässt sich durch untergehen von -ic[i
in -illus erklären (wie G, 3): so Aprüld, Laurüla, Fan
Senüla als aus den vorhandenen Apricula {CkUtia Apritla im
lauricuius, pariculi/tö (pareil), senicultis geworden, ebenso m
masslich einige andere, wie z. b. Ladilla (cl. lacticul^o
Uebrigens kann in bei weitem den meisten namen auf -i
wenn man sie nur als doppeldeminutive nehmen will, die d
nutivbildung, nur abgesehen von dem constanten i'(oder
unter u) statt e, als sonst ganz regelmässig von den gr
Wörtern 1 oder 2 decl. angegangen angesehen werden,
nehmlich in den etwa 22 fällen, jedoch nicht blos nur in sol
fallen, wo auch das mittelglied eines einfachen denünutivs
-ulus nachweislich vorhanden ist, wie zu Atticilla, BtMSi
BrutiUus von Atticus, Bassus, Brutus auch die formen Atti
Bctösulus, Brutulus, aber auch z. b. Quartilla, QuitUüla
'Um können vermittelst vorauszusetzender Vorstufen auf -
von Qu(»rta, Quintus selbst hergeleitet werden, trotzdem
sich hier auch QtMrtinus, QuitUinus zur vermittelung darbii
Dagegen unregelmässig ist die deminutivbildung -illus (;
-uUus) in einer anzahl von fallen (etwa V« der ims vorlie
den\ die theils sicher theils mit Wahrscheinlichkeit auf geschl<
namen oder andere nomina mit der endung -ins als gr
Wörter zurückzuführen sind, als: Aegyptilla (gemma) I
Albucilla, 4lus (Albucius), Ämnwnilla, L., Äniullus et
Antonii, * Ärettdla (Aretia?), ArisHllus, Marcius (v. Ans
wenn nicht = l^QiarvXXog), CaranMlus (Cc^antim), Gar
mamma (vgl. »Sp. Caruilius Sp. lib.« inscr. sec. III. a.
Cloatilla (Cloatius), ^^ Domitilla, Flau., Fadüla, Claud., Lii
Claud., PloHlla, Plotia (? vgl. ob.), Sempruila, Carminia, ^» S
millus (wie CatuU einen Septimius hypokoristisch anredet),
picilla Fulg. M., Terentillus (G. Ter. Arss!^ u. TerenhUlas,
n zur latäniMhen wOtterbii
läf
Tertullus, Sulp. u. -IIa (lelzleres hypokorisLisch für Tertia),
Übuilus (= Tibeiiolias? vgl. 4, wenigstens nicht von Tiburs),
* Vrgulanilla, Plautia (Vr^ulaiiiae nejjüs). Von diesen treten
15, 17, ferner 3, vielleicht 9 und 16 für das nomen gentile
i ein, etwas was sonst nicht vorkonunt, da sonst etten alle
deminutivnamen auf -llus, -IIa nur als cognomina eintreten.
e bei der deminutivbildung aus appellaliven wohl beispiel-
ktse bildung aus -ius -auf -illus statt regeknässig auf -iolus (wie
kocli hier öfters, z. b. Apiolus, Ärcadiola, Caesiola, ComUiolus,
ICftrtiola, Tettiolus) ist, wie ihr auch hier verhältnissinässig
Rltenes auftreten bestätigt, eine durchaus unregelmässige und
Dnorganische, und ganz unbegründet, wie man sieht, ist die
behsuptung: inter haec (-illus finita cognomina) ea quae a
albus in -ius descendunt facillime hanc terminationem
Bsciscere. Auch eine ausnähme ist es, wenn deminutivnamen
'. -iilus (-ullus) auch aus Vornamen oder den auch als solche
pWaanders bei töchtem) angewendeten Ordinalzahlen gebildet
iraden snd, wie CaUla (wenn nicht vom cogn. Caienus), Deci-
i, Allcia (auch Deciminus kommt vor), Lucilla, Domit, -llus
ifwnn nicht v, Lucina, -nus, cl. Luänulus, Cass.), Odauüla,
Ifnat., Seplini., Septimillvs, Äel., -IIa, Acellia (wenn nicht v.
minus, -na), Titullus, und andere schon angeführte. Das
TBgelmässige und bei weitem häufigste ist, dass sie nicht niu-
Itibst cognomina, sondern auch von cognominibus abgeleitet
I, und es bezeichnet dsmn die deminutivform, dass das In-
ÜTiduum ein kind der familie ist, welche der zu gründe liegende
Biname nennt. Ausdrücklich ist dieser sinn der benennung
Igt, wenn die oder der benannte als lochter oder söhn
fitus Irägers oder einer trägerin des bezüglichen xunamens prä-
dielrt wird, wie z. b. Ctementilla, filia Clementis, OrescentÜta,
l Creecentis, Drusilla, f. Drusi, Flacälla, f. Flacci, Mansvctäla,
t KaaniBli, Oreslilla e fam. Aur. Orestis, PaeHlla, Mind., f.
KiiKlä PattU, Primüla, f. Primi, Varemlla, f. Claud. Vareni u. a.,
Tiidit minder aber auch in den lallen, wo eine -illa multer
Öns lohnee ist, an dem das cognomen wieder integrlrt er-
Kheint, z. b. Attidlla, mater lul. Attici, Basailla, m. Bassi
(*|LCa, 33).
Hb »eraeichniss der von uns gesammelten beispiele dieser
MUbetiscben deminulivformation fugen wir nicht bei, weil
f TcHst&ndigkeit desselben nicht vei'bürgen könnten, ja nicht
188 F. Spiegel,
einmal eine solche, wie doch 'bei den vorhergehenden, haütm
anstreben können. Immerhin lag genug vor, um den im obigen
enthaltenen Schlüssen oder muthmassungen als zuveriäasige
grundlage zu dienen. Die beispicle aus inschi*iften sind meist
ebenso, wie die durch jüngere Schriftsteller fiberlieforten immer,
cursiv gedruckt.
Dorpat, anf. october 1875.
Paucker.
Zur altbaktrischen Wortforschung.
1. 2. 3. man.
Wenn wir die alteränische wurzel man an der band der
tradition betrachten, so können wir mit leichter mühe drei
verschiedene bedeutungen unterscheiden. Zumeist find^ wir
diese wurzel nach cl. 4 flectirt und in allen diesen jfällen gidA
die alte Übersetzung die formen wieder durch das verbum mimdt^
oder mentden, welches denken, meinen heisst. Zu unterscheiden
ist dann ein anderes man, welches nach cl. 10 flectirt wird. Wir
finden dieses wort einige male in den keilinschriften in der 3-
ps. sg. imperf. amänaya (Bh. % 28. 48. 63), im altbaktrischea
kenne ich das einfache verbum mdnayeiti nur Y5. 48, 2; öfter
findet es sich mit der präp. upa. Die Übersetzung giebt dieses
verbum bald mit finiinn^ oder pnii'ini, d. i. bleiben, wariel^
(cf. Vd. '5, 129. 154), auch mit rr^rsÄö (Vd. 3, 65; 6,57»
Y?. 48, 2), was dieselbe bedeutung haben muss. Diese bedeiJ-
tung passt auch in den keilinschriften. Davon zu scheiden i^
noch ein drittes ww», das gleichfalls nach cl. 10 flectirt wird
und nur in der redensart mäfiayen oM yaiha vorkommt, welche
uns die übersetzimg mit •jia'^:» l»^"» '^fi^iÄöirr, d. i. gleichwie wieder*
zugeben lehrt. Ziehen wir nun die neueren eränischen sprachen
zu rathe, so finden wir mit leichter mühe die abkömmlinge
dieser drei verschiedenen wurzeln wieder. Das erste fnan Qnden
wir noch ganz erhalten in pärsi mintden oder mentden^ denk^
meinen; dem neupersischen ist zwar dieses verbum entschwunden,
doch besitzt diese spräche noch menish, cor, animus, aus gleicher
Zur allbaktrischen Wortforschung.
189
■ Wurzel abgeleitet. Man, bleiben, ist nicht weniger gut erhallen
' tn dem neueren nt/inden, bleiben, warten. Bei der dritten n-urzel
Man leitet uns die tradition gleichfalls auf die richtige spur,
weim sie tnänayen mit ■jMaKöin, i. e. nmp.Jiumänä quasi übcr-
setil, das genannte neupersische wort ist nämlich entstanden aus
hu, gut, und mätul, dem part. praes, von niänistcn, gleichen.
Zfumöfu? heisst also : wohl gleichend, und die verbalform inSnayen
wird heissen müssen: man soll gleiclisetzen oder vei'gleichen.
Demnach haben wir im alteränischen dasselbe verhältniss wie
im neueränischen : die drei verschiedenen man entsprechen den
tlrci neueränischen verben miniden, mdnden und mätiisten.
üeberschreiten wir nun die grenze der eränischen sprachen
und suchen wir diese drei verschiedenen tMnn im weiteren kreise
der indogemianischen sprachen, so finden wir 1. und 2. man
dort mit leichtiglfeil wieder. Es ist überflüssig, für man, den-
ken, meinen, die verwandten genauer anzugeben; man findet sie
in den werken von Fick und Pott, so wie in der neuerdings er-
schienenen Schrift von J. Babad de graeca radice /*av (Breslau
1874). p. 10 flg., ausführlich dargelegt. Nicht minder bekannt
ist die zwdle wurzel man, bleiben, die sich ohne Schwierigkeit
gr. fiifw, lat. maneo u. s. w. nachweisen lüsst. Dagegen
scheint es schwieriger, für man, gleichsetzen, vei^leichen, wei-
tere verwandte beizubringen. Die genirnnten bedeutungeii kom-
in den verwandten sprachen eher der wurzel nid, messen,
das beweisst skr. ttpamä und upamAna, pratimä und prati-
mäna, gr, /ti-/tioftai. Aber nicht bloss im sanskrit und grie-
■liischeo, auch im neupersischen werden wir auf die wurzel md
hin^wiesen, dort ist nämlich nicht b\ospaimüdcn messen, paimän
taum, sonclein auch nimüden zeigen und nimüna das beispie!,
Hiin kommt dalier zu dem natürlichen Schlüsse, dass dieses 3.
«an eme erweiterung der wurzel nui sei, und man denkt sofort
an ausdrücke, wie avi mäm (Vd. 5, 170) oder yatha mäm (Yt.
5, 127), welche »nach dem maa-sse« bedeuten, zu ihnen steht
•"Swiy und neup. mänislen in einem ähnliclien Verhältnisse, wie
Beup. Mnisten zu altb. däm wissen (Vsp. 16. 7). Eine weitere
frage ist, ob wir mmmy als dcnominativ von einem Substantiv
«4iw oder unmittelbar von einer wurzel man ableiten sollen.
H ent.'icheide midi für das letztere, weil das in den Gäthfta
''wkommende mantu mit maass wiedergegeben wird, und dieses
*or1 kann nur direct von der wurzel man abstammen,
190 P. Spiegel,
Einige weitere zweifei verursacht das mit der präp. «fpa
sammengesetzte upaman. Wir haben bereits gesehen, daas
gewöhnliche bedeutung dieses wertes bleiben, erwarte
aushalten ist, es schliesst sich also gut an 3. man und
inoikiviA an, mit dem man es auch bereits verglichen hat. Dk
bedeutung will sich indessen das wort nicht fügen, wie wir
im 12. fargard des Vendidäd (12, 2 fg.) gebraucht find
Nach dem Zeugnisse des Destür Däräb soll es freilich auch d
»warten, bleibenc heissen, man sieht aber nicht gut, wie
möglich ist. Es ist hier nicht der ort, die schwierige stelle ^
neuem zu behandeln, für die wir bekanntlich so gut wie ke
traditionellen hülfsmittel besitzen; es genüge also zu sagen, d
Bumouf dieses upaman (Yagna p. 486) auf 1. m/on zurfickle
und mit penser interieurement übersetzt, während ich selbst
mit »zumessen« wiedergebe, also von 3. man ableite; aus <
bedeutung des zumessens würde sich ohne zwang auch die •
zuwartens und aus dieser wieder die des hoffens ableiten laas
Demnach Hesse sich upaman ebenso gut an 2. man wie an
man anschliessen. Für die existenz eines upaman, zmnesa
hoffen, scheint neup. ummed, hoflfnung, zu sprechen, wdd
wort wohl auf tiparnüi zurückzuführen ist, und die verlangen
des $ in ^ dürfte eine ersatzdehnung für das abgefallene schliessei
i sein. Für das Avesta kommt die frage in betracht für i
wort, welches Justi upamitya schreibt, ich möchte aber c
allein vorkommenden accusativ lieber auf ein abstractum i
rückführen, das entweder upamüi oder upamaiti geschriel
werden muss, die erstere lesung hat Westergaard, die zw«
ich selbst vorgezogen, nach der ersten muss das wort auf ufm
oder das damit identische upaman, nach der letzteren auf «,
man von 2 man zurückgeleitet werden. Das wort findet s
leider nur einige male, nämlich Vd. 3,65; 5, 154. 155. 157. t
7, 169. 170. und es fragt sich nun, was die handschriften d;
sagen. Die vergleichung derselben stellt nun heraus, daas
der zuerst genannten stelle alle handschriften upanmütm les
in den stellen des fünften fargard schwanken die handschrift
während sich die handschriften mit Übersetzung für upami
entscheiden, ist in den Vendidäd-sades überwiegend i^Mimai
bezeugt. Ich möchte glauben, dass beide verben im altbak
sehen vorhanden waren, und es schon in alter zeit freista
von welchem derselben man unser wort ableiten wollte.
Zur altbak Irischen Wortforschung.
äfhravan aiharvan.
Das Wort äthravan mit seiner nebenform aiharvan gehör!
wiss zu den wichti^ten unter den ausdrücken, welche noch
II der arischen zeit uns erhalten sind, und es wird nicht über-
issig sein, dem, was über dieses wort gesagt ist, noch einiges
linzuzufügen. Betrachten wir zuerst die form äthravan. Nach
iUgemeiner ansieht hängt diese innig zusammen mit dem worte,
Mrelches im altbaktrischen, wie im eränischen überhaupt, das
r bedeutet. Da der cultus des feuers in der alteränischen
»ie in der altjndischen religion eine grosse rolle spielt, so ist
i sehr aufTallend, dass der name für das feuer so ganz aus-
uider geht. In den Veden ist bereits agni der gewöhnlichste
tusdruck, mit ihm bezeichnet man sowohl das feuer selbst als
eo gotl des feuers. Wenn auch nicht in der letzten, so doch
\ der ersten bedeutung ßndet man agni wieder im lateinischen,
StEuiisehen und slavischen (ignis, »gnis, ognt), das griechische
i alt^ränische hat verschiedene bezeichnungen. Im altbaktri-
heisst ätars das feuer, und die neueren formen Ädar,
i iei^n, dass dei- gebrauch des Wortes über das altbaktri-
e hinausging. Von einem gott des feuers kann gleichfalls
ftqirochen werden, zumal da ätars im Ävesta nicht selten als
■An des Ahura Mazda genannt wird, den übiigen indogermani-
«hen GpracJien fehlt meistens dieses worl, nur lat. ater, atrium
U»t sich au^ehmen (cf. Zeitschr. für Sprachf. 6, 240). Was
üe decllnation des wortes dtar betrifft, so richtet sie sich ganz
■Mch der der verwandtschaftswörter auf tar, mit alleiniger aus-
s nom. sg., welcher diars lautet, während man äta
aber der acc. laufet ätäreni, dal. ^thr4, abl, äthrat,
voc. ätare. Plur. nom. dtärd, dat. dtarehyö, gen.
Man bemerke, dass die aspirirung des t in manchen
} faw formen durchaus nur eine folge specieller alteränischer
lutgeeetze ist, welche die aspiration des ( vorschreiben, wenn
I « mit r unmittelbar zusammentrifft, in dem abgeleiteten ätryö
Wterbleibt sie, weil drei consonanten zusammentreffen. Das
t sieht ganz so aus, als sei d-tare zu theilen, die ableitung
Wdbt aber dunkel, da eine würzet d nirgends existirt. Mit
' *öeoi thema Atare hängt nach allgemeiner ansieht auch dthra-
vuzQsammen. Um diese beiden Wörter zu vereinigen, müssen
*ir neben ätare noch ein schwaches thema äthra annehmen,
192 F. Spiegel,
welches auch in dem namen Itivgondtf^g vorzuliegen scheint«
gegenüber dem regelmussig gebildeten altbaktrischen äiare-päta^
Auf dieses thema äthravan lassen sich nun zurückführen: dei-
nom. sg. äthrava und voc. äthraofn, femer der vom erweitert«M
thema äthravana stammende dat. ätJ^ravanäiy endlich gehört
hieher nom. pl. athravano. Es ist kein grund zu sehen, warum
die übrigen casus nicht auch ganz regelmässig von dem thema
äthravan abgeleitet werden könnten, also dat. dihratmS, gen..
(Uhraono u. s. w. Thatsache aber ist, dass dies nicht geschieht^
und namentlich die schwachen casus aus einem nebenthems
äthäurvan abgeleitet werden: neben einem agc. äthaurune9m
finden wir den dat. äthäurune, gen. äihauruno, im pl. acG
äthaunmä^ca, gen. äthaurunäm. Vom rein eränischen stancL
punkte aus Hessen sich zwei möglichkeiten denken, um diesi
beiden arten von formen zu vereinigen. Man könnte von dei
form äthravan ansehen und athaurun durch Umsetzung des ^
und r erklären, die Verkürzung des anlautenden a müsste man
durch das wachsen des Wortes am ende erklären (vgl meine
altb. Gr. § 9). Oder man kann annehmen, dass neben äihror
van noch ein zweites tliema ätharvan vorhanden war, und die
vergleichung der übrigen indogermanischen sprachen zeigt, dass
diese zweite annähme die einzig richtige ist, denn altbaktrisch
ätharvan stimmt buchstabe für buchstabe zu skr. ätharvan, die
declination unterscheidet sich in beiden sprachen nur in dem
untergeordneten punkte, dass das altbaktrische auch nach dem
doppelconsonanten rv das a der endung auswirft, während es
nach der indischen regel beibehalten werden muss. Mit altb.
ätare kann aber das thema ailmrvan nicht zusammenhangen,
es widerspricht das kurze a des anlauts, und auch th steht gleich-
massig in beiden sprachen und ist hier nicht von einer eräni-
schen lautregel bedingt. Die nächsten verwandten des themas
ätharvan sind wohl die indischen Wörter aihart und aiJuxryu,
die man mit »flamme« und »flammend« übersetzt, über die
aber wohl das letzte wort noch nicht gesprochen ist. Gleich-
wohl wird man nicht bezweifeln dürfen, dass ätharvan ursprüng-
lich den feuerpriester bezeichnete, da auch dem indischen
ätharvan dieselbe bedeutung zukommt.
Zur altbaktrischen Wortforschung. 193
Bifidva,
haiid, ban, naa%(Aj novtuk,
lieber diese Wörter habe ich schon kurz in meiner anzeige
der schrifl Hübschmann's über das 30. capitel des Ya^na ge*
sprechen (Heidelberger Jahrb. 1872, p. 432), ich halte es nicht
f& unnütz, hier nochmals darauf zurückzukommen. Wir finden
das wort fr^kle^a nur zweimal in unseren texten, nämlich Y(. 48,
1. S; an der ersten stelle ist das wort mit ]m:9T bin^n, d. i.
die schlechteste zeit, gegeben , an der zweiten wird es durch
tNm'^^ i. e. neup. btmäri krankheit ausgedrückt, in beiden
stellen scheint von der gegenwärtigen schlechten weit im gegen-
sidze zu der weit der seligen die rede zu sein. Das wort ist
wotd beüd-va abzutheilen und auf eine wurzel bafid zurückzu-
löten. Von derselben wurzel kommt baüda, welches sich Vd.
ö, 19 in einem theile der handschriften findet. Die stelle lautet :
(ttankmcif bandaySiti bandemcit drum kerenaoiti, d. i. den ge-
sunden macht er (der Zauberspruch) krank, den kranken macht
er gesimd. Die lesart baüdemcit wird durch die Vendidäd-sädes
geschätzt, die handschriften mit Übersetzung lesen bafUemcit, was
wich nicht uruichtig ist, wie wir gleich zeigen wollen. Die wurzel
iöfU scheint mir dieselbe zu sein, die wir in skr. bddli^ in gr.
na(^ity, endlich in lit. beda noth, elend finden. Sehr richtig hat
Hfibschmann nachgewiesen, dass der Y?. 30, 6 vorkommenden
^^ffzel ban dieselbe bedeutung zukommt, sie wird von bafid
Dicht verschieden und nur das schliessende d abgefallen sein. An
dieses ban ist das mehrfach vorkommende particip baüta, krank,
anruschliessen, und es scheint mir nicht unmöglich, auf die-
selbe weise auch gr. novsTv mit naa%m zu vermitteln.
Ahä^ und Asathkhya,
Das wort, welches die altbaktrischen handschriften ahästa
oder akakhsta schreiben (Vsp. 9, 3. Yt. 4, 2. vgl. auch dhästor
jhw Vd. 7, 137 u. s. w.) wird von der tradition mit ^a«, d. i.
zahllos, Übersetzt. Die besseren handschriften schwanken über
die Schreibung des Wortes, die handschriften mit Übersetzung
des Vendidäd geben ahästa, die Vendidäd-sädes ähakhsta. Die
Variante ist unerheblich, für die richtigste form gilt mir ahäsla
aus gleich zu erörternden gründen. Die etymologie des Wortes
war bis jetzt zweifelhaft, Justi im wörterbuche leitet dasselbe
^•itMlirift t Tergl. Spraehf. N. F. lU. t. 13
194 P. Spiegel.
zweifelnd aus a -f- äow -\- gtd ab, ich habe dasselbe bereit
in meinem commentare zu samkhyä geslelll, ohne jedoch an- —
geben zu können, wie die beiden Wörter zu vereinigen seien^ .
Diese Vereinigung ist mir jetzt gelungen, seitdem ich weiss (vg^
meine arischen Studien p. 20), dass altb. s und sh auch
indischen Tchy entsprechen kann. Ahäs ist demgemäss =
asamkhy, Schwierigkeit macht nur t, das nicht zum sufiixe g
hören kann, sondern eher ein lautlicher zusatz ist, ähnlich dem
in gr. 7i%6k8(jtog. Auf diese weise wäre also altb. dhästa
skr. asamkhya zu verbinden, und diese vorgleichung ist
von Wichtigkeit, weil durch sie der bis jetzt geltende satz a
gehoben wird, dass sahasra und hazanra die höchste zahl
welche die Arier gemeinsam ausgebildet hatten. Es ist
wenigstens noch ein gemeinsamer ausdruck für das unzählb
vorhanden gewesen.
Barezis.
Die erklärung dieses altbaktrischen Wortes hat nie schwierf: -r:
keit gemacht, denn es lag so ziemlich auf der hand, dass
wort dasselbe ist wie skr. barhis, opferstreu, matte. Die sa(
ist lautlich ganz richtig, es bleibt aber noch übrig nach
speciell eränischcn bedeutung des wortes zu suchen und d _r.
selbe an seine übrigen verwandten anzuschliessen. Die i — =</
Übersetzung giebt unser wort durcli ^aiü-^fi^^a, dies ist nichts ^az?.
deres als das neup. bdlish pulvinar, auch bdltn ist dasselbe w^:^i%
es ist nur statt des schliessenden sh ein n eingetreten. Dem-
nach dürfte das altb. harezis wahrscheinlich mit kissen zu über-
setzen sein.
Ajsra,
Dieses nur Vd. 18, 131 vorkommende wort habe ich früher
mit jagd übersetzt und noch in meinem commentare (bd. 2,
XXXIII) habe ich diese erklärung gegen de Lagarde zu halten
gesucht. Dazu war ich in so fem berechtigt, als de Lagarde
von der ansieht ausging, ich sei durch vergleichung des wortes
mit gr. ayga veranlasst worden, demselben diese bedeutimg zu
geben. Dies ist aber nicht richtig, ich stütze mich in diesem
falle, wie sonst, vor allem auf die angäbe der tradition und
habe azra mit jagd übersetzt, weil ich überzeugt war, dass das
wort, durch welches azra übersetzt wird, diese bedeutung habe.
Erst in zweiter linie kam die vergleichung mit gr. a^qa hinzu,
Zur altbaktrischen worLfarHchung.
195
»■eiiii man mir nun nachweist, dass äy^a nicht mit a^ra ver-
glichen werden könne, so wird dadurch weder meine über-
»tmng noch die ableilung von az, agere, erschüttert. Dies wird
fiöchslens der fall sein, wenn man nachweist, dass das wort,
I welcfies asra in der Übersetzung wiedergiebt, die angenommene
I Bedeutung nicht hat oder doch nicht haben muss.
Die ansieht, dass das in frage stehende huzväresh-wort jagd
bedeute, gehört nicht mir allein ; auch Windischmann (Zoroastri-
sche Studien p, 220) hat dieselbe ausgesprochen. Er üesl das
Wort fishhr und vergleicht damit neup. shikardan jagen, shikar
ja^. Näher scliiene es mir noch zu li^en, dass man in diesem
falle an neup. nakhctr denkt, welches wort venatio und locus
vcnationis bedeutet, k und s niüssten dann freilich in der neu-
persisclien form umgesetzt worden sein. Ich selbst habe esvor-
ffew^en, das wort vshkr zu lesen. Auch dieses wort ist in
Verbindung mit neupersisch shikardan und shikar zu setzen, am
Vollständigsten erhalten finde ich aber dasselbe in dem neu-
persischen bishgard venatio, praeda, locus venationis. Man mag
also nshkr oder vshkr lesen, das wort mit vakhcir oder bishgnrd
vei^leichen, wir haben immer die wähl zwischen den bedeu-
tungen venatio und locus Venationis. Da nun Vd. 18, 131
die neuere Iradition vshkr mit jangal, i. e. ebene, übersetzt, da
ferner Vd. 8, 271 in der redensart dürS agahi razanhäm das
letzte wort mit -laio übersetzt und von Aspendiärji gleichfalls
nüt jangal wiedergegeben wird, so ist es wohl möglich, dass
Taan altb. azra mit jagdgnind, ebene übersetzen muss. Die
to^ davon würde sein, dass man aera statt mit äyccc jagd
nä skr, ajra feld, also mit lat. agcr, goth. akrs und gr. äy^og
BBaiDDaenzustellen hätte.
Vl^)äifu und seine verwandten.
In der einleitung zum 5. Bande der Rigvedaausgabe (p. XIII
•wt) kommt M. Müller auf die altbaklrische redensarl »fi£pä*
yt*. (oder yaote) zu sprechen, und bemerkt dabei folgendes:
it Is carious to observe the expression vi^tfyave in the Veda
[W, 32, 14.) used in the scnse of for ever, oncc for all. Ftf-
^i/iA, too, must frequently he taken in the Veda as an adverb
meanii^ »always«. In passages Hke 1, 27, 3; 67, 6; 68. 5.
Üie sense forbids to take vi^v^yv^ as a nominative. the accent
*hciws that it is not a vocative of '.n'fivJ'yfts. Professor Benfey
1% F. Spiegel,
rightly translates it by lebenslang; Professor Roth takes vig-
vd^yu everywhere as an adjective in the sense of viQvdkfakfi,
dwelling among all people. This is a case m point where a
translation of all the passages in which vigvayu occurs could
alone show, whether it should be taken as an adjective or as
an adverb. Ich habe nun die sämmtlichen im Petersburger
Wörterbuche verzeichneten stellen nachgeschlagen, an welchen
viQvd^yu vorkonunty und das resultat, zu dem ich gekommen
bin, ist, dass vigvä'yus nicht blos an den oben genannten, son-
dern auch noch an einigen anderen stellen als adverbium ge-
fasst werden kann, obwohl dies nicht unumgänglich nothwendig
ist, den stärksten eindruck hat aber auf auf mich die dbea
angeführte stelle des 10. buches gemacht. Ich will indess d&
Vedaforschung nicht vorgreifen und bemerke blos, dass die im
Petersburger wörterbuche aufgestellte etymologie nicht beibe-
halten werden kann, wenn Mäller'swink von einem zusammen-
hange von vifv^yave und vigpäi yaovS sich bestätigen sollte : es
dürfte nicht vifva -|- äyu, sondern vtQvd -\- yu getrennt werden.
Wir wollen aber nun sehen, wie sich die iranische forschung
zu dieser frage stellt.
Soviel ist nun sicher, dass zunächst das vedische vifväyu
mit dem altbaktrischen ttqpäyu zu vergleichen ist, wie dies Justi
und Fick bereits gethan haben, beide Wörter stimmen buchstabe
für buchstabe zusammen. Das altbaktrische vigpdyu konmit
nur an einer einzigen stelle vor, nämlich Vsp. 21, 4, wo es
heisst: vtQpäyüm ca uskUdtem yazamaidi. Befragen wir die alte
Übersetzimg über den sinn dieser stelle, so will sie dieselbe
übersetzen: Cd:^^ *jr: fain*^« noT^fi^, alles gute also preise ich.
Nach dieser Übersetzung entspricht fain"»« noi^Ä dem vtgpäyüm
des textes, und man sieht leicht, dass die Übersetzung unbrauch-
bar ist und nur einer verfehlten etymologie ihren Ursprung
verdankt. Offenbar hat der Übersetzer für vigpäpüm ein thema
vüQpaeva angenommen und daraus den accusativ gebildet nach
analogie von fAdoyüm, harayüm; da nun aber eine partikel nicht
declinirt werden kann, so kann auch die erklärung nicht die
richtige sein; wir sehen jedoch soviel, dass der Übersetzer zwischen
vt(päyu und vigpa keinen grossen unterschied der bedeutung
angenommen hat. Weitere aufklärungen über viQpäyu müssen
wir aus dem altbaktrischen selbst zu gewinnen suchen. Hier
bietet sich zuerst das zahlwort gatdyus, welches ich (altb. Gramm.
Zw allbaktriscfaen Wortforschung. 197
g 157) in Übereinstimmung mit Windischm;uin durch »hunderl-
bch« ijberlragen habe. Gleich nahe verwandt ist jiertmdyus,
weiches wort ohne allen zweifei gewöhnlich »volljährig. Jüng-
ling >bedeulet, auszunehmen sind aber stellen, wie Vd. 3, 151,
wo (las wort von der alten Übersetzung verschieden wiedcrge-
gebe« wird und auch dem zusammenhange nach eine andere
bedeutung haben muss. Ich habe es früher durch vollkommen,
Tollständig übersetzt, so auchJusli, Röckert glaubt, es heisse
auf immer: nach der tradition wäre es etwa so viel wie;
bekanntlich. Das wichtigste der hierher gehörenden wörler
ist aber das Vd, 15. 35. 63. vorkommende aefahmäyus. Ich habe
das wort früher {altb. Gramm, § 175) mit in solcher art
äbertragen wollen, richtiger wohl giebt Justi das wort mit
jedesmal. Es ist kaum anders möglich als anzunehmen, dass
das wort aus dem dalive aetahnwU -f y» gebildet sei, die
übrigen Wörter würden dieselbe erklärung vertragen. Zu be-
Berten ist noch, dass in skr. ayufa, niyuta, prayuta die würzet
y» gleichfalls zur bildung von Zahlwörtern verwendet ist.
d'ihi, dasytt.
Unter den nomadischen stammen der Perser führt Herodot
(I, 135) auch einen an, welcher den namen Daer trägt und
fiber den meines Wissens weitere nachrichten nicht erholten
fisd. Spätere nachrichten aus der zeit Alexanders des Grossen
BDd seiner oaehfolger wissen von einem andern stamm der
Daer zu erzählen, welcher am kaspischen meere gewohnt haben
«U und sich einer grössern berühmtheil erfreute. Diese Daer
kisleten dem Bessus und Spitamenes hülfe, ihrem beistände
dankte Arsakes die erhebung auf dea parlhischen thron. Diese
Saer sollen von norden, von der Mäotis her, in ihre spätem
Wohnsitze eingewandert sein, doch sagt uns Strabo selbst, dem
wir diese nachricht verdanken, dass diese ansieht nicht all-
gemeiii angenommen und unsicher sei. Da Strabo die Daer zu
den Skythen zählt, so hat man sie bis jetzt aligemein für einen
'tordniscfaen stamm gehalten. Es ist indessen auf diese ansieht
ttudit allzuviel zu geben. Auf sprachliche gründe, welche in
(alle die mas^ebenden wären, haben gewiss Strabo und
gewJUirsmami ihre ansieht nicht gestützt, eher auf die
nsweise des Stammes, welche aber über die nattonalilät
il entscheidvn kann, die eränischen Kurden oder Luren
198 F- Spiegel
unterscheiden sich zwar durch die spräche, nicht, aber durcl
die lebensweise von ihren türkischen nachbaren. Zweifelhai
muss aber die turanische herkunfl der Daer das vorkomme]
dieses namens in der Persis machen und^zwar in einer frühen
zeit. Die möglichkeit ist allerdings zuzugeben, dass selbst L
so früher zeit turanische horden in der Persis gewohnt habei
könnten, aber Herodot giebt uns die Daer als eine abtheilmi]
des Perserstammes und es ist sehr zweifelhaft, ob die Perse
zur zeit ihrer macht ein fremdsprachiges volk in ihren stamm
verband aufgenommen und ihm gleiche rechte zugestände]
haben. Mehr noch, auch die am ka«pischen meere wohnende]
Daer werden von den Eräniern als stammesgenossen betrachtel
Der name der Daer hat sich in dem neueren DiÄis^n erhalter
mit welchem namen man noch im mittelalter eine stadt he
zeichnete, welche in der nähe von Jorjän gelegen war. In de
nähe dieser stadt wohnen nach der angäbe des Shähnämi
(p. 128, 18 ed. Mac.) allerdings die Sagsär oder Qakas, abe
die stadt selbst ist eine eränische grenzfestung, zu welcher sid
Naudar beglebt, als er die nachricht von dem einfalle Afräsiäb
erhält (ib. p. 183, 10 flg.); mit dieser festung fallt er in di
bände seiner feinde. Ueberhaupt ist es ein dem eränische]
epos feststehender satz, dass Turän erst jenseits des Oxus beginne
Die möglichkeit, dass die Daer zu den Eräniern gehöre]
können, hat auch auf die etymologie des namens einfluss. Sin«
die Daer Eränier gewesen, so haben sie wahrscheinlich einei
eränischen namen gehabt, waren sie Turänier, so ist es immer
hin möglich, dass sie, als an den grenzen Eräns wohnend, ihrei
namen von den Eräniern erhalten haben, die bedeutung de
namens dürfte aber in dem einen und in dem andern fall
eine verschiedene gewesen sein. Man hat nun bis jetzt nur dei
letztern fall in das äuge gefasst. Man hat längst gesehen, das
das Yt. 13, 144 vorkommende adjectivum Mhi dahisch bedeut
und in genauer beziehung stehe zu dem stamme dank, von der
auch altb. danhu, altp. dahyu herkommt, die nasalirung des *
unterbleibt nach den regeln des altbaktrischen, wenn ein i folgl
in der Voraussetzung jedoch, dass unter den Daem ein feind
lieber, turänischer volksstamm verstanden w^erden solle, ha
man dcMiu, dahyu nicht in dem eränischen sinne in der be
deutung von gegend gefasst, sondern skr. dasyii, räuber bei
gezogen, was um so eher angeht, da eine ^vurzel danh ver
Zur altbaktrischen Wortforschung. 199
derben auch im alteränischen nachweisbar ist. Sind aber die
Daer £ränier gewesen, so ist es natürlicher, von der eränischen
bedeutung von daiihu ausssugehen und das wort etwa als land-
bewohner zu erklären. Wenn auch unsere hulfsmittel nicht
hinreichen um zu entscheiden, was eigentlich die grundbedeutung
von dahyu, dasyu gewesen ist, so scheint es mir doch schon
ein erheblicher gewinn, dass ein wirklich diesen namen führen-
der Volksstamm sowohl an den grenzen Eräns, als auch inner-
halb dieses landstriches selbst nachgewiesen ist.
Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass man auch
den Esra 4, 9 genannten namen herbeiziehen muss, der im
texte Äim geschrieben ist, den wir aber Hirti zu lesen gelehrt
WCTden. Da dieser name zwischen denen der Susianer und
Hamaer steht, so wird man zunächst an die Daer der Persis
denken, nicht imdenkbar ist es freilich auch, dass noch andere
stamme Eräns den gleichen namen führten.
Bei Hesychios findet sich die bemerkung : ßitrralS ö ßatStXsvg
na(ja JJsQaaig. Das wort ist meines wissens bis jetzt unerklärt,
mehrfach hat man damit die vitaxae verglichen, von welchen
Ammianus Marcellinus spricht (23, 6) und über die er sich
folgendermassen äussert : Sunt atUem in omni Ferside hue regiones
fMoimae, qtms Vitaxae id est magistri equitum curant, et regis
Satrapae. Hiernach wäie Vitaxa soviel als magister equitum
und da diese erklärung nicht zu der des Hesychios stimmt, so
hat man schon vorgeschlagen den text zu verändern und zu
lesen: vitaxae id est reges et niagistri equitum curant. Es stimmt
indessen, wie man sieht, die form der beiden Wörter nicht be-
sonders zusammen und es fragt sich, ob man nicht besser thut
sie auseinander zu halten. Die von Hesychios angeführte form
ist jedenfalls leicht zu erkläi-en. Mordtmann (vgl. Sitzungs-
berichte der Münchner Academie 18G9 p. 498 flg.) hat Sasani-
denmünzen veröffentlicht, welche den namen viQtdhm tragen,
ans ihm ist das wort ßitSTa^ entstanden. Die neuere form des
Portes ist im armenischen erhalten, dort lautet es vgtäh und
bedeutet einen furchtlosen, muthigen mann; im neupersischen
ist gustäkh dasselbe wort, es bedeutet: muthig, trotzig. Die
^i^urzel des Wortes ist gtak, steif, fest sein, von ihr stammt auch
^okhra und Igtakhr und das pärsiwort gtahm, gewalt, woraus
^ neupersische ^itam verkürzt worden ist.
200 P- Spiegel, Zur altbaktrischen wortforacbung.
Die form vQidhj ßUftai ist indessen nicht die einzige, weidie
unser wort im neueränischen angenommen hat. Mordtmami
hat bereits gezeigt, dass der Viqtahm der münzen der Ba^täm
der Säsänidengeschichte ist (über ihn vergleiche man bei de
Sacy memoires sur diverses antiquitäs de la Perse p. 395. %.
401). Boftdm ist aus vif^tahm entstanden, indem i; zu & ver-
dichtet und der hauchlaut h ausgeworfen worden ist. Die
neueren Eränier haben nämlich einen eigenthümlichen ortho-
graphischen gebrauch. Während es im deutschen eine Zeitlang
Sitte war, ein h einzusetzen, das etymologisch nicht geboten
war, blos um die länge des vocals auszudrücken, lässt umgekehrt
der Perser ein etymologisch berechtigtes h weg, weil er es durdi
den langen vocal schon ausgedrückt glaubt. Auf diese weise
entstand z. b. shära^n neben shahra^tän^ so ist auch Boftdm
zu erklären. Aber noch in einer anderen form zeigt sich das
wort im neupersischen: aus vigtahm ist nämlich auch Chi^ehem
geworden, der name eines berühmten im Shähnäme vorkom-
menden beiden.
F. Spiegel.
Das reduplicirte perfectum im irischen.
Diese Specials! iidie über das perfectum im irischen ist
■Georg C.urlius zum SSjährigG« prufessorjubilämn gewidmet
Und hat ihm als festschrift im inanuscripte vorgelegen. Ich
glaubte, dass diese gäbe meinem verehrten iehrer insofern nicht
tincrwüiischt kommen könnte, als »das voibum der griecliischen
Sprache* im 2. bände das griechische perfectum enthalten
■wird, zu welchem das irische perfectum manche interessante
analere bietet.
Die materlalsauimlung im ersten llieile erhebt nicht den
■ri^ruch auf Vollständigkeit, doch ist sie reichhaltig genug, um
s grundlage einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung dienen
können. Ungefähr die hälfte der angeföhi-ten perfecta findet
**ch bereits im texte der Grammattca Cellica p. 448 — 451. Die
M>id. p. 1091 unter den Addenda nachgetragenen formen stam-
men fast sämmtlich aus Stokes »das altirische verbum«, im
. und VII, bände der Beiträge, woselbst VIT ß — 15 vom per-
'■^tum handelt. Von mir sind etwa zehn nummern neu hinzu-
Uefögl worden, abgesehen davon, dass ich selbständig nach-
BepröfT, wo mir die mittel dazu zu geböte standen, und manchen
heuen beleg zu bereits bekannten perfecten zugefügt habe. Ich
hielt es für überflüssig überall alle mir bekannten belegstellen
^'n^ffihren. Die ciiikiainnierung einiger nummern soll andeuten,
^^ss mir die betrcfl'enden perfecta noch nicht vollkommen sicher
*wbürgt zu sein sciiienen. Die quellen, aus denen ich geschöpft
tiabe, sind den celtologen bekannt; es sind ungefähr dieselben,
'lie Stokes Beitr. VIII 354 verzeichnet. Ausserdem bin ich im
^itz zahlreicher copien aus älteren handschiiflen, die ich zimi
^HÜ der gute der herren O'Grady und Hennessy verdanke;
vergL SpracUr. N.P.ni. 3, 14 '^^■~
202 Ernst Windisch,
darunter befindet sich eine vollständige abschrift des Täin
Bö Cuaigne aus dem Book of Leinster von Mr. O'Grady. Für
das perfectum waren diese texte jedoch von geringerer ausbeute.
Die darsteliung der irischen perfectbildung im zweiten
theile habe ich so einzurichten gesucht, dass auch der des
celtischen weniger kundige gelehrte sie leicht überblicken kann.
Im besonderen mache ich aufmerksam auf den interessanten
aufschluss, den das irische über die aus dem sanskrit und
gotischen bekannten perfectformen mit mittlerem langen e
giebt (§§ 24. 25), sowie auf die unbestreitbaren fälle späterer
analogiebildung, die ich von § 29 an vorführe.
Erster theil.
Alphabetisches verzeichniss von perfectformen.
1) W. arc (indog. park, skr. präg) :
Sg. 3. ini-chani-arcair L. ü. 62 a, 7.
PI. 3. im-com-arctdr L. U. 24 a, 28.
Praes. immed-cham-airc interrogat te, imnie-^omarcar inter-
rogatur Sg. 197 b.
Got. frah, — Skr. papraccha geht auf den präsensstamm
^)röWfÄ:«- zurück, der im irischen nicht vertreten ist. Vgl. Beitr. Villi.
2) W. aCy immer mit nasalem infix, m%ac, anc (für anc, ananc;
skr. ag):
1. Sg. r-anac sa veni
2. Sg. ininac
3. Sg. rcHinkYdX. Ep. 53 (dreisilbig), gew. r-anaic, Umaie
1. PI. f-ancamar
2. PI. t-ancid
3. PI. t-ancatar.
Die eigentliche perfectforni ist afiac, r und t gehören den
Partikeln ro und do an, mit denen sie fest verwaclisen ist (§ 5).
Die belege zu den angeführten formen Beitr. VII 10 flf., Z '—
449 ff. Praes. ticid konmit, i>. PI. Imper. L. U. 39 b, 31.
Skr. ^manhqa (gr. ^r//vox«); Praes. aQ^wmi
3) W. ba (indog. bha),
a) mori:
Sg. 3. ro bebe mortuus est Wb. Z ^ 448.
beba Hy. II 23.
Das redaplieirte perfeclum im
203 '
Vgl. no-m-^taad gl. mori Ml. 23 d (3. sg. sec.), no-m-batis
mori, homines jussisti 40 a (3 pl. sec., dass sie stürben).
Eine raitlelirische Umbildung von altir, hebe, beba ist bebais
mortuns est Fei. Prol. 48, märz 18, aprit 23 (Leb. Bi-.). Vgl. § 32.
b) eaedere, mit imi-ar zusammengesetzt appellere, repel-
lere, subjicere:
Sg. 3. r-indar~pai reppulit Z". 877
PI. 3. innar-patar depulerint Wb. Z\ WM.
Praes. benim caedo Z ^. 449, inda-ärben repello eos, indnr-
banat- subjicilur Z \ 881.
Or. fiitfavTiti. Tiitfuzai, Int^pvoy (st. qn. tfer).
[4-) W. bat:
Sg. 3. bcbla mortuus est Z *. 449, von Stokes nach einem
dtate Todd's aus L. L. citirl Beilr. I 336. Da
die bildung der fomi abnorm isl (wir sollten
l>cbail onvarten], so wäre eine nachprüfung der
stelle envünsclit. Praes. nt-bail, cpil inlerit Z \ 430,]
[5) W. bag (indog. hhati):
Sg. 3. cotn-hai{f fregit Hy. V 77
huich L. U. öh, 27; lOa, 2 (Amra, ed. Stokes
Goid. ^ p. 157. 162).
Stokes führt diese formen Beitr. VHS— 13 nicht an, scheint
aber VTI 7 die erstere für perfectuni zu halten, indem er sie
%'on dem »aorist« com-bach fregit unterscheidet, einer form, die
allerdings nicht den perfecttypns hat. Vom präsensstamme sind
*''<* diese formen nicht gebildet, denn das praes. hat inlautenden
"*sal: rom-boing ronfringit Z \ 431. Vielleicht finden sich noch
lormpn, welche ein sicheres uitheil über baig, bukh ermöglichen ').
^■^n derselben wurüel das t-praeteritum bodU (3. sg.) Hy. V
29. Z \ 455.
Str. babhanja; prae^. bhmuij-Jiii.]
6) W. hu (indog. bht):
1. Sg. ro hti
3. Sg. ro Ui
\, PI. ro bämmar
2. PI. ro itaid
3. PI. ro bätar.
. ]iQ»hffrt tAer-baig L U. IIU. äl hierher'? Ia')n<l n di. giaiet'Wi
\ l«*«!! iusiiiJin nrns r» riginUiTii rorvici ina rrofe, co WcröoignrriilPft'
I
204 Ernst Windiach,
Die belege dafür Z \ 499 flf.
Praes. biu fio Z\ 491.
Skr. babhüva, gr. nifpvna, nstfiatst.
7) W. &2an9, ton^ (für vlang, vgl. § 5):
Sg. 2. fiM-oiblang gl. praevenisti eum Ml. 43 d.
3. ro'leblaing er sprang, L. U. 72 a, 17. 18; 10:
4; 104b, 18; lila, 35; 111b, 16; 1
märz 5 (L. Br.)
doUeblaing sprang T. Bö Fraich.
for-röebling L. U. 19 a, 14.
dcM-eblmfig L. U. 80 a, 21 (T. B. C.)
dor-roeblaifig L. L. (an derselben stelle des T. B.
do^rbling Tur. Gl. 59 (ed. St.)
do-ar-blaing Tur. Gl. 60.
tar-blaing L. L.
PI. 3. CO raeblangtar L. U. 102 a, 19.
Praes. lingid seni tar des n-esd transilit aetatem lunae Z^4
Skr. vavalga,
8) W. brafig (für vrang?):
Sg. 3. d-^ebrainger ging? Fei. april 2. 17, aug.26 (L.l
Vgl. §§ 5 (anm.), 6, 27 .
9) W. can (indog. kan):
Sg. 1. for-roichan gl. Institui Ml. Z ^. 448.
2. for-tan-roichan gl. nos . . cominonisti MI. 2
3. tair-chechuin pracdixit Wb. Z ^. 448.
cachain cecinit L. U. 47 a, 18 u. ö.
PL 3. tair-chechiatar gl. vaticlnati sunt Wb. Z^. 4?
Praes. for-chun, for-chanim doceo Z ^. 428. 429.
Lat. cedni,
9) W. cang,
Sg. 3. cechaing ivit Fei. jan. 25, märz 20 (L. Br.) i
Praes. cefigait eunt Fi's Ad. (L. U. 29 a, 3).
10) W. cal (für scal):
PI. 3. T^ceachladar leg. cecMatar i. dothachladar foderu
Stokes Beitr. VII 13.
Vgl. ro thochaü feart er grub ein grab (Toruigheacht Dhia
agus Ghr. p. 162).
Vgl. gr. (fxdXho.
11) W. car (skr. gar) cadere, periro:
Sg. 2. tor-char du fielst L. U. 73 b, 30.
sdöphdrte per
Sg. 3. do-ro-chair cecidit Tur. Gl, 19, L. U. 54a, 7.
tor-cjiair L. V. 108a, 18 u. ö.
PI. 3. lor-cJiarfar L. U. 19a, 15.
do-ro-chrattir L. U. 21b, 15,
Praes. in-chrin interit Z '. 430, /wire urht-chrinat quia in-
iereunt 433.
Sttr. racre, praes. ^r-rfä-ti zerbrechend, zu gi-unde gehen.
13) W. cor (indog. kar, skr. kra, krt):
Sg. 1. ar-ro-vher redemi
du-air-dier eoiisecutus suin Lib. Ann. (Beilr, VII 10)
3. ar-ro-chiuir Fei. Prol. 34. (14 {L. Br.), vgl. Z *.
449. 450.
Praes. creinm emo Wb. Z «. 439.
"Vgl. ski-. AYi-w^mt kaufe, Beitr. VIII 38.
^13^ W. ca[s-\:
Sg. 1. fris-racat^ sa ffris-ro-od-cacha) speravi Ml.47a.
con-aea (ad-ca) vidi L, U. 15 b, 41.
3. do-sn-ecaeka (ad-cacha) specfavit eum L, U. 23a, 40.
im-racacha imbi er sali um sich L, U. 130b, 22
I(Stokes).
ac-cai L. U. 65 a, 24.
con-ac<ae L. ü. 19 b, 14.
am-acca L. U. 47b, 15.
PL 1. ac-cammar Wb.
3. ac-catar Wb.
con-ac-catär L. U. 55 a, 38.
ru fres-cecktar expectaverunt Ml. 34d.
ru fres-cachtar Ml. 26 b (für fris-ad-cechatar).
Praes. ad-ch(v\del,fris-aical {für -ad-ciat) operiuntur M].39d.
Vgl. ved. 3. pl. alhi-cakshaie sie überschauen {\v. caksh füi-
■*as), Ztschr. XXI 424.
14) W. eis:
Sg. 3. >(Hch{s i. eatfinis deploravil« Stokcs, Beilr. VII 12,
ohne angäbe der belegstelle.
Praes. ctU plorant, warf chiat etc. Stokcs, Beitr. VII 21
**>*i. 31; iiif. c6i, cdi, z. b. oc cöi »in weeping» Fis Ad.
Stokes vergleicht lat. jMft-or, questus, w. funs. Ich habe
?'*'■ das bedenken, dass die infinitivform cöi, cdi auf mirzel-
''^ftes i hinzuweisen scheint. Ebenso das praes. cöinim deploro
Weuir. camnim), inf. cdtniitd Corm. Gl., das man doch gern
206 Ernst Windisch,
nach abzug des sufiixes nia (vgl gr. xlhc») derselb^i wurzel
unterstellen möchte. Stokes will das auslautende 8 in cichü
als das s der wurzel betrachen. Aber wie könnte einfaches s
hier erhalten sein? Alle Schwierigkeiten schwinden, und auch
die lange des i findet ihre erklärung, wenn wir cichis, wie
bebais als eine perfectform betrachten, die nach analogie der
3. sg. des s-praet. auf -^iis, -is, z. b. carais, cöinis, in der von
mir § 32 erörterten weise gebildet ist.
15) W. ces:
Sg. 3. ro cesair passus est Fol. Stokes Beitr. VII 14
Das von Stokes Beitr. VII 12 und Ebel Z ^ 1091 als perf.
verzeichnete ro ceh<es (L. U. 10 a, 2, Amra Gh. Gh.) ist vielleicht
Schreibfehler für ro ches, wie im Lib. Hy. an derselben text-
stelle geschrieben ist.
Praes. cesme patimur Wb. 8d; cesad passio Z ^. 239, Etwa
Zusammenhang mit lit. kenczü dulde?
16) W. dad:
Sg. 3. fo^oichlaid gl. effodit Ml. (nach Stokes, Beitr.
VII 12), von Stokes Beitr. VIII 349 urthüm-
lich zu gr. axaX gestellt.
PI. 3. ro cechladatar gl. suffoderurit wb. (Z ^. 450).
Praes. cladar wird gegraben L. U. 69 a, 35. Vgl. Beitr. VIII 39.
17) W. cud:
Sg. 1. do-coad sa veni Z ^ 454.
3. dO'Ch^id Wb. L. U. 50 a, 42 u. ö.
do-chüaid L. U. 4 a, 8 u. ö.
PI. 1. ad-^demmar tractavimus Sg. 43 a.
3. do-chotdr L. ü. 66 a, 19.
do-chuatar Fei. Prol. 140 (L. Br.)
Mit ad- zusammengesetzt bedeutet dieses perfect adire ali-
quid, tractare de aliqua re, nuntiare.
Praes. fehlt, fut. du-c&istis venirent Ml. 34 a.
Vgl. ski*. coda^ämi treibe an, altn. hvatu eilen.
18) W. du:
Sg. 1. ro chuala audivi
2. ro chuala
3. ro chuaU
ro chuala Hy. V 102. 103.
PL 1. ro chualaniftiar
2. cualaid
3. ro chuaiatar.
DuB reduplicirte pcrfedn^^rnlrKcGe
Ein sehr viel vorkomnieiides praeleritum (vgl. Z \ 448 ff.
«1 Stokes Beitr. VII 10 ff.), von welchem g 22 handoU.
Praes. cluiner audilur Coriii. Gl. Trjuisl. |i. 15.
Skr. gu^rava.
19) W. dag (für dvoffh):
Sg. 3. (iedaig oppressit Hy. III, 3.
PI. 3. for-m-dedgatar gl, opprimendo Ml, 63 c.
Praes. for-dengat oppriniunt.
Vgl. ksl. dvignqti bewegen, ahd, aneangan \eUere.
[20) W. dal:
Sg. 3. dedaü L. U. 47 a, 39: daig na delba ro-n-dedail
»um der form willen, von der er sich getrennt« Stokes Beitr.
VU 11, Mir ist diese wurzel mit dieser bedeutung sonst nicht
bekaimt.J
21) W. dam:
Sg. 1. f'o-ro-damar sa gl. expertus sum MI. 132c. 39a.
3, damair passus est Fei. febr. 9,
PI. 3. ro-AmaUw passi sunt Fei. Prol. 27 (L. Br.)
Praes. fo-daimim patior Wb. Z '. 429.
Vgl. skr. data, dämyatl zahm, sanft sein.
23) W. darc (skr. dort) :
Sg. l. ad-chon-iiarc vidi Ml, Goid. * pp. 17, 19.
atchmnareh.V. 48a, 34.40; 48 b, 4 fl".; 87b,6u.ö.
2. ad-ehoti-darc su L. U. 87 b. 4.
3. ad-chon-dairc Tur. Gl. ßO. 127; Praei'. Hy. IV.
ai-chontmirc L, ü, 50a, 36 n. ö.
PI. 1. (ü-chmmrcmär L, U. 32a, 23. 41.
Praes. con-deroar con^icitur (T, B. Fr.)
Skr. dadarga, gr. ÖidoQxa.
23) W. fa (indog. svap g 19):
Sg. 3. fiu Stokes Goid. ^ p. 87.
PI. 1. femmir dorniivimus L. U. 122b, 36.
2. febair dormivistis ibid. ')
3. feotar L. U, 20b, 22; 57a, 30; 58a. 9; 65a,
36; 65b, 10. 15. 20; 67b, 37; 108b, 6. 14;
109 b, 3.
ftaes. fvaid Hy, II 31.
Skr. sushrajia, altn. svaf, svdfum (sdfum).
') Auf diese 1.
. Iial mich Stoküs aufiiierksiiiii gumoclit,
208 Ernst Windisch,
[24) W. fac (indog. mh)\
Sg. 1. ro iarfac-sa »I asked« Siab. Charp. Con. L. ü.
113 a, 28.
3. faig »dixlt« nach Stokes Beitr. VII 12, aus dem
Amra (ed. Stokes p. 164, ed. Crowe 41, L. U.
10 b, 36), vom glossator anders gefasst (no
fuaged »sewedc).
Mir ist sonst nur das comp, iar-fac bekannt: sg. 3 ro iarfaig,
pl. 3 ro iarfaiget sie fragten praef. Hy., iarfaigit praes. hisL
L. L. O'C. Lect. 527; dazu das t-praet. r-iarfad quaesivit,
r-iarfactcUar quaesiverunt Wb. Z \ 455.]
25) W. gad (indog. gad):
Sg. 1. rogdd sa rogaviWb. Z «. 448, Fei. Epil 105 (L.Br.)
2. -gad rogasti Wb. Z ^ 448.
3. ro^did Sg. 209 b, Hy. V 35. 49, L.U. 48 b, 26.
PI. 1. ro-gcidamtnar Wb. Z \ 450.
3. gadatar Hy. 11 17.
Praes. guiditn precor Z *. 429, guidiu Fei. Epil. 103.
Skr. 3. sg. jagäda.
26) W. gan (indog. gan) ^) :
Sg. 3. ro3ewairnatiisest,M1.24d, L.U. 17a,17;51b,31.
PI. 3. ro-^enatar L. U. 34 b, 45.
ro-genartar Wb. Z ^. 451.
Praes. g^mither gignitur Ml. 38a, gnitir gignmitur ibid.,
adrgainemmar ni renascimur Ml. 66 b.
Skr. jajana, gr. yiyova.
27) W. gan (indog. gan, g^w):
Sg. 1. ad-gen sa cognovi Wb. Z ^ 448.
3. ad-geuin Wb. 12 c.
*) Zu derselben wurzel gehört das transitivum do-gniu facio nebst fo-
gniu servio. Vom praesensstamme (urspr. gania) bildet schon das altir.
ein s-praet., dessen 3. sg. dorigmi^ foruigeni von Stokes Beitr. VII 12 als
perfeclform des zweisilbigen stainmes »genes* (vgl. sehi ^fo-ro-genesit*)
betrachtet wird. Auf den stamm »genes* ist Stokes gekommen, wahr-
scheinlich weil du allerdings für *cesiu steht. Für eine perfectform hält er
dori^cnt der schwer erklärbaren länge des e wegen. Vgl. meinen erklärungs—
versuch § 36, 2.
Dagegen ist das von Stokes Beitr. VII 14 angeführte, mir sonst nicht:^
vorgekommene foruigmair »er diente« wirklich eine deponcntiale perfect —
form, die den Wurzelzusammenhang mit ro genair natus est deutlich zurr
schau trägt.
Das reduplicirte perfectum im irischen. 209
athrgeain L. U. 25 a, 15. 22 u. ö.
PL 1. adrginammar Wb. 14 d, U U. 106 a, 4.
3. aOirginatdr L. U. 24 a, 43; 103 a, 27.
Praes. mir nicht bekannt, vgl. jedoch Stokes Beitr. VIII 319.
Skr. j(y^u, jajike»
28) W. gon (für ghan)-.
Sg. 1. ad-ro^egon sa repupugi Sg, Z*. 448.
3. geguin vulneravit, trucidavit L. U. 70 b, 1 1 ; 64a, 33.
geoguin L. ü. 70b, 16. 40; 65b, 5; 81b, 11.
geogain L. U. 72b, 23; 77a, 29; 77b, 10. 13. 17
PL 3. gegnatar FeL mai 19 (Three Ir. GL p. 131; L.Br.
gignetar)^ gegnatar they slew Book of Ballymote
(O'Gurry Lect. on the Ms. Mat. p. 516).
Praes. gonaim, ni goin non vulnerat Z \ 430.
Skr. jaghana, pL jaghnima.
29) W. glann oder gland:
Sg. 3. roeglaind didicit (L. L. 59 b a, T. B. C.)
Praes. fogliimn disco Z ^ 428, inglennat vestigant 433.
30) W. grand:
Sg. 1. in-^oi-grann gL persecutus ML 36 d.
3. in-rograinn gl. persecutus Ml. 26 b.
PL 3. ad-roi-gegrannaiar persecuti sunt Ml. 25 b.
Praes. dundi adgreinn persequenti ML 26 r, in-grennat per-
^^Uuntur ML 26 d. Vgl. ksL grqdq schreite, lat. gradier.
3 1) W. gu (indog. gus) :
Sg. 2. roe^a elegisti Hy. II 51.
3. röi-gu elegit Wb. Z\ 449.
PL 2. d(Hrai-gaid elegistis Wb. Z \ 450.
3. do-roirgatar elegerunt Wb. ibid.
Praes. to-gu eligo Z \ 429.
Skr. jujasha, jujtishe, got. kai4s, kumm,
32) W. lag{^y.
^. 3. ro leluig ö'Curry, On the Mann. etc. III p. 158 ^).
PL 3. lelgatar i. loniraLset L. U. 57 b, 19.2)
4
') is bo ro leluig cech ae (als ob eine kuh jedes derselben geleckt
*^tte (vom kohlschwarzen haar der männer gesagt).
*) Die stelle lautet: lelgatar imorro da ech Conculainn in n-üir corrici
^ docha indegaid ind feüir, die zwei pferde C.'s aber hatten die erde bis
*^ die steine nach dem grase kahl abrasirt. Zu der glosse lomraiset vgl.
'^^•«wr conrasit Z •. 462, lomair strip, peel O'Don. Gr. p. 200. — Stokes
210 Ernst Wüidisch,
33) W. lag, lang:
PL 3. fa-coimlactar gl. peilullerunt Ml. 47 c (Z *. 1091).
Praes. fo-loing sustinet Z*. 431.
34) W. lam:
Sg. 3. ro lamair ausus est Fei. Prol. 29 (L. Bn)
PI. 3. ro lamratur (sie) nach Slokes Beitr, VII 15.
Praes. ru laimur audeo Wb. Z ^. 438.
Vgl. lit. lemiü, lenUi bestimmen, beschliessen? Stokes stellt
»ro lomur audeo« zu gr. toXfiäa, ohne zu bedenken, dass dies
ein denominativum von voXfA^ ist (Remarks ^ p. 21).
35) W. U:
Sg. 3. rolil, lü adliaesit L. U. 68 a, 41.
PI 3. ro leltar Gorm. Gl. (Stokes, Beitr. VU 13).
Praes. lenü adhaerent Wb. (Z \ 433).
Skr. lüye in praty-ä-lilye u. anderen corapositis,
36) W. nmn:
Sg. 1. do-mefiar sa putavi Wb. Z *. 450.
2. fo^icfifur suspicatus es Wb. Z 2. 451.
3. rU'for-aith-menair memoravit Ml. 24 c.
PI. 1. du-mennuir putavimus. Ml. 15 d.
3. n^n^atar putarunt Ml. 17 b.
Praes. do^mniur puto Wb. Z \ 438.
Skr. me^ui, gr. fiifAova, lat. tnemini, got. man.
37) W. nvat (brechen, zerbrechen, ausbrechen):
Sg. 3. dan^nieniaid in slög for lar ind lis L.U. 19 b, 17
contrmemaid a dmiin inde so dass sein rück(
entzwei brach, L. U. 20 b, 18.
cor-röe-mid a druim L. U. 98 a, 31.
ru nuiith Ml. 51c (ho ru nmth for a naimb
hostibus fugalis).
PI. 3. menidaitir a carpait ihre wagen zerbrachen L.
64b, 25.
mefndatar Comi. Gl. maidinn >>they broke« (Trar^^^^*
ed. Stokes p. 120).
cor-raimdetar L. L. *)
stellt Beitr. VIII 323 lelaig lelgatar zu gr. ^«/w, während er es Remai-
p. 11 zu gr. idxoSf lat. lacer, Gurt. Grundz. 110. 86 stellt.
1) Mit memaid und memdatar identisch ist das häufig vorkomme
mebaid, mebdatar (L. U. 77 a, 6 steht mebaid, vier Zeilen weiter memaU^
demselben sinne). Aspirirtes m niuss schon früh wie aspirirtes b
Das reduplicirte perfectum im irischen. 211
Skr. marndtha und mamantha, w. math aufreiben, hart mit-
nehmen, un-math aufreiben, tödten, i^irmalh in stucke zer-
schlagen u. s. w.
38) W. mad (urspr. mo^?) messen:
Sg. 3. d(Hru-madir fuerat emensus Ml. IGc. Z\ 1091.
Dieses perfectum ist nicht mit ro rnidar judieavi zu ver-
wechsebi.
39) W. mad:
Sg. 3. imme-rtHnedicLr (sie) peccavit Tut. 17.
PL 3. inna hi imme-ruimdetar gl. delinquentes Ml. 46 b.
Z\ 1091.
Fut. im-roimset, itn-ruitnset delinquent, peccabunt Ml. 54 a.
Weiteres ist mir von dieser wurzel nicht bekannt.
40) W. fmd (urspr. twarf):
Sg. 1. ro mida/r judieavi Wb. Z *. 450.
3. ru midir Corm. (Stokes Beitr. VII 14).
Praes. midiur puto Wb. Z *. 438.
Altnord, mat mdtum (meta abschätzen, got. mitan messen).
41) W. malg:
Sg. l. do ominalgg mulxi Sg. Nigra, Rcl. Celt. I p. 33.
Die verbalform ist malg,
Praes. hlig^im für mleg-^ pass. arindi mblcgar quia mulgetur
Cortu. Gl. s. v. melg milch; iarsinni blegar ibid. s. v. (/«'.
Ahd. malch, mdchan.
*2) W. nag,
a) activ:
Sg. 3. f(MWfiaig »he purified« lly. III 4.
Praes. do-fo-nuch, -nug abluo, lavo Z*. 428. 1089. Vgl.
skr. nij, nenekti, gr. Wfco?'
b) deponens:
Sg. 3. ro caoni^tmgair üachta er wusch gewänder O'Dav.
Gl. p. 65.
PI. 3. d<h€oem^iactar tlachtu Fei. jan. 4 (L. Br.)
do^oemr-nichtar ibid. (Three Ir. Gl. p. 127).
Vgl. Stokes Beitr. VII, 13.
***ileQ sein. Dafür spricht z. b. das aus dem Würzb. codex nachgewiesene
*^ in memoria Z '. 251. Ebenso ist der Wechsel von claidem und claiddi
i^us aafzufa:$9en u. a. m.
212 Ernst Windisch,
43) W. nac, ac (für fianc, am vgl. Ztschr. XXI 416),
a) deponens:
Sg. 3. coinh^ucuir poluit Wb. Z\ 871.
d(hchoenhfiacair L. U. 98 a, 28.
far-conhfMcair factum est Z *. 882;
tec-canhnocuir accidit Z '. 886 ^).
PI. 1. coim-nacnuir MI. 135b.
2. coim-fiacaid Wb. Z *. 871.
3. coini^adar Ml. 135 b.
coin-nadar Wb. Z 2. 871.
Praes. co^wc potest Z*. 431.
b) activ:
Sg. 3. at-tot-chom-fii€c accidit tibi Wb. Z \ 449. 882
44) W. ndsc (neben fmgh, wie i^rosA neben prctg):
Sg. 1. ro "fienasc sa foraib (ich band auf sie = ich v<
pflichtete sie zu . .) L. U. 114 b, 6.
aroh-rdi-nasc despondi enim vos Wb. Z *. 813. li
3. ro nenaisc L. U. 68 b, 36.
ar-nenaisc despondit L. U. 128 b, 21.
Praes. fo-nascar fair (es wird auf ihn gebunden =) er
verpflichtet L. U. 72 b, 12.
Vgl. lat. nedo.
45) W. ra:
Sg. 1. immö^ous-sa L. U. 114 b, 28. Vgl. § 31.
3. imm-rera profectus est Z *. 448.
immorrd (mit pron. infix.) L. U. 40 a, 10.
Praes. im-rad (für rat) 3. pl. voyage Chron. Scot. p- 10
(ed. Hennessy). Vgl. Curtius Grundz. no. 492.
46) W. rag dirigere:
Sg. 3. reraig Hy. V 51.
ro reraig in riglaim Ily. V 56.^)
*) Vgl. caomnacair i. rainec. alfel Menn doib a scela araail /orcflow^^^*"*'
cair, M. erzillilte ihnen «lic gescliichle davon wie es passirl war O''"^'--^^'
(Three Ir. ül. p. 6i). — tcc-com-nocutr wird Z ». 88() in do-aith-com-
legt, attotchomnicc dagegen 88!iJ in a(l-\dO't]chom-nicc. Warum das
mal atV/i, das andere mal ad?
^) Stokes Beilr. MI 10 (und nach ihm Ebel Z\ 1091) zieht hierl
drong reraig im Noe »ein häufen der mit N. kam« (St.) F61. EpiL
Allein reraig ist hier gen. pl., wie der Zusammenhang ergiebt; vorl
drong archaingel, nachher: drong faithe, drong apstal, drong martir ^^^
Vergl. reraig, faithi cen dibad, aingil, apstail, ard fegad Hy. I 44.
zer-
ine
7.
er;
Das reduplicirte perfectum im irischen. §13
PL 3. rore^rgcidar aldmadia mighed^lgaibh sie siveckten
ihre hände nach ihren köchem Book of Bally-
raote (O'Don. Suppl zu O'Reilly, s. v. diü-
bhracadh).
Praes. rigid i. sinedh (er streckt) ut est: ro rigid-sann a
lam (sie) dia cruid, er streckte die hand nach seiner harfe
O'Dav. (Three Ir. Gl. p. 110), rigid a laim porrigit manum
suam, Stokes Beitr. VIII 321.
Altn. r(dc, rdkum {reka treiben).
47) W. rac (skr. rag) :
Sg. 3. con-reraig er band L. U. 63 a, 17^)
Praes. corirriug ligo Z ^. 428.
Vgl. lit. riszü ich binde; skr. ragand, ragmi riemen. So
auch Stokes Goid. *. 25.
[ 48) W. rat:
Sg. 3. rauh er lief Fei. jan. 6 (L. Br.).
PL 3. dchrertatar cucurrerunt Hy. V 55
rathutar Fei. sept. 18 (L. Br.).
Praes. rethait currunt Ml. 138d. Hierher ziehe ich auch
<Ias compositum fu-r-raith quod adjuvit, vgl. der bedeutung
Dach lat. suc-curro. Stokes Remarks ^ p. 33 erinnert dagegen
^ gr. vntjQstsXv^ ohne zu bedenken, dass dies ein derivatum
^on vnfiqitf^q ist. — Die präposition fo ist deutlich zu erkennen
ta dem futurum furm^e se adjuvabit me (Tir. 11, Hb. Ardm.).
Vgl. lit. rÖM ich rolle.
49) W. rat (für prat):
Sg. 3. raith er merkte Amra (Stokes Goid. ^ 164 =
L. U. 10b, 31 und Goid. « 165 = L. U. Hb, 16).
Der präsensstamm ist enthalten in ro-^aithestar, wodurch
*^tft in der ersten stelle (L. U.) erklärt wird. Es wären jedoch
^eitere belege dieses verbs' sehr erwünscht. — Vgl. ro rathaig
te perceived (O'Don. Suppl. zu 0*R.).
Goth. froth.
*} L. U. 63 a, 17: conreraig Gucbulainn iarsin inna h^nu di thötaib
<^ lefedaib in carpait, conid samlaidsin luaid do Emain Macha : dam
^d indiaid a charpait ocus iall gesse oc folüamain uassa (GuchulaiiUl
limd darauf die vOgel an die stränge und . . . des wagen«, so daM iV M
iiadi Emain kam: ein wilder ochse hinter seinem wagen und ein ■ebwi
^w8ne Ober ihm fliegend). — Vgl. 62 b, 42 cmurigia eter da faiilii tt
214 Emst Windisch.
50) W. ri (für pri) :
Sg. 3. as-rir dedit, ni rir non dedit Hy. V 6. 61. 87.
röir dun mensus est nobis Wb. Z \ 462 (von
Ebel iiTthümlich unter das s-praeteritum gestellt).
Praes. as-renat reddiint Sg. (Z *. 433).
Vgl. nsQvdqj inqiäfAiiv.
51) W. san'^
Sg. 3. ro chosain contondit, defendit L. U. 39b, 23.
do diosain Genealogy of the Hy-Fiachrach ed.
O'Donovan p. 248.
Vgl. fut. cossenat sie werden streiten Beitr. VII 21, cosnam
defensio, contentio Z\ 771. Hierher auch im/rcswa adversatar,
imfresfuU altercantur (im-frith-scna) Wb. Z *. 884?
52) W. skak oder skcig:
Sg. 3. scdich^ sedig praeleriit L. U. 21b, 36; 56 b, 21;
76b, 24; 91b, 31; 100b, 15; 101b, 21; 105b,
9; Fei. Prol. 61. 89. 97.
Praes. scachaid dim a mallachtnachu, weicht von mir ihr
verfluchten L. U. 32 a, 34; 32 b, 15. Vgl. airnnscugud Z*.872.
Ags. scoc, alts. skok ist geschwunden. ^)
53) W. scang:
Sg. 3. sescaing sprang heraus (Brit. Mus. Addit. AIss.
18, 748).
sesceing L. L. fol. 55. a. col. 2 = L. U. 79 b, 39.*)
Praes. scingim I start, spring (O'Reilly, Dict.).
*) Das germanische und das irische verb stimmen merkwürdig im
gebrauch überein. Vgl. irisch: intan romboi cach oc praind, ro scäick
praind döibseom (wenn jeder bei der malzeit war, war ihnen die malzeit
vorüber) L. U. 56b, 21. — broc Emua ro scdich e (die bürg von Emain,
geschwunden ist sie)F61. Prol. 97. — Angelsächsisch: tha väs viuter scacen^
Beov. 1137, dugud ellor scöc (die ritter sind anders wohin gegangen, ge-
storben) 2255. — Altsächsisch: ant that he ellior skok Hei. 2708.
*) Die ZAvei stellen, aus denen ich dieses perfectum kenne, finden sichr
im Täin B6 Gualgne. Die erste sieht in der handschrift, aus welcher O'Grady^
das im Book of Leinster fohlende fol. 5.*} ergänzt hat, und lautet: Is anfEs
sain rasmeil ocus rascumail Curhnlaind itira da läim; noncuris ocus non- j
cenglais ocus noncarcrais ocus noncrothais, ro srscaing a caindeabaid vlM
(. . . und er schüttelte ihn, dass all sein koth herausfuhr). Die entspres
chende stelle lautet in L. U. 7ia, 22 gabaid iarom etcr a dl Idim ocütm
cotmeil ocus fochrotha, con sephaind a cliaimebor ass (er nimmt ihn dann
zwischen seine zwei bände und quetscht ihn und schüttelt ihn, dass
koth hcraussprang). — Die zweite stelle, in welcher L. L. und L. U. wört^
Das reduplirirte perfedum ii
215
I .^i-4) W. scatid:
Sg. 3. scscaiiid sprang L. U. 60b, 39; 71a, 43.
Praes. »scinnim I spiingr, start« O'R,, ro srj-nd O'Don.
Suppl. Lat. sctmdi.
■S^) W. slag oder s%:
PI. 3. fo-sdgataT Hverunt Tur. Gl. 128.
Praes. sligim lino, fo-sli^iim delino Z '. 4251, vgl. fuillrrhü
gl. 2U tonica talari sanguine lita Tur. Gl. 128,
ö€) W. slac:
Sg. 1. ro selach {für ro seslack) ich schlug nieder L. U.
114 b. 3.
3. ro selaig (für aeslaig) L. U. 47 b, 25; Ff). Prol.
51 (L. Br.)
PI. 3. ra-selgatär (für seslagtdr) L. U. 58 a. 1 (ra sel-
gatär na budni iarom in fi<l resna carptib,
die schaaren schlugen darnach das holz vor
den wagen nieder).
Praes. haare roslechta quia destructi lueranl MI. 48 d. .53 d
(vgl. Z'. 481.)')
Got. slok, sküian.
S7) W. slac:
Sg. 3. ro selaig (für Kealaich) Cüchulainn chuci, C. schlich
zu ihm L. U. 104a, 18.
Auf diese ivurzel slac (Fick ' 552) macht mich Stokes
'""'^flich aufmerksam. Vgl. ysleacaim I sneak, drawl« O'R. Diel.
Hl. sk-nkü. sVinkti kriechen, schleichen. Vgl. Joh. Schmidt,
''öc. 1 54.
S$) W. snag (oder swtjj):
Sg. 3. ro se)iaic}i (für
stillavit Fei.
Beilr. VIT 11.
Praes. saegair 3. sg. pass. L. L. fol. 59. b. 2.
\naig) gl. i. ro snig vel feraid,
mai 15 (L. Br.), vgl. Stokes
. _ -* UHTcinstimmen, lautet; acacewg asetip comböi for h pniad seclilair,
\ J^* uidere au^e [eig. sein genof^sc, nach Stoke«) spranfr tiorniis, to dS9S
' ftiusen Ruf der backe war.
, _ 'f Sthwer m entscheiden iat, wohin ro telgatar rolu ¥i\. Prol. 8 ge-
I ^*n. Slokea Beilr. VII 13 Qlierselzt .sie hahnten wege-i. Tm L. Br. wird
1 ^*» Verb diirrh ro aligietar. das nomen durch sligr. glossirl. Wenn »irg«
1 '•ti, ttiftd via Z '. iöö mit »Ugaetar etyinologiscli lusaminen hangt, 90
■*ObI* man kaum an die nbige wurwl «Joe "srlilagen« dnnken,
210 Ernst Windisch,
59) W. svand:
Sg. 3. sdfaind L. U. 69 a, 9. ^)
sephaind L. U. 74 a, 23, vgl. anni. zu no. 45.
sephainn T. B. Fr. ed. Crowe p. 140 (L. L.)
do-sephain (sie) pcpulit eum Hy. V 57.
PL 3. do-sephnatar persecuti sunt eum Hy. V 62.
do-t-roiphnetar L. U. 98 b, 31.
tafnetar Hy. V 60.
taifnüir L. U. 3 b, 29.
Praes. an-duni-senncU persequentes me Ml. 39 c, do^srnw
sie treiben, jagen T. B. Fr. p. 138 (Beitr. VIII 319).
60) W. tag (indog. stag):
Sg. 3. con-rotaig exstruxit Wb. (Z \ 449).
ro chumtaig L. U. 3 b, 12.
PI. 3. cmrTÖtgatar Sg. (Z \ 450).
Praes. cunutgim architector Sg. (Z*. 429).
Die Wurzel tag erscheint hier stets mit den präposition
con oder com und od zusammengesetzt: conrotaig = con^ny^
taig, conrötgcUar = con^o-od-tgatar (Z *. 885).
61) W. ^?
Sg. 3. do-ru-thethaig?
Tur. Gl. 17 (ed. Stokes, Goid. % von Ebel Z 2. 448 depi
didit übersetzt, ebenso von Nigra Gloss. Hib. Cod. Taur. p.
obwohl daselbst nicht richtig erklärt.
62) W. tak:
Sg. 3. takh confugit Ml. 32 b.
PI. 3. ro tachatar fugerunt 44 a.
Praes. ara teget quia fugiunt ML 48 d. Vgl. Stokes, B^
Vm 327.
Skr. w. tak, lit. tekü fliessen, laufen.
63) W. tak,
a) activ:
*) Dieses verb kommt vorwiegend mit do zusammengesetzt in def
deutung »treiben, jagen, verfolgen« vor, aber an einigen stellen seh ^
das Simplex intransitiv zu stehen, so L. U. 69 a, 9 : Dan-aidle Cü iaruncT»
fogaid in claidib co sebaind a folt de amal bfd cou-altaiu no berC^
»So C. visited him with a blow of his sword, so that bis hair po«^
down from him, as if it was with a razor he was shaven« Stokes. A^^
lieh L. U. 74 a, 23. — hi der stelle aus dem Täin Bö Fraich bedeutet ^
Simplex »spielen, musik machen«, ebenso ibid. das praesens aennait ^
§ 32. Oder gehören diese formen zu einer zweiten wurzel?
Das redupIiciTte perfeclum itii irischen.
217
Sg. 1. ad-roetadi supplicavi Hy. VI 20.
aärroitheach, at-roithech Vel Epil. 152. 153 (L.
ßr. 105 a).
3. CO ro-atlaig Hy. IV Praef.
CO tt-attaig L. L. O'CiUTy LecL p. 527.
PI. 3. CO n^cJtetar side ri'ge »Uiese ilemanded Ihe
kingdom« ibid.
Praes. ateoeh precorHy-V 95, VI 1. 20;3. sg.afeicA MI. 39 b,
Usammeiigesetzt tiiil der präposition cul.
Vgl. alts. thiggian, ahd, dikkan flehen, bitten. — Slokes
eilt Remarks * p. 39 das praesens ateoch irrlhumlich zu vi.vak
»ote-i'oitt»),
b) deponens:
Sg. 3. muiiligir poposdt Boitr. VII 14, Z«. 11191 {Trip.
Life of St. Patrick).
Praes. cumtgivt peto Wb. Z\ 429. Von dieser w. tak ist
l unterscheiden eine w. dag in ähnlicher bedeutung: con-datg
Juaerit Wb. Z \ 430, condegar, cmtiegar quaerilur (T. Bö Fraich);
oilstruirl niil co Praef. Hy. IV : ro dminnig cukce »lie askeil her«.
64) W. Irac (für tranc):
Sg. 1. du-lhracear optavi Wli. (Z ^. 450).
3. du4kracair Sg. (Z\ 451).
dudfu-tharcair Ml. (Z^. 451).
Praes. am du-trak du! (»so lliat iL desircs to grjn) O'Doii.
fp. p. 257.
Ags, throng, plui-. thrimgim (vgl. "cs drängt midi, ohvas
u thun*)?
«5) W. tarn:
Sg. 3. UiÜiaimh he died Ann. Foiir Mast. (O'Dori. Gr.
p. 2fi0).
PI. 3. iamhatar ibid. (Stokes, Beitr. VII 13).
Praes. taniaim I rest, repose, silence (O'R,)?
Vgl. skr. tämyati den atlieui verlieren, vergelien, starr
^'wden. Ein perfectuin l^itäma ist nicht nachgewiesen. Ir. tdm
*■ Wj moi-s O'Dav., vun Ebel Z *. 1004 irrthfinilicb mit lat.
W»s verglichen. Wieder anders Stokes, Bcitr. VIII 327.
66) AU [»rfectuni ist auch fuar inveni (Hy. V 98), fttair
■"neiiit (Praef. Hy. IV) ku belrachleii, aber von welcher wurzel?
l" den ältealeu glossenhand-scliriften kommt vor; fo-ru-ar para-
''it. effecit. Z '■ 22 (vgl. 874) mehrmals oline t belegt, praes.
(•UaihTln rUr rvrEl- Mprarhr. N. F. in. !. 1$
218 Ernst Windisch,
föiret parant. Dies scheint vei-schieden von fuair mvenit zu
sein, wenigstens wüsste ich die bedeutungen nicht zu vennittehi.
Dürfte man bei ir. fuair invenit wirklich an gr. svQiüxc^^ svqov
denken? Das ful. fuirsiHs »they shall find*« (zweimal im B. of
Arniagh, Goid. ^ p. 87) gehört zu dem t-praet. f urecht invenit
Hy. V 80. Noch einer andern wurzel scheint das perf. pass.
früh invenlum est anzugehören, Z ^. 478, pl. forUha L. Br.
(>7) ducHÜig juravit, Z \ 449 als perf. angeführt. Zu tangu
juro kann diese form nicht gehören, da tongu = do-ftmgu,
vgl. inti dod'fangad is qui id juravit Ml. 36 a.
68) ro fadcUar exciderunt (quam quidam promittentes circa
fldem exciderunt, 1. Tim. 6, 21, Wb. Z \ 1035), steht Z ». 457
unter dem t-praet., wu-d aber 1091 unter das perfectum ver-
wiesen. Andere zugehörige formen sind mir nicht bekannt.
Dagegen ist conrditer servavit, zu den Beitr. VIII 344 von
Slokes besprochenen Wörtern gehörig, Beitr. VII 14 von ihm
mit unrecht als pcrfectform dep. betrachtet worden, vgL Z*.
1091. Ebenso glaube ich, dass nidiair non amavit von Stokes
Beitr. VII 12 irrthünilich als perf. aufgeführt ist; vgl. § 4.
CO ruildctar L. U. 43 b, 22 (Seirgl. Conc.) scheint mir von
Stokes noch nicht evident erklärt zu sein, ro leUatar Z \ 1091
(zu p. 450, 20) ist wohl nur druckfehler für ro Mtm% wie
Stokes a. a. o. aus derselben stelle (C4orm. 61. morand) citirt.
Zweiter theil.
Untersuchung über die bildung und die geschieht
der pcrfectformen im irischen.
Cap. I. Die arten und die flexion der perfecta.
1) Unter dem namen »reduplicirtej? perfectum« fasse^
wir nach dem vorgange von Zeuss, Ebel, Stokes drei lurten vo^
perf ect formen zusammen :
I. Die perfecta mit erhaltener reduplicationssilbe wie c
recini ;
II. die perfecta mit abgefallojier reduplicationssilbe w —
ro gdd rogavi, cmi-darc vidi;
III. die perfecta mit langem e in der ersten Stammsilbe \w
ad-gefi cognovi.
ädupht
Die arten I und 11 können ihrer bUdung nach zusammen
C^ehandcll werden; die arl HI betrachten wir gesondert, da ich
nicht mit Stokes (Beitr. VII 9) aucli an formen wie gen ein-
fachen abfall der roduiiücationssilbe annelnuen kann.
Was die bedeulung anlangt, so ist das perfecluni im irischen
•wie im classischen sanskril, lateinischen und germanischen in
lie, reihe der liistorlschen tempora eingetreten, wird aber
30ch hier und da in seiner ursprünglichen bedeutung gebraucht.
Vgl. die Z \ 448 aus dem Würzburger codex mitgetheilte
g'losse; is raiid indcachl adgen sa gl. cognosco ex parte, aber
'^^'orthch: est pars in deitaie (quam) cognovi.
2) Die Zusammengehörigkeit diesei' drei arten der perfecl-
l^ildung folgt aus der gleichheit der flexion. Vom perfect-
£tamme wird nur ein indicativus perfecti gebildet. Es giebt
ÄWar aucli ein redupiicirtes fuluruni, aber dies geht seine eigenen
Wege, wie wir später üeigen werden. Das perfectum hat ent-
weder aclive oder deponentiale tlexion. Dieser unterschied zeigt
«ch jedoch nur im singular. Im plural werden activum und
Deponens in gleicher weise flectirt : in der 1, und hi der 3. plur.
^laben sich die deponentialen, in der 2. plur. hat sich die active
BiwJang festgesetzt; erst allmälig wird auch in der 2. plur. eine
^ponentiale analogiebildung gebräuchlich. Im singular findet
**> *Jer regel kein schwanken zwischen activer und deponentialer
Oexiou statt, die meisten veiba haben sich entweder für die
*'ne oder die andere entschieden').
Auf grund der vorausgescliickten materialsamnilun^ stellen
^■r im folgenden die flexionsparadigmen des irischen perfects
iJf, und fügen dann eine kurze lieschreibung der merkmale
"Hau, an denen man die einzelnen personen erkennt, ohne je-
1 hier auf eine eigentliche erklärung der personalendungen
nigeheti. Vom thematischen vocale handeln wir § 10.
a'. Activum.
Sg. 1. frq) tfegon fsn) skr. jaghmm
2. (ro) tfcijon (m) jafihanilm
3. (ro) H'yuin jaf/lulna
D'i Hiiponunliuler llexioii liügl v
V.
220
Ernst Windisch,
PI. 1. (ro) gegnamfndr
2. (ro) gegnaid
3. (ro) gegnatdr
Sg. 1. con-darc (so)
2. coiv-darc (su)
3. con-dairc
PL 1. con^arcnidr
2. con-darcaid
3. con-darddr
Sg. 1. (ro) gdd (sa)
2. (ro) gdd (sti)
3. (ro) gdkl
PL 1. (Vo^ gddamnidr
2. ("rö^ gddaid
3. (Vö^ gddatdr
III.
skr. jaghnima
jaghna
jaghnus
IIa.
gr. didoQxa got.
d€do^)ear£
dsdoQxaat
IIb.
got. /(>r
for
fonmi
foruth
fonm
hcdp
hälft
halp ^
htdpum
hfdptäh
hulpun
Sg. 1. (uTrgen (sa)
2. ad-gen (m)
3. ad-geuin
PL 1. ad-genamytiär
2. ad-geiiaid
3. ad-iforuitdr
nkr, (sasada) lat. scrfi
(sasattha) scdisti
(sasäda)
sedima
seda
sedus
got.
sedit
sedimus
sedistis
sederimt
(sat)
(säst)
(sat)
setum
settäii^
setun
B. Deponens.
I.
Ein vollständiges paradiginen mit erhaltener reduplicatii
lässt sich nicht zusammenbringen.
II.
damar passus sum no. 19.
III. •
Sg. 1. (ro) menar
2. (ro) inentar?
3. (ro) menair
PL 1. (ro) menanmidr
2. (ro) menaid
3. (ro) menatdr
3) Die 1. und die 2. sg. activer flexion unterscheiden si'
an und für sich nicht von einander, doch ist die 1. person <
skr. mene
menishe
mene
inenimahe
nienidhve
nunfiire
Das reduplicirte perfectom im irischen.
221
l-m^rch (iie angofiigle pranoiiiinale partikel sa, die 2. person durch
? pruuoinliialc pai'tikel su kenntlich gemacht. Die 3. sg. ist
».araklerisirt durch das in die Wurzelsilbe eingedrungene »
tCÄlier dessen m-sprung vgl. g lü). In derselben weise steht -
im ar der I. sg. deponentialer tlexion ein -air in der 3. person
3genöber; auch hier Ist das i nicht der ursprüngliche vocal
P^ej silbe, sondern ein eingedrungener, sei es, dass wirklich
iisnia] ein dünner vocal hinter der jetzt auslautenden silbe
I sland, sei es, dass die deponontiale form nach analt^ie
1 der activen charakterisirt worden ist. Die 1. und die 3. plur.
. liaben die ausgänge -ammär, -aiär (das a der letzten silbe hat
ofl, wenn auch nicht immer, ein längezeichen), wie im praesens
deponens; der vocal der vorletzten silbe fehlt oft (vgl. darüber
§ 10), so dass dann -}ndr und -fdr als ausgang erscheint. Die
3- |)lur. lautet auf -aid (selten -id) aus, wie im praesens und
futurum activi. Die spätere deponentiale endung der 2, pluralis,
Welche im laufe der zeit immer häufiger wird und bereits im
Leb. na hUidre vorkommt, lautet -liiir, z. b. tancaihair venistis ^).
Was die in den paradigmen in parenthese gesetzte partikel
*™ anlangt, so erscheint dieselbe sehr oft, aber durchaus nicht
•Dinier vor den per fect formen. Ein bestimmtes gesetz habe ich
J" ihrem auftreten oder fehlen nicht finden können, wenigstens
bün^ weder das eine noch das andere davon ab, ob das vorb
^sammengesetzt ist oder nicht, noch davon, ob die redupli-
*^alionssilbe vorhanden oder verschwunden ist. Es verhält sich
*'so mit dieser partikel wie mit dem augment in den homeri-
schen gedichten, und in der that darf sie mit dem augmente
^^f arischen sprachen und des grlechisctien verglichen werden,
^^ sie eine, wenn auch nicht nothwendige eigenthümlichkeit
^Her historischen tempora (auch des t- und des s-praeteriti)
^^ irischen ist. Im miltelirischen, wohl auch schon im alt-
"^schen, wird sogar der iudicativ des praesens durch vorsetzung
*on ra — wie im sanskrit durch vorsetzung von sma — zu
^leni historischen tempus: do-rimiu ich zähle auf, ro-do-s-rimiu
"^" Iiabe sie aufgezählt (Stokes, Beitr. VII 3). Aller wahr-
^heinlichkeit nach hat ro in celtischer weise ein ursprünglich
*"lautendes p verloren (vgl. Beitr. VIII 12); dann würde ir.
') Stokes. Beilr. VU 13, tiat timcabair, nber tancaibair isl die ältere
'"tn, (L. C.), GnUlanden iius laneaid -i- bar (pron. povs. der 3. pl., zu ver-
'™'hBi mit gol. ii-vara).
222 Ernst Windisch,
ro ZU gr. TtQÖ, TtQOTegov, lat. jyrae etc. gehören, so dass wir die
Verwendung dieser partikel aus ihrer etymologie begreifen
könnten. Diese auffassung gewinnt dadurch an Wahrscheinlich-
keit und intcresse, dass das irische den präsentischen formen
die Partikel no vorzusetzen pflegt, welche ja offenbar mit gr.
vvv, lat. nunc, skr. nünam etc. zu vergleichen ist.
4) Das Sanskrit, lateinische und gotische bilden das redupli-
cirte perfectum nur von wurzelverben. Auch für das irische lag
kein grund vor die ursprüngliche Sphäre dieser bildung zu erwei-
tern (vgl. §8); wir dürfen reduplicirte perfecta von abgeleiteten
verben hier um so weniger erwarten, als das reduplicirte perfectum
im irischen eine im abstarben begriffene bildung ist (vgl. § 27).
Ich möchte daher nicht billigen, dass Stokes Beitr. VII 12
nichair non amavit als perfectum auffasst, da caraini amo (präsensst
carajor) als denominativum von dem in lat. carus enthaltenen
nominalstamme anzusehen ist ^). Dazu kommt, dass von oaraim
im altirischen sonst nur das s-praeterilum nachgewiesen ist.
Cap. II. Die reduplication.
5) Die rcduplicationssilbe besteht im irischen in der regel
aus dem ersten wur/elconsonantcn und nachfolgendem e: bebe
iebais, cechiiin, ccchaing, dcdaig, gcgum, memaid, nmaig, 7i€f laisc,
reraig, rcrtafar. Dieses e ist fast überall aus ursprünglichem a
entstanden, da die meisten hier in beUacht kommenden wur-
zeln mit a anzusetzen sind, und die reduplicationssilbe ja ur-
sprünglich inmier den wurzelvocal enthielt. Das irische stinunt
also hier mit anderen europäischen sprachen übcrein, die wenig-
stens sämmtlich eine neigung zum e in der reduplicationssilbe
zeigen. Einzelne irische perfecta haben aber a: cachain, fris-
racachn (für fris-ro-ad-cacha), tathaim. Dieses a beruht jedoch
nicht auf dem alten indogcnnanischeii reduplicationsprincipe,
sondern verdankt sein dasein einer späteren auf dem streben
nach vocalharmonie beruhenden assiniilation. Denn für cachain-
haben die ältesten quellen cechuhi, iaihaim i.st bis jetzt nm* aus
späteren quellen nachgewiesen, und in frisracacha, das aller-
dings im Cod. Ml. vorkonnnt, hat gewiss das a der voraus-
*) Allerdings kann geltend gemaclit werden, dass Z * 453 ein redupl.
fut. ni con chechrat non aniabunt (Wl).) aiij^^efuhrt wird. Da der zu grund
liegende nominalstamm im irischen selbst niolil lel)endig ist, so wurde
caraim vielleicht doch als wurzelverbum g*»frddt. Aber das perf. naüsste
doch noch besser verbürgt sein, ehe ich nichair für eine i>erfectform halte.
^^^^^^^TJas reiJuplicii'te perfcdiiia im iriaclieii. ^i'i
p^heiiden präposUion ad in Verbindung mit dem « der wurzül-
älbe den auaschlag gegeben.
Das irische ist jedoch in der slereotypirung des vocals der
Eüdupücationssilbe nicht so weit wio das griccliisclie und gotische
mgen. Man wird wohl überliaiipt annehmen dürfen, dass
die scliwachung nacli dem e zu sieh zuerst nur bei den wurzeln
mit a einbürgerte, und dass erst dann die wurzeln mit i und
u sich dieser majorilät anbequemt haben. Freilich künnen hiei-
mir die pei-fecta lil und rir in betrachl kommen: beide gehören
«1 wurzelformon mit i (vgl. slu'. li, gr, ngi in sTrQiato), und
bal>cii deshalb diesen vocal aucli in der reduplicationssilbe.
Wmn neben Hl die 3. pl. kltar erscheint, eo liegt eben auch
liier eine anbequeinung an die übrigen perfecta vor, die durch
ilen breiten vocal der letzten silbe begünstigt wurde. Von
tvunelu mit u ist vielleicht in cuala audivi die reduplications-
äili)c erhalten, siehe darüber § 22.
Was den consonanten anlangt, so heben wir nur hervor,
iass, wenn die ^vurzel mit einer consunantengruppe anlautet,
im irischen nur ein consonant und zwar in der regel der erste
cun.<iDnant in der reduplicationssilbe erscheint: ccchladatar fo-
äenmt, ad-^ajrannatar persccuti sunt, sescaing sprang, sescaind
sprang, selytUar (für seslaytar) liverunt, selay (für scstaicJi)
tehlug, sttttaich (für sis?utiff) slillavit, se^tahid (für sv^aind)
pepulit. Eine ausnähme bildet kUaing er sprang, wo oitenbar
^er tweite consonant redupücirt worden ist. Denn die von
S«ra GIdss. Taur. p. XV aufgeslellle erklöning, dass leblaing
[Br *k-labiHg stehe, sotzl eine zweisilbige, sonst unbekannte
Wurzel voraus. Die sache scheint sich vielmehr so zu erklären,
^ der ursprüngliche anlaut v der wurzelforni vlang im all-
K^oUiben ganz geschwunden war und sich nur noch durch b
•"(gedrückt hinter der reduplicationssilbe hielt, während andrer-
*itii nur das l als lebendiger anlaut der wurzel gefühlt und
<l(tngemüss auch reduplicirt wurde '). Auffallend bleibt das
pulectum leblaing aber trotzdem, namentlich wenn man da-
') In ilcn'seUien weise wie leblaing ist drebraing zu erkülreo (vgl. g§ 6
""'IT). Slokes Ketnorks'p. 11 fahrt ea auf do-vrevraing zurQek mid
** la ni w. ertlff, die wir för ir. ttngtm in anspriich genommen beben.
'°> Wwtifle, iloss die reduplicationssilbe ursprOi^lieh mit er anlautete,
Vi oAclite nicht beide perfecla, leblaing und r«braing, zu skr. valgsleüon.
'Wldchl gebOcl d-Tfbraiiiij zu skr. iTty aclireiteii, Bellen, forlgelien.
224 Ernst Windisch,
gegen das bei ähnlichen Verhältnissen z. b. in IgQHfa
ißXdattixa iui griechischen beobachtete verfahren hält.
Von vocalisch anlautenden wurzeln ist nur ein einz
perfectum bekannt, nämlich ancu: ich habe eireicht, mit
verbalpartikel ro oder der präposition do (ad) gewöhnlich
rantic oder tanac verbunden. Dasselbe ist, wie bereits von
ztschr. XXI 412 ausgeführt worden ist, mit skr. änathga ident
und wahrscheinlich auch mit gr. iv^voxcr zu vergleichen,
sehen aus dieser Übereinstimmung, dass solche perfecttypen
skr. änamga bereits in indogermanischer vorzeit vorhar
waren und nicht auf rechnung des sanskrit zu setzen sind,
irischen unterscheidet sich der perfectstamm vom präsensstai
ausser lieh betrachtet, durch die anfangssilbe an: praes. ic-
standen aus anca, perf. anac entstanden aus ananca. Im san«
ist die entsprechende präsensbildung nicht nachgewiesen, :
dern steht dnam^a neben der präsensbildung a^noti; doch fir
sich bekanntlich aoristformen wie dnat (für änag-f). Die
klärung dieser stammbildung ist sehr schwer, doch halte
immer noch meine a. a. o. ausgefühile imsicht für in der ha
Sache richtig, dass nämlich eine uralte stammbildung in infigii
des dementes iia bestand, dass diese sich auch im perfec
vocalisch anlautender wurzeln festgesetzt hat, und dass
reduplication in der starken perfectform ävmhga {d-nam-
theils in der länge des anlautenden (f, das ich als den
längerten wurzelvocal betrachte, theils in dem doppelt gesel
nasalen demente zu erblicken ist. Dieses uralte perfectun
noch in der modernen spräche erhalten: rdiiaig (3. sg.)
perfectum zu righim I reach, tdnaig (3. sg.) als perfectun
teidhim I go, vgl. 0*Don. Granmi. pp. 245. 247.
Das perfectum arcair {im-chotn-arcair intcrrogavit) ge
nicht einer ursprünglich vocalisch anlautenden wiirzel an,
dem hat im anlaut ein p verloren. Von den wirklich voca
anlautenden wurzeln haben mehrere ein t-perfectum gebi
z. b. praes. ar-Orfö-im quod accipit, perf. ar-ro-et (für e
accepit Z ^ 430. 456.
6) Wie sehr die reduplication auch auf altirischer spr
stufe im absterben begriffen ist (vgl. § 27), sieht man i:
andern! daraus, dass dieselben perfecta bald mit, bald <
reduplicationssilbe auftreten. Wir finden als zusammengeh«
Dai TednpUcirie p^fectum im irüchen.
335
3. SR. ro kblaing und 2. sg, ftM-oi-blant} (springen)
3. sg. tair-cAechuin und 1. sg. for-roi-dtan (lehren)
3. pl. ro cechladaiar und 3. sg. fo-roi-chlaid (graben)
3. pl. ad-roi-gegrannatar und 3. sg. in-roi-rjrainn, 1, in-ro-
grann (verfoigon)
3, sg. memaid und 3. pl. rainuktar (brechen)
3. sg. ro nmaisc und 1. ^. roi-tiasc (binden)
3. pl. do-rerUdar und 3. sg. raitk (laufen)
3. pl. dosephnatar und 3, pl, do~roi~phnetar (treiben)
3. sg, talhaimh und 3. pl. lamhatar (sterben).
Dass die reduplicalionssitbe auch in den formen der zweiten
he ursprünglich vorhanden war, versteht sich zwar fast von
elbfil, wird aber zum überfluss gegen jeden zweifei bewiesen
weh den reilex, den der dünne vocal der reduplicationssitbe
ihr od in der vorausgehenden partikel ro oder in der voraus-
febenden präposilion cot» zurückgelassen hat : aus fo-roi-bla«g
»nstruiren wii' mit nolhwendigkeit ein älteres fo-ro-lehlatig,
f, Dass dieses dem ro beigemischte i den erwähnten ur-
Ummg hat, beweist roi-gegrannatar. Dass jedoch das andenken
iBer reduplicationssilbe nicht immer so gewahrt wurde, beweist
iwi^rrani» neben in-ioi-grainn. Angesichts dieser Ihatsachen
Ttd zunächst auch niemand zweifeln, dass in raith (cueurrit)
;lffid tamhatar, denen singularformen mit erhaltener reduplications-
*ilbe zur seite stehen, die i-eduplicationssilbe einfach abgefallen ist.
Ferner folgt aber aus den angeführten thatsachen, dass
■Uch formen wie nii-gu elegit, fo-coim-ladar pertulermit, coim-
•«dar laverunl, aänroirtheaüt siipplicavi den formen mit er-
uMtetier reduplicalionssilbe gleichzuachten sind, da sie offenbar
lÖr *ro ge^, *fo-com-Ielactar, *com-nenactar, *ad-ro-letach stehen.
Wi erwähne sie besonders, weil mir für diese verba keine
perfectform mit factisch vorhandener reduplicationssilbc vorliegt.
Höchst merkwürdig ist aber weiter, dass dieser reflex der
l*duplicationssilbe in mehreren tallen ein fester hestandtheil
d» Partikel ru und der präposition com geworden ist, und dass
^ 90 entstandene oi im laufe der zeit nicht wie andere durch
*iiidrii^en von i entstandene unächte diphüionge, sondern wie
^ ächte, auf indogermanisches ai zurückgehende diphthong
Handelt worden ist. Der ächte diphthong oi ^vird aber schon
^^ bald zu oe, bald zu ae, im neuirischen endlich zu ao :
'■'ür. oin unuH wird schon im altirischen ocn gesehrieben, dazu
226 Ernst Windisch,
kommt im mittelirischen die Schreibweise aen; im iieairischen
sclireibt man aon ^). Dem entsprechend finden wir neben rair
llmuf später roehling und raehlangtar^ neben roi-gu die 2. sg.
roe-ga, neben nieniaid in derselben handschrift roe-niid, neben
ad-roi'theach auch ad-roc-tach, cndhch neben coim^ucuir potuit
das etwas spätere coefn^namir und das moderne cctom-nacair.
Dieses letztere ist eine der wenigen fonnen, in denen sich das
reduplicirte perfectum bis in das neuirische herein erhalten
hat ^). Es ergiebt sich jetzt von selbst, dass auch roe-glaind
didicit, do-coeni'iiactur (sie wuschen) und das noch spätere ro-
caotf^nagair (er wusch) den formen mit erhaltener reduplication
gleichzuacliten ist. Vielleicht liegt auch in dinair-Uviig reflex
der reduplicationssilbc vor, doch kann dies nicht mit bestimmt-
hcit behauptet werden, da die präp. air, ar urspmnglich auf
einen dünnen vocal auslautete; -hlhig steht für blaing, wie nUc
für maic u. s. w.
Ganz'isolirt steht das im Feiire an mehreren stellen vor-
konuuende drehrahig, das zwar sicher eine 3. sg. perfecti ist,
aber in seiner ersten silbe bereits dem Schreiber des Lebar
Brecc eine unverständliche form war (vgl. § 28 mid die anm.
zu § 5).
Eine zusammenzichung eigner art (^ndlich ist fafnctar,
taifnitir neben do-scfnaiar ; die reduplicationssilbc ist hier nicht
abgefallen, sondern mit der präposition do zu ia zusammen-
geschmolzen.
7) Es bleiben nun drei gnippen von i)erfectformen übrig,
für welche auf irischem boden bis jetzt noch keine spur der
reduplicationssilbc nachgewiesen ist. Zur ersten gruppe rechnen
wir folgende formen activer flexion: \haig fregit], hö fuit, do-
ro-cJiair cecidit, periit, ad-chon-darc vidi, ro gdd rogavi*), [raith
*) Ao is pronouncod in the soutli of Ireland like ay in the English
Word mayor, bot in Connaui^ht, somewhat like uee in the Englisb word
quccn . .< O'Don. Gramm, p. IG.
^) Wie leicht solche formen missverslanden werden kennen, zeigt sich
z. b. darin, dass O'Donovan Gramm, p. 2oH aus dem (ursp. reduplicirten?)
futurum caomhsat und aus caomhnacatar ein ])raesens caotnhaim I can
construirt hat!
*) Stokes theilt mir aus L. U. 118 b (?) ehie form mit, in der die spur
der reduplication von gdd erhalten ist: »dnli de ad-roc-gaid raith, tucsat
dal b;iis forsin rfg, God's elements, whicli he had invoked as guarantees,
gave a doom of death on the king.«
Das r«dnp1ltM» peifertnm im irischen.
?S7
Hiisil], tirdich pi-neteriit, evanuit. tdick confugit, co»-io(aiii (füi-
con-riHxi-taig) exstruxit. Bedenken wir, dass die tendenz der
Sprache offenbar daliin ging, die reduplication aufzugeben, so
werden wir gewiss nirht behaupten, dass uns in diesen bei-
^täm eine ursprünglich i-eduplicationslose perfoctbiJduiig vor-
läge, sondern vielnielir, dass es in denselben besonders fröb
Üblich geworden ist, die reduplicationssilbe wegzulassen. Bemer-
kenswerth ist, dass von mehreren der betreffenden wumeln auch
in anderen sprachen das leduplicirte perfectum im gebrauch
ar: denn baifi gehört zu skr. hithhanjti, M zu skr. Imhh&va,
. nttfvaai, -chair zu skr, c«f«m, -darc zu skr. dadnri;a, gr.
Wspjur, j/öd ZU skr. jtußda.
Die Kweite gruppe von redu|ilicationslosen perfecten wird
Sdiiidet von den deponeutial formen im-chom-arcair interrogavit,
n (AätnV passus est, daniair paesus est, ro lawair ausus est,
n nuJor putavi, da-thraear oplavi. Dass das deponential flectirte
perfectuni nicht von anlang an ohne reduplicationssilbe gebildet
wurde, beweisen die formen der 3. pluralis perfecti, die ja stets
'Ae(ionenUaI fleclirt sind und oft die reduplicationssilbe bewahrt
Wxui (vgl. axhnalar u. a. m.). Es giebt aber auch wenigstens
«tei depunenliale singutarformen mit deutlicli erhaltener spur
ife nduplicaLion, nämlich coim-nucuir, cöWtMiacwfV, caom-nacair
wlail, und caom-nagair lavavit : aus den ersteren formen ist
Bcher ein älteres cmn-7ienacair, aus der letzteren form ein älteres
m»-naiagair zu erschliessen. Andrerseits lä,sst sich nicht ver-
hnnen, dass die deponenlialen singularforracn besonders früh
ra wtiem reduplicationslosen jierfectlypus ausgebildet worden sind.
!n der dritten gruppe stehen die merkwürdigen formen
•f-W-cÄA" redenii, rogenair natus est, at^-ffe« cognovi, do-metuir
pibvl. Für diese bietet das irische selbst keinen anhält dafür,
4ta die reduplicationssilbe vom einfach abgefallen wäre. Wir
Wgleichen diese formen mit dem im sanskrit durch wwhc
Wrtretenen lypus, und suchen ihre bildung in §§ 24 und 25
ra erllfiren.
8) In keiner andern spräche können wir das schwinden
wf rednplicalion so schön beobachten als im irischen. Zwar
«l ans auch im iatein ein älteres tetuli für das spätere tuli
'^*riiefert, und wird crcidi in der composiüon zu -cidi (cottcidi),
*!>» hl dieser lilteratursprache sind doch die Verhältnisse in
'**''' liaupl-^aclie geregell: während ctnV^i die reduplication in
I
238 Enist Windisch,
allen formen bewahrt und scidi sie ebenso consequent in alläi
formen verloren hat, beobachten wir im irischen das sein und
nichtsein der redupHcation in vielen fallen an einem und dem-
selben verbum. Noch wichtiger aber ist, dass wir im irischen
deutlich sehen, wie die reduplication schwindet. Das schwinden
der reduplicationssilbe geht im einzelnen falle nicht allmälig
vor sich, sondern die ganze silbe steht entweder oder fällt mit
einem male, denn es handelt sich um das aufgeben eines über-
flüssig gewordenen princips, nicht etwa um eine blosse erleich-
terung der ausspräche. Das interesse an der reduplications-
silbe konnte sich aber verlieren, weil das perfectum in die
reihe der historischen tempora eingetreten war, weil für diese
die reduplication kein charakteristisches merkmal bildet, und
weil auch die reduplicationslosen perfectformen sich noch genug
von anderen formen unterscheiden. Zur Unterstützung dieser
anschauung führe ich als gegensatz die im griechischen herr-
schenden Verhältnisse an: hier hat das perfectum seine alte
bedeulung gewahrt und ist an und für sich nicht zum tempus
historicum geworden; die folge davon ist, dass die reduplication
nicht nur an jedem aus einer wurzel gebildeten perfectum vor-
handen ist (yiyova), sondern dass sogar nach analogie solcher
perfecta auch die perfecta der deiiominativa mit reduplication
gebildet sind (nsfpiXt^xa).
Cap. III. Der thematische vocal.
9) Das zweite charakteristische bildungselement des perfect-
stammes ist der thematische vocal. AVir verstehen darunter
jenen slammauslautenden a-vocal, der z. b. im griechischen
den meisten activen perfectformen eigen ist {kikom-a^ Xekoin-a-TB
etc.). Der thematische vocal lässt sich im irischen am besten
hinter wurzeln mit auslautendem consonanten beobachten. Wir
beschränken daher unsere benierkungen zunächst auf diese.
An wurzeln mit consonantischem auslaut ist der themati-
sche vocal fast in allen deponentialformcn erhalten: cecl0%-(P-tar,
ccchlad-a-tur, dum-a-tar, gdd-a-mmur, meti-a'Uir, men-orr. In der
3. sg. deponentialer flexion und in der 2. plur. (die in der
alten spräche immer active flexion hat) ist das ursprüngliche
a durch eingedrungenes i in seiner vollen articulation beein-
trächtigt worden : gen-ai^r; Umc-ai-d, coim-tiac-ai-d. Der themati-
sche vocal ist in diesen formen weit fester, als der wurzel vocal-
Das reduplicirte pcrreFtiim im irischen. 229
D den redupücationslosen formen sind in der regel beide vocale
Phallen (damar passus sum, rathatar ciiciirrerunt) ; eine aus-
Hthme bildet z. b. tor-chratar cecidemiit, wo die vorgeselzten
Partikeln die Unterdrückung des wumelvocals begünstigt haben.
&i den formen mit reduplication ist der wurzelvocal sehr oft
nnterdrückt worden (vgl. § 18), der thematische voeal dagegen
ahaitcn: cechti-a-tar cecineruni, dedg-a-lar oppresserunt, memd-
**ir fregerunt, mrg-a-tar direxerunt u. a. ni. In einigen wenigen
Älen ist jedoch der thematische vocal unterdioickt worden,
mlicli in solchen, in denen der sonst beliebten unterdriJckung
ä wurzelvocals lautliche Schwierigkeiten im wege standen:
^an~ar&4ar interrogaverunt, do-raeblung-tar sie spraJigen,
vidinius, di)-voet>ir-nac4ar laverunt. In einer form
ndct ein schwanken stall, das wahrscheinlich in dem zur
geneigtem r seinen gi-und hat: neben dem oben
Erwähnten tor-chr-a-tar kommt auch t&r-char-tar vor.
Von ganz besonderem inleresse sind aber die gewöhnlichen
«diven singnlarformen, z. b. 1. cechan, 2. ceclian, 3. cediuin.
ttese stimmen ihrer bildung nach auf das genaueste mit gr.
Ühina, ÜKomag, lilLotne überein. Dass ein auslautendes
kartm a si>urlos verloren geht, wenn es nicht zu i verdünnt
'orden war, zeigt sich auch darin, dass sogar das auslautende
Unge a der feminina spurlos versehwunden ist (ir. tttath fem.
= gol. tiiiudä); so erklärt sich die 1. sg. cechan aus urspi'.
feam. Dass auslautendes as als solches spurlos verloren geht,
beweist der gen. sg. der consonantischen stamme (ir. cH = skr.
fä, gen. am = skr. iunas): so erklärt sich die 2, s^. cechan
s arspr. *cccanas. In der 3, sg. endlich liegt uns in schöner
■itiereinstimmung mit dem griechischen die Verdünnung des
•^löiiatischcn a nach dem i zu vor: aus cechuin reconstruiren
*ir ein vorhistorisches *cecane, denn ein ans a entstandenes ai
^ w' weist stets auf eine verloren gegangene letzte silbe mit
^flunem vocale hin. Ein anderes beispiel, in welchem das
fische In der Verdünnung des a mit dem griechischen und
1Kb dem lateinischen übereinstimmt, ist der voc. sg, der männ-
ll^ a-slämme: von mac filius lautet der voc. sg. maic oder
« {das durch eindringendes i afficirte a wird nicht nnr ai,
i sondern auch einfach i geschrieben); dies führt zu einer
"orhislorischen form ""vuigtie, die sich schön neben ipiks und
" e stellen lässt. Für das perfectum ergiebt sich also der
230 Ernst Winüisch,
wichtige saiz, dass das der 3. sg. act. eigenthümlic
in die Wurzelsilbe eingedrungene i der letzte refl
des wie im griechischen verdünnten thematisch
vocals ist.
Die perfecta -caclia, ac-cai (vidi), rdirgu (elegi), fiu (schlic
deren Wurzelsilbe ihren endconsonanlen verloren hat, sowie
isolirte ctKUe, cucUa (audivi) sollen uns erst s^^äter beschäftig
wenn wir von der gestaltung der wuraelsilbe handeln (§§ 19 —
10) Von den vocalisch auslautenden wurzeln zeigt
das perfectum der w. bhu sichere spuren des thematisdi^i
vocals. Vor allem fällt hier die 3. sg. ftaiins gewicht, de
i natürlich denselben ursi)rung hat wie das in cechuin, sesca^
befindliche.
Ausserdem kommen hier in betracht die perfecta imm-r*^9
profectus est, hebe mortuus est, lä adhaesit und rir dedit E>
letzteren beiden scheinen ohne thematischen vocal gebildet a
sein, denn für ein vorhistorisches Hilie, *ririe dürtte man woJt
Uli und riri erwarten, hidesscn auslautendes is ist nicht
all in gleicher weise behandelt worden: im voc. sg. der stäm
auf ia ist es allerdings zu i geworden (duine homo, voc. duin'
aber in der 2. sg. impcrat. der präsensstänmie auf fa ist es
seiner selbständigen existenz ganz geschwunden (vgl. leic sii
Z^ 4-t3, für *lincie). Somit könnte Ul recht wohl mit dem
ski'. lilyc enthaltenen stamme Ulia identisch sein. Anders stdC^
es mit doHy von auf a auslautenden wurzeln gebildeten, perfecta^ "*
imm-rera und bebe: in diesen haben wir wirklich perfectforme^
ohne thematischen vocal anzuerkennen. Dass solche bildungec^
im acliv auch sonst nicht beispiellos sind, beweisen die home-^
Tischen formen ix-y^yd-rtiv, Tf^ra-^#, aTT-siiO^va'aap, ifA-ßißa'^
iSav, Für den singular giebt es allerdings im griechischen kein^
ent«:prechenden formen, wohl aber im altbaktrischen: hier is^
dadhd und dadha als 3. sg. porf. von der w. da setzen, schaffe]^
(skr. df/ia), ersteros an einer, letzteres an drei stellen nacb^
gewiesen (z. b. Yagn. 13, i23 ye gäm dadha, der das vieh er^
schaffen hat, Yac^'n. 1, 4 ?/(> m dadha , der uns erschaffen hat]]^
Aus dem sanskrit wollen wir nur an formen der 2. ^. w^
dadä'tlia, paprä-tlm sasat-tha (Delbrück, Altind. Verb. S. 37
sowie an die vereinzelte 3. sg. pap-a von w. prd erfüllen R.
I 09, 1 erinnern. Wenn wir demnach grund haben ir. rcr- *
und bebe beba auf die grundformen rarä und bdbhä zurue
Dm rednplidrte perteehun im irischen. 9^
aiführen, so dürfen wii- doch andrerseits nicht verschweigen,
da^ hierbei die bewahrung des auslautenden vocals auffallend
Nlien muss, zumal nachdem wir soeben gesehen haben,
iasB lil und n> ihren auslauLenden vocal verloren haben.
ftJlerdings ist auslautendes langes a im irischen geschwunden,
Uisser im nom. sg. der weiblichen a-stämnic {tuath populus ^
|Dt. <Attufa), wie erwähnt, ist dies auch im noni. du. der a-
Aüuimc der fall, vgl. da sldg duu agniina, dd mod duo modi;
iber für den auslautenden wui7*lvocal darf man wohl eine
Uisnahnic annehmen. Vielleicht hat auch zur bewahnmg der
ttveisilbigkeil die analogie der übrigen redupüciiten perfecta
beigetragen, die ja in der 3. sg. sämmtlich zweisilbig sind.
Darnach wüi-de der voiwurf der um-egehnässigkeit mit grösserem
»chte den formen lU und rir gebühren. Möglicher weise hängt
lie Verstümmelung derselben mit der besonderen form ihrer
redaplicationssilbe zusammen: dieselbe hat den vocal der wurzel-
iQbe in sich aufgenommen, so dass derselbe an seiner eigent-
lichen stelle, ein i hinter einer liquida mit vorausgehendem i,
iticht verklingen konnte.
Cap. IV'. Das verhältniss des pcrfectslammcs zum
praesensstanmie.
^ 11) In der ei-sten Stammsilbe der perfecta erkennen wir
(Uidi im irischen, wie in anderen sprachen, in den meisten
Imllen die unerweiterte wurzcl. Der uotejscliied zwischen perfect-
stamm und praosensstamm tritt in dieser bcziebung dann be-
sonders stark hervor, wenn der praesensstamm durch die
niGixe ia und na gebildet ist, oder einen nasal in der wuri^cl-
silbe enthäll.
1. Skr. riai^ati, pcrf, nnm'i^; gr. (iäaam, peif. fiffiaj^a:
laL jario, perf. pqwr»; got. frathja, perf. froih.
Dieses verhältniss ist im irischen durch folgende verba
vcrlreleii :
Praes. biu sum, perf. bot fuit, vgl. lat. ßo, fvü;
I^raes. ad-tiii cernit, perf. ac-cai vidit;
Fraes. guidiu pretior, pci-f. ro gäd rogavi, vgl. aitbaktr.
jatdhySmi, skr. jagtidn ;
Praes- äo-momiw puto, perf. do-nmtur putavi, vgl. skr.
manye, perf. mene;
Praes. mvjUwr puto, perf. ro mklar judicavi.
\
Sd2 Ernst Windisch,
n. Skr. gfhvMi, perf. jagräha; [gr. rifAVo», perf. %i%fufxa ^
lat. Kno, perf. livi;] got. fraihna, perf. /roA.
Dieses verhältniss ist im irischen durch folgende verba
vertreten :
Praes. ar-in-^ihrifMt intereunt, perf. do-ro-chair cecidit; vgL
skr. Qrnäti, perf. gagara;
Praes. feni^ adhaerent, perf. rolü adhaesit, vgl. skr. {f-nd&i
perf. prcUi-lilye;
Praes. cratios qui emit, perf. ar-ro-cher redemi, vgl.
krtndti, perf. cikrdya;
Praes. as-^enat reddunt, perf. as-rir dedit;
Praes. henim ferio, perf. hebe mortuns est.
Auch cluiner auditur, perf. ro chuala audivi dürfen v
hierher rechnen, vgl. skr. grnoti, perf. gugräva.
III. Skr. runaddhi, perf. mrodha, lat. tundo, perf. Uäi
got. ^totida, perf. stoth.
Dieses verhältniss ist im irischen durch folgende
vertreten:
[Praes. con-boing confringit, perf. com-baig, vgl. skr. bhanai
perf. bahJuinja;^
Praos. for-dengat oppriniunt, perf. dedaig prostravit;
Praes. fo-loing sustinet, perf. f<xoimrlactar pertulerunt.
12) Im Sanskrit, griechkchen, lateinischen und germanische)^"'
hat sich der inlautende nasal gelegentlich auch im perfect-:^
stamme festgesetzt, obwohl nicht eigentlich zur wurzel gehörig^
Wir erinnern an skr. bahhanja, bnbandha, lat. scandi, gr. ni^
novd^a, got. fanth, band. Im irischen finden sich eben solche fälle -
Praes. irirgrennat persequuntur, perf. in-rchgrainn, vgl. lat J
gradior;
Praes. scinnim I spring, start, perf. sescaind, vgl. lat. scandi 3^
Praes. cengait eunt, perf. cecJiaing;
Praes. fo-gliunn disco, perf. roe-glmnd.
13) In einigen wenigen fällen ist sogar das sufßx ska \:M
die perfectbildung übergegangen. Bekannte beispiele sind skr-^
papraccha (w. präg) und gr. ninoaxa (w. nai^). Eine anah
bildung liefert das irische in dem perfectum nenaisc nexuit, di
im praesens fo-nascar dieselbe erweiterung der wurzel zei(
Vgl. im Sanskrit: w. nah, praes. nahyati.
14) Von selbst verständlich ist die grössere übereinstimmurr:^
von praesensstamm und perfectstamm, wenn der erstere n^^
s_ redupliclrte perfeduHi im irischen.
ein einfaches a-snffix von der wurzel gebildet ist. Dieses
■^rhältniss kommt im golisclien besonders haußg vor, ebenso
iber auch im irischen. Hierher geboren -i.. b. folgende verba:
Praes. «n-cAwti-nirc interrogat, perf. m-chom-arcair;
Praes. for-ehuti doeeo, perf. for^m-chan;
Praes, con-dercar conspicitur, perf, con-darc;
Praes. ni goin non vulneral, perf. geguin:
Praes. rethaü currunt. perf. raith cncuirit; 11, a. m.
Cap. V. Die behaiidlung des wurzelvocals.
15) Was nun den wurzeivocal anlangt, so ist es hier von
wndei-em interes.se das irische mit den andern europäischen
prachen, namentüch mit dem gotischen und griechischen zu
Vergleichen. Da die meisten perfecta des irischen von wuneln
QÜ mittlerem a stammen, so beziehen wir uns zunächst vor-
Fii^end auf diese, und machen im allgemeinen auf zwei gesichts-
jjunkle aufmerksam, die hier besonders in betracht kommen.
L Quantitätsverhältnisse. Im sanskrit halien die wur-
Bln, welche auf einen einfachen consonanten auslauten, in der
1. und 3. sg. ein kurzes, in der 3. sg. ein langes a : cdkara,
eakariha, cakära. Bekanntlich schwankt die spätere spräche
1 der 1. sg. zwischen cahara und cakära. Diese verschieden-
l haben griechisch, lateinisch und gotisch aufgegeben, indem
ie sich entweder für die kürze oder für die länge in allen
«rfectformcn eines slainmes entschieden: vgl. gr. fiyova und
f^i^va, got. bar und for, lat. rccini und scäbi. Lateinisch und
echisch sind aber noch weiter in der uniformirung gegangen:
: zeigen auch durchaus nicht das streben den formen des
pinrals (und duals) eine leichtere slainmesgeslalt als denen des
■iflgulars zu geben, wie wir z. b. an nimiyet ntn^yaai, Xilama
oinaOt, cecini cednerunt etc. sehen. Im sanskrit ist dieses
Wreben unverkennbar vorhanden, hat aber einen verschiedenen
Ausdruck gefunden, ivie jaghana jagMna, jaghnima ; tatapa
tepima; tutoda, tuiudima beweist. Das gotische steht
ii«r zwischen sanskrit und den classischen sprachen in der
tlitte: die uniformlning ist nur bei wurzelhaftem a eingetreten,
*"«nn sich, wie in f'or, saiele}}, taitok, die dehnung des a im
■üipikr festgesetzt hatte; in allen übrigen fallen ist der stamm
^^Mngulai's von dem des duals und plurals differenzirt, und
'**M sogar wenn zwei consonanten die wurzel auslauten, vor-
rai .ct^L Sprachf, N.r.lll.3. IQ
234 Ernst Windisch,
ausgesetzt, dass die reduplicationssilbe abgefallen ist (gab gebum,
staig stigum, halp hidpum, aber saisalt saisaltum).
Das irische nun stimmt darin mit griechisch, lateinisch und
gotisch überein, dass es in keinem perfcctum formen mit langem
und kurzem a neben einander hat. Andrerseits aber ist es
zunächst mit dem gotischen zu vergleichen, indem nämlich die
perfecta mit kurzem a ihren stamm in den pluralformen zu
erleichtern streben, wenn auch in anderer weise als das gotische.
II. Vocalfärbung. Der vocalismus der europäischen spra-
chen erhielt durch die Spaltung des a-lauts eine wesentliche
bereicherung seines ursprunglichen bestandes. Was in seinem
Ursprünge wohl nur als eine für die bedeutung des Wortes un-
wesentliche lautliche Variation betrachtet werden darf, ist im
laufe der zeit in den einzehien sprachen bald mehr bald weniger
in bedeutungsvoller weise verwendet worden. Am durchgreifend-
sten ist dies bekanntlich in den germanischen sprachen geschehen,
wo ja die Variation des a-vocals zu einem neuen differenzirungs-
principe der verbalformen geworden ist. Erscheinungen, die
man den gotischen vocalrcihen zur seite stellen darf, finden
sich namentlich auch im griechischen, nur dass sie hier bei
weitem nicht in demselben niasse den ganzen verbalbau be-
herrschen. Eine interessante parallele zu dem gotischen stäa
stal, giha gab liegt aber darin, dass viele griechische wurzel-
verba ihr ursprüngliches a im praesens zu s verdünnt, im per-
fcctum zu o verdumpft haben: zQ^nm zirgo^a, xXinxm xixlog>a
u. a. m. Das lateinische hat (mit ausnähme der verba wie
capio ccpi) in praesens und perfectum dieselbe farbung des
wurzelvocals: pendo pepcndi, tondeo totondi, moveo mavi.
Das irische zeigt unverkennbar eine neigung, praesens und^
perfectum wie das griechische und das gotische durch die ver —
schiedenc farbung des a zu diffcrenziron, lasst sich aber aucl~=:
hier insofern mehr mit dem gotischen vergleichen, als es ia^
perfectum das a mit verliebe rein gewahrt hat.
Unter diesen zwei gesichtspunktcn gehen wir im folgenderer
näher auf die irischen Verhältnisse ein.
10) Als perfecta mit langem a sind anzuführen:
ro gdd rogavi, praes. guidiu;
scdich praeteriit, praes. scactiaid discedite;
tdi(^ fugit, praes. ara teget quia fugiunt.
Das reduplicirle perfectum im irischen.
235
Zftbireicber ist dieser typiis im lateinischen, griechischen
und io den germanischen sprachen vertreten. Das irische be-
sitzt aber kein perfoct mit langem o (ir. ö = urspr. au), während im
gotiBchen das lange a nur in dieser gestalt vorhanden ist, und
auch das griechische in t^ffaya, elwita, das lateinische in ßdi,
fSvi, mövi, vdvi die iarbuiig o in das pcrfectum eingeführt hat.
Die Torlielie des irischen für reines a im perfectum tritt hier
besottders deutlich an gdd hervor, wenn wir dieses mit dem
praesens guuHu, dem subslantivum guide precatio (Z '. 247),
dem adjeclivum gmdcch supplex (Ml. Goid. ' 29) vergleichen;
bu lateinischen hat ö des praesens auch ö des perfecta netieti
ach (fodio, foveo, moeeo, vovco). Langes e im perfectmn tritt
twar in den vier verben -cer, -gen, genar, ntenar auf, ist aber
nach meiner meinung, die ich § 24 und 25 begründen werde, nicht
als einfacliff tröbung des langen n aufzui'assen, wie eine solche
imiweifelhail in gr. lU^ita, irin^ya vorliegt.
Dagegen giebt es allerdings im irischen ein perfectum, das
man mit mehr recht in bczug auf die gestalt seines wurzel-
!Otals zu gr. liX^&a, nint^ja stellen darf: ro midaa' judicavi.
Bei diesem vcrb hat sich der i-laut auch im praesens midiur
pXit fest gesetxt, obwohl die würzet ohne zweifei ursprianglich
räi a enthält (vgl. gr. ftiöoits^, (iidoftat, altii. mita, nmt). Hier
ist ulso die neigung des irischen zu a im perfectmn an der
•fsligfeeit des i in dieser würzet gescheitert. Ein zweites sicheres
'»eispiel von langem i in der a-reihe, gleichfalls ohne dass das
Princip der ersalzdehnung in betrachl käme, ist ri könig, nora.
pL rig (Z \ 259), dessen stamm rig- gleich skr. rfij-, lat. rig-
■**■ In derselben weise, wie hier mCdar, nimmt unter den
P^ectbildungcn mit kurzem a gegon eine ausnalmieslellung
"Wi wie wir sogleich sehen worden.
In der flexion von gdd tritt keine Veränderung der stamm-
*ßie ein; diese ist fest wie die von got. f&r.
17) Alle übrigen wurzeln mit « bilden ihr perfectum mit
•irzeni «, und zwar ist dasselbe in den singularformen in der
'^el rein als solches erhalten. Dadurch hebt sich das perfectum
"^menllich dann in scharfer weise vom praesens ab, wenn
'''^ses das ursprüngliche a zu e oder i verdünnt hat:
Praee. bligim, perf. do ommalgg (melken);
Praes. at-chiu (für -cesiu), perf. ac-ca (sehen);
Prat». cengttit, perf. cechaing (gehen);
S36 £n^( Windisch,
Praes. ar-m-chrin, perf. tor-char (fallen, untergehen);
Praes. far-dengat, perf. dedaig (bezwingen);
Praes. con-dercar, perf. ad-^:hofhdarc (erblicken);
Praes. fo-gliunn, perf. roe-glaind (lernen);
Praes. in-^ennai, perf. in-roi-grann (verfolgen);
Praes. refhaü, perf. raith (rennen);
Praes. scingim, perf. sescaing (springen);
Praes. co sceintis (für sceind-tü), perf. sescaind (springen);
Praes. do-sennat, perf. sephaind (treiben);
Piaes. ctieoch (d. i. ad-techu)^ perf. ad-roirtheach (bitten);
Praeö. lingid, perf. leblaing (springen);
[Perf. pass. ro sledda]^ perf. seslaig (schlagen).
Man darf hierher noch stellen:
Perf. can-rotaig (für ro-odr-taig) exstruxit, dessen praes.
cuntUgim gewiss für con-udrtegim stehen wird;
Perf. ieba, hebe mortuus est, praes. henim ferio;
Perf. r-anac venit, praes. Uecam;
[Perf. d(hchoem-^nacair potuit, praes. con-ic potest].
Weniger auffallend ist das a des perfects, wenn auch das
praesens das a gewahrt hat:
Perf. im-chomrarcair, praes. inv-chom-airc (fragen);
Perf. for-roi'Chan^ praes. for-clianim (lehren);
Perf. fo-roi-chlaid, praes. dadar (graben);
Perf. fo-r(hdamar^ praes. fo-daimim (dulden);
Perf. ro lamair, praes. ru laimur (wagen);
Perf. ro nenaisc^ praes. fo-nascar (binden).
Dagegen zeigt sich die Vorliebe für a im perfectum wiederum
besonders deutlich, wenn dieser vocal auch da erscheint, wo
man sonst allen grund hätte die wurzel oder wenigstens die
gebräuchlichste wui-zelform mit i anzusetzen. Hierher möchte
ich folgende verba rechnen:
Perf. sesnaich stillavit, vom praesensstamm gebildet: snigis^
Sfiige-s-tar (s-praet.), das doch schwerlich von lit. sntg-U,
lat. nin^ (Curtius' Grundz. * no. 440) getrennt werden kann;
Perf. reraig ligavit, praes. con-riug (für -rigu)^ das gewiss
zu lit. riszü (vgl. Schleicher, Gramm, s. 50) gehört;
Perf. fo-nenaig purificavit, do-fo-nug abluo, nigther lavatur,
das doch wohl mit gr. v/f«, skr. nenejmi verwandt ist.
Ich bin der ansieht, dass das irische in diesen perfecta
formen den ursprünglichen a-laut der betreffenden wurzelformera
Eä^Iie
i petfectum im iriscben.
237
der sich sonst fast überall zu i schwächic, von alters her so
gewahrt hat. Ein zeugniss für eine wurzel raf binden liegt
hn sanskrit vor in ragand und rapni strick, riemen, zugel.
Bemerkenswerth ist die praesensform -nug : vielleicht darf man
darauf hinweisen, dass, wäre das i in dieser wurzeJ wirklich
ureprünglich, es nicht von dem eindringenden «der Lsg. unter-
drückt worden wäre.
Ganz isolirt steht das oft vorkommende perfectura gegon,
geguin. Der grund der abweichung liegt offenbar darin, dass
sich flu- diese wurzel überhaupt im irischen das o festgesetzt
hat, wie nicht nur das praesens g/maim, sondern auch das
substantivuni guin wunde (vgl. Gorm. Gl. Transl. p. 89) beweist;
ich erinnere hierbei an das in ähnlicher weise erklärte lange »
Von midar (§ 17). Denn dass o im praesens nicht nolhwendig
0 im perfectura nach sich zog, zeigt com-hoing frangit, perf. 6oif/.
Wir müssen jedoch bemerken, dass neben haig auch huick
ttegit nachgewiesen ist. Diese form ist aber wie ccchuin neben
(ocAatn aufzufassen: es tritt eben auch hier im perfectum ge-
legentlich die neigung auf, das durch eingedrungenes i in seiner
Tolten articulation beeinirächtigte a zu verdumpfen und dem-
genuiss auch zu schreiben (vgl. crann arbor, gen. crvinn).
Solche vereinzelte formen, die erst in der zeit entstanden sind,
in »elcher der schöne alte verbalbau des irischen seiner Zer-
störung entgegen ging, beweisen nichts gegen unsere lehre von
der ursprünglichen tendenz des irischen, das alte a im singular
^ perfectum rein zu erhalten. Allerdings ist cechuin im alt-
Wscheii nachgewiesen (ebenso noch ctw'm-tiM«Mtr mit rückwirken-
"iff verdumpfung), aber auch das, was wir als die älteste stufe
der spräche kennen, ist weit davon entfernt uns dieselbe in
'hfer formalen glanzperiode zu zeigen.
IS) In den pluralformen und den singularformen deponen-
"*lw (lexion ist der perfectstamm durch schwere endungen
'*I».?let. Diese belastung hat in mehreren formen zu einer
"Tküraing des stammes geführt, die in ausstossung des wurzel-
'ocals besieht:
Sg, cechuin, pl. cecltnatar (singen):
Sf. äedaig, pl. dedgatar (bezwingen);
^. g«g(M, pl. gegfiaiar (verwunden);
Sg. memaid, pl. memäatar (brechen);
%. reraü}, pl. rergatar (richten);
238 Ernst Windiscli,
Sg. [re]raitk, pl. rertatar (rennen);
Sg. sepJiaind, pl. sephnatar (verfolgen);
Sg. cofhrötaig, pl. cofh-rötgatar (bauen).
Diese Verstümmelung wird jedoch erst verhältnissm&ssig
spät eingetreten sein, denn die pluralformen und deponentialen
singularformen mit abgeworfener reduplication hüben das a
erhalten {tamatar, danuzir etc.), und lassen somit ein vorhislori-
aches *ce€anatar u. s. w. erschliessen. Ganz evident wird dieser
schluss dadurch, dass von einer und derselben vnivzel rertatar
und rathatar (cucurrerunt) nachgewiesen ist.
Ein scharf ausgeprägtes princip, die Stammform des Sin-
gulars vor der Stammform der übrigen formen auszuzeichnen!
gab es im irischen ursprünglich durchaus nicht. Denn dasselbe
reine a, das wir im singular kennen gelernt haben, tritt in
allen perfectformen auf, sofern nicht im laufe der zeit die eben
erwähnte vollständige ausstossung stattgefunden hat Dieselbe
verbot sich aber bei denjenigen wurzeln, welche mit mehr als
einem consonanten anlauteten oder auslauteten:
Sg. f(hroUchlaid, pl. ro cechladatar (graben);
Sg. tn-roi-jmnw, pl. ad-roi-gcgrannatar (verfolgen).
Ebensowenig würden perfecta wie rae'hlangiar{^\(i sprangen),
at-chon-darcniar (wir erblickten) auch bei erhaltener reduplica-
tionssilbe den wurzelvocal eingebüsst haben.
Bei einigen wurzeln, welche ursprünglich mit sl, sv be-
gannen, konnte dies geschehen, nachdem das 5 der Wurzelsilbe
hinter dem vocalc der reduplicationssilbe nach irischen laut-
gesetzen sich verflüchtigt hatte:
fo-selgatar (livcrunt), steht für *-seslaga(ur,
selgatar (ccciderunt), steht für *seskicatar,
sephnatar, steht für *sesvandatar.
Insofern aber die ursprüngliche tendenz der irischen
spräche dahin ging alle perfectformen von einer und derselben
Stammesgestalt zu bilden, vergleicht sie sich am nächsten dem
griechischen und lateinischen.
19) Zum Schlüsse unserer behandlung der perfecta, welche
von wurzeln mit a abstammen, müssen wir noch einige einzelne
verba kurz besprechen.
Der analogie der wurzeln mit mittlerem a folgen zwei
wurzeln mit auslautendem a : beba, bebe und imrera gehen auf
die wurzeln bha und ra zm-ück. Dass sie ohne thematischen
^^^^^^^^^^^ Das reiiuiilicirlp pei'feclum im irischen. 339
I Vcxal gebildet sind, und dass sie deshalb kein i in der 3. sg.
wtxsben, sahen wii- schon in § 10. Hier machen wir nur noch-
Fnials darauf aurinerkiiani, wie auch in diesen perfecteu das a
W'in der wui-zelsilbe hervortritt,
I Die perfecta -cacka, ac-m vidi und ßu dormivil stammen
nrcm den wur2eln cas und svap, die beide nach irischen laut-
pgpsetzen ihren letzten consonanten verlieren mussten. Das
p^^rstere Icooinit nur in der conipositioTi mit der praeposition ad
l^vor, die 1. und ä. sg. a6-cacha[s] ac-ca[s~\ ist genau so gebildet
B^-vie con-darc: in der 3. sg. ist at'-cai[s] die regelmässige form,
Brpebildet wie con-dairc, ac-cae eine jüngere Schreibweise dieser
Lforiu, ac-ca aber eine unr^elmässige Umgestaltung derselben,
Kxxachdem das gefühl für die bildung dieser form geschwunden
^-war. In der 3. pl. ac-catar ist nicht nur das s, sondern auch
\ das a der wurzel verloren gegangen, denn «c-cotar steht für
P ^od-cas-ti-tar und ist entstanden wie tor-chraiar (urspr. ^-car-a-iar
von w. cor fallen). In der 3. pl. fres-ce-ch-tar (esspectaverunt)
■et auch noch der thematische vocal unterdrückt. — Noch
grösseren Verstümmelungen war die w. svap ausgesetzt, weil
liier die irischen lautgesetze nicht nur den auslautenden con-
sonanten, sondern auch die anlautenden consonanten in ihrer
existenz bedrohten {vgl. Beitr. Vlll 27). Die 3. plur. fe-o-iur
I steht zunächst für *ve-va-tar, die 3. sg. fi-tt für "ve-va : genau
I dieselben lautverhältnisse zeigen sich in ir. b<-u, be-o = slcr.
ft jt-va-s, lat. vi-vus (aus der folge e-w wird entweder e-o oder
H ►*; vgl, ad-teach suppüco für -feoAw, do-biur do für -berv). Das
■ do 3. sg. perf. charakteristische i ist in fiu geschwunden, wie
H in ac-ta vidit. Die formen pl. 1. femmir, 2. fehair zeigen eine
■ traurige verslümmelung des Stammes. Während in fe-o-tar
H die Wurzelsilbe wenigstens noch durch einen vocal vertreten
H Wr, ist in fe-mmtr, fe-bair auch dieses minimum der wurzel-
H tilbe geschwunden: fe-t^nir, fe-bair sind noch mehr verstümmelt
■ »li fn»-ce-ch-tar, weil hier wenigstens der anlautende wurzei-
I c<>iiionaRt nicht schwinden konnte. Ob das mittlere a in *veva-
I f» •= feotar das o der wm-zel oder der thematische vocal ist,
I lössl sitli schwer entscheiden. Nach analogie von oncAM-o-iot*
I "■ s. w. (g 18) kömite man das letztere vermuthen.
I JO) Wurzeln mit i oder m sind nur wenige im perfeclum
I luctiftewiesen. Für mittleres m kommen in belracht diewur-
■ telii atd und gns. Die perfectfonnen der ersleren coad veni,
340 Ernst Windisch,
caid oder cuaid (gew. mit do zusammengesetzt) u. s. w. sind
erst von Stokes Beitr. VII 10. 25 zum perfectuin gerechnet
worden, in der Grammatica Celtica ^ p. 454 flf. sind sie zum
t-praeteritum gestellt. Entscheidend ist hier die passivfonn
do-cJiuas itum est, insofern inlautendes oder auslautendes s im
irischen immer als durch assimilation (aus gs, es oder ds, ts)
entstandenes ss anzusehen ist. Nicht so sicher scheint mir die
etymologie zu sein, die Stokes vorschlägt. Ich möchte nicht
so sehr an die germanische w. skut (vgl. z. b. ags. ge-sceöUm sich
eilig wohin begeben, Beov.), als vielmehr an skr. codaycUi an-
treiben, altn. hvcUa eilen erinnern. Hierbei nehme ich an, dass
die tenuis der Z \ 456 aus dem Cod. Wb. angeführten form
d(hcoi(h auf schlechter Orthographie beruht; da dieses perfectum
unzahlige male vorkommt und sonst stets mit d geschrieben
wird, so ist man wohl zu solcher annähme berechtigt. Anderen
Ursprungs scheinen mir die stets mit de- anlautenden formen
dediuüh, dechuid, dchdechuid venit, dchdechommar venimus, cfe-
cluUar venerunt (Z *. 456. 457) zu sein, wie ich gegen Stokes
bemerke, der sie Beitr. VII 26 und 59 anm. auf ziemlich ge-
waltsame weise mit cuaid zusammenbringt. Nach der 1. pl.
dechommar zu urtheilen, kann hier der dental nicht radical sein.
Auch hier enthalten alle formen des perfects eine und die-
selbe Wurzelgestalt, wie in gr. n^(f6vya, lat. fugi, und im gegen-
satz zu skr. tutada, tutudinia, got. gaut, gidum. Nur in den
formen mit erhaltener rcduplication ist auch im gotischen die
uniformirung eingetreten : staistaut, staistatifum. Wie im grie-
chischen und im lateinischen, so ist es auch im irischen der
gesteigerte vocal, der sich für alle formen festgesetzt hat, und
zwar erscheint die Steigerung entweder in der älteren form 6
oder in der jüngeren form ua : daher neben einander coid und
cuaid, cotar imd cuatar. Die letzteren beiden formen sind über
cödtar, cuadtar aus cddatar entstanden. Auffallend ist die
vocalisation der 1. sg. do-choad sa : das inlautende a ist ent-
weder der reflex des thematischen vocals, oder das aussehen
der 1. sg. perf. von wurzeln mit mittlerem a hat zu einer miss-
bräuchlichen zufugung des a geführt.
Die zweite wur/el, welche hier in betracht kommt, ist die
Wurzel gus. Den fonnen sg. 3. roi-gu, pl. 2. roi-gaid, 3. rai-
gaiar sieht man an, dass sie stark verstümmelt sein müssen,
ihre ursprüngliche bildung lässt sich nur vermuthungsweise fest-
Daa reduplicirle pertectiir
irischen.
241
•Ilen. Nach analogie von cöid, cuaid sollten wir nach verlust
s (wie in gr. yslonai) oin -göi erwarten, zumal von w. hhu
thatsächlich ein böi gebildet wird, allein wir finden nur -gu.
Wenn wir jedoch bedenken, dass von w, ms (videre) in der
A Eg. perl', schliesslich auch nm- -ca übrig blieb, und dass von
^" lihxt neben der erwarteten form Wi auch die form hu vor-
nnit, so werden wir auch -gu als letzten rest eines ursprüng-
ehen [ye-Jjra«so, [ge-'\gaue betrachten dürfen. Nehmen wir an,
)fiss -jfM eigentlich ein langes u halte, so vergleichen sich mit
^eeer form ir. du gloria, nü und «itc novus, die der reihe nach
Bit skr. ^avas, nava-s und navi/a-s identisch sind. In der
pg. finden wir roc-ga. Diese form lässt uns verniuthen, dass
tach die 1. sg. zu gega geworden war. Icli erwähne dies, weil
wir von der wurzel bhu thatsächlich die 1. sg. ba vorfinden:
(Hc 2, sg. roe-f/a und die 1. sg, ba stützen sich gegenseitig.
Dieses a der 1. und 2. sg. im gegensatze zu dem « der 3. sg.
kann nur als spätere Umgestaltung eines dumpferen vocals
[i, u) betrachtet werden, hervorgerufen durch die analogie der
laHreicheren formen von wurzeln mit mittlerem n, die ja stets
in 1. und 2. sg. perf. dieses a rein erhalten haben. Die in
Tvi-faid und roUgatar vorliegenden Verstümmelungen sind schwer
in regelrechter entwickelung zu erklären, auch könnte man an
uiid für sich durchaus nicht mit Sicherheit sagen, ob diesen
formen die Stammform gcgausa (got. kaws) oder die Stammform
Jejusa (got. kasum) zu grmide li^t. Ich versuche die ent-
ifickelung des in roi-gaUl enthaltenen gegaid durch folgende
fonnen zu veranschaulichen: ir. grundform gegam-a-te (vgl. der
fem nach jrsysr/ort, der lautverhällnissc wegen lat. aurora
Ör aisosa, Auseiius), *gegav-a-te (vgl. äol. ai'u;), *gegav-ai-d
{"tf. lak. (ijSc'i und ki-et. d(lilmg bei Hesychius); aus ''gegavaid
istDun entweder *ge-ga-aid geworden (vgl. hom. ^tüc, ^ihoi;).
Und daraus ge-g-aid, oder — und dies scheint mir noch mehr
^ spectell irischen lautverhällnissen zu entsprechen — als
fcWe tnitteirorm ist *ge-gv-aid anzusetzen, mit der in den
l^luraiforoien Ircliebten unlerdrückung des wurzelvocals, wie in
^«aiar. Für das in roi-gatar aufgehobene *(iegatar würde
tlienso folgende reibe von formen anzusetzen sein : *gcgaus-a-tar,
IfSOHolar, *gegavatar, *gegvatar, gegatar.
21) Achnliche Schicksale hat das perfectum der wurzel bhu
"•it Utsprüiiglich auslautendem « gehabt. Elino Verschiedenheit
243 Ernst Windisch,
besteht zunächst djirin, dass sich für dieses perfoct kchie spur
der reduphcationssilbe nachweisen lässt, dieselbe muss hier
besonders früh abgefallen sein. Sehen wir von dieser ab, so
liegt allen formen des perfects die stamuigestalt bhatHt zu giimde.
Am besten ist dieselbe in der 3. sg. Mi erhalten; IxH verhält
sich zu seiner grundfonn -Uiava wie sich $i6i(n) neun zu seiner
grundform navan verhält (mittelformen sind *bov€ imd *navm).
In der offenen silbe konnte aber auch der letzte rest des themati-
schen vocals verklingen, wie in cic-ca (neben oo-cat vidit) und
in roigu : so sind meiner ansieht nach die formen bu, ho auf-
zufassen, in denen auch die im auslaut erfolgte Verkürzung zu
beachten ist. Andrerseits ist ausserdem noch die form bdi
nachgewiesen. Diese kann durchaus nicht als organische ent-
wickelung von -bhava erklärt werden, sondern hier müssen wir
die macht der analogie anerkennen: in bdi ist das d einfach
an stelle von 6 getreten, indem einerseits die analogie der
pluralformen ro bdmniar, ro bald, ro bdtur, andrerseits die ana-
logie der zahlreichen perfecta von wurzeln mit mittlerem a
wirkte. Dieselbe macht der analogie haben wir auch in der
1. sg. bd anzuerkennen; wir sollten bö erwarten, aber diese
form scheint in unseren quellen gar nicht mehr vorzukommen.
Die veimuthung, dass bd und bdi (der länge wegen) auf ur-
spnlngliches -bhäia zurückgingen, dürfen wir nicht aufkommen
lassen, da solche Verschiedenheit des Stammes {-bhäva neben
-bhuvd) wohl im sanskrit, nicht aber im irischen nachzuweisen
ist. Die verkürzte form ba in der 1. sg. geht der 3. sg. 6m
parallel. In ro-p-sa endlich ist der kurze vocal von der sich
andrängenden partikel sa vollends ausgequetscht worden; diese-
parlikel war zur Charakter isirung der 1. sg. viel wichtiger, al^
der aus arger Verstümmelung gerettete vocal der Stammsilbe^
In den pluralformen lallt die länge des a in bdmmar^ hdtar^
auf, denn in roi-gafar von w. gus ist das a an keiner stelle
mit einem längezeichen vorsehen. Hier ist von Wichtigkeit^
dass roi-ijatar ein perfectum mit erhaltener reduplication, hdtar"
dagegen ein perfectum ist, das seine reduplicationssilbe schon,
frühe verloren haben muss. Von -hava- ausgehend, haben wir"
die vorhistorischen formen bar-a-tar, Ita-^i-tar zu construiren-
Während nun in gegav-a-Uir mit erhaltener reduplicationssilbe
der wurzelvocal ausgestossen wurde (wie cechn-^i-far lehrt)»
nuisste er in dem reduplicationslosen ba^a-iar (wie rcUh-a-taf
Das reduplid
Tfectum im irisrhf
w. lohrl) beibehalten werden, und diis doiipelle « lluss in
ein langes o zusammen '). Ebenso ist hdnmuir Zu erklären.
Da sich diese formen gewöhnlich an die partikel ro anlehnen,
Bo konnte jedoch andrerseits der wurzelvocul auch ausfallen
(ich erinnere an tor-chmtar für charatar tralz abgefallener
fedupficatiou), so dass dann nur das kurze a des Ihematischen
TOCals übrig blieb : so ist die 2. pl. *i-&-«i-d zu erklären, in
welcher also von der wui-zel nur noch das 6 übrig ist. In dcr-
dben weise müssen wir die 3. pl. ro-h-tar aufTassen, nur dass
i dieser form zwischen der schweren endung tar und dem
äifachen consonanten h auch noch das thematische a untei--
Sröcltl worden ist. Nicht anders \vird es sich mit der kunten
wbenform nir-botnmar in der 1. pl. verhalten. Das o derselben
jut mit dem wurzelhaflen « nichts zu schaffen, sondern ist als
(mTacbe tröbung des kurzen « aufzufassen. Diese trübung aber
*!rd einer nachwirkung des unterdrückten o der partikel ro
nzuschreiben sein, denn ich kenne diese form nur in der ver-
Uodong nir-bommar, d, i. ni-ro-hammar non fuimus. — Somit
*äpe es uns vielleicht gelungen, die bei Z '. 499. .500 immer
durch a) und b) geschiedenen langen und kurzen formen dieses
pHfects als doch ursprünglich auf gleicher bildung beruhend
nachzuweisen, und zu zeigen, wie die Verschiedenheit entstanden
kl: in den singularformen muss man von hö und h<'A ausgehen,
llie anderen formen sind nur weitere niodificationen und
«tiwfichungen des hier in den auslaut gerathenen stammvocals;
Id den pluralformen mussten wir den Ursprung der verschieden-
bdt in der verschiedenen behandlung der vorliistorischen for-
Wn ha-nr-tur etc. suchen, indem hier entweder eine contraction
fittreten, oder aber bei vorausgehendem ro (das gleichsam die
'fflMene reduplicationssilbe vertritt) der wurzelvocal ausge-
*»Mu werden konnte.
In der folgenden synoptischen tabelle sind die in parenthese
(Bttzten formen von mir nur erschlossen:
') Zar luiteratütinuig meiner ousicht führe ich an cymr. äiwedd ende,
"■ JhJ, üad lüiis Z *. 57. Das irische wort, das alao ein v xwiEChen e
Ol und a rerloreo hat, ist Hy. V ää noch zweisilbig gebraucht, aber in
*n uljectiv did-avaeh linulis bat contraction staltgerundeii. Heber die
"Jwlogie dieser Wörter vgl. Curl. Stud. VI 259.
244 Ernst Windisch,
W. hhu W. gus
Sg. 1. [M] bdy ha [gegö, gegd, gega]
2. [W, bd, bd] [gegö, gegd] roe-ga
3. iSi, hat, bu [ß^g^üy g^äi] roirgu
PI. 1. bdmmar
nir-bommar [gegammar']
2. ro bald ,v rai-^aid
3. bdtar
ro-p-tar roi-gcUar.
22) Am schwersten von allen perfeclbildungen ist ab«
ctialu audivi zu erklären, das man doch gern zu skr. w, jr»
hören stellen und als irischen reflex von skr. gugrava betrachten
möchte. Für gesichert kann ich diese auffassung nicht an-
sehen, denn sie stützt sich nur auf die annähme ganz abnormer
Umgestaltungen der grundform. Von w, gru sollten wir nadi
analogie der von w. bhu und w. gus gebildeten perfecta formal
wie *cechla, "^cechlu, ^cechlatar, oder ohne reduplication *d4
*clöi, '^dti erwarten, und wir werden darin umsomehr bestärkt,
als sich ganz den erwarteten formen entsprechend im irischen
ein deponentiales mit reduplication gebildetes futurum cechlardff
und im cymrischen die vereinzelte perfectform kicleu audivil
(Z \ 604) fmdet. Stokes führt Beitr. VII 9 ir. cuala über
^cecliöla auf *cechl6a zurück. Bei dieser erklärung ist schon
die annähme einer sehr ungewöhnlichen metathesis ein ausse^
ordentliches hilfsmittel ; ganz unzulässig aber ist, das auslautende
a als den thematischen vocal zu betrachten, der in diesön
einzigen beispiele bis auf den heutigen tag erhalten wäre (vgl.
§ 9). Nach analogie aller irischen perfectformen müssen wir
das auslautende a der singularformen als den letzten rest des
wurzelvocals betrachten. Von dieser seite empfiehlt sich daher
Ebel's erklärung, der Z 2. 448 cuala aus *cochla erklärt, allein
andrerseits setzt dieselbe eine ganz abnorme behandlung dtf
reduplicationssilbe und des auslautenden wurzelvocals voraus.
Ich kenne im irischen ausser gus keine einzige wurzel mit fh
von welcher ein perfectum mit erhaltener reduplication vorliegt?
die aus roi-gu erschliessbare reduplicationssilbe ge- ist aber gan*
nach analogie der an wurzeln mit a auftretenden reduplications-
weise gebildet. Nun wäre es aber denkbar, dass sich in deiO
perfectum der wurzel du (*cuclava) die ursprüngliche redupli"
cationssilbe cu länger in ihrer integrität bewahrt hätte. Dürftet
r
Das reduplidrte perfectum im irischen. S45
nun annehmen, dass dieses vereinzelle beispiel eintT ob-
l&icLeii roduplicationswoise auch die ganne form isolirt und im
ivact^efühlc aus der analt^ic der übrigen iK.'rfecta heraus-
gedrängt hätte, so liesse es sicli vielleicht denken, dass awl- ku
uigestattct wurde, wie *nebl zu nel (wölke) und *dacr zu
Ür (Ihräne). Allein wir müssten nun weiter annehmen, dass
6 m ua geworden wäi-e, um cvala zu eiklaren. Es kann aber
nur tiacl^ewiesen werden, dass das aus au entstandene 6 zu
I mrd, wie das aus ai entstandene e zu ta; das aus ersatz-
delinung entstandene f' wird nie zu ia. Aus diesem gründe
3 icli micli begnügen auf die Schwierigkeiten aufmerksam
gemacbt zu machen, welche uns bei der erklärung von ü-. ct(ata
Wtg^n treten, ohne sie nndgiltig beseitigen zu können. —
S. S. Stokes macht mich auf die glosse cechla i. do-cimla O'Dav.
6L (Threo Ir. Gl. p. 63) aufmerksam. Dies ist die form, die
f ton w. fTM im irischen erwarten. Sind wir trotzdem be-
t«:htigt, aueli cuala auf diese wurzel zurückzuführen?
23) Von wurzeln mit i sind uns rir und lü bereits bekannt
! die perfecta der wurzeln ri und ti, vgl. § 10. Ich habe
!r nur noch darauf hinzuweisen, dass im gegensatze zu den
pafeclen von wurzeln mit m in keinem dieser beiden perfecta
I spur von Steigerung des wurzelvocals zu erkennen ist.
Wir werden daher riria und Ulia als stanmiformen ansetzen
Einer wurzel mit mittlerem i scheint dekis doploravit
•EOgehören. Wir besprachen diese form bereits a. 205 no. 14,
^ leigl die flexion des s-praeteritum, und lässt daher nicht
iDehr sicher erkennen, wie der wurzelvocal ursprünglich be-
handelt war. — Ausserdem möchte Stokes Beitr. VII 10 die
form vföidiam* misiinus als perfectforni von einer wurzel mit
nuttlerem i betrachten. Die endung wäre abnorm. Wenn man
bedenkt, wie ähnlich sich i und s bisweilen in alten hand-
tchrilten sehen, so liegt es nahe *f6idium* als lese- oder schreib-
'Wilttfür foidsam anzusehen; du foid, foedes misit steht auch
2'. 463 unter dem s-praeteritum. Praes. dö-fuidid deducite
Wb. 14 a.
Gap. VI. Die perfecta mit mittlerem e.
ü) Es sind uns jetzt noch die reduplicationslosen perfecta
flirig, welche sich durch langes e in der Stammsilbe auszeichnen.
246 ^nst Windisch,
Diesem typus gehören an: ar^o-cker redemi, ad^S» cog
ro genar natus sum, do-menar putavi ^). Das sanskrit,
lateinische und das gotische besitzen ähnlich aussehende pei
formen, z. b. skr. sedima, got. setum, lat. sedi. Es fragt
ob sie wirklich alle zu einem typus gehören und wie sie
zufassen sind.
Wie sehr das e im irischen den perfectformen charakteris
ist, zeigt sich besonders an den zu genar und minar gehöa
praesensformen 3. sg. gainedar nascitur (Sg. 139 b), 1. pl.
nemmar, und moiniur puto, mit anderer behandlung des wv
haften a. Zu nioiniur, menar stimmt besonders schön
manye, mefie von gleicher wurzel und mit gleicher bedeul
aus dem lateinischen darf man an facio, feci erinnern, aus
gotischen an bidja, bedum. Zu ir. cir lautet das praesens ere
in demselben verhältniss stehen zu einander goL frefum (Li
9), fraihna. Zu ad-gen endlich ist mir die form des prae
Stammes noch nicht klar.
Mit dem latein stimmt das irische hier insofern übe
als es diese gestalt des perfecstammes gleichfalls durch
formen hindurch behält, während sie im sanskrit und gotis
von den activen singularformen ausgeschlossen ist (die S
des skr. ausgenommen).
Wir theilen nun mit, welchen aufschluss die irischen
gesetze für die auffassung dieser formen geben.
25) Die irischen perfecta gen, genar, menar, cer we
genau so flectirt, wie die übrigen perfecta; auch bei i
lautete der stamm auf thematisches a aus: sg. 1. gen, 3.g
pl. 3. genatar wie sg. 1. cecluxn, 3. cecJuiin^ pl. 3. cechn
Unter den erwähnten formen frdlt die 3. sg. activer üi
durch ihre vocalisalion auf. Das eui, iui von adgeuin,
rochiuir ist durch das der 3. sg. eigenthümliche eindringer
verdünnten thematischen vocals in die Wurzelsilbe entsta
(vgl. § 9). Aber nur dasjenige lange e wird auf diese \
durch eindringendes i umgestaltet, welches in der späl
spräche eu (ea) geschrieben wird. Dies ist für unsere pei
formen von entscheidender wiclitigkeit, denn in allen etyn
gisch klaren beispielen ist das später eu oder ea geschrieb<
') Sollte etwa auch taisfeoin demonstravit L. U. 101 a, 23 hi
gehören?
p
Das reduplicirU pwfeelui
247
ich ersalzdehnung aus e oder a entslanden. Aus einer langen
ihe von bcbpielen liebe ich hervor;
allir, Sit via (neuir. settd), gen. sSuU, vgl. cy mr. hmt, got. ^tha;
iXWt.cenel genus (neuir. citieuJ), ^ea.cen^aU, vgl.allcymr.cene^J;
altir. in avis (neuir. am), gen. Ä«*», vgl, altcymr. etin^, w. poi.
Daraus scheint mir über lier vorzugehen, dass die altirischen
srfecta c6r, gin, »mäi aus recr-, jf^»-, »ierrtW- entstanden sind.
)a Dun aber weiter das nächst verwandte cymriscbe alle die
(er in betracht kommenden iiomina wie hmt, citietl, äacr,
mt in ihrer vollen form besitzt, so folgt hieraus, dass die
le verstünuiielung zu set, cenel, der, cit und mithin auch
in den pei-l'ectformen cer, gin, ginar, minar vorliegende
auf spcciell irischem boden eingetreten ist. In diesem
REuttate ist zugleich ausgesprochen, dass die Übereinstimmung
'von ir. mi-nar mit skr. mene, got. setum, lat. s6di bis zu einem
gewissen grade zuMlig sein muss. Zu einem ähnlichen resultate
;eu ^vir in bezug auf das verhältniss von goL setum zu
hL sidi, skr. setiathus. Denn da dem got. setum das alln.
Kiim und das ahd. säzum4s zur seite steht, so kann das gotische
Onmöglich bis in die indogermanische vorzeit zurückgelicn.
lie Übereinstimmung von sanskrit, lateinisch und gotisch redu-
«irt sich somit darauf, dass an stelle der rcduplication und der
iwcelsilbe eine einzige silbe mit langem vocal erscheint.
Sehen wir aber näher y.u, so crgiebt sich auch für das
an^it und das gotische, dass die länge des vocals in der
imrasilbe mit dem Schwunde eines consonanten zusammcn-
•n wird. An und für sich könnte man auf skr. vcäa, gr.
got, vait, lat. vidi gestützt eine indogermanische perfecl-
long ohne reduplication ansetzen. Mir scheint es jedoch
iprechtfertigter, in diesem vereimeltcn beispielc einen frühen
ill der reduplication anzunehmen (dieser könnte sehr wohl
*ireh die gleichbedeutenden formen des praesens vednii ver-
inlasl worden sein). Dazu kommt, dass wir uns der einheit
iet übrigen alten tempusbildungen gegenüber sciiwer dazu ver-
MeheD könnten, in skr. sasdda sedaihus, got. sat, setum principiell
"wchiedene bildungsweisen anzusetzen. Nun könnte man ver-
"Mlien, skr. sedaihus und got, setum durch die annähme eines
nbtiills der ursprünglicli vorhandenen reduplicationssilhe zu er-
Üircn. Allein dagegen ist schon von Bopp mit recht bemerkt
vwden, dass wir dann namentlich im germanischen gegen alle
pr«
im
S48 Emst Windisch,
analogie pluralformen erhalten, welche eme vollere Stammform
haben, als die zugehörigen singularformen, während doch sonst
nur das umgekehrte verhältniss zu beobachten ist. Nur wenn
wir für got. setum, altn. sdtum von einer vorform *sa8hun aus-
gehen, besteht zwischen sat, setum dasselbe verhältniss wie
zwischen staig stigum, hol hulum. Was aber das sanskrit an-
langt, so ist e in der a-reihe ein sehr seltner gaßt. Es giebt
aber wenigstens einige sichei-e beispiele, in denen dieses e offen-
bar durch ersatzdehnung aus a entstanden ist: edhi, die 2. $g.
imper. der wurzel as, ist sicher aus os-rfAi entstanden, ebenso
delii und dhehi aus *daddhi und "^dhaddhi (Bopp, Skr. Gr. § 333),
und skr. nedxyas ist sicher mit altbaktr. naedyo identisch, mag
die etymologie dieser Wörter sein, welche sie wolle. Somit ist
es auch für das sanskrit sehr wahrscheinlich, dass sedathus von ^
einem vorhistorischen '^sasdathtis aus erklärt werden muss.
Nur für das lateinische lassen sich zunächst, soviel ickmr^
sehe, weder aus lateinischen lautgesetzen, noch aus den all — j
gemeinen tendenzen der spräche zwingende gründe dafür gelten
machen, dass sedi sedimus in derselben weise entstanden
müsste. Zu beachten ist, dass crßdo dem skr. Qrcidrdadkäm^m
gegenüber sein langes e einer ersatzdehnung verdankt.
Im allgemeinen drangen uns sanskrit, gotisch und iriser
zu der annähme, dass sich bereits vor der Sprachtrennung di
neigung geltend gemacht habe, in den pluralformen
wui7,eln den wurzelvocal a flüchtiger zu articuliren, wo nicÄ^s
gar ihn zu unterdrücken. Diese neigung ging in die ein
sprachen über und führte hier zu einer vollständigen unte:
drückung des wurzclvocals in den beireffenden fallen. Dadurch— :
entstanden consonantenverbindungen, die sonst nicht in d* J
spräche vorhanden waren (tatpa, papda, sasda u. a.
Aus diesem gründe konnten dieselben auch nicht einzeln n
analogie gewöhnlicher laulgesetze mundgerechter gemacht wi
den; es trat vielmehr eine schematische Umgestaltung ein,
freilich nach irgend einem nmstcr vor sich gegangen sein muss
Diese muster in jeder spräche aufzufinden, wird sehr schw^ ^^r,
wenn nicht unmöglich sein. Hier ist aber das irische ip^o»
*) Etwas ähnliches ist die schemalische Umgestaltung der im golisdr^«*!
noch erhaltenen reduplicirenden perfecta in den übrigen germaniscF'^^''
sprachen, z. b. ahd. hiält, Hat, liaf (älter liuf, liof) u. s. w.
Das redupUdrIe perfectum im irischen,
grösstem werihe, indem wir hier gefunden haben, dass dio
in rede stehenden perfectformen ihre umgeslaltung im zusamnien-
bang mit anderen, den laiitverhältnissen nach ähnlich heschaf-
f»ien Wörtern erlitten haben. Wir sehen aber im irisclien des-
halb so klar, weil sich in dieser spräche Iteine besondere Vor-
liebe fijr diese formen entwickelt hat, und weil zu den nach
den auch sonst herrschenden lautgesetzen gebildeten formen
keine analogiebildungcn dazu gekommen sind. Es giebt aber
Busserdem im irischen fulurformen mit langem c, «Üe gleich-
feUs als durch reduplication entstandene bildnngen anzusehen
Im futurum ist dieser typus sehr beliebt gewesen, daher
1*8 hier der anaJogiebildungen wegen unmöglich wäre fijr jede
%irm die regelniässigkeit ihrer Umgestaltung nachzuweisen.
Aus dem sanskrit wird man schliessen dürfen, dass diese
Verschmelzung von reduplication und Wurzelsilbe urspriinglich
nur dann eintrat, wenn die würze! mit einem einfachen con-
sonanten anlautete und auslautete. Denn in solchen wurzehi
konnte der wurzelvocal am leichtesten unterdrückt werden.
Aucti die anderen bedingungen, von denen in der sanskrit-
^ammatik das eintreten der formen mit e abhängig gemacht
wird, begreifen sich nur bei der annähme, dass diese formen
dorch Verschmelzung von reduplicationssilbe und Wurzelsilbe
entstanden sind. Gegen diese verechmelzung sträubte sich natur-
Semäss das Sprachgefühl, wenn in der redupiicalionssilbe nicht
S^au derselbe consonant stand, mit dem die würzet anlautet:
unterblieb sie bei den wurzeln, die mit gutturalen, und bei
Oenen. die mit aspiraten anlauten, da erstcre durch die ent-
:henden palalale, letztere durch die entsprechenden un-
ipirirten consonanten ersetzt werden^). Wenn einzelne aus-
len vorkommen (M. Müller, Skr. Gr. § 328, 2. note), so
nässen wir auch hierin die unberechenbare macht der analogie
■nerkennen.
Diese macht der analogie hat aber im gotischen noch weit
■) Wenn perfecta wie jayäda wegen des palatslB in der reduplJcalions-
^UIk nimnals lusammengezogene formen haben, so gebt daraus hervor,
™*« dieser typus erst nach der entwiclteluiig der palalalen entstanden ist.
"* Wüi die patatale erst nach der loslösung der europäischen spmchen
•o» Jen naiatiachen entstanden sind, so dürfte hier ein neuer beweis dafür
TQrtiagtn^ dass auch die zusammeniiehung erst nach der sprachenlrennung
•ioiSiWen ist.
'«iHhnn tat nm. apmci.r. n. f. hj. i. 17
250 freist Windisch,
stärker gewirkt, indem hier zwar an der einen bedingung fest
gehalten worden ist, dass im auslaut ein einfacher consonant
stehen muss, aber doppelconsonanz im anlaut der wurzel diese
biidung nicht mehr ausschliesst. Wir dürfen aber nicht z. b.
für brekum ein einst wirklich vorhandenes *brabrkum construiren,
sondern müssen brekum als eine unmittelbare analogiebildung
auffassen, welche das Sprachgefühl nach dem muster von nemmm,
setum u. s. w. erfand. Aehnliches würde von lat. frigi gelten,
wenn man dies, wie ich geneigt bin, hierher stellen will,
Cap. Vn. Die verschiedenen perfecttypen im indogermanischen.
26) Es wird nicht überflüssig sein die verschiedenen periept-
formen, die von wurzehi mit mittlerem a vorhanden sind, nach
der behandlung ihres wurzelvocals zu gruppiren. In dieser
beziehung sind drei typen nachweisbar, von denen auch d«r
dritte wenigstens im ansatze in der grundsprache vorgebildet wv:
I. Der wurzelvocal ist gedehnt:
a) skr. sasdda; ir. gdd, lat scdbi (ä),
b) gr. ninfiya, [lat. egi?']^ vereinzelt ir. midar (6),
c) got. faiflok, for, lat. ßdi (ö);'
II. Der wurzelvocal ist kurz:
1) a) skr. sasada, got. sat; ir. cechan, got. hol (a);
b) lat. cecidi (e, i);
c) gr. TivQO(pa, lat. ^tiZi, vereinzelt ir. gegan, got. Att/um(o,u) m
2) a) skr. dadarga, got. faifalth, band, ir. condarc (a);
b) lat. pependi (e) ;
c) gr. äiäoQxa, got. bundum, lat. totondi (o, u);
3) ir. cechnatar (spätere Unterdrückung des vocals).
III. Der wurzelvocal ist ausgestossen:
skr. sedathus, got. settim; ir. gen, [lat. sedi?^.
Die verschiedenen trübungen des a sind selbstverständli
erst später in den einzelnen sprachen eingetreten. Beachte:
wcrlh ist aber die offenbare Vorliebe für breite und dunkle
vocale im perfcctum, die nur im lateinischen nicht so
vorhanden Ist. Auch die irische Unterdrückung des wurz^^^
vocals in cechnatar muss sich erst in einer späteren periode vo^
zogen haben ; sie kann unmöglich so alt sein, als jene ursprac^
liehe Unterdrückung desselben, welche den typus gen veranlasst h
Typus I II III kommt nur im sanskrit an einer und
selben wurzel vor: sg. 1. sasada^ 3. sasdlda^ pl. 2. sedaikus, •
Das reduplioirte perfectom im irischen. 251
Alle anderen sprachen haben hier, wie auf anderen gebieten,
nach unifonnirung gestrebt: am wenigsten noch das gotische,
denn in sai, sehim ist unverkennbar typus II und III enthalten ;
am meisten, und zwar für alle zeiten, das griechische und
lateinische (nin^ya nen^yafAer, titQo^c^ TSTQO^afksv). Denn
im laufe der zeit hat sich im gotischen und irischen wieder
die neigung entwickelt, wo es anging, singular und plural zu
unterscheiden: got. hol huttim, fanth funthttm, ir. cechan cechnatar.
In got hol hvlum ist die verschiedene farbung des vocals, in
ir. cechnatar dasßplbe mittel zum zweiten male verwendet wer-
den, welches einst in früher vorzeit zu der ausbildung von
typus UI geführt hat.
Typus I ist zur ausschliesslichen herrschaft gelangt in gr.
^infffa, lat. sedhi, fodi, got. faiflok, for, ir. gdd, midar.
Typus II ist zur ausschliesslichen herrschaft gelangt in gr.
^Hgo^a, lat. cectdi, tüli, got hol hulum, ir. cechan cechncUar,
sowie bei allen wurzeln (auch im sanskrit), die auf doppel-
consonanz auslauten.
Typus in ist zur ausschliesslichen herrschaft gelangt in skr.
•wen«, tepe u. s. w. und in ir. cer, gen, genar^ menar. Dazu würden nach
Daeiner meinung die lateinischen perfecta c^, feci, frSgi etc.
kommen, obwohl man sie an und für sich auch als repräsen-
tanten von typus I auffassen könnte. Vielleicht sind hier ver-
schiedene typen zusammengeflossen. Zu beachten ist, dass sich
un heutigen ich gab, wir gäben auch auf germanischem gebiete
der typus HI in allen formen festgesetzt hat.
Als anmerkung sei hier noch hinzugefügt, dass es mir nicht
ticbtig zu sein scheint, wenn man die in lat. ßci und ose. fefacust
(mit kurzem a) vorliegenden Stammformen ohne weiteres mit
Mäander identificirt. Dieselben gehören vielmehr zwei ver-
»hiedenen typen an, und zwar entweder typus I und II oder
typus in und n. Diese abweichung der italischen dialekte von
Unländer ist sehr bedeutsam : entweder gab es im vorhistorischen
äaliach nur den typus fefac-, und dann müsste lat fSci nach
wuilogie anderer bildungen an stelle desselben getreten sein,
^enn es nicht geradezu daraus nach ausstossung des wurzel-
'öcals entstanden ist. Oder die beiden formen sind ver-
*^en und beide gehen in die italische einheit zurück: dann
.^de uns hier eine spur davon vorliegen, dass auch dem
^^liseheaa die Verschiedenheit des perfectstanunes an einer imd
17*
252 Ernst Windisch,
derselben wurzel nicht fremd war. Da nun bildungen wie
^fefojca (in fefacust) und ^fefuca (in feci wenn aus fefid ent-
standen) nur im sanskrit mit einander wechseln, so würde es
gerathener scheinen, das verhältniss von ose. fefacust und lat
fici mit dem von got. sat setum zu vergleichen.
Auf die alte Verschiedenheit der stammesgestallung im
perfectum weist auch das altlat. tutüdi neben dem gewöhn-
lichen tutudi hin. Es kann nicht genügend durch die lateini-
schen lautverhältnisse gerechtfertigt werden, dass letztere form
erst eine spätere kürzung der ersleren wäre. Vielmehr wird
sich tutüdi zu tutudi verhalten^ wie sich got. gaut zu seinem
plural gutum verhält. Eine parallele aus nominalem gebiete
wird diese auffassung weiter stützen. Das suffix tor, welches
nomina actoris bildet, hat im sanskrit an jedem damit gebil-
deten Worte in den starken casus die form tdr, so dass sich
'tar und -tär zu einer declination ergänzen {-tar hat in den
meisten casus seinen vocal verloren): nom. pl. daidrHJts, loc. s,
ddtar-i, dat. s. diUr-e. Die europäischen sprachen haben den
alten unterschied von starken und schwachen casus fast ganz
aufgegeben, aber keineswegs die ursprünglich nach diesem
princip verschiedenen formen der suffixe. Diese Variationen
treten aber nicht mehr an einem und demselben worte auf,
sondern haben sich auf verschiedene Wörter vertheilt. So ent-
spricht dot^Q mit suffix ttiQ durch alle casus hindurch den
starken casusformen dätäram, dtitdras, ddtäram, dagegen ^^mg
mit suffix TOQ in allen casus ausser dem nom. sg. den schwachen—
casusfornien dätari, dätre etc. Im lateinischen ist nur die form«
tär (in der gestalt von tor) nachweisbar: datoreni, datoris etc —
Cap. VIII. Die alterthümlichkeit der reduplicirten perfecta,
27) Im modernen irisch ist das reduplicirte perfectunrr
als selbständiger typus geschwunden; inwiefern es im modemei^
irisch doch noch fortlebt, werden wir nachher sehen.
Im altirischen (in den glossenhandschriften aus dem ^=
bis 10. jahrh.) finden sich auch verhältnissmässig nur weni —
perfectformen, wie man leicht aus der Grammatica Celtica e^*
sehen kann, namentlich aber aus der reichen Sammlung v<
verbalformen aus dem Mailänder codex, welche Stokes Groid.
pp. 22—50 mittheilt.
\ Das von Stokos so genannte mittelirisch der in Irlav -■
Das reduplicirte perfectum im irischen. 253
und England befindlichen texthandschriften des 11. bis 15. Jahr-
hunderts ist es, welches die grösste ausbeute an perfectformen
gewährt.
Diese thatsachen sind dahin zu erklären, dass das perfectum
bereits im 8. jahrh. in der gewöhnlichen rede nicht mehr viel
gebraucht wurde (glossen repräsentu*en natürlich die gewöhn-
liche rede), und dass andrerseits die sogenannten mittelirischen
texte wenigstens theilweise auf viel ältere originale zurückgehen.
Es ist hier nicht der ort auf den zuletzt berührten punkt näher
einzugehen, nur soviel muss ich noch bemerken, dass die alten
sagen zwar von jedem neuen abschreiber der spräche seiner
zeit angepasst wurden, ohne jedoch mit strenger consequenz in
dieselbe umgeschrieben zu werden.
28) Dass das perfectum im mittelirischen eine über die zeit
dieser handschriften hinausgehende alterthümlichkeit ist, geht
i^^sonders klar daraus hervor, dass es in glossirten handschriften
WMner glossirt wird, und zwar in der regel durch das gewöhn-
liche s-praeteritum. Ich habe dies besonders am Liber Hymnorum
^ind an dem im Lebar Brec überlieferten texte des F^lire be-
obachtet; auch im commentar zum Amra (imLebor nahUidre)
*st nie die perfectform des ^textes beibehalten. Ich theile hier
die meisten dieser glossen mit:
naOh combaig (vas) quod non fregit, gl. na ro hri^ (hrisim
ich breche) Hy. V 77;
huich, gl. ro bris, Anu-a (L.U. 5 b, 27; ed. Stokes p. 157);
cambuich, Amra, im commentar ro briss ed. Stokes p. 162
(text des Lib. Hy.), ro brisestar L. U. 10 a, 3.
com beba bis er starb, gl. co a bds bis zu seinem tode
Hy. n 23;
bebais er starb, gl. atbath id. Fei. Prol. 48;
bebais, gl. obüh (? obiit?) i. atbath Fei. febr. 18;
bebais, gl. a^bcUh i. bui a bas (es war sein tod) Fei. apr. 23.
cechaing er ging, gl. ro ching Fei. jan. 25 (die glosse ruc
UUs »er nahm mit sich« gehört einer freieren erklärung an) ;
cechaing, gl. ro ching Fei. märz 20;
cechaing, gl. ro ching Fei. mai 22;
cechaing, gl. ro ching Fei. oct. 9.
m chiuir sie kaufte nicht, gl. ni ro ehren Hy. V 22;
arro-chimr, gl. ro erchran F^l.Prol. 34; gl. ro erchran Prol. 64.
dedaig prostravit, gl. rodingestar.
254 Ernst Windisch,
ni fuar non inveni, gl. i. m fuarus Hy. V 98»
ro gdid rogavit, gl rogudestar Hy. V 35 ; gl. ro gmi ibid. 49.
geguin vulneravit, gl. ro gon Fei. sept. 23.
gigneiar, gl. rogonsat Fei. mai 19. In dem von Stokes
Three Ir. Gloss. p. 125 ff. mKgetheilten glossar mm
Feiire findet sich ebenso gegnatar u gansat.
drebraing ging? gl. i. ro threbarling vel ro trebardring
(etymologisirend) Fei. april 2;
dreiMraing, gl. ro dring vel ro dirgestar april 17;
ro drd>ming, gl. ro dringestar aug. 26.
ro leblaing sprang, gl. ro ling Fei. niärz 5 (Lebr. Br.).
Ebenso in dem unter gignet/xr erwähnten glossar p. 190.
lelgatar, gl. lomraiset totonderunt L. ü. 57 b, 19.
lü adhaesit, gl. lenaid L. U. 68 a, 41 (vereinzelte glosse
im Tain Bö Cualgne).
fonenaig purificavit, gl. ro funigestar (id.) i. dorigni a ftmech
i. a glanad fecit ejus purificationem Hy. III 4.
do coemnadar tlacJUa, gl. lavavenmt stolas suas, .i. re
nigsd .i. ro choemnaigestar .1. ro nigset vel ro chemigsd.
Ebenso im glossar (Stokes Three Ir. Gl. p. 127) dd
coenmichtar .i. ro nighset no^ro cJteimnigset, Die letztere
erklärung (ich finde nur das hier ganz sinnlose ceimnighim
I advance in O'Reilly's Dict.) ist wohl nur erfunden
worden im anschluss an das nicht mehr verstandene
coem- in coem-nadar (vgl. § 6).
reraig, gl. ro raith lief, ging (auch eine perfectform?) Hy. V 51.
reraig, gl. ro foirestar Hy. V 56.
raith lief, gl. ro reith Fei. jan. 6; gl. ro riHh oct. 16.
do rertatar, gl. ro reühsetar Hy. V 55.
rathfdar, gl. ro retht^star Fei. sept. 18.
rir vendidit, gl. ro recc id. Hy. V 6.
aS'rir dedit, gl, ro eimestar id. Hy. V 61; gl. rö etrhestam
ibid. 87.
ce ro selaig ckUdeb obwohl ein schwert schlug, gl. ro-d-slm
.1. roUesc ihn schlug Fei. Prol. 51. Ebenso im glossa.3
(Three Ir. Gl. p. 126) ro selaig .i. ro slaigh.
ro selgatar, gl. ro sligsetar Fei. Prol. 15.
ro senaich pluit, danmter gl. sfiigid, darüber ro snig
feraid Fei. mai 15.
do sephain(n) pepulit, gl. ro fhoibnestar id. Hy. V 57.
H ce dt
Das reduplicirte perfertiir
ce do-sefnaiar obwohl ilin verfolgten, gl. da ro imjmiset Hy.
V 62.
adroetach precatus suni, gl. ro atckiüs id. Hy. VI 20.
Cap. CS. Das nachleben des redupllcirten perfects im
neuirischen.
29) Die grosse masse der verba, namentlich die abgeleiteten
»erba (in der Gramm. Celt. Ser. II und IIl, der lal. 1. und 4.
couju^tion entsprechend) bilden ein praelerituni activer oder
deponentialer ilexion, dessen Charakter s ist. Für die sogenannte
verbundene form, die in der composition oder hinler gewissen
Partikeln üblich ist, lautet das paradfgma zu caraim amo (Ser. II,
lat. 1. conj.):
Sg. 1. ro charus
2, ro charais
3. ro char
PI. i. ro charsatn
2. ro charsaid
3. ro charsat.
Für das dejjonens wähle ich ein verb der III. series (lat
Conj.) foilaigim demonslro:
Sg. 1. ro foilsigsiur
3 foilsigser
3 foilsigestar
PI. 1, ro foilsigsemmar
) foilsigsid
3. ro foilsigselar.
Mit dem griechischen aorist ist diese bildung insofern nicht
^t\i identisch, als der griechische aorist den Charakter s an
**n reinen stamm, das irische praelerituni dagegen an den
P^'aesensslamm anfügt. Dies gilt unzweifelhaft von den verben
fl^r ni. series (lat. 4. conjugation). Ir. »w foilsigiu (die ver-
■ "Ondene form der 1. praes., foilsigim die absolute) ist vom
1 ^^Ominalstamnie foihech(o) abgeleitet wie fialäaaa (für naXait-
\***\ vom nominalslamme jußi«x((»). Während nun /iadäffffw im
V)rist i(iüX(tic-aa bildet, ohne vocal zwischen x und ff, bildet
fotbifjini z. b. in der 3. sg. praet. dep. foüsi^-e-s-tar, wobei
^13 iwischen g und s stehende « die irische form des ursprting-
Ällerdings steht in den meisten formen des iri-
«hcn vcrbe i
! gleichfalls unmittelbar hinter dem g, allein
256 Ernst Windisch,
diese consonanten sind hier erst nach ausstossung des e zu-
sammengekommen. Denn die ur^prüngHche unmittelbare Ver-
bindung von guttural -|- s würde im irischen zu der assimilation
SS, s geführt haben. Dies ist z. b. im altirischen futurum der
fall, wo der Charakter s wie im griechischen unmittelbar an
den letzten consonanten des reinen Stammes getreten ist: Hassu
(gewöhnlich tiasu geschrieben) von tietgaim ateixf^ ist genau
wie arsl^do gebildet; gs ist zu ss assimilirt. Während also im
griechischen futurum und aorist bei den meisten verben in
einem gewissen bildungszusammenhange stehen, gehen im iri-
schen s-futurum und s-praeteritum weiter aus einander. Das
s-futurum wird im irischen nur von sogenannten wurzelverben
gebildet, das s-praeteritum vorwiegend von denominativen verben,
und deshalb begegnen sich diese tempora so selten bei einem
imd demselben verb. Das s-futurum ist nur im altirischen
lebendig und stirbt im laufe der zeit ab, so dass es im neu-
irischen Paradigma fehlt; es war daher nicht der trieb vor-
handen seine ursprüngliche sphäre zu ei'weitern. Das s-prae-
teritum dagegen ist eine, namentlich im mittelirischen zu reichem
leben entfaltete bildung, die jedoch im neuirischen, wie wir als-
bald sehen werden, in merkwürdiger weise eingeschränkt wor-
den ist. Im griechischen sind beide tempora, s-futurum und
aorist, lebenskräftige bildungen, die fast von allen verben ge-
bildet werden. Ich halte aber die im altirischen vorliegenden
Verhältnisse für allerthümlicher, als die griechischen.
Bei den denominativen verben der IL series (derlat. 1. conj.
entsprechend) liegen die Verhältnisse nicht so klar. Es könnte
nämlich ro charus, ro charais wie itlfA^aa gebildet zu sein
scheinen. In iTifäfjca aber ist der Charakter a an den reinen
namen tifAa, Tifi^ getreten. Es enthält meiner ansieht nach
keineswegs den praesensstamm tifia-ja; wäre dies der fall, so
würden gewiss spuren davon in der homerischen spräche vor-
liegen. Vielmehr ist irifAij-aa genau so gebildet wie if^aXuM-aa;
und was die praesentia anlangt, so enthält auch Tf/Mxcd weiter
nichts, als dasselbe praesenssuffix ia, das in fMxXdatrca stecU
nur mit dem vocalisch auslautenden stamm verbunden. Ebensc
ist im sanskrit nicht pdi^yä-mi, mantr-ayä-mi abzutheilen, son-
dern pdloryä-mi, mantroryä^ni u. s. w. Zum irischen zurück-
kehrend muss ich bemerken, dass man den formen ro charus
cf^rsam etc. allerdings schwer ansehen kann, ob in ihnen dei
' Das redupllcirte perfectum im irischen. 257
Charakter s an den reinen stamm cara (lat. cams) oder an den
praesensstamm carorja getreten ist. Ich glaube, dass das letztere
der fall ist, muss mir aber den versuch eines beweises fär ein
ander mal au&paren.
Ein s-praeteritum vom praesensstamme ist bekanntlich auch
in der vedischen spräche nachgewiesen, vgl. Delbrück, Altind.
Verb. s. 181. Dazu neuerdings Curtius, Stud. Vffl 463.
Man pflegt den tempuscharakter s als rest der zur tempus-
i>i]dung verwendeten wurzel as zu betrachten. Stokes hat Beitr.
Vn 44 darauf aufmerksam gemacht, dass das irische diese an-
nähme nicht gestatte, da allerdings einfaches s zwischen
vocalen im irischen sonst immer ausgefallen ist. Ohne uns
bier auf den Ursprung des s näher einzulassen, wollen wir nur
hervorheben, dass im griechischen dasselbe lautgesetz gilt, und
dass hier trotzdem formen wie hift/rifSa^ i(fiXriaa, ifAici^caaa
Bxistiren. Auf keinen fall möchte ich das irische s-praeteritum
Vollständig von dem des griechischen (und lateinischen) trennen,
MTozu sich Stokes genöthigt sehen muss, wenn er wirklich nach
Siegfried's Vorgang das s im irischen aus w. sta erklären will.
30) Das s-praeteritum wird im mittelirischen besonders
häufig gebraucht, in den dritten personen sind namentlich die
deponentialformen sehr beliebt. Im neuirischen paradigma sind
die deponentialformen fast ganz geschwmiden, aber nicht nur
diese, sondern auch die pluralformen der activen flexion. Im
neuirischen paradigma des Past Tense liegt uns eine
merkwürdige verquickung des alten s-praeteritum und
des alten perfectum vor: diese beiden tempora sind zur
bildung des historischen tempus vereinigt worden, im singular
herrscht das s-praeteritum, im plural das perfectum.
^^*Ä paradigma lautet bei O'Donovan pag. 175:
Sg« 1. ro gJUanas I did cleanse PI. 1. ro ghlanamar
2. ro ghlanais 2. ro ghlanabhar
3. ro ghian se 3. ro ghlanadar.
Man kann in der annähme von späteren analogiebildungen
J^^t zu weit gehen, aber hier sind solche unzweifelhaft vor-
^*^n, wir brauchen nur die alten und die neuen Verhältnisse
^^t einander zu vergleichen. Den singular des Past Tense
*^^iden alle verba dem altirischen s-praeteritum entsprechend,
^^ch diejenigen, welche in der alten spräche das praeteritum
^^ders bildeten: ir. ceüim celo z, b., das in der alten spräche
S58 Ernst Windiscfa,
sein praetoritum mit t bildet (ro chelt), flgurirt bei O'Donovan
p. 210 im Past Tense mit ro cheüeaSy cheüis, eheU si (d^.
cheileastair). Den plural des Past Tense bilden alle verba
der flexion des altirischen perfects entsprechend, auch die-
jenigen vcrba, die in der alten spräche nie ein perfectum be-
sassen. Aber nur die flexion am ende der formen ist per-
fectisch, die reduplication, die ja schon im altirischen im ab-
sterben war, findet sich nirgends. Anders Stokes Beitr. Vn 4.
31) Dieser usus hat sich natürlich nach vielem schwanken
allmälig ausgebildet. Das späteste ist, dass alle verba den
plural nach analogie des perfects bilden. O'Donovan, der in
den anmerkungen auch den gebrauch der mittelirischen hand-
Schriften berücksichtigt, bemerkt s. 176, dass in älteren queOeil
die 1. plur. gewöhnlich auf sawi, die 3. plur. gewöhnlich auf
set, sai auslaute: gdbsat ceperunt z. b. ist die alte, im mittd-
irischen noch erhaltene praeteritalform ; dafür tritt im neuirischea
als neue analogiebildung gabhadar ein. Die s-formen im pliuraL
sind im mittelirischen so beliebt, dass sogar formen wie IMing^
setar (O'Davoren's Gloss. p. 83) für altir. kblangatar, ii&-hefistM
(L. Br. 1 a, 33), asbertsat dixerunt (L. U. 23 b, 3) für altir. o*-
und as'bertatar, ro geltmt ederunt (L. L. fol. 43 b) für altir.
ro gelUxtar, Inidhset iverunt (Book of Ballimote) für altir. Ictar
vorkommen. In den letztgenannten formen ist das alle t-prae-
teritum nach muster des. s-praeteritum umgestempelt worden.
Vgl. Stokes Beitr. VII 44. Aber wie gesagt, im plural ist diese
Umwandlung im neuirischen nicht zur absoluten herrschafl ge-
langt, wohl aber im singular.
32) Die umpragung der singular formen des reduplicirenden
perfects sowie des t-praeteritums beginnt dem entsprechend in
ziemlich alter zeit, wir finden sie bereits im Lebor na hUidre
(ende des 11. jahrh.) und im Book of Leinster (12. jahrh.):
do chuadtissa ich kam (L. U. 48 a, 31; oft in L. L.) für altir.
dochoad; dochuadais du kamst (L. L.); tattacus-sa ich kam,
tanacais du kamst für altir. tanad-sa, tancuym {sa und su sind
angehängte Partikeln, vgl. § 3). So betrachte ich auch mmd-
rous-sa profectus sum L. U. 114 b, 28 als eine reduplicationdose,
nach dem s-praeteritum umgebildete perfectform. Dass die
Wurzel ra im perfect gebräuchlich war, beweist das altir. tmm-
rera profectus sum. Für das t-praeteritum führt Stokes Beitr.
VII 44 an: co tonialtus »so that I wore out« (L. U.) für altir.
Hierher gehören nun auch vereinzelle di-ilte personen
I Singular auf -ais, -is, die nach analogie der absoluten form
r 3, 9g, des s-praet, (z. b. carais amavit, minis de!)loravit)
bildet sind: z. b. sejAnais für altir. scphainn in einem alten
ai iLeating citirten gedichlo (O'Gurry, On Ihe Mann, and Cust.
r Ihe Anc. Irish, vol. III p. 241): sephnais cruit an cruilire,
{L is din cheol sephainn Üaithne cruilt in Dagdai, ainmnigfher
I triur (Täin Bö Fraich) ; fernei' farblingis destluit (L. U, 106,
& 2S) für aitir, tarhlaing, wenigstens ist das h sonst in diesem
«rb nur in perfectfonnen gewahrt, ebenso cichis deploravit
■und hdms morluus est (für altir. heba), vgl. s. 203. 206. Mit der
HBn\ischung des alten perfecLcharakters hängt zusammen, dass
«nch das diesem eigenthümhche a der Wurzelsilbe (vgl. § 15. 17)
idcbt mehr beibehalten vfird, so in tarblingis, tebUngsetar (i wie
im praes. limjm).
33) Das neuirische hat die meisten alten perfecta Gber-
tnupl ganz aufgegeben, so dass sich diese art der analogie-
hier nur in beschränktem masse beobachten tässt.
Weil gebräuchliche!- nümlich, als die umprägung der vorhan-
teien perfectformen in s-praeterila, war es, das s-praeteritum
Ürect vom praesensstamnie der betreffenden verba au bilden.
ßl ein bedeutungsunterschied zwischen perfectum, s-praeterituin
(ond t-praeteriluin) nicht bestand, so begreift sich, dass die
beliebte s-bildung die beiden anderen bildimgen sehr zurück-
drängen konnte. Dieser process ist wohl so all, wie unsere
^Dellen. Beispiele brauche ich hier nicht anzuführen, da die
Ml, weiche ich § 528 zu den alten perfectformen angeführt
k»t», deren genug enthalten. In bezug auf das L-praeteriluni
BhN ich nochmals an, dass z. b. für altir. ro chelt celavi im
■euirischen ro cheitcas gebraucht wird.
34) So konmit es denn, duss sich umgeprägte perfect-
ttinen im neuirischen nur noch unter den sogenannlCTi un-
K*elmässigen verben finden. O'Donovan führt p. 212—254
II uor^elmässige verba auf: bheirim I give, beirim I bear, chtm
i Ke, dumim I hear, deariaim I do, nim or gn(m I do, deirim
;leBy, faghaim I find, righitn I reach, teidkim I go, tigwt I come.
e Qiiregehnässigkeit dieser verba besteht darin, dass verschie-
e tetnpora von atideren wurzeln, als der des praesens ge-
JUilet sind (also wie in gr. ipiqio, otam, ^vE^tcov), und dass sich
I hiei' einige alte büdungen gehalten haben.
260 Ernst Windisch,
Für das reduplicirende perfecta kommen in betrachf:
1) ^chim, chidhim, faicim or feicim I seec (p. 221, VI).
Dies ist das altir. ciim (praesensst. *ces-ia\ contrahirt dm. Das
c ist aspirirt, weil gewöhnlich vocalisch auslautende partikdn
vorau^ehen. Das zwischen dünnen vocalen wie deutsches j
ausgesprochene dh in chidhim ist au&ufassen wie das y in skr.
svdd-tyän (gr. ^diwv), hhiyam acc. zu IMs furcht, oder das v
in skr. abhüvam. Vgl. gnidheas § 36, 2. Faicim oder feiemm
ist altir. aceiu, eine Zusammensetzung mit der präposition ad^
mit prothetischem (unerklärtem) f. Ich stelle den neuirischeiE:
perfectformen sogleich die altirischen gegenüber:
Neuirisch Altirisch
Sg. I. chonnarccis can-darc ('-so)
2. channarcais c<m-darc (su)
3. chonnairc se am-dairc.
Diese formen gehören zu wurzel dar^. Im plural hat sicn:
das neuirische für die synonyme wurzel cas^ zu der das praese^B
gehört, entschieden:
PI. 1. choncamat con-<iccamar
2. choncabhar conroccaid
3. choncadar con-accatar.
2) duinim I hear(p. 246, IV), ebenso im altirischen. PastTen£=^
Sg. 1. chualas cucUa
2. chucUais cucUa
3. chtuda se cuale, cuala
PL I. chualaniar cucUaniar u. s. f.
3) faghaim or gheibhim l find (p. 241, VIII). Letzteres is
altir. gaibim capio, ersteres eine composition dieses verbs vo^
der präposition fo sub (altir. fagebtis caperent Z ^ 874^
O'Donovan bemerkt: »In ancient manuscripts, a 6 is öftere
introduced after the gh in faghaim^, z. b. faghbait : faghaim-
ist eben aus fagbaim entstanden. Das Past Tense lautet:
Neuirisch Altirisch
Sg. 1. fuaras fuar (-sa)
2. fiuxrais fuar (-su)
3. ftmir se fuair
PI. I. fuaramar fuarammar u. s. f.
I. Sg. fuarus schon in der glosse zu fuarHy. V 98. Vgl. s. 217,
4) righim I reach (p. 245, IX). Dies wird altir. rigim sein,
das wir s. 213 no. 46 als praes. zu dem perfectum reraig kennafi
Kduplicirle perfectura im irischen.
261
{gelernt haben,
wegen nichts
Sg. 1. rängas
Mit tigim (6) kann ritfiwn seines aspirirten g
thun haben. Perfoct PasL:
ranac (-sa)
ranac (-m)
3. rdnaig se ranate
PI. 1, rdngamar rancamar u. s. f.
5) teidhim I go (p. 247. X). Dies ist das alUrische /Ä It
Z ^. äü.3. Die aspiratiun des d ist hier auffallend, da altir.
nnnspirirtes / im neuirischen in der regel durch unaspirirtes d
rertrelen ist. Fast Tense:
Sg. 1. chuadhas
2, diuadliais
3. dtuaidfi se
PI. 1. chuadlmiar
2. chuadkbhar
3. chaädhdar
dodioad
\do choad]
do df'iid, do chuaiil
do chMammar
do cJiödaid
) ejuilar (für do-chädaiar).
G) tigim I come (p. 250, XI), ailir. tic venil, tidd venite,
^«Xlipie Pasl:
Sg. 1. thdngas, altir. tonac u. s. f., w'icrängas, altir. ranot;.
ä5) Die 3. person des singular ist immer unverändert ge-
"lieLen in diesen neuirischen formen. Dies koaunl daher, dass
■«i^ 3. s^. des s-praeleritum, wie sie sich im neuirischen fest-
S''^^et2t hat (ro cheil, ro ghlan), ohne s gebildet wird, und ausser
'''M^r einfachheit kein besonderes merkmal besass, deis sie der
*- sg. perfecli hätte aufzwingen können. Es ist aber sitte ge-
^'^orden der dritten person des singular, eben weil sie keine
t>C5ondere silbe zur bezeichnung der person enthält, das pro-
Uomen der 3. person s6 er, si sie zuzufügen.
36) Die praeterita der übrigen unregelmässigen verba sind
*Ücht ursprünglich perfecta gewesen, sondern theils s-praeterita,
WieÜs t-praeterita,
S-praeterita sind ursprünglich:
l) tugas und rugas, ersteres Past Tense zu »bheirim, tugaim
« tabhraim 1 give» (p. 213, I), letzteres Past Tense zu »JeirMn
I bear, or bring forth« (p. 219, II). Sowohl bheirim als auch
i^fin gehören zu der bekannten wurzel bhar; beide praesentia
änd eigentlich identisch, nur dass ersteres wohl stets die prae-
posilion do vor sich hat: daher das aspirirte b im anlaut. Im
altüischen entspricht dobiur do Z '. 428. Neuir. tabhraim ist
d<s altirische Uihur 7, *. 428: es enthält dieselbe wui-zel bhar
262 S^<^ Windiscfa,
und davor wahrscheinliek die Verschmelzung der prac
do mit einer andern praeposition (<m2?). lieber ktgak
tiACu, tucaim weiss ich nur zu sagen, dass vom gleich
praeposition do abzulösen ist, so dass die f(»rmen rm
tugctö nur in den vorgesetzten pailikeln verschieden sind:
enthält die verbalpartikel ro, letztere eben die präposi
Neuir. heirim fero lautet im altirischen berim, lerimm.
Neuirisch Altirisch
Sg. 1. thugas tucus
2. thuqais tucais
3. thtig sS tue
PL 1. thugamar tucsam
2. ihugabhar tucsid
3. tht/ycidar tucscU.
Ebenso rugctö, altir. rueus. Vgl. Z ^. 461 ff.
Die neuirischen pluralformen sind späte analogiebil
vgl. § 30 und 31.
2) righneas und deartuis, praeteritalformen zu d4ana
or make (p- 226, V). Neuir. dämaim entspricht dei
d^im facio Z '. 435 ; neuir. righneas dem altir. rign
rignius Z ^ 462, praet. zu do-gniu facio Z \ 429. Neuir.
kommt nur in abhängigen Sätzen vor, daher es O'Donc
Simple Past des Subjunctive Mood bezeichnet und mit <
junction go (altir. co) verbindet ' (go n^deamas) ; aus d
irischen entspricht die conjunctivform aran-demaid ut
Z ^ 441.
Neuirisch Altirisch
Sg. 1. righneas do-rignius
2. righnis do-rignis
3. righne sS do-rigni, do-rigeni
PI. 1. righneamar do-rigensam
2. righneahhar do-rigensid
3. righneadar do-rigensat.
Die neuirischen bildungen nach analogie der alten
im plural haben keinen Zusammenhang mit den ali
pluralfbrmen. Auffallend ist die form der Stammsilbe ii
letzteren. Ich glaube, dass gen- in diesem tempus z
durch metalhesis aus gnS^ entstanden ist. Diese fo
Stammsilbe zeigt sich im conj. praes. sg. I. do-gneo, 2.
pl. 2. do-^neid Z ^. 440. Nicht wesentlich verschieden
Das reduplicirie perfectum im irischen. 263
ist die Stammform gni^ /im ind. praesentis: sg. 1. do-gniu,
2. i(hgni, 3. da-gni; pl. 1. cUhgniam, 2. do-gniith, 3. dihgniat.
Dieses gne- oder gni- ist durch meiathesis und contraction ent-
standen aus getiia^ gania, einem praesensstamme von der würzet
gan, skr. jan erzeugen. Also grundform gania, genia; erste
metalliesis verbunden mit contraction gni(ay, gni(a)-; zweite,
spätere metathesis gen(ßy. Zu neuir. dec^mas fehlen mir vor
der band die gexiau entsprechenden altirischen correlata. Meine
Termuthung, dass alle die in diesem abschnitte erwähnten for-
men, ebenso das von Stokes Beitr. VII 7 erwähnte da-ron^sa
fed etc. (vgl O'Don. p, 229: rdnas, rdnais, rön se) hierher ge-
hören und auf die würzet gan zurückgehen^), muss ich bei
anderer gelegenheit näher begründen.
O'Donovan fuhrt ausserdem p. 234, VI y>gnim, or nim l do,
or make« als besonderes unregelmaasiges verb an. Dies ist das
Simplex zu dem erwähnten altir. do-gniu. Dazu das Past Tense:
9K. 1. ghnidheas, 2. ghmdhis, 3. ghmdh se; pl. 1. ghniomar, 2.
tJkUMwr, 3. ghniodar. Dies ist das simples zu riglmee^ altir.
rignius. Ueber das dh in gnCdJieas vergleiche das zu ehidbim
bemerkte, § 34, I.
In den compositionen ist beachtenswerth der einfluss, den
der dünne vocal des Stammes auf die vorausgehenden Partikeln
ausgeübt hat: rignius enthält natürlich vorn die verbalpartikel
fo (vgl. ririr für ro rir Beitr. VII 11).
37) T-praeterita sind ursprünglich:
1) riachtas, ein zweites zu righim I reach gestelltes prae-
teritum (p. 245, IX); das erste war rdngas § 34, 4.
Neuirisch Altirisch
Sg. 1. riacktas riacht?
2. riachiais riacht?
3. riacht se riacht assecuta est Z ^. 465.
PI. 1. riacMamar riachtmar
2. riachtabhar riachtid
3. riachiadar ria>chtatar.
Das t ist hier durchgängig beibehalten worden: riauM ist
*® isolirtes tempus, in welchem das sprachbewusstsein nicht
®^hr deutlich Stammsilbe und tempuscharakter unterschied.
Wi vermuthe, dass rieicht aus ro-siacht {s wird nach ro nicht aus-
^ Dieselbe ansieht bereits von Ebel Z *. 447 vertreten.
264 fernst Windisch,
gesprochen) zusammengezogen ist, vgl siacht profectus est
Z «. 455.
2) dubhrcts, das praeteritum zu deirim I say (p. 236, VII).
Neuirisch Altirisch
Sg. 1. dtibhras ru-burt^ <is-rurhurt
2. dubhrais as-rurbirt
3. dubliairt se as-ru^hart, ashert
PL 1. dubhramar cts-rtirbartnuir, ad-rthbarimar
2. dubhrabhar as-rti-bartid
3. dubhradar äs-ru^bartiUar.
Im gegensatz zu riackt ist hier das t in allen formen mit
ausnähme der 3. sg. aufgegeben worden, denn die vielgebrauchten
praesensformen der wurzel bhar (berim, cisbiur^ dobur) Messen es 4
deutlich als accessorisch erscheinen. Das altirische gebraucht:
die compositionen as-ber, ad-ber in der bedeutung »sagenc, dies
composition do-ber in der bedeutung »gebenc.
38) Ein mir nach bildung und wurzel dunkles wort istJ
go n-deachas^ nach O'Donovan p. 249 als Simple Past vona
Uidhim I go in untergeordneten Sätzen gebraucht.
Neuirisch Altirisch
Sg. 1. deachas dechad-sa
2. deachais —
3. dechaidh si dechuiih, dechuid
PI. 1. deachamar dechommär
2. decichahhar —
3. deachadar dechatar.
Die pluralformen sehen perfectisch aus und sind im neu-
irischen beibehalten worden. Die singularformen sehen aus
wie ein t-praeteritum von einer vocalisch auslautenden wurzel
und sind mit ausnähme der 3. sg. umgebildet worden, vgl.
dübhras § 37, 2. Ebel betrachtet diese bildung als t-praeteritum
(Z \ 455), und nimmt (gegen alle analogie) an, dass das d in
den pluralformen ausgestossen oder assimilirt sei (Z *. 457).
Stokes zieht das d von dechud-sa mit zur wurzel und betrachtet
diese form als perfectum (Beitr. VII 10). Er stübA sich (Beitr.
VII 59 anm. 53) auf die form deochadusa (für deochadiiS-sa),
die er also für ein genuines s-praeteritum hält. Nach unserer
auffassung ist dieselbe eine analogiebildung wie tdnäcus u. s. w,,
so dass sie für die Zugehörigkeit des d zur wurzel nichts beweist.
Wirklich beachtenswerth in dieser beziehung ist das von ihm
Das reduplicirte perfectum im irischen. 265
a. a. 0. im texte angeführte passive deckas^ das allerdings in
seinem s auf eine consonantisch auslautende wurzel hinweist;
ferner die secundäro fulurform na digsed »that he might not
go« (praef. zu Patr. Hy.), Dazu gehört als primäre form ni
dig, ar na dich ne veniat Z K 466, was Stokes Beilr. VII I als
beispiel eines optativ des praesens anführt. Aber dass die
wurzel auf d auslautete, ist damit noch nicht bewiesen. Als
besonders gewagt muss ich bezeichnen, wenn Stokes a. a. o.
anna. deochadus über *det*chadus auf "^de-chuadrus zurückführt,
und es Beitr. VII 25 mit do^Jiuaid unter wurzel skud unter-
bringt, während er doch a. a. o. 10 dechud und docoad prin-
cipiell zu scheiden scheint. Das in dechud, digsed etc. anlautende
Äe-, di- wird wohl sicher einer präposilion angehören, wir würden
sonst auf eine zweisilbige wurzel geführt.
Inhaltstibersicht.
Seite
*'^^r theü: Alphabetisches verzeichniss von perfectformen . . 202—218
^^eiter theil:
Cap. I. Die arten und die flexion der perfecta : § 1 die drei
arten von perfectformen, § 2 und 3 die flexion, § 4 die
beschränkung der perfecta auf wurzelverba 218—222
CSap. II. Die reduplication : § 5 die beschaflenheit der redu-
plicationssilbe, § 6 das fehlen derselben, § 7 die ohne spur
der reduplicationssilbe auftretenden formen, § 8 schluss-
bemerkungen 222-228
Cap. ni. Der thematische vocal: §9 an consonantisch aus-
lautenden vtrurzeln, § 10 an vocalisch auslautenden wurzeln 228—231
Clap. IV. Das verhältniss des perfectstammes zum praesens-
stamme: §11 die bildung des perfecis vom reinen stamme,
§ 12 perfecta mit innerem nasal, § 13 ein perfectum mit
dem praesenssuffixe skOf § 14 thematisches a im perfectum
and im praesens 231—233
Cap. y. Der wurzelvocal: § 15 allgemeine bemerkungen,
§ 16 perfecta mit langem a, § 17 perfecta mit kurzem o,
§ 18 erleichterung der pluralformen, § 19 erklärung der
perfecta beba, im-rera, »cachüf fiu, § 20 perfecta von wur-
zeln mit mittlerem u, § 21 perfectum der wurzel bhu^
i 23 euaia, § 23 perfecta von wurzehi mit t 233—245
^*<tä«]irift für TMTgl. Spneht N. F. TU. 8. 18
266 Johannes Schmidt,
Gap. VI. Die perfecta mit mittlerem e: § 24 das vorkommen
derselben, § 25 erklärnng derselben 245—350
Gap. VII. Die verschiedenen perfeet typen in den indoger-
manischen sprachen : § 26 kurzer überblick über dieselben 250 — 252
Gap. Vni. Die alterthümlichkeit der perfecta im h-ischen:
§ 27 das vorkommen derselben in den sprachquellen,
§ 28 Sammlung glossirter perfecta 252 — 255
Gap. IX. Das nachleben des reduplicirenden perfects im neu-
irischen: § 29 das s-praeteritum, §30 das Past Tense im
neuirischen, § 31 übergreifen der s-formen im mittel-
irischen, § 32 vorkommen der umgebildeten singular-
formen des perfectum im frühen mittelirisch, § 33 der
gebrauch regelrecht vom praesensstamme gebildeter s-prae-
terita im mittelirischen und neuirischen, § 34 die umge-
bildeten perfectformen unter den unregelmässigen verben
des neuirischen, § 35 die 3 sing, des Past Tense im neu-
irischen, § 36 die praeterita der übrigen unregelmässigen
verba 255—265
Oclober 1875. Ernst Windisch.
Über metathesis von nasalen und die flexion
vocalisch auslautender wurzeln im
griechischen.
Die zweite abtlieilung meines »Vocalismus« zeigt, dass die
metathesis von r, l mit oder ohne dehnung des ursprünglich
vorhergehenden vocals in allen indogermanischen sprachen nur
die folge des zwischen r, l und dem folgenden consonanlen
aus dem stimmtone der liquiden entwickelten vocales, der svara-
bhakti, ist. Zu fast idealer regelmässigkeit sahen wu: diese
erscheinungen in den einzelnen slawischen sprachen ausgebildet:
lit. gärdas, got. gards ward urslaw. gärädü (erhalten in russ.
garodü)^ daraus entstand entweder durch schwund des ersten a
gradü (erhalten in poln. grod, osorb. hröd) oder durch zusammen-
fliessen der beiden durch r getrennten a hinter dem r grodü,
die grundform für das südslawische und Sechische. Es wurde
auch bereits bemerkt, dass die metathesis bei nasalen in ganz
gleicher weise geschehen sei (a. a. o. 325). Dies soll hier an
Ober melalhesfs von RMalen etr.
2671
beispielen dargelegt werden. Einige derselben, und zwar gerade ]
solche, welche den entwickeiungsgang dei" unigeslaltungen am
klarslen erkennen lassen, sind von Windisch Zeitschr. XXI,
406 ff, XXil, 273 ff. in anderer weise behandelt worden. Er
hat die quantitäUverhältnisae, welche den sichersten aufschluss
über den hergang geben, ausser äugen gelassen und sich ausser-
dem den weg zur erklärung der von ihm berührten Verhältnisse
durch eine Iheorie verlegt, deren hallbarkeit am Schlüsse dieser
Untersuchung geprüft werden wird. Ich habe das folgende nicht
«her veröffenl licht, weil ich hoffe, dass es mir jetzt gelingen
werde den leser durch eine weit kürzere darsLellung zu über-
wugen als vor erscheinen der zweiten abtheilung meines »voca-
iismus«, deren inhalt im folgenden als bekannt vorausgesetzt
wird, m^lich gewesen wäre.
Numeriren wir die entwickelungsslufen des oben genannten
I>eispiets; 1. lit. n&räas, 2. urslaw. garadü, 3. urpoln. graä^ j
*. südslaw. groda. Genau entsprechend diesen vier stufen
'aasen sich nachweisen :
1. anman, 2. anatnan, 3. naman, 4. naman.
Es sind dies die vier grundfunnen, auf welche die worte
f^i«- »naiue« in unseren spraclien zurückführen. Die grundform
'- anman ist erhallen in air. ainm (aus *anmin Zeuss * Sl
^■«'«iien. stamm oww7ati-(aus *anman Hübschmann ZtscIir.XXIl, 10),
*t»itg. WM? (aus *jewttteft Voc. I, 28. 80 f.), preuss. nom. etnnes,
'•»•»icBS, acc, emnan, stamm enmina- aus *cnmn-a-, d. h. gdf-
y durch suff. -a erweitert wie an. namn, naf'n. Die gdf. 2.
l liegt vor in Svofia, oyoftaiyai (vgl, xöva^og aus *)iovßog
, == )(0>;i9s, lit. skamb^ti, Walter Ztschr. XII, 380, Bi^ge Ztschr.
^rx, 405): die gdf. 3. tiaman in got. namS aus *anaman- wie
I aus ^geneva-m, tritt aus *dcreva-tn = russ. derevo, rakja
*-**s *aragija : ogfjia, nid. ags, cran aus *garana'S ^= corn.
^^^^an, fißavog (s. Voc. 11, 453); die gdf. 4. fmtiian erscheint
I "^ sltr. nämati-, abaktr. nüman-, lat. Ttömen {»antan : Svofta =
I **^«l<tt : iniäm, nüana- : (aUkp- ü. a. Voc. II, 23Ö. 502). Ver-
, ***l]ri durcli lat. cognomen, agnomen hat man diese verschiedenen
^^ortformen aus einer grundfomi naman, welche aus *gnaman
""^ lal. -gnörnfin verstümmelt sei, hergeleitet (so noch Curtius
8"- c. * no. 446, Fick Wtb. ^ I, G8). Wie unmelltodisch dies
'Erfahren zumal bei anhängern der stnmmbaumtheorie ist, liegt
^ül der hand. Kommt nämlich lat. co-gnömen für die recon-
18»
268 Johannes Schmidt,
struction der indogermanischen form in betracht, dann kar^xi
diese nur gnaman gelautet haben und das g erst in den einz^l*
sprachen verloren sein. Diesem ergebnisse widersprechen a
die lautgesetze aller sprachen ausser der lateinischen und
noth der griechischen. Man denke: abulg. imq soll aus jma^99^
entstanden sein! Wenn auch Fick hiervor nicht zurück9cheui.t,
da er in einem athem nomen mit im^, nominare aber mit ieffm«i-
menoH verbindet, so hoffe ich doch, dass er keine nachfols^r
finden wird. Es ergiebt sich also, dass das g von cognotm^n
für die reconstruction der indogermanischen urform ganz ausser
betracht bleiben muss. Dann aber ist es reine Willkür, welche
skr, naman u. s. w. aus jfUl u. s. w. herleitet. Vergl. Windiscsli
Ztschr. XXI, 423. Fick setzt hier wie mehrfach eine doppel-
form für die Ursprache an: naman, näman, neben welchen als
dritte noch die »organische« form gnaman bestanden haben soll.
Wer doppelte und dreifache wortformen für die Ursprache an-
nimmt, giebt damit nichts weiter als ein verhülltes gestandniss,
dass er die richtige form, welche zu einer zeit immer nur
eine ist, nicht gefunden hat. So wenig ein deutscher lexi-
cograph, falls unser wort im gothischen nicht belegt wäre, sich
erlauben dürfte zu sagen, es müsse im gothischen namö oder
n€mö oder nömö gelautet haben, ebenso wenig darf man dem
indogermanischen lexicographen freiheit im ansetzen der quan-
tität gestatten. Das wort hat in der Ursprache entweder nö»«***
oder na^nan gelautet oder keins von beiden, sicher nicht beid^^s
zugleich. Aus keiner von beiden formen lassen sich die
einzelsprachen, ohne gesetz^vidrigkeiten herleiten, die einzig
nügende form ist das in vier ^prachfamilien erhaltene awm^^
Ob dies früher aus ^gan-man, wurzel gan kennen (s. u.) en
standen sei, lässt sich bei dem heutigen stände der wissensdwu
gar nicht discutiren.
1. anti-y 2. awflrfi-, 4. n(A%,
1. anti- in lit. dntis ente, russ. ti^Aw, skr. ö<i- (aus *(
vgl. Voc. I, 34) ; 2. anati- in lat. anas^ ahd. anid (t-stamm,
pl. enti zeigt), anord. '&aä; 4. nöü- in v^aaa, welches sieh i
stammauslaute mit skr. Ott TS. deckt.
1. ang, 2. anag, 4. nag. .
1. skr. anjas flink, plötzlich = 2. got. anaks (svarabhat-^
wie in inanags Voc. I, 31); 4. abulg. nagU, lit. nUglas. D
Zusammenstellung der beiden ersten rührt von Fick her, nagi
Ober metathesis von nasalen etc. 269
und nSglas sind von Windisch Ztschr. XXI, 423 hinzugefügt,
da* ihre vocale für kurz zu halten scheint. Abulg. a war iil der
regel einst lang (s. Voc. II, 163 f.), im vorliegenden falle sicher,
wie das daraus entstandene nie kurze lit. u beweist.
1. ank, 2. anak, 3. tMk, 4. nak.
Aus Wurzel skr. ag erlangen ist, zuerst vor nasal anlautenden
Suffixen, eine wurzelform athg entstanden, wie Voc. I, 30 f. er-
örtert ist; das n von (zg-no-ti erscheint im perf. an-tmig-a in
der Wurzel und hat die reduplication durch an veranlasst.
Ebenso ist subst. amga- antheil aus *(ig-nar entstanden. Br^l
(mem. de la soc. de lingu. II, 340) hat für den umbrischen
stamm acno- die bedeutung >fundus, ackerstück« durch ver-
gleichung des lat. acna, acnua (stück feld von 14400 quadrat-
fiiss) überzeugend erwiesen und darnach per-aknis und sev-oknis
als gegentheil von lat. itHinis aus Sn-acnis erklärt. In diesem
ocHo- liegt, glaube ich, die form vor, aus welcher skr. arhga^
entstanden ist; inanis, welches sich zu acno- verhält wie in-
-enms zu armo- u. s. f., ist skr. ananigorS. Die so entstandene
wurzelform ank hat alle vier stufen durchlaufen.
1. ank erscheint in skr. an-amg-a perf., afnga- subst., iv^
'BywBJv redupl. aor., dessen stamm vielleicht mit ved. namgi
!• sg. aor. med. identisch ist (BR. und Grassmann stellen diese
form unter nag, fassen sie also als *na-nag-i, was, wenn man
nur das indische berücksichtigt, allein richtig ist), ferner in den
von Windisch Ztschr. XXI, 412 f. besprochenen keltischen Worten.
1 anak : skr. anagamahai% 2. 3. sg. aor. ünat, vy-anagi-
durchdringend, ^vix^V^j d^^ex^g, att. diävex^g, das simplex
wäre *iv€x^g ^, ^>Mr/v«y-/*a*, iv-^vox-a mit attischer reduplication
(vgl. M. Müller Ztschr. IV, 272, E. Kuhn Ztschr. XIX, 309);
der letzte nasal in äv-sv^vsyxteny i^-evsyx^^ (Voc. I, 122) ist
^ durch die analogie des aor. ivsyxsXv herbeigeführt.
*) Dies findet sich nur an einer stelle RV. VIII, 27, 22 und zwar
^^ im pada, in der saihhitfi steht väsyo 'ndgämahai, Grassmana liest
^^^ na^mahaif welches er unter nag verzeichnet sp. 719. änagus 3. pl.
P^'f-» in welcher Windisch die wurzelform anag annimmt, ist vielmehr
*^ ^anaikgüs entstanden, indem der nasal in der tieftonigsten silbe
'^^and, vgL hatd- wz. hon, gatä-m centum, asi-8 ensis s. u. s. 272 anm.
^ Das späte nur poetische ^ytxijs halte ich für eine falsche hildung,
^''^e wie n^ifiog bei Hesych nach -n^tfio^ im zweiten gUede von com-
^ten gebildet ist.
270 Johannes Schmidt»
3. nak in skr. mig erlangen, abulg. nesti, lit. nesM, \a
nadtis. Das zweite n in nanciscor^ nanctus hat weder mit dei
von skr. namgi etwas gemein, noch ist die wurzelgestalt nan
nach analogie von pango, tango gebildet (Windisch a. a. i
413 f.), sondern nandscar ist aus *na(>ninSCor^ einer bildur
wie con^ui(c}-ni-sco, ft^gj-niscor, entstanden wie fundus ai
*/wd-ww-s := skr. budh^nors, pUmcus aus *j>tec-iiti^s = planu
sabeU. scensas^) Fest. p. 338. 339 = alat cesnas, caesna
nadus verhält sich also zu nanciscor wie coxim huckend (welchi
Savelsberg rhein. mus. XXVI, 394 irrig von coxa herleitet) ai
*quec-tim^) zu con^ui{c)'fii'Sco. Vielleicht liegt wz. fkxk auf
in got. ga-nah vor.
4. näk in got. 7iehv, dessen Verwandtschaft mit ir. ac^
vicinus, gdf. anh-€Ls4u- Windisch a. a. o. 415 annimmt Esc
bemerkt, dass Fick ' III, 157 sich durch das hv nicht verbind«
sieht, nehv mit skr. na^ zu verbinden.
1. angh, S. anagh, 3. ruigh.
1. lat. unguis, ir. inga, 2. ow^, 3. skr. nakha-, ahd. na^
abulg. nogüH (Windisch a. a. o. 421); das d in lit. nägas v^
dankt seine länge nur dem accentc.
1. *anbh^ ambh, 3. nabh, 4. nahh.
Es sind dies die wurzelbcslandtheile der benennimgen :
»nahe, nabeU. Dass die reihenfolge der laute in ofHfoA
u/nibüicuSy ir. inibliu^ ursprünglicher ist als die in skr. ndb2
ndbhila-, ahd. fiabalo hat schon Windisch a. a. o. 422 v
muthet. Bewiesen wird es durch die quantitätsverschiedenb
von skr. nabhi-, näbhila- und skr. nabhya-, ahd. naba, nab€
welche sich nur in der selben weise erklären lässt, wie die %
skr. nanmn und ahd. namOy d. h. nahh und nahh smd v
schiedene wandelungen von *afiai)h aus *afibh, welches spä
zu ambh geworden ist.
1. *anb]i, ambliy 2. atiabh, 3. nabh.
Vielleicht von der selben wurzel wie die vorigen: 1. s
anibhas wasser, ofAßgog, lat. imber, 2. osk. Anafriss imbrib
3. skr. nabhas feuchtigkeit, gewölk, vstfOQy abulg. t*c6o,
debesxs, vsffiXfj^ lat. nebula, air. nel, ahd. nebal In skr. ft4
*) Corssen I ■, 3!27 erklärt dies als verschrieben für *8cesna8.
Schreibfehler wäre jedesfalles all, da er sich hei Festus und Paulus flu
*) Vgl. socer aus ^svecer = hxvQogy soror aus *svesor = air. siur,
aus *quelOt wie in-quü-inus beweist.
Ober metaUiesie von nasalen etc. 271
öflhuDg, quell könnte man den vierten typus suchen, doch kann
dies zu nabh bersten in dem selben Verhältnisse stehen wie väc
2a WZ. vac. Osk. Anafrfss ist ein Überrest aus sehr alter zeit,
da kein einziges anderes oskisches wort svarabhakti zwischen
oasal 4~ consonant zeigt. Die nicht nasalierte wurzel hat man
^ skr. abhrd- wölke, gr. d^Qog sehen wollen, doch ist mir
wahrscheinlich, dass diese aus *anibhra- entstanden sind, denn
das a in dfpQog gegenüber dem o von of^ßgog deutet auf nasal-
sch^vund hin (vgl. Voc. I, 121). Skr. ofcArd- hat den nasal in
der tieflonigstai silbe verloren (s. das s.269 über anagüs bemerkte).
1. an, 2. ana, 4. na.
Dies sind die formen, in welchen das verneinende präfix
^i^cheint: 1. an in skr. abaktr. griech. air. osk. an-, lat. in-,
STot. im-; 2. ana in abaktr. anorzäthar ungeboren u. a. (Justi
haxidb. s. 18), griech. ard-edrog u. a. (Lobeck pathol. elem. I,
193 f., Curtius * no. 420, 6. Meyer z. gesch. d. indog. stanrni-
l>ildung u. decl. s. 11 f.), ahd. una-holda (Grimm gr. II, 775,
Graff IV, 915); i. na in dor. vä-no^vog (Ahrens II, 130), ion.
'^-»e^d^g, vi^nsv^^g u. a.
Es wird jetzt wohl ziemlich allgemein angenommen, dass
die selbständige negation na und die nur in nominalzusammen-
setzongen erscheinende an- beide aus dem pronominalstamme
ana entstanden seien, indem dieser »bald vorn bald hinten
angebissen ward« (Pott e. f. I \ 384). Diese differenzirung von
ana zu an und na, deren grund eine verschiedene betonung
gewesen sein wird (dnfa)-, (a)nd), muss aber schon vor der
sprachtrennimg vollzogen sein, da, wenn man annehmen wollte,
dass zur zeit der Sprachtrennung in nominalzusanunensetzungen
^w>ch volles ana- bestanden hätte, das arisch- griechische a
f^'vativum daraus unerklärbar wäre. Denn dass ein zur zeit
^^ beginnenden sprachdiflferenzirung noch intactes anor sehr
*^H darnach — darauf führt die Übereinstimmung des arischen
^d griechischen ^) — vor folgenden consonanten bis zu o- ver-
*) Aach diese Übereinstimmung ist als ein spiel des zufalls «klärt
. ^^deo, dessen reich man jetzt ins grenzenlose zu erweitern bereit ist, so-
^^d loan nur glaubt sich dadurch der anerkennung unbequemer thatsachen
. ^^ehen zu können. Die Übereinstimmung soll »nur scheinbar« sein wie
r^ '■'ccTog =3 skr. tatd'9, kutatov = gatd-m (Fick spracheinh. 141). Ohne
r^^^ SU untersuchen, ob die genannten beispiele wirklich nur scheinbar
^^^'^instimmen, möchte ich mir zu bemerken erlauben, dass man nur ein
272 Johannes Schmidt»
kürzt sei, übersteigt meinen glauben. Wir stehen also vor der
alternative, entweder ana als indogermanische gestalt der nega-
tion in Zusammensetzungen anzunehmen und dann das griechisch-^
arische a- gänzlich davon zu trennen, oder an- als indogerma-
nisch anzusetzen, aus welchem sich einerseits anch, när, anderer*'
seits durch schwund des n vor consonanten griech.-v- ^
entwickelt hat.
Den ersten ausweg wählt G. Meyer a. a. o., der überdies
noch na von anor an- trennen will. Nach seiner meihung
»liegt auf jeden fall nichts vor, was uns hindert anzunehmen,
wenig genauer hin zu sehen braucht um zu erkennen, dass der Übergang
von *tan'id'8 in tatä-s dem von an- in a- nicht gleichartig ist. In tfUd-St
Jiatd-8, gatd-nif tudattf asi-s (ensis), vasti-s (lat. vensi- zu vensiea weiter^
gebildet Lachmann z. Lucr. p. 357, ahd. loanast Fick I ', 210) änaQUi^
abhrd-fn {B^ß^ogy dfQog) u. a. ist der nasalschwund deutlich durch die
selbe Ursache veranlasst, welche die wandelung von *8thatd'8, *kartd'i,
*papatifnd in 8thttd'8, hrtd-Sy paptimä bewirkt hat, d. h. durch den un-
mittelbar hinter die silbe fallenden hochton. Ebenso ist n im auslaute
von nominalstämmen vor den suffixen -bhiSy -bhyMf -su nur deshalb ge*
schwunden, weil diese ursprünglich den hochton hatten, welchen sie hinter
einsilbigen stammen bewahrt haben — aus demselben gründe schwand das
a der an-stämme vor vocalisch anlautenden suffixen. Dies beiläufig zur
erwägung für G. Meyer, welcher a. a. o. 84 in formen wie räjasu a-stämme
sucht, ohne zu erklären, warum es dann nicht röieshu heisst. Ganz anders
steht es mit an-, a-. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme,
dass von den Zusammensetzungen mit an-, a- die attributiven und deter-
minativen die ältesten sind. In diesen hat das indische das an-, a- fast
stets betont (Aufrecht de accentu comp. § 44, 6. § 126 sq.), das griechische,
so weit es sein betonungssystem gestattete, das germanische und das alte
latein haben die partikel in allen Zusammensetzungen hochbetont, für das
latein beweist dies die vocalschwächuug in den zweiten gliedern von ifh
ritiM = dn'rta-8, in-ermiSy in-imicus u. s. f. Es wird also durch Über-
einstimmungen wie dnrta-s = inrituSy dmarta'8 = li/ußgorog, dgata-s =
aßarogy djiUUa-8 = ayvtoiog, ahd. unkuiid höchst wahrscheinlich, dass schon
die Ursprache derartige composita auf der ersten silbe betont hat Der
Übergang des hochbetonten an- in a- hat im indischen kein einziges ana-
logon, vielmehr bleibt der nasal in hochbetonter silbe überall erhalten:
tuddilkLs gegen tudatäs^ tiiddnti oder tudattj Jidntum gegen hatds u. s. f.
Daraus folgt mit zweifelloser Sicherheit, dass der schwund des n von dn^
und der von ^tantdSj *hantd8 u. s. f. ganz verschiedenen perioden ange-
hören, also nicht in einen topf geworfen werden dürfen, wie von Fick
geschehen ist. Wer die Übereinstimmung von «tk-, d- mit arischem an-t o-
durchaus für zufall halten will, mag sich also nach einer anderen begrün-
düng für seinen glauben umsehen.
Ober metathesis v
273 I
dass die beiden einfachen pronominalstänime a und «a nicht ') ]
Von vornherein hätten in der selben weise als privative Wörter '
Üinctioniren können wie die Verbindung ana, ebenso wie a und
ana im gebrauch als pronoinina und na und atta in der' Wort-
bildung in erweisbareni auslausch stehen*. Wenn beliebig g
bildet B'äre a-agva- odei- an-a^va- oder na-a^va- oder ana-agva-,
dann würde in der that nichts voi'liegen, was Meyers annähme ]
rc-rhinderte. Das ist aber bekannilich nicht der fall, sondern
das erscheinen von n oder an hängt vom anlaute des folgen
coinpositionstheils ab. Ein Wechsel von an und a unter diesen
Jr>edingungen ist leicht begreiflich: an verlor sein « vor con-
^^zißanten, behielt es aber vor vocalen, wo es den eintritt des i
fa-ialus in wiilkomniener weise verhinderte. Ist aber an, wie i
Ädteyer will, aus ana entstanden und von a verschieden, dann
B"^it der Wechsel von an und a auf einen älteren von ana und
«» zurück, der rein unbegreiflich ist. Denn was in aller weit
^t^jlHe die spräche bewogen haben vor vocalen nui- ana, vor
«=<un3onanten nur « zu setzen? Ferner ist sonst nii^endwo ein
•derartiger beliebiger Wechsel von a und ana oder von a und
*»«, wie ihn Meyer annimmt, nachgewiesen. Das augment
lautet a, nicht auch ana oder na, die stammbitdungssuffixe ana
*Jnd tta sind von a total verschieden u. s. w. Daraus, dass
Un indischen anena und asya begrifflich nicht weiter
Von einander verschieden sind als tena und tasya folgt die
Identität von ana- und o- in der weise, dass beide als suffixe
oder in partikeln beliebig für einander eintrelen könnten, ganz
"nd gar nicht; ttnc und eshani liegen begrifflich auch nicht
Leiter auseinander als te und tesham. Wird daraus jemand
folgern wollen, dass in der stanunbildung und sonst a- und J
•"•0- beliebig für einander eintreten können?
Prüfen wir nun die berechtigung, ana- in privativen zu- ,
**mmenselzungen für die Ursprache anzusetzen. Aus dem alt-
P^iechischen sind folgende formen mit aca- nachgewiesen: dvd-
^^vog Hoin., dväftlnrai;, avdnvivutaq Hesiod, avd'^vmtnQ^
^^iJslalh. Suid., dväntmaroi Suid. (Lobeck pathol. el. I, 193,
"• Meyer a. a. o. 11). In den ersten beiden kann der zweite 1
*'öcal auch aus dem j: entwickelt sein (s. Curtius * s. 56G), in t
''^*i anderen folgt doppelconsonanz. Gehen wir nun von der '
') Dies ■nicht« ist, wie der Zusammenhang lehrt, m streichen.
274 Johannes Schmidt,
durch hom. äfi^aaiij erwiesenen thatsache aus, dass im ältesten
griechischen 'der Wechsel zwischen dy- und d- noch nicht so
geregelt war, dass dv^ vor consonanten schon völlig ausser
gebrauch gekommen war — das griechische verläugnet auch
hierin seine mittelstellung zwischen den übrigen europäischen
und den arischen sprachen nicht — , so leuchtet ein, dass wenn
dv- vor doppelconsonanz gedeih, der stimmton seines y sich
zur Vermeidung dreifacher consonanz leicht vocalisiren konnie.
Nichts hindert also, das zweite a von dpa- auf gleiche stufe
zu stellen mit den zweiten vocalen von oyvx-, ovofia, x6uaß$;,
i^vixd^fiv, sivatigeg (lat. janitrices, abulg. j^y, HL nUe, letL
jentere, skr. jatar Voc. I, 34) u. a. Aus dp^xsitrogj dv^imKt
dv^vBfxog u. a. dva oder gar dvfj als ersten bestandtheil htfaus
zu schälen, was Clemm stud. VIII, 14 für möglich hält, wSre
ebenso willkürlich, wie wenn jemand aus ^fuoußiXiov (inschriftL
Hermes IV, 347 z. 6. 7), dvadvvfioij dfiq>^QKrrog, vnsgipfOQt^
Worte wie ^fjtia-, dvaa-, dfjb(pa-y vnsga- heraus prapariren wollte.
Von allen bisher behandelten beispielen spricht also keins for
urspr. afM-. Das neugriechische hat zahlreichere dpa^ aneh
vor einfachen consonanten. Aber Meyers behauptung, dasB
diese >von einstiger weiterer Verbreitung der dva- im allgrifr"
chischen zeugen« kann ich nicht nachsprechen. Pflegt doch
sonst das zunehmen einer erscheinung im laufe der zeit gerade
als beweis ihrer unursprünglichkeit zu gelten.
Aus dem vereinzelten ahd. unorholda wird kein besonnener
dem sonst ausnahmslosen wn-, ow- aller germanischen spracheß
mit einschluss des hochdeutschen zum trotze ein urgermaniscfaes
wnor, geschweige denn ein indogeemanisches ana- folgern wollen.
Vielmehr wird das a von unaJiolda nur als svarabhakti aut-
zufassen sein^) wie die zweiten vocale in antU, got. manafit
anaks, ahd. wanast = lat. ^vensi- in vensica (Lachmann ^
Lucr. p. 357) weiter gebildet, skr. vasti- blase aus *wmdt'
(s. o. s. 272 anm.), ferner senawa (s. 276), Unühicn HeL 486^
Gott. (Holtzmann altd. gr. I, 138, der auch das e von JoneÖ^
5486 in gleicher weise auffasst), ganiz Heidelb. liederhandscb^*
V. Pfeiffer 107, 24, funiften urkundenb. d. stiftes KlostemeuÖ-
V. Zeibig no. 97 (Weinhold al. gi\ s. 26, bair. gr. s. 36; o*
*) Ein gegenstuck dazu ist die entwickelung der aus ne verstömmelt^
proklitischen verbalnegation n zu en im mhd. Grimm gr. III, 711.
275
ilDch tWKst Boelh. 65, tuniste Notk. ps. 33 mit Weinh. al.
» 34. 26 hier aufzuführen sind, ist zweifelhaft).
Eodlich das altbaktrische hat in seiner Weichlichkeit eine
»Iche menge von parasitischen vocalen entwickelt, dass die
Tier beispiele von atia : ana-qareta glanztosigkeit, atui-qaretha-
ttme speise (neben a-qareAtäm der nicht essenden), ana-gätha-
Vngeboren (neben a-Jiata-), atta-marcehdilcar- unbarmherzig eben-
fcUs ausser stände sind urspr. ano' zu ei weisen; \g\.va£^nt =
Ar. vagmi, dad<:ma}ii ^= skr. dadmasi, skyaofitana- aus skyaothna-,
•jnt die aspirata beweist, = ski-. cymdtia-, präsensbildungen
wie dna^i : skr. cinta~ya-ti (s. u.).
Da also 1. der zweite vocal von äva-, abaktr. aiia-, ahd.
10- in jeder der drei sprachen unabhängig von der anderen
IS dem stimnilone des n erwachsen sein kann, 2. bei annähme
eines indog. a»ia- in Zusammensetzungen das arisch-griechisclie
•- daraus nicht hergeleitet werden kann, 3. dies a- aber aus
•I-, mit welchem es nach bestimmter regel weelisett, hergeleitet
va^en mus3, so folgt, dass die n^ative partikel in zusanunen-
der Ursprache unmittelbar vor beginn der sprach-
: äiflereaztrung nui' an gelautet haben kann. Aus ihr ist nur
Im griechischen na entstanden; a[i-^aai^ : dvä-jiysvatof :
dor. vä-notvo^ (lat. im-putiis) zeigen die voihenfolge der ent-
vieketungsslufen.
Nicht auä urspr. an- hervorg^angen sind skr. »a-kis nie-
'Dand, nor-inimsaka- eunuch, neutrum u. a. (BR. IV sp. 3), lat.
if^K, H(€j-oeiutm, n(e)-uUu« u. a. und die slawisch-litaiiischen
' Dotninalzusammensetzungen mit ne-. Eis sind dies vieünehr
^tere zusammenrückungen der selbständigen negation, welche
wli schon in der Ursprache zu na tixirt hatte, mit nomina.
Kltr liegt dieser urspiung zu tage im alllateinischen: »egve
diqjendi facit hüum Enn. ann. 14 V. und im slawischen, wo
noch praepositioncn zwischen ne und das negirte nomen treten
: ne- po mnogu (tttä /hkqöv (Miklosich vgl. gr. IV, 175).
^«ner erhellt dies aus dem kaum zufälligen zuüammentreScn,
"Mnur diejenigen sprachen nominalzusammenselzungen mit
I- bealzen, welche na als selbsländige negation, sei es nackt,
W ts mit Partikeln verschmolzen, erhalten haben, das griechi-
*be dagegen, welches diis selbständige na verloren hat, auch
^ iiouiinalzusammensetzuugen mit na enträth. Mit CiU'lius
""■ 137 vtj- dem scheinbar nächstliegenden skr. na direct gleich
276 Johannes Schmidt,
zu setzen verbietet die qualität des vocals, da urspr. na in
sammtlichen europäischen sprachen zu ne^ resp. weiter zu ni
geworden ist, wozu das dorische vä- nicht stimmt. Der. vä-
kann also nur aus äva- entstanden sein.
1. San, % Sana, 3. sna, 4. snä.
Betrachten wir in diesem zusammenhange das verbal
von ahd. semva, senatoa zu skr. snavan, abaktr. gnavare, f**^>y«
so leuchtet ein, dass wir von *sanvan (auf den stammauslaui
kommt es hier nicht an) als grundform auszugehen haben,
ansatz eines indog. sinava- von wz. si binden (Wtb. • I,
III, 321), dessen i sich in urgerm. *sinva erhalten haben sol
erweist sich schon dadurch als falsch, dass er für das sanskrf
den noch nirgends beobachteten ausfall von inlautendem i voi
aussetzt. Sehen wir genauer zu, so werden wir viehnehr a
eine wurzel san gefuhrt, welche in verbalformen nur auf
päischem boden erscheint. Wir durchmustern die formen
den vier stufen.
1. San ausser in ahd. senwa noch in anord. sin
fem. a-st., sin ntr. a-st. carex vesicaria, woraus stricke ged
werden; diese gehen nicht auf den selben stamm wie
sentva zurück, da sie keinen u-umlaut haben; i aus e trotz
a-stammes wie in Imr (ahd. leno, lat. lenis), niß, lifr (lttnd\
shil Unterscheidung (lit. skelti), strit schwere arbeit (abulg.
skip (axdfpii)^ bif beben ((foßog). Im skr. weist snur-tas abl ^Btt
adv. auf *5aMw- zurück wie smi- gipfel auf sanü- RV. VIII, 8^ ^ 3
(woraus durch dehnung sefnw-), jiiu auf *janu (abaktr. tfoi^^^
yopv, gmti), vgl. A. Kuhn Beitr. III, 465 f. Voc. I, 39.|
S. sana in ahd. senawa.
3. sfia in skr. sna-sa band, sehne; ob abaktr. gava-^wB^:'^
sehne, darm eines rindes hierher oder zu no. 4 gehört, h
ich dahin gestellt, da gna in der zusammensetzimg aus
entstanden sein könnte.
4. sna in skr. sna-van^, sna-yu-. Hier schliessen sich weit
an air. snd-the filum, griech. ii-wri-xog wohlgenäht (Voc. I» S^)»
ivvri nebat aus ^iv-an^-rog, ^i-ayt^ (Curtius no. 436), ahd. tkJW^^'*'
lat. nere. In griech. vito kann, auch ohne dass die analo^^^
der zahlreichen verba auf €« eingewirkt hätte, b aus ^
kürzt sein; vgl. hom. iaTa& = skr. asate, ion. äyoqimv
hom. äyogctav, ysiTdov neben yV^'^V^i Xiirog, XsVtog aus X^Sfi^'^f
xXeig aus xXi^tg u. a.
über metathesis von nasalen etc. 277
1. €tm, 2. atna, 3. ma, 4. ma.
Jetzt fallt auch licht auf das verhältniss der von Osthoff
Forschungen I, 28 f. zusammengestellten ävtXov^ ävrXog schöpf-
geiass, skr. amaircMH krug, trinkschale, lat. mättda gefass, nacht-
geschirr sowie auf das der wurzelverwandten a/iux« und athd.
mjm. Es wird kaum zu ermittehi sein, ob das zw^eite a von
omatrch grammatisch bedeutsam oder nur svarabhakti ist, so
?iel steht aber fest, dass amatrar- die brücke zwischen avtlov
nod mättda bildet, und dass das a von ahd. majan durch
zosammenfliessen der beiden in a/uao» erhaltenen a entstanden
ist (vgl. Voc. n, 455 f.).
Auf dem selben wege wie sna aus san, ma aus am sind
alle die wurzelformen entstanden, welche metathesis des nasals
mit dehnung des nun im auslaut der Wurzelsilbe erscheinenden
vocals verbunden haben. Dass die länge durcli zusammen-
ffiessen des ursprünglichen wurzelvocals mit der svarabhakti
hinter dem nasal entsteht, ist im griechischen deutlich zu be-
obachten, z. b. navdäikäxdnq^ II. i2 5 : dfAi^TStQa S 259, Jf/t^oq^
Od. ^443; Ti§Htxog : rfJ^yog {ßovtfji^fAaHesych),tfjkJYfio^); 9äva-
t^g.'d^yt/tog; »dfjkOTog : äxfifiTog. Es wird schwer zu entscheiden
sein, ob die zweiten vocale in danaxviq, vifiaxog, d'dvatog,
fifkotog etymologisch bedeutsam oder aus dem nasal entstanden
sind. Kaum zu bezweifeln scheint mir aber, dass dfi^moQ u. s. f.
in der angegebenen weise aus däfuitwQ u. s. f. entstanden sind.
Siegismund, der die hierher gehörigen griechischen wurzelformen
losammengestellt hat (Gurt. stud. V, 196) ist wenige schritte
vor der richtigen erklärung derselben stehen geblieben (s. 206),
vgl. Voc. n, 314 ff. Selbstverständlich ist wie bei den auf q,
i auslautenden wurzeln die metathesis nur in solchen formen
ärtstanden, in welchen dem nasal ein suffixaler consonant folgte.
Hinsichtlich der Verkürzung des vocals in formen wie %i&vä^h
^ des erscheinens der vocalisch auslautenden wurzelform vor
vocaUsch anlautendem suffixe (xBd^va^ii^v) wäre hier zu wieder-
hoten, was Voc. II, 320 über tirXä&$, xlaXsv gesagt ist. Wir
bnnmen gleich darauf zurück.
Auch im sanskrit sind die umgestellten wurzelformen nur
vor coQsonantisch anlautenden suffixen entstanden.
») Dor. ijfiaUi^ Theokr. VHI, 24 widerspricht nicht, vgl. Voc. II, 317;
^ittNtdem kann dem ^^fiayta im dorischen *ra^ayoi entsprochen haben,
*fet<^M» dor. rdfAvtif,
278 Johannes Schmidt,
dhma steht im RV. nur im part. dhniaia- und im nom.
agent. ähmatar-, vor vocalen steht überall dham, und das ent-
sprechende verhältniss ist auch in späterer zeit fast durchweg
beibehalten (s. die formen bei Grassmann und BR.). Alle
übrigen sprachen kennen nur dham (Voc. I, 157).
mna aus man findet sich vedisch noch gar nicht und muas
in formen wie part. a-mna-ta' entstanden sein.
jna aus Jan (jayaie) findet sich nur in jüa-ti-s naher bluts-
verwandter, lautlich und begrifflich = lit. gentis. Da in xaffi-
Yvtjxog, co-gnatus, got. knöds die selbe wurzelform wie in skr*
jnati- vorliegt, so sehe ich nicht ein, warum BR. sich gegen
die herleitung von jMti- aus jan sträuben und es durchaus als
»nächsten bekanntenc zu jM cpgnoscere stellen wollen.
jüar-td-, YV€0T6g, lat. gnötus aus *jan4a = abaktr. jpoiM-
"eafUa-, got. kunths. Eine »wurzel« gna hat nie bestanden)
d. h. zu der zeit, als die bedeutungselemente noch ohne an-
geschmolzene beziehungselemente (suffixe) existirtcn, hat das
indogermanische nur gan gehabt (lit. itn-, air. gen-); gna (skr.
jüa, abulg. 0na, lat. griech. gnö, alid. chna) ist erst viel später
vor consonantisch anlautenden suffixen entstanden. Selbst das
altindische hat noch eine spur der ältesten wurzelgestalt in dem
praesensstamme jäna-, dessen ä wie viele andere (Voc I, 34)
aus an entstanden ist. Dieser praesonsstamm findet sich auch
im altpersischen : adana er kannte Bh. I, 51 (von Spiegel gloss.
s. V. da und Justi handb. ä. v. 3 da zu abaktr. da wissen ge-
stellt). Dem in Jana-, apcrs. dana- enthaltenen urspr. gan-na-
entsprach got. praes. "^kin-na, dessen zweites ursprünglich nur
praeseiitisches n in das pcrf. kann mit hinüber ging (vgl. as.
perf. fragn).
Endlich giebt das griechische den unwiderleglichen beweis,
dass gna erst lange nach ablauf der »wurzelporiode« der Ur-
sprache aus gan entstanden ist. Kein gewicht lege ich dabei
auf y^yoDva, dessen ableitung von unserer wurzel (Pott Wzwtb.
I, 51) Curtius stillschweigend zu missbilligcn scheint. Den be-
weis liefert vielmehr die behandelung des wurzelvocals in
Y&yvciiTxoo, iyvcofMv, yvcotoc.
Liest man, was in den darstellungen der griechischen con-
jugation, die allerneusten eingerechnet, über veränderliche oder
imveränderliche quantität von a, c, o im auslaute der Wurzel-
silben vor consonantisch anlautenden suffixen gesagt wird, so
über metathesis Yon nasalen etc. 279
mTiss man glauben, das griechische habe sich in diesem punkte
Tegelloser Willkür hingegeben. Und doch ist. die fast ausnahms-
los wattende regel so überaus einfach und in die äugen sprin-
gend, dass man kaum begreift, dass sie nicht längst gefunden
ist Sie lautet: ursprünglich im wurzelauslaute stehendes a,
e, 0 erscheint in bestimmten formen kurz, während die a, e, o,
welche erst durch metathesis in den wurzelauslaut gelangt
sind, fast durchweg lang sind. Welches die »bestimmten
iormen« sind, weiss jeder, der die praesentia auf -(Tx« und die
flenoQ von did^fk^y xid^fffM kennt. Ich w^erde das bestehen der
rege! durch vollständige anfuhrung aller belegten beispiele dieser
formen nachweisen und die wenigen ausnahmen an ihrem orte
behandeb. Belegstellen für allbekanntes anzuführen ist im-
nöthig, man fmdet sie in der öfter benutzten als genannten
YortreSlichen sanunhmg von Veitch.
Vor dem praesensbildenden -crxcö bleibt ursprünglich
Hoslaotendes a, o (für s fehlen beispiele) kurz: ßdanm. q>äaxm,
fi^nm; dagegen arscheint ein durch metathesis in den anstaut
Bdangtes o, e, o ^) ausnahmslos lang : fi$fkv^ifx», ^i^<rxM, didqcusnm^
^fäßEm (Voc II, 322), n$nqa(Sxm; ^i^anofAivmv (IsfOikivtAv He-
«jfch, WZ. j:«^ Gurt verb. 276), nutX^axta (? Voc. II, 327); »goiaxca,
tU^xWy ß$ßQoi(fx9», tnQoiifxM (svoqs), ytyviicxto, Reisst man
Bui Curtius verb. 274 ytYvia(ixt&, dtö^atfxoo, d^qacxta^ fi&fjkvijaxm,
nistfiax» aus der zweiten gnippe heraus, und stellt sie als
*) Voc II, 3^ ff. tiabe icli, so weit es mir möglich war, zwischen
Q^ctathesis einerseits und »synkope« des wurzelvocals nach antritt ahlei-
tQida> vocale andererseits zu scheiden gesucht. Bei nasalen kommt letztere
oiAl Tor. Im folgenden habe ich diese Unterscheidung nicht aufreclit ge-
IäIUii, erstens weil sie bei mehreren worten ohjectiv unmöglich ist — z. b.
^ mji^ftiyog war nicht zu bestimmen, ob es aus *ntnaQfAivog oder aus
'oc^fiif^o; (hom. ntntQijfiiyos) entstanden ist — , zweitens weil die unter-
^idung für den gegenwärtigen zweck überhaupt gleichgiltig ist. Die
^ durch metathesis vocalisch auslautenden wurzeln haben ja in den
^ behandelten formen durchweg genau die selben vocale wie die »verba
^tracta« und scheiden sich dadurch auf das bestimmteste von den ur-
Wn^ch vocalisch auslautenden: ntngü^iyog wie lt»^ä^iyogy dagegen
'^^fUyos, Man findet also, damit hier nichts etwa in betracht kommendes
^^^taiigen werde, auch die formen, für welche ich a. a. o. »synkope« des
^QnelTocals nach antritt ableitender vocale watirscheinlich gemacht zu
^'^l^ glaal)e, im folgenden unter den formen mit metathesis verzeichnet
^ Snderang der a. a. o. ausgesprochenen ansichten ist daraus nicht
«»folgern.
i
280 Johannes Schmidt,
»vocalische wurzeln« mit ßd(fx<aj g)a<r«a», ß6(fxa zusammenf
dann hat man statt der einfachen^ regel völlige regellosigkeit
Zu dieser losreissung liegt aber nicht der geringste gruiid vor.
Ist doch für alle diese worte ausser didqaaxm metatliesis längst
erwiesen, und für dieses erweist sie das auch in dnMfätfig, .
ion. dnodgi^iTtg und im aorist z. b. lÖQäfA^p durchweg anrer-
kürzte a ^), wie der verfolg lehren wird. Allerdings ist die
Wurzel nirgends mehr als dar erhalten, dennoch muss dies ihre
ursprüngliche form gewesen sein, das fordert nicht nur ihr
griechischer vocalismus, sondern auch die reduplicationssilbe
des intensivum skr. dari-dra. Ob dies dar wirklich mit Ar.
dar bersten identisch sei (Fick • I, 112), ist* dabei gleichgiltig.
Vor den suffixen -ro-, -reo- der part. pass., -cri- (-ftr)
der abstracta, -riyp der nom. agent. erscheinen ursprünglich aus-
lautende a ausnahmslos als ä, s, o, durch metathesis in den
auslaut gelangte mit wenigen und auch nur scheinbaren aoS'
nahmen als ä, 17, « : ßärog, t^-yirsog (yi-ya-a)^ ffrätog^ ^pdfirf^J
avv^stog^ äq^sxiog, -^stog; alyi-ßazogj do%6g, noxog; dagegeli
di»^(f$g (dafjkd(o)y dor. iv-dfiärog {difMo Ahr. II, 149), ion. iat^'
dQfiag^&vfjTog^ xfM^Togy Ovy-xgcttog, ovä^fAVi^ifigj ä-ni,iiTog^(nilitf/^
ifjt-TT^ifTiogj TtQäxog^ xlfjTog^ rfn^tog; ßXijtögn xatfi^yviitog, «A^frf^t
riyro^ {via s. 276), ^i^xog, rg^TÖg; ßQ€OT6g,YViaT6g^ axQtotdgy t^moC*
Metathesis ohne dehnung findet sich nur in d()ar6g neben da^oCi
Ofptd'öTiQaTog neben anaqrog, av-iyQBtog neben dv-Sys^^f
ßgoTog neben fsogrog und in dem aus einem nominalstamnti«
abgeleiteten ijfißQOTov neben ^(laQtov (Siegismund stud. V, 172.
173. 169. 160. 171). Es leuchtet ein, dass diese 5 keine aus-
nahmen von der in den erstgenannten 22 herrschenden regf^l
sind. Neben keinem der 22 mit langem vocale erscheint noch
eine mit dem selben suffixe gebildete form ohne metathesis
(etwa ein *ßoQt6g neben ßQon6g\ während jedes der 5 eiti^
solche neben sich hat, welche noch dazu (ausser ii^oQtog) d*^
gebräuchlichere ist. Daraus folgt, dass diese 5 erst in eia^r
*) Curlius verb. 183 verzeichnet allerdings dnSdga/Ltty Anthöl. XII, ^Ö*
als 1. pl. zu IdQdy; an der stelle steht idga/utv^ welches aber 3. sg. ^
(^Qtt/uoy ist (A. Nauck bulletin de I'acad. imp. des sciences de St P^ters^'
XX, 495 = m61. gr6co-rom. IV, 21). Ved. apadran, welches A. Ki»^
Ztschr. VII, 320 mit dnidgay identificirt, ist in a-pad-ran, wz. paS ^
theilen, s. Benfey die mit r anlautenden pers. endungen s. 51 anm.,
mann Wtb. 769.
über meiathesis von nasalen etc. 281
iel späteren zeit entstanden sind als die 22, dass also in älterer
Alt unsere regel hier ausnahmslos galt. Ich erinnere an das,
was Voc I, 44. II, 462 f. über die zeitlich begrenzte wirksam-
Wit der lautgesetze gesagt ist.
Dasselbe yerhältniss zeigt sich vor dem x^ij des passiven
aorists und futurs: ißä&fi, itpä^i^, iüta^; idii^fj^si^fi (i-i^^i),
hi^; iSothjy ino^tj; dagegen: idfA^d-^ (6a(id(a), ixQai^tjJnXä^fi,
{nÜMf»)^ inl^cd-ii^ inQ^tTx^i^j inqäx^fjj itfAfii>fi; ißl^^t^^ ixX'^dij^
iv^^ (viia), iQQ^d^ij^ XQtid^Bifj; ßQax^elg^ iyvdax^ij, iatQddfj,
hffil^il. Die einzige ausnähme ist das neben iggi^x^ij erschei-
nende iQQi^fjj ion. sigi'd'^; das s findet sich auch nur im indic.
aor., i(fi%^^, Qffd'eigj ^t^^^^vai^ ^ijx^^ifsTa& haben nur 17 (Veitch
p. 210 f.). ^mifw^^tj neben i(Sväi>fi zeigt nur das vielfach zu
beobachtende überspringen der >verba auf ^i€ in die analogie
der »verba contracta«.
Dasselbe verhältniss besteht mit nur zwei ausnahmen im
perfect pl. du. indic. inf. ^) act. und ind, inf. part. med. pass.
sowie in den entsprechenden formen des alten plusq., welches
ach nur durch das augment und die secundären personal-
endungen vom perf. unterscheidet: ßißära$, ix-y^yariiv^ dedädg^
faforai, ni(pätai; didsrat^ eltai (l-€ra*^, dor. dva-rex^efAivog
(Ahrens II, 352) ; didotat, ninota$ ; dagegen: didfii^Tat (dafidüo),
Mit^a$(SifJK»)j didgäTOi (dqao)^ lit. dar^ti?)^ xixQätat^ fjii/AV^a$^
^M^at (nsXdo))^ ifi-ninXi^üTa^y ninQätai^ ning^rai^ TirfAi^Tat;
ß^l^a$^ €&Qi^tat, xixXijTatj xitQii%at; ßfßQcorat^ lyvonfStai^ ni-
^mat (inoQOv), SarganTai, tSTQODrat, Eine nur scheinbare aus-
iiÄhme ist Ifißgarat neben sl/iaQrat (Siegismund stud. V, 175),
▼on ihm gilt dasselbe, was oben über d^arög, daqxog etc. be-
nierkt ist. Wirkliche ausnahmen sind nur T^^ya/u«r, ritXäfisv,
^dchenach analogie der ursprünglich vocallsch auslautenden
^»kürzt sind*). Statt des zu erwartenden und im dorischen
^haltenen ti%^sta& ist das ganz ausser jeder regel stehende
^i^Htai (erst nachhomer.) eingetreten, für welches ich keine
bessere erklärung weiss, als dass es nach dem miss verstandenen
löiister von «iVa* (aus k-ka^) gebildet sei.
*) Das part. act. lassen wir liier aus dem spiele, weil sein / die ur-
Wnglichen quantitätsverhältiüsse alterirt hat.
*) Aehnlich ist nach der analogie von ircixii : r^xw der aor. itfiäyii
"*^ T^<y» (aus ^tfitcyta oder *xafia'yt} s. 277) erwachsen.
^Hnkrift rar rergl. Sprmchf. N. F. m. 8. 19
282 Johannes Schmidt,
Dasselbe verhältniss besteht endlich im pl. du. mdic, im ganzen
imperat. act. und im ganzen indic. imperat. part. inf. med. des ein-
fachen aorists, welcher die personalendungen unmittelbar an die
Wurzel fügt ^) : hom. /Joriy v, vn^Qßäaay, Siftäaar IL M 56, Od. y 188»
<pdäfMvog{sihu\g.8pSti,Sihd.8puon); t&BfjLsv^xd&siuv ; tdofkcv; da-
gegen IdQäfAsv, nlfpco (füllte sich), nXfjto (nahte sieh), vjL^/mv,
änoifxX^vat (axäiMo, (rxiklat); ^vfAßJi^tiiv ; lyvwfMy, Die r^el ist
klar genug erkennbar. Während im perfectstamme die beiden
ausnahmen von der regel tix^mfiev^ ritXäfisy einen durch meta-
thesis in den auslaut gerückten vocal verkürzt haben, stossen
wir im aorist vielmehr auf regelwidrig verlängerte vocale in
der gewöhnlichen flexion der aoriststämme ßa^ crra, g>^a: Sß^fiar,
SifrijfABv^ S(pr^tlfA€v uud viellcicht in aeol. (fvfi'ni»%^& (Ahrens I,
140). Diese langen vocale beschränken sich auf das activum
und erklären sich, sobald man erwägt, unter welchen bedin-
gungen die kürzen von Iv^c/icv, xad-sfAsv^ idoiuv bewahrt sind.
Wie itffiv Sq^äfisy ward ursprünglich flectirt Ißt^v *lßäfAsv, Icnrf y
*ia%ä(i,Bv^ tfpx^i^v *Sqfx^äfi€v^ dafür zeugen die homerischen ßm^Pj
laxäcav^ ^r^äfisvog^). Später ward diese vocaldifferenz aus-
geglichen, indem die nur im sing, indic. berechtigte länge über
plur. du. imperat. inf. act. ausgedehnt ward, vermuthlich unter
einwirkung der formen mit metathesis, welche durchstehend
langen vocal haben: itli^v hX^fASP. Dass wirklich die länge
von lßiif*ev, l'crri^fifiv, Iq^^i^fisv aus dem Singular übertragen ist,
wird dadurch, dass sich die alte kürze nur da erhalten bat, wo
eine derartige Übertragung unmöglich geworden war, schlagend
bewiesen, c^cficv, slgisv (d. i. ^-c/^ev), SdofABV wurden nicht
verlängert, weil *l^^v, *^v, *€Ja>v, welche allein diese Verlän-
gerung hätten bewirken können, durch Id'ijxa, ijjra, idtaxa ver-
drängt waren. acTTjyv konnte wohl auf latäfAev einwirken, e^xa
dagegen war von i^e^sv so verschieden, dass jedes seiner wege
*) Vor dem vx der 3. pl. indic. und des part. sowie vor dem * des opl.
haben alle aoriststämme kurzen vocal: t<rr«f^T), aTayt'-y craifivy fyyo¥(t),
ywovT't yyoirjv (Curtius verb. 195). Die aoriststämme mit metathesis haben
hier Verkürzung erlitten gerade wie die stamme des aor. II. pass. auf -i| :
(fiijuiy^ (fauiytfSy (fa/uiiij von st. dct/uti-. Vocal Verkürzung vor nasal + con-
sonant findet sich im dorischen z. b. acc. pl. rgonclg (Ahr. II, 172 flf.).
Vocal Verkürzung vor folgendem vocal wie m yyoi^y ist mehrfach zu be-
obachten, man sehe das s. 276 zu yifa bemerkte.
•) Die weitere flexion der wz. (f>^a wird in excurs I zu dieser Unter-
suchung behandelt werden.
über meiathesis yon nasalen etc. 283
fiiog ohne das andere zu beeinflussen. Wenn das aeol. <rtifi-
^Ttt^* aorist ist, so hindert nichts, seine länge ebenso zu er-
klären wie die von atäi^& ; dass ntSO't aorist sei, ist aber zweifel-
liaft, denn da sich auch ntS als imperat. flndet (xoJqb xat neS),
90 können beide, ndüi^i und n£, imperat. eines praes. sein,
^vekhes aeol. *7i$ift$ = ion. *n6w lauten würde.
Ich denke diese thatsachen sind so unzweifelhaft, dass sie
Cortius' darstellung, nach welcher das spätere /Jiyriyv ursprüng-
licher als das schon bei Homer im schwinden begriffene /Jcfriyv
u. & w. sei (verb. 195), ohne weiteres widerlegen ^). Es genügt
diese darstellung für das griechische als unzutreffend erwiesen
zu haben. Dasselbe lässt sich auch für die indogermanische
^iTsprache erweisen, würde indess ein für diese gelegenheit zu
ausführliches eingehen auf den vocalismus der indogermanischen
<^njugation erfordern. Nur soviel sei hier bemerkt, dass das
durchstehende t; von <fv, skr. bhü im aor. kein analogon zu
dem durchstehenden 5, ^ von ßä, ßi^ der nachhomerischen
flexion ist. Denn da Sßijy zu ßär^v in demselben Verhältnisse
sieht wie S^p zu iff&cfjv und weiter wie tpfifAi zu q>cet6p^ letzterem
iber das von slfit zu ttov entspricht, so würde dem Ipiyv : ßcniiv
nur ein *i^evv : ^ig^w^v, dem Iß^v : iß^ti^p nur ein *iifevy :
^iq^Bvt^v entsprechen. Mit einem worte: in ißipf liegt Steige-
rung, d. h. eine schon in einer frühen periode der Ur-
sprache durch den hochton herbeigeführte Verlängerung vor,
dagegen in l^pvv eine spätere vom hochtone unabhängige und
daher auch in den formen, welche unbetonte wurzel hatten,
cx^cheinende dehnung. Und dieser unterschied von »Steigerung«
'Uid »dehnung«, d. h. der unterschied zwischen den in zwei
^eit auseinander liegenden zeitcpochen durch zwei ganz ver-
^hiedene Ursachen bewirkten dehnungen von urspr. a erklärt
^ die im obigen nachgewiesene mit verschwindend geringen aus-
oahmen erhaltene differenz zwischen ursprünglich auslautenden
^^''^Jraelvocalen und solchen, welche erst später durch meta-
•^^s in den auslaut gerückt sind, atäxocy lat. stätus, skr.
*^**fefe stammen von indog. ^sta-td-s^ welches wegen der tief-
'^^^keit der Wurzelsilbe kurzen vocal hatte, dagegen yvtaxoq,
*^- (g)nötu8, skr. jMtds haben langen vocal, weil sie aus indog.
9^nr'iar8 (abaktr. eanta-, got. kunOis) durch *ganatds hindurch
^} Siehe noch excurs II am Schlüsse der Untersuchung.
19*
284 Johannes Schmidt,
ZU einer zeit entstanden sind," als der »ablaut« bereits fest ge-
regelt und die quantltut der vocalc von der betonung unab-
hängig geworden war. Zu dieser zeit bewirkten schon ganz
andere Ursachen als der hochton die Verlängerung von vocalen,
und die betonung legte ihnen kein hindemiss mehr in den weg.
Wie skr. *kantd' (wz. kam) trotz betonung der zweiten silbe
durch die dehnende kraft des nasals zu kantd- ward (Voc I, 39),
so verhinderte auch die betonung gantd' nicht mehr das ent-
stehen von *gnatd'. Also zu einer zeit, in welcher die quan-
titätsverhältnisse der ursprünglich vocalisch auslautenden wur-
zeln schon fest geregelt waren, erwuchsen durch metathesis eine
reihe von neuen vocalisch auslautenden wurzelformen, zu deren
wesen die dehnung des nun in den auslaut gerückten vocals
gehörte. Diese neu-vocalischen wurzelformen waren gleich bei
ihrem entstehen überall nothwendig lang und daher von dem
gesetze, welches die quantitätsverhältnisse der alt-vocalischen
wurzelformen bestimmt aber schon längst direct zu wirken auf-
gehört hatte, eximirt. Nur zwei perfecta ri^a/ticv, TirXäfitcy,
ein aor. pass. iggix^^ neben igg^^i^, ein aor. I act. inqsae Hes.
th. 856 (vgl. hom. dv-tdav a> 537, ftV^cya#/ui 5209), die aorist-
formen wie iyvov^ yvovt'^ yvoit^v s. 282 ^), die Voc. II, 321
erörterten m^nXavat^ nXitovj ntfAngävai^ %Qdo(ia^ sowie das
oben s. 276 erwähnte vivn sind später zum theil durch die ana-
logie der altvocalischen wurzeln, in deren formen die Wirkungen
des früheren gesetzes die Wirkungszeit desselben überlebten,
beeinflusst.
Die im griechischen besonders klar zu erkennenden quan-
titätsverhältnisse geben den beweis, dass in der »wurzelperiode«
der Ursprache formen wie gna, mna, prä u. s. f. gar nicht be-
standen haben können — sonst hätten diese ja im griechischen
als ursprünglich vocalisch auslautende wurzeln behandelt werdoi
müssen — , sondern dass zu jener zeit nur gan, man, par u. s. f.
bestanden haben, und dass die metathesis erst lange nach ab-
lauf der wurzelperiode, erst nachdem die wurzeln mit sufßxen
zu unlöslicher einheit verwachsen waren, eingetreten ist.
Von den ö, welche erst durch metathesis in den auslaut
gerückt sind, wissen wir jetzt, weshalb sie auch in solchen
formen lang sind, in welchen /, u keine »steigerungc erfahren
haben, und sind damit einer objecliven beantwortung der bis-
her nur dogmatisch allgemein bejahten oder ebenso allgemein
über metathesis yon nasalen etc. 285
verneinten frage, ob wurzelauslautendes a von allem anfange
an überall unveränderlich lang war, um ein erhebliches näher
gekommen.
Es war nicht meine absieht im vorstehenden die svara-
bhakti hinter nasalen und deren folgen erschöpfend darzustellen
oder auch nur mit gleicher ausführlichkeit durch die einzelnen
sprachen zu verfolgen, wie dies im »vocalismus« der svara-
bhakti hinter r, l geschehen ist. Zur vorläufigen feststellung
der thatsache überhaupt wird das gesagte hoffentlich hinreichen.
Svarabhakti und metathesis finden sich aus zwei gründen bei
nasalen ganz unvergleichlich viel seltener als bei r, /. Erstens
haben die nasale von vom herein eine viel weniger markirte
Ärticulation als r, l und verlieren in der Stellung zwischen vocal
und consonant ihre Selbständigkeit bald ganz und gar, indem
sie zunächst von der qualität der folgenden consonanten al)-
hängig werden (mp, nt, nk), weiter aber leicht mit dem vorher-
gehenden vocale zum nasalvocale verschmelzen (s. Voc. I). Wo
sie sich dennoch so selbständig erhalten haben, dass ihr stimm-
ton zum vollen vocale zwischen ihnen und dem folgenden con-
sonanten erstarken konnte, trat meist ein zAveiter grund die
metathesis verhindernd ins mittel. Er besteht in der abneigung
der meisten sprachen gegen alle Verbindungen von consonanten
mit nasalen ausser kn, gn (skr. jii, slaw. zn), sn im anlaute.
Nur dem griechischen organe waren gnippen wie dv, ^v, Trr,
irm Tf», df* im anlaute, mit deren ausspräche unsere quartaner
ihre liebe noth haben, nicht unbequem. Daher bietet das grie-
chische die meisten beispiele von metathesis der nasale. Das
indische erträgt noch dhnui und mnä. Die übrigen sprachen
jedoch erlauben metathesis in consonantisch anlautenden wur-
zeln überhaupt nur dem einen nasale n und diesem auch nur
^ denjenigen Wurzelsilben, welche mit k, g, s ohne folgende
^Konsonanten anlauten. In vocalisch anlautenden Wurzelsilben
kann auch m umgestellt werden (ahd. majan).
Aber ist denn die annähme von svarabhakti zwischen
iMisal 4- consonant überhaupt zulässig? Windisch bekreuzt sich
Wgen die Zuflucht zu »dazwischen getretenen vocalen« mit an-
'Shrungszeichen und erklärt, dass »wir für solche in der ältesten
H^RUihgeschichte nicht den geringsten anhält haben« (Ztschr.
pl, ÄW). Wo ich svarabhakti annehme, sucht er ein wurzel-
"^ «a, Hoflfentlich ist er den »dazwischen getretenen«, welche
286 Johannes Schmidt,
in der Sprachgeschichte eine so grosse rolle spielen, heute weni-
ger gram als vor drei jähren. Prüfen wir indess die theorie,
durch welche er instar omnium das a in präsensbildungen wie
yunajmi, welches ich. mit anderen als svarabhakti auffasse, zu
erklären sucht. Er sagt: »Meine ansieht ist nicht, dass die
silbe na (die ich also für ursprünglicher ansehe, als das blosse
n) etwa erst hinter der würzet gestanden habe und dann in
dieselbe übergesprungen sei.« Dies wird auch schwerlich je-
mand noch heute behaupten. Dass aber ein einfacher nasal
sehr oft aus einem suffixe in die Wurzelsilbe gedrungen ist,
bleibt eine unbestrittene thatsache ^). Windisch erklärt sich
die entstehung von yunajmi folgendermassen: »Vielleicht hat
man von formen wie skr. yu-na-mi (3. pl. ytMt€Miti) auszu-
gehen. Als das wurzeldeterminativ antrat, geschah dies sowohl
an die eigentliche wurzel (yurj)y als auch an den der conjugation
zu gründe liegenden wortstamm (yu-nchj). Auf diese weise
wäre na erst infix geworden, nachdem es ursprünglich sufBz
gewesen war.c Diese erklärung ist nicht neu, Benfey hat sie
schon im jähre 1842 aufgestellt (gr. wzlex. ü, 330), jetzt aber
zu gunsten der von Windisch bekämpften aufgegeben (or. und
occ. III, 220). Nach meiner ansieht, mit der ich nicht allein
zu stehen glaube, ist es ein chronologischer fehler die entstehung
von jug in eine spätere zeit zu setzen als die des präsensstam-
mes ju-ndr oder jurna-. Ja, nach den Vorstellungen, welche
ich von der Sprachgeschichte habe, existirte zu der zeit, als
der stamm ju-nor gebildet war, überhaupt keine wurzel ju
mehr, sondern nur worte, welche die ehemals selbständige
wurzel ju mit suffixen zu unlöslicher einheit verwachsen ent-
hielten, z. b. ju-tor. Wir kommen so im besten faUe dazu die
annähme eines infixes na durch die annähme eines Infixes g
(in anderen beispielen eines infixes s, bh u. s. w.) zu ersetzen,
denn die entstehung z. b. von jagtor oder jukta- aus jtUor- setzt
infigirung von g in das fertige wort voraus. Es müsste denn
der noch fehlende nachweis geliefert werden, dass das suffix
na früher als alle übrigen an die wurzel getreten und die
»determinativec, in unserem beispiele das g, genau in der
Zwischenzeit zwischen dem antritte von na und den übrigen
*) Die zahl der belege, welche ich Voc. I, 30 f. für diesen zuerst von
A. Kuhn bemerkten übertritt gegeben habe, kann ich jetzt verdoppehi.
Ober metalhesu von nasalen etc. 287
angefügt wären. Ferner drängt sich sofort die frage auf, wes-
halb dann nicht flectiert ist yun^ijnn, 3. pl. yunajanti wie
}IUMmi, ffunafUi. Endlich bürdet diese theorie der Ursprache
eine wahrhaft chinesische fülle von gleichlautenden wurzeln mit
verschiedenen bedeutungen auf, sie müsste nicht weniger als
sieben oder acht verschiedene wurzeln a (unsere ersten acht
& 267 — 276 erörterten beispiele) besessen haben. Dieser letzte
einwand macht auch Windisch selbst an seiner erklärung irre.
£r sagt: »Wenn alle beispiele dieser bildung so gefügig wären,
wie das eben angeführte, so würde ich an der richtigkeit meiner
auffassung nicht zweifeln. So aber scheinen allerdings die voca-
lisch anlautenden wurzeln wie o/, a-^ia-j-mi gegen dieselbe zu
sprechen. Denn niemand wird auch noch das j von cy für ein
wurzeldeterminaliv erklären wollen. Der einzige ausweg wäre
die annähme, dass a-na^j-mi und ähnliche bildungen nach ana-
logle von bildungen wie ytM^orj^mi entstanden seien.« Diesen
ausweg zu betreten könnte man erst dann geneigt sein, wenn
man erführe, welches denn die bildungen ausser yuniymi
sind, die sich Windischs erklärung fügen. Darüber wird der
leser aber nicht belehrt, was um so empfindlicher ist, als der
prasensstamm yu-tia, auf dem die ganze theorie beruht, bisher
in der litteratur noch gar nicht belegt ist^), die theorie also
in der luft schwebt.
Unsere vorstehende Untersuchung enthält folgende beispiele
vonsvarabhakti: ovofAa^ xovaßog, ovv^, ^yix^V^^ dya-, eivarsQsg,
dafidt^Q, »dficttog, Myatog, viftaxog (s. 277). lat. anas, janir
triou^ osk. Anafrlss, got. nuinags, anaks, ahd. anui, unck-,
^oainKut, senatca, as. binithion, mhd. ganiss, funiften, abaktr. ano',
skr. anatafnahai und setzt noch viele andere voraus. Aus dem
indischen ist nur eins darunter. Dass aber das na der siebenten
prisensclasse wirklich in der angegebenen weise aus n ent-
standen ist, beweist hinasti. hiihs ist unbestritten das desidera-
ti^mn zu han wie dips zu ddbh, ips zu ap, für das a von hitiasH
^ also jede andere erklärung als die, dass es aus dem stimm-
te des vocals erwachsen ist, unmöglich. Doch Windisch fragt:
*^ie will man denn in yunajmi, bJianajmi, anajmi u. a. den
^^Utalen nasal erklären? Oder wie kann man das dentale n
») Yedisch finden sich nur die praesentia yau-ti und yuv-a'ti und »in
dtr daatiscben epraehe«, sagen BR., »haben wir keine form de» verbi
^ti angetroffen«.
238 Johannes Schmidt,
in skr. nabhi, ahd. iiahalo neben -griechisch dfupaXog, lat. um-
büicus rechtfertigen? Sollte man nicht ein maiha erwarten?«
Darauf ist zunächst mit einer gogenfinige zu antworten. Woher
weiss man denn, dass die Verbindung von nasalen mit folgen-
den consonanten im wortinlaute von jeher so enge war, dass
die qualität des nasals durcli den folgenden laut nothwendig
bestimmt ward (nt, mp, vk, Hc u. s. w.)? Woher weiss man,
dass 6(kipaX6q nicht erst aus *anbhalu'' entstanden ist? Dass die
alten Inder, Griechen, Römer u. a., worte wie *anbhalar nicht
sprechen konnten, thut gar niclits zur sachc. Nur wenn solche
Worte eine lautphysiologische Unmöglichkeit involvirten, wären
sie unbedingt zu verwerfen, das ist aber nicht der fall, denn
jedem Deutschen sind sie ganz leicht sprechbar. Und wir wissen
aus der Sprachgeschichte sattsam, dass die fahigkeit nasale mit
lauten einer anderen organstellung zu verbinden in einem mid
demselben volke zu verschiedenen Zeiten wechselt. Dem Italiener
z. b. war das lat. assumpfo, assunito nicht mehr sprechbar, er
hat es in assufUo gewandelt^). Den Indem und Umbrem war
indog. atnsa- nicht mehr sprechbar, sie haben es in skr. aijtöo-,
umbr. 071S0- (Huschke, Savelsberg, Bugge Ztschr. XXII, 463)
gewandelt. Wird man daraus folgern, dass das entsprechende
griechische wort nur ^copoc, nicht (Afiog, das lateinische nur
*unenis, nicht umen^ gelautet haben könne? Dieser schluss
gleicht aber dem, durch welchen Windisch dahin gelangt ein
*nuJihJia zu erwarten, wie ein ei dem andern. Es ist also gar
nicht unmöglich, dass die vorfahren der Inder, Griechen u. s. w.
nbh zwischen vocalen sprechen konnten, obwohl ihre nachkom-
men es nicht mehr konnten. So gut ein Isländer Danpr, kanpr,
skunpr schreiben und danach wohl auch sprechen konnte, hat
ein Indogermane *anbhala' u. s. w. sprechen können. Und
dass er es wirklich gethan hat, beweist die weitere entwicke-
lung zu *afiabhala', skr. nahhtld-, ahd. nabcHo, Um aber nicht
dem vorwürfe eines circulus vitiosus zu verfallen, will ich die
dentale ausspräche des w vor labialen und gutturalen noch in
anderen beispielen nachweisen und zwar aus dem ältesten denk-
male der spräche, in welcher bildungen wie yunajmi am zahl-
reichsten erhalten sind. Man betrachte die vedischen intensiv-
*) In Bonn habe ich jähre lang einen tischgenossen gehabt, der con-
sequent den umgekehrten wandel vollzog und nü^ md statt nf, nd sprach:
kammUj lämder.
I üb« metathMis Ton aAsalKi elc 289
formen ixmiimaiam (acc, pari., wz. pan bewundernswerth sein),
panipha^cU (n. sgr. ni. pari., wz. piian springen) und die von
grammatikern angegebenen hanthhra^yate oder hnnlbhrasyate
(bhram^), panipatjfotc (pat), panlpadyate (päd) P&n. VII, 4, 84,
Vop. 20. 7. Ihr j, l ist aus dem stiinmtone des nasals er-
wachsen gerade so wje das von hltarihhrat (hhar), varJvarii
(vart) u. s. w. aus dem stiiumtone dos r (Voc. II, fi). Das «
der reduplicalionssilbe ist wenigstens in den beiden vedischen
Beispielen, auf welche hier allein gewicht gelegt werden kann,
»wdfellos ursprüngliches », denn die reduplicalionssilbe ist die
▼oll wiederholte wiu-zel. Ehe sich der slimmton ihres nasals
SU » entwickelte, stand also in ihnen n unmittelbar vor
P, ph. n vor gulturalen bezeugen in gleicher weise ved. ghani-
fhnat (n. sg. m. part. wz. han schlagen), gamganti (3. sg.)
goHigmatam (acc, part. \vz. gam gehen, vgl, agantna), knnikranti
(3. sg.), hanikradat (n. sg. m. part. wz. krand brüllen). Ich
sehe den einwand voraus, dass ja die ältesten dieser biidungen
die Wurzel zweimal enthalten und der nasal im auslaute der
ersten wui-zel mit dem anlautenden consonanlen der zweiten
uie in so naher berührung gewesen sei wie nasal -|- consonant
im mnem von werten wie yunjanti, yuiikte, *ambhafa u, s, w.,
da din stimme zwischen der ersten und zweiten ausspräche
dci- Wurzel absetzen konnte: pan i>an, gJian ghan. Zunächst
haben wir kein recht anzunehmen, dass in den intensivbildun-
gen der nasal der ersten silbe vom anlaute der zweiten länger
unabhängig gewesen sei als in anderen Worten, speciell den
präsensbildungen siebenter classe, denn wo der stimmton des
nasals nicht 7.um selbständigen vocale entwickelt ist, richtet
sich ia den überlieferten Sprachdenkmalen der nasal genau so
nach dem folgenden laute wie in allen übrigen worten; ved.
^«"ffianfi (neben ghanightat), cankramata (kram), pamphattatas
C^iikh. ^r. (BR., ved. paniplianat). Zweitens aber, zugegeben
"^Ss die getrennte ausspräche paft-pan sich eine zeit lang er-
^*Jten habe, so ist der infigirte nasal in der Wurzelsilbe ein
Finder körper, da er ja aus einem suftixe in die wurzel ge-
P'ftigen ist, und kann sich als solcher von dem folgenden
^*le ebenso lange getrennt erhalten haben wie in pan-pan.
'*■ haben neben einander die präsensstämme idiA-nfl- und
^**6A-, wnblt-. Aus ubh-nanti ward *unbhanti, und das n
r*^tüe sich vor dem labial so lange dental erhalten, als sein
290 Johannes Schmidt,
Ursprung empfunden ward. Kurz, die entwiekelung von NmM
zu unabh u. s. w. ist völlig analog der von *panp(m zu panipam.
Dass in dem einen falle der stimmton des nasals zu a, in d&a
anderen zu i vocalisirt ist, hängt von noch nicht erkennbaren
Ursachen ab, ändert aber an der thatsache, dass sowohl a als
i aus dem stimmtone des nasals entst^den sind, nicht das
mindeste ; auch die svarabhakti hinter r, { erscheint verschieden
gefärbt als a, ^, i, u (Voc. II, 2 f.). Somit glaube ich Töllig
berechtigt zu sein, z. b. ein altes *anbhas anzunehmen, woraus
einerseits durch assimilation skr. ambhas, andererseits dureh
svarabhakti *afiabh(i8 (osk. Anaf-riss) und weiter nabhas ge-
worden ist.
Endlich ist noch ein wort zu sagen über die von E. Kuhn
Ztscbr. XIX, 308 zur erklärung des nebeneinanderlieg^os von
formen wie dfnpakog näbhlla- vorgeschlagene annähme von
»doppelwurzelnc wie ank nak, ambh nabh, angh fkugh. Doppel-
wurzeln werden auch von anderen gelehrten mehrfach ange-
nommen, so von M. Müller und Curtius g. e. ^ 54. 61 ff. 72« 264.
Ich halte solche annähme wie die oben abgewiesene von dc^pel-
formen der Ursprache nur für eine bemäntelung der verleg«[H
heit. Wenn, wie ich überzeugt bin, beim entstehen der ur-
wurzeln ein nothwendiges band den laut an die Vorstellung
knüpfte, welche er ausdrückt, so kann von anfang annureine
Wurzel für jede Vorstellung bestanden haben. Zeigen sich später
zwei lautlich verwandte wurzeln für dieselbe Vorstellung, so
muss die eine aus der anderen oder beide aus einer ältoen
dritten entstanden sein. Wer in solchem falle eine doppel-
wurzel annimmt, sagt damit nur, dass er sich noch nicht im
Stande fühlt beide auf die eine grundform zurückzufahren.
Excurs I.
Ueber die flexion der wurzel (p%ta und den Übergang
von j in griechisch y.
Ausser dem aorist lifd^t^v tf^äfAevog folgt nur noch das
futurum (p^^ifofjta$ der analogie der vocalisch auslautenden
wurzeln. Die übrigen formen (p^äaco, itp^äca^ dor. hfSHtü^u
Theokr. II, 115, Itpd^äxa^ iffd-aüxhiv, ^x^atniov (belege bei
Veilch) sind völlig analog gebildet wie xaX&awy ixdlaaaa, ^if-
lada^ dor. i%dXal^a, xe%dkäKa, H€%aka<SiJbat, ixaldd^^v. Ahrens
dial. II, 91 verwirft l^i^al^a als gegen die gesetze des dorischen
übet metatheaiit von nasalen etc. 991
vei-stossend, nur weil ein praes. ipOä^ot nicht angesetzt werden
dürre. Er und ihm folgend die neueren herausgeber ändern
daher das handschriftlich überlieferte ?ytf«|a in fifitatstsa ohne
zu bemerken, dass liplfaffatt dieselbe ältere form voraussetKcn
würde wie ^^üa^a, nämlich eine form, deren »regelmässiges«
praesens wiederum (pdä^ta sein würde. An t/nila?« Thcokr.
XXI, 51, xß-lffl«'« Find. Pyth. I, 6, ^yiXa^ Theokr. XX, 1. 15,
Ytiä^ag VH, 42. 198 nimmt Ahrens keinen ansloss, weil dazu
siciliscbe praesentia *xalä!^<t>, ^j-tiäfM vorhanden gewesen sein
können, deren existenz er aber nicht nachweist (dial. II, 91. 285).
Wie Cauer {sprachw, abhandl. aus G. Curtius gramm. ges, 1874
8. 151) von *xßW?« *YsiciCo) sagen kann, sie seien von Ahrens
>aageführt( und sie zur bestätigung seiner gleich zu behandeln-
den ansieht herbeiziehen kann, ist mir unverständlich. Es
sind lediglich conslruirte, erschlossene formen ohne alle ge-
wälir. Auch bei Curtius verb. 334 findet sich x««*«?»! eben-
falls ohne bele^', obwohl Dindorfthesaur. sagt; x'^'^ä^'o) secundum
qaosdam, cujus tamen exenipla nulla afleruntur. rsXato er-
schUesat Curtius nur aus sriHa^t (verb. 336), direct nach-
gewiesen ist es ebenso wenig wie x"^«C<ö ')■ Ich sehe nicht
ein, weshalb man dann nicht auch aus l<fifa^a ebenso gut ein
nicht vorhandenes ipitä^ta erschliessen kann, wie aus ^yÜa^a,
ixäXafa die nicht vorhandenen ysXtiCoi, x^'^äC». Es fragt sich
nur, ob beides nothwendig ist, und darauf ist bestimmt mit
»nein« zu antworten. Nothwendig wäre es. wenn wirklich die
dorischen futura und aoriste mit | gegenüber ion. att. aa, c
mir durch formübertragung entstanden wären. Wenn nur nach
der analogie von agnä^a: ä^nä^ia zu dixä^m idma^äfisita etc.
(Ahr. n, 89) gebildet wären, dann würden ^x<^.la|or, ^yiXal^a,
l^a^u nur aus praes. *xaXä^ii> u. s. I. eiklärbar sein. Diese
neuerdings von Cauer (a, a. o. 129 ff.) vertheidigle auffassung
kabe ich auch einmal gehegt, da mich Ahrens' und Cui-tius'
annähme eines Überganges von ja in ^ nicht überzeugt hat.
Doch tat die thalsache, dass mehrfach y erscheint, wo früher
ein j stand, richtig, wenn auch der hergang nicht so gewesen
■ein kann, wie Curtius g. e. * 597 will.
Die annähme eines directen Überganges der palatalen Spirans
') TMndorf Ihesour: yiWfm forma a Bramtnalicis ficla, ut Euslalh,
p. ia09, 8 rUoain .... äni toü ytlöi j-firifiu nyo^io« Hiiimct,
292 Johannes Schmidt,
'j in den gutturalen verschlusslaut y ist meines eracht«[is ebenso
irrig, wie die heute wohl nicht mehr vertretene eines ubo>-
ganges von j in d in formen wie böot. dvy&v = urspr. jugcMm
j und altgriech. y sind physiologisch viel starker von einand^
geschieden als man in Norddeutschland, wo ja vielfach das g
der Schriftsprache zu j geworden ist, auf den ersten blick glau-
ben mag. Neugriechische Schreibungen wie ;f«^ya= x^9*^
welche Gurtius zum beweise anführt, beweisen gar nichts, denn
das schriftzeichen y bedeutet im neugriechischen bekanntlich
etwas ganz anderes als im altgriechischen, nämlich den gattu-
ralen oder palatalen Spiranten, nicht den gutturalen tönenden
verschlusslaut, welchen agr. y ausdrückt. Nichts beweisen
ferner Schreibungen wie ahd. gehan, as. ger, auf welche sich
Gurtius beruft, denn g war in den dialekten, welchen diese
Schreibungen angehören, vor e, i zur spirans geworden und
ward daher vor c, i gleichwerthig für j geschrieben auch an
stellen, wo nie g gesprochen war (umgekehrte Schreibungen
nach Schuchardts terminologie). Dass kein laut Übergang von
j in g staltgefunden hat, lehrt gleich das perf. von gehan^ wel-
ches nie anders als jah geschrieben ist. Endlich führt Gurtius
als drittes vermeintliches analogon das g des slawischen genetiv-
suffixes -go an, welches aus dem j des urspr. -sja entstanden
sein soll. Sonst hat das altbulgarische in einheimischen
Worten nie (/ an stelle von j. Da ferner die identification von
-go mit -sja noch zwei andere Unmöglichkeiten voraussetzt:
ausfall des s (Miklosich Sitzungsber. d. k. Akad. LXII, 48) und
Vertretung von auslautendem a durch o (Leskien Beitr. V, 409),
so sollte man sie als einen früher verzeihlichen missgriff der
geschichte der Sprachwissenschaft überlassen. Ich halte z. b-
to-go für den nom. acc. ntr. eines von to- abgeleiteten posses-
siven adjectivs, dessen suffix dasselbe ist wie in den von Miklo-
sich Gramm. II, 280, 283 behandelten Substantiven, to- ver-
hält sich zu to-go wie inii unus : ino-gU fAOV$6g, solivagus, *ieMr
(skr. catvar-) : russ. (fetver-gU donnerstag, russ. pirü gelage :
pir(hgU pastete, slov. lisa weisser fleck : liso^a schwein mit
einem weissen flecke an der stirn u. a. Uy-go ist also genau in
derselben weise dazu gekommen als genetiv des Stammes Uh
zu gelten wie skr. asniörka-m zu der function des genetivs von
stamm asma-, womit nicht gesagt sein soll, dass -go und -ha-m
auch lautlich identisch seieni Bei dieser auffassung wird auch
Ülier metathesb
1 nasalen elc.
293
ftdas a deü scrb. to-ja, slov. te-ga, welches nicht dem o von
i)ulg. iogo, nbu^. togo-si entsprechen kann, erkläilich; toga ist
l4er gen. des possessiven noniinativs togo, in ihm ist also das
IgeoetiTTerliältniss wie in cf-so~go, lal. md tui in der function
; gen. zu ego tu a. a. (Ztschr, XIX, 203) zweimal ausgedrückt.
■£u der eben aufgestellten erklärnng von togo haben wir noch
Vfan slan-ischen selbst ein vollkommenes analogen. Das russische
"und kaschubische verwenden nominativo sg. nlr. von possessiven
auf -vo als gen. sg. der pronominaldeclinalion: russ. tavii aus
toc6 g^en abulg. togo, Mbrovo, döbrova, döbrava, maladöva
(Buslajev istor, granim. g lOd, 3) gegen abulg. dobraago, rnla-
daago, die a der endung -awi, -6va, -ava sind aus unbetontem
0 entstanden; kaschub. towa, teico, dHobrmco. L. Malinowski
Beilr. VIII, 356 ff. fasst die russischen formen als gen. sg. auf
-oRj, hierg^en spricht der umstand, dass sie bei betonung der
letzten silbe -av6, nicht -avd lauten. Auch das o der kaschubi-
sclien formen erklärt Malinowski nicht ungezwungen aus a.
Hält somit keine einzige der von Curtius angeführten ana-
lofieii stich, so bleibt nur noch die frage, ob die annähme
rines Überganges von j in j- durch die sonstigen verwandelungen
d« j im griechischen begünstigt wird. Nach meiner überzeu-
giB^ ist auch dies nicht der fall.
Der hergang war vielmehr folgender. Zu der zeit, als sich die
meisten freistehenden^' zum Spiritus asper oder lenis verilüehligt
liatlen. wurden die übrig gebliebenen j schwer sprechbar und er-
forderten eine besondere anstrengung des sprachorgans. Die folge
War, dass man, um j zu articuliren, mit dem entsprechenden
Wnenden versclilusslaufe einsetzte, gerade wie Italiener und
t'fanzosen, um unser ch sprechen zu lernen, zuerst kch sprechen.
Auf ähnlichem wege ist / zu *fij: = fi und *7tf = ^ geworden.
Wp zu dem palatalen j gehörige media war aber nicht, wie
'"an annimmt (Curtius g. e. * s. 6<)S). d, sondern ^, ein laut
"w genau in der mitte zwischen d und gutturalem g liegt (nicht
"* des engl, j, ital. gi, slaw. ds, sondern der des deutschen
^'i'aulenden g vor c, i nach mittel- und oberdeutscher aus-
*P'^che). Man sprach also ^ statt j und hierfür haben wir
"" neugriechischen und italienischen wirkliche analoga: in Ga-
~*''ien spricht man ew gjavino statt dim javäio {div öiaßaiva,
"^flhcr Stud. IV, 238); florentin. eonghiettura, ghiaeere, ghiacinto
*" lat. conjcriiirn, jon're. hyacinthns, welche ich Ascoli corsi
294 Johannes Schmidt,
p. 135 entnehme; so hat man wohl auch das^ spatlateinischer
Schreibungen wie Gianuaria, copigiunta (Schuchardt voc. d. vulg.
lat. I, 71) als ^j zu fassen, g vor j wird unwillkürlich ^. Blieb
dann das j hinter dem ^ erhalten, so ging ^ allmählich in (
über, schwand aber das j aus der Verbindung ^ — was vor
folgenden consonanten in allen dialekten geschah—, so bliebt
allein ^) übrig, ein laut, der im griechischen consonantensysteme
keinen anhält fand und ihm angcpasst ward, indem man seine
articulationsstelle in der mundhöhle ein wenig entweder nach
vom oder nach hinten verschob, d. h. das zwischen d und g
in der mitte liegende g ward entweder zu d oder zu y. Der
Übergang von g in d entspricht genau dem von arisch c, d. L
Ji, in IT, über welchen man Curtius g. e. ^ s. 478, Ascoli corsi
p. 92, verf. Jen. lit. zeitung 1874 art. 201, 1875 arL 588 sehe.
Zweifellos liegt ein aus g, ^ entstandenes d vor in ion. att
Igdw aus *ver0, *vergjö = abaktr. verez-ja-nii, got. vaarl^ja;
im böotischen, lakonischen und megarischen ist der Übergang
von g in d häufig (s. Curtius ^ 605 ff.). Ich leite also das d
z. b. von böot. dvyov ebenso aus gj her wie das von Igdm :
altes jugam ward zunächst ^vyov, dann gvyoy, dvyov.
Für das weitere ist ein blick in die germanischen sprachen
belehrend. In einer anzahl von beispielen hat an stelle von
iirspr. j das gotische ddj^ das nordische ggj, gg^)j der ver-
einigungspunkt beider ist offenbar ^gj. Urspr. dvajam erhielt
sein j in as. taejo, ahd. zweijo Isid., ward aber ostgerm. ags.
Hvagja, mit der durch j veranlassten consonantenschärfung
*tvaggja, anord. tveggja, got. tvaddje. Die schriftzeichen ggf
im nordischen haben wahrscheinlich noch den lautwerth ^
da tief gutturales g vor j zu sprechen schwierig ist und g in
den meisten, wenn nicht allen sprachen vor j als ^ gesprochen
wird. In anderen beispielen ist aber nach Schwund des j
') Präkr. palatalc media an stelle von skr. y ist in der oben beschrie-
benen weise durch Vorschlag der wirklich im physiologischen sinne paia-
talen media g vor das y entstanden, es fragt sich aber sehr, ob z. b. das,
was dem skr. yo entspricht, jemals go gelautet hat. Alle Wahrscheinlich-
keit spricht vielmehr dafür, dass die entwickelungsreihe war yoigyoigio:
dzOy also das schriftzeichen der palatalen media in solchen Worten nie mehr
jf, sondern stets dz gesprochen ward.
') Die thatsache ist zuerst von Holtzmann z. Isid. 129, altd. gr. I* 109,
dann von MQllenholT Haupts Zeitschr. XII, 396 behandelt
Olier metathesis von nasalen etc.
396
wirklich gutturales g und andererseits, wenigstens in einem bei-
spiele rein dentales d aus 49J-, j entstanden: urspr. avja-m ei
ward nordeiirop. aja- = abu%. jitje-^ nhd. ci, pl. sigir, cl, i,
eij-it, weiter *a0^ja- und dann entweder *addja-, mit schwund
des j kriiiigot. ada bei Busbecq (Massmann Haupts Ztschr. I,
358) oder *a^0a-, anord, eggja (gen. jil.) und nach schwund
des 3 anord. e^g, schwed. ägg, ags. äy, engl. tgg. In schwed.
ägg, eng;l. egg liegt die reine gutturale media vor; so noch
schwed vägg = anord. veggr, got. vaddjus. Auch italien. n-
mango, saigo a. a. werden aus rentanjo, scUjo durch *rima7igkio
{d. i. riman^o; vgl. oben conjÄfcäum) hindurch entstanden sein.
Der gleiche Vorgang hat sich im griechischen vollzogen.
Stamm naf»- ward vor vocalen zu *7Tafij, "najigj, *naj:tg und
hieraus einerseits na^id, z. b. in nal6-sc, andererseits nofty i"
jtair-vmy. , Genau so wie krimgot. ada: engl, egg : "a^^a- und
wie Jttud- : naty- : *7iapifjj' verhalten sich ion. i%äXaaßa aus
'ixaXad-aa ^): der. iy^äkuta aus *«'xa'la>'-ff« : urspr. *ixaXa^-fSa
aoä ixttlaj-ea vom praes. "x'^'^J"' x^^oito, %aXäm. Es scheint
auch nicht unpassend, daran zu erinnern, dass im sanskrit die
Palatalen vor s eine ähnlich verschiedene behandlung erfahren
haben: n. sg. «f = 'wf-s neben loc. pl. ved. vikshu = *mf-3u;
i. 3g. ved. ajai ^ *a-jag-s neben jakH = *ja^-sL Während
im griechischen *da, aa und *yG, § auf verschiedene dialekte
tertheilt sind, (inden sich skr, */.? und *ks in demselben dia-
lekte aber hiei verschiedenen formen.
Vor vocalen findet sich y an stelle von j äussei-st selten.
CurtJus * s. 598 f. führt fünf beispiele dafür an, und von diesen
and sicher noch vier zu streichen. notixXaiymaa, notDtiaJyov
der zweiten herakleischen lafel, in weichen Meister slud. IV, 428
uiiler Zustimmung von Curlius y aus j herleitet, erklären sich
ganz andei-s. Die von Sauppe herausgegebene Inschrift von
Andania (Abh. d. Götting. ges. d. w. VIII, 217 (f.) hat nämlich
z. 9i. 95 den acc. sg. KXifxa clavim, 7.. 94 den acc. pl. xX^xag
elaves. Das herakleische «AaZ/w oder, wie vielleicht dafür zu
■) CurtiiK * B. 599 und Cauer a. a. o. 140 nehmen an, in formen wie
iimS*m, ixäkiaa sei j geschwunden. Das ist schwerlicli richtig, denn wir
ballen allen gnind, fflr sAmmtliche futura und aoriste mit kurzem vocale
Tür o mtere formen mit oo anzunehmen, welche ja fflr viele derselben er-
htlleii sind, «« aus ia vereinfachte sich später genau so, wie ftinaot zu
piete ward u. n, Dies hat schon Ahrens dial. II, 94 richtig erkannt,
296 Johannes Schmidt,
schreiben ist, xlqY^ (s. Ahrens II, 140) ist also aus *xXa^m
entstanden und denominativum von arAaix-, xJl^ar-. Der stamm
xXcfx aber, aus xXaß$x zusammengezogen, ist ursprünglich iden-
tisch mit abulg. Iclju6% und verliält sich zu griech. laL xläj:&-^
wie ^ääJx" zu got. vaurti-, Yvvaix- zu yvva (Voc II, 352). —
äyoDQog, welches Curtius gleich Scoqoq setzt und von einer grund-
form *arjaras herleitet, die selbst für äiOQog zweifelhaft ist
(L. Meyer Ztschr. XXIII, 60 ff.), ist gar kein echt griechisches
wort, sondern tlu'akisch (rotg itpt^ßovg . . . OQqxsg d/ovQOvg
Eustath. z. Od. 1788, 56) und von Fick spracheinh. 421 schla-
gend 'richtig als aguru- = abaktr. a^hru-, skr. agrur erklärL
tSfoydaat ' adSüat Hesych und atoaddei ' naQazfiQst Hesych glaubt
Curtius mit Meineke auf ein ^aomCeir zurückführen zu dürfen.
Allein cdoQ, aoo^, atSog sind aus (fapog entstanden = umbr.
sevo- omnis (wegen der bedeutung vgl. skr. sarvch, oXog : salvus,
got. sels; Aufrecht und Kirchhoff stellen umbr. sevo- mit skr.
sarvtJh zusammen, wozu sich die laute nicht fügen). Aus dem
lateinischen gehören sö^s, seispes dazu, deren gemeinsame
grundform *seveS'pes war, Avie ich verwantsch. 57 f. ausgeführt
habe, acoyätrat weist also auf aoaß&aat (vgl. adog aus *(ffli/oc),
nicht auf *<Sü}aaai und gehört zu den von Curtius * s. 584
behandelten worten, in welchen y an stelle von / überliefert
ist. dn6'YB(A€y vy-ys/Aog gehören nicht zu ski*. yam, sondern zu
abulg. ztmq (Fick II *, 344). So bleibt von Curtius' beispielen
nur eins, für dessen y ich keinen anderen Ursprung nachweisen
kann als den von C. angenonmienen : kypr. ^^ayoy = ion. ^siq^ov.
Der eintritt von y für g^j gehört demnach wie das erscheinen von
skr. g neben entsprechendem palatal zu den lauterscheinungen,
welche sich fast ausschliesslich vor folgenden consonanten finden.
Betrachten wir nun die dorischen futura und aoriste mit {.
In denjenigen, welchen praosentia auf f w zur seite stehen, kann
g sowohl aus js entstanden, als auch fälschlich durch die ana-
logie von agTra^ut etc. herbeigeführt sein. Dagegen können
ixdXa^a, iyiXa'§a, ttfx^a^a nicht nach dieser falschen analogie
gebildet sein, da ihnen praesentia auf -f«, welche allein die
einwirkung der falschen analogie herbeizuführen vermochten,
nicht zur seite stehen. Cauer s. 150 f. will auch ihr J durch
ein weiteres wirken der falschen analogie erklären, eine so
complicirte formübertragung übersteigt aber allen glauben. Den
schluss : weil neben mehreren praesentia auf -aa> solche auf -aC«
liegen, von praesentien auf -«^m aber aoriste auf -«Ja gebildet
werden, ist es auch erlaubt zu praes. -am, neben welchen kein
-aC<B Hegt, einen aorist -a|a zu bilden, diesen schluss kann
wohl ein grübelnder graminatiker machen, aber nicht ein ohne
reflexion sprechender. Also die | von ^x"^"?"! ^j-«^«?«, tifda^a
können mir aus js : 0s : gs entstanden sein. Daraus folgt,
dass auch die |, neben welchen praesentia auf -f w liegen, nicht
durch formübertragung entstanden sein müssen.
Die von Gauer znr stütze seiner Iheorie angeführten formen
mit I von Stämmen auf d vne »aiH^^ einerseits (a. a, o. s. 143)
und mit iaa) a von stammen auf y wie ä^Tcäaci andererseits
(s. 14Ö) lassen sich auch ohne diese annähme ganz befriedigend
erklären, stützen also die annähme nicht. Deim '«enoj-jw ward,
indem das j den vorbeigehenden guttural palatalisirte, zunächst
zu *ä^na0m, von hier konnte der palatal in fut. und aor.
dringen, 'd^natjam aber dann einerseits d^nä^to, andererseits
'ttfnaiaw (vgl, t^6m). ^dgnaaao), d^naam werden. Ebenso
ward *id-joi zunächst *isf;w (vgl. roman. guiabllo, d. i. gi<d)Uo,
aus diabllo, gttio, ghiu, d. i. gio, aus dio, diu Schuchardt Voc.
m. 317, franz. piquie, d. i. pUcje, aus pitie a. a. o. 1, 159. III, 82 f.),
davon konnte '»^ffw als conj. aor. gebildet werden, welches
einerseits zu l^w, andererseits zu *idffa, ^iaaat, Itftii gewandelt
ward. Von hier aus fallt auch licht auf xa^iyvvaifai bei Hippo-
krates, an dessen erklärung Gurtius verb. 160 verzweifelt. Curtius
bevorzugt die überall als Variante von Ka9irvvai>-ai erscheinende
Schreibung xa&ivvveSai. Folgen wir ihm und dem thesaurus
hienn, so ist naSiyvvffifat als Variante ganz unerklärlich, denn
Schreibfehler ist j-v nicht, dafür bürgt die Wiederholung, und
in der gesprocheneu spräche kann es vollend;i nicht aus yv ent-
standen sein. Gehen wir dagegen mit Lobeck, ohne dessen
herleitung aus ifttg, irvva zu billigen, von xa&iyyvü&at, einer
form, welche zu seltsam ist, als dass sie ein Schreiber erfunden
hoben kann, aus, so ist von da aus xai>ivit'ai)-at als Variante
eher erklärlich. Wie in yii-o/iai, yiviüaxa} (über ihre Verbreitung
s. thesaur. H. C20 f.) konnte sich y dem v assimiliren, statt
»aSivv<s!}at (vgl. iyvsaitai ■ xoOfuiv. iS^tPfadttt Hesych) aber
nach analogie der zahlreichen verba a.u[ -i-vtftt xn^ipmaitat ge-
schrieben werden (vgl. xrivw/u = skr. kshanomi ?). Als Curtius
fragte; »sollte etwa gar xaiHvwfit aus *xa9iZvt'ftt entstanden
Bein, wie m xa&ttdvw die nasale erweitcrung an die schon er-
rgl. epnchf. V. F. III. 3. gO
298 Johannes SchmidU
weilerte präsensform antrat ?€ war er auf dem rechten wege.
Zwar nicht ^xcl^i^wiml^ kann dem xa%>iywiHu zu gründe liegen,
sondern nur *xa^i^vt>f*a$y dessen palatal aber erst im praesens
*Ma^t^(o aus d entstanden ist. »a&ij^ui : xa&i^y xa9iYPva^a$ :
WZ. id verhalten sich wie nai^w : natfavpra^ naifv^ov : /roid-,
nur dass in ersterem d wurzelhaft, in letzterem erst durch ^,
^ hindurch aus j erwachsen ist. Formen wie »a&iifi geben
also gerade den schlagendsten beweis dafür, dass auch in sol-
chen wie ixaXa^a der guttural nicht verwandelung von j, son-
dern von der vor j stehenden entweder aus y oder ä entstan-
denen oder aus j entwickelten palatalen media ist.
Also nöthig ist die annähme von formübertragungen für
keine der bildungen mit ^, für einige aber unmöglich, und da-
mit wird die Wahrscheinlichkeit der formübertragung auch für
die falle, in welchen sie nicht unmöglich ist, erschüttert. Was
hier für die futura und aoriste mit ä in der vorletzten silbe
erwiesen ist, lässt sich ebenso, und zwar in viel grösserem um-
fange für die mit anderen vocalen erweisen, würde aber hier
zu weit führen.
Kehren wir nun zu i(p&a^a lip^aüa^ welches die vor-
stehende erörterung veranlasst hat, zurück. xaXai» ist aus
"^Xakajoi entstanden, wie xaXaiui beweist, feXata aus ^falajm.
Die ausserpräsentichen formen dieser verba, abgesehen von
dem ihnen fehlenden einfachen aorist, sind nach derselben
analogie gebildet wie die der wz. (pd^a.(pd'uaiOy£g>d'äSaj *Sifh9cufiXa,
ly^^acra, itpd^äxa^ i<pd'ä(J&fjy, q>9'aa%iov fordern also zu ihrer er-
klärung ein praesens ^x>a'j<a^ wie Curtius g. e. * s. 612 richtig
bemerkt ohne zu sehen, dass dies wirklich erhalten ist. Bei
Homer II. K 346 steht naQa(pd^aiij(r$, welches I. Bekker hom.
bl. I, 218 und Curtius verbum 58 für 3. sg. opt. aor,, mit
primärer endung halten. Letzterer sagt: »Die form scheint von
einem sänger erfunden zu sein, der auch im opt. -<r* für einen
nach bedarf verwendbaren zusatz hielt. Uralte analogie zur
1. sg. opt. auf -fi* möchte ich in einer so vereinzelten form
dieses offenbar nicht eben sehr alten Iliasliedes nicht annehmenc.
Curtius verzweifelt also völlig an der möglichkeit einer rationellen
erklärung. Ein sänger, der »nach bedarfc eine so unerhörte
bildung »erfand«, würde wohl öfter solchen bedarf gespürt und
manches unerlaubte »für verwendbar gehalten« haben. Eis wäre
nach dieser probe nur unbegreiflich, dass sein lied weiter keine
tJber inetalheaia TOn nSlleii «t ^29^^
nnformen enthält. Wir brauchen aber durchaus iiichl zu ver-
zweifeln, denn 7raQM<p&ai^at kann an der stelle, wie Curtius
selbst zugiebt, syntaktisch als conjuncliv gcfasst werden, es muas
auch durchaus nicht aorist sein, kann vielmehr conj. praes. sein
wie in den genau entsprechenden oonstruclionen Od. s 221,
f» 349. Ich sel2e die stellen zur vergleichung her.
n. K 344 ff.:
dXl' iiZfiev [itv TTQtSra Tra^f^flSily nsdioto
TVT&öy ' tnsita di x' avtov inat^avTsg tXosiuv
aiti fttv ini i'i/KC ilnö CzQazüifiv ngOTieii-ttv
fj-^«» inaiftaow, fit/ nta^ nqoil äatv äii'^^.
Od.* 219 ff.:
äUä ntti «s i^ilut *ai iiXdo/iai ^[laia näyra-
Oiuadi t' ilitSfiEVat xai vöazifiOV rj/ictg iditf&ai.
£1 ä' av tii gctit^dt i^eäv ivi olyOTtt növzt^,
Od. /* 348 ff. :
fi äi xoi'Ooäftit'ög ti ßoiöv äQ&oxQaigäfov
v^' iäiXfi öliaai, im äi Ontüvzai i>fOi üXhsi,
ßovXoi* eiTia^ TTQOi xvfia xavbiv uTid itvfivv oXißffai
Diese syntaktisch also völlig zulässige erklärung von na^~
if9aiiet ab conj, praes. findet zwei starke morphologische
stützen. Denn erslens fordern qiitäaa u. s, w., wie gezeigt, ein
praes. f^a/o oder *ififa(j)(a (i^i>uaiä,i<fiöcc^a : <f&aiai^= x<^^ffa),
ipiitt^a : j^aiaim, X"'^^'")> **'^^ zweitens ist ifS^a-ica laut für
laut identisch mit den schon von Curtius g. e. * 695 als wurzel-
verwandt erkannten abulg. xp^-jq, til. spS-Ju, urgerm, praes.-
stamm apö^a- (ags. apövan, ahd. spuon unpers.), skr. splta-ya-ie.
Genau entsprechend der reihe aor. 11 tfäü-: ifitaiio : *tifi&aaaa,
Iif9äaa haben wir die reihe aor. II *iüM, später rXß, tI^ (vgl.
ntJux-nsvit^c : zX^-jra&^g Voc. II, 314): "lalaim (aus ralai-
9(*»' neben raXä-giQuv zu erschliessen, Gurt. verb. 335): itd-
iaMti, vielleicht auch vaim : tvaaea, iväaü^v, falls es mit aeol.
twüoc wurzelverwandt ist (Curt, g. e. no. 432) und nicht vmi
skr. nas slamnil. Zu tpOüvm verhält sich tfüaiu wie aeol.
Mh, itvio : &vvm, äva : dvvta, tfifiat : tpiUvu, tUa : tivU)
niofttu : nifio.
20*
300 Johannes Schmidt,
So glaube ich zugleich der unrcgelmässigen optativform naQU"
ip&'ai^at den garaus gemacht und die ausserpräsentische flexion
des verbums erklärt zu haben.
Excurs II.
Zwei aoriststamme, die Curtius unter denjenigen verzeichneti
welche »den vocal überall lang lassen, wo es möglich ist€, sind
oben s. 281 absichtlich unerwähnt geblieben.
1. Der stamm von uaza-m^Ti^p ist ursprünglich identisch
mit dem von Curtius gar nicht verzeichneten stanune von f-/rca-
To, TTiä'fASPOQ u. s. w. »Flicgeuc und »scheu sein« sind ein-
ander nahe liegende begriffe. Selbst eine anwendung wie x«/-
fAijy TiBTiziitaQ Od. J 354 widerstrebt der Verbindung von nsnv^mg,
naxam^tiiv mit iTitazo nicht. Man mag übersetzen: »ich lag
mit fließender brüste oder »mit fliegenden pulsenc Dieser
stamm ttt«, ttti^ ist aber aus *n€Ta entstanden wie Ttrm in
nimwxa aus *n€tiOy gehört also nicht zu den hier besprochenen
aoristformen, sondern zu otVa^icvo^, ^Y^Q^i u. a. bei CurL 192 f
2. Der aoriststamm aßt^. Ueber ihn sagt Curtius verb. 184 :
»die länge des vocals tritt überall da hervor, wo sie möglich
ist (vgl. perf. l-aßf^-xa). Wenn, wie aßiv-W'fjtt, (Sßia-aa (i-cßs-
isa), aßi^-aeo (aßi-tjto) wahrscheinlich machen, die wurzel ur-
sprünglich auf den Sibilanten ausging (vgl. Grundz. • 522), so
wäre hier ersatzdehnung anzunehmenc. Diese annähme würde
die qualität des vocals gar nicht berücksichtigen. Ob Saßij IL
I 471, Od. Y 182, die einzige bei Homer erscheinende form, aus
*^-(r/?«<r-T entstanden sein könne, mag füglich unerörtert bleib«!,
denn sicher ist xata-aßtjvat Hdt. IV, 5 nicht aus ^aßsa-va^ ent-
standen, welches im ion. att. bekanntlich nur hätte zu ^tsßsXvat
werden können (vgl. ^siyvfkiv • aßivwiJksv Hesych). Ja, mir
ist sogar zweifelhaft, ob hCß^ bei Curtius überhaupt mit recht
unter den aoristen »mit schliessendem c-lautec steht und nicht
vielmehr unter denen »mit schliessendem o-laute« eßtiv u. s. f.
zu verzeichnen war. Denn Thcokr. IV, 39 haben sämmtliche
handschriflen ausser dem Ambros. äniaßag. Einen o-Iaut
zeigt ferner Cöaaoy • aßiaov (cod. aißeaov) Hesych, dessen a
M. Schmidt für den kn^tischcn verti-eter von s und demnach
für kurz hält. Sicher ist die küi7.e nicht, denn die zweitvorher-
gehende von M. Schmidt unverändert gelassene glosse lautet J^oag •
(f€ßiif€$g', ändert man dii'se in ^oqg ' aßiifsig, wie M. Schmidt
Cher melatlifiäi'
30i
obiges aißsftav niit H. Slephanus und Vossius in aßiaov ^ändert
hat, dann erhält man eine präsonslorm mit futurbedeutung,
welche sich zu aor. äniaßag verhält wie ßtulg zu ißimg. Ge-
hört fcöaffoc als aor. zu diesem praesens, dann hat es wahr-
scheinlich langes o. Von seilen der bedeutung erhebt sieh kein
einwand hiergegen, denn ^öaaov trans. verhält sich zu änießäq
inlrans. pass. wie atijaov zu tat^i;. Die einzige form, welche
einen zweifellosen c-laut enthält, ist das von Gurtius nicht ge-
nannte, hei Veitch angeführte pari, äno-aßeig Hippocr. III, 176
Littre, Dies widerspricht aber einem dor. tsßä nicht, da es
sich 2U ihm verhallen kann wie i/t-nmlBi^ Hippocr. 11, 226
und iii-nijrqsig Hdt. VIII, 109 (var. i[int7iqäg) zu den wurzel-
Tomien nXu, nqa (siehe darüber Voc. II, 322 f.). Eine erklä-
rung vermag ich für diese wurzelform, sei sie nun üßä oder
nß^, ebenso wenig zu geben, wie mir eine stichhaltige für aßsu
bekannt ist. Die Zusammenstellung von aßtg mit skr. ^vas,
dessen f für s stehen soll (Curtius g. e. * 560J ist unhaltbar,
da, von der grossen bedeulungsverschiedenheit abgesehen, fräs,
wie an. hvcesa, hviskra, hvissa (u. a. A. Kuhn Ztschr, X%| 317 ff.
Voc. n, 470), vielleicht auch lat. queri (Schweizer Ztschr. XII,
308) beweisen, nicht aus *svas entstanden ist. Ehe wir aber
über den Ursprung von aßivvvftt, laß^ nicht klar sind, können
dtissen formen weder für noch gegen unsere regel zeugen.
Ebenfalls mit absieht sind oben die von Curtius s. 184
unter no, 1 1 zusanmiengeslellten formen : iniperat. g>^ig {eia^Qig
Nauck), pai't. in-eia-ipQEig, inf. sta-^Q^vat zu praes. ia-nnf^ävat,
in welchen die wurzel von €piQa> umgestellt sein soll, übergangen.
An dem a von nt-yga im Verhältnisse zu <p£Q und <fQs (pari.
^f($) wäre hier kein anstoss zu nehmen, es üesse sich erklären
wie die Voc. II, 321 ff. behandelten, desto mehr aber an dem
kutzen vocale von q>Qic. Von einer aus tpsg umgestellten wurzel-
jtönnte der imperat. aor. nur *^e^Ät oder •ygä** lauten,
erklärung widerspricht auch unverkennbar sich selbst.
während rppe metathesis von (pt^ sein soll (s[ud. VIII, 329),
sofl sich {fgsg zu (figa verhalten wie ox^q zu l'^f, anig zu
(lvv)fne (verb, 185, slud. VIII, 332), d. h. also nicht aus meta-
thesis entstanden seui, denn die genannicn sind doch deutlich
aus •ff«;t/v. **f«?«5 von »aoriststämmen mit thematischem vo-
cale*, um mich Curtius' terminologie zu bedienen, entstanden,
während tf^ig, wenn es von yge = (peg gebildet wäre, eben
302 Wackemagel,
ein aorist »ohne thematischen vocal« wäre. tpQsig^ ifn^vm
gegen (S%(iv^ <^x^7^i ivitsneXv zerstören denn auch die vermeint-
lich zwischen tpqiq und <rx^?, ^niq bestehende analogie sofort.
Wie stellt sich femer i^sq>QiofASP Aristoph. vesp. 125 zu obigen
formen ? Curtius stud. VIII, 332 bekennt keinen ralh zu wissen.
A. Nauck hat also nicht unrecht, wenn er in seinen »Bemerkungen
zu G. Curtius' das verbum etc.« sagt : »ich halte es für unmfig-
lich aus den von Curtius angenommenen formen die flexions-
gesetze des vermeintlichen (fqia zu begreifen: die von ihm auf-
geführten formen vertragen sich weder unter einander noch
mit den von ihm nicht er>välmten übrigen formen, die aus der
attischen zeit sich nachweisen lasscnc (Bulletin de Tacad. imp.
de St. Petersb. XX, 497). Freilich auch Naucks erklärung von
l^sq>^i6(kBV (worein er H^stpqiofjksv ändert), siatfqiq aus H^snQO"
hfjkey iia-nfjo-kq u. s. w. (Bullet. VI, 424 flf.) ist, worin Curtius
wieder recht hat, nicht frei von bedenken, namentlich ist sie
mit ian$y>Qdyai völlig unvereinbar. Erst wenn sich eine er-
klärung gefunden haben wird, der sich alle überlieferten for-
men fügen, oder wenn die einer der aufgestellten erklärungen
entgegenstehenden Schwierigkeiten beseitigt sein werden, wird
,es möglich sein den formen hlaq>Qfq^ inetatpQsig^ €laq>Q^va$
(nach Nauck nur graphisch für siatfQBXvm^ wie öfter ^y^vak für
^^firi^a» geschrieben ist a.a.O. VI, 434. XX, 496) die ihnen von rechts-
wegen gebührende stelle imter den aoristbildungen anzuweisen.
Graz den 1. Januar 1876.
Johannes Schmidt.
Zum homerischen dual.
Bekanntlich zeigt das altindischc, namentlich die vedische
spräche neben der üblichen und nach unscm anschauungcn
nächstliegenden Verwendung des duals auch zwei für uns auf-
fallendere, dass nämlich entweder jedes der beiden Wörter, die
unter einem dual subsumirt sein können, oder aber eines der-
selben allem in der function für beide dualische endung erhält
Zum homerischen dual.
(entweder miträvanmä oder mttrd resp, varunä) •). Der erstere !
gebrauch findet sich auch im Avesta. FQr die erklärung deä
duals ist es selbstverständlich von grösster Wichtigkeit zu fragen,
ob die bezeichnete eigenthümlichkeit in ihrer ersten oder ihrer
zweiten gestalt speciell arisch oder allgemein indogermanisch
sei. Ich hoffe das letztere durch deren nachweis bei Homef J
darlhun zu können, '
^45 lesen wir (tloatidäoay) AlaviB n(jtaia) nQogiqi^ ntnaäis
xai avTtö. Poseidon trifU also ein paar, redet zwei beiden als
nothwendig zusammengehörig und zusammenstehend an. Einer
der beiden ist sicher Aias Telamonios; wer sein begleiter sei,
kann nur, was vorangeht, erweisen. Im 12. buch aber wird
ausführlich erzählt, wie Aias T. vom lokrischen Aias sich ent-
fernt und in gesellschaft seines halbbruders Teukros an die
seile des Menestheus sich begeben habe. Die letzte stelle, an
der des Telamoniers gedacht wird (Af 400) weiss noch von
nichts anderem als von yiia^ xai TtvxQo% 6/ia^T^aavrc. Folg-
lich gebietet der Zusammenhang die vulgäre erklärung auf-
zugeben und in ^Taiis die beiden brOder zu erkennen. Frei-
lich was wenig verse später (\ 66) gelesen wird, xoliv d'lyvu
nQÖa^tv 'Oilt^az tax^? AXai; sagt das gegentheil aus. Wiederum
wird V, 177 fl, desselben buches berichtet, wie Teukros den
Troer Inibrios tödtet und wie, nachdem Aias T. den Hektor
von seinem bruder abgewehrt, die AXavn des Inibrios leiche
davontragen und der rüstung berauben. Es leuchtet ein, dass
nur die bei einer tödtung betheiligten einen leichnam an sich
zu ziehen das recht haben, die oinmischung eines dritten aber
ganz unzulässig und undenkbar ist. Im vorliegenden fall sind
ausschliesslich Aias T. und Teukros betheiligt (vgl. namentlich
V. 182), also sie unter den Atav%s zu verstehen. Und doch
V. 203 Aias 0. den Imbrios enthauptend, somit theilnehmer
der avl^atil
') Ver^L hierzu Jie treffliclien hemerkungeti G. Meyurs in dieser idt-
•«hrifl XXII, 6 IT., iiei denen nur 2U bedauern ist, Aass darin ohne iiOlhi-
gung liildunnen wie {litaraw hiebertcecogan sind-, denn wenn auch nicht
immer formell, stets doch ihrem wesen nach sind die in eins lusammen-
, würler nur duruh gesclilechtliche uiotion verschieden ; die m-
OD wOrtern verschiedenen geschlechts unter der form einU '
ehtes aber ist ebenso natürlich als von der absonderlicbkeit unserer ,
e abstehend.
304 Wackeraagel,
Wird nun biedurch resp. durch v. 66. 67, was sich für
jede der beiden stellen aus dem vorangehenden ergab, wider-
legt? Unmöglich. Dem klar daliegenden Zusammenhang von
erzählungen dürfen wir zum mindesten dieselbe beweiskraft zu-
sprechen, als einzelnen versen. Wir haben demnach nur das
recht einen Widerspruch zu constatiren. Solche gleichartigkeit
des Widerspruchs an zwei stellen aber kann nicht auf zufall
beruhen; wir haben beiderorts doppelte Überlieferung vor uns,
die eine fasst AXavxs nach vedischer art, die andere nach
gemein griechischer. Jene ist die ursprüngliche der homerischen
dichtung, diese interpolirt. Denn ofTcnbar leichter drängt sich
eine bekannte bedeutung an stelle einer unbekannten als um-
gekehrt, und leichter ist die einschiebung oder Umgestaltung
eines oder zweier versc, als die einer ganzen erzahlung. Für
die erste der beiden stellen kommt hinzu, dass v. 66, der Aias
O. einführt, in xoXiv einen in der Uias nur noch einmal beleg-
ten genetiv auf -ouv bietet, hi rücksicht hierauf ergiebt sieh
für die folgende Untersuchung die aufgäbe hinter die letzte
diaskeuase zurück- und den spuren nachzugehen, welche jener
zum trotz von der älteren tradition sich da und dort erhalten haben.
Denn nicht immer haben sich die Überarbeiter mit ein-
schaltung weniger verse begnügt, wie im 13. buch. Die ganze
Schilderung z. b. des 12. buchs von v. 335 an, speciell v. 364 —
371, scheint der neuern fassung unseres duals zu huldigen und
nur die verse 349. 350
. . . dXXd nsQ oiog ho) TeXafiwnog aXxifioq ^^og^
xai ol TevxQog ä/M iania^oa rol^oav ev eidcig
zeigen, dass das auch hier folge einer zurechtmachung ist.
Offenbar nämlich ist der zweite vers eingeschoben. Denn da
olog iVcö nicht heissen kann »von den beiden komme blos Aiasc
sondern heissen niuss »Aias komme allein«, so ist durch den
ausdruck ein bcgleiter, ein Tsvxqog «/*' sanofjbsvog, ausgeschlossen.
Mit dem Wegfall des verses 350 klaffl aber die wunde. Menestheus
will entweder Atavre oder Atag T. allein; sein auftrag lässt
also bloss zwei möglichkeiten zu, innerhalb deren sich nach
homerischer weise die ausführung des befehls bewegen muss.
Da nun in der that Aias nicht allein sich einfindet, so muss
durch das kommen von Aias und Teukros nach der ersten der
beiden möglichkeiten verfahren worden sein. Diese beiden sind
also die Alavze,
Zum homerischen dual.
Anderwärts hat der diaskeuast vorgozc^en durch w^:
lassuDgen seine auitassung durchzuführen. Die aufzählung von
beiden © 961 ff. leidet an allerlei bedenken. Interpretiren wir
die Worte töv dt fitv' "ATQeXßai etc. streng, so kann Diomedes,
dem nachgeeilt wird, nicht einer der iXd-övtsg sein; alsdann
aber enlhäll vers 26& TtvxQog d' tlvaTog ^XSe eine unrichtig-
keil : Teukros ist höchstens der achte. Somit ist jedenfalls etwas
ausgefallen. Verg'leichen wir nun ein bis zu einzelheiten hinab
ähnliches heldenregister im siebenten buch, so ist unsere stelle
um Thoas und Odysseus ärmer (cf. H 168), und zwar in rück-
zieht auf das eben bemerkte durch ausfall ärmer, und wir sind
berechtigt sie etwa nach 265 mit leichter änderung der ein-
gangsworte von H 168 wieder einzufügen. So wird Teukros
allerdings wiederum nicht der neunte, sondern der zehnte.
Allein man beachte: er wird nicht als neuer theilnehmer den
andern angereiht, nicht mit einem loltf» 6' ini, sondern durch
ein möglicherweise nur epexegetisches Si ') Wenn er demnach
in den vorgenannten beiden schon inbegriffen sein kann, sind
die Schwierigkeiten gehoben. So werden wir dahin geführt
T. 262 in den jIXavrsi die Telamonssöhne zu erkennen. Damit
erledigt sich auch eine etwaige frage nach dem gnmde der
weglassung der obgenannten zwei beiden. Wem AXttyiB die
beiden homonymen waren, für den war Teukros der zehnte
oder bei laxer Interpretation der elfte und damit die nötbigung
zum w^:slreichen gegeben. Immerhin gebe ich zu, dass diese
stelle für sich allein wenig beweisendes hat, und nur das
wicht der andern verstärken hilft.
Die frage, warum der grosse und der kleine Aias über^,
haupt als genossen auftreten, muss auch die nachdichter be^
schäfUgt haben. Wenigstens sehe ich an als einen versuch
dieselbe zu lösen die wortc
f* 719 j 20 wöi intxioöfjif9a.. . laov itv/*6v f%ovTtg oitüvi'fioi
also die gleichnamigkeit Ursache des i'ffof tfujuös! Es ist un-
möglich solche geschmacklosigkeit der ursprünglichen dichtung
zuzutrauen. Aber wenn nicht die homonymie die heldea
zusammenführte was dann? Lokrer und Salaminier haben
keine gemeinschaft irgend welcher art. Nach welchem
I
') Teukros musste w^en der sogleich folgenden Schilderung i
npKitiii not li weit d ig besonders genannt und hervoi^ehoben werden.
306 Wackernagel,
bäum Gerhard in seiner griechischen mythologie die helden
selbst vettern nennt, habe ich auch nicht ergründen kOnnen.
Sie sind vom verschiedensten temperament und doch stehen
sie in einer Verbindung, die wir fast durch die ganze Utas
scheinen verfolgen zu können! Aber nehmen wir einmal an,
so wenig glaubwürdig es ist, es liege irgend ein geheime grund
zur freundschaft vor, so erwarten wir doch, dass die xwei als
selbständige stammkönige jeder seine schar selbst leite, wie es
im catalog in der that geschieht, dass also ein Zusammensein
dem ähnlich statthabe, das im 4. buch bei Ägamenmons iitv^
nmli^ai^ Odysseus und Menestheus vereint, wie ganz anders
aber stehen ebenda zu einander die AXavte. Sie befehligen
öin vitpoq nsJ^dSy (274) und ^inen laog (987), und in der an-
rede des königs werden sie ebensowenig geschieden, als Ido-
meneus und Diomedes von ihren adjutanten Meriones req[>.
Sthenelus. Unmöglich können unter dem Xaog Aidvtmp andere
als Salaminier verstanden sein — die Lokrer werden sctum
durch das epithet xahtox^tdvtav aui^feschlossen cf. N 713 tL —
und unter den AXavte andere als Aias und Teukros. Hieraus
und zugleich aus dem misverstand der Überarbeiter erklärt sich
wohl die höchst auffallende thatsache, dass es allein bei den
AXavts mit einer anrede des Agamemnon sein bewenden hat
und nicht wie bei allen andern eine antwort der angeredeten
und ein schlusswort des königs folgt. Es mag etwas dagestanden
haben, das der vulgaren auffassung des AXavxB nicht entsprach
und in folge dessen ausgemerzt wurde.
Vielleicht wirft die crscheinung licht auf eine and^e.
P 553 wird erzählt, wie Athene vom himmel herabgestiegen
die Danaer antreibt
TtQditov d' \4TQiog viop inovQvvovfSa TTQOffijvda etc.
Aber dem tiqcotov entspricht nichts, weder formell noch sach-
lich, und man weiss gar nicht, was aus der göttin nach voll-
brachter rede wird. Im mimittelbar vorhergehenden wird
mehrmals der Alavte gedacht. Sollten die von der göttin in
einer weise iUiperedet worden sein, die das syntaktische ge-
wissen dos diaskouasten vorletzte V
Eine stelle endlich fügt sich unserer erklärung ohne anr
nalinio ii-gend welcher toxtvoronderung. Bei Schilderung der
von den AchaetTu bohufs dos Zweikampfs mit Hector veran-
stalteten loosziohung wird berichtet, dass sich unter andern
Zum homerischen dual. 307
auch die ASavttg 9o9qiv ini8tf$ivot alx^v zur theilnahme er-
hoben hätten. Wenn es nun im folgenden heisst(179) Alavta
^Zc'^) (182) Ml^Qog ASavxoq, (187) tpaii$fAog AXaq^ so schliesst
das offenbar zwei loosende homonyme Äias aus; denn warum,
wenn nicht auch sonst vollkommne deutlichkcit vorhanden war,
sagte der dichter nicht »der Telamonier« wie er v. 179 Tvdioq
ttiv sagte ? Es hat also nur ^in Äias geloost ; der andere in
den ASav%% inbegriffene aber war ein nicht- Aias, somit Teukros.
jßavts hat überhaupt bei Homer etwas anderes nie ge-
heissen. Denn abgesehen von einer langen reihe neutraler
stellen {B 406. E 519. Z 436. 0 79. M 265. N 126. n 555.
556. P 507. 508. 668. 669. 707. 732. 747. 752. 2 157. 163)
acheint nur K 228 (vergl. HO. 112. 175) die vulgäre bedeutung
▼on AiaytB vorauszusetzen. Mir scheint daher diese dem ur-
sprQnglichen Homer überhaupt fremd und die ganze freund-
und genossenschaft der beiden homonymen aus dem misver-
standenen AtavxB herausinterpretirt, trotz iV 701 ff. u. P 720.
Diesem Alavtt in unserm sinne entsprechendes findet sich
bei Homer nicht viel, doch immerhin an den beiden schon von
Didymus zu K 349 hervorgehobenen stellen K 349 äq ä^a ifm^'
^arwe nJUv^^t^v (n&mlich Odysseus und Diomedes; aber nur
jener war ein q>wv^ifag) und <P 298 td fiev äg* tag stnoms
cbrs/lfTi^K (Poseidon und Athene; vorausgehl eine rede bloss
des Poseidon). Vielleicht daif auch das bekannte MoHovb
^moqimvB hiehergezogen werden {J 709. 750). Dieser aus-
drock hat schon den Alexandrinern viel Schwierigkeit gemacht.
W«ro^i«v£ als patronymicum von "Axtcoq ist deutlich; aber
Ji^oliovs von Mokiovrj abzuleiten, wie manche Ihaten, verbot
a^uaser den formellen bedenken der umstand, dass Homer keine
metronymica kennt. Wie Aristarch sich die sache zurecht-
gelegt, wissen wir nicht. Auch die neuem erklärer haben sich
aitf nichts annehmbares einigen können. Was die mythographen
von dem brüderpaar wissen, geht schliesslich alles auf Homer
'WröcL Man kann also höchstens vermuthungen aufstellen.
Und da darf denn wenigstens als möglichkeit die crkläiung
ins äuge gefasst werden, dass MoXiovs für MoUwv und einen
^ers benannten bruder stehe. MoUoav ist bei Homer als
ogennaroe belegt.
Man könnte vielleicht nicht nur gegen diese letzte erklänmg,
«mdttn gegen beinah alle hier vorgebrachten den einwand
308 Wackernagel,
erheben, dass sie theils auf dunkle, iheils aber auf solche
stellen gestützt sind, die in der uns vorliegenden recension der
gedichte das directe gegentheil aussagen, dass aber so gut wie
keine bcispielc sich bieten, wo aus unserm Homer der that-
bestand sich klar erweisen liesse. Aber ich frage: wie konnte
überhaupt dergleichen duale bewahrt werden, ausser wenn es
gestattet war, sie nicht zu verstehen oder miszuverstefaen. Eid
^Aya^ifjLVovs oder ^idofAsv^s oder ^AxiXXfjs oder J$oiJk^d^^ die wohl
in alten epischen liedem gestanden haben mögen, mussten
spätem gcschlechtern als völlig sinnlos erscheinen und wurden
daher von ihnen unterdrückt. Ein Alavte dagegen liess wenig-
stens den schein einer andern crklärung zu, wenn schon die
Setzung von individualnamen im plural im gründe sprachwidrig
ist. Es kommt hinzu, dass sich Atayre in Verbindungen zeigte,
die jeden gedanken an eine begreifung des Teukros darin aus*
zuschliessen schienen. Ich denke namentlich an den gebrauch
TsvxQÖg TS an Atavxs anzuhängen. iV 313 AXawiq %s dim
TsvxQog %€ mag spätem Ursprungs sein; aber \vie man Jlf 335
AiavT€ TevxQOP te anfechten sollte, wusste ich nicht. Der
ausdruck ist sehr wohl möglich, wenn Teukros in dem duali-
schen wort schon inbegriffen ist. Man kann vergleichen den
vedischen gebrauch (?) die zwei dualisch zu setzenden substan-
tiva zu trennen und das eine singularisch zu lassen (Benfey,
vollst. Gramm. § 635); näher noch liegt RV. VII. 88, 3: ruhäva
VanoHi^ ca »wir zwei bestiegen und Varuna«, d. h. ich und
Varuna bestiegen. Um die ähnlichkeit mit der homerischen
Wendung zu erzielen, bedarf es bloss der ablösung des Personal-
pronomens vom vcrb
av(hh Varuna^ ca
Atai've TevxQog %€ ^).
Ein interessantes seilenslück zu dem homerischen AXavts bildet
das lateinische Castmr^ (und Polluces\ indem beide ^licenter
et Polluces et Cusfores viKanfur. Kam et ludi et templutM et
') VorgL ;igs. vit SctUing song ähdfon ich und Scilling erhoben den
sanp. ;uum1. sahnt it Wiftmdry du und V. sass^'t? (Grimm kl. sehr. III, 256 f.),
Inil^. I ra ntra iryJ^ Kktorü krtUi, i nactsta sf biti sü Acilesfm, i nßiazdi
AciUM Ektora et |>ostero die oxiit Ektor rt»x. et coeperunl pugaare Ektor
et Aoiles et invectus est AoiU^ in Ektorem: Trojanska pri^a izd. Miklosich
.\gram. 1871 s. ;^ des sejtarataUlr. i porW^ ob^ma m AlexandrcmA (d. L
Helena und Alexander) j^Ary nstkniUi a. a. o. 4:2. — J. S.
Zum homerischen dual. 309
shOae Oastarum äppdlantur^n (Servius in Georg. III, 89). Dieser
merkwürdige plural verdankt sein dasein nicht einem künsteln-
den dichter, da er sich in der spräche des cultus und sogar
in Ortsnamen findet Er könnte auch nur in ddm sinn eine
lateinische Schöpfung sein, dass die Römer ausgehend von der
vollständigen gleichsetzung der beiden brüder, der sie sich
schuldig machten, Castor als den beiden gemeinsamen gattungs-
luunen betrachtet und nach der analogic sei es von 'Haioioi^
y>ivfSC6Xq sei es von Comdii, Fäbü behandelt hätten. Lässt
ach eine solche auffassung auch nicht unbedingt zurückweisen,
die möglichkeit dürfen wir uns doch offen halten, dass mit
d^n dienst der Dioskuren auch diese form ihres namens aus
Grossgriechenland nach Rom gewandert sei. Es würde der-
selben so ein KäatOQs oder Ilolvdevxfi oder gar KddTOQs-
noXvdsvKti zu gründe liegen^).
Möge über das leUte so oder so geurtheilt werden, jßav%€
bleibt stehen, und daraus erwächst uns die aufgäbe kurz dar-
zulegen, was aus dem betreffenden gebrauch sich folgern lässt.
Da unzweifelhaft duale wie mürd nichts sind als Verkürzungen
eines Mürd Vanmä, so ist durch Atavxs zugleich solcher doppol-
dual als eigenthum der grundsprache erwiesen, und damit tritt
derselbe in ein ganz anderes Verhältnis zum dualis vulgaris.
Hiermit unbekannt macht G. Meyer a. a. o. den versuch jenen
aus diesem zu entwickeln: aber es ist unmöglich sich den be-
deutungsübergang, der hier stattfinden soll, klar zu machen.
Zudem müsste alsdann auch der plural, als dem dual gleich-
geordneter numerus, dieselbe function haben können. Den
"nachweis hiefür hat zwar Spiegel in seiner altbaktrischen gram-
"Daatik für die Avestasprache zu leisten versucht, allein wie ich
glaube, ohne erfolg. Denn die beispiele, die er anführt, sind
1^18 auf eines der art, dass die einzelnen glieder an und für
adi schon pluralisch sind, imd gehören somit nicht hieher;
^ eine aber, das für ihn zu sprechen scheint, die aufzählung
^ Qamen der karshvare in lauter pluralen, hat sich, da die
'^^vare paarweis geordnet waren (vergl. Justi s. v.), wohl
^ dreimaligem doppeldual entwickelt.
^) Der plural kann auch römische Originalschöpfung sein, vgl. Bocerdos
^'•*'«» = Cererii ei Ptoserpmae u. a. Neue formenl. 1, 407, pcOres vater
^ nmUer, frcUres bruder und Schwester a. a. o. I, 619 f. — J. S.
310 F- Froehde,
Es wird daher dienlicher sein, den doppeldual zu gründe
zu legen, die nuinerale bcdeutung also als unursprunglich an-
zuerkennen und die später in der spräche fast alleinherrscheiH
den einfachen duale als Vereinfachungen aus dem doppelten.
Basel. J. Wacker na gel.
Etymologien.
1) castrare,
castrare »verschneiden« ist abgeleitet von einem neutralen
oder masculinen nominalstamme cas-tro, der ein Werkzeug zum
schneiden bezeichnet haben muss; vgl. rastrwn und pl. rasbri,
cälamisfrum und calamister. Dieser stamm Castro deckt sich
völlig mit skl, gasfra- n. m. »schneidendes Werkzeug, schwert,
messer, schnitzmesser« ; die wurzel ist fos »metzgen« api-i^
»abschneiden« vi-gas »zerschneiden«
2) castigare.
ccLstlgare weist auf einen stamm casti, von dem es abgeleitet
ist wie fatlgare von fati in ad-forüm (GorssenBeitr. 216), /osft-
garc von fasti = skt. hhrsUi- (Ztschr. 18, 315), vestJgare von
einem bis jetzt nicht nachgewiesenen, aber jedenfalls mit dem
suffixe ti gebildeten *vesfi. Diesem stamme oasti entspricht skL
gästi- f. »Züchtigung, bofehl« von w. gas in gäsH »zurechtweisen,
züchtigen, strafen mit Worten, in zucht, im zäume halten,
anweisen, belehren, tadeln«. Vergleicht man mit diesen be-
deutungen die von castigare »in schlanken, in zucht halt^i,
zurechtweisen, züchtigen mit Worten, tadeln« und castigatio
»Zurechtweisung, inzuchthaltung, Züchtigung mit Worten«, so
zeigt sich eine so vollkommene Übereinstimmung im grund-
begrifl'e, dass an der identitat der auch lautlich congnienten
wui7.eln ein zweifei nicht sein kann. Zu derselben wurzel ge-
hört castula »schnürleib der frauen« (Varro bei Non. p. 548),
dessen Verwandtschaft mit castigare bewiesen wird durch Ver-
bindungen wie ^)crtus castigatum (Ovid am. I 5, 21). Aber
auch rastiiSy welches gewöhnlich zu gr. xa&aQog gestellt wird
(Curtins Grundz. * n. 26), braucht nicht getrennt zu werden;
denn »rein« im eigentlichen sinne bedeutet das wort nie-
mals, sondern es wird in der regel von der lauterkeit in sitl-
Etymologien.
licher beziehung gebraucht im unterschiede von puru3, und '
dieser begriff lässt sich sehr wohl aas unserer wurael g'ewinnßni
castus = skt. (lisüt- f«s/a- heisst ursprünglich »in zucht ge-
halten«, (Uher (ZÜclitig, keusch, enthaltsam«. Endlich ist aus
dem lateinischen auf dieselbe würze! m beziehen ms^u.tst. ca^u
A'on. p. 197: castilas et caMimonia getieris feminini. nutscuHm
Varro rertmt äivinarmn Hb. I: noslro rilu sunt facienda quam
his cwilibus ^racco mstu. Idem : et rrXigiones et castus idi>ossutU,
td ex periculo eripiant nasiro. Naevius carmine punici beut:
res (üvixs edicit, praedicit castus. Die slclle, im einzelnen ver-
derbt, zeigt, dass das wort nicht, wie im Wörterbuche Ton
Elotz angegeben ist, »die heilige, mann ichfaltige entbehrung
fordernde festzeit« bedeutet, sondern rilus, caerimotiie (Valiteii,
Cn. Naevi de hello punico rel. p. 9), vorgeschriebene regel in
religiösen dingen ; vgl. skt. ^ästra n. »anweisung, regel«, ^ästraUtö
»nach Vorschrift, nach den vorgeschriebenen regeln«, ^(isana n.
auch >lehre s. v. a. glaube, religion«.
Aus dem griechischen scheint mir hierher zu gehören [
nütr/Mc »Ordnung, anordnung, staatliche einrichtung, fug,
stand«, woher »oaitft» «ordnen, anordnen, befehlen« (Soph. '
Ajax 1103 Dind.) nebst mxT/iiJiu^ in den Verbindungen xoff/i^*
it»e Xatäv, in der Ilias von den Atriden als führern und Ord-
nern des heeres. Od. 18, 152 vom Amphinomos als volks- i
gebieter, und xoe/t^iag nai6ö<; (Apoll. Rhod. 1, 194); vgl.
skl. fdsinr »züchtiger, gebieter, lehrer«. Der diesen wörlem
zu gründe liegende begriff der Ordnung ist dem des inzucht-
haltcais nahe verwandt; die beziehung auT die sittliche zucht
(»gl, easttts) tritt hervor in nocfttoi; »ordentlich, massig, sittsam,
dirbar, keusch«, Maitw%t}z »gesittetes betragen, ehrbarkcit, an-
stand.« — Griechisches o ßndet sich auch sonst allindischcm ä '
gegenüber; vgl. Curtius Grundz. ' 433.
Die Wurzel frfs ist nacii Job. Scimiidt Voc. I 35 aus forftf
entstanden. Zu dieser form gehört der natnc der röniiscliai
etmores, die mit den xöa/tot der Kreier manche tlhnlichkcit zeigen. ■
3) atftvöf.
In den meisten sicher erklärten griechischen würtem mit '
dem anlaul a -j- vocal ist hinter dem Sibilanten ein digamma
unierdrückt (Curtius Grundz. * p. 684, Kuhn Ztschr. 2, 132,
Delbrück 17, 238, verf. 22, 2G3), und es hat daher eine erklä-
mng von atf»v6<;, die auch in diesem einen solchen nu-^fall an-
312 F- Froehde, Etymologen.
nimmt, die majoritat der analogen falle für sich. Das ß von
aißco könnte, vom Standpunkte des griechischen allein aus be-
trachet, mehrfachen Ursprung haben; durch die Zugehörigkeit
des lateinisclien seventö jedoch (Pott etym. forsch. ^ I 266, Cur-
tius p. 576) werden die möglichkeiten auf zwei beschränkt:
entweder muss dasselbe aus j: oder aus y (xj) hervorgegangen
sein. Das erstere nehmen Bopp (gloss.), Pott, Curtius und andere
an, indem sie skt. sevati vergleichen. Allein, abgesehen von
lautlichen Schwierigkeiten, ist dieser herleitung die bedeutung
des sanskritwortes nicht günstig, denn sevaii heisst »sich auf-
halten bei, besuchen, bewohnen, zum aufenthaitsort erwählen,
dienste leisten, aufwarten, seine achtung bezeigen, einer sache
obliegen, pflegen, üben, gebrauchen«, während in cSßm cißag
aeßi^a ae^kvdg die grundvorstcllung »der heiligen, zurückweichen-
den scheu« liegt (Curtius p, 530). Dass das ß dieser Wörter
vielmehr aus y entstanden und aeftvög aus *asßv6g demnach
auf *aj:sYv6g zurückzuführen ist (vgl. igcfAvog von iQeßog = skL
rajas)j beweist das gotische svikns äyvog, welches demselben
laut für laut entspricht; die abgeleiteten substantiva sviknUha
dyvsia und aeftvoTtig verhalten sich zu einander wie lat. juventa
zu juventas. — Ueber gr. ß aus y handelt Curtius p. 465 flf. ;
zu den dort verzeichneten beispielen dieses lautwandels möchte
auch TQtßta zu fügen sein, welches so dem lat. tergo »abwischen,
abreiben« entspricht, indem €q in gl überging, wie in anderen
fällen, über die jetzt Joh. Schmidt Voc. II 331 flf. zu vergleichen
ist. — Als ein beispiel für lat. v = gr, ß = skt. j habe ich
Ztschr. 22, 254 imms aufgestellt imd dasselbe mit gr. ^a$ß6g^
got. vraiqs skl. vrjifui' verbunden; treffender wäre noch die
vergleichung des Wortes mit dem die dort angesetzte grund-
• form voraussetzenden aeolischen gvßog gewesen. Et.m.: yQvnog
6 imxsxafifiivjjv t^v ^Xva i^fav ' Qvßop yaQ to in$xafknhg na^d
%oXg AtoXev(Siv ^Oi ^a^ßov. Ueber qv = ar vgl. Schmidt a. o.
II 338. — Natürlich hat yqvnog mit diesen Wörtern etymolo-
gisch nichts gemein ; es entspricht vielmehr dem alts. ags. crumh
ahd. chrumh von chrimfan »krümmen« und stellt sich hinsicht-
lich der vocaldehnung zu den von Schmidt a. o. I 112 ff. be-
handelten fallen.
Liegnitz. F. Froehde.
über das eingedrungene * m
der nominalen suffisform -Stvd- und vor dental
anlautenden personalendungen des deutschen,
griechiBchen und altbaktrischen verbums.
Über die entstehung des s in der sul'fixforni -stra- halte
ich nur ganz am Schlüsse meiner forschung'en !, s. 210, anra.
fragend eine vermulhung aufgestellt. Dass das s auch hier nicht
niQssig oder gar »eaphonisch« eingeschoben sei, steht ganz fest
und siclier. Aber ebenso fest steht mir jetzt, dass es verkehrt
ist, dos s des sufßxes -stra- von -os- stammen herzuleiten, wie
CS Corssen kiit. beitr. s. 369. 408 Ef. füi' das lateinische, Zim-
mer anwiger f. deutsch, altert, u. deutsch, litter. I 114. für ]
einige deutsche falle als geboten erachtet.
Von dem versuche Zimmers, für gol. Äwitsir den -«s- stamm <
diircli tat. oAor erweisen zu wollen, gilt ganz dasselbe, was ich
finderwärls, in einem demnächst erscheinenden aufsatze bei Paul u.
Braunebeitr. z. gesch, d. deutsch, spräche u. litcr. III, gegen seine zu
iiTiinittelbai'e Zusammenstellung von ahd. wegislo »afllictio* mit lö
i%ai »currus« und die übrigen falle dieser art gesagt habe. Httli-str
lässt sich zunächst gar nicht von seiner allernächsten verwandt-
BCliaft, vom verbum huljan nemlich, trennen, und schon Bopp er-
klärte vergl. gramm. III ' s. 301. das » von huli-str als »zusaramen-
ziebung der silbe" ja, wie im praeter, htd-i-dait '). Wenn ferner
■) Auch Fick wOrterb. I* äl7. 111' 70. und Bezienberger d. uitschr. <
XXI] 277. sehen in dem -i- von httlistr ganz richtig das j des verbalBtam--
tncs huija-. All was Tür ein bildungsprincip äl>er eigentlich Bezzenberger
gedacht bnlie, als er hulütra- -ms der utifonii 'hulid (a)- tra-, •diis verhallt ^
ma>rlimde*. erkIGrte. Ist mir trotz längeren nachsinnctis darüber nnverslftnd-
lirh pihlii^n.
2t«Mhrin Rr tax'. Bpnchr. N. T. III. 1. gt
314 H. Oslhoff,
Zimmer auf griech. äxsa-TQO'V »heilmittel« als auf eine ganz
ebensolche bildung von ro äxog verweist, wie gol. hulis-tr eine
von urgerm. *hulis =" lat. color sei, so muss ich gegen diese
auflfassung von äxsa-TQo-v mit aller entschiedenheit protestieren,
Griech. äxetf-tQü-v geht gar nicht direct als secundäre bildung
auf das nomen äxog zurück, vielmehr zunächst auf dessen deno-
minativum dxiofiat, das ja in den ausserpräsentlschen formen
auch den stamm äxetf- als verbalstamm hat (Schleicher compend. *
§. 210., Curtius verb. d. griech. spr. I 333.), wie der aor. pass.
äxea-d^fjvat zeigt. Ebenso ist das verhältniss von Tslia-vMQ
»Vollender« zu tiXog und rsliva: nur das letztere ist die un-
mittelbare quelle von xelia-TonQ, TsXitf-TQta. Überhaupt sind
die suffixe -dar- und -tra-^ wie bekannt ist, nur primäir, hur
aus verbalstammen ableitend; und selbst bildungen wie ^5^«-
T^o-v, nxoXU^^QO^v widersprechen dem nicht: sie sind nicht
eigentlich secundär, sondern nach der analogie der primären
nominalbildungen mit verbalthematischem s vor -vgo-v ins da-
sein getreten.
In anbetracht dieser Schwierigkeiten möchte ich deshalb
folgende erklärung des suffixes -stra- im lateinischen und deÄt-
schen (und im altbaktrischen) hier in Vorschlag bringen.
In einer reihe von fällen entstand ein ausgang -s-^rw-i» im
lateinischen dadurch, dass an dentalen wurzelauslaut das sufßx
'tro' antrat. So in ras-tru-m von radiere, ros-trii^m von rod-ere^
claus4ru-m von claitd-ere, cas-trurni von würz, skad- »decken,
bergen« (Corssen krit. beitr. s. 3G7. 449. ausspr. voc I ' 646,,
Benfey or. u. occid. II 569., Curtius grundz. * unt. nro. 112.),
hav^S'trurvn von haur-Tre. Dadurch bildete sich im Sprachgefühl
zufolge falscher analogie das bewusstsein einer selbständigen
und mit -fro- functionsgleichen suffixgestalt -s-tra- aus, und
demgomäss konnten auch ein lurs-tni-ni von lu-ere, ein /7if-5-
tru-m von filtere, ein mon-s-trurm von num-Sre gebildet werden.
Ja selbst die bildung eines nomens capi-s-tru-m »schlinge,
halfter« vom präsensstamnie des verbums capiro war fortan der
spräche unverwehrt. Die Corssensche zurückführung dieses lat.
capistnirfn auf den nominalstamm capid- krit. beitr. s. 370. krit
nachtr. s. 294. {capis-trur^n aus "^capid-tru-m)^ ist erstens schon
aus demselben gründe verwerflich, wie die entsprechende von
äxetf'TQo-v auf den nominalstamm ax€<;-, welche Zimmer vor-
schlägt. Sodann aber trifft diese so zu nennende Subordination
über daseinKRdrungenesi.A. itfTrtiirliiten sufftxform -rtrn-ete. 310
des eapistru-iH unter den stamm capid- fheilweise auch der vor-
tnirf, der gegen Zimmors ableitung des got. hiUstr von dem
-a«-staniine tat. coior zu richten ist. Die capi(d-)s, »das henkel-
g«fass<, und das mpistrvrm, »die halfler oder der kappzaum
Ton pferden, eseln, ochsen, das band oder die fessel zum auf-
binden der weinslöcke, der halfer am kelter« (nach Corssen),
repräsentieren doch zwei derartig ganz individuell entwickelte
a^ten des gomeinsampn grundbegriffes »ding oder werfaceiiß
IDIQ fassen oder hallen«, dass man eine erklärung, die das eine
vort erst »on dem anderen ableiten niuss, gern fallen lassen
wird, sobald eine andere sich bietet, welche die beiden Wörter
als einander coordinierle primäre nominalbildun^n aus dem
fetneinsamen stamme des verbums cap-m'e zu deuten weiss.
Und eine solche erklärung bietet sich offenbar bei unserer auf-
itssung TOn cajpi-itru-m.
Für das -stra- im deutschen lässf sich ganz die nemliche
TCTmothung aufstellen. Fälle wie got. gils-tr n. »Steuer« = ahd.
feia4ar kels-tar ghela-tar {Graff ahd. sprachsch. IV 194.) aus
^eiWr von got, fltW-^iH »vergelten, bezahlen*, altn. /"rfs-ir = ags.
fSs-iur n. »ernrihrung, erziehung« aus *fod-tr Von got. fod-jan
^tgt^i»*, altn. fted-a, ags. ßd-a, ferner ahd. bluos-lar Uös-Uzr
n. »Opfer* = got, *Uos-tr, das wir mit Jak. Giimm gramm. II
118. des Schererschen abdruckes und Bopp vergl. gramm. IIl '
199 f. aas jfHp-blostrei'S »gottesverehrer* entnehmen dürfen, aus
*il<it4r von gol. hlot-an »opfern«, femer altn. bläs-tr »das
blasen« (hJästr-heJijr, Udstr-hom) von hlds-a »blasen*, altn.
aa$-tr m. »das schöpfen«, bis auf dasgenus congruent mit lal.
ßfoM-tru'm (Fick zeitschr. XXIi 384.), von altn. aus-a »scliöpfen*
— solche falle zeigen ein s vor dem suffi.^e -ira-, das etymo-
logisch wol berc^chtigt ist. Aber darnach können, wenn die
Sprache die Ijerkunft dieses etymologisch berechtigten s vor
-h-H- rergass, andere ßlle mit etymologisch nicht berechtigtem
» gebildet sein, nämlich ahd. gtü-s-tar kal-s-tar, mhd. gal-s-ier
n. »aubergesang« von fjat-an »singen« (neben dem regelrechten
»In. gal-tir ni-, ags. gml-di»- gal-dor n. ohne das s), femer
»lln. hak-s-fr m. »das backen« von hnk-a, und von got. Airf^'-o«
•lifiiume« htdi-s-tr, altn. hut-s-tr m. »futteral*, dän. hyl-s-ter,
"■'"> pit. t'o^'-oit »kleiden* mhd. wester f. »taufkleid, ^vester-
•wma^ wenn wir dies mft Fick wörterb. I » 217. Ili ' 300. als
■if fitie gTundforni "vnsr-ulra zuruckgeliend ansehen. Diese
316 H. Osthoff,
germanischen wortstämme *holi-stra- und ^vasi-stra stellen sich
hinsichtlich ihrer bildung also ziemlich nahe zu lat. capirstrthm:
der einzige unterschied zwischen den i in den Wörtern beider
sprachen ist nur der, dass dasjenige von lat. capirstru-^n auf
das präsensstammbildende -Ja- zurückgeht, das i von huli-sir,
*vasirstra dagegen die stammbildende silbe -ja- der germanischen
schwachen verba vertritt. Warum es altnordisch nicht mit dem
dänischen übereinstimmend *hylstr lautet, wie zu erwarten
wäre, d. h. warum der umlaut unterblieben ist, weiss ich mit
Sicherheit nicht zu sagen; es stimmt aber dazu der rückumlaut, den
im verbum das perf. altn. hidda und das partic. htddr aufwei-
sen. Ags. heol'Stor n. »tenebrae, latebrae« dagegen steht von
got. hidirstr hinsichtlich seiner bildung etwas ab: da ags. eo
hier zufolge der entwickelten >u-farbigen svarabhakti« der li-
quida l (vergl. Joh. Schmidt vocal. II 389., der nach Holtzmann
auch die älteren formen helo-str, helu-stras anführt) für urgerm.
e, got. i steht, so würde dem heol-stor im gotischen *kU-sir ent-
sprechen und das stammverbum ist natürlich das starke ags.
alts. ahd. heUan »occulere«, nicht das abgeleitete got. huljan.
In ähnlichem bildungsverhältnis wie ags. heoUstor und got
hulirstr stehen zu einander die beiden altnordischen Wörter
rek'Str m. »das treiben« und lemstr m. »verstümmelungc (gen.
sing, rekstrar, lemstrar, sonst ganz der o-declination angehörig,
vergl. Wimmer altnord. gramm. §. 47): während jenes vom
stamme des starken verbums rek-a »treiben« = got. vrikan
»verfolgen« kommend einfach auf die grundform ^vrek-shTo-
zurückgeht, erfordert dieses als dem schwachen lemja »schlagen,
zerschlagen« = ahd. lamjati »lähmen« entstammend viehnehr
die ansetzung einer grundform ^lami-stror.
Um über die gotischen nomina avistr n. »schafstalU und
das aus ga-navistron »begraben« zu entnehmende *navistra'
doch hier auch meinerseits eine vermuthung zu äussern, so
scheint mir Bezzenberger in dies, zeitschr. XXII 276 fr, nicht
das richtige getroffen zu haben, wenn er diese Wörter als solche
composita auffasst, in deren schlusstheile das skr. siara- m.
»lagor, bett« enthalten sei: avi-stra- eigentlich »schlaf-streuc.
Als composita fasse indessen auch ich jene zwei Wörter auf,
aber ich möchte als grundformen "^avt-vistra- und *na!n-i;isfra-
ansehen. Die ersten glieder dieser composita bedürfen keiner
näheren rechtfertigung. Die ausdrängung einer der beiden
Cber das cJDgedrungene » i. d. ii
laleii siiifixfor
-stra- etc. 317
gleichlautenden silben ~vir im worlinnern findet ja, wie bekannt
ist, zahlreiche analog:ien an ähnlichen erscheinungen mehrerer
der tndc^ei-man Ischen sprachen, ja in einigen ist eine derartige
austträngung geradezu reget geworden, Vergl. betreffs des alt-
baktrischen Schleicher comiiend, ' §, 139, 3,, betreffs des grie-
chischen und lateinischen Leo Meyer vergl, gramm. I 381,, Fick
d. zeitschr. XXII 98 ff. 371 f. Die germanischen sprachen sind
zwar, so viel mir bekannt, bis jetzt auf diese erscheinang hin
noch nicht umfassend untersucht wurden; indes hat jüngst Joh,
Schmidt in seinem vocalismus II 435 ff. eben diese thalsache,
dass die sprachen die eine von zweien gleich anlautenden silben
innerhalb desselben wortkörpers auszudrängen streben, unleugbar
mit erfolg für die erklärung des Überganges der alten ehemals
rcdupli Gierenden perfecta im deutschen in ablautende fruchtbar
1*1 machen gesucht. Was das zweite güed der von uns ange-
nommenen compositionen aiibetrifil, so würde *vis-trar- eine bil-
dung mit sulT. -tra^ von v™rzel vas-, got. i'i's-o», sein. Die mit
dem instrumentalen sufli.xe -tra- gebildeten noraina bezeichnen
bekanntlich selir häufig auch den ort, an welchem eine hand-
Iling vorzugehen pflegt; vergl. meine forschungen I 135 f.
Folglich würden "ad-instror- und "naxi-^tra- eigentlich be-
deuten »aufenthaltsort für die schafe«, »fürdie todten«. Unter
dieser Voraussetzung lässt sich auch das ahd. cwist m. »schaf-
stall« (av/aist, aust, nuutsia f.) viel leichter mit got. avislr und
ags. wvestre vermitteln, als es Bezzenberger bei seiner erklärung
niöghch ist. Während Bezzenberger a. a. o. für ahd. ernst auf
eine ganz andere wurzel, auf wurzel sta-, recurrieren muss,
glauben wir einfach, dass ahd. ewisi aus *ewi-icist entstanden
und dass in dem schlussgliede dieser couiposition zwar nicht
d&s nomen ahd, mhd. wist, altn. vist f. »mansio, aufenthalt,
Wohnort« enthalten sei (denn dieses ist ein -^stamm und
femtninum.' urd, *ves-ti-, Fick wörterb. III * 301), wol aber ein
gleichbedeutender männlicher -ta- stamm urd. *ves-ia-, be-
ssiehungsweise in dem fem. atmisia ein -ta- stamm *ves-ta. Eine
solche -to- oder -/d- bildung könnte hier gerade so gut den ort
dtr handlang bezeichnen, wie in den Wörtern tat. Icc-tur-s und
griech. «ol-io-c, xot'-Ti; >lagerstatt, ruhestatt, bett« ; vergl. meine
hemerkung in Curtius' stud. VIII 458. Auch in skr. ds-ttt-m
>heimat. heirawesen« von würz, as- »sein, sich aufhalten« hat
das tiemliche sufBx -ta- (hier neutral) die function, dass es den
318 H. Osthoff,
ort der handlung bezeichnet; und femer erinnere ich an die
bildungen lit. sös-tas »sitz« aus ^sod-ta-s^ fem. sos-ta dass. =
.i^Itpreuss. sos'to (vocab.)« sowie besonders an das gleichjnrurzeljp
abaktr. hag-ta- m. »sitz, aufenthaltsort«, das im zend ein gm
ähnliches compositum bildet wie das ahd. *ewi-tvisk^ ewist, nem-
lich pofUrsluigta- »vielisitz, viehhürde«, Fick wörterb. I * tä6.
Was das feminin germ, *ves'ta anbeträfe, so erinnert man sieh
dabei ja sofort an den gleichlautenden namen der römischen
schutzgenie des heimischen herdes. Bezzenberger zieht auch
das altn. tmust m. »schiffstalion« noch heran: dieses kannebea-
falls aus ^fwa-nist (vergl. Nöci-tün) zusammen gezogen sein, wie
ahd. attst aus auuist; und eben durch eine solche zusanuneo-
ziehung durfte sich vielleicht die vocal Verschiedenheit von iuHtf<
und altn. nö-r »schiff« am besten erklären; vergl. Ziauner d.
nominalsuff. -o- und -a- in d. german. sprach. Stra^ssb. 1876.
s. 33. Also nur im suffixe würden sich got. avistr und ahd.
ewist unterscheiden, wie das ja auch von vorne herein nur
wahrscheinlich war. — Sollte übrigens diese von uns hier ent-
wickelte auffassung von der bildui^g der gotischen Wörter ot^
und '^navistr richtig sein, so würden natürlich diese beiden lü&r
spiele zu der zahl derer vermehrend hinzukommen, nach deren
irre leitender analogie im germanischen ein mit -fra- bedeu-
tungsgleiches suffix 'Stra- sich ausbilden konnte.
Eine suffixform -stror scheint sich aus dem gleichbedeutenden
alten suffixe -tra- auch bereits imaltbaktrischen ausgebildet zu ha-
ben. Für das zend wort khrafgtror m. »schädliches ge wurm« macht
Justi in seinem wörterbuche eine wurzelgestalt khrafg- »schlecht, er-
bärmlich sein« eigens zurecht. Überzeugender stellt Fick wörterb.
I^ 811. das wort unter die wurzel skarp- »zerschneiden, z^'
trennen«, zu skr. kTp-dm- m. »schwert«, krp-äni f. »scheere, d(Jcb,
messer«. Ist diese etymologie richtig, so enthält kkraf-gtra- das
suffix -gtra-. Das g dieses -gtra- kann aber auch hier kauna
anders woher seinen Ursprung haben, als durch formühertragung
von solchen bildungen mit -trory in welchen dem dental des
Suffixes ein etymologisch berechtigtes zur wurzel gehöriges f
vorhergieng. Solche sind: frorkhshaog-tra »das fliessen, strömen«
von khshud-, vag-tra- »kleid« von vanJi-, gag-ira- »lob« van
ganJir = skr. gas-^ gäg-tra- »belehrung« von derselben nasaliertet*
wurzel gäh- = skr. gams- (Hübschmann Avestastud. in d-
sitzungsbeiichlen d. philos. u. histor. cl. d. akad. d. wissenscb«
Ober das eitigeilrun);ene a \. d. Domüiateii siiffixfurm -stra- etc. 319
München 1873. s. 703 S.), kä^-tra- i^glocke« von einer würze)
JfiA- in skr. kams-d- m. n. »metallenes geKss, messing, glocken-
^U, Wms-ya- adj. >messinf;en«, ü. »niessing, ein messingenes
Irlnkgeschirr, ein musikalisches instrumenl« (wurzel kans- weiter-
Jjildung von indog. kmy- >IÖnen, caneret Fick wörterb. I ^ 38.),
0^tra- adj. »schmackhaft, schmackhaft machend« von ^«Jd-,
akr. svSdr, sv^d-ate.
Darf denmach, wie wir zuversichtlich hoffen, unsere hier
vorgetragene ansieht von dem urspriinge des s in der suiTixform
-stra- auf Wahrscheinlichkeit ansprach machen, so würde offen-
bar bei jedem der beiden suffixe -s/o- (s. forschungen I 190 ff.,
Paul u. Braune beitr. III.) und -stra- das »eingeschobene« s
Jieidemal einem ganz verschiedenen anlasse seme enlstehung
yerdanken. Ich k^nn darum im princip Zimmer auch recht
wol zugeben, dass in einigen fallen ein solches in nonunal-
stifßxen erscheinendes s einen noch anderen Ursprung haben
dass auch vielleicht möglicher weise einige der rätbsel-
kallen s auf ursprüngliche -as- stamme zurückgehen können,
är das s von -sla- und -stra- aber musn icli diese möglichkcit
aal grund meiner Untersuchungen auf das bestimmtesle in ab-
'j stellen.
Auf eine sehr sclilageiide analogie zu unserer erklärmig der
lerltunfl des s in der lateinischen und deutschen suffixforin -stra-
larf ich nicht unterlassen hier zum Schlüsse noch ausdrücklich
Ikii^weisen ujid näher einzugehen.
i ist wol eine von germanisten wenigstens ziemlicti all-
genein gelhelltc und unzweifelhaft richtige ansieht, dass (üe
jftW im schrifldeutschen allein gebräuchliche personalendung
^r U, pers. ang. aller verba -st so aufgekommen ist, dass sich
tunächsl von perfectstämmen auf dentale der ausgang -s-f, d. i.
der zu s verwandelte wm"zelhafte dental vermehrt um das pef-
Hinalsuftix -/, über die zweiten personen aller perfectst^mme
»erbreilete. Vergl. Schleicher compend. ^ §. 272. s. 655 f. 65,8.
.SflOi., Schererz, gesch. d. deutsch, spr. s. 194. Got. vais-t, mas-t,
inä«ht aus "vait-t, *mot-i, *lailot-t, ferner i[as-t von qip-ßn,
"""^t von vairp-an, bi-lais-t von bi-leip-an, vf-snais-t vgn
'^'«ieifi-tm, ana-baus-t von ana-hiud-an u. a. (vergl. Leo Meyer
ff^' äpr, s, 104. 169.), alln. quaz-t von qued-a, gtde-t von glald-a,
'*' von W^a, und natürlich auch solche wie got. vas-t von
***?Wj ttt-rais-t von nr-reis-an, fra-laus-t von fra-lit4s-an, in
I
320 H. Osthoff,
denen das s nicht erst aus anderen dentalen hervorgegangen^
gaben bekanntlich den ersten anstoss, dass auch andere perfecta
die II. pers. sing. ind. schlechtweg mit dem ausgange -st anstatt
mit altem -t bildeten, ohne zu fragen, ob sie ein etymologisches
anrecht auf das s besässen. So entstand schon im gotischen
selbst säiso-st Luc. 19, 21. für das zu erwartende *saiso-i^ so
ferner im althochdeutschen ka^i-st, aii-st von hannan und unnany
ebenso im altsachsischen kan-st, far-man-st von kunnan und
far-munan, im angelsächsischen can-st, ge-man-st, äh-si von
cunnan, ge-munan, ägan. Von den präteriten aus drang dann
dasselbe -st noch weiter und bildete nach und nach die II.
pers. sing, aller tempora und modi, so dass schon im althoch-
deutschen häufig gibi'St, findi-st, nimi-st, hiJfi-st u. dgl. neben
gibi'Sy findi'S, nimi-s, hilfi-s sich zeigen (die formen mit st be-
sonders beliebt bei Otfrid und Nötker), dass es angelsächsisch
findest, kiosest, fliotst bereits ausnahmslos im indic. praes»
hiess, nhd. gibst im indic. und sogar gebest im conj. praes.
und gäbest irp conj. praet. durchaus regel ist. Dass es uns di^
chronologische aufeinanderfolge der verschiedenen sprachstufeiM.
des deutschen ermöglicht, eine so allmähliche und stufenweise
ausdehnung des st von den ersten anfangen der formüber—
tragung an, von der einen gotischen form saisost bis hinab zu
dem ausgebreiteten neuhochdeutschen gebrauche wahrzunehmen
und zu verfolgen: eben darin liegt der überzeugende beweis für
den späteren Ursprung der endung st und für deren wirkliche
herkunft von dem falsch verstandenen personalausgange der
II. sing. perf. dental auslautender verbalwurzeln.
Soll darum zwischen diesem deutschen st und dem griech.
-(T^a (und vielleicht auch dem lat. sti in dedisfJ, dixi^stt) ein
Zusammenhang bestehen, wie Curtius verb. d. griech. spr. I 52.
54. 102. und Leo Meyer got. spr. s. 104 f. glauben, so kann
das jedesfalls nicht ein unmittelbarer historischer Zusammenhang
sein, wol aber vielleicht ein mittelbarer, insofern als auch im
griechischen die endung -c^a von solchen formen wie olts-^a
aus *old-0^aj ^ts-da von *€a'fii si-fii durch falsche analogie
ihren ausgangspunkt genonmien haben könnte. Mich dünkt das
gar nicht so sehr unwahrscheinlich, und schon Schleicher a. a. o.
deutete diese möglichkeit an mit den Worten: »Ein gleicher
Vorgang (wie für das deutsche sf) ist wol auch für das grie-
chische anzunehmen.« Die geringe zahl der beispiele, welche
das einged rangene t i.
xfonn -rira- etc. gjl
im griechischen die muster für eine solche Falsche anaio^ie
hätten abgeben können, kann als g^engrund gegen diese ver-
aialhung nicht mil erfolg geltend gemacht werden. Erstens
sind die verbalformen ola-i/a und ^a-&a überaus häufig ge-
brauchte Wörter und ersetzen schon durch diese häuflgkeit ihres
gebraiiches eine reihe anderer. Zipeitens aber ist ja das grie-
chische perfectum zumeist mit seinen personalendungon, wie es
Schleicher a. a. o. ausdrückt, »überhaupt der analogie des zu-
sanunengesetzlen aorists gefolgt, z. b. UXotnag, für welches wir
«in *it}Loi77-ca als urgriechische form vorauszusetzen haben«.
In der that, wenn man anerkennt, dass griech. ota-i}a genau =
skr. vit-iha = altbaktr. voi^-ta ^ got. vais-t ist und dass eben
diese formen die urältesle weise, die 11, sing. perf. zu bilden,
repräsentiren (auch tja-'Ja Ist nach Bopp vergl. graram. II *
893 f. und Curtius verb. d. griech, spr. I 51. eigentlich eine
{►erfeclform und dem skr. äs^-tha entsprechend), so folgt noth-
wendig, dass man auch anerkennen muss, das griechische müsse
Vordem auch solche zweite personen des sing, perf, act. wie
tnoia-\ta, *XtX^a-äa, *£itaa-äa, *fiXtjlora-!)a, *n£TfOvO-9tt
t7Jiia-9a (vergl. homer. !rSnoa-l}B aus *jrenoi'5-rs Brugman
Curtius* stud. IV 77.), *odwa-Oa aus *7ie7iot!f-ra u. s. w.
haben, elie es die formen ninoii>-tcg, Xiliii)--ac, ftuS-ac,
^^JL^iovif-aq, TTfnoi'^-ac, üduid-ag an deren stelle setzte. Besass
■Ivcr die griechische spräche ehemals jene formen anstatt der
ateren, dann waren ja oflfenbar der miister, nach denen zu-
Ife falscher analogie aus dem -&a sich ein -a&a entwiciteln
-onnte, gar nicht so sehr wenige. Ich kann darum auch die
^nang Bopps vergl. gramm. II * s. 294, dass formen wie die
iden o'ff-5« und f/rt-da gleichsam den typus abgegeben
llen, nach welchem die übrigen auf -aSa gebildet wären,
■iclil für so unwahrscheinlich halten, als es Curtius thut verb.
Ä- griech. spr. I 51; und ich weiche nur darin von Bopp ab,
dus ich nicht glaube, dass die griechische spräche in einer
MUren sprachperiode diese einzigen zwei formen von derselben
Wldongsart gehabt habe. Ich bemerke aber ausdrücklicli hier
"och, dass ich mir wol bewusst bin, mit dem gesagten nicht
*twas völlig neues zu lehren, sondern eigentlich nur einen ge-
inten oder eine vernmthung Schleichers näher ausgefülirt und
**iler begründet zu haben. Schleicher -sag! nemlich compend.'
t 372. s. t)55. über die endung -ffff« der conjunctive homer.
322 H. Osthoff,
'ßäX^<x&a^ einijiXi^aj der optative ßdlo$a%^ay nQoqfvyo$tf%^ay der
indicative ti^i^tSy^a^ (p^a%^a^ äol. i%€KS&a^ ipllsHfi^a wörtlich
folgendes: >Es scheint also das -cr^a so gebildet zu sem, daas
an die gewöhnliche form (z. b. Ix^tg) nochmals jenes 4a, nach
g zu -^a werdend, antrat. Dies kann nur eine neubil-
dung sein, die vielleicht aus der zeit stammt, al3 das
perfectum überall noch seine ursprüngliche endung
auf 'ta hatte, die sich z. b. in oltt-i^a, d. i. (vi-)vaid4a,
erhalten hat.« Wenn im angelsächsischen und neuhochr
deutschen, nachdem sich zuerst im perCectum aus ursprünglichian^
't durch innige Verschmelzung mit dentalem wurzelaudaut ei;^
jüngeres -st entwickelt hat, dieses -st auf das ursprüngliche -§
der II. sing, praes. indic. dergestalt verändernd einwirkt, dwf
aus älterem findis ein ags. nhd. findest wird, so ist ja dii^fi^
Vorgang der griechischen verwandelung des älteren i%Big, f^^^
in äol. ixs^ada, hom. ti^i/a^a in jedem punkte analog.
Für eine analoge ausbildung der personalendungen -tf^f,
-cTv^ov und -Cx^ijif der II. pers. plur. und der 11. und III. per&
dual, des mediopassivums {Ive-a^^ß, Xve-a^^opj ilvi'tf^tff, mv^
(Tv^f, Ulv'Cdovy iXslv-adfiv) aus ^^s, -^oy und -v^fi^ sind ja,
auch thatsächlich die misverstandenen Vorbilder noch Tor)^^lr
den, wenn man nur n^ne^a-i^s, ninBic-^ov und ineireiCT^ip^,
Tiinvif-^e, ninv<S-9ov und inenvc-x^i^v^ Xikija-x^e, kH^^S'^ov und
ilskyC'd^i^v, iipavc-dsy SipevC'^ov und iipevc-d'^v, xsxot^^C-^f,
xBxofAia-^ov und ixsxo§Ala'v^^y^ icxBvaa-i^^^ iaxBvad-d'Ov mA
iaxBvd<S'itflv und zahlreiche ähnliche in *n6nB$^'d^£, *nf7^e§9'
^ov und *B7iB7rBtx>'xfiiv, "^jTBnvx^'^B, *nBnv-d^'&ov und ^insnp^'
^f^v, *Xsi,ii^'^B, HBi.ii(^'»or und *^A«ijy^-^i/, ^i^ßvär^f,
*iipBvä'%^oy und *ii/j£vä'^fjv^ *xBxo(jnä-d^s, '^xBxofui'x^ov uxfii
*ixBxofnä'd'ipf, *i(SxBvadT^B, *iaxBvad-&ov und *i(SxBvad'St^v,
nicht nach herkömmlicher weise in *Ji6nBt9'ffd's u. s. w. ^üiifr
zulösen sich entschlicsst. Und dergleichen möchte ich betreff^
der entätehung des ts vor den endungen -^a> der II. sin|^. un^
-v^cov der III. dual, und plur. imperat. mediopass. (Ivirtf^,
UU-a^ta, kvi-dx^favy ipa-a^oav), sowie vor dem infiniUvhi]/djei^-
den griech. -^ai = skr. -dhi/ai, abaktr. -dyäi es noch für da?
wahrscheinlichste halten, dass hier das er ebenfalls einer form^berr
tragung aus den formen der verba mit dentalem auslaut di^
Wurzel oder des verbalstammes seinen Ursprung verdiaxike: in
formen wie 7/«;rf/(X-dcö, nsnits-^ui, iBi^a-tt'a, ftensM-d^u,
Ofcw das einK^dningene a i, A noinlniilen stiffixform -»tra- etc. gSS
Offnt'a-itat, iei^a-dai, iansta-itat (von ffn^i'd-u), xBMfütt-
ioKtväa-itat, xfxaeio-^t" ge^vöbnte man sicli nach und
jBach das a als wesentlich iiiil zut- endung gehörend zu em-
jpflndeD, ujid dadurch entstanden die aushänge -a9io, -nüaiv
jjnd -aitt» anstatt der zu erwailenden -3«, -!tmv und -itai.
yon dem inschriflüclien kretischen änofttTiä - ititw (Curtius
Yßi'b. d. griech. spr. I 100.) glaube ich nicht, dass es auf
ejne zeit hinweise, in der noch nidit die dissiniilalion von
^ za ai^ {*ifX)iif-if<o zu lel^u-ifa) stattgefunden hatte,
yielraehr war die dissimilation der dentaJen vor dentalen ku
f ohne zweifei wol schon urgriechiscb, und das kretische
#tf ist erst wieder ans früherem ffi (ffö) geworden, was ja in
jjieseDi dialekte eine ganz gewöhnliche lautwandelung ist ; verffl.
Hey de dial. Cretica 33 f., Rosclter in Ciirthis' sind. I 2, 107.,
jCurlius ebeod. IV 202.
Nachdem sich aber einmal auf eine solche weise ein gefübl
yon der bedeutungsgleichheil von -da und -atfcf, -itt und -a&e,
-&at und -a&at u. s. w. herausgebildet hatte, konnte sich dann
jSUcb neben der personalendung -fidfa füi- die I, pers, plur.
jDedJopass., die wir mit Schleicher compend.^ g. SS3. s. 679.
^tsciiieden für die ursprünglichere liallen, weil nur sie genau
JjEm skr, -mßhe, dem abattr. -maitU gleichkommt, sehr leicht
'^ (Jer poetischen spräche ein -ftsoli« einbürgern. Eine solche
yl^gestaltende einwirkung des an die stelle von -i>a tretenden
-:fi^a auf die endmig -fiii}a der I, plui-. med. konnte um so
kjditer geschehen, als man ja vielleicht, wie es auch .Curtius
?erb. I 89 annimmt, das -/itöa, -ff^eai/a in der spräche als
T^^*-itf und -/it-aifa, d. i. »ich und du», empfand. Im übrigen
Jpbrt QurÜus über das a vor den mit it anlautenden personal-
ff)d^iOgen wesentlich anderes (vcrgl. verb. d. griech, spr. I 99 ff.),
mtä, Jjur dai'in weiiigsteiis komme ich mit ihm überein, dass
atjcfa er das aO- aus vorhergehendem doppeldental enblehen
Jl^, nemUch die reihenfolge rr, ar, aV anninmit.
W^r daran anstoss qehmen sollte, dass wir überall den
ijtT^aalciidupg^n des griechischen perfecls eine zu grosse macht
'lieiiaesäen, wüiin wir ^'o^zugs^yeise von diesem tempus aus das
0 auf andere tempora und modi, namentlich auf die Ebrmen
^ praesens, sich verbreiten lassen: ein solcher kann erstens
4(^ao ,erinAert werden, d^ss allerdings ja immerfort im grie-
ctiischen und wol poch weit mehi- in den älteren sprachperioden
324 H. Osthofif,
als in den späteren ein enger connex zwischen perfeclum und
praesens sowol hinsichtlich der bedeutung beider tempora als
auch in ihren formen bestand. Ferner aber gesellt sich ja auch
das von hause aus präsentische und nur im griechischen
gewande perfectisch aussehende ij/u«* »ich sitze« von würz. d&- —
zu denjenigen verben, deren formen die muster für die ausbil
düng eines a vor dental anlautenden endungen werden konnten l
wir zerlegen t/cr-^c, ^a-d-ov, ^a-^t^v, ^tr-d-m, ^tr-d^tav, infin. ^ts-^m
und gewinnen so wieder eine reihe von formen, denen ety-
mologisch berechtigtes a zukommt, das aber in der folge dann^^
durch misverständniss zur endung gezogen werden konnte —
Diese ^vurzel äs- bildet im sanskrit ihre specialtempora naclfe.
der 2. classe, also themavocallos, und diese ihre conjugations—
weise ist alt, wie griech. ^cr-ra* = skr. <f s-fe zeigt. Derselb^i
classe 2. folgt aber auch die wurzel ad- »essen« im sanskrit i
praes. därnii, dt-si, dt4i u. s. f. Und dass auch bei dies^
wurzel die themavocallose conjugation uralt ist und jedesfalls
vor der Spaltung der grundsprache die vorwiegend oder viel-
leicht auch allein übliche im indogermanischen war, beweisen
evident mit dem sanskrit zusammen die lateinischen formen
*e(J-s es, eS'ty es-tis, es-te, es-tur, sowie abulg. jami, Än¥ aus
^jad-mt, *öd^tt und lit. ed-nti, welche sämmtlich in alter weise
ohne den thematischen vocal die formen des präsensstammes
bilden. Eine spätere Verdrängung dieser überall im absterben
angetrofiTenen flexionsweise durch die thematische von griech.
Idw, lat, edo, edi-s, edi-i, got. ita, üi-s, iti-p ist wol denkbar,
nicht umgekehrt ein eintausch dieser letzteren, der thematischen
conjugation, gegen jene erstere, die »bindevocallose«. Es ist
unter diesen umständen wol auch nicht zu viel vermuthet, wenn
man annimmt, die nemliche alte conjugationsweise bei dieser
wurzel ad' sei vordem auch dem griechischen nicht fremd ge-
wesen, zumal da auch auf griechischem boden in dem home-
rischen Infinitiv kd-fAsvai anstatt des thematischen idi-fj^vm
wenigstens ein fragment derselben vorliegt. Besass aber die
griechische spräche anstatt ihres späteren thematisch flectierenden
idta ehedem formen der wurzel ad- etwa von der gestalt wie
*id'(Ai, *ia'a&, *ia'tt u. s. w. — man erkennt sofort den grund
ihres verschwindens aus dem griechischen sprachbesitze: der
vielfache völlige zusammenfall mit den formen des verbum sub-
stantivum, an dem das lateinische nicht durchgreifend anstoss
Übef J«e eingedrung^ene » i, d. nominalen sufnxfoFm -stra- etc. 325
nahm, machte eine andere conjugation wünschenswerth — , so
werden ihi- auch mediopassive formen des präsens wie *ia-itoy,
*i<l-9i, *ia-dw, *ia-9iai', infln. "ia-^at = skr, "ad^dkyai nicht
gefefall haben ; wiederum ein anzeichen, dass bei einer jedesfalls
vorhistorbchen entwickelung der einheitlichen laulverbindung
v& in diesen verbalendungen die muster für die falsche ana-
logie, durch welche tfi} zu stände kam, nicht lediglich aus den
perfectformen des niediopassivums genommen zu werden
brauchten.
Wie selir Schleicher überall nahe daran war. in dieser
frage ganz zu derselben ansieht über das ff vor * zu gelangen,
die wir hier näher darlegen, geht auch aus seiner bemerkung
über die altbaktrisclie secundäre personalendung der 11. pers.
plur. med, -zdüm hervor, compend. ' g. 284. s. 680: smöglicher
Wöse verdankt hier jedoch b seine entstehung der analogie auf
dentale auslautender wurzeln«. In der that glaube ich, dass
abaktr. ihrä-zd&m und Qä~gdüm, II ptur. imperat. med. (fd-zdäm
ist) der wurzeln fJird- »schützen« und (ä- ^schneiden, ver-
ichten«, sowie fravöi-edäm, II. plm'. optat. praes. med, der
iTunsel frvr- »gehen, kommen«, präsensst. frava- {nach Hübscli-
lann ein zoroastr. lied s. 78), ihre einzig rationelle erkJärung
der annähme einer durch ein misverständnis seitens des
iprachgefühls ennögticliten formübertragung finden: es wirkte
»ei ihrer bildung die falsche analogie solcher formen wie
\ufar5zh-düni II. plur. Jmperf. med. von thwareq- »schneiden.
tilden, schaffen«, m&s-dan-d&m H. plur. imperat. praes, med.
'on mäs-dd- >beheraigen«, letzteres -dae-düm aus *dad-dÄm =
Jtr. dliad-dhväm. Die iniperativform gereadüm ya^n. 50, 17
ainn nach Hübsciunann ein zoroastr. lied. s. 78. entweder zu
ier Wurzel gar- oder zu gared- gehören : ist letxteres der fall,
K> kommt natürlich geree-däm zu der zahl der die formüber-
ragong veranlassenden muster vermehrend hinzu; ist ersteres
3er fall, so enthält gere-zdüm bereits auch selbst das durcli
falsche analogie aus -dum gewordene -zdüm. Wahrscheinlicher
ist, wie auch Hübschniann zu denken scheint, von diesen beiden
noöglichkeiten die letztere, die lierkmift von wuvz, gared- »trach-
^n«, zumal von derselben auch aUei-, avn-geredh-inahi und das
Siotnen gerez-dar- stammen.
Was die Infinitive des Gäthädialekts auf -dy&i anbefrilK,
so ist auch unter diesen eine form mit »eingeschobenem« zisch-
326 H. Osthoff,
laut vor -dyAi besonders bemerkenswerth, neinlich bü'Zh-^ydiyäqii.
43, 17. An das -a&at der griechischen Infinitive medii erinnerte
schon Spiegel bei besprechung derselben altbaktrischeii forrti
comment üb. d. avesta II 357. Neuerdings freilich macht Spiegel
auch noch einen anderen versuch, der form beizukommen; deniier
sagt arische stud. 1 154: »Es fragt sich nur, ob man hüehdydi etwa
für abgekürzt aus Mshidydi ansehen odfer hA-fihdyäi theilen will,
wofür das öfter vorkommende thrd-zdüm zu sprechen scheint.« Mit
dem vorschlage, Verkürzung aus *büshi^ydi anzunehmen, will Spfe-^
gel offenbar auf eine infinitivbildung vom sigmatischen aoriststämme
hinaus, wie ebenso auch Jolly beitr. VII 431. anm. von »bei-
behaltung des classen- und tempuszeichens« in dem infinitiv
hüzhdydi spricht. Dagegen lässt sich einwenden, daSs das alt-
baktrische sowol wie auch das sanskrit eine sigmatische aorist-
bildung von der wurzel 6ää-, wie das offenbar erst spätere
griech. i-tpraa, gar nicht kennen, sondern nur die mit griech.
i'ffihv übereinstimmende asigmatische bildung (transitives griech.
iq^v'tsa ward zu dem intransitiven allen i(fvv hinzu gebildet
augenscheinlich nach der analogie von l&tijaa neben löfijy
u. a.), demnach auch ein infinitiv vom stamme eines sigma-
tischen aorists in diesen sprachen gar nicht erwartet werden
darf. Justi, auf eine erklärung verzichtend, sagt über hüzhdydi
nur handb. d. zcndspr. s. 372: »das eingeschobene zh gehört
ursprünglich zur endung.« Versuchen wir darum unser heil auf
eigenem wege.
Nicht darin möchte ich die Wichtigkeit dieses hü-zlidydi in
formaler beziehung sehen, dass es »als ein beweis füf das hohe
alter der griechischen infinitive mit dem angeblich eingeschobenen
er« dienen kann (Jolly beitr. VII 437): so unmittelbar ist der
historische Zusammenhang dieses abaktr. -zhdydi mit dem griech.
-ad'at wol nicht, ebenso wenig wie der Zusammenhang des -ad^a
in homer. li^ti-ad^a und des -st in ags. nhd. findest ein un-
mittelbarer ist. Bü'Zhdyäi ist doch im zend nur ausnähme,
nicht regel; das einzig normale ist 'dydi, wie es in deii Infini-
tiven dere-dydi, grüi-dydi, dai-dydi, vasai-dyäi, verezyH-dydi,
grävaySi'dydi u. a. gar deutlich als das regelmässige vorliegt.
Als solche abnormität fordert hü-zhdyäi darum auch seine
eigene erklärung, und eine unmittelbare verwendimg desselben
zur aufhellung des entsprechenden griechischen infhiitivsifffixes
Ober das eingedrungene b i. d. hominalen suffUTorm -sira- etc. 337
V ist offenbar nicht gestattet, bevor nicht zunächst der versuch
einer vemiitfelung des abnotmen -xhdi/iSi niif dem regelmässigen
-4lt/4i auf dem boden des altbäktrischen selbst geuiaclit ist.
I Dieser forderung genüge leistend möchte ich jenes hä-shdgdi
deswegen für lehrreich und interessant halten, weil es wieder
dncn beleg abgibt für die Wahrheit des hi der Sprachgeschichte
wie überall geltenden satzes, dass gleiche Ursachen auch an
Verschiedenen orten und zu verschiedenen zelten die gleichen
Wirkungen zu haben pfl^en. Abaktr. bü-eh-dydi wird nemlich
sein xk, das sowol = ursprünglichem cerebralem zh als auch
laotgesetzliche wandclung eines dentalen z nach dena vorher-
gehenden «-voeale sein kann (Hübschmann zoroastr. üed s.
79 f.), nur zufolge der falschen analogie anderer Infinitive auf
•i-dgäi (-zh-dyäi) haben, solcher, in denen der Zischlaut, «oder
t\ etymologisch gerechtfertigt ist, z. b. dae-dtfäi aus *daä-dy<H
*on würz, da-, präsensstamm dad-, ^az-dyäi entweder von pnrtA-
»sagen. lehren« oder von ffwi- »zufallen« (ersteres nach Spiegel
und Justi, letzteres nach Hübschmann zoroastr. lied s. 44.),
Aeft-c^A von of- »erreichen, erlangen« oder von wurz. tu-,
töuk-df/di von rif- »kommen« (Hübschmann a. a. o. s. 81.),
Endlich selbst tncräeh-dySi infin. aor. sigmat. von »lereffc-
>t6dten« nacli Hübschmann ebend. Ist aber dies der grund
' entstehung des zh in bü-shdyäi, so steht es dann freilich
tiiiem griechischen Infinitiv
kr äsen tischen tfvB-a&at,
>^en widerspiTich mit sein
,iv aor. med. *<fS-aSai (nicht dem
ie JolJy will beitr. VII 437 im offen-
finer eigenen kui-z vorher geäusserten
oristischen auffassung von büzhdyäi) lautlich und formal unter
bedingung völlig gleich, dass auch für das griechische der
ichliche hergang, durch den aus -ifa* ein -aita» hervor-
*»«i^, derselbe war wie Im altbaktrischen, was ich allerdings
annehme.
Das allbaktrische zeigt also, wie wir sehen, mit seiner per-
^oialendung -zd&nt statt -dum und mit dem einen Infinitiv auf
■^t/äi -ahdydi anstatt des regelrechten -dyüi unverkennbar
einer erscheinung, die im griechischen verbum
die
"^''eits in einer vor den ältesten griechischen Sprachdenkmälern
"äffenden zeit zur durchgehenden regel geworden war.
Eine möglichkeit aber, die ich zu guter letzt hier noch
■"dotiten will, ist folgende. Es scheint mir nemlich doch, als
**" <3er so dben ausgesprochene satz, das griechische habe bereits
328 H. Osthoff,
in einer vorhistorischen zeit durchgängig das ursprüngliche -^a»
zu einem -cd-at^ das -d'ov zu -iS&ov^ das -d« zu -<y^« u. s. w.
umgewandelt, so allgemein ausgesprochen nicht richtig sei. In
perfectformen wie yrcycrv-^«*, lyyyM-v^«*, ig>d^dQ'^a$^ ieXsU/h&cu^
Xil€i<p'&€j lilsKp'^^ov pflegt man ja herkömmlicher weise auch
die endungen -cTv^a«, -ax^s^ -ci>ov und ausfall des er anzunehmen,
lässt also z. b. XeXBX(f-d^a$ aus ^keUm-fS^m hervorgehen. Mir
scheint diese traditionelle erklärungsweise nicht gerade absolut
nothwendig zu sein, und ich möchte vielmehr glauben, dass in
formen von dieser art das ts niemals hineingekommen ist We-
nigstens wüsste ich nicht, wie man eine herleitung von ne^p-
^a* aus *n6<pav''ifx^a& mit den griechischen lautgesetzen verein-
baren will, nach denen vielmehr wol nur ein *7Te(pa(f%^a$ aus
"^uBipav-iSi^at hätte werden können. Habe ich darin recht, so
ergäbe sich für unseren zweck die nicht unwichtige Wahrneh-
mung, dass selbst das historische griechisch noch formen auf-
weist, die von dem ts vor -i>ai u. s. w. nichts wissen und da-
mit auch ihrerseits documentieren, dass -ad^a^^ -a%^ov, -ts9s und
genossen als jüngere producte anzuerkennen sind, die sich auf
irgend eine weise, sei es nun auf dem von uns beschriebenen
wege oder auf einem anderen, aus den älteren <r-losen formal
der endungen entwickelt haben müssen*).
Irgend eine bedeutungsvolle zuthat in dem plus des ex von
-cr^a* gegenüber dem ved. -dhyai, abaktr. -dyäi erkennen zu
wollen, etwa die wurzel as- des verbum substantivum darin zu
suchen, wie es noch neuerdings mitunter geschieht (Benfey
voUständ. sanskritgr. §. 919. s. 432., JoUy gesch. d. infin. s. 214.),
derartige aushilfen erscheinen mir g.anz unstatthaft. Viel an-
nehmbarer im princip ist Curtius' erklärung verb. d. gr. spr. I
103., griech. -axfat sei so entstanden, dass aus -i^jat zunächst
durch progressive assimilation -d-O^m, dann weiter durch dis-
similation -(Tv^a* hervorgieng. Jedoch hindert mich ein schwer
*) Viel beweiskraft messe ich indessen dem oben aus nnf>ay-9tuy nii^ay"
&f entnommenen argument selber nicht bei; denn da sich allerdings ^ydX"
^«*, iif&ttQ'&mf lfXft(ft-9^aiy TfT(ix'f^tu aus ♦iJyyfA-ffi^«» u. s. w. lautlich er-
klären lassen, so kann man mit gutotn gründe auch sagen, ntq^ay-^ttt habe
sich nach der analogie jener gerichtet und in Vorzug vor dem a der endung
-<T^«* den wurzelauslautenden nasal, etwiis für die verbalform charak-
teristisches, gerettet.' Vergl. Brugman in Clurtius' stud. IV 80 f.
ff das eingednuigeiie a i. d. nominttlen sufAxfonn-itro- etc 390 '
biegendes bedenken lautlicher art, diese ansieht zu der tneinigeii
zu niachen. Der ge^wöhjilicho weg der verwandelung von &j
im griechischen gelil doch nur entweder bis zu äff oder zu «t
{fiiaoos aus *fifitjos, xoQiSaaa xo^vTtm aus "xogvitju, xtaaig
Mnöf aus *Mtitjog nach Windisch sind. VII 184.), von da aber
nicht weiter; nicht etwa unterlag ein solches rr abermals
wiederum der dlssiniilation. Verband sich aber in der weise,
wie wir es vermuthen zu niiässen glaubten, das H- sehr frülizeitig
mit dentalen auslauten der wui-zeln und verbalstämme zu ffd-
und geschah diese feste und alsbald unlösliche und überall ein-
dringende Verbindung etwa vor dem auftreten des bekannten
lautgesetzes; &j wird aa oder zr, so konnte dann in der laut-
rambinalion -ailjat offenbar wegen des vorhergehenden Zisch-
lautes a das j dem it nichts anhaben und verschwand spurlos,
ohne zetacistische Wirkung zu üben. Das dialektische hesychi-
sdie Jti^at ' KaSiaat (Curtius liest mit Mor. Schmidt Uitai an-
statt des handschriftlich überlieferten h^ai) kann ebenfalls nichts
für Curtius' ansieht beweisen, denn »das i dieser form kann,«
■w-ie Curtius selbst zugibt a. a. o. s. 102,, »aus dem wurzelhaflen
hervorgegangen sein wie in iiria = keiia (Hes.), dann
bleibt -äo» als cndung, das sich zu dem gcnieingriechischen
»■Ä«» verhält wie -ittSa zum homerischen -ftsai>a*. Wenn
^•*rtius hier von »wurzelhaftem ff« redet, so fasst er offenbar
U&at ^ ^c9at und meint würz. &s-, deren indnitiv im
f*'>ectii9chen er bemerkenswerlher weise ganz in unserer manier
*• 90-*ai, nicht in *iJ(r-ff^o* zerlegt. Es kann aber auch das
^ Von ttitm aus einem solchen a entstanden sein, das erst
'^U>st aus d geworden war; mit anderen Worten: es kann die
*''*t^el sad- darin enthalten sein und die glossierung durch
^Offf«, macht mir dieses in der that erheblich wahrscheinlicher,
! zu dem in Xtitat gesuclilen präsentischen i/aSat mit seiner
"•^tiven bedeutung das aoristische xa^t'ffoi mit seiner momen-
■■ner bedeutung durchaus nicht stimme, hat man auch bald
'"■^annt und darum verderbtheit der Überlieferung angenommen
cmendationen vorgeschlagen. So ändert Mor. Schmidt das
"**•»«» in xa^^a&ttt und schreibt das glossierte wort mit l, um
^^^ böolisches langes • = attisch-ionischem »? zu gewinnen;
'^hi gewaltsame massr^ehi, wie man sieht. Die Überlieferung
^*" glosse ist aber nun einmal Itöa^ • xaiHaai, woran denn
**»cH Ahrens de dial. Aeol. 1 177. 11 103. festhält. Zugeslandener-
Ä^luthritl nir lorBl. Bf
330 H. Osthoff, •
massen verdient eine erklärung der glosse, welche an der Über-
lieferung nichts zu ändern braucht, den vorzug vor allen ande-
ren lösungen des knotens. Eine solche erklärung aber bietet
sich uns, wenn wir die wurzel ds^ ^a-d'ui in dem Xx^a^ zu
suchen ganz aufgeben und vielmehr die wurzel «od-, dieselbe
die in xaOl(fa$ steckt, annehmen. Die vocalfarbung des wurzel-
haften indog. a, europ. c, griech. s zu i wäre ebenfalls ganz
dieselbe wie in If^o), xa^i^w, Id-gvca; der spiritus lenis aber in
hda& anstatt des asper in i^ofiat, idga, idog, l^oa befremdet
so wenig, als etwa dieselbe abweichung im anlaut an der Zu-
gehörigkeit der Wörter Id-atfog^ sd^B&kov, id-Sx^ltov zu derselben
wurzel zweifei erwecken kann. Vergl. Curtius grdz. * s. 674,
meine forschiingen I 149. Bei einer solchen nicht nur auch
möglichen, sondern offenbar viel wahrscheinlicheren läge der
Sache käme dann aber jenes hesychische tt^ai augenschein-
lich nur unserer ansieht von dem Ursprünge des <f in ^atitm a
gute: wir würden eine neue form zu den mustern für die falsche
analogie, durch welche -(T^a* aufkam, hinzugewinnen, und «war
unverkennbar wol eine nicht perfectische. Denn rr-^^oti, wenn
es zunächst für *#(r-^a# und dieses wiederum für *id^m steht,
würde genau einem skr. *sad-dhyai entsprechen und könnte
ebenso als ein rest der ehemals themavocallosen conjugation
der wurzel sacU (ved. sdd-mi^ lit. sed-mi) auf griechischem boden
betrachtet werden, wie das homer. td-fievat für würz, adr diß
ältere verloren gegangene bildungsweise (s. oben s. 324) auch
für das griechische vemiuthen lässt.
Wir haben uns im vorhergehenden mehrfach zu der an-
nähme — verstiegen, wird man sagen, dass ein theil der die
formübertragung veranlassenden muster gar erst in verloren
gegangenem und jetzt nur noch zu erschliessendem sprachgute
zu suchen sei. Wir glaubton z. b. vorhin ein recht zu haben,
die ehemalige existenz derartiger urgriechischer II. sing. perf.
act. wie *7rfc7ro«(T-^a, ♦/g/ljyo'-^a u. s. w. vorauszusetzen, aus
dem gründe, weil deren durch die Übereinstimmung mit döi
beiden arischen sprachen und mit dem deutschen als uralt be-
währtes bildungsprincip in ola-^a und ^(X-v^a bis in die spä-
testen griechischen zeitcn fortlebe. Eine solche erscheinung aber,
dass eine ganze classe von formalionen nach ihrem nüsver-
standenen umster falsche analogiebildungen ins leben ruft und
darauf selbst ganz oder fast ganz aus der spräche verschwindet,
Ober das eiagedmiiKeiie » 1. d. nominalen eutflxform -stra- etc. ^1
ist keineswegs ))eispielIos. Gerade in unserem falle bieten uns
wiederum die germanischen sprachen hierfür die beste pai-alle)e.
Im westgennanischen erstaib ja bekanntlich ausgenommen bei
den wenigen sogenannten piäteritopräsenüen die biJdung der
U. sing. perf. mÜ -l und an die stelle der oben genannten
gol. qa»-t von qif>~an, laüos-t von let-an, t>ars-t von vairp^n,
bi-Iais-t von In-ieip-an, uf-mais-t von uf-sneip^n, ana-baus-t
■von ana-hiud-an, vas-t von vis-an, ur-rais-t von ur-reis-an, fra-
)ltt*ta-t von fra-lius-aH traten beiianntlich die oplativformen : ahd.
^MlU (quädi), lüm, wurdt, }iti, sniH, bvii, toäri, riri, var-luri.
Aber wenn demnach auch nur in den ostgermanischen sprachen,
im gotischen und all nordischen, die alle bildungsweise sich er-
UeU: ihre Wirkung ist auch auf weslgermaniacheni boden trotz
des verschwindens der Ursache selbst vollständig deutlich und
offenkundig erhalten geblieben: deim zur constiluierung der
Jetzt ganz regelmässigen bildung aller zweiten personen singu-
iris des verbunis mit -st hätten wol die spärlichen prälerito-
räsentiaforraen ahd. weis-t, nmoa-i, tars-t, alts, w^s4, m684,
^. väs-t, tnds-t, ihars-t trotz der häutigkeit ihres gebrauches
ibwerlich allein mit ihrer analogie huigereicht, ebenso wenig
ie nach unserer annehme die beiden ot<i-i>a und ^is-i>tt im
■iechischen allein es waren, welche eine selbständige personal-
«ndung -atfa ins dasein zu rufen die fälngkeit besassen.
Unsere hier vorgetragene ansieht von der enlstehung des
fi vor dental anlautenden endungen des griechischen verbums
toll jedoch einstweilen als eine blosse hypothese aufgestellt
werden, welche wir der nachprüfung seitens der mitforscher
^i^end empfehlen mächten. Mag aber auch immerhin diese
.hypothese in der folge sich als hinfällig erweisen und etwas
Anderes als wahrscheinlicher an deren stelle zu setzen sein: für
dsB deutsche steht die angegebene entwickelung des personal-
sosgonges -st aus ursprijnglichem 4 durchaus fest und kann
,aemer Überzeugung nach durch keinen zweifei erscliüttert wer-
den. Diese Spracherscheinung ist aber dem von uns ange-
BODtmeneR hergange der ausbildung der nominalen siifibcform
*tira- aus ursprünglichem -tra- im lateinischen und deutschen
fand altbaktrischen) so frappant ähnlich und gleichartig, dass
lines btidünkens auch unsere erkläruug des s von -stra- da-
durch auf einen hohen grad der Wahrscheinlichkeit, wenn nicht
ir wir gewissheit erhoben wird.
2ä'
332 H. Osthoflf,
Im griechischen hat sich ebenfalls aus dem ursprünglichen
4ra' eine gleichbedeutende suffixform -sfm- entwickelt: bil-
düngen wie d'ii-ts^Xo-v^ ^v-atfa^ oQx^^avija^ ncüLai-atqa zeig^
dieses »unorganischec er, sowie auch nkBt-axQO'V^ das neben
xist'd'Qa'V steht wie ahd. gtU-star neben altn. gaUdr (s. o. s.
315). Dass auch hier massenhafte falsche analogiebildungen und
formübertragungen von den zahlreichen dental auslautenden
wurzehi und verbalstämmen im spiele sind, glaube ich hier
ganz a priori schon behaupten zu können. Die Untersuchung
darüber aber würde betreffs des griechischen ziemlich weit-
schichtig sein müssen, da hier gar mancherlei zu berücksichtigen
sein würde. Ich erwähne beispielsweise nur die zahlreichen
Verbalbildungen auf -fo» {-äCw, -ij^oa), welche eine ergiebige quelle
für ein vor dentale suffixanlaute vortretendes tf (dixatf-rf^io-y^
äyrnvia-t^-q, ägfAca-t^-g) werden konnten. Offenbar würden
auch die in manchen griechischen verbalformen auftretenden
»unorganischen« (T, wie in ^xcJUv-cr-^v, inav^-^^v neben inm-
xHjv, xi»X€t'if'fia$ neben xixlet-fia^, bei einer solchen Unter-
suchung ihre erklärung finden müssen; sovide ferner das <r vor
anderen nominalsuffixen als vor solchen mit dentalem anlaute,
das von -(r-/iAo- und -(r-f*aT- in d^-cr-jiM^^, Jt;-<y-f*a u. dgl. mehr. — =-
Auch betreffs der im germanischen gebräuchlichen nebenform
'Sii- des alten femininen suffixes -^, wie sie L b. got an-sH-^
ahd. kun-st zeigen, ist es mir von vorne herein keinen augen-
blick zweifelhaft, dass die deutung ihres s im princip gar
keine andere sein kann, als die von uns über -stra- aufgestellte;
vergl. z. b. mit den genannten Substantiven got. aiPS^s, ahd.
kun-st die von denselben wurzeln stammenden II. pers. sing,
praeteritopraes. ahd. an-st, kan-st (oben s. 320).
Doch erfordert eben jeder einzelne dieser vielen das >un-
organische« s aufweisenden falle seine gesonderte betrachtung,
um die muster feststellen zu können, welche die falsche analogie
in jedem einzelnen falle herbeiführten. Indem ich die suffix-
form 'Stra- herausgriff und zum gegenstände dieser abhandlung
machte, habe .ich wenigstens an einem punkte den anfang
machen und vorläufig nur ein exempel statuieren wollen. Dient
dieses genügend zur veranschaulichung davon, wie ich mir
denke, dass eine rationelle erklärung solcher auf den ersten
blick so räthselhafter eindringlinge zwischen wurzel (oder verbal-
stamm) und suffix beschaffen sein müsse, so ist mein nächster
Ober das eingedrungene s i. d. [loininaleti suffiiform -ttra- etc. 333 '
zweck erreicht, Sämmtlictie erscheinungen dieser art in der
stammbilduDg unserer sprachen nach den angedeuteten gesichts-
punkten Trusammenzurassen und in einem gesaninitbilde ver-
einigt zur darstellung zu bringen, ist eine aufgäbe, welche zu
lösen sich mir hoffenllicii in nicht allzu ferner zeit an einem
anderen orte geiegenheit bieten wird.
Leipzig, 27. Januar 1876. H. Oslhoff.
Was beweist das e der europäischen sprachen
für die annähme einer einheitlichen
europäischen grundsprache?
>Die anhänger der indogermanischen stammbaumtheorie
gebehrden sich so, als ob diese ein axiom wäre, welches nicht
ÄDewiesen zu werden brauchte«. So habe ich voc. II, 183 ge-
ihrieben und sofort in Bezzenbergers anzeige meines buches
^□ött. geh anz. 1875 s. 1318 ff. eine neae bestätigung di
Satzes erhalten. Es ist doch selbstverständlich, dass die existenz
3iner einheitlichen europäischen grundsprache nicht durch gründe
aewiesen wird, welche selbst erst aus dieser noch nicht er-
wiesenen existenz, falls sie erwiesen wäre, folgen würden. Wenn
.ch sage: wegen der thalsächlichen Übereinstimmung von abulg.
i, VA. se mit arischem f ist es unmöglich, in den es enthalten-
den Worten ein reines k für die »europäische grundsprachea an-
eunehmen, und mir Bezzenberger darauf antwortet: diese über-
sinstlmmung ist reiner zufall, eben weil die europäische grund-
■^sprache in den betreffenden werten reines k gehabt haben muss,
so kann ich nur bedauern, dass eine weitere discussion dieser
frage zwischen uns bei der völligen Verschiedenheit unsrer
^Standpunkte resullatlos verlaufen würde. Ich habe a. a. o.
"weiter geschrieben: »Selbst wenn die argumenle, welche ich
^afür beigebracht habe, dass die Verschiedenheiten und die
übereinslimmungen zwischen den einzelnen indogermanischen
sprachen nur durch meine Lheorie der sprachdifferenzirung er-
klärt werden können, sammt und sonders falsch wären, dann
334 Johannes Schmidt,
stünde meine theorie der slammbaumtheorie immer ncxjh gleich-
berechtigt gegenüber. Denn kein anhänger der letzteren hat
bisher auch nur eine einzige thatsache aufgewiesen, welche nur
unter Voraussetzung irgend eines Stammbaumes erklärbar wäre,
und so diese Voraussetzung als richtig, die meinige als unm^-
lieh erwiese. Vielmehr steht alles, was bisher zu gunsten einer
europäischen, gräcoitalischon u. s. w. grundsprache aufgestellt
ist, im besten einklange mit meiner theorie«. Seit ich diese
Sätze geschrieben habe, ist nichts eingetreten, was mich veran-
lassen könnte, auch nur ein wort an ihnen zu ändern. Ich
habe allerdings von Bezzenberger zu hören bekommen, dass
eine Verbreitung meiner ansieht »nach seiner Überzeugung eine ge-
sunde weitercntwickelung unsrer Wissenschaft erschweren würde«
(a. a. o. 1344), und würde über dies zuversichtlich ausgesprochene
verdammungsurtheil sehr unglücklich sein, wäre mir nicht von
anderer seite trost gekommen. Der mann, dessen vorzeitiger
tod von uns allen als ein unersetzlicher verlust der Wissenschaft
beklagt wird, Hermann Ebel, hat in dem vielleicht letzten, was
er geschrieben hat, erklärt »an der ansieht fest zu halten, dass
das negative resultat meiner Untersuchungen bisher noch nicht
umgestossen ist, und dass in der that auch die vermittelungen
da sind« (ztschr. f. völkerps. VIII, 472). So wage ich zu hoffen,
dass es auch jetzt noch gelehrte geben wird, welche mich nicht
als Schädiger der Wissenschaft verfehmen.
In der Jenaer lileraturzeitung 1874 art. 201, 1875 art. 588
habe ich ausgeführt, dass das verhältniss der gutturallaute gegen
die annähme einer europäischen grundsprache spricht. Heute
soll die gewalligste stütze der europäischen grundsprache, die
Übereinstimmung in der erhöhung des alten a zu e auf ihre
haltbarkeit geprüft werden. Eigentlich ist sie durch Hübsch-
manns nachweis, dass das armenische e und ei für urspr. a
und ai an denselben stellen hat wie die europäischen sprachen
(ztschr. XXIII 33 f.), schon gestürzt. Es scheint aber nicht un-
denkbar, dass jemand, um den schweren hieb, welchen Hübsch-
mann gegen den Stammbaum gefülirt hat, zu heilen, versuchen
wird, das armenische zu den europäischen sprachen zu stellen
und alles dem widersprechende als spätere einwirkung der
eranischen nachbarn zu erklären, wie es Fick mit dem phrygischen
gemacht hat. Daher wird es nicht überflüssig sein, die Ver-
breitung des e in Europa selbst etwas näher anzusehen.
Was beweist dii£ e der i>ut'Upäi schien siirauhen ele. 33&
Wenn zwei oder mehrere sprachen eine unui-sprüngliche
erscheinung mit einander gemein haben, welche sich in den
übrigen verwandten nicht findet, so folgern die anhänger der
stanimbaumtheorie daraus sofort, dass diese sprachen von einer
spraclie abslamraen, welche schon vor ilirer spaltung diese un-
ursprüngliche erscheinung besass. Wir wissen aber schon, dass
sich eine solche übereinslimmur^ auch ganz anders heraus-
^bildcL liuben kann (s. voc. II, lÖ6ff.) und für den Stamm-
baum gar nichts beweist, so lange nicht positiv bewiesen ist,
e nur auf dem vorausgesetzten wege entstanden sein
iann. Die Ihatsaclie, dass die europäischen sprachen wesent-
lich übereinstimmend «; haben, beweist von vornherein für die
annähme einer einheitlichen europäischen grundsprache mit e
an den betreffenden stellen ebenso wenig, ^^'ie die thatsacbc,
i die hochdeutschen dialekte eine zweite lauiverschiehung er-
litten haben, für die annähme einer einheitlichen hochdeutschen
Ursprache mit vollzogener zweiter Verschiebung beweist. Wie
liese lautverscliiebung erwiesenermassen allmählich von süden
lach norden vorgerückt ist (Braune in seinen beitr. I, 1 ff.),
o kann aucli die erhöhung von « zu e auf ii^end einem punkte
begonnen mid sich allmählich fortschreitend über ein grösseres
lebiet verbreitet haben. Sollten sich gründe für diese annähme
ndeu — gründe gegen sie sind noch von niemand vorgebracht
ft'orden — , so würde das übereinstimmende e, weit entfernt
aine einiieitliche europäische Ursprache zu ei'weisen, vielmehr
^en diese annähme sprechen. Dass dies der fall ist, folgt
^bon aus Ficks geständniss, dass »das e nachweislich innerhalb
sder der europäischen einzelsprachen, nachdem es einmal aus-
geprägt war, stark um sich gegriffen hal< (spracheinli, 177)-
'^A'ir wollen jeiloch etwas näher auf die sache eingehen.
Die worle, welche überall, wo sie in Europa erscheinen, e
Kiaben, geben gar keinen aufschluss über die entstehung des-
JBeLben. Der aufschluss wird nur von denen zu erhalten sein,
Xcelche bei überwiegendem e auch in Europa nocli irgendwo
»uit a ei'haiten sind. Das zahlwort »vier« lautet lit. keturl,
sbulg. idyrije, got- fidcür, axc. eethir, giiech. zioaaQtf, osk.
^xtora, umbr. petur-, aber lat. qttattuor. Dass qualbwr eine
Rückbildung aus *y?icHHor sei, hat wohl noch niemand be-
luiuptel; wäre letzteres einst vorhanden gewesen und umge-
staltet worden, dann würde *catiu&r entstanden sein wie colo
1
336 Johannes Schmidt,
aus *qfido^ vgl. inquilmus. Das a von quaUuor muss als direo
ter nachkomme des ursprunglichen a angesehen werden. Fick
spracheinh. 178 erklärt also folgerichtig, »dass wir uns dies
Zahlwort wegen lat. quattuor in der europäischen grundsprache
nur als katvar denken dürfen«. Um die existenz von quaümor
unter der Voraussetzung des Stammbaumes überhaupt möglich
zu machen, muss man annehmen, dass sämmtliche untergrund-
sprachen zwischen der europäischen und dem latein, die süd-
europäische, gräcoitalische und italische, das a gehabt haben,
denn sonst könnte es im lateinischen nicht erhalten sein. Der
geschichtliche verlauf raüsste also folgender gewesen sein. Europ.
kcUvar ward nordeurop. Jcetvar, blieb aber südeurop. katvar.
Aus südeurop. kcUvar ward air. cethir, zufällig im vocale mit
dem nordeurop. stimmend, dagegen blieb das a im graecoita-
lischen. Aus gr.-it. katvar ward griech. rarfa^, zufällig im
vocale mit dem kelt. und nordeurop. stimmend, im uritalischen
dagegen blieb a. Aus urital. quoituar ward osk. umbr. jpefor,
zufällig im vocale mit dem griech. kelt. nordeurop. stinunend.
Man darf wohl auf die ant^vort gespannt sein, welche jemand,
der diese drei Zufälligkeiten anzunehmen bereit ist, auf die
frage, warum er denn dieselben drei Zufälligkeiten nicht in allen
Worten mit e annehme, geben wird. So gut wie osk. petora^
umbr. petur, griech. riaaaQsg, air. cethir nur zufällig mit liL
keturl, abulg. cetyrije, got. fidvör übereinstimmen sollen, ebenso
gut können alle die worte, für deren europ. e nach Ficks
rechnung die grösstmögliche Wahrscheinlichkeit, nämlich die
Übereinstimmung der sechs »hauptsprachen« griech., ital., kelt.,
lit., slav., germ., — welche, vom lat. quatiuor abgesehen, ja
alle sechs auch auf europ. "^ketvar führen — besteht, auch
nur zufällig übereinstimmend e haben. Dem vorurtheilslosen
denken bleibt nur folgende alternative. Entweder stimmen
alle e ebenso wie in keturi, öetyrije u. s. w. nur zufallig
überein, dann beweist ihre Übereinstimmung nicht das mindeste
für die annähme einer einheitlichen europäischen grundsprache
mit e an den betreffenden stellen. Oder die übereinstimmenden
e in den benennungen der zahlen fünf, sechs, sieben, zehn u. s. w.
bei Fick stehen mit einander in historischem zusammenhange,
dann müssen auch die e von petora, tiaaageg u. s. w, mit
einander in eben demselben zusammenhange stehen. Letztere
können aber nicht aus einer einheitlichen europäischen grund-
Was beweist das e der europäischen sprachen etc. 337
form ketvar hergeleitet werden, das verbietet qtwUuAr. Also
ist für kein einziges der worte mit übereinstimmendem e die
annähme eines europäischen Wortes mit e nothwendig. Denn
so gut wie europ. keUvar in den sechs europäischen haupt-
sprachen sein erstes a za e gewandelt hat, kann die europ.
gnmdsprache auch panka, svaks, saptan, dakan u. s. w. noch
mit a gehabt haben, trotzdem alle sechs hauptsprachen in deren
desoendenten e zeigen^). Folgerichtig erweisen dann die Über-
einstimmungen der europäischen sprachen in e, mögen sie an
zahl so gross sein, wie sie wollen, keine einheitliche europäische
Grundsprache als geschlossene einheit gegenüber den arischen
und als mutter der späteren europäischen sprachen.
Welchen der beiden allein möglichen wege wir auch ein-
sddagen, auf jedem gelangen wir nothwendig dazu, die existenz
einer einheitlichen europäischen grundsprache zu verneinen.
Das a von qtuUttwr ist einzig und allein unter der Voraus-
setzung begreiflich, dass auf irgend einem oder mehreren punk-
ten des europäischen Sprachgebietes das erste a von katvar zu
« erhöht wurde, und dass die erhöhung sich dann allmählich
üb^ das ganze Sprachgebiet verbreitete, nur einen winkel nicht
erreichte, in welchem katvar bestehen blieb und später zu
T*oituar wurde ^). Es mögen hier nun weiter worte aufgeführt
Verden, welche bei mehr oder weniger überwiegendem e in
eioem winkel des Sprachgebietes das alte a erhalten haben,
armen, inn aus *envan (Hübschmann a. a. o.), griech. ivvia^
lat. novem aus ^neveni, got. miiw, lit. devym, abulg. dev^l^
preuss. neuyjnts nonus, aber brit. nau wie arisch navan;
iit. pilnas, urslaw. pl^lnU, got. ftdls aus ^peltM-s •), lat. plenus
aus *pelnns, aber air. com-ldn plenus, ccymralnad impletio
aus *pdlnar (voc. II, 354. 370);
^4rmen. meis, griech. ikiyaq^ got. mikils, anord. miök (= *meku),
aber air. magh-, ntaighne aus *fnagnio- (Stokes beitr. VIII,
339 no. 462), lat. magnus wie skr. tnahatU-; im comparativ
^) Für dakan würde diese annähme an armen, tarn (Hübschmann
»^hr. XXni, 38) eine stütze finden.
*) Armen, charkh, o aus a Hübschmann a. a. o.
") German. o, u ist vielfach vor r, l, n, m aus e entstanden, besonders
^e hier in ursprünglich unbetonten silben (skr. piirwa-Ä), vgl. Amelung
*»cbr. f. deutsches altert. XYIH, 195 f. 204 f. Hiernach ist Vemers aus-
^^^Dg ztschr. XXni, 134 etwas zu modificiren.
I
338 Johannes Schmidt,
hat nur das griech. fiil^cdp, fAsii;<ov e gegen lat. major,
tnagis, air. mda, tnöa, corn. nwy, moghya (Windisch Gurt*
no. 462^, got. tnais, maiza,
armen, mnal bleiben aus *menal (Hubschm. s. 34), griech.
fAipcn, aber lat. maneo wie abaktr. apers. man;
ahd. ebar, abulg. v-^pr^, aber lat. aper;
ahd. imbi, griech. ifATtig, aber lat. apis;
urslaw. po^rpq, anord. hrJf (aus ^kerpa voc. II, 460), aber
lat. carpo;
ahd. chemo, got. faiurn aus ^gema-m s. d. vorige anm., lit
zimis, urslaw. ztmo, aber lat. granum aus '^gamum;
griech. nXc-lov, lat. ple-ores, air. /ia mehr, aber anord. /fein,
d. i. urgerm. ^fta-iz-a;
griech. fi^v fAsig, lat. mUnsis, air. iwf, gen. mis (Gurt. * no,
471), lit. mSnä^ preuss. menius (Ness. thesaur.), abulg.
tn^qc^, aber ahd. mano;
griech. iQsßog, got. Wgt«, aber anord. rökr aus *fatii5, *raJm8
wie skr. ra/ew;
armen, es, griech. iymv, lat. egro, got. ik, aber abulg. offl wie
abaktr. azem, apers. a(iam, skr. aham; von den baltischen
sprachen hat das lettische zum germanischen stinunend es,
das litauische aber eine zum germanischen und eine zum
slavischen stimmende form: »alt und vielleicht nieder-
litauisch esz€ (Schleicher gramm. 217), so im königsberger
psalter v. j. 1625 (Bezzenberger lit. u. lett. drucke II s.
XXIV), dagegen im katech. v. 1547 (Bezz. I s. 11, 8) a>sck
wie in der heutigen Schriftsprache. Das preussische pro-
nomen wird im II. katechismus es, im I. und DI. as ge-
schrieben und ward a^s gesprochen, wie im verfolg dar-
gethan werden wird. Es lässt sich also nicht einmal eine
einheitliche urlitauische grundform construiren.
griech. ivi, iv, lat. air. got. in, lit. {, preuss. en, a» (kat. III),
an^ en (kat. I), aber abulg. vU, q- aus *an;
griech. atiQvov, ahd. stirna, aber abulg. strana;
griech. viog, lat. novus aus *nevos, got. niujis, preuss. neutcenen
(katech. II), aber fiawans, tiauns (katech. I, lü), lit. na^jas,
abulg. nom (späte wandelung aus *navti, Voc. II, 156.
169 f.) wie arisch nava-;
griech. xsQaög, lat. cervus, ahd. hirurZ, aber cymr. karu
(Windisch, Gurt. * no. 50), lit. kdrve^ abulg, krava kuh;
r
Was beweist dos e der europäischen sprachen
griech. tnTTog, lat. egam, air, eck, as. chtt, aber lit. as^r«
(preuss. aswinim pferdemilcU) ;
griech. lag, lat. vSr aus *«eser, air. wra/A (Ebel gr. ceU. 55),
abulg. vesna, aber anord. var, lit. vasarä me abakti'.
mjiÄrrt-, skr. pasanla-;
griech. lantQog, lal. vespt-r, air. fpscor, abulg, veccrS, aber
lit vdkaru»;
laL eer&um, gol. laiirrf aus '^Tfd/Mi-m (s. 337 anm. 3),
preuss. wiräs worl, aber Ht. värdas name;
Kriech, ieti, lat. est, got. is(, abulg. jesU, \\\. isti, preuss. est
(kat. 11), ast (kat. 1, IIJ), air. is, as wie arisch asii;
anord. hiam, hritn, russ. seretHi, aber lit. seorMÖ pruina (Voc,
11, 76. 340. 457);
Ijl, tenvas dünn, urslaw. linihä (voc. II, 55). anord. thunnr,
ahd. dttwni aus *ttw«was, *tktmvjas und diese aus *ten«aß,
*lenvjas (s. 337 auni. 3), cymr. teaeu (Zeuss" 109), lat.
fenuis, aber air. tana, griech. tupv-, rayaög wie skr.
tattüs;
' lit. lengvas, abulg. iJ^aArü, got. leihts aus *^A/5, lat. levis,
aber air. fa^u minor aus *lagiu, griech. iHax''? ^'^ s'^''-
Idj^Aii-s;
lil- pa-si-gendü, abulg. i^ati, lat. pre-liendo, griech. x**'*"/*"*
aus "x^yi-eofiai, aber x'"'«!«*''» (voc. I, 73);
'l^t. (^-fcndo, got. ^'f^ aus "benda, abulg. o-frida, ö^cJa aus
*be»da, griech. ti«»'^ neben 7rai> aus n-«*'i^ wie skr. hodh
(voc. 1, 9af.);
'■Kot. qima,' lal. KUtKo, aber griech. ßaivm aus *iSKVJo) wie
skr. gam.
' *ir. ben, gean weib (Windisch Gurt.* no 128, Stokes beitr.
VIII, 318), got. qinö, abulg. eena, preuss. geimo, aber böot.
ßavti wie skr, jani.
In dies verzeichniss sind nur solche worte aufgenommen,
**lche Kweifellos aus einer und derselben grundforni entstanden
"'^d und in melir als einer spräche e liaben. Dabei habe ich
""^n anhängern der stamndjauintheorie die von mir natürlich
^*^ht anerkannte concession gemacht, griechisch-italisch und
^lAwisch-Iilauisch als je eine spräche zu rechnen, also worte,
*<dche nur in je einer dieser gruppen e, in anderen sprachen
** Ilaben, gar nicht aufgenununen. Wer mehr zeit bat, als mir
(5«8onwärtig zu geböte steht, wird das verzeichniss leicht be-
340 Johannes Schmidt,
Irächtlich erweitem können. Fick spracheinh. 179 hat 33
nominalbildungen mit »europäischem« e, mein verzeichniss ent-
hält, qtMMuor eingerechnet, 29 nomina (pronomina, zahlworte)
mit mimöglich europäischem e; es wird also fär jeden, der ohne
vorurlheil an die frage heran tritt, die thatsache über allra
zweifei erheben, dass es eine verhältnissmässig nicht geringe
anzahl von Worten gicbt, welche in mehreren europäischen
sprachen übereinstimmend e haben, für welche aber trotzdem
kein ureuropäisches e angesetzt werden darf, weil auch in
Europa das alte a noch vorkommt. Die erhaltenen a obiger
29 Worte vertheilen sich in folgendem Verhältnisse über die
einzelnen europäischen sprachen: germ. 4, slaw. 5, kelL 7,
lat. 7, griech. 6, lit. 8. In keiner einzigen spräche also ist die
tonerhöhung des a zu e consequent durchgeführt, jede hat dnen
oder den anderen nachzügler mit altem a bewahrt. Ja manche
der Worte machen den ansatz selbst der jüngsten art von Ur-
formen unmöglich. Wie lautete die uritalische form von quattuar
petor-, die urbaltische von lit. äsz ese, die urgermanische voa
röhr riqis? Die meisten alten a sind im litauischen erhalten,
das slawische, welches zu den arischen sprachen sonst in ziem-
lich demselben Verhältnisse steht wie das litauische hat weit
weniger a.
Auffällig wird es erscheinen, dass das griechische, welches
doch sonst dem arischen so nahe steht, nur mit 6 a im ver-
zeichniss erscheint, während das dem arischen femer stehende
lateinische 7 a aufweist. Der gmnd ist, dass ich die a, welche
vor oder hinter q einem e der übrigen europäischen sprachen
gegenüberstehen, aus dem Verzeichnisse fortgelassen habe, weil
sie eine besondere besprechung erfordern. Bekanntlich findet
sich in dorischen mundarten, besonders der lokrischen vielfach
a^, ga an stelle von €q, ge der übrigen mundarten oder des
lateinischen. Allen, der die erscheinung stud. III, 218 ff. be-
handelt, hält diese a für ursprünglich. Sind aber die a z. b.
von lokr. q^ageiv^ j:€(fnagtog^ natäga ursprünglicher als die $
von ipigsiv^ kanigioq^ nav^ga, lat. fero, vesper^ pater^ wo bleibt
dann die graecoitalische gmndsprache? Allen sucht diesen
Widerspruch zu bemänteln, Brugman hat ihn aber richtig er-
kannt (stud, V, 328 f.). So viel steht fest : ist das a von tpaqs^v
das aus der Ursprache bewahrte a, dann ist die annähme einer
einheitlichen graecoitalischen grundsprache unmöglich; soll
Was beweist das e der europäischen sprachen etc. 341
QT^rache gehalten werden, dann müssen die ihr widersprechen-
den a als ruckbildungen aus e erklärt werden. Letzteres thut
firagman. Er hat durch reiche materialsammlungen gezeigt,
dass in jüngeren sprachen vielfach e vor r zu a geworden ist.
Ich selbst habe dies material durch poln. ar aus urslaw. Kr ver-
mehrt (voc. II, 41. 4ö), bin also weit entfernt die physiologische
thatsache im allgemeinen zu bezweifeln. Für das griechische
muss ihre geltung aber ausdrücklich bewiesen werden, ehe man
sie zur erklarung griechischer lautverhältnisse benutzen darf,
fin lautgesetz wie im polnischen waltet in den genannten
dialekten nicht, das beweisen z. b. ikiqog^ niQ der opuntischen
ioschrifl, wir haben es nur mit einer lautneigung zu thun.
Das ^ hat ersichtlich eine rolle dabei gespielt. Aber hat es
durch seine klangfarbe das alte a vor der erhöhung zu e ge-
schützt oder ein schon zu e erhöhtes wieder zu a gewandelt?
Darauf ist meines erachtens noch keine stichhaltige antwort ge-
geben. Brugman will gerne zugeben, dass keine nöthigung vor-
liege das a von g>dQ€$v aus s herzuleiten, ist aber der ansieht,
dasB die a von feanaQtogy navaQa^ dvq>o%aQoav aus $ entstanden
seien, nur weil die graecoitalische grundsprache in diesen Worten
schon e gehabt habe. Wer nicht an die graecoitalische grund-
sprache »glaubt«, wie Brugman sagt, kann diesen, den einzigen
für die entstehung des a aus b vorgebrachten grund nicht gelten
Ijösoi. Wollte man ihn anerkennen, so wäre man gezwungen
Auch die a von xaw-^ ii-a%vg, %avddv(a^ wz. ttcx^, ßaivooy ßavä^
Vattwr^ magnus^ maneo, aper, apis und nicht minder alle
übrigen a unseres Verzeichnisses als ruckbildungen aus e zu be-
trachten, wofür ich keinen grund sehe, da eine einwirkung be-
stimmter o-farbiger laute auf den vocal nicht nachzuweisen ist ^).
& ist also nichts vorgebracht, was hinderte anzunehmen, dass
i& doi von Allen verzeichneten dialektischen formen das alte
a durch die klangfarbe des q bewahrt geblieben ist. Indem
*) Griechisches a gegenüber e anderer europäischer sprachen findet sich
Q obigen betspielen und in weiter unten zu behandelnden suffixalen silben
^^Bisr TOT if nur vor y oder an stelle von an, falls nämlich iXaxvg aus
*f^W entstanden ist, was im hinblick auf lit. UngvaSy vorgerm. *Unhts
viebt oninOglich erscheint. Da nasale nicht a-farbig sondern u-farbig sind
(^otl, 180; n, 334 f.), ausserdem mehrfach ty neben a erscheint {ßiyS-og:
Mt(^ nip9t^: ifMof, ^/cvcT-tfo/ia* x^^^^f*^^' ^X**^^^)^ können wir in diesen
'^ keine rfldcbildong von tr zu ay oder a annehmen. Vielmehr scheint
342 Johannes Schmidt,
ich dies annehme, glaube ich unter dem schütze von Curtii
zu stehen, da er sagt: »in der nachbarschaft eines q sind
Griechen mehr zur bewahrung, die Römer zur Veränderung
a geneigte (Ber. d. sächs. ges. 1864 s. 14), Verhält es sich
dann kommen zu dem obigen Verzeichnisse noch hinzu:
got. bairuy abulg. berq, air. biru, hiur, lat. fero, griech. g^i^
aber lokr. q>dQ(o wie arisch bharami;
armen, sirt, lit. sjnrdis, urslaw. sürdice, got. hairtöy air.
aber griech. xagdia wie abaktr. mredhaem^ skr. hordi, hr^;
lit. skrebiu bin trocken, preuss. sen-skrenip-ümanj runzel, mtwd,
schrimpfe, aber griech. naQtpta (voc. II, 491).
got. hvaimeij lat. cemuus^ griech. 9t€(ßavi^a$, aber ndqch^^
na{}iivov, xgdva^ xqäviov (voc. II, 314).
Dann steigt die sunmie unseres Verzeichnisses auf 33 und das
griechische hat nicht 6 sondern 10, mit j:€a7TdQtog 11 alte a
bewahrt, d. h. mehr als irgend eine andere europäische spräche.
Ordnen wir die sprachen nach der zahl der erhaltenen a so
ergiebt sich die reihenfolge: griech. 11, lit. 8, lat. kelt. 7, slaw.
5, germ. 4. Übrigens lege ich auf diese zahlen wenig gewicht,
da sie zu unbedeutend sind um positiv das verhältniss der
sprachen zu einander zu beweisen. Hinreichend sind sie um
das negative resultat, die Unmöglichkeit einer einheitlichen
europäischen Ursprache fest zu stellen.
Bekanntli(jji giebt es auch worte, welche nur ganz ver-
einzelt in einer oder der anderen spräche mit e erscheinen.
Deren c, sofern es nicht durch klar erkennbare lautneigungen
oder gesetze im sonderleben der einzelsprachen entstanden ist
(z. b. lat, per-fectus: factt4S, die germanischen umlaute, suffixales
c im mittelhochdeutschen, u. a.), zeugt natürlich ebenso gegen
die einheitliche europäische grundsprache wie die bisher be-
handelten. Wir haben noch nicht das mindeste recht, das s
z. b. von iyyvg für jünger als das von öixa zu erklären, ersteres
ist nur griechisch, letzteres allgemein europäisch. So lange
nicht das gegentheil erwiesen ist, müssen wir annehmen, dass
der bei'gang folgender gewesen zu sein: neben urspr. an entwickelte sich durch
die dehnende kraft des nasals an oder ä, welches durch seine länge der
tonerhöhung mehr widerstand leistete als an (vgl. Voc II, 325). Als am
%u tv erliöht ward, behielten an und n ihre alte klangfarbe, verkürzten
sich aber später (s. Voc. I, 121). Z. b. neben *bhandhas entwickelte sieh
*bhädhaa, ersteres ward niv^^i, letzteres *näB^ogj näStoq.
beide zu derselben üeit entstanden »ind und nur das gebiet,
jfiber welches sich die tonerhöhung erstieckt hat, verschieden
Amelung, der das fortschreiten der wjindelung von a zu e
innerhatb der ei nzelsp rächen mit dem oben gemachten Yor-
l>ebalte leugnet, suclit dennoch die europäisclie grundspiache zu
ipetten, indem er annimmt, »es lagen in all diesen fällen in der
europ. grundsppache doppelte bitdungen vor, die eine mit «, die
Uidere mit e, beide der bedeulung nach charakteristisch ver-
fcbieden; die eine spräche habe nur diese, die andere nur jene
«ortform für beide bedeutungen beibehalleii« (ztschr. f. deut-
sches altert. XVIII, 174). Wo es sich um worte Iiandelt, bei
4enen eine differenzirung der bedeulung überhaupt möglicli ist,
'ISsst sich dies auskunftsmittel nicht ganz von der band weisen,
nur ist natürlich jeder, der zu ihm greift, verpfliclitet das
aebenein au derbes tehen der beiden formen mit a und mit e in
piner und derselben apraclie mit charakteristisch verschiedenen
bedeutungen wirklich naclwuweisen, was bisher noch nicht ge-
schehen ist. Für den zweck dieser zeilen genügt es, zu betonen,
]as es Worte giebl, welche sich dieseni auskunflsmiltet auf das
DUchiedenste widersetzen. Ich wenigstens bin ausser stände
oir vorzustellen, welcher art die charakteristische bedeutungsver-
cliiedenheit zwischen agam und egam ■»ich*, navan und ncvan
|»xieun<, katvar und ketvar >viert, ani und eni »in« gewesen
Fernei' steht Amelung die thalaache entgegen, dass in
bialen silben die selben Verhältnisse walten wie in wur-
bilben. Ehe ich zu deren besprechung übergehe, ist aber
1 die qualität des e in den europäischen sprachen zu be-
ichten.
Fick spracheinb. 177 sagt, die umwandelung von a zu e
*6i bereits innerhalb der europäischen einheilsperiode vollzogen,
: näher anzugeben, welchen laut wir unter e zu verstellen
*ben. Vorsichtiger drückt sich Curtius ber. d, sächs. ges. 1864
*■ 19 aus. Er nimmt für die europ. grundsprache nur eine
^dünnung des o in anspruch, »Dass der dünnere voeal, in
■""1 ein Iheil der o-laute überging, schon ein vollständiges e ge-
, brauchte man gerade nicht anzunehmen, wir bedürften
flW" eines vocals, der im Übergänge zu e begriffen wäre«. Ficks
kann sehr leicht zu dem missverständnisse Veranlassung
J^l*€n, als ob durch das schriftzeichen e überall derselbe laut
"•«gedrückt würde. Das ist thatsächüch nicht der fall. Curtius'
344 Johannes Schmidt,
salz ist, falls überhaupt eine europäische grundsprache an-
zunehmen ist, durch seine Unbestimmtheit richtig, verdeckt
aber eine tiefe kluft innerhalb des europäischen Sprachgebietes.
Unter europ. e haben wir bei Curtius einen nur negativ be-
stimmten laut zu verstehen, der weder a noch i ist aber
zwischen beiden liegt. Die übergangslaute zwischen a und •
giebt Brücke an als a, a«, e^, e, f, die selbe anzahl unterscheidet
Lepsius. Nun ist es sehr schwer, vocale todter sprachen
physiologisch genau zu bestimmen, zumal, wenn es sich nicht
um den vocal eines einzelnen wortes sondern um den ganzer
wortreihen handelt. Folgendes glaube ich, wird man trotzdem
als feststehend anzusehen haben. Griech. c war Brückes e (i
ferm6 der Franzosen, deutsches e in ewig), da seine dehnung in
den meisten dialekten durch £i bezeichnet wird^ ebenso das
italische e, da es auch ohne nachweisbare einwirkung «-farbiger
consonanten vielfach zu i wird (man sehe das material bei
Corssen II ^ 257 flf., Bruppacher osk. lautl. 25, Aufrecht-Kirch-
hoflf I, 27 f.). Denselben lautwerth verräth das germanische e
durch seine tendenz, durchweg in i überzugehen, wo es nicht
durch folgende laute aufgehalten wird. Denselben lautwerth
müssen wir für das slawische e wegen seiner nahen berührung
mit X annehmen. Das" litauische e dagegen ist Brückes c* {e
ouvert der Franzosen, deutsches e in echt) und läuft gegen den
schluss seiner articulation ganz oder fast ganz in a aus; näheres
s. bei Kurschat laut- und tonlehre 6, wtb. I, XI, Schleicher
gramm. 7. In zemaitischen drucken findet sich dafür auch o,
in (Schleicher s. 32), Dauksza i. j. 1599 schreibt e«: cUwe^,
k&'lo, ze^me, dükte^ u. a.; man sehe die von Geitler lit stud.
15 mitgetheilte probe. Ebenso ist das lettische e überall ein e
ouvert, wo es nicht durch einwirkung folgender heller (palataier)
laute zum e ferme gewandelt ist, s. Bielenstein I, 39 f. Nur
vor n, m, r, l, s, welche in vielen sprachen i-farbig werden*),
ist das e im lit. lett. sehr oft zu i geworden, wie hier nicht
weiter ausgeführt werden kann. Das von folgenden lauten un-
abhängige lit. lett. e ist durchweg Brückes e* und steht dem
ursprünglichen a um eine stufe nälier als griech. ital. germ.
slaw. c. Das preussische hat urspr. a bis zu i gewandelt eben-
>) Im altbaktrischen färben r, n, m vorhergehendes a vielfach zu e, s.
Schleicher comp.* s. 40. 47.
Wns heweiat Hhü e der europSiBchen sprachen etc.
345
falls nur vor », m, r, t '). Vor allen anderen iautcn ist e be-
walirt geblieben und zwar noch a-ähnlicher als das lit. und
letl. e. Während lit.-lett. e = Druckes c" ist, muss preuas.
« = Brückes a' {engl, a in fat, das a in gezierter norddeutscher .
ausspräche) gelautet haben. Dies folgt mit Sicherheit daraus,
dass oft ein und dasselbe wort in einer und derselben quelle
sowohl mit a als mit e oder ae geschrieben erscheint. Der
dritte katechisnius hat neberj einander gcntmn gannan weib (alle
') Ich setze die beispiele voilsläiidip liBr; aus den katechismen: pO-
dmgai er gefalte, dinkaut denken, dirbinsnati das zittern, diratlati stattlich,
giouenin g^urt, girtieei toben, girbin zahl, tmt nehmen, kinchtt ktracha
(iher. limtwei brechen, ptmimman gedSchtniss. pünan voll, em-pyrint var-
sammelD. pirmoU erster, pirtdau vor, etttriHka er sammelt, po-»itmat be-
hnnen, sira» herz, siVsdau unter, slirum» gehtten habend, »winU heilig,
Srta driller, peririnektnn verEtockl, ettoiriuns ge/^f^iet habend, pOKirps
frei, prawilla verratben. witma lieraus, rnttgriakan list, wyrs mann, wird»
"ort, wir« wird; das i in po-Ügu gleich ist jedes falls zunächst aus tn
entstanden, mag der wunelvocal urspr. a oder i sein (voc. I, 89 f.). Aus
dem vocabular: au-birgo garkoch, au-ioirpu fluthrinne, a(ii)-wükis faden,
Mrga-karkig teile, <lritnbit schleier, girmü made, ginioywU handmOhle,
9t»liinban hiau, inxcte niere, inalran schmer, inauwts iunge, irmo arm,
f^^^mriKf (bs. ketwirtire) domierstag, itirao strauch, kirsnan schwarz,
ovcawfa-Kiirps aderlasser, lingo sleigbOgel, mt/nsü schmer {liL apmoioti be-
(ieitler ht. stud. TT, abulg. matati), nii/nsowe schQssel, papimpit
t:t«lpoltiter, pintti weg, pirsten flnger, airgU hcngst, tyrne kom, tinoia
t?) reb. Mrat'Iü boniisse, iinklo nelz, vükis wolf, vilnia rock, tovtgta
, wirbf »eil. Wo ausserdem preusa. t aus einem e-laute entstanden ist,
; (9 iung, ihm entspricht dann Ut. e, welches, durchweg lang, nicht e'
»Kid«rn gesclilossenes r ist. Dies litauische e entsteht meist durch secundäre
*^toungeti aus e, bei denen n, », r, l dwnfalls eine rolle spielen (voc I,
•Ö- IL 490), Dem lit. e olymologisch gleich ist abulg. S, welchem eben-
f^ih preuss. > entspricht. So im preiiss. Latech. III gidan schände, liL
9^^: ut essen, lit. fsti: milinan Qecken, lit. mflyne; sidont sitzend (I«m-
''^»i*. II tt/ndnu), lit. seijint; noirins tbiere, lit. iDcT'«; semmai Kauiu
"ieiletjferahren. abulg. Htcf. priki gegen, abulg. prlko voc. II, *9I ; im
*orftbular riclig s&ller, lit. rlÜas; HÜdeniki» leithund, Eech. »lidnik, abulg.
^Äl«. ttrigeno gehjm mit rf aus er (vgl. priki), russ. sferieni mark. Einem
I "t t rteht preuss. i ausser vor n, wi, i; l gegendber nur in krixlieno erd-
I ""twaibe, lil. kregidf, wo r vorhergehl; pj/cni*, pickuls hWle, teufel ent-
L ^cfat iwar lit. pekUt, das worl ist aber wie die meisten kirchlichen aus
I •xi fwhiischen entlehnt, so dass ilas preuss. t nicht aus dem lit. e sondern
I "* <l«n poln. i« von piekio entstanden ist. Das » von auklipU verborgen
I "w aus e" entstanden ist. Im vorstehenden sind alle aus e entstandenen
I ™* pteussisehen verzeicbnet.
I *«IlKhiin ttr lorgl. SprMhf. N. F, III, 4. 23
346 Johannes Schmidt,
übrigen quellen kat. I, II, voc, Grünau haben e; abulg. ienä),
essei assai du bist, estei (istai ihr seid, weldünai die erben sg.
uxüdüns (Wi.pa-veldUi erben), po-brendints beschwert po-brandi»-
nan beschwerung (lit. bredyti vexiren aus brend^^ s. voc. I»
85 f. II, 499), en-kaüitai an-kaititai angefochten (sonst wird die
Präposition = lit. |, abulg. vü in lü durchweg ett, ^ geschrie-
ben, in I an, en, in II nur einmal an, sonst durchweg en),
dengan dangan dcmgon himmel (lit. dial. dengüs neben dangus
Schleicher gr. 32), kelsai kalt^a sie lauten, skdlants schuldig
skallisnan pflicht, er-treppa sie übertreten trapt treten. Überall
mit a geschrieben ist perlankai^ -ei, -i gebührt (lit. perUnkis
gebühr). Mehrfach vertheilen sich die verschiedenen Schrei-
bungen auf verschiedene quellen. Von den drei katechismen
sind I und II an umfang einander gleich, m aber drei^el^lmal
so gross als diese. Unter dem durch dies grössenverhältniss
bedingten vorbehalte ergiebt eine vergleichung dieser drei quellen,
dass I von allen diesen am meisten zu a, 11 am meisten zu e
neigt. I hat mos wir gegen II. III mes = lit. mes; ia, bha^ hak
»und« gegen bhae, bhe IL III (lit. bei) ; cissa von, III esse^ U schwankt
zwischen beiden (lit. isa); samniay nach unten (IL III. semmapj
-ai) neben na semniay auf erden, semmin terram, voc. same erde
(lit. zenie). Dagegen hat II nur es ich {as I. HI), nur est aest
ist (I. III nur ast, aber in III essei bist, estei seid bei üb«*-
wiegendem a), neutoenen novum (L III nawans^ nauns)^ nie$^
baenden unnützlich {ni enbandan III). In zwei Worten haben
die katechismen nur a, das vocabular dagegen e: tatvs vater
I. IL III, thetvis vatersbruder voc. (lit. tevas)^ spagtan bad lü,
specte voc. Das umgekehrte verhältniss besteht in semme erde
I. IL III, same voc. (doch samniay nach unten I). Bei dem
schwanken der Schreibung innerhalb III glaube ich nicht, dass
man da, wo sich a und e auf verschiedene quellen vertheilen,
wirklich dialektisch verschiedene formen annehmen darf, son-
dern dass nur verschiedene Schreibungen eines und desselben
lautes a* vorliegen. Denn die Verschiedenheiten sind nicht con-
stant in derselben richtung. Das vocabular hat in thewis und
specte e gegen das a der katechismen, in same aber umgekehrt
a gegen das e der katechismen und zahlreiche a in Worten,
welche den katechismen fehlen, aber im litauischen e haben.
Pauli beitr. VI, 413 f. hat sie zusammengestellt, hält aber ihren
vocal schwerlich richtig für reines a. Hier seien nur solche
Was beweist das e der europftiscben sprachen etc. 347
Worte genannt, in welchen das litauische mit dem slawischen
übereinstimmt:
same, lit. eeme, abulg. zemlja;
addle tanne, lit. ^U, abulg. jd^;
assaran landsee, lit. ezeras, abulg. jezero;
ladis eis, lit. leäas^ abulg. ledU;
ratinsis kette, lit. retezis^ abulg. ret^zl;
küarwis birkhuhn, lit. iet^va, abulg. tetrev^^ anord. thidvrr^
griech. xsxQaonv,
Vergegenwärtigen wir uns nun noch einmal die reihe der
laute von a bis i: a, «^ e^, c, i. Das griech. ital. germ. slaw.
6 ist c (über das keltische erlaube ich mir kein urtheil), das
litauische und lettische ist e*, das preussische ist a^ Der
preussische laut z. b. von ast est^ A, \, a*'st steht also dem ur-
sprünglichen asti näher als dem slaw. jesti^ got. ist^ air. t5,
laL est^ osk. Ist, iaxL Und wenn wir eine baltische Ursprache
anzunehmen hätten, so müssten wir deren e ausser vor n, w,
r, 2, s durchweg als a* ansetzen, also dem arischen a näher
rucken als dem e der übrigen europäischen sprachen. Aller-
dings könnte man über diese Schwierigkeit hinweg kommen,
indem man annähme, das europäische e habe eben a' wie im
ppeussischen gelautet. Man stünde dann aber sofort vor einer
durch die stammbaumtheorie nicht lösbaren neuen Schwierig-
keit Wie kommt es, dass zwei nordeuropäische sprachen,
slawisch und germanisch, und zwei südeuropäische, griechisch
und italisch, sich von dem gemeinsam europäischen a' gleich
weit entfernt haben und alle vier bis zu c vorgerückt sind?
Hier müsste man wieder an den hilfreichen zufall appelliren,
der ja auch die Übereinstimmung der arischen und slawolet-
tisehen sprachen in den palatalen Spiranten an stelle ursprüng-
licher gutturaler verschlusslaute der europäischen gnmdsprache
zum trotze herbeigeführt haben soll. Ist aber diese Überein-
stimmung des nordeuropäischen ausserbaltischen und des süd-
europäischen e zufall, dann ist die ganze Übereinstimmung in
e zufall, denn das preussische oder urbaltische a* steht ja dem
orspr. a näher als diesem c. Dann beweist das »europäische«
e gar nichts für eine einheitliche europäische Ursprache.
So viel steht fest, das a* der baltischen sprachen steht dem
arischen a näher als dem e der übrigen europäischen sprachen.
Fasst man diese von einander verschiedenen a* und e unter
23*
348 Johannes Schmidt,
dem namen eines europäischen e zusammen und stellt dies zu
dem arischen a in unvermittelten gegensatz, so verdunkelt man
damit den thatbestand.
Es ist anerkannt^ dass durch denselben process, welcher a
zu e erhöhte, der diphthong ai zu ei ward ^), und ich habe mir
auch die erhöhung von au zu eu als gleichartig zu betrachten
erlaubt (Jenaer lit. zeitg. 1875 art. 588). »Dagegen erhebe ich
einspräche«, sagt Bezzenberger Gott. gel. anz. 1875 s. 1322,
»denn ein europ. eu lässt sich der lituslaw. sprachen wegen
nicht annehmen«. Ich glaube, die einspräche wäre besser unter-
blieben. Das griechische und germanische besitzen den diph-
thong eu in grossem umfange, das lateinische und keltische
hatten ihn ebenfalls, haben ihn aber frühzeitig verloren (s. Corssen
l\ 672; Zeuss gr. celt. » 34; Stokes beitr. II, 107 f. IV, 401;
Becker beitr. III, 195), in den slawolettischen sprachen endlich
ist er nicht schwer zu erkennen.
Das griechische ^svfia wird abulg. rjuma. Damit ist der
weg gewiesen, wo wir den diphthong eu im slawischen zu
suchen haben. Nun vergleiche man:
ab. Ijubü, got. liübs, lat. leihereis aus *leuberds'^)\
ab. Ijtulije, as. liudi, wozu vielleicht auch die gallischen namen
Linda, Liudatus, (Zeuss ^ 35) gehören;
ab. bljtidq ich beobachte, got. biuda, griech. nevd-ofkm;
ab. z^vqj mjq ich kaue, lautgesetzlich aus *zjüvq, *^JHi^i ahd.
chiuivu; die annähme, dass z in diesen Worten zunächst
aus 0 entstanden ist, stützt sich auf das unten zu er-
wähnende lit. zaunos fischkiemen;
*) Die Verbreitung des ei soll hier nicht näher untersucht werden, nur
ein paar beispiele mögen platz finden, welche in mehreren sprachen ei und
dessen gesetzliche nachkommen zeigen, aber dennoch kein ureuropäisches
ei haben: lat. in-vitus^ in-vltare, lit. kv^czu ich lade ein, aber preuss.
quaits wille, quoit€ will (Fick ztschr. XX, 161); umhr. eiscurent poposcerint
(Aufr.-Kirchh. II, 358), abulg. iska bitte, iskcUi suchen, lit. jesMköH, aber
ahd. eisca, ags. äsce, urgerm. *ai8ka, ahd. eiscön, ags. äscian, UT^eTm,*ai$kön,
*) Vgl. libet aus lubet; andererseits ward *leubero- zu *louber(ht osL
lüvfrefs, lou/lrad] und mit Schwächung von ou zu oi, getrübt oe, laL
loeber-tatem. Genau parallel geht die wandelung des durch zusunmen-
rückung entstandenen eu yoii *pleu8 {slus *ple-jo8 = ^nXt-Myg-, vgl. pleores).
*pleti8 ward einerseits zu *pfew, ptis-ima, andererseits zu pUms^ pUmruma,
mit Schwächung von ou zu oi pUnrume.
Was lM!weisl. ilas
riipäi?HiPii sprachen pir.
ab. rtve(t ^ ags, rl?fi nigit (Grein, gloss. s. v. ry«), iiiF. fibul^.
rjtiti,
ab. blju^ Schüssel, grot. hluds.
Von den genannten kann Ijljiida allerding-s germanisches
lehnworL sein, sicher nicht fjubü wegen der menge damit zu-
sammenhängender bildungen, namentlich wegen liul»J liebe,
ebensowenig bljttdq^ weil es begrifflich von germ. *6ei«iEo zu
stark verschieden ist, und häi, rjttti machen durchaus nicht
den eindruck von lehnworten.
Der diphthong eit ist also im slawischen wie im nordische»
auf seinem zweiten elemente betont gewesen. Dadurch sank
das erste zu T und weiter, da hiatus nicht geduldet wird, Zu j.
Folgte auf den diphlhong ein vocal, so niusste zur Vermeidung
des hiatus sein zweites element in üv oder v gewandelt werden;
da ja später lautgesetzHch zu r wird, ist das product in beiden
fallen schliesslich 1v, z. b. itv-q aus *zjiiv-q gegen zi(fi £ujq aus
^tju-H *eju-jq, rfv-q gegen rju-H. Diese auflösung von /t* zn
^jüv, Ktf beweist unwiderleglich, dass das »(, welches hinter j, ¥
zu *ßp, V gewandelt wird, ein anderer laut war als dasjenige,
"wrelchem kein j voraufgeht. Letzteres, aus au entstanden, wird
"Vor vocalen ov (urspr. av), z. b. pht~H plov-q, slu-ti sloi>-q. Das
*» von ifv-q. r^v-q steht auf ganz gleicher stufe mit dem von
^v-etiS genäht aus *sjav-enü (vgl. lit. siMiJ-ii ich nähe), plH-ati
speien aus *pljUv-ftti, *pjUv-ati (1. sg. plju-jq) von den wurzeln
indc^. siu (siv), spiv (spiv), nur dass das 1 der beiden letzteren
aus urspr. t, das der beiden ersteren aus e = urspr. a ent-
standen ist.
Zu dem ei^ebnisse, dass das u der Verbindung ju im 9. jh.
anders lautete als das ohne j erscheinende führt uns auch die
^aphische bezeichnung beider. Die cyrillische schrift drückt
J*>, je. K, jq durch vorsetzen eines iota vor die zeichen von o,
e, {. « aus, aber die verbindimg, welche wir mit ju umschrei-
ben, ist nicht ov mit vorgesetztem iota, sondeni, wie schon
Kopitar erkannt hat, aus dem glagolitischen alpbabete herüber
genommen. Cyrillisch stitisirt gewann sie das aussehen einer
Verbindung von iota mit o. Dass sie niemals den ihrer cyril-
lischen erscheinung entsprechenden lautwerlh gehabt haben
kann, liegt auf der band, denn das cyrill. o halle zur zeit der
festselzung des cyrillischen alphabefes noch den werth von ä
(b. toc. 11, 169 f.), war also unfähig einen «-laut zu bezeichnen.
4
350 Johannes Schmidt,
Es ist nun sicher nicht ohne grund geschehen, dass man ju
nicht nach demselben principe bezeichnete wie ja, je^ jq^ jq.
Im glagolitischen alphabete sind die zeichen für j§ und jq er-
sichtlich aus denen für q und q abgeleitet (für ja, je giebt es
keine eigenen zeichen, sondern die für ^, e vertreten ihre stelle
mit), das zeichen für ju aber steht in gar keinem zusammai-
bange mit dem für u. Beide alphabete führen also zu dem
resultate, dass zur zeit ihrer festsetzung, als sie ein adäquater
ausdruck des slawischen lautbestandes waren, die Verbindung
ju sich meist noch durch etwas anderes als durch das vorher-
gehende j von u unterschied. Dieser unterschied kann nach
obigem kein anderer gewesen sein, als dass das u z. b. von
TjuMje, rjuti kurz, das von pluti^ sluii lang, vielleicht noch
diphthongisch au war. So begreift sich auch, wie man dazu
kam, ju neben i zur Umschreibung des griechischen kurzen wie
langen t; in fremd Worten zu benutzen: kjuminü xvfuvov, mjuro
miro fivQov, mijurna (ffAVQva^ sjurijskü sirijskü ^vQtau6g, kjurüü
hirilü xvQ^Hogj kjurU kirii xvQiog u. a. Ich sage, dass das u
hinter j meist von dem ohne j erscheinenden verschieden
war, nicht überall, denn das u von junü = lit. jdunas Jung,
ju = lit. jaü schon, vielleicht auch das von jugü süden =
avyij (Fick ztschr. XX, 169), ist ebenso aus au entstanden wie
das von pluti, sluti, muss diesem also gleich gelautet haben.
Vielleicht giebt dies den Schlüssel zum Verständnisse der na-
mentlich in russischen handschriften häufigen Schreibung tmU,
ugU, u (letzteres auch in pannonischen handschriften häufig,
zum theil regelmässig, z. b. Assem.). Hiemach ist beitr. VI,
131 f. zu berichtigen.
Ferner zeugt vielleicht für altes eu sSverU boreas = lit.
sziaur^fS nordwind, got. sküra vindis^ lat. catirus (beitr; VI, 149).
Vorhanden war also der diphthong eu auch im slawischen,
aber nur in verhältnissmässig wenigen Worten und, was die
hauptsache ist, nicht von ferne in dem r^elmässigen ablaut-
verhältnisse zu u und au wie im germanischen oder griechischen.
Auf abulg. ju lässt sich der ausdruck »erstarrte steigerungc, wel-
chen Schleicher für griech. lat. au gebraucht, anwenden, denn
fast nie finden sich in einer wurzel, welche ju hat, auch andere
vocale der t*-reihe. Neben hljudq beobachte liegen allerdings
hUdäi wachen, vUz-imditi erwecken, diese sind aber dem sla-
wischen Sprachgefühle kaum noch als mit bljudq verwandt er-
Was beweist das e der europäischen sprachen etc. 351
schienen; neben rjtdi findet sich noch ein part. rovy Supr. 446.
Bas ist alles, was von ablauten des ju erhalten ist. Beides,
die Seltenheit und die Starrheit des alten eu im slawischen weist
darauf hin, dass die bewegung, welcher die eu im germanischen
und griechischen ihre entstehung verdanken nur mit den letzten
auslaufenden Wellenschlägen noch das slawische erreicht hat.
Untersuchen wir nun, ob das litauische, preussische und
lettische wirklich von dieser welle gar nicht mehr erreicht sind.
Das slawisclie ju führt uns zunächst zur prüfung der litauischen
m. Diese stehen in gar keinem zusammenhange mit dem
diphthongen eti, wie ihr ablaut in echt litauischen Worten lehrt.
Man betrachte czüsti: cadudeti niesen, dzüti trocken werden:
diauH trocken machen, pa-s^irdgügti froh werden: dzaügtis sich
freuen (cier, dz=Uj di), ap-biurti hässlich werden: biauriis hässlich,
;ÄfiJfeft gewohnt werden: jatMnti gewöhnen, piütis schniti: pidtäi
schneiden, bliüvis gebräll: UidiUi brüllen, siüsti toll werden: siaüsti
toll sein (so Eurschat wtb. 231; Schleicher gr. s. 56 schreibt
^üsK)^ par-griüti einstürzen: pargridtUi cinreissen (so Kurschat
wtb. 352. 360; Schi. Donal. schreibt beide ohne i). Diese bei-
^iele zeigen, dass u hinter i genau so zu au abgelautet wird
wie ohne vorhergehendes i, und daraus folgt, dass iu nicht
selbst schon ein ablautsdiphthong der u-reihe = german. griech.
^*«« sondern aus u durch entwickelung eines parasitischen i ent-
standen ist Allerdings trifft dies iu in vier worten mit sla-
wischen ju zusammen. Von diesen verrathen sich aber zwei
sofort als lehnworte: bliüdas Schüssel aus russ. bljudo, wie das
^ beweist, und äiupöne vornehme frau, abulg. eupanü obrigkeit-
liche person. Ebenso kann liübyti zu thun pflegen, gern haben
^ebst Zubehör aus dem slawischen entlehnt sein, wie scduba
^e Vereinigung aus neigung, szlübas trauung (so schreibt Ness.,
^ auch lübyti schreibt, besser wird wohl saliuba, szliubas zu
schreiben sein) sicher aus poln. ^zcdub (vgl. zcUubic) und älub
^tleimt sind. Das preussische hat die wurzel urspr. lubh nur
in dem pobi. lehnworte salüban (acc.) ehe, welches gar nicht
echt preussisch sein kann (sonst müsste die präposition sen-
lauten). Auch im lettischen scheint die wurzel nicht sehr
fruchtbar gewesen zu sein, bei Ulmann ist nur l\*hbeht belieben
als oberländisch verzeichnet, welches dem von Ness. wtb. 373
als bei Memel gebräuchlich aufgeführten lit. lubeti entspricht.
Man bemerke lett« luhb- mit nicht erweichtem /, welches also
352 Johannes Schmidt,
nicht aus liiilh entstanden ist, daher auch gegen die ursprüng-
liche auf Urverwandtschaft beruhende identitat des lit tu und
slaw. ju in lit. liübyti, ab. IjubM spricht Das vierte wort ist
pliüszkis Schwätzer, pliuszketi plappern = poln. pluskad, serb.
pljuskati plätschern, auch hier ist entlehnung möglich, obwohl
nicht erweisbar.
Dem slawischen ju, germanischen eu entspricht in zweifel-
los urverwandten aus gemeinsamer grundform entstandenen
Worten meist lit. lett. preuss. au:
abulg. bljudq beobachte = lit. baudu, haudzu mustere, er-
mahne, züchtige, sursirbaudu verabrede mich (von Greitler
lit. stud. 113 angeführt);
abulg. pljuSta pl. lunge = lit. platiczei, preuss. plauti^ lett.
plaufchi, plauzes;
got. thiuda volk, gall. Teuto- = lit. tauia oberland, Deutsch-
land, lett. tauia, preuss. tauto land;
ahd. riuzu weine = lit. raüdmi, lett. raudu:
ahd. liehsen lucidus, lat. lösna, lüna = preuss. lauxnos ge-
stime (Bugge ztschr. XX, 14);
griech. Xsvxoq = lit. laukas einen weissen fleck auf der stime
habend (vieh);
ahd. chiela branchiam (Graff IV, 387, vgl. chiuua branchia
IV, 534) = lit. zaunos pl. fischkicmen (angeführt von Geitler
122); über ahd. l aus n s. voc. I, 84;
ahd. theoh, dioh schenke! = lit. tauJcai pl. fett, preuss. taukis,
abulg. tukU;
anord. thiörr stier = preuss. tauris, abulg. turü.
Das verhältniss z. b. von ab. plju§ta: lit. plaüczei ist das;
selbe wie von vesiia, vecerii^ sr^ü (russ. serenii): lit. vasarä^
väkaras, szarniä, das von ahd. th^oh: lit. tmikai: ab. tukü ent—
spricht dem von ik: äsz: azii, niujis: yiaiijas: novü.
Das litauische hat aber noch einen li-diphthong, welcher
iau geschrieben wird. Schleicher sprach ihn äu, nach Brücken
bezeichnung a^'u (der erste laut näher an a als der . des nhd-
äu), gerade wie geschriebenes ia als ä, Brückes a* oder e^, aus-
gesprochen wird und iai auch in der schrift zu ei wird. Im
zemaitischen findet sich dieser diphthong auch als ieu geschrie-
ben, z. b. in den comparativadverbien aimieus^ labieus, gandieus
in Geitlers glossar. Das iau suffixaler silben ist aus i oder j -}-
au entstanden, kommt also hier nicht in betracht. Ebenso
Iweoig das tau in wurzelEÜben, welchem als »grundvocaU i'u
«ur seite U^ wie in den s, 351 genannten griduti : grälti a, s. w.
Mehrfach aber erscheint iau in Wurzelsilben von ii-wurzeln ohne
nebenliegendes iu. Erwägen wir nun, dass statt e auch m ta
fescbrieben und gesprochen wird (Schleicher Ht. gr. s. 8. 32,
oben s. 344), dann liegt die vennulhung nahe, dass iau die
islall ist, unter welcher europ. et* iui litauischen erscheint, so
sich iau zu eu verhält wie z. b. Szyrwids itofflc erde
Seitler lit. stud, s. 17) zu abulg. zemlja. Diese vermuthung wird
*"ch folgende entsprechuugen unterstützt:
lit. ssiatiTffS nordwind : abuig. sSverü;
Ut. riättgmi ich riälpse (Schleicher gr. s. §51) : iee^yw;
lett. Vatidis, d. i. liatidis = abulg. Ijudije (merkwürdig ab-
weichend preuss. Ji4dis wirth, ludini wirthin, welche daher
vielleicht aus dem poln. entlehnt sind, sieh jedoch unter
peuse im folgenden);
lett. kfaupa, d. i. h-iaiipa, warze, grind = ags. hreöf, an.
hriüfr, ahd. riob rauh, grindig.
Auch findet sich bisweilen iau als ablaut von k (nicht in):
das eben genannte ridtig-mi gehört zu at-si-rüg-stu, jtiaa-l^is faules
holz (Ness.) zu pii-/t faulen, sWait-fas ström (Geitler 111). welches
dem skr. srotas ntr. entspricht, zu srav-cU fliessen, j-sru-fj/s
I Ijisterburg, Wären diese mm aus au durch entwickelung eines
W parasitischen j entstanden, dann würde doch auch in den zu-
* Behörigen worlen, welche ungesteigerten wurzelvocal haben, im
*n stelle von m getreten sein wie in den oben genannten griütt,
9nduH (lat. in-, con-gruere] u. a. Der raangel des * in rtigti,
P'iti, WZ. sru spricht also dafür, dass iau directer ablauts-
"'phthong von u mit erhöhtem a ist. Dann aber ist das ver-
■lälliilsg von « : iait völlig analog dem von germ. m : eu. Weiler
"at das preussische vocabular einige geradezu mit ei* geschrie-
"^ne Worte, einem derselben entspricht lit. iau, dem anderen
^fm. griech. eu :
^alo haut : lit. kiaütas schale, hülse (Burda beitr. VI, 396),
im germanischen entspricht stamm küdi-, vgl. piaulas: fid;
auch lil. kevalas schale, hülse weist feit als wurzelbestand-
Iheil auf-
iM«(se kienhaum : ntvnii, ahd, ßuhta (Pott beitr. VI, 115);
lit. paszla verhält sich dazu vielleicht wie preuss. litdis zu
L lett. Vaudis.
Was beweist Aas e
rüjiäiäclieu e
353
354 Johannes Sdimidt,
geauris wasserrabe : lett. ^aura gänsesagetaucheTf abulg.9a^
ranU rabe (Bezzenberger Gott gel. anz. 1874, 1240); da in
peadey, greanste, teansis ea einen e-Iaut bezeichnet, so kaim
eau dem eu gleich oder wenigstens ähnlich gelautet haben.
Der zweite preussische katechismus, welcher durchweg «
ich, est oder aest ist gegen a$, ast der beiden anderen hat,
bietet auch eu in neuwenen nownn (natoans, natms der beiden
anderen kat. s. o. s. 346) und kraeuwiey sanguini (gegen kraugt^
I, hramn^ hratvian III, crauyo voc, lit. trrtf^'as), vgl. »gspto- in
»Q€to)v, dessen € durch dor. xg^g = xgiag (Ahrens 11, 193) als
gemeingriechisch bezeugt wird, was Brugman stud. IV, 153
übersehen hat.
Absichtlich ausgelassen sind drei worte des vocabulars: Jdm
bccher, welches nicht mit Nesselmaim zu lit. kiaüszas sondeni
mit Bezzenberger a. a. o. 1242 zu abulg. 6aSa zu stellen ist,
ferner keutaris ringeltaube, skewre {skawra Grünau) sau als
noch unerklärt.
Nicht selten weichen die baltischen sprachen in der weise
von einander ab, dass die eine tau, die andere ou hat : lit
ridtigmi, aber lett. aihrdugus (Bielenstein I, 354. 387) ; lit. hair
szis ei, aber lett. kausis; lit. ki4une, lett. muna marder, aber
preuss. caune; lit. kridmsie birne, aber preuss. crausios pl.; um-
gekehrt lit. szduti schiessen, aber lett. schaut (wäre lit. *$m^\
lit. siirraükti in runzeln ziehen, aber lett. faükt\ lit. hrdidi häufen,
aber lett. kratä; lett. gaura^ aber preuss. geauris. Im lettischen
selbst liegen neben kraupa grind, kfaupains grindig kra^
runzeln, kraupet trocken werden (Ulmann). Solches neben-
einander von tau und au ist völlig analog dem von e und a in
dialektischen formen wie lit. ese, hsz ich, lett. es, lit. dan^
dengüs himmel, tevas, zem. tavs vater. Ob überall wo au neben
tau oder ausserbaltischem eu erscheint, wirklich das a stets als
reines unerhöhtes a gelautet hat, kann zweifelhaft erscheinen.
Es wäre ja denkbar, dass auch in solchen fallen früher einmal
a zu a* erhöht aber dann durch das der erhöhung entgegen
wirkende folgende u wieder zu a vertieft wäre. Auf preuss.
au {caune, crausios) ist nichts zu geben. Da wir s. 345 gesehen
haben, dass in den preussischen quellen das schriftzeichen ö
vielfach den lautwerth a*^ hat, so kann auch au den werth von
W'u haben.
Was beweist das e der europäischen si>i-aelien etc.
355
Jedes falles steht fest, dass alle drei spractien der baltischen
fojnilie an stelle von ausseibaltischem eu bisweilen einen
diphthon^ haben, dessen erster taut zwischen « und c liegt,
1(1 der mit dem auf anderem wege entstandenen i -\-au laut-
ch Kusammengefallen ist wie im slawischen ju = eit mit ju =
'.jftMH. Nui- ist das erste element dieses diphthongen im tone nicht
stark erhöht wie das des diphthongen ew der übrigen
iropäischen sprachen.
Noch ist zu bemerken, dass man nicht etwa das gänzliche
hlen des eu in; classischen latein und im altirischen als ein
XLXialogon zu dem vorherrschen des au mid der geringen difTe-
renz zwischen a« und «"a (iati) in den baltischen sprachen auf-
fassen darf. Im altlatoinischen und gallischen war eu von au
elii^iso stark verschieden wie e von a. Das nichterschoinen
des eu in den späteren phascn des lateinischen und keltischen
t>«ruhl nicht auf einer früher nur schwachen tonerhöhung des
c von Ml, sondern das von «« (oa) ursprünglich klar geschiedene
cu ist durch einwirkung des u auf das e zu ou getrübt und da-
durch mit dem direct zu au gewordenen au wieder zusammen-
gefallen. So ist der hergang in lat. Leuccsic, Leueetio : Loucctio
(Tgl. die anm. s, 34S) und in gall. Teutates (got. thiuda) : Toovtiov^
, deutlich zu beobachten. Daher lässt sich die einstige ausdehnung
des eu in diesen sprachen nicht mehr ermitteln, es ist schon ein
l glücksfall, dass überhaupt spuien des eu aus ihnen erhalten sind.
I Die tliatsache steht aber fest, dass griech. tv, lat, kelt. germ.
I «,18, ahulg. ju alle eine beträchtiiche tonerhöhung erfahren
I haben, während in den baltischen sprachen eine sehr viel ge-
I miga« eingetreten ist, so dass deren diphthong a u dem urspr.
I "t näher steht als dem eu der übrigen europäischen sprachen.
I Ca wiederholt sich hier genau dasselbe verhällniss wie beim a,
I "eldies im baltischen nur zu a', in den übrigen europäischen
I spraciien mit einschluss des slawischen aber zu e erhöht ist,
I Die diffcrenz zwischen i^svym und riäugnü ist kaum grösser
I ab die zwischen eVi» und esti, d, i. efsti, sicher nicht grösser
I *]b die zwischen iati und ]ireuss, a'st.
I Die entsteliung und Verbreitung des eu haben wir uns so
I ^öraßtellen, dass auf irgend einem punkte des europäischen
I ^rachgebii-les die tonerhöhung gewisser aa zu eu begann und
^^ allmöhticli über die angrenzenden dialektc verbreitete, und
I iwat iiicht überall mit gleicher Intensität und exlensität. Bei
356 Johannes Schmidt,
den Slawen wurden weniger au als bei Griechen und Germanen
aber ebenso stark wie bei diesen erhöht, bei den baltischen
Völkern war nicht nur die anzahl der erhöhten diphthonge son-
dern auch die tonerhöhung, welche sie erfuhren, geringer.
Auf jeden fall haben sich folgende zwei thatsachen durdi
die Untersuchung von e und et4 in Wurzelsilben herausgestellt:
1. In nicht wenigen Worten zeigen mehrere oder fast alle
europäischen sprachen eine tonerhöhung des alten a, wekbe
aber nicht aus einer einheitlichen europäischen Ursprache
stammen kann, da sich auch in Europa das e^noch sporadisch
unerhöht erhalten hat.
2. Auch in den Worten, welche übereinstimmend in allen
europäischen sprachen tonerhöhung erfahren haben, war der
grad derselben so verschieden, dass der erhöhte vocal im prens-
sischen der mitte des 16. Jahrhunderts dem ursprünglichen nicht
erhöhten a noch näher lag als dem zwei Jahrtausende früher
an entsprechender stelle stehenden erhöhten vocale des attischen.
Beide thatsachen sind mit der annähme einer einheitlichen
europäischen grundsprache unvereinbar.
Es bleibt nun noch zu zeigen, dass die vocale suffixaler
Silben, bei welchen Amelungs hypothese, »dass in der euro-
päischen grundsprache doppelte bildungen, die eine mit a,
die andere mit e, beide der bedeutung nach charakteristisch
verschieden, vorgelegen haben, von denen die eine spräche nur
diese, die andere nur jene wortform für beide bedeutungen bei-
behalten habe«, gar nicht in frage kommen kann, sich ebenso
sehr wie die ^vurzelvocale gegen die einheitliche europäische
grundsprache sträuben.
Die Verwandtschaftsworte haben übereinstimmend ihr suffix
zu -f^r- gewandelt in nar^Q, fA^TijQ^ ipQaTtjQ^ d'vydtiiQ, sivatsfH^
lat. pafer, nieder ^ f rater ^ air. athir^ mdfhir, hrdthir% lit woK,
duhte^ inte, abulg. mati, dusti (gen. matere, duStere)^ armen.
hmr = nat^Q^ mair = lifjTfjQ^ elbair = (fgatt^Q, dfistr^ gen. dsUf
= d^vydrijQ (ztschr. XXIII, 34. 35). Ist diese Übereinstimmung
Zufall? Fick kann von rechts wegen nicht anders als bejahend
*) Aus *athir = nttnig u. s. \v., gen. athar, mäiharj brdthar durth
vorwärts wirkende assimilation des a der Wurzelsilbe aus *(^)atfra« u. s.w.
entstanden (Ebel gramm. celt. p. 8. 10. 1082 ad p. 10 lin. 5 a. i.).
Was beweist das e der europäischen sprachen etc. 357
antworten, denn got. fadar^ bröthar^ davktar^ as. mödar ver-
bieten die annähme von europ. patEr u. s. w. Die unwahr-
scbeinlichkeit, dass alle genannten europäischen ausserger-
manischen sprachen nur zufallig in -^- übereinstimmen sollen,
hat Fick aber so sehr eingeleuchtet, dass er vielmehr die wider-
spenstigen germanischen formen aus der weit zu schaffen sucht,
lodern er behauptet: »germanische grundform fadr^ bröthr, mödr,
ihUrt, setzt er piUerj bhrater, nuUer, dhughter als europäisch
an (wtb. I », 665. 693. 704. 638). Diesem verfahren widersetzen
sich die germanischen nominative und accusative sing, wie
\iffiauir auf das entschiedenste, desgleichen der loiirische acc.
nmaqa und der gemeingriech. dat. loc. pl. natgäaij (ifitQä(f$^
yhffatQäifi. Diese dative sind von Giese aeol. dial. 125, Bopp
P, 507, Schleicher comp.* 557, Siegismund stud. V, 167 f. aus
to^tf», dagegen von Meister und Brugman (stud. IV, 366.
V, 331) aus -TSQ-a-a^ mit »bindevocal« a und syncopirtem s
erklärt worden. Dative auf -atf* finden sich aber ausser dem
dorischen nur bei den verwandtschaftsworten und äavQda^^
ivdfdci, äQvd(f$, vtda$j wir werden sie also auch in diesen nur
dann anzunehmen haben, wenn jede andere erklärung unmög-
lich ist. Scheiden wir vida$ aus, so bleiben nur stamme auf q
und emer auf v übrig. Beginnen wir mit letzterem. Vom
stamme ^q€v- hat Pindar den loc. pl. ifqaai^ welcher nur aus
*ffay-<r* entstanden sein kann (voc. I, 121); es ward also einst
flecliert ^Qit^sg, ^tp^av-^ci. Ebenso kann flectiert sein *j:aQBv^sg
(w(aaus j^ysg und j^dqpeg voc. II, 316), *faQav'a$ und aus
telerem durch metathesis j:aQva'ai> entstanden sein. Vielleicht
war der vocal unmittelbar nach der metathesis einst lang und
hat sich erst später verkürzt, dann würden */a^6v- und *j:aQvä
oAen einander liegen wie fiiv-og und dor. fAva-gAa u. a. voc.
H 325. Ebenso konnte auch in den dialekten, welche sonst
dorehweg nateo-, dveQ" hatten, der dat. pl. *7raTaß-cr», *dya(^
* lauten, da q vor folgenden consonanten seine klangfarbe viel
Diehr zur geltung bringt als vor vocalen ; durch metathesis ent-
rtaodm dann natqdts^^ dvdqda^. So bleibt nur vldat noch zu
rtlSren, und für dies ist mir die annähme, dass es als ver-
randtschaftswort in die analogie der übrigen verwandtschafls-
rarte hineingerissen sei, nicht unwahrscheinlich, zumal wenn
tan bedenkt, dass es von je her kein einheitliches paradigma
ar, sondern seine casus von drei stammen i;»-, vio-^ vUv-
358 ' Johannes Schmidt,
bildete. Ein solches wort leistete der formubertrai^ng weniger
widerstand als ein nach einheitlicher norm fiectiertes.
Es bleibt also nur die alternative, entweder die Überein-
stimmung z. b. von griech. /Jn^reQ-^ air. mäiher-j lat. slaw.
mater-j lit. moter-^ armen, mair als zufall zu erklären, oder wenn
man sie mit Fick und Curtius (ber. d. sächs. ges. 1864 s. 84)
für nicht zufallig hält, in dem suffix -ter ein neues in den
meisten sprachen übereinstimmendes e zu registriren, welches
nicht aus ureurop. e entstanden sein kann^ also gegen die ein
heitliche europäische grundsprache zeugt.
Zu demselben ergebnisse führt die ebenfalls schon voiriHr^r
Curtius (a. a. o. 21. 26) berührte Übereinstimmung der
päischen sprachen in der farbung des praesenssiammsuffixes
zu e. Im Singular ind. act. stimmen alle europäischen sprachen^?
darin übercin, dass die 2. 3. pers. a zu e gewandelt habenc::x'^n
die 1. nicht; man sehe die tabelle bei Schleicher comp. • s. 708^^08
Die ab weichung des litauischen in der 3. person ist nur 9ch^m~:K' In
bar. Dass z. b. vesa = skr. vaka-ti sei und die pefsonalendimMTv^
verloren habe, wie Schleicher s. C64 lehrt, halte ich nicht tSJm'^K
möglich, denn ti oder das daraus verkü]*zte t ist ja in den so^s sc
genannten bindevocalloson formen hinter vocalen wie cons^-^s^^sc
nanten erhalten: eC^ti ei-t er geht, dus-ti dus-t er giebt u. • i
(Schi. lit. gr. s. 250 f.), so dass die annähme eines Verlustes d-fc» de
endung in allen auf a auslautenden praesensstäramen sehr g^ g€
waltsam ist. Da nun veza sowol die 3. shig. als die 3. piiP'X^lui
ausdrückt und sich als 3. plur. ohne Verstoss gegen die lai^'.^^ut
gesetze erklären lasst, scheint mir die annähme, dass es l»- ur-
sprünglich pluralform war, allein möglich. Als solche ist -dt es
aus *veza7it genau so entstanden wie das von ihm nur graphi^fiscb
verschiedene neulr. part. praes. veiq aus *vemni. Da im
litauischen der unterschied der primären und der secundui" miren
personalendungen geschwunden ist, können wir ohne jeden s an-
stand eine form wie *vemnt als 3. pl. praes. ansetzen. Im
plural stimmen die sprachen fast ausnahmslos darin über^ ^iß,
dass sie in der 1. und 3. person a nicht zu e wandeln: «xo-/
lat. vchi-miis (nicht aus H'die-mus sondern aus *«cäo-wö5, *(
mus^ wie quaesumm beweist), air. "hera-m^ got. vigor-m^ lit
vesd-me, 3. pl. txO'VTt^ vehu-nt (veivo-nt), air. -fero-^, got. vigck"^
lit. veia, abulg. vezqß = *veza-nti. Nur das slawische weicht
Was befreist das e der europlwchen sprachen ete. 359
im praesens 1. pl. mit seinem veee-mil, ab. Dies fällt jedoch
nicht Ins gewichl, denn da im einfachen aorist, dessen stamm-
euslautendes a, wie das griechische zeigt, genau so behandelt
wird wie das des praesens, die form veeo-mü in Übereinstimmung
mit den formen der übrigen europäischen sprachen erscheint,
i haben wir wohl anzunehmen, dass auch im praesens die 1.
pt. einst *vezom-ii gelautet habe, und erst unter einwirkung der
nderen personen zu veBe-mü geworden sei. Betrachten wir
nämlich die praesensllexion vtsq, veee§i. ceseti, veeevS, veida,
vegtie, veeemü, vceete, vexqti, so ist niclit zu verkennen, dass in
eine nivellirende anaiogie gewirkt hat, welche den vocal
liberal], wo nicht der nasalklang sein tiefes timbre schützte, zu
e erhöht hat. Hiemach würde, wenn die existenz einer euro-
päischen grundsprachc anderweitig schon ei-wiesen wäre, für
' o-praesentia folgende flexion anzusetzen sein: sing. 1.
tAera>«t'), 2. bJutre-si, A. hhere-H, pl. 1. hhera-masi, 3. hherörnH.
Auf die Personalendungen soll es hier gar nicht ankommen,
se sind mit allem vorbehalte so angesetzt, wie sie von den
iUesten in irgend einer der europ. sprachen erscheinenden
formen für die curop. grund^rache, falls diese existierte, gefor-
dert würden.
Wie aber Wäxe die 2. pl. anzusetzen? ex^-te, vehi-tis, air.
i4eri-<A, got. vigi-th, abulg. vese-tc stimmen in e überein. Doch
Üt. cöo-fa weicht ab, und diese abweichung fallt um so schwerer
bis gewicht, als sie sieh in fast allen altgermanischen sprachen
ausser der gotischen ebenfalls findet: ahd. wegat"^), as. gebhad,
') Die wiinel vagh (von der natdrlich C/fti >ich habe, nicbt stammt),
pbe ich hier auf. um nicht die gegenvr&rlige iinlersiicbung durch hiuein-
Jielwii der gTitlural-rrage zu stören.
*} Kiedertränk. anafallit irmitis ps. Gl, 4 darf uns nicht stören, da
jSth in den paalmen auch bidint, toerthint u. a. finden, s. Heyne kl. as. u.
itoifr. gramni. s. 14. 50. Ein hochdeutscher dialekt hat alier in früher xelt
ttt dem gotischen wirklich übereingestiramt. Die Monsecer fragmenta
Cttvotisea, ans Ir&nkischer qnelle abgeschrieben, haben acht 3. pl. auf -tt,
•iHMt dnrehstehend -el, welches sich durch seine Wirkung auf vorbergehenüe
male als abschwächnng von -at erweist. Die formen sind bis auf fwliit
tuatdatm X, 23 von Holimann z. Isid. 13()f. schon gesammelt. H. erkisrt
its -ä als male scriptum pro -et, und derselben ansieht scheint auch
Scberar zu sein, da er furiritmil (praeceditis) denkm. LX, % 36, wnlclies
«r in der ersten aufläge unverändert gelassen halle, jet»l in furirimiet ge-
hindert hat. Wenn wir atier nehen einander rinden quidit dicitis XI, 8 und
360 Johannes Schmidt,
ags. vegaä, afries. ievcUh, anord. vegiä farid. Das nordische hs
allerdings -id, allein der mangel des umlauts in farid beweis
dass sein i wie andere suffixale i des nordischen erst nach eal
Wickelung des umlauts aus a entstanden ist Im vorbeigehei
sei hier diese Übereinstimmung des nordischen mit den west
germanischen sprachen im gegensatze zum gotischen henra
gehoben. Paul (Germ. XX, 109) meint, das a der 2. pl. se
im südgermanischen statt des älteren i nach analogie der 1
und 2. person eingetreten. Wenn die gotischen flexionsvocak
überall zugleich die urgermanischen wären, hätte diese annähme
grosse Wahrscheinlichkeit. Das ist aber bekanntlich nicht da
fall, z. b. der gen. sg. dagis kann nicht die germanische grund-
form sein, denn im as. und ahd. liegen formen wie deigas, tagca
vor (s. Scherer gesch. 437) und die ags. anord. ahd. durchaus
unumgelauteten genetive beweisen, dass ihnen nicht -is zu gründe
liegt Auf die gen. dat. der n-stämme, welche ein ähnliches
verhältniss zeigen, werden wir unten zu sprechen kommen. In
der 2. pl. ist zunächst das a nicht auf das südgermanische be-
schränkt, sondern zeigt sich ausser dem litauischen auch in
nordischen, dessen pluralflexion forum, fand, fara keineswegs
den eindruck macht, als ob in ihr früher eine gleichmachende
quedet X, 2, gasihit videbitis V, 27 und gasehet VI, 5, kisehet XII. 15, /ff«
ite IX, 19 und faret XVI, 6, so kann wegen der durch das suffixale • b*
dingten gestalt des wurzelvocals nicht wohl daran gezweifelt werden, da«
quiditf sihit, ferit und somit auch noch andere 2. pl. auf -it wirklich gc*
sprochen worden sind. Um nichts für die beurtheilung dieser formen etwi
in betracht kommendes ausser acht zu lassen, sei noch erwähnt, dass siel
auch mzü scitis XIV, 16 neben toizut XII, 13. XIII, 21. XXMI, 21 findet
Von der 1. pl. kommen in diesen fragmenten nur 3 beispiele vor weüff^
III, 20, Icsemes XXII, 9. hwervetnes XXII, 17; die 3. pl. lautet stets -««*
nur wo j vorherging ent : sprelihant, gasehanty werdant u. s. w. aber «Jöfc
hent^ gahorrenty ganidarrent, uuoffent u. s. w. Das althochdeutsche hB^
also sowohl ein zum got. stimmendes -it als ein zu den übrigen westgtf
manischen sprachen stimmendes -at. Ein ähnliches verhältniss findet ßid
auch sonst, z. b. bei den sogleich zu behandelnden gen. dat. der inscnti
w-stämme und bei den femininen abstracten auf urspr. -jä; diese sind i(
üstgermanischen zu n-stämmen erweitert, got. managein', im as. und ip
aber durchweg ohne n gebheben, ags. mänegeo, as. meginstrengiu, dl
hochdeutsche hat sowol zum gotischen stimmende formen auf -In- als wt
sächsischen stimmende auf -tu : mancghiu (s. ztschr. XIX, 294; Zimnrt
ostgermanisch u. westgermanisch s. 33 ff. des sonderabdr. aus ztschr. fl
deutsches alt. XIX).
Was beweist das e der europäischen spraeben etc.
3G1
[ analogie gewirkt habe. Zweitens aber sehen wir ini as. ags.
I fries-, wo die drei persouen dos plur. einander ganz gleich ge-
I worden sind, niclit die erste und die dritte auf die zweite ein-
! wirken sondern die zweite und drilte auf die erste. Die dritte
f ist nach verlusl ihres vocals mit der zweiten ganz oder fast
I ganz zusammen gefallen und deren mm gemeinsames aä oder
I ad hat sich dann aucli in die erste eingedrängt. Ist es da
I wahrsclifinlich, dasa früher die erste und dritte zusammen das
I e (i) aus der zweiten verdrängt haben? Wenn im gotischen,
, wo der ganze dual und phiral n vor der personalendung haben,
j die 2. pl. auf -tp-tfi statt auf-i-Wi endigte, so könnte man geneigt
sein, das n durch forraüberlragung zu erklären. Dadurch aber,
[ dass die analogie im gotischen, wo sie sicli auf vier formen (plur.
und dual) stützte, nicht gewirkt hat, wird unwahrscheinlich
; in den übrigen germanischen sprachen, wo sie sich
auf nur zwei (plur.) stützen konnte, gewirkt habe.
Wie sollen wir ferner das got. -a-ts der 2. dualis erklären?
Durch formübertragung schwerlich, denn hätte diese gewirkt,
so würde sie wohl auch das i der 2. pl. beseitigt haben. Got.
-flte verhält sich alier hinsichtlich des vocal.? zu lit. -ata, abulg.
-ita, griech. -tioy genau so wie das -aä, -ad, -ai der 2. pers.
aJJer aussergotisrhcn germanischen sprachen zu Hl. -ate, abulg.
•^e, griech. -tte. Endlich begegnet genau dasselbe verhältniss
•rteder im mediopassivum, gol. -aza, -ada (ags. Aaöe = got.
^>a4iada Grein ablaul 37 weist ebenfalls auf -a-da) : griech.
L — s«'(u, -txat, wo leider die übrigen sprachen versagen. Hier
die annähme von formübertragung im höchsten grade un-
t'ahrscheinlich. Hätte das gotische jemals ''-iea, *-ida gehabt,
würde deren i unter dem schütze der activen -is, -iih wohl
^«lalten sein. Diese dual- und passivformen beweisen, dass
i germanische in der vertheilung von e und a der präsens-
Jt^xion eine gewisse Selbständigkeit hat, dass also auch die
■iPluralformen auf -at nicht nothwendig durch formübertragung
1 eötfiianden sein müssen.
Sind sie es nicht, so bleibt dem anhänger des Stammbaumes
KGiiie andere wähl als die Übereinstimmung von abulg. vexete,
9f^. vigitk mit «x*'*' vehitis, -beruh für baren zufall zu erklä]'en.
"^y Ihul er es nicht, so zerschellen an dem n von alid. wtQat,
'li. vficde die europäische, nordeuropäische, lettoslawische, ger-
"^önisctie und selbst die oslgermanisclip grundsprache, gerade
36S Johannes Schmidt,
SO wie an dem a von quattuor die europäische, südeuropäische,
graecoitalische und italische grundsprache zerschellen. Die
einzige theorie, welche ohne eine reihe unerwiesener Voraus-
setzungen zu hilfe nehmen zu müssen, gleichmässig allen Ihal—
Sachen gerecht wird, ist die, dass die tonerhöhung des a zu ^
in der praesensflexion sich allmählich wellenförmig über di^^
vorfahren der Europäer verbreitete. In der 2. 3. sg. act. dran^
sie bei allen durch, in der 2. du. und 2. 3. sg. med. dagegen
war die bewegung nicht stark genug um bis zu den Litauern
und Germanen vorzudringen, welche ihr a behielten; in der i.
pl. erreichte die welle noch einige germanische stamme, drang
aber nicht bis zu den übrigen und bis zu den Litauern vor.
Lehrreiche berührungen der sprachen zeigen sich in der 3.
pl. Das slawische hat die ausgänge urspr. -anti^ secundär -om/
ganz verschieden behandelt, je nachdem ihr a stammaoslaiit
ist oder der personalendung angehört. In ersterem falle blieb
a bewahrt, o-wtt, c^nt wurden später /]rf$, qt, im anderen ward
a zu e, anti^ ant zu qft, q : vezqtt^ veeq = vdha-fUi, *(a)vah(Md^
dagegen jadr^U = skr. ad-dnti, dadr^ft sie geben = skr. dad-
^ati, vffd-qVt sie wissen, aor. n^s-q, nesos-q sie trugen. Nur 5^ =
skr. s-dnti macht wunderbarer weise eine ausnähme. Dieselbe
Unterscheidung bestand im germanischen, wie got. s-ind gegen
viga-nd lehi't. Ihr grund ist in der betonung zu suchen: skr.
S'dnti aber vdha-nti. Auch das griechische hat beide reihen
unterschieden aber meist in anderer weise, die erste hat durch-
weg a zu 0 gewandelt txo'vrt, sl^o-v^ med. Ixo-vta^^ stxo-vto,
die andere hat a bewahrt in formen wie i-äcr* = skr. y-^^»
ion. 6-ä(r* = skr. s-anti, med. hom. i-arat = skr. ös-«fö, ««*"
-atai xi-arai^ secundär elisch dnotivoi-av, hom. ycvoi-ccTO. B
fehlt aber auch nicht an formen, welche das zur endung, nicW
zum stamme gehörige a wie im nordeuropäischen zu « gewan-
delt haben, primär nur dor. ivxi^ att. «*(;*, d. i. *<r-«vr* = go^»
s-mrf, secundär (figot-sv =^ skr. hharey-us^ gdf. *hharai^''i^*
Das lateinische weiss von der Unterscheidung beider reihen im
praesens nichts mehr, ebenso wenig das oskische und umbrische.
Aber in früherer zeit haben auch die italischen sprachen sie
gehabt, da im lateinischen alle dritten pcrsonea des plurals
mit der slawischen ersten, im oskischen alle mit der slawischen
zweiten reihe üboreinstimmon, d. h. im lat. sind sont^ stifif, edtmt^
Was beweist das e der europäischen sprachen etc. 363
vielleicht auch volunt, ferunt von der durch vehur-nt (tremchnti)
repräsentirten analogie überwältigt, im oskischen umgekehrt
s t alet (stant, nicht stent, s. Bugge ztschr. XXII, 389 f.), stahint
(slant, ephemeris epigr. II p. 162) durch die analogie von s-et
sunt, amfr-et offifhiunt (aus *-i-et = skr. y-anti wie herest
voles aus umbr. heriest), ebenso im sabellischen, wenn Corssen
rtschr. IX, 140 ferenter und feret richtig durch feruntur und
feri übersetzt. Wie sich das umbrische in dieser hinsieht ver-
hielt, lässt sich noch nicht sagen, da ausser s-ent sunt und den
es enthaltenden futuren wie fihrent, ben-u-rent keine indicativ-
fonn nachgewiesen ist. Das lat. hat vielleicht eine spur der
endung -efi< in abgeschliflfenen perfectformen wie dedcrc, censuere.
Die möglichkeit, dass deren auslautendes e aus o entstanden sei
(Corssen ET ^ 237), lässt sich angesichts des pisaurensischen dedro
natürlich nicht bestreiten. Da sich jedoch auch inschriftliches
Mm findet C. I. L. I, 178, ist wahrscheinlicher, dass e aus -ent,
nicht "OfU entstanden sei, so dass einst neben einander lagen
flWttwi^, woraus dedrat^ dedro, und ein älteres *dederent, woraus
Mere ward. In ^deder-ent gehörte der vocal zur personal-
^mig, wie dedis4i, dedis-tis beweisen, die form fügt sich also
^elrecht in die zweite reihe. Im altirischen entspricht it sie
sind aus *s^nii dem umbr. s-cnt, dor. ivri, got. s-ind. Die
*üf a auslautenden praesensstämme haben ät und it. »Ist das
▼erbum isolirt, so lautet die endung -it z. b. berit, ist das verbum
^^ anderen elementen verbunden, so steht -at z. b. as-berat
^cuntt (Schleicher comp. * 668). Ich muss dahin gestellt lassen,
^ -Ä und -ö^ sich ursprünglich wie slaw. -qU und -qU unter-
•düeden haben und -ü wie im oskischen sich über seine ur-
Wngliche berechtigung ausgedehnt hat. Für unseren zweck
Ü^ügt, dass it und berat sich genau so unterscheiden wie got.
**ii und bairorfid. Da nun alle europäischen sprachen mit
*^ahme des litauischen, welches in dieser frage überhaupt
feine stimme hat, -€hnti -a-nt von -anti -ant geschieden haben,
80 müssen die anhänger der europäischen Ursprache schliessen,
dass diese die Unterscheidung auch gehabt habe. Es ist aber
schlechthin unmöglich, die urcuropäischen grundformen der
zweiten reihe zu reconstruiren. Für die erste reihe ergeben
JKh allerdings hherchnti e-bher-anf, was aber für die zweite?
jsd^^ s4ndj air. ü, umbr. s-mt, dor. ivzL würden auf -enti,
Also 9-e9Ui sie sind, führen, dessen ansafz ist aber unmöglich
r%t *
364 Johannes Schmidt,
wegen f-atf«, i-atit, -atat, elisch dnoxivoi-av, -otto. Man dar~ f
also nur wie für die erste reihe -an^i, -an^ ansetzen: *eS'afna^=^
6a<y#, *hherai-ant = elisch ^fpiqoi-av und muss als ein wunder"—
bares spiel des Zufalles betrachten, dass ivvi mit sent^ ü^ sin^
übereinstimmt und fpiQouv die selbe secundärendung hat, wi^
das slaw. n^s-^ und wie alle übrigen europäischen sprachen in
vorhistorischer zeit vermuthlich gehabt haben. Thut man dies^
so hat man keinen grund die Übereinstimmung von *i%B-iSk mit
vehis^ mgis u. s. f. nicht ebenfalls als zufall anzusehen. Wer
des hierzu erforderlichen glaubens ermangelt, wird nur erklären
können, dass die Übereinstimmung der europäischen sprachen
in 'Cnti, -ent bei absoluter Unmöglichkeit, -enti, -ent für die
europäische grundsprache anzusetzen, ein argument gegen die
annähme einer einheitlichen europäischen grundsprache ist. Ja
selbst die annähme einer einheitlichen griechischen Ursprache
verträgt sich mit diesen thatsachen nicht, denn das griechische
stimmt In diesen formen sowohl mit den europäischen sprachen
(fcVr/, (fiQot'Sv) als mit den asiatischen sprachen unseres stano-
mcs {b'aa$, elisch dnotivot-av) überein, gerade so wie die
wurzelfoi'men %€vd (x«*<yo-/ua#) und nevd' zu denen der euro-
päischen sprachen, x«»'^> X«^ "'^d nad- zu denen der arischen
stimmen (s. 341). Es wiederholt sich hier also dasselbe verhält-
niss wie bei der Vertretung von arischem c, europ. kv. Wie
z. b. tiaauQsg = xJBdaaqsq zu skr. catvaras, dagegen nifsar^^f
= "^xfsaavQsg zu quattaar stimmt (Jenaer lit. ztg. 1874 art. 201,
1875 art. 588), so stimmt «acr*, d. i. ^es-anti in der endung ^^
skr. santi^ apers. }ia(n)tiy, dagegen ivti zu umbr. sevU, air. *^»
got. sind. Wir gewinnen also hier einen neuen beweis fürdi^
von mir behauptete mittelstellung des griechischen zwischen den
arischen und den europäischen sprachen.
Auf den vocal von abulg. sqti^ d. i. s-anti wird kein grosse»
gewicht zu legen sein, er kann durch die analogie der auf ^
auslautenden praesensstämme {vezdfJti) herbeigeführt sein wie \^
lat. sont Sollte er jedoch aus der Ursprache bewahrt sein, so
würde er an q-^ vü gegen lit. ^', got. air. lat. m, griech, ivi ein
analogon haben.
Curtius (bericht d. säclis. ges. 1864 s. 24. 27) legt mit recht
grosses gewicht auf die übereinstimmende wandelung des Suf-
fixes urspr. -as in vi(poq : Wy€((r)-o^, lat. getios : *gene8'0S getiemSf
Was beweist das e der europSischen sprachen etc. 365
abulg. wefto ; nebes-^, wozu ferner air. neni, gen. ninte, d. i.
*nemos : *neme8'0S (Ebel in Schleichers comp. * s. 505) stimmt.
Gurlius erschliesst daraus ureurop. *nebhas, gen. ^nebhes-as.
Segen die ansetzung dieser beiden formen lässt sich unter der
Voraussetzung einer europ. grundsprache allerdings nichts ein-
wrenden. Das aber darf nicht übersehen werden, dass das
griechische, und zwar allein von allen europäischen sprachen,
neben dieser europäischen flexion noch eine andere ganz zum
arischen stimmende hat : yr,Qaq^ YVQ^i^)'^^ = skr. jaras, jaras-as,
eine einheitliche europäische flexion -as, gen. -65-as im gegen-
satz zum arischen -o«, -as-as für alle neutralen as-stämme
also nicht angesetzt werden darf.
Eine ähnliche vocaldiflferenzirung wie die stamme auf -as
haben die masculina (im italischen und keltischen auch feminina)
auf -an in den meisten europäischen sprachen erfahren, wie
folgende Übersicht lehrt:
abulg. kamy aus *kamü, gen. kafnen-e,
lit. (ikmü » aJcmen-s, •
got. guma > gumin-s,
air. dUiu » diten,
lat. homö t> homin-is,
umbr. tribrigu (d. i. *-Arm), abl. tribrishv^ (d. i. ^-kün-e),
osk. frukUUiufj acc. ^fruktatin-om (Bugge ztschr. XXII, 432).
Das gotische und hochdeutsche haben an zu (en) in ge-
handelt nur im gen. dat. (loc.) sg., die übrigen genannten
brachen in allen casus ausser dem nom. sg. Diese überein-
sluiunung aller im gen. dat. (loc.) gegenüber dem nom. ist
schwerlich zufall. Dürfen wir also daraus eine ureuropäische
texion nom. -ans oder -än-s, gen. -ew-as, loc. -en-i folgern?
^h. glaube, nicht einmal eine urgermanische flexion gtinia, gumins^
^'••iifn, ja selbst keine uralemannische hano, hanin, denn die
übrigen germanischen sprachen flectiren: anord. n. gumi^ g. d. a.
9^Mna; ags. n. gutna, g. d. a. guman; afries. n. g. d. a. Jiona;
sisächs. n. gumo, g. d. a. gumon {-un, -an). Ich betone, dass
auch hier das nordische mit dem westgermanischen gegen das
gotische stehL Da got. und ahd. übereinstimmen, könnte man
Fennuthen, dass auch die übrigen germanischen sprachen im
gen. dat. einst i gehabt haben und dies später durch eine vom
366 Johannes Schmidt,
nom. acc. ausgehende nivellirende analogie beseitigt sei. Allein
auf hochdeutschem gebiete sehen wir nicht etwa m durch an
{o9i) verdrängt werden sondern vielmehr an dem in weicheD.
Nach Förstemanns beobachtungen an Ortsnamen (ztschr. XVI,
333 f.) finden sich in Elsass, Lothringen, Speier- und Worms-
gau und Ripuarien in der ältesten zeit an und in neben
einander, letztere schon etwas überwiegend; an erlischt ende
des 9. Jh., in erhält sich bis ins 11. jb., um welche zät
es bis nach Westfalen vorgedinmgen ist. In den niederfrän-
kischen psalmen lautet der gen. -in, dat. -i» und -o» (Heyne
kl, gr. s. 78 f.), doch deren i beweist, wie s. 359 anm. erwähnt,
wenig. Vom 9. jh. an gewinnt en auf kosten von an und tu
allmählich die alleinherrschaft. Förstemann hat schon darauf
hingewiesen, dass in den selben gegenden, in welchen -an er-
halten ist, zu der selben zeit auch der gen. der msc, ntr.
a-stämme -as lautet, welches, wie bekannt, alterthümlicher ist
als got. -is. Ferner ist selbst in den hochdeutschen dialekten,
welche vom beginne der Überlieferung ausschliesslich in (en)
haben, die Übereinstimmung mit dem gotischen geringer als sie
auf den ersten anblick erscheint. Die suffixalen vocale von got.
haninSj lianin und alid. hanin decken sich nämlich nicht so
vollständig wie die von got. faris, farith und ahd. feriSj ferit
Wähi'end das i dieser verbalfornien bis ins 11. jh. bleibt, findet
sich schon in den denkmälern des 8. jh. der gen. dat. schwacher
declination vereinzelt auf m. Der vocabularius St. Galli (760 —65
abgefasst nach Henning) hat nur eine einzige geneti\iorm, und
diese auf -cn, tutten 156 Herrn. Die Benedictinerregel hat aller-
dings nur 'in, sogar tlieilweis mit umlaut, forasegin^ nemin
(Seiler in Paul u. Braune beitr. I, 429), ebenso die fragmenta
theotisca (mit umlaut nur nemin). Im Isidor findet sich neben
vorherrschendem in (umgelautet tiemin) ein et», unchideüidenj
Tatian (Sievers 44) und Otfrld cod. Vind. Pal. (Kelle II, 241.
288) haben schon durchweg en gegen 'is{t), -it der verbal-
forraen (Kelle U, 31 f.). Dass diese Schreibungen nicht zufall
sind, zeigt die Wirkung des suffixalen vocals auf den wurzel-
vocal. Es heisst feris, -it, nimis, -it aber hanin, gifehin^ -en.
Allerdings giebt es vereinzelt formen, in welchen * umlaut ge-
wirkt hat (s. Scherer z. gesch. 436), sie sind aber bekanntlich
verschwindende ausnahmen von der regel; henin verhält sich
zu dem vorherrschenden hanin älmlich wie das s. 360 anm.
Was beweist das e der europäischen sprachen clc. 367
besprochene ferä ite zu faret. Also -ts, -it = europ. -eai^ -eti
halten ihr t bis ins 11. jh. und wirken stäts umlaut, dagegen
-lii erscheint schon im 8. jh. vereinzelt, bei Tatian und Otfried
durchweg, mit e und wirkt regelmässig keinen umlaut. Daraus
geht hervor, dass beide laute verschieden klangen, das i von
{tm als reines », das von lianin stäts mehr nach e hin. Aus
der geringeren tonerhöhung und der geringeren räumlichen
aosbreitung derselben müssen wir wohl schliessen, dass lianani
später zu hanxHi geworden ist als hharasi zu biris. Dennoch
ist die erhöhung nur in denselben casus eingetreten, in welchen
sie das gotische hat, stammt also aus einer zeit, in welcher
das hochdeutsche mit dem gotischen oder mit dialekten, welche
in diesem punkte auf gotischer stufe standen, in unmittelbarer
berührung war. Nur so erklärt sich die Übereinstimmung eines
theiles des hochdeutschen mit dem gotischen. Mit der annähme
einer Spaltung des germanischen in ost- und westgermanisch
rarträgt sich dies ebensowenig wie die asächs. g. d. gumon mit
der annähme von urgerm. gumins, gumin.
Für das altlateinische ist folgende flexion anzusetzen hemö
(erhalten in ne-hemo = nsniö), gen. *hemenos, dat. ^henwneij acc.
Iiemönem genau entsprechend den got. guma, gumins, gumin,
gwmtn. Es ist dies das einzige wort, in welchem sich auch
iKKh der acc. sg. mit ön neben durchstehendem in (en) der
ßbrigen casus obliqui erhalten hat. Corssen, der die vocalisa-
tioö der n-stämme II * 259 flF. behandelt, hat das richtige nicht
Besten, da er^ wie überall in seinem buche, zu wenig rück-
et auf den vocalismus der übrigen sprachen nimmt. Wie er
das suffixale e von generis ohne rücksicht auf das griech. yivsog
^ »umlaut von o« betrachtet (II \ 200), so erklärt er, hotninis
^ aus *homonis entstanden, indem »sich das o durch einfluss
des folgenden n zu i verdünnte« (II \ 259, I ^ 572 flf.). Für
keinen einzigen n-stamm ist aber ein gen. oder dat. auf -ofiis, -öni
lUicfagewiesen^ an dessen stelle später -tnis, Tn» erschiene. Dass
'^illuvog, IdnoUMvi zunächst zu Apcloncs, Äpoloni, weiter
zu JpoUinis, Apollini latinisirt wurden (a. a. o.), beweist für
echtlateinische wortformen natürlich gar nichts. Die auf der
drittletzten silbe betonten griechischen formen traten eben in
die reihe, welche die erhaltung ihrer betonung ermöglichte. Ja
die formen dieses namens beweisen gerade, dass hominis nicht
aus *homonis entstanden ist, denn zwischen Apoloni und Äpol-
368 Johannes Schmidt,
Uni liegt Äpoienei C. I. L. I, 174 Pisaur. Wie ÄpoUini nach
analogie von homini gestaltet ist, so zeugt das pisaurensische
Apolefiei dafür, dass zur zeit seiner entstehung die worte, nacl
deren analogie es latinisirt war, den dat. auf. -^nei bildeten
Es liefert also den beweis, dass homini zunächst aus *h<>mene
oder *hemenei (nemini) wie nomini aus ^nomenei entstanden
nicht aus ^honiöni »verdünnt« ist. Priscian und Probus (I p. 206
22. IV p. 10, 28 K.) geben an, die vetustissimi oder antiqu
hätten auch hämo, homönis flectirt. Als beleg führt ersterei
den vers des Ennius an: vulturus in spinis miserum mandeba
homonem (Enn. ann. 141 V.); ferner ist bei Fest, p, 100 M
überliefert: hemona humana, et hefmnem hominera dicebant
Aus einer flexion homönis, homöni, homönem konnte nicht ho
minis, homini, homineni entstehen, wie Corssen richtig gesehei
hat. Halten wir uns, um klarheit in die Verhältnisse zu brin
gen, an das sicher überlieferte: direct belegt ist allein der acc
hemönem und, durch assimilation des wurzelvocals an den suf
fixalen vocal daraus entstanden, homönem, femer das adj. hemöm
genau entsprechend dem lit. zmonä weibsperson. Nun wissei
wir, dass im gotischen nom. acc. und gen. dat. verschiedene!
vocal haben und dass dieser qualitätsverschiedenheit im sanskri
eine quantitätsverschiedenheit entspricht. Man vergleiche guma
gumins, gumin, guman mit skr. agma, agmanas, agmani, -e, ag
manam. Hieniach ist es sehr wohl denkbar, dass im latei
nischen einst flectirt ist hemö, hemmos, hemenei, hemönem, um
einzig unter dieser Voraussetzung lässt sich die sicher überliefert«
form hemönem, homönem mit der späteren flexion, sowie da
umbrische homonus mit lat. hominihus in einklang bringen.
Die Römer hatten bekanntermassen wenig sinn für vocal
abstufungen. Wie sie monotones datör, datöris, daföri, dcUöref^
an stelle des indischen data, datre, dütoA'i, datüram geset2
haben, so machten sie bei den w-stämmen entweder den stami
des accusativs dem der anderen obliquen casus gleich oder um
gekehrt. Ersteres geschah mit homönem, welches durch *ÄOfm
nem, hominem verdrängt ward, letzteres z. b. mit *temenoi
'^tetrienei welche durch tetnonis, temöni ersetzt wurden. So sini
die stamme auf -ö, Unis, hiein und die auf -ö, önis, önem durcl
verschiedenartige uniformirung einer beiden zu gründe liegende
flexion -ö, vm's, önem diff'erenzirt, ähnlich wie *pignos, *pignosi
(pignosa Fest. p. 213), später pignus, jngnoris und veter (Varr
11 simcE
i t. Vn, 8), Vieris, cerber, verberis aus einem beiden reihen ge-
uieinschaltlich zu gründe Hegenden -os, gen. -es-os differenzirt
sind. Auch die Osker und Unibrer haben den unterschied der
»starken« und »schwachen« casus verwischt. Es dient nun nicht
Wenig zur bestätigimg der hier entwickelten ansieht, dass sie
in verhältnissmässig zahlreichen Worten gerade die von den
Römern zur alleinhei-rschafl gebrachten formen unierdrückt,
die von diesen unterdriickten dagegen zur alleinherrschafl ge-
bracht haben. Während die Römer die Stammform homSn-
durch homin- verdrängen Hessen, scheinen die Umhrei' , nach
Äomoti-Ms hominibus zu schliessen, das entgegengesetzte verfahren
Pingeschlagen zu haben. Umgekehii haben die Römer bei den
Worten auf nom. -iö ausser Anio, Ne-rio in allen casus obliqui
-iBn-, die Umbrer und Osker dagegen das aus *-iSn-, -i?m- ent-
eUndene -in-: umbr. Iribri^u, abl, (nfcmme = lat. *tr^lkis,
*trij>lici5ne, umbr. natine = lat. Tudiöne, osk. tnedicalinmt,
tangiTtom, tanginud (zu nom. *medicatiuf, *tangiuf, Bugge ztsehr.
SXII, 432) = lat. -iiön-em, -iSn-em, -iön-e. Diese differenz er-
klärt sich nur unter der Voraussetzung einer alten gemein-
italischen flexion nom. -tffri-s, gen. -iSn-os, dat. -iSn-ei, acc
-i^n-om, ablat. ~iSn-Öd. Wie lat. natiötie und umbr. natine
lie^n im lateinischen selbst neben einander T^trbSnis, Turbönem
Und turbinis, turbinem (die gramnialikerangaben bei Neue I,
153), ja wohl auch komönis, homöni u. s. w. neben hominis,
^<*f»»mi. Direct überliefert sind, wie gesagt, nur heniönem, ho-
"»iftum, hemötta. Auf die angaben des Priscian und Probus,
dass die alten auch homOnis tIecLirt haben, ist gar kein gewicht
*■* legen, so lange diese form nicht aus einem alten schrifl-
äleHer belegt ist. Denn ein römischer grammatiker hielt, wenn
^^ einen acc. itomOnem fand, die exislenz eines gen. Itomönis
™t" selbstverständlich, wir aber wissen, dass sie sich keineswegs
'**ri selbst versteht. Nun haben Bergk (philologus XVII, 54 f.,
"eue jahib. f. pliilol. 1861, 032) und Usener (index schol.
■"^phisw. aest. 18ö6 p. 9) durch einsetzen von honiönis, ho-
"^^'ni u. s, w. an stelle der überlieferten hotninis, liomini eine
E^rze anzahl plautinischer verse sehi' ansprechend hergestellt,
^'^^egcn sich Rilschl (neue plautin. excurse s. 42 f. 86. 125)
^Koptisch zu verhallen scheint. Mir steht in dieser frage, deren
Entscheidung an dem oben dargelegten nichts ändern wird,
•tein urtheil zu. homönis, homöni können jedenfalls nicht die
370 Johannes Schmidt,
Vorstufen von hominis , homini sein , sondern verdanken ihr ö
der analogie von homönem^ homö.
Wie das lateinische haben auch das litauische und slawische
den stamm auf -en- oder daraus erweitert -en^- übest alle casus
ausser dem nom. sg. ausgedehnt. Dass dieser zustand nicht
ursprünglich, sondern durch uniformirung aus einem älteren
dem gotischen und oben reconstruirten uritalischen entsprechen-
den entstanden ist, lasst sich aus folgendem vermuthen. Dem
lat. honw, got. guma, d. i. älter guma^ entspricht das veraltete
lit. miü, preuss. smoy, dessen nur im sing, gebräuchliches fem.
iwona weibsperson = lat. hetnöna humana ist. Der gebräuch-
liche plural lautet zmönes (Ja-stamm), sein sing, liegt in preuaSi
smüni vor. Nach got. gumins, lat. hominis und lit. akmens kann
man nicht zweifeln, dass imw gen. gmens flectirte. Aber audi
der in den ableitungen zmonä, zmönes zu gründe liegende stamm
imön- muss in der declination von zmä erschienen sein, sonst
wären die ihn enthaltenden ableitungen unmöglich. Nach dem
bisherigen werden wir nicht in Verlegenheit sein, den sitz dieses
zmön- zu bestimmen: mön-= lat. hemön- war der stamm der
»starken«, smen- = lat. *Ae»wew-, *hom€n'^ got. gumifh der
stamm der »schwachen« casus. Der plur. nom. zmönes ist also
an stelle eines ursprünglichen consonantischen *zmöns = got.
gumanSj lat. *heniön^s (wie vor mischung der consonantischen
stamme mit den i-stämmen flectirt ward) getreten.
Alle bisher betrachteten sprachen zeigen unverkennbar
Übereinstimmung, ja es haben sich spuren gefunden, welche
vermuthen lassen, dass diese früher noch grösser war. Hättoi
wir das lateinische oder litauische aus dem Zeitalter der home-
rischen gesänge überliefert, dann würden beide mit dem goti-
schen in der vertheilung von an {ön) und en (in) wahrschein-
lich viel mehr als in den auf uns gekommenen denkmälern
übereinstimmen. Das griechische aber, dessen älteste denkmäler
um mehr als ein Jahrtausend die gotischen überragen, stimmt
in der vocalisation der w-stämme mit dem latein weit weniger
überein als das gotische. Ein verhältniss wie homö: homXn^
erscheint im griechischen nirgends, den genitiven notfAivog^ i*'
fiivog entsprechen vielmehr gleichgeförbte nominative noift^t
Xifi^v^ deren «7 nicht nur ionisch-attisch, sondern nach dem
Zeugnisse des Herodian auch dorisch war (Ahrens dial. II, 135
not. 6; Herod. ed. Lentz II, p. 357, 15). Nur aus dem neben
Wm beweist das e d« europSiaehen spmchen ete.
371
^oiltii/- erscheinenden noi/iaiva können wir schliessen, dass
rüher nicht alle casus den stiimm in der form noifiiv- hatten.
Xemer sind stäniine auf -ey- äusserst selten {man sehe die
lungon von L. Meyer vgl. gr. II, 1+3. 27fi), während iin
slawischen und litauischen alle a»-stänime ausser dem noni.
'pn-stämnien geworden sind, im gotischen alle masculinen
Xtnd neutralen gen. dat. auf -ins, -in auslauten, im itahschen
obliqui mit -e«-, -In- zu nominativen auf -ö früher noch
iel häuGger waren als Im lateinischen. Dennoch hängt das
riech, -ev- mit dem -en-, -in- der europäischen sprachen zu-
ammeu, wie avx^vog = got. {Imls-)aggi}is (voc. I, 182) und
fotftitvg ^ lit, päiKns beweisen.
Wir haben also gefunden, dass alle europäischen sprachen
nit ausnähme der nordgernianischen urspr. an mi singular zu
M oder weiter -/.u in gewandelt haben. Die zahl der casus und
ter wortstämme, über welche sich diese Wandlung erstreckt
3iat, ist in den einzelnen sprachen verschieden, alle haben sie
*iur Im gen. dat. (loc.), dennoch verbieten die nordgemianischen
sprachen selbst für diese -eii-as, e?t-ei (eti-i) als ureuropäisch
£Uizusetzcn. Im plural haben das slavolettische und alle süd-
europäisehen sprachen, ersleres bei allen stammen, letztere bei
den überhaupt -en {in) zeigenden hi allen casas en {in), sämmt-
liclie germanischeu sprachen dagegen in keinem einzigen. Wir
dürfen also trotz der Übereinstimmung der Slavoletten und
Södeuropäer kein europ. -en- im plural ansetzen, müssen alle
diese übei-einstinuuungen, z. b. 7Tot/*ipet = lit. pemms, not-
Mit-^v = lit. penienü, vielmehr unter der Voraussetzung des
'''luiiinbauraes als reinen zufall betrachten.
Ein blick auf die neutralen «-stamme zeigt noch klarer die
•"^tnöglichkeit, eine einheitliche ureuropäische tlexion anzusetzen.
"^^ griechische hat in ihneu bekanntlich überall a mit oder ohne
^Clwund des nasals bewahi't {övofia, övdfiaiog, otioftaivia), Ass
£^*Tnanische hat in in den selben casus und dialekten wie bei
"^^»^ masculinen, die übrigen europäischen sprachen ausser dem
"*^nischon. welches überhaupt keine neutralen substantiva mehr
"^t, haben in allen casus übereinstimmend n zu e gewandelt,
. *t» dass der nom. acc. iilr. auf en sich vom nom. msc. (im air.
I '**d ilal. aucli fem.) ganz gleichmässig scheidet: abulg. vn^,
Btn. 1
lat.
au-, mnm =
L ''^sc, abulg. kunuj, lat. hmHö, air. düiu fem. Im irischen haben
372 Johannes Schmidt,
die casus obliqui gen. anma, dat. anmaim^ n. pl. anman^ gen«
anmann allerdings a, dies ist jedoch erst durch vorwärts wirkende
assimilation des a der Wurzelsilbe aus e entstanden, wie z. b.
lernen n. plur. plagae, beimmen plagarum beweist (Ebel granmi
celt. p. 8. 10. 1082 ad p. 10 lin. 5. a. i., vgl. ob. s. 356). Unter
Voraussetzung einer europäischen grundsprache muss die Über-
einstimmung von abulg. imq, air. ainm = anmin, lat nmm
als reiner zufall betrachtet werden, denn ovofAa würde gebieten
an(a)man oder an(a)niant (ztschr. XXIII, 267 f.) als europäisdie
grundform anzusetzen.
Untersuchen wir weiter das verhältniss von a zu e in
gesteigerten formen der w-stämme. Die italischen sprachen kom-
men dabei aus bekannten gründen nicht in betracht. Griech.
*nfix6j:sg^ *n^X^jav stimmen im vorletzten vocale genau mit
*suneves oder *sunevas, ^sunevamj den für got sunjus, sunwirxä
Sicherheit zu erschliessenden grundformen, überein. Dennoch
ist es unmöglich für eine europäische grundsprache nom. und
gen. pl. der t^-stämme auf -ev-as oder -ev-es und evam anzo-
setzen, weil abulg. synove, synovü, welche unmittelbar aus *89r
naveSj ^sünavam entstanden sind, und air. betha^ be(ha(n) aus
*bithavas, *6i^Äat;am (Schleicher comp. ' 518. 547) widerstreben.
Nicht einmal urgermanisch *suneveSj sunjas dürfen wir an-
nehmen, denn ags. afries. suna ist aus *sufUius entstanden
(Scherer z. gesch. 435), stimmt also zu abulg. synove gegen
got. sunjas, anord. synir. Im ahd. ist ein nom. pl. der w-decU-
nation nicht direct nachweisbar, aber der acc. domo (Dietrich
bist. decl. theot. p. 18), welcher auf Hhomaus führt wie der
gen. thonio, fridoo und erst bei dem allgemeinen zusammen'
fallen der nom. und acc. pl. accusativfunction erhalten hafc
zeigt, dass der ahd. nom. pl. mit dem ags. gegen den gotische^
steht. Im nom. pl. stimmen also das gotische und nordisch^
gegen die anderen germanischen sprachen zum griechischen»
im dat. sg. dagegen schllessen sich ahd. suniu, anord. sy»*/)
ags. fet aus *ßtiu (Scherer s. 418. 434 f.), welche auf *sunm,
*ßtevi als grimdformen weisen, an griech. n^x^j:$, während
got. sunau zu lit. sunaü, abulg. synu tritt und gegen den ansatz
*) Ich betone wiederum die Übereinstimmung des nordischen mit dem
westgermanischen gegen das gotische.
Wu beweist das e der europUi
tjnes orgerm. sunia oder europ. surKvi proleslirt. Die überein-
timmung von *«$xv*s» ""ix^J-^^' "^VX^I* "lit got. sunjus, smiiw,
thd. suniu kann also unter Voraussetzung einer europäischen
Grundsprache nur auf zufall berulien.
In der ilexion der t-stänime stimmt das e von griech.
^Ttöiejoi mit dem von osk. Herentatels, \\t. pilva {aus *pilßis),
bulg. gosti kosli (-1 aus "-m), alid. as. etisti (aus *ansfe*s,
^anst^aa), ags, hene precationis (aus *bOni, *böncis). Dennoch
es unmöglich für eine europäische grundsprache den gen.
r t-stäninie mit steigerbarem vocale auf -y'-as anzusel7:en.
Dies verbietet sicher got. anstais (aus *aHstajas), vielleicht aucli
ür. fätha (aus *vaiajas Schleicher comp. * 543). Auch hier
irie im dat. der w-stämme stehen das ahd., as. und ags, zum
[riechischen gegen das gotisclie. Die übereinstinunung von gr.
lit. -es, abulg. -», weslgerm. -i ist also wieder
üner der merkwürdigen zufalle im gefolge der europäischen
undsprachc, um so merkwürdiger, als im nom. pl, alle die
formen europäischer sprachen, welche auf -ajtis {nicht -ias)
Weisen, übereinstimmend eine grundform -ejas oder -cjes voraus-
Klzen: *n6Xtjsg, lat. hostes, air. fdithi (aus *mti8, *v(Ueis
Scbleicticr comp, ' 519), got. ansteis, gasieis {-eis = *-ijas,
**!Jas), anord. yestir, ags. bene, as. ahd. tfesti.
In suFGxalen silben zeigen sich also dieselben
wie in Wurzelsilben. Keine der angeführten thatsachen verträgt
«ich mit der annalime, dass die über die einzelsprachen liinaus-
THgenden c aus einer einheitlichen europäischen giiindsprache
latiren. Sie sind nur unter der Voraussetzung begreiflich, dass
ten irgend einem oder mehreren punkten des europäischen
cbgebiets gewisse a zu e erhöht wurden und die erhöhung
Irich allmälilich über ein grösseres gebiet verbreitete. In
Inftncben worlen und flexionsformen hat sie sich über alle
europäischen und die angrenzenden asiatischen spraclien (phry-
gisch, armenisch) erstreckt, in anderen drang sie, durch noch
unbekannte hemmnisse aufgehalten, nicht so weit vor. Ja die
Jrenzen ihrer Verbreitung fallen nicht einmal überall mit den
grenzen der hauptsprachen zusammen: ein griechischer dialekt
ihat ^agm, naräga, ein anderer (fi^w, narißcc, ein italischer
fM-tora, ein anderer qnattuor, ein germanischer bairith. ein an-
374 Johannes Schmidt,
derer heraä, ein litauischer ^0, ein anderer äse u. s. w. Und
wo die tonerhöhung sich über das ganze gebiet erstreckt hat,
war sie dem grade nach auf einzelnen punkten so verschied«i,
dass der erhöhte vocal im preussischen dem unerhöhten der Ur-
sprache näher lag als dem erhöliten der übrigen europäischen
sprachen. Also selbst die vocale der worte, welche in allen
europäischen sprachen tonerhöhung erfahren haben, beweisen
nichts für die annähme einer einheitlichen europäischen Ursprache
mit c an entsprechender stelle.
Nachtrag.
Ich habe vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass
man die differenz zwischen den einzelnen griechischen dialekten
hinsichtlich ä und ij nicht durch die annähme erklären dürfe,
das urgriechische habe sich in zwei zweige, den dorisch-aeolischen
und den attisch-ionischen, gespalten, von denen ersterer hm-
sichtlich ä, 17 den urgriechischen stand fest gehalten habe, letz-
terer für sich in der farbung von a zu 17 fortgeschritten sei
Ich stützte mich dabei auf /imt, /^chr^a, stä der einzigen damals
bekannten elischen Inschrift (von circa Ol. 50), welche verbieten
die durch die stammbaumtheorie auf grundlage der übrigen
aeolischen und dorischen mundarten geforderten urgriechischen
W» ßQV^Q^i ^^ ^Is wirklich urgriechisch anzusetzen. Zugleich
sprach ich die vermuthung aus, dass wenn wir umfangreichere
denkmale der elischen mundart hätten, sich zur Verstärkung des
Protestes gegen den gegenwärtig geltenden Stammbaum der
griechischen dialekte gewiss sehr zahlreiche « in Worten finden
würden, welche man jetzt als urgriechisch mit 17 ansetzt (voc.
II, 190 f.). Schneller als ich hoffen konnte, ist diese vermuthung
bestätigt worden. Die deutschen ausgrabungen in Olympia ha-
ben eine neue an umfang die frühere um das dreifache über-
treffende elische inschrift zu tage gefördert, welche Kirchhoff
soeben in der archäologischen zeitung XXXIII Jahrgang, s. 183 f.
publicirt und besprochen hat. Kirchhoff weist sie nach dem
Charakter der schrift und des stils in die zeit nach Alexander
dem grossen. Auf ihr finden sich navag (nat^q)^ fpaiväreu
((paivijvai), not^ätat (not^afjtat), dvarsd-q (ävaTS&^^ do^q
(do^^)^ dno<s%aXa(isv (dnoötakfjvat). Vergleichen wir die con-
junctivformen ipaivüia^, non^äxai mit den indicativen vnodix$ta$^
naq§xB%ai^ ?X*# derselben inschr., sowie dvave&a, do&q^ a;r#-
iaea spracht e
tnaÜMftav mit y^a^ip derselben inschr., so gewinnen wir
bel^e für die voc. 11, 325 constatirte thatsache, dass langes
a der lonerhöhung zu e länger widerstand leistet als kurzes o,
und eben so viele ausnahmen von Ährens' für die übrigen
aeoliscfaen und dorischen mundarlen im allgemeinen geltender
regel: vulgare ^ in Dorica dialecto servatur, ubicunque ex e
natuni est, Lesbiaca dialecto consentieute, Boeotica y a Doride
servatam in e» mutante (II, 145. 1,85). Den elischen conj. -«r«»
entsprechen aeol. dor. -i^a» (Ahrens I, 85. U, 145. 306. 336),
den el. -«- und -*ä- der passiven aoriste aeol. dor. -tj- und
-*7- (Ahrens I, 85. 11, 146. 289. 315). dem nazäq lesb. nät^Q,
böol. natsi^, dor. nat^e (Ahr. I, 85. 183. II, 145). Für die
vorstehende Untersuchung hat von den neugefundenen elischea
formen besonderen werlh Ji«i«e, welches sich zu den oben
s, 357 behandelten lokr. Traca^u, gemeingr. natgäat stellt und
gc^eii den ansatz von hut^q als urgriechisch oder ureuropäisch
prolest irt.
Johannes Schmidl.
I
üeber deutsche Volksetymologie.
So schrieb ich vor nun grade fünfundzwanzig jähren über
den aufsatz, der an der spitze dieser Zeitschrift steht, und je
mehr die bändezahl dor letzteren wuchs, um so mehr habe ich ,
Öflers ein gefühl freudigen stolzes darüber gehabt, mich deren
ersten mitarbeiter nennen zu könm^n; ich bin dem so überaus
wichtig gewordenen unternehmen treu geblieben und wo ich |
mehrfacli lange pausen in meiner belheiligung dai'an machen j
musste, da geschah es nur, weil mich andere arbeiten so fes-
%Uen, dass ich mich davor scheute, meine thältgkeil dmiih
kleine abhandtungen zu zersplittern. Dass jener aufsatz an
der spitze der zeitsclirift steht, darauf habe ich mir freilich gaf i
nichts einzubilden; er hat diese stelle wol nur deshalb gefun- I
den, um nicht gleich auf den ersten blättern durch zu viel I
^in^krit das dnmaU noch kluine publicum unperrr Wissenschaft
376 E. Forstematin,
von der Unterstützung des in jener zeit noch gewagten Unter-
nehmens abzuschrecken.
Nahe läge es nun, und ich glaube darauf ein gewisses
recht zu haben, wenn ich nach einem vierteljahrhundert jene
abhandlung an dieser stelle in einer verbesserten und vermehrten
aufläge erscheinen liesse. Das ist jedoch in dem engen rahmen
eines aufsatzes nicht mehr möglich und nicht mehr nöthig.
Meine damalige arbeit fasste eine klasse von erscheinungen, die
bis dahin nur vereinzelt und gel^entlich besprochen waren,
unter einigen allgemeinen gesichtspunkten zusammen, und üe-
ferte dazu einige hundert beispiele. Das neue im titel der ab-
handlung erscheinende wort, welches bis dahin nur schwerfallig
umschrieben worden war, ist seitdem gemeingut der Sprach-
wissenschaft geworden, nicht bloss in Deutschland, sondern
auch im auslande, wo man von folksetymologiet, etimologia
popolare u. s. w. häufig genug lesen kann. Der stoflf war da-
durch in ungemein hohem grade gewachsen. Trotzdem hatte
hatte sich während dieses vierteljahrhunderts niemand gefunden,
der für diese erscheinung, auf welche man doch überall häufig
stösst, eine umfassende Sammlung angelegt hätte. Elrst dem
prof. Andresen in Bonn war das vorbehalten, so dass er vor
kurzem sogar ein universitätscolleg über Volksetymologie an-
zeigen konnte. Seine Sammlung ist nun in einem besondern
buche ans licht getreten und so kommt es, dass sich weitere
nachtrage nicht mehr an meinen aufsatz, sondern an diese
Schrift anzuschliessen haben, die von nun ab den kern abgiebt,
an welchen sich die arbeit der Zukunft anzulehnen hat. Diese
neue schritt führt den titel:
Andresen, Karl Gustaf, über deutsche Volksetymologie. Heilbronn
(t'ebr. Henninjjer) 187G. VI. u. 14(5 s.
Dass das buch von ausreichender kenntniss, gesundem
sinne und treuem ileisse des Verfassers zeugniss giebt, versteht
sich hier wie bei dessen andern schritten von selbst. Die ein-
teilung ist eine übersichtliche. Nach einigen capiteln allgemeinen
inhalts (s. 1 — 14) sammelt der Verfasser beispiele für Volks-
etymologie zunächst aus einigen undeutschen sprachen (s. 14 — 27),
kommt dann (s. 28 — 33) auf die alt- und mittelhochdeutschen
falle und widmet den haupttheil der sclirift (s. 33 — 127) dem
neuhochdeutschen, wenn auch natürlich mit stetem rückblick
auf die früheren sprachperioden. Hier werden nicht, wie ich
Üeber deutsche Volksetymologie. 377
-s gethan hatte, die fälle von einander geschieden, die ursprflng-
icli deutsche und diejenigen, welche fremdwörter betreffen,
K>iidem es werden die ausdrucke nach begriffskategorien ge-
sondert, so dass zuerst die eigennamen, sowol örtliche als per-
sönliche, erscheinen, dann die übrigen substantiva folgen, den
K^hluss aber die weit weniger vertretenen verba, adjectiva und
ibrigen Wortarten bilden. Ein sehr genaues register (s. 130 — 146)
3eschliesst das ganze und fordert zum herbeischaffen weiterer
beitrage auf. Indem ich hier zu diesem buche, das gewisser-
oiassen eine jubelschrift für den ausdruck Volksetymologie und
zugleich für das bestehen dieser Zeitschrift bildet, solche einzelne
beitrage liefere, denke ich damit nicht bloss dem Verfasser den
wärmsten dank auszudrücken, sondern auch zu zeigen, dass
mein Interesse an dem gegenstände während des langen zeit-
rjaumes ungeschwächt geblieben ist, wenn ich auch leider durch
andere arbeiten verhindert war, diesem gegenstände inzwischen
weitere forderung angedeihen zu lassen.
Seite 14—18 wird eine nicht geringe anzahl griechischer
und lateinischer beispiele beigebracht, gewissermassen ein keim
zu einer künftigen besonderen schrift über die Volksetymologie
in diesen sprachen. Ich füge zunächst einiges griechische
hinzu. Aus den skr. flussnamen HiranyaMhu, Vitastd, Irävati
und Vipägä wird in der griechischen geographie ^EQavyoßoag^
^ittani/g^ 'Vd^awriig, "Vipadig; man wird hier die annäherung,
^ die ich nicht speciell hinzuweisen brauche, nicht verkennen,
Aus dem Eranischen hat der Evifqdxfig seine lange erste sylbe
^cher nur dem Griechischen zu verdanken; der einheimische
nanae heisst Ufrätu. Die frau des Xerxes hcisst im genetiv
Piechisch ItüfAdtftQidog in anlehnung an eine bedeutende kate-
p)rie von namen: dem Persischen wäre l^f/^aatQiog (resp. -sag)
gemässer. Zu den römischen eigennamen (seite 15) füge ich
hinai Asdlius UavkXtog {äavkov), Bibulus BißXog {ßißXog),
öiraflflBa KaQaxaXXog (xccQa -{■ xaX6g)j Helvia ""OXßla (oXßtog),
*^^^fnntia AaqBVzia {kaqog), Numitor Novfi^tiOQ {povg -{■ /ui^ra)(;),
^Wm Uaiaag (nalCa)^ Piso Ileiacov {nsid^co), Folla Pollio
^Wö UaUmv {n£Xog\ Scipio Sxf^niwv {axtjniwv), Spuritis
^iftog (anBiqm\ Umbria COfjßqixtj (ofAßoog). Keltisch ist der
^^^'^t dem einheimisch kurzes u zukommt, der griechisch aber
^^»^log wird; auch wol der Lech lAcus, der zwar als Atxiag^
^ auch als Avxiag wolfsfluss erscheint. Aus dem Slavischen
^•tt^lirift fHr rergl. Sprachf. N. F. HI, 4. 25
i
378 E. Förstemann,
gehören noch hieher die ^noQo$ {Serben^ Sorben)^ aus dem
Germanischen liq^kivioq (Armenier) für Arminius^ obwol der-
selbe lautwandel auch abgesehen von fallen der Volksetymologie
statt fmdet, eben so das zuweilen erscheinende "EkovQoi, "Ekovqo^y
JXXovqoi (ilog, aUovQog) für die Hender. Man denke auch
an die insel Oesd {Osüia)y die bei Plinius zu BatsiXeia wird-
Aus semitischem sprachstoffe bemächtigt sich in dieser weise
das Griechische des Wortes Edgiinfi (wol zu hebr. ereb abend-
land) und nala$fS%ivfi {Peleschet = Philisterland, vielleicht noch
näher zur pluralendung von Pelischtim Philister gehörig). Der
kaiser Elägdbalus wird so, wenigstens zuweilen, zu 'Hlio/aßolog^
die göttin Astarte wenigstens bei Herodian zu liavQoaQx^j die
Numider lauten Noftddegy die stadt Adrumetum entsteUt Strabo
zu l^ÖQVfAi^g (waldlos); Aix>io\p ist höchst wahrscheinlich nicht
so gut griechisch als es aussieht ; der fluss Pruth wird jüvQBvog
und von den Sdkem erzälilt Tzetzes ^viv evQijfia vo aaxog.€
Nicht minder zeigt sich das Lateinische in dieser weise
thätig; so liegt in lingua für dhigua eine annäherung an lingo;
zu ikaXosiq äpfelreich gehört Maleventum^ das dann s(^ar m
folge des bekannten historischen Vorganges zu Benevenium
wurde; Agrigentum ans ^yixQccyag lehnt sich deutlich an ager^
die deutschen Elysii (für Elisii oder Helisii) an elysium; die
Leti, ein volk des Rheinlandes, erscheinen als Laeti, auch sogar
als Lecti, der vandalische Hunjareiks als Honorius^ die Lang<h
hardi vielfach als Longobardi. Der ort Hohentwid im Hegau
wird Duellum {nomen a bello accepit heisst es ausdrücklich), der
fluss Sitter, aus Siteruna, bei St. Gallen erscheint als Sintria
und stammt nach meinung der Chroniken von T>sint tria untimc
Der ostgotische Tlieodahad wird zum römischen Deodaius, im
gallischen Luxovium hört man eben so fromm y^ltix ovium^
heraus. Die häufigen langobardischen namen Magnus und
Lujjus sind durchaus nicht unbedenklich lateim'sch, gewiss nicht
die Gerniani, Qirolus magnus für Carolo)nannus (vgl. Andresen
s. 21) findet sich schon sehr früh, z. b. in den monumenta
Germaniae VII und IX.
S. 21 — 26 bringt Andresen höchst anziehende beispiele aus
dem Englischen bei und tritt damit seiner eigenthchen auf-
gäbe näher; sie werden sich noch vermehren lassen aus Koch
historische grammatik der englischen spräche (Weimar 1863 —
Göttingen 1868) band III, a, 161 flf. Ich bemerke noch einiges
Ueher deutsebe volkselymologte.
ST»"!
weitere: Engl. is(and aus ags. eöland scheint eine deutliche an-
lehnune: an insuia zu enthalten; in bridegroain ü^ ursprünglich
niehl groom, sondern gwma vor (ags. hr^dguma); auch in stirrup
(bewege dich liinauf) Steigbügel (ags. stigräp Stegreif) liegt
sicher TolksetjTiiologie. Sogar ganze wörterclassen unterliegen
diesem zage: einzelne englische coniposita auf -kood (= nhd.
-hmi) werden -ä«k? geschrieben wie goodhead oder niaidenhead;
die auf -imst ausgehenden Superlative sind nicht zusammen- 4
gesetzt, sondern nachweislich neue superlativbildungen aus dem I
ags. superlatirsuftix ~ma, die Volksetymologie hat aber in ihnen]
die kraft, sogar noch ganz unorganische comparalive auf -mowl
zu erzeugen.
Zum Neugriechischen (s. 27), wo bemerkt wird, dag» ^
^Gjlyot jetzt 'AieXqai laute, erwähne ich noch, dass hierauf wol
der biceps Pamassus von einfluss gewesen ist, dessen zwei
spitzen sich gerade von Delphi aus gesehen sehr markirt '
zeigen.
Zu den holländischen beispielen (s. 27) bemerke v^ \
noch, dass bereits im Mnl. das in eigennamen gebräuchliche 1
-aerd (^ hoehd. -hart) nicht mehr als selbständiges wort, son-
dern, ähnlich wie im Mhd„ nur als ableitung gefühlt und des- i
lialb wie das hochdeutsche -olf auch ausserhalb der nai
^adezu als masculina bildende endung gebraucht wird; bei^<l
spiele in Grimms gramm. II, 340.
Wollen wu- die deutsche Volksetymologie in ihrem weiterei» 1
Zusammenhange betrachten, so müssen wir zu seite 27 noch
eine anzahl anderer germanischer sprachen herbe iziehai,
<lie der Verfasser nicht in seinen gegenständ aufgenom- <
xnen hat.
Schon im Gotischen ergeben sich einige spuren von
Volksetymologie. Andbahts famulus ist ein wahrschehilicli aus
dem Keltischen aufgenommenes fremdworl, das sich dann speciell
im Gotischen an die menge der composita mit and- angelehnt
hat. Das nui' gotische viduvaima witwor enthält wol sicher _
Qine anlchnung an vair, gewlssermassen den gedanken an
triduvavair. Ferner ist zu bemerken, dass einige jedenfalls (wie' 1
oJjitkttns mid sanwlkuns) zu kuni gcnus gehörige composita in |
ihrem letzten theile auf -kunds ausgehn, als gehörten sie zu i
kwnlh» notus; so airÜmkunds, gumakunds, himinakunds, it/or- 1
himinahaids, itinakunds imd qinahmds. Eben so verrauthe \
380 E. Förstemann,
ich, dass der name Jomandes aus Jordanes sich schon in
gotischem mund an die zu nanthjan gehörigen zahlreichen Per-
sonennamen angeschlossen habe.
Reicheren stoflf bietet schon das Altnordische dar, diese
spräche, in der sich überhaupt erhaltenes und entartetes so
wunderbar mischt. Zuerst erwähne ich entstellte einheimische
Wörter. Aus ahd. fifaltra, alts. fifoldara, ags. fifalde Schmetter-
ling wird altn. nicht bloss mit starker metathesis fifrüdij son-
dern sogar ßprildi mit dem gedanken an fipri gefieder. Beisl
zäum, Zügel hat sich mit dem schwed. betsd und dän. bidsel
angeschlossen an hita beissen, während das wort mit ags.
bridel, engl, bridle, ahd. brittüy holl. bridel zusammen gehört.
BatUasteinn soll von bratdarsteinn (stein an der heerstrasse) ent-
sprungen sein und verdankt die entstellung wol dem gedanken
an bauta schlagen (vom einhauen der runenzeichen). Die ab-
leitungen bamoeska kindheit (got. barniskja-), fomoeska alter,
liodoeska spräche lehnen sich an oeska Jugendalter (für oerska
von ar jung), woher die wunderliche Veränderung des vocals.
Haukstaldi juvenis, vielleicht aus dem ags. hagusteaid entlehnt,
ist so entstellt, als läge darin kaiikr habicht. Gewiss aus dem
Ags. entlehnt ist gangdagr (ags. gangdäg) der gebetstag, an dem
mit procession die grenzen umgangen wurden; gar nicht selten
wird aber dafür gagndagr gewinntag geschrieben. Unger-
manische lehnwörter trifft natürlich die Volksetymologie noch
häufiger und zwar theils appellativa theils eigennamen. Die
pflanze veronica hcisst fergin, als gehörte sie zu farg gewicht,
fergir Unterdrücker. Das sehr skandinavisch klingende hlSbarär
heisst leopard, wird aber auch vom baren, wolfe u. s. w. ge-
braucht. Baldachin lautet altn. nicht bloss baldakin, sondern
auch baldrsskinn (haut des Baldr) neben baldskin, Jerusalem
wird altn. zu lörsalir (nisc. plur.), also pferdesäle, freilich mit
ungehöriger aufnähme des nominativsuffixes in den ersten teil;
vgl. aucTi lörvik = York und ags. Eoforwic = Eboracum.
Athen wird zu Oäinsbarg, die Athener zu Oäinsborgmenn. Aus
den Samaritern werden vereinigte männer, Samverjar^ wovon
auch das adj. Samverskr. Am merkwürdigsten entstellt sich
die 'yiyia 2o(pia in Gonstantinopel sec. 11 zu Äegisif worin das
msc. Aegir und das fem. Sif also zwei götternaraen an-
klingen.
Ueber iJeutsche Volksetymologie. 381
Aus dem Norwegischen erwähne ich aasgaardsreid aus
schwed. aska der donner, so entstellt, als käme es von altn.
(isgarär der Asenwohnung.
Im heutigen Isländischen ist altn. viarmenniU nieer-
männlein, eine sagenhafte figiir, zu marbcndill verdreht; aus
altn. tltreskjöldr thürschwelle ist isl. threpskjöldr geworden, die
ableitung vom dreschen also vergessen und dafiJi' an Ihrep leiste,
rand gedacht. Altn. leinaeritttjr, zehnrudriges boot, wird isl.
zu teinahringr, norweg. zu tendringr verunstaltet, worin gewiss
Volksetymologie liegt.
Den ostnordischen sprachen gemeinsam ist es, wenn
allo. fätaekr (zu taka nehmen) arm jra schwed. und dän. fattig
lautet, als wäre es eine ganz gewöhnliche ableitung.
Im Schwedischen wird främmatide fremd durch sprach-
liche verirrung als eine gewöhnliche participialbildung ange-
sehn. Aus likstod (leichengebühi-) wird jetzt meistens likstol.
Im naioen der stadt MalmÜ liegt nicht (j insel, sondern altn,
Jüäimhuugar. Am merkwürdigsten ist es, dass (und zwar nicht
bloss im Schwedischen) der erste teil des gemeingermanischen
Wortes elhogen (ahd. dinbogo, isl. alnhogi u. s. w.) vei^essen
■wird und nun irgendwo eine anlehnung sucht. Während Gustav
"Wasas bibel noch almhogtta und Gustav Adolfs bibe! eben so
schreibt, hat schon a. 1587 der sjiionymorum libellus tümboghe
Jieben amtboghe und die Originalausgabe von der bibel Karls
Sil druckt antthoga. Auch im Ags. kommt earmboga, im
«länischen Angeln annbnvo vor, während die dänische Schrift-
sprache noch albuc sagt. Im Schwedischen lautet es jetKt ßmt-
imge, doch in schwedischen mundarten noch alboge, im dialekt
Ton Dalarne sogar assimilirt abbuga. In norwegischen mund-
arten kommt neben echterem olbogje sogar handbogje vor.
Ferner ein paar beispiele aus dem Dänischen, die gewiss
leicht zu vermehren sind. Ein würfet zum spielen heisst iaer-
ning, wobei vielleicht an taere verzehren gedacht ist ; das altn.
wort lautet tenningr, von tonn zahn, da die würfet aus walross-
zälinen gemacht waren. Dan. jordetnoder hebamme stammt
VQDi altn. iödtnodir (zu lad kleines kind). Die jütische stadt
Aarktius enthält nicht unser haua. sondern ist wie das schwe-
dische Äros am Mälarsee ein altn. är-öss flussmündung. Die
Kjödntangergade (tleischergasae) in Kopenhagen wird zu KjÖbmet-
gergade.
I
382 E. FOrstemann,
Ans dem Angelsächsischen erwähne ich, dass in freols
der zweite teil des gotischen freihals ganz vergessen wird und
das wort noch mehr den schein einer blossen ableitung an-
nimmt als das altn. frials. Dagegen lehnen sich die neutra
auf -em, ursprünglich blosse ableitungen, entschieden an ags,
em, am (domus, casa, habitaculum) an, wie schon Grimm
gramm. II, 338 bemerkt hat.
Wir folgen nun weiter dem gange des Andresenschen
buches. Dass ahd. falawiska (s. 28) aus lat. favilla entstanden
ist, wird durch altn. ßlski zweifelhaft; näheres dai*üba* bei
Rydqvist Svenska spräkets lagar 11, 210. Das ital. longa
(panther) könnte wie das spätlateinische lonm, lonmnus (hyaene)
ein vom griechischen stamme X^ovr- gebildetes leontia sein;
franz. once bezeichnet den americanischen Jaguar, ist aber mög-
lichei-weise dasselbe wort (zu s. 32). Die deutung von Fumper-
nicket aus ban pour Nicol (s. 37) habe ich schon von meiner
mutter in Danzig gehört und diese hatte sie zwischen 1807 und
1813 vernommen. Die Hansestädte (s. 37) finde ich in ein»
geographie des 17. jhdts. An -Seestädte geschrieben. Zu s. 40
bemerke ich die phrase r^einen guten Stiefel trinkemt^, wo es sich
mit dem stiefel etwsis anders zu verhalten scheint als in der
von Andresen angeführten redensart. Für lieutenant (s. 40)
habe ich nicht bloss letUmann, sondern auch leichnam gehört.
Nicht bloss Hessenfluch (s. 44), sondern auch »Hass und JYwcäc
ist aus jenem familiennamen geworden in einem gedichte, wenn
ich nicht irre von Herwegh. SchilUngsfürst (s. 46) könnte im
ersten theile den p. n. Scütung haben; Eichsfeld (s. 46) ist
nicht feld eines Äiko (das müsste Eichenfeld werden), sondern
wol eine pseudopersonale bildung aus eichi, oder aus eichahi;
mit Ekhstädt wird es eben so stehen. Auch bei Würeburg
(s. 50) denke ich nicht an einen p. n., da die älteste form
Wir^iaburg heisst. Von Buxtehude ist mir die s. 51 gegebene
erklärung nicht glaublich; ich möchte hier ein Bocsetahude an-
nehmen und darin Bocsati wie anderweit Morsati, HoUsaH,
Waldsati sehn. S. 52 hat mir die deutung von Ochtendung aus
of demo dinge imponirt ; die älteste form Ofdemoding widerspricht
nicht, der ort hat schon, was in meinem namenbuche noch
nicht erwähnt ist, im 7. jhdt. existirt, ist uns aber aus jener
zeit nur in ganz verderbter Schreibung {Ocththinyngo) überliefert
Emischwerd (s. 52) ist urkundlich aus Emumteswerd entspnm-
Ueber deutsche Volksetymologie.
gen. Ueberhaupt giebt Ändresen auf s. 49 — 54 eine reiche
sanuulung von volksetymologischen entartungen in Ortsnamen,
wie auch ich sie in meinen oi-tsnamen s. 313 f. dargeboten
habe; trotzdem lässt sich noch vieles anführen, was bei uns
beiden fehlt. So erwähne ich Verdeutschung von Keltischem
in Morcil Morsdmd, Burcitum Bitrisehiid, Ankaracha Etikirchen,
Bumaga Bombogm, Munzecha Morusingen; die Sudeten heissen
bei Albinus Meissnische land- und bergchronica (Dres-
«Jen 1589) auf dem titel Südöäiscke gebirge. Auch aus dem
Slavischen ßnden sich neue beispiele: Stubbtmkammer scheint
altsl. kanteni fels, stein zu enthalten. Mukkarouwe sec. 11 ist
schwerlich deutsche Zusammensetzung, eher wendische ableitung
von mokry nass; Hit-niskretschen (d. h, gasthaus an der grenie)
wird ffermskretscken geschrieben und gesprochen. Vieles aus
Galizien im anzeiger f. künde der dtsch. vorzeit 1864, s. 283 f.
Aus dem Romanischen hebe ich heraus Alla\illa Elfeld, Ovile
Unwillen (cant. Bern), Tabernae Daxbom (Nassau), Colonia
nova WiUsfJten-Of'cn (Tirol), Campo ursino Kamnwrsckien (Tirol),
Die Justinenpforte zu Hildesheim wurde später SHnchenpforie
imd stinkende pforte. Nicht hieher gehören viele beispiele, di«
ich für umdeutmig aus dem Deutschen ins Romanische bei-
bringen könnte.
S. 62 wären die mit Hcre-, s. 63 die mit Stern- begin-
nenden geschlecbtsnamen besser unter den Ortsnamen zu er-
TVähnen gewesen, die sie doch zunächst sind. S. 67 war
besser amir-ul-ma (emir auf dem wasser) zu schreiben. S. 70
ist über die bedeutungsverschiebung von hageslolz jetzt bei
Zimmer die nominalsuFßxe A und Ä (Strassburg 1876) s. 389
eingehendes zu finden. Bei s. 82 lallt mir auf, dass cifiöii'^ und
kkinod ableitungen sein sollen; ich habe darin bisher got. *at«i
besitzthum gesucht, das auch z. b. in allod steckt, vielleicht
sogar in feudum lehn. Werf/eld (s. 95) wurde bereits von den
Langobarden, Franken, Alamannen wol schon im 8. jhd. nicht
verstanden, wie die formen guidrigild, iridniiildum u. s. w. in
ihren gesetzbüchern zeigen. Soll witwe (s. 102) denn wirklich
aas dem Lateinischen in alle möglichen sprachen entlehnt sein?
S. 117 werden verschiedene verirrungen in der deutschen conju-
gation z^vischen starker und schwacher bildung und zwischen
den verschiedenen ablautsreihen der ersleren erwähnt, die doch
Wol mit der Volksetymologie nichts zu schaffen haben.
1
I
384 H. Hübschmann,
Indem ich von dem verdienstlichen buche scheide, komme
ich auf die auf der ersten seite des Vorworts aufgeworfene frage
zurück, warum wol bisher noch niemand sich so eingehend mit
dem Stoffe beschäftigt habe. Ich meine, es wird andern ergan-
gen sein wie mir; ich habe manchmal erwogen, dass wir im
ganzen noch bei den anziehenden einzetaheiten stecken bleiben,
dass aber nichts wesentliches dabei herauskomme, d. h. keine
allgemeineren beobachtungen von weittragender Wirkung. Aber
überzeugt bin ich doch, dass solche nicht ausbleiben werden,
wenn wir uns mit den einzelnheiten erst weiter beschäftigt
haben. Dazu gehört erstens, dass auch andere sprachen ausser
der deutschen eben so gründlich untersucht werden, zweitens aber,
dass man sich angelegen sein lässt, dem ersten auftreten jedes
falles nach räum und zeit näher nachzugehen und das einzelne
beispiel von Volksetymologie möglichst an seiner quelle aufzu-
spüren. Dann werden überraschende strahlen aus diesem ge-
biete her sicher in das reich der Völkerpsychologie fallen und
die Sprachpathologie mit ihren zahlreichen epidemischen und
contagiösen erscheinungen wird ihren gewinn haben. Diesem
gewinne hat uns der Verfasser ein gutes stück näher geführt.
Dresden. E. Förstemann.
g^y gh^ im Sanskrit und iranischen^).
I.
Während das armenische und das altiranische die beiden
indogermanischen A-reihen: fc, ^, gh und A^ g^, gh^ getrennt
gehalten haben, ist im sanskrit zwar k {= k oder c) von k^
^) Der Verfasser ist in dieser und der fol^^enden abhandlung nach mass-
gäbe der oben s. 5 f. angedeuteten ansichten von der Justi'schen Umschrei-
bung des Zend abgegangen. Er umschreibt die Spiranten der guttural-
und dentalreihe durch / y ^ t^, ausserdem in Übereinstimmung mit seiner
transcription des armenischen sh durch § (auch im sanskrit), zh durch i.
Es ist dies mit beziehung auf seine abhandlung in heft 1 zu beachten.
Anm. d. red.
g\ gh^ im sanskrit und iranischeD. 3g5
(= g) getrennt geblieben, dagegen sind mehrfach g und g^ inj,
ffh und gh^ in h zusammen gefallen, so dass
j etymologisch = g oder g^
h = gh > gh^ ist.
Dass nun in skr. j und h wirklich je zwei verschiedene
laute zusammengefallen sind, ist aus den lautverhältnissen des
sanskrit noch deutlich genug zu erkennen. Sind nämlich j und
h die media und media aspirata zu k, so werden sie inlautend
vor t oder dh und Im auslaut zu k oder g, sind sie aber die
media und media aspirata zu k\ so werden sie in denselben
fällen zu t, d oder 5, wie folgende paradigmen zeigen:
k: wrzl. vac: vacmi, vaksi, vakti,
impf, avcicam, avak, aval^ impt. vagdhi.
k^: wrzl. vof: vagmi^ vak§i, vaSti,
impf, avagam^ avat, avat, impt. uddhL
g: wrzl. nij: nenejmi, nenekSi^ fienekti,
impf, anenijam, anenekj anenek, impt. tienigdhi.
g^: wrzl. marj: märjmiy mdrMi^ fnäräti,
impf, amärjam^ arnärf, anidrt, impt. mrddhi,
gh: wrzl. duh: ddhmi^ dkok§i, dogdhi^
impf, adoham, adhok^ adhok, impt. dugdhi
gh^: wrzl. iarh: trnehmi, trnekSiy trnedhi,
(für trnaidhi),
unpf. atrnaham, atrneti atrnet impt. trndhi
(für trnddhi).
Wenn kH zu it wird, so muss gH den lautgesetzen nach
^Urch kH gleichfalls zu §t werden, dagegen sollte ghH — nach
J^^^ogie von ght = gdh — zu g^dh^ also = zdh werden. Nim
^t aber das sanskrit den laut i durchaus aufgegeben und seine
^* nur durch lingualisirung des folgenden dentals und deh-
^.^8 des vorangehenden vokals bewahrt, weshalb wir aus
** •+- ta durch liidha : KdÄa, wie aus nizda durch niSda :
**^^) entstehen sehen.
Zu beachten ist noch, dass, während k^ g^ gh^ vor dem
^'Bx der 3. person, ti, zu lingualen dauerlauten {§, z) werden,
^^^ Vor den mit dh beginnenden verbalendungen ebenso behau-
^) So würde dem z. mxzda = /uKf&o^g ein skr. midha entsprechen. Ist
^* skr. mt^ha (im Veda) an diese etymologie zu denken?
386 H. Hflbschmann,
delt werden wie vor den mit bh beginnenden casussuffixen
und vor su (loc. pL), d. h. dass sie in die lingualen verschluss-
laute tj d übergehen, weshalb wir
va§ti aber uddhi
mdrSti » mrddhi
• • • •
tmedhi » trndhi für tmdähi haben,
(für trnaidhi).
Ebenso wird Tc^ g^ gh^ vor dem sufßx der 2. person« si^
zu k (kSi), vor dem suffix des loc. pl. su aber zu t {tsu\ d. h.
also: k^ g^ gh^ werden vor den mit dh und bh beginnenden
sufüxen sowie vor st^ so behandelt als ob sie im auslaut
stünden.
Im iranischen wird kH zu St und entsprechend gH durch
A;^^ zu St, aber auch arisch ghH muss, da das iranische die
aspiration der medien aufgegeben hat, durch gH txl St werden,
vgl. vaSti von vak^ ==: skr. vag, ya^ta von ya^*, skr. yaj, diSta
von digh^ = skr. dih. Vor tönendem dental würde £ statt S
eintreten, so dass k^ g^ gh^ -]- d oder dh im iranischen zu
M wird. 1)
Jedes j und h des sanskrit also, welches in den oben er-
wähnten fällen zum lingualen verschlusslaut (.^, d) oder dauer-
laut {§) wird, ist aus g^ und gh^ entstanden, jedes / und h
aber, das in denselben fallen zum gutturalen verschlusslaut {k,
g) wird, ist aus g und gh entstanden.
g und g^ werden nur in j, nie in h,
gh und gh^ » » » ä » » J verwandelt^).
Erhalten wir so ein kriterium zur Unterscheidung von wurzel-
auslautendem j = g und j zr=z g\ h = gh und h ==■ gh^, so
müssen wir für den anlaut die entscheidung im wesentlichen
aus den verwandten sprachen holen. Nur da, wo j vor i er-
scheint, dürfen wir, wenn in nebenformen noch g auftritt, dies
j auf urspr. g (nicht g^) zurückführen, weil indog. gi sowohl
wie ki im arischen zu ji und ci werden mussten. Wo immer
jetzt im sanskrit ki und gl auftreten, ist das i erst aus a ge-
schwächt worden zu einer zeit, als der gemeinsam arische
prozess der palatalisirung längst vollzogen war. Darum hat das
*) Ebenso wird s -}- d zu zd, cf. marezdä verzeihen = tnares, skr. mari
+ dd, z. marezd- = skr. mrd.
^) jahi impt. von han ist keine ausnähme, cf. p. 391.
SS ?Ä' i
L eanskrjt und iranbcheo.
387
zend: g, y, j.
zend, welches die Schwächung des a zu im der weise, wie sie
im indisclien eintritt, nicht kennt, in den entsprechenden fallen
nicht ki, gl, sondern hi, ga, cf. giri berg == k. gairi. ') Indessen
braucht nicht jedes ji auf gi zurückzugehen, auch urapr. gH
muss ja im skr. zu ß werden. In allen fällen nun, in welchen
das sauskrit selbst nicht entscheidet, müssen wir uns an die
verwandten sprachen wenden , und zwar werden wir unter
diesen den vorzug dem zend geben, da es dem sanskrit am
nächsten steht, Im zend sind wie im slavolettischen media und
media asp. zusammengefallen,
aus g und gk ist g oder ;■, j, z,
aus g^ und gh^ aber e geworden.
Also ist urspr. g ^= skr. g, j,
gh = skr. gh, A !
,~ , , i zend: z.
gh' ^ skr. A \
Wo abei' das zend versagt, wird es nöthig sein, zum ar-
menischen und slavolettischen — über welche Zeitschrift XXIII,
p. 20 flg. zu vergleichen ist — seine Zuflucht zu nehmen.
Ich will nun versuchen, mit hülfe der angredeuteten kriterien zu
entscheiden, in welchen fällen im skr. j auf g oder 3', h auf
gh oder gh* zurückgeht. Das material habe ich Grassmann's
Wörterbuch entnommen, nur weniges aus dem späteren sanskrit
hinzugefügt, jedoch die worte ausgelassen, über deren j und h
ich nichts entscheiden zu können glaubte. Auch habe ich nur
auf wurzeln und ^vurzelwörter rücksicht genommen, ableitungen
nur ausnahmsweise angeführt, und überhaupt nach vollständjg-
käl nicht gestrebt.
1. skr. j = zend j, s, urspr. g.
anj salben, bestreichen : anakli akta. Lat. ungtw. Hierzu
z. axti, arm. a^t (lehnwort) krankheit? skr. aiyas flink
= ksl. naglü, lit. nuglas (zeitschr. XXIII, p. 268}.
ör; kraftfülle, safl, nom. ürk.
'ijas kraft, cf. tigra, ojigas, ojiSfha, z. aqjatik, arm. tn£.
Ctaihara bauch, lat. venter, got. lausqithra-?)
*) So erleiligt sich auch die frage, welche Spiegel und Opperl auf-
, ob die «Itpersische keilwbrill besondere reichen fOr it und g auch
-« K^atrt. habe. Nat&rlidi tiichl, da es im ultp. nirht ki, ^ sondern
ci, H gab.
388 H. Hübschmann,
im singen, einen gott besingen, rauschen, knistern (dazu jalj^
flüstern). Gehört hierher, wenn es nach Grassmann mit ahd.
quirx^^ altsl. govorü^ lit. gärsas zusammenzustellen ist (Ob z.
jar in aibijaretar, aibijareti hierher gehört, ist wegen der tradi-
tionellen erklärung dieser worte nicht sicher zu entscheiden).
jani^ jani^ am ende von comp, jdni weib, gattin, z. jeni.
ji siegen, perf. jigäya, desid. jigt§ati, z. jatfa-. Dazu auch
j}/ä Übergewalt, ßla^ jyäyas überlegen, vorzüglicher, grösser.
jinv sich regen, in bewegung setzen, fordern, erquicken, be-
leben, jira rasch, antreibend, arm. £ir eifrig, emsig, ir-
utJiiun muth. z. jtra? Es gehört zusammen mit
jiv leben, z. jtv^ ju, gi in gaya jiyaSSa »lebe dein lebenc
arm. keankh leben aus *givancb~.
jy^i ß^^i altern = z. jindüi vergeht, welkt, jyäüi alter,
orjyamna unvergänglich, lat. viettis.
jyä bogensehne, z. jyä, ßiog.
tij scharf sein, schärfen, intens, tetikte^ cf. auch tikta^ tigma^
tigita, z. taeya^ tiyra^ taeza^ tüi.
tyaj im stich lassen: tyaktum, tydkta. (z. i&y^ahh verderben?).
dhraj^) dahin ziehen, streichen (von wind, vögeln etc.), z.
dräjanh länge (neupers. dirang cunctatio, mora).
nij sich waschen, nenikte, nikta. z. nainimiti = entfernt
hhaj zutheilen, hhakta. z. baz, baxta.
bhanj brechen, blianakti^ arm. bek,
bhi§aj heilen: bhiiakti. Ueber z. bae&aza siehe unten. Arm.
bziSk arzt würde zum skr. stimmen, scheint mir aber per-
sisches lehnwort zu sein.
bhuj 2) biegen, part. bhugfia. Mit rm = herausrücken, retten
aus, cf. z. buj ablegen, retten, baoxtar (retter, befreierV),
phl, boxtan retten, befreien, arm. buzel heilen, befreien,
retten.
bhuj geniessen, bhunakti blwktum,
niujj {niasj) untertauchen, untersinken, imtergehen, maMvd^
nianktum, magna, — niajjari mark, z. mazga, ksl. mozgü. Ur-
form der wrzl. ist also mazg.
yuj anschirren, yunakti; z. yuj, yuxta, yo^og^t-
*) Urform ist dharg^ nicht cU^argh, wie Fick wörterb. I, p. 117 meint
') Urform also bhug^ stimmt daher nicht zu got. biuga (cf. Revue de
Linguistique VI, 368).
9>, gA' im sanskrit und iramscben. 389
raj larben, röthen, rakia gefärbt, roth; neup, rai^ färbe. Hier-
her rnjan^ nach!, rajas luftkreis, dunstkreis, arm. erek abend.
rty zerbrechen, zertrümmern, verwüsten, part. runrta. Westerg.
auch rokta, ruklvd; roga gebrechen, krankheit, auch ru/:
nom. ruk.
vij emporsehiessen, zurückfahren ; vinakti vikta, vigna. ?..
va^a, hunivixta.
varj »etwas aus seiner ursp. richtung oder läge herausbrin-
gen« (Grassm.) vrnakti, vrkta. vrjina krumm, got. vraiqs,
lat. urtus, ^aiß6g (zcilschr. XXIII, p. 312).
gx'Aj klingen, schwirren, {-inkte.
sqj, saäj sich anheften, anhängen, pl, sakta, altp, Aas oder
hatte, siehe unten-
sraj kränz, nom. srak, sragrUmra bekränzt.
svaj umarmen, pari-Svakta. z. pairüqa%ta.
Hierher gehört auch das / der reduplicationssilbe der mit g
oder 3 ^= g, gh oder h ^ gh anlautenden verba: J^igar wachen,
z. jayäuru, jaghäna von han, ?,. jaynväo.
2. skr. j = zend e, ursp. g '.
aj, qjati treiben (j wird nie zu g), z. az. Hierher aja (»be-
hend, agilis* ) bock , z. aei, asväjani peitsche, goajana,
gavajana rinder antreibend (sc. darida stock), z. gavdg, arm.
lehnwort : gaiKiean stock.
arj sieh strecken (»etwas biegsames in eine gerade linie aus-
recken« Grassni.), davon fju gerade, z. ereeu. fjipya sich
streckend {im lauf oder fluge), z.erezifya; ra;iä(Äa geradeste,
z. rasüea. Dazu nach Grassni. raji reihe, irajtj anordnen,
räj hen-schen.
Sttrj brüllen, z. garez weinen, geresä das weinen.
•^onghä bein, z. za^a,
*<*n erzeugen (behält j in der redupl.), z. zan.
.?<*iÄ schnappen ( behält gleichfalls J), jamWia zahn , gebiss,
iul. sf^'ü zahn. Ob auch jambhag zermalmen = z. eembay
Tt. J, 28 ist? z, zafan eafra oiund, rächen gehört wohl nicht
hierher, da /' auf p zurückgehen niuss. Doch dürfte z.
scfra mit arm. tse-rp spalt, loch (urf. g'apra) zusammen-
zustellen sein.
-?««■ aufreiben, gebrechlich werden, altem, z. gaurvä alter,
a-sareiyant nicht alternd, osset. zarond greis.
390 H. Hübschmann,
JOS erschöpft sein, z. zcbk verlassen? (Aber altsl. gasnqii ver-
löschen, lit. gesti?),
jdnu knie, z. zanva, np. zdnu (z. inu entstand aus mu durch
einfluss des n).
jämätar tochtermann, z. zdmatar. (Jämi verschwistert, nach-
vedisch = Schwiegertochter, = z. zdmi?)
jus schmecken, gern haben, z. zfd.
jnd, jdndti wissen, kennen, z. zan (In indtar^ inßiSUi ist i
durch das folgende w ebenso aus z entstanden wie in in»,
siehe oben).
jam (thema) erde, gen. jmds^ z. zdo (= zams), acc, isam (==
zam-m)^ gen. jeremö (= zmo), thema zam.
jindti um die habe bringen, z. £rin<^.<, altp. adind nahm weg-
jrayds strecke, ausgedehnte fläche, z. zrayahh see.
fcAmjf; {bhrdsj) frigere, rösten; hhrastum, bhrSta. Urform 6AfMg*"'
bhrdj fulgere, abhrdt^ subst. vibhräSti, vibhrdt. z. bardza glan^
glänzend.
bhürja birke, osset. 6arse, ksl. 6r^j?a, lit. berzas.
marj (streifen, wischen), reinigen, schmücken, mrita, z. mareis, ^
yaj verehren, isfa, z. yas, yaSta.
rajata weisslich, silber, z. erezain, arjtina weisslich, licht, sil-
bern, z. arezahh der frühe tag. Ist von diesen rjra röth-
lich = z. erezra der bedeutung wegen zu trennen?
rdj glänzen, strahlen, rditi,
rdj herrschen, rästra reich, ekardt allein herrschend, samrM
oberherr. z. rdz ordnen, cf. oben arj.
vajra Indras donnerkeil, z. vazra.
t^aj gehen, wandern, hingehen zu — . parivrdjj nom. parivrdi.
z. varcz thun, uzvarsti.
sarj^) ausgiessen, sr-Sta, z. Jiarez.
Hierzu kommt das j in der reduplicationssilbe der mit j = g^
und h = gh^ anlautenden verba, die im Zend mit z redupli-
ciren :
Jan erzeugen: jajanti, z. ztzanen,
jad wissen : jijfidsamdna = z. ziSndonhemna = ziindofüiemnat-
für zizndonhemna {z vor n zu i siehe oben); jahämi = z,
zazämi, juhomi = z. zaozaomt
») Die form asrnÄ; steht anregelmässig für asrätj wie rkirdJt für (idrat
von rfarf.
g\ gh^ im sanskrit und iranischen. 391
3. skr. k = zend j, ä =* ursp, gh.
ahi schlage, z. aii.
arh verdienen, werth sein, argha werth, preis, z. arej aufwie-
gen, werth sein, arejanh preis.
dah brennen, dagdha, z. daß.
dÄ bestreichen, degdhi^ digdha, (z. die siehe unten.)
duh melken, dtigdha.
duhüar tochter, z. dugeda^ duyda.
druA^) jemandem leid anthun, dmgdha. z. drui, cmi>idru%ta.
wuh verwirrt werden, mugdha.
fnamk schenken, magha geschenk.
nmk rinnen, rennen, rowÄo« schnelle, gesch windigkeit (rnnpÄos),
raghu rennend, renner, z. refij hurtig sein.
snih fett, feucht werden, migdha klebrig, glatt, sneha klebrig-
keit, adhäsion, liebe, z. snaSäana?
i€]^fhsa gans, osset. yä^^ np. y^^^ ^sl. gqsi (aber lit. zf^slts).
i€E^ schlagen, jaghäna, z. jan. Beachte den impt. jahi aus
„^«Äf (Orjheidhi (wegen der asp. dh) == ghacOii, z. jaidi, altpers.
JBodiy. Also war jh die Vorstufe von skr. h = gh. Vergl.
^uch hims für jhifks aus jighams, wie äA^s aus didhaps.
'S sich freuen, cf. ghr§u lustig, munter, gfÄr^* erfreuend.
^^ynya »festes gebäude«, cf. ghamiyeSthä. (z. aairimya ge-
liört nicht hierher, cf. Hang, pahl. paz. gl. p. 22).
**^<Äcit*nf hagelwetter, ksl. gradü hagel. (Dann gehört z. j9r(^da
l>a.nzer nicht hierher, etwa zu hräda getön?).
4. skr. A == z. jBf, ursp. gh^.
^'^^nhas angst, bedrängniss, z. ajerawÄ (auch z. oj? als verbal-
^^urzel gehört hierher, wenn ich »zur casuslehre« p. 162
ic*ecbt habe).
^) Die wurzein Aoh^ dth, dtih, druh, die auf ursp. dhagh, dhigh, dhiigh
tf**^*^ zurückgehen, nehmen bekanntlich die aspiration des anlaute, wenn
&^ des auslauts verloren geht, wieder an: dhaksyatij dheksyati^ dhoksyati,
i^o^fatt. Ich glaube nun, dass alle wurzeln, bei denen dieses »umsprin-
gen der aspiration« stattfindet, im an- und auslaut aspirirt waren. Bei den
mit fr bannenden versteht sich das ohnehin von selbst. Wrz. <ia6A bildet
Aquott, das arm. davel setzt dhabh voraus; grah bildet jighfkiati, das
om. gravel setzt ghrabh voraus (cf. got. greipan). guh verbergen bildet
OfMtiai, es wird auf eine wrzl. ghudh (cf. xtvd'to) zurückgeführt Revue de
jgiginstique VI, p. 368. Wenn skr. gardh mit got. gredua zusammengehört,
90 ist die grandform ebenfalls mit doppelter aspirata anzusetzen, ghardh.
12 H. Hflbschmann,
ah sagen, arm. as-el (skr. 2 p. perf. dtiha?).
ahan, aJias tag, z. azan,
aham ich, z. (izeni.
th erstreben, begehren, z. ig, izyditi verlangen.
üh weiterschafTen, schieben, rücken (»aus vah umgewandelte
Grassm.) üdha (neben vhüa, P. W.).
garh klagen, vorwürfe machen, tadeln, intens. jägar^Ulki
(Westerg.).
jihvä zunge, z. hijsvä (skr. jtihü hierher?)
tarh zerschmettern, zermalmen, trnedhi, tfdha.
darh befestigen, drdha fest, feste; z. darejs befestigen, {dadkrk
pränadhrk unregelinässig, wie adräk zu darg, asräk zu sarj).
pUhan milz, z. spereza, neup. supurz.
bamh caus. befestigen, hädha. z. häe, häzanh weite.
&arA; tarA ausreissen, ausziehen, hrdha.
barhis opferstreu, z. barejsiS.
barh caus. kräftigen, stärken; &ar%as festigkeit, {Kir^^fM!! dicht,
fest, sehr, brhant dicht, massenhaft, gross; z. barez, beresafifj
hoch, gross, laut, barezahh gipfel.
ftoAu (&aA; &amA) viel, arm. bazum,
bähu arm, z. &(2^u.
9iia/t gross, nmJiant, z. »^ta^r, niazaüt gross, mo^ranA grosse.
wm'A mingere, mtd/ia, z. mfxr; irte^ urin = z. maSza, Aber megha
wölke = z. fnaeya, cf. ni^neghamdna nass (samen) entlassend.
rdhita verlassen, einsam, raAo« elnsamkeit, geheimniss, z. ra-
zanih einsamkeit, np. räz geheimniss.
rill, lih lecken, relJn^ Itdhvä, Itdha.
varäha eher, z. vardza.
vaii fahren, üdha^ z. vaz.
sah überwältigen, sädha, später sodha, sodhum. Im comp.
vane§ah : vaneSät sahas macht = z. hazanh. {saghnoti
ist also zunächst von sah zu trennen, vgl. jedoch wiÄ).
sahasra tausend, z. hazanra,
»ifhfia löwe, arm. inrf^, ints.
sparh eifrig begehren nach, z. ^parez. (Aber pumsprk viel
begehrt, vgl. darÄ). Verschieden davon ist skr. .«^xirdA
wetteifern, sich bewerben um, z. spared,
had cacare, z. zadahh, arm. ci^e/.
Äana kinnbacke (?). npers. xrawax entscheidet nicht, arm. isno
geht auf g^enu.
ImH gelblicli, z. zairi, futrita, z. eairita, hiranija, z. saranya.
}utsla band, z. sasta,
hyas gestern, np. dt (siehe unlen).
hvar kriiDim sein, cf. jiratihvura, ?.. iHiiliebaraiüi.
ha^a ross, arm, dzi.
hi denn, z. ei.
hima kälte, sclinee, z. zyani {(hema, sthwacli sim. cf. ölten
eam erde) winter, eayana winterlich.
All giessen, opfern, hotrd opferguss, z. saoSra Weihwasser;
hu anrufen, z, au fluchen, zava, eavana ruf, hvayati = z. ghaySUi.
hrd herz, z. eareSaya.
Zu 1 und 2 ist zuzufügen; asrj blut, asj-A, «iv eifrig
strebend, MftA, üany kaufmann, vapii, ebenso andere noniina
auf -j, deren analogie auch rtvij priester folgt, obwohl es von
yaj kommt; jpnbh hat gleichfalls j =^ g, wenn es mit Joli.
Schmidt, voc. II, p. 293 zu a.ltbulg. glübokü, glqbokü tief zu
stellen ist. jar sich nahen wird mit car, jman bahn mit wzl.
gam, tuj kinder mit tue zusammengeslelll. jyut =^ dytd, jyok =
dyok. Zu kharj cf. Joh. Schmidt, voc. 11, p, 37, zu sphürj
ebenda p. 457.
Zu 3 und 4:
fhmt klein, gering vergleicht Grassniann mit raghu, eXaxvs;
jaiiihas weg, gang, bahn, 2) schwinge (Grassmann) könnte
mit jaghana hinlerbacke, jägltana hüfte, Icnde, jartgM bein
zusaniuiengesteill werden, hir/i darni dürfte wegen lit.
iamä aut gh^irä zurückgehen. Ob aber hi (voi-wärts
treiben, senden, anregen, fördern) auf ^Atoderj/A'» zurück-
zufüliren ist, wage ich nicht zu entscheiden. Wenn man
7, zita (= increased im Zand-Pahl, Gl.), zaSntan wachen,
zafytanh Wachsamkeit herbeizieht, so ist als ui-form gh'i
anzusetzen, aber die formen perf. jigjidya, des. j.ighiSaii,
intens, jeghigate deuten auf ursp. gM.
Nicht erwähnt habe ich die fälle, in denen A =^ dÄ
"•tei" bh ist. Ersleres gilt für Uta hier, guh verhüllen, verbergen,
•^f- gr. Ktvitm, altp. gud, z. guz aus gud = gml, wie yiei neben
y^i aus yadi; hita aus und neben dhitn; nah anknüpfen,
•""Atta, ') ruh ersteigen, erklimmen, wachsen, rädha {rudfi
, ') Dtts suuistrit weist durcliaus auf nadh als wurzelform liin und Fiok
I ^"t S^irisa unrecht, weon er iwft unter indogerin. nagh »lelll, wiewolil
K«IU«brifl (llr Tergl. Spr.chf. K. F. JU, 4. äG
394 H. Hfibschmann,
spriessen, virudh gewächs, kraut), rdkUa roth, cf. rudhira, so-
vndha irgend, so oder so, sdha zusammen, mit. Dagegen ist
h = hh m\ kakuJia hervorragend, aus hakubha, gäh tauchen,
tief eindringen (g(ibh oder gadh?\ grab = grabh^ das im Veda
vorliegt, har = bhar tragen, halten, wegnehmen.
Aus dem zend seien noch erwähnt:
{g, gh in) berejay zujubeln (Haug, 18. kap. des Vendidad,
p. 40), sniz schneien, draz in der hand halten, drehjay
auswendig lernen (Haug, Ahmiavairya formet p. 38),
{g^i 9^^^ in) = äzdyäi, äzi^ vazaya eidechse, eäras- galle, jfue,
yaomiti wogen.
Vergleicht man 1 — 4 in rücksicht auf die zahl der ange-
führten beispiele miteinander, so fallt auf, dass h = gh
so selten vertreten ist. Indessen ist zu bedenken, dass auch die
zahl der erhaltenen gh gering ist. Im anlaut finden wir gh
noch in: gha, partikel, 1) ghar, gharaii, jigharii besprengen,
2) ghar: jigharti leuchten, auch ghrnotij gharS reiben, gha$
verzehren, ghtiS ertönen, ghürn wanken, ghrSu munter, lustig,
ghrSfi eher, ghora furchtbar, ghrd^ jighrati riechen, im
wurzelauslaut in: aghu übel, anghri fuss = awJiri^ jangha
beiii, dagh reichen bis an, dirgha lang, niegha wölke, langh
springen, laghu leicht (cf. raghu\ {giiigh beriechen), glägh
prahlen, rühmen, sagh auf sich nehmen, stigh steigen. Sind
dies nun auch nicht alle im skr. vorkommenden gh^ so dürften
doch zumal in der altern spräche sich nur wenig mehr finden.
Ueberhaupt ist unter den gutturalen gh der seltenste laut, k
der häufigste, während g in der mitte zwischen beiden steht«
Dies gilt für das sanskrit sowohl wie für das griechische, über-
haupt für das indogermanische. —
Wenn wir nun bei vergleichung von sanskrit und zend
finden, dass das zend in der palatisirung von ursp. k und g in
Spiegel, arische Studien p. 30 ihm beipflichtet. Wäre nagh (d. i. nagh^)
die gruiidform der wurzel, so hätte — sehen wir vom sanskrit ganz ab —
im zend daraus nicht nazda, sondern nazda gebildet werden müssen. Da
z. nazda schwerlich von skr. neda getrennt werden kann, so ist anzuneh-
men, dass fieda aus nedha (cf. dvär thür aus dhvär), beide aber, ncuda und
nedJMf aus ursp. tiadh-dha entstanden, gleichwie z. mazdä = skr. medhä
(vgl. Benfey Glossar zum Sämaveda p. 150»») aus ursp. macUidhä (wzl.
madh wissen, in z. masti aus madh-ti Weisheit, erweitert durch dhd, wie skr.
grad-dhä vertrauen gegenüber ^at vertrauen) liervorgegangen ist.
#'. gS' im sftBskcit und iruiiachen. 395
einzelnen fallen über das sanskrit hinausgegangen ist, cf. /., jam
gehen ^ skr. gam, jad bitten d. i, jemand ansprechen uro
etwas ^ skr. gad, z. iac laufen = skr. tak, so wird es uns
auch nicht befremden zu finden, dass schon früher in der ent-
Wickelung von g\ gh^ aus g, gh das zend einigemale weiter
g^angen ist als das sanskrit, wie es der fall ist in z, baeSaia
g^^nüber skr. bkiSaj, bhisakti, z. die, diSta gegenüber skr. difi,
digdha. *) Gehen wir weiter nach westen, nach Armenien, so
finden wir noch einige g^ mehr gegenüber ursp, g : buits
speise, skr. bhaj, urf. thug, oisanel ungere, skr. afij, urf.
ang, Itsd jüngere, ski-. yMj, urf. yiig, hVsand lösen ^ skr.
n^, urf. rttg, dazu orlsal ^Qfvytait-ai. Yd. ridugmi, ksl. rygaU,
wie auch die = ?.. die, skr. dik. urf, dhigh, d, h, der prozess,
durch den sich im indogermanischen 3', 3Ä' aus g, gh ent-
wickelten, hat sich noch innerhalb des armenischen weiter
fortgesetzt. Aehnlich geht ja auch das aus g, gh entstandene j
des altiranischen im mpdernen persisch in r über (skr- Aon =
z. Jan = np, 2a»), nachdem schon längst 9', gh^ im iranischen
zu e geworden war, so dass nun neup. e =^ ursp. g, gh, 3',
fl*> isl.
II. A;^ (/', gh' im altpersischen.
Wenn wir bisher s und a als iranische Vertreter von indog.
k', j|>, gh^ ansalien, so bedarf diese ansieht in hinblick auf das
allpersische einer erläuterung, die im folgenden gegeben wer-
den soll.
i' liegt als s wirklich vor in asman himmel, skr. afman, aspa
pferd, skr. ofiw, vispa, msa all, skr. vif;va, und (vor «) zu
I i geworden In imSnä durch die gnade ?.. jHtsna, wz, skr.
I vof, nigapiäam ich schrieb, wzl. j«'f. Dazu kommen pars
I bestrafen, skr. prcch, ras kommen, skr. rech (aus arsk),
I jsjkJs kennen, vasaiy viel, vi-san-&-hy zerstören (corij. 2. p.)
I und a-sar-vfa-tä (?).
l Sonst aber erscheint, und zwar im anlaul und zwischen
Pto^ialen, J; öoA sprechen = z, sank, skr. fos, i)u%ra nom. prop.,
*^>fcl = z, suyra roth, skr. ^uhra hell, glänzend, ^ard art =
e ^rnnda, skr. Qardhas schaar (bes. der maruls), Üad erscheinen =
E^^ioJ»), madi&la grössle, cf. z. masanh grosse, np. mah gross, vi9
W ') VergL übrigens auch skr. utuct/M nebea mugdha, miifha neben migdha elo.
■ 'j I, nuf wird von der PehleviälierseUunt' ^^^^^ durcli inedammütuutanH
pp**-«:!! Hnugs lesung) wiedergegeben und soll sojiai'li >er3cheinen" hedeulen.
396 H. Hubscbmaim,
clan, z. vis, skr. vig. So wird auch a&angaifia steinern auf
a&an = skr. ctgan stein zurückzuführen sein.
g\ gh^ liegt im altp. nur in wenigen fallen als ß vor: vcusrtJca
gewaltig, gross, zura gewalt, zana (in comp.) stamm, izdva
zunge (nicht sicher zu lesen, cf. aber np. zubän), häufiger
im neupersischen: hazdr = z, hazamra, skr. ^Aosra tausend,
zädah = z. zäta, skr. jdta geboren, dmwrzidan verzeihen, z.
marez, skr. tnarj.
Gewöhnlich erscheint im altpersischen vielmehr d für ursp.
g^, gh^ und zwar im anlaut und inlautend zwischen vocalen:
g^: daidtar freund, z. zu§y skr. ju§, np. ddst\ daraya meer,
z. zrayanh (skr. jrayas\ neup. daryd; addnd er wusste, z.
jgian, skr. ajdndt, np. ddnad; adinä er nahm, z. ^eriikS^, skr.
ajindt; yad verehren, in d-^adrana terapel, z. yaz, skr. yey".
Dazu neup. dänidd = z. zdmdtar, skr. jdmätar Schwieger-
sohn, dahany dahdn mund = z. zafan.
gh^: adam ich, z. azem, skr. aham; dasta band, z. xros^, skr.
7<a5to; dwW festung, z. di^, skr. df/t, aber neup. die cas-
tcllum, dazu neupers. dt gestern, skr. hyas, du herz = z.
zaredayäj skr. Ärd.
Also ist Ä^ = altp. s {§), d-
g\ gh^ = z, d.
Es erübrigt noch nachzuweisen, dass die reihe k^ g^ gh^
im altp. von der reihe kg gh getrennt geblieben ist. Nun stellt
sich k als k oder c, g, gh als g oder z dar, und wir haben zu
beweisen, dass z nur aus g, gh, nie aus g^, gh^ entstanden ist.
z findet sich in: zadiydmiy ich bitte, z. jaiöyemi, skr. gtzd, Hv
leben, skr. jev, z. jit;, ^'w; iam kommen, z. Jam, skr. jfam; A«i
In der that bedeutet z. sacT (3 p. praes. sa^ayeiti) nur »zum Vorschein
kommen, erscheinen«, auch saffa Vd. 2, 132 heisst »das zum Vorschein
kommen, der aufgang«, nicht, wie ich früher mit Justi glaubte, der unter-
gang. Und dieselbe bedeutung hat altp. &ad, 3. p. praes. *^aday€ttiy. Es
flndet sich an einer viel besprochenen, aber immer noch nicht richtig er-
klärten stelle, N. R. a) 58, vgl. Spiegel, keilinschr. p. 52 : martiyä hyd aura"
mazdähd framänä hauvtaiy gasta mä &adaya. Nach der »medischenc Über-
setzung {*siyunika*, vgl. zeile 52) heisst gastä »übel, schlechte, d^adaya
ist imperf. 3. person ohne augment (wegen des vorangehenden mä, steht
also für a'&adayat), und der satz ist danach zu übersetzen durch: o mensch,
der befehl des Ahuramazda, er soll dir nicht übel erscheinen.
9'. gh'
»anskrit und iranischen.
sind und
od. hani gefangen setzen (eigentl. fostselzen), skr.
(part. sakla) etwas anheften, fest anfügen an, san lödten, j
schlagen, z. jan, skr. kan und gkan, durue lügen, z. drtii, skr. j
dnth = drugh. ')
Mithin sind beide reihen auch hier scharf gesdiieden und ]
wir können für das altiranische folgendes schenia aufstellen:
indog. k g gh
= zend k, X. c g, y, j, e
altp. k, X, c (/, ^
und
indog. ft' g^ (jÄ'
= zend s z
altp. s, (s), & e, d.
Ich nehme aber nun nach w\c vor an, dass i
allgemein iranischen Vertreter von ursp. &'
erst aus ihnen sich & und d sporadisch im persischen entwickeil
haben. Die annähme eines Übergangs von s, s zu i)^, d mag
bedenklich erscheinen, allein unmöglich ist dieser Übergang ge-
wiss nicht. Für diese annähme s| nicht doch, dass *, d nur
im anlaut und inlautend zwischen vocalen für s, e erscheinen,
da s, z unter dem schütze von consonanten (vgl. auch np. d^nd
weise neben farsän, farxtlnaJi weise, von derselben wurzel
dan = am) erhalten bleiben (gleichwie das dentale s nur im
schütze von consonanten erhalten blieb, sonst aber zu /t oder
§ wurde). Auch haben alle andern iranischen sprachen durch-
weg s und e für nrsp, A' 3' j/A', und der übei^ang dieser zu
9, d ist in dem erwähnten umfange nur dem persischen eigen-
thümiich. Ich trete darum der ansieht, die Curtlus grundzüge
p. 655 anmerk. äussert, nicht bei. Wenn er sich dort auf
ossetisch jarath = ntlexvs, ursp. parakht beruft, so habe ich
dagegen einzuwenden, dass der regelmässige Vertreter von Jt^
im ossetidcben s ist und farnth ganz isolirt zu stehen scheint,
tniUiin eher für als gegen mich spricht. ■
') Eine wureel ai (Spiegel ly) =■ i. az, skr. (y giebt es niehl. Deim
P<aiyaiai& (Spiegel, keilinscbrinen 53, 47) kann nieht von einer wuricl ai
herkoiDineji, da es sonst patiyftiiUä lauten mdaste, es ist zu zerlegen in
patiy-a-ia-tä, wurzel ist also ia» ^= skr. han . hamaram kan ist nach aus-
weis der ossyriBchen Übersetzung dasseltw .was sonst hamarutn kar ; eine I
w^hlacht schlagen. Ebenso wenig giebt es im altpers. ein cai 1= skr, vaht \
die gleichaetzung von avaiam (Spiegel s. 30, z. 75, 89) mit skr. <
isl lunachal nichts als ein schlecbter nothbefaelf.
I
I
398 H. Hübschmann,
So meine bisherige argumentation. Dieselbe ist falsch,
wenn H. Möller (die palatalreihe der indog. grundsprache im
germanischen, p. 23) mit seiner behauptung recht hat, däas
altp. r^ard^ adam »nur aus t'arda^ ad*am mit ausfiall des pala-
talen halbvokals, der das umschlagen der palatalen explosiven
in dentale bewirkte«, entstanden sem könnten. Dann därftäü
wir ja als iranische grundform nicht, wie ich thun wollte, sard,
azam ansetzen, sondern müssten annehmen, dass, als altpers.
und zend sich trennten, noch k^ard^ ag^am wie auch ak^n stein,
ak^man himmel gesprochen wurde. Während (ik^an durch
aJc^an, afan zu a&an überging, hinderte in ak^man = al^fnan das
unmittelbar folgende tn das umspringen des palatak in den
dental und es entstand durch eu^man: asman. Dann existirte
natürlich erst recht unsere reihe k^ g^ gk^ noch intakt tm zeit
des beisammenwohnens von Iraniem, Armeniern und Slavoletl^i,
und die bildung der diesen sprachen eigenthümlichen zischlantö
hatte damals noch nicht begonnen. Dann wäre auch der um-
stand, dass diese sprachen aus jener reihe gerade die betreffen-
den Zischlaute gebildet haben, für ihre näliere verwaödtschftR
nichts beweisend. — Wer entscheidet?
Nachtrag.
Während k, g, gh und k^, g^, gh^ im sanskrit vor s in k§
zusammen fielen, scheinen sie im zend auch in dieser Verbin-
dung vorwiegend getrennt geblieben zu sein, indem k, g, gh -\-
s zu x^> k\ g\ gh^ -\- s zu S wurden. Fälle der ersten art
sind bekannt genug, man denke an xhoaxS = skr. tmki
wirken, dmx^, nom. von druj, eine dämonin, skr. druh =
urspr. driigh, baxS schenken, essen = skr. bhaki^ von wrz.
bhag. Dagegen haben wir z. va§t du willst = skr. väkSi (wrz.
väk^), aydvareS, nom. zu ayitvarez bösesthuend, hvareS nom.
zu hvarez gutesthuend, (wrz. varg^), bare§ höhe, nom. zu bar&f
(skr. hrhy wrz. bhargh^). Dazu kommen parddarS, wohl nom.
zu parödares (wrz. dark^ sehen), name des hahns, spas spaher,
nom. zu spas (wrz. spak^), die aoristformen (im gäthädialekt)
disä von dis, skr. dig, näsdite, nasdmd von nas zu gründe
gehen, verderben = skr. nag, nästmä von naSy näs erlangen,
skr. nag. Auch d/dare5a^<^ gehört hierher, wenn es, wie wahr-
scheinlich, desid. zu dares sehen = skr. darg ist. Dagegen
ziehe ich die desiderativformen didereyio, dtdrayzddu^ zur
g\ ffA'
1 saiiskrit und r
n Ischen.
399
Wurzel dras (urspr. drag) und mmuiyso als desid, zu skr.
mathh schenken, das aus magh enisfandcn ist, wie magha gäbe
aeigt. Freilich giebl es einige (alle, die gegen unsere ansieht
q>rechen, wie f'rajnx^tem, wenn pix^ von der würze! skr. pif,
nnd pomritspaxSti. wenn es von wtz. sjxts = ski-. pdf kommt '^).
Bedenken erregt auch die — nur an einer stelle vorkommende —
nebenTomi vd^ia zu väSa wagen, von vai = vas (skr. vah)
^- s, und die nebenform &warexStar zu SwöreSlar von duxtires.
Freilich sieht 9icarex^tar ebenfalls nur an einer stelle und
zwar nach marexStar, unter dessen einftuss vielleicht sein xi
fSr S entstanden ist. Ob endlich auch nrväxS mit tirväs zu-
sammenhängt? Kurzum, es lässt sich nicht sicher behaupten,
Ä's immer zu S, nie zu x^ geworden ist, obwohl dies
wahrscheinlich ist. Denn es ist doch immerhin möglich, dass
formen wie frapix^ta, ^toarex^tar einfach nach analogie von
muirexSiar, ahcy^x^tar gebildet sind.
Nur darf man keineswegs glauben, dass s immer auf A's,
und nicht auch auf ^-s zurückginge. Vielmehr lallt im zend so-
wohl wie im persischen die Spirans x ^of ^ vielfach ab und
'das urspr, x^ i^ häufig zu § geworden, vgl. tas schaffen^} =
ältp. taxS, skr. taM, Soiffra = skr. Metra. Also urspr. ks =
Iran. %& oder ä, iirspr. ft's = iran. 5.
Auf keinen fall aber scheint mir die ansieht richtig, welche
Möller, die palatalreihe der indogerm. grundsprache
im germanischen, p. 35 geäussert hat, dass indisch Ics, iran.
%it er- li t* immer aus urspr. sk^ entstanden sein müsse.
I)enH wemi urspr. ska = skr. kSa, kSi besitzen, beheiTsehen,
gr. tna erwerben im lat. durch qiteo, und urspr, ski = skr.
iÜ wohnen, gr. «n im lat. durch quies und gar im slaw, durch
^koj vertreten ist, und da urspr. ski = skr, ksi verderben
im griech. durch ip&iw, ferner skr, /trfftyj nacht im gr. durch
^^ag, ski', k.^ar schwinden im gr. durch (p&fit)ci> verbeten ist,
10 beweist gr. </>, lat. q, slav. k, dass in allen diesen füllen
indcHran. Äs aus urspr. sk, nicht abei- aus sk> entstanden ist.
') pattifrax^tar u. s. w. xiebe idi ztir wrz. S ffdxi liei Juati. nicht i
fem fragen.
') So unleracbeidel sich (o* schafTen auch rorinell »on dem aus U
huren weilei-gehilileten ta^i laufen Inssen.
400 H. Hübschmann,
Zudem ist in einem sicheren falle gr. xv weder, wie Möller
verlangt, aus sk^ noch auch aus sk sondern aus A:s entstanden,
nämlich in skr. takSan, z. tasan, gr. %ixtoy- (lat. texere, mhd.
d'ehseti, lit. tasfs^ti, ksl. tesati), dessen wurzel taks auf tak, nicht
auf tak^ zurückgeht, wie man aus der Zusammenstellung in
Curtius grundzügen^ p. 219 ersehen kann. Mithin ist das
von Möller aufgestellte gesetz: urspr. sk^ = skr. kS, z. xh gr.
5, xr falsch, indoiran. kS, gr. xr ist vielmehr aus ks oder sk
entstanden. Dass aus urspr. k^s im indischen kS, im iranische
aber wahrscheinlich S geworden ist, sahen wir oben, und wenn
es im indogerm. ein sk^ gab, so dürfen wir wohl vermuthen,
dass daraus im indischen g, im iran. s geworden wäre.
Armeniaca.
a) Da im armenischen e mit ea in derselben weise wech-
selt wie i mit e, u mit oi, so ist man französischerseits auf den
gedanken gekommen, ea als Steigerung von e aufzufassen, gleich-
wie e und oi (ui) wirklich Steigerungen von i und u sind. Nun ist
aber e im armenischen gleichwie im griechischen durch Spal-
tung aus a entstanden, und es ist ebensowenig für das ar-
menische wie für das griechische einzusehen, wie e zu ea ge-
steigert werden könne. Die sache liegt in der that ganz anders:
ea ist nicht Steigerung zu e, sondern e ist aus ea geschwächt.
ea erscheint häufig in der tlexion der nomina und adjectiva
auf i, z. b. in hareav, instrumental von hart gut, teleav^ instr.
von teli ort. Hier steht eu wohl für ya, das im nominativ zu ♦
contrahirt ist, so dass das thenia von hari : barya, von teli : tdffa
ist. Dieses ea erhält sich, so lange es in der letzten silbe steht
und somit den accent trägt; wenn aber neue silben antreten
und ea dadurch den accent verliert, so wird es zu e, wie in
gleichem falle e zu i, oi zu u wird. So entsteht aus hari gut
und haxt glück im compositum nicht haH-a-haxt oder iareahaxi
sondern barebdxt glücklich, aus agi schwänz + a-vor (= a -f bhara)
nicht agiavar = ageavor sondern agevör mit schwänz versehen,
aus ordi söhn -|- suffix ak : ordedk söhnchen, im genetiv: ordeki.
Armen iaca,
401 '
So laulel zu tSr ') herr der geniliv teär'n, des instrumental aber
terdmb, zu kednkh leben der genitiv hendg, zu hdr'n berg der
gen. leHn, der instr. lerdmb. Dieses ea wird gelegentlich auch
zu e zusammengezogen, doch wird dieses 6, wo es den accent
verliert, nicht wie das aus i gesteigerte e zu i, sondern zu e ge-
schwächt, z. b. in amSn jeder ^ aiwan, genetiv ametii. Unser
ea ist in den angefühi'ten fallen aus primäi'em ya oder secun-
därera ia hervorgegangen, kann abei- auch andern Ursprungs
sein. So möchte keankk leben durch kevan auf hivan = skr.
jtvnna zurückgehen; deiun schnee, gen. dzcan wird aus dssivan
(= dsiman. ursp. ghHman oder gh'eman, skr. heman) hervor-
gegangen sein : der nominativ dirfua» wurde zu dgivn = deiun,
der genitiv äxivänf-ah) zu dzivdn = dsian = (jscan; neard,
gen. nerdi sehne ist aus sncuart ^ skr. sndvan, zd. stidmre,
aheah, gen. aÄe&i link aus ursp. savtfo-ka, dagegen leard, gen.
lerdi leber aus yeiart, skr. tfakrt, z, yäkare entstanden. In dem
letzteren falle fiel Ä, in dem ersteren v aus. Den gleichen aos-
fall eines i' finden wir in alber, gen. von albettr quelle = urspr.
cUbever aus bhrever ^ tpdiaQ i im nom. entstand aus albever:
offceir = albeür oder affriiir, im genitiv aus ulbever{-ah) :
albever =^ alber. So wird auch das abstractsuffix Ihitm, genit.
thean, abl. //ten^ auf ursp. tivan, das suffix iun, gen. ean auf
ito» zurückzuführen sein. Die erkenntniss, zu der wir somit
gekommen sind, dass, wo ea und e nebeneinander vorkommen,
ea die ursprünglichere form ist, ist wichtig für die erklärung
des zusammengesetzten aorists. Wenn wir von sircl (aus s6r-el)
lieben im aorist gebildet finden 1. person: siregi, % p. sireger,
aber 3. p, sireds, so müssen wir, um das ea der 3. p. zu er-
klären, annehmen, dass siregi aus sirea^i, sire^& aus sirea^er
entstand. Denn dass sirea^ nicht etwa aus sire^ durch einfluss
des accentes hervorging, beweisen die aorisle 3. p. ebek, eker, egit.
Der accent steigert (im arm.) überhaupt keinen vocal, er
erhält nur den bereits gesteigerten, cf. ehliis von IM-
san^ aus Vuitsanel, e^üi^ von ^ü^anel aus *^m^ancl, anets von
anttsanel aus *anitsatwsl. Ist aber sirejt aus sirea^i entstanden,
so wird auch im passiv sirf^ay aus sirea$dy hervorgegangen
') Ut musB aus ti -\- air = mann entatanden aciii, wie tikin herrin
vt» ti + ':<'■ = Trau entstanden ist, nicht etwa aus (t -|- ttti, da dieses ui
llttn halle werden mQesen.
402 H. HQbBchtnftnn,
sein, und wir haben anzunehmen, dass die verba, M^tehe t itä
präsensstamm haben, ihren aoriststamm mittelst des suffixeis eäg;
(präs. stV-^-w, aor. sir-eag-i) bilden.
b) Die ansieht, dass das armenische eine iranische spräche
sei, ist zunächst dadurch hervorgerufen worden, dass man die
zahlreichen aus dem persischen entlehnten werte für original
hielt. Ich habe in meiner abhandlung ober die Stellung des
armenischen im kreise der indog. sprachen (zeitschr. ]S!Xin,
1 heft) das Vorhandensein solcher lehnworte constätirt und zwar
zunächst folgende worte als entlehnt bezeichnet: akah^ anAox,
azät, asp- (zu aspärie hippodrom vergl. nachträglich neupereiseh
o^rfe), crogf, cank-cang, caSel, caSakel^ capuk, carp, dast- (ä(i8tak^
dastakert), dev^ den, dipak, da§n^ gah^ gavazan^ hrasax^ hrdmän^
hreStaJc, kerpas^ patgam^ patmtican^ pharfham, phur§i§, phÜ^ r^ättm^
r*ah^ r^ocik^ fhoSak^ thufhak, vcar-, xarazan^ yaed^ yaSt, 0rdk^
zen-fd, g^ndan. Unter den übrigen in jener abhandlung ange-
führten armenischen Worten will Nöldeke (nach briefliclier mit-
theilung) gewiss mit recht auch hand^ bant kerker, ariani
würdig, vnas schade, vergehen für persische lehnworte, üöd
jsuig paar für ein griechisches lehnwort = tsvyog, das in
so ziemlich alle aramäischen dialekte eingedrungen ist, hal-
ten. Ob Nöldeke auch recht hat, bajstik arm und seäv schwarz
als entlehnt zu verdächtigen, wage ich nicht zu entscheiden.
Dagegen trage ich kein bedenken mehr, auch folgende worte
in die zahl der lehnworte aufzunehmen^):
axt krankheit, zend axti, aspar schild, neup. ispar, dlfharkh
oder axtarkh horoscop, gute Vorbedeutung, apaxtarkh schlechte
Vorbedeutung, np. axtar, z. apäxtara, aSakert schüler, np. Sdgird
(auch im mandäischen), hziSk arzt, np. bijiSk oder biei§k^
banihi§n königin, phl. banbi§n^ bambak baumwolle, np. panbah,
brhids reis, np. birinj (als griechisches lehnwort = om), biwr
zehntausend, z. baevare^ baxt glück, np. 6a%^, bagin altar der
götzen, überhaupt wohl bog- gott, in eigennamen, z. &oya, vergl.
meine abhandlung: Zur geschichte Armeniens und der ersten
kriege der Araber, p. 27, anmerk. 5, und beachte, dass urspr.
bJiaga im armenischen den lautgesetzen nach zu bak- hätte
werden müssen; bazi falke, np. bdz, dirt (modern) hefe, np.
*) Die hier gegebenen nolizen aus dem aramäischen rühren von
Nöldeke her.
Armeiiiaca,
»03
lifurd, An-Oit (gran coda delle pecore di Levaiile), phl. dumbak,
Schreiber, phi. dapnr, iip. daiir, dsrov oder rfrew tadel
((würde iranisch du§sravah lauten, vgl. %osrov eigenname = iran.
ßmeravtdt, für sravah aber hat das armenische lu, für httsravah :
Mu, in der bedeutung: gehoi-sam), dat gericht, np. ddd, alter
4ät, da^ feld, np. daSt (auch im syrischen Und mandäischen),
Norman heilmittel, unterhalt, np. dannän (auch im syrischen),
fiehkiM gouverneur einer provinz, np. diihqän, dahadmm 10
Drachmen, np. dah diram, ist armenisch: tasndramean; dr6§
Standarte, falme, np. diraß oder diruuS (auch im mandäischen,
i der bed. kreuz), äraxt (drasi) garten, np. dira^ bäum, dgrar
schwierig, np. duSvdr, cf. arm. thSv(ir' unglücklich; gohar edel-
stein, np. gohar, gomei büffel, np. g<ivmeS, gandz schätz, r^
fonj (cf. Nöldeke, Mand. gramm. p. 51, 3. absatz und anmerk. 1
dazu), hazar tausend, np. Itazär^ fcken hass, räche, np. kin,
jtWi sckte, falsche religion, np. /c4S, tnom wachs, np. müm, mare
Provinz, land, np. mare, davon niarepan ^^ np. marxbän, phl.
irejjdn, nizaJc spiess, lanze, plil. nimk (auch syrisch), »fear
«nalen, gemälde, np. nigär, «ä-m» gedehniüthigt, gedrückt, phl.
ttikün, nSan zeichen, np. mSdn (auch syrisch und mandäisch),
noxfte bock, np. nuhdz, navasard il primo mese del calendario
Anneno, »neujahr«, (cf. v4os ffec^dic bei Job. Lydus, de Men-
sibus in, ed. Bekker p. 39; im armenischen heisst neu: nor),
mantak brief, np. ttdmaJi, patltcr blld, altp. paiikara (in vielen
aramäischen dialekten), paSfpan protektor, np. puS&dn, paiman
Tcrlrag, np. paitndn, paü-har streit, np, paikär, phl. patkär,
paterarm krieg = pati -|- np. räem, partak sciileier, np, pardah,
ambak liuf, np. smn, stmt, spitak weiss, np. sip4d (auch im
gew^ischen), stap eile, np. l^üäp, taear haus, haus goltes, np.
iacar, ta^tak lafel, bret, np. ta^tah (auch im Talmud), tohm
&milie, geschlecht, np. tu,%»i' (auch im aram.), u^t vertrag, z.
M);*i (von vac sprechen, vac aber ist arm. goch), vstah uner-
Echrocken, muthig, np. gu^dx, paz. vastdx, %am unerfahren,
unbebaut, np. %dm roh, xwrhuz (»eeelsziege«) ^ armenisch
HaÜaeamn eine ^t wilder ziege, xrat erniahnung, np. xirad^
\ Opfer, z. zao&ra (für ?.. ao müsste im arm. oi stehen, arm.
• = ursp. a), nean schadai = np. sigän, (auch im niand. und
UIul), een wafTe, rüstung, z. mena (auch syrisch), sör beer,
traft, np. sör kraft. Entlehnt sind vielleicht ferner noch: atidam
glied, np. anddm, angant mal, np. (mgäm, harak dünn, np.
404 H. Hübschmann,
bdrik^ erak ader, np. rag, eramak heerde, phl. ramak (auch im
syrischen und hebräischen), erang fai*be, np. rang, ncuhü sich
rühmen, np. ndz-idan^ neng betrug, np. nang schände (?), uS
erinnerung, einsieht, verstand, z. uSi (?). Man dürfte überhaupt
als rege], wiewohl nicht als gesetz, aufstellen, dass jedes ar-
menische wort, das mit dem entsprechenden persischen voll-
kommen übereinstimmt, als lehnwort anzusehen ist. Danach
wolle man meine oben erwähnte abhandlung ^) berichtigen und
das armenische noch mehr, als ich dort gethan habe, vom
iranischen trennen.
Ausser diesen lehnworten wirken noch andere umstände
zur erzeugung der ansieht, dass das armenische iranisch sei,
mit. So die von den Armeniern adoptirten persischen eigen-
namen, wie Varae, Zarasp, Artavan, Artavojsd^ Xosrav und
Xosroviduxt (tochter Khosrus, ebenso Ormzdu%t tochter Ormizds),
ArSak = altp. ArSaka, ArtaSSs, Varazdat, Mihrdät^ Trdai,
Manacirh = np. Minöcihr (vgl. den parthischen königsnamen
Mnaskiras^ nach griechischer Überlieferung), SavarS = z.
SydvarSäna, phl. SyävaxS, ValarS = Vologeses, syr. noch Valgei
(Z. d. D. M. G. 28, p. 95), wohl aus ValaxSf So aber auch
der stoflf, den die ältesten armenischen historiker, mit deren
lectüre wir gewöhnlich das Studium des armenischen beginnen,
bearbeiten; denn es sind persische sagen (die von R'ostom
und Hruden, von Biurasp und Aidahak), die sie erzählen, es
sind persische namen, von königen, ministem und generälen,
von Provinzen und städten Persiens, die sie auf jeder seite
nennen, und fragen wir sie nach altarmenischen gottheiten, so
nennen sie uns als höchstverehrte götter Aramazd und Ancikit,
also persische gottheiten, wie es ja auch Strabo bestätigt, dass
sie den ganzen kult der Perser hatten. Alles dieses gibt dem
armenischen ein iranisches colorit, durch das wir uns haben
verleiten lassen, den Charakter der spräche falsch zu beurtheilen.
Wären die Armenier nicht die nachbarn der Perser und hätten
sie jenen persischen einfluss nicht erlitten, es würde kaum je-
mandem eingefallen sein, in ihnen Iranier sehen zu wollen.
c) Nachdem wir früher die Übereinstimmung zwischen ar-
menisch und europäisch in den wichtigsten punkten nachge-
wiesen haben, wollen wir hier nachträglich auf die überein-
*) Besonders p. 17, no. 5.
J&meiuacii^ 405
Stimmung beider in minder wichtigen punkten hinweisen, a) im
vocalismus. Das aus a entstandene e kann, wenn es den
accent verliert, ausfallen wie in vtdk flüsschen neben get fluss,
ästl Stern, gen. aslel, ebenso das griechische t : yi^vo^im, nin%a
(wrzl. yev, nsi), während a und o in beiden sprachen bleiben.
Dasselbe c geht im armenischen vor nasalen und doppelconso-
nanz, im griechischen vor doppelconsonanz, in i über, cf. arm,
Äinff') fünf, mt herz, gr. niq-v^-fu, nitvo, iffö» (von wrzl. eff)
(Curtius, gi-undzöge p. 701). Entsprechend geht im griechischen
and armenischen in einzelnen fallen a durch o zu m über, vgl.
arm. aun = griech. xov^a in den zehnern der zahlworte, «s
Schulter aus o»is*) (mit vertust des m vne in »lis ^ memsa fleisch),
gr. dfiog, skr. aritsa, und Curtius, grundzäge p. 704. Das auf-
treten des o scheint im armenischen wie in den europäischen
sprachen durch die umgebenden consonanten bedingt zu sein;
beispiele für das vorkommen dieses o haben wir früher ange-
führt und fügen jetzt hinzu: nor neu = n&vus, a-^or (compo-
sitionsvocal a -f vor = bhara) = yöpoc') (während (pigu =
ler-e-tii ist), hot geruch = odor, gr. öä-a-Öu (das A von hot
dürfte unorganisch sein, auf keinen fall ist hd = z. haoda, da
dieses ira armenischen durch hml (huid) vertreten sein müsste).
Das armenische kennt wie das griechische den vocalvor-
schlag; astl steni = affrijg, Orta-mn zahn = ödovi, a-rag, e-rag,
schnell =^ skr. raghu sAa^^Si ^f^tf^g färbe, skr. ranga, ortsal
{aus o-näs-al) = ^-pei'j-eiT^a*. Das armenische hat überhaupt
Jedem ursprünglich anlautenden r, r', l einen der vocale a, c,
6 vorgeschlagen, nur l steht, und zwar häufig, im anlaut. ^)
im consonantisnius. Hier stimmt das armenische mit dem
griechischen in der abneigung gegen v, y, s überein. Das
Schicksal, das diese laute im griechisclien haben, ist bekannt.
Im armenischen bleibt v im anlaut oder wird zu g (im persi-
schen wird es zu b oder g), im inlaut kann es gleichfalls bleiben
>} et quiniiue,
■) Thema tmso-, wie im gräko-ital.
') X. b. lus-a-voT leuchtend r= gr. itvxoföpe! aus urspr. ratikabhara.
In jOngerer composition blldel man aus tuis liclit und bcrcl [ragen: lue-
a-bcf licht-tragend, erleuchter, dessen b äicli erhalt, weil man fühlt, daas
brr Ton bertl herkommt. Zu diesem a-vor und ber gehOrt auch das ad-
vcrbia bildeode bar = urspr. bhära. bar beieichnet die nrt und weise:
Ofot-a-Öar litieramente. bn-a-6ar iiaturalniente, af'iuts-a-6ar lOwenhaft, ygl.
deutsch bitr {'bäryaj in wunder-bar. »chfin-bar.
406 H. Hflbschmann,
oder zii g werden, wenn es nicht, was häufiger ist, vocalisirt
wird oder ganz schwindet, s ist, wo es nicht durch consonanten
geschützt war, zu h geworden oder ganz abgefallen, während y
zu der oder /-, ya zu i oder eä wurde, y) in der stammhil-
dung. In der stammbildung stimmt das arm^iische in einem
wichtigen punkte, auf den ich schon früher hingewiesen habe,
mit dem europäischen (griech.-lat.-slav.) über^n: die urq>r.
o-stämme sind hier wie dort durchweg zu o-stämmen gewordai,
vgl. marckh ^mensch = ßgoro-, ursp. mc^rta. Auch das suffix
iar der verwandtschaftsnaraen ist im armenischen wie im euro-
päischen zu ter geworden, d) in der declination. Ist das
casussufßx fpi des griechischen von haus aus instrumental-
suffix = ursp. bhi gewesen — was mir nicht festzustehen
scheint — , so stimmt das armenische In der bildung des instru-
mental (suffix b == ursp. bhi) mit slavolettisch und griechisch
überein, während die übrigen indogermanischen sprachen diese
instrumentalbildung nicht kennen, e) in der conjugation.
Armenisch und europäisch theilen in der präsenssammbildung
die Verwandlung des suffixes a in e.* ber^= tpeg-s, skr. hhara,
und auch das präsensstanun bildende suffix ane ist dem arme-
nischen mit dem griechischen gemeinsam,^) vergleiche daQS^-avs-^
avd-avfi- Xafjtß'avs mit den armenischen präsentien : dis-anem =
u»i^, skr. anajmi^ gt-anem (= git-ane-m) = skr. vindämi (aber
git-em aus geUem = skr. veda), Ikh-ane-m (aus lUchrane-m) =
X^ikudvf», skr. rinacmi, beh-ane-in = ski\ bhanajmi^ df/vr/iM, dazu
nier-anim sterbe, morior, hat-anem trenne, harg-^inem frage,
hets-<inem steige zu pferde, stelts-anem schaffe, bilde, und viele
andere.
Dagegen wolle man in bek-t-el gänzlich zerbrechen (neben
bek^ne-l), kJiak-t-^l verwüsten, zerstören (neben kkah^) nicht
analoga zur bildung des griechisch - lateinischen präsens mit i
(irvTT-T-do) sehen, denn bek-t-d ist abgeleitet vom adjektiv bek^^
kluik-t-el vom adjektiv khak-ut
Schliesslich beachte man, dass arm. hair vater aus kayer
die Urform pater voraussetzt, pa^ ist aber die europäische
Urform, die arische ist, wie man bei Fick, Wörterbuch II, p. 799
nachgewiesen findet, püar und so stellt sich auch in diesem
falle das armenische entschieden auf seite des europäischen.
^) cf. Gustav Meyer, die mit nasalen gebildeten praesensstämme des
griechischen p. 102.
407
Wenn nun auch diese einzelnen punkte nichts für die
aäh^e verwandtschaCl des armeniächen mit dem europäischen
beweisen, so isl docli nach allem, was ich bisher über das
armenische beigeljracht habe, die ansieht, die ich früher mit
fr. Müller Iheille, dass diese spräche den iranischen zugerech-
net werden könne, als irrig zu bezeichnen und entschieden auf-
zugeben. Das armenische ist zweifelsohne ein eigener zweig
ind(^ermanischen sprachstammes und darf künftig nicht
nehr, wie es seither geschah, bei der Classification der indo-
^maniachen sprachen imd den Untersuchungen über ihre Ver-
wandtschaftsverhältnisse übergangen werden.
Leipzig. H. Hübsch mann.
Od the cuneiform Inscriptions of Van.
In tlie Z, V. S. XXIII, 46 Dr. Hübschmann conies lo the
eonclusion Uiat the language whicb Dr. Mordtniann believes he
bas difiCovered m the Vanic inscriptions is not Armenian at all,
»nd that Dr. Mordtniann's deciplierment is a failure. I am able
to confirm this eonclusion from the evidence of Ihe inscriptions
Uieinseives. The flrst requisite of suceessful decipherment is
that the characters of an inscription should be correcly read.
But this is not the case with Dr. Mordtmann's transliterations.
The character which he reads kham (17a) is really ul, ak (176)
sbould be kak, ttt (31) should be cu and tur; it (35) is li, tan
(36) is dan, kun (19) is zi-ni, mm (64) is kiteU, na (65) is khi,
an (69) is »e, is (8ü) is ie and gis, ei (96) is se, and hu (102)
'a SU. The patronymic which he makes gan (24) is really
coinposed of two separate characters khi and ni, the fii-st of
which is elsewhere misread wa; and there are abundant instances
to show Uial the second character is mercly the suffix of the
(aiitive, kki being sometimes used by itself to denote »son of«.
What Ihen beconies of Dr. Mordtmann's Ȇbereinstimmung
mit dem neuarnienisclien und dem griech. yiy^it ? The god
whose name he reads Änat-di is realiy Khaldi, the supreme
Iiiale divinity of Van. The first character never has any otlier
408 A. H. Sayce,
phonetic value than Tchal; and that its value is khal in the
name of the Vanic god is rendered certain by a variant reading
which represents it by the two characters khorol as well as
by the evidence of the Assyrian inscriptions. Dr. Mordtmann's
BagtMT is equally non-existent. The Assyrian annals show that
the name which he reads Bagridtdri was pronounced Qar^duri
or ffe-rfuri.
Dr. Mordtmann's translations are as unhappy as his
readings. He teils us that another value must be found for the
character which ought to be read al (56), »da cd nur in den
seltensten fallen ein entsprechendes resultat ergiebtc, and ac-
cordingly he sets down its value as va. But it forms the flrst
syllable of the word aZ-fw, which occurs among the royal titles
in a Position where a comparison with the Assyrian texts
proves its meaning to be »multitudes«, and cdgu is plainly
connected with a-lü-gi or a-lü-ge which is suffixed to the name
of the country of Biaimäi in the sense of »populousc or »alU,
though Dr. M. finds an etymology for it in the Armenian lug
light! Possibly cdtige is but another form of aluse (not alujsil)
which is frequently conjoined with adae or ada. Adae (if
we are not to read als) should mean »king«, not >he speaks«,
according to the analogy of other inscriptions. So khaubi or
khubi cannot be »darauf«, but is the first person singuIar of a
verb which seems to signify »to possess«.
However we can hardly be surprised that Dr. Mordtmann
has failed to decipher the Vanic inscriptions satisfactorily, when
we find him attempting to Interpret an inscription in Semitic
Assyrian on the assumption that it is written in Armenian.
Astonishing as this may seem, it is nevertheless a fact. The
Assyrian cuneiform system of writing was introduced into Van
in the time of Lidipri or his son ^ar-duri^ and Qar-duris in-
scriptions, of which we possess two, were written in the
Assyrian language, much in the same way as Latin was used
in the middle ages or French in the earlier abhandlungen of
the Berlin Academy. The first inscription given by Mordtmann
is in Assyrian, and its mutilated condition must be the excuse
for the mistake he has made in regard to it. The last two
words of it are anntu artitsip (for artetsip »this (place) I
built.« It may be observed that Dr. Mordtmann has not always
transcribed the inscription correctly : thus the country mentioned
On the cuneiform Inscriptions of Vaii. 409
in line 2 is not Mairi but Nairi^ the Äram-Naharaim of scrip-
ture. The Assyrian inscriptions of ^ar-duri must form the
starting-point of any successful decipherment of the Vanic
inscriptions.
Dr. Mordtmann's concluding remarks are sufßcient to show
that the method he has followed must be a false one. He
says: »Aus einem genaueren Studium der texte ergiebt sich,
dass die altarmenische spräche von ihren übrigen arischen
scbwestem sich wesentUch dadurch unterscheidet, dass in dem
ffelrauch der grammatischen formen eine fast schrankenlose
Willkür herrscht, indem nicht nur in ganz gleich gebauten
plirasen, sondern selbst in ganz gleichen worten ganz verschie-
dene flexionen angewendet werden, so dass für jetzt wenigstens
^3 unmögUch ist, genauere regeln zu abstrahiren Die
&I>rigen casus sind leicht zu erkennen, bieten aber mit dem
naittel- und neuarmenischen wenig analogie dar, im gegentheil
sie nähern sich auffallenderweise der turanischen declination.€
^^6 may well doubt the truth of a decipherment .which can
formulate no grammatical rules and principles, and finds in an
Ix^suüan languge close analogies to the Turanian declension.
ör. Hübschmann is fully justified in refusing to admit that the
lu.nguage of the Vanic inscriptions is Armenian; he may go
övcn further and be assured that it is not Indo-European at
a.lL M. Fr. Lenormant may be right in regarding it as a brauch
^f the Alarodian group; however this may be, an inspection
of the inscriptions must convincc every one who is not blinded
^y a theory that the language in which they are written is
iieilher Eastem nor Western Aryan.
Queen*s College, Oxford. A. H. Sayce.
Aiy^ und Aijycu.
1. Aiyoa.
Ueber das griechisch- italische hinaus hat man die geschichte
*f Wöm auch noch so reich entwickelten verbalformen A^yoi =
W ab deren grundbedeutung man die des »sammehis, zusam-
***««killl Ar rergl. Bpnwrhf. N. F. HL 4. 27
410 Leo Meyer,
menlesens« wird ansetzen dürfen, noch nicht zu verfolgen ver-
mocht. Denn wenn zum beispiel Georg Gurtius mit ihnen ohne
weiteres germanische und litauische formen mit wurzelaus-
lautendem einfachem Zischlaut zusammenstellt und von diesen
behauptet, sie müssten auf einen durch s weitergebildeten
stamm laks zurückgeführt werden, so ist das in keiner weise
genauer begründet, geschweige denn bewiesen. Fick stellt (2*,
Seite 227) ein gräco-italisches leg, legeti »sammeln, lesen« fragend
zum gothischen rikan, rak »sammeln, häufen« und trennt davon
ein gräco-italisches leg, legeti »sich kümmern, sorgen«, dem er
dUligo, neo-ligo, re-ligion- und an griechischen formen d-Xfym
»kümmere mich, sorge c und älyog- n. >kummer, leide unter-
ordnet. Aber dXyog bedeutet an erster stelle »physischen schmerze
und wird deshalb schwerlich zu äXfystp »sich kümmernc und
den aufeeführten lateinischen Wörtern gehören, die von dem
einfachen legere loszureissen uns auch mehr als bedenklich
scheint.
Um der geschichte der verba Xiy(a = lego über das gebiet
des griechisch-italischen hinaus mit Sicherheit nachgehen zu
können, ist zunächst nothwendig, ihre älteste form innerhalb
jenes gebietes aufzusuchen. Vom griechischen Xiyco begegnen
und zwar in der Zusammensetzung mit den präfixen d*a-, i«-,
iTT*-, xava- oder (Xvv- mehrfach perfectformen mit ei: stXoxa
und Biksyiiai^ die nicht etwa aus Uko^a und 3iii.€Yfia$, welches
letztere indess gar nicht selten auch gebraucht worden ist, ent-
standen sein können. Wie das in bezug auf seinen anlaut
ähnlich gestaltete perfect stQ^xa »ich habe gesagt« in einem zu
gründe liegenden j^ij^Qi^xa und das passive etfjtaQtat »es ist durchs
Schicksal bestimmt« in einem muthmasslichen alten <ri<rgAaQta$
seine erklärung findet, so lassen auch die angeführten s&loxa
und sUtyfiai und mit ihnen noch «tt^yx« »ich habe erlangt« und
sUi^ifa »ich habe genommen« leicht vermuthen, dass ihr an-
lautendes €1 in der Verdrängung eines alten vor dem l einst
vorhandenen consonanten seinen grund hat. Für sUi^ipa findet
diese muthmassung eine beachtenswerthe stütze in dem zuge-
hörigen altindischen grahh »greifen«, neben dem frühe sich,
auch ein glahh gebildet haben wird. Die griechische conso-
nantenverbindung yl aber ist, wenn auch in manchen forme
unversehrt erhalten, gar nicht selten auch, wie zum beispiel i
alten Xäfag »stein« neben dem gleichbedeutenden altindisch
Aiym und JL^oi. 411
ftr^vaa^^ ihres gutturals beraubt und im inlaute überhaupt nicht
sel^r beliebt.
So kann man auch für kay^dvia eine alte wurzelform ylax
uod für lifw ein y}L€y oder ylay vermuthen. In bezug auf das
telztere aber ist eine verschiedenartige entsteh ung denkbar:
entweder ist an die Weiterbildung einer einfachen wurzel gal
(^umgestellt gla) oder gar durch zugefügten tönenden guttural
m denken oder an alte reduplication und dann im zweiten
theil verstümmeltheit einer wurzel gal {gal-gal oder auch gla-gal).
Bildungen der letzteren art sind viel gewöhnlicher, als manchem
blöden äuge klar ist, und noch neuerdings hat sie Karl Brugman
I in weiterem umfang unter der bezeichnung gebrochener redupli-
cation behandelt.
I Die entsprechende wurzel gal oder gar aber ist noch zu
erkennen im altindischen gand- m. »schaar, reihe (von leben-
digem und leblosem)«; »gefolge, anhang.c Ganz wie zum belspiel
Von:pdnate »einhandeln, eintauschen, kaufen« aus einem alten
jwm entstand und unmittelbar zum griechischen n^QVfjfA$ »ich
Terkaufec gehört, wie das unmittelbar dazu gehörige par^- m.
»vertrag, pact, stipulation« und das damit zusammengesetzte
JWHo-sH- f. »hure«, eigentlich »vertragsweib«, auch wieder
seinen Zusammenhang mit noQvii »hure« nicht verkennen lässt,
wird jenes gfowa- aus einem alten gamd- entstanden sein, in
ton sich suffixales na und wurzelhaftes gar deutlich von ein-
ander ablösen. Das letztere tritt uns im altindischen, wo be-
bumtlich noch ein gar »rufen« : grnä'ti »er ruft«, ein gar »ver-
'sdüingen« : girdti »er verschlingt« und ein gar »wachen«:
ji^irH »er wacht« als verba ganz lebendig sind, allerdings
nicht mehr mit verbaler lebendigkeit entgegen, seine bedeutung
«bör ist von dem erst mittelst jenes nominalen gand- abgelei-
teten verbum gandyati gleichsam übernommen. Das letztere
bedeutet »zusammenzählen, zählen, aufzählen, berechnen (zu
enier reihe verbinden)«, ferner »für etwas ansehen, halten« und
auch »auf etwas achten, rücksicht nehmen«, zeigt also, wie
wen^ grund man hat Uya) = lego und äXiyio nebst dUligo, neg-
f- 4ego, re-ligion- wegen ihrer verschieden entwickelten bedeutung
[aus einander zu reissen. Dass auch noch die lateinischen greg-
i »heerde« ebensowohl als legion-- »heeresabtheilung« sich an-
[«Uiessen, li^ auf der band; nicht minder wird wohl auch
[ das altindische grffmor m. »einwohnerschafl, gemeinde, stamm« ;
412 Leo Meyer,
»dorfschafi, dorf«; »schaar, häufen, heerhaufenc zugehören und
aus dem griechischen wahrscheinlich aysigm (aus ayi^eo) »zusam-
menbringen, versammeln«, dessen anlautendes d gewiss kein müs-
siger Zusatz, sondern eher der rest einer alten reduplicationssilbe ist.
2. ^^/(ö.
Ähnliche lautverhältnisse wie bei Xiy(o mit doch auch
wieder beachtenswerthen Verschiedenheiten kommen bei lij^ta
»ich höre auf, ich lasse ab« in frage. Fär iiyto^ das bei Homer
häufig genug vorkommt, ohne an irgend einer stelle noch alt-
anlauiende consonantenverbindung ahnen zu lassen, wurde
durch ausserhomerische formen das Vorhandensein eines ur-
sprünglichen consonanten noch vor seinem X erwiesen: für X^/ta
dagegen deutet gerade eine reihe homerischer formen entschieden
darauf hin, dass sein X ursprünglich noch einen consonantischen
nachbar gehabt haben muss. Vor allem sind in dieser beziehung
anzuführen das zusammengesetzte äXXf^xtO' »unaufhörlich« und
X^yta in Verbindung mit dem j)räfix fjteTa-: die letztere begegnet
dreimal in jedesmal demselben versschluss, nämlich Ilias 9, 157:
tavtd xi j:oi> TsXiaa$fA$ fASxalXfjl^avxit x6Xoi4)y 9, 299: Tavxa ui
toi, TtXi<f€i€ fistaXXt/^aPTi x^Xoio und 9, 261 : äl^ia dtaqa didtoat
(AsvaXXfj^avii x^^^^^i jenes adjectivische äXXf^xto- aber Ilias 9,
636: noiv^v dt^afiivoiK col d^ aXXrjxxov %b xaxov t«, Ilias 2,
452 = 11, 12 = 14, 152: xaQdhj, äXXfixxov moXsfAi^ifAev ^d^
^k&xsadai, uud Odyssee 12, 325: fiijva dk ndpr äXXi^xvog äj:^
N6%oq, In Verbindung mit dem präfix a/ro- harmonirt die be-
handlung von Xiqy^ ^ur an vier stellen mit der in den eben
aufgeführten formen, nämlich Ilias 15, 31: %(av (f'avt&g fiyijcw,
iv' anoXkr^^fig dnardcov^ Odyssee 12, 224: fA^ mag fAOi dj:€i(fat^6g
dnoXX^l^siav haTQOt, Odyssee 13, 151: ^ataai, %v' ^dij axfSvrai
dnoXX^^(ü<fi dfc no^n^g und Odyssee 19, 166 : ovxtt^ dnoXX^l^e^
%dv ifiov yovov ixj:6Qiovaa. Doppelt so häufig bewegt sich
Xriyco neben dem präfix dno- nur mit einfachem X\ die frag-
lichen stellen gehören sämmtlich der Ilias an, es sind 13, 230:
TW vvv fAfjT' dnoX^ye^ vier mit versschliessendem dnoX^yet^
nämlich 6, 149; 17, 565; 20, 99 und 21, 577 und ausserdem
noch drei mit augmentirten formen, nämlich 24, 475 : noinvvov
naqiovve, vifov d^äniXf^yev idcod^g und die beiden gleich-
beginnenden 7, 263 und 11, 255: dXX' ovd' dg dniXt^ye. Das
einfache Xrjyco steht zwölf mal metrisch gleichgültig, nämlic]
Ilias 1, 224: ov nco X^yt %6Xoio^ Ilias 13, 424: "^IdofACvsvg d\
jliyoi und X^yot.
Xtjrs fiivoi /*fy«, Ilias 21, 224: TQÜai; d'ov hqh' i^|w. Ilias 19,
423: ov -It?w, Ilias 9, 97: iv aoi ftip k^^ut- Ilias (i, 107:
^AQytloi d'irtixüiQ^aav, Xfj^av di iförow, Odyssee 32, 63: ordi
xtv wf hl x^^S'*? ff^i lj,^aif*i (föyoto; lüas 21, 359: l^y'
l^täog, Ilias 3, 394: tQXsaÜ^' tjk xogoTo vSj:ov l^fovna xaH-i^stv,
Ilias 9, 257; l^yffttvat ä'lgiäog, Uias 1, 319: i'^/ t^idag und
Odyssee 13, 294: ovd' ^y afj usq iwv yaitj l^^Btr dnatäwv.
Viermal verleugnet das uiiziisammenge^etzte l^yta nicht sein ein-
fach anlautendes i., nämlich Ilias 10, 164: ffO fir}v nöi^v ov
noft k^yttq, Ilias 2t, 305: ovdi —)iiifiai-$Qog tX^yt zo fov nivoq,
Ilias 21, 248: öfeiaag. ovöe i' IX^jtb fisyag i^eöf und Ilias 1,
210: Olli' äyf l^y' tQtdoc und nur zweimal ist es metrisch be-
handelt, als ob sein anlautendes X noch consonantische Ver-
bindung wäi'e, nämlich Ilias 9. 191: ötyiitvo^ Aiaxiäfiv. önors
>l^$citi' aßeidiav imd Odyssee 8, 87: ^ ro» Sts X^ltisv äfeidmy
itflag ttfoidög. wo man beidemale unmiltelbar vor dem X^^tnv
das einstige Vorhandensein einer vocalisch an- und consonanlisch
auslautenden partikcl verniulhen möchte.
Unter solchen umständen kann man das X^yw fQr die ho-
merische spräche nicht mehr mit noch einer alten consonanten-
verbindung wirklich anlautend ansetzen, wohl aber ist die nach-
Wirkung eines alten consonanten vor seinem X noch liinreichend
deutlich, wie in ganz ähnlicher weise bei einer früheren Unter-
suchung es sich auch ergab für die lautverbindungen fo und
ju, die in der homerischen spräche entschieden unbeliebt doch
in manchen formen (wie tmas, «orto? und andern) als ursprüng-
lich entschieden vorhanden sich noch erkennen Hessen, Nach
allem angeführten aber darf man, da als später im griechischen
überall verdrängter in allerer zeit aber noch in weileni umfangä
TOrhandener consonantischer laut das digamma bekannt ist,
dieser laut weiter aber insbesondere in Verbindung mit fol-
gendem p sehr geläufig war, neben der lautverbindting j:q ia
aller zeit aber auch ein j:X als vorhanden zu vermulhen wenn
auch im Homer nicht mehr sicher nachweisbar ist, für die vor-
AoDierische zeit ein j:X^ya an der stelle des späteren Xjyw noch
wuUimassen,
Dieses j/r/j-w aber kann man als aus ^a/j-fti durch iaul-
""istellung entstanden ansehen und so wird es sich unmittelbar
'"scliijessen an das allindische varj : vdrjaii »wenden, drehen*;
*^^l«iiken, beseitigen«; medial »etwas von jemandem abwen-
4
414 Adolf Tobler,
den, abspannen, vorenthalten« mit dem caussale varjdyaH »be-
seitigen, vermeiden, unterlassen, entsagen, verzichten auf«.
Wie nun aber zum beispiel das homerische j:^ۤv^ ijpif/uv
»drängen« (Dias 16, 395: äip ini v^ag IfeQys »er drängte zu
den schiffen zurück«) im lateinischen mit aufgäbe seines innern
vocales und vocalisation seines anlautenden halbvocales als
-^urgire entgegentritt, so finden wir l^yo» {pXfiY^ aus jidly^)
deutlich wieder im lateinischen ind-tUgSre »nachsichtig sein«,
eigentlich »entsagend sein, verzichtend seine. Wie aber twd-
ülgire zum beispiel sich auch entwickelte zur bedeutung »ge*
statten, erlauben, bewilligen, geben, schenken«, so, ist noch
besonders hervorzuheben, wird auch das altindische vcMrjdyaH
hl Verbindung mit dem präfix apa- »ab« gar nicht selten in
der bedeutung »überlassen, verleihen, geben, schenken« ge-
braucht.
Leo Meyer.
Dorpat, den 7. Januar 1876 (russisch am zweiten
Weihnachtstage 1875).
Französische etymologien.
1, m'ille. Unter mehrern etymologien, welche gelegentlich
den fachgenossen von mir vorgelegt zu werden bestimmt sind,
befindet sich seit längerer zeit die des vorstehenden wortes, das
ich auf vüicuia zurückführe. Nachdem Bugge Romania HI, 160
die nämliche ansieht bereits ausgesprochen und begründet hat,
brauchte ich darauf nicht zurückzukommen; ich thue es bloss
einmal um darauf hinzuweisen, dass it. mticchio und wohl auch
viticcio, vom geschlechte abgesehn, mit dem französischen worte
identisch sind, und das it. verbum apviticchiarsi »sich anklam-
mern« oder »anranken« mit zur familie gehört, ferner um zu
constatiren, dass die einzige mir bekannte afz. stelle, welche
aufschluss über die silbenzahl des wortes gibt, Barb. u. M^oa
II, 284, 153, dasselbe leider schon zweisilbig erscheinen lässt^
dafür aber, wie ich «glaube, es in seiner ersten bedeutung'
»rebenranke« zeigt, endlich um bezüglich des hinzugetreteneiB-
r daran zu erinnern, dass nichts nöthigt hier eine epenthese^
Französische etymologicn
415
von r hinter anlautendem v anzunehmen, von der es scliwerlich
Beispiele giJjt, dass dagegen nichts der ansieht entgegen steht,
der nach lilgung des t sich ergebende hialus sei hier in der
nämlichen weise gehoben worden, wie von mir Roniania II 243
für mire, remire, navire, grammmre angenommen ist und wie
Bugge Rom, IV 362 nun auch für hure annimmt. Hier seien
noch nachgetragen: damnaire aus dalmatica, Dial. Greg. 256, 8;
eonvirer (so statt conjurer) aus con-vitare, Troie S4609; ßrie,
Ch. Hol. 1278 neben fie, foie aus ficattim; esbarist ( : guarist) bei
e. de Coinsy 659, 428, eabarie (.■ Marie) eb. 267, 253 und 483, 57,
e$baris {: esmaris) eb. 410, 465 von esbäir; garigna Band. Seb.XII
173, wofür Bocca freilich ifditwpMi zu schreiben vorschlägt; soron
Hont S. Mich. 1085, seront Jeh. de Journi 503, 913 aus s^cun^um,-
dasvon äevorer »verschlingen« natürlich zu trennende, von Littre
damit vermengte devorer >verwünschen« aus devotare, neben wel-
chem im afz. devöer meines Wissens gar nicht vorkömmt; aftree =
afiee ist memes erachtens statt atiree zu lesen bei Gautier de Coinsy
565. 373 ce n'avint ongues Qtte fttst perdue n'adiree Riens qui a toi
^ist atiree: das a estuire (: deduire) des romans von der rose 4073
igt sicher a esluidc, die bedeutung des adverbialen ausdruckes ist
völlig die des it. a (hello) studio; gleichermassen dürfte in dem an-
dern estuire ( : cuire), das in der bedeutung »behälter« bei Barb.
iLMeon IV 247, 451 steht, r eingeschoben sein, oder wäre das
fcort nicht eine weibliche nebenform zu e-tttti? volenterif, wovon
liiei Phil, de Thaon Best. 600 das sechssylbige volenterivemet^,
Und das häufigere volentrif, zeigen das r gleichfalls, das in
^Oolenteif (daneben volenUf) nicht steht; ein plenterif neben
pienteif erinnere ich mich nicht gesehen zu haben, dagegen ist
Üer anzureihen nfz. playüureux, afz, plenturos auch iilenleuros,
^ad. 6764, dessen r an die stelle des getilgten v von plenüvos
är plenteivos getreten ist (wegen des « vgl. nfz. mackurer).
Ljttre freilich leitet das adjectivmn von einem afz. substantivum
piaitor, prov. plendor; aber ersteres hat meines Wissens noch
jemand nBchge\viesen, letzteres steht allerdings bei Raynouard,
hat an der einzigen von ihm beigebrachten belegstelle
rir. Ross, 4494 schon Conrad Hofmann richtig plen dor »eine
olle handbreite« dafür geselzt. Wenn femer im Alexius 62b.
lie sämmtlichen handschriften den römischen Kaiser Arcadius
iries nennen, so seheint es mir gewagt, an die stelle des r
lat. d einzusetzen; dies r ist nach dem gesagten wohl be-
416 Adolf Tobler,
rechtigt und braucht nicht durch die erinnerung an den h.
Acharius veranlasst zu sein; mit mehr recht könnte man das
r vor dem c des namens herstellen, doch ist der ausfall des-
selben ebenfalls begreiflich. Endlich sei noch an n&. sureau
erinnert: gewiss konnte von dem afz. s'eu ein derivatum scw-r-ei
unmittelbar gewonnen werden; die Schwierigkeit liegt darin,
dass schon seur neben seu afz. vorhanden ist; sollte die gestalt
des abgeleiteten wortes eine änderung des Stammwortes ver-
anlasst haben ? Oder tritt das r auch im auslaute an die stelle
geschwundener consonanten? Letzteres ist sicher der fall in
dem Zetir, lor = la ou mancher denkmäler der nördlichen Pro-
vinzen, von welchem Gott. G. Anz. 1874 St. 33. s. 1046 die
rede ist ; zunächst wird la ou einsylbig, wie in Qn'U fCesUrit paa
lau on le mist, S. Graal 633 ; Et lau li sans cotdoU Va miSy eb. 564
und in zahlreichen stellen des Durmart (1602, 7647, 8023 u. s. w.)
und des Jeh. de Joumi (99, 3294), wo die herausgeber geglaubt
haben ändern zu sollen; dann entsteht lo, das öfter im Baud.
Seb. begegnet : s'est apaurpenses Quel coze ehrest de dieu^ ne lo
ü est numtes XXI, 175; G'irai lo vous vaurres VIII, 717; endlich
hr und leur (dass auch la im sinne von la ou stekt, darf ich
hier nicht auch noch nachweisen). Mir ist wahrscheinlich, dass
auch das an der stelle des relativpronomens que und der con-
junction que im Baud. Seb. sehr oft vorkommende car (wohl
nur vor vocalen) mit que identisch ist; keinesfalls ist es das
aus qtuire entstandene wort. Or oiSs Vaventure^ car ü li avenra
IV, 540; Tant ala par le mlle car il vint a un four, VII 626
und sehr oft.
• 2. rouette bandweide. Littre sieht in diesem worte ein
deminutivum von roi4e {rota) und sagt zur erklärung des be-
deutungswandels: le lien est tordu en rond; die einzige aus der
altern spräche beigebrachte belegstelle zeigt das wort in der
bedeutung »rädchen«, und damit scheint die sache erledigt.
Das aus d'Aubigne nachgewiesene deminutivum, mit welchem
afz. röele und röelete gleichbedeutend sind, und das nfz. wort
sind jedoch bloss homonymen; letzteres ist aus dem von Dies
im wtb. unter ritorta behandelten afz. reorte hervorgegangen,
das nebst verschiedenen nebenformen bei Carpentier unter
roorta nachgewiesen ist, in der form roote (Varianten Wofe, rcortey
auch schon im Perceval 1806 und 2382, an letzterer stelle
übrigens im reime mit aporte begegnet, und bei Walter of
Französische elymoli^ieii.
417
Bibelesworlli 168 ryoilo gcschrbben und mit gu^ppe d. h. whip
gloEsirl ist. Die tilgung des vor dem t stehenden r, dessen
fortbestand durch den anlaut gefährdet war, reicht also weit
hinauf; doch ist auch röcrtrc mit epenthetischem r hinter t, wie
in trisfre. rustre, evangelistre u. dgl. früh hezeugt. Die Umstel-
lung von eo zu öe, die in der letztangefülirtcn allfranzösischen und
der heutigen form sich zeigt, ist das, was mich veranJasst, das
wort Oberhaupt zur spräche zu bringen. Ganz ebenso wie
roaeite aus reote ist moelle. aus mcole entstanden, das dreisylbig
und mit o in der tonsylbe im afz. noch öfter erscheint, so Besant
638 und Gaut. de Coinsy 703, 70J, wo das reimwort samtle für
das mouelc des texles meottle verlangt, wenn nicht etwa söele
einzusetzen ist, wofür die formen söeles im Guill. d'Äiigl. 60,
Ferg. 90, 20, söelees S. Brand. 71, söäer Voc. Duac. 128a,
»iellemeHS eb. 138 a, söelettient S. Brand. CO (allerdings mit der
vertauschung der vocale nicht betonler sylben) anzuführen sein
würden. Hierher sind auch zu rechnen die ausserordentlich
zahlreichen lalle, wo eo» zu öc und oie umgestellt wird; so ha-
ben wir neben doleoirc {dolatoriatn, aber weiblich geworden)
doloere, und zwar viersylbig und im reime mit dere G. Guiart
1 3620, mit tarerc Jongi. et Trouv. 130; so neben ovreoir
(^Of/eratortutn) auch ovröer, dreisylbig und reimend mit jöer
»spielen« N, Dame de Charires 55*); so neben veoir auch voier
in» reime mit forvoier eb. 104, welcher stelle ich mich hätte
erinnern sollen, als Alfred Weber mich wegen des reimes
esÖaneoir ; veoir z. 93 (wo zu lesen isl esbanoier : voier) der
von ihm in seinen handsclu-ift liehen Studien unlängst heraus-
gegebenen legende zu rathe zog. Dadurch werden dann ent-
■ ,9 rechen de formen auch ausser dem reime oder in nichts
■felirendem reime vor dem verdachte geschützt, der sich sonst
|f *i Ich will bei dieser gelegeiiheil bemerken, dass der dichter dieser
k^Bgen<ien Jehaii le Marcheant Ijeträchtiiehe stocke aus Gautier de Coinsy
L"*''^»-andert herüber genommen hat; s. 189—904 des eralern sind, von
IP~** geringfügitsen abneicbungen, von der tilgung von etwa 3(1 leilen und
^^** der «infühiun^ von Charires tut Soissona uligesehn, genau gleich 177.
^^|~'9V, 509 hei letzterem^ ebenso s. SOi— 305 des erstem gleich s. 3^3-336
Hr^ l«tz(«r)i. Dag^eii hat jehan s. 3 — 11 und s,. lUi geschichlen. die er
R"* Gnutier 101-178 und ä<J7— 300 schon in verse gebracht finden konnte,
^^™^ *^igD«ii mitteln gereimt. Mir ist nicbt Iwtannt, dass diese thalsache
■L ^*t» erwäliot wäre-, den herausgebeni der beiden dichter ist sie ent-
418 Adolf Tobler,
leicht gegen sie erhebt, also terröer : fmröer, N. Dame de
Chartres 23; benaiete :maloiet€, Meon II, 424, 407; rasouer, Ren.
20300; dregoueTy Menag. I, 175, Man. de lang. 385, Gloss. v.
Lille 56 b; baingnoueres, Eust. Desch. Poäs. mor. et bist. 262,
u. dgl. Da wo für älteres e-oi ein jüngeres (m^e auftritt, liegt
es freilieh nahe sich den process anders zu denken: es könnte
für e-oi bereits die ausspräche e-oe gegolten, die sylbentheilung
eo-i die ältere verdrängt und endlich das erste e ebenso alle
geltung verloren haben, wie es sie in dem triphthong eau ver^
loren hat. Wo dagegen oie für eoi steht, dürfte die Umstellung
ausser zweifei sein. Schon Scheler hat aus anlass von fz. moelle
an pg. joelho Aar jeolho erinnert.
3. javeM. Die bisher gemachten versuche die herkunft des
Wortes festzustellen sind bei Diez, bei Littr^, bei Scheler ver-
zeichnet; keiner schemt mir zu einem ergebniss geführt zu
haben, bei dem man sich beruhigen könnte. J'i sai auke
derivoison, A la mülewr des deus vaise on, sagt Gautier de Coinsy
irgendwo, und ich eigne mir seine worte an, von denen ich
nur deus mit dnc oder sis zu vertauschen brauche. Mir scheint
javelot sich am einfachsten als ein mit den sußixen dl imd oU
gebildetes derivatum von glaive erklären zu lassen. Dieses wort
bedeutet afe. bekanntlich nicht bloss »schwert« wie heute, son-
dern auch »lanze«, wie denn z. b. Brunetto Latini 360 die worte
des Petrus Alphonsi XVIII 10: si detulit lanceam, vade ad
dextram übersetzt: se il porie glaive, va a sa desire. Brachte
das erste suflfix an das ende der zweiten sylbe ein l, sa
konnte das l des Stammes schwinden, und darauf g der
Weiterbildung verfallen, die im anlaut vor a regel ist, beides ir^
Übereinstimmung mit dem was in cheville (clavicula) geschehix
ist. In der form glavelot bei Meon II 217, 54 und II 227, 36#r
ist noch keins von beiden eingetreten, in gavelot bei Adene't:-
u. a. erst das eine; die formen gaverlot im Brut 6412 un
gavrelot im Baud. Seb. XIII 167, aus denen sich das garlot de
Glossars von Lille 19 b. erklärt, sind mit einigen der von Die^:
I* 451 aufgeführten Wörter zusammenzustellen.
4. pietre. Dass Diez keine form piestre (genauer wäre g
wesen piestre) vorfand, Hess ihm die herleitung des Wortes vc
pedestris, die er in der ersten aufläge des Wörterbuches wagt
bedenklich erscheinen; schon in der zweiten aufläge fehlt d
artikel, und dem meister folgend haben Littre und Scheler si
Französische etymologien.
419
nach aadern deulungeii unigese)!!!. " Nicht mit glück; denn wenn
auch ein nomen proprium /.um appellativuni werden kann (nicolaa
und nicod&me verdanken ihre appellative Verwendung dem um-
Stande, dass sie an nigaud anklingen), so würde der name
Petrus bei den Franzosen doch nur in seiner französischen form
eine solche behandlung haben erfahren können, und die hat nie
Pictre gelautet. Die von Diez gegebene elymologie ist die rich-
tige, und glücklicher weise haben wir nicht nölhig, die alt-
französische form ganz und gar selbst zu machen; peestre
venigstens ist vorhanden und zwar bereits in der bedeutm^
des nfz. pieire. An zwei von den vier stellen lässt freilich der
unselige Abbe der den Gaulier de Coinsy edirt hat, uns nicht
KU einer ungetrübten freude gelangen, doch die dritte und die
Yierte sind mit heiler haut davon gekommen, und für eine der
beiden verderbton wenigstens sind wir auch nicht auf conjectur
angewiesen. Gautier also sagt; ^i Hcable tout peestre Prestentent
(l, Pe«dreinent, wie Jubmal in Ruteb. II 298) t'en porteront;
'3W peestre, ie (feterunl En leur joiole (l. jaiole), 51, 970 und
£e deable et sa cwipaignie Qui l'en portoient trestout peslre (1.
iHrf peedre) 452, 501. Zwischen diesem peestre und dem
Jb. piÜre liegen nur die Vorgänge, die sich in piori, lion, afz.
r (ia-eare), Hesse einerseits und in licn, diable, chretien u. dgl.
.«Qdererseits vollzogen haben. Brächet hat die bei Diez gegebene
•tyinologie aufgenommen ohne der Schwierigkeit zu erwätmen,
' welche dieser hinwies.
5. afoler. Das afz. verbum afoler in der bedeutung »be-
■chädigen, verderben« wird von Diez als identisch mit it. affollare
^drängen« und als ein compositum von foler, nfz, fotil^ be-
racbtet, welches er mit lat. (ullo gewiss richtig in beziehung
letzt, Dem kann aber nicht so sein ; denn während die stamm-
»etonten formen von foler »walken, treten« ein geschlossenes o
teigen — foulenl : esmulent, G. Guiart II 10427; fmlcnt (?) :
ulent, Guill. d'Angl. 130 u. dgl. — reimen die stamm-
ß'otiten formen von afoler mit Wörtern, deren o offen ist —
fWe : parole Flor, u. Bl. 3021, afolmit : loknt, Rose 6194;
^^^lahmen sind mir nicht bekannt. Es fragt sieh nun, ob dieses
**^Gf mit dem gemeiniglich davon geschiedenen afoler »toll
■'ej'cJen, toll machen«, das unzweifelhaft von fol abgeleitet ist,
^«<i mit welchem es sich dem lautlichen verhallen nach in
— "*eer Übereinstimmung befindet, identisch sein kann, Die
420 Adolf Tobler,
Übersetzung »beschädigen, verderbenc ist in so fem vielleicht
nicht völlig zutreffend, als das afz. v^rort abweichend von den
beiden deutschen, so viel mir bekannt, nur mit persönlichem,
nie mit sächlichem object verbunden wird, so dass also »ein
leid, schaden am leibe anihun« näher konmien wurde; grade-
zu »tödten« heisst es nicht, wenn es auch oft mit ocire, desiruire,
murdrir u. dgl. verbunden wird; das tödten kann damit immer
nur in indirecter, euphemistischer weise bezeichnet werden. Zu
dieser bedeutung kommt das wort, wie mir scheint, von der
ursprünglichen »zum narren machen« in der weise, dass mit
»narr« derjenige bezeichnet wird, der im kämpfe, oder einem
stärkern gegenüber auch sonst, sich als ohnmächtig, nicht
widerstandsfähig erwiesen hat (ähnlich wird niat gebraucht);
den Übergang zeigen stellen, wie vo fame la fole, Qui tot vos
destruü et afole, Meon I 115, 61; dus (Renarz) qui tout le moni
afole, Ren. Vs. 116. Ich glaube nicht, damit über die grenzen
erlaubter annahmen hinauszugehn ; denn unbestreitbar ist, dass
tenir por fol (und ebenso t. p, musart, bricon) an zahlreichen
stellen durchaus nicht »als einen naiTen betrachten« sondern
»übel mitspielen«, bedeutet. Im Renart 22861 heisst es von
der krähe, die den Renart da liegen sieht und für todt hält:
li queurt sor, le bec Itaiicie; Ja li eust fars Voll sachie Et bien
reust tenu por fol; hier könnte ohne alle änderung des sinnes
Vet^t afole gesetzt werden. Allerdings wird bei T^tenir por fol<K
vorzugsweise an ein überwinden durch list und ranke gedacht;
dass dem aber nicht immer so ist, zeigt die angeführte stelle hin-
länglich. Auf das it. strapazzare »misshandeln« will ich mich
nicht berufen ; denn wenn es auch von pazzo »narr« gebildet sein
sollte (s. dagegen Caix in Riv. d. filoL rom. II 175), so ist es doch
mit anderem präfix gebildet, wird auch mit sächlichem object
gebraucht; und ob das object oder aber das subject dabei als
pazzo aufgefasst wird, scheint mir sehr zweifelhaft. Dagegen
will ich noch in bezug auf die sehr concrete bedeutung, welche
afoler oftmals zeigt (avoit U uns Vautre afole Molt leidement an
plusors Jeus, Gh. lyon 6362; Miex vosisse voir qu" afole JiTeust
Ven (Fun pie ou d'un oil, Ren. 5558), daran erinnern, dass
auch honte die bedeutung »Schädigung (am leibe)« entwickelt
hat; so z. b. Dolop. 53 moult volentiers Voceissent Et honte dd
cors li feissent; so heisst schweizerisch »sich schänden« so viel
wie »sich schaden thun, sich verletzen«. Das prov. afolar
Französische eiymologien. 421
scheint keine andere erklärung zu erheischen als das afz, afoler,
Ton dem es sich nur durch etwas freiere Verwendung (Ver-
bindung auch mit sächlichem object) unterscheidet; afoliar ist
als ableilung von foUia wie apariar von paria zu begreifen,
TOD *fullare aus würde sich schwer dazu gelangen lassen. Das
altsp. afoUar bei Berceo und im Alexandre, gleichbedeutend mit
dem afe. (rfder, das uns hier beschäftigt, hat auch noch ein
asp. fol und foUia neben sich.
6. eskut. Dass für dieses wort der Ursprung nicht ausser-
balb des lateinischen dementes zu suchen sei, hat Diez unstreitig
mit recht behauptet; auch dass an stcM^e nicht zu denken sei,
wird man ihm gern zugeben ; dass aber sttidere zu gründe liege,
wie er schliesslich aufstellt, mag doch wohl nicht bloss mir
schwer annehmbar vorkommen, Abgesehn von der grossen
sdlenheit des Übergangs von persönlicher in unpersönliche rede-
weise (ü me menibre würde etwa anzuführen sein; ein afe. ü
m doU == je dois, auf welches Diez sich beruft, ist mir nicht
bAannt), stehn in der gewaltigen Verschiedenheit der bedeu-
bmgen (studeo ich trachte: esiuet es thut noth), in der be-
schaffenheit einiger formen des fz. verbums (z. b. estovoir, neben
welchem kein estocir vorkommt, estuisse im präs. conj.), in der
sonst vollständigen verschollenheit des lat. verbums auf dem
tanzen romanischen gebiete Schwierigkeiten von grösstem ge-
wichte entgegen. Auch die formen des rhätoromanischen staver,
4ß Diez gewiss richtig für identisch mit dem französischen
^ihorir hält, wenn es auch persönliches verbum geworden ist —
dies» Übergang ist häufiger als der umgekehrte — erlauben
i&cht an ein lateinisches wort mit dentalem Stammesauslaute
^ denken (praes. conj. stoppi ganz wie sappi von saver); das
t^ausalische, das für die etymologie französischer Wörter
berbeizuziehn oft so erspriesslich ist, lehrt hier kaum etwas;
CKäsprechende verbalformen scheinen in diesem idiom nicht
^^irtmnden gewesen zu sein; ausser dem aus dem Gir. Rcjss.
i^acbgewiesenen estever, auf das ich wenig gewicht legen möchte,
bone ich nur noch aus einem liede des Guiraut von Bomeil
*fe von den Wörterbüchern übergangenes estober (qvCieu ai be
*(M escaeer Ca VeMber Val vütenguiz e megprezaiz, Mahn Ged.
^ 5 und 868, 5; vgl. H qui plus en cuide savoir Est li plus
f^ a Veshvair, Barb. u. Meon II 214; »im notlifallec), das
to ttMrier dniger handschriften durchaus vorgezogen werden
422 Adolf Tobler,
muss und, wenn es auch nicht viel lehrt, wenigstens für ein^i
labialen stammesauslaut zeugt. — Meine ansieht nun bezäglich
der herkunfl des schwierigen wertes ist diese: aus dem alt-
französischen est ues, das dem lat. est opus, dem it. e d'uopo
(eigentlich ed uopo), dem altsp. es huebos, dem prov. es obs nach
laut und nach bedeutung des genauesten entspricht, ist unter
verkennung seines ursprünglichen wesens, der zweiheit von darin
verbundenen Wörtern und der bedeutung jedes einzehien, ein
einheitlicher ausdruck geworden, ein unpersönliches verbum, das
als solches das t der dritten person an die stelle des aller
analogie widersprechenden s bekam^ und an das so gewonnene
präsens esttiet haben sich weitere formen nach dem vorbilde
starker conjugation angeschlossen; nicht grade nach dem muster
eines bestimmten verbums, etwa povoir oder, was noch eher
scheinen könnte, plovoir, sondern im allgemeinen nach dem der
starken verba oder hier des einen, dort des andern. Mit
plovair, movoir zeigt sich in der mehrzahl der formen volle
Übereinstimmung; aber der conjunctiv esttmse verhält sich zum
indicativ esttiet wieder eher wie puisse zu puet, und estuece zu
estuet wie siece, chiece zu siet, chiet Mit dem vorgange geht
band in band ein zurücktreten des wortes ues, das zwar in der
Verbindung ä ues mit einem genitivischen casus obliquus (a ues
son pere) oder einem possessiven adjectiv (a mon ues) die ganze
altfranzösische zeit hindurch üblich bleibt, aber mit estre und
auch mit avoir verbunden verhältnissmässig sehr selten be-
gegnet (Cliar salee, fortnache et oes Et quanqu'a pelerin est ces,
Ren. 13300; nH aroit raengons oes, Blancand. 4300). Hat die
Umwandlung von est opus, die ich annehme, wirklich statt-
gefunden, so reicht sie jedenfalls in die frühesten zeiten der
romanischen sprachen hinauf; die altfranzösischen formen und
ebenso die rhätoromanischen würden schwerlich die labialis so
treu festgehalten zeigen, wo sie irgend auftreten kann, wäre,
als das verbum entstand, das p von opus schon so ganz ge-
schwunden gewesen, wie es in dem ues der ältesten französischen
denkmaler ist (im rhätoromanischen ist ein entsprechendes wort
überhaupt nicht nachweisbar); und auch zu einem prov. es^ofter,
wenn dasselbe nicht ein gallicismus ist, und zu einem rhätorom.
stover konnte nur gelangt werden, als beide consonanten des
lat. est noch gehört wurden. — Was die Verdunkelung des ur-
sprünglichen Sachverhaltes und das entstehn eines verbums aus
ranzösische e^moloBien .
einem verbitni mit nadistehetidem substanlivuni betriffl, so liegt
■vielleicht ein genau entsprechender Vorgang im italienischen
vor; sollte nicht auch abbisogna (mit sächlichem subject) aus
ha bisogno hervorgegangen sein, das gleichbedeutend daneben
vorkommt? Bei umgekehrter Stellung der zwei elemente ist
sicher ähnliches geschehn in fr/, mentevoir, pr. mentaver, in
denen habere, wie die flexion zeigt, gar nicht mehr als beson-
deres verbuni gefühlt wird, sondern zu einem bedeutungslosen
wortausgaiig geworden ist. Anderweitige lalle eingetretener
verkennung des wahren Verhältnisse verbundener Wörter sind
ja wohl bekannt: sifaU ist adverbium geworden aus einem
adverbium mit nach person und tenipus flectirtem vorbum;
afaire substantivum, adroil schon altfranzösisch adjectiv, asseur
im 15. Jahrhundert ebenso je aus einem adverbialen ausdruck;
der artikel verwächst mit vocalisch anlautendem Substantiv, von
Substantiven wird umgekehrt anlautendes l als vermeintlicher
■artikel abgelöst; der vocal des artikels wird fälschlich zum
nomen gezi^en wie in ital. In versiera aus ravversiere oder in
afe. hiattaw, heautne, Imaitme (s. Foerster zu Richart 24), deren
dreisylbigkeit ich mir nur so erklären kann, dass U kiautaes in
rOaumes, le hiawiK in Veiaume oder V'eaume zerlegt und an
diesen formen auch da festgehalten wurde, wo kein arlikel
voranstand; oil, das ursprünglicli keinesw^s »c'esf cüa« be-
deutet, wie aligemein angenommen wird, sondern »ja er«, »ja
es«, »ja sie« (männl. mehrzahl), wird zum blossen »ja*, d. h.
es vertritt auch solche bejahende antwortsätze (wie nenil »nein
er, es« verneinende), welche »ich, du, wir, ihr, sie (weiblich)«
zum subjecte haben würden, und oje ist schon in alter zeit viel-
foch dadurch verdrängt; o tu, o nos, o eile, o vos sind kaum aufzu-
finden^); auf ein 0 «OS im Cour. Ren. 2562 macht mich Foerster
aufmerksam, ein o vos hat er in der z. f. öster. gynni. 1875,
7. heft s. 546 hergestellt.
') Di«, welcher gramni. II ' 47!) von oie, wie er es schreibt, gehandelt
™'. scheint Obersehn m haben, dass diese bejah ungspartikel nur da vor-
•wnmt, wo das suhjecl des dadurch vertreten on satzes die erste person des
^fTUlaris ist. Dsse dieses 0 je mit veoie Erad. 534, mit joie Barb. u. Meoii
jil 3S6, 104 reimt, sieht der hier vertretenen auffassung nicht entgegen;
I ™ Flenart IGöCä wird di gc ; mit gereimt.
BerUn, April 1876. Adolf Toblor.
424 R. Pischel,
Zur Päli'grammatik.
1) Conjunctiv im Päli.
Auf indischem boden ist bis jetzt, abgesehen von den we-
nigen nunmehr zum imperativ gerechneten formen des klassi-
schen Sanskrit, ein conjunctiv nur aus dem Veda bekannt.
Ich glaube, dass zu den bereits mehrfach hervorgehobenen zahl-
reichen beruhrungen des Päli mit der vedischen spräche noch
eine andere hinzugefugt werden muss, welche bisher unbekannt
geblieben ist: der conjunctiv. Die beispiele, die ich mir aufge-
zeichnet habe, sind nicht zahlreich, aber, wie ich meine, ganz
unzweifelhaft. Ten Jätakas 19, 1 lesen wir:
So hrahmagutto ciratn eva jtva
dibbd ca te pätubhavantu hhakichd
so brahmavannam apacdyamdno
bubhukkhUo no vitaräsi bhottun ti,
FausböU p. 66 übersetzt die letzten zwei zeilen: thou, who
reverest the dress of the religious, (though) hungry, must not
presume to eat (him). p. 97 bemerkt er: vUardsi for vüarasi,
the vowel a having been lengthened on account of the metre.
Ohne leugnen zu wollen, dass derartige metrische Verlängerun-
gen sich im Päli öfter finden, scheint mir doch an dieser stelle
eine solche annähme unrichtig. Die rede ist von einem Suparna,
der einen Näga verfolgt. Der Näga hat sich verwandelt und
in das rindengewand des Bodhisattva gerettet, vor welchem der
Suparna so grosse scheu hat, dass er das gewand nicht zu be-
rühren wagt. Der Bodhisattva preist ihn deswegen in der vor-
liegenden Strophe: »Von Brahma geschützt lebe lange und
himmlische speise möge sich dir zeigen (dir zu theil werden).
Du, der du die brahmanenkaste ehrst, fahre nicht fort, obwohl
hungrig, (andere geschöpfe oder Nägäs) zu fressen.«
Der sinn erfordert durchaus vitaräsi Imperativisch zu fassen
und das hat auch Fausböll gefühlt, wie seine Übersetzung zeigt,
die sich bei annähme einer metrischen Verlängerung von vitaräsi
nicht rechtfertigen lässt.
Sieht man dagegen in vitaräsi einen conjunctiv, was es
der form nach ist, so schwinden alle Schwierigkeiten. Der
commentar erläutert es: md pdndtipdtam katvd ndganmrfisakhä"
dako ahosi »sei nicht, Vernichtung des lebens machend, das
fleisch des Näga essende, fasst es also auch Imperativisch. Im
Zur PAli-grammaÜli.
425
Päli lallt nach mä bekanntlich das augment nicht immer ab;
ausser den bei Childers s. v. beigebrachten beispieleü, sehe man
noch: Dhp. 82, 20 mä evam akattha. Mahäv. 63, 10 mä mam
amdraift. Ten Jät. 40, 7 evaräpam avamänam mä aJcäsi. Jäl,
57, 7 mii adattha.
Die zweite stelle, an der ein conjuncliv sich findet, ist
Dhp. V. 143b:
asso f/athä bhadro kasäniinttho
dtäpino samvegino bhavdtha.
FausbÖll nimmt auch hier metrische Verlängerung an, p. 3 1 1 :
»bhavdtha cum a voeali metri caussa producta.« Weber bemerkt
in seiner Übersetzung über die form nichts, ebenso wenig Max
Müller, der aber zu v. 6 bereits richtig formen wie yamdmasa
als wirkliche let-lbrmen im Päli erklärt; cfr. auch Ernst
Kuhn: beitrage zur Päli-grammatik p. lol. Ich sehe in bhnvtlt/ia
ebenfalls eine durchaus r^elniässige conjunctivform. Danach
finde ich auch keinen grund Ten Jät. 37, 4 die lesart der
singhalesischen recension ga^ihäsi mit Fausböll in gatüiähi zu
corrigiren, sondern halte auch ganhäsi für einen echten con-
juncliv, was Fausböll p. 102 selbst schon andeutet.
Wirkliche metrische Verlängerung liegt dagegen wohl vor
in dvahäti für ävahaU Jät. 31, 3^, das in demselben verse auch
Dhp. 12G, 30 erscheint. Die v. I. -dsi für -aki erinnere ich
mich übrigens noch an anderen stellen gelesen zu haben, habe
sie aber leider nicht aufgezeichnet. Es dürfte schwerlich zu
corrigiren sein.
2) Genetivus absolutus im Päli.
Nach Pänini II, 3, 38 kann im Sanskrit neben dem loca-
Üvns absolutus auch ein genetivus absolutus gebraucht werden:
anädare d. b. wenn eine geringachtung, nichtbeachtung aus-
gedrückt werden soll. cfr. Stenzler zu Kumärasambhava 2, 46
nnd Siecke: De genetivi in lingua Sanscrita imprimis Vedica
usu p. 67 f. Sichere beispjele für diesen gebrauch sind nicht
gerade häufig; ich ziehe hierher Rtusariihära 2, 10:
suükshnam uccai rasatäm par/cmucäm
ghanändhakdrdvrta^arvarishv api
tadifprabhddarfitamärgabhümagak
prayänti rägäd abhisdrikdh slriyah
>Die frauen. denen durch den glänz des blitzes der weg
gezeigt ist, gehen in folge ihrer leidenschaft zum Stelldichein,
«gi.8i.«thf. H.p.m.*. 28
426 H. Fischet,
selbst in den von dichtem dunkel eingehüllten nachten (und)
obwohl die wölken stark (und) laut donnem.€ BoUen's:
»Wenn scharf die wölken in der -höhe donnern« (dum nubes
alte et vehementer tonitru resonant p. 54) ist matt und unge*
nügend. Das beispiel beim scholiasten zu Pä];üni: rucfofti^
prävräjU wird auch im conimentar zum Kätantram 2, 4, 34 ed.
Eggeling citirt, dort aber so erklärt, dass der genetiv eine Zu-
gehörigkeit ausdrücken soll: rudakth prävräjid iti sambandhavi-
vakshayäpi (so ist wohl mit A zu lesen), was sich aus der er-
läuterung des scholiasten zu Pänini: rudaniam puträdikam
anädfiya pravrajita ity arthah erUären dürfte. Höchst inter-
essant ist es nun, dass auch ICaccäyana III, 35 für das Päli
dieselbe regel aufstellt, wie Pänini für das Sanskrit, anädare
ca . anädare chatthi vibhaUi hoti sattanA ca . »Wenn eine ge-
ringschätzung ausgedrückt werden soll, steht der genetiv und
locativ.« Kaccäyana's beispiel ist: rudato ddrdka,ssa pahbc^;
rudaniasmim därake pabhaji »er wurde mönch, obwohl sein söhn
weintec. Auch das beispiel stimmt also zu dem vom scholiasten
des Pänini angeführten. Aus der Päliliteratur wird die regel
Kaccäyana's bestätigt durch Dhp. 80, 15 tassa virc^vanUzss' eva -
ScMhu santikam gantvä »zum lehrer (Buddha) gehend, obwohl -
(während) er (der vater) weinte«. Jät. 31, 13 passaniass' eva -s
Mahäsattassa mülukaldpam viya d/trake khädi »er frass die <
knaben wie ein bündel wurzeln, obwohl (^vährend) der Mahä* —
sattva zuschaute.« In diesen beispiclen findet in der that dn ^
anädara statt; der söhn geht zu Buddha ohne auf den wei-—
nenden vater rücksicht zu nehmen und der Yaksha frisst die-^
knaben ohne sich darum zu kümmern, dass der vater derselben^
zusieht. An anderen stellen steht aber der gen. absol., ohne^
dass ein anädara statt findet. So Dhp. 132, 3 passatUc^s' eva ^
Saradatäpasassa dkdscUo otaritvd paihaviyam patitthäsi »vor den^
äugen des einsiedlers Sarada aus dem luftraum herabsteigend, ^
trat er auf die erde.« Hier findet nicht nur nicht ein anädara^
statt, sondern das wimder geschieht recht eigentlich um des^
büssers willen. Dasselbe gilt von Jät. 168, 2: so passantass' ^
eva tassa moMjanassa devatänubhävena dkdse paUanikena nisU--
ditvd .... dha »er sprach, indem er vor den äugen des volkes ^
durch seine göttliche macht im luftraum mit untergeschlagenen -
beinen dasass.« Ferner Jät. 183, 6: tarn (seil, jmppf^^) tdssa^
passafUass^ eva jaraih patvd vivannam ahosi »die blume ver*^
Zur Pili-grammatik. 427
i^elkte vor seinen äugen (und) wurde farblos.€ In 4 von den
i beigebrachten beispielen finden wir das verbum pctösati ge-
^iraucht und zwar lässt sich bei 3 derselben ein anädara
durchaus nicht nachweisen. Kaccäyana's regel bedarf also der
cänschrank ung.
Auch im Sanskrit ist ein solcher anädara bei verbis videndi
durchaus nicht immer nachweisbar, wie die stellen zeigen welche
B-R. s. V. 1 mish und s. v. 1 pag p. 601, 11 flf. v. u. anführen.
Cfr. auch Shadguru^ishya bei Max Müller: A History of Anc.
S. Lit (1859) p. 236 giiunahotras tasya jajüe sarvalokc^sya
PiMQyatah^ »all the world bcing a witness« (p. 230). Dagegen
W'ii^d das von Siecke 1. c. p. 23 aus dem Rämäyana angeführte
beispiel an Pänini's regel nichts ändern (cfr. Siecke p. 68),
4a der genetiv tasya . . . updsaiah sicher von hhayam ab-
liAngt.
I]at es sich auch hier ergeben, dass die regel des Kac-
^yana nicht unbedingten glauben verdient, so wird man die
li^edenken Senart's (Revue critique 1875 No. 29 p. 38) gegen
^ Interpretation von Kacc. 6, 2, 19, welche ich Beiträge VIII,
V48 fg. verfochten habe und der sich Childers und Ernst Kuhn
^geschlossen haben, nicht sehr schwerwiegend finden. Die
Schere form da^jcdi ist nicht beweiskräflig und der autorität
d«r CuUasaddaniti stehen die deutlichen Zeugnisse der Präkrit-
grammatiker und der factische ausschliesslich passive gebrauch
von gheppaii als passiv im Präkrit gegenüber. Für die wurzel-
fiorm ^iop, zu deren begründung Ernst Kuhn: Beiträge zur Päli-
gnunroatik p. 21 Urdü ghap-ci beigebracht' hat , will ich noch
auf Ifaräthi ghdvnem to be found, to be caught und ghdvdäv
daß unter anderem »grasp, reach, clutch« bedeutet, hinweisen.
Kiel den 20. Dec. 1875. R. Pischel.
ürdeutsch '^fdiffjd'*
Betrefis des alten germanischen adjectivs altn. feigr, ags.
fiege, alts. fSgi, ahd. feigi, mhd. veige »dem tode verfallen« ist
Fick wört«rb. III* 169 um eine passende etymologie in verle-
geoheit, deutet indes das richtige bereits an, indem er skr.
428 H. OHthofT, urdeutsch ^faigjä-,
pakvd" »reif, zum tode reif, dem ende, dem vergehen, dem tode
nahe, verfallen« dazu stellt. Der zweifei Ficks, dieses skr. pakvd-
passe wohl im sinne, nicht aber in der form, darf wohl durch
die neuesten forschungen Joh. Schmidts über die i-epenthese,
welche durch i, j einer suffixalen silbe hervorgerufen einen
wurzelhaften a-vocal zu einem diphthongen der i-reihe macht,
als erledigt gelten. Vgl. Schmidt vocalism. II 472 ff. Freilicji
muss man ^faigja-, nicht mit Fick *faigar, als die germanische
grundform des Stammes ansetzen, weil auf einen -:;a-stamm alle
die formen der einzelnen sprachen zurückgehen. "^Faigjor nun
kann aus *fagjar- durch solche i-epenthese entstanden sein, wie
*faüja-, ahd. feili »venalis« aus faljor; Schmidt a. a. o. 480 f.
Die epenthese zeigt sich, wo sie stattfindet, zumeist in
fallen, welche den ältesten vorhistorischen phasen des germa-
nischen angehören, wie ja augenscheinlich auch unser fall ein
solcher ist. Dass besonders gern auch gutturale wegen der
Palatalen ausspräche, welche sie durch das folgende i, j erhalten,
die Wirkung auf den vor ihnen stehenden vocal begünstigen,
weist Joh. Schmidt ebenfalls nach a. a. o. 482 f. Das so ge-
wonnene *fagjar nun aber kann die germanische gestalt eines
indogerm. ^pakjan sein. Somit kämen wir auf die wurzel pak-
»kochen, reifen« und hätten nur eine bildung mit einem ande-
ren suffixe, als es skr. pak-vd- hat. Will man indes auch
formal genaue morphologische congruenz, so bietet sich dar skr.
pac-yor »reifend« (intrans.) in krshfa-pacyd' »auf gepflügtem
boden reifend«, oder allenfalls auch skr. i)dC'yar- »was gekocht
werden muss, zur reife gebracht werden kann«, sowie pdk-yor
in krshta-pdkya- = krshta^pacyd-. Die anwendung auf das
reifen und zeitigen der fruchte hat die wurzel jmk- bekanntlich
noch in mehreren der verwandten sprachen; vergl. den gebrauch
von Tr^crcrai, nin(ay^ 7i€naiv(a und von lat. coqxw. Die weitere
metaphorische Übertragung von da auf die zur reife gebrachte
lebenszeit war nicht schwierig, wie eben das skr. pakvd- zeigt
und wie in einem ähnlichen bilde auch bei Pindar Pyth. IV
331 gesagt wird: aitoya niaae^v »sein leben reifen lassen, seine
zeit bis zur reife, zum ende, d. i. bis zum eintritt des natür-
lichen todes verbringen«.
Leipzig, 2. februar 187G. H. Osthoff.
ZEITSCHRIFT
FÜR
VERGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIETE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.
LNTEH MITWIHKCSii V0\
EEMST W, A. KUHN, AUGUST LESKIEH
iiiiiJ JOHAHNES SCHMIDT
HEKAL'Si.iBiEHt;N
Dr. ADALBERT KUHN,
FROFE*«OR UND DIBEGTUR BtS RÖLi.MiiUHEN 0!UNA;"lUaS ZU BEBLIS.
1
BiUiD XXm. NEUE FOLGE BAND III.
FÜNFTES HEFT.
BERLIN
FEBD. DÜMMLERS VERLAGSBÜCHHANDLUNG
HABBWITZ USD GOSSMA.NN
1877.
1 a h a 1 1.
Unlgegntmg. Ton Joti. Schmidt
Der griechische verbftlaccent. Von J. Wackernftgel 457
Dbs accentualionssystem Jea alltndiwhen DORiiiialcompoaituins. Von
Ritli. Garbe 470
Dorsal uud apkal, oder oral? Voii G. Michaelis biH
Das scbvradiR germanische praeteritum. Vou Soph. Bugge . . . SStt
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illndtg entipriolit. 1
■ aniMB Af.lheÜL_.. ,
naro nU I>b1 Lolen dl* fnoDdllilii
nich mof dam Oablela
H dam haoUgea Biandpnn
.( dnl Bfinda biicelinet und dar Inhill nie roJ^i gaglleden:
■nd I. 1. Abiballung. E)iiileitiiii£ der Sprach wiaaenscha/t. Preli:
I 1. 1. n Die Sprachen der wollhaarigen BasHen .
n U. Dia Sprachen dar aohllOhthaariKen Bauen.
alll. Sie Sprachen der CulcuTvälker.
»Idets Hieb leliDn die ftUlier enchianena 1. AblbaUiing dal I. BDiidrs el
n dian bal dan nun Fallittndnfn
F«ll. ]>eiialbe
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dia ilcb fUi iU
H. Ablball
Ir PhllDlagtn und Bib
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Im Verlag von Albert Heltz in StnUgKrt erschien soeben:
Carl Otn-lcd BKnIler, die Etrusker. Eine von <
Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin geta
Preisschi'ift, Neu bearbeitet von Dr, Willi. De&_.
Conrector am K. Lyceum in Strassburg. I. Band, 5134
tcn. Preis 16 Mark.
Dr. W> neerke, Etruskische Forschungen. 11 Heft. Das
Elniskisclie Münawesen, mit 4 Tafeln, Preis 7 Mark.
^
Entgegnung.
Herr Prof. Jagio hat dem das slawische behandelnden ab-
' schnilte meiner uutcrsuchungen zur geseh. d, indog. voc. II,
8—177 in seinem archiv für sJav. philogie I, 337—412 die
ehre einer ausfiJhrlichen besprechung zu theil werden lassen.
Sie beginnt mit einer »rüge«, welche mich und »den ganzen stand
der nichtslawischen forscher auf dem gebiete der hislorisch-
philologischen disciplinen« triffl. Wir kennen nämlich zu wenig
die wissenschaftlichen leistungen der Slawen, »wie gross diese
immer sein mögen«, weil uns »meistens die gelegenheit fehlt,
die belreffenden leistungen kennen zu lernen«. Die thalsache
und ihre gründe sind von mir zu wiederholten malen ölTentlich
beklagt worden (s. beitr. VII, 251 f., liter. centralbl. 1876 no.
22 sp. 728). Wenn sie zu unserem leidwesen auch heute noch
besteht, so ist daran niemand anders als die slawischen ge-
lehrten selbst schuld, weil sie der »freundliclien bitte, von zeit
?.u zeit in unseren beitragen oder in einer anderen deutschen
Zeitschrift berichte über die neuesten erscheinungen sprach-
wissenschaftlicher litteratur in den slawischen ländern zu er-
statten« bislier ihre obren verschlossen haben.
Ich habe durch die äusserung, dass ich bei meinen Unter-
suchungen »von grund aus neu zu bauen« gehabt habe, den
zom mcuies kritikers in hohem masse erregt. Mit dem ausrufe
»Wahrheit über alles«! versichert er, dass es sich in meinen
Untersuchungen »eigentlich um zwei wohlbekannte erscheinungen
des slawischen vocalismus handele: 1) ura fälle des sogenannten
r- und f-vocales Im slawischen und 2) um den russischen voll-
laut«. Diese erscheinungen nenne er wohlbekannt, »weil sie,
seitdem man überhaupt angefangen hat slawische sprachen
Z«U><hrln fUr TUrgl. Spmrlif. N. F. III. S. ^
430 Johannes Schmidt,
wissenschaftlich zu behandeln, von keinem slawischen philologen
mit stillschweigen übergangen worden sind«. Herr J. »be-
schrankt« [!] sich dann darauf die stattliche anzahl von vierzehn
oder mehr werken ^) namhaft zu machen, »in welchen die beiden
vorerwähnten erscheinungen mehr oder minder weitläufig be-
sprochen wordene. Da der nun folgende katalog, durch den
pompösen ausruf »Wahrheit über allesc! eingeleitet ist, muss
der in dieser litteratur nicht bewanderte leser, und ein solcher
wird der deutsche meist sein, glauben, dass entweder die Slawen
schon seit einem halben Jahrhunderte im glücklichen besitze der
von mir gewonnenen resultate seien oder thatsachen an das
licht gebracht haben, denen gegenüber meine resultate hinfällig
werden, in jedem falle eine höchst ungünstige meinung von
meinen kenntnissen erlangen.
Prüfen wir aber den katalog, so stellt schon J. selbst die
angebliche »beschränkung«, mit welcher er ihn angefertigt
haben will, durch das nachfolgende geständniss, dass »viele von
den oben citirlen werken mir ohne nachtheil unbekannt bleibai
durften, well sie den heutigen anforderungen gar nicht mehr
entsprechen«, in etwas sonderbares licht. Der katalog beginnt
mit den Worten: »die grammatik Dobrowsky's und die werke
Miklosich's setze ich als allgemein bekannt voraus«. Diese worte
können an der stelle, wo sie stehen, nur den sinn haben, dass
ich selbst diese allgemein bekannten werke nicht kenne, und
doch ist der ganze hier besprochene abschnitt meiner Unter-
suchungen von anfang bis zu ende nur eine bekämpfung voa
Miklosicli's ansichten. »Wahrheit über alles«, sagt herr J.\
Welchen nutzen meine Untersuchung aus Dobrowsky's grammatÄ^
hätte ziehen sollen, vergisst J. leider anzudeuten. Während i*
bestrebt war nachzuweisen, dass die russischen ere, ovo alt(
thümlicher sind als die abulg. re, ra, ist Dobrowsky der ei
gegengesetzten ansieht, ja hält die »einschiebung eines vocaL ^=
vor r, z. b. pere aus jn-^, für eine »unslawische gewohnhei'
welche bei den Finnen ihren Ursprung hat (entwurf zu ein(
allgeni. etymologikon s. 71).
In dem kataloge folgen weiter zwei werke von Maksimo^
Kiev 1839 und 1848, eins von Katkov Moskau 1845 und ei
*) Die summe ist nicht bestimmt zu ziehen, da nicht angegeben
wie viele werke unter dem ausdrucke »die werke Miklosich's« zu verste
Bnlfepraiig.
431
von Srezncvskij Petersburg 1850, mir sämmtlich unerreichbar^),
Ich lasse über sie einen anderen zeugen, Lavrovsltij in seiner
glcicli zu erwähnenden abhandlung, dessen zengniss, da er ein
Russe ist, von herrii iag\6 wohl nicht beanstandet werden
wird, sprechen. Nach Lavrovskij's angäbe hat Maksimovicz ge-
2eigt, >dass der russisctie voülaul alterthümlicher und volks-
thümlicher ist als die verkürzten formen derselben Worte in
anderen dialekten«. »Aber die beweise des herrn M. sind der-
art, dass sie sich ganz bequem nach der entgegengesetzten seile
wenden lassen und in folge dessen, je nach der persönlichen
Überzeugung, auch für die verkürzten formen das höhere alter
beweisen können« (p. 194f.). Von Kalkovs resultalen sagt
Lavr. p. 199: »bestimmtes und wirklich entschiedenes finden
wir wenigt. Katkov behandelt nur russ. oro olo, nicht auch
ere ürl «. s. w. und sagt s, 112 »die form mit zwei o [oroj
ist unstreitig späteres Ursprunges [als die mit a, abig. rd]*,
gleich darauf behauptet er freilich das gegentheil. Die verschie-
dene behandlung von vorslawischein ar und ra u, s. w., ohne
d«ren erkennlniss die in rede stehende frage gar nicht beant-
wortet werden kann, hat er nicht bemerkt (Lavr, p. 197).
Sreznevskij maclit — zufolge Lavrovskij's bericht — nur den
tortsclirill, dass er nicht nur oro, olo = abulg. ra, la, sondern
auch ere, de, olo = abulg. ri, If. entschieden zum >volllaute«
rechnet, übrigens hat auch er noch keine alinung von der ver-
%hiedenen behandlung des vorslawischen ar und ra und hält
abu^, ra, rS, la, le für ursprünglicher als russ. oro u. s. w.
(I>avr. p. 200). Es folgt im kataloge Lavrovskijs abhandlung
aber die spräche der nordrussischen annalisten 1852, welche
*i»er, soweit sie für unsere frage in betracht kommt, durch des-
selt>en Verfassers abhandlung über den russischen volllaut 1859
öbexholt ist. Es scheint daher, dass herr J., selbst wenn er
rsictx keine »beschränkung« auferlegt hätte, von den vierzehn
l OUmern seines katalogs die ersten acht hätte fortlassen können,
[3* die mehrzahl hätte fortlassen i
"^- nimmt man die niedrigste möü'iche laJiI, d. h. zwei, bo ergeben sich
BKQieu «ieraehii.
') Wie schwer diese ausaerbalb Riissiands zu bekommen sind, möge
' lotiz zeigen, dass mein College Krek selt)st dos ielzlgenannte seil fQnf
*■«!) -vergeblich m erlangen sucht.
432 Johannes Schmidt,
Unter den vor abschluss meiner Untersuchung erschienenen
arbeiten ist in »wahrheitc nur eine einzige, welche meinem
vorwürfe, »einen falschen ausgangspunkt genommen, das alte
aus dem jungen erklärt und so willkür und gesetzlosigkeit ge-
funden zu haben, wo das strengste gesetz waltet«, dem vor-
würfe, welcher J's. entrüstung so sehr erregt, nicht unterliegt,
es ist dies die 1859 erschienene abhandlung von Lavrovskq.
Sie war mir dem titel nach bekannt aber leider unerreichbar,
wie ich s. 177 meines buches angegeben habe. Doch ich kann
meinem kritiker nichts recht machen. Statt einer anerkennung
für die gewissenhaftigkeit, mit welcher ich bemüht war, dem
russischen gelehrten für seine mir unbekannten resultate, falls
sie mit den meinigen zusammen träfen, ausdrücklich die Priorität
zu wahren^), ziehe ich mir aufs neue seinen grimm zu durch
angäbe der quelle, aus welcher mir die existenz der Lavrovs-
kq'schen abhandlung bekannt geworden ist. Jagic nennt es
»eine bezeichnende nachricht, dass ich erst aus dem dickleibigen
aber an Inhalt (er meine gutem Inhalt) armen werke ScherzUs
von der existenz der abhandlung Lavrovskijs künde bekommen
habe«. Soll mit dem ausdrucke »bezeichnend« etwa die Unter-
stellung gemacht werden, als ob ich Scherzls buch anders be-
urtheilte als hr. J., so brauche ich nur auf meine anzeige des-
selben beitr. VII, 477 flf. zu verweisen. Im übrigen aber wäre
mir interessant zu erfahren, ob herr Jagic, wenn er in einem
*) Es ist interessant zu beobachten, wie sich unter herrn J's. band die
thatsachen allmählich verschieben. S. 339 sagt er, ich sei »unTerschuldet
gegen viele slawische Sprachforscher ungerecht geworden, einfach darum,
weil icli von der existenz ihrer forschungen keine kenn tnisse hatte«. S. 343
»will« er schon »hoffen, dass ich, im falle es meinen wiederholten be-
mühungen gelungen wäre, Lavrovskij's und Potebnja*s abhandlungen zu
gesiebte zu bekommen, mich bewogen gefühlt hätte den werken derselben
das verdienst anzuerkennen, dass sie schon denselben gegenständ von den-
selben gesichtspunkten, wie es von mir geschehen ist, einer prüfung unter-
zogen haben« u. s. w. S. 387 f. endlich wird die sache so dargestellt, als
ob ich Lavrovskij sein »verdienst streitig machen« wolle. Unzweideutig
gesagt ist dies allerdings nicht, denn — »vorsieht ist die mutter der Weis-
heit« sagt herr J. s. 412, niemand aber kann s. 387 f. lesen, ohne zu dieser
meinung zu kommen. Nachdem sie dem leser beigebracht ist, wird ihm
allerdings s. 388 gesagt, ich habe »ganz selbständig gearbeitet ohne Lu,
Potebnja und Geitler zu kennen«. Wird er aber die geschickt in ihm erweckte
falsche ansieht sofort wieder aufgeben, ohne dass etwas von ihr haften
bliebe?
Entgegnunf.
433 '
schlechten buche die angäbe einer guten ihm bisher unbekann-
ten arbeit findet, wegen der schlechten quelle auch von der
durch sie erhaltenen kennlniss der guten arbeit keinen gebrauch
macht. Doch ich hätte meine kenntniss aus guten büchern
schöpfen sollen. Aber aus welchen? Zunächst doch wohl aus
der »historischen graramatik der russischen spräche« von Buslajev
3, aufl. Moskau 1868, welche neun Jahre nach L's abhandlung
erschienen und für meinen vocalismus, wie die citate zeigen,
wo es nöthig war zu ralhe gezogen ist. Leider nur erwähnt
sie weder die existenz noch die resultale der Lavrovskijschen
arbeit mit irgend einem wortc, steht vielmehr ganz auf dem
in meinem buche als irrig erwiesenen Standpunkte. Auch
Schleicher war noch im jähre 1868 L's. arbeit unbekannt, wie
seine behandlung der polabischen worte-mit ör ^ russ. oro
zeigt. Ferner hätte ich meine kenntniss aus den katalogen
der russischen akadcmie, in deren schriften L's abhandlung,
wie ich jetzt weiss, erschienen ist, holen können. Leider nur
fehlt die L'sche arbeit sowohl in dem katalogn russkichü knigü
SL Petersb. 1865 als in dem pribavlenie kü katalogamü knigü
izdannychü imp. akad. naukü St. Petersb. 1869 (beide von der
akademie herausgegeben). Auch Leskien wusste mir auf meine
anfrage keine auskunft zu geben, die arbeiten von Lavrovskij
und seinem gegner Polebnja waren ihm ebenso unbekannt wie
mir. Von zwei verschiedenen btichhändlern unternommene
nachforschungen waren ebenfalls resultatlos. Herr J. scheint
dies zu bezweifeln — ich wüsste wenigstens nicht, aus welchem
anderen gründe er meine darauf bezüglichen worte in anführungs-
zeichen setzt. Doch bei herrn J. selbst hätte ich mir rath er-
holen können aus seiner anzeige der arbeiten Lavrovskij's und
Potebnja's im XIV. bände des Rad jugoslavenske akademije,
»und Rad würe vielleicht in Graz zu haben«. Allerdings ist
der Rad in Graz zu haben und wäre sicher von mir benutzt
worden, wenn dieser theil meines buches überhaupt in Graz
geschrieben wäre. Ein anderer kritiker meines buches, Zimmer
(anz. f. dlsch. all. II, 23) sagt: »auch wenn uns das Vorwort
es nicht vorrieihe, aus der fülle des Stoffes u. s, w. würde ein
jeder leicht den schluss ziehen, dass der Verfasser der hora-
zischen regel nonum premalur in annum in vollstem sinne des
Wortes nachgekommen sei«. Der das slawische behandelnde
mein buch beginnende abschnitt war schon zu ostem 1872
I
434 Johannes Schmidt,
fertig, so dass ich auf der Leipziger philologenversammlung
mehreren fachgenossen mittheilung von den hauptresultaten
machen konnte. Es ist also ein irrthum, wenn herr J. im eingange
seiner kritik den »professor der vergleichenden Sprachwissen-
schaft zu Graz« fär den Verfasser dieses abschnittes hält, er ist
vielmehr von dem Bonner privatdocenten geschrieben, und
diesem war der Rad leider nicht zugänglich. Leskien hat die
in den ersten fünfzehn bänden des Rad enthaltenen spracb-
wissenschaftlichen arbeiten Beitr. VII, 129 flf. besprochen, und
ich habe nicht versäumt mir die bände, deren inhalt mir auf
diesem wege bekannt wurde, soweit sie mich interessirten,
kommen zu lassen, wie J. selbst aus der mehrfachen erwähnung
seiner pomladjena vokalizacija in meinem vocalismus ersehen
kann. Da sein^ anzeige von Leskien nicht erwähnt waf, blieb
mir ihre existenz unbekannt, anderes falles würde ich auch ae
mir haben kommen lassen und ebenso sorgfaltig benutzt haben
wie die s. 177 meines buches der früheren abhandlung J*sl
entnommene notiz über Lavrovskij und Potebnja. Aus der ent-
stehungszeit meiner arbeit erklärt sich auch, weshalb Geitlers
1873 erschienene, mir erst in Graz bekannt gewordene siaro-
bulharskä fonologie von mir nicht benutzt werden konnte.
Vorstehendes war zur klarlegung der Verhältnisse, soweit
sie meine person betreffen, nöthig. Das wesentliche aber wird
sein, ob die sache unter ihnen gelitten hat, ob meine Unter-
suchung anders ausgefallen wäre, als sie ist, wenn mir be^
ihrer abfassung die arbeiten Lavrovskijs, seines gegners PotebnjsL^
Jagics kritik beider und Geitlers »fonologie« bekannt geweseJB==^
wären. J. behauptet, sie »hätte manches gewinnen können-
und »wäre viel vollständiger ausgefallen« (s. 343). Beides mu^^
ich nach eingehender prüfung der genannten mir jetzt zugänj
liehen arbeiten entschieden in abrede stellen und hoffe, dass hei
J. bei ruhigerer Überlegung mir beistimmen wird, da er jetr -
schon zugesteht, dass er meine abhandlung »durchaus nicht fi
überflüssig hält« und dass sie »die endliche lösung der vieh
streitigen fragen entschieden gefördert hat« (s. 344). Auch d(
ausdruck, dass ich »von grund aus neu zu bauen« gehaC -
habe, welcher herrn J. ein grosses ärgerniss ist, halte ich ai
recht. Herr J. erkennt ja selbst an, dass ich »ganz selbstän<
gearbeitet habe, ohne Lavr.-Pot. und Geitler zu kennen« (s.
und das ist doch wohl »von grund aus neu gebaut«.
Enleegnung,
435
Um jede mögtichkeit eines niissverständnisses 7.u vermeiden,
erkenne ich ausdi'ücklich an, dass manche der von mir ge-
wonnenen resullate sich schon in Lavrovskijs, Kolosovs und
Ceitlers arbeilen (inden. Lavrovskij hat erkannt, dass russ. oro,
do im polnischen ro, lo, im polabischcn ar, or, dagegen russ,
f», la ira polnischen ebenfalls ra. In enisprechen, dass russ. oro,
olo, ere, ele ^ ar, al der verwandten sprachen, mithin ihre
zweiten vocale unurspränglich, dagegen ra, la, rf, IS ^ ra, la
der verwandten sprachen sind. Obwohl die vergleichungen,
auf welche er sich stützt, zu nicht geringem teile irrig sind, hat
er doch das richtige resultat durchgefülilt. Was er ül)er die
|KjIni8cbe Vertretung von abulg. rJ^, U und über russ, olo =
abulg. I5 sagt, sowie seine ganze erklärung des >volllaules< und
die behandlüng der Verbindungen von ü, ? mit r, l, dies alles
ist so von grund aus verfehlt, dass es keines wortes der Wider-
legung mehr bedarf, zumal schon Potebnja die hauptirrthümer
.als solche dargethan hat. Diese negation und die behandlüng
der betonungs Verhältnisse der in rede stehenden gru|ipen oro elc.
Im verhältniss zum serbischen und techischen sind das einzige
■Terdienst von Potebnjas aibeit, welche im übrigen einen rück-
achritt gegen Lavrovskij bezeichnet, da sie die allbulgarischen
formen überall als die urslawischen angesehen wissen will, Hu-ss.
0v u. s. w. sollen sich aus ra u, s. w. durch Zerlegung ent-
^ckelt haben wie serb. ijc aus abulg. ^. Warum sich das ab.
fa, weichem ausserslawisches r(t entspricht, nie in oro noch
ii^endwo ab. a in russ. oo »zerlege«, darüber wird der
nicht belelirt. Pohl, ro ^ russ. oro sei aus ra entstan-
beweis: der kaschubische wandel von « in o. Dass ausser
den Verbindungen ro, to nie poln. o dem abulg. a entspricht,
macht ihn nicht irre. Die polabischen und kaschubischen ar,
*r gelten ihm als spätere Umstellung von ra, ro, wie er auch
ie an stelle von abulg. ri, rit, It, lü erscheinenden Verbindungen
', or etc. als Umstellungen von rl, rit etc. betrachlel.
Eolosov (oüerkü islorü zvukovü i forma russkago jazyka,
Warschau li>72 s. 22ff.) hat richtig vennuthet, dass wo russ. o, e
lls Vertreter von abulg. Ü, i vor r,l stehen, sie auch in den ver-
'andlen sprachen vor r, i stehen, wo hinter, da auch in den
terwandten sprachen hinter. Er stützt sich dabei auf nur
zwölf beispiete, von denen eins (gorbafi : xvetög) falsch, ein
knderes (gretn^lt : ß^otiäv, vgl. Curtius* s. 519J mindestens un-
436 Johannes Schmidt,
sicher ist. Femer hat er ebenfalls durch zwölf beispiele belegt,
dass, wenn neben formen mit oro, olo, ere, ele wurzelverwandte
mit e, 0 (= ab. T, ü) liegen, diese den vocal vor r, l haben.
Er erklärt jedoch: »wir sind entschlossen weder das wesen dieser
erscheinung noch die zahlreichen mit ihm zusammenhängenden
fragen zu berühren; die entscheidung dieser frage ist nur auf
der grundlage der vergleichenden Sprachwissenschaft möglich,
auf welche wir uns nicht stellen können« s. 28.
Geitler starobulharskii fonologie s. 19 ff. hat richtig gesehen,
dass im urslawischen bei ^r, Ur, % ül noch keine »metathesisf
eingetreten war; den für ursl. Tr, U^) durch die gestalt der
gutturale zu führenden beweis hat er ebenfalls (s. 24), nur
scheidet er nicht genug zwischen urslaw. Ir, ür, 7l, ül und rif,
rü, Uy In. Auch dass formen wie ab. sümrUl^ durch sümtrW
hindurch aus sünitrt^ entstanden sind, hat er gesehen, woher
aber der zweite vocal in Tr^ etc., welchen er pahlaska nennt,
komme, erklärt er nicht. S. 40 § 66 heisst es, sUmMtt sei
aus sUnitrti »durch eine art assimilatlon nach r entstanden«.
Auch hat er nicht erkannt, dass der zweite vocal dieselbe färbe
haben muss wie der vor der liquida 5tehende. Aus sUtnXrf^
konnte nach Geitler sowohl sUm^rW als sUmlniH werden, un.6
hieraus durch ausfall des stammvocals sümriU und sUmrUf^y
beide gleichberechtigt neben einander (s. 22). Gleich dara-"^'
heisst es zwar, dass sümrttt die richtigere form sei, da dersel J^^
vocal, der vor r steht, sich auch hinter r, / entwickele, ah^^^
sofort wird auch sUmnW wieder als richtig bezeichnet. »
ist gicichgiltig, ob man crXtati oder crUfafi schreibt, da
echte stammvocal verloren ist, wir könnten indess der gest
Srit den Vorzug geben«. Und s. 25 heisst es, der hinter
liquida entwickelte vocal sei auch bei vorhergehendem T »j
wohnlich« U. Von formen wie vUskrUsnqti (russ. vosJcremi
deren U gar nicht pahlaska sein kann, da der vocal schon vt
slawisch hinter der liquida stand, wird nicht gesagt, wie
U entstanden sei, nur bemerkt, »es sei besser mit Osln
vtishrXsnqti zu schreiben«. Warum werden dann formen v"
sümrütt als »richtig« anerkannt? Die behandlung von ursli
il ist ihm gar nicht klar geworden (§ 47 s. 25). Kurz, nx^^
*) G. hält das russ. e, o für älter als I, ö, was nicht beweisbar tst
(s. voc. II, 58 f.).
Entgegnung.
437
vermisst überall eine entscheidung nach objoctiveti gründen.
Richtig erkannt ist aber, dass abiilg. rk U, ra, la, wo ihnen
niss. ere, tlc, wo, olo zur seile sieben, ans diesen zusammen-
geüogen sind. Nur werden auch hierbei nicht genügend urstaw.
«rc, oro etc. von urslaw. rS, ra unterschieden, z. b. werden die
r^, IS von irSsgü, dr6maii, bleskü, welche nach auswels des russi-
schen und der verwandten sprachen urslaw, r^, /^hallen, eben-
falls aus ere, ele eiklärt (s. 41 f.). Das Verhältnis von mirq ;
mrSti ist nicht genau dargestellt {mr^chü soll aus*merochii durch
*merechä hindurch entstanden sein) und nicht begriffen, woher
die differenz mir : mrß kommt; dasselbe gilt von vlükq : vlfSti
u. s. w. (s. 43 f.).
Dies sind die wesentliclien resuUale der mir vor dem drucke
meiner Untersuchung unbekannten vor oder gleichzeitig mit der-
selben erschienenen arbeilen. Ich treue mich, in den angegebenen
punkten mit Lavrovskij und Geitler übereinzustimmen und halte
diese Übereinstimmung für eine gute gewähr der richtigkeit.
Hätte ich heute, wo mir diese arbeilen bekannt sind, meine
Untersuchung neu zu redigiren, so würde ich nichts zu Ihun
'haben, als an den betreffenden stellen die Übereinstimmung
mit den slawischen gelehrten zu verzeichnen; »vollständiger aus-
fiillen< und »manches gewinnen«, wie Jagic meint, würde die
arbeit nicht, da mein material viel reichhaltiger ist als das der
genannten gelehrten, somit meine resultate, auch wo sie that-
Eächlich mit denen meiner damals unbekannten voi^änger über-
; einstimmen, auf breiterer und festerer grundlage ruhen als bei
^diesen. Das von Lavrovskij und Potebnja behandelte verhält-
^.niss der rassischen belonung zur quantität und betonung des
iechischen und serbischen habe ich aus den voc. II s, 162 an-
gegebenen gründen nicht untersucht. Ferner habe ich eine ganze
reihe von fragen behandelt, welche keiner von ihnen berührt.
Jagic erkläii ja selbst : »icli will gern gestehen, dass ich bei
alledem diese abhandlung durchaus nicht für überilüssfe halte,
zumal in dem zusammenhange, welchen der Verfasser ihr ge-
geben hat; ja ich gehe noch weiter, indem ich behaupte, dass
seine diesem gegenstände gewidmete forschung die endliche
lösung der vielen streitigen fragen, welche sich an diese er-
scheinungen knüpfen, entschieden gefürdert hat« (s. 344).
Nach den über meine ganze Untersuchung gemachten be-
merkungen wendet sich Jagic zu deren einzelnen abschnitten.
438 Johannes Schmidt,
Gegen den ersten die Verbindung von ^, Ü mit r, l behandeln-
den abschnitt wiederholt er den vorwarf, dass »die idee, welche
meinen auseinandersetzungen zu gründe liegt, durchaus nicht
neu ist«. Er »könnte mir, angefangen von Maksimowicz (1839)
bis Geitler (1873) und zuletzt Potebnja (1874), eine ganze reihe
von Slawisten nennen, welche mit bald grösserer bald minderer
Übereinstimmung alle an der ansieht fest hielten, auf wekbe
auch meine Untersuchung hinausläuft, dass für die lösung dieser
frage das russische das sicherste kriterium bietete s. 345. Es
ist ja möglich, dass Maksimowicz schon im jähre 1839 diese
ansieht gehabt hat, ich kann seine Schriften leider nicht ein-
sehen. Als richtig und allein möglich bewiesen hat er seine
ansieht schwerlich, denn sonst würde ich nicht in der läge sein,
eine reihe angesehener Slawisten zu nennen, von Miklosich und
Schleicher angefangen bis auf Potebnja ^), den »bekannten feinen
kenner der slawischen grammatik«, wie ihn Jagi<S nennt, wekhe
alle an der entgegenstehenden von mir bekämpften ansieht fest
halten, dass die »altslovenischen« formen die ältesten und ans
ihnen alle anderen zu erklären seien. »Aber auch die au»-
führung, d. h. die bei Schmidt mit anerkennenswerthem flciss
zusammengestellte gruppirung der betreffenden worte, je nach-
dem sie im russischen vocal -|- liquida oder liquida + vocal
aufweisen, hat in der slawischen philologischen litcratur schon
vor Joh. Schmidt der bekannte feine kenner der slawischen
grammatik, prof. Potebnja, gegeben in der kritischen abhand-
lung, welche im journ. des min. der aufkl. 1874 märzhefi e^
schienen ist« (s. 345). »Wahrheit über allesc, sagt Jagic s. 340.
In dem vom 4. juni 1875 datirten Vorworte meines buches steht
zu lesen, dass der druck desselben länger als ein jähr gewährt
hat und daher arbeiten, welche in den vorausgehenden andert-
halb Jahren erschienen sind, nur soweit verwerthung gefunden
haben, wie es die correctur der druckbogen erlaubte. Da der
betreffende abschnitt meines buches die selten 8 bis 66 füllti
und man den druck eines buches mit dessen anfange zu be-
ginnen pflegt, so hätte Jagic schon aus dem Vorworte ersehen
^) Dva izsl5dovanija, Voronozu 1866 p. 31— 34: im urslawischen haben
wie im abulg. T, n stets hinter r, l gestanden, wo in den jüngeren slawi-
schen sprachen der vocal vor r, Z erscheint, sei er erst spät umgestellt
worden.
Entgegnung.
439
können, dass dieser abschnitt im märz 1874 bereits gedruckt
pder doch für den druclt endgiltig redi^rt war. Wäre Potebnjas
«bhandlung mitten in Deutschland erschienen und mir sofort
nach dem erscheinen zugänglich gewesen — sie ist es bis auf
iden heutigen tag nicht — , so dürfte ich auf grund der mit-
;gelheilten stelle meines Vorwortes von jedem loyalen kritilter ver-
langen, dass er sie nicht in dem sinne, dass ich sie hätte be-
puizen können oder gar müssen, als vor meiner Untersuchung
^schienen er^välinte, wie s. 347. 352 geschieht. Die »Wahrheit«
ist sogar, dass Pütebnja, wie eben gesagt, in seiner früheren
^bandlung der frage die von mir und nach Jagics angäbe jetzt
»uch von ihm selbst als irrig erwiesene ansieht verfochten hat.
Aus dem ei-weichten re von polnischen formen wie uiier/ich
habe ich den schluss gezogen, dass auch das polnische einst die
in altrussischen denkmalen erscheinenden formen wie viridiü
Ijesessen habe. Jagic weist dies mit höhn von sich : iere findet
fich vor folgenden labialen und gutturalen, und diese laute sollen
nach Potebnja und Jagic die erweichung von r in ra, d. i. älter
rj, veranlasst haben, meikwüidigerweise aber nur, wenn dem
1 je = urslaw. 1 vorbeigeht, nicht nach anderem vocale.
Man braucht sich nur ganz oberflächlich mit lautphysiologie
beschäftigt zu haben, um die Ungereimtheit der ansieht, dass
labiale ein vorhergehendes r in rj wandeln sollen, sofort zu er-
k^men. Zur »bestätigunga weist Jagic auf die bekannte er-
scheJnuDg hin, dass »guttural- und labiallaule den umlaul des
(ije zu (i)o oder eventuell (i)a verhindern, also in gleicher linie
mit weichen consonanten die Wirkung ausüben« (s. 348). Als
pb bewahrung eines allen e und Verwandlung eines alten r in
onursprüngliches rj ^ rz das mindeste mit einander zu thun
liälten ! Allerdings üben die folgenden consonanten eintluss auf
die alte lautgruppe 1r, nur in ganz anderer weise ab Jagic meint.
Ich will ihm dies an den beiden beispielen, mit welchen er
mich s. 351 ad absurdum zu führen meint, nachweisen. »Zwei
ioi altslovenischen ganz gleichartig gebildete subslanliva: gor^kostf
und verlnost7 gehen im polnischen auseinander: gorzkosc und
tpiemokc. Soll hier die ungleiche behandlung in der svarabbakti
md nicht vielmehr in der beschaffenheit des nachfolgenden con-
onanten ihren grund haben?« Von svarabhakli kann in diesen
tehpielen, welche ein ursprünglich bedeutsames r enthalten,
440 Johannes Schmidt,
natürlich gar nicht die rede sein ^), die beispiele zeigen nur,
dass altes Hf vor verschiedenen consonanten verschieden be-
handelt wird, vor Je sein ^ bewahrt und dadurch in rz über-
geht, dagegen vor n sein ^ spurlos verliert und zu nicht assi-
bilirtem r wird. Nehmen wir nun an — mit welchem gründe
oder ungrunde sei vorläufig gleichgiltig — , das polnische habe
einst zwei formen ^virichü und "^sWna (russ. verchü, sema) ge-
habt, so musste *viriehü nach analogie von gorikosPi, dagegen
♦syH'wa nach analogie von vMnosPl behandelt, d. h. *t;fHrcW
zu wierzch, s^rina zu *^ma und weiter sama werden (voc. H,
45 f.). Kurz, gutturale und labiale bewirken, dass ein vor ihnen
stehendes r% sein X länger bewahrt, als die vor anderen con-
sonanten stehenden r%, und das ist allerdings analog der be-
wahrung des alten (i)e vor dem übergange in (%)o durch die-
selben laute. An der entstehung des M (später krs) aus Tr
hat ihre gutturale oder labiale qualität keinen antheil. Da nun
sonst weder ie einen folgenden consonanten noch gutturale oder
labiale einen vorhergehenden consonanten »erweichen«, rzm
wierzch also weder durch das ie noch durch das ch veranlasst
sein kann, so folgt, dass die mit den lautgesetzen im besten
einklange stehende herleitung aus vtr^chü die einzig mögliche
erklärung des rz ist. Wie ich aus poln. ierz älteres tri er-
schlossen habe, so hat sich mir aus il älteres iR ergeben, z. b.
"^vttikU aus wilk (russ. volkU), Dies Tß aus U ward durch HL
mlkas bestätigt, Jagic fügt noch hinzu, dass das Zographos-
evangelium regelmässig vl^kü, nicht vlükü schreibt. Potebnja
dagegen ist der meinung, dass poln. wilk erst aus *viit1cü ent-
standen sei, indem w sich zu w erweicht, das erweichte w den
folgenden vocal in i gewandelt, dies i endlich das folgende l
zu l erweicht habe, und Jagic »hofft, dass ich dieser feinen er-
klärungsweise die verdiente anerkennung nicht versagen werdec
(s. 355). Recht gerne, sobald sie nur nicht den anspruch er-
hebt, die thatsächlichen Vorgänge darzustellen, denn dieser an-
spruch wäre ganz unbegründet, so lange keine sicheren belege
*) Herr J. hat sich eine wunderbare vorstelhmg von dem gemacht,
was unter svarabhakti zu verstehen ist. S. 303 meint er, ich verstehe
unter ihi* »den ausfall eines wurzelhaft postulirten halbvocals zwischeti
muta und liquida«. Jeder nur einigermassen aufmerksame leser meines
buches wird mir das zeugniss ausstellen, dass ich an dieser begriffsverwir-
rung unschuldig bin.
Gntg^niunS-
441
dafür erbracht sind, dass 1) polii. m aus älterem va, und 2) l
aus i durch vorhergehendes * entsteht. Die belege dürfleti
nicht allzu leicht zu beschaffen sein; ehe sie nicht beschafll sind,
bleibe ich bei meiner voc. II, 47. 61 wohl begründeten, von
Jagic nicht im mindesten erschütterten erltläning. Dass ich nur
auf grund der ostromirischen Schreibungen wie vlrichü dem
westslawischen formen wie *virlcha, vlUkÜ »aufgebunden« habe,
(s. 364) ist unwahr. Ich habe diese formen lediglich aus den
gesetzen der polnischen spräche erschlossen, die ostromirischen
geben nur die bestäligung dafür, dass sie richtig erschlossen
waren. Als curiosum füge ich bei, dass der anpreiser dieser
»feinen erklärungsweise« am Schlüsse seines aufsatzes den Spruch
fiillt, mir >gehe der sinn für die geschichtliche entwicklung der
Sprache in sehi' bemerkbarer weise ab«.
Wir kommen zur Schreibung der liquidalgruppen im Ostro-
mirischen evangelium. Ich habe gesagt, dass der schreiber, von
vereinzelten Schwankungen abgesehen, mit nur einer einzigen
ausnähme (grXny) den im russischen des 11. jh, gesprochenen
Tocal giebt. Jagic bemerkt, dass ich »mindestens« noch i^rä«»;t.',
für welches nach dem heutigen breaie vielmehr brinije zu er-
warten war, übergangen habe. Ich nehme den nachtrag mit
dank an, muss aber nach erneuter durchsieht des Vostokovschen
index gt^en das »mindestens« protestiren, es ist der einzige
ausgelassene fall. Mein kritiker wüi"de, wie der ton seines ganzen
aufsatzes zeigt, sicherlich nicht unterlassen haben die übrigen
übergangenen beispiele anzuführen, wenn es welche gäbe.
Jagic fährt dann fort: »So ist auch in der anmerkung unrichtig
behauptet, dass der russ. schreiber, wo er fehlt, nur ü an stelle
von I, nicht auch l an stelle von Ü setzt. Ich möchte fragen,
was denn von den beispielen vüstrigajqste, vüstirignete, istrigneti
zu halten ist? Hier postulirt ja doch wohl das russische den
vocal ö, und im Ostrom, ist dafür f gesetzt. Ich lege weiter
kein gewicht darauf, erlaube mir nur der ansieht zu sein, dass
herr Johannes Schmidt sich die sache wohl noch etwas genauer,
als er gethan zu haben meint, hätte ansehen müssen, bevor er
unternahm, Miklosich der Unrichtigkeit zu zeihen«. Und ich
erlaube mir der ansieht zu sein, dass herr Jagic, wenn er s. 32
und 55 meines buches angesehen hätte, sich seine frage, welche
dort beantwortet ist, und seine auf sie gegründete beschuldigung
der Unrichtigkeit hätte sparen können. Auch Nestor hat noch
442 Johannes Schmidt,
terYgnfdi, tergnuti neben targntdi, Ostromirs vüst^rtgnete giebt
also wirklich den im russischen des 11. jh. gesprochenen vocal.
In den Schreibungen wie nifr'tvU, mÜTviti, welche im Ostr. neben
mirUvü, mülüviti stehen, ist für Jagic »über allen zweifei er^—
habenc, dass das zeichen ' durchaus nicht an lautlicher geltmigr
mit u und ^ gleichzustellen ist. Er schliesst dies daraus, das^
es in fremdworten zur trennung von lautgruppen, welche iEn
einheimischen altbulgarischen Worten gar nicht oder selten voir^
kommen, gebraucht wird, z. b. al'tari, wo »der Schreiber offa:^^
bar kein selbständiges vocalisches element wiedergeben wolHe-^K.
Ich fürchte, Jagic spricht hier mit mehr Zuversicht, als er b^w
rechtigt ist. Von vom herein ist ja sehr wohl möglich, dass
die Slawen ihnen unbequeme lautgruppen von fremdworten durch
einschub schwacher wirklich gesprochener vocale erleichtert haben,
wie es die Magyaren zahllos oft gethan haben (z. b. bartU aus
slaw. brat), und dass dies in einigen fallen sicher geschehen ist,
zeigen altrussische Schreibungen wie jegypctU, ejupäü, egttpeiÜt^,
altserb. ejupati {AlYvntog) s. Mikl. lex., welche für das ostro-
mirische egyp'tü die ausspräche egypitü wenigstens ebenso wahr-
scheinlich machen als die von Jagic behauptete egyptU. Es ist
auch allbekannt, dass in fremden Worten Schreibungen mitF,
ü neben denen mit ' her gehen, im Ostr. z. b. kinlisXnqjq kinsü^y
korüvanq kor^vanq, pontttskuumu pon't^skuumu, an^gelU an'geUy
zmyr^nq zmyr^no u. a. In ier'sdlim^. 283 d neben sonstigen»
ierusalimU steht ' sogar an stelle eines zweifellos gesprochenen i^-
Aus der Schreibung fremder worte ist also der von Jagiö ge-
zogene schluss nicht zu ziehen. Jagic meint, seine ansieht werde
»durch die sonst noch übrig bleibenden falle, wo ' erscheint nocti
mehr bestätigt«. Es seien alüc-, in welchem »eigentlich tJ schon
a priori überflüssig« sei, v*sahü, v^sjakogo, v'semu, welche auch
im Zogr. mehrfach ohne T geschrieben werden, und iz'SiM^
neben izüStdU, Wollte ich zu herrn Jagiö in seiner sprach^
reden, so würde ich sagen, dass er »mindestens« noch p^^
(3ma]), syWskyjy urin'nyjq, scd'miS^di (112 d 2mal) übergangeti
habe. In allen einheimischen oder mit einheimischen suffixet*
gebildeten worten (ausser aVc-) steht also das zeichen ' an stelle
eines einst sicher vorhandenen ü oder 1:^). Jagic behauptet nun t
*) Auch in sed'misldi; wären d und m in sedmi nicht früher durcD
einen vocal getrennt gewesen, so würde *senii entstanden sein wie vi(d)nti9
ja(d)mX,
Kntg^nnnf. 143
dass dasselbe denkmal sonst immer il oder I schreibt und sie
nie mit ausnähme der von ihm angeführten lalle durch ' ersetzt.
Auch der erste theil dieser behauptnng ist falsch: 6e£Ö, «flüö,
raeU, iaü (ausser dem angeführlen itüstdil) haben in Zusammen-
setzungen nie ihr auslautendes U geschrieben, desniea, desnaja
o desnqjn u. s. w. erscheinen stets ohne 1, ebenso ielfzny,
gorasnf'e an der je einzigen stelle, wo sie vorkommen, ferner
thoriti (häutig), srebro (2mal), srebrinUcü (Imal), kniga (2mal),
vsakü (ämal). otrgSiti (4mal, otün^Üti nur Iraal), vfsemirS 48b
statt tffsemi mir^ (3mal), oft findet sich -^do (-iodo) hinter M-,
boti-, komu- statt -Udo. Auf gleiche stufe mit den ausgelassenen
t, U sind die nicht seltenen lalle zu steilen, in welchen ü an
stelle eines I geschrieben ist, welches in der späteren ausspräche
Terloren gegangen ist, so die instr. sg. mU (196c), kopifemd,
imeaemU, pt^tmü, rodomü, dovomü, sast^otnü, itdÜelJemU, ^ir'no-
rittcemä, ferner vütorämkü, älUiünikmiii, kiinüiinikii, roiästvo,
,in6üii, züdantja, säeüdati (stets so), -eüdo, kokoSä, mqiü, m^Ü,
maiA, lei^ta, lam, tnaterü, noiä, ^d^sta. Diese ä drucken die
tinsiciierheit des Schreibers in der bezeichnung ein^ in seiner
Sprache nicht mehr voll lebendigen lautes aus, er sprach z. b.
weder rodomü noch rodomT, sondern lediglich rodom, vielleicht
noch mit einem schwach nachtön enden unbestimmten laute,
Khwerlich mehr mit klar articullrtem 1 {vgl. visemirS, d. i.
Hisem miri). Es erglebt sich also, dass eine ganze anzahl alter
t, ü einheimischer Wörter in der spräche des diaconus tiregonua
schon sehr schwach, wenn nicht ganz stumm geworden waren,
nnd dass Gregorius diese laute öfter entweder gar nicht oder
■durch ' bezeichnet oder statt eines verklungenen T ein tl schreibt,
daneben aber auch noch in den meisten ^llen die historische
hreibweise fortführt.
Haben wir nun die Schreibung der liquidalgruppen ir', är',
in echt slawischen Worten nach der Schreibung unslawischer
ler slawischer worte zu beurtheilen '■' Man muss eine starke
'^■oigefasste meinung haben, um sich mit Jagic für die unslawi-
sctoen als massslab der beurlheilung zu entscheiden. Nehmen
"vrir aber an, der aposiroph habe in Schreibungen wie pTr'cAa
dieselbe bedeutung wie in v'sakfi,, so stehen die russischen formen
u* Voller harmonie mit den polnischen. Poln. tdcrzch lässt sich
aa.c\x den lautgeselzen des polnischen nur aus *cTfJcAfl herleiten.
r" Ostr. finden sich nun ausser dem der südslawischen vorläge
444 Johannes Schmidt,
entstammenden vrCchU die drei Schreibungen virkihü, vir'chilL
tPlrcM genau parallel den Schreibungen visakü, vsakü, vscM
(2mal). Bei den letzteren zweifelt niemand daran, dass ein altes
vl^sakü mit gesprochenem ^ zu gründe liegt, dass dessen f abe]
in der spräche des Gregor schon sehr schwach oder ganz stumD
geworden war. Ebenso wenig kann man, das poln. unersc
und russ. oro, olo, ere, de = vorslaw. ar, cU, er, d im augi
daran zweifeln, dass den drei ersteren ein altes virtchU zu grund
liegt, dessen zweites t auf dieselbe stufe gesunken ist, wie da
von vXsakü. Wie sich für schwach gewordenes ^ auch Ö ge
schrieben findet (um bei vM zu bleiben, einmal vösf statt tHCsg),
so findet sich auch vereinzelt ^rü für urspr. ^r^ geschrieb^:
v^rütogradS, dtrüzai, pirUsty (voc. II, 65). Zur richtigen be-
urtheilung dieser Schreibung ist wesentlich, hervorzuheben, dass
sich nur Xrü statt Xrt, nicht etwa auch üri, Ütü statt ätä, Ä<
geschrieben findet. Dies trü steht auf derselben stufe mit den
eben angeführten imü, süßüdati für im(, suzidati u. s. w. Idi
halte also jetzt nach erneuter prüfung den apostroph in Xr\ k\
üV zwar nicht für das zeichen eines vom Schreiber noch eben
so voll wie das vor r, l stehende X, ü gesprochenen t, ä, aber
für ein ebenso sicheres zeugniss eines einst hinter der liquida
stehenden X, ü wie den apostroph in v'sakü u. a. Jagic s. 365
bemerkt, dass, wenn der apostroph nach der auffassung des
Gregorius = ü oder t wäre, wenigstens einigemale Schreibungen
wie v'lükü, frUtva begegnen würden, was nicht der fall ist
Ganz richtig. In den alten Verbindungen W, Urü, tUü ist eben
nicht der erste, sondern der zweite vocal allmählich schwach
geworden und wieder geschwunden, wie das heutige russische
(verchu) zeigt, ein Schicksal, welches im Ostr. ev. T, ü auch an
anderen stellen, wie eben gezeigt, betrolBfen hat.
In keinem altrussischen denkmale erscheinen formen mit
Tri etc. ohne zahlreich oder überwiegend daneben liegende mit
Xr, neben beiden endlich finden sich die altbulgarischen raitn.
Jagic hat die denkmäler durchmustert und folgendes gefunden.
»Je weniger sich ein denkmal an die überliefeile altslovenische
Schreibart bindet, desto seltener schreibt es die halbvocale dop-
pelt, desto entschiedener verharrt es bei einem ü oder l vor
r, Z; je häufiger dagegen in einem denkmal noch die überlieferte
altslovenische Schreibart beobachtet wird, desto häufiger kommen
auch die formen mit doppelten halbvocalen vor. Also nicht
in den enisehiedenen altniss. denkmälern des 11. jh,, sondern
in den unentschiedenen überwiegen die formen mit doppelter
Setzung der lialbvocale* {s. 367). Die formen mit doppelten
halbvocalen seien »künstlich oder theoretisch corabinirt, ge-
flossen aus dem bestreben der schreibei', beiden ersten regeln
[d. h. sowohl der russ. Schreibung Sr als der aslov. ri] gerecht
zu werden« (s. 371). Ich bin gegenwärtig in der unruhe des
Umzuges nicht im stände die Vollständigkeit von Jagics material
zu prüfen. Indem ich es als durchaus zuverlässig hinnehme,
muss ich nur bemerken, dass wenn man Jagics eben citirte
Worte so verstehen sollte, als ob die Schreibungen mit zwei halb-
vocalen in demselben masse abnähmen, wie die russischen
ichreibur^en ir, ür, &l zunehmen, dies durch Jagics material
als irrthum erwiesen wird. Vielmehr nehmen die Schreibungen
Srtr aia etwa in demselben masse zu, wie die russischen ir etc.
an stelle der altslovenischen rt etc. treten. Im folgenden be-
liehne rl alle liquidalverbtndungen mit nachfolgendem vocale,
fr alle mit vorhergehendem, Jrl alle mit doppeltem vocale.
Nun sehe man. Der Izbornik v. j. 1073 hat 99 n, 45 ir,
B tri, also ri : Tr etwa wie 12'/i : 1.
Der Izbornik v. j. 1076 hat 21 ri, 65 Tr, 11 tri, während
im Izb. V. j. 1073 die russische Schreibung zur altslovenischen
ach wie 5:11, also -etwa wie 1 : 2 verhält, haben wir hier
i verhältniss wie 65 : 21, d. h. etwa wie 3 : 1, also die russi-
sche Schreibung hat sich versechsfacht, und in demselben Ver-
hältnisse hat Jrt zugenommen. Izb. 1073 hat rt : irT = IS'/s '■ 'i
1 Izb. 1076 rX : m = 21 : 11, d. h. wie 2 : 1, also die
icbreibung TrT hat sich in demselben Verhältnisse 1 : 6 wie die
russische gegenüber der altslovenischen vermehrt. Das ver-
hältniss von tri .- vCr = 1 1 : 65, d. h. etwa 1 : 6 ist nicht wesent-
Kch gegen den Izb. 1073 (8 : 45, d. h. etwa 1 : ö'/s) verschoben,
fr hat im verhältniss zu IrT nur um '/no zugenommen.
Das Menaeum v. j. 1096—97 hat 3 ri, 9 Tr, 3 frT, also
: Ir ^ 1 : 3 (im Izb. wie 2 : 1), d. h. die russ. Schreibung
en Izb, 1073 versechsfacht, dem entsprechend TrT im ver-
hältniss zu rt sogar verzwölffacht (1 : 1, im Izb. irt : ri =j
;1 : 12Vb); iri im verhältniss zu fr (1 : 3) bat gegen Izb. (1 : 5)
um '/li zugenommen.
»In dem bruchstücke des psait. Evgen. überwi^ die all-
446 Johannes Schmidt,
slovenische Orthographie», rX : fr = 28 : 6, »mit zwei halb-
vocalen kein beispiel« (s. 372).
>Im psalt. bid. überwiegt die russ. Orthographie, und zwar
scheint dies denkmal die regel zu befolgen, dass r, l dabei mit
einem spirltus lenis versehen wirdc ^r' : Hf = 24 : 6, tf^ gar
nicht. Da Jagic die Schreibung ^r' ohne weitere prüfung ein-
fach mit Tr identificiert, worin ich ihm nicht folgen kann, wird
jeder von uns beiden die Schreibung dieses denkmals als beweis
für seine theorie verwenden, es muss also bis auf weitere Unter-
suchung ausser betracht bleiben.
Im Gregorius Nazianzenus »herrscht auf den ersten 246
selten des gedruckten textes durchgehends die echte altsloveni-
sche Orthographie, d. h. die nachsetzung des halbvocales, auf
viele hunderte von beispielen dieser Orthographie, welche ich,
da sie auf jeder seite zu finden sind, hier nicht weiter anfOhre,
kommen nur folgende abweichungen« : 4 ^r^, 4 r^ mit einem
über der liquida, 2 fr mit einem ^ über dem r, 1 tr ohne
zeichen über dem r (s. 374). Diese abweichungen von der alt-
slovenischen Orthographie sind zu geringfügig um daraus etwas
zu schliessen. Auf den letzten 40 selten nimmt die russische
Schreibung und mit ihr ^r^ sehr bedeutend zu : 33 Tr, 15 ^r,
6 M, rechnet man Tr = ^r( so verhält sich W : M =^ 3 : 2.
Um über den werth der Schreibungen ^r' oder \f im Ver-
hältnisse zu 1fr und ^rt ins klare zu kommen, genügt es nicht
mit Jagic die gleichsetzung von ^r' und ^rt ohne weiteres für
»übereilt« oder für »entschieden unrichtig« zu erklären. Ehe
man nicht für jedes einzelne denkmal fest gestellt hat, in welchem
umfange die alten ^, U ausser Verbindung mit r, l, welche im
späteren russischen verklungen sind, in ihm noch lautliche gel-
tung haben oder nicht, ist eine endgiltige entscheidung über den
lautwerth von ^ri, Tr' in ihm nicht möglich. Diese frage kann
nur im engsten zusammenhange mit der geschichte von y, Ä
im russischen gelöst werden, und das ist eine aufgäbe für die
Zukunft. Ich habe oben gezeigt, dass es möglich ist die Schrei-
bungen tr^, Tr', Tr des Ostr. auf ein altes zu gründe liegendes
mit doppeltem vocale gesprochenes THf zurückzuführen und
stelle hier noch einmal die gründe zusammen, welche für das
wirkliche Vorhandensein von XrX etc. in der gesprochenen alt-
russischen spräche zeugen.
1) Die nachkommen von Ostr. vtr^cM, mülünija etc. leben
Bitgegnung.
447
bis auf den heutigen tag in volksdiatekten als rerechü, molonlja
u. a. (voc. II, 6t, Jagic s. 366). Diese noch heule wirklich
lebenden formen wird wohl auch Jagic schwerlich als »künst-
lich oder theoretisch combinirt«, als combinirte russische und
altslovenische Schreibung erklären wollen. Müssen wir diese
formen als existirend anerkennen, so haben wir keinen grund
ihre exisienz in der allrussischen gesprochenen (nicht ge-
sclmebenen) spräche zu bestreiten, wenn diese durch sichere
anzeichen wahrscheinlich gemacht wird. Dies geschieht aber,
abgesehen von den in altrussischen denkniälem geschriebenen
frf, örfl, üla durch die beiden folgenden gründe.
2. Man darf die Verbindungen Tr, Ur, fl, iU nicht aus dem
zusammenhange mit den Verbindungen von n, e -\- r, l heraus
reissen. Zu der zeit, als ar, al, er, el vor folgenden consonanten
durchgehends zu oro, olo, erc, de gewandelt wurden, ertrug die
Sprache, in welcher dies geschah, nennen wir sie nun russisch
oder urslawisch, die lautfolge r, l -Y- cons. nicht, also aucli
nicht ?r, Ur, T/, Hl -f cons.; wie gardas zu gorodü, so ward
virsus zu virfchü (heute verechä). Es ist reine willkür, wenn
Jagid (s. 366. 376) fälle wie verechü durch die benennung »secun-
därer volllaut« von (Tdlen wie gorodii scheidet. Nichts spricht
dafür, dass sie zu verschiedenen zelten entstanden seien.
3. Die durch die heutigen dialekte und durch die harmonie
mit gorodü, beregii gestützten formen wie vJrlchS stimmen mit
den altpolnischen formen wie *virJchU, deren lautgesetzliche
Tertreter in den heutigen tdersch, wük u. s. w. vorliegen, laut
für laut überein.
Doch Jagic wendet gegen die exislenz eines alten vfrichü
ein, dass der volllaut (gorodü heregU) sich durchgehends erhalten
habe, also wTrlc/iö, wenn es existiil hätte, ebenfalls durchgehends
mit doppelvocal erhalten geblieben wäie (s. 376). Ich bin wirk-
lich in Verlegenheit, was ich darauf antworten soll. Muss ich
faerm Jagic erst auf die verschiedene Widerstandsfähigkeit von
V, ü einerseils und o, c andererseits aufmerksam machen? Muss
ich ihm sagen, dass tausende von einst vorhandenen T, Ö im
russischen wie in allen slawischen sprachen geschwunden sind,
während die alten o, c. in der regel bleiben? Muss ich ihm
sagen, dass wie z. b. aus dvtrinikü, umtrUSi, deren beide das f
umschllessende vocale etymologisch berechtigt sind, russ, dvernikU,
vmerH geworden sind, ebenso lürJcfiü zu vcrchü werden konnte?
30*
448 Johannes Schmidt,
Das alles weiss herr Jagic sehr gut, und es ist mir unbegreif-
lich, wie er den einwand, dessen nichtigkeit Ihm nicht verborgen
sein kann, machen konnte.
Auch die frage, ob die Schreibung altslovenischer denkmäler
vrtchü oder vrüchü von allem anfange an nur die ausspräche
vrchii (r-vocal) bezeichnet habe, welche direct aus virchü ent-
standen sei, wird durch Jagics unbewiesene behauptung, dass
es so sei, nicht gelöst. Die Orthographie deutet darauf dass
die ausspräche vrchU, vrch zunächst aus vrichü und dies durch
vtrtchü hindurch aus v^rchü entstanden sei, wie ich angenommen
habe und wie der parallelismus der übrigen liquidalverbindimgen
wahrscheinlich macht (gradU, br^gU).
Zu anfang des zweiten abschnittes citirt Jagi6 seine früha:«i
äusserungen über Lavrovskijs abhandlung, welche mit den hier
gesperrt gedruckten Worten schliesst, dass herm L. sein verdienst
»niemand streitig machen kaimc. Darauf fahrt Jagi6 w&tUdi
fort: »Ich hatte die letzten worte hinzugefügt ohne zu ahnen^
dass ich mich als ein schlechter prophet herausstellen wärde.
Freilich hätte ich damals nicht glauben können, dass sich je-
mand auf die weitere behandlung dieser erscheinung veilegöi
würde, ohne die abhandlung Lavrovskijs zu keimen«. Die ia
dem ersten satze ziemlich unverholen ausgesprochene falsche
beschuldigung wird durch den zweiten glücklicherweise sofort
zu nichte gemacht Dieser zweite aber hinterlässt ein gefühl
unbefriedigter wissbegier. Wie mag sich herr Jagic wohl vor-
stellen, dass eine arbeit, welche jemand nicht kennt, auf diesen-
selbigen jemand irgend welche Wirkung ausüben kann?
Jagics einwände gegen meine behandlung von russ. oro, er^
etc. beginnen mit einer beschuldigung, die zu seiner devis^
»Wahrheit über alles« (s. 340) nicht recht stimmt. Er wirf*
mir wiederholt vor, ich trage kein bedenken auf vereinzelt^
volllautsformen polnischer, lateinisch geschriebener urkundeim-i
als auf vollgültige Zeugnisse, dass auch das polnische einst der^
volllaut gekannt habe, hinzuweisen. Diese formen seien höchst
wahrscheinlich klein- oder weissrussisch, und mein verfahre«:^
sei »nur noch ein beweis mehr für die schon öfters gemacht^
beobachtung, dass ich für die geschichtliche entwicklung d^^
sprachen keinen rechten siim habe und in meinen combination^i
wohl sehr kühn, aber auch sehr unkritisch vorgehe« (s. 389 '^
398). Diesem ergusse gegenüber begnüge ich mich, den folgende?- •
Enlgegniing.
449
satz aus der ersten erwähniing derartiger formen in meinem
buche anzufüliren: »Da Bielowskt von ihnen [mmWch Mereehta
etc.] nur anglebt, sie fanden sich w dyplomach piaaDyeh w
Polsce w wieku XII i XIII, so bleibt noch zu prüfen, wie viele
derselben polnisch und wie viele etwa kleinrussisch sind« (s. 80).
Diese Prüfung konnte ich nicht vornehmen, da mir das werk
nicht zugänglich war, wie ich a. a. o. bemerkt habe, und auch
beute nicht ist. Der hier gemachte vorbehält gilt selbstverständ-
lich für alle späteren stellen, an welchen von derartigen formen .
die rede ist. Dass formen wie meresina, welche in vollkom-
menem einklange mit solchen wie wiemch = 'uTrTcÄS stehen,
im polnischen einst vorhanden gewesen sein müssen, sieht jeder
der wirklich sinn für geschichtliche entwickelung der spräche
hat. Wenige verwandelungen werden in den sprachen so folge-
richtig durchgeführt, dass nicht einige vergessene reste des älteren
sustandes als Wegweiser für den, der die entwickelungsgeschichte
erforscht, zurückbliehcn. Diesen satz habe ich voc. I, 140 ge-
schrieben und damit nur eine triviale allbekannte Wahrheit aus-
zusprechen geglaubt. Ich habe ihn seitdem auch von anderen
beistimmend citirt gefunden, in Jagiiis besitz aber ist diese er-
' kenntniss noch nicht gelangt. Und doch weiss jeder mit der
atffickelung der sprachen vertraute, dass die wenigsten laut-
gesetze ausnahmslos durchgeführt sind, und dass gerade die aus-
'Ilabinen nicht selten den gang der regelmässigen lautentwickelung
^ßinden helfen. So hat sich auch in den meisten ausser-
Nisstschen slawischen sprachen die eine oder andere »volllaut-
■m* erhalten, welche den weg ^r erklärang der sonst In
Uesen sprachen regelmässigen lautvertretung weist. Auf gmnd
ieser volllautformen und anderer indicien glaube ich den be-
'eis geführt zu haben, dass die regelmässige lautvertretung von
^orslaw. ar, al, er, el in allen slawischen sprachen durch formen
le ära, ere hindurch gegangen ist. Jagic nennt mein verfahren
illkürlich und kehrt zu der alten ansieht zurück, »wonach das
t^jssische, bevor es seinen jeb,igen volllaut entwickelt hat, den
^■on dem slawischen vocalismus erheischten weg der metathesis
c^urchwandelt haben muss« (s, 393). Die gegen meine ansieht
^jjgeführlcn gründe sind ganz nichtig. Erstens soll das pola-
fc>ische keine formen des typus voc. -{- liqu. -|- voc. aufweisen,
E^as ist aber der fall (imred, sahi, diilan voc. 11, 80. 151). Zwei-
^jcns sollen das polnische und sorbische solche formen nicht ;;
450 Johannes Schmidt,
Vorschein bringen; das sorbische hat aber aolöbik (Voc 136)
und ehe herr Jaglc über das polnische so kategorisch abu^
theilte, hätte er nachweisen müssen, dass die eben erwähnten,
von mir aus Baudouin de Courtenays buche angeführten worte
polnischer Urkunden nicht pobiisches Ursprunges sind. Der »sinn
für die geschichtliche entwickelungc und die »kritik4c, mit deien
alleinbesitz herr Jagic sich bei jeder gelegenheit brüstet, übop-
heben ihn dieses nachweises nicht. S. 401 behauptet Jagic
auch, keiner der südslawischen dialekte habe formen mit m,
de aus vorslaw. er, d, obwohl ich dieselben s. 67 f. zusanuDen-
gestellt habe. Drittens das t von russ. storozü gegenüber liL
sdrgas bliebe unerklärlich, wenn von anfang an s und r durch
einen vocal getrennt gewesen wären. Herr Jagiö kann mir anfe
wort glauben, dass diese nahe liegende erwägung mir nicht ait-
gangen ist, als ich mein buch schrieb. Neben russ. sema liegt
Ut. lett. stvma (reh), neben skr. svcisa^r got. svista/r. Es wäre
reine willkür, wenn man annehmen wollte, sima sei durch
metathesis zu *srina, durch einschub zu *strina und durch räcii-'
metathesis zu *stima geworden. Genau so wie urslaw. Äff»
imd lit. stima können lit. sdrgas und urslaw. *stargja8 neber»
einander gelegen haben. Dies ist der grund, weshalb michda^
t, welches auf den ersten anschein für die alte ansieht zu Sprecher*
scheint, gegenüber der menge von anzeichen, welche für di^
meinige sprechen, nicht beirrt. Viertens macht mir Jagic dl^
von mir zuerst nachgewiesene verschiedene behandelung von aa—
lautendem imd inlautendem ar, al zum einwurf gegen mein^^
theorie. Lassen wir fürs •erste den anlaut aus dem spiele-—'
ich komme am Schlüsse darauf zurück — , so haben sich all^
gründe Jagics gegen meinen nachweis, dass inlautende vorslaV -
ar, al, er, d in allen slawischen sprachen einst zu ara, ala,ere^
de geworden sind, als nichtig erwiesen. Herr Jagic findet ^^
»nicht praktisch«, dass ich ere, ele vor cw-o, ölo behandelt hab^
und kommt mir mit der miene des Wohlwollens zu hilfe, indei
er die reihenfolge umkehrt. Dabei wird der hauptbeweis fÄ
meine theorie, um dessen willen ich eben ere, ele voran gesteH
habe, stillschweigend unterschlagen. Nach Jagic sind die russi
sehen formen erst aus den südslawischen entstanden, also auc^
z. b. zerebja aus zröbq. Hier vernichtet aber das 0, welche=
nicht vor rS sondern nur vor er entstehen konnte, Jagics
sieht in grund und boden und beweist, dass nicht der er
451
sondern der zweite vocal von ierebja später entwickelt ist, wie
ich hier nicht noch einmal zu wiederholen brauche (s, voc.II.TSff.).
Jagic gleitet auch mit stillschweigen über die frage hinweg,
warum, wenn russ, gorodU, wie er will, aus *groda entstanden
ist, sich niemals oto an stelle von südslaw. ro findet, z. b.
"goromä = ab. gtomil oder etwa an stelle von südslaw. ra =
vorslaw. ra, z. b. HarolS ^ ab. bratü, urspr. bhratar. »Bestärkt«
wird Jagic »in seiner annähme durch die thatsache, dass es
noch Elle giebt, wo sich im russischen der volllaul nicht ent-
wickelt hat«. Ein solches beispiel sei strachü. Dass es kein
solches beispiel ist, lehren potn. osorb. strach, da wie gezeigt
vorslaw. ar im po!n. osorb. ro entspricht. Dann werden die
kirchenslawischen formen oblakü, oblako, erakü angefürt, neben
welchen die echtrussischen obolokU, oboloko, zorokü liegen, welche
also gar nichts beweisen (s. voc. II, 141); das deutsche lehn-
wort plddia (voc. II, 119) hat mit polosä gar nichts zu thun.
Meinen ganzen nachweis, dass in allen den bei mirs. 123 — 146
verzeichneten Worten die russisch-polnisch-sorbischen o den ge-
meinslawischen ausser liquidalverbindungen waltenden vocal-
gesetzen gemäss sind, dagegen die südslawisch-cechischen a von
diesen gesetzen abweichen (s. 155 ff,), ignorirt Jagic. Er hat
ihm gegenüber nur die bemerkuug, es sei »sehr fraglich ob poln.
nwoz nicht ei"st secundär aus mraeü entstanden sei«. Wo steht
denn sonst poln. o an stelle von südslaw. a'i Oder wo steht
f poln. ru an stelle von vorslaw. ra, z. b. *hrot = ab. brtüü, urspr.
lihrcUar? Die »krilik« und der »sinn für gescliiclitliclie entwicke-
lung« gellt über solche fundamentalfragen mit stillschweigen
Jbinwegundbemftsichaufgemeinslaw. £^170 neben gemeinstaw.
filava und dergleichen. Ist das nicht eine herrliche beweis-
fuhrungP Im südslawischen »scheine schon mit der einfachen
letathesis die hevorzugung des a vor o im Zusammenhang zu
eben« (s. 395. 397). Also man giebt dem dinge einen namen
llind bildet sich ein, damit sei allem genügt. Was heisst denn
■metathesis« ? Stellen die slawischen sprachen etwa nach be-
iebei) alle laute um? Durchaus nicht, sondern die »melathesLs«
Bt fast ausschliesslich auf die liquiden beschränkt und mit den
n rede siehenden vocalveränderungen, welche den schlüssel zu
tihrer erklärung bieten, unauflöslich verbunden. Ich habe die
lüdslawisch-cechischen ra, la als zusammenziehung von arä, ula
'kalt anter berufung Ruf pladine aus *polo-df}ie, skraivpa au»
452 Johannes Schmidt,
*skor(hlupa, Sracininü aus Sorocininü, SagaKi^vog. Die beiden
letzten beispiele berührt Jagic nicht, das erste meint er durch
die bemerkung zu entkräften, dass er nur pdu-^ne und pdi^
-dtntnina, aber kein *pöl(hd(ne kenne ; ich kenne es auch nicht,
es ist eben durch Übergang in pladtne verschwunden. Dass
poli4^dl[ne und pölU-dininina keine Zusammensetzungen, sondern
nur unursprüngliche zusammenrückungen mit flectirtem potii sind,
wird niemand in abrede stellen, ebensowenig, dass eine wirk-
liche Zusammensetzung, deren erstes glied der reme nommal-
stamm sein muss, nur *polo-dinje gelautet haben kann. Ans
diesem kB.nnplad^ne entstanden sei, wie Sracininü aus SarodiMij
SaQaxi^pög entstanden ist. Also diese herleitung ist vollkommen
im einklange mit den lautgesetzen. Wer sie bekämpft, wefl
*polo^ne in den auf uns gekommenen denkmälem nicht mehr
erhalten ist, handelt so wie jemand, der gegen die herkunft itm
got. fadar aus *patar einwenden wollte, dass ja patar im goti-
schen nicht mehr vorkommt. Wie *patar in dem erhaltenen
fcidar so lebt *polo-cKnje in dem erhaltenen pladfne fort. Jagiö
behauptung, pladtne sei aus poldtne, der späteren form des altai
poliUttne, durch »metathesis« entstanden, stellt seinen sinn für
geschichtliche entwickelung, mit dem er so sehr prunkt in
zweifelhaftes licht, denn polüdtnhiina belegt Mikl. lex. nur aus
einer russischen handschrift v. j. 1263, plad^ne aber schon aus
einer des 12. jh. Die für die Sprachgeschichte so wichtige er-
kenntniss, dass jeder lautwandel seine bestimmte zeitliche be-
grenzung hat (s. voc. 1, 44), in unserem falle, dass ol or, welche
durch späten schwund von ü an consonanten stossen, nicht
dieselbe behandelung erfahren wie die Jahrhunderte früher in
gleicher läge befindlichen (man sehe nur die Zusammensetzungen
mit erhaltenem pol- vor consonanten in den heutigen slawischen
sprachen), diese erkenntniss scheint Jagic noch nicht aufgegangen
ZU sein. Sonst würde er. mir auch nicht die entlehnung von
xd^a^oq unter der form kardblt einwenden, diese ist eben erst
nach der zeit, in welcher ara im südslawischen zu ra ward,
geschehen. S. 402 thut Jagic so, als ob ich meine erklärung
der südslawischen r^ U als contraction von ere, ele allein auf
das »schon bei Geitler angeführte« öetnrenogü ^) basirte, welches
*) Nebenbei bemerkt, nicht cctvrönogü sondern cctvr^dinevXnü ist das
beispicl bei mir s. 09.
Entgegnung.
ftter aus cetver-, nicht Setvere- herleiten will. Die mc^licbkeit
■ dieser herleitung zugegeben, so bleiben noch tr^mü ausrißt fivov,
^£rimü/a aus xtqäftta, cr^Mnja aus xtQuaia u. a. s. 69 f., nament-
tfich brSgü aus südslawischem durch Theophanes' Btqsjäßvtv
L)>ezeugtem berega (s. 68) als stützen nieinec erklärung, über welche
|Jagi<i wieder stillschweigend hinweggeht.
I Femer meint Jagic (s. 403) »gerade die thatsache, dass einige
1 srarabhaktifornien in allen slawischen sprachen vorkommen,
rfik deren Zusammenstellung er mir ganz dankbar sei, müsse
■ ans um so mehr abhalten in übermässiger weise mit svara-
bhaktiformen 7.u operiren. Während mehr oder weniger alle
slawischen sprachen die formen mit svarabhakti jeletiX, ieUza,
sverSpit, pclcita, pelesü kennen, beweisen sie gerade dadurch,
dass man sich dort, wo bei ihnen nichts dergleichen vorkommt,
sehr hüten müsse zu einem ciklärungsprincip zu greifen, von
dessen Wirksamkeit man entgegengesetzte beispiele aufweisen
r könne«. Ich conslalire zunächst, dass Jagic nur zwei seilen
Bjrüber (s. 401) den gerade entgegengesetzten einwand gegen
Blich macht. Er sagt dort: »zunächst kennt factisch auch hier
;r einer von den südslawischen dtaleklen noch das cechi-
, nordserbische, polnische und polabtsche den volllaut, und
i kami durch nichts bewiesen werden, dass sie ihn einst ge-
haben«. Derselbe einwand war auch s. 393 gemacht,
em Kritiker scheinen also alle mittel zu meiner bekämpfung
icht zu sein. In einem athem wirft er mir das Vorhandensein
formen und das angebliche nichtvorhandensein derselben
i vor. Es ist auch gar nicht richtig, dass alle die ge-
nten formen sich in allen slawischen sprachen unverändert
erhalten haben : jiehna ist im iechischen durch "pUna hindurch
1 plina, swrSpü im slovenischen zu sr^p geworden, was sehr
MresentUch für meine erklärung spricht. Aber hindert denn selbst
i wort wie jdeni, welches in allen slawischen sprachen seine
iden vocale erhalten hat, meine erklärung von U, rf aus ere,
,'' Was würde man wohl jemand antworten, der sagte: weil
riech, ffjis dem laf. sms entspricht, kann der spiritus asper in
; oder inxd nicht aus tr entstanden sein ? Beide behauptungen
würden aber methodisch einander gleichen wie ein ei dem andern.
; das ff von ffü; so ist das de von jelenX eine zurückgeblie-
e alterthümlichkeit. Warum zurückgeblieben? Darauf müssen
L noch schuldig bleiben. Aber mit diesen r^twi
454 Johannes Schmidt,
die regelmässig entwickelten formen todt schlagen zu woIleOf
ist ein ganz mimethodisches unternehmen.
Jaglc spielt femer die acccntuation als trumpf gegen mich
aus. Das cakavische accentuirt nom. bradä\ glavä\ acc britd»,
gla'vu, das russische übereinstimmend nom. barodä, golavä^ aoc
borodu, gblovu mit Zurückziehung des accentes auf die dritUetztei
»während in anderen fallen (d. h. wo kein volllaut vorhanden
ist) die Zurückziehung, wenn sie überhaupt eintritt, nur bis zur
nächstvorhergehenden silbe reicht, also: ostratä, acc. osMhH.
Was schliesst nun Jagi6 daraus, doch wohl dass die über^run-
gene zweite silbe sich durch das Übersprungenwerden als un-
ursprünglich verrathe, und dass seine theorie, nach welcher das
betonte oin hbrodu erst später entwickelt ist (s. 393), falsch sei?
Vielmehr das gegentheil, wie man bei ihm s. 405 nachlesen
mag. Hätte herr Jagi6 hier das von ihm so geringschätzig be-
handelte litauische (vgl. s. 354) berücksichtigt, es wäre sein
schade nicht gewesen. Das litauische betont die entsprechenden
Worte nom. barjsdä, galvä, acc. bärzdq, gälvq. Nehmen wir
hiernach an, das urslawische habe ebenfalls *bardd, acc *bärdm
betont, so musste, als sich die natürlich unbetonte svarabbaUi
entwickelte, bärdam zu bäradäm = russ. borodu werden, im
südslawischen aber zu bräadam = cakav. brä'adu^ und genau so
wird nach Jagi& eigener angäbe gesprochen. Und wenn dem
russ. bolöto ein cakav. blaato entspricht, so erklärt sich dies
aus einer urslawischen betonung baläta. Also die betonungS"
Verhältnisse, weit entfernt meine erklärung zu widerlegen, geben
vielmehr den glänzendsten beweis für die richtigkeit derselben,
wie ich schon voc. II, 162 anm. auf grundlage von Miklosichs
Zusammenstellungen angedeutet habe.
Endlich habe ich noch einen einwand zu erwähnen. An-
lautendes ar, (ü wird anders behandelt als inlautendes, Avieicb
s. 144 ff. ausgeführt habe. Diese differenz zwischen anlaut und
inlaut soll nach Jagic (393.404) und Leskien (die decl. im slav.-
lit. u. german. XIX) ein argument gegen die richtigkeit meinff
erklärung der inlautenden oro u. s. w. sein. Als ob dies der
einzige fall von verschiedener behandelung eines und desselben
lautes oder einer und derselben lautverbindung je nach der Stel-
lung im anlaute oder im Inlaute wäre! Im germanischen ist
ursprüngliche tenuis inlautend zahllos oft, anlautend fast nie
zur media geworden, im lateinischen ist nur anlautendes urspr.
Entgegnung. 4€S
ffh zu f, nur inlautendes urspr. dh zu b geworden, im altbak-
trischeu ist urspr, s nur im inlaute zu nh, urspr, sv nur im
inlaute zu nu}i geworden. Doch wozu soll ich beispiele häufen,
>die jedem kundigen scharenweis zufliessen. Ob der von mir
& 197 vermulhele gnmd für die verschiedene behandelung von
urspr. or, al im anlaute der richtige iül, darüber mag sich streiten
lassen. Sicher aber ist es unmethodisch, zusagen: weil im an-
Jaute dem südslaw. ra, la gegenüber das russische kein oro, olo
üiehr hat, so kann auch im inlaute südslaw. ra, la nicht aus
jdetu erhaltenen russ. oro, olo entstanden sein; gerade so un-
metbodisch, wie wenn jemand sagen wollte: weil in abaktr.
gd/ina SV zu ij gewoi-den ist, kann imh in vamhi = vasvl
nicht ebenfalls aus sv entstanden sein,
Einzelheilen zu discuttren muss ich mir bis auf gelegenere
zeit versparen. Nur eine mag hier noch kurz berührt werden,
Abulg. elr^ti, Billati, welche in allen den ältesten quellen mit
?) Ö geschrieben werden und deren l, a, wie die flexion zeigt,
aus urspr. aja entstanden ist, werden zu russ. er£t^, slatl. Wenn
wir nun andererseits meret^, kolotX (poln. osorb. kl66) fmden, so
irerden wir schliessen müssen, dass diesen nicht ftflrSti, külaii
gründe liegen, aus welchen nach analogie von crStJ, slati
lim russischen nur *mrctJ, *klati geworden wären, sondern dass
ihre ere, olo wie in allen übrigen fällen aus vorslaw, er, al ent-
standen sind, im südslawischen organischerweise also nicht müriti,
biÜati, sondern nur mrHi, klati entsprechen können. Zu dem-
selben Schlüsse fühlt die conjugation der betreffenden vcrba:
i, kolü gegen ttz'ir^vü, posülavü u, a., wie ich hier nicht
piochmals auszuführen brauche (s. voc. II, 83 — 86. 159 f.).
Schrieben selbst alle südslawischen denkmäler übereinstimmend
jUir miriti, külati, so ^vürde das niemand, der wirklich sinn
llür geschichtliche eutwickelung der spräche hat, irre machen
töDDen. Es würde vielmehr nur die aufgäbe erwacliscn, zu
lerkULren, wie mXrSti, killati an stelle der alten nicht mehr be-
jegten mr^ti, klati getreten seien. Aber die ältesten denkmäler
JChreiben gar nicht übei-wiegend miriti, külati. Im cod. Ostrom,
lautet das praesens unüreti etc, mit stets geschriebenem T, da
nun elrHi, süfati in dieser quelle stets mit 1, Ü geschrietien
werden, würden auch jiHrSti, külati, falls sie in der lebendigen
qtrache bestanden hätten, ebenfalls durchweg mit T, ü geschrieben
Statt dessen finden wir 22 mal nwi-, nur 3 mal mxri-,
456 Johannes Schmidt,
2 mal kltty kein einziges Mlor (voc. ü, 84. 160). Jagic erUirt
dies dictatorisch für zufall und knüpft daran einige seiner ge-
wohnten liebenswürdigkeiten (s. 392. 398). In der that ein
merkAvürdiger zufail, denn er kehrt genau so in dem vonJagi6
seiner sorgfältigen lautbezeichnung wegen gerühmten Zogra|di09-
evangelium und im cod. Suprasl. wieder. Zogr. schreibt das %
im praes. um^retü etc. durchgängig, aber nur 6 mal nar^- gegen
16 mal mrS-, Dass dies nicht auf zufall beruhe, wird klar,
wenn wir berücksichtigen, dass das 33 mal vorkommende jüt)^
an keiner einzigen stelle ohne ^ geschrieben ist (s. Jagid archiY I,
36. 38). Der cod. Supr. schreibt den praesensstamm nie ohne
^ (oder Ä), dagegen 13 mal mrS-, ebenso prosüri etc. (5 mal),
aber nur strS- (2 mal), kein stir^- (Leskien die vocale ü und i
s. 79, abdr. aus her. d. sächs. ges. d. w. 1875). Aus dem dar-
gelegten geht für jeden, der sehen kann und sehen will, unzweideutig
hervor, dass *merti die grundform war, aus welcher einerseits
russ. fnered andererseits südslaw. fnr^i geworden ist, und dass
würüi erst aus letzterem entstanden ist. Wie es entstanden ist,
darüber mag sich streiten lassen, an der thatsache ist nicht m
zweifeln. Ich hatte das X von m^rHi auf rechnung der Schreiber
gesetzt unter berufung auf Schreibungen wie ktrSposK späterer
denkmäler. Jagic schlägt darüber ein hohngelächter auf, bringt
aber sachlich nicht das geringste bei. Vielleicht hat die lebendige
altbulgarische spräche wirklich einmal m^r^iu, dergl. besessen,
es ist ja möglich und Hesse sich leicht begreifen: nach analogie
von umXreti etc. konnte an- stelle des alten umrSti ein umÜrSU
gebildet, also das X vom praesens in den ausserpraesentischen
stamm übertragen werden. Vielleicht ist es auch nur schreibe^
doctrin, welche meinte, zu mtrett müsste ein nitr^i^ nicht mrSü
gehören und darnach die spräche »corrigirte«. Das sind untö^
geordnete fragen gegenüber der durch unverfalschbare zeugnkse
festgestellten thatsache, dass nirHi, klati u. dergl. ursprünglicher
sind als mirHi, kUlati,
Das vorstehende wird hoffentlich genügen, um den ungrund
von Jagics fast durchweg in die gehässigsten formen gekleideter
polemik darzuthun. Ich bin mir bewusst, herrn Jagic stets mü
der seinen kenntnissen und Verdiensten gebührenden achtoog
begegnet zu sein — ich brauche nur auf meine anzeigen seioer
»Wurzel dS€ Beitr. VII, 247 ff. und seines Archivs Liter. Centralbl
Egegnung.
, 27 mai d. j. zu verweisen — . Ich werde mich auch durch
(«eine verletzende polemik nicht beirren lassen dies l'erner zu
Itliun und beflissen sein von üim zu leroen, wo er irgend lernens-
Iverthes bietet. Dies sage ich nicht etwa aus furcht vor weiteren
l angriffen Jagics — falls sie erfolgen sollten, werden sie mich
■Jederzeit gerüstet finden — , sondern well mir binnen weniger
rwochen die ehre werden wird mit herrn Jagic an derselben
' Universität zu wirken. Deshalb schliesse ich diese nolhgedrun-
gene abwehr mit der Versicherung meiner durchaus friedlichen
[ gesinnung, welche ich, wenn es Jagic nicht unmöglich macht,
L&uch bethätigen werde.
Graz, den 9. august I87G.
Johannes Schmidt.
Der griechische verbalaccent.
Bei der geringen Verwandtschaft, die griechische und sans-
kritische accentuation gerade beim verbum zeigen, ist doppelt
erwünscht die eine Übereinstimmung die sich hier findet, dass
nämlich beide das verbum gelegentlich der enclisis unterwerfen.
Freilich ist die differenz auch hier gross genug: das Sanskrit
incliniert alle verba, das griechische nur praes. ind, von ei'^'
und «ipvfif. Welcher gebrauch der ältere sei, der weitere oder
der engere, lässt sich erst bestimmen, wenn wir uns klar ge-
macht haben, was für Verhältnissen die zwei griechischen verba
I ihre Sonderstellung verdanken. Die zunächstliegende erklärung,
I die zurückführimg der lonschwäche auf schwäche und farblosig-
Ueil der bedeutung, die sehr einleuchtend wäre, wenn ein*
MÜlein stände, wird durch if^fti, das gewiss von ebenso volter
■liedGUtung ist, als jedes andere verbum, unbedingt ausgeschlossen.
■Terner ist zuzugeben, dass noch zahlreiche andere bildungen,
Bvie Xiyia, tieJitt, ^aav, dem griechischen tongesetz, wonach ein
ftenclitiscbes wort nicht mehr als zwei sylben und als drei moren
* tunfassen darf, völlig genügen und trotzdem der enclisis nicht
gewürdigt werden. Allein es ist zu beachten, dass das griechische
zusammengehörige formen ungern verschieden betont (vgl.
natdfvov neben Tiaidtvuv), dass wir also nicht von einzelnen
458 J* Wackernagel,
bildungen, sondern von formengruppen ausgehen und z. b. im
verbum alle personen eines tempus zusammenfassen mfissen.
Da nun aber alle bindevocalischen oder sonst erweiterten sowie
alle medialen formen in dar L pl. nothwendig drei sylba
haben: Xvofuv^ oQWfAsv, didofksv^ id^sfisvj xeiftsx^aj so bleiben
schliesslich nur die präsentia von slfHj eifü und tpi/gAL Allein
das erste zeigt tatf*, loofAsvj fo»€v, iowav, die beiden andern
neben bindevocalischem conjunctiv eXtjv q^ait^v und Srwis
ipdvtiinv. Es sind somit die praesentia indicativi von «//m und
qtfllki überhaupt die einzigen tempora, die durch alle peraxien
hindurch fahigkeit zur enclisis besitzen ; die Ursache ihrer 9onde^
Stellung liegt also klar vor äugen. Damit aber dass diese be-
schränkung der enclisis auf einem specifisch griechischen too-
und lautgesetz beruht, erweist sie sich als unursprünglich und
als jünger, als die weitere gebrauchsweise des Sanskrit. Auch
das griechische verbum trug einmal in seiner gesammtheit die
enclisis an sich, und die einzige frage, die Schwierigkeit madien
kann, ist die, wie denn mit all den formen verfahren wurde,
die zur zeit jener beschränkung ihrer enclisis verlustig gingen.
Im plural der pronomina personalia I. und IL person war
das griechische eigenthümlich gestellt. Es bedurfte für gewisse
functionen der enclisis, war aber durch die wenigstens vier
moren der beireffenden formen verhindert dieselbe anzubringen.
Hier erfahren wir nun ganz bestimmt durch Zeugnisse, die
ebenso sicher sind als jedes andere über griechische betonung,
dass zum ersatz dafür der accent zurückgezogen wurde —
Apollon synt. p. 130, 21 ^Qxiad-fi ^ lyxLffig did t^$ fAeTa&idBVf
%ov topovj iJKOva^ ijfMov . . , x'^^ Tcitfecog fAsraTiO^sfAiv^g tff^^
TJ/v &Q%ovfSav ' ^dwccTSi ydQ inl %6 nQOxei/ASVOv ngosX&ityd.
Lehrs qu. ep. p. 123 — dass t/^wv, ^f^iv (tjiai^v) etc. als die
enclitischen formen zu jJ^mcov, ^ikXv etc. galten. Die analogic
mit dem verbum, das wir eben in genau derselben Verlegenheit
getroffen haben, springt in die äugen. Zu derselben zeit, wo
Zsvq fAOi zwar bewahrt, aber Zsvg {^(juv in Zsvg ^(juv ver-
wandelt wurde, zu derselben ward neben bleibendem Zeigi^^
aus Zsvg doiti]: Zsvg doitj, aus Zsvg oQvvts^: Zsvg oQvva^^ ^^
avtol n€(pvafA€v: avxoi nB(f>vafiBv. Die möglichst weite tonrück-
Ziehung, die nach dem bekannten gesetz für das griechische
verbum gilt, ist somit lediglich ein Surrogat der enclisis: es
sucht die spräche möglichst viel sylben tief zu betonen, wo sie
Der griactÜBche rerbalaccent.
459
jEucht alle lief betonen kann. Ebenso wenig als wir den accent
¥on ^fuf mit dem von astnäbhyam vergleichen und in ilim die
Wirkung einer barylonetischen neigung erkennen, ebenso wenig
Üaben wir 6oi^, ogyvai, ns^vafxsv mit deydt, rnöti, babliüvimä
mmenzusteilen, vielmehr mit 'dei/at,^r^ti,'babküvima. Der
imterscbied zwischen verb mid pronomen besteht nur darin,
0ass im pronomen zugleich noch die orthotonierte form ^fttv
lalten ist, während das verb kein nsipvcififv u. dei-gl, mehr
Bnnt, weil das griechische die grundsprachlich und altindisch
den unabhängigen hauptsat/. beschränkte enclisis sowohl in
tfü und (piii*i als in den übrigen verbis auf alle Satzarten aus-
lehnl hat: ein leicht begreiflicher misbrauch, dem auch das
ianskrit nicht ganz entgangen ist, wenn es im iut. periphr.
b. jfddi neid smak statt — smäh sagt
Fassen wir die barytonese als quasi-enclisis, so begreifen
r die vielen ausnahmen, die sich gerade in particip und
iflnitiv 7^igeii; sie rühren einfach daher, dass diese modi, wie
IS altindische zeigt (vgl. Benfey vollst. Gr. §. 127 in.), die
iclisis niemals besassen, also keinen grund hatten dem tief-
Sngesetz zu folgen. So wurde hier vielfach die ursprüngliche
(Kcentuation bewahrt, so: hhäran — ifigav, tuddn — i,mmv,
%abhüvAn — Tittfvüg, däkshan — Xvaa^, rtpvdn — oqvvq, ydn —
Mv u. s. w. Auch die abweichnngen sind von Interesse. didotV.
^ct's, itfia; sind jedenfalls alterthümlicher als dddat, dddJutt,
}bitfhnn; ÖMauv aber und zeliiav neben dasydn und namasgdn
bestätigen nur, was sonst schon anzunelmiOTi war, dass im
griechischen sich die ganze a-conjugalion an die elasse ange-
Biilossen hat, welche im Sanskrit die erste heisst. Dagegen
mt auf, dass im medialparticip die analogie der formen auf
fiivoc das ozytonierte i*svöi ^^ altind, and ganz verdrängt
ai, so dass sich dieses nur in cigennamen, wo es ausserhalb
on analogien stand, erhatten konnte. In ganz entsprechender
Wise hat das griechische der ähnlichkeit von Xaßövzog u. s. w.
n lieb auf ein o^vwiög, -vtI verzichtet, während z. b. ein
itvaixde gerade durch seine vollkommene Isolierung die alte
Kytonese hat bewahren können. Seltsam ist die betonung
Itivoi im perfectum; man bemerke jedoch, dass die I. pl. des
idicativs, wenn orthotonierl, z. b. XsXvfii^a lauten würde, und
Bss zudem ein Itlrftivos diurh hliaifai beeintlusst sein
ann. — Im inllnitiv findet sich weniger dem suffixe nach enl-
460 J* Wackernagel,
sprechendes; aber q^iqe^v^ X$nsXv^ ne^vipa& (vgl. bahhüväiits)
zeigen deutlich den accent des tempusstamms, ebenso die me-
dialen auf (fd-m.
Aus ursprünglicher enclisis erklärt sich auch das betonen
der dem verb vorangehenden praepositionen. Wenn sich so-
wohl (SvfA<pBQB mit sdm hhara, als insav^ mit dpy asH deckt,
die betonung von sdm hhara aber auf dem gleichen princq)
beruht wie die von dpy asti^ so ist auch tfvft^sQs wie Inrcirr«
zu fassen; zwischen sneatt aber und dyad^oy ^(rr« ist kaum em
unterschied. Dies ist der grund, warum die der enclisis ent-
behrenden bildungen, particip und Infinitiv, niemals ihre praepo-
sitionen betonen vgl. vnoXaßdv, immv^ nQotf&slgy namentlich
aber die sonst unerklärbaren formen xataxsZ<f&a& und na9iia9m
neben xataxettatj xaxhiTat. Im Sanskrit folgen die participien
und die nicht mit einem ^suffixe gebildeten infmitive und ab-
solutive demselben gesetz (für jene vergl. Benfey §. 887 Bem^
für diese namentlich Wilhelms Sammlungen), säm-cham (l^V.
4, 17, 13), das Delbrück verbum p. 228 nach BR. giebt, ist
in sämmtlichen ausgaben samöham betont.
Ganz entsprechend ist die sogenannte tmesis auf das v»-
bum finitum beschränkt. Immerhin ist zuzugeben, dass, wo
dieselbe vermieden war, praeposition und verb zusammen so
ziemlich als ein wort müssen empfunden worden sein. Nur so
erklärt sich, wie zwar einem f^kv taat zu lieb statt fUv «»j»*
fikv elfAt gesagt wurde, dagegen bei Verbindung mit präposition
z. b. TTgotfetfAi trotz nQoaiatSt.
Scheinbar freilich steht alles in der luft. Denn gerade die
zwei enclitischen verba, von denen wir ausgegangen sind, haben
in der zweiten pereon orthotonese: «/, yijf^. Beim erstem liegt
die Sache einfach, et ist auf die jonischen dialecte beschränkt
und hier nachhomerisch ; es konnte also bei der fixierung der
enclisis, wo nur ^crcxi, höchstens noch eiq^ existierte, nicht in be-
tracht kommen. Es scheint sogar speciell attisch zu sein, da
es von Stein aus Herodot (vgl. zu 3, 142, 14) verbannt wird,
darf also nach speciell attischen lautgesetzen erklärt werden.
Diese, wie überhaupt die griechischen, verbieten herleilungen
aus itsat und aus sig^ da wegfall von schliessendem <r und
spurloser ausfall von innerem <sa gleich unerhört sind, sie füh-
ren aber auf die schon von den alten angedeutete erklärung
aus ursprünglichem s(a)B((S)at^ das medial wäre wie icofm
Der griechisclie verbEÜacceni 461
urd jffffo, das auch für eine active form und neben activen
formen steht (vgl. Curtius. Vb. 1. p. 147); das der a-conjugation
folgte wie der conjunctiv und homerisch eo* und zu «' contra-
hiert wäre, wie notitai zu notsJ; si gehört somit zu den
Wörtern, die ihrer form wegen der enclisls haben barytonese
substituieren müssen. Dass in der composition nicht, wie man
erwarten sollte, z. b. nagil, sondern tiotz *naßisat TiccQei be-
tont wird, hat seine aualogie in ö^ijat für ÖQ^tat und lässt eine
' mitlelslufe mit hyphärese des einen e vennuthen ; vgl. (iv&iat
ß 202.
Ganz anders ist yi^c beschaffen. Da der Grieche sonst alle
einsylbigen langvocalischen verbalfonnen circumflectierl ((t^, yijj,
um, wie der Aeolier z, b. in Ztvg^ auch innerhalb einer sylbe
L zu biu-ytonieren, hat yjfs nach übereinstimmendem zeugnis der
I alten den acut und entfernt sich damit nicht bloss von den
K encliticis, sondern auch von den quasi-encliticis, den tieftonigen
Kverben. Es ist also ein reines orlhotonumenon. Aber auch
H seine Function ist eigenthümlich. Ein sprechender kommt nie
K in den fall einem andern von dessen gegenwärtigem fävai zu
BiTeden, ausser wenn er dasselbe zu etwas sonstigem in beziehung
Hsetzt, oder wenn es ihm noch unbekannt ist, d. h., grammatisch
* ausgedrückt, y.j'c kann nur stehen in neben- und in frage-sätzen.
Diese regel wird in der that streng eingehalten von Homer und
den Iragikem. Um controle zu ermöglichen, führe ich alle
Ibeispiele auf (unter benutzung von Seher, Wellauer und Ellendl).
^^( steht
I. in nebensätzen:
nach Ss Soph. Aias 1281. Ant. 403. — Eur. Hec. 1219.
Herc. für. 184.
nach WS Soph. Ai. 1234. Ant. 1706. OC. 94«. Phil. 1028.
— Eur. Andr. 367. Bacch. 333. 680. Hec. 273. fr. 469.
nach 6ansti Aesch. Pers. 221. — Soph. OC. G48.
nach Gnatamq Soph. OR. 133G.
nach 5ate P 174,
I nach oi'oe Soph. OR. 803.
nach tXis Soph. Ai. 1108.
in vorausgehendem ytip-satze Eur. Tro. 998 (tUv, ßicf
faQ natäa tf^g a'äyfty iftöv, tii; 2naQnaTa-v fa&£To;
= »da du sagst u. s. w.«). ^^h
mr «BrgL Bpncbf. N. F. lU, r>. 31 ^^H
46S J* Wackernagel,
IL in fragesätzen
ohne eigentliche fragepartikel a 391. f 239. — Soph. OR
1520. Ant. 442. — Eur. Tro. 427.
nach ^ S 265. — Soph. Ai. 1097.
nach vig Aesch. Choeph. 778. Eum. 892. SuppL
332. - Soph. Ant. 248. El. 317. 675. 675. 856.
OCol. 1099. OR. 330. 957. 1233. Phil. 804. 806.
951. 1237. 1380. Trach. 349. 745. 878. — Eur.
Ale. 822. Bacch. 830. Hec. 1122. EI. 556. Hd.
685. 706. 836. Herc. f. 533. 546. 1136. 1188. Hpp.
338. 350. 801. Iph. Taur. 808. Ion 931. 1340. 1470.
Cycl. 127. Med. 691. 1129. Or. 156. Phoen. 916.
Suppl. 1064.
nach ncSg J 35i. — Aesch. Ag. 268. — Soph. OR. 746.
OCol. 531. Trach. 977. — Eur. Bacch. 1033. EL
575. Hei. 779. Herc. f. 540. Iph. Taur. 1317. Ion.
782. Or. 397. Phoen. 1327. Suppl. 756. fr. 781,«.
nach n6&€v Eur. Iph. Aul. 890.
nach noXog Aesch. Pers. 446. — Eur. Ion 932.
nach indirectem tig Aesch. Pers. 439. — Soph. Ai. 794.
nach fragendem otrttg Eur. Iph. Aul. 127.
nach fragendem onoVog Soph. OR. 554.
E 473. ? 117 ist natürlich das imperfectum <f'^g zu schreiben;
dass Aesch. Ag. 1613 hier nicht in betracht kommen kann,
zeigt Hermanns note zu der stelle. Weitere beispiele von <n^
waren mir in dieser litteratur nicht bemerkbar.
Von dieser beschränkung auf neben- und fragesalze haben
wir den weg zur orthotonierung zu finden. Die spräche, die
uns bisher geleitet hat, kann es auch hier. Wir haben nurin
Whitney's (beitrage I p. 198) auf das einstimmige Zeugnis der
grammatikcr und des vodischen gebrauchs gestützter regel »das
sanskritverbum behält in einem abhängigen salzgliede seinen
ihm zukommenden accent« (vgl. ausser Whitney a. a. o. na-
mentlich Mayr Wiener sitzgsber. bd. LXVIII p, 237 flf. und
Weber, ind. stud. XIII p. 92. 93) statt »sanskritverbum« ^
setzen »indogermanisches verbumc, so liegt zunächst für die
ganze erste classe der grund der orthotonierung klar vor augen^
Von unsern beispielen aber ist am interessantesten das letzte;
hi, das indische aequivalent von y^-ag nach Benfey's schöner
deutung, bewirkt stets im verbum hochton.
Der griecliisclie verlNilaccenL.
463
Rytjs der zweiten classe findet auf ähiiliclieni wege seine
n—ig- Zwar die sanskritgrammatiker (Beiirey^§. 127 ausn.
2,a; docU vgl. Bhäsh. S. 2, 11. 24) geben dem verb des frage-
salzes den accent nur dann, wenn dasselbe sell>st den fraglichen
ViegrilT enthält, und der vedische gebrauch hält sich innerhalb
noch engerer grenzen {Whitney p. 200, Mayr p. 249, Weber
p. 91). Auf die weise würden nur die 7 ersten beispiele, und
ausserdem als nebensatzartig die 4 letzten erklärt. Ich glaube
aber nicht, dass die übrigen die ganze erklärung umstossen,
nicht einmal, dass eine iiloss äusserliche Übertragung statt-
gefunden hat von dem, was für einige fragesätze galt, auf alle.
Es ist vielmehr zu beachten, dass bei einer frage nicht bloss
das fragliche wort, sondern der ganze salz und also auch jedes-
mal das verbuni höher betont wird, was selu- wohl die Griechen
veranlassen konnte zu orthotonieren, ohne doch den Indem ein
inderniss der enclisis zu sein. Ueberall also, wo yijs erschemt,
(ist sein hochton begründet; es konnte ihn bewahren, weil es
liemals die enclisis an seine stelle zu setzen genötliigt war.
Die scliranken, welche die spräche des epos und der trag-
[iBdie dem gebrauch des yje setzte, wurden allerdings in der
(freiern spräche des läglichen lehens nicht immer streng ein-
gehalten. Als der letztern Vertreter mögen die koiniker und
Plato gehen; es wird damit der gebrauch der altern litteratur,
auf den allein es ankommen kann, so ziemlich erschöpft sein.
Es findcl sich bei ihnen (in den komikerfragmenten nach Jacohis
index) ff^g
I. in nebensätzen:
nach üc Ar. Plut. 714. — PI. Meno 83 E. Phaedr.
2ti2 D. Charm. 157 D. Resp. 344 E. 489 D. Crito
52 E. Cratyl. 435A. Gorg. 462 B. Epinom. 979E.
nach ol Ar. Eccl. G20.
nach we Ar. fr. Mein. 11. p. 1171 (v. 14). — PI. Cralyl.
385 C. Eulhyphr. 7 E. Theaet. 1S9 D. Prolag.
312 C. 313 B. 316 A. 335 B. 352 A. 301 D. Gorg.408C.
4«7 E, 516 E. Meno 92 D. Farm. 130 E. Lach. 199 B.
nach öajreQ PI. Hipp. min. 365 D.
nach tSanBQ PI. Phacdo 88 E. Euthyplir. 3 E. Eulhyd.
273 B.
nach 5u Ar. Eq. 183. — PI. Euthyphr. 3 B. Gorg. 498 D.
Hipp. min. 371 A. Alc.ll2E. Resp. 3388. Meno79B.
I
464 J* Wackemagel,
nach olog PI. Resp. 495 C.
nach €1 Ar. Plut. 475.
nach in€$dii Ar. Ran. 31. 635. — PI. Gorg. 455 C. Resp.
339 B.
II. in fragesätzen.
ohne eigentliche fragepartikel Ar. Nub. 903. Thesm.
741. — Antiphanes bei Mein. Com. HI. p. 116. —
Heniochus a. a. o. p. 562. — PI. Phaedo 71 D.
Euthyphr. 14 D. Soph. 262 C. Prot. 331 A. Gorg.
492 D. 498 E. 504 D. Meno 78 C. 79 ß. 88 A. Phileh.
37 C. Hippch. 231 A. Theages 122 E. Resp. 338 B.
339 B. Leg. 896 A. — Hiezu kommt ein in all-
gemein fragenden salz eingeschobenes yyg Meno 83 A.
Theaetet. 151 E.
nach ovxovv PI. Gorg. 498 E. Ale. 117 A. 118 A. Theag.
124 E.
nach notsQov PL Gorg. 495 A. Resp. 477 D. 506 R
nach rig Ar. Eq. 1346. Nub. 235. 1444. Pax 871
Av. 301. 414. 1615. 1676. Lysistr. 70. 710. Thesnu
144. Plut. 82. 117. 399. — Antiphanes Mein. Com.
III. p. 36. 146. 151. — Amphis a. a. o. p. 307. -
Ephipp. a. a. o. p. 329. 338. — Menander a. a. o.
IV. 109. — Sosipater a. a. o. p. 482. — PI. Crito
47 A. Euthyphr. 2 A. 5 D. Prot. 309 C. 318 C.
359 D. 360 D. Gorg. 462 B. 466 A. 516 C. Meno
71 D. 72 C. Phileb. 23 D. Alcib. 108 D. Resp.
331 E. 336 D. Leg. 821 E. — yy^ in Wc-satz ein-
geschoben PI. Phaedo 59 C.
nach n^ PL Phileb. 48 D.
nach ncSg Ar. Av. 318. Ran. 1137. Plut. 268. — P"^
Soph. 238 AD. 239 B. Polit 267 E. 302 C. Hip:^
283 B. 292 E. Phileb. 33 D. 36 DE. 62 B. Phaed -^
266 D. Legg. 961 D.
nach nÖTSQog PL Prot. 359 E.
nach noTog PL Euthyphr. 5 C. Leg. 894 D. — yj$ i
7roro$-satz eingeschoben PL Phileb. 47 D.
nach ncSg xai notsov PL Polit. 274 E.
nach indirectem xig PL Leg. 792 C.
nach fragendem oat^g Ar. Plut. 349. — PL Gratyl. 391 A^
Leg. 819 E.
Der griecbiache verbalacL-eitl.
465
nach fragendem dni; PI. Pollt. 277 C.
nach indirecteni ntilixo? PI. Meno 83 E.
Hieher ist noch Magnes Mein. II, 10 zu zielien, wo, wie
^tni /tot zeigt, yys interrogativ gefasst werden mugs.
Neben diesen ca. 140 Fällen, wo sich der gebrauch inner-
halb der genannten schranken hält, giebt es fraihch IS, wo sie
übei-schritten sind. Allein auch liier können wir an das Sans-
Ijkrit anknüpfen. Es lässt dasselbe nämlich (vgl. Whitney a. a.
. 201 f., Mayr a. a. o. p. 251, namentlich aber Weber Ind.
Lud. XIU p. 72 — 91) auch ausserlialb des abhängigen satzes,
bei parataxis, wenn nämlich zwei sätze durch antithese, durch
ca-ca und dergl. in correlation stehen, das verb des ersten
hochlonig sein: ganz sachgemäss, indem ein solch correspon-
dirender erster satz kaum mehr als ein nebensatz in sich ab-
geschlossen ist, vielmehr des zweiten zu seiner ergänzung bedarf.
Ganz gleich, wie der Inder, sah der Grieche die sache an : PI.
Gorg. 491 B, ai ftiv /«p yjf? . . . tym dt ftov vot'vavtiov.
Parm. 128 A. tfil fikv yäe tf:f,<; Öd« äi av q-^Uiv. Ar.
Pax 327 (f^s yi, navsi ä'ovdiiiQv, und mit gleicher antithese,
»er ohne sie anzeigende pai'tikel (vgl. Weber a, a. o. p. 77 ff,):
, Protag. 329 B. t^v agaj^v y^s öiÖandv eivai . . S d't!}av-
l«(ra aov Uyovtog. Hier dürfen \vir ^vohl Meno 79 B. und
qjp. min. 373 B. anreihen, deren yög-^ize zwar nachgestellt
Ind und daher in loserem verband zum begründeten satze
ehen, aber immerhin eine reminiscenz an die einstige bedeu-
und Wirkung der partikel darbieten mögen. Ganz lose
t das Verhältnis zwischen dem <fjjg- und dem ihm entsprechen-
1 satz in PI. AIcib. 104 A. PliÜeb. 19 D.
In ganz analoger weise schliesst sich eine zweite reihe
so/eher abwetchungen an die interrogativciasse an. PI. Charm.
'^7 D. tp^g 6i aatfiioaiptig- j fäq; (= nicht wahr?) Ist nur
^irie nuancirung von ^ (f^g; und jedenfalls der ton des verbums
'" beiden Wendungen derselbe. Ganz gleich sind Gorg. 462 A.
"8 E. Theael. 200 A. Oder auch das y^c steht in salzen, die auf
•^•^G bestätigende antwort ausgehen und eine solche auch
^'•rklich erlangen: Ar, Thesm. 10, PI. Euthyphr. ö D., Sophist.
|-M) B. Und wenn Resp. 338 C. vorausgeschickt wird vvv
••nw otia Ör» Xiyttq, so können wir uns vorstellen, in wel-
Bwent ton das nachher folgende lö xov x^sittovog tp^g ^vfufi^ov
\itiiuMv »iV«» gesprochen wurde, und gleich darauf ov yäp nov
466 ^* Wackerna gel,
%6 ys To$6vd€ (pijg. Endlich ist bei dem mehrmaligen g>f/g PI.
Phaedo 95 CD. daran zu erinnern, dass wir hier eine recapibi-
lation einer gegnerischen meinung vor uns haben, die der
redende nur darum gibt, um sich die richtigkeit seiner auffassong
vom gegner bestätigen zu lassen, wie das die Schlussworte des
capitels deutlich zeigen. Also auch hier g^jg interrogativ.
Ueber die accentuation der composita von tp^g ist nichts a09-
drückliches überliefert. Wenn Göttling (accentlehre p. 76) deo
allgemeinen regeln zu lieb präpositionston fordert, so ist dagegen
zu bemerken, dass diese allgemeinen regeln uns sehr mangel-
und lückenhaft überliefert sind und nicht für jeden einzelfiül
ohne weiteres massgebend sein können. Es sind mir tier beleg-
stellen bekannt, PI. Gorg. 500 E. 501 C. Protag. 360 a Ladt
199 A. (dazuSoph. 237 D.); an allen betont der massgebendecodez,
der Giarkianus, die verbalform, allerdings mit unrichtigem circam-
flex: fSv(jkq^ifSy dytifp^iti, dnotpfjur^ ^vfiq^jtf. Greringere handschrif-
ten bieten daneben auch 'q>^g. Wenn damit auch keine absolote
Sicherheit zu erzielen ist, so wird es doch gestattet sein zu erinnern
an Benfey vollst, gr. §. 127 ausn. 2 (wird im nebensatz, bei anü-
these u. s. w. das verb betont und gehn ihm zu ihm) »gehörige
Präpositionen unmittelbar vorher, so büssen diese alsdann ihren
accent ein und werden mit dem verbum finitum zusammoi-
gesetzt«.
Ein ferneres beispiel von orthotonese für enclisis ist Iw».
Wie es zu erklären sei, wird klar aus dem altindischen, wo,
wenn der hochton des verbums durch seine Stellung an dff
spitze des satzes oder verses hervorgerufen ist, bei vortretaader
Präposition der ton auf diese geworfen wird, während, wenn
die orthotonese syntactische gründe hat, wie eben bemerkt, das
verb betont bleibt. Da nun neben B<ftt kein iniati steht, so
gehört es zur ersten classe und sein accent muss auf seiner
Stellung beruhen. Das stimmt vortrefflich zu der doctrin der
altern griechischen grammatiker, die von einem bedeutungs-
unterschied zwischen ^ itsxi und iati nichts wissen (vgl. Lebrs
qu. ep. p. 126), vielmehr lehren, dass das letztere stehe am
satzanfang, und wenn o^, dem andere xai und lig, andere
ausserdem noch «#, dU.a und tovxo beifügen, dem verbum nD"
mittelbar vorhergeht (vgl. Herodian ed. Lentz I p. 553). Von
xomo vielleicht abgesehen, sind diese orthotonese hervorrufenden
Wörter theils unfähig einem encliticon als stützpunct zu di^eOi
Der ^riticbiachä verbal accenl.
467
tbeils nicht eigenUiche bestandUieile des satzes, den sie einleiten,
80 dass das ihnen folgende sazt ebenso gut am satzanfang steht,
als das in ttfi» nSXig ^E^vqij.
Allerdings ist iffr« nicht die einzige enclitische verbalfonn,
die an die spitze des salzes zu stehen Icommt; aber bei den
andern unterliess man das zurückgreifen auf den alten hochton
und begnügte sich eintretenden falls die ursprünglich nur mit der
enclittschen Stellung zusammenhängende oxytonese anzuwenden.
Vollkoramen deutlich ist dies freilich nur bei e(/*i, fiifii
und 9>*r<ri; denn in dual und plunil könnten auch echt hoch-
toiiige formen nicht anders lauten (vgl. ssk. smdsi). Höchst
bemerkenswerth und von feinem Sprachgefühl zeugend ist der
voi-schlag des grammatikers Tyrannio B 350 ^^fu statt der
vulgata qi^fii zu schreiben, weil das verb hier am anfang siehe.
Wir dürfen daraus folgern, dass man die Verwendung dieser
oxytonierten formen am salzanfang im allgemeinen lieber ver-
mied, ^^ftt wäre der regelrechte liochton, vgl pämi, ydmi.
Die ausnahmen von der enclisis leiten über zu denen von
der barytonese. Wofern die lelzLere mit der enclisis wirklich
identisch ist, müssen auch die ausnahmen gleichartig sein, d. h.
«e müssen einerseits den ursprunglichen hochton reOectieren,
anderseits sei es wie ipjg oder wie effn erklärt werden können.
Keine der beiden bedingungen wird von ^i*i, ^ai erfüllt. Allein,
solange mau ^venigstens an dem Zusammenhang mit skr. äha
festhält, können diese formen nicht als acht gelten. Das impf.
9 für *^zt hat die analogie von yniic für *ydiaxi, äva für
*äyaxi; die 1, pers, ^v für unsprechbares *^j;'' ^'^ ^o" anX^y
für 'anX^xv, wo die ausstossung des gutturals aus dem nomi-
nativ in die andern casus gedrungen ist, und ausserdem die
TOR vedisehen formen wie avam für *avarm. Warum aber
*^Yt*t und *i?'xrt, *i;|i ihren guttural hätten einbüssen sollen,
wird niemand erkläien; analoge falle finden sich keine, da fn^
n und 5 höchst beliebte lautgruppen sind. Danach scheint die
annähme nicht zu umgehen, dass diese einerseits nachhome-
rJBchen anderseits ausschliesslich dichterischen formen späte
rückbildungen aus dem präteritalen ^v, ^ seien. Dann aber
liann auch ihr accent nicht in betracht konnnen. Er scheint
fibrtgens durch ip^fki, tp^ai beeinflussl zu sein.
Alle übrigen ausnahmen, sämmtlich dem imperativ ange-
hörig, erfüllen zunächst die erste der zwei oben gestellten be-
468 J* Wackernagel,
dingungen. Zu <pa^i vgl. pohi, ydhi; zu Bvqi vgl. ^vqmv^ siqBtv;
zu Ixov ixidy^B vgl. ixiifx^at. Ob erklärung nach art von ^h^; oder
nach art von s(ft$ zu versuchen sei, muss die behandluDg der
coniposita Ichren. Ausdrücklich wird nqoov^ ix%M!^ also mit
derselben betonung wie (fvfitpjg überliefert. Gombinieren wir
dies mit der merkwürdigen hinneigung des vedischen Imperativs
zu gelegentlicher orthotonese (vgl. Mayr a. a. o. p. 221 und die
von ihm angeführten piba RV. 2, 37, 1. 3, 32, 1. mrddta AV.
1, 20, 1. bhdra 3, 25, 5; ferner mrldta RV. 7, 60, l6; p(ba 1,
15, 1 u. s. w.) und der durch den vedischen gebrauch be-
stätigten (Mayr p. 249. 250) regel der Sanskritgrammatiker bei
Benfey §• 127 ausn. 2, 9, so ist einladend die vermuthung, es
habe der Grieche eine für gewisse functionen überlieferte hoch-
tonigkeit des imperativs auf eine bestimmte anzahl willkürlich
gewählter formen vertheilt. Allein auch die denkbarkeit einer
solchen vertheilung zugegeben, kann dieser weg nicht der
richtige sein. Neben einem ivi^ov stehen, ebenso sicher über-
liefert, z. b. Ivi^so und nagd^ov^ d. h. alle imperative, deren
ov noch die gestalt so hat und alle deren präposition zwei-
sylbig ist. Diese abweichungen sind unbegreiflich bei annähme
echter hochbetonung, bei deren festsetzung die sylbenzahl der
präposition nicht in betracht kommen konnte und die, bevor
sie in den formen auf ov auftrat, in denen auf so vorhanden
sein musste. Es eröffnet sich aber so ein anderer weg. Wie
wir im futurum ajs sowohl zu (fe als zu ass-tssi werden sehen,
ebenso dürfen wir für das Imperativische or/o neben o auch noch
so erwarten und also hvi^ov vermittelst ivi>iov aus iv&iso ab-
leiten (vgl. cnslo). Der vocalvorschlag war hinter einsylbigen
Präpositionen arbiträr, daher tv^so^ hinter zweisylbigen ver-
boten, daher nur naqa&ov aus naqui^so^ aber kein naqaO'ov
aus etwanigem naga^iso. Man suchte offenbar zu lange for-
men zu vermeiden. Steht aber ivi^ov für iv&kov^ so sind auch
Xaßov nii>ov aus Xaßiov m^iov entstanden (vgl. ä(pixov^ Idov
bei Herod. ed. Lentz I. p. 464), und da das alter der betonung
ixiax^s^ die uns ausdrücklich als eine specialität der (israysvia-
rsQo$ "Iwvsq bezeichnet wird, fraglich ist, so bleiben uns nur
ifa&i und die wenigen aoristischen svqi u. s. w., bei denen
allen in der composition die präposition betont wird und die
somit wie ^am zu fassen sind. Es scheint hier die beobachtung
zu gründe zu liegen, dass der imperativ ähnlich dem vocativ
I
Stellung am satzanfang liebt. Es ist zu beachten, dass die
barytonierten prononiina ^fnoyy ^fitv a. s. w. vom satzanfang
ausgeschlossen sind und hier stets ^fnäv, ^ftJv u. s. w. eintreten.
Im verb, wo der wahre werth der barytonese vergessen und
der hoehton nur in trümmem erhalten war, dürfen wii' kein
so reines Verhältnis erwarten; die hauptsache ist die klare
analere zu den encliticls, bei denen einerseits in der mehrzahl
der ßlle ebenso wenig als hier zur orlhotonese zurückg^riffen
wird, anderseits diese, wenn angewandt, doch ein stück über
ihr gebiet hinaustritt.
Neben den vielfachen Übereinstimmungen zwischen Grie-
cbiscb und Sanskrit, die sich herau^estellt bal>en, bleibt eine
nicht unerhebliche divergenz zu verzeichnen. Das griechische
gesetz, dass der accent das augment nicht überschreiten darf,
ist dem attindischen vollkommen fremd, das im hauptsatz pra'i^
agacchat sagt und nur im nebensatz pratydgacchat, aber hier
ohne Zusammenhang mit der griechischen betonungsweise, viel-
mehr parallel dem präsentischen pratigäcchaU. Man könnte zur
bebung der Schwierigkeit geltend machen, dass jenes gesetz nur
bei temporalem augment bemerkbar wird, und, da dieses durch
contraclion der augmentsylbe mit dem anlautenden vocal ent-
standen ist, ganz auf gleicher linie stehe mit den regeln, gemäss
denen wir ititttto und it/*^ betonen. Allein diese erklärung
scheitert daran, dass die betr. contraction in eine zeit fällt (vgl,
Curtius, verbuni I. p. 127), wo das dreisylbengesetz noch nicht
existiert haben karm und gegen eine betonung *£^aayov kein
lautliches bedenken vorlag, so dass das zu erschliessende ega-
ajrov ebenso rälhselhaft ist als das historische iS^yov. Dies ist
so klar, dass dem gegenüber eine scheinbare stütze jener er-
klärung, nämlich perfecta wie difixtat, nag^xrat, deren accent
auf contraction zu beruhen scheint, nicht in betracht kommen
kann. Die zahl der in rechnung kommenden formen ist klein,
mehrere derselben, wie z. b. gerade äifJxzai, sind unurstirüng-
lich: es kann ihr accent also sehi- wohl eine blosse entlehnung
Ton den augmentlempora sein.
Zudem haben wir doch wenigstens eine anwendung des
gesetzes ausserhalb des temporalen augnients zur band, Dass
nämlich im aorisl von -ix»^ '■ Tiagiaxov, inlaxovw. s. w. an der
paroxytonese nicht die zu gründe liegende form naqiatxov
u. s. w. schuld sein kann, zeigt inttpvtv auä ivittftvtv, das,
470 Hiebard Garbe,
wenn solche nachwirkung stattgefunden hätte, inkfpev betont
sein müsste.
Wir kommen überhaupt durch heranziehung von laut-
wandlungen nicht zum ziele; viehnehr liegt unserem gesetz etwas
uraltes zu gründe. Deutlich wird ja das augroent als prSpo-
sition behandelt. Wie im altindischen sam^üpa gaeehami
betont wird, und nicht sdm-upa gaeehami, und im grie-
chischen na^sv^sg und nicht ndq-sv-t^Bg^ ganz ebenso hier
naq'i'üxov und nicht ndQ-s-axov, Dass aber das augment ur-
sprünglich eine quasi-präposition gewesen sei, ist allgemein zu-
gestanden (vgl. Curtius a. a. o. p. 108ff.). So wäre einmal
das Griechische conservativer gewesen als das Sanskrit, dem
das augment mit jedem andern element einer form auf glddier
linie steht. Dies zugegeben, müssen wir für den nebensatz
nothwendig ig. agdm ansetzen. Auf agdm geht aber gdm neben
dgom ebenso sicher zurück, als skr. smdsi neben dsmi auf
asmdsi. Der augmentwegfall scheint demnach ursprünglich dem
nebensatz anzugehören. Allein weder Sanskrit noch Griechisch
waren fähig dies aufrecht zu erhalten, jenes nicht weil es den
augmcntaccent verschob, dieses weil es den nebensatzaccent im
allgemeinen verlor. Darum unterlassen in ihrer classisch^i
zeit beide die aphaerese, und in der vorclassischen bediene
sie sich ihrer bloss als kunstmittels des Versbaus, das Sanskrit
jedoch ausserdem noch zur kennzeichnung der präterita mit
optativer und imperativer bedeutung; vgl. mä sma karos, Mä
kärshJs und die sogen, unechten conjunctive.
J. Wackernagel.
Das accentuationssystem
des altindischen nominalcompositums *).
Einleitung.
Dass die Classification der sanskritischen nominalcomposita,
wie sie von der indischen grammatik aufgestellt, dem stände
der heutigen Wissenschaft nicht genügt, muss unbedingt zuge-
^) NB. Der verf. hat sich in seiner Umschreibung des Sanskrit der weise
des Petersburger Wörterbuchs angeschlossen. Die redaction.
Das accentuatioDSByst«!! des ^tiildladien nomiRalcompoaitumä! 47l
geben werden. Sie leidet an entschiedenen inconsequcnzen und
verltennt jedenfalls den character und Ursprung verschiedener
com Positionsgruppen. Es ist daher ein ganz richtiges be-
streben, wenn in neuerer zeit von einigen seilen eine con-
sequentere und einheilliche Classification angebahnt wird.
Dennoch halte ich es für zweckmässig, da ich in der vorliegen-
den abhandlung die gesetze für die accentuation des vedischen
nominalconiposilums, absehend von der vergleichung mit den
klassischen sprachen, entwickeln will, mich möglichst nahe der
herkömmlichen eintheilung anzuschJiessen, weil dieselbe mir
mehrere grössere, allgemein bekannte gruppen bietet, in denen
mit leichtigkeit die jede Zusammensetzung betreffenden regeln
zu finden sind; ich will demnach versuchen, mit möglichst ge-
ringen änderungen die mängol der pSninischen Classification zu tilgen.
Ausser der annähme von adjectivischen dvandva, welche
die indischen gramniatiker nicht kennen, haben sich mir noch
folgende Verschiebungen der bekannten klassen als nothwendig
erwiesen. Es ist eine sprachwissenschaftlich unmögliche auf-
fassung, die sogenannten dvigu als eine unterabtheilung der
tatpurusha, der determinativen composita, anzusehen; sie sind
relative composita — so nenne ich unter Lassen's und Auf-
recht's Vorgang die bahuvrihi — zu denen ein subslantivum
generis neutrius (resp. feminin! für einzelne beispiele der späteren
Sprache) zu ergänzen ist. Es sind mir zwar keine fälle aus der
vedischen literatur bekannt, in denen neben dem dvigu noch
das adjectivische bahuvrihi erhalten ist; doch wird man sich
von der richtigkeit meiner annähme im hinblick auf die ana-
logen bildungen in den verwandten sprachen überzeugen. Wird
wohl jemals ein philologe bei Zusammensetzungen, wie iö
xeifc^fiB^oy, IÖ nsfray^afifiov, lö dsxäXngov; 7 ntvtäßtßXoq,
^ ntvtaxfiev&og, ij n tvtüt tx''ioi;, neben denen die ursprüng-
lidien Titfpif;*tpoe, nfviä/Qa/i/ta? u, s. w. sich nicht belegen
lassen, die Voraussetzung dieser entsprechenden adjectiva bean-
standet haben? Undenkbar; es stehen eben in zu zahlreichen
fallen das adjectivum und die substantivirte form nebeneinander, z. b.
ÜiS^axfto^ -i(i diÖQuxfioy, tgitr^g -tA tQietig,
igixXifog -*(J zQixkivov, itipd^-wi'Og -lö leiQäytäi'oi',
ntyraltXoi; -tu nivTui>i.ov, i^äfiet^oi -rö i^äfitt^of,
nMytttarddtog -t6 mvtuaiädtoy, nend^v/Uoe -rd TTtvräifvk/iop,
bidtttts -bidiitim, Iriotus -triviu»i.
472 Richard Garbe,
Der Vorgang ist so bekannt und einfach, dass er kemer
weiteren erläuterung bedarf; um so mehr ist es zu verwundern,
dass man noch immer die sanskritischen dvigu, die übrigais
auch durch die accentuation als der relativen compositionsklasse
angehörig gekennzeichnet sind, der determinativen zuweist Bei
dieser traditionellen auffassung beharren kann nur deijenige,
der im stände ist die Übereinstimmung der eben genannten
griechischen bildungen mit den dvigu zu leugnen. Haben wir
diese aber einmal als relative composita erkannt, so bildai
sie als solche keine besondere unterabtheilung, sondern sind
mit einigen anderen Zusammensetzungen unter der bezeichnung
»substantivirte bahuvrihic zusammenzufassen.
Ebenso verhält es sich mit den adverbialen compositis, den
avjajlbhäva, die gleich den dvigu ein adjektivisches bahuvnhi
voraussetzen (abgesehen von einigen adverbialisirten karma-
dhäraja, wie dnapavrty dnimisham, dsami, welche von mir in
keiner besonderen gruppe zusammengestellt sind, sondern ihren
platz einfach in anmerkungen zu den betreffenden nummem
unter den karmadhäraja gefunden haben). Wenn wir atimatrdm
als adverb neben atimatrd und a^ati, sa^dshas, sahädhas als
adjectiva und als adverbia auftreten sehen, wenn wir im grie-
chischen ävrißtov aus dyrißioc, Ifinsdov aus SfAnsäog^ nQOQQtJ^ov
aus TiQÖQQtl^ogj vn€Qß$ov aus vTiiqßioq etc. gebildet sehen, so
glaube ich, dass jeder zweifei an dieser thatsache schwinden
muss. Ist doch auch nichts natürlicher, als dass man von adjee-
tiven adverbia in der form des neutrums bildete.
Consequent hätte ich auch äusserlich nicht die dvigu und
avjajibhäva von den eigentlichen, adjectivischen bahuvrihi
trennen dürfen ; doch glaubte ich der eingebürgerten auffassung
dieses zugeständniss machen zu müssen. Derselbe gesichtspunkt
bestimmte mich die neutralen (coUectiven) dvandva der copula-
tiven klasse als unterabtheilung einzureihen, obwohl mich die
auseinandersetzung Leopold Schröders (über die formelle Unter-
scheidung der redetheile im griechischen und lateinischen, pag.
220), der das neutrale geschlecht durch die zurückfülirung auf
ein vorauszusetzendes adjectivum erklärt, vollständig über-
zeugt hat.
In der relativen compositionsklasse ist das Vorderglied der
die accentuation bedingende factor, man hat also bei auf-
stellung der gesetze von diesem auszugehen. Bei den tatpurusha
'stein des altindischen nominalcompositunis. 473
im engeren sinne, d. h. den determinativen compositis, deren
Vorderglied einen casus obliquus vertritt, ist das suffix des scliiuss-
gliedes das die accentualion bestimmende element ; bei den karma-
dharaja, d. h. den determinativen compositis, deren Vorderglied
eine appositioneile oder adverbiale bestiiiiniung ist, gilt dies nur
für die Zusammensetzungen, deren schlus?glied ein adjectivura
verbale oder participium bildet; dagegen ist die accentuation
der karmadhäraja mit einem substuntivun! oder adjectivum im
schiussgüede durch die beschafl'enheit des Vordergliedes b&lingt.
Hierdurch wurde ich, wie man sieht, verhindert, die ganze
tatpurushagruppe zusammenzufassen, was man auf den ersten
blick der einfachheit wegen für zweckmässig halten könnte, und
wurde sogar genölliigt, die karmadhäraja nach der gestalt des
Schlussgliedes in zwei hauptthoile zu trennen. — Unberücksich-
tigt blieben ausser den mit primären suffixen aus coniponirten
Verbalstämmen gebildeten nominibus die sogenannten decorapo-
sita, d. h. nomina, die durch vrddhibildung oder mit secimdären
Suffixen aus schon feiügen noniinalzusanimensetzungen gebildet
sind. Bemerken will ich hier gleich, dass ich die krtsulTixe
einfach mit suff., die taddhita mit sec. suff. bezeichne.
Die einUieilung, welche ich meiner abhandlung zu gründe lege,
gestaltet sich also nach dem bisher bemerkten folgender massen :
Composita copulativa (Dvandva).
I, Substantiva.
A. Duale und Plurale;
B. Neutra im Singular,
II. Adjectiva.
Composita detemiinativa (Tatpumsha) :
1. Das Vorderglied vertritt einen casus obliquus (Tatpu-
rusha im engeren sinne);
II, Das Vorderglied ist eine apposilionelle oder adverbiale
bestimmung (Karmadhäraja).
A. Das schlits^lied ist ein adjcclivum verbale oder
participium ;
B. Das Schlussglied ist ein substanlivum oder adjec-
tivum.
Composita relativa (Bahuvrihi).
i. Adjectiva.
II, Substantivirte (zum theil Dvigu).
III. Adverbialisirte (Avjajibhäva).
I
474 Richard Garbe,
Bei dieser eintheilung bot mir der umstand einige Schwie-
rigkeit, dass sich in einer anzahl von corapositis nicht mit
Sicherheit entscheiden lässt, ob das schlussglied nominaler od^
verbaler natur ist, d. h. ob die Zusammensetzung der tatpu-
rusha- oder bahuvnhigruppe angehört Ich bin in solchem
falle, in folge der grösseren menge von analogen bildongeni
geneigt dieselbe der ersteren zuzuweisen, obgleich das Peters-
burger Wörterbuch der entgegengesetzten ansieht zu sein scheint
und einige male substantiva, die sonst nicht zu belegen sind,
zur erklärung solcher composita voraussetzt, z. b. OMihoara ra.
zu dnavahvaray grahha/tio, n. zu ingrcMiafhd, 2. nOQa m. zu
düi^ga. Namentlich wird diese frage bei den Compositis, deren
Schlussglied der form nach sowohl mit einem adjectivum verbale
als auch mit einem selbständig gut belegten nomen zusammen-
fallt, wohl nie vollständig zu lösen sein. Hie und da ent-
scheidet nun freilich der accent in überzeugenderweise. — Bei
einigen Zusammensetzungen mit f^, rta, puru und ähnlichen im
vordergliede könnte man zweifeln, ob dieselben den tatpurusha
im engeren sinne oder den karmadhäraja angehören.
Die accentuation der beiden gruppen, in denen die dassi-
ficalion der altindischen composita gipfelt, der determinativen
und relativen, gestaltet sich nach der Rksaihliitä ungefähr in
folgendem verhältniss:
Der accent ruht auf dem
vordergliede | schlussgliede
Determinativa 2 : 3
Tatpurusha 1 : 2
Karmadhäraja 3 : 4
Relativa 4 : 1
Als regel niuss demnach für die determinative compositioi^
klasse die accentuation des Schlussgliedes — deshalb sind ^^
der schematischen darstellung auch die auf demselben beton^^^
composita vorangestellt — , für die relative die des vorder-
gliedes gelten. Die resultate meiner Untersuchungen werd^ ^^^
am schluss der abhandlung zusammenstellen; hier mache ^*
nur kurz auf die, allerdings nicht ausnahmslose, giltigkeit ^^^
allgemeinen regel aufmerksam, dass eine Zusammensetzung o^J'
tonirt ist, deren thema sich in die form ^a verändert hat, ^*'^
bei Veränderungen von ^a zu \ welche das genus nothwen^^^
macht, nicht in betracht kommen (cf. Aufrecht, de acce^
B acce atuatioiusyitem e
idiscnen naminalcompositums. 475
cornpositorum sanscriltcoruin, rt^lae generales § 2). Wo der
aci^ent die sleLe, welche er in dem selbständijfen worte ein-
nimmt, verlassen hat, ist dies jedes mal bemerkt; diejenigen
oxytonirten composita, deren Schlussglied durcJi die Veränderung
des theiaas zur «z-dechnalion hin um eine siibe bereichert ist
(z. b, "gavd, "var/casd), nenne ich unter denjenigen, deren accent
von der ursprünglichen tonstelle des schlus.sgliedes auf die end-
sjlbe gerückt ist, weil ich denselben keine passendere stelle zu
geben weiss.
AufTallend ist nach der obigen statistischen Übersicht, doss
die ausnahmen vou der regel wirklich ausserordentlich zahlreich
Bind; ich glaube nicht, dass das gleiche verhältniss bei der bil-
duug der spräche, als man anfing fertige nomina zu einem
neuen wortganzen zu verbinden, obgewaltet hat, sondern dass
uns die accentuation der Saiiihitäs in eine zeit weist, in der
man einer durchgreifenden Unterscheidung durch den ton nicht
mehr zum verständniss der composita bedurfte. Liesse sich
doch eine reihe von compositis aufzählen, die in der nämlichen
accentuation theils als determinative, theils als relative auf-
treten, u. a. atKJfti 1. und 2., avira 1. und 2., 1. und 2. tirw-
ksliäja (die vom P.W. vorgeschlagene änderung ««* kshdjesMt
R.V. 10. 118. S ist nicht nolhwendig). hakvogas 1. und 2., I.
und 2, saprapaiyä, säjävasa 1. und 3., sm^ra 1 a. und b-, 1.
und 2. suQärman, kavJatMH 1. und 2. — Interessant ist, dass
gerade der eigentliche zweck des accents, sachliche Unterschei-
dungen zu bewirken, sich noch in einer anderen weise bethätigt,
indem nämlich zuweilen durch die verschiedene betonung modi-
ficationen in der bedeulung analog gebildeter, ja sogar aus den-
selben elementen zusammengesetzter Wörter, die der nämlichen
^uppe angehören, bezeichnet werden, z. b. akshdra, adj. und
tiiskara subst., droja und ardja, brhäddwa adj. und brhaddwd
ti n. pr., sükrta adj. und svkrtd subst., sügoia und siigeUd.
Wann die Saiiitiitas mit accentzeichcn versehen wurden,
[ sich nicht bestimmen; wahrscheinlich gleich bei der auf-
räclinung. (Dass die Sammlungen schriftlich besorgt wurden,
b( aus mehrfachen gründen wohl anzunehmen, cf. Roth, der
Mharvaveda in Kaschmir, pag. 10.) Oder sollte man aus fol-
^ndem umstände schliessen können, dass die äussere bezeich-
aung des accents in der Sadihitä erst nach der abfassung des
niesten commentars, des Padapatha, eingetreten ist ? Es finden
476 Richard Garbe,
sich in der Rksaiiihitä einige, mit einer der regel zuwiderlaufira-
den, wohl geradezu falschen, accentuation versehene composita,
die im Padap&tha nicht durch den avagraha zerlegt sind, näm-
lich: dmsatra anstatt amsatrd, ddü anstatt adü, dnartfig anstatt
anarvig, surdtna anstatt suramd ') (dass dieses R.V. 10. 131. 5 im
Padapätha mit avagraha geschrieben ist, scheint ein versehen
des herausgebers zu sein ; in vers 4 steht suräma ohne avagraha,
auch theilte mir herr prof. Roth mit, dass eine ihm gehörige
Padahandschrift an beiden stellen surdma ungetrennt liestX
svdvr^ anstatt svavf§. Ich wage es nicht die frage zu eai"
scheiden, ob sich auf grund dieser composita annehmen liease,
dass die accentfehler der Saiiihitä die irrthämlichen auCfassungra
des Padak&ra voraussetzten.
r
Dass Aufrecht in seiner schrift »de accentu compositorom
sanscriticorumc gesucht hat, die betonung der composita, welche
er aus den ihm damals zugänglichen vedischen texten gesammelt
hatte, auf die regebi Panini's zurückzuführen, ist aus dem stände,
den unsere Wissenschaft vor dreissig jähren einnahm, erklärlich.
Ich glaube kaum, dass heut zu tage noch ein gelehrter es für
möglich halten wird, die vedischen nominalzusammensetzungen
in die regeln einer grammatik einzuzwängen, die dem Veda so
wenig gerecht wird und von der wir nicht einmal wissen,
auf grund welcher literatur sie verfasst wurde. Ich habe
die sütren PEnini's, welche von der accentuation der norai-
nalcomposita handeln (6. 2), verglichen, und, so weit sie im
Zusammenhang mit den von mir aufgestellten regeln standen,
in anmerkungen zu den betreffenden nummern hinzugefügt, inr
dem ich auf ihre, wenn auch nur beschränkte, giltigkeit oder
ungiltigkeit für die vedische zeit hinwies. Da ich in vielen
fällen genölhigt war, den bezüglichen theil des Päninischen sutra
durch hervorhebung der einzelnen worte bemerkbar zu machen,
hielt ich es im Interesse der bequemlichkeit für zweckmässig,
das zum verständniss unbedingt nothwendige aus dem commentar
in der Boehtlingk'schen ausgäbe hinzuzufügen. Uebrigens wird
es wohl keinem unbefangenen beurtheiler entgehen, dass häufig, ^
wo die regel Pänini's sich wirklich durch vedische beispiele be- -
*) Sollte suräma lauten, ob man die im Petersburger wörterbucli an
gegebene bedeutung oder Roths neuere erklärung annehme, nach welcherrar
die Zusammensetzung in swrä -\- äma zerfallen und surS-krankheit, d. hmmM
rausch u. s. w., bedeuten könnte.
Das RCcenlnatioiiBsysteTn des altindischen noniinslcoinposituins. ^T?
legen lässt, die von ihm bezeichnete art der Zusammensetzung
nichts weniger als einen erklämngsgrund bietet, und dass dem-
nach der ^osse grammatiker die giltigkeit eines sütra für den
Veda oft nur einem günstigen zufall verdankt.
Das material dieser abhandlung umfasste ursprünglich nur
die gesammtheit der in der Rksaiiiliilä vorkommenden compo-
sita; die von mir angeführten beispiele erreichen hier häufig
nicht annäiiernd die zahl derer, die mir zu geböte standen; nur
bei entlegeneren regeln, sowie bei sämmllichen ausnahmen sind
alle von mir verzeichneten Zusammensetzungen angegeben ; auch
diejenigen composila, in denen sich eine Versetzung des tons
Von der ursprünglichen tonsitbe des accentuirten gliedes con-
Btatiren lässt, sind vollzählig. Nach der aufstellung der gesetze
Bammelte ich während der Jectüre die nominalcomposita des
Athaj^'aveda, die sich nicht im Rgveda finden und fügte sie
sSmmtlich') den betreffenden regeln hinzu. Es ist wohl kaum
lölhig zu sagen, dass hierbei diejenigen Zusammensetzungen im
19. Kän^a und in den Kuntapaliedem {20. 127—136) übei^
gangen sind, deren form oder accentuation nur von den heraus-
gebem, wenn auch richtig, erschlossen ist, z. b. UhÜakshira
J9. 9. 8, divishtmAhd 19. 32. 7, mnash(ate^as 19. 34. 2, rosJ^-
fntbhftia 19. 37. 3, t^udhingama 20. 128. 10, ädhjardha 20.
131. 22. Den compositis, die entweder im P.W. fehlen oder
nicht aus dem A.V. belegt sind, habe ich das citat beigefügt.
Im allgemeinen sind die beispiele, wenn sich nicht ein anderes
anordnungsprincip als zweckmässig erwies, in alphabetischer
reihenfo^e aufgezählt
Es ergab sich bei dieser ergänzung aus dem Ä.V., dass die
auf grund des ältesten Veda aufgestellten gesetze bis auf einige
den betreffenden stellen namhaft gemachte, Unter-
scheidungen durch den accent, die der A.V. zu verlieren be-
ginnt, auch für den jüngsten') giltigkeit haben. Obwohl ich
s dem ^alapatha und Taittinja Brähmana keine samm-
*iiigen angelegt, habe ich doch bei gelegentlicher beobachtung
') Von der redaclion wurde eine grossere vollstündigkeil dee malcriala
it, als icli ursprGnglicI) die absiebt hatte zu geben.
*) Wenn ich diesen au.sdruclt liier gebrauclie, habe ich nalQrlich nur
'^ allgemeinen charader der Bammlungen im nuge; giebt es docb slOcke
* Atbarvan. welche enlsciiieden älter sind, ab manche hjrmnen des Rk
'^nenüich im 10. Mandala).
XalMhrIft nir nrgl, Sprulif. H. F. Jir. 6. 3]
478 Richard Garbe,
die allgemeineren für die SaihhitEperiode geltenden regeln auch
für die der Br&hmana bestätigt gefunden.
Gomposita copulativa (Dvandva).
I. SubstantlTa.
A« Duale und Plurale.
A. Die Zusammensetzung ist oxytonirt.
In den aus dem R.V. verzeichneten beispielen ist das schluss-
glied ursprünglich nicht oxytonirt: a^aväjas (dvi), fksamS (siman),
v(lkipar^anjd(par^dnja; wohl appellativisch, ctpar^änjäväta/jsSr-
jäüandramdsä (MandratmusJ. Aus dem Ä.V. mit schon urspröD([-
lich oxytonirtem schlussgliede: arkofvatnedhaü, ishßjugdni, paar
pntraü, pranäpana4, bodhaproHbodhaü, brdhmara^anjaü (19. 33. 8),
vjUnodanau, sabadkakmdtjäs; mit ursprünglich nicht oxytonirtem
schlussgliede: ahorOtrS (rdtri), adanasandäne (sandäna)^ m^
moManapramoliani (5. 30. 2—4 pramöJcana); tdükhaJammkd
(müsala), kapoMükaü (6. 29. 2 ülükä) ; bandhapä^ (pdga), m^
javaü (jdva), sddohavirdMne (havirdhdna).
B. Beide glieder sind auf den ursprünglichen tonsilben accentuirt
in den Devatädvandva, d. h. den Zusammensetzungen, welche
durch die namen übermenschlicher wesen (götter, dämanen,
personificationen von naturerscheinungen, heroen der vorzeii)
gebildet sind:
agntshöfnä, indravajtl, indräpushdna, indrabfha,spdi%, indr^
vdruna, indravishnü, indräs<fmä, djdvaprthivi, mürdvänni^i
dhüniMmuri; ushäsandkta, ndktoshdsa, par^dnjavätä; ^'
vdgajddü; und ausserdem in matdrapüdra,
Ausn.: Einfach oxytonirt sind
1) indraväjü, indrOgni, indrapüshdnä, somapüshdaiä (das
erste und dritte beispiel auch doppelt accentuirt).
2) Die allein demA.V. angehörigen composita: gandharv^
psardsas, paldlamipalal<iü, hhavO^arvaü; mit ursprünglid^
nicht oxytonirtem schlussgliede: atharvängirdsas (dnj^'
ras), devasuräs (6. 141. 3 dsura).
Anm.: Man vergleiche Pän. 6. 2. 141 'devatädvandve fe
I devataväUinam dvandve pürvoUarapade jagapat prakftj^
bhavatahl'; auch die ausnähme 142 'nottarapade 'nfk-
dattadav aprthivTrudrapüshamanthishu \ pffkitn'-'
Das accentuationssystem des altindischen nominalcompositums. 479
püshan — i^etaäbhinne ^nudattädav uttarapade scUi deva-
tadvandve pürvcttarapade praJcrtja na bhavafäh {' hat zum
theil das richtige getroffen: indravajüy indrägni, gandhar-
väpsardscLS, bhavogarvaü und indrapüshdnä, djAvaprthivt;
es widersprechen indravc^Ü, ndktoshdsa; cUharvängirdsas,
devOstirds und indrapüshdnä, somapüshdna.
B* Neutra im Singular.
Die Zusammensetzung ist oxytonirt.
isMm-'iQfgüridy trnoddkd (Qat. Br.); in den beispielen aus dem AV.
ist. das schlusgglied ursprünglich nicht oxytonirt: ar^anäbhjailr'
jcmfwmd (9. 6. 4 äbhjdngana); ishvajudhd (djudha), kegagmagrü
(f99Mdcru) hUakütd (dküta).
Anm.: Vereinzelte pluralbildungen sind (iharatrd(ni) (rdtri)
uktharkd (R. V. 6. 34. 1 durch die corresponsion mit
sMdjah zu erklären), ukthamaddni (mdda; A. V.).
n. AdJeotiTa.
Die Zusammensetzung ist oxytonirt.
, ^^ananaQand C<^^neutr. du., sc. ^dnmant); mit ursprünglich nicht
^'^S^nirtem schlussgliede : nlUdohüd (hfhita), satjanrtd. Aus
dem A. V.: ifiäktiä, tamrttdhümrd, dakshifuisavjd, bhadrapapd,
*«ömiida (dachend und scherzend'), sahnatvratrd ; mit ursprüng-
U<^ Dicht oxytonirtem schlus^liede: aghct^msaduhgamsd (12.
2- 2. duh^imsa), vMholcanaprafoUand (pr<igöXana), prijaprijd
(^pHja).
Anm.: Nach Pän. 6. 2. 46, ^karmadharaje 'nisMha \ kar-
madharßje samäse ktapratjajO/nta uttarapade pare ^nish-
fkantam pürvapadam praJcrtja sjat |' ist hrtakfid kar-
madh^raja (!); die richtige accentuation könnte die r^el
im äuge haben.
Composita determinativa (Tatpurusha).
^ ^ae Torderglied yertritt einen casus obliquos (Tatpurusha
im engeren sinne).
A. Der accent liegt auf dem schlussgliede,
Wenn dasselbe ist
1) ein adjectivum verbale,
a. das mit der wurzel gleichlautet oder durch anfügung
von i aus derselben entstanden ist ; dasselbe wird auch
32*
480 Richard Garbe,
in medial-passiver bedeutung gebraucht (z. b. in
ghrtaprt, brahmajü^, nmdhupä, mancjü^, jotu^, hrdcga-
vidh 2):
akshipdt, (zghagamsoMn, cJcjutc^tU, admasdd, afvadd,
fivi^, o^odd, kamianishthd, hdapd, kravjdd, gavish,
goduh, tamohdn, nareshthd (ich folge Grassmanns auf-
fassung), padagüd, mushfihdn, ja^üanishkfi, lokakrt,
vajodhd (Nf. ^dhds\ vratapd, gatrüshdh, sdhaarai^,
sdhasrasd (eimnal sahdsrasatama A. V. 3. 28. 4, viel-
leicht nur irrthümlich), svßrvid, havirdd, havirdä,
hotravdh.
Aus dem A. V. : akshibhü (20. 136. 4), agni^d, agnihcirakui,
oghakHy atigeshtM, adrshtoMn, adhvagdt, annavid, oft&i-
mati^it, ahhimodamud, äbhTlapcUdp, ahhra^d, ardhabhd^,
aratihd, aganakrt, asthi^d, ahutdd (dhuta -{- dd, nicht
d -f htddd, in welchem falle die Zusammensetzung propar-
oxytonu^t sein müsste), akiUiprd, anddd, (Umasdd, apa-
kesthd, ajurdd, ajushkft, indra^d, ishubhft, udapü,
oshadhi^d, krtjakft, kshatrabhft (7. 84. 1), khala^,
gurubhft, ghrtapä, ^aröjugd, ^ärmkft, tanü^d, divifrtt^
divishdd, durnamahdn, doshanigrish, dharmadhrt, nakshor
tra^d, natluivid, nidhipd, pathishthd, padant, päpakrt, pu-
rOnavid, purushdd, prtanOgit, prthivishdd, prthivtprd (13.
2. 44), prgnihdn, prshtivdh, pragävid, pravedakft^ balihrt,
hähukjüt, brahma^d, brahniavid, bhadragnU, bhuvaneshihd,
bhiltakft, bhratrvjahdn, madhukrt (9. 1. 16), mculhupä,
tnadhjameshthd, mülakft, manomüh, manohdn, marmavidh,
jagurvid, ja^havfdh, jatnJidn, 2. ratha^it, rcyishthd, rff-
gakft, rashtrabhft, loka^it, varKodM (Nbf. varkodhds 3.
21. 5), valagd, vasugit, väta^d, vätapü, vigvaJcrt, viQvabhft,
vigvasf^, mravid, gakadhümagd, gcUruhd, glokakrt, sangrä- -
niaglt, sattrasdd, satja^ü, sandhanagü (merkwürdige bil- -
düng; man erwartete dhanasan^it P.W.), sabJiäsdd, saftm- —
dragd (4. 10. 4), sarüpakft, sarvavid, sdhasrahd, sdho^t (17. •
1 — 5 ; 19. 13. 5) surjagrU, sonia^d, hiravja^d, hrdajcigrish^ m
Ausn.: blinjastha (in übertragener, substantivischer bedeu — ^
tyng; cf. karni. sadhdsfha); zu dniscUra, dnarvig vgl-f:
die einleitung (pag. 476.)
Anm. 1. Die auf dem vordergliede accentuirteri compo-^z:
Sita mit vdk im schlussgliede sind relativa (dudhrdväl^^
r
Das accenluütio
s alliudipchen noniinakompositumB, 481
vddhrivd^) ; die oxytonirlen determinativa (droghavdfi,
saljavälc, anrtavdJi (A, V.). — Anstatt Mrebha im P. W.
ist mit Gr. als thema dürebMs aufzustellen, denn das
wort wird durch seine accentuation den Bahuvrihi zu-
gewiesen; derselben coinpositionsklasse gehört sv/idü-
sammud an. — smääratish/üi übersetzt das P. W. als
ob es smädrnti oder rätiskdK hiesse {'von spenden
b^ieitef); ich trenne das worl, da mir analoge bil-
dungen für eine derartige auffassung fehlen, in smdd -}-
raiiskdü und nehme es als bahuvrihi 'von spenden-
haltenden umgeben'.
Anni. 2, Pan. 6. 2. 82. 'dlrghaka^atushabhrasktravatam
ije I dlrgftänta itjetüni §a Üjclasmirm uttarapade
para adjiidattani bhavanti \ ' ist iingiltig (saho^d), ebenso 83,
antjat püniam bahvrkah \ ga itjetasminn uttarapade pars
bahvrfcah pürvapada^antjat pürvamudaitam sjat' (garaju^ä,
pravate^ä, numushjagd, ^ktiäiiümaifd, satmtdragd, hiran-
ja^d).
b. auf suffix a. Die Zusammensetzung ist oxytonirt. Hat
das Schlussglied intransitive oder medial-passive be-
deulung, so ist die accentuation schwankend ; interessant
ist, dass hier der A. V, nur ein auf dem vordergliede
accentuirtes beispiel aufweist, während im R. V. die
anzaht derselben überwiegt (freilich könnten manche
derselben als bahuvrihi angesehen werden).
a. das Schlussglied hat transitive bedeutung:
abhajanlcarä, abhimäiishahd, amitrahhadd, grävagräbhä,
^{mahhdkshd, tadvagd, devavandd, pwandard, bhuva-
naUjavä.
Aus dem A.V,: a^agard, annadd, amitrasahd, ava-
kadd, a'Oasaiiadari;d, asamsüktagild, iskvOsd, udaradard,
ärugrahd (siehe im P. W, unter vrugräJid), garbhadd,
goshedhä f. (eigenll. 'die kühe verscheuchend'), diva-
kard, duradabhnd, nagharishd, padaväjd, balihärd,
mvshkabi^kd, ratfiakard, vadhSdargd, vipathavahä,
m^mbJuird, voillcard (?), f;akanAhard, i;al€ivahd {°i f.),
günjaislid, ^rpagrähd;
ß. das Schlussglied hat intransitive (medial-passive) be-
482
Richard Garbe,
danupinvd, dhanvtdcari
dwikshajä, proshfegqj
vahjecqjd,
Aus dem A. V.:
tcUpegc^d, puntgXalf (def<
fem., Jcald vorauszusetz^
bhümidffkhd, judhin
rcUhalcärd, vrhshasawrf:^^'
vrOtjabruvd,
er
abhrdvarsha, dharünahva-
ra, dhtrana, marudvrdha
(*der Marut froh', dage-
gen kavivrdhd *den be-
geisterten fordernd'), rd-
thakshaja, stäekara, suti-
rana.
Aus dem A. V.:
diviUara.
Anm. 1. 2) urtAshdja ist bahuvrihL — dugha im scUu^es-
gliede Ist paroxytonirt: madhudugha^ (ukradugha. Ac:ms
dem A. V.: kamaMgha, gharmadügha.
Anm. ± Pän. 6. 2. 139. 'gatikarakopapadat krt\g(E^^
saü^fUikat karakat upapadoXka param krdantam vüar^^^
padam tatpumshe prakrtja sjäf (cf. 144) ^), auch für ^^^
folgenden nummern zu vergleichen, ist einerseits zu aJ^'
gemein, wie die ausnahmen zu 2. beweisen, und tr»-— 8^
andererseits nur einer recht beschränkten anzahl
diesem abschnitt angehörigen Zusammensetzungen rec
nung.
c. auf sufif. afia in der bedeutung eines part. praes. ac
die Zusammensetzung ist proparoxytonirt, resp. p
oxytonirl, wenn das schlussglied von einer anf a a
gehenden wurzel gebildet ist:
dbhigastiMtana, indraniddaiia, ukthavdrdhana, gaf^'^'
sphäna, gaveshana, dakshasädhana, devajdna, nrmf^^^
vdrdJiana, nmdhuvähana, svapnandmgana; aus der ^
A. V.: ajakshmakdrana, aratidushafia, arC^akshdjaf^^^t
arajaJcätana, asurakshdjana, äjushprcUdrana, hxnvag(£ *^
bhuna, kavjavdliana, kilasandgana, krtjadüshana, Ä»-
gadfriihana, kegavdrdhana, kshatravdrdhana, kshetrija^w^
gana, ^andjana, ^ivitajöpana, takmanägana, tanüpd^ta,
dt4rnamaMta7%a, devajdgana, pativedana, padajöpoi^'^ia,
pigäkakslidjmia, pigakaMtana, pigdkci^dnibhana, puru-
shagtvana (8. 7. 4; 19. 44. 3j, pumshareshaMj
hhrafyvjakshdjana, bhratfvjakdtana, manjugdmatM, nta-
gakagdmbJuina, mitravdrdhana, mülabdrhana, jakshma^
x
*) Ich gebe dieses sutra hier vollständig, um unten einfach auf das-
selbe verweisen zu können.
iicceiituationssystem des allindischen nominalcomjiositums. 483
ndiana, jaiuMtana, jafugämhhana, jatudhanakshd-
ja^a, roganä^na, msudkdtui, vatikiiandgana, vtsha-
Msham, [Vishkandhadäshai^, vjäghra^änibhana, [«-
pathajämna, gapathajöpana, gepaMrsJiana, sadanvakshd-
jana, sadänvaMiana, sapatnakdr^^na, sapainakshd-
jaij^, sapatnaHdtana, sapatnaddmhhana, sarüpankäraiia,
subhaganhdrana, svasHvähana, Jifdjötatia (vgl. die sub-
stanLiva auf saS. ana unter ä.).
I Aiiiü.: vJrdvt^cskana ist wohl bahuvrihi.
d. auf suff. i; die zusammenselzuiig ist parosyfonirt, bei
iausfall des wurzelvocals oxytonirt, wenn nicht redupli-
:cation vorliegt:
ishadhf, täsaäht, udadhi, garbkadlti, ^evadlii, ans dem
A. V, ; parnadM, puMhadin (säniintlich subst. masc.
gen.; man könnte hier auch eine Schwächung des
wurzelhaflen a zu i annehmen), uruUäJiri; sahobhdri;
wamdthi, vastramdthi, kavinndthi; pathträkshi, pa^u-
rdkshi; upamativäni, vasuvdni, vrshlivdni; goskärti,
va^asdni, hrdamsdni; aus dem A. V.: sahasraghni;
etrstidäshi, atmadüshi, krtjadüsJd, tanüd^hi; palhi-
shddi (wie ich glaube für A. V, 18. 2. 12 aufstellen
zu müssen; das P. W, nimmt eine falsche bildung
von pathishdd nach analogie der v. I. des R. V. pa-
thirdksht an); ditanasdni.
Ausn.: krsktdrodki (A. V., etwa bahuvrihi?).
Anm. : Pän. 3. 2. 27 kennt nur khandusi vanasanarukshi-
mathmn.
e. auf suD'. t:
ahighnt (masc. A. V.).
f. auf suff, in; die Zusammensetzung ist oxytonirt:
■• ukthagamsin, bahugardhin, brahmaXärin, bhadravOdtn,
^^^K manjushavm, wataüarin; aus dem A. V.: agaraishin,
^^^H fshabhadajiti, kharvdvas&i, gramaghoshtn, tanüvagin,
^^^P dutT^ikitaishin, paUKavahin, paratneshthin, pryavadin,
I brahmavodin, gahaJjeshi», grompratodin, saijavadin.
Anm.: Fan. 6, 2. 79 'nini | nin itjeiadanta uUarapade pare
piä^apadam adjtidattani sjaf ist, wie man sieht, ungiltig.
g. auf suff. u; die Zusammensetzung ist oxytonirt:
govmdü, vanargü; aus dem A. V.: devapijii, rO-
shtradipsü.
484 Richard Garbe,
h. auf suff. man; die Zusammensetzung ist paroxytoavd
(vgl. Earm. A. A. m.):
ägt4hefnan, svadükshddman.
i. auf suff. nu; die Zusammensetzung ist oxytonirt:
lokakrtnü, surüpakrtnü.
k. auf suff. ja; die Zusammensetzung' ist oxytonirt (vg-l.
Earm. A« A. n.):
JcrshtapaJcjd (V. S.), akrshtapaJ^d (V. S., A. V.), ffUio-
dajd (Taitt. Br., dagegen (otddßja im R. V. babu-
vrihi).
1. auf suff. van; die Zusammensetzung ist paroxytonir*' ^
Vertritt jedoch das vorderglied einen casus, der nict^^
in directem abhängigkeitsverhältniss zu dem im schloss^^
gliede liegenden verbalbegriff steht, so zeigen sict-^-"
Schwankungen; das ursprüngliche scheint in dlesec^^^^^^^
falle die betonung des Vordergliedes zu sein.
a. das Vorderglied steht im sinne eines accusativs:
dbhiqastipdvan, majävan, hratuprdvan, pwrukfbom
hahusüvan, bhüriddvan, vä^addvan, gatadävan, suta^-
pdvan, somapdvan; aus dem A. V.: asrlqHlvan^ ^ '
ghrtapdvan, papakftvan (19. 35. 3), pürvakamakftvan^^^^'
baiaddvan (4. 32. 5);
ß. das Vorderglied steht im sinne eines anderen casus
akshnajdvan, talpa(tva$msr^^^,
drushddvan, pfshßajdg9iS'
van, raihajdvan; au — -ts
dem A. V.: vahjaQtvaf^^'^'
vrshaprajavan, gjendpat^
van; in den beiden fol-
genden beispielen ist der
accent von der ursprüng-
lichen tonsilbe (matdri)
auf die endsilbe gerückt:
niätaribhvan (= ^bhuvan
'noch in der mutter befindlich' von den gewässeri»- "3
nUltarigvan (== ^Qu/oan *schon in der mutter
waltig' von Agni).
2) durch ein substantivum; die Zusammensetzung ist ox
tonirt, wenn dasselbe ein thema nach der a-declinati
ist; nur bildungen mit den suff. ana und ja im schl
gliede behalten den ursprünglichen ton.
a-themen mit ausnähme von ^ana und ^ja:
udameghd, ksJietra^eshd, gqpTthd, gota/vidjd, givaia
tanükrthd, drughand, drupadd, dhanabhakshd,
iDbs accentualionssystem des altindisclien nominalcompositumi^. 485
ja^aä, putraJirthä, brahma^äjd, märiisabhikshd, süklOf
vdkd, s&mapJthd; mit ursprünglich nicht oxytonirtem
schlussgliede; arka^kä (^öka), oQvajüpd (jüpa), indra-
smd (sena), indrahavd (hdva), kavasakhd (sdkhi), giva-
^amsd(idt>isa),d€vakUiHshd(lcBbisha),deva4a»ä(^(ina),
devamänd (mäna), devasend (send), bandhveshd (esha),
btdba^astukd (sUika), brahmaJälbishd (kübisha), jmta-
ko^d (? köga), jogakshemä (kshema), gravaeskd (esha),
hirc^jagarbhd (gärbhu), biraitjajnndd (pi^da), hiran-
jarathd (rdlka), hrdrogd (r6ga). Aus dem A. V.:
akshapara^ajd, akshu^dld, agnihoird, annabhägd,
anagditudjd, a^vatthapeUa^, aswramüjd, asthisram-
sd ('knochenbruch"), a^pöM, asravabheshagd, indra-
sandhd, kilasfMesha^d, kshudhamärd, go^phd (20,
139. 18; 135. 3), ^slada^dd, tailahmdd, trshnamard,
demvadhä, de<!opasargd ('epidemle' 19. 9. 9), dhatia-
pCÜd, namaskOrd, nakapald, namagrühd, pandisrmhsd,
parmgadd, pa^bandhd, papaiokd, pUrldkd, pipllika-
va(d, pttrtiskavadhd, pushkaraparnd, proshthapadd,
bahuvtrjä, bahvankd, hrahmabhagd, brahnudokd, hra-
hnKiiudemd, madht^arkd (10. 3. 21), ro^avadhd, vadhü-
pathä, vashatkärd, vidagand {19. 22, IS), Qtrshamajd,
Sßjambhavd, sntkkard, svadJiOkard, svahakard, hari-
1 tdbkesha^d, hiiiksrd (11. 7, 5), hrdajamajd, hrdjola-
bheshagd; mit ursprünglich nicht oxytonirtem schluss-
I gliede: apstijogd (merkwürdig wegen des beibehaltenen
localiv im vordergliede, j%«), amitrc^end (scna),
amriagarbhd (gdrhtm), alabupatrd, ajaspaird (pdtra), af-
mavarmdn (vdrman), indra^ald, (0la), indrajogd (jöga),
ishvagrd (dgraj, karna^äld (gäla), kavakapagd (pd(a),
kfskno^ind (a^na), ko^ahild (20. 133. 2 Hld), kslieUra-
jogd fjöga), grharagd (rdgan), goposhd (pösha), gograd-
dülishvapnjd (duJishvdpnja), 0amiiamsd (sdnisa), giva-
purd (pur), ^ihvamüld (mÜla), ^aghoshd (giwsha),
^OpS^d (pd^J, tanübald (bdla), devako^d (ki^a), deva-
purd (pur), devaitiasd (enas), droifakalapi (9. 6. 17 ku-
Id^"), padghoshd (ghöshaj, brahmajogd (jöga), brähr-
lavarkasd (vdrkas), madkiika^d (kd^a), mrtjvr
(pd^a), ja^amanahrahmand (brähmana), ja^-
(4}wiha), ritthopasthd (updsßtaj, ralho-
486 Richard Garbe,
mukhd (muJcha), vctgdbhogd ('besitz von kühen' 12. 4.
13, hhöga), vastiMd (büa), tirapodhd (13. 1. 12,
pösha)j hasHvarJcasd (vdrJias).
Ausn.: Die accentuation des Schlussgliedes ist beibehalten
in 1) wruksMja (das P. W. will ändern), prtanähm; \
aus dem A. V.: amitra$4na, gakUdrha (1. 8.4, dieTaitt
S. dagegen betont Qataiarhä), In qakaäMtma ist dei
accent versetzt (ähümd),
Themen auf ana:
agnidhdna, devähSdana, martabhö^ami, hctrskddan^tr 9
aus dem A. V.: garbJuikdrana, tan&pdna 2), ievctr
jd^ana 2), padajipana 3), pumsAvana, raäuydm^
svapnabhikdrana, svastjdjana, havirdhäfu», hasiava»^
ßana. Alle bisher genannten compoaita sind g&x^
neutr., masc. allein mshadhdna (vgl. die adjectiviscti^
bildungen auf suff. ana Ic).
Ausn.: älchädvidhana. Oxytonirt sind kagipüpabarham
(upahdrhana), jamasddanä (sddana).
Themen auf Ja:
dhihdtja, devahüja, nrshahja, pativüfja, balad^a, roinor
dh^a, QcUndärja, gt^hncÄdtja; aus dem A. V.; an-
nddja, rtödja, karmakrtja, puiramdja, brahmoRdrja,
brahnia^j^a, müroMrja, jamard^a, rüpadh^a, vitö-
jobhüja, vOgapeja, vedard^ja, gcUas^a, firshdbhidjoj
sindhusftja.
Ausn.: vairadeja.
Andere Themen:
ganard^an, devasumati, nrpatdr, mandhätdr; aus dem
A. V. : agvabhidhdnt, parnamani, devagOmi (vgl. dff^
gämi bahuv.), devavdrman (19. 30. 3), devahdi, viskor
giri, sarvagjäni, hiranjategas; in vasudhäiar (5. 27-
6) ist der accent von der lU'sprünglichen tonst«)^^
(dhaidr) auf die penultima versetzt; mit ursprüng^^^^
nicht oxytonirtem schlussgliede: indradhanüs (ittai***^''
brahmagavi (gö), jagnavdUds (vdJcas).
Ausn. zu der ganzen nummer: Der accent lieget:- ^
dem vordergliede, wenn das Schlussglied ist
Das accenluationsäysleni des nltindifcben nominalcomposttunis. 487
a. päH und pdtnl:
gandpati, gäthäpati, grhäjiaü, göpaii, gdspati, (vgl.
I ^dspdH unter C.)i ddkskapati, ddmpaii, pürpaii, prit-
^ 0pati, jagAdpati (bei Gr. Lrlhümlich ja^napäti ac-
) cenluirt), vdsupati, vägapati, prfi^dpati (im A. V,
I oxylonirt), sömapali, svärpcUi, havishpati; in mcdhd-
pati ist der accent von der ursprünglichen tonsteÜe
versetzt (mcdha, cf. tnctSidsOti) ; aus dem A. V,:
dtühipaU, dnnapati, dhdnapati, nid/tipati, ^dl^aü,
sirapati. —
grhdpatni, vd^apatnl.
Ausn.: gnaspäÜ, nrpdti, rajipdU, vi^ti; aus dem A. V.:
pa^päli, pushiapdti, bkiitapdii, stfiapdH; oxylonirt ist
apsaropati. — nrpdhii, vasupdtni, vi^ipäint,
^nm. 1. Die beslimmung der accentuation nach der Unter-
scheidung der bedeulung in 'herr' und 'geniahl' bei Pan.
6. 2. 18 'patjav ai^varje \ pali itjetasmitm uttarapade aifutw-
javcüiini tatpurushe pürvapadam prakr^d sjof ist haltlos.
-Anni. 2. Die Zusammensetzungen mit pdtnT, welche kein
determinatives compositum masc. gen. voraussetzen, sind
relative: arjdpatnj, indrapatni, ddmsupalni, dasäpatni,
devdpatni, viräpatni, vfsJtapatnT; aus dem A. V,: gan-
dharvdpatni, jiar^änjapatnl, vätapatni, sürjapatni.
h. ein nomen abstractum auf sutT. H: arkdsoti, djumnd-
hüli, ndmauicti, nfpiti, brdhmakrÜ, vägasäti, havjddoti
2) ; in den folgenden compositis ist der accent von der
I ursprünglichen lonstelle auf die endsilbe des vorder-
gliedes versetzt : nemdähiti (nema), tnedhdsati (m&Hia ;
cf, tnedhdpaii), vanädhUi (vdtui; jedoch einmal vand
R. V. 3. 9. 2); aus dem A. V.: g6gali (20. 129. 13).
Ausn.: sarva^nti (A, V., gdnti).
c. ausserdem in folgenden Zusammensetzungen: vaM-
slena (?), kät^vasaklti, göshakki, sumndapi, söma^ami,
amrtahandhtt, deväbandJiu, tnrtjübandhu (manche der-
selben könnten balmvrihi sein); aus dem A, V.:
pdkabali, ^dkahali, mrgd^rtis,
Anm. zu der ganzen nummer:
1) Zu erwälmen wären hier noch einige wenige Zusammen-
setzungen, deren Schlussglied ein gerund, oder absol.
(also ein erstarrter casus) ist:
488 Richard Garbe,
karnagfhja, podagßja, hastagfiija; aus dem A. V.:
2) karmdbhOgdm A. V. 4, 39. 9. ist, obwohl der Pada-
pätha karfna-bhagdm liest, in karma ihagäm zu trenne,
wie aus der Version der Taitt. S. 1. 3. 7. 2 'md devdr
nam mühujd Jcar bhagadh^am^ (die rede waidet ädi
hier an Agni) deutlich hervorgeht
3) Pan. 6. 2. 130. 'akannadharaje rO^am \ rO^ja itjeladttt-
tarapadam karmadMrajabhinne satnose adjudäüam
ist durch jamard^a, viprard^a, samarjard^a zn
legen (dass die beschränkung 'akarmadhar€^e^ unglltic
ist, werden wir unten sehen), ebenso 133 (ausn. zu 132]
^naUarjarä^artviksafnjvJcki^hatjo^ \ oSOr:^
ra^an ftvi§ üjetadvälcü>hjäh parah putra Üjesha
adjudaUo na sjaP durch htäsaptdrd, hrahmapührd, rH^a-
ptdrd, 42 * dasibhoränam Jea \ dmUiärü'
dtnam Jla pürvapadam prakrtja ^aP durch detnät&i
das dem gana dasibharaäi angehört.
B. Der accent liegt auf dem vordergliede.
Wenn das schlus^lied ist
1) ein participium.
a. perf. pass.
agnimüdha, ddrishtUa, ind/ra§üta, indrcUvota (merk-
würdige bildung), indraprastUa, tvddata, decdhr^
devdhüa, deveshita, bahüKjuta, bhdgevUa (i. e. }M^
avitä), ja^Mvrddha, vird^aia, simagita; in Zusammen-
setzungen mit vigoa rückt der accent auf die end-
silbe: vigvdgüfia, viQvddrshta. Aus dem A. V.: afcW-
dmgdha, (dcshdvrtta, aghddviskta (2. 7. 1), <ft^
khata, indragupta, tdkdbhihata, tdkdnirhcUa, ghrUvrJr
dha, ghrtdhuta, ghöshabuddha (5. 20. 5), devdpros^
par^dnja^invita, pitfkfta, pürusheshüa, prthivisa/ii^
(und die übrigen Zusammensetzungen mit sani^ lO-
5. 26 fgg. : antdriksha^, dik^, djm^, dga^, fk^ ja^f
öshadhi^, apsü^, krshi^, prand% pra^dpaiisr^
bfhaspdtipranutta, brdhma^ushta, brdhmanutta, irdlir
ma^imbhita, brdhmOhuta, brdhmeddha, iikÄÄ«^öft»>
nidnugata, matfkrta, rdgakrta, gudrdkrta, sdjahip^
ntdta, somcigushta, strfkrta, hdstakrta, hemantä^ab^
Dtuaomissfsteni des Bllindischen ii ominBTcoiDpoarrmnS.
{Ausn.: agniiaptd, agnidagdhd, agnishvaäd, adaghnd, tn-
drotd, kavipragastd, kavigastd, piti-vittti, purugürid, punt-
shfutd, puruhüld; aus dem A, V,: atntapara^itd, uda-
piutd, kumbhjddhihila (11. 3. 14), naktaü^atd, rathakrltd,
' void^atd (12. 4. 47).
Annt.: vgl. Pän. 6. 2. 45 'kte Sa \ Uta itjetadanie Hoitnror-
pade pürvapadam prakftja sjäf; dagegen ist in 48 'trlTja
kannani | trtijantam pürvapadam karmavaSini ktmta
uttarapade pare prakrtja sjat' die beschiänkmig auf die
participia transitiver verba ungiltig; das participium
eines Intransitiven verbums finden wir, während das
Vorderglied einen instnim. vertritt, z. b. in sdrgatakta,
j b. necessitatis :
dfivabudltja.
tAu&n.: balavi^tt/yd (?, vi^ndja anstatt des zu erwartenden
I vi^a^a ?).
'Änm.: Beide worte könnten auch als bahuvrihi aufgefasat
werden; jedenfalls aber scheint mir Aufrechls erklärung
I von ägvahttdhja (Z. D. M. G. XXIV. 206) gesucht. In-
' dem er nämlich dQvahitdiija als aus d^vdbvdhnja entstellt,
oder wenigstens diesem entsprechend ansieht, kommt er
auf einem umwege zu der fast gleichen bedeutung ('auf
' rossen beruhend'), wie das P. W. mit der natürlichen
erklärung. Die angeführten analogen bildnngen, welche
die ableitung des F. W. unmöglich machen sollen, sind
I sämmtlich substantiva, bieten also keine analogle, sondern
I würden nur beweisen, dass man in einem etwaigen
afv<^)üäh}a ein substanljv in der bedeutung 'achtsame
, pll^e der rosse' oder ähnl. zu sehen hätte
S) ein adjectivum;
ffdvishthira (n. pr. A. V.: gavishthira mit Versetzung
des ursprünglichen accents), gör^ika, görabhasa, tanä-
^hra, bhdrpka, mäderagku, ja^nddhira, sämavipra;
in rifWifamiA« ist der accent von der ursprünglichen
lonslelle gerückt (vi^va, vgl. vigvägürta, vifvddrskfa
und die bahuvrihi mit vl^a Im vordergliede); aus
' dem A. V. : tildmi^a, ^atdbhisha^.
tAusn.: adjectiva mit sec. sulT. im schUis^liede behalten-
I ihren accent :
490 Richard Garbe,
girva/na^'y aas dem A. V.: ardhakaghoHn, patsm-
gin; ausserdem plvtisphakä (Ä. V.) mit prim. suff.
G. Beide glieder sind accentuirt:
in 0sp(Ui (R. V. 7. 38. 6 cf. ^dspatt), ndrOtämsa, fdß-
päti, sddaspdü; in tdnündpot ist der accent von d» ur-
sprünglichen tonstelle des Vordergliedes versetzt (tani);
Aufrecht, de acc. comp, sanscr. § 53 accentuirt irrthäm-
lich tanündpat.
Anm. 1. Vgl. Pän. 6. 2. 140 ^t^he vanaspa^adidiu juga-
pat I varui^mti üjepafnadishübhe pürvoUarapade juga^d
prdkrtja lihavataK; dem gana vanaspaijadi gehört MfH-
ndpat (die tonverselzung ist von Pänini nicht bemerkt),
ndragdmsa, gdJctpdti an.
Anm. 2. hrhaspdti kommt hier, als eine einfache zosam-
menrückung ebenso wenig in betracht, als die nicht ein-
mal vom Padapätha für composita angesehenen hrämor
naspdti, Qunahgepa, sddasaspati u. and.; rdihaspdU, väm-
pdti sind falsche formationen nach analogie von bfhaspiti
wie wir ja auch im deutschen derartige bildungen auf-
zuweisen haben: 'liebeslust' für 'liebelust', *gesellschafts-
zimmer* für 'gesellschaftzimmei'.
Anhang.
Als logisch der tatpurushagruppe zugehörig, obwohl das
Schlussglied das upasar^anam (*das regierte') ist, haben wir noch
die composita zu erwähnen, deren vorderglied ein part prac^-
act. ist, zu welchem das Schlussglied in abhängigem casus-
verhältniss steht. Die Zusammensetzung ist auf der endsilbe
(dem Stammsuffix) des parlicipiums accentuirt, auch wemi, ^^^
gewöhnlich, im selbständigen participium der accent auf dem
wurzelvocal, resp. bei causativen auf der silbe aj» ü^gt:
rdhddrt, rdhddvära, vrg/cddvana; das participium ursprünglich
nicht auf dem stammsuffix accentuirt : äbharddvasu (bh(ir(ff^)f
krtddvasu (krtant ?J, kshajddvTra (kshdjant), guhAdavaÜfl
(gühant ?), Jcodajdnmati (Koddjant), tardädveshas (tdrant) dr^
vajdtkshüi, dravajdtsakfia (drävdjant), bharddva^a (n. pr. !>W-
rant), fnandddvira (mdndant ?), mandajdtsakha (manddjo»^),
javajdddveshas (javdjant, cf. karm. javajeUsakhd), vidddvas\^
. vtndant), grävajdfpati, grävajdtsakhi (gravdjani), sanddraj'h
sanddvn^a (sdnantj, sädddjmi (sddant), spfhajadvarna (sprU-
Dos accentnatioiiBaystein des altindiflchen nomm&lcoinpositunis. 491
jant). Beraerkenswerlh ist, dass der A, V. keine ihm eigen-
thümlichen derartigen biidungen enthält.
Eine analoge Zusammensetzung ist iraddhääeva {Qa.t. Br.),
das man als bahuvrlhi in der bedeulung 'vertrauen zu den
göttern habend' aufTassen müsste, wenn nicht die verwandten
sprachen entsprechende biidungen zeigten; solche finden wir im
Zend: frantennam, fraeahaodanh, viüdaqar&ia, und häufig im
griechischen: uQx^^oXig, xoafiönohg u.s. w. Dagegen verbietet
der accent dkaravßkä in der vom P. W, angenommenen be-
deutung zu fassen und dieser art von compositis zuzurechnen,
wie Grassmann richtig erkannt, bahuvrlhi; während
fikshßitca-ii, dessen oxylonirung die Veränderung des tliemas
mtr zu narii bedingt, mit recht als analoge bildung ange-
aeben ist.
Vorderglied iet eine appositiosellQ oder adverbiale
bestimmung (Earm&dliäraja).
A. Dasschlussglieü IeI ein adjecUvum verbale oder pnrticipium,
A. Der accent liegt auf dem acblus.'^flieile:
Wenn dasselbe ein adjectivum verbale ist;
das mit der wurzel gleichlautet oder durch anfügung von
t aus derselben entstanden ist:
oM, adrüJi, anagä, cmovft, ahhü4, amm^r, arüJi, asä,
i^nakft, uparispfg, iakvavi, trwrt, paramagjd, ptirogd,
firatargit, ^krapig., sitpratür, swniS, sSrja^t, svCÜth'ä,
iie accentualion von svävrß ist irrig (vgl.
die einleitung) ; aus dem A . V. : agharüd, ugra^it,
rifwfä, ftasäid, ekavft, dußU, düdd^, dvi^ii, navagdt,
pwüvft, (TiMtasäd, sat^ja^krt, savjastM, supä, susräs,
sushd, sviyamsrds, sväsdd.
Ausn.: sadhilstha (in übertragener substantivischer bedeu-
(ung, cf. Tatp. bhajdstha); zu tidü vgl. die einlei-
tung; ferner tidhrigu, änapasphur, ütiabhiäruh, dtuibhQ,
riprabhü, dprahan, süpraftJi; aus dem A. V,: dnapasprQ
änOdhrsk, dnfWßjS; süsath^ ist zweirclhaft, vielleicht
als vocativ aufzufassen : 'süsatii^asafi %>(tarah »vrdata nah'
18. 3. 16.
Anra.: inapävYt ist adverbialisirt. — Wenn man R. V. 8.
46. 17. mit dem P. W. öram iske in ein wort verbessert,
ist als thema aramtsk aufzustellen.
492 Richard Garbe,
b. auf suff. a; die Zusammensetzung ist oxytonirt, wenn
das adj. verb. im sinne eines part praes. acL oder
perf. pass. steht, dagegen paroxytonirt, wenn dasselbe
ein part. necessitatis vertritt, also in der composition
mit a oder dus den begriff der unausführbarkeit, mit
5t« den der ausführbarkeit der durch das verbum aus-
gedrückten thätigkeit bezeichnet.
a. das adj. verb. steht im sinne eines part praes. act
oder perf. pass.:
airpd, aju^d, avrdhd, agramd^ asuwvd^ uruhramd, evth
vadd, hxlpajd, kuXard, tuvigräbM, tummraksikd, pükor
gamsd, purojodhä, vrsharavd, satraharä, satrosakd,
sadaprnd, suparä (die bed. 4 des P. W. ist demnach
als die ursprüngliche, weil die accentuation bestim-
mende, anzusehen), ^Aiiki, suvend; aus demA. V.:
aghatnärd, aghahard, aranghushd, asadd, purahsard.
Ausn. 1. paroxytonirt : akshdra, a§dra (von Pän. 6. 2. 116
als bahuvrihi angesehen); sabardügha, wenn nicht über-
haupt eher mit dem commentator als tatpurusha au&u-
fassen, findet jedenfalls seine analogien in dieser klasse (A.
1. b. Anm. 1); zu surdnta vgl. die einleitung. Aus dem
A. V.: njagrödha^ st/ibüdha.
Ausn. 2. auf dem vordergliede accentuirt: dnapa^hura, dna-
vahvara, dnrtadeva, drisJianja, MUga, saddvrdha, sübharm
(die richtige ableitung siehe bei Gr.); aus dem A. V.:
dviMKala.
Adverbialisirt sind dnimisham (in folge einer modification
der bedeutung R. V. 1. 24. 6. oxytonirt), dnimesJuxm,
dvivenam; aus dem A. V.: dpramadam.
ß. das adj. verb. steht im sinne eines part. necess.:
addbha, durdhdra, durhdna, dushtdra, diihshdha, du- —
ddbha, dündga, 1. und 2. dünäga, sukdra, $tädra,.^_:
suveda, sushdna, sushdha, suhdna; aus dem A. ¥.2=-
durndga, dushpratigrdha, sukdlpa.
Ausn. oxytonirt: anavabhravd, avadhd, (mnvd, kunannamd^
aus dem A. V.: anavjadhd,
Anm.: Für diese und die folgenden nummern ist Pän. 6. 2^s
139 {'upapadat\ siehe tatpur. A. 1 . b. anm. 2) zu vergleicherr
c. auf suff. ana im sinne eines part. necess. Die zusamc — i
mensetzung ist oxytonirt:
Das accentuationssystem des altindisehen nominalcompositums. 493
Einige beispiele sind von Benfey, gramm. § 387, no. 3, B.
aufgeführt; hinzuzufügen wären: offrabhand, anarambhanä,
animänd (*unermesslich'), siäarand, supravdKand, suvi-
^ndnd, säpavanMand; aus dem A. V. : anapavaJcandy suKe-
fand, süpasarpand.
A n m. : Ein auf dem vordergliede accentuirtes compositum,
dessen Schlussglied ein adj. verb. auf suff. ana in dem
sinne eines part. praes. act. bildet, ist Qivdbhimargana;
sollte hier vielleicht das bestreben, eine Unterscheidung
von den analog gebildeten tatpurusha durch den accent
zu geben, hervortreten?
d. auf suflf. i aus der einfachen wurzel; die Zusammen-
setzung ist paroxytonirt. Bildungen aus der redupli-
cirten wui-zel werfen den accent auf das vorderglied.
r^twdni, tuv^ishvdni, durgfbhi, mahishvdni.
Ausn.: Aus der reduplicirten wurzel: dpra^a^üi, dviJcaJcali,
dmshvi, suQi^; aus dem A. V.: dmamri.
e. auf suff. in; die Zusammensetzung ist oxytonirt:
kevaiadin; aus dem A. V.: gardabhanadin, h-prc^
dafhQin, pürväsin, hastavasin, bdstäbhivasin (beide male
für ^vagin P. W.}, bahuKartn, s^dhudevin, sugamsin,
Ausn.: dnamin,dmtilrin; ausdem A.V.: suj(J^iin{9ß. 128. II).
Anm.: vgl. Tatpur. A. 1. f. anm.
f. auf suff. itnu; die Zusammensetzung ist oxytonirt : ana-
majitnü,
g. auf suff. l; die Zusammensetzung ist oxytonirt : di^h-
prävt, suprävi.
h. auf suff. ttu im sinne eines part. necess,; die Zusam-
mensetzung ist proparoxylonirt :
di$rdhdrftu, dashtdrUu,
i. auf suff. u; die Zusammensetzung ist paroxytonirt (?
vgl. Tatpur. A. I. g).
ahjdrshu, snsvdru (? *stark tönend' Ludwig).
Ausn.: dvidfdh(yu; aus dem A. V.: dlpagaju (cf. P. W.
nchtr. I., ursprüngl. bed. 'selten ruhend' d. h. 'immer
umherschwirrend').
k. auf suff. tu im sinne eines part. necess. ; die Zusammen-
setzung ist paroxytonirt:
dura^*itu, durdhdrtu, durmdntu, durvdrtu, dushpari--
hdntUy supraitu, stydntu.
ZelUctarlfl fBr vergl. Sprachf. N. F. IT! . 5. 33
494 Richard Garbe,
Änm.: Adverbialisirt ist suhäntu.
I. auf suff. tna; die Zusammensetzung ist paroxytonirt:
sushüma.
m. auf suff. tnan; die Zusammensetzung ist paroxjrionirt:
sutdrman (die Verweisung unter tarman im P. W. ist
zu streichen), suvdhfnan.
Änm.: prihüpragainan demnach wohl bahuv.
n. auf suff. ja im sinne eines part. praes. act.; die Zu-
sammensetzung ist oxytonirt:
(i^urjd, apagjd, avidcugd, urugojd, punarmanjd; aus
dem A. V.: ugrampa^d.
o. auf suff. van; die Zusammensetzung ist paroxytonirt;
abhjardhajd^van, äfupdtvan, pakastUvan, purqjävan,
raghupdivan, sukftvan; aus dem A. V.: agrihan,
uttanagtvan, stitrdvan (19. 42. 3).
Ausn.: dprajiävan, dja^an, dravan, satjdmadvan,
B. Der accent liegt auf dem vordergliede,
wenn das Schlussglied ein participium ist,
a. praes. act.:
dkrJdant, dtishthant, dtrshjant, ddevajant, dnavasjatU,
(Inimishant, dprajuKMant, dsant, dsunvant, dhifiisani;
aus dem A. V.: dkujpjant (20. 130. 8), dpratibruvant,
dprö/nant, dlubhfant, dmMIcalant, dviradhajani, dgapant.
Ausn.: alaläbhdvant, ^atl^anabhdvant; aus dem A. V.:
arundfiatt, asamjdnt. — Folgende z^vei composita aus
dem R. V. sind oxytonirt, während ursprünglich der
wurzelvocal des part. accenluirt war: alcoddnt (Ködant),
(isagJcdnt (jedoch daneben dsagHant, sdgKanf).
b. perf. act.:
dHiküvams, d^aghnivanis, dbibhtvams, drarivams, dvi-
dvams, dsagkivams; aus dem A. V.: düah^txiihs^ ^^
ddadivams, dpapivanis (G. 139. 4), dvar^vams.
c. praes. med.:
dnipadjamana,dfiivigamana, dnianjamana, dramofnanm^^
dhinisana, dhrntjam/lna; aus dem A. V.: rfprrtf^*;^-^
manjüjämäna.
Ausn.: anavaxlränd (A. V.).
d. praes. pass. :
Das accentuäiionssystem des altindischen nominalcompositums. 495
dksMjamana, dtapjamäna, äbudhjamana, dhim^atnäna;
aus dem A. V.: ddfQJamana (10. 8. 13).
e. perf. pass.:
dkfta, dkshita, dßjtäa, d^Oia, dgüata, dtürta (vgl.
atärta unter den ausnahmen), ädabdha, ddugdha,
ddfpüa, ddhrshta, dnapaJijtUa, dnapinaddha, dna^
hhiQosta, dnadhfshfa, dnänatn, dnäpta, dnibaddha,
dnibhrshta, dnivrtu, dnishhrta, dnishtfta, dnupak-
skita, dparo^ita, dparihvrta, dpraJcjtäa, dpratishku-
ta, dpragctsta (neben apragastd), dmita, dmrkta,
drishta, dvrta, dstuta, dstrta; ddthsu^tUa, dürdhita,
ndva^äta, puröhüa, sdnagrtUa, sukfta, sugttta (vgl. die
ausnahmen), südhita, sü^nUa, süsamiddha; aus dem
A. V.: dkhäta, dgata (ich folge Webers auffassung,
Ind. Stud. 5. 217), dMhinna, dglta, dtapta (9. 5. 6),
ddaUa, ddüna, dnäbhjakta^ dnatata (20. 132. 7),
dnOdishta, dnavrtta, dnirähita, dnishtrta (7. 82. 3 =
V. S. 27. 4), dmmmadita, dparahata (18. 4. 38),
dparimUa, djuta (vgl. unter den ausnahmen), dgctsta,
dsamsthita, dsankhjota (12. 3. 28), dhata (12. 1. 11)
dii^ita, kalca0kria, (vorderglied onomatopoetisch), sü-
Jcshata, südJirta, supratishfita, sugrta, süsannata, sti-
samrddha, sühüa (11. 10. 4), sväbhjakta, svajdnkrta
(8. 5. 9, dagegen oxytonirt im Taitt. Br.).
Ausn.: anamrnuy anagastd, apragastd, arishfutd, diM'üd,
duruktd, dushkrtd, puru^atd, purwpra^aid, purupragastd,
1. sukrtd, 2. sugotd (zur Unterscheidung von 2. sükrta
und 1. sü^ata), subaddhd, sühtd; in einigen Zusammen-
setzungen mit a privativum ist der accenl auf die penul-
tima versetzt; der ursprüngliche zweck dieser anomalen
accentuation scheint nach den drei zuerst genannten bei-
spielen gewesen zu sein, die bedeutung des compositums
aJs eine übertragene oder wenigstens etwas anders ge-
färbte zu kennzeichnen: amfta (nach Pän. 6. 2. 116
bahuvrihü), 2. atärta (vgl. diürta), 2. ajüta (vgl. djtäa
A. V.); aJHtta, adfshta, asürta ('dunkel' neben sürta
R. V. 10. 82. 4, das trotz der anomalen betonung part.
perf. pass. von svar zu sein scheint, vgl. ^üshfa). — Aus
dem A. V.: amotd, durbhütd, supragastd, stibhütd, sväkta
sbst. neutr. (su -f- ä-akta).
33*
496 Richard Garbe,
Anm.: vgl. Pftn. 6. 2. 46 (dvandva IL anm. die be-
schränkung anishihä ist sinnlos); 61 %fe niijarihe \ kta-
pratjajäfUa uUaraipade pare nüjarthe 9amäse pün?apadam
pmkrtja va sf(U' ist durch hinzufugung von niijarihe scanase
viel zu eng gefasst.
f. necessitatis : die regel gilt nur fQr die bildungen mit
suflf. ja, in denen der wuraelvocal gunirt ist (Aufrecht,
Z. D. M. G. XXV. 233); sonst föllt der accent von dem
ursprünglich betonten vocal auf die endsilbe.
a. bildungen auf suff. ja mit guna:
dgohja, d^oshja, ddäbhja, dnedja,
Ausn.: Der A. V. kennt in den ihm allein angehörigen
Zusammensetzungen diese auf der gunirung des wurzel-
vocals beruhende Unterscheidung nicht: ajodhjd (jödhjq),
asambhavjdm (advcrbialisirt, bhdiya); auffallender weise
perispomenon : anativjaähjä (vjdcOija).
ß. andere bildungen:
1) auf suflf. ja ohne guna:
anapavr^d (vr§ja), ananukrtjd (kftja), anäpjd (äpja),
anindjd (nindja), apramrshjd (rnfskja), abudhjd (budh-
. j(^)f ajtidhjd (jüdhja), avadjd (vddja), avjathjd (vjdih-
ja); aus dem A. V.: anatjudjd (lidja), asankhjejä
(Jchjeja); merkwürdig als perispomenon: anava-
dharshjä (dJidrshja),
Ausn.: dghnja (neben aghnjd; die willkürliche betonung
erklärt sich wohl durch den ausfall des \viu7.elvocals);
aus dem A. V.: djahhja, süjabhja.
Anm.: Pän. 6. 2. 160 'JcrtjokeshnuJcJcarvffdajaglca | krtja —
— • itjevamanta — nanah pare 'ntodäUa bhavantr kennt
nicht die unter a genannten composita.
2) auf suflf. i^jja:
aJiiiavajjd (hnavdjja),
3) auf suflf. enja:
advishenjd ('dem man nicht übel wollen darr, *nichP
zu hassen' Ludwig, dvishenja).
B. Das schlu^sglied ist ein substantivum und adjectiTuni.
A. Der accent liegt anf dem schlussglietle,
wenn das Vorderglied ist
1) ein adjcctivum:
r
Dus iicceiiluafionssysleni das allindiBcheii nomiiinfcompositmi
497
folgt
^^*B) eil
I. uruksfuya, urvä^ra, rtavakd, dtrghajathä, navag-
varä, »lakapadd (wenn Ludwig's Übersetzung 'grosser
ort' das richtige getroffen hat), maltavird: der accent
von der ursprünglichen tonstelle auf die endsilbe ver-
setzt : agnäta^akshmä (jähshma), dvibhagadhanä (dhiina),
pdkadärvd (dürva), pisiiadOßjd (ägja), tuahagramd
(grdma), makadkatiä (dltäna); aus dem A. V.:
sämnitlicbe dort sich Undenden Zusammensetzungen
sind oxytonirt: a^radliira^d, ^jeshfavard, dakski-
nägni, papaicriju, papavSdd, maharslidbM (im P. W.
unter maharshabhä, wie das metrum zu lesen er-
fordert), ntahaganä, niakadevd (15. 1. 4), uiahätiagtiä
(14. 1. 3G irrlhümhch im text "gkryd anstatt "gnjä),
wahnJatHä, mahavrkshä, nuüidvratd; mit ursprunglich
nicht oxylonirtem schlussgliede : ardhamasd (mäs),
ardharHä (fU), asaSUhaM (^kha), mnapsträ (pätraj,
ptHija^emda (§dtta), bfha^/Hd (0la), maharshi (19.
9. 11; siehe im P. W. maharsbf, wie auch hier das
metrum verlangt, rshi), mahatkapdd {kdnda), maha-
vrskä (vfshan). nwimidrd (indra).
Ausn.: Auf dem vordorgliede accentuirl sind zusamnjeii-
setzungen, deren schlussglled ein subst. abstr. auf sufl'.
H ist: dgranlH, jidjukti, pürvjds^li, satjökti, — «rwAsÄÄ»
folgt der regei — , weiterhin auch nmahotar, inalidmaJia,
mahdmahwraia ; nni^ja und vrsJuin sind in der compo-
in auf der endsilbe betont : nwdhjdndma, mshäkajU
i(dagegen vrsha" in batiuvrihi).
ein pronomen:
pSa-vapäjja, 2>'irL-apeja, sarvahrd; uxytonirt wegen der
Veränderung des themas ist ;rtirtja/ind (äkanj; aus
dem A. V.: idOvatsard, itürvarüpd (19. 9. 2), pür-
vOgni; mil ursprünglich nicht oxylonirtem schluss-
gliede: adfutrakemü (fidnu), anjaksheird (ksh&raj,
Uara^ands (jäiia), tittarahanü (9. 7. % hänu), utta-
raü^ant (? 20. 133. 5, dü^anJ ?), imrvatjanäs (4äna).
Ausn.: svd und vit^va im vordergliedesind betont, letzteres
mit Versetzung des accents auf die endsilbe; dasselbe gilt
für pürva, wenn das schlussglied ein subsl. abstractum
auf suff. ü ist (vgl. 1. ausn.):
498 Richard Garbe,
sodtavas, svdpeUi, svd^Kandra; aus dem A. V.: svd-
Iwtar, — svard^ja folgt der regel — ; vigüödevas, tnj-
vdmanusha (^jeder mensch'), viQvdgBandra; pürvdh
JHUi, pürvdplti, pürvähüti.
Aiim.: Die beschränkung 'akarmadhdraje' bei I^p. 6. 2.
130 (tatpur. A. 2. anm. 3) ist, wie svarä^a zeigt, ungiltig.
3) ein numerale; die Zusammensetzung ist oxytonirt:
ekavJrd; mit ursprünglich nicht oxytonirtem schluss-
gliede: soptorsAa^o^ ("sap^rs^'o^ zu lesen, f 5^0. Aus
dem A. V. : ekartü (im P. W. ekartü, wie das metrum
erfordert); mit ursprünglich nicht oxytonirtem schluss-
gliede: ekarshi (im P. W. ekarshi, wie der text des
A. V. 10. 7. 14 hat ; dagegen ist 8. 9. 25 ekarshi vier-
silbig zu lesen), ekavrshd (vf-shan), ekavrotjd (vrdtja),
ekashfakd (dshtaka), saptagrdlwds (grdhraj,
B. Der acceut liegt auf dem vordergliede,
wenn dasselbe ist
1) ein participium (?) :
sdipati.
Ausn.: javajatsakhd, oxytonirt wegen der Veränderung des
themas (sdkhi), vgl. javajdddveshas in dem anhang zur
tatpurushagruppe.
2) ein substantivum:
ddribarhas, tUükajatu und die anderen Zusammen-
setzungen mit jatu R. V. 7. 104. 22 (QUQtUäka^, ^d^,
koka^, supariid^, gfdhra^).
Ausn.: Oxytonirt mit ursprünglich pai'oxytonirtem schluss-
gliede: ragajakshnid (jdkshma),
Anm.: gignddeva, das der accentuation nach hierher ge-
hören könnte, möchte ich, wie auch Ludwig will, nach
der erklärung des Nirukta (oigtiadeva abrahmaKarjäh,
4. 19) als bahuvrihi fassen: *sich das gignd zum gott
machend' d. h. 'dem phalluscult huldigend'. Die im
P. W. gegebene und von Grassmann adoptirte erklä-
rung von märadeva ist mir zweifelhaft; Ludw. übersetzi
'thorengötter'.
3) eine adverbiale bestimmung:
a. Hervorzuheben sind die Zusammensetzungen mit a pri
vativum :
Das aGcentualioDssystem des altindischen nominalcompositums. 499
dkava, dkavOri, dkavi, dkumara, dkharva, oBUi,
d^asra, d^Omi, d^i, dgushti, dtandra, dtavjaths,
dirshna^, ddatra, ddabhra, ddagu, dda^uri, ddevaju,
ddvajavin, ddhtra, ddhenu, dnanubhüti, dnahüH, dnüti,
dnr^, dprdüetas, ämanusha, dpraja^u, dja§ju, djudhr
vin, dvä^in, dhati; aus demA. V.: dkcUjana, ddana,
dnapcUjavani, dnarpana, dninda (11. 8. 22, im P. W.
dnindd), dnwpadasvant, dpada, dpati, dpranunjuka,
dprija, dbrähniäna, dbhüti, drukshna, dviKKheda, dviUi,
dvidja, dvratja, dguna (ich folge Webers aufTassung
Ind. Stud. V. 206), d^raddha (vgl. a^addhd bahuv.),
dglana, dsaü^üa, dsamrddhi, dsapatna, dsrama, dharita.
In einer anzahl von Zusammensetzungen bildet das schluss-
d ein schon fertiges compositum.
a. Tatpur. i. eng. sinne:
dkätnakar^na, dgamdfui, dnagnüra, dtutgtiidagdha,
dfMgvada, dvfrahav, aus dem Ä. V.: ddarasrt (die
bedeutung siehe im P. W. unter dara), ddoinada,
ddomadha, ddevrhan, dpaguhan, dbandhukrt, döhrMr-
hon, dvigvavinna, dsvaga.
ß. Karmadh. :
ddurmakha, djMiQlcaddcighvan,
y. Bahuv.:
dghoraJiaksihus, ddumkingala, dnusrajäman, dnürdh-
vabhas: aus dem A. V.: d^agdhapapman (siehe im
P. W. unter ^aksh), dndktahsha (20. 128. 6), dsär
bandhu, dsarvavJra.
Ausn.: Abgesehen von amitra und avtra, in denen die ur-
sprüngliche accentuation des schlussgliodes verändert ist
(mUrd, vird), sind sämmtliche ausnahmen, eine verhält-
nissmässig grosse anzahl, oxytonirt: cJcürd, agaraju, ani-
badhd, 1) anagü, antdband, ajarUrd, eyoddhdr, avadhrd,
avifostdr, agrlrd; mit ursprünglich nicht oxytonirtem
schlus^Iiede: adroghd (drögha), anaturd (dtura), aja^jd
(ja4^ija)y avidhavd (vidhdva), aviprd (vipra), avrkd (vfka),
aslhüri (stMri); aus dem A. V.: anasmakd, agltld; mit
ursprünglich nicht oxytonirtem schlussgliede: avairahatjd
(vairähatja).
An HL 1. Adverbialisirt sind dsami und ddroghanh (vom adj.
adroghd).
500 Richard Garbe,
Anm. 2. Pän. 6. 2. 116 ^naüo gara^naramUramrtähl-
mUra — itjetanj uttarapadäni tianaJi paraiiii hahumUt
adjuidäUani bhavanti' sieht amUra falschlich als bahuv.
an, giebt aber die richtige accentuation. — Dass scb
158 'akroge Ka \ aJi — Ujevamantam uttarapadam nmak
param akroge Ha garnjc 'ntodaUam ßJGf durch anagd und
agrird belegen lässt, ist rein zufallig. — 161 'vibhasha
tfnnanncUtkshjMQuKishu \ tff% — — — üjeteshu naiak
pareshv anta udätto va »jof widerlegt sich durch ajoäMt,
avigctstär, asnatdr.
b. Ändere adverbien im vordergliede:
purö^üi, puröhiti, mühdava4JiJapa, satdmahant, saiuvJraj
sa^ämugra, sadhästtdi, sadhdstidja, sdhiüi, hdri^lktndra(i&
accentuation wegen wohl nicht als adjecUviscbes dvandva
anzusehen) ; in ardmuti ist der accent von der ur^rüng-
liehen tonstelle gerückt (dram); aus dem A. V.: pi-
narnava (in der v. 1. des R. V. punamava vocativ).
Ausn.: Das schlussglied ist accentuirt:
1) in küUidarfhin, puraetdr, purafj^sfh&tdr, prälalisavd, $a^
mäda, sahagijja, sädhvarjd; mit Versetzung des accents
von seiner ursprünglichen stelle: jakkhreshfhd (greshtha).
Aus dem A. V.: amutrdbMja (7. 53. 1 = V. S. 27.
9), mithojodhd, saltakard; mit Versetzung des accents
von seiner ursprünglichen stelle: uparigajand (gdjam),
prötahsavand (sdvaiia),
2) wenn das vorderglied durch ditsh, puru oder 5U ge-
bildet ist:
a. dush:
durbhftif dumiati, durmürd, dtishüUi, duhskvdpW-
in duMhüna ist der accent gerückt (gundm); ^us
dem A. V.: dürishfi.
Ausn.: düshttäi (neben dttöhUäi).
ß, jjuru:
purudasmdy puruprijd, puruQÜandrd,
y, su:
stUlrtM, sudhf, smijti, suprdUetas, sunuUi, 1. simi^
sugasti, sugeva, sugkundra, suMtar, svapi; in sm^
und suvtrja ist der accent von der ursprünglichen
tonstelle versetzt (vJrd, vJrjä; suvtrja ist vielleichl nur
secundäre Weiterbildung aus stivtra), ebenso in den
SiÖDffiyetem dm alUiicIiBdien ijoniinalcomptM
oxytonirten stwtisand (viisana), I. sushümdn (sdnum;
(wohl zur Unterscheidung von 2. sushdman). sushara^i
(sAratki). Aus dem A. V.: suHiträ, 1. suähd, su.nd-
kshaira, sujmshti, suvüriiian, 1, sufdrwan, susäjd,
svar&üi, svalpakd, svßjnsä, sväiä; in siipafä ist der
accent von seiner ursprünglichen stelle vereetzt
(päia).
Ausn.: sünUi (neben sunitt), mbhadra, siimiti, sü-
vipra, stl^ahti, süshuH, stUtotar (neben suJiöiar); aus
dem A. V.; süpakca, süprija, sübrahman (30. 128.
7), subrohniarta, sübhishag, sübheshaga, sübhüti, sü-
grvH, smahti.
Anm.: Wenn das Schlussglied mit dem sec. sufT. ja
gebildet ist und auT diesem den svarita trägt, so geht
derselbe in der Zusammensetzung in den udätta über:
sumitrjd (mitrjä).
Anm. zu der ganzen nummer: Zu erwähnen wäi-en
hier noch (vgl. latpur. A. 2. anm. 1) durökain, mifhas-
pfdhja und aus dem A. V,: ääaüva (12. 4. 23), dprajä-
vam (19. Ö.5. 1; so ist auch 3. 5, 1 anstatt dprajävan
zu lesen, P, W. nchtr. 1).
i) eine präposition:
ddhiWto^ana ; änu\.{a; nidknivi; pdripaü; jndiavas,
prünapat, prdjxttha, prdpofia, präntaganda, prdvira;
viXarshani, vi^Htnütar, vimadhja, vlmanju, visadrga,
pjeni; aus dem A. V.: ddk^H, ddhipait^; dparüpa;
njärbuda (?), njärbtidi (?); prdtigatni; präpad; vi-
pakva; sdtiynrija,
Ausn. : parivutsard; samvaisarä, samkotrd; adhirOgä ist
wegen der Veränderung des themas (rä^an) oxytonirl:
aus dem A. V.: atigivd; antarde^d; t^ttamd; 1. pradiv,
2. pradi^, prapitamahd (dagegen präpilätnafta in der V. S.) ;
in pratigand ist der accent von der ursprünglichen ton-
stelle versetzt 0dna).
Anm.: Vgl. Pap. G. 2. 193 'prater (m(väd^}as tatpurus/ie \
prali i^elasmat pare am^ ii}e7)amadajas tatpurushc 'ntodotta
bbawtta* wegen pratüinnd; §dna gehört zum gapa
nm^adi.
502 Richard Garbe,
Coniposita relativa (Bahuvrihi).
I. AdjeotiTa.
Der acceut liegt auf dem vordergliede.
Dasselbe ist
1) ein adjectivum verbale:
dtdjagni (?), gnUkarna, sthärofman.
Ausn.: Oxytonirt wegen der Veränderung des Ihemas:
sanisrasakshd (akshdn, dkshi) A. V.
2) ein participium:
a. praes. act.
bhrd^a^^anman, bhrd^adrshü, rüfatpofi^ rügaävoisa,
sddhadishti. — dhrshddvarna ; aus demA.V.: üjür
vasu, bhdvadvasu, samjddvasu (13. 4. 54; somß'iA
wegen des daneben stehenden ajdd/oaau, als part
praes. von sawri aufzufassen).
Anm.: Wegen des anklangs an die determinativen bil-
düngen (im anhang zur tatpurushagruppe) ist in einer
ganzen anzahl von compositis der accent von demu^
sprünglich betonten v^rurzelvocal des participiums auf das
suffix gefallen:
arKdddhtJma (drJcant), hrandddishti (krandatU), §ari-
dasJUi (gdrantj, djtdddjanuin (djutant ?), dravaMßkf%
dravddagva (drdvant), rap^üdJum (rdpgaiiü ?)^ stw-
nddratha (svdiiant?).
b. perf. med. mit passiver bedeutung ; dasselbe ist auf
der endsilbe betont:
jujugandsapti; mit ursprünglich accentuirter redupli-
cationssilbe : dadrgandpavi (dddr^na).
c. perf. pass.:
dvajatahedas, iddhdgni, ishtdvrcUa, wttandpad, uttäf^
husta, üdjatasruJc, krtdbrdhman, kshiiäjus, gürtdpo^^
dJirtdvrata, pütddaksha, drshtdvlrja, prd^eUadakskiM,
juktdgravan, vibhütadjumna; aus dem A. V.: Ä"
tuksha (20. 128. 7), krtddvishfa, krtdvJtya, krtigas,
khinndpakslia, gagdJiapapfnan (im P. W. imter ^flfc*)>
dhrtdräshtra, nashtdvisha, fuishtdsu, mridbhra^, wr^'
manas, mHdvatsa, vUaiadhvara, guddhdhaski, sdf^
bhrtagrJ, hcUdbhratar, heUdniatar, hcUdvartas, hoiir
svasar, hutubhaga.
a aecentaationssyBlein des alUnillscheu nomiiwlcomposiluii
Ausii.: atividdhahJuisliäijä, kshiptabliesliagd (beide vielleicht
Itttpur.); wegen der Veränderung des themas oxytonirt:
parjastiütshd,
Aniii,: Pän. 6. 2. 107 'tidara^vesUushu \ — ofua — üjeie-
shüttarapadcsk« bahuvrihati pürvapadatn antndätfnm sjVü'
ist durch wAidtm, ninditäiva, juktdQva zu bellen; dii-
gegen hat die regel den fall nicht vorgesehen, dass das
paiiicipium vom coniponirLen verbalstamm gebildet und
auf der präposition accentuirt sein kann (sdmbhrtap}a)^
während HO 'nishtkopasargapürvam anjatarasjam \ u^m-
sargapürvapadalcam nishtiiäiUam pürvapadam bahuvrihHv
antoäatlam va sjat' ganz richtig darauf hinzudeuten
scheint, dass in diesem falle das vorderglied seine ur-
sprüngliche accenluation bewahrt.
3) ein substantivuni :
agnfholar, ä^vaniriti^, djakf^ipra, itidra^aty-u, rsbtividjut,
göagra, grdvahasta, ghrtdprshtha, gkridpratika, ghrtdjoni,
fljöiiranlka, devdkat}Hi, jmtrdkdma, mddhwlihva, määhv-
dhära, mqjüraroman, ja^Aäkäma, jtigüdvaJuts, renüka-
kata (siehe bei Grassmann), vd^rabaku, vd^a^aßara,
vägaratna, hiranjdkei^ (das fem. "t findet sich A. V.
5. 7. 9 oxytonirt; an der stelle ist Aw-oyja/^g/ai mit
dem svarita zu verbessern), hiranjap&ni, hiranjaJtasta;
in kbddifiastu und pdi;vaishU (cf. pa^janira) hat der
accent seine ursprüngliche stelle verlassen (khaäi, pagväs
gen. sing, oder acc. pl.), ebenso in abhishtidjumna (cf.
ahMsh^i^ravas) und gjottratha (cf. gjötiragra, gjMirantka).
Aus dem A. V.: agnUe^as, agnivOsas, drtnaiegas, apüpA-
ruü>hi,t{iotnukha,djo^ala,d&irakskiti,äsri»mtkha,dsih^hü-
jants, adhipartui, indrarshabha (das nietrum verlangt
ituirarshabha zu lesen), indrianedhin, fkshagrlva, r^ja-
pad (im text rigapad), käma^eshtha, kdma^alja (3.
25. S), kUdlodhan, kwmbhdmwshka, klibärüpa, kskurd-
pavi, kshurdbhrsMi, gatidharvdiiatni, gajatrdWtandas,
g/ipurogava, ghrtdihrada, Bmndcüipaksha (?), gdgoMhan-
das, ifdnikäma, ^ardmrtju, güatimukha, Hldvatsa, tri-
skfüp/chamias, ddkshiitagjotis, dänakfinnt. d>tdnakaina,
tUühdktlTiia, pdtikama, pargdnjapatni, pälrahasta, pdru-
8}iw/andhi,piirushategas,piisfitifcam<i,puriikama,pragdkfl-
mn, brdlimagjeshflui, bnihnuite^us, IMmigrha, mddkukiila.
504 Richard Garbe,
nuidhubhaga, mddkusanko^, mädhusamlrg<if «tonoA-
shashfha, mänaste^as (10. 5. 28), mdshägja (^mit bohnen-
öl gesalbt' 12. 2. 4), münike^j jarndfred^hi, rätha^üti,
vdrutjMie^as, varshägjc^, vdstmiM, väsuruH, vdUtgapOf
väMegas, väiapaint, vd^üie^ (10. 5. 26), nUeankaJtt-
mukha (vikatiluUt f. s= vihanhcUa masc. ?), vadcvano'
ra^eshtha, vjaghrdpratlka, gärapidrO^ saMcdIpakidmala,
sämote^as, simhdpratlka, aindhupatn^, sindhirü^f, surd-
daka, süJ^muklui, särjaketu, sArjaie^, sArjatvaMaSy
säfjapatnt, samate^, aömavarXas, sAmo/Qretkfka, sirt-
hhaga, svadhäprat^a, svdpnamulcha (^oh a^jecUv zu ^tü&i^
7. 100. 1), hiranfakafipu. hirafija^oUs, htra^jijaivataSy
hira^adrapi, hiranjamkshas, hiraiiyasra^; in tfkdUpaka
(20. 134. 3) ist der accent von der ursprünglichen
fonstelle versetzt (sthalt), ebenso in aoakclba (dvakä),
Ausn.: Auf dem schlussgUede accentuirt sind
a. bildungen mit den suff. ana oder d^:
indrapäna, ^anapdna, devapdna, nrpäna, rqjislhdna,
vrshapdna; aus dem A. V.: dewisadima, pUrskA-
dana; der regel folgen: kdsarabandhanä, rukmd^
prastarana (beide aus dem A. V.).
nrpdjja.
b. einige bildungen mit sufT. as:
abhibhü^6<fas, kshetrasddhas (siehe im P. W. unf.^]
sddhas), nrpegas, npndnas, nrvdhas (dagegen ag^^i
hhra^as, äQvapegas, ukthdvähas, sowie sammtli(^li
derartige Zusammensetzungen im A. V.).
c. folgende composita, sämmtlich oxytonirt:
numigrivd, jakshadrg (viell. karmadh.) ; mit ursprilrxfi
lieh nicht oxytonirtem schlussgliede: ardhagari
(gdrbha), vfshanoQvä (dgva); aus dem A. V.:
gagvard, angabl^d, ag^vishd (? 'im zahn gifl führen<i
gorüpdf dhümakshd, purusliosthd {ptwushtHXsthd, 5. 3 1
9) jagnapdd; mit ursprünglich nicht oxytonirt^ ^
schlussgliede: OQrtmiukhd (mükha), ushnihakshard (* -
1. 15, dkslmra), dhwnagikhd (gOcha), pavinasd (n^^
hrdbald (bdla).
Anm.: Pän. 6. 2. 42 (tatpur. A. 2. anm. 3 am ende) ^
durch das dem gana dasibharadi angehörige vdsu^[
(A. V.), 107 (2. anm.) durch vapödara, agägv€k, Osdnni^^
s accentuationssysleni i
1 Qomi nalcomposituiiis.
ZU belegen; dagegen steht 112 'karno varnaiakshartfU |
karita itjetadtUtarapadaih uarKavaUino lakslumava/üna^lM
jtarnm baiiuvrlhav adjudatUim yäf mit hiranjakania im
Widerspruch.
4) ein adjeclivum:
ugräbaJtu; ürdhvägrävan, ürdh^ä^His, ürdlivdsanu;
rtddhtti. rtäpe^as; ghordMkshas, ghorävarpas; kandrd-
mrn^, handräratJia, /iawirdvanta; grväptUra; tigmd-
jamhha, tigmdi^rnga, tigmähfÜ, ligtndjudfia, tU/meshtt;
iveshm^umna, tvesMnrmna, tveshdraiha, tvcskäsandr; ;
dirghiUantu, lilrghdjaQM, dirtßd^ravas, dlrghdjus;
I -dr^in^itena, drsknvbgas; dhunäi (dfmnd = d/itim?);
i pi^Agabhrshti, in^ttgaräpa, pi^ngasandr^ ; pünja-
gandha; ptxUttnaragmi; prijdmedha, prijämniai bahu-
■ idnta; brhdX/ihravaS, brhd^t&tha, brhäddiva ^dagegen
brhaddivd n. pr. einer göüiii), brhdähltmu, brhddratha
(einmal daneben brhadrtUhd, ursprünglich rätiia
paroxylonirt) ; hh^/rikarman, bhäridhajcts, bhilriretas,
bhürivarpas, bhärivtlra; mdhikshatra, tndhivrata; vfsha-
poni, vr^ma^ias, vrsharatha, vtshaiwata (dagegen
vrsha^prd n. pr, eines dänions, ursprünglich gipra
accen t uif t) ; ^ukrdvar/cas, Qti/:rdvarna, gukräsolHs ;
^ülci^aimutn, ^üKidiwt, ^üJcipef^, ^i&ivraia; QOvd^va;
s^jAdhartnan, so^manman, saijdrot^as; sthirddiian-
van. Aus dem A, V,: agkdvitha; dr^imakantla ;
ö/jpa/xtfti (12. 4, ä5); /(rärddanu, ardrdpavi, ärdrd-
pavitra, ardrdhasta; ugrdjitdha; ilrdlwdbudhia, fli-dhvd-
mapna; auksiuigandki; kalmäshagriva; kfpigu; glvi'c
barhis; tiffnidte^as; Ukshttd^nga (einmal im R, V.
YtAs vocativ), tlk^i}ishu; trshiädafman, trshtddhüma;
^ ttirghdf^maQm; diiräiravas (dßrefrat>öS im P. W. auch
für A. V. 20. 135, 11 unter dem worle vennuthet);
I nitjattatsa; pifrantminas; pthijagandki; pratiktnaphala;
präRtnapakEhn; bt^hnikartta; brliäßtHiandas, brhdt-
wm; brad/mdioka ('zur weit des br. gehörig'); bhü-
' ridhana, bhitripajü, bhirtm^a; vrshadant; gUd-
hrada; ^rdprshßa; ^avddatU; p-^ahketa; satjdvart-
man, satjdsandha; samondganmfm (8. 9. 23), smiiand-
;ofe» (9. 5. 28); sthirädh^mn; hdritasra^.
n.: Das sehlussgliod IM nef^ntuirt
506 Richard Garbe,
1) in hhiirjakshd wegen der Veränderung des themas.
2) wenn das vorderglied durch omki, äsUa^ hrdki, iräm,
darQotdy parushd, päti, bahü gebildet ist:
krähukäf-na (dagegen im A. V. oxylonirt mit modi-
ficirter bedeutung); trsliulcjdvus; dargatafri; bck-
päjja, bahupra^ds, in bahvannd ist der accent g^ckt
(dnna); aus dem A, V.: asUa^ü; pcurushälivd; in
anüivhheda (20. 136. 1) ist der accent von der lu^
sprünglichen tonstelle auf die penultima versetzt
ßhedd), in pätira^gü (eigentl. ^mit fauligen fasern*)
auf die ultima (rd§^).
Schwankungen zeigen sich, wenn folgende adjectiva
im vordergliede stehen:
a^u; ägväpas, ogvägva — dguhfyikas.
%iru: urugavjüM, arüdhara, urujuga, tmiloka — 2)Mrtt-
kshdja (der A. V. betont urukshßja)^ uruKakrdf wfk-
Mkshas, uru^d^as, urui^dlkis; oxytonirt wegen der
Veränderung des themas: arünasd (nds).
r^: r^üragmi (A. V.) — r^ikrdtu, r^mushkd, r^tAdsta,
h'shnd : krshndgarhha, krshndgatkJMS, krshndpavi, krshm-
jama, krshnäjoni u. and. — krshiakdrna (A. V.).
Uiträ: UitrddhragaU, KitrdbarhiSy Uitrdbhnnu, kitrdwQkd^,
JcUrdjänia u. and. — kitradrQJka,
luvt: tuvideshtm, tmnbrahntan, tuuivcuja, tuvi^f?as,Ut^^'
magha (cf. tuvimaghd) — tuvidjumnä, tuvinrnm,
tummaghd, tuvirädhas, tuvigüshnia, tuvjögas; mit Ver-
setzung des accents von seiner ursprünglichen lon-
stelle: tuvigrtva (grivd) und tuviprati (prdti), /wt?i"
niatrd (mätra),
ntla: ntlaprshßa; aus dem A. V.: nflagiJihand(i "
ntlnndklid (A. V.).
puni: purünäfnan (A. V., einmal im R. V. als vocativ)-
puruddmsas, ptirudrapsd^ purunihshtdh, ptirunrrn^
piu^putrdj pto-upegas, purubhö^as u. and.; in |w«^
vfra ist der accent gerückt (vtrd); aus dem A. V-
puruddfna, puruvdrtman,
prthü: prtliüpäni, prthuprcufmia, 2)rihüpragäman, pfA^'
budhna; aus dem A. V.: prthügircis, — prth\ngTd^
pHhugrdja, j^V^^^^^J^j pHhnpdkshas, p^ih^y&T^
prthupd<ias, pfthugrdvas.
Das accentuaiionssystem des altindischen nominalcompositums. 507
prfm: prgnigarbha, pfonigo, pfgnifnatar; aus dem Ä. V.:
prgnibahu — prfniparnf (A. V., setzt vielleicht ein
masc pfi^ny^arna voraus ?).
mahä: fHohämanas, mdhdvadha, mahävrCUa, mahdsena;
aus dem A. V.: mahdMaman, moMbudhna, maJutsja,
maJuinmäHa — oxytonirt mit ursprünglich nicht oxy-
tonirtem schlussgliede : tnahakidä (Mla), mahagajd
raghü: raghüvartani — raghujdman,
lohüa: Aus dem A. V.: lohiiavOsas, löhitaya — oxy-
tonirt mit ursprünglich nicht oxytonirtem schluss-
gliede: lohüamd (V. S., iirna).
vibkü: vibMvasu — vibhukrdtu.
vfdu: v%du^ambha, vldüpani (daneben vldtipani), vldü-
haras, vidvanga — Vidud/veshcLS, vldupdtman.
QÜi: (üibhasad (Taitt. S.) — güipdd, gitiprshthd; aus
dem A. V.: güikdkshay (üibdhu (dagegen im Ja^r-
veda oxytonirt).
Qfvd: QivdsanJcalpa (V. S.) — oxytonirt mit ursprünglich
nicht oxytonirtem schlussgliede: givapard (A. V.
dparä).
svadü: svadusammud (A. V. vgl. tatpur. A. 1. a. anm.
1) — svadushathsdd (R. V.).
häri: hdridJu^jas, hdrijoga, hdrivarpas, hdrivrnta, hdri-
(ipra^ hdriQnMgäru — harigrt,
hiri: hirigmacru — oxytonirt mit ursprünglich nicht
oxytonirtem schlussgliede: hirigiprd (cipra).
Anm. 1: Man wird bemerkt haben, dass die adjectiva,
welche, wenn auch nicht durchgehend, den accent auf
das Schlussglied werfen, vornehmlich i- und w- themen
sind; dieselbe erscheinung ist unter den numeral. bei
dvi und tri zu beobachten.
Anm. 2: Pän. 6. 2. 107 (2. anm.) ist hier durch tigmeshu,
ÜhshnidM und mehrere Zusammensetzungen mit o^t^a zu
belegen, von denen jedoch nur die der regel genügen,
deren vorderglied an und für sich oxytonirt ist: arundcva,
r^rdQva, 0rdgva, Qjavdgva, dagegen pfshadagva, rohidoQva,
hirjagva; 112 (3. anm.) entsprechen kfdhukdrna und
506 Richard Garbe,
krsl^nakdfisM (A. V.), im widerspiiich steht biMirtikarna
(Ä. V.); 138 '^ter nüjabahva^bahuvnhi^ abhasai \ gU%
itjdasmat parain uttarapadam ni^^lbakf>aXkafn baht^^
vrtiiau pi^dkrija sjof gilt, (man sehe unter fUi); l^S
'sai^gMjafn mitra^inajoh \initra — i^fdajar uttarc^Mdc^
bahuvrJhau saü^Mjam anta uäättdk yäf ist wegen
mitrd {saH^M, weil n. propr.) zu vergleichen.
5) ein fertiges compositum:
a. Talpur. im eng. sinne: dn^satraJcoga, fid^OtasatjaC?^,
b. Karmadh. : dtaptaianu, dtürkidaksha, dnabhimlatavar'9ß{t,
anavahhrdradlias, stilidvltunaman; aus dem A. V.;
ddabdIiaUaJcshus (13. 2. 44), ddabdhasu, amftäsu, dris/t-
tagu, dvi^vUUagada (der accenluation wegen nfe*^^
tatpur.) dhrtajagnakratiL
Ausn. : aMhinnaparnd (A. V.).
c. Bahuv. : ddabhiwratapramcUi, anantdfushtna, dirghäj^^
QoUiSy puruvdraimshii, svabhishtisumiia, hdHmanjus&jak^^^^
(*eine somabegeisterte wafTe führend'); aus demA.V^-
anupurvdvatsa, abalddlianvan,
Ausn.: ahigtishmasdtvan; aus dem A. V.: stiparnasüva
()) ein pronomen:
tvdnkama, fvddiUa, tvdvasu; tdtsina, tddanna, tddapas
tadidartha (merkwürdige bildung), tddoJcas, tddo^as
jdtkama; hdbandha; anjdrüpa, anjdvrata, atijödara
sdrvagana, sdrvavTra, sdi^asena; svdkshaira, svd^a
nian, sväbhänu, svdjagas, svdjukH, svdroJcis; au
dem A. V.: anjd^iabhi; sdrvagu, sdrvatanu, sdrv
päd, sdrvaparu, sdrvapürusha, sdrvarüpa (9. 7.
dagegen sarvdrüpa im ^at. Br. mit Versetzung d
accents von seiner urspmnglichen stelle), sdrvahäji
sdrvänga (einmal im R. V. als vocativ); in sarv
^anman ist der accent von der ursprünglichen to
silbe gerückt. Dasselbe geschieht bei vigva in sämm
liehen Zusammensetzungen (vgl. tatpur. B. 1. a
2); aus dem R. V.: mQvdkamum, vigvdkrshti,
vdUakshas, vigvdpegas, vi^vdbJiaras, vigffdmanctö, v
vdrüpa, vi^dvasu, vigvdvara, vi^ju, viftvKi^; a
dem A. V.: vi^dgarbha, vi^vdXakskana, vigvdgi
nmn, vigvdnäwan, vi^d^arada.
Ybb accentuationssystem des altindischen nominalcompositums. 509
lu sn. : Oxytonirt mit ursprünglich nicht oxytonirtem schlass-
gliede: ahampürvd (parva)', aus dem A. V.: vigvangd
(dnga),' sarvavedasd (vSdas), svapcUi {pdti; 8. 6. 16 ^mann-
versehen' Weber. Ind. Stud. V. 258). Mit affix ha:
sarvakeqakd.
1) ein numerale mit ausnähme von dm und tri (vgl. 5.
anm. 1); von den dem A. V. allein angehörigen Zu-
sammensetzungen mit diesen zwei zahlen folgt der
grössere theil der regel:
ekaXaJcra, ekapad, ekarüpa, ekaju; aus dem A. V. :
äcaie^ana, ekanemi, äkapcUnt, ekamukha, eka^pha,
eka^trshan, eka^nga, ekagrtishti.
Icdturahga, Kdiurantka, Hdturagri, UdtwhhrshU u. and.;
aus demA. V.: liaturdamshtra^ Jedturbüa, Kdturmra,
MtwhanUy Udttihqrotra, Kdtushpaksha (das thema ist
vedisch eigentlich fcaiür und tritt in unserer accen-
tuation nur in fcdtasras auf).
pdAKapada, pdtUcajaina, pdAKarofmi, pdtiXahotar, pdfi-
Jiara; aus dem A. V.: pdnTUmamany pdfXabila^
pdalcagcUa, pdfiKanguri, pdMäpüpa, pdüKaudana.
shddara, sJidda^a, shddvidhäna; aus dem A. V.:
shdipdksha, shdtpad, shdnmajükha.
saptdgu, saptcXakra, saptd^ami, mptd^va, saptdtantu,
sapiddhatu u. and.
€iskfdpad, ashtdvandhura; aus dem A. V.: ashtdputra
(8. 9. 21), ashtdjmi (8. 9. 21), oshtdKakra, ashfd-
paJcsha.
ndvapady ndvasraJUi; aus dem A. V.: ndvadvära.
dagamaja, ddfajantra, dd^aOut, dd^agäkha, ädgll-
bhtQu u. and.; aus dem A. V.: ddgapaksha, dd^agala,
ddgagJrshan, ddgäsja.
dvddagära (A. V.).
Mmfddara (A. V.).
Qoidhratu, gatddura, gaiädhora, QcUdparvan, gaUmüH,
gaidQärada; aus dem A. V.: gatdkOnda, gatddani,
gatdjoni, gatdvadha (11. 2. 12; 12. 5. 16), gatdvara,
Qaidvfsh^a, gatdgäkha (im P. W. irrthümlich par-
oxytonirt), gaidhajana; gatäpashfha.
sahdsroKakshas, sahdsraißfha. sahdsradhara, sahds-
ranirnifj, sahdsraparna (f. H oxytonirt im A. V.),
Iirift IDr TergL Sprachf. N. F. m. 6. 34
510 Richard Garbe,
acJiäsrabhfshti u. and.; aus dem Ä. V.: aoUsra-
kaitda, sdhdsrakunapa, sdhdsranaman^ sahdsraprsk^
sahäsramüla, aakdsra&ifjd^ sahdaragkika, saMsrajm,
Ausn. 1. Oxytonirt, auch mit ursprünglich nicht oxy-
tonirtem schlussgliede, sind : KcUurakshi, ^MdakAd, saka»-
rakshd, sähasrargM; ekapard (pdtu); aus dem i.V.:
ekarätrd, HaiürOJtrd .... saptarOlrd (rdtri), Kaiunffshd,...
dctgavrshd (5. 16. 4 — 10, vrshan)^ sha^jogä, a8htafogd(}ij(ih
dvadagdhd (uhan),
Ausn. 2. In Zusammensetzungen mit äfn und <iri ist die acceo-
tuation des schlussgltedes auf seiner ursprünglichen ton-
silbe überwiegend:
dvigdwman, dvi^dm, dvidhdra, divipdd, (dagegen ivir
päd A. V. 13. 2. 27; 3. 25), dmbändhu, dvibiM
dvivartani; aus dem A. V.: oxytonirt wegen der
Veränderung des tbemas: dmvrdid (5. 16. 2, viika»\
dvirätrd (rdtri). — Der regel folgt dvigaaoas und aus
dem A. V.: dvi^ihva^ dvipaksha, dvimürdkan, dxjigf^
(5. 19. 7).
trikakübh, iriXakrd, triidniu, tridhdtu, irindbhi, tri-
päd (dagegen tripad A. V. 13. 2. 27; 3. 25), if>
po^asjd (mit Übergang des svarita in den udätla,
pägctsjä; cf. kannadh. B« B. c. 2. anm.), triprsklki
trimdntti, trivdrütha u. and.; aus dem A. V.: in-
kaküd. Oxytonirt mit ursprünglich nicht oxytonirtem
schlussgliede: trikagd (kdqä), tribandhu (bdndhu)f tri-
harhis (bdrhis), trivandhurd (vdndhura), trishadhas&i
(sadhdstha), trjantkd (dnlkd), trjudhdn (Üdhan); aus
dem A. V. mit Veränderung des themas: ^rttrsW
(5. 16. 3, vf^an), tfjajushd (5. 28. 7 = V.S. 3. 62,
äjus). — Der regel folgen tfjämbaka, itjärunaj triä-
rmha, irjägir; aus dem A. V.: irishandki.
Anm. 1: In dem vorwort zum zweiten bände der übe^
Setzung des Rgveda bemerkt Ludwig richtig, dass triräffi
falsch zu sein scheint; doch kann ich seiner conjectur
nicht beipflichten, sondern möchte einfach tfjd^ lesen.
Da man, wie das metrum zeigt, in vedischer zeit tri'ä{ri
sprach, konnte es leicht geschehen, dass sich mit an-
klang an das danebenstehende kdhiragri das fehlerhafte
trirdpi in den lext einschlich.
I BCcentnaboiiBsystei
1 nominaJcoinpoutuins.
Anm. 2: Vgl. PSn. 6. 9. 197 •dvitribhjam paddanmürdhasu
baJtuvrihatt \ dm tri meiabhjam paresku päd dat mürdhan
iljeteshu sats» bahuvrThavanta \idaito M sjaf : dvipdd,
trvpAd, triniürdhün ; dagegen aus dem A. V. : dvipad,
tripad, dvimürdhan.
8) ein adverbhini mit ausnähme von a, dvsh und su:
äntiväma, äntjüti; avödeva; ärmgha, är^radja ; avir-
f0ka; iiäoH; ittkddhi; ihSiamaiar; nJScäkaJcra, uKkä-
imdhnaj i^rilntdkna, nptfriniartja; ubhajädant; tirv-
jiüi ; küjaviüi ; Üihittnnmanas ; dakshiwit^haparda ;
«KfRAJAi, nä/nasarja\ niMvajas; par6m{^a; jJMrdA-
prasravana; purudhdprattka; sAketa, sAkraint, sdgMfa,
sManas (neben saSdnas), sd^tas, sthiäbhi, sdnaman,
säntda, sdnemi, sämanju (einmal satnanjü), särüpa;
sa^dSH, sadjöartha; sahägopa, saJidMhandas, saM-
danu, sahdmara, sc^ävatsa, sahävlra, sahdsaman ;
sumddgana, smddabhliU, smddishia, smddüdhan, sm<id-
'■ diskpi (nach analogic der letztgenannten composita
I ist R. V. 10, 99. 7 smdlstigata zu verbessern); aus
i dem A. V. : adht'rvaUas (von Wrz. vaM; so ist wohl
I mit den MS. 5. 11. (j zu lesen, Roth, abhandi. über
' die Atharva Veda, Tübmgen 185G, pag. 10); dn-
tishumna; ari^afru; ihäkrattt, ikdUiita; fdhanmcmtra;
Hrjdgbila ; dür^avjüfi ; nänonlpa, ndnavirja ; paröksha ;
ptbtartiiagha; wipvrftospfl«», m^vdtasprtha, vigvdtodhära
k(4. 14. 4 = V. S. 17. 68), vi^dtmrja; sdlatta, sd-
fi^a, sdbrfihmana, sdvdJcas, sdhrdtya, sdiiga; sahd-
Yka^ßaka, sahddevafa, salidpürvsha, sahdbkakaha, sak4-
fMl»iAtUa, sahdsiUiavaka ; smttddgit; In tfra^UirO^i ist
Väter accent von seiner nrsprüngllchen tonstelle ver-
setzt {Hra^M loc.).
Ausn,: Auf dem achlussgliede accentuirt sind neben an-
1 hauptsächlich einige Zusammensetzungen mit so;
stt^dsha, soffiishas, sadfi, sadr^a, saprdtJias, sahddlias
fstttnarjä als i>erispomenon ist nicht ans sd-\-mdrja
zusammengesetzt, sondern eine secundüre büdung aus
$imara) ; ferner adhoakshd und mit ursprünglich nicht
I accenluirtem schlussgliede: purorathd (i-dtha), ^iigajd
(ffdja), aus dem A. V.: parabsaltasrd (sdkdsra).
^ders her vorzu lieben sind die composita mit
512 Richard Garbe,
a. a privativum; die zusammensetzimg ist oxytonirt:
aketü, cJiakrd, addnt, anakshd, anava4i^> 2* o^^
änidhmd, anukthd, anfU, apdd, abhogd, dbudkMi,
aja^nd, anaQnidn, areitü, avishd, avratd, agipoiij
agirshdn ; mit* ursprünglich nicht oxytonirtem schluss-
gliede: akalpd, (kdljm), ährcUü (kdrtu), agavjüU (gio-
jüti), dßetds ßäas), aJcodds (Uodas ?), a^avds (jäm),
adakshind (ddkshvUl), adämdn (ddman), adußämi
(dukJcliüna), anantd (dnta), mwpnds (dpnas), anoMi^i
(abhtgu), anamlvd (dmTva), anagrü (dfrti), impi
(dgva), anajudJid (djudha), anindrd (indra), anivefiMi
(niveganaj, anüdJids {Üdhas; vielleicht anüdhd als
thema anzusetzen), anend (^, enl), anends (im),
anehds (ehas ?), apürushd (pwrusha)^ apegds (pepn),
aprcUi (prdti), apratimand (prcUimäna), aphald (phäa),
äbandhand (bdndhanq), abandhü (bdndhu)^ abald (hHa),
dbhratrvjd(bhrdtrvja), amantü(indfUu), a»narmdn(mdr'
man), anwnd (meiia), ajakshmd (jdkshma), arak$hds(i)
7'dkshas)^ araggü (rd^gu), ar(xfM(rdthq), arapds(rdfHa),
(rdsa), arädhds (rddJias), arepds (r^xisj, avajund arasi
(vajüna), avatd (väta), agatrü (gdtm), agimidd (^
da), asapatnd (sapdtna, sapdtnt), 1) asatnand (sä-
niana), asürjd (särja), aJuistd (hdsfa). Aus dem
A. V. : akshudhjd, atrshjd, anarfndn (7. 7. 1 *aiigen-
krankhelten (amian) vertreibend'? cf. a^j^a^; nahe
läge an der stelle die conjeclur aniarmdnam), anär
niajd, anävraskä, anosravd^ anpid, apaJcshd (11. 5.
21), aprapai^d (20. 128. 8), apründ, abandhrd, asm-
tapä (viell. karniadh.); mit ursprünglich nicht oxy-
tonirtem schlussgliede: aJcavoM (kdvaka), akäm
(känia), mmnguri (aiigüri), anabhri (dbhri), anamitri
(amitra), anajata^id (äjdtana), anupaseJcand (upasi-
Jcanq), anapafjü 1) (dpatja), apürvd (10. 8. 33 pArva)y
apf'atishthnnd (prcUishthdfia), abcUäsd (bcUdsa), amüä
(mala), avarkds (4. 22. 3, vdrJcas)^ avOstü (vishi),
agreshmdn (greshman ?), astraind (straina), asvapfii
(svdpna).
Ausn. 1: ageshas; in 1) avtra 2) ist der accent gerückt
(vJrd); aus dem A. V.: a^dni.
Dos occHituationssyatein des altindischen nominalcoinposituinB. 513
2: Die anomale accentuatioii auf dem vordergliede in der
folgenden beträchtlichen anzahl von Zusammensetzungen
lässl sich auch nicht einmal theilweise von ii^end einem
gesichtspunkte aus erldären:
dk^iti 2), d^, dgopä, ä^osha, älatka, 2} ödüi l),
d^u, ddhcnu, änOf/as, önapi, änürmi, dpürvja, äpra^a,
dpsu, dbrahmon, dbhaja, ämrtju, öfifii, ä^ratna, äsama,
dsa/mütl, ähams; aus dem Ä. V.: d0ifg,na, änigvara,
äpar^ara, dpra&xnkaga, dpra^as (dagegen oxytonirtim
^at.Br.), drogana, dvjafcas, dsamrdäha (viell. karmadh.).
b. dush; das schlussglied behält seinen ursprünglichen
accent :
durOdht, dtireva, dur^dman, durdfgtka, durdliür,
dumtdda, dumidnman, durmajü, dunnilrd, durvdsas,
dwviddtra; aus dem A. V.: durgdndhi, durbhdga,
durhdrd.
Äusn. : dür&i^r.
c. su; der weitaus grössere theil der Zusammensetzungen
ist auf der ursprünglichen tonsilbe accentuirt:
sukdrman, sukUh^ttkd, S) sukirti, suketü, sukrdtu,
sukskatrd, 2) sukshetra, sukhadi, sugdndhi, sugdbhasti
(einmal daneben sdgdbhasti), si^dva (man erwartete
' sugavd), stigodhä, sugü, 2) swgopd, svXakrd, SKÜdkskas,
f miXeias, suS/^rdis, su^dniman, su^dtunan, su^dmhha,
i eti^ihvd, $u0ürni, sugjötis, sui^atrd, sudämsas, sttddhsha,
auädkshiifa, suddtra, svddtu, s%iddnu, sudina, sudlU,
. audtdiü, sudfglka, 2) sudevd, sudjumnd, »uähdna, su-
tOülnvan, sudhdtu, sudht und viele andere; in suvtra
ist der accent von seiner ursprünglichen stelle ge-
rückt (vträ), ebenso auf die endsilbe in stigarbapatjd
(gärhapatja), sudhard (dkära), supivds (ptvas), sw-
' prajäs C^'djas), 1) sumedhd (medha), sugiprii (gipra),
' attsankägd (sdnka^), 3uhir(^ijd (hiraaja), süpasthä
(upds£ha), svanguri (afigüri), svapatjd (dpatja), sua-
hhishfi (abkishii), svdbhjgü fahkfgu), svaritrd (arttra),
' avdjwBid (djudha), smsh4 (ishuj. Aus dem Ä. V.;
sugrhd, stitdpas, sut^as, sunäbki, swndtnan, sapakshd,
gupavl, swna^i, savdhni; oxytonirt mit ursprünglich
nicht oxytonirtem schlussgliede: sti^aishßjd (gjaisk-
fhja), mit affix ka: svastakd.
514 Richard Garbe,
Au s n. : sugabhasti (neben sugdbhasii)^ 2. ^nf^t (neben sml^.
Anm.: Vgl. Pftn. 6. 2. 117 'samumnasi \ m Ujäasmat
param man os üjetadaniam uttarapadam Imhwmihao (Üjw-
dattam sjat ': sukdrman, sts^dnman, sunämtm, s\h
mdnman; suMkshas, suMStas, sutdpas, 8hU^, supefoSt
suvdrKas, dagegen supfvds, suprqjds; ferner 118 'bräiO'
dajagKa \ JcrcUu üjevamadajäh su üjekismät parä bai»-
vrihav ^udaUa bhavantf : sämmtliche nomina des gana
kratvadi sind in der compositi(m mit su vedisch und,
2) sühavjd ausgenommen, mit dieser regel äbereinsUmmend
accentuirt. 1 19 'adjtidattam dtjoM Jlhandasi | su üjäamttt
param adjudaUam dvjaWcam jad uttarapadam iad hakwrf-
hati veda ffdjudattam eva sjaP übersieht trotz der ausdrück-
lichen bezugnahme auf den veda eine anzahl oxytomrter
Zusammensetzungen wie sudMrd u. and. Für suvtra ist za
nennen 120 'vtravtrjau Tca \ vTra vir ja Ujeiau Xa suHje-
tasmat parau bdhuvrthau Khandasj ödjuddUau hhoMtoil;
suvtrja ist karmadharäja.
9) eine präposition:
äti: dtjavi, dtjürmi.
Ausn.: Oxytonirt mit ursprünglich paroxytonirtem schluss-
gliede : aiirätrd (rätri), aus dem A. V. : atimatrd (mdtm).
ddhi: ddhinirnig, ddhiratJia, ddhiraiha, ddhiruknia,idln-
vastra, ddJijaksha; aus dem A. V.: ddhira^gu,
Ausn.: adfngavd (gö),
dnu: dnupa4ha, dnu^rcUa.
Ausn.: anushat jd; oxytonirt mit ursprünglich paroxytonir-
tem schlussgliede: anukamd (kdma); aus dem A. V.:
anukäla,
antdr: antdhgalja (^at. Br.); in dntaspatha (R. V.) ist
der accent gerückt (antdr); man könnte geneigt sein
anzunehmen, dass diese accentuation irrthümlict
in folge der daneben stehenden dpatlwjo, vipalhok
dmipathüh (R. V. 5. 52. 10) entstanden sei.
Ausn.: antardävd (A. V.).
dpa: dpadmshpad, dpavrata, dpodaka,
dpi: siehe die substantivirten composita.
. Ausn.: apipräna (pränd).
Das acceniuationssystem des altindiscben nominalcompositums. 515
abki: abhtkraiu, dbhi^fu, abhirashtm, abhimjas, abhi-
vfra; aus dem A. V.: abhirüpa.
Ausn.: abhüheis^ (send),
dva: dvatoka (A. V.).
Ausn.: avakegd (A. V., kSgä).
ä: i)ddeva (bei Grassmann), dpathi; aus dem A. V.:
imanas.
üd: üdo^as.
üpa: üpavasu.
Ausn.: upamanjü, upänasd (dnas).
ni: nimanju (A. V.).
nls: nirmaja; aus dem A. V.: nirgaräju, nirbcUäsa,
nirhasta.
Ausn.4 nissald (gdla).
prd: prdmahas, prdvajcLSy prdgravcis, prdsvOdas.
Ausn.: 2) pradiv.
prdti: prdHrüpa, prdijardhi; aus dem A. V.: prdtiprog.
Ausn.: prtxHMla (A. V., im R. V. adverb.).
vi: vigrJva, vi^osJios, vidveshcLS, vipcUki, viparva, vimanas,
vjädhvan, vjägva; aus dem A. V.: f^ani, videva, vi-
paru, vtbandhu, vivoMas (im P. W. vivälcasa), vigäkha
(8. 7. 4; dagegen im dual mgäkhe 19. 7. 3 als be-
zeichnung des 14. nakshatra; vielleicht ist diese be-
tonung nur irrthumlich, denn das Taitt. Br. liest
viQäkhe), vjänga, vjailaba; mit affix ka: viinanjtüca.
Ausn.: Aus dem A. V.: vipathd, vi^aphd. Oxytonirt mit
ursprünglich nicht oxytonirtem schlussgliede: vigikhd
(gikhä) R. V.; aus dem A. V.: vikarnd (kdrna), vikegd
(kiga), vürUjd (*nicht jeden dritten tag wiederkehrend',
trttja), vüdhüd (? lohUa).
sdm: sdmsahcisra, sdmanta, sdmägir, sdmokas ; aus dem
A. V. : sdnihanu, sdnuigra (neben 8(xmcLgrd\ sdmpcUnt,
sdmmanas.
Ausn.: samgigvan, saminatdr, sangavd (go); aus dem
A. V. : samagrd (dgraj.
Anm.: Pän. 6. 2. 180 'aniag ka \ ania it^etad uttarapadam
upasargOt param samase 'ntodaUam ^dP ist ungültig:
Amanta,
516 Richard Garbe,
n. Substantivirte generis neutrius (Bum theil IMgu).
Die Zusammensetzung ist oxytonirt.
tr\iugd, trjudajd, purunithd, saJMsrasavd (als neutr.
anzusetzen); mit ursprünglich nicht oxytonirtem
schlussgliede: anapatjd 2) (dpatja), aparvdn (pdrpan),
apikarnd (kdrna), apikakshd (neutr., kdk^a), opi-
garvard 2) (gdrvaraj, asürd (süra), (iskanibhand (skdm-
bhana), tridivd (div), trinakd (ndkq), dagänguld (ah-
gtUi), da^ntarushjd (antarushja?), nikilbiskd(kübidui),
sarvarathd (rdfha), sahasrapashd (neutr., pösha). Aus
dem A. V.: asambadhd 3), riktakumbhd, sumrgd; mit
ursprünglich nicht oxytonirtem schlus^liede : com-
mUrd 2) (amitra), antahkogd (Jcöga), antahpOh'd (pdtra),
agatru (gdtru), asapatnd 2) (saptUna), ahaumMard (ut-
tara), ekarM (und trJcd für trjrkd .... €tökfadagarM
19. 23. r£), upanasd 2) (dnas), trijogand (jö^ana), dri-
rO^d (rd^an), pai\Majo4and ßö^ana), pitrbandhü, matr-
handhü (12. 5. 43, bdndhu), shadahd (dhan), sarvavedasd
2) (vSdas), sav^idjutd (vidQut), sudivd (div).
Ausn. 1: purtidina (bei Grassmann); aus dem A.Y.ioffnigdh.
2: äntigrha, aus dem A. V.: dpatha, vChfdaja.
Anm.: Ausnahmsweise mit anderem genus: parihastd masc
(hdsta), gataüdana fem. (beide aus dem A. V.).
m. Adverbialisirte (A^jigibhäva).
Die Zusammensetzung ist oxytonirt.
antishvadhdm, anjedQÜs, ahhigüü, pratidoshdm, pro-
doshdm, jafhökrtdm, saniakshdm; mit ursprünglich
nicht oxytonirtem schlussgliede: adveshds (dveshas),
anukämdm (kdnia), anupurvdm (parva), amätrdm
(mdtra), agarasdm (^ards), advadagdm (dvddagan),
rtekarmdm (kdnnan), nanarathdm (rdthaj, parogav-
jüti (gdvjüti), pratikankim (kämq), pratTpdm (dp),
jathakamdm (kdtna), jathOpürvdm (parva), jathavagdm
(vdga). Aus dem A. V.: ahhiMhäjdm, ubhajadjüs,
jcUhabhagdm, jathalokdm; mit ursprünglich nicht oxy-
tonirtem schlussgliede: atinhatrdm(nuitra), antarJiastdm
(hdsta), abhipürvdm (parva), avjushdm (vjüsh), uro-
(jandm (gdna), pradaJcshindm (ddkshina), jathäbaldm
(bdla), jafhaukasdm (ökas).
Das accentuatioDSsystem des allindischen nominalcompositums. 517
Ausn. 1: sabädhcts, sardtham; in mmvdtsam ist der accent
von seiner ursprünglichen stelle gerückt (?, vatsd); aus
dem Ä. V.: prcUikälam, prcUjdksham, jcUrakdmam.
2 : tddapas 2) (R. V.), nipalagam (^at Br.)-
Anm«: Vgl Pän. 6. 2. 121 'külattratülainülagalaksha'
samam avjajlbhave \ küla aksha — üjeiänj uUara-
padänj avJajlbhavasamOse ädjudcUtani bJuivantf: jn'atikü-
lam, praijdksham; dagegen samakshdm.
Die ergebnisse der Untersuchung sind, kurz
zusammengefasst, folgende:
Copulativa: Die zusanunensetzung ist oxytonirt, nur im
devatädvandva sind beide glieder auf ihren ursprünglichen
lonsilben accentuirt.
Determinativa : Das schlussglied ist accentuirt.
1) Tatpurusha im engeren sinne:
Der regel folgen nur die composita, deren schlussglied
ein verbales adjectiv oder Substantiv bildet. Parti-
cipien und adjective im schlussgliede lassen den accent
auf das vorderglied fallen. In einigen wenigen Zu-
sammensetzungen sind beide glieder accentuirt.
Sj Karmadhäraja:
Ein schliessendes verbales adjectiv erhält der regel
gemäss den accent, während bei einem participium
als schlussgliede das vorderglied betont ist. Ist das
schlussglied ein Substantiv oder adjectiv, so
konunt es darauf an, welchem redetheile das vorder-
glied angehört; wenn dieses ein adjectiv, pronomen
oder numerale ist, so fallt der accent auf das schluss-
glied; wenn es dagegen in einem Substantiv, adverb
(zahlreiche ausnahmen) oder einer präposition besteht,
finden wir das vorderglied betont.
Helativa.
1) Adjective: das vorderglied ist accentuirt:
Ausnahmen finden sich besonders unter den Zusammen-
setzungen mit adjectiven im vordergliede, die auf i
oder 14 auslauten. Bei compositis mit dvi und tri, a,
dush und su ist die accentuation des Schlussgliedes
518 ' G. Michaelis,
regel. Von den auf dem schlussgliede betonten c
positis ist der grösste theil oxytonirt^).
2) Substantivirte und adverbialisirte sind oxytonirt
Tübingen. Richard Garbe.
Dorsal und apical, oder oral?
E. Brücke hatte in den Grundzügen der Physiologie und
Systematik der Sprachlaute, Wien 1856, vier verschiedene bil'
dungsformen der laute des mittleren artikulationsgebietes, d^
dentallaute im weiteren sinne, unterschieden, nämlidi 1) die^
alveolare, bei welcher die artikulation zwischen die zungeiP
spitze und das hintere Zahnfleisch der oberen Schneidezähne
fallt; 2) die cerebrale (nach Max Müller cacuminale), bei
welcher die artikulation zwischen der nach rückwärts ge-
krümmten Zungenspitze und dem höchsten theile des gaumen*
gewölbes stattfindet; 3) die dorsale, bei welcher die artika-
lation nicht durch die Zungenspitze, sondern durch den zungen-
rücken und den vorderen theil des gaumens gebildet wird,
während die Zungenspitze nach abwärts gebogen und gegen di^
unteren Schneidezähne gestemmt ist; 4) die dentale, gebilda*-
zwischen dem zungenrande und dem rande der Schneidezahn^ -
Dabei steht die dorsale bildung no. 3) insofern in eineiT"^
gegensatze zu den drei andern von Brücke beschriebenen art«^?
namentlich zu der alveolaren und cerebralen, als bei letztere!^
nicht der zungenrücken, sondern die Zungenspitze oder d^*"
vordere rand der zunge die Verengung resp. den verschlu^^
bildet. Eine besondere benennung für die durch die zungerf
spitze gebildeten artikulationen, im gegensatz zu den durc^t*
den Zungenrücken gebildeten dorsalen, aufzustellen, hatBröcfc^
nicht das bedurfnis gefühlt, vielmehr genügte es ihm, sein^
dorsalen den übrigen bildungsarten einfach zu coordinir^.
*) Ich habe aus dem Rk und Atharvaii zusammen ca. ^0 auf dem schlus*»-
gliede accentuirte bahuvrlhi gezälilt (die substantivirlen und adverbialisirte^
nicht gerechnet); von diesen sind ca. 300 oxytonirt, 150 nicht. Freilich ist m
einer l)eträclitlichen anzahl das Schlussglied schon ursprünglich oxytonirf;
immerhin ist im allgemeinen die neigung zur oxytonirung unverkennbar.
Dorsal und «pieal, oder oral?
519
In meiner am 7. Oktober 1862 in der gesellschafl. Tür das
Studium der neuei'en sprachen gelesenen abhandlung >über die
Physiologie und oilhographie der s-Iaule« (gedruckt in Heiilgs
archiv, band XXXU, auch in besonderem abdruck, Berlin bei
Kranz Lobeck erschienen) habe ich die laute des mittleren
artikulationsgebietes zunächst in zwei klassen eingetheill: in
solche, welche durch die Zungenspitze, und in solche, welche
durch den zungenrücken ailikulirl werden, wodurch von
selbst das bedürfnis auftrat für diese beiden abtheilungcn be-
sondere benennungen aufzustellen.
Zunächst lag es nahe dem worte dorsal einen ausge-
dehnteren sinn beizulegen als dies von Brücke geschehen ist,
indem ich ihn für alle zwischen dem zungenrücken und dem
Vorderen Iheile des gaumens oder den oberen Schneidezähnen
^bildeten laute anwandte.
Für diu durch die Zungenspitze, resp. den zungenrand
artikulirten laute habe ich den ausdruck apical gewühlt (von
apex lingual, Zungenspitze). Zu den letzteren gehören Brückes
Cerebrale, alveolare und dentale s-laule. Ich habe jedoch an
stelle der Brückeschen dentalen arükuiation weiter drei be-
Bondore niodiGcationen unterschieden: a) meine superficiale
^nach der superficies interna dentis benannt), an der hinteren
fläche der oberen Schneidezähne gebildet, wohin mir das fran-
zösische t zu gehören seheint; b) meine marginale, am
x>ande der oberen Schneidezähne gebildet, wohin mir unser
«deutsches & nach langen vokalen, ahd. und mhd. g, auch
ipaniscbes c, z zu gehören scheinen; c) die interdentale,
Sbei welcher die Zungenspitze über den rand der Schneidezähne
liinaus zwischen die beiden zahnreihen eingestellt wird.
Aehnlich habe ich dann Brückes dorsal gebildetes s nach
«3er artikulalionsstelle weiter zu scheiden gesucht, obwohl diese
Scheidung bei der Wölbung des zungenrückens, welche die
brtikulationsstellc nicht mit gleicher genauigkeit hervortreten
lässt wie die Zungenspitze, keineswegs in der schärfe möglich ist
"Wie dies bei den apical gebildeten s-Iauten der fall ist. Sievers
Sagt darüber s. 60 auch nur, dass der zungenrücken etwa an
^en alveolcn der oberzahne die enge bildet.
Bisher war inir ein widersprucli gegen den ausdruck
apical. oder eiji versuch denselben durch einen andern etwa
geeigneteren zu ersetzen nicht bekannt geworden. Ein solcher
520 G' Michaelis,
versuch ist jetzt hervorgetreten in E. Sievers grundzugen der
lautphysiologie, zur einführung in das Studium der lauilehre
der indogermanischen sprachen, Leipzig 1876.
Der Verfasser hat sich in diesem werke das verdienst er-
worben, viele bisher weniger beachtete nebenumstände, welche
bei der bildung der einzelnen sprachlaute mit in betracht zu
ziehen sind, einer sorgfaltigen prufung zu unterwerfen, was
natürlich auch auf die klassifikation und benennung der ein-
zelnen lautklassen von einfluss sein musste. Es ist ihm dabei
dasselbe bedürfnis der Scheidung der durch die Zungenspitze
oder den zungenrand gebildeten laute von den durch den
Zungenrücken gebildeten dorsalen, wie mir früher, entgegen-
getreten.
Während ich dem worte dorsal schon einen ausge-
dehnteren sinn beigelegt hatte als Brücke, indem ich es für
alle zwischen dem zungenrücken und dem vorderen theile des
gaumens oder der oberen zahnreihe gebildeten konsonanten
anwandte, generalisirt Sievers dasselbe noch mehr, indem er
es auch auf die vokale und auf die zwischen dem hinteren
theile der zungc und dem hinteren theile des harten gaumens,
resp. dem weichen gaumen gebildeten laute anwendet Es
heisst bei ihm s. 60: »Die laute der dorsalen artikulation
charakterisiren sich dadurch, dass irgend ein theil des zungen-
rückens dem gaumen genähert oder mit ihm in berührung ge-
bracht wird, während die Zungenspitze, resp. der zungenrand
gesenkt bleibt und an der artikulation nicht theilnimmt«.
S. 51: »Die artikulation der vokale ist, wie man sich
leicht überzeugen kann, durchaus dorsal, d. h. die nothwen-
digen engen werden durch emporheben eines theiles des zungen-
rückens (bei u des hinteren, bei i des vorderen) zum gaumen
gebildet.«
Gegen diese erweiterung des begriffes dorsal wird sich,
obwohl sie an sich nicht nothwendig ist, nichts wesentliches
einwenden lassen, und sie gewährt den vortheil, dass sie die
von mir beabsichtigte Scheidung für die laute des mittleren
artikulatlonsgebietes in ihrem zusammenhange mit der bildung
der übrigen laute nur um so deutlicher hervortreten lässt.
Für den gegensatz zu den dorsallauten hat nun aber
Sievers, statt des von mir gewählten ausdrucks apical, für
welchen ich vielleicht marginal gebraucht haben ^vürde, wenn
Dorsa] und apicai, oder oral?
521
ich nicht diesen aiisdriick schon in einem anderen sinne, be-
, zogen auf den raiid der ol>ei'en sclineidezähne, angewandt
hätte, einen anderen neuen angenommen, nämlich oral. Es
heisst s. 51: »Der liquide r-laul enlstehl durch oiale, der
1-laut durch laterale artikniution der i^mige, d. ii. für die
r-Iaute ist die ailikulation des vorderen zungensaumes (ora
linguae), für die 1-laute die der beiden scitenränder charak-
terislisch. Denn das rollen der Zungenspitze bei r ist, wenigstens
wrain wir den historischen entwreklungsverlauf der indogerma-
nischen sprachen ins äuge lassen, als unwesentlich und sekundär
zu betrachten; desgleichen siud das sog. gutturale oder uvulare
und des kehlkopf-r offenbar erst spätere Substitutionen für das
iir3prünglichere zungenspitzen-r.«
S. 59 wird dann auf die specifisch dorsale bildung der
Palatallaute hingewiesen: »Was die artikutation der iinguo-
palatalen im allgemeinen betrifft, so muss ein gewöhnlich als
unwesentlich übergangener unterschied hervorgehoben werden,
der zwischen oraler und dorsaler artikulation. Die s<^.
dentalen im weitesten sinne des worles bilden die vermittelung,
indem man zu ihnen sowohl oral als dorsal gebildete laute
x^cbnet, während die gutturale und palatale stets nur dor-
sal sind.«
Ich bemerke zu den angefülu-ten stellen, soweit sie die
laute des mittleren artikulationsgebiotes betreffen, dass man
'CiberaJl nur an die stelle des Wortes oral das wort apica! zu
Setzen hat, um in voller Übereinstimmung zu sein mit der von
imir seit 1862 gelehrten theorie der dentallaute, welcher eben
«lie eintheilung der$iclbeu in apicale und dorsale zur grund-
lage hat.
Auch in bezug auf die localbenennungen wendet Sievers
«üe von mir gehrauchte benennung interdental, statt Brückes
«lental, ebenso wie ich an. Es heisst s. 60: >Beine den-
tale oder interdentale, Druckes (*, d* u, s. w. Wir ver-
stehen hierunter nur die in der weise des englischen fk gebil-
«ieten laute, d. h. diejenigen, bei welchen der zungensaum selbst
noch den spalt zwischen den beiden zahnreihen verstopft. Diese
interdentalen laute halten die neutrale mitte zwischen
oraler und dorsaler artikulation ein, indem die vorderzunge
Uach imd olme knickung ausgebreitet daliegt. Sobald eine
solche knickung nach oben slaftfindet, gelangen wir zu der
5S2 6. Michaelis, Dorsal und apical, oder oral?
artikulationsweise der alveolaren und cerebralen; wird aber die
Zungenspitze nach unten gedrückt und ein weiter rfickwSrts
gelegener theil der zunge emporgehoben, so bekommen wir
dorsale artikulation«.
Sicvers weicht von meiner thecnrie der dentallaute jedoch
insofern ab, als bei mir auf dem übergange von den inter-
dentalen bis zu den alveolaren lauten nocli meine marginalen
und superficialen als Zwischenstufen liegen, während Sievers
mit Rumpelt diese Zwischenstufen nicht anerkennt. Wer
hierin recht hat wird die zukunft entscheiden. Im übrigen kann
ich Sievers ganze theorie der s-laute nur als eine bcstätigung
der von mir aufgestellten ansehen. Eine andere willkonnnene
bestätigung meiner theorie des ahd. und mhd. g haben Paol
und Braune in ihren beitragen zur geschichte der deutschen
spräche und literatur b. I. s. 168—169 in der anmerkung und
s. 530 gegeben.
Die frage, welche hier entsteht, ist nur die, ob die ab*
änderung des wortes apical in oral zweckmässig sei? Ich
habe lieber den ersten ausdruck gewählt, weil das wort oral
bereits in einem andern sinne in der Sprachphysiologie im
gebrauch ist, nämlich als von ös, öris abgeleitet. Man brauchte
bisher häufig das wort oral im allgemeinen für sich auf den
mund beziehende, im munde gebildete laute, so namentlich für
die durch absperrung des nasenkanals durch den mund aus-
gehenden laute, im gegensatz zu den nasallauten, bei welchen
der nasenkanal durch senken des gaumcnsegels geöffnet ist. So
unterscheidet z. b. Joh. Müller zwischen continuae orales und
eontintuie nasales, vgl. Brücke, zweite aufläge s. 158. Aehnlich
unterscheidet Alex. J. Ellis zwischen oraHiquids und nasal -
liquids, vergl. Brücke ebenda s. 162, und Lepsius zwischen expkh
sivae orales und explosivae ^uisales, ebenda s. 164. Auch ist sonst
das wort oral allgenjein gebräuchlich als ableitung von ös, öris.
Sohcisst es bei Heyse: T>oral neulat. oralis, von ös, öris (der mund,
das angesicht) mündlich; oralgesetz ein mündliches gesetz, oraHis
stibmissio oder oralsübfnission, rechtsspr. mündlicher anhang oder
nachsatz zu einem urtheile u. s. w. OrcUe, n. das päpstliche
kopftuch, der hauptschleier«. Alle romanischen sprachen ge —
brauchen das wort oral in diesem sinne.
Mir scheint es danach, als ob der ausdruck apical alss-
gegensatz zu dorsal doch zweckmässiger und bezeichnendecL
Sopliiu Bogge, Das schwache germauiach« proeteritum.
sei als der von Sievera an dessen stelle gesetzte: oral, obwohl
ich auf die benennung selbst keinen so hohen werth lege (da
es ja doch nur auf die sachliche unferscheidimg ankomnit), dass
ich mich nicht gom einem andern ausdrucke fügen würde,
■wenn ein solcher als zwecltniässiger nachgewiesen ^verden oder
oltgemeinen anklang finden sollte.
Berlin, den 2. aug. 1876. G. Michaelis.
Das Schwache germanische praeteritum.
Die frage über die bildung des schwachen germanischen
praeteritum ist in der neuesten zeit wiederholentlich behandelt
Worden, zuletzt in dem lehrreichen aufsatze von Windisch über
adas irische i-praeteriluni* (in den beitragen zur vergl. sprachf.
VUl, 450 — 4G9). Obgleich ich auf die behandlung dieser frage
'^Izt nicht eingehen kann, darf ich vielleicht auf eine ab-
"Weichende, den meisten deutschen gelehrten wahrscheinlich un-
Siekannt gebliebene erklärung aufmerksam machen, welche ich
schon 18Ö7 in einer abhandlung über die ältesten runeninschriflen
iidskrift for philologi og p;edagogik, 7do aargang, s, 222) in
tilgenden ^^'0^len gegeben habe:
»Ich meine, dass es nicht richtig ist, wenn man gewöhn-
lich lehrt, das praeteritiuu der abgeleiteten vorba in den ger-
^xuaIU6chen sprachen sei durch Zusammensetzung des praeteritum
Tom verbum äsn mit dem verbalstamme gebildet. Dabei
ileiben mehrere formen, namentlich hmpa, unerklärt. Meiner
Soieinung nach ist das erste glied im zusammer^esetzten prae-
teritum das participium : got. tuvidn erkläre ich als aus bmpa-da
^tstanden. tavipada wurde in tav^ipa zusammengezogen und
dies nach gewöhnlicher laulwandelung in ttwida geändert. Bei
dieser erklärung wird auch der Zusammenhang mit der pwae-
teritum-bildung bei den al^eleitelen verben im oskischen, z. h.
Ja^ikatted, aufrecht erhalten.«
Christiania, '>. scpt. 1870. Snphus Bngge.
524
Berichtigungen zu s. 459. 460.
P. 459 z. 10 V. u. 1. in eigennamen und dergl. — z. 9 — 5
zu streichen. — p. 460 z. 14 v. o. Hes »adi^ai. Ganz ebenso
summtliche den griechischen formen entsprechenden Sanskrit-
bildungen, die participien ausser denen auf -<a, -na (Benf. § 887
Beni. 890. 899. 647): apij/dn, pratidadr^n, aber prdtigata (vgl.
dnoßlfixoq u. s. \v. neben dfAßarog; Curtius 'Vb. II p. 361) —
die absolutivc (Benf. § 915, II, 8. 916): pratyarpauüva, nirgat^,
nighdtam — und die nicht mittelst -tu gebildeten Infinitive
(s. Wilhelms Sammlungen u. vgl. Benf. §917): asddam, samdffe,
visfpas, ähuvddhyai, ujxistmJsJMni; aber prdbhartum, päfyetave,
dpahhartavai, nidhatos.
J. VVackernagel.
Zu surama, s. 476 anm.
Herrn Prof. Roths jetzige auffassung von swränka habe ich
durch eine stelle des zum Atharva Veda gehörigen rituals, Vailftna
Sütra 30, bestätigt gefunden. Hier wird der vers 'juvam «wrür
ntam agvina' (A. V. 20. 125. 4 = R. V. 10. 131. 4) und die
folgenden, von denen es heisst *iti JkUasfbhih jMJalismagrahai^am,
muranaih na h1uiJcsJianam\ auf einen soniatipüta oder somavämm,
angewandt, also auf die folgen des übermässigen genusses be-
rauschender getränke. Es entspricht demnach das vedische
Siirama dem nmdatjaja des klassischen Sanskrit.
Tubingen, 24. febr. 1877. Richard Garbe.
Ne k r o 1 o g i e.
Von mitarbeiten! der Zeitschrift und der beitrage sind
während der jähre 1875 — 1876 verstorben:
R. C. Childers, geb. 1838, gest. 25. juli 1876.
Vgl. Trübner's Record X, 106.
P. W. CoRssEN, geb. 1820, gest. 18. juni 1875.
Vgl. National-zcitung, 2(5. juni 1875. — Das Ecce der
Landesschulo Pforta am 20. November 1875. Naum-
burg. Druck von Heinrich Sicling. 1875. S. 26 f.
H. W. Ebel, geb. 10. mai 1820, gest. 19. august 1875.
Vgl. Revue Geltique 111, 148 f.
M. Haug, geb. 30. Januar 1827, gest. 3. juni 1876.
Vgl. Trübner's Record X, 83. — Beiträge zur Kunde der
indogermanischen Si)rachen I, 70 f. 175 f.
A. PicTET, geb. 11. September 1799, gest. 20. december 1875.
Vgl. Revue Geltique III, 149 f.
R. VON Raumer.
Vgl. Allgemeine Zeltung, no. 249 Beilage, 1876.
Bei uns crsctiieo soeben:
Der Ursprung der Sprache
im Zusaramenhauge mit
den letzten Fragen alles Wissens.
Eine Darstellung, Kritik und Fortentwicklung der vorzüglichsten j
Ansichten von
Dr. H. Steinthal
a. o. Professor für Sprachwissenschaft an der Universiläl zu Berlui.
Dritte, abermals erweiterte Anriage.
1877. gr.S*. geh. Preis CMarlt.
Ferd. DflnuHleTB Verla^bnelibmndliiBy
Hnrrwitz & Gossmaiin.
I Hermann BUblaa in Weimar.
ZwSlf Sprachen aos dem SUdwesten Nordamerikas. VVortver-
zeichnisse hersg. u. mit einer Einleitung über Bau, Begriffs-
bildung und locale Gruppirung der amerikanischen Sprachen
versehen von A. S. Galschet. Royal-8". JUS.
Die Rnhlaer Mundart. Von K. Regel. .^4.50.
Compendiom der vcrgleiclienden Grammatik der indogerma-
niüichen Spratlien. Von Aug. Schleicher, Vierte Auf-
lage. Ji 17,50.
Zar Oeschichte des indogermanischen Voeaüsmas. Von Jo-
hannes Schmidt. 2 Bände. .Ä 17.
3n in 4, ^. S«ii(«r'f*(n B«Iag8bU(^i|anblung in tcipjig ijl «((^ioitn:
3itut[d| in ben ^etämajjen ber Urfd)rift
DDit 3. 3. S. stornier.
Orittt Snflagt.
3 CÖTTbt. 8. gelj. 15 aRart,
3n linn(tl6(ii Strlogt finb «Idjitntn:
<3o)fbonrd. Ueutfii^ Don öonnrr. «^teaufl. 2©be. 8. ge^.'
63)!t. ßO^ßf. eicg. gell, in Seiniob. 7 3)11. Ml $f.
SfriOopfianfö. Tieut(4 uon Slonntr. 39be. S. gc^. l5 3nfL
'^nfturd (Steaedgefänae. 'Ä)eut[iA von Bonner. S. geb. m
4 m. 80 $f. '
SCnrentiuÖ :?uOfpie(e. Seutfc& oon ^mui. 29be. 8. ae&.l
9 m. '
:^it Stt^fpitit brd ^Idutud. Tieutfc^ von JDffnnnr. S^Sbcl
8. gc^. isant. ■
I
4
Intel in LelpcfK h' i^ocliPD ersdiieuen :
Das Verbura
der griechischen Sprache
seinem Bau nncli dariceslelll
Georg Curttus.
Zn^lter Buid.
gr.8, Prois: 7 jt 80 ^
Prpis des volUtltjidigi^n Werks in xwei Bänden 15»
In mt^intiin Verlage ist soeben erschienen;
Corpus
inscriptionum Latinarui
oon-iilio ot auelorilate
Academiae literamm regiae Borussicae
Vol. VI.
Inscriptiones urbis Roinae Latinae
collegerunt
G. Benzen o1 J. B. de Rossi
.-iluli-iunl
E. Bormann H (t. Heftten.
Pars prima.
. UiTeiiibc
% Hark.
■ 1870.
B. Reim
Verliig von Hermann Co«t«nob)e in J^na.
Osthoff, Dr. Hermaun, Forst-hnngen Im gebiete ■•
Indo^rmanlMcben noniinalea iilainiiibildH
I. Ifil. gr. 8. brach. ' "
O^tfaoff, Dl', Hermanit. Forscliimgcn im gebiete i
indogerninniMi'taen nomliiKleu B(umiubililu
II. (eil. Auch unter Jem Titel: Zur geM«blrhte l
Bchwaehen denisrbcn ailjcrtlvmnji. Eiiie sprj
wiäsenschafl liehe Untersuchung, gr. S. brocli. 03'
Westphal, Rndolf, VerKicichende flrainmatik der Iiidof^cmt^
uisclien Sitrai'?ieii. gv.S. broch. i''-iMurk.
Westpliul, Rsdülf, Üie Vcrbalfiexion der tateiniscben Sprocfae.
gr.S, brodi. " " '
Hierbei eine Beilage von T. 0. Waigel in Leipzig;
ZEITSCHRIFT
VERGLEICHENDE
NACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIKTE DER
UDOGERMANISCHEN SPRACHEN.
i'NTEIl MITWiüKUNi: VON
HST W. A. KUHH, AUGUST LESKIEN
lllKl JOHANNES SCHMIDT
HEHACSÜEGEBEN
Dl. ADALBEST KUHN,
pAND XXDI. NEUE FOLGE BAND III.
SECHSTES HEFT.
BERLIN
D. DÜMMLERS VERLAGSBUCHHANDLUNti
li-lRRWlTZ rNU (iO?SM.WS
1877.
Inhalt.
Plianetisdic streiUingen. Von Julius Hoffory
Ursprung der praepositionen im indogermBtiisch^Ji, Von ILGras
Grioch. I<(»i *s«i', Von U. Oslliolf 579
Aind, rfimnft, räiutti, gr. fi/nfutt u. s. w. Von K. Brtigman . . . 687
üober vornleiiischiih und vocalisirupg des y im pili und prAkrit. Von
Hi^rmanii Jacobi ' ... 50*
Zur nccenllelire. Von Th. Aufrecht äW
Bibliographisclie notlun tfir die jalire 187&-I877 GOS
~" " , Von Alois ranttek 083
'. Von deniselbai > ßäS
Preisfragen der Fürstlich Jablonowski'echen Geseliscl
in Leipzig für das Jahr 1878.
1
Bei der historisriien WicliligkL-il der OrLsnamru als Zeugen
wechMloilcn Wobnätz« der verschieileneti Vnlkec und SUkcme wflnscbl
die Gesellschafl, dass unter sorgßlltiger Benutzung iles um Vieles ii
liclier sewordünen urkundlichen Materials und andererseits mit gen
iiarier BeiiutxuiJ^ dessen, was die heutig Sprachwlsseusrliafl s
Ergehnissen zu Ta«e gefördert bat.
etno W(itilg«ordneto , aoti den besten erreichbaren <}iielIdJ
sehOpfte Znsmii]tt«nst«nfln^ der deDtlich iMehwebbaren 4i
sehen Kamen fltr Ortttchafl^n des Jetaigen dentscfaen Roldw
veranstaltet werde.
Da eine Ilearbeitung des gesammten Stoffes die Gre:ixen einM
Handlung weil illiersc breiten wQrde. bleibt es dem Bearbeiter dor 1,
frage überlassen, sich it^end ein nicht alLeubesciiraiiktes. aber auch 1
flhemiAssig ausged eil Utes Gebiet für seine Untersuchung zu wllhlai. ~
700 Mark.
Für das Jahr 1880.
In ricbliger Erkenntnis^ der culturhistorischen Schlüsse, welch« Aät
ans der Uebertraguug icrieciiischer Wörter in das Lateinische ziehen la»-
»en, sind versdiiraene Versuche gemacht, diese Wditer xn sammeln UDd
zu Verwertben, Da aber ;iUes in dieser Beziehung Geleistete für unToU-
sllndig und lilos vorbereitend geHen musB, wünscht die Gesellschofl
ein mll sorgfUttgeo Kachweben Torsehenes HiphabetEnebeK Vw-
lelehnlsH Nämmtllcher, nas slcAeren Kriterien erkennbaren rrit-
ehlsehen WGrler der lateinischen Sprache und Im AnacnliM
daran eine snehlleh ^ordnete, die Zelten wehl nnterseheidonde
Darstellung der sieh darans ergebenden EiuRUsse grieehlacfaiT
('nltur auf die rSmlscbe.
Preis 700 Mark.
Die anonym einzureichenden Bewerbungsschriflen sind in de'utsehcri
lateinischer oder franzflsiscbcr Sprache zu verfassen, müssen deut-
lich geschrieben und pafinifl. femer mit einem Motto verseben iitid
von einem veraiegelten Couverl begleitet sein, das auf der An«enBrited»
Holto der Arbeit trägt, inwendig den Namen und Wohnort des Verfassers
angiebt. Die Zeil der Einsendung endet mit dem ^0. November d«
angegebenen Jahres imd die Zusendung ist an den SecretSr der Ge-
sellschaft (für das Jahr 1877 Geheimer Rath Prof. Dr. Röscher) zu rieht«.
Die Resultate der PrQfung der eingegangenen Schrtflen werden durch die
Lsipziger Zeitung im Häi-x oder April des (olgeuden Jahres bekannt geniac&L
Die gekrönten Bewerbungsschriflen werden Eigenlhum der (leseUadilft.
Phonetische Streitfragen.
Die nachfolgende Untersuchung fusst durchgängig auf den
prineipien Brücke's. Sie umfasst wesentlich nur solche
punkte, über welche der grosse meister nach unserem ermessen
unhaltbare ansichten geäussert hat — sei es, dass er seine
prineipien nicht mit völliger consequenz durchgeführt hat oder
dass er durch andere Ursachen irre geleitet worden ist. Wir
betrachten zunächst
1.
Die mouillirten laute.
Die mouillirten laute sieht Brücke für doppelconsonanten
an. Er behauptet, der zweite bestandtheil derselben sei immer
das Y^ (nach Brücke's bezeichnung y^ = deutsches j) bez. xS
wfthrend der erste verschiedenen lautclassen angehören kann ^).
Diese lehre hat Brücke siegreich gegen prof. Kudelka verthei-
*) Cfr. E. Brücke: Grundzüge der Physiologie und Systematik der
firachlaute, Wien 1856 s. 71: »Man kann das wesen dieser laute (l und
t wumüU) mit wenigen werten bezeichnen, wenn man sagt, sie sind l und
1 mit unmittelbar darauf folgendem jot .... Dass in dem n mouüU ein
f enthalten sei, daran zweifelt niemand, es ist aber leicht zu zeigen, dass
90 auch ein jot enthält. Man spreche campann . . . , indem man das n
ilTeolar bildet und längere zeit hindurch aushält, so wird man bemerken,
lasB dies ohne alle Schwierigkeit gelingt und die zunge dabei ganz ruhig
rom am gaumen liegen bleibt. Man spreche nun campagne und versuche
Um n mtmäU, mit dem dieses wort schliesst, eben so auszuhallen, so wird
nan leicht bemerken, dass dies durchaus nicht gelingt, sondern dass man
sntweder nur ein reines n bildet, oder, wenn man es bis zum mouilliren
(dliracht, nun nicht mehr ein n aushält, sondern ein reibungsgeräusch,
irelelies man leicht für ein joi erkennte
aMtaebrift IBr Terf 1. Bpnchf. N. F. III, 6. 35
526 Julius Hoffory,
digt ^), sie ist aber in neuerer zeit wieder von Rumpelt bekämpft
worden*). »Für die auffassung Brücke's« sagt er, »wird als
hauptbeweis aufgestellt/ dass man die mouillirten laute nicht
continuiren könne. Wolle man z. b. in campagne eine solche
continuirung versuchen, so höre man immer nur entweder
campannn . . . oder campajjjj . . . Vgl. grundz. p. 71fif. und
gegen Kudelka p. 17 f. Ich möchte jedoch zunächst daran
erinnern, dass jener von herrn prof. Brücke befragte Pole
(Piotrowski) in diese theorie sofort dadurch eine lücke brachte,
dass er einen nach aller physiologischen und grammatischen
analogie zu den mouillirten gehörigen laut, nämlich das pol-
nische s (und natürlich auch das i) sehr gut zu continuiren
vermochte. In folge dessen erklärt nmi Brücke (p. 65) das i
für zusammengesetzt im sinne des s'); dieses letztere ist ihm
alveolares s verbunden mit x\ ^^s s dagegen dorsales $ vo^
bunden mit x^ Ich meinerseits glaube so wenig an die Zu-
sammensetzung des S als des s und habe, weil ich beim i mich
auf meine erfahrung allein nicht verlassen mochte, ebenfalls
mehrfach Polen zu rathe gezogen; sie stimmten alle darin
überein, dass aus 5, wenn es mit x (auch noch so weit nach
vorn gelegenem) zusammengesprochen werde, doch nimmermehr
ein s entstehe. — Und wie, wenn das, was herr Piotrowski
vom s nachwies, nicht blos von diesem, sondern von allen
mouillirten continuis (denn von diesen kann doch überhaupt
nur die rede sein) gälte? mit andern Worten: wenn es pöf-
sonen gäbe, die auch V, «i zu continuiren vermöchten? Natfi^
lieh nicht nach der bereits in entartung begriffenen franzö-
sischen ausspräche*), wonach freilich nur ein jjjj . . , heraus-
kommen könnte, sondern nach der streng systematischen, wie
sie Brücke bei seinen dorsal-lauten voraussetzt. Und da kann
ich denn die Versicherung geben, dass mir allerdings mehr ab
einmal gelegenheit wurde, das lü z. b. im polnischen koA con-
') s. E. Brücke: Nachschrift zu professor Joseph Kudelkas abhandhiog ,
(sitzungsherichte der kaiserlichen academie der Wissenschaften ; mathemat.-
naturwissenschafll. classe, XXVIII bd. s. 77 f.). Vgl. auch phonetische be-
merkungen von E. Brücke (Zeitschrift f. die österreichischen gymnasien 8)
s. 750 f.
*) H. B. Rumpelt: Das natürliche System der sprachlaute Halle 1869s. 91.
•) Hiermit ist das deutsche seh gemeint. Vgl. ang. w. s. 78if. und
Brücke: Grundz. 63 ff.
*) Dies gilt doch wohl nur von dem { mauiüe?
Phonetisatae strrätfragen.
527
tinuirt zu hören, und zwar so, dass ich an eine täuschung des
phrs nicht zu glauben vermoclite; es war der continuirte laut
ncherlich kein n und kein j, auch kein [n -J- jj, sondern eben
[aies dünne, dem deutschen ohr so frenidklingende, ich mochte
Igen; jenes mit i getränkte n, welches hier unau^esetzt zu
vernehmen war. Was aber vom n gilt, wird wol auch vom f
gelten. Herr prof. Kudelka behauptet ausdrücklich, alle
mouilUrten dauertaule coiitinuiren zu können.«
Wir slimriien dieser aiiseinandersetzung Rumpelts vollständig
bei, wagen abei' noch einen schritt weiter zu gehen, indem wir
eUe Brücke'sche frage '), ob es mögUcli sei das l motiUlc zu
Bontinuircn, getrost mit ja beantworten: weder die continuirliche
»ervorbringung des l ntouiUe in seiner ganzen totalität noch
äie des mouilliilen s, s u, s. w. macht uns die geringste Schwie-
rigkeit. Zu den von Rumpelt beigebrachten argumenlen möchten
Srh- aber noch die folgenden hinzufügen:
1) Bestünde das cliaracteristische der mouillirlen laute wirk-
Sch nur in der anfügung von jot, so mOssten wir in dänischen
IrOrtern wie ttiljc, linje mouillirtes l, n haben. Dies ist aber
lucht der fall ; man spreche mlje, linje so schnell als möglich
man wird inmier V -f j, «' -|- j erhalten, niemals vnrd
I mouillirtes l, n, wie es z. b. die Italiener und die
tagyaren aussprechen, hören.
2) Es findet sich im sanskrit ein mouillirtes n, das man
wohnlich A otler ü transcribirt '). Dieser laut kommt aber
: häufig in verbindungeil vor, wo er unmöglich den werth
iBies M -|- j gehabt haben kann, z. b. weim der homorgane
rerschlusslaut unmittelbar nachfolgt: aiicana, ai\jana u, dergl.
kitche Wörter beweisen zweierlei: erstens, dass der »i-laut ein-
kch ist und somit kein jot enthält») und zweitens, dass wir es
^eder mit dem alveolaren noch mit dem cerebralen, sondern
bH einem von beiden verschiedenen ?t-laut zu thun haben.
3) Die finnisch-ungarischen sprachen dulden bekannt-
sh keine doppelconsonanz im anlaut: fr, pl, pj, Ij, nj und
>) Cfr. Brücke: Kacbschrift etc. s. 78.
*) Dass dieser laut mit dem gewöhnlichen h mottiBi identisch ist, lial
nüa Brücke bemerkt (gründe, b, 78). Vgl. übrigens L. Hnvet: Les pala-
les Bsnskrites (mänoires de la »oclM^ de linguistique II, 3480*.).
■) 8. Ascoli; Vorträge über glotlologie, flberselrt von J, Bazzigher und
Schweixer-Sidler Halle 187«. I. 171 (= s. S06f. des origin.). _^H
528 Julius Hoffory,
ähnliche Verbindungen wären unmögliche wortanfange. Da
nun aber im magyarischen mouillirte laute im anlaut vorkom-
men, dürfen wir daraus folgern, dass die besagten laute ein-
heitlich sind ^).
So sehr wir nun auch Rumpelt in dem beistimmen mussai,
was er gegen die auffassung Brücke's angeführt hat, so wenig
können wir mit ihm einverstanden sein, wenn er behauptet,
die mouillirten laute seien nichts als dentipalatales (d. h. dorsal-
laute)^). Diese ansieht — die schon Kempelen') h^e — ist
entschieden unrichtig, denn theils ist es sehr leicht möglich ein
P hervorzubringen, das auch nicht im geringsten gerade mouillirt
ist — Brücke hebt mehrfach hervor, dass der akustische unterschied
zwischen P und l^ {t^u.t^ u. s. w.) kaum merkbar ist*) — , theils
ist es sehr wohl möglich ein mouillirtes iS l^ u. s. w. zu bilden *).
Es geht aus dem gesagten hervor, dass wir die mouillirung
als eine den ganzen lautkörper durchdringende eigenschafl, die
allen dentalen verschluss-, reibe-, l- und nasallauten mitgetheilt
werden kann, betrachten müssen. Um genau zu ennittdn,
worin diese eigenschaft besteht, bringe man erst continuirlich
das nicht-mouillirte Z* hervor, und hernach ebenso das mouillirte
P (das wir mit l'^ bezeichnen); man wird dann wahrnehmen,
dass sie sich nur darin unterscheiden, dass beim ersteren die
zunge nur an einer stelle •) gegen den gaumen gestemmt ist,
wahrend sie beim letzteren eine grössere strecke desselben be-
deckt. Zwischen dem gewöhnlichen l^ und dem mouillirten l^
(V^) besteht dasselbe vcrhältniss: beim Z* berührt die zung«^
nur mit ihrer spitze die alveolen der oberzähne; beim i'^ is^
*) So haben wir im magyarischen (wo die mouillirung durch ang^'
fögtes y bezeichnet wird) z. b. lyüki^ nyak^ tyük, gydsz; im suojärviscb^"*^
dialekt in Finnland — wo übrigens die mouillirten laute vielleicht (lurC=
russischen einfluss eingedrungen sind — finden wir Wörter wie: nänni(^^
würde hier an ein phonetisches monstrum wie »njäfijnjU denken?^^
s. A. Genetz: Kertomus Suojjlrven pitäjäästä ja matkustuksistani siellil v. 186-
d. i. beschreibung des kirchspiels Suojärvi und meiner dortigen reisen i^
jähre 1867; in der zeitschr. Suomi, toinen jakso (zweite reihe) VI
211 f. 271.
^) Naturl. System etc. SO ff.
•) Mechanismus der menschlichen spräche nebst der beschreilm^ '^
seiner sprechenden maschine, Wien 1791, s. 314.
*) Grundz. s. 40; zeitschr. f. d. österr. gymnas. VIIl, 750.
*) Brücke grundz. 73 f.
•) Siehe die abbildung bei Brücke, grundz.
Phonetisclie slrditf ragen.
529
^t nur die >:ungenspit/.c, sondern auch der vordere theil des
ngenkörpers gegen das oberu Zahnfleisch gestemmt ; beim l*
id l' lindel analofc'ps stall. Was aber von den Hauten gilt,
It ebenso von den nasalen, den verschluss- und den ve\be~
Iten, denn alle diese iaule sind einander völlig parallel und
t der einen classe können sämmtlich von den coirespondiren-
n einer der anderen clussen abgeleitet werden ').
Wir können somit unsere ansieht in den satz zusammen-
teen: die dentalen niouilUrlen verschluss-, reibe-,
und nasallaute unterscheiden sich von den enl-
j-echenden nicht-mouilliiten nur dadurch, dass
)i deren hervorbringung ein grösserer thei) der
iDge gegen den gaumen gestemmt ist als bei den
eht-ntouillirlen").
Wie bereits gesagt, können sowohl alveolar-, cerebral-,
isal- als interdental laute mouillirt werden. Doch sind die
millirten dorsallaute bei weitem die häufigsten').
Eine eigene art mouillirter laute sind die, welche man im
tlienischen mit c(ij, g(i), im englischen mit cA, j, im
Igyarischen mit es, ds bezeichnet, und die Brücke für zu-
ntnengesetzt ansieht: ital. c(i) = t^ -\- /s' xV» SO^ = rf' -1-
' yV*)' Gegen diese in Deutschland wohl gewöhnliche auf-
*) Brücke: emnüx. a. Gl.
*) W. Scherer, zur geschichle der deutsctieii spräche, Berlin 1808,
it. bemerkt, dass die -Terschmekung« (bei den mouillirteu luulen)
tifichste auBiirOgung; erreichl, indem das j nicht blos nach- sondern
rtliiigl*. Ich hoFTe mit dem Bcharfsiunigen Verfasser einverstanden
wenn ich die eben citirten Worte nicbt allni buchstäblich nehme;
ftube vielmehr, er habe damit nur sage» wollen, dass die mouillirung
[ ün loses aiihangse) des lautes sei, sondern den ganEen lautkOrper
durchdringe, dass man ihn sowohl am anfang als auch am ende
Intes (und wohl auch während clesaeii hervorbringung) wahrnehmen
. Das 3, das — wenn man so sagen darf — dem zu raouillirenden
nmanent innewolmt. kann sieb aber vuii demselben ablösen und je
umstanden bald vorn bald binten zum Vorschein kommen.
enn wir die mouillirung durch ein angefügtes ' bezeichnen, halten
böhm. f. tT, »' = (■'. <r», n'-. jioln. l, i, i = f. s«. /• Vgl.
I BrGcke grmidz. s. 74 — 75. Im magyarischen haL>en wir, wie
«deutet, mehrere mouillirle laute: ty = C, gy = d', ij) = f»,
und iwar kommen sie tnehrfacli in Verbindungen vor, wu an
che eines jot nicht m denken ist, z. \i,: kimUjhjal, gnÖHi/t/gi/rl,
wtOtflyal u. s, w.
I
a.
530 Julius Hoffory,
fassung hat Ascoli — wie uns scheint mit recht — lebhaft
protestirt: »wenn wir ... c und ^ (= ital. c(i) und g(i)) in
der weise auszusprechen versuchen, dass sie auch nur für den
thunlich kleinsten Zeitraum ein S oder i enthalten, hören sie
eben auf das zu sein, was sie sind, ebenso wenn man ein i oder
ein d in ihre ausspräche hineinbringen will. Welches auch die
Schnelligkeit sei, womit man die gruppe tS oder da in viniäere
oder tindeere aussprechen mag, nie wird man dazu gelangen,
dass, bei auseinanderhaltung beider elemente, das vincere oder
das tingere der italienischen ausspräche daraus hervorgehe«^).
Einen positiven beweis dafür, dass wir es hier nicht mit con-
sonantenverbindungen zu thun haben, liefern magyarische formen
wie öcscsök, das wohl keiner öt^ [s^ xV ^^ [s^ xV ök ausge-
sprochen wissen will. Indem wir also festhalten, dass die laute
c(i) und g(i) nicht zusammengesetzt sind, wollen wir es jetzt
versuchen, ihre articulationsstelle zu erörtern. Man wird hier
schwerlich zu einem sicheren ergebniss gelangen, wenn man
nicht eine neue dentale lautstufe annimmt, die zwischen der
alveolaren und der cerebralen ungefähr in der mitte liegt ^). Ich
werde in ermangelung eines besseren namens diese lautclasse
die gingivale nennen und bezeichne sie, um mit den bezeich-
nungen Brücke's nicht zu collidiren, dm-ch den index x: ^, f,
s', 0* u. s. w. Die verschluss-, l- und reibelaute dieser classe
konunen meines wissens nicht »rein« in den sprachen vor*);
wenn man aber das t*, d* mouillirt, erhält man genau das
italienische c(i), g(i). Bei der hervorbringung dieses lautes be-
*) Ascoli: Vorträge etc. s. 164 f. (= s. 199 f. des orig.). Ich sehe von
der hiernach (s. Iü5f.) folgenden auseinandersetzung Ascoli^ die darlegen
soll, dass cxindg einer besonderen lautkategorie »den complex-momentanen
lauten« angehören, ah, da ich nicht anders einzusehen vermag, als dass sie
mit dem eben citirten im offenen Widerspruch steht. Oder ist es mdglicb
folgenden satz, womit besagte auseinandersetzung schlicsst: »denken wir
uns eine explosiva, für welche die zunge den verschluss ungefähr wie für
t bildet, sodann, für den augenblick der explosion, rasch in die lageübe^
geht, in welcher sie sich hei dem aussprechen von § befindet, und wir er-
halten nicht etwa t oder § oder beide, sondern die explosiva c und somiti
wenn die Stimmbänder näher zusammenrücken, die explosiva g^ mit der
oben angeführten äusserung: »welches auch die schnelHgkeit sei« etc. w
einklang zu bringen?
*) Diese bemerkung und die nächstfolgende entwicklung verdanke ich
der gütigen mittheilung Dr. Wilh. Thomsens.
•) Doch vergl. unten s. 535J— 533.
Pbonelisühe streilfragen
531
rührt nämlich die zunge ireder die alveolen der oberzähne noch
das gaumendach, sondern bedeckt mit ihrem vorderen Iheil
eine strecke des gaumens, die zwisclien diesen beiden extremen
ungelahr in der mitte liegt. Die dem f, d* ■ {— c(i), g(i)) ent-
sprechenden leibelaute sind, wie schon Lidforss') bemerkt hat,
mit dem deutschen scA und dem franz. j identisch, und ich be-
zeichne sie deshalb, dem t'', d'' gemäss, mit s'", /'*).
2.
Die zittorlaute.
Es niaclit einen gewissemiassen befremdenden cindrucli zu
sehen, dass Brücke (grundz. 42) das gewöhnliche deutsche r zu
den alveolarlauten rechnet und somit auf gleiche stufe mit dem
i', d', s* stellt. Es ist zwar möglich, ein alveolares rzu bilden,
aber dieser laut — der natürlich entsieht, wenn man die zunge
') V, Lidforss: Till lüran om aprlkljuden iu der tidskrifl for philologi
Og peedagogikX, 309: 'M. de(sc.t'' u. (T-) hOra som «xplosivic liUjuBt de
frirativie, denn Rumpell bänfört lil rerebral-k lassen, rraingSr derav. all de
med dtssa bava gemensaml artikulalionsställe och lika läge fOr talverktygen*.
*) Ich kann der mit so vielem geist und geschick verfochtenen ansieht
Brfirke's, dam das seh dadurch entstehe, dass dermund gleichzeitig ffir
das alveolare b* und für Aas x eingerichtet sei, so dass der laut nach
Brtcke'seber bemchiiung \a' /'] ^u transscribiren wäre (vgl, grundz. 63(r,
und die beigefügte abbilduug) nicht beistimmen, muas mich aber damit
begnOgen auf Rumpelt (natOrl. System etc. s. S4), dessen krilik ich, was
die punkte a und b betrifft, völlig beitreten kann, zu veriveisen. Es ist
wirklich unleugbar, dass die xiiuge, wenn man das s> continuirt and hier-
nach, ohne eine pause eintreten lu lassen, das seh, etwas zurück tritt,
voraus folgt, dass kein alveolares « im laute ach enthalten ist; und eben
BO anleugbar ist, dass, wenn man ein x' continuirt und danach ohne pause
rin ach, die zur hervorbringung des jf ' erforderliche annäherung der Eunge
kn den gaumen sich lOst, welches beweist, dass im geh auch kein /* ent-
halten ist. Wie aber Rum|>elt (s. 85) dahin kommt, mit R, von Raumer
(Die aprachgegclücbtliche Umwandlung und die nalurge^chichtliche beatim-
Uung der laute, zeitschr. für die Osterr. gymn, 1858 = gesammelte sprach-
•waenschaflliche schrillen s 373—73) das geh mit dem cerebralen ( (t*)
IU idcDtiflciren, ist mir völlig unbegreiflich. Wer sich des rauschendtm
diovacters des »ch im gegensatz zu der dünnen zischenden articulation des
*■ — ich spreche natürlich hier nur von dem wirklichen cerebralen a', nicht
TOD dem schon früh entarteten gh des sanskrjt ~ erinnert, wird gewiss
llen grosien, sehr ins ohr fallenden unterschied zwischen beiden nicht
'kugnen kennen. Räumt doch selbst Rumpelt (a. a. o.) ein, dass beim
•cA die wuigenspilie etwas mehr nadi vom liegt als bei dem echten cere-
}>ralen j. Auf diesen umstand, der für die correcte iinalyse des lautes von
'ita irtaeten bcdeutung ist, scheint ar gar kein gewicht gelegt xu hftboi.
532 Julius Hoffory,
in die ä^-stellung brin^ und von da aus in Vibration setzt —
ist von dem deutschen r, hauptsächlich seines eigenthumlich
zischenden characters wegen, sehr verschieden. Wenn ich con-
tinuirlich ein deutsches r hervorbringe, und dann plötzlich, ohne
äbrigens die zungenstellung zu ändern, die Vibration einstelle,
so erhalte ich immer nur ein d", niemals ein d* oder JP. Ich
betrachte demnach das gewöhnliche deutsche r als einen gingi-
valen zitterlaut, dem t^, d', s* u. s. w. parallel, und bezeichne
es als solches t* ^). Bracke selbst scheint dieser auffassung nicht
fern zu stehen, indem er a. a. o. hervorhebt, dass »der rand
der zungc hinter den alveolen der oberzähne liegt«, er scheint
aber auf diesen umstand nicht hinlänglich gewicht gelegt zq
haben und ist dadurch verfuhrt worden, das r zu den alveolaren
zu stellen*).
Es giebt aber ausser den bereits erwähnten noch einen
dritten r-laut: das cerebrale r* welches entsteht, wenn man die
zimge wie zum d^ hinaufbeugt und in dieser Stellung vibriren
lässt '). Dagegen giebt es kein dorsales r, weil die Zungenspitze
bei dorsaler mundstellung gegen die unteren Schneidezähne fest
gestemmt ist und somit unmöglich in Vibration gesetzt werden
kann, üeber die möglichkeit eines interdentalen r (r*), wage
ich keine meinung zu äussern*).
^) Diese auffassung, zu der ich schon längst gelangt war, habe ich
später durch die angaben zweier altindischer phonologischer schriflen aufs
schönste bestätigt gefunden. Im taittiriya-prätigäkhya II, 41 (herausgegeben
von W. D. Whitney in dem Journal of the American Oriental Society vol.
IX) liest man: repfie jihvägraniadhyena pratyag dantamülebhyah (ip(^'
gayati)d,h,: bei dem r [soll man] mit der mitte der Zungenspitze (die arti-
kulationsstelle, die) lunter den (obern) Zahnwurzeln (liegt), [berühren]; und
in dem rgveda-prätigäkhya (herausgegeben von Max Müller als erster theil
seines >Rig-veda, oder die heiligen lieder der Brahmanen«, Leipi. 1856)
sütra XLVII : repham vartsyatn che d. h. : ehiige sagen, dass das r »gingival«
ist. Statt vartsyatn will A. Weber ind. stud. IV, 117 barsvyam lesen, was
für den sinn dasselbe ist. Wie sich diese ansieht mit den angaben anderer
grammatiker, besonders denen des vCLjasaneyiprätiQäkhya und aiharvootÖA-
pr/itigäkhya verträgt, verbietet mir der räum hier näher zu erörtern. •
*) Vgl. grundz. s. 32: [ich] »schreibe . . . dem r, dem l und dem «•
der Deutschen ein und dieselbe artikulationsstelle zu«.
•) Brücke, der anfangs geneigt war die möglichkeit eines r* zu leugnen
(vgl. grundz. s. 42), hat sie später in einer brieflichen mittheiluiig an
Dr. Rumpelt eingeräumt (s. Rumpelt natürl. syst. s. 54 — 55).
*) Da wir mit Brücke (und Merkel) das r als »einen laut«, definiren,
»bei dem ein mundtheil vibrirt«, können wir selbstverständlich nicht nut
Phonelisehe Streitfragen. 533
Das r wii'd in mehreren sprachen sowolil löiiend als t(;n-
los gebildet; gewöhnlich wird aber das tonlose *- — das wir
nachher, der kürze halber, mit S wiedergeben — nicht be-
sonders bezeichnet, weil es meistens nur in bestinmiten laut-
stellungen, z. b. unmittelbar vor oder nach tonlosen vei-schlusä-
oder reibelauten, vorlconimt. So wird im deutschen kr als
jfcÄr, tr als tBr u. s. w. gesprochen'). Im französischen
findet sich das B, wenn ein tonloser consonant unmittelbar
Torangeht oder nachfolgt : ptiintre, artiste etc. ^). Ebenfalls
treffen wir das R im isländischen. Hier wird nämlich das
(anlautende) Ar wie R gesprochen, und es lässt sich beweisen,
dass darin auch keine spur eines h vorhanden'). Wäre näm-
lich ein h darin enthalten, so niusste, wenn einem auslautenden
T ein anlautendes hr unmittelbar nachfolgt, die ZLinge, um die
iprache des h zu ermöglichen, nothwendig aus der r-stel!ung
entfernt werden, denn bei der hervorbringung des h ist »der
mundcanal vocallsch offen« *), und die Zungenspitze darf somit
nicht dem gaumen genähert sein. Dies geschieht aber beim
aussprechen des isländischen laulcomplexes — r hr — nicht.
Ich habe mich hiervon überzeugt, indem ich mir von einem
geborenen Isländer, herrn J. Einarsson sätze wie : hann er
>.llerltel ein »vibral ionsloses r* anerkennen. Der laut, dem Merkel diesen
beilegl, ist mir praktisch nicht bekanQt; aiia Merkels hescttreibung
{pb^siologie der menschlichen Spruche =^ pliysiologische laletik, Leipzig
18H6, 3ä5r.) Bctaeiiit aber hervorzugehen, dass ts sich lediglicli um ein «
bandeil, das zwischen z' und £* in der mitte liegt — also ein <*. Die
icnchütteningen und bebungen des l>DdeLis oder der unteren flache ätü
■ebsllapalts« welche Merkel als charakteristisch fClr das >r linguale non
fibronst ansieht, finden »ich bei jedejn tönenden reihelaute. Man kann
4ich von der existeuz derselben am besten üherieugen, wenn ntan ein c,
wie ee im französischen oder englischen gesprochen wird, cuntinuirlich
hervorbringt, aber auch bei dem gewöhnlichen tönenden i, j u. s. w. sind
■ie deutlich wahrnehmbar.
') Brücke, grunda. 58 ; KrSuler, Zeitschrift XXI, 60.
■) Observations phon^liques d'un professeur aveugle, par L. Havel, in
den mtooires de la sociöte de linguistique II. ailtf.
') leb bemerke hier ein fflr allemal, dass ich nicht ganz sicher bin, ob
ctE uicbt richtiger wäre Rr onetalt B zu schreiben, indem ich nicht genau
tu entscheiden vermag, ob der stimmton gleichzeitig mit dem vocal oder
schon ein wenig früher anhebt. Für den kernpunkl der frage — das nichl-
vortuuidensein eines A — bleibt aber dies nalürlicli ganz ohne bedeutung.
*) Brficke: Nachschrift zu prof. Kudelka's abhandluDg s. S7.
534 Julius Hoffory,
hrteddri haiir hraustir fara 6r skipuni u. dergl. habe vorsprechen
lassen, und ich habe dabei wahrgenommen, dass hr. E., gleich
wenn er das e von er ausgesprochen, die somgenspitze m
Vibration setzte und somit ein r^ hervorbrachte, das ununter-
brochen fortdauerte bis er das le von hrceddr angefangen hatte.
Die erste hälfle dieses r* war tönend, die letzte aber t(mlo6,
so dass — r -\- hr — nach unserer bezeichnung mit r" -f" ^
wiedergegeben werden muss. Da man die Vibrationen des r* sdir
deutlich mit den äugen wahrnehmen kann, war eine täuschong
hinsichtlidi des soeben entwickelten nicht wohl möglich (um so
weniger, als mehrere besprechungen, die ich mit andern Is-
ländern über denselben gegenständ hatte, zum gleichen ergeb-
nisse führten), und ich wage deshalb bestimmt zu behauptet,
dass das isländische hr nicht, wie man gewöhnlich glaubt, äne
Verbindung von h und r ist, sondern lediglich ein tonloses
12', d. h. der dem gewöhnlichen, deutschen, tönenden gingivalen
r entsprechende tonlose zitterlaut*).
In einer europäischen spräche jedoch wird das 22 als selb*
ständiger sprachlaut betrachtet und hat als solcher sein eigenes
zeichen ^). Im k y m r i s c h e n kann nämlich das gew^öhnliche
^) Dass diese ausspräche verliältuissmässig jung ist, geht u. a. aus den
alten alliterationsreimen hervor, z. h.
Hervardr ök Hjörvarär
Hranij Angantyrr etc.
(Hervarar saga ok Heidreks konuogs,
besorget af N. M. Petersen, Kjöben-
havn 1847, cap. 7)
hvarma tungls ok hringa
Hlinar öpurft mina etc.
(Gunnlaugs saga ormstungu, ved
0. Rygh Cbristiania 1862 cap. 11).
Wenn aber auch neuere Isländer unbedenklich hr z. b. auf hj oder gtr
auf h mit nachfolgendem vocal reimen lassen, wie z. b.
Hreinlynd hjörtu
og hugarprüä etc.
(LjödmaBÜ eptir Jonas Hallgrimssou
Kaupmannahöfn 1847, s. 39)
bo hewt^ist dies wohl, dass ihr ohr nicht mehr so empfindlich für die
alliteration wie vormals sei, denn ebensogut wie hr, hj^ hu könnte man
r, j, u mit einander reimen.
') Schon in dem alten bardischen aiphabet (Coelbren y Beirdd) hatte
es ein selbständiges zeichen, s. Dosparth Edeym Davod Aur, or the ancieDt
Welsh grannnar, by John Williams ab Ithel, Llandovery 1856, s. 6.
PhoneUsche streiLfragen.
535
tön^ide r^ niemals anlautend stellen, sondern geht immer in
das R' (geschr. rh) über. Dass sich die sachc wirklich so ver-
hält, dafür bürgen uns die überaus genauen und präcisen an-
gaben des feinhörenden kynirischen grammatikers Williaui
Spurrell ').
Ehe ich diesen abschnitt schliesse, niiiss ich noch kurz die
dänischen r-laute besprechen, sowohl weil sie in physiologischer
binsicht ziemlich merkwürdig sind, als auch ^veil darüber ganz
unrichtige ansichten verbreitet sind *). Der buchstabe r hat im
dänischen einen doppelten werlh, indem er entweder tönend
oder tontos sein kann. Das tönende dänische r ist mit dem
von Brücke ') zuerst entdeckten und beschriebenen norddeutschen
') Also t. h. rhab, rhac, rhoth — R'ab, B"«t, B^ob' u. s. w. cTr.
.Geiiiadurcjiianiaethol seison^ a. chyiaTse^ (aii eiigliah-weish pronouncing
■dlottonary) gan W.Spuri-ell. Caerfyrddiii 1861, s. lä: -aspiraling l orr, or
'jronoiuicing them Tordbly witli the breatli alone. iathesjecretoriineriiig
"ttie Welsh aounds II and rA. The idea of the simple character of rh has
<Sot oeeurred to wrilers <in Welsh grammar (185Ü), wbo unifonnly treatof
tt BS 8 («mpouiid of r and h, It i^ bonever, quit« dialiiict ttom r wbicfa
ii a vocal coiisoitaul, while M is essenlially aapirate.« (>A3piTate< oder,
wie er spater echreibt, >spirate< bedeutet bei Spurrell tonlos im g^ensatz
n tVDcaU tönend, s. W. Spurrell; a granimar or tbe Wetsh language,
l^mortheu 1870, », 19: they [die consonanten] may be dassed iiilo those
.^ proiiouDtlng whieh the breatb alone is heard, and those in which the
Voice or vibratiou in the larynx Is beard. Tbe fonner are Spirale, the
btter vocal). Ctr, Ternei' a. a. o. 9 33: The sound rh may be produced
by continuiug the aound r and dropping the voice aa direded witb reference
i'lo U [hiervon später]: thus the english nord ran may be changed Jnto the
WelstarAon, apart; r-f-r-rA-rA-rAon. This sound ia found in French words
,«uUt>K in trt, cre, pre, aa etre, to be, fiacre, a kind at carriage, propre,
'i^proper. In der ArchKulugia Britaimica by Edw. Lhuyd, U. A.Oxford 1707
JBndet sieb s. 3S!t eine angäbe, wonach das R' auch hieweilen im cor-
Biachen vorgekommen wäre: »M has in our otdest nianuacripls two
fronoundationa. For the initial E, if the word be in its Primary uae,
as in dictionaries See, is alwaya pronounced as In tbe greek asperated
Tbe Comisb very rarely asperute tbeir initial r, sayinn Risk ha ridm rydh
.]fiwtk and red Fern] and not as in Webh RhUk a rhedyn rhydh, butthey
bsd tbis aapirationlsuppDse tormerly, für 1 bave frequenlly observed them
lo say Rhag [Per] as well as Rag.
') So sind z. b. die transscriptionen beiRumpell, nal. »yst. taf. IV. und
.Brflcke: Ober eine neue methode der pbonet. trausscriplion, 376f. (Silzunga-
bericbte d. kais. acad. d. wi»aenachaneii philo», histor. d. XLl. bd.), wie
•lu dem folgenden hervorgehen wird, eebr mangelhart.
'■) Grunde a. 10. Vgl. auch Aug. Deppe: Die laute der deutschen
■prache I, Heidelberg 1879, 4» f.
536 Julius Hoflfory,
kehlkopf-r — wenigstens so, wie dies im grössten theile Hol-
steins gesprochen wird — vollkommen identisch. Dieses tönende
r findet sich stets im anlaut sowie vor und nach tönenden
lauten: ride, red^ an^ig, cergre, hyrde, vride, bringe, grave, dmig,
springe, skreek, strcekke ^). Hiervon gänzlich verschieden ist das
dänische tonlose r. Es ist dies eigentlich gar kein zitterlaut
mehr, sondern ist lediglich mit dem Brücke'schen x* (von dem
arabischen kha d. h. : /x* ^J wohl zu imterscheiden)*) iden-
tisch^). Diesei* laut findet sich mit sehr wenigen hier nicht
näher zu erörternden ausnahmen immer im auslaut*) imd nach
tonlosen consonanten: er, var, kar, har, svar, kraft, prägt, traUse,
frygt. Wenn der tonlose consonant aber nachfolgt, wird dasr
nur dann tonlos gesprochen, wenn der vorhergehende vokal
kurz ist, also z. b. in ark, bort, skarp, kors u. dgl., aber nicht
in art, fart, fars. In der gewöhnlichen gebildeten ausspräche
wird das dänische r niemals wie im deutschen gingival ge-
sprochen; dagegen kann man bisweilen z. b. auf der bühne
oder bei emphatischer ausspräche das r uvuiare hören; im ge-
wöhnlichen leben aber wurde es einem dänischen ohr sehr
affectirt und unschön vorkommen. Endlich muss ich als
curiosum anführen, dass sich im dänischen mitunter das labidU
r — und zwar das tonlose — vorfindet, wenn auch nur als
individueller Sprachfehler. Es wird jedoch für keinen der üb-
lichen dänischen r-laute substituirt, sondern schiebt sich zwischen
dem p und u in solchen Wörtern wie puls, ptind u. dgl. ein.
*) b, dj g werden im dänischen als flüsterlaute (s. hierüber Brücke:
phonet. transscr. 239) ausjjesprochen, üben aber auf die benachbarten laute
denselben einfluss, wie die wirklich tönenden consonanten, aus. In den
Verbindungen «pr, skr, str (s. oben) wird nicht nur das p, *, h wie (ge-
flüstertes) 6, dy (j ausgesprochen, sondern auch das s ist hier — worauf
mich mein freund Karl Verner aufmerksam gemacht — geflüstert. Ich
halte es denmach für sicher, dass das r in den genannten Verbindungen
ebenfalls tönend ist, und kann somit Jessen nicht beistimmen, wenn er es
(Tidskrift for Philologi og Pa?dagogik II s. 62) für zweifelhaft ansieht, ob
hier tönen der stimme stattfinde. Mir ist es ganz unmöglich, das r hier
tonlos zu bilden, und zu gleicher zeit dem 8 und p ihren eben beschrie-
benen lautwerth zu lassen.
*) Grundz. s. AS, 68.
*) Doch übertreibe man nicht die Verengung.
*) Dies gilt aber natürlich nicht, wenn l>esagter laut bei schneller rede
als inlautend betrachtet werden muss, z. b.: »her i landet*, »han er mih^<
u. dgl. Gfr. Jessen Tidskrift for Philologi og Pa^dagogik II, s. 61.
Obschon dips auf den erslen anblick etwas befremdlich erscheint,
da die niiindstetlungen beim p und beim « nicht sehr ver-
schieden sind, lässt sich die saclie doch leiclit erlilären, wenn
man bedenkt, dass das dünische anlautende p — ebenso wie
( und k — eine aspirate ist: ein p mit einem nachfolgenden
Behr deutlich vernelmibaren A. Da nun beim h der mundcanal
in seiner ganzen länge offen sein muss, begreift es sich leicht,
dass die tippen, wenn sie nicht hinlänglich geöffnet werden, von
der gewaltsam herausströmenden luft in Vibration gesetzt wer-
den können.
3.
Die Maul(3.
In seinen »grundzügen« p. 30 sagt Brücke: »an die[se]
rei bangte rausche schliessen sich die Maute. Sie haben das
mit ihnen gemein, dass sie einfach durch herslellung einer enge
im mundcanal gebildet werden, aber sie unterscheiden sich da-
durch von ihnen, dass die enge nicht in der mittelebene des
niundcanals hegt, sondern zu beiden selten zwisclien dem zungen-
randc und den backenzähnen, so dass die durch sie ausströmende
Infi an der innenseile der backen entlang und so zum munde
llitiaus streicht«. Dass er sich die Verwandtschaft der ^■taute
mit den reibelauten doch nicht als eine allzu enge gedacht,
davon zeugt der umstand, dass er in der schlussübcrsichl s. 125
die Waute als eine eigene, den reibelauten, zilterlauten u, s, w.
parallele gattung aufgestellt. An der letzteren stelle heisst es:
no, 3: »In der mitte gesperrter aber zwischen zunge und backen-
zähnen geöffneter mimdcanal und gespoiTter nasencanal (L-
laut)( '). Ich glaube daher in Übereinstimmung mit Brücke zu
') Es sei Ulis gestatlet, diese definilion mit iler allgemeineren: »in der
mitte gesperrter aber an (tun seilen geGfTneler mundcanal iiiiil gesperrter
nasencanali zu vertauschen. Brücke's deflnition würde jeden gedaiiteji an
tin labiales I ausschliessen, wahrend ein solclies doeh recht gut mfig-
lidi ist. Man bringt es hervor, indem man die mitte der Unterlippe gegen
die der Oberlippe fest stemmt und zugleich die luft durch die geOlTneleii
tnundwinkel streichen lässt. Dass dies möglich ist, davon biinii man sich
hädit überzeugen, wenn man ein dünnes holffltüci, 2. b. einen bleistitt,
dermassen mit dem munde festhalt, dass die lippen sich vorne beriihren,
lAhrend an beiilen selten des verschlusses Öffnungen sind. Das labiale l,
welches unseres wissen: nirgends in den sprachen vorkommt, mOchte ich
inil I* bezeichnen. Cfr, H. Tlinnsing: Das nalQrliclic lanlsystcm der mensch-
lichen sprriclie, Leipzig isrvi. ?. 76.
538 Julius Hoffory,
sein, wenn ich annehme, dass er die 2-laute als eine eigene
species ansieht, die jedoch am nächsten mit den Feil)danten
verwandt ist.
Andere schriftsteiler weichen von der hier gegebenen defi-
nition ab: Helmholtz und nach ihm Max Müller^) und Job.
Schmidt ^) rechnen das l zu den zitterlauten, Rumpelt •) fahrt r
und l als halbvocale auf, weil der niund bei deren hervorbringong
unvollständig offen sein soll, während Havet*) es gar für einen
verschlusslaut (une consonne instantanee) hält. Merkel *) dagegen
betrachtet wie Brücke das l als einen laut sui generis.
Ehe wir uns zur prüfung der Brucke'schen ansieht wendoi,
müssen wir einen kurzen blick auf die anderen erkläningen
werfen. Was zuerst die auffassung M. Müllers betrifft, so be-
ruht dieselbe sicher auf einem irrthum, wie man sich leicht
durch folgenden versuch überzeugt Man führe zwei finger derart
in den mund hinein, dass sie die seitenränder der zunge b»*
rühren und bringe dann continuirlich ein l hervor. Man wird
dann, wie lange man auch aushält, niemals die geringste
Vibration verspüren; vielmehr gleitet die luft durch die öffiiuB-
gen an den backenzähnen sanft und milde zum munde hinaus.
Ebenso irrthünilich ist Rumpelts ansieht, dass l zu den halb-
vokalen gehöre, weil der mund bei dessen hervorbringung un-
vollständig oflFen sei. Die nmndstellung ist bei dem l ganz die-
selbe wie beim d; beide laute weichen nur in dem punkte von
einander ab, dass beim crsteren die luft durch die Öffnungen
an den backenzähnen hinausgleiten kann, was beim letzteren
nicht der fall ist®). Havets ansieht endlich ist so eigenthüm-
licher art, dass wir sie etwas genauer ins äuge fassen müssen.
Der scharfsinnige Franzose sagt (1. c): »Si je prononce al-lOj
j'entends d'abord V a, puis une consonne, puis une rfeonnance
vocalique pouvant se prolonger ä volonte, puis une seconde con-
sonne un peu differente de la premiere, puis enfin un second
*) Max Müller: Lectures on the science of language II, 136 f.
') Joh. Schmidt; Zur geschieh le des indogerm. vocalismus II, Weimar
1875, s. 1.
») Natürl. syst. s. 12.
*) Memoires de la societ^ de linguistique II, 797.
•) Lalelik s. 215 f.
•) Brücke: Grundz. s. 61.
Phonetncbe streitfnger
53*»
a. Le Premier et le seeond I sonf instantanes dans al-la, conime
les deux n dans an-na ou les deux ( dans at-ta En
resume; los l sont des consonnes inslanlanoes, des arrels tout
eominc p ou l; mais ces air^ts^ consonanliques sont accompag^D^s
d'une resoiinance vocalique, qui n'eii conslitue pas la partie
essentielle et qiii seule est conlinue. Cetle rt'sonnance peut Stre
delachee de Telement consonantique ; eile constilue alors une
Yoyelle, peut Ctre cüantce, et forme des sytiabes et des diph-
thongues«. Wir müssen dieser ansieht durchaus widersprechen,
erstens, weil man einen laut unmt^licli einen vcrschiusslaut
nennen kann, wenn bei dessen hervorbringung in dem munde
Rwei Öffnungen für die lufl vorhanden sind — am allerwenigsten
darf man ihn natürlich mit p oder t gleichstellen, und zweitens,
weil die das l tiegleitende vocalisclie resonanz gar nichts an-
deres ist, als der jeden tönenden consonanten begleitende ton
der stimme, welcher, sobald er durch eine besondere Stellung
des mundes (z, b. durch die des /) niodificirt worden, nicht
vom consonantischen demente losgerissen werden kann, ohne
seinen eigentl)üm liehen, von der besagten mundstellung ab-
hängigen character zu verheren. Eben so gut, oder vielmehr
besser, könnte hi*. H. einem taut wie s den namen eines ver-
schlusslautes beilegen, denn 1) ist beim g die zungc derart gegen
die backenzahne gestemmt, dass an beiden seilen ein luftdichter
verschluss sich vorfindet, während nur in der mitte eine kleine
öf&iung vorhanden ist '), und 2) ist e von einer vocalischen
resonanz (dem stimmton) begleitet, die nicht das wesen des
lautes ausmacht, und die ebensogut wie beim l vom consonan-
tischen elemente losgerissen und für sich continuirlich hervor-
gebracht werden kann.
Wir haben also bis jetzt gesehen, dass das l kein zitterlaut
ist, weil bei demselben keine Vibration statlfmdel; dass es kein
halbvokal ist, weit bei dessen hervorbringung die mundstellung
dieselbe ist wie bei den übrigen consonanten; dass es kein
verschlusslaut ist, weil der niundcanal nicht durch einen festen
verschluss abgeschlossen ist ; wir können hinzusetzen, dass es
kein nasal ist, weil die nase vermittelst des gaumensegels ab-
gesperrt ist. So wollen wir denn schliesslich seine bcziehung
zu den reibelauten betrachten. Um sich von der Verwandtschaft
') Brfloke: Gründe, s. 38, '
540 Julius Hoffory,
beider lautclassen in bestimmter weise zu überzeugen, stelle
man folgenden versuch an. Man spreche erst ein gewöhnliches
tönendes si^, bei dem bekanntlich eine starke friction stattfindet,
aus, dann mache man, ohne übrigens die Zungenstellung zu
ändern, die Öffnung so gross, dass die luft sich nicht mdir
gegen die alveolen der oberzahne reibt, sondern leise hinaus-
fliessen kann, und es entsteht somit ein unvollkommen gebil-
detes 0\ das wir mit s^ bezeichnen wollen. Man versuche nun
ein l^ zu bilden, bei dem die Öffnungen an den backenzahnen
so klein sind, dass die luft nicht mehr hinausgleiten kann, son-
dern sich gegen die inneren rachenwände reibt; es wird dann
ein l entstehen, das sich deutlich vom gewöhnlichen unter-
scheidet^ und das wir mit dem zeichen / wiedergeben. Ein
solches l^ steht ganz auf gleicher stufe mit dem z\ insofern bei
den beiden lauten eine friction stattfindet, während das gewöhn-
liche l dem g völlig parallel ist. Man hat also die gleichung:
jg : g = 1:1
Mit anderen Worten ausgedrückt: Das gewöhnliche!
wird immer unvollkommen gebildet, und es findet
daher bei seiner hervorbringung keine friction statt;
wenn man aber ein vollkommen gebildetes / hervor-
bringt, ist die friction ebenso vernehmbar wie beim;?^).
Es erhellt hieraus, dass man berechtigt ist, den namen
reibelaut auf die Z-laute anzuwenden (indem bei ihnen eben so
gut wie bei den reibelauten xav' i^ox^v eine reibung stattfinden
kann), wenn man nur beachtet, dass man, wenn man dies
thut, zwei arten von reibelauten unterscheiden müsse, von denen
die eine entsteht dadurch, dass die mundhöhle an den selten
verschlossen ist, während sieh in der mitte eine Öffnung be-
findet; die andere dadurch, dass die mundhöhle in der mitte
geschlossen, aber an den selten geöffnet ist ^). Um missverständ-
') Bnlcke bemerkt sehr riclitig (naclisclirifl etc s. 73), dass die Ver-
änderung der resonanz in der mundtiöhle ebenso viel oder mehr wr
characteristik des l beitragt als sein verJiältnissmässig schwaches reibungS"
geräusch. Darin liegt aber, dass es möglich ist ein l zu bilden, bei dem
die engen kleiner und also das »reibungsgeräusch« stärker ist als bei dem
gewöhnlichen.
*) Da wir einen jeden laut, der durch herstellung eines mittleren ver-
schlusses unter gleichzeitigem abfliessen der luft durch zwei seitenöffnungen
entsteht, einen Maut nennen, können wir Brocke nicht beipflichten, wenn
PlioiieUsche sLrciirrageii. 341
ZU vermeiden ist es aber wohl gerathener mit Brücke diese
arten von reibelaufen als Kwei selbständige aber unter si<^h
wandte species aufzuführen, von denen man die erste reibe-
le und die zweite /-laute nennt. Man kann aber die seiten-
lungen noch weit grösser machen, als es bei dem gewöhn-
len l der fall ist. Wenn man sie so gross macht, dass die
Igenspitze .nur eine strecke bedeckt, die ungefähr so gross ist
I die zwei vordersten schneldezäline, erhält man einen laut,
! bei gewöhlicher tonhöhe hervorgebracht, auf das ohr fast
I eindmck eines a macht, indem die vocalische resonanz der
adhöhle nur äusserst wenig von der Stellung der zunge be-
[fächtigt wird. Verbindet man nun diese mundslellung mit
Et tiefen timbre, das Brücke; Phon, transscript. s. 242f, be-
rieben, so erhält man das polnische t. und es bleibt dabei
Rkustischer — aber natürlich nicht in systematischer — be-
^ung ziemlich gleichgiltig, ob man den mimd für das V oder
,1' etc. einrichtet. Ich bemerke dies nur, weil sich trotz
ickes klarer und einfacher auseinandersetzungen ') in neuerer
; melirfach ziemlich verworrene auslebten über die natur
tes lautes geltend gemacht haben').
Wir haben bis jetzt das l nur als tönend betrachtet; wie
Icke hervorhebt, kann es jedoch eben so gut tonlos hervor-
fhonet. transscript. b, 349 zwischen 'lateral gebildeleii reibungsge-
chen«*) und E-lauten sondert. Die Verschiedenheiten der >lateral ge-
lten reibiuiKsgeräusche', deren Brücke I. c erwähnt, sind nicht derart,
I mnn die besagten laute eine Sonderstellung einnehmen lassen kann.
*) Brücke: (irundx. s. 41; Plionet. transseripl. I, c. Sehr richtig auch
kel (Lnletik s. 317): «Nach meiner ansieht . . . kommt es beim t we-
ir auf die zuDgenstelluDg, als auf mflglicbe erweiterung der beiden
kncanfile und auf möglichst wenig austragende berührung des gaumens
damit ein grosserer resonanzraum geschaffen und das l mehr einem
II fthnlicb gemacht n-erde<. Cfr. Lidforss, tidalcrin. for pliilologi og
Bgogik X. 3U4rr.
*) Ich erinnere hier nur an die dem wahren Sachverhalt schnurstracks
«genlaiifende äusserung Thausings (angef. w. s. 52): »Beachten wir die
mg dessellien (sc. des i), so finden wir, doss sich die xunge nicht wie
B deutseben laute rundlich mgespilit an die obere nCIbung legt, soii-
i mit ausgebreitetem zungenrande, so dass sie zu beiden selten die eck-
le berührt, wobei zugleich eine nusbnuchung ihrer oberfläclie erfolgt«.
') Wie man sieht, hat Brücke hier das worl »reibungsgeräuach« als
nsats tu den Mauten gebraucht.
itin inr ifrjfi. Bpr.chf. N. F. nr. c. 3c
54^ Julius Hoffbry,
gebracht werden, und wr erhalten somit, wenn wir das tonlose
l mit L bezeichnen, ein L\ L', L* u. s. w., dem l\ P, I* pa-
rallel. Dies tonlose L erscheint im allgemeinen unter denselboi
bedingangen, wie das R, d. i. vor oder nach tonlosen consonan-
ten. So wird im deutschen kl, pl als klA, pIÄ gesprochen^)
und auch im französischen treffen wir das L bei tonloser
nachbarschaft: cyde, alto^. Im dänischen finden wir das L
stets nach tonlosen anlautenden consonanten: jplei, klai, fleUe,
8let% ausserdem vielleicht mitunter im auslaut*). Im islän-
dischen wird dnsLhl geschrieben und findet sich nur im an-
laut vor: hljöda, hlutr etc.; von diesem hl gilt ganz dasselbe,
was ich oben von dem hr angeführt hübe: ich habe mich meh^
fach davon überzeugt, dass die Isländer z. b. Avörter wie 'Ä
Hlaäa' u. dgl aussprechen, ohne die zunge aus der aIve(rfa^
Stellung zu entfernen: es kann also kein h darin enthalten sein
Auch die kymrische spräche besitzt von jeher diesen lauf^; »
findet sich immer im anlaut, kann aber auch an jeder anderer)
stelle im worte auftreten : llaif, üag, boUt, swUt, tjfwjfU, gwoBr
dan u. s. w. •). Eigenthflmlich ist es, dass das tonlose L in
*) Brücke: Grundz. s. 58.
*) L. Havel, Memoires de la societe de linguistique II, 219.
•) Also z. b. nicht in bkg, glad, splitte; s. ob. 5.36.
*) Jessen: Tidskrift for Philologi etc. II, 61 f.
•) Wie das R halte er schon in dem Coclbren y Beirdd ein eigenes
zeichen; jetzt wird er U geschrieben.
•) W. Spurrell : Geiriadnr cynaniaethol seisoneg a chymraeg s. \% ^
oben s. 535. W. Spurrell: Grammar s. 21 f.: »The sound U is generally >
great stumbling block to leamers. The power of pronouncing it may be
acquired by observing Ihe process followed in passing from the soond/
(sc. w% dd (sc. z% z (sc 2f»), *Ä(sc. i«), to / (sc. /*), fA (sc. 8% «(sc«')»
«t (sc. i*) and imilating that process with i, when ü will he produoed.
Thus, let the wonl strive he pronounced, and the last sound, «, be dwelt
upon (continued, not repeated), strio-v-v, and let the sound « be chang***»
withoul pausing, inlo /-/•/, making the word strife, This will becffecte'J
by simply dropping the voice and breathing a litlle more forcibly. Inük^
manner wreathe may he converted inlo wreath, peas inlo peace .... Tb«
sanie process, pal-Ul — Ü-U-U would convert pal, a spade, into pcM^ c**
sation. and the Wclsh ü would be sounded«. Doch scheint der mecbmis*
mus nicht ganz derselbe wie beim l zu sein, denn Spurrell bemerkt L c:
»W is not, however, the exacl correlative of /; both are formed with the
lip of the tongue ; but. in sounding tt, the front or upper pari of the tongu*
is raised a little so as to contracl the passage of the breath.« Hat m^n
hiernach an ein IJ zu denken? An einer anderen stelle (angef. w. s. 6) ^
(nehreren — sowolil indogermanischen als nicht-indogermanischen
llprachen mit dl oder ü bezeicimet wird. So z. b. bisweilen in
lUterer zeit im kymrischen '); vielleicht auch im cornischen ').
|bn grönländischen ist der laut, welcher tW geschrieben wird,
pie Dr. W. Thomsen mich belehrt, nichts als L. Es wäre in
* that auch sonderbar, wenn Wörter wie tunitdlagpä, nipai-
) wirklich mit rf ausgesprochen würden, Dr. Thomsen
lat ferner die gute gehabt, mich auf eine äusserung von
iuropaeus in der y^itschrift Suoiiii *) aufmerksam zu machen,
voraus hervorzugehen scheint, dass die ostjakischen bezeich-
lungen Ü, eU beide den lautwerth L wiedergeben ^). Den gruud
un: •in prououndng iC (»c. dasU), Ihe tungue iissumes the sarae posiUon
■ in forming t, and Ihe breatli is fordbly propelied on each side of tlie
lore on oue side than oii tlie other. h is remarkuble that
lost persans breath« more on the right than on the left in pronouncing
Ips letter«. Crr. Brücke: Phoiiet. Iransscr, s. 948ff, Was die bemerkung
Dospartb Edeyrn etc. s. XVni; >J^ ; sydd a grym dwy I iddi> »R
. den wertli von zwei U sagen soll, vermag ich nicht ta begreifen. —
r«ch Lhuyd scbeint dieser laut aucli im comischen eitistirt zu bähen. &
üBsert Archieologia Britannica s. 238: »No dialect of Ihe Briiiih but the
WtWi retaina at present [bis pronoiinriation (die tonlose aussprache des
Di but the Comish seem to have had it. not many ages 9ince; For in my
Franascript of Ihe Comith Vncahulary at tlie Cotton Library I lind Exercüu»
(nder'd exactly as in Wehh, Llv; and Conanodum, Lies, tho' all the other
irds beginning with L, which are about 70 be «ritten witb a Single L.
a much laier Comi/h MS. I somelimes meet with ü after a Consonant,
Kovüenvieugh Fulfil ye. where oite t musl bave been very unnecesaary
less the two were pronounced aa Ä« (il. i. L).
') Lbuyd: Archieologia Britannien 238: »Tbia prunouncialion (sc. die
■) in the sixth Mannscripl abave mention'd is once expressed by dl:
fcrttiUas is Ihere render'd dlonaid whieh I suppose uual be read
. The d in the dl obove bad doubtiees the potestas of dh or
and IhiB sbift or expreasing Ih hy Utl woh formerly also common among
Englühwben they had occasion to vriUiBriliih names: For we often
et with TlUan for lAan and Thhin for Lhäyn etc. in old Records.
■) Edwin Noiris: Sketch ofCornish graramar. Oxford lfö9, s. 7: Thera
«ara to be n tracfi of Uie Welsli aspirale U, if I am rigtit in snpposing
(88, to he Bolteüan; UU niight be an atlempt to represenl
I peculiar sound of Ihe Welsh U.
*) S. Den grflnlandske Ordbog, oinarbejdet aj" Sara. Klei nsch midi, udgiven
1 H. F. Mrgensen, Kjsbenhavn 1871 k. 380. ^86.
*l Suorai. [oinen jakso, 7 osa. 3.
*) An dem angef. o, bemerkt Europmus, dassCasträn den ersten dieser
'fast&ben last als (I oder (W, den Tweiten als (Ö mler d/ii, aiisgeBprocIien
544 Julius HofTory,
dieser sonderbaren bezeichnungsweise vermag ich nicht genügend
zu erklären.
4.
Die nasale.
Wir gelangen jetzt zu einem wichtigen punkte, in betreff
dessen wir uns mit dem meister unserer Wissenschaft uneinig
erklären müssen. Es handelt sich um die Stellung der nasale
im natürlichen lautsystem. Brücke bemerkt hierüber^): »es
findet sich, dass bei allen consonanten im raundcanale entweder
irgendwo ein verschluss vorhanden ist oder eine enge, welche
zu einem deutlich vernehmbaren selbständigen, vom tone der
stimme unabhängigen geräusche veranlassung giebt, Avährend
bei den vocalen keines von beiden der fall ist<*).
Hiernach muss es etwas befremden s. 31 die definition der
nasale zu lesen ^). Brücke behauptet hier, dass die nasale nur
wissen will; fährt aber dann folgendermassen fort: »In dem handschrift-
lichen Ostjakischen Wörterbuch W^ologodski's, das sich in der bibliotbek der
Petersburger Akademie befindet, sind diese beiden laute ohne unterschied
durch ^l bezeichnet, und der Verfasser des buches sagt, dass »bei der her
vorbringung derselben die zunge flach gegen den gaumen festgedrückt ist
so dass z. b. HabyPlem fast wie slabylslem klingt«.
») Grundz. s. 29.
*) Man beachte die präcise genauigkeit, womit sich Brüclke an
dieser stelle ausdrückt. Er sagt nicht, dass der vei-schluss oder die enge
ein selbständiges vom tone der stimme unabhängiges geräusch hat, denn
dies würde nicht auf die tonlosen verschlusslaute passen, die, wie Brücke
selbst mehrfach (z. b. grundz. 33; 123fr.; cfr. auch Kem))elen, mechanismus
der menschl. spräche s. 228; Thausing: das natürl. lautsystem d menschL
spräche s. 113) hervorgehoben, gar kein eignes geräusch haben, sondern
gänzlich stumm sind; er behauptet nur, dass der verschluss zu einem selb-
ständigen geräusche veranlassung geben müsse, was auch gaiizcorred
ist, wie man es bei p, ^ k sieht. Wenn der verschluss sich löst, entsteht
wirklich ein selbständiges, je nach der art des verschlusses verschiedenes
geräusch; es hat dies aber mit dem wesen'des lautes nichts zu thun. Es
ist demnach wohl als distractionsfehler zu betrachten, wenn Brücke den-
noch s. 31 bemerkt »dass die übrigen (sc. nicht nasalen) consonanten ein .. •
eigenes geräusch haben«.
*) »Der weg durch den mundcanal ist der luft versperrt, aber der durch
die nase steht ihr offen Sie haben mit den vocalen gemein, dass
sie nicht wie die übrigen consonanten ein von der stimme unabhängig
eigenes geräusch haben (cfr. oben!), sondern nur auf resonanz beruhen, unte^
scheiden sich aber dadurch von den vocalen, dass bei ihnen der weg durch
den mundcanal verschlossen ist, und dass sie somit nicht wie jene wr
Verbindung von consonanten benutzt werden können« (??).
nragen.
auf reaonani: beruhen, und dass sie zu keinem vom tone der
slimnie unabhängigen geräusche Veranlassung geben '). Wäre
dies richtig, so dürften wir sie natürlich gar nicht xu den con-
sonanten rechnen, und ebea^owetiig zu den vocalen, da sich bei
äirer hervorbringung ein veischluss in der mundhöhle vorfindet.
Balbvocale können sie auch nicht sein, denn diese bilden die
tnitteistufe zwischen dem geöEfnetsein und dem verengtsein des
mundcanals, Ijei m, n, n ist aber, wie gesagt, ein verschluss
vorhanden. Da wir also unmöglich, wenn wir Brücke folgen,
jur die nasale einen platz im lautsysteme finden können, dürfen
wir sicher daraus schliessen, dass seine heschreibung unrichtig
Die incorrectheit liegt unseres erachtens darin, dass er all-
Kuviei gewicht auf die von dem herabhängen des gaumensegels
Wlingte i-esonanz gelegt hat. Was den consonanteii constituirt,
jst, wie Brücke selbst sehr richtig hervorgehoben lial, das vor-
lensein eines verschlusses oderemer enge in der mundhöhle,
alles andere (z. b. die Offenheit oder gestlilossenheit der nase)
Jet nur von sccundärer bedeutung und kann niemals als ein-
theilungsgrund auftreten. Wir glauben daher in Übereinstim-
mung mit den principien Brücke's zu sein, wenn wir mit den
alten indischen grammatikern die nasale unter den verschluss-
JiButen aufführen, da sich ja bei ihrer hervorbringung ein fester
verschluss m der mundhöhle vorfindet. Noch müssen wir er-
rähnen, dass Brücke an einer änderet! stelle seines werkes*)
sbarf gegen die polemisirl, welche die nasale zu den explosiven
Ldlen. Wir können hier Brücke beistimmen, insofern er be-
auptet, dass weder bei dem j) noch bei dem »i eine explosion
Itattzufinden braucht. Bei dem m ist aber, wie wir eben zu
leigen gesucht haben, ebensogut wie beim p der verschluss —
nicht die explosion — das conslituirende element, und wir hegen
iideshalb kein bedenken bei unserer eben entwickelten ansieht
beharren *),
'; An einer anderen slelle (g^en Kiidelka s. 74) rftmnl Brücke ilocli
iii, daSB beiui Übergang vuni li zum vocal ein leises geräuscb sUUlindel.
Ür will es nicht einleuchten, Wiiruni ein solches sich nur beim n ein-
leiten sollte.
«) S. 61.
*) Was die .Stellung der nusiüe Im lautsysteme betrilTl, stimme ich in
leLreren wesenüichen punkten mit herrn Havel Qberein (cfr. mämoires
ie la Bod^t^ de linguistique II, 76).
546 Julius Hoffory,
Nachdem Avir also gesehen haben, dass die laute m, n, n
nichts als tönende nasale verschlusslaute, dem h, d, g völlig
parallel sind, drängt sich uns die frage auf, ob es nicht auch
correspondirende tonlose, dem p, t, k parallel geben könnte.
Brücke, der das wesen der nasale ausschliesslich in der resonanz
erblickt, muss selbstvei-ständlich die existenz tonloser nasale ab-
lehnen, und wir finden in der that, dass er mehrfach ausge»
sprochen hat, dass tonlose nasale eine physiologische Unmög-
lichkeit seien, weil sie »ein blosses schnaufen c sein worden und
weil sie nicht von einander unterschieden werden könnten^).
Wir können in diesem punkte Brücke nicht folgen, da seine
argumente, wenn wir nicht irren, gegen seine eigenen principien
Verstössen. Wer nämlich wie Brücke behauptet, dass es bei
der beurtheilung eines lautes gar nicht auf den akustischen
eifect ankommt, ja dass es sogar ganz stumme laute giebt, der
darf nicht gegen die existenz tonloser nasale einwenden, daa
sie nur ein blosses schnaufen sein würden, und dass sie nicU
von einander geschieden Averden könnten. Beim p, t, k hM
man ja nicht einmal ein schnaufen, und diese laute and auch
nicht im geringsten grade von einander akustisch verschieden'),
denn sie sind gänzlich stumm. Die geräusche, wozu p, t, k
veranlassung geben, sind aber sehr vernehmbar und lassen sich
leicht von einander unterscheiden. Ebenso ist zwar bei den
tonlosen nasalen (die wir nachher M, N, N' bezeichnen) das
schnaufen — wie bei p, t, k der verschluss — in akustischer be-
ziehung gleich; das geräusch, das durch bildung oder lösung
des verschlusses entsteht, ist aber für jeden der genannten laute
ein verschiedenes. Wir hegen daher kein bedenken den gewöhn-
lichen tönenden nasalen correspondirende tonlose zur seile
zu stellen.
*) Vgl. grundz. s. 36; zeiUchr. für die österr. gymii. 8, 764: »Bd
stummes M und Ny das heisst ein m und n mit weit offener stimmrit«^
das den tonlosen consonanten parallel gestellt werden könnte, gibt es
nicht«. Cfr. auch K. Heyse: System der sprachlaute, Zeitschrift für die
Wissenschaft der spräche, herausgeg. von A. Hoefer IV, 17: »Das schnaub®*
der nase kann naturlaut der cmpfindung oder leidenschaft sein (schnauben
vor wuth), ist aber nicht laut-element der vernünftigen sprachec. W. Sche*w=
z. gesch. d. d. spr. s. 41: »Die resonanten sind immer tönend«.
•) Brücke, grundz. s. 36. »Das t unterscheidet sich vom p be-
kanntlich nur durch den ort, wo der verschluss gebildet wird, und soroil
auch durch die theile welche ihn bilden«.
Photietische slreitfragcn.
547
Wir wagt» aber noch einen sclirilt weiter zu gehen, indem
pir nicht nur die theoretische nothwendigkeit tonloser nasale,
pndcrn auch ihre reale exislenz wenigstens in einer der hen-
Igen europäischen sprachen, der kymrischen, behaupten zu
Rinnen glauben. Um dies genauer zu demonstriren, müssen
wir einen kur/en blick auf ein paar punkte der kyrariscJien laut-
fehre werfen.
Im kymrischen gilt das gesetz, dass einige Wörter, die auf
I, H auslauten oder auslauteten ') ein unmittelbar nacb-
plgcndes b, d, g in m, n, n verwandeln. Man hat also:
-m -|- fr- = -M -J- m-: ym inoyd wird y»( mwijd
-n -j- d- ^= -M -^- W-." yn dydd — yn wjdd
-Mg (d. i. «) -|- g- ^= -tig -\- ng-: yng (jwlad — yng tigwtad,
\f h. : ein tönender nasaler verschlusslaut thcilt einem unmittcl-
mr nachfolgenden tönenden nicht nasalen verschlusslaut seinen
,len character mit. Es braucht wohl nicht ausdrücklich
gesagt zu werden, dass die beiden «» In yn» mu»/d nicht zwei
abständige von einander getrennte sprachlaute sind, in der
[lat bilden die beiden nur einen laut, aber der lippenverschluss
räbrt doppelt so lange wie bei einem gewöhnlichen«; ebenso
ti n und rtg. Folgt aber dem auslautenden m, n, ng ein p, t,
I (d. i. Ar), so wird dies nicht in m, n, ng sondern in mÄ, nk,
Hft verwandelt:
^ -»» -j- p- = -tH -f- mh- : ym pen wird ym mhen
-» -f (- = -n + nh-: yn iroed — yn nhraed
-ng + <^ = -Jif; -f «pA-.- yng cad — yng nghad.
Es darf nun wohl angenommen werden, dass mh, nh, ngh
ichls als zeichen für tonlose nasale M, N, N-, den tönenden
t, », n parallel, sind, denn jeder andere lautwcrth, den man
1^ mh, nh, iigh beilegen möchte, würde mit dem .sprachlichen
Drgang in bestimmtem Widerspruche stehen. Wetm das m ein
icbfolgendef b in m verwandelt, muss es consequenl ein p in
r verwandeln. Dennoch geht die allgemeine ansieht dahin,
ISS die besagten laute Verbindungen von m, m, ng mit h seien *).
') Urepri]n){lich war der schlusecomonant wobl n: dieser verwandeile
ji aber, wenn ein b oder g folgte, in m oder ti und die» m, n verwan-
ke wiederum den nachfolgeiiden verschlusslaut in den eiilüprecbcnden
•) So ». b. Zeuss-Ebel: Graiumalica celtica Äß: »Post quas voculos
liquida N sequentea conson«, et medise et tenues, asstmiluitur.
548 Julius Hoffory,
Auch im isländischen treffen wir einen tonlosen nasal, das
N, in Wörtern wie hnakki, hniga u. dergl. Ich habe diesen
laut oft genug wahrgenommen, und habe mich in derselben
weise wie bei dem R \i. L von dem nichtVorhandensein dnes
h überzeugt. Wenn die Isländer einen satz wie: »ää» hniniär
höfäi sinu€ aussprechen, entfernen sie die zunge erst, wenn sie
zum e übergehen, aus der alveolarstellung, und es ist somit eine
ut mediae &, d, g fiant m, n, ng^ tenues autem p, t, c, addita h insuper,
mh, nh, ngh.* Noch bestimmter spricht sichSpurreli aus in dem Geiriador
cynauiaethol etc. s. 13: »The breath passing through the nose, without
the voice, would be either inaudible or incapable of Variation [wie man
sieht ganz die Brücke*sche argumentation !]. In Welsh however they (d. h.:
die nasale) are foliowed by an aspiration; but they are not altered in
soundc. Gfr. auch W. Spurrell: grammar etc. s. 10. Wenn ich so be-
stimmten aussagen gegenüber dennoch bei meiner oben entwickelten an-
sieht zu beharren wage, möge es mir gestattet seui, meine gründe in kürxe
anzuführen. Es sind die folgenden:
Erstens wäre ein Übergang von p ZMm-\-h physiologisch unerklärlich
und würde dem Übergang von & zu m schnurstracks widersprechen, denn
kymrisches p ist nicht wie das deutsche eine aspirate, sondern unterscbeicL^
sich, wie Spurrell bemerkt, nur durch das fehlen des stimmtons vom 6.
Zweitens muss man beacliten, dass M^ Ny N' im kym rischeu niem^abls
als selbständige laute auftreten, sondern immer mit einem vor hergehend^. <n
fi), n, n unmittelbar verbunden sind. Es handelt sich also eigentlich KzrsBur
um einen laut, dessen erste hälfte tönend, dessen z^\'eite aber tonlos "ist
Dies erklärt auch zur genüge Spurrells oben angeführte äusserung, dass die
aus p, tj c entstandenen nasale ihren laut nicht verändern, sondern ^scur
von einer »aspiration« begleitet sind. Spricht man z. b. ym mhen aus^ so
wird das m von ym natürlich gar nicht »altered in sound«, das mh ^^'on
mhen ist aber nach unserer auffassung eben jene nachfolgende >aspirati«zzin«.
wovon Spurrell spricht. Dass ein, einem tönenden consonanten nachfolgetTX. der
homorganer und homogener tonloser laut auf das ohr sehr leicht den ^^•
druck eines h macht, davon kann man sich überzeugen, wenn man ^. h.
die lautfolge amMa ausspricht ; man wird hier, wenn man nicht im laut.^ ren
sehr geübt ist, ein aniha zu hören glauben.
Drittens bemerke ich, dass mehrere ältere kymrische grammatiker die
besagten laute als tonlose nasale aufgefasst haben. So ist z. b. in
Gruffydd Roberts Dosparth byrr ar y rhan gyntaf i ramadeg cyrnfoeg
1567, s. 39 ein schema der kymrischen laute aufgestellt, wonach inÄ, «^
ngh zu m, n, ng in demselben vershältniss stehen, wie p, t, c zu 6, d, g-
Auch John Dafydd Rh ys führt mh, nh, ngh als einzellaute auf (cfr. Dospartii
Edeyrn etc. s. 13). Wenn man hierzu noch in erwägung zieht, dass die
erwähnten laute auch in dem Coelbren y Beirdd eigne einfache zeichen
haben, wird man es gewiss gerechtfertigt finden, dass wir uasere oben ent-
wickelte ansieht festhalten zu müssen glauben.
?hoiutisebeslreitn
649
physiologische unmc^Iichkeil, dass ein h hier vorhanden sein
kann. Es handelt sich lediglich un? ein n -f N. Endlich
1 wir noch bemerken, dass Kempelen erwähnt, dass im
deutschen bisweilen fiir das seh ein N fehlerhaft substituirt
wird •).
Wir haben also bis jetzt gesehen, dass die sc^enannten
resonanten nichts als nasale rerschlusslaute, den oralen ver-
Bchlosslatiten völlig parallel sind, und dass es deren — sowohl
Uieoretisch als praktisch — tonlose und tönende giebf. Hier-
nach wird Brücke's consonanteneintheilung etwas modificirt
werden müssen.
S. 1^ theilt Brücke die consonanten folgendermassen ein:
1) Mundcanal verschlossen, nasencanal verschl. : vcrschluss-
laut.
2) Munde, verengt; nasenc. verschl.: reibelaul.
3) Munde, in der niille verschl., an den seilen geößnet;
nasenc. verschl.: l-\a.ul.
4) Vibriren eines mundtheils, nasenc. verschl.: /.itterlaul.
5) Munde, verschl,; nasenc. geöffnet: resonant.
Nach dem gesagten muss aber die aufstellung etwa wie
folgt geändert werden :
I. Orale eonsonanlen.
1) Munde, verschl, Nasenc. verschl.: verschlusslaul.
2) Munde, verengt. Nasenc. verschl.: relbelaut.
3) Munde, in der mitte versclU,, an den selten geöfüiet.
Nasenc. verschl.: Maut.
4) Vibriren eines mundtheils. Nasenc. verschl.; aitterlaut.
II. Nasale consonanten.
1) Munde, verschl. Nasenc. geöffnet: verschlusslaut.
Man gewahrt aber leicht, wenn man obiges schema be-
tt^chtet, dass es gewisserniassen unvollständig aussieht, indem
^ch darin nur eine art nasale sc. die verschlusslaule vorfindet,
') Mechanisnms etc. s. 34äf: »Der wiilermärligste sprachfe liier, we-
nigstens ineiDetn ohre, ist der, ivetin leute anstatt des geh, bey gegchlossd-
1 nui);eol(anal die sLinimlose luFt durch die iiase herausstosseu. E^
t als wenn sie sich mitten in der rede selinautzen wollten. Sie sagen
att; leh habe manciie schöne stunde im spieU-n verschwendet: Ich habe
Kionche fiöne ntunde im fipielen verüwendet, wo sie die mit" bcMichneten
a ohne den laut der Etimnie und nur mit blossem durch die iibm mitf^
Volt geütosserien wind hören ^^^^^^^^^^^^^^^H
550 Julius Hoffory,
und man fragt sich unwillkürlich, ob nicht auch noch andere
nasale consonanten — wie z. b. nasale reibe- und Mauie —
denkbar wären. Sollte es nicht möglich sein ein m\ l^ oder
ein f mit offener nase hervorzubringen? Sollte der luftstaim
sich nicht theilen können, so dass der eine theil zur nase, der
andere zum munde hinaus flösse?
Wir glauben diese fragen bejahen zu müssen und hegun
kein bedenken nasale reibe-, Z- und zitterlaute ^) aufzustdkB, so
dass jedem oralen consonanten ein correspondirender nanler
entspricht, der sich vom oralen nur durch das geöSnetseln der
nase unterscheidet.
Diese aufstellung, die, wie uns scheint, von dem stragen
parallelismus und dem ganzen character des Brücke'schen laut-
Systems — das ja, wie mehrfach hervorgehoben, darauf zielt,
alle möglichkeiten der cntstehung eines consonanten in er-
schöpfender weise zu classificiren — nothwendig bedingt ist,
wüi'de jedoch nur ein theoretisches interesse darbieten, falls wir
keinen der besagten nasalen nichtverschlusslautc in den sprachen
nachzuweisen vermöchten. Zum glück sind wir aber in der
läge, wenigstens einen solchen laut mit zweifelloser Sicherheit
nachweisen zu können. Es findet sich nämlich im sanskrit ein
laut, der am richtigsten V transscribirt wird, und der nach de?n
übereinstimmenden aussagen aller indischen grammatiker keinen
anderen lautwerth als den des nasalen l^ gehabt haben kanX»-
Dieser laut, der sich nur im auslaut vorfindet, ist immer avi^
einem w odern, dem ein l unmittelbar*) nachfolgte, enlstander» •
-m -{- l' wird -r + l-
-» -|- Z- — -r -|- ^
z. b. i/ani + lokam wird ifäT lökam, niahan -f- lufUUi wiK"^
mahäT lunatd^),
1) Auch Brücke hat (nachschritt zu prof. Kudelkas abhandlung 75 f -^
die möglichkeit solcher laute anerkannt.
*) Doch kann ein h dazwischen stehen: kirn + Mädagati wird fc»*
hlädayaii, s.värtika zu Pfinini VIII, 3, 26 (Böhtlingk: Paijini's acht böcber
grammatischer regeln 11, 379).
») Cfr. u. a. rgveda-präti<;äkhya, sütra CCXXVIf.: antafysthäsu rfphä-
varjam paräm tän täm padädishv anunäsikän tu [makärah], tathänakäf^
udatje lakäre [lakäram anunäsikatn]. taittirlya-präti<jakhya V, 35flf. : lapafü»
[iakdranakärau] lakäram. nakärö 'nunäsikam» moMrafy , . . atUasihäpafV
Phonetiaebe streitfregen.
&51
Dies miiss jedot:h nicht so aufgefasst werden, als ob der
nasale labiale versclilussiaut m direkt in den nasalen I'-laul
übergegangen wäre; vielmehr lehrt uns die lautlehre des sans-
krit, dass das m vor / erst in n überging, bevor es in l' ver-
wandelt wurde. Dentale consonanten verwandein nämlich im
Sanskrit immer ein vorhci^ehendes »i in n (z, b. -nt -\- d- wird
-n -f d-) und da auch / ein dentaler consonant ist, muss eben-
falls vor ihm das m zu n werden : -m -\- l- ivird -*» -\- t. Dies
-R -(- l- wurde wieder nach der allgemeinen regel zu V + 1-.
Da^ besagter Übergang wirklich stattgefunden hat, dafür bürgt
nns noch der ganz anali^ Übergang von -d -\- l- zu -l -}- l-.
Die regel lässt sich also allgemeiner so fassen: ein dentaler vei'-
sdilusslaut, gleichviel ob er oral oder nasal sei, geht vor einem
1 in den entspreehMiden (oralen oder nasalen) /-laut über.
Aus dem Folgenden wird es sich ergeben, dass wir vielleicht
lim sanskril noch einen nasalen consonanten, das nasalirtc v
{tc' nach Brücke's bezeichnung) annehmen dürfen.
5.
Die halhvocale.
Unter dieseoi namen hat man sowohl in ülteier als auch
in neuerer zeit sehr verschiedene laute begriffen. Die indischen
gramniatiker bezeichnen damit die laute j, r, l, v und von
ihrem Standpunkte aus völlig mit recht, denn ein jeder laut,
der eine sübe bilden konnte, galt ihnen als vocal, und da im
, Sanskrit r und l ebensogut siibenbildend auftreten konnten wie
z. b, i und m, ordnete man sie, wenn sie nicht siibenbildend
Waren, mit dem ,/ und v, das man ursprünglicli als consonan-
tisches (d.h.; nichtsilbenbildendes) i und u betrachtete, und das
in der ältesten zeit denselben laulwerlh wie engl, y und w hatte.
Unter dem namen halbvocale zusammen.
Neben dieser klaren und versiändliehen auffassung macht
te einen nicht allzu erquicklichen eindruck zu sehen, wie neuere
Physiologen und phonologea diese lautclasse behandelt und wie
die vcrst^hicdenslen laute darin eingereiht haben. So führt
• . aaoarnam anunAnikam, na rcphapitrafy. S. auch Pänitii VIII, 4v 58f.i
HsaeyHtMli^äUi}« (hwauaeegeben vtnt Weber Inducba eUidiea IV^
552 Julius Hoffory,
Heyse ^) j, w und ss als halbvocale auf, Thausing *) J, w und
böhm. r, Rumpelt*) r und l, Merkel*) r, l, m, n, n und 8 (!),
Deppe ^ /, r, m, n, j, ä, w, g, d, h. Brücke gebraucht den namai
halbvocal gar nicht; die laute engl, y und w sieht er für com-
binationen von i und y^ (nach Brücke's bezeichnung y^), « und
w^ an').
Näher auf die hier angeführten ansichten einzugehen, wurde
allzu weit führen: einige von ihnen sind schon im vorhergehenden
beleuchtet, andere sind mit den ganzen Systemen der betreffen-
den gelehrten so eng verknüpft, dass sie nur darin ihre volle
rcchtfertigung finden, und von einzelnen endlich muss ich ge-
stehen, dass ich sie ganz und gar nicht verstanden habe^).
Anstatt einer solchen durchmusterung, wollen wir, bevor wir
weiter gehen, zu ermitteln versuchen, was man vom Brücke'schen
Standpunkte aus unter dem namen halbvocal verstehen musä
Wenn man mit Brücke einen consonanten als einen laut
dcfinirt, bei dem sich an irgend einer stelle in der mundhöhle
(ein verschluss oder) eine enge vorfindet, und hingegen einen
vocal als einen laut, wo der mundcanal in seiner ganzen länge
offen steht, so scheint a priori die annähme nicht widersinnig,
dass es auch laute geben könne, bei denen die Verengung lockerer
als bei den consonanten und enger als bei den vocalen sei —
also wahre Zwischenstufen zwischen consonant und vocal. Nun
*) Höfers Zeitschr. f. d. Wissenschaft d. spr. IV. 46.
*) Natürl. lautsyst. s. 81.
•) System d. sprachl. s. 12.
*) Laletik s. 145. 199.
*) Laute der deutschen spräche s. 31.
•) Grundz. s. 70. Gegen diese auffassung hat jedoch Thausing, wie
uns scheint, mit gutem recht protestirt (angef. w. 80 f.).
') Dies gilt vor allem von der MerkePschen ansieht, dass 8 eine semi-
vocalis sei. Seine worte lauten (Laletik 119): »Das a ist unter den con-
sonanten heinahe das. was das «unter den vocalen: der dünnste, schfirf^^
intensivste, höchste artikulationslau l, derjenige, der sich am meisten dem
tone nähert, und deshalh weil er am ausgange des ansatzrohres gebildet
wird und in demselben, das hier als windrohr fungirt, fast allein seine
resonanz (V) und seine Schwingungszahl erhält, auf weitere entfemungen
vernehmlich wird; er ist eine semivocalis per se und bedarf als solcbeder
Stimmbänderschwingungen gar nicht (V): sie werden ihm blos oktroyirl
um eine modilication des 8 zu erhalten. Das 8 dient daher (?) als ausdruck
des die sinne in hervorstechender art reizenden, des süssen, scharfen, säuern,
salzigen, spitzigen ....<<
Phonetische stre^
Hnd die beiden vocale, die die Icleinsleii Öffnungen l'ür das
berausströinen der luft darbieten, t und u; wenn wir somit
fom vocale «, wo noch keine eigentliche Verengung vorhanden,
pmi nächstliegenden tönenden consonanten, Brücke's w', bei
len artikulation die luft sich nur durch eine dünne ritze
lOspressei) kaiui, allmählich übergehen, so kann dies nicht ge-
lehen ohne eine stufe zu passiren, die weder consonant noch
ist, sondern zwisctien beiden liegt. Dasselbe ist natürlich
r fall, wenn wir vom * zum (-'(Brücke'sy^) übei^ehen. Diese
ischenlaute (die natürlich nicht Zusammensetzungen sind)
kennen wir halbvocale und bezuichnen sie resp. j und w ').
Ebenso kann man, wenn man von ü ausgeht, einen entsprechen-
ten halbvocal bilden, den wir mity bezeichnen möchten. Pro-
fessor Sv, Grundlvig hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass
ich dieser laut vielleicht in dänischen wörleni wie oje, triije,
vorfindet. Ich glaube aber denselben laut bei unge-
•rongener ausspräche noch deutlicher zu hören in Wörtern wie
W*. fys^i jf/Unnd a, ähnl., die ungefähr wie büye, füye, yüllan
')■
Dieses y scheint mir den übei^ang zu z' zu bilden, so dass
also folgende parallele reihen haben würden:
H — IV — b.
Wir nehmen also an, dass es drei halbvocale giebl; j, y,
B, die sämmtiich echte Zwischenstufen zwischen consonant und
'ocal sind. Diese halbvocale können natürlich auch tonlos
') Diese laute finden sicli meines wissen« iiiclil im deutschen, wohl
ber im englischen, wo aie y, » geschrieben werden (cfi'. Brücke ^rundz.
ID). Auch im älteste» snnskrit müssen sie vorhanden gewesen sein, da
i'und tt hier oft direkt aus i, u entstanden sind. Später erlitten sie he-
^teaüe inodilicationen, indem v labiodental wurde, während dos y his-
Rjlen gar mit dem j zusammen Gel. CTr. u. a. taittirlya-prätiqäbhya II,
I; Ober ein zum weissen Yaju!« gehöriges phonelischeü compendiimi, das
ntijnäsüLra, herHusgegeben von Weher in den abhandlungen der philos,-
hL blasse der bOnigl akademie der Wissenschaften zu Berlin 1871,
.79 fr.
■) Der laut y scheint auch im TranzOsischen und deutschen vorzukom-
m, rfr. L.Havel, mimoires de la soci£tä de linguistique 11, 319; Merkel,
«letik t83r. — Auch im finnischen findet sich, wie Dr. VViIh. Thomsen
lieh belehrt, cler?elbe laut in wörleni wie täygi, nhjshjn u. ähnl.
554 Julius Hoffory,
hervorgebracht werden — in welchem falle ich ^e J, Y, W
bezeichne — und kommen als solche in einigen sprachen vw,
z. b. im französischen: fouine (ou^= W), puis (u= Y), tkien
(% = J)^ feuiirter (iW = «7" in der Pariser ausspräche)*); im
englischen: der erste laut in solchen Wörtern wie whet, hmmid
istresp. WundJ^); im kymrischen findet sich bisweil^i das
J, das TT kommt aber in der gewöhnlichen spräche nicht vor; in
South Wales wird jedoch das d^w mitunter als TT gesprochen').
Ebenfalls sind die laute der jfitländischen mundart, die man ge-
wöhnlich mit hj, hw wiedcrgiebt, wie ich mich durch eigene beob-
achtung mehrfach überzeugt habe, nichts als J, W: hwa (was) «=
Wa, hjelp (helfen) = Jelp u. s. w. Auch das Y glaube ich deut-
lich wahrgenommen zu haben im worte hjywl (rad) =: YüwL
Auch im isländischen wird hj wie «7* ausgesprochen in: hi^
hjdlpa u. ähnl. Wörtern. Die halbvocale können natürlich eben-
sogut wie die consonanten mit offener nase hervorgebracU
werden: Solche nasalirte halbvocale kommen im sanskrit vor,
wo sie unter ähnlichen bedingungen wie das V entstehen*).
6.
Die vocale.
Die analyse der vocale gehört gewiss zu den schwierigsten
Problemen der heutigen Sprachphysiologie. Will man ein zeug-
niss davon haben, wie schroff' sich die ansichten in dieser be-
ziehung gegenüber stehen^ so lese man z. b. was von Brücke*)
und Thausing*), Helmholtz"^) und von Quanten®) darüber ge-
*) Havel: memoires etc. II, 219.
*) Spurrell: Geiriadur etc. s. 13: *w and y, like mosl of the olhercon-
soiiants are capable of beiiig converlcd iiilo llieir corresponding aspirates,
as in whety humid*.
•) Spurrell: Grammar s. 23: »Ihe sounds HI (the first sound in the
Word humid y^ooniid) and I (unser j) ai-e certainly sometiines heard ni
Welsh, the hi in eu hiaith, their language, and i in iaith, being, as pro-
nounccd by some Welshman at least, equivalent to the initial sounds of
human and ynrd,^ Vgl. angef. w. s. 20
*) S. die citate s. 550f. Man beachte jedoch, dass das v dem taittirly«-
pratiqäkhya und einigen anderen quellen zufolge ein labiodentaler lanlis**
Nach dieser ausspräche hätten wir es also nicht mit einem nasalirten l»ft'
vocale, sondern mit einem nasalirten consonanten zu thun. Vgl. s. 551.
•) Gnmdz. s. 13 ff.
«) Natflrl. lautsyst. s. 13 ff.
') Lehre von den tonempfindungen s. 163ff.
») Poggendorff: Annalen der physik imd chemie bd. 154, 279ff., 5Öff«
PhoiMisi^he «Ireitf ragen.
555
aehrieben ist. Es fehlt uns jede befugnis uns in diese
schwierige discussion einzumischen; unsei-e aufgäbe ist nur —
Indem wir vom Brücke'schen vocalbegriff aasgehen und übrigens
4en grundsatz festhalten, über welchen wohl alle Physiologen
«inig sein möchten: dass jeder bestimnil artikulirle vncal eine
bestimmte mundslellung erheischt, und dass a der neutrale
mitlelpunkt der vocale ist, wovon drei parallele reihen (die *-
teihe, bei der die hebung der zunge, die «-reihe, bei der die
annäherung der tippen eine bedeutende rolle spielt, und endlich
lue i^reihe, wo beide ntoniente zusanmicnwirken) ausgehen —
beweisen, dass ein laut, den mau gewöhnlich zu den cons&-
santcn gestellt, nothwendigerweisc zu den vocalen gerechnet
iverden niuas — wir meinen den laut h.
Eine ausgezeichnete cliaracteristik dieses lautes liefert Kem-
peleti*). El' sagl: »Dieser buchstab hat eine besondere eigen-
scbaft, die ihn von allen anderen unterscheidet. Sie besteht in
I, dass er keine eigene tage hat. sondern immer desjenigen
selbstlauters seine annimmt, der ihm nachlbigel. Wenn näm-
lich gaumensegel, zunge und lippen sich in die läge irgend eines
setbstlaulers gerichtet, so lässt sich die stimme, die diesen selbst-
iBOter beleben soll, nicht sogleich hören, sondern die lunge stosst
vorher in diese läge einen hauch, dann verengert sich erst die
Btimmritze und fangt an ku tönen. Sagt man ■/.. b, himmel, so
Hegen, eh das // noch anfangt, schon zunge und lippen in der
luge des /, bei huld in der läge des U, bei haus in der läge
des A u. 3, f. Um hiervon wieder einen beweis zu haben, so
richte man die zunge und lippen zu einem A, dann halte man
die tlache band vor den raund in der entfernung etwa eines
'»Des, und spreche langsam Ha, so wird man, so lange das H
dauert, ein lüftcheu auf der band verspüren, so bald aber d^
lelbstlauter a anfangt, so hört jenes auf.« Hiermit stimmt im
ganzen anch Brücke überein. Er stellt das A zu den kehlkopf-
lauten, und giebt an, dass es bei offener stimoiritze hervor-
'gebracht wird"). An anderen stellen fügt er hinzu, dass bei
4er hervorbringung des h »der mundcanal vocalisch offen ist« *)
tmd dass »dem b die qualitativen verschiedenheilen der sämmt-
Üchen vocale .... mitgetheilt ^Verden könne, je nach der form,
*) MechMiistniis etc. s. 37öf.
•) Gnindi. s. 9. 77.
») NMhschrtft etc. B. 87. 89f.
55G Julius Hoffory,
welche man dem rachenmundcanale giebt, je nachdem man ihn
für i, a, u u. s. w. einrichtete i). Vortrefflich auch Hermann
Meyer*): »Das h entsteht, wenn ein tonloser luflstrom mit
kraft durch die offene mundhöhle ausgestossen wird; die vocale
aber, wenn ein tönender luflstrom durch die offene mmidhöhle
entweicht«. Diese besclireibungen sind gewiss sehr richtig und
zutreffend; um so mehr muss man sich wundern, dass kdner
die nothwendigen consequenzen daraus gezogen hat. Erstens
erhellt nämlich, dass wir nicht von einem h sprechen dürCm,
sondern wir müssen für jeden vocal ein entsprechendes h auf-
stellen : A*, h\ Ä", A% /** u. s. w., und zweitens ist es klar, dass
jeder dieser verschiedenen Ä-laute ganz dieselbe mundstellung
einnimmt wie der correspondirende vocal, und dass er sich vom
entsprechenden vocale durch nichts als durch das fehlen des
Stimmtons unterscheidet. Er verhält sich mithin zum vocale
ganz wie ein tonloser consonant oder halbvocal zum tönenden
oder mit anderen Worten: das h ist ein tonloser vocal; das
Ä* ein tonloses a, das A* ein tonloses i u. s. w. *).
Es kann sich ein jeder von der richtigkeit des entwickelten
am besten überzeugen, indem er z. b. die laut Verbindungen:
tiJiu oder iJii ausspricht, er wird dann wahrnehmen, dass der
mund von anfang bis ende des Wortes die n- resp. i-stellong
einnimmt. Das wort unterscheidet sich von einem gedehnten
ü, 7 nur dadurch, dass die stimme in der mitte des wertes
schweigt. Ist unsere eben entwickelte ansieht richtig, so folgt
daraus, dass kein grund vorhanden, warum das A, wie man
gewöhnlich meint, auf den anfang der Wörter beschränkt sein
sollte: ein tonloser vocal kann natürlich ebensogut in der mitte
oder am ende der Wörter stehen, und wir finden in der that
in verschiedenen sprachen nicht wenige falle, wo wir, den be-
sclireibungen zufolge, einen solchen in- oder auslautend haben
müssen. So z. b. in lateinischen Wörtern wie tnHi, ah u. älml.*).
*) Grundz. s. 77.
*) H. Meyer: Stimm- und spraehbildnng, Berlin 1871, s. 20.
') Was das h l)elrifTt stimme icli, wie ich später gesehen, in mehreren
beziehimgen mit W.D.Whitney überein. S. W's artikel on Lepsius*s Standard
Alphabet in dem Journal of the American Oriental Society, Vll, 316f. 327f.
*) Priscian (ed. M. Hertz, Lipsi.T MDCCCLV) I, 25: »Qu«ritur cur in
*vah\ *ah' post vocales ponilur aspiratio, et dicimus, quod apocopa facto
est extremae vecali.<«, cui pra>ponebatur aspiratio; nam perfecta *vaha', *aha
Pbonrtiscbe slreitfragen. 557
ebenso ist in den dänischen interjeclionen üi, uk, besonders
wenn sie kurz ausgesprochen werden, das h (resp. h\ h") sehr
vernehmbar, und die in späterer zeit übliche Schreibweise i, u
darf daher wohl als fehlerhaft bezeichnet werden. Dass auch
der visarga (g) in der späteren indischen ausspräche den laut-
werth eines tonlosen vocals hatte, davon zeugt die schöne und
klare darstellung in dem Alphabetum Brammhanicum ^).
Ebenso ist auch im singalesischcu das finale h vernehm-
bar'). Noch müssen wir erwähnen, dass im isländischen bis-
weilen die letzte hälfte eines «, 4 tonlos gesprochen wird, wenn
ein tt unmittelbar nachfolgt : dölHr, nuitlr u. s. w. '). — Näher
auf die grammatischen gründe einzugehen, welche dafür sprechen,
dass k ein vocal sei, würde allzuweit führen; ich kann jedoch
diesen abschnitt nicht schliessen ohne darauf hinx-uweisen, dass
es erst durch diese annähme begreiilich wird, dass die alt-
indischen aspiraten keine position maclien. Ebenso findet die
regel, dass die mit ^r zusanmiengeselzten, altnordischen naraen
das 0 verkürzen, wenn nicht das letzte glied der Zusammen-
setzung mit h oder einem vocal anhebt, erst hierdurch ihre
physiologische erklärung.
Die wichtigsten resultate obiger Untersuchung sind kurz zu-
«ammengefasst, die folgenden:
1", Die mouitlirten consonanten sind nicht doppellaute,
nndern unterscheiden sich von den entsprechenden nicht mouil-
nuit. ideo autem absciaione Tacla entrem» vocalia lamen aspirntio mansit
a superiore pendens vocali, quia suum esl interieelionis voce abscondita
proferri«.
■) Alphabetum Brammbanicum seu Indostaniiin umveraitntis Kas(.
Dome HDCCLXXI, s. II: >UUimus apex duplici puncto, qiiod Bisitrkä
t^pelliMl, a dextris litlern.' finalis alicuiua didionis connotatiir, nultumque
proprium habet sonum, sed Untiini indicio eft litleram, cui iunctum est
riä, proferri debere fortiler, ac si traheretur e peetore, sono(d. h.; der
fUmmton} tarnen minime in longum protracto; nl videre esl in voce eipo-
^iA Biiarkät cuius postrema littera eslriü, quie, quumeidem copulata sjnt
□ ilta puneta, etnittl debet, quasi cum impetu*.
■) Rflsk; Singaleshk f^kriftliere, Kolombo 1831, s. ID.
•) Jessen: Tidskrifl for Philologi og Pffidagogik, II, 217: .Ved «, 6
lor&n tt bliver •stemmen« . . borte för Iteberne ere lukkede (??); deraf
kommer det, at man iatedenfor o, n^Blen synes al hsre et A mellem
kberiie*.
.Iltrlirm tllr xcv,\. H,,r*tl.r. N- V. 111. «. 37
558 Julius Hoifory, Phonetische Streitfragen.
lirten wesentlich nur dadurch, dass bei ihrer hervorbringung
ein grösserer theil der zunge wirksam ist als bei den nicht
mouillirten lauten.
2^. Die artikulationsstelle des gewöhnlichen europäischen
zungen-r hält ungefähr die mitte zwischen der des t^ und der
des t^.
3^. Die Maute bilden eine eigene classe von consonanten,
die jedoch am nächsten mit den reibelauten verwandt ist. Ge-
wöhnlich wird aber das l unvollkommen gebildet, und die
friction ist daher fast nicht vernehmbar.
4^. Die sogenannten resonanten m, n, n sind nichts als
tönende nasale verschlusslaute, den oralen b, d, g völlig paralld.
Tonlose nasale verschlusslaute, sind physiologisch sehr gut mbf-
lieh, eben so wie nasale nicht- verschlusslaute; beide kommen
in den sprachen vor.
5^. Die halbvocale bilden die übergangsstufe zwischen d»
vocalen i, ü, u und den nächstliegenden consonanten. Es giebt
sowohl nasalirte als tonlose halbvocale.
6^ Tonlose vocale sind theoretisch sehr gut möglich; in
den sprachen werden sie ohne unterschied mit dem buchstäben
h bezeichnet.
Halten wir die drei letzten punkte mit dem Brücke'schen
lautsystem zusammen, so wird sich daraus ergeben, dass jeder
consonant, halbvocal und vocal sowohl tonlos als
nasalirt hervorgebracht werden kann.
Nachschrift: Brücke's beitrage zur lautlehre der arabischen
spräche in den Wiener sitzungsber. phil.-hist. cl. XXXIV
307 flf. und E. Sievers grundzüge der lautphysiologie, Leipog
1876, habe ich so spät erhalten, dass ich sie nicht mit benutzen
konnte. Die zweite ausgäbe von Brücke's grundzügen habe ich
noch nicht gesehen.
Kopenhagen, am 20. december 1876.
Julius Hoffory.
B, Orassmann, Ursprung der p-fipositionen .im iniloRenn. 5S9
Ursprung
der präpositiouen im Indogermanischen.
Einleitung.
Es ist unmöglicli, über die präpositionen zu schreiben, ohne
[Ugleich auf manigfache weise in das übrige gebiet der formellen
q)rachtheile, zu denen die präpositionen gehören, hinüber zu
streifen; ja, es ist der wesentliche zweck dieses aufsaizes, an
jlern beispiel der präpositionen womöglich einen einblick zu er-
Iffnen in dies in so vieler hinsieht räthsclhafle gebiet. Aber
: erforschung auf diesem gebiete tritt überall die von den
•Griechen und Römern ererbte terminologie hemmend entgegen.
' Die namen: präpositionen, pronomen, konjunktionen und der
«unmelname partikeln, so unpas-send sie an sich sind, könnte
1 ^ch wohl gefallen lassen, wenn sie nicht zusammengehörige
b^riffe zerrissen und ganz venscUiedenartige zusammenwürfen,
JBs bleibt mir daher nichts übrig, als hier in kurzem überblick
jÜejenige eintheilung dieses gebJetcs anzugeben, welche mir als
.die naturgemässe erscheint. Nämlich die bezichungen, welche
^urch diese formellen demente ausgedrückt werden, sind ent-
- subjective beziehungen auf den redenden und hörenden
ider objective beziehungen zwischen den begriffen, ßeide klassen
rfallen wieder in zwei Unterklassen. Nämlich die beziehiing
den redenden und hörenden kann so ausgeprägt werden,
i die gegenstände nicht ihrem begrilfe nach benannt, sondern
i jenen beiden bekaimt oder von ihnen in frage gestellt nur
weit angedeutet werden, dass sie beide dassell}e darunter
stehen. Die Wörter, durch die das geschieht, liat man in
iuei-er zeit mit dem sehr Ireffenden namen der deute-
ffSrler oder deuter benannt. Nacli der alten benennung ge-
lörcn dazu die pronomen und die adverbialen partikeln (da,
0 u. s. w,). Zweitens kann die subjective beziehung darin
stehen, dass die logische Verbindung, in welche die darge-
leUten gedanken von dem hörenden gestellt werden sollen,
»vorgehoben wird. Die Wörter, durch welche die art dieser
Igischen gedankenverknüpfung ausgedrückt wird, und die man
tohl Bindewörter (Binder) genannt hat, liaben mit den
Birigen konjunktiven, weder ihrem wesentlichen begriffe noch
560 ^* Grassmann,
ihrer fonn nach etwas gemein und müssen von ihnen streig
gesondert werden. Sie sind im deutschen durch die gerade
Wortfolge des angeknüpften satzes gekennzeichnet. Ihre vollste
entwicklung haben sie in der griechischen prosa gefunden, wo
jeder selbständige satz an den vorigen durch ein bindewort,
aber auch nur durch eins verknüpft wird, wobei gliederongen
wie fiip . , . di, T€ , . . xai nur je e i n bindewort repräsentir^L
Die einzigen asyndeta bilden hier die sätze, welche in dem
sinne unseres >nämlich€ anzuknüpfen wären, wobei das binde-
wort als selbstverständlich fehlt.
Die objektiven beziehungswörter drücken entweder die
richtung der thätigkeit aus und mögen richtungswörter oder
zeig er genannt werden, oder sie drücken die realen beziehungen
einer thätigkeit zur andern aus und werden, da sie stets einen
satz in den hauptsatz als glied einfügen, sehr passend ffige-
wörter oder füger genannt. Jene ersten, mögen sie nun die
richtung an sich oder mit hinweisung auf die Stellung des
redenden und hörenden bezeichnen, heissen nach der he^
gebrachten benennung präpositionen, wenn von ihnen der casus
eines folgenden Substantivs abhängig ist. Dadurch aber wird
das naturgemäss zusammengehörige auseinander gerissen. Oder
will man in der that z. b. dno in der Verbindung and vifäv
als Präposition, in vtjcav äno als postposition, in and di f^t*-
{fdiietav äga^sv oder in dUaavi* äno als adverbiale partikel
auffassen, die dann in dnoXiaavra glied der komposition wird?
Dazu konmit, dass nachweisslich der adverbiale gebrauch der
richtungswörter, um die richtung der durchs verb ausgedrückten
thätigkeit zu bestimmen, der ursprüngliche ist, und bei derbe-
ziehung dieser thätigkeit auf einen gegenständ der casus in
seiner ursprünglichen ausdehnung hinreichend virar, um diese
beziehung auszudrücken. Die Verbindung der präposition mit
einem von ihr regierten casus gehört erst einer späteren periode
an. Im sanskrit kann man oft 10 bis 20 Seiten lesen, ohne
irgend einer präposition mit einem von ihr regierten casus zu
begegnen. Auch erweist sich jene Verwendung der richtungs-
wörter zur bestimmung der thätigkeit dadurch als die ursprüng-
liche, dass nur diejenigen präpositionen, welche jene Verwendung
zulassen, in den verschiedenen indogermanischen sprachen über-
einstimmen, und sie bilden daher das eigentliche material für
jede sprachvergleichende betrachtung der präpositionen. Um
561
ht durch neue benenniin^en zu stören, will ich den nainen
er Präpositionen auch in diesem allgemeineren sinne festhallen.
nd als äclitc- prüpositioncn diejenigen bezeichnen, welche
lit dem verb zu einer b^rilTlichen einheit verschmelzen und
Dch leiblich mil ihm veiwachsen können. Dies kriterium der
liten Präpositionen ist für die meisten indogermanischen
prachen ausreicliend, so namentlich für das Griechische, die
fischen, slavischen, lettischen und auch wolil die celtischen
jffachen, hingegen haben sich im Lateinischen und in den
manischen sprachen, namentlich im Hochdeutschen viele
idere wörier, adverbien, casusformen, unächte präpc^itionen
1 richlungswörter des verbs eingedrängt, und man muss daher
if jene ersten sprachen zurückgreifen, um durch dos genannte
riterium eine präposition als ächte nachzuweisen. Auch kommt
I bisweilen, obwohl selten, vor, dass eine präposition, deren
ditheit durch die verwandten sprachen festgestellt wird, in
taer spräche die tahigkett verloren hat, mit dem vei-b zu einer
p-iffseinheit zu verschmelzen. So reicht denn das genannte
riterium, wenigstens wenn man die verwandten sprachen zu
ilfe nimmt, schon aus, um die ächten Präpositionen als solche
iBtzustellen ; späterhin werden sich noch andere eben so ent-
iheidende kriterien ergeben.
Es ist die Verwendung der richlungswörter zur besonderen
Bsprägung des verbalb^riffes allen sprachen des indogei-ma-
tocben Stammes eigenthümlich, während, so viel ich weiss, kein
pderer Sprachslamm etwas ähnliches aufweist. Die ausser-
edenthch manigfache und doch scharf ausgeprägte abstufung
Ir verbalbegriffe, die dadurch möglich wird, bildet eine haupt-
■rde des indogermanischen sprachstamraes. Es hängt diese
genthümlichkeit mit einem andern auch für unsern gegenständ
fer wichtigen vorzöge dieses sprachstammes zusammen. Das
l die entslehung der ui-sprünglichen forniwörler aus wurzeln,
le einen durchaus selbständigen, von den verbal- oder begriffs-
ntzeln unabhängigen Ursprung gehabt haben, und die man
im unterschiede von diesen deutewurzeln genannt hat (vergl,
i h. Whitney-Joliy Sprachwissenschaft s. 389). Diuch ihre
iKtmmenfügung mit den begriffswurzeln entstehen die abge-
Kcten Wörter und die verschiedenen formen des nomens und
prbs. Das ist der grund, warum z, b. die chinesische spräche,
)en weil ihr diese deutewurzeln fehlen, es weder zu einer ab-
562 H. Grassmann,
leitung noch zu einer formbildung hat bringen können, und
dass dagegen der indogermanische sprachstamm bei seiner
klaren sonderung der deutewurzeln in beiderlei beziehung zu
einer vollkommeneren entwickelung gediehen ist, als irg^id an
anderer sprachstamm.
Ich beschränke mich im folgenden, um das gebiet zu be-
grenzen, auf die echten präpositionen, füge ihnen jedoch die-
jenigen nominalpräfixe bei, welche ganz die form der äcfatai
Präpositionen haben und gcmeingut des Indogermanischen sind
(an-, S€h, SM-, dus-, ari-) bei, mache sie aber durch den ange-
hängten strich als solche kenntlich. Auch beschränke ich mich
auf Sanskrit (vedadialekt), Griechisch (homerischer dialekt),
Lateinisch, Gothisch nebst Altnordisch, Altsächsisch, Angelsäch-
sisch und aufs Hochdeutsche (alt- und neu-hochdeutsch), und
fOge aus den andern indogermanischen sprachen nur dasjenige
bei, was zur erläuterung nothwendig erscheint
§ 1. Gesetze der bildung ächter präpositionen.
1) »Alle ächten präpositionen (mit ausnähme einiger ana-
logiebildungen) sind vor der Sprachtrennung entstanden.€
Beweis dafür sind die Übereinstimmungen in allen oder
wenigstens in solchen indogermanischen sprachen, welche in
keinem engeren Verwandtschaftsverhältnisse stehen. Dagegen
bilden sich in einzelnen sprachen, namentlich im lateinischen
und in den germanischen sprachen nach analogie anderer ächter
präpositionen neue solche, deren bestandtheile aber der Ursprache
angehören, z. b. im lateinischen indi^ welches sich zu in ver-
hält, wie sk. ädhi zu a, sübter zu sab und praeter zu prae, wie
inter zu in, im gotischen afar zu af wie ufar zu uf u. s. w.,
so auch got. hindar aus hind (vgl. engl, behind)^ und dies wieder
aus der adverbial-partikel ahd. hina, nhd. hin, nach analogie
von and aus ana. Abgesehen von diesen bildungen zeigen sich
die ächten präpositionen als gemeingut des indogermanischen
Sprachstammes, wenn auch manche derselben in dieser oder jener
spräche dieses Stammes erloschen ist. Dagegen sind die unächten
präpositionen als solche ohne ausnähme nach der Sprachtrennung
in den einzelnen sprachzweigen theils aus ächten präpositionen
theils aus Substantiven und adjectiven durch adverbialsufSxe
oder casusformen, oder durch Zusammensetzung entstanden z. h-
sk. mddhye, gr. ävBv^ ivexa, lat. circa, circum, cirdter, contra,
Ursprung der |irSposiliuiien im Indut^inmanJädii'H,
563
extra, nhd. fona (aus afima nach Grinu»), in~i:han {neben),
en-gegai u. s. w.
2) »Keine ächte präposilion ist aus einem begriffsivort
entsprungen.«
Die zeit, wo man alle präpositionon aus begriffswörtem
abzuleiten suchte, ist vorüber: Doch hält man noch, wie ich
glaube, mit unrecht fest au der entstehung von zd. tara, sk.
tirds u. s. w. aus der verbalwurzel tar, tir. Ich glaube, dass,
wenn überhaupt Zusammenhang stattfindet, umgekehrt die
Verbalwurzel aus der präposition stammt, ein Übergang, der
Eäch vielfach nachweisen lässt. Ebenso leitet man sk. vi und
gr. dm, lat. dis aus dem Zahlwort dva, dvi ab. Die Unlialtbar-
keit dieser ableitung wird sich unten schlagend ergeben.
3) »Keine ächte präposition ist als casus zu fassen.«
Man hat die präpositionen, die auf a endigen, als iustru-
mentale, die auf < als lokative, die auf« als akkusative auffassen
wollen, indem u aus altem am entstanden sei. Aber einen
instrumental auf u giebt es nicht, der lokativ i ist aus in ent-
standen (zeitschr. 12, 254) und die Verwandlung eines am des
akkusativs in u ist im sanskrit nicht nachweisbar. Im ganzen
gebiet der ächten präpositionen zeigt sich keine erscheinung,
welche auf eine entstehung derselben aus casusformen hin-
deutete. Es ist diese ganze gekünstelte annähme eine petitio
principii ; sie entspringt aus der vorgefassten nicinung, als
tnüssten alle adverbien und so auch alle präpositionen aus
casusformen entstanden sein. Aber diese annähme ist verwerf-
lich. Oder will man in der Ihat die adverbialen Partikeln u,
gha, ha, hi, nd und ähnliche als casus auffassen? und will man
annehmen, dass es vor der casusbildung gar keine adverbialen
jKirtikeln gegeben habe? Wie will man die casussuffixe selbst
erklären ? Casusformen können sie selbst doch nicht wieder
gewesen sein, denn sonst bewegte man sich im Zirkel, also
müssen es undcklinirbarc worte gewesen sein, also kommt man
doch inmier auf demente zurück, die noch keine casusformen
an sich tragen. Der ganze irrthum beruht auf Verwechselung
der Zeiten, namentlich auf verwecliselung ächter präpositionen,
die schon Bullmann (ausf. gr. sprachl. g llda.) mit recht alte
präpositionen nennt, und der viel später entstandenen tm-
ichlen (ges. 1).
564 ^* Grassmann,
4) »Keine ächte präposition ist durch anfugung emes für
die ableilung der begriflfswörter gebräuchlichen Suffixes ent-
standen, c
Am meisten Wahrscheinlichkeit für solche Verwendung
könnten die suflixe tara, älter ra des comparativs und das alte
suffix ma des Superlativs haben. Allein auch dieser schein
verschwindet bei näherer betrachtung, da die komparative und
Superlative bedeutung in formen wie i4pari, antar, sam nicht
nachzuweisen ist, und überdies dann eine casusform angenomr
men werden müsste, was mit gesetz 3 streitet
5) »Die ächten präpositionen enthalten (in ihrer ursprüng-
lichen form) keine andern vokale, als die kurzen a, i, n.«
Scheinbare ausnahmen bilden im sanskrit d, pdra. Allein
ä ist unzweifelhaft aus ana entstanden (zeitschr. 12, 258), wie
auch das hieraus entsprungene ana des instrumentals dieselbe
zusammenziehung zeigt und auch sonst selbst ana sich in a zu-
sammenzieht (z. b. deväm gen. pl. == devänam). Dass auch
das altnordische die gotische präposition ana in derselben ZQ-
sammenziehung a zeigt, ist nicht von bedeutung. Femer pdrä,
wofür das zend para hat, ist wohl Verlängerung aus diesem
letzteren, wie sie am ende der präpositionen sporadisch vielfach
vorkommt, bei dieser präposition aber im sanskrit durchge-
drungen ist. Im griechischen bildet «»?, da es aus ivg ent-
standen ist, keine ausnähme. Im lateinischen treten Verlänge-
rungen der endvokale in späterer ent Wickelung ein ; so wird das
ältere pro zu pro, das ältere se (s^-pelire) zu s^, das ältere so
(so'lütum) zu so, im lat. de verglichen mit dem irischen di, de
(von) scheint die Verlängerung durchgedrungen zu sein. Das
nominalpräfix ve- ist aus vehe- entstanden, wie vehe-mens =
vE-mens (vergl. vE-cors) zeigt. Auf gleiche weise scheint prM
aus *j>ra-Ä6 entstanden. Ueber den Ursprung dieses -he wird
unten gehandelt werden.
6) »Die ächten präpositionen enthalten keine andern con-
sonanten als
k, t, d, dh, n, p, hh, m, r, v, s.«
Es fehlen also die harten aspiraten, die gaum- und zangen-
laute, von den kehlbuchstaben erscheint nur k, es fehlen ausser-
dem b, l, g, s, h, welche sich auch ander\veitig als späteren
Ursprungs erweisen, so auch das aus i entsprungene j. Da auch
die kurzen vocale a, i, u (ges. 5) nachweislich die ältesten sind,
Ursprung der prQpDsitiut
1 ludoKernianiscUen,
565
) ergiebt sich, dass alle in den ächten präposilionen erscheinen-
den laute die ältesten sind, die der indogermanische sprach-
KStamm kennt, und es liegt daher die vermuthung nahe, dass
;ne zu einer zeit entstanden sind, wo die spräche noch keine
andern laute kannte. Die vedische präposition acfta ist eine
■ speciell vedische bildung, die weder im klassischen sanskrit noch
in den nächst verwandten sprachen (zend, altpersisch), noch in
dem ganzen indogermanisclien spraclistainine etwas entsprechen-
des findet. Sie muss also erst nach der ablrennung der andern
arischen sprachen im vedadialekle entstanden sein. Sie ist
mithin als eine unächte präposition oder als adverbialpartikel
aufzufassen: zwar erscheint sie in Verbindung mit verben, aber
nur mit verben der bewegung und des rufens und ausserdem
t gru hören und dl worauf achten.
7) »Alle vocnlisch anlautenden präpositionen, die noch
einen zweiten vocal enthalten, beginnen ursprünglich mit fl«.
Hierher gehören sk. dti, ddhi, Anu, Apa, dpi, abhi, fiva,
imtdr. Eine ausnähme bildet nur üpa und das daraus abge-
leitete updri. Ich vermuthe daher, dass auch üpa aus älterem
'apu hervorgegangen und der Umsatz der vocale durch ein-
wirkung des lippenlaules veranla.sst ist. Dies bestätigt sich durch
den iiaralleüsmus der drei präpositionen o/«i, rfpt, üpa, der auch
in der bedeutung hervortritt. Da die bedeutung alier dieser
focalisch anlautenden präpositionen sich von der der consonantisch
anlautenden dadurch unterscheidet, dass jene (wie sich unten
teigen wird) auf einen einzelnen gegenständ hinzielen, während
diese entweder nur im allgemeinen eine richtung bezeichnen
oder die trennung oder Vereinigung ausdrücken, so wird die
annähme Bopp's, dass man in jenem a den deutestaram a (instr.
, im pl. ebhis, ebht/as, esham, eshu, aswin u. s. w.) anzuerkennen
hat, höchst wahrscheinlich, in entsprechender weise unterschei-
äen wir im deutschen über und hin-Ober, von denen letzteres
tnit grösserer bestinimtheit auf den gegenständ hinweist.
8) »Wenn die ächten präposilionen in zwei aufeinander-
folgenden silt)en die vocale n und i (oder a und «}, die nur
durch einen consonanten getrennt sind, enthalten, so wird in
flenjenigen sprachen, die eine mittelstufe zwischen a und i h&-
^zen, das a in diese mittelstufe verwandelt.«
So werden dpi, pari im griechischen int, nsqi; so weist
^auch tivi) auf ein indogermanisches ani zurück, so wird
566 H. Grassmann,
ferner cUi mit veränderter bedeutung l%$. Ebenso wird im lead
dti zu aiti, dpi zu aipi oder aiwi, updri zu upairL Das grie-
chische hat die eigcnthümlichkeit, dass auslautendes a sich in
einer silbe, die mit einem lippenbuchstaben beginnt, in o ver-
wandelt, also äno^ in6, ngö, und dieses o erleidet nicht die
obige Umwandlung, daher nQoti^ noxL Wie sich die sprachen
verhalten, welche keine solche mittelstufe besitzen und wie die
kombination o-m sich umgestaltet, wird erst in dem folgenden
gesetze zur anschauung kommen.
9) »Wenn der auslaut i oder u einer ächten präposition
abgeworfen wird, so tritt in den ges. 8 bezeichneten sprachen
für das vorhergehende nur durch einen consonanten von ihm
getrennte a die erwähnte mittelstufe ein ; in denjenigen sprachen
hingegen, welche keine solche mittelstufe besitzen (sanskrit,
gothisch), wird das vorhergehende a in den am Schlüsse ab-
gefallenen vocal verwandelt.€
Also aus indogermanischem ani wird gr. ivi und weiter
iv (auch £fV)i so wird ini zu in^ upäri wird iniq. Im la-
teinischen treten Schwankungen ein; aus indogerm. ani gr. h
wird osk. en, lat. in. Vor lippenbuchstaben tritt statt e im
italischen auch o ein z. b. ahhi Avird lat. oh, dpi osk. qp. Für
die sprachen, welche keine mittelstufe zwischen a und * oder i»
haben, ist wahrscheinlich der hergang so aufzufassen, dass die
vocalkombinationen a-i, a-u sich zunächst durch einwirkung
des endlautes in i-i, u-u verwandelten und dann der auslaut
als nicht mehr charakteristisch abfiel, also indogerm. ani im
gotischen zunächst *ini, dann in wurde. Die im gotischen als
ächte Präpositionen verschollenen *if (in if'tuma\ *ith (binde-
woit), sowie die ächte präposition id (für iOi) sind ebenso aus
api, ati zu deuten. Im sanskrit kommt die genannte Umwand-
lung nur in ud vor, was wahrscheinlich aus einem *adu durch
die mittelstufe *itdu hervorgegangen ist, ja es ist möglich, dass
die ausserordentlich häufige Verbindung üd u vca rig-veda zum
theil noch diese mittelstufe darstellt.
10. »Die ältesten präpositionen sind die nur einen con-
sonanten enthaltenden, und unter diesen wieder die mit diesem
consonanten anlautenden«.
Der erste thcil dieses satzes ist wohl allgemein anerkannt.
Sei Cder consonant, so haben die vocalisch anlautenden nach
ges. 7 ui'sprünglich die fonnen aCki, ad, aOu. Gilt aber die
i
Ursprung der Präpositionen im Indogermanischen .
567
dort au^esprochene vermuthung, dass das in ihnen anlautende
o der deutestanun ist, mit dem die demente Ca, Ci, O* zusammen-
gesetzt sind, SU folgt, dass die letzteren die ältei-en sein müssen.
Im saiiskrit gehören dazu ni, vi, su-, s«-, während pi, welches
im späteren sanski-il für dpi vorkommt, aus diesem durch ab-
(all des snlautes entstanden ist, ohne dass, wie es scheint, darin
noch ein reflex des früheren selbständigen bestehens anzu-
erkennen ist. Ausser den genannten vier formen des sanskrit,
'die aus einem consonanten und einem darauf folgenden vocal
l>estehen, giebt es aber noch eine ganze reihe solcher formen,
welche theils in andern sprachen als selbständige Präpositionen
erscheinen, theils in Verbindung mit daran angefügten erweite-
rungen auftreten, theils endlicii nur in diesen erweitenuigen
vorkommen. Aber auch diese erweiterungen sind ursprünglich
wieder anfügungen von dementen, die aus einem consonanten
und darauf folgenden vocal bestehen, und müssen wieder als
ursprünglich selbständige Wörter und zwar wahrscheinlich wieder
als richtungswörter aufgefasst werden. Sind diese schlösse
richtig, so gelangen wir zu folgendem gesetze:
11) »Die ächten präpositionen, welche consonantisch an-
lauten, sind aus lauter präposilionselementen zusammengesetzt,
die aus einem consonanten und einem folgenden vocale be-
stehen. Die, welche vocalisch anlauten, entltalten ausserdem
als erstes dement ursprünglich den deutestamm a«.
Die meisten dieser prüpositionselemente lassen sich als w-
' sprängliche präpositionen nachweisen, und auch wo der strenge
nacbweis nicht gelingt, deutet doch die ganze reihe der erschei-
nungen auf gleichen Ursprung hin. Es würden dann nicht nur
die ursprünglichen präpositionen aus einem der damals vor-
handenen elf consonanten (ges. 6) und einem der damals voi^
handenen drei vocale a, i, u (gos. 5) bestanden haben, sondern
ea würden auch die 33 möglichen Verbindungen dieser arl mit
nur wenigen, namentlich dem vocale u angehörigen ausnahmen
als ui-sprüngliche präpositionen bestanden haben, und alle
' übrigen ächten präpositionan aus jenen urpräpositioncn zu-
'; aammengesetzt sein. So würden wir denn zu dem immerhin
'hypothetischen satze gelangen:
13) »Jede ächte präposition ist aus so vielen urpräpositioncn
' zusammengeselzl als sie consonanten enthält, und die vocalisch
anlautenden enthalten ausserdem den deutestamm a.*
568 H. Grassmann,
Doch ist hier zunächst einem missverständnisse vorzubeugen,
welches sich auf die schon in ges. 1 erwähnten analogiebil-
dungen bezieht. So z. b. ist lat. stib-ter offenbar durch an-
fugung von ter an die präposition sub entstanden. Aber ter
ist hier nicht als präposition zu fassen, die mit jener zusammen-
gesetzt ist, sondern die bildung ist auf lateinischem gebiet nach
der analogic von inter vollzogen. Dies inter ist das sk. aniar,
zend antare, ursprünglich wohl af^-^a-ri und ist, wie unten ge-
zeigt wird, aus der indogermanischen präposition ana zunächst
durch anfugung von fa und dann durch anfugung von ri an
anta entstanden. Aber in stA-ter, prae-ter und dem unächten
prop-ter ist ter wie ein suflix behandelt. So ist auch das viel-
fach angehängte s in einigen formen wie nQog, ivg sk. nt-s als
aus sa, gr. as gekürzt zu betrachten, in vielen andern fidlen
ist es nur ein nach analogie und fast bedeutungslos angehängtes
element zu betrachten, wie in lat. ab-s, gr. i^ (ix-g), sk. punhSf
tirchs. Es bedarf kaum einer erwähnung, dass, wo ein con-
sonant unorganisch hinzugefügt ist, ^vie s im lat. sub^ supetf
oder ein consonant ausgefallen ist wie im sk. a, lat. v^ (= vehe)
nur eine scheinbare ausnähme von dem gesetze stattfindet
Wenn man nun nach diesem gesetze zum theil zu präpositionen
gelangt, welche aus drei oder vier urpräpositionen zusammen-
gesetzt sind, so darf man daran keinen anstoss nehmen, da sich
solche Zusammensetzungen aus schon fertig gebildeten, sogar
zweisilbigen präpositionen in den verschiedensten sprachen
unseres stammes stets aufs neue vollziehen, nicht nur indem
zwei bis drei richtungswörter zugleich zu einem verb gefügt
werden, z. b. abhi-ud-^ zu i in ahhyudetya (AV. 15, 11, 2), gr.
vn€X7TQo0^i(o, sondern auch neue präpositionen in der art ent-
stehen wie franz. devant = de ab ante, engl, up-^m, ahd. fona,
nhd. von = af-ana nach Grimm. Bei den ausserordentlich
einfachen formen der urpräpositionen musste sich deren Zu-
sammensetzung um so leichter vollziehen.
§ 2. Die präpositionselemente.
Es sollen die präpositionselemente hier nach ihren con-
sonanten geordnet aufgestellt und ihre Verwendung angegeben
werden. Auf ihre bedeutung wird erst § 3 eingehen.
1) ha, gotisch mit unregelmässiger Verschiebung ga; die
regelmässige vei-schiebung ha findet sich nur dreimal (im alt-
tlTspning der pr&posiLionen im Indogennanischen.
569
hochdeutschen). Ferner erscheint es als erstes eleineiit in gr.
tia-tä, m lat. co-m, als angefügtes oleiuent üi goL. t/uth-h (ahd,
dura-h), und ags. nca-h (nach). — Vergl. pi-on. kd.
2) ki, vielleicht in ^x was aus *a-ki zu deulen sein wird,
wie iv aus 'a-tii. — Vergl, pron. ki (kis kirn).
3) ta, als erstes glied in zd. ta-ras, aitpers. ta-ra, als
zweites in xa-vä, ft£-tä, gol. an-da, zend an-ta-re, ags. vi-dk,
vi-dha^, ni-d}ie-, ni-d}ie-r, altn. un-d (unter). — Vergl. pron. td.
4) (t, mit dem deutestaium a in sk. d-ti, als erstes eJement
rin sk. H-räs, got. thai-r-h, als zweites in sk. dn-ti, prii-ti, zend
^i-H, als drittes in lal. po-s-ti, po-s-t, im ags. fo-r-dfi,
5) (m, in ags. thunr-h, ahd. dti-ra-h. Vergl. sk. bindeworl tu.
G) da, lil. da (in da-btSti), ir. de, <{i, lat. ifc, dazu die
griechische postpos. ät, in ohövöi u. s. w.; hierher auch alts.
fc, ahd, «», ee, zi. — Vergl. das griechische bindewort 6i.
7) di. Es erscheint als erstes element in <J*-ö, in lat. dis.
8) d«, ir. rftt, (/o, sl. do, got. du (unverschoben), alts. tö,
ahd. fuo, nhd. eu. Mit dem deuteslamni », sk. tuj (s. o.).
9) dha als lokalsuffix in 5«, i>s, i)sv, mit dem deuteslamm
bildet es neben dem bindewort sk. ddka das lokaladverb sk.
adhä-s (unten), das auch als unäcfatc praposition vorkonunt.
Als zweites element erscheint es im lat. ea-do, und mit Um-
wandlung des d/( in A im lat. re-Äe, vielleicht in pra-c aus
*pr(^■he. Hierher scheinen auch die slavischen anhänge da, gU
in na-dU, ni-zä u. s. w. zu gehören.
10) dhi in sk. ddhi, ferner als zweiles element in lat. in-di,
re^i), pro-d u. s. w. Zu vergl. das lokalsuffix tfi.
11) MO, sl. na, mit dem deuteslamm in zend arm, gr.
öva. — Vergl. die negation nd und das negircnde zend ana-,
ävfa); und das prononien sk. ana.
12) ni, sk. n{, mit dem deulestanmi in ivi; als erstes
element in ap. nide-, alts. ni^-r.
13) nu, lit. KU (>ab, herab, niedere, aucli die Vollendung
ausdrückend), mit dem dcutestamm a in .sk. ä-nu. — Vergl. die
adverbialpartikel nü.
14) p«, lit. pa, lat. |w in pö-sittim, und mil o sk. <ii»«
n. s. w.; femer als erstes element in zend para, in sk. pari, in
lat. po-s, po-s-ti, posf, UTid zu 2> gekürzt in p-rä, liL sl, p-ri.
15) i»» mit o in sk. dp*. Das sk- pi- und die Ut. post-
poRition pi scheinen aus api gekürzt.
570 H. Grassmann,
16) pu mit deutestamm nach obigem in sk. upa, als erstes
Clement in sk. pu^d-s, got. fau^a, ahd. fu-ri.
17) bhi, got. bi, mit a in sk. dbhi, als zweites element
in äfji^L — Vergl. die casus vertretenden anhänge q>$, q^v.
18) ma in zend ma-^, gr. ^s-ta (falls dies nicht za mi ge-
hört), als zweites element in sk. sarm, lat. ca-m, gr. criJ-v, Jv-y,
in got. fra-m. — Vergl. pron. ww.
19) %ni in got. wi-Öt, als angefügtes element in ir. fatr-m^
tre-miy lat. tra^n-s für ^a-t>>-5 (gebildet wie got. /ro-wti-«).
20) ra, lat. r^, mit a in lat. ar, als zweites element in
zend pcMf-a, sk. i>-ra, pw-rei-s, altpers. ta-ra, sk. ü-rd^s, goL
fl/o-r, als drittes in zend an-tchre, ags. nidh-<sr, vidh-er, altn.
6wrfr, got. aft-ra.
21) ri als zweites element in sk. pd-ri, upd-H, in ahd.
/ii-ri, in lit. jp-n. Hierher oder zu 20 osk. antf-r. Vergl. i-QS'.
22) va mit a in d-va, als erstes element in lat. pe-he^ ==
t7e-. Vergl. die partikel sk. va = iva und das bindewort sk.
va, lat. -rc.
23) vi, sk. in^ mit a in zend avi, als erstes element in ags.
vi-dh, virdher.
24) sa, sk. 5a-, als erstes element in sk. sdm, als zweites
in sk. ni-Sy gr. nqo-c, iv-g. — Vergl. pron. sd und das lokal-
SUfflX 'CS.
25) s zweifelhaft ob sa oder si mit deutestamm in ahd. ar,
er, ir, als letztes element in sk. purd-s, tvrd-s, du-s-, gr. ^5, lat
di'S, pO'S, äb-s, tran-s. — Vergl. -as des gen.
26) SU, sk. SU-, mit deutestamm in got. i^, hd. ur, ok
erstes element in av-v.
§ 3. Die ächten präpositionen nach ihrem ersten consonanten
geordnet und nach ihrer bedeutung dargestellt.
Die bedeutungen der achten präpositionen sollen hier nur
in umrissen gezeichnet und besonders die ursprüngliche, sinn-
liche bedeutung, die sie als richtungswörter des verbum haben,
hervorgehoben werden. Vergl. Pott präpositionen (als erster
theil seiner etymologischen forschungen, aufl. 2).
k.
\) ka, got. ga »zusammen, mit« z. b. ga-^-innan »zusammen-
laufen, zusammen kommen«, gorskcdki »mitknecht«. Da-
gegen das griechische xa in xa-vd^atg bei Hesiod, «tf*
Urq>rung der prApositionen (m iDdogermaniflchm.
571
paiyt» bei Älktnan ist, wie die bedeutung zeigt, ans xaca,
KOT verkürzt. Daraus entspringt vermittelst der in § 2 ver-
zeiclineten elemenie.
a, mit 3: »a-rä (abwärts gellende bewegunp, daher ah-
fllract Schädigung, Vernichtung);
b. mit 18: lat. co-tn {zusammen, mit).
2) a-ki, gr, ix (aus, heraus).
Daraus
a. mit 25 ohne bedeutungsänderung : ^|, lat. ex.
3) itu-nt, gr. Ivc, wo J aus älterem x entsprungen scheint,
1) Aus den elemcnten ta, ti, tu bildet sich
a. durch 20: altpers. ta-ra, ir. tar, und weiter durch an-
füguDg von 35: zend tara-s, sk. tird-s und durch anfügung von
19: ir. tre-mi, tair-m und aus diesem wieder durch anfügung
von 25 : tat, tran-s (also als tram-s zu fassen), cambriscli (rw-s,
<n>-s, was wohl als trams 7m deuten ist. Endlich bildet sich
laus *t%ra, tura durch 1 : got. thair-h, ahd. dura-h, nhd. dur-ch.
Alle diese formen haben die bedeutung des durchsclircitens und
zwar besonders in dem sinne: eine lange erstreckung quer
durchschneidend.
2) a-H, sk, dti »über einen gegenständ (einen punkt)
hinaus«. Daran schliesst sich treffend das gr. adverb ti» »über
^nen Zeitpunkt hinaus«, sowie das lal. bindeworte/ (ursprüng-
lich »überdies«). Dagegen hat die iri-sche ächte präposition
aUh, gallisch nie die bedeutung »wieder, zurück« angenommen,
weiche auch das got. id, ags. ed zeigt, während das got. binde-
wort Üh (mit regelcechter Verschiebung) die bedeutung »aber«
angenommen hat,
d.
1) da erscheint in zwei verschiedenen bedeutungen, nämlich
erstens in der bedeutung der richtung wohin lit. da in da-böH
»auf etwas achten, aufmerken«, entsprechend der postposition
ie ßv3f dSftovde), ferner in den nur mit casus verbundenen
alts. ie, ahd. sa, ze, si (»zu«), und zweitens in der bedeutung
der herabgehenden bewegung und daran sich anschliessend in
der bedeutung der bewegung von dem gegenstände hinweg zu
dem Subjekte hin lat. de, ir. de, (H (auch ri», iW) »von«.
2) di. Daraus bildet sich
572 H- Grassmann,
a. i&d (hindurchdringende bewegung und weiter zer-
trennung, sonderung). Die erklärung des o ist schwierig; das
wahrscheinlichste ist mir, dass a auch hier der demonstrativ-
stamm ist, der hier aber ausnahmsweise hinter das präpositions-
element gesetzt ist, wie wir z. b. im deutschen her-um und
um-her bilden.
b. mit 25. lat. di-s, got. dis (ohne Verschiebung), ahd, jnr
mit vocalwechsel zar, 0er, nhd. zer. Der begriff der trennung,
des auseinandergehens tritt überall deutlich hervor. Die ab-
leilung aus dva, dvi (zwei) ist ebenso wie bei sk. vi verfehlt
Sie widerspricht nicht nur den gesetzen der präposiüonsbil-
dung, sondern auch der sonst hervortretenden Umwandlung des
dvi. Dies verliert im sanskrit nie sein d, im lat. wird es M, im
gothischen tvi. Ja es tritt hier tvis als unächtes richtungswort
in tvisstandan (sich von jemand trennen) tvisstass Zwiespalt
hervor. Vielmehr ist dva selbst wahrscheinlich aus dem rich-
tungswort du entstanden.
3) du, got. du (ohne Verschiebung), ags. tö, ahd. guo, nhd.
zu in der bedeutung der richtung zu jemand, auf etwas hin
mit der nebenbedeutung des zugehörens; ir. du, do (zu), sl. do
(>hinzu< z. b. hinzu-fugen, »zu endec). Aus dem begriffe des
zugehörens scheint sich der begriff der zweizahl (dva) ergeben
zu haben, wie aus dem begriff des zusammenkommens der der
einzahl (sem-el, siin^lex u. s. w.^. Ebenso ist der begriff für
»beide« aus richtungswörtern in der bedeutung »um, zu beiden
Seiten« entstanden, got. lai aus hi, gr. aiiif(a aus äiAifL
Hieraus
a. durch 25: sk. du-s-, gr. dvQ-y got. tuz-, altn. tor-, ir. rf«-,
was wohl aus dus verstünimelt ist, alle in der bedeutung des
schlimmen oder schwer zu vollbringenden.
4) a-da, lat. ad (zu, hinzu, herbei, an) = got. at, ahd. fl^-
5) ordu, sk. wd, über dessen cntstehung § 1, 9 zu ver-
gleichen ist, mit der bedeutung der bewegung nach oben, oder
aus dem Innern heraus, got. ut, ahd. uz, nhd. aus (diese nur
in der letztgenannten bedeutung).
dh.
1) sk. d-^hi (oben auf, auf hinauf).
w.
1) na, sl. wa (an, an sich heran). Daraus
a. mit 1: ags. n^a-hj hd. na-ch.
UF^ung dw p
lonen im indbgermaniEchüu
I b. mit 9 : sl. «o-dß (über, auf hinüber).
I 2) ana, zd, ana, präp, mit dem acc. »anf*, dt-a (bewegung
Inach oben, dalior Öffnung, erneueriing, zurückbewegung), sk.
Kzd. ä (an, hinan, heran, bewegung in die unmiilelbarc nähe
■ des gegenständes oder Subjektes), gol. ana = hd. an. Hierher
■'gehört auch ailsl, q, n, vS (Joh. Schmidt vocalismus 177).
B Hieraus
I a, mit 3; an-ia, gol. anda-, hd. o«(- (entgegenstehend, ent-
■isprcchend, erwidernd), daraus weiter durch 20: zd. anta-re, sk.
manta-r (im innern), tat. inter (im innern, zwischen), got. mida-r =
I shd. unfa-r = nhd. unter, in dieser bedeutung auch ohne den
■letzten anhang allu. unä (unter). Der vocalwechsel im anlaut
Vdes lat. und germ. ist wie in no. 3.
I b. mit 4: sk.dnli (vor äugen, in der nälie) ist zum adverb
■geworden, ncr» (entgegen, gegenüber, daher gegenseitige ein-
■ Wirkung, Vergeltung), lat. anfc (vor, ursprünglich »dem angesicht
gegenüber«), gol. and (entgegen, gegenüber, ent-, ant-), ahd. ent, int
{selten ant), nhd. ent. Der Übergang in das bindcworl mit der
■ bedeutung »und« findet im ags. and, dem ahd. nnti mit mannich-
Jhchßm vocalwechsel, dem nhd. und statL
Aus anli weiter mit 20: altn. cnd-r (wider, entgegen).
c. mit 17: äfi-fl (um, rings um, auf beiden selten) ^ lat.
ünibi, amb; ahd. ttmbi, umbc =- nhd. um. Aus dem italischen
jwi/t ist weiter gebildet durch 20; osk. amfr in amfr-ct =
OmlnutU, und auch im lat. ainfr-actus scheint diese Weiterbildung
ttithalt«].
3) ana-, zd. ana-, an-, a-, sk. an-, a-, gr. dva-, dt--, ä-, osk.,
it. an-, lat. in-, germ. ««-, überall verneinend. Die form ohne
inlautendes «, was auch hier als demonstrativstamm (wegen
3er beziehung auf den gegenständ) zu deuten ist, bildet die
legirende partikel.
4) Ml, sk, nC (nieder, herab, zurück). Gegen die entstehung
t *ani durch abweichung des a zeugt die bedeutung von ni
Ind nocli entschiedener die form und bedeutung der hieraus
mtsprossenen germanischen blldungen. Hieraus
a. mit 3: ags. m-dJie-, nidk- (nieder), davon weiter mit
10: ags. nidhe-r = &M.nida-r (vergl. nida-na) — nlid. nieder.
b. mit 9: sl, ni-z^ (nieder).
c. mit 24: sk. ni-8 (heraus), ^^^^^^^^^^^^^^^m
zaiMhtin tue m, *'!^^^^^^^^^^^^^^^^^|
574 ^* Grassmann,
5) ani, gr. ivi^ etvlj iv^ siv, osk. en, lat., genn. m (in,
ein). Daraus
a. mit 9: lat. endo (später indü) bedeulung wie bei m.
b. mit 10: lat. indi- (indi^ena), got. inn = dän. tfidt (ein,
hinein).
c. mit 24: ivq^ eiq,
P-
1) 2>^> lit. j)a (die handlung als einmalige bezeichnend,
auch verkleinernd, oft dem deutschen bc- entsprechend), lat po
in pö-süum. Daraus
a. mit 4: altpers. pa-ti, zd. pai-ti, gr. novi, mit prA4i
TTQO'ti gleichbedeutend.
b. mit 20: zd. pa-ra = sk. t^ra (fort, weg), uagd (neben,
neben hin, vorbei, auch in dem sinne der Umgestaltung), lat
por (nach vorne hin), lit. 2>^^ (herab, zurück, heim), ahd. far.
Daraus weiter durch 4: ags. fordh (vor, vorwärts).
c. mit 20 unter elision sk. p^'ä, nqo^ lat. pro, pro, alle in
der bedeutung »vor, hervor, vorwärts«, got. fra (ver- s. o.);
daraus weiter durch 18: got. fra-ni- (weiter, vor), ags. fra-m
(fort, weg); ferner mit 4: sk. i>räti (herbei, entgegen, zurück,
entsprechend, gleichkommend), gr. n^ori = ngog; ferner mit
9: lat. 2^^'^'(^ aus pra-he; ferner mit 24: nQo-g (zu, hinzu,
heran).
d. mit 21: sk. ^a-ri (ursprünglich die räumliche Umgebung
bezeichnend, mit nomen auch Steigerung ausdrückend) = mf^h
lat. per = lit. pir (durch, hindurch, vorüber, mit nomen Steige-
rung ausdrückend), got. fair (ursprünglich »umher«, dann aber
auch die richlung zum subjecte »er« oder zum objecte hin »ver«)»
ahd. fir (aber auch mit vocalwechsel far, fer) = nhd. ^
(richlung vom subjecte weg, Veränderung, Verschlimmerung).
e. mit 21 unter elision: lit. pri (»hinzu, zu ende«, auch
wie »6ß« transitiv machend), sl. pH (an, heran).
f. mit 25 : lit. pa-s mit acc. (an, bei, nahe bei). Im ''*•
paS'kiiiy lat. pos = pos-t = pos-ti, sk. pag-cd, tritt j)as in der
bedeutung »hinter, nach« auf. Aus ihm ist 2>^'^i durch das
elcmcnt 4 gebildet.
2) pu. Daraus
Ursprung der präpositionen im Indogermanischen. 575
a. mit 20: jpw-ra, got. faura (vor, vorher), faur (vor, voran,
vorüber, ver), ahd. fora = nhd. vor. Hieraus wieder durch
25: sk. pwrä-s (vor, vorne).
b. mit 21: pur^y ahd. fti/ri = altn. fyri = nhd. für.
3) apa, sk. rfpa, cttto, lat. ah, got. a/*, ahd. a6a, ah, nhd.
ab, sämmtlich mit der bedeutung der abtrennung oder ent-
fernung von dem gegenstände. Daraus
a. mit 3: got. af-ta, ags. eft (zurück, wieder) und daraus
weiter mit 20: got. aft^a (zurück, wieder), ahd. aflar (zu-
rück, nach).
b. mit 20: aporra, got. afa-r (nach, hinter einem andern
her), altn. afar- (überaus, sehr). Im hoclid. ist aber adverb
(= wieder) und bindewort.
c. mit 25: lat. ah-s = ah.
4) api, sk. dpi (die unmittelbare nähe des gegenständes
bezeichnend, oft mit dem nebenbegriff des liinzugehörens oder
daraufseins), ini (bewegung bis an die vordere oder obere
granzfläche des gegenständes, »an, heran, auf, hinauf«), lit. api,
ap (»be-«, besonders in dem sinne des bedeckens oder um-
fangens) = altpr. ap, ep; osk. op mit abl. (»bei« vergl. lat.
apud), got. if liegt in if-tunia (der unmittelbar folgende), wie af
in af'tunia zu gründe.
5) ux^a, sk. üpa, (herzu, hinzu, herbei), vno (»unter«, be-
wegung unter etwas hin oder von unten aus empor, auch mit
dem nebenbegriff des Unterliegens, des unvermerkten, mit adjek-
tiven »beinahe«) = lat. sub mit unorganischem s wie in super,
got. uf (unter, von unten auf, empor), ahd. öba, obe (auf, über).
Daraus
a. mit 21: upa-ri, zd. upairi, sk. updri, dies letzte nur als
adverb »oben« und als präposition mit acc. und gen. »über —
hinaus«, vtiSq (»drüber weg, drüber hinc, auch mit dem neben-
begriff des beschützens oder Übertreffens) = lat. super = got.
ufar = ahd. ubar = nhd. über,
hh.
1) bhi, got. bi (»um, herum, an, be-«), ahd. bi = nhd.
be, bei,
2) abhi, sk. abhi (zu jemand hin, gesiebt gegen gesiebt
gekehrt, zu etwas hin, um es zu erlangen, entgegen) = lat. ob.
38*
576 H. Grassmann,
1) ma, mi. Daraus
a. mit 3: nm-ta, mi-ia, zd. ina-t, gr. fu-Tcc (gemeinschaft,
Übergang von einem ort oder zustand in den andern, umkehr,
Verfolgung einer sache, um sie zu erlangen), goL mith (»mit,
zugleich mit andern«, aber auch mith-qithan »widerstreiten«),
lid. mit
r.
\) ra, lat. re zurück. Daraus ohne Veränderung der bo-
deutung
a. mit 10: lat. re-di, red,
2) a-ra, lat. ar in der bedeutung des ad; das gr. ä^a ist
bindewort.
3) a-ri, gr. ägi-, t^i- (sehr). Hierher könnte Ir. air (ar,
er, ir) »an, bei« gehören, welches als nominalpräfix die be-
deutung »sehr« hat. Doch könnte es auch nach Ebcl und Win-
disch (Beitr. 8, 12) äu sk. pdri gehören.
V.
1) va. Daraus
a. mit 9, 10 unter Verwandlung dos dh in 7*: lat. rehe-f rc-
(s. 0.). Es scheint mit dem sk. mhi-s oder hahis »aussen be-
findlich« in Verbindung zu stehen.
2) vi, sk. m (auseinander, nach verschiedenen richtungen).
Die vielfach angenommene entstehung aus dem zahlwort dvi
wird durch die daraus entsprungenen formen widerlegt, nämlich
a. mit 3: ags. vidh (wider, zurück) als präposition »mit«
und hieraus weiter durch 20: got. vith-ra, ags. vidhe-r, alid.
widorr, nhd. ivider, überall mit der bedeutung »wider, gegen«.
3) ava, sk. ava »ab, herab«, vergleiche die bedeutung von
dpa. Ob es im griechischen repräsentirt ist, ist sehr zweifel-
haft, am meisten Wahrscheinlichkeit hat noch das von Potl
hierhergezogene dfAOQypvfjn, verglichen mit sk. avaniarjana (das
abgewischte, abgestreifte) ; im lateinischen scheint au in au-fero
u. s. w. hierher zu gehören ; denn dva ist nur eine umwandlungs-
form von d2)a mit nahe gleicher bedeutung. — Vergl. pron. avd,
4) avi, zd. am (an, ab, er-, zer-). Vielleicht gehört hier-
her got. avi'liud gnade (ursprünglich erlass?)
s.
1) sa-, sk. sa-, gr. «-, J-, ä (zusammen; vereinigt, einmal).
UrepiTing der prfiposilioueii im Indogernianiachen.
677
2) sa als richluiigswort des verbs, lat. sS in sS-pelire (go(.
ttsfiUian), sö m sö-lütum. sc, so-, alle in der bedculuug der
trennung.
Aus I ist weiter gebildeL
a. durch elcinent 18: got. sanui- = ö/to- (gleic)i), sk. sdm
(mit zusammen, üugleicli) = altpr, sen, lit, sk, cor nomen
auch in der form san- (san-dora eintracht), sq- (sii-naris glied),
oltsl. sq, SU, sü, alle in der bedcutung »zusammen, mit«.
3) SU-, sk. Sit-, gr. iv-, tv-, ir. stt-, so-, alle in gleicher be-
deutung (schön, gut, leicht zu vollbringen). Das gr, i macht
Schwierigkeit; am wahrscheinlichsten ist es mir, dass c hier ein
lautlicher Vorschlag isl, wie er sich häufig vor dem verschwinden-
den v zeigt, man iiann das neugriechische »Vi' = av vergleichen.
Hieraus
a. mit 18: gr. av-f (zusammen, mit).
4) a-si, al(d. ir, er, nhd, er, aber ahd. aucji ar (wie aus
OS entsprungen).
5) a-sn, gol, ms (heraus), hd. ur- (den Ursprung be-
zeichnend).
§ 4. Rückblick auf die ledeulung der präpositionseiemenle
und einzelner präpositionsrcihen.
Bei den vielfachen bedentungsübergängen, welche die ächten
Präpositionen uns vor äugen legen, ist es schwierig, die bcdeu-
lung der einzelnen elemenle sicher festzuslellen, und man muss
sich begnügen, sie in sehr allgemeinen zügen zu skizziren.
Es zeigte sich, dass die präimsitionselemente, wo sie selb-
ständig auftreten, im allgemeinen und ursprunglich nicht die
'Beziehung auf einen bestimmten gegenständ liaben, sondern
«ntwedor den begriff des Zusammenseins, der Übereinstimmung
{ka, sa, SU für sich oder mit m)> oder den des auseinander-
gehens, der trennung (vif di^s, diä), oder den der richtung,
namentlich den der herabgehenden (lat. de, sk. tw, lit. nu), oder
^er nach einer gemeinschafl strebenden (got. du), oder den der
rückgängigen bewegung (lal. re) darstellen. Nur bei sl, na, lit. jxi,
got. bi tritt die geschilderte beziehung in den liinlergmnd. Die be-
liehung auf einen bestinmiten gegenständ kommt der regel nacli
, durch den deuteslamm a hinzu. Als angefügtes eleraent
lat ti vorzugsweise den begriff des gegenüberstehens, sa, s den
pr bewegmig nach einem ziele hin, bhi den der Umgebung, ra,
T fortschreitenden bewegung, wie er besonders m j
578 H* Grassmann,
pra, pari, pri, ptira hervortritt, indem sich der begrilBf des vor-
wärts, vorne besonders in pra, pura, der des vorüber in para,
der des herum oder hindurch in pari, der zielenden bewegung
in pri darstellt. Bisweilen sind die an den schluss gefägten
elemente wie s in abs, c J, tirds, purds, wie di in itidi, red, prod,
sBd zu bedeutungslosen, fast rein phonetischen dementen herab-
gesunken.
Eigenthümlich ist der bedeutungszusammenhang zwischen
gewissen reihen der präpositionen. So z. b. zeigen die p, hh,
t;-reihen einen klaren Zusammenhang, der besonders in ihren
Verbindungen mit dem dcutestamm a, also in dpa und dtn,
dpi und abhi, üpa zu tage tritt. Diese drücken im allgemeinen
die bcwegungen in bezug auf einen gegenständ aus, der ent-
weder punktförmig, oder aufgerichtet in der ebene steh^
gedacht wird, so dass im letztern falle seine obere, untere und
vordere gränzfläche unterschieden wird. So bezeichnen dpa und
dva die bewegung von dem punktförmig gedachten gegenstände
oder von seiner oberen grunze her (ab, herab), dpi (ini) und
ahhi die bewegung nach seiner vorderen, ersteres auch nach
seiner oberen gränze hin, üpa (vno, sub, uf) die bewegung nach
der unteren gränze hin, oder von ihr her, nur dass im sanskrit
dpi und abhi sich so gctheilt haben, dass d2n mehr die ruhende
beziehung, abhi die bewegung ausdrückt, und in üpa die be-
ziehung zur unteren gränze zurücktritt.
Ferner zeigt sich eine höchst auffallende und fast durch-
greifende begriffsverwandtschaft zwischen der k- und 5-reihe,
wie weit auch k und s lautlich von einander abstehen mögen.
So bedeuten gof. ga und sk. sa- (d-, 6-, ä) »zusammenc, lal.
conh und sk. sdm »mite, JtV und aiv >mit«, ferner ix und
hochd. er (für es) »aus«. Möglich wäre es zwar, dass die be-
griflliche Übereinstimmung zwischen den grundelementen ia, sa
eine zufallige wäre, und sich beide auf entsprechende weise ent-
wickelt hätten, aber sehr viel wahrscheinlicher ist, dass eine
historische Vermittlung zwischen beiden stattgefunden hätte.
Man hat diese Vermittlung in dem zusammengesetzten laute fe
gesucht, so dass z. b. älteres *xt'v durch einmischung des s-lautes
zu Jrv und dies durch aufgeben des k m aiv übergegangen
sei und ebenso ix in il^ und denmächst durch aufgeben des l'
in das im böotischen und arkadischen dafür nachweisbare k
übergegangen sei. Allerdings hat diese hypothese ihre grossen
Ursprung der Präpositionen im Indogermanischen. 579
Schwierigkeiten, aber ich weiss nichts besseres an ihre stelle
zu setzen.
Schlussbemerkung.
Es ist nach der obigen darstellung keinem zweifei unter-
worfen, dass die ächten präpositionen (abgesehen von den schon
in § 1, 1 erwähnten analogiebildungen) lange vor der sprach-
trennung, ja vor der casusbildung entstanden sind und in ihren
noch deutlich erkennbaren elementen in die früheste sprach-
periode zurückgreifen. Hiermit steht in Übereinstimmung, dass,
wie ich in meinem aufsatze über casusbildung (zeitschr. 12,
241 flf.) glaube dargethan zu haben, die casus mit ausnähme
des nom. (voc.) und acc. durch anfügung von richtungswörtem
entstanden sind, so der genetiv durch anfügung von as in der
bedeutung des Ursprungs (vergl. s-reihe no. 4 und 5), der loc.
durch anfügung von in, der instr. sing, im sanskrit u. s. w.
durch anfügung von ana (hier mit kausalem nebenbegrifif), der
instr. sing, des litauischen u. s. w., so wie der instr. plur. des
sanskrit u. s. w. durch anfügung von hhi (im plural mit dem
pluralen s) entsprechend dem griechischen -yi, -yir, wobei das
got. bi (mit dat.) die kausale bedeutung »durch, wegen, gemäss«
aufweist, der dat. durch anfügung von -abhi oder (mit Umsetzung
des deutestanmies a wie im gr. d$ä) -bhja (sk. tü-bhya) und (mit
anfügung des pluralen s) -bhjas gebildet sind. Für den abl.
sing, ist wohl richtiger ad als at anzusetzen, dem aber hier die
bedeutung des irischen di, de (lat. de) beiwohnen musste.
Stettin, den 31. Januar 1877. H. Grassmann.
Griech. fa&t. 'sei'.
Als eins der sichersten beispiele dafür, dass im griechischen
mitunter ein lautwandel von s in $ vorkomme, hat bis jetzt
wohl allgemein der imperativ ta-^t »sei« von würz, ia- gegolten.
VergL Legerlotz zeitschr. VIII, 121, Curtius verb. d. griech. spr.
I, 272. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass diese auf-
£assung von dem anlautenden #- in ia-^t eine ganz irrige ist.
Schon allein negativ spricht dagegen folgender umstand.
Die spräche würde diesen ihr sonst fast fremden lautwandel
580 H. Osthoff,
(so etwas vereinzeltes wie tnnog aus *ekü(hs begründet keine
regel) erst recht an einer grundform *^<r-^# zu vollziehen sich
gehütet haben, deshalb, weil die analogie der vielen, fast aller
übrigen, den vocalischen anlaut i- zeigenden formen der wurzel
ia-j mit anderen Worten, weil der »systemzwang« sie daran
verhindert hätte. Sie würde dem systemzwange in diesem falle
unzweifelhaft um so eher nachgegeben haben, weil durch her-
slellung der form Tcr-^« aus ♦^<r-^# der gewiss nicht erstrebte
gleichklang mit dem anderen i<f'd^$ »wisse«, nachdem dieses
das digamma verloren, eintrat. Das Tcr-v^« »seic ist vielmehr
wohl ohne zweifei richtiger so zu erklären.
Die Wurzel as- conjugiert im sanskrit mit stammabstufung;
stark ist as-, schwach s- die wurzelform : ds-mi, ds-ti, aber s-tnäs,
S'dnti. Alle derartige durch den alten accent hervorgerufene
Stammabstufung ist aber in der conjugation sowohl wie in der
declination etwas einst gemeinindogermanisches, nicht eine be-
sondere liebhaberei des sanskrit oder der beiden arischen
sprachen. Für die declination glaube ich die richtigkeit dieses
wohl von Benfey zuerst ausgesprochenen Sachverhaltes jüngst
in meinem aufsatze »zur frage des Ursprungs der germanischen
?i-declination« in Pauls und Braunes beitr. z. gesch. d. deutsch,
spr. III, Iff. ausführlicher dargelegt und entwickelt zu haben,
auf welche art und weise die sprachen allmählich das alle
princip der stammabstufung fahren Hessen, so dass es in vielen
derselben nur noch in seinen letzten spuren vorliegt; vergl.
besonders a. a. o. s. 31(1., 55 ff. Betreffs der conjugation ist
die datierung der stammabstufung aus grundsprachlicher zeit
wohl wogen des germanischen perfecta und seines genauen
einklanges mit dem indischen perfect bereits länger und ali-
gemeiner anerkannt gewesen. Neuerdings hat Brugman stud. K
315. 328. 372. 385 f. manches auf diesen punkt bezügliche von
theilweise neuen gesichtspunkten erörtert.
Bei dem verbum substantivum verbürgen allein schon die
Optative altlat. s-ie-m, got. s-ijau, altpreuss. s-ei-ti II. pto.
imperat., d. i. optat. (vergl. Nesselmann spr. d. alten Preuss.
gloss. s. 87) = skr. s-ya-m, abaktr. q-ye-ni, ferner aber die
participien lat. s-ent- in ah-s-ens, lyrae-s-enSy abulg. s-y, preuss.
S'ins in empriki-sins »gegenwärtig« (Nesselmann ebend.) = skr.
s-ant-, abaktr. 1ir<int-, ferner lat. s-u-mus = skr. s-mds, ved.
s-mdsi, abaktr. mahi aus *h'mahi, lat. s-tmt, osk. s-ef, umbr.
^^^^'^ Griedi. (rf. »sei«. 581
e-ent, abulg. s-qfl, gol. s-ind = skr, s-dnti, abakti'. h-entt die
elietnaiige llieilnalime der sämmtlichen sprachen an der stamm-
abslufim^.
In anbdracht alles dessen muss es feststehen: wo eine
einzelne spräche den vocahsclien anlaiil zeigt in einer form von
as-, die ihn im indogermanischen nach dem princip der stamm-
abstufung bereits verloren liaben nniss, da ist für jene einzelne
spräche wiedervortiill des vocals nach der analogie derjenigen
formen, die ihn immerfoit behielten, der starken nämlich, zu
constatieren. So vor allen im griechischen: der opt. e-i^y aus
*iij-t^-v muss — das fordert der eonsensus aller schwester-
sprachen mit noth wendigkeit — eine frühere fonn *ff-i)^v ver-
drängt haben, indem nach der analogie von *«'ff-/ji, ^ff-ffi, ia-xi
vor *ff-<f-v das t- wieder voiti'at. Dass die Indogermanen
einen optativ *as-y(J-»i und einen optativ s-i/ä'-M neben einander
gesprochen haften, ist unter keiner bedingung anzunehmen, ob-
wohl man mit der Zulassung solcher möglichkeiten leider auch
heute noch allzu bereit ist. Die form 'os-yd-m kann aber nicht
die indogermanische gewesen sein, da sich die annähme des
abfalls des a- von as- in den einzelnen sprachen mit den laut-
gesetzen keiner einzigen derselben in einklang bringen Hesse,
überdies, auch wenn diese lautliche Schwierigkeit nicht bestünde,
der in dem individuellen sonderieben so vieler einzelsprachen
BO übereinstimmend erfolgte abfall immer ein sonderbares und
,«hwer zu erklärendes spiel des Zufalles sein- wurde. Ist dagegen
9-yä-n% die indogermanische optativfonn, so erklärt sich das
horvortauchen einer form *(is-yd-i» in einer der sprachen sehr
leicht in der angegebenen weise. Ebenso wie mit dem opt.
i4ij-f verhält es sich betreffs des s- mit griech. ia-f*iy, ic-ri,
la(. es-tis, abulg. jiss-tml, jes-te, lit. es-nie, es-tc gegenüber skr.
$-mas, ved. s-ntäsi, abaktr, (h-)maki, lat. s-u-mtts, skr, s-thd,
abaktr. f-W. Nebenbei bemerkt, ist dann dagegen im grie-
chischen sing, praes. der accent von der alten nonii abgewichen
tmd hierin haben sich vielmehr *ia-itl ei-fti, ia-ai, ia-ti nach
den von alters her oxytonierten plm-alformen gerichtet, sowie
auch bei der ebenfalls stanunabstufenden würzet ifa- die
nngularfornien tfii-/ii, if^ai ihren accent nach dem plural
^a-fi£f. tpa-ii, dor. ipa-pti verändert haben müssen; vergl.
Brugoian stud. IX, 291. anm. 5). Besonders klar liegt der wieder-
tortritt des e- im litauischen beim part. praes. zu tage,
584 H. OsUioff,
cofiis, handschrlftL Istidnim, istabilis. Aus dem romanischen
sei erinnert an proven?. istable, istur, itah istate, istare; im
italienischen jedoch pflegt sich dieser i-anlaut mir im anschluss
an vorhergehende prokUtische Wörter, Partikeln und präpositionen
wie non, in, con, per, zu entfalten. Weiteres ersehe man bei
Lachmann comment. z Lucr. s. 231 f., Diez gramm. d. roman.
spr. I*, 241 f., Schuchardt vocal. d. vulgarlat. II, 337 flf., HI, 271 f.,
Corssen ausspr. vocal. IP, 28Gflf.
Auf das vorkommen der i-prothese auch auf griechischem
sprachboden hat von den vergleichenden grammatikem wohl
zuerst Hugo Weber zeitschr. X, 251 nachdrücklicher aufmerk-
sam gemacht. Von seinen dort aus Lobeck pathol. I, 75 flf. bei-
gebrachten beispielen sind allerdings gerade die mit dem /- vor
a, der städtename ^IfS^vda = ^Irda und *lfSnavia = 2navia^
wenig sicher. Anknüpfend aber an H. Webers ansieht, dass
auch f'kv-q »schlämm, koth« den i-vorschlag zu enthalten scheine,
darf man wohl die vermuthung wagen, ob nicht dieses f-lv-q
vielleicht für ^i-tslv-q stehe mit ersatzdehnung des #- wegen des
ausgefallenen a und dann etymologisch zu den von einer
Wurzel sah sli- stammenden Wörtern mhd. slam, ahd. sUm, lat.
(s)lJmus »koth« gehöre, welche Wortsippe neuerdings Joh. Schmidt
vocal. II 259 f. eingehender besprochen hat.
Meine zurückführung von «-cr-^* auf *s<lhi, *(S'^L scheitert
nicht an dem einwände, den man machen könnte, dass nämlich
das griechische sonst diese i-prothese bei der anlautenden con-
sonanteiigruppe cr^- gar nicht kenne, dagegen vor der anlauls-
vcrbindung (rr-, sowie auch vor (Tti-, cifr- und (Xx-, überwiegend
vielmehr protlietisches a- zeige wie in ä-axaxvg^ d-tstatfi^^ ä-
(SnaiQWy d'dndXal^^ d-difdQayoq^ d-fSxaiqm. Vcrgl. Bekker homer.
blatt. s. 134, Gurtius grund/.* 711 f., Clemm stud. VIII, 43 f.
Zunächst könnten wir uns zur rechtfertigung des *- in unserem
X-(S-I>i mit Christ grundz. d. griech. lautl. s. 19 und Curtius
a. a. o. darauf berufen, dass die fiirbung des vorgeschlagenen
vocals sich öfter nach dem folgenden richte, wie in allen den
genannten beispielen mit c?-, wie ferner in i-x^ig^ i-xrig »wieseU,
selbst wohl auch in i-yvvii »kniekehle« und in i-x^vg (wegen der
klangühnlichkeit des $ und v) = lit. iums nach Fick zeitschr.
XXII, 383f. Sodann aber ist der fall X-a-dt, was man nicht
ausser acht lassen wolle, ein fall von ganz singulärer be-
schaffenheit.
Griech. t«<h i»ei(.
585
In der gesainmteri griechischen spräche koinmf i"il)erhaup(
die anlaulsgrHiKje a!>- einzig und allein bei gOfrw, aäiy-oi
lond den zu dieser woilsippe gehörigen wörlern vor. Und wenn
für dieses ts9i-v-o(; nach Curlius grumlK,* s, 494 als grund-
begrifr der der atandltraft und als clymon die wuiw-l aia-
»stehcnc anzusehen ist, was doch völlig walirschoinlicli isl, so
haben wir es bei dem aO- niil unurüpriingücher aspiraüon
des dentals nicht nur, sondern auch niil von hause aus ton-
losem dental zu thun. Ganz anders bei t-a-ift. Hier war der
dcntallaut ursprünglich tönend und aspiriert. Indog.
*s-dhi ward doch gewiss in der ausspräche zu *e-dh%, indem die
tCnende media aspirata das tonlose s- sich assimilierte, wie eben
in dem abaktr. e-d'i. Der griechische i-vorschlag mag mm recht
wohl gerade in dem ehemals tönenden Charakter der latilgrnppc
f-<M seinen letzten grund haben, das (- einer zeit entslanjmen,
als noch nicht die Verwandlung der alten media aspirata dh
in die griechische tenuis aspirata tf vor sirli gegangen war.
Von mit ia!}- beginnenden Wörtern findet sich im griochisclien
ausser der iniperativform 'iaiti »sei« nur i-ai>iiö-g nebst seinen
ableilungen, dessen herkunfl von wui-z. i- »gehen« (Ciirtius
gmndz. * unter no. 615) ja nicht zweifelhatt ist. Also auch
nucli dieser sehe hin herrscht völlige isolierthoit des i-a-!}t.
Erhielt auf die beschriebene weise, wie ich nicht zwoiHe,
die n. sing, imperat. von ia~ ihren anlautenden vocal *'-, so
I begreift sich nun auch folgendes Verhältnis. Auch die gesammten
übrigen im griechischen vertretenen iniperativformen waren bei
'den stammabstufendenden conjugationen ursprünglich schwach-
formig und sind es bei »'- »gehen« und bei j:iä- »wissen*, auch
bei if^fti und überhaupt zumeist bei den verbis auf -fu (eine
ausnähme ist z. b. der imper. aor. II. von X-<s%^-[iti) auch ge-
blieben. Vergl. von sl(ti: X-tui, i-zov = skr. i-tdm, i-Ttaf =
skr. i-tA'm, !-ts ^ skr. i-td; von oiä-a: la-ra formal ^ skr.
Ted. vit-tat II sing., (Rgv. V', (jO, ü), la-tov = vod. vit-tdin,
■ le-tav = skr. vit-iä'm, i'ff-ie = skr. vit-lä. Von ta- »sein«
wären demnach eigentlich zu erwarten: III. sing. *ff-rM, im
dual ^a-zov = skr. ved. s-Mm (Rgv. X, 85, 42), V-rwc = skr.
t-lä'm, *ff-ie = skr. s-tä, ferner im med. II sing. *a-<jQ ^= skr.
*«-swi, woraus sva. Diese schwachen formen nun hat das
griechische beseitigt, indem es, ebenso wie im indical. praes.
plur. bei ia-fiiv, to-ii, wie im opt. "ia-iij-r, den syslemzwflng
58G H. Oslhoff,
durchführte, den formen mit vocallosem er- den anlautenden
wurzelvocal i- wieder ertheilte nach der analogie des indicat
praes. sing.; demnach herrschen im imperativ die bekannten
Itf'tm, fctf-rov, Itf'Tfov, ea-te^ med. II sing, homer. itf-tfo nebst
ganz spätem daraus entstandenen foo. Vergl. Curtius verb. 4
gricch. spr. II, 45. Bei diesem act der wiederbelehnung mit
dem wurzelvocale konnte alsdann die II. sing. act. JW-^* leer
ausgehen, da sie schon auf anderem wege mittlerweile einen
vocalischen anlaut gewonnen hatte. Wenn Hekataeus nach
dem Zeugnisse Herodians II, 355 die form fo-v^» gebrauchte, so
ist diese hinfort nicht mehr mit Curtius verb. d. griech. spr.
II, 35 für die eigentlich regelrechte zu halten; vielmehr hat
Hekataeus mit derselben den systemzwang nur vollends durch-
geführt und das alte *-<r-^* durch eine neubildung nach der
analogie aller übrigen Imperativformen ersetzt.
Was ist nun endlich von skr. edln »sei« zu halten? Dass
es eine indische neubildung sein müsse, darf angesichts der die
alte regel der stammabstufung streng inne haltenden abaktr.
js-di und griecli. »-<r-^# als völlig feststehend betrachtet werden.
Die herkömmliche ansieht, zuletzt wohl von Windisch zeitschr.
XXIÜ, 248 näher begründet, dass skr. e-dhi lautlich aus *as^i
hervorgegangen sei, kann beibehalten werden. Ist sie richtig,
so wäre alsdann skr. *aS'dhi, e-dhi eine ganz ebensolche neu-
schöpfung auf indischem boden, wie sie in der spräche des
Hekataeus mit ihrem Stf-i^t in Griechenland vollzogen ist. Und
der individuelle bcweggrund, warum die indische spräche, die
doch sonst von dem alten kanon der starken und schwachen
Stammformen so selten abwich, gerade hier sich zu einem preis-
geben des alten bildungsprincips veranlasst sah, ist nicht schwer
zu erkennen. Aus dem alten indog. *S'dhi hätte doch wohl im
sanskrit nach dort herrschenden lautgesetzen schliesslich nur
*dhi werden können. Ein solches lautgebilde aber, die blosse
übrig gebliebene personalendung, konnte füglich als unbrauch-
bar, weil zu wenig charakteristisch für die ihm anzuvertrauende
bedeutungsfunction, erscheinen. Bei den in den sanskritgraw-
matiken mit angesetzten formen der IL plur. ätmanep. praes.
dhve, hwpeva.L^ dhvam, aus ^s-dhvc und ^s-dhvam, mochte eben
wegen ihres seltenen gebrauches kein bedürfnis nach einer er-
setzung durch voller charakterisierte formationen erwachen,
vorausgesetzt dass jene skr. dJive und dhvam in walirheit etwas
Griech. tat» *aeU.
tftnderes sind als blosse fictionen der gram mal iker, wddic das
laradigma vnn as- vollständig zu geben sich beiüHliigl salicn.
Leipzig, II. deconiber 1871).
Aind. rämati, rättaÜ, gr. fQaftai ii. s. w.
'Egaftat, iqui
Igt Fick H-tb. P
ISfir. mit wiin;el rmn zusammen, welcher die beileulung der
ruhe und des behagens zu gründe liegt und die u. a. vertreten
ist durch aind. med. rdmate »rastet, vergnügt sich, ei^ötzt sich«,
rä'tna- »lusl«, gr. ^-pe/ia »ruhig«, lit. rivm »bin ruhig«, ramiis
»ruhig, sanFtmülig«, got. rimis n. »ruhe« (vgl. Curtius grdz.*
825f.). In seinem »verbum« I, 173 erklärt sich Curtius für
diese combination, doch niclit ohne bedenken zu äussern. Er
bemerkt: »Zu völliger Sicherheit scheint mir indess diese eombi-
nation noch nicht gebracht zu sein. Mich stösat besonders,
dass t^aaüm, i^äv im griechischen durchaus begehren hcdculet
und daher den gonetiv bei sich hat. Von beideui ist keine
spur im skt. ram zu Tuidcn«.
Aind. ram wird in der regel mit dem locat. verbunden,
X. b. Rigv. X, 34, 13 vitte ramasvu bahü mdntfamänah an dem
erworbenen (gut) erfreue dich, indem du es hoch achtest. Kann
nun, wenn dem gegenüber l^afiat und igäv das object regel-
mässig im genetiv bei sich haben wie II. /, 65 ü? noXinot-
l^atat, diese differenz an sich den etymologischen Zusammen-
hang zweifelhaft machenV Die verba des sich.freuens haben
im indogermanischen, wie Delbrück ablativ localis u. s. w. 18(17
s. 38f. zeigt, gewöhnlich den locat., daneben den instrum. und
■den gen.-ablat. Das aind, tarp kommt sowol mit dem loc,
^K. b, yt^üe) als auch mit dem gen. (z. b. s/imasi/a) vor. Dem
aind. av mit loc. (z. b. kdrmasu) steht im griechischen ä» mit
gen. (z, b. airoio) gegenüber. Unser rafft selbst findet sich mit
dem ablat. construiert Bhatl. VIII, 53 iahatiam paryaramat tasya
üar^nät er war erfreut über sein erscheinen.
Die verschiedenheil der construclion lUllt also an und für
sich nicht ins gewicht. Eher vielleicht die unleugbare bedeu-
588 K. Bnigman,
tungsdiffercnz, welche Curtius hervorhebt. Äind. ram bezeichnet
meist die frcude und das behagen an einem gegenständ, mit
dem man in berührung ist, den man im besitz hat. Es geht
oft auf die gcschleclitsliebe. Das griech. verbum hingegen bedeutet
voi7.ugs\veise das leidenschaftliche verlangen nach etwas, mit
dem man in berührung kommen, das man besitzen und ge-
niesscn will. Meistens bezieht es sich ebenfalls auf die geschlecht-
liche liebe. Indess ist es sehr wol möglich, dass die bedeutung
des sehnsüchtigen Verlangens sich aus der bedeutung »sich
freuen« entwickelt hat. Wer des lobes sich freut, hat es gern,
begehrt es. II. J, G5 Sg noXifiov tgavai inidfi^iov gibt Voss
wieder mit »wer des heimischen kriegs sich erfreute, eine
Übersetzung, mit der wir allerdings für stellen wie A^ 551, wo
es vom löwen heisst 6 äh xQstfSv iQavi^iav Idvst^ nicht mehr
auskonmien. Gerade der umstand aber, dass SQa<fx^ai, um die
Ursache des freudigen gefühls zu bezeichnen, den genetiv zu
sich nahm und nicht etwa den locativ, kann der anlass dazu
gewesen sein, dass der begriff des Verlangens in das verbum
einzog, indem im griechischen der genetiv ja der gewöhnliche
casus der verba des Verlangens und strebens ist, vgl. inid^vf^a,
diijfdo), nstvdoi^ dfjKfigßfjrtco^ iipisfiat u. a. Es wäre dann eine
bedeutungsassociation im spiele gewesen.
Ich meine also, der sinn von sQafiai lässt sich mit der
grundbcdeutung der wurzel ram ohne besondere Schwierigkeit
vermitteln. Wir haben nunmehr die formellen Verhältnisse
ins äuge zu fassen.
Fick stellt eine urwurzcl ra auf und lässt diese durch an-
tretende »determinative« einerseits zu ran, andererseits zu ra^n
werden, ra findet er in dem — wie er selbst bemerkt —
schlecht bezeugten aind. ra- m. »begehr, liebe« und in iQo-g,
tQa-fiat^ sQa-To-g, ran in aind. rd\uüi »labt sich, thut sich gut-
lich« mit seinen zahlreichen ableitungen und endlich ram in den
schon eingangs erwähnten Wörtern aind. rdmate u. s. w. Der
Zusammenhang von allen diesen Wörtern liegt auf der band,
aber zum ansatz einer urwurzcl ra sind wir eben so wenig be-
rechtigt wie zur annähme eines ursprachlichen ran, vielmelir
lässt sich alles zusammengehörige bequem aus der einen form
ram gewinnen.
Für sQa-(Aai> und i^a-to-g^ deren anlautender vocal jedes-
falls ein rein lautlicher Vorschub ist, wäre den griechischen laut-
Aind. rtbnolt, ränati, gr. fyaftiu
589
und bildungsgesetzen zu folge die herleituiig aus einer wurzel
ra sehr wol möglich, i^a-tö-g würde mit aia-tö-i von wurzel
sta >slehen<' auf gleiche linie treten und tQu-fiai könnte man
mit iata-fiai vergleichen, das sich nur durch die reduphcation
unterschiede. Aber eben so gut wäie es möglich, rat» oder
fan zu gründe zu legen. Dann wäre iga-tu-g neben ßeerö-g
¥on wurzel gam «gehen«') oder neben raxö-i von wurzel tan
»dehnen« zu stellen, t^ecftat aber wäie ein wuraelverbum von
der art des aind. gani >gehen«, wovon z. b. die 2. pl. act.
gatkä, die 1. du. med. gdnvahi, oder des kan »schlagen«, wovon
z. b. die 3. sg. act. Jidnii, die 3. du. hatäs, die 3. sg. med.
haie^). Für die formen ohne nasal wie aind. gaiä- = ßarö-,
ttttä- = tavö-, hatds, gathd glaube ich stud. IX, 323 ff. den
nacbweis gelierert zu haben, dass die Schwächung der ursprüng-
Uch in ihnen enthaltenen laulcuniplexe am und an zu blossem
ü, wie es im altindischen und griechischen erscheint, bereits in
der grundsprache ihren anfang nahm, dass also formen wie
*gamtd-, *t<mt<i- in dieser reinheit zur zeit der ersten sprach-
differenzierung nicht mehr bestanden. Als grund der Schwächung
ist die Stellung der silbc unniitlelbar vor dem hochton anzu-
sehen. Um diese laulaffoetion auch graphisch zum ausdruck
zu bringen — meiner Überzeugung nach wmde am, an zunächst
zur blossen nasalis sonans zusammengezogen — hab ich z. b.
nrsprachliches tiitd- = aind. lata-, gr. tato-, lal. tcnto- an-
gesetzt. Behalten wir diesen austlruck hiei' bei, so würden wir
|Br itiatttt als idg. grundform rftilal (ram) oder riita((ra») ge-
winnen. Man vei^leiche rs-iara», das seinen nasal in derselben
weise eingebüsst hat wie rato-g, und äfiitnato von »zsiva.
Ein entscheidendes kriteriuin dafür, ob wir iquiö-g mit
tfcacu-? oder mit ßn%6-g, xoxö-j, und t^atat mit latatai oder
IBJt rizcnat auf gleiche stufe zu stellen haben, gibt uns das
dem gr. iqajö' gleichkommende aind. rata- »sich behagend, sich
erfreuend; liebend, geliebt« sowie das mit gr. tQuOt- (in iaaai-
poijro-q u. ähnl. compp.) zu vergleichende aind. rdti- »lust,
') Dass ßaie-f von gtan ahzuleileii ist, lei^ das tat. circum-vrntu-s, das
Ol. qumpi- = ßäat- u. a. w. Vgl. Fick I' 64 und die im lext sogleich
1 nennende stelle der >«tudien<.
*) Hieran sctieint auch schon Curtjkis gedacht in hahen, indem er Vb,
173 SB^: «Möglicherweise Icflnnle fpa/im ftlr {gaf-fKn stelin<.
590 K. Brugman,
behagen«^) an die hand. Diese b^den aind. bildunf^en las«i
sich nämlich lautgeselzlich aus einer wurzel ra schlediterdings
nicht herleiten. Aus ra, ra hätte entweder ein ^riiA- entstden
müssen nach analogie von sÜMor = fsxa%6- oder ein *rÄrf-
nach analogie von ydiA- und daJi4r (in tva-dätor >von dir ge-
geben«) = doTO' oder endlich ein ^ritd- nach analogie von
pUd' = notd-. Es bleibt also nur die wähl zwischen ram oder
ran, so dass rcUd- entweder dem gatd- von gam oder dem Mi-
von tan gleich steht. Ist danach igccto^ auf ram oder ran
zurückzuleiten, so entscheidet dieses natürlich auch über Ij^fun.
Dieser combination scheinen nun Sqoq und l^mg sich ent-
gegenzustellen. Sie können lautgesetzlich weder aus ram noch
aus ran erklärt werden und müssen doch bei einer etymologie
von IgafMci in allererster linie berücksichtigt werden. Hmier
kennt höchst wahrscheinlich nur die form sQog nach der o-decli-
nation. Sie steht S 315 d-sdg Igog ovd^ Yvvatxog unzweifelhaft
fest, und da von sonstigen casus nur noch die formen I^m und
Iqov vorkommen, beide zum stamm Iqo- gehörig, so wu*dnmn
auch r 442 EPOS ipQivag und S 294 EP02 nvx$vcig^ wo jetzt
gewöhnlich iQcog geschrieben wird, die form iQog einzuführen
haben. Vgl. Ahrens formen!.^ s. 28. Der späterhin allgemein
übliche stamm IgtaT' erscheint zuerst hymn. Merc. 449 ev(p(9'
(Sivf^v xai eQOiva xtL Haben wir danach sQo-g als die älteste
erreichbare form des substantivum anzusehen, so ist nun zu-
nächst zu bemerken, dass bei Fick's annähme, i- sei lautlicher
Vorschub und ra- die eigentliche Stammform, das wort im
griechischen Sprachschatz als unicum dastünde. Denn abgesehen
von einigen compositis, die aber eben als solche hier nicht
zahlen, erscheint nirgends sonst eine a- wurzel als substantivum
oder adjectivum nach der o-declination flectiert. Erwägen wir
ausserdem, dass aind. ra- »love, desirc« nur sehr schwache ge-
währ hat und jedesfalls kein sehr altes wort ist (s. das Pet
wörterb.), so werden wir nicht umhin körmen, sQo-g als eine
griechische ncuschöpfung anzusehen, zu der man dadm*ch ge-
langte, dass man die elomcnte ig- in iqafiat als den kemhaflen
theil des wertes empfand. iMan vergleiche lax-o-g, laT-lo-v^on
laxri'iii lata-fxai u. dgl. (stud. VII, 197 ff.). Das jüngere fq»i
stellt sich dem yikcog zur seile.
0 rdti- ffir älleros *rati-. \^l stud. IX. 325.
Aind. rämati, ränali, gt.l
591
Hiermit ist niiu zugleich der beweis geliefert, dass wir zum
ansatz einer ursprachlichen wurzel ra nur noch dann berechtigt
sind, wenn sich herausstellt, dass der schlussnasal von ram und
nut clymologiscli niclit derselbe laut sein kann. Nun hat aber
positiven anhält nur im altindischen und altbaktrischen.
In jener spräche erscheint neben räntati »bringt zum stillstandf
and rämate »ergötzt sicli« auch ränati »ergötzt sich«, rdna- ni.
»ei^tzen, iust«, rdnifa- »ei^ötzlich«, im altbaktrischen neben
rämiafeiii «beruhigt« auch ränya- xerfrculicli, huldreich« u. s. w.
Dieses ran auf ram zurückzuführen, beide formen also zu identi-
Scieren, macht keine schwierigkeil. Zunäclist bedenke man,
> das 7i im aind. inßn. rdnlum, im adject. ränt^a- »ergötz-
lieh« und im substant. ränti- f. »erquickung« m. »erquicker«
Bach den laulgesetzen aus m entstanden sein kann (vgl. gdrUn-
»gang« für 'gäm-tu- von wurzel gain), und nehmen wir an,
dass es zu aind. raid-, räti- einmal ein präsens "rdniti gegeljen
Jiabe, so würde dieses nach analogie von gdnmi, gdmsi, gdnli
. w. die formen *rdnmi, *rdmsi u. s. f. ent^vickelt haben.
Das » von gdnmi ist wo! durch systemzwang entsprungen, d. h.
nachdem tn in den mit t anlautenden endungen auf rein laut-
lichem weg zu n geworden war, verbreitete sich diese geslalt
der nasalis der uniformitäl wegen auch auf solche formen, in
denen sie laulgeselzlich nicht eingetreten wäre'). Denken wir
mis das verbum "räm-ti bereits in der arischen grundsprache vor-
liandcn, so dürften wir wenigstens füi' diejenigen formen, deren
endun£mit^begiimt,den übei'gangvonminnschonin diese periode
zurück verlegen. Derm auch im altbaktrischen erscheint vor i statt
der dentale nasal, wie im partic. perf. i'aßfei- von vam »voraere«.
Dnser *rdtn^i dürfen wir nun aber getrost sogar schon der all-
gemein idg. Ursprache vindicieren. Denn es hat aussei' an aind.
^atdir- und gr. ^fffso-g und i^ufim auch noch eii]c kräftige stütze
— dem bereits von Gurtius grdz.* s. 33.5 mit ^qiita virbun-
') Ueber das « der Jualförm givnvahi bin ich im Zweifel wegen Jes
jart. perf. jaganvA'n Tür 'jagamv&'n. Man kOniite denken, dass Ijei diesem
Verbalnomeii zur Verwandlung des mv in nv das n anderer verbalnomina
wie gdntu-, gäntar- den ansloss gegeben halie, duch mOcbte icb auch nidlt
fentde in abrede stellen, dass der proeess. durch den mv ku nn geworden,
ein rein lautlicher hube sein können, ein vorgiing aliio, bei dem keinerlei
furinasBwiaÜ.». stillt fai,.!.
592 K. Brugman,
denen hesychischen ä-Qd-fisvai • lytfvxaf «*v ^). Das a- dieses
verbuni ist eben so wie das i- von l-ga-fiai prolhetisch. Eine
zu aQdfisvat denkbare 1. und 2. pers. plur. indic. ^aqa^Vy
*äQaTs oder ohne prothese ^gafiiv^ *^avi würde indischem
*ramds, *rathd gleichkommen und mit diesem auf ursprach-
liches *rw>-masi, ^rm-td^) zurückgehen. Hatten also die Arier
aus der Ursprache ein *rdmti überkommen und war dessen «
in einer grösseren reihe von verbalformen zu n geworden, so dass
man in diesem neu entstandenen nasal den regelrechten wurzel-
auslaut empfand, so brauchen wir nunmehr nur noch anzu-
nehmen, dass das wurzelverbum in die analogie der L con-
jugationsclasse übertrat, und wir haben im aind, rdnati den
repräsentanten des ursprachlichen wurzelverbum *rdm4i.
Ich erlaube mir hier auf einen analogen Vorgang auf
griechischem und lateinischem boden hinzuweisen, den ich schon
stud. IX, 326 in kürze berührt habe und der nun an dieser
stelle näher ausgeführt werden mag. Es ist im höchsten grade
auffallend, dass gr. ßaiv&i und lat. venia n haben gegenüber dem
m von aind, gdmaii und got. qiman. Wer die lautgesetze hoch-
hält, wird sich bei dem gedanken, ßaivta stehe für ♦jJajw©,
venio für *vemio, nicht so ohne weiteres beruhigen können son-
dern der ratio nachspüren, die sich hinter der scheinbaren
Verletzung jener gcsetzc bergen muss. Ich bemerke zunächst
— was schon oben angedeutet wurde — , dass aind. gatä-, gr.
ßaxo'j lat. -vento- (in in-vento-, circuni-^enio-) auf ein ursprach-
liches *gnjtd' und aind. gäti-^ gr. ßdct-^ lat. *vmti' (aus inveniio
zu crschliesson), got. ga-fjumpi- auf ein ursprachliches g^}^i-
zurückführen (vgl. stud. a. a. o.). Weiter haben wir oben ge-
sehen, dass das altindische ein verbum gdnti = '^gdniti besitzt.
Solche wurzelverba sind in unsern sprachen fast immer als ur-
altes ei'bgut zu betrachten^), und es ist daher nicht gerade
kühn, *gdmti schon für die grundsprache anzusetzen. Nehmen
wir nun an, dieses uriclg. verbum sei auch in das lateinisehc
*) Dazu j^ehOren liöclist wahrscheinlich auch «p«^*»' * wfVf*>'(Mu?!uni?
((()icuf-y) und iiQ(\uhyoh ' itt dnoxvia vdanc (Mus. ttQuuhi*a)y letzteres wul
oigenllicli »stagnierMul, faulig« bedeutend. — Vgl. xr«u«i'«i, XTPutyos'
^) Die personalendungen sind mit allem vorl)ehalt angesetzt. Es komm l
hier auf ihre grundspracldiche gestalt nichts an.
'j Ans litauisch«' d.'irf iiiaii dabei freilich uicht denken.
Aiiid, niinaM, rdMoti, pr. igafiat a. h, w. .593
und griechische herübergekommen, so wäre »i vor den mit t
-begiimenden endungen ganz sieher zu n geworden. Für das
i'Jatein haben wir den umnitle] barsten beweis an -vento- »ge-
kommen«. Dadurch konnten nun in unserm wurzelverbum so
Eahh^iche formen mit n entstanden sein — namentlich wenn
iäcfa die dentale nasalis auch noch durch analogie auf andere
formen übertrug, denen sie auf grund der laulgesetze von haus
4US nicht zukam, vgl. oben aind, gdnm — , dass die spräche
rJbeim fiberfüliren des verbum in eine neue, geläufigere con-
ijugationsc lasse statt des alten nt das neu entstandene « herüber-
nahm. Allen einzelnen sladien dieses processes, so weit er sich
auf italischem und griechischem boden abspielte, hier graphischen
iBusdruck zu verleihen wage ich nicht und ist ja auch nicht
■gerade erforderlich.
' Dass in lal. parlicipien wie siiiti-p-tu-s luid em-j)-tu-s m vor
l nicht in « übergegangen ist, macht mich an der gegebenen
äeulung nicht irre. Hit-r, wie oft, haben wir zu bedenken, »dass
jedes lautgesetz in der spräche seine begrenzte zeit hat, inner-
jialb deren allein es wirkt. Laute und lautverbindungen, welche
Ihm während der zeit seiner Wirksamkeit unfehlbar verfallen
sein würden, bleiben unverändert, wenn sie erst nach ablauf
^eser zeit entstehen« (Joh. Schmidt voc. I, 44). Die entstebung
s n in -venia- gehört einer sehr alten, vielleicht noch vor-
dischen periode an, sum-p-tu-s, em^t-tu-s sind jüngere büdungen,
id es ist nicht unwahrscheinlich, dass zur reincrhaltung ihres
das m anderer formen desselben formensystems, wie sumo,
mitwirkte. Zu -vento- = *p^d' stellt sich als ana-
t<^0D centa-m, wenn wir dieses zahlworl slud. IX, 326 f. richtig
*ämM- zurückgeführt haben.
Wir kelu'en zur wurzel ram zurück, um noch eine speciell
e griechischen abkönmilinge betreifende frage zu lösen. Neben
iaftat erscheint bei Homer als andere präseusbildung i^äaa^e
' 208, als aorist linden wir ^qäaaxo und ^(jaffffaio. Später
t allgemein fQÜm üblich, wozu i^aoS^ijaonat, ^^aOfiai, igaoxöi,
>tiet^g, iQaazfvia u. a, Wie stellen sich diese bilduugen zu
imserem ^^a/iai? Fick glaubt (vgl. auch Ciu'tius Vb. 11, 368),
aa- sei mit aind. lash begehren identisch. Aber lash kann
lücht = *ras gesetzt werden, sondern ist mit Ascoli (vgl.
Curlius gi'dz. * 363) auf ^lanh zurückzuführen und von ram fern
594 K. BrugmaiJ, Aind. rdmath rdnätij gr. i^afuu u. s. w.
ZU halten. Wir haben — das ergibt sich aus unserer ganzen
bisherigen Untersuchung mit notwendigkeit — iqam, i^aofiai
mit allen dazu gehörigen <r-formen in derselben weise wie Iqog
und i(ß(og für griechische neuschöpfungen anzusehen, für bfl-
dungen also, zu welchen die verwandten sprachen keine analoga
zu liefern brauchen. Igafiai wurde auf gleiche linie gestellt
mit aYäfjtaij dvpägAat^ Igirto, siQVfAsvat^ ydvvfuxt^ ^pvto, rcfvvfMif,
ägvvfAat, denen dyd<f(fato äyaffvoc^ dvpdtt&f^ dvvdtfttiq, ifvit-
if€ta$y YavvfSdsxai, dvv(S<S€fS%^ai^ tdwatfa tawtf^sig^ dqvi^^ifv
zur Seite treten. Dem verhältniss von Igafiai zu iqdaai^s und
iqdfo entspricht dasjenige von äyafiat zu dydatr^e, ^wt0 zu
dvvfß^ tdvvtat zu taviia. Hervorzuheben ist hierbei noch, dass
gerade in bezug auf das die griechische verbalbildung, auch
schon die homerische, so mannigfach durchziehende er wirken der
analogie, mit andern Worten also griechische neuschöpfung
in weitem umfang anzuerkennen ist. Es kann danach um so
weniger anstoss erregen, wenn wir die formen wie i^^atfcrmro
und iqadtoq als jüngere associationsbildungen betrachten.
Leipzig, 11. Januar 1877. Karl Brugman.
Ueber vocaleinschub
und vocalisirung des y im päli und präkrit.
Vocaleinschub zur erleichterung der ausspräche solcher con—
sonantengruppen, welche der assimilation widerstreben, ist
wohl im päli (Kuhn, beitrage p. 45 fg.) als auch im präkri
(Lassen, institutiones p. 180 fg.) eine häufige erscheinung, um
zwar in höherem grade im jainapräkrit, als im normalpräkr 5<
der grammatiker (cf. Weber, über ein fragment der bhägava. */
I, p. 415). Fausböll hat für das pali nachgewiesen, dass dieses/*
eingeschobene vocal im verse sowohl silbebildend sein, als auc^^i
unterdrückt werden kann (dhammapadam p. 436 fg.). Daraxi^
folgt, dass im ursprünglichen päli d. h. derjenigen sprach^
n Jacobi, Uuber vocukitischub uiid vi
)irut% des (f elG.
bi welcher die ersten päliwerke concipirt waren, consoiuinten-
gruppeii jti aus^edehnlerem inasse zugelassen wurden, als in
der schriflsprache oder demjenigen päli, in welchem jene werke
schriftlich ßxirL und auf uns gekommen sind. Nach der
Schriftsprache der jainatiLeratur zu urlhcilcn, wären in frage
stehende consonantengiuppen im jamapräkrit ohne vocalcinschub
unmöglich, jedoch beweisen die metrisch abgefassten werke das
fehlen des eingeschobenen vocals für das ursprüngliche jaina-
präkril in vielen fallen. Als beleg dafür führe ich folgende
beispielc, welche dem (metrischen) ersten theüe des Sülra-
kritängasülra entlehnt sind, an:
vjjdlao pari' aiväyaejjä niwävao agatfi nivdyaojjd
tamhäu medhävi mmekklut dhammam na paindie agani
samärabhejjii 6, 2, fi.
im gleichen motruni: sc arahati bMsiu tain samöhlm IS, 97.
Die nächstfolgenden beispiele sind ^loken:
imarn darisanam (hvm^ sawadukkhä trimaccati. 1, 1, 19.
harisappadosam dvaia^ä kei lAsatnti 'närif/d. 3, 1, 14.
bkutnja bkoje ime sukkhe mahariai püja^ämu te. 3, 2, 20.
pudhavi jivä pu4ho sattä äo jlvä tahä 'ga^ü, 11, (i.
o/m itne suhumäsantgä bhikkhüitam je duruttarä. 3, 2, 1.
Die gesperrt gedruckten worte sind zu lesen : ag^i, arkati,
darstutatu, harsa, maharsi, ptt^hvi, suÄMMä". Im letzten beisptcl
steht dwutlarä für skr. dustaru^, wie in folgendem verse auch
zu lesen ist:
jahä nai veyarai^ duruttarA iha samtnatä
evam logamsi rtärlo duruttarä amait matd 3, 4, lü.
ein conimentirtes ms. liest dutlarä statt duruttarä. Wegen dus
Jtu dtiru resp. dur' vgl.:
ee bho kasm'i pJtäsä pharttsä duruhii/ä sayä. 3, I, 17.
Das commentirte ms. liest durakitfäsayä = duradhisaki/ähJ!
Bgenthümlich ist die form kirya für skr. kriyä in folgendem
verse:
jahä hi amdhe saka joifjui 'vi rüv^i no passai htnanetf^
sanOaiit pi te evam akiryaväi kiriymi na passamti vintd-
dhapantiä 12, 8.
Und der letzte päda 12, 4 in gleichem metrum: nu kiriyam
dha^isu akiriyavädi.
596 Hermann Jacobi,
Die gruppe ry wird im jainapräkrit entweder in jj ge-
wandelt, oder zu riy zerdehnt; diese vocalisirung des y ist
keine speciell prakritische erscheinung, sondern ist schon im
samskrit nach ausweis des veda begründet. Zur stehenden regel
ist die vocalisirung des y niemals geworden und in vielen fällai,
wo Hy erscheint, ist ry zu lesen. Für das päli siehe die bei-
spiele bei FausböU (dhammapadam 438). Für das jainapräkrit
hat E. Müller (beitrage p. 19) einen beleg aus dem Da^vai-
kalikasütra beigebracht:
jäe saddhde nikkhamto pariyäyäthänam tdtamam
tarn eva anupälijjd gtme äyariya&ammae.
Aus dem Sütrakritängasütra 3, 2, 20:
coiyä bhikhhücariyäe acayanüa javettae.
Auch hier liest das commentirte ms. metrisch richtig cajjae.
In beiden fallen, vocaleinschub und vocalisirung, sind bei-
spiele dafür, dass dieser secundäre vocal eine silbe bildete, nicht
selten. Für das päli siehe Fausböll a. a. o. Für das jaina-
präkrit verweise ich auf die formen ^gani 11, 6, 'näriyd 3, 1, 14,
dunUtarä 3, 2, 1 der obigen beispiele und unterlasse es daher
die belege zu häufen. Nach meinen allerdings wenig umfang-
reichen boobachtungen scheinen arahä, (^riya, güäna, kasina
stets di'eisilbig zu sein.
Aus dem angeführten geht hervor, dass der secundäre
vocal weder im päli, noch auch im jainapräkrit den werth eines
vollen vocals hatte; er war wahrscheinlich nur ein unbe-
stimmtes schwa, ohne feste qualität. Daher erscheinen auch
verschiedene vocale: sUhwna und suhama: arahä, arihä, arvka;
kasina, kasatm; saniddham und siniddham. In dem Jüngern
präkrit scheint der secundäre vocal vollen vocalischen werth
erlangt zu haben, oder es erscheint die gi'uppe in gewaltsamer
weise asshnilirt.
Sagt man, dass der eingeschobene vocal im päli und jaina
präkrit beliebig unterdrückt werden kann, so hat man die er
scheinung vom Standpunkt der Jüngern sprachform resp. dei_:
Schriftsprache aus charakterisirt. Das thatsächliche verhältni
ist gerade umgekehrt: Im ursprünglichen päli und jainapräkri
kann bei gewissen consonantengruppen nach belieben ein un
bestimmter vocalischer laut eingeschoben werden. Hiemac
unterschreibe ich Kerns ansieht (over de jaartelling der zuidelijt^
[ Vebtt vocaleinschufa und vocatisininc des y im p&li n. prikrit. 597
buddhislen p. 109), dass turif/a nur eine unrichtige Schreib-
weise für turt/a sei, und dehne dieselbe auf alle ähnliche worte
aus. Für das jainapiäkrit ist vielleicht die beschränkung zu
machen, dass in einigen Worten der eingeschobene vocal nicht
mehr als solcher gefühlt würde, sondern vollen vocalischen
werth erlangt hatte, welche einsciiränkung für das jüngere
präkrit zur regel wird.
In einer altern sprachstufe als der des ursprünglichen päli
und jainapräkrit sind die in rede stehenden consonantengruppen
einfach als solche ohne hülfe eines schwa ausgesprochen wor-
den. Daher ist es erklärlich, dass in allen diesen fällen, mit
ausnähme weniger gleich zu erwähnender, der unmittelbar vor-
hei^ehende vocal gekürzt wird, da ja duppelconsonanz nach
dem für päli und präkrit geltenden quanlitälsgesetz kurzen vocal
vor sich verlangt. Kuhn versucht die eben hervorgehobene er-
scheinung so zu erklären: »Auch wenn ein wort mit langem
vocal anderweitig einen Zuwachs erhält, tritt häufig Verkürzung
ein«. (Beiträge p. 30.) Wäre der zutritt eines Zuwachses der
eigentliche grund, so dürften worte wie gilärfa, mitdia, smäna etc.
kein langes ä haben. Der versuch, formen wie siri, hiri, if(hi
in compositis als stütze seiner ansieht herbei zu ziehen, ist des-
halb nicht glücklich, weil der gnind für die kürze des i dieser
Worte nicht deren Zuwachs ist, sondern vielmehr, weil nach
allgemeiner regel Hem. 1, 4 in compositis die quantität der
endsilbe wechseln kann; siehe die dort angeführten beispiele,
KU denen ich noch aus dem Krilpasüira. itutlä and laiä hinzatüge.
Es tritt die Verkürzung nur dann ein, wenn der Zuwachs direkt
auf den ursprünglich langen vocal folgt, und sie würde auch
in dem falle eintreten, wenn das wort keinen Zuwachs erhielte,
d.h. wenn einfach die consonanlengruppe ohne eingeschobenen
vocal folgte. Somit ist die Verkürzung von dem Zuwachs un-
abhängig und ist eine einfaclie Wirkung des präkri tischen quanti-
t&tsgesetzes. Meine ansieht beruht auf der Voraussetzung, dass
nicht direkt bei der abzweigung der iiräkritdialekto (päli ein-
b^riSen) vom samskrit vocaleinscbub erfolgt sei, sondern erst
im laufe der weitem Sprachentwicklung, welche voraussetzimg
tber durch das über das verhallen des eingeschobenen vocals
im päli und jainapräkrit gesagte zur gewissheit erhoben wlid.
Als beispiele für das eben enlwickelle gesetz führe ich fol-
gende worte an : sükskma, päM stikhunia, jainapräkrit .Struma
598 Herrn. Jacobi, Ueber vocoleinschub u. vocalisinuig dm y u. $. w.
und sulMfna; aus der ursprünglichen form sukfna ging durch
Umstellung des hm in der Mähäriishtri sumha und weiter
sanha hervor, tikshna, päli tikhina daraus *iihna, ti^giha, päli
und prakrit neben tikkha. mahärha, jainapräkrit tnakarika;
päli ^ndharaho (Mah. 12^ 164 bei Childers) ist als eine spatere
bildung aus niahd und araha anzusehen, maharshi, jp. maka-
rist ist auch hierhin zu ziehen, pürva, ptduva in der inschrifl
von Dhauli, puruwa Mrich. 39, 23. Die Verdoppelung des v
rührt von dem einfluss des r vor der einschiebung des u her;
dieselbe erscheinung im folgenden beispicle. mürkha, murukkha
Hem. II, 112 ^). Ausnahmen bilden die worte päpunaü = präp-
noii mit seinen ableitungcn, j. päunütd = p. päpunüvä, femer
päli pdpima = päpman. Eine scheinbare ausnähme bildet
räjno, päli räjino. Dhauli Ic^ino, pr. raixu>; denn hier ist das
i anzusehen als das übrig gebliebene palatale element des ü bei
seinem übergange zur dentalis und cercbralis. Die jetzige ausspräche
von rajihah klingt wie radynyaljk oder rdgynyah, jedenfalls richtiger,
als die in Europa übliche: rädshncA. Die ganz anomale form vag-
gHAvfi für vägbhih lässt sich nicht als gegenbeispiel vcrweaiden.
Eine der eben besprochenen ähnliche erscheinung flndet
bei dem durch vocalisirung des y entstandenen ^ri^^ statt.
Da nach ausweis des metrums in vielen fallen noch ry ge-
sprochen wurde, so kann auch vor ®Wy° kürzung des
vocals eintreten; wenn die länge bleibt, so ist die vocalisirung
schon für die muttersprache anzunehmen. In folgenden drei
Worten findet übereinstimmend im päli und präkrit Verkürzung
statt: trya: p. iriyd^ j. iriyd; äcärya: p. dcariya, j, äyariya;
türya: p. turiya, j. tudiya. In folgenden Worten hat päli kur-
zen, jainapräkrit langen vocal: ärya: p.ariya, y äriya; bhäryä:
p. bhariyäy j. bJiäriyd; virya: p. viriya, j. viriya. Es ergiebt
sich hieraus eine versc4iiedenheit des päli und jainapräkrit,
welche wahrscheinlich in der Verschiedenheit des localen ur —
Sprungs beider ihren grund hat. Eine genauere untei-sucliung:^
des Verhaltens der übrigen präkritdialekte gegenüber Ursprung
lichem ry würde wahrscheinlich zu interessanten aufschlüsser^
führen. Aus ry entstand yy oder jj und ferner durch um
Stellung des y (Dhp. 101 f. Hem. II, 124) *yr, welches im päft^i
*) Aehnliche erscheinungen werden die anmerkungen zu melDer aiLS-
gabe des Kalpasütra bringen.
f h. Aufrecht, Zur acceiiUehre.
ZU 1/ir wurde z. b. kat/irati, paffirujmsaii und weiter mit vorlier-
e-ebeßdein a zu e; ämwlera = savndarya etc. im päli und
priLkrit; im präkrit wurde y nx a (cf. Lassen inst. 185) in
iiScarya = accltaara neben acdwra. Ausserdem kommen vor
ae^iaria, accharia, acekarijja (Hera. I, 58).
Münster i. W., 1. februar 1877.
Hermann Jacobi,
Zur accentlehre.
Wie werden tatpuiiisha beloni, deren letzter theil ein par-
ticipiuni futuri passiv! ist? Vorauf ist zu bemerken, dass nach
den grammalikern diese Zusammensetzung auf das participium
mit ya, mid auch dann nur auf ganz bestinnnte falle beschränkt
ist. Steht das erste glied im sinne eines instrumenlalis, so soll
nach P. II, 1, 33 die Zusammensetzung nur dann stattfinden,
wenn damit eine Übertreibung bezeichnet wird, z. b. käkapeya
ntidf, ein fluss, der so seicht ist, dass eine krähe ihn austräuke,
{ivo/eAyoA küpcih, ein brunnen, der so niedrig ist, dass ein bund
ihn auflecken kann, vasiqxtchedyam tmäni, gräser, die nur
unter thränen geschnitten werden können. Eätyäyana t>ezieht
die regel auch auf andere tatle, und gibt als heispiele bmo-
pendhya. trnopmdhya (feuer) mit sprou, mit heu anzulachen,
^Mnaghiä:ya, mit einem kloben zu erschlagen. Steht der erste
theil im sinne eines locativs, so soll nach P. 11, 1, 43 die Zu-
sammensetzung nur dann eintreten, wenn das ganze auf eine
schuld bezogen wird, z. b. masadeyam^ trt/alMdeyam riut'», eine
schuld, die binnen einem monat, binnen drei tagen abgetragen
werden muss. Auch hier will Eäty&yana statt der schuld
lieber Verpflichtung setzen, und gestattet bildungen wie |rtir-
DOhtugeyatti säma, ein säma, das am vormittag zu singen ist;
fraiaradhyeyo 'nuvokah, ein anuväka, der in der frühe gelesen
werden soll. In der that kennt die vedischo spräche keine, die
spätere äusserst wenige coniposita dieser art, in denen das erste
600 Th. Aufrecht,
glied in dem sinne eines instrumentalis steht ^). Wörter wie a^va-
bodhya, durch rosse kenntlich, pUrideya, vom vater zu geben, and
unerhört. Befragt man die grammatiker nach dem accenl von
Wörtern wie vasudeya, smnapeya, so verweisen sie auf die be-
kannte regel P. VI, 2, 139. Hierin verfahren sie von ihran
Standpunkte aus mit vollem rechte. Uns fuhrt zunächst die
analogie der zahlreichen participia fut. pass. auf ya, wie upc^
deya, nir-tipya, uUsrjya zu der vermuthung, dass auch käka"
peya, masordeya den ursprünglichen accent auf dem zweiten
gliede behalten werden.
Herr Garbe ist anderer meinung. Es heisst oben s. 489:
»Der accent liegt auf dem vordergliede, wenn das Schlussglied
ist . . . ein participium b) necessitatis«. Hiefür gibt er ein bei-
spiel: dgvalmdhya, und eine ausnähme: bälavijnayd (?). Dies
kann man schwerlich ein haus nennen, das auf einen felsen
gegründet ist. Demnach fasst er dgmbudhya als »durch rosse
erkenntlich« auf, wie vor ihm Roth und Grassmann gethan
haben. Meine anderweitig gegen diese Übersetzung gegebenen
gründe werden abgewiesen. Namentlich sollen die analogen
bildungen, welche ich beigebracht habe, keine analogie bieten,
well sie sämmllich substanliva sind. Das ist wohl kaum be-
fremdlich, dass verbaladjectiva als neutra zu Substantiven er-
hoben werden, rajasüya ist »zur weihe eines königs dienend«,
rajanena süyatn iti rajasüyah kratuh, als neutruni die königs-
weilie. rdhyasnia säktocyam'm Tbr. 111,5, 10, 1 heisst »mögen
wir unseren liederslofT glücklich vollenden«. Das wort kommt
nur einmal vor, aber süktocya devata stände mit jyrataradhyeyo
^mwakah auf gleicher stufe, rraddheya (Av. IV, 30, 4) heisst
glaubwürdig, und wird in der späteren spräche mit u/äa und
vacmw, verbunden. Es hätte leicht in das Substantiv glaub-
würdigkeit übergehen können. Die brähmanaliteralur hat jedoch
noch einige adjectiva dieser art bewahrt. Das feuer ist unter
bestimmten umständen ptmaradheyah, wiederanzulegen, Ts. III,
4, 10, 5. V, 4, 10, 4. Tbr. I, 3, 1, 5. — »Wer ein jähr lang-
verabsäumt hat, soma zu trinken, punarbhdkshyo 'sya soniaplthc^m
hhavatiy muss den somatrank wieder genicssen«, heisst es ir»
Tbr. III, 2, 3, 11, wo sich auch apunarbhäkshyah findet. ^Tfow —
kartum heisst gar kochen, gar braten. Ein purodaga, lautet es
*J Solche composita sind: jitanagamya, durjanagamya^ vahnibhojya.
Zur accentlehre. 601
in Ts. II, 6, 3, 4, avidahaia Qrtafnkrtyah, soll gar gebacken
werden, ohne angebrannt zu werden. Hieher gehört auch die
etymologische deutung von vajapeya in Tbr. I, 3, 2, 3: sd vd
eshd brahniandsya caivd rajanyäsya ca yajMh \ tam vd etdm
vajapiya üy ahtdi \ vö^dpya vd eshdh \ vdjam hy etena devd
aipsan. \ »Dieses ist ein opfer für priester und krieger. Man
nennt es krafltrunk. Es ist ein kraflverschaffer. Denn die
götter wünschten durch ihn kraft zu erlangen«.
Demnach haben wir mindestens vier^) sichere »adjectiva
necessitatis« auf ya: graddheya, ptmaracUieya, punarbhdkshya,
grtatfücjiya, die den accent auf der gebührenden stelle haben,
und es wird triftiger gründe bedürfen um darzuthun, dass
dgvdbudhya mit hudh bemerken etwas gemein habe.
Th. Aufrecht. .
*) dw&l^rtya, bei tage vorzutragen, habe ich übergangen, weil das
wort in der einzigen stelle desQ.P., wo es erscheint, diväkirtya, hingegen
durchgängig in Ts. und Tbr. diväklrtyä betont ist. aharahahgasya^ jeden
tag vorzutragen, kommt in einem nicht accentuirten texte vor.
Bibliographische notizen fftr die jähre
1875—1877.
i.
Auswahl aus der litteratur der allgemeinen
Sprachwissenschaft.
1. Systematische darstellungen der sprachwissensdiaft.
Ab£L Hovelagque. La Linguistique. Paris 1876. XI, 365 S. 8.
Biblioth^que des Sciences Gontemporaines II. — Vgl. A. Darmesteler
RC. 187G, art. 109. J. Vinson R. de L. VIII, 24G. J. JoUy LG.
1876, 320. — 2« Edition, revue et augment^. Paris 1876. XIV,
435 S. 8.
Friedrich Müller. Grundriss der Sprachwissenschaft. I. Band.
I. Abtheilung. Einleitung in die Sprachwissenschaft. Wien 1876.
VIII, 178 S. 8. I. Band. II. Abtheilung. Die Sprachen der woll-
haarigen Rassen. Wien 1877. IX, 263 S. 8.
A. H. Sayce. The Principles of Gomparative Philology. Second
Edition, revised and enlarged. London 1875. XXXII, 416 S. 8.
— Vgl. A. Bezzenberger GGA. 1876, 1616.
W. D. Whitney. The Life and Growth of Language. London
1875. VIII, 326 S. 8. - La Vie du Langage. Paris 1875. VII,
264 S. 8. — Leben und Wachsthum der Sprache. Uebers. va
A. Leskien. Leipzig 1876. XV, 350 S. 8. Internationale wissen
schaflliche Bibliothek. Bd. XX. — Della linguistica modema, ossi
la vita e lo sviluppo del linguaggio; versione dalP inglese e not
di F. D'Ovidio. Milano 1876. 390 S. 8. — Vgl. H. Hübsch
mann JLZ. 1876, art. 208. A. H. Sayce Ac, September J8, 1871
Ath., September 4, 1875. G. Giussani Riv. di Filol. IV, 411.
2. Ursprang der spräche.
R. Kleinpaul. Bulbulhezai-, ovvero discorso sopra la natura ^
l'origine della parola. Firenze 1876. 64 S. 8. Separatabdruck aiB5
BibliographiBfhe nolizen Tut die jahrp 1875—1877, 603
der Rivista Eiiropea. — Nach RC. 1876, no. 27; „fantaisip philo-
logique dont le sei nous echapp^."
AfJT. Mabtv. b'eber den Ursprung der Sprache. Wünhiirff
1875. Vlll, KiO S. 8. (Sechzig seilen erscliienen auch als Göt-
linger dissertntion mit dein titBl: Kritik der Tfieoricn fiber den Sprach-
nrsprung.) — Vgl. L. ToWer Zeitschr. T. Vöikcrpsych. IX. 172.
Ztschr. r. Phil. N. F. LXVIII. Heft 1. Allg. Zeitung 1875, Nr. 3S4
Beilage.
Paul Schwartzkopff. Der Ursprung der Sprache aus dem
poetischen Triebe. Halle 1875. (Diss.) Cl S. 8.
H. STE[^■THAL. Der Ursprung der Sprache im Zusammenhange
mit den letzten Fragen alles Wissens. Eine Darstellung, Kritik und
Fortentwicklung der vorzQglichsten Ansichten. Drille, abermals er-
weiterte Angabe. Berlin 1877. XVI, 374S. 8. - Vgl. H. Stein-
Ihttl Vierteljahrsschrift f. mssensch. Philos. I, Heft 1. L. Tobler
ebd. Heft 3.
Paulis S'wiecioci. Die menschliche Sprache, ihre Bildung und
Jhr ursprünglicher Ban. Leipzig 1875, 106 S. 8. (Ueher das
polnische original vergl. V. Jagü Arch. f. slav. Pliit. i, 4'87).
Wilhelm Wackernagei.. Ueber den Ursprung und die Eni-
Wickelung der Spraclie. 56 S. 8. Oeffentliche Vorträge gehallen
in der Schweiz etc. 1. Bd. 8. Heft. Zweite Auflage. Basel 1876.
Oskar Klotz. Philosophorum Graeeorum de linguae natura
senlentiae. Siettin 1876. (Progr.) US. 4.
W. D. Whitnet. (Hilött or eiaei. — Natural or Conven-
tional? Frora the Transaction.i of the Am. Philol. Assoc, 1874.
22 S. 8. - Vgl. H. Hübschmann JLZ. 1876, art. 208.
3. Varia zur allgemeinen und philosophischen
Sprachwissenschaft.
A. Eo. Chaicxrt. La philosophie de la science du langage
etudife dans la rormalion des mols. Paris 1875. Xi, 371 S. 12.
Jähes Crbswbll Ci.oiitiM. On Lhe Existence of Mixed l.;iii-
gua{^ heing an Examination of the Fundamental Axioms of the
Foreign School of Modern Plulology, more especially as applied
lo the English. Prise Essay. London 187Ü. Vlll, 12C S. ».
Conrad Hermann. Die Spracbwissenschart nacli ihrem Zusam-
menhange mit Logik, menschlicher GeistesbUdung und Philosophie.
Leipzig 1875. 2 BL. 242 S. 8. - Vgl. LG. 1876, 1003
W. V. HUMBOLDT. Ueber die Verschied erdieiten des mensch-
Kehen Sprachbaues. Herausgegeben und erläutert von A. F. PoiT,
nebst einer Einleitung : Wilhelm von Humboldt und die Spi-ach-
»issenscliaft. Berlin 1876. 2 Bde. CCGCXXl, 544 S. 8. Cal-
Riry's philologische und archäologische Bibliothek, Band XXVII ff,
— Vgl. H. Steinüial. Offenes Sendschreiben an Henn Prof, Poll:
Ztechr. f. Völkerpsych. IX, 304—323.
JoH. NiK. Maovh;, Kleine philologiarlie Schi-iflcn, Vom Ver-
604 Biblios^phische notizen für die jähre 1875—1877.
fasser deutsch bearbeitet. Leipzig 1875. Vll, 560 S. 8. — Vgl.
K. Brugman LC. 1876, 114. C. Giussani Riv. di Füol. IV, 482.
(Enthält auch Madvig's sprachwissenschaftliche abhandlungen.)
II. Merguet. Ueber den Einfluss der Analogie und Differen-
zirung auf die Gestaltung der Sprachformen. Königsberg 1876. 16 S. 4.
Max Müller. Essays. 4. Bd. Aufsätze hauptsächlich sprach-
wissenschaftlichen Inhalts enthaltend. Aus dem Englischen mit Auto-
risation des Verfassers ins Deutsche übertragen von R. Fritzscfae.
VI, 502 S. 8. Vgl. die auf das englische original bezüglichen be-
merkungen W. D. Whitney's unten s. 612.
H. Sweet. Words, Logic, and Grammar': Transactions of the
Philological Society 1875—76.
4. Sprach- und rassenverwandtschaft.
D. E. D. EuROPAEUS. Die fmnisch-ungarischen Sprachen und
die Urheimath des Menschengeschlechtes. Zur Beleuchtung der archäo-
logischen Fragen im Betreff des ältesten vorhistorischen Daseins der
Menschen. Helsingfors und Berlin 1876. 4 S. 8. mit 3 Tabellen
in qu. gr. 4 und Imp.-Fol.
Abel Hovelacque. Langues, races, nationalit^s. 2* Vitien.
Paris 1875. 40 S. 8.
Joseph Kühl. Die Anfange des Menschengeschlechts und sein
einheitlicher Ursprung. I. Theil: Arier, Aramäer und Kuschiten.
Bonn 1875. III, 266 S. 8. — Viel zu günstig beurtheilt von Georg
Gerland JLZ. 1875, arl. 633. gO. [sie!] LG. 1875, 1289; kurz
aber gebührend RG. 1876, art. 149. — 11. Theil: Die Farbigen.
Mainz 1876. 390 S. 8.
Joseph Kuhl. Darwin und die Sprachwissenschaft. Leipzig
und Mainz 1-877. 2 Bl. 72 S. 8.
Macburdy. Relations of the Aryan and Semitic Languages. 1.
History and present State of the Inquiry: Bibl. Sacra, Jan. — April 1876.
Au(;usT Müller. Semitische Lehnworte im älteren Griechisch:
Beitr. z. Kunde d. indogerm. Spr. 1, 273—301.
Ernst Noeldechen. Semitische Glossen zu Fick und Gurtius.
Magdeburg 1876,77. (Progr.) 94 S. 4. - Vgl. LC. 1877, 791.
R. VON Raumer. Sendschreiben an Herrn Professor MThitney
über die Urverwandtschaft der semitischen und indogermanischen
Sprachen. Frankfurt a./M. 1876. 20 S. 8. — Vgl. V^. D. WHiil-
ney Proceedings of tlie American Piniol. Assoc. 1876, 27 — 28.
5. Laulphysiologie.
Ernst Brücke. Grundzüge der Physiologie und Systematik der'
Sprachlaute für Linguisten und Taubstummenlehrer. 2. Auflage^
Mit 2 Tafehi in Steindruck. Wien 1876. V, 172 S. 8.
Goudereau. Essai de Classification des bruits articules. Extrai't
des bulletins de la societe d'anthropologie de Paris, seances def»
6-20 mai 1875. Paris 1875. U S. 8. und 2 tafeln. — Vgl.
L. TIavot RG. 1876. art. 71.
p
Bibliographische nolizen für die jähre 1875—1877,
G05
Jdlius Hoffobv. Phonetische sü'citrragen: Ztsclir, f. vgl. Spracht'.
XXIII, 525-558.
i. F. KhXuter. Zur Laulverscbiebung. Strassburg 1877. X,
154 S. 8.
L. F. Lefpler. Nägra Ijudrysiologislca undcrsökningar röraDÖe
konsonantljuden. 1. afdel. De klusila konsonantljuden. (Upsata
Universilets Arsskrin 1874, Philosoph!, Spräkvetenskap och historiska
Veleiiskaper. III.) Upsala 1875. 120 S. 8. - Vgl. W. Braune
LC. 1875, 1299. — De klusila konsonantljuden. Krilisk uppsats
«f J. A. A. — Norrkoping 1 876. 65 S. 8.
Jas. M. Menzies. Changes made by four young ChiJdren in
prououncing English Words: Transaclions of Ihe Philological Society
875-76.
G. Michaelis. Dorsal und apit-al, oder oral? Ztschr. f. vgl.
Sprachf. XXm, 518-523.
Eduard Sievers. Griindzüge der Lautpbysiologie zur EinfOh-
rung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen.
" " zig 1876. X, 150 S. 8. (Bibliothek indt^ermanischer Grain-
maiiken Band I.) - Vgl. W. Braune LC. 1876, 1207. J. Win-
teler JLZ. 1876, art. 503.
U.
Indogermanische Sprachvergleichung*).
1. Einleitung in die indogermanische Sprachvergleichung.
B. Pethiceicu-Hasdel'. Principie de Filologiä, comparativä Ario-
Europeä cuprindend Grupurile Indo-Perso-Tracic , Greco-Italo-Celtic
u Leto-Slavo-Gerraanic cu Aplicaliuni ta Isloria Limbei Romane.
Cuts tinut la Facultatea de Liiere si Filosoiiä din Bucurescj. Tom I.
Istoria Füologiei comparative. Bucuresci 1875. S. 1 — 108. 8. —
Vgl. H. Schuchardt LC. 1875, 380.
T. L. Papillon. A Manual o! Comparative Pbilology as ap-
plied lo the Illustration ofGreek and Latin Infiectiona. Oxford 1876.
S52 S. 8. - Vgl. A. S. Wilkins Ac, May 27, 1876.
DoMENRM Pezzi. Introducüon k l'ölude de la science du lan-
|age, Traduil de l'ttalien sur Ic texte, enti^remenl reFondu par l'au-
tair, par V. Nourrisson. ParU 1875. 2 Bl. 237 S. 8. - Vgl.
XC. 1876, 1165. (Beschränkt sich trotz des umfassenderen titela
auf die indogermanischen sprachen.)
Language and its Study. Wilh espccial ßeference to the Indo-
European Family of Languages. Seven Leclures by W. D. Wiutnev.
Edited, with Inlroduction, Notes, Tables of Declension and Conjuga-
tioa, Grimm's Law with Illustration, and an Index, by B. Morris.
Xondon 1876. XXII, 318 S. 8.
.kandlangen, welche auch fQr das ganze v
606 Bibliofpraphische notizen für die jähre 1875—1877.
B. Delbrück. Das Sprachstudium auf den deutschen UmTersi-
täten. Praktische Rathschläge für Studirende der Philologie. Jena
1875. 24 S. 8. - Vgl. G. Gurtius JLZ. 1875, arl. 386. LC.
1875, 782.
2. Allgemeines.
G. l. AscoLi. Di un saggio singulare di perfezionamento dei
metodi negli studj di paleontotogia linguistica. Reale Istituto Lombardo.
Rendiconti 1876, 585.
Michel Breal. Examen critiquc de quelques th^ories relatives
ä la langue märe indo - europäenne : Journal des Savants 1876,
632-652.
La langue märe indo-europ^enne : La R^puhlique. Oct. 31, 1876
(s. K. Friederici Bibliotheca Orientalis no. 36).
Neskoliko stranicü izü sravnitelinoj grammatiki indo-evropejskichu
jazykovü, in: Sämaveda-Äranyaka - Samliitä. Izdalü F. Fortunatovu.
Moskva 1875. 180, 67 S. '8.
Domenico Pezzl Glottologia aria recentissima. Genni storico-
crilici. Torino 1877. XV, 191 S. 8.
Stammbaninfrage.
A. HovELACQUE. Du mode de subdivision de la langue com-
mune indo-europäenne et de la rägion oü eile fut parl^: R. de L.
VIII, 1 29 f. (= A. HovELACQUK. La linguistique. Ghapitre V. § 11.)
JonAiNNES Schmidt. Was beweist das e der europäischen sprachen
für die annähme einer einheitlichen europäischen grundsprache?
Ztschr. XXIII, 3H.S-375.
A. Leskien. Die Dediiialion im Slaviseh-Litauischen und Ger-
manischen. Leipzig 1876. XXIX, 158 S. 8. Preisscliriften ge-
krönt und herausgegeben von der Fürstlich Jablonowski'scheu Gesell-
schaft. Nr. XIX. - Vgl. J. Schmidt JLZ. 1877, art. 247. F. Bechlel
Anzeiger für deutsch. Alterth. 3, 21511.
R. Hassenciamp. Ueber den Zusammenhang des lettosiavisdien
und germanischen Sprachstammes. VI, 64 S. 8. Desgl. Nr. XX. -
Vgl. J. Schmidt a. a. o. F. Bechlel a. a. o. 240 ff.
3. Zusammenfassende werke über lexicographie und
grammalik. Zeitschriften.
AucaJST Fkik. Vergleichendes Wörterbuch der indogermanisclien
Sprachen sprachgeschichtlich angeordnet. Zweiler Band entlialleud
den Wortschatz dtT graeco-ilulischen , der slavo-deutschen, der letto-
slavischen Spracheinheit und einen Anhang: Zum pruso-leltiscl»en
Wortsehatz. — Vierter Band enthaltend Nachwort und die Indices
von A. Führer. Dritte umgearbeitete Auflage. Göltingen 1H70.
802. üO:^ S. 8.
Area ST FicK. Die griecliischen Personennamen, nach ihrer Bil-
dung erklärt, mit den Nainensyslemen verwandter Sprachen ver-
tdiographbehe notiten fOr die jähre 187B— 1877. 607
glichen und systematisch geordnet. Gottingen 1874. GCXIX, S37
S. 8. — Vgl. G. Meyer JLZ. 1876, art. 579.
August Fbiedbich Pott. Etymologische Forschungen auf dem
Gebiete der iodo -germanischen Sprachen. Zweite Auflage iti völlig
neuer Umarbeitung. Sechster Band. Wurzel-, Wort-, Namen- und
Sachregister zu den fünf Bänden au^earbeitel von Heinrich Ernst
BisusEiL. Detmold 1876. VIII, 603 S. 8. - Vgl. Th. Benfey
GGA. 1876, 1244*).
August Schleicher. ACompendium of the Comparalive Gram-
mar of tlie Indo- European, Sanskrit, Greek and Latin Languages.
Translated from [he Tliird German Edition, by Herbert Bendall.
Part I. Phonology. London 1874. XXIV, IGO S. 8. Part II.
Morphology. London 1876. VlII, 104 S. 8.
AuGU.'-T ScHLEH^HEi). Compendiuni der vergleichenden gram-
malik der indogernianisclien ap lachen. Vierte aultage. Weimar
1876. XLVni, 829 S. 8.
Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen herausge-
gegeben von Adalbeht Bezzenbergeb. Erster Band. Gättingen 1877.
IV, 356 S. 8. - Vgl. H. OsthofT JLZ. 1876, arl. 650«).
4. Lautliches.
Vtealiunni.
0. BöiiTi.iNfiK. Ein Paar Worte gegen die allslaviscben Wür-
feln mil silbenbildendem r und l: Bulletin de l'Acadämie Imp^ialc
des Sciences de Sainl-Pftersbourg. Tome XXII. 312—315.
K. Bhugman. Nasalis sonans in der indogermanischen Grund-
sprache: Curtiüs Studien IX, 285—338. vgl. 469—471.
A. HOVELACOUE. La voyelle R: R. de L. VIII, 99 IT.***).
J. Schmidt. Zur Geschichte des Indogermanischen Vocallsmus.
Zweite Abteilung. Weimar 1875. VI, 536 S. 8. — Vgl. E. Sie-
ters JLZ. 1876, arl. 79. W.BranneLC. 1875. 1552. A.Beizen-
berger GGA. J875. 1313. H. Zimmer Anzeiger f. deutsch. AI tertli.
S, 33 ff.
Karl Vehne». Zur ablautsfrage: Ztschr. f. vgl. Sprachf. XXIll,
131 — !38. __
Biaeellaiiartikeln der Zeitsclir. f. vgl. sprachf-, der Studien x. griecli. und
hL ^araui-, der Mämoires da la Sou. de LinKuisl.. der BeitrB^e z. Kunde
4« indogerm. Spr. und in A. Bezzehbehbkb's »EtyniolosigchenHilleilunKen«:
Hacbrichten von der K. Gesellsch. d. WissetiBch. a. s. w, aus dem Jahre
1875. Göttinnen 1875, *fö ff.
**) Aus den alleren surachvrisaeti gebart liehen Zeitschriften ^ind nur die
tinzdneu artikel an den betreFTenden stellen aufgeführt.
*•*) Zur frage Ober den r-vocal vgl. nwb H. Kttts; TaBltundige
Biitlmci-n. 1. Ranriein 18711, s. 33 ff.
4(1«
608 Bibliographische notizen für die jähre 1875-1877.
Accest.
Kl. Hankiewicz. Ueber das Accentuationssystem in der sans-
krit-griechischen und rulhenischen Sprache. Gzemowitz 1875. 16 S. 8.
Leonhard Masing. Die Hauptformen des Serbisch-Ghorwatischen
Accents. Nebst einleitenden Bemerkungen zur Accentlehre insbe-
sondere des Griechischen und des Sanskrit (Leipziger diss.) : M6moires
de PAcad^mie Imperiale des Sciences de St.-P6tersbourg, VII* S^rie,
Tome XXIII, N^ 5. St.-Pelersbourg 1876. VII, 96 S. 4. — Vgl.
dazu: Wahrung seines Rechtes. Von Th. Benfey. Nachrichten von
der K. Gesellsch. d. Wissensch. u. s. w. aus dem Jahre 1877.
S. 66—72 — wieder abgedruckt Vedica S. 165—170.
Karl Verner. Eine ausnähme der ersten lautverschiebung:
Ztschr. f. vgl. Sprachf. XXIII, 97—130.
J. Wagkernagel. Der griechische verbalaccent : ebd. XXIII,
457-470. vgl. 524.
GoBSOiiaBtigBis.
T. Le Marghant Douse. Grimmas Law: a Study or Hints to-
wards an Explanation of the so-called »Lautverschiebung«, to which
arc added some Remarks on the primitive Indo-European K. and
several Appendices. London 1876. XVI, 231 S. 8. — Vgl. W.
Braune LG. 1877, 471 und des Verfassers entgegnung ebd. 838.
Wilhelm von der Mühll. lieber die Aspiration der Tenues
vor Nasalen und Liquidis im Zend und im Griecliischen. Leipzig
1875. (Diss.) 2 Bl. 71 S. 8.
H. HüBSGHMANN. ^S gh^ im sanskrit und iranischen: Ztschr.
f. Vgl. Sprachf. XXIII, 384—400.
Hermann Möller. Die palatalreihe der indogermanischen grund-
spräche im germanischen. Leipzig 1875. S. 17 — 66. 8.
J. Schmidt. Ueber metathesis von nasalen u. s. w. Ztschr.
f. vgl. Sprachf. XXIII, 266—302. — Vgl. A. Bezzenberger Beitr. z.
Kunde der indogerm. Spr. I, 337. 342.
Fritz Beghtel. Ueber gegenseitige Assimilation und Dissimi-
lation der beiden Zitterlaute in den ältesten Phasen des Indogerma-
nischen. Eine sprachgeschichtliche Untersuchung. Göttingen 1876^
68 S. 8.
Garolus Joret. De rhotacismo in indoeuropaeis ac jwtissi-
mum in germanicis linguis. Commentatio philologica pro litterarum
facultate in Sorbona tuenda. Paris 1875. 71 S. 8. Collection
philologique, 13* fascicule.
Th. Benfey. Die zwei tönenden Zischlaute der arischen Periode
und des ältesten Sanskrits. [Auszug aus einer später zu veröfTent-
Bibliographische notizen für die jähre 1875—1877.
609
Uchenden Abhandlung.] Nachrichten von der K. Gesellschaft der
Wisaensch. u. s. w. aus dem Jahre 1 876. Göttingen 1 876, 297— 323.
H. Osthoff. Spuren eines uraprach liehen tonenden Zischlautes.
Zlschr. f. vgl. Sprachf. XXIII, 87—89.
5. SUinim- und worlbilduiig.
SurtixH. Derlinalisn.
OsK. 'AsuÖTii. Die Umwandlung der Themen im Laieinisehen.
Eilic sprauLwisscnsehariiiche Untersuchung. Göttingen 1876. 71 S,
8. (Diss.) — Vgl. LC. 1876, 1589.
F. BAirtJKT. Note sur lo T du suffise participial -ANT-: Me-
moires de Ih Sog. de Linguist. 11, 393,
A. Fir.K. Die suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. 1.
Zum sogenannten o-SufTix im Griechischen : Beitr. z. Kunde d. indo-
germ. Spr. I, I — 19. — A. Fiuk und A. Führer. Die suffixloacn
Nomina der griecbiEchen Sprache. IL Zum sogenannten ya-Sußix im
Griechischen: ebd. 120—143. — A. Fiük. Zum s-Suflix im Grie-
chischen: ebd. 231—248. — ders. Die suffixlosen Nomina der
griechischen Spruche. 111 und IV: ebd. 312—326.
G. Meter. Zur Geschiebte der Indogermanischen Stamm-
bildung und Declination. Leipzig 1875. V, 89 S. 8. — Vgl. H.
Oethoff JLZ. 1875, art. 587. A. Bczzenberger GGA. 1875, 1104.
H. Zimmer Anzeiger f. deutsch. Allerlh. 1 , 238 IL A. Bergaigne
BC, 1876. art. 121.
H. Osthoff. Forschungen im gebiete der indogermanischen
nominalen stammbildmig. Erster teil. Jena 1875. XIV, 212 S.
8. — Vgl. G. Meyer JLZ. 1875, art. 359. LC. 1875, 971. A.
Bejoenbergor GGA. 1875, 940. K. Brugman Ztschr. f. d. österr.
Gymn. XXVI, 760, — Zweiler leil: Zur geschichte des schwachen
deutschen adjectivums. Jena 1876. XI, 183 S, 8. [S. 1—58
erschienen Oclober 1875 als Leipziger habilitationsschrift.] — Vgl.
W. Braune LC. 1876, 474. E. Sievers JLZ. 1876, art. 183.
fi. Zimmer Anzeiger für deutsch. Allerth. I, 229 ff.
M. OsTfJOFF. Ueber das eingedrungene s in der nominalen
suffixform -stra- und vor dental anlautenden personalendungen des
deutschen, griechischen und altbaktrischen verbums: Ztschr. f. vgl.
Sprachf. XXIH, 313—333.
H. Osthoff. Die suffisform -sla-, vornehmlich im germani-
ichen: Beiträge zur Gesch. d. deutschen Spr. u. Lit. lil, 335—347.
A. Bergaigne. Du röle de la d^rivation dang k declinaison
indo-europ^enne : Memoires de la Soc. de Linguist. U, 358 tT.
K. Bruchan. Zur Geschichte der stamm abstufenden Decllna-
tioncn. Erste Abhandlung: Die Nojiiina auf -AR- und -TAB-: Cur-
tius Studien IX, 361—406.
A. FiCK. toifiv Xnnatfiv ^= tayos (igvayos: Beitr, z. Kunde
der indogerm. Spr. 1, 67—68.
glO Bibliographische notizen fflr die jähre 1^5—1877.
L. Havet. Sur la dMinaison des th^mes Kminins enÄ: M&
moires de la Soc. de Linguist. II, 387. — Vgl. H. d*Arbois de
JuBAiNViLLE. Le g^nltif singuli^ des th^mes f^minins en ä dans
Tancien irlandais: ebd. III, 79 — 80.
H. Osthoff. Zur frage des Ursprungs der germanischen JV-
declination. (Nebst einer theorie über die ursprüngliche Unterschei-
dung starker und schwacher casus im indogermanischen): Beitr. z.
Gesch. d. deutsch. Spr. u. Lit. III, 1—90; vgl. 197—198. 556.
Eiisehie wortdauen.
Th. Benfey. Das indogermanische Thema des Zahlworts »Zwei«
ist DU. Abhandlungen der königl. Gesellschaft d. W. zu Göttingen
Einundzwanzigster Band. 46 S. 4.
Adolf Faust. Zur indogermanischen Augmentbildung. Strass-
bürg 1877. (Diss.) 42 S. 8.
H. Grassüann. Ursprung der präpositionen im Indogermani-
schen: Ztschr. für vgl. Sprachf. XXIII, 559—579.
6. Syntax.
A. Rohr. Einige Bemerkungen über Wesen, Aufgabe und
Ziele einer vergleichenden Syntax. Bern 1876. 16 S. 8.
Abel Bergaigne. Essai sur la construction grammaticale oon-
sid^r^e dans son d^veloppement historique: M^moires de la Soc. de
Linguist. 111, 1-51. 124-154.
K. Brugman. Erstarrte Nominative: Gurtius Studien IX, 257—271.
H. Hübschmann. Zur Casuslehre. München 1875. VIII, 339 S.
8.— Vgl. B. Delbrück JLZ. 1875, arl. 59. E. Windisch LC. 1875,
378. A. Bezzenberger GGA. 1875, 477. M. Holzman Ztschr. f.
Völkerpsych. IX, 153.
Samuel Porter. The Terms »Substantive Verb«, and »Verb
of Existence«, and the Nature of the Distinction of Subject and
Predicate: Proceedings of the American Philol. Assoc. 1876, 21—25.
J. Wackernagel. Zum homerischen dual: Zeitschr. für vgL
Sprachf. XXIII, 302-310.
III.
Indische sprachen.
A, Sanskrit«
i. Allgemeines.
»loHN Atery. On the Influence of the Aboriginal Tribes upo«^
the Aryan Speech of India: American Oriental Society. Proceedings^
May and Nov., 1875, and May, 1876. p. XXIV.
Gargia Ayuso. Estudios sobre los pueblos de la India. Er^-
sarjo critico de filologia compaiada: Rev. de la Universidad de Ma-
drid, t. VI, p. 271 ff. Madrid 1876.
Bibliographis^^b! iioti^en l'ür die jalire I87.i-1877. 611
Grande ex^cution d'aulomnc. Lettre de M. L. Ah. Sedillot
ä M. Ic Dr. Feüüinand Hoefek an sujet des scieiices muthämatiques
des Indiens et des origüies du Sanskrit: Butletiiiu di bibtiografia e
di storia delie scienze raalematiche e fiaiche, T. VIII, 457—468.
— Vgl. RC. 1876, no. 17.
TaSbnek's Bibliolheca Sunscrita. A Calalogue or Sanski-it Litera-
ture chiefly printed in Europe. To which is adJed : A Cutalo^e
of Sanskrit Works printed in India; and a Cataloguc of Pali Books.
'tondon 1^75. 3 Bl. S4 S. K. (gntliält aucli die von Europäern
vcrfassten ^ammalisdien werke.)
EieneiilarbScher.
W. D. Whitney. Texl-bonks for Üie Study of Sanstril. (He-
prinled froni tlie Harvard College CouranI): Trübner's Reccrd IX,
142—143.
Camiixo Kelln'ek. Kurze Elementai^rainmalik der Sanskrit-
Sprache. Zweite Auflage. Leipzig 1877. XX, 24!) S. 8.
Adolf Friedrich Stenzler. Elementarbuch der Sanskrit-Sprache,
(irammatik. Text, Wörterbuch. Dritte vermehrte Auflage. Breslau
1875. IV, 127 S. 8. - Vgl. C. CappcUcr JLZ. 1875, arl. 390.
Monier Williams. A practical Gramraar of tlic Sanskrit Lan-
guage. 4" edilion. London 1877. 420 S. 8.
± Lexicographie. Etymologie.
* Sanskrit- Wörter buch hcrausg^eben von der Kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften, bearbeitet von Otto Böhtlingk und
Rudolph RoTJi. Siebenter Theil. III S., 1822 Spalten. 4. St. Pe-
tersbui« 1875. - Vgl. F. Spiegel JLZ. 1875, art. 385. — R.
Roth. Zur Geschichte des Sanofi t-Wfiitprbuchs. (Geeprochen in
der Versammlung der Orientalisten zti Innsbruck, am 39. Sept.
1874). Bulletin de l'Acad. des Sciences de Sl.-Petersbourg, T. XXI,
410-426.
Abel BEiniAHiNE. iurhi, etnrhi, yarhi: Mömoircs de k Soc
de Linguist. HI, 164-165.
A. BEZZENHERGEa. rajju: Beitr. z. Kunde d. indt^erm. Spr.
I, 68. - Vgl. A. Fji;k ebd. 172.
AuALBERT Bezzenbbrcer. Skr. ^ap: Beitr. z. Kunde der indo-
^erm. Spr. I, 165—166.
0. BöiiTi.iNüK. Noch ein Wort über das Salz; .ILZ. 1875,
urt. 642''. (Ucber sara >salzig<. Mit bcziehung auT Tn. BE.vrev.
IKe Indogernianen hallen schon vor ilirer Trennung sowohl Salz als
Ackerbau: Allg. Zeitung 1875, Nr. 208 Beilage.)
M. Bheal. Sanskrit sva pour su »bien«: Mömoires de lu Soc,
;4c Linguist. U, 383.
\ Kabl BnuiiMAN. Aind. rdmati, rd^i, gr. t^afuct ti. s. w. :
'Zlschr. f, vgl. Sprachf. XXIU, 587—594.
gl2 Bibliographische iiotizen für die jähre 1875—1877.
A. FicK. Skr. urvarä = oXvga: Beitr. z. Kunde d. indo-
germ. Spr. I, 63.
Siegfried Goldschmidt. Nachtrag zu Beitr. VII, 253: Beitr.
z. vgl. Sprachf. VIII, 375.
H. Kern, gremdant: Ztschr. f. vgl. Sprachf. XXII, 554.
H. Osthoff. Skr. dfa- m., atd- f., lat. anlae^ altn. önd: ebd.
XXIII, 84. Skr. pinda^ wurzel pish- pinsere: ebd. 85.
3. Grammatik.
Louis Havet. Sur la Iranscription du sanskril. I. Sur les
diphthongucs. II. Sur la Separation des mots : M^moires de Ja Soc.
de Linguist. III, 75-78.
W. D. Whitney. Z6V=dyaüs*), and other points relating to
Sanskrit Grammar, as presented in M. Müller's recent volume of
»Chips«: American Oriental Society. Proceedings, May and Nov.,
1875, and May, 1876. p. XX-XXIIL
Toeallsnis.
H. Kern. Le sußlxe ya du Sanskrit classique, ia de Tarien:
M^moires de la Soc. de Linguist. 11, 321. — L. Havet. Note sur
Tarticle pr^^dent. Du changement apparent de i consonnc en i
voyelle: ebd. 325.
Accent
Richard Garbe. Das accentuationssystem des altindischen nomi-
nalcomposituins : Ztschr. f. vgl. Sprachf. XXllI, 470—518, vgl. 524.
Dazu Th. Aufrecht. Zur accentlehre: ebd. 599—601.
Gonsonantismas.
0. BÖHTLiNGK. Das Verhalten der drei kanonischen Gramma-
tiker in Indien zu den im Wurzelverzeichniss mit sh und n anlau-
tenden Wurzeln: ZDMG. XIX, 483—490.
L. Havet. Sur les palatales Sanskrites: Meinoires de la Soc.
de Linguist. II, 348.
Declination.
F. Müller. Sur les formes de cas des radicaux en a dans
Tancien Indien: R. de L. VIII, 6 f.
Terbani.
John Avery. Contributions to the History of Verb-Inflection
in Sanskrit: Journ. of the Americ. Orient. Soc. X, 217—324.
James Darmesteter. Des desinences verbales en us et des
d^sinences verbales qui contiennent un r en sanscrit : M6moires de
la Soc. de Linguist. III, 95—103. — Abel Bergaigne. Note sur
Tarticle pr^c6dent. Des troisiömes personnes du pluriel en -ram'
ebd. 104—105.
*) Vgl. dazu auch Max Müller Jahrbücher für class. philol. 1877, 150
—151.
Bibliogr^niscbe notiien rar die jähre 1B7&— 1877. 613
W. D. Whitney, On Üie Ciassificntton of thc Foriiis of llie
Sanskrit Aoi-Ist: American Oricnlal Society. Proceedings, May and
Nov., 1875. and May, 1876. p. XVIII— XIX.
DERs. The System of the Sanskrit Verb: Proceedings of the
American Philol. Assoc. 1876, 6—8.
Sjnlaic.
B. Delbrück. Allindische Tempuslchre. Halle 1876. VllI,
136 S. 8. Syntaktische Forschungen von 6. DEmKticK und E.
WlNDis<;u. II. — Vgl. H. Hflbschmann LC. 1876, 1695.
E. Siei;ke. Der gebrauch des ablalivs im Sanskrit, besonders
tDi Veda: Bdtr. t. vgl. Spraclif, VllI, b77~t21.
4. Auswahl aus der Veda-Philologie.
M. Hauh. On Hie Intei'prelatioii of the Veda: Transacüons of
the Sficond Session of the International Congress of Orientalists,
hetd in London, September, 1874. Edited by Robert X. Douüla.^.
[Auch milgelheilt in Trübner's Record 1874, Special Number, p, 34.]
— Vgl. B. Delbrück JLZ. 1875, art. 137.
Die Hymnen des Rigveda. Herausgegeben von Theodor Aufrecht.
Zwöte Auflage. Zwei Bände. Bonn 1877. I. 463. XLVIll, 6S8 8.8.
Rig-Veda-Sanhita, the sacred Hymns of thc Brahnians; together
*Hli the Commentary of Sayanaeliarya. Edited by F. M.ix Müi,i,eb.
Volume VI. London 1874. LIX. 32. 785. 401—762 S. Fol. —
Vgl A. Weber LC. 1875, 518. B. Delbrück JLZ. 1875, art. 387.
— W. D. Whitney- Müller's Rig-Vcda and Commentary. 22 S. 8.
[Reprinted frora the New Englander for Oct., 1876.]
K. M. Banerjea. Rig-Veda-Sunhita, the Trrst and second Adhyayas
of the first Ashtaka. Wilh Notes and Explanalions and an intro-
ductory Essay on the Study of the Vedas. Calcutta 1875. XXIX,
131 S. 8. — Vgl, Trübner's Record X, 24'>-
»Nachtrag«. 2 S. 8. Zu Delbrück's Vedischer Chrestomathie
{verbessert eine anzahl von fehlem und ungenauigkeilen).
SüPAHNAßHTAYAH, Supami fabula. Edidit Elihab Grube. Leip-
ag 1875. XXVI, 52 S. 8! [Daraus der lest allein abgedruckt
mit einem nachwort von A. Weber: Ind. Stud. XIV, 1 — 34.] —
Tgl. A. Weber LC. 1876, 632. A. Barth RC. 1876, art. 135.
R. Roth. Der Alharvaveda in Kaschmir. Tübingen 1875 (Ijiiv.
Progr.). 29 S. 4. — Vgl. Delbrück -ILZ. 1875, arl. 271.
W. D. Whitney. Report of Progress in the Edition of the
Atharva-Veda: American Orienlal Society. Proceedings. May and
Kov., 1875, and May, 1876, p. XU.
Hehkann Grassmann. Wörterbuch zum Rig-Veda. Leipzig 1875.
ViH S., 1776 Spalten. 8. - Vgl. M. Haug GGA. 1875, 577. B.
Delbrück LC, 1875, 1524. Charles R. Lanman JLZ. 1875, art. 813.
614 Bibliographische notizen für die jähre 1875— 1S77.
Theodor Benfey. Vedka und Verwandtes. Strassborg 1877.
3 Bl., 177 S. 8. (Separatabdröcke aus den Nachrichten von der
K. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. Jahrg. 1876. 1877 und
aus den Beitr. z. Kunde der indogerm. Spr. I.) — Dazu fmner von
demselben Verfasser:
Vedisch vrad = griech. j^qad^ ^Qod\ Nachrichten u. s. w. 1875,
33-41.
Vedisch ridüddra, pdüpe, riduvridhä: ebd. 189—224.
Die Quantitätsverschiedenheiten in den Sadihitä- und Pada-Tezten
der Veden. Zweite und dritte Abhandlung. 80 und 40 S. 4. Ab-
handlungen der Königl. Gesellsch. d. W. zu Göttingen. Zwanzigster
und einundzwanzigster Band.
Rig-Veda. Uebersetzt und mit kritischen und erläuternden Anmer-
kungen versehen von Hermann Grassmann. Erster Theil. Die Fami-
lienbücher des Rig-Veda (Zweites bis achtes Buch). Leipzig 1876.
VIII, 589 S. 8. - Vgl. Max Müller LG. 1876, 1697. A. VV^eber
JLZ. 1876, art. 550.
Der Rigveda oder die heiligen hymnen der Brähmana. Zum
ersten male vollständig ins deutsche übersetzt mit commentar und
einleitung von Alfred Ludwig. Prag 1876. Erster und zweiler
Band. VIII, 476. XII, 688 S. 8. — Vgl. Max Müller a. a. o.
B. Delbrück JLZ. 1876, art. 285. A. Weber a.a.O. A. B«^gne
RC. 1876, art. 159. H. Zimmer Anzeiger für deutsch. Alterth. %
289 ff.
Vedärthayatna or an Attempt to interpret the Vedas. Rig>='eda-
sariihitä padämsahita va ticeiii Maräthi äni Iiiigraj} bhäshäntara.
Parts 1-5. Bombay 1876. VII, 1—313 SS. 8. — Vgl. A. We-
ber a.a.O. Max Müller Ac. Nov. 11, 1876. Ath.Nov.4, 1876. p. 591
Siebenzig Lieder des Rigveda übersetzt von Karl Geldner und
Adolf Kaegl Mit Beiträgen von R. Roth. Tübingen 1875. XH^
176S. 8.— Vgl. B.Delbrück JLZ. 1875, art. 754. A. Weber a.a.O.
Martin Haüg. Vedische Räthselfragen und Räthselsprflchc.
Ucbersetzung und Erklärung des Dirghatamäs-Liedes Rigv. 1, 164^.
Separatabdruck aus den Sitzungsberichten Bd. II der philos.-philol.
Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften. 1875. München
1876. 61 S. 8. — Vgl. A. Weber a. a. o.
Alfred Hillebrandt. Ueber die Göttin Aditi. (Vorwiegend ini
Rigveda.) Breslau 1876. 2 Bl. 51 S. 8. — Vgl. A. Weber a.a.O.
W. Heymann GGA. 1876, 567.
DERS. Varuna und Mitra. Ein Beitrag zm* Exegese des Ved».
Breslau 1877. VIII, 159 S. 8.
Alfred Ludwig. Die Nachrichten des Rig- und Atharvaveda
über Geographie, Geschichte, Verfassung des alten Indiens. Prag'
Kön. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften 1875. 60 S. ^
[Der Separatabdruck nicht im buchhandel.] — Vgl. A. Weber a. a, o-
Dliographitehe notiEent
616
Die Philosoph lEchen und religii^sen Anschauungen rles
" ■ ■■ " ^ 8. - Vgl.
,1. .lolly LC.
'Veda in ihrer Entwicklung,
A. Kaegt JLZ. I8T6, art. 6<i,
1876, 1361.
Mtbiantheüs. Die Aqvi
Aea 1876, XXXIl, 186 S. 8,
1875.
A. Weber i
f oder ai-ischen Dioakiiren. Mun-
— Vgl, A, Weber a. a. o.
Theodor Benfev. Hermes, MinOB, Tartaros. 42 S. 4. Ab-
bandlungen der Königl. Geseltsch d. W. zu Göttingen. Zweiund-
iwanzigster Band.
Un descäniec lomän si un descäntec sanscril dtn Veda: Co-
himna lui Traian. Revistä niensualä pentru Istoria. Linguialica ji
Literatura poporana, sub Direcliunea Dlui ß. P. Hasdeu. Bucurcsci.
Anul VIT. Nr. 10 (7). Juliu 187G, p. 335—336.
GiRARD DE RiAi.LE. De la science augurale dans le Veda et
dans l'ATPSta: R. de L. VIII, 7 ff. — dfrs. Parjanya sous ses
fermes slavcs et germaniquea : ebd. VIII, 140 ff. — dcrs. Les di«sses
des_eaux dans le Rig-V^da: ebd. IX, 46—51,
H. ZtHMER. Parjanya Fiörgyn, Vota Wiktaii. Ei» Beilrag zur
■»ergleichenden Mythologie: Ztsclu-. f. deutsch. Alterth, XIX. 164—181.
B. Die sp&teFen spraclieii.
1. Päli. GäthädiaJekt.
RoüEKT Caesar Chiluers. A Dictionary of llie Pali Language.
Xondon 1875. XXHI, 624 s. 4. — Vgl. E. Kuhn JLZ. 1876,
•rt. 362. A. Weber ZDMG. XXX, 171-183. T. W. Rhys Da-
Wl» Ac. Marcli 4, 1876. Ath. Aug. 21, 1875. L. Feer Rl^. 1876,
23. E. Senart Joiirn. Asiat. VII, 7 (1876), 404.
Hermann Jacobi. lieber vocaleinschub und »ocalisirung des y
im päti und präkril: Ztschr. für vgl. Spraclif. XXIII, 594—599.
Ernst W. A. Kuhn. Beiträge zur Pali-graramalik. Berlin 1 875,
iVin, 120 S. 8. — Vgl. R. Pischel JLZ. 187S, uH. 287. A.Weber
tC. 1875, 1362. E, Senart RC. 1875, art. 142. Ac, April 24,
;1875. p. 423,
~, Pl-SCHEL. Zur PäU-grammatik. 1. ConjuncUv im Päli. 2.
CenetivuG absolutus im Päli: ZUchr. für vgl. Sprachf. XXJII, 424—427.
, W. Ri[ys Davids. Od Päli and Sinhalese: Fourlh Annual
Address of Ihe President to the Philological Society clc. By the
Rev. RiCMAKD MoHKis. Transactions oF the Philological Society.
■1875—76. Parti, s. 60— 79. (AuBfUhrlichcr Iwrichtüber den
gegenwärtigen zustand der Päli- und singhalesischen philologic, inul.
ieuci^raphie und gramtnatik.)
Salomon Lephakn. Zum Gätiiädialekt : ZDMG. XXIX, 212—234.
Eduard Mülleh. Der dialekt dei' Gälhäs des Lalitavistara : Beitr.
61() Bibliographische notizeii für die jähre 1875—1877.
z. vgl. Sprachf. VllI, 257 — 292. Auch als Leipziger doctordisser-
tation erschienen.
± Präkrit.
G. I. AscoLi. Saggi indiani. — La riduzione pracritica di m
in V. L'invertimento indiano del nesso in cui A precede a oonsonante.
(S. R. de L. IX, 303.)
E. B. CowELL. A Short Introduction to ihe ordinary Prakrii
of the Sanskrit Dramas, with a List of common irregulär Prdkrit
Words. London 1875. 39 S. 8. — Vgl. R. Pischel JLZ. 1875,
art. 686. E. Kuhn LG. 1876, 442. A. Bezzenberger GGA. 1876, 575.
Siegfried Goldschmidt. Bildungen aus Passiv -Stammen im
Präkrit. ZDMG. XXIX, 491-495; vgl. XXX, 779.
E. Müller. Beiträge zur Grammatik des Jainaprakrit, Berlin
1876. VII, 79 S. 8.
R. Pischel. Zur lehre vom dativ: Beitr. z. Kunde d. indo-
germ. Spr. I, 111 — 120 (Behandelt den gebrauch des dativs im
Präkrit.) — Vgl. A. Weber ebd. I, 343—344.
Hemacandra's grammatik der Präkritsprachen (Siddhahemacan-
dram Adhyäya VIU) mit kritischen und erläuternden anmerkungen
herausgegeben von Richard Pischel. I. Theil. Text und wortver-
zeichniss. Hallo 1877. XIV, 236 S. 8. — Vgl. H. Jacobi JLZ.
1876, art. 681. Th. Benfey GGA. 1876, 1565.
Richard Pischel. Die Recensionen der ^akuntalä. Eine Ant-
wort an Herrn Prof. Dr. Weber. Breslau 1875. 27 S. 8. (Ent-
hält bemerkungen über das gegenseitige verhältniss der verschiede-
nen formen des Präkrit.) — Vgl. dazu seine frühere abhandlung:
Zur kcnntniss der ^auraseni : Beitr. z. vgl. Sprachf. VIII , 1 29 ff.,
sowie die entgegnungen Weber's Ind. Stud. XIV, 35 — 96. 161—311.
3. Neuere sprachen des arischen Indiens.
John Beames. A Gomparative Grammar of the Modern Aryan
Languagcs of India: to wit, Hindi, Panjabi, Sindhi, Gujarati, Mara-
tlii, Oriya and Bangali. Vol. II. The Neun and Pronoun. London
1875.* XII, 348 S. 8. - Vgl. E. Kuhn JLZ. 1876, art. 233.
E. L. Brandreth Ac, July 22, 1876.
Emil Schlagintweit. Die geographische Verbreitung der Volks-
sprachen Ostindiens. — Nach amtlichen Quellen. Mit 1 Karte: Sitzungs-
berichte Band II der philos.-philol. Glasse der k. b. Akademie der
Wissenschaften. 1875. München 187C. S. 325—373.
a. Hindi und Hindustani mit ihren dialekten.
J. D. Bäte. A Dictionary of the Hindee Language. Benares
and London 1875. IV, 805 S. 8.— Vgl. J. Burgess Ind. Antiq.
1875, 223 f.
S. W. Fallon. A new Hindustani-English Dictionary. Paris
I — IV. Benares 1876. To be completed in about 25 parts of i^
pages each part. — Vgl. Trübner's Record X, 168.
Bibliographische noliien fQr die jähre 1875-1877. ß]7
. W. Fallon. Specimens of Ihe Mailhili or Tirhuli Dialect
of Tirhul: [nd, Anliq. 1875, 340 f.
D. FoHBES. A smaller Hinduslaiii and English Diclionary, prin-
ted enlirely in tlie Roman Gharacter. London 1876. 480 S, 16.
S. H. KEU.Oiii;. A Gram mar of Ihe Hindi Language: in which
are treated the Standard HJndf, Braj, and tlie easterii Hindi of Ihe
R&iniijaii of Tuls( Das, also (he Colloquial Dialecls of Marwar,
Ktintaon, Avadli, Baghelkijand, Bliojpur, etc.; wilh Uopious Philo-
logical Notes. Galculta and London 1876. XVIH, 380, 26, 9 S. 4,
", A. Smith. Populär Songs of the Hamirpur Dislricl, Bundel-
lhand, N. W. Prov.: Journ. ofthe Asiat. Soc. of Bengal 1875, fasc. IV.
Gabcin DB Tassy. La langue et la Ülleralure Hindouslaiües
I 1874. 187Ö. 1876. Revue annuelle. Paris 1875—1877. 116.
187. 178 S. 8. — Vgl. über den ersten berichl E. Rehatsek
fcd- Antiq. 1875. 120, über den zweiten F. Liebrecht GGA. 1876, 1060.
The Adi Granth, or the Holy Scriptures of the Sikhs, Irans-
hted from the OriginaJ Gurmiiklii, wilh hitrodnclory Essays, by
&INEST TnuMPP. London 1877. XU, CXXXVIH, 715 S. 8. (Da-
lia p, CXXII — (JXXXVIll: (In llie Language and the Metres iised
in the Granlh.)
b. Die übrigen sprachen des indischen festlandes.
M. Bronson. A Djctionary in Assainese and English. London
1876. VIU, 609 S. 8.
Frbd. Dhew. Tlie .liimmoo and Kashinir Territories. A geo-
graphica] Account. London 1875. 568 S. 8. (Enthält auch no-
iliien über die dort gesprochenen diaiekte.)
T. J. Maltbv. A practica] Handbook of the Uriya or Odiya
l^guage. London 1875. XIII, SOS S. 8.
c. Geschichte und spräche der Zigeuner.
Paul Bataillard. Sur les Origincs des Boh(5miens ou Tsiganes
i<ec l'Explicalion du Nom Tsigane. Lettre ä la Revue Critiqiie.
Extrait de la Revue Critique, nos. des 25 scptembro , 2 et 9 octobre
1875. Paris 1875. 31 S. 8.
Paul Bataillahd. Sur les Origines des Boh^miens ou Tsiganes.
Les Tsiganes de l'Agc du Bronze. Etudes ä faire sur les Boh6-
18 actuela, Exlrait des Bulletins de la Sociöt»^ d' Anthropologie
de Paris, s6ancps des 18 novembre et 2 d^cembre 1875. Paris
1876. 48 S. 8. — Vgl. E. Kuhn LG. 1876, 1455.
RiciiARD F. Burton. The Indian Aflinities of the Gipsies: Ac.
Ilarch27, 1875. p. 324. —Vgl. P.BataÜiard ebd. JuneS, 1875. p.583.
J. DE GoEJE. Bijdrage lol de Geschieden is der Zigeuners.
Overgedrukt uit de Verslagen en Mededeelingen der Koninkl. Aka-
demie van Wetenschappen. Afdeel. >Lelterkunde< . 2. Recks. V. Deel.
Amsterdam 1875. 25 S. 8. — Vgl. A. von Gulschmid LG. 1875,
1284. E. Fagiian, RC. 1875, arl, 93.
620 Bibliographische notizen für die jähre 1875—1877.
DERS. Les deux principes dans PAvesta: R. de L. IX, 175—
189. — Note compl^mentaire ä propos du dualisme 6ranien: eM.
300—301.
Sur rid^ monoth^iste chez les anciens Perses: Congrte intor-
national des orientalistes. Compte rendu de la premi^re Session,
ä Paris, 1873. T. II. Paris 1876. 8.
Adälbert Bezzenberger. Zend. U0: Beitr. z. vgl. Sprachf.
VIII, 363—365.
DERS. Zend. tirväta. — Zend. urvaiM: Beitrfige z. Kunde
d. indogerm. Spr. I, 253—255.
James Darmesteter. Notes sur TAvesta: M^moires de la Soc.
de Linguist. III, 52—74.
F. Müller, fraista: R. de L. VII, 268.
F. Spiegel. Zur altbaktrischen Wortforschung: Ztschr. f. vgl.
Sprachf. XXIIl, 188—200.
4. Pahlavi.
Die Pehleviversjon des Ersten Capitels des Vendidäd heraus-
gegeben nebst dem Versuch einer ersten Uebersetzung und Erklä-
rung von Wilhelm Geiger. Erlangen 1877. VI, 68 S. 8.
The Dinkard. The Original P^hlwi Text; the same trans-
literated in Zend Gharacters; Translations of the Text in the Guj-
rati and English Languages; a Gommentary and Glossary of Select
Terms. By Peshotun Dustoor Behramjee Sunjana. Volume I.
4B1., 11, 63, XI, 65, 49, 66, 61, 6 S. 8. Bombay 1874. —Vgl.
E. W. West, Ac. June 10, 1876. — Volume II. Bombay 1877. 66,
64, 26, 124 S. 8.
E. W. West. Glossary and Index of the Pahlavi Texts of
the Book of Arda Viraf etc. Revised by Martin Haug. Bombay
and London 1874. VIII, 350 S. 8. — Vgl. H. Hübschmann JLZ.
1875, art. 395. H. H. [sie!] LG. 1875, 47. A. Bezzenberger GGA.
1875, 1208.
Th. Nöldeke. Zur Erklärung der Säsänidenmünzen ZDMG.
XXXI, 147—151*).
5. Neupersisch mit seinen dialecten,
E. H. Palmer. A Goncise Dictionary of the Persian Language.
726 S. 16. London 1876.
H. L. Fleischer. Grammatik der lebenden Persischen Sprache.
Nach Mirza Mohammed Ibrahim's Grammar of the Persian Language
*) Einige andere abhandlungen über Pahlavilegenden auf münzen
u. s. w. sind, weil vorwiegend rein epigraphischen Inhalts, unberücksichtigt
geblieben.
r
Bibliographische nötigen für die jähre 1875 — 1877.
691
neu bearbeitet. Zweite Auflage. Leipzig 1875. XX, 263 S. 8.
— Vgl. E. Prym JLZ. 1875, art 635. E. Tmmpp GGA. 1875, 513.
Adolp Wahrmund. Praktisches Handbuch der neu -persischen
Sprache. Zwei Theile u. Schlüssel. Giessen 1875. XX, 432. VII,
140. VIII, 123 S. 8. — Vgl. E. Trumpp GGA. 1876, 705.
E. TBuMrp. Ueber den Accent und die Aussprache des Persi-
schen: Sitzungsberichte Bd. I der philos.-philol. Classe der k. b. Aka-
demie der Wissenschaften. 1875. München 1875. S. 215—248.
F. JüSTl- Anzeige von B. DoBN's Caspia (M6moires de l'Aca-
(Umie Imperiale des Sciences de S I.- Paters b our g , VIP S^rie, Tome
XXIII, NM): GGA. 1876, 1050—1056 (enthält u. a. bemeritungen
aber die Tat-mundart des Persischen.)
E. MocKLEit. A Grammar of Ihe Baloocliee Language, as it
Ig spoken in Makrän (ancient Gedrosia) , in the Persi-Arabic and
Boman charaeters. London 1877. XVI, 126 S. 8.
E. Peihce. A Descriplion of the Mekranee-Beloochee Dialcd:
Journal of Ihe Bombay Branch of the Royal Asiatic Society. Vol.
XL No. XXXI. 1875.
6. Armenisch.
H, HÜBSCHMANN. Veher die Stellung des arniemschen im kreise
der indogermanischen sprachen: Zischr. f. vgl. Sprachf. XXIU, 5 — 49.
F. Müller, lieber die Stellung des Armenischen im Kreise
der indc^ermanisdien Sprachen. Wien 1877. 24 S, 8. (Sepa-
ntabdr. aus den Sitzungsherichlen der phil.-hist. Classe der k. Aka-
demie der W. Bd. LXXXIV).
H. HÜBäctiHANN. Ueber Aussprache und Umschreibung des
Altarmenischen: ZDMG. XXX, 53—73.
Sehaphin Dervischjan. Armeniaca I, Das altarmenische [AÄ*)].
Ein Beitrag zur indo-curopäischen Lautlehre. Anhang. AI lärmen i sei i-
bakb'iBche Etymologien. Wien 1877. ä Bl. XI, 118 S. 8. —
Vgl. H. Hübsclunann ZDMG. XXX, 774 f.
H, Ebel. Armenisch aghbiur: Beitr. z. vgl. Sprachf. VIII,
367-369.
A. FiGK. Arm. ncgkcm, glukh, thue, isarr: Beiträge z. Kunde
i. indog. Spr. I, 172-173.
H. HCbschhann. Armeniaca: Ztscbr. f. vgl. Sprachf, XXIII,
*0O— 407.
DBRs. Iranisch- armenische Namen auf karta, kert, gird: ZDMG.
XXX, 138—141. — Vgl. 0. Blau ebd. XXXI, 495-505.
1 verfaa»
umstbriebene armenische
622 Bibliographische notizen für die jähre 1875—1877.
F. Müller. Schwan und Taube: Beiträge z. Kunde d. indog.
Spr. I, 163. (Ueber armen. Icarap schwan = iit. guXbi schwan
= altsiav. golc^ taube; osset. halany balon taube = Iit. baländis
taube = altsiav. lebedX schwan.)
A. D. MoRDTMANN. Ueber die Keiiinschriften von Armenien:
ZDMG. XXXI, 406-438.
K. PatkanoFf. Sur T^criture cun^orme Armeniaque et les in-
scriptions de Van: Congr^s international des orientalistes. Compte
rendu de la premi^re session, ä Paris, 1873. T. II. Paris 1876. 8.
Louis DE Robert. Etüde philologique sur les inscriptions cun6i-
formes de r Arm^nie. Paris 1876. 196 S. 4. - Vgl. LG. 1877,1182.
A. H. Sayce. On the cuneiform Inscriptions of Van: Zlschr.
f. vgl. Sprachf. XXUI, 407-409*).
7. Kleinasiatisches u. s. w.
Cornelius Fligier. Beiträge zur Ethnographie Kleinasiens und
der Balkanhalbinsel. Eine ethnographische Studie. Breslau 1875.
33 S. 8. — Vgl. die viel zu günstigen anzeigen von Georg Ger-
land JLZ. 1875, art. 684 und gG. [sie!] LG. 1876, 138.
DERS. Zur praehistorischen Ethnologie der Balkanhalbinsel.
Wien 1877. VI, 66 S. 8.
Reimer Hansen. De gentibus in Ponto orientali inde a Ther-
modonte fluvio ad Phasim usque habitantibus. Kiel 1876. (Diss.)
55 S. 4.
BAA2102 r. 2LK0PJEAH2. 0^(?x«xa« fi8Xixai. "Ev
Asiipiq 1877. 46 S. 8.
Edmund Grog «an. Keltic Element in the Lycian Inscriptions
[sie!], with interlinear Translation: Anthropologia, London, April-
July 1875, p. 517-552.
J. Savelsberg. Beiträge zur Entzifferung der lykischen Sprach-
denkmäler. 1. Thl. Die lykisch-griechischen Inschriften. Bonn 1874.
VII, 64 S. 8. — Vgl. W. Perlsch LG. 1876, 796.
M. Schmidt. Gommenlatio de inscriptionibus nonnullis Lyciis.
Jena 1876. 17 S. 4. Gratulationsschrift zum 25jährigen Jubiläum
des Curators der Universität M. Seebeck.
Adalbert Bezzenberger. Karisch ßdvöa, ykXav ^ yitsaa^ ly-
disch-thrakisch ßaaccQa: Beiträge z. Kunde d. indog. Spr. I, 255
—256.
♦) Man vergleiche aber die spracht dieser inschriften auch die äusse-
rungen von Jul. Oppert auf dem Petersburger orientalistencongress, siehe
Trai)ner's Record X, 138b. Russische Revue IX, l^ib.
I. Sachregister.
Ablaut im germon.; n betontes =
e (i) 132 f.; a unbet. vor r. 1, u.
m = o (u), sonst e (i) 134 f.; o ei-
halteo 137 f.
Accent; grund der cJKTerptjiiruiig
111 [f.; im skr. auf der wurzel
111, auf der endung IIa: in den
iadogem, spr. zweierlei 115 f.;
reinchromatiscli, ebenso in der ge-
meinsam europ. Sprachperiode:
dum im tjerm. chrom.-exspirato-
riscrh; dann Qbergang zum gebun-
denen (Wurzelbetonung) 128 f.;
ergebnisse 130. — dergriech. verbnl-
accentte7fF.— im altind.:nominal-
composita 470 fT.; ixinip. copulat.
478, determin, 479, relat. 503: er-
gebnisse der Untersuchung 517; —
accenl der tatpurusha G99 f.
Adjecti va: -Oam, -ariug, -bilis 168 f.
, Adverbia: gol. auf -o, -6o 90 £f;
got. auf o ^^ altind. a, t^s. e, alts.
althd. 0 91 ; auf -J^v, -Ji^y, lat,
-am 90.
Afghanisch 43 IT.
st; dor. auf i SüG f-
Armenisch: gehört in den iLrei.'i
dei ariach'Slavolett. sprachen 30,
steht twiscben iranisch und stavo-
lettiech 39; altarmenisch 46 T.
Aspiraten: ahneigung gegen diese
im Iran. 14; Vorliebe im armen. 16;
fehlen g&nxlich im afghan. 44.
Deminutiva im lalein. 169 IT.
Differeuzirung in der konjug. in
der germ. grmidspracbelOStr.i des
4zusundz(r) 113f.i regelders.lH.
Uiphlbonge: au im altlat. und
gall. 3K, — caihid.; imslav. und
nord. 34S fT. ~ iu lil. (alav. jw)
350 f.; slav. JM, germ. tu = lit.
lelt. preuss. au 353. — tau (ieu
xemniL) Ht. 35är.; = europ. eu(?)
353; iau als ablaul von u 353;
lau Del>en oh in den baltischen
sprachen 354.
Dual der homer. spräche 302 ff.
Epenthese 438, 694 ff.
Flexion im armen, (nichts specifi sc L
iran.) 10 ff.; voltal, ausl. wurzeln
im griech. 266 ff.
Futurum: dor. auf £ 396 f.
Gutturale: zu palat. und Zischlauten
im ivan. skr. slavolett. 15.
Halbvokale s. Laute.
Imperfekt im armen. 11,
Infinitiv: -e9a, 333. 336. 33S f.
-dyäi (Gäth&dial.) 3S5 IT.; -dhyai
ved., -dt/äi altbaklr. 31S I. .
Kasus. —Nominativ: der mfinnl.
-ja-Slämme im got. und der männl.
-a-St.imaUpreua8.89f.— Genetiv:
absolnter im Pili 435 f. — In-
strumental; -ÖHi sicher nur im
armen, und slavo-lett. 13.
Kasussuffixe: im armen. 12 f.
Konjugation: im indogerm. UOff.;
im armen. 406.
nju
11:
Päli 434 r.
Konsonanten : eintliellung ders.
649 f.; s. A.spiraten, Gutturale,
Media. Spiranten.
bh — b, nach vok. ^ v, im armen.
19; = skr. h 393.
624
Sachregister.
c arm. = pers. c, arisch c = armen.
ch oder dental 29.
d = armen, t 18, = germ. t inl. im
ahd. 106.
dh = armen, d 18, = skr. Ä 393.
/ fehlt gänzlich im afghan. 44.
g = skr. Qy zend flf, arm. Ar, slavo-
lett. flf 21 f.; flf = skr. ;, zend ;,
z 387 ff.
g = skr. j', zend e, arm. i», slav. z,
lit.i 23. 389 f.; =£: im afghan. 44;
= £r, d im altpers. 396.
gh = skr. gh, zend ^, ^A, arm. g,
slavolett. ^ 20. 23; bisw. = skr. Ä,
zend ;, zh, i, arm. i 23 f. 391;
^A erhalten im skr. 394.
gli = skr. hj zend ;2r, armen, z, dz,
slav. r, lit. i 23 ff. 391 f.; = zh
im afghan. 44; = ir, d im alt-
pers. 396.
h ausl. im pers. armen. 8 f.
j =r Z, dzj z im armen. 9; = y 290 ff. ;
= got. dc{j, nord. ggj, gg 294.
Ä; im armen, erhalten; = g ausl.,
selten = ää 20; = skr. zend A*, c,
arm. Ä;, A:/*, c/*, ^, s, slavolett. Ä; 30 ;
Tc indogerra. = germ. g 98.
11 = 8 im afghan. 44; = s, »J^ im alt-
pers. 395 f.
l fehlt im altiran., im neuiian. der
gebrauch nicht gleichmässig 14f.l7.
p im armen. 19; = / im osset. 20;
p indogerm. = germ. 6 99 f.
r = r, i im armen.; europ. l = arm. /,
eur. r = arm. r, r', l 34 f.; im
afghan. 44; r aus z entstanden be-
wirkt im altnd. umlaut des un-
mittelb. vorhergeh. wurzelvokals
113. 1.
« = Ä im iran., = sh nach t, m, ai,
au 14; = Ä im armen., dies h fällt
ab oder wird zu Ä;/» 14; 8 erhalten
15 f.; 8 = arisch sä, arm. dz 16;
s = Ä und dann meist geschwun-
den im afghan. 43, = zh' im afghan.
44; s = s, ^ (r) im germ. 112. 122,
= z '\m germ. in derkonjug. 122.
t im armen. 19 ; indogerm. = germ. d
98 ff. (in der konjug. 122).
th germ. = *d inl. im ahd. 106.
V = g häufig im armen, neupers. 16;
erlischt vor o, ti (oe, y) im altnd. 53.
r 49 ff; c vor v entschieden, vor
0, a> meist gemieden 53.
j = r im altnd. 113. 1).
Konsonantenabfall: c vor l im
lat. 94.
Konsonantengruppen:
fr iran. = armen, hr 17.
ks = iran. /i oder s; Ua = 8 399.
k8h arisch = iran. khsh, armen, ijr 17.
jkt = /T im armen. 17.
sk = ch im skr. armen. 29. 3); =
ki im indo-iran. 398.
8t urspr. im dtsch. unversehrt oder
höchstens zu m 87 ; er (ö&) =
kret. M 323.
SV = hv \m iran.; = hv, chw im kelt
14; = A:;^, v im armen. 16; =khv,
khp, V im afghan. 43.
ö9^ anlautend 585.
tt = 8t 17.
thr iran. = armen, rh 17.
zd deutsch = «^ goth. zd, altnd. drf
88 f.
zdh = goth. £:d, altnd. dd, ags. rd,
ahd. rt 88.
/ü r/./) / 121. 1).
gv = 8p im altir. 15, armen. 17,
afghan. 44.
Konsonantenvorschlag: j vor
vok. anl. im slav. 86.
Laute : die mouillirten 525 ff.; zitter-
laute 531 ff.; Maute 537 ff, ; nasale
544 ff.; halbvokale 551 ff.; vokale
554 ff. ; resultate der Untersuchung
557 f.
Lautgruppen : .fa = or65f.;/o,
/Ol unbeliebt 53; fv gemieden 53.
Lautsystem des iran. gegenüber
den andern indogerm. sprachen 14 ff.
Lautverschiebung: ausnahmeder
ersten 97 ff.
Lykisch 46 ff.
Media iiii armen.: aspir. zur media,
media zur tenuis 18; media und
media aapir. nicht zusammenge-
fallen 20.
elathesia: vou nnsaleii ä6(> IT.
asale s. Laute.
OplatiT 580 r.
Pas«
!»ia.
Perfektum: dasreduplic. im irisch.
901 B.; inhaltaübersiclit 265 f.
Persötialendunge[i.-SinB.9.«(
germ., <t9a griecfa., sti lut. 319 IT.
»at imper.3S3. — Dual.ä 3. <r9(»',
tf^flcaSäf.; 3. »üiv imper, 323.—
Plural. l.^f3o3ä3; 9. ffff(332r.;
tdim (altbaktr.) 335; 3. aoy ini-
per. 332.
Phrygisch 4« ff.
Praepositionen: Ursprung ders.im
indc^erm. 559 ff.; gesetze der bil-
duag achler praep. 562 ff. ; prae-
positionaelemente 568 ff ; die prae-
poa. geordnet und dargestellt 570 IT.
Praesens: praes.-stammsuCT. a =" f
in de» europ. sprachen 358 IT,
Praeterilum; das scliwache ger-
roan. 523.
Quanlitat: im armen. 31. 3); im
griecfa. 379 f.
Spiranten: neiguiig dam im
bes. tu kh, gh, f, to; die tSnenU.
nicht in den ältesten dial.j e]
siebung ders. 14; im arm. afghi
Dur X (= *'')'' / faelieht im osset.
pers. 16.
Siamme:bildimgders.im arm. 406,
Substantiva: abstr. auf -faiim lat,
138 fr.; actualia auf -io, autoria auf
-or, -rix 15911.; -tat neben -Iwio,
■edo 159 ff. ; auf -ia, -tia, -itia
163 f.; -tos neben -mOH-ta,-ium 164.
Suffixe. —Indogerm,: an = m, in
europ. 365 IT.; ita^fi« europ. 364f;
■diki des imperaliva 58ä f.; tar 352:
= ler in verwandUcbafUwCrtem
ister. 625
der europ. spr. 355 f.; tara im
komparat. 91; ifA = skr, f, germ.
ja laO f.- Sanskrit: os = «
gricch-, = or, fr lat., = ex(a)
germ. 1Ü6; tyamg, ifhtha (komp.
Buperl.) — IO»-, uiT6( griecb., =ii<m,
özan (adv. ie, ön) 136 f.; Ut pari.
perf pBBs, ^ dagerm. 1S3; (« =
tha germ. 194 f.; (t nom.f.acl. =
CAi.dtgerm. 134; (iia= tAeagerm.
= ((iaasl.lK. — Griechisch:*«,
ff(,9(>',cf.,v.v,fli 569 f.; ift 571.—
Armenisch: avor 19, im, (Aiun
Wl.mariiop 19 — 6o slav. germ.
SS f. — strn lat. deutsch, altbaktr.
313 ff; im griech. 332.
Verbalendungen im armen. 11.
Vokale s. Laute,
ä skr. = 0 griech. 31t.
e der europ. sprachen 333 ff.; qua-
litat des e 343 IT.; lautreihe von a
bis t 347; verbäjtniss des a zu e
in den ti- und i-stämmen 379 f.;
e geschwächt aus ea, m zu i kontr,
und zu e geschwächt im armen.
400 f. 1 f BUS a ausfallend im armen,
und griech, 405; zun (durch o) 405.
Vokalismus des armen. 31 ff.
Vokalspaltung: ei in a, e, nicht im
ifid. und Iran. 31 ; a in a, r, o im
armen. S\; a ^ (o) u im filieren
armen. 32. 3); a (o) europ. = a (o)
arm. und e europ. =^ « arm. 33.
Vokalsteigeruug: t »u ri im ar-
men. 34,
Vokalvorschlug: n, eimarmen.Sj
im armen, und griecb. 405. 584;
i vor mit s anl. konsonanteo-
gruppen 583 f.
Wörterbildungsgeschichle im
latein. 138 ff.
Zahlwort: 1— lOim zend.neupers.,
osaet., afghan.. kiitlrl, armen, 46,
Zischlaut: spuren eines ursprach-
lich tönenden 87 f.
Zitterlaut s. Laute.
IL Wortregister.
A. Arische Sprachen.
1. Sanskrit.
ämsa 119.
arhfuia 391.
(igni 191.
ankd 98. 118.
angdra 21.
anhas 24
aj, aja 23. 389.
ajtita 23.
ajinät 22.
a%' 387.
aiijas 268 387.
d<t 569. 571.
addhä 17.
rWÄa, fidÄt 569. 572.
an-, a- 271. 573.
anagämahai 269.
dftM 569.
anta 99.
an^dr 118. 573.
unti 99. 569 573.
oft^i/a 99.
dpa 569. 575.
apa-varjäijati 414.
d^n', a6Äi 4. 569 f. 575.
abhrä 271.
atnatra 277.
am^Aa« 19. 270.
ari^ra 119.
arka 20.
or^^ 24. 391.
arj 389.
arvan, -^ 17.
arh 24. 391.
dva 576.
dväta 71.
of 202. 269.
a^va 118.
OS C«ct«; 580 ff.
asamkhya 193.
o^M 95.
ästam 96. 317.
oÄ 25. 392.
ahan 392.
«Äam 24. 338. 392.
ahi 23. 391.
d 573.
d'^a, d'fd 84.
äti 118. 268.
änamga 269 (bis).
äryätä 124.
wÄfi (ved.) 124.
iÄa 393.
fÄ 392
ugra 22. 387.
Mccatsia-rd'm, -»nd'm 90.
uttar-d'fn, -dm 90.
ttd 572.
üpa 570. 575.
updn 570. 575.
uru 68.
lirj 387.
ürdhvd 73.
i2A 392.
rjipya 23.
rccÄd^f 64.
cdÄt 586.
ojas 22. 387.
X;am«d 319.
kakuha 394.
kat-aSy -18 95.
Ä^aiard 99. 119.
fcarifc 98.
karkota, -ka 94.
Ä^arna 26.
karpdsa 9.
A;dmya 319.
kdma 20.
A»r« (ved.) 124.
kurkutdhis 94.
Äiircos 95.
Ä:rpdn-a, -t 318.
ketü 118.
Ära, kri 205.
ÄTMfd^d 125.
ikÄan 20. 71.
khätd 71.
^and 411.
gdti 124.
(^dnvo/^t 591.
gabfnra 25.
gam 22. 339. 589. 692.
gai/a 21.
^r (wachen) 411.
gar (schlingen) 21. 411.
guT (rufen) 22. 411.
gafj 389.
garh 399.
gä, gam 21.
gäh 394.
^'22.
guh 393.
jrHtAa21.
ffÖN 21.
guä 21.
^oM 19 f. 394. 410.
grah 394.
grä'ma 411.
{rricä 21.
9A<ma 24.
ghanäghana 24.
^rma 23.
^toia 24.
ghrnümi 23.
^AÖröJä 135.
ghna 24.
coirä 119.
RubtA 205.
etUvär-oi,
117.
codayäm« 206.
janghA 23. 26. 389.
jagäda 20S.
jaghana 209.
jajana 206.
jiVAaM 209.
j'f^ni 387.
jan 9. 23. Tl. 389 f.
jam-bha, -bhä 23. 389.
jor (singen) 388.
jar(gebrechlichwertlen)
jätd Tl.
jtoH 23. 890.
iin4(i 22. 390
jino 388.
jirrt 388.
jie 22. 388.
jujogha 209.
ju«A 390.
jÄä 23. 2T8. 390 (bis).
jüätd 2T8.
>tfä (altern) 23. 388.
jgä (bogensehne) 388
jraya» 390.
toi 216.
takshm 400.
Idtra 119.
buni« 339.
taruna 19.
laM 392.
{ämyati 21T.
Hj 22. 388.
linu 569 rr.
tu 569.
(fiiyo 9J. 118.
tyiV 388.
ddöA 18 f.
dont, •« 99. 118.
dam 207.
datna 18.
dort 207.
dorh 24. 392.
dofon 100. 117.
dah 24. 391.
dih 391.
diu- 670. 5T2.
düA 391.
duA*<ar 24. 391.
dirgha 33.
d«Ai2ö.
druA 23. 391.
drogha 23.
dAmä 278.
dhraj 388.
iiatts 2TÖ.
noUa 270.
nap-ät, -lar 99 f. 117.
2T6.
nabha» 270.
tiaf 270.
nah 393.
«Afifc, -i 270.
nämatt 267.
HÜd 113. 119.
ni &69. 573.
■•V 211. 388.
niiaram 90.
ni-me^Aamäna 25.
ni-välä 71.
Mi* 570. 573.
ni4a 85. 86.
nytindtd 124.
pakH (ved.) 124.
poitid 428.
pangutä 125.
patlean 117.
pana, -U 411.
paniutrt 411.
pdti 98, 119.
potttvü 125.
piitra, pnllrn 119,
pärJ 574.
pari 569 f. 674.
pariplaea 3.
paf 19. 31.
päfH, pagüs 118.
pofcd 574.
pdraAfu 119.
päfayati 96.
pt- 569.
pindo 85.
piiTtvd 125.
piprAi (ved.) 583.
pisktd 85.
pid 85.
piti 124.
purda 570 (ler) f.T6.
ptUt 19.
pürnoCä 125.
pürU 124.
prtAtUä 126.
pr,i 570. 574.
pröli 569. 574.
pr<i(uinä'in 90.
praf 202.
pßhoM 2i. aaz.
pju (placatc) 3.
6S8
Wortregister.
bainh 392.
babhüva 204.
barh 392.
barhis 19. 25. 392.
6a/^u 24. 392.
bukka 23.
6rAat 25.
brähmanatvd 125.
bhaiiga 22.
&Äa; 22. 388.
fcÄafy 22. 203. 388.
bhartar 82.
d^Oj^a 22.
bhühaj 388.
6Atf; (gemessen) 19. 388.
bht^j (biegen) 388.
bhüti (ved.) 124.
bhürja 23. 390.
bhfshH 87.
öÄrai; 390.
6/ira; 390.
bhrdtar 82.
mamA 391.
magha 391.
mai; 87. 388.
mati (ved.) 124.
wia^Ä 211.
mdntra 119.
wwrj 23. 390.
iMo/i 25. 392.
waÄa«^ 337. 392.
inasa 15.
mtV* 24 f. 392.
muh 24. 391.
müsh, -a 113.
we^/ja 20. 23. 392.
rtieshd 119.
weÄa 24. 392.
moha, mogha 24.
mnä 278.
ya) 9. 390.
yäga 25.
yu^a 21 f.
%mj 388.
i/d(i 124.
raiiiÄ 391.
rakta 389.
ranga 21.
fo^Au 24. 391.
rey 389.
rajata 19. 23. 390.
ro/an? 389.
rajas 22. 338. 389.
ram-, rdn-oti 587 ff.
ra^ 213. 237.
ragand 213. 237.
rata 589.
ro/Äa 118.
raA(M 392.
rahita 392.
r4; 390.
rdti (ved.) 124.
ra fiia 587.
ric 98.
rt/i 392.
rm' 389.
ruh 393.
ro^a 389.
rohita 394.
Io^Am 24. 339.
lash 593.
Wyc 210.
/iÄ 24. 392.
t?rt, t?a 570.
vakrd 58.
rcyVa 390.
vanc 58.
van 58. 71.
t^anin (ved.) 58. G6.
vantsAf/»a 58.
vanü 71.
t?ap 57.
vapila 58.
vaptar 57.
ram 52.
var (deckeil) 55. Gö f.
vdra 68.
varäha 392.
Farwtia G6.
varj 389. 413.
variaka 57.
t?ar«Ä 60.
vavalga 204.
vo^an^a 339.
üos« 272. 274.
vasnd 53.
voA 24. 54. 392.
vahitra 54.
tJd 67.
väc 79.
«d/iA 57.
vara 63. 67.
vdranAra 73.
vdriyafhs 68.
t7a te 67.
vd'Aana 54.
vi 570. 576.
171; 389.
vitti (ved.) 124.
viQvd'yu 196.
v$ 64
t?ttf (ved.) 124.
vfjina 312.
«nKJtf 67.
vrshti (ved.) 124.
tjrifca 82. 118.
vrshana 60.
veJd' 63.
vegd 82.
vyäghra 20.
«rq; 390.
vrand 68.
•
rrrtfc 82.
f ar 204.
Qarkotas 94.
fafd 119.
fa» 310.
Qdkhä 21.
fo« 310.
gdsaka 311.
gdMar 311.
fds^f 310.
(•d«fra 311.
ftwj 389.
ftrcw 26.
girshdn 119.
fwfcided 124.
gudh 21.
giibhra 19.
ftt^rara 207.
ftmya 17.
Qrötra 119.
ftJan 17. 21.
ft;d{n*fa 100. 117.
^v
Wortregisrtei'.
63!)
fveta 17.
Ah (giessen) »93.
otAfi 17.
aa- 570. 57C.
hrd 342. 393.
nnA-B. -va 95.
aaghMli m.
henuin 24.
lUyanmo 388.
40} 389.
/iotri 24. 398.
(«Ai 23.
im 71.
h,jas 393.
R£ 23. 389. 391.
«W- 1«.
Aräduni 391.
arm 392.
•<V(«i 99. 117.
hvar 393.
oei 23. 389.
adm 570 (bis). 577.
osrt» 24. 338. 393.
nmahaSH.
2. Altper§lMh.
orrn 194.
sarga2&.
asdä 17.
ana-, an-, a- 271. 275.
«il#390.
otAantraiHd 3B6.
569. 573.
«irw70.
adam 338. 39R.
ona573.
tahSSG.
adänä 27H. 39«t.
aHtare 569 f. 57*
Moha 394.
aditm 22. 3W. 396.
toAagra 392.
<Mpa 395.
arnanh 390.
lata 71.
asmoH 395.
arfj: nri/i 24. 391.
iMiAa 25. :»3.
aw 570.
w- 570. 577.
Mäi>a 396.
agpa 17
ntnima 524.
ffud393.
lupü^ara 21.
zana 39G.
türiti 124.
£ura 39C
o/tästa 193.
nuuü '276.
(ara 569 IT.
.1 573.
wü-pa«, -./» 27«,
thad3äb.
(üäta 9.
mtA 391.
thard 395.
<in394.
snafaM 37(k
Utah 395.
öedtfät 394.
»»i«M 117.
lAuAra 395.
.itars 191.
apordA, spoffl 392.
dflr«ya 396.
(ilArovon 191.
tpbäti 13«.
dag«i396,
« 392.
1 jpAöynfe 290.
di 22.
isaena 23.
w^-389,
<Z>dd 39e.
»JJUi 17. 40B.
teä SO.
dauihtar 396.
ughra 29.
waj 369.
po« 574.
■ud(ie«d2&.
Mätar 82.
wpairi 675.
AanfA 2f>. 3911
patiyaiatä 3»7.
upamm 190;
AodädS.
pars 395.
HsAi 16.
hm 84. 391. 68».
mön338.
ere«at« 33. 898.
ft«M.25. 39a
r<M395.
ere«2&.
ha^a 17. 25. 398.
vaxrakfiaä^.
tresif!/a 33.
Aar 394.
uMtmASa^
erent 389.
hon. -ta 21. 39:i
vasaiif 395.
SeanA 3*. 391.
harmi/a 391.
kaina 20.
Aora* 3dl.
viapa, Visa 395.
Aa»20.
hatta 8. 393.
Aoi, Aani 3ö9.
iaresA 20.
A<irA 342.
lävlra 3!9.
A>393.
3. AKbrttriBch.
(jofura 16. 2S:
mam-d.
aibigemen 21.
qä^ra 319.
Uma 24. 39S.
.«ctoAmötfM 197.
iAratM 17.
hu (anrufan) W. 893.
aojanA 23, 387.
«Aro/tfra 318.
bJ^
^^H
i2
630
Wortregister.
khahathra 17.
khski 17.
ga 22.
gairi 22.
gaomaeza 24.
gata 21.
^oya 21.
gar 22.
garanh 21.
pof «ir 389.
garema 23.
^arfr 20.
^avopna 276.
^avo^ 9. 389.
gäiu 9.
^dma 21.
gäya 21.
^ 22.
$rti£r 393.
güiha 21.
gerepta 17.
^om 23.
<^t7a 21.
ghenä, genä 21 f.
jaghmat 21.
jan 24.
ja/ra 25.
jam, Jim, jaa 22.
iai/a 388.
jinaiti 22. 388.
jtet, jtf) 22. 388.
ju 22.
jent 22. 388.
jyä 22. 388.
zhnu 23.
aram, -to 24. 393.
zairimya 391.
;?aurt;d 23. 389.
zaena 403.
rao^ra 393. 403.
zazämi 390.
^TodÄanÄ 19. 25. 392.
za9ig-a, -ra 23. 389.
zan 9. 23 (bis) 389 f.
zanva 390.
£^a/aw, zafra 23. 25. 389.
zayana 393.
zaredhaem 342.
zareähaga 393.
£:at7a 393.
£ra»to 8. 393.
xroA 26. 390.
xrdo 390.
zämätar 390.
£:dra£r 394.
nnd; 22. 390.
zima 24.
irt 393.
sTizanm 390.
jTtf 24. 393.
zush 390.
*zbayeiH 393.
jeryam 393.
zrayanh 290.
xrrdda 391.
zrädha 9.
taegha 22.
taezha 22.
toros 569. 571.
eos/kin 400.
tighra 22.
«wrÄt 22.
dolna 9.
doet'a 9. 19.
dar/* 24.
daregha 23.
dare-s:, -a 24. 392.
d<M2/u 197.
ddAt 197.
didaresfMtä 398.
dugeda 391.
dughdhare 24.
du2rA 16.
ä/raogha 23.
droi 394.
drw/sÄ 398.
druj, drui 23. 391.
drenjay 394.
naenizaiti 388.
nur am 90.
nartian 267.
pmii 569. 574.
paitizbaranh 393.
pairishqaxta 389.
para 569 f. 574.
parodarsh 398.
pagushoQta 318.
permdyu« 197.
pd^fitt 19.
/raA;A«Aao(rtra 318.
baoxtar 388.
6aJb^A 17. 398.
frd^Aa 9. 22.
froi 388.
baMa 193.
baräza 390.
6aren«^ 25. 194. 392.
bdru 392.
buj 19. 22. 388.
&tle:a 23.
buzhdzäi 326 f.
&e^t7a 193.
berßjag 394.
berezat 25.
•
berezis 19.
frd£r 392.
mo^^/ia 23. 392.
tnaeza 392.
moerifuin 24.
tnan/^ 15.
wMigr, -ant 25. 392.
mor^ra 22. 87. 388.
mat 570. 576.
man 188 f. 338.
mare2: 23. 390.
max>nha 15.
m*£r 392.
mtzhdcm 87.
merenc 29.
yaoget 21.
ya^r 9. 390.
yukhta 21.
t/M; 22. 388.
ytt^r 394.
raocatJi 29 (bis)
ra^ranA 392.
rd^r 390.
ränya u. s. w. 591.
reüj 24. 391.
vaeja 389.
»atlAra 16. 339.
vatlta 591.
va^r 24. 392.
vazaya 394. ,
um
wmH
Wortregister.
631
eazra aflü.
riifiiA 9.
dasH 403.
eardta 392.
ämHr.rida»i 396.
rfKsAuö»- 403.
varet 390.
!*mmcrf 190.
diMUtm 189.
euffra 318,
anboh :>.
liöst 396.
tiepdyu u. s, w. 195.
a»ddm 403.
diAgri« 403.
PWM 16. 23.
«H^m 403.
di 393. 396.
(aläjfus l'J6.
bdHk «3.
(IS6äA 9.
»aJ395.
6äü402.
rös392.
foftra 318.
6v')«A<i: 402.
ra^iH 403.
säno, güm Sl.
baxi 402.
ruj 403.
tirwy 402.
rang 3J. 389. 403.
niü S4. 394.
bastan 43.
««8. 29.
spaeta 17.
6MA(7ari{ 195.
rm-eh, A 29.
«parM 392.
p«fdaA403.
.;änH23.
apared 392.
pvn'idan 20.
zindän 9.
>P<mA 3QK.
BUpur* 392.
Mpän.
p<wi6a/i 402.
itipcd 403.
speraia 24. 392.
paighambitr 17.
aiidroA 14.
(raofa 99.
paiirtr 4ffi!.
«um, sunb 403.
Sraothra 119.
pü 19.
sAdM 21.
«raosAa IG.
paifmn 189. 403.
s&i^rd 402,
fuuanra 392.
paimödcn 189.
»hitäp 403.
AiuatiA 392.
tatar 403.
Adpton 17.
fa/faiA 403.
SA«3 26.
Aar« 25. 390.
(B/m 403.
far^ang 19.
kif^a 318.
tolkh 15.
^WsAtaA 90.
hUvd 392.
iüi-oi, -i 9.
/rt™än20.
■ A«n>w>i« 389.
töahah 9.
1,-trpäs 9.
1^3^22.
Wrün 14.
*. Pehlvi.
c<i6«t 29.
fcuiöjA 15.
jurdäk 24,
cirägh 29.
A^8A403.
dapir 403.
CiuAida« 39.
hiu 20. 403.
dw-iift«* 403.
cang 29.
gäz 391.
Mufcün 403.
jfcAiVad 17.
S-iD 21.
< nUak 403.
itAusur m.
ytf«n«j.ft 403.
jiaifcir 403.
khvAhar 14. 16. 43.
SaA9.
ptifeit 19.
däd 403.
ffm^oA 17.
IwUtfm 22.
dä>nüJ39(i.
?Wjr 16.
utarspän 403.
ddnad 396,
ffu/ör 29.
dabiT 403.
ffusiöjc 199. 403.
5. Pärsl.
duJ;AIar 24.
(?«MteÄ«n 200.
tni».. men-idcn 188.
dira/i 403.
ffui 16.
durd 403.
!7«Iii 15.
8. Neupereiscli.
<i<i«i 24.
gundh 16. 32.
d/lor 402.
dir-aßh. -amh 403
S«.«- 403.
ät'id 9.
damän 403,
flü/i 21.
üpor 402.
dirang 388.
jToAar 403. ^^
tuprii 402.
liw 396.
j|^^^^H
633
Wortregister.
murdan 15.
marz, -bän 403.
meniah 188.
müzah 29.
müm 403.
näzidan 403.
ndmoA 403.
itoikMr 195.
nt<Mu«t 18.
tMf 15.
m«^i^ 403.
nigär 403.
mimiden 189.
mmt2na 189.
nang 403.
ituAdjer 403.
hazdr 396. 40B.
Äa/J 17.
humdnd ]L89.
fro^tun 43.
dzvdn 44.
ghärah 15.
ghvazK 44.
kargh^h 15.
AÄor 43.
A:ÄpaZ 43.
A;Ai7d«AaA 43.
mocafah 29.
njJÄdr 35. 43.
ovoA 43.
ptnd^oA 44.
rt;ad^ 44.
sah^l 44.
5t; 44.
sX;^f 43.
södzun 43.
«oe 44.
spat 17.
sik 44.
tri/ 15.
Ucdör 44.
toarman 44.
virmun 43.
vragah 35.
tmd^A 43.
xroA 44.
irarot, irafot 23.
zdih 44.
^Ä- 44.
zhämah 23. 44.
jrAtmat 44.
i^e 44.
iror 44.
zfgh 44.
iTum 44.
da/ 23.
gurägh 15.
;artifMdnt 20.
^21.
10. Ossetfedif
axsawa 16.
ars 16.
ast 16.
ai(7{i 15.
ftarse 23. 390.
barzond 31.
dares 24.
dzorun 31.
faro^Ä 397.
färe 20.
/ond^r 31.
^Äar 22 f.
gharm 23.
grÄa-er 26. 391.
g?u>8 16.
/or,- un 31.
Ai^Im 14.
kharon 31.
moltn 14.
mezun 24.
miegha 23.
noj 14.
gwr 15. 21.
sfal 14.
2ranä^ 23.
zarond 28. 31. 389.
zond, zund ^. 31.
jerofiun 31.
zünt -argh 23.
11. AnNirisclu
agevör 400.
aAcoib 36.
00 33. 35.
otte ^, 33.
aJbaA9. 40?.
oXm 20. 33. m.
axt 17. 402.
a.2&«Mr 401.
aUharkh 402.
am5 19
ambox 9. 408.
amen 401.
amts 15. 34. 36.
amordir-a^ h^ 100.
ani(7afi 10. 19. 967.
anargd 24.
oftdam 108.
andzük 24.
an^nn 23 f.
apaxtarkh 409«
ora^ 24.
ar& 15. 35.
a'rgin 24.
arj 35.
artscUh 19. 23.
or toti7 23.
arzani 24. 88. 402.
asel 25. 32. 392.
osp 17. 402.
aspar, -ez 17. 402.
aspet 17.
as^.l 19. 32 f. 35.
ashakert 402.
ashxarh 17.
atomn 18.
o^eJ 18.
atsel 23.
a/sem 33.
azat 9. 402.
a^rd 17.
bog 9.
&a^'n 402.
&amöa^ 402.
banibishn 402.
öoit 19.
band, baut 19, 402.
öaraÄ; 403.
w^
1
"WortreBister.
63^^^B
bardz, -T iS>.
dilcl IS.
guhar 403. ^|
band 19.
dw-d, -nwi 18. 25.
godt 403. ^1
dmak 403.
.90cAr2 16. 29. 32 f. ■
batt, bagt 17. 402,
d»d 18.
(joinfäA 403. ^M
bathxel 17.
dpir 403.
gorti 33. ^B
inte 402.
drM(, dröjft 17. 403.
gorlsei 16. 23. 32. 35.
boflifc 1». 32. 403.
dröak 403.
gravel 19 f.
basüm 19. 21. 32. 392.
d» 19.
fffan^i U. 16. 18. 32.
1 bol S2. 28.
baiand 19. 22.
dukh 11.
hair 19. 33 (big) 35. H
dur'n 18. 35 f.
hnttderdj 13. 24. ^M
&eJt 22. 30. 388.
duslr 17 tr. 24. 31 r.
bafzand 30, 35. ■
6er 33 f.
djc/n a 2a 34 r.
btu 29. ^1
6*rrf36.
d»e( 19. 25. 392.
haiar 403. ^H
6«-™. 19.
dei 17. 25. 393.
An-'i 34. H
ber'n 34.
dnuH 24. 401.
Amt 20. 34. ^H
Hur 402.
(fcnur'n 24.
htm 34. ^1
Wind! 402.
d^dni 24.
hin 15. 33 f. ^1
taite 19. 36.
<feii/;n 25.
hing 19. 30. 32 f. ^M
btOs 23.
dijoA 16.
hnanal 33. ^M
iiüel 19. 22. 888,
dirci, driei 18. 23. 39.
hra 17. ^H
bnahk 388. 402.
dimr 403.
hra^Lan 30. 402. ^H
eanachem 29.
et. efct 20 f. 29.
Aro^a^ 19. 402. ^H
toiil^ con^ 29. 4Ü2.
^Itoir 19. 33. 35.
ArcsAtdt 402. ^H
eapitk 29. 402.
enlh m.
inaz, tnti 26. 393. ^1
Mrp 29, 402.
erag 24.
inn 33. 337. ^1
eo«A-eI,-flA,-aÄri29,402.
erat 408.
ishxtl 17. ■
e&orM 29. 33. Sb.
eramak 403.
ii 23. 39.
chH 29.
erönff 21. 403
jerin, jerm 23. 29. 35.
croj 9. 29. 402.
(TdnMi35.
*anifl30.
liaAaA-ain 403.
ere* 22. 30. 389.
faipel 19 f. ■
daa. All 18.
er? 30.
keiü 20 f. 30. fl
liorman 403.
erivar IT.
<t«antA 21. 388. 401. ■
datt 8. 402.
es 24. 34. 36. 338.
-her 21. 33. ^H
doshn M. 402.
evlhn 15. 19. 33.
ten 20 f. ^H
dat tos.
SoA 9. 402.
tM? 20. 3Ö. ^H
dav 18 r.
gan 16. 35.
terpos 9. 402. ^H
dayeak 18.
gan 30.
£>n 20 f. 30. 34. ^H
<ieAfaw403.
sond^ioa-
tlotiel 20. 33. 85. ^H
<i«i 9. 402.
ffowel 24.
ilocAel 39. ^H
ierdsak 24.
gari 20. 34.
kov 20 r. 30. 33. ^H
der 9. 19. 403.
ff(ir*n 16.
Irr'unil: 20. 22. ^H
dimUi 18.
garun 16.
ftu 31. ^H
det 18.
Sfii'orafl 9. 389. 402.
%/k»id«I 20. ^H
dr> 18. 25. M.
gerel 11.
A'AarsAel 30. ^H
diel 18.
fl(fl( 16. 18. 32.
iAcn 20. 403. ^H
ÄipaAS. 402.
^n, -i 16, 34.
l'AecA 403. ^H
Ii»rt402.
ffUher 16.
tAirtn 18. 35. ^^|
nNr*l&
jöd 16. 18.
l-kuir 16. 33. 36. ^H
634
Wortregister.
lain 35.
lal 35.
laphd 35.
leard 19. 35. 401.
lezu 25. 35.
li 35.
lize 34.
2üe/ 24.
2ikAane2 30. 34 f.
iMd 35.
jo^ofta/ 35.
JnA: 35.
Isel 16. 35.
ttoeZ 25. 32.
lu 35.
^UM 8. 29. 35.
lur 35.
lusin 35.
lut^anel 35.
{woitoj 35.
nuigü 35 f.
moAtJt 9. 15.
mair 19. 33. 35.
mard 10. 19. 35.
rnardo- 33.
war^r 403.
tne^ 20. 23. 32.
melr, melu 33.
mets 25. 32 f. 36. 337.
mez 24. 32.
mis 15. 34. 36.
mt^X:^ 34.
mizc 34.
wt>e2 24. 32.
mnal 34. 338.
mmn 403.
mrzil 29.
mucaA; 29.
namak 403.
na/ 18.
navosard 403.
nazil 403.
neard 401.
neng 403.
ma^ 24.
nwt 16. 33.
nizak 403.
nÄwr 403.
nkmi 403.
nor 403.
nox<iz 403.
iM^on 403.
n^a 18.
nu 35.
n^rot?^ 24.
Öd 19.
od^r 26. 36.
ög-n, -akan, -tU 24.
or& 19. 33.
ardedk 400.
ordif, -at 25. 33.
o«n 18. 34.
ötsanel 26.
0£rm' 25.
paikhar 403.
patman 403.
parea^* 403.
partkh 19.
pa«^an 403.
paterazm 403.
patgam 17. 402.
pa^Tr 403.
pa^md 17. 19.
patmucan 29. 402.
patganiavor 17.
phartham 19. 402.
phctur 19.
pÄt7 19. 402.
pJwshi 19.
phurshish 19. 402.
pÄM« 19.
psÄnwZ 19. 21.
/a5Ät 8.
r'oÄ 8. 402.
r'arw 8. 402.
r'ocik 8. 29. 402.
sa 37.
80^ 26.
scat? 36. 402.
shtistan 21.
5tn 17. 34.
sirel 401.
stVe 18. 32 f. 35 f. 342.
skesur 16. 33.
skund 16 f.
smbak 403.
spitol; 17. 403.
srunkh 35.
5tir& 19.
shiap 403.
sAttn 17. 21. '
tacar 403.
topf 16. 18. 32. 35.
tcd 18. 33.
tarn 34.
to/tdJl; 403.
teg 22.
<cr 401.
tesoneZ 18.
tikin 401.
tit? 18.
tohm 403.
trtuf7i 19.
toono^ 23. 34.
tsanr 23.
t8er 23. 34 f.
Uerp 389.
tsn 9.
esnoe 25. 33. 36. 392.
tsov 23.
teMnr 23.
tugan 24.
<Mti 24.
tun 18.
<ur 18.
ei 19.
thandzr 19. 29.
tharm 19.
thoshak 9. 402.
e/wÄ 19.
«Äut/wJt 9. 402.
M*i 22. 28. 387.
uxt 17. 4as.
unam 36.
MS 15.
ush 16. 403.
u<cl 18. 33.
uth 19.
ua^/r 20.
vard 16. 35.
t?arc7 24. 34.
vcar 29. 402.
VW 34.
vez 16. 33.
Wortregister.
635
vnas 16. 32. 402.
vstah 403.
vtak 16. 18. 32.
yarg, -el 24.
yasht 402.
yazel 402.
zamakh 36.
«-) o-j d- 576.
daarog 71.
dyki^to 412.
«yot;^o; 296.
^r^wi/; 378.
atxro; 50.
all 23.
axctfr^ov 314.
(Ufycu 411.
akknxtog 412.
ffXox- 82.
d/Ltäga 86.
a>a(u 86. 277.
itfjirj 86.
iifityioy 86.
a^^l 570. 573.
ttfc^o> 572.
rfm 569. 573.
«V«-, «V-, <?- 271. 273.
569. 573.
dyi^ios 99.
dyovtccTos 71.
dyomtjti 71.
a>T*, «yra 99. 573.
dytios 99.
afj^ilof 86. 277.
^oQyos 73. .
ccotrro; 71.
^nifioristy 52.
«Itio 575.
^Ttoyt/Lii 296.
cr7io/€*7ra^a> 323.
c^TTOilifyo» 412.
c^^a^ ä^*- 576.
cc^^fya» u. s. w. 592.
<3KVillXX- 82.
^^cTfUCtcd-at 74.
xrar'iA; 24.
j^ean 403.
zen- 9.
2ren 403.
^er^fndan 9. 402.
zenid 402.
zffuish 16 f.
B. Griechisch.
c^^^o; 271.
crai^o- 63.
ßaiyo} 21. 339. 592.
ßayd 339.
/5«ro5 589.
ßia 388.
/5io^ 21.
ß^og 22. 388.
BoQ&ayoQag 73.
ßoQ&ayo^Usxot 73.
iSo^o- 21.
ßovio/Ltat 55.
/5^i/€»>' 60.
ß(OQ&ia 73.
ya/ufffj 23.
yipovoff 20. 22. 267.
yo/LKffog 23.
yqvnog 312.
daft^ 16.
-<f«, <fi 569.
didoQxa 207.
(fixa 100.
<f*a 569. 571.
<f»iy-, cf»«- ycx^( 269.
diaxovQa 68.
dofjios 18.
(fvf 572.
dvcütgitty 56.
1«^ 339.
^/a>i/ 338.
cfiUiv 69.
(U^^a 410.
(Uijjfa 410.
cUo/a 410
sXfiaqrat 410.
«f^^xa 410.
^x 569. 571.
2ro^ 403.
zör 403.
irroÄ 9. 402.
zuig, 'kh 21. 402.
itr 388.
zruthiun 388.
ite/ 28.
ixoToy 117.
Ixw^ff, -« 100. 117.
ilaxvg 339. 341.
^>ia> 52.
^^711^ 338.
iytyxfjy 269.
iyh iv u. s. w. 338. 569 f.
574.
iyinanoy 85.
iymrj 85.
iyinio} 85.
iyiiSCfo 85.
«VW« 337.
iyytnt 98.
iyyicjQog 61.
lyoQXos 60.
« 570 f.
i^ffticfke 52.
^71« 575.
imoQxiny 72.
iniovQog 55. 65 f.
intnkofjLiyog 4.
inovQccy&og 66.
inoxif<fO-at 54.
iTiTcf 99. 118.
?7iw 74.
I^a^a* 587 ff.
#^a<rft- 589.
"iS^«/9o( 22. 312. 338.
^^«.iivo^ 312.
i^ivyto 353.
^^»- 66. 570. 576.
^^»ovv-^;^ -*off 59. 65 f.
I^^of, I^cü; 587 ff.
ttQX^fjiat 64.
*^<y(^» 586.
IrVTit^o; 339.
636
WortreglBUf.
ictto 96.
Ir» 571.
Iv-, iv- bll,
ivyvfit9i 276.
%vqic*oi 218.
f^qipona 79.
%^^g 68.
i(ponii^tuf 74
l/^i; 584.
j/lvo; 25.
I/K 24.
fßif^y -i^off IS.
fimiü¥ u. s. w. 78.
jiiTiof 7S.
/«er 16-
ri^tty 414.
j:ocr^ 81 f.
/0I8O:
/olcfo 77 fiP.
/oXxo; 82 f.
JToIvoff 82 f.
jfin 77. 79.
J^6g 77 f. 80.
/^(Ttfa 79 f.
j:(oXx- 81 f.
Jtog 81.
Cootfov 300.
Cvyo*' 21.
^fiM 324.
ij>» 25.
ijytxrig 269.
r;^«>« 587.
^io^oi^ 296.
dvgatüQog 55 f.
?yyi;^ 584.
Ixyio/tiM 49 ff.
i")?!«^ 84.
ixrig 584.
UtJff 584.
Unog 118. 339. 580.
r<r^* 579 ff.
I<s&f46g 585.
{(TT-o^^ 'ioy 590.
Iriiy 60.
Ir^a* 329.
IX^vg 584.
xaßaiyo) 570.
xa&iyyvc&tt^ 297.
xo^ovo; 342.
xcr^MK 342.
xdqfttyoy 342.
xa^nairog 9.
xo^w 3lSt.
xoTff 569 f.
XKTiniT^n^v 900.
xova{flM( 570.
xcveo; 17.
m^yiia^ 343.
x€^aof 338.'
xiv^to 393.
xilo»<r<ro> 98.
xofXTfg 267.
xoyaßog 267.
xoiSfjiog 311.
x^ava? XQayioy 3^.
x^oTt;; 118.
x^cmSv 354.
xvxilo; 119.
iayxatw 411.
Aöff a; 410.
Xiyoi 409 ff.
i«i;i« 98.
/Uvxo; 352.
A^o» 412 flf.
ilt;xoc 118.
fiiyag 337.
^iCw*'? iU«»C»»' 338.
fAiig 338.
/Ltifioya 210.
^«Vcü 338.
^«To 569 f. 576.
/utiaXrjyo) 412.
^^K 338.
/tit/Ltio/Lta^ 189:
/ikT^oV 87.
/nox^ff^y 54.
/lüff 113.
v«- 271. 275.
yaio) 299.
yij^ovjarog 72.
v«o? 338.
i'fcffUi^ 270.
j/e(jpo? 270.
yio) 276.
vjj- 271. 275.
yijaca 118. 268.
vIC» 2f 1.
yUfH 24.
y«oc 117.
Ivy 570 f.
^iCity 74.
oyxoc 98.
idovg 99.
i&vQi^^m 76.
'OffotfW 77.
ddvcifdfAtrog 76.
5(oc 88.
6^iC&cu 75.
o&oyfl 60.
otyyvfu 75.
otfa^a» 76.
oriil 76.
oMfjifyM 64.
o?<rva 60.
ol^vioi 64.
olxofitu 64 f.
oitoyog 77.
oxKo; 58.
oUv^» 70.
ol/uog 74.
oiooijQoxog 74.
oilo5 70.
dilt;^a 74.
o/tiadog 77.
5^/5^0? 19. 270.
B/Ltyvfti 77.
o^o- 577.
o/LioQyyv/Ltt 576:
o/Lt(palog 270.
o^^ij 80.
oi'o^ 59.
oyiMQ 59.
of'fA^o- 59.
6yfj6tg 59. •
oyiytifji^ 58.
oyo/ua 267.
oyofiat 77.
ovvl 270.
o;ri,i} 76;
OTTilo»' 73.
SnvUty 57.
o^fl» 53. 55.
o>^ya> 267.
o^t^os* 73.
o^oi 72.
oQy^s 73.
Sgofiat 55.
^^o; 68.
o^ntiX' 76.
^Oqrtvyin 57.
OQV/Liay&og 77.
oQifydiog 75.
o^jfK ^. 59.
oQxog Ib.
StQvym 77.
ovdiv6<t(OQo» 63.
ovlafjtoe 69.
ovi.^ 68 f.
ovJlo? (verderblich) 70.
oviloc (ganz) 70.
ovioxvtat 69.
ov^aco; 67.
ovQayos 66.
ov^cv; (maulthier) 68.
ov^m (Wächter) 55. 65f.
oiJ^ 67.
odQtaxog 67.
ov^oi^ 67.
ovQos 67.
ov^off (Wächter) 55. 65 f.
^Qog (gränze) 67.
ovQog (wind) 67.
airay 70 f.
otptg 24.
ojf<c*y 54.
6xk-4Hyj -i^ihy 54.
ojfof 53 f.
na^ily 193. 339.
TrayocJ^M- 63.
nayo/Mftitos 80.
Tia^a 574.
7iaQa<p9tciri<tk 298.
Wortregister.
TrdcTjfai 193.
niXas 84.
;riJl-o>9 -o/4a* 2.
niyrtj iri/ins 117.
ninmy 428.
;rc^* 574.
m^tnio/ntyos 1 fT.
7r«^va; 214.
niQytifAt 411.
;r#(r(rai 428.
nhvd'OfAtth 348.
;rcvxi7 353.
TTiUJoy 338.
nirjaioy 84.
noyifo 193.
noqyfi 411.
TiocTK 98. .119.
noUQog 99. 119.
;roT« 574.
noTMlatymca 295.
rr^ 574.
Ti^of 570. 574.
TT^or« 574.
TttiQoy 119.
TttiCayoy 85.
TTvAaoi^oc 56.
UvQtxog 378.
^a*/»oc 312. 389.
^j9oc 312.
tfaoff 296.
cßiyyvfit 300 f.
tf#/»a) 312.
tfc^uvo; 311.
tff «I 16.
(T^^i^o; 585.
cxaJiXm 204.
<rri^voy 338.
c^y 570 (bis). 577.
637
ctoaddii 296.
(foyyaCM 296.
tayaos 339.
Tffi^v- 339.
ra^tfo; 19.
roTo; 589.
Wxvoi^ 98.
tixrmy 400.
rcAftfro)^ 314.
TiififccQes 99.
Tcr^aoiv 347.
T/i^ai 277.
T^i/»ai 312.
SyyifAog 296.
vTii^ 575.
vno 575.
vnofiiyo} 190.
v7ioi;^y*o( 66.
^ff) 9>c»' 203,
^ff^o> 342.
(fi^g 461 fiP.
<]P^ 290 fiP.
^^i; u. s. w. 301.
Xaltt^fo 291.
Xayddyo) 339. '
;fCf^ 25.
Xiiffofiat 339.
ri»'26.
ai^iai 57.
iJ/uo; 119.
tJyiofÄM 53. 56.
fllvoc 53.
(OQfi 60 fif.
(u^M- 63.
äQoe 61.
oircUi; 72.
(oxQay 76.
t&XQOs 76.
c.
1. Lateinisch.
a6, a6« 570. 575.
acna 269.
od 572.
agnomen 267.
oiii6t, am6 573.
Z^ltMhr. f. ygl. Spraehf. N
Italische sprachen.
amfracttM 573.
amnia 86.
onaa 118. 268.
an^ttw 24.
anser 26.
on^oe 84.
p. m. 6.
ante 99. 573.
antic^ 99.
ap^ 338.
apis 338.
aptid 575.
ar- 570. 576.
43
638
Wortregister.
ardufM 73.
aier 191.
atriwn 191.
auris 113.
cciectu 98.
cano 204.
coptstnim 314. 816^
carpo 338.
casHgare 310.
ca«tf ar« 3f 0.
ca«(rum 314.
castula 310.
caattM 310 f.
censor 311.
cen^tim 117. 598.
cemufM 342.
c«fvu« 338.
cJau^trum 314.
cognomen 267.
coTo 270.
com 569 ff.
confligo 85.
coft^tttilltco 270.
coguo 428.
coxtm 270.
credo 248.
ciUcita 95.
de 569. 571.
decem 100.
düigo 411.
dw 569 f. 572.
duco 100.
6^(0 338.
endo 569. 574.
egutfd 118. 339.
erus 95.
esa 95.
et 571.
fastigium 88.
/(WtM« 88.
/ero 342.
j^tpo 84 f.
flustrum 314.
fruniscor 270.
/wndtts 270.
gradier 209.
fifrawMm 25. 338.
g^cx 411.
^sto 87.
haastrum 314 f.
Äere« %.
hordeum 24 8a.
fco 84.
imber 19. 270.
m 338. 574.
m- 271.-573.
tn-dtf, -dt 569. 574.
mdfdgere 414.
inquüinus ^910,
inaece 98.
tnter 118. 573.
jugum 21.
2acert-U8, -a 94.
Ugio 411.
le^o 409 ff.
leibereis 348.
I^Fvis 389.
libet 348.
/f'mus 581.
Itn^rtK^i 378.
linquo 98.
tosna 352.
luna 352.
/ttpu8 118.
Zus^rum 314.
magnus 337.
maneo 338.
maitUa 277.
metntnt 210.
mcnsia 338.
monstrum 314.
mus 113.
nanciscor 270.
nastis 113. 119.
nebula 270.
necto 212.
negligo 411.
wco 276.
tiepos 99 f.
nidtis 88.
nto; 24.
nomen 267.
novem 337.
novtis 338.
nuru5 117.
06 575.
off endo 85. 339.
p€U^ci 98.
pckT 98.
pect» 118.
per 574.
pUmcua 270.
p2enti5 337.
pleorea 338. 848.
po, po8, po8U,po8t6G^.
574.
por 574.
proe 569. 574.
prehendo 339.
pro, prod 569. 5t4.
giN^iior 99.
queror 205. dOl.
gum^fie 117.
raxtrum 314.
red^t), rc- 569 f. 676.
rei^ 411.
n^ 60.
ros<rt4m 314.
rota 118.
Sflrf, -w 101.
satur 101.
«c-, 80- 577.
seco 98.
sepelire 57T.
Septem 99. 118.
socer 100. 117. 270.
sorbeo 15.
soror 82. 270.
sospes 296.
8i«5 575.
suo 80.
stfper 575.
^enuis 339.
tergo 312.
fer^tu« 99.
texere 400.
(orreo 19.
/rans 570 f.
umbüicns 270.
timeru« 119.
uncus 98.
un^i« 270.
ungno 387.
urgere 414.
■i
Wortw«i«tor.
"^^^^H
ttnua 312. 389.
3. FTBiuddHch.
rouaie 416 f. ^1
•ve 570.
^cariea 415.
si/aü 423.
vecHsbi.
odroö 423.
söron, ««TW« 415.
vehe-, ve- 569 f. 576.
a/ai« 423.
«ureau 416.
vehobi.
q^rce 415.
veoir, voier 417. ^^
venio 21. 339. 592 f.
afoler 419.
mUmterif H&. ^M
vino- (tiinK-) 54.
a«s«(r423.
vriOe 414 f, ^H
vemica 272. 274.
cor 416.
^H
venter 387.
cA«««e 418,
4. OHUsch.
ver 339.
conoirer 415.
verbum 339.
dawnair« 415.
am/r, -et 5,70. 573.
veapcT 339.
CK1U82.
(fcuofer 415.
(toi-raire, -oere 417.
Mbot'r 415.
an- 271, 57a
anafnas 270. ^H
an((T 118. ^H
t^tu SS. 388.
esfuet 421.
■
vinmiW.
estuire 415.
C8U/, <«»/ 95 f. ^M
nvu»21.
vöc- 79.
jSrie, ^e, foie 415.
jjnristio 415.
hivfreU 348. ^H
coto (will) 55.
fllatVe 418.
^^1
voiBo 74.
hiaume u. s. w. 423.
5. SabolllHh. ^1
e(mw52.
honte 420.
jaeelof 418.
Hctsas 270. H
p«««« 99.
leur. lor 415.
6. Umbriwh. ^|
1 2. ltftlIeDf«cb.
■
ahbisofflia 423.
.Koriie 417.
«««.269. ■
ooitttcAwrw 414.
Ott 423.
anter 118. ^H
M{ore584.
once 382.
lüfu 99.
loMD 382.
oor-eoir, -öer 417.
strappaetaTc 490.
Mii-ccAio, -c«o 414.
D.
p«*re 418.
Elruäkiacli.
amam. ^H
Keltische sprach
1. Kjmriiieli.
ad-chi 231.
ta-rmat 288. ^^|
karuaa».
«d-cAon-Awc Sae.
(H-nrS54. ^H
total. S3S.
ad-gin 227. 246.
at'cMu 23a. ^H
2. CornlMh.
mcA 339.
u^fKft 236. ^M
ba 202. 244. ^H
fforan 267.
»««■ li
moy, MojÄya 338.
ainm 267.
dir (or, er, ir) 576.
oi(A 571.
bag 203. H
6ai£f 226. 237. ^H
S. Iraorlsdi.
an- 271,
6e6<i 230. 236. 253. ^M
cAoor 14.
anac 224
bcbais 259. ^M
arc 202.
b«i339. ^H
4. IriMli.
arcair 224.
bentm 232. ^H
ac, amc, anc 202.
ar-m-cAriH ^2. 236.
&irM, 6iur 342. ^H
Bcco 23».
ar-ro-cAo- 227. 246. 253.
Mu 231. ^H
640
Wortregister.
blang 204.
bligim 235.
6d, bot 226. 242.
brang 204.
&u 203. 242.
buich 237. 253.
-caoAa 239.
cal 204.
can 204.
con^ 204.
caom-nagair 227.
car (cadere) 204.
car fc»»cre) 205.
corais 259.
ca(8) 205.
cechaing 253.
c^utn 237 (bis).
Cffie) 247.
cmgaü 232. 235.
c^ 206.
(Mm 260.
cAtutr 253.
CfcAi« 205. 245. 259.
eis 205.
clad 206.
c^u 206.
c2u»n€r 232.
cluinim 260.
coemnactar 254.
cotm-nMCutr u. s. w. 227.
237.
cotn-alnad 337.
cambaig 253.
cdmts 259.
com-2dn 337.
con-boing 232.
con-dercar 236.
conrdi^er 218.
con-rotaig 227. 236. 238.
co-sceinits 236.
CO tomaltas 258.
crann 237.
crenas ?31.
cridc 342.
cucUa 223. 244.
ct*d 206. 239.
dag 207.
dai 207.
dam 207.
damair 227.
darc 207.
de, di 569. 571.
deamas 262.
dedat^ 237. 253.
do-cAtfadu«8a 258.
do-gniu 208.
do-menar 227. 246.
do-motntur 231.
do-rO'Chair 226.
do-setmo^ 236.
drebraing 223. 226. 254.
du, do 569. 572 (bis).
dubhraa 264.
dKCUf% 218.
du-thracar 227.
f9» 247.
«TotÄ 339.
fa 207.
/ac 208.
faghaim 260.
/ftt 239.
fo-gliunn 232. 236.
fogniu 208.
foidiam 245.
fO'loing 232.
fo-nascar 232.
fo-nenaig 236. 254.
for-dengat 232. 236.
fornigenair 208.
fo-rO'damar 236.
fo-roi'Maid 236. 238.
for-roi'Chan 236.
fo-selgatar 238.
/war 217. 254.
gabsat 258.
flfad 208.
^an (nascere) 208.
flfan (nosse) 208.
^ean 339.
geg-on, -Mm237(bis).254.
gignetar 254.
glann, gland 209.
jrnim, Wim 263.
(/cm 209.
gon-dekchas 264.
grand 209.
^u 209.
^idttt 231.
^us 239 f. 244.
unölstt 270.
f m-cAom-arcatr 227. 236.
imim^ott89a 258.
immrera 230. 258.
m 338.
tfi^a 270.
tiin-^emia< 232. 236.
m-rof-^oim 238.
^ 209 f.
Jat^m 339.
lom 210.
^&2at>i^ 223. 254.
^I^otar 254.
Unit 232.
K 210.
2ia 338.
lü 223. 230. 254.
lingid 236.
i?uia, 9fida 338.
mad (bis) 211.
magh-j maighne 337.
fnaZ(/ 211.
twan 210.
mat 210.
memaid 237.
wi 338.
mtd 211.
mtdtur 231.
nac 212.
na^ 211.
nosc 212.
ntl 270.
nichair 218. 222.
ra 212.
roc 213.
rag 212.
raiYÄ 225. 254.
r-anac 236.
rdnaig 224.
rat (CMrrere) 213.
r«< (s<. pra<) 213.
rathutar 254.
rerai^r 236 f. 254.
[re]raith 238.
rdÄat'e 236.
Wortregister.
641
ff fst. pri) 214.
H (könig) 235.
riachtas 263.
righim 260.
righneiM 262.
rignius 263.
rtr 223. 230. 254.
fo-charus 255.
ro-cAe^atr 227.
ro'fadatar 218.
ro-foüsigsiur 255.
ro-^dd 226. 234.
ro-gaid 254.
ro-genair 227.
ro-ghianaa 257.
ro-lamair 227. 236.
ro^midar 227. 235.
ro nenaisc 236.
ro 5etof^ 254.
fo siecAto 236.
rtif/c» 261.
san (V) 214.
scdtcA 227. 234.
scand 215.
scon^ 214.
scingim 236.
sctmttm 232.
selgatar 238. 254.
sepAatnd 238.
sep/maw 259.
sephnatar 238.
semaich 236.
5et 247.
8Ä:a^^ sÄ^ 214.
8lac (bis) 215.
sTa^, 82t^ 215.
snag (snig) 215.
«itatAe 276.
SU-, 80' bll,
svand 216.
tafnetar 226.
to^ (bis) 216.
taich 227. 234.
tatrwi 570 f.
tak (fugere) 216.
tak (precari) 216.
tom 217.
tatnhatar 225.
tona 339.
tonoctMsa 258.
tar 571.
(ar52tft^ 259.
teidhim 261.
%fm 261.
trac 217.
tugas 261.
E. Germanische sprachen.
1. Gotisch.
a/, <^ar 570. 575.
af'lifnan 101.
of-to, -tra 570. 575.
onwa 119.
ana 573.
oftoA» 268.
omia-, and' 99. 569. 573.
andbahts 379.
ana/a- 99.
oft^Aar 118.
asts 88.
ot 572.
oräftid 576.
oüistr 316 f.
lu^o 88.
hcd 572.
ftotf a 342.
ftfuia 339.
bi 570. 575.
6tiM2a 348.
hiuds 349.
Uiggvan 84 f.
frtoto» 315.
bruih-fadi 98.
dis 572.
dfuptt^ 125.
dfu^a- 113.
du 569. 572.
/od»- 98. 119.
fähan 98.
/at^u 118.
fair 574.
fairena 119.
/aiira 570. 575.
>rdror 99.
fijathva 125.
>i2^n 100.
fimf 117.
)ifi^Aan 100.
fodjan 315.
/f a, /rom 570. 574.
froh 202.
/fa-2fu«afi 113.
frcUhjan 100.
/ra-vatr^Aofi 120.
frijathva 125.
/f oda 100.
/rotÄ 213.
fulgina 100.
/m«« 337.
fifa 568. 570.
gäbaurthi 124.
^amfuuit 124.
ga-iMh 270.
^a-fiavi8tf on 316.
ga-sotf^an 101.
^agumt^i 124.
^aurt^ 125.
gazds 87.
^fOeZoit 315.
^fifotr 315.
gna/n^an 23.
greipan 20.
guthblostreis 315.
Aaidtt 118.
Aoi^ 98.
Aoir^ 342.
hdU-aggan 98.
Aondtf 100.
Aardus 118.
Aau^ ICO.
hmthan 100.
A;aA;an 98.
Kliuiha 99.
642
WorUregister.
hiäütr 313 ff.
hüfjan 315.
hunda 117.
hvaimei 26. 342.
hvathar 99. 119.
id 571.
if 575.
f'A; 338.
in 338.
im 574.
ttA 571.
Jomandes 38(X
itaum 338.
kauSj humm 209.
^tt 267.
'kunds 379.
{ai6a 101.
toisjon 120.
lausa 113.
Iau6g«^a 387.
leihts 339.
JetAvon 98.
leitAan 100.
Hubs 348.
mai«, mai^ra 338.
man 210.
t/ianosedi 124.
mathla 119.
mtitad 337.
9/it^an 211.
mith-j qühan 576.
t/it£r(2o 87 (bis).
namö 267.
no^'an 120.
nehv 270.
nt7A;a 99.
niujis 338.
mun 337.
/^tna 339. 592.
qino 339.
guatrnu^ 25.
raAya 267.
ni/w 22. 338.
ritnis 587.
scuia 101.
salithva 99. 125.
sama 577.
sandjan 120.
8i6im 99.
^lOAa 120.
slahm 100. 215.
sotAa 101.
svtnhran 117.
8vtA»i« 312.
taihun 100.
%u 100.
^'iiAon 100.
triu 267.
tuntAtt 99.
tuz 572.
«vis 572.
«^ffA 569. 571.
thathro 119.
t^f tida 99. 352.
ihivadva 125.
tAnd/oii 99.
thüsünd'ij -fa 118«
«/, -ar 575.
uf'hlof^an 120.
IUI- 271,
tfiMlar 118. 573.
t4nt7unam{s 58.
MS 570. 577.
ut 572.
vasjan 315.
raurd 339.
vepna 73.
viduvaima 379.
wnja 59.
vithra 576.
vopjan 58.
waigs 312. 389.
vrikan 316.
twZ/a 118.
vtUthu 99.
vunan 58.
vunda 71.
2. Althochdeatsoh.
o^a, ab, -er 575.
a/tor 575.
andar 118.
amit 99.
a««t 99. 573.
anut 118. 268.
ar, er, tr 570. 577.
au8t 3ia
02^ 572.
6ar 113.
6» 575.
bluos-, bl684cur 315.
chemo 338.
c/itmofi 348.
chnmb Sld.
(kijraii 98.
(HAon 106.
dikkan 217.
iiM>A352.
dtoto 99.
dri-tjoy -Uo 99.
ckmni 339.
durah 569. 571.
diUtm« lia
dtoahan 104.
e&ar 338.
(ml, wt bis.
enU 99.
eu^e 317.
fähan 98. 108.
faiawiska 382.
/an^ 100.
/ar 574.
fedara 119.
/«^i 427.
/eZoÄan 100. 105.
fersna 119.
^u 118.
fimf, finf 117.
^^an 100. 107.
fior 99.
>Jr 574.
fiuhta 353.
y^ioÄan 106.
fol '125.
/ora 575.
/ruo« 100.
fuUida 125.
/urt 570. 575.
galstar 315.
^arl, car^ 87.
gefehan 105.
^elstar 315.
ha- 568.
Wortregister.
643
8.
^tftVtt 388.
xriAan 106.
td 100.
rad 118.
zioJum 100. 106.
fuJon 107.
£ftr, jpar , zer 572.
.
rihan 106.
«1^ 100.
125.
rioö 353.
;erttO 569. 572.
rium 352.
zioangan 207.
lenkan 120.
ruodar 119.
100.
8(i47-a, -tan 98.
8. Mittelhochdeiitseh.
l
so/uia 125.
äme 86.
9.
8d^ 121.
dßAtfen 400.
98. 105.
«0^ 101.
en 274. 1).
«ciiZd 99.
^ols^ 315.
scurt 99. 124.
ÄOttc 100.
9. 119.
seAan 105.
6f7t€ 86.
sentoa 276.
schrimpfe 342.
r.
stötin 99.
s^om 584.
15.
«lAan 106.
stoeher 117.
L
sind 120.
«7d< 60.
16.
8»«(2an 107.
wei^e 427.
slaga 100.
t(7es(^ 315.
H. 120.
«{o^oti 100. lOi.
wistSn.
>.
8l%m 584.
«ntdon 107.
4. l^enhochdentBoh«
•
«nura 117.
od 575.
)2.
sptKm 299.
an 573.
106.
apt«o< 124.
aus 572.
stima 338.
be, bei 575.
7.
«W6Äur 100. 117.
dtircA 571.
l.
stoigar 100. 117.
einöde 383.
i.
«ior 113.
en^ 573.
rc 88.
Huf 125.
er 575.
1.
uöar 575.
für 577.
7.
tfmö-f, -e 573.
gewahren 55.
tma 271.
Hagestolz 383.
unoAoJda 274.
/^ertim 572.
•
urUar 118. 573.
iblemod 383.
270.
«To« 60.
ma 576.
l
wedar 99.
nocÄ 572.
119.
i(7^d(m 107.
ftieder 578.
►.
widar 576.
über 575.
».
toiardo 118.
fim, umAer 578 f.
f&t8t 317.
und 573.
«70// 118.
an^er 573.
375.
ITuotofi 53.
ur- 570. 577.
za, zty zi 569. 571.
t?er- 574.
zahd 99.
vor 575.
irt 87.
£:eAan 100.
wa/c 73.
)7.
-nflp, -zog 100.
wagen (der) 54.
644
Wortregister.
wahrnehmen 55.
weide 60.
wein 82.
wider 576.
Witwe 383.
wac?ie 63.
t(H«nd 71.
zer- 572.
21« 569. 572.
5« Altsächsisch.
bar 113.
hi'felahan 105.
Cftim& 312.
diof 113.
ehu 339.
eA«-8Ä;a2X; 118.
endi 99.
/oÄan 98. 108.
far-lihan 98.
feäara 119.
/cflrt 427.
/ß^ 118.
/t(f dn 100. 107.
ßf 117.
^^0 118.
fiuuar 99.
;?toÄan 106.
/rod 100.
hand 100.
hangan 108.
Äard 118.
heritogo ICl
hlagan 105.
ÄOÄ 100.
ÄU€(far 99. 119.
Atmc2 117.
2a/ian- 104.
Udian 101. 120.
IcnVin 120.
tidan 103.
iiÄan 106.
^ttMii 348.
lös 113.
nerjan 120.
mdÄar 569.
ö^ar 118.
sad 101.
sculd 99.
seggian 98.
se/^n 105.
sendion 120.
8i6tfn 99.
8%ä 120.
sÄ^ib 214.
slahan 100. 104.
«0(f 118.
spod 124.
toitd 99.
<€ 569. 571.
Uhan 100.
teAan 105.
Hohan 100. 106.
to 569.
thegan 98.
ihiggian 217.
tAMan 106. «
tAiocia 99.
ihriddio 99.
t^iUtn^ 118.
tiftdar 118.
uulf 118.
6. Angelsächsisch.
and 99. 573.
angan- 98.
asce 88.
öar 113.
örord 87.
cran 267.
crwmö 312.
cvedan 107.
ckar 113.
earc 113.
earmboga 38?.
cd 571.
eft 575.
ewde 99.
encd 118.
eoh 118.
/rt?örc 427.
feäcr 119.
/ca 118.
feolan 105.
feöver 99.
feöveräa 118.
ySerm 119.
^indofi 107.
>Iet^ 106.
/d(ia 315.
/ön 98. 108.
fardh 569. 574.
/d«ft«r 315.
fram 574.
/reo{8 382.
fröd 100.
9ea^, goMlor 315.
flrc/e(J« 105.
Add 118.
Aara 119.
heard 118.
heoUtor 316.
heretoga 100.
McA^n 98. 105.
^d(for 119.
Aon 108.
Aoitd 100.
hreöäan 107.
Ärcd/ 353.
hvääer 99.
Äredl, hvcoM 119.
?ad 101.
icdn 104.
^ds 113.
liä 100.
iidan 100. 107.
Uhan 98. 106.
Marfan 101. 120.
loen 98.
ww(fcZ 119.
mcarg^ mearh 88.
mcord 87.
mxäan 107.
mord 99.
müs 113.
«ose 113. 119.
neah 569. 572.
nc/a 100.
nerjan 120.
m?»« 88.
niääas 99.
nwlÄ- u. s. w. 569 f. 573.
nosu 119.
öder 118.
WortregialCT.
G4S
f«A8<8.
Tsland 379.
/yri 575.
KSem.
stirrup 379.
ffodA-, jodj 87 f.
»crUtan 107.
(f«r 113.
KyW 99.
ft. Altnordiscli.
(fnMr 315.
secgan f)8.
laländlHch.
gangdagr 380.
teöSan 107.
afar 575.
Ad-r 100.
KOfor 99.
ämi86.
Itarär 118.
wrfn 105 r
ond-99.
Aaikj-r 100.
■frön 104.
annar-r 118.
AaxiteJaMi 380.
tnläa« 107.
(MitaSS.
heidr 118.
«miru 117.
oiMfr 315.
/t^a 120.
iped 124.
bakstr 315.
hmfjw,^ 108.
V«caii299.
Airt 119.
n>«9iT, tceoT HK). 117,
barnoMt^ 380.
AfrtOfft 100.
fcöff 100.
«autfufeiHn 380.
AH)rn339.
{«d«, tihon 105 r.
beisl 380
Ajdi 119.
iÖ572.
brr 113 und 1).
AfcÖorÄr 380.
lud 99.
blagtr 315.
Alffja 98. 105. 120.
ty» 100.
firoddr 87.
A»nd 100.
^e3«98.
dreyri 113 und 1).
ArÖ/338.
/fön, liihan 106.
d^r 113 und 1).
/ir««389.
mdi-r 99.
kriüfr 353.
/ronj -21 7.
endr 570. 573.
huMa, AuMr 316. ^_
/art 5G9.
»mt 99.
huUtr 315. ^H
Püsend 118.
eyra 113.
Aund 117. ^H
/t>«<i» 104.
/d 98. 108.
Avar-r 99, 119. ^^H
«Kier 118.
fmglQO.
hvata 206. ^^H
rnsoram 107.
/<118.
^^1
ri(tt,.dr, -fl-sesr.öTe.
/(fftwi 105.
iber ^^1
'^ vrninlOB.
/«ip- 427.
khi 105. ^^1
vriäm 107.
/cfa 100. 106.
'i;^r 118. ^^M
wJ/ 118.
/rfffin 380-
Im 98. ^^1
fialgr 100.
lauss 113. ^^1
;. Friesisch.
>:/nWt 380.
2«.t, -a 101. ISO. ^^1
bi-feUan 105.
yimm 117.
temslr 316. ^^1
/Ö 98. 108.
fima 100. 107.
Ma, Mr 100. ^^1
Jinda 101.
/wtfr 119.
lioaoaka 380, ^^1
ftta 106.
fiärdi 118.
Jjd 98. ^^M
Mcra 120.
.^.irtr 99.
mal 119. ^^H
«M 105.
flä 100. 104.
»lor&nKltU 381. ^^M
siä 101.
^ajj-fl, -no 100.
mat 211. ^^1
mitha 107.
fieiri 338.
meia-s 119. ^^H
(Ja 106.
/«da 315.
.MTj^r 88. ^H
tt.«lAa 107.
/omoesia 380.
iNiiii: 337. ^^H
/<;9(r 315.
mord 99. ^^H
8. Englisch.
/i-dÄ-r 100.
^^1
(«■KfcffrOTa» 379.
fröritui 113.
uaust 318. ^^M
■hood, -head 379.
/«nrf-r 100.
100. ^^1
^^H
646
Wortregister.
mar 99.
«nor 117.
W8< 317.
nör 318.
8ög 98.
j^t 53.
nö8 113. 119.
8vd/, svdfum 207.
ymja 53.
Oäinn 53.
syr 113.
öäum 53.
tott^ 100.
10. Norwegisch
oepa 53.
teinoAntt^ 381.
aasgaardsreid 381.
dfid84. 268.
tigr, tugr 100.
tendringr 381.
orä^ -tftn 53.
<it« 100.
ormr 53.
tjä 106.
11. Schwedisch,
rak, räkum 213.
too 100.
reibst 316.
^o^rtfm 106.
oK^o^e 381.
reyr 113.
tonn 99.
armbäge 381.
ro(fr 119.
or- 572.
/a«töf 381.
röhr 338.
eAe^ 98.
främmande 381.
«(kr 124.
tAuJurr 347.
Atnna 100.
sckfr 101.
thiörr 352.
2tib«to; 881.
sannr 118.
se^a 98.
t^ep8](;;öl(2f 881.
thridi 99.
12. Dänisch.
senda 120.
tAtftmr 339.
dlbue 381.
s«fitan 120.
t^u^ufid 118.
armbävo 381.
<tn 276.
thvd 104.
/otttflf 381.
stfin 120.
t«/r 53. 118.
Äimw; (dial.) 100.^
s/d 105.
und, undr 53. 569. 57a
Äyte^ 315.
skiäd, skyld 99.
undir 118.
ind 574.
sfcar^-r 99.
tirefum 53.
jordemoder 381.
sld, slö 100. 104.
vär 339.
taeming 381.
F.
LettLsch-slavische sp
rächen.
1. Altprenssisch
nawanSj natms 338.
U7i^U7a 60.
(siehe pag. 345.)
neutoenen 338. 354.
£ruA:ana 25.
adcUe 347.
nct(7ln<s 337.
ap> ep 575.
pecX;u 26.
2. Litanisch.
asaaran 347.
peuse 353.
aX;men 26.
ostrtnan 339.
plauti 352.
angls 23.
deyiois 89.
raitnsis 347.
on^a» 21.
emn€«, emmem 267.
salüban 351.
änH-8 118. 268.
en, en 338.
sotm; 347.
dn^a-s 118.
^enna 21. 839.
scn 577.
apt, ap 575.
keutaris 354.
sketore 354.
as5rt7d 339.
Ä^ct^o 353,
sosfo 318.
ausis 113.
X^oat 354.
sunis 21.
oi fdS2:> 24.
kraeuuney 354.
tatcvrtcis 347.
bangä 22.
Jodis 347.
eauÄ:is 352.
50505 113.
lauxnos 352.
toum 352.
baud'Uy 'ZU 352.
2udt-5, -Tit 353.
touio 352.
ftcJa 193.
menius 338.
toirds 339.
6^rios 23. 390.
Worlregbter.
647
bUüdaa 351.
blusä 35.
da 569.
daböti 571.
datUl'8 99.
debesis 270.
de^ 24.
(2ei;2^337.
d^vo« 89.
dirio« 24.
dttit;^^ 24.
e^Ie 347.
hz 338.
eieros 347.
eiys 25.
gärsas 388.
^mu 24.
geriü 21.
^ert7e 22.
^6»<i 26. 390.
gijS 22.
^T^las 24.
gire 22.
^'nu 22.
gima 25.
«irrum^t 23.
(/^voa 21.
{ 338.
ilgas 23.
jüngas 21.
^arÄra 94.
A;art;e 338.
katräs 99. 119.
X;enc£ru 206.
keturi 99.
A^c^virfas 118.
kevdlas 353.
A;unito8 353.
A;tottöa 16. 26.
laükas 352.
2eda8 347.
leku 98.
2entm 210.
lengvas 339.
I^i^t 24.
ZeiMtJis 25.
liidnfti 351.
mais^o« 119.
maldä 119.
mold^e« 119.
m€2iu 23.
mezü 24.
mt^tö 23.
nägas 270.
nat^as 338.
n^S£r^ 270.
nösis 113. 119.
nu 569.
nuglas 268. 387.
oii^s 23.
pa 569. 574.
par 574.
pas 574.
pasigendü 339.
pa«/nit 574.
pd^is, poto 98. 119.
penkl 117.
per 574.
•pt 569.
piaulas 353.
ptMos 337.
plauczei 352.
p^tusx^Ä^is 352.
pri 570. 574.
puszls 353.
ramu« 587.
räta-B 118.
ratkim« 352.
riUzis 347.
riati^t 353.
n'mii 587.
riazü 213.
neu 213.
sdh^H 98.
«altU^a 351.
satt-, 8<i bll.
aiunczü 120.
8Ä;reMu 342.
slenkü 215.
9ni^ 24.
söstaa 318.
sp^ju 299.
re&tu 15.
sriatUcts 353.
^ 577.
8yi%8 98.
s^rarma 339.
sziaurya 353.
8^imto8 117.
8nr(^ 342.
sziszuras 26. 100. 117.
azlubas 351.
8i?u 21. 1).
«os^f^^t 400.
taukai 352.
totf to 352.
tekü 216.
^«»1708 339.
te^va 347.
trlczaa 99.
^Ļtan(t-8 118.
vdkaraa 339.
vordo« 339.
VMorä 339.
i;ei& 24.
• vUA;a8 118.
zauno8 348. 852.
iq^ 26. 391.
zeme 347.
zengiü 23.
ientos 23.
ündtt 23.
zlmis 338.
ziupöne 351.
itft;i« 25.
8. Lettiscli.
dttos 90.
€8 338.
^aura 354.
kraupa 353.
Taudis 353.
2ti^eAe 351.
plaufchij plauzea 352.
raudu 352.
tauta 99.
4. AltbidgariBch.
azu 24. 338.
q, tf, vü 338. 573.
q^ft 21.
qzukü 24.
&<^ 339.
5ef(£ 342.
648
Wortregister.
büva 125.
blizna 84 f.
blizü 84 f.
bHuda 349.
bHucUi 34a 352.
blucha 35.
bosü 113.
6ra2rda 86 f.
br&sa 23. 390.
cetyrije 99.
eltfv^i 337.
(«ti^ 23.
do 569. 572.
(inx^tt 24.
diichnqJti 113.
duc^, dtt^a 113.
düignqJti 207.
dyso^t 113.
gaanqii 26. 390.
^avroftu 354.
gqsi 26. 391.
glagoUUi 22.
^ora 22.
^or^<» 23.
gov^do 21.
govino 21.
govorü 388.
flffodti 391.
flfr^da 209.
flff^^»^ 23.
^üa 21.
flffowm 23.
grüm^i 23.
^uno^i, ien«^ 24.
gvozdi 88.
9^0 21.
w»^ 267.
inq 91.
jama 86.
jazino 23.
jedinrj 91.
;eZi 347.
jezero 347.
jcil 25.
jugü 350.
Äiamen- 26.
fe^va 125.
Icl0u6i 296.
ikföiba 94.
hraku 94.
ibrava 338.
/e({ti347.
UgiiM 24. 339.
{iafo^t 24.
Ijttbü 348.
{;u(l»ye 348. 353.
lovUva 125.
flK^cAtt 119.
m^^i 338.
mXgla 23.
mlirda 87 (bis).
inZt4?^ 23.
moh'^t 119.
fnolüva 125.
ffiox^^ii 22. 87. 388.
myH 113.
na 569. 572.
noM 573.
no^tö 268. 387.
nebo 270.
n€S(« 270.
netü 99.
nt>u 573.
nor/M^t 270.
nosu 113. 119.
woüM 338.
ohida 339.
pcro 119.
p^l 117.
pÜu^^a 352.
prai» 84.
pH 569. 574.
protivq 90.
ree^^^ 347.
Hra 349.
sq, SU, 8u 577.
sSkq 98.
selitva 125 f.
s<5t?crti 350. 353.
siezend 24.
s/ucAu 16. 26.
»ni«JÄa 35. 117.
spdjeti 124. 299.
s/rona 338.
suj 17.
stUo 117.
«veibr-ti, -y 26. 100. 117.
syUi 101.
t68a<« 400.
tetrdvi 347.
<r«tV 99.
töJkti352.
Hkrü 352.
^ys-qato, -^9(a 118.
ucho 113.
t7ißC(^ 339.
vepfl 338.
veana 339.
ve2r<{ 24.
vmkü 118.
voda 18.
va 338.
zqbü 23. 389.
iffeZenu 24.
zenUja 347.
50{ 21
zima 24.
^pirÄ» 23.
;?to<o 24.
znati 23.
2fOt?a 24.
zrino 23. 25.
^rä/o6a 93.
zena 339.
i^daft 339.
i^^ra 125.
zivü 21.
ilff} 21.
ztvq 348.
iftny 25.
zrütva 125.
ii^'a 348.
5. Nenbnlgarlscb.
klävü 125.
ietrö 126.
6. Russisch.
bitva 125.
cetvjörtyj 118.
kljätva 125.
lovUva 126.
moU<t;a 126.
«erenu 339.
Wortregister.
^^^^^el^^B
snochd U7.
7. Serbisoh.
PoluJBcli. ^H
»lo 117.
grdoba 93.
mütUic 119. ^^1
avekröv' 117.
Aiedia 125.
siodty 119. ^^H
t^ijaca 118.
ulka 2m.
10. B«)iinisch. ^H
voik 118.
sUUwfio 93.
>n<i(Utfi na ^H
idtva 136.
wctlo&a 93.
Kilüiti 8Ö. ^H
ieripa 125.
Umoba 93.
■
Anhang.
M
Geographis
he nebst anderen
eigennaineii. ^^|
Aar/mu3 381.
i»MAi:aroutDe 383. ^^M
UiTpi^K 378.
Ermsclwerd 382.
No/iadig 378. ^^|
Aegieif 380.
£rpunq 378.
Von^^m^ 377, ^^|
..4ifr>9mtum 378.
Ki<ffii$,! 377.
"Hitoynjioios 378.
'O^jiin ^^1
Up^firic; 378.
HtmakrcUchm 3S3.
nteiao; ^^M
•Aaj^oäeri 378.
*/<«««■« 584.
naliaKnii"i 378. ^^H
^■reUiof 377.
Honorius 378.
/rttauv 377. ^^H
BaeiXiM 378.
-/«..yrfo 584.
nM« ^^M
frtKiienfunt 378.
Jöf saKr 380.
Pumpernickel 382. ^^M
Bi'iWw 377.
Jörpiit 380.
Samverjar 380, ^^H
Botiü>ogm 382.
Karnmerachien 383.
.Txirifo»- ^H
SurljcAeid 383.
KopräoilflS 377.
.Tnep-idf, -(» 377. ^H
ÄMtfAude 382.
Laeti, LecH 378.
SttncAntp/orfe 383. ^^|
DmAom 383.
Auqtytia 377.
A'lu&mitanuNtT 383. ^H
DeodtOug 378.
.*«-. Jiix-iBi 377.
L'nui/Icn 383. ^H
, ^«ipros 377.
Longobardi 378.
Würtbwg 382. ^H
EicAs/'H 382.
'T^iitnnif 377. ^^H
ElftU 383.
JlfaJmo 381.
'TifßRÜiii; 377. ^^^H
'Blooeoi u. 8. w. 378.
JUtw^'n^en 383.
^^H
Enkirchm 383.
MorscAeMi 383.
1
Det Eongelige Danske Videnskabernes Selskabs
Prisopgaver for 1877.
Den Mstorisk'ftlosoflske Klasse.
Filologisk Prisopgave.
(Pris: Selskabets Guldmedaille og SOO Kroner.)
Det tör betragtes som almindelig antaget, at hele deii go-
tiske (germaniske) Folkeklasse oprindelig har talt det samme
Sprog. Medens man laenge ansaa Sproget i de levnede Stykker
af den gotiske Bibeloversaettelse for i alt Vaesentligt at reprae-
sentere det fajllesgotiske (faillesgermanlske) Sprog, hvorfra ogsaa
de sairlig germaniske og iiordiske Sprogformer havde udviklet
sig, have mange Specialundersögelser fra den nyeste Tid vist
det uholdbare i denne Mening, ligesom ogsaa det hidtil ukjendte
Stof, der fra forskjellige Sider er blevet fremdraget, allerede har
kästet nyt Lys over det fa^llesgotiske (faellesgermaniske) Sprogs
Udseende; vi behöve blot f. Ex. at minde om Undersögelserne
over de aeldste nordiske Runeindskrifter og over de fra vor
Sprogklasse optagne Laaneord i den flnske. — Naar og hvor-
ledes dette Sprog imidlertid har spaltet slg i sine forskjellige
Hovedgrene (Gotisk, Germanisk, Nordisk), har fremkaldt höjst
forskjellige Svar, uden at Spöi^gsmaalet endnu kan siges at vaere
blevet gjort til Gjenstand for saa alsldige og udtömmende ün-
dersögelser, at det har fundet en fyldestgjörende Lösning ; navnlig
henstaar det som usikkert, hvorvidt Gotisk er naermest i Slaegt
med Germanisk eller med Nordisk. Det er en Selvfölge, at Svaret
paa disse Spörgsmaal voesentlig maa söges ad sproglig Vej;
men ogsaa de historiske — maaske tillige de arkaeologiske —
For hold ville veere af Vigtighed for en alsidig Undersögelse.
Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Prisopgaver etc. 651
I Erkjendelse af den Betydning, som en saadan ündersögelse
vil have ikke blot for Nordens, men for hele den gotiske Folke-
klasses Sproghistorie, udsaetter Det Kgl. danske Videnskabernes
Selskab folgende Prisopgave:
Hvorvidt kan det antages, at den gotiske (germaniske)
Folkcklasse cn Gang har dannet en Enhed med et fa>lles Sprog,
og hvorledes har dette Sprog vaeret beskaffcnt i sine Hoved-
trsek? Hvorledes har dette Sprog senere spaltet sig i forskjel-
lige Hovedgrene, og hvorvidt kan der opstilles naermere krono-
logiske og geografiske Bestemmelser for disse Spaltninger?
Besvarelserne af Spörgsmaalene kunne i Almindelighed vaere
affattede i det latinske, franske, engelske, tyske, svenskc cller
danske Sprog. Afhandlingerne betegnes ikke med Forfatterens
Navn, men med et Motto, der ledsages af en forseglet Scddel,
der indeholder Forfatterens Navn, Stand og Bopsel, og som
baerer samme Motto.
Prisskrifterne indsendes inden Udgangen af Ok-
tober Maaned 1878 til Selskabets Sekretoer, Professor
Dr. J. Japetns Sm. Steenstrnp.
Berichtigungen.
Seite 24 Zeile 18 u. lis skr. mih statt tfdh
„ 54
>»
15 0.
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ical st. xat
fiilioy st. fiillov
tOneiide st. tonlose (explosiva)
s st. r
s. 109 st. s. 96.
luftausstrOmen st. lautausstrOmen
fricativa st explosiva
ausserpraesentischen st ausserpraesentichen
hfd st. hr4
väjäpyo st. väjapya.
Weimar. — Hof- Buchdrnckerel.
In mcniem Verlage Ist prsrlilenen iitnl iIiiitIi jpde Buililiandluiig »i
IieiithejK
Corpus
inscriptionum atticarum
toiisilio et auctorifate
Academiae litteraram regiae Borussicae
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Vol. II.
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aetatia quae est inter Euclidis annum et August! tcmpora
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Pars prior.
ii Hark.
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rlf^Wfig ift jotbcn ttli^U-
8ündcn der ©cgciuitart.
Dr Sugnfi Seemann,
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gtl|l« liegen gtoficni^nlS fo oetflrfi, Hi fit fdbft Don ttn »ebilSetflen un-
tttinitttt begangtn iDcrbcii. tinS 9u^ ift brS^alb roii^tiii jüx atlt, totiä)t fti^
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