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Full text of "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen"

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■  ZEITSCHRIFT 

^^  VERGLEICHENDE 

SPRACHFORSCHUNG 

AUF  DEM  OEBIEIT  DER 

INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 


Inhalt 

'Slifimiit/gtiftHf  fwaniJi-.    Vnu  A.  Kulin > 

L'«l)«r  lUc  ilelJuuj  diu  nrmcnikrlKii  Im  knh»  der  ii>d(iy«nnui!lacli«a 

■^ncbcti.    Von  H.  Hdbicbuiann .  .  .   . 

?.m  tclm>  Tom  (tiiraniinii.    Von  heti  ileret •  ■  ■  .     d 

filftuoInclMhn«,  UutllcliM  aai\  gniiniDatiuduM.  Tab  K.  OstliOlt  .  ^  fl 
L«tvliu>clic  cl]tiio!ii({tt3i.    Voll  Kkrl  nnicnian      ,     1 

■V  Silmmdii'tip  ntr  i\tst  Zeltsrbrin  Innlimiilcn  Hendmig«! 
t>iitt>(  tuati  all  rrof»«iHur  Mr.  £.  KiihB  in  Rniilelber;;  adrcs 
sireu  tn  vcaUm.  ^ 

Fci-d.  OQmmlcr»  Vcrläfffliudiltaiidluiig 
Harmrili  uni)  GuMmiuiD  üi  Ikrliu 
ptb  «0  dien  aus: 

Jacob  Orimiii,  Deutsche  Mythologie. 

1,  M.    Kr.  «.     KPli-     i'n-U   13  Mark. 


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aer  frfllitr 


■  I.Ti  Te) 

']'VTIlil>III1 

li'iiti^llKI 

■I      ■■     ■  r'.l.i^niutt 

^  lir  ^v,-.t■ll(ll,■|l^■  IVr.-n-l,i.'iiii!t.'  .T-riljrl.  I>j<ra.i  ,oU  sidl 
4iT  Anliflciy  il«r  eratin  Aufiirab«  (■chlio^ispn.  dnr  in  ili^r  zweiten  und  driUon 
Vuii  diii  fiirvclicro  n)  lung«  HluiiiTilich  *v^raiiw<t  war.  Eiu  wOßlicIiM,  ge- 
nHui>«  luij  rvtriiluilUiiim  ß^i-flcr  wii'l  ili.ii  Cihiu^iili  di:«  Wi-rbw  »leiuli' 
Inm.  '  #a  wirii   cldj   fJiwiMillic  zu   ili-  '!'ii,   ria«  dln  g\ 

5umm«  der  Tnylboluf m:li«D  !'  'MiiuDi'a  vnu 

Dw  Werk  wiH  m  i]rai  liHua'-i.  :  <l<?r  läUnrk  kriKim 

»11.    —   Nacli  urfolglUt  Aiia)fali^  dc^ ..    A  tii'kes  balmllMi  i 

nat  fiiu«  Priii-Ei'liätiiinii  vor.  ^_____ 

0a£ob  <Snmm,  Slenlftlit  iSrammotiti. 

ErsttT  und  xwoiler  Thoil.  Zwi-iU-  Ausgabv.  Neuer  vürmei 
■  tcr  ÄhdrilpJt.  gc  8.  geh. 

Erster  Inx  driltcc  Hulbband.    Preis  27  Mark. 

nieocr  DPuitUi druck  wiril  luil  HciiiilEuitjr  ili-r  Humlßit-iii^lai'v  liea  vertAW. 

Tarfuent  Pon  Hm.  Prol.  Dr.  Wükfln  SeArrer  in  Slriatiivrf  bmatftU  Wir 

Bubun  ilicMi  briiiim  Tlidle  in  HalbliSiitlcii  aai,  )un  <Jnti!n  tlrfl  tiL-reiU  »r« 

whkuen  iiitiL  iltu'  Inlttt-  voroiiMchlltrh  im  Jaliir  tSTß  arm^ji^beti  wfri~ 


8.  Hlnfl  in  lictpxtif  isl  ^oelt^  er^uunun: 

Zur     GcHchichto 
(\tv  iii(]ogcruiaii)i)('iieii 

tammbildung  und  Declid 


vnn  OutftoT  Uever. 


ZEITSCHRIFT 

fCr 

VERGLEICHENDE 

SPRACHFORSCHUNG 

AUF  DEM  GEBIETE  DER 

INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 

UNTER  MITWIWCUNG  VON 

EBN8T  W.  A.  KUHN,  AUGUST  LESKIEN 

und  JOHANNES  SCHMIDT 


HERAUSGEGEBEN 

VON  : 

Dr.  ADALBEBT  KÜHN, 

PROFESäOR  UND  DIRECTOR  DES  KÖLLNISCHEN  0YHNASIUN8  ZU  BERLUf.' 


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BAND  XXID. 
NEUE  FOLGE  BAND  III. 


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BERLIN 

FERD.  DCMMLERS  VERLAGSBUCHHANDLUNG 

HARRWIT/,   UND   GOSSNANN 
1877. 


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Inhalt. 


Seite 

n^QVtlofiirmr  ir§avT(Sy,    Von  A.  Kuhn 1 

Über  die  Stellung  des  armenischen  im  kreise  der  indogermanischen 

sprachen.    Von  H.  HQbschmann 5 

Zur  lehre  vom  digamma.    Von  Leo  Meyer 50 

Etymologisches,  lautliches  und  grammatisches.    Von  H.  Ost  hoff  .   .  84 

Lateinische  etymologien.    Von  Karl  Brugman 94 

Eine  ausnähme  der  ersten  lautverschiebung.    Von  KarlVerner    .   .  97 

Zur  ablautsfrage.    Von  Karl  Verner 131 

Materialien  zur  lateinischen  Wörterbildungsgeschichte.    Von  Paucker  138 

Zur  altbaktrischen  Wortforschung.    Von  F.  Spiegel 188 

Das  redupllcirte  perfectum  im  irischen.    Von  Ernst  Windisch.   .   .  201 

Ueber  metathesis  von  nasalen  und  die  flexion  vocalisch  auslautender 

wurzeln  im  griechischen.    Von  Johannes  Schmidt 266 

Zum  homerischen  dual.    Von  J.  Wackernagel 302 

Etymologien.    Von  F.  Froehde    •  . 310 

Ueber  das  eingedrungene  s  in  der  nominalen  suffixform  -  stra  -  und 
vor  dental  anlautenden  personalendungen  des  deutschen,  griechi- 
schen und  altbaktrischen  verbums.    Von  H.  Ost  ho  ff 313 

Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen  für  die  annähme  einer 

einheitlichen  europäischen  grundsprache.  Von  JohannesSchmidt  333 

Ueber  deutsche  Volksetymologie.    Von  E.  Förstemann 375 

g>,  gh*  im  sanskrit  und  iranischen.    Von  H.  Hübschmann    ....  .385 

Armeniaca.    Von  H.  Hübschmann 400 

On  tbe  cuneiform  biscriptions  of  Van.    Von  A.  H.  Sayce 407 

Jfym  und  i^».    Von  Leo  Meyer 409 

PrenzOsische  etymologien.    Von  Adolf  Tobler 414 

Zur  Päli-grammatik.    Von  R.  Pischel 423 


IV  Inhalt. 


Urdeutsch  *faigja-.     Von  H.  Osthoff 497 

Entgegnung.    Von  Joh.  Schmidt 419 

Der  griechische  verbalaccent.    Von  J.  Wackernagel 467 

Das  accentuationssystem  des  altindischen  nominalcompositums.    Von 

Rieh.  Garbe 470 

Dorsal  und  apical,  oder  oral?    Von  G.  Michaelis '.  518 

Das  schwache  germanische  praeteritum.    Von  Soph.  Bugge  .   .    .   .  523 

Berichtigungen 524 

Nekrologie 524 

Phonetische  Streitfragen.    Von  JuliusHoffory 525 

Ursprung  der  praepositionen  i^i  indogermanischen.    Von  H.  Grass- 
mann     559 

Griech.  ttf&t  „8ei*\    Von  H.  Ost  hoff 579 

Aind.  rämati,  ränati,  gr.  iqafiah  u.  s.  w.    Von  K.  Brugman  .   .   .   .  587 

Ueber   vocaleinschub   und   vocalisirung  des  y  im   päli  und  präk^it. 

Von  Hermann  Jacobi 594 

Zur  accentlehre.    Von  Th.  Aufrecht 5Q9 

Bibliographische  nolizen  für  die  jähre  1875—1877 60^ 

Sachregister.    Von  Alois  VaniSek 623 

Wortregister.    Von  demselben 62ß 


Ankündigung.  i875. 

Zeitschrift 

für 

Vergleichende   Sprachforschung 

auf  ciena  GeUicta  der 

Indogermanischen  Sprachen. 

Ihir^r  Mitivifkiioe  von 

fiut  W.  A.  Kuhn,  August  Leskien  und  Joh.  Schmidt 

Ä.  Kuhn. 

XIIL  Band  der  ganzen  Foige  der  Zeitscbrift  für  vergl.  Sprachforsubuiig. 

Als  vor  faet  fünfundzwanzig  Jahren  die  „Zeitechrift  fQr 
ragleicbeude  Sprachforschung"  begründet  wurde,  hielten  ob 
ion  wie  Verlagshandlung  für  angemessen,  den  Umfang 
a  betiandelnden  Sprachen  auf  das  Deutsche,  Griechische 
^^  Lateinische  zu  beschränken,  da  diese  als  die  zu  reichster 
iDtwiclceluDg  gelangten  fOr  die  nach  den  erreichbaren  Au- 
ziirü  eil  gehen  de  oder  sie  in  ihrer  ganzen  Entfaltung 
nfjalgeode  Untersuchung  den  fruchtbarsten  Boden  bilden, 
od  63  zu  hoffen  stand,  dass  die  hier  durch  die  vergleichende 
Idfaode  gewonnenen  Resultate  der  uoch  jungen,  mit  uian- 
im  Vorurtheil  kämpfenden  Wissenschaft  wenigstens  einen 
weiten  Kreis  der  Thoilnahmc  gewinnen  worden,  um  dem 
len  Unternehmen  doch  einige  Jahre  Baum  zu  freier  Ent- 
^kehing  zu  schaflen. 

Wenn  wir  uns   nun   auch   in   dieser  Hoffiiung  nicht  ge- 

»cht  sahen   und  die   Lebeosfähigkeit   der  Zeitschrift   nach 

■  fluigen  Jahren.    Dank    der    treuen   Unterstützung    der  Mit- 

I  irtinter    und    der    nicht    verzagendeu    Verlagshaudlung,    ge- 

laoliert  war.    so    erschien  es   denuoch,    als   die    vergleichende 

f  ^ai^bforschung    immer    weitere    Gebiete    in    ihren    Bereich 

'wtc^,  uach  6  Jahren,   aus  äusaerlicheu  Gründen  noch  nicht 

nduam,    die    Forschung    auf   dem    Gebiete    der    keltischen, 

iltriacheu    und    ariechen   Sprachen   unmittelbar   in   die   Zeit- 


Schrift  aufzunehmen,  sondern  vielmehr  angemessener,  die 
Forschungen  auf  diesen  Gebieten  in  den  „Beiträgen*^  als 
eine  Ergänzung  zur  Zeitschrift  für  sich  erscheinen  zu  lassen. 

Seitdem  hat  nun  aber  das  Studium  der  vergleichenden 
Sprachforschung  auf  dem  Gebiete  der  indogermanischen 
Sprachen  so  bedeutend  an  Verbreitung  gewonnen,  dass  selbst 
in  Werken  der  Specialforschung,  wie  z.  B  in  G.  Curtius' 
„Grundzügen  der  griechischen  Etymologie",  die  Heranziehung 
des  vergleichbaren  Stoßes  in  weitester  Ausdehnung  ftir  noth- 
wendig  gehalten  wird  und  daher  eine  Trennung  in  der  Be- 
handlung so  nahe  verwandter  Sprachen  nicht  mehr  an  der 
Zeit  sein  dürfte.  Dazu  kommt,  dass  mit  der  Vertheilung  des 
Stoffes  in  zwei  verschiedene  Zeitschriften  nicht  blos  für  die 
Redaction  Schwierigkeiten  verbunden  sind,  sondern  auch  den 
Mitarbeitern  durch  diese  nicht 'im  Wesen  der  Sache  liegende 
Abgrenzung  unbequeme  Fessehi  auferlegt  werden. 

Diese  Gründe  haben  die  Redaction  zur  Ausführung  der 
längst  ins  Auge  gefassten  Verschmelzung  der  beiden  ge- 
nannten Zeitschriften  zu  einem  einzigen  Organe  für  die 
vergleichende  Erforschung  der  indogermanischen  Sprachen 
bestimmt. 

In  dem  Verhältniss  des  ümfanges  beider  bisher  ge- 
trennten Gebiete  zu  einander  wird  keine  Aenderung  beab- 
sichtigt; es  versteht  sich  indess  von  selbst,  dass  auch  kflnflicr 
den  bisher  ausschliesslich  behandelten  Sprachen  vorwiegender 
Raum  gewährt  werden  wird. 

Die  ^Beiträge**  erhalten  mit  den  zwei  noch  aus- 
stehenden und  bereits  im  Druck  befindlichen  Heften  des 
VIII.  Bandes  ihren  Abschluss. 

Berlin,  Anfang  März  1875.  Die  Rcdaction. 

Die  „Zeitschrift"  wird  auch  in  ihrer  jetzigen  Gestalt 
wie  bisher  in  6  Heften  erscheinen.  Zur  Aufnahme  des  ver- 
mehrten Stoffes  wird  der  Raum  durch  Vorgrösserung  der 
Höhe  und  Breite  der  Columne,  jedoch  ohne  Vergrösserung 
des  Formats,  durch  Anwendung  einer  raumersparenden  Schrift, 
endlich  durch  Vermehrung  der  Bogenzahl  gewonnen. 

Den  Preis  des  Bandes  von  6  Heften  zu  je  ß  bis  7  Bogen 
haben  wir  auf  16  Mark  gestellt. 

Ferd.  Dümmlers  Verlagsbuchhandlung 

Uarrwitz  &  Gossmann. 


Da  wir  in  Folge  der  Verschmelzung  der  Zeitschrift 
mit  den  Beitrag^i  die  in  Band  XXI  der  Zeitsdirift  mit 
dner  Arbeit  Ober  die  Nenenborger  Mundarten  erßff- 
leten  Abhandlungen  Ober  die  romanischen  Mundarten 
fer  Südwest  -  Schweiz  nur  in  sehr  langen  Zwischen- 
Aumen  hatten  zum  Abdruck  bringen  können«  der  Ver- 
fasser aber  darauf  halt,  dass  die  Veröflfentlichung  nun- 
mehr einen  raschen  Fortgang  nehme,  so  hat  sich  der- 
selbe entschlossen,  die  Arbeit  als  selbständiges  Werk 
erschemen  zu  lassen;  falls  sich  bei  der  von  ihm  be- 
absichtigten Eröfltoung  einer  Subscription  eine  genü- 
gende Anzahl  von  Subscribenten  finden  sollte.  Die 
Arbeit,  die  auf  fünf  Fascikel  von  durchschnittlich  etwa 
acht  Bogen  berechnet  ist,  wovon  drei,  welche  die 
Neuenburger ,  Freiburger  und  Walliser  Mundarten  be- 
handeln, bereits  ausgearbeitet  sind,  wird  in  firanzösi- 
scher  Sprache  erscheinen  und  ausser  den  Untersuch- 
ungen über  die  Laut-  und  Formenlehre  auch  Texte 
in  Poesie  und  Prosa  mit  Erläuterungen  und  Glossa- 
ren enthalten.  Wir  erlauben  uns,  die  Leser  unserer 
Zeitschrift  hiervon  in  Kenntniss  zu  setzen. 

Die  Kedaction  der  Zeitschrift 
ffir  vergleichende  Sprachforschung. 


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HiQinXofiipdip  {pittvrtSv. 

Als  am  12.  juni  1850  von  Aufrecht  und  mir  der  prospecl 
der  zeiläclirifl  für  vei^loichende  spradiforschung  auf  dem  ge- 
biete des  deutschen,  griechischen  und  lateinischen  veröffentliclit 
wurde  und  wir  darin  die  erwartuiig  ausspqaclien,  dass  durch 
solchen  v^einigungspunkt  der  zerstreuten  kräfte  das  gedeihen 
der  jungen  Wissenschaft  am  besten  gefordert  werden  würde, 
waren  wir  guter  Zuversicht  für  unser  unternehmen,  da  uns  von 
Tielen  seilen  ermunlerndo  zusUmmung  zu  IheiJ  geworden, 
auch  mancher  beiLrag  schon  in  aussieht  gestellt  war.  Freilich 
Terhehlten  wir  uns  nicht,  dass  noch  manche  Schwierigkeiten  im 
Wege  standen,  dass  noch  manches  vorurtheil  zu  überwinden 
',  denn  Lobeck's  spott  über  die  sanskritische  göttersprache 
fAglaoph.  883°)  fand  noch  immer  manches  echo  und  nur 
schüchtern  wagte  sich  im  prospect  die  äusserung  hervor,  dass 
bei  bcwnnener  vergleichtmg  das  sanskrit  herbeizuziehen  un- 
entlichrUch  sein  werde.  'AiX  ott  äf,  hog  tßiff  ijs^mli>ii.ivioy 
iytavtmy,  da  war  die  bahn  gtücklich  gebrochen  und  in  dem 
aus  dem  seplember  1851  datirten  bericht  über  die  arbeiten 
der  ersten  vier  helle  stellte  sicli  nicht  mu'  mancher  blick  auf 
das  sanskrit  heraus,  sondern  auch  das  slawische  fand  sich 
unter  den  niitti'ln  der  forschung  herangezogen.  So  erweiterte 
sich  da^  gebiet  der  Zeitschrift  melir  und  mehr  und  es  stellte 
sich  endlich  die  nothwendigkeit  heraus,  ihr  als  ergänzung  die 
beitrüge  auf  dem  gebiete  dei'  arischen,  keltischen  und  slawi- 
schen sprachen  zui'  seite  zu  stellen,  um  der  vergleichung 
süiuint  lieber  indogermanischen  sprachen  ihr  recht  angcdeihen 
zu  lassen.     Freilich   wai'   es  Schleicher's   wünsch   eben   so   wie 

K^IUrhrlft  I,  trrEl.  Hpnclif.  K.F.III,  I.  t 


2  A.  Kuhn, 

der  meine,  die  gesammten  forschungen  gleich  damals  in  einer 
Zeitschrift  zu  vereinigen,  aber  praktische  bedenken  traten  der 
erfüUung  desselben  entgegen,  denen  wir  im  interesse  der  för- 
derung  der  sache  eine  gewisse  berechtigung  nicht  versagen 
konnten.  Diese  bedenken  traten  aber  im  laufe  der  jähre 
immer  mehr  in  den  hintergrund  und  die  beide  gruppen  der 
forschung  oft  gleichmässig  berührenden  abhandlungen  mehrten 
sich,  so  dass  die  zeit  der  Verschmelzung  von  Zeitschrift  und 
beitragen  zu  einem  organ  uns  endlich  gekommen  zu  sein  schien. 
Das  entgegenkommen  der  Verlagsbuchhandlung  beseitigte  end- 
lich alle  noch  auftauchenden  anstände  und  so  hoffen  wir  denn, 
dass  die  Zeitschrift  auch  in  ihrer  neuen  gestalt  nsQinXofAivcov 
iviavTiSv  auf  eine  gedeihliche  Wirksamkeit  werde  zurückblicken 
können.  Dazu  bedürfen  wir  aber  vor  allem  der  Unterstützung 
unserer  mitarbeiter,  um  die  wir  hiermit  recht  dringend  bitten. 
Die  leiden  und  freuden  der  redaction  werden  treulich  wie  bisher 
Ernst  Kuhn,  Äugtet  Leskien  und  Johannes  Schmidt  mit  uns 
theilen;  der  einzelforsehung  wie  der  allgemeinen  soll  ebenfalls 
wie  bisher  möglichst  ihr  recht  geschehen  und  wenn  einmal 
das  sanskrit  ein  gewisses  Vorrecht  in  anspruch  zu  nehmen 
scheinen  sollte,  so  wird  man  das  der  spräche,  die  an  alter 
mindestens  der  homerischen  gleichkommt  und  sie  vielfach  augen- 
scheinlich übertrifft,  schon  zu  gute  halten  müssen.  Die  zeit, 
wo  der  sanskritquell  für  die  vergleichende  forschung  erschöpft 
wäre,  ist  noch  nicht  gekonunen  und  manchem  würde  ein  leben- 
diger trunk  aus  ihm  böse  grillen  vertrieben  haben.  Ich  meine, 
die  folgende  darlegung  über  nsgtnXofAsvog  sei  ein  neuer  beleg 
dafür,  dass  auch  scheinbar  sichere  erklärungen  durch  die 
Sprachvergleichung  nicht  selten  erschüttert  werden. 

nsQinlofievog  nebst  enlso^  SnXsv  und  tnXsto  stellen  sich 
aller  analogie  nach  so  augenscheinlich  zu  niXerai  und  niXovzai, 
dass  es  für  die,  welche  griechisch  nach  der  methode  wie  Gott- 
fried Hermann  und  Boeckh  gelernt  haben,  kein  geringes  ent- 
setzen erregen  wird,  wenn  jemand  über  nSXofAai  hinaus  auf  eine 
ältere  präsensform  zurückgehen  will.  Und  dennoch  will  ich  es 
versuchen  und  auf  eine  fast  ebenso  sonderbare  und  entfernte 
ähnlichkeit,  wie  sie  dem  grossen  hellenisten  zwischen  griechi- 
schem i(fti  imd  indischem  asti  erschien,  aufmerksam  machen. 

Während  das  sanskrit  kein  verbum  besitzt,  welches  dem 
griechischen  niXio,  niXofAai  an  die  seile  zu  stellen  wäre,  laufen 


einige  ?itrossiing'L>  Her  wnrxel  plu  3  sg.  fAavate  lliessen,  schwim- 
mon  in  lien  lirätiniaiias  umher,  die  trotzdem,  dass  diese  wurzel 
sonst  durch  griech.  nUia  vertreten  ist,  wenn  man  nicht  den 
Schädel  allein,  sondern  auch  das  was  darunter  steckt  unter- 
geht, eine  so  giosse  Verwandtschaft  mit  jenem  ntXonat  zeigen, 
dass  man  sich  der  anerkennung  gleicher  abRiamnning  nicht 
wird  entziehen  können. 

Im  ^lap.  brähm,  1,  3,  5,  16  heisst  es  von  den  versen, 
die  bei  der  hethgen  handlung  der  feuerentzündung  ohne  Unter- 
brechung vorzutragen  sind  (sämidtienifi,  es  sind  15  an  zahl  im 
gäyatrimetnim  und  sie  machen  deshalb  15  X  24  ^  300  sylben 
aus)  M  vai  samtata  nvyamcfiintiä  atwtiJia  |  sanivatsaras^awaitad 
aitor/iträni  snfhltmoti  täntmäni  sariwalsarasyßiior^rAni  samtatäny 
act/aenchitmdni  pariplavantc  \  Er  recltirt  sie  fortlaufend  und 
ununi erbrochen;  so  bringt  er  nämlich  dip  tage  nnd  nfichte  des 
Jahres  in  fortlaufende  Verbindung;  diese  tage  und  nachte  des 
Jahres  drehen  sich  fortlaufend  und  ununterbrochen  im  kreise. 

An  einer  zweiten  stelle  ib.  3,  2,  2,  4  heisst  es:  samvatsaro 
toi  prßj^paH^  jtraj'iixittr  y^y'fio  'ftorätre  vai  safämtsara  ele  hy 
mam  pariptavamtlne  kttrutah  \  Frajäpatis  ist  das  jähr,  das 
fipfer  ist  Prajäpalis,  das  jähr  sind  tage  und  nachte,  denn  diese 
liilden  in  ihrem  kreislauf  dasselbe. 

Femer  Ib.  4,  3.  1,  7  uhliayaUmiakMhhyiHi  p/ltrßVhyä^i 
(p-hn^li  I  htttui  i^tfor  anto  tjr  ubhaf/titomukJic  (amnilä  ayam  attan- 
l/ih  snmipatsaraJf  pariplavnte  itm  grUttvä  »a  sddayaii  tasm^d 
ayam  anamuis  mmvatsarab  \  er  schöpft  mit  zwei  schalen,  die 
auf  beiden  seilen  tüllen  haben;  wo  ist  das  ende  (die  rück- 
BCfle)  von  solchen  die  anf  beiden  selten  tüllen  haben?  Darum 
bewegt  sich  das  Jahr  endlos  im  kreise;  wenn  er  geschöpft, 
lässl  er  ihn  sich  iiiclit  setzen,  darum  ist  das  jähr  rastlos. 

So  wird  das  wnrl  auch  ib.  1,  (>,  4,  16  von  der  im  kreis- 
lauf sich  erneuenden  speise  der  götter  und  ib.  12,  2,  2,  2  von 
der  krei^Kwi^ng  des  rades  gebraucht;  in  gleicher  bedeutung 
findet  sich  das  adj.  pta^ava  in  einer  im  Pel.  wb.  aus  ^önkh. 
br.  (20,  1)  citirten  sielle:  devtwakram  vd  etat  pariplm^ih  yat 
tamvtUsaraii  \  Das  jähr  Ist  das  sich  heramsclnvingende  göfter- 
rad.  Endlich  heisst  eine  ein  jähr  hindurch  befm  a^vamodha  in 
bi?s(immten  fristen  zu  wifderhoiende  legende  pdripUtva. 

Aus  diesen  stellen  geht  demnach  die  vollständige  gleich- 
Ik-Ü    der    bedeutung   von   jinriplnvatf,  jwripiavttmilnu  mil   irtfii- 


4  *  A.  Kuhn, 

• 

nX6(A€vog,  wie  es  in  Verbindung  mit  iv&atnog  erscheint,  hervor 
und  der  sinnlichen  bedeutung  von  pariplavcUe  reiht  sich  der 
gebrauch  von  negmlofAsvog  II.  2,  220  ätftv  nsQ&nlofAivaty 
di^tiov  aufs  engste  an.  Der  begrifflichen  gleichheit  wird  aber 
auch  die  der  formen  vorangegangen  sein,  da  ja  die  zahl  der 
griechischen  verba  deren  bildung  aus  stammen  in  €«  in  solche 
in  cö  hinüberschwankt  eine  ziemlich  grosse  ist;  diese  annähme 
gewinnt  um  so  mehr  an  Sicherheit,  als  ja  Homer  selbst  Od.  a,  183 
auch  das  simplex  nJUtop  inl  oXvona  novtov  mit  synizese 
gebraucht. 

Man  wird  mm  aber  auch  inmlofAevov  hoq  nicht  von  dem 
nsQmiAiAsvoq  iv&avtög  trennen  dürfen,  der  art,  dass  man  für 
beide  verschiedenen  Ursprung  annehmen  wollte.  Und  dies  um 
so  weniger  als  auch  hier  das  sanskrit  sehr  nahe  sich  ver- 
gleichendes bietet.  Das  Petersburger  Wörterbuch  sagt  I  303 
s.  V.  api,  welches  formell  =  griech.  ini  ist,  mit  recht:  »So 
ausgedehnt  der  gebrauch  des  sogleich  zu  besprechenden  selb- 
ständigen api  ist,  so  beschränkt  der  des  angelehnten.  Schon 
früh  scheint  dies  durch  ahhi  verdrängt  worden  zu  sein«.  Wir 
hätten  daher  statt  apiplavate  ein  abhiplavate  dem  griechischen 
inmXofisvog  entsprechend  anzusetzen.  Und  das  findet  sich  in 
der  that  in  beiden  dem  griechischen  entsprechenden  gebrauchs- 
weisen. 

Zu  dem  begriff  des  heran-  und  herbeikommens,  wie  er 
im  inmX6(A€vav  hoq  Od.  ^,  261  =  J,  287  auftritt,  stellt  sich 
sehr  nahe  abhiplavate  (Pet.  wb.  IV  1189  s.  v.no.  1)  Qat.  br.  12, 
2,  2,  10'  sämäbWi  svargam  lokam  abhyaplavania  mit  liedern 
nahten  sie  sich  der  Svargawelt  und  zu  y^qaq  und  d^dvaxoq^ 
T«  T  in  äyd^QdonoKfi  niXovTai  (Od.  v,  CO)  sowie  zur  vovfSog 
Od.  o,  408  ovdi  riq  äXXfj  vovttog  inl  (Sxvy^Qfi  nilszai  dsirXoidt 
ßgoToliftv  stellt  sich  ib.  no,  2  die  bedeutung  heimsuchen,  über 
jemand  kommen  z.  B.  Mahäbh.  4,  10G7  tamasdhhiplute  lohe 
rajasd  caiva  da  finsterniss  imd  dunkel  über  die  weit  gekom- 
men waren  und  ib.  5,  3220  tata  dqväsaydmnsa  puträdhihhir 
abhipliUdm  da  tröstete  er  die  von  sorge  um  die  söhne  heim- 
gesuchte. 

Das  sichere  ergebniss  der  hier  angestellten  vcrgleichung 
scheint  mir,  dass  nsQmX6(A€vog  und  pariplavamänas  ursprüng- 
lich identisch  sind  und  dass  auch  inmXofAsvog  ihnen  mit  Wahr- 
scheinlichkeit   zuzugesellen   sei.     Ob    die    andern   formen    von 


fi(i.ofiai,  nniliilfni  jene  einmal  vorhanden  waren,  sich  nach'J 
atiutügi(>  derer  von  »iiMnai  A-mu  gehildcl,  möge  einstweilen  1 
unentschitdon  bleiben;  vielldchl  liiirtel  sich  die  entscheidiuiff  I 
nfftniofifpiat'  iyiavttöv. 
Berlin,  2.  juli  1875. 

A.  Kuhn. 


Ueber   die  stelluiijr  des   armen iHclien   im    kreise  | 
der  iudogermanischeii  sprachen. 

Vorbemerkung. 
Nur  aul'  das  bestimmte  verlangen   der  redacLiun   liabe  ich 
IUI   folgenden  die  Justi'sehe  Umschreibung  des  zend,    von    der 
ich  gerade  in  diesem  arlikel  gern  abgewielieu  wäie,  bis  auf  einen 
unten    uu^ogebcnen    [lunlcl    beibehalten.     Diese   Umschreibung 
hal,  wie  JusU  selbst  su  aiifang  seiner  IreClichcn  abhandlung 
Aber  die  kurdischen  Spiranten  bemerkt,  den  mangel,  da-ss  sie 
die  iranischen  siiiranlen  ganz  ebenso  wie  die  indisclien  aspiraten 
wiedergiebt  (ä.  b.  skr.  dtrgha  lang  =  z.  daregha,  d.  i,  dar 
ans    irauischem  darga,    indogcrm.  durglia),   und  da   eine   über-  1 
efnstimmung  vorspiegelt,  wo  lantphysiologisch  ein  scharfer  untei^  j 
schied     vorhanden    ist.     Die  leser    der   folgenden    abhandlui^  I 
mögen  darum  bcacliten,  dass  die  liier  durth  consonanl  -)'  ^ 
umschriebenen  iranischen   laute  stets  als  Spiranten  zu  sprechen  ' 
sind.     Von   diesen   spiranlen   sind   die   tönenden  ei-st  ganz  spät  i 
aufi   den    niedien    hervorgegangen,    nachdem    schon   längst   die  j 
ursprünglichen  mediae  aspiralae  mit  den  einfachen  niediae  /.u- 
saoimengerallen  waren.  Während  so  das  iranische  (wie  das  slavo-  j 
leitische)  die  uspirirte  media  durchaus  verlor,  ist  sie  im  sanskrA  j 
mir  in   gewissen  lallen,    z.  b.  im   wui-zelanlaut,  wenn   im    aus-  J 
laut  gleichfalls  eine   aspiratu  stand,   zur  media  geworden.     Sa  I 
Uiusste   im   indisc^hen   aus   dltwfh  :  dugh  oder  dvh   werden,   iia  1 
truniscben  aber  dug,  und  zwar  nacb  verschiedenen  lautlichen 
principien.     Für  eine  arische  grundspracbe  wäre  darum  immer 
dhiigh,  nirhl,  wie  Fick  gethan  hat,   dvJi,  nicht  dughtar  sondern 
tfhughtar,  nicht  druh  sondern  dltrugk,  nicht  badh  sondern  bJmäh 


g  H.  Hübschmann, 

u.  s.  w.  anzusetzen.  Denn  die  Übereinstimmung  in  der  Ver- 
schiebung der  aspirlrten  media  zur  media  ist  keine  ursprüng- 
liche, sondern  erst  später  und  zufaUig  geworden.  Auch  irrt, 
um  dies  gleich  mit  zu  bemerken,  Fick  in  der  aufstellung  von 
grundformen  wie  dargfi  das  sehen,  aus  skr.  drshti  =  z.  darsti, 
Justi's  s  hat  (cf.  dessen  handbuch,  p.  362,  §  59)  stets  die  gel- 
tung  von  SÄ,  darum  hiess  es  darshti,  nicht  darsti  und  darum 
ist  auch  damhan  statt  dausan,  dräghishta  statt  dräghista,  daksh 
statt  daks,  dvish  statt  dvis,  pa/rshti  statt  pargti,  yashtar  statt 
yagtar,  rishta  statt  riqta,  ashtan  statt  dQtan  u.  s.  w.  als 
arische  grundform  aufzustellen.  Man  hat  eben  im  zend  statt 
Jwsti's  f  ;  $  und  statt  s  :  sh  oder,  wie  ich  es  im  folgenden  thun 
will,  sK  zu  schreiben,  um  dieses  sK  graphisch  von  dem  anderen, 
lautlich  sicher  nur  wenig  verschiedenem  sh  zu  unterscheiden. 

In  der  Umschreibung  des  armenischen  folge  ich  nur  zum  theil 
Fr.  Müller,  indem  ich  hh  statt  c[^  dz  statt  C»  ^^  statt  g,  j  statt 
5Ä,  l  statt  Q,  X  statt  ÄTÄ,  t;  statt  w  und  to^)  statt  ov  schreibe.  Die 
gründe  für  diese  abweichung  von  Müller's  transcription  werde 
ich  anführen,  wenn  ich  —  hier  oder  an  anderem  orte  —  auf 
die  ganze  frage  nach  ausspräche  und  Umschreibung  des  alt- 
armenischen zurückkomme. 


Mein  versuch,  der  armenischen  spräche  ihre  Stellung  unter 
ihren  verwandten  anzuweisen,  ist  nicht  der  erste.  Die  Armenier 
selbst  haben  ansichten  darüber  aufgestellt,  die  ihrer  national- 
eitelkeit  schmeicheln,  aber  jeder  wissenschaftlichen  begründung 
entbehren,  und  europäische  gelehrte  früherer  Jahrhunderte 
haben  aus  dieser  spräche  alles  gemacht,  da  sie  nichts  damit 
zu  machen  wussten.  Sofort  aber  nach  begründung  der  Sprach- 
wissenschaft durch  Bopp  konnte  Petermann  in  seiner  Gram- 
matica  linguae  Armeniacae  Berlin  1837  schon  durch  die  zu 
anfang  derselben  gegebenen  etymologien  den  nachweis  liefern, 
dass  das  armenische  eine  indogermanische  spräche  ist.  Neun 
jähre  darauf,  1846,  publicirte  Wind i  seh  mann  in  den  abhand- 
lungen  der  bayerischen  akademie  (IV,  2),  und  zwar  unabhängig 
von  der  arbeit  Petermann's,  eine  vorzügliche  abhandlung  über 
das  armenische,  in  der  er  zu  dem  Schlüsse  kommt,  dass  das 
armenische  auf  einen  älteren  dialekt  zurückgehe,  der   mit  dem 

')  Ein  dem  u  sehr  nahe  stehender  laut. 


Hebet  die  Stellung  des  ai 


■:V  diiT  iriilcigenii.  spi'achen,     7 


H  seud  und  all|)ersischen  grosse  äiiiilichküil  gehabt  babeii  müsse, 
^  zu  ilem  jedoch  frühzeitig  fremde  clemciile  hinzi^ekommeu  seien. 
Während  nun  Potl  bezweifelte,  dass  das  armenische  eine 
arische  spräche  sei,  und  nur  einen  ^Tossen  einlluss  des  arischen 
auf  das  urmenische  statuiren  wollte,  Ijemerkte  Diefenbach 
(lagEgcn,  dass  diese  annaiime  nicht  genüge,  um  die  nahe  be- 
ziehung  des  armenisclten  zu  indisch  und  pei-sisch  zu  Eo-klaren, 
L<iiic  ansiihi.  der  sich  auch  Gosche  in  seiner  dissertalion,  >de 
Ariana  linguae  gentisque  Armcniacae  indole«  Berlin  1847  an- 
scbk^e.  Drei  jähre  darauf  gab  de  Lagarde  in  der  Zeitschrift 
der  Iteiilsch.  Moi-genl.  Gesellschaft  IV,  p.  347  flg.  unter  dem 
iitel  »Vergleichung  der  armenischen  consonanten  mit  denen 
des  sauskrit«  eine  tabclle  von  283  armenischen  werten  uüt 
ibron  etyniolc^icn  {die  er  nun  wieder  unabhängig  von  Win- 
liUschmann  goliuiden  hatte),  ohne  jedoch  hier  über  den  charakler 
der  Sprache  näher  zu  handeln.  Bopp  bezeichnete  1857  in  der 
1  vorrede  zur  2.  ausgäbe  seiner  vergl.  grammalik  das  ai'nienische 

als    iranisch    und  versuchte,  doch  ohne    glück,    die    flexions- 
deiut-ntc  zu  erklären.     Viel  tiefer  drang  Fr.  Müller,  der  seit 

11^61   in   einer  reibe    von   abhandlungen    (Sit/un^berichte   der 
Wiener  Aküdeaiie)    für   die   etymologische    und    grammatische 
erklümng   des  annenischen    erfolgreich    thätig   gewesen   ist,   in 
dafi  weseii  dieser  spräche  ein,  die  er  bestimmt  für  iranisch  er- 
klärt hat.    Uun  folgt  im  ganzen  Patkanoff  in  seiner  zusamraen- 
lassojidcn  abhundlung  »über  die  bildung  der  aimenischen  spräche«, 
aas  dem  i-ussischen  ins  franzö^sche  übersetzt  im  Journal  asiatique, 
Toiae  XVI,  Serie  6,  1870,  p.  1%  flg.  Wenn  nun  auch  deLagardo 
in  seinen  »Gesammelten  Abhandlungen«  (18(1(1)  p.  291  behauptete, 
dass  im  armenischen  drei  bestandtheile  zu  unterscheiden  seien,  die 
ursprüngliche  gpundlage,  ein  darauf  sich  lagerndes  altiranisches 
alluTiuni   und   ein   gleiches  neuiranisches,    nach   der   gründung 
des  partherreiches  hinzugekommenes,  so  hat    er  doch  die  cr- 
kennuTi^onerkmale   dieser  drei  schichten  nicht  gegeben  und  ist 
^     seine  meinung  darum  nicht  weiter  beachtet  worden.  Jedenfalls 
B     Bi    Müller's   ansieht,   dass  das    armenische   iranisch   sei,    nicht 
H    widerlegt  und  muss  zur  zeit  als  die  bestbegründete  und  herr- 
H    sehende  bezeichnet  werden. 

H  Oh  sie  hallbai'  ist,  soll  im  folgenden  untersucht  werden. 

^M  Ein  haupf mangel  in  Müller's  Untersuchungen  ist  der,  .dass  er 

^1    es  nicht  unternommen  liat  nachzuweisen,  dass  die  armenischen 


g  H.  Hübschmann, 

Worte,  welche  mit  den  entsprechenden  persischen  lautlich  über- 
einstimmen, nicht  aus  dem  persischen  entlehnt  sind.  Wenn 
aber  das  älteste  armenisch,  das  wir  kennen,  lehnwörtcr  aus 
dem  aramäischen  und  griechischen  enthält,  so  dürfen  wir  er- 
warten, dass  die  Armenier,  da  sie  Jahrhunderte  lang  unter  dem 
einfluss  der  mächtigeren  und  gebildeteren  Perser  lebten,  auch 
aus  der  spräche  derselben  nicht  wenige  worte  werden  ent- 
nommen haben  ^).  Ist  dies  zugegeben,  dann  kann  man  eine 
ganze  reihe  von  Worten  als  entlehnt  verdächtigen,  und  hat 
man  diesem  verdachte  einmal  räum  gegeben,  so  schwindet 
auch  bald  der  glaube  an  den  iranischen  Charakter  der  spräche. 
Und  jener  verdacht  lässt  sich  doch  leicht  begründen.  In 
mehreren  armenischen  compositis  z.  b.  findet  sich  das  wort 
dost  band,  während  das  gebräuchliche  wort  für  band  dzern 
ist;  nun  ist  dcist  =  pers.  dasta,  das  sich  gegenüber  z.  msta, 
skr.  hasta  durch  den  lautwandel  von  0  in  d  als  specifisch 
persisch  erweist,  im  armenischen  also  lehnwort  sein  nmss.  So- 
mit sind  auch  dastak,  dastakert  fremdworte,  altp.  *dastaka,  "^dcista- 
karta.  Es  zeigt  sich  femer,  dass  das  armenische  ursprünglich 
mit  r  anlautenden  Worten  regelmässig  ein  a  oder  e  vorschlägt: 
darum  sind  razm  schlachtreihe,  kämpf,  rah  weg,  rocik  gehalt^), 
die  wir  im  persischen  wiederfinden,  lehnworte  aus  dem  persi- 
schen, wie  alle  mit  /  beginnenden  worte  im  armenischen 
fremdworte  sind,  cf.  rabhi  meister.  Ferner  da  auslautendes  h 
im  persischen  =  urspr.  f  oder  dental,  auslautendes  h  im  arme- 
nischen =  urspr.  s  oder  tr   (und  urspr.  q  =  arm.  s,  urspr. 


*)  Dies  giebl  auch  Fr.  Müller  im  allgemeinen  zu,  da  er  mir  in  einem 
freundlichen  briefe  (28.  juli  1874),  in  dem  er  das  armenische  enorglscli 
als  iranisch  reclamirt  und  ja  nicht  als  Übergangssprache  angesehen  wissen 
will,  schreibt:  »Dass  im  armenischen  viele  aus  dem  Proto-Pehlewi  ein- 
gedrungene fremdworte  stecken,  ist  eine  evidente  thatsache;  ich  fürchte 
aber,  dass  man  manches  wort,  das  gut  armenisch  ist,  für  ein  freindwort 
ansieht,  rein  nur  deswegen,  um  den  eranischen  Charakter  des  armenischen 
läugnen  zu  können.«  Doch  genügt  es  nicht,  dies  im  allgemeinen  zuzugelien; 
man  muss,  will  man  über  den  Charakter  einer  spräche  urtheilen,  in  jedem 
einzelnen  falle  sicher  sein,  dass  das  material,  mit  dem  man  arbeitet,  nicht 
fremdes  gut  ist.  Im  übrigen  könnte  es  mir  im  Interesse  der  unten  vor- 
getragenen theorie  nur  lieb  sein,  wenn  Fr.  Müller  mir  nachwiese,  dass  ich 
in  der  annähme  von  lehn  Worten  zu  weit  gegangen  bin. 

-)  pers.  rözt,  dem  im  armenischen  nicht  rocik,  sondern,  da  pers.  roz 
tag  =  arm.  luis  ist,  lüsik  entsprechen  müsste. 


I 


ie  8t«Uutig  des  amunischen  in  kreise  der  ludogerm.  spnufaen. 

dental  zwischen  vocalen  =  arm.  dental  oder  y)  ist,  so  ist  ausl.  k 
Uli  i»ersischen  etjinologisch  vei'schieden  von  dem  im  armeni- 
schen ').  mithin  sind  arm.  akaii  kundig  =  np.  dgdh,  aus  äkäga, 
gah  thron,  sitz  =  np.  gdh,  z.  gdtu,  zrak  panzer  =  z.  erddha, 
np.  sirih,  lehnworte  aus  dem  persischen.  Weiter,  wenn  wir 
unten  als  lautgesctz  finden  weiden,  dass  skr.  j  =^  z.  e  =  arm. 
is  und  demnach  skr,  jan  geboren  werden  =  z.  ean  =  arm. 
tsn  (aus  (sin,  tsen)  ist,  so  muss  aeat  frei  =  pei-s.  äedd,  i.  dgSta, 
von  Wurzel  aan,  als  Fremdwort  angesehen  werden ;  ebenso 
wenn  sich  unten  ergiebt,  dass  skr.  han  =  z.  jan  den  laut- 
I^Rsetzcn  gemäss  im  aimen.  dui-ch  gan  vertreten  sein  mOsste 
and  vertreten  ist,  so  kommt  arm.  sew-  schlachten,  opfern,  weil  es 
=  2.  jan,  np.  ean-  isl.  In  den  verdacht  entlehnt  zu  sein;  wenn 
gleiclifalls  lautgesetzlich  skr.  aj  ==  z.  ae,  arm.  ais  ist,  so  kann 
gavtuan  stock  =  z.  gavtin  kein  originalwort  sein  —  es  müsste 
ia  kovatsan  lauten  — ,  und  ebenso  wenig  x«''«*'*«  peitsche, 
statt  dessen  iSatsan  zu  erwarten  wäi'e.  Endlicli  müsste  skr. 
3Ky  ^  z.  ;/as  verehren  den  lautgesetzen  nach  im  armenischen  Uits 
oder  dsais  (skr.  j  =  z.  £  =  arm.  ts  siehe  unten;  ui-sp.  an- 
lanlendcs  jr  geht  im  arm.  in  l  oder  ds,  e  über;  wo  y  im  ai'mon. 
anlautet,  ist  es  ein  neu  hinzugetretenes  prälix,  wie  sieh  leicht 
nachweisen  lässt)  lauten,  es  lautet  aber  ya2  und  ist  somit 
enliebnt;  dasselbe  gilt  von  t/aSt  opfer  ^  z.  ySsh'ti,  Des- 
gleichen sind  als  lehnworte  zu  betrachten:  dev  =  z.  da&m, 
statt  dessen  nach  den  unten  aufzustellenden  geset^en  der  laut- 
Tcrschiebung  tiv  ku  erwarten  wäre,  sowie  nach  meiner  über- 
zci^ung  hag-  golt  =  z.  bagha,  und  den  ')  religion  =  z.  daenit, 
Worte,  diu  mit  der  zoroastrischen  religion  nach  Armenien  kamen. 
Und  SD  möchte  ich  auch,  ohne  einen  beweis  führen  zu  können, 
ivorle  wie  thokik  =  pers.  tSshah  vialicum,  iimbox  ^  p.  an- 
bok  menge,  zSndan  =  peis.  eindän  kerker,  als  aus  Persien  nach 
Armenien  eingewandert  ansehen,  während  von  worten  wie  dyxtk' 
brocat  ^=  pers.  dlbäh,  arab.  dibdj,  crag  leuchte  ^  p.  drägk, 
vab.  sirdj,  thuihak  papagei  =  p.  Wak,  tüti,  kerpas  seide  = 
npt  kirpäs,  arab.  kirbäs,  skr.  harpdsa,  näQnaao^  elc.  es  nicht 
zweifelhan   scm  kann,   dass  sie  fremdes  gut  sind,     Ist  es  mir 

urni.  mah-ik 


urQrkgehci 


■)  fileirl]  mir  in  dem  falle,  dnss  beide  uiif  s 
■p.  mäh  inon<I.  uus  m&aa. 
*)  Aiieti   im    armeiiisi-h-italienieFben   wCrterbuch  des  Ca^fca;^  als  per- 
l-riidi  bcmcboet. 


10  H.  Hübschmann, 

SO  leicht  geworden,  aus  den  von  Fr.  Müller  behandelten  Worten 
eine  nicht  geringe  zahl  ^)  als  lehnworte  auszuscheiden,  wie  gewaltig 
würde  diese  zahl  sich  vei-grössern,  wenn  ein  spürer  wie  de  Lagarde 
es  unternehmen  wollte,  aus  dem  ganzen  armenischen  lexicon 
die  fremden  demente  auszuscheiden?  Vielleicht  lassen  sich  auch 
unter  diesen  zwei  gruppen,  eine  ältere  und  eine  jüngere  schicht, 
untei-scheiden,  und  wüiden  sich  so  die  beiden  schichten  finden, 
die  nach  de  Lagarde  sich  auf  der  armenischen  grundlage 
abgelagert  haben  sollen. 

Sind  wir  nun  gegen  das  lexicon  misstrauisch  geworden, 
so  dürfen  wir  uns  vertrauensvoller  an  die  grammatik  wenden: 
ist  diese  doch  bei  allen  lebenden  sprachen  das  palladium,  das 
fremder  einfluss  nicht  berühren  kann.  Wie  wüst  ist  das  lexicon 
im  afghanischen  und  neupersischen,  oder  im  englischen,  und 
wie  klar  lehi't  die  grammatik,  dass  wir  dort  iranisch,  hier 
germanisch  vor  uns  haben!  Und  um  so  eher  dürfen  wir  im 
armenischen  licht  aus  der  grammatik  zu  erhalten  hoffen,  als 
diese  eine  verhältnissmässig  reiche  flexion  aufweist.  Denn  das 
annenische  hat  noch  beim  nomen  vier,  beim  pronomen  fünf 
durch  die  endung  verschiedene  casus  und  unterscheidet  beim 
verbum,  von  Infinitiv  und  participien  abgesehen,  durch  die 
flexion  activ  und  passiv,  indicativ,  conjunctiv  und  imperativ, 
praesens,  imperfectum,  einfachen  und  zusammengesetzten  aorist 
und  diesen  entsprechend  doppelte  futura.  Es  sei,  da  ich  hier 
kurz  von  der  grammatik  handeln  muss,  gestattet  ein  paradigma 
für  die  flexion  des  nomens  mid  verbums  anzuführen: 

a)  Nomen: 

Thema:  mardo  measch  (ßQoro-),  anwan  name  (=  amnan), 

singul.  plural 

nom.                                     mard,         anun  mardkh 

accus.                                   z  mard,      z  anun  z  niards 

genit.-dat.                            nmrdoy,      anwan  niardo^ 


^)  Zu  diesen  kommen  noch  die  fremden  eigennamen  hinzu,  die  sich 
scharf  von  den  eigentlich  armenischen  abscheiden:  letzlere  khngen  ganz 
eigenthümlich  und  sind  etymologiscli  dunkel,  erstere  sind  alte  bekannte 
aus  dem  persischen,  wie  Artavan  =  zend  ashavun,  und  darum  allpersisch 
*artavan,  Artavazä  =  z.  (ishavazdanh.  allpersis(;h  also:  *artavazdah, 
(ersteres  =  gr.  jiQTa߀(yog  Artabcuius,  letzteres  =  *AQraßc(Ctj?  oder  U^rnov- 
(tüdrjg^  Artavasdes)  etc.    Darum  ist  es  misslich,  blos  aus  eigennamen  den 


ittongdesarniiinischenimlErdseder  indoeerm.  sprachen.    11 


siiiglll. 
ablal.  i  murdoi/,  y  anwaui: 

daliv  naih  [irurioiii.  doci.  tnurdum^\        — 
instr.  mardov,      amtxtwh 

b)  Verbuiri:  ger-el  gefaJigen  nehmen, 
activ 
I.  pers.  sing,    praesens  iiidic.  garem 
—        conj.    gcr^em 


rmperf. 

gerci 

aor.  com|.. 

gcri^ 

-     shnpK 

Ton  gt^Ji-tl  finden: 

gtl 

ftittu-a 

gcrc^i 

{ilui'al 


gcrei 


(jtu>j 


I,  \j,  mkh,  ijkSi,  n  und 


9% 

Als  [iriniäre  verbalendiingen  dienen  h 
als  sccundäre  i,  ir,  r,  akh,  ikh,  in. 

Belrachtel  man  aber  das  armenische  nach  seinem  ganzen 
baue,  so  macht  es  den  eindiuck  einer  spräche,  die  ^osse  vei-- 
änderungen  erKtten"),  von  dem  alten  materiale  der  slamm- 
und  wortbildenden  elemenfe  viel  verloren,  das  verlorene  aber 
dorch  neue  llexionselcinente  ersetzt  hat.  So  ei^ebt  sich,  dass 
der  conjuncliv  eine  neubitdung  aus  dem  praesensstamm  und 
dem  conjunctiv  des  verbi  substantivi  ist:  em  (sprich  yem)  = 
aum,  i^om  =  swn,  danach  (icrem  —  gerisem,  alam  —  aUf^em), 
dass  ebenso  das  futurum  aus  dem  aorislstamni  und  demselben 
txmjanctiv  mit  geringer  Veränderung  der  zusammenwachsenden 
bestandtheile  gebildet  ist:  gere^  -f-  i^em  =  gerc^'s  statt  geri^^&n, 
i.  pers.  gere^  -f  '3^  =  geres^es  statt  gere^ises  e\c.,  während  das 
imperf.  gleichfalls  eine  neuhildung  aus  dem  praesensstamm  und 
dem  imperf.  des  verbi  suhstantivi  sein  könnte:  em  sum,  4i  eram  — 


.■haraJiter    eines    den   Persern    benachbaiien    Volkes    erweisen 
■t  wollen. 

>>  Im  modernen  Tifliser  dialekt  bildet  um,  das  nur  pronominalen  ur- 
ipnirigs  sein  kann,  durchgfingig  den  localiv,  während  genitiv  und  daliv 
t)Eammeng«f allen  sind.  Dieses  neuurmenische  isl  darum  in  der  nominal- 
Dcuoti  um  einen  —  freilich  neu  gebildeten  ~  casus  reicher  als  das  riassische 


■)  Dies  lehre  ein  beispiel:  das  pronomen  der  'i.  person  pl.  ist  dukh 
Ud'.  f«bildel  aus  dem  sing,  du  ~  du  mit  dem  pkiral wichen  der  substan- 
;lta  tt  =^  urap.  OS.    So  weil  iet    wohl   keine   andere    indogerm.   spräche 


12  H.  Höbschinann, 

gerent  —  gerei,  doch  will  Fr.  Müller  mit  rücksicht  auf  die 
a-classe,  welche  nicht  ei  sondern  ayi  bildet :  alam  —  aluyi,  im 
imperf.  eine  bildung  mit  suffix  ya  sehen  :  berei  =^  berey-i^). 
Im  übrigen  hat  der  hauptfactor  bei  sprachlichen  neubildungen, 
die  analogie,  selbstverständlich  gewaltig  gewirkt,  wie  dieselbe 
auch  im  wesentlichen  die  Umgestaltung  der  altarmenischen 
flexion  zur  neuarmenischen  zu  stände  gebracht  hat.  Ein 
beispiel.  Der  passivcharakter  ist  i,  tritt  dieser  an  die  praesens- 
stamme  auf  w,  so  entsteht  m  {zenu-l,  pass.  zenwirl,  Irtiu-l  pass. 
Inuoirl)^  und  dieses  wi^  das  ja  ursprünglich  nur  der  praesens- 
charaktcr  des  passivs  einer  sehr  beschränkten  zahl  von  verben  war, 
ist  im  modernarmenischen  zum  allgemeinen  passivcharakter  ge- 
worden, cf.  neuarm.  hordzml  gethan  werden  =  altarm.  gartsü, 
activ  gortsd.  Bei  dieser  Sachlage  nun  erklärt  es  sich  wohl, 
wai'um  uns  die  demente  der  armenischen  flexion  noch  so 
dunkel  sind.  Ich  weiss  nicht,  wie  man  das  den  zusammen- 
gesetzten aorist  bildende  5  ^)  und  das  5  in  %cfn  etc.  erklären 
soll:  sähe  man  in  ihnen  das  s  des  indogerm.  aorist  und  das 
sy  von  syäm,  dem  opt.  von  as,  so  dürfte  armenisch  eben  nicht 
iranisch  sein,  da  hier  s  durch  h  und  sy  durch  hy  vertreten 
sein  niüsste.  Ebenso  dunkel  sind  die  secundären  Verbalendungen, 
dagegen  sind  die  primären  klarer,  unter  denen  m  =  nü,  n  =  nti, 
y  =  ti,  nhkh  =  masi  ist,  wonach  ykh  (=  tkh)  auf  tasi  gehen 
könnte,  die  von  Schleicher  angenommene  indogermanische  Ur- 
form, der  gegenüber  sanskrit  und  zend  tha  zeigen.  -Doch  ist 
ykh  wohl  analogiebildung  zu  dem  mkh  der  ersten  person,  und  kh 
als  später  angetreten  zu  betrachten,  so  dass  y  nun  gleichfalls 
auf  tha  oder  eine  ähnliche  form  zurückgeht.  Gegen  den  irani- 
schen Charakter  des  armenischen  protestirt  das  suffix  der 
2.  pers.  sing,  s,  da  das  iranische  statt  dessen  h  zeigt,  indessen 
hat  auch  das  ossetische,  eine  sicher  iranische  spräche,  in  der- 
selben form  s,  das  zu  erklären  hier  und  doil  noch  vorbehalten  ist. 
Unter  den  casusbildenden  suffixcn  des  plural  ist  5  wieder 
unklar,  kh  wird  auf  as  (oder  wie  Fr.  Müller  will  auf  dsas,  iran. 
ähah)  zurückgehen,  s  auf  ans;  im  instrumental  haben  wir  das 


*)  Auch  l)liebe  ei,  cir,  er  etc.  iniorklärl,  wahrend  wir  so  annehmen 
können,  dass  dieses  iniperiect  von  (üi  in  di(^  anido^'ie  der  anderen  verl)a 
ilber^elreten  sei,  was  auch  zum  th(;il  für  da<  praesens  ^'ilt,  wo  e  >AsU  sich 
nicht  aus  asti,  wolil  aher  chnxh  die  analogie  von  bcre  er  trägt  =  bereti  erklärt. 

^)  g  ist  emphatisciies  i»,  wie  ch  emphatisches  ts  (c). 


■  DwttdwBtdlungdasarmeiuKheiiiinfcFMBe  derindogenn.qmcRen.   13 

I  inslrumentalzeichcn  des  singiilaris,  an  welches  das  pluralzeichen 
kk  antrat.  Unler  den  singularsuffixen  geht  das  m  des  dnliv-locativ 
auf  das  pronominale  -hmäi,  -hmi  zurück;  das  S  des  ablativ 
bereitet  schwierigkpilen.  Fr.  Mfdler  will  es  auf  ädha,  wie  das 
ablalivsufßx  einigomal  im  avesta  lautet,  zurückführen;  ich 
würde,  wenn  e  wirklich  nicht  =  ai  sein  kann,  lielier  an  das 
adverbiaisuffijt  las  ==  ?,  tS  denken.  Es  bleibt  zu  erwäffen 
das  insLnimenLalsuHix  h.  Während  dieses  sufTix  früher  mit 
dem  einen  suflix  des  indogermanischen  instrumental  is:  bki 
identificirt  worden  ist,  haben  unlängst  Fr.  Müller  und  ich 
darin  eine  neiibildun^  sehen  wollen,  freilich  aus  keinem 
andern  gründe,  als  weil  dieses  suffix  dem  von  uns  behaupleten 
iranischen  Charakter  des  armenischen  widersprach.  Denn  wie 
das  arische  überhaupt,  kennt  auch  das  iranische  das  instru- 
nientalsulfuc  bhi  nicht.  Unser  schluss  war  also:  weil  das 
armenische  iranisch  ist,  datf  es  nicht  das  instrumentaläufßx 
bhi  haben.  Wie  aber,  wenn  vielmehr  zu  schliessen  wäre:  weil 
das  armenische  dieses  suflix  hat,  ist  es  nicht  iranisch?  Nun 
weist  b  nach  ann.  lautgesetzen  allerdings  auf  bhi,  und  ein 
ursp.  anmanbhi,  martabhi  niusste  im  armenisclien  zu  anmanb. 
marUilj,  später  anicamb,  tnardov  werden,  wie  der  instrumental 
von  anttn,  mird  in  der  Ihat  lautet.  Und  da  auch  seiner  function 
nach  der  casus  mit  b  ein  reiner  instrumental  ist,  so  lässt  sich 
gegen  die  gleichung  arm.  b  ^  indog.  bhi  nichts  einwenden. 
Dies  suflix  hhi  hat  man  im  griechischen,  deutschen  und  slavo- 
lettischen  linden  wollen.  Aber  gr,  y*  konnte  auch  von  den 
andern  mit  bhi  zusammengesetzten  sufflxeu  (bhiam,  bhiams.hhvJms, 
bhiij  heiTühren,  im  deutschen  findet  sich  der  instrumental  auf 
RH  =^  &Ai  in  Wirklichkeit  niclit '),  also  bleibt  er  nur  für  das  slavo- 
leltisdie  übrig,  wo  sich  bhi  als  ksl.  mi,  lit.  mi  erhalten  findet. 
BGthin  kommt  bki  als  instrumentalsuflx  des  singularis  nur 
dem  armenischen  und  slavolel  tischen  sicher  zu. 

Resultat:  In  der  ficxion  des  armenischen  ist  spe- 
I  cifiscii  iranisches  nicht  nachzuweisen,  vielmehr  trenni 
kes  sich  in  einem  wichtigen  punkte  von  dem  arischen 
Land  stimmt  mit  dem  slavolettischen  überein. 
I  Da  die  flexion  uns  nicht  genügenden  aufschluss  über  den 
Bcharakler  des  armenischen  giebt,  so  wenden  wir  uns  zur  laullehre. 

■  ')  Wegen  fiea  H)jd.  inslr.  aut  h  vei^i.  Bruiiue,  Uebei'  die  qiiR-ntitilt  der 
I  ttitL  eiuliilljeii.  |>.  «>. 


14  H.  Hübschmann, 

I.  theil. 

Um  zu  entscheiden,  ob  das  armenische  seinen  lauten 
nach  iranisch  oder  nicht  iranisch  ist,  muss  zuerst  die  frage 
beantwortet  werden:  Welches  sind  die  charakteristischen  merk- 
male  des  lautsystems  des  iranischen  gegenüber  den  andern 
indogermanischen  sprachen  ? 

Es  sind  folgende: 

A.  1)  Das  dentale  s,  wo  es  nicht  durch  einen  unmittelbar 
vorangehenden  oder  folgenden  consonanten  geschützt  war,  wird 
durchgängig  zu  h  und 

2)  entsprechend  sv  zu  hv, 

3)  in  den  fallen  aber,  wo  ihm  i,  u  oder  ai,  au  voran- 
geht, zu  sh.  In  letzterem  punkte  stimmt  das  iranische  mit  dem 
Sanskrit  überein  (vom  auslaut  abgesehen,  wo  das  skr.  das  s 
bewahrt),  während  das  slavische  statt  jenes  sh  zwischen  vocalen 
den  hauchlaut  ch  (sltschü  =  sraosha)  entwickelt.  In  dem  wandel 
des  s  zu  Ä  stimmt  dagegen  das  griechische  zum  iranischen, 
nur  dass  im  griechischen  diese  Verwandlung  nicht  wie  im  irani- 
schen consequent  durchgeführt  ist.  Uebrigens  wird  auch  im  kel- 
tischen SV  zu  hv,  chtv^  cf.  corn.  huir,  arem.  choar  schwester  = 
neupers.  khvdhar,  cambr.  chwech  (=  sves)  sechs. 

4)  Das  iranische  zeigt  abneigung  gegen  aspiraten  aber 
neigung  zur  spirantenbildung,  von  denen  es  besonders  kh,  gh, 
f  und  w  liebt.  Indess  kennen  die  ältesten  iranischen  dialekte, 
die  der  Gäthäs  und  der  altpersischen  keilinschriften,  die  tönenden 
Spiranten  (gh,  dh,  tv,  die  im  gewöhnlichen  zend  vorhanden  sind) 
noch  nicht  ^),  und  das  ossetische  hat  die  tenues  (k  und  tj 
zu  aspiraten  verschoben.  Auch  das  baluci  (siehe  am  ende 
dieser  abhandlung)  kennt  aspiraten,  die  aber  wahrscheinlich 
durch  einfluss  des  indischen  entstanden  sind. 

5)  In  consonantenverbindungen  entstehen  Spiranten  aus 
verschlusslauten  durch  einfluss  eines  folgenden  t,  sh,  r,  v,  so 
dass  ursp.  kt,  pt,  tt  zu  kht,  ft,  st,  ksh  zu  khsh,  kra,  pra,  tra  zu 
khra,  fra,  thra  wird. 

6)  Beachtenswertli  ist  das  fehlen  des  l  im  altiranischen  ^), 


*)  Genaueres  siehe  bei  Spiegel,  grammalik  p.  346. 

'^)  Dass  das  alliranische  kein  l  hatte,  gehl  auch  daraus  hervor,  dass 
die  modern  iranischen  sprachen  im  gebrauch  des  l  nicht  harmoniren;  man 
vergleidie  beispielsweise  folgende  fälle:  ossetisch  stal  stern,  khalm  kriechen- 
des thier  (schlänge),  nal  mann,  mälin  sterben  mit  neupersisch  mtarah,  kirim, 


uiangoi 


!ue  der  mabeerm.  sprarhen.   15 


I 


der  überlang  von  fU  zu  sp,  und  dem  indischen  g:egenüber 
die  form  der  praep.  pati  (=  skr.  prati),  des  adverb  «s,  ws 
{^=  skr.  ulj  «d,  aber  ebenso  im  aitpersischen),  worlc  wie  gaosha 
in  der  bedeutung  »ohr«  u.  s.  w, 

B.  Dem  iranischen  fohlt  die  aspirirte  media,  welche  durch 
aufgäbe  der  aspiration  mit  der  media  zusammenflel  und  mil 
dieser  später  vielfach  zur  Spirans  wurde.  Das  slavolet  tische 
bat  gleichfalls  media  und  media  aspirata  zusammenfallen  lassen. 

C.  Als  ein  hauptchai-acteristicimi  des  iraiiiächen  ist  die 
Tenrandlung  der  ursprünglichen  gutturale  k,  g,  gh  in  die 
palatale  c,  J  und  die  Zischlaute  s,  ^  zu  beti'achleu.  Doch  nimmt 
das  Sanskrit  an  der  bildung  der  palatale  aus  gutturalen  und 
Aas  slavoluttische  an  der  Verwandlung  der  gutturale  in  Zisch- 
laute theil. 

Somit  findet  sich  jedes  einzelne  dieser  cliaraetcristica  in 
anderen  indogermanischen  sprachen  vor  und  nur  das  zusamnien- 
treiTen  alier  kann  den  iranischen  charakter  ausmachen.  Treffen 
nun  alle  jene  eigenthümlichkeilen  im  armenischen  zusammen  ? 

A.  1)  Ursp.  s  erscheint  im  armenischen  gewöhnlich  als  Ä, 
cf.  Am  alt  =  z.  Aajw,  senex;  mahik  deminutiv  von  mah  mond 
=^  .'^kr.  mdm,  z.  mdoitha,  und  dies  /(  taut  ab,  z.  b.  in  wrz.  arb 
trinken  =  urs|i.  sarbh  (sorbco,  lit.  srebiü),  evthn  sieben,  osset. 
atni  =  ursp,  sapttm.  In  der  flexion  erscheint  dies  h  als  kh 
(ji-tTt  als  aspirala  gesprochen)  ähnlich  wie  auch  im  persi- 
«rhcn  A  sich  zur  Spirans  kh  verdichtet.  Als  s  tiat  sich  s  erhalten 
in  nnds  nionat,  mis  Heisch,  ms  schütter,  in  denen  sich  die  er- 
baltung  des  s  durch  ein  ursp.  voi angehendes  »  erklärt:  amis 
afsland  aus  mens,  mis  aus  7nerasa  und  us  aus  <i»tsa.  Aehn- 
Ikh  erklärt  sich  wohl  auch  dos  s  im  accusativ  pluralis:  ntards 
(jetzt  märl'iis  gesprochen)  entstand  aus  tnartUns  =  marlons. 
So  widersprich!  die  crhaUung  des  s  in  diesen  fällen  nicht  dem 
oben  aufgestellten  iranischen  lautgesctze,  obwohl  das  zeitd 
aorh  nacii  »  das  K  in  A  verwandeln  würde,  cf,  manh  =  mans, 
aoriststamni  von  ttTirzcl  man,  =  man  -j-  s.  In  einem  falle  freilich 
Kbetnt  s  (vor  urspr.  v)  auch  gt^en  das  lautgesetz  erhallen  zu  sein : 


I,  imd  nmgekehil  iip.  giiiä  (giUa  kMe)  mil  osseL  qtir  =  ^Aitr, 
■Ifb.  ghArah  fem.  keltie:  np.  talkh  liilter  mil  iifg.  tri/,  fem.  for/äA,  np. 
HIAfh  =  biiliici  garayA  krüb«  (afgh.  kärylUh  krähe?).  Darum  wird  Iroti 
"lijwrlV  *inwenitungeii  [Reviip  de  linguiBtique  IV,  p,  S09)  dns  l  dem  tül- 
mniorbni  nlizii.'jpi'trheii  sein. 


16  H.  Hubschmann, 

skesur  schwiegerniutlei,  cf.  z.  qa^ura  Schwiegervater,  np.  khusur; 
hier  dürfte  erst  v  in  q  *)  und  die?  nach  dem  s  in  A  über- 
gegangen sein  nach  analogie  von  shund  hündchen  =  Qvan-, 
üebrigens  wollte  schon  Windischmann  2)  die  (vulgäre)  neben- 
form  hesur  als  die  ursprüngliche  ansehen,  und  h  aus  kh  =  sv 
hervorgehen  lassen,  es  wäre  dann  s  unorganisch  angetreten. 
Doch  ist  mir  diese  erklärung  nicht  wahrscheinlich. 

2)  SV  wird  im  arm.  zu  kh  oder  v,  beide  wohl  aus  hv  ent- 
standen: khoir,  jetzt  khuir  gesprochen,  =  np.  khvähar,  sprich 
khahar,  ursp.  svasar,  und  v^  =  sechs  =  gr.  <r/:«J,  cambr. 
chtvech. 

3)  Arisches  sh  ^  s  nach  i,  u  und  deren  Steigerungen 
findet  sich  in  dz  =  z.  dmh  aus  dush,  cf.  dz-goh  unzufrieden, 
und  in  zguiS  vorsichtig  =  *u2gaosha,  eigentlich  »mit  empor- 
gerichteten obren«,  zwei  echt  iranischen  bildungen,  von  denen 
die  letztere  schon  den  iranischen  Charakter  des  armenischen 
erweisen  würde.  Und  zguis  ist  so  heimisch  im  armenischen, 
dass  man  es  nicht  gut  für  entlehnt  halten  kann.  Auch  er- 
scheint dies  SÄ  in  WS  gedächtniss,  verstand  =  z.  f4shi  verstand. 
Sonst  dürfte  freilich  dies  s  wieder  in  s  übergegangen  sein, 
z.  b.  in  Is-el  hören,  =  z.  srtish  in  sraosha  (lit.  klausä,  ksl. 
sZwcää),  nist  das  sitzen  =  "tisit  =  niseda  =  nishndah,  wie  im 
ossetischen,  wo  in  ghos  ohr,  ars  bar,  axsawa  nacht,  (ist  acht 
s  statt  sh  vorliegt.  Und  so  hat  vielleicht  de  Lagarde  recht,  gusan 
sanger,  musiker  auf  wurzel  skr.  ghush  lärmen,  tönen,  zurück- 
zuführen. —  Indess  reicht  dieses  material  nicht  hin  um  diesen 
punkt  genügend  zu  erörtern. 

4)  Das  armenische  liebt  die  (stummen)  aspiraten,  die  es 
vollständig  besitzt:  kh,  th,  ph,  während  es  von  den  stum- 
men   Spiranten    nur    x    kennt.     Indessen    besitzt     auch     das 


*)  Dieser  Übergang  ist  häufig:  gaü  wolf  =  europ.  vcUka;  get  fluss 
neben  vtak^  wurzel  vad:  gin  preis,  lal.  venum^  ursp.  vasna;  gini  wein, 
vinum:  gitel  wissen,  wurzel  vid;  gtanel  fniden,  wz.  vid^  viful;  gortscl 
arbeiten,  2,veres,ffQy-:  <a^r  seh  wager,  (f«/*^-;  gochelsc\n'e.\en=vaCy  garun 
frühling  =  z.  vankray  giscr  nacht  =  vespery  gar'n  lamm  =  fngrjy, 
,fttQvog,  Auch  das  neupersische  lasst  v  m  g  übergehen,  cf.  gurg  wolf  = 
arm.  gaü,  doch  sonst  in  anderen  fällen  als  im  armenischen:  gut  rose  = 
arm.  vard,  gunäh  vergehen  =  arm.  vtmUy  etc.  Beide  sprachen  haben 
diesen  waiidel  ganz    unabhängig  von  einander  vollzogen. 

*'*)  Grundlage  des  arm.  p.  20. 


IMier^die  itelluoe  des  armenischen  Im  kreise  der  indogerm.  sprachen.   17 

arghaiiische  von  den  slumnicn  sjjiiiint<'ii  nur  x  ß^):  nicht  aber 
f,  das  im  ossetischen  und  persiiiclien  beliebt  ist. 

5)  x'  =  ui^P-  ^'  findet  sich  in  nyt  gelübiie,  vertrag,  z. 
vkhÜ,  a%t  leiden,  krankheit  =  z.  akhti,  und  es  darf,  wenn  wir 
ha^  neben  haxt,  drast  neben  drayt  (garten,  paradies,  pers. 
^alüU  bauin)  finden,  auch  dustr  tochter  (neben  duxt  =  pers. 
Aakht)  auf  duyir  zurückgefühlt  werden.  //  für  msp.  pt  kann 
sich  im  arm.  nicht  finden,  da  f  fehlt,  indess  hat  auch  das  zend 
noch  pt  stall  ß:  gcrepta,  kaplan,  aber  np.  (jiriftcJi,  haß.  Für 
d«i  Übergang  von  U  zu  st  finde  ich  keinen  beleg,  doch 
scheint  er  gesichert  durch  arm.  asd  künde  ^=  allp.  azdä,  skr. 
addhä  ofTenbar.  Arisch  ksh  =  iran.  kitsh  erscheint  im  armeni- 
schen umgedreht  als  Sx  ■'  i^x^  herrschen  ^  z.  khshi,  ba^xel 
Tertheilen  =  z.  bakhsh,  a^xarh  Land  =  z,  kksbathra.  Iranisch 
I  erscheint  als  ariu.  x''«  '"  Z''"'>  thenia  zroi«  erraahnung, 
lafh,  z.  kkralu,  np.  khirtid;  iran.  /V  als  arm.  kr  :  hra  =  skr. 
fra,  z.  fra,  iran.  thr  als  arm.  j-ä  :  aSxarh  land  =  z.  kJtshathra. 
G)  Das  /  fehll  im  armenischen  nicht,  doch  kommt  es  ja 
tuch  iil  allen  modernen  iranischen  sprachen  vor,  so  dass  das 
Vorhandensein  des  l  im  armenischen  an  sich  nichts  beweisen 
nrürde.  Doch  werden  wir  später  sehen,  dass  durch  die  art  des 
■»cirkommens  des  l  das  armenische  sich  vom  iranischen  trennt. — 
Str.  fw  zu  sp  geworden  liegt  vor  in  spitak  weiss  ^  z.  ^laSta, 
der.  fveta,  und  a^>  pferd  =  z.  «sp«.  Doch  uird  letzteres  wort, 
sich  nur  in  compositis  findet,  von  den  Armeniern  selbst 
als  persisches  lehnwort  bezeichnet,  und  sind  asji,  aspet  (aus 
papaii),  asparee  etc.  ebenso  fremdlinge  im  armenischen  wie 
;  pfCTd,  cavaleriegeneral,  hlppodrom  im  deutschen  sind.  Die 
etht  armenischen  worte  für  pferd  sind  dsi  =  skr.  Äayo  und 
iear  =  skr,  arvan,  ctrvant  rcnner.  Auch  sehen  wir  in  skund 
ndchen  pr  in  sk  übei^ehen,  während  fron  hnnd  im  arm 
hm,  genitiv  San  (z.  spril,  afgh.  spai),  ursp.  ftJowyn  leer  (skr. 
Hj/a,  MVBÜg,  ksl.  s^j)  zu  ^«  (aus  so»,  sven)  wird.  —  Iranisch 
foÜ  findet  sich  häufig  als  pal  cf.  itaitiict  erzählen,  docli  smd 
einige  der  mit  pat  zusammeugeselzten  Worte  entlehnt  (wie 
patgam,  palqamavor  =  np.  paüfhanibar  prophet).  —  tts  findet 
äich  in  sguii  vorsichlig  =  uegaosha,  und  sollte  es  etwa  in  ver- 
bbustcr  bedeutung  im  verbalpräfix  s  vorliegen,  so  \vürde  auch 
dies  schwer  für  die  nahe  verwandtschafi  des,  arm.  mit  den 
pt^stschen    sprachen    ins   gewichl     fallen.     Von     den    übcrein- 

XMUchiin  rar  TtTgL  SprKhr.  S.  F.  UI.  I.  'i 


)8  H.  Hübschmann, 

Stimmungen  im  Wortschätze  sei  hier  nur  ein  fall  erwähnt:  nax  vor, 
vorher,  auf  welches  das  neupers.  nukhust  =  zuerst  zurückgeht. 

B.  Was  die  aspirirte  media  betrifft,  so  könnten  wir  an- 
nehmen, dass  bereits  die  iranische  grundsprache  die  a3piration 
aufgab  und  die  asp.  media  mit  der  media  zusammenfallen  liess. 
Bevor  dies  geschah,  musste  (wenn  wir  einen  Stammbaum  auf- 
stellen) das  armenische  sich  vom  h-anischen  getrennt  haben,  da 
hier  media  und  media  aspirata  nicht  zusammengefallen,  sondern 
vielmehr  stets  auseinander  gehalten  worden  sind.  Denn  wäh- 
rend die  asp.  media  zur  media  verschoben  wurde,  ging  die 
media  in  die  tenuis  über,  die  tenuis  aber  blieb  als  solche  oder 
wurde  zur  aspirata  oder  zur  spirans.  So  erleiden  die  ursp.  reihen : 

gh       g        k 

dh        d        t 

bh  p 

im  armenischen  die  Umgestaltung  zu: 

g        k        k,    kh 
d        t         t,    th,    y 
h  p,   ph,    h 

Folgendes  die  belege: 

a)  Dentalreihe 

Arm.  d  =  ursp.  dh:  arm.  d^n^l  =  uTs^p.  dM  setzen,  thun, 
dirq  setzung,  vom  aorist  e-<K,  i-d^s-  (cf.  tur  das  geben,  aor. 
c-^),  dmtr  =  dhughtar  tochter,  durn  thür  =  dhvara,  dhf4rä, 
diel  saugen,  dayeak  amme,  daä,  dal  frische  milch  (nach  der 
geburt)  =  dhd  saugen,  demkh  gesiebt,  d^t  wache,  düd  an- 
schauen, beobachten,  wurzel  dM;  dez  häufen,  dizel,  dieand 
aufhäuten,  wrz.  dhigh,  dzrd  und  dreel  betrügen,  verletzen 
(eid,  vertrag)  =  dhrugh,  Imn^rdz  kleid  =  wzl.  dhargh  fest 
machen.  Danach  muss  dav  betrug,  wenn  es  nicht  lehnwort 
aus  dem  persischen  ist,  mit  skr.  dabh  auf  ursp.  dhabh  zurück- 
gehen.   Doppelt  verschoben  scheint  tun  haus  =  dhäman^). 

Arm.  t  =  ursp.  d:  atamn  (artorinn)  zahn  =  dani,  ta-l 
geben  =  dtl,  tagr  seh  wager  =  daivar,  tarn  zehn  =  dak^an, 
tes-and  sehen  =  dark^,  tiv  tag  =  diva,  at^l  hassen  =  lat.  odi, 
get  fluss,  vtak  flüsschen,  wrz.  vady  ksl.  voda  wasser,  gitel  wissen  = 
vid^  gt-anel  finden  =  vind,  'nrst-ü  sitzen  =  sad,  otn  fuss  =  yäda^ 
utr-el  essen  =  ad^  sirt  herz  =  k^crd,khirtn  schweiss  =  svidra, 


*)  Oder  gehört  tun  (^dama-n^  cX,dwr'n=dhvara'n)  zu  skr.dama,gr.cfo^o? 


tWm- dii>  Stellung  des  RTTnenisrtien  im  kreise  der  indo^efm.eprarfaen.  19  1 

rfrc/  schwänz  =  z.  ea^avh,  wiz,  rihad,  x^^i  arm.  frt^ftn  be- 
trübt, tranrig  =  paz.  pcis.  fiarri  schmerz,  kummer.  Die  partikel 
dmgh  erscheint  als  ti,  auch  als  tkS  {tMnnmi  feind  ==  pEjrs.  äushman, 
gegensafz  homani  kokett),  ge^vühnlich  aber  als  di.  Nach  obigem 
mösste  z.  dafva  =  arm.  ISv  sein,  das  arm.  wort  lautet  aber 
tbv  und  ist  somit  lehnworf. 

ürsp.  t  erhielt  sich  unter  dem  schütze  benachbarter  con- 
jonanten  :  astl  stem,  dustr  tnchtcr,  oder  ging  in  d  fiber  =  du 
(aus  lüani)  ^  du,  Imrd  Jeher  =  yakart,  tnard  mensch  =  ß^otöe, 
Sd  wind  =  r^ta,  oder  verschob  sich  zur  aspirata :  fjiarm  frisch, 
jung  =  skr.  tarwfa,  iharSam  welk  (in  arhtharSam  nicht  ver- 
welkend, thariame^^and  welken,  transit.),  vm.  tars  lal.  torreo, 
ta^aif;  evfhn  sieben  =  mpian,  uth  acht  =  asMari,  (kandsr  dicht 
wr7..  ta&c,  artsath  silt>er  =  ski'.  rajata,  oder  es  ging  zwischen 
vokalen  in  y  über  :  hair  (geschrieben  haj/r)  vater,  mair  nuilter, 
i*TÄ  er  (rügt  =  bereti,  ete. 

b)  Labialreihe 

Ai-m.  h  =  urspr.  bh  :  hnnd,  liant  kerker,  wrz.  bhandh, 
hasuk  ai-ni  =  Ihdgku,  Ixizum  viel  =  hhnghu,  bamnel  trennen, 
Üieilen,  wrz.  bkag,  hards  polster  =  skr.  barhis,  z.  hereeish',  virz. 
lAargh,  tlhiir  bruder  ^  hhrätar,  dbiwr  quelle  =  ff^iaq, 
indfl  hellen,  befreien,  rotten  ^=  z.  huj  retten,  paz.  hSkhtan 
befreien,  urep.  Ihug;  huits  speise  =^  ski.  hhvj^),  orb  waJse  ^= 
ififavöi,  orbtis,  beret»  <pi^tt>,  ban  wort  =  911»»^,  stirb  rein, 
glänzend,  heilig  ^  skr.  (ubhra.  Unregelmässig  verschoben  er- 
scheint amp  wölke  =  skr.  ambhas  wasser.  Vei^l.  jedoch  die 
»(.•btmronn  amb  sowie  gr,  öftßQo^,  lal,  mber. 

Die  tenuLs  p  ist  erhalten  in  kajKl  =  cai)ere,  partkh  {stpart«-) 
schuM,  Z.JWW  (in jwfiAa,pere/Äfl)  verschulden,  durch  schuld  verwir- 
k«i ;  pSnuI  betrachten  =  skr.  pa^,  pattnel  erzählen  =  pati  -\-  nül, 
mr  aspirata  *)  verschoben  in  pho&i  slaub  =  z.  päsntt,  pheinr  = 
feder,  jthut  faul  =  skr,  püti  faul,  stinkend,  phi.  p&tak;  und  an- 
lautend in  A  übergegangen  in:  hnir  vater  =  patar,  hingfimf  = 

')  bh  wird  nach  vocalen  stets  zu  v:  ilav  betrug,  skr.  didth,  gravel  ^aii. 
fniM.  (mfHx-rtoof  =  a-bhara,  mardoe  —  *ntartabhi.    Auch  p  und  m  gehen    | 
in  r  fllier:  mlAn  sieben  =:^  Baptan,  axHn,  anioun  =^  anman  natae. 

*)  Finüet  äeb  aticl)  in  lehnwotlen :  phartham  reith,  ptit.  frafum;  phurüS 
(vmasa  =  perw.  parsish:  phif  elepbant  =  pei's.  pU.  Bei  lehtiwnrton 
ahnr.  die  mit  /  anlauteten  statt  p,  setzte  das  armenische,  da  es  kein  / 
latUt.   dos  nahe  stehende  A  ;  hrasox  —  •mh.  farnax.   pers.  fareang  |>ara- 


20  H.  Hübschmann, 

pankan,  hargand  fragen  =  np.  purs4dan,  heru  letztes  jähr  = 
osset.  färe  im  vorigen  jähr,  fahoäre  (=  farfdre)  im  vorvorigen 
jähre,   pers.  pär  das  vergangene  jähr. 

c)  Gutturalreihe 

Arm.  g  =-  ursp.  gh  :  gari  gerste  =  hordeum,  ursp.  ghardha, 
phl.  jurddk  getreide,  gerste,  baluci  0mth-dnt  eine  kornart;  meg 
nebel  =  skr.  megha,  vagr  tiger  =  skr.  vydghra. 

Arm.  k  =  ursp.  g:  kov  kuh  =  gäu,  klanel  verschlingen, 
keri  ich  ass,  wrz.  gar,  kecU  leben,  wrz.  giv,  kin  frau  =  ganä, 
k/unk  kranich  =  yiQavog^  eki  ich  kam,  wrz.  ga,  wovon  freilich 
das  praesens  ga-m  lautet.  Auch  gravd  passt  nicht  zu  skr.  grdbh, 
z.  garb,  doch  liegt  dieselbe  unregeUnässige  Verschiebung  in  got. 
grdpan  vor.  Im  übrigen  cf.  p.  21  flg.  Die  tenuis  k  erhielt  sich  in 
aJcn  oculus,  kam^l  wollen,  skr.  kdma,  kerp  =  corpus,  kapel  = 
capere,  ist  auslautend  zng  erweicht:  erg  lied  =  skr.  drka,  selten 
zur  aspirata  entwickelt:  kharSd  ziehen  =  z.  karesh,  khen  hass, 
räche  =  z.  kaena,  np.  kin;  khandel  zerstören  {khand^l  denomi" 
nativ?)  von  z.  kan,  skr.  khan. 

Die  Verschiebung  einer  andern  reihe  (g^ — gh^)  siehe  pg.  23  flg. 

Dies  die  erste  lautverschiebung  des  armenischen.  Das  neu- 
armenische des  Westens  kennt  noch  eine  zweite:  das  lautver- 
hältniss  von  media  und  tenuis,  wie  es  sich  nach  der  ersten 
lautverschiebung  gestaltet  hat,  wird  umgekehrt,  so  dass  die  ursp. 
media  aspirata  jetzt  als  tenuis,  die  ursp.  media  sowie  ein  theil 
der  ursp.  tenuis  aber  als  media  vorliegt,  während  die  aspiraten 
und  hauchlaute  blieben.  —  Im  armenischen  sind  somit 
nicht  media  und  media  aspirata  wie  im  iranischen 
zusammengefallen. 

C.  Es  bleibt  noch  der  letzte  punkt  zu  erörtern,  die  entwick- 
lung  der  Zischlaute  aus  ui-sp.  gutturalen,  der  punkt,  in  welchem 
iranisch  und  slavolettisch  viel  übereinstimmendes  haben,  so  dass 
Joh.  Schmidt  darauf  gestützt  gegen  eine  trennung  von  iranisch 
und  slavisch,    von  arisch  und  europäisch  in   urzeitcn  protestirt 


sänge,  ?iranUin  befehl  =  p.  fdrmä%  hrestak  gesandter,  enge!  =  p.firishtah. 
Auch  die  Kurden  haben  ihr  /  in  A  übergehen  lassen,  es  aber  in  lehn- 
worlen  bewahrt,  z.  b.  in  firman  (Justi,  die  kurdischen  Spiranten  p.  15). 
Die  Osseten  dagegen  verwandeln  anlautendes  p  durchaus  in  /  :  farsun 
fragen,  fondz  fünf,  fathan  breit,  so  dass  p  nur  noch  in  fremdworten  an- 
lautet, während  das  afghanische  v  statt  /  setzt,  und  /  nur  in  arabischen 
und  persischen  lehnwörtern  gebraucht. 


b 


Ueber  die  siellung  des  iirnieniät:li?ii  im  kivise  di-r  iiidogerni.  sprctclien.     ;21    { 

und  den  seillier  aufgcstelllen  slatnnibaum  der  indogerm.  sprachen  ] 
unigeworfen  hal.  Denn  niclil  nur  in  der  spaltung  von  ursp. 
k  za  &  und  t'  =  f,  s  stimmen  slavolettisch  und  arisch  trefflich 
Oberem  '),  sondern  auch  nach  Astolis  nachweise  in  der  von  g 
zu  g  imd  jf'  =  iran.  slavolett.  z,  z,  und  der  von  gh  zu  gh  und 
jÄ'  ^  iran.  sl.  2,  s.  Diese  erkenntniss  aber  genügt  für  unsern 
näcbsten  zweck  nicht,  und  müssen  wir,  lun  die  spaltung  der 
gutturalen  im  armonisclien  mit  dor  im  arischen  und  slavolelti- 
sdicn  vei-gleichen  zu  können,  diese  spaltungsreihen  volJkoninien 
aufstellen,  wie  ich  es  im  folgenden  thue. 

I,    Spaltung  des  ,7  in  g  und  </'. 

a)  3  erscheint  im  skr.  als  3,  im  zend  als  g,  arm.  k,  slavo- 
lettisch g. 

cf.  1)  skr.  g<i,  gam  gehen,  z.  gd  in  gdma,  gäya,  ga 
in  gaia,  apa-gaiti,  gam  in  ja-ghm^t,  ailn-gemen,  arm.  eki  ich 
kam.  ek  der  fremde,  (ßaivm,  venia),  2)  skr.  gar  verschüngen, 
z.  mitö-gara  rosse  verschlingend,  garanh  kehle,  ossct.  gitr  =  ghwr 
keblc,  arm.  keri  ich  ass,  -ker  in  eonipositis  =  gr.  ffopo-,  lit. 
^eri-A,  sl.  Jlr^;  3)  skr.  gaya  pl.  lebensgeister,  z.  jaffa  letwn, 
itnn.  keankh  leben,  ^'ea/  leben,  lit.  g^ivas,  sl.  ^(Vü  (liiog,  viims); 
4)  skr.  ffdMkuh^=z.3dM,  np.  i/rfj),  arm,  Äot-fiios),  ksl.i/o«-^;  S)skr. 
gMha  exci'ernenle,  z.  jäWwi  schmutz,  np.  gük,  kurd.  gö  cxcrement, 
arm.  ht  slcrcus,  ks!.  govitto;  6)  skr.  gmi  göttin,  z.  ghenä,  genä 
(=  *gnd)  trau,  arm.  kin  frau,  preussiach  genna;  7)  skr.  ran^ra 
^be,  np.  rang,  arm.  crang;  8)  skr.  jjrJwtä  nacken  ^  z.  griva, 
ksl,  (jrtta  mahne;  9)  skr,  angdra  kohle,  lit.  awi/ris,  ksl.  g/glX; 
10)  skr.  yw/o  joch,  paar,  z.  yctoget  (imperf.  von  yuj),  i/ukhta, 
arm.  stiü;  gleich,  siuig-kh  paai',  ksl.  ü/o,  lit.  jüngas,  jagum,  ^v^öv; 

')  Die  reihen  sind:  ursp.  k  =  skr.  k,  iran.  k.  arm.  £  (tAl,  slavolett.  fc; 
und  t'  =  siu-.  (,  iran.  s,  arm.  «,  slav.  *,  lit.  es.  Das  armenische  elimmt  mit 
inniHh  uud  siavisch  illierein,  cf.  tagn  zehn.  Einit;emale  erscheint  aber  ■ 
»latt  des  «,  so  in  hm  lumd  =  skr.  ponti,  pJ-NHl  betrachten,  skr.  pop, 
wie  im  neiipers.  ghäkh  zweig  statt  säkh  ^^  skr.  piütAä.  shitstan  reinijjen  ^= 
pott.  ein  xeiciten  darOr,  dass  das  scharfe  s  des  iran.  dem  Sit  —  skr.  g 
•etil  iiuhe  sieht  Und  wenn  darum  dem  slav.  s  =  k'  im  liUiuisrheii  sa  . 
imd  dem  iranistheil  s  =  i'  im  indischen  5,  jetzt  ih  gesprochen,  gegendber- 
drfil,  «»  werden  wir  diese  diiTerenz  mit  Johannes  Schmidt  gegen  Pick  TOr  [ 
invievwit  halten.  Aus  dem  einen  arisch-slavolettisehen  ^tm,  cum  enl- 
•Und«ii  erst  spät  die  versrhiedenen  skr.  cvan,  gen.  ptnas,  und  futii,  & 
mW,  füm,  arm.  ihu,  g  Inn,  altpreuss.  »uhw,  lil.  sfü,  gen.  s^iiris.  Was  aber 
iiin  sla*.  s  =  lit.  ai  gilt,  muss  auch  von  slav.  z  =  lit.  s.  ursp.  3'  und  3Ä'  gelten. 


22  H.  Hübschmann, 

11)  skr.  giri  berg,  z.  yairi,  lit.  girc  (wald),  ksl.  flfwa;  12)  skr. 
gar  =  z.  gfar  verehrungsvoll  nennen,  osset.  gliar  geschrei,  ton, 
laut,  ksl.glagoUUiflii.  gvriü;  13)  z.  umzga  ==  ksl.  wo^sgö  medulla; 
14)  arm.  kr*unk  =  ysQavog,  lit.  gerve. 

Das  obige  g  sehen  wir  nun  in  einigen  fallen  zu  j  werden ; 
so  tritt  neben  skr.  gam,  z.  gä  im  zend  selbst  die  wurzel  und 
der  praesensstanmi  jam,  jim,  jds,  deren  ursp.  g  erhalten  blieb, 
wo  es  von  einem  consonanten  geschätzt  war:  jaghmat;  neben 
z.  ghena  frau  steht  z.  jem^),  neben  z.  gi  leben  in  gaya  jighaesha 
>lebe  dein  leben«  steht  Jf  in  jUi,  ßv  in  iit?ya,  skr.  jtv,  z.  ju  == 
jiv;  neben  skr.  |/tigfa  ;  yuj  =  z.yt^'.  So  dürfen  wir  auch  ursp.gf  = 
skr.  j  =  z.  j  =  arm.  k, slavolett. g  setzen;  cf.  15) skr.  rajas  luftkreis, 
nebel,  dunkel  =  arm.  erei  abend,  gr.^'EQsßog,  got.  riqis;  16)  skr. 
hhafij  brechen,  bhanakti,  hhahga  bruch  =  arm.  bek  gebrochen, 
lit  bangä.  Ebenso  ist  j  erst  spät  aus  g  hervorgegangen  in  skr. 
jyä  =  z.jya  bogensehne  =  lit  gije,  gr.  ß^g,  skr.  jinäti  =  z.  jindüi 
vergeht,  welkt,  lat.  vietus^).  Und  dieses  j  kann  im  iranischen  zu 
eh  werden  cf.  skr.  tij  scharf  sein,  z.  tc^Sgha  schärfe,  tighra  spitz, 
neup.  tegh  scharfes  Instrument,  arm.  teg  speer,  neben  z.  taezha 
axt,  tizhi  scharf,  neup.  üb  scharf.  Eis  fragt  sich  nun,  ob  auch 
das  armenische  in  fällen,  wo  j  sich  gleichmässig  im  sanskrit 
und  iranischen  aus  g  entwickelt  hat,  eine  palatale  afl'ection  des 
gutturals  zeigt,  und  in  der  that  finden  sich  drei  falle,  in  denen 
dem  arischen  palatal  j  armenisches  z  entspricht,  nämlich  in: 
skr.  qjas  =  z.  aajanh  (neben  skr.  ugra,  z.  ughra\  arm.  uiz  kraft, 
stärke,  in  skr.  hhaj,  z.  hazh  (neben  skr.  hhäga  theil,  z.  baglm 
theil),  arm.  haz  theil,  bazand  trennen,  theilen,  und  in  z.  tmj, 
phl.  hökhtan  retten,  befreien,  arm.  hj^-el  heilen,  befreien,  retten. 
Es  ergiebt  sich  also  als  vollständige  gf-reihe: 

skr.  g,    z.  g,    arm.  k,    slavolett.  g 

III 
j        jy  zh        k,  z 

(Ob  auch  zi-d  inständig  bitten  =   z.  jad  bitten   ist,    und   zir 
eifrig,    emsig,    zr-^thiun   muth    =    skr.   jtra    rasch,    thätig?) 


^)  Doch  ist  ghena  =  r/n«,  jeni  aber  =  gani  oder  gdni» 

*)  Davon  trenne  skr.  ajinät  =  z.  zinät  =  altp.  adinä  er  nahm  weg. 
Altp.  di  gehört  also  nicht,  wie  Fick  w.  p.  323  meint,  zu  skr.  jiy  praesensst. 
jaya  siegen.  —  Weitere  beispiele  für  arisch  ^,  j  =  slavolett  g  findet  man 
bei  Ascoli,  Vorlesungen  p.  93—94. 


r 


Ueber  die  ^lelluiii;  du^  itnueiiisvlLi^ii  im  kretoe  dei  indügerin.  spraulieii,      S3 

b)  5'  erscheint  im  ^r.  als  j,  zend  «,  arm.  ts,  sla?.  »,  lit.  i. 
cT.  I)  skr.  aja,  ajd  bock,  zie^e,  z,  asi,  arm.  atte,  lit.  oi^s 
bock,  «r|;  2)  skr.  «/iti«  feit,  z.  ieaena,  ksl.  ja^no;  3)  skr.  tAfl»^« 
eiut'  art  bii-ke,  ossel.  hursc  (*=  fcnrire)  birke,  ksl.  br^m,  lit.  hSrias; 
4)  du-,  jar  allem,  z.  fliM»*»«!  alt.  osset.  sarond  alt  (=  skr.  jarant-, 
^epoi^-),  arm,  faer  alt,  ksl.  zJrdjff,  sfr^ti  reir  werden;  5)  skr. 
JM  wissen,  7..  ean  (sknätar),  osset,  sontl  kenntniss,  ai-ni.  tsanea^ 
aar.,  tsanSlh  kenntnis,  ksl.  xnati,  !it.  ein^H;  6)  skr.  jan  geboren 
werden,  2.  sun,  osset.  mnäg  kind,  arm.  (snaMj7  geboren  werden, 
oN-fem  utigeboren,  ksl.  «gß,  lit.  eSn-tas  Schwiegersohn;  7)  skr. 
marj  wischen,  streifen,  z.  marcs,  ksl.  mlUeq,  lit.  «i^/iw;  K)  skr. 
jaut/tka,  jambln}  gebiss,  kinnbacke,  z.  zafan  rächen  (afghanisch 
^äwah  fein,  kinnbacken,  baluci  daf  =  pers.  dih-än  niuiid),  arm. 
hov  das  nieer  =  das  itiefe* ;  ksl.  subU  zahn  (yöiiifog,  ya/i^^); 
9j   afgh.  Sarai,    mfai  saat,    kern,    ksl.    zfino   =   kom.     Dazu 

10)  skr.  aj  äytty,  z.  at,  arm.  ais-el;  11)  ski-.  rajrüa  silberweiss, 
silbcr  ^  /..  cresata,  aini.  arisath  silber;  12)  skr.  rjipi/a  auf- 
strebend, 7..  eresifyu  falke,  arm,  artslv  adler;  13)  skr.  jdnu  knie, 

per>^  f»hiH,  z.  äA««,  arm.  tsivnr  (aus  teö-««-*-);  14)  skr.  bukka 
[t  prakr.)  ziege,  z.  bitsa,  arm.  (im/s  lamm ;  15)  z.  mrp«  IhUn  ^ 

arm.  gortsei  iu"bci(cn,  ^t^y-;    16)  ossel.   sä«   schwer,  xün-argh 

Ibeuer  =  arm.  tmnr  schwer,  Ihem.  isimu. 
n.  Spaltung  des  gk  in  gk  und  jA'. 
a)  gh  erscheint  im  skr.  als  tjh,  z.  3,  gfi,  arm.  g,  slavoletl.  g. 
cf.  1)  skr.  vuxfhn  =  z.  maegha  wölke,  osset.  micglui  nebcl, 

wölke,  arm.  mig   nebcl,    lit.  miglä,   ksl.   migla  nebel,   gewölk; 

2)  skr.  ghanna  heiss,  z.  garetita,  osset.  ghar,  gharm-  warm,  arm. 
jer-in,  jerm-  wann,  jer'num  bin  warm  =skr.  gkrnomi  (J  secundär 

aus  g),  kfl.  gor^ti  brennen,  griiH  wärmen ;  3)  skr.  dirgka  lang,  z. 

Saregha,  ksl.  dUtgü,  lit.  tlgas;  4)  z.  ffraw  zornig  werden,  ksl. 

grtm-iti,  gromü,  lH.grwn^-nti,  goi.  grantjan;  5)  skr.  jm«;AÄ  bein, 

(U9S,  2.  £u%a,  ssangra  fuse,  lil.  ietiffiä,  seng-Ü  sclu-eilen. 

Wie  nun  g  bisweilen  innerhalb  des  skr.  zu  j  und  Innerhalb 

iks  z*iid  zu  j,  sh  rnirde,  so  wird  auch  gh  bisweilen  im  skr. 

zu  A,  im  zend  zu  j,  zh,  im  armenischen  zu  s. 

6)  skr.   druli   zu    leide  thun,    drogha    beleidigung,   z.  dng, 

dnuk  belügen,  betrügen,  neben  drangha  lügnerisch,  arm.  dir-d, 

4H-d  beirügen,   fehlen,  sich  vergehen;    7)  skr.  ahi  schlänge, 

t  azin,   and.  ü  giftige  schlänge,  otter,  liL  angis  natter,  (laU 


24  H.  Hübschmann, 

anguis,  Ix^c,  Stf^c);  8)  skr.  muh  irre  werden,  moha  und  mogha, 
z.  tnaogha  in  ashetfmogha;  9)  skr.  duhüar,  z.  dughdhare,  np.  dukhtar, 
arm.  dw5^  =  dwx^,  lit.  dukt'e;  10)  skr.  rogfÄt«  rennend,  renner, 
z.  rew;  hurtig  sein,  arm.  arag,  erctg  rasch,  schnell,  skr.  laghu 
leicht,  ksl.  Vtgükü  leicht;  11)  skr.  han  schlagen,  neben  ghnay 
aber  auch  ghana  zermalmer,  knüttel,  gJianäghana  streitlustig, 
ghdtaka  tödtend,  z.  jan^  3.  pl.  jaghnenti,  arm.  gan-el  mit  dem 
stocke  schlagen,  lit.  gtnklds,  genü,  sL  güncUi,  1.  sg.  iet^-^;  12) 
skr.  arh  verdienen,  werth  sein,  argha  preis,  werth,  z.  arej  werth 
sein,  arejanh  preis,  arm.  ar*^n  preis,  anargel  entehren,  yarg 
preis,  werth,  s/orgfeZ  ehren,  aber  auch  ariani^)  würdig;  13)  z. 
sniish  schneien,  lit.  sntg-ti  (vifpet,  lat.  nix,  nims)\  14)  phl.  jur- 
däk  (aus  gfarda  -f"  suffix),  arm.  jran  gerste,  lat.  hordeum,  ursp. 
ghardßm;  15)  skr.  daÄ,  z.  dfiwrÄ,  lit.  degü  brennen. 
Mithin  ergiebt  sich  als  gh  reihe: 

skr.  gh  =  z.  g,  gh,  arm.  g,  slavolett.  g 

I  I  I 

h  j,  eh         g,  z 

h)  gh^  =  skr.  h,  zend  z,  arm.  jsr,  cfe,  slaw.  z,  lit.  i. 

1)  skr.  (iham  ich,  z.  o^erem^  arm.  es  (aus  e;»),  ksl.  a;2fÄ,  lit. 
az  (asz);  2)  skr.  anhas  angst,  noth,  z.  äzanh,  arm.  niöw?  arm, 
andzuk  eng  (od^  schlänge),  ksl.  qzükU;  3)  miÄ  harnen,  wcÄa  urin, 
z.  gaomaeza,  nvaesnum,  osset.  m^^t^n  harnen,  arm.  mez  urin,  m«>€Z 
harnen,  lit.  mezü;  4)  skr.  dorÄ  festmachen,  z.  darc;?  festmachen, 
festhalten,  arm.  handerdz  kleid  (osset.  dares  kleid,  np.  darzi 
Schneider  =  kurd.  terzi,  arm.  derdzak),  ksl.  drtzü  fortis,  lit. 
dirios  riemen  (z.  dareza  fessel) ;  5)  skr.  vah  vehere,  z.  va;?,  arm. 
vaz-el,  ksl.  t;ej8?<qt,  lit.  vezü;  6)  skr.  plthan,  z.  sperezä,  ksl.  slezena 
milz;  7)  skr.  Äari,  harita  gelb,  z.  ^sraiW  gelb,  goldig,  zairita,  arm. 
;era/iJfc  operment,  flittergold,  ksl.  ;8fZafe  gold,  ;8feZewtigrün;  8)  skr.  Aw 
anrufen  =  z. ;?«,  arm.  n-zov-hh  fluch,  ksl.  ^oi7<^  rufen ;  9)  skr.  hotra 
o^{Q\\^i'm.dzdni  {=zavanrya)  (kirchliche)  darbringung;  10)  skr. 
hahu  viel,  arm.  6d;2rwwviel;  11)  skr.  lih  lecken,  arm.  lizel,  ksl.  lizati, 
lit.  Vez4i;  12)  skr.  hima  winter,  schnee, /iemaw  winter,  z.  zirna,  arm. 
dzmern  winter  (aus  zimara  -\-  n,  cf.  dmn  =  dhura  -f-  w,  mnar'n 
sommer  =  z.  Jianm),  dz'mn  (aus gJiaiman)  schnee,  ksl.  j8?ima,  lit. 


*)  So  steht  auch  <wti  geldbusse,  vergütigung,  schade,  neben  ttig-an 
von  derselben  bedeutung,  und  wohl  auch  6g-n  hülfe,  ög-n-akan  helfer, 
ög-ut  nutzen,  gewinn,  neben  öz-andak  helfer,  öz-it  geschenk. 


lieber  die  Stellung  des  armenischen  im  kreise  der  indogemi.  sprachen.     25 

imh.  Für  das  armenische  vei'gl.  noch:  13)  «s-ci  sagen  (=aB-d), 
skr.  ah,  ^fii;  14)  rf^^  auf  Häufung,  disel  aufhäufen,  skr,  dehl,  z. 
ueda&m ;  15)  onfe-  hode ')  =  z.  ereei,  opx'e,'  16)  bardz  polster  = 
ske.barhis,z.barEzish';  17)  barder  hoch  =  skr.  hrhat, /..berceaf; 
18)  de^  schwänz  ^  z.  eadhanh,  wzl.  skr.  Äad  =  gr.  xtd;  19) 
ilii  pferd  =^  skr.  Aaff« ;  20)  dser'n  hand  =  x**'e  i'  21)  dsMAn  fisch  ^ 
altjpreus.  «tfaiws  {acc.pl.),  lit.  iwm;  22)  osni  (=agh'ant/a)  igel, 
,  lit.  ee^s  (ajih^f/a),  gr.  ^X'"^?.'  23)  i»d2(*nte_)  leopard  = 
l)  !eew  zunge  =  lil.  leeüvis. 
ier  sind  gleich  einige  scheinbare  anomalien*)  zu  beachten, 
s  verhältniss  von  3  zu  j/',  von  gh  zu  j/A'  kitu' werden 
wird.  Wir  sahen  oben,  dass  ein  skr.  yty  =  z.  j«j  auf  eine 
Wurzel  yug  zurückgehen  muss,  deren  g  im  ai-m.  als  guttural 
vorhanden  sein  niiösste,  wie  sich  in  der  that  auch  zuig  =  *y6ffa 
fand.  Nun  linden  wir  aber  auch  i(s-ennsjoch  spannen,  welches 
aof  ursp.  i/ug^  (das  im  ski-.  und  zend  nicht  vorhanden  ist)  zurück- 
gehl, und  haben  somit  für  das  ann.  zwei  wurzeln  yug  und»/ug', 
die  ursp.  natürlich  identisch  waren,  anzusetzen.  Dann  sind  auch 
die  beiden  g  nicht  von  hause  aus  verschieden,  sondern  das 
eine  g  hat  sich  in  zwei  gespalten,  indem  es  theils  als  g  blieb, 
theils  zu  g'  wurde.  Dasselbe  gilt  von  arischem  g  in  der  wurzel 
gabh,wenn  wir  diese  wiederfinden  l)  in  akr.gcAhtra  lief,  z.ja/ir«  tief, 
jäfna  tiefe  und  2)  in  skr.  jabh  den  rächen  aufsperren,  z.  mfan, 
tafra,  ferner  vom  g  der  wurzeln  sarg  und  yag,  wenn  einerseits  skr, 
targa  und  yäga  neben  den  wurzeln  sarj  mid  yaj  steht  und  andrer- 
seits so»?  =  z.  Aor«,  ursp.  sarp',  yty=2.  ffo«,  ursp.  yag^  ist,  ebenso 
auch  vom  g  der  würzet  gar  zerrieben,  morsch,  alt  werden,  wenn 
sie  als  g^ar  in  der  bedeutung  »altern«  und  in  gr&num  körn  ^^ 
kd.  frtno,  als  gar  aber  in  lit.  gima  =  ksl.  Sriny  =  got.  quairmis 
(uiülilstein,  mühle)  erscheint.  Wie  mit  g  verhält  es  sich  auch 
mit  gh,  das  wir  in  der  indogerm.  wurzel  migh^)  in  niigk  :  maigha 
Wolke,  und  »»^A' :  maighhi  urin  sich  spalten  sehen,  während  die 


'I  Erlisten  in  ordi  mann,  männlichea  (hier  ^^  ijui  tealiculos  liabet, 
ätxa  aus  dem  arm.-engl.  lexicon  von  Avoher:  ordiat  capon,  am-ordi-at 
nsüatn].  anwrdsiq  testides. 

'1  Anomal  erscheint  auch  skr.  mah  =  z.  maz  =  arm.  mels  gross, 
<kr.  Atnu  —  |>ers.  eoMakh,  arm.  timöt  hinn,  aber  die  arnKmischen  worte 
Khrn  guf  die  (europäischen)  Urformen  meg  und  genu  zurück. 

*)  Skr.  mih  verbal,  aber  noeh  migh  ini  parlicip  ni-meghmiäHa  (Fick, 
WOrlprbuch  p.  178). 


26  H.  HG))»chmann, 

Wurzel  afigh  in  dem  wort  für  schlänge  als  angh  im  skr.,  zend, 
lit.  etc.  auftritt,  als  angh^  dagegen  in  arm.  Öds:,  jedoch  auch  hier 
neben  ti  (onghH  neben  eghi)^  wie  Itsd  neben  mig,  und  im 
sanskrit  angJuM  neben  amhas,  anghri  fusa  neben  amkri.  So  gut  aber 
das  armenische  hier  (in  Us-^  und  öde)  g\gh^  dem  g,  gh  anderer 
indogerm.  ^rächen  gegenüberstellen  kann,  so  gut  kann  auch 
einmal  g,gh  einer  der  arisch-slavolettischen  sprachen  den  g\gh^ 
der  übrigen  gegenüberstehen,  wie  dies  z.  b.  in  lit.  gesti,  ksl. 
gdsnqJti  erlöschen,  ausgehen  *=  skr.  jcts  erschöpft  sein,  ver- 
schwinden, z.  xah  verschwinden,  transiL  Verlassen,  geschieht, 
wo  slavolettisch  g  arischem  g^  entspricht,  und  in  ksl.  gqfü  gans, 
osset.  gMSf  neup.  ghde,  arm.  sag  (umgestellt  aus  gas  =  gans) 
=  skr.  hamsa,  xv^t  anser,  lit.  scpis,  wo  iranisch-slavisches  gh 
statt  des  gh^  der  andern  sprachen  ^)  steht.  Ganz  ebenso  stehen 
sich  ja  gegenüber  in  der  Ä-reihe:  ksl.  katnen^,  lit.  ahmen-,  und 
arisch  agman,  lit.  klausä,  klaus^ti  und  sl.  sluti^  slovq,  sli4ch4i 
(=  z.  sraosha),  preuss.  pecku  und  arisch  pagu,  ksl.  svekrü  und 
lit.  saesjsura  =  z.  qasura.  Analoges  sehe  man  beiFick,  Wörter- 
buch III,  p.  516:  kok  =  k^ak,  p.  522:  karva  =  k^arva,  p.  526: 
k(m[ha  =  k^ardha,p.539:  kram=kWäm,  p.  540:  hruk=kniik^. 
Dazu  kommt,  dass  nach  Joh.  Schmidt  skr.  giras  yon  wzl.ftW  = 
got.  hvaimei  von  wzl.  kar  ist  und  nach  Windisch  (ztsch.  XXI, 
p-  390)  skr.  kar-na  ohr  mit  wzl.  gru  (=  ga/ru)  zusammenhangt, 
wie  auch  derselbe  gelehrte  ebenda  vermuthet,  dass  noch  öfter 
im  sanskrit  k  neben  g  ^=^  k^  erscheine^).  Und  so  verhält  sich 
auch,  um  zurückzugreifen,  arm.  ots-anel  (ang^)  zu  skr.  anj, 
anakti,  und  arm.  buüs  speise  zu  skr.  bhuj,  bhuncdUi,  Das 
heisst  doch  nichts  anderes  als:  es  gab  ursp.  nur  ein  k, 
ein  g,  ein  gh,  die  sich  erst  später  in  k,  k\  g,  g\  gh,  gh^ 
spalteten.  Dasselbe  muss  ja  auch  der  annehmen,  der  skr. 
janghd  =  z.  za^iga,  lit.  zmgm,  (got.  gaggan)  auf  eine 
Wurzel  ursp.  ghangh  durch  reduplication  gebildet^  zurückführt 

*)  Uebrigens  kann  skr.  hamsa  für  gkansa  stehen,  wie  hart  für  ghoHy 
dann  würde  in  unserm  falle  Hl.  gh^  arisch-slavischem  gh  gegenüberstehen. 
In  einem  andern  falle  sclieint  statt  europ.  g^  iran.  g  zu  stehen,  nämlich 
wenn  man  europ.  i/aga  eis  laltir.  aig,  lit.  iia-s,  an.  jaki)  =  mazenderani 
yagh  eis  setzt.  Indess  halben  die  andern  modern  iranischen  sprachen  die  form 
yakfi  (ossetiscii  i/,  ye/),  das  Pazend  yoh,  das  auf  i/as<i  zurü(!kzugehen 
scheint.  Paz.  yaÄ  auf  t/a^a  =  z.  isi  (i^-i)  zurückzuführen,  erlaubt  wohl 
das  ossetische  nicht,  z.  mmüssle  darum  aus  ishi  entstanden  sein? 

*)  Vergl.  noch  Ascoli,  Vorlesungen  p.  34—35. 


Deber  die  slelliing  des  itrmeniKeheii  Im  Itfeiae  iler  iiidoueria.  spraclien.      37 

bam  skr.  jäm}h  =  2.  sahn  weist  auf  ursp.  fi'atu/h  zurück,  das 
eben  ans  ifkatu/h  hervoi^gangcn  sein  niüssle,  gleichwie  im 
ari&ctaen  ursp,  gfutghan  zu  jayhan  werden  würde.  In  letzterem 
falle  wiederholt  das  arische  den  process,  der  schon  im  indo- 
germanischen vor  sich  gegangen  war. 

Vei^leichl   man  nun   mit   der  g  und  gk  reihe   die  A  reihe, 
wie  sie  sich  nach  den  bislierigen  forschungen  ergeben  hat: 
I  k  =  sltr.  k.  7..  k.  arm,  k,  alavoleU.  k 


\  I 


[  A'  =  ^        s        s  (§,  s)  slav.  s.  lit.  ss. 

i  g  =         Ü       0  K  g 

I  I  I 

j  j,  sh      k,  i 

=         J  3  ts  sl.  s,  lil.  s. 

\  'ß  =       gh  g  (<jh)      g  g 

A      i  -'a   '• 

hj.  sh      g,  z 
\  gh'  ^      k  s         z,  ds  sl.  s,  lil.  i. 

so  zeigt  sich  eine  vollkonnnene  übereinstinmumg  dieser  reihen, 
aa«  der  nothwendig  ku  folgern  ist,  dass  in  der  urzeit  die  Arier, 
Annen ierumtSlavoletlen  in  ganz  besonders  enger  bcziehungzu  ein- 
arulergi^standen  haben.  Denn  rein  zufällig  kann  diese  gemeinsame 
enlwickeliuig  der  gutlurate  k,  g,  gh  nach  uwei  richtungen  hin, 
XU  k,  g,  gh  und  Ä',  j/',  gh^  nicht  sein  —  oder  ist  sie  es  doch,  so 
können  auch  alle  die  merkmale  unserer  sprachen,  nach  denen 
wir  ihre  venvandlschaflsverhällnisse  bemtheilen,  rein  zutalÜge sein. 

Betrachten  wir  im  besonderen  das  verhältniss  des  aime- 
tngcfaen  nmi  arischen  und  slavolettischen,  so  ergiebt  sich 
nmächsl,  dass  das  armenische  durch  die  strenge  Unterscheidung 
ton  ff  (=k  und  tsj  und  gh  (=  g  und  z,  dt)  auf  einer  altern 
rtnfe  als  slavolettisch  und  iraniach  steht,  die,  wie  aus  der  obigen 
laMle  zu  ersehen  ist,  beide  in  eins  haben  zusammenfallen  lassen. 
Dil«  orschoinung  steht  ganz  in  einklang  mit  den  sonstigen  laut- 
TfThältnissen  dieser  sprachen.  Denn  wenn  sanskrit  und  armenisch 
nberhfiupl  die  Unterscheidung  von  media  aspirata  und  blosser 
media  (gh-g.  dft-rf;  aufrecht  erhalten,  die  iranisch  und  slavo- 
iHlMch  fallen  lassen,  so  muss  man  auch  erwarten,  dass  die 
beiden  ersten  sprachen  die  Unterscheidung  von  ursp.^Ä'  und  g^ 


28  H.  Hübschmann, 

beibehalten  und  die  letztgenannten  sprachzweige  sie  aufgeben, 
d.  h.  gh^  und  g^  in  g^  zusammenfallen  lassen  und  dies  zu  einem 
Zischlaut  (z.  0  =  s\.  ß  =  lit.  i)  entwickeln.  Ihrerseits  unter- 
scheiden sich  sanskrit  und  armenisch  wieder  dadurch,  dass  jenes, 
was  im  zend  und  slavolettischen  nicht  geschieht,  einen  theil  der 
ursp.  g,  gh  mit  den  g\  gh^  zusammenfallen  lässt  (so  dass  nun 
ski\  j  =  g  und  g\  skr.  h  =  gh  und  gh^  ist),  während  das 
armenische  fortfahrt  nicht  nur  media  von  media  aspirata,  son- 
dern auch  g,  gh  von  g\gh^  getrennt  zu  halten  und  also  in  dieser 
beziehung  das  ursprüngliche  lautverhältniss  treuer  wahrt  als 
das  arische  und  slavolettische. 

Wir  haben  aber  das  verhältniss  des  armenischen  zum  arischen 
und  slavolettischen  noch  nach  einer  anderen  und  wichtigeren 
Seite  zu  betrachten.  Der  hauptunterschied  zwischen  den  genann- 
ten Sprachfamilien  liegt  nämlich  darin,  dass  das  slavolettische 
seine  gutturale  (g^  k)  zunächst  unverändert  bewahil,  das  arische 
dagegen  sie  in  palatale  verwandelt.  Denn  die  altarischen  laute 
l^j  9f  9^  sind  zum  theil  zwar  gutturale  geblieben,  zum  theil  aber 
auch  in  die  palatale  skr.  c,  j,  h  (h  aus  jh)  und  zend  c,  sfh,  j 
übergegangen,  und  zwar  wesentlich  in  drei  fallen:  1)  wenn 
ihnen  ursprünglich  i  oder  y  folgte  z.  b.  jiv  leben,  2)  in  der 
reduplicationssilbe,  z.  b.  caJcra  rad,  caJcsh  essen,  3)  im  wurzel- 
auslaut,  wenn  sie  nicht  durch  einen  folgenden  consonanten  ge- 
schützt waren,  oder  sich,  wie  es  theilweise  geschah,  in  nominal- 
ableitungen  vor  vocalen  unverändert  erhielten,  z.  b.  pac  kochen, 
vac  reden,  aber  pdka  und  ukta.  Doch  hat  auch  über  diese 
grenzen  hinaus,  wenn  auch  nicht  weit,  die  palatalisirung  um 
sich  gegriffen,  und  zwar  ist  in  diesem  falle  häufiger  k,  seltener 
g  und  gh  davon  betroffen  worden,  cf.  arisch  ca  und,  catvar  vier, 
car  gehen,  treiben,  pancan  fünf,  skr.  jathara  bauch,  skr.  han  = 
z.  Jan  schlagen.  Die  Übereinstimmung,  mit  der  indisch  und 
iranisch  diesen  process  der  palatalisirung  vollzogen  haben,  ist 
ein  sicherer  beweis  dafür,  dass  er  bereits  in  der  gemeinsam 
ai'ischen  periode  vor  sich  gegangen  ist.  Und  da  er  in  dieser  weise 
in  keiner  andern  indogermanischen  sprachfamilie  eingetreten  ist, 
so  ist  diese  palatalbildung  für  das  arisclie  ganz  besonders  charac- 
teristisch.  Darum  muss  sie  uns  auch  als  prüfstein  dienen  zur 
erkennlniss,  ob  das  armenische  iranisch  ist  oder  nicht.  Nun 
fanden  wir  ja  schon  p.  22 :  arm.  uiz,  haz,  buz  =  arisch  aujas, 
bhaj,  bhuj,   vielleicht   auch  ziel  =  z.  jad,  zir  =  skr.  jira,  und 


ido^nti.  spnustieD. 

t  p.  23 — 34  drM, dird  =  skr.  <lru}t,  ■/..  drueh,  Üt^l. azin, arscaii^ 
hsfcr.  orA,  z.  ari'j  (np.  rtra-f«),  und  müssen  um  dieser  falle  willen 
I  das  armenische  als  arisch  bezeichnen.  Nur  eins  ist  dabei 
I  ODklar:  warum  treffen  wir  in  ui£,  ha£,  bui  den  laut  s  entspre- 
chend arischem  j^  da  wir  doch  der  lautverschiebmig  gemäss  hier 
c  erwarten  müssten?  Ueberhaupt  hat  sich  bisher  kein  beispiel 
für  arm.  j  =  arisch  jk  und  ai-m.  e  =^  arisch  j  gefunden,  wes- 
halb man  zunächst  vermulhen  muss,  dasa  j  und  c  erst  spät  im 
sonderleben  des  armenischen  entstanden  sind')  (es  wäre  also 
i  in  arischer  zeit  Für  j  und  c  eingetreten  ?).  Uebrigens  findet  sich 
arm.  c  =  pers,  c  sehr  häufig,  cf.  cank,  mng  haken  =  np.  cang^ 
eai  essen  mit  seinen  ableitungen:  ca§el,  caSak,  cas«ftö/ kosten  = 
Dp.  casJtidan,  capttk  =  np.  cäbuk  behend,  carji  fett  =  phl.  carp, 
eng  =  np.  cirägh  lampe,  vcar-  solvere  =  np.  guz<"ir  {aus  vi- 
oar),  r'odk  unterhält  =  np.  riksdh,  rilü»,  z.  raocanh  tag  etc. 
Aber  diese  beispiele  beweisen  zu  viel,  die  Übereinstimmung  mit 
dem  pei'sischen  ist  hier  zu  gross,  während  wir  sonst  von  einer 
solchen  keine  spur  finden.  Und  da  nun  worte  wie  crag  und 
r'oeik  sicher  entlehnt  sind  (sie  finden  sich  auch  im  georgischen), 
90  worden  auch  die  andern  der  obigen  worte  lehnworte  sein. 
Dasselbe  wird  von  palnmcan  =  phl.  paimucan  kleid  gelten, 
während  da.s  c  von  mucak  ^  np.  müBoIi  aus  dem  k  des  Stamm- 
wortes muik  schuh  ^=  phl.  imk  (afgh.  moc-afah  f.  schuh)  erst 
im  armenischen  entstanden  sein  könnt^.  Doch  liegt  uns  der 
arische  palatal  e.  im  armenlsdien  der  lautverschiebung  gemäss 
als  cA  vor  in:  chorkh^)  vier  =  eatvar,  gochel  schreien,  kochel 
nennen  ^  vocare,  und  zum  dental  geworden  in  mr^-4l  kämpfen, 
streiten  ^  z.  mcrefic  nasaliert  aus  tnare  (wegen  der  bedeutung 
cf.  /uiQvarai  er  kämpft  =  skr.  mrndti  er  zermalmt),  Aaj  brot  = 
fu,  Ihandzr  {aus  than^r)  dicht,  z,  iancish'ta  und  schliesslich  in 
ttti$  licht  =  z,  raocanh,  np.  ros*)  Also  ist  das  armenische 
ariach!    Nun  vergleiche  man  aber  die  arm,  worte  eki  ich  kam, 


')  Durch  secundSre  palatulisirung  im  sondcrieiien  des  annenischen  ist 
ifnt  wann  =:  skr.  gharma,  np.  garm  luiJ  Seram  seiJpnwurm  =  skr,  kpni, 
phl.  kirm  entstanden. 

')  Die  nebenfiirm  Aftir"  verhält  sicli  zu  chor-  wie  t.  lüiri/a  au  t. 
MMvore,  tüirt/a  =  tvar-ya.  uiii)  khar'  =  teiir;  kh  =^  tv  wie  in  Muan 
nramiK  =:  dci-aanH- 

'j  Datu  f(^e  arm.  cA  =  skr.  cA  =  iii'sp.  »k  in  dem  praesensatamm- 
UUemlvn  *k  =  gr.  o«  :  arm.  ean-ach-rm  —  ■/^yrtillxm.  Horist  taimeai/,  und 
•  riw  das  ^vhen  =  ursp,  »ku,  Ascoli.  vorl<>^.  p.  180. 


30  H.  Hfibschmann, 

keal  leben,  kov  kuh,  hin  frau,  erek  abend,  hek  gebrochen,  gan 
sehlagen  nach  p.  21  flg.  mit  iliren  arischen  verwandten  sowie 
hing  (aus  penkan)  fünf  mit  arisch  po/ücan  und  IkUninel  verlassen 
mit  arisch  ric  {erg  lied  =  skr.  arka,  wzl.  arc  und  khan  =  lat 
quam,  kha/naJc  =  quantum,  z.  cvanf,  np.  cand  kommen  nicht  in 
betracht),  so  ergiebt  sich,  dass  gerade  in  den  fallen,  denen  nach 
Ascoli's  glänzenden  Untersuchungen  über  die  arischen  palatale 
besonderes  werth  beizulegen  wäre,  das  armenische  sich  vom  ari- 
schen entschieden  trennt  und  zum  slavolettischen  sich  stellt! 

Nach  obigem  können  wir  nun  die  p.  27  aufgestellte  i-reihe 
^ahin  ergänzen: 

indog.  i=sskr.  k,  z.  k,  arm.  k,  slavolett.  k 

I     I       I 

c       c  k,  kh;  ch,  g,  s 

und  der  parallelismus  mit  der  g  und  gJ^reihe  ist  nun  vollkom- 
men hergestellt. 

Aus  der  ganzen  vorangehenden  Untersuchung  erhalten  wir 
nun  als  gesammtresultat  dies: 

Das  armenische  gehört  gemäss  seiner  entwickelung 
ursprünglicher  gutturale  zu  Zischlauten  in  den  kreis 
der  arisch-slavolettischen  sprachen.  Mit  denarischen 
sprachen  stimmt  es  in  der  palatalisirung  dergutturale 
zum  theil  überein,  bewahrt  aber  zum  andern  theil  auch 
die  gutturale  unversehrt,  wie  das  slavolettische,  und 
kann  darum  weder  dem  arischen  (im  bisherigen  sinne) 
untergeordnet  noch  von  ihm  losgerissen  werden.  Da- 
rum kann  es  auch  nicht  als  iranisch  bezeichnet  wer- 
den, wiewohl  es  wie  dieses  s  in  ä  verwandelt  und 
manche  consonanten  und  consonantengruppen  (wie 
arm.  §x  =  iranisch  x^  ==  arisch  k§)  in  ähnlicher  oder 
gleicher  weise  behandelt.  Es  ist  darum  als  selbstän- 
diger sprachzweig  zwischen  iranisch  und  slavolettisch 
zu  stellen. 

IL   theil. 

Tritt  aber  das  armenische  zwischen  iranisch  und  slavisch, 
d.  h.  zwischen  arisch  und  europäisch,  so  bleibt  noch  zu  unter- 
suchen, wie  es  sich  den  speciellen  eigonthunilichkeiten  der  euro- 
päischen sprachen,  durch  welche  diese  sich  von  den  arischen 
scharf  trennen,  gegenüber  verhält,  d.  h.  es  ist  zu  untersuchen, 
üb  das  armenische  die  omopäische  Spaltung  des  «  in  a  und  e, 


HlOBerm.  spractw 

I  cüe  des  r  in  »■  und  l  keiiiil  und  im  worUchal«;  wlditige  be- 
t  rvimmgsimnklß  iiill  ilein  europäisclien   bietet,   ixior  nichl.    Wir 
fgeUnn  BoTurl  an  die  beaiilworlung  dieser  IViigen. 
1)  Spaltuijg  des  a  in  a  und  e. 

Ea  ist  niciiU  richtiger  als  Fick's  ansicIiL,  dass  dev  wichtigste 
unterschied  zwischen  europäiscli  und  arisch  im  vokalismus,  in 
der  9|mUung  und  nicht-spallung  des  a  zu  a  und  e  liegt.  E>a^ 
keine  indische  und  Iceine  iranische  spräche  diese  Spaltung  iceont, 
st(^  fest  Allerdings  sctireiben  wir  in  neupersischen  Worten 
zahlreiche  e,  d.  i.  kui^e  ä,  abei*  das  kurze  a  wird  eben  durch- 
gängig zu  ä  {in  Indien  als  reines  a  gesprochen) '),  und  von 
einer  spialtung  ist  hier  keine  rede.  Das  ossetische  im  Kaukasus 
hat  o  und  e  tui*  und  neben  a,  docli  ist  c  selten  und  offenbar 
spät  entstanden,  es  erscheint  neben  ä  und  beide  nelien  a,  das  eine 
strengere  ältere  Sprechweise  bewahrt;  und  auch  o  =^  a  scheint 
nur  eine  spätere  trübung  des  a  bei  n  und  r  zu  sein  *),  kommt 
aber  hier  überhaupt  nicht  in  l}eLi'acht.  Darum  kennt  das  ari- 
sche diese  Spaltung  nicht 

Das  aiTueiüsdic  dagegen  spaltet  das  a  ganz  in  der  euro- 
päischen weise  in  a,  e,  o  und  unterscheidet  sich  schon  dadui-ch 
scharf  von  den  arischen  verwandten,  auch  we»n  es  in  den 
einzelnen  iailen  mit  dem  europäischen  nicht  übereinstinmien 
sollte.  Um  aber  auch  eine  vergleichung  der  einzelnen  talie  vor- 
Di'lunen  zu  können,  müssen  wir  zuvor  einen  überblick  über  den 
vocalisiiius  des  armenischen  überhaupt  gewinnen.  Das  schenia 
für  denselben  ist; 

grundvocal  Steigerung*) 

e,  i,  Schwund.  ä 

o,  «,  Schwund. 

»,  Schwund.  ^,  t 

«,  Schwund.  «i,  ü 

')  So  habe  ich  in  dieser  ahhandlung  staU  Jos  (i,  wie  es  jeUl  im  eigcnl- 
Urboi  P^nieii  gesprochen  wird,  das  äll^ie  a.  aus  dem  ea  herfurKiiii:. 
rcH-hriEhen. 

<)  cf.  barzond  hoch,  zarond  alt  =  yt^oyi,  eond,  cu,nd  kenntniss,  nönun 
wmeva,  f<mds  tä(\t.  diorun  reden,  jfor  sonne  (=^  smr),  ;fi>f m»  exscii  ("^  tvar-), 
Wk  wtinig  «  hier  tu  1  edeuteii  hat,  zeigt  kknrOa  =  z.  kuroHO,  dos  im  plural 
lifaiuiscti  kharaltliä,  lÜgoriBch  kharantbä  bildet. 

')  Ich  bemerke,  dasü  ilie  quajititjtt  der  vuk&le  in  der  armoiisctten 
«lirin   ujdil  hi^xeirhnitt  »ii'd,  wi^hnlh  idi   auch   sonst  <ia^   lüngexeichon 


32  H.  Hübschmann, 

und  das  accentgeselz,  welches  den  vocalismus  beherrscht,  ist 
folgendes:  der  accent  rückte  auf  die  vorletzte  silbe  des  wertes 
und  verursachte  den  abfall  der  letzten  oder  den  ausfall  ihres 
vocales,  so  dass  jetzt  stets  die  letzte  silbe  den  accent  hat 
Kurzes  i  und  u  sowie  ihre  Steigerungen  i  und  ui  können  sich 
nur  durch  den  accent,  d.  h.  wenn  sie  jetzt  in  der  letzten  silbe 
stehen,  halten ;  verlieren  dieselben  aber  durch  antritt  einer  neuen 
silbe  den  accent,  so  wird  e  zu  I,  ui  zu  u,  i  und  u  dagegen 
fallen  aus.  Z.  B.  i:  wzl.  vid  finden  =  arm.  gü,  im  infinitiv 
aber  gt-anel;  ursp.  vinäga  =  neup.  gunäh  =  arm.  vnds;  Stei- 
gerung: meg  nebel,  wzl.  migh,  mez  urm,  wzl.  migh^,  skr.  mih, 
aber  im  genitiv:  migi,  nAzi^),  u:  wzl.  yt*/,  arm.  ItUs,  in- 
finitiv Usel  einjochen,  Steigerung:  luis  licht  aus  raucah,  wzl. 
ruc,  aber  im  genitiv:  lüsöy.  Daraus  ergiebt  sich  gleich, 
dass  gitem  ich  weiss,  lizem  ich  lecke  auf  get-em^  lez-em  zurück- 
gehen, d.  h.  dass  in  diesen  verben  der  gesteigerte  praesensstamm 
(get-em  =  veda  -{-  später  angetretenem  em  =  ämi,  lezem  =  Idgh^- 
ämi)  vorliegt,  soweit  wir  es  nicht,  wie  es  bei  mizel  harnen  neben 
mez  urin  der  fall  sein  könnte,  mit  denominativen  verben  zu 
thun  haben.  Dagegen  ist  a,  d  unveränderlich:  ha^m  viel  = 
skr.  hdhu,  hazük  arm  =  skr.  bähu,  asel  sagen,  skr.  ah.  Das- 
selbe gilt  von  0^),  cf.  gochel  schreien,  wzl.  vac,  gortsel  thun 
neben  gorts  werk  =  fiQyov.  Auch  e  bleibt  meistens  cf.  mets 
gross,  gr.  fjiiyag,  genitiv:  metsi;  doch  ist  es  einigemal  aus- 
gefallen, z.  b.  vtak  flüsschen  neben  get  fluss,  (istl  stern  =  daTSQ, 
tagr  schwager  =  da^eg,  genitiv  =  astel^  tager.  Kommt  dieses 
e  nun  vor  nasale  und  doppelconsonanten  zu  stehen,  so  geht  es 
regelmässig  in  i  über  ^) :  hing  fünf  =  quinqtie,  hin  alt  =  senex^ 
sirt  =  herz,  und  dies  i  wird  gleich  urspr.  i,  wo  es  den  accent 


nicht  gesetzt  habe.  Es  ist  dies  aber  nur  ein  mangel  der  schrift,  dem  gegen- 
über zu  betonen  ist,  dass  «,  t,  i#,  wo  sie  Steigerungen  der  grundvokale 
a,  i,  u  sind,  als  lang  gelten  oder  ehemals  gegolten  haben  müssen.  Nur  e 
und  o  sind  immer  kurz. 

')  Ich  schreibe  hier  i,  wie  im  folgenden  m,  da  aus  mXgi,  näzi :  mgi^  vizi 
hätte  werden  müssen,  und  ebenso  aus  lüsöy  :  Uöy, 

*)  Petermann,  grammatik  p.  37;  omnium  vocalium  constantissima, 
quae  fere  nunquam  abjicitur  seu  mutatur. 

•)  Dieser  Übergang  des  e  in  i  ist  im  modernen  Tifliser  dialekt  ganz 
durchgefühlt,  in  dem  auch  o  durchgängig  zu  u  geworden  ist.  Im  älteren 
arm.  findet  sich  u  aus  o  =  a  seltner;  ein  sicheres  beispiel  ist  wohl  das 
die  zehner  bildende  -s«fi,  genit.  -Rui,  z.  b.  innsun,  genit.  »mittent  90  =  ^i/f  vi}xo»a^«. 


m  kreiae  der  uidogerm.  sprachea.     3S 

^■•Terliert,  eüdirt:  hin  alt:  hn-anal  alt  worden,  nirt  herz  gen.  srti, 
^■llithin  ist  lur  das  arnicnisdic  iibc-rall  da  e  amusetzen,  wo  statt 
^Bdes  der  etymologie  nach  zu  erwartenden  a-vokaies  e,  i  oder 
■  gänzlicher  sch^vund  des  voknles  eingetreten  ist.  Darum  müssen 
^Kwir,  soll  das  ai'menische  an  der  haupl  eigtinlhümUchkeit  des 
H^enn^iäischen  theilnehmen,  a)  arm.  a  (o)  =  europ.  a  (o)  und 
H  M)  arm.  e,  i,  schwund  ^  europ.  e  zu  finden  envarten. 
H  a)  ann.  a  (o)  =  europ.  «  (o).     Es  genüg!    für  diese  eiit- 

H  sprechung  wenige  beis|)iele  anzurühren:  akn  äuge,  lit.  alc^, 
H  «ch/hs,  atsem  =  «ycs,  ial  geben  =  dare,  all  =  älXog,  aus  = 
^V  Bil.  hair  =^  naiijQ.  gocfiel  ^  vocare,  chorkh  vier  =  (/uatuor, 
H  goris  =  /^e/ov,  kov  kuh  =  ?oß-öq,  ords-  hode  (siehe  p.  25 
H  anmork.)  =  öex'f.  f^^  waise  ^  öpya^'df.  Dazu  beachte  man  für 
^B  die  flexion,  dass  die  o-stämme  —  von  eigennamen  abgesehen  — 
^1  durchweg  in  o-stämme  übergegangen  sind,  weshalb  ursp.?Ko>'&i-, 
^  gt.  ^(10x0-  im  arm.  als  niardo-  erscheint,  cf.  gen.  dat.  mardoy, 
l  instr.  mardov,  gen.  pl.  mardo^,  instr.  mardmkh.  Hierin  stiranit 
das  armenische  mit  lalein  und  griechisch  überein. 

b)  arm.  «  =  europ.  e.  Fick  hat  in  seinem  buche  »die 
ehemalige  Spracheinheit  der  Indogermaiien  Europas«  p.  425  die 
europäischen  unvorle,  denen  e  zuzuschreiben  ist,  verzeichnet. 
Ich  finde  von  diesen  im  armenischen  die  folgenden  wieder:  arm. 
siai  =  europ.  Ar'erd  herz,  ts>wt  (=  tsen-U)  ^=  genu  kinn,  tnn 
f=  inutt  =  invan  aus  envan  =  nevan)  ^  nevan  neun,  hing  =' 
pcnkan  fünf,  tnels  =  »lej;«  gross,  mej  ('aus  tnedyo)  ^  medhia 
niiftlcre,  iwejr  hon^,  mc?«  biene  (niktaaa)  ^  inc/iYn  honig,  n^t 
(=  nsit  =  ni-scdas)  =^  europ.  sedas  sitz,  Ätn  =  sena  alt, 
(rt*»  =  sep/d»  äeben,  asrt  stern  =  ster,  skesur  schwieger- 
Biatter  =  svek^ura,  sveA'rd  schwäher,  schwiegor,  vc^  =  sveks 
»chs.  Eine  nur  scheinbare  ausnähme,  die  die  regel  bestätig!, 
Ist  hhtir  Schwester  =  kkoyer:  hier  ist  o  erst  aus  e  durch  das 
m^.  vorangehende  v  der  grundform  svesar  entstanden,  cf.  lat.  _ 
wror,  khuir  geht  also  auf  diese  gioindform  mit  e  zurück,  während 
lue  übrigen  nächstslehenden  verwandtschaftsnamen  hair  vater, 
ftair  nmtter,  dbatr  hruder  in  der  bewahrang  des  a  mit  den 
iwopäischen  üboreinstinunen.  Von  den  praesensthematen  und 
^rben,  welche  Fick  anführt,  haben  sich  bisher  nur  wenige  im 
annenischen  gefimdeni  ed-  essen,  ist  arm,  ut,  dessen  u  mir  unklar 
,       ist,  per-  schlmgen  =  arm.  ker  am   ende   von   cotnpositis,  gr. 

Ifff/o-,  und  mit  ausfall  des  e:  klanel  verschlingen;  endlich  her 
IMterinUl  IDr  nrgL  Spnwbt,  N.P.UI.l.  3 


34  H.  HObschmaim, 

tragen,  arm.  berd^  dazu  ber  frucht,  ber'n  last,  ei  als  Steige- 
rung *)  von  i  findet  sich  in  die  häufen  =  ursp.  dheigh  =  fingere^ 
mir^  harnt,  aus  meüfS,  ursp.  meigh^ati,  lizi  aus  leizi  leckt  =  ursp. 
leigh\  dagegen  Ikhrcmi^)  ohne  Steigerung,  europ.  leikati  lässt  Zu 
diesen  fallen  kommen  aber  noch  hinzu :  mis  fleisch  =  europ.  memsa, 
amis  monat  =  europ.  mens,  mWch  mens,  europ.  men^i,  Wnfrau 
=  got.  qino,  gin  preis  =  lat.  ventcm,  deer'n  hand  =  %fi*ß,  st 
Xfiß,  sm  leer  =  xeveSg^  tser  alt  =  YiQ9vt^  heru  letztes  jähr  = 
nigvct^  hetkh  fussspur,  lat.  peda  (aber  otn  fuss  =«  ptido^  got 
/b^),  Äer*i  fem  =  niqa^  got.  fairra,  ver  oben  =  aj:«ß :  äsl^m, 
es  ich  =  ij^o)^  egro,  aber  ksl.  cusü,  mnai  bleiben,  wohnen  «=  fAirm, 
fAiftvMj  lat  ^naMeo,  tsn-anü  geboren  werden,  atUsin  ungeboren, 
wzl.  gigno^  genui,  yiyvofAMy  aber  isan^th  kenntniss,  wzl.  tsan 
wissen,  lit  zindH  wissen.  Für  die  flexion  wird  e  wichtig  in 
nominalsuffixen  wie  ter  =  ursp.  tar,  daher  dustr  tochter,  gen. 
dsi&r,  beim  verbum  als  stanunbildender  vokal  in  der  verbreitetsten 
klasse:  berem,  beres,  berS  etc.,  als  augment,  soweit  dies  noch 
vorkommt:  ehi  ich  kam,  6di  ich  setzte '),  ei^  ich  gab,  e^  er  sah, 
egä  er  fand.  Dagegen  findet  sich  arm.  a  gegenüber  europ.  e  in 
daSn  vertrag  =»  z.  dashina,  europ.  deksina^  doch  ist  das  arm.  wort 
(wegen  d  statt  t)  aus  dem  persischen  entlehnt;  sicher  aber  in  tasn 
zehn  =  europ.  dek^an.  Ob  auch  in  vazd  currere  =  europ.  prae- 
sensst.  veghor?  vazd  könnte  auch  denominativum  von  vae  lauf  sein. 

2)  Spaltung  des  r  in  r  und  l. 

l  findet  sich  im  armenischen  neben  zwei  r  lauten  (V*  und  r) 
und  einem  l,  das  jetzt  von  den  westlichen  Armeniern  wie  y 
gesprochen  wird,  in  alter  zeit  aber  das  griechische  X  umschreibt 
Jenem  ersten  l  entspricht  im  europäischen  gleichfalls  l,  während 
dem  /,  r  und  l  im  europ.  r  gegenübersteht. 

*)  Dass  dieser  gesteigerte  vokal  in  der  that  e  +  i  ist,  beweisen  falle 
wie  here  =  praesensstamm  here  +  y  =  /t,  wie  auch  der  umstand,  dass 
<*  +  *»  y  eben  ai,  nie  c  giebt.  Eigenthümlich  ist  die  Steigerung  von  u 
oder  ihre  bezeichnung:  oy,  jetzt  wt,  alt  wohl  oi  gesprochen.  Man  könnte 
denken,  dass  y  nur  dehnungszeichen  und  oy  =  6  wie  ey  =  e  wäre.  Sollte 
aber  oy  den  Laut  6  bezeichnen,  warum  hätte  man  dann  nicht  in  alter 
zeit  mit  diesem  eben  erst  geschaffenen  zeichen  das  griechische  oi  um- 
schrieben, fQr  welches  man  ov  schreibt? 

')  Ikhane  =  hfinavH. 

•)  Praesens  ist  dnel  =  d-ne-l,  das  nach  den  lautgesetzen  auf  de-ne-l 
zurückgehen  muss.  Vergleicht  man  dies  mit  dem  praesens  tal  geben,  so 
ergiebt  sich  die  gleichung  arm.  de  setzen  :  ta  geben  =  gr.  S^e  :  ^o. 


VAer  die  stellimg  des  ormenlaehen  im  Itreiae  der  indoperm.  spraefaen.     35 

a)  /=earop,  l:  Inl  klagen,  weinen,  iral.  M(Fick,  Wörterbuch  ^ 
^747),  toiH  breit  (uns  phtktn)  =  nimtvc,  iillii,  Idhan,  luphel  auf- 

llecken  =  iäTriw,  lambo,  fiseUeckea  ^^  Xtix^i  (cf-  aueh  arm.  feew 
f  zunge),  ft  {^ plana)  voll  ^),  europ.  palna,  l-mU  füllen,  europ.  jj^d, 
IlmmaJ  waschen  '=nki^va,  loganal  baden  =  lof-,  Javo,  hm  licht^ 
■-  lax  (tus-a-her  ^=  hteifer),  Jusin  mond  =  luna,  lu  floh*)  = 
WptlUjr,  b-fJ  hören  =  eorop.  A''?«s,  die  ursp.  wurael  lu  =  kHu 
1  erscheint  im  aorist:  licay  ich  höilo,  lur  nachricht,  gerüchl,  Ikktmd 
l'TerlasseD  ^  europ.  iü,  i^lnva,  Irik  (vulgär)  »foot-pavcment«  = 
i.  pVtra  {\ur,  estrlcbt  lutsatiel  lösen  =  europ.  btg  (?),  klanet 
I  =  äfgluHre,  nif  =  alitts,  f)ttil  wolf*)  =  europ.  valka,  und  für 
I  das  suffixale  l:  matpl  klaue,  nagrel  =^  europ.  wighla.  Die  wzl. 
ist  wie  im  europ.  gespalten  in  mar  und  mal^):  mer'unU 
sterben  und  malel  zerslossen,  zerstampfen. 

b)  arm.  r,  r',  l  =  europ.  r: 

siri  herz  ^  cor,  kkirtn  schweias  =  iägo'ig,  Jicrj)  form,  ^stalt 
=  corpus,  (agr  schwager  =  rf«ije,  asij  stern  ^  äezi/Q,  dustr 
lochier  =:  itvyät^ti,  gortsel  arbeiten  =  icirken,  ßlQyov,  lettrd 
leber  =  jecttr,  mard  mensch  =  ßgozög.  vard  rose  =  j-^ödav, 
p^dw,  bervl  =  (piQEiv,  tser  alt  =  y^pwi',  chorkh  vier  ^  quatuor, 
arj  hör  =  (wsms,  /er»»  ^  warm,  A«»^««^  fragen  =  europ.  park', 
Artir  vater  =  natf/g,  ebenso  mair  mutler,  dbajr  bmdcr,  khttir 
Schwester,  etbiw  quelle  =  tp^iag,  dur'n  thür  =  &VQa,  deer'n 
band  =  x*»?)  ^"'b  trinken  ^  europ.  sarhh  (sorbere),  erd-nul 
sdiwören,  osset.  ard,  art  eid,  slav,  rotü,  rata  eid.  Nur  einen 
füll  finde  ich,  wo  arm.  r  europ.  l  entspricht:  srtinAA,  tibia, 
ans  =  europ.  k^launi,  lat.  dunes. 

3)  Es  giebl  mehrere  worte,  die  in  den  europäischen  sprachen 
auf  wnc  andere  lautgestalt  zurückgehen,  als  in  den  arischen. 
Pick  hat  di^elben,  Spracheinheit  p.  424,  iiisammengeslellt,  frei- 
lich manches  dabei  als  arisch  bezeichnet,  das  bisher  nur  als 
iodisch  nachgewiesen   ist.    Vnn    diesen    worten   finde    ich   im 


'1  Aber  persisch;  pur. 

•j  Aher  p.  rie.  jetil  rüi  gesprochen. 

•)  h  =  pJu,  ksl.  blücha,  lit.  bltuä  (.ifglianiscli  vragah  =  vraih'ah)  aus 
fmM.  wie  arm.  nw  schnnr  =  ksl.  snäeha  =  nfgh.  nih'or,  aus  mwhä. 

*)  Aber  p*R.  gufg. 

')  In  nwip.  eraclieinl  mwdtm  slerlton  neben  mälidan  fricare,  lerere, 
ilwr  lias  lelxter«  setzt  niclit  ein  SIteres  mal,  surKlern  mard  =  skr.  mard 
*<niH,  cf.  iM  herz  =  turdii.  gnl  rüse  =  varda.  sAl  jalir  —  aarila. 


36  H.  HQbschmann, 

armenischen  12  wieder.  Unter  diesen  stimmen  mit  der  arischen 
form:  uthain  leer  =  üna,  seav  schwarz  ==  skr.  gydva  schwarz- 
brami,  es  ich,  aus  az  =  z.  azem  (lit.  asz,  ksl.  clzü)^  mid  viel- 
leicht gamakh  erde,  wenn  es  aus  tsamakh  =  skr.  jam  hervor- 
ging ^).  Als  arische  form  für  das  wort  link:  savya  (skr.  savya 
z.  havyd)  aufzustellen,  verbietet  das  neupersische  cap  Imk,  aus 
skavya  entstanden,  die  Übereinstimmung  von  arm.  äheak  link, 
mit  z.  havya  ist  darum  nur  zufallig.  Diesen  drei  arm.  Worten 
mit  arischer  form  stehen  gegenüber:  aJcn  äuge  =  europ.  alci^\ 
mis  fleisch  =  europ.  memsa,  tsnot  kinnlade  =  europ.  genu, 
dur^n  thür  =  europ.  dhva/ra  (gemäss  der  lautverschiebung), 
magil  klaue,  kralle  =  europ.  nagha,  naghla  nagel  (gegenüber 
skr.  nakha,  np.  nakhun,  osset.  nüx),  enth-,  ^th-,  unter,  europ. 
andhara  (lautlich  entspräche  besser  ^fnd,  mit  instrumental  = 
unter,  sonst  aber  von  verschiedener  bedeutung).  Arm.  amis 
monat  =  europ.  mens  hat  neben  sich  mah  in  mahik  =  skr. 
mäs.  Ann.  sirt  herz  gehört  durch  sein  i  =  e  zu  europ. 
k^erd,  sonst  könnte  sein  s  auch  aus  z  =  z,  e^  skr.  h  (hrd 
herz)  enstanden  sein.  Arm.  odz  =  europ.  anghi  hat  iS  otter 
=  skr.  aJii,  i%iq  neben  sich,  mets  gross  ist  entschieden  = 
europ.  meg,  nicht  =  arisch  magh.  Sonach  stehen  hier  die 
arischen  formen  zu  den  europäischen  im  verhältniss  etwa  wie 
3:  9  =  1:  3. 

Dass  übrigens  manche  der  angeführten  unterschiede  zwischen 
arisch  und  europäisch  rein  zufallige  sein  mögen,  zeigt  der  obige 
fall,  dass  einem  skr.  savya  =  z.  liavya  =  arm.  aJieak  ein  per- 
sisches cap  ==  skavya  gegenübersteht.  Andere  unterschiede  aber 
beruhen  darauf,  dass  die  einen  sprachen  eine  nebenform  auf- 
gegeben haben,  die  die  andern  bewahrten,  wie  es  bei  europ. 
aki=  ar.  akshi,  europ.  rnensa  =  ar.  ni/isa^),  europ.  anghH  =  ar. 
aghi  mit  rücksicht  auf  das  armenische  der  fall  gewesen  sein 
mag.  Wieder  andere  beruhen  auf  irrigen  annahmen  Fick's, 
z.  b.  bei  europ.  cOivara  =  ar.  dvara,  wo  das  arische  dvara  nur 


*)  Doch  bezweifle  ich  das,  da  die  ursp.  bedeutung  von  %aniakh  gar  nicht 
»erde«,  sondern  »trocken«  ist  und  die  herleilung  von  g  aus  te  bedenklich  ist. 
Sonst  hätte  man  ja  lam-akh  =  skr.  ksham  setzen  können  wie  vei  sechs  = 
sveks  ist,  doch  erlaubt  die  ursp.  Verschiedenheit  der  bedeutung  die 
gleiclisetzung  dieser  worte  nicht. 

*)  Doch  findet  sich  auch  achkh  äugen,  aus  arisch  akshi, 

*)  cf.  übrigens  Job.  Schmidt,  vocalismus  I,  p.  34. 


oeRnaoßerm.  sprachen 


37 


[  dem  Sanskrit  zu  liebe  angenommen  ist,  da  z.  dmra  ebensowohl 
auf  dvara  als  auf  d/ivara  zurückgehen  kann,  und  die  entgt^en- 
sHzung  von  euiop.  ghtim  erde  und  ar.  (jam,  jam  hat  doch  auch 
ihre  bedenken;  zend  zem  kann  aus  g^am  sowohl  wie  ausgh^am 
entstanden  sein,  und  gehört  zunächst  zu  slavisch  eimi4-ja;  das 
siUiskrit  wird  uUein  die  aspiration  aufgegeben  haben.  Und 
etiensogut  kann  slav.  mü  ich  aas  agh*am  entstanden  sein  und 
XU  z.  asan  gehören,  man  braucht  darum  nicht  das  slavolett. 
pron.  der  I.  p,  vom  arischen  loszureissen  und  zum  europäischen 
zu  stellen.  Kurz,  diese  lautlichen  diffeienzen  sind  ziun  grössten 
thöl  vrohl  cret  ii»  sonderleben  der  einzelnen  sprachen  ent- 
standen und  beweisen  das  nicht,  was  Fick  sie  beweisen 
lassen  will. 

4)  Den  letzten  punkt,  der  hier  zu  erörtern  wäre,  die  frage 
nach  dem  verhältniss  des  arm.  sprachschabies  zu  dem  der 
europ.  sprachen,  muss  ich  vor  der  band  auf  sich  beruhen  lassen, 
du  der  grösscit  fheil  der  armenischen  worte  etymologisch  noch 
nicht  aufgeklärt  ist..  Nach  obigem  liesse  sieh  erwarten,  dass 
man  zahlreiche  europ.  worte  im  armenischen  wiederfinden 
würde,  und  wenn  ich  von  den  bei  Fick  als  europäisch  ange- 
nihrten  bei  flüchtigem  überblick  nur  etwa  zwanzig  im  armenischen 
finde,  so  erklärt  sich  dies  wohl  daraus,  dass  gerade  der  mehr 
eumpäische  theil  des  Wortschatzes  von  den  bisherigen  arnienisten 
weniger  beachtet  wurde,  weil  dieselben  Orientalisten  und  jedenfalls 
nicht  speciellere  kenner  der  europ.  sprachen  waren:  Petermann, 
Windisehmann,  de  Lagardc,  Fr.  Müller.  Dass  für  einen  kenner 
lies  europ.  wortscbalzes  im  arm.  manches  zu  finden  ist,  will 
ich  an  emem  beispiele  zeigen.  Im  arm.  giebt  es  ein  demonstra- 
tives pronominalsußix  s,  das  mit  einem  angehängten  a  auch 
als  selbsiständiges  dcmonstrativpronomon :  sa  ^  dieser  auftritt. 
Es  lag  nahe,  dies  sa  ^=  skr.  sa  zu  setzen,  doch  verbietet  es 
des  arm.  lautgesetz,  demgeraäss  skr.  sa  zu  ha,  a  hätte  werden 
DiGEsen.  Mir  ist  darum  die  etymologie  dieses  s  dunkel  geblie- 
ben, bis  ich  hei  Fick,  Spracheinheit  p.  263,  las,  dass  das 
tlcnionstrativo  pronomen  k'i  durchaus  auf  die  europ.  sprachen 
beschränkt  sei:  xtlt^g,  tKtt,  lat.  cc,  lit.  ssis,  ksl.  st,  gcrm.  hi 
=  dieser.  Nun  lässt  sich  jenes  arm,  s  den  lautgesetzen  nach 
ohne  weiteres  =  ursp,  i'j  setzen,  und  wenn  dies  k'i  mit  dem 
europ.  i*i  lautlich  und  der  bedeulung  nach  zusammentrifft,  so 
ntrdeii  wir  beide  auch  ohne  weiteres  identiliciren.     Und  so 


38  H.  HQbschmami, 

werden   durch   künftige  Studien    sich    sicher    noch    zahlreiche 
»europäische'  worte  im  armenischen  nachweisen  lassen. 

Durch  den  letzten  theil  unserer  Untersuchung  ist  zweifelsohne 
ein  so  enges  band  um  armenisch  und  europäisch  geschlungen 
worden,  dass  es  leichter  wäre,  das  armenische  vom  arischen  als 
vom  europäischen  loszureissen.  Unter  den  europ.  sprachen  steht 
es  aber  der  Zischlaute  wegen  dem  slavolettischen  am  nächsten,  mit 
dem  es  jaauchspeciell  durch  das  nur  diesen  beiden  gemeinsame 
instrumentalsuffix  bhi  verbunden  war.  Bei  dieser  Sachlage  werden 
freunde  des  Stammbaums,  wie  Fick,  sicher  geneigt  sein,  das  arme- 
nische überhaupt  vom  arischen  loszutrennen  mid  zu  einer  rein 
europäischen  spräche  zu  machen.  Gegen  diese  ansieht  könnte 
ich  mich  zunächst  darauf  berufen,  dass  ja  das  armenische  nicht 
ganz  und  gar  an  der  Spaltung  des  a  und  r  theilnimmt,  wie 
tasn  =  dek^an  und  srunkh  =  k^launi  beweisen.  Doch  halte  ich 
selbst  diesen  einwand,  so  lange  er  nicht  mehr  stützen  findet, 
für  hinfallig.  Diese  worte  zeugen  schliesslich  doch  nur  wieder 
für  das  walten  des  zufalls  in  der  spräche.  Denn  wenn  wir 
blos  des  litauischen  as0vä  wegen  europ.  ak^va  statt  ek^va  und 
blos  des  lateinischen  qiuUuor  wegen  europ.  katvar  statt  ketvar 
ansetzen  müssen,  so  werden  wir  auch  des  arm.  tasn  und  srunkh 
wegen  nicht  europ.  dek^an  und  k^launi  sondern  dak^an  und  k^rauni 
ansetzen  müssen,  und  es  vorläufig  als  spiel  des  zufalls  ansehen, 
dass  die  eigentlichen  europäischen  sprachen  alle  dek^an  und 
k^launi  zur  grundform  haben.  Muss  man  es  doch  auch  für  Zufall 
halten,  dass  im  pronomen  der  ersten  pereon  griechisch,  lateinisch 
gotisch  und  armenisch  (iyci,  ego,  ik^  es)  e  gegenüber  dem  a  des 
sla vischen  und  litauischen  (asü,  aszj  haben.  Darum  aber  kann 
auch  dann,  wenn  alle  sprachen  übereinstimmen,  diese  Über- 
einstimmung zufallig  sein,  wenn  es  auch  nicht  gerade  wahr- 
scheinlich ist.  Es  wäre  doch  immerhin  möglich,  dass  die  ent- 
wickelung  des  e  aus  a  und  die  des  l  aus  r  anfangs  nur  in 
wenigen  gemeinsamen  fallen  vor  sich  gegangen  wäre,  einmal 
angeregt  aber  sich  in  den  verschiedenen  sprachen  selbständig 
fortgesetzt  und  bisweilen  nur  in  einer  spräche,  bisweilen  auch 
in  mehreren  oder  allen  zugleich  in  demselben  worte  die  neu- 
bildung  eines  e  und  l  veranlasst  hätte.  Ich  stütze  mich  für  meme 
ansieht  vielmehr  auf  die  nachgewiesenen  lautlichen  coincidenz- 
punkte  des  armenischen  und  ü'anischen,  deren  zahl  sich  vielleicht 


IVlier  die  sleLung  des  arrneuischen  im  kreiBc  rier  indoBerm.  sjiraclien. 

er  stelloii  wird,  als  ich  sie  g(>gcben  habe.  Denn  es  ist,  doch 
[  sehr  möglich,  da^  ich  ini  ersten  teuer  manches  worl  als  ent- 
lehnt verdächtigt  habe,  das  gut  armenisch  ist,  und  es  ist  sicher, 
dass  ich  tnanclißs  wort  als  material  für  diese  Untersuchung  gar 
nkhi  benutzt  habe,  nur  weil  es  mii'  iranisches  gepr^e  zu 
tragen  schien  und  darum  verdächtig  wurde,  wie  z.  b.  sH  be- 
wohnter ort,  Sit^l  erbauen,  =  z.  skayatia  wohnung,  z.  shi  = 
kh^i  wohnen,  wälirend  ich  die  arischen  Wörter,  wie  kam 
oder,  katükh  wÜle,  himii  wollen  ^  np.  kdm,  arisch  kdma, 
i  gut  =  skr.  hhiulra  f-|-  ya),  inde  (mls)  leopard  =  skr. 
tmha  löwe,  part-kh  scliiild,  von  wzl.  par  =  z,  ptw  vei-schulden, 
durch  schuld  verwirken,  asd  künde  =  allp.  asdä,  air-el  an- 
brennen =  z,  üfare,  und  zahlreiche  andere  zu  saniniehi  für 
aiinotbig  hielt ').  Kam  es  doch  vor  allem  dai-auf  an,  das  armeni- 
sche vom  iranischen  und  arischen  zu  sondern. 

Da.^  resuttat  meiner  ganzen  unlersucliuiig  ist  danach  dieses: 

Das  armenische  steht  im  kreise  der  arisch-slavo- 
lelt.  sprachen  zwischen    iranisch   und    slavolettisch. 

Würden  weitere  foi-schungen  dieses  nur  vorläufige  resultat 
31  einem  definitiven  machen,  so  wäre  die  Unmöglichkeit, 
einvn  Stammbaum  der  indt^ermanischen  sprachen  auizustetlen, 
schlagend  eiwiesen.  Wäre  doch  das  aimenisclie  in  der  kette 
der  arisch-slavo lettischen  sprachen  der  verbindungsring  der 
beiden  theile,  nicht  ein  zweig  zwischen  zwei  zweigen.  Dann 
miisste  auch  der  staimnbaimi,  den  Johannes  Schmidt's  rüstige 
krall  umgeworfen  hat,  für  immer  liegen  bleiben.  Soll  aber 
das  armenische  das  bindeglied  zwischen  iranisch  und  slavo- 
teUiscIi,  zwischen  arisch  und  europäisch  sein,  so  muss  es,  nach 
meinem  dafürhalten,  diese  Vermittlerrolle  gespielt  haben  zu  einer 
Kit,  als  jene  einander  noch  sehr  ähnlich  waren,  als  die  histori- 
sche zeit  zwischen  ihnen  noch  nicht  die  vorhandene  scharfe 
grenze  gez<^en  hatte,  sie  vielmehr  noch  im  Verhältnisse  von 
dialeklen  zu  einander  standen.  Wie  oberitalienische  Volksdialekte 
mit  ihren  nasalvokalen,  mit  ü  statt  u  und  andern  eigenthümlich- 
tcileri  sich  dem  französischen  näliern,  so  dass  man  erwarten 
köunte,  dass  das  italicnisdie  an  der  grenze  Frankreichs  nahezu 
ein  mitteldmg  zwischen  französisch  und  italienisch  wäre,  so 
I  kflmte  auch  ehemals  das  armenische  vermittelnd  zwischen  den 


>)  Mit  unrecht,  wie  ich  leider  zu  spät  bemerke. 


40  H.  Hübschmann, 

arischen  und  europäischen  dialekten  gestanden  und  darum  an 
den  eigenthümlichkeiten  beider  theilgenonimen  haben.  Denn 
wenn  wir  sehen,  dass  die  alterthünilichen  sprachen  des  Avesta 
und  Veda  sich  noch  ganz  nahe  stehen  und  eine  reconstruirte 
iranische  und  indische  Ursprache  sich  sicher  nur  wie  dialekte 
zu  einander  verhalten  würden,  warum  sollten  nicht  auch  ehe- 
mals die  europäischen  sprachen  in  diesem  verhältniss  zu  ein- 
ander und  das  armenische  als  Zwischendialekt  zwischen  beiden 
arten  gestanden  haben?  So  wird  sich  leicht  das  eigenthümliche 
Zwitterwesen  des  armenischen  erklären.  Nachdem  sich  in  den 
westlichen  dialekten  die  welle  der  Spaltung  des  a  und  r  und  in 
den  östlichen  die  der  Spaltung  der  gutturale  erhoben  hatte, 
drang  erstere  über  das  slavolettische  hinaus  und  verbreitete 
sich  noch  über  das  armenische,  während  die  letztere  über  das 
armenische  hinausdrang  und  sich  noch  über  das  slavolettische 
verbreitete.  Jene  verwandelte,  sei  es  direct  oder  durch  nach- 
wirkung,  das  a  des  indogerm.  zahlwoiles  dakan  im  slavoletti- 
schen  in  e,  diese  aber  das  k  desselben  wortes  in  A\  so  dass  nun 
statt  des  indogerm.  dakan  die  slavolettische  grundform  dek^an 
resultirte.  Als  sich  später  im  arischen  die  welle  der  jüngeren 
Spaltung  der  gutturale  (in  gutturale  und  palatale)  erhob,  konnte 
sie,  sei  es  dass  sie  an  sich  zu  schwach  war  oder  dass  die  dialekte 
sich  schon  mehr  zu  sondern  angefangen  hatten,  sich  wolil  noch 
ganz  über  das  iranische,  über  das  armenische  aber  nur  in  einigen 
ausläufern  verbreiten,  so  dass  wir  zwar  ein  chorkh  =  catvar, 
aber  auch  ein  hing  =  paücan  finden. 

Wie  dem  auch  sei,  wenn  wir  das  hervorgehen  von  skr.  c, 
j,  h  und  zend  c,  j  aus  k,  g,  gh  in  den  gleichen  fallen  als  beweis 
für  den  Zusammenhang  der  arischen  sprachen  ansehen  müssen, 
so  muss  auch  die  entwickelung  von 


indogerm. 

K 

9, 

gh  zu 

arisch-arm.-slavolett. 

k\ 

9\ 

gh' 

d.  i.  skr. 

Qy 

j, 

h 

z. 

s, 

^, 

z 

arm. 

^ßySh 

fe, 

dz,  z 

sl. 

s, 

^, 

z 

lit. 

sz. 

i. 

• 

z 

als  beweis  für  den  Zusammenhang  des  arischen  mit  dem  armeni- 
schen und  slavolettischen  angesehen  werden.  Dass  gegen  diesen 
schluss  die  geringe  differenz  jener  laute  in  den  einzelnen  sprachen 


Ueber  die  sletlung  des  armenischen  im  kreise  der  indogerm,  sprachen.      41 

nichts  beweist,  isl  selbstverständlich,  da  sie  nur  den  specicilen 
^ätcren  laulncigungen ')  der  einzelnen  sprachen  ihre  existenz 
rerdankt.  So  setzt  ja  auch  das  gotische  dem  europ,  e  ein  i 
enlgegen,  und  das  aus  europ,  l  entstandene  l  der  einzelnen 
sprachen  ist  sicher  nicht  überall  dasselbe,  wie  ja  z.  b.  das 
griech.  l  in  armenischer  transcription  stets  durch  l  {etyniol,  = 
r,  jetzt  ^  y),  nie  durch  l  wiedergegeben  wird.  "Wann  wii' 
dennoch  mit  diesem  e  mid  l  den  ursp.  Zusammenhang  der  europ. 
sprachen  beweisen,  so  müssen  uns  aucli  jene  Zischlaute  den 
eiasligen  Zusammenhang  des  arischen,  armenischen  und  slavo- 
IcHischcn  beweisen.  Was  dem  einen  recht  ist,  ist  dem  andern 
billig.  Und  endlich,  so  genöthigt  wir  sind,  die  aiischen  palatale 
aas  den  vorarischen  gutturalen  herzuleiten,  so  berechtigt  sind 
wir,  die  reihe  der  arisch-arm.-slavoletl.  laute  i',  3',  gh\  auf 
welche  wir  jene  Zischlaute  zurückrühi-en,  aus  der  reihe  der  indo- 
gertn.  gutturale  herzuleiten.  Es  liat  eben  zweimal  in  analoger 
weise  aber  in  verschiedenem  umfang  eine  Spaltung  der  gutturale 
statigefunden. 

Dürfte  man  aber  doch  in.der  weise,  wie  Fielt  es  mit  &  und  i;' 
geUiau  hat,  beide  reihen  für  die  indogerm.  Ursprache  in  an- 
tpracb  nehmen,  wäre  unsere  arguniontalion  hinfällig  und 
keine  nähere  beziehung  zwischen  arisch,  armenisch  und  slavo- 
Ivltisdi  enviesen,  so  wüi'de  auch  die  gemeinschaftliche  biU 
dang  der  palatale  im  arischen,  an  der  das  armenische,  wenn 
anch  nur  halb,  Iheilnimmt:  k  =  skr.  c,  z,  c,  arm.  cA,  5,  s 
3  =  3.      j,  2Ä,  ß)  s 

?Ä  =         A,       .;,  «Ä,  (g)  i 

nichts  für  die  nähere  Zusammengehörigkeit  von  indisch-iranisch- 
arnienisch  beweisen.  Dann  aber  sollte  man  auch  nach  gerechtem 
tmd  consequentcin  urtheil  die  paar  niomente,  durch  die  man 
wither  slavolettisch  und  germanisch  sowie  griechisch  und  italisch 
odtT  gräkoitalisch  und   keltisch  verbinden  zu  müssen  glaubte. 


■)  Man  denke,  wie  im  aanskrit  s,  wo  es  tönend  werden  soitte,  in  altes 
mir  aicbl  in  ;  abergeJit  und  wie  gleichralls  jTt,  statt  dessen  h  eintritt,  so 
nit  wie  VfrpAnl  isl.  Es  ist  darum  kein  wunder,  wenn  wir  im  ski'.  statt 
da  urep.  g'  nicht  t,  deiu  es  durchaus  abgeneigt  war,  finden.  Beachtens- 
inrth  ist  die  Vorliebe  des  iranischen,  armenischen  und  sJaviseben  (in  ihrer 
Utwliui  gMUüt)  für  die  dentalen  Zischlaute  gegenüber  den  palatalen  des 
*r.  und  d«i  HnKualen  des  litauischen,  ohne  dass  damit  etwas  Rlr  das 
tihere  vc>rh3ltniss  dieser  sprachen  zu  einander  tiewieser  würde. 


42  U.  Uübächmanii, 

für  bedeutungslos  erklären,  da  sie  gewiss  nicht  von  grösserer 
bedeutung  als  diejenigen  sind,  durch  die  man  arisch  mit  slavo- 
letlisch  oder  armenisch  mit  beiden  verbinden  kann.  So  kämen 
wir  auf  einen  skeptischen  Standpunkt,  von  dem  aus  man  auch 
jenes  europ.  e  und  l  für  nichts  beweisend  halten  müsste:  so  gut 
in  der  einen  sprachgruppe  unmotivirt  in  bestimmten  fallen  Zisch- 
laute aus  gutturalen  wurden,  so  gut  kann  in  der  andern  un- 
motivirt in  bestimmten  fallen  a  zu  a  und  r  zu  I  werden;  oder 
wenn  man  zwei  grundverschiedene  h  für  das  indogermanische 
annimmt,  warum  nicht  auch  zwei  von  haus  aus  verschiedene 
a  und  r,  die  ebenso  zufallig  im  arischen  zusammengefallen 
wären  als  es  vielfach  im  europäischen  mit  Fick's  i  und  k^ 
geschehen  ist?  Dass  dieser  Standpunkt  unsinnig  sei,  wird 
niemand  behaupten  wollen;  nur  wird  Fick  nicht  geneigt  sein, 
ihn  einzunehmen. 

Von  diesem  Standpunkt  aus  wäre  über  das  armenische  nichts 
weiter  zu  bemerken,  als  dass  es  ein  eigener  zweig  des  indo- 
germanischen ist.  Und  als  solchen  werden  wir  es  auch  von 
dem  andern  Standpunkt  aus  anzusehen  haben,  wie  immer  sein 
verhältniss  zum  europäischen  und  iranischen  au&ufassen  ist. 
Leider — und  hierauf  möchte  ich  zum  schluss  hingewiesen  haben  — 
ist  die  etymologische  ci'forschung  des  armenischen  noch  in  ihren 
anfangen,  und  wir  arbeiten  mit  einem  so  geringen  theile  des  arme- 
nischen Wortschatzes,  dass  nicht  abzusehen  ist,  was  weitere 
forschungen  zu  tage  fördern  werden  und  es  vielleicht  unberech- 
tigt war,  schon  jetzt  so  kühne  bauten  auf  so  unsicherer  grund- 
lage  zu  errichten,  wie  oben  geschehen.  Vor  allem  käme  es 
darauf  an,  die  iranischen  fremdwörter  aus  dem  armenisch«! 
auszuscheiden  und  rein  armenisches  material  zu  schaffen.  Erst 
wenn  dies  geschehen  ist,  kann  man  die  feineren  lautlichen 
eigenthümlichkeiten  des  armenischen  feststellen  und  danach  das 
band,  das  es  mit  dem  iranischen  verbindet,  lockern  oder  fester 
knüpfen.  Es  mag  sich  aber  dieses  band  fest  oder  lose  knüpfen 
lassen,  unleugbar  bleibt  die  innige  beziehung  des  arm.  zum 
europäischen,  wie  die  bildung  des  instrumental  singularis  auf 
ursp.  hhij  die  (theilweiso)  bewahrung  der  gutturale  den 
arischen  palatalen  gegenüber,  und  die  Spaltung  des  a  in  a  und 
e,  des  r  in  r  und  l  zeigt.  Auf  abwoichungen  und  Über- 
einstimmungen im  Wortschatz  ist  zur  zeit  noch  nicht  viel  zu 
geben,   da    bisher   weder   der  armenische   noch  der   iranische 


l  Ueber  die'steltung  des  armenische  im  kreise  der  inilogerm.  spriicheii.     43 

etytnologtscti  genügend  erforscht  ist  Danun  ist  die  frage,  wie 
armenische  sich  texicalisch  zum  iranischen  und  slavischen 
Tertiält,  noch  als  ganz  offen  zu  betrachten,  wie  wir  überhaupt 
die  frage  nach  der  Stellung  des  armenischen  im  kreise  der  indo- 
fena.  ^raclien  nur  angeregt  nicht  aber  endgültig  entschieden 
habco  wollen. 

Exturs  I. 
(Ueber  das  afghanische). 

Nach  dem  vorausgehenden  versteht  es  sich  vonsHbsl,  dass 
ich  den  von  Fr.  Müller  aufgestellten  stammhauni  der  iranisclieii 
sprachen,  wie  ich  ihn  in  meiner  abhandlung  »zur  casusletu** 
fi.  332  mitgelhcill  habe,  nicht  mehr  anerkenne:  das  armenische 
ist  neben  das  iranische  zustellen.  Das  ossetische  dagegen  hätte 
dort  nicht  so  weit  vom  iranischen  gelrennt  werden  sollen,  da 
CS  tranisch  im  engsten  sinne  des  wortes  ist.  Nur  bringe  ich  es 
nicht  unter  die  specit-lle  rubrik  »persisch«,  schon  deshalb  nicht, 
weil  es  seinen  uiluiitiv  anders  als  die  persischen  idiome  bildet, 
indem  es  nicht  km-,  sondern  tm,  ün,  olTenbar  ^=  ui'sp.  an-  aus 
mi  als  iufmitivsuffix  hat,  cf.  battun  binden  aus  barU-un,  (neu- 
pprs.  bastan  i=  bad4an-),  winun  sehen  =  ursp.  veti-ane,  södztm 
brenn«!)  =  ursp.  socanS,  zu  dem  diis  mit  ta  gebildete  particip 
fo^id,  sogt,  aüghd  =  ursp.  sukhla  gehört :  wäie  tan  das  ursp. 
mSix,  müsste   der  inf.  söffkdun   (pci-s.  s6k}äan)  und  von  band  : 

\m  (vei^l.  das  particip  hast)  lauten. 

Di^egen  möchte  ich  mit  Fr.  Müller  daran  fest  halten,  dass 
duä  afghanische  eine  iranische  spräche  ist,  und  nicht,  wie  der 
pfmdliche  kenner  des  modern  indischen  und  irani-schen,  tiruf. 
Tnuupp,  üi  seiner  afghanischen  granimatik  behauptet,  ein  mitlel- 
ding  zwischen  iranisch  und  indisch.  Denn  das  afghanische  hat 
ba  allen  seinen  eigenthümlichkeiten  alle  cliarakterisl  ischen  merk- 
nwle  des  iranischen  und  berühi't  sich  mit  dem  indischen  wohl 
mir  äieeeriich,  wie  ich  hier  kui-z  nachzuweisen  versuchen  will. 

Das  afghanische  hat  s  in  h  verwandelt  und  dieses  h  %&- 
wöfaniich  abgeworfen,  cf,  mh'~or  Schwiegertochter  =  skr.  snwsArf, 
äwiA  sieben  =  sapian;  sv  ist  in  kkv,  khp  oder  »  übergegangen : 
ÜHfdihaii  schwiegernmtter,  skr.  ^vagrü  =  svairü,  skkar  schwie- 
ItTvater  für  Uiaar,  pers.  khusw,  skr,  fwifi«"o  =^  sva^ra; 
Hat  .schwcst^  =  np.  kkvähar,  ursp.  smsar ;  khpal  selbst  = 
JUTS,  khod,  aus  smxtas,  z.  qaiö  von  selbst;  -ßdeh,  vüdi^  schlafend 


44  H.  Uübschniaiin, 

=  *svapta.  Der  ursp.  palatal  c  scheint  gewöhnlich  in  ts,  dz 
übergegangen  zu  sein,  wie  im  ossetischen:  tsarman  haut,  tscUdr 
vier,  pindmh  fünf,  rvddz  tag,  wie  auch  älteres  j  jetzt  als  dz 
vorliegt:  dzvän  jung  =  np.  juvän.  Ursp.  k^  ist  zu  s,  g^,  gh^  zu 
z,  zh  geworden:  sil  hundert  =  skr.  gcUam;  sür  roth  =  np. 
surkh  aus  ursp.  gukra;  soe  hase,  skr.  gaga  =  gasa;  zor  alt,  fem. 
zarah,  skr.  jar,  iranisch  zar;  zdSh  bekannt,  z.  zaüta;  z6e  söhn 
=  z.  zäta;  zürn  söhwiegersohn  =  z.  zdmdtar,  np.  dämdd;  z^ 
tausend  =  z.  hazanra,  np.  hazdr;  zah  ich  =  z.  o^^em;  jsireÄherz 
=  z.  zaredhaya,  np.  diZ;  zhämah  kinnbacken  =  skr.  jambhä; 
zhimai  wintcr  =  z.  zima.  Ursp.  r  ist  im  afghanischen  ge- 
blieben oder  cerebralish-t  worden,  l  kommt  zwar  häufig  vor, 
steht  aber  gewöhnlich  für  d  oder  t  Aspiraten  fehlen  gänzlich, 
dagegen  sind  die  Spiranten  gh,  kh,  v  vorhanden  und  im  häufigen 
gebrauche.  /'  fehlt  gänzlich,  es  ist  durch  v  ersetzt:  vdvrah 
schnee  =  z.  vafra;  vr  erscheint  für  pr,  bhr,  fr.  Ursp.  gv  er- 
scheint als  sp:  spai  hund,  sptn  weiss.  Beachtet  man  nun  noch 
Worte  wie  ghvazK  =  ohr,  z.  gaosha  (nach  i,  u  etc.  scheint  s  im 
afgh.  gewöhnlich  zu  zh'  geworden  zu  sein,  wo  das  arische  sä, 
das  slavische  ch  hat),  das  Zahlwort  shpazK  sechs  =  z.  kh$hv<ish\ 
ferner  den  unterschied  in  der  praesens-  und  infmitivbildung:  inf. 
skusU^,  pracsensstamm  skulr-  (=  skud),  ä-vusJU^,  p.  a-vur-  etc., 
so  muss  man  die  Überzeugung  gewinnen,  dass  die  spräche 
iranisch  ist.  Dies  wird  Trumpp  zugeben,  dabei  aber  behaupten, 
dass  sie  zugleich  die  kennzeichen  der  indischen  sprachen  trägt. 
Diese  sind,  dem  iranischen  gegenüber,  folgende:  die  beibehal- 
tung  des  dentalen  s  (von  den  einzelnen  fällen  abgesehen,  wo 
es  auch  im  indischen  in  h  verwandelt  wird),  und  das  Vorhanden- 
sein von  cerebralen,  aspiraten  nnd  nasalvokalen.  Nun  soll  in 
einigen  fällen  dentales  s  wirklich  beibehalten  worden  sein,  wie 
in  sahSl  =  ertragen,  wzl.  skr.  soä,  statt  deren  man  im  afgh. 
az,  azh  erwartete,  doch  ist  dieses  wort  wie  auch  die  andern, 
die  s  erhalten  haben,  wie  ich  annehme,  aus  dem  indischen  ent- 
lehnt. Diese  annähme  ist  ganz  unbedenklich,  da  es  im  afghanischen 
von  indischen,  persischen  und  arabischen  lehnwörtern  wimmelt. 
Was  das  vorkommen  der  cerebrallaute  betrifft,  so  zeigt  sich 
darin  allerdings  indischer  einfluss,  der  jedoch  das  wesen  der 
Sprache  nicht  berühil  hat,  da  diese  laute  (d,  t)  eben  nur  in 
indischen  lehnwörter  vorkommen,  wie  Trumpp  (die  Verwandt- 
schaftsverhältnisse   des  Pash'to,    Zeitschrift  d.  D.   M.   G.  XXI, 


in  kreiae  der  indogerm.  sprachoi.     45 

vp.  26)  selbst  sagt:    »Durcli  diese  cerebrallaute  ist  das  Pasli'lo 

■  eng  mit  seinen  schwestersprachen,  dem  Sindhi  und  den  ver- 
Ischtedenen  sich  ül)er  die  Indusläiider  ersli-eck.enden  Jat-diulekten 
l-»ecbtjndei),  aus  denen  sich  fast  jedes  Pash'to-wort,  das  einen 
I  cerebral  enthält,  mit  Icichtigkeit  ableiten  lässL.«  Ebenso  in  der 
I  graminatik  p.  12.  Die  cerebrale  sli',  n  und  r  haben  freilich 
1  bürgerrccht  erlangt  und  koninien  in  eciit  afghanischen   worteu 

Tor.  Hier  liegt  gewiss  indischer  einfluss  vor,  aber  die  spräche 
bleibt  darum  doch  iranisch.  Und  dies  um  so  sicherer,  als  aspi- 
raten  und  nasalirte  vokale,  die  eine  so  grosse  rolle  im  modern 
indischen  spielen,  gänzlich  fehlen,  wälu-end  das  baluci,  das 
nichts  als  ein  persischer  dialekt  ist,  durch  einflu^  des  indi- 
schen nicht  nur  aspiraten  sondern  auch  einen  cerebral  und  einen 
nasal  erhalten  hat,  ohne  darum  seinen  persischen  charakter 
ii^ndwie  verleugnen  zu  können.  Merkwürdig  nur,  dass  jene 
taute  in  dem  mnfange,  wie  wir  es  sonst  gewohnt  sind,  durchaus 
nicht  allen  indischen  sprachen  eigenlhünUich  sind,  Denn  die 
Sprache  der  Käfirs,  ein  sicher  indisches  idiom,  macht  nach  der 
darslellung  Trumpps  (Zeitschrift  d.  D.  M.  G.  XX,  p.  393)  viel 
massiger  als  die  andern  neuhidischen  sprachen  von  den  cere- 
ttralen.  nasalvokalen  und  aspiralen  gebrauch,  von  welchen  letz- 
teren Trumpp  bei  seinem  freilich  sehr  beschränkten  materiale 
nur  ch  und  th  belegen  konnte.  Steht  schon  dadurch  diese  merk- 
würdige Sprache  nicht  so  fern  von  den  iranischen  wie  die  übrigen 
inclLschen,  so  nähert  sie  sich  jenen  noch  mehr  darin,  dass  sie  wie 
(las  afgh.  und  ossetische  c  in  ts  übergelien  lässt  und  anstatt  des 
indischt^n  h  die  Zischlaute  e  und  sh  hat,  cf.  shim  (nach  Bumeszwi) 
ächnee  =  ski'.  kitna,  sS  (nach  Bumes  euin)  vvinter,  skr,  hema/nta, 
während  es  in  einem  andern  falle  statt  des  ind.  h  wie  das 
persische  ein  d  zeigt:  ski*.  hyas  gestern  ^=  kaf.  dös,  z.  gyö,  np. 
«ft.  Andrerseits  nähert  sich  das  afghanische  den  neuindischen 
S|irachcn  durch  die  Unterscheidung  zwischen  dem  nominativ- 
acinsativ  ujid  dein  allgemein  obliquen,  fonitaiiv  genannten,  casus 
und  die  bJIdung  des  praeteritums  (particip  -\-  instrumental) 
iowie  audi  in  mancher  anderen  beziehm^.  Diese  annähe- 
ning  der  sprachen  jener  beiden  wilden  gebirgsvölker,  die 
I  lioguistisch  sehr  interessant  ist,  dürfte  sich  vielleicht  als  nuch 

■  Krasser  herausstellen,  wenn  das  käfiri  mit  seinen  dialekten  mehr 
I  beiannl  werden  wird;  indess  glaube  ich  nicht,  dass  ein  wirk- 

■  Bthes  vernjittelungsglicd  zwischen  käfirf  untl  afglianisdi,  zwischen 


46  H.  Hübschmann, 

historischem  indisch  und  iranisch  sich  finden  wird,  sondern  auch 
die  dialekte  des  käfirl  werden  ihrem  ganzen  Charakter  nach  so 
indisch  bleiben  als  das  afghanische  nach  meiner  Überzeugung 
iranisch  und  das  baluci  trotz  der  paar  indischen  laute  persisch 
ist.  Man  denke  an  die  beeinflussung  des  sanskritischen  laut- 
systems  durch  die  Dravidasprachen  und  beachte,  dass  von  den 
sprachen  des  Kaukasus  ossetisch,  armenisch  und  das  beiden 
wildfremde  georgische  fast  durchaus  dasselbe  lautsystem  haben. 

Schliesslich  möchte  ich,  lun  den  leser  in  den  stand  zu  setzen, 
selbst  über  das  verhältniss  der  hier  behandelten  sprachen  zu 
einander  zu  urtheilen,  einige  charakteristische  worte  aus  den- 
selben,  die  Zahlworte  von  1  — 10,   zur   vergleichung  hersetzen: 

zend:  aeva,  dva,  thri,  cathteare,  paMcan,  khshvash',  hapUm, 
ash'tan,  natxin,  dasan. 

neupersisch:  yak,  du,  sih,  cihör,  panj^  shash,  hafi,  hasM, 
nuh,  dah, 

ossetisch:  yu,  duä,  ärthä,  tsüppär,  fondz,  akhsäz,  awd  (aft), 
ast,  — ,  das, 

afghanisch:  yau,  dvdh,  dre,  tsaldr,  pindzah,  shpash',  ovah, 
(xtah,  nah,  las, 

(käfiri:  äch,  du,  tr^,  tsadäj  punts,  shu,  süt,  'usht,  nü,  dös.) 

armenisch:  mi,  erku-hh,  ere-kh,  chor-kh,  hing,  ve^,  evfhn, 
uth,  inn,  tasn, 

Excurs  IL 

(Ueber  altarmenisch,  lykisch  und  phrygisch). 

Wenn  leser  der  Zeitschrift  der  Deutsch.  Morgenl.  Gesellschaft 
mich  fragen  sollten,  warum  ich  bei  einer  Untersuchung  über  das 
armenische  das  altarmenische,  welches  Mordtmann  in  seiner 
»Entzifferung  und  Erklärung  der  arm.  Keilinschriften  von  Van 
und  Umgegend«  Z.  d.  D.  M.  G.  XXVI,  p.  465  flg.  entdeckt  zu 
haben  glaubt,  nicht  beachtet  habe,  so  hätte  ich  als  grund  dafür 
anzugeben,  dass  ich  diese  spräche  nicht  für  altarmenisch  halten 
kann.  Ich  will  diese  ansieht  etwas  zu  begründen  suchen,  indem 
ich  die  von  Mordtmann  zu  anfang  gegebene  probe  seiner  cnt- 
ziffcrung  untersuche.  Nach  der  erörterung  von  p.  468 — 469 
heisst:  ada,  adae  er  spricht.  Dies  adac  setzt  Mordtmann  =  arm. 
ose  er  sagt,  und  leitet  es  von  z.  san/i,  altp.  tJiah  ab.  Nun 
ist  der  Übergang  von  g  in  th  und  von  z  ind  nur  im  persischen, 
nicht  im  armenischen   belegt,   und  geht  dsd  sagen  überhaupt 


HO^CT  die  Stellung  des  armeiUst^Kn  fm  krebe  der  indogerm.  sfnuchen.     47 

Mnf  wzt.  ae  =  skr.  ah  inirück.  Ein  adiic  sprich!  =:  arm.  asS 
Hfinntc  darum  wühl  persisch  sein,  ist  aber  nicht  armenisch, 
nm  wenigsten  ai tarnten isch.  Die  Wung  den  woi-te»  unavl  (p.  470) 
ml  bOehst  problematisch,  man  kann  nach  Mordtmann  imch  khaldi 
oder  matdi  lesen!  Der  genitiv  von  anaid  soll  anaidinim  ge- 
lantet  haben,  dies  wäre  in  einer  tärkischen  spräche  wohi  mög- 
lich, nicht  aber  im  armenischen.  Wäre  M.'s  erklärung  der  form 
ms  dem  türkischen  richtig,  so  wäre  die  spraclie,  du  flexions- 
ei^n»ite  nicht  von  fremdem  einfluss  ergriflcn  werden,  eben  eine 
läifcech-tatarische,  nicht  aber  armenisch.  In  der  endung  gan 
des  wtHles  mirmaganz  (p.  471)  sollen  wir  die  wurzel  skr,  ^'a« 
erkennen;  da  diese  aber  im  armenischen  den  lautgesetzen  nach 
Itmn  oder  ähnlich,  nur  nicht  gan  lauten  kann  (sie  lautet 
towi  =:  geboren  werden),  so  ist,  wenn  jene  erklärung  des 
Wortes  richtig  wäre,  die  spräche  eben  nicht  armenisch,  iniäa 
p.  472  wird  wieder  aus  dem  türkischen  erklärt  und  die  spräche 
dadurch  wieder  zu  einer  turanischen  gemaehl.  Auch  die  glei- 
dnti^  (M  =  arm.  atn  =  pers.  in  halte  ich  für  falsch,  alu-gi 
tp.  473)  soll  »ich«  heissen  und  für  aißi-si  stehen,  das  =  ego 
fesetzt  wird,  während  arisch,  armenisch  und  slaviscli  den  Zisch- 
laut haben:  indess  findet  sich  p.  525  als  nebenform  ieei  = 
acuarm.  ies.  Ich  bezweifle  darum  durchaus  die  richtigkeit  der 
(p.  472)  zur  prot)e  gegebenen  Übersetzung  und  finde  alles  fol- 
grade  nicht  besser  begründet  als  diese  probe.  So  finden  wir 
z.  b,  p.  529  ogtAi  =  ich  habe  gemacht,  von  wrz.  ag  =  ä/w 
(skr.  aj,  z.aB,  arni,(ris.'),  p.  544  mdimani  als  »modification  von 
iwaduin,  zu  vergleichen  mit  arm.  bagmattt  :=  alt  paiman,  ver- 
trag; paiman  ist  aber  pers.  lehnwort,  gebildet  aus  ptd» -|- »ki»»a; 
wir  tinden  femer  p.  545  kammanada,  hamnae,  karmta  als  alte  for- 
men für  amSn,  amertain  jeder,  all,  die  doch  auf  1iama=^  z.)uamt, 
vr^.  sama  Knrückgehcn ;  p.  550  ktdanti  als  alto  foim  für  ked 
fiasE  (im  älteren  arm.  get  ^=  vadi!)  und  dakhai  für  modern  deji 
i»t  (älter  fe/i  aus  iala,  ursp.  tara),  ebenda  e^tmi  ^  ich  habe 
überwunden,  aus  ap  =  z.  afia  »über«  (?)  und  (int  =  tnel  (älter 
ime-l  von  Wurzel  de  =  gr,  *t,  ursp.  dhä)  1  Und  so  werden 
sich  bei  näherer  betrachtung  alle  übrigen  erklärungen  Mordt- 
OMnn's  gleichfalls  als  hinfallig  enveisen,  und  so  sehr  man  es 
iKffcefUien  rouss,  dass  Mordtmann  die  texte  publicirt  und  den 
men  «o  schvriwigen  entziöerungsversuch  gemacht   hat,  so  ist 


48  H.  Hübschmann, 

man  doch  bis  jetzt  durch  nichts  berechtigt,  auch  nur  ein  wort 
von  diesen  erklärungen  und  Übersetzungen  zu  glauben. 

Aehnlich  wie  niit  Mordtniann's  altarmenisch  ergeht  es  mir 
mit  Savelsberg's  lykisch,  das  ich  nicht  als  iranisch  anerkennen 
kann.  Ist  lyk.  sqmatüi  =  avfifAfjT&g,  so  ist  schon  wegen  dieses  einen 
lyk.  s  =  iran.  h  die  spräche  nicht  iranisch  und  steht  diesem  noch 
viel  ferner  als  das  armenische.  Und  hvisintota  (p.  18)  soll  = 
quingenti,  kbi  =  qui  (relativpron.)  sein!  Dann  ist  das  lykische 
gar  nicht  einmal  arisch,  und  wird  sich  am  wenigsten  aus  dem 
iranischen  erklären  lassen.  Man  mache  nur  einmal  den  versuch 
mit  dem  armenischen  und  erkläre  aus  dem  iranischen  folgenden 
armenischen  satz:  I  skzhane  ^  bann  ev  bann  er  ar"^  Astwais 
ev  AstwcUs  er  bann,  na  er  i  skzbane  ar  Asttoats.  Amenam 
inch  novav  elev  ev  arang  nora  elev  ev  och  inch  or  inch  devn. 
Und  man  erkläre  mir  nur  etymologisch  alle  Wörter,  wenn  ich 
sage,  dass  es  der  anfang  des  Johannes-evangeliums:  Im  anfang 
war  das  wort  etc.  ist! 

Zum  ^chluss  ein  wort  über  das  phrygische,  diejenige  der 
untergegangenen  kleinasiatischen  sprachen,  deren  Stellung  zu 
bestimmen  man  noch  am  ehesten  hoffen  könnte.  Nach  den 
angaben  der  alten  sind  die  Phryger  in  beziehung  zu  den 
Armeniern  zu  setzen,  und  vielleicht  mit  recht.  Darauf  deuten 
phrygische  glossen :  «f ijv,  ä^iva  hart  =  a  -f  zen-  =  arm.  tsnot 
=  ts-en-^t,  oQov  oben  =  arm.  i  veroy;  das  phrygische  wort 
für  hund  ähnelte  dem  griechischen  xvdv,  es  mag  darum  kun 
gelautet  haben  =  arm.  shund  hündchen,  im  phryg.  war  s  ab- 
gefallen wie  im  arm.  kesur  neben  sAesur  Schwiegermutter,  wenn 
das  wort  nicht  überhaupt  mit  Qvan  unverwandt  war,  wie 
wir  im  ossetischen  khuy  =  hund  finden,  das  mit  Qvan  nichts 
zu  thun  hat.  Das  phryg.  wort  für  feuer  ähnelte  dem  griechi- 
schen nvQ,  mochte  also  pur  lauten  =  arm.  hur  aus  pur.  Dazu 
hatte  das  phrygische  das  a  in  a  und  e,  das  r  in  r  und  l  ge- 
spalten, stimmte  aber  in  der  entwicklung  der  Zischlaute  aus 
ursp. gutturalen  mit  dem  arisch-slavolettischen  überein, und  indem 
Wandel  von  s  in  h  mit  dem  armenisch-iranischen,  wenn  aQfjtd-v 
krieg  =  altp.  haniara  ist  und  äda^voq  freund  von  de  Lagarde  oder 
Fr.  Müller  richtig  gedeutet  ist  (Fick,  Spracheinheit  p.  416). 
Gehörte  phryg.  xixXtjp  zu  gr.  xvxXog,  arisch  caJcra,  so  vergliche 
sich  dies  mit  arm.  hing  =  quinque,  arisch  pancan.  Die  übrigen 
bisher  erklärten  glossen    (auch  ylovQog  gold)  beweisen   nichts. 


X  die  Stellung  des  armeniBchen  im  ueiBe  qer  iQdogerm.  spracE 

[it  den  phrygischen  Inschriften  hat  es  eine  eigene  bewandtniss. 
Vcnn  Gosche  (Verhandlungen  der  Meissner  iiliilologeiiversanim- 
jng  p.  82  flg.)  recht  hat,  so  ist  die  spradie  der  neuphrygisclieii 
Bschriften  nur  ein  armenischer  dialekl,  und  Phrygier  und 
(himenier  wären  eigentlich  eine  nation.  Eine  so  enge  zusammen- 
lebörigkeit  beider  hätte  man  nicht  envartel.  Auch  wollen  diese 
B  jelzt  die  allphrygischen  inschriJten  nicht  bestätigen.  Denn 
irenn  »JUidai  Gavartaei  vanaUei  edaes*.  heisst:  er  setzte  es  dem 
idas  dem  gordischen,  dem  könige'),  so  klingt  di&s  immerliin 
:  grieclilsch  als  armenisch,  und  beiveist,  wenn  vanakt  lehn- 
Irwt  ist.  nichb  für  den  charakter  der  spräche.  Bei  dieser  sach- 
Itge  lü^  sich  etwas  bestimmtes  über  den  charakter  des  phry- 
ibcbcn  niclil  sagen.  Doch  kann  man  es  für  wahrscheinlich 
Hllci),  Attss  es  mit  dem  armenischen  näher  verwandt  war. 
Vielleicht  bildeten  diese  sprachen  mit  andern  kleinasiatischen 
qiracfaeu  eine  eigene  sprachfamilie,  die  gemäss  dem,  was  wir 
jAxsi  über  das  armenische  ermittelt  haben,  zwischen  iraiiiscli 
\  slavoletlisch  einzuordnen  wäre. 
Leipzig.  H.  Hühschmann. 


Zur  lehre  vom  digamma. 

Gt^en  meine  ausführungcn  über  das  griechische  ixvioitai 
Bnd  ihm   unmittelbar   nahe  stehende  formen  im  zweiundzwan- 

;n  bände  dieser  Keilschrift,  seite  31  bis  54,  hat  Georg 
Cnrtius  im  seclisten  bände  seiner  Studien,  seite  414,  einige  kurze 
lieaierfeungeD  aufgestellt,  die  kritisch  näher  zu  beleuchten  niclil 

'  besonderes  Interesse  ist. 

Es  war  von  mir  nachdrücklich  beloni,  dass  die  unzweifel- 
hafligkeil  einer  griechischen  wurzelform  ix  ohne  jede  spur  eines 
nluttenden  diganmia  aus  allen  theilen  der  homerischen 
ficUiuifT.  in  der  zu  jenem  ix  gehörige  formen  an  mehr  als  550 


I)  Di*  gsnse  inschrin  lautel:   AteR    arkiaevais  nkenanogavos  Midai 
Bwtrta«  vamakui  edae». 


50  ^^^  Meyer, 

stellen  vorkommen,  sich  ergebe,  und  darauf  die  bemerkung  be- 
gründet, dass  sich  auf  sprachwissenschaftlichem  gebiet  kaum  ein 
verunglückterer  beweisversuch  für  das  digamma  in  jener  wurzel 
werde  finden  lassen,  als  der  durch  das  zusammengesetzte  äuno^ 
»unnahbare,  das  nur  an  zwei  späteren  dichterstellen  durch 
conjectur  gelesen  werde.  Nun  hebt  Groorg  Curtius  hervor,  dass 
ä$xvoi  nicht  auf  blosser  conjectur  beruhe,  sondern  von  He- 
sychios  (äixzog'  anQognog)  bezeugt  und  danach  von  (lottfried 
Hermann  in  eine  jener  beiden  dichterstellen  aufgenommen  sei. 
Selbstverständlich  aber  kann  gegen  den  beweis,  den  die  home- 
rische spräche  liefert,  eine  conjectur  auch  nach  Hesychios 
nichts  verschlagen;  wie  aber  Georg  Curtius  über  spät  bezeugte 
Zusammensetzungen  mit  dem  ä  privativum  vor  folgendem  vocal 
ohne  zwischentretenden  nasal,  also  vielleicht  scheinbarem  altem 
j:,  sonst  urtheüt,  darüber  ist  interessant  seine  eignen  wortezu 
hören.  Er  sagt  in  den  grundzügen,  seite  350:  »Benfey's  ein- 
wand .  .  .,  ä-oQv-o-g  beweise  j:,  will  nichts  sagen,  denn  das 
späte  wort  kann  in  seiner  Vereinzelung  den  labialen  anlaut  so 
wenig  beweisen  wie  ä-omo-g^   ä-oQfiO'g  den  der  betreflfenden 

wurzelnc  und  zum  beispiel  noch  seite  698 :  » oxvog.    Benfey 

2,  22  nimmt  anlautendes  j  an.  Er  stützt  sich  auf  die  form 
ä'Oxpo-g.  Aber  diese  beweist  das  digamma  keineswegs,  wie 
ä-odfio-g  (w.  od  no.  288),  ä-oQv-o-g  (no.  503)  zeigen«. 

Im  nächstfolgenden  wird  von  Curtius  behauptet,  dass  in 
Ilias  und  Odyssee  manche  Wörter  das  digamma  schon  spurlos 
eingebüsst  haben  und  daran  unter  3)  der  satz  gereiht  »es  ist 
gerechtfertigt,  das  gleiche  für  txviofkat  vorauszusetzen  und  das 
wort  mit  jioXxo-g^  dem  es  begrifflich  nahe  kommt,  zusammen- 
zustellen .  .  .«  Darin  ist  von  dem  allgemeinsten,  um  das  sich 
hier  die  ganze  Streitfrage  dreht,  abgesehen,  also  nichts  enthalten 
als  die  behauptung,  dass  der  begriff  des  »kommens,  gelangens« 
dem  begriff  »haus«  nahe  komme.  Mir  ist  aus  keiner  einzigen 
spräche  ein  beispiel  dafür  bekannt,  dass  das  »haus«  nach  der 
ganz  unbestimmten  bedeutung  des  »kommens,  gelangens«  (oder 
»erreichens«)  benannt  wäre. 

Unter  einer  letzten,  vierten,  nummer  ist  von  Curtius  be- 
merkt, dass  dem  versuche,  Ixvioinai,  zum  altindischen  oq  »er- 
reichen« zu  stellen,  »ausser  andern  bedenken«  die  Schwierigkeit 
entgegenstehe,  dass  die  abschwächung  des  a  zu  *  namentlich  in 
lxi<s0^a$,  Ixhfig  ^^^  singulär  wäre.   Da  ist  zunächst  höchst  seltsam, 


Zur  lehre  vom  digatnma. 


51 


hior,  «Ti  sioli3  um  die  bekämpfimg  einer  ausführlichst  mo- 
Inirlcn  ansieht  liniidi^lk-,  so  kuiK  noch  auf  »aiiiKTi.-  (ungenannte) 
Jiedenken«  hingewiesen  wird,  als  ob  ihrer  etwa  noch  ein  grosser 
Vorralh  3:ur  band  wäre.  Was  das  wiriilich  angeführte  bedenken, 
angenomracno  abschwächung  des  a  zu  t  anbelrifn,  so  ist  da 
inlercssant,  was  in  einer  stelle  der  grundzügc  (seile  701 
is  703),  auf  die  auch  geradezu  hingewiesen  wini,  von  Cui-tius 
ilbst  gelehrt  wivä.  Zunächst  werden  »acht  verbalfornien«  auf- 
pfOhrt,  in  denen  das  i  sieb  als  stellveHreter  von  e  (also  ur- 
Bprünglirhem  «)  »vor  doppelter  consonanz«  findet;  ihnen  wird 
als  ein  dutzend  noch  andrer  Wörter  angereiht,  In  denen 
das  t  denselben  Ursprung  bat.  Dann  heisst  es  weiter  »was 
Uemach  übrig  bleibt  ist  nicht  viel«  and  es  wird  eine  weitere 
leihe  von  Wörtern  beigebracht,  in  denen  ein  »  auch  vor  einfacher 
eonsonanz  auf  alles  a  zurückführt,  woran  sich  dann  noch  weitei'es 
mit  den  Worten  »in  den  nicht  attischen  mundarten 
it(  die  erscheinung  weif  liäufiger«.  Was  dem  gegenüber  die 
bemerkung  soll,  dass  die  abschwächung  des  a  zu  t  in  ixfa9ai. 
MJtf;  »sehr  singuIär«  sein  würde,  ist  nicht  abzusehen.  Die 
scbwächuiig  ein^  allen  «  zu  *  auch  vor  einfachen  consonanten 
ist  im  gi-iecbisehen  häufig  genug,  als  dass  man  etwa  noch  eine 
besondere  beeinllussimg  des  ganzen  verbalslammes  durch  das 
ptSsentische  hrfoitat  mit  seiner  Verbindung  ttv  anzunehmen 
bfanchte. 

Wir  müssen  nun  aber  noch  auf  die  zweite  nummer  in  den 
Cartins'gchen  Uiesen  zurückkommen,  in  der  behauptet  wird,  es 
Bfeh«  uijumstösslich  fest,  dass  manche  Wörter,  für  die  das  j:  aus 
andern  quollen  mit  Sicherheit  ersclilossen  werden  könne,  in  Dias 
Bnd  Odyssee  diesen  laut  schon  spurlos  eingebüsst  haben.  Da 
ist  vor  allen  dingen  horvorauheben,  dass  weder  vom  unterzeich- 
neten, noch  seines  Wissens  von  ü-gend  einem  andern  urlheils- 
Ihigm  je  bobauplel  worden  ist  oder  behauptet  werden  konnte, 
itftfis  die  homerische  spräche  jedes  ihren  formen  ursprünglich 
wgehör^e  f  durchaus  bewährt  habe.  Wohl  aber  ist  behauptet 
und  mufis  immer  behauptet  werden,  dass,  wo  auch  die  echte 
homerische  spräche  ein  altes  /  einbüsste,  diess  aus  bestimmten 
pilnden,  innerhalb  b^timmter  zu  ermittelnder  gesetze,  geschehen 
»m  müsse,  nicht  rein  willkürlich.  Solche  von  vielen  beliebte 
iSUg  regellose  aijrachwillkflr  dagegen  würde  überhaupt  alle 
■nschafi  aufheben.     In  diis  gebiet  aber  solcher  'völlig 


52  Leo  Meyer, 

unbegränzter  sprachwillkür  gehört  eben  auch  die  behauptung, 
dass  oixog  und  txviofux$  unmittelbar  zusammen  gehören,  ixviofuxt 
aber  in  der  homerischen  spräche  jede  spur  eines  digamma  ein- 
gebüsst  habe,  während  olxog  homerisch  noch  ßoXxog  laute. 

Die  von  Curtius  beigebrachten  beispicle  für  die  spurlose 
einbusse  eines  digamma  schon  in  der  homerischen  spräche 
(ifAico,  üiviofjta^^  oxog^  oQcioo)^  mit  der  dann  auch  die  gleiche  ein- 
busse in  ixpiofMx$  und  sein  zusammengehören  mit  dem  alt- 
indischen vig  »eingehen«  weiter  begründet  sein  soll,  sind  sehr  un- 
glücklich gewählt.   Wir  müssen  darauf  noch  etwas  näher  eingehen. 

Das  angeführte  verbum  ifjtim  ist  bei  Homer  überhaupt  sehr 
selten,  es  begegnet  zweimal  (Odyssee  12,  237  und  437)  mit  dem 
präflx  ^J-,  einmal  (Dias  14,  437)  mit  dem  präfix  dno-  und 
auch  nur  einmal  (Ilias  15,  11)  ohne  präfix.  An  der  letzteren 
stelle  lässt  sich  das  versbeginnende  alfA  ifAiwv  so  leicht  in 
alfjta  jisfAwv  (die  herausgeber  würden  lieber  alf^a  jisfjkiiav  schrei- 
ben und  mit  synizese  lesen)  ändern,  dass  sie  gar  nicht  als  gegen 
digamma  beweisend  angeführt  werden  kann,  eben  so  wenig  aber 
beweist  nach  der  einen  oder  der  andern  seite  die  überlieferte 
form  i^€fiia€$€  (Odyssee  12,  237  und  437),  da  man  dafür 
ixj:€fAiiSB$€  schreiben  könnte;  so  beruht  also  alle  beweiskraft 
gegen  das  anlautende  /  des  homerischen  ifiiw  in  dem  vers- 
schliessenden  alfi  dnifAsaaev  (Ilias  14,  437),  statt  dessen  auch 
wieder  die  änderung  alfAu  j:i^eaasv  durchaus  nahe  liegt.  Will 
man  aber  auch  gegen  diese  änderung  sich  sträuben,  so  ist  ja 
bekannt,  dass  in  unseren  homerischen  texten  auch  bei  zahl- 
reichen Wörtern,  die  in  der  homerischen  spräche  sicher  an- 
lautendes j:  hatten,  doch  mehrfach  metrische  Störungen  ein- 
treten, sobald  man  das  /  überall  eintragt.  Da  ist  also  die 
beweiskraft  jenes  vereinzelt  stehenden  änifAsaaev  (statt  äno- 
ßSfAsaasp^  das  im  hexameter  auch  gar  nicht  möglich  war)  so 
ausserordentlich  gering,  dass  wir  liier  ganz  davon  absehen 
müssen.  Sollte  aber  in  der  that  schon  in  der  homerischen 
spräche  trotz  des  nahe  liegenden  lateinischen  vomere  und  des 
gleichbedeutenden  altindischen  vam  ein  undigammirtes  ifiioa  ge- 
golten haben,  so  liegt  die  vermuthung  ausserordentlich  nah,  dass 
das  alte  hier  anlautende  /  durch  den  dissimilirenden  einfluss 
des  nahe  folgenden  [a  verdrängt  wurde,  also  überhaupt  ein  ein- 
fluss sich  geltend  machte,  von  dem  entfernt  älmlich  nicht  bei 
txviofAa$  die  rede  hätte  sein  können. 


Zur  lehre  v 


53 


Wesentlich  anders  liegt  die  sachc  bei  den  <irei  übrigen  von 
Ctniius  als  des  anJaulenden  tiigaiiinia  frflli  beraubt  iuigefüluten 
wörtero:  «yto/im,  äxog,  ÖQciw.  In  ihnen  wirkte  ein  litulgeselz, 
das  bisher  ganz  unbeachtet  geblieben  sclieint. 

Wo  altgi-iechischoä  digaiiiniEt  in  einigen  Wörtern  früher  als 
In  andern  autgegeben  wurde,  da  wirkten,  liegt  zu  vermuthen 
sehr-  nahe,  iiactibarliche  laute  störend  und  so  zerstörend  ein, 
wie  wir  es  ähnlich  aucii  schon  eben  für  ein  möglich  homerisches 
i/tim  zu  niuthmassen  wagten.  E^  ist  das  eine  Wirkung,  die  sich 
■uch  ulxT  die  grenzen  des  griechischen  Sprachgebietes  hinaus 
ganz  ähnlich  wieder  flndel.  Im  altnordischen  ist  es  regel,  dass 
anlautendes  «  vor  den  dmikeln  vocalen  o  und  «  (auch  ihren  um- 
lauten CB  und  y)  ganz  erlischt,  wie  in  ormr  »schlänge,  wurm«, 
ord  »wort,  rede*,  ordinn  »geworden«,  Oäinn  =  ahd,  Wuoian, 
t  »wir  wateten,  wir  überschritten«  von  viiäa  »waten«, 
»wunder«,  mul  »wunde«,  uräum  »wir  wurden«  von  veräa 
»werden*,  älfr  »wolf«,  tcpfi  »sclireien«  =  gotl'-  vöjjjan,  yrhja 
■wirken«,  yndi  »freude,  wonne«.  Auch  der  Grieche  meidet  von 
dialektischen  formen,  wie  den  böotischen  j-vxiaq  (oixiag),  xm/tü- 
ffioi  [xmfU'Mi),  t^afäf^vdai;  (t^ityfaSöq),  ^aipajväog  Qaipiodög) 
lind  ähnlichen,  abgesehen  anlaulendes  ^  vor  v,  ja  überhaupt  die 
lautfolge  ^1',  durchaus. 

Wie  aber  vor  folgendem  v  das  j:  entschieden  vermieden 
wird,  so  ist  in  der  hemerischen  spräche  auch  vor  den  dunkeln 
a  und  a  m  den  meisten  fallen  bereils  j:  erloschen :  die  lautfoigen 
jfl  und  ^  sind,  wie  durchaus  deutlicli  zu  erkennen  ist,  schon 
rii  der  homerischen  spräche  sehr  unbeliebte.  Das  zeigen  eben 
auch  die  otien  angeführten  homerischen  üi'io/iai,  öyoii  und 
iftä»  (ö^6mj.  Von  mvioftai  begegnet  bei  Homer  nur  einmal 
das  iiarticipielle  Mcyttl;  Odyssee  14,  202:  ifis  d'  oiyijt^  ttxs 
ttit^q,  ausserdem  nur  das  ihm  zu  gnmde  liegende  wt-os  »preis, 
kanfpreis«,  das  ausser  Odyssee  15,  463,  wo  es  vorsb^innend 
abo  in  bezug  auf  die  frage  nach  anlautendem  f  metrisch  gleich- 
pöKig  siehl,  durchaus  anlautendes  f  entschieden  ablehnt,  wie 
IIa--  tX.  ^\^.  (haß  ti»Ö5  'Ijaovog  wyav  Idmxsf,  Odyssee  14,  297: 
Mai  äoTtttov  wvov  tXoito,  Odyssee  15,  38S  =  429:  S  ä'  «Itor 
wraj'  (dtoxtv,  Odyssee  15,  452:  o  d'  vftiv  fiV(/iav  mvov^  I]ias23, 
746:  t-to;  de  f/^iäfiota  ^ivxäovog  täfoc  IdmxBy  und  Odyssee  15, 
•45:  tTttiftTt  ä'  liyov  oSttiwv.  Durch  das  genaue  entsi>rechen 
des  allUidischen  vasnd-  m.  n.  »kaufpreis,  werlh«  sowie  des  la- 


54  1^0  Meyer, 

tcinischen  veno-  (neben  venu-)  m.  »verkauf«  erweist  sich  der 
ursprünglich  consonantische  anlaut  auch  des  griechischen  Wortes. 
Das  homerische  oxog-  n.  »fuhrwerk«  gehört  zu  unserm 
wagen,  zum  lateinischen  vehere  »fahren,  tragen«,  und  zum  alt- 
indischen voÄ  »fahren,  führen«:  vdhati  »erfahrt«  nebst  vifhana-, 
n.  »wagen«  und  vahitror,  n.  »schiff«  =  lat.  vehkulo-  n.  »fahr- 
zeug,  wagen,  schiff«,  lehnt  aber  trotzdem  in  der  homerischen 
spräche  überall  anlautendes  /  ab.    Das  ergiebt  sich  aus  Ilias 

4,  297:   civ  Inno^CkV   mal  oxsaifty   (derselbe   versschluss  Ilias 

5,  219);  Ilias  5,  28:  xzdfksvov  nag"  oxs(J(fiv;  Ilias  5,  722:  "Eßt^ 
d'  dfup'  6xisca$;  Ilias  5,  745  =  8,  389:  ig  d'  6x€a\  Ilias  8,  41: 
«S  ßSiTtoav  vn^  oj^ccr^«;  Ilias  8,  136:  xatamtjtiiv  vn^  ox^cr^iv; 
Ilias  11,  160:  xfi*V  ox««  xQotdh^ov]  Uias  12,  91:  nd{)  ö'  aq 
0Xsa(p$v\  Ilias  15,  3:  ot  fj^ev  d^  naQ'  6xh<S(ptv\  Ilias  22,  22: 
äfsd-XoffOQog  $tV  oxsiSffiv;  Odyssee  4,  533:  Innoiaiv  xa&  oxBCif^v 
und  auch  noch  anderen  stellen. 

In  nahem  Zusammenhang  mit  ox^q-  n.  »wagen«  steht  ox^^^v 
»führen,  tragen«  und  o^^^cr^a^  »einherfahren«,  die  auch  ohne 
anlautendes  digamma  gebraucht  werden;  so  ergiebt  sichs  aus 
Odyssee  7,  211:  ßi<s%s  iAah(S%'  dx^ovxag  difvV,  Ilias  10,  403  = 
17,  77:  öafA^fAsvai  ^ö'  oxisc^ai  und  weiter  aus  dem  zusammen- 
gesetzten in-ox^sai^ak  »darauf  fahren«  Ilias  10,  330  und  17, 
449  (in'Oxi(i^'tccO'  ^^  weiter  zugehörigen  homerischen  for- 
men sind  noch  zu  neimen  oxsv6g  »graben«,  das  aber  nur 
auftritt  in  dx^'^^yog  »graben  ziehend«,  das  selbst  nur  einmal 
und  zwar  metrisch  gleichgiltig  stehend  gebraucht  ist  Ilias  21, 
257 :  fag  S^  6%'  dv^q  oxb%iiy^^ ^sfAOvsvfj ;  dx^i^iv  »fort- 
wälzen, fortrollen«,  das  ohne  präfix  nur  Ilias  21,  261  vers- 
beginnend vorkömmt,  in  der  Verbindung  mit  (Aerd  aber  deut- 
lich seinen  vocalischen  anlaut  zeigt  (Ilias  24,  567  und  Odyssee 
23,  188:  fistox^ffeie)  und  ox^ilf^tv  »wegwälzen«,  dessen  voca- 
lischer  anlaut  durch  den  versschluss  an'  oväsog  ^x^(f£lccv  (Ilias  12, 
448  und  Odyssee  9,  242)  erwiesen  wird.  In  (Ao^kog  »hebel, 
hebebaum,  pfähl«  (Odyssee  5,  261;  9,  332;  375;  378;  382; 
387;  394  und  396),  dessen  unmittelbares  zugehören  durch  das 
gleichbedeutende  lateinische  vcdis  sehr  wahrscheinlich  gemacht 
wird,  und  dem  daraus  abgeleiteten  fAOx^^^iv  »mit  hebeln  um- 
werfen«, wird  man  das  eintreten  des  fjt  für  altes  j:  als  auch 
durch  die  abneigung  gegen  die  Verbindung  fo  hervorgerufen 
ansehen  dürfen,    wie  aus  gleichem  gründe  zum    beispiel  auch 


,  dib-ai 


55 


l  povioftat  neben  gleich bettontendom  liücinischcni  volö  »icli  will* 
nch  ausbildete. 

Für  ÖQÖv  »seilen«  wird  ursptiinglich  anlaulendes  j:  durch 
deii  Zusammenhang  mit  unserm  wah-nehmen  und  gatoakren,  so 
wie  den  weiteren  mit  allind.  var  >bedecken,  umringen,  wehi-en* 
erwiesen,  die  homerische  spräche  aber  lehnt  jenes  j:  entschieden 
»!b,  wie  aus  zahlreichen  alelleu  deutlich  wird,  von  dwien  die 
fnlgcnden  hier  anzuführen  genügen  kann:  Ilias  1,  56:  i>t>^- 
»ot^a^  i^dfOi  Ilias  1,  198:  ciüi'  6'äki.iav  vv  %iq  oqäfo;  Utas  3, 
234:  ft'f  &'  äiUtfi';  (kiv  näy%ag  u^cü,'  Ilias  4,  347:  vvv  äi  (fiXoiQ 
%  ÖQÖoiff,  Ilias  5,  !244:  ärä^'  öq6w  x^attgti;  Ilias  15,  610:  ^ 
Jf  nifiatov  üfitXov  «c«;  Ilias  17.  (337:  ol  nov  dtv^'  oqoovtB^; 
Uias  18,  61:  ö^^a  di  iwi  C°IF^'  """  "f?  ifäfo^  ^eiJoio:  Ilias 
30,  33:  ^^cvü^,  cv^'  QQÖtuv  tfgtva  xigipoi*at;  lÜas  ^,  481: 
n^öai*'  oföuv  ifayajov;  Ilias  20,  38:  JnotQO/iitaxov  QQiSvteg; 
Ilias  2:i,  IfiG:  #«o*  d^  t*  jiäntg  öpw^o;  Ilias  23,  323:  aißsi 
liQß  ö^oter:  Odyssee  1,  22'J:  aiaxta  nöiX'  oQÖmv:  Odyssee  4, 
47:  ccvfän  inii  Tii^n^aar  öijmfifpot:  Odyssee  5,  439:  v^%s 
nuff^,  if  jatttv  Öpoj/Mvos;  Odyssee  9,  295:  aiizi.ta  fi^y' 
öffimftff;  Odysset^  lü,  143:  oi'  ü^oo»  (ivr/aT^gas:  Odyssee  24, 
\öi:  S  fä^  "ipoc  ÖQct  nqäaaoi  xai  öniaaw  f  Uias  13,  490: 
Jfitfoßöf  tt  Uafiiv  t'  iao^iÖv\  Odyssee  23,  303:  aitt^wv  fjkv^ 
Hftf^uv  ittoijma'{a] ;  Ilias  3,  277 :  'H^ikiöq  i^'St  nävj'  iifoq^g ; 
Odyssee  13,  214:  uvS^mnovi;  sifOQä;  Ilias  U,  337:  e?  'Iäi}s 
MaifoQiäy.  Dem  gegenüber  kann  ganz  und  gar  nicht  ins  ge- 
wicht lallen,  wenn  das  homerische  ö^äv  an  nur  zwei  vereinzelten 
stellen  noch  mit  allem  j:  gebraucht  m  sein  scheint,  nämlich 
lüas  1 1.  651 :  Ytfytiaxtt,  ö^öto  öi  .  . .  und  Odyssee  23,  91 :  ^tsto 

Unmittelbar  zu  ögäv  stellt  sich  oqiditai  «acht  haben,  die 
aurüichl  führen*,  das  bei  Homer  auch  deutlich  vocalisch  an- 
läutet, wie  die  versausgänge  Odyssee  14,  104:  int  d'  ävif^s 
itfxfioi  ogvviou  und  Odyssee  3,  471:  ini  d'  dvigig  euitXoi  ö^otTo 
»igen,  neben  denen  es  sonst  nur  noch  in  den  audi  versschlies- 
A'iiden  Worten  Ilias  23,  112:  eni  ö^  «»^g  eff^Äöc  egiiiffiii>  be- 
«ffniel,  da  die  lüer  ituflretende  pluaquiimperfectform  schwerlich 
anderftn  Ursprungs  ist.  Von  den  weiter  zugehörigen  oigog 
■Wächter,  liüter*,  iniQVQoi;  »hüter*  und  oi'(»nV  »Wächter«  wird 
Wciterhm  noch  die  rede  sein,  unmittelbar  hier  anzuschüessen 
—iwt  aber  iv>eh  die  auch  zugtjifirigen  zusanuiicusetzuugen  #i>^eii*- 


56  Leo  Meyer, 

Qog  »thüihüter«,  das  nur  Ilias  22,  69  auflritl,  und  nvXawgog 
»thürhüter«,  das  nur  Ilias  21,  530  und  24,  681  vorkömmt.  In 
der  Zusammensetzung  ist,  wie  ähnliches  auch  sonst  sich  bemerk- 
bar macht,  vor  dem  m*sprünglich  anlautenden  /  des  zweiten 
gliedes  der  auslautende  vocal  des  ersten  gliedes  allerdings  be- 
wahrt, das  nochvorhandensein  jenes  /  auch  in  der  homerischen 
spräche  ist  damit  aber  durchaus  nicht  erwiesen.  Von  einem 
den  letztgenannten  beiden  Zusammensetzungen  ganz  ähnlich 
gebildeten  muthmasslichen  dvgwQog  »schwierige  wache  habend«, 
wurde  abgeleitet  övg(OQi€$v  »beschwerliche  nachtwache  haben«, 
das  nur  Ilias  10,  183:  dg  ös  xvveg  ttsqI  lAtjhx  äv(fo}Q^<S(a<fiv  iv 
avXfj  vorkommt  und  also  auch  vom  /  keine  spur  mehr  zeigt. 

Wie  die  formen  nvlaonQog  und  x^vQawQogy  deren  schluss- 
theil  mit  oQäv  auf  ein  und 'demselben  gründe  ruht,  in  ihrem 
innern  noch  die  nachwirkung  eines  alten  /  zeigen,  ohne  dass 
man  berechtigt  wäre,  dieses  selbst  in  ihnen  für  die  homerische 
spräche  noch  anzusetzen,  so  ist  ganz  dasselbe  auch  noch  in 
bezug  auf  einige  nachhomerische  bildungen  hervorzuheben,  die 
zu  (aviofAut  und  oquco  gehören,  für  die,  wie  wir  bereits  oben 
sahen,  doch  in  der  spräche  Homers  sich  kein  anlautendes  j: 
mehr  nachweisen  lässt.  Weder  von  o)viofAa&  noch  von  ogäa 
begegnet  bei  Homer  irgend  eine  augmentirte  oder  auch  redu- 
plicirte  perfectform.  Solche  aber  sind  es,  die  auch  in  später, 
nachhomerischer  insbesondere  attischer  spräche,  die  doch  sonst 
bekanntlich  das  /  besonders  früh  aufgegeben  haben  muss,  seine 
nachwirkung  noch  zeigen.  Von  wvSofAai  lautet  das  imperfect 
iiüvovfifiv^  von  oQafa  lautet  es  scoqwv  :  das  letztere  weist  noch 
ganz  deutlich  auf  altes  ißOQaov  zurück,  das  /  darin  wirkte  auf 
den  folgenden  vocal  in  ganz  der  nämlichen  weise  dehnend  ein, 
wie  es  zum  beispiel  im  attischen  genetiv  ßaadioag  der  fall  war 
dem  homerischen  ßacfd^ßog  gegenüber;  in  icavovfifiv  wurde  dsis 
augment  vom  folgenden  w  einfach  abgetrennt  gehalten,  weil 
zwischen  beiden  ursprünglich  das  /  stand.  Die  zugehörigen 
perfecta  idvrjfiai  und  kwQäxa  oder  auch  eogäxa  stehen  jenes 
für  altes  jisj-aivfiiAai  und  die  letzteren  beiden  für  altes /«fo^äxa. 
Aus  dem  letzteren  entsprang  sÖQolxa  mit  blossem  verlust  des 
alten  /,  in  icoQäxa  wirkte  wieder  das  zweite  /  auf  den  ihm 
folgenden  vocal  dehnend  ein. 

In  ganz  der  nämlichen  weise  wie  von  den  eben  angeführten 
(üvSofAM  und  oQdco  entstanden  auch  die  noch  in  später  zeit  auf- 


Zur  lehr«  v 


1  digammH. 


57 


elenden    augmetitirten    und   reduplicii-len   formen    vtm    o)i}ent 
ch  flösse*:  das  iniperfecl  iiäitovv^  dt-r  aorist  tatan  (iicbL-ii  d<.-ui 

■  maa  geläufiger  ist)  und  das  perrcct  toixa.     Jone  aorisiform 

ignct  auch  zwei  vereinzelte  male  hv\  Homer,  nämlich  Ilia)s 
,  410:  xäd'  i'  ä^'  cVri  atö/i'  tmae  und  Odysf;ee  9,  81:  xai 
'߻fi4^g  anftane,  WO  man  aber  auch  nicht  etwa  noch  fpuaeund 
btißttee  schreiben  darf.  Das  verbum  (n&im,  das  genau  dem 
BlUndischen  vddh  (im  Petersburger  wörtcrbuche  bädh  geschrie- 
"  3i)  »siossen,  drängen«  entspricht,  ist  dci-  homerischen  spräche 

:  geläufig,  lässt  aber  in  ihr  den  rein  vocalischen  anlaut  nicht 
Wrkennen.  Wir  fühi'cn  wieder  einige  beweia?nde  stellen  an: 
Odyssee  3.  295:  jroii  axatpöv  fgiov  a»ft;  Iljas  21,  398:  i»vq 
'^v  liaag;  Ilias  1,  S3Ü:  ät/i  d'ig  xavltöv  wat;  IlJas  5,  19: 
ftxttpä^töv,  tÖGf  d'  dtfi'  inntnv:  Ilias  5,  G94:  dÖQv  fuiXti-ov  äet 
W^C«;  Ilias  15,668:  viifo?  axlvo? oiasv '^»^nj ;  nias21,235: 
m-Moittvoi,  aat  de  vtxqovc;  Ilias  8,  295:  TiQOti  FiXiov  lüisdfieit' 
«^«f's;  Odyssee  15,  553:  oX  liiv  aväaavrtg ;  Ilias  17,  649: 
wfdaOfy  xai  änüetf  dfii%i.^v;  Ilias  24,  44<i:  nvXag  xal  anüetv 
inf^!  Odyssee  2,  130:  nftxovaav  dnmOai;  Ilias  8,  533:  näg 
vy£v  n^ö^  tstjpc  «ntöasiai;  Odysset;  13,  276:  äli'  »)  toi  rfync 
wiUtfv  äno'iaato;  Ilias  8,  206;  Tqwac  änmaaeüat;  Ilias  21,  244: 
t^ftviv  nnatna  diöitttv ;  IHas  14,  494:  i»  ö'  lüas  yX^pi/y, 
Aasficr  jenem  augmenlirten  Iwtfe  und  dniuiits  scheinen  lür  das 
tomeriscbe  wftfw  nur  zwei  stellen  noch  consonantischen  anlaut 
erweisen,  nämlich  Itias  16,  592:  töttaov  ixwqijaav  Tgätg, 
änaiTO  d'  'Axttioi  mid  Odyssee  11,  596:  iäßav  ävitt  üittaxt, 
die  den  zahlreichen   übrigen  gt^enüber,    von  denen  wir  oben 

r  einen  theil  anführten,  keine  beweiskrafl  mehr  haben. 
Von  den  übrigen  homerischen  wöricni  mit  anlautendem 
0-TOcal  nennen  wir  zimäehst  den  namen  'O^vfi^,  der  ohne 
iwctfel  auf  iißxvy-  »wachtel«,  das  selbst  bei  Homer  nicht  vor- 
at,  zurückführt,  mit  ihm  aber  auf  altindisches  vartakor  m. 
twachlel«;  gleichwohl  zeigt  es  an  der  einzigen  stelle,  wo  es 
fa  Innern  eines  verses  vorkömmt,  Odyssee  5,  123:  Im  i*""  ^v 
\)^imfif},  deutlich  vocalischen  anlaut;  an  einer  zweiten  stelle 
(OiJyss«!  15,  4041  beginnt  es  den  vers. 

Das  homerische  önviav  »heirathen,  eine  frau  nehmen«  ge- 
kört zum  altitidischen  vap  »hinstreuen,  hinwerfen«  (besondere 
*ii(!D  Samen«):  vdpati  »er  streut  hin«,  von  dem  zum  beispiel 
VKb    vaptar-   »säemann«;    »bel'ruchtcr,    erzeuger,    vater«    und 


58  Leo  Meyer, 

vapüor  »vater«  ausgingen,  zeigt  aber  keine  spur  mehr  eines 
anlautenden/.  Wir  nennen  folgende  stellen:  Ilias  13,  379: 
"A^ysog  i^ayayovTsg,  onvUfuv;  Ilias  13,  429:  nQ€ifßv%ätifV  d* 
cinv$$  %^vyatQ(av\  Ilias  14,  268:  diica  67tv$i§Mva$;  Odyssee  2, 
207:  i(^%ifi^\  äg  imj:etxig  onviifuv ;  Odyssee  2,  336:  i^'  5g 
%$g  dnvio$  (der  selbe  versausgang  Odyssee  16,  386);  Odyssee  4, 
798:  %^P  ^vfnilog  onv&s;  Odyssee  6,  33:  oi  iv'  onviowsg;  Ilias  8, 
304:  %ov  Q    äl  jii(SvfMi%^sv  onvMikivq. 

Dass  0X1^  »säumen,  zögern,  bedenklichkeit«  mit  dem  alt- 
indischen voJcrär-  »gebogen,  krumm«;  »unredlich,  hinterlistig, 
zweideutig«  in  nahem  Zusammenhang  steht,  und  weiter  mit 
vahc  »wanken,  krumm  gehen«  :  vdüccUi  »er  wankt«,  hat  schon 
Benfey  im  griechischen  wurzellexikon  ausgesprochen,  ist  aber 
von  andern  mit  unrecht  wieder  bestritten.  Bei  Homer  zeigt  es 
indess  nur  vocalischen  anlaut,  nämlich  Ilias  5^817:  ovts  %i  fäs 
dj:iog  i(fx^^  dxiJQtov  qvtb  t&g  oxvog;  Ilias  10,  122:  oiz*  oxv^ 
jslxcov  und  Ilias  13,  224:  ovtc  tivä  öjiog  i(f%B$  äx^QioVy  oixe 
%kg  oxvM  jisixwv.  Das  unmittelbar  zugehörige  dxvistv  »zögern, 
sich  scheuen«  bietet  die  homerische  dichtung  nur  zweimal  vera- 
beginnend, nämlich  Ilias  5,  255:  oxvsm  6'  Innmv  inißa$vifuv 
und  Ilias  20,  155:  äxviov  dfkipoTSQo^. 

Wie  man  das  griechische  ovii^fAt  »ich  erfreue,  ich  fördere«, 
opipafAtti  »ich  habe  genuss,  ich  habe  freude«,  das  Curtius  (seile 
322)  als  etymologisch  sehr  schwielig  bezeichnet,  zum  altindischen 
nand  »sich  freuen«  hat  stellen  können,  ist  mir  nicht  verständ- 
lich. Es  gehört  zum  gothischen  vufum  »sich  freuen«,  das  aus 
wifMmnands  »sich  nicht  freuend«  (nur  Philipper  2,  26)  zu  ent- 
nehmen ist,  und  mit  ihm  zum  altindiscben  van  »gern  haben, 
lieben;  wünschen,  verlangen«,  »sich  verschaffen«,  an  die  sich 
zum  beispiel  auch  die  vedischen  vanin-  »spendend,  mitthei- 
lend« und  vdnisJithar  »am  meisten  mittheilend«  anschliessen. 
Das  reduplicirte  präsens  wurde  wie  aus  einer  rein  vocaJisch 
anlautenden  verbalgrundform  gebildet;  bei  Homer,  ist  übrigens 
zu  bemerken,  kommt  das  präsens  nur  an  einer  einzigen  —  von 
Bekker  verworfenen  —  stelle  vor,  nämlich  Ilias  24,  45 :  yiyvezat^ 
fl  t'  ävÖQag  fitya  aipezat  ^d'  ovipijaiv.  Sehr  geläufig  dagegen 
sind  aorist-  und  futurformen.  Wir  fühi'en  wieder  eine  reihe 
von  stellen  an,  um  das  fehlen  des  alten  anlautenden  /  noch 
vor  die  äugen  zu  führen:  Odyssee  19,  68:  xal  äa^zog  opijtfo; 
Odyssee  2,  33:   iai^log  yko^  doxsZ  sipai,  opyfACPog;   Ilias  7,  172: 


Zur  lehre  vom  digammn. 


59 


4ti7 :  i'7fo!^^a6fu-it\  §  tu; 


'«C  fdg  üj  ip^aet;  Ilias  8,  3(>  ^ 
w;   Odyssee  23,  24:   ff*  di  tov 

fä  de  ft  ovx  äqa  itiliov  äv^Onv;  Dias  1,  305:  ^  firin 
t««;  Hins  y,  509:  %uv  äe  ^*>'  («»■i^ffwi',-  Ilias  7,  173:  xo»  d' 
'tQi  j-av  ^i'fiiy  oif/jastaii  Ilias  16,  31 :  aiva^it^  '  it  ocr  nJU«»^ 
^attas:  Odyssee  11,324:  ijj'c  /i^»-,  st'd'  etnufijio ,*  Odyssee24, 
80:  m;  %ciU;  z«/*^£  üitovtjiiivog ;  Ilias  24,  556:  (ft;  d£  TÜvd' 
wi«.  xai  fiitotf.  Das  zugehörige  ovt^atq  vglück,  wolilliüirl« 
Jjege^iiet  mir  Odyssee  21,  402:  s»  ;'ä^  iJf}  xtiffffoi'n»'  ov/ffMs 
mn»i<sufy.  Weiter  schUessL  sicli  aber  auch  an  ivttaq  (ovutn-) 
yhiiirc,  beistand,  crqiiickung« ;  vkosLbaikeiten,  speisen«,  wie  zum 
'bei^iiel  aucli  das  gothische  vmja  »weide,  futter«  {nui-  Johannes 
10,  9)  zur  selben  wui-zel  gehÖrL  Die  alle,  vielleicht  auch  nocb 
ikiDieriscbe,  fomi  lautete  wohl  üv^paQ  (Si^at-j.  Der  vocaLisolte 
,«nlaut  des  wurts  tritt  bei  Homer  Überali  ganz  deutlich  hervor, 
m  Uias  23,  433:  näai  t'  Örfiag;  Ilias  22,  AfiG:  Ifffftai  "Etetoe 
tnutp,  intt  itävsii  Odyssee  4,  44:  *«i  ^(fqüamo  ftSy'  öpatag; 
Ody^ee  15.  78:  nvöog  n  xai  ay^aßti/  xat  6vtia(>;  Odyssee  15, 
31ti:  ti  f*oi  ditnvov  Öüiiv  ovhiaia  fn'iii'  exoyttg  lind  in  dem 
efl  wiederholten  Verse  oI  d'  i7i'  ovfiai^' hoTfia  Tt^oxtiftfva  fst^ag 
taiXop  Ilias  9.  91  =  9.  221  =  24,  627  =  Odyssee  1,  149  ff. 
Tod  dem  noch  zugehöri^n  igiurv^g  und  ißtoi<vtog  »heilbringer, 
legenspender«  wird  weiterhin  noch  die  rede  sein.  Es  mag  ge- 
ifrggt  sein,  ob  nicht  vielieiclil  aucli  noch  zur  selben  wurzel  ge- 
Jläreo  ira({  und  övft^o-,  m.  n.  {öveii/ttT-  nur  Odyssee  20,  87) 
»träum,  traunigesicht«.  Der  niangel  eines  anlautenden  j:  tritt 
fai  ihnen  bei  Homer  üLteralt  deutlicli  heraus,  me  Ilias  10,  496: 
•MMv  yvf  övctQ  xeifaiftf ti'  tniat^;  Ilias  2,  22:  ^clOs  öptt^os; 
Qias2,S0:  ti  niy  ztf  xüv  ovtiQitv ;  Itias  22, 199:  tä^d'  ivivsi^ta; 
Ody^ee  6,  49:  itifaq  d'  ttnBifuvfiaa'  .övtiQOv;  Odyssee  11,207: 
f  wii  ovti^;  Odyssee  19,  555:  tmott^ivaei^ui  övfi^v;  Odyssee 
}l,12:  difiiop  avfiqmp;  Odyssee  20,  87 :  aiictQ  tfioi  itai  ävtigai' 
inhi^tftv:  Ilias  1,  63:  ^  Mai  dvttqonölov;  Ilias  5,  149:  vticeg 
Bifp6äiucvrog  oPttQQnöi.o*»;  Odysse4, 809:  ijdv  i*äXa  xpiüeaova' 
tif  ini^ipat  nvÄ^tStv.  Eine  stelle  nui'  scheint  zu  widorsjirechen, 
ifiämlidi  Ilias  2,  8:  ^ua»'  ii^t,  avie  övti^e;  in  ihr  aber  wirkte 
'Oßtnbar  nur  das  nahe  (vers  6)  vorausgehende  nift^iat  in' 
'Mftfid^  'AfUfiiftvopi.  ovlop  övuqov  nach. 

Dass  die  homerische  form  des  griechischen  ößx»S  »hode«, 
in  si-lbst  tiii'ht  im  Homer  vorkömmt,  oline  anlautendes  /  war, 


60  Leo  Meyer, 

zeigt  das  damit  zusammengesetzte  IvoQxog  »mit  hoden  versehen, 
un verschnitten«,  das  nur  einmal  begegnet  Ilias  23,  147:  nevr^ 
xopta  (J*  BV0Q%a  naQavtod-t  fA^l^  tsQBvtSsirV,  Es  schliesst  sich 
an  ßq^xstv  (aus  jQf%etv)  »benetzen«  und  das  gleichbedeutende 
lateinische  rigäre  (aus  vrigdre),  hängt  weiterhin  aber  auch 
zusammen  mit  altind.  varsh  »regnen,  beregnen«  :  vdrshati  von 
dem  auch  altind.  vfshanor  m.  (n.)  »hode«  ausging. 

Der  rein  vocalische  anlaut  des  adjectivs  oi<smvog  »weiden, 
aus  weiden  gemacht«  ergiebt  sich  aus  dem  einzigen  verse,  in 
dem  es  bei  Homer  auftritt,  Odyssee  5,  256 :  dmfxnsQhq  oitfvtv^tfiv. 
Das  ihm  zu  gründe  liegende  oiava  »weide«,  das  nicht  selbst 
bei  Homer  vorkömmt,  ging  aus  altem  fonva  hervor,  da  es  mit 
unserm  weide  und  dem  gleichbedeutenden  griechischen  i%i^, 
homerisch  j:Ttif^  (Ilias  21,  350:  xaiovto  msXiai,  xal  fnsM  und 
Odyssee  10,  510:  fMcxQai  r'  atystQot  xal  ftriai)  eng  zusammen- 
hängt. Fick,  Seite  400,  vereinigt  es  mit  dem  altpreussischen 
wUwa^  weidenbaum«  unter  einem  europäischen  vaitvd. 

Das  homerische  d&ovfj  »gewand«,  »leinwand«  wird  mit  dem 
mittel-  und  althochdeutschen  wdt  f.  »gewand,  kleidung«,  zu  dem 
es  auch  Fick,  seite  179,  fragend  stellt,  unmittelbar  zusammen- 
gehören ;  es  lehnt  anlautendes  /  deutlich  ab,  Odyssee  7,  107 : 
xaiQoa^dnv  (für  das  vielmehr  xatQovatfdSv  wird  zu  schreiben  sein) 
d'  od-opcSv^  steht  einmal  metrisch  gleichgültig,  nämlich  Ilias  18, 
595:  x(Sv  d'  at  i^hv  Ismaq  o^ovac  l/ov,  und  scheint  an  einer 
dritten  stelle  noch  consonantisch  anzulauten,  nämlich  Ilias  3, 141 
im  versschliessenden  xaXvtpafAiv^  dd^oPTjaiv. 

Zu  den  Wörtern,  die  altes  anlautendes  /  hatten,  es  aber 
bereits  in  der  homerischen  spräche  einbüssten,  gehört  unseres 
erachtens  auch  (Sqt^,  dessen  neuerdings  mehrfach  wiederholte 
Zusammenstellung  mit  unserem  jähr  und  dem  gleichbedeutenden 
altbaktrischen  yäre  nur  als  sehr  unglücklich  bezeichnet  werden 
kann.  Benfey  hatte  sie  bereits  in  seinem  griechischen  wurzel- 
lexikon  (I,  seite  329)  mit  guten  gründen  abgewiesen,  denen 
gegenüber  das,  was  Curtius  in  seinen  grundzügen,  seite  357, 
wieder  zu  ihrer  begründung,  insbesondere  der  des  bedeu- 
tungszusammcnhangs,  ausführt,  wenig  wiegt.  Er  meint, 
Benfey's  einwendungen  gegen  jene  Zusammenstellung  haben 
keine  bedeutung,  so  bald  man  von  der  iqi  griechischen 
»durchschimmernden«,  im  slavischen  lebendigen  bedeutung 
»lenz,   blühende  Jahreszeit«  ausgehe,  aus  der  der  begriff  »jähr« 


e  vom  digamma. 


61 


Ifeicbl    hervorgeli(;!i    könne.     Weiter   gefällt    Curlius   auch    die 

IjQTÜckrührutig  auf  die  wurzcl  yit  »gehen,  kommen«,  indem  das 

E  frühjalir  als  das  kommen,   die  bewegung   der  jiihreszeil  im  he- 

p  sondern  aufgcfitssl  werden  könne,  wobei  man  an  unser  »zeitig« 

denken   möge.     Im  griechiscJicn   walte  diese   engere  bodeutung 

VHP,  die  allgemeinere  abei'  trete  wie  in  uQog  (ein  ziemlich  sel- 

lenes  und  erst  in  spätnacbhomerischer  zeit  nachgewiesenes  wort), 

so  gewi^  auch  im  homerischen  iwito^og  entgegen. 

Zu  dem  beigebrachten  homerischen  tvviwQog,  das  schon  in 
formeller  beziehung  nicht  geringe  Schwierigkeit  macht,  da  es 
nur  mit  der  für  die  homerische  spräche  überall  bedenklichen 
üjuizese  gelesen  werden  kann,  ist  als  belegsteile  nm'  Odyssee 
19,  179  angeführt,  wo  es  vom  Minos  heisst:  iwintQos  ßaaihve 
Jifig  fUfälov  öaQiOr^g.  Das  wort  kommt  aber  auch  noch  ali 
vier  anderen  homerischen  stellen  vor,  nämlich  IHas  18,  351: 
tf  6'  mtttidc  nXijaav  digi^atog  ivvBWQoio;  Odyssee  10,  19: 
foj:ög  (t'yinnioio;  Odyssee  10,  390:  ex  d'  tlaasv  ctälatat  ftfot- 
zötui;  tvvfWQonSiv  und  Odyssee  11,  311:  ivviiOQot  yäij  toi  ft 
xai  ivvtßan^x^fäg  ^tsav.  Wie  bedenklich  hier  überhaupt  ist 
die  bedeutung  «neunjährig«  anzunehmen,  hat  unter  anderem 
Üüntzer  schon  in  dieser  Zeitschrift  (band  15,  seite  53  bis  57) 
bervorgehoben,  uns  würde  hier  zu  weit  führen,  des  näheren 
wieder  daiauf  einzugehen.  Es  genügt  uns  zu  betonen,  dass  ein 
offen  gestanden  nocli  ganz  dunkles  ivvivaqog  für  die  homerische 
?l)rache  kein  wpos  oder  etwa  auch  wg)?  mit  der  bedeutung 
•jabr«  beweisen  kann. 

Das  homerische  äqij,  das  im  ganzen  dreissig  mal  begegnet, 
heiffit  niemals  »jaJir«,  und  nur  an  zwei  stellen  scheint  es  die 
(dafachc  bedeutung  »frühling«  zu  haben,  nämlich  Ilias  %  468: 
ftvqiot,  &aca  ji  ^t'iüLa  xai  ävitea  yi^vetat  wQtj  und  Odyssee 
9,  öl :  ^XÖov  Inttit'  Saa  tfvU.a  xai  üvi^Bot  yiyvttat  Mpy,  Aber 
man  darf  unmöglich  diese  beidert  stellen  olme  genaue  milei'wä- 
^ig  aller  übrigen,  an  denen  das  wort  ä^^  begegnet,  ausdeuten 
vollen.  Dass  das  homerische  töpi^  weder  einfacli  »frühling« 
beiss«fi,  noch  auch  je  geheissen  haben  kann,  zeigt  am  deutlich- 
sten Odyssee  .5,  485:  ugi^  jEtjue^tf/  »in  der  Winterzeit«.  Selbst- 
wsüLndlich  kann  aber  äft^  an  und  für  sich  auch  nicht  «früh- 
ling« liei^en.  wo  dieser  in  einem  zusatz  ausdrücklich  bezeichnet 
Ü.  wie  ÜQ^  fcta^tv^  »in  der  frühlingszeit«  lüas  2,  471  =  16, 
*ö  und  Odyssee    18,  367  =  22,  301  und    noch   Ilias  6,  14ö: 


62  Leo  Meyer, 

j:iaQog  6'  imyiYVstat  äQfj,  So  scheint  es  als  »Jahreszeit«  über- 
haupt gefasst  werden  zu  dürfen,  alier  auch  d  i  e  bodeutung  passt 
für  viele  stellen  nicht,  kann  in  ihnen  nicht  zu  gründe  gelten 
haben.  Das  wort  wird  mehrfach  von  der  zum  schlafen  oder 
zum  essen  »passenden  zeit«  gebraucht,  wo  man  auch  weder 
nicht  im  anschluss  an  das  eben  besprochene  »Jahreszeit«  etwa 
bestimmt  »tageszeit«  erklären  kann,  so  Odyssee  3,  334:  fSnsi- 
(Savxhq  xoitoto  fisödfAs-d-a  '  Toto  yog  fiS^y;  Odyssee  19,  510: 
xai  yctq  dfj  xoitoio  tax'  i<Stai^  fV^^fog  (Bekker  liest  Itftfstcu 
^diog)  (Sqij;  Odyssee  11,  330:  dXld  xai  m^tj  \  Bvdsiv;  Odyssee 
11,  373:  ovdi  nta  wQfj  \  svds^v;  Odyssee  15,  394:  ovdi  xi  tfs 
XQ^,  \  nqlv  wQfj^  xazalix^cci^  Odyssee  11,  379:  (Sq^  (i^v  noXij^mv 
fAvd-tovj  faQff  dh  xal  vnvov,  an  welcher  letzteren  stelle  also  im 
gegensatz  zu  der  Schlafenszeit  auch  noch  die  rede  ist  von  einer 
zeit,  die  zu  längerer  Unterhaltung  sich  eignet;  Odyssee  14,407: 
yvv  d'  äQfi  öoQTToio:  Odyssee  21,  428:  vvv  d'  wqj^  xal  dognov 
^/a#o*(y#v  %s%vxi(S^ai;  Odyssee  17,  176:  ov  juijv  yaq  t*  x^Q^^^^ 
ig  (Squ  ÖBXnvov  iXS(f&ai,  Ein  mal  wird  «S^iy  von  der  zeit  der 
Vermählung  gebraucht,  nämlich  Odyssee  15,  126:  nolvf^gdrov 
ig  Y&iiov  (Sqijv,  An  den  noch  übrigen  homerischen  stellen  be- 
gegnet ofQ'^  nur  in  der  mehrzahl;  so  Odyssee  2,  107  =  19,  152  = 
dÜ'  0T€  xttqatov  ^Id-e  fitog  xal  in^Xi^^ov  o)Qa$.  Aehnlich 
Odyssee  10,  469:  dlX'  ovs  dy  q^  iviavtog  Ssv,  tisqI  d*  hqanov 
äqai,  und  Odyssee  11,  295  =  14,  294:  axjj  nsgneklofAivov  ßi^Bog^ 
xal  infilvd-ov  äqat.  Es  genüge  hier  anzumerken,  dass  Düntzer 
Odyssee  2,  107  üä^a*  einfach  mit  »Jahreszeiten«  wiedergiebt  und 
weiter  von  ihnen  erklärend  sagt,  dass  sie  in  begleitung  des 
Jahres,  m  i  t  ihm  kommend  gedacht  werden,  während  Faesi  über- 
setzt »und  die  Zeiten  herankamen«,  Ameis  aber  »und  die  Hören 
herankamen«.  Der  letztere  giebt  zu  Ody&see  10,  469  die  Über- 
setzung »die  Hören  im  kreise  sich  umwendeten«  und  fügt  er- 
klärend hinzu  »als  die  Hören,  als  geregelte  zeitwellen  gedacht, 
den  vollendeten  kreisgang  des  Jahres  von  neuem  begannen, 
indem  das  jähr  mit  dem  frühlinge  anfing«.  Noch  ist  anzuführen 
Odyssee  9,  135:  sig  oigag  dfAooiev,  wo  Düntzer  erklärend  be- 
merkt »zu  den  bestimmten  Zeiten,  da  der  acker  mehrfach  im 
jähre  trägt«;  femer  Odyssee  24,  344:  onnove  d^  //*foc  wgai 
inißgiasiav  vnsq^BV  und  Ilias  21,  450:  dl^  ots  d^  iiiai^oXo 
rilog  nolvytjO^Ssg  otgai^  |  il^i(fB{)Ov.  An  den  paar  übrigen  stellen 
der  Ilias,   die  die  wQai,  nennen,  sind  diese  deutlich  persönlich 


Znr  lehre  rom  dJgsminB. 


63 


I  ^acht,  ?o  Ilias  5,  749  =  8,  393:  «tVoju«'*«.  Si  nvXni  ,ivmv 
wi^nvor,    «C  t%ov  'ilQut  und  llias  8,  433:   r^aiv  d'  'SiQOt   fiif 

An  unniiltelbar  zugehörigen  formen  sind  noch  drei  adjediva 
anzDschliesscn,  deren  jedes  nur  ein  einziges  mal  bei  Homer  auf- 
IrHl.  nämlich  mqia-  Odyssee  9,  131:  ov  (i^y  yng  t»  Kax^  yt, 
f^n  ii  «r  wpio  näna,  wo  Diiiilzer  übersetzt  >zur  zdt«, 
Aniei?  >alle  fruchte  der  Jahreszeiten«  und  Faesi  »die  fi-öchte 
jeder  Jahreszeit«;  «(öpo-  Odyssee  12,  89:  x^g  ^  tot  nodfg  elai 
Sriidtxa  jiävrtg  änaQüi,  wo  man  »nicht  gczeiligl,  unansgebüdet« 
m  erklären  pflegt,  andere  aber  aucJi  ganz  anderes  geben,  und 
navamfio-  llias  34,  540:  aXi'  Sra  naJö'  hfxsv  navaägtov,  wo 
die  bedoutung  >ganz  kiii-z  lebend«  nicht  zu  verkennen  ist,  zu- 
nächst wohl  »ganz  unzeitig,  nicht  die  richtige  zeit  lobend«  zu 
versieben  ist.  Das  ganz  vereiittelto  ovSeviamqo-  werthlos  (?), 
nur  llias  8,  178:  «fti^xe'  ovdsvüam^a,  von  mauern  (teixsa) 
ppSBgl,  ist  vielleicht  von  (3g;7  ganz  zu  trennen,  dessen  horneri- 
*cli«i  gebrauch  wir  damit  vollständig  überblickt  haben.  Ohne 
DJ  wagen  seine  bedeutung  schon  ganz  scharf  bestimmt  hin- 
mMellen,  genügt  uns  zu  betonen,  dass  es  an  keiner  einzigen 
hooierisclien  stelle  einen  deutlich  begränrien  Zeitabschnitt  (jähr, 
Jahreszeil,  frühling  («der  ähnlich)  bezeichnet.  Vielleicht  bedeutet 
M  lusprflnglich  nur  den  »wechsei  (das  rollen)  der  zeit«  spSter 
•Zeitabschnitt,  passender  Zeitabschnitt,  passende  zeit«  und  noch 
*(Äter  erst  »einen  genauer  bestinunten  Zeitabschnitt«  ganz  ähn- 
lich etwa  wie  unser  teoche,  das  ursprünglich  auch  nur  »Wechsel, 
ahwecKslnng«  bezeichnet.  Damit  aber  tritt  die  nahe  auch  schon 
nti  Pictet  ausgesprochene  Zusammengehörigkeit  von  tS^tj  mil 
dem  allindischen  vtlra-,  m.  »der  füi-  etwas  bestimmte  augen- 
Wick,  die  an  jemanden  kommende  reihe,  gelegenheit,  günstiger 
aogenblick« ;  »mal«  (mit  Zahlwörtern);  »der  wechselnde  (der 
«a»  nach  von  einem  planeten  twherrschte)  lag,  woclienlag« 
ah  im  höchsten  grade  wahrscheinlich  heraus.  Nah  verwandt 
damit  ist  möglicher  weise  das  altindische  vel/f  f.  »endpunct, 
pflnce« ;  »«eitgränze,  Zeitraum,  stunde« ;  »gelegenheit*,  worin 
fax.  gewiss  kein  wurzelhafter  t-vocal  anzunehmen  ist.  Der 
)Ke  consotiantische  antaut  des  griechischen  Wortes  lässt  sich 
«Mlieh  noch  erkennen  in  navaiigiag  und  «»(»o;,  die  deshalb 
»her  doch  nicht  mehr  im  homerischen  texl  mil  innerem  f  an- 
I  sind. 


g4  Leo  Meyer, 

An  weiteren  homerischen  formen  mit  anlautendem  o,  vor 
dem  ein  altes  /  eingebüsst  wurde,  sind  das  futur  oMfievai  oder 
oitfstv  zu  nennen,  das  der  bedeutung  nach  als  ergänzung  zum 
präsentischen  (pigs^v  »tragen«  auftritt,  und  die  daran  sich 
schliessenden  aor  ist  formen,  wie  das  imperativische  olae  »bringe« 
(Odyssee  22,  lOö  und  481)  und  andere.  Ihr  vocalischer  anlaut 
tritt  überall  hervor,  wie  Ilias  13,  820:  ol  as  nolivö'  oXaova^'^ 
Ilias  14,  308:  ia^äa'  ol  fk'  otaovtSiv;  Ilias  2,  229:  ov  xi  r$q 
ola€$;  Odyssee  3,  429:  »ai  dykafdv  otaipsv  vöchq;  Odyssee  19, 
24:  (papog  oXtSst;  Odyssee  20,  154:  iQxs<si>s  xQ^v^vds,  xal  oXtfsTs; 
Odyssee  22,  101«:  m  ndvsg^  ^dij  toi  (sdxog  oXaoa;  Ilias  23,  663: 
avtdq  6  vixfi^slg  dinag  oXOBzai;  Ilias  23,  858:  f^atfonv  yäQ  d^ 
xeXvog,  6  (J'  oXtSsxai ;  Dias  5,  257 :  Tomco  d'  ov  nahv  avt$g  änoi' 
(Sstov,  Ilias  10,  337:  fiv^op  dnoiasiv;  Ilias  1,  89:  (iageiag^x^lgag 
inoiasi;  Odyssee  16,  438,:  vUi  tst^ag  tnoiUBi;  Ilias  22,  425: 
cJ^  kvog^  ov  fA  äxog  o^v  xaroi(f€ta&  "Aj^idog  eXtfca  und  Dias  8, 
400:  BQyßiSd^  '  ov  ydg  xald  ffvyo&tfofisüa  TitolsfAovÖe.  Scheinbar 
nur  widerspricht  Ilias  23, 441 :  tag  ärsQ  oqxov  oXatj  äßCx^Xov.  Benfey 
(Orient  und  Occident  1,  seite  54  und  427)  stellt  ol(f(a  olme 
zweifei  mit  vollstem  recht  zum  aitindischen  vi,  das  »fast  alle 
generellen«  (das  ist  nicht  präsentischen)  »formen  von  aj  =  «y«« 
bildet ;  es  würde  einem  altindischen  veshyämi  genau  entsprechen. 

Zu  demselben  altindischen  t;/,  das  auch  »verlangend  auf- 
suchen, verlangend  herbeikommen,  losgehen  auf«  bedeutet,  stellt 
Benfey  (Orient  und  Occident  1,  seile  426.  427  und  732)  das 
altindische  vkch  (für  visk)  »gehen«,  das  als  erste  präsensperson 
bildet  vicchäjämi,  die  nach  Benfey  aus  älterem  vicchndjdmi 
hervorging  und  so  dem  griechischen  oi%vi(a  »ich  gehe,  ich 
komme«  entspricht.  Das  %  fuhrt  darin  nach  Benfey  ebenso 
auf  altes  sk  (woraus  jenes  altindische  cA,  ccä  sich  bildete)  zurück, 
wie  in  sqxofAai  »ich  komme«  neben  altindischem  rcdidti  (aus 
arskdti)  »er  geht,  er  geht  los  auf«.  Ein  inneres  -gcx-,  fügen 
wir  hinzu,  wäre  nach  griechischen  lautverhältnissen  auch  gar 
nicht  möglich  gewesen  und  ebenso  wenig  ein  oitSxvSco;  inneres 
ax  kömmt  weder  mit  folgendem  v  noch  mit  vorausgehendem 
0*  vor.  Unmittelbar  zu  oixviw  gehört  selbstverständlich  auch 
oXxofiai,  »kommen,  gehen,  fortgehen«,  das  in  der  homerischen 
spräche  ein  sehr  geläufiges  wort  ist.  Für  olxvico,  das  bei  Homer 
im  ganzen  sechsmal  vorkommt,  beweist  allerdings  keine  einzige 
stelle   den    rein   vocalischen   anlaut,    aber    aus    einer  einzigen 


Zur  lehre  vom  digamma.  gg 

theinbar  widcrsprechenilen  stelle  kann  man  aucli  einen  sicheren 
weis  für  noch  vorhandenes  anlaulendcs  ^  niclit  mehr  ent- 
Mimen,  wir  meinen  Odyssee  3,  322:  «tVü^Eie?  oi-fytvsiv.  Für 
1  häutige  oixo/tai  aber,  das  ind^s  auch  besonders  gern  vers- 
ginnend, also  metrisch  gleichgültig,  vorkömmt,  ist  der  vocaÜsche 
oLiut  überall  deullich.  Wir  nennen  an  beweisenden  stellen 
•  Uias  5,  472:  "Bwioj,  njj  (J^  toi  [tivog  otxstat;  Odyssee  1, 
(:  olov  äfttil^ac  aifaa  oX%tTi(i;  Odyssee  4,  034:  p^fä  (lot 
Ijp»'  äyiov;  Odyssee  4,  S21 :  ^  S  yt  itüv  dvi  ä^fxw  tv'  oixstai; 
uns  I.  53:  ifi-ijiiftQ  iiiv  dyä  rsifiiho}'  (uX^f;  Ilias  It,  357: 
uffa  di  Tvdtfidt}!;  ftttä  doi'^aTog  oi^tT  iQtn^vi  Ilias  23,  564: 
ttcifttvat  yhaiTjStv  "  ö  6'  öixiro:  Odyssee  4,  H42:  ytj/itgTlg 
ftotirtttTif,  not'  oiXfto;  Odyssee  17,589:  ij  fiiv  uq'  mc  äyö^svsy, 
tf  «x"*»,'  Odyssee  17.42:  üifrtgitai  i(fn(i,r)i\  snti  liixto;  Odyssee 
14,  144:  Ttäitoi  aiii'tat  oixoftivum;  Odyssee  15,  35:  ddvqtiat 
ttxopSvoto;  Ilias  ly,  34^:  i4xvov  ifiöv,  if/  näiinav  cinoixeat; 
Odyssee  19,  19:  nai^ög  änoixofih-oto ;  Ilias  1,50:  oiig^ag  ftiv 
wrof  djiwxfto;  Ilias  15,  279:  civtäg  inti  fiÖov  "Exioti  inot- 
J^ewy;  Odyssee  5.  62:  iaivv  inoixofiivtj;  Ilias  5,  14S:  tovi 
Üv  (ptnj\  Ö  Ö'  'Aßavia  (teToix^io;  IlJas  4,  272:  äg  fqar\  ^Avqs- 
[%!  di  nafio'ixevo.  Nur  ein  einziges  mal  begegnet  eine  offenbar 
gebörige  perfectl'orm,  nämlich  Ilias  10,  252:  äor^a  ßi  d^ 
*f4)ßf^r,xe,  fiaeoi'xwxei'  dÄ  rrl4o>y  vt'^.  Ganz  vereinzelt  spricht 
Kheinbar  für  anlautendes  f  von  otz*otf«*  nur  Odyssee  16,  142; 
litälf  yiiv,  £§  ov  ttv  yt  f'Zto. 

Im  vorausgehenden  bereits  wurde  der  formen  orpos 
*«Äcfater,  lifitcr«,  ini-ovßog  >hüler«  und  orpEi>;  »Wächter« 
ib  wir  wurzelform  var  und  weiter  der  formen  tQt-ovvtj^  und 
t^t-avvMg  »heilbringer,  segenspender«  als  zur  wur/elform  van 
gehörig  gedacht:  in  ihnen  tritt  ein  iautverhältniss  hervor,  auf 
rias  auch  noch  etwas  näher  einzugehen  wir  nicht  umhin  können : 
kfl  die  »teile  eines  alten  anlautenden  v  mit  folgendem  o-vocal 
I  im  griechischen  mehrfach  das  oiS  getreten.  Man  kann  sich 
Im  taulüborgang  in  diesem  fall  verschieden  denken,  ohne  dass 
rir  nach  der  einen  oder  andern  Seite  beslimmt  beweisendes 
b^bringen  vermöchten;  doch  ist  uns  am  wahrscheinlichsten, 
ksE  die  den  vocalen  so  nahe  verwandte  naiur  des  v  dieses  selbst  - 
ÜP  zum  vocal  werden  liess  und  nun  vocalzusaramenziehung 
'pi  aas  ao)  eintrat.  Es  bleibt  zn  prüfen,  wie  weit  aber  etwa 
Wr  dem   nan    anlautenden  oi  im  Homer  noch  ein  j:  wirksam 

tdUcknn  t.  TtfSl.  BpriFhf.  N.F.III.I,  [) 


66  Leo  Meyer, 

zu  denken  ist.    Die  nachwirkung  des  /  ist  unter  den  oben  schon  * 
angeführten  Wörtern  mit  dem   auf  die  beschriebene  weise  ent- 
standenem anlautendem  ov  noch  ganz  deutlich  in  iniovQog  (Ilias 
13,  450  und  Odyssee  13,  405  =  15,  39)  mit  seinem  inneren  #, 
doch  aber  darf  man  hier  das  /  im  homerischen  text  entschieden 
nicht  mehr  einfügen,   da  die  einfachen  ovgog  und  ovQBvg  deut- 
lich rein  vocalischen  anlaut  aufweisen.    Das  letztere  begegnet 
nur    Ilias  10,  84:    ^i  xiv'    ovq^(ov   dif^i^fj^vog  ^  tty'   halQwVy 
ovQog  aber  ein  paar  mal  mehr,  nämhch  versbeginnend  Odyssee 
15,  89  und    ausserdem    in    dem    versausgang   feQ^vtog,    ovgog 
Uxociciv  Ilias  8,  80;   11,  840;    15,  370  =  659  und  Odyssee  3, 
411.    Für  die  formen  iq^ovvt^g  (nur  Ilias  20,  34  und  Odyssee 
8,  322)  und  das  etwas  häufigere  igt-ovvtog  »heilbringer,  segen- 
spender«,  die  beide  nur  als  beinamen  des  Hermeias  vorkommen, 
wie  das  oben  schon  neben  ihnen  genannte  altindische  vanin- 
»mittheilend,  spendend«    Rgvedas  1,  64,  12  ganz  ähnlich   von 
den  Maruten,  den  sturmgöttern,  gebraucht  wird,  lässt  sich  be- 
züglich der   etwaigen   bewahrung   eines  inneren  /  nichts  ent- 
scheiden, da  ig^'  in  allen  Zusammensetzungen  unversehrt  bleibt 
Die  Übereinstimmung   des  griechischen,   insbesondere  auch 
bei  Homer  häufig  vorkommenden,  ovgavog  »himmek  mit  dem  alt- 
indischen götlernamen  Fdruwo-,  der  zunächst  den  »bedeckenden, 
umgebenden,  umfasser«  (von  var  »bedecken,  umgeben« :  vrn&ti 
»er  bedeckt«)  bezeichnet,    Lst  schon  früh  erkannt.    Es  genügt 
hier  hervorzuheben,   dass  es    im    homerischen    verse    nur  rein 
vocalisch  anlautend  gebraucht  wird,  wie  Ilias  1,  317:  xviaatj  ö' 
ovgavov   Ixe;    Ilias  8,  394:    x^g   in^tixganxai    fAiyag   ovgavog; 
Dias  5,  769:  fisatSfjyvg  yaifjg  ts  xai  ovgavov;  Ilias  8,  74:  i^ifS- 
d^fjv,   TgdoDP  de  ngog  ovgavov;  Ilias  5,  749 :  avTOfAaiai  de  nvXa$ 
fAvxov  ovgavov ;  Ilias  16,  364:  igiexai  ovgavov  slaco;  Ilias  22, 318: 
fionegog,  Sg  xakhaxog  iv  ovgavdo ;  Ilias  24,  97:  dxvtjv  ö^  i^ava^ 
ßäaa$  ig  ovgavov;  Ilias  2,  458:  dt    ai&igog  ovgavov  Ixsv;  Ilias 
8,549:  ävcfioi  (figov  ovgavov  slaat;  Ilias  15,192:  Zsvg  d^  tlax' 
ovgavov  svgvv ;  Odyssee  4,  479:  äd-avaioia^  ^^soXtSt  %ol  ovgavov; 
Odyssee  12,  404:    ffaivBto   yaidcov   dXX'  ovgavog;    Ilias  8,  558: 
xai  vdnai  '  ovgav6i>Bv;  Odyssee  9,  15:  dofSav  ^€ol  Ovgavicoveg 
und  zum  beispiel  auch  in  den  Zusammensetzungen  inovgdvtog 
»im   himmel  befindlich«  und  imovgdviog   »unter  dem  himmel 
befindlich«,  wie  Odyssee  17,  484:  ov16(a€v\  si  d^  nov  ttg  inov- 
gdviog  und  Ilias  10,  212:   dtSxij&ijg^  fAiya  4civ  /o*  vnovgdvkov. 


Zur  lehre  vom  digaroma. 


67 


Mit  dem  altindischen  vd'ra-  (auch  v&'lor')  ni.  »schweifhaar, 
ttKshaar«  stimmt  ^iechisches  ovqii  »schwänz,  schweif«  Qberein, 
s  bei  Homer  nur  dreimal  versbeginnend  {Ilias  20, 170;  Odyssee 
90,315  und  17.  302)  vorkommt,  wie  auch  das  daraus  abgeleitete 
»zum  schwänz  gehörig*,  das  nur  ein  einziges  mal  (Ilias 
,  520)  vorkommt,  seine  stelle  zu  anfang  des  verses  hat.  Darf 
m  ofigiaxog  »äussersLes  ende«  unmittelbar  dazu  stellen,  was 
■her  durchaus  nicht  unbedenklich  ist,  so  ist  in  ihm  auch  fijr 
f^p^  der  beweis  des  rein  vocalischen  anlauts  gebracht,  es  findet 
I  Ilias  13,443:  ^  {lä  jot  danalqovaa  xai  oii^iKXOV  ntiffn^ey 
i  Ilias  IG.  612=  17,528:    ovdtt  iviaxipif»ii,  im  d'  orglaxog 

is  oben  bereits  angeführte  altindische  var  »bedecken, 
smgeben«:  vrruiti  >er  bedeckt,  er  umgieht«  schliesst  sich  noch, 
»  aach  durch  ein  alles  inschrifliiches  öftfo?  nicht  widerlegt 
,  das  homerische  ovqoc  »gränze«,  das  nur  zwei  mal  vor- 
bmmt  und  beide  male  anlautendes  j:  entschieden  ablehnt,  näm- 
kl)  Ilias  i%  421 :  äXÄ'  w?  t'  aftqi'  ovqaiüt  dt''  dviqi  3Tjqtäaai>ov 
Bd  ilias  21,  405:  %öv  g'  ävd^eg  nqintQOi  iKaav  IftfJtfat  ovqov 
ifvvQ^^.  Für  das  homerische  ovgög  »graben,  kanaU  das  nur 
Oimal  (Ilias  2.  153)  und  zwar  versbeginnend  vorkommt,  wage 
h  kerne  etymologische  beslinmiung;  eben  so  wenig  in  bezug 
uf  das  häufigere  oi'ßoc  »wind,  fahrwind«,  das  doch  vielleicht 
B  das  altindische  vä  »wehen*:  vä'ti  »er  weht«  sich  anschliesst; 
I  wigt  durchaus  rein  vocalischen  anlaut,  wie  Ilias  1,  479: 
tJvtr  tf  ix/itfov  orpoi'  I7;  Ilias  14,  19:  nfjiv  xiva  nsMQifiiyov 
anaß^/ttvai  ^K  Jiföc  ovQov;  Odyssee  3,  176:  fflgro  d'  frti  Xift-g 
ri^g  af antrat;  Odyssee  4,  360:  ovdi  nor'  ovgot;  Odyssee  4, 
BK;  didonav  di  [tot  ovqdv:  Odyssee  5,  167:  ■niinpta  S6  to» 
^^rÖTiieUtf-  Odyssee 5,  176:  dYaUAfievat  JtßogovQw:  Odyssee 
II,  040:  ptttTittxu  di  KÜilifiog  oi-gog;  Odyssee  12,  167:  l'/reij-« 
fif  (n'^og  än^/imv.  An  einer  stelle  nur  scheint  or^og  conso- 
btnlischen  anlaul  zu  haben,    nämlich  Odyssee  4,  518:  Stp  di 

Das  ungesc  blecht  ige  ovgov  »räum,  vorsprang,  Wurfweite« 
I  an  allen  drei  stellen,  die  es  in  der  homerischen  dichttmg 
■nfwH^pn,  cnnsonantischen  anlaut  zu  haben,  nämlich  Ilias  23, 
IBl:  äaart  6i  dirSKOv  oi^a  xaTWjiadiaio  jt^Aoit«*,  Odyssee  8, 
W:  oaaop  t'  iv  vbh»  ovqov  nfXti  rniiörot^iv  (»vorsprung  — 
•r  dtti  rindern«,  wie  wohl  zu  ergänzen  isl)  und  Ilias  10,  351: 


6g  Leo  Meyer, 

cüÜC  ÖTS  d^  ^'  dnkBV  oaaov  %'  inl  ovqa  (ich  verstehe  nicht, 
warum  Bekker  nur  hier  fovga  giebt)  nilovrai  \  ^(aiovcüv.  Ob 
man  hier  auch  blosse  nachwirkung  aus  älterer  zeit  annehmen 
darf?  Das  nur  einmal  (Ilias  23,  523)  gebrauchte  plurale  (J*<r- 
xovQa  »Diskoswurfweite«  kann  nicht  endgültig  entscheiden,  da 
ein  etwaiges  d^tsxößovQa  mit  seinem  inneren  kurzen  o  im  hexameter 
überhaupt  nicht  möglich  gewesen  wäre.  Etymologisch  schliesst 
sich  ovQov  wohl  an  evQV"  =  altind.  urtl-  »weit«  mit  dem  com- 
parativ  vdriyathS'  »weiter«  und  an  die  altindischen  vdras-  n. 
»weite,  breite,  räum«  und  vdror-  m.  »umkreis,  Umgebung,  räum«, 
»das  hemmen«. 

Neben  dem  kurzvocaligen  oQog-  »berg«  begegnen  mehrere 
dreisilbige  casusformen  bei  Homer  nicht  selten  auch  mit  an- 
lautendem ov  (genetiv  ovQsog  neben  häufigerem  oQsog^  dativ 
oi{)Bi  nur  Odyssee  11,243  neben  oqe'i  nur  Ilias  13,  754;  plural- 
nominativ  oder -accusativ  ovQsa  neben  oqsa;  pluraldativ  ovqbü^ 
ovQSiSiv  neben  fast  eben  so  häufigem  oqsaat,  öq€(S(Siv),  das  doch 
nicht  als  für  altes  anlautendes  /  beweisend  gelten  kann.  Fast 
alle  zu  oQog  gehörigen  formen  zeigen  bei  Homer  nur  vocalischen 
anlaut;  zu  widersprechen  scheinen  nur  Odyssee  3,  290:  /fcra 
oQBfSa^v;  Odyssee  5,  279  =  7,  268:  oxtcoxaidsxdtfj  dk  (pätM/ 
oQca  (fxiofsvra;  Ilias  13,  754:  ^  ^a,  xal  oiQfAijO-t^  o^s'i  und  noch 
Odyssee  11,243:  nsQ^sidd^ri^  ovqsi  ßXaov,  Für  das  gewöhnlich 
dazu  gestellte  ovqsvg  »maulthier«,  das  viermal  bei  Homer  vor- 
kommt, wird  an  keiner  stelle  rein  vocalischer  anlaut  bestimmt 
bewiesen,  es  ist  aber  doch  kaum  zu  bezweifeln,  obwohl  zu 
widersprechen  scheint  Ilias  24,  716:  ßsl^avi  fioi^  ovQ€V(fi  6uir 
x^ifiBv.  Das  wort  begegnet  sonst  noch  Ilias  23,  115:  tiqü  d'  äq 
ovq^sg  xiov  avxiav  und  ausserdem  zweimal  (Ilias  1,  50  und 
23,  111 :  ovq^ßag)  versbeginnend. 

Das  homerische  ovXy  »narbe,  zugeheilte  wunde«,  das  im 
nächsten  Zusammenhang  steht  mit  dem  lateinischen  vtdnus 
»wunde«  und  dem  diesem  gleichbedeutenden  altindischen  vrand^, 
m.  (selten  n.)  steht  sechsmal  (Odyssee  19,  391;  393;  464;  21, 
219;  23,  74  und  24,  331)  zu  anfang  des  verses.  ausserdem 
findet  es  sich  Odyssee  21,  221 :  dnofiqya^sv  oiU^g  und  Odyssee 
19,  507:  i)^sq(s6iisvog^  oiUiyv  di,  welche  letztere  stelle  consonan- 
tischen  anlaut  zu  zeigen  scheint,  der  möglich  an  allen  übrigen 
stellen  für  ovlij  auch  wäre. 

Nur  an  einer  einzigen  stelle,  Odyssee  3,  441 :  iW^j/  d'  bxsv 


Zur  lehre  vom  digamma.  gg 

I^^Ci  die  für  oder  gegen  consonanlischen  anlau[  nicht  enl- 
i  kann,  begegnet  orkai  »gerslenkömer«,  das  man  mit 
I  laleinisctien  votf?erc  »wäl?*n,  rollen«  und  weiter  zugehörigen 
Irmen  geglaubt  hat  Kusammenstellen  x.u  dürfen.  Die  zusammen- 
Dtzung  otUöx«'""  »gerstenkörner,  opfergersle«  lehnt  fiberall  bei 
Bomer  deutlich  juilautendcs  ß  ab,  so:  lüas  1,  449:  jj«?»'»''/'«»^'' 
'  inttra  »ai  otdoxiiag  äyÜeno;  Ilias  1,  458  =  2,  421  = 
Odyssee  3,  447:  ßr'rng  iTrsi  g'  trllarto  xai  oiUojjiV«;  ngoßä- 
Itno;  Odyssee  3,  445:  xfQVißa  t"  ovloi^'xaq  re  »aj^Qxtxo ; 
Odyssee  4,  7(51:  iv  d'  tiiet'  ovXo-fVTac  »aviw. 

Selir  augenfällig  tritt  überall  der  hialus  hervor,  den  der 
ttUaul  von  otdaftög  »gedränge,  getümmel«  macht,  das  deshalb 
I  Bekker  auch  nur  ßorXafiog  gesctu-ieben  wird;  es  handelt 
1  dabei  im  gründe  allerdings  nur  um  zwei  bestimmte  ver- 
Undungen  (avä  ov}.afköv  und  sdtJffero  ovlafiöt^);  das  wort  be- 
let  bei  Homer  nur  viermal,  nämlich  Ilias  20,  379:  alxig 
üfoffo  ovianöv  äf^Qöv;  lüas  ^,  113  in  dem  versau^ange 
liv  avä  oriafior  avdtjtäv  und  Utas  4,  251  und  273  in  dem 
'  uvä  ovlafiov  anÖQMv.  Möglicher  weise  steht 
tiiaftög  auch  im  msammenhang  mit  dem  lateinischen  volvere 
mähen,  rollen*  oder  auch  mit  dem  griechischen  ttXsiv  »drän- 
|en«,  für  das  alter  anlaut  mit  jr  durchaus  wahrscheinlich  ist. 
Hit  sehr  verschiedenartigen  bedeutungen  tritt  in  der  homeri- 
I  adjectivisches  oiUoc  auf,  in  dem  deshalb  auch 
inz  Tcrschiedenarlig  entstandene  Wörter  werden  aus  einander 
1  halten  sein.  Wo  es  als  beiwort  von  gewändern  und  leppi- 
1  oder  auch  vom  haar  gebraucht  wird  und  als  »dicht,  fest« 
I  HUfgefasst  zu  werden,  und  auch  in  dem  vom  schreien  ad- 
Rrbielt  gebrauchten  neutrum  oiUti»-  schreibt  Bekker  durchaus 
Dazu  zu  nöthigen  scheint  aber  in  der  Ihat  nur  ein 
Kiger  vers,  nämlich  Dias  24,  G46  =  Odys.see  4,  299:  xXairag 
?  i^i(uvut  ovlag  xaitvneqöh  _fiaaaitai,  der  so  allein  stehend 
;  auch  durchaus  nicht  als  bestimmt  beweisend  für  ein 
rfio-  gelten  kann.  Die  /.unächst  noch  weiter  hier  anzureihen- 
eti  stellen  entlialten  das  ovXo-  in  bezüglich  seines  anlauts 
"i  gleichgültiger  Stellung,  so  Ilias  IK,  324:  x^aimwc  i' 
Afpoffwjiiwj'  orioip  TS  tan^Ttav;  Odyssee  4,  50  ^  17,  89 
^1  rf'  ä^ez  x^c'Vttg  ovXnq  ßükov  ^dh  X'ttövag;  Odyssee  10,  451 
4l*fi  i'  ÖQtc  X'l<"'>'(^C  oi'Aa^/'nAei' i^'df  X'^'"*'"^-  Odyssee  19,225 
fiahw   noQifv^hiv    ordi/f    f^«   dlog  ^OSvaiStvg:    llia^    10,    134; 


70  Leo  Meyer, 

d$nXf^v  (wohl  zu  lesen:  dmlofov)  ixradiiiv,  ovltj  <J'  insv^voi^s 
Xd^vi^;  Odyssee  6,  231  =  23,  158:  x«d  de  üdq^xoq  \  ovkag^xs 
xofAag,  und  dazu  Ilias  17,  756  und  759:  ovXov  xsxXijYaneg^  beide 
male  zu  versanfang  stehend.  Ob  man  bei  jenem  adjectivischen 
ovXog^  das  doch  gewiss  auch  in  dem  deutlieh  vocalisch  anlau- 
tenden ovXoxaQfjpog  (nur  Odyssee  19,  246  im  versausgang  /ac^Io- 
voxQoog  ovloxaQtiPog)  an  das  lateinische  vellus  »vliess,  wolle« 
und  die  weiter  zugehörigen  formen  denken  darf? 

Ein  anderes  ovXog  mit  der  bedeutung  »unversehrt,  ganz«, 
das  offenbar  mit  dem  altindischen  sdi-va-  »all,  ganz«,  dem  das 
nachhomerische  oXog  »unversehrt,  ganz«  entspricht,  überein- 
stimmt, begegnet  nur  Odyssee  17,  343:  aqxov  %'  ovlov  Umv 
und  Odyssee  24,  118:  fAtp^i  d'  uq'  otdo)  ndvra^  verleugnet  also 
vocalischen  anlaut  nicht.  Ihm  schliesst  sich  ohne  zweifei  das 
imperativische  ovXs  an,  das  nur  einmal  und  zwar  versbeginnend 
vorkommt,  nämlich  Odyssee  24,  402:  ovX^  ts  xal  fkdla  xaXqe 
und  ganz  mit  dem  lateinischen  salve  »sei  gesund,  sei  gegrüsst« 
zusammen  klingt. 

Für  die  sonst  noch  auftretejiden  formen  eines  adjectivischen 
orio-  pflegt  man  die  bedeutung  »verderblich«  und  nächsten 
Zusammenhang  mit  oXXvfn  »ich  vernichte«,  dem  eine  rein  voca- 
lisch anlautende  würzet  zu  gründe  liegt,  anzunehmen.  Bekker 
glaubt  es  an  drei  stellen  mit  anlautendem  j:  schreiben  zu  müssen, 
nämlich  Uias  21,  536:  öiöj^ia  yccQ  fitj  ovXog  ärf/Q  ig  telxog  äXf^rat; 
Dias  2,  6:  n^fAipai  in^  ^AtQBj:idri  ^Ayaiiiiivovir  ovXov  ovsiqov  und 
Ilias  2,  8:  ß&ax^  Xi>i^  ovXs  ovbiqs.  Ausserdem  begegnet  das 
wort  noch  zweimal  und  zwar  ganz  deutlich  ohne  anlautendes/, 
nämlich  Ilias  5,  461:  Tgoiag  dk  üvixag  ovXog  ^Aqtjg  wtqvvs 
fisrsXi^aiv  und  Ilias  5,  718:  ifätfofAsv  ovXov  "AQfja.  Auch  das 
vereinzelte  ovXwg,  das  mit  der  bedeutung  »verderblich«  sich 
ganz  deutlich  zu  oXXvfAi  stellt,  zeigt  deutlich  rein  vocalischen 
anlaut,  es  findet  sich  Ilias  11,  62:  olog  d'  ix  vsqiwv  dvatfai" 
vszat  ovXiog  dar^Q. 

Nach  dem  bisher  ausgeführten  könnte  es  fast  scheinen,  als 
ob  anlautendes  griechisches  ov  an  der  stelle  von  altem  va  nur 
vor  folgenden  liquiden  lauten,  namentlich  vor  X  und  q  sich  aus- 
gebildet habe,  dass  dem  aber  nicht  so  ist,  dafür  spricht  noch 
ein  bestimmtes  homerisches  beispiel,  nämlich  das  abgeleitete 
verbum  ovtdv  »verwunden«  und  die  ihm  näher  sich  anschliessen- 
den formen.  Die  dem  ovväp  zunäclist  zu  gründe  liegende  nominal- 


Zur  lehre  v 


1  digamma. 


7t 


fonn  ist  nur  in  einer  zusammenäelzung  erhalten,  die  ein  ein- 
1  mal,  nämlich  Ilias  IS,  536:  äXloy  ^tojiöf  Ixoritcc  rij^ot'taioi', 
SiXor  äovtov  bei  Homer  vorkommt  und  sonst  in  der  griechi- 
schen lilteratur  nirgend  mehr  bewahrt  zu  sein  scheint.  Das 
Wer  auftretende  äovtov  >unverwundet«  stimmt  ganz  genau  mit 
den)  altindischen  aW(a-  »unanpefochlen,  unangetastet«  (nur 
Rgvedas  C.  l(j,  20;  ü,  18,  i;  6,  64,  S;  6,  67,  7;  9,  89,  7;  9, 
96,  8  und  11)  überein,  dessen  Zusammenstellung  mit  dem  home- 
rischen aäaiog  bei  Fick,  seite  18,  mir  dagegen  ganz  unversländ- 
Jidi  ist.  Fick  fügt  erklärend  hinzu  sfür  ä-^aiog  mit  vocalvor- 
«ehlag  vor  ß  * ;  vor  so  vorgesfhlngenem  ä  müsste  aber  doch  ein 
miTersehrles  äv-  erwartet  werden.  Das  homerische  daärof  (Ilias 
U.  271)  oder  däätog  (Odyssee  21,  91  und  22,  5)  könnte  etwa 
tat  ein  altes  daäpcctog  {duapüTog)  zurückfiähren. 

Jenes  altindische  äedta-  enthält  als  zweiten  theil  das  parli- 
apidle  väid-  »angegriffen,  angefochten«,  das  nur  aus  zusammen- 
Ktmngcn,  wie  noch  ni-vätd~  »unangefochten,  sicher«,  beigebracht 
<and  als  aus  der  wurzelform  vd,  einer  nebenform  von  van  »er- 
streben, angreifen«,  zu  der  zum  beispiel  noch  vanü-  m.  »nach- 
Jteller<  und  vanus-  »angreifer,  naclisteller«  gehören,  gebildet 
angegeben  wird.  Wie  aber  zum  beispiel  allindisches  hhätd- 
'»gegraben«  direct  von  khan  »graben« :  khänati  »er  gräbt«  aus- 
^g  und  jätä-  »erzeugt,  geboren«  von  jan  »erzeugen,  gebären« 
■mtd  Said  »erworben«  von  san  »erwerben,  gewinnen«,  in  denen 
■«üeii  vor  dem  suffixalen  t  vocaldehnung  und  ausfall  des  nasals 
eintrat,  30  konnte  auch  vdid-  »angegriffen,  verletzt«  mmiittelbar 
I  einer  wurzelform  van  »angreifen,  verletzen«  entspringen. 
Auf  das  dai-aus  zunäclist  gebildete  mulhniassliche  *vantä-  fuhrt 
'das  gnthische  vumla-.  unser  tound.  zurück,  \vorin  also  der 
irurzelhafte  nasal  sich  hielt. 

Sehr  beachlenswerth  ist,  wie  in  dovtog  die  nachwirkung 
Ab  allen  f  gelteJi  blieb,  während  im  jünger  gebildeten  dvov- 
Ttttoi  »nicht  verwundet«  (nur  Ilias  4,  540:  5g  itg  er'  älÜ^og 
xai  dyovtaiog)  und  dem  unmittelbar  dazu  sich  stellenden  adver- 
■Uellcn  dfotiiiii  »unverwuudel«  (nur  Ilias  22,  371:  'Eieva^og. 
'  ä^a  ßoi  HC  dvQVT^ii  j-e)  der  verbalstamm  ovra-  durchaus 
wcalisch  anlautend  bcihandelt  winde,  wie  er  in  der  homerischen 
Ifvadie  auch  sonst  überall  erscheint.  Einige  belegende  stellen 
n  noch  angeführt  sein:  Utas  15,  746:  avtoaxidov  ovta;  Ilias 
5,  Ü58:  ri)  ^ä  (itv  otia  iv^o^v;  Ilias  11,  490:   flärdoxov  ovza; 


72  Leo  Meyer, 

Ilias  13,  192:  dfiipakov  ovxa;  Dias  13,  561:  l/i(Sidd^v,  oßOiovta 
(liaov;  Ilias  14,  511:  "VQztov  ovta;  Ilias  16,  311:  ägfiftog  ovxa 
Gofavta;  Ilias  16,  820:  xazd  (Xr^xac,  ovta  dt  dovQi;  Ilias  20, 
455:  diqjrBimav  Jqvoti^  ovxa;  Ilias  22,  375:  wq  aqa  xig  j^sinsiSxs 
xal  ovx^aaaxe;  Ilias  11,  659  =  11,  826  =  16,  24:  ^eßkr^i^vo^ 
ovxdfispoi  xs;  Ilias  14,  518:  dfjoiaag  '  ifwxV  ^^  *"^'  ovxafiipijv; 
Ilias  5,  361:  o  fis  ßyoxog  ovxaaev  dvfi(j;  Ilias  7,  258:  (Aiöov 
adxog  ovxa(f€  öovqI;  Ilias  13,  438:  (fx^x^og  fiecov  ovxaüB  dovqi; 
Ilias  12,  427:  noXlol  8"  ovxdlovro.  Auch  das  zusammengesetzte 
VBji'Ovxaxog  »frisch  verwundet«  (Ilias  13,  539  und  18,  536)  be- 
zeugt den  reinvocalischen  anlaut  des  zweiten  theiles  (orraro-). 

Unmittelbar  zu  ovxäv  »verwunden«  gehört  noch  das  sub- 
stantivische (ixstlfj  »wunde«,  das  auf  ein  altes  vätaljä  zurück- 
führt. Es  steht  im  homerischen  verse  meist  metrisch  gleich- 
gültig, wie  Ilias  14,  518  und  17,  86:  xax'  ovxafjtSvrjp  dxsd^v 
und  in  der  häufigeren  Verbindung  i^  o)xsdijg  (Ilias  4,  140;  4, 
149 ;  5,  870  und  sonst),  statt  deren  man  nöthigen  falls  ja  auch 
ix  j:o)XBil^g  schreiben  könnte,  ganz  deutlich  aber  zeigt  es  seinen 
vocalischen  anlaut  Ilias  18,  351 :  iv  6'  wTsddg  nXtjaav  und 
Hias  21,  122:  iisx'  ix^vatv,  o%  a'  oneU^v. 

Ob  unter  den  übrigen  homerischen  formen  mit  rein  an- 
lautendem 0  oder  «  noch  weitere  bildungen  mit  ursprünglich 
anlautendem  /  sich  befinden,  wollen  wir  für  das  mal  nicht 
eingehender  mehr  untersuchen,  nur  auf  einzelnes  noch  kurz 
hinweisen.  Für  oQxog  »eld«  wird  ursprünglich  anlautendes  j: 
durch  das  zusammengesetzte  inioQxo-  »falsch  geschworen,  mein- 
eid«  (Ilias  3,  279;  10,  332;  19,  260  und  264)  und  das  daraus 
abgeleitete  imoQxhtv  »falsch  schwören«  (nur  Ilias  19,  188) 
einiger  massen  wahrscheinlich  gemacht,  das  einfache  wort  aber 
lehnt  anlautendes  /  durchaus  ab,  so  Ilias  1,  233:  xal  inl  fi^yav 
OQxov  of^ovfiai:  Ilias  1,  239:  ö  6f  xot  fi^yag  tisasxai  oqxog; 
Hias  19,  108:  xaqxsQov  öqxov;  Ilias  19,  175:  ofivvixa)  6i  xo^ 
OQxov;  Ilias  20,  313:  o]fi6a(tafi6P  oqxovc;  Ilias  23,  42:  inl  d' 
OQXOV  ofjLoaasv ;  Ilias  23,  441:  all'  ov  fitjv  ovo''  wg  dxeg  öqxov; 
Dias  14,  280:  xeXsvxtjaSp  xs  xov  öqxov;  Odyssee  14,  151:  dkld 
avv  ÖQxoy,  Odyssee  19,  39:  xXsTixoavpTj  ^'  öqxw  xs.  Zu  wider- 
sprechen scheint  nur  Odyssee  14,  171:  dkl'  tj  ro*  öqxov  /a€v 
ijidaofiev.  Auch  das  abgeleitete  öqxiov  »eid,  eidlicher  vertrag« 
zeigt  überall  vocalischen  anlaut,  wie  Ilias  4,  158:  ov  fi^v  mag 
dXiov  nsXei  oQxtov;  Ilias  2,339:  /r/J  ^V  '^wi^ealai  xs  xal  oQxta; 


B  voffl^^niiDa. 


73 


llias  3,   105:  Ö<fQ'  S^ki«  tüftvi;;  Ilias  3,  107:  ft^  tic  vnfitfiaai^ 
Jifii;  o(!Xsa;  Ilias  3,  !ä45:  ifm'y  i/ffioi'  oqxKt  niirta ;  llias  3,  299: 

Für  ogi^öc  »aufrecht,  gerade«  hat  man  (k-n  beweis  eines 
inlautenden  allen  /  in  niehrei'en  dorischen  l^oruien  mit  anlau- 
tcndimi  ß  linden  wollen,  im  eigennamen  Bogüa/ö^ag,  in  ßoQ- 
Oofoeiexot  »schweinchen«  und  in  Hesychios'  ßwQi)ia  {für  äyiHa), 
üe  Ahrcns  seile  48  anführt,  für  jenes  f  aber  durchaus  nicht 
Üs  acher  beweisend  ansieht.     Bei  der  richligkeit  der  annähme 

i  alten  ßo^itü^  w-ürde  die  zusanimenslellung:  mit  dem  latei- 
mschen  ardutis  »steil*  hinfallen,  keinesweges  aber  die  mit  dem 
ilündischen  ürdlivd-  »aufgerichtet«,  für  das  vielmehr  die  ent- 
itefaung  ans  einem  alten  vardhvd-  viel  wahrscheinlicher  ist,  als 
£e  aus  einem  alten  ardhud-.  Bei  Homer  eigiebl  sich  6git6Q 
1  das  daraus  abgeleitete  üqÜöc»  »ich  jiehle  auf«  durchaus  als 
n  vocalisch  anlautend,  so  Ilias  23,  27 1  =  4513  =  (i57  =  70G  = 
B4=  801:  ffiij  d'  opyöf ;  Odyssee  18,  241:  ovd'  uQÖog  azijvut; 
Blas  24.  11:  lorj  d'  'oq^o^  draaiäg;  llias  7,  272:  rür  <J'  aiV 
rietfwffec  Un6Uiov;  Ilias  2,  42  und  23,  235 :  H^ro  ^'  uQ^u'Jtig. 

Vielleicht  ist  auch  für  ÖQvii  »vogei«  ein  altes  anlautendes  j: 
uminehmen;  dann  wäre  das  erst  spät  auftauchende  äoQvog 
•ohne  T%el*  nicht  so  ganz  bedeutungslos  und  man  dürfte  mög- 
Brfier  Weise  an  Zusammenhang  nüt  dem  altindisehen  väraii-ka- 
>TogeU  denken.  Sehr  häufig  lehnt  üyi'i^  bei  Homer  anlauten- 
des j:  ab,  jedoch  nicht  an  folgenden  vier  stellen:  Ilias  10,277: 
fäft  di  TÖi  ÖQviiy  'Odvittvg;  llias  23,  S57:  Ög  di  jce  (i^Qivitoio 
rtfji.  Spytitoc  äfiUßTmv;  Odyssee  5,51:  atiut'  fthh'  ini  xr/ia 

I  ö^nV/i  _ff^otxwg  und  Odyssee  24,  311:  dvg(ioi/og  '  tj  ri  jot 
UOi^i  i'fftfv  5gri!fsg  iövri.  Die  neuerdings  übliche  Kusarumen- 
iUdluog  von  öfrig  mit  dem  gothischen  aran-,  unserni  aar,  halten 
■irir  für  missrathen. 

Bei  dem  griechischen  und  auch  in  der  homerischen  poesie 
«hr  geläufigen  önkof  »waffen,  rüstung«  scheint  sehr  nahe  zu 
Btgen,  an  unser  waffe  zu  denken  und  an  das  diesem  erit- 
Ipechende  gothische  tirpTta-,  mit  dem  regelmässig  (Johannes  18,3; 
loriDllier  2,  G,  7  und  2,  10,  4)  griechisches  Snla  übersetzt  ist. 
»che  äniMf  heisst  aber  durchaus  nicht  ausschliesslich 
ll  nur  Tyrwiegend  »waffen,  rüstung«,  sondern  allgemeiner 
i(  Werkzeug,  gerälh,  handwerkszeug«,  auch  »schiffsgeräth« 
aier  arl,  nmi  ihm  zur  seile  stehen  iin/lftiv  »anschirren« 


74  Leo  Meyer, 

(nur  Odyssee  6,  73;  vom  wagen),  onXta&at  »für  sich  zubereiten« 
(nur  Ilias  19,  172  und  23,  159;  von  der  mahlzeit)  und  das 
häufigere  onXi^etv  »zurecht  machen,  zubereiten,  anschirren, 
rüsten«  (mehrfach  auch  in  bezug  auf  den  kämpf)  nebst  i(p' 
onki^stv  »zubereiten,  zui-üsten«  und  dif-onli^stsda^  »sich  ent- 
waffnen« (nur  Ilias  23,  26).  So  bleibt  der  Zusammenhang  mit 
lnE$v  »mit  etwas  beschäftigt  sein,  bereiten«  wahrscheinlicher. 
Der  vocalische  anlaut  von  SnXov  und  den  zu  ihm  gehörigen 
Wörtern  tritt  bei  Homer  durchaus  deutlich  hervor,  wie  Ilias 
10,254:  (Lg  j:6in6py  onXo$a$v;  Dias  18,409:  änotP^clofiat  onXa 
xs  navta;  Ilias  18,  412:  tfvaag  fjkiv  q^  dndvBVx>€  tii>fi  nvQogj 
onXa  %B  ndvra;  Ilias  18,  614:  fjkf^TSQ  ifx^^  %d  fikv  onXa  ^sog 
noQBp;  Ilias  18,  614:  avtag  ind  ndvd^  onXa  xdfAsv;  Odyssee 
10,  404:  TtsXdfsaaxs  onXa  ts  ndvxa;  Odyssee  12,  151:  avvlxa 
d'  önXa;  Odyssee  24,  495 :  dXX^  onXi^dfiex^a  x^äaaov;  Dias  8,  55: 
dpa  moXiv  wttXI^ovto;  Odyssee  17,  288:  iv^vyot  onXi^ovxa^; 
Ilias  23,  301  und  351:  ivxQtxag  (ünXiaa&'  tnnovg;  Ilias  4, 344: 
dnnöxs  daXxa  yigovatv  iifonXi^cofjksv.  Entgegen  zu  stehen  schei- 
nen nur  Odyssee  2,  430:  dfjadfxsvoi  d'  äqa  önXa  und  Odyssee 
21,  390:  xelxo  d'  vn    ai^ov<Sfi  önXov  vsßog. 

Zu  dem  oben  bereits  erwähnten  lateinischen  volvere  »wälzen, 
rollen«  und  der  weiter  zu  ihm  gehörigen  Wörtergruppe  pflegt 
noch  gestellt  zu  werden  öXfiog  »runder  Stein«,  das  nur  Ilias  11, 
147  versbeginnend  steht,  also  bezüglich  seines  anlautes  nichts 
entscheiden  lässt,  und  oXooixQoxog  »runder  stein,  felsblock«, 
das  auch  nur  einmal  metrisch  gleichgültig  vorkömmt,  nämlich 
Ilias  13,  137:  dvxiXQvg  fisfiafoig,  dXooixQO%og  (Sg  and  nixQ^g. 
Daneben  mag  auch  noch  genannt  sein  oXvga  »speit,  getreide«, 
das  nur  in  dem  versschluss  iQBnx6fisvo$  xai  oXvgag  (Ilias  5,  196 
und  8,  564)  vorkömmt,   wo  es  also  deutlich  vocalisch  anlautet. 

In  bezug  auf  die  eng  zusammengehörigen  daqll^B^v  »vertrau- 
lich verkehren,  sich  vertraulich  unterreden«,  oaQiaxijg  »genösse«, 
(nur  Odyssee  19,  179)  und  öaQtcxvg  »vertrauliches  gespräch, 
verkehr«  mag  hier  zu  bemerken  genügen,  dass  sie  an  zwei 
stellen  anlautendes  /  bestimmt  ablehnen,  nämlich  Ilias  22,  128: 
naq^yerog  fjii^Bog  x'  oaqi^Bxov  und  Ilias  14,  216:  iv  d'  tfjtsgogj 
ip  ö'  oagtaxvg,  an  vier  andern  dagegen,  an  denen  auch  Bekker 
sie  mit  j  schreibt,  noch  auf  alten  consonantischen  anlaut  hin- 
zuweisen scheinen,  nämlich  Ilias  6,  516:  axqixpBad^^  ix  xdqtig 
o^i  j^y  oaQi^B  yvvMxi;  Ilias  22,  127:  xm  oaQt^ifiBvat ;  Odyssee 


19,  179:  eyyiwgog  ßaaiifve  J'SÖg  fisyciior  oapiaijc  und  llias 
17,  29S:  '/  yÖQ  TnoXl/iov  oagtaxig.  Eiiinml  stuhl  uttfiiatv? 
auseerdem  noch  melriseh  gleichglilli^  Ilias  13,  291 :  ^st«  Tryo- 

Dns  otymologiseh  noch  unanfgehdlte  oiym-fn  oder  otym  »ich 
Albe«  scheint  einmal  in  der  Verbindung  mit  äva-  consonantischen 

tat  zu  haben,  nänihch  llius  34,  455:  tqtti;  d'  avctolyfoxov 
und  an  drei  anderen  stellen  auch  in  augraentirten  formen,  näm- 
lich Ilias  16,  221:  xv^ov  ö'  anü  nüifi  aWwfsv;  Ilias  24.  228: 
iniü^ltata  *äk'  ävimysv  und  Odyssee  10,  3H9:  Üvqci^  ö'  dviui^t 

fu>v.  Dagegen  wird  anlautender  consonant  abgewiesen  lüas 
14,  168:  t^f  d'  or  iteög  iiiJ.og  ufwyfv;  llias24,457:  6^  pa  trftf ' 
'Efftttat  ipioiVioc  «§6  yi^ovii;  ilias  2,  809  =  8,  58:  jiäaas  d' 
itiyrt'yio  Tirlai  und  Itlas  24,  446:  näaiv,  ä^ag  d'  wige.  An 
den  letzt  angeführten  beiden  stellen  ist  der  anlautende  o-vocal 
?on  dem  auf  ihn  folgenden  t  in  solcher   weise    getrennt,   dass 

1  auf  einen  alten  zwischen  beiden  stehenden  consonantcn 
«chliessen  darf  und  ebenso  ist's  noch  dei'  fall  Ilias  (i,  298:  rtjOt 
*re«s  w<|t,-  Odyssee  10,  230  =  25G  =  312:  7  d'  a«V  fül- 
»waa  ^i'Qai  m*?e;  Odyssee  1,  436  und  3,  392  und  22,  399: 

■#v;  Odyssee  23,  370  =  24,  501:  wi^av. 
Das  homerische  Öi>tai^at  »sich  um  etwas  kümmern,  si<!h 
Ulfen  machen«  hat  stets  unmittelbar  vor  sich  die  negation,  an 

p  stellen  (Ilias  5.  403;  15,  107;  15,  166;  15,  182)  das  ein- 
bche  «i'x,  slalt  dessen  sich  einfach  ov  schreiben  Hesse,  wenn 
in  jenem  verb  an  ein  altes  anlautendes  /  zu  denken  wäre; 
deutlich    abgewiesen  aber   wird   dieser   consonant   Ilias  1,  181: 

Noch  ein  paar  weitere  homerische  formen,  bei  denen  mög- 
lich«- weise  an  ein  ursprünglich  anlautendes  ß  zu  denken  ist, 
siod  ietfvaloi  »finster«,  ügx''S  »bauou-eihe«,  vQxarog  »garten« 
und  ogfkaiföi  »schwärm«.  Das  letztere  kömmt  nur  einmal 
(Ody^ec  34.  8)  und  zwar  versbeginnend  vor,  die  drei  übrigen 
wweiscn  sich  im  homerischen  verse  durchaus  als  vocalisch  an- 
laiitetid.  Wir  geben  die  beb'elfenden  stellen  sämmtiich:  Ilias  10, 
=  386  und  10,  276  mid  Odyssee  9,  1 43 :  vvKta  dt'  OQtfvaitjV ; 
Odjrssiie  7,  127:  naqü  etiatov  ög%ov  und  Odyssee  24,  341: 
<pxn(  ttßiSa(iä3iovf'  opjci'Ci'  Odyssee  7,  112:  txroaUev  d'  oiU^c 
fijui  c^xaioc:  Odyssee  24,  222:  ovd'  sv^ty  JoXiov,  (tiyav  ög- 
Tfaw;  Ody.^^ee  24,  257;  Tio  A'  tJQxctTor  ein(fino?.ei'Big;  Odyssee 


76  Leo  Meyer, 

24,  358 :  äiX^  tofisv  nqoti  joXxov^  Sg  OQxatov  iyyvd^t  xsJtat  und 
Ilias  14,  123:  nvQOtfogoi,  nokkol  dh  (fiVxtSv  eaav  oqxazot  dfAq>ig, 
An  einer  stelle  (Odyssee  24,  245)  steht  oQxatog  ausserdem  noch 
versbeginnend.  Dann  mögen  hier  noch  angereiht  sein  ottZ^ 
»huf«,  das  nur  Ilias  11,  536  =  20,  501:  öc  «(»'  dq!"  tnneimv 
onXcüv  QaO^dfAtyycc  IßaXkop  also  metrisch  gleichgültig  gebraucht 
ist,  und  oQnrjX'  »sprössling,  zweig«,  das  auch  nur  ein  einziges 
mal  vorkömmt,  nämlich  Ilias  21,  38:  %a(jkVB  rifovg  oqnfjxag^ 
Iv'  ägfiatog  äv^vyeg  thv^  wo  also  auch  bezüglich  etwaigen 
consonantischen  anlauts  nicht  zu  entscheiden  ist. 

Immanuel  Bekker  hat  oriyj  »jochring«  und  an  zwei  stellen 
auch  oiijiop  »Steuerruder«  mit  anlautendem  /  aufgestellt ;  beides 
ohne  ausreichenden  grund.  Jenes  oriy?  begegnet  nur  Ilias  24, 
269:  nv^$vov  ofjKpaXofsVy  iv  oif/xeüa^p  aQf^QÖg^  wo  das  j:  durch- 
aus nicht  metrisch  nothwendig  ist.  Für  oitjiop  dagegen  scheint 
eine  stelle  allerdings  consonantischen  anlaut  zu  erweisen,  näm- 
lich Ilias  19,  43:  ol  rs  xv߀QP^Ta$  xal  i%ov  oi^ta  vtifdov;  es 
widersprechen  aber  Odyssee  9,  483  =  540:  rvtd^op  idsv^asv 
d*  oiriiov  äxQov  Ixia^m,  Metrisch  gleichgültig  steht  oi^iov 
Odyssee  12,  218:  ßdXXsv,  insi  vfjßdg  yXaifvq^g  oi^$a  vMfjtqg. 

Für  MXQoc  »blässe«  scheint  die  einzige  homerische  stelle, 
an  der  es  begegnet,  nämlich  Ilias  3,  35:  äip  r'  dvixmqriaBv^ 
coxQog  T^  fAiv  slXe  nageidg^  anlautendes  j:  zu  verlangen,  das 
aber  in  dem  unmittelbar  von  mxq^?  abgeleiteten  wxgdv  ent- 
schieden stören  würde.  Das  letztere  begegnet  auch  nur  ein 
einziges  mal<  nämlich  Odyssee  11,  529:  ovt'  MXQfidotvxa  xQoa 
xdXXtfioy  OVIS  naqs^Mv, 

Wir  reihen  noch  ein  paar  homerische  formen  mit  anlau- 
tendem 0  an,  für  die  ursprünglich  anlautendes  /  durchaus  un- 
wahrscheinlich ist,  bei  denen  aber  doch  hie  und  da  der  rein 
vocalische  anlaut  metrische  Störungen  verursacht  oder  zu  ver- 
ursachen scheint.  Yijr  odvQsadai,  »wehklagen,  jammern«  sprechen 
viele  stellen  entschieden  gegen  anlautendes  /,  das  doch  metrisch 
scheint  verlangt  zu  werden  Ilias  2,  315:  iirjxfjq  d^  diiipsnoxäxo 
üdvQOfiii'tj  (fila  xixva.  Ebenso  scheint  im  Widerspruch  mit 
mehreren  andern  eine  einzige  stelle  für  udvaadfisvog  »zürnend« 
anlautendes  /  zu  fordern,  nämlich  Odyssee  19,  407 :  noXXoVctv 
ydg  syci  ye  ddvcadfievog  xod^  Ixavco.  Das  sehr  häufig  vorkom- 
mende oUai>ai  »glauben«  lehnt  anlautendes  /  entschieden  ab, 
scheint  es  aber  zu  fordern  Odyssee  20,  21 :  i^dyaf  ^  ävTQOio 


Zur  lettre  toiq  digamma.  77 

äti/tii^f  Oavttaüai  und  Odyssee  10,  258:  avtä^  iyoii'  vnifttna, 
itaüfifvog  äiikov  etvat.  Auch  oimvög  »vogeU  weist  meist  an- 
laulende^  j:  entschieden  ab,  doch  widerspricht  lliasf),  7r>:  U^ia- 
fiiA^  "^EXtyoi,  oimvonoXav  öx'  ägiatog.  Ferner  lehnt  Sfiadog 
•läriii,  getöse*  nebst  öf*aäittv  »läi-nien«  anlautendes j:  ab.  ausser 
flias  17,  380:  ^ai^üv  ivi  ngiiiio  öixädo>  TQiäeßat  /iäxeol/at.  Das 
häufige  öftvv/M  »ich  schwöre«  leidet  in  der  regel  keinen  con- 
sonantischen  anlaut,  scheint  ihn  aber  zu  verlangen  Ilias  19, 
1S7:  tat'ia  d'  iyiäv  iHiXte  J/tucrai,  ttfXnat  äi  (if  ift'fiög.  Auclt 
lür  öfofutt  »ich  schelle,  ich  tadle«  ergiebt  sich  aus  dem  horae- 
Dschen  verse  rein  voealiscber  anlaul,  der  doch  zu  stören  scheint 
Odyssee  5,  379:  aXX'  ot^'  lig  ae  ßf_fo^na  uvünataitai  xaxöttito^. 
Während  Odyssee  17,  378:  ij  ovoaai  ort  und  Ilias  !ä4,  241:  »} 
Mnaaif'  äi»  für  oder  gegen  anlautenden  consonunten  nicht 
eitscheiden  können.  Das  sehr  häufige  Ctgvvttv  »ermuntern,  an- 
treiben« erweist  sich  deutlich  als  vocalisch  anlautend:  dem 
scheinen  aber  zu  widersprechen  Ilias  15,  695:  x^'ß*  f*äla  (u- 
läktj,  wtqvvB  dk  laj^öv  ä^'  avim  und  lÜas  19,  2Ü5:  iVt'c  "J' 
i^  fi^iaii-v  dtgiifetov;  nicht  aber  etwa  auch  Odyssee  15,  300: 
avtov  ivt  ataiffi^,  ^  otQvvtu  Jiöhvös.  Es  mag  dann  noch 
i^vftaydöi  >liLrin,  getösei  angefülirt  sein,  das  unlautendeu  con- 
sonanten  entschieden  ablehnt  oder  einfach  zulässt.  ein  mal  ihn 
zu  fordern  scheint,  nämlich  Ihas  21,  25(1:  iftvy\  S  Ö'  onmiit 
iifttv  irttto  fifräXo}  oqvfittfdu).  Zum  schluss  aber  nennen  wir 
hier  noch  den  ijberaus  häufig  auftretenden  nanien  ^OSvcatvi; 
oder  'OdiiTti^g,  der  im  homerischen  verse  vocalischen  anlaut 
■nicht  verkennen  lässt  und  doch  in  einer  ganzen  reihe  von  stellen 
auch  consonantisch  anzulauten  scheint,  nämlich  Ilias  11,  140: 
twäyttitifa'Odva^t;  Odyssee  1,21:  avttitiu;!  'Oövafipt  am  an- 
ifuig  des  verses  und  Odyssee  13,  120  dieselbe  Verbindung  wieder 
terffichliessend ;  Odyssee  14,  152:  läg  vhtat  'Odvatvi;  Odyssee 
17.  157:  Ms-  7  *o*  '06vatvg;  Odyssee  20,  239  =  21,  204:  vo- 
«fffßiVjdirff^fa;  Odyssee  21,  197:  dftvyou'  ^  Ödrffiy:»;  Odyssee 
Jl,  344:  iftiov  'Oövß^fo^;  Odyssee  22,  45  und  24,  328:  ei  ftiv 

So  scheint  es  also  fast,  dass  die  homerische  spräche  über- 
,haDp(  keine  Wörter  mehi'  hat,  die  vor  dem  o-vocal  aites  an- 
I  hulendes  ^  sich  entschieden  bewahrten?  Dem  ist  aber  doch 
'  nithl  so.  Vor  allem  sind  hier  zu  nennen  j:oTda  »ich  weiss«, 
fitt  »die  slimme*  und  das  pronominelle   fög    »sein«   nebst  all 


78  Leo  Meyer, 

den  bildungen,  die  sich  unmittelbar  zu  ihnen  stellen.  Unter 
diesen  aber,  ist  sogleich  hervorzuheben,  sind  auch  zahlreiche, 
die  neben  ihrem  anlautenden  j:  gar  nicht  den  vocal  o  enthalten 
und  in  denen  daher  die  abneigung  gegen  die  lautverbinSung 
/o  gar  nicht  wirken  konnte,  die  vielmehr  in  einer  das  j:  durch- 
aus schützenden  weise  auch  auf  die  formen  zurückwirkten,  die 
neben  dem  j  den  dunkleren  vocal  enthielten.  So  liegen  zum 
beispiel  neben  j:oi:da  »  ich  weiss«  die  pluralformen  j:£dfA€V  »wir 
wissen«  (Ilias  1,  124:  ovdi  t$  nov  j:ldfjtBv;  2,  301:  sv  yaQ  d^ 
Tods  ßidfABv;  2,  486:  ovd^  n  ßidfisv  und  sonst),  j^iaxs  »ihr 
wisst«  (Ilias  2,  485:  ndgeffti  xs  ßicts  zs  ndvra;  Odyssee  21, 
110:  xai  S'avxol  xu  ys  jiiaxe)^  j:i(Säa$  »sie  wissen«  (Odyssee 
2,  211:  i^dfi  yäQ  xd  j:iaaa^  x^eoi;  Odyssee  8,  559:  all'  avxal 
j:laaat;  11,  124:  ovd'  aqa  xol  j:i(Sa(Si)\  die  optativform  j:6#d€*^ 
»er  wüsste«  (Ilias  16,  73:  i^nta  j:et6sifj)\  die  conjunctivformen 
j:stdtö  »ich  wisse«  (Dias  14,  235:  nelx^sv  '  iyd  dS  xi  xot  ߀$S(S 
[Bekker:  ßtöiat]  x^Q^^)i  J^^^fi  *®r  wisse«  (Ilias  15,  207:  atatfia 
j:€$d^;  Ilias  20,  122:  Ssviai^i,  Iva  jie^d^;  Ilias  23,  322:  Sg  Si 
xs  xiqdsa  j-Sidfi)^  j^sidsxs  »ihr  wisset«  (Ilias  8,  18:  Iva  feiders 
ndvxeg),  der  infmitiv /*d/4€i/a*  »wissen«  (Ilias  13,  273:  X^d'ia 
fAaQvd(A€vog^  ak  dk  j:idfA€va$;  Odyssee  12,  154:  o»  (piXot^  ov  yäQ 
XQ^  ^va  j:idfjk6vai>) ,  die  participform  jistddg  »wissend«  (Ilias 
7,  278:  fA^dsa  ßsidoig;  15,  632:  ov  /rw  cd(fa  j:std(Sg;  23,  709: 
xSgdea  fsidcig)  und  andere.  Neben  j:6i/j  liegt  j:S7tog  »wort« 
(Ilias  1,  216:  XQV  f^V^  a^ooixsQov  ys^  ^€d,j:Snog;  1,  419:  xovxo  dS 
ro$  jSQSovüa  j:Snog ^  3,  398:  -^-dfAßi^üSv  x^ä^  sneixa^ ßinog  x^eipax^; 
4,  350:  ^AxQ€j:idf^,  noXov  as  fSnog  fpvyev;  16,  236:  ^fikv  S^ 
nox^  ifiov  finog),  das  particip  ßstnciv  Ilias  2,  70:  dg  ö  ys 
ßsmdv)  und  verbalformen  wie  j^sXnag  »du  sagtest«  (Ilias  1,  108: 
^sd^Xov  d'ovxB  xi  nco  j^sXnag  ß^nog;  24,  744:  ovdk  xi  fioi  j^st" 
nag  nvxivov  ßinog;  Odyssee  3,  227:  kiijv  ydq  fjtSya  ßslTvag), 
ßsiTti  »sage«  (Ilias  1,  85:  i^aq^tjcag  fidka  j^smk;  6,  86:  (j^sx- 
^QX^^f  /«*^^  d'mena;  10,  384:  dXk^  dys  fAOi  xods  fstnk),  j:si' 
Tisaxs  »er  sagte«  (Ilias  2,  271  =  4,  81 :  dds  dS  xig  jisinsaxs) 
und  andere.  Neben  dem  po&sessiven  /Je  »sein«  liegen  weib- 
liche casusformen  wie  der  accusativ  j^ijv  (Ilias  5,  371  und 
11,  226  und  13,  376:  d^vyaxsqa  j:tjv;  5,  505:  sfißadov  i^s<fl^a$ 
jijv  naxQida),  der  genetiv  j:^g  (Ilias  2,  358:  dnxstsO^ui  ßijg  vfi" 
,f6g\  21,  504:  O^vyaxSgog  j://;),  der  dativ  j:fi  (Odyssee  14,  448: 
0  d'i^sxo  j:fi  naqd  fiolg/j;  Odyssee  15,  93:   avxixa  j:y  dX6x(f>)^ 


ilw  plurale  daliv  ^ijtr*  (Ilias  14,  92  =  Odyssee  8,  240:  Sg  vig 
ätiffiano  ffjaiv  (p^tasi')  und  neben  dem  unmittelbar  zugehörigen 
pranomiiiellcn  dativ/o»  »ihm«  deraccusaliv/^  »ihn«  (Ilia«  l,23ti: 
«pi  xäff  ^ä  s.t  %akxii<;  IXsifitv ;  Ilias  1,  510:  ätfiÜMaiy  ri  j:e 
«fi^;  2,  II:  ifmg^^ai  jB  xiitve)  und  der  genetlv  ^io  »seiner« 
(Ilias  2,  239:  ug  xut  vSv  'Axtlfj^a,  j:io  fify'  dfttipova  iptäxa; 
i,  343:  ^  di  ftf^a  j:iäxovaa  djiö  fio  xäßfials»  %iivv;   15,    165: 

Für  die  singularfonnen  j:olöa,  j.olai>a,  jioiät  ist  im  home- 
rischen verse  das  anlautende  j-  ütierall  deutlich,  doch  mögen 
M  paar  beweisende  stellen  aucli  dafür  noch  angefülirt  sein: 
Ilias  4,  163:  tv  )■«?  *V*^  '"•^«  J^o^it;  'J,  367:  ov  j-efg  j:old'(aJ; 
16,  50:  ^y  itva  polAa;  19,  219  und  21,  440:  nltiova  joida; 
90,  äOl:  infi  aäqa  joiöa  »ai  avtog;  Ilia^  2,  192:  ov  yäp  nw 
9mfa  fi>Jaiy (a) ;  15,  93:  Sttiqto  ■  foTaifa  xai  avTtj;  Ilias  3,  308: 
Ztv(  fi^y  nov  tu  /e  J^oldt ;  5,  406:  r^ntog,  ovdi  tö  poiäe; 
5,  761 :  Äc  Ol'  Tiva  joiÖt  iH/tiüia;  Ilias  11,  792:  ti?  _foTä'  (t); 
34,  41 :  i.imv  6'mf  äyQta  foiösv.  Sehr  selten  nui'  verursacht 
das  ^  jener  formen  meti-ische  Störungen,  so  Odyssee  17,  573: 
irrp'  txofoiaita,  und  Ilias  18,  185:  ovo'  oidev,  wo  vielleicht 
•r  ftttdtv  gesclirieben  werden  darf. 

Auch  das  homerische /dn-  »stimmec,  das  von  den  gleich- 
liedeutenden  altindisch  wJ'c-  und  lateinisch  «öc-  nur  in  seiner 
VDcalquanliliit  fonuell  etwas  abweicht,  lässt  sein  anlautendes  j: 
bder  regel  deutlich  erkennen,  so  Ilias  l,()ü4und  Odyssee 24,  60: 
ifUtß6i»eviu  foni  xaXf/;  Odyssee  14,  492:  qOer^iif^^vog  ä'oXiffi 
faai  fu;  Ilias  3,  153:  äsyd^iü  iifs^öfisyoi  j:6na  kttQiöjiaotxv 
Utaty;  Ilias  3,  221:  dW  öre  d^  jäna  rt;  Ilias  4,  435:  «koi!- 
•paou  jÖJia  paqvÜiy;  Ilias  18,  222:  oi  6'iäg  olv  äjtov  päna 
fiimov;  Odyssee  11,  421:  oUr^otäi^p  d'^xovaa  fona.  [t^tä^ato 
9vfmgöf;  Odyssee  12,  52:  ütfca  xe  ztßTtüftivoe  _pi>n'  dxovtjq, 
Üetriäch  störend  aber  würde  jenes  anlautende  ^  sein  Ilias  1 1,  137 : 
\iÄ4*tov  d'Srt'  üxovaav;  Ilias  21,  98:  dftbihxiov  6'6n'  äxovatp 
'eeee  5,  61:  ^  Ö'  tvdoy  äfoidiäova'  oni  xaXy.  Auch 
beiwort  des  Zeus  svqifoTia  »dessen  stimme  weit 
reit  donnernde,  das  sechsmal  auch  accusativisch  steht 
1,  498;  8.  206;  14,  265;  15,  152;  24,  98  mid  331)  ge- 
tert  hierher  und  ist  dalief  mit  innerem  f  ku  schreiben.  Füi- 
^iai  nächsten  zusaniuienbang  mit  j:öi/j  »stimme«  .stehende ^cfaira 
gcrede«,    dessen   entsichung   uus   altem  föxja   nicht 


80  Leo  Meyer, 

wohl  zu  bezweifeln  steht,  wird  das  j:  durch  den  homerischen 
vers  nirgend  bestimmt  bewiesen,  alle  die  vier  stellen  aber,  an 
denen  das  wort  bei  Homer  vorkömmt ,  erlauben  das  j,  das 
man  daher  unbedenklich  wird  schreiben  können;  soIliasS,  93: 
fA€Td  ds  <f(f$a$  fotraa  dsd^js^v;  Odyssee  1,  282:  t^y  xiq  to*  /€»- 
TTiycri  ßgoTiSv  ^  ßoötSap  äxovafjg;  Odyssee  2,  216:  z/»'  Tig  /t*o» 
j:sinri<s$  ßQOztöP  ^  j:6(faap  dxovato  und  Odyssee  24,  413,  wo 
jLoaaa  versbeginnend  steht.  Für  ofiqrj  »stimme«  dagegen,  das 
ganz  gewöhnlich  mit  /o«/;  zusammengestellt  zu  werden  pflegt, 
wird  anlautendes  /  bei  Homer  überall  abgelehnt,  so  Ilias  2, 41 : 
x^eifj  de  (iiv  a/uy^/rx'  ofitpi^,  Ilias  20,  129:  ^tmp  ix  nsvfSsxa^ 
ofAif^g  und  Odyssee  3,  215  =  IG,  90:  imtsnoiisvot  d'eov  ofAtp^ 
und  dann  namentlich  auch  durch  das  zusammengesetzte  napo/A- 
(palog  »alle  Vorbedeutungen  veranlassend«,  das  aber  nur  ein- 
mal vorkömmt,  nämlich  Ilias  8,  250:  tr^a  narofiipalo}  Zf^vi. 

Das  possessive  homerische  j:6g  »sein«,  dem  das  altindische 
svd'  und  das  lateinische  suo-  entsprechend  zur  seite  stehen, 
gehört  auch  zu  den  entschieden  digammirten  Wörtern,  wie 
wiederum  mit  einigen  stellen  verdeutlicht  werden  mag:  Ilias  1, 404: 
ßiri  jov  natQog  diisivbov ;  Ilias  23,  748:  apii>ha  fov  jstdqoM 
Odyssee  IG,  411:  ntvi^tro  yd(j  ßov  naidoc;  Odyssee  1,  330: 
xaTeß^aeto  ßoXo  dofioto;  Ilias  5,  71:  noafi  ßw;  Ilias  24,  3G  und 
Odyssee  4,  175:  rixci  /w;  Ilias  G,  500:  "Exxoqa  /w  «V*  /o/xw; 
Ilias  10,  270:  dcSxev  fw  naiöi  (fog^yai;  Ilias  17,  196:  5  ä'aQa 
fo)  natdi  vnaaasv;  Odyssee  17,  540:  alipd  xs  cvv  joJ  na&di^ 
Odyssee  11,  273:  yfifia^iivfi  ßw  vU,  Ablehnend  gegen  das  an- 
lautende ß  verhalten  sich  aber  Ilias  16,  522:  ö  d'ovd'  ov 
Tjaidug  dfivv€$\  Ilias  1,  609:  Zeig  de  ngog  Sv  ^^xog:  Ilias  17,  90: 
ox^^(fctg  6'ÜQa  feine  nqog  ör  (Bekker  schreibt  j^elnep  Bj:dv); 
Odyssee  11,  273:  yti^aiiivti  fo)  vU  '  o  d'öv  naisQa,  Bei  der 
weiblichen  form,  von  der  oben  auch  bereits  die  rede  war, 
würde  /  störend  eintreten  Ilias  8,  535:  avqtov  ijp  aQettjv, 
Der  unmittelbar  zugehörige  pronominelle  dativ  jloX  »ihm«  lässl 
sein  j  im  homerischen  verse  auch  durchaus  deutlich  erkennen, 
so  Ilias  1,  79:  !A()yeio)v  xQarfet  xal  foi  neiöoviat*  1,  188: 
ev  de  foi  f/Tog;  2,  515:  "//^ay*  xQare()ol  *  ö  öt  j:o$  naqs- 
le'^aro;  3,  106:  arroc,  tnei  j:oi  nalöeg;  3,  195:  xeviea  lUv 
ßot  xelra^:  12,  50:  oiö^  ßoi  Innot;  12,  174:  "Extoqi  ydg  fot 
^i'^üc;  12,  334:  ^yefjtorMv^  ög  r/c  j^Oi  dgr/v;  15,  183:  fiaov 
foT  (fda^m;  Odyssee  8,  403:  dcörr«  /o«  rot)';  23,  101:  dvdqog 


ZurTiBre  vom  digamma.  ^J 

MtfißTaii},  ü'f  jioi  xaxä.  Abgelehnt  wird  das  anlaulendc  j:  nur 
ISas  (>,  2»9:  trii'  taav  ol  ninkoi.  Tai  dem  nämlichen  pro- 
^nointnalslamme,  wie  die  eben  belraelitelen  /öf  und  /of,  also 
1  alten  svd-,  gebort  auch ,  wie  an  anderen  stellen  bereits 
herrorgehoben  wurde,  das  homerische  adverbielle  j:w;  »wie«, 
idas  an  nahezu  fünfzig  stellen  deutlicli  consonantischen  anlant 
l^t.  wie  Ilias  2,  781:  yala  iJ'r/.oo'Tfj'ax'fc*  -Jtfi  /wc  xt^nmt- 
■4,  471  und  11,  72  und  10,  156:  ot  Öi  Xvxo,  jiäg; 
Oifssee  18,  323:  nutdadi  joi^  üthaXli;  Ilias  13,  178:  ö  d' 
't'  tJittSfv  fteXi^  si»i',  Ilias  4,  482:  z'^/iat  niatr,  atfsi^os 
t;  nias  11,  17ä:  qioßiai'io,  f*ü>s /we;  Odyssee  4,  32:  ätäQ 
ftff  ii"i'  j-t,  TTKic  füg  r^nia  ßii^fig;  Odyssee  18,  20(i:  ^ihov 
'Mi;  Ilias  5,  47b:  älXä  xctTanrmaaovai,  xvt'tg  jws.  Dagegen 
IVerleugnel  jenes  /ws  sein  anlautendes  j  an  folgenden  fünfzehn 
ttiiea:  Itias  8,  94;  (itiXmv,  xaxög  wq  iv  ö/xUm;  Ilias  3,  196: 
KVtof  di  xtilag  äg;  Odyssee  22,  299:  xacä  ftSya^oi'  ßü^eg  Sg 
iftlaiat;  Ilias  12,  293:  Xioyif'iiig  ßovai  jditSir;  Ilias  13,  137: 
pjootr^oxos  üg  anü  niiQ^g;  Utas  6,295:  dai^g  d'iSs;  Ilias  8.306: 
d'üg,  Ilias  11,  147:  öX/ior  d'tSg;  Ilias  12,  156:  vitfädeg 
ünroy  tQctCt:  Hias  13,  218:  \^£Ög  ä'dig  titta  S^itta; 
Ilias  24,  41:  kiay  ä'oig  üy^ia  foidtv;  Odyssee  7,  11:  ^eov 
[tag  ä^pog  äxovtv;  Odyssee  10,  124:  i'xih's  d'äg  nsi^ovieg; 
396:  ßoftäv  d'tiSg  yi^veTO  tpayf/;  Odyssee  15,  108: 
in^e  ^  '''^  aniitiffmi'.  An  den  letztangefülirten  zehn  stellen 
:  slelU  srhwerlich  überall  das  ä'  mit  vollem  recht.  Ueber 
fligumma  dieses  nachgesetzten  we  hat  schon  Immanuel 
ikker  in  seinen  homerischen  blättern  (seile  204  und  205) 
Lüdelt,  Unter  den  von  ihm  gegebenen  anführungen  sind 
r  mehreie  nicht  richtig. 
Was  ausserdem  dann  aber  nocli  von  Wörtern  mit  an- 
kntcndom  f  vor  unmittelbar  folgendem  o  oder  ot  anzul'ülu'en 
llleibt,  ist  ganz  ausserordentlich  wenig.  Zunächst  sind  in  der 
glichen  beziehung,  wie  es  scheint,  auKuführen  föag  »gattin« 
dfiSix-  »furche*.  Beide  Wörter  aber  köimen  für  anlautendes  j: 
Hehl  so  unbedingt  als  beweisend  gelten,  da  sie  nur  sehr  selten 
orkommen,  nämlich  jedes  von  ihnen  nur  an  zwei  stellen.  Nur 
1  der  Dias  begegnet  /tSay,  niinilich  5,  486:  apnW/irca»  /o«- 
KfVtp  (wo  in  den  ausgaben  mil  unrecht  gelesen  wii-d  j:wQfaaiv) 
nd  y,  327:  ävätjäat  liatjyänn'og  foaqotv  tvBxa.  Da  die  be- 
lifle   »schwesler*    und    »gattin«   sich    entschieden   sehr    nahe 

UMebrm  tat  •'«rsL  StrtMif.   K.  F.  IIT.  i.  |j 


82  Leo  Meyer, 

liegen  und  im  altindischen  zum  beispiel  auch  bhrd'tar-  »bruder« 
und  bMrtar-  oder  bhartar-  »gatte«  auf  ein  und  demselben 
gründe  ruhen,  so  halte  ich  immer  für  das  wahrscheinlichste, 
dass  j^oag  dem  altindischen  svdsar-  und  lateinischen  soror- 
»Schwester«,  von  dem  sonst  im  griechischen  keine  spur  erscheint, 
ganz  genau  entspricht.  Für  das  homerische  j^döXx-  wird  das 
alte  anlautende  j  insbesondere  auch  noch  wahrscheinlich  ge- 
macht durch  das  entsprechen  des  nachhomerischen  arAax-, 
neben  dem  als  gewöhnliche  attische  form  sich  älox-  geltend 
gemacht  hat,  das  auch  für  altes  ßüXox-  (schwerlich  für  cißlox^ 
wie  Fick  seite  397  ausspricht)  eingetreten  sein  wird.  Nächster 
Zusammenhang  besteht  mit  altindischem  vra^c  »zerschneiden, 
zerhauen«:  vrgcdti  »er  zerschneidet«,  an  das  sich  auch  an- 
schliesst  vfka-  »wolf«,  das  Rgvedas  1,  117,  21  und  8,  22,  6 
in  der  bedeutung  »pflüg«  auftritt.  Bei  Homer  findet  sich  jenes 
ßwXx'  nur  llias  13, 707 : ßtsfiivoov  xatä ßfHXxa  und  Odyssee  18, 375 : 
TCri  xs  ßidoiq  ei  j:c5kxa  äti/vexia  TtQOTafjtoifA^p, 

Weiter  aber  bleiben  nur  noch  zwei  Wörter  über,  für  die 
sich  das  Vorhandensein  eines  anlautenden  /  vor  unmittelbar 
folgendem  o  in  der  homerischen  spräche  mit  voller  bestimmt- 
heit  behaupten  lässt,  nämlich  fotvog  »wein«  und  fotxog  »haus«- 
Es  ist  bekannt,  das  j^oXvoq  sich  unmittelbar  zum  lateinischen 
vinum  und  unserm  wein  stellt,  ßotxog  aber  dem  lateinischen 
vict^  »Wohnort,  dorf«  und  altindischen  vegd-  »haus«  genau  ent- 
spricht. Warum  aber  gerade  in  ihnen  das  alte  /  sich  so  lange 
erhielt,  lässt  sich  nicht  sogleich  bestimmen.  Kaum  wird  man 
den  grund  in  ihrem  diphthong  oi  als  doch  nicht  reinem  o  laut 
finden  können.  Möglicher  weise  wurden  beide  Wörter  durch 
ihren  überaus  häufigen  gebrauch  in  ihrer  alterthümlicheren 
lautgestaltung  geschützt:  foTxog  begegnet  mit  den  unmittelbar 
dazu  gehörigen  formen  bei  Homer  ungefähr  220  mal  und  j^otvog 
mit  seinem  zubehör  nur  um  ein  geringes  weniger  oft;  keines 
aber  aller  übrigen  in  unserer  Untersuchung  bezüglich  eines 
etwaigen  anlautenden  /o-  in  frage  gekommenen  Wörter  kömmt 
bei  Homer  in  gleicher  häufigkeit  vor. 

Das  anlautende  j:  von  ßolxog  und  den  unmittelbar  sich 
daran  schliessenden  Wörtern  ist  in  der  homerischen  spräche 
nach  allen  richtungen  klar,  wir  führen  nur  an  llias  15,  498: 
xai  folxoc]  Odyssee  1,232:  fjtiXXsv  fiiv  nors  j^oTxog;  Odyssee  1, 
248:  T^vxovtfi^  de  fotxov]  Odyssee  4,  318:  ia^Urai  fAO$  foixog; 


Zur  lehre  Tom  df^mina. 


R3 


fidj'ssee  17,  Ö3S:  vq^v  änö  folxov  aftvvat;  Odyssee  9,  535  und 
11,  115:  if  n^/taiu  j^oUm:  Ilias  9,  147  und  !äH9:  nqü?  j:oTieov 
n^X^g;  Odyssee  2,  48:  ä  6^  cäxa  j:otxof  unctna-,  Odyssee 
dniäiitaa  ßoJxor:  Odyssee  1,  375  =  %  140:  äftttpö- 
ftm  aatä  ßaixavq;  Ilius  1,  606:  tßav  j-omövöt  jixuGiog; 
Uj-ssee  7,  18S:  xataxtitrt  j:oixad'  iüvtt^;  Ilias  8,  15:  idtü 
n  faixia  faitay;  Ody^^üCe  14,  4:  xfjdstQ  j:oix^o)v;  Ilias  ä,G68: 
q^X^ü  di  j:uixij'Jfv.  An  folgenden  stellen  aber  würde  das  an- 
iende  ^  \or\  pilxoi;  metrisch  störend  sein:  Odyssee  24,  308: 
«tfo  ßot  oixos  tff;  Ilias  24,  572:  II^Xt^iä^(;  ifotxofo;  Odyssee 
|S,7Ü:  vnodi^oftat  oixot;  Odyssee  14,  318:  ^ytv  i?  olxov; 
15,  21:  xfivov  ßovlttat  oixuv;  Odyssee  13.  42:  uftv- 
fovit  ä'otxot  äxoiTiy;  Odyssue  18,  419:  xataxeio/jef  otxad' iümg; 
W^see  14,  223:  oi-d'  oixw^elir,  Odyssee  lü,  303:  ju^re  t«? 
Exi^w*':  Odyssee  12,  135;  Q^ivaxl^v  ig  r^aoy  djiwxiße. 

Auch  für  j:olfOs  »wein«  fQlu'en  wir  noch  einige  sein  an- 
fattteodes  ^  erweisende  slellen  an:  Ilias  1,462:  alitona  joWov ; 
las  3,  246:  fäqvf  dva  xai  fotyov;  Ilias  3,  300:  ws  oät  j^otvog ; 
i  a,  2G4:  (iii  /tot  j-otvnv;  Ilias  8,  232:  imaistfJag  foivoio; 
s  9,  71:  nlttai  to,  folvov;  Cias  24,  306:  Xetßt  äi,  jzolvov; 
djnaeee  2,  340:  fv  dt  niifot  j:oivoM;  Odyssee  3,  139:  oV  ä'r,l»ov 
m;  Odysäce  5,  205:  (lilayoc  foivüw;  Odyssee  8,  70:  nÖQ 
I  iittas  foivQio;  Odyssee  10,  555:  xoreAf'S«ro  foivo^agsiiay ; 
dj^ser  15,  40fi:  fvßoiog  tvji^Xog  j^oivoTrXrjit^g;  Odyssee  8,  45G: 
ifag  (tfta  j:uiyo7toz^(iag :  Odyssee  6,  309:  iui  £  yt  j:(itvona- 
•  Odyssee  IS,  418:  aii'äj-e,  fotyüxüj-ug;  Ilias  2,  127:  kXot- 
t  ^nti%tift{tif;  Ilias  8,  506:  pnUif^ova  j^otvi^nsitt;  Ilias 
,  14;i:  ftÖäy  int  foivana  Ttävnav.  Daneben  lässt  sich  auch 
ine  kleine  anzahl  von  sLeUen  anführen,  in  denen  das 
lautende  j  von/otcoe  metrisch  störend  sein  würde:  Ilias9,224: 
)^iiä(ityog  ffoivom  iincig  (wo  vielleicht  zu  lesen  ist  de  Öinag 
n);  Ilias  \>>,  545  und  Odyssee  3,  40:  (tth^rjdtog  otvov; 
MysHL-e  3,  I4l  und  .6,  77  und  20,  2tiO:  eV  d'olvoy  l^tvtv; 
Mfsscv  3,  51:  dirtag  ^Öfßog  otvuv;  Odyssee  11,61:  di)iatfittog 
(&■{,■  Odyssee  1.5,  334:  aUov  ««i  KgtfWMv  ^Ö'  oivov;  Odyssee 
i,  507:  «JffFr"  dyaitjy  xQfj:äii>v  re  xai  oivov  (bei  Bekker  steht 
trOaimiich  joiVuif);  Odyssee  19,  122:  fis  if^fvag  oiVw;  Odyssee 
,  143;  Siftr  vi  ntf)  oivoxoftt'St;  Dias  5,  706:  AUiähov  Ot- 
>;  Ilias  2,  1141:  or  y«e  (V  tHyt/foc;  Ilias  5,  813: 
IfpfffOC   iiiyf^iSao;    Ilias   10,497:    r^r  i'iW   OivBfidao  jf&ig. 


84  H.  Osthoflf, 

Somit  tritt  also  nach  allen  richtungen  deutlich  heraus, 
dass  der  versuch  von  Georg  Gurtius,  mit  den  homerischen 
(tiviofiat,  oxog  und  oquco  auch  für  Ixviofiat  den  abfall  eines 
alten  anlautenden  j:  zu  beweisen,  ein  ganz  missrathener  ist 

Dorpat,  den  22.  (10.)  juni  1874. 

Leo  Meyer. 


Etymologisches,   lautliches  und  grammatisches. 

1.    Etymologien. 

Skr.  ö^ta-  m.,  ö^tä  f.,  lat.  antae,  altn.  önd. 

Bugge  hat  in  der  zeitschr.  XIX  401  mit  lat.  antae  »pfeiler 
vorn  am  gebäude  zu  beiden  seiten  der  thür«  das  altn.  önd  f. 
»Vorzimmer«  verglichen  und  Fick  setzt  demgemäss  in  seinem 
wörterb.  1  *  487  ein  ureuropäisches  "^anta  f.  »vorbau«  an.  Ich 
glaube,  der  adel  dieser  Wörter  reicht  höher  hinauf.  Skr.  d'^td-  m., 
atd  f.  bedeuten  »gerüste,  Umfassung,  rahmen  einer  thür«;  das 
feminin  wird  ausserdem  bildlich  von  der  »Umfassung,  dem 
rahmen  des  himmelsraumes«  gebraucht.  Diese  sanskritwörter 
gehören,  wie  das  Petersb.  wib.  zeigt,  nur  der  vedischen  spräche 
an,  sind  also  ujizweifelhaft  alten  gepräges.  Die  bedeutungs- 
congruenz  mit  dem  lat.  antae,  altn.  önd  ist  evident.  Was  die 
lautliche  seite  betrifll,  so  vermehrt  dies  beispiel  die  zahl  der- 
jenigen falle,  wo  im  sanskrit  aus  an  -f-  consonant  die  vocal- 
länge  hervorgeht:  yätar-  aus  *yantar-  u.  s.  w.  Joh.  Schmidt 
z.  gesch.  d.  indog.  vocal.  I  34  ff.  Die  ableitung  von  skr.  ä'tc^ 
aus  Wurzel  tan-  mit  präiix  rt,  die  das  Petersb.  wtb.  andeutet, 
kann  natürlich  bei  unserer  vergleichung  nicht  aufrecht  erhalten 
werden. 

Abulg.  blijsü,  blizna,  lat.  fligere,  got.  hliggvan, 

Dass  die  bezeichnungen  des  begriffs  »nahe«  öfters  aus 
wurzeln  gebildet  werden,  welche  »schlagen,  treffen«  bedeuten, 
hat  Curtius  wahrgenommen  grundz.  *  s.  114  und  dafür  als  bei- 
spiele  nkl-aq^  nXfj-aiov  von  wurzel  ttA«-,  abulg.  pra-ti,  Ix-taQ 
von  Wurzel  »x-,  lat.  ic-ere  angeführt.  Dies  hat  mich  auf  eine 
vermuthung  über  den  Ursprung   des  indeclinabelen  altbulgari- 


Elymologisches.  lautliches  und  grammatisches.  85 

ithen  adjectivs  blieä,  hlizi  gebracht:  es  wird  mit  iat.  fttg-ere, 
«oUl  bliggv-an  wurKolverwant  sein.  Wie  wenig  auch  bei  Iat, 
;  der  begriff  der  räumlichen  nähe  von  demjenigen  des 
imenschlagens,  anprallens  abliegt,  zeigt  con-fligere  mit 
I  abteitungen:  conftidus  u,  s.  w.  Umgekehii  hat  nun  aber 
BDch  das  slawische  die  gi-undbedeulung  der  wurzel  in  einem 
luderen  worte  treuer  gewahrt,  nemlicli  im  abulg.  hJhna  »narbe«, 
das  eigentlich  und  urspi-ünglicli  wol  nichts  anderes  besagte  als 
»die  geschlagene  oder  getroffene  stelle«.  Als  eine  bedeutung 
s  adj.  hlisü  führt  Miklosich  an:  »abalienatus,  offensuso  und 
Biegt  sie  durch  die  stelle  psalm.  94,  10:  bU^  hichä  rodu  semu 

Me^aüxi^tat* Dieser  bedeutungsübei^ang  vermittelt  sich 

dienfalls  durch  den  niitlclbegriff  des  feindlichen  aneinander- 
rathens  und  hat  ein  analogen  an  der  bedeutungseniwickelung 
n  Iat.  elendere,  wie  denn  auch  das  slawische  denominativ 
du  vblisiti  geradezu  »olTendere*  bedeutet.  Vergleiche  auch 
;  bedentungen  der  mit  Tx-rap  »nahe«,  lal.  ic-ere,  »treffen« 
zelverwanten  griech.  iv-inrw,  sv-iatsw,  sv-in-anov,  iv-tn^ 
rtius  gmndz.  *  nro.  623)  und  den  übertragenen  gebrauch 
s  lalemischen  particips  ictus:  »unangenehm  beröhrt,  aufgeregt, 
troffen  von  etwas«.  —  Lautlich  stellen  sich  abulg,  hliea, 
ma  mit  Iat.  fligcre  hinsichtlich  der  fjualität  des  wuraelvocals 
r  eine  stufe:  das  lange  7  ist  in  beiden  sprachen  aus  alter 
salierong  hervorgegangen.  Vei^I,  Joh.  Schmidt  z.  gesch.  d. 
idt^.  vocal.  I   108:  »fiigere  aus  *flingeret. 

Skr.  plnda-,  wurzel  pish-  pinsere. 
Ich  halte  es  für  möglich,  dass  skr.  p{nda-  m.  n.  »runde 
sse,  ballen,  klumpen,  knöpf,  kloss,  mehlkloss,  bissen«  auf  die 
Tzelpish-  jnmsh-ti  »zerreiben,  zerstampfen, niahlen,zennalmen« 
nrückgche  utid  wie  pish-tä-  n,  »mehU  eigentlich  »zerriebenes, 
unpftes«  bedeute.  Ich  nehme  nemlich  eine  grundform 
-rfa-  an.  Das  cerebrale  d  von  piieula-  konnte  aus  sd  ebenso 
int  entstehen,  wie  in  niffa  snest«  aus  *nisda-  und  wie  man 
5  verblun  pid-  pid-ate  gewöhnlich  und  auch  wol  ohne  zweifei 
kblig  aus  *pisd-  *pisd-ate  erklärt.  Vergl.  Fick  wörterb.  I  ' 
19.  146.  Wie  in  der  nominalbildung  pinda-  der  nasal  blieb, 
B  muss  man  auch  wol  griech.  ntia-arof  zunächst  aus  'ntn'a- 
»*  hervorgehen  lassen,  da  sonst  schwerlich  das  a  ^wisclien 
tri  vocalen  sich  gehalten  haben  würde. 


86  H.  Osthoff, 

Abulg.  jama  »grübe«,  wz.  am-. 
In  meinen  forschungen  im  geb.  d.  indog.  nomin.  stamm- 
bild.  I  28  fif.  habe  Ich  ausführlich  über  eine  wurzel  am-  ge- 
handelt und  ihr,  wie  ich  hoffe,  ül^rzeugend  die  zwiespältig 
entwickelte  bedeutung  des  korneinsammelns  und  des  ansammelns 
flüssiger  gegenstände  nachgewiesen;  eine  doppelheit  der  bedeu- 
tung, welche  sich  in  den  griechischen  Wörtern  äfi-tj,  äpra-a^ 
äv-xlo-q  vereinigt  findet,  während  in  manchen  anderen  nur 
eine  der  beiden  seiten  des  wurzelbegrifl'es  hervortritt.  Dieser 
selben  wurzel  kann  ich  nunmehr  auch  ein  slawisches  wort 
zuweisen,  nemlich  abulg.  jam-a,  dem  Miklosich  die  bedeutungen 
»ßo^vvog^  ßü^Qog.  XäxKog^  fovea«  giebt.  Wie  griech.  dfirdga 
»eanal,  Wasserleitung,  cloake«,  so  wäre  auch  abulg.  jam-a 
»grübe«  so  benannt  als  ort,  wo  sich  wasser  anzusammeln  pflegt. 
Das  j'  von  j-am-a  ist  der  gewöhnliche  slawische  Vorschlag  vor 
vocalischem  anlaute.  Betreffs  seiner  bildung  steht  jam-a-  als 
femininer  -a-stamm  dem  griech.  «f*-^,  mittellat.  aniHi  »gefass«, 
sowie  den  mhd.  dm-e,  6fn-e,  altn.  äm-a  unmittelbar  gleich,  so 
dass  sich  demnach  vielleicht  ein  gemeinsam  europäisches  wort 
*am-ö  oder  *am-ä  aufstellen  lässt.  Griech.  äfi-vio-v  »schale, 
mit  der  das  opferblut  aufgefangen  wird«,  lässt  sich  natürlich 
von  unserer  wurzel  awi- .  nicht  trennen;  es  nähert  sich,  was 
seine  bildung  anbetrifft,  zunächst  dem  lat.  am-tii-s.  Fick  wörterb. 
I  ^  19  stellt  dieses  dfivlo'if  zu  der  bekannten  wurzel  am-  »nehmen«, 
die  m  lat.  em-ere^  abulg.  itur-q  jq-ti  u.  s.  w.  enthalten  ist.  Die 
möglichkeit,  dass  diese  wui-zel  afn-  mit  der  unserigen  im  letzten 
gründe  identisch  sei,  will  ich  nicht  abstreiten;  jedesfalls  aber 
hat  sich  dann  ein  theil  der  wurzelsprösslinge,  die  von  uns  be- 
handelten Wörter,  in  ganz  individuell  entwickelter  bedeutung  früh- 
zeitig vom  grundstocke  abgezweigt.  Uebrigens  bemerke  ich 
noch,  dass  eventuell  auch  das  etruskische  an  dem  gemeinsam 
europäischen  wortstamme  *am-ä,  *am-a  participiert,  voraus- 
gesetzt nemlich,  dass  Corssens  ansieht  über  die  Stellung  dieser 
spräche  richtig  ist  und  derselbe  gelehrte  recht  hat,  dem  etrus^ 
kischen  worte  anini  die  bedeutung  »gefäss  für  flüssigkeilen«  zu 
geben;  vergl.  sprach,  d.  Etrusk.  I  478  f. 

Abulg.  hrazdh,  urd.  %rozda-. 

In  einem  etymologisch  viel  ansprechendes  enthaltenden  auf- 
satze    hat  A.  Kuhn    zeitschr.  XI  372  ff.  die    Zugehörigkeit    der 


Elymolog 


,  lautliches  und  grammafist'heB. 


87 


deul^cJieii  wörler  altn.  hroddr,  ags.  firord,  ahd.  prort  prart  zu 
ikr.  bhrshti-  »zacke,  spitze,  kante,  ecke«  erwiesen.  Die  wurzel- 
KTwantädiafl  ist  entschieden  nicht  in  attrede  zu  stellen,  wenn 
das  laulliche  resultat,  welches  Kulm  zu  begründen  sucht, 
4t9s  goth.  sd.  HÜn.  tid,  ogs.  rd,  älnJ-  ft  =^  indog.  nt  sein  könnten, 
Bieiner  ansieht  nach  nicht  Testsleht.  Ganz  bildungsglf^icli  da- 
voni  grammatischen  geschleeht  abgesehen,  dürfte  mit 
den  deutschen  Wörtern  das  abulg.  iraedn  »furche«  sein.  Das 
faotliche  Verhältnis  ist  genau  dasselbe  wie  in  abujg.  miada 
gegenüber  goth.  mizdo,  ags.  nieord.  Begrifflich  gilt  über  slaw. 
■furche«  dasselbe,  was  Kuhn  XI  376  hinsichtlich  des 
tkl,  bhrshtf-  und  des  altn.  broddr  bemerkt,  dass  nenilich  »der 
'fetgriGr  des  spitzen  punktes  sich  zu  dem  der  scharfen  linJe  ei-- 
Vtilerl  Iiat«. 

Spuren  eines  ursprachlichen  fönenden  Zischlautes. 
Icli  habe  oben  e,  d.  i.  lünendes  s  in  der  urdeutschen  form  ''brozda- 
ugeeetzt.  Der  ausspräche  nach  kann  der  Zischlaut  ja  gar  kein 
■ndercr-als  ein  tönender  gewesen  sein.  Aber  ich  vermuihe,  dass 
wir  Oberhaupt  die  existenz  einer  solchen  tonenden  sibilans  für  meh- 
tirsprachliche  falle  zulassen  müssen.  Für  die  wurzel  skr.  majj- 
»uergere«  setzen  bekannlüch  die  indischen  grammatiker  auch 
an,  dessen  s  nur  tönend  gewesen  sein  kann.  Diejenigen 
hen,  welche  überhaupt  einen  tönenden  zischhiut  entwickelt 
zeigen  denn  auch  das  zeichen  für  diesen  in  alten  solchen 
llUen,  wie  abktr.  masga,  abulg.  mosgU  verghchen  mit  skr.  mtyjan-, 
■o/d  beweisen.  Ebenso  würde  ich  für  abaktr.  mtzhdem,  abulg. 
ta,  gr.  finsööc,  goth.  mwdo  als  grundform  *mi?dAa-  ansetzen: 
piechische  musste,  weil  es  die  alten  mediae  aspiralae  zu 
es  aspiratae  werden  liess,  auch  umwaiidelung  des  ursprüng- 
iKtlieD  tönenden  s  in  stummes  tf  eintreten  lassen.  Für  lat.  hasia 
ad  goth.  gaids,  alln.  naddr,  ahd.  gart,  cart  selzi  Fick  wörterb. 
*  582  als  europäische  grundform  *ghasta-  an.  Daraus  aber 
■en  sich  die  laute  der  deutschen  ivörter  nimmermehr ;  denn 
snprüngliches  st  hält  sich  bekanntlich  im  deutschen  Immer  un- 
Tcrsebrt  oder  wird  höchstens  in  einigen  fällen  zu  ss  assimiliert. 
Wer  un  der  völligen  bildungsgleichheit  der  Wörter  festhält,  kaxm 
*4  nur  so  helfen :  *gltasdha~  niuss  grundform  sein  und  da 
beb  Asroli  im  italischen  die  ursprÜDgUchen  medieii  aspiraten 
«•dl  lOBächst  zu  tcnucs  aspiralae  wurden,  so  etehl  das  st  von 


88  H.  Osthoff, 

hasta  durchaus  auf  derselben  stufe  mit  dem  ad^  von  fna&og. 
Das  *würde  wahrlich,  erweist  es  sich  als  richtig,  eine  schöne 
bestätigung  für  Ascolis  aspiratentheorie*  abgeben.  Uebrigens 
wird,  da  altn.  gaddr  m.,  gadd  n.  nicht  nur  »stachel,  spitzet, 
sondern  auch  »nagel«  bedeutet,  auch  abulg.  gvozdi  m.  »nagel« 
zu  dieser  sippe  gehören,  mag  es  nun  aus  dem  deutschen  gazdor 
entlehnt  oder  demselben  urverwant  sein.  —  Was  lat.  fastu-s, 
fastigium  betrifft,  die  ja  ebenfalls  auf  wurzel  bhars-  »starrenc 
zurückgehen  (Fröhde  zeitschr.  XVIII  315),  so  lässt  sich  das  st 
dieser  worte  als  ursprünglich  und  gleich  dem  sht  von  skr.  bhrshti- 
auffassen ;  es  kann  aber  auch,  wie  in  hasta,  =  ursprünglichem 
jsdh  sein  und  dann  gehört  fastigium  näher  zu  den  deutschen 
Wörtern  altn.  broddr  u.  s.  w.,  und  zu  abulg.  hrazda,  Ist  aber 
das  hier  ausgeführte  richtig,  so  Avürde  sich  negativ  ergeben,  dass 
lat.  hardeum  nicht  aus  einer  grundform  *horsdetim,  deren  d  = 
Ursprung!,  dh  wäre  (=  ^  in  xq^&t/),  erklärt  werden  kann.  Wie 
mir  Dr.  Hübschmann  versichert,  erleiden  auch  die  iranischen 
Wörter  für  »gerste«  nur  die  herleitung  aus  einer  grundform 
*ghardhar,  nicht  aus  *gharzdha: 

Die  von  A.  Kuhn  behandelten  germanischen  lautgruppen, 
goth.  zd,  altn.  dd,  ags.  rd,  ahd.  rt  führen  also  immer  auf  ur- 
sprüngliches zdh  zurück,  und  damit  steht  in  einklang,  dass  ur- 
sprüngliche zd  (das  z  immer  als  tönender  Zischlaut  gefasst)  im 
deutschen  nach  regelrechter  lautverschiebung  zu  5^ werden:  ags. 
ahd.  nest  aus  ^nizda-  (woraus  auch  skr.  w/da-,  lat.  wldt/«),  goth, 
as^-s  »ast«  aus  ^azda-  =  griech.  *o(ydo-,  o^og,  Fick  wörterb. 
I  ^  504.  In  den  deutschen  Wörtern  für  »mark«  ist  die  ur- 
sprüngliche lautverbindung  zg  unverschoben  geblieben  (vergL 
Lottner  zeitschr.  XI  200),  macht  darum  dieselben  wandelungen 
durch,  als  wäre  sie  von  hause  aus  zgh  gewesen:  altn.  mergr, 
ags.  niearg,  mearh,  ahd.  marg,  niarag,  marc.  Da  für  das  gothische 
^majsga-  vorauszusetzen  ist,  so  ist  es  auf  den  ersten  blick  ver- 
wunderlich, dass  goth.  azgo  in  den  übrigen  dialekten  eine  von 
*tnazga'  abweichende  behandlung  zeigt.  Fick  III  ^  29  setzt  als 
deutsche  grundform  ^asgan-  an;  aber  das  ist  unrichtig.  Altn. 
aska  und  ags.  a,sce  weisen  entschieden  auf  einen  urgermanischen 
stamm  *asJcan'  hin  und  das  zg  in  goth.  azgo  beruht  auf  einer 
specifisch  gothischen  lautsenkung.  Uebrigens  bleibt  in  betreff 
des  hier  vermutheten  indogermanischen  tönenden  Zischlautes 
noch  mancher  dunkele  punkt  zu  untersuchen  übrig.     Ifli  habe 


Etymologisches,  laullicbes  uni)  grammaüsches.  89 

,  was  sich  mir  vorläufig  als  wahrscheinlich  auf- 
ibingte,  zur  darstellung  bringen  und  die  schwierige  frage  mehr 
loregen  als  abschtiessen  wollen. 

Anhanffsweise  folge  hier  noch  eine  beinerkimg  über  das 
lUfl.  lid  =  goth.  zd.  Diiss  das  altnordische  dd  zuniichst  ausrrf 
t^mÜiert  sei,  wie  es  Grimm  gramm.  I  319  und  Försfemann 
i,  leitschr.  XX  415  darstellen,  ist  aus  folgendem  gründe  nicht 
•ahrscheinlich.  Altes  rd  ei'scheinl,  wie  auch  Förstemanu  be- 
tsrkt,  im  altiiordiecheii  als  rd.  Wäre  zd  zunächst  rd  geworden, 
>  müsste  w^eiterhin  dieses  secundäre  rd  mit  dem  ui-sprüng- 
gleiche  behandlmig  erfahren  haben;  es  wäre  also  für 
eide  entweder  dd  oder  rd  zu  erwarten.  Folglich  geht  altn. 
t  unmittelbar  auf  zd  zurück  und  das  altnordische  stellt  sich 
i  in  diesem  punkte  zunächst  zum  gothischen  und  mit  diesem 
D  «nen  gegensatz  zu  den  übrigen,  den  westgermanischen  dialekten. 

.  Der  gothische  nom.  sing,  der  männlichen  -ja-stämme. 
Gegen  die  behauplung  Scherers  z.  gesch.  d.  deutsch,  spr. 
.113.  die  nominalivformen  AajVde»s,  Ättrjismüssten  gesetzniässig 
5  *hairdijas,  *harijas  erklärt  werden,  bemerkt  Delbrück  in 
r  zeitäciir.  f.  deutsche  philol.  11  394  mit  recht,  dass  dann 
9  thema  *haudija-  auch  in  den  anderen  casus  geblieben  sein 
id  der  dat.  sing,  beispielsweise  *hairdija  lauten  müsse.  Ich 
ächte  folgende  erklärung  vorschlagen.  Aus  den  voraus- 
Usetzenden  grundformen  '^hairdjas,  *harjas  ward  regelrecht 
mächst  "hairdjs,  *harjs,  wie  akrs  aus  *akras.  Die  schwer 
echbareii  *hairdjs  und  *harjs  aber  entfalteten  in  ihren  end- 
einen hilfsvocal  und  so  entstanden  weiter  *hairdj^s, 
-s.  Für  die  weitere  entwickelung  von  *hairdj-is  zu 
häkdeis  trifft  nun  die  von  Delbrück  a.  a.  o.  gegebene  erklärung 
:  während  in  harjis  zur  Stärkung  der  betonten  wui-zelsilbe 
i>  j  consonanlische  geltung  beibehielt,  conlrahierte  es  sich  in 
ine  lautvcrstärkung  dei'  ersten  silbe  nicht  nöthig 
wr.  mit  dem  nachfolgenden  i  zu  ei  :  Iwirdeis. 

Eine  unmittelbare  analogie  hat  dieser  gothische  lautvorgang 

1  altpreussischen.    Bekanntlich  ist    die   gewöhnliche   endung 

9  ntwn.  sing,  der  masculinen  -a-stämme  im  preussischen  voca- 

tular  -iff.    Vergl.  Pauli  beitr.  Vil  183  Ef.  Dieses  -ia  steht  nicht 

Uuittelbar    dem    allen    und  litauischen  -as  gleich.    Vielmehr 

t  das  detficis  des  vocab.  entgegen  dem  lif,  devas.  aber  über- 


90  H.  Osthoflf, 

einstimmend  mit  lett.  dtuhs  mid  mit  deiw-s  des  katechisraus 
zunächst  eine  form  ^deyw-s  mit  laulgosetztlich  geschwundenem 
-a-  voraus  und  aus  dieser  entstand  durch  entfaltung  eines 
irrationalen  hilfsvocales  die  form  deyw-i-s, 

4.    Die  gothischcn  adverbia  auf  -o  und  -ha. 

In  der  Germania  XX  105  hat  Paul  die  ansieht  ausgespro- 
chen, dass  der  accus,  sing,  der  weiblichen  -«-declination  goth. 
giba  auf  einer  formübertragung  aus  dem  nominativ  beruhe  und 
eigentlich  vielmehr  *//?6o  zu  lauten  habe,  wie  der  gen.  plur, 
gibo  aus  der  gleichen  grundform  *gibäm  zeige.  Zur  weiteren 
bestätigung  verweist  derselbe  gelehrte  unter  anderem  auf  die 
im  angelsächsischen  bewahrte  urspinöngliche  Verschiedenheit  beider 
casus:  nom.  sing,  gifu,  aber  acc.  gife. 

Ich  halte  diese  vermuthung  Pauls  für  wol  begründet  und 
glaube,  dass  sie  uns  endlich  den  richtigen  weg  weisen  kann 
zu  einer  befriedigenden  erklärung  der  gothischen  adverbia  auf -o. 
Eben  diese  werden  nemlich  den  bei  giba  vermissten  regelrecht 
entwickelten  accusativausgang  -dm  darstellen  und  von  hause 
aus  nichts  anderes  als  alte  accusative  sing,  femin.  sein.  Als 
solche  würden  sie  zahlreiche  analogien  an  adverbialbildungen 
der  verwanten  sprachen  finden.  Ich  erinnere  vor  allem  an  das 
griechische,  dem  bekanntlich  adverbia  auf  -d^v  und  -dii^v,  sei 
es  mit  odöT  ohne  daneben  liegende  adjectiva,  überaus  geläufig 
sind,  wie  yQdßdfjv^  xgvßdfjv,  Xiydf^v,  (SnoQadfjv,  avXX^ßdi^Vj 
dfxipadiriv^  ax^ölfjv^  avroax^di^y  und  viele  andere  (Leo  Meyer 
vergl.  gramm.  II  389  ff.);  das  aber  auch  andere  derartige  auf 
-17V  kennt  wie  ävtfjv,  dvvißifjv,  änQidtfjv  (Odyss.  J  317),  d^nX^v 
(Soph.  Electr.  1415);  vergl.  Curtius  grundz.  *  s.  631.  Das  latei- 
nische bietet  u.  a.  dam,  coram,  pala^n,  perperam,  promiscam, 
2»'otinmn,  bifariam,  trifariam,  midtifariam;  vergl.  Corssen  krit. 
beitr.  s.  289  f.,  ausspr.  voc.  I  «  462.  769  anm.,  zeitschr.  XVIII  244. 
Aus  dem  sanskrit  gehören  hierher  uUurd'm  »weiter  hinausc 
(neben  uttardm)^  nitard'm  »unterwärts«,  pra>tamäm  »besonders, 
voi-zugsweise«,  uccaistar^m  »höher«  und  ttccaistanid'm  »überaus 
hoch«,  sämmtlich,  wie  man  sieht,  aus  comparativ-  und  super- 
lativstämmen  gebildet.  Siehe  Bopp  krit.  gramm.  der  sanskrita- 
spr.  ^  §  584,  35).  Im  altbaktrischen  bietet  sich  das  adverbium 
nüräm  »augenblicklich,  jetzt«  dar.  Auch  dem  slawischen  fehlt 
vereinzeltes  der  gleichen  bildungsart   adverbialer  Wörter  nicht: 


£tf  11) silbisches,  lautliches  unH  gmmmatiseb»* 


91 


I  ibulg.  prvfivff  »entgegen,  gegenüber«,  Ji-ditM  »einniiilo:  ina  «in 
,cilieiD  fort,  iriinier*  (gewötiilich  IreilicU  mil  ])r!tep.:  va  inq\. 
ICt  allcQ  diesen  also  würden  nacli  uiiserei- ansieht  die  gothischeti 
fäeiko,  misso,  shiit'hw,  usdaado  u.  s-  w.  ilureiiaus  auf  gleicher 
Etofe  sieben. 

Die  sanskritischen  adverbia  uttarä'm  und  nitar^m  sind  wegen 
Bnscuinparali viachen  churakters  und  wegen  ihrer  bildung  mit 
dem  gleichen  comparalivsufflsc  -lara-  besonders  lehrreich  füi- 
die  gotb.  aßaro,  aljtUltro,  alldhro,  dalathro,  fairraikro,  hveUhro, 
tiro,  iupathro,  jamthro,  thathro,  atalhro.  Wie  Bez«enbei-ger 
|0(b.  adverb.  u.  pari.  s.  10"  f.  ganx  richtig  bemerkt,  beweist 
der  umstand,  dass  alle  diesG  denllich  ein  woher  bezeichnen, 
,4la)  ablativische  bedeutuug  haben,  noch  nicht,  dass  sie  auch 
Bblative  der  form  nudi  seien.  Denken  wir  uns  als  eine  im 
^cbischen  wol  mögliche  redeweise  ein  no(jQuijfQav  »jAy*»',  so 
irärde  das  wol  jedeiuiann  leicht  als  dem  sinne  nach  gieich- 
irerlhig  mit  nÖQQotittv  ^llffv  auffassen.  Wie  man  nun  ein 
picchisches  TioQ^bnigat'  f/J.^ty  gemeiniglich  als  eine  elliptische 
nrecliweise  anzusehen  pfl^K'i  ^'-'^  ^in  sciÜcet  öäär  oder  der- 
^wcben  hiiizudaikt,  so  würde  auch  bei  einem  entsprechenden 
{Otb.  qam  fimratliro,  falls  man  überhaupt  eine  ellipse  zu 
'  ituieren  für  nöUiig  befinden  sollte,  dies  zu  thun  nichts  im 
ä  Bteben. 

Den  gotliischen  adverbien  auf  -o  entsprechen  altnordische 
i  -o,  angelsächsisclie  auf  -c,  altsäehsische  urid  althochdeutsche 
if  -o:  goth.  -leiko  =;  altii.  UM  =  ags.  -Uce  =  alts.  -liko  ^= 
.  -licito.  Soll  unsere  deutung  i'ichLig  sein,  so  muss  sie  nun 
die  hauplprube  bestehen  und  auf  alle  diese  dialektisch 
TBndiiedenen  formen  anwendbar  sän;  denn  offenbar  erfordert 
JiDB  KEsammlgermanische  advei-hialbüdung  eine  einheitüclie  er- 
Uänuig,  Da  ist  es  nun  zunächst  bemerkeuswerth,  dass  im 
angelsächsischen  die  aUvcrbialendung  zu  dem  seiner  ursprüng- 
Btiieu  form  treu  gebliebenen  accus,  giß  stimmt :  vcrgt.  die  adv. 
fnnt«^  äeope.  In  den  ijbrigeu  dialekten,  wo  dieses  alte  ver- 
iais  durch  turmüberti'agungen  und  ätmlichcs  getrübt  ist, 
ifeti  wii-  des  vorgleiches  halber  zu  emer  anderen  unzweifel- 
[  auf  alles  -dm  zurückgehenden  casusforni,  am  besten  zu 
I  gen.  plur.  Und  da  harmoniert  feiner  das  adverb  altn. 
I  «gleich«  oder  vida  »weil«  mil  derii  gen.  plur.  güifa  oder 
fäa;  CS  sliuimen  ebenso   die   a!lsi"ich=isc!icn  fasto,  gertin,  ijit'ko 


92  H.  Osthoflf, 

ZU  den  gen.  plur.  flsco,  wordo,  die  althochdeutschen  gemo,  giltcho, 
harto  zu  den  gen.  plur.  visko,  worto.  Es  können  also  unter 
allen  umständen  alle  die  adverbialen  ausgänge  got.  -o,  altn.  -a, 
ags.  -e,  alts.  ahd.  -o  ohne  jeden  lautlichen  zwang  auf  ein  ur- 
sprüngliches 'dm  zurückgeleitet  werden.  Daraus  aber  folgt, 
dass  selbst  dann,  wenn  die  PauFsche  ansieht  über  den  gothi- 
schen  accus,  giba  sich  nicht  stichhaltig  erweisen  sollte,  unsere 
erklärung  der  adverbia  noch  nicht  hinfallen  würde.  "Es  ist 
sogar  recht  wol  möglich,  dass  fortan  umgekehrt  die  adverbien 
selbst  einen  neuen  regulator  für  die  beurtheilung  der  declinations- 
verhältnissebei  der  -^-declination  abgeben  können.  Die  adverbien 
sind  aus  dem  casusverbande,  dem  auch  sie  vordem  angehörten, 
heraus  getreten  und  haben  sich  ganz  selbständig  und  darum 
auch  ganz  frei  und  vielleicht  regelrechter  weiter  entwickelt;  im 
declinationsparadigma  beeinflusst  immer  eine  casusform  die 
nebenstehende  andere,  es  treten  Verschiebungen,  angleichungen 
und  überhaupt  mancherlei  Störungen  der  ursprünglicheren  und 
normaleren  formenverhältnisse  ein. 

Ich  hege  die  Überzeugung,  dass  vor  dieser  unserer  erklärung 
der  gothischen  adverbia  auf  -o  die  noch  von  Scherer  z.  gesch. 
d.  deutsch,  spr.  461  f.  vertretene  und  von  Delbmck  zeitschr.  f. 
deutsch,  philol.  II  385  zweifelnd  angenommene  auffassung  der 
betreffenden  bildungen  als  alter  ablative  nicht  wird  bestehen 
können.  Aus  dem  alten  ablativischen  ausgänge  -ät  konnte  im 
gothischen  nach  wirken  der  auslautsgesetze  nur  -a,  nicht  -o 
werden.  Echte  ablative  sind  darum  wol  unzweifelhaft  in 
anderen  gothischen  adverbien  wie  afta^  aftana,  aftra,  iupa, 
iupana,  tUa,  utana  zu  suchen.     Vergl.  Bezzenberger  a.  a.  o.  11. 

Ablative  oder  instrumentale  sing.,  was  sich  hier  nicht  ent- 
scheiden lässt  —  die  form  sowol  als  die  bedeutung  lassen  beides 
zu,  während  bei  aftana^  iupana,  utana  die  bedeutung  für  die 
ablativische  auffassung  spricht  —  werden  aber  auch  in  der 
anderen  classe  der  gothischen  adverbia,  in  denen  auf  -ba,  ver- 
treten sein.  Warum  ein  secundäres  suffix  -ba  oder  urspr.  -bha 
im  gothischen  zu  suchen  »sehr  bedenklich«  sein  soll  (Bezzen- 
berger s.  21),  sehe  ich  nicht  ein.  Liegt  doch  ein  solches  suflfix 
'ba  in  dem  nahe  verwandten  slawischen  gar  zu  deutlich  vor 
und  bildet  hier  gerade  Wörter  von  derjenigen  qualität,  wie  wir 
sie  als  grundlage  für  die  erklärung  der  gothischen  adverbia 
auf  'ba  nur   wünschen   können,    nemlich   abstracta    aus  sub- 


EtpaologMches,  laatliches  imd  gnininBUscbes.  93 

jitantivischen  nicht  nur,  sondern  auch  aus  adjectivischen  grund- 
WÖrlem.  Vergl.  Miklosich  über  die  bildiing  der  nom.  iin  alt- 
slowen.  in  den  Wiener  denkschr.  IX  204  f.  Wenn  nun  abulg. 
iSio^  »schlechtiglieiU  vom  adjecliv  silü  >schlecht«,  wenn 
fernur  ebenso  im  slowenischen  gnßlo-ba  »faujnisc,  svetlo-ba 
»glänz«,  sladko-ba  >sÜ5sigkeit<,  testw-ba  »angustiae«,  im  serbi- 
schen gräo-ha  »stolz«  von  den  zu  gründe  Uzenden  adjectiven 
^ulg.  gnÜü,  svftlii,  sladükU,  W-sIniJ,  giOda  gebildet  werden: 
iranim  soll  denn  die  deutsche  spräche  vor  alters  nicht  die 
gleiche  lähigkeit  besessen  haben,  eben  solche  abstracla  aus 
«djectivischen  stamm wörlem  zu  bilden?  Wer  kein  bedenken 
Itr&gt,  so  mir  nichts  dir  nichts  irgend  ein  beliebiges  fern  ab- 
liegendes sanskril-suffix  in  einer  durch  nichts  motivierten  weise 

r  detitschen  grammatik  zu  octroyieren,  der  sollte  füglich  sich 
■och  besinnen,  ehe  er  diejenigen  erklämn^niitlel,  die  sich  aus 
näclister  nähe  und  fast  nngesucht  darbieten,  so  kategorisch  von 
der  band  weist.  Die  golh.  \Jnla-ba,  baltha-ba,  bairhta-ba,  hau- 
Ia4ta,  ktH^u-ba  u.  s,  w.  als  adverbia  sind  die  r^elrechten 
ablalive  oder  instrumentale  sing,  solcher  abstracten  substantiva 

r  ~ba,  wie  sie  im  slawischen  voihanden  sind  und  för  das 
iVrdeutsche  mit  gutem  fug  vorausgesetzt  werden  dürfen.  Auf 
Ursprüngliches  -bd  also  oder  auf  -bat  geht  demnach  der  aus- 
-6a  der  adverbia  zurück.  Dass  uns  zufällig  gar  keine 
anderen  casus  als  eben  jene  in  den  adverbion  erstarrten  insti-u- 
mmtalc  oder  ablalive  sing,  von  solchen  Substantiven  auf  -6« 
trhaKen  sind,  ist  kein  gegengrund  gegen  diese  lautlich  und 
begrUnich  unanstössige  erklärung.  Die  spui-en  des  in  -ha  reinen 
fr^riixes  zeigen  sich  doch  unverkennbar  auch  im  golhischen 
Verbindung  mit  anderen  sufRxen,  nemlich  in  den  wort- 
Itiimmen  vitubtija-,  fastubnja-,  frmsttihft)a-,  und  dauthublja-, 

Ueber  Bezzenbergers  eigene  wunderliche  experimente,  mittels 
des  von  gewissen  selten  der  forschung  für  erstaunlich  wunder- 
Uiätig  gehaltenen  sanskritischen  allerweitssuffixes  -vänt-  auch 
das  rälhsel  der  gothischen  adverbia  lösen  zu  wollen,  brauche 
■Idi  hier  wul  kein  wort  weiter  zu  verlieren.  Dieser  schon  in 
'fcJOom  kerne  verfehlte  deutungsversuch  hat  sich,  so  viel  ich 
auch  von  selten  sonst  wohvollender  beurlheiler  der 
BeTzenbei^er'schen  schrift  keiner  anerkennung  zu  erfreuen  ge- 
iaht Schon  vor  jähren,  als  W^oinhold  m  «omer  alemann, 
gninin.  s.  24G  ganz  dieselbe  behauplung  aufgestellt  hatte,  dass 


94  Karl  Bnigman, 

die  gothischen  adVerbia  auf  -o  gleicher  bildung  mit  denen  auf 
-?>a  und  beide  auf  skr.  -vat  zurückzuführen  seien,  fand  dies  den 
entschiedenen  Widerspruch  Schweizer-Sidlers  in  dieser  zeitschr. 
XIII  382.  Das  wäre  wol  allein  schon  grundes  genug  gewesen, 
nicht  dieselbe  unhaltbar^  ansieht  in  unserem  Zeitalter  von  neuem 
aufzuwärmen ;  indessen  ist  es  Bezzenberger  entgangen,  dass  seine 
combinationen  selbst  des  reizes  der  neuheit  entbehrten. 

Leipzig,  20.  juli  1875. 

H.  Osthoff. 


Lateinische  etymologien. 

1.  Lat.  Idcertus,  lacerta. 
Für  lacertu-s,  lacerta  eidechse  ergiebt  sich  eine  in  jeder 
weise  befriedigende  etymologie,  wenn  wir  annehmen,  dass  wie 
auch  sonst  im  lateinischen  vor  dem  anlautendem  l  ein  c  abfiel 
(vgl.  Corssen  I  ^  34..  220).  Die  demnach  anzusetzende  ältere 
form  *clacerti(>-s  zerlegt  sich  in  ^da-cer-tu-s  und  ist  eine  redu- 
plicationsbilduiig,  die  ins  urindogermanische  übersetzt  *kar'kar4ch 
lauten  würde.  Die  Umstellung  der  liquida  in  der  vorderen  zwil- 
lingssilbe  hat  analoga  z.  b.  in  cracentes^  gracilis  und  gregs  (verf. 
in  Curtius  stud.  VII.  285.  349).  Als  wurzel  betrachte  ich  das 
weitvei  breitete  kar  krünmien,  biegen,  dessen  ableitungen  und 
bedeutungsentwicklungen  ich  a.  a.  o.  s.  275  it  ausführlich  be- 
handelt habe,  und  auf  das  u.  a.  auch  skr.  qar-kota-s  xmAkar-kotorS 
(P.  W.  V  1257),  kurkotaJcorS,  kiirkutähi'S,  namen  von  schlangen 
und  Schlangendämonen,  zurückgehen,  welche  ebenfalls  auf  ein 
*Jcar-kar'ta-  hinweisen  (a.  a.  o.  s.  280).  In  welchem  verhältniss 
lacertv^s  eidechse  zu  dem  unstreitig  verwandten  lacertus  nmskel  ^) 
steht,  ist  mir  nicht  ganz  klar.  Der  nächstliegende  gedanke  ist, 
und  so  hat  man  von  je  her  angenommen,  dass  das  thier  seinen 
namen  hergegeben  habe  zur  bezeichnung  des  körpertheils,  in 
derselben  weise  wie  bekanntlich  auch  nach  der  maus  die  muskeln 
und  muskelähnlichc  theile  des  menschlichen  körpers  benannt  sind 
(vgl.  ahd.  mÄ5,  lat.  musculu-s  u.  a.  bei  Curtius  grdz.  ^  340). 
Doch  sind  von  jener  wz.  kar,  wie  ich  a.  a.  o.  s.  278  angenommen 
habe,   auch  ksl.  krakü  hüfte,    klüka   a/'xr/jy,   poples,   lit.  karka 


*)  Eine  aiulcre  Grkljliuiijj'  dieses  lacertus  von  einer  wz.  lak  biegen  ver- 
sucht Steffensen  Tidskr.  f.  Fi).  N.  R.  U,  71.  Anm.  d.  red. 


Ijuteimache  t/Ljtao\ogiea. 

eiierana,  ahd,  hlanca  t)ia,  lende  und  dnigc-  aiuiere  wörler  von 
Aiulicher  bedeutuiig  hergeleitet;  ich  st-hc  diese  Wörter  als  ge- 
brochene ivduiilicalionsbildungen  ati  und  vennuthe,  dass  diesell)e 
mirael  dem  skr.  kafas,  kafis  hüfte,  lende  zu  gründe  liegt,  Ks 
Bt  deamach  mögiicli,  wenn  auch  nichl  gerade  das  wahrschcia- 
tkhefe,  dass  lacertus  muskel  nicht  auT  einer  »poetischen  niefaiiherc 
limiht,  sondern  unuiittelbar  an  die  gnuidbedeiilung  der  wurzel 
anknäpfl,  wie  das,  wegen  skr.  kürm-s  willst,  ballen,  lat.  ctthUa 
polster  und  ähnlicher  von  derselben  würzet  herkommenden 
l^upltcatioDsbildungcn  (a.  a.  o.),  mit  Sicherheit  für  die  genannten 
krakü.  kläka,  lit.  karka  u.  s.  w.  angenommen  werden  darf, 

3.  Lat  crus,  cra. 
Dass  vfterus'  eigentlich  nehmer  bedeute  und  an  die  u.  a, 
skr.  har  nehmen,  fassen  und  gr,  x^'V  Iifind  steckende  wurzel 
r  anzii knüpfen  sei  (L.  Lange  in  Jaliii's  Jahrb.  1853  s.  M)), 
bis  heute  fast  aligemein,  z.  b.  von  f.^rssen,  Curlius  und  t'ick, 
nen.  Der  sclion  vor  längerer  zeit  erbrachte  beweis, 
cf»i8  die  echt  alt  lateinische  form  tyid  kerus  eine  unbeglaubigte 
'thungist,  scheint  bei  niemandem  ernstlicliere  bedenken  gegen 
richtigkeit  dieser  ublcitung  haben  aufkonunen  lassen.  Nun 
kürzlkh  von  Gustav  Loewe  in  Ritscbl's  Acta  sociel.  philol. 
s.  II  p.  472  IT.  aus  bisher  unbeachtet  gebliebenen  giossarien 
form  esa  =  er«  ans  licht  gezogen  worden:  damit  ist  aufs 
■Hchste  daiyelhan,  dass  von  wz.  yhar  ganz  und  gar  abgesehen 
vvrden  niuss.  Ritschi  knüpft  an  Loewe's  darlogung  die  bemer- 
Imig:  »Saclie  der  feprachvergleicliung  sei  es  nun,  dem  Ursprung 
dns  so  gewonnenen  esus,  esa  auf  die  Spur  zu  konmien«.  Ich 
denke,  wir  gehen  nicht  fehl,  wenn  wir  esws  mit  dem  zend.  anku 
uisainnit^nbringea,  welches  lur  *os-«  steht  und  herr  bedeutet. 
Die  Wurzel  dieses  wortes  ist,  wie  allgemein  anerkannt  wird,  as 
alhitH-n,  existieren,  sein,  am  bekanntesten  als  stamm  des  verbum 
nhstaiitivum.  Das  dem  zend.  miA«  formell  entsprechende  skr. 
an  heisst  lebenshauch,  leben,  im  plural  lebensgeisler.  Die  be- 
doitimgcn  werden  vermittelt  durch  das  zend.  anhva  das  eigene 
ttlbst.  Bei  cnts  schimmert  zuweilen  der  begriff  von  eigner, 
t^ülhümcr  durch,  es  bietet  sich  daher  noch  manches  zur  ver- 
Kleicliung  dar,  vor  allem  das  vielerörterte  PS«/"der  tabula  Banlina 
and  das  essuf  einer  Inschrift  von  Pietrabbcindanto  (s.  Endens 
Iwiiienlehpe  s.  30),  welche  etwa  grundbcsitz,  unbew^liches 
eipaithum  zu  bedeulen  scheinen. 


96  K^i'l  Bruginan,  Lateinische  etymologien. 

Ob  nunmehr  auch  Mres  und  einige  mit  diesem  unmittelbar 
zusanmienhangende  formen,  deren  aspiration  besser  bezeugt  ist 
als  die  von  Jierus,  von  wz.  gliar  loszumachen  und  zu  wz.  as  zu 
ziehen  seien,  mag  vorläufig  unentschieden  bleiben. 

Leipzig,  d.  2.  märz  1875. 

Karl  Brugman. 

Nachtrag.  Die  vorstehenden  Zeilen  über  erus  waren  nieder- 
geschrieben, als  im  Rhein.  Mus.  b.  XXX  s.  296  ff.  ehi  aufsatz 
von  L.  Lange  erschien,  worin  ebenfalls  lat.  estis  und  osk.  esuf, 
essuf  zusammengestellt  werden,  von  weiterer  anknüpf ung  aber 
abgesehen  wird.  Die  sachlichen  erörterungen,  die  L.  über  den 
begriff  des  osk.  esuf  anstellt,  scheinen  mir  die  herkunft  dieses 
Wortes  von  wz.  as  und  somit  auch  den  Zusammenhang  von  esuf 
und  esus  ausser  allen  zweifei  zu  setzen.  Doch  glaube  ich  in 
einem  wesentlichen  punkt  von  L.  abweichen  zu  müssen.  Er 
weist  darauf  hin,  dass  eigentlich  weder  esuf  noch  essuf  zum 
lat.  en^s  stimmen,  da  das  im  lateinischen  in  r  übergehende  $ 
im  oskischen  durch  g  vertreten  wird.  Dem  gegenüber  macht 
er  nun  geltend,  dass  die  schrift  der  tabula  Bantma  überhaupt 
ziemlich  fehlerhaft  sei.  Aber  damit  ist  doch  wenig  gewonnen; 
wir  haben  ja  auch  die  form  essuf,  und  das  lat.  esu-s,  dessen 
inneres  .9  dem  rhotacismus  verfiel,  hatte  jedesfalls  von  anfang 
an  nur  einen  einfachen  Sibilanten  und  passt  somit  wedor 
zu  der  einen  noch  der  anderen  der  oskischen  formen.  Wir 
müssen  also  den  lautgeselzen*  auf  alle  falle  rechnung  tragen, 
d.  h.  in  dem  vorliegenden  fall:  wir  dürfen  über  die  annähme 
einer  wurzolgemeinschaft  nicht  hinausgehen.  Für  das  osk.  wort 
setze  ich  als  ältere  form  ein  Ü^estuf  an  und  vermuthe,  dass  es 
nähere  beziehung  hat  zum  vedischen  as-ta-fn,'  welches  dieheimat, 
heimatslätte,  das  heimische  haus,heimwesen(in  rücksicht  aufs  vieh 
den  stall)  bezeichnet,  bedeutungen,  denen  offenbar  der  begriff  des 
festseienden,  unveränderlichen  zu  gründe  liegt  und  die  sich 
somit  sehr  genau  an  den  für  estif  zu  postulierenden  sinn  an- 
schliessen.  Auch  darf  wol  noch  erinnert  werden  an  gr.  iffvd, 
welches  von  Archytas  bei  Stobaeus  ecl.  phys.  714  u.  716  im 
sinn  von  »stoff«  gebraucht  wird  (vgl.  auch  Boeckli  Philolaos  s.  62), 
sonst  aber  nur  in  den  compositis  acitcrrw,  dneatd^  svtaxdf 
xaxsaTO)  vorkommt. 

Leipzig,  d.  1.  august  1875.  K.  B. 


Varbg  der  WeidmanniKlieii  Bichlianlliing'  in  Berlin. 


f 


ROSPECT. 


MsMi  Tor  taUes  AIMqih  nod  Uclie 

unter  llitnirkllllL!  vmi 

Karl  MüIlenIio£r  uud  Willielm  Soherer 

heraiisgpgphpTi  von 

Elias   Steinmeyer 

Kcue  Fulge,     Siebenter  (XIX.)  Band. 


einer  Zeit,    in    welclier  die   wissonschaftliclie  Beschflfligiiiiß   mit 

nencni   deutschen  Littcratur  von  Jalir  zu  Jahr  gcdeihlicliereu 

Bcbwtmg  Dimiiit,  in  der  der  Wunscli,  sie  allgemein  un  den  Hocb- 

ilen  vertreten  zu  sehen,  sich  immer  mehr  der  Verwirklichung 

,   Rlhlt  die  Redacticm  der  „Zeitschrift   fllr   deutsches  Alter- 

dch  veranlasst,  philologischen  Arbeiten  aus  dem  Bereiche  der 

len  deutschen  Litteraturge schichte  fernerhin  nicht  mehr  ihre 

1  zu  verschliessen,  und  sie  hat  dieser  Erweiterung  ihres  Pro- 

3  durch  denZusatü:  „und  deutsche  Litteratur"  auf  dem  Titel 

todnick  verlieben.     Es  bedarf  dabei  kaum  der  Bemerkung,  dass 

tinxig  leitende  Princip   fQr   die  Aufnahme   nach   wie  vor  die 

tbseuEcb&ftlicbe  Brauchbarkeit  der  Aufsätze  sein  wird,  und  dass 

itr  »omigsweise  Character  der  Zeitschrift  der  eines  Archivs  bleibt, 

h  velchcm  Abhandlungen  und  Publicationen  von  danerndem  Werthe 

lieieigelegt  werden. 

Aach  nach  einer  andern  Seite  hin  hat  die  Redactiou  sich  zu 
!  Änderung  entschlossen.  Die  spärhcben  Anzeigen  neu  ev- 
tscner,  dem  Gebiet«  der  germanischen  Philologie  augehörender 
ler,  welche  die  „Germania"  oder  die  „Zeitschrift  für  deutsche 
■  au  bringen  pflegen,  genügen  weitaus  nicht,  um  den 
L(*cni  ein  klares  Bild  von  den"  Fortschritten  der  Wissenschaft  zu 
Wenn  daneben  die  allgemeiaen  kritischen  Journale  zwar  in 
iwerlhcr   U'cise  bestrebt  sind,   den  Novitäten  auch  unseres 


Faches  gerecht  zu  werden,  so  reicht  doch  der  Raum,  den  sie  ihrer 
Anlage  nach  znr  Disposition  stellen  können,  ftlr  eine  eingehende 
Auseinandersetzung  mit  den  angezeigten  Werken  nicht  hin.  Die 
Redaction  glaubt  daher  einem  ausgesprochenen  BedOrfiiisse  ab- 
zuhelfen, wenn  sie  in  Zukunft  einem  jeden  Hefte  der  Zeitschrift 
einen  „Anzeiger  für  deutsches  Alterthum  und  deutsche  Litteratur" 
beigiebt,  in  welchem  ebenfalls  der  neuem  Litteratur,  in  Sonderheit 
den  auf  Goethe  und  Schiller  bezüglichen  Werken,  gebührende  Aa£-  : 
merksamkeit  geschenkt  werden  soll.  In  dem  Anzeiger  wird  diA 
Redaction  nicht  nur  die  ihr  zugehenden  Bücher  wissenschaftlidMi 
Gehalts  unparteiisch  und  eingehend  besprechen  lassen,  sondern  wird  ; 
auch  namentlich  bemüht  sein,  die  Resultate  der  Gränzwissenschaften, 
der  Theologie,  Jurisprudenz  u.  s.  w.,  soweit  sie  fUr  die  Erkenntniss 
der  deutschen  Litteraturgeschichte  von  Bedeutung  sind,  ihren  Lesern 
zu  vermitteln.  Gelegentliche  Necrologe,  Personalnotizen,  Litteratup- 
übersichten  sind  nicht  ausgeschlossen. 

Die  Zeitschrift  und  der  Anzeiger  werden  von  nun  an  jährlich 
viermal  möglichst  regelmässig  erscheinen,  jedes  Heft  in  der  unge- 
fähren Stärke  von  12  Bogen.  Der  Preis  beträgt  fhr  den  Band  yob 
4  Heften  i  5  Mark,  für  die  einzelnen  Hefte,  soweit  diese  abgegeben  ] 
werden,  4  Mark.  Das  erste  Heft  des  neunzehnten  Bandes  wird  üi 
September  ausgegeben. 

Indem  der  Unterzeichnete,  welcher  im  Interesse  der  Terein- 
fachung  des  Geschäftsgangs  die  Leitung  der  Redaction  nach  aussen 
übernommen  hat,  die  geehrten  Leser  der  Zeitschrift  von  dieser  £r^ 
Weiterung  des  Plans  und  Umfangs  in  Kenntniss  zu  setzen  sich  er- 
laubt, giebt  er  sich  der  Hoffnung  hin,  zu  den  alten  Freunden  neue 
zu  erwerben,  und  rechnet  auf  allseitige  Unterstützung  und  Bethei- 
ligung von  Seiten  derer,  welchen  das  wahre  Wohl  der  Wissenschaft 
am  Herzen  liegt. 

•Elias  Steinmeyer, 

Professor  in  Strassburg. 


Druck  Ton  W.  Pormettor  in  Berlin,  ^eae  QianBtrMs«  30. 


Ankündigung. 


A  r  r  h  i  V 


slavische  Philologie 


üvlB'  JGlwiikaiig 


Prof.  A.  Leskiei  und  Prof.  W.  NefcriBp 


Prot  r.  Jftgic. 


VT  en  dip  iiavi^dien  LitentiirverfaS]t]ii&?«  eisigCTiaassefi  be- 
■ind,  der  wird  »  wissoi.  das«  in  Deoeier  Zeit  alle  SUren, 
■dbst  die  Donerwdi  imbedealeadBteii  TolksstimiBe  nkht  nsgt- 
sich  nr  besoDderen  An%abe  gtmaeht  haben,  die  Pfle^ 
Strer  ^raebeD  md  die  Sammhui^  liteniüdiCT  Denkmiler  eifrig 
betreibe?!.  Von  den  bescbddenen  rMati«a'8<  bis  xa  den  'ge- 
rteo  Oes^Mhafleo  •  and  ■>  Akademiea  der  Wiseenscbaften* 
hniattf  giebt  es  eine  grosse,  kanm  filfer«ebbare  Anzahl  ron  litera- 
riscben  Vereiaeo,  deren  Haopttbätig'keit  sieb  in  tugtoriscb-philolo- 
^ber  UtcbtUBg  bewegt.  Die  Leistnogen  dereelben  sind  ao 
«ifiseDSchaftlicfaem  Wertb  naltlrlich  eebr  imgleicb .  eatsprecbetid 
den  snr  VerAlgiuig  glebeoden  geistigen  nnd  materiellen  Mitteln, 
and  wen  die  MBbe  des  l^nchens  niebt  rerdnei^t,  der  wird  in  dem 
immer  reicblicher  znflieseenden  Material  viel  werthvolle«  oder  gut 


—     2     — 

verwerthbares  entdecken.  Allein  die  Schwierigkeit  der  Beschaffung 
des  weit  zerstreuten  Materials  so  wie  die  nicht  zu  unterschätzen- 
den Verschiedenheiten  in  Sprache  und  Schrift  —  die  Zahl  der  sla- 
vischen  Dialecte,  welche  man  als  Literatursprachen  glaubt  pflegen 
zu  müssen,  ist  sehr  bedeutend  und  hat  in  der  neueren  Zeit  eher  zu- 
als  abgenommen  —  erschweren  selbst  den  Slayen  untereinander, 
um  so  mehr  dem  gelehrten  Auslande  die  Ausbeutung  slavischer 
Literaturen  zu  wissenschaftlichen  Zwecken.  Das  einzige  Mittel, 
welches  diesem  Uebelstande  entgegenarbeiten  könnte,  nämlich  Cen- 
tralorgane  für  einzelne  Disciplinen  das  Gesammtgebiet  aller  Slayen 
umfassend,  wurde  bisher  nur  selten  in  Anwendung  gebracht. 
Daher  kommt  es,  dass  man  ein  vollständiges  Bild  der  literari- 
schen Thätigkeit  aller  Slaven  sehr  schwer  gewinnt.  Selbst  die 
russischen  Zeitschriften,  welche  doch  in  dieser  Beziehung  am 
reichhaltigsten  sind,  lassen  viel  zu  wünschen  übrig. 

Auf  dem  speciellen  Oebiete  der  slavischen  Philologie  habe 
ich  das  Bedürfniss  eines  wissenschaftlichen  Centralorganes  sehr 
oft  und  sehr  lebhaft  gefühlt  und  im  mündlichen  oder  schriftlichen 
Verkehr  mit  vielen  hervorragenden  Vertretern  dieser  Wissenschaft 
bin  ich  häufig  demselben  Wunsche  begegnet.  Diese  stille  Ueber- 
einstimmung  vieler,  so  wie  die  Verhältnisse  meiner  jetzigen  Stel- 
lung, brachten  endlich  in  mir  den  Entschluss  zur  Keife,  den  Versuch 
zu  wagen,  ein  solches  Organ  für  slavische  Philologie  zu  gründen. 
Weniger  meine  bisherige  literarische  Thätigkeit  —  wenn  ich  auch 

• 

in  dieser  Beziehung  nicht  ganz  ohne  Erfahrung  bin,  indem  ich 
mit  Befriedigung  auf  die  liebevolle  Aufnahme  zurückblicke,  welche 
vor  10  Jahren  einer  von  mir  geleiteten  wissenschaftlichen  Zeit- 
schrift zu  Theil  geworden  war  —  als  vielmehr  die  vielen,  in 
den  letzten  Jahren  erlebten  freundschaftlichen  Beziehungen  zu  den 
Vertretern  dieser  Wissenschaft  in  Russland,  bei  den  Polen,  Böh- 
men und  Südslaven  berechtigen  mich  zur  Hoffnung,  dass  diesem 
Unternehmen  die  zum  Gedeihen  desselben  erforderliche  geistige 
Unterstützung  nicht  ausbleiben  würde. 


Das  Archiv  für  slaviscbe  Philologie  soll  den  doppel- 
ten Zireck  verfolgen :  einerseits  iu  einer  Keihe  von  selbBtändigen 
ÄbhflDdlangeQ  die  Einzelodarchforachung  aller  auf  sUvische  Phi- 
lulogie  Bezug  nehmenden  Fragen  fiirdern:  anderseits  durch  Ueber- 
KtiUDgen,  Auszüge,  kritische  und  bibliographische  Anzeigen  ein 
tunammenfsesendes  Bild  aller  derjenigen  in  das  Gebiet  der  stavi- 
icben  Philologie  gehörenden  Leistungen  und  Resultate  liefern, 
welche  in  den  einzelnen  slavischen  Literaturen  auf  wissensehafc- 
lifhen  Wertli  Anspruch  erbeben  können  Durch  Vereinigung  dieser 
t>etden  Zwecke  soll  dag  Archiv  jener  internationalen  Stellung  ge- 
rwlit  werden-  welche  es  sich  von  vornherein  zur  Aufgabe  gemacht 
iut.  Die  .Slaven  werden  von  der  äusseren  Form  absehen  und 
durch  den  sie  nahe  berührenden  Inhalt  de«  Archivs  sich  angezo- 
gen fühlen.  Durch  das  Medium  aber  der  deutschen  Sprache  (oder 
fnnzQsiHcben,  wir  Überlassen  unseren  Mitarbeitern  die  freie  Wahl'; 
»U  nach  Möglichkeit  dem  gelehrten  Anslande  die  Gelegenheit  ge- 
IWen  werden,  in  die  wisKensehaftlicheu  Bestrebungen  der  81aven 
Uf  dem  Gebiete  der  slavischen  Philologie  Einsieht  zu  nehmen: 
*•  soll  ihm  ein  sehr  schätzbares  wissenschaftliches  Material  er- 
tcUossen  werden,  bei  dessen  Verwerthung  und  Bearbeitung  wir 
»of  seine  Mithülfe  zuversichtlich  rechnen. 

Ich  fasse  den  Begriff  der  Philologie  im  weiten  Sinne  eines 
A.  ßUckb  oder  J.  Grimm  auf.  so  dass  im  Archiv  nicht  hios  die 
äpmchen.  wenn  auch  diese  mit  vollem  Recht  im  Vordergrande 
«eben,  sondern  auch  Sprach-  und  Literaturdenkmäler,  die  Pro- 
tiucte  des  Volksgeistes  und  das  ganze  literarische  Alterthum  der 
^hvm  den  Gegenstand  der  Behandlung  bilden  werden. 

Schwierig  ist  die  Aufgabe,  welche  sich  das  Archiv  gesetzt 
hit  and  nur  durch  die  lebhafte  Theilnahme  erreichbar,  welche  mir 
Tun  vielen  Seiten  in  zuvorkommendster  Weise  in  Aussiebt  gestellt 
Wurden  ist.  Meine  beiden  nächst  benachbarten  Fachgenossen, 
Prof.  A.  Leskieu  in  Leipzig  und  Prof.  W.  Nehring  in  Breslau, 
tiaben  ausserdem  bereitwilligst  die  Muhe  der  Mitwirkung  an  der 


—     4     — 

Kedaction  ttberoommen,  was  der  Zeitsehrift  zum  grossen  Vortheil 
gereichen  wird. 

Berlin.  W. 

Bendlerstrasee  17^. ' 

Dr.  T.  Jagi6 

ord.  Professor  der  sla vischen  Sprachen  und  Literaturen 
an  derkünigl.  Fr.  W.  Univ. 

Das  D  Archiv  für  slavische  Philologie  ^<  welches  in  unserem 
Verlage  erscheinen  wird,  soll  in  Heften  von  c.  10  Bogen  ausge- 
geben werden«  zwei  Hefte  bilden  einen  Band ;  der  Preis  für  jedes 
Heft  beträgt  5  Mark. 

Berlin,  October  1875. 

Weidmannsche  Buchhandlung. 


Drack  von  Breitkopf  und  H&rtel  in  Leipzig. 


Verla«  vm  K.  Calvarr  dt  C:  In  Hrrll«. 

S.  W.  Friedricbs-Slr,   101. 

Cafvary*«  philologische  und  archaeologische  Bibliothek. 

1d  äieitr  funiDU"<i-  eracheml  ileninnclisl  Kund  -li',  u.  IT.  enlhnlteiid 

Wilhelm  von  Humboldt 
Uebfr  die  Verschiedeuheiteii  des  meusdilirheu  Sprarbbanes 

lierou »gegeben  uai  erläutert 
Ä.    F.   Pott, 

ardenll.  StTcill..  Prof.  In  Bulla,  Mllitiltd  Tcriiehltdenpr  A«d*inlaep. 
VarC.  Ton  ElymologiKhan  FortcliBiigeii  ale. 
Nebst  e'iDVt   Einleitung  ron  demselbea: 

Wilhelm  von  Humboldt  und  die  Sprachwissenschaft. 

8ab«criptioii!ipreia  ßr  die  Abnehmer  der  2.  Serie  der  Bibliolhek  :  per  Bind   1  '50  M. 
Einielpreis  k  Band  2  Mark. 


Dm  BrüdcrpR 


KleiDo  ii 


Inhalt    der   Ein 
r  Hambaldi.    Bedeutitni^  d< 
.   Bezug  auf  da 


1    bei   Vcrnanduchafisn 


IS.  —  Auch  du  anscheinend 

loa  Wichtigkeit    Beispialo: 

das  Sludinm   der  Idiome  ■»- 

1   der  Oinka  -  Sprache    Bauch 

Pasae'iiT'SufSi  in  AüMrika- 

id   Benennungen    ron    Gliedmaaaen 

nem  unbeiüglicben  AbatrBCIam  in 

Vergloicbe  rerwendut   —  Sprache 


leidliebi 


n,    nicht   blaiu    Dich 
a.      Werth    de«   Men- 

ind   nicht  am   leUten 


^  Wilder  Ton   nicbl   geringani 

lleieh  Wahrheit.  Negatia 
Machen  Sprachen  '  '  " 
■un  Seh  neigen  i 

•rbcfaeo.     Sanskrit  alt  Veroioigiiugspartikel  tun 
tan   gTtntet  Blthael.   —   Nothwcndigkeit   voi 
■  ehnngeD  durch  eine  mOolich»!    lange    Keihe    v^>r 
Ableitung   ans    Begriffen.     Humboldt  Ober  di 
•d>«n.  nnd  men^cbenvürdigstes  Stadium   —    der  &I 

Min  benanderungaHfirdigee  Werkzeug  —  die  Sprache.  Alei.  t.  üumboldl 
ab  Herausgeber  der  Werke  Beinen  Brudeia.  Eduard  Bupcbmann.  Steinlhal 
BDiit  sein:  ,Znr  Sprachphilonipbie"  flberichnebcDer  AudatE  mit  Beiug  auf  Baym, 
.Leben  V.  <r.  Humboldl's."  Von  Steinlhal  behauptete  angcbliofae  iBolirl- 
lieit  Bnmboldt'a  nach  vor-  und  TÜckw&rU.  Heyae'a  „Sjatem."  Steinlhal'a 
nener  psycliolagiicher  Standpunkt  paist  nicbi  mehr  lu  Beiden,  Humboldt 
and  Heitse.  Humboldt')«  , Innere  Sprach  form",  nicht  vergleichbar  mit  RBiaig's  „Be- 
dentoDgalehre".  Vermeintliche  GtOndc  der  von  Sleintbal  behaupteten  Vereinaamung 
Bamboldta;  Humboldt  eei  der  acb  v  ierigote  Schriflstellcr  Deut-scblanda,  und  da« 
TenllndniBB  von  ihm  erblieste  eine  Kritik  deaeelbun  ein.  Gleichsam  Entachuldi- 
gaugen  (Or  Humboldt,  dasa  wir  Jetct  beflthigl  seien,  'Iber  ihn  hinauongehen. 
a.  CD  seinerzeit  dachte  mau  noch  an  , Erfindung"  der  Spiache.  b.  wir  iteheD 
am  Ende  einer  ganicn  Reihe  durch  Kant  angeregten  Ziele.  Anlehnuiieen  All- 
gemeioer  Orammatik  an  Eant.  c.  Humboldt  sei  nicht  recht  im  Besiti  der 
eom  paraliven  Methode  gewesen,  d.  Ea  habe  ibm  noch  keine  bewährte  Psycho- 
logie inr  Seite  gestanden.  Dieser  Gebrauch  Helvetischer  ,  Psych alegie",  welcher 
äen  ipecifiscbeo  Unterschied  des  neueren  Sleintbal  vom  alten  und  rou  Humboldt 
bildet,  iil,  verrnnthe  iiJi,  der  Hauptgrund  von  der  jeCzigeD  Verwerfnng  Huin- 
boldta  als  SpracbpbiloBopheu  durch  6ieinlhal.  In  den  Wta..tcQsch allen  nerfea 
■BDche  Entdeckungen  ihren  Schatten  vor  eich  her.  In  Mahn'a  Dartlellung  der 
Leiicographie  iat  ichoD  tun  der  t^prachiergliedctung  nnd  „Völkerpsychologie"  die 
Bede.  Bopp's  Vergleichende  Giaiumatik.  Densen  Cunjugitionas 
Ofimm.  Humbaldt's  Kawiverk.  Büpp,  L'eber  Ualayisobe  I 
dagegen  Buschmann.  Scbnierigkeit,  wie  der  liinfie  Weltlheil  tu  semi^r  m»  aui>- 
tu£me  der  Äostral-Keger.  im  Weaeutlichsten  gleichsprachigcn  Berülkernng  gelaugt 
aei.  V.  d.  Oabelenti:  Melauosiscfae  Sprachen.  Bopp  macht  fllschlicb  da«  San- 
ibrit  tar  Mutter  der  malayischen  und  polyneeiscbeQ  Sprachen.  Humboldt  findet 
■wiaebeo  letzt«reD  nnd  Sanskrit  einige  Aebulicb keilen,  deutet  i'      '  ~ 


rächen ,    und 


Bopp.  Bopp*8  ZergliederuDgimethode  muMto  hier  fehlachlagen,  weil  sie  Ton 
einem  Stoff  herroigebracht  wurde,  der  mit  dem  Sanskrit  in  der  ronuiigeieteten 
Beiiehung  nieht  steht.  ZahlwOrter.  Pronomen.  Mögliehkeit  des  Missbranehs  mit 
Bopp*s  Terfioblter  Ansicht  von  den  Maltyiscben  Sprachen,  üeherdem  nftheres  Eingehen 
nOthig  wegen  Verschiedenheit  der  Gmndansicht  von  der  Homboldtischen.  Soge- 
nannte Urspraehe.  Etwaige  weitere  Verwandscbaft  über  die  Sprachst&mme 
hinans?  Adrian  Balbi:  860  Sprachen.  Edkins  China*s  Place  in  Philologj. 
Humboldt  gegen  den  Vorwurf  in  Steinthal's  Pronomen  rertheidigt.  Er  steht  niont 
ausserhalb  seiner  Zeit.    Vorgeschichte  und  Humboldt's  Verhalten  zu  denVorg&n- 

Sern  und  Mitlebenden.  Wie  Terhalten  sich  Humboldt*s  Schriften  sa  einan- 
er,  also  sein  Verhftltniss  sn  sich  selbst.  Gewaltiger  Fortschritt  des  Sprach- 
studiums, Tcranlasst  durch  Humboldt.  Darstellung  seiner  Verdienste  in  Benfey'a 
G^chichte  der  Sprachwissenschaft.  Logische  Allgemeine  Grammatik. 
Steinthal,  Philologie,  Gesohichte  und  Psychologie.  Steinthal's  Geschichte  der 
Sprachwissenschaft  bei  den  Griechen.  Thorot  und  Geschichte  der  Grammatik 
während  des  Mittelalters.  Scholastik  und  Harmonismus.  Prantl,  Geschichte  der 
Ludwig  -  Maximilian*s  üniTersit&t.  Interesse  der  grossen  Philologen  G.  Hermann 
und  Fried.  Aug.  Wolf  ftLr  sogenannte  Allgemeine  Grammatik.  Theologische  Vor- 
urtheile  von  Tcrderblichem  Einfluss  in  Sprach-  und  Völkerkunde,  und  daraus  ent- 
springende abenteuerliche  Vorstellungen.  Babylonische  Sprachverwirrung.  Zahl 
Ton  72  Sprachen  nach  der  Noacbiden-Zabl  Etymologische  Legenden.  Fehlgehende 
Bestrebungen:  die  Einheit  des  Menschengeschlechts  aus  ertr&umter  Spradbeinhdt 
in  erweisen.  Bfidiger,  Wolke,  Jos.  Edkins  China's  Place,  Gubut  ScblegePa 
Sinico-Aryaoa  u.  s.  w.  Christenthum  äusserst  wichtig  geworden  ffir  Linguistik, 
wie  Überhaupt  das  Studium  der  älteren  Beligionsschriften  wesentlich  mit  dam 
beitrug,  die  Grammatik  lu  schaffen.  Die  Griechen  und  Römer  erlernten  selten 
fremde  Sprachen  (ausser  Griechit^ch  die  Römer),  wie  Job.  Fried r.  Gramer 
seigte.  —  Verdienste  der  Missionäre,  Vaterunser,  Polyglotten,  Bibelübersetsungen. 
Lorenio  Hermes.  Leibnits  als  StifUr  der  Berliner  und  Petersburger  Akade- 
mie. Seine  Verdienste  um  Sprachwissenschaft.  Vocabularia  Comparatira  Catha- 
rinens  U.  Adelung's  Mithridates,  ft>rtges.  Ton  J.  S.  Vater.  Julius  Klap- 
roth.  V.  Murr.  Herder,  Ideal  der  Sprache.  Jenisch,  Preisschrift  Über  die 
Sprache  und  deren  Vereng.  Italienisch  und  andere  Töchtersprachen  des  Latein. 
Darüber  Humboldt  in  einem  Briefe  an  Friedr.  Aug.  Wolf.  Job.  Sct.  Vater's 
sprachwissenschaftliches  Werk.  Des  Engländers  Harris  Herines.  Bernbardi» 
Sprachlehre.  Hauptrichtungen  des  Humboldtischen  Sprachstudiums  und  mächtiger 
unterschied  von  den  früher  genannten.  Umfang  seiner  Sprachstudien.  Humboldt 
und  seine  sprachwissenschafUiche  Werke  unter  sich  und  im  Vergleich  eu  dem 
Hauptwerke.  Werth  der  Untersuchung  von  Eigennamen.  Auf  sie  hauptsächlich 
gegründet  die  Humboldtische  Prüfung  der  Urbewohner  Hispaniens.  On  the  best 
meaus  of  ascertaining  of  Affinities  of  oriental  Languages;  VerwandtschafU-Verhält- 
niss  von  Sprachen.  Abhandlung  über  das  vergleichende  Sprachstudium.  Abhand- 
lung über  das  Entstehen  der  grammatischen  Formen.  Humboldt's  Lettre  k  Mr. 
R^usat  über  das  Cbiuesisobe.  Ausser  dieser  Einleitung  enthält  die  Ausgabe 
eine  grössere  Anzahl  erklärender  Noten  und  Excurse. 

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Hub  üem  gOnstleen  Urtbeil  dcR  ProffWiorH  Dr.  G.  Cartltts  imt 
I  der  Verfasser  „rail  einer  uisk"'"^"^'^'!  ^^pr^hkenntniKH  in  durobum 
I  artbodlsoher  Weise  und  unter  sorgrUtf^r  Benulzuns  des  von  ande- 
I  ren  Seilen  nacb  dieser  Richtung  hin  Verbuchten  in  dem  vorliegenden 
I  Budiv  mit  der  Vntersufhung  einiger  einzelner  weit  verbreitetej  Bil- 
I  liungen  begonnen.  I>ie»e  wertheoilen  Beiträge  t\tf  vergleichenden  Sprach- 
l/orscAuM^  triehnen  »ich  durch  Klarheit  und  Frische  au»:' 


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.!  seiner  Dialekte  umfa-sst,  huiidelt  das  filnrte  v«rf 

ifii  im  Röraerreielie  «iilergegangenon  deutMbod 

<  Vf.'rfasser  willkommene  Gelegenheit,  die  von  Ihmfl 

..  IVTsonennamen(Altdeuls<:hes Namenbuch  t.Baitd.'S 

....    .  .. ...1.   der  Sprache  zu  verwerthen.     Das  sechste  BiiehA 

it^r  lujfh  kaum  beröhrte  Frage  vim  der  aiiravliUcheii  Oe-J 
I  mejiw&mlicit  der  ungolhiHcheii  Gerraancnstfimme. 
■         Tgf  wnXe,  1874  enchicneoe  Band  kostet  H  Mark. 


VerlBji  von  ^  C-  W.  Vogel  In  Lolpiig. 

SotUfo  irricbicn: 

Chrestoihathio 

(vni-   xv>u-ci£=.) 
Acctni]p8£;uäc  d'une  grantniaite  et  tl'nn  glnai 

par 

Karl  Bartsch. 

TroisiOii»  «^tioii  corritrrt  ei  auifunmk't'. 


Beiträge  zur  Enteifferang 

flu- 

Lykischen  Sprachdonkmälerlil 

J.  Saveliberg. 

Dir  lyklscli-vriL-cliLäcliiiii  IiiHcliriflcii. 
fnb:  I  Mark  80  PL 


Lager-Catalog 

XXXIV. 
Linguistik. 

Zum  Tlif-il  a»i  Th.  t.  Karajiin'B  Htblinlhelc. 
(Nebet  Orienlolia,  als  NaclitraK  21]  l^get-CuL-Upg  T 
1964  irommom. 

JcMfk  Dmt  k  Cd.  [|>  tVaakAirl  a 


Ttn  Vtrtagt  r>ni  G.  JtasM  in  fjHtdUnbnrff  «nthim  lotittnr 
Wtrgtm    jtntcto.     rSutlraril   ti.    ti.   ßnaimtw.     fiNfto  1 


IUI  sw«-i  Ultnriidipn   BniUip-ji    ilnr  WfiHwiairhw   ImM 

Dcn»i-inviitiuunir  seiteM   dar  ndlwtion    nnil  d«tt    ^Ut'jl"r< 
lUflnit  kl  Ulftig 


rjo  (f) 


Y 


Eine  ausnähme  der  ersten  lautverschiebung. 

Im  11.  bände  dieser  Keilschrift  (s.  161—205)  hal  Lottner 
die  ausnahmen  der  ersten  lautverschiebung  einer  soi^samen 
durchmuslerung  unterzogen.  Er  untersuchte  alle  Übergänge  der 
indt^rmanischen  exjilosivae  (lenues,  mediae  und  aspiratae),  die 
icfa  dem  Schema 
idg.  k  =  genn.  h,  idg.  g  =  germ.  k,  idg.  gh  =  gerra.  g 
t  =  }>,         d  =  t,  'dh  ^  d 

p  =  f,  t  =  p,  bk  ~  b 

u  entziehen  scheinen,  und  es  ergaben  sich  dem  verstorbenen 
forscher  hauptsächlich  zwei  kategorien  von  ausnahmen,  abgesehen 
Ton  den  fallen,  wo  die  nichtVerschiebung  durch  gewisse  conso- 
nanlenverbindungen  bedingt  ist  {idg,  sk,  st,  sp  =  germ.  sk,  sf, 
idg,   ki,  pt  =  germ.  ht,  ft).    Einerseits   fand  Lottner,   dass 
jf,  H,  h  mitunter  im  germanischen  unverschoben  vorlagen,  vrie 
e.  b.  iti  goth.  grcdu-ü  »hunger«  neben  altind.  grdh-fioH  »er  ist 
[  nach*,  goth.  tlauhtar  »tochter*  neben  altind.  dtthitar  dss., 
1.  hitidan  »binden«  neben  altind.  wz.  bandh  dss.  u.  a.  Anderseits 
ichienen  di^elben  germanischen  tönenden  explosivae  (g,d,h)  in 
rielen  lallen  nicht  als  responsionen  der  indc^ermanischen  aspi- 
■ala'?.  wie  zu  erwarten  wäre,  sondern  als  responsionen  der  indo- 
[ennanisctien  tonlosen  explosivae   (k,  i,  p),   so  z.  b.  in  gemi. 
»dekade«,    das   mit    idg.   dakan   »zeim«    zusammenhängt, 
germ.  modar   =   idg.  miliar,   ahd.   ebar  =   lat,  aper,  goth. 
»sie  tragen«  =  altmd.  bharanii  u.  s.  w. 
Die  erste  klasse  ausnahmen  wiU'de  aber  bald  nachher  von 
trassmann  beseitigt.    In  seinem  bekannten  aufsatze  im  12.  bände 
Aeser   Zeitschrift   »lieber  das  ursprüngliche  Vorhandensein  von 
»hl,  daren  anlaul  und  auslaul  eine  aspiiale  enthielt«,  weist 

tuihiift  für  TEfgl.  Spracht,  H.  P.  01.  ».  7 


98  Karl  Vemer, 

er  nach,  dass  die  von  Lottner  angeführten  anomalien  nur  schein- 
bar sind,  indem  wir  im  altind.  grdhyati,  duhitar^  bandh  u.  dgl. 
nicht  den  ursprünglichen  indogermanischen  anlaut  haben,  der 
vielmehr,  was  eine  vergleichung  mit  anderen  indogermanischen 
sprachen  bezeugt,  eine  aspirata  war,  wodurch  die  tönende  ex- 
plosiva  in  den  germanischen  formen  völlig  gerechtfertigt  wird. 

Die  zweite,  im  vergleich  mit  der  ersten  sehr  umfangreiche 
klasse  von  ausnahmen  bei  Lottner  lässt  sich  auf  solche  weise 
nicht  wegräumen.  Hier  liegt  wirklich  ein  Verstoss  gegen  die 
lautgesetze  vor,  und  die  schuld  fallt  augenscheinlich  ausschliess- 
lich auf  das  germanische.  Der  unregelmässige  lautübergang 
kommt  nur  im  Inlaute  und  dann  nur  bei  tönender  nachbar- 
schaft  vor.  Ich  gebe  einige  beispiele  dieser  unregelmässigen 
Verschiebung  mit  verschiedenen  lautstellungen  im  inlaute: 

Germ,  g  =  idg.  k.  Germ,  saga  f.  »säge«  (an.  sog,  ahd. 
saga);  vgl.  lat.  sec-o,  asl.  s^q  »ich  haue«,  lit.  syki-s  »schlag, 
mal«.  Germ,  sagjan  »sagen«  (an.  segja,  as.  seggian,  ags.  secgan, 
ahd.  sagian)  =  lit.  sdkryti,  -aü  dss. ;  vgl.  tv-ven-s  für  ^iv-asn-e 
und  altlat.  in-sec-e  »zeige  an,  erzähle«.  Goth.  lials-aggan-  m. 
»halskrümmung«,  ags.  angan-  m.  »spitze,  pfeilspitze« ;  vgl.  all- 
ind.  anka-  m.  »haken,  klammer;  bug,  seite,  schoos«  =  oyxo^g 
=  lat.  uncu-s  »haken«.  Germ,  pegna-  m.  »knabe,  mann,  diener« 
(an.  pegn  »freier  mann,  kriegsmann«,  as.  thegan  »knabe,  mami, 
krieger«,  ags.  pegn  »ritter«,  ahd.  degan  »knabe,  diener,  krieger«) 
=  Thxvo-v  »kind«,  —  Man  vergleiche  hiermit  der  reihe  nach 
folgende  beispiele  der  regelmässigen  Verschiebung  mit  ähnlichem 
inlaute:  Goth.  AaiÄo-  »einäugig«  =  lat  caecu-s  »blind«.  Germ. 
hlahjan  »lachen«  (goth.  hlahjan,  an.  hlceja,  ags.  hlehhan,  hlyhlian, 
ahd.  hlahhan);  vgl.  altind.  kark  »lachen«,  xldaaui  für  "^xXfax-jm 
»ich  glucke,  schnalze«.  Germ,  fanlian  »fangen«  (goth.  fähan, 
an.  fd,  as.  fähän,  ags.  fort,  altfries.  fä,  ahd.  fälian);  vgl.  altind. 
päQ-aya-ti  »er  bindet«,  lat.  pac-isci,  pax,  päc-is,  Germ,  laihnor  n. 
»lehen«  (an.  Idn,  ags.  lern,  ahd.  Uhan)  abgeleitet  von  Ithvan 
»leihen«  (goth.  leihvan,  an.  Ijd,  as.  far-lthan,  ags.  f?Ä«n,  ahd. 
Uhan);  vgl.  altind.  ric,  praes.  rinak-ti  und  recati  »lassen«  = 
Xsinao,  l-ltn-ov  =  linquo,  Itqui  =  lit.  lek-u,  Vik-ti, 

Germ.  d=  idg.  t  Goth.  fadi^  m.  »herr«,  nur  in  Zusammen- 
setzungen wie  z.  b.  brüp-fadp-  »bräutigam«  =  altind.  pati"  m. 
»herr,  gatte«  =  noai-g  =  lit.  i>a^s  »eheherr«.    Germ./>et4da- f. 


Hne  Hisnftliine  der  ersfen  lautverechiebung'. 


99 


»TOlk«  (goth.  pmia,  as.  tkioda,  ahd.  diola)  ^  lit.  (zemaitisch) 
taitö,  letl.  tatOa,  umbr.  tütu.  Germ,  pridjart-  »der  dritte*  (goth, 
triHjan-,  an.  ^Wifi,  as.  thriddio,  ags.  pridda,  ahd.  rfW(/o,  dritto) 
=  aüind.  trtiya-,  lat.  ^fii-ft"«-s,  lit,  trecua-s,  asi.  (reiii.  Germ. 
/«fcSr  »vier«  ((foth.  ^dm»-,  an.  fßrir,  as.  ;?w»*or,  £^.  feöver, 
ahd.  jW)  =  allind.  calväras,  liauagsg,  gHotmr,  lit.  ieftwi,  asl. 
itlsrye.  Gemi.  aw/-  »gegen,  ant-t  {gotli.  mida-,  and-,  an., 
ags.  otui-,  ahd,  a»»t);  Tgl.  altind.  anti  »entgegen«,  ayri,  «vta 
»gegen»,  lat.  ante.  Germ.  «Mf^«-  in.  »ende»  (gotti.  a^w?;«-,  an. 
«Jm",  as.  endi,  ags.  ende,  ahd.  enti  m.  n.) ;  vgl,  altind,  anlor-  m. 
dss.,  «nf^o-  adj.  »der  am  ende  ist,  der  letzte*.  Germ,  skordi-  f. 
»scheeren,  schneiden«  (an.  shträ-r  xi\.  »-stainni,  »das  schneiden, 
nähen«,  ahd,  setari  f,  »tonsui'a«),  gebildet  von  der  wurzel  skar 
Mthneiden«  mittelst  suffix  -di  =  idg,  -ü.  Genn.  skddi-  f. 
«diuld«  (an.  siii/d,  skyld,  as.  jicwW,  ags.  scyU,  ahd.  scwW) 
iniltelst  desselben  suff.  von  wz.  sfoi/  »sollen«.  Vergleiche  hier- 
mit folgende  falle  der  regelmässigen  Verschiebung :  Germ,  hvapara- 
»Uler«  (goth.  hivpar,  an.  kvdr-r,  as.  hueSar,  ags.  hväätyr,  ahd. 
Jwdw,  wedor)  =  altind.  katara-  =  ;rÖTeeo-e,  ion.  xöre^o-g  = 
Kl  iofrä-s.  Germ,  kleitpa^  n.  »das  hören,  zuhören,  schweigen* 
(goth.  hlittpa^,  an,  A/jrfd)  =  altbaktr.  ^raota-  n.  »das  hören*. 
Cam.  Ki^'o-  m.  »verwandter,  vetter«  (goth.  nipja-,  an.  n»^, 
ap.  niädas  pl.  m,  »hominea«);  vgl.  asl.  netü  m.  »neffe«,  cä-w- 
^^•i  •vetter,  verwandter«,  von  einer  grundform  *napaij<i-,  vgl. 
tiünd.  napdt-,  napiar-  »enkel,  nefle,  nachkomme«,  lat.  «epö^. 
(Wh.  Mlipva  f.,  nur  im  pl.  mlipvos  »herberge,  einkehr«,  gebil- 
W  millolst  suff.  -/fl'M  =  idg.  -tva  vom  verbalen  stamme  saija- 
*eitikehren<.  Germ,  tanpu-,  tanp-  ni.  »zahn«  (goth.  tunpn-,  an. 
■*i»  f.,  as.  ftiwd  m.,  ags.  tää,  ahd.  sanrf)  ^=  altind.  dant-,  dantor- 
■"■i  Wottf,  ö-döw-of  m.,  lit.  (fanti-s  m.  f.  Germ,  an-pja-  n. 
**inn  (an.  fittni,  ahd,  ««d*);  vgl.  ävtio-g  »der  gegenüber,  ent- 
PtaigesetKt  ist«,  lat.  antiar  »haare  in  der  stirn«.  Germ,  tiwrpa-  n. 
•nwrd«  (an.  nwrä,  ags.  tnorä,  as.  mord,  ahd.  wiord),  gebildet 
Wi  der  WZ.  mar-  »sterben«  mittelst  suff.  -jw  =  idg,  -ta.  Goth. 
^pn-m.  »herrlichkeil*  =  lat.  vultus,  von  der  wz.  val  »wollen« 
Oill^  suff.  -pu  =  idg.  4u. 

Germ.  6  =  idg.  p.  Germ,  sehan  »sieben«  (goth.  sibyn, 
ui.  s/oM.  as.  ahd.  sibttn,  siban,  ags,  seofon)  =  allind,  saplan, 
i*ti,  Kfiem.  Dagegen  mit  regelmässiger  Verschiebung:  germ, 
^tfan-  m.  (die  germ.  grundromi  ist  mit  f  anzusetzen  narh  ahd. 


100  Karl  Verner, 

nevo  »neflfe,  schwestersohn,   oheim,  verwandter«;   an.  nefi,  ags. 
nefa);  vgl.  altind.  napdt-  m.  »nachkomme,  enkel«,  lat.  nepot-. 

Aber  diese  differenzirung  der  ursprünglichen  tonlosen  ex- 
plosiva  findet  nicht  nur,  wie  in  den  obigen  beispielen,  bei  von 
verschiedenen  wurzeln  herrührenden  bildungen  statt;  auch  inner- 
halb der  zu  derselben  wurzel  gehörigen  Wortbildungen  erscheint 
sie  sehr  häufig,  so  dass  die  einen  ableitungen  im  germanischen 
wurzelhafte  tonlose  fricativa,  die  andern  wurzelhafte  tonlose 
explosiva  aufweisen.  So  findet  sich  neben  germ.  teJian  »zehn« 
(goth.  taihun,  an.  Hu,  as.  tehan,  ags.  tyn,  ahd.  zeJian  =  altind. 
dagan,  äixa,  decem)  ein  Substantiv  tegur  m.  »zehner«  (goth.  tigu-, 
an.  tig-r,  tug^,  ahd.  -sig,  'Zog)\  neben  germ.  haufia-  »hoch« 
(goth.  Ihauhd-,  an.  hd-r,  as.  höh,  ags.  hedh,  ahd.  höh)  ein  hauga-  m. 
»hügel«  (an.  haug-r,  mhd.  houc^  g.  houges);  neben  teuhan  »ziehen« 
(goth.  tiiAan,  as.  tiolian,  ahd.  ziohan  =  lat.  düco)  germ.  tt*ga- 
»zug«  (an.  tag  n.,  ahd.  ztig  m.),  germ.  towgfi-  f.  »strick«  (an. 
tati^g  f.,  ags.  tedgy  und  germ.  haritugavr-  m.  »heerführer«  (an. 
hertogi,  as.  heritogo,  ags.  heretoga,  ahd.  herizogo);  neben  germ. 
fanhan  »fangen«  das  subst,  fmiga-  »fang«  (an.  /an^  n.,  ahd. 
fang  m.);  neben  genn.  slalian  »schlagen«  (goth.,  as.,  ahd.  slahan, 
an.  sld,  ags.  sledn)  germ.  s/ogfo-  »schlag«  (an.  slag  n.,  ags. 
slaguL,  aihd.  slagat);  neben  ahd.  swehur  m.  und  ags.  svcor  m. 
»schwäher,  Schwiegervater«  (=  altind.  gvagura-,  sxvQo-g,  socer,' 
asl.  svekrU,  lit.  szesmra-s)  ahd.  swigar  f.,  ags.  st^egfer  f.  »Schwieger- 
mutter« (=  altind.  fva^ru,  sxvqcc,  socru-s,  asl.  srefcry);  neben 
an.  fld  von  *flahan  »die  haut  abziehen«  an.  /foi^a  schw.  f. 
»Schicht«  und  flcyna  »losgehen  (die  haut  vom  fleisch)«;  neben 
germ.  felhan  >verbergen<  (goth.  flUian,  an.  fela,  ahd.  felahan) 
goth.  fulginor  >verborgen<  und  an.  fjalg-r  in  zss.  >safc,  well 
kept«,  u.  a.  —  In  der  dentalen  reihe  haben  wir  z.  b.  goth. 
hinpan  »fangen,  gefangen  nehmen«,  schwed.  hinna  st.  v.,  dän. 
dial.  hinne  >erreichen<  neben  dem  damit  zusanmienhängenden 
germ.  handu-  »hand«  f.  (goth.  hmidu-,  an.  hönd,  as.  hand,  ags. 
hondy  ahd.  haut,  hand);  germ.  finpan  >findcni  (goth.  finpan, 
an.  finna,  as.  ßdan,  ahd.  findan)  neben  an.  fmid-r,  stamm 
fundi'  m.  »Zusammenkunft <^;  goth.  frapjan  >  verstehen,  verstän- 
dig sein«  neben  germ.  fröda-  »verständig«  (goth.  froda-^  an. 
fröd-r,  as.  ags.  fröd,  ahd.  fruot);  germ.  lipan  »gehen«  (goth. 
leipan,  an.  Kda,  as.  lidan,  ags.  lidan,  ahd.  Uda^i)  und  üi/?w-  m. 
»glied«  (goth.  lipii-,  an.  lid-r,  ags.  //VI,  ahd.  Zw/)  neben  germ. 


Eine  a 


Tslen  laiilvcrBehielniiig, 


101 


ki^an  >leiten«  (an.  lei^a,  as.  ledian.  ags.  }adan,  alid.  leitian) 
und  laiäa-  f.  »wegi  (an.  kiä,  ags.  lad);  gotli.  so^a-  m.  »sätti- 
r«,  fffi'Sopjnn  »sättigen*  neben  germ,  saäa-  »satt*  (goth. 
iwia-,  an,  «wf-r,  as.  -s«^/,  ahd.  sait  ^  asl.  s^a:  vgl.  lat.  satiir, 
tal,  satis)  u.  a.  —  In  der  labialen  reihe  sind  f  und  b  durch 
secundäre  lautbewegungen  in  den  meisten  germanischen  sprachen 
in  einen  laut  zusammengeflossen,  was  die  ursprünglich  da- 
gewesene differenzirung  verwischt  hat.  Aus  dem  gothischen, 
das  ebenso  wie  das  althochdeutsche  die  zwei  laute  aus  einander 
gehalten  hat,  kann  angefflhi-t  werden:  «/"-izZ-fjan  »übrig  bleiben« 
neben  laiba-  t  » Überbleibsel«  . 

Ueberschaut  man  die  angeführten  beispiele,  so  mag  man 
Iricht  in  Versuchung  kommen,  diese  ganze  differenzirung  der 
ursprünglichen  tonlosen  esplosiva  für  eine  launc  der  spräche 
m  erklaren,  das  erscheinen  der  tönenden  explosiva  in  vielen 
lallen,  wo  die  tonlose  fricativa  zu  erwarten  wäre,  lediglich  einem 
blossen  zufalle  zuzuschreiben.  Liegen  doch,  um  noch  ein  frap- 
pantes beispiel  beizubringen,  den  drei  gleichförmig  gebildeten 
indogermanischen  verwandtschaflsnamen  hiiriiiar,  niätar,  patar 
die  gennanischen  responsionen  bropar,  mödar,  fadar  gegenüber, 
ohne  dass  es  abzusehen  ist,  warum  ntödar  und  fadar  dem  regel- 
mte^  verschobenen  brßpar  nicht  gefolgt  sind.  Bei  der  annähme 
eines  nifalls  darf  man  jedoch  nicht  beharren.  Freilich  kann 
die  vergleichende  Sprachwissenschaft  den  zufall  nicht  ganz  in 
shrede  stellen,  aber  zufälligkeilen  en  masse  wie  hier,  wo 
die  (alle  der  um-egelmässigen  Verschiebung  im  Inlaute  beinahe 
eben  so  häufig  sind  wie  die  der  r<^elmässigen,  kann  und  darf 
sie  nicht  zugestehen.  Es  muss  in  solchem  falle  so  zu  sagen 
öne  regel  für  die  Unregelmässigkeit  da  sein;  es  gilt  nur  diese 
M&dig  zu  machen. 

Stellen  wir  vorerst  den  lautlichen  Vorgang  klar.  Dass 
^  germanische  tonlose  fricativa  direct  aus  der  indogermanischen 
Miosen  explosiva  dm'ch  lockening  des  mundcanalverschlusses 
'i*rTorgegangen  ist,  darf  man  wohl  annehmen.  Dagegen  kann 
^germanische  tönende  explosiva  nicht  auf  directeni  wege  durch 
nittÖDcn  der  stimme  aus  der  uidogermanischen  tonlosen  explosiva 
Oil*landen  sein,  denn  dies  würde  ein  lautübergang  sein,  der 
gerade  gegen  die  hauptrichtung  der  lautvcrschiebung.  die  aus 
der  indogermanischen  tönenden  explosiva  eine  tonlose  explosiva 
fKTVurbrachtc,  gehen  Avürde.    Man  mtiss  also  auf  umwegen  von 


102  Karl  Vemer, 

der  tonlosen  explosiva  zur  tönenden  explosiva  zu  gelangen  suchen, 
und  es  bietet  sich  dann  am  nächsten  Scherer's  erklärung  in  dem 
schönen  abschnitte  über  die  lautverschiebung  (Geschichte  der 
deutschen  Sprache,  s.  82)  dar:  »Ich  nehme  nun  an,  dass  sämmt- 
liche  unregelmässig  verschobenen  Tenues  zuerst  regelmassig  in 
tonlose  Spiranten  verschoben  wurden,  dass  diese  namentlich 
in  häufiger  gebrauchten  Wörtern  (wie  fadavy  mödar)  unter  dem 
Einfluss  der  umgebenden  tönenden  Elemente  ebenfalls  mit  Stimm- 
ton hervorgebracht  wurden  und  dann  bei  dem  Eintritt  des 
dritten  Verschiebungsactes  die  Richtung  alier  übrigen  tönenden 
Spiranten,  resp.  tönenden  Affricaten  nahmen.«  Will  man  be- 
haupten, dass  in  der  obigen  erklärung  überall  statt  Spiranten 
(fricativae)  die  sogenannten  affricatae  (Rumpelt,  Deutsche  Gram- 
matik I,  §  27)  substituirt  werden  müssen,  so  mag  man  dies 
thun;  es  ist  an  sich  selbst  von  wenigem  belang  und  wirdspeciell 
für  unsem  zweck  ganz  gleichgiltig  sein,  denn  uns  genügt  es 
ermittelt  zu  haben,  dass  die  unregelmässigen  Verschiebungen 
einst  auch  die  lautstufe  der  regelmässigen  Verschiebungen  ein- 
genommen haben,  von  da  aber  weiter  fortgeschritten  sind^), 
und  wir  können  jetzt  die  frage  nach  der  etymologischen 
erklärung  so  stellen :  Warum  ist  die  lautströnmng  der  Verschie- 
bung in  einigen  fallen  bei  der  tonlosen  fricativa  stehen  geblieben, 
in  anderen  fallen  weiter  über  die  tönende  fricativa  zur  tönenden 
explosiva  fortgeschritten  ? 

Der  einzige,  der  eine  beantwortung  dieser  frage  versucht 
hat,  ist  —  soweit  mir  bekannt  ist  —  Scherer  an  der  eben 
citirten  stelle.  Er  nimmt  an,  dass  die  Verschiebung  zur  tönen- 
den explosiva  »in  häufiger  gebrauchten  Wörtern  (wie  fadar, 
mddar)<ii  vorkommt,  mithin  die  regelmässige  Verschiebung  in 
weniger  häufig  gebrauchten  Wörtern.  Ich  glaube,  dass  der 
geehrte  Verfasser  nicht  viel  gewicht  auf  diesen  erklärungsversuch 
gelegt  haben  will,  und  dass  er  ihn  nur  als  eine  denkbare  mög^ 
lichkeit  mit  in  die  feder  fliesscn  Hess.  Eine  durclmiusterung 
des  germanischen  Wortschatzes  ist  aber  seiner  annähme  nicht 
günstig.  Ist  es  wahrscheinlich,  dass  fadar  und  nwdar  häufiger 
in  gebrauch  gewesen  sind  als  bropar?  Kommt  doch  bei  Ulfilas 
niodar    gar   nicht  vor,   sondern  immer  dafür  aipei,  und  fadar 


*)  Es  ist  inithiii  unrichtig  z.  b.  von  einer  differenzirung  des  idg.  i  in 
germ.  p  und  d  zu  reden;   es  war  germ.  />,  das  sich  in  p  und  d  spaltete. 


r 


Eine  ausnähme  der  erslun  lau l Verschiebung. 


103 


^raucht  er  nur  einmal,  sonst  aber  atta,  während  sein  bropar 
.gar  kein  synonym  neben  sich  hat.  Sollte /eA«-,  der  germanische 
^bbegriCr  von  materiellem  Wohlsein,  vieh,  geid,  vermögen,  habe 
la.  dgl.  ein  seltener  vorkommendes  worl  gewesen  sein  als  z.  b, 
»see«  (an.  lög-r,  ags.  Uigu  =  lat.  lacu-s)?  Darf  man  an- 
Hehrnen,^  dass  unsere  germanischen  vorfahren  die  zahlen  4  und 
100  {fedwr,  himdj  häufiger  gebraucht  haben  als  die  zahl  10 
^eKanJ  ?  Mehr  desgleichen  könnte  angeführt  werden,  ich  werde 
aber  in  der  folge  gelegenheit  finden  die  unwalirscheinlichkeit 
jaier  annähme  schärfer  zu  demonstriren. 

Ein  versuch  durch  Zusammenstellung  des  germanischen 
wortvorrathes  mit  dem  vergleichbaren  worlTorrathe  anderer 
iadogermanischen  sprachen  eine  etymologische  rege!  für  die 
differenzirung  der  urgermanischen  tonlosen  fricativa  zur  tonlosen 
fncativa  und  zur  tönenden  expiosiva  zu  finden,  wird  zu  keinem 
scheren  resultate  fuhren  können,  denn  eben  weil  die  differen- 
tinmg  sich  so  lebendig  in  der  Wortbildung  äussert,  kann  man 
sieh  nicht  mit  einer  vergleichung  wurzelverwandter  Wörter  be- 
gnügen, sondern  es  bedarf  einer  Zusammenstellung  von  Wörtern, 
die  sich  wo  möglich  decken,  und  dadurch  wird  das  vergleich- 
bare Qialerial  zu  klein  werden  um  darauf  etwas  zuverlässiges 
bauen  zu  können.  Zum  glück  kann  aber  die  Untersuchung  auf 
ein  gebiet  hinübergespielt  werden,  das  bedeutend  mehr  begrenzt 
et,  und  wo  wir  gewisse  anhaltsptmkte  für  unsere  vermuthungen 
finden  können.  Man  hat  nicht  genug  gewicht  auf  den  umstand 
gelegt,  dass  die  differenzirung  der  urger manischen  ton- 
losen fricativa  auch  bei  der  conjugation  gewisser  ver- 
ba  zum  Vorschein  kommt  ^).  Wenn  wir  z.  b.  im  ags,  zu 
Wt  »navigo.  proficiscor«  eine  paiiieipform  lidan  haben,  so  liegt 
hier  doch  offenbar  dieselbe  differenzirung  vor  wie  bei  lid  »glied« 
einem  lid  >fahrzeug<  gegenüber.  Dass  die  germanische  philologie 
biäier  ober  diese  thatsache,  die  an  sich  selbst  sehr  interessant 
W  und  zum  nachdenken  aufl'ordem  muss  —  denn  eine  ver- 
iwlening  des  wurzelconsonanten  behufs  der  conjugation  gehört 
iloch  nicht  zu  dem  alltäglichen  —  so  leicht  hinwe^egangen 
"•.  mag  seinen  grund   darin  haben,   dass  das  golhische,  von 

')  Vet^lek'he  dazu  Biauni;'»  abliandkmg  »ober  den  grummaüschen 
*Kbt«l  in  iler  deutsclien  verbalflexion«  in  dun  Beiträgen  nur  Gescb.  d. 
•bulscheo  8pr.  und  LH.  von  H.  Paul  und  W.  Braune  I,  513  fT.      Anm.d.Red. 


104  Karl  Veraer, 

dem  man  gewöhnlich  beim  vergleichen  ausgeht,  diese  dilBeren- 
zirung  in  der  conjugation  gar  nicht  kennt.  Es  kann  aber  durch 
Zusammenstellung  des  hieher  gehörigen  materials  bewiesen  wer- 
den, dass  sie  ursprünglich  allen  germanischen  sprachen  gemein- 
schaftlich zukam,  mithin  auch  einmal  das  gothische  betroffen 
haben  muss.  Die  aus  den  indogermanischen  tonlosen  explosivae 
entstandenen  germanischen  tonlosen  fricativae  und  tönenden 
explosivae  vertheilen  sich  so  in  der  conjugation,  dass  alle  prae- 
sensformen  (inf.,  praes.  ind.,  conj.,  imperat.  und  part.)  so  wie 
die  singularformen  des  praet.  ind.  die  tonlosen  fricativae,  alle 
übrigen  verbalformen  die  tönenden  explosivae  erweisen.  Ich 
muss  in  der  folgenden  Zusammenstellung  von  der  labialen  diffe- 
renzirung  ganz  absehen;  es  wurde  oben  berührt,  dass  die 
diflferenzirung  des  labials  in  der  Wortbildung  durch  späteres 
zusammenfliessen  der  laute  beinahe  vollständig  verwischt  ist; 
in  der  conjugation  ist  gar  keine  spur  mehr  erhalten. 

A.    Verba,  deren  wurzeln  idg.  auf  A,  germ.   auf  h  (hv),  g 
auslauten: 

1)  WZ.  slah,  slag  »ferirec  ^), 

an.  sldy  slö,  slögum,  sleginn. 
as.  slahan^  sloh  (slog),  slogun,  slagan, 
ags.  sledn,  sloh  (slog),  slogan,  slägen. 
afries.  sld,  sloch,  slSgon,  e-slein. 
ahd.  slahan,  sluöh  (mhd.  sltwc),  slaogum,  slagan, 
As.,  ags.  slog,  mhd.  sltwc  durch  einfluss  der  pluralformen; 
so  öfters  in  der  folge. 

2)  WZ.  pvaJi,  pvag  »lavare«. 

an.  pvd,  pvö,  pvögum,  pveginn. 

as.  thudhan,  (thudg),  [thudgun,  thtuiganj. 

ags.  pvedn,  pvoh,  pvögon,  pvägen. 

ahd.  dwahan,  dumoh  (mhd.  dumoc),  dumogum,  dwagan, 

3)  WZ.  Idh,  lag  »vituperare«. 

as.  lahan,  (log),  ßogun,  laganj. 
ags.  ledn,  loh  (log),  logon,  [lägen], 
ahd.  laJian,  (Itwg),  luogum,  [laganj. 

4)  WZ.  fteth,  flog  >excoriare«. 

an.  fld,  flö,  flögum,  fleginn. 


*)  Die  formen  in  ( )  sind  analog iebildungen;  die  formen  in  [  ]  kommen 
nicht  vor,  oder  richtiger  gesagt,  ich  kann  sie  nicht  belegen. 


Eine  auanalirae  der  ersltu  laulvcrschiebimt!. 


105 


5)  irz.  klah,  klag  »fricare«. 
an,  klä,  kl6,  kUgum,  kleginn. 

6)  wi.  vah,  vag  »mentionem  facere«. 
ahd.  fge-wahan],  -leuoh,  -timogum,  [-imijanj. 

7)  m.  hlah,  klag  »ridere«,  bildet  seine  praesensfornien  millclst  -Ja-. 

an.  hlwja,  hU,  hUgum,  hleginn, 
as,      ?      fhlShJ,  hlogun,  hlagan. 
ags.  hlchhan  hlyhJian,  )ddh  (hlög),  klögon,  [hingen]. 
ahd.  hlahhan,  (bluoc)         'i!        f 
WZ.  fah,  fag  »laetaii«. 

ags.  ge-feön.  -feaft,  -fagon,  f-fogcnj. 
Ahd.  ge-fehan,  -fall,    -fäkum,  -fehan  hat  die  difiereiizirurig 
sufeegeben '). 

Ji.  sakv,  sagv  »videre«. 
as,  seAa»,  sah,  sAgon  sAuuim  (sdhun),  semian  (sehan). 
ags.  sein,  seah,  stegott  sävon,  scven. 
afries.  sio,  (sag),  sagen,  sien. 
ahd.  sehan,  sah,  (säfiiim),  sewan  (sehan), 
)as  V,  das  nur  in  den  praeteritumsformen  sich  zeigt,  niuss 
auch  als  eine  art  differenzirung  angesehen  werden. 

An.  sjd,  sd,  säum,  sinn  zeigl  die  differenzirung  nicht. 

10)  WZ.  falh,  falg  »conimendare,  abscondere«. 

an.  fein,  fal,  (fdlum),  folginn. 

ags.  fcolan  (fdgan),  fealh,  fulgon  (ßlon  frelmi),(folen  feolen). 
im  praet.  pl,  wäre  an.  fulgum  zu  erwarten;  fdlum  ist  in 
uologie  mit  fela  fal  gebildet,  als  ob  das  verbum  zur  zweiten 
^lautsklasse  (stela,  stal,  stdlum)  gehörte;  ebenso  ist  auch  das 
ifries.  hi-fellan  für  *bi-feVtan  zur  zweiten  ablautsklasse  hinüber- 
B^gangen  (bifel,  -fcBlon,  -feien).  As.  bi-felahan,  -falah,  -fulhtin, 
•ff&an  und  ahd.  ßlahan,  falah,  fuUilivm,  folohan  ohne  differen- 

11)  WZ,  tih,  tig  »demonstrare,  nuntJare«. 
a3.  fihan,  [tSt,  tigun,  iiganj. 
ags.  teön  tihan,  täh,  ßigonj,  (igen. 


)  Dm  an.  adj.  feginn  »rroh«  karjn    der  fori»  nacli  das  prai^l.    [lart. 

Hl  wi.  fah  fag  sein  (vgL  ags.),  ist  aber  liesser  zu  den  fleieh- 
WoiUnden  as.  fagan,  ags. /äffen  zu  stellen;  der  umlaul  ist  dann  durch 

ptJalal  (*,  g  mit  nachfolgendem  e, »)  Lervoriferufen  wie  öfters  im  an.; 
(iitv.  =  aa.  ahd.  lanyo,  ngs.  lange;  drgi  d.  sg.  von  dag-r;  die  parli- 
iV«i  rkam.  trkiim,  dri-ginti,  sleginn,  fenyinn  ii.  s.  w. 


106  Karl  Yerner, 

ahd.  zthan,  zSh,  aigum,  zigan. 
An.  tjd  ist  schwach  geworden. 

12)  WZ.  }nh,  pig  »crescere,  proficere«. 

as.  thihan^  [thSh,  thigunj,  thigan, 

ags.  peon  pihan,  päh  (pedh),pig(m  (pugcn),  pegen  (pogen). 

ahd.  dihan^  deh,  digum,  digan. 

13)  WZ.  sihv,  sigv  »colare,  liquare«. 

ags.  sedn^  sah,  sigan,  [sigen], 

ahd.  silian,  sih,  [sigumj,  sigan  siwan  (sihan). 

14)  WZ.  vrih,  vrig  »operire«. 

ags.  vredn  vrihan,  vrdh,  vrigon,  vrigen, 
ahd.  (int-J  Hhan,  f-r^hj,  -rigum,  -rigan. 

15)  WZ.  lihv,  ligv  »commodare«. 

as.  ffar)'  Uhan,  f-lehj,  -liuuum  (4ihun),  -litman. 
ags.  Uhan,  Idh,  ßigon,  ligenj, 
ahd.  Uhan,  Uh,  liwum,  Uwan  (lihan). 
Vgl.  no.  9.  —  An.  Ijd,  afries.  Ua  sind  schwach  geworden. 

16)  WZ.  tuh,  tug  »trahere«. 

an.     —        —        —        toginn. 
as.  tiohan,  toh,  tugun  (tuhun),  togan. 
ags.  teon,  tmh,  tugon,  togen. 
afries.  üa,  tdch,  tegon,  tein. 
ahd.  ziölmn,  zöh,  zugtün,  zogan, 

17)  WZ.  ßuh,  plug  »fugere«. 

as.  fliohan,  fldh^  ffltigun,  floganj, 
ags.  fleon,  fledh,  flugon,  flogen. 
afries.  flia,      —      flegefi,  flain. 
ahd.  fliohan,  floh,  flagum,  flogan, 

B.  Verba,  deren  wurzeln  idg.  auf  t,  germ.  auf  p,  d 
auslauten. 

Das  an.  lässt  sich  hier  nicht  vergleichen,  da  p  und  d  im 
inlaute  in  einen  laut  zusammengefallen  sind.  Auch  das  as.  hat 
in  der  conjugation  die  zwei  laute  in  ä  zusammengeworfen,  wäh- 
rend diese  spräche  sie  sonst  aus  einander  hält.  Dass  dennoch 
beide  sprachen  einmal  die  diflferenzirung  in  der  conjugation 
auch  bei  den  dentalen  gekannt  haben,  ersieht  man  aus  an. 
finnaj  as.  pdan.  Im  ahd.  ist  germ.  p  im  inlaute  zu  d  (bei  dem 
niederfränkischen  Isidor  zu  dh\  germ.  d  zu  t  (bei  Isidor  zu  d) 
verschoben. 


Eine  ausnabnit)  der  ersten  liiulverscliieljuiii,'- 


107 


I)  \n.  kvap,  Icvad  »dicere«. 

ags.  cveäan,  cvää,  evredoti,  cvcden. 

ahd,  qttcdan,  q«ad,  qutUum  (quädumj,  qttvtan.     Bei  Isidor 
qvheOhan  (qtihedan).  quMdum,  quhtdan. 
1)   wi.  fanf>,  fand  liDvenire«, 

an.  linna,  fatm,  fwndum  (funnum).  fund'mn  (futmlnn). 
as.  ftäan  (ßndan),  (fand),  fundun,  fundan. 
ahd.  ßndan,  fand,  funtiim  (fuadum),  funlan  (fundan). 
Ägs.  findan,  afrtes.  /Snda  mit  durchgängigem  d. 
3)   WZ.  varf>,  mrd  »fieri*. 

ags.  veordan,  vearä,  vurdon,  vorden. 

afries.  wertha,  toarih,  worden,  teordon. 

ahd.  tcerdan,  ward,  wur/um,  wortan.    Bei  Isldoi" 

uuerdhan  (uiierdan),  (uuard),  uurdum,  uuordan. 
WZ.  Uj),  lid  »ire,  proficisci«. 
ags.  Itäan,  lad,  [lidon]  (lidon),  lidcn  (liäen). 
ahd.  lidan,  leid,  lituni,  libin. 
WZ.  snip,  snid  »secare«. 
ags.  snidan,  mdd,  snidon,  sniden. 
afries.  snttha,  sneth,  miden,  snein  (snithen). 
ahd,  sntdan,  sneid,  snitiim,  snitnn. 
wj,  vrip,  vrid  »llgare,  torquere«. 

ags.  vridan,  vrdä,  [vridonj  (vriämi),  [vrvlen]  (vridcn). 
ahd.  ridan,  [reid,  riium,  riian]  (ridan). 
7)  WZ.  mip,  mid  »evitare« 

Bgs.  midan,  mäd,  fmidon,  miden]  (miäen). 
ahd.  midan,  meid,  mitwn,  mitan. 
i)   «ra.  skrip,  skrid  »gradi«. 

ags,  scridan,  scr^d,  scridon,  [scriden]  (senden). 
J)   WZ.  s»p,  SMrf  »coquerea, 

ags,  Mc'*i«,  sedd,  suidan,  soden. 
ahd-  siodan,  (söt),  [sutum],  sotan 
10}   vn.  hrup.  hnid  »oriiai'e*. 

ags.  hretidan,  [hrcdd,  hrudtmj,  hroden. 

Die  obigen  verba  gehören  alle  den   vei-schiedeneu  ablauls- 

UlBen  an;    aus  den   verba,   die  im  germanischen  ursprünglich 

praeteritum  mittelst  reduplication  bildeten,   zeigen  nur  zwei 

differenziiung,  aber  so,  dass  die  lonlose  fricativa  nur  in  den 

formen  sich  zeigt,  während  daspraet.  sg.sich  den  übrigen 

pneleriluniäformcn  anschliesst  und  tönende  explosiva  aufweist. 


108  Karl  Verner, 

1)  WZ.  fanh,  fang  »capere«. 

an.  /a,  fM  (für  *finh,  *feng\  fengum,  fetiginn. 

as.  fdhan,  fing,  fengun,  fangan. 

ags.  ßn  (aus  *  fdhan,  *f(mhan,  *fanhan),  fing,  fSngan,  fangen. 

afries.  fd,  feng,  fingon,  fangen  fenszen. 

ahd.  fdhan,  fiang,  fiangum,  fangan, 

2)  WZ.  hanh,  hang  »pendere«. 

an.  (hanga),  hekh,  hengum,  hanginn. 

as.  [hdhan,  hing,  hengunj,  Juingan, 

ags.  hon,  hing,  hengon,  hangen, 

ahd.  hdhan,  hiang,  hiangum,  hangan. 
Es  kommt  gewiss  keinem  in  den  sinn  alle  diese  falle  als 
sonderentwickelungen  innerhalb  der  einzelnen  sprachen  auf- 
zufassen. Es  wäre  ganz  undenkbar,  dass  die  fünf  hier  behan- 
delten sprachen  z.  b.  in  slahan  das  h  in  praet.  part.  unabhängig 
von  einander  in  g  verwandelt  haben.  Die  differenzirung  in  der 
conjugation  muss  daher  schon  auf  der  gemeinschaftlichen  stufe 
der  fünf  sprachen  existirt  haben;  ja  selbst  wo  sie  sich  nur  für 
eine  einzelne  spräche  nachweisen  lässt,  darf  sie  als  gemein- 
eigenthum  angesehen  werden,  denn  eine  erscheinung,  die  sich 
auf  so  speciellem  gebiete  bewegt  und  auf  einem  geringfügigen 
akustischen  unterschiede  beruhte,  wird  schwerlich  analogiebil- 
dungen  erzeugt  haben  können.  War  aber  die  differenzirung  in 
der  conjugation  den  fünf  sprachen  gemeinsam,  so  muss  auch 
das  gothische  einst  daran  theil  genommen  haben.  Diese  spräche, 
die  doch  in  der  Wortbildung  die  differenzirung  kennt,  zeigt  in  der 
conjugation  der  verba,  die  in  den  anderen  germanischen  sprachen 
die  differenzirung  haben,  durchgängig  die  tonlose  fricativa: 
sla1uin,sloh,  slohum,  slahans;  leipun,  laip,  lipum,  lipans;  vairpan, 
varp,  vaurpum,  vaurpans;  fdhan,  fairfdh,  fai-fdhum,  fdhans  u.  s.  w. 
Die  häufiger  vorkommenden  praesensformen  haben  den  sieg 
aber  die  praeteritumsformen  davon  getragen  und  ihnen  ihren 
wurzelconsonanten  aufgedrungen,  und  hierin  dürfen  wir  eine 
äusserung  der  starken  uniformirungstendenz  dieses  sprachidioms 
sehen,  die  sich  auch  anderswo  bekundet,  z.  b.  bei  goth.  t,  t* 
gegenüber  dem  e,  i  bez.  o,  u  anderer  germanischen  sprachen, 
Die  differenzirung  in  der  conjugation  gehörte  also  schon 
der  germanischen  grundsprache  an. 

Hat  aber  die  differenzirung  in  der  conjugation  ihren  Ur- 
sprung in  derselben  sprachperiode  genommen,   in  der  auch  die 


^^eretizirLuig  in  der  Wortbildung  entstand,  so  leuchtet  von  selbst 
^,  dass  alle  beide  nui"  die  äusserung  einer  und  derselben  laut- 
ätewegmig  sind;  sie  müssen  mithin  unter  einem  einheitlichen 
Gesichtspunkte  aufgefasst,  es  muss  für  sie  eine  gemeinsame 
erklärung  gesucht  werden.  Ueberhaupt  wird  folgende  glei- 
diung  giltigkeit  haben: 

germ.  tehan slahana-  (stamm  des  inf.)  bropar  __ 

gierni.  te{iu-         slagana-  (stamm  d.part.praet.)        mddar 
kvepana-  (inf.) 
livedana-  (pari.) 
Eine  erkiärung,  die  nur  für  die  eine  oder  die  andere  diffe- 
renanmg  oder  sogar  nur  filr  ganz  vereinzelte  (alle  der  differen- 
zinuigi)  passt,  hat  schon  dadurch  den  anschein  des  unwahr- 
scheinlichen.    Könnte    auch   die    oben    angeführte  Scherer'sche 
ntiärung  mit  genauer  noth  Für  die  differenzirung  in  der  wort- 
bÜilung  passen,  so  lässt  sie  sich  doch  für  dife  differenzirung  in 
der  conjugation  gar  nicht  in  anwendung  bringen,  denn  man 
müsäte  dann   die    sinnlose   behauptung    aufstellen,   die    plural- 
formen des  praeteritums  ind.,   die  die   tönende  explosiva   auf- 
weisen (as.  slSgun\  seien  häufiger  gebraucht  als  die  pluralformen 
^  praes.  ind-,  die  die  tonlose  fricativa  haben  {as.  slahad],  das 
pul  praet.  (as.  slagan)  häufiger  als  der  inf.  (as.  slahan). 

Aus  dem  regelmässigen  auftreten  der  differenzirung  in  der 
conjugation  jener  verba  kann  nun  die  wichtige  folgerung  ge- 
Wgai  werden,  dass  das  differenzirende  moment  in  einem  ge- 
wissen phonetischen  Verhältnisse  gesudit  werden  muss, 
das  variirend  die  conjugation  begleitet  hat.  Die  unter- 
suclning  wird  hierdurch  innerhalb  engei-er  grenzen  beschränkt. 
Die  differenzirung  ist  vor  sich  gegangen,  nachdem  die  laut- 
'ö^iebung  eüigelreten  war;  mithin  ist  sie speciell  germanisch. 
Der  differenzircnde  motor  dagegen  muss  älter  sein  und  kann 

')  Dies  t^ilt  z.  b.  von  dem  versuche  Pauli's  (zeiUchrift  XIV,  s.  102)  das 
i  io  iaiar,  ntödar  dem  p  in  bröpar  gegenüber  durch  eine  volkselymolo- 
(Wie  milchnung  aa  gerat,  föäjan  >pascere*,  bez.  mödt-  f.  •zom,  muth» 
■  •rklireu.  Abgesehen  davon,  dass  es  eiuer  sehr  lebendigen  populären 
^ndiplianUsie  bedarf  um  dea  in  >nmtter.  liegeuden  begriff  mit  dem  in 
»Kto.  mutli.  liegenden  ^u  associiren,  erheischen  die  erklärenden  wCrler 
•IW  eine  erklSning,  denn  fädjim  und  müdi-  haben  ja  ebenrulls  ein  aus 
%  t  «nlalandeneg  d.  MQssen  wir  denn  auch  für  diese  wörler  eine  volks- 
■tfnolflgbvhe  antehmmi;  ujinelimen? 


110  Karl  Verner, 

sehr  gut  schon  der  indogermanischen  sprachstufe  angehört  haben. 
Er  niuss  folglich  in  dem  sprachstadium  gesucht  werden,  das 
seine  endglieder  hat  einerseits  in  den  indogermanischen  grund- 
formen,  anderseits  in  den  grundformen,  zu  welchen  man  durch 
Zusammenstellung  der  germanischen  sprachen  hinaufreichen  kann. 
Zum  guten  glück  sind  die  hauptformen  des  germanischen  star- 
ken verbs  durchsichtig  klar  bis  in  die  indogermanische  Ursprache 
hinauf.  Die  indogermanische  conjugation  beruht  auf  folgenden 
vier  bildungsmitteln : 

1)  variirende  endung, 

2)  variirender  wurzelvocal, 

3)  die  anwendung  oder  nichtanwendung  des  augments 
und  der  reduplication, 

4)  variirender  accent. 
Diese  und  weiter  keine  andere. 

Betrachtet  man  jetzt  eine  reihe  germanischer  grundformen,  z.  b. 
kvepanory  kvap,  kvddum,  kvedana-, 

slahana-,  slöh,  slogum,  slc^gatM-, 

Itpana-,  laip,  lidum,  lidanct^, 

so  fallt  es  gleich  in  die  äugen,  dass  der  phonetische  grund  der 
differenzirung  nicht  in  dem  lautstoflfe  der  endungen  liegen  kann: 
die  cndung  des  infinitivstannnos  (kvefnina^,  slah-anor,  lip-ana-) 
ist  dieselbe  wie  die  des  participstammes  (kved-ana^f  slag-ana-, 
Hd-anor),  und  doch  ist  die  differenzirung  da.  Der  grund  kann 
zweitens  nicht  in  den  quantitätsverhältnisscn  der  wurzel  gesucht 
werden,  denn  die  tonlose  fricativa  erscheint  sowohl  bei  langem 
wie  bei  kurzem  wurzelvocal  (ltpanar,sldh ;  kvepana-,kvap^slaliafkxr), 
desgleichen  die  tönende  explosiva  (slogum;  kvedana-^  slagana-J, 
und  dieselben  quantitätsverhältnisse  fanden  sich  schon  auf  indo- 
germanischer stufe.  Endlich,  drittens,  kann  die  anwendung  oder 
nichtanwendung  der  reduplication  —  die  augmentirten  verbal- 
formen sind  ja  im  germanischen  verloren  gegangen  —  die  diffe- 
renzirung nicht  hervorgerufen  haben,  denn  theils  müssten  wir 
dann  denselben  wurzelconsonanten  im  ganzen  praet.  ind.  haben, 
was  nicht  der  fall  ist,  theils. wäre  für  die  diflerenzirung  ausser- 
halb der  conjugation  eine  besondere  erklärung  zu  geben,  da  die 
reduplication  hauptsächlich  ein  rein  verbales  vehikel  ist. 

Es  bleibt  somit  nur  eine  erklärung  übrig,  und  das  ist  keine 
verzweifelte  hypothese,  zu  der  ich,  da  alle  anderen  erklärung&- 
versuche  gescheitert  sind,  meine  Zuflucht  nehmen  muss,  sondern 


Ein«  snanahnie  der  flreten  lautverschiebung. 


111 


l.eine  entscheidung,   die  sich  durch  nüchternes  argiinientiren  mit 
I  notb wendig keit  aufgedrungen  hal:   Die  differeiizirung  niuss 
uf  dem  vierten   conjugationsbildungsmitf et,   auf  dem 
I  variirenden  Indogermanischen  accent   beruhen.    Diese 
I  annähme  wird  durch  eine  confrontation  der  germanlsctien  verbal- 
formen mit  den  entsprechenden   formen   des  altindischen  verbs 
j  aufs  vollständigste  bestätigt.    Wo  im  aitindischen  der  accent 
[  auf  der  Wurzelsilbe  ruht,  haben  wir  im  germanischen  die  ton- 
I  lose   ti'icaliva   im    wurzelausiaute ;  wo   dagegen  der  accent   im 
I  altmdischen    auf  die   endung   fallt,   erweisen   die   germanischen 
I  fi>rmen  die  tönende  explosiva  im  wui'zelauälaute.    In  der  fol- 
I  genden  Zusammenstellung  gebe  ich  neben  dem  altindischen,  erst 
,  das  etymologisch   entsprechende   germanische   paradigina  und 
dann  ein  paradlgma  mit  der  diffcrenzirung.    Da  es  sich  hier 
nur  um  den  wurzetauslaut  handeil,  führe  ich  die  germanischen 
formen  mit  gothischen  endungen  an. 

A.    Der  accent  ruht  im  altindischen  auf  der  wurzel;  der 
Wurzelauslaut  ist  im  germanischen  tonlose  fricativa. 
a.  Altlnd.  praes.  ind.  =  germ.  praes.  ind. 


sg.  1.  bhäiämi 

= 

btta 

Itpa 

2.  bkäiasi 

= 

bUis 

Itjna 

3.  bkedati 

= 

bUifi 

UMP 

pl.  1.  bkedämas 

= 

btlam 

llßam 

2.  bh^datha 

= 

miß 

nptp 

3.  bhedai^ 

= 

bitand 

lipmd 

b.  Altiud.  praes. 

Potential. 

=  germ.  praes.  conj. 

sg.  1.  bhedet/am 

= 

bitau 

lipau 

2.  bhedes 

= 

Ulais 

Upais 

3.  bh6dd 

= 

Ulai 

lipai 

pl.  1.  bhedema 

^ 

bttaima 

üpaima 

%  bhäkta 

= 

bilaip 

up«ip 

3.  bhedet,us' 

^ 

hUaina 

Itpailui 

c,  Altind.  praes. 

iniper.  = 

germ.  praes.  impcr. 

St.  %  bh&ia 

= 

6« 

Itp 

pL  2.  bh&Iata 

= 

biHß 

lipo. 

i  Altind.  praes. 

part.  act. 

=  germ.  praes.  pari,  act 

bh^iatU- 

== 

bUaad- 

npand- 

t  Altind.  Verbalsubstantiv 

=  geim.  in 

f. 

bh^kitm- 

= 

hHiin 

Upan 

112  Karl  Vemer, 

f.  Altind.  pf.  ind.  sg.  =  gerni.  praet.  ind.  sg. 

1.  bibheda            =            bau  laip 

2.  bibhedüha       =            baist  laist^) 

3.  bibheda            =            bau  laip 

B.    Der  accent  ruht  im  altind.  auf  der  endung ;  der  wurzel- 
auslaut  ist  im  germanischen  tönende  explosiva. 

a.  Altind.  pf.  ind.  pl.  =  germ.  praet.  ind.  pl. 

1.  bibhidimd        =  bitum  lidum 

2.  bibhidd  =  bitup  lidup 

3.  bibhidüs         =  bitun  lidun 

b.  Die  zuerst  von    Westergaard  als  pf.  potent,  erkannten 
vedischen  formen  vavrjyüs,  tuturyä'ma  u.  dgl.  =  germ.  praet.  conj. 


sg.  1.  bibhidyä'm     — 

bitjau 

lidjau 

2.  bibhidyäs      — 

büis 

lidts 

3.  bibhidyd't      — 

biti 

lidi 

pl.  1.  bibhidyd'nia  — 

bitima 

Udima 

2.  bibhidyä'ta    — 

büip 

lidip 

3.  bibhidyüs       — 

bitina 

lidina 

c.  Bildungen  auf  -wcf-  im  altind.,  gewöhnlich  pf.  part.  pass. 
genannt  =  germ.  praet.  part.  pass. 

bhin-nd-  für  ^bhid-nd-  =  bitana-  lidana-^). 

Bevor  ich  die  sich  hier  offenbarende  regel  weiter  verfolge, 
muss  ich  in  kürze  eine  digression  machen  über  ein  verhältniss, 
das  bisher  im  unklaren  geblieben  ist,  in  diesem  zusammenhange 
aber  seine  erledigung  findet.  Ich  meine  das  verhältniss  zwischen 
s  und  a  (r)  in  den  germanischen  sprachen.  Dem  idg.  s  ent- 
spricht im  gothischen  theils  r,  theils  aber  seltener  und  nie  im 
anlaute  z,  dessen  lautlicher  werth  als  tönende  dentalfricativa 
angesetzt  werden  muss.  Letzterem  entspricht  in  den  übrigen 
germanischen  sprachen  ein  r,  das  als  eine  weitere  entwickelung 
anzusehen  ist.  Auf  allen  punkten  ist  diese  differenzirung 
des  ursprünglichen  s  zu  s  und  z  (r)  in  den  germani- 
schen sprachen  der  oben  behandelten  differenzirung 
parallel. 


*)  Die  zweite  person  praet.  ind.  in  den  westgermanischen  sprachen  (as. 
biti,  lidi;  ags.  hite.lide;  ahd.  bizi.liii)  ist  die  in  den  indicativ  eingedrungene 
conjunctivform  =  goth.  hiteiSy  lipeis. 

*)  Leo  Meyer  stellt  das  germ.  praet.  pass.  zu  den  altitid.  bildungen  auf 
'änd-  mit  reduplication,  also  bitana-  =  bibhidänd-;  auch  in  diesem  falle 
stimmt  die  tönende  explosiva  in  lidana-  zur  altind.  betonung. 


Eine  auanahme  der  ersten  kutverscbiebung. 


113 


So  haben  wir  z.  b.  germ.  auzan-  n.  »ohr«  (an.  ei/ra '), 
B.  öra,  ags.  eäre,  ahd.  öra  ^  lat.  auris  f.  für  *aims,  üt.  afm-s,  f. 
&sl.  t«:Ao,  stamm  uSes-);  germ.  deuza-n.  »animal«  (goth.  diusa-, 
m.  d<^,  as,  dior,  ^s.  (fo(5r,  ahd,  iior,-  von  der  wz.  dhus,  die 
in  asl.  dSc/t-«^),  dys-cUi  »alhmen«,  duchS,  »aninia«,  diiki  »seele« 
liegt);  gemi.  baza-  »bar,  bloss«  (an.  her,  as.  ags.  ahd.  bar  ^= 
»ä,  bosa,  lit.  bäsa-s  »barfuss«)  u,  s.  w.  mit  tönender  denlal- 
fricativa;  während  germ.  lausa-  »los,  leer«  (goth.  lattsa-,  an.  lauss, 
as.  lös,  ags.  leds,  ahd.  lös;  von  einer  wz.  lus  in  goth.  fra-lnisan 
•Terlieren«),  germ.  müs-,  müsi-  f.  »maus«  (an.  mäs  f.,  ags.  «Äs  f., 
abd,  müs  r.  =  altirul.  müs^-,  mils/ia-  m.,  (tv^  (iv-6q,  lat.  md« 


ahd. 


üdrhS,  asl.  ffiy^  f.),    germ.  »asa-  f.   (an. 

Mu  =  altind.  näsd  f.,  lat.  n^sii-s,  asl.  nostl  m.,  lit.  i 

0.  a,  die  tonlose  fricativa  bewahrt  haben. 

Sq  findet  sich  auch  dieselbe  differenairung  in  fler  eonjuga- 
licMi.    Ein  beispiel  wird  genügen: 

an.  kj6sa,  kaus,  kurum  karttin,  korinn  karinn, 

OS.  kiosan,  cos,  curun,  coran, 

ags.  cetisan,  ceds,  curan,  coren, 

afries.  KHasa,  kds,  keron,  kcrett, 

ahd.  Biosan,  käs,  kurum,  koran. 
Es  Tertheilen  sich  also  s  und  z  (r)  in  der  conjugation  in  voller 
übavinstimmung  mit  der  vei-theilung  des  h  g,  des  p  d. 

So  entzieht  sich  auch  hier  das  gothische  der  diflerenzirui^, 
d.  h.  die  tonlose  frieativa  der  praesensrormen  hat  sich  über  alle 
Annen  verbreitet  'vnkiusan,friusan,fralw,stm,driusan,visa»\x.s.y{. 
Aas  allem  ergiebl  sich  zur  genüge,  dass  die  differenzirung  des 
■1  W  8  und  z  (r)  völlig  wie  die  differenzirung  der  ui^erman  Ischen 
tonlosen  frieativa  zu  germanischer  tonloser  frieativa  und  tönen- 
d«explosiva  zu  beurtheilen  ist.  Wurden  zu  einer  gewissen  zeit 
ntd  unter  gewi.ssen  umständen  die  drei  tonlosen  fricalivae  der 
Sprache  h  (Brückes  x  ^),  p  (B.ss*)  und  f  (B.s/'^)  tönend,  d.h. 
Ol  den  lauten,  die  Brücke  durch  y\  z*,uj^  bezeichnet,  so  folgt 
*s  beinahe  mit  nolhwcndigkeil,  dass  auch  die  vierte  und  letzte 


')  Du  aus  z  üntstanileiie  r  bewirkt  im  an.  (hOchst  äcllen  im  altschwed. 
■■«l  altilAn.)  umluut  di^s  uomUt^lbar  vorauseilenden  wurzelrocals:  ktr 
fH^^sf*.  g«T  »iiesteru«,  d^r  >th.ier>.  drei/ri  >blut<,  btr  «bar,  bloss',  r«fr 
>n>bii,  frSriBH  •gefroreiu,  kjr  ikuti,  syr  •eau'<.  Vgl.  Bugge,  Tidskrift 
•irPlülirii^i  VU,  S.380;  Wimmer.  Foriinordisfc  formlfim,  Luiid  1874,  §12, 
■m.  i;  SUIfeiisen,  Tidakrirt.  neue  folßc.  II,  s.  71. 


114  Karl  Vemer, 

tonlose  fricativa  der  spräche  s  (B.s  s*)  zu  selbiger  zeit  und 
unter  selbigen  umständen  tönend  (B^  js^)  werden  musste^). 
Der  grund  der  dififerenziiiing  des  s  zu  s  und  e  (r)  rauss  mit- 
hin ebenfalls  in  früheren  accentverhältnissen  gesucht  werden, 
und  wir  können  die  s.  96  aufgestellte  gleichung  durch  die 
zwei  glieder 

germ.  müsi-  keusavtar- 

germ.  deuza-       kuzanor 
vermehren. 

Für  die  differenzirung  in  ihrem  ganzen  umfange  muss,  wie 
aus  dem  folgenden,  wo  auch  die  ausserhalb  der  Wurzelsilbe 
vorkommenden  falle  der  differenzirung  mit  in  betracht  gezogen 
werden,  hervorgehen  wird,  die  gefundene  regel  folgendermassen 
formulirt  werden: 

Indogerm.  h^  t,  p  gingen  erst  überall  in  Kp,f  über; 
die  so  entstandenen  tonlosen  fricativae  nebst  der  vom 
indogermanischen  ererbten  tonlosen  fricativa  s  wur- 
den weiter,  inlautend  bei  tönender  nachbarschaft 
selbst  tönend,  erhielten  sich  aber  als  tonlose  im 
nachlaute  betonter  silben. 

Ein  fingirtes  indogermanisches  wort  "^akasatam  entwickelte 
sich  auf  germanischem  gebiete  erst  zu  ^ax^ds^ds^m  (mit  Druckes 
bezeichnung),  dann  aber  weiter  zu  *äx^az^az^(i(m)j  *ayHs^az^a(m)y 
*ay'^azHs^m)f  *ay^az^az^d(m),  je  nachdem  der  accent  auf  der 
ersten,  zweiten,  dritten  oder  vierten  silbe  ruhte  Später  ent- 
stand das  neue  germanische  accentprincip,  z^  verblieb  fricativa, 
die  anderen  tönenden  fricativae  gingen  aber  in  tönende  explosiv- 
laute  über,  und  das  idg.  *ak(isatam  würde  dann  im  gothischen 


*)  Verlockend  würde  folgende  weitere  folgerung  sein:  Wurden  zu  einer 
zeit  alle  tonlosen  fricativae  des  germanischen  unter  umständen  tönend,  so 
mussten  auch  die  tonlosen  explosivae  Ä;,  tfP  unter  gleichen  umstünden  tönend 
{01  d,  b)  werden.  Dies  findet  aber,  wie  bekannt,  nicht  statt.  Daher  ist  —  so 
könnte  man  folgern  —  die  differenzirung  in  einer  zeit  vor  sich  gegangen,  da 
die  spräche  diese  laute  in  tönender  nachbarschaft  noch  nicht  kannte,  d.  h, 
bevor  der  letzte  act  der  lautverschiebung,  der  Übergang  der  idg.  </,  d,  b  zu  k,  t^p 
vor  sich  gegangen  war.  —  Eine  solche  folgerung  ist  aber  unzulässig.  Das 
lateinische  zeigt  einen  ganz  ähnlichen  Übergang  der  urlateinischen  aus  idg. 
gh,  dh,  bh  entstandenen  Ä,  p,  f  (Ascoli,  Zeitschr.  XVII,  s.  241),  die  im  in- 
laute  bei  tönender  nachbarschaft  selbst  tönend  werden.  Das  s  folgt  auch 
hier  den  andern  tonlosen  fricativae  und  wird  weiter  r.  Die  inlautenden 
Cf  t,  p  sind  aber  durchaus  nicht  von  dieser  lautbewegung  afficirt  worden. 


1  eioer  der  folgenden  gestalten  erscheinen :  *ahaead(am),  *agar- 
tadfam),  *a(jamp(am),  *agaead(am). 

Dass  die  tonlose  fricativa  in  accentuirlen  silben  sicli  der 
aDgenieinen  ncigung  zum  tönendwerden  enthielt,  ist  physiolo- 
llisch  lekht  crklärlicli.  Wir  müssen  für  die  ältere  periode  des 
germanischen  von  einem  accenle  ausgehen,  der  nicht  rein 
thromatiscli  war  wie  der  accent  im  aitindischen  und  in  den 
dasaschen  sprachen,  sondern  wie  die  modernen  accenluationen 
«Iwas  exspiratorisches*)  an  sich  hatte,  d,  h.  auf  grösserer 


Eine  atisnahme  der  ersten  Uut Verschiebung. 


115 


')  Der  accent  in  <len  inilogermanischen  sprachen  ist  seinem  wegen  nach 
Entweiler  geschieht  Ans  herrorlieben  einer  silbe  dailiirch,  dass 
diestimmb&nder  stärker  t;e»pannt  werden;  es  entsteht  dadurch  eiu  höherer 
ton  dem  niedrieeren  tone  der  nn accentuirlen  silben  gegenüber.  Solcher  art 
nr  der  allindische  und  der  classisclie  accent,  und  dies  iel  auch  die  ur- 
i^ingliche  bedeutung  des  namens  occentus,  ngoa^dia.  Ich  nenne  diesen 
iceenl  dpn  chromatischen.  Oder  aber,  das  liervorheben  der  silbe  ge- 
icUetil  dadurch,  dass  die  exspirationsmuskeln  in  grossere  activität  gesetzt 
vaim,  das  kräftigere  lautausstrOmen  verstärk!  die  stimme,  und  soenUteht 
tin  relatives  forte  dem  piano  der  unaccentuirten  silhen  gegenüber.  Man 
ban  dies  den  eispiratorischcn  accent  nenneni  Brücke  beachreihl  ihn 
nteioem  werke:  Die  physiologischen  Grundlagen  der  neulioch deutschen 
Vnskunsl,  Wien  1871,  ;.  3.  Es  giebt  auch  eine  Vereinigung  der  beiden 
ttCtnle.  indem  die  stimme  in  der  accentuirlen  silbe  nicht  nur  erhöht, 
«Udetn  auch  verstärkt  aufli'eten  kann,  und  im  angeführten  werke  s.  3 
Uri  Brficke,  wie  der  enspirntorisclie  accent  geneigt  ist  sich  einen  sUlrkeren 
tder  Kfaw&cheren  chronialischen  ansirieb  zu  geben.  Dieser  accent  muss 
A|  ebromaliscb-exspiratorischer  accent  genannt  werden.  Altind, 
•äuc,  gr.  fiiyBi  haben  aul  der  ersten  silbe  den  rein  chromatischen  accent; 
Un  kuin  für  sie  den  musikahschen  ausdruck  #J  getien.  Der  serbische 
Utoutiv  voäu  raquam<  bat  auf  der  ersten  silbe  den  rein  eispiratoi  ischen 
■MtnL  musikalisch  ausgedrückl    |    |  :  Vuk  Stefanovi£    bezeichnet   diesen 

lUaU  durch  ,^.  Im  norainativ  desselben  wortes,  roda  6ndet  sich  dagegen 
W(  ta  (Tsten  ^itlie  ein  chromatisch-eiispiratorischer  accent,  dessen  aus- 
""Ki  *J    sein  mag,  und  den  Vuk  Stefanovit!  durch  -^  bezeichnet.  —  Wenn 

BMeke  a.  o.  beliauplet,  ^es  «ei  unrichtig,  wenn  man  einen  Worlaccent  durch 
bbShung  des  Tones  von  einem  Wortacceiite  durch  Verstärkung  des  Tones 
ndmcheiden  will>,  so  kann  ich  in  diesem  punkte  mit  dem  physiologischen 
Bei>ti>T  nicht  nbereinftimmen.  Wer  den  Schweden  die  eigenlh (Im liebe  Bus- 
Vvhe  ilirer  kalla.  gota.  Ögon,  Bester,  »aker  u.  dgl,  wOrter  abgehört  hat, 
^  KinI  einräumen  tnOssen.  erstens,  da^  die  mit  dem  exspiraloriscben 
*aiile  versehene  sühe  nicht  nothwendig  hoher  in  der  lonsc^a  liegt  als 
i"»  unbetonten  gilben;  zweitens,  dass  es  eine  erliflhung  der  stimme  (chro- 


116  Karl  Veraer, 

Ihätigkeit  der  exspirationsmuskeln  und  daraus  folgendem  stärkerem 
luftausströmen  beruhte.  Der  wesentliche  unterschied  zwischen 
den  tonlosen  und  tönenden  consonanten  hängt  vom  zustande 
der  Stimmbänder  ab  (Brücke,  Grundzüge  der  Physiologie  s.  8.  56). 
Bei  den  tonlosen  stehen  die  Stimmbänder  weit  offen;  der  luft- 
strom  aus  dem  brustkasten  hat  freien  lauf,  ist  daher  stärker 
als  bei  den  tönenden  consonanten,  und  dieses  stärkere  luftaus- 
strömen bekundet  sich  bei  den  explosivae  durch  einen  muskel- 
festeren verschluss  und  eine  gewaltsamere  explosion.  Bei  den 
tönenden  consonanten  sind  die  Stimmbänder  dagegen  beinahe 
bis  zur  berührung  zusammengebracht;  die  schmale  Stimmritze 
hindert  das  freie  luftausströmen ;  der  luftstrom  ist  daher  schwä- 
cher, der  verschluss  im  mundcanale  bei  den  tönenden  explosivae 
und  die  explosion  nicht  so  energisch  wie  bei  den  tonlosen. 
Also  —  das  stärkere  luftausströmen  ist  ein  moment,  das 
der  exspiratorische  accent  mit  den  tonlosen  consonanten  gemein 
hat.  Daher  konnte  der  verstärkte  luftstrom  in  der  accentuirten 
silbe  die  tonlose  explosiva  tonlos  erhalten,  d.  h.  verhindern,  dass 
die  Stimmbänder  zum  tönen  verengert  blieben,  wie  dies  bei 
normalem  luftausströmen   in  der  unaccentuirten  silbe  geschah. 


matischeii  accent)  neben  und  unabhängig  vom  exspiratorischen  accenle 
geben  kann;  denn  in  diesen  schwedischen  Wörtern  liegt  der  exspiratorische 
accent  auf  der  w^urzelsilbe,  auf  der  endsilbe  erhöht  sich  aber  die  stimme, 
während  sie  gleichzeitig  an  exspiratorischer  kraft  abnimmt  (»hvaruti,  om 
an  utan  Ijudvigt,  rösten  liksom  svänger  sig  uppför«,Rydqvist,  Svenska  sprakets 
lagarlV,  s.  211).    Musikalisch  könnte  man  diese  ausspräche  so  bezeichnen: 

I  #.    Die  genannten  Wörter  haben  also  gewissermassen  zwei  accente,  einen 

rein  exspiratorischen  auf  der  wurzeb?ilbe  und  einen  rein  chromatischen  auf 
der  endsilbe.  Ein  altgriechisches  ohr  wurde  nur  die  letzte  silbe  als  acc^n- 
tuirt  auffassen  {kalla  =  xrtAA«);  das  schwedische  ohr  hört  nur  den  accent 
auf  der  ersten  silbe,  wesswegen  die  einheimischen  grammatiker  von  einem 
»niedrigen  tone<  (»lag  ton«)  dieser  silbe  reden,  was  freiHch  nicht  ganz 
correct  ist,  da  sie  nicht  unter,  sonder  in  dem  niveau  des  normalen  rede- 
tones  liegt,  während  die  endsilbe  sich  darüber  erhebt.  Auch  die  nor- 
wegische spräche  hat  diese  betouungsweise.  \u  einem  aufsatze  in  Christiania 
Videnskabs-Selskabs  Forhandlinger  1874  erklärt  Job.  Slorm  s.  296:  En 
g^n^ral  les  syllabes  atones  ont  ici  un  ton  plus  haut.  Ceci  est  contraire  ä 
Tusage  de  la  plupart  des  langues  europeennes  et  moutre  que  l'elevation  de 
la  voix  (angl.  pitch)  et  le  renforcement  ou  Tappui  (angl.  force)  sont  deux 
choses  diflf^rentes,  comme  Ta  tres  bien  fait  ressortir  M.  Ellis  dans  son  travail 
sur  l'accent  (Transactions  of  the  Philological  Society,  1873 — 4,  Part  I  p.  113  ss.). 


r 


Eine  n 


»nähme  der  ersten  lautverscliiebiuig. 


117 


Ich  brauche  wohl  nicht  ra  bemerken,  dass  wir  die  moderne 
Hlbentrennung  fa-dar,  ßn-pan  hier  nicht  anwenden  müssen;  alle 
dem  vocale  folgenden  consonanten  gehörten  der  vorhergehenden 
albe  an  (fad-ar,  finp-ati),  wie  es  ja  auch  die  germanische 
metrik  bezeugt  (die  an.  hendingar,  assonanzreime). 

Aus  dem  vorkommen  der  ditferenzirunR  in  der  conjugation 
haibe  ich  meine  rege)  deducirt,  und  es  ist  oben  geneigt,  dass  sie 
(or  die  erklärüng  des  wurzelauslauls  in  der  conjugation  voll- 
ständig ausreicht.  Diei?  ist  aber  nicht  genug.  Soll  die  rege! 
allgemeine  gültigkeil  haben,  so  muss  sie  auch  die  differenzirung 
in  allen  übrigen  lallen  erklären  können;  sie  muss  auch  für  den 
ffurzelconsonanten  ausserhalb  der  conjugation,  endlich  auch  für 
die  endungen,  sowohl  flesions-  wie  derivationsendungen  passen. 
Ich  gehe  jet/t  zu  dieser  generaiprobe  über.  Gewissenhaft,  führe 
jch  auch  die  einzelnen  fälle  an,  wo  die  r^e!  nicht  stimmt. 
Wiederum  muss  ich  das  altind.  als  verglcichungsglied  brauchen; 
r  selten  ziehe  ich  das  slavische  und  litauische  herbei. 

Zuvörderst  löst  sich  das  räthsel  brSpar,  mödar,  fadar.  Die 
lltmdische betonung  ist  blarä'tar-.sbfv  mStdr-,pifdr-,\inA  der  regel 

ISS  müssen  wir  im  germ.  hröpar  gegenüber  niödar,  fadar 
liaben.  Von  andern  verwandtschaflsnamen  können  genannt 
Waden:  Germ,  snuea  f.   »die  schnür,  Schwiegertochter«    {ahd. 

I,  ags.  snöru  f.,  an.  sner  f.),  das  ganz  dem  gleichbedeuten- 
ifcn  altind-  stittsM  entspricht  (=  vvö-g,  lat.  nuru-s,  altsl.  sn&eha, 

anochä).    Gerra.  nefan-  m.  »nachkomme,  neffe«  =  alttnd. 

i-.  Germ,  svehra-  m.  »schwähere  (ags.  sveor,  ahd.  stcehur, 
lobd.  awtJter:  goth.  svaikran-)  —  altind.  i^di;ura-,  dss.  («rpä-f, 
kL  «wer,  lit.  szeszura-s,  altslav.  svekrii,  russ.  svj<>h>r),  während 

.  svegrd  f.  »die  schwieger«  (ags.  sveger  f.,  ahd.  swigar  f.) 
anf  altind.  ^a^rü  f.  dss.  (fxv^ä,  lat.  socru-s,  asl.  svckry,  russ. 
mbifc'  f.)  zurückgeht. 

Von  den  Zahlwörtern  sind  allind.  da^an  »zehn«  \a\A.paAcan 
»Rlnf«  paroxytona,  denen  im  germ.  klian  und  fimf  (golh.  fimf, 
an.  ^nm,  as.  pf,  ags.  ßf,  ahd.  fimf,  finf  =  nint,  nfftnt,  lat. 
JwngiK,  HL  pcnB,  penkios.  asl.  ji^t)  enisprechen.  Dagegen  sind 
pm.  ffdv6r  »vier«  und  hunda-  n.  »hundert»  (goth.  hunda-  n., 
an.  ^mtd,  as.  hwnd,  ahd.  htmf)  ^  altind.  catvd'ras  m.,  mtvdtri  n., 
■  Bfcir-  und  ^td-  IL  für  *fa»/a-  (s-xariJ-i',  lat.  eentti-m,  lll.  gnm- 
l^i,  esl.  sä/o,  russ.  slo  n.).  Germ,  seban  »sielwn«  entspricht 
allJncl.  sapfdn  (ved.,   in  der  classlseheii  spräche  adpUm   accen- 


118  Karl  Verlier, 

tuirt  =  entd,  lat.  Septem).  Lit.  MJcstanti-s,  asl.  tysqMa,  tysqsta  f. 
{für  *tysantjä),  russ.  tysjacat  »tausend«  x^i^Qvm.püsundjorLn, 
(goth.  püsundi  f.,  püsundja  n.  pl.,  an.  püsund  f.,  as.  thüsint  n.  pL, 
ags.  püsend  n.,  ahd.  düsunt  n.  pl.).  Germ,  pridjan-  »dritte« 
entspricht  altind.  trtiya-.  Germ,  fedvorpan-  »vierte«  (an.  fjdräi, 
Sis.,fioräo,  ags.  feöverda,  fearda,  ahd.  viordo)  stimmt  nicht  mit 
altind.  caturthd-^  möglicherweise  ist  aber  die  betonung  im  germ. 
fedvo'rpan-  in  Übereinstimmung  mit  der  betonung  der  cardinal- 
zahl  gewesen;  vgl.  lit.  ketvtria^s,  russ.  detvjörtyj,  bulg.  cetvrüti. 

Andere  vergleichbare  Wörter  sind: 
Germ,  fehti-  n.  »vieh«  (goth.  faihu  n.,  an.  fe,  as.  fehu,  ags.  feö, 
ahd.  fihu)  deckt  sich  völlig  mit  altind.  pdgu  n.  dss.  (so  in 
den  Veden  accentuirt;  die  masculinform  pa^ü-s  ist  oxytonirt; 
lat.  pecu  n.). 
Germ.  eAvo- m.  »pferd«  {sin.jö^,  ags.eoh,  as.  eAt^siatt  »pferde- 

knecht«)  =  altind.  agvo-  m.  dss.  {tTino-g,  lat.  e^MW-s). 
Germ,   volfor  m.   »wolf«    (goth.  vwZ/o-  m.,    an.  ulf-r,   as.   uuZ/^ 
ags.  vtUf,  ahd.  t^öZ/*;   das  f  der  germ.    grundform    durch 
goth.  und  ahd.  f  gesichert)  entspricht  altind.  vfkci'  m.  dss. 
{kvxo-g,  lat.  lupurs,  lit  vtlka-s^  asl.  vlükii,  russ.  roiÄ,  gen.  t;d^A^). 
Germ,  angan-  m.  »biegung,  pfeilspitze«  entspricht  altind.  ankd'-  m. 
Germ,  haidur  m.  »erscheinung,  art,  weise«  (goth.  haidu-  m.,  an. 
lieidr-r,  ags.  Ä(id,  ahd.  Äei^  m.,  vgl.  einJieit,  gleichheit  u.  s.  w.)  = 
altind.  hetü-  m.  »lichterscheinung,  helle,   klarheit;  erschei- 
nung, bild,  gestalt«. 
Germ,  rapa-  n.  »rad«  (ahd.  rad  n.)  =  altind.  rdthor  m.  »wagen« 

für  *ratar  (lat.  rata,  lit.  rdtors). 
Germ,  hardur-  »hart,  streng«  (goth.  lucrdti-s,  an.  Jiurd-r,  as.  Äard, 

ags.  heard,  ahd.  Äar^)  =  x^airt'-^. 
Germ,  anpara-  »der  andere«  (goth.  anpar,  an.  a^mar-r,  as.  ödfor, 
ags.  ö(fer,  ahd.  andar  =  altind.  äntura-  dss.  (lit.  äntra-s  dss.). 
Germ,  «wdar-  adv.  u.  praep.  »unter«   (goth.  midar,  an.  undir, 
as.  Mwdar,   ags.  wnder,   ahd.  untar)  =   altind.   antur  adv. 
»innerhalb«,  praep.   »unter«   (lat.  inter,  osk.  umbr.  anter). 
Germ,  tanpu-,  tanp-  m.  »zahn«  =  altind.  ddnta-  m.  dss. 
Germ,  sanpa-  »wahr«  (an.  sann-r,  as.  söd,  ags.  5Öc?)  =  altind. 
sdnt-,  praes.  part.  zu  wz.  as  »esse«  («d^r-,  lat.  prae-sent-). 
Germ,  anadi-  f.  »ente«   (an.  önd,  ags.  ened,  ahd.  anut)  =  alt- 
ind. d^i-  f.  »ein  bestimmter  wasservogel«  (vf/aaa^  lat.  anati-, 
lit.  aw^i-s  f.  dss.) 


Eine  ausnähme  der  ersten  lauLvci'scluebung. 


119 


Gera,  mapla-  ii.  »rede«  (goth.  mapla~  n.  »veri?amnilimgsplatz«, 

aber  mapljan,    »reden«;    an.   inäl,    ags.  mädel)  =   altind. 

mäntra-  m,  »spruch,  gedieht,  Verabredung,  rath«  (vgl.  asl. 

tm>li-li  »bitlen,  belon«,  böhm.  modüH,  pol.  modlii  für  *mot' 

litt  =  Ht.  mald^-ti  »bitten«,  golh.  rnaßjan   »reden«;  pol. 

modl^  f.  pl.  »gebete«,  lit,  nialdä  f.  »gebet«). 
Germ.   htm{>ra-  n.    »hören«   (ags.   Ueödor)  ^  altind.   grötra-  n. 

»gehör,  oiir«  (zend  iraothra-  n.  »hören,  hörenla^en,  singen«). 
Germ,  ftajtrö  »dort«  (goth.  fiapro,  3n.paära)  =  altind.  tdfra  dss. 
Germ,  fcpra  t  »feder«  {an.  fjödr,  as.  fcdara  schw.  f.,  ags.  feder 

st.  f.,  ahd.  faiara)  =  alÜnd,  jja/ro-,  pdUra- m.u.nAn,  »fittig, 

flöge],  feder«  {ntigo-v,  asl.  pero  n.). 
Genu.  röpra-  m.  n.   »rüder«    (an.  r6dr  m.,  ahd.  ruodar  n.)  = 

altind.  arltra-  m.  »rüder«,  dritra-  u.  aritra-  n.  »Steuerruder«. 
Gam.  nösa  f.  »nase«    (ags.   näsu;    vgl.  an.  mos  f.,  ags.  näse  f., 

ahd.  nasa  f.)  =  altind.  na  sä  !'.  dass.  (lal.  ntfsft-s,  lit  iKJsi-s  f., 

asl.  tiostl  nt.). 
Geriii,  hasan-  jn.  »hase«   (an.  heri,  ags.  Aam,    ahd.  haso,  in 

welchem  s  in  8  zurückgefallen  ist)  =  altind.  fafä-  m.  für 

*^asd-  »hase«. 
fienu.  fersna  f.  »ferse«  (goth.  fairena,  ags,  fiersn,   ahd.  fcrsna) 

=  altind.  ^VsA»n-  f.  dss.  (=  nt^piia), 
GotL  aimsa-  m.  »schulter«  ^  altind.    drksa-  m.  n.  dss.  (ü^o-;, 

lat.  iinifru-s). 

Von  Wörtern,  bei  denen  die   regel  nicht  passt,  habe  ich 
(olgende  notirt: 
Germ,  ktiapara-   »uler«   (goth.  hvapar,    an.  hvdr-r,    as.  hioedar, 

ahd.    }Hi;ed<vr\    aber    altind.    katard-   dss.    {nöteqo-g,    ion. 

»ncfo-^.  Hl.  An^ö-s). 
^ena.  bermn-  in.  »köpf«  (an.  hjarsi,  hjassi),  abei-  allind-  fi'rsAaTi- 

n.  dss. 
Cwm.  AiwAvfo-  n.  »rad«  (an.  kjöl,  ags,  Aweti?,  hveohl)^  aber  alt- 
ind. cakrd-  m.  n.  »Wagenrad,  kreis«  (=  Kt''x^-;). 
Cenn.  iiia*«i~  ni.  f.  »sack,  korb«  (an.  meis-s,  ahd.  m»sa),  aber 

attind.  mcshd-  m.   »Schafbock,   das  vliess   des  schafes  und 

was  daraus  gemacht  ist«   (lit.  maiszorS  »grosser  sack«,  asl. 

mickS  ra.  »feil,  schlauch«;  Bu^e,  Zeitschr.  XX,  s.  1). 
Genn./fl£f(-  ni.  »hen-,  gatte«,  nur  als  letztes  glied  einer  Zusammen- 
setzung (goth.  /odi-  m.),  aber  altind.  pdti-  m.  dss.  {rtöai-g, 

lit.  p^i-8,  pat-s). 


120  Karl  Verner, 

In   den   altindischen   causativen    fallt    der   accent   auf  die 
endung:    bMrdya-,   säddya-,   veddya-  u.  s.  w.    Mit   dieser   be- 
tonung  stimmen  die  germanischen  causative,    wie  es  aus  den 
folgenden  beispielen  ersichtlich  ist. 
Germ,  hlogjan  »lachen   machen«    (an.  hloegja;  goth.  uf-Mohjan 

mit  h  nach  analogic    des   grundverbs),    caus.   zu   hlahjan 

»lachen«. 
Germ,  hangjan  »hängen«  tr.  (an.  Jiengja,  ahd.  hengan,  henikan\ 

caus.  zu  hanhan  »hängen«  intr. 
Germ,  laidjan  »leiten«  (an.  leida,  as.  ISdian,  ags.  Icedan,  ahd. 

leittan),  caus.  zu  lipan  »gehen«. 
Germ,  fra-vardjan  vverderben«,  caus.  zu  goth.  fra-vairpan  »zu 

gründe  gehen«. 
(Jerm.  sandjan  »senden«  (goth.  sandjan,  an.  senda,  as.  sendian, 

ahd.  sentan;  vgl.  lit.  siunczü  »ich  sende«),  caus.  zu  einem 

verlornen  verbum   sinpan  »gehen«,   vgl.  sinpa-  m.  »gang, 

mal«  (goth.  sinpa-,  an.  sinn  n.,  as.  sid,  ahd.  sind). 
Germ,  nazjan  »retten«  (as.  nerian,  ags.  nerjan,  afries.  nera,  ahd. 

nerian;  goth.  wiederum   durch  analogie  nasjan),  caus.  zu 

nesan  »genesen«. 
Germ,  laizjan   »lehren«    (an.  Icera,  as.  lerian,  as.  leer  an,  ahd. 

Uran  f^oih.  durch  analogie  laisjan),  caus.  zu  einem  aus 

goth.  lais  »ich  weiss«  erschliessbaren  verbum  lisan  »wissen«. 
Anderseits  kommen  keine  germanische  causative  mit  h,  p,  s  als 
Wurzelauslaut  vor,  denn  latisjan  »lösen«  (goth.  latisjan,  an. 
leysa,  as.  ahd.  lösian,  ags.  lysan)  ist  nicht  caus.  zu  leusan  »ver- 
lieren«, sondern  denominativ  von  latisa-  »los«.  Wir  können 
daher  als  vorgermanische  form  des  altind.  s^tdäyor-  »setzen«  ein 
*satdjar;  richtiger  vielleicht  *satija'  annehmen.  Beim  eintreten 
des  neuen  betonungsprincips  hätten  wir  sdtija-,  und  dann  erst 
fiel  der  früher  betonte  vocal  der  endung  aus,  und  es  entstand 
satjor.  Man  beachte  übrigens  den  in  hlogjan  gegenüber  hlahjan 
klar  hervortretenden  gegensatz  zwischen  dem  causativbildenden 
und  dem  praesensbildenden  -ja ;  letzteres  forderte  wurzelbetonung 
(die  vierte  klasse  im  altindischen). 

Im  altindischen  werden  von  den  Substantiven,  die  ein  männ- 
liches wesen  bedeuten,  die  entsprechenden  weiblichen  formen 
häufig  durch  das  suffix  4  gebildet:  devd-  m.  »gott«,  devt  f. 
»göttin« ;  ptUrä'  m.  »söhn«,  ptdrt  f.  »tochter« ;  meshd'  m.  »Schaf- 
bock«, mesM  f.  »schafmutter« ;  sükard-  m.  »eher«,  stXkari^  f.  »sau« ; 


Eine  ausnähme  der  ersten  lautverschiebunp. 


121 


Miäfyo-  m.  »fisch«,  f.  vtafs'i';  fra'«-  »hund«,  f.  ^mt ;  täk^han-  m. 
»zmunemiaiin«,  iakshnV  f.  »frau  des  zimniermannes« ;  dkdrtar- 
•träger,  erlialter«,  f.  -trt;  bltärtar-  »erhaiter,  ernährer«,  f.  -tri' 
n.  s.  w.  Die  weibliche  form  ist  oxytonirt,  selbst  wenn  die 
niäimiiche  anders  betont  ist.  Als  indogermanische  form  dieses 
Suffixes  muss  -yä  angesetzt  werden,  wie  es  aus  den  entsprechen- 
den griechischen  bildungen  ersichtlich  ist :  amttt^a  für  *aa>TfQ-ja, 
ifxnrim  für  *iixTav~ja  =  altind.  iakshnf  füi-  *takskan-yA' .  Dieses 
fcmiiiinbüdcnde  suffix  findet  sich  auch  wiewohl  seltener  im 
germanischen;  wir  haben  so  von  /wro-  ni,  »knecht,  diener«  {goth. 
^s,  stamm  ^»fß-,  pEWÄR  in  der  ältesten  runensprache,  ags. 
^)  ein  jnvja-  f.  »sclavin,  dienerin«  (goth.  ^ivi,  stamm  Jnuja-, 
Ki,  j>^,  gen.  pfdar.  as,  thiui,  ahd.  rf»MM«i),-  neben  galfu-  m.  »ver- 
schnittenes schwein«  (an.göU-r)  e'm  gollja  L  »sau«  (an.  j/yi^  f.). 
So  erklärt  sich  auch  an.  ylg-r  f.  »wölfm«,  stamm  ylgja-;  die 
germanische  form  ist  *volgja.  das  l'emininum  zu  volfa-  ni.,  das 
(Ür  •w/Afo-  steht,  eben  wie  fimf  für  *finhv').  Es  stimmt  also 
auch  hinsichtlich  seiner  belonung  germ.  *vol{ija  zum  gleich- 
bedeutenden altind.  vrki',  eben  so  wie  *volhva-  mit  altind.  afka- 
flinuDt 

Wie  man  sieht,  fügen  sich  die  falle  der  differenzirung  des 
BTinelconsonanten  ausserhalb  der  conjugation  recht  schön  in 
die  aufgestellte  regel.  Es  bleibt  nun  noch  übrig  die  gültigkeit 
äa  regel  auch  für  die  in  den  endungen  vorkommenden  falle 
3er  differenzirung  nachzuweisen.  Schon  oben  ist  uns  im  gerra. 
yttimdja-  ein  beispiel  begegnel;  lag  der  vorgermanische  accent 

iia  ersten  siibe  dieses  Wortes,  so  musste  das  in  der  endung 
itdiende  l  im  germ.  als  d  hervortreten.  Da  die  starken  verba 
im  germanischen  mit  ganz  vereinzelten  ausnahmen  auf  verba 
ifS  a^ten  und  vierten  altindischen  klasse,  die  die  Wurzelsilbe 
betonen,  zurückgehen,  müssen  wir  für  das  häufige  (  in  den 
indogermanischen  conjugationsendungen  germ,  d  erwarten.  Dies 
M  in  der  that  auch  der  fall.  So  haben  wir  für  idg.  t  germ.  d 
in  folgenden  endmigen : 


D«  kulQbergaiiK  xv-  (xf-)  f  isl  auch  anderswoher  hekannt.  Er 
sich  t.  b.  in  den  südslavischen  sprachen:  hulg.  ftUü  —  firb,  fiüa, 
■■i  cAmIii  »lob.;  bulg.  srb.  fat  »ein  längenmass«  fQr  chvat:  bulg.  frasle 
•pnwige»  für  chvroite  u.  a.  Weiter  in  lappischen  lehnwörtern;  fadno  = 
VI  kwkm.  ftre»  =  an.  hvfrr.  fahs  :=  an.  hvälr;  s.  Thomsen  »lieber  den 
Bnfln«  An  gerni.  Sprachen  aiir  die  Ilnni?ch-lapi>i3chen<  s.  68. 


122  Karl  Verner, 

Germ.  3.  sg.   praes.  ind.  berid  (as.  -d,  ahd.  -^,  goth.  -/>,  nach 
goth.  auslautsgesetz  für  -d,  das  auch  yorkommt)  ^=  altind. 
bhdrcUt,  g>SQsi,  fert 
Germ.  2.  pl.  praes.  ind.   berid  (goth.  -/>  für  -d,  das  auch  vor- 
kommt; ahd.  4)  =  altind.  bhdratha,  (pigsre,  fertis. 
Germ.  2.  pK  praes.  conj.  beraid  (goth.  -p  für  -rf,  das  auch  vor- 
kommt; ahd.  -t)  ==  altind.  bhdreta,  cpigotTf,  ferätis, 
Germ.  2.  pl.  praes.  imper.  berid  (goth.  -/>,  -rf,  as.  -d,  ahd.  -t)  = 

altind.  bhdrata,  qjQsts,  ferte, 
Germ.  3.  pl.  praes.  ind.  berand  (goth.  -nd,  ahd.  -nf)  =  altind. 

bhdranti,  (p^qova^,  ferunt. 
Goth.  3.  sg.  praes.  ind.  pass.  bairada  =  altind.  bhdrate,  tpiqexa^ 
Goth.  3.  ^%.  praes.  conj.  pass.  bairaidau  =  altind.  bhdreta,  ifiQo$T9. 
Goth.  3.  pl.  praes.  ind.  pass.  bavranda  =  altind.  bhdrante,  tp^Qovxtu, 
Goth.  3.  pl.  praes.  conj.  pass.  bairaindau  =  (piqo^vto  (altind. 

bhdreran), 
Goth.  3.  sg.  imper.  (med.)  bhairadau  (atsteigadau  Matth.  27,  42) 

=  altind.  bhdratäm, 
Goth.  3.  pl.  imper.  (med.)  bhairandau  {Uugandau  1.  Gor.  7,  9)  = 

altind.  bhdrantäm, 
Germ,  praes.  part.  act.  berand-  =  altind.  bhdrant-,  ff§Qov%',ferent-. 
Das  s  in  den  indogermanischen  conjugationsendungen  wird 
z  in  goth.  2.  sg.   praes.  ind.  pass.   bairaza  =  altind.   bhdrase, 
<p^(ßfj;  in  conj.  bairaiza  =  qiSgoio  (altind.  bhdretJiäs). 

Schwierigkeiten  bereitet  die  2.  sg.  praes.  2.  sg.  praes.  ind. 
bhdrasi  im  altindischen  würde  nach  unserer  regel  auf  eine  ger- 
manische grundform  beriz  führen.  Diese  grundform  setzt  an. 
berr  voraus;  goth.  bairis  kann  sowohl  auf  beriz  wie  auf  beris 
zurückgehen;  as.  ahd.  biris  nur  auf  &ms;  ags.  byrest  und  afries. 
berst  haben  sich  durch  ein  unorganisches  t  erweitert.  2.  sg. 
praes.  conj.  bhdres,  (pigoic,  ferds  würde  auf  eine  germanische 
grundform  beraiz  führen,  die  auch  von  an.  berir,  ags.  und  afries. 
bere  vorausgesetzt  wird;  goth.  bairais  kann  wiederum  sowohl 
auf  beraiz  wie  auf  berais  zurückgehen,  as.  beras  und  ahd.  beris 
nur  auf  berais.  Ich  versuche  eine  erklärung  dieser  Unregel- 
mässigkeiten. Für  alle  germanischen  sprachen  galt  einmal  die 
grundform  beriz  in  2.  sg.  praes.  ind.  Das  -^  musste  sich  im 
sonderleben  des  gothischen  zu  -s  gestalten.  Im  an.  hielt  sich 
das  'Z  und  wurde  im  weiteren  verlaufe  der  lautentwicklung  zu  -r. 
In  den  westgermanischen  sprachen  sollte  das  -z  nach  dem  für 


Giue  aitanahme  der  ersten  laulverai'hiebung. 


123 


sprachen  gellenden  auslaulsgeselze  schwinden;  s.  Silieitr, 
Zur  Gesch.  d.  deutsch.  Sprache  s.  97  S.  Man  hätte  oiithin  auf 
'estgertnanischeiri  gebiele  [ür  berie  ein  *fcm  oder  *ber  zu  er- 
warten; diese  apokopirle  form  war  aber  der  spractie  zu  kurz 
kouute  leicht  mit  anderen  formen  vermengt  werden;  sie 
sithte  daher  behufs  der  deutlichkeit  die  vollere  form  zu 
bewatiren,  was  as.  und  alid,  so  bewerkstelligten,  dass  sie  das 
dem  auslaute  unmögliche  -e  tonlos  machten,  während  ags. 
UDd  afries.  das  -i  durch  anl'ügung  des  von  der  zweiten  person 
äet  praeterito-praesentia  (ags.  pearf4,  t'il-t,  afries.  skal-t,  teil-t) 
bergenomnienen  -i  in  s  verwandelten.  —  Äehnlich  verhält  es 
ach  mit  der  conjunclivform;  die  anzusetzende  grundform  beraiz 
wird  regelmässig  an.  bcrir,  goth,  bairais,  ags.  afries.  bore,  wäh- 
rend as.  und  ahd.  wiederum  zu  -s  griffen. 

Der  ondung  -Id-  des  pf.  part.  pass.  im  allindischen  ent- 
geht in  den  germanischen  schwachen  verba  die  enduiig  des 
praet  part.  pass.  -da-:  goth.  tami-da-  =  allind.  dami-td-,  laL 
iomi^u-s;  golh.  saii-da-  =  altind,  sädi4ä-;  frijö-da-,  habai-da- 
B.  s.  w.  Mit  demselben  suffixe  sind  gebildet:  Goth.  munda- 
»t«,  part.  zu  munan,  =  altind.  mala-  für  "rnantd-,  Germ, 
(goth.  goda-htuda-  »von  guter  abkunn«,  ags.  feorran- 
»von  ferne  herstammend«)  =  aXl'md.  j^fä-  »geboren«  füi" 
müd-.  Genn.  hlüda-  »laut«  (ags.  hlüd,  ahd.  klüf)  =  altüid. 
pvlä-  »gehoii«.  xÄviö-g,  tat.  {injduttt-s.  Germ,  kalda-  »kalt« 
iffAh.  IceUda-,  an.  katd-r,  as.  kald,  ags.  ceald,  ahd.  calf)  von  der 
wi  kal,  an.  kida  st.  v.  »friereniv  vgl.  la(.  gelu,  gelidus,  ffetare. 
Genn.  alda-  »all«  (as.  (dd,  ags.  eald,  ahd.  alt)  ^=  laf.  altus, 
^  ad-aUa-s,  von  dtr  wz.  al  im  an.  <ila  =  lat.  alerc.  Germ. 
»gestort>en«  (an.  daud-r,  as.  död,  ags.  dedd,  ahd.  tdt, 
daupa-  mit  p  nach  analogie  de^  netienll^enden  äubst. 
doaptt-  m.,  goth.  daufm-,  an.  daudr,  as.  döä,  ags.  dedA, 
»M.  töd).  von  einer  wz.  dau,  an.  deyja,  as.  (iötan  »sterben«. 
ffieiiCT  gehört  wohi  auch  das  fem.  genn.^(d«  >vo)k«  von  dcT 
i>%.  wz.  (m  «wachsen«  ^  lil.  diat.  tatttä,  lett.  tauUi,  umlir.  tüiu^). 

')  <l«niL.  kv.nfta-  •kund*.  {gtAh.  kuKpa-,  lui.  fauMW.  «t.  U4,  a{pi.  f^, 
*M.  brnd;  pari.  praeL  pass.  zu  btmtum)  darf  niclil  g«gen  ijie  ret;el  an- 
ftAllM  werden.  Mit  den  das  im  gewM«r  tnmdn  Iw^leütmlrn  phoiurtütebm 
ist  man  Di>ch  nidit  m's  reine  gekommtui.  Man  «riium«  *lcb, 
^  l>ei  diteen  in  det  Wortbildung  AR««  du  (  dof^M-hoben  Wit4,  wj«  man 
**W  nennen  beliebt:    abd.  ««■<•[,   goth.  o»-«-(»-.  goth.  eUa-Mm-i-ti'.  d. 


124  Karl  Verner, 

Das  primäre  suffix  4i'  bildet  im  altindischen  weibliche 
nomina  actionis,  die  bald  paroxytona,  bald  oxytonasind:  gdii- 
»gang,  gehen«  von  wz.  gam  »gehen«,  sthüi-  »stehen«  von  wz. 
sthä  »stehen«,  yüti-  »Verbindung«  von  wz.  yu  »anspannen«, 
piti  »trunk«  von  wz.  pä  »trinken«,  pürti-  «füllung,  gewährung« 
von  WZ  pf  »füllen«  u.  s.  w.  Dass  die  oxytonirung  früher  mehr 
verbreitet  war,  ersieht  man  daraus,  dass  sehr  viele  dieser  bil- 
dungen  in  der  Vedensprache  oxytona  sind,  die  in  der  späteren 
classischen  spräche  als  paroxytona  erscheinen;  so  z.  b.  kirii' 
»gedenken,  erwähnen«,  ishti-  »antrieb,  wünsch«,  pakti-  »kochen, 
Verdauung«,  bhüti-  »kräftiges  dasein,  gedeihen«,  niaii^  »andacht, 
meinung,  einsieht«,  räti"  »Verleihung,  gäbe«,  viUi-  »finden,  fund«, 
viti"  »genuss«,  vrshtv-  »regen«  u.  a.;  in  der  classischen  spräche 
Mrti~,  ishti-,  pdkti-  u.  s.  w.  Im  germ.  lautet  dieses  suffix  -/rf- 
oder  -d«-.  In  der  form  -pi-  kommt  es  nur  selten  vor:  goth. 
ga-qum-pi  f.  »Zusammenkunft«,  vgl.  das  oben  angeführte 
altind.  gdti-  für  ^gamti-;  goth.  gdbaurpi-  f.  »geburt«  (wz.  bar 
»tragen«);  um  so  häufiger  aber  kommt  das  suffix  in  der 
form  -dir-  vor:  goth.  ga-mun-di-  f.  »gedächtniss«  =  altind. 
matt-  für  *fnanH-  »verstand,  meinung«,  germ.  spodi-  f.  »er- 
folg, gedeihen«  (as.  spod,  ags.  sped,  ahd.  sptwt)  =  altind. 
sphdti-  ^)  »fettmachen,  gedeihen«,  wz.  spha,  sphd-ytüi  »er 
wird  fest,  nimmt  zu«  =  asl.  sp^-jett  »er  hat  erfolg«  =  lit. 
spe~ja  »er  hat  zeit,  gelegenheit«  =  ags.  spe-v-ed  »es  gelingt 
ihm«;  germ.  sddi-  f.  »saat«  (goth.  m.  tnanasedi-  »menschen- 
menge«,  an.  sdd,  ahd.  sät) ,  \on  der  wz.  sä  »säen«;  germ. 
skordi-  f.  »scheeren«  (ahd.  scurt  »tonsura«),  wz.  skar  »scheeren«, 
vgl.  TcaQifi^g  »scheeren«,  u.  a. 

Durch  das  secundäre  suffix  -fä  f.  bildet  das  altindische 
sehr  häufig  aus  adjectivischen  stammen  abstracta,  welche  die 
dem  Suffixe  vorausgehende  silbe  accentuiren,  wie  z.  b.  Qukldtd 
»weisse«  von  gükla-  »weiss«,  ärydtd  »ein  ehrenhaftes  betragen« 
von  ä'rya-  »arisch,  ehrwürdig«,  nyündtd  »mangelhafter  zustand« 


gun-8't  u.  a.;  dass  das  nn  ein  folgendes  d  =  idg.  dh  in  p  wandeln  kann: 
germ.  unpa  (an.  unna,  ags.  üde,  ahd.  onda)  praet.  ind.  zu  unnan  für  *unnda; 
germ.  kunpa  (goth.  kunpa,  an.  kunna,  ags.  cüde,  ahd.  conda),  praet.  ind.  ru 
kunnan  für  *kunn-da.  Steht  aber  das  praet.  ind.  kunpa  für  das  zu  erwartende 
*kunnda,  so  kann  auch  das  part.  praet.  pass.  kunpa-  für  *kunnda'  stehen. 

*)  So  bei  Benfey,  Vollst.  Gramm,  s.  162  ob.  accentuirt;    das  Petersb. 
Wörterbuch  giebt  für  dieses  wort  die  betonung  nicht  an. 


Eine  ausnähme  der  ersten  laulrerschiehiuig.  125 

von  ni/iVmi-  »raaugelhafl«,  krärätä  »grausamkeit«  von  krürd- 
»grausam«,  pahgütd  »lahmheit«  von  ixtitgü-  »lahm«,  pfthutä 
•breite«  von  prthii-  »breit«  u.  s.  w.  Die  in  jeder  hinsieht  ent- 
spechenden  bitdungen  auf  -pa  f.  im  germanischen  sind  überaus 
lahlreich;  so  z.  b.  geriii.  follipa  f.  »fülle«  (ahd.  fuilida)  =  alt- 
ind.  p&rnäiä  dss.,  von  gerni.  folla-  »voll«  (goth,  fvUa-,  an. 
/■«ttr,  as.  fvil,  ags.  ful,  ahd.  fol)  =  allind.  pürnd-,  dss. ;  goth. 
9»mpa  f.  »bekünimerniss«  von  goth.  gaura-  »bekümmert«,  das 
Tielleieht  mit  allind.  ijhordtä  »grauenhafligkeit*  von  gkord- 
»graiieuhaft*  ziisammenzusicllen  ist;  germ.  hallipa  f.  »gesund- 
lieili  (ab<L  heilida)  von  haila-  »gesund,  heil«  (goth.  haUa-,  an. 
M4,  as.  hei,  ags.  Ml,  alid.  heil),  dem  ein  altind.  "kalyöM  von 
i%a-  »heil«  entsprechen  würde;  germ.  sälißa  f.  «glück«  (as. 
lälAt,  a^.  s<plti,  ahd.  sälida)  von  säla-,  sälja-  »glücklich«  (goth, 
»eio-,  &n,s<El-l,  ags.  sei);  gerni.  deupipai.  »tiefe«  {goth.  diupipa, 
an.  %)i)  von  deupa-  »tief«  (goth.  diupa^,  an.  (^»p-»-,  as,  rfiop, 
ags.  deifp,  ahd.  Ht^  u.  s.  w. 

Das  goth.  y^tvcH^vo- n.  »knechtschaft«  von^tio-m.  »knecht« 
eilspricht  den  häufigen  altindischen  secundären  bildungen  auf 
-fcw-,  wie  z,  b.  piirtvd-  n.  »vaterschail«  von  pitdr-,  »vater«; 
patilvä-  n.  »ehesland«  von  päti-  m.  »gälte,  herr«;  jndtitvä-  n. 
»Terwandtschafl«  von  jfiä'ti-  m.  »verwandter« ;  brähtna^atvd-  n. 
»t)nihinanenschaft«  von  l/räJimatui-  m.  »brahmane«.  Die  weib- 
liche form  dieses  suHixes  kenne  ich  für  das  altindische  niclit, 
sie  zeigt  sich  aber  im  golhischen  in  fijapva  f.  »feindschaft«  von 
/(i«i  »hassen«,  frijapva  f.  »liebe«  von  frijon  »lieben«,  salipva, 
nur  pl.  £  salipvos  »einkehr,  herberge«  von  Saljan  »einkehren«, 
sdieint  also  bei  abstractblldungen  von  verbalstämnien  gebraucht 
a  sein  und  gleicht  hierin  dem  entsprechenden  asl.  sufftxe  tva-  f., 
fc  b.  in  irü-tva  f.  »opfer«  von  wz.  iril,  Inf,  £rS-ti  »opfern« ; 
Ww  f,  »Schlacht«  von  hi-ti  »schlagen« ;  kl^tva  »eid«  von  klq-ti 
>ichwören*;  i^m  »ernte«  von  ie^-ti  »mähen«;  molitva  »gebet« 
Toi  mUi4i  »beten«;  Iwüva  »jagen«  von  lovi-ti  »jagen«;  selitva 
»nicderlassung,  Wohnung«  von  seli-ti  sq  »sich  niederlassen,  sich 
usiedeln«;  vgl.  0  näkotorychü  zakonachü  Russkago  udarenija  Ja. 
Gnita,  St.  Pelersb,  1858,  s.  41  (sonderabdi'uck  aus  den  niiclirichten 
der  zweiten  abfheilung  der  akademie,  h.  VII).  Die  neueren 
^Tischen  sprachen,  die  noch  den  freien  accent  bewahrt  haben, 
weisen  auf  eine  betonung  der  dem  suftixe  vorangehenden  silbe: 
nias.f^jio;  russ.  Wr« ;  rass.  kljätva  ^^hu]g.kiei'oa^=ärb.  kUtva, 


126  Karl  Verner, 

das  nach  bestimmten  gesetzen^)  für  TcUtva  steht;  rviss.zdtva  = 
bulg.  ietvü  =  srb.  zetva  für  ietva;  russ.  tnolüva  =  bulg.  nuh 
lUvU  =  srb.  molitva  für  nwlitva;  russ.  lovitva.  Mit  dieser  be- 
tonung  stimmt  das  p  in  der  germanischen  form  des  suffixes; 
vielleicht  ist  goth.  salipva  von  saijan  dasselbe  wort  wie  asl. 
sdüva  von  selüi,  wiewohl  letzteres  auf  *sedlitva  von  *seäliti 
(böhm.  sedliti,  pol.  »iedlic)  zurückgeht. 

Das  primäre  suffix  -eis  bildet  im  altindischen  neutrale  Sub- 
stantive, die  der  bedeutung  nach  gewöhnlich  nomina  actionis 
sind  und  den  accent  auf  der  Wurzelsilbe  haben.  Bildungen 
dieser  art  finden  sich  in  allen  indogermanischen  sprachen;  so 
im  griechischen  die  neutralen  Substantive  auf  -fg-,  nom.  -o?, 
auch  immer  mit  accent  auf  der  ersten  silbe,  im  lat.  auf  -or-, 
-er-,  nom.  -us:  altind.  jänas  =  y^vog  =  lat.  genus,  altind. 
drgctö  »wunde«  =  ^xog  =  ulcus  »geschwür«,  altind.  sddas 
»sitz«  =  idog,  altind.  ändJias  »kraut«  =  är%>og  »blume«,  alt- 
ind. vdcas  »wort«  =  enog,  altind.  grdvas  »rühm«  =  xliog,  alt- 
ind. sdras  »wasser«  =  iXog  »sumpf«,  altind.  mdnas  »geist«  = 
fiivog  »muth,  kraft«,  altind.  ndbhas  »wölke«  =  vetpog,  altind. 
rdjas  »staub,  dunkel«  =  tQsßog  »dunkel  der  unterweit«,  altind. 
ydgas  »rühm«  =  lat.  decus,  altind.  dpas  »werk«  =-  opus,  alt- 
ind. rä'dhus  »stärke,  reichthum«  =  laLrobur,  altind.  dyas  »erz« 
=  lat.  aes.  In  Übereinstimmung  mit  der  betonung  im  altindi- 
schen hat  das  suffix  im  germanischen  die  form  ■■ez(a);  so  germ. 
aiza-  n.  für  *ajeZ'  »erz«  (goth.  aiza-,  an.  eir,  ags.  ter,  ahd.  ir) 
=  altind.  dyas,  lat.  aes;  germ.  seteza-  n.  »sitz«  (an.  setr  n. 
»aufenthaltsort«,  Sfjlarsefr  n.  »Sonnenuntergang«)  =  altind.  sddas 
idog;  germ.  rekvezor  n.  »finsterniss«  (goth.  riqiza-,  an.  rökkrn.) 
=  altind.  rdjas,  Igsßoc;  germ.  bareza-  n.  »gerste«  (an.  barm., 
goth.  in  bariz-eina-  adj.  »gcrsten«)  =lat. /ar,  gen. /arr-is  »speit, 
dinkel«;  germ.  hatcza-  »hass«  (goth.  hafiza-,  an.  hatr);  germ. 
falieza-  n.  »schuf«  (an.  fcer^  aschwed.,  adän.  fdr;  s.  Steff'ensen 
in  Tidskrift  for  filologi,  neue  folge,  II,  s.  70)  =^-  lat.  pccus,  oris 
»vieh«.  —  Hier  kann  noch  Fick's  Zusammenstellung  von  germ. 
aruza-  n.  »narbe«  (an.  örr  n.)  mit  altind.  driis  n.  »wunde« 
seinen  platz  finden. 

Die  altindischen  gradallonssuffixe,  compar.  tyams-  und  superl. 


*)  s.  G.  W.  Smith,    De   verbis    imperfectivis    et   perfectivis   in    lingvis 
Slavonicis  (universitÄlsprogramm,  Kopenli.  1875)  p.  31  s. 


r  eisten  lautvetschiebnng. 


127 


iihtha'  fordern  belonung  der  staniinsilbo,  selbst  wenn  der  acoent 
im  positiv  auf  die  endung  fällt:  vdra-  itreßlitli«,  iiiHifams-, 
täriiktha-;  dirifhd-  »lang*,  drä'ffkii/ams-,  dräghishika-;  gurü- 
fafii,  ffdrtymts-,  gdrishtha-.  Dieses  zurückziehen  des  accents 
Badet  wie  beliannt  auch  im  griectiischen  statt:  ^dv-  »süss«  = 
alliod.  svädü-,  comp.  fÖiov-  =  alliad.  svd'diyams-,  sup.  l^6taio- 
=  altind.  svä'dishfha- ;  iXttxv-  »leicht«  =  altind.  laghü-,  comp. 
Üaamv-  =1  ailind.  IdgU'tyam-,  sup.  Häxtavo-  =  altind.  lägki- 
«Ifio-;  xttxö-  »schlecht«  »äxtov-,  »äxtaza-  u.  s.  \v.  Auch  die 
betünutig  der  neueren  slavischen  spraclien  weist  auf  die.se  accent- 
beffpgung  hin.  die  folglich  als  indogermanische  angesetzt  werden 
dart  in  Übereinstimmung  mit  der  durch  altindisch,  griocliisch 
und  slavisch  bezeugten  wurzelbetonung  bei  der  gradation,  er- 
Jeheint  das  comparativsuffix  im  germanischen  in  der  form  -te«H-, 
■MW-,  bei  den  adverbieU  gebrauchten  neutralfonnen  als  -iz,  6t: 
gam.  hatieatt-  »der  bessere«  (gotli.  batUan-,  an.  bctri,  as.  beÜro, 
Sfs.  ietra,  ahd.  be^iro);  germ.  hlindözmi^  »der  blindere«  (goth. 
Umdotan-,  an.  blindari,  as.  hlindoro,  &gs.  blittdra,  nhd.  bUndoro); 
germ.  batis  adv.  »besser«  (an.  betr,  as.  bat,  bet,  ags.  bei,  ahd. 
t^):  germ.  udliviz,  ntlhvöji  adv.  >näher<  (goth.  neJwis  für  nehvii, 
an.  HtBir,  as.  ahd.  näkor);  germ.  sipöz  adv.  »später«  (an.sf^far, 
U.  ääor,  ahd.  stdor).  Im  germ.  jwiga-  »jung«  (goth.  Jugga-, 
aa  MMKi  ^-  ^hd.  jung,  ags.  geong  =:  altind.  yuva^  »jugend- 
lich«, ]at.  juvencu-B,  gnindf,  *i/uvanka-),  comp.  germ.  junhiean- 
(goth.  jähiean-  für  *junhimn-,  an.  ceri,  nach  Thörodd'a  angalic 
nüt  nasalem  «•.  für  ^ßhisart-,  *junhigan-)  und  superl.  an.  (Bst-r 
(ör  *jtmkista-,  mag  sich  die  tonbevvegung  in  svtidü-,  sv^dlyams-, 
»oSdisktha-,  ^di<-,  ^3wv-,  t/diffio-  abspiegeln;  an.  yngri,  yngstr, 
as,  jmgaro,  ags,  geongra,  gyngra,  gemigost,  gyngest,  ahd. 
fmgird  u.  dgl.    giiid  dann   als  spätere   analogiebildungen   an- 

Wie  verhält  es  sich  schliesslich  mit  dem  in  den  indoger- 
nauKhen  declinationsendmigcn  häufig  vorkommenden  x'i  Ini 
nom.  gg.  masc  wäre  für  alle  ursprünglich  oxytonirlen  imd  oin- 
äbigen  stamme  nach  unserer  rcgel  die  cndung -R  ua  erwarten: 
jwijrfs,  daudds,  hardüa,  haidüs,  küs  =  ailind.  gatm  >hnh<,  Abo« 
=  altind.  kas  »wer«  u.  s.  w.;  für  alle  anderen  «tämme  die 
iiidung  -r:  viilfat,  dmmz,  mdisax,  sänpaz,  dnfiaraz,  dduput,  fihua 
u.  a.  w.  Im  gen.  sg.  der  weiblichen  o-stämme  w&re  ebcnw  je 
iiacli  (1(T    befonung  -s   und  -s  zu   erwarten;    mnuö'g,   peudü'ti, 


I 


128  Karl  Verner, 

aber  nosdz^  fersnoz,  foUipoz,  salipvoz  u.  s.  w.  So  noch  in 
anderen  declinationsendungen,  die  idg.  s  enthalten.  Das 
germanische  weist  aber  überall  nur  -z  auf^):  n.  sg.  m.  vdfdB 
(goth.  vulfSy  nach  gothischem  auslautsgesetze  für  *vulfz,  an. 
ulfr,  älteste  runensprache  -Alt;  in  den  westgermanischen  sprachen 
mit  gesetzmässigem  abfall  des  -z:  as.  uulf,  ags.  vtdf^  ahd.  tcoif); 
gen.  sg.  fem.  geboz  (goth.  gibos  für  *giboz,  an.  gjafar,  as.  gebo, 
geba,  ags.  gife^  ahd.  gcbo);  n.  pl.  m.  volßz  (goth.  vtUfas  für 
*vulfoz,  an.  ulfar,  ahd.  wolfa)  u.  s.  w.  Die  spräche  hielt 
auf  einheit  der  flexionsendungen.  Wo  die  phonetische 
entwicklung  die  einheit  beeinträchtigen  würde,  da  suspendirte 
die  spräche  das  lautgesetz  und  monopolisirte  die  am  häufigsten 
vorkommende  endung,  und  das  war  im  obigen  falle  die  flexions- 
endung  bei  nicht  oxytonirten  stammen.  Ebenso  verhält  es  sich 
mit  der  3.  pl.  ind.  sind  (goth.,  as.,  ags.  sind,  ahd.  sint) ;  altind. 
sdnti  führte  auf  germ.  *stn/>,  die  sonstige  endung  der  3.  pl.  ind. 
war  aber  -nd,  und  sinp  musste  sich  dieser  fügen. 

Wir  können  jetzt  in  grossen  zügen  die  geschichte  der  ger- 
manischen accentuation  von  der  ältesten,  indogermanischen  zeit 
bis  zu  jetziger  zeit  überblicken.  Der  indogermanische  accent 
war  seinem  wesen  nach  ein  rein  chromatischer,  seinem  gebrauche 
nach  ein  unbeschränkt  freier.  Wir  müssen  annehmen,  dass  wir 
in  der  altindischen  accentuation  —  wenn  wir  von  dem  offenbar 
unursprünglichen  svarita  absehen  —  ein  ziemlich  treues  bild 
jener  uralten  accentuation  besitzen.  In  der  gemeinsam  euro- 
päischen Sprachperiode  hatte  der  accent  noch  seinen  ursprüng- 
lichen Charakter:  dass  er  noch  ein  rein  chromatischer  war, 
dafür  bürgt  der  accent  der  classischen  sprachen;  dass  er  neben- 
bei noch  seine  volle  frciheit  und  nicht  etwa  wie  im  griechischen 
eine  begränzte  freiheit  hatte,  dafür  bürgt  die  freie  accentuation 
der  litauischen  und  mehrerer  neuslavischen  sprachen.  Erst 
nachdem  sich  das  germanische  von  seinem  nächsten  verwandten, 
dem  slavo-litauischen  geschieden  und  sein  sonderleben  an- 
gefangen hatte,  treffen  wir  den  accent  in  seinem  wesen  etwas 
verändert;   er  war  exspiratorisch  geworden  oder  vielleicht,   da 


*)  Im  gen.  sg.  der  niännlidien  und  sächlichen  a-starnme  ist  die  eiidung 
germ.  -s,  volfas  (goth.  vulfis,  an.  idfs,  älteste  runensprache  -AS,  as.  utUfes 
ags.  vulfes,  ahd.  wolfcs).  Das  s  hielt  sich  hier,  weil  es  eigentlich  88  war, 
und  als  solches  seinen  tonlosen  Charakter  bewahren  musste)  idg.  värkasya 
=  germ.  *volf'aßjy  *volf'a88,  volfas)^  s.  Ehel  in  Zeitschr.  IV  s.  149  u. 


Eine  ausnähme  der  ersten  laut  Verschiebung.  1£9 

wohl  dabei  noch  seinen  chromatischen  Charakter  behielt, 
tmatisch-essphatorisch.  Aber  dte  zweile  charakteristische 
ageaschafl  des  indogermanischen  accents,  die  freibeit,  balle  die 
Argermanische  accenluation  in  wunderbarer  vollsländiglceit  be- 
hauptet. Der  dann  folgende  überffang  zur  gebundenen  accen- 
toation  (wurzelbetonimg)  ist  eine  gründlicii  durcl^eführle  ana- 
logiebildung.  Die  falle,  in  denen  der  accent  auf  der  wui-zelsilbe 
Pihte,  waren  schon  unter  dem  alten  betonungsprincipe  in  der 
majorität,  und  diese  betonungsweise  griff  dann  in  der  germani- 
■chen  grundsprache  um  sich,  indem  die  woilformen,  die  den 
accent  auf  der  endung  hatten,  ihn  nach  und  nach  auf  die 
mmelsilbe  zurückzogen.  Aus  der  stricten  durchführung  der 
wnrzelbetonung  in  allen  lebenden  germanischen  sprachen  könnte 
vemiuthen,  dass  der  Übergang  zum  neuen  betonungsprincipe 
schon  ganz  vollendet  war,  ehe  die  germanische  grundsprache 
sich  in  dialecte  spaltete.  Hiergegen  siräuberi  sich  aber  die  in 
der  althochdeutschen  melrik  oft  als  oxytona  geltenden  pro- 
Dominal formen  unsih,  inan,  imo,  iru,  ira,  deren  accentuation 
sich  schwerlich  anders  'als  eine  erbschaft  aus  der  zeit  der  freien 
bebuung  erklären  lässt,  denn  es  entsprechen  den  vier  letzten 
im  alUndischen  der  reihe  nach  die  oxytonirten  formen  imdm, 
asyai,  asi/ä's  (vgl.  Scherer,  Z.  G.  s.  153).  Es  ist  daher 
umnehmen,  dass  bei  der  Spaltung  der  germanischen  grund- 
^rache  die  belonung  der  wTirzelsilbe  zwar  die  dominirende 
war,  dass  aber  daneben  noch  formen  mit  alter  betonung  fort- 
lebten, die  sich  erst  in  den  einzelsprachen  allmählich  der  haupt- 
ilchtung  angeschlossen  haben. 

Man  wird  vielleicht  die  resultate,  zu  denen  mich  meine 
uiUetsuchung  geführt  hal,  im  hohen  grade  auffallend  finden. 
h  kann  freilich  sonderbar  erscheinen,  dass  ein  in  der  grauen 
zu  gründe  gegangenes  betonungsprincip  sich  noch 
beqligen  tages  in  den  deutschen  vcrbalformen  stehen  getogen, 
^tden  gesotten,  schneiden  geschnitten  in  seinen  folgen  spüren 
Ussl.  Es  muss  frappiren,  dass  es  der  germanische  consonantis- 
ams  ist,  der  uns  den  schlüssel  ziu-  proelhniscben  accentuation 
M  die  Iiand  giebt,  während  man  diesen  bisher  vergebens  im 
gennanischen  vocalismus  gesucht  hal.  Wird  man  aber  auch 
resultate  auffallend  finden,  so  hoffe  ich  doc^h,  dass  man 
ae  nicht  im  gleichen  grade  unwahrscheinlich  finden  wird.  Man 
ttinnere  sich  des  ganges  der  Untersuchung.    Von  einem  schein- 

IriAf.  "fTBl.  Spr»clil.  K.F.  III.7.  '.» 


130  ^^^  Veraer, 

bar  unregelmassigen  punkte  in  der  conjugation  ausgehend  bin 
ich  durch  eine  apagogische  beweisführung  —  eine  beweismethode, 
die  selbst  von  der  stringenten  malhematilc  nicht  verachtet  wird  — 
zu  einer  erklärung  gelangt,  die  nicht  nur  für  jenen  fall  voll- 
ständig befriedigend  war,  sondern  durch  welche  gleichzeitig  eine 
reihe  bisher  ebenfalls  als  Unregelmässigkeiten  dastehender  sprach- 
erscheinungen  sich  als  ganz  organische  producte  der  sprach- 
entwicklung  bewährten.  Eben  in  dem  durch  die  erklärung 
enthüllten  harmonischen  zusammenhange  verschiedener  sprach- 
erscheinungen  unter  einander  und  mit  der  ganzen  sptachent- 
wicklung  finde  ich  für  die  richtigkeit  meines  beweises  die  beste 
bestätigung. 

Sollten  meine  resultate  von  der  kritik  acceptirt  werden,  so 
haben  wir  in  ihneji  einen  ausgangspunkt  für  eine  weitere  Unter- 
suchung über  die  urgermanische  accentuation.  Dadurch  werden 
wir  der  grossen  frage  von  der  entstehung  des  ablauts  näher 
zu  leibe  rücken.  Dass  das  grundprincip  in  Holtzmann's  ablauts- 
theorie,  die  annähme  eines  weitumfassenden  einflusses  der  accen- 
tuation auf  den  vocalismus  fest  steht,  *ist  für  mich  eine  ab- 
gemachte sacher  aber  die  form,  die  Holtzmann  seiner  theorie 
gegeben  hat,  lässt  sich  mit  dem  hier  gewonnenen  nicht  in  Über- 
einstimmung bringen  und  muss  von  grund  aus  geändert  werden. 

Die  wichtigsten  neuen  ergebnisse  obiger  Untersuchung  sind 
kurz  zusammengefasst  folgende: 

1)  Das  germanische  hatte  noch  nach  dem  eintreten  der 
lautverschiebung  den  freien  indogermanischen  accent. 

2)  Doch  war  der  accent  nicht  länger  wie  im  indogermani- 
schen rein  chromatisch,  sondern  er  war  zugleich  exspiratorisch. 

3)  Wenn  idg.  k  t  p  im  inlaute  sich  im  germanischen  bald 
als  h  p  f,  bald  a\s  g  d  b  wiederfinden,  so  ist  dies  durch  jene 
ältere  accentuation  bedingt. 

4)  Ebenso  hängt  die  zweitheilung  des  idg.  s  in  genn.  s 
und  0  im  inlaute  von  der  früheren  accentuation  ab. 

5)  Die  erste  lautverschiebung  gestattet  —  die  unbedingte 
nichtVerschiebung  in  gewissen  consonantencomplexen  abgerechnel 
—  keine  haufenweise  auftretenden  ausnahmen. 

Kopenhagen,  juli  1875. 

Karl  Verner. 


Ziir  ablautsfratire. 


131 


Zur  ablautsfrage. 

In  einer  schlussbenierkung  des  obigen  aufsatzes  habe  ich 
ganz  kurz  ausgesprochen,  da^  die  von  Holti^inann  für  den  ab- 
laut  aufgeslellte  theorie  ^)  mit  den  in  Jenem  aufsatze  gewonnenen 
Ksullaten  nicht  übereinstimmt.  Ich  gedaclite  so  bald  wie  mög- 
Ikh  diesen  satz  durch  eine  zweite  abhandlung  zu  rechtfertigen, 
in  welcher  ich  den  einfluss,  den  die  gefundene  urgermanische 
belonuiig  auf  den  vocalismus  ausgeübt  hat,  nachweisen  wollte; 
K  gebrach  mir  aber  in  Kopenhagen  an  zeit,  um  diese  meine 
absieht  KU  verwirklichen,  und  in  meinem  jetzigen  aufenthalts- 
orte,  Wo  mir  die  nölhigen  hülfsmittcj  abgehen,  sehe  ich  mich 
weder  jetzt  noch  in  einer  näheren  zukunfl  im  stände  eine  aus- 
führliche abhandlung  zu  bringen.  Ich  finde  es  indess  nicht 
glitt  angemessen,  den  satz  von  der  unrichtigkeil  der  Holtz- 
mann'schen  Ibeorie  längere  zeit  als  eine  blosse  behauptung 
stehen  zu  lassen,  zumal  er  gegen  einen  verstorbenen  forscher 
gen'cfatet  ist,  dem  die  germanische  philologie  so  sehr  vieles 
schuldig  ist,  und  icli  gebe  daher,  indem  ich  mich  auf  den  haupt- 
punkt  des  ablautes,  die  Spaltung  des  idg.  u  in  germ.  a,  e,  o 
beschränke,  nach  meinen  notizen  einige  bemerkungen  in  kürzester 
besung.  Den  leser  bitte  ich  hierin  nur  eine  grössere  note  zu 
jener  schlussslelle  zu  sehen. 

Ein  Hauptsatz  in  Holl:imann's  theorie  ist  die  annähme,  dass 
gmn-  i  (e)  nur  in  unbetonten  Silben  aus  idg.  a  hervor- 
gehen kann.  Diesem  satze  zu  liebe  nimmt  er  für  eine  ganze 
rdhe  von  Wörtern  eine  Verschiebung  des  proethnischen  accents 
M.  Um  7.  b.  vom  idg.  bhdrämi  »ich  trage«  zum  entsprechen- 
fcn  goth.  baira,  ahd.  biru  zu  gelangen,  setzt  er  eine  übergangs- 
fhife  bharä'mi  an;  ebenso  kann  as.  ehii  »pferd«  nach  seiner 
oeiDUiig  nicht  direct  aus  der  sich  aus  altind,  o'fi'd-s,  gr.  Inno-g, 
W.  e^ttu-s  ergebenden  idg.  grundform  *äkva-s  entstanden  sein, 
WHlern  setzt  eine  Übergangsform  ^akvä-s  voraus,  u.  s.  w.  Beim 
RDlTclen  des  neuen  genn.  betonungsprincips  ging  dann  der 
iccent  auf  seinen  ursprünglichen  plalz,  die  Wurzelsilbe,  zurück. 
la  diesem  unmotivü'ten  hernmspringen  des  accents,  in  der  an- 
nähme jener  sonst  durch  nichts  zu  erweisenden  übergangaformen 
lieft  die  schwäche  dci-  ganzen  theorie,  und  es  wird  dem  zweifei 
laiim  gegeben. 

')  lieber  den  «blaul,  Karlsruhe  iüU. 


132  K*rl  Verner, 

Das  erscheinen  des  e  statt  idg.  a  in  den  praesensformen 
der  o-wurzeln  gehört,  wie  Curtius  uns  gelehrt  hat,  schon  dem 
gemeinsam  em'opäischen  sprachzustande  an;  man  sehe  Fick, 
die  ehemalige  Spracheinheit  der  Indc^ermanen  Europas  s.  176  flf. 
Das  dem  ai  im  goth.  haira  und  dem  i  im  ahd.  hiru  zu  gründe 
liegende  e  ist  mithin  eben  so  alt  wie  das  e  in  gr.  ipiqw,  lat. 
fero  und  altslav.  herq.  Dem  zufolge  müsste,  wenn  Holtzmann's 
theorie  stichhaltig  wäre,  der  accent  schon  in  jenen  frühen  Zeiten 
von  der  im  altind.  bhdrämi  eingenommenen  stelle  umgesprun- 
gen sein,  aber,  abgesehen  davon,  dass  dann  auch  z.  b.  für  das 
griechische  ein  umspringen  des  accents  anzunehmen  wäre  {bhd- 
rdmi  —  bharä^mi  —  ^iQa)),  so  wird  die  von  Holtzmann  hypothetisch 
angesetzte  Übergangsform  hharöTmi  durch  den  vorhergehenden 
aufsatz  geradezu  widerlegt,  denn  es  ist  daselbst  gezeigt  worden, 
dass  der  accent  noch  nach  dem  eintreten  der  lautverschiebung, 
also  in  einer  ausschliesslich  germanischen  sprachperiode,  auf  der 
Wurzelsilbe  ruhte.  Auch  in  as.  ehu,  ahd.  swehur,  zehan,  fedara, 
nevo,  fersna  lag,  wie  gezeigt,  der  accent  von  alters  her  auf  der 
Wurzelsilbe,  und  doch  ist  auch  in  diesen  Wörtern  das  e  schon 
in  der  europ.  sprachperiode  statt  idg.  a  eingetreten.  Es  kann 
mithin  nicht  geleugnet  werden,  dass  auch  das  a  in  einer  be- 
tonten silbe  sich  zu  e  (i)  gestalten  kann.  Damit  zerfallt  der 
obige  Holtzmann'sche  satz  und  alles,  was  darauf  gebaut  ist. 

Dennoch  beruht  nach  meinem  dafürhalten  die  gestaltung 
des  idg.  a  in  den  Wurzelsilben  zu  germ.  e  (i)  und  o  (u)  in 
allen  fällen  auf  der  accentuation.  Soll  eine  neue  theorie  ge- 
bildet werden,  so  wird  die  forderung  gestellt  die  idg.  accentu- 
ation, die  am  treuesten  im  altind.  repräsentirt  ist,  als  auch  im 
grossen  ganzen  für  das  urgermanische  geltend  zu  respectiren. 
Eine  theorie,  die  dieser  forderung  genugthuung  leistet,  ohne  der 
sprachentwickelung  gewalt  anzuthun,  lässt  sich  auch  geben. 
Ich  gehe  im  germ.  von  zwei  der  zeit  und  dem  wesen  nach 
verschiedenen  Umgestaltungen  des  ursprünglichen  a  aus: 

1)  Eine  ältere  Umgestaltung.  Bei  dieser  ging  ein  be- 
tontes a  in  e  über,  das  später  unter  umständen  zu  i  werden 
konnte.  Dieser  art  sind  die  e  (i)  der  praesensformen,  z.  b. 
germ.  kvepan,  heran,  verpan,  finpan;  weder  die  c  ("/^  einer  menge 
von  Wörtern:  germ.  tehan  »zehn,«  fehlt  »vich,«  svehra-  »schwä- 
lier,«  rekveza-  »finsterniss,«  fepra  »feder,«  medu-  »meth,«  midjar 
»medius,«  fiefan-    »nefife,«    svestar  »schwesler,«   nevan  »neun,« 


Zur  ablauUfrage.  | 

fimf  afünf,«  fersna  »ferse,*  heru-  >schwert«  u.  a.,  denen  im 
altind.  der  reihe  nach  entsprechen :  dd^an,  pägu,  grä^ura-,  rdjas, 
pdtra-,  miüOtu,  mddkya-,  ndpdt-,svdsar,ndvan,päncan,pt^rshni', 
pirt«-.  Dieser  frühere  Übergang  des  a  in  c  ist  eben  jener  von 
CurtiiB  als  gemeinsam  europäisch  erkannte,  er  braucht  aber 
nicht  bei  der  Spaltung  der  europäischen  grundsprache  abge- 
schlossen zu  sein ,  sondern  kann  sich  noch  in  der  folgenden 
Periode  for^esetzt  haben.  Dass  der  Übergang  —  gerade  in 
Widerspruch  mit  Holtzmann's  auffassung  —  durch  den  auf  dem 
vocale  ruhenden  accenl  bedingt  ist ,  davon  wird  man  sich 
überzeugen  können,  wenn  man  das  bei  Fick,  die  ehemalige 
Spracheinheit  s.  185  zasammmgestellte  material  rnit  berück- 
iithtigung  der  betonung  der  bezüglichen  altind.  Wörter  durch- 
gehl. Für  den,  der  in  seiner  modernen  betonungsweise  allzu 
befejigen  ist,  wird  die  physiologische  erklärung  des  Übergangs 
«Des  betonten  o  in  e  schwierigkeilen  bieten;  wenn  man  sich 
aber  erinnert,  dass  der  idg.  accent  rein  chromatisch  war,  und 
dass  der  gemeinsam  europäische  accent  diesen  Charakter  noch 
bewalirt  hatte,  so  wird  es  einleuchten,  dass  bei  beurtheilung 
des  übei^angs  uur  die  chromatische  seite  des  tones  in  betracht 
kommt,  während  die  exspiratorische  seile  des  modernen  tones 
dabei  keine  rolle  spielt.  Heimholtz  hat  uns  gezeigt,^)  dass  die 
Terschiedenen  qualitäten  der  vocale  durch  verschiedene,  in  den 
rocalen  latente  constante  »eigentöne«  bedingt  sind.  So  giebt 
er  für  das  norddeutsche  a  als  eigenton  das  zweigestrichene  b 
an,  für  das  helleie  italienische  und  englische  a  den  eigenton 
dreigestrichenes  d;  bei  ä  variirt  der  dominirende  eigenton  zwischen 
dieiBeslrichenem  g  und  dreigestrichenem  as,  bei  e  ist  er  das 
dreigestrichene  b,  endlich  bei  t  erreicht  er  seme  höchste  ton- 
Sufe,  das  viei^estrichene  d.  Die  eigentöne  der  vocale  «,  ä,  e,  i 
liegen  also  in  einer  steigenden  scala.  In  dem  übergange  eines 
hoetilonigen  a  in  «  und  weiter  in  e  müssen  wir  dann  eine 
lusserang  der  in  der  sprachenimckelung  eine  so  erhebliche 
rolle  spielenden  assimilalion  sehen:  der  auf  dem  vocale  ruhende 
hochton  attrahirt  den  eigenlon  desselben,  ein  anderer  eigenlon 
giebt  aber  eine  andere  vocalqualität  Zum  weiteren  verständ- 
niss  dieses  Übergangs  kann  ich  auf  Scherer,  Zur  Gesch.  s.  121 

')  Lettre  voa  den  lonempSndiuigen  s.  103—181. 


134  Karl  Verner, 

bis  132  verweisen,  wo  er  ausführlich  begründet  und  mit  bei- 
spielen  aus  der  Sprachgeschichte  belegt  ist.^) 

2)  Eine  jüngere  Umgestaltung.  Bei  dieser  ging  ein  un- 
betontes a  vor  r,  l,  n  und  w,  das  heisst  vor  consonanten, 
bei  denen  der  stimmton  stark  hervortretend  ist,  in  o  (weiter 
in  u)  über,  vor  allen  anderen  consonanten  aber  in  e  (weiter 
in  i).  Beispiele  dieses  Übergangs  finden  wir  z.  b.  in  den  parti- 
cipformen  germ.  boranor  »getragen,«  vordanor  »geworden,«  fun- 
dana-  »gefunden,«  kvedana-  »gesprochen«  u.  s.  w.;  dann  in 
anderen  fallen,  wie  z.  b.  germ.  folla-  »voll,«  voUu  »wolle,« 
tungon  »zunge,«  -hun  (indefinita  bildend)  =  lat.  -cun(que), 
undar  »unter, c  kunda-  »gebürtig,«  hunda-  »hundert,€  mundor 
»geglaubt,«  frumor  und  formor  »erste,«  umbi  »um,€  svegra 
»schwieger,€  pridjan-  »dritte,«  fedvßr  »vier,«  sehan  »sieben« 
u.  a.,  die  den  accent  im  urgerm.  auf  der  endung  hatten,  wie 
die  entsprechenden  altind.  Wörter  bezeugen:  pürnd-  {für *pamd-), 
ürnä'  (f.  *vam^),  jihvd^  (f.  '^dyanghvd')^  -cand,  antdr,  jdtd- 
(f.  *jantdr)^  gcUd'  (f.  *gantd-)j  matd-  (f.  *mantd-),  paramd-,  abhi 
(f.  *amJAf),  gvagrü\  M^ya-,  catvdras,  saptdn.  Während  wir 
in  der  entwickelung  eines  betonten  idg.  a  zu  germ.  c  (i)  eine 
durch  den  hochton  hervorgerufene  erhebung  des  vocals  ge- 
funden haben,  müssen  wir  in  dem  übergange  eines  unbetonten 
idg.  a  in  germ.  e  (i)  und  o  (u)  eine  Schwächung  des  vocals 
sehen,  indem  durch  die  auf  die  tonsilbe  zu  verwendende  kraft 
das  Vorausgehende  a  in  seiner  articulation  vernachlässigt  wurde, 
d.  h.  ohne  die  für  das  reine  a  erforderliche  volle  mundöffnung 
hervorgebracht  wurde;  die  wähl  des  dunkleren  oder  helleren 
vocals  hing  dann  von  dem  auf  a  folgenden  consonanten  ab. 
Dass  diese  Schwächung  dos  ursprünglichen  a  in  germ.  Wörtern 
später  eingetreten  ist  als  die  oben  besprochene  erhebung,  er- 
hellt deutlich  daraus,  dass  die  übrigen  europäischen  sprachen 
in  den  entsprechenden  Wörtern  mit  dem  germ.  in  der  ent- 
wickelung des  a  gewöhnlich  nicht  übereinstimmen:  lit.  ptlnorS 
»voll;«  lit.  vMna  »wolle,«   lat.  vellu-s   (f.  ^velnu-s);    lat.    inter; 


*)  Zu  den  von  Scherer  angeführten  Beispielen  kann  ich  ein  beispiel 
aus  meiner  multersprache  fügen.  Im  Kopenhagener  dialekte  liegt  der  nor- 
male redeton  ziemlich  hoch;  in  folge  dessen  hält  sich  das  a  nicht  rein, 
sondern  bekommt  z.  b.  in  den  Wörtern  gade,  male,  have  einen  laut,  der 
zwischen  a  und  ä  in  der  mitte  liegt.  Dies  fallt  besonders  ins  ohr  bei  frauen 
und  kindern,  deren  kleinere  kehlköpfe  eine  höhere  Stimmung  haben. 


Zur  ablaubfi'agi^.  ]35 

Itf,  tntHia-s  =  gr.  fxaro-v  =  laf.  cenfti-m;  lit.  ptrma-s  »der 
erste;«  p".  ü/iy^  iat.  amln-;  lat,  qitatuor.  Dies  neigt,  dass  die 
Schwächung  m  der  europäischen  grundsprache  noch  nicht  zur 
piltung  gekonunen  war,  was  mit  der  erhebung  der  fall  ist, 
sondern  sich  erst  entwickelt  hat,  nachdem  das  germanische 
aus  dem   europäischen  grundstocke   ausgeschieden  war.') 

hl  vielen  fallen  können  nun  aus  der  vocalqualilät  rück- 
schlü^e  auf  die  urgcrm.  accenluation  gezogen  werden.  Das 
eiiiem  ursprünglichen  a  entsprechende  o  (anweist  auf  unbeton- 
ten vocai  im  urgerm.  zurück;  das  aus  a  entstandene  e  (i)  be- 
iH^  nur  vor  r,  J,  n  und  m,  dass  es  im  urgerm.  in  einer  be- 
tonten silbe  stand,  in  allen  anderen  Stellungen  bleibt  es  unent- 
«hicden,  ob  im  urgenn.  ein  betonler  oder  unbetonter  vocal 
vorlag.  So  lässt  sich  aus  dem  wurzelvocale  allein  in  goth. 
MÜtilo-  »gross,«  vK/a-  »weg,«  taihun  »zehn,«  tifpi-  »zehnt,«  ligra- 
»lager,<  ibna-  »eben,*  htiftu-  »dieb,«  ghira-dagis  »moi^en,« 
svislar  »schwerer,«  niun  »neun,«  an,  set  »sitz,«  as.  feterSs 
»fescln,«  nfbal  »nebel,«  ags.  pcgn  »held,  ritter,*  gvrm.  kvidja-, 
DL  »Wort.  Spruch«  (as,  qttidi,  ags.  cfide,  ahd.  guiti,  bei  Isidor 
(•iWe;  W7,  kmp,  kvtutj  u.  a.  nichts  über  die  urgerm.  accentu- 
«lion  entscheiden.  Dagegen  geht  goth.  fina-,  n.  »feil,  baut« 
für  'felna-  ^  laL  jkIU-s.  gr.  nilla  aller  Wahrscheinlichkeit 
Badi  auf  eine  paroxjHonirte  grundfonn  ""pdma-  zurück,  während 
fir  goth.  ftilla-  »TolU  die  idg.  grundl'orra  *pamd-  oxytonirt 
WM,  Ebenso  muss  die  Verschiedenheit  des  wurzolvocals  in  an. 
lÖami  m.  (d.  i.  *fann«»-)  »kern*  und  kont  n.  »kom,«  pjarf-r 
(i  i.  'perf'a-)  »dürftig,  nothleidend«  und  ßiirß  f.  »bedürfniss,« 
ItPfrif  f.  (d.  i.  *gerd(i)  »gürteU  und  iii/rda  (d.  i.  *f}oräja)  »gürten,« 
vrk  a.  »werk«  und  orka  (d.  i.  *vorka)  »bewirken,  vermögen«  auf 


')  Man  kßtmle  vereuchl  sein,  die  Schwächung  inil  dem  Qliergange  des- 
nn  chrommlischen  accmiles  in  den  cbromatiech-ex^^piratoriBctien  in  causal- 
»rtfnddng  m  setwn,  so  iwar,  dass  es  eben  der  exapirHtoriwhe  mwaclis 
fa  acMOtes  wSre.  iler  gesleigerten  traflanfwand  in  anspnicb  genommen 
md  ßf  schwftetiang  de»  vorau^ehenden  Tocales  mit  sich  gefilhrt  hätte. 
[Km  ist  selir  mOglicfa,  Iftset  sich  aber  keineswegs  mit  Sicherheit  sagen,  da 
du  «lUiidiache  mit  seinem  rein  chromatischen  aceente  auch,  wiewohl  spo- 
ndlKh,  die  Schwächung  eines  der  tonsilbe  vorausgehenden  a  xu  t  und  u 
laml:  pHiir-  •^alvr;  Sthilä-  •slalus»  v.  m.  sÜiä,  hitd-  «gesetzt,  v.  wz. 
Ä*.  jMrii-  >stad(<  ».  m.  par  •füilen<,  girdti  »er  schlingt«  v.  wi.  gor, 
(■bid»  >«ii  berehlen<   neben  fä'smi  >ieh  befehle^   v.  wz.  ('ns  ii.  a. 


136  Karl  Verner, 

einer  früheren  accentverschiedenheit  beruhen,  wie  im  infinitiv 
bera  gegenüber  dem  participium  horinn.  Auch  der  vocal  in 
dem  oben  s.  121  angeführten  an.  gylt-r  f.  (d.  i.  *goltjar)  zeugt 
für  urgerm.  betonung  des  femininbildenden  suffixes  -ja. 

So  mag  im  grossen  der  Sachverhalt  mit  den  im  germ.  aus 
ursprünglichem  a  entstandenen  e  (i)  und  o  (u)  sein.    Ausnahmen 
giebt  es  freilich.    Mitunter  scheint  ein  o  (u)  nicht  an  seinem 
platze  zu  sein,    es  ist  aber  in   solchem  falle  zu   erwägen,    ob 
nicht  andere   einflüsse  auf  den  vocal  gewirkt  haben  können. 
Im  lateinischen  hat  sich  zuweilen  ein  e  durch  vereinigten  ein- 
fluss  eines  vorhergehenden  lippenlautes  und  eines  nachfolgenden  l 
in  u   (älter  o)   gewandelt,  wie   z.  b.   in  volt,  vult  neben  veUe, 
vulsus  neben  vettere,  ptdsus  neben  pellere,  sepultus  neben  sepe- 
lire.    Auf  slawischem  gebiete  treffen  wir  denselben  Übergang 
im  russischen,  wo  die  für  volöc^  »schleppen,«  moloPl  »mahlen,« 
poloti  »gäten,«  pMva  »spreu,«  nwioho  »milch,«  polonü  »gefan- 
genschaft«  anzusetzenden  russ.  grundformen  *volöi,  "^molti,  "^pci- 
(v)ti,  *polva,  *niolko,  *polnil  sich  aus  den  urslaw.  grundformen 
*velkti,  *meUi  u.  s.  w.  (=  asl.  lüt^sti,  mlcti,  pUti^  plöva,  frd^ko, 
plönü)  entwickelt  haben.    Auch  in  den  germanischen  sprachen 
ist  der  Übergang  nicht  unbekannt,  wie  aus  ahd.  wolta  neben 
dem  seltenen  welta  =  goth.  mldu  und  ahd.  wola  neben  wela  = 
an.  ags.  vet  hervorgeht.     Somit   wage  ich   dieselbe   erklärung 
für  das  goih.  vtdpur-,  m.  »herrlichkeit«  in  anspruch  zu  nehmen. 
Die  Wurzel  ist  idg.  var  »wählen,  wollen,«    die   sich   als  val  in 
allen  europäischen  sprachen  vorfindet;   da  aber  das  p  auf  ur- 
germ.  vmrzelbetonung    weist,    kann    das    u   (germ.  o)    keine 
Schwächung  sein,  sondern  es  ist  anzunehmen,  dass  ein  ursprüng- 
liches *velpu^  in  ^volpu-  überging,    ganz  ebenso  wie  die  aus 
derselben  wurzel  gebildeten  ahd.  tvelta  und  wela  zu  wolta  und 
wola  wurden.    Aehnlich  mag  es  sich  mit  germ.  volfa-,  m.  »wolf« 
verhalten;    das  f  und   die   accentuation  verwandter   sprachen 
weisen  auf  einen  paroxytonirten  stamm.    Geht  man  von  einem 
muthmasslichen  germano-baltischen  ^velka-s  aus,  so  kann  geim. 
volforZ  sich  dai'aus  durch  die  Übergangsstufen  ^velhva-z,  *v6lhvar0 
entwickelt  haben;  dieselbe  grundform  ^velka-s  führt  zu  lit.  mlkor-s 
lett.  wilh'S   und  zu  der   allen  slavischen  sprachen  zu  gründe 
liegenden  form  vilkü  (asl.  vUhU,  vlüku,  poln.  wilk^  höhm,  ^Ik); 
das  russ.  volkü  basirt  auf  einer  grundform  *vulkü  statt  *vilkU, 
indem  das  v  und  l  im  verein  ebenfalls  hier  das  helle  IP  zum 


Zur  oblaublrage.  137 

dunklen  ö  verwandellen    (vgl,  J.  Baudoiiin  de  Courtenay,   0 
dKTne-poliskomö  jazykö,  Lpz.  1870,  s.  72  note  1). ') 

Aber  nicht  alle  «  unterlagen  dem  zerstörenden  einflusse 
des  accenls.  Es  bestehen  ja  in  den  vei-schiedenen  germ.  sprachen 
ene  menge  von  a,  die  sowohl  die  erhebung  wie  die  Schwächung 
Öbeilebl  haben.  So  z.  b.  in  germ.  anjiara-  »ander.«  rapa^ 
>rad,«  sunpa-  "wahr,*  mupla-  »rede,«  anpju-  »stirn,«  kvapara- 
»uler,«  tatip-  »zahn,<  hareza-  »gerste,*  fiutezu-  >hass.«  aruza- 
»narbe,«  io/Vü  »besser,«  in  den  Infinitiven  /'tmhajt,  slahatt,  hfahjan 
u.  s,  w.,  für  welche  sich  im  vorhergehenden  aufsatze  eine  ui"- 
pfm.  Wurzelbetonung  ei^ab;  ebenso  häufig  aber  in  Wörtern, 
die  im  urgerm,  den  accent  auf  der  endung  hatten,  wie  z.  b. 
in  germ.  fadar  »vater,«  sada-  »s^att,«  andja-  »ende,«  hardu- 
•bart,«  haian-  »liase,«  anadi-  »ente,<  atigan-  »biegung,«  fatigor- 
'ibng,<  slaga-  >schlag,«  sagjan  »sagen,*  in  den  participien 
■ioK^wi-,  slagana-  u.  s.  w.  Regelmässig  fmdet  di^cs  a  sich 
lÖn  pntel.  ind.  sg.  der  verben,  die  im  piaesens  einen  erhobenen, 
im  part.  praet.  pass.  einen  geschwächten  vocal  haben,  z.  b,  in 
hap,  bar,  band;  der  acceiit  ruhte  in  diesem  falle  im  urgerma- 
Dlschen  auf  der  Wurzelsilbe.  Ebenso  findet  das  a  sich  durch- 
pi^  in  den  zu  solchen  verben  gehörenden  causaliven,  wie 
L  b,  in  golh.  luisja»  »retten,«  sandjan  »senden,«  ga-hrannjan 
tTerbrennen,«  ur-rannjan  »aufgehen  lassen,«  lugjan  »l^en,« 
iti}un  »wenden,«  valijan  »sich  wälzen,«  satjan  »setzen,« 
lagqjan  »senken,«  die  im  urgerm.,  wie  gezeigt  ist,  die  endung 
lietoDten.  Somit  ergiebt  sich  als  resultat  —  was  auch  gegen 
Soltzmann's  thcorie geht — ,  ilass  dieses  a  von  der  belonung 


')  Wie  Terliäll  es  sich  mit  germ.  gotpa-.  n.  »golJ«?  Das  p  verbielel 
B  uigerm,  betonung  gotpä-  anTusetzeii.  Nach  der  für  die  slawiaclien 
idien  erschliesetiarcn  gruiidform  'zallo-,  n.  wäre  im  iirgenn.  'gdlpa- 
K  crwuten,  worin  doch  scliwcrlich  das  l  allein  den  abergang  äes  a  zu  o 
bwfati  haben  kann.  Ich  gebe,  doch  nur  als  eine  mSglichkeit,  folgende 
•.  die  vielleicht  auch  in  ajideren  Fällen  in  anwendung  kommen  kann, 
n.  göipa-  ist  eine  bildung  von  der  idg.  wz.  ghar  »glänzen,  gelb  eein«, 
n  enropäische  Torin  ghal  ist.  Altind.  hdrita-  oder  harit-  ^  allbaktr. 
I-  fahrl  auf  ein  idg.  'yharita-,  dessen  neutriim  sehr  wohl  der  bedeu- 
g  nach  (»da.t  gelbe*,  »das  glänzende*  seil,  metall)  das  Stammwort  für 
la-  sein  kann.  Eine  muthmassliche  europ.  form  dieses  worles  'ghalita-,  n. 
'de  XU  einem  urgerm.  'goHpa-  führen,  das  mit  der  neuen  betonung  zu 
^fittlmr;  and  mit  ausstossung  des  >  zu  golfia-  wurde  (vgl.  oben  8.  13ü  die 
'  ing  dei   germ.  caiisativslämnic:  'galija-,  'sdtüa-,  sa^a-). 


138  Paucker, 

vollständig  unabhängig  gewesen  ist,  gleichviel  ob  der 
accent  im  urgerm.  auf  der  Wurzelsilbe  oder  auf  der  endung  lag. 
Dieser  umstand  und  dabei  sein  regelmässiges  eintreten  in  Wort- 
bildungen, die  nicht  erst  auf  germanischem  gebiete  entstanden, 
sondern  aus  früheren  sprachperioden  übernommen  sind,  führt 
entschieden  zu  der  annähme,  dass  das  von  der  betonung  un- 
abhängige a  im  urgerm.  ein  von  dem  veränderlichen  a  akustisch 
verschiedener  laut  war,  und  dass  diese  zwei th eilung  desa 
mindestens  für  das  germ.  eine  ursprüngliche  war.  Ob  sie  aber 
ihre  motive  in  früheren  sprachzuständen  hat  oder  bis  hi  die 
indogermanische  periode  hinaufreicht,  das  ist  eine  frage,  die 
einer  näheren  Untersuchung  werth  ist. 

Carthaus  bei  Danzig,  am  31.  august  1875. 

Karl  Verner. 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungs- 

geschichte. 
I. 

Die  substantiua  abstracta  auf  -tds. 

1.  In  nachstehendem  vei-zeichniss  der  Wörter  auf  -fas  sind 
die  aus  nachhadrianischen  sprachquellen  geschöpften  (recc.) 
durch  cursive  schrift  unterschieden,  unter  den  Wörtern  älteren 
fundorts  (uett.)  aber  diejenigen  durch  gesperrten  druck  her- 
vorgehoben, welche  in  den  ciceronischen  Schriften  und  deren 
Zubehör  (Ad  Herenn.,  briefe  an  Cicero)  vorkommen,  und,  wenn 
kein  älterer  gewährmann  angegeben  ist,  dort  uns  auch  zuerst 
bekannt  werden.  Die  der  zeit  nach  erste  und,  wo  s  beigesetzt 
ist,  unseres  Wissens  zugleich  einzige  autorität  haben  wir  kund- 
zugeben unterlassen  unter  den  uett.  nur  bei  den  (dadurch 
gekennzeichneten)  bei  autoren  aus  der  zeit  von  Augusl's  tod 
bis  Hadrian  (p  A)  zuerst  auftretenden  Wörtern  ^),  sonst  auch 
bei  den  recc.  den  ältesten  zeugen  oder  den  fundort  meist  an- 
gegeben. Zwei  puncte  ( . . )  nach  einem  gesperrt  gedruckten 
wort  besagen,  dass  es  nach  Cicero  lange  zeit  nicht  mehr,  und 
dann  erst  wieder  bei  recc.  erscheint  (s.  zu  nr.  20). 

*)  Zu  den  meisten  dieser  autoren  haben  wir  classiticirte  Verzeichnisse 
der  von  ihnen  zuerst  oder  allein  gebrauchten  Wörter  theils  in  Meletemata 
lexistorica  specim.  I,  theils  an  anderen  orten  (worüber  nachweis  1. 1.  p.  VIII) 
gegeben. 


^ffi^^S^^chte.           139            ^M 

JJmoi-mitas  gloss. 

albescUas  Aug.  soliloq.                      ^H 

tütsurditas  Aug(usliii). 

(Ui^itas  Coel.  Aurel.  s.                  ^H 

tuxe$sibHitas  TltIuU.  s. 

almitas  Anecd.  Heluel.  gr.            ^H 

acerbitas. 

tdtcrüas  Mar.  Victorin.                    ^H 

aeerbositas  Cassiod.  amic.  s. 

altemitas  Prise,                                ^H 

accliuitas  Caes(cr.  168,  649). 

alterpliäfas  gl.  (cf.  77,  201,            ^M 

mditas  Marc.  Empir.  s. 

52öet783,677,745,827,12I).           H 

acrilas  Acc.  s.  (cf.  44,  199, 

altüilas  Lact.  Plac.                         ^H 

495,541,629.731,772,855, 

40amabilitas  Plaut.                          ^H 

e«am757,  —  et  239  a). 

amarilas  Vitr.  s.                             ^^M 

adimtas  Prob. 

ambiguitas  (cf.  220).                  ^^M 

lOadmirabililas  s. 

amoenitas  Plaut.                      ^^H 

edversarietas      auct.     Prae- 

angustjtas  Acc.  s.                         ^^H 

desl.s. 

anilitas  Catull.  s.                          ^H 

aduereitas. 

aninmequilas  gl.                             ■ 

adulterilas  Luber.  s. 

anmalilas  Myth.  Vat.  III  s.            ^M 

adiincjtas. 

animosilas  Cypr.                           f    ^H 

aedilitas  Plaut. 

annosiias  Cod.  Theod.,  Aug.           ^H 

ayrüas  Ps.  Cypr.  s. 

50antentas  Th.  p.  34  (cf.  634).            ^1 

aetfaabjlitas. 

antiquitas.                                   ^| 

sequalitaif. 

anxietas  (cf.  54,  205,  504,            ■ 

aeqnaiiimilas  Terenl. 

661,  715  et  417,  751,  754,             ^M 

IOaequilibriIas..(cf.73,203, 

835,— 615et344,etadl44).            ■ 

306,208,244,272,310,318, 

am-io3itas  Th.  p.  46.                         H 

332.  334,  339,  354,  394,  403, 

Appietas  s.  (cf.  471,  621).             ^M 

411,464.504,520,537,533, 

apricitas.                                             ^| 

618,  644,  786,  867). 

aptainlitas  uet.  intpr.  Iren.  s.            ^M 

sequi  las. 

lestas. 

Rhet.                                                 ■ 

ueUuitas  Ven.  Fort.  s. 

aqmsitas  C.  Aur.  s.                          ^M 

aelas  Plaut,  (cf.  26). 

arduitas  Varr.  s.                             ^M 

leiernitas. 

eOariditas.                                               ■ 

seoilas  Xn  tabb.,  Chaicid. 

artificialitas  intpr.  Ar.  Rhet.  s.            ^H 

affabililas. 

asperitas.                                    ^H 

arrinilas  Plaut 

assiduttas.                                  ^H 

affinUas  Hier,  in  Job.  s. 

»agililas. 

atritas  Plaut.                                 ^^M 

alacritas. 

atrocitas.                                       ^H 

«Ädfifas  Th.   (i.  e.  Thesaur. 

auclorilas  Xll  tabb.  III,  7             H 

nou.  latiu.)  p.  22.  Mai. 

Scholl,  Plaut.                               ^M 

140 


Paucker, 


AugustaliUis  inscr.,  C.  Theod. 

(cf.  15,  103, 140,  160,  204). 
auiditas  Plaut. 
70  austeritas. 
autumnitas  Cat. 
Balbitas  Th.  p.  75. 
beatitas  .  .  (cf.  466,691). 
bellacitas  Th.  p.  63. 
benignitas  Plaut. 
büivguitas  Gassiod.  s. 
biplicittis  gl. 
bonitas. 
breuitas. 
80  brocchitas  s. 

bromidüas  intpr.  Alex.Trall.s. 
Gaecitas. 

ccLcsitas  Boeth.  s.  (cf.  774). 
calamitasPlaut.,all.pr(isci). 
calcidositcts  gl. 
caiiditiis  gl. 
calliditas  Ter. 
callositas. 

carnbitas  gl.  dvttxaTaXXay'^. 
90candiditas  Alcuin.  s. 

capacitas. 

captiuitas  (Gic.  frgm.). 

Caritas  Cat.  r.  r.  3. 

camalüas  Aug. 

camositas  gl. 

castitas. 

cauitas  Th.  Prise,  C.  Aur. 

cauositas   S(cript.)    S(acra) 
ap.  Tert. 

causalüas  ine.  quu.  ex  utroq. 
Test.  s. 
100  cautelitiis  Ennod.  s. 

celebritas. 

celeritas. 

CerecUüas. 

certüas  gl. 


ceruicosUctö  Sid.  Apoll,  s. 

Christianüas  Aug.,  Cod.  Th. 
(cf.  464,  577,  700,  301). 

circuüas  S.  S.  intpr.  uet  s. 

ciuilitas. 

ciuitas  Plaut.,  all.  pr. 
llOclaritas. 

clauditas  (cf.  652,  174,  29, 
132  et  370,  790). 

coaequalitas  Th.  p.  490. 

coaetemitas  Zen.  Ver.,  Aug. 

coaeuitas  Aug.  s. 

coenositas  Aug. 

cohereditas  Hilar.  Picl. 

comitas  Plaut. 

commoditas  Plaut.,   aU. 
com. 

communitas. 
l^commuiabüitas  Aug. 

complicitas  Th.  p.  453. 

comprehensibilitcis         Fulg. 
Rusp. 

concauitds  Aug. 

concüitas  gl.   StalXay^  (cf. 
690). 

concinnitas. 

concorditasPacuu.s.(cf.l86). 

conducibilitds  gl. 

confirmitas  Plaut,  s. 

conformitas  Th.  p.  217. 
iiO confragositas  Chalcid. 

congermanitas  Th.  p.  481. 

congruüas  Prise,  s  (?). 

conitigalüds  Ps.  Cypr.  s. 

consanguinitas  Verg.,  Lio, 

consedtditas  Vietrie. 

consensualitds  Beda  s. 

consobrinitas  gl. 

conspicacUas  Th.  p.  523  al. 

consubstantialüas  Rustic 


wGrterbildungägeschichle.            14t             ^^| 

Ämbr..  C.  Theod. 

dehmeslasBW&r.  (cf.  401  sq).            ^H 

eattmptibüUas   C.    Aiir.  s. 

deiias  Avnoh.  (cf.   166).                  ^H 

mliguitas  Boeth. 

dcltritas  Laber.  s.                         ^H 

continuitas  Varr. 

densitas.                                             ^^ 

c«KfanrfosTert.(cf.  11,64, 

deiestabilitas  Eust,  Hexaom  .s. 

184,198,211,222,260,333, 

deuexilas. 

351,423, 5-10, 548~et410, 

dexteritas  Liu.  (cf.  13,  36,            ^h 

557— ,659,  717,  738,853, 

62,  667.   716,   749,  837;               ^H 

cf.  et  822,   -  et  ad  52). 

al.  ad  476).                                 ^1 

^^ilnditas  Th.  p.  481. 

dicacitas.                                        ^H 

^/AäierrKÜUas  Ps.  Cypr.  s. 

ISOdifferitas  Lucr.                                  ^M 

^pS#iertibaitas  RuÜn. 

difücultas     Plaut.,    Ter.            ^M 

omaexitas. 

Hec.666  (cf.233, 239b,  746).           H 

apitaiias  Baccliiar.  s. 

dignitas  Plaut,  et  all.  pr.           ^H 

diluciditas  Bueth.  s.                      ^H 

dimidietas  Boeth.                          ^H 

^H 

erassitas  App.  mund. 

discorditas  Paeuu.  s.                       ^^| 

crebritas. 

dispai-ilitas  Varr.  (d.  340,           ^H 

credulitas(cf.37ü,  et286. 

^1 

730  el  135,  233  et  181. 239, 

disparitas  Th.  p.  423.                    ^H 

746). 

diuersitas.                                       ^^H 

cruciabilitas  Plaul.  s. 

ISOr^iMifftii^  Dig.  s.                           ^^M 

crudelitas  Acc.  176RilDb. 

diuinitas.                                   ^^H 

cruditas. 

diuturnitas.                               ^^H 

CQpiditas  Pacuu.  170,  Ter.. 

<ißc{bilitas  Isid.  s.                         ^H 

Turp.  llß. 

docilitas.                                    ^^M 

SOaaialitas  Nou.  ValeiiL  s. 

dolositas  S.  S.  uel.                           ^H 

curiosilas. 

douwsticitas   intpr.    Iron.  s.            ^^| 

cwsilitas  Fulg.  Myth. 

(cf.  70G,  515,  815).                       ^H 

euruiias  Non. 

dualitas  Rußn.                                ^H 

Damnabilitas  auct.  Hypogn. 

dubietas  Amm.,  EiUr.                     ^^| 

dop*aifeisPauIin.Nol..N.Tir. 

ductabiliLas  Aoc.  s.                        ^^H 

dealiias  HJlai-. 

200dutcitas  Caecil.,  Acc.                   ^^M 

debilitas. 

dt^liätas  Tert.                               ^^| 

dediuitas  Caes. 

durabUUas  Pallad.  fi.                     ^^| 

deeoHtas      (Rönsch      Ita!a 

duritas..                                    ^^M 

,  p.  513). 

dHumuiralitas  C.  Theod,              ^^| 

Odeformitas  (cf.  3%). 

^^^^M 

i42 


Paud^er, 


ebriosiias  .  . 
edacitas  Plaut, 
efferilas  (poet)  .  . 
efficacitas   (cum   Q.  fr.) 
s.  (cf.  415,  441,  464). 
älOegestas  Plaut.,  Caec.  170 
al,  Enn.  Ir.  273,  Pacuu.  53 
al.  (cf.  612,  636,  et  ad  880, 
cl.  Aufrecht  Z.  f.  vgl.  spchf.  I, 
s.  160). 

egregietas  Th.  p.  254. 
emacitas. 
emarcUas  gl. 
emuniias  Tert. 
eoormitas  (cf.  414,  et  1). 
essentialitas  Mar.  Vict.  s. 
et  ^essentüas  id.  s. 
exanimikis  Th.  p.  17. 
exaudoritas  C.  Th.  s. 
excelsitas. 
220exiguitas. 
exilitas. 

eximietas  Ambr.,  Symni. 
exinanitas  Mar.  Merc.  s. 
exsecrdbUitas  App. 
exsistentialitas   Mar.  Vict. 
exsistentitas  Cand.  Arian.  s. 

(cf.  216  b,  432,  —  323). 
extemporalitas. 
extraneüas  intpr.  Ar.  Rhet.  s. 
extremitas  (cf.  503,  664, 

393,  572,  635,  788,  796). 
^'iOFabrilüas  Eust.  Hex.  s. 
fabulositas. 

facilitas  Ter.,  Nou.  fr.  98. 
facultas   Ter.,  Acc.   102, 

Turp.  89. 

facunditas  Plaut,  s. 
failadtas  gl.,  Cssd.  amic. 
falsitas  App.  dogm.  Plat.  III. 


familiaritas  Ter. 

famositas  Tert. 

famulitas  Pacuu.,  Acc.  ue 

famultas  Laeu. 
^MQfastidiositas  Th.  p.  233. 

fastidüas  Cassiod.  s. 

fastuasUas  Th.  p.  245. 

faUüitas  Cod.  Just.  s. 

fatuitas  .  . 

faustitas  Hör.  s. 

fecunditas. 

felicitas  Ter. 

feracitas. 

feralitas  Actt.  S.  S.  Rogat 

et  Donat.  s. 
250feritas. 

ferocitas. 

fertilitas  ine.  trag.  208. 

feruidiias  Th.  p.  222. 

festiuitas  Plaut.,  Ter. 

ficitas  Nou.  s. 

fidelitas  Acc,  Afran. 

fiducialitas  Th.  p.  206. 

ßgurcUüas  Fulg.  s. 

filiaUtctö  Cand.  Arian.  s 
^mßietas  Mar.  Vict. 

ßnalitas  Seru. 

firmitas  Plaut. 

flagüiositas  Th.  p.  23f 

flebilitas  ib.  p.  227. 

flexibüitas  Solin. 

fkocuositds  Groui. 

fltiUas  »schol.  Juu.« 

foeditas. 

formabüitas  Aug.  s. 
270 formidolosUas  »Ps.  ( 

formitas  Isid.  s. 

formositas  .  . 

fortitds  gl. 

fragilitas. 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichte. 


143 


fratemitas. 
frigiditas  G.  Aur. 
frwüiUis  inscr.  s. 
fructuositas  Philastr.  s. 
frugalitas. 
m^fugacUas  gl. 

fumositas  Th.  p.  211. 

furacitas. 

furiositas  Ps.  Aug.  s. 

fuscitas  App.  mund.  s. 

tutilitass.(cf.  10,54,306, 

327,345,404,406,471,523, 

et  ad  209). 

Garralitas  Ouid. 

gdidiias  Th.  p.  258. 

generalüas  Symm.,  Seru. 

generositas. 
^9^i(dUas  Amm.  s. 

?entilitas. 

^ermanitas. 
9ibh<mtas  Th.  p.  260  al. 
ShbrUas  Araob.  s. 
9l(t^t44Atas  Th.  p.  263  al. 
d^tmtas  Potam.  s. 
9lo^osüas  Chalcid. 
9l(^iositas  Th.  p.  257. 
Pia^ritas  Sali,  (narüas). 
^gfÄcilitas. 
^<^t^ۆas  Hilar. 
P^^r^daeuitas  Pacuu.,  Acc, 

g^  «indi  t  as  Sis.  fr.l  15  Peter. 
Vf'^^^iositas  Tert.  s. 
9r(^tvitas  Tert.  s. 
g^^iuiditas  s. 

«i^auitas. 

V^osüas  Ps.  Aug.,  Greg.  M. 

gwttositos  Th.  p.  602. 
aiOHabilitas  .  . 

^^reditas  Plaut. 


hilaritas. 

honestas    (cf.    172,  401, 

al.  314,  402). 

honestitas  gl. 

honorabüüfxs  Facund.  s. 

horribilüas  Th.  p.  270. 

horridüas  ib. 

hospitalitas  .  . 

hoatüüas  Sidon. 
320humanitas. 

humiditas  Th.  p.  266. 

humilitas  Acc. 

Identitas  Mar.  Vict. 

idoneitas  Aug.  (cf.  228,  804, 

869,  —  al.  134;  860?). 

ieiunitas  Plaut. ' 

ignobilitas. 

illiberalitas  s. 
.    illocalitas    Gl.    Mam.    stat. 
anim.  s. 

imbecillilas  Afr.  291. 
Z'iOimhonücLS  Tert.  s. 

imnianitas. 

immaturilas  .  . 

imniedietas  Boeth.  s. 

immensitas  .  . 

immobilitas  Justin,,  Tert. 

immortalitas  Plaut.,  Ter. 

immunditcis  gl. 

immunitas. 

immutabilitas  .  . 
3if)imparilikLS  Gell. 

imparitas  Boeth.  s. 

impassibüitas  Hier. 

impatibilitiis  Rufin.  s. 

impietas  Acc. 

impigritas  s. 

implacdbüitas  Amm. 

importunitas  Plaut. 

importiAOsUas  Adaman.  s. 


L 


144 


Paucker, 


impossUnlUas  App.,  Tert. 
SSOimprobitas. 

impraprietas  Gell. 

improsperitas  Rufin.  s. 

impunitas. 

impuritas  .  . 

inaccessibilitas  Aug. 

inaequabilitas  Varr. 

inaequalitas  Varr. 

inanitas  Plaut. 

incapdbüitas  Aug.  s. 
^(ßincapacitas  Philastr.  s. 

inciuüitas  Aium. 

incoinquinabilitcts     Fulg. 
Rusp.  s. 

incolumitas  (cf.  84?) 

incommobilitas  App.  s. 

incommoditas  Plaut. 

incommtUabüüas  Aug. 

incomparahüitds  id. 

incomprehensibilitas     intpr. 

Iren.,  Fulg.  Rusp. 

inconcinnitas  App.  s. 
SlOincongruüas  Prise. 

inconstabüit(is  intpr.  Iren.  s. 

inconuertibäüas  Rufin. 

incarporalitas  Tert. 

incorruptibüüas  S.  S.   uet., 
Tert. 

incredibilitds  App. 

incredulikis  App.,  eecl. 

incuriosüas  Salu. 

incuruitas  Chalc.  s. 

indecibüitas   intpr.  Iren.  s. 
380tV?^2emm^  Dig. 

indignitas. 

indiuiduit(zs  Tert. 

indocibilitas  App.  s. 

indocilüas  Philastr.  s. 

indulgitas   Goel.   Antip.   et 


Sis.  (cf.  33,  89, 124  et  690, 

180,  213,  218?,  223,  241, 

267,  271?,  458,  772?). 
ineffahüiias  Aug. 
inexorahilüas  Sem.  s. 
%nfall%bil܀ts  intpr.  Ar.Rhet.s. 
infecunditas  Sali. 
390infelicitas  Ter. 
infertüitas  Hier, 
infidelitas. 
infimitas  Amm. 
infinitas  .  . 
infirmitas  Ter. 
informüas  Solin.,  Tert. 
infortuniias  Grell,  s. 
infmctuosüas  Tert. 
ingeniositas  inscr.  s. 
4<X)ingenuitas. 
ihhonestcis  Tert. 
inhonestüas  gl. 
inhospitalitas  .  . 
inhumanitas  s. 
iniquitas. 
iniucunditas  s. 
iniuriositas  Th.  p.  281. 
innascibilüas  Hilar. 
innaimiias    Hilar.,     [Mar. 

Vict.]  De  phys. 
^lOinnoocietas  Nou.  Just.  uers. 

uet. 

innumerabilitas  .  . 
inofßciositfis    Salu.    et    all. 

sec.  V. 

inopporUmitas  Idac. 
in(n)ormit(is  Cod.  Theod. 
insanitas  (cum  Varr.  fr.)s. 
inscUiabiUtdS  Amm. 
in-satietas    Plaut,     s.    (cf. 

330,  440). 
insensibüüas  Ambr. 


msensualitas  Aug.  s. 

languitas  gl.                                    ^^| 

^^inseparabililaa  Aug. 

lanositas  Tert.  s.                          ^H 

ins^ridiias  intpr,  Ar.  Rhet.  s. 

largifas    Caec,    91,    Ter.,          ^H 

imomnifias  Th.  Prise,  (in- 

Turp.  172.                                   ^H 

somnium). 

lasdmasitas  Th.  p.  3Sä.              ^H 

lasciuitas  Firm.  m.                       ^^| 

(insomnis). 

Latinitas  (et  Ad.  Her.)..         ^H 

instabUilas. 

laudabilitas  C.  Theod.                   ^H 

insuisitas  Plaut. 

^tf^tfiu  gl.                      ^M 

Integritas. 

^H 

^itUettecttMlitas  Tert.  s. 

Imwitas  gl.  Isid.                             ^H 

mtelligentialilas  Mar.  Viel.  s. 

legiiimitas  intpr.Ar.  Rhet.  s.          ^H 

inlelligetüitas  id.  s. 

4701enitas  Ter.                                    ^1 

mtempestiuHas  Gell.  s. 

Lentulitass.                                ^| 

iniemporalitas  Arn.  iun. 

%.kK(«s  Th.  p.  304.                     ^H 

iniolembüitas  gl. 

^H 

^H 

tmäolabilitas  Rustic.  s. 

liberalitas  Ter.                          ^H 

inuiriliias  inlpr.  Ar.  Rli.  s. 

libertas  Plaut,  et  all.  pr.           ^^k 

muisRfiUias  Tert. 

(cf.  59G,  G65,  839,  —  856,            H 

«OHMwiwntos  Terl.  s. 

sed  et  ad  178).                             ^1 

inutilitas    (cum  Lucr.)  ,s. 

libertinUas  Dig.                              '^^| 

iocukritas  Hier.  s. 

libidiriita.^  Laber.  s,                       ^H 

tnatimabilitas  App. 

limpiditas  Th.  Prise.                      ^H 

vraHontUitas  Roeth.  s. 

iSOUngtMsiias  Ru.stic.  s.                       ^| 

liquiditas  App.  mund.  s.                 ^| 

/oca2t&i8CI.Mam.an.(cr.328}.           ^M 

wiptüas  Ennod.  s. 

longaeuitas  Ambr.                            ^| 

vritabäitcts  App.  s. 

longanimitas  S.  S.  uet.                   ^| 

öerita«  Boelb.  s. 

longinquitas  Ter.                        ^H 

*50iucundilas  Afran. 

longilumitas  Vulg.                          ^H 

itigalitas  Julian,  Pelag. 

loquaeilas.                                    ^H 

•wfiteslrap.Gonstantin-Cöd. 

lubricUas  Zen.                                 ^H 

Just. 

luadentas  Mart.  Cap.  s.               ^| 

nmalitas  Th.  p.  979. 

490luculentitas  Gaes.  {cf.  573).          ^| 

iuuenilitas  Varr.  fr.  s. 

Macrifas  Vitr.                                 ^H 

Juuentas. 

tnacutositas  Th.  p.  475.                ^^| 

li^mosiias  Th,  p.  307. 

tnadiditas  Th.                                 ^^| 

foermabiiilas  Adaman.  s. 

inagnanimitas.                           ^^| 

^H 

14« 


Paucker, 


magnitas  Acc.  s. 

maiestas  Liu.  Andr.  13, 

Acc.    648,    Afr.   326    (cf. 

Maiesta). 

malignitas  Plaut. 

maliloquacitas  S.  S.  uet.  s. 

malüas  Dig. 
500n}aUtiasit(is  Tert.  s. 

marddüas  Th.  p.  359. 

niaturitas. 

maximitas  Lucr. 

medietas  .  . 

mediocritas. 

membrositas  Eust.  s. 

inendacücis  Tert.  s. 

mendicitas. 

mendositas  Aug. 
5l0fner(icitas  Th. 

minacUas  Th.  p.  358. 

mirahüüas  Lact.  s. 

miserahilitas  Hilar.  ( ?)  in  Gal . 

mobilitas. 

modicitas  Ven.  s. 

nwnstrositas  Aug.  s. 

nwralitas  Ambr. 

morbositas  Pall.  s. 

mordacitas. 
520morositas  .  . 

mortalitas. 

mtdieritas  (-br-?)  Tert.  s. 

mulierositas  s.  (gl.) 

niidtiformitas  Aug.  s. 

multiplicitas  Boeth.  s. 

munitas  gl.  XsnovQyia  {um- 
nis  pr.). 

mutabilitas  .  . 

mutilitas  Dionys.  Exig.  s. 

miUitus  gl. 
hZONascibilitcLS  Gennad.  s. 

natiuitas  Tert.,  Vlp.  Dig. 


naturalitas  Tert.  s. 
nauitas .  . 
nehulosUas  Am.  s. 
necessitas    Plaut.    Epid. 

V,  2,  66  (necessum). 
negotiositas  Gell.  s. 
neruositas. 

nexilitas  Fulg.  Myth.  s. 
nexiwsitds  Th.  p.  372. 
bMnimietas  App.,  Tert. 
nitiditas  Acc.  s. 
nobilitas     Plaut.     Capt. 

299  al. 

fwdbüikLS  Hil.  in  Gal.  s. 
yiodositas  Aug.  s. 
noluntas  gl. 
noueUüas  Tert.  s. 
nouitas. 

noxietas  Gaud.  Brix.  s. 
nuditas  Tert. 
550  nugadtas  Aug. 
nugalüas  gl. 
nugositas  Th.  p.  379. 
numerositas  Tert. 
Obaequalitas  App.  (?)  s. 
obesitas. 
obliquitas. 
obnoxietas     Nou.     Val.    et 

Maior. 

obscenitas. 
obscuritas. 
5{jO  obtusitds  Chalc. 

ofßcialüas    ine.     quu.     ex 

utroq.  Test.  s. 
officiositas  Rufin. 
olacitas  gl. 
oleitas  Cat.  s. 
oliditds  Th. 
oliuitas  Varr. 
onerosüas  Tert.  (?)  s. 


opacitas. 

perplexUas  Amm.,  Aug.                ^^| 

operositas. 

persotiaiitas  Paul.  NoI.                 ^^M 

670opimitas  Plaut. 

perspicacilas  gl.                             ^^M 

opportunitas  Plaut 

perspicuitas.                            ^^H 

opftmifas  Mar.  Viel. 

pfrsuasilfiliias  inlpr.  Ar.Kh.s.          ^^H 

opulentitaa  Plaut. 

eiOperuersitas.                                ^H 

orbilas  Plaut.,  Afr. 

peruicacüas  gl.                              ^| 

or]Aanilas  Alcim.  s. 

pesestas  pr.  (Fest.  p.  2 10  M). 

otiORitas  Vulg. 

peslüitas  Lucr. 

Paganitas  Philastr. 

pexitas  s. 

paÜHitas  gl. 

pietas  Plaut  saep.,  Ter.,           ^1 

palpabiliias  Oros.  s. 

■ 

SSQpajiTUisiias  C.  Aur.  s. 

pigritas  gl.                                     ^H 

parcitas  P.  Syr. 

pilosiias  gl.                                   ^^H 

parmlalitas  Th. 

placabilitas  .  .                       ^^^| 

paräüas  Gell. 

placidilas  Varr.                            ^^M 

paritos  Arii- 

620planitas  s.                                    ^H 

pariicularUas  Boeth.  s. 

Platonilas  Boeth.  s.                     ^H 

paruitas. 

plebilas  Cat.                                 ^H 

pamtlitas    Commod.     (cf. 

plenitas  Vitr. 

597,  673,  54(i). 

pluralitas  Ambr.  fid.  II,  10, 

pascwsitas  Th.  p.  421. 

87  al.,  Charis.                               ^- 

poi^lUas  Am. 

plttumüas  Th.  p.  429.                ^H 

b^passiuUas  (pandere)  Terl. 

pollucibUitas  Fulg.  M.  s.              ^H 

pof^itUas  (pati)  Prol). 

jM>mpa&>Iifa£  Prise,  s.                   ^^| 

pOBlilUas  Th.  Prise,  s. 

pompositas  Ps.  Hier.  s.                ^^| 

pakmitas  S.  S.  inlpr.  »uet.« 

ponderitas  Acc.  s.                        ^^| 

et  Vulg. 

630p»)td6r(isi7as  Th.  p.  444.              ^H 

pauciias. 

popularltas  Plaut.                         ^H 

iwMdifew  Th.  p.  42(i. 

popalositas  Arn.                             ^^H 

pauperlas   Ter.   Ad.  4%, 

possibilitas  id.                                 ^H 

id.  Ph.  94  al-,  Enn.  Ir.  73- 

po^teritas.                                     ^H 

paniilliias  Auibr.  s. 

postremitas  Terl.                             ^H 

pttmUtas  Th.  p.  422  al. 

p  ölest  as  XIl   tabb.   V,  7,           ■ 

IWKftarifcM  Greg.  M.  s. 

Enn.  tr.  122  al.,  Ter.,  Pa-           ^| 

eOOperegrinitas. 

cuu.24al..Acc.542,Turp.92.          ^1 

perennilas  Plaut 

praedaritas  Vulg.                          ^H 

periuciditas  Vitr.  s. 

praegnacüas  Aug.  s.                      ^H 

pernicilas  Plaut. 

praeposterUas  Arn.            ^^^^^H 

pTpetuitas. 

r>40prauitas  Ter.                 ^^^^H 

10*          ^^^^^H 

148 


Paucker, 


pretiositas  Terl. 

primaeuitas  inscr.   »a.  389 

p.  C«,  Jul.  Pelag. 

prindpalüas  Tert. 

probabilitas  .  . 

probitas  Pacuu.  189. 

probrositas  Salu. 

procacitas. 

proceritas. 

prociiuitas. 
QbOproconsularitas    Nou.    Just. 

uers.  uet. 

prodigalüas  decl.   in  Catil. 

prodigitas  Lucil. 

prodiguitas  Th.  p.  460. 

profanitas  Tert. 

profunditas  Hadr.  ap.  Vop- 

prolixitas  App.  mund.,  Dig. 

pronitas  s. 

propinquitas  Plaut. 

prqpitietas  N.  Tir. 
660proporti(malit(xs  Boeth. 

proprietas. 

prosperitas. 

proteruitas  Ter.,  Pacuu. 
346. 

proximitas  Vitr.,  Ouid. 

pubertas. 

puellarüas  Th.  p.  407. 

puerilitas  Varr.  und 

pueritas  Tert.  s. 

pugnacitas. 

pulchritas  Caec.  s. 
ßlOpuritas  (purus)  Gapitol. 

purüds  (pus)  C.  Aur.  s. 

pusillanimitas  Lact. 

pusillitas  Tert. 

putiditas  Th.  p.  444. 

putriditas  Th.  p.  426. 

Quadriforniitas  Eucher.  s. 


quadruplicüas  Th. 

qualitas. 

quantitas  Vitr. 
(ßü  quaternitas  Aug.  (cf.812, — 

826). 

quinquennalitas  C.   Theod. 

Rabiositas  Th.  p.  499. 

rapacitas. 

rapiditas  Caes. 

raritas. 

rationabüitasApp.  (?),  Gelas. 

rationalitas  Tert. 

raucitas. 

reciprodtas  »N.  Tir.« 
ß^OreconcilUas  gl. 

redüas  Hilar.  s. 

religiositas  App.,  Tert. 

renascibüäas  ine.  qua.    ex 
Nou.  Test.  s. 

ridiculositds     intpr.     Arist. 
Rhet.  s. 

rigiditas  Vitr. 

rimositas  Th.  p.  502. 

risibilitas  Boeth. 

riualitas. 

rixuositas  Th.  p.  504. 
lOORomanitas  Tert.  s. 

rotunditas  Vitr. 

ruduositas  Th.  p.  500. 

rudibilitas  ib.  p.  498. 

ruditds  App.  (?),  intpr.  Ar. 
Rhet.,  gl. 

rugositas  Tert. 

rusticitas  Ou. 

Saeuitas  Firm.  math. 

sagacitas. 

salacitas. 
7 10  salebritas  App.  s. 

scdsitas  Jul.  Val. 

salubritas. 


Materialjen  zur  lateinischen 

sanctitas. 

sobrielas.                                    ^^M 

sanitas  Plaut. 

sobrinitas  gl.  (cf.  137).                ^H 

satietas  Plaut..  Ter.,  Pa- 

socialitas.                                    ^H 

euu.(saliasPlt.,Ter.,Äcc.). 

äocielas  Eiin.                              ^^M 

saturitas  Plaut. 

äodalitasPlautMoät.llSe.       ^H 

sawietas  C.  Aur. 

soltdilas.                                 ^H 

Boxikis  id.  s. 

solitas  Acc.                                   ^^M 

Sfuositas  id.  s. 

sollemnitas  Gell.                           ^H 

mmeuitan  Gell. 

soltthililas  Th.  p.  538.                ^H 

scatebrosUas  Th.  j).  544. 

700sonon/as  Prise,  s.                        ^^H 

soeim/as  Dig.  (scelerusPlt.). 

swditas  Salon.  Vienn.  s.             ^H 

scehrositas  Th.  p.  551. 

sospUas  Vulg.                                ^^1 

scnipulositaä. 

spatiosilas.                                  ^H 

scurrilitas. 

speäeüitas  Front,  ditf.  uoc,         ^H 

secahilitas  Cl.  Mam.   an.  i^. 

^M 

seadarilas  Tli.  p.  530. 

spedetas  Front,  ib.                       ^^H 

securitas. 

spedainUtas  Cod.  Just.                ^H 

sedecennitas  Ps.  Cypr.  s. 

s^Mnositos  Jul.  Pelag.  s.              ^^M 

730sedulitas. 

spiritalitas  Tert.                           ^^| 

segnitas  Aec.  a. 

spissilas  Vitr.                               ^^| 

sempitemHas  App. 

nOspurddUas  gl.                               ^^| 

squaliditas  Amm.                         ^^| 

Iren.,  all. 

squalitas  Acc.  (squalusP)            ^^| 

gensuabilitas   intpr.  Iren.  s. 

stabilitas.                                ^H 

senaualitas  Terl. 

statiotiaritas  Bed.  s.                     ^^| 

seqtfacüas  Sid.,  Chalc. 

^^1 

serenitas. 

sfoliäitas  Flor.                              ^^| 

scrietas  Auson. 

strenuitas  Varr.                          ^^| 

scritas  Symm. 

strumositas  Th,  p.  554.               ^^| 

JAOgeruäitas  intpr.  Aj.Rhet.  s. 

stupidilas  Acc.                        ^H 

seueritas  Ter. 

78üsuauitas  Plaut.,  Turp.  190.          ^H 

siccitas  Plaut. 

subdolositas  Cassiod.                    ^H 

simililas  Caec. 

stihlimitas.                                   ^H 

simias   intpr.  Ar.  Rhel.  s. 

simpücitas  Lucr. 

suistonfwili^s  Hier.                     ^^M 

simuUas  Plaut. 

subtilitas.                                ^H 

sinceritas. 

suburbanitas  .  .                    ^^M 

singularilm  Tcit. 

succositas  G.  Aur.  s.                    ^^M 

sinisleritas. 

summitas  App.,  Tert.                ^^H 

suttiptuosilos  Sid.  s.         ^^^^^^^H 

150 


Paucker, 


790 super fluitas  intpr.  Orig.  in 

Matth. 
supeniitas  Tert.  s. 

superparticularüas  Boeth.  s. 

superuacmtaa  Vulg.  s. 

supinitas. 

supplicUas  Th.  p.  453. 

supremitins  Amm. 

surditas. 

Taciturnitas  Ter. 

tarditas. 
SOOtemeritas     Pacuu.     373, 

Afr.  113  al. 

tempestas    XII  tabb.  fr., 

Plaut.,  all.  pr.  (tempestus). 

tempe^tiuitas. 

temporaiüas  Tert. 

temporaneüas     intpr.     Ar. 

Rhet.  s. 

tenacitas. 

tenebricositcis  C.  Aur.  s. 

tenebrosUctö  Arn.  iun. 

teneritas. 

tenerosiUis  Ven.  s. 
SlOtenuitas. 

tepiditas  gl. 

temitas  Prise,  s. 

terrenitas    Meliton.    Clau., 
Greg.  M. 

terribüitas  Jornand. 

tetricUas  paneg.  in  Pis. 

timiditas  Pacuu. 

tolerahüitcLS  gl. 

torositas  Th.  p.  245. 

torridüas  Eust.,  schol.  Luc. 
S^Otortuosifas  Tert. 

toruitas. 

totietas  Rustic.  s. 


Iractabilitas  Vitr.  s. 
tranquillitas. 
trifornUtas  Gl.  Hani.  an.  s. 
trinitas  Tert. 
tripliciiets  inscr.  s. 
tuberositas  Th.  p.  245  al. 
tumiditas  Firm,  m.,  Hier. 

830  turgiditas  Th.  p.  617. 
Vaciuitas  Plaut,  s. 
uacuitas. 
iMliditiiS  App. 
uanitas. 
uarietas. 
uastitas. 

tiberitas  numm.  (cf.  839). 
uherositas  Th.  p.  617. 
überlas  ine.  tr.  135. 

840ueloeitas. 

nenalitas   Sid.,   Cssd.    Var. 

IV,  4,  Cod.  Just. 
uenerabüitas  ap.   Aug.  ep. 
uentositas  Aug. 
uenustas  Plaut.,  Ter.  (cf. 

313,  496,  801,  852). 

uerhositas  Symm.,  Rufin. 

ueritas  Ter.  Andr.  68. 

uernilitas. 

uemuUtas  Fulg. 
tiersibüitas, 

SbOuertibüitas, 

ueternositds  Ps.  Hier.,  Fulg. 
uetuslas  Plaut.  Poen.  III, 
3,  87,  Ace.  245,  Cat.  r.  r. 
uicarietas  Ven. 
uicinitas. 
uicissitas  Aee.  s. 
uiduertas  Cat.  s.  ^) 


*)  Von  uidueris  für  uiduelis,  wie  carduelis;   vgl.  falere  (fala),  pelliris, 
equiria,  ium  (oder  equuria?  vgl.  ^urie),  Gracchuris. 


Materialien  -i. 


•  lalH 


seilen  wörlerbildiiiiysgeschii-'hle. 


151 


aiduilas  Plaul. 

uilitas  Plaut.,  T.  Phonn. 
1013. 

umwttos  Tert,  s. 
SCOulr^initas. 

airiditas. 

uirilitas  B.  Alex. 

uirosiffM  Potarn.  s. 

nmbililas  Terl. 

ttistialitas  id.  s. 

uHalitas  s. 

uitiositas  .  . 

amacitas. 

lälroneilas  Fulg.  M.  s, 
fnOmatilas  Mar.  Vict.  s. 

ananiinitas  Pacuu, 

undositas  Th.  p.  617. 

imiformitas  Tert 


unitas  Varr, 

imiwrsalitas  Boeth.,  Prise. 
nniuersitas  (cf.  822). 
uocalitas. 
uolubililas. 
uoluerifas  Fulg,  M,  s. 
lOuoluntas  Liu.  Andr., Plaul. 

et  all.  pr.  {cf.  440,  545). 
uoluplas  Plaut,    all.  pr. 

(uolupe). 
uoracitas. 
uotiuitas  inscr. 
urbanitas. 
iiiensäitas  Tert.  s. 
utititas  Plaut.,  Ter. 
uuiditas  C.  Aur.  signif.  s. 
uulgaritas  Arnob.,  Capitol, 


2.  Von  377  vorstehend  aufgeführten  Wörtern  auf  -las  uett. 
hhea  ciceronianisehe  autorität,  auch  wenn  man  die  wenigen 
dorch  Cäsar  beglaubigten  als  gleichberechtigt  mitzählt,  nur  '/s. 
aitiilich  250.  Wer  darnach  nur  diesen  verhällnissmässig  geringen 
n)  der  ganzen  uns  überlieferten  fülle  als  gut  lateini.sch 
gelten  lassen  wollte,  würde  sich  auch  davon  noch  einiges  ab- 
gehen lassen  müssen.  Denn  unter  den  bei  Cicero  angewendeten 
Ibdensich  10  sonst,  so  viel  bekannt,  nirgends  wieder  (zu  nr.  285), 
lodere  25  wenigstens  in  der  ganzen  übrigen  älteren  literatnr 
(bis  Hadr.)  nicht  (zu  20).  Zu  diesen  ciceronianischen  (1+% 
dersflbeii)  kommt  aber  noch  hinzu  eine  ao  ziemlich  gleiche  zahl 
»nderer  uett.,  die  ebenfalls  nur  singulär  bezeugt  sind:  20  aus 
'her  zeit  (wovon  7  dem  Accius  allein  gehören),  3  von 
Laberius  gebildete,  3  bei  Vitruv,  je  1  aus  Catull  und  Horaz, 
l  nacbaugustische,  von  denen  4  dem  älteren  Ptinius  angeliören. 
l  wäre  für  nicht  weniger  als  IS'/a  %  der  uett.  Iheils  über- 
buipt,  tkeils  wenigstens  für  das  classische  Zeitalter  die  spracb- 
pebräucbiichkeit  nicht  durch  vollgültiges  zeugniss  festgestellt,  also 
1  nicht  einmal  ihre  latinität  beglaubigt,  wenn  man  näm- 
1  auch  die  sprachrichligkeit  der  worlgebilde  nicht  an  ihnen 
dbst  bemessen,  sondern  nur  nach   zahl    und   dalum  der  im 


152  Paucker, 

schult  des  alterlhums  zufällig  erhaltenen  oder  bisher  aufgefun- 
denen Zeugnisse  abschätzen  zu  müssen  glaubt. 

Ausser  den  ciceronianischen  sind  aus  Sprachdenkmälern  der. 
zeit  vorAugustus'  tod  hier  noch  79  Wörter  auf -tas  registrirt, 
von  denen  41  dem  vorciceronianischen  Zeitalter  angehören  oder, 
aus  ihm  datiren,  1 1  zuerst  bei  Varro  auftreten,  10  bei  Vitruvius, 
5  bei  anderen  Schriftstellern  in  prosa,  4  bei  Lucretius,  8  bei 
anderen  in  gebundener  rede.  Die  übrigen  47  der  uett.,  c.  V«» 
sind  aus  dem  ersten  Jahrhundert  nach  Augustus. 

Unter  den  515  Wörtern  recc,  d.  h.  neuerer  Überlieferung, 
womit  nicht  gesagt  ist,  dass  sie  auch  alle  neueren  Ursprungs 
seien,  konnten  wir  nur  von  etwa  419  ihr  erstes  auftreten  in 
literis  mit  Sicherheit  oder  doch  mit  Wahrscheinlichkeit  zeitlich 
fixiren.  Von  diesen  nun  kommen  auf  autoren:  ^  aus  der  zeit 
von  Hadrian  bis  Constantin  I.  124  Wörter  (29,5%),  davon 
nur  durch  einen  bezeugt  (s)  39,  —  ^  aus  dem  folgenden  Jahr- 
hundert (Augustin  mithineingezogen)  126  (30  7o)»  davon  s.  34,  — 
'  weiter  aus  dem  fünften,  bis  zur  ostrogothischen  invasion, 
79  (19%),  davon  s,  50, —  *  aus  dem  sechsten  sec.  und  dar- 
über hinaus  90  (21,  5%),  davon  s.  64.  Unter  den  einzelnen 
autoren  stellt  das  zahlreichste  contingent  Tertullianus,  näm- 
lich, ungerechnet  die,  welche  er  neben  dem  wenig  älteren  Zeit- 
genossen Appulejus  aufweiset,  51  Wörter  (fast  V»  der  datirten, 
Vio  aller  recc),  von  welchen  %  singulär  sind.  Demnächst  haben 
zuerst  (nämlich,  wie  hier  immer  zu  verstehen,  soweit  wir  w^issen, 
zuerst):  Augustinus  26  Wörter  (nur  er  allein,  soviel  wir  wissen  9), 
Appulejus  22  (davon  4  in  de  mundo,  1  in  Dogm.  Plat.  III, — 
s.  7,  davon  2  in  mund.),  —  Boethius  15  (s.9),  wenn  aber  die 
alte  Übersetzung  der  aristotelischen  rhetorik  von  ihm  ist  (s.  Melet. 
lexistor.  altera  n.  8),  sogar25,  —  Colins Aurelianus  12(s.  10), 
— -  Arnobius  11  (s.  2),  —  Hieronymus  undS(cript.)  S(acrae) 
transl.  Vulgata  zusammengenommen  10  (s.  2),  —  Gellius  9 
(s.  3),  —  die  reste  der  älteren  schriftüberselzungen  8  (s.  4). 

Vergleichsweise  überblicken  wir  hier  aus  demselben  gesichts- 
punct  die  so  viel  zahlreicheren  verbalen  (von  part.  perf.  ab- 
geleiteten) nomina  actualia  auf  -io  und  entsprechenden  actoria 
auf  -or,  -rix.  Wörter  der  ersteren  elasse,  auf  -io,  kennen  wir 
1447  uett.,    1687  recc.  ^).    Von    den    uett.  begegnen  in   der 


*)  Zu  den  in  Melet.  lexistor.  alt.  c.  IV  zusammengestellten  sind  nach- 


r 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichU}. 


153 


■  ciceronianisohen  latinilät,  wenn  man  13  von  Ciisar  hinzu- 
lebracfate  mitzählt,  859  Wörter,  also  nahezu  '/a.  Unter  diesen 
.BJod  jedoch  als  s.  mindestens  57  (mit  I  Caes.),  wenn  man  aber 
!  ausser  Cicero  bei  den  uett.  nicht  weiter  vovlcommenden 
Bu'trechnet,  sogar  232  Wörter  zu  notiren.  fücero  hat,  dem  be- 
dfirfiiiffi  der  spräche  nachgebend,  neue  Wörter  selbst  gebildel, 
id  so  namentlich  auch  viele  abstr.  auf -io,  die  nicht  alle,  noch 
eniger  alle  sofort  aufnähme  fanden,  zum  theil  auch  nicht  bel- 
li verdienten,  wie  z.  b,  in-finilio,  inueteralio  u.  a,,  die  niemals 
pMucIiIich  wurden,  und  manche  andere,  die  erst  sehr  spät 
I  dann  theilweise  mit  berichtigter  bedeutung  wieder  auf- 
huchen.  wie  accuratio,  animatio,  decoloratio,  praenolio.  Nicht 
;  was  ciceronianisch  ist,  war  auch  lateinisch,  oder  galt  als 
jolches.  Beides  zugleich,  sowohl  erwiesenermassen  des  sprach- 
MrgciTechts  in  reinrömischer  zeit  (vor  der  constitutio  Antoni- 
la)  thälhaflig  gewesen,  als  auch  mit  dem  tullianischen  adels- 
■ugniss  versehen,  ist  demnach  nur  Vs  der  ausdruckmittel  dieser 
•rt,  welche  der  ganze  überlieferte  vorralh  ausgemünzten  latei- 
risf^en  Sprachguts  uns  darbietet.  Behelfe  sich  damit,  wer  es 
I  können  meint.  Ausser  den  ciceronianJschen  sind  uns  aus 
ieo  Zeiten  vor  Augustus'  ausgang  noch  228  Wörter  überliefert, 
r  denen  etwa  61  auf  die  älteren  (bis  Lucilius  herab)  zurück- 
(riwn,  29  zuerst  bei  Varro  erscheinen,  26  bei  Livius,  nicht 
hniger  als  94  zuerst  (c.  Vs  davon  allein)  bei  Vitruvius  auf- 
m,  6  bei  anderen  prosaikern,  2  bei  Catull.  Dichterwerke 
1  fär  nomina  absiracfa  dieser  art  keine  ergiebigen  fundstätten; 
ribst  bei  Lucrez,  der  doch  für  die  auf  -us  eine  Vorliebe  zeigt 
Bdtr-  2-  lat-  lexicogr.  I,  n.  2,  p.  485),  hat  auf  -io  wohl  über- 
ftupt  nur  4  Wörter  theils  öfters,  theils  nur  einmal  angewendet, 
Ue  Wörter  aber  dieser  classe  haben  wir  weder  bei  ihm  ge- 
idcn,  noch  bei  ii^end  einem  der  vielen  dichter,  deren  lexi- 
aJisrhes  eigenthum  wir  inventirl  haben.  Nachaugustisch  sind 
1  Wörter  auf  -io.  c.  V4  der  uett.  Der  Zuwachs  schon  aus 
ser  zeit  ist  hier,  wie  wir  es  auch  bei  den  Wörtern  auf  -or, 
f  finden  werden,  ein  auch  verhältnissmässig  beträchtlicli 
rer,  als  bei  denen  auf  -tos.    Von  1293  recc.  auf  -io,  bei 


Inten,  ausser  dem  dort  ausgefallenen  superklio  Cic,  an  recc.  aus  For- 
'  Ln.  ed.  De-Vil  t.  V  dislr,  53:  SHliaeparaüo  gl.,  gubsiiptdalio,  suißeatio 
■für-,  mprrrmuenEio  Aug.  serm.  ed.  Mai.,  superstruclio  Vigil.  Taps. 


154  Paiicker, 

welchen  anhält  %ii  zeitlicher  fixirung  geboten  ist,  sind  aus  dem 
ersten  abschnitt  des  Zeitalters  der  »ehernen«  latinität  441,  aus  dem 
anderen,  von  Constantin  bis  etwa  Honorius'  tod,  409  Wörter; 
aus  dem  folgenden  Zeitraum  bis  zum  ende  des  5  sec.  353;  die 
übrigen  190  finden  sich  erst  bei  noch  späteren  autoren.  Unter 
den  einzelnen  bezeugen  zuerst:  Tertullian  127  oder  (mit 
denen,  welche  neben  ihm  Appulejus  oder  die  Pandektisten  haben) 
137,  über  10\'a%  dieser,  über  8®'o  aller  recc.  (z.  b.  ddineatio, 
exaltatio,  exhibitio,  exorbitatio,  intuitio,pas^o,  profanatio,  promoHo^ 
reuekitio\  die  älteren  bibelübersetzer  78  (z.  b.  contritio,  iugU' 
ficatio,  manifestatiOy  prostUutio,  subtradio),  die  älteren  jungen 
über  50  (z.  b.  contributio^  interuentio,  restauratio)  —  während 
sie  auf  -tas  wenig  neues  bieten,  nur  4  Wörter  — ,  Arnobius  33 
(z.  b.  abnegatio\  Appulejus  29  (z.  b.  pendratio,  perseueraüo, 
mgetcUio),  Gellius  22  (z.  b.  requisitio\  —  Augustinus,  dessen 
ächte  Schriften  allein  hier  berücksichtigt  werden,  100  (z.  b. 
breuicUio,  cantndio,  degradatio,  restridio,  reuohäio),  Hieronynras 
(von  dem  z.  b.  sind  foederatio,  reparatio,  sübdiuisio)  und  die 
Vulgata  zusammen  87,  Ambrosius  20  (z.  b.  sup€rordinatio\  Rii- 
finus  18  (z.  b.  excaiceatio),  —  Colins  Aurelianus  66  (z.  b.  ear' 
natio,  condensafio,  praecautio),  Boethius  30,  resp.  43  (z.  b.  co- 
ordinatio,  redactio,  refradio,  —  felicitaiio,  intUtdatio). 

Wörter  auf  -ar,  -rix  liegen  uns  vor  780  uett.,  1482^)  recc. 
Von  den  uett.  finden  wir  bei  Cicero  (und  Cäsar)  342,  viel 
weniger  als  auf  -io,  auch  verhältnismässig  (43* '2%  der  uett 
gegen  60,  oder  15%  alier  gegen  c.  27V^v).  Unter  diesen  kommen 
25  nur  bei  Cicero  allein  vor.  Nichtciceronianisch  sind  aus  der 
zeit  vor  August's  tod  228  Wörter,  von  welchen  auf  die  älteren 
autoren  zurückgehen  131  (auf  Plaufus  79);  unter  den  letzteren 
sind  s,  (abgesehen  von  denen  aus  Festus)  41,  darunter  21  des 
Plautus.  Bei  Varro  treten  auf  15  (s.  4),  bei  Livius  24  (s.  3), 
bei  Vitruv  5  (s.  2),  bei  Catull  5  (s.  2),  sonst  in  gebundener 
rede  44  (s.  6).  Im  ganzen  finden  wir  bei  diesen  ueteres  im 
engeren  sinn  mindestens  95  singularia  (^js).  Die  übrigen  210 
uett.  sind  nachaugustisch  (27%).  Sehr  gross  oder  mindestens 
zahlreich  ist  vornehmlich  hier  der  Zuwachs  aus  der  »nach- 
classischen«  Überlieferung;  wenn  die  quellen  weiter  ausgebeutet 
werden,  karm  er  bald  auf  das  doppelte  des  älteren  bestandes 

*)  Indem   zu   den  1.  1.  c.  V  aufgefulirten  hinzuzufügen   sind  bdUatrix 
Not.  Tir.,  suhpraedator  ib.,  subunctor  inscr. 


Uaterialien  zur  lateiuiscliun  ivfiilerbiliJuiit'SKeschicIite.  155 

gebracht  werden.  Von  1120  wörltrn  recc,  die  in  belracht 
gmgeii  werden  konnten,  fanden  wir  aus  der  zeit  bis  Coiistantin 
ill,  aus  dem  darauf  folgenden  jahrhunderl  393,  aus  noch 
sjäteren  Zeiten  bezeug  316.  Unter  den  einzelnen  sprachzengeii 
ist  auch  hier  Tertullian  derjenige,  welcher  ani  meisten  bei- 
trägt, und  zwar  noch  mehr,  auch  verhältnissmässtg,  als  zu  den 
beiden  andern  hier  in  betracht  gezogenen  wörterclasson,  näm- 
lich 171,  wenn  nicht  noch  mehr,  formen,  die  bei  ihm  zuerst 
erscheinen,  dazu  noch  7,  die  er  mit  Äppulejus,  6,  die  er  neben 
Jen  Pandektisten  bezeugt,  was  zusammen  fast  ^jt  der  datir- 
biren,  c.  'i's  aller  recc,  über  8"/o  sämmtlicher  Wörter  auf  -or, 
•ric  ausmacht  (z.  b.  cottfessor,  examinator,  inforttitdor,  inter- 
fdaior,  Operator,  peccalor,  prosector,  mit  Appul.  comtncntator). 
Selbst  die  zahl  derjenigen,  die  wir  als  ciceronisch  in  engerem  sinne 
betr.irblen  köjmen,  nämlich  die  uns  von  Cicero  nicht  bloss 
uitbezeugten,  sondern  zuerst  bezeugten,  ist,  wenigstens  wenn 
I  man  die  Singular  verbliebenen  {wie  consitasor,  pactor)  abrechnet, 
lul  okliteD  grösser  als  der  Zuwachs,  den  hier,  wie  auch  ander- 
['),  das  lateinische  lesicon  durch  Tertullian  gewonnen  hat, 

II  deu  verbal substanliveu  auf  -ura,  die  sich  unter  ueU.  und 
^  liemlich  gleich  verlhelleu,  hat  Tertullian  mehr  beigesteuert,  als 
•nd  ein  einzelner  der  neueren  autoren,  nämlich  lä  formen,  wie  u.  a. 
imßelura.  paralvra  (pHrure),  freilich  die  meisten  dieser  unseres  Wissens 
•tot  nachfolge-  L'eberaus  beträchtlich  aber  und  m eisten theils  bestand- 
taflfr  nnd  Mine  beitrage  zu  mehren  arten  adjectivischer  derivate,  welche 
*(h  (uiD  ausdruck  abstracterer  ainnverbaltniase  eiguen,  und  eliendarum  in 
loi  gHEtesk&iiipfen  des  jüngeren  romaiiismus  stark  entwickelt  worden  sind: 
n  ui  den  adjecliv*?n  auf  -bilis,  von  denen  0,73  recc.  sind,  und  T.  83  for- 
ma (i.  b.  ttgHoscibitit,  diMtsibilis.  ineffigiabüii,  Tfuincibitis)  zuerst  hat 
Cü  der  recc),  —  2U  denen  auf  -or-ius,  von  denen  0,79  recc.  sind,  und 
•lituiiler  37  formen  (9*/o)  KueraL  bei  T,  {i.  b.  motoriua  . .,  aber  freilich  auch 
'owitlorutm.  in-corrupCorius),  -  zu  denen  auf  -iuus,  von  denen  mehr  als 
OJt  tect.  sind,  und  auf  T,  etwa  33  kommeu  (wie  eoniunctiuus,  dcminutiuas. 
fvtatiuia,  uMlutanliuua),  &'/>%.  iwar  ni(.-ht  mehr,  als  auf  manche  andere  der 
fcoc  immerhin  aber  doch  mehr,  als  auf  irgend  einen  einzelnen  der  uett., 
>jbsl  Quintilian  nicht  aufgenommen;  —  auch  zu  denen  auf  -aus  (-arts), 
nw  denen  0,65  recc  sind,  undT.  41  {viiecamalia,maMimalis,iftUlketualis, 
huiül  «uerst  hat  (5'/i ",'«).  Dagegen  weniger  ins  gewicht  fallend  ist  z,  b. 
ia  beitrag  von  nur  etwa  12  formen,  welchen  er  zu  den  nominibus  auf 
«rins  stellt,  die  doch  auch  bei  den  neueren  sehr  vervielfältigt  erscheinen 
)Mi'i.  and  noch  weniger  zahlreich  sind  die  ihm  zugehCirigen  unter  den  ad- 
laliti»  auf  •naua  (x.  b.  die  keineswegs  musterhaften  in-aquo»uf,  mcopioSHif), 
I  nn  welcher  letzteren  bildungüfonn   auf  die  jüngere  aberlieferuug  (zu  der 


156  Paucker, 

übrigens  auch  nicht  durchweg  blos  mittelbar  durch  ihn,  son- 
dern gewiss  zu  grossem  theil  unmittelbar  von  ihm,  dem  gewal- 
tigen bahnbrecher  der  sich  zu  vergeistigen  und  zu  vertiefen 
tendirenden  spräche  der  lateinischen  kirchenväter.  Nächst  ihm 
bietet  auch  auf  diesem  felde  Augustinus,  der  überhaupt  diese 
wortform  viel  und  mit  Vorliebe  anwendet,  die  reichste  ausbeute 
an  neubildungen,  indem  nicht  weniger  als  149,  vielleicht  gar 
153  formen  bei  ihm  zuerst  erscheinen  (wie  z.  b.  cUtestahr, 
hlasphematory  dictor,  inchoator,  pensor,  perceptar,  plantator,  uet^ 
trictUtor)^  ^/s  der  in  seinem  Jahrhundert  hinzutretenden  oder 
c.  7%  aller  bekannten.  Ferner  liefern:  Appulejus  44  (z.  b. 
distrihUoTy  prohibitor,  triumphator)^  die  S.  S.  uet.  etwa  40  (z.  b. 
co€perator,  incantator,  mediator,  scduator),  Arnobius  21  (z.  b.  con- 
scriptor,  offensor,  refutator),  Gellius  10  (wie  locutor,  nouator\  — 
Hieronymus  und  Vulgata  54  (z.  b.  bei  H.  zuerst  falsator,  per- 
scrtUcUor),  Ambrosius  34  (wie  z.  b.  inuedor^  meditaior);  nur 
wenige  Rufinus  (4,  wie  laborator),  Colins  Aurelianus  (4,  z.  b. 
Inspirator),  Boethius  (6,  z.  b.  aucapator,  uiMor), 

3.  Die  wesentlich  und  so  gut  als  ausnahmslos  denomina- 
len derivative  mit  dem  affix  -tas  enden  in  der  regel  eigentlich 
vielmehr  zweisilbig  auf  -itas,  sowie  die  verwandten  mit  -tudo 
gebildeten  gewöhnlich  auf  -itudo,  indem  zwischen  stamm  und 
affix  ein  vermittelndes  i  einzutreten  pflegt:  acerb-i-tas,  acr-i-tas.., 
und  so  acr-i-tudo  . .,  auch  seru-i-tus.  Bei  vorhergehendem  1 
aber  wird  das  hinzutretende  i  vor  -tas  zu  e,  so  dass  das  wort 
auf  -ietas  ausgeht:  pi-etas,  anx-i-etas,  noxietas  (s.  zu  nr.  52 
u.  144).  Zwei  ausnahmen  von  dieser  regel  (zu  83)  und  das 
nicht  unter  sie  zu  beziehende  totietas  kommen,  als  spät  und 
vereinzelt,  nicht  in  betracht.  Als  eine  ausnähme  anzusehen  ist 
wohl  auch  consanguinitas  für  -eitas  (s.  zu  324). 

Bios  auf  -tas  statt  voller  auf  -itas  enden  nicht  eben  viele, 
wohl  aber  zumeist  recht  gebräuchliche  Wörter.  Um  so  leichter 
konnte  abschleifung  stattfinden,  durch  synkope.  Es  ist  dann 
nämlich  ausgefallen  theils  das  bindende  i  allein:  a)  in  -Itas 
(zu  181),  wie  famultas  neben  famulitas,  facultas  neben  facilitas, 
nicht  aber  z.  b.  in  sedulitas;  b)  in  -rtas  (zu  476),  wie  ubertas 

wir  immer  das  ohne  datirenden  beleg  blos  durch  glossarien  uns  über* 
mitteile  hinzuzählen)  mehr  als  die  hälfte  kommt.  Die  belege  für  aUe  von 
uns  angegebenen  zahlen  und  Zahlverhältnisse  liegen  vor  in  unseren  zer- 
streut gedruckten  beitragen  zur  lateinischen  lexicographie. 


Materialien  lur  lateinischen  wörterbildungageschichte,  ^[57 

neben  uberitas,  paupertas,  nicht  aber  in  asperitas  u.  a.  (zu  17S); 
e)  in  iuuetifas  (wie  auch  iuuenlus)  und  uolup/as;  —  theJis  -i-t, 
nach  -4,  und  zwar  1)  naeli  st:  a)  in  aestas  für  ein  aest-i-las 
(seslus),  b)  in  von  adiecliuis  auf -slus  abgeleiteten  (zu  844),  wie 
'Inoestas  neben  honestitas,  tempeslas  für  ein  lempestitas,  — 
8}  nach  nt:  a)  in  dem  von  einem  adi.  auf  -ntus  abgeleiteten 
f  neben  luculentitas,  b)  in  von  pari,  pi-aes.  abgeleiteten, 
fai  welchen  aber,  ausser  in  uoluntas  und  den  zugehörigen,  aus 
Bt-  geworden  ist  st-  (oder  nt-t  zu  s-t),  wie  in  poleslas  (zu  210) 
"t  ein  vorauszusetzendes  polentilas,  dergleichen  volle  formen 
:h  bei  späteren  finden,  wie  ezsistenfitas  (s.  dazu),  —  3)  nach 
i  in  sospUas  für  ein  sospititas  und  in  gratuitas  von  gratuitus 
t^l.  Ädd,  Lex.  Lat.  p.  30  u.  19*).  Dass  aber,  wie  wir  aii- 
Dommen,  in  honestas,  sospitas  u,  dgl.  nicht  t-i-  vor  dem 
I  ausgefallen,  sondern  von  der  endung  selbst  -i-t  eliminirt 
irordea  ist,  dafür  spricht  das  alte  satias,  das  nm*  so  aus  sati-e-las 
hat  werden  liönnen.  Auf  anderes,  wie  aetas  aus  aeuilas,  oder 
»fbiträre  figniente,  wie  iäeaHtas,  albeditas,  die  keine  sprach- 
geschichllichen  phänomene  sind,  gehen  wir  nicht  weiter  ein. 
4,  Soviel  über  das  wie  der  bildung  dieser  Wörter.  Was 
swoher  belrifll,  so  ist  zunächst  als  die  regel  und  als  weit 
(berwiegender  gebrauch  zu  constaliren,  dass  sie  von  adjectiven 
liigeleitct  werden.  Die  unzweifelhaften  adiecüualia,  deren  pri- 
hitiua  nach  form  und  nach  bedeutung  nur  als  adjectiva  an- 
yes^en  werden  können,  machen  schon  OB'/a^/o  der  gesammten 
;  aus.  Es  konmien  aber  noch  fast  3%  hinzu,  wenn  man 
1)  diejenigen  mitzählt,  welche  ebenfalls  von  adjectiven,  nur 
nicht  oder  nicht  mehr  in  solcher  form  vorhandenen  abgeleitet 
ibd,  wie  simullas  von  einem  simulus  i.  aemulus  (und  so  S4, 
IM,  64,  710,  vielleicht  auch  394  und  397),  b)  auch  die  von 
idrerbialen  formen,  welche  jedoch  auch  prädicativ  fungiren, 
U)g«leiteten.  wie  uoluptas  von  uolup  (vgl.  ut  tibi  sit  uolup, 
tonlta  u.  ac  gaudia),  temeritas  (und  so  715,  auch  nicht  aus- 
schliessen  449,  855),  c)  endlich  auch  die  von  nominibus  deri- 
m,  welche  formell  adiecÜua  oder  mobilia  sind,  auch  wenn 
i  fonctionell  nicht  mein-  als  eigentliche  attribuliua  angesehen 
erdffli  können,  während  sie  doch  praedicaliua  sind  und  ver- 
ejbcn,  wie  iuuentas  (und  mit  dem  nächstverwandten  derivativ- 
ffii  -tus,  tis  ;  iuuenlus)  von  iuuenis,  famulitas  von  famulus, 
i  (und  att  seruitus),   so   ferner  15,  423.   und   vollends  die  zu 


158  Paucker, 

106  zusammengestellten  (welchen  analog  sind  die  ficta  uocabi 
zu  54),  dann  auch,  wäre  es  auch  nur  formell,  autumnitas.  . 
diese  letzte  kategorie  aber  reihen  sich  an  und  sind  zum  tl 
nicht  einmal  streng  abzusondern  diejenigen,  deren  origina 
zwar  nomina  substantiua  sind  oder  heissen,  aber  wesenti 
rhematisch  sind  und,  so  zu  sagen,  cognominal,  nicht  vocabul 
die  einen  substantivbegriflf  nicht  an  sich  benennen,  sond( 
prädicirend  nach  seiner  bethätigung  oder  accidenz.  Derar 
sind  die  meist  sehr  gebräuchlichen  Wörter:  auctoritas,  ciuit 
hereditas,  uirginitas,  wenn  es  direct  von  uirgo,  nicht  (vgl.  IJ 
von  uirgineus  gebildet  ist,  und  so  uirtus.  Ihnen  analog  si 
die  späten  figmente:  667*  pueritas,  173,  260,  522.  So  Weil 
als  eigentliche  substantiualia  nur  etwa  17^%  übrig.  V 
diesen  lehnen  sich  an  autumnitas  an  564  (auch  formell),  5( 
255.  Ganz  anomal,  vom  formellen  gesichtspunct  wenigste: 
sind  von  gebräuchlichen  Wörtern  nur  aestas  und  aetas;  < 
übrigen  aber  (622  plebitas,  718  saxitas,  671,  761,  629  ponderit 
478  libidinitas,  100,  32!,  765,  621)  sind  meist  aus  neuei 
Überlieferung  und,  mit  einer  ausnähme,  alle  singulär.  üeben 
wo  sich  adjectivformen  darboten,  wie  tempestus,  maiestus,  muE 
scelerus,  haben  wir  direct  substantivale  derivation  nicht  2 
gestehen  zu  müssen  geglaubt.  Unter  den  bildungen  auf  -tu 
finden  wir  substantiualia  im  strengeren  verstände  (wenn  m 
nicht  partitudo  so  nimmt)  kaum,  und  auch  sonst  keine  aus 
zweien  von  zweifelhafter  gebräuchlichkeit:  heritudo  undseruitu< 
Es  finden  sich  allerdings  auch  einige  Wörter  auf  -tas,  < 
überhaupt  nicht  denominativ,  sondern  direct  von  v erben  ( 
bildet  sind  oder  es  zu  sein  scheinen  (zu  385).  Unter  den  vi 
wandten,  ebenfalls  regelmässig  denominativen  bildungen  t 
-tudo  und  -edo  fallen  ausnahmen  dieser  art  weit  mehr  i 
gewicht;^)  hier  sind  sie  nach  zahlverhältniss  und  geltung  gt 
unerheblich.  Von  keinem  dieser  13  oder  14  Wörter  ist  es  a 
gemacht,  dass  es  sprachgebräuchlich  gewesen  sei,  alle  sind 
entweder  nur  aus  glossarien  bekannt  oder  in  schriftstellerisch 


*)  In  unserem  (vielleicht  nicht  vollständigen)  verzeichniss  der  deriva 
auf  -tudo  machen  die  verbalen  (ohne  die  von  part.  perf.  hergeleite 
wie  consuetudo . .)  gegen  11%  aus,  und  manche  unter  ihnen,  wie  ualiU 
habitudo,  auch  poenituda,  waren  ganz  gebräuchlich.  Auf  -edo  sindvei 
z.  b.:  capedo,  frigedo,  torpedo,  uredo  . .,  liuedo,  mulcedOj  serpcdo,  extwn 
unguedo  u.  a.,  kaum  die  minderzahl  (auf  -ido  wohl  alle,  wie  libido..>- 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichte.  159 

gebrauch  nur  schwach  oder  einseitig  bezeugt,  nur  3  aus  älteren 
zelten.  Auch  ist  nicht  einmal  die  verbalität  bei  allen  ausser 
zweifei:  formell,  worauf  es  ankommt,  können  241  (vgl.  83), 
271  u.  a.  fuglich  von  Substantiven  hergeleitet,  218  und  223 
als  compos.  von  67  und  358,  nur  mit  verbalisirter  bedeutung, 
angesehen  werden.  In  ein  paar  fällen  aber,  wie  indulg-itas, 
albescitas,  wird  man  doch  nicht  umhin  können,  die  unmittel- 
bare ableitung  von  einem  verbalen  präsensstamm  zuzugeben. 
Sonst  und  ohne  die  analogie  der  auf  -tudo  könnte  man  sich 
versucht  fühlen,  diese  Irregularität  ganz  zu  eliminiren,  und  die 
vennittelung  eines  verbaladjectivs  auf  -us  nicht  nur  da  aftzu- 
nehmen,  wo  ein  solches  vorfindlich  ist,  wie  squalus  zu  772, 
sondern  auch  in  fällen,  wo  es  nicht  nachgewiesen  ist,  wie  zu 
differitas,  fluitas  (vgl.  29).  Von  solchen  verbal-  oder  participi- 
aläi  adjectiven,  auf  -us,  -ulus,  -uns,  sind  nicht  wenige  Wörter 
auf  -tas  gebildet,  wie  prodig-itas,  ambigu-itas,  garrul-itas  (s.  zu 
42,  111,  155). 

[  5.  Wir  gehen  über  zu  einer  statistischen  Untersuchung  des 
Verhältnisses  der  abstractivformation  auf  -tas  (-itas)  zu  den 
gleichartigen,  vorzugsweise  adjectivalen  bildungen  auf -tudo 
(-iludo)  oder  -edo  und  auf  -tia  (-itia)  oder  -ties  (-ities),  und 
den  weiteren  auf  -ia. 

Vielen  Wörtern  auf -tas  gehen  gleichstammige  auf  -tudo 
und  auf  -edo  zur  seite,  welche  mit  ihnen  meistens  und  ur- 
sprünglich immer  (Gell.  XIII,  3)  auch  in  der  bedeutung  über- 
einstimmten. Wir  notiren  69  (71)  fälle,  wobei  die  unter  den 
je  2  oder  je  3  zusammengestellten  formen  überwiegend  ge- 
l^räuchlichen,  wo  dies  zu  constatiren  war,  durch  gesperrten 
^ck  hervorgehoben  sind : 

acerbitas,  acerbitudo,  castitas,  castitudo, 

acritas,  acritudo,  acredo,  celeritas,  celeritudo, 

aegritas,  aegritudo,  certüas,  certitudo, 

(dmüas,  cdmitudo,  claritas,  claritudo,  daredo, 

amaritas,  amaritudo,  concinnitas,  concinnitudo, 

anxietas,  anxitudo,  crassitas,         crassitudo, 

isperitas,   aspritudo   (as-  crassedo, 

perüudo),  aspredo,  crebritas,  crebritudo, 

^tritas,  cUrüudo,  dulcltas,dulcitudo,dulcedo, 

Paulas,  beatitudo,  duritas,  duritudo, 

W  caecitas,  caecitudo,  20  emarciias,  marcitudo, 


160 


Paucker, 


excelsitas,    celsitudo,   ex- 

celsüudo, 
firmitas,  firmitudo   (cf. 

inf.  30), 
fortäds,  fortitudo, 
gracilitas,  gracilitudo, 
granditas,  grandUudOy 
g  ra  ui  t  as,      grauitudo, 

grauedo, 

hilaritas,  hilaritudo, 
honestas    (-stitas),   hone- 

stitudo, 
humilitas,  humüitudo, 
30  infirmitas,  infirmüudo, 
integritas,  integritudo, 
languitas,  languüudo, 
iargitas,  largitudo, 
lenitas,  lenitudo, 
ieuitas,  leuitudo, 
macritas,  macritudo, 
magnitas,  magnitudo, 
necessitas,  necessitudo, 

(cf.  22,  et  60), 
noxietas,  noxitudo, 
40  orbitas,  orbitudo, 
pigritas,  pigredo, 
planitas,  planitudo, 
plenitas,  plenitudo, 
proceritas,  proceritudo, 
prolixitaSy  prolixitudo, 


pulchritas,  pulchritado, 
quantitas,  qtjumtitudo, 
raritas,  raritudo, 
raucitas,  raucedo^ 
50  rectitas,  rectitudo, 
saeuitas,  saeuitudo, 
salsitas,  salsitudo,  salsedt 
sanctitas,  sanctitudo, 
[senectus,   senüudo  Th 

lat.  p.  542, 
seruitus,  seruitudo], 
seueritas,  seueritudo, 
siccitas,  ^a^u(/o  Th.p.S 
siniilitas,  similitudo, 
simplicitas,  simpliciiudi 
solitas,  solitudo, 
sorditas,  sorditudo, 
60  spissitas,  spissitudo, 
squalitas,  squalitudo  (cf. 

20,32, 39, 41  sq.,  51  sq.,  5J 
suauitas,  suauitudo, 
summitas,  summitado, 
tarditas,  tarditudo, 
temeritas,  temeritudo, 
teneritas,  teneritudo, 
uanitas,  uanitudo, 
ua stitas;  uastitudo, 
uicissitas,   uicissitudo  ( 

2,  3,  5,  16,  23,  37,  43,  i 

56,  58). 


Hieraus  lässt  sich  gleich  folgendes  ablesen.  Diegebräuc 
liebere  form  ist  in  der  mehrzahl  (ungefähr  ^/s)  der  falle  < 
auf  -tas,  und  in  den  meisten  (grade  %)  dieser  ist  sie  zugleic 
bei  classischem  alter,  überhaupt  allgemein  gebräuchlicher  ai 
druck.  Dagegen  ist  die  form  auf  -tudo  zugleich  alt  und  nie 
blos  gebräuchlicher  als  die  andere,  sondern  überhaupt  allgemc 
gebräuchlich  nur  in  1 1  fällen  (zu  69).  In  3  fällen  (zu  38)  si 
beide  gleich  gebräuchlich,  in  2  davon  auch  gleich  »classiscl 
in  10  fällen  (zu  61)  beide  gleich  oder  fast  gleich  ungewöhnlw 
Die  im   allgemeinen  für  alterthümlicher    geltende   gestreckte 


Hatarialien  cur  laleiaischen  wArterbildungseeschichte. 


Ißl 


form  (-tudo)  ist  allerdings  recht  häufig  neben  der  anderen  die 
veraliele,  wie  z.  b.  castitudo,  hilaritudo,  uastitudo,  oder,  wenn 
das  nicht,  diejenige,  für  welche  wir  allere  Zeugnisse  haben,  wie 
i.  b.  claritudo,  sanctitudo,  plenitudo,  salsitudo  (Vitr.).  Indess 
hallen  sich  die  (alle,  in  denen  ein  solches  \'erhältniss  stattfindet, 
und  diejenigen  (30),  in  welchen  die  form  auf -las  ältere  zeugen 
aufeuweisen  hat,  an  7Ahl  so  ziemlich  die  wage,  lii  14  lallen 
stehl  sogar  -tudo  (oder  dafür  -edo)  recc.  neben  -las  (oder  da- 
für-lus)  uett.,  wozu  ß  kommen,  in  denen  auch  -las  recc.  ist; 
nur  in  Ü  ist  umgekehrt  -las  rccc  neben  -tudo  nett.  Nicht 
BUfficr  acht  zu  lassen  ist  auch  die  Wahrnehmung,  dass  mehr 
*ls  die  hälfte  der  Wörter  auf  -tudo,  aber  nur  ca.  '/i»  der  auf 
~Us  mit  der  anderen  form  combiriiit  ist.  Man  kann  nicht 
•agen,  dies  sei  tautologisch  mit:  die  Wörter  auf  -tas  sind  zahl- 
'fiicher,  als  die  auf  -tudo.  Beides  aber  erfolgt  aus  der  tendenz 
der  bildungsform  auf  -tas  die  vorherrschende  für  denorainale 
*bslraction  zu  sein. 

Femer  ist  in  obiger  zusannnenstellung  zu  bemerken,  dass 
*M;h  unter  den  mit  nebenfonuen  auf  -tudo  gepaarten  Wörtern 
•uf  -tas  keine  der  vielen  von  solchen  adjectiven,  welche  auf 
-alis,  -osus,  -idus,  -bilis  oder  andere  signiücative  sufllxc  aus- 
{eheD,  abgeleiteten  befinden  (wie  aequalitas,  affabilitas,  cupidl- 
Us,  curiositas .  ,),  dass  sie  vielmehr  alle  von  einfacheren,  alle 
oder  fast  alle  nur  von  primären  adjectiven  abgeleitet  sind. 
Unter  primären  bildungcn  verstehen  wü-  Wörter,  in  welchen 
tin  ainnhafles  radical  (was  man  gewöhnhch  einen  einfachen 
Wbalstanim  nennt)  mit  einem  suffix  verwachsen  ist,  welches 
Siffix  meist  nur  ein  einfaches,  generelles  ist,  an  sich  das 
'»utgebilde  nur  generiach  nach  der  wortart  bestimmt,  als 
wrbum,  d.  h,  das  bedeutete  geschehen  selbst  (z.  b.  das  in  duc 
Iwdcutete)  verbal,  als  von  einem  subject  bclhätigt  aussagend, 
ib  nomen,  d,  h.  das  subject  (sei  es  selbstthätiges  oder  instru- 
inentaleb,  activ  oder  passiv)  des  bedeuteten  geschehens  oder 
der  bethätigung  nominircnd  (nämlich  als  solches,  prädicativ, 
noiiiiiiirend,  daher  auch  an  sich  n,  substantiuura  und  ad- 
iectiiiiiDi  kaum  unterscheidend),  duc-s  (der,  die  führende),  lux 
(da*  leuchlende),  coc-us,  parcus,  fa(c)ber,  leu-is  (leu-i),  for- 
tis,  —  oder  auch  das  effective  objecl  der  bedeuteten  be- 
(bätigung.  pax  (das  gefestigte),  fuga,  genus.  Secundäre  sind 
ia$efien  die  derivative  im   engeren  sinn,    die    aus    primären 

tatiKhrUlfDt  Tcigl.  Epncür.  N.P.IU.!.  1| 


162  Paucker, 

Wörtern    oder    überhaupt   Wörtern    derivirten,    diejenigen,    in 
welchen  an  ein  thema,  wie  es  in  einem  wort  gegeben  ist,  ein 
signißcatives  specialisirendes   suffix  angeschlossen  wird,    sei   es 
ein  einfaches  oder  selbst  ein  secundäres,  öfters  auch  zusammen- 
gesetztes, —  wie  -io(n),   an   den   participialcharacter  t  oder  s 
sich  anlegend,  wie  -aus  oder  -aris,  -bilis  ^)  u.  v.  a.    Wenn  w» 
nun  den  begiiif  der  primären  bildungen  soweit  erstrecken^  dasB 
wir  darin  alles  dasjenige  ununterschieden  mitbefassen,  was  für 
die   Zeiten   der  selbstbewussten  geregelten  fortentwicklung  der 
spräche  aus  sich  selbst  ein  gegebenes  und  den  trägem  derselbmi 
mehr   oder    weniger  etymologisch   nicht  mehr  deutliches  war, 
und  nicht  mehr  beispiel  zur  nachbildung  sein  konnte,  wenn  wir 
demnach  z.  b.  die  participialen  maestus,  aptus,  uastus,  lassus, 
auch  honestus  . .  (aber  nicht  mehr  tcmpestus,  libertus,  auritus.-X 
femer  similis,   gracilis  (doch  nicht  fei-tilis,  parilis),  auch  wohl 
summus  (wiewohl  nicht  optimus,  maximus)  als  primär  gelten  lassoa, 
den  Charakter  aber  der  priniärformation  durch  blossen  präpositiven 
ansatz,  wie  con-suetus,  man-suetus,  in-eptus,  nicht  als  beein- 
trächtigt ansehen, — dann  können  wir  als  regel  hinstellen,  dass 
die  abstractiv-derivation  mit  dem  affix  -tudo  auf  primäre 
adjective  eingeschränkt  ist,  während  die  auf  -tas,  wie  wir  aus- 
führen werden,  eine  solche  beschränkung  nicht  kennt    Sichere 
ausnahmen  finden  wir  nicht :  partitudo  kann  formell  vom  partic. 
hergeleitet  werden,  anxiettido  l>ei  recc.  aus  anxitudo  (vom  parli- 
cipialstamm  anx-)    durch   abirren  zur    analogie    von  anxieta? 
geworden  sein,  und  auch  nicht  gerade  ausnahmen  sind,  wenn 
auch  auffallend   und  jedes   in  seiner  art  einzig,    deliquaiüudoi, 
qiuifUUiido,  summitudo,  simplicitudo.    Von  part.  perf.  abgeleitet, 
wie  sanctitudo,  6  von  -suetus  u.  s.  w.,  finden  sich  unter  den 
denominativen  auf  -tudo  c.  15%,  von  anderen  adi.  verbalen  ur- 


*)  Das  suffix  -bilis  ist  mit  (-bulus)  -bulum,  -bula,  welches  wir  in  pri- 
mären bildungen,  wie  pabulum,  subula,  aber  auch  in  secundären  fiaden, 
nicht  einerlei  oder  nicht  einerlei  verblieben.  Es  ist  schon  darum  secund&r 
zu  nennen,  weil  es  zwar  in  der  regel  an  den  reinen  verbalstamm,  aber 
auch  an  den  charakter  des  part.  perf.  herantritt,  plausibilis,  uisibilis,  re- 
ceptibüiSf  bei  recc.  auch  an  den  des  imperfectstamms  coffncscibUis  neben 
cognobilis,  irascibilis.  Das  kommt  freilich,  besonders  später,  auch  bei 
-bulum  vor  (sessibulum,  infundibulum),  der  wesentliche  unterschied  aber 
liegt  darin,  dass  -bulum  zwar  mobile  ist,  doch  nie  als  attributiuum  erscheint, 
-bilis  nicht  indifferente  nomina,  sondern  nur  adiectiua  bildet,  und  zwar 
eine  species  derselben  von  meist  (nicht  immer)  specifischer  sinnbedefaimg. 


Materialien  mr  laleinischen  wArf«a.iiJ-"F'e=='^'''^«' 


163 


spring  auf  -lus  (-sus)  20%,  wie  altitudo,  apHtvdo  .  .,  mitge- 
zähH  auch  necessitudo  (necterc)  und  honeslitudo  Acc.  s.  Von 
-'ff,  einer  präposilion  zusammengesetzten  sind  18%  gebildet, 
wie  ai:v.'^;|j,mjQ_  direditudo .  .,  und  von  conipos.  mit  in-  priu. 
nur  1  vereinzfcft^  heispiel  uett,  ineplitudo  Caeeil.  s.,  dagegen  7 
reo.,  wie  inertitudo,  %no^„t,tdo,  woku  noch  die  verbalen  in-uali- 
tado{Cic.?),  impoenüiido  hinznu^^men. 

Unter  den  nominibus  abslractis  aut  .{«  stehen  den  auf 
-las  (4-las)  aoi  nächs(en  die  auf  -tia  oder  immer  -;  ti  a,  welche 
niast  nebenformen  auf  -ties  oder  -i-ties  haben.  Von  36  auf 
•itia  {worunter  wir  die  von  adi.  mit  in-  priu.,  wie  immunditia, 
neben  den  vom  einfachen  abgeleiteten,  wie  munditia,  nicht  be- 
sonders gezählt  haben)  sind  75%  mit  solchen  nebenformen 
B^iaart,  wie  amicilia,  aniicities,  caluilia,  caluities,  uafritia,  ua- 
fritüi,  und  nur  zu  9  formen,  wie  iustitia,  stultitia,  sind  solcFic 
nebenformen  nicht  nachgewiesen,  während  ungefähr  oben  so 
m'ele  auf  -ties  ohne  die  entsprechende  auf  -lia  dastelien,  wie 
pulIHies,  uanlties.  Es  giebt  bekanntlich  auch  einige  gleichartige 
formen  auf  -i-tium,  wie  caluitium,  famulitiHm.    Solcher  formen 

"Dn  (-ilia  oder  -ities, ilium)  finden  wir  aus  dem  nämlichen 

äfanim  erzeugte  neben  denen  auf  -itas  in  folgenden  fallen: 

15  piieritas, paei itia., ptierities, 
pttritas,  puritia, 
«a«u«'&ls,  saeuitia,  sacuities, 
satias  (satietas),  saties, 
segnitas,  segnitia,  segni- 


umaritas,    antaritia,    attia- 
rHies, 

alrnUaS,  almlties  Fest,  epil., 
ttassitas,  crassitiüS, 
dnritas,  duritia,  durities, 

9  famulitas,  famuliiium, 
immmditas,   immunditia, 

hnmandities, 
inyaigritas,  mpigrUiu. 
impuritas.  impurilia. 
ktaUaa,  lautilia, 

10  lenitas,  ImiUes, 
magiiitas,  magniües, 
«atiias,  tnaltlia,  malities. 
ptgritas,  pigritia,  pigrities, 
planltas,  planitia.p  I  a  n  i  t  ies, 

Riernach  stellt  sich  zu  nahezu  der  hälfle  der  uns  vorlie- 
8*iden  beisi)iele  der  bildung  auf  -tia  und  -ties  oder  entwedef 
-1«  nitt  -tie.";  eine  sjiionyme  form  auf  -fas,   umgekehrt   ange- 


ti( 

20  sodalitä.s,  sodalitium, 
sorditas,  sorditia,  sordUies, 
?  spurciditas,       spurcitia, 
-ies, 
surditas,  surdüia, 
tarditas,  tardities, 

ä5  uanilas,  winüies, 
Ilastitas,  iiastities, 
(scruitus,  seruitiuni). 


164  Paucker, 

sehen  zu  c.  Vs?  der  formen  auf  -Uas  eine  auf  -tia  und  -tie 
oder  eine  auf  -tia  oder  -ties,  in  %  dieser  falle  eine  vorwiegöM 
gebräuchliche.  Auch  formen  auf  -itudo  (mitunter  auch  -edo 
finden  sich  neben  einigen  der  obigen  auf  -itia,  -ities.  »--^*^'*t' 
lieh  neben  den  unter  nr.  1,  3  (auch  -edo),  4.  ^^  ^*»  **»  *7 
21,  25,  26,  und  zu  folgenden  andero/>'  dlbüies  (auch  -edo) 
canitia,  -ies,  laetitia,  kUitia,  lP»>*'iia,  '-ies,  longUia,  maestitia 
mollitia,  -ies,  nigritia,  ->^  V^uch  -edo),  pinguitm,  ies  (auch  -edo) 
scabritia,  -ies  (acabritudo  oder  -bitudo,  scabredo\  tristitia,  -ies 
Auch  die  auf  -tia,  -ties  sind  originativ  in  ähnlichem  mass,  wi< 
die  auf  -tudo,  eingeschränkter,  als  die  auf  -tas. 

Gleichstammige  formen  auf  -monia,  -monium  finden  siel 
neben  folgenden  auf  -tas: 

acritas,  acrimonia,  mendicitas,   mendicimoniuni 

aegritas,  aegrimonia,  parcitas,  parcimonia, 

castitas,castimonia,-monwm     sanctitas,  sanctimonia 

falsitas,  falsimonia,  -monium. 

Besonders  zahlreich  treten  unter  den  nominibus  abstracti 
auf  (einfach)  -iri  hervor  die  von  partic.  praes.  gebildeten 
wie  z.  b.  absentia,  continentia,  in-constantia,  denen  auch  solche 
wie  sententia,  essentia,  beneficentia,  anzuschliessen  sind.  Wai 
die  uett.  betrifft,  dürfte  sich  die  zahl  dieser  auf  -nt-ia  zu  dei 
der  übrigen  denominativen  auf  -ia  (mit  ausschluss  der  -itia 
-monia)  etwa  wie  7  zu  4  verhalten.  Aus  neueren  sprachquellei 
kommen  an  von  part.  praes.  abgeleiteten  zu  dem  älteren  stamn 
wohl  noch  anderthalbmal  soviele  hinzu  (Spicil.  Add.  Lex.  Lat 
n.  7  c.  addit.),  während  in  jenen  übrigen  auf  -ia  der  neuen 
Zuwachs  ein  auffallend  geringfügiger  ist,  wohl  weniger  zahlreicl 
als  in  fast  allen  arten  abgeleiteter  Wörter.  Verhältnissmässi| 
noch  am  meisten  sind  unter  den  recc.  vertreten  die  ebenfall 
auf  -nt-ia  ausgehenden  von  adi.  auf  -lentus  (-lens),  wie  /oecif 
lentia,  uirtdentia,  deren  es  überhaupt  etwa  16  giebt,  wahrem 
-nt-itas  endende  nur  von  2  solchen  adjectiven  und  kaum  ge 
bräuchliche  neben  den  gleichstammigen  auf  -ia  sich  finden  (zi 
-tas  490),  von  part.  praes.  auch  nur  ein  paar  nicht  sprach- 
gebräuchliche (zu  -tas  226,  vgl.  880).  Dagegen  von  participiii 
perf.  imd  ihnen  gleichförmigen  adjectiven  fanden  wir  substan- 
tiua  abstr.  ziemlich  gleichmässig  gebildet  sowohl  auf  -is 
und  -itia,  wie  minutia,  notitia,  controuersia  (von  10  part.) 
gratia,  iustitia  (von  12  participialformen,  wovon  etwa  denom.  3) 


HateriHlieii  zur  laUinischen  wöiterbilduiigsgeschiclite. 


165 


auch  auf  -las,  wie  sauctitas,  pcruersitas  (von  16  part,), 
castitas,  laxitas  (von  15  solchen,  darunter  5  denoin.).  Nur 
aber  sind  es  vorzugsweise  auf  -lus  ausgehende,  welche  no- 
mina  auf  -ia  erzeugt  haben  (nur  3  auf  -sus,  wenn  man  noxia 
mit^llen  lässt),  —  dagegen  vorzugsweise  auf  -sus  aus- 
gehende, von  welchen  formen  auf  -itas  (ohne  syncope)  abge- 
leitet sind,  demi  aus  -tus  endenden  sind  nur  2  wirklieb  sprach- 
gebräuchliehe  auf  -itas  hervorgegangen  (96  und  713),  von  den 
6  anderen,  dJe  das  nicht  gewesen  sind,  darunter  4  recc,  werden 
2  ijir,  44  und  466)  durch  gebräuchliche  formen  auf  -ia  ersetzt. 
Doppelforinen  auf  -las  und  unmilteibar  auf  -ia  (oder  -ium) 
liaben  wir  folgende  noiirt,  die  freilich  nicht  Immer  in  der  be- 
deutung  völlig  unter  einander  übereinstimmen; 

aduUeritas,  adulteriuni,  infartunitas,  infortunium, 

afßailas,  affluentia,  insanitas,  insania, 

angustilas,  anguslia,  25  insomnitas,  insonmia, 


concorditas,  concordia, 
5    amgruitas,      congruentia 

delirilas,  delirium  pA, 
differilas,  differenlia, 
discorditas,        d  i  s  cordi  a, 
-ium, 

efficacitas,     efficacia  pA 
(efficantia), 

10  egctas,  egentia, 

asaiiitas,  essentia  pA, 
Kcsigtentitas,  exsistentia, 
faconditas,  facundia, 
fdUacitas,  faltacia, 

IS/arfidifos,  fastidiuni, 
fccunditas,  fecundia, 
ferocitas,  ferocia, 
ßwitas,  flttentia, 
liilaritas,  hilaria  Laber., 

30  inanitas,  inaniae, 

VKongmitas,    incongrventia, 
indujgitas,  indulgentia, 


infelligetUiias,  i  n  t  e  1 1  i- 

gentia, 
lasciuitas,  lasciuia, 
luculenlifas,  luculentia, 
mendacilas,  mendacium, 

30  mitiacitas,  minaciae, 
nolunias,  nolentia, 
norietas,  noxia, 
opulentitas,  opulentia, 
(paupertas,  pauperies), 
peruicacitas,  peruicacia, 

35  pestititas,  peslilentia, 
potestas,  polentia, 
procacitas,  procacia, 
prodigitas,  prodigentia  pA, 
proleruilas,  proieruia, 

40  squalitas,  squalentia, 
tenacitas,  tenacia, 
uacuitas,  uacanüa, 
uarietas,  uariantia, 
uicinitas,  uicinia, 

45  uoluntas,  udentia. 
In  vielen  dieser  falle  (fast  'k)  gehört  die  form  -las  den 
«w.  an  (in  3  Killen  beide  formen),  in   nocl]   mehren  (Vi)  ist 


Igg  Paucker, 

sie  die  weniger  gebräuchliche  oder  ül>erhaupt  ungebräuchlich. 
Nur  in  9  fallen  ist  umgekehrt  sie  gebräuchlicher  al$  die  andere, 
in  3  gleich  gebräuchlich,  in  4  anderen  wenigstens  die  ältefe 
oder  aus  früherer  zeit  bezeugte.  Zum  theil  bekundet  sich  ge- 
rade in  der  posteriorität  oder  Inferiorität  der  einzelnen  formen 
auf  -tas  eine  gewisse  präpotenz  der  gesammten  forxnation, 
nämlich  die  vordrängende  tendenz  des  abstractivsufBxes  -tas 
zur  alleingeltung  als  solches,  welche  das  entgegenstehende  selbst 
aus  seinem  durch  den  Sprachgebrauch  bestgesicherten  besitz  zu 
verdrängen  versucht.  Ausserdem  kann  man  schon  aus  den 
hier  vorgeführten  beispielen  entnehmen,  dass,  wie  man  auch 
sonst  bestätigt  finden  wird,  die  Wortbildung  mit  -ia  einen  weir 
teren  spielramn  hat,  als  die  mit  den  affixen  -itia,  -jtudo,  sich 
z.  b.  auch  auf  adi.  auf  -ax,  -lentus  (s.  ob.),  -inus  und  andere 
erstreckend,  die  von  jenen  nicht  berührt  werden.  Nur  der 
formation  mit  -tas  kommt  die  mit  -ia  in  adjectivaler  derivation 
an  umfang  nicht  gleich,  während  es  im  griechischen  sich  um- 
gekehrt verhält,  wo  vielmehr  die  bildung  abstracter  Substantive 
mit  'ia  ('Sta^  -ota)  viel  weniger  eingeschränkt  und  bei  weitem 
productiver  ist,  als  die  mit  dem  unserem  -tas  entsprechenden 
sufBx  -Tiyt  (i(f6v^gj  cixvtii^. 

Es  sind  aber  diejenigen  adjectivc,  aus  welchen  das  be- 
sondere Stoffgebiet  der  bildungsform  -tas,  welches  sie  mit 
anderen  nicht  oder  kaum  theilt,  zusammengesetzt  ist,  vorzugs- 
weise secundäre.  Die  aus  solchen  nur  ihr  zugänglichen  ad- 
jectivformen  erzeugten  substantiua  abstracta  sind  unter  deix 
Wörtern  auf  -tas,  vornehmlich  aber  den  recc. ,  nicht  nur  an 
sicli  sehr  zahlreich,  sondern  an  zahl  überwiegend,  wie  folgende 
berechnung  zeigt.  Es  sind  gebildet  (um  formen,  die  nur  ver- 
einzelt vertreten  sind,  wie  -timus,  469,  zu  übergehen)  von  adi.: 
auf -osus  12,11  7o  (davon  recc.  0,88),  -aus  (-ilis,  -elis,  -ulis) 
beinahe  oder,  wenn  man  4  recc.  von  -arlus  hinzuzählt,  gerade 
ebensoviel  (davon  recc.  0,75),  -bilis  c.  10,9%  (davon  recc. 
0,78),  -idüs  c.  4,83%  (recc.  fast  %),  -inus  (oder -ei-nus,  wie 
fraternus  für  fraterinus)  und  -  a  n  u  s  (nebst  -cnus,  -unus)  2%  % 
(recc.  fast  Va),  -ilis  2V4%  (recc.  Va),  -iuus  c.  1,47%  (-uus, 
mehr  primär,  fast  1,7),  -ternus  oder  -turnus  (wie  aetemus, 
longitm'nus),  -icus  (wie  domesticus),  -eus  (-aneus,  -oneus), 
-gnus  (wie  benignus)  zusammen  1,91  %  (recc.  Va)>  —  von 
superlatiuis   (zu  -tas  229)  0,9  %    (recc.  ^/g),    von  deminutiuis 


HaleriaJieii  zui'  laLeitiit^clien  wflt'tei'bilduijgSHeüclLichti:. 


1G7 


UM  'e  (alle  recc),  von  eigentlichen  (uiclit  blossen  prä|)ositio- 
nalen)  conipositis  (aussei'  -plex)  ä  %  (recc,  */»).  Diese  machen 
lusamnien  etwa  53  7o  aller  auf  -tas  aus,  und  durchschnittlich 
%  sind  rec«.  Hiei-zu  kommen  noch  an  solchen,  welche  von 
vwschicdentlichcn  anderen  (meist  auch  secundöi-en)  adjectiv- 
Cbnnen  abgeleitet  sind,  c.  ä'/a  "lo,  otiue  die  von  adi.  auf  -iits 
mit  m  rechnung  zu  zielien,  von  welchen  sich  auch  keine  sicheren 
dertvate  rnit  anderen  abBtractivsuffisen  vorfinden. 

t).  Hat  die  Wortbildung  auf  -tas  in  orlginativer  beziehung 
einen  recht  weiten  spieh-aum,  so  ist  ihre  prolativität  eine  desto 
geringere.  Ja,  es  lässt  sich  als  regel  hinstellen,  dass  von  de- 
riTativen  auf  -tas  weitere  derivation  (wozu  wir  hier  deminutiv- 
bildung  nicJit  rechnen)  nicht  spracbgeniäss  ist,  wenigstens  dass 
das  sufBx  -tat-  weitere  affixion  nicht  anninunt.  Hiervon 
machen,  wenn  wir  von  einem  vei'eiuzelten  compositum:  pieta- 
ticultrix  absehen  (eines  niaiestatlcus,  das  wohl  nicht  lateinisch 
ist,  nicht  zo  gedenken),  eine  eigentliche  ausnähme  nur  das 
m  den  neulateiniscben  cittadino,  citoyen  vorauszusetzende  ciui- 
lal-iuös  und  einige  spätlateinische  Wörter  auf  -iuus;  earitai- 
<«u,  mtaapcstatiuus,  potestatiuvs,  qualitaiivus,  aulmitatiutis,  uo- 
(nptaÜuiis,  die  an  die  regelmässig  (d.  h.  von  verben)  gebildeten 
auf  -tat-iuus,  wie  hoitatiuus,  spectatiuus,  homöoteleutisch  an- 
lauten. Denn  aestiuus  gehört  formell  y.u  aestus'),  nicht  zu 
Sölas,  und  tempestiuus  dürfte  eher  ans  tempestus,  wie  festiuus 
aus  festus,  lasciuus  aus  laxas,  geworden,  als  aus  tempestatiuus 
sfokopirt  sein.  S  ü  aber,  mit  elimination  des  ta  aus  tat,  also 
■erslunimeliuig  des  suffixes  bis  zur  Unkenntlichkeit,  scheinen 
allerdings  einige  wÖrter,  tlieils  uerba  dcnom.  auf  -are,  theils 
siÜectlua  auf  -osus,  -arius,  -bilis  u.  a.,  aus  Wörtern  auf  -tas 
gMacht  zu  sein.     Doch  nur  von  wenigen   dieser  Wörter   ist 

')  Von  subsl.  uerb.  auf  -an  sind  atieeleitet  habitiuus,  siliue,  occasiuus, 
•wlWcht  aucli  orliuua  (cardo  Manil.).  Von  einem  subst.  auf  -ia  ist  jeden- 
Ult  mtuuaaagiiiitt  gebildet,  und  so  können  auch,  was  sich  eemasiolt^isch 
■«hr  «der  wenigw  cmpriehll,  von  einem  solcben,  und  nicht  diract  von 
patt  pnc9,,  liergeleitet  werden  subatiuiUtmi  und  seine  compoeita,  wie  eon- 
"trtaMiiuM  (:=  consut/stutttialis],  ccmcupüctutiuu»  (^^  eottcapiectittidtia), 
^M'^UWhik«,  di»la»tiuiui.  mttantiuug,  und  analog  corpuleutiuus.  Freilich 
filpa  lieh  dieser  auffaasung  weniger  das  ulcht  ganz  sichere  abaentiuus, 
■««■("Uli,  üutrqutntiuus.  Jedenfalls  sind  sonst  unter  den  (voixuga weise 
onä  oeislentlieila  verbalen)  adjectivcn  auf  -iuus  keine  denominatiua  von 
«bL  ibsti-.  211  linden. 


I 
I 

I 


168  Paucker, 

beides,  die  herkunft  ausser  zweifei  und  die  sprachgebräuchlicb- 
keit  festgestellt,  und  jedenfalls  wird  durch  ausnahmen  dieser 
art  die  regel  nicht  aufgehoben. 

Verba  sind  nicht  selten  von  abstractis  ucrbalibus  de- 
figurirt  worden:  so  von  nomlnibus  auf  -ura,  wie  picturatus, 
mensurcMre  (anhang  zu  beitr.  z.  lat.  lexicogr.,  Dorp.  1875,  s.  32 
zu  nr.  256),  auf  -us,  wie  fluctuare,  iduare  (das.  s.  29  zu  nr.  15), 
auf  -io,  wie  auctionari,  ratiocinari,  seditionari  (das.  s.  30  zu  88), 
auf  -ia,  wie  calumniari,  insidiari,  suppetiari,  und  (noch  mehr) 
auf  -ium,  wie  subsidiari,  remediare  pA,  prcLeladiare,  besondans 
viele  von  -men,  wie  examinare,  nominare,  luminare  (a.  a,  o. 
s.  29  zu  13),  -men tum,  wie  argumentari,  documentare,  und 
so  von  anderen.  Viel  seltener  haben  abstracta  denominatiua 
sich  verbalisirt,  doch  fehlt  es  unter  den  recc.  nicht  an  beispieloi 
solcher  uerba  denominatiua,  welche  von  denominatiuis  auf  -ia 
abgeleitet  sind,  wie  facdiari,  ignominiare,  iniuriare,  licenHare, 
sententiare  u.  a.  m.  Diesen  lassen  sich  dann  anschliessen  die 
wenigen  und  etwas  apokryphen,  die  mit  Wörtern  auf  -tas  zu- 
sammenzuhängen scheinen :  diffiadtare,  paupertare,  tumitans. 

Unter  den  adjectiven  auf  -osus  finden  sich  mehre, 
denen  eine  form  auf  -tas  zunächst  vorgelegen  zu  haben  scheint, 
wie  calamitosus,  aolupttwsus,  wohl  auch  dignitosus,  egestosus 
oder  -uosus,  vielleicht  auch  amariiosus,  tempesttwsus,  tiberttwsus. 
Viel  häufiger  und  gebräuchlicher  aber  sind  die  (regelmässig  gebil- 
deten) derivative  von  anderen  nominibus  abstractis.  Beispiele, 
jedes  in  seiner  art,  auch  inter  uett.,  nicht  alleinstehend,  sind:  actu- 
osus,  ambitiosus,  artificiosus,  desidiosus,  criminosus,  detrimentosus, 
libidinosus  (von  anderen  arten  mehr  vereinzelte,  wie  staturosus). 

Unter  den  Wörtern  auf  -arius  geht  auf  -tas  zurück  uo- 
luptarius,  vielleicht  auch  hereditarius,  uoluntarius  (wenn  ersteres 
nicht  von  hered-it-are  ^),  letzteres  nicht  dem  uoluntas  vielmehr 


*)  Unter  den  derivativen  auf  -alis  (-aris)  und  -arius,  die  der  regel 
und  überwiegend  grossen  roehrzahl  nach  denominal  sind,  finden  sich  doch 
nicht  wenige  (wenn  auch  verhältnissmässig  immerhin  wenige)  verbale, 
wie  (um  nur  aus  den  uett.  die  beispiele  zu  wählen)  consectarius,  manalis, 
mulgare,  oualis,  pararius  pA,  pascalis,  penetralis  (frigus  Lucr.),  postularis, 
ruminalis  (hostia)  pA,  subligar  pA,  sudarium,  uectarius,  uenditarius,  — 
datarius,  ductarius  und  subductarius,  efTraetarius  und  refractarius  pA,  emis- 
sarius,  immissarium  und  remissarius,  peremptalis,  sectarius,  tolutarius  (u. 
-ris)  u.  a.,  um  von  denen  abzusehen,  deren  bedeutung  auch  die  des  par- 


Malerialien  »ir  lateinisclien  werter l>il(!ijn(;sy;e?diiclile.  169 

parallel  ist),  solitarius.  Reichlich  durch  beispieJe  vertreten  ist 
dagegen  die  bildung  auf  -aus  oder  -arius  von  anderen  substan- 
linis  abstr,,  wie  scripturarius  und  scripturalis .  .,  rationalis  und 
niHomtrias,  ctm^^onalis .  . ,  suniptuarius,  uictwalis . .,  praesidi- 
arius  und  -ialis . .,  controitersialis,  essentialis.  .,  nominalis  und 
-mam..,  testamentarius  und  -alis,  argumentalis . . ,  auch  uale- 
tiidin>arius  . ..  u.  a.    Ein  beispiel  von  -alis  aus  -las  \si Facttlialis. 

Auch  auf  -bilis  finden  wii-  eine  auf  -tas  zurückgehende 
iHtdung:  uoluptabilis,  und  eine  gleichartige  lateinische  scheint 
da«  franz,  veritable  vorauszusetzen.  Auch  hier  finden  sich  da- 
pgen  nicht  wenige  die  von  anderen  subsl.  absir.  herstammen, 
ohne  dass  ein  vermittelndes  uerbum  naehgewiessen  wäie,  wie 
i.  b.  Scripturabilis,  scnsuabüis,  rationabilis,  passhnabUis,  exilia- 
bilis,  tuMiabilis  u.  a. 

Und  so  lassen  sich  vielleicht  noch  andere  compendiäre  wort- 
liildungcn aus  formen  auf  -tas  beibringen,  wie  z,  h.coaetaHcus. 


II. 
Die  deminutive  mit  doppeltem  l. 
(-ellus,  a,  um,  -illus,  a,  um,  -utius,  a,  um  u.  a.) ') 
Das  lateinische  deminutivsuffix  ist  -lus,  -la,  -luni,  oder,  mit 
seiner  regelmässigen  copula  -u-  (-c-u-)  zusammengenommen, 
-üIub,  -ula,  -ulum  (-culus,  -cula,  -culuni),  wie  z.  b.  in  off- 
ula,  cire-ulus,  auri-cula,  was  man  jedoch,  mit  Unterdrückung 
des  bindevocals  auch  offla,  ctrclus  (woher  cercle),  auricla  ge- 
sptochcn  und  mitunter  geschrieben  hat.  Durch  solche  Syn- 
kope and  dabei  zum  theil  eintretende  assimi  lation  des  vorher- 
Bebenden  consonanfen  an  das  suffixive  1  sind,  wie  Schwabe 
conslatirt  hat,  die  endungen  -ellus,  -ella,  -ellum,  -illus,  -illa, 
-illum,  und  noch  andere  mit  11  (als  -uUus . .,  -ollus . .,  -allus  . .) 
™  Stande  gekommen.  Es  sind  dies  also  durchaus  keine  selb- 
ständigen und  eigenartigen  deminutivaffixe,  mögen  sie  auch 
"Wnerhiu  von  einzelnen  schon  im  alterthum  misverständlich 
^  für  sich  bestehende  affixe  betrachtet  und  ausnahmsweise 
Wr  Wörter-  oder  wenigstens  namenbüdung  angewendet  worden 

^plnm,  ah  solches  oder  als  adi.,  zu  gruude  liegt,  wie  minutaüf«,  imtaJia  . ., 
^  ntn  als  denoiiiinal  hetracblcn  kaiiti. 

')V)1.  L.  Schwabe  De  deminutiuis   graecis   et  Utims,    Gissae  1859) 
^heiler  De  linguae  lalinae  deminutiuis,  Lips.  1S65. 


178 


Paucker, 


reihen  durch  cursive  schrift,    die  nämlichen  wie  in  unserex 
ersten  artikel. 

A. 

Deminutive  zweiten  grades  mit 

auf  -ulus, 

agnellus  Plaut,  ('td-). 
agnicellus  Pomp,  gramm. 
aliquantillum  Plaut.,  -m5  (cf. 

97,  114). 
ancilla  Liu.  Andr.  (daraus 

ancillula*)  Ter.), 
anellus  Plaut, 
anicilla  Varr.  s.,  b)  anucdla 

Fronto  (cf.  41, 51,95, 100). 
arcella  Fest.  epit. 
arietillus  (?)  Petron.  (-td-). 
<-  aristella  gloss. 
10  aucella  App.   imd  aucellm 

Apic,  gl.  (augello  od.  uc- 

cello,  la)  neben  b)  auxilla 

Varr.  ap.  gl.  Labb.  (s.  s.  1 7 1). 
barcella  Not.  Tir. 
blandicellus  Fest.  ep.  {-ule 

App.). 

buccella  Mart. 
cacäbelltis  inscr.  s. 
caepulla  Apic,  corr.  cibtdla 

Plin.Val.(it.cipoIla):vgl.l7. 
<—  caesticillus  Fest.  ep. 
caesullae     Fest.,    CaesuUa, 


11  aus  einfachen  deminutive: 
a,  um. 

G.  Licinius,  auch  als 
cognom. 

(von  caenilus  in  seiner 
form  *cae8ulus  aus  caesus» 
im  superl.  caesissumus  Vi 
erhalten  ist,  =  caesins; 
Maesonia  Caetiola  inscr.). 

*^  mlamellus   Amob. 

(chalumeau). 
-^  ccddellus  Coel.  Aur. 

20  ccUicdlus  Theod.  Prise 
<-  campanella  Aneci^ 

Gramm.  Heluet.  (auchitaU^ 

<-  campicdlus  Innoc.  Grom.  i 

(campulus  Greg.  M.) 
capüellum  Vulg.  (chapiteau] 
capsella  Petron. 
caseUa  gl. 

catellus  Plaut.,  -Ha  Petr^ 
(portug.  cadela). 
caudilla  N.  Tir. 

(altspaii.  codella,  woraus  i  ce 

dilla,  franz.  c^ille). 

cauilla  Plaut.,  -ms,  -um  (cT- 

Catiolus). 
cätiponella  gl. 


^)  Wenn  anculus,  -la  dem  lateinischen  sprach bewusstsein  wirklich 
deminutiv  war,  und  darnach  ancilla  deminutiv  zweiten  grades,  dann  ist 
ancillula  deminutiv  dritten  grades.  Es  wären  dann  aber  dieses  und 
pauxillulus  die  einzigen  solchen  von  wohlbeglaubigter  sprachgebräuchlich- 
keit.  Denn  cistellula  ist  wenigstens  bloss  plautinisch,  die  nicht  sehr  zahl- 
reichen übrigen  aber  sind  erst  aus  späterer  latinität  bezeugt,  Mrie  agni- 
celltdus  Pomp,  gramm.,  arcellula  Diom.,  atixiüula  Thes.  Latin,  p.  S7  Mai., 
Beüilla,  caselltda  Ennod.,  cateütUus  Diom.,  monticeüulus  Pomp.,  oceüülus 
Diom.,  pa8tülulu8  Marc.  Emp.  s.,  porceüulus  Lampr.  s.,  ptmüülua  Ambr., 
scholasttccUulus  Gassiod.,  ungeütUa  Diom. 


Halerialien  nur  luteliiiäclieii  wörterbildungjguachichte. 


171 


lenfln[u]lus,  anipulla  aus  ainphÖr[u]ia,  corolla  aus  eiiron[uJla, 
lallus,  Hispallus  aus  rar[u]lus,  Hispan[u]lus.  Auf  diese  weise 
sind  auch -ullus  . .,  -ollus..,  -allus  ondungen  von  deminu- 
tiven geworden,  alle  diese  jedoch,  besonders  aber  die  beiden 
letzleren,  viel  weniger  zahlreich  vertreten,  als  -ellus  und  -illus. 
Diese  erhallen  auch  dadurch  einen  beträchtlichen  zuwaclis, 
das  überall,  wo  unmittelbar  vor  dem  der  assimilation  Unter- 
Lenden  consonanten  im  stamniauslaut  kein  Tocal  war,  regel- 
inäsgg  e  oder  aucti  1  eingeschoben  wird:  aus  cas1r[u]luni, 
caluiiui[u]Iii,  pugD[u]lu5  wird  casteJlum,  columella,  pugiUus; 
auch  solche,  wie  agellus,  fratellus  (aus  agr[u]lus,  fratr[u]lus 
fellai  unter  diese  regel.  In  mehren  worlstämmen  aber,  wo 
im  auslaut  zwar  ein  vocal  steht,  zwischen  diesem  vocal 
aber  und  dem  1  ein  kehllaut  ausgefallen  war  (vgl.  Schwabe 
p.  96  sqq.).  wie  in  palus  für  paglus  auä  päg-,  ist  in  der  de- 
nuDutivbildung  dieser  kehllaut  wieder  hervorgetreten  und  mit 
epenthetischem  -s-i- ')  m  -xi-  verschmolzen,  wodurch  die  endung 
■lillus,  die  schon  den  alten  unverständlich  war,  herbeigeführt 
"forden  ist:  paxillus  (pag-si-llus),  axilla  u.  a.  {zu  B,  nr.  2),  und 
» ist  auch  aus  paulus,  das  schon  deminutiv  von  paucus  ist, 
»ritcr  pauxillus  gebildet  worden,  wohl  auch  aL\xilla  aus  *aucla 
ßr  aucula  von  auca  {ntfjvöv  gloss.)  =  auis. 

In  den  nachfolgenden  Wörterverzeichnissen  sind  Wörter, 
die  auch  durch  anwendung  bei  Cicero  beglaubigt  sind,  ge- 
fperrt  gedruckt;  nur  zu  denen,  welche  uns  durch  ihn  zuerst 
bekannt  werden,  ist  ei-  ausdrücklich  genannt,  wie  in  gleichem 
aodei'e  autoren.  In  dem  ei-sten  verzeichniss,  dem  der 
ic^peldeminutive  mit  II,  ist  denjenigen  formen,  zu  welchen  das 
Bl  gründe  liegende  einfache  deminutiv  nicht  vorhanden  ist,  ein 
-•  vorgesetzt ;  wo  ein  solches  sich  zwar  vorfindet,  jedoch 
erst  in  jüngeren  und  zugleich  überhaupt  der  späteren  latinität 
(recc)  angehörigen  Sprachdenkmälern,  ist  dies  durch  nach- 
(-wl-)  bezeichnet.  Sonst  sind  im  ganzen  die  bezeich- 
I,  wie  namentlich  auch  die  der  uocc.  recc.  in  den  wörler- 


")  Diesem  prosUieliscIien  s  vor  dem  i  entspricht  iiiclit  nur  das  c  vor 
dop  tloiierocal  ii  in  -ciilus  (lurpi-culus.  geiui-i'ulurji,  die-cula,  su-cula, 
UIw-CiIb,  uos-culiini),  sondern  noch  näher  ein  r  vor  e  in  '-rellus,  welches 
f*ii<»iiniIaleinischedenimuli¥fornien  vorausseUen,  wie  acquerella,  geute- 
*^  poAcreuu.    Vgl.  Diez  Gramm,  d.  roman.  Sprachen  II ',  a  367. 


174 


Ptfucker, 


ofella  Mart.,   Ofella,  Lucr. 
.    (Tgl.  63). 
^  opicinum  (?)  Väf  r.  fr.  s. 

SOoscillum  Gol. 

-^  pdbülus  Lampr.  s. 

C^bus  i.  pabo  g).  uehiculum 
imius  rotae). 

paniödlus  (panis)  PI.  Val.  s. 

papiHa  Gtl. 

-^  pastillusHor.,  -um  Varr. 

(pasta  Add.  Lex.  Lat.  p.  60). 
pairrillus  Plaut,  (s.  171). 
penicillus  Gic. 
-*-  piniceUus  PL  Val.  s. 
plägella  G.  Aur.  s. 
^^  plägeda  th(es.  nou.  lat. 

ed.  Mai.). 

90plumella  N.  Tir. 

porcellus  Varr.  (pourceau), 
-IIa  Plaut. 
portella  gl. 

punctillum  Solin.  (puntiglio). 
pupillus  Gic. 

pusteUa  oder  -iUa  (Add. 
Lex.  s.  u.) 

<-  putillus  Plaut.,  Putilla, 
Scant.  (41a  als  appell.  gl.), 
dafür,  mit  s  für  t,  gewöhn- 
licher püsillus  Gat. 

(nicht  von  pQsus,  welches  aus 
puesus  d.  i.  puer(us)  contra- 
hirt  ist,  und  von  welchem 
pQsio  u.  *pusius,  woraaf  pu- 
siola  Prud.  zurQckzuführen, 
abgeleitet  sind). 

quantillus  Plaut. 

rauillae  Fest,  ep.,  Rauilla, 
L.  Gass.  Longin.;  vgl.  17, 
auch  Aleila,  Sa3n.  f-trf->. 

rotdla  Aug.  (moeJle). 


lOOrusticellus  Varr.,  J& 
Jul. 

sacellus  Gels. 
^cafimellum  Paul.  N 
scholasticeUUs  Gassic 
scortrllum  Gtl.  (-^U^, 
scrutillus  Plaut,  fr.  s 

-^  scfäräla   (scutra 
Pomp. 

(vgl.  102;  —  nach  i 
logie  müsste  es  scu 
scutr[u]la  lauten). 

scutella  Gic.  (ecuell 
escudella). 

sitella  Plaut. 

(seille;  —  wenn  situl 
ist,  vgl.  120,  123). 

soccellus  Is. 

WOspicella  S.  Plac.  s. 
sportella  Gic. 
^<-  sirumeUa  M.  Em 
surcillus  PI.  Val.  s. 
tantillus  Plaut, 
tonsilla  Pacu«.  et  I. 
Fest. 

(aus  *tonsula  —  denn 
lieh  doch  aus  tonsic 
siod.  s.  —  von  torisa 
Fest.,  von  tundere,  al 
eigentlich  *tunda;  vex^ 
ist  tonsillae  Gic.  u.  a 
klfirt,  nach  Fest,  di 
von  toles  kröpf,  ein4 
leicht  nicht  ursprdni 
teinischen  wort). 

-^  trulla  Gat.  r.  r. 

(contr.  aus  truella  Sca 
XXXIV,  2,  36  von  tr 
zu  96.) 

turbellae  Plaut. 

(-fiZ-;  —  aus    jeh^m 
sp.  tropel,  fr.  tronpeä 


Hnterialien  tut  laleinisrhCTi  WOrterbUdungsgesehichte. 


t75 


uiticella  h.  s. 

*-  uitiila  inscr.  (cf.  9,  16, 
8,  9,  21,  2,  45,  8.  53,  4, 
62,  8,  9,  71,  5,  6,  Ö,  81, 
4,  7,  9,  106,  12,  15?,  16). 

ungdla  Apic.  (vgl.  zu  108). 


uasceilum  tnscr. 

(vascello  a.  vasello,  vaiaRpllp 
a.  YaisBeau,  vgl.  Etiez  Honiiin. 
WB.  I.  S.  439}l 
uerticiltus  Piin.  (-»/-.■  cf.  1, 
8.  12,  38,  33,  40,  46,  70, 
98,  105,  117). 
Khiilellus  Plaut.,  al.  Cic. 
(vgl.  zu  108). 

B. 

UnmaUve  (mit  11)  der  verbalen  nomina  auf  -ulus..  (-bulus 
-culiis  . ,)  und  anderer  auf  -uhis  . .  oder  mit  einfachem  1 

auf  -lus  . .  endender. 
angellus  Lucr. 

(vga    -ulus    uetb.,    wi?  9,  1'2. 
16.  18.  93,  38,  39,  32,  eifeiit- 
Keh  aueh  3t,  35,33.  vielleicht 
uidi  %  -il). 
axiüa  Cic.  s. 

|g.la  ^=   >*ahla<,   cl.   fl^it  ^= 
fiattx<'*1'    ^'g'-    ^  ^'-   ^<  3t. 

33.  ob.  s.  171J  und  daraus 
«sctfla  Veg.  uet. 

(vgL  sesda  Kt  sext[ii)la}  oder 
tiaceila  S.  S.    iiel.   et   \'ulg. 

(akselle). 
*aul]a, geschrieben  ollaCic. 
(ausaul-ulavon  aula:s.I70 
anm.; 

oUula  Varr.,  oUicula  Th.  Prise] 

und 
S  auxilla  Fest.  epit.  (aus  *aucla 
=  aula). 

bacilluui  Afran.  (von  -cu- 
lum  uorb..  wie  10,  11,  17, 


23*.  24, 
ii(6eüaN.T.(vgI.19,22?.27). 
cella  Plaut,   (cellula  Ter., 

vgl  m  4,  22). 

cingillum  Petr. 

10  comaefJlum  N.  TJr. 


crepitafillum  Lucr. 
exagella    Ennod.   s.    (*exa- 
gula  =  exagium). 
fabella  Cic.  (favella). 
fascinabellum  N,  Tir.    (von 
-bulum,  vgl.  13,  30). 
15  fistella  Pelag.  s.  (vgl.  18b, 
20?). 

fringilla  VaiT.  (•fringula), 
macdla  N.  Tir. 

(von  macula;   »cf.  Hfniai,  e/i^- 
jftuu    Corssen    Beitr.  m   laL 
Fonnenl.  S.  430). 
Marcellus    (marculus  :  dc- 
min.  ?),  b)martellus  (mar- 
leljo,  niarteau), 
Masceilua. 
20  niatella  Plaut, 
ina^iilla  Cic. 

(von   mftla   ans    'magla.    vt;i. 
Gorsaen  Auspr.  n.  s.  w.   des 
Lal.  I  >.  S.  641  r.). 
medulla  Plaut. 

(zurückzuführen  auf  ein  'me- 
<i«!ü«  von  med-,  woraus 
mediHs  efst  abgeleitet;  vgl. 
medium  oder  meüiolum  oui; 
davon  mediluü-ium  Cic, 
■lliif,   J.  Vnl.    mit    epenlhpslf, 


176  Paucker, 

wie  in  bux-t-ula:  Add.  Lex.            pociUum  CaL  r.  r, 
p.  7;  von  meduUa  weiter  de-            popellus  Hor. 
minuirt  medullula  Ctl.).  .     «n         n r^^i 

.     n      r.  1       •    11      xü  quasillus,  -11  um  Cat 

miscellus  Cat.,  mtscillus  M.  ^  .^^  ♦  '  «»r«!!««    «««i..o  ^^ 

'  (von*quat[ujius=qiialu8oaer 

Cap.s,  (vgl.  3,  u.  zu  A,nr.6;.  ^der  -um,  vgl.  A,  nr.  96). 

23  *  a  moracilliun  Fest.  ep. :  mo-  s  p  e  c  i  1 1  u  m  Gic. 

raculas  (Bothefflr  moracias)     30  tabella  Gic. 

nuces  Titinius  duras  esse  (vgl.  Gorssen  Beitr.  S.  363). 

alt,  unde  fit  deminutiuum  taxillus  Gic. 

moracillum.  (»Uglus  =  tälus« :  vgl.  zu  3). 

motacilla     Varr.     (*mota-  tegillum  Plaut. 

culus).  uexillum  Gic.   (ueh-:  vgl 

25  paxillus  Varr.  (s.  zu  3  und  zu  3). 

ob.  s.  171). 

Wie  man  aus  vorstehenden  beiden  Verzeichnissen  ersieht, 
ist  hier  die  endung  -ellus  (d.  h.  e  für  u)  die  häufigere,  doch 
auch  die  durch  7»  d^r  beispiele  vertretene  endung  -illus  ganz 
gebräuchlich.  Häufig  finden  wir  i  nach  c,  aber  doppelt  so 
häufig  nach  demselben  e,  ferner  nach  t,  aber  auch  hier  öfter 
e,  überwiegend  i  nur  nach  s  (11  :  5)  und  nach  d  (2  :  1),  m 
gleicher  oder  fast  gleicher  zahl  nach  g  und  p,  dagegen  e  aus- 
schliesslich nach  n  und  (einmal)  f,  fast  ausschliesslich  (7  :  ly 
nach  b  und  m,  überwiegend  endlich  auch  nach  u  (5  :  2). 
Hieraus  ergiebt  sich  jedoch  für  Unterscheidung  kaum  etwas. 

G. 

Deminutive  mit  11  durch  assimilation  des  vorhergehenden 
consonanten  an  das  1  des  deminutivsuffixes. 

1. 
mit  assimilirtem  r. 
Diese  assimilation  bei  der  deminutivbildung  tritt  ein: 
a.  ausnahmlos  ^)  in  Wörtern  auf -tr um  (und -strum), -tra, 

-ter, brum,  -bra, -her, crum, -grum,  welche  alle  meist 

nomina  verbalia  sind  und  ganz  den  nominibus  verb.  auf  -ulus, 
-bulus,  -culus..  entsprechend,  unter  ihnen  und  ihnen  analog 
auch  denominative  sog.  deminutive  auf  -aster  (-astrum) ;  —  die 
endung  wird  -ellus,  nur  in  einigen  (c.  V*)  von  -trum  oder -tra 
auch  -illus:  plostellum,  pistillum,  grauastellus,  flabellum,  la- 
bellum,  libella,  libellus,  lucellum,  flagellum,  von  plostrum,  pistrum, 
grauaster,  fiabrum,  labrum,  libra  (Gorssen  Ausspr.  I,  S.  537), 

>)  Doch  vgl.  zu  nr.  21  und  A,  106. 


',  hierum,  flagruin  (der  aiialogic  folgend  aucli  niifella, 
neben  mitrüla  von  mitra); 

b.  regelmässig  auch  in  andei'n  Wörtern  (subst.  u.  adj.) 
2-  decl.  auf  -er  (-ur),  deren  noininalstamm   auf  -r  impura 

ausübt,  wie  ager:  agcllus,  oder  auf  -6r  (-ür),  wo  aber  neben- 
tormen  ohne  assimilation  sich  finden,  wie  miser  :  misellus,  aber 
auch  miserulus,  salur :  saluUus,— dieser  analogie  folgend  ausnahm- 
weise ein  paar  Wörter  oder  wortslämnie  der  3.  decl,  auf  -er,  wie 
flomer:  glomellum,  uiscer-;  MisceKum  (vereinzelt  Rulius  vonrur-); 

c.  auch  in  einigen  Substantiven  auf  -6ra  (nebst  einem  auf 
-Bra.):  so  sind  von  opera,  tessera  gebildet  opclla,  tessella,  da- 
neben aber  auch  cpernla,  tesserula,  und  von  litera  nur  litenilaCic.; 

d.  ausnahmweise  auch  in  andern  wörlern,  namentlich  (ausser 
den  zu  a  und  b  angezogenen)  in  einigen  zwciäilbigcn  mit  langer 
yaenultima,  adjectlven  auf-rus:  pullus,  raltus  von  pürus,  rärus 
(aber  Morulus  von  Maurus,  —  auslerulus,  procenüus),  und  sub- 
llajitjven    auf  -ra:    hilla,  stelia,    slilla,   Sulla   von   hira,   *stera 

ap»^(ij,  *stlra,  süra  (dagegen  arula,  splrula,  awula ') 


Materialien  zur  lateinischen  nOrterbildun^sgeschichte. 


177 


jellus  Ter.*) 

altellus  Fest.  epil.  (v.  alter, 

vgl.  38,  48,  CG), 
atnpulla  Plaut,   (daneben 
am^anda:  vgl.  21,  26,29, 
38.  39.  43.  48b,  66). 
Apella 
(T.aper?  wovon  iinregel massig 
aperetiiua:  Spicileg.  Add.  Lex. 
p.  296). 
^  aptastellum    App.    herb.   s. 
(vgl.  30,  42,  45). 


Atella,  Safmius  (v.  ater, 
vgl.  4,  A,  17  und  98). 

austellus  Lucil,  s.  (v.  auster, 
tri,  vgl.  4,  6,9.11,  19,32, 
37,  41.  49.  54,  57,  59,  69). 

camellaLaber.fr.  {i=^gamella 
Ailü.Lex.  p.  31,  vgl.  das,  n.S3). 

cancelli  Cic. 
10  mnistellam  Symm.   (v.  ca- 
nistruni,  vgl.  12.13,16,21, 
40,46,47,52,53,61,68,15, 
18,23,2.5,27,56,60,70,73). 


')  Nicht  als  ausnalimen  von  den  hier  formulirteii  regeln  stellen  sich 
''*''  t  h.  lerrula,  scurrula  , .,  m6rula  Cic,  mörula  Aug.,  pirula  Is.  (perla  od. 
["'"'o),  Barbarula,  canthartdu»  Arn.,  huinerulus  Vulg.,  interulug  App., 
P'^rwta  Amm..  aeripturuta  Faust,  s.,  «aunäa  gl,,  vctemlita  Rufln.  s., 
•"fwliiB  (suruH|,  und  alle  regelmässig  auf  -culus  von  -r  3  decl.,  wie  soror- 
fl"-.T  gebildeten,  oder  vuu  -ni  4  decl.,  wie  nuncula. 

')  Davon  doppeldeminutiv  agellulus  CiL,  und  so  Ton  -Uus  fQr  -i'ulus 
ftni«r:  amptiBata  Sulp.  Seu.,  cuUeüulus  Sol.  35,  6  s.,  flabellutum  Ter.  s., 
fcWWi«  M.  Cap.,  inüeUulus  (Spicll,  n.  40),  puellula  Ter.,  puellulua  PI., 
nMkJiu  H,  Gap..  Scintillula  Cic,  aUUtda  Hier.  s..  Ktälula  (Spicil,  I,  1,), 
ioetlDlm  CU. 

ZdlKhrin  für  yrtg}.  Hpnclif.  N,  F,  III,  f.  H 


178 


Paueker, 


capella    Cic,    4lus    Prise 

(caper,  -ra). 
capisteUum  ed.  Diocl.  10,  6. 
castellum  Cic. 
cerebellum  Titin, 

15  clitellae   Plaut.,    4la   (1. 

cratella)       ^vloxav&^Xtov 

Gramm,    lat.  ed.  Keil.   t. 

IVp.581  (*c\iir2i:  kIUvt^q). 
clostellum  Petr.,   clustellum 

Aldb.  s.  {dustrum  N.  Tir.). 
cnbeUum  Pall.  (vgl.  14,  19, 

22,  28?,  33,  34,35,65,72). 
cultellus     Varr.      (coltello, 

couteau). 
dextella  Cic.  ep.  s. 

20  dolabella  Gol.,  Dolabella. 
fenestella    Ou.,    Fenestella 

{fenestnda  App.,   einzige  ab- 
weichuiig  von  reg.  a.). 

flabellum  Ter. 
flagellum  Cic.  (vgl.   36). 
fiatellum  (gl.  Plac.  flatellis, 

sordium    glomusculis ;    — 

♦flatrum). 

25  fra(c)tilli,Fest.ep.  ("itßocyo'o*;, 

fractillus  Diefenbach  Nov. 

GIoss.    »tuch  end«,    frac- 

tillum  Is.  gl. 
(*fractruni,  welchem  fregio, 
fraise  vielleicht  nicht  fern  lie- 
gen —  wenn  nicht  etwa  mit 
fresus  q.  contusus  zusammen- 
hängend — ,  während  frange, 
frangia  auf  eine  nebenform 
aus  frang-  weisen). 

fratellus  Scaur.  s.  (fratello,  — 

statt  des  regelmässigen  frater- 
culus  Cic,  vgl.  29,  71). 

fri(c)tilla  Sen. 

(*frictra     v.    frigere    rOsten; 


anders  und  uns  unTenrt 
lieh  fritillus). 

gldbeUus  App. 

(gla-  in  glades,  yüä^^  / 
yXatf>tt¥  cl.  nikatf  glfttt,  g 
glas). 

glomdlum  Is.  {Y.glamer 
glomusctUum  gl.  Plac. 

24). 

30  gravastellus  Plaut  s. 
hillae  Varr. 
integellus  Cic. 
labellum  Plaut, 
libella  Plaut 

35  libellus  Plaut 

(llber  V.  linere,  wie  liter 
lucellum  Cic.  (vgl.  2! 
macellus  Lucil.  (macer 
misellus  Plaut  (misei 
Laeu.). 
mitellaCic.  {münUaSc 

40  Mosteil -aria,  mostdlum 
monstrum). 
nigellus  Varr. 
oleastellus  Col. 
opella  Lucr.  (aperüla  A 
patella  Afr.  (vgl.8,43 

45  pinastellus  App.  h. 
pistillum,  -US  Plaut 

(*pistrum,    wovon    f 

num,  -ina). 
plostellum  Varr. 
puella  und  puellus  I 

(puerulus  Cic). 
pulchellus  Cic. 

50  pullus  Varr.  s.  (purus 
rallus  Plaut,  (rarus). 
rastellus  Varr. 
rostellum  Col. 
rubellus  Pers.  (altfr.  n 


Materialien  zur  lateini9ehen  Wörterbildungsgeschichte.  179 

55  Rullus.  Sulla. 

rutellum  Lucil.  s.  65  tenebellae  Claud.  Mam.  an.s. 

sacellum     Cic,      sacellus  tenellus    Plaut,    (ienendus 

Prise.,    Sacdla,    Terentia  Rufin.  metr.  walach.  tine- 

inscr.  rel). 

satullusVarr.  (vgl.  50,55,64).  tessella  Sen.  (tessenila  Lu- 

scalpellumCic.(scalprum)  eil.). 

und       sealpellus       Gels.  transtillum  Vitr.  s. 

(scalper).  uafellus  Fest.  ep. 

60    seintilla  Cie.  70  ueretülum  App.  s.  (-1-,  wie 

(♦scintra    v.    scindere,     vgl.  25,  27,  46,  68). 

cmy&^if),  uiscellum  PL   Val.   (uiscus, 

segestellum  N.  Tir.  (v.  se-  eris). 

gestnim  gl.  i.  segestre).  umbella  Mart. 

Stella  Plaut.  uolsella  VaiT.  (*uoltra,  vgl 

stilla  Cic,  A,  96,  115,  B,  28). 

2. 
mit  assimilirtem  n. 
Der  assimilation  des  n  unterliegen  bei  der  deminutivforniation 
ä)  regelmässig  nur  Wörter  der  2  und  1.  decl.: 

1)  mit  vorausgehendem  f,  die  fast  alle  adjectivische  oder 
substantivirte  mobilia  auf  -inus  sind,  und  alle  wie  lupinus  : 
^^pillus,  ouinus  :  ouillus,  vor  dem  11  ihr  i  bewahren;  die  be- 
achtliche anzahl  der  von  solchen  abgeleiteten  deminutiva 
Nächst  noch  mehr  an,  wenn  man  diejenigen  unter  den  demi- 
'^uti vischen  eigennamen  auf  -illus,  die  wir  )iier  abgesondert  be- 
achten wollen,  hinzuzählt,  welche  eine  grundform  auf  -Inus 
^^''a.ussetzen  lassen;  indess  sind  auch  nicht  wenige  deminutive 
^Us  ^us  ohne  assimilation  verbleiben^); 

2)  mit  vorausgehendem  T,  fast  alle,  wie  geminus  :  gemellus, 
*^^ina  :  lamella,  die  endung  -ellus  annehmend,  übrigens  auch 
*^^  manche  ohne  assimilation,  in  der  grundform  verbleibend  *) 
Vhier  anzuschliessen  das  einzelne  bönus  [b6nc]  :  bellus) ; 

^)  Wie,  um  von  einigen    -inulus  neben   -illus   abzusehen,   folgende 

^ist  yon  Substantiven,  zum  theil  eigentlichen,  abgeleitete:  Alpinuk^  cor- 

^***^  Amm.,   delphinvius  Alcim.  s.,  farinula  Vulg.,  gdüinula  App.,  Lud- 

^*|^  (wenn  nicht  als  grundform   von  Lucillus  zu  betrachten),  pUeinüla 

^^.  rascr.  (nach  Yarro  ungebräuchlich),  popinula  gl.,  uaginula  Plaut,  s., 

^'''^«{ttf  Is.,  übrigens,  eines  ausgenommen,  alle  recc. 

^)  So  dommülus  Dig.,  -la  Salu.,  fuscinula  Vulg.,  sarcinula  Catull.  u.  a., 

unt.  zu  nr.  25  u.  31. 

12* 


180  Paucker, 

3)  mit  vorausgehendem  ö,  ö,  wonach  nur  in  der  spät- 
bezeugten form  corantda  neben  dem  gewöhnlichen  coroUa 
und  in  cuntda  Prud.  das  -nu-  sich  noch  unverschliffen,  doch 
auch  an  dem  letzteren  wort  wenigstens  in  der  ital.  form 
cuUa  überwunden  zeigt,  und  mit  vorausgehendem  a,  ^,  wo  da- 
gegen die  Wörter  mit  unverändertem  -änula,  um,  -ftnula,  um, 
-enulus,  a,  um^)  an  zahl  überwiegen; 

4)  mit  vorausgehendem  g  oder  m,  meist  *  vor  11  annehmend; 
ausgenommen  ist  das  deminutiv  von  agnus  (Prise.  III,  35),  und 
dass  neben  scamillum  und  tigillum  sich  auch  scamntdum,  tigmdum 
findet,  und  zu  columna  auch  ein  cotumndla  Rufin.,  Prise.  III,  37; 
sonst  finden  wir  hier  keine  appellativischen  deminutive  ohne 
assimilation. 

Ausserdem  unterliegen  b)bei  unregelmässiger  deminutiv- 
bildung  auf  -on-ulus  statt  -un-culus  der  syncope  und  assi- 
milation des  n  einige  3  decl.  auf  -o,  wie  homo  neben  regel- 
mäss.  homunculus  auch  homullus  aus  homo(n)ulus  bildet,  welche 
grundform  unverändert  vielleicht  nur  in  praedonulus  Cat.  s. 
vorliegt. 

anguiUa  Plaut.  -inus;  vgl.  15?,  16,  17, 19, 

(v.  anguinus:  schlangenartig,  23^  32^  mit  -i-  26). 

vgl.  %  6,  12?,  25,  31.  35,  38,       5  Melius  Plaut  ^) 
39,  41,  44,  45,  47,  51,  8,  13,        ^  melius  riaui.  ; 

37,  49).  bouillus  Liu.   (vgl.  31,  44). 

armilla Plaut.,  -llumLucil.  catellaGaecil.(auchcafe»fdÄ 

(*arminus).  Vulg.). 

aruilla    (1.  arb-)  Fest.   ep.  ^^^j,,^^    ^^^  ^    _„^    p^^^ 

43   46   48   49?)  Catullus  (v.  Cato;  vgl.  14, 

ase'llus'  Pkut,  -lia  Ou.  (v.  ^l,  22,  24,  27,  32.  40). 


»)  Wie  orgänulum  Fulg.  M.  s.,  orphanida  Greg.  M.  s.,  ranüla  App., 
grantdum  Gl.  Mam.,  hanula  Fest.  ep.  »parua  delubra,  quasi  fanula«,  mem- 
bramäum  App.  s.,  —  egenulus  P.  Nol.  s.,  babenula  und  uenula  Gek., 
aenulum  Fest.  ep.  »uas  ex  aere  paruum«  (gl.  Is.  enulum);  sogar  neben 
dem  vielleicht  einzigen  -ella  von  -ena  (nr.  7)  ist  auch  die  grundform 
erhalten. 

•)  Daraus  doppeldeminutiv  bellulus  Plaut,  (woraus  weiter  Bellilla, 
name  einer  libertina),  und  so  aus  -llus  für  -nulus:  fumwUtUus  Prise, 
lamellula  Petr.  s.,  und  sigiüiolumf  wie  bei  Arnob.  zweimal  gelesen  wird, 
wofür  vielleicht  richtiger  wäre  sigillulum  oder  sigillariolum. 


Malerialien  -nn  lateinischen  wörlerbildungsgeschichle.         '^B^^B 

10  e  olumella  Cal.,  colutiwlltis 

deiliin.  sind,  ist  fraglich,  -vgl. 

Isid.  (sp.  colmilJo ;  vgl.  i% 

28?,  36,  43,  46). 

ni.icellmn  n.  andere,   die  wir 

corolia    Plaut,  (auch   coro- 

liei  seile  liissen). 

nula  Vulg.). 
crocotillus,      subcrolillus 

30  nullus  (s.  50). 
ouillus  Cat. 

Plaut,  et   Tilia.   ap.  Fest. 

pagella  Oic.  cp.    (paginula 
id.  ib.). 

(unerkl.   aber  vielleicht    vuii 

einem  adi.  auf  -iims). 

Pedullus,  Doniit.,  -IIa 

crumilla  Plaut,  s. 

{T.    crumina    Asin.    657    für 

sonius  Pedo  alumnus). 

CTumena). 

persolla  Plaut,  (vgl.  11). 

erroUus  Euagr.  s.  (Add.  Lex. 

35  pisirilla  Ter.  (v.  pistrina). 

p.  18*). 

pugillus  Cat.  (pugnus). 

15  FatueUus  (faitifnus?) 

puluillus    Hör.     (puluinulus 

femella  Ctl.  s. 

Col.  s.). 

fiscella  Cat. 

purpitrüla  g\.{v.piirpurimts). 

Fregellae  (cl.  Fregeuae). 

regillus     Plaut.     (*reginus, 

gemellus  Caes. 

wov.  fem.  regiiia). 

30  Hispallus,  Corn.  Scip.  (aus 

40  runeullus    (1.    -um)     gloss. 

*Hispanulus,    wov.    Hispa- 

(v.  runco). 

nilla,  Heluia  Licin.),  Hispa- 

salillum  Plaut. 

la  (Fecenia,  scortum  no- 

scamtllus, -um  Vitr.,  scamel- 

bile  Liu.). 

tum  Prise.,  oder  scabellum 

Hispullus,  -IIa    (cl.  Hispo. 

Cat.,  -billum  Cic-  (v.scam- 

P.  Ter.). 

num  aus  scamnulim  Diom). 

homullus  Cic. 

sigillum  Cic.  (auch  siglum 

lamella  Vitr. 

C.  Just.). 

lenullus  Plaut,  s.  (auch  le- 

suillus  Liu. 

nunculus  id.). 

45  tergilla  Apic.  s.,   -llum  gl.. 

35  lupiUus  Plaut,  s. 

Tcrgilbis  (v,  terginus). 

machilla  Pelr.  s.  (niachimdn 

ligillum  Plaut,  (aus  tignulum 

Hilar.). 

Boeth.),  Tigillus. 

Marallus. 

todilius  Plaut,  fr.  (v.  *todi- 

Megellus,  Poätuin.  Fast.  Ca- 

nus  aus  todus). 

pil.  (Magillus,  V.  magnus? 

uallus  Varr.  s. 

and.  Magnilla  inscr.). 

(aus  uann[u]lus  gl.,    vgl.  äO. 

Messalla 

(cL  .Sen.  Uial.  X.  13.  S-i   ob 

lirt  ist.  wie  dag^en  nicht  in 

aber    dieses     und   20    wirkl. 

liinnula  Plaut. 1, 

182  Paucker, 

uillum  (v.  ulnum)  Ter.  s,  unguiUa  Solin.  s. 

(Tgl.uinuluss.uinnulu8Plaut.).  (*ungiiuius  y.  unguert»    vgl 

50  tülüs  (*un[u]lus).  SpiciL  p.  »4,  IL  53). 

3. 
mit  assimilirtem  c,  d,  t  .  . 
Diese  assimilation  ist  nicht,  wie  die  des  r  und  n  in  ihren 
grenzen,  eine  regelmässig  eintretende,  sondern  eine  nur  aus- 
nahmsweise durchgedrungene.    Denn  nicht  nur  haben  nicht 
alle  noch  die  meisten  wortendungen  -iculus  oder  -uculus,  und 
-idulus,  -itulus,  -utulus  sich  in  -illus  oder  -ullus  vefschliffen, 
sondern  es  lässt  sich  das  nur  von  den  wenigsten,  mit  gewiss- 
heit überhaupt  nur  von  sehr  wenigen  behaupten^).   Doch  mag 
sich  diese  verschleifung,  insbesondere  die  assimilation  des  c  in 
dem  so  häufigen  ic[u]lus . .,  in  der  Volkssprache  viel  weiter  er- 
streckt haben,  als  wir  aus  schriftlicher  überlieferimg  zu  belegi^ 
im  stände  sind.    In  die  neulateinischen  sprachen  sind  bekannt- 
lich auch  sehr  viele  lateinische  deminutive  übergegangen,  und 
zwar  gerade   vorzugsweise  deminutive  mit  11,    wenn  sie  auch 
mehrentheils  nicht  mehr  als  Verkleinerungswörter  gelten,  son- 
dern den  integrirten  begriff  bezeichnen,   wie  fratello  (brudar. 
nicht  brüderchen,  was  fratellino  ist),  coltello  und  couteau  u.  v.  a 
Aber  nicht  nur  viele  der  uns  bekannten  finden  wh*  hier  wieder 
sondern  ohne  zweifei  auch  so  manche  andere,  die  in  den  aul 
uns  gekommenen  bruchstücken  des  lateinischen  schriftwesens  zu- 
fällig nicht  vertreten   sind,   hat   diese   lebendige  Überlieferung 
erhalten,  und  so  lässt  sich  öfters,  wenn  eine  und  die  anden 
dieser  tochlersprachen,  vollends  wenn  mehre  derselben  gleicher 
massen  eine   durch   synkope  und   assimilation  erklärbare  ab- 
wandelung  einer  alten  grundform  auf  -ulus  aufweisen,  mit  guten 
grund  voraussetzen,  dass  diese  synkope  und  assimilation  schor 
in    der  grundsprache   vollzogen   war.    Durch   derartige   ruck« 

')  Wie  abzunehmen  ist  schon  aus  folgender  auswahl  allein  aus  dei 
mit  a  —  c  anlautenden  deminutiven  dieser  endungen,  bei  welchen  eini 
ahschleifung  derselben  zu  -illus  oder  -ullus  weder  bekannt,  noch  zu  ver 
muthen  gnmd  vorhanden  ist:  acid-ulus,  acri-culus,  acut-ulus,  aditiculus 
aedicula,  aibid-uliMf  alic-ula,  amic-ulus,  amniculus,  anaticula,  appendic-ula 
aqualiculus,  arcicula,  arid-ulus,  articulus,  astut-täuSy  axiculus,  baaüic-ula 
bucula,  caliculus,  caUiculus,  canaliculus,  canticulum  (doch  vgl.  canHUare] 
coric-tito,  camtCMki,  cassiculus,  cauliculus,  cerrit-tUuSj  ceruic-ula,  cicätric-ula 
eincticulus,  classicula,  codiC'ülus,  coüicülu8j  colucukk,  cortic*ula,  ootlcula 
craticula,  crinietUmj  ctUic-ulua,  culticula,  cuniculus,  curriculus,  cuticula. 


Hftlerialioi  mr  lateiniaehoi  vOrterbildungsgeachicbte. 


18S 


tchlüsse  aus  der  neulaleinisclicn  form  könnten  schon  die  obt^n 
vereeichnisse  mit  mehr  oder  weniger  Sicherheit  vervollständigt 
werden,  wie  z.  b.  sicher  *ciuifatel!a  (von  ciuitalula  Sen.)  aus 
eiladeile,  dttadella,  sp,  ciudadela  herzustellen,  mit  Wahrschein- 
lichkeit •muliereilla  aus  sp.  mugercilla,  port.  molherzinha  zu 
erheben  ist,  ferner  vielleicht  schon  im  laf.  das  im  ital.  sich 
Torfindende  tulla  aus  lun[u]la  entstanden,  sorella  auf  ein  lat. 
sonilla  aus  ♦soror[u]la  zurückzuführen  sein  dürfte.  Besonders 
beträchtlich  aber  wüi-de  der  aus  solchen  quellen  zu  schöpfende 
niffachs  tu  den  nachstehend  aufgeführten  beispielen  nament- 
lich der  assimilation  des  c  in  einem  synkopirtcTi  -culus  . .  werden. 
Sn  wird  z.  b.  durch  aiguilie,  aguglia  ein  aus  acucula  hervor- 
E^angenes  lat.-  acuUa  postulirt,  und  dessen  actualität  auch 
durch  das  cognomen  Aculla  gewissermassen  bestätigt;  aber  auch 
(Ane  solche  bestätigung  werden  wir  bei  vergleichung  z.  b. 
fe  neulateinischen  formen:  abeille  fprovenc.  u.  portug. 
»b^a).  oreille  (port.  orelha,  piov.  aureiha\  cheville  fport,  cla- 
viDia),  chenille  (cl.  chenil),  conchiglia  (coquille),  corbeille  (port, 
corbelha),  comeille,  lentille,  ouaille  (ovelha), grenouiUe  mit  den 
fnlsprechenden  uns^als  lateinisch  bekannten:  apicula,  auri- 
w\i,  clauicula,  canicula,  conchicla,  corbicrda,  cornicula,  lenticula, 
"worfa  Tert.,  *ranucuta  (ranicwftts,  ranunculus)  zu  der  annähme 
Beßhrt,  dass  aus  diesen  letzteren  noch  auf  gemeinsam  latei- 
nischem boden  die  vermittelnden  formen:  apilla,  aurilla, 
dauilla,  canilla,  conchilla,  corbilla,  cornilla,  lentilla  (aus  lenÜcla 
tsl.  knticchia),  ouella,  ranuUa  geworden  waren  und  bestanden. 


onißa  Macr.,  anuUa  Prud.  s. 
(aui  anicula  Ter.,  'aiiucula. 
welches  aus  aaucelk  A,  nr.  6  b 

Ml  erschliessen  ist-,  v^X.  7,  9, 
10.  15,  U,  l^  i?,  und  zu  3, 

5.  e,  8). 

tesdlB  Fall.  s. 

(»iw  *basidula.  s.  ob,,  wenn 
nicht  lu  scbr.  basilla,  daa  aus 
Iwtida  geworden  wAre;  Aon 
u>^.  Basilla,  gewiss  nicht 
hierher  gebSrig,  kann  nicht 
tUF  beslBtigung  dienen). 

tapilius  Plaut. 

{tielleicfal  nicht  demin.,  ge- 
worden aber   aus  eiiieni   adi. 


der  art  wiebubulus,  v 
stamm  capit-,  vgl.  >capidulum, 
. ,  quo  Caput  tegebatur«  Fest. 
ep.,  aus  welchem  vielleicht 
•capillum  ward,  und  daher 
cappello,  chapeau;  —  aus  ca- 
pillus  weiter  gebildet  capiüu- 
lus  Pa.  Corn.  Call,  b.,  vgl  zu 
5  u.  15). 

culullus    {xvXi^?J    Hör.    s., 
culitlla  Porph. 
5  lapillus  Hör. 

(davon  lapiSiäus  Solin.  s.;  — 
aus  'lapidulus,  vgl.  3,  3,  8, 
grallae  Varr.,  sellai  —  ind. 
form  lapiscttlua  M.  Emp,). 


184  Paucker, 

mellilla  Plauts,   (mellitu-  pullus  Plaut,  (aus  *putuliis 

lus  id.,  vgl.  11,  3?).  von  pütus). 

murmurillum  Plaut,  s.  (aus  suauillum    Cat,    Suamitta^ 

♦murmuriculum).  Jul.  (aus  *suauiculus). 

nitella  Plin.,  Mart.  tempestiUus  App.  s.  (*tem- 

(aus  nitedula  Gic,  vgl.  Lachm.  pestiuolus). 

ad  Lucr.  p.  204  sq.,  auch  G,  %  turturiUa  Sen.  (nurturicula). 

"'.;/  ""'  ^P'         . ,   ,     ,      15  uilla  Cic. 
nucilla «l  {aus nucidaKs.).  ^^^   ^^j^^^^    ^^^  ^^^ 

10  paullus   (aus  pauc[u]lus  ^us  mlla  weiter  uillula  Cks.). 

Plaut.). 

D. 

Deminutivische  personennamen  auf  -illus  (auch  -ullus). 

Unter  den  römischen  zunamen  (cognomina),  zu  deren  kennt- 
niss  die  inschriften  am  meisten  beitragen,  finden  wir  auch  vide 
deminutive,  grösstentheils  aus  anderen  zunamen  gebildet,  wie 
Martiola,  tochter  eines  Flauittö  Martius^  Primüla,  tochter  eines 
Primus,  zum  theil  auch  von  Wörtern,  die  wir  nur  als  appellative 
kennen,  wie  Argentülus,  Flau.,  name  eines  goldarbeiters,  Frwtur 
lus,  Clod.  Die  gewöhnlichste  deminutivform  auf  -ulus,  S9iist 
auch  bei  personennamen  so  vielfach  in  hypokoristischem  sinn 
angewendet,  wie  z.  b.  wenn  Cicero  seine  tochter  Tulliola  nennt, 
kommt  hier  bei  den  in  deminutivischer  form  fixirten  namen 
verhältnissmässig  selten  vor.  Vielmehr  enden  diese  in  über- 
wiegender mehrzahl  auf  -illus,  daneben  manche  auch  auf 
-ullus,  wie  Babtdla,  Baebia  (Babus),  Primtdla,  Caecil.  neben 
PrimiUa,  Claudia,  nur  selten  auf  -ellus,  wie  Ofella  (A,  78), 
Cruscellus  (A,  35*).  Die  zunamen  auf  -illus  sind  in  der  mehr- 
zahl (ung.  */*)  weibliche,  was  freilich  aus  selbstverständlichem 
gründe  wohl  von  den  deminutivnamen  überhaupt  gelten  wird. 
Dass  aber  die  deminutivform  auf  -illus  hier  nicht  nur  vor  der 
einfacheren  und  sonst  gewöhnlicheren  auf  -ulus  bevorzugt 
worden  ist,  sondern  auch  ihre  eigene  sonst  numerisch  über- 
wiegende Variante  -ellus  fast  ganz  verdrängt  hat,  das  muss 
eben  irgend  wie  brauch  und  gewohnheit  geworden  sein;  war 
es  aber  dahin  gekommen,  so  konnte  auch  die  endung  -illus 
(oder  -ullus)  als  selbständiges  affix  für  deminutivbildung,  was 
sie  eigentlich  nicht  ist,  angesehen  und  angewendet  werden. 
Daraus  erklärt  sich  das  vorkommen  mancher  unregelmässig^ 
und  unorganischen  bildung  auf  -illus  (oder  -ullus),  wie  Septi- 


Ualerialien  zur  lateinischen  wOrlerbildung^eschichte. 


185 


aiVun  von  Septiniius  slatt  Septimiolus,  Änltdla  ^tatt  Anloniola, 
iMinonilla,  statt  dass  es  Labiuncula  oder  Labiuüa  lauten  sollte, 
TabuliiH  statt  Fabellus  oder,  wenn  es  von  Fabius  kommt, 
Tabioius,  Fasserilla,  wofür,  wenn  es  von  passer  ist,  Passercilla 
oder  allenfalls  Passella  gesagt  werden  müsste,  um  von  bildungen 
tbzuseben,  aus  denen  eine  nominale  grundfonn  kaum  heraus- 
nierkenneu  ist,  wie  Gandüla,  Germtülus,  u.  a.  Deigleichen  kann 
weniger  wundern,  als  überhaupt  bei  der  onoinathesie 
a"  die  spräche  schafft,  als  der  einzelne  namengeber  macht 
und  liier  nicht,  wie  bei  eigentlicher  Wörterbildung,  alle  träger 
der  spräche  niitnenner  sind,  sondern  nur  nachnenner.  Anderer- 
teiU  ßnden  wir  auch  wohl  übergrosse  regelniässigkeit,  nament- 
lich wenn  die  deminutivform  eines  nomen  auf  -inus,  anstatt, 
wie  wir  sahen,  sprachbräuchlich  aus  -inulus  in  -illus  über- 
Kgdien,  aus  -inulus  zu  -inillus  gesteigert  wird,  wie  z.  b.  Censo- 
tmäa  als  tochter  eines  CensorJnus  statt  Censorilla  oder,  in  noch 
r  Überlieferung,  Caluia  Crispinilla  (von  Crispinus),  während 
Hl  anderen  lallen  auch  hier  -illus  übereinstimmend  mit  jenem 
^achbrauch  erseheint,  wie  in  Victorüla  aus  Viciorina,  dem 
I  ihrer  mutter.  Ebenso  sicher,  wie  in  diesem  beispiel, 
i>t  -inus  in  -illus  übergegangen  in  AnUmilla,  Vlpia  (Antoninus), 
CmiiaintWa,  Cass.,  MaMmÜla  (Maximinus)  und  -llus,  Veientüia, 
Cislric.  (a,  Veientinus,  denn  Veiens  war  schwerlich  cognomen). 
AW  auch  zu  vielen  anderen  noch,  überhaupt  zu  48  der  uns 
nifliegenden  namen  auf  -illus  lässt  sich  als  mittelglied  zwischen 
1  grundnamen,  z.  b.  Maunis,  Clemens,  Plotius,  und  dem 
deminutiv,  also  Maurilla,  ClementHia,  Plotüla,  eine  von  dem 
(nindnamen  abgeleitete  adjectivforni  auf  -inus,  die  nacbweis- 
Wi  als  cognomen  gegolten  hat,  tiier  Maurinus,  Glementinus, 
Pkrimus,  aufstellen,  und  von  dieser  zunächst  und  unmittelbar, 
nur  mittelbar  von  dem  grundnamen,  könnte  das  deminutiv 
-illnä  (aus  in[u]lus)  abgeleitet  sein.  So  z.  b.  mag  Roscia  Mau- 
rilla immerhin  tochter  eines  Maurus  oder  einer  Maura  gewesen 
I,  aber,  da  ja  auch  eine  Maurina  als  tochter  eines  Jun, 
Maurus,  ebenso  MarcelHmis  als  bruder,  wohl  jüngerer,  eines 
Marcellus  vorkommt,  kann  recht  wohl  auch  jenem  Maurilla 
smichst  die  namensform  -inus,  die  vielleicht  etwas  dem  demi- 
mrtivum  verwandtes  hatte,  vorgelegen  haben,  ebenso  der  name 
der  luL  (Jlementäla,  wennschon  sie  ausdrücklich  tochter  eines 
s  genannt  wird,  zunächst  von  Clementinus  gebildet  sein, 


186  Pauckef, 

ferner  ebenso  das  eognomen  der  Plotia  PlotUIa  nur  mitU 
von  ihrem  nomen  gentile,  direct  von  Plotinus.  Wenn  dk 
war,  so  kann  auch  noch  in  manchen  anderen  f&Uen,  als 
denen  wir  es  wissen,  ein  mittelglied  auf  -inus  ezistirt  ha 
oder  ein  solches  fingirt  worden  sein,  z.  b.  zu  Blaesus  ein  '^I 
sinus,  um  das  deminutivcognomen  Blaesilla  zu  bilden,  und 
wäre  eine  hypothese,  um  zu  erklären,  wie  grade  -illus,  i 
das  sonst  frequentere  -^Uus  das  solenne  affix  für  diese  am 
düng  der  deminutivform  zur  namenbildung  geworden  war. 
kleine  reihe  von  formen  lässt  sich  durch  untergehen  von  -ic[i 
in  -illus  erklären  (wie  G,  3):  so  Aprüld,  Laurüla,  Fan 
Senüla  als  aus  den  vorhandenen  Apricula  {CkUtia  Apritla  im 
lauricuius,  pariculi/tö  (pareil),  senicultis  geworden,  ebenso  m 
masslich  einige  andere,  wie  z.  b.  Ladilla  (cl.  lacticul^o 
Uebrigens  kann  in  bei  weitem  den  meisten  namen  auf  -i 
wenn  man  sie  nur  als  doppeldeminutive  nehmen  will,  die  d 
nutivbildung,  nur  abgesehen  von  dem  constanten  i'(oder 
unter  u)  statt  e,  als  sonst  ganz  regelmässig  von  den  gr 
Wörtern  1  oder  2  decl.  angegangen  angesehen  werden, 
nehmlich  in  den  etwa  22  fällen,  jedoch  nicht  blos  nur  in  sol 
fallen,  wo  auch  das  mittelglied  eines  einfachen  denünutivs 
-ulus  nachweislich  vorhanden  ist,  wie  zu  Atticilla,  BtMSi 
BrutiUus  von  Atticus,  Bassus,  Brutus  auch  die  formen  Atti 
Bctösulus,  Brutulus,  aber  auch  z.  b.  Quartilla,  QuitUüla 
'Um  können  vermittelst  vorauszusetzender  Vorstufen  auf  - 
von  Qu(»rta,  Quintus  selbst  hergeleitet  werden,  trotzdem 
sich  hier  auch  QtMrtinus,  QuitUinus  zur  vermittelung  darbii 
Dagegen  unregelmässig  ist  die  deminutivbildung  -illus  (; 
-uUus)  in  einer  anzahl  von  fallen  (etwa  V«  der  ims  vorlie 
den\  die  theils  sicher  theils  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  geschl< 
namen  oder  andere  nomina  mit  der  endung  -ins  als  gr 
Wörter  zurückzuführen  sind,  als:  Aegyptilla  (gemma)  I 
Albucilla,  4lus  (Albucius),  Ämnwnilla,  L.,  Äniullus  et 
Antonii,  *  Ärettdla  (Aretia?),  ArisHllus,  Marcius  (v.  Ans 
wenn  nicht  =  l^QiarvXXog),  CaranMlus  (Cc^antim),  Gar 
mamma  (vgl.  »Sp.  Caruilius  Sp.  lib.«  inscr.  sec.  III.  a. 
Cloatilla  (Cloatius),  ^^  Domitilla,  Flau.,  Fadüla,  Claud.,  Lii 
Claud.,  PloHlla,  Plotia  (?  vgl.  ob.),  Sempruila,  Carminia,  ^»  S 
millus  (wie  CatuU  einen  Septimius  hypokoristisch  anredet), 
picilla  Fulg.  M.,  Terentillus  (G.  Ter.  Arss!^  u.  TerenhUlas, 


n  zur  latäniMhen  wOtterbii 


läf 


Tertullus,  Sulp.  u.  -IIa  (lelzleres  hypokorisLisch  für  Tertia), 
Übuilus  (=  Tibeiiolias?  vgl.  4,  wenigstens  nicht  von  Tiburs), 
*  Vrgulanilla,  Plautia  (Vr^ulaiiiae  nejjüs).  Von  diesen  treten 
15,  17,  ferner  3,  vielleicht  9  und  16  für  das  nomen  gentile 
i  ein,  etwas  was  sonst  nicht  vorkonunt,  da  sonst  etten  alle 
deminutivnamen  auf  -llus,  -IIa  nur  als  cognomina  eintreten. 
e  bei  der  deminutivbildung  aus  appellaliven  wohl  beispiel- 
ktse  bildung  aus  -ius  -auf  -illus  statt  regeknässig  auf  -iolus  (wie 
kocli  hier  öfters,  z.  b.  Apiolus,  Ärcadiola,  Caesiola,  ComUiolus, 
ICftrtiola,  Tettiolus)  ist,  wie  ihr  auch  hier  verhältnissinässig 
Rltenes  auftreten  bestätigt,  eine  durchaus  unregelmässige  und 
Dnorganische,  und  ganz  unbegründet,  wie  man  sieht,  ist  die 
behsuptung:    inter  haec  (-illus   finita  cognomina)    ea  quae  a 

albus  in  -ius  descendunt  facillime  hanc  terminationem 
Bsciscere.  Auch  eine  ausnähme  ist  es,  wenn  deminutivnamen 
'.  -iilus  (-ullus)  auch  aus  Vornamen  oder  den  auch  als  solche 
pWaanders  bei  töchtem)  angewendeten  Ordinalzahlen  gebildet 
iraden  snd,  wie  CaUla  (wenn  nicht  vom  cogn.  Caienus),  Deci- 

i,  Allcia  (auch  Deciminus  kommt  vor),  Lucilla,  Domit,  -llus 
ifwnn  nicht  v,  Lucina,  -nus,  cl.  Luänulus,  Cass.),  Odauüla, 
Ifnat.,  Seplini.,   Septimillvs,   Äel.,  -IIa,   Acellia  (wenn  nicht  v. 

minus,  -na),  Titullus,  und  andere  schon  angeführte.  Das 
TBgelmässige  und  bei  weitem  häufigste  ist,  dass  sie  nicht  niu- 
Itibst  cognomina,  sondern  auch  von  cognominibus  abgeleitet 
I,  und  es  bezeichnet  dsmn  die  deminutivform,  dass  das  In- 
ÜTiduum  ein  kind  der  familie  ist,  welche  der  zu  gründe  liegende 
Biname    nennt.     Ausdrücklich   ist  dieser  sinn  der  benennung 

Igt,  wenn  die  oder  der  benannte  als  lochter  oder  söhn 
fitus  Irägers  oder  einer  trägerin  des  bezüglichen  xunamens  prä- 
dielrt  wird,  wie  z.  b.  Ctementilla,  filia  Clementis,  OrescentÜta, 
l  Creecentis,  Drusilla,  f.  Drusi,  Flacälla,  f.  Flacci,  Mansvctäla, 
t  KaaniBli,  Oreslilla  e  fam.  Aur.  Orestis,  PaeHlla,  Mind.,  f. 
KiiKlä  PattU,  Primüla,  f.  Primi,  Varemlla,  f.  Claud.  Vareni  u.  a., 
Tiidit  minder  aber  auch  in  den  lallen,  wo  eine  -illa  multer 
Öns  lohnee  ist,  an  dem  das  cognomen  wieder  integrlrt  er- 
Kheint,  z.  b.  Attidlla,  mater  lul.  Attici,  Basailla,  m.  Bassi 
(*|LCa,  33). 

Hb  »eraeichniss  der  von  uns  gesammelten  beispiele  dieser 
MUbetiscben  deminulivformation  fugen  wir  nicht  bei,  weil 
f  TcHst&ndigkeit  desselben  nicht  vei'bürgen  könnten,  ja  nicht 


188  F.  Spiegel, 

einmal  eine  solche,  wie  doch  'bei  den  vorhergehenden,  haütm 
anstreben  können.  Immerhin  lag  genug  vor,  um  den  im  obigen 
enthaltenen  Schlüssen  oder  muthmassungen  als  zuveriäasige 
grundlage  zu  dienen.  Die  beispicle  aus  inschi*iften  sind  meist 
ebenso,  wie  die  durch  jüngere  Schriftsteller  fiberlieforten  immer, 
cursiv  gedruckt. 

Dorpat,  anf.  october  1875. 

Paucker. 


Zur  altbaktrischen  Wortforschung. 

1.  2.  3.  man. 

Wenn  wir  die  alteränische  wurzel  man  an  der  band  der 
tradition   betrachten,    so   können   wir   mit    leichter  mühe  drei 
verschiedene  bedeutungen  unterscheiden.     Zumeist  find^  wir 
diese  wurzel  nach  cl.  4  flectirt  und  in  allen  diesen  jfällen  gidA 
die  alte  Übersetzung  die  formen  wieder  durch  das  verbum  mimdt^ 
oder  mentden,  welches  denken,  meinen  heisst.    Zu  unterscheiden 
ist  dann  ein  anderes  man,  welches  nach  cl.  10  flectirt  wird.   Wir 
finden  dieses  wort  einige  male  in  den  keilinschriften  in  der  3- 
ps.  sg.  imperf.  amänaya  (Bh.  %  28.  48.  63),  im  altbaktrischea 
kenne  ich  das  einfache  verbum  mdnayeiti  nur  Y5.  48,  2;  öfter 
findet  es  sich  mit  der  präp.  upa.    Die  Übersetzung  giebt  dieses 
verbum  bald  mit  finiinn^  oder  pnii'ini,  d.  i.  bleiben,  wariel^ 
(cf.  Vd. '5,   129.    154),    auch   mit  rr^rsÄö   (Vd.  3,  65;  6,57» 
Y?.  48,  2),  was  dieselbe  bedeutung  haben  muss.    Diese  bedeiJ- 
tung  passt  auch  in  den  keilinschriften.    Davon  zu  scheiden  i^ 
noch  ein  drittes  ww»,  das  gleichfalls  nach  cl.  10  flectirt  wird 
und  nur  in  der  redensart  mäfiayen  oM  yaiha  vorkommt,  welche 
uns  die  übersetzimg  mit  •jia'^:»  l»^"»  '^fi^iÄöirr,  d.  i.  gleichwie  wieder* 
zugeben  lehrt.    Ziehen  wir  nun  die  neueren  eränischen  sprachen 
zu  rathe,   so  finden  wir  mit  leichter  mühe   die  abkömmlinge 
dieser  drei  verschiedenen  wurzeln  wieder.    Das  erste  fnan  Qnden 
wir  noch  ganz  erhalten  in  pärsi  mintden  oder  mentden^  denk^ 
meinen;  dem  neupersischen  ist  zwar  dieses  verbum  entschwunden, 
doch  besitzt  diese  spräche  noch  menish,  cor,  animus,  aus  gleicher 


Zur  allbaktrischen  Wortforschung. 


189 


■  Wurzel  abgeleitet.  Man,  bleiben,  ist  nicht  weniger  gut  erhallen 
'  tn  dem  neueren  nt/inden,  bleiben,  warten.  Bei  der  dritten  n-urzel 
Man  leitet  uns  die  tradition  gleichfalls  auf  die  richtige  spur, 
weim  sie  tnänayen  mit  ■jMaKöin,  i.  e.  nmp.Jiumänä  quasi  übcr- 
setil,  das  genannte  neupersische  wort  ist  nämlich  entstanden  aus 
hu,  gut,  und  mätul,  dem  part.  praes,  von  niänistcn,  gleichen. 
Zfumöfu?  heisst  also :  wohl  gleichend,  und  die  verbalform  inSnayen 
wird  heissen  müssen:  man  soll  gleiclisetzen  oder  vei'gleichen. 
Demnach  haben  wir  im  alteränischen  dasselbe  verhältniss  wie 
im  neueränischen :  die  drei  verschiedenen  man  entsprechen  den 
tlrci  neueränischen  verben  miniden,  mdnden  und  mätiisten. 

üeberschreiten  wir  nun  die  grenze  der  eränischen  sprachen 
und  suchen  wir  diese  drei  verschiedenen  tMnn  im  weiteren  kreise 
der  indogemianischen  sprachen,  so  finden  wir  1.  und  2.  man 
dort  mit  leichtiglfeil  wieder.  Es  ist  überflüssig,  für  man,  den- 
ken, meinen,  die  verwandten  genauer  anzugeben;  man  findet  sie 
in  den  werken  von  Fick  und  Pott,  so  wie  in  der  neuerdings  er- 
schienenen Schrift  von  J.  Babad  de  graeca  radice  /*av  (Breslau 
1874).  p.  10  flg.,  ausführlich  dargelegt.  Nicht  minder  bekannt 
ist  die  zwdle  wurzel  man,  bleiben,  die  sich  ohne  Schwierigkeit 
gr.  fiifw,  lat.  maneo  u.  s.  w.  nachweisen  lüsst.  Dagegen 
scheint  es  schwieriger,  für  man,  gleichsetzen,  vei^leichen,  wei- 
tere verwandte  beizubringen.  Die  genirnnten  bedeutungeii  kom- 
in  den  verwandten  sprachen  eher  der  wurzel  nid,  messen, 
das  beweisst  skr.  ttpamä  und  upamAna,  pratimä  und  prati- 
mäna,  gr,  /ti-/tioftai.  Aber  nicht  bloss  im  sanskrit  und  grie- 
■liischeo,  auch  im  neupersischen  werden  wir  auf  die  wurzel  md 
hin^wiesen,  dort  ist  nämlich  nicht  b\ospaimüdcn  messen,  paimän 
taum,  sonclein  auch  nimüden  zeigen  und  nimüna  das  beispie!, 
Hiin  kommt  dalier  zu  dem  natürlichen  Schlüsse,  dass  dieses  3. 
«an  eme  erweiterung  der  wurzel  nui  sei,  und  man  denkt  sofort 
an  ausdrücke,  wie  avi  mäm  (Vd.  5,  170)  oder  yatha  mäm  (Yt. 
5,  127),  welche  »nach  dem  maa-sse«  bedeuten,  zu  ihnen  steht 
•"Swiy  und  neup.  mänislen  in  einem  ähnliclien  Verhältnisse,  wie 
Beup.  Mnisten  zu  altb.  däm  wissen  (Vsp.  16.  7).  Eine  weitere 
frage  ist,  ob  wir  mmmy  als  dcnominativ  von  einem  Substantiv 
«4iw  oder  unmittelbar  von  einer  wurzel  man  ableiten  sollen. 
H  ent.'icheide  midi  für  das  letztere,  weil  das  in  den  Gäthfta 
''wkommende  mantu  mit  maass  wiedergegeben  wird,  und  dieses 
*or1  kann  nur  direct  von  der  wurzel  man  abstammen, 


190  P.  Spiegel, 

Einige  weitere  zweifei  verursacht  das  mit  der  präp.  «fpa 
sammengesetzte  upaman.  Wir  haben  bereits  gesehen,  daas 
gewöhnliche  bedeutung  dieses  wertes  bleiben,  erwarte 
aushalten  ist,  es  schliesst  sich  also  gut  an  3.  man  und 
inoikiviA  an,  mit  dem  man  es  auch  bereits  verglichen  hat.  Dk 
bedeutung  will  sich  indessen  das  wort  nicht  fügen,  wie  wir 
im  12.  fargard  des  Vendidäd  (12,  2  fg.)  gebraucht  find 
Nach  dem  Zeugnisse  des  Destür  Däräb  soll  es  freilich  auch  d 
»warten,  bleibenc  heissen,  man  sieht  aber  nicht  gut,  wie 
möglich  ist.  Es  ist  hier  nicht  der  ort,  die  schwierige  stelle  ^ 
neuem  zu  behandeln,  für  die  wir  bekanntlich  so  gut  wie  ke 
traditionellen  hülfsmittel  besitzen;  es  genüge  also  zu  sagen,  d 
Bumouf  dieses  upaman  (Yagna  p.  486)  auf  1.  m/on  zurfickle 
und  mit  penser  interieurement  übersetzt,  während  ich  selbst 
mit  »zumessen«  wiedergebe,  also  von  3.  man  ableite;  aus  < 
bedeutung  des  zumessens  würde  sich  ohne  zwang  auch  die  • 
zuwartens  und  aus  dieser  wieder  die  des  hoffens  ableiten  laas 
Demnach  Hesse  sich  upaman  ebenso  gut  an  2.  man  wie  an 
man  anschliessen.  Für  die  existenz  eines  upaman,  zmnesa 
hoffen,  scheint  neup.  ummed,  hoflfnung,  zu  sprechen,  wdd 
wort  wohl  auf  tiparnüi  zurückzuführen  ist,  und  die  verlangen 
des  $  in  ^  dürfte  eine  ersatzdehnung  für  das  abgefallene  schliessei 
i  sein.  Für  das  Avesta  kommt  die  frage  in  betracht  für  i 
wort,  welches  Justi  upamitya  schreibt,  ich  möchte  aber  c 
allein  vorkommenden  accusativ  lieber  auf  ein  abstractum  i 
rückführen,  das  entweder  upamüi  oder  upamaiti  geschriel 
werden  muss,  die  erstere  lesung  hat  Westergaard,  die  zw« 
ich  selbst  vorgezogen,  nach  der  ersten  muss  das  wort  auf  ufm 
oder  das  damit  identische  upaman,  nach  der  letzteren  auf  «, 
man  von  2  man  zurückgeleitet  werden.  Das  wort  findet  s 
leider  nur  einige  male,  nämlich  Vd.  3,65;  5,  154.  155.  157.  t 
7,  169.  170.  und  es  fragt  sich  nun,  was  die  handschriften  d; 
sagen.  Die  vergleichung  derselben  stellt  nun  heraus,  daas 
der  zuerst  genannten  stelle  alle  handschriften  upanmütm  les 
in  den  stellen  des  fünften  fargard  schwanken  die  handschrift 
während  sich  die  handschriften  mit  Übersetzung  für  upami 
entscheiden,  ist  in  den  Vendidäd-sades  überwiegend  i^Mimai 
bezeugt.  Ich  möchte  glauben,  dass  beide  verben  im  altbak 
sehen  vorhanden  waren,  und  es  schon  in  alter  zeit  freista 
von  welchem  derselben  man  unser  wort  ableiten  wollte. 


Zur  altbak  Irischen  Wortforschung. 


äfhravan  aiharvan. 
Das  Wort  äthravan  mit  seiner  nebenform  aiharvan  gehör! 
wiss  zu  den  wichti^ten  unter  den  ausdrücken,  welche  noch 
II  der  arischen  zeit  uns  erhalten  sind,  und  es  wird  nicht  über- 
issig sein,  dem,  was  über  dieses  wort  gesagt  ist,  noch  einiges 
linzuzufügen.  Betrachten  wir  zuerst  die  form  äthravan.  Nach 
iUgemeiner  ansieht  hängt  diese  innig  zusammen  mit  dem  worte, 
Mrelches  im  altbaktrischen,  wie  im  eränischen  überhaupt,  das 
r  bedeutet.  Da  der  cultus  des  feuers  in  der  alteränischen 
»ie  in  der  altjndischen  religion  eine  grosse  rolle  spielt,  so  ist 
i  sehr  aufTallend,  dass  der  name  für  das  feuer  so  ganz  aus- 
uider  geht.  In  den  Veden  ist  bereits  agni  der  gewöhnlichste 
tusdruck,  mit  ihm  bezeichnet  man  sowohl  das  feuer  selbst  als 
eo  gotl  des  feuers.  Wenn  auch  nicht  in  der  letzten,  so  doch 
\  der  ersten  bedeutung  ßndet  man  agni  wieder  im  lateinischen, 
StEuiisehen  und  slavischen  (ignis,  »gnis,  ognt),  das  griechische 
i  alt^ränische  hat  verschiedene  bezeichnungen.  Im  altbaktri- 
heisst  ätars  das  feuer,  und  die  neueren  formen  Ädar, 
i  iei^n,  dass  dei-  gebrauch  des  Wortes  über  das  altbaktri- 
e  hinausging.  Von  einem  gott  des  feuers  kann  gleichfalls 
ftqirochen  werden,  zumal  da  ätars  im  Ävesta  nicht  selten  als 
■An  des  Ahura  Mazda  genannt  wird,  den  übiigen  indogermani- 
«hen  GpracJien  fehlt  meistens  dieses  worl,  nur  lat.  ater,  atrium 
U»t  sich  au^ehmen  (cf.  Zeitschr.  für  Sprachf.  6,  240).  Was 
üe  decllnation  des  wortes  dtar  betrifft,  so  richtet  sie  sich  ganz 
■Mch  der  der  verwandtschaftswörter  auf  tar,  mit  alleiniger  aus- 
s  nom.  sg.,  welcher  diars  lautet,  während  man  äta 
aber  der  acc.  laufet  ätäreni,  dal.  ^thr4,  abl,  äthrat, 
voc.  ätare.  Plur.  nom.  dtärd,  dat.  dtarehyö,  gen. 
Man  bemerke,  dass  die  aspirirung  des  t  in  manchen 
}  faw  formen  durchaus  nur  eine  folge  specieller  alteränischer 
lutgeeetze  ist,  welche  die  aspiration  des  (  vorschreiben,  wenn 
I  «  mit  r  unmittelbar  zusammentrifft,  in  dem  abgeleiteten  ätryö 
Wterbleibt  sie,  weil  drei  consonanten  zusammentreffen.  Das 
t  sieht  ganz  so  aus,  als  sei  d-tare  zu  theilen,  die  ableitung 
Wdbt  aber  dunkel,  da  eine  würzet  d  nirgends  existirt.  Mit 
'  *öeoi  thema  Atare  hängt  nach  allgemeiner  ansieht  auch  dthra- 
vuzQsammen.  Um  diese  beiden  Wörter  zu  vereinigen,  müssen 
*ir  neben  ätare  noch  ein  schwaches  thema  äthra  annehmen, 


192  F.  Spiegel, 

welches    auch   in   dem  namen  Itivgondtf^g  vorzuliegen   scheint« 
gegenüber  dem  regelmussig  gebildeten  altbaktrischen  äiare-päta^ 
Auf  dieses  thema  äthravan  lassen  sich  nun  zurückführen:  dei- 
nom.  sg.  äthrava  und  voc.  äthraofn,  femer  der  vom  erweitert«M 
thema  äthravana  stammende  dat.  ätJ^ravanäiy    endlich  gehört 
hieher  nom.  pl.  athravano.    Es  ist  kein  grund  zu  sehen,  warum 
die  übrigen  casus  nicht  auch  ganz  regelmässig  von  dem  thema 
äthravan  abgeleitet  werden   könnten,    also  dat.  dihratmS,   gen.. 
(Uhraono  u.  s.  w.    Thatsache  aber  ist,  dass  dies  nicht  geschieht^ 
und  namentlich  die  schwachen  casus  aus  einem  nebenthems 
äthäurvan    abgeleitet  werden:    neben    einem    agc.  äthaurune9m 
finden  wir   den    dat.  äthäurune,   gen.  äihauruno,   im   pl.   acG 
äthaunmä^ca,   gen.  äthaurunäm.    Vom  rein  eränischen  stancL 
punkte  aus  Hessen  sich  zwei  möglichkeiten  denken,   um  diesi 
beiden  arten  von  formen  zu  vereinigen.    Man  könnte  von  dei 
form  äthravan  ansehen  und  athaurun  durch  Umsetzung  des  ^ 
und  r  erklären,  die  Verkürzung  des  anlautenden  a  müsste  man 
durch  das  wachsen  des  Wortes  am  ende  erklären   (vgl  meine 
altb.  Gr.  §  9).    Oder  man  kann  annehmen,  dass  neben  äihror 
van  noch  ein  zweites  tliema  ätharvan  vorhanden  war,  und  die 
vergleichung  der  übrigen  indogermanischen  sprachen  zeigt,  dass 
diese  zweite  annähme  die  einzig  richtige  ist,  denn  altbaktrisch 
ätharvan  stimmt  buchstabe  für  buchstabe  zu  skr.  ätharvan,  die 
declination  unterscheidet  sich   in  beiden  sprachen  nur  in  dem 
untergeordneten  punkte,  dass  das  altbaktrische  auch  nach  dem 
doppelconsonanten  rv  das  a  der  endung  auswirft,  während  es 
nach  der  indischen  regel  beibehalten  werden  muss.    Mit  altb. 
ätare  kann  aber  das  thema  ailmrvan  nicht  zusammenhangen, 
es  widerspricht  das  kurze  a  des  anlauts,  und  auch  th  steht  gleich- 
massig in  beiden  sprachen  und  ist  hier  nicht  von  einer  eräni- 
schen lautregel  bedingt.    Die  nächsten  verwandten  des  themas 
ätharvan  sind  wohl  die  indischen  Wörter  aihart  und  aiJuxryu, 
die  man  mit   »flamme«  und    »flammend«   übersetzt,   über  die 
aber  wohl  das  letzte  wort  noch  nicht  gesprochen  ist.     Gleich- 
wohl wird  man  nicht  bezweifeln  dürfen,  dass  ätharvan  ursprüng- 
lich  den  feuerpriester    bezeichnete,    da    auch    dem    indischen 
ätharvan  dieselbe  bedeutung  zukommt. 


Zur  altbaktrischen  Wortforschung.  193 

Bifidva, 

haiid,  ban,  naa%(Aj  novtuk, 

lieber  diese  Wörter  habe  ich  schon  kurz  in  meiner  anzeige 
der  schrifl  Hübschmann's  über  das  30.  capitel  des  Ya^na  ge* 
sprechen  (Heidelberger  Jahrb.  1872,  p.  432),  ich  halte  es  nicht 
f&  unnütz,  hier  nochmals  darauf  zurückzukommen.  Wir  finden 
das  wort  fr^kle^a  nur  zweimal  in  unseren  texten,  nämlich  Y(.  48, 
1.  S;  an  der  ersten  stelle  ist  das  wort  mit  ]m:9T  bin^n,  d.  i. 
die  schlechteste  zeit,  gegeben ,  an  der  zweiten  wird  es  durch 
tNm'^^  i.  e.  neup.  btmäri  krankheit  ausgedrückt,  in  beiden 
stellen  scheint  von  der  gegenwärtigen  schlechten  weit  im  gegen- 
sidze  zu  der  weit  der  seligen  die  rede  zu  sein.  Das  wort  ist 
wotd  beüd-va  abzutheilen  und  auf  eine  wurzel  bafid  zurückzu- 
löten.  Von  derselben  wurzel  kommt  baüda,  welches  sich  Vd. 
ö,  19  in  einem  theile  der  handschriften  findet.  Die  stelle  lautet : 
(ttankmcif  bandaySiti  bandemcit  drum  kerenaoiti,  d.  i.  den  ge- 
sunden macht  er  (der  Zauberspruch)  krank,  den  kranken  macht 
er  gesimd.  Die  lesart  baüdemcit  wird  durch  die  Vendidäd-sädes 
geschätzt,  die  handschriften  mit  Übersetzung  lesen  bafUemcit,  was 
wich  nicht  uruichtig  ist,  wie  wir  gleich  zeigen  wollen.  Die  wurzel 
iöfU  scheint  mir  dieselbe  zu  sein,  die  wir  in  skr.  bddli^  in  gr. 
na(^ity,  endlich  in  lit.  beda  noth,  elend  finden.  Sehr  richtig  hat 
Hfibschmann  nachgewiesen,  dass  der  Y?.  30,  6  vorkommenden 
^^ffzel  ban  dieselbe  bedeutung  zukommt,  sie  wird  von  bafid 
Dicht  verschieden  und  nur  das  schliessende  d  abgefallen  sein.  An 
dieses  ban  ist  das  mehrfach  vorkommende  particip  baüta,  krank, 
anruschliessen,  und  es  scheint  mir  nicht  unmöglich,  auf  die- 
selbe weise  auch  gr.  novsTv  mit  naa%m  zu  vermitteln. 

Ahä^  und  Asathkhya, 

Das  wort,  welches  die  altbaktrischen  handschriften  ahästa 
oder  akakhsta  schreiben  (Vsp.  9,  3.  Yt.  4,  2.  vgl.  auch  dhästor 
jhw  Vd.  7,  137  u.  s.  w.)  wird  von  der  tradition  mit  ^a«,  d.  i. 
zahllos,  Übersetzt.  Die  besseren  handschriften  schwanken  über 
die  Schreibung  des  Wortes,  die  handschriften  mit  Übersetzung 
des  Vendidäd  geben  ahästa,  die  Vendidäd-sädes  ähakhsta.  Die 
Variante  ist  unerheblich,  für  die  richtigste  form  gilt  mir  ahäsla 
aus  gleich  zu  erörternden  gründen.  Die  etymologie  des  Wortes 
war  bis  jetzt  zweifelhaft,  Justi  im  wörterbuche  leitet  dasselbe 

^•itMlirift  t  Tergl.  Spraehf.  N.  F.  lU.  t.  13 


194  P.  Spiegel. 

zweifelnd  aus  a  -f-  äow  -\-  gtd  ab,  ich  habe  dasselbe  bereit 
in  meinem  commentare  zu  samkhyä  geslelll,  ohne  jedoch  an- — 
geben  zu  können,  wie  die  beiden  Wörter  zu  vereinigen  seien^  . 
Diese  Vereinigung  ist  mir  jetzt  gelungen,  seitdem  ich  weiss  (vg^ 
meine  arischen  Studien  p.  20),  dass  altb.  s  und  sh  auch 
indischen  Tchy  entsprechen  kann.  Ahäs  ist  demgemäss  = 
asamkhy,  Schwierigkeit  macht  nur  t,  das  nicht  zum  sufiixe  g 
hören  kann,  sondern  eher  ein  lautlicher  zusatz  ist,  ähnlich  dem 
in  gr.  7i%6k8(jtog.  Auf  diese  weise  wäre  also  altb.  dhästa 
skr.  asamkhya  zu  verbinden,  und  diese  vorgleichung  ist 
von  Wichtigkeit,  weil  durch  sie  der  bis  jetzt  geltende  satz  a 
gehoben  wird,  dass  sahasra  und  hazanra  die  höchste  zahl 
welche  die  Arier  gemeinsam  ausgebildet  hatten.  Es  ist 
wenigstens  noch  ein  gemeinsamer  ausdruck  für  das  unzählb 
vorhanden  gewesen. 

Barezis. 

Die  erklärung  dieses  altbaktrischen  Wortes  hat  nie  schwierf:  -r: 
keit  gemacht,  denn  es  lag  so  ziemlich  auf  der  hand,  dass 
wort  dasselbe  ist  wie  skr.  barhis,  opferstreu,  matte.  Die  sa( 
ist  lautlich  ganz  richtig,  es  bleibt  aber  noch  übrig  nach 
speciell  eränischcn  bedeutung  des  wortes  zu  suchen  und  d  _r. 
selbe  an  seine  übrigen  verwandten  anzuschliessen.  Die  i — =</ 
Übersetzung  giebt  unser  wort  durcli  ^aiü-^fi^^a,  dies  ist  nichts  ^az?. 
deres  als  das  neup.  bdlish  pulvinar,  auch  bdltn  ist  dasselbe  w^:^i% 
es  ist  nur  statt  des  schliessenden  sh  ein  n  eingetreten.  Dem- 
nach dürfte  das  altb.  harezis  wahrscheinlich  mit  kissen  zu  über- 
setzen sein. 

Ajsra, 

Dieses  nur  Vd.  18,  131  vorkommende  wort  habe  ich  früher 
mit  jagd  übersetzt  und  noch   in  meinem  commentare   (bd.  2, 
XXXIII)  habe  ich  diese  erklärung  gegen  de  Lagarde  zu  halten 
gesucht.    Dazu  war  ich   in  so  fem  berechtigt,   als   de  Lagarde 
von  der  ansieht  ausging,  ich  sei  durch  vergleichung  des  wortes 
mit  gr.  ayga  veranlasst  worden,  demselben  diese  bedeutimg  zu 
geben.    Dies  ist  aber  nicht  richtig,   ich  stütze  mich  in  diesem 
falle,   wie  sonst,   vor  allem  auf  die  angäbe  der  tradition  und 
habe  azra  mit  jagd  übersetzt,  weil  ich  überzeugt  war,  dass  das 
wort,  durch  welches  azra  übersetzt  wird,  diese  bedeutung  habe. 
Erst  in  zweiter  linie  kam  die  vergleichung  mit  gr.  a^qa  hinzu, 


Zur  altbaktrischen  worLfarHchung. 


195 


»■eiiii  man  mir  nun  nachweist,  dass  äy^a  nicht  mit  a^ra  ver- 
glichen werden  könne,  so  wird  dadurch  weder  meine  über- 
»tmng  noch  die  ableilung  von  az,  agere,  erschüttert.  Dies  wird 
fiöchslens  der  fall  sein,  wenn  man  nachweist,  dass  das  wort, 
I  welcfies  asra  in  der  Übersetzung  wiedergiebt,  die  angenommene 
I  Bedeutung  nicht  hat  oder  doch  nicht  haben  muss. 

Die  ansieht,  dass  das  in  frage  stehende  huzväresh-wort  jagd 
bedeute,  gehört  nicht  mir  allein ;  auch  Windischmann  (Zoroastri- 
sche  Studien  p,  220)  hat  dieselbe  ausgesprochen.    Er  üesl  das 
Wort  fishhr  und  vergleicht  damit  neup.  shikardan  jagen,  shikar 
ja^.     Näher  scliiene  es  mir  noch  zu  li^en,  dass  man  in  diesem 
falle  an  neup.  nakhctr  denkt,  welches  wort  venatio   und   locus 
vcnationis  bedeutet,  k  und  s  niüssten  dann  freilich  in  der  neu- 
persisclien  form  umgesetzt  worden  sein.     Ich  selbst  habe  esvor- 
ffew^en,    das   wort   vshkr   zu   lesen.     Auch   dieses  wort   ist  in 
Verbindung  mit  neupersisch  shikardan  und  shikar  zu  setzen,  am 
Vollständigsten  erhalten  finde  ich  aber  dasselbe  in  dem  neu- 
persischen bishgard  venatio,  praeda,  locus  venationis.     Man  mag 
also  nshkr  oder  vshkr  lesen,  das  wort  mit  vakhcir  oder  bishgnrd 
vei^leichen,  wir  haben  immer  die  wähl  zwischen  den  bedeu- 
tungen  venatio    und  locus  Venationis.      Da  nun  Vd.  18,   131 
die  neuere  Iradition  vshkr  mit  jangal,  i.  e.  ebene,  übersetzt,  da 
ferner  Vd.  8,  271   in  der  redensart   dürS   agahi  razanhäm  das 
letzte  wort  mit  -laio  übersetzt  und  von  Aspendiärji  gleichfalls 
nüt  jangal  wiedergegeben  wird,   so   ist   es  wohl   möglich,    dass 
Taan  altb.  azra  mit  jagdgnind,   ebene  übersetzen   muss.     Die 
to^  davon  würde  sein,   dass  man   aera   statt  mit   äyccc  jagd 
nä  skr,  ajra  feld,  also  mit  lat.  agcr,  goth.  akrs  und  gr.  äy^og 
BBaiDDaenzustellen  hätte. 

Vl^)äifu  und  seine  verwandten. 
In  der  einleitung  zum  5.  Bande  der  Rigvedaausgabe  (p.  XIII 
•wt)  kommt  M.  Müller  auf  die  altbaklrische  redensarl  »fi£pä* 
yt*.  (oder  yaote)  zu  sprechen,  und  bemerkt  dabei  folgendes: 
it  Is  carious  to  observe  the  expression  vi^tfyave  in  the  Veda 
[W,  32,  14.)  used  in  the  scnse  of  for  ever,  oncc  for  all.  Ftf- 
^i/iA,  too,  must  frequently  he  taken  in  the  Veda  as  an  adverb 
meanii^  »always«.  In  passages  Hke  1,  27,  3;  67,  6;  68.  5. 
Üie  sense  forbids  to  take  vi^v^yv^  as  a  nominative.  the  accent 
*hciws  that  it  is  not  a  vocative  of  '.n'fivJ'yfts.     Professor  Benfey 


1%  F.  Spiegel, 

rightly  translates  it  by  lebenslang;  Professor  Roth  takes  vig- 
vd^yu  everywhere  as  an  adjective  in  the  sense  of  viQvdkfakfi, 
dwelling  among  all  people.  This  is  a  case  m  point  where  a 
translation  of  all  the  passages  in  which  vigvayu  occurs  could 
alone  show,  whether  it  should  be  taken  as  an  adjective  or  as 
an  adverb.  Ich  habe  nun  die  sämmtlichen  im  Petersburger 
Wörterbuche  verzeichneten  stellen  nachgeschlagen,  an  welchen 
viQvd^yu  vorkonunty  und  das  resultat,  zu  dem  ich  gekommen 
bin,  ist,  dass  vigvä'yus  nicht  blos  an  den  oben  genannten,  son- 
dern auch  noch  an  einigen  anderen  stellen  als  adverbium  ge- 
fasst  werden  kann,  obwohl  dies  nicht  unumgänglich  nothwendig 
ist,  den  stärksten  eindruck  hat  aber  auf  auf  mich  die  dbea 
angeführte  stelle  des  10.  buches  gemacht.  Ich  will  indess  d& 
Vedaforschung  nicht  vorgreifen  und  bemerke  blos,  dass  die  im 
Petersburger  wörterbuche  aufgestellte  etymologie  nicht  beibe- 
halten werden  kann,  wenn  Mäller'swink  von  einem  zusammen- 
hange von  vifv^yave  und  vigpäi  yaovS  sich  bestätigen  sollte :  es 
dürfte  nicht  vifva  -|-  äyu,  sondern  vtQvd  -\-  yu  getrennt  werden. 
Wir  wollen  aber  nun  sehen,  wie  sich  die  iranische  forschung 
zu  dieser  frage  stellt. 

Soviel  ist  nun  sicher,  dass  zunächst  das  vedische  vifväyu 
mit  dem  altbaktrischen  ttqpäyu  zu  vergleichen  ist,  wie  dies  Justi 
und  Fick  bereits  gethan  haben,  beide  Wörter  stimmen  buchstabe 
für  buchstabe  zusammen.  Das  altbaktrische  vigpdyu  konmit 
nur  an  einer  einzigen  stelle  vor,  nämlich  Vsp.  21,  4,  wo  es 
heisst:  vtQpäyüm  ca  uskUdtem  yazamaidi.  Befragen  wir  die  alte 
Übersetzimg  über  den  sinn  dieser  stelle,  so  will  sie  dieselbe 
übersetzen:  Cd:^^  *jr:  fain*^«  noT^fi^,  alles  gute  also  preise  ich. 
Nach  dieser  Übersetzung  entspricht  fain"»«  noi^Ä  dem  vtgpäyüm 
des  textes,  und  man  sieht  leicht,  dass  die  Übersetzung  unbrauch- 
bar ist  und  nur  einer  verfehlten  etymologie  ihren  Ursprung 
verdankt.  Offenbar  hat  der  Übersetzer  für  vigpäpüm  ein  thema 
vüQpaeva  angenommen  und  daraus  den  accusativ  gebildet  nach 
analogie  von  fAdoyüm,  harayüm;  da  nun  aber  eine  partikel  nicht 
declinirt  werden  kann,  so  kann  auch  die  erklärung  nicht  die 
richtige  sein;  wir  sehen  jedoch  soviel,  dass  der  Übersetzer  zwischen 
vt(päyu  und  vigpa  keinen  grossen  unterschied  der  bedeutung 
angenommen  hat.  Weitere  aufklärungen  über  viQpäyu  müssen 
wir  aus  dem  altbaktrischen  selbst  zu  gewinnen  suchen.  Hier 
bietet  sich  zuerst  das  zahlwort  gatdyus,  welches  ich  (altb.  Gramm. 


Zw  allbaktriscfaen  Wortforschung.  197 

g  157)  in  Übereinstimmung  mit  Windischm;uin  durch  »hunderl- 
bch«  ijberlragen  habe.  Gleich  nahe  verwandt  ist  jiertmdyus, 
weiches  wort  ohne  allen  zweifei  gewöhnlich  »volljährig.  Jüng- 
ling >bedeulet,  auszunehmen  sind  aber  stellen,  wie  Vd.  3,  151, 
wo  (las  wort  von  der  alten  Übersetzung  verschieden  wiedcrge- 
gebe«  wird  und  auch  dem  zusammenhange  nach  eine  andere 
bedeutung  haben  muss.  Ich  habe  es  früher  durch  vollkommen, 
Tollständig  übersetzt,  so  auchJusli,  Röckert  glaubt,  es  heisse 
auf  immer:  nach  der  tradition  wäre  es  etwa  so  viel  wie; 
bekanntlich.  Das  wichtigste  der  hierher  gehörenden  wörler 
ist  aber  das  Vd,  15.  35.  63.  vorkommende  aefahmäyus.  Ich  habe 
das  wort  früher  {altb.  Gramm,  §  175)  mit  in  solcher  art 
äbertragen  wollen,  richtiger  wohl  giebt  Justi  das  wort  mit 
jedesmal.  Es  ist  kaum  anders  möglich  als  anzunehmen,  dass 
das  wort  aus  dem  dalive  aetahnwU  -f  y»  gebildet  sei,  die 
übrigen  Wörter  würden  dieselbe  erklärung  vertragen.  Zu  be- 
Berten  ist  noch,  dass  in  skr.  ayufa,  niyuta,  prayuta  die  würzet 
y»  gleichfalls  zur  bildung  von  Zahlwörtern  verwendet  ist. 

d'ihi,  dasytt. 
Unter  den  nomadischen  stammen  der  Perser  führt  Herodot 
(I,  135)  auch  einen  an,  welcher  den  namen  Daer  trägt  und 
fiber  den  meines  Wissens  weitere  nachrichten  nicht  erholten 
fisd.  Spätere  nachrichten  aus  der  zeit  Alexanders  des  Grossen 
BDd  seiner  oaehfolger  wissen  von  einem  andern  stamm  der 
Daer  zu  erzählen,  welcher  am  kaspischen  meere  gewohnt  haben 
«U  und  sich  einer  grössern  berühmtheil  erfreute.  Diese  Daer 
kisleten  dem  Bessus  und  Spitamenes  hülfe,  ihrem  beistände 
dankte  Arsakes  die  erhebung  auf  dea  parlhischen  thron.  Diese 
Saer  sollen  von  norden,  von  der  Mäotis  her,  in  ihre  spätem 
Wohnsitze  eingewandert  sein,  doch  sagt  uns  Strabo  selbst,  dem 
wir  diese  nachricht  verdanken,  dass  diese  ansieht  nicht  all- 
gemeiii  angenommen  und  unsicher  sei.  Da  Strabo  die  Daer  zu 
den  Skythen  zählt,  so  hat  man  sie  bis  jetzt  aligemein  für  einen 
'tordniscfaen  stamm  gehalten.  Es  ist  indessen  auf  diese  ansieht 
ttudit  allzuviel  zu  geben.  Auf  sprachliche  gründe,  welche  in 
(alle  die  mas^ebenden  wären,  haben  gewiss  Strabo  und 
gewJUirsmami  ihre  ansieht  nicht  gestützt,  eher  auf  die 
nsweise  des  Stammes,  welche  aber  über  die  nattonalilät 
il    entscheidvn  kann,    die   eränischen  Kurden    oder   Luren 


198  F-  Spiegel 

unterscheiden  sich  zwar  durch  die  spräche,  nicht,  aber  durcl 
die  lebensweise  von  ihren  türkischen  nachbaren.  Zweifelhai 
muss  aber  die  turanische  herkunfl  der  Daer  das  vorkomme] 
dieses  namens  in  der  Persis  machen  und^zwar  in  einer  frühen 
zeit.  Die  möglichkeit  ist  allerdings  zuzugeben,  dass  selbst  L 
so  früher  zeit  turanische  horden  in  der  Persis  gewohnt  habei 
könnten,  aber  Herodot  giebt  uns  die  Daer  als  eine  abtheilmi] 
des  Perserstammes  und  es  ist  sehr  zweifelhaft,  ob  die  Perse 
zur  zeit  ihrer  macht  ein  fremdsprachiges  volk  in  ihren  stamm 
verband  aufgenommen  und  ihm  gleiche  rechte  zugestände] 
haben.  Mehr  noch,  auch  die  am  ka«pischen  meere  wohnende] 
Daer  werden  von  den  Eräniern  als  stammesgenossen  betrachtel 
Der  name  der  Daer  hat  sich  in  dem  neueren  DiÄis^n  erhalter 
mit  welchem  namen  man  noch  im  mittelalter  eine  stadt  he 
zeichnete,  welche  in  der  nähe  von  Jorjän  gelegen  war.  In  de 
nähe  dieser  stadt  wohnen  nach  der  angäbe  des  Shähnämi 
(p.  128,  18  ed.  Mac.)  allerdings  die  Sagsär  oder  Qakas,  abe 
die  stadt  selbst  ist  eine  eränische  grenzfestung,  zu  welcher  sid 
Naudar  beglebt,  als  er  die  nachricht  von  dem  einfalle  Afräsiäb 
erhält  (ib.  p.  183,  10  flg.);  mit  dieser  festung  fallt  er  in  di 
bände  seiner  feinde.  Ueberhaupt  ist  es  ein  dem  eränische] 
epos  feststehender  satz,  dass  Turän  erst  jenseits  des  Oxus  beginne 
Die  möglichkeit,  dass  die  Daer  zu  den  Eräniern  gehöre] 
können,  hat  auch  auf  die  etymologie  des  namens  einfluss.  Sin« 
die  Daer  Eränier  gewesen,  so  haben  sie  wahrscheinlich  einei 
eränischen  namen  gehabt,  waren  sie  Turänier,  so  ist  es  immer 
hin  möglich,  dass  sie,  als  an  den  grenzen  Eräns  wohnend,  ihrei 
namen  von  den  Eräniern  erhalten  haben,  die  bedeutung  de 
namens  dürfte  aber  in  dem  einen  und  in  dem  andern  fall 
eine  verschiedene  gewesen  sein.  Man  hat  nun  bis  jetzt  nur  dei 
letztern  fall  in  das  äuge  gefasst.  Man  hat  längst  gesehen,  das 
das  Yt.  13,  144  vorkommende  adjectivum  Mhi  dahisch  bedeut 
und  in  genauer  beziehung  stehe  zu  dem  stamme  dank,  von  der 
auch  altb.  danhu,  altp.  dahyu  herkommt,  die  nasalirung  des  * 
unterbleibt  nach  den  regeln  des  altbaktrischen,  wenn  ein  i  folgl 
in  der  Voraussetzung  jedoch,  dass  unter  den  Daem  ein  feind 
lieber,  turänischer  volksstamm  verstanden  w^erden  solle,  ha 
man  dcMiu,  dahyu  nicht  in  dem  eränischen  sinne  in  der  be 
deutung  von  gegend  gefasst,  sondern  skr.  dasyii,  räuber  bei 
gezogen,   was   um  so  eher  angeht,   da  eine  ^vurzel  danh  ver 


Zur  altbaktrischen  Wortforschung.  199 

derben  auch  im  alteränischen  nachweisbar  ist.  Sind  aber  die 
Daer  £ränier  gewesen,  so  ist  es  natürlicher,  von  der  eränischen 
bedeutung  von  daiihu  ausssugehen  und  das  wort  etwa  als  land- 
bewohner  zu  erklären.  Wenn  auch  unsere  hulfsmittel  nicht 
hinreichen  um  zu  entscheiden,  was  eigentlich  die  grundbedeutung 
von  dahyu,  dasyu  gewesen  ist,  so  scheint  es  mir  doch  schon 
ein  erheblicher  gewinn,  dass  ein  wirklich  diesen  namen  führen- 
der Volksstamm  sowohl  an  den  grenzen  Eräns,  als  auch  inner- 
halb dieses  landstriches  selbst  nachgewiesen  ist. 

Schliesslich  mag  noch  bemerkt  werden,  dass  man  auch 
den  Esra  4,  9  genannten  namen  herbeiziehen  muss,  der  im 
texte  Äim  geschrieben  ist,  den  wir  aber  Hirti  zu  lesen  gelehrt 
WCTden.  Da  dieser  name  zwischen  denen  der  Susianer  und 
Hamaer  steht,  so  wird  man  zunächst  an  die  Daer  der  Persis 
denken,  nicht  imdenkbar  ist  es  freilich  auch,  dass  noch  andere 
stamme  Eräns  den  gleichen  namen  führten. 

Bei  Hesychios  findet  sich  die  bemerkung :  ßitrralS  ö  ßatStXsvg 
na(ja  JJsQaaig.  Das  wort  ist  meines  wissens  bis  jetzt  unerklärt, 
mehrfach  hat  man  damit  die  vitaxae  verglichen,  von  welchen 
Ammianus  Marcellinus  spricht  (23,  6)  und  über  die  er  sich 
folgendermassen  äussert :  Sunt  atUem  in  omni  Ferside  hue  regiones 
fMoimae,  qtms  Vitaxae  id  est  magistri  equitum  curant,  et  regis 
Satrapae.  Hiernach  wäie  Vitaxa  soviel  als  magister  equitum 
und  da  diese  erklärung  nicht  zu  der  des  Hesychios  stimmt,  so 
hat  man  schon  vorgeschlagen  den  text  zu  verändern  und  zu 
lesen:  vitaxae  id  est  reges  et  niagistri  equitum  curant.  Es  stimmt 
indessen,  wie  man  sieht,  die  form  der  beiden  Wörter  nicht  be- 
sonders zusammen  und  es  fragt  sich,  ob  man  nicht  besser  thut 
sie  auseinander  zu  halten.  Die  von  Hesychios  angeführte  form 
ist  jedenfalls  leicht  zu  erkläi-en.  Mordtmann  (vgl.  Sitzungs- 
berichte der  Münchner  Academie  18G9  p.  498  flg.)  hat  Sasani- 
denmünzen  veröffentlicht,  welche  den  namen  viQtdhm  tragen, 
ans  ihm  ist  das  wort  ßitSTa^  entstanden.  Die  neuere  form  des 
Portes  ist  im  armenischen  erhalten,  dort  lautet  es  vgtäh  und 
bedeutet  einen  furchtlosen,  muthigen  mann;  im  neupersischen 
ist  gustäkh  dasselbe  wort,  es  bedeutet:  muthig,  trotzig.  Die 
^i^urzel  des  Wortes  ist  gtak,  steif,  fest  sein,  von  ihr  stammt  auch 
^okhra  und  Igtakhr  und  das  pärsiwort  gtahm,  gewalt,  woraus 
^  neupersische  ^itam  verkürzt  worden  ist. 


200  P-  Spiegel,  Zur  altbaktrischen  wortforacbung. 

Die  form  vQidhj  ßUftai  ist  indessen  nicht  die  einzige,  weidie 
unser  wort  im  neueränischen  angenommen  hat.  Mordtmami 
hat  bereits  gezeigt,  dass  der  Viqtahm  der  münzen  der  Ba^täm 
der  Säsänidengeschichte  ist  (über  ihn  vergleiche  man  bei  de 
Sacy  memoires  sur  diverses  antiquitäs  de  la  Perse  p.  395.  %. 
401).  Boftdm  ist  aus  vif^tahm  entstanden,  indem  i;  zu  &  ver- 
dichtet und  der  hauchlaut  h  ausgeworfen  worden  ist.  Die 
neueren  Eränier  haben  nämlich  einen  eigenthümlichen  ortho- 
graphischen gebrauch.  Während  es  im  deutschen  eine  Zeitlang 
Sitte  war,  ein  h  einzusetzen,  das  etymologisch  nicht  geboten 
war,  blos  um  die  länge  des  vocals  auszudrücken,  lässt  umgekehrt 
der  Perser  ein  etymologisch  berechtigtes  h  weg,  weil  er  es  durdi 
den  langen  vocal  schon  ausgedrückt  glaubt.  Auf  diese  weise 
entstand  z.  b.  shära^n  neben  shahra^tän^  so  ist  auch  Boftdm 
zu  erklären.  Aber  noch  in  einer  anderen  form  zeigt  sich  das 
wort  im  neupersischen:  aus  vigtahm  ist  nämlich  auch  Chi^ehem 
geworden,  der  name  eines  berühmten  im  Shähnäme  vorkom- 
menden beiden. 

F.  Spiegel. 


Das  reduplicirte  perfectum  im  irischen. 

Diese  Specials! iidie  über  das  perfectum  im  irischen  ist 
■Georg  C.urlius  zum  SSjährigG«  prufessorjubilämn  gewidmet 
Und  hat  ihm  als  festschrift  im  inanuscripte  vorgelegen.  Ich 
glaubte,  dass  diese  gäbe  meinem  verehrten  iehrer  insofern  nicht 
tincrwüiischt  kommen  könnte,  als  »das  voibum  der  griecliischen 
Sprache*  im  2.  bände  das  griechische  perfectum  enthalten 
■wird,  zu  welchem  das  irische  perfectum  manche  interessante 
analere  bietet. 

Die  materlalsauimlung  im  ersten  llieile  erhebt  nicht  den 
■ri^ruch  auf  Vollständigkeit,  doch  ist  sie  reichhaltig  genug,  um 
s  grundlage  einer  sprachwissenschaftlichen  Untersuchung  dienen 
können.  Ungefähr  die  hälfte  der  angeföhi-ten  perfecta  findet 
**ch  bereits  im  texte  der  Grammattca  Cellica  p.  448 — 451.  Die 
M>id.  p.  1091  unter  den  Addenda  nachgetragenen  formen  stam- 
men fast  sämmtlich  aus  Stokes  »das  altirische  verbum«,  im 
.  und  VII,  bände  der  Beiträge,  woselbst  VIT  ß — 15  vom  per- 
'■^tum  handelt.  Von  mir  sind  etwa  zehn  nummern  neu  hinzu- 
Uefögl  worden,  abgesehen  davon,  dass  ich  selbständig  nach- 
BepröfT,  wo  mir  die  mittel  dazu  zu  geböte  standen,  und  manchen 
heuen  beleg  zu  bereits  bekannten  perfecten  zugefügt  habe.  Ich 
hielt  es  für  überflüssig  überall  alle  mir  bekannten  belegstellen 
^'n^ffihren.  Die  ciiikiainnierung  einiger  nummern  soll  andeuten, 
^^ss  mir  die  betrcfl'enden  perfecta  noch  nicht  vollkommen  sicher 
*wbürgt  zu  sein  sciiienen.  Die  quellen,  aus  denen  ich  geschöpft 
tiabe,  sind  den  celtologen  bekannt;  es  sind  ungefähr  dieselben, 
'lie  Stokes  Beitr.  VIII  354  verzeichnet.  Ausserdem  bin  ich  im 
^itz  zahlreicher  copien  aus  älteren  handschiiflen,  die  ich  zimi 
^HÜ  der  gute  der  herren  O'Grady  und  Hennessy  verdanke; 

vergL  SpracUr.  N.P.ni.  3,  14  '^^■~ 


202  Ernst  Windisch, 

darunter  befindet  sich  eine  vollständige  abschrift  des  Täin 
Bö  Cuaigne  aus  dem  Book  of  Leinster  von  Mr.  O'Grady.  Für 
das  perfectum  waren  diese  texte  jedoch  von  geringerer  ausbeute. 
Die  darsteliung  der  irischen  perfectbildung  im  zweiten 
theile  habe  ich  so  einzurichten  gesucht,  dass  auch  der  des 
celtischen  weniger  kundige  gelehrte  sie  leicht  überblicken  kann. 
Im  besonderen  mache  ich  aufmerksam  auf  den  interessanten 
aufschluss,  den  das  irische  über  die  aus  dem  sanskrit  und 
gotischen  bekannten  perfectformen  mit  mittlerem  langen  e 
giebt  (§§  24.  25),  sowie  auf  die  unbestreitbaren  fälle  späterer 
analogiebildung,  die  ich  von  §  29  an  vorführe. 

Erster  theil. 
Alphabetisches  verzeichniss  von  perfectformen. 

1)  W.  arc  (indog.  park,  skr.  präg) : 

Sg.  3.  ini-chani-arcair  L.  ü.  62  a,  7. 
PI.  3.  im-com-arctdr  L.  U.  24  a,  28. 
Praes.  immed-cham-airc  interrogat  te,  imnie-^omarcar  inter- 

rogatur  Sg.  197  b. 
Got.  frah,  —  Skr.  papraccha  geht   auf  den  präsensstamm 
^)röWfÄ:«- zurück,  der  im  irischen  nicht  vertreten  ist.  Vgl.  Beitr.  Villi. 

2)  W.  aCy  immer  mit  nasalem  infix,  m%ac,  anc  (für  anc,  ananc; 
skr.  ag): 

1.  Sg.  r-anac  sa  veni 

2.  Sg.  ininac 

3.  Sg.  rcHinkYdX.  Ep.  53  (dreisilbig),  gew.  r-anaic,  Umaie 

1.  PI.  f-ancamar 

2.  PI.  t-ancid 

3.  PI.  t-ancatar. 

Die  eigentliche  perfectforni  ist  afiac,  r  und  t  gehören  den 
Partikeln  ro  und  do  an,  mit  denen  sie  fest  verwaclisen  ist  (§  5). 
Die  belege   zu   den   angeführten   formen  Beitr.  VII  10  flf.,  Z  '— 
449  ff.    Praes.  ticid  konmit,  i>.  PI.  Imper.  L.  U.  39  b,  31. 
Skr.  ^manhqa  (gr.  ^r//vox«);  Praes.  aQ^wmi 

3)  W.  ba  (indog.  bha), 

a)  mori: 
Sg.  3.  ro  bebe  mortuus  est  Wb.  Z  ^  448. 
beba  Hy.  II  23. 


Das  redaplieirte  perfeclum  im 


203  ' 


Vgl.  no-m-^taad  gl.  mori   Ml.  23  d   (3.  sg.   sec.),    no-m-batis 
mori,  homines  jussisti  40  a  (3  pl.  sec.,  dass  sie  stürben). 

Eine  raitlelirische  Umbildung  von  altir,  hebe,  beba  ist  bebais 
mortuns  est  Fei.  Prol.  48,  märz  18,  aprit  23  (Leb.  Bi-.).  Vgl.  §  32. 
b)  eaedere,  mit  imi-ar  zusammengesetzt  appellere,  repel- 
lere,  subjicere: 
Sg.  3.  r-indar~pai  reppulit  Z".  877 
PI.  3.  innar-patar  depulerint  Wb.  Z\  WM. 
Praes.  benim  caedo  Z  ^.  449,  inda-ärben  repello  eos,  indnr- 
banat-  subjicilur  Z  \  881. 

Or.  fiitfavTiti.  Tiitfuzai,  Int^pvoy  (st.  qn.  tfer). 
[4-)  W.  bat: 

Sg.  3.  bcbla  mortuus  est  Z  *.  449,  von  Stokes  nach  einem 
dtate  Todd's  aus  L.  L.  citirl  Beilr.  I  336.  Da 
die  bildung  der  fomi  abnorm  isl  (wir  sollten 
l>cbail  onvarten],  so  wäre  eine  nachprüfung  der 
stelle  envünsclit.  Praes.  nt-bail,  cpil  inlerit  Z  \  430,] 
[5)   W.  bag  (indog.  hhati): 

Sg.  3.  cotn-hai{f  fregit  Hy.  V  77 

huich  L.  U.  öh,  27;  lOa,  2   (Amra,   ed.  Stokes 

Goid.  ^  p.  157.  162). 

Stokes  führt  diese  formen  Beitr.  VHS— 13  nicht  an,  scheint 

aber    VTI  7  die  erstere  für  perfectuni  zu  halten,  indem  er  sie 

%'on   dem  »aorist«  com-bach  fregit  unterscheidet,  einer  form,  die 

allerdings  nicht  den  perfecttypns  hat.    Vom  präsensstamme  sind 

*''<*  diese  formen  nicht  gebildet,  denn  das  praes.  hat  inlautenden 

"*sal:  rom-boing  ronfringit  Z  \  431.    Vielleicht  finden  sich  noch 

lormpn,  welche  ein  sicheres  uitheil  über  baig, bukh  ermöglichen '). 

^■^n    derselben    wurüel    das   t-praeteritum   bodU   (3.  sg.)  Hy.  V 

29.  Z  \  455. 

Str.  babhanja;  prae^.  bhmuij-Jiii.] 
6)  W.  hu  (indog.  bht): 

1.  Sg.  ro  hti 
3.  Sg.  ro  Ui 
\,  PI.  ro  bämmar 

2.  PI.  ro  itaid 

3.  PI.  ro  bätar. 

.        ]iQ»hffrt  tAer-baig  L  U.  IIU.  äl  hierher'?    Ia')n<l  n  di.  giaiet'Wi 
\  l«*«!!  iusiiiJin  nrns  r»  riginUiTii  rorvici  ina  rrofe,  co  WcröoignrriilPft' 


I 


204  Ernst  Windiach, 

Die  belege  dafür  Z  \  499  flf. 

Praes.  biu  fio  Z\  491. 

Skr.  babhüva,  gr.  nifpvna,  nstfiatst. 

7)  W.  &2an9,  ton^  (für  vlang,  vgl.  §  5): 

Sg.  2.  fiM-oiblang  gl.  praevenisti  eum  Ml.  43  d. 
3.  ro'leblaing  er  sprang,  L.  U.  72  a,  17.  18;   10: 
4;    104b,    18;     lila,   35;     111b,    16;    1 
märz  5  (L.  Br.) 
doUeblaing  sprang  T.  Bö  Fraich. 
for-röebling  L.  U.  19  a,  14. 
dcM-eblmfig  L.  U.  80  a,  21  (T.  B.  C.) 
dor-roeblaifig  L.  L.  (an  derselben  stelle  des  T.  B. 
do^rbling  Tur.  Gl.  59  (ed.  St.) 
do-ar-blaing  Tur.  Gl.  60. 
tar-blaing  L.  L. 
PI.  3.  CO  raeblangtar  L.  U.  102  a,  19. 
Praes.  lingid  seni  tar  des  n-esd  transilit  aetatem  lunae Z^4 
Skr.  vavalga, 

8)  W.  brafig  (für  vrang?): 

Sg.  3.  d-^ebrainger  ging?  Fei.  april  2. 17,  aug.26  (L.l 
Vgl.  §§  5  (anm.),  6,  27  . 

9)  W.  can  (indog.  kan): 

Sg.  1.  for-roichan  gl.  Institui  Ml.  Z  ^.  448. 

2.  for-tan-roichan  gl.  nos  .   .  cominonisti  MI.  2 

3.  tair-chechuin  pracdixit  Wb.  Z  ^.  448. 
cachain  cecinit  L.  U.  47  a,  18  u.  ö. 

PL  3.  tair-chechiatar  gl.  vaticlnati  sunt  Wb.  Z^.  4? 
Praes.  for-chun,  for-chanim  doceo  Z  ^.  428.  429. 
Lat.  cedni, 

9)  W.  cang, 

Sg.  3.  cechaing  ivit  Fei.  jan.  25,  märz  20  (L.  Br.)  i 
Praes.  cefigait  eunt  Fi's  Ad.  (L.  U.  29  a,  3). 

10)  W.  cal  (für  scal): 

PI.  3.  T^ceachladar  leg.  cecMatar  i.  dothachladar  foderu 
Stokes  Beitr.  VII  13. 
Vgl.  ro  thochaü  feart  er  grub  ein  grab  (Toruigheacht  Dhia 
agus  Ghr.  p.  162). 
Vgl.  gr.  (fxdXho. 

11)  W.  car  (skr.  gar)  cadere,  periro: 

Sg.  2.  tor-char  du  fielst  L.  U.  73  b,  30. 


sdöphdrte  per 

Sg.  3.  do-ro-chair  cecidit  Tur.  Gl,  19,  L.  U.  54a,  7. 

tor-cjiair  L.  V.  108a,   18  u.  ö. 
PI.  3.  lor-cJiarfar  L.  U.  19a,  15. 

do-ro-chrattir  L.  U.  21b,  15, 
Praes.  in-chrin   interit  Z  '.  430,   /wire  urht-chrinat  quia  in- 
iereunt  433. 

Sttr.  racre,  praes.  ^r-rfä-ti  zerbrechend,  zu  gi-unde  gehen. 
13)  W.  cor  (indog.  kar,  skr.  kra,  krt): 
Sg.  1.  ar-ro-vher  redemi 

du-air-dier  eoiisecutus  suin  Lib.  Ann.  (Beilr,  VII 10) 
3.  ar-ro-chiuir  Fei.  Prol.  34.  (14  {L.  Br.),   vgl.  Z  *. 
449.  450. 
Praes.  creinm  emo  Wb.  Z «.  439. 
"Vgl.  ski-.  AYi-w^mt  kaufe,  Beitr.  VIII  38. 
^13^  W.  ca[s-\: 

Sg.   1.  fris-racat^  sa  ffris-ro-od-cacha)  speravi  Ml.47a. 
con-aea  (ad-ca)  vidi  L,  U.  15  b,  41. 
3.  do-sn-ecaeka  (ad-cacha)  specfavit  eum  L,  U.  23a,  40. 
im-racacha  imbi  er  sali  um  sich  L,  U.  130b,  22 

I(Stokes). 
ac-cai  L.  U.  65  a,  24. 
con-ac<ae  L.  ü.  19  b,  14.  

am-acca  L.  U.  47b,  15. 
PL  1.  ac-cammar  Wb. 
3.  ac-catar  Wb. 
con-ac-catär  L.  U.  55  a,  38. 
ru  fres-cecktar  expectaverunt  Ml.  34d. 
ru  fres-cachtar  Ml.  26  b  (für  fris-ad-cechatar). 
Praes.  ad-ch(v\del,fris-aical  {für -ad-ciat)  operiuntur  M].39d. 
Vgl.  ved.  3.  pl.  alhi-cakshaie  sie  überschauen  {\v.  caksh  füi- 
■*as),  Ztschr.  XXI  424. 
14)  W.  eis: 

Sg.  3.  >(Hch{s  i.  eatfinis  deploravil«  Stokcs,  Beilr.  VII  12, 
ohne  angäbe  der  belegstelle. 
Praes.  ctU   plorant,  warf  chiat  etc.   Stokcs,    Beitr.  VII  21 
**>*i.  31;  iiif.  c6i,  cdi,  z.  b.  oc  cöi  »in  weeping»  Fis  Ad. 

Stokes  vergleicht  lat.  jMft-or,  questus,  w.  funs.  Ich  habe 
?'*'■  das  bedenken,  dass  die  infinitivform  cöi,  cdi  auf  mirzel- 
''^ftes  i  hinzuweisen  scheint.  Ebenso  das  praes.  cöinim  deploro 
Weuir.  camnim),    inf.   cdtniitd  Corm.   Gl.,   das  man    doch  gern 


206  Ernst  Windisch, 

nach  abzug  des  sufiixes  nia  (vgl  gr.  xlhc»)  derselb^i  wurzel 
unterstellen  möchte.  Stokes  will  das  auslautende  8  in  cichü 
als  das  s  der  wurzel  betrachen.  Aber  wie  könnte  einfaches  s 
hier  erhalten  sein?  Alle  Schwierigkeiten  schwinden,  und  auch 
die  lange  des  i  findet  ihre  erklärung,  wenn  wir  cichis,  wie 
bebais  als  eine  perfectform  betrachten,  die  nach  analogie  der 
3.  sg.  des  s-praet.  auf  -^iis,  -is,  z.  b.  carais,  cöinis,  in  der  von 
mir  §  32  erörterten  weise  gebildet  ist. 

15)  W.  ces: 

Sg.  3.  ro  cesair  passus  est  Fol.    Stokes  Beitr.  VII  14 
Das  von  Stokes  Beitr.  VII  12  und  Ebel  Z  ^  1091  als  perf. 
verzeichnete  ro  ceh<es  (L.  U.  10  a,  2,  Amra  Gh.  Gh.)  ist  vielleicht 
Schreibfehler  für  ro  ches,  wie  im  Lib.  Hy.  an  derselben  text- 
stelle geschrieben  ist. 

Praes.  cesme  patimur  Wb.  8d;  cesad  passio  Z  ^.  239,    Etwa 
Zusammenhang  mit  lit.  kenczü  dulde? 

16)  W.  dad: 

Sg.  3.  fo^oichlaid  gl.  effodit  Ml.   (nach  Stokes,  Beitr. 
VII  12),  von  Stokes  Beitr.  VIII  349  urthüm- 
lich  zu  gr.  axaX  gestellt. 
PI.  3.  ro  cechladatar  gl.  suffoderurit  wb.  (Z  ^.  450). 
Praes.  cladar  wird  gegraben  L.  U.  69  a,  35.  Vgl.  Beitr.  VIII 39. 

17)  W.  cud: 

Sg.  1.  do-coad  sa  veni  Z  ^  454. 

3.  dO'Ch^id  Wb.  L.  U.  50  a,  42  u.  ö. 
do-chüaid  L.  U.  4  a,  8  u.  ö. 
PI.  1.  ad-^demmar  tractavimus  Sg.  43  a. 
3.  do-chotdr  L.  ü.  66  a,  19. 

do-chuatar  Fei.  Prol.  140  (L.  Br.) 
Mit  ad-  zusammengesetzt  bedeutet  dieses  perfect  adire  ali- 
quid, tractare  de  aliqua  re,  nuntiare. 

Praes.  fehlt,  fut.  du-c&istis  venirent  Ml.  34  a. 
Vgl.  ski*.  coda^ämi  treibe  an,  altn.  hvatu  eilen. 

18)  W.  du: 

Sg.  1.  ro  chuala  audivi 

2.  ro  chuala 

3.  ro  chuaU 

ro  chuala  Hy.  V  102.  103. 
PL  1.  ro  chualaniftiar 

2.  cualaid 

3.  ro  chuaiatar. 


DuB  reduplicirte  pcrfedn^^rnlrKcGe 

Ein  sehr  viel  vorkomnieiides  praeleritum  (vgl.  Z  \  448  ff. 
«1  Stokes  Beitr.  VII  10  ff.),  von  welchem  g  22  handoU. 
Praes.  cluiner  audilur  Coriii.  Gl.  Trjuisl.  |i.  15. 
Skr.  gu^rava. 
19)  W.  dag  (für  dvoffh): 

Sg.  3.  (iedaig  oppressit  Hy.  III,  3. 
PI.  3.  for-m-dedgatar  gl,  opprimendo  Ml,  63  c. 
Praes.  for-dengat  oppriniunt. 
Vgl.  ksl.  dvignqti  bewegen,  ahd,  aneangan  \eUere. 
[20)  W.  dal: 

Sg.  3.  dedaü  L.  U.  47  a,  39:  daig  na  delba  ro-n-dedail 
»um  der  form  willen,  von  der  er  sich  getrennt«  Stokes  Beitr. 
VU  11,  Mir  ist  diese  wurzel  mit  dieser  bedeutung  sonst  nicht 
bekaimt.J 

21)  W.  dam: 

Sg.   1.  f'o-ro-damar  sa  gl.  expertus   sum  MI.  132c.  39a. 

3,  damair  passus  est  Fei.  febr.  9, 
PI.  3.  ro-AmaUw  passi  sunt  Fei.  Prol.  27  (L.  Br.) 
Praes.  fo-daimim  patior  Wb.  Z  '.  429. 
Vgl.  skr.  data,  dämyatl  zahm,  sanft  sein. 
23)  W.  darc  (skr.  dort) : 

Sg.  l.  ad-chon-iiarc  vidi  Ml,  Goid.  *  pp.  17,  19. 

atchmnareh.V.  48a,  34.40;  48  b,  4  fl".;  87b,6u.ö. 

2.  ad-ehoti-darc  su  L.  U.  87  b.  4. 

3.  ad-chon-dairc  Tur.  Gl.  ßO.  127;  Praei'.  Hy.  IV. 
ai-chontmirc  L,  ü,  50a,  36  n.  ö. 

PI.  1.  (ü-chmmrcmär  L,  U.  32a,  23.  41. 
Praes.  con-deroar  con^icitur  (T,  B.  Fr.) 
Skr.  dadarga,  gr.  ÖidoQxa. 
23)  W.  fa  (indog.  svap  g  19): 

Sg.  3.  fiu  Stokes  Goid.  ^  p.  87. 

PI.  1.  femmir  dorniivimus  L.  U.  122b,  36. 

2.  febair  dormivistis  ibid. ') 

3.  feotar  L.  U,    20b,    22;    57a,  30;    58a.  9;    65a, 

36;  65b,  10.  15.  20;   67b,  37;    108b,  6.  14; 

109  b,  3. 
ftaes.  fvaid  Hy,  II  31. 
Skr.  sushrajia,  altn.  svaf,  svdfum  (sdfum). 


')  Auf  diese  1. 


.  Iial  mich  Stoküs  aufiiierksiiiii  gumoclit, 


208  Ernst  Windisch, 

[24)  W.  fac  (indog.  mh)\ 

Sg.  1.  ro  iarfac-sa  »I  asked«  Siab.  Charp.  Con.  L.  ü. 
113  a,  28. 
3.  faig  »dixlt«  nach  Stokes  Beitr.  VII  12,  aus  dem 
Amra  (ed.  Stokes  p.  164,  ed.  Crowe  41,  L.  U. 
10  b,  36),    vom    glossator  anders  gefasst  (no 
fuaged  »sewedc). 
Mir  ist  sonst  nur  das  comp,  iar-fac  bekannt:  sg.  3  ro  iarfaig, 
pl.  3  ro  iarfaiget  sie  fragten  praef.  Hy.,    iarfaigit  praes.  hisL 
L.  L.  O'C.  Lect.  527;    dazu    das   t-praet.    r-iarfad  quaesivit, 
r-iarfactcUar  quaesiverunt  Wb.  Z  \  455.] 

25)  W.  gad  (indog.  gad): 

Sg.  1.  rogdd  sa  rogaviWb.  Z  «.  448,  Fei.  Epil  105  (L.Br.) 

2.  -gad  rogasti  Wb.  Z  ^  448. 

3.  ro^did  Sg.  209  b,  Hy.  V  35.  49,  L.U.  48  b,  26. 
PI.  1.  ro-gcidamtnar  Wb.  Z  \  450. 

3.  gadatar  Hy.  11  17. 
Praes.  guiditn  precor  Z  *.  429,  guidiu  Fei.  Epil.  103. 
Skr.  3.  sg.  jagäda. 

26)  W.  gan  (indog.  gan)  ^) : 

Sg.  3.  ro3ewairnatiisest,M1.24d,  L.U.  17a,17;51b,31. 
PI.  3.  ro-^enatar  L.  U.  34  b,  45. 
ro-genartar  Wb.  Z  ^.  451. 
Praes.  g^mither   gignitur   Ml.  38a,   gnitir  gignmitur   ibid., 
adrgainemmar  ni  renascimur  Ml.  66  b. 
Skr.  jajana,  gr.  yiyova. 

27)  W.  gan  (indog.  gan,  g^w): 

Sg.  1.  ad-gen  sa  cognovi  Wb.  Z  ^  448. 
3.  ad-geuin  Wb.  12  c. 


*)  Zu  derselben  wurzel  gehört  das  transitivum  do-gniu  facio  nebst  fo- 
gniu  servio.  Vom  praesensstamme  (urspr.  gania)  bildet  schon  das  altir. 
ein  s-praet.,  dessen  3.  sg.  dorigmi^  foruigeni  von  Stokes  Beitr.  VII  12  als 
perfeclform  des  zweisilbigen  stainmes  »genes*  (vgl.  sehi  ^fo-ro-genesit*) 
betrachtet  wird.  Auf  den  stamm  »genes*  ist  Stokes  gekommen,  wahr- 
scheinlich weil  du  allerdings  für  *cesiu  steht.  Für  eine  perfectform  hält  er 
dori^cnt  der  schwer  erklärbaren  länge  des  e  wegen.  Vgl.  meinen  erklärungs— 
versuch  §  36,  2. 

Dagegen  ist  das  von  Stokes  Beitr.  VII  14  angeführte,  mir  sonst  nicht:^ 
vorgekommene  foruigmair  »er  diente«  wirklich  eine  deponcntiale  perfect — 
form,  die  den  Wurzelzusammenhang  mit  ro  genair  natus  est  deutlich  zurr 
schau  trägt. 


Das  reduplicirte  perfectum  im  irischen.  209 

athrgeain  L.  U.  25  a,  15.  22  u.  ö. 
PL  1.  adrginammar  Wb.  14  d,  U  U.  106  a,  4. 
3.  aOirginatdr  L.  U.  24  a,  43;  103  a,  27. 
Praes.  mir  nicht  bekannt,  vgl.  jedoch  Stokes  Beitr.  VIII 319. 
Skr.  j(y^u,  jajike» 

28)  W.  gon  (für  ghan)-. 

Sg.  1.  ad-ro^egon  sa  repupugi  Sg,  Z*.  448. 

3.  geguin  vulneravit,  trucidavit  L.  U.  70  b,  1 1 ;  64a,  33. 
geoguin  L.  ü.  70b,  16.  40;  65b,  5;  81b,  11. 
geogain  L.  U.  72b,  23;  77a,  29;  77b,  10.  13. 17 
PL  3.  gegnatar  FeL  mai  19  (Three  Ir.  GL  p.  131;  L.Br. 
gignetar)^  gegnatar  they  slew  Book  of  Ballymote 
(O'Gurry  Lect.  on  the  Ms.  Mat.  p.  516). 
Praes.  gonaim,  ni  goin  non  vulnerat  Z  \  430. 
Skr.  jaghana,  pL  jaghnima. 

29)  W.  glann  oder  gland: 

Sg.  3.  roeglaind  didicit  (L.  L.  59  b  a,  T.  B.  C.) 
Praes.  fogliimn  disco  Z  ^  428,  inglennat  vestigant  433. 

30)  W.  grand: 

Sg.  1.  in-^oi-grann  gL  persecutus  ML  36  d. 
3.  in-rograinn  gl.  persecutus  Ml.  26  b. 
PL  3.  ad-roi-gegrannaiar  persecuti  sunt  Ml.  25  b. 
Praes.  dundi  adgreinn  persequenti  ML  26  r,  in-grennat  per- 
^^Uuntur  ML  26  d.    Vgl.  ksL  grqdq  schreite,  lat.  gradier. 

3 1)  W.  gu  (indog.  gus) : 

Sg.  2.  roe^a  elegisti  Hy.  II  51. 

3.  röi-gu  elegit  Wb.  Z\  449. 
PL  2.  d(Hrai-gaid  elegistis  Wb.  Z  \  450. 
3.  do-roirgatar  elegerunt  Wb.  ibid. 
Praes.  to-gu  eligo  Z  \  429. 
Skr.  jujasha,  jujtishe,  got.  kai4s,  kumm, 
32)  W.  lag{^y. 

^.  3.  ro  leluig  ö'Curry,  On  the  Mann.  etc.  III  p.  158  ^). 
PL  3.  lelgatar  i.  loniraLset  L.  U.  57  b,  19.2) 


4 

')  is  bo  ro  leluig  cech  ae  (als  ob  eine  kuh  jedes  derselben  geleckt 
*^tte  (vom  kohlschwarzen  haar  der  männer  gesagt). 

*)  Die  stelle  lautet:  lelgatar  imorro  da  ech  Conculainn  in  n-üir  corrici 
^  docha  indegaid  ind  feüir,  die  zwei  pferde  C.'s  aber  hatten  die  erde  bis 
*^  die  steine  nach  dem  grase  kahl  abrasirt.  Zu  der  glosse  lomraiset  vgl. 
'^^•«wr  conrasit  Z  •.  462,  lomair  strip,   peel  O'Don.  Gr.  p.  200.  —  Stokes 


210  Ernst  Wüidisch, 

33)  W.  lag,  lang: 

PL  3.  fa-coimlactar  gl.  peilullerunt  Ml.  47  c  (Z  *.  1091). 
Praes.  fo-loing  sustinet  Z*.  431. 

34)  W.  lam: 

Sg.  3.  ro  lamair  ausus  est  Fei.  Prol.  29  (L.  Bn) 
PI.  3.  ro  lamratur  (sie)  nach  Slokes  Beitr,  VII  15. 
Praes.  ru  laimur  audeo  Wb.  Z  ^.  438. 
Vgl.  lit.  lemiü,  lenUi  bestimmen,  beschliessen?  Stokes  stellt 
»ro  lomur  audeo«  zu  gr.  toXfiäa,  ohne  zu  bedenken,  dass  dies 
ein  denominativum  von  voXfA^  ist  (Remarks  ^  p.  21). 

35)  W.  U: 

Sg.  3.  rolil,  lü  adliaesit  L.  U.  68  a,  41. 

PI  3.  ro  leltar  Gorm.  Gl.  (Stokes,  Beitr.  VU  13). 
Praes.  lenü  adhaerent  Wb.  (Z  \  433). 
Skr.  lüye  in  praty-ä-lilye  u.  anderen  corapositis, 

36)  W.  nmn: 

Sg.  1.  do-mefiar  sa  putavi  Wb.  Z  *.  450. 

2.  fo^icfifur  suspicatus  es  Wb.  Z  2.  451. 

3.  rU'for-aith-menair  memoravit  Ml.  24  c. 
PI.  1.  du-mennuir  putavimus.  Ml.  15  d. 

3.  n^n^atar  putarunt  Ml.  17  b. 
Praes.  do^mniur  puto  Wb.  Z  \  438. 
Skr.  me^ui,  gr.  fiifAova,  lat.  tnemini,  got.  man. 

37)  W.  nvat  (brechen,  zerbrechen,  ausbrechen): 

Sg.  3.  dan^nieniaid  in  slög  for  lar  ind  lis  L.U.  19  b,  17 
contrmemaid  a  dmiin  inde  so  dass  sein  rück( 

entzwei  brach,  L.  U.  20  b,  18. 
cor-röe-mid  a  druim  L.  U.  98  a,  31. 
ru  nuiith  Ml.  51c  (ho  ru  nmth  for  a  naimb 
hostibus  fugalis). 
PI.  3.  menidaitir  a  carpait  ihre  wagen  zerbrachen  L. 
64b,  25. 
mefndatar  Comi.  Gl.  maidinn  >>they  broke«  (Trar^^^^* 

ed.  Stokes  p.  120). 
cor-raimdetar  L.  L.  *) 


stellt  Beitr.  VIII  323  lelaig  lelgatar  zu  gr.  ^«/w,  während  er  es  Remai- 
p.  11  zu  gr.  idxoSf  lat.  lacer,  Gurt.  Grundz.  110.  86  stellt. 

1)  Mit  memaid  und  memdatar  identisch  ist  das  häufig  vorkomme 
mebaid,  mebdatar  (L.  U.  77  a,  6  steht  mebaid,  vier  Zeilen  weiter  memaU^ 
demselben  sinne).   Aspirirtes  m  niuss  schon  früh  wie  aspirirtes  b 


Das  reduplicirte  perfectum  im  irischen.  211 

Skr.  marndtha  und  mamantha,  w.  math  aufreiben,  hart  mit- 
nehmen, un-math  aufreiben,  tödten,  i^irmalh  in  stucke  zer- 
schlagen u.  s.  w. 

38)  W.  mad  (urspr.  mo^?)  messen: 

Sg.  3.  d(Hru-madir  fuerat  emensus  Ml.  IGc.  Z\  1091. 
Dieses  perfectum  ist  nicht  mit  ro  rnidar  judieavi  zu  ver- 
wechsebi. 

39)  W.  mad: 

Sg.  3.  imme-rtHnedicLr  (sie)  peccavit  Tut.  17. 
PL  3.  inna  hi  imme-ruimdetar  gl.  delinquentes  Ml.  46  b. 
Z\  1091. 
Fut.  im-roimset,  itn-ruitnset  delinquent,  peccabunt  Ml.  54  a. 
Weiteres  ist  mir  von  dieser  wurzel  nicht  bekannt. 

40)  W.  fmd  (urspr.  twarf): 

Sg.  1.  ro  mida/r  judieavi  Wb.  Z  *.  450. 

3.  ru  midir  Corm.  (Stokes  Beitr.  VII  14). 
Praes.  midiur  puto  Wb.  Z  *.  438. 
Altnord,  mat  mdtum  (meta  abschätzen,  got.  mitan  messen). 

41)  W.  malg: 

Sg.  l.  do  ominalgg  mulxi  Sg.  Nigra,  Rcl.  Celt.  I  p.  33. 
Die  verbalform  ist  malg, 
Praes.  hlig^im  für  mleg-^  pass.  arindi  mblcgar  quia  mulgetur 
Cortu.  Gl.  s.  v.  melg  milch;  iarsinni  blegar  ibid.  s.  v.  (/«'. 
Ahd.  malch,  mdchan. 

*2)  W.  nag, 

a)  activ: 

Sg.  3.  f(MWfiaig  »he  purified«  lly.  III  4. 
Praes.  do-fo-nuch,  -nug  abluo,    lavo  Z*.  428.   1089.     Vgl. 
skr.  nij,  nenekti,  gr.  Wfco?' 

b)  deponens: 

Sg.  3.  ro  caoni^tmgair  üachta  er  wusch  gewänder  O'Dav. 

Gl.  p.  65. 
PI.  3.  d<h€oem^iactar  tlachtu  Fei.  jan.  4  (L.  Br.) 

do^oemr-nichtar  ibid.  (Three  Ir.  Gl.  p.  127). 
Vgl.  Stokes  Beitr.  VII,  13. 


***ileQ  sein.  Dafür  spricht  z.  b.  das  aus  dem  Würzb.  codex  nachgewiesene 
*^  in  memoria  Z '.  251.  Ebenso  ist  der  Wechsel  von  claidem  und  claiddi 
i^us  aafzufa:$9en  u.  a.  m. 


212  Ernst  Windisch, 

43)  W.  nac,  ac  (für  fianc,  am  vgl.  Ztschr.  XXI  416), 
a)  deponens: 

Sg.  3.  coinh^ucuir  poluit  Wb.  Z\  871. 

d(hchoenhfiacair  L.  U.  98  a,  28. 

far-conhfMcair  factum  est  Z  *.  882; 

tec-canhnocuir  accidit  Z  '.  886  ^). 
PI.  1.  coim-nacnuir  MI.  135b. 

2.  coim-fiacaid  Wb.  Z  *.  871. 

3.  coini^adar  Ml.  135  b. 
coin-nadar  Wb.  Z  2.  871. 

Praes.  co^wc  potest  Z*.  431. 
b)  activ: 
Sg.  3.  at-tot-chom-fii€c  accidit  tibi  Wb.  Z  \  449.  882 

44)  W.  ndsc  (neben  fmgh,  wie  i^rosA  neben  prctg): 

Sg.  1.  ro  "fienasc  sa  foraib  (ich  band  auf  sie  =  ich  v< 
pflichtete  sie  zu  .  .)  L.  U.  114  b,  6. 
aroh-rdi-nasc  despondi  enim  vos  Wb.  Z  *.  813.  li 
3.  ro  nenaisc  L.  U.  68  b,  36. 

ar-nenaisc  despondit  L.  U.  128  b,  21. 
Praes.  fo-nascar  fair  (es  wird  auf  ihn  gebunden  =)  er 
verpflichtet  L.  U.  72  b,  12. 
Vgl.  lat.  nedo. 

45)  W.  ra: 

Sg.  1.  immö^ous-sa  L.  U.  114  b,  28.    Vgl.  §  31. 
3.  imm-rera  profectus  est  Z  *.  448. 

immorrd  (mit  pron.  infix.)  L.  U.  40  a,  10. 
Praes.  im-rad   (für  rat)   3.  pl.   voyage  Chron.  Scot.   p-      10 
(ed.  Hennessy).     Vgl.  Curtius  Grundz.  no.  492. 

46)  W.  rag  dirigere: 

Sg.  3.  reraig  Hy.  V  51. 

ro  reraig  in  riglaim  Ily.  V  56.^) 

*)  Vgl.  caomnacair  i.  rainec.  alfel  Menn  doib  a  scela  araail /orcflow^^^*"*' 
cair,  M.  erzillilte    ihnen  «lic  gescliichle  davon  wie  es  passirl  war  O''"^'--^^' 
(Three  Ir.  ül.  p.  6i).  —  tcc-com-nocutr  wird  Z ».  88()  in  do-aith-com- 
legt,   attotchomnicc  dagegen  88!iJ   in  a(l-\dO't]chom-nicc.    Warum  das 
mal  atV/i,  das  andere  mal  ad? 

^)  Stokes  Beilr.  MI  10   (und  nach  ihm  Ebel  Z\  1091)  zieht  hierl 
drong   reraig   im  Noe  »ein   häufen   der  mit  N.  kam«  (St.)  F61.  EpiL 
Allein  reraig  ist  hier  gen.  pl.,    wie   der   Zusammenhang   ergiebt;   vorl 
drong  archaingel,    nachher:  drong  faithe,    drong  apstal,  drong  martir  ^^^ 
Vergl.  reraig,  faithi  cen  dibad,  aingil,  apstail,  ard  fegad  Hy.  I  44. 


zer- 
ine 


7. 
er; 


Das  reduplicirte  perfectum  im  irischen.  §13 

PL  3.  rore^rgcidar  aldmadia  mighed^lgaibh  sie  siveckten 

ihre  hände  nach  ihren  köchem  Book  of  Bally- 

raote   (O'Don.  Suppl  zu  O'Reilly,  s.  v.  diü- 

bhracadh). 

Praes.  rigid  i.  sinedh  (er  streckt)   ut  est:    ro  rigid-sann  a 

lam  (sie)   dia  cruid,  er  streckte   die  hand  nach   seiner  harfe 

O'Dav.   (Three  Ir.  Gl.  p.  110),   rigid  a  laim  porrigit  manum 

suam,  Stokes  Beitr.  VIII  321. 

Altn.  r(dc,  rdkum  {reka  treiben). 

47)  W.  rac  (skr.  rag) : 

Sg.  3.  con-reraig  er  band  L.  U.  63  a,  17^) 
Praes.  corirriug  ligo  Z  ^.  428. 

Vgl.  lit.  riszü  ich  binde;  skr.  ragand,  ragmi  riemen.    So 
auch  Stokes  Goid.  *.  25. 

[       48)  W.  rat: 

Sg.  3.  rauh  er  lief  Fei.  jan.  6  (L.  Br.). 
PL  3.  dchrertatar  cucurrerunt  Hy.  V  55 
rathutar  Fei.  sept.  18  (L.  Br.). 
Praes.  rethait  currunt  Ml.  138d.    Hierher  ziehe   ich  auch 
<Ias  compositum  fu-r-raith  quod   adjuvit,    vgl.   der   bedeutung 
Dach  lat.  suc-curro.    Stokes  Remarks  ^  p.  33  erinnert  dagegen 
^  gr.  vntjQstsXv^  ohne  zu  bedenken,  dass  dies  ein  derivatum 
^on  vnfiqitf^q  ist.  —  Die  präposition  fo  ist  deutlich  zu  erkennen 
ta  dem  futurum  furm^e  se  adjuvabit  me  (Tir.  11,  Hb.  Ardm.). 
Vgl.  lit.  rÖM  ich  rolle. 

49)  W.  rat  (für  prat): 

Sg.  3.  raith  er   merkte   Amra    (Stokes  Goid.  ^  164  = 

L.  U.  10b,  31  und  Goid.  «  165  =  L.  U.  Hb,  16). 

Der  präsensstamm  ist  enthalten  in  ro-^aithestar,  wodurch 

*^tft  in  der  ersten  stelle  (L.  U.)  erklärt  wird.   Es  wären  jedoch 

^eitere  belege  dieses  verbs'  sehr  erwünscht.  —  Vgl.  ro  rathaig 

te  perceived  (O'Don.  Suppl.  zu  0*R.). 

Goth.  froth. 


*}  L.  U.  63  a,  17:  conreraig  Gucbulainn  iarsin  inna  h^nu  di  thötaib 
<^  lefedaib  in  carpait,  conid  samlaidsin  luaid  do  Emain  Macha  :  dam 
^d  indiaid  a  charpait  ocus  iall  gesse  oc  folüamain  uassa  (GuchulaiiUl 
limd  darauf  die  vOgel  an  die  stränge  und  .  .  .  des  wagen«,  so  daM  iV  M 
iiadi  Emain  kam:  ein  wilder  ochse  hinter  seinem  wagen  und  ein  ■ebwi 
^w8ne  Ober  ihm  fliegend).  —  Vgl.  62  b,  42  cmurigia  eter  da  faiilii  tt 


214  Emst  Windisch. 

50)  W.  ri  (für  pri) : 

Sg.  3.  as-rir  dedit,  ni  rir  non  dedit  Hy.  V  6.  61.  87. 
röir  dun  mensus  est  nobis  Wb.  Z  \  462  (von 
Ebel  iiTthümlich  unter  das  s-praeteritum  gestellt). 

Praes.  as-renat  reddiint  Sg.  (Z  *.  433). 

Vgl.  nsQvdqj  inqiäfAiiv. 

51)  W.  san'^ 

Sg.  3.  ro  chosain  contondit,  defendit  L.  U.  39b,  23. 

do  diosain  Genealogy  of  the  Hy-Fiachrach  ed. 
O'Donovan  p.  248. 
Vgl.  fut.  cossenat  sie  werden  streiten  Beitr.  VII  21,  cosnam 
defensio,  contentio  Z\  771.    Hierher  auch  im/rcswa  adversatar, 
imfresfuU  altercantur  (im-frith-scna)  Wb.  Z  *.  884? 

52)  W.  skak  oder  skcig: 

Sg.  3.  scdich^  sedig  praeleriit  L.  U.  21b,  36;  56  b,  21; 

76b,  24;  91b,  31;  100b,  15;  101b,  21;  105b, 

9;  Fei.  Prol.  61.  89.  97. 

Praes.  scachaid  dim  a  mallachtnachu,  weicht  von  mir  ihr 

verfluchten  L.  U.  32  a,  34;  32  b,  15.     Vgl.  airnnscugud  Z*.872. 

Ags.  scoc,  alts.  skok  ist  geschwunden.  ^) 

53)  W.  scang: 

Sg.  3.  sescaing  sprang  heraus  (Brit.  Mus.  Addit.  AIss. 
18,  748). 
sesceing  L.  L.  fol.  55.  a.  col.  2  =  L.  U.  79  b,  39.*) 
Praes.  scingim  I  start,  spring  (O'Reilly,  Dict.). 


*)  Das  germanische  und  das  irische  verb  stimmen  merkwürdig  im 
gebrauch  überein.  Vgl.  irisch:  intan  romboi  cach  oc  praind,  ro  scäick 
praind  döibseom  (wenn  jeder  bei  der  malzeit  war,  war  ihnen  die  malzeit 
vorüber)  L.  U.  56b,  21.  —  broc  Emua  ro  scdich  e  (die  bürg  von  Emain, 
geschwunden  ist  sie)F61.  Prol.  97.  —  Angelsächsisch:  tha  väs  viuter  scacen^ 
Beov.  1137,  dugud  ellor  scöc  (die  ritter  sind  anders  wohin  gegangen,  ge- 
storben) 2255.  —  Altsächsisch:  ant  that  he  ellior  skok  Hei.  2708. 

*)  Die  ZAvei  stellen,  aus  denen  ich  dieses  perfectum  kenne,  finden  sichr 
im  Täin  B6  Gualgne.  Die  erste  sieht  in  der  handschrift,  aus  welcher  O'Grady^ 
das  im  Book  of  Leinster  fohlende  fol.  5.*}  ergänzt  hat,  und  lautet:  Is  anfEs 
sain  rasmeil  ocus  rascumail  Curhnlaind  itira  da  läim;  noncuris  ocus  non- j 
cenglais  ocus  noncarcrais  ocus  noncrothais,  ro  srscaing  a  caindeabaid  vlM 
(.  .  .  und  er  schüttelte  ihn,  dass  all  sein  koth  herausfuhr).  Die  entspres 
chende  stelle  lautet  in  L.  U.  7ia,  22  gabaid  iarom  etcr  a  dl  Idim  ocütm 
cotmeil  ocus  fochrotha,  con  sephaind  a  cliaimebor  ass  (er  nimmt  ihn  dann 
zwischen  seine  zwei  bände  und  quetscht  ihn  und  schüttelt  ihn,  dass 
koth  hcraussprang).  —  Die  zweite  stelle,  in  welcher  L.  L.  und  L.  U.  wört^ 


Das  reduplirirte  perfedum  ii 


215 


I  .^i-4)  W.  scatid: 

Sg.  3.  scscaiiid  sprang  L.  U.  60b,  39;  71a,  43. 
Praes.  »scinnim  I  spiingr,  start«  O'R,,  ro  srj-nd  O'Don. 
Suppl.  Lat.  sctmdi. 
■S^)  W.  slag  oder  s%: 

PI.  3.  fo-sdgataT  Hverunt  Tur.  Gl.  128. 
Praes.  sligim   lino,  fo-sli^iim  delino  Z '.  4251,   vgl.  fuillrrhü 
gl.     2U  tonica  talari  sanguine  lita  Tur.  Gl.  128, 
ö€)  W.  slac: 

Sg.  1.  ro  selach  {für  ro  seslack)  ich  schlug  nieder  L.  U. 
114  b.  3. 
3.  ro  selaig  (für  aeslaig)   L.  U.  47  b,  25;    Ff).  Prol. 
51  (L.  Br.) 
PI.  3.  ra-selgatär  (für  seslagtdr)   L.  U.  58  a.  1    (ra  sel- 
gatär   na   budni  iarom  in   fi<l   resna   carptib, 
die  schaaren  schlugen  darnach  das  holz  vor 
den  wagen  nieder). 
Praes.  haare  roslechta  quia  destructi  lueranl  MI.  48  d.  .53  d 
(vgl.  Z'.  481.)') 

Got.  slok,  sküian. 
S7)  W.  slac: 

Sg.  3.  ro  selaig  (für  Kealaich)  Cüchulainn  chuci,  C.  schlich 
zu  ihm  L.  U.  104a,  18. 
Auf  diese  ivurzel  slac   (Fick  '  552)    macht   mich   Stokes 
'""'^flich  aufmerksam.    Vgl.  ysleacaim  I  sneak,  drawl«  O'R.  Diel. 
Hl.  sk-nkü.  sVinkti  kriechen,  schleichen.    Vgl.  Joh.  Schmidt, 
''öc.  1  54. 
S$)  W.  snag  (oder  swtjj): 

Sg.  3.  ro  se)iaic}i   (für 
stillavit   Fei. 
Beilr.  VIT  11. 
Praes.  saegair  3.  sg.  pass.  L.  L.  fol.  59.  b.  2. 


\naig)  gl.  i.  ro  snig  vel  feraid, 
mai    15    (L.  Br.),    vgl.    Stokes 


.   _    -*  UHTcinstimmen,  lautet;   acacewg  asetip  comböi    for  h  pniad  seclilair, 
\  J^*  uidere  au^e   [eig.   sein  genof^sc,   nach  Stoke«)  spranfr  tiorniis,  to  dS9S 

'  ftiusen  Ruf  der  backe  war. 
,  _  'f  Sthwer  m  entscheiden  iat,  wohin  ro  telgatar  rolu  ¥i\.  Prol.  8  ge- 
I  ^*n.  Slokea  Beilr.  VII  13  Qlierselzt  .sie  hahnten  wege-i.  Tm  L.  Br.  wird 
1  ^*»  Verb  diirrh  ro  aligietar.  das  nomen  durch  sligr.  glossirl.  Wenn  »irg« 
1  '•ti,  ttiftd  via  Z '.  iöö  mit  »Ugaetar  etyinologiscli  lusaminen  hangt,  90 
■*ObI*  man  kaum  an  die  nbige  wurwl  «Joe  "srlilagen«  dnnken, 


210  Ernst  Windisch, 

59)  W.  svand: 

Sg.  3.  sdfaind  L.  U.  69  a,  9.  ^) 

sephaind  L.  U.  74  a,  23,  vgl.  anni.  zu  no.  45. 

sephainn  T.  B.  Fr.  ed.  Crowe  p.  140  (L.  L.) 

do-sephain  (sie)  pcpulit  eum  Hy.  V  57. 
PL  3.  do-sephnatar  persecuti  sunt  eum  Hy.  V  62. 

do-t-roiphnetar  L.  U.  98  b,  31. 

tafnetar  Hy.  V  60. 

taifnüir  L.  U.  3  b,  29. 
Praes.  an-duni-senncU  persequentes  me  Ml.  39  c,  do^srnw 
sie  treiben,  jagen  T.  B.  Fr.  p.  138  (Beitr.  VIII  319). 

60)  W.  tag  (indog.  stag): 

Sg.  3.  con-rotaig  exstruxit  Wb.  (Z  \  449). 

ro  chumtaig  L.  U.  3  b,  12. 
PI.  3.  cmrTÖtgatar  Sg.  (Z  \  450). 
Praes.  cunutgim  architector  Sg.  (Z*.  429). 
Die  Wurzel  tag  erscheint  hier  stets  mit  den  präposition 
con  oder  com  und  od  zusammengesetzt:   conrotaig  =  con^ny^ 
taig,  conrötgcUar  =  con^o-od-tgatar  (Z  *.  885). 

61)  W.  ^? 

Sg.  3.  do-ru-thethaig? 
Tur.  Gl.  17  (ed.  Stokes,  Goid.  %  von  Ebel  Z  2.  448  depi 
didit  übersetzt,  ebenso  von  Nigra  Gloss.  Hib.  Cod.  Taur.  p. 
obwohl  daselbst  nicht  richtig  erklärt. 

62)  W.  tak: 

Sg.  3.  takh  confugit  Ml.  32  b. 
PI.  3.  ro  tachatar  fugerunt  44  a. 
Praes.  ara  teget  quia  fugiunt  ML  48  d.     Vgl.  Stokes,  B^ 
Vm  327. 

Skr.  w.  tak,  lit.  tekü  fliessen,  laufen. 

63)  W.  tak, 

a)  activ: 

*)  Dieses  verb  kommt  vorwiegend  mit  do  zusammengesetzt  in  def 
deutung  »treiben,  jagen,  verfolgen«  vor,  aber  an  einigen  stellen  seh  ^ 
das  Simplex  intransitiv  zu  stehen,  so  L.  U.  69  a,  9 :  Dan-aidle  Cü  iaruncT» 
fogaid  in  claidib  co  sebaind  a  folt  de  amal  bfd  cou-altaiu  no  berC^ 
»So  C.  visited  him  with  a  blow  of  his  sword,  so  that  bis  hair  po«^ 
down  from  him,  as  if  it  was  with  a  razor  he  was  shaven«  Stokes.  A^^ 
lieh  L.  U.  74  a,  23.  —  hi  der  stelle  aus  dem  Täin  Bö  Fraich  bedeutet  ^ 
Simplex  »spielen,  musik  machen«,  ebenso  ibid.  das  praesens  aennait  ^ 
§  32.    Oder  gehören  diese  formen  zu  einer  zweiten  wurzel? 


Das  redupIiciTte  perfeclum  itii  irischen. 


217 


Sg.  1.  ad-roetadi  supplicavi  Hy.  VI  20. 

aärroitheach,   at-roithech  Vel  Epil.  152.  153  (L. 
ßr.   105  a). 
3.  CO  ro-atlaig  Hy.  IV  Praef. 

CO  tt-attaig  L.  L.  O'CiUTy  LecL  p.  527. 
PI.  3.  CO  n^cJtetar    side    ri'ge     »Uiese    ilemanded    Ihe 
kingdom«  ibid. 
Praes.  ateoeh  precorHy-V  95,  VI  1.  20;3.  sg.afeicA  MI.  39  b, 
Usammeiigesetzt  tiiil  der  präposition  cul. 

Vgl.  alts.  thiggian,  ahd,  dikkan  flehen,  bitten.  —  Slokes 
eilt  Remarks  *  p.  39  das  praesens  ateoch  irrlhumlich  zu  vi.vak 
»ote-i'oitt»), 

b)  deponens: 
Sg.  3.  muiiligir  poposdt  Boitr.  VII  14,  Z«.  11191  {Trip. 
Life  of  St.  Patrick). 
Praes.  cumtgivt  peto  Wb.  Z\  429.     Von  dieser  w.  tak  ist 
l  unterscheiden  eine  w.  dag  in  ähnlicher  bedeutung:   con-datg 
Juaerit  Wb.  Z  \  430,  condegar,  cmtiegar  quaerilur  (T.  Bö  Fraich); 
oilstruirl  niil  co  Praef.  Hy.  IV :  ro  dminnig  cukce  »lie  askeil  her«. 
64)  W.  Irac  (für  tranc): 

Sg.  1.  du-lhracear  optavi  Wli.  (Z  ^.  450). 
3.  du4kracair  Sg.  (Z\  451). 
dudfu-tharcair  Ml.  (Z^.  451). 
Praes.  am  du-trak  du!  (»so  lliat  iL  desircs  to  grjn)  O'Doii. 
fp.  p.  257. 

Ags,  throng,   plui-.   thrimgim   (vgl.    "cs  drängt  midi,   ohvas 
u  thun*)? 
«5)  W.  tarn: 

Sg.  3.  UiÜiaimh   he  died    Ann.  Foiir  Mast.  (O'Dori.  Gr. 

p.  2fi0). 
PI.  3.  iamhatar  ibid.  (Stokes,  Beitr.  VII  13). 
Praes.  taniaim  I  rest,  repose,  silence  (O'R,)? 
Vgl.  skr.   tämyati   den    atlieui    verlieren,   vergelien,   starr 
^'wden.     Ein  perfectuin  l^itäma  ist  nicht  nachgewiesen.    Ir.  tdm 
*■  Wj  moi-s  O'Dav.,    vun  Ebel  Z  *.  1004  irrthfinilicb  mit  lat. 
W»s  verglichen.     Wieder  anders  Stokes,  Bcitr.  VIII  327. 

66)  AU  [»rfectuni  ist  auch  fuar  inveni  (Hy.  V  98),  fttair 
■"neiiit  (Praef.  Hy.  IV)  ku  belrachleii,  aber  von  welcher  wurzel? 
l"  den  ältealeu  glossenhand-scliriften  kommt  vor;  fo-ru-ar  para- 
''it.  effecit.  Z  '■  22    (vgl.  874)  mehrmals  oline  t  belegt,  praes. 

(•UaihTln  rUr  rvrEl-  Mprarhr.    N.  F.  in.  !.  1$ 


218  Ernst  Windisch, 

föiret  parant.  Dies  scheint  vei-schieden  von  fuair  mvenit  zu 
sein,  wenigstens  wüsste  ich  die  bedeutungen  nicht  zu  vennittehi. 
Dürfte  man  bei  ir.  fuair  invenit  wirklich  an  gr.  svQiüxc^^  svqov 
denken?  Das  ful.  fuirsiHs  »they  shall  find*«  (zweimal  im  B.  of 
Arniagh,  Goid.  ^  p.  87)  gehört  zu  dem  t-praet.  f urecht  invenit 
Hy.  V  80.  Noch  einer  andern  wurzel  scheint  das  perf.  pass. 
früh  invenlum  est  anzugehören,  Z  ^.  478,  pl.  forUha  L.  Br. 

(>7)  ducHÜig  juravit,  Z  \  449  als  perf.  angeführt.  Zu  tangu 
juro  kann  diese  form  nicht  gehören,  da  tongu  =  do-ftmgu, 
vgl.  inti  dod'fangad  is  qui  id  juravit  Ml.  36  a. 

68)  ro  fadcUar  exciderunt  (quam  quidam  promittentes  circa 
fldem  exciderunt,  1.  Tim.  6,  21,  Wb.  Z  \  1035),  steht  Z  ».  457 
unter  dem  t-praet.,  wu-d  aber  1091  unter  das  perfectum  ver- 
wiesen.   Andere  zugehörige  formen  sind  mir  nicht  bekannt. 


Dagegen  ist  conrditer  servavit,  zu  den  Beitr.  VIII  344  von 
Slokes  besprochenen  Wörtern  gehörig,  Beitr.  VII  14  von  ihm 
mit  unrecht  als  pcrfectform  dep.  betrachtet  worden,  vgL  Z*. 
1091.  Ebenso  glaube  ich,  dass  nidiair  non  amavit  von  Stokes 
Beitr.  VII  12  irrthünilich  als  perf.  aufgeführt  ist;  vgl.  §  4. 

CO  ruildctar  L.  U.  43  b,  22  (Seirgl.  Conc.)  scheint  mir  von 
Stokes  noch  nicht  evident  erklärt  zu  sein,  ro  leUatar  Z  \  1091 
(zu  p.  450,  20)  ist  wohl  nur  druckfehler  für  ro  Mtm%  wie 
Stokes  a.  a.  o.  aus  derselben  stelle  (C4orm.  61.  morand)  citirt. 


Zweiter  theil. 

Untersuchung    über   die    bildung   und    die   geschieht 

der  pcrfectformen  im  irischen. 

Cap.  I.    Die  arten  und  die  flexion  der  perfecta. 

1)  Unter  dem  namen  »reduplicirtej?  perfectum«  fasse^ 
wir  nach  dem  vorgange  von  Zeuss,  Ebel,  Stokes  drei  lurten  vo^ 
perf ect formen  zusammen : 

I.  Die  perfecta  mit  erhaltener  reduplicationssilbe  wie  c 

recini ; 
II.  die    perfecta  mit    abgefallojier    reduplicationssilbe    w — 

ro  gdd  rogavi,  cmi-darc  vidi; 
III.  die  perfecta  mit  langem  e  in  der  ersten  Stammsilbe  \w 
ad-gefi  cognovi. 


ädupht 

Die  arten  I  und  11  können  ihrer  bUdung  nach  zusammen 
C^ehandcll  werden;  die  arl  HI  betrachten  wir  gesondert,  da  ich 
nicht  mit  Stokes  (Beitr.  VII  9)  aucli  an  formen  wie  gen  ein- 
fachen abfall  der  roduiiücationssilbe  annelnuen  kann. 

Was  die  bedeulung  anlangt,  so  ist  das  perfecluni  im  irischen 
•wie  im  classischen  sanskril,  lateinischen  und  germanischen  in 
lie, reihe  der  liistorlschen  tempora  eingetreten,  wird  aber 
30ch  hier  und  da  in  seiner  ursprünglichen  bedeutung  gebraucht. 
Vgl.  die  Z  \  448  aus  dem  Würzburger  codex  mitgetheilte 
g'losse;  is  raiid  indcachl  adgen  sa  gl.  cognosco  ex  parte,  aber 
'^^'orthch:  est  pars  in  deitaie  (quam)  cognovi. 

2)  Die  Zusammengehörigkeit  diesei'  drei  arten  der  perfecl- 
l^ildung  folgt  aus  der  gleichheit  der  flexion.  Vom  perfect- 
£tamme  wird  nur  ein  indicativus  perfecti  gebildet.  Es  giebt 
ÄWar  aucli  ein  redupiicirtes  fuluruni,  aber  dies  geht  seine  eigenen 
Wege,  wie  wir  später  üeigen  werden.  Das  perfectum  hat  ent- 
weder aclive  oder  deponentiale  tlexion.  Dieser  unterschied  zeigt 
«ch  jedoch  nur  im  singular.  Im  plural  werden  activum  und 
Deponens  in  gleicher  weise  flectirt :  in  der  1,  und  hi  der  3.  plur. 
^laben  sich  die  deponentialen,  in  der  2.  plur.  hat  sich  die  active 
BiwJang  festgesetzt;  erst  allmälig  wird  auch  in  der  2.  plur.  eine 
^ponentiale  analogiebildung  gebräuchlich.  Im  singular  findet 
**>  *Jer  regel  kein  schwanken  zwischen  activer  und  deponentialer 
Oexiou  statt,  die  meisten  veiba  haben  sich  entweder  für  die 
*'ne  oder  die  andere  entschieden'). 

Auf  grund  der  vorausgescliickten  materialsamnilun^  stellen 

^■r   im  folgenden   die   flexionsparadigmen   des  irischen  perfects 

iJf,  und  fügen  dann   eine   kurze  lieschreibung  der  merkmale 

"Hau,  an  denen  man  die  einzelnen  personen  erkennt,  ohne  je- 

1  hier  auf  eine  eigentliche  erklärung  der  personalendungen 

nigeheti.     Vom  thematischen  vocale  handeln  wir  §  10. 

a'.    Activum. 


Sg.  1.  frq)  tfegon  fsn)  skr.  jaghmm 

2.  (ro)  tfcijon  (m)  jafihanilm 

3.  (ro)  H'yuin  jaf/lulna 


D'i  Hiiponunliuler  llexioii  liügl  v 


V. 


220 


Ernst  Windisch, 


PI.  1.  (ro)  gegnamfndr 

2.  (ro)  gegnaid 

3.  (ro)  gegnatdr 


Sg.  1.  con-darc  (so) 

2.  coiv-darc  (su) 

3.  con-dairc 
PL  1.  con^arcnidr 

2.  con-darcaid 

3.  con-darddr 


Sg.  1.  (ro)  gdd  (sa) 

2.  (ro)  gdd  (sti) 

3.  (ro)  gdkl 
PL  1.  (Vo^  gddamnidr 

2.  ("rö^  gddaid 

3.  (Vö^  gddatdr 

III. 


skr.  jaghnima 
jaghna 
jaghnus 

IIa. 
gr.  didoQxa  got. 

d€do^)ear£ 
dsdoQxaat 

IIb. 

got.  /(>r 

for 
fonmi 
foruth 
fonm 


hcdp 

hälft 

halp  ^ 

htdpum 

hfdptäh 

hulpun 


Sg.  1.  (uTrgen  (sa) 

2.  ad-gen  (m) 

3.  ad-geuin 

PL  1.  ad-genamytiär 

2.  ad-geiiaid 

3.  ad-iforuitdr 


nkr,  (sasada)    lat.  scrfi 
(sasattha)         scdisti 
(sasäda) 

sedima 

seda 

sedus 


got. 


sedit 
sedimus 
sedistis 
sederimt 


(sat) 

(säst) 

(sat) 

setum 

settäii^ 

setun 


B.     Deponens. 
I. 


Ein  vollständiges  paradiginen  mit  erhaltener  reduplicatii 
lässt  sich  nicht  zusammenbringen. 

II. 
damar  passus  sum  no.  19. 

III.     • 
Sg.  1.  (ro)  menar 

2.  (ro)  inentar? 

3.  (ro)  menair 
PL  1.  (ro)  menanmidr 

2.  (ro)  menaid 

3.  (ro)  menatdr 
3)  Die  1.  und  die  2.  sg.  activer  flexion  unterscheiden  si' 

an  und  für  sich  nicht  von  einander,  doch  ist  die  1.  person  < 


skr.  mene 
menishe 
mene 
inenimahe 
nienidhve 
nunfiire 


Das  reduplicirte  perfectom  im  irischen. 


221 


l-m^rch  (iie  angofiigle  pranoiiiinale  partikel  sa,  die  2.  person  durch 
?  pruuoinliialc  pai'tikel  su   kenntlich  gemacht.     Die  3.  sg.  ist 
».araklerisirt    durch   das    in    die  Wurzelsilbe  eingedrungene  » 
tCÄlier   dessen    m-sprung   vgl.  g  lü).     In    derselben    weise    steht - 
im  ar  der  I.  sg.  deponentialer  tlexion  ein  -air  in  der  3.  person 
3genöber;    auch   hier   Ist  das   i  nicht  der   ursprüngliche  vocal 
P^ej  silbe,  sondern   ein    eingedrungener,  sei  es,  dass   wirklich 
iisnia]  ein   dünner  vocal  hinter   der  jetzt   auslautenden  silbe 
I  sland,    sei    es,    dass    die    deponontiale    form    nach    analt^ie 
1  der  activen  charakterisirt  worden  ist.    Die  1.  und  die  3.  plur. 
.  liaben  die  ausgänge  -ammär,  -aiär  (das  a  der  letzten  silbe  hat 
ofl,  wenn  auch  nicht  immer,  ein  längezeichen),  wie  im  praesens 
deponens;  der  vocal  der  vorletzten  silbe  fehlt  oft  (vgl.  darüber 
§    10),  so  dass  dann  -}ndr  und  -fdr  als  ausgang  erscheint.    Die 
3-  |)lur.   lautet  auf  -aid  (selten  -id)   aus,  wie   im  praesens  und 
futurum  activi.    Die  spätere  deponentiale  endung  der  2,  pluralis, 
Welche  im  laufe  der  zeit  immer  häufiger  wird  und  bereits  im 
Leb.  na  hUidre  vorkommt,  lautet  -liiir,  z.  b.  tancaihair  venistis  ^). 
Was  die  in  den  paradigmen  in  parenthese  gesetzte  partikel 
*™  anlangt,  so  erscheint  dieselbe  sehr  oft,  aber  durchaus  nicht 
•Dinier  vor  den  per fect formen.     Ein  bestimmtes  gesetz  habe  ich 
J"  ihrem  auftreten  oder  fehlen  nicht  finden  können,  wenigstens 
bün^  weder  das  eine  noch  das  andere  davon  ab,  ob  das  vorb 
^sammengesetzt  ist  oder  nicht,  noch  davon,  ob  die  redupli- 
*^alionssilbe  vorhanden  oder  verschwunden  ist.    Es  verhält  sich 
*'so  mit  dieser  partikel  wie  mit  dem  augment  in  den  homeri- 
schen gedichten,   und  in  der  that   darf  sie  mit  dem   augmente 
^^f   arischen  sprachen  und  des  grlechisctien  verglichen  werden, 
^^   sie  eine,   wenn  auch    nicht  nothwendige   eigenthümlichkeit 
^Her  historischen   tempora    (auch  des   t-  und  des  s-praeteriti) 
^^    irischen  ist.    Im  miltelirischen,  wohl  auch  schon  im  alt- 
"^schen,  wird  sogar  der  iudicativ  des  praesens  durch  vorsetzung 
*on  ra  —  wie  im  sanskrit  durch  vorsetzung  von  sma  —  zu 
^leni  historischen  tempus:  do-rimiu  ich  zähle  auf,  ro-do-s-rimiu 
"^"   Iiabe   sie    aufgezählt    (Stokes,   Beitr.    VII  3).     Aller   wahr- 
^heinlichkeit   nach  hat  ro  in  celtischer  weise   ein  ursprünglich 
*"lautendes  p  verloren    (vgl.  Beitr.  VIII  12);   dann  würde  ir. 

')  Stokes.  Beilr.  VU  13,  tiat  timcabair,  nber  tancaibair  isl  die  ältere 
'"tn,  (L.  C.),  GnUlanden  iius  laneaid  -i-  bar  (pron.  povs.  der  3.  pl.,  zu  ver- 
'™'hBi  mit  gol.  ii-vara). 


222  Ernst  Windisch, 

ro  ZU  gr.  TtQÖ,  TtQOTegov,  lat.  jyrae  etc.  gehören,  so  dass  wir  die 
Verwendung  dieser  partikel  aus  ihrer  etymologie  begreifen 
könnten.  Diese  auffassung  gewinnt  dadurch  an  Wahrscheinlich- 
keit und  intcresse,  dass  das  irische  den  präsentischen  formen 
die  Partikel  no  vorzusetzen  pflegt,  welche  ja  offenbar  mit  gr. 
vvv,  lat.  nunc,  skr.  nünam  etc.  zu  vergleichen  ist. 

4)  Das  Sanskrit,  lateinische  und  gotische  bilden  das  redupli- 
cirte  perfectum  nur  von  wurzelverben.  Auch  für  das  irische  lag 
kein  grund  vor  die  ursprüngliche  Sphäre  dieser  bildung  zu  erwei- 
tern (vgl.  §8);  wir  dürfen  reduplicirte  perfecta  von  abgeleiteten 
verben  hier  um  so  weniger  erwarten,  als  das  reduplicirte  perfectum 
im  irischen  eine  im  abstarben  begriffene  bildung  ist  (vgl.  §  27). 

Ich  möchte  daher  nicht  billigen,  dass  Stokes  Beitr.  VII 12 
nichair  non  amavit  als  perfectum  auffasst,  da  caraini  amo  (präsensst 
carajor)  als  denominativum  von  dem  in  lat.  carus  enthaltenen 
nominalstamme  anzusehen  ist  ^).  Dazu  kommt,  dass  von  oaraim 
im  altirischen  sonst  nur  das  s-praeterilum  nachgewiesen  ist. 

Cap.  II.     Die  reduplication. 

5)  Die  rcduplicationssilbe  besteht  im  irischen  in  der  regel 
aus  dem  ersten  wur/elconsonantcn  und  nachfolgendem  e:  bebe 
iebais,  cechiiin,  ccchaing,  dcdaig,  gcgum,  memaid,  nmaig,  7i€f laisc, 
reraig,  rcrtafar.  Dieses  e  ist  fast  überall  aus  ursprünglichem  a 
entstanden,  da  die  meisten  hier  in  beUacht  kommenden  wur- 
zeln mit  a  anzusetzen  sind,  und  die  reduplicationssilbe  ja  ur- 
sprünglich inmier  den  wurzelvocal  enthielt.  Das  irische  stinunt 
also  hier  mit  anderen  europäischen  sprachen  übcrein,  die  wenig- 
stens sämmtlich  eine  neigung  zum  e  in  der  reduplicationssilbe 
zeigen.  Einzelne  irische  perfecta  haben  aber  a:  cachain,  fris- 
racachn  (für  fris-ro-ad-cacha),  tathaim.  Dieses  a  beruht  jedoch 
nicht  auf  dem  alten  indogcnnanischeii  reduplicationsprincipe, 
sondern  verdankt  sein  dasein  einer  späteren  auf  dem  streben 
nach  vocalharmonie  beruhenden  assiniilation.  Denn  für  cachain- 
haben  die  ältesten  quellen  cechuhi,  iaihaim  i.st  bis  jetzt  nm*  aus 
späteren  quellen  nachgewiesen,  und  in  frisracacha,  das  aller- 
dings   im   Cod.  Ml.  vorkonnnt,   hat  gewiss   das  a  der   voraus- 

*)  Allerdings  kann  geltend  gemaclit  werden,  dass  Z  *  453  ein  redupl. 
fut.  ni  con  chechrat  non  aniabunt  (Wl).)  aiij^^efuhrt  wird.  Da  der  zu  grund 
liegende  nominalstamm  im  irischen  selbst  niolil  lel)endig  ist,  so  wurde 
caraim  vielleicht  doch  als  wurzelverbum  g*»frddt.  Aber  das  perf.  naüsste 
doch  noch  besser  verbürgt  sein,  ehe  ich  nichair  für  eine  i>erfectform  halte. 


^^^^^^^TJas  reiJuplicii'te  perfcdiiia  im  iriaclieii.  ^i'i 

p^heiiden  präposUion  ad  in  Verbindung  mit  dem  «  der  wurzül- 

älbe  den  auaschlag  gegeben. 

Das  irische  ist  jedoch  in  der  slereotypirung  des  vocals  der 

Eüdupücationssilbe  nicht  so  weit  wio  das  griccliisclie  und  gotische 
mgen.    Man  wird  wohl  überliaiipt  annehmen  dürfen,  dass 

die  scliwachung  nacli  dem  e  zu  sieh  zuerst  nur  bei  den  wurzeln 

mit  a  einbürgerte,  und  dass  erst  dann  die  wurzeln  mit  i  und 
u  sich  dieser  majorilät  anbequemt  haben.  Freilich  künnen  hiei- 
mir  die  pei-fecta  lil  und  rir  in  betrachl  kommen:  beide  gehören 
«1  wurzelformon  mit  i  (vgl.  slu'.  li,  gr,  ngi  in  sTrQiato),  und 
bal>cii  deshalb  diesen  vocal  aucli  in  der  reduplicationssilbe. 
Wmn  neben  Hl  die  3.  pl.  kltar  erscheint,  eo  liegt  eben  auch 
liier  eine  anbequeinung  an  die  übrigen  perfecta  vor,  die  durch 
ilen  breiten  vocal  der  letzten  silbe  begünstigt  wurde.  Von 
tvunelu  mit  u  ist  vielleicht  in  cuala  audivi  die  reduplications- 
äili)c  erhalten,  siehe  darüber  §  22. 

Was  den  consonanten  anlangt,  so  heben  wir  nur  hervor, 
iass,  wenn  die  ^vurzel  mit  einer  consunantengruppe  anlautet, 
im  irischen  nur  ein  consonant  und  zwar  in  der  regel  der  erste 
cun.<iDnant  in  der  reduplicationssilbe  erscheint:  ccchladatar  fo- 
äenmt,  ad-^ajrannatar  persccuti  sunt,  sescaing  sprang,  sescaind 
sprang,  selytUar  (für  seslaytar)  liverunt,  selay  (für  scstaicJi) 
tehlug,  sttttaich  (für  sis?utiff)  slillavit,  se^tahid  (für  sv^aind) 
pepulit.  Eine  ausnähme  bildet  kUaing  er  sprang,  wo  oitenbar 
^er  tweite  consonant  redupücirt  worden  ist.  Denn  die  von 
S«ra  GIdss.  Taur.  p.  XV  aufgeslellle  erklöning,  dass  leblaing 
[Br  *k-labiHg  stehe,  sotzl  eine  zweisilbige,  sonst  unbekannte 
Wurzel  voraus.  Die  sache  scheint  sich  vielmehr  so  zu  erklären, 
^  der  ursprüngliche  anlaut  v  der  wurzelforni  vlang  im  all- 
K^oUiben  ganz  geschwunden  war  und  sich  nur  noch  durch  b 
•"(gedrückt  hinter  der  reduplicationssilbe  hielt,  während  andrer- 
*itii  nur  das  l  als  lebendiger  anlaut  der  wurzel  gefühlt  und 
<l(tngemüss  auch  reduplicirt  wurde ').  Auffallend  bleibt  das 
pulectum  leblaing  aber  trotzdem,   namentlich   wenn   man   da- 

')  In  ilcn'seUien  weise  wie  leblaing  ist  drebraing  zu  erkülreo  (vgl.  g§  6 
""'IT).  Slokes  Ketnorks'p.  11  fahrt  ea  auf  do-vrevraing  zurQek  mid 
**  la  ni  w.  ertlff,  die  wir  för  ir.  ttngtm  in  anspriich  genommen  beben. 
'°>  Wwtifle,  iloss  die  reduplicationssilbe  ursprOi^lieh  mit  er  anlautete, 
Vi  oAclite  nicht  beide  perfecla,  leblaing  und  r«braing,  zu  skr.  valgsleüon. 
'Wldchl  gebOcl  d-Tfbraiiiij  zu  skr.  iTty  aclireiteii,  Bellen,  forlgelien. 


224  Ernst  Windisch, 

gegen   das   bei   ähnlichen    Verhältnissen    z.  b.  in   IgQHfa 
ißXdattixa  iui  griechischen  beobachtete  verfahren  hält. 

Von   vocalisch    anlautenden    wurzeln  ist   nur  ein  einz 
perfectum  bekannt,    nämlich  ancu:  ich  habe  eireicht,    mit 
verbalpartikel  ro  oder  der  präposition  do  (ad)  gewöhnlich 
rantic  oder  tanac  verbunden.    Dasselbe  ist,  wie  bereits  von 
ztschr.  XXI 412  ausgeführt  worden  ist,  mit  skr.  änathga  ident 
und  wahrscheinlich  auch  mit  gr.  iv^voxcr  zu  vergleichen, 
sehen  aus  dieser  Übereinstimmung,  dass  solche  perfecttypen 
skr.    änamga  bereits    in   indogermanischer    vorzeit    vorhar 
waren  und  nicht  auf  rechnung  des  sanskrit  zu  setzen  sind, 
irischen  unterscheidet  sich  der  perfectstamm  vom  präsensstai 
ausser  lieh  betrachtet,  durch  die  anfangssilbe  an:  praes.  ic- 
standen  aus  anca,  perf.  anac  entstanden  aus  ananca.   Im  san« 
ist  die  entsprechende  präsensbildung  nicht  nachgewiesen,  : 
dern  steht  dnam^a  neben  der  präsensbildung  a^noti;  doch  fir 
sich   bekanntlich   aoristformen   wie  dnat  (für  änag-f).    Die 
klärung   dieser  stammbildung   ist  sehr  schwer,  doch  halte 
immer  noch  meine  a.  a.  o.  ausgefühile  imsicht  für  in  der  ha 
Sache  richtig,  dass  nämlich  eine  uralte  stammbildung  in  infigii 
des  dementes  iia  bestand,   dass  diese  sich   auch   im  perfec 
vocalisch    anlautender    wurzeln    festgesetzt   hat,    und    dass 
reduplication   in   der   starken   perfectform  ävmhga  {d-nam- 
theils  in  der  länge  des  anlautenden  (f,    das  ich  als  den 
längerten  wurzelvocal  betrachte,  theils  in  dem  doppelt  gesel 
nasalen  demente  zu  erblicken  ist.     Dieses  uralte  perfectun 
noch  in   der   modernen   spräche  erhalten:    rdiiaig    (3.  sg.) 
perfectum  zu  righim  I  reach,   tdnaig  (3.  sg.)   als  perfectun 
teidhim  I  go,  vgl.  0*Don.  Granmi.  pp.  245.  247. 

Das  perfectum  arcair  {im-chotn-arcair  intcrrogavit)  ge 
nicht  einer  ursprünglich  vocalisch  anlautenden  wiirzel  an, 
dem  hat  im  anlaut  ein  p  verloren.  Von  den  wirklich  voca 
anlautenden  wurzeln  haben  mehrere  ein  t-perfectum  gebi 
z.  b.  praes.  ar-Orfö-im  quod  accipit,  perf.  ar-ro-et  (für  e 
accepit  Z  ^  430.  456. 

6)  Wie  sehr  die  reduplication  auch  auf  altirischer  spr 
stufe  im  absterben  begriffen  ist  (vgl.  §  27),  sieht  man  i: 
andern!  daraus,  dass  dieselben  perfecta  bald  mit,  bald  < 
reduplicationssilbe  auftreten.    Wir  finden  als  zusammengeh« 


Dai  TednpUcirie  p^fectum  im  irüchen. 


335 


3.  SR.  ro  kblaing        und  2.  sg,  ftM-oi-blant}  (springen) 
3.  sg.  tair-cAechuin      und  1.  sg.  for-roi-dtan  (lehren) 
3.  pl.  ro  cechladaiar  und  3.  sg.  fo-roi-chlaid  (graben) 
3.  pl.  ad-roi-gegrannatar  und  3.  sg.  in-roi-rjrainn,  1,  in-ro- 

grann  (verfoigon) 
3,  sg.  memaid  und  3.  pl.  rainuktar  (brechen) 

3.  sg.  ro  nmaisc  und  1.  ^.  roi-tiasc  (binden) 
3.  pl.  do-rerUdar  und  3.  sg.  raitk  (laufen) 
3.  pl.  dosephnatar  und  3,  pl,  do~roi~phnetar  (treiben) 
3.  sg,  talhaimh  und  3.  pl.  lamhatar  (sterben). 
Dass  die  reduplicalionssitbe  auch  in  den  formen  der  zweiten 
he  ursprünglich  vorhanden  war,  versteht  sich  zwar  fast  von 
elbfil,  wird  aber  zum  überfluss  gegen  jeden  zweifei  bewiesen 
weh  den  reilex,  den  der  dünne  vocal  der  reduplicationssitbe 
ihr  od  in  der  vorausgehenden  partikel  ro  oder  in  der  voraus- 
febenden  präposilion  cot»  zurückgelassen  hat :  aus  fo-roi-bla«g 
»nstruiren  wii'  mit  nolhwendigkeit  ein  älteres  fo-ro-lehlatig, 
f,  Dass  dieses  dem  ro  beigemischte  i  den  erwähnten  ur- 
Ummg  hat,  beweist  roi-gegrannatar.  Dass  jedoch  das  andenken 
iBer  reduplicationssilbe  nicht  immer  so  gewahrt  wurde,  beweist 
iwi^rrani»  neben  in-ioi-grainn.  Angesichts  dieser  Ihatsachen 
Ttd  zunächst  auch  niemand  zweifeln,  dass  in  raith  (cueurrit) 
;lffid  tamhatar,  denen  singularformen  mit  erhaltener  reduplications- 
*ilbe  zur  seite  stehen,  die  i-eduplicationssilbe  einfach  abgefallen  ist. 
Ferner  folgt  aber  aus  den  angeführten  thatsachen,  dass 
■Uch  formen  wie  nii-gu  elegit,  fo-coim-ladar  pertulermit,  coim- 
•«dar  laverunl,  aänroirtheaüt  siipplicavi  den  formen  mit  er- 
uMtetier  reduplicalionssilbe  gleichzuachten  sind,  da  sie  offenbar 
lÖr  *ro  ge^,  *fo-com-Ielactar,  *com-nenactar,  *ad-ro-letach  stehen. 
Wi  erwähne  sie  besonders,  weil  mir  für  diese  verba  keine 
perfectform  mit  factisch  vorhandener  reduplicationssilbc  vorliegt. 
Höchst  merkwürdig  ist  aber  weiter,  dass  dieser  reflex  der 
l*duplicationssilbe  in  mehreren  tallen  ein  fester  hestandtheil 
d»  Partikel  ru  und  der  präposition  com  geworden  ist,  und  dass 
^  90  entstandene  oi  im  laufe  der  zeit  nicht  wie  andere  durch 
*iiidrii^en  von  i  entstandene  unächte  diphüionge,  sondern  wie 
^  ächte,  auf  indogermanisches  ai  zurückgehende  diphthong 
Handelt  worden  ist.  Der  ächte  diphthong  oi  ^vird  aber  schon 
^^  bald  zu  oe,  bald  zu  ae,  im  neuirischen  endlich  zu  ao  : 
'■'ür.  oin  unuH  wird  schon  im  altirischen  ocn  gesehrieben,  dazu 


226  Ernst  Windisch, 

kommt  im  mittelirischen  die  Schreibweise  aen;  im  iieairischen 
sclireibt  man  aon  ^).  Dem  entsprechend  finden  wir  neben  rair 
llmuf  später  roehling  und  raehlangtar^  neben  roi-gu  die  2.  sg. 
roe-ga,  neben  nieniaid  in  derselben  handschrift  roe-niid,  neben 
ad-roi'theach  auch  ad-roc-tach,  cndhch  neben  coim^ucuir  potuit 
das  etwas  spätere  coefn^namir  und  das  moderne  cctom-nacair. 
Dieses  letztere  ist  eine  der  wenigen  fonnen,  in  denen  sich  das 
reduplicirte  perfectum  bis  in  das  neuirische  herein  erhalten 
hat  ^).  Es  ergiebt  sich  jetzt  von  selbst,  dass  auch  roe-glaind 
didicit,  do-coeni'iiactur  (sie  wuschen)  und  das  noch  spätere  ro- 
caotf^nagair  (er  wusch)  den  formen  mit  erhaltener  reduplication 
gleichzuacliten  ist.  Vielleicht  liegt  auch  in  dinair-Uviig  reflex 
der  reduplicationssilbc  vor,  doch  kann  dies  nicht  mit  bestimmt- 
hcit  behauptet  werden,  da  die  präp.  air,  ar  urspmnglich  auf 
einen  dünnen  vocal  auslautete;  -hlhig  steht  für  blaing,  wie  nUc 
für  maic  u.  s.  w. 

Ganz'isolirt  steht  das  im  Feiire  an  mehreren  stellen  vor- 
konuuende  drehrahig,  das  zwar  sicher  eine  3.  sg.  perfecti  ist, 
aber  in  seiner  ersten  silbe  bereits  dem  Schreiber  des  Lebar 
Brecc  eine  unverständliche  form  war  (vgl.  §  28  mid  die  anm. 
zu  §  5). 

Eine  zusammenzichung  eigner  art  (^ndlich  ist  fafnctar, 
taifnitir  neben  do-scfnaiar  ;  die  reduplicationssilbc  ist  hier  nicht 
abgefallen,  sondern  mit  der  präposition  do  zu  ia  zusammen- 
geschmolzen. 

7)  Es  bleiben  nun  drei  gnippen  von  i)erfectformen  übrig, 
für  welche  auf  irischem  boden  bis  jetzt  noch  keine  spur  der 
reduplicationssilbc  nachgewiesen  ist.  Zur  ersten  gruppe  rechnen 
wir  folgende  formen  activer  flexion:  \haig  fregit],  hö  fuit,  do- 
ro-cJiair  cecidit,  periit,  ad-chon-darc  vidi,  ro  gdd  rogavi*),  [raith 

*)  Ao  is  pronouncod  in  the  soutli  of  Ireland  like  ay  in  the  English 
Word  mayor,  bot  in  Connaui^ht,  somewhat  like  uee  in  the  Englisb  word 
quccn  .  .<     O'Don.  Gramm,  p.  IG. 

^)  Wie  leicht  solche  formen  missverslanden  werden  kennen,  zeigt  sich 
z.  b.  darin,  dass  O'Donovan  Gramm,  p.  2oH  aus  dem  (ursp.  reduplicirten?) 
futurum  caomhsat  und  aus  caomhnacatar  ein  ])raesens  caotnhaim  I  can 
construirt  hat! 

*)  Stokes  theilt  mir  aus  L.  U.  118  b  (?)  ehie  form  mit,  in  der  die  spur 
der  reduplication  von  gdd  erhalten  ist:  »dnli  de  ad-roc-gaid  raith,  tucsat 
dal  b;iis  forsin  rfg,  God's  elements,  whicli  he  had  invoked  as  guarantees, 
gave  a  doom  of  death  on  the  king.« 


Das  r«dnp1ltM»  peifertnm  im  irischen. 


?S7 


Hiisil],  tirdich  pi-neteriit,  evanuit.  tdick  confugit,  co»-io(aiii  (füi- 
con-riHxi-taig)  exstruxit.  Bedenken  wir,  dass  die  tendenz  der 
Sprache  offenbar  daliin  ging,  die  reduplication  aufzugeben,  so 
werden  wir  gewiss  nirht  behaupten,  dass  uns  in  diesen  bei- 
^täm  eine  ursprünglich  i-eduplicationslose  perfoctbiJduiig  vor- 
läge, sondern  vielnielir,  dass  es  in  denselben  besonders  fröb 
Üblich  geworden  ist,  die  reduplicationssilbe  wegzulassen.  Bemer- 
kenswerth  ist,  dass  von  mehreren  der  betreffenden  wumeln  auch 
in  anderen  sprachen  das  leduplicirte  perfectum  im  gebrauch 
ar:  denn  baifi  gehört  zu  skr.  hithhanjti,  M  zu  skr.  Imhh&va, 
.  nttfvaai,  -chair  zu  skr,  c«f«m,  -darc  zu  skr.  dadnri;a,  gr. 
Wspjur,  j/öd  ZU  skr.  jtußda. 

Die  Kweite  gruppe  von  redu|ilicationslosen  perfecten  wird 
Sdiiidet  von  den  deponeutial  formen  im-chom-arcair  interrogavit, 
n  (AätnV  passus  est,  daniair  paesus  est,  ro  lawair  ausus  est, 
n  nuJor  putavi,  da-thraear  oplavi.  Dass  das  deponential  flectirte 
perfectuni  nicht  von  anlang  an  ohne  reduplicationssilbe  gebildet 
wurde,  beweisen  die  formen  der  3.  pluralis  perfecti,  die  ja  stets 
'Ae(ionenUaI  fleclirt  sind  und  oft  die  reduplicationssilbe  bewahrt 
Wxui  (vgl.  axhnalar  u.  a.  m.).  Es  giebt  aber  auch  wenigstens 
«tei  depunenliale  singutarformen  mit  deutlicli  erhaltener  spur 
ife  nduplicaLion,  nämlich  coim-nucuir,  cöWtMiacwfV,  caom-nacair 
wlail,  und  caom-nagair  lavavit  :  aus  den  ersteren  formen  ist 
Bcher  ein  älteres  cmn-7ienacair,  aus  der  letzteren  form  ein  älteres 
m»-naiagair  zu  erschliessen.  Andrerseits  lä,sst  sich  nicht  ver- 
hnnen,  dass  die  deponenlialen  singularforracn  besonders  früh 
ra  wtiem  reduplicationslosen  jierfectlypus  ausgebildet  worden  sind. 
!n  der  dritten  gruppe  stehen  die  merkwürdigen  formen 
•f-W-cÄA"  redenii,  rogenair  natus  est,  at^-ffe«  cognovi,  do-metuir 
pibvl.  Für  diese  bietet  das  irische  selbst  keinen  anhält  dafür, 
4ta  die  reduplicationssilbe  vom  einfach  abgefallen  wäre.  Wir 
Wgleichen  diese  formen  mit  dem  im  sanskrit  durch  wwhc 
Wrtretenen  lypus,  und  suchen  ihre  bildung  in  §§  24  und  25 
ra  erllfiren. 

8)  In  keiner  andern  spräche  können  wir  das  schwinden 
wf  rednplicalion  so  schön  beobachten  als  im  irischen.  Zwar 
«l  ans  auch  im  iatein  ein  älteres  tetuli  für  das  spätere  tuli 
'^*riiefert,  und  wird  crcidi  in  der  composiüon  zu  -cidi  (cottcidi), 
*!>»  hl  dieser  lilteratursprache  sind  doch  die  Verhältnisse  in 
'**'''  liaupl-^aclie   geregell:    während   ctnV^i   die  reduplication   in 


I 


238  Enist  Windisch, 

allen  formen  bewahrt  und  scidi  sie  ebenso  consequent  in  alläi 
formen  verloren  hat,  beobachten  wir  im  irischen  das  sein  und 
nichtsein  der  redupHcation  in  vielen  fallen  an  einem  und  dem- 
selben verbum.  Noch  wichtiger  aber  ist,  dass  wir  im  irischen 
deutlich  sehen,  wie  die  reduplication  schwindet.  Das  schwinden 
der  reduplicationssilbe  geht  im  einzelnen  falle  nicht  allmälig 
vor  sich,  sondern  die  ganze  silbe  steht  entweder  oder  fällt  mit 
einem  male,  denn  es  handelt  sich  um  das  aufgeben  eines  über- 
flüssig gewordenen  princips,  nicht  etwa  um  eine  blosse  erleich- 
terung  der  ausspräche.  Das  interesse  an  der  reduplications- 
silbe konnte  sich  aber  verlieren,  weil  das  perfectum  in  die 
reihe  der  historischen  tempora  eingetreten  war,  weil  für  diese 
die  reduplication  kein  charakteristisches  merkmal  bildet,  und 
weil  auch  die  reduplicationslosen  perfectformen  sich  noch  genug 
von  anderen  formen  unterscheiden.  Zur  Unterstützung  dieser 
anschauung  führe  ich  als  gegensatz  die  im  griechischen  herr- 
schenden Verhältnisse  an:  hier  hat  das  perfectum  seine  alte 
bedeulung  gewahrt  und  ist  an  und  für  sich  nicht  zum  tempus 
historicum  geworden;  die  folge  davon  ist,  dass  die  reduplication 
nicht  nur  an  jedem  aus  einer  wurzel  gebildeten  perfectum  vor- 
handen ist  (yiyova),  sondern  dass  sogar  nach  analogie  solcher 
perfecta  auch  die  perfecta  der  deiiominativa  mit  reduplication 
gebildet  sind  (nsfpiXt^xa). 

Cap.  III.    Der  thematische  vocal. 

9)  Das  zweite  charakteristische  bildungselement  des  perfect- 
stammes  ist  der  thematische  vocal.  AVir  verstehen  darunter 
jenen  slammauslautenden  a-vocal,  der  z.  b.  im  griechischen 
den  meisten  activen  perfectformen  eigen  ist  {kikom-a^  Xekoin-a-TB 
etc.).  Der  thematische  vocal  lässt  sich  im  irischen  am  besten 
hinter  wurzeln  mit  auslautendem  consonanten  beobachten.  Wir 
beschränken  daher  unsere  benierkungen  zunächst  auf  diese. 

An  wurzeln  mit  consonantischem  auslaut  ist  der  themati- 
sche vocal  fast  in  allen  deponentialformcn  erhalten:  cecl0%-(P-tar, 
ccchlad-a-tur,  dum-a-tar,  gdd-a-mmur,  meti-a'Uir,  men-orr.    In  der 
3.  sg.   deponentialer   flexion    und  in   der   2.  plur.   (die  in  der 
alten  spräche  immer  active  flexion  hat)   ist  das  ursprüngliche 
a  durch   eingedrungenes  i  in   seiner  vollen    articulation  beein- 
trächtigt worden :  gen-ai^r;  Umc-ai-d,  coim-tiac-ai-d.  Der  themati- 
sche vocal  ist  in  diesen  formen  weit  fester,  als  der  wurzel  vocal- 


Das  reduplicirte  pcrreFtiim  im  irischen.  229 

D  den  redupücationslosen  formen  sind  in  der  regel  beide  vocale 
Phallen  (damar  passus  sum,  rathatar  ciiciirrerunt) ;  eine  aus- 
Hthme  bildet  z.  b.  tor-chratar  cecidemiit,  wo  die  vorgeselzten 
Partikeln  die  Unterdrückung  des  wumelvocals  begünstigt  haben. 
&i  den  formen  mit  reduplication  ist  der  wurzelvocal  sehr  oft 
nnterdrückt  worden  (vgl.  §  18),  der  thematische  voeal  dagegen 
ahaitcn:  cechti-a-tar  cecineruni,  dedg-a-lar  oppresserunt,  memd- 
**ir  fregerunt,  mrg-a-tar  direxerunt  u.  a.  ni.  In  einigen  wenigen 
Älen  ist  jedoch  der  thematische  vocal  unterdioickt  worden, 
mlicli  in  solchen,  in  denen  der  sonst  beliebten  unterdriJckung 
ä  wurzelvocals  lautliche  Schwierigkeiten  im  wege  standen: 
^an~ar&4ar  interrogaverunt,  do-raeblung-tar  sie  spraJigen, 
vidinius,  di)-voet>ir-nac4ar  laverunt.  In  einer  form 
ndct  ein  schwanken  stall,  das  wahrscheinlich  in  dem  zur 
geneigtem  r  seinen  gi-und  hat:  neben  dem  oben 
Erwähnten  tor-chr-a-tar  kommt  auch  t&r-char-tar  vor. 

Von  ganz  besonderem  inleresse  sind  aber  die  gewöhnlichen 
«diven  singnlarformen,  z.  b.  1.  cechan,  2.  ceclian,  3.  cediuin. 
ttese  stimmen  ihrer  bildung  nach  auf  das  genaueste  mit  gr. 
Ühina,  ÜKomag,  lilLotne  überein.  Dass  ein  auslautendes 
kartm  a  si>urlos  verloren  geht,  wenn  es  nicht  zu  i  verdünnt 
'orden  war,  zeigt  sich  auch  darin,  dass  sogar  das  auslautende 
Unge  a  der  feminina  spurlos  versehwunden  ist  (ir.  tttath  fem. 
=  gol.  tiiiudä);  so  erklärt  sich  die  1.  sg.  cechan  aus  urspi'. 
feam.  Dass  auslautendes  as  als  solches  spurlos  verloren  geht, 
beweist  der  gen.  sg.  der  consonantischen  stamme  (ir.  cH  =  skr. 
fä,  gen.  am  =  skr.  iunas):  so  erklärt  sich  die  2,  s^.  cechan 
s  arspr.  *cccanas.  In  der  3,  sg.  endlich  liegt  uns  in  schöner 
■itiereinstimmung  mit  dem  griechischen  die  Verdünnung  des 
•^löiiatischcn  a  nach  dem  i  zu  vor:  aus  cechuin  reconstruiren 
*ir  ein  vorhistorisches  *cecane,  denn  ein  ans  a  entstandenes  ai 
^  w'  weist  stets  auf  eine  verloren  gegangene  letzte  silbe  mit 
^flunem  vocale  hin.  Ein  anderes  beispiel,  in  welchem  das 
fische  In  der  Verdünnung  des  a  mit  dem  griechischen  und 
1Kb  dem  lateinischen  übereinstimmt,  ist  der  voc.  sg,  der  männ- 
ll^  a-slämme:  von  mac  filius  lautet  der  voc.  sg.  maic  oder 
« {das  durch  eindringendes  i  afficirte  a  wird  nicht  nnr  ai, 
i  sondern  auch  einfach  i  geschrieben);  dies  führt  zu  einer 
"orhislorischen  form  ""vuigtie,  die  sich  schön  neben  ipiks  und 
"  e  stellen  lässt.    Für   das  perfectum  ergiebt   sich   also  der 


230  Ernst  Winüisch, 

wichtige  saiz,  dass  das  der  3.  sg.  act.  eigenthümlic 
in  die  Wurzelsilbe  eingedrungene  i  der  letzte  refl 
des  wie  im  griechischen  verdünnten  thematisch 
vocals  ist. 

Die  perfecta  -caclia,  ac-cai  (vidi),  rdirgu  (elegi),  fiu  (schlic 
deren  Wurzelsilbe  ihren  endconsonanlen  verloren  hat,  sowie 
isolirte  ctKUe,  cucUa  (audivi)  sollen  uns  erst  s^^äter  beschäftig 
wenn  wir  von  der  gestaltung  der  wuraelsilbe  handeln  (§§  19 — 

10)  Von  den  vocalisch   auslautenden  wurzeln  zeigt 
das  perfectum    der    w.    bhu   sichere   spuren  des  thematisdi^i 
vocals.     Vor  allem  fällt  hier  die  3.  sg.  ftaiins  gewicht,   de 
i  natürlich  denselben  ursi)rung  hat  wie  das  in  cechuin,  sesca^ 
befindliche. 

Ausserdem  kommen  hier  in  betracht  die  perfecta  imm-r*^9 
profectus  est,  hebe  mortuus  est,  lä  adhaesit  und  rir  dedit  E> 
letzteren  beiden  scheinen  ohne  thematischen  vocal  gebildet  a 
sein,  denn  für  ein  vorhistorisches  Hilie,  *ririe  dürtte  man  woJt 
Uli  und  riri  erwarten,  hidesscn  auslautendes  is  ist  nicht 
all  in  gleicher  weise  behandelt  worden:  im  voc.  sg.  der  stäm 
auf  ia  ist  es  allerdings  zu  i  geworden  (duine  homo,  voc.  duin' 
aber  in  der  2.  sg.  impcrat.  der  präsensstänmie  auf  fa  ist  es 
seiner  selbständigen  existenz  ganz  geschwunden  (vgl.  leic  sii 
Z^  4-t3,  für  *lincie).  Somit  könnte  Ul  recht  wohl  mit  dem 
ski'.  lilyc  enthaltenen  stamme  Ulia  identisch  sein.  Anders  stdC^ 
es  mit  doHy  von  auf  a  auslautenden  wurzeln  gebildeten,  perfecta^  "* 
imm-rera  und  bebe:  in  diesen  haben  wir  wirklich  perfectforme^ 
ohne  thematischen  vocal  anzuerkennen.  Dass  solche  bildungec^ 
im  acliv  auch  sonst  nicht  beispiellos  sind,  beweisen  die  home-^ 
Tischen  formen  ix-y^yd-rtiv,  Tf^ra-^#,  aTT-siiO^va'aap,  ifA-ßißa'^ 
iSav,  Für  den  singular  giebt  es  allerdings  im  griechischen  kein^ 
ent«:prechenden  formen,  wohl  aber  im  altbaktrischen:  hier  is^ 
dadhd  und  dadha  als  3.  sg.  porf.  von  der  w.  da  setzen,  schaffe]^ 
(skr.  df/ia),  ersteros  an  einer,  letzteres  an  drei  stellen  nacb^ 
gewiesen  (z.  b.  Yagn.  13,  i23  ye  gäm  dadha,  der  das  vieh  er^ 
schaffen  hat,  Yac^'n.  1,  4  ?/(>  m  dadha ,  der  uns  erschaffen  hat]]^ 
Aus  dem  sanskrit  wollen  wir  nur  an  formen  der  2.  ^.  w^ 
dadä'tlia,  paprä-tlm  sasat-tha  (Delbrück,  Altind.  Verb.  S.  37 
sowie  an  die  vereinzelte  3.  sg.  pap-a  von  w.  prd  erfüllen  R. 
I  09,  1  erinnern.  Wenn  wir  demnach  grund  haben  ir.  rcr- * 
und  bebe  beba  auf  die  grundformen   rarä  und  bdbhä  zurue 


Dm  rednplidrte  perteehun  im  irischen.  9^ 

aiführen,  so  dürfen  wii-  doch  andrerseits  nicht  verschweigen, 
da^  hierbei  die  bewahrung  des  auslautenden  vocals  auffallend 
Nlien  muss,  zumal  nachdem  wir  soeben  gesehen  haben, 
iasB  lil  und  n>  ihren  auslauLenden  vocal  verloren  haben. 
ftJlerdings  ist  auslautendes  langes  a  im  irischen  geschwunden, 
Uisser  im  nom.  sg.  der  weiblichen  a-stämnic  {tuath  populus  ^ 
|Dt.  <Attufa),  wie  erwähnt,  ist  dies  auch  im  noni.  du.  der  a- 
Aüuimc  der  fall,  vgl.  da  sldg  duu  agniina,  dd  mod  duo  modi; 
iber  für  den  auslautenden  wui7*lvocal  darf  man  wohl  eine 
Uisnahnic  annehmen.  Vielleicht  hat  auch  zur  bewahnmg  der 
ttveisilbigkeil  die  analogie  der  übrigen  redupüciiten  perfecta 
beigetragen,  die  ja  in  der  3.  sg.  sämmtlich  zweisilbig  sind. 
Darnach  wüi-de  der  voiwurf  der  um-egehnässigkeit  mit  grösserem 
»chte  den  formen  lU  und  rir  gebühren.  Möglicher  weise  hängt 
lie  Verstümmelung  derselben  mit  der  besonderen  form  ihrer 
redaplicationssilbe  zusammen:  dieselbe  hat  den  vocal  der  wurzel- 
iQbe  in  sich  aufgenommen,  so  dass  derselbe  an  seiner  eigent- 
lichen stelle,  ein  i  hinter  einer  liquida  mit  vorausgehendem  i, 
iticht  verklingen  konnte. 

Cap.  IV'.  Das  verhältniss  des  pcrfectslammcs  zum 
praesensstanmie. 
^  11)  In  der  ei-sten  Stammsilbe  der  perfecta  erkennen  wir 
(Uidi  im  irischen,  wie  in  anderen  sprachen,  in  den  meisten 
Imllen  die  unerweiterte  wurzcl.  Der  uotejscliied  zwischen  perfect- 
stamm  und  praosensstamm  tritt  in  dieser  bcziebung  dann  be- 
sonders stark  hervor,  wenn  der  praesensstamm  durch  die 
niGixe  ia  und  na  gebildet  ist,  oder  einen  nasal  in  der  wuri^cl- 
silbe  enthäll. 

1.  Skr.   riai^ati,   pcrf,   nnm'i^;    gr.   (iäaam,   peif.    fiffiaj^a: 
laL  jario,  perf.  pqwr»;  got.  frathja,  perf.  froih. 

Dieses  verhältniss  ist   im  irischen    durch  folgende    verba 
vcrlreleii : 

Praes.  biu  sum,  perf.  bot  fuit,  vgl.  lat.  ßo,  fvü; 

I^raes.  ad-tiii  cernit,  perf.  ac-cai  vidit; 

Fraes.  guidiu  pretior,    pci-f.    ro  gäd   rogavi,   vgl.    aitbaktr. 
jatdhySmi,  skr.  jagtidn  ; 

Praes-  äo-momiw   puto,    perf.    do-nmtur   putavi,    vgl.   skr. 
manye,  perf.  mene; 

Praes.  mvjUwr  puto,  perf.  ro  mklar  judicavi. 


\ 


Sd2  Ernst  Windisch, 

n.  Skr.  gfhvMi,  perf.  jagräha;  [gr.  rifAVo»,  perf.  %i%fufxa  ^ 
lat.  Kno,  perf.  livi;]  got.  fraihna,  perf.  /roA. 

Dieses  verhältniss  ist  im  irischen  durch  folgende  verba 
vertreten : 

Praes.  ar-in-^ihrifMt  intereunt,  perf.  do-ro-chair  cecidit;  vgL 
skr.  Qrnäti,  perf.  gagara; 

Praes.  feni^  adhaerent,  perf.  rolü  adhaesit,  vgl.  skr.  {f-nd&i 
perf.  prcUi-lilye; 

Praes.  cratios  qui  emit,   perf.  ar-ro-cher   redemi,    vgl. 
krtndti,  perf.  cikrdya; 

Praes.  as-^enat  reddunt,  perf.  as-rir  dedit; 

Praes.  henim  ferio,  perf.  hebe  mortuns  est. 

Auch  cluiner  auditur,   perf.   ro  chuala   audivi   dürfen  v 
hierher  rechnen,  vgl.  skr.  grnoti,  perf.  gugräva. 

III.  Skr.  runaddhi,  perf.  mrodha,   lat.  tundo,  perf.  Uäi 
got.  ^totida,  perf.  stoth. 

Dieses   verhältniss   ist   im    irischen  durch    folgende 
vertreten: 

[Praes.  con-boing  confringit,  perf.  com-baig,  vgl.  skr.  bhanai 
perf.  bahJuinja;^ 

Praos.  for-dengat  oppriniunt,  perf.  dedaig  prostravit; 

Praes.  fo-loing  sustinet,  perf.  f<xoimrlactar  pertulerunt. 

12)  Im  Sanskrit,  griechkchen,  lateinischen  und  germanische)^"' 
hat  sich  der  inlautende  nasal  gelegentlich  auch  im  perfect-:^ 
stamme  festgesetzt,  obwohl  nicht  eigentlich  zur  wurzel  gehörig^ 
Wir  erinnern  an  skr.  bahhanja,  bnbandha,  lat.  scandi,  gr.  ni^ 
novd^a,  got.  fanth,  band.   Im  irischen  finden  sich  eben  solche  fälle   - 

Praes.  irirgrennat  persequuntur,  perf.  in-rchgrainn,  vgl.  lat  J 

gradior; 
Praes.  scinnim  I  spring,  start,  perf.  sescaind,  vgl.  lat.  scandi  3^ 
Praes.  cengait  eunt,  perf.  cecJiaing; 
Praes.  fo-gliunn  disco,  perf.  roe-glmnd. 

13)  In  einigen  wenigen  fällen  ist  sogar  das  sufßx  ska  \:M 
die  perfectbildung  übergegangen.  Bekannte  beispiele  sind  skr-^ 
papraccha  (w.  präg)  und  gr.  ninoaxa  (w.  nai^).  Eine  anah 
bildung  liefert  das  irische  in  dem  perfectum  nenaisc  nexuit,  di 
im  praesens  fo-nascar  dieselbe  erweiterung  der  wurzel  zei( 
Vgl.  im  Sanskrit:  w.  nah,  praes.  nahyati. 

14)  Von  selbst  verständlich  ist  die  grössere  übereinstimmurr:^ 
von  praesensstamm  und   perfectstamm,   wenn  der  erstere  n^^ 


s_  redupliclrte  perfeduHi  im  irischen. 


ein  einfaches  a-snffix  von  der  wurzel  gebildet  ist.  Dieses 
■^rhältniss  kommt  im  golisclien  besonders  haußg  vor,  ebenso 
iber  auch  im  irischen.    Hierher  geboren  -i..  b.  folgende  verba: 

Praes.  «n-cAwti-nirc  interrogat,  perf.  m-chom-arcair; 

Praes.  for-ehuti  doeeo,  perf.  for^m-chan; 

Praes,  con-dercar  conspicitur,  perf,  con-darc; 

Praes.  ni  goin  non  vulneral,  perf.  geguin: 

Praes.  rethaü  currunt.  perf.  raith  cncuirit;  11,  a.  m. 

Cap.  V.  Die  behaiidlung  des  wurzelvocals. 
15)  Was  nun  den  wurzeivocal  anlangt,  so  ist  es  hier  von 
wndei-em  interes.se  das  irische  mit  den  andern  europäischen 
prachen,  namentüch  mit  dem  gotischen  und  griechischen  zu 
Vergleichen.  Da  die  meisten  perfecta  des  irischen  von  wuneln 
QÜ  mittlerem  a  stammen,  so  beziehen  wir  uns  zunächst  vor- 
Fii^end  auf  diese,  und  machen  im  allgemeinen  auf  zwei  gesichts- 
jjunkle  aufmerksam,  die  hier  besonders  in  betracht  kommen. 
L  Quantitätsverhältnisse.  Im  sanskrit  halien  die  wur- 
Bln,  welche  auf  einen  einfachen  consonanten  auslauten,  in  der 
1.  und  3.  sg.  ein  kurzes,  in  der  3.  sg.  ein  langes  a  :  cdkara, 
eakariha,  cakära.  Bekanntlich  schwankt  die  spätere  spräche 
1  der  1.  sg.  zwischen  cahara  und  cakära.  Diese  verschieden- 
l  haben  griechisch,  lateinisch  und  gotisch  aufgegeben,  indem 
ie  sich  entweder  für  die  kürze  oder  für  die  länge  in  allen 
«rfectformcn  eines  slainmes  entschieden:  vgl.  gr.  fiyova  und 
f^i^va,  got.  bar  und  for,  lat.  rccini  und  scäbi.  Lateinisch  und 
echisch  sind  aber  noch  weiter  in  der  uniformirung  gegangen: 
:  zeigen  auch  durchaus  nicht  das  streben  den  formen  des 
pinrals  (und  duals)  eine  leichtere  slainmesgeslalt  als  denen  des 
■iflgulars  zu  geben,  wie  wir  z.  b.  an  nimiyet  ntn^yaai,  Xilama 
oinaOt,  cecini  cednerunt  etc.  sehen.  Im  sanskrit  ist  dieses 
Wreben  unverkennbar  vorhanden,  hat  aber  einen  verschiedenen 
Ausdruck  gefunden,  ivie  jaghana  jagMna,  jaghnima ;  tatapa 
tepima;  tutoda,  tuiudima  beweist.  Das  gotische  steht 
ii«r  zwischen  sanskrit  und  den  classischen  sprachen  in  der 
tlitte:  die  uniformlning  ist  nur  bei  wurzelhaftem  a  eingetreten, 
*"«nn  sich,  wie  in  f'or,  saiele}},  taitok,  die  dehnung  des  a  im 
■üipikr  festgesetzt  hatte;  in  allen  übrigen  fallen  ist  der  stamm 
^^Mngulai's  von  dem  des  duals  und  plurals  differenzirt,  und 
'**M  sogar  wenn  zwei  consonanten  die  wurzel  auslauten,  vor- 

rai  .ct^L  Sprachf,  N.r.lll.3.  IQ 


234  Ernst  Windisch, 

ausgesetzt,  dass  die  reduplicationssilbe  abgefallen  ist  (gab  gebum, 
staig  stigum,  halp  hidpum,  aber  saisalt  saisaltum). 

Das  irische  nun  stimmt  darin  mit  griechisch,  lateinisch  und 
gotisch  überein,  dass  es  in  keinem  perfcctum  formen  mit  langem 
und  kurzem  a  neben  einander  hat.  Andrerseits  aber  ist  es 
zunächst  mit  dem  gotischen  zu  vergleichen,  indem  nämlich  die 
perfecta  mit  kurzem  a  ihren  stamm  in  den  pluralformen  zu 
erleichtern  streben,  wenn  auch  in  anderer  weise  als  das  gotische. 

II.  Vocalfärbung.  Der  vocalismus  der  europäischen  spra- 
chen erhielt  durch  die  Spaltung  des  a-lauts  eine  wesentliche 
bereicherung  seines  ursprunglichen  bestandes.  Was  in  seinem 
Ursprünge  wohl  nur  als  eine  für  die  bedeutung  des  Wortes  un- 
wesentliche lautliche  Variation  betrachtet  werden  darf,  ist  im 
laufe  der  zeit  in  den  einzehien  sprachen  bald  mehr  bald  weniger 
in  bedeutungsvoller  weise  verwendet  worden.  Am  durchgreifend- 
sten ist  dies  bekanntlich  in  den  germanischen  sprachen  geschehen, 
wo  ja  die  Variation  des  a-vocals  zu  einem  neuen  differenzirungs- 
principe  der  verbalformen  geworden  ist.  Erscheinungen,  die 
man  den  gotischen  vocalrcihen  zur  seite  stellen  darf,  finden 
sich  namentlich  auch  im  griechischen,  nur  dass  sie  hier  bei 
weitem  nicht  in  demselben  niasse  den  ganzen  verbalbau  be- 
herrschen. Eine  interessante  parallele  zu  dem  gotischen  stäa 
stal,  giha  gab  liegt  aber  darin,  dass  viele  griechische  wurzel- 
verba  ihr  ursprüngliches  a  im  praesens  zu  s  verdünnt,  im  per- 
fcctum zu  o  verdumpft  haben:  zQ^nm  zirgo^a,  xXinxm  xixlog>a 
u.  a.  m.  Das  lateinische  hat  (mit  ausnähme  der  verba  wie 
capio  ccpi)  in  praesens  und  perfectum  dieselbe  farbung  des 
wurzelvocals:  pendo  pepcndi,  tondeo  totondi,  moveo  mavi. 

Das  irische  zeigt  unverkennbar  eine  neigung,  praesens  und^ 
perfectum  wie  das  griechische  und  das  gotische  durch  die  ver — 
schiedenc  farbung  des  a  zu  diffcrenziron,  lasst  sich  aber  aucl~=: 
hier  insofern  mehr  mit  dem  gotischen  vergleichen,  als  es  ia^ 
perfectum  das  a  mit  verliebe  rein  gewahrt  hat. 

Unter  diesen  zwei  gesichtspunktcn  gehen  wir  im  folgenderer 
näher  auf  die  irischen  Verhältnisse  ein. 

10)  Als  perfecta  mit  langem  a  sind  anzuführen: 

ro  gdd  rogavi,  praes.  guidiu; 

scdich  praeteriit,  praes.  scactiaid  discedite; 

tdi(^  fugit,  praes.  ara  teget  quia  fugiunt. 


Das  reduplicirle  perfectum  im  irischen. 


235 


Zftbireicber  ist  dieser  typiis  im  lateinischen,  griechischen 
und  io  den  germanischen  sprachen  vertreten.  Das  irische  be- 
sitzt aber  kein  perfoct  mit  langem  o  (ir.  ö  =  urspr.  au),  während  im 
gotiBchen  das  lange  a  nur  in  dieser  gestalt  vorhanden  ist,  und 
auch  das  griechische  in  t^ffaya,  elwita,  das  lateinische  in  ßdi, 
fSvi,  mövi,  vdvi  die  iarbuiig  o  in  das  pcrfectum  eingeführt  hat. 
Die  Torlielie  des  irischen  für  reines  a  im  perfectum  tritt  hier 
besottders  deutlich  an  gdd  hervor,  wenn  wir  dieses  mit  dem 
praesens  guuHu,  dem  subslantivum  guide  precatio  (Z  '.  247), 
dem  adjeclivum  gmdcch  supplex  (Ml.  Goid.  '  29)  vergleichen; 
bu  lateinischen  hat  ö  des  praesens  auch  ö  des  perfecta  netieti 
ach  (fodio,  foveo,  moeeo,  vovco).  Langes  e  im  perfectmn  tritt 
twar  in  den  vier  verben  -cer,  -gen,  genar,  ntenar  auf,  ist  aber 
nach  meiner  meinung,  die  ich  §  24  und  25  begründen  werde,  nicht 
als  einfacliff  tröbung  des  langen  n  aufzui'assen,  wie  eine  solche 
imiweifelhail  in  gr.  lU^ita,  irin^ya  vorliegt. 

Dagegen  giebt  es  allerdings  im  irischen  ein  perfectum,  das 
man  mit  mehr  recht  in  bczug  auf  die  gestalt  seines  wurzel- 
!Otals  zu  gr.  liX^&a,  nint^ja  stellen  darf:  ro  midaa'  judicavi. 
Bei  diesem  vcrb  hat  sich  der  i-laut  auch  im  praesens  midiur 
pXit  fest  gesetxt,  obwohl  die  würzet  ohne  zweifei  ursprianglich 
räi  a  enthält  (vgl.  gr.  ftiöoits^,  (iidoftat,  altii.  mita,  nmt).  Hier 
ist  ulso  die  neigung  des  irischen  zu  a  im  perfectmn  an  der 
•fsligfeeit  des  i  in  dieser  würzet  gescheitert.  Ein  zweites  sicheres 
'»eispiel  von  langem  i  in  der  a-reihe,  gleichfalls  ohne  dass  das 
Princip  der  ersalzdehnung  in  betrachl  käme,  ist  ri  könig,  nora. 
pL  rig  (Z  \  259),  dessen  stamm  rig-  gleich  skr.  rfij-,  lat.  rig- 
■**■  In  derselben  weise,  wie  hier  mCdar,  nimmt  unter  den 
P^ectbildungcn  mit  kurzem  a  gegon  eine  ausnalmieslellung 
"Wi  wie  wir  sogleich  sehen  worden. 

In  der  flexion  von  gdd  tritt  keine  Veränderung  der  stamm- 
*ßie  ein;  diese  ist  fest  wie  die  von  got.  f&r. 

17)  Alle  übrigen  wurzeln   mit  «  bilden  ihr   perfectum  mit 
•irzeni  «,   und  zwar  ist   dasselbe  in  den  singularformen  in  der 
'^el  rein  als  solches  erhalten.    Dadurch  hebt  sich  das  perfectum 
"^menllich  dann  in  scharfer  weise  vom   praesens  ab,   wenn 
'''^ses  das  ursprüngliche  a  zu  e  oder  i  verdünnt  hat: 
Praee.  bligim,  perf.  do  ommalgg  (melken); 
Praes.  at-chiu  (für  -cesiu),  perf.  ac-ca  (sehen); 
Prat».  cengttit,  perf.  cechaing  (gehen); 


S36  £n^(  Windisch, 

Praes.  ar-m-chrin,  perf.  tor-char  (fallen,  untergehen); 

Praes.  far-dengat,  perf.  dedaig  (bezwingen); 

Praes.  con-dercar,  perf.  ad-^:hofhdarc  (erblicken); 

Praes.  fo-gliunn,  perf.  roe-glaind  (lernen); 

Praes.  in-^ennai,  perf.  in-roi-grann  (verfolgen); 

Praes.  refhaü,  perf.  raith  (rennen); 

Praes.  scingim,  perf.  sescaing  (springen); 

Praes.  co  sceintis  (für  sceind-tü),  perf.  sescaind  (springen); 

Praes.  do-sennat,  perf.  sephaind  (treiben); 

Piaes.  ctieoch  (d.  i.  ad-techu)^  perf.  ad-roirtheach  (bitten); 

Praeö.  lingid,  perf.  leblaing  (springen); 

[Perf.  pass.  ro  sledda]^  perf.  seslaig  (schlagen). 

Man  darf  hierher  noch  stellen: 

Perf.  can-rotaig    (für   ro-odr-taig)    exstruxit,    dessen    praes. 

cuntUgim  gewiss  für  con-udrtegim  stehen  wird; 
Perf.  ieba,  hebe  mortuus  est,  praes.  henim  ferio; 
Perf.  r-anac  venit,  praes.  Uecam; 
[Perf.  d(hchoem-^nacair  potuit,  praes.  con-ic  potest]. 
Weniger  auffallend  ist  das  a  des  perfects,  wenn  auch  das 
praesens  das  a  gewahrt  hat: 

Perf.  im-chomrarcair,  praes.  inv-chom-airc  (fragen); 
Perf.  for-roi'Chan^  praes.  for-clianim  (lehren); 
Perf.  fo-roi-chlaid,  praes.  dadar  (graben); 
Perf.  fo-r(hdamar^  praes.  fo-daimim  (dulden); 
Perf.  ro  lamair,  praes.  ru  laimur  (wagen); 
Perf.  ro  nenaisc^  praes.  fo-nascar  (binden). 
Dagegen  zeigt  sich  die  Vorliebe  für  a  im  perfectum  wiederum 
besonders  deutlich,  wenn  dieser  vocal  auch  da  erscheint,  wo 
man  sonst  allen  grund  hätte  die   wurzel  oder  wenigstens  die 
gebräuchlichste  wui-zelform  mit  i  anzusetzen.    Hierher  möchte 
ich  folgende  verba  rechnen: 

Perf.  sesnaich  stillavit,  vom  praesensstamm  gebildet:  snigis^ 

Sfiige-s-tar  (s-praet.),  das  doch  schwerlich  von  lit.  sntg-U, 

lat.  nin^ (Curtius'  Grundz.  *  no.  440) getrennt  werden  kann; 
Perf.  reraig  ligavit,   praes.  con-riug  (für  -rigu)^  das  gewiss 

zu  lit.  riszü  (vgl.  Schleicher,  Gramm,  s.  50)  gehört; 
Perf.  fo-nenaig  purificavit,  do-fo-nug  abluo,  nigther  lavatur, 

das  doch  wohl  mit  gr.  v/f«,  skr.  nenejmi  verwandt  ist. 

Ich   bin   der  ansieht,    dass  das  irische   in   diesen  perfecta 

formen  den  ursprünglichen  a-laut  der  betreffenden  wurzelformera 


Eä^Iie 


i  petfectum  im  iriscben. 


237 


der  sich  sonst  fast  überall  zu  i  schwächic,  von  alters  her  so 
gewahrt  hat.  Ein  zeugniss  für  eine  wurzel  raf  binden  liegt 
hn  sanskrit  vor  in  ragand  und  rapni  strick,  riemen,  zugel. 
Bemerkenswerth  ist  die  praesensform  -nug :  vielleicht  darf  man 
darauf  hinweisen,  dass,  wäre  das  i  in  dieser  wurzeJ  wirklich 
ureprünglich,  es  nicht  von  dem  eindringenden  «der  Lsg.  unter- 
drückt worden  wäre. 

Ganz  isolirt  steht  das  oft  vorkommende  perfectura  gegon, 
geguin.  Der  grund  der  abweichung  liegt  offenbar  darin,  dass 
sich  flu-  diese  wurzel  überhaupt  im  irischen  das  o  festgesetzt 
hat,  wie  nicht  nur  das  praesens  g/maim,  sondern  auch  das 
substantivuni  guin  wunde  (vgl.  Gorm.  Gl.  Transl.  p.  89)  beweist; 
ich  erinnere  hierbei  an  das  in  ähnlicher  weise  erklärte  lange  » 
Von  midar  (§  17).  Denn  dass  o  im  praesens  nicht  nolhwendig 
0  im  perfectura  nach  sich  zog,  zeigt  com-hoing  frangit,  perf.  6oif/. 
Wir  müssen  jedoch  bemerken,  dass  neben  haig  auch  huick 
ttegit  nachgewiesen  ist.  Diese  form  ist  aber  wie  ccchuin  neben 
(ocAatn  aufzufassen:  es  tritt  eben  auch  hier  im  perfectum  ge- 
legentlich die  neigung  auf,  das  durch  eingedrungenes  i  in  seiner 
Tolten  articulation  beeinirächtigte  a  zu  verdumpfen  und  dem- 
genuiss  auch  zu  schreiben  (vgl.  crann  arbor,  gen.  crvinn). 
Solche  vereinzelte  formen,  die  erst  in  der  zeit  entstanden  sind, 
in  »elcher  der  schöne  alte  verbalbau  des  irischen  seiner  Zer- 
störung entgegen  ging,  beweisen  nichts  gegen  unsere  lehre  von 
der  ursprünglichen  tendenz  des  irischen,  das  alte  a  im  singular 
^  perfectum  rein  zu  erhalten.  Allerdings  ist  cechuin  im  alt- 
Wscheii  nachgewiesen  (ebenso  noch  ctw'm-tiM«Mtr  mit  rückwirken- 
"iff  verdumpfung),  aber  auch  das,  was  wir  als  die  älteste  stufe 
der  spräche  kennen,  ist  weit  davon  entfernt  uns  dieselbe  in 
'hfer  formalen  glanzperiode  zu  zeigen. 

IS)  In  den  pluralformen  und  den  singularformen  deponen- 
"*lw  (lexion  ist  der  perfectstamm  durch  schwere  endungen 
'*I».?let.  Diese  belastung  hat  in  mehreren  formen  zu  einer 
"Tküraing  des  stammes  geführt,  die  in  ausstossung  des  wurzel- 
'ocals  besieht: 

Sg,  cechuin,  pl.  cecltnatar  (singen): 
Sf.  äedaig,  pl.  dedgatar  (bezwingen); 
^.  g«g(M,  pl.  gegfiaiar  (verwunden); 
Sg.  memaid,  pl.  memäatar  (brechen); 
%.  reraü},  pl.  rergatar  (richten); 


238  Ernst  Windiscli, 

Sg.  [re]raitk,  pl.  rertatar  (rennen); 

Sg.  sepJiaind,  pl.  sephnatar  (verfolgen); 

Sg.  cofhrötaig,  pl.  cofh-rötgatar  (bauen). 

Diese  Verstümmelung  wird  jedoch  erst  verhältnissm&ssig 
spät  eingetreten  sein,  denn  die  pluralformen  und  deponentialen 
singularformen  mit  abgeworfener  reduplication  hüben  das  a 
erhalten  {tamatar,  danuzir  etc.),  und  lassen  somit  ein  vorhislori- 
aches  *ce€anatar  u.  s.  w.  erschliessen.  Ganz  evident  wird  dieser 
schluss  dadurch,  dass  von  einer  und  derselben  vnivzel  rertatar 
und  rathatar  (cucurrerunt)  nachgewiesen  ist. 

Ein  scharf  ausgeprägtes  princip,  die  Stammform  des  Sin- 
gulars vor  der  Stammform  der  übrigen  formen  auszuzeichnen! 
gab  es  im  irischen  ursprünglich  durchaus  nicht.  Denn  dasselbe 
reine  a,  das  wir  im  singular  kennen  gelernt  haben,  tritt  in 
allen  perfectformen  auf,  sofern  nicht  im  laufe  der  zeit  die  eben 
erwähnte  vollständige  ausstossung  stattgefunden  hat  Dieselbe 
verbot  sich  aber  bei  denjenigen  wurzeln,  welche  mit  mehr  als 
einem  consonanten  anlauteten  oder  auslauteten: 

Sg.  f(hroUchlaid,  pl.  ro  cechladatar  (graben); 

Sg.  tn-roi-jmnw,  pl.  ad-roi-gcgrannatar  (verfolgen). 

Ebensowenig  würden  perfecta  wie  rae'hlangiar{^\(i  sprangen), 
at-chon-darcniar  (wir  erblickten)  auch  bei  erhaltener  reduplica- 
tionssilbe  den  wurzelvocal  eingebüsst  haben. 

Bei  einigen  wurzeln,  welche  ursprünglich  mit  sl,  sv  be- 
gannen, konnte  dies  geschehen,  nachdem  das  5  der  Wurzelsilbe 
hinter  dem  vocalc  der  reduplicationssilbe  nach  irischen  laut- 
gesetzen  sich  verflüchtigt  hatte: 

fo-selgatar  (livcrunt),  steht  für  *-seslaga(ur, 

selgatar  (ccciderunt),  steht  für  *seskicatar, 

sephnatar,  steht  für  *sesvandatar. 

Insofern  aber  die  ursprüngliche  tendenz  der  irischen 
spräche  dahin  ging  alle  perfectformen  von  einer  und  derselben 
Stammesgestalt  zu  bilden,  vergleicht  sie  sich  am  nächsten  dem 
griechischen  und  lateinischen. 

19)  Zum  Schlüsse  unserer  behandlung  der  perfecta,  welche 
von  wurzeln  mit  a  abstammen,  müssen  wir  noch  einige  einzelne 
verba  kurz  besprechen. 

Der  analogie  der  wurzeln  mit  mittlerem  a  folgen  zwei 
wurzeln  mit  auslautendem  a  :  beba,  bebe  und  imrera  gehen  auf 
die  wurzeln  bha  und  ra  zm-ück.    Dass  sie  ohne  thematischen 


^^^^^^^^^^^       Das  reiiuiilicirlp  pei'feclum  im  irischen.  339 

I  Vcxal  gebildet  sind,  und  dass  sie  deshalb  kein  i  in  der  3.  sg. 
wtxsben,  sahen  wii-  schon  in  §  10.  Hier  machen  wir  nur  noch- 
Fnials  darauf  aurinerkiiani,  wie  auch  in  diesen  perfecteu  das  a 
W'in  der  wui-zelsilbe  hervortritt, 

I  Die  perfecta  -cacka,  ac-m  vidi   und  ßu  dormivil  stammen 

nrcm  den  wur2eln  cas  und  svap,  die  beide  nach  irischen  laut- 
pgpsetzen    ihren    letzten    consonanten    verlieren    mussten.     Das 
p^^rstere  Icooinit  nur  in  der  conipositioTi  mit  der  praeposition  ad 
l^vor,  die  1.  und  ä.  sg.  a6-cacha[s]  ac-ca[s~\  ist  genau  so  gebildet 
B^-vie  con-darc:   in  der  3.  sg.  ist  at'-cai[s]  die  regelmässige  form, 
Brpebildet  wie  con-dairc,   ac-cae  eine  jüngere  Schreibweise  dieser 
Lforiu,  ac-ca   aber  eine   unr^elmässige  Umgestaltung   derselben, 
Kxxachdem  das  gefühl  für  die  bildung  dieser  form  geschwunden 
^-war.     In  der  3.  pl.  ac-catar  ist   nicht  nur  das  s,  sondern  auch 
\  das  a  der  wurzel    verloren  gegangen,    denn  «c-cotar  steht  für 
P  ^od-cas-ti-tar  und  ist  entstanden  wie  tor-chraiar  (urspr.  ^-car-a-iar 
von  w.  cor  fallen).     In  der  3.  pl.  fres-ce-ch-tar  (esspectaverunt) 
■et  auch    noch    der    thematische   vocal   unterdrückt.  —  Noch 
grösseren    Verstümmelungen    war   die  w.  svap  ausgesetzt,   weil 
liier  die  irischen  lautgesetze  nicht  nur  den  auslautenden  con- 
sonanten, sondern  auch  die  anlautenden  consonanten  in  ihrer 
existenz   bedrohten    {vgl.  Beitr.  Vlll  27).     Die   3.  plur.  fe-o-iur 
I        steht  zunächst  für  *ve-va-tar,   die  3.  sg.  fi-tt  für  "ve-va  :  genau 
I      dieselben  lautverhältnisse  zeigen  sich    in  ir.  b<-u,  be-o  =  slcr. 
ft      jt-va-s,  lat.  vi-vus  (aus  der   folge  e-w  wird  entweder  e-o  oder 
H     ►*;  vgl,  ad-teach  suppüco  für  -feoAw,  do-biur  do  für  -berv).  Das 

■  do  3.  sg.  perf.  charakteristische  i  ist  in  fiu  geschwunden,  wie 
H      in  ac-ta  vidit.    Die  formen  pl.  1.  femmir,  2.  fehair  zeigen  eine 

■  traurige  verslümmelung  des  Stammes.  Während  in  fe-o-tar 
H  die  Wurzelsilbe  wenigstens  noch  durch  einen  vocal  vertreten 
H  Wr,  ist  in  fe-mmtr,  fe-bair  auch  dieses  minimum  der  wurzel- 
H       tilbe  geschwunden:  fe-t^nir,  fe-bair  sind  noch  mehr  verstümmelt 

■  »li  fn»-ce-ch-tar,  weil  hier  wenigstens  der  anlautende  wurzei- 
I  c<>iiionaRt  nicht  schwinden  konnte.  Ob  das  mittlere  a  in  *veva- 
I  f»  •=  feotar  das  o  der  wm-zel  oder  der  thematische  vocal  ist, 
I  lössl  sitli  schwer  entscheiden.  Nach  analogie  von  oncAM-o-iot* 
I       "■  s.  w.  (g  18)  kömite  man  das  letztere  vermuthen. 

I  JO)  Wurzeln  mit  i  oder  m  sind  nur  wenige   im   perfeclum 

I        luctiftewiesen.    Für  mittleres  m  kommen  in  belracht  diewur- 

■  telii  atd  und  gns.     Die  perfectfonnen   der   ersleren  coad  veni, 


340  Ernst  Windisch, 

caid  oder  cuaid  (gew.  mit  do  zusammengesetzt)  u.  s.  w.  sind 
erst  von  Stokes  Beitr.  VII  10.  25  zum  perfectuin  gerechnet 
worden,  in  der  Grammatica  Celtica  ^  p.  454  flf.  sind  sie  zum 
t-praeteritum  gestellt.  Entscheidend  ist  hier  die  passivfonn 
do-cJiuas  itum  est,  insofern  inlautendes  oder  auslautendes  s  im 
irischen  immer  als  durch  assimilation  (aus  gs,  es  oder  ds,  ts) 
entstandenes  ss  anzusehen  ist.  Nicht  so  sicher  scheint  mir  die 
etymologie  zu  sein,  die  Stokes  vorschlägt.  Ich  möchte  nicht 
so  sehr  an  die  germanische  w.  skut  (vgl.  z.  b.  ags.  ge-sceöUm  sich 
eilig  wohin  begeben,  Beov.),  als  vielmehr  an  skr.  codaycUi  an- 
treiben, altn.  hvcUa  eilen  erinnern.  Hierbei  nehme  ich  an,  dass 
die  tenuis  der  Z  \  456  aus  dem  Cod.  Wb.  angeführten  form 
d(hcoi(h  auf  schlechter  Orthographie  beruht;  da  dieses  perfectum 
unzahlige  male  vorkommt  und  sonst  stets  mit  d  geschrieben 
wird,  so  ist  man  wohl  zu  solcher  annähme  berechtigt.  Anderen 
Ursprungs  scheinen  mir  die  stets  mit  de-  anlautenden  formen 
dediuüh,  dechuid,  dchdechuid  venit,  dchdechommar  venimus,  cfe- 
cluUar  venerunt  (Z  *.  456.  457)  zu  sein,  wie  ich  gegen  Stokes 
bemerke,  der  sie  Beitr.  VII  26  und  59  anm.  auf  ziemlich  ge- 
waltsame weise  mit  cuaid  zusammenbringt.  Nach  der  1.  pl. 
dechommar  zu  urtheilen,  kann  hier  der  dental  nicht  radical  sein. 

Auch  hier  enthalten  alle  formen  des  perfects  eine  und  die- 
selbe Wurzelgestalt,  wie  in  gr.  n^(f6vya,  lat.  fugi,  und  im  gegen- 
satz  zu  skr.  tutada,  tutudinia,  got.  gaut,  gidum.  Nur  in  den 
formen  mit  erhaltener  rcduplication  ist  auch  im  gotischen  die 
uniformirung  eingetreten  :  staistaut,  staistatifum.  Wie  im  grie- 
chischen und  im  lateinischen,  so  ist  es  auch  im  irischen  der 
gesteigerte  vocal,  der  sich  für  alle  formen  festgesetzt  hat,  und 
zwar  erscheint  die  Steigerung  entweder  in  der  älteren  form  6 
oder  in  der  jüngeren  form  ua  :  daher  neben  einander  coid  und 
cuaid,  cotar  imd  cuatar.  Die  letzteren  beiden  formen  sind  über 
cödtar,  cuadtar  aus  cddatar  entstanden.  Auffallend  ist  die 
vocalisation  der  1.  sg.  do-choad  sa  :  das  inlautende  a  ist  ent- 
weder der  reflex  des  thematischen  vocals,  oder  das  aussehen 
der  1.  sg.  perf.  von  wurzeln  mit  mittlerem  a  hat  zu  einer  miss- 
bräuchlichen  zufugung  des  a  geführt. 

Die  zweite  wur/el,  welche  hier  in  betracht  kommt,  ist  die 
Wurzel  gus.  Den  fonnen  sg.  3.  roi-gu,  pl.  2.  roi-gaid,  3.  rai- 
gaiar  sieht  man  an,  dass  sie  stark  verstümmelt  sein  müssen, 
ihre  ursprüngliche  bildung  lässt  sich  nur  vermuthungsweise  fest- 


Daa  reduplicirle  pertectiir 


irischen. 


241 


•Ilen.     Nach  analogie  von  cöid,  cuaid  sollten  wir  nach  verlust 

s  (wie  in  gr.  yslonai)  oin  -göi  erwarten,  zumal  von  w.  hhu 

thatsächlich    ein  böi  gebildet   wird,    allein   wir   finden  nur  -gu. 

Wenn  wir  jedoch  bedenken,   dass  von  w,  ms   (videre)   in  der 

A  Eg.  perl',  schliesslich  auch  nm-  -ca  übrig  blieb,  und  dass  von 

^"    lihxt  neben  der  erwarteten  form  Wi  auch  die  form  hu  vor- 

nnit,  so  werden  wir  auch  -gu  als  letzten  rest  eines  ursprüng- 

ehen  [ye-Jjra«so,  [ge-'\gaue  betrachten  dürfen.  Nehmen  wir  an, 

)fiss  -jfM  eigentlich  ein  langes  u  halte,  so  vergleichen  sich  mit 

^eeer  form  ir.  du  gloria,  nü  und  «itc  novus,  die  der  reihe  nach 

Bit  skr.  ^avas,  nava-s  und  navi/a-s  identisch  sind.  In  der 
pg.  finden  wir  roc-ga.  Diese  form  lässt  uns  verniuthen,  dass 
tach  die  1.  sg.  zu  gega  geworden  war.  Icli  erwähne  dies,  weil 
wir  von  der  wurzel  bhu  thatsächlich  die  1.  sg.  ba  vorfinden: 
(Hc  2,  sg.  roe-f/a  und  die  1.  sg,  ba  stützen  sich  gegenseitig. 
Dieses  a  der  1.  und  2.  sg.  im  gegensatze  zu  dem  «  der  3.  sg. 
kann  nur  als  spätere  Umgestaltung  eines  dumpferen  vocals 
[i,  u)  betrachtet  werden,  hervorgerufen  durch  die  analogie  der 
laHreicheren  formen  von  wurzeln  mit  mittlerem  n,  die  ja  stets 
in  1.  und  2.  sg.  perf.  dieses  a  rein  erhalten  haben.  Die  in 
Tvi-faid  und  roUgatar  vorliegenden  Verstümmelungen  sind  schwer 
in  regelrechter  entwickelung  zu  erklären,  auch  könnte  man  an 
uiid  für  sich  durchaus  nicht  mit  Sicherheit  sagen,  ob  diesen 
formen  die  Stammform  gcgausa  (got.  kaws)  oder  die  Stammform 
Jejusa  (got.  kasum)  zu  grmide  li^t.  Ich  versuche  die  ent- 
ifickelung  des  in  roi-gaUl  enthaltenen  gegaid  durch  folgende 
fonnen  zu  veranschaulichen:  ir.  grundform  gegam-a-te  (vgl.  der 
fem  nach  jrsysr/ort,  der  lautverhällnissc  wegen  lat.  aurora 
Ör  aisosa,  Auseiius),  *gegav-a-te  (vgl.  äol.  ai'u;),  *gegav-ai-d 
{"tf.  lak.  (ijSc'i  und  ki-et.  d(lilmg  bei  Hesychius);  aus  ''gegavaid 
istDun  entweder  *ge-ga-aid  geworden  (vgl.  hom.  ^tüc,  ^ihoi;). 
Und  daraus  ge-g-aid,  oder  —  und  dies  scheint  mir  noch  mehr 
^  spectell  irischen  lautverhällnissen  zu  entsprechen  —  als 
fcWe  tnitteirorm  ist  *ge-gv-aid  anzusetzen,  mit  der  in  den 
l^luraiforoien  Ircliebten  unlerdrückung  des  wurzelvocals,  wie  in 
^«aiar.  Für  das  in  roi-gatar  aufgehobene  *(iegatar  würde 
tlienso  folgende  reibe  von  formen  anzusetzen  sein :  *gcgaus-a-tar, 
IfSOHolar,  *gegavatar,  *gegvatar,  gegatar. 

21)  Achnliche  Schicksale  hat  das  perfectum  der  wurzel  bhu 
"•it  Utsprüiiglich  auslautendem  «  gehabt.    Elino  Verschiedenheit 


243  Ernst  Windisch, 

besteht  zunächst  djirin,  dass  sich  für  dieses  perfoct  kchie  spur 
der    reduphcationssilbe   nachweisen   lässt,    dieselbe    muss   hier 
besonders  früh  abgefallen  sein.    Sehen  wir  von  dieser  ab,  so 
liegt  allen  formen  des  perfects  die  stamuigestalt  bhatHt  zu  giimde. 
Am  besten  ist  dieselbe  in  der  3.  sg.  Mi  erhalten;  IxH  verhält 
sich  zu  seiner  grundfonn  -Uiava  wie  sich  $i6i(n)  neun  zu  seiner 
grundform  navan  verhält  (mittelformen  sind  *bov€  imd  *navm). 
In  der  offenen  silbe  konnte  aber  auch  der  letzte  rest  des  themati- 
schen vocals  verklingen,  wie  in  cic-ca  (neben  oo-cat  vidit)  und 
in  roigu  :  so  sind  meiner  ansieht  nach  die  formen  bu,  ho  auf- 
zufassen, in  denen  auch  die  im  auslaut  erfolgte  Verkürzung  zu 
beachten  ist.    Andrerseits    ist    ausserdem    noch   die   form   bdi 
nachgewiesen.    Diese  kann  durchaus  nicht  als  organische  ent- 
wickelung  von  -bhava  erklärt  werden,  sondern  hier  müssen  wir 
die  macht  der  analogie  anerkennen:    in  bdi  ist  das  d  einfach 
an   stelle   von   6   getreten,    indem   einerseits   die  analogie   der 
pluralformen  ro  bdmniar,  ro  bald,  ro  bdtur,  andrerseits  die  ana- 
logie der  zahlreichen    perfecta    von   wurzeln  mit   mittlerem  a 
wirkte.    Dieselbe  macht  der  analogie  haben  wir  auch  in  der 
1.  sg.  bd  anzuerkennen;   wir   sollten  bö  erwarten,    aber  diese 
form  scheint  in  unseren  quellen  gar  nicht  mehr  vorzukommen. 
Die   veimuthung,    dass  bd  und   bdi  (der  länge  wegen)  auf  ur- 
spnlngliches  -bhäia  zurückgingen,  dürfen  wir  nicht  aufkommen 
lassen,   da  solche  Verschiedenheit  des  Stammes   {-bhäva  neben 
-bhuvd)  wohl  im  sanskrit,   nicht  aber  im  irischen  nachzuweisen 
ist.    Die  verkürzte   form  ba  in  der   1.  sg.  geht  der   3.  sg.  6m 
parallel.    In  ro-p-sa  endlich  ist  der  kurze  vocal  von  der  sich 
andrängenden  partikel  sa  vollends  ausgequetscht  worden;  diese- 
parlikel  war  zur  Charakter isirung  der  1.  sg.  viel  wichtiger,  al^ 
der  aus  arger  Verstümmelung  gerettete  vocal   der  Stammsilbe^ 
In  den   pluralformen   lallt  die    länge  des  a  in  bdmmar^  hdtar^ 
auf,  denn   in   roi-gafar  von  w.  gus  ist  das  a  an  keiner  stelle 
mit   einem    längezeichen    vorsehen.     Hier   ist   von    Wichtigkeit^ 
dass  roi-ijatar  ein  perfectum  mit  erhaltener  reduplication,  hdtar" 
dagegen   ein  perfectum  ist,   das  seine  reduplicationssilbe  schon, 
frühe  verloren  haben  muss.     Von  -hava-  ausgehend,  haben  wir" 
die  vorhistorischen   formen   bar-a-tar,   Ita-^i-tar  zu  construiren- 
Während  nun  in  gegav-a-Uir  mit  erhaltener  reduplicationssilbe 
der   wurzelvocal    ausgestossen    wurde   (wie   cechn-^i-far  lehrt)» 
nuisste  er  in  dem  reduplicationslosen  ba^a-iar  (wie  rcUh-a-taf 


Das  reduplid 


Tfectum  im  irisrhf 


w.  lohrl)  beibehalten  werden,  und  diis  doiipelle  «  lluss  in 
ein  langes  o  zusammen ').  Ebenso  ist  hdnmuir  Zu  erklären. 
Da  sich  diese  formen  gewöhnlich  an  die  partikel  ro  anlehnen, 
Bo  konnte  jedoch  andrerseits  der  wurzelvocul  auch  ausfallen 
(ich  erinnere  an  tor-chmtar  für  charatar  tralz  abgefallener 
fedupficatiou),  so  dass  dann  nur  das  kurze  a  des  Ihematischen 
TOCals  übrig  blieb :  so  ist  die  2.  pl.  *i-&-«i-d  zu  erklären,  in 
welcher  also  von  der  wui-zel  nur  noch  das  6  übrig  ist.  In  dcr- 
dben  weise  müssen  wir  die  3.  pl.  ro-h-tar  aufTassen,  nur  dass 
i  dieser  form  zwischen  der  schweren  endung  tar  und  dem 
äifachen  consonanten  h  auch  noch  das  thematische  a  untei-- 
Sröcltl  worden  ist.  Nicht  anders  \vird  es  sich  mit  der  kunten 
wbenform  nir-botnmar  in  der  1.  pl.  verhalten.  Das  o  derselben 
jut  mit  dem  wurzelhaflen  «  nichts  zu  schaffen,  sondern  ist  als 
(mTacbe  tröbung  des  kurzen  «  aufzufassen.  Diese  trübung  aber 
*!rd  einer  nachwirkung  des  unterdrückten  o  der  partikel  ro 
nzuschreiben  sein,  denn  ich  kenne  diese  form  nur  in  der  ver- 
Uodong  nir-bommar,  d,  i.  ni-ro-hammar  non  fuimus.  —  Somit 
*äpe  es  uns  vielleicht  gelungen,  die  bei  Z  '.  499.  .500  immer 
durch  a)  und  b)  geschiedenen  langen  und  kurzen  formen  dieses 
pHfects  als  doch  ursprünglich  auf  gleicher  bildung  beruhend 
nachzuweisen,  und  zu  zeigen,  wie  die  Verschiedenheit  entstanden 
kl:  in  den  singularformen  muss  man  von  hö  und  h<'A  ausgehen, 
llie  anderen  formen  sind  nur  weitere  niodificationen  und 
«tiwfichungen  des  hier  in  den  auslaut  gerathenen  stammvocals; 
Id  den  pluralformen  mussten  wir  den  Ursprung  der  verschieden- 
bdt  in  der  verschiedenen  behandlung  der  vorliistorischen  for- 
Wn  ha-nr-tur  etc.  suchen,  indem  hier  entweder  eine  contraction 
fittreten,  oder  aber  bei  vorausgehendem  ro  (das  gleichsam  die 
'fflMene  reduplicationssilbe  vertritt)  der  wurzelvocal  ausge- 
*»Mu  werden  konnte. 

In  der  folgenden  synoptischen  tabelle  sind  die  in  parenthese 
(Bttzten  formen  von  mir  nur  erschlossen: 


')  Zar  luiteratütinuig  meiner  ousicht  führe  ich  an  cymr.  äiwedd  ende, 
"■  JhJ,  üad  lüiis  Z  *.  57.  Das  irische  wort,  das  alao  ein  v  xwiEChen  e 
Ol  und  a  rerloreo  hat,  ist  Hy.  V  ää  noch  zweisilbig  gebraucht,  aber  in 
*n  uljectiv  did-avaeh  linulis  bat  contraction  staltgerundeii.  Heber  die 
"Jwlogie  dieser  Wörter  vgl.  Curl.  Stud.  VI  259. 


244  Ernst  Windisch, 

W.  hhu  W.  gus 

Sg.  1.  [M]  bdy  ha  [gegö,  gegd,  gega] 

2.  [W,  bd,  bd]  [gegö,  gegd]  roe-ga 

3.  iSi,  hat,  bu  [ß^g^üy  g^äi]  roirgu 
PI.   1.  bdmmar 

nir-bommar  [gegammar'] 

2.  ro  bald      ,v  rai-^aid 

3.  bdtar 

ro-p-tar  roi-gcUar. 

22)  Am  schwersten  von  allen  perfeclbildungen  ist  ab« 
ctialu  audivi  zu  erklären,  das  man  doch  gern  zu  skr.  w,  jr» 
hören  stellen  und  als  irischen  reflex  von  skr.  gugrava  betrachten 
möchte.  Für  gesichert  kann  ich  diese  auffassung  nicht  an- 
sehen, denn  sie  stützt  sich  nur  auf  die  annähme  ganz  abnormer 
Umgestaltungen  der  grundform.  Von  w,  gru  sollten  wir  nadi 
analogie  der  von  w.  bhu  und  w.  gus  gebildeten  perfecta  formal 
wie  *cechla,  "^cechlu,  ^cechlatar,  oder  ohne  reduplication  *d4 
*clöi,  '^dti  erwarten,  und  wir  werden  darin  umsomehr  bestärkt, 
als  sich  ganz  den  erwarteten  formen  entsprechend  im  irischen 
ein  deponentiales  mit  reduplication  gebildetes  futurum  cechlardff 
und  im  cymrischen  die  vereinzelte  perfectform  kicleu  audivil 
(Z  \  604)  fmdet.  Stokes  führt  Beitr.  VII  9  ir.  cuala  über 
^cecliöla  auf  *cechl6a  zurück.  Bei  dieser  erklärung  ist  schon 
die  annähme  einer  sehr  ungewöhnlichen  metathesis  ein  ausse^ 
ordentliches  hilfsmittel ;  ganz  unzulässig  aber  ist,  das  auslautende 
a  als  den  thematischen  vocal  zu  betrachten,  der  in  diesön 
einzigen  beispiele  bis  auf  den  heutigen  tag  erhalten  wäre  (vgl. 
§  9).  Nach  analogie  aller  irischen  perfectformen  müssen  wir 
das  auslautende  a  der  singularformen  als  den  letzten  rest  des 
wurzelvocals  betrachten.  Von  dieser  seite  empfiehlt  sich  daher 
Ebel's  erklärung,  der  Z  2.  448  cuala  aus  *cochla  erklärt,  allein 
andrerseits  setzt  dieselbe  eine  ganz  abnorme  behandlung  dtf 
reduplicationssilbe  und  des  auslautenden  wurzelvocals  voraus. 
Ich  kenne  im  irischen  ausser  gus  keine  einzige  wurzel  mit  fh 
von  welcher  ein  perfectum  mit  erhaltener  reduplication  vorliegt? 
die  aus  roi-gu  erschliessbare  reduplicationssilbe  ge-  ist  aber  gan* 
nach  analogie  der  an  wurzeln  mit  a  auftretenden  reduplications- 
weise  gebildet.  Nun  wäre  es  aber  denkbar,  dass  sich  in  deiO 
perfectum  der  wurzel  du  (*cuclava)  die  ursprüngliche  redupli" 
cationssilbe  cu  länger  in  ihrer  integrität  bewahrt  hätte.  Dürftet 


r 


Das  reduplidrte  perfectum  im  irischen.  S45 

nun  annehmen,  dass  dieses  vereinzelle  beispiel  eintT  ob- 
l&icLeii  roduplicationswoise  auch  die  ganne  form  isolirt  und  im 
ivact^efühlc  aus  der  analt^ic  der  übrigen  iK.'rfecta  heraus- 
gedrängt hätte,  so  liesse  es  sicli  vielleicht  denken,  dass  awl-  ku 
uigestattct  wurde,  wie  *nebl  zu  nel  (wölke)  und  *dacr  zu 
Ür  (Ihräne).  Allein  wir  müssten  nun  weiter  annehmen,  dass 
6  m  ua  geworden  wäi-e,  um  cvala  zu  eiklaren.  Es  kann  aber 
nur  tiacl^ewiesen  werden,  dass  das  aus  au  entstandene  6  zu 
I  mrd,  wie  das  aus  ai  entstandene  e  zu  ta;  das  aus  ersatz- 
delinung  entstandene  f'  wird  nie  zu  ia.  Aus  diesem  gründe 
3  icli  micli  begnügen  auf  die  Schwierigkeiten  aufmerksam 
gemacbt  zu  machen,  welche  uns  bei  der  erklärung  von  ü-.  ct(ata 
Wtg^n  treten,  ohne  sie  nndgiltig  beseitigen  zu  können.  — 
S.  S.  Stokes  macht  mich  auf  die  glosse  cechla  i.  do-cimla  O'Dav. 
6L  (Threo  Ir.  Gl.  p.  63)  aufmerksam.  Dies  ist  die  form,  die 
f  ton  w.  fTM  im  irischen  erwarten.  Sind  wir  trotzdem  be- 
t«:htigt,  aueli  cuala  auf  diese  wurzel  zurückzuführen? 

23)  Von  wurzeln  mit  i  sind  uns  rir  und  lü  bereits  bekannt 
!  die  perfecta  der  wurzeln  ri  und  ti,  vgl.  §  10.  Ich  habe 
!r  nur  noch  darauf  hinzuweisen,  dass  im  gegensatze  zu  den 
pafeclen  von  wurzeln  mit  m  in  keinem  dieser  beiden  perfecta 
I  spur  von  Steigerung  des  wurzelvocals  zu  erkennen  ist. 
Wir  werden  daher  riria  und  Ulia  als  stanmiformen  ansetzen 


Einer  wurzel  mit  mittlerem  i  scheint  dekis  doploravit 
•EOgehören.  Wir  besprachen  diese  form  bereits  a.  205  no.  14, 
^  leigl  die  flexion  des  s-praeteritum,  und  lässt  daher  nicht 
iDehr  sicher  erkennen,  wie  der  wurzelvocal  ursprünglich  be- 
handelt war.  —  Ausserdem  möchte  Stokes  Beitr.  VII  10  die 
form  vföidiam*  misiinus  als  perfectforni  von  einer  wurzel  mit 
nuttlerem  i  betrachten.  Die  endung  wäre  abnorm.  Wenn  man 
bedenkt,  wie  ähnlich  sich  i  und  s  bisweilen  in  alten  hand- 
tchrilten  sehen,  so  liegt  es  nahe  *f6idium*  als  lese-  oder  schreib- 
'Wilttfür  foidsam  anzusehen;  du  foid,  foedes  misit  steht  auch 
2'.  463  unter  dem  s-praeteritum.  Praes.  dö-fuidid  deducite 
Wb.  14  a. 

Gap.  VI.     Die  perfecta  mit  mittlerem  e. 
ü)  Es  sind  uns  jetzt  noch  die  reduplicationslosen  perfecta 
flirig,  welche  sich  durch  langes  e  in  der  Stammsilbe  auszeichnen. 


246  ^nst  Windisch, 

Diesem  typus  gehören  an:  ar^o-cker  redemi,  ad^S»  cog 
ro  genar  natus  sum,  do-menar  putavi  ^).  Das  sanskrit, 
lateinische  und  das  gotische  besitzen  ähnlich  aussehende  pei 
formen,  z.  b.  skr.  sedima,  got.  setum,  lat.  sedi.  Es  fragt 
ob  sie  wirklich  alle  zu  einem  typus  gehören  und  wie  sie 
zufassen  sind. 

Wie  sehr  das  e  im  irischen  den  perfectformen  charakteris 
ist,  zeigt  sich  besonders  an  den  zu  genar  und  minar  gehöa 
praesensformen  3.  sg.  gainedar  nascitur  (Sg.  139  b),  1.  pl. 
nemmar,  und  moiniur  puto,  mit  anderer  behandlung  des  wv 
haften  a.  Zu  nioiniur,  menar  stimmt  besonders  schön 
manye,  mefie  von  gleicher  wurzel  und  mit  gleicher  bedeul 
aus  dem  lateinischen  darf  man  an  facio,  feci  erinnern,  aus 
gotischen  an  bidja,  bedum.  Zu  ir.  cir  lautet  das  praesens  ere 
in  demselben  verhältniss  stehen  zu  einander  goL  frefum  (Li 
9),  fraihna.  Zu  ad-gen  endlich  ist  mir  die  form  des  prae 
Stammes  noch  nicht  klar. 

Mit  dem  latein  stimmt  das  irische  hier  insofern  übe 
als  es  diese  gestalt  des  perfecstammes  gleichfalls  durch 
formen  hindurch  behält,  während  sie  im  sanskrit  und  gotis 
von  den  activen  singularformen  ausgeschlossen  ist  (die  S 
des  skr.  ausgenommen). 

Wir  theilen  nun  mit,  welchen  aufschluss  die  irischen 
gesetze  für  die  auffassung  dieser  formen  geben. 

25)  Die  irischen  perfecta  gen,  genar,  menar,  cer  we 
genau  so  flectirt,  wie  die  übrigen  perfecta;  auch  bei  i 
lautete  der  stamm  auf  thematisches  a  aus:  sg.  1.  gen,  3.g 
pl.  3.  genatar  wie  sg.  1.  cecluxn,  3.  cecJuiin^  pl.  3.  cechn 
Unter  den  erwähnten  formen  frdlt  die  3.  sg.  activer  üi 
durch  ihre  vocalisalion  auf.  Das  eui,  iui  von  adgeuin, 
rochiuir  ist  durch  das  der  3.  sg.  eigenthümliche  eindringer 
verdünnten  thematischen  vocals  in  die  Wurzelsilbe  entsta 
(vgl.  §  9).  Aber  nur  dasjenige  lange  e  wird  auf  diese  \ 
durch  eindringendes  i  umgestaltet,  welches  in  der  späl 
spräche  eu  (ea)  geschrieben  wird.  Dies  ist  für  unsere  pei 
formen  von  entscheidender  wiclitigkeit,  denn  in  allen  etyn 
gisch  klaren  beispielen  ist  das  später  eu  oder  ea  geschrieb< 


')  Sollte   etwa  auch    taisfeoin    demonstravit  L.  U.  101  a,  23   hi 
gehören? 


p 


Das  reduplicirU  pwfeelui 


247 


ich  ersalzdehnung  aus  e  oder  a  entslanden.   Aus  einer  langen 
ihe  von  bcbpielen  liebe  ich  hervor; 

allir,  Sit  via  (neuir.  settd),  gen.  sSuU,  vgl.  cy mr.  hmt,  got.  ^tha; 

iXWt.cenel  genus  (neuir. citieuJ),  ^ea.cen^aU,  vgl.allcymr.cene^J; 

altir.  in  avis  (neuir.  am),  gen.  Ä«*»,  vgl,  altcymr.  etin^,  w.  poi. 

Daraus  scheint  mir  über  lier vorzugehen,  dass  die  altirischen 

srfecta  c6r,  gin,  »mäi  aus  recr-,  jf^»-,  »ierrtW-  entstanden  sind. 

)a  Dun  aber  weiter   das  nächst  verwandte  cymriscbe  alle  die 

(er   in    betracht    kommenden  iiomina  wie  hmt,  citietl,  äacr, 

mt  in  ihrer  vollen   form   besitzt,    so  folgt   hieraus,  dass  die 

le  verstünuiielung  zu   set,  cenel,  der,  cit   und   mithin   auch 

in   den   pei-l'ectformen   cer,  gin,  ginar,   minar   vorliegende 

auf  spcciell  irischem   boden    eingetreten  ist.     In    diesem 

REuttate  ist  zugleich  ausgesprochen,   dass  die  Übereinstimmung 

'von  ir.  mi-nar  mit  skr.  mene,  got.  setum,  lat.  s6di  bis  zu  einem 

gewissen  grade  zuMlig  sein  muss.    Zu  einem  ähnlichen  resultate 

;eu  ^vir  in  bezug  auf  das   verhältniss  von  goL   setum  zu 

hL  sidi,  skr.  setiathus.    Denn    da   dem    got.    setum  das  alln. 

Kiim  und  das  ahd.  säzum4s  zur  seite  steht,  so  kann  das  gotische 

Onmöglich   bis  in   die   indogermanische   vorzeit   zurückgelicn. 

lie  Übereinstimmung  von  sanskrit,  lateinisch  und  gotisch  redu- 

«irt  sich  somit  darauf,  dass  an  stelle  der  rcduplication  und  der 

iwcelsilbe  eine  einzige  silbe  mit  langem  vocal  erscheint. 

Sehen  wir  aber  näher  y.u,  so  crgiebt  sich  auch  für  das 
an^it  und  das  gotische,  dass  die  länge  des  vocals  in  der 
imrasilbe  mit  dem  Schwunde  eines  consonanten  zusammcn- 
•n  wird.  An  und  für  sich  könnte  man  auf  skr.  vcäa,  gr. 
got,  vait,  lat.  vidi  gestützt  eine  indogermanische  perfecl- 
long  ohne  reduplication  ansetzen.  Mir  scheint  es  jedoch 
iprechtfertigter,  in  diesem  vereimeltcn  beispielc  einen  frühen 
ill  der  reduplication  anzunehmen  (dieser  könnte  sehr  wohl 
*ireh  die  gleichbedeutenden  formen  des  praesens  vednii  ver- 
inlasl  worden  sein).  Dazu  kommt,  dass  wir  uns  der  einheit 
iet  übrigen  alten  tempusbildungen  gegenüber  sciiwer  dazu  ver- 
MeheD  könnten,  in  skr.  sasdda  sedaihus,  got.  sat,  setum  principiell 
"wchiedene  bildungsweisen  anzusetzen.  Nun  könnte  man  ver- 
"Mlien,  skr.  sedaihus  und  got,  setum  durch  die  annähme  eines 
nbtiills  der  ursprünglicli  vorhandenen  reduplicationssilhe  zu  er- 
Üircn.  Allein  dagegen  ist  schon  von  Bopp  mit  recht  bemerkt 
vwden,  dass  wir  dann  namentlich  im  germanischen  gegen  alle 


pr« 

im 


S48  Emst  Windisch, 

analogie  pluralformen  erhalten,  welche  eme  vollere  Stammform 
haben,  als  die  zugehörigen  singularformen,  während  doch  sonst 
nur  das  umgekehrte  verhältniss  zu  beobachten  ist.  Nur  wenn 
wir  für  got.  setum,  altn.  sdtum  von  einer  vorform  *sa8hun  aus- 
gehen, besteht  zwischen  sat,  setum  dasselbe  verhältniss  wie 
zwischen  staig  stigum,  hol  hulum.  Was  aber  das  sanskrit  an- 
langt, so  ist  e  in  der  a-reihe  ein  sehr  seltner  gaßt.  Es  giebt 
aber  wenigstens  einige  sichei-e  beispiele,  in  denen  dieses  e  offen- 
bar durch  ersatzdehnung  aus  a  entstanden  ist:  edhi,  die  2.  $g. 
imper.  der  wurzel  as,  ist  sicher  aus  os-rfAi  entstanden,  ebenso 
delii  und  dhehi  aus  *daddhi  und  "^dhaddhi  (Bopp,  Skr.  Gr.  §  333), 
und  skr.  nedxyas  ist  sicher  mit  altbaktr.  naedyo  identisch,  mag 
die  etymologie  dieser  Wörter  sein,  welche  sie  wolle.  Somit  ist 
es  auch  für  das  sanskrit  sehr  wahrscheinlich,  dass  sedathus  von  ^ 
einem  vorhistorischen  '^sasdathtis  aus  erklärt  werden  muss. 

Nur  für  das  lateinische  lassen  sich  zunächst,  soviel  ickmr^ 
sehe,  weder  aus  lateinischen  lautgesetzen,  noch  aus  den  all — j 
gemeinen  tendenzen  der  spräche  zwingende  gründe  dafür  gelten 
machen,  dass  sedi  sedimus  in  derselben  weise  entstanden 
müsste.  Zu  beachten  ist,  dass  crßdo  dem  skr.  Qrcidrdadkäm^m 
gegenüber  sein  langes  e  einer  ersatzdehnung  verdankt. 

Im  allgemeinen  drangen  uns  sanskrit,  gotisch  und  iriser 
zu  der  annähme,  dass  sich  bereits  vor  der  Sprachtrennung  di 
neigung  geltend  gemacht  habe,  in  den  pluralformen 
wui7,eln  den  wurzelvocal  a  flüchtiger  zu  articuliren,  wo  nicÄ^s 
gar  ihn  zu  unterdrücken.  Diese  neigung  ging  in  die  ein 
sprachen  über  und  führte  hier  zu  einer  vollständigen  unte: 
drückung  des  wurzclvocals  in  den  beireffenden  fallen.  Dadurch— : 
entstanden  consonantenverbindungen,  die  sonst  nicht  in  d*  J 
spräche  vorhanden  waren  (tatpa,  papda,  sasda  u.  a. 
Aus  diesem  gründe  konnten  dieselben  auch  nicht  einzeln  n 
analogie  gewöhnlicher  laulgesetze  mundgerechter  gemacht  wi 
den;  es  trat  vielmehr  eine  schematische  Umgestaltung  ein, 
freilich  nach  irgend  einem  nmstcr  vor  sich  gegangen  sein  muss 
Diese  muster  in  jeder  spräche  aufzufinden,  wird  sehr  schw^  ^^r, 
wenn   nicht  unmöglich  sein.     Hier   ist    aber   das    irische  ip^o» 


*)  Etwas  ähnliches  ist  die  schemalische  Umgestaltung  der  im  golisdr^«*! 
noch  erhaltenen  reduplicirenden  perfecta  in  den  übrigen  germaniscF'^^'' 
sprachen,  z.  b.  ahd.  hiält,  Hat,  liaf  (älter  liuf,  liof)  u.  s.  w. 


Das  redupUdrIe  perfectum  im  irischen, 

grösstem  werihe,  indem  wir  hier  gefunden  haben,  dass  dio 
in  rede  stehenden  perfectformen  ihre  umgeslaltung  im  zusamnien- 
bang  mit  anderen,  den  laiitverhältnissen  nach  ähnlich  heschaf- 
f»ien  Wörtern  erlitten  haben.  Wir  sehen  aber  im  irisclien  des- 
halb so  klar,  weil  sich  in  dieser  spräche  Iteine  besondere  Vor- 
liebe fijr  diese  formen  entwickelt  hat,  und  weil  zu  den  nach 
den  auch  sonst  herrschenden  lautgesetzen  gebildeten  formen 
keine  analogiebildungcn  dazu  gekommen  sind.  Es  giebt  aber 
Busserdem  im  irischen  fulurformen  mit  langem  c,  «Üe  gleich- 
feUs  als  durch  reduplication  entstandene  bildnngen  anzusehen 
Im  futurum  ist  dieser  typus  sehr  beliebt  gewesen,  daher 
1*8  hier  der  anaJogiebildungen  wegen  unmöglich  wäre  fijr  jede 
%irm  die  regelniässigkeit  ihrer  Umgestaltung  nachzuweisen. 

Aus  dem  sanskrit  wird  man  schliessen  dürfen,  dass  diese 
Verschmelzung  von  reduplication  und  Wurzelsilbe  urspriinglich 
nur  dann  eintrat,  wenn  die  würze!  mit  einem  einfachen  con- 
sonanten  anlautete  und  auslautete.  Denn  in  solchen  wurzehi 
konnte  der  wurzelvocal  am  leichtesten  unterdrückt  werden. 
Aucti  die  anderen  bedingungen,  von  denen  in  der  sanskrit- 
^ammatik  das  eintreten  der  formen  mit  e  abhängig  gemacht 
wird,  begreifen  sich  nur  bei  der  annähme,  dass  diese  formen 
dorch  Verschmelzung  von  reduplicationssilbe  und  Wurzelsilbe 
entstanden  sind.  Gegen  diese  verechmelzung  sträubte  sich  natur- 
Semäss  das  Sprachgefühl,  wenn  in  der  redupiicalionssilbe  nicht 
S^au  derselbe  consonant  stand,  mit  dem  die  würzet  anlautet: 
unterblieb  sie  bei  den  wurzeln,  die  mit  gutturalen,  und  bei 
Oenen.  die  mit  aspiraten  anlauten,  da  erstcre  durch  die  ent- 
:henden  palalale,  letztere  durch  die  entsprechenden  un- 
ipirirten  consonanten  ersetzt  werden^).  Wenn  einzelne  aus- 
len  vorkommen  (M.  Müller,  Skr.  Gr.  §  328,  2.  note),  so 
nässen  wir  auch  hierin  die  unberechenbare  macht  der  analogie 
■nerkennen. 

Diese  macht  der  analogie  hat  aber  im  gotischen  noch  weit 


■)  Wenn  perfecta  wie  jayäda  wegen  des  palatslB  in  der  reduplJcalions- 
^UIk  nimnals  lusammengezogene  formen  haben,  so  gebt  daraus  hervor, 
™*«  dieser  typus  erst  nach  der  entwiclteluiig  der  palalalen  entstanden  ist. 
"*  Wüi  die  patatale  erst  nach  der  loslösung  der  europäischen  spmchen 
•o»  Jen  naiatiachen  entstanden  sind,  so  dürfte  hier  ein  neuer  beweis  dafür 
TQrtiagtn^  dass  auch  die  zusammeniiehung  erst  nach  der  sprachenlrennung 
•ioiSiWen  ist. 

'«iHhnn  tat  nm.  apmci.r.  n.  f.  hj.  i.  17 


250  freist  Windisch, 

stärker  gewirkt,  indem  hier  zwar  an  der  einen  bedingung  fest 
gehalten  worden  ist,  dass  im  auslaut  ein  einfacher  consonant 
stehen  muss,  aber  doppelconsonanz  im  anlaut  der  wurzel  diese 
biidung  nicht  mehr  ausschliesst.  Wir  dürfen  aber  nicht  z.  b. 
für  brekum  ein  einst  wirklich  vorhandenes  *brabrkum  construiren, 
sondern  müssen  brekum  als  eine  unmittelbare  analogiebildung 
auffassen,  welche  das  Sprachgefühl  nach  dem  muster  von  nemmm, 
setum  u.  s.  w.  erfand.  Aehnliches  würde  von  lat.  frigi  gelten, 
wenn  man  dies,  wie  ich  geneigt  bin,  hierher  stellen  will, 

Cap.  Vn.    Die  verschiedenen  perfecttypen  im  indogermanischen. 

26)  Es  wird  nicht  überflüssig  sein  die  verschiedenen  periept- 
formen,  die  von  wurzehi  mit  mittlerem  a  vorhanden  sind,  nach 
der  behandlung  ihres  wurzelvocals  zu  gruppiren.  In  dieser 
beziehung  sind  drei  typen  nachweisbar,  von  denen  auch  d«r 
dritte  wenigstens  im  ansatze  in  der  grundsprache  vorgebildet  wv: 

I.  Der  wurzelvocal  ist  gedehnt: 

a)  skr.  sasdda;  ir.  gdd,  lat  scdbi  (ä), 

b)  gr.  ninfiya,  [lat.  egi?']^  vereinzelt  ir.  midar  (6), 

c)  got.  faiflok,  for,  lat.  ßdi  (ö);' 
II.  Der  wurzelvocal  ist  kurz: 

1)  a)  skr.  sasada,  got.  sat;  ir.  cechan,  got.  hol  (a); 

b)  lat.  cecidi  (e,  i); 

c)  gr.  TivQO(pa,  lat. ^tiZi,  vereinzelt  ir. gegan,  got.  Att/um(o,u)  m 

2)  a)  skr.  dadarga,  got.  faifalth,  band,  ir.  condarc  (a); 

b)  lat.  pependi  (e) ; 

c)  gr.  äiäoQxa,  got.  bundum,  lat.  totondi  (o,  u); 

3)  ir.  cechnatar  (spätere  Unterdrückung  des  vocals). 
III.  Der  wurzelvocal  ist  ausgestossen: 

skr.  sedathus,  got.  settim;  ir.  gen,  [lat.  sedi?^. 

Die  verschiedenen  trübungen  des  a  sind  selbstverständli 
erst  später  in  den  einzelnen  sprachen  eingetreten.    Beachte: 
wcrlh  ist  aber  die  offenbare  Vorliebe  für  breite  und  dunkle 
vocale  im  perfcctum,   die   nur  im   lateinischen  nicht  so 
vorhanden  Ist.    Auch   die   irische    Unterdrückung   des   wurz^^^ 
vocals  in  cechnatar  muss  sich  erst  in  einer  späteren  periode  vo^ 
zogen  haben ;  sie  kann  unmöglich  so  alt  sein,  als  jene  ursprac^ 
liehe  Unterdrückung  desselben,  welche  den  typus  gen  veranlasst  h 

Typus  I  II  III  kommt  nur  im  sanskrit  an  einer  und 
selben  wurzel  vor:  sg.  1.  sasada^  3.  sasdlda^  pl.  2.  sedaikus,  • 


Das  reduplioirte  perfectom  im  irischen.  251 

Alle  anderen  sprachen  haben  hier,  wie  auf  anderen  gebieten, 
nach  unifonnirung  gestrebt:  am  wenigsten  noch  das  gotische, 
denn  in  sai,  sehim  ist  unverkennbar  typus  II  und  III  enthalten ; 
am  meisten,  und  zwar  für  alle  zeiten,  das  griechische  und 
lateinische  (nin^ya  nen^yafAer,  titQo^c^  TSTQO^afksv).  Denn 
im  laufe  der  zeit  hat  sich  im  gotischen  und  irischen  wieder 
die  neigung  entwickelt,  wo  es  anging,  singular  und  plural  zu 
unterscheiden:  got.  hol  huttim,  fanth  funthttm,  ir. cechan  cechnatar. 
In  got  hol  hvlum  ist  die  verschiedene  farbung  des  vocals,  in 
ir.  cechnatar  dasßplbe  mittel  zum  zweiten  male  verwendet  wer- 
den, welches  einst  in  früher  vorzeit  zu  der  ausbildung  von 
typus  UI  geführt  hat. 

Typus  I  ist  zur  ausschliesslichen  herrschaft  gelangt  in  gr. 
^infffa,  lat.  sedhi,  fodi,  got.  faiflok,  for,  ir.  gdd,  midar. 

Typus  II  ist  zur  ausschliesslichen  herrschaft  gelangt  in  gr. 
^Hgo^a,  lat.  cectdi,  tüli,  got  hol  hulum,  ir.  cechan  cechncUar, 
sowie  bei  allen  wurzeln  (auch  im  sanskrit),  die  auf  doppel- 
consonanz  auslauten. 

Typus  in  ist  zur  ausschliesslichen  herrschaft  gelangt  in  skr. 
•wen«,  tepe  u.  s.  w.  und  in  ir.  cer,  gen,  genar^  menar.  Dazu  würden  nach 
Daeiner  meinung  die  lateinischen  perfecta  c^,  feci,  frSgi  etc. 
kommen,  obwohl  man  sie  an  und  für  sich  auch  als  repräsen- 
tanten  von  typus  I  auffassen  könnte.    Vielleicht  sind  hier  ver- 
schiedene typen  zusammengeflossen.   Zu  beachten  ist,  dass  sich 
un  heutigen  ich  gab,  wir  gäben  auch  auf  germanischem  gebiete 
der  typus  HI  in  allen  formen  festgesetzt  hat. 

Als  anmerkung  sei  hier  noch  hinzugefügt,  dass  es  mir  nicht 

ticbtig  zu  sein  scheint,  wenn  man  die  in  lat.  ßci  und  ose.  fefacust 

(mit  kurzem  a)   vorliegenden  Stammformen  ohne  weiteres  mit 

Mäander   identificirt.    Dieselben   gehören    vielmehr    zwei    ver- 

»hiedenen  typen  an,  und  zwar  entweder  typus  I  und  II  oder 

typus  in  und  n.    Diese  abweichung  der  italischen  dialekte  von 

Unländer  ist  sehr  bedeutsam :  entweder  gab  es  im  vorhistorischen 

äaliach  nur  den  typus  fefac-,  und  dann  müsste  lat  fSci  nach 

wuilogie  anderer  bildungen   an  stelle  desselben  getreten  sein, 

^enn  es  nicht  geradezu  daraus  nach  ausstossung  des  wurzel- 

'öcals   entstanden    ist.     Oder    die   beiden    formen    sind    ver- 

*^en  und  beide  gehen  in  die  italische  einheit  zurück:  dann 

.^de  uns  hier  eine  spur  davon   vorliegen,   dass   auch   dem 

^^liseheaa  die  Verschiedenheit  des  perfectstanunes  an  einer  imd 

17* 


252  Ernst  Windisch, 

derselben  wurzel  nicht  fremd  war.  Da  nun  bildungen  wie 
^fefojca  (in  fefacust)  und  ^fefuca  (in  feci  wenn  aus  fefid  ent- 
standen) nur  im  sanskrit  mit  einander  wechseln,  so  würde  es 
gerathener  scheinen,  das  verhältniss  von  ose.  fefacust  und  lat 
fici  mit  dem  von  got.  sat  setum  zu  vergleichen. 

Auf  die  alte  Verschiedenheit  der  stammesgestallung  im 
perfectum  weist  auch  das  altlat.  tutüdi  neben  dem  gewöhn- 
lichen tutudi  hin.  Es  kann  nicht  genügend  durch  die  lateini- 
schen lautverhältnisse  gerechtfertigt  werden,  dass  letztere  form 
erst  eine  spätere  kürzung  der  ersleren  wäre.  Vielmehr  wird 
sich  tutüdi  zu  tutudi  verhalten^  wie  sich  got.  gaut  zu  seinem 
plural  gutum  verhält.  Eine  parallele  aus  nominalem  gebiete 
wird  diese  auffassung  weiter  stützen.  Das  suffix  tor,  welches 
nomina  actoris  bildet,  hat  im  sanskrit  an  jedem  damit  gebil- 
deten Worte  in  den  starken  casus  die  form  tdr,  so  dass  sich 
'tar  und  -tär  zu  einer  declination  ergänzen  {-tar  hat  in  den 
meisten  casus  seinen  vocal  verloren):  nom.  pl.  daidrHJts,  loc.  s, 
ddtar-i,  dat.  s.  diUr-e.  Die  europäischen  sprachen  haben  den 
alten  unterschied  von  starken  und  schwachen  casus  fast  ganz 
aufgegeben,  aber  keineswegs  die  ursprünglich  nach  diesem 
princip  verschiedenen  formen  der  suffixe.  Diese  Variationen 
treten  aber  nicht  mehr  an  einem  und  demselben  worte  auf, 
sondern  haben  sich  auf  verschiedene  Wörter  vertheilt.  So  ent- 
spricht dot^Q  mit  suffix  ttiQ  durch  alle  casus  hindurch  den 
starken  casusformen  dätäram,  dtitdras,  ddtäram,  dagegen  ^^mg 
mit  suffix  TOQ  in  allen  casus  ausser  dem  nom.  sg.  den  schwachen— 
casusfornien  dätari,  dätre  etc.  Im  lateinischen  ist  nur  die  form« 
tär  (in  der  gestalt  von  tor)  nachweisbar:  datoreni,  datoris  etc — 

Cap.  VIII.    Die  alterthümlichkeit  der  reduplicirten  perfecta, 

27)  Im  modernen  irisch  ist  das  reduplicirte  perfectunrr 
als  selbständiger  typus  geschwunden;  inwiefern  es  im  modemei^ 
irisch  doch  noch  fortlebt,  werden  wir  nachher  sehen. 

Im  altirischen  (in  den  glossenhandschriften  aus  dem  ^= 
bis  10.  jahrh.)   finden    sich   auch   verhältnissmässig  nur  weni — 
perfectformen,  wie  man  leicht  aus  der  Grammatica  Celtica  e^* 
sehen  kann,  namentlich  aber  aus  der  reichen  Sammlung  v< 
verbalformen  aus  dem  Mailänder  codex,   welche  Stokes  Groid. 
pp.  22—50  mittheilt. 
\    Das  von  Stokos  so  genannte  mittelirisch  der  in  Irlav  -■ 


Das  reduplicirte  perfectum  im  irischen.  253 

und  England  befindlichen  texthandschriften  des  11.  bis  15.  Jahr- 
hunderts ist  es,  welches  die  grösste  ausbeute  an  perfectformen 
gewährt. 

Diese  thatsachen  sind  dahin  zu  erklären,  dass  das  perfectum 
bereits  im  8.  jahrh.  in  der  gewöhnlichen  rede  nicht  mehr  viel 
gebraucht  wurde  (glossen  repräsentu*en  natürlich  die  gewöhn- 
liche rede),  und  dass  andrerseits  die  sogenannten  mittelirischen 
texte  wenigstens  theilweise  auf  viel  ältere  originale  zurückgehen. 
Es  ist  hier  nicht  der  ort  auf  den  zuletzt  berührten  punkt  näher 
einzugehen,  nur  soviel  muss  ich  noch  bemerken,  dass  die  alten 
sagen  zwar  von  jedem  neuen  abschreiber  der  spräche  seiner 
zeit  angepasst  wurden,  ohne  jedoch  mit  strenger  consequenz  in 
dieselbe  umgeschrieben  zu  werden. 

28)  Dass  das  perfectum  im  mittelirischen  eine  über  die  zeit 
dieser  handschriften  hinausgehende  alterthümlichkeit  ist,  geht 
i^^sonders  klar  daraus  hervor,  dass  es  in  glossirten  handschriften 
WMner  glossirt  wird,  und  zwar  in  der  regel  durch  das  gewöhn- 
liche s-praeteritum.  Ich  habe  dies  besonders  am  Liber  Hymnorum 
^ind  an  dem  im  Lebar  Brec  überlieferten  texte  des  F^lire  be- 
obachtet; auch  im  commentar  zum  Amra  (imLebor  nahUidre) 
*st  nie  die  perfectform  des  ^textes  beibehalten.  Ich  theile  hier 
die  meisten  dieser  glossen  mit: 

naOh  combaig  (vas)  quod  non  fregit,  gl.  na  ro  hri^  (hrisim 
ich  breche)  Hy.  V  77; 

huich,  gl.  ro  bris,  Anu-a  (L.U.  5  b,  27;  ed.  Stokes  p.  157); 

cambuich,  Amra,  im  commentar  ro  briss  ed.  Stokes  p.  162 
(text  des  Lib.  Hy.),  ro  brisestar  L.  U.  10  a,  3. 

com  beba  bis  er  starb,  gl.  co  a  bds  bis  zu  seinem  tode 
Hy.  n  23; 

bebais  er  starb,  gl.  atbath  id.  Fei.  Prol.  48; 

bebais,  gl.  obüh  (?  obiit?)  i.  atbath  Fei.  febr.  18; 

bebais,  gl.  a^bcUh  i.  bui  a  bas  (es  war  sein  tod)  Fei.  apr.  23. 

cechaing  er  ging,  gl.  ro  ching  Fei.  jan.  25  (die  glosse  ruc 
UUs  »er  nahm  mit  sich«  gehört  einer  freieren  erklärung  an) ; 

cechaing,  gl.  ro  ching  Fei.  märz  20; 

cechaing,  gl.  ro  ching  Fei.  mai  22; 

cechaing,  gl.  ro  ching  Fei.  oct.  9. 

m  chiuir  sie  kaufte  nicht,  gl.  ni  ro  ehren  Hy.  V  22; 

arro-chimr,  gl.  ro  erchran  F^l.Prol.  34;  gl.  ro  erchran  Prol.  64. 

dedaig  prostravit,  gl.  rodingestar. 


254  Ernst  Windisch, 

ni  fuar  non  inveni,  gl.  i.  m  fuarus  Hy.  V  98» 
ro  gdid  rogavit,  gl  rogudestar  Hy.  V  35 ;  gl.  ro  gmi  ibid.  49. 
geguin  vulneravit,  gl.  ro  gon  Fei.  sept.  23. 
gigneiar,  gl.   rogonsat   Fei.  mai  19.    In    dem    von  Stokes 
Three  Ir.    Gloss.   p.  125  ff.    mKgetheilten   glossar    mm 
Feiire  findet  sich  ebenso  gegnatar  u  gansat. 
drebraing   ging?  gl.   i.  ro  threbarling   vel   ro  trebardring 

(etymologisirend)  Fei.  april  2; 
dreiMraing,  gl.  ro  dring  vel  ro  dirgestar  april  17; 
ro  drd>ming,  gl.  ro  dringestar  aug.  26. 
ro  leblaing   sprang,    gl.  ro  ling  Fei.    niärz  5    (Lebr.  Br.). 
Ebenso  in  dem  unter  gignet/xr  erwähnten  glossar  p.  190. 
lelgatar,  gl.  lomraiset  totonderunt  L.  ü.  57  b,  19. 
lü  adhaesit,  gl.  lenaid  L.  U.  68  a,  41    (vereinzelte    glosse 

im  Tain  Bö  Cualgne). 
fonenaig  purificavit,  gl.  ro  funigestar  (id.)  i.  dorigni  a  ftmech 

i.  a  glanad  fecit  ejus  purificationem  Hy.  III  4. 
do  coemnadar   tlacJUa,    gl.   lavavenmt    stolas   suas,    .i.  re 
nigsd  .i.  ro  choemnaigestar  .1.  ro  nigset  vel  ro  chemigsd. 
Ebenso    im  glossar    (Stokes   Three  Ir.   Gl.   p.    127)   dd 
coenmichtar  .i.  ro  nighset  no^ro  cJteimnigset,    Die  letztere 
erklärung  (ich  finde  nur  das  hier  ganz  sinnlose  ceimnighim 
I  advance   in   O'Reilly's  Dict.)  ist   wohl   nur   erfunden 
worden  im   anschluss  an   das   nicht    mehr  verstandene 
coem-  in  coem-nadar  (vgl.  §  6). 
reraig,  gl.  ro  raith  lief,  ging  (auch  eine  perfectform?)  Hy.  V  51. 
reraig,  gl.  ro  foirestar  Hy.  V  56. 
raith  lief,  gl.  ro  reith  Fei.  jan.  6;  gl.  ro  riHh  oct.  16. 
do  rertatar,  gl.  ro  reühsetar  Hy.  V  55. 
rathfdar,  gl.  ro  retht^star  Fei.  sept.  18. 
rir  vendidit,  gl.  ro  recc  id.  Hy.  V  6. 
aS'rir  dedit,  gl,  ro  eimestar  id.  Hy.  V  61;  gl.  rö  etrhestam 

ibid.  87. 
ce  ro  selaig  ckUdeb  obwohl  ein  schwert  schlug,  gl.  ro-d-slm 
.1.  roUesc  ihn  schlug  Fei.  Prol.  51.    Ebenso  im  glossa.3 
(Three  Ir.  Gl.  p.  126)  ro  selaig  .i.  ro  slaigh. 
ro  selgatar,  gl.  ro  sligsetar  Fei.  Prol.  15. 
ro  senaich  pluit,  danmter  gl.   sfiigid,   darüber   ro  snig 

feraid  Fei.  mai  15. 
do  sephain(n)  pepulit,  gl.  ro  fhoibnestar  id.  Hy.  V  57. 


H  ce  dt 


Das  reduplicirte  perfertiir 


ce  do-sefnaiar  obwohl  ilin  verfolgten,  gl.  da  ro  imjmiset  Hy. 

V  62. 
adroetach  precatus  suni,  gl.  ro  atckiüs  id.  Hy.  VI  20. 

Cap.  CS.    Das  nachleben  des  redupllcirten  perfects  im 
neuirischen. 

29)  Die  grosse  masse  der  verba,  namentlich  die  abgeleiteten 
»erba  (in  der  Gramm.  Celt.  Ser.  II  und  IIl,  der  lal.  1.  und  4. 
couju^tion  entsprechend)  bilden  ein  praelerituni  activer  oder 
deponentialer  ilexion,  dessen  Charakter  s  ist.  Für  die  sogenannte 
verbundene  form,  die  in  der  composition  oder  hinler  gewissen 
Partikeln  üblich  ist,  lautet  das  paradfgma  zu  caraim  amo  (Ser. II, 
lat.   1.  conj.): 

Sg.  1.  ro  charus 

2,  ro  charais 

3.  ro  char 
PI.   i.  ro  charsatn 

2.  ro  charsaid 

3.  ro  charsat. 
Für  das  dejjonens  wähle  ich  ein  verb  der  III.  series  (lat 

Conj.)  foilaigim  demonslro: 

Sg.  1.  ro  foilsigsiur 
3  foilsigser 
3  foilsigestar 
PI.  1,  ro  foilsigsemmar 
)  foilsigsid 
3.  ro  foilsigselar. 
Mit  dem  griechischen  aorist  ist  diese  bildung  insofern  nicht 
^t\i  identisch,  als  der  griechische  aorist  den  Charakter  s  an 
**n   reinen    stamm,    das    irische   praelerituni    dagegen  an  den 
P^'aesensslamm  anfügt.    Dies  gilt  unzweifelhaft  von  den  verben 
fl^r  ni.  series   (lat.  4.  conjugation).    Ir.  »w  foilsigiu  (die  ver- 
■  "Ondene   form    der    1.  praes.,    foilsigim  die   absolute)    ist   vom 
1  ^^Ominalstamnie  foihech(o)   abgeleitet  wie  fialäaaa  (für  naXait- 
\***\  vom  nominalslamme  jußi«x((»).    Während  nun /iadäffffw   im 
V)rist  i(iüX(tic-aa  bildet,   ohne  vocal  zwischen  x  und  ff,  bildet 
fotbifjini  z.  b.   in  der    3.  sg.  praet.  dep.   foüsi^-e-s-tar,    wobei 
^13  iwischen  g  und  s  stehende  «  die  irische  form  des  ursprting- 
Ällerdings  steht   in   den  meisten   formen  des  iri- 


«hcn  vcrbe  i 


!  gleichfalls   unmittelbar  hinter  dem  g,  allein 


256  Ernst  Windisch, 

diese  consonanten  sind  hier  erst  nach  ausstossung  des  e  zu- 
sammengekommen.  Denn  die  ur^prüngHche  unmittelbare  Ver- 
bindung von  guttural  -|-  s  würde  im  irischen  zu  der  assimilation 
SS,  s  geführt  haben.  Dies  ist  z.  b.  im  altirischen  futurum  der 
fall,  wo  der  Charakter  s  wie  im  griechischen  unmittelbar  an 
den  letzten  consonanten  des  reinen  Stammes  getreten  ist:  Hassu 
(gewöhnlich  tiasu  geschrieben)  von  tietgaim  ateixf^  ist  genau 
wie  arsl^do  gebildet;  gs  ist  zu  ss  assimilirt.  Während  also  im 
griechischen  futurum  und  aorist  bei  den  meisten  verben  in 
einem  gewissen  bildungszusammenhange  stehen,  gehen  im  iri- 
schen s-futurum  und  s-praeteritum  weiter  aus  einander.  Das 
s-futurum  wird  im  irischen  nur  von  sogenannten  wurzelverben 
gebildet,  das  s-praeteritum  vorwiegend  von  denominativen  verben, 
und  deshalb  begegnen  sich  diese  tempora  so  selten  bei  einem 
imd  demselben  verb.  Das  s-futurum  ist  nur  im  altirischen 
lebendig  und  stirbt  im  laufe  der  zeit  ab,  so  dass  es  im  neu- 
irischen Paradigma  fehlt;  es  war  daher  nicht  der  trieb  vor- 
handen seine  ursprüngliche  sphäre  zu  ei'weitern.  Das  s-prae- 
teritum dagegen  ist  eine,  namentlich  im  mittelirischen  zu  reichem 
leben  entfaltete  bildung,  die  jedoch  im  neuirischen,  wie  wir  als- 
bald sehen  werden,  in  merkwürdiger  weise  eingeschränkt  wor- 
den ist.  Im  griechischen  sind  beide  tempora,  s-futurum  und 
aorist,  lebenskräftige  bildungen,  die  fast  von  allen  verben  ge- 
bildet werden.  Ich  halte  aber  die  im  altirischen  vorliegenden 
Verhältnisse  für  allerthümlicher,  als  die  griechischen. 

Bei  den  denominativen  verben  der  IL  series  (derlat.  1.  conj. 
entsprechend)  liegen  die  Verhältnisse  nicht  so  klar.  Es  könnte 
nämlich  ro  charus,  ro  charais  wie  itlfA^aa  gebildet  zu  sein 
scheinen.  In  iTifäfjca  aber  ist  der  Charakter  a  an  den  reinen 
namen  tifAa,  Tifi^  getreten.  Es  enthält  meiner  ansieht  nach 
keineswegs  den  praesensstamm  tifia-ja;  wäre  dies  der  fall,  so 
würden  gewiss  spuren  davon  in  der  homerischen  spräche  vor- 
liegen. Vielmehr  ist  irifAij-aa  genau  so  gebildet  wie  if^aXuM-aa; 
und  was  die  praesentia  anlangt,  so  enthält  auch  Tf/Mxcd  weiter 
nichts,  als  dasselbe  praesenssuffix  ia,  das  in  fMxXdatrca  stecU 
nur  mit  dem  vocalisch  auslautenden  stamm  verbunden.  Ebensc 
ist  im  sanskrit  nicht  pdi^yä-mi,  mantr-ayä-mi  abzutheilen,  son- 
dern pdloryä-mi,  mantroryä^ni  u.  s.  w.  Zum  irischen  zurück- 
kehrend muss  ich  bemerken,  dass  man  den  formen  ro  charus 
cf^rsam  etc.  allerdings  schwer  ansehen  kann,  ob  in  ihnen  dei 


'  Das  redupllcirte  perfectum  im  irischen.  257 

Charakter  s  an  den  reinen  stamm  cara  (lat.  cams)  oder  an  den 
praesensstamm  carorja  getreten  ist.  Ich  glaube,  dass  das  letztere 
der  fall  ist,  muss  mir  aber  den  versuch  eines  beweises  fär  ein 
ander  mal  au&paren. 

Ein  s-praeteritum  vom  praesensstamme  ist  bekanntlich  auch 
in  der  vedischen  spräche  nachgewiesen,  vgl.  Delbrück,  Altind. 
Verb.  s.  181.    Dazu  neuerdings  Curtius,  Stud.  Vffl  463. 

Man  pflegt  den  tempuscharakter  s  als  rest  der  zur  tempus- 
i>i]dung  verwendeten  wurzel  as  zu  betrachten.    Stokes  hat  Beitr. 
Vn  44  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  das  irische  diese  an- 
nähme  nicht   gestatte,    da  allerdings    einfaches  s   zwischen 
vocalen    im   irischen  sonst  immer   ausgefallen   ist.    Ohne  uns 
bier  auf  den  Ursprung  des  s  näher  einzulassen,  wollen  wir  nur 
hervorheben,  dass  im  griechischen  dasselbe  lautgesetz  gilt,  und 
dass  hier  trotzdem  formen   wie   hift/rifSa^   i(fiXriaa,   ifAici^caaa 
Bxistiren.    Auf  keinen  fall  möchte  ich  das  irische  s-praeteritum 
Vollständig  von  dem  des  griechischen  (und  lateinischen)  trennen, 
MTozu  sich  Stokes  genöthigt  sehen  muss,  wenn  er  wirklich  nach 
Siegfried's  Vorgang  das  s  im  irischen  aus  w.  sta  erklären  will. 
30)  Das  s-praeteritum   wird    im    mittelirischen    besonders 
häufig  gebraucht,  in  den  dritten  personen  sind  namentlich  die 
deponentialformen  sehr  beliebt.  Im  neuirischen  paradigma  sind 
die  deponentialformen  fast  ganz  geschwmiden,  aber  nicht  nur 
diese,  sondern  auch  die  pluralformen  der  activen  flexion.    Im 
neuirischen  paradigma  des  Past  Tense  liegt  uns  eine 
merkwürdige  verquickung  des  alten  s-praeteritum  und 
des  alten  perfectum  vor:   diese   beiden   tempora  sind  zur 
bildung  des  historischen  tempus  vereinigt  worden,  im  singular 
herrscht  das  s-praeteritum,   im  plural  das  perfectum. 
^^*Ä  paradigma  lautet  bei  O'Donovan  pag.  175: 
Sg«  1.  ro  gJUanas  I  did  cleanse        PI.  1.  ro  ghlanamar 

2.  ro  ghlanais  2.  ro  ghlanabhar 

3.  ro  ghian  se  3.  ro  ghlanadar. 
Man  kann  in  der  annähme  von  späteren  analogiebildungen 

J^^t  zu  weit  gehen,  aber  hier  sind  solche  unzweifelhaft  vor- 
^*^n,  wir  brauchen  nur  die  alten  und  die  neuen  Verhältnisse 
^^t  einander  zu  vergleichen.  Den  singular  des  Past  Tense 
*^^iden  alle  verba  dem  altirischen  s-praeteritum  entsprechend, 
^^ch  diejenigen,  welche  in  der  alten  spräche  das  praeteritum 
^^ders  bildeten:  ir.  ceüim  celo  z,  b.,  das  in  der  alten  spräche 


S58  Ernst  Windiscfa, 

sein  praetoritum  mit  t  bildet  (ro  chelt),  flgurirt  bei  O'Donovan 
p.  210  im  Past  Tense  mit  ro  cheüeaSy  cheüis,  eheU  si  (d^. 
cheileastair).  Den  plural  des  Past  Tense  bilden  alle  verba 
der  flexion  des  altirischen  perfects  entsprechend,  auch  die- 
jenigen vcrba,  die  in  der  alten  spräche  nie  ein  perfectum  be- 
sassen.  Aber  nur  die  flexion  am  ende  der  formen  ist  per- 
fectisch,  die  reduplication,  die  ja  schon  im  altirischen  im  ab- 
sterben war,  findet  sich  nirgends.    Anders  Stokes  Beitr.  Vn  4. 

31)  Dieser  usus  hat  sich  natürlich  nach  vielem  schwanken 
allmälig  ausgebildet.     Das  späteste   ist,   dass   alle  verba   den 
plural  nach  analogie  des  perfects  bilden.    O'Donovan,   der  in 
den  anmerkungen  auch  den  gebrauch  der  mittelirischen  hand- 
Schriften  berücksichtigt,  bemerkt  s.  176,  dass  in  älteren  queOeil 
die  1.  plur.  gewöhnlich  auf  sawi,   die   3.  plur.  gewöhnlich  auf 
set,  sai  auslaute:  gdbsat  ceperunt  z.  b.  ist  die  alte,  im  mittd- 
irischen  noch  erhaltene  praeteritalform ;  dafür  tritt  im  neuirischea 
als  neue  analogiebildung  gabhadar  ein.    Die  s-formen  im  pliuraL 
sind  im  mittelirischen  so  beliebt,  dass  sogar  formen  wie  IMing^ 
setar  (O'Davoren's  Gloss.  p.  83)  für  altir.  kblangatar,  ii&-hefistM 
(L.  Br.  1  a,  33),  asbertsat  dixerunt  (L.  U.  23  b,  3)  für  altir.  o*- 
und  as'bertatar,   ro  geltmt  ederunt  (L.  L.  fol.  43  b)   für   altir. 
ro  gelUxtar,  Inidhset  iverunt  (Book  of  Ballimote)   für  altir.  Ictar 
vorkommen.    In  den  letztgenannten  formen  ist  das  alle  t-prae- 
teritum  nach  muster  des.  s-praeteritum  umgestempelt  worden. 
Vgl.  Stokes  Beitr.  VII  44.     Aber  wie  gesagt,   im  plural  ist  diese 
Umwandlung  im  neuirischen  nicht  zur  absoluten  herrschafl  ge- 
langt, wohl  aber  im  singular. 

32)  Die  umpragung  der  singular  formen  des  reduplicirenden 
perfects  sowie  des  t-praeteritums  beginnt  dem  entsprechend  in 
ziemlich  alter  zeit,  wir  finden  sie  bereits  im  Lebor  na  hUidre 
(ende  des  11.  jahrh.)  und  im  Book  of  Leinster  (12.  jahrh.): 
do  chuadtissa  ich  kam  (L.  U.  48  a,  31;  oft  in  L.  L.)  für  altir. 
dochoad;  dochuadais  du  kamst  (L.  L.);  tattacus-sa  ich  kam, 
tanacais  du  kamst  für  altir.  tanad-sa,  tancuym  {sa  und  su  sind 
angehängte  Partikeln,  vgl.  §  3).  So  betrachte  ich  auch  mmd- 
rous-sa  profectus  sum  L.  U.  114  b,  28  als  eine  reduplicationdose, 
nach  dem  s-praeteritum  umgebildete  perfectform.  Dass  die 
Wurzel  ra  im  perfect  gebräuchlich  war,  beweist  das  altir.  tmm- 
rera  profectus  sum.  Für  das  t-praeteritum  führt  Stokes  Beitr. 
VII  44  an:   co  tonialtus  »so  that  I  wore  out«  (L.  U.)  für  altir. 


Hierher  gehören  nun   auch  vereinzelle  di-ilte  personen 

I  Singular  auf  -ais,  -is,  die  nach  analogie  der  absoluten  form 
r  3,  9g,  des  s-praet,   (z.  b.  carais   amavit,   minis   de!)loravit) 

bildet  sind:  z.  b.  sejAnais  für  altir.  scphainn  in  einem  alten 
ai  iLeating  citirten  gedichlo  (O'Gurry,  On  Ihe  Mann,  and  Cust. 
r  Ihe  Anc.  Irish,  vol.  III  p.  241):  sephnais  cruit  an  cruilire, 
{L  is  din  cheol  sephainn  Üaithne  cruilt  in  Dagdai,  ainmnigfher 
I  triur  (Täin  Bö  Fraich) ;  fernei'  farblingis  destluit  (L.  U,  106, 
&  2S)  für  aitir,  tarhlaing,  wenigstens  ist  das  h  sonst  in  diesem 
«rb  nur  in  perfectfonnen  gewahrt,  ebenso  cichis  deploravit 
■und  hdms  morluus  est  (für  altir.  heba),  vgl.  s.  203. 206.  Mit  der 
HBn\ischung  des  alten  perfecLcharakters  hängt  zusammen,  dass 
«nch  das  diesem  eigenthümhche  a  der  Wurzelsilbe  (vgl.  §  15.  17) 
idcbt  mehr  beibehalten  vfird,  so  in  tarblingis,  tebUngsetar  (i  wie 
im  praes.  limjm). 

33)  Das  neuirische  hat  die  meisten  alten  perfecta  Gber- 
tnupl  ganz  aufgegeben,   so   dass  sich   diese   art  der  analogie- 

hier  nur  in  beschränktem  masse  beobachten  tässt. 
Weil  gebräuchliche!-  nümlich,  als  die  umprägung  der  vorhan- 
teien  perfectformen  in  s-praeterila,  war  es,  das  s-praeteritum 
Ürect  vom  praesensstamnie  der  betreffenden  verba  au  bilden. 
ßl  ein  bedeutungsunterschied  zwischen  perfectum,  s-praeterituin 
(ond  t-praeteriluin)  nicht  bestand,  so  begreift  sich,  dass  die 
beliebte  s-bildung  die  beiden  anderen  bildimgen  sehr  zurück- 
drängen konnte.  Dieser  process  ist  wohl  so  all,  wie  unsere 
^Dellen.  Beispiele  brauche  ich  hier  nicht  anzuführen,  da  die 
Ml,  weiche  ich  §  528  zu  den  alten  perfectformen  angeführt 
k»t»,  deren  genug  enthalten.  In  bezug  auf  das  L-praeteriluni 
BhN  ich  nochmals  an,  dass  z.  b.  für  altir.  ro  chelt  celavi  im 
■euirischen  ro  cheitcas  gebraucht  wird. 

34)  So  konmit  es  denn,  duss  sich  umgeprägte  perfect- 
ttinen  im  neuirischen  nur  noch  unter  den  sogenannlCTi  un- 
K*elmässigen   verben   finden.     O'Donovan    führt    p.  212—254 

II  uor^elmässige  verba  auf:  bheirim  I  give,  beirim  I  bear,  chtm 
i  Ke,  dumim  I  hear,  deariaim  I  do,  nim  or  gn(m  I  do,  deirim 
;leBy,  faghaim  I  find,  righitn  I  reach,  teidkim  I  go,  tigwt  I  come. 

e  Qiiregehnässigkeit  dieser  verba  besteht  darin,  dass  verschie- 
e  tetnpora  von   atideren   wurzeln,   als  der  des  praesens  ge- 
JUilet  sind  (also  wie  in  gr.  ipiqio,  otam,  ^vE^tcov),  und  dass  sich 
I  hiei'  einige  alte  büdungen  gehalten  haben. 


260  Ernst  Windisch, 

Für  das  reduplicirende  perfecta  kommen  in  betrachf: 

1)  ^chim,   chidhim,   faicim  or  feicim  I  seec    (p.  221,  VI). 
Dies  ist  das  altir.  ciim  (praesensst.  *ces-ia\  contrahirt  dm.  Das 
c  ist  aspirirt,  weil  gewöhnlich  vocalisch  auslautende  partikdn 
vorau^ehen.     Das   zwischen   dünnen   vocalen  wie  deutsches  j 
ausgesprochene  dh  in  chidhim  ist  au&ufassen  wie  das  y  in  skr. 
svdd-tyän  (gr.  ^diwv),  hhiyam  acc.  zu  IMs  furcht,  oder  das  v 
in  skr.  abhüvam.    Vgl.  gnidheas  §  36,  2.    Faicim  oder  feiemm 
ist  altir.  aceiu,  eine  Zusammensetzung  mit  der  präposition  ad^ 
mit  prothetischem  (unerklärtem)  f.    Ich  stelle  den  neuirischeiE: 
perfectformen  sogleich  die  altirischen  gegenüber: 

Neuirisch  Altirisch 

Sg.  I.  chonnarccis  can-darc  ('-so) 

2.  channarcais  c<m-darc  (su) 

3.  chonnairc  se  am-dairc. 

Diese  formen  gehören  zu  wurzel  dar^.  Im  plural  hat  sicn: 
das  neuirische  für  die  synonyme  wurzel  cas^  zu  der  das  praese^B 
gehört,  entschieden: 

PI.  1.  choncamat  con-<iccamar 

2.  choncabhar  conroccaid 

3.  choncadar  con-accatar. 

2)  duinim  I  hear(p.  246,  IV),  ebenso  im  altirischen.  PastTen£=^ 
Sg.  1.  chualas  cucUa 

2.  chucUais  cucUa 

3.  chtuda  se  cuale,  cuala 

PL  I.  chualaniar  cucUaniar  u.  s.  f. 

3)  faghaim  or  gheibhim  l  find  (p.  241,  VIII).  Letzteres  is 
altir.  gaibim  capio,  ersteres  eine  composition  dieses  verbs  vo^ 
der  präposition  fo  sub  (altir.  fagebtis  caperent  Z  ^  874^ 
O'Donovan  bemerkt:  »In  ancient  manuscripts,  a  6  is  öftere 
introduced  after  the  gh  in  faghaim^,  z.  b.  faghbait  :  faghaim- 
ist  eben  aus  fagbaim  entstanden.     Das  Past  Tense  lautet: 

Neuirisch  Altirisch 

Sg.  1.  fuaras  fuar  (-sa) 

2.  fiuxrais  fuar  (-su) 

3.  ftmir  se  fuair 

PI.  I.  fuaramar  fuarammar  u.  s.  f. 

I.  Sg.  fuarus  schon  in  der  glosse  zu  fuarHy.  V  98.  Vgl.  s.  217, 

4)  righim  I  reach  (p.  245,  IX).    Dies  wird  altir.  rigim  sein, 
das  wir  s.  213  no.  46  als  praes.  zu  dem  perfectum  reraig  kennafi 


Kduplicirle  perfectura  im  irischen. 


261 


{gelernt  haben, 
wegen  nichts 

Sg.  1.  rängas 


Mit   tigim   (6)   kann  ritfiwn  seines   aspirirten  g 
thun  haben.     Perfoct  PasL: 
ranac  (-sa) 
ranac  (-m) 
3.  rdnaig  se  ranate 

PI.  1,  rdngamar  rancamar  u.  s.  f. 

5)  teidhim  I  go  (p.  247.  X).  Dies  ist  das  alUrische  /Ä  It 
Z  ^.  äü.3.  Die  aspiratiun  des  d  ist  hier  auffallend,  da  altir. 
nnnspirirtes  /  im  neuirischen  in  der  regel  durch  unaspirirtes  d 
rertrelen  ist.     Fast  Tense: 


Sg.  1.  chuadhas 

2,  diuadliais 

3.  dtuaidfi  se 
PI.  1.  chuadlmiar 

2.  chuadkbhar 

3.  chaädhdar 


dodioad 

\do  choad] 
do  df'iid,  do  chuaiil 
do  chMammar 
do  cJiödaid 
)  ejuilar  (für  do-chädaiar). 


G)  tigim  I  come  (p.  250,  XI),   ailir.  tic   venil,  tidd  venite, 
^«Xlipie  Pasl: 

Sg.  1.  thdngas,  altir.  tonac  u.  s.  f.,  w'icrängas,  altir. ranot;. 
ä5)  Die  3.  person  des  singular  ist  immer  unverändert  ge- 
"lieLen  in  diesen  neuirischen  formen.  Dies  koaunl  daher,  dass 
■«i^  3.  s^.  des  s-praeleritum,  wie  sie  sich  im  neuirischen  fest- 
S''^^et2t  hat  (ro  cheil,  ro  ghlan),  ohne  s  gebildet  wird,  und  ausser 
'''M^r  einfachheit  kein  besonderes  merkmal  besass,  deis  sie  der 
*-  sg.  perfecli  hätte  aufzwingen  können.  Es  ist  aber  sitte  ge- 
^'^orden  der  dritten  person  des  singular,  eben  weil  sie  keine 
t>C5ondere  silbe  zur  bezeichnung  der  person  enthält,  das  pro- 
Uomen  der  3.  person  s6  er,  si  sie  zuzufügen. 

36)  Die  praeterita  der  übrigen  unregelmässigen  verba  sind 
*Ücht  ursprünglich  perfecta  gewesen,  sondern  theils  s-praeterita, 
WieÜs  t-praeterita, 

S-praeterita  sind  ursprünglich: 

l)  tugas  und  rugas,  ersteres  Past  Tense  zu  »bheirim,  tugaim 
« tabhraim  1  give»  (p.  213,  I),  letzteres  Past  Tense  zu  »JeirMn 
I  bear,  or  bring  forth«  (p.  219,  II).  Sowohl  bheirim  als  auch 
i^fin  gehören  zu  der  bekannten  wurzel  bhar;  beide  praesentia 
änd  eigentlich  identisch,  nur  dass  ersteres  wohl  stets  die  prae- 
posilion  do  vor  sich  hat:  daher  das  aspirirte  b  im  anlaut.  Im 
altüischen  entspricht  dobiur  do  Z  '.  428.  Neuir.  tabhraim  ist 
d<s  altirische   Uihur  7,  *.  428:    es  enthält    dieselbe  wui-zel  bhar 


262  S^<^  Windiscfa, 

und  davor  wahrscheinliek  die  Verschmelzung  der  prac 
do  mit  einer  andern  praeposition  (<m2?).  lieber  ktgak 
tiACu,  tucaim  weiss  ich  nur  zu  sagen,  dass  vom  gleich 
praeposition  do  abzulösen  ist,  so  dass  die  f(»rmen  rm 
tugctö  nur  in  den  vorgesetzten  pailikeln  verschieden  sind: 
enthält  die  verbalpartikel  ro,  letztere  eben  die  präposi 
Neuir.  heirim  fero  lautet  im  altirischen  berim,  lerimm. 
Neuirisch  Altirisch 

Sg.  1.  thugas  tucus 

2.  thuqais  tucais 

3.  thtig  sS  tue 
PL  1.  thugamar  tucsam 

2.  ihugabhar  tucsid 

3.  tht/ycidar  tucscU. 
Ebenso  rugctö,  altir.  rueus.    Vgl.  Z  ^.  461  ff. 

Die  neuirischen  pluralformen  sind  späte  analogiebil 
vgl.  §  30  und  31. 

2)  righneas  und  deartuis,  praeteritalformen  zu  d4ana 
or  make  (p-  226,  V).  Neuir.  dämaim  entspricht  dei 
d^im  facio  Z  '.  435 ;  neuir.  righneas  dem  altir.  rign 
rignius  Z  ^  462,  praet.  zu  do-gniu  facio  Z  \  429.  Neuir. 
kommt  nur  in  abhängigen  Sätzen  vor,  daher  es  O'Donc 
Simple  Past  des  Subjunctive  Mood  bezeichnet  und  mit  < 
junction  go  (altir.  co)  verbindet '  (go  n^deamas) ;  aus  d 
irischen  entspricht  die  conjunctivform  aran-demaid  ut 
Z  ^  441. 

Neuirisch  Altirisch 

Sg.  1.  righneas  do-rignius 

2.  righnis  do-rignis 

3.  righne  sS  do-rigni,  do-rigeni 
PI.  1.  righneamar                       do-rigensam 

2.  righneahhar  do-rigensid 

3.  righneadar  do-rigensat. 

Die  neuirischen  bildungen  nach  analogie  der  alten 
im  plural  haben  keinen  Zusammenhang  mit  den  ali 
pluralfbrmen.  Auffallend  ist  die  form  der  Stammsilbe  ii 
letzteren.  Ich  glaube,  dass  gen-  in  diesem  tempus  z 
durch  metalhesis  aus  gnS^  entstanden  ist.  Diese  fo 
Stammsilbe  zeigt  sich  im  conj.  praes.  sg.  I.  do-gneo,  2. 
pl.  2.  do-^neid  Z  ^.  440.    Nicht   wesentlich  verschieden 


Das  reduplicirie  perfectum  im  irischen.  263 

ist  die  Stammform  gni^  /im  ind.  praesentis:  sg.  1.  do-gniu, 
2.  i(hgni,  3.  da-gni;  pl.  1.  cUhgniam,  2.  do-gniith,  3.  dihgniat. 
Dieses  gne-  oder  gni-  ist  durch  meiathesis  und  contraction  ent- 
standen aus  getiia^  gania,  einem  praesensstamme  von  der  würzet 
gan,  skr.  jan  erzeugen.  Also  grundform  gania,  genia;  erste 
metalliesis  verbunden  mit  contraction  gni(ay,  gni(a)-;  zweite, 
spätere  metathesis  gen(ßy.  Zu  neuir.  dec^mas  fehlen  mir  vor 
der  band  die  gexiau  entsprechenden  altirischen  correlata.  Meine 
Termuthung,  dass  alle  die  in  diesem  abschnitte  erwähnten  for- 
men, ebenso  das  von  Stokes  Beitr.  VII  7  erwähnte  da-ron^sa 
fed  etc.  (vgl  O'Don.  p,  229:  rdnas,  rdnais,  rön  se)  hierher  ge- 
hören und  auf  die  würzet  gan  zurückgehen^),  muss  ich  bei 
anderer  gelegenheit  näher  begründen. 

O'Donovan  fuhrt  ausserdem  p.  234,  VI  y>gnim,  or  nim  l  do, 
or  make«  als  besonderes  unregelmaasiges  verb  an.  Dies  ist  das 
Simplex  zu  dem  erwähnten  altir.  do-gniu.  Dazu  das  Past  Tense: 
9K.  1.  ghnidheas,  2.  ghmdhis,  3.  ghmdh  se;  pl.  1.  ghniomar,  2. 
tJkUMwr,  3.  ghniodar.  Dies  ist  das  simples  zu  riglmee^  altir. 
rignius.  Ueber  das  dh  in  gnCdJieas  vergleiche  das  zu  ehidbim 
bemerkte,  §  34,  I. 

In  den  compositionen  ist  beachtenswerth  der  einfluss,  den 
der  dünne  vocal  des  Stammes  auf  die  vorausgehenden  Partikeln 
ausgeübt  hat:  rignius  enthält  natürlich  vorn  die  verbalpartikel 
fo  (vgl.  ririr  für  ro  rir  Beitr.  VII  11). 

37)  T-praeterita  sind  ursprünglich: 

1)  riachtas,  ein  zweites  zu  righim  I  reach  gestelltes  prae- 
teritum  (p.  245,  IX);  das  erste  war  rdngas  §  34,  4. 
Neuirisch  Altirisch 

Sg.  1.  riacktas  riacht? 

2.  riachiais  riacht? 

3.  riacht  se  riacht  assecuta  est  Z  ^.  465. 
PI.  1.  riacMamar  riachtmar 

2.  riachtabhar  riachtid 

3.  riachiadar  ria>chtatar. 

Das  t  ist  hier  durchgängig  beibehalten  worden:  riauM  ist 
*®  isolirtes  tempus,  in  welchem  das  sprachbewusstsein  nicht 
®^hr  deutlich  Stammsilbe  und  tempuscharakter  unterschied. 
Wi  vermuthe,  dass  rieicht  aus  ro-siacht  {s  wird  nach  ro  nicht  aus- 

^  Dieselbe  ansieht  bereits  von  Ebel  Z  *.  447  vertreten. 


264  fernst  Windisch, 

gesprochen)  zusammengezogen  ist,  vgl  siacht  profectus  est 
Z  «.  455. 

2)  dubhrcts,  das  praeteritum  zu  deirim  I  say  (p.  236,  VII). 
Neuirisch  Altirisch 

Sg.  1.  dtibhras  ru-burt^  <is-rurhurt 

2.  dubhrais  as-rurbirt 

3.  dubliairt  se  as-ru^hart,  ashert 

PL  1.  dubhramar  cts-rtirbartnuir,  ad-rthbarimar 

2.  dubhrabhar  as-rti-bartid 

3.  dubhradar  äs-ru^bartiUar. 

Im  gegensatz  zu  riackt  ist  hier  das  t  in  allen  formen  mit 
ausnähme  der  3.  sg.  aufgegeben  worden,  denn  die  vielgebrauchten 
praesensformen  der  wurzel  bhar  (berim,  cisbiur^  dobur)  Messen  es  4 
deutlich  als  accessorisch  erscheinen.    Das  altirische  gebraucht: 
die  compositionen  as-ber,  ad-ber  in  der  bedeutung  »sagenc,  dies 
composition  do-ber  in  der  bedeutung  »gebenc. 

38)  Ein   mir  nach   bildung  und  wurzel  dunkles  wort  istJ 
go  n-deachas^    nach    O'Donovan    p.  249    als   Simple  Past  vona 
Uidhim  I  go  in  untergeordneten  Sätzen  gebraucht. 
Neuirisch  Altirisch 

Sg.  1.  deachas  dechad-sa 

2.  deachais  — 

3.  dechaidh  si  dechuiih,  dechuid 
PI.  1.  deachamar  dechommär 

2.  decichahhar  — 

3.  deachadar  dechatar. 

Die  pluralformen  sehen  perfectisch  aus  und  sind  im  neu- 
irischen beibehalten  worden.  Die  singularformen  sehen  aus 
wie  ein  t-praeteritum  von  einer  vocalisch  auslautenden  wurzel 
und  sind  mit  ausnähme  der  3.  sg.  umgebildet  worden,  vgl. 
dübhras  §  37,  2.  Ebel  betrachtet  diese  bildung  als  t-praeteritum 
(Z  \  455),  und  nimmt  (gegen  alle  analogie)  an,  dass  das  d  in 
den  pluralformen  ausgestossen  oder  assimilirt  sei  (Z  *.  457). 
Stokes  zieht  das  d  von  dechud-sa  mit  zur  wurzel  und  betrachtet 
diese  form  als  perfectum  (Beitr.  VII  10).  Er  stübA  sich  (Beitr. 
VII  59  anm.  53)  auf  die  form  deochadusa  (für  deochadiiS-sa), 
die  er  also  für  ein  genuines  s-praeteritum  hält.  Nach  unserer 
auffassung  ist  dieselbe  eine  analogiebildung  wie  tdnäcus  u.  s.  w,, 
so  dass  sie  für  die  Zugehörigkeit  des  d  zur  wurzel  nichts  beweist. 
Wirklich  beachtenswerth   in  dieser  beziehung  ist  das  von  ihm 


Das  reduplicirte  perfectum  im  irischen.  265 

a.  a.   0.  im  texte  angeführte  passive  deckas^   das  allerdings  in 
seinem  s  auf  eine  consonantisch  auslautende  wurzel  hinweist; 
ferner  die  secundäro  fulurform  na  digsed  »that  he  might  not 
go«     (praef.  zu  Patr.  Hy.),    Dazu  gehört  als  primäre  form  ni 
dig,    ar  na  dich  ne  veniat  Z  K  466,  was  Stokes  Beilr.  VII  I  als 
beispiel   eines  optativ   des   praesens   anführt.    Aber   dass   die 
wurzel  auf  d  auslautete,  ist  damit  noch  nicht  bewiesen.    Als 
besonders   gewagt  muss  ich  bezeichnen,   wenn  Stokes  a.  a.  o. 
anna.  deochadus  über  *det*chadus  auf  "^de-chuadrus  zurückführt, 
und   es  Beitr.  VII  25  mit  do^Jiuaid  unter  wurzel  skud  unter- 
bringt, während  er  doch  a.  a.  o.  10  dechud  und  docoad  prin- 
cipiell  zu  scheiden  scheint.   Das  in  dechud,  digsed  etc.  anlautende 
Äe-,  di-  wird  wohl  sicher  einer  präposilion  angehören,  wir  würden 
sonst  auf  eine  zweisilbige  wurzel  geführt. 


Inhaltstibersicht. 

Seite 

*'^^r  theü:  Alphabetisches  verzeichniss  von  perfectformen  .    .    202—218 
^^eiter  theil: 

Cap.  I.  Die  arten  und  die  flexion  der  perfecta :  §  1  die  drei 
arten  von  perfectformen,  §  2  und  3  die  flexion,  §  4  die 
beschränkung  der  perfecta  auf  wurzelverba 218—222 

CSap.  II.  Die  reduplication :  §  5  die  beschaflenheit  der  redu- 
plicationssilbe,  §  6  das  fehlen  derselben,  §  7  die  ohne  spur 
der  reduplicationssilbe  auftretenden  formen,  §  8  schluss- 
bemerkungen 222-228 

Cap.  ni.  Der  thematische  vocal:  §9  an  consonantisch  aus- 
lautenden vtrurzeln,  §  10  an  vocalisch  auslautenden  wurzeln    228—231 

Clap.  IV.  Das  verhältniss  des  perfectstammes  zum  praesens- 
stamme:  §11  die  bildung  des  perfecis  vom  reinen  stamme, 
§  12  perfecta  mit  innerem  nasal,  §  13  ein  perfectum  mit 
dem  praesenssuffixe  skOf  §  14  thematisches  a  im  perfectum 
and  im  praesens 231—233 

Cap.  y.  Der  wurzelvocal:  §  15  allgemeine  bemerkungen, 
§  16  perfecta  mit  langem  a,  §  17  perfecta  mit  kurzem  o, 
§  18  erleichterung  der  pluralformen,  §  19  erklärung  der 
perfecta  beba,  im-rera,  »cachüf  fiu,  §  20  perfecta  von  wur- 
zeln mit  mittlerem  u,  §  21  perfectum  der  wurzel  bhu^ 
i  23  euaia,  §  23  perfecta  von  wurzehi  mit  t 233—245 

^*<tä«]irift  für  TMTgl.  Spneht  N.  F.  TU.  8.  18 


266  Johannes  Schmidt, 

Gap.  VI.  Die  perfecta  mit  mittlerem  e:  §  24  das  vorkommen 
derselben,  §  25  erklärnng  derselben 245—350 

Gap.  VII.  Die  verschiedenen  perfeet typen  in  den  indoger- 
manischen sprachen :  §  26  kurzer  überblick  über  dieselben    250 — 252 

Gap.  Vni.  Die  alterthümlichkeit  der  perfecta  im  h-ischen: 
§  27  das  vorkommen  derselben  in  den  sprachquellen, 
§  28  Sammlung  glossirter  perfecta 252 — 255 

Gap.  IX.  Das  nachleben  des  reduplicirenden  perfects  im  neu- 
irischen:  §  29  das  s-praeteritum,  §30  das  Past  Tense  im 
neuirischen,  §  31  übergreifen  der  s-formen  im  mittel- 
irischen, §  32  vorkommen  der  umgebildeten  singular- 
formen des  perfectum  im  frühen  mittelirisch,  §  33  der 
gebrauch  regelrecht  vom  praesensstamme  gebildeter  s-prae- 
terita  im  mittelirischen  und  neuirischen,  §  34  die  umge- 
bildeten perfectformen  unter  den  unregelmässigen  verben 
des  neuirischen,  §  35  die  3  sing,  des  Past  Tense  im  neu- 
irischen, §  36  die  praeterita  der  übrigen  unregelmässigen 
verba 255—265 

Oclober  1875.  Ernst  Windisch. 


Über   metathesis  von    nasalen   und   die  flexion 
vocalisch  auslautender  wurzeln  im 

griechischen. 

Die  zweite  abtlieilung  meines  »Vocalismus«  zeigt,  dass  die 
metathesis  von  r,  l  mit  oder  ohne  dehnung  des  ursprünglich 
vorhergehenden  vocals  in  allen  indogermanischen  sprachen  nur 
die  folge  des  zwischen  r,  l  und  dem  folgenden  consonanlen 
aus  dem  stimmtone  der  liquiden  entwickelten  vocales,  der  svara- 
bhakti,  ist.  Zu  fast  idealer  regelmässigkeit  sahen  wu:  diese 
erscheinungen  in  den  einzelnen  slawischen  sprachen  ausgebildet: 
lit.  gärdas,  got.  gards  ward  urslaw.  gärädü  (erhalten  in  russ. 
garodü)^  daraus  entstand  entweder  durch  schwund  des  ersten  a 
gradü  (erhalten  in  poln.  grod,  osorb.  hröd)  oder  durch  zusammen- 
fliessen  der  beiden  durch  r  getrennten  a  hinter  dem  r  grodü, 
die  grundform  für  das  südslawische  und  Sechische.  Es  wurde 
auch  bereits  bemerkt,  dass  die  metathesis  bei  nasalen  in  ganz 
gleicher  weise  geschehen  sei  (a.  a.  o.  325).    Dies  soll  hier  an 


Ober  melalhesfs  von  RMalen  etr. 


2671 


beispielen  dargelegt  werden.  Einige  derselben,  und  zwar  gerade  ] 
solche,  welche  den  entwickeiungsgang  dei"  unigeslaltungen  am 
klarslen  erkennen  lassen,  sind  von  Windisch  Zeitschr.  XXI, 
406  ff,  XXil,  273  ff.  in  anderer  weise  behandelt  worden.  Er 
hat  die  quantitäUverhältnisae,  welche  den  sichersten  aufschluss 
über  den  hergang  geben,  ausser  äugen  gelassen  und  sich  ausser- 
dem den  weg  zur  erklärung  der  von  ihm  berührten  Verhältnisse 
durch  eine  Iheorie  verlegt,  deren  hallbarkeit  am  Schlüsse  dieser 
Untersuchung  geprüft  werden  wird.  Ich  habe  das  folgende  nicht 
«her  veröffenl licht,  weil  ich  hoffe,  dass  es  mir  jetzt  gelingen 
werde  den  leser  durch  eine  weit  kürzere  darsLellung  zu  über- 
wugen  als  vor  erscheinen  der  zweiten  abtheilung  meines  »voca- 
iismus«,  deren  inhalt  im  folgenden  als  bekannt  vorausgesetzt 
wird,  m^lich  gewesen  wäre. 

Numeriren  wir  die  entwickelungsslufen  des  oben  genannten 
I>eispiets;    1.  lit.  n&räas,    2.    urslaw.   garadü,    3.   urpoln.  graä^  j 
*.     südslaw.   groda.     Genau   entsprechend    diesen    vier    stufen 
'aasen  sich  nachweisen : 

1.  anman,  2.  anatnan,  3.  naman,  4.  naman. 

Es  sind  dies  die  vier  grundfunnen,  auf  welche  die  worte 

f^i«-  »naiue«  in  unseren  spraclien  zurückführen.    Die  grundform 

'-     anman   ist   erhallen   in  air.  ainm  (aus  *anmin  Zeuss  *  Sl 

^■«'«iien.  stamm  oww7ati-(aus  *anman  Hübschmann  ZtscIir.XXIl,  10), 

*t»itg.  WM?  (aus  *jewttteft  Voc.  I,  28.  80  f.),  preuss.  nom.  etnnes, 

'•»•»icBS,  acc,  emnan,  stamm  enmina-  aus  *cnmn-a-,  d.  h.  gdf- 

y  durch  suff.  -a  erweitert  wie  an.  namn,  naf'n.   Die  gdf.  2. 

l  liegt  vor  in  Svofia,  oyoftaiyai  (vgl,  xöva^og  aus  *)iovßog 

,  ==   )(0>;i9s,  lit.  skamb^ti,  Walter  Ztschr.  XII,  380,  Bi^ge  Ztschr. 

^rx,  405):  die  gdf.  3.  tiaman  in  got.  namS  aus  *anaman-  wie 

I  aus  ^geneva-m,   tritt   aus  *dcreva-tn  =  russ.  derevo,  rakja 

*-**s  *aragija  :  ogfjia,    nid.    ags,    cran  aus    *garana'S  ^=   corn. 

^^^^an,  fißavog   (s.  Voc.  11,  453);    die  gdf.   4.  fmtiian  erscheint 

I  "^    sltr.  nämati-,  abaktr.  nüman-,   lat.  Ttömen  {»antan :  Svofta  = 

I  **^«l<tt  :  iniäm,  nüana-  :  (aUkp-  ü.  a.  Voc.  II,  23Ö.  502).    Ver- 

,  ***l]ri  durcli  lat.  cognomen,  agnomen  hat  man  diese  verschiedenen 

^^ortformen  aus  einer  grundfomi  naman,  welche  aus  *gnaman 

""^  lal.  -gnörnfin   verstümmelt  sei,    hergeleitet   (so  noch  Curtius 

8"-    c.  *  no.  446,    Fick   Wtb.  ^  I,  G8).     Wie  unmelltodisch    dies 

'Erfahren  zumal  bei  anhängern  der  stnmmbaumtheorie  ist,  liegt 

^ül  der  hand.    Kommt  nämlich  lat.  co-gnömen  für  die  recon- 

18» 


268  Johannes  Schmidt, 

struction   der  indogermanischen  form  in  betracht,  dann  kar^xi 
diese  nur  gnaman  gelautet  haben  und  das  g  erst  in  den  einz^l* 
sprachen  verloren  sein.    Diesem  ergebnisse  widersprechen  a 
die  lautgesetze  aller  sprachen  ausser  der  lateinischen  und 
noth  der  griechischen.    Man  denke:  abulg.  imq  soll  aus  jma^99^ 
entstanden  sein!  Wenn  auch  Fick  hiervor  nicht  zurück9cheui.t, 
da  er  in  einem  athem  nomen  mit  im^,  nominare  aber  mit  ieffm«i- 
menoH  verbindet,   so  hoffe  ich  doch,  dass  er  keine  nachfols^r 
finden  wird.    Es  ergiebt  sich  also,  dass  das  g  von  cognotm^n 
für  die  reconstruction  der  indogermanischen  urform  ganz  ausser 
betracht  bleiben  muss.    Dann  aber  ist  es  reine  Willkür,  welche 
skr,  naman  u.  s.  w.  aus  jfUl  u.  s.  w.  herleitet.    Vergl.  Windiscsli 
Ztschr.  XXI,  423.    Fick  setzt  hier  wie  mehrfach  eine  doppel- 
form für  die  Ursprache  an:  naman,  näman,  neben  welchen  als 
dritte  noch  die  »organische«  form  gnaman  bestanden  haben  soll. 
Wer  doppelte  und  dreifache  wortformen  für  die  Ursprache  an- 
nimmt, giebt  damit  nichts  weiter  als  ein  verhülltes  gestandniss, 
dass  er  die  richtige  form,   welche  zu   einer  zeit   immer  nur 
eine  ist,   nicht  gefunden  hat.    So   wenig  ein  deutscher  lexi- 
cograph,  falls  unser  wort  im  gothischen  nicht  belegt  wäre,  sich 
erlauben  dürfte  zu  sagen,  es  müsse  im  gothischen  namö  oder 
n€mö  oder  nömö  gelautet  haben,  ebenso  wenig  darf  man  dem 
indogermanischen  lexicographen  freiheit  im  ansetzen  der  quan- 
tität  gestatten.   Das  wort  hat  in  der  Ursprache  entweder  nö»«*** 
oder  na^nan  gelautet  oder  keins  von  beiden,  sicher  nicht  beid^^s 
zugleich.    Aus  keiner  von  beiden  formen  lassen  sich  die 
einzelsprachen,  ohne  gesetz^vidrigkeiten  herleiten,  die  einzig 
nügende  form  ist  das  in  vier  ^prachfamilien  erhaltene  awm^^ 
Ob  dies  früher  aus  ^gan-man,  wurzel  gan  kennen  (s.  u.)  en 
standen  sei,  lässt  sich  bei  dem  heutigen  stände  der  wissensdwu 
gar  nicht  discutiren. 

1.  anti-y  2.  awflrfi-,  4.  n(A%, 

1.  anti-  in  lit.  dntis  ente,  russ.  ti^Aw,  skr.  ö<i-  (aus  *( 
vgl.  Voc.  I,  34) ;  2.  anati-  in  lat.  anas^  ahd.  anid  (t-stamm, 
pl.  enti  zeigt),  anord.  '&aä;  4.  nöü-  in  v^aaa,  welches  sieh  i 
stammauslaute  mit  skr.  Ott  TS.  deckt. 

1.  ang,  2.  anag,  4.  nag.  . 

1.  skr.  anjas  flink,  plötzlich  =  2.  got.  anaks  (svarabhat-^ 
wie  in  inanags  Voc.  I,  31);    4.  abulg.  nagU,   lit.  nUglas.    D 
Zusammenstellung  der  beiden  ersten  rührt  von  Fick  her,  nagi 


Ober  metathesis  von  nasalen  etc.  269 

und  nSglas  sind  von  Windisch  Ztschr.  XXI,  423  hinzugefügt, 
da*  ihre  vocale  für  kurz  zu  halten  scheint.  Abulg.  a  war  iil  der 
regel  einst  lang  (s.  Voc.  II,  163  f.),  im  vorliegenden  falle  sicher, 
wie  das  daraus  entstandene  nie  kurze  lit.  u  beweist. 

1.  ank,  2.  anak,  3.  tMk,  4.  nak. 
Aus  Wurzel  skr.  ag  erlangen  ist,  zuerst  vor  nasal  anlautenden 
Suffixen,  eine  wurzelform  athg  entstanden,  wie  Voc.  I,  30  f.  er- 
örtert ist;  das  n  von  (zg-no-ti  erscheint  im  perf.  an-tmig-a  in 
der   Wurzel  und   hat   die    reduplication   durch  an   veranlasst. 
Ebenso  ist  subst.  amga-  antheil  aus  *(ig-nar  entstanden.    Br^l 
(mem.  de  la  soc.  de  lingu.  II,  340)  hat   für  den   umbrischen 
stamm  acno-  die  bedeutung    >fundus,   ackerstück«   durch  ver- 
gleichung  des  lat.  acna,  acnua  (stück  feld  von  14400  quadrat- 
fiiss)  überzeugend  erwiesen  und  darnach  per-aknis  und  sev-oknis 
als  gegentheil  von  lat.  itHinis  aus  Sn-acnis  erklärt.    In  diesem 
ocHo-  liegt,  glaube  ich,  die  form  vor,   aus  welcher  skr.  arhga^ 
entstanden  ist;   inanis,  welches  sich  zu  acno-  verhält  wie  in- 
-enms  zu  armo-  u.  s.  f.,  ist  skr.  ananigorS.    Die  so  entstandene 
wurzelform  ank  hat  alle  vier  stufen  durchlaufen. 

1.  ank  erscheint  in  skr.  an-amg-a  perf.,  afnga-  subst.,  iv^ 
'BywBJv  redupl.  aor.,  dessen  stamm  vielleicht  mit  ved.  namgi 
!•  sg.  aor.  med.  identisch  ist  (BR.  und  Grassmann  stellen  diese 
form  unter  nag,  fassen  sie  also  als  *na-nag-i,  was,  wenn  man 
nur  das  indische  berücksichtigt,  allein  richtig  ist),  ferner  in  den 
von  Windisch  Ztschr.  XXI,  412  f.  besprochenen  keltischen  Worten. 
1  anak  :  skr.  anagamahai%  2.  3.  sg.  aor.  ünat,  vy-anagi- 
durchdringend,  ^vix^V^j  d^^ex^g,  att.  diävex^g,  das  simplex 
wäre  *iv€x^g  ^,  ^>Mr/v«y-/*a*,  iv-^vox-a  mit  attischer  reduplication 
(vgl.  M.  Müller  Ztschr.  IV,  272,  E.  Kuhn  Ztschr.  XIX,  309); 
der  letzte  nasal  in  äv-sv^vsyxteny  i^-evsyx^^  (Voc.  I,  122)  ist 
^  durch  die  analogie  des  aor.  ivsyxsXv  herbeigeführt. 


*)  Dies  findet  sich  nur  an  einer  stelle  RV.  VIII,  27,  22  und  zwar 
^^  im  pada,  in  der  saihhitfi  steht  väsyo  'ndgämahai,  Grassmana  liest 
^^^  na^mahaif  welches  er  unter  nag  verzeichnet  sp.  719.  änagus  3.  pl. 
P^'f-»  in  welcher  Windisch  die  wurzelform  anag  annimmt,  ist  vielmehr 
*^  ^anaikgüs  entstanden,  indem  der  nasal  in  der  tieftonigsten  silbe 
'^^and,  vgL  hatd-  wz.  hon,  gatä-m  centum,  asi-8  ensis  s.  u.  s.  272  anm. 

^  Das  späte  nur  poetische  ^ytxijs  halte  ich  für  eine  falsche  hildung, 
^''^e  wie  n^ifiog  bei  Hesych  nach  -n^tfio^  im  zweiten  gUede  von  com- 
^ten  gebildet  ist. 


270  Johannes  Schmidt» 

3.  nak  in  skr.  mig  erlangen,  abulg.  nesti,  lit.  nesM,  \a 
nadtis.  Das  zweite  n  in  nanciscor^  nanctus  hat  weder  mit  dei 
von  skr.  namgi  etwas  gemein,  noch  ist  die  wurzelgestalt  nan 
nach  analogie  von  pango,  tango  gebildet  (Windisch  a.  a.  i 
413  f.),  sondern  nandscar  ist  aus  *na(>ninSCor^  einer  bildur 
wie  con^ui(c}-ni-sco,  ft^gj-niscor,  entstanden  wie  fundus  ai 
*/wd-ww-s  :=  skr.  budh^nors,  pUmcus  aus  *j>tec-iiti^s  =  planu 
sabeU.  scensas^)  Fest.  p.  338.  339  =  alat  cesnas,  caesna 
nadus  verhält  sich  also  zu  nanciscor  wie  coxim  huckend  (welchi 
Savelsberg  rhein.  mus.  XXVI,  394  irrig  von  coxa  herleitet)  ai 
*quec-tim^)  zu  con^ui{c)'fii'Sco.  Vielleicht  liegt  wz.  fkxk  auf 
in  got.  ga-nah  vor. 

4.  näk  in  got.  7iehv,  dessen  Verwandtschaft  mit  ir.  ac^ 
vicinus,  gdf.  anh-€Ls4u-  Windisch  a.  a.  o.  415  annimmt  Esc 
bemerkt,  dass  Fick  '  III,  157  sich  durch  das  hv  nicht  verbind« 
sieht,  nehv  mit  skr.  na^  zu  verbinden. 

1.  angh,  S.  anagh,  3.  ruigh. 

1.  lat.  unguis,  ir.  inga,  2.  ow^,  3.  skr.  nakha-,  ahd.  na^ 
abulg.  nogüH  (Windisch  a.  a.  o.  421);  das  d  in  lit.  nägas  v^ 
dankt  seine  länge  nur  dem  accentc. 

1.  *anbh^  ambh,  3.  nabh,  4.  nahh. 

Es  sind  dies  die  wurzelbcslandtheile  der  benennimgen  : 
»nahe,  nabeU.  Dass  die  reihenfolge  der  laute  in  ofHfoA 
u/nibüicuSy  ir.  inibliu^  ursprünglicher  ist  als  die  in  skr.  ndb2 
ndbhila-,  ahd.  fiabalo  hat  schon  Windisch  a.  a.  o.  422  v 
muthet.  Bewiesen  wird  es  durch  die  quantitätsverschiedenb 
von  skr.  nabhi-,  näbhila-  und  skr.  nabhya-,  ahd.  naba,  nab€ 
welche  sich  nur  in  der  selben  weise  erklären  lässt,  wie  die  % 
skr.  nanmn  und  ahd.  namOy  d.  h.  nahh  und  nahh  smd  v 
schiedene  wandelungen  von  *afiai)h  aus  *afibh,  welches  spä 
zu  ambh  geworden  ist. 

1.  *anb]i,  ambliy  2.  atiabh,  3.  nabh. 

Vielleicht  von  der  selben  wurzel  wie  die  vorigen:    1.  s 
anibhas  wasser,  ofAßgog,  lat.  imber,  2.  osk.  Anafriss  imbrib 
3.  skr.    nabhas   feuchtigkeit,    gewölk,   vstfOQy    abulg.   t*c6o, 
debesxs,  vsffiXfj^  lat.  nebula,  air.  nel,  ahd.  nebal    In  skr.  ft4 

*)  Corssen  I  ■,  3!27   erklärt   dies   als  verschrieben   für   *8cesna8. 
Schreibfehler  wäre  jedesfalles  all,  da  er  sich  hei  Festus  und  Paulus  flu 

*)  Vgl.  socer  aus  ^svecer  =  hxvQogy  soror  aus  *svesor  =  air.  siur, 
aus  *quelOt  wie  in-quü-inus  beweist. 


Ober  metaUiesie  von  nasalen  etc.  271 

öflhuDg,  quell  könnte  man  den  vierten  typus  suchen,  doch  kann 

dies  zu  nabh  bersten  in  dem  selben  Verhältnisse  stehen  wie  väc 

2a  WZ.  vac.    Osk.  Anafrfss  ist  ein  Überrest  aus  sehr  alter  zeit, 

da  kein  einziges  anderes  oskisches  wort  svarabhakti  zwischen 

oasal  4~  consonant  zeigt.    Die  nicht  nasalierte  wurzel  hat  man 

^  skr.  abhrd-  wölke,  gr.  d^Qog  sehen  wollen,   doch   ist   mir 

wahrscheinlich,  dass  diese  aus  *anibhra-  entstanden  sind,  denn 

das  a  in  dfpQog  gegenüber  dem  o  von  of^ßgog  deutet  auf  nasal- 

sch^vund  hin  (vgl.  Voc.  I,  121).    Skr.  ofcArd-  hat  den  nasal  in 

der  tieflonigstai  silbe  verloren  (s.  das  s.269  über  anagüs  bemerkte). 

1.  an,  2.  ana,  4.  na. 
Dies  sind  die  formen,  in  welchen  das  verneinende  präfix 
^i^cheint:  1.  an  in  skr.  abaktr.  griech.  air.  osk.  an-,  lat.  in-, 
STot.  im-;  2.  ana  in  abaktr.  anorzäthar  ungeboren  u.  a.  (Justi 
haxidb.  s.  18),  griech.  ard-edrog  u.  a.  (Lobeck  pathol.  elem.  I, 
193  f.,  Curtius  *  no.  420,  6.  Meyer  z.  gesch.  d.  indog.  stanrni- 
l>ildung  u.  decl.  s.  11  f.),  ahd.  una-holda  (Grimm  gr.  II,  775, 
Graff  IV,  915);  i.  na  in  dor.  vä-no^vog  (Ahrens  II,  130),  ion. 
'^-»e^d^g,  vi^nsv^^g  u.  a. 

Es  wird  jetzt  wohl  ziemlich  allgemein  angenommen,  dass 

die  selbständige  negation  na  und  die  nur  in  nominalzusammen- 

setzongen  erscheinende  an-  beide  aus  dem  pronominalstamme 

ana  entstanden  seien,    indem   dieser   »bald   vorn   bald  hinten 

angebissen  ward«  (Pott  e.  f.  I  \  384).   Diese  differenzirung  von 

ana  zu  an  und  na,  deren  grund  eine  verschiedene   betonung 

gewesen  sein  wird  (dnfa)-,  (a)nd),  muss   aber  schon  vor  der 

sprachtrennimg  vollzogen  sein,  da,  wenn  man  annehmen  wollte, 

dass  zur  zeit  der  Sprachtrennung  in  nominalzusanunensetzungen 

^w>ch  volles    ana-   bestanden   hätte,   das    arisch- griechische  a 

f^'vativum  daraus  unerklärbar  wäre.    Denn  dass  ein  zur  zeit 

^^  beginnenden   sprachdiflferenzirung  noch  intactes  anor  sehr 

*^H  darnach  —  darauf  führt  die  Übereinstimmung  des  arischen 

^d  griechischen  ^)  —  vor  folgenden  consonanten  bis  zu  o-  ver- 


*)  Aach  diese  Übereinstimmung  ist  als  ein  spiel  des  zufalls  «klärt 
.  ^^deo,  dessen  reich  man  jetzt  ins  grenzenlose  zu  erweitern  bereit  ist,  so- 
^^d  loan  nur  glaubt  sich  dadurch  der  anerkennung  unbequemer  thatsachen 
.  ^^ehen  zu  können.  Die  Übereinstimmung  soll  »nur  scheinbar«  sein  wie 
r^  '■'ccTog  =3  skr.  tatd'9,  kutatov  =  gatd-m  (Fick  spracheinh.  141).  Ohne 
r^^^  SU  untersuchen,  ob  die  genannten  beispiele  wirklich  nur  scheinbar 
^^^'^instimmen,  möchte  ich  mir  zu  bemerken  erlauben,  dass  man  nur  ein 


272  Johannes  Schmidt» 

kürzt  sei,  übersteigt  meinen  glauben.  Wir  stehen  also  vor  der 
alternative,  entweder  ana  als  indogermanische  gestalt  der  nega- 
tion  in  Zusammensetzungen  anzunehmen  und  dann  das  griechisch-^ 
arische  a-  gänzlich  davon  zu  trennen,  oder  an-  als  indogerma- 
nisch anzusetzen,  aus  welchem  sich  einerseits  anch,  när,  anderer*' 
seits  durch  schwund  des  n  vor  consonanten  griech.-v-  ^ 
entwickelt  hat. 

Den  ersten  ausweg  wählt  G.  Meyer  a.  a.  o.,  der  überdies 
noch  na  von  anor  an-  trennen  will.  Nach  seiner  meihung 
»liegt  auf  jeden  fall  nichts  vor,  was  uns  hindert  anzunehmen, 


wenig  genauer  hin  zu  sehen  braucht  um  zu  erkennen,  dass  der  Übergang 
von  *tan'id'8  in  tatä-s  dem  von  an-  in  a-  nicht  gleichartig  ist.  In  tfUd-St 
Jiatd-8,  gatd-nif  tudattf  asi-s  (ensis),  vasti-s  (lat.  vensi-  zu  vensiea  weiter^ 
gebildet  Lachmann  z.  Lucr.  p.  357,  ahd.  loanast  Fick  I ',  210)  änaQUi^ 
abhrd-fn  {B^ß^ogy  dfQog)  u.  a.  ist  der  nasalschwund  deutlich  durch  die 
selbe  Ursache  veranlasst,  welche  die  wandelung  von  *8thatd'8,  *kartd'i, 
*papatifnd  in  8thttd'8,  hrtd-Sy  paptimä  bewirkt  hat,  d.  h.  durch  den  un- 
mittelbar hinter  die  silbe  fallenden  hochton.  Ebenso  ist  n  im  auslaute 
von  nominalstämmen  vor  den  suffixen  -bhiSy  -bhyMf  -su  nur  deshalb  ge* 
schwunden,  weil  diese  ursprünglich  den  hochton  hatten,  welchen  sie  hinter 
einsilbigen  stammen  bewahrt  haben  —  aus  demselben  gründe  schwand  das 
a  der  an-stämme  vor  vocalisch  anlautenden  suffixen.  Dies  beiläufig  zur 
erwägung  für  G.  Meyer,  welcher  a.  a.  o.  84  in  formen  wie  räjasu  a-stämme 
sucht,  ohne  zu  erklären,  warum  es  dann  nicht  röieshu  heisst.  Ganz  anders 
steht  es  mit  an-,  a-.  Ich  glaube  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  ich  annehme, 
dass  von  den  Zusammensetzungen  mit  an-,  a-  die  attributiven  und  deter- 
minativen die  ältesten  sind.  In  diesen  hat  das  indische  das  an-,  a-  fast 
stets  betont  (Aufrecht  de  accentu  comp.  §  44,  6.  §  126  sq.),  das  griechische, 
so  weit  es  sein  betonungssystem  gestattete,  das  germanische  und  das  alte 
latein  haben  die  partikel  in  allen  Zusammensetzungen  hochbetont,  für  das 
latein  beweist  dies  die  vocalschwächuug  in  den  zweiten  gliedern  von  ifh 
ritiM  =  dn'rta-8,  in-ermiSy  in-imicus  u.  s.  f.  Es  wird  also  durch  Über- 
einstimmungen wie  dnrta-s  =  inrituSy  dmarta'8  =  li/ußgorog,  dgata-s  = 
aßarogy  djiUUa-8  =  ayvtoiog,  ahd.  unkuiid  höchst  wahrscheinlich,  dass  schon 
die  Ursprache  derartige  composita  auf  der  ersten  silbe  betont  hat  Der 
Übergang  des  hochbetonten  an-  in  a-  hat  im  indischen  kein  einziges  ana- 
logon,  vielmehr  bleibt  der  nasal  in  hochbetonter  silbe  überall  erhalten: 
tuddilkLs  gegen  tudatäs^  tiiddnti  oder  tudattj  Jidntum  gegen  hatds  u.  s.  f. 
Daraus  folgt  mit  zweifelloser  Sicherheit,  dass  der  schwund  des  n  von  dn^ 
und  der  von  ^tantdSj  *hantd8  u.  s.  f.  ganz  verschiedenen  perioden  ange- 
hören, also  nicht  in  einen  topf  geworfen  werden  dürfen,  wie  von  Fick 
geschehen  ist.  Wer  die  Übereinstimmung  von  «tk-,  d-  mit  arischem  an-t  o- 
durchaus  für  zufall  halten  will,  mag  sich  also  nach  einer  anderen  begrün- 
düng  für  seinen  glauben  umsehen. 


Ober  metathesis  v 


273  I 


dass  die  beiden  einfachen  pronominalstänime  a  und  «a  nicht ')  ] 
Von  vornherein  hätten  in  der  selben  weise  als  privative  Wörter  ' 
Üinctioniren  können  wie  die  Verbindung  ana,  ebenso  wie  a  und 
ana  im  gebrauch  als  pronoinina  und  na  und  atta  in  der'  Wort- 
bildung in  erweisbareni  auslausch  stehen*.    Wenn  beliebig  g 
bildet  B'äre  a-agva-  odei-  an-a^va-  oder  na-a^va-  oder  ana-agva-, 
dann  würde  in  der  that  nichts  voi'liegen,  was  Meyers  annähme  ] 
rc-rhinderte.     Das  ist  aber  bekannilich  nicht  der  fall,  sondern 
das  erscheinen  von  n  oder  an  hängt  vom  anlaute  des  folgen 
coinpositionstheils  ab.    Ein  Wechsel  von  an  und  a  unter  diesen 
Jr>edingungen    ist  leicht   begreiflich:    an   verlor  sein  «  vor  con- 
^^zißanten,   behielt  es  aber  vor   vocalen,   wo  es  den  eintritt  des  i 
fa-ialus  in  wiilkomniener  weise  verhinderte.    Ist   aber  an,  wie  i 
Ädteyer  will,   aus  ana   entstanden  und  von  a  verschieden,  dann 
B"^it  der  Wechsel  von  an  und  a  auf  einen  älteren  von  ana  und 
«»     zurück,   der  rein  unbegreiflich   ist.     Denn   was  in   aller  weit 
^t^jlHe  die  spräche  bewogen   haben    vor  vocalen  nui-   ana,  vor 
«=<un3onanten  nur  «  zu  setzen?   Ferner  ist  sonst  nii^endwo  ein 
•derartiger   beliebiger   Wechsel   von  a  und   ana  oder  von  a  und 
*»«,   wie    ihn    Meyer    annimmt,    nachgewiesen.     Das   augment 
lautet  a,  nicht  auch  ana  oder  na,  die  stammbitdungssuffixe  ana 
*Jnd  tta  sind  von  a  total    verschieden  u.  s.  w.     Daraus,    dass 
Un  indischen   anena    und  asya    begrifflich     nicht    weiter 
Von  einander    verschieden    sind   als   tena    und   tasya   folgt    die 
Identität    von  ana-  und  o-  in  der  weise,  dass  beide  als  suffixe 
oder  in  partikeln  beliebig  für  einander  eintrelen  könnten,  ganz 
"nd  gar  nicht;  ttnc  und  eshani  liegen  begrifflich    auch   nicht 
Leiter  auseinander   als  te  und  tesham.    Wird  daraus  jemand 
folgern   wollen,    dass   in  der  stanunbildung   und    sonst  a-  und  J 
•"•0-  beliebig  für  einander  eintreten  können? 

Prüfen  wir  nun  die  berechtigung,   ana-   in   privativen  zu-   , 
**mmenselzungen  für  die  Ursprache   anzusetzen.     Aus  dem  alt- 
P^iechischen  sind  folgende  formen  mit  aca- nachgewiesen:  dvd- 
^^vog    Hoin.,    dväftlnrai;,     avdnvivutaq    Hesiod,     avd'^vmtnQ^ 
^^iJslalh.  Suid.,  dväntmaroi  Suid.    (Lobeck    pathol.  el.  I,  193, 
"•   Meyer  a.  a.  o.  11).    In  den  ersten  beiden  kann  der  zweite  1 
*'öcal  auch  aus  dem  j:  entwickelt  sein   (s.  Curtius  *  s.  56G),  in  t 
''^*i  anderen  folgt  doppelconsonanz.    Gehen  wir  nun  von  der  ' 


')  Dies  ■nicht«  ist,  wie  der  Zusammenhang  lehrt,  m  streichen. 


274  Johannes  Schmidt, 

durch  hom.  äfi^aaiij  erwiesenen  thatsache  aus,  dass  im  ältesten 
griechischen  'der  Wechsel   zwischen  dy-  und  d-  noch  nicht  so 
geregelt  war,   dass  dv^  vor   consonanten   schon  völlig  ausser 
gebrauch  gekommen  war  —  das  griechische  verläugnet  auch 
hierin  seine  mittelstellung  zwischen  den  übrigen  europäischen 
und  den  arischen  sprachen  nicht  — ,  so  leuchtet  ein,  dass  wenn 
dv-  vor  doppelconsonanz  gedeih,  der  stimmton  seines  y  sich 
zur  Vermeidung  dreifacher  consonanz  leicht  vocalisiren  konnie. 
Nichts  hindert  also,   das  zweite  a  von  dpa-  auf  gleiche  stufe 
zu  stellen  mit  den  zweiten  vocalen  von  oyvx-,  ovofia,  x6uaß$;, 
i^vixd^fiv,   sivatigeg   (lat.  janitrices,   abulg.  j^y,  HL  nUe,  letL 
jentere,  skr.  jatar  Voc.  I,  34)  u.  a.    Aus  dp^xsitrogj  dv^imKt 
dv^vBfxog  u.  a.  dva  oder  gar  dvfj  als  ersten  bestandtheil  htfaus 
zu  schälen,  was  Clemm  stud.  VIII,  14  für  möglich  hält,  wSre 
ebenso  willkürlich,  wie  wenn  jemand  aus  ^fuoußiXiov  (inschriftL 
Hermes  IV,  347  z.  6.  7),   dvadvvfioij  dfiq>^QKrrog,   vnsgipfOQt^ 
Worte  wie  ^fjtia-,  dvaa-,  dfjb(pa-y  vnsga-  heraus  prapariren  wollte. 
Von  allen  bisher  behandelten  beispielen  spricht  also  keins  for 
urspr.  afM-.    Das    neugriechische   hat  zahlreichere  dpa^  aneh 
vor    einfachen   consonanten.    Aber    Meyers    behauptung,  dasB 
diese  >von  einstiger  weiterer  Verbreitung  der  dva-  im  allgrifr" 
chischen  zeugen«   kann   ich   nicht  nachsprechen.    Pflegt  doch 
sonst  das  zunehmen  einer  erscheinung  im  laufe  der  zeit  gerade 
als  beweis  ihrer  unursprünglichkeit  zu  gelten. 

Aus  dem  vereinzelten  ahd.  unorholda  wird  kein  besonnener 
dem  sonst  ausnahmslosen  wn-,  ow-  aller  germanischen  spracheß 
mit  einschluss  des  hochdeutschen  zum  trotze  ein  urgermaniscfaes 
wnor,  geschweige  denn  ein  indogeemanisches  ana-  folgern  wollen. 
Vielmehr  wird  das  a  von  unaJiolda  nur  als  svarabhakti  aut- 
zufassen sein^)   wie  die  zweiten  vocale  in  antU,  got.  manafit 
anaks,    ahd.    wanast  =  lat.   ^vensi-  in   vensica   (Lachmann  ^ 
Lucr.  p.  357)   weiter  gebildet,   skr.   vasti-   blase   aus  *wmdt' 
(s.  o.  s.  272  anm.),  ferner  senawa  (s.  276),  Unühicn  HeL  486^ 
Gott.  (Holtzmann  altd.  gr.  I,  138,  der  auch  das  e  von  JoneÖ^ 
5486  in  gleicher  weise  auffasst),  ganiz  Heidelb.  liederhandscb^* 
V.  Pfeiffer  107,  24,  funiften  urkundenb.  d.  stiftes  KlostemeuÖ- 
V.  Zeibig  no.  97    (Weinhold  al.  gi\  s.  26,  bair.  gr.  s.  36;   o* 


*)  Ein  gegenstuck  dazu  ist  die  entwickelung  der  aus  ne  verstömmelt^ 
proklitischen  verbalnegation  n  zu  en  im  mhd.  Grimm  gr.  III,  711. 


275 

ilDch   tWKst  Boelh.  65,    tuniste   Notk.   ps.  33    mit    Weinh.  al. 
»  34.  26  hier  aufzuführen  sind,  ist  zweifelhaft). 

Eodlich  das  altbaktrische  hat  in  seiner  Weichlichkeit  eine 
»Iche  menge  von  parasitischen  vocalen  entwickelt,  dass  die 
Tier  beispiele  von  atia  :  ana-qareta  glanztosigkeit,  atui-qaretha- 
ttme  speise  (neben  a-qareAtäm  der  nicht  essenden),  ana-gätha- 
Vngeboren  (neben  a-Jiata-),  atta-marcehdilcar-  unbarmherzig  eben- 
fcUs  ausser  stände  sind  urspr.  ano'  zu  ei  weisen;  \g\.va£^nt  = 
Ar.  vagmi,  dad<:ma}ii  ^=  skr.  dadmasi,  skyaofitana-  aus  skyaothna-, 
•jnt  die  aspirata  beweist,  =  ski-.  cymdtia-,  präsensbildungen 
wie  dna^i  :  skr.  cinta~ya-ti  (s.  u.). 

Da  also  1.  der  zweite  vocal  von  äva-,  abaktr.  aiia-,  ahd. 
10-  in  jeder  der  drei  sprachen  unabhängig  von  der  anderen 
IS  dem  stimnilone  des  n  erwachsen  sein  kann,  2.  bei  annähme 
eines  indog.  a»ia-  in  Zusammensetzungen  das  arisch-griechisclie 
•-  daraus  nicht  hergeleitet  werden  kann,  3.  dies  a-  aber  aus 
•I-,  mit  welchem  es  nach  bestimmter  regel  weelisett,  hergeleitet 
va^en  mus3,  so  folgt,  dass  die  n^ative  partikel  in  zusanunen- 
der  Ursprache  unmittelbar  vor  beginn  der  sprach- 
: äiflereaztrung  nui'  an  gelautet  haben  kann.  Aus  ihr  ist  nur 
Im  griechischen  na  entstanden;  a[i-^aai^  :  dvä-jiysvatof  : 
dor.  vä-notvo^  (lat.  im-putiis)  zeigen  die  voihenfolge  der  ent- 
vieketungsslufen. 

Nicht  auä  urspr.  an-  hervorg^angen  sind  skr.  »a-kis  nie- 
'Dand,  nor-inimsaka-  eunuch,  neutrum  u.  a.  (BR.  IV  sp.  3),  lat. 
if^K,  H(€j-oeiutm,  n(e)-uUu«  u.  a.  und  die  slawisch-litaiiischen 
'  Dotninalzusammensetzungen  mit  ne-.  Eis  sind  dies  vieünehr 
^tere  zusammenrückungen  der  selbständigen  negation,  welche 
wli  schon  in  der  Ursprache  zu  na  tixirt  hatte,  mit  nomina. 
Kltr  liegt  dieser  urspiung  zu  tage  im  alllateinischen:  »egve 
diqjendi  facit  hüum  Enn.  ann.  14  V.  und  im  slawischen,  wo 
noch  praepositioncn  zwischen  ne  und  das  negirte  nomen  treten 
:  ne-  po  mnogu  (tttä  /hkqöv  (Miklosich  vgl.  gr.  IV,  175). 
^«ner  erhellt  dies  aus  dem  kaum  zufälligen  zuüammentreScn, 
"Mnur  diejenigen  sprachen  nominalzusammenselzungen  mit 
I-  bealzen,  welche  na  als  selbsländige  negation,  sei  es  nackt, 
W  ts  mit  Partikeln  verschmolzen,  erhalten  haben,  das  griechi- 
*be  dagegen,  welches  diis  selbständige  na  verloren  hat,  auch 
^  iiouiinalzusammensetzuugen  mit  na  enträth.  Mit  CiU'lius 
""■  137  vtj-  dem  scheinbar  nächstliegenden  skr.  na  direct  gleich 


276  Johannes  Schmidt, 

zu  setzen  verbietet  die  qualität  des  vocals,  da  urspr.  na  in 
sammtlichen  europäischen  sprachen  zu  ne^  resp.  weiter  zu  ni 
geworden  ist,  wozu  das  dorische  vä-  nicht  stimmt.  Der.  vä- 
kann  also  nur  aus  äva-  entstanden  sein. 

1.  San,  %  Sana,  3.  sna,  4.  snä. 

Betrachten  wir  in  diesem  zusammenhange  das  verbal 
von  ahd.  semva,  senatoa  zu  skr.  snavan,  abaktr.  gnavare,  f**^>y« 
so  leuchtet  ein,  dass  wir  von  *sanvan  (auf  den  stammauslaui 
kommt  es  hier  nicht  an)  als  grundform  auszugehen  haben, 
ansatz  eines  indog.  sinava-  von  wz.  si  binden  (Wtb.  •  I, 
III,  321),  dessen  i  sich  in  urgerm.  *sinva  erhalten  haben  sol 
erweist  sich  schon  dadurch  als  falsch,  dass  er  für  das  sanskrf 
den  noch  nirgends  beobachteten  ausfall  von  inlautendem  i  voi 
aussetzt.    Sehen  wir  genauer  zu,  so  werden  wir  viehnehr  a 
eine  wurzel  san  gefuhrt,  welche  in  verbalformen  nur  auf 
päischem  boden  erscheint.    Wir  durchmustern  die  formen 
den  vier  stufen. 

1.  San  ausser  in  ahd.   senwa  noch  in  anord.  sin 
fem.  a-st.,  sin  ntr.  a-st.  carex  vesicaria,  woraus  stricke  ged 
werden;   diese    gehen   nicht   auf  den  selben  stamm  wie 
sentva  zurück,  da  sie  keinen  u-umlaut  haben;  i  aus  e  trotz 
a-stammes  wie  in  Imr  (ahd.  leno,  lat.  lenis),  niß,  lifr  (lttnd\ 
shil  Unterscheidung  (lit.  skelti),  strit  schwere  arbeit  (abulg. 


skip  (axdfpii)^  bif  beben  ((foßog).    Im  skr.  weist  snur-tas  abl  ^Btt 
adv.  auf  *5aMw-  zurück  wie  smi-  gipfel  auf  sanü-  RV.  VIII,  8^  ^   3 
(woraus  durch  dehnung  sefnw-),  jiiu  auf  *janu  (abaktr.  tfoi^^^ 
yopv,  gmti),  vgl.  A.  Kuhn  Beitr.  III,  465  f.  Voc.  I,  39.| 
S.  sana  in  ahd.  senawa. 

3.  sfia  in  skr.   sna-sa  band,  sehne;   ob  abaktr.  gava-^wB^:'^ 
sehne,   darm  eines  rindes  hierher  oder  zu  no.  4  gehört,  h 
ich  dahin  gestellt,  da  gna  in  der  zusammensetzimg   aus 
entstanden  sein  könnte. 

4.  sna  in  skr.  sna-van^,  sna-yu-.    Hier  schliessen  sich  weit 
an  air.  snd-the  filum,  griech.  ii-wri-xog  wohlgenäht  (Voc.  I»  S^)» 
ivvri  nebat  aus  ^iv-an^-rog,  ^i-ayt^  (Curtius  no.  436),  ahd.  tkJW^^'*' 
lat.  nere.    In  griech.  vito  kann,  auch  ohne  dass  die  analo^^^ 
der   zahlreichen  verba  auf  €«  eingewirkt  hätte,   b  aus  ^ 
kürzt  sein;    vgl.   hom.   iaTa&  =  skr.  asate,   ion.    äyoqimv 
hom.  äyogctav,  ysiTdov  neben  yV^'^V^i  Xiirog,  XsVtog  aus  X^Sfi^'^f 
xXeig  aus  xXi^tg  u.  a. 


über  metathesis  von  nasalen  etc.  277 

1.  €tm,  2.  atna,  3.  ma,  4.  ma. 

Jetzt  fallt  auch  licht  auf  das  verhältniss  der  von  Osthoff 
Forschungen  I,  28  f.  zusammengestellten  ävtXov^  ävrXog  schöpf- 
geiass,  skr.  amaircMH  krug,  trinkschale,  lat.  mättda  gefass,  nacht- 
geschirr  sowie  auf  das  der  wurzelverwandten  a/iux«  und  athd. 
mjm.  Es  wird  kaum  zu  ermittehi  sein,  ob  das  zw^eite  a  von 
omatrch  grammatisch  bedeutsam  oder  nur  svarabhakti  ist,  so 
?iel  steht  aber  fest,  dass  amatrar-  die  brücke  zwischen  avtlov 
nod  mättda  bildet,  und  dass  das  a  von  ahd.  majan  durch 
zosammenfliessen  der  beiden  in  a/uao»  erhaltenen  a  entstanden 
ist  (vgl.  Voc.  n,  455  f.). 

Auf  dem  selben  wege  wie  sna  aus  san,  ma  aus  am  sind 
alle  die  wurzelformen  entstanden,  welche  metathesis  des  nasals 
mit  dehnung  des  nun  im  auslaut  der  Wurzelsilbe  erscheinenden 
vocals  verbunden  haben.  Dass  die  länge  durcli  zusammen- 
ffiessen  des  ursprünglichen  wurzelvocals  mit  der  svarabhakti 
hinter  dem  nasal  entsteht,  ist  im  griechischen  deutlich  zu  be- 
obachten, z.  b.  navdäikäxdnq^  II.  i2  5 :  dfAi^TStQa  S  259,  Jf/t^oq^ 
Od.  ^443;  Ti§Htxog  :  rfJ^yog  {ßovtfji^fAaHesych),tfjkJYfio^);  9äva- 
t^g.'d^yt/tog;  »dfjkOTog :  äxfifiTog.  Es  wird  schwer  zu  entscheiden 
sein,  ob  die  zweiten  vocale  in  danaxviq,  vifiaxog,  d'dvatog, 
fifkotog  etymologisch  bedeutsam  oder  aus  dem  nasal  entstanden 
sind.  Kaum  zu  bezweifeln  scheint  mir  aber,  dass  dfi^moQ  u.  s.  f. 
in  der  angegebenen  weise  aus  däfuitwQ  u.  s.  f.  entstanden  sind. 
Siegismund,  der  die  hierher  gehörigen  griechischen  wurzelformen 
losammengestellt  hat  (Gurt.  stud.  V,  196)  ist  wenige  schritte 
vor  der  richtigen  erklärung  derselben  stehen  geblieben  (s.  206), 
vgl.  Voc.  n,  314  ff.  Selbstverständlich  ist  wie  bei  den  auf  q, 
i  auslautenden  wurzeln  die  metathesis  nur  in  solchen  formen 
ärtstanden,  in  welchen  dem  nasal  ein  suffixaler  consonant  folgte. 
Hinsichtlich  der  Verkürzung  des  vocals  in  formen  wie  %i&vä^h 
^  des  erscheinens  der  vocalisch  auslautenden  wurzelform  vor 
vocaUsch  anlautendem  suffixe  (xBd^va^ii^v)  wäre  hier  zu  wieder- 
hoten,  was  Voc.  II,  320  über  tirXä&$,  xlaXsv  gesagt  ist.  Wir 
bnnmen  gleich  darauf  zurück. 

Auch  im  sanskrit  sind  die  umgestellten  wurzelformen  nur 
vor  coQsonantisch  anlautenden  suffixen  entstanden. 


»)  Dor.  ijfiaUi^  Theokr.  VHI,  24  widerspricht  nicht,  vgl.  Voc.  II,  317; 
^ittNtdem  kann  dem  ^^fiayta  im  dorischen  *ra^ayoi  entsprochen  haben, 
*fet<^M»  dor.  rdfAvtif, 


278  Johannes  Schmidt, 

dhma  steht  im  RV.  nur  im  part.  dhniaia-  und  im  nom. 
agent.  ähmatar-,  vor  vocalen  steht  überall  dham,  und  das  ent- 
sprechende verhältniss  ist  auch  in  späterer  zeit  fast  durchweg 
beibehalten  (s.  die  formen  bei  Grassmann  und  BR.).  Alle 
übrigen  sprachen  kennen  nur  dham  (Voc.  I,  157). 

mna  aus  man  findet  sich  vedisch  noch  gar  nicht  und  muas 
in  formen  wie  part.  a-mna-ta'  entstanden  sein. 

jna  aus  Jan  (jayaie)  findet  sich  nur  in  jüa-ti-s  naher  bluts- 
verwandter, lautlich  und  begrifflich  =  lit.  gentis.  Da  in  xaffi- 
Yvtjxog,  co-gnatus,  got.  knöds  die  selbe  wurzelform  wie  in  skr* 
jnati-  vorliegt,  so  sehe  ich  nicht  ein,  warum  BR.  sich  gegen 
die  herleitung  von  jMti-  aus  jan  sträuben  und  es  durchaus  als 
»nächsten  bekanntenc  zu  jM  cpgnoscere  stellen  wollen. 

jüar-td-,  YV€0T6g,  lat.  gnötus  aus  *jan4a  =  abaktr.  jpoiM- 
"eafUa-,  got.  kunths.  Eine  »wurzel«  gna  hat  nie  bestanden) 
d.  h.  zu  der  zeit,  als  die  bedeutungselemente  noch  ohne  an- 
geschmolzene beziehungselemente  (suffixe)  existirtcn,  hat  das 
indogermanische  nur  gan  gehabt  (lit.  itn-,  air.  gen-);  gna  (skr. 
jüa,  abulg.  0na,  lat.  griech.  gnö,  alid.  chna)  ist  erst  viel  später 
vor  consonantisch  anlautenden  suffixen  entstanden.  Selbst  das 
altindische  hat  noch  eine  spur  der  ältesten  wurzelgestalt  in  dem 
praesensstamme  jäna-,  dessen  ä  wie  viele  andere  (Voc  I,  34) 
aus  an  entstanden  ist.  Dieser  praesonsstamm  findet  sich  auch 
im  altpersischen :  adana  er  kannte  Bh.  I,  51  (von  Spiegel  gloss. 
s.  V.  da  und  Justi  handb.  ä.  v.  3  da  zu  abaktr.  da  wissen  ge- 
stellt). Dem  in  Jana-,  apcrs.  dana-  enthaltenen  urspr.  gan-na- 
entsprach  got.  praes.  "^kin-na,  dessen  zweites  ursprünglich  nur 
praeseiitisches  n  in  das  pcrf.  kann  mit  hinüber  ging  (vgl.  as. 
perf.  fragn). 

Endlich  giebt  das  griechische  den  unwiderleglichen  beweis, 
dass  gna  erst  lange  nach  ablauf  der  »wurzelporiode«  der  Ur- 
sprache aus  gan  entstanden  ist.  Kein  gewicht  lege  ich  dabei 
auf  y^yoDva,  dessen  ableitung  von  unserer  wurzel  (Pott  Wzwtb. 
I,  51)  Curtius  stillschweigend  zu  missbilligcn  scheint.  Den  be- 
weis liefert  vielmehr  die  behandelung  des  wurzelvocals  in 
Y&yvciiTxoo,  iyvcofMv,  yvcotoc. 

Liest  man,  was  in  den  darstellungen  der  griechischen  con- 
jugation,  die  allerneusten  eingerechnet,  über  veränderliche  oder 
imveränderliche  quantität  von  a,  c,  o  im  auslaute  der  Wurzel- 
silben vor  consonantisch  anlautenden  suffixen  gesagt  wird,  so 


über  metathesis  Yon  nasalen  etc.  279 

mTiss  man  glauben,  das  griechische  habe  sich  in  diesem  punkte 
Tegelloser  Willkür  hingegeben.  Und  doch  ist.  die  fast  ausnahms- 
los wattende  regel  so  überaus  einfach  und  in  die  äugen  sprin- 
gend, dass  man  kaum  begreift,  dass  sie  nicht  längst  gefunden 
ist  Sie  lautet:  ursprünglich  im  wurzelauslaute  stehendes  a, 
e,  0  erscheint  in  bestimmten  formen  kurz,  während  die  a,  e,  o, 
welche  erst  durch  metathesis  in  den  wurzelauslaut  gelangt 
sind,  fast  durchweg  lang  sind.  Welches  die  »bestimmten 
iormen«  sind,  weiss  jeder,  der  die  praesentia  auf  -(Tx«  und  die 
flenoQ  von  did^fk^y  xid^fffM  kennt.  Ich  w^erde  das  bestehen  der 
rege!  durch  vollständige  anfuhrung  aller  belegten  beispiele  dieser 
formen  nachweisen  und  die  wenigen  ausnahmen  an  ihrem  orte 
behandeb.  Belegstellen  für  allbekanntes  anzuführen  ist  im- 
nöthig,  man  fmdet  sie  in  der  öfter  benutzten  als  genannten 
YortreSlichen  sanunhmg  von  Veitch. 

Vor  dem  praesensbildenden  -crxcö  bleibt  ursprünglich 
Hoslaotendes  a,  o  (für  s  fehlen  beispiele)  kurz:  ßdanm.  q>äaxm, 
fi^nm;  dagegen  arscheint  ein  durch  metathesis  in  den  anstaut 
Bdangtes  o,  e,  o  ^)  ausnahmslos  lang :  fi$fkv^ifx»,  ^i^<rxM,  didqcusnm^ 
^fäßEm  (Voc  II,  322),  n$nqa(Sxm;  ^i^anofAivmv  (IsfOikivtAv  He- 
«jfch,  WZ. j:«^  Gurt  verb.  276),  nutX^axta  (?  Voc.  II,  327);  »goiaxca, 
tU^xWy  ß$ßQoi(fx9»,  tnQoiifxM  (svoqs),  ytyviicxto,  Reisst  man 
Bui  Curtius  verb.  274  ytYvia(ixt&,  dtö^atfxoo,  d^qacxta^  fi&fjkvijaxm, 
nistfiax»  aus   der  zweiten   gnippe  heraus,  und  stellt  sie  als 

*)  Voc  II,  3^  ff.  tiabe  icli,   so  weit  es  mir   möglich  war,   zwischen 

Q^ctathesis  einerseits  und  »synkope«   des  wurzelvocals  nach  antritt  ahlei- 

tQida>  vocale  andererseits  zu  scheiden  gesucht.    Bei  nasalen  kommt  letztere 

oiAl  Tor.    Im  folgenden  habe  ich  diese  Unterscheidung  nicht  aufreclit  ge- 

IäIUii,  erstens  weil  sie  bei  mehreren  worten  ohjectiv  unmöglich  ist  —  z.  b. 

^  mji^ftiyog  war  nicht  zu  bestimmen,  ob  es  aus  *ntnaQfAivog  oder  aus 

'oc^fiif^o;  (hom.  ntntQijfiiyos)  entstanden  ist  — ,  zweitens  weil  die  unter- 

^idung  für   den   gegenwärtigen  zweck   überhaupt  gleichgiltig  ist.    Die 

^  durch  metathesis   vocalisch  auslautenden  wurzeln    haben  ja   in   den 

^  behandelten  formen  durchweg  genau  die  selben  vocale  wie  die  »verba 

^tracta«  und  scheiden  sich  dadurch  auf  das  bestimmteste  von  den  ur- 

Wn^ch  vocalisch   auslautenden:   ntngü^iyog  wie  lt»^ä^iyogy    dagegen 

'^^fUyos,    Man  findet  also,  damit  hier  nichts  etwa  in  betracht kommendes 

^^^taiigen  werde,  auch  die  formen,  für  welche  ich  a.  a.  o.  »synkope«  des 

^QnelTocals  nach  antritt  ableitender  vocale   watirscheinlich  gemacht   zu 

^'^l^  glaal)e,  im  folgenden  unter  den  formen  mit  metathesis  verzeichnet 

^  Snderang  der  a.  a.  o.  ausgesprochenen  ansichten  ist  daraus  nicht 

«»folgern. 


i 


280  Johannes  Schmidt, 

»vocalische   wurzeln«    mit  ßd(fx<aj    g)a<r«a»,    ß6(fxa   zusammenf 
dann  hat  man  statt  der  einfachen^  regel  völlige  regellosigkeit 
Zu  dieser  losreissung  liegt  aber  nicht  der  geringste  gruiid  vor. 
Ist  doch  für  alle  diese  worte  ausser  didqaaxm  metatliesis  längst 
erwiesen,  und  für  dieses  erweist  sie  das  auch  in  dnMfätfig, . 
ion.  dnodgi^iTtg  und   im  aorist  z.  b.  lÖQäfA^p  durchweg  anrer- 
kürzte  a  ^),   wie   der  verfolg  lehren   wird.     Allerdings  ist  die 
Wurzel  nirgends  mehr  als  dar  erhalten,  dennoch  muss  dies  ihre 
ursprüngliche  form   gewesen  sein,    das   fordert  nicht  nur  ihr 
griechischer   vocalismus,    sondern   auch   die   reduplicationssilbe 
des  intensivum  skr.  dari-dra.    Ob  dies  dar  wirklich  mit  Ar. 
dar  bersten  identisch  sei  (Fick  •  I,  112),  ist*  dabei  gleichgiltig. 
Vor  den  suffixen  -ro-,    -reo-  der  part.  pass.,  -cri-  (-ftr) 
der  abstracta,  -riyp  der  nom.  agent.  erscheinen  ursprünglich  aus- 
lautende a  ausnahmslos  als  ä,  s,  o,  durch  metathesis  in  den 
auslaut  gelangte  mit  wenigen  und  auch  nur  scheinbaren  aoS' 
nahmen  als  ä,  17,  « :  ßärog,  t^-yirsog  (yi-ya-a)^  ffrätog^  ^pdfirf^J 
avv^stog^  äq^sxiog,  -^stog;  alyi-ßazogj  do%6g,  noxog;  dagegeli 
di»^(f$g  (dafjkd(o)y  dor.  iv-dfiärog  {difMo  Ahr.  II,  149),  ion.  iat^' 
dQfiag^&vfjTog^  xfM^Togy  Ovy-xgcttog,  ovä^fAVi^ifigj  ä-ni,iiTog^(nilitf/^ 
ifjt-TT^ifTiogj  TtQäxog^  xlfjTog^  rfn^tog;  ßXijtögn  xatfi^yviitog,  «A^frf^t 
riyro^  {via  s.  276),  ^i^xog,  rg^TÖg;  ßQ€OT6g,YViaT6g^  axQtotdgy  t^moC* 
Metathesis  ohne  dehnung  findet  sich  nur  in  d()ar6g  neben  da^oCi 
Ofptd'öTiQaTog    neben    anaqrog,    av-iyQBtog    neben    dv-Sys^^f 
ßgoTog  neben  fsogrog  und  in  dem  aus  einem  nominalstamnti« 
abgeleiteten  ijfißQOTov  neben  ^(laQtov  (Siegismund  stud.  V,  172. 
173.  169.  160.  171).    Es  leuchtet  ein,  dass  diese  5  keine  aus- 
nahmen von  der  in  den  erstgenannten  22  herrschenden  regf^l 
sind.    Neben  keinem  der  22  mit  langem  vocale  erscheint  noch 
eine  mit  dem  selben   suffixe  gebildete   form    ohne  metathesis 
(etwa   ein  *ßoQt6g  neben  ßQon6g\    während  jedes  der  5  eiti^ 
solche  neben  sich  hat,   welche  noch  dazu  (ausser  ii^oQtog)  d*^ 
gebräuchlichere  ist.    Daraus  folgt,   dass  diese  5  erst  in  eia^r 


*)  Curlius  verb.  183  verzeichnet  allerdings  dnSdga/Ltty  Anthöl.  XII,  ^Ö* 
als  1.  pl.  zu  IdQdy;  an  der  stelle  steht  idga/utv^  welches  aber  3.  sg.  ^ 
(^Qtt/uoy  ist  (A.  Nauck  bulletin  de  I'acad.  imp.  des  sciences  de  St  P^ters^' 
XX,  495  =  m61.  gr6co-rom.  IV,  21).  Ved.  apadran,  welches  A.  Ki»^ 
Ztschr.  VII,  320  mit  dnidgay  identificirt,  ist  in  a-pad-ran,  wz.  paS  ^ 
theilen,  s.  Benfey  die  mit  r  anlautenden  pers.  endungen  s.  51  anm., 
mann  Wtb.  769. 


über  meiathesis  von  nasalen  etc.  281 

iel  späteren  zeit  entstanden  sind  als  die  22,  dass  also  in  älterer 
Alt  unsere  regel  hier  ausnahmslos  galt.  Ich  erinnere  an  das, 
was  Voc  I,  44.  II,  462  f.  über  die  zeitlich  begrenzte  wirksam- 
Wit  der  lautgesetze  gesagt  ist. 

Dasselbe  yerhältniss  zeigt  sich  vor  dem  x^ij  des  passiven 
aorists  und  futurs:  ißä&fi,  itpä^i^,  iüta^;  idii^fj^si^fi  (i-i^^i), 
hi^;  iSothjy  ino^tj;  dagegen:  idfA^d-^  (6a(id(a),  ixQai^tjJnXä^fi, 
{nÜMf»)^  inl^cd-ii^  inQ^tTx^i^j  inqäx^fjj  itfAfii>fi;  ißl^^t^^  ixX'^dij^ 
iv^^  (viia),  iQQ^d^ij^  XQtid^Bifj;  ßQax^elg^  iyvdax^ij,  iatQddfj, 
hffil^il.  Die  einzige  ausnähme  ist  das  neben  iggi^x^ij  erschei- 
nende iQQi^fjj  ion.  sigi'd'^;  das  s  findet  sich  auch  nur  im  indic. 
aor.,  i(fi%^^,  Qffd'eigj  ^t^^^^vai^  ^ijx^^ifsTa&  haben  nur  17  (Veitch 
p.  210  f.).  ^mifw^^tj  neben  i(Sväi>fi  zeigt  nur  das  vielfach  zu 
beobachtende  überspringen  der  >verba  auf  ^i€  in  die  analogie 
der  »verba  contracta«. 

Dasselbe  verhältniss  besteht  mit  nur  zwei  ausnahmen  im 

perfect  pl.  du.  indic.  inf.  ^)  act.  und  ind,  inf.  part.  med.  pass. 

sowie  in  den  entsprechenden  formen  des  alten  plusq.,  welches 

ach  nur   durch   das   augment   und    die  secundären   personal- 

endungen  vom  perf.  unterscheidet:  ßißära$,  ix-y^yariiv^  dedädg^ 

faforai,   ni(pätai;   didsrat^   eltai   (l-€ra*^,   dor.  dva-rex^efAivog 

(Ahrens  II,  352) ;  didotat,  ninota$ ;  dagegen:  didfii^Tat  (dafidüo), 

Mit^a$(SifJK»)j  didgäTOi  (dqao)^  lit.  dar^ti?)^  xixQätat^  fjii/AV^a$^ 

^M^at  (nsXdo))^  ifi-ninXi^üTa^y  ninQätai^  ning^rai^  TirfAi^Tat; 

ß^l^a$^  €&Qi^tat,  xixXijTatj  xitQii%at;   ßfßQcorat^   lyvonfStai^    ni- 

^mat  (inoQOv),  SarganTai,  tSTQODrat,    Eine  nur  scheinbare  aus- 

iiÄhme  ist  Ifißgarat  neben  sl/iaQrat  (Siegismund  stud.  V,  175), 

▼on  ihm  gilt  dasselbe,  was  oben  über  d^arög,  daqxog  etc.  be- 

nierkt  ist.     Wirkliche  ausnahmen  sind  nur  T^^ya/u«r,  ritXäfisv, 

^dchenach  analogie  der  ursprünglich  vocallsch  auslautenden 

^»kürzt  sind*).    Statt  des  zu  erwartenden   und  im  dorischen 

^haltenen  ti%^sta&  ist  das   ganz  ausser  jeder  regel  stehende 

^i^Htai  (erst  nachhomer.)  eingetreten,    für  welches  ich  keine 

bessere  erklärung  weiss,  als  dass  es  nach  dem  miss verstandenen 

löiister  von  «iVa*  (aus  k-ka^)  gebildet  sei. 


*)  Das  part.  act.  lassen  wir  liier  aus  dem  spiele,  weil  sein  /  die  ur- 
Wnglichen  quantitätsverhältiüsse  alterirt  hat. 

*)  Aehnlich  ist  nach  der  analogie  von  ircixii  :  r^xw  der  aor.  itfiäyii 
"*^  T^<y»  (aus  ^tfitcyta  oder  *xafia'yt}  s.  277)  erwachsen. 

^Hnkrift  rar  rergl.  Sprmchf.   N.  F.  m.  8.  19 


282  Johannes  Schmidt, 

Dasselbe  verhältniss  besteht  endlich  im  pl.  du.  mdic,  im  ganzen 
imperat.  act.  und  im  ganzen  indic.  imperat.  part.  inf.  med.  des  ein- 
fachen aorists,  welcher  die  personalendungen  unmittelbar  an  die 
Wurzel  fügt  ^) :  hom.  /Joriy v,  vn^Qßäaay,  Siftäaar  IL  M  56,  Od.  y  188» 
<pdäfMvog{sihu\g.8pSti,Sihd.8puon);  t&BfjLsv^xd&siuv ;  tdofkcv;  da- 
gegen IdQäfAsv,  nlfpco  (füllte  sich),  nXfjto  (nahte  sieh),  vjL^/mv, 
änoifxX^vat  (axäiMo,  (rxiklat);  ^vfAßJi^tiiv ;  lyvwfMy,   Die  r^el  ist 
klar  genug  erkennbar.    Während  im  perfectstamme  die  beiden 
ausnahmen  von  der  regel  tix^mfiev^  ritXäfisy  einen  durch  meta- 
thesis  in  den  auslaut  gerückten  vocal  verkürzt  haben,  stossen 
wir  im   aorist  vielmehr  auf  regelwidrig  verlängerte  vocale  in 
der  gewöhnlichen  flexion  der  aoriststämme  ßa^  crra,  g>^a:  Sß^fiar, 
SifrijfABv^  S(pr^tlfA€v  uud  viellcicht  in  aeol.  (fvfi'ni»%^&  (Ahrens  I, 
140).    Diese  langen  vocale  beschränken  sich  auf  das  activum 
und  erklären  sich,   sobald  man  erwägt,  unter  welchen  bedin- 
gungen  die  kürzen  von  Iv^c/icv,  xad-sfAsv^  idoiuv  bewahrt  sind. 
Wie  itffiv  Sq^äfisy  ward  ursprünglich  flectirt  Ißt^v  *lßäfAsv,  Icnrf y 
*ia%ä(i,Bv^  tfpx^i^v  *Sqfx^äfi€v^  dafür  zeugen  die  homerischen  ßm^Pj 
laxäcav^  ^r^äfisvog^).    Später  ward  diese   vocaldifferenz  aus- 
geglichen, indem  die  nur  im  sing,  indic.  berechtigte  länge  über 
plur.  du.  imperat.  inf.  act.  ausgedehnt  ward,  vermuthlich  unter 
einwirkung   der   formen    mit    metathesis,   welche   durchstehend 
langen  vocal  haben:   itli^v  hX^fASP.    Dass  wirklich  die  länge 
von  lßiif*ev,  l'crri^fifiv,  Iq^^i^fisv  aus  dem  Singular  übertragen  ist, 
wird  dadurch,  dass  sich  die  alte  kürze  nur  da  erhalten  bat,  wo 
eine  derartige  Übertragung  unmöglich  geworden  war,  schlagend 
bewiesen,     c^cficv,    slgisv    (d.  i.  ^-c/^ev),   SdofABV  wurden   nicht 
verlängert,  weil  *l^^v,  *^v,  *€Ja>v,  welche  allein  diese  Verlän- 
gerung hätten  bewirken  können,  durch  Id'ijxa,  ijjra,  idtaxa  ver- 
drängt waren.    acTTjyv  konnte  wohl  auf  latäfAev  einwirken,  e^xa 
dagegen  war  von  i^e^sv  so  verschieden,  dass  jedes  seiner  wege 


*)  Vor  dem  vx  der  3.  pl.  indic.  und  des  part.  sowie  vor  dem  *  des  opl. 
haben  alle  aoriststämme  kurzen  vocal:  t<rr«f^T),  aTayt'-y  craifivy  fyyo¥(t), 
ywovT't  yyoirjv  (Curtius  verb.  195).  Die  aoriststämme  mit  metathesis  haben 
hier  Verkürzung  erlitten  gerade  wie  die  stamme  des  aor.  II.  pass.  auf  -i| : 
(fiijuiy^  (fauiytfSy  (fa/uiiij  von  st.  dct/uti-.  Vocal  Verkürzung  vor  nasal  +  con- 
sonant  findet  sich  im  dorischen  z.  b.  acc.  pl.  rgonclg  (Ahr.  II,  172  flf.). 
Vocal  Verkürzung  vor  folgendem  vocal  wie  m  yyoi^y  ist  mehrfach  zu  be- 
obachten, man  sehe  das  s.  276  zu  yifa  bemerkte. 

•)  Die  weitere  flexion  der  wz.  (f>^a  wird  in  excurs  I  zu  dieser  Unter- 
suchung behandelt  werden. 


über  meiathesis  yon  nasalen  etc.  283 

fiiog  ohne  das  andere  zu  beeinflussen.  Wenn  das  aeol.  <rtifi- 
^Ttt^*  aorist  ist,  so  hindert  nichts,  seine  länge  ebenso  zu  er- 
klären wie  die  von  atäi^& ;  dass  ntSO't  aorist  sei,  ist  aber  zweifel- 
liaft,  denn  da  sich  auch  ntS  als  imperat.  flndet  (xoJqb  xat  neS), 
90  können  beide,  ndüi^i  und  n£,  imperat.  eines  praes.  sein, 
^vekhes  aeol.  *7i$ift$  =  ion.  *n6w  lauten  würde. 

Ich  denke  diese  thatsachen  sind  so  unzweifelhaft,  dass  sie 
Cortius'  darstellung,  nach  welcher  das  spätere  /Jiyriyv  ursprüng- 
licher als  das  schon  bei  Homer  im  schwinden  begriffene  /Jcfriyv 
u.  &  w.  sei  (verb.  195),  ohne  weiteres  widerlegen  ^).    Es  genügt 
diese  darstellung  für  das  griechische  als  unzutreffend  erwiesen 
zu  haben.    Dasselbe  lässt  sich  auch   für   die  indogermanische 
^iTsprache  erweisen,  würde  indess  ein  für  diese  gelegenheit  zu 
ausführliches  eingehen  auf  den  vocalismus  der  indogermanischen 
<^njugation  erfordern.    Nur  soviel  sei  hier  bemerkt,  dass  das 
durchstehende  t;  von  <fv,  skr.   bhü  im  aor.  kein  analogon  zu 
dem  durchstehenden  5,  ^  von  ßä,   ßi^    der    nachhomerischen 
flexion  ist.    Denn  da  Sßijy  zu  ßär^v  in  demselben  Verhältnisse 
sieht  wie  S^p  zu  iff&cfjv  und  weiter  wie  tpfifAi  zu  q>cet6p^  letzterem 
iber  das  von  slfit  zu  ttov  entspricht,  so  würde  dem  Ipiyv  :  ßcniiv 
nur  ein  *i^evv  :  ^ig^w^v,  dem  Iß^v  :  iß^ti^p  nur  ein  *iifevy  : 
^iq^Bvt^v  entsprechen.    Mit  einem  worte:  in  ißipf  liegt  Steige- 
rung, d.  h.  eine  schon  in  einer   frühen   periode  der  Ur- 
sprache durch  den  hochton  herbeigeführte  Verlängerung  vor, 
dagegen  in  l^pvv  eine  spätere  vom  hochtone  unabhängige  und 
daher  auch  in  den  formen,   welche  unbetonte    wurzel  hatten, 
cx^cheinende  dehnung.   Und  dieser  unterschied  von  »Steigerung« 
'Uid  »dehnung«,  d.  h.  der   unterschied    zwischen   den  in  zwei 
^eit  auseinander  liegenden  zeitcpochen  durch  zwei  ganz  ver- 
^hiedene  Ursachen  bewirkten  dehnungen  von  urspr.  a  erklärt 
^  die  im  obigen  nachgewiesene  mit  verschwindend  geringen  aus- 
oahmen  erhaltene  differenz  zwischen  ursprünglich  auslautenden 
^^''^Jraelvocalen   und  solchen,    welche  erst   später   durch   meta- 
•^^s  in   den  auslaut  gerückt   sind,     atäxocy   lat.  stätus,  skr. 
*^**fefe  stammen  von  indog.  ^sta-td-s^  welches  wegen  der  tief- 
'^^^keit  der  Wurzelsilbe  kurzen  vocal  hatte,   dagegen  yvtaxoq, 
*^-  (g)nötu8,  skr.  jMtds  haben  langen  vocal,  weil  sie  aus  indog. 
9^nr'iar8  (abaktr.  eanta-,  got.  kunOis)  durch  *ganatds  hindurch 

^}  Siehe  noch  excurs  II  am  Schlüsse  der  Untersuchung. 

19* 


284  Johannes  Schmidt, 

ZU  einer  zeit  entstanden  sind," als  der  »ablaut«  bereits  fest  ge- 
regelt und  die  quantltut  der  vocalc  von  der  betonung  unab- 
hängig geworden  war.  Zu  dieser  zeit  bewirkten  schon  ganz 
andere  Ursachen  als  der  hochton  die  Verlängerung  von  vocalen, 
und  die  betonung  legte  ihnen  kein  hindemiss  mehr  in  den  weg. 
Wie  skr.  *kantd'  (wz.  kam)  trotz  betonung  der  zweiten  silbe 
durch  die  dehnende  kraft  des  nasals  zu  kantd-  ward  (Voc  I,  39), 
so  verhinderte  auch  die  betonung  gantd'  nicht  mehr  das  ent- 
stehen von  *gnatd'.  Also  zu  einer  zeit,  in  welcher  die  quan- 
titätsverhältnisse  der  ursprünglich  vocalisch  auslautenden  wur- 
zeln schon  fest  geregelt  waren,  erwuchsen  durch  metathesis  eine 
reihe  von  neuen  vocalisch  auslautenden  wurzelformen,  zu  deren 
wesen  die  dehnung  des  nun  in  den  auslaut  gerückten  vocals 
gehörte.  Diese  neu-vocalischen  wurzelformen  waren  gleich  bei 
ihrem  entstehen  überall  nothwendig  lang  und  daher  von  dem 
gesetze,  welches  die  quantitätsverhältnisse  der  alt-vocalischen 
wurzelformen  bestimmt  aber  schon  längst  direct  zu  wirken  auf- 
gehört hatte,  eximirt.  Nur  zwei  perfecta  ri^a/ticv,  TirXäfitcy, 
ein  aor.  pass.  iggix^^  neben  igg^^i^,  ein  aor.  I  act.  inqsae  Hes. 
th.  856  (vgl.  hom.  dv-tdav  a>  537,  ftV^cya#/ui  5209),  die  aorist- 
formen wie  iyvov^  yvovt'^  yvoit^v  s.  282  ^),  die  Voc.  II,  321 
erörterten  m^nXavat^  nXitovj  ntfAngävai^  %Qdo(ia^  sowie  das 
oben  s.  276  erwähnte  vivn  sind  später  zum  theil  durch  die  ana- 
logie  der  altvocalischen  wurzeln,  in  deren  formen  die  Wirkungen 
des  früheren  gesetzes  die  Wirkungszeit  desselben  überlebten, 
beeinflusst. 

Die  im  griechischen  besonders  klar  zu  erkennenden  quan- 
titätsverhältnisse geben  den  beweis,  dass  in  der  »wurzelperiode« 
der  Ursprache  formen  wie  gna,  mna,  prä  u.  s.  f.  gar  nicht  be- 
standen haben  können  —  sonst  hätten  diese  ja  im  griechischen 
als  ursprünglich  vocalisch  auslautende  wurzeln  behandelt  werdoi 
müssen  — ,  sondern  dass  zu  jener  zeit  nur  gan,  man,  par  u.  s.  f. 
bestanden  haben,  und  dass  die  metathesis  erst  lange  nach  ab- 
lauf  der  wurzelperiode,  erst  nachdem  die  wurzeln  mit  sufßxen 
zu  unlöslicher  einheit  verwachsen  waren,  eingetreten  ist. 

Von  den  ö,  welche  erst  durch  metathesis  in  den  auslaut 
gerückt  sind,  wissen  wir  jetzt,  weshalb  sie  auch  in  solchen 
formen  lang  sind,  in  welchen  /,  u  keine  »steigerungc  erfahren 
haben,  und  sind  damit  einer  objecliven  beantwortung  der  bis- 
her nur  dogmatisch  allgemein  bejahten  oder  ebenso  allgemein 


über  metathesis  yon  nasalen  etc.  285 

verneinten  frage,  ob  wurzelauslautendes  a  von  allem  anfange 
an  überall  unveränderlich  lang  war,  um  ein  erhebliches  näher 
gekommen. 

Es  war  nicht  meine    absieht  im  vorstehenden  die  svara- 
bhakti  hinter  nasalen  und  deren  folgen  erschöpfend  darzustellen 
oder  auch  nur  mit  gleicher  ausführlichkeit  durch  die  einzelnen 
sprachen  zu  verfolgen,   wie   dies  im   »vocalismus«   der  svara- 
bhakti  hinter  r,  l  geschehen  ist.    Zur  vorläufigen  feststellung 
der  thatsache  überhaupt  wird  das  gesagte  hoffentlich  hinreichen. 
Svarabhakti  und  metathesis  finden  sich  aus  zwei  gründen  bei 
nasalen  ganz  unvergleichlich  viel  seltener  als  bei  r,  /.    Erstens 
haben  die  nasale  von  vom  herein  eine  viel    weniger  markirte 
Ärticulation  als  r,  l  und  verlieren  in  der  Stellung  zwischen  vocal 
und  consonant  ihre  Selbständigkeit  bald  ganz  und  gar,  indem 
sie  zunächst  von  der  qualität  der  folgenden  consonanten  al)- 
hängig  werden  (mp,  nt,  nk),  weiter  aber  leicht  mit  dem  vorher- 
gehenden vocale  zum  nasalvocale  verschmelzen  (s.  Voc.  I).   Wo 
sie  sich  dennoch  so  selbständig  erhalten  haben,  dass  ihr  stimm- 
ton zum  vollen  vocale  zwischen  ihnen  und  dem  folgenden  con- 
sonanten erstarken  konnte,   trat  meist   ein  zAveiter  grund  die 
metathesis  verhindernd  ins  mittel.    Er  besteht  in  der  abneigung 
der  meisten  sprachen  gegen  alle  Verbindungen  von  consonanten 
mit  nasalen  ausser  kn,  gn  (skr.  jii,  slaw.  zn),  sn  im  anlaute. 
Nur  dem  griechischen  organe  waren   gnippen  wie  dv,  ^v,  Trr, 
irm  Tf»,  df*  im  anlaute,  mit  deren  ausspräche  unsere  quartaner 
ihre  liebe  noth  haben,  nicht  unbequem.   Daher  bietet  das  grie- 
chische die  meisten  beispiele  von   metathesis  der  nasale.    Das 
indische  erträgt  noch  dhnui  und  mnä.    Die  übrigen   sprachen 
jedoch  erlauben  metathesis  in  consonantisch  anlautenden  wur- 
zeln überhaupt  nur  dem   einen  nasale  n  und  diesem  auch  nur 
^  denjenigen  Wurzelsilben,    welche  mit  k,  g,  s  ohne  folgende 
^Konsonanten  anlauten.    In   vocalisch    anlautenden  Wurzelsilben 
kann  auch  m  umgestellt  werden  (ahd.  majan). 

Aber  ist  denn  die  annähme  von  svarabhakti  zwischen 
iMisal  4-  consonant  überhaupt  zulässig?  Windisch  bekreuzt  sich 
Wgen  die  Zuflucht  zu  »dazwischen  getretenen  vocalen«  mit  an- 
'Shrungszeichen  und  erklärt,  dass  »wir  für  solche  in  der  ältesten 
H^RUihgeschichte  nicht  den  geringsten  anhält  haben«  (Ztschr. 
pl,  ÄW).  Wo  ich  svarabhakti  annehme,  sucht  er  ein  wurzel- 
"^  «a,  Hoflfentlich  ist  er  den  »dazwischen  getretenen«,  welche 


286  Johannes  Schmidt, 

in  der  Sprachgeschichte  eine  so  grosse  rolle  spielen,  heute  weni- 
ger gram  als  vor  drei  jähren.    Prüfen  wir  indess  die  theorie, 
durch  welche  er  instar  omnium  das  a  in  präsensbildungen  wie 
yunajmi,  welches  ich. mit  anderen  als  svarabhakti  auffasse,  zu 
erklären  sucht.    Er   sagt:    »Meine   ansieht  ist   nicht,  dass  die 
silbe  na  (die  ich  also  für  ursprünglicher  ansehe,  als  das  blosse 
n)  etwa  erst  hinter  der  würzet  gestanden  habe  und  dann  in 
dieselbe  übergesprungen  sei.«    Dies  wird  auch   schwerlich  je- 
mand noch  heute  behaupten.    Dass  aber  ein  einfacher  nasal 
sehr  oft  aus  einem  suffixe  in    die   Wurzelsilbe  gedrungen  ist, 
bleibt  eine   unbestrittene   thatsache  ^).     Windisch  erklärt   sich 
die  entstehung  von  yunajmi  folgendermassen:    »Vielleicht  hat 
man  von  formen  wie  skr.  yu-na-mi  (3.  pl.  ytMt€Miti)  auszu- 
gehen.   Als  das  wurzeldeterminativ  antrat,  geschah  dies  sowohl 
an  die  eigentliche  wurzel  (yurj)y  als  auch  an  den  der  conjugation 
zu  gründe  liegenden   wortstamm   (yu-nchj).    Auf  diese   weise 
wäre  na  erst  infix  geworden,  nachdem  es  ursprünglich  sufBz 
gewesen  war.c    Diese  erklärung  ist  nicht  neu,  Benfey  hat  sie 
schon  im  jähre  1842  aufgestellt  (gr.  wzlex.  ü,  330),  jetzt  aber 
zu  gunsten  der  von  Windisch  bekämpften  aufgegeben  (or.  und 
occ.  III,  220).    Nach  meiner  ansieht,  mit  der  ich  nicht  allein 
zu  stehen  glaube,  ist  es  ein  chronologischer  fehler  die  entstehung 
von  jug  in  eine  spätere  zeit  zu  setzen  als  die  des  präsensstam- 
mes  ju-ndr  oder  jurna-.    Ja,  nach   den  Vorstellungen,   welche 
ich  von  der  Sprachgeschichte  habe,    existirte   zu  der  zeit,  als 
der  stamm  ju-nor  gebildet  war,   überhaupt  keine  wurzel  ju 
mehr,   sondern  nur   worte,    welche   die  ehemals  selbständige 
wurzel  ju  mit  suffixen  zu  unlöslicher  einheit  verwachsen  ent- 
hielten, z.  b.  ju-tor.    Wir  kommen  so  im  besten  faUe  dazu  die 
annähme  eines  infixes  na  durch  die  annähme  eines  Infixes  g 
(in  anderen  beispielen  eines  infixes  s,  bh  u.  s.  w.)  zu  ersetzen, 
denn  die  entstehung  z.  b.  von  jagtor  oder  jukta-  aus  jtUor-  setzt 
infigirung  von  g  in  das  fertige  wort  voraus.    Es  müsste  denn 
der  noch  fehlende  nachweis  geliefert  werden,  dass   das  suffix 
na  früher  als  alle   übrigen   an  die  wurzel   getreten   und  die 
»determinativec,    in    unserem    beispiele  das  g,   genau   in   der 
Zwischenzeit  zwischen  dem  antritte  von  na  und  den  übrigen 


*)  Die  zahl  der  belege,  welche  ich  Voc.  I,  30  f.  für  diesen  zuerst  von 
A.  Kuhn  bemerkten  übertritt  gegeben  habe,  kann  ich  jetzt  verdoppehi. 


Ober  metalhesu  von  nasalen  etc.  287 

angefügt  wären.    Ferner  drängt  sich  sofort  die  frage  auf,  wes- 
halb dann   nicht    flectiert    ist  yun^ijnn,   3.  pl.   yunajanti   wie 
}IUMmi,  ffunafUi.    Endlich  bürdet  diese  theorie  der  Ursprache 
eine  wahrhaft  chinesische  fülle  von  gleichlautenden  wurzeln  mit 
verschiedenen  bedeutungen  auf,  sie  müsste   nicht  weniger  als 
sieben  oder   acht  verschiedene  wurzeln  a  (unsere  ersten  acht 
&  267 — 276  erörterten  beispiele)  besessen  haben.    Dieser  letzte 
einwand  macht  auch  Windisch  selbst  an  seiner  erklärung  irre. 
£r  sagt:  »Wenn  alle  beispiele  dieser  bildung  so  gefügig  wären, 
wie  das  eben  angeführte,  so  würde  ich  an  der  richtigkeit  meiner 
auffassung  nicht  zweifeln.  So  aber  scheinen  allerdings  die  voca- 
lisch  anlautenden  wurzeln  wie  o/,  a-^ia-j-mi  gegen  dieselbe  zu 
sprechen.    Denn  niemand  wird  auch  noch  das  j  von  cy  für  ein 
wurzeldeterminaliv  erklären  wollen.    Der  einzige  ausweg  wäre 
die  annähme,  dass  a-na^j-mi  und  ähnliche  bildungen  nach  ana- 
logle  von  bildungen  wie  ytM^orj^mi  entstanden  seien.«    Diesen 
ausweg  zu  betreten  könnte  man  erst  dann  geneigt  sein,  wenn 
man  erführe,    welches   denn    die    bildungen    ausser    yuniymi 
sind,  die  sich  Windischs  erklärung  fügen.    Darüber  wird  der 
leser  aber  nicht  belehrt,  was  um  so  empfindlicher  ist,  als  der 
prasensstamm  yu-tia,  auf  dem  die  ganze  theorie  beruht,  bisher 
in  der  litteratur  noch  gar  nicht  belegt  ist^),   die  theorie  also 
in  der  luft  schwebt. 

Unsere  vorstehende  Untersuchung  enthält  folgende  beispiele 
vonsvarabhakti:  ovofAa^  xovaßog,  ovv^,  ^yix^V^^  dya-,  eivarsQsg, 
dafidt^Q,  »dficttog,  Myatog,  viftaxog  (s.  277).  lat.  anas,  janir 
triou^  osk.  Anafrlss,  got.  nuinags,  anaks,  ahd.  anui,  unck-, 
^oainKut,  senatca,  as.  binithion,  mhd.  ganiss,  funiften,  abaktr.  ano', 
skr.  anatafnahai  und  setzt  noch  viele  andere  voraus.  Aus  dem 
indischen  ist  nur  eins  darunter.  Dass  aber  das  na  der  siebenten 
prisensclasse  wirklich  in  der  angegebenen  weise  aus  n  ent- 
standen ist,  beweist  hinasti.  hiihs  ist  unbestritten  das  desidera- 
ti^mn  zu  han  wie  dips  zu  ddbh,  ips  zu  ap,  für  das  a  von  hitiasH 
^  also  jede  andere  erklärung  als  die,  dass  es  aus  dem  stimm- 
te des  vocals  erwachsen  ist,  unmöglich.  Doch  Windisch  fragt: 
*^ie  will  man  denn  in  yunajmi,  bJianajmi,  anajmi  u.  a.  den 
^^Utalen  nasal  erklären?   Oder  wie  kann  man  das  dentale  n 

»)  Yedisch  finden  sich  nur  die  praesentia  yau-ti  und  yuv-a'ti  und  »in 
dtr  daatiscben  epraehe«,  sagen  BR.,  »haben  wir  keine  form  de»  verbi 
^ti  angetroffen«. 


238  Johannes  Schmidt, 

in  skr.  nabhi,  ahd.  iiahalo  neben  -griechisch  dfupaXog,  lat.  um- 
büicus  rechtfertigen?  Sollte  man  nicht  ein  maiha  erwarten?« 
Darauf  ist  zunächst  mit  einer  gogenfinige  zu  antworten.  Woher 
weiss  man  denn,  dass  die  Verbindung  von  nasalen  mit  folgen- 
den consonanten  im  wortinlaute  von  jeher  so  enge  war,  dass 
die  qualität  des  nasals  durcli   den  folgenden  laut  nothwendig 
bestimmt  ward  (nt,  mp,  vk,  Hc  u.  s.  w.)?   Woher  weiss  man, 
dass  6(kipaX6q  nicht  erst  aus  *anbhalu''  entstanden  ist?  Dass  die 
alten  Inder,  Griechen,  Römer  u.  a.,   worte  wie  *anbhalar  nicht 
sprechen  konnten,  thut  gar  niclits  zur  sachc.   Nur  wenn  solche 
Worte  eine  lautphysiologische  Unmöglichkeit  involvirten,  wären 
sie  unbedingt  zu  verwerfen,  das  ist  aber  nicht  der  fall,  denn 
jedem  Deutschen  sind  sie  ganz  leicht  sprechbar.  Und  wir  wissen 
aus  der  Sprachgeschichte  sattsam,  dass  die  fahigkeit  nasale  mit 
lauten  einer  anderen  organstellung  zu  verbinden  in  einem  mid 
demselben  volke  zu  verschiedenen  Zeiten  wechselt.   Dem  Italiener 
z.  b.  war  das  lat.  assumpfo,  assunito  nicht  mehr  sprechbar,  er 
hat  es  in  assufUo  gewandelt^).    Den  Indem  und  Umbrem  war 
indog.  atnsa-  nicht  mehr  sprechbar,  sie  haben  es  in  skr.  aijtöo-, 
umbr.  071S0-   (Huschke,   Savelsberg,   Bugge  Ztschr.  XXII,  463) 
gewandelt.     Wird  man  daraus  folgern,  dass  das  entsprechende 
griechische   wort    nur  ^copoc,   nicht   (Afiog,  das   lateinische  nur 
*unenis,  nicht   umen^  gelautet   haben   könne?    Dieser  schluss 
gleicht  aber  dem,  durch  welchen  Windisch  dahin  gelangt  ein 
*nuJihJia  zu  erwarten,  wie  ein  ei  dem  andern.    Es  ist  also  gar 
nicht  unmöglich,  dass  die  vorfahren  der  Inder,  Griechen  u.  s.  w. 
nbh  zwischen  vocalen  sprechen  konnten,  obwohl  ihre  nachkom- 
men es  nicht  mehr  konnten.    So  gut  ein  Isländer  Danpr,  kanpr, 
skunpr  schreiben  und  danach  wohl  auch  sprechen  konnte,  hat 
ein  Indogermane  *anbhala'  u.  s.  w.   sprechen   können.     Und 
dass  er  es  wirklich  gethan  hat,  beweist   die  weitere  entwicke- 
lung  zu  *afiabhala',  skr.  nahhtld-,  ahd.  nabcHo,    Um  aber  nicht 
dem  vorwürfe  eines  circulus  vitiosus  zu  verfallen,   will  ich  die 
dentale  ausspräche  des  w  vor  labialen  und  gutturalen  noch  in 
anderen  beispielen  nachweisen  und  zwar  aus  dem  ältesten  denk- 
male  der  spräche,  in  welcher  bildungen  wie  yunajmi  am  zahl- 
reichsten erhalten  sind.    Man   betrachte  die  vedischen  intensiv- 


*)  In  Bonn  habe  ich  jähre  lang  einen  tischgenossen  gehabt,  der  con- 
sequent  den  umgekehrten  wandel  vollzog  und  nü^  md  statt  nf,  nd  sprach: 
kammUj  lämder. 


I  üb«  metathMis  Ton  aAsalKi  elc  289 

formen  ixmiimaiam  (acc,  pari.,  wz.  pan  bewundernswerth  sein), 
panipha^cU  (n.  sgr.  ni.  pari.,   wz.  piian  springen)  und   die  von 
grammatikern    angegebenen    hanthhra^yate    oder    hnnlbhrasyate 
(bhram^),  panipatjfotc  (pat),  panlpadyate  (päd)   P&n.  VII,  4,  84, 
Vop.  20.  7.     Ihr   j,   l   ist  aus    dem   stiinmtone    des  nasals   er- 
wachsen  gerade  so   wje   das    von   hltarihhrat   (hhar),  varJvarii 
(vart)  u.  s.  w.   aus   dem  stiiumtone   dos  r  (Voc.  II,  fi).     Das  « 
der  reduplicalionssilbe   ist  wenigstens  in  den  beiden   vedischen 
Beispielen,  auf  welche  hier   allein  gewicht  gelegt  werden  kann, 
»wdfellos  ursprüngliches  »,  denn  die  reduplicalionssilbe  ist  die 
▼oll  wiederholte  wiu-zel.     Ehe  sich  der  slimmton   ihres   nasals 
SU    »   entwickelte,     stand    also    in    ihnen  n   unmittelbar    vor 
P,  ph.    n  vor  gulturalen  bezeugen  in  gleicher  weise  ved.  ghani- 
fhnat    (n.  sg.  m.   part.   wz.    han    schlagen),   gamganti   (3.  sg.) 
goHigmatam  (acc,  part.  \vz.  gam  gehen,  vgl,  agantna),  knnikranti 
(3.  sg.),   hanikradat   (n.  sg.  m.   part.  wz.  krand  brüllen).     Ich 
sehe  den  einwand  voraus,  dass  ja  die  ältesten  dieser  biidungen 
die  Wurzel  zweimal  enthalten   und    der  nasal   im   auslaute  der 
ersten  wui-zel   mit  dem    anlautenden  consonanlen  der  zweiten 
uie  in  so  naher  berührung  gewesen  sei  wie  nasal  -|-  consonant 
im  mnem  von  werten  wie  yunjanti,  yuiikte,  *ambhafa  u,  s,  w., 
da  din  stimme  zwischen  der    ersten   und   zweiten  ausspräche 
dci-  Wurzel   absetzen   konnte:  pan  i>an,  gJian  ghan.    Zunächst 
haben  wir  kein  recht  anzunehmen,  dass  in  den  intensivbildun- 
gen  der  nasal  der  ersten  silbe  vom  anlaute  der  zweiten  länger 
unabhängig   gewesen  sei  als  in  anderen  Worten,  speciell   den 
präsensbildungen  siebenter  classe,   denn  wo   der  stimmton  des 
nasals  nicht  7.um  selbständigen  vocale    entwickelt  ist,   richtet 
sich  ia  den  überlieferten  Sprachdenkmalen   der  nasal  genau  so 
nach  dem  folgenden  laute  wie   in   allen   übrigen  worten;   ved. 
^«"ffianfi  (neben  ghanightat),  cankramata  (kram),  pamphattatas 
C^iikh.  ^r.  (BR.,  ved.  paniplianat).    Zweitens  aber,  zugegeben 
"^Ss  die  getrennte  ausspräche  paft-pan  sich  eine  zeit  lang  er- 
^*Jten  habe,  so  ist  der   infigirte  nasal  in  der  Wurzelsilbe  ein 
Finder  körper,  da  er  ja  aus  einem  suftixe   in   die  wurzel  ge- 
P'ftigen  ist,  und  kann   sich    als    solcher   von   dem  folgenden 
^*le  ebenso  lange  getrennt    erhalten   haben   wie  in  pan-pan. 
'*■    haben    neben    einander    die   präsensstämme  idiA-nfl-   und 
^**6A-,   wnblt-.     Aus    ubh-nanti    ward    *unbhanti,    und    das  n 
r*^tüe  sich  vor  dem  labial  so  lange  dental  erhalten,  als  sein 


290  Johannes  Schmidt, 

Ursprung  empfunden  ward.  Kurz,  die  entwiekelung  von  NmM 
zu  unabh  u.  s.  w.  ist  völlig  analog  der  von  *panp(m  zu  panipam. 
Dass  in  dem  einen  falle  der  stimmton  des  nasals  zu  a,  in  d&a 
anderen  zu  i  vocalisirt  ist,  hängt  von  noch  nicht  erkennbaren 
Ursachen  ab,  ändert  aber  an  der  thatsache,  dass  sowohl  a  als 
i  aus  dem  stimmtone  des  nasals  entst^den  sind,  nicht  das 
mindeste ;  auch  die  svarabhakti  hinter  r,  {  erscheint  verschieden 
gefärbt  als  a,  ^,  i,  u  (Voc.  II,  2  f.).  Somit  glaube  ich  Töllig 
berechtigt  zu  sein,  z.  b.  ein  altes  *anbhas  anzunehmen,  woraus 
einerseits  durch  assimilation  skr.  ambhas,  andererseits  dureh 
svarabhakti  *afiabh(i8  (osk.  Anaf-riss)  und  weiter  nabhas  ge- 
worden ist. 

Endlich  ist  noch  ein  wort  zu  sagen  über  die  von  E.  Kuhn 
Ztscbr.  XIX,  308  zur  erklärung  des  nebeneinanderlieg^os  von 
formen  wie  dfnpakog  näbhlla-  vorgeschlagene  annähme  von 
»doppelwurzelnc  wie  ank  nak,  ambh  nabh,  angh  fkugh.  Doppel- 
wurzeln werden  auch  von  anderen  gelehrten  mehrfach  ange- 
nommen, so  von  M.  Müller  und  Curtius  g.  e.  ^  54.  61  ff.  72«  264. 
Ich  halte  solche  annähme  wie  die  oben  abgewiesene  von  dc^pel- 
formen  der  Ursprache  nur  für  eine  bemäntelung  der  verleg«[H 
heit.  Wenn,  wie  ich  überzeugt  bin,  beim  entstehen  der  ur- 
wurzeln  ein  nothwendiges  band  den  laut  an  die  Vorstellung 
knüpfte,  welche  er  ausdrückt,  so  kann  von  anfang  annureine 
Wurzel  für  jede  Vorstellung  bestanden  haben.  Zeigen  sich  später 
zwei  lautlich  verwandte  wurzeln  für  dieselbe  Vorstellung,  so 
muss  die  eine  aus  der  anderen  oder  beide  aus  einer  ältoen 
dritten  entstanden  sein.  Wer  in  solchem  falle  eine  doppel- 
wurzel  annimmt,  sagt  damit  nur,  dass  er  sich  noch  nicht  im 
Stande  fühlt  beide  auf  die  eine  grundform  zurückzufahren. 

Excurs  I. 
Ueber  die  flexion  der  wurzel  (p%ta  und  den  Übergang 

von  j  in  griechisch  y. 

Ausser  dem  aorist  lifd^t^v  tf^äfAevog  folgt  nur  noch  das 
futurum  (p^^ifofjta$  der  analogie  der  vocalisch  auslautenden 
wurzeln.  Die  übrigen  formen  (p^äaco,  itp^äca^  dor.  hfSHtü^u 
Theokr.  II,  115,  Itpd^äxa^  iffd-aüxhiv,  ^x^atniov  (belege  bei 
Veilch)  sind  völlig  analog  gebildet  wie  xaX&awy  ixdlaaaa,  ^if- 
lada^  dor.  i%dXal^a,  xe%dkäKa,  H€%aka<SiJbat,  ixaldd^^v.  Ahrens 
dial.  II,  91  verwirft  l^i^al^a  als  gegen  die  gesetze  des  dorischen 


übet  metatheaiit  von  nasalen  etc.  991 

vei-stossend,  nur  weil  ein  praes.  ipOä^ot  nicht  angesetzt  werden 
dürre.  Er  und  ihm  folgend  die  neueren  herausgeber  ändern 
daher  das  handschriftlich  überlieferte  ?ytf«|a  in  fifitatstsa  ohne 
zu  bemerken,  dass  liplfaffatt  dieselbe  ältere  form  voraussetKcn 
würde  wie  ^^üa^a,  nämlich  eine  form,  deren  »regelmässiges« 
praesens  wiederum  (pdä^ta  sein  würde.  An  t/nila?«  Thcokr. 
XXI,  51,  xß-lffl«'«  Find.  Pyth.  I,  6,  ^yiXa^  Theokr.  XX,  1.  15, 
Ytiä^ag  VH,  42.  198  nimmt  Ahrens  keinen  ansloss,  weil  dazu 
siciliscbe  praesentia  *xalä!^<t>,  ^j-tiäfM  vorhanden  gewesen  sein 
können,  deren  existenz  er  aber  nicht  nachweist  (dial.  II,  91.  285). 
Wie  Cauer  {sprachw,  abhandl.  aus  G.  Curtius  gramm.  ges,  1874 
8.  151)  von  *xßW?«  *YsiciCo)  sagen  kann,  sie  seien  von  Ahrens 
>aageführt(  und  sie  zur  bestätigung  seiner  gleich  zu  behandeln- 
den ansieht  herbeiziehen  kann,  ist  mir  unverständlich.  Es 
sind  lediglich  conslruirte,  erschlossene  formen  ohne  alle  ge- 
wälir.  Auch  bei  Curtius  verb.  334  findet  sich  x««*«?»!  eben- 
falls ohne  bele^',  obwohl  Dindorfthesaur.  sagt;  x'^'^ä^'o)  secundum 
qaosdam,  cujus  tamen  exenipla  nulla  afleruntur.  rsXato  er- 
schUesat  Curtius  nur  aus  sriHa^t  (verb.  336),  direct  nach- 
gewiesen ist  es  ebenso  wenig  wie  x"^«C<ö  ')■  Ich  sehe  nicht 
ein,  weshalb  man  dann  nicht  auch  aus  l<fifa^a  ebenso  gut  ein 
nicht  vorhandenes  ipitä^ta  erschliessen  kann,  wie  aus  ^yÜa^a, 
ixäXafa  die  nicht  vorhandenen  ysXtiCoi,  x^'^äC».  Es  fragt  sich 
nur,  ob  beides  nothwendig  ist,  und  darauf  ist  bestimmt  mit 
»nein«  zu  antworten.  Nothwendig  wäre  es.  wenn  wirklich  die 
dorischen  futura  und  aoriste  mit  |  gegenüber  ion.  att.  aa,  c 
mir  durch  formübertragung  entstanden  wären.  Wenn  nur  nach 
der  analogie  von  agnä^a:  ä^nä^ia  zu  dixä^m  idma^äfisita  etc. 
(Ahr.  n,  89)  gebildet  wären,  dann  würden  ^x<^.la|or,  ^yiXal^a, 
l^a^u  nur  aus  praes.  *xaXä^ii>  u.  s.  I.  eiklärbar  sein.  Diese 
neuerdings  von  Cauer  (a,  a.  o.  129  ff.)  vertheidigle  auffassung 
kabe  ich  auch  einmal  gehegt,  da  mich  Ahrens'  und  Cui-tius' 
annähme  eines  Überganges  von  ja  in  ^  nicht  überzeugt  hat. 
Doch  tat  die  thalsache,  dass  mehrfach  y  erscheint,  wo  früher 
ein  j  stand,  richtig,  wenn  auch  der  hergang  nicht  so  gewesen 
■ein  kann,  wie  Curtius  g.  e.  *  597  will. 

Die  annähme  eines  directen  Überganges  der  palatalen  Spirans 


')  TMndorf  Ihesour:    yiWfm   forma  a  Bramtnalicis    ficla,    ut  Euslalh, 
p.  ia09,  8  rUoain  ....  äni  toü  ytlöi  j-firifiu  nyo^io«  Hiiimct, 


292  Johannes  Schmidt, 

'j  in  den  gutturalen  verschlusslaut  y  ist  meines  eracht«[is  ebenso 
irrig,  wie  die  heute  wohl  nicht  mehr  vertretene  eines  ubo>- 
ganges  von  j  in  d  in  formen  wie  böot.  dvy&v  =  urspr.  jugcMm 
j  und  altgriech.  y  sind  physiologisch  viel  starker  von  einand^ 
geschieden  als  man  in  Norddeutschland,  wo  ja  vielfach  das  g 
der  Schriftsprache  zu  j  geworden  ist,  auf  den  ersten  blick  glau- 
ben mag.  Neugriechische  Schreibungen  wie  ;f«^ya=  x^9*^ 
welche  Gurtius  zum  beweise  anführt,  beweisen  gar  nichts,  denn 
das  schriftzeichen  y  bedeutet  im  neugriechischen  bekanntlich 
etwas  ganz  anderes  als  im  altgriechischen,  nämlich  den  gattu- 
ralen  oder  palatalen  Spiranten,  nicht  den  gutturalen  tönenden 
verschlusslaut,  welchen  agr.  y  ausdrückt.  Nichts  beweisen 
ferner  Schreibungen  wie  ahd.  gehan,  as.  ger,  auf  welche  sich 
Gurtius  beruft,  denn  g  war  in  den  dialekten,  welchen  diese 
Schreibungen  angehören,  vor  e,  i  zur  spirans  geworden  und 
ward  daher  vor  c,  i  gleichwerthig  für  j  geschrieben  auch  an 
stellen,  wo  nie  g  gesprochen  war  (umgekehrte  Schreibungen 
nach  Schuchardts  terminologie).  Dass  kein  laut  Übergang  von 
j  in  g  staltgefunden  hat,  lehrt  gleich  das  perf.  von  gehan^  wel- 
ches nie  anders  als  jah  geschrieben  ist.  Endlich  führt  Gurtius 
als  drittes  vermeintliches  analogon  das  g  des  slawischen  genetiv- 
suffixes  -go  an,  welches  aus  dem  j  des  urspr.  -sja  entstanden 
sein  soll.  Sonst  hat  das  altbulgarische  in  einheimischen 
Worten  nie  (/  an  stelle  von  j.  Da  ferner  die  identification  von 
-go  mit  -sja  noch  zwei  andere  Unmöglichkeiten  voraussetzt: 
ausfall  des  s  (Miklosich  Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  LXII,  48)  und 
Vertretung  von  auslautendem  a  durch  o  (Leskien  Beitr.  V,  409), 
so  sollte  man  sie  als  einen  früher  verzeihlichen  missgriff  der 
geschichte  der  Sprachwissenschaft  überlassen.  Ich  halte  z.  b- 
to-go  für  den  nom.  acc.  ntr.  eines  von  to-  abgeleiteten  posses- 
siven adjectivs,  dessen  suffix  dasselbe  ist  wie  in  den  von  Miklo- 
sich Gramm.  II,  280,  283  behandelten  Substantiven,  to-  ver- 
hält sich  zu  to-go  wie  inii  unus  :  ino-gU  fAOV$6g,  solivagus,  *ieMr 
(skr.  catvar-)  :  russ.  (fetver-gU  donnerstag,  russ.  pirü  gelage  : 
pir(hgU  pastete,  slov.  lisa  weisser  fleck  :  liso^a  schwein  mit 
einem  weissen  flecke  an  der  stirn  u.  a.  Uy-go  ist  also  genau  in 
derselben  weise  dazu  gekommen  als  genetiv  des  Stammes  Uh 
zu  gelten  wie  skr.  asniörka-m  zu  der  function  des  genetivs  von 
stamm  asma-,  womit  nicht  gesagt  sein  soll,  dass  -go  und  -ha-m 
auch  lautlich  identisch  seieni    Bei  dieser  auffassung  wird  auch 


Ülier  metathesb 


1  nasalen  elc. 


293 


ftdas  a  deü    scrb.    to-ja,   slov.  te-ga,   welches   nicht    dem  o  von 

i)ulg.  iogo,  nbu^.  togo-si  entsprechen  kann,  erkläilich;  toga  ist 

l4er  gen.  des  possessiven  noniinativs  togo,  in  ihm  ist  also  das 

IgeoetiTTerliältniss  wie  in  cf-so~go,  lal.  md  tui  in  der  function 

;  gen.  zu  ego  tu  a.  a.  (Ztschr,  XIX,  203)  zweimal  ausgedrückt. 

■£u  der  eben  aufgestellten  erklärnng  von  togo  haben  wir  noch 

Vfan  slan-ischen  selbst  ein  vollkommenes  analogen.    Das  russische 

"und  kaschubische  verwenden  nominativo  sg.  nlr.  von  possessiven 

auf  -vo  als  gen.   sg.   der   pronominaldeclinalion:   russ.  tavii  aus 

toc6  g^en    abulg.    togo,    Mbrovo,   döbrova,   döbrava,   maladöva 

(Buslajev  istor,  granim.  g  lOd,  3)   gegen  abulg.  dobraago,  rnla- 

daago,  die  a  der  endung  -awi,  -6va,  -ava  sind   aus  unbetontem 

0  entstanden;    kaschub.   towa,   teico,   dHobrmco.    L.  Malinowski 

Beilr.  VIII,  356  ff.  fasst  die  russischen  formen  als  gen.  sg.  auf 

-oRj,  hierg^en  spricht  der  umstand,  dass  sie  bei  betonung  der 

letzten  silbe  -av6,  nicht  -avd  lauten.   Auch  das  o  der  kaschubi- 

sclien  formen  erklärt  Malinowski  nicht  ungezwungen  aus  a. 

Hält  somit  keine  einzige  der  von  Curtius  angeführten  ana- 
lofieii  stich,  so  bleibt  nur  noch  die  frage,  ob  die  annähme 
rines  Überganges  von  j  in  j-  durch  die  sonstigen  verwandelungen 
d«  j  im  griechischen  begünstigt  wird.  Nach  meiner  überzeu- 
giB^  ist  auch  dies  nicht  der  fall. 

Der  hergang  war  vielmehr  folgender.  Zu  der  zeit,  als  sich  die 
meisten  freistehenden^' zum  Spiritus  asper  oder  lenis  verilüehligt 
liatlen.  wurden  die  übrig  gebliebenen  j  schwer  sprechbar  und  er- 
forderten eine  besondere  anstrengung  des  sprachorgans.  Die  folge 
War,  dass  man,  um  j  zu  articuliren,  mit  dem  entsprechenden 
Wnenden  versclilusslaufe  einsetzte,  gerade  wie  Italiener  und 
t'fanzosen,  um  unser  ch  sprechen  zu  lernen,  zuerst  kch  sprechen. 
Auf  ähnlichem  wege  ist  /  zu  *fij:  =  fi  und  *7tf  =  ^  geworden. 
Wp  zu  dem  palatalen  j  gehörige  media  war  aber  nicht,  wie 
'"an  annimmt  (Curtius  g.  e.  *  s.  6<)S).  d,  sondern  ^,  ein  laut 
"w  genau  in  der  mitte  zwischen  d  und  gutturalem  g  liegt  (nicht 
"*  des  engl,  j,  ital.  gi,  slaw.  ds,  sondern  der  des  deutschen 
^'i'aulenden  g  vor  c,  i  nach  mittel-  und  oberdeutscher  aus- 
*P'^che).  Man  sprach  also  ^  statt  j  und  hierfür  haben  wir 
""  neugriechischen  und  italienischen  wirkliche  analoga:  in  Ga- 
~*''ien  spricht  man  ew  gjavino  statt  dim  javäio  {div  öiaßaiva, 
"^flhcr  Stud.  IV,  238);  florentin.  eonghiettura,  ghiaeere,  ghiacinto 
*"    lat.  conjcriiirn,  jon're.   hyacinthns,   welche   ich   Ascoli   corsi 


294  Johannes  Schmidt, 

p.  135  entnehme;  so  hat  man  wohl  auch  das^  spatlateinischer 
Schreibungen  wie  Gianuaria,  copigiunta  (Schuchardt  voc.  d.  vulg. 
lat.  I,  71)  als  ^j  zu  fassen,  g  vor  j  wird  unwillkürlich  ^.  Blieb 
dann  das  j  hinter  dem  ^  erhalten,  so  ging  ^  allmählich  in  ( 
über,  schwand  aber  das  j  aus  der  Verbindung  ^  —  was  vor 
folgenden  consonanten  in  allen  dialekten  geschah—,  so  bliebt 
allein  ^)  übrig,  ein  laut,  der  im  griechischen  consonantensysteme 
keinen  anhält  fand  und  ihm  angcpasst  ward,  indem  man  seine 
articulationsstelle  in  der  mundhöhle  ein  wenig  entweder  nach 
vom  oder  nach  hinten  verschob,  d.  h.  das  zwischen  d  und  g 
in  der  mitte  liegende  g  ward  entweder  zu  d  oder  zu  y.  Der 
Übergang  von  g  in  d  entspricht  genau  dem  von  arisch  c,  d.  L 
Ji,  in  IT,  über  welchen  man  Curtius  g.  e.  ^  s.  478,  Ascoli  corsi 
p.  92,  verf.  Jen.  lit.  zeitung  1874  art.  201,  1875  arL  588  sehe. 
Zweifellos  liegt  ein  aus  g,  ^  entstandenes  d  vor  in  ion.  att 
Igdw  aus  *ver0,  *vergjö  =  abaktr.  verez-ja-nii,  got.  vaarl^ja; 
im  böotischen,  lakonischen  und  megarischen  ist  der  Übergang 
von  g  in  d  häufig  (s.  Curtius  ^  605  ff.).  Ich  leite  also  das  d 
z.  b.  von  böot.  dvyov  ebenso  aus  gj  her  wie  das  von  Igdm : 
altes  jugam  ward  zunächst  ^vyov,  dann  gvyoy,  dvyov. 

Für  das  weitere  ist  ein  blick  in  die  germanischen  sprachen 
belehrend.  In  einer  anzahl  von  beispielen  hat  an  stelle  von 
iirspr.  j  das  gotische  ddj^  das  nordische  ggj,  gg^)j  der  ver- 
einigungspunkt  beider  ist  offenbar  ^gj.  Urspr.  dvajam  erhielt 
sein  j  in  as.  taejo,  ahd.  zweijo  Isid.,  ward  aber  ostgerm.  ags. 
Hvagja,  mit  der  durch  j  veranlassten  consonantenschärfung 
*tvaggja,  anord.  tveggja,  got.  tvaddje.  Die  schriftzeichen  ggf 
im  nordischen  haben  wahrscheinlich  noch  den  lautwerth  ^ 
da  tief  gutturales  g  vor  j  zu  sprechen  schwierig  ist  und  g  in 
den  meisten,  wenn  nicht  allen  sprachen  vor  j  als  ^  gesprochen 
wird.     In   anderen    beispielen   ist    aber   nach   Schwund   des  j 


')  Präkr.  palatalc  media  an  stelle  von  skr.  y  ist  in  der  oben  beschrie- 
benen weise  durch  Vorschlag  der  wirklich  im  physiologischen  sinne  paia- 
talen  media  g  vor  das  y  entstanden,  es  fragt  sich  aber  sehr,  ob  z.  b.  das, 
was  dem  skr.  yo  entspricht,  jemals  go  gelautet  hat.  Alle  Wahrscheinlich- 
keit spricht  vielmehr  dafür,  dass  die  entwickelungsreihe  war  yoigyoigio: 
dzOy  also  das  schriftzeichen  der  palatalen  media  in  solchen  Worten  nie  mehr 
jf,  sondern  stets  dz  gesprochen  ward. 

')  Die  thatsache  ist  zuerst  von  Holtzmann  z.  Isid.  129,  altd.  gr.  I*  109, 
dann  von  MQllenholT  Haupts  Zeitschr.  XII,  396  behandelt 


Olier  metathesis  von  nasalen  etc. 


396 


wirklich  gutturales  g  und  andererseits,  wenigstens  in  einem  bei- 
spiele  rein  dentales  d  aus  49J-,  j  entstanden:  urspr.  avja-m  ei 
ward  nordeiirop.  aja-  =  abu%.  jitje-^  nhd.  ci,  pl.  sigir,  cl,  i, 
eij-it,  weiter  *a0^ja-  und  dann  entweder  *addja-,  mit  schwund 
des  j  kriiiigot.  ada  bei  Busbecq  (Massmann  Haupts  Ztschr.  I, 
358)  oder  *a^0a-,  anord,  eggja  (gen.  jil.)  und  nach  schwund 
des  3  anord.  e^g,  schwed.  ägg,  ags.  äy,  engl.  tgg.  In  schwed. 
ägg,  eng;l.  egg  liegt  die  reine  gutturale  media  vor;  so  noch 
schwed  vägg  =  anord.  veggr,  got.  vaddjus.  Auch  italien.  n- 
mango,  saigo  a.  a.  werden  aus  rentanjo,  scUjo  durch  *rima7igkio 
{d.  i.  riman^o;  vgl.  oben  conjÄfcäum)  hindurch  entstanden  sein. 

Der  gleiche  Vorgang  hat  sich  im  griechischen  vollzogen. 
Stamm  naf»-  ward  vor  vocalen  zu  *7Tafij,  "najigj,  *naj:tg  und 
hieraus  einerseits  na^id,  z.  b.  in  nal6-sc,  andererseits  nofty  i" 
jtair-vmy.  ,  Genau  so  wie  krimgot.  ada:  engl,  egg  :  "a^^a-  und 
wie  Jttud-  :  naty-  :  *7iapifjj'  verhalten  sich  ion.  i%äXaaßa  aus 
'ixaXad-aa  ^):  der.  iy^äkuta  aus  *«'xa'la>'-ff« :  urspr.  *ixaXa^-fSa 
aoä  ixttlaj-ea  vom  praes.  "x'^'^J"'  x^^oito,  %aXäm.  Es  scheint 
auch  nicht  unpassend,  daran  zu  erinnern,  dass  im  sanskrit  die 
Palatalen  vor  s  eine  ähnlich  verschiedene  behandlung  erfahren 
haben:  n.  sg.  «f  =  'wf-s  neben  loc.  pl.  ved.  vikshu  =  *mf-3u; 
i.  3g.  ved.  ajai  ^  *a-jag-s  neben  jakH  =  *ja^-sL  Während 
im  griechischen  *da,  aa  und  *yG,  §  auf  verschiedene  dialekte 
tertheilt  sind,  (inden  sich  skr,  */.?  und  *ks  in  demselben  dia- 
lekte aber  hiei  verschiedenen  formen. 

Vor  vocalen  findet  sich  y  an  stelle  von  j  äussei-st  selten. 
CurtJus  *  s.  598  f.  führt  fünf  beispiele  dafür  an,  und  von  diesen 
and  sicher  noch  vier  zu  streichen.  notixXaiymaa,  notDtiaJyov 
der  zweiten  herakleischen  lafel,  in  weichen  Meister  slud.  IV,  428 
uiiler  Zustimmung  von  Curlius  y  aus  j  herleitet,  erklären  sich 
ganz  andei-s.  Die  von  Sauppe  herausgegebene  Inschrift  von 
Andania  (Abh.  d.  Götting.  ges.  d.  w.  VIII,  217  (f.)  hat  nämlich 
z.  9i.  95  den  acc.  sg.  KXifxa  clavim,  7..  94  den  acc.  pl.  xX^xag 
elaves.    Das  herakleische  «AaZ/w  oder,  wie  vielleicht  dafür  zu 


■)  CurtiiK  *  B.  599  und  Cauer  a.  a.  o.  140  nehmen  an,  in  formen  wie 
iimS*m,  ixäkiaa  sei  j  geschwunden.  Das  ist  schwerlicli  richtig,  denn  wir 
ballen  allen  gnind,  fflr  sAmmtliche  futura  und  aoriste  mit  kurzem  vocale 
Tür  o  mtere  formen  mit  oo  anzunehmen,  welche  ja  fflr  viele  derselben  er- 
htlleii  sind,  ««  aus  ia  vereinfachte  sich  später  genau  so,  wie  ftinaot  zu 
piete  ward  u.  n,    Dies  hat  schon  Ahrens  dial.  II,  94  richtig  erkannt, 


296  Johannes  Schmidt, 

schreiben  ist,    xlqY^   (s.  Ahrens  II,  140)  ist  also  aus  *xXa^m 
entstanden  und  denominativum  von  arAaix-,  xJl^ar-.    Der  stamm 
xXcfx  aber,  aus  xXaß$x  zusammengezogen,  ist  ursprünglich  iden- 
tisch mit  abulg.  Iclju6%  und  verliält  sich  zu  griech.  laL  xläj:&-^ 
wie    ^ääJx"  zu    got.  vaurti-,  Yvvaix-  zu  yvva  (Voc  II,  352). — 
äyoDQog,  welches  Curtius  gleich  Scoqoq  setzt  und  von  einer  grund- 
form   *arjaras  herleitet,    die   selbst   für   äiOQog  zweifelhaft   ist 
(L.  Meyer  Ztschr.  XXIII,  60  ff.),  ist  gar  kein  echt  griechisches 
wort,   sondern   tlu'akisch    (rotg  itpt^ßovg  .  .  .  OQqxsg  d/ovQOvg 
Eustath.  z.  Od.  1788,  56)  und  von  Fick  spracheinh.  421  schla- 
gend 'richtig  als  aguru-  =  abaktr.  a^hru-,  skr.  agrur  erklärL 
tSfoydaat  '  adSüat  Hesych  und  atoaddei '  naQazfiQst  Hesych  glaubt 
Curtius  mit  Meineke  auf  ein  ^aomCeir  zurückführen  zu  dürfen. 
Allein   cdoQ,   aoo^,  atSog  sind  aus   (fapog  entstanden  =  umbr. 
sevo-  omnis  (wegen  der  bedeutung  vgl.  skr.  sarvch,  oXog  :  salvus, 
got.  sels;   Aufrecht  und  Kirchhoff  stellen  umbr.  sevo-  mit  skr. 
sarvtJh  zusammen,  wozu  sich  die  laute  nicht  fügen).    Aus  dem 
lateinischen  gehören    sö^s,  seispes   dazu,    deren    gemeinsame 
grundform  *seveS'pes  war,  Avie  ich  verwantsch.  57  f.  ausgeführt 
habe,     acoyätrat  weist  also  auf  aoaß&aat  (vgl.  adog  aus  *(ffli/oc), 
nicht  auf  *<Sü}aaai   und   gehört  zu   den   von  Curtius  *  s.  584 
behandelten  worten,   in  welchen  y  an  stelle  von  /  überliefert 
ist.     dn6'YB(A€y  vy-ys/Aog  gehören  nicht  zu  ski*.  yam,  sondern  zu 
abulg.  ztmq  (Fick  II  *,  344).    So  bleibt  von  Curtius'  beispielen 
nur  eins,   für  dessen  y  ich  keinen  anderen  Ursprung  nachweisen 
kann  als  den  von  C.  angenonmienen :  kypr.  ^^ayoy  =  ion.  ^siq^ov. 
Der  eintritt  von  y  für  g^j  gehört  demnach  wie  das  erscheinen  von 
skr.  g  neben  entsprechendem  palatal  zu  den  lauterscheinungen, 
welche  sich  fast  ausschliesslich  vor  folgenden  consonanten  finden. 
Betrachten  wir  nun  die  dorischen  futura  und  aoriste  mit  {. 
In  denjenigen,  welchen  praosentia  auf  f  w  zur  seite  stehen,  kann 
g  sowohl  aus  js  entstanden,  als  auch  fälschlich  durch  die  ana- 
logie   von   agTra^ut   etc.   herbeigeführt  sein.     Dagegen    können 
ixdXa^a,  iyiXa'§a,  ttfx^a^a  nicht  nach   dieser  falschen  analogie 
gebildet  sein,  da  ihnen  praesentia  auf  -f«,  welche  allein  die 
einwirkung  der  falschen   analogie   herbeizuführen  vermochten, 
nicht  zur  seite  stehen.     Cauer  s.  150  f.  will  auch  ihr  J  durch 
ein   weiteres    wirken    der   falschen   analogie   erklären,   eine  so 
complicirte  formübertragung  übersteigt  aber  allen  glauben.  Den 
schluss :  weil  neben  mehreren  praesentia  auf  -aa>  solche  auf  -aC« 


liegen,  von  praesentien  auf  -«^m  aber  aoriste  auf  -«Ja  gebildet 
werden,  ist  es  auch  erlaubt  zu  praes.  -am,  neben  welchen  kein 
-aC<B  Hegt,  einen  aorist  -a|a  zu  bilden,  diesen  schluss  kann 
wohl  ein  grübelnder  graminatiker  machen,  aber  nicht  ein  ohne 
reflexion  sprechender.  Also  die  |  von  ^x"^"?"!  ^j-«^«?«,  tifda^a 
können  mir  aus  js  :  0s  :  gs  entstanden  sein.  Daraus  folgt, 
dass  auch  die  |,  neben  welchen  praesentia  auf  -f  w  liegen,  nicht 
durch  formübertragung  entstanden  sein  müssen. 

Die  von  Gauer  znr  stütze  seiner  Iheorie  angeführten  formen 
mit  I  von  Stämmen  auf  d  vne  »aiH^^  einerseits  (a.  a,  o.  s.  143) 
und  mit  iaa)  a  von  stammen  auf  y  wie  ä^Tcäaci  andererseits 
(s.  14Ö)  lassen  sich  auch  ohne  diese  annähme  ganz  befriedigend 
erklären,  stützen  also  die  annähme  nicht.  Deim  '«enoj-jw  ward, 
indem  das  j  den  vorbeigehenden  guttural  palatalisirte,  zunächst 
zu  *ä^na0m,  von  hier  konnte  der  palatal  in  fut.  und  aor. 
dringen,  'd^natjam  aber  dann  einerseits  d^nä^to,  andererseits 
'ttfnaiaw  (vgl,  t^6m).  ^dgnaaao),  d^naam  werden.  Ebenso 
ward  *id-joi  zunächst  *isf;w  (vgl.  roman.  guiabllo,  d.  i.  gi<d)Uo, 
aus  diabllo,  gttio,  ghiu,  d.  i.  gio,  aus  dio,  diu  Schuchardt  Voc. 
m.  317,  franz.  piquie,  d.  i.  pUcje,  aus  pitie  a.  a.  o.  1, 159.  III,  82  f.), 
davon  konnte  '»^ffw  als  conj.  aor.  gebildet  werden,  welches 
einerseits  zu  l^w,  andererseits  zu  *idffa,  ^iaaat,  Itftii  gewandelt 
ward.  Von  hier  aus  fallt  auch  licht  auf  xa^iyvvaifai  bei  Hippo- 
krates,  an  dessen  erklärung  Gurtius  verb.  160  verzweifelt.  Curtius 
bevorzugt  die  überall  als  Variante  von  Ka9irvvai>-ai  erscheinende 
Schreibung  xa&ivvveSai.  Folgen  wir  ihm  und  dem  thesaurus 
hienn,  so  ist  naSiyvvffifat  als  Variante  ganz  unerklärlich,  denn 
Schreibfehler  ist  j-v  nicht,  dafür  bürgt  die  Wiederholung,  und 
in  der  gesprocheneu  spräche  kann  es  vollend;i  nicht  aus  yv  ent- 
standen sein.  Gehen  wir  dagegen  mit  Lobeck,  ohne  dessen 
herleitung  aus  ifttg,  irvva  zu  billigen,  von  xa&iyyvü&at,  einer 
form,  welche  zu  seltsam  ist,  als  dass  sie  ein  Schreiber  erfunden 
hoben  kann,  aus,  so  ist  von  da  aus  xai>ivit'ai)-at  als  Variante 
eher  erklärlich.  Wie  in  yii-o/iai,  yiviüaxa}  (über  ihre  Verbreitung 
s.  thesaur.  H.  C20  f.)  konnte  sich  y  dem  v  assimiliren,  statt 
»aSivv<s!}at  (vgl.  iyvsaitai  ■  xoOfuiv.  iS^tPfadttt  Hesych)  aber 
nach  analogie  der  zahlreichen  verba  a.u[ -i-vtftt  xn^ipmaitat  ge- 
schrieben werden  (vgl.  xrivw/u  =  skr.  kshanomi  ?).  Als  Curtius 
fragte;  »sollte  etwa  gar  xaiHvwfit  aus  *xa9iZvt'ftt  entstanden 
Bein,  wie  m  xa&ttdvw  die  nasale  erweitcrung  an  die  schon  er- 

rgl.  epnchf.  V.  F.  III.  3.  gO 


298  Johannes  SchmidU 

weilerte  präsensform  antrat  ?€  war  er  auf  dem  rechten  wege. 
Zwar  nicht  ^xcl^i^wiml^  kann  dem  xa%>iywiHu  zu  gründe  liegen, 
sondern  nur  *xa^i^vt>f*a$y  dessen  palatal  aber  erst  im  praesens 
*Ma^t^(o  aus  d  entstanden  ist.  »a&ij^ui :  xa&i^y  xa9iYPva^a$ : 
WZ.  id  verhalten  sich  wie  nai^w  :  natfavpra^  naifv^ov  :  /roid-, 
nur  dass  in  ersterem  d  wurzelhaft,  in  letzterem  erst  durch  ^, 
^  hindurch  aus  j  erwachsen  ist.  Formen  wie  »a&iifi  geben 
also  gerade  den  schlagendsten  beweis  dafür,  dass  auch  in  sol- 
chen wie  ixaXa^a  der  guttural  nicht  verwandelung  von  j,  son- 
dern von  der  vor  j  stehenden  entweder  aus  y  oder  ä  entstan- 
denen oder  aus  j  entwickelten  palatalen  media  ist. 

Also  nöthig  ist  die  annähme  von  formübertragungen  für 
keine  der  bildungen  mit  ^,  für  einige  aber  unmöglich,  und  da- 
mit wird  die  Wahrscheinlichkeit  der  formübertragung  auch  für 
die  falle,  in  welchen  sie  nicht  unmöglich  ist,  erschüttert.  Was 
hier  für  die  futura  und  aoriste  mit  ä  in  der  vorletzten  silbe 
erwiesen  ist,  lässt  sich  ebenso,  und  zwar  in  viel  grösserem  um- 
fange für  die  mit  anderen  vocalen  erweisen,  würde  aber  hier 
zu  weit  führen. 

Kehren  wir  nun  zu  i(p&a^a  lip^aüa^  welches  die  vor- 
stehende erörterung  veranlasst  hat,  zurück.  xaXai»  ist  aus 
"^Xakajoi  entstanden,  wie  xaXaiui  beweist,  feXata  aus  ^falajm. 
Die  ausserpräsentichen  formen  dieser  verba,  abgesehen  von 
dem  ihnen  fehlenden  einfachen  aorist,  sind  nach  derselben 
analogie  gebildet  wie  die  der  wz.  (pd^a.(pd'uaiOy£g>d'äSaj  *Sifh9cufiXa, 
ly^^acra,  itpd^äxa^  i<pd'ä(J&fjy,  q>9'aa%iov  fordern  also  zu  ihrer  er- 
klärung  ein  praesens  ^x>a'j<a^  wie  Curtius  g.  e.  *  s.  612  richtig 
bemerkt  ohne  zu  sehen,  dass  dies  wirklich  erhalten  ist.  Bei 
Homer  II.  K  346  steht  naQa(pd^aiij(r$,  welches  I.  Bekker  hom. 
bl.  I,  218  und  Curtius  verbum  58  für  3.  sg.  opt.  aor,,  mit 
primärer  endung  halten.  Letzterer  sagt:  »Die  form  scheint  von 
einem  sänger  erfunden  zu  sein,  der  auch  im  opt.  -<r*  für  einen 
nach  bedarf  verwendbaren  zusatz  hielt.  Uralte  analogie  zur 
1.  sg.  opt.  auf  -fi*  möchte  ich  in  einer  so  vereinzelten  form 
dieses  offenbar  nicht  eben  sehr  alten  Iliasliedes  nicht  annehmenc. 
Curtius  verzweifelt  also  völlig  an  der  möglichkeit  einer  rationellen 
erklärung.  Ein  sänger,  der  »nach  bedarfc  eine  so  unerhörte 
bildung  »erfand«,  würde  wohl  öfter  solchen  bedarf  gespürt  und 
manches  unerlaubte  »für  verwendbar  gehalten«  haben.  Eis  wäre 
nach  dieser  probe  nur  unbegreiflich,  dass  sein  lied  weiter  keine 


tJber  inetalheaia  TOn  nSlleii  «t  ^29^^ 

nnformen  enthält.  Wir  brauchen  aber  durchaus  iiichl  zu  ver- 
zweifeln, denn  7raQM<p&ai^at  kann  an  der  stelle,  wie  Curtius 
selbst  zugiebt,  syntaktisch  als  conjuncliv  gcfasst  werden,  es  muas 
auch  durchaus  nicht  aorist  sein,  kann  vielmehr  conj.  praes.  sein 
wie  in  den  genau  entsprechenden  oonstruclionen  Od.  s  221, 
f»  349.  Ich  sel2e  die  stellen  zur  vergleichung  her. 
n.  K  344  ff.: 

dXl'  iiZfiev  [itv  TTQtSra  Tra^f^flSily  nsdioto 
TVT&öy  '  tnsita  di  x'  avtov  inat^avTsg  tXosiuv 

aiti  fttv  ini  i'i/KC  ilnö  CzQazüifiv  ngOTieii-ttv 
fj-^«»  inaiftaow,  fit/  nta^  nqoil  äatv  äii'^^. 
Od.*  219  ff.: 

äUä  ntti  «s  i^ilut  *ai  iiXdo/iai  ^[laia  näyra- 
Oiuadi  t'  ilitSfiEVat  xai  vöazifiOV  rj/ictg  iditf&ai. 
£1  ä'  av  tii  gctit^dt  i^eäv  ivi  olyOTtt  növzt^, 

Od.  /*  348  ff. : 
fi  äi  xoi'Ooäftit'ög  ti  ßoiöv  äQ&oxQaigäfov 
v^'  iäiXfi  öliaai,  im  äi  Ontüvzai  i>fOi  üXhsi, 
ßovXoi*    eiTia^  TTQOi  xvfia  xavbiv  uTid  itvfivv  oXißffai 

Diese  syntaktisch  also  völlig  zulässige  erklärung  von  na^~ 
if9aiiet  ab  conj,  praes.  findet  zwei  starke  morphologische 
stützen.  Denn  erslens  fordern  qiitäaa  u.  s,  w.,  wie  gezeigt,  ein 
praes.  f^a/o oder  *ififa(j)(a  (i^i>uaiä,i<fiöcc^a  :  <f&aiai^=  x<^^ffa), 
ipiitt^a  :  j^aiaim,  X"'^^'")>  **'^^  zweitens  ist  ifS^a-ica  laut  für 
laut  identisch  mit  den  schon  von  Curtius  g.  e.  *  695  als  wurzel- 
verwandt erkannten  abulg.  xp^-jq,  til.  spS-Ju,  urgerm,  praes.- 
stamm  apö^a-  (ags.  apövan,  ahd.  spuon  unpers.),  skr.  splta-ya-ie. 
Genau  entsprechend  der  reihe  aor.  11  tfäü-:  ifitaiio  :  *tifi&aaaa, 
Iif9äaa  haben  wir  die  reihe  aor.  II  *iüM,  später  rXß,  tI^  (vgl. 
ntJux-nsvit^c  :  zX^-jra&^g  Voc.  II,  314):  "lalaim  (aus  ralai- 
9(*»'  neben  raXä-giQuv  zu  erschliessen,  Gurt.  verb.  335):  itd- 
iaMti,  vielleicht  auch  vaim  :  tvaaea,  iväaü^v,  falls  es  mit  aeol. 
twüoc  wurzelverwandt  ist  (Curt,  g.  e.  no.  432)  und  nicht  vmi 
skr.  nas  slamnil.  Zu  tpOüvm  verhält  sich  tfüaiu  wie  aeol. 
Mh,  itvio  :  &vvm,  äva  :  dvvta,  tfifiat  :  tpiUvu,  tUa  :  tivU) 
niofttu  :  nifio. 

20* 


300  Johannes  Schmidt, 

So  glaube  ich  zugleich  der  unrcgelmässigen  optativform  naQU" 
ip&'ai^at  den  garaus  gemacht  und  die  ausserpräsentische  flexion 
des  verbums  erklärt  zu  haben. 

Excurs  II. 

Zwei  aoriststamme,  die  Curtius  unter  denjenigen  verzeichneti 
welche  »den  vocal  überall  lang  lassen,  wo  es  möglich  ist€,  sind 
oben  s.  281  absichtlich  unerwähnt  geblieben. 

1.  Der  stamm  von  uaza-m^Ti^p  ist  ursprünglich  identisch 
mit  dem  von  Curtius  gar  nicht  verzeichneten  stanune  von  f-/rca- 
To,  TTiä'fASPOQ  u.  s.  w.  »Flicgeuc  und  »scheu  sein«  sind  ein- 
ander nahe  liegende  begriffe.  Selbst  eine  anwendung  wie  x«/- 
fAijy  TiBTiziitaQ  Od.  J  354  widerstrebt  der  Verbindung  von  nsnv^mg, 
naxam^tiiv  mit  iTitazo  nicht.  Man  mag  übersetzen:  »ich  lag 
mit  fließender  brüste  oder  »mit  fliegenden  pulsenc  Dieser 
stamm  ttt«,  ttti^  ist  aber  aus  *n€Ta  entstanden  wie  Ttrm  in 
nimwxa  aus  *n€tiOy  gehört  also  nicht  zu  den  hier  besprochenen 
aoristformen,  sondern  zu  otVa^icvo^,  ^Y^Q^i  u.  a.  bei  CurL  192  f 

2.  Der  aoriststamm  aßt^.  Ueber  ihn  sagt  Curtius  verb.  184 : 
»die  länge  des  vocals  tritt  überall  da  hervor,  wo  sie  möglich 
ist  (vgl.  perf.  l-aßf^-xa).  Wenn,  wie  aßiv-W'fjtt,  (Sßia-aa  (i-cßs- 
isa),  aßi^-aeo  (aßi-tjto)  wahrscheinlich  machen,  die  wurzel  ur- 
sprünglich auf  den  Sibilanten  ausging  (vgl.  Grundz.  •  522),  so 
wäre  hier  ersatzdehnung  anzunehmenc.  Diese  annähme  würde 
die  qualität  des  vocals  gar  nicht  berücksichtigen.  Ob  Saßij  IL 
I  471,  Od.  Y  182,  die  einzige  bei  Homer  erscheinende  form,  aus 
*^-(r/?«<r-T  entstanden  sein  könne,  mag  füglich  unerörtert  bleib«!, 
denn  sicher  ist  xata-aßtjvat  Hdt.  IV,  5  nicht  aus  ^aßsa-va^  ent- 
standen, welches  im  ion.  att.  bekanntlich  nur  hätte  zu  ^tsßsXvat 
werden  können  (vgl.  ^siyvfkiv  •  aßivwiJksv  Hesych).  Ja,  mir 
ist  sogar  zweifelhaft,  ob  hCß^  bei  Curtius  überhaupt  mit  recht 
unter  den  aoristen  »mit  schliessendem  c-lautec  steht  und  nicht 
vielmehr  unter  denen  »mit  schliessendem  o-laute«  eßtiv  u.  s.  f. 
zu  verzeichnen  war.  Denn  Thcokr.  IV,  39  haben  sämmtliche 
handschriflen  ausser  dem  Ambros.  äniaßag.  Einen  o-Iaut 
zeigt  ferner  Cöaaoy  •  aßiaov  (cod.  aißeaov)  Hesych,  dessen  a 
M.  Schmidt  für  den  kn^tischcn  verti-eter  von  s  und  demnach 
für  kurz  hält.  Sicher  ist  die  küi7.e  nicht,  denn  die  zweitvorher- 
gehende von  M.  Schmidt  unverändert  gelassene  glosse  lautet  J^oag  • 
(f€ßiif€$g',  ändert  man  dii'se  in  ^oqg  '  aßiifsig,  wie  M.  Schmidt 


Cher  melatlifiäi' 


30i 


obiges  aißsftav  niit  H.  Slephanus  und  Vossius  in  aßiaov  ^ändert 
hat,  dann  erhält  man  eine  präsonslorm  mit  futurbedeutung, 
welche  sich  zu  aor.  äniaßag  verhält  wie  ßtulg  zu  ißimg.  Ge- 
hört fcöaffoc  als  aor.  zu  diesem  praesens,  dann  hat  es  wahr- 
scheinlich langes  o.  Von  seilen  der  bedeutung  erhebt  sieh  kein 
einwand  hiergegen,  denn  ^öaaov  trans.  verhält  sich  zu  änießäq 
inlrans.  pass.  wie  atijaov  zu  tat^i;.  Die  einzige  form,  welche 
einen  zweifellosen  c-laut  enthält,  ist  das  von  Gurtius  nicht  ge- 
nannte, hei  Veitch  angeführte  pari,  äno-aßeig  Hippocr.  III,  176 
Littre,  Dies  widerspricht  aber  einem  dor.  tsßä  nicht,  da  es 
sich  2U  ihm  verhallen  kann  wie  i/t-nmlBi^  Hippocr.  11,  226 
und  iii-nijrqsig  Hdt.  VIII,  109  (var.  i[int7iqäg)  zu  den  wurzel- 
Tomien  nXu,  nqa  (siehe  darüber  Voc.  II,  322  f.).  Eine  erklä- 
rung  vermag  ich  für  diese  wurzelform,  sei  sie  nun  üßä  oder 
nß^,  ebenso  wenig  zu  geben,  wie  mir  eine  stichhaltige  für  aßsu 
bekannt  ist.  Die  Zusammenstellung  von  aßtg  mit  skr.  ^vas, 
dessen  f  für  s  stehen  soll  (Curtius  g.  e.  *  560J  ist  unhaltbar, 
da,  von  der  grossen  bedeulungsverschiedenheit  abgesehen,  fräs, 
wie  an.  hvcesa,  hviskra,  hvissa  (u.  a.  A.  Kuhn  Ztschr,  X%|  317  ff. 
Voc.  n,  470),  vielleicht  auch  lat.  queri  (Schweizer  Ztschr.  XII, 
308)  beweisen,  nicht  aus  *svas  entstanden  ist.  Ehe  wir  aber 
über  den  Ursprung  von  aßivvvftt,  laß^  nicht  klar  sind,  können 
dtissen  formen  weder  für  noch  gegen  unsere  regel  zeugen. 

Ebenfalls  mit  absieht  sind  oben  die  von  Curtius  s.  184 
unter  no,  1 1  zusanmiengeslellten  formen :  iniperat.  g>^ig  {eia^Qig 
Nauck),  pai't.  in-eia-ipQEig,  inf.  sta-^Q^vat  zu  praes.  ia-nnf^ävat, 
in  welchen  die  wurzel  von  €piQa>  umgestellt  sein  soll,  übergangen. 
An  dem  a  von  nt-yga  im  Verhältnisse  zu  <p£Q  und  <fQs  (pari. 
^f($)  wäre  hier  kein  anstoss  zu  nehmen,  es  üesse  sich  erklären 
wie  die  Voc.  II,  321  ff.  behandelten,  desto  mehr  aber  an  dem 
kutzen  vocale  von  q>Qic.  Von  einer  aus  tpsg  umgestellten  wurzel- 
jtönnte  der  imperat.  aor.  nur  *^e^Ät  oder  •ygä**  lauten, 
erklärung  widerspricht  auch  unverkennbar  sich  selbst. 
während  rppe  metathesis  von  (pt^  sein  soll  (s[ud.  VIII,  329), 
sofl  sich  {fgsg  zu  (figa  verhalten  wie  ox^q  zu  l'^f,  anig  zu 
(lvv)fne  (verb,  185, slud.  VIII,  332),  d.  h.  also  nicht  aus  meta- 
thesis entstanden  seui,  denn  die  genannicn  sind  doch  deutlich 
aus  •ff«;t/v.  **f«?«5  von  »aoriststämmen  mit  thematischem  vo- 
cale*, um  mich  Curtius'  terminologie  zu  bedienen,  entstanden, 
während  tf^ig,  wenn  es  von  yge  =  (peg  gebildet  wäre,  eben 


302  Wackemagel, 

ein  aorist  »ohne  thematischen  vocal«  wäre.  tpQsig^  ifn^vm 
gegen  (S%(iv^  <^x^7^i  ivitsneXv  zerstören  denn  auch  die  vermeint- 
lich zwischen  tpqiq  und  <rx^?,  ^niq  bestehende  analogie  sofort. 
Wie  stellt  sich  femer  i^sq>QiofASP  Aristoph.  vesp.  125  zu  obigen 
formen  ?  Curtius  stud.  VIII,  332  bekennt  keinen  ralh  zu  wissen. 
A.  Nauck  hat  also  nicht  unrecht,  wenn  er  in  seinen  »Bemerkungen 
zu  G.  Curtius'  das  verbum  etc.«  sagt :  »ich  halte  es  für  unmfig- 
lich  aus  den  von  Curtius  angenommenen  formen  die  flexions- 
gesetze  des  vermeintlichen  (fqia  zu  begreifen:  die  von  ihm  auf- 
geführten formen  vertragen  sich  weder  unter  einander  noch 
mit  den  von  ihm  nicht  er>välmten  übrigen  formen,  die  aus  der 
attischen  zeit  sich  nachweisen  lasscnc  (Bulletin  de  Tacad.  imp. 
de  St.  Petersb.  XX,  497).  Freilich  auch  Naucks  erklärung  von 
l^sq>^i6(kBV  (worein  er  H^stpqiofjksv  ändert),  siatfqiq  aus  H^snQO" 
hfjkey  iia-nfjo-kq  u.  s.  w.  (Bullet.  VI,  424  flf.)  ist,  worin  Curtius 
wieder  recht  hat,  nicht  frei  von  bedenken,  namentlich  ist  sie 
mit  ian$y>Qdyai  völlig  unvereinbar.  Erst  wenn  sich  eine  er- 
klärung gefunden  haben  wird,  der  sich  alle  überlieferten  for- 
men fügen,  oder  wenn  die  einer  der  aufgestellten  erklärungen 
entgegenstehenden  Schwierigkeiten  beseitigt  sein  werden,  wird 
,es  möglich  sein  den  formen  hlaq>Qfq^  inetatpQsig^  €laq>Q^va$ 
(nach  Nauck  nur  graphisch  für  siatfQBXvm^  wie  öfter  ^y^vak  für 
^^firi^a» geschrieben  ist  a.a.O. VI, 434.  XX, 496)  die  ihnen  von  rechts- 
wegen  gebührende  stelle  imter  den  aoristbildungen  anzuweisen. 

Graz  den  1.  Januar  1876. 

Johannes  Schmidt. 


Zum  homerischen  dual. 

Bekanntlich  zeigt  das  altindischc,  namentlich  die  vedische 
spräche  neben  der  üblichen  und  nach  unscm  anschauungcn 
nächstliegenden  Verwendung  des  duals  auch  zwei  für  uns  auf- 
fallendere, dass  nämlich  entweder  jedes  der  beiden  Wörter,  die 
unter  einem  dual  subsumirt  sein  können,  oder  aber  eines  der- 
selben allem  in  der  function  für  beide  dualische  endung  erhält 


Zum  homerischen  dual. 

(entweder  miträvanmä  oder  mttrd  resp,  varunä)  •).  Der  erstere  ! 
gebrauch  findet  sich  auch  im  Avesta.  FQr  die  erklärung  deä 
duals  ist  es  selbstverständlich  von  grösster  Wichtigkeit  zu  fragen, 
ob  die  bezeichnete  eigenthümlichkeit  in  ihrer  ersten  oder  ihrer 
zweiten  gestalt  speciell  arisch  oder  allgemein  indogermanisch 
sei.  Ich  hoffe  das  letztere  durch  deren  nachweis  bei  Homef  J 
darlhun  zu  können,  ' 

^45  lesen  wir  (tloatidäoay)  AlaviB  n(jtaia)  nQogiqi^  ntnaäis 
xai  avTtö.  Poseidon  trifU  also  ein  paar,  redet  zwei  beiden  als 
nothwendig  zusammengehörig  und  zusammenstehend  an.  Einer 
der  beiden  ist  sicher  Aias  Telamonios;  wer  sein  begleiter  sei, 
kann  nur,  was  vorangeht,  erweisen.  Im  12.  buch  aber  wird 
ausführlich  erzählt,  wie  Aias  T.  vom  lokrischen  Aias  sich  ent- 
fernt und  in  gesellschaft  seines  halbbruders  Teukros  an  die 
seile  des  Menestheus  sich  begeben  habe.  Die  letzte  stelle,  an 
der  des  Telamoniers  gedacht  wird  (Af  400)  weiss  noch  von 
nichts  anderem  als  von  yiia^  xai  TtvxQo%  6/ia^T^aavrc.  Folg- 
lich gebietet  der  Zusammenhang  die  vulgäre  erklärung  auf- 
zugeben und  in  ^Taiis  die  beiden  brOder  zu  erkennen.  Frei- 
lich was  wenig  verse  später  (\  66)  gelesen  wird,  xoliv  d'lyvu 
nQÖa^tv  'Oilt^az  tax^?  AXai;  sagt  das  gegentheil  aus.  Wiederum 
wird  V,  177  fl,  desselben  buches  berichtet,  wie  Teukros  den 
Troer  Inibrios  tödtet  und  wie,  nachdem  Aias  T.  den  Hektor 
von  seinem  bruder  abgewehrt,  die  AXavn  des  Inibrios  leiche 
davontragen  und  der  rüstung  berauben.  Es  leuchtet  ein,  dass 
nur  die  bei  einer  tödtung  betheiligten  einen  leichnam  an  sich 
zu  ziehen  das  recht  haben,  die  oinmischung  eines  dritten  aber 
ganz  unzulässig  und  undenkbar  ist.  Im  vorliegenden  fall  sind 
ausschliesslich  Aias  T.  und  Teukros  betheiligt  (vgl.  namentlich 
V.  182),  also  sie  unter  den  Atav%s  zu  verstehen.  Und  doch 
V.  203  Aias  0.  den  Imbrios  enthauptend,  somit  theilnehmer 
der  avl^atil 

')  Ver^L  hierzu  Jie  treffliclien  hemerkungeti  G.  Meyurs  in  dieser  idt- 
•«hrifl  XXII,  6  IT.,  iiei  denen  nur  2U  bedauern  ist,  Aass  darin  ohne  iiOlhi- 
gung  liildunnen  wie  {litaraw  hiebertcecogan  sind-,  denn  wenn  auch  nicht 
immer  formell,  stets  doch  ihrem  wesen  nach  sind  die  in  eins  lusammen- 
,  würler  nur  duruh  gesclilechtliche  uiotion  verschieden ;  die  m- 
OD  wOrtern  verschiedenen  geschlechts  unter  der  form  einU  ' 
ehtes  aber  ist  ebenso  natürlich  als  von  der  absonderlicbkeit  unserer  , 
e  abstehend. 


304  Wackeraagel, 

Wird  nun  biedurch  resp.  durch  v.  66.  67,  was  sich  für 
jede  der  beiden  stellen  aus  dem  vorangehenden  ergab,  wider- 
legt? Unmöglich.  Dem  klar  daliegenden  Zusammenhang  von 
erzählungen  dürfen  wir  zum  mindesten  dieselbe  beweiskraft  zu- 
sprechen, als  einzelnen  versen.  Wir  haben  demnach  nur  das 
recht  einen  Widerspruch  zu  constatiren.  Solche  gleichartigkeit 
des  Widerspruchs  an  zwei  stellen  aber  kann  nicht  auf  zufall 
beruhen;  wir  haben  beiderorts  doppelte  Überlieferung  vor  uns, 
die  eine  fasst  AXavxs  nach  vedischer  art,  die  andere  nach 
gemein  griechischer.  Jene  ist  die  ursprüngliche  der  homerischen 
dichtung,  diese  interpolirt.  Denn  ofTcnbar  leichter  drängt  sich 
eine  bekannte  bedeutung  an  stelle  einer  unbekannten  als  um- 
gekehrt, und  leichter  ist  die  einschiebung  oder  Umgestaltung 
eines  oder  zweier  versc,  als  die  einer  ganzen  erzahlung.  Für 
die  erste  der  beiden  stellen  kommt  hinzu,  dass  v.  66,  der  Aias 
O.  einführt,  in  xoXiv  einen  in  der  Uias  nur  noch  einmal  beleg- 
ten genetiv  auf  -ouv  bietet,  hi  rücksicht  hierauf  ergiebt  sieh 
für  die  folgende  Untersuchung  die  aufgäbe  hinter  die  letzte 
diaskeuase  zurück-  und  den  spuren  nachzugehen,  welche  jener 
zum  trotz  von  der  älteren  tradition  sich  da  und  dort  erhalten  haben. 

Denn  nicht  immer  haben  sich  die  Überarbeiter  mit  ein- 
schaltung  weniger  verse  begnügt,  wie  im  13.  buch.  Die  ganze 
Schilderung  z.  b.  des  12.  buchs  von  v.  335  an,  speciell  v.  364 — 
371,  scheint  der  neuern  fassung  unseres  duals  zu  huldigen  und 
nur  die  verse  349.  350 

.  .  .  dXXd  nsQ  oiog  ho)  TeXafiwnog  aXxifioq  ^^og^ 
xai  ol  TevxQog  ä/M  iania^oa  rol^oav  ev  eidcig 
zeigen,  dass  das  auch  hier  folge  einer  zurechtmachung  ist. 
Offenbar  nämlich  ist  der  zweite  vers  eingeschoben.  Denn  da 
olog  iVcö  nicht  heissen  kann  »von  den  beiden  komme  blos  Aiasc 
sondern  heissen  niuss  »Aias  komme  allein«,  so  ist  durch  den 
ausdruck  ein  bcgleiter,  ein  Tsvxqog  «/*'  sanofjbsvog,  ausgeschlossen. 
Mit  dem  Wegfall  des  verses  350  klaffl  aber  die  wunde.  Menestheus 
will  entweder  Atavre  oder  Atag  T.  allein;  sein  auftrag  lässt 
also  bloss  zwei  möglichkeiten  zu,  innerhalb  deren  sich  nach 
homerischer  weise  die  ausführung  des  befehls  bewegen  muss. 
Da  nun  in  der  that  Aias  nicht  allein  sich  einfindet,  so  muss 
durch  das  kommen  von  Aias  und  Teukros  nach  der  ersten  der 
beiden  möglichkeiten  verfahren  worden  sein.  Diese  beiden  sind 
also  die  Alavze, 


Zum  homerischen  dual. 

Anderwärts  hat  der  diaskeuast  vorgozc^en  durch  w^: 
lassuDgen  seine  auitassung  durchzuführen.  Die  aufzählung  von 
beiden  ©  961  ff.  leidet  an  allerlei  bedenken.  Interpretiren  wir 
die  Worte  töv  dt  fitv'  "ATQeXßai  etc.  streng,  so  kann  Diomedes, 
dem  nachgeeilt  wird,  nicht  einer  der  iXd-övtsg  sein;  alsdann 
aber  enlhäll  vers  26&  TtvxQog  d'  tlvaTog  ^XSe  eine  unrichtig- 
keil :  Teukros  ist  höchstens  der  achte.  Somit  ist  jedenfalls  etwas 
ausgefallen.  Verg'leichen  wir  nun  ein  bis  zu  einzelheiten  hinab 
ähnliches  heldenregister  im  siebenten  buch,  so  ist  unsere  stelle 
um  Thoas  und  Odysseus  ärmer  (cf.  H  168),  und  zwar  in  rück- 
zieht auf  das  eben  bemerkte  durch  ausfall  ärmer,  und  wir  sind 
berechtigt  sie  etwa  nach  265  mit  leichter  änderung  der  ein- 
gangsworte  von  H  168  wieder  einzufügen.  So  wird  Teukros 
allerdings  wiederum  nicht  der  neunte,  sondern  der  zehnte. 
Allein  man  beachte:  er  wird  nicht  als  neuer  theilnehmer  den 
andern  angereiht,  nicht  mit  einem  loltf»  6'  ini,  sondern  durch 
ein  möglicherweise  nur  epexegetisches  Si ')  Wenn  er  demnach 
in  den  vorgenannten  beiden  schon  inbegriffen  sein  kann,  sind 
die  Schwierigkeiten  gehoben.  So  werden  wir  dahin  geführt 
T.  262  in  den  jIXavrsi  die  Telamonssöhne  zu  erkennen.  Damit 
erledigt  sich  auch  eine  etwaige  frage  nach  dem  gnmde  der 
weglassung  der  obgenannten  zwei  beiden.  Wem  AXttyiB  die 
beiden  homonymen  waren,  für  den  war  Teukros  der  zehnte 
oder  bei  laxer  Interpretation  der  elfte  und  damit  die  nötbigung 
zum  w^:slreichen  gegeben.  Immerhin  gebe  ich  zu,  dass  diese 
stelle  für  sich  allein  wenig  beweisendes  hat,  und  nur  das 
wicht  der  andern  verstärken  hilft. 

Die  frage,  warum  der  grosse  und  der  kleine  Aias  über^, 
haupt  als  genossen  auftreten,  muss  auch  die  nachdichter  be^ 
schäfUgt  haben.  Wenigstens  sehe  ich  an  als  einen  versuch 
dieselbe  zu  lösen  die  wortc 

f*  719  j  20  wöi  intxioöfjif9a..  .  laov  itv/*6v  f%ovTtg oitüvi'fioi 
also  die  gleichnamigkeit  Ursache  des  i'ffof  tfujuös!  Es  ist  un- 
möglich solche  geschmacklosigkeit  der  ursprünglichen  dichtung 
zuzutrauen.  Aber  wenn  nicht  die  homonymie  die  heldea 
zusammenführte  was  dann?  Lokrer  und  Salaminier  haben 
keine  gemeinschaft  irgend  welcher  art.   Nach  welchem 


I 


')  Teukros    musste  w^en  der  sogleich  folgenden    Schilderung  i 
npKitiii  not  li weit d ig  besonders  genannt  und  hervoi^ehoben  werden. 


306  Wackernagel, 

bäum  Gerhard  in  seiner  griechischen  mythologie  die  helden 
selbst  vettern  nennt,  habe  ich  auch  nicht  ergründen  kOnnen. 
Sie  sind  vom  verschiedensten  temperament  und  doch  stehen 
sie  in  einer  Verbindung,  die  wir  fast  durch  die  ganze  Utas 
scheinen  verfolgen  zu  können!  Aber  nehmen  wir  einmal  an, 
so  wenig  glaubwürdig  es  ist,  es  liege  irgend  ein  geheime  grund 
zur  freundschaft  vor,  so  erwarten  wir  doch,  dass  die  xwei  als 
selbständige  stammkönige  jeder  seine  schar  selbst  leite,  wie  es 
im  catalog  in  der  that  geschieht,  dass  also  ein  Zusammensein 
dem  ähnlich  statthabe,  das  im  4.  buch  bei  Ägamenmons  iitv^ 
nmli^ai^  Odysseus  und  Menestheus  vereint,  wie  ganz  anders 
aber  stehen  ebenda  zu  einander  die  AXavte.  Sie  befehligen 
öin  vitpoq  nsJ^dSy  (274)  und  ^inen  laog  (987),  und  in  der  an- 
rede des  königs  werden  sie  ebensowenig  geschieden,  als  Ido- 
meneus  und  Diomedes  von  ihren  adjutanten  Meriones  req[>. 
Sthenelus.  Unmöglich  können  unter  dem  Xaog  Aidvtmp  andere 
als  Salaminier  verstanden  sein  —  die  Lokrer  werden  sctum 
durch  das  epithet  xahtox^tdvtav  aui^feschlossen  cf.  N  713  tL  — 
und  unter  den  AXavte  andere  als  Aias  und  Teukros.  Hieraus 
und  zugleich  aus  dem  misverstand  der  Überarbeiter  erklärt  sich 
wohl  die  höchst  auffallende  thatsache,  dass  es  allein  bei  den 
AXavts  mit  einer  anrede  des  Agamemnon  sein  bewenden  hat 
und  nicht  wie  bei  allen  andern  eine  antwort  der  angeredeten 
und  ein  schlusswort  des  königs  folgt.  Es  mag  etwas  dagestanden 
haben,  das  der  vulgaren  auffassung  des  AXavxB  nicht  entsprach 
und  in  folge  dessen  ausgemerzt  wurde. 

Vielleicht  wirft  die  crscheinung  licht  auf  eine  and^e. 
P  553  wird  erzählt,  wie  Athene  vom  himmel  herabgestiegen 
die  Danaer  antreibt 

TtQditov  d'  \4TQiog  viop  inovQvvovfSa  TTQOffijvda  etc. 
Aber  dem  tiqcotov  entspricht  nichts,  weder  formell  noch  sach- 
lich, und  man  weiss  gar  nicht,  was  aus  der  göttin  nach  voll- 
brachter rede  wird.  Im  mimittelbar  vorhergehenden  wird 
mehrmals  der  Alavte  gedacht.  Sollten  die  von  der  göttin  in 
einer  weise  iUiperedet  worden  sein,  die  das  syntaktische  ge- 
wissen dos  diaskouasten  vorletzte  V 

Eine  stelle  endlich  fügt  sich  unserer  erklärung  ohne  anr 
nalinio  ii-gend  welcher  toxtvoronderung.  Bei  Schilderung  der 
von  den  AchaetTu  bohufs  dos  Zweikampfs  mit  Hector  veran- 
stalteten loosziohung   wird   berichtet,    dass  sich  unter  andern 


Zum  homerischen  dual.  307 

auch  die  ASavttg  9o9qiv  ini8tf$ivot  alx^v  zur  theilnahme  er- 
hoben hätten.    Wenn  es  nun  im  folgenden  heisst(179)  Alavta 
^Zc'^)  (182)  Ml^Qog  ASavxoq,  (187)  tpaii$fAog  AXaq^  so  schliesst 
das  offenbar  zwei  loosende  homonyme  Äias  aus;  denn  warum, 
wenn  nicht  auch  sonst  vollkommne  deutlichkcit  vorhanden  war, 
sagte  der  dichter  nicht  »der  Telamonier«  wie  er  v.  179  Tvdioq 
ttiv  sagte  ?    Es  hat  also  nur  ^in  Äias  geloost ;  der  andere  in 
den  ASav%%  inbegriffene  aber  war  ein  nicht- Aias,  somit  Teukros. 
jßavts  hat  überhaupt  bei  Homer  etwas  anderes  nie  ge- 
heissen.    Denn    abgesehen  von   einer    langen  reihe   neutraler 
stellen    {B  406.  E  519.  Z  436.  0  79.   M  265.  N  126.  n  555. 
556.  P  507.  508.  668.  669.  707.  732.  747.  752.   2  157.  163) 
acheint  nur  K  228  (vergl.  HO.  112. 175)  die  vulgäre  bedeutung 
▼on  AiaytB  vorauszusetzen.    Mir  scheint  daher  diese  dem  ur- 
sprQnglichen  Homer  überhaupt  fremd  und  die  ganze  freund- 
und  genossenschaft  der  beiden  homonymen  aus  dem  misver- 
standenen  AtavxB  herausinterpretirt,  trotz  iV  701  ff.  u.  P  720. 
Diesem  Alavtt  in  unserm  sinne  entsprechendes  findet  sich 
bei  Homer  nicht  viel,  doch  immerhin  an  den  beiden  schon  von 
Didymus  zu  K  349  hervorgehobenen  stellen  K  349  äq  ä^a  ifm^' 
^arwe  nJUv^^t^v  (n&mlich   Odysseus  und  Diomedes;  aber  nur 

jener  war  ein  q>wv^ifag)  und  <P  298  td  fiev  äg*  tag  stnoms 

cbrs/lfTi^K  (Poseidon  und  Athene;    vorausgehl  eine  rede  bloss 
des  Poseidon).     Vielleicht   daif   auch   das   bekannte   MoHovb 
^moqimvB   hiehergezogen  werden  {J  709.  750).     Dieser  aus- 
drock  hat  schon  den  Alexandrinern  viel  Schwierigkeit  gemacht. 
W«ro^i«v£    als   patronymicum  von  "Axtcoq  ist  deutlich;    aber 
Ji^oliovs  von  Mokiovrj  abzuleiten,  wie  manche  Ihaten,  verbot 
a^uaser  den  formellen  bedenken  der  umstand,  dass  Homer  keine 
metronymica  kennt.    Wie    Aristarch  sich   die   sache  zurecht- 
gelegt, wissen  wir  nicht.    Auch  die  neuem  erklärer  haben  sich 
aitf  nichts  annehmbares  einigen  können.  Was  die  mythographen 
von  dem  brüderpaar  wissen,  geht  schliesslich  alles  auf  Homer 
'WröcL    Man    kann   also  höchstens    vermuthungen   aufstellen. 
Und  da  darf  denn  wenigstens  als   möglichkeit  die  crkläiung 
ins  äuge  gefasst  werden,  dass  MoXiovs  für  MoUwv  und  einen 
^ers  benannten   bruder  stehe.    MoUoav  ist   bei  Homer  als 
ogennaroe  belegt. 

Man  könnte  vielleicht  nicht  nur  gegen  diese  letzte  erklänmg, 
«mdttn  gegen  beinah  alle  hier   vorgebrachten   den   einwand 


308  Wackernagel, 

erheben,  dass  sie  theils  auf  dunkle,  iheils  aber  auf  solche 
stellen  gestützt  sind,  die  in  der  uns  vorliegenden  recension  der 
gedichte  das  directe  gegentheil  aussagen,  dass  aber  so  gut  wie 
keine  bcispielc  sich  bieten,  wo  aus  unserm  Homer  der  that- 
bestand  sich  klar  erweisen  liesse.  Aber  ich  frage:  wie  konnte 
überhaupt  dergleichen  duale  bewahrt  werden,  ausser  wenn  es 
gestattet  war,  sie  nicht  zu  verstehen  oder  miszuverstefaen.  Eid 
^Aya^ifjLVovs  oder  ^idofAsv^s  oder  ^AxiXXfjs  oder  J$oiJk^d^^  die  wohl 
in  alten  epischen  liedem  gestanden  haben  mögen,  mussten 
spätem  gcschlechtern  als  völlig  sinnlos  erscheinen  und  wurden 
daher  von  ihnen  unterdrückt.  Ein  Alavte  dagegen  liess  wenig- 
stens den  schein  einer  andern  crklärung  zu,  wenn  schon  die 
Setzung  von  individualnamen  im  plural  im  gründe  sprachwidrig 
ist.  Es  kommt  hinzu,  dass  sich  Atayre  in  Verbindungen  zeigte, 
die  jeden  gedanken  an  eine  begreifung  des  Teukros  darin  aus* 
zuschliessen  schienen.  Ich  denke  namentlich  an  den  gebrauch 
TsvxQÖg  TS  an  Atavxs  anzuhängen.  iV  313  AXawiq  %s  dim 
TsvxQog  %€  mag  spätem  Ursprungs  sein;  aber  \vie  man  Jlf  335 
AiavT€  TevxQOP  te  anfechten  sollte,  wusste  ich  nicht.  Der 
ausdruck  ist  sehr  wohl  möglich,  wenn  Teukros  in  dem  duali- 
schen wort  schon  inbegriffen  ist.  Man  kann  vergleichen  den 
vedischen  gebrauch  (?)  die  zwei  dualisch  zu  setzenden  substan- 
tiva  zu  trennen  und  das  eine  singularisch  zu  lassen  (Benfey, 
vollst.  Gramm.  §  635);  näher  noch  liegt  RV.  VII.  88,  3:  ruhäva 
VanoHi^  ca  »wir  zwei  bestiegen  und  Varuna«,  d.  h.  ich  und 
Varuna  bestiegen.  Um  die  ähnlichkeit  mit  der  homerischen 
Wendung  zu  erzielen,  bedarf  es  bloss  der  ablösung  des  Personal- 
pronomens vom  vcrb 

av(hh  Varuna^  ca 

Atai've   TevxQog  %€  ^). 

Ein  interessantes  seilenslück  zu  dem  homerischen  AXavts  bildet 
das  lateinische  Castmr^  (und  Polluces\  indem  beide  ^licenter 
et  Polluces  et   Cusfores   viKanfur.     Kam  et  ludi  et  templutM  et 


')  VorgL  ;igs.  vit  SctUing  song  ähdfon  ich  und  Scilling  erhoben  den 
sanp.  ;uum1.  sahnt  it  Wiftmdry  du  und  V.  sass^'t?  (Grimm  kl.  sehr.  III,  256  f.), 
Inil^.  I  ra  ntra  iryJ^  Kktorü  krtUi,  i  nactsta  sf  biti  sü  Acilesfm,  i  nßiazdi 
AciUM  Ektora  et  |>ostero  die  oxiit  Ektor  rt»x.  et  coeperunl  pugaare  Ektor 
et  Aoiles  et  invectus  est  AoiU^  in  Ektorem:  Trojanska  pri^a  izd.  Miklosich 
.\gram.  1871  s.  ;^  des  sejtarataUlr.  i  porW^  ob^ma  m  AlexandrcmA  (d.  L 
Helena  und  Alexander)  j^Ary  nstkniUi  a.  a.  o.  4:2.  —  J.  S. 


Zum  homerischen  dual.  309 

shOae  Oastarum  äppdlantur^n  (Servius  in  Georg.  III,  89).   Dieser 
merkwürdige  plural  verdankt  sein  dasein  nicht  einem  künsteln- 
den dichter,  da  er  sich  in  der  spräche  des  cultus  und  sogar 
in  Ortsnamen  findet    Er  könnte  auch  nur  in  ddm  sinn  eine 
lateinische  Schöpfung  sein,  dass  die  Römer  ausgehend  von  der 
vollständigen   gleichsetzung  der   beiden    brüder,    der   sie    sich 
schuldig  machten,  Castor  als  den  beiden  gemeinsamen  gattungs- 
luunen  betrachtet  und  nach  der  analogic  sei  es  von  'Haioioi^ 
y>ivfSC6Xq  sei  es  von   Comdii,  Fäbü  behandelt  hätten.    Lässt 
ach  eine  solche  auffassung  auch  nicht  unbedingt  zurückweisen, 
die  möglichkeit   dürfen  wir  uns  doch  offen  halten,   dass  mit 
d^n  dienst  der  Dioskuren  auch  diese  form  ihres  namens  aus 
Grossgriechenland   nach  Rom  gewandert  sei.    Es   würde  der- 
selben  so   ein    KäatOQs   oder   Ilolvdevxfi   oder  gar   KddTOQs- 
noXvdsvKti  zu  gründe  liegen^). 

Möge  über  das  leUte  so  oder  so  geurtheilt  werden,  jßav%€ 
bleibt  stehen,  und  daraus  erwächst  uns  die  aufgäbe  kurz  dar- 
zulegen, was  aus  dem  betreffenden  gebrauch  sich  folgern  lässt. 
Da  unzweifelhaft  duale  wie  mürd  nichts  sind  als  Verkürzungen 
eines  Mürd  Vanmä,  so  ist  durch  Atavxs  zugleich  solcher  doppol- 
dual  als  eigenthum  der  grundsprache  erwiesen,  und  damit  tritt 
derselbe  in  ein  ganz  anderes  Verhältnis  zum  dualis  vulgaris. 
Hiermit  unbekannt  macht  G.  Meyer  a.  a.  o.  den  versuch  jenen 
aus  diesem  zu  entwickeln:  aber  es  ist  unmöglich  sich  den  be- 
deutungsübergang,  der  hier  stattfinden  soll,   klar  zu  machen. 
Zudem  müsste  alsdann  auch  der  plural,  als  dem  dual  gleich- 
geordneter   numerus,   dieselbe   function    haben   können.    Den 
"nachweis  hiefür  hat  zwar  Spiegel  in  seiner  altbaktrischen  gram- 
"Daatik  für  die  Avestasprache  zu  leisten  versucht,  allein  wie  ich 
glaube,  ohne  erfolg.    Denn  die  beispiele,  die  er  anführt,  sind 
1^18  auf  eines  der  art,  dass  die  einzelnen  glieder  an  und  für 
adi  schon  pluralisch  sind,   imd  gehören  somit  nicht  hieher; 
^  eine  aber,  das  für  ihn  zu  sprechen  scheint,  die  aufzählung 
^  Qamen  der  karshvare  in  lauter  pluralen,  hat  sich,  da  die 
'^^vare  paarweis  geordnet  waren   (vergl.  Justi  s.  v.),  wohl 
^  dreimaligem  doppeldual  entwickelt. 


^)  Der  plural  kann  auch  römische  Originalschöpfung  sein,  vgl.  Bocerdos 
^'•*'«»  =  Cererii  ei  Ptoserpmae  u.  a.  Neue  formenl.  1, 407,  pcOres  vater 
^  nmUer,  frcUres  bruder  und  Schwester  a.  a.  o.  I,  619  f.  —  J.  S. 


310  F-  Froehde, 

Es  wird  daher  dienlicher  sein,  den  doppeldual  zu  gründe 
zu  legen,  die  nuinerale  bcdeutung  also  als  unursprunglich  an- 
zuerkennen und  die  später  in  der  spräche  fast  alleinherrscheiH 
den  einfachen  duale  als  Vereinfachungen  aus  dem  doppelten. 

Basel.  J.  Wacker  na  gel. 


Etymologien. 

1)  castrare, 

castrare  »verschneiden«  ist  abgeleitet  von  einem  neutralen 
oder  masculinen  nominalstamme  cas-tro,  der  ein  Werkzeug  zum 
schneiden  bezeichnet  haben  muss;  vgl.  rastrwn  und  pl.  rasbri, 
cälamisfrum  und  calamister.  Dieser  stamm  Castro  deckt  sich 
völlig  mit  skl,  gasfra-  n.  m.  »schneidendes  Werkzeug,  schwert, 
messer,  schnitzmesser« ;  die  wurzel  ist  fos  »metzgen«  api-i^ 
»abschneiden«  vi-gas  »zerschneiden« 

2)  castigare. 

ccLstlgare  weist  auf  einen  stamm  casti,  von  dem  es  abgeleitet 
ist  wie  fatlgare  von  fati  in  ad-forüm  (GorssenBeitr.  216),  /osft- 
garc  von  fasti  =  skt.  hhrsUi-  (Ztschr.  18,  315),  vestJgare  von 
einem  bis  jetzt  nicht  nachgewiesenen,  aber  jedenfalls  mit  dem 
suffixe  ti  gebildeten  *vesfi.  Diesem  stamme  oasti  entspricht  skL 
gästi-  f.  »Züchtigung,  bofehl«  von  w.  gas  in  gäsH  »zurechtweisen, 
züchtigen,  strafen  mit  Worten,  in  zucht,  im  zäume  halten, 
anweisen,  belehren,  tadeln«.  Vergleicht  man  mit  diesen  be- 
deutungen  die  von  castigare  »in  schlanken,  in  zucht  halt^i, 
zurechtweisen,  züchtigen  mit  Worten,  tadeln«  und  castigatio 
»Zurechtweisung,  inzuchthaltung,  Züchtigung  mit  Worten«,  so 
zeigt  sich  eine  so  vollkommene  Übereinstimmung  im  grund- 
begrifl'e,  dass  an  der  identitat  der  auch  lautlich  congnienten 
wui7.eln  ein  zweifei  nicht  sein  kann.  Zu  derselben  wurzel  ge- 
hört castula  »schnürleib  der  frauen«  (Varro  bei  Non.  p.  548), 
dessen  Verwandtschaft  mit  castigare  bewiesen  wird  durch  Ver- 
bindungen wie  ^)crtus  castigatum  (Ovid  am.  I  5,  21).  Aber 
auch  rastiiSy  welches  gewöhnlich  zu  gr.  xa&aQog  gestellt  wird 
(Curtins  Grundz.  *  n.  26),  braucht  nicht  getrennt  zu  werden; 
denn  »rein«  im  eigentlichen  sinne  bedeutet  das  wort  nie- 
mals, sondern  es  wird  in  der  regel  von  der  lauterkeit  in  sitl- 


Etymologien. 

licher  beziehung  gebraucht  im  unterschiede  von  puru3,  und  ' 
dieser  begriff  lässt  sich  sehr  wohl  aas  unserer  wurael  g'ewinnßni 
castus  =  skt.  (lisüt-  f«s/a-  heisst  ursprünglich  »in  zucht  ge- 
halten«, (Uher  (ZÜclitig,  keusch,  enthaltsam«.  Endlich  ist  aus 
dem  lateinischen  auf  dieselbe  würze!  m  beziehen  ms^u.tst.  ca^u 
A'on.  p.  197:  castilas  et  caMimonia  getieris  feminini.  nutscuHm 
Varro  rertmt  äivinarmn  Hb.  I:  noslro  rilu  sunt  facienda  quam 
his  cwilibus  ^racco  mstu.  Idem :  et  rrXigiones  et  castus  idi>ossutU, 
td  ex  periculo  eripiant  nasiro.  Naevius  carmine  punici  beut: 
res  (üvixs  edicit,  praedicit  castus.  Die  slclle,  im  einzelnen  ver- 
derbt, zeigt,  dass  das  wort  nicht,  wie  im  Wörterbuche  Ton 
Elotz  angegeben  ist,  »die  heilige,  mann  ichfaltige  entbehrung 
fordernde  festzeit«  bedeutet,  sondern  rilus,  caerimotiie  (Valiteii, 
Cn.  Naevi  de  hello  punico  rel.  p.  9),  vorgeschriebene  regel  in 
religiösen  dingen ;  vgl.  skt.  ^ästra  n.  »anweisung,  regel«,  ^ästraUtö 
»nach  Vorschrift,  nach  den  vorgeschriebenen  regeln«,  ^(isana  n. 
auch  >lehre  s.  v.  a.  glaube,  religion«. 

Aus    dem  griechischen  scheint    mir    hierher   zu   gehören  [ 
nütr/Mc   »Ordnung,   anordnung,    staatliche   einrichtung,  fug, 
stand«,   woher  »oaitft»    «ordnen,   anordnen,   befehlen«    (Soph.  ' 
Ajax  1103  Dind.)  nebst  mxT/iiJiu^  in  den  Verbindungen  xoff/i^* 
it»e  Xatäv,  in  der  Ilias  von  den  Atriden  als  führern  und  Ord- 
nern   des    heeres.    Od.  18,   152    vom    Amphinomos    als    volks-   i 
gebieter,    und   xoe/t^iag    nai6ö<;    (Apoll.   Rhod.  1,   194);    vgl. 
skl.  fdsinr  »züchtiger,   gebieter,    lehrer«.    Der  diesen  wörlem 
zu  gründe  liegende   begriff  der  Ordnung  ist  dem   des  inzucht- 
haltcais  nahe  verwandt;   die  beziehung   auT  die  sittliche  zucht 
(»gl,  easttts)  tritt  hervor  in  nocfttoi;  »ordentlich,  massig,  sittsam, 
dirbar,  keusch«,  Maitw%t}z  »gesittetes  betragen,  ehrbarkcit,  an- 
stand.« —  Griechisches  o  ßndet  sich  auch  sonst  allindischcm  ä  ' 
gegenüber;  vgl.  Curtius  Grundz.  '  433. 

Die  Wurzel  frfs  ist  nacii  Job.  Scimiidt  Voc.  I  35  aus  forftf 
entstanden.     Zu  dieser   form   gehört   der  natnc   der   röniiscliai 
etmores,  die  mit  den  xöa/tot  der  Kreier  manche  tlhnlichkcit  zeigen.  ■ 
3)  atftvöf. 

In  den  meisten  sicher  erklärten  griechischen  würtem  mit  ' 
dem  anlaul  a  -j-  vocal  ist  hinter  dem  Sibilanten  ein  digamma 
unierdrückt    (Curtius  Grundz.  *  p.  684,    Kuhn  Ztschr.  2,  132, 
Delbrück  17,  238,  verf.  22,  2G3),  und  es  hat  daher  eine  erklä- 
mng  von  atf»v6<;,  die  auch  in  diesem  einen  solchen  nu-^fall  an- 


312  F-  Froehde,  Etymologen. 

nimmt,  die  majoritat  der  analogen  falle  für  sich.  Das  ß  von 
aißco  könnte,  vom  Standpunkte  des  griechischen  allein  aus  be- 
trachet,  mehrfachen  Ursprung  haben;  durch  die  Zugehörigkeit 
des  lateinisclien  seventö  jedoch  (Pott  etym.  forsch.  ^  I  266,  Cur- 
tius  p.  576)  werden  die  möglichkeiten  auf  zwei  beschränkt: 
entweder  muss  dasselbe  aus  j:  oder  aus  y  (xj)  hervorgegangen 
sein.  Das  erstere  nehmen  Bopp  (gloss.),  Pott,  Curtius  und  andere 
an,  indem  sie  skt.  sevati  vergleichen.  Allein,  abgesehen  von 
lautlichen  Schwierigkeiten,  ist  dieser  herleitung  die  bedeutung 
des  sanskritwortes  nicht  günstig,  denn  sevaii  heisst  »sich  auf- 
halten bei,  besuchen,  bewohnen,  zum  aufenthaitsort  erwählen, 
dienste  leisten,  aufwarten,  seine  achtung  bezeigen,  einer  sache 
obliegen,  pflegen,  üben,  gebrauchen«,  während  in  cSßm  cißag 
aeßi^a  ae^kvdg  die  grundvorstcllung  »der  heiligen,  zurückweichen- 
den scheu«  liegt  (Curtius  p,  530).  Dass  das  ß  dieser  Wörter 
vielmehr  aus  y  entstanden  und  aeftvög  aus  *asßv6g  demnach 
auf  *aj:sYv6g  zurückzuführen  ist  (vgl.  igcfAvog  von  iQeßog  =  skL 
rajas)j  beweist  das  gotische  svikns  äyvog,  welches  demselben 
laut  für  laut  entspricht;  die  abgeleiteten  substantiva  sviknUha 
dyvsia  und  aeftvoTtig  verhalten  sich  zu  einander  wie  lat.  juventa 
zu  juventas.  —  Ueber  gr.  ß  aus  y  handelt  Curtius  p.  465  flf. ; 
zu  den  dort  verzeichneten  beispielen  dieses  lautwandels  möchte 
auch  TQtßta  zu  fügen  sein,  welches  so  dem  lat.  tergo  »abwischen, 
abreiben«  entspricht,  indem  €q  in  gl  überging,  wie  in  anderen 
fällen,  über  die  jetzt  Joh.  Schmidt  Voc.  II  331  flf.  zu  vergleichen 
ist.  —  Als  ein  beispiel  für  lat.  v  =  gr,  ß  =  skt.  j  habe  ich 
Ztschr.  22,  254  imms  aufgestellt  imd  dasselbe  mit  gr.  ^a$ß6g^ 
got.  vraiqs  skl.  vrjifui'  verbunden;  treffender  wäre  noch  die 
vergleichung  des  Wortes  mit  dem  die  dort  angesetzte  grund- 
•  form  voraussetzenden  aeolischen  gvßog  gewesen.  Et.m.:  yQvnog 
6  imxsxafifiivjjv  t^v  ^Xva  i^fav  '  Qvßop  yaQ  to  in$xafknhg  na^d 
%oXg  AtoXev(Siv  ^Oi  ^a^ßov.  Ueber  qv  =  ar  vgl.  Schmidt  a.  o. 
II  338.  —  Natürlich  hat  yqvnog  mit  diesen  Wörtern  etymolo- 
gisch nichts  gemein ;  es  entspricht  vielmehr  dem  alts.  ags.  crumh 
ahd.  chrumh  von  chrimfan  »krümmen«  und  stellt  sich  hinsicht- 
lich der  vocaldehnung  zu  den  von  Schmidt  a.  o.  I  112  ff.  be- 
handelten fallen. 

Liegnitz.  F.  Froehde. 


über  das  eingedrungene  *  m 

der  nominalen  suffisform  -Stvd-  und  vor  dental 

anlautenden  personalendungen  des  deutschen, 

griechiBchen  und  altbaktrischen  verbums. 

Über  die  entstehung  des  s  in  der  sul'fixforni  -stra-  halte 
ich  nur  ganz  am  Schlüsse  meiner  forschung'en  !,  s.  210,  anra. 
fragend  eine  vermulhung  aufgestellt.  Dass  das  s  auch  hier  nicht 
niQssig  oder  gar  »eaphonisch«  eingeschoben  sei,  steht  ganz  fest 
und  siclier.  Aber  ebenso  fest  steht  mir  jetzt,  dass  es  verkehrt 
ist,  dos  s  des  sufßxes  -stra-  von  -os-  stammen  herzuleiten,  wie 
CS  Corssen  kiit.  beitr.  s.  369.  408  Ef.  füi'  das  lateinische,  Zim- 
mer anwiger  f.  deutsch,  altert,  u.  deutsch,  litter.  I  114.  für  ] 
einige  deutsche  falle  als  geboten  erachtet. 

Von  dem  versuche  Zimmers,  für  gol.  Äwitsir  den -«s- stamm  < 
diircli  tat.  oAor  erweisen  zu  wollen,  gilt  ganz  dasselbe,  was  ich 
finderwärls,  in  einem  demnächst  erscheinenden  aufsatze  bei  Paul  u. 
Braunebeitr.  z.  gesch,  d.  deutsch,  spräche  u.  litcr.  III,  gegen  seine  zu 
iiTiinittelbai'e  Zusammenstellung  von  ahd.  wegislo  »afllictio*  mit  lö 
i%ai  »currus«  und  die  übrigen  falle  dieser  art  gesagt  habe.  Httli-str 
lässt  sich  zunächst  gar  nicht  von  seiner  allernächsten  verwandt- 
BCliaft,  vom  verbum  huljan  nemlich,  trennen,  und  schon  Bopp  er- 
klärte vergl.  gramm.  III '  s.  301.  das  »  von  huli-str  als  »zusaramen- 
ziebung  der  silbe"  ja,  wie  im  praeter,  htd-i-dait ').     Wenn  ferner 

■)  Auch  Fick  wOrterb.  I*  äl7.  111'  70.  und  Bezienberger  d.  uitschr.    < 
XXI]  277.  sehen  in  dem  -i-  von  httlistr  ganz  richtig  das  j  des  verbalBtam-- 
tncs  huija-.     All  was  Tür  ein  bildungsprincip  äl>er  eigentlich  Bezzenberger 
gedacht  bnlie,  als  er  hulütra-  -ms  der  utifonii  'hulid  (a)-  tra-,  •diis  verhallt   ^ 
ma>rlimde*.  erkIGrte.  Ist  mir  trotz  längeren  nachsinnctis  darüber  nnverslftnd- 
lirh  pihlii^n. 

2t«Mhrin  Rr  tax'.  Bpnchr.  N.  T.  III.  1.  gt 


314  H.  Oslhoff, 

Zimmer  auf  griech.  äxsa-TQO'V  »heilmittel«  als  auf  eine  ganz 
ebensolche  bildung  von  ro  äxog  verweist,  wie  gol.  hulis-tr  eine 
von  urgerm.  *hulis  ="  lat.  color  sei,  so  muss  ich  gegen  diese 
auflfassung  von  äxsa-TQo-v  mit  aller  entschiedenheit  protestieren, 
Griech.  äxetf-tQü-v  geht  gar  nicht  direct  als  secundäre  bildung 
auf  das  nomen  äxog  zurück,  vielmehr  zunächst  auf  dessen  deno- 
minativum  dxiofiat,  das  ja  in  den  ausserpräsentlschen  formen 
auch  den  stamm  äxetf-  als  verbalstamm  hat  (Schleicher  compend.  * 
§.  210.,  Curtius  verb.  d.  griech.  spr.  I  333.),  wie  der  aor.  pass. 
äxea-d^fjvat  zeigt.  Ebenso  ist  das  verhältniss  von  Tslia-vMQ 
»Vollender«  zu  tiXog  und  rsliva:  nur  das  letztere  ist  die  un- 
mittelbare quelle  von  xelia-TonQ,  TsXitf-TQta.  Überhaupt  sind 
die  suffixe  -dar-  und  -tra-^  wie  bekannt  ist,  nur  primäir,  hur 
aus  verbalstammen  ableitend;  und  selbst  bildungen  wie  ^5^«- 
T^o-v,  nxoXU^^QO^v  widersprechen  dem  nicht:  sie  sind  nicht 
eigentlich  secundär,  sondern  nach  der  analogie  der  primären 
nominalbildungen  mit  verbalthematischem  s  vor  -vgo-v  ins  da- 
sein getreten. 

In  anbetracht  dieser  Schwierigkeiten  möchte  ich  deshalb 
folgende  erklärung  des  suffixes  -stra-  im  lateinischen  und  deÄt- 
schen  (und  im  altbaktrischen)  hier  in  Vorschlag  bringen. 

In  einer  reihe  von  fällen  entstand  ein  ausgang  -s-^rw-i»  im 
lateinischen  dadurch,  dass  an  dentalen  wurzelauslaut  das  sufßx 
'tro'  antrat.  So  in  ras-tru-m  von  radiere,  ros-trii^m  von  rod-ere^ 
claus4ru-m  von  claitd-ere,  cas-trurni  von  würz,  skad-  »decken, 
bergen«  (Corssen  krit.  beitr.  s.  3G7.  449.  ausspr.  voc  I  '  646,, 
Benfey  or.  u.  occid.  II  569.,  Curtius  grundz.  *  unt.  nro.  112.), 
hav^S'trurvn  von  haur-Tre.  Dadurch  bildete  sich  im  Sprachgefühl 
zufolge  falscher  analogie  das  bewusstsein  einer  selbständigen 
und  mit  -fro-  functionsgleichen  suffixgestalt  -s-tra-  aus,  und 
demgomäss  konnten  auch  ein  lurs-tni-ni  von  lu-ere,  ein  /7if-5- 
tru-m  von  filtere,  ein  mon-s-trurm  von  num-Sre  gebildet  werden. 
Ja  selbst  die  bildung  eines  nomens  capi-s-tru-m  »schlinge, 
halfter«  vom  präsensstamnie  des  verbums  capiro  war  fortan  der 
spräche  unverwehrt.  Die  Corssensche  zurückführung  dieses  lat. 
capistnirfn  auf  den  nominalstamm  capid-  krit.  beitr.  s.  370.  krit 
nachtr.  s.  294.  {capis-trur^n  aus  "^capid-tru-m)^  ist  erstens  schon 
aus  demselben  gründe  verwerflich,  wie  die  entsprechende  von 
äxetf'TQo-v  auf  den  nominalstamm  ax€<;-,  welche  Zimmer  vor- 
schlägt.   Sodann  aber  trifft  diese  so  zu  nennende  Subordination 


über  daseinKRdrungenesi.A.  itfTrtiirliiten  sufftxform -rtrn-ete.     310 

des  eapistru-iH  unter  den  stamm  capid-  fheilweise  auch  der  vor- 
tnirf,  der  gegen  Zimmors  ableitung  des  got.  hiUstr  von  dem 
-a«-staniine  tat.  coior  zu  richten  ist.  Die  capi(d-)s,  »das  henkel- 
g«fass<,  und  das  mpistrvrm,  »die  halfler  oder  der  kappzaum 
Ton  pferden,  eseln,  ochsen,  das  band  oder  die  fessel  zum  auf- 
binden der  weinslöcke,  der  halfer  am  kelter«  (nach  Corssen), 
repräsentieren  doch  zwei  derartig  ganz  individuell  entwickelte 
a^ten  des  gomeinsampn  grundbegriffes  »ding  oder  werfaceiiß 
IDIQ  fassen  oder  hallen«,  dass  man  eine  erklärung,  die  das  eine 
vort  erst  »on  dem  anderen  ableiten  niuss,  gern  fallen  lassen 
wird,  sobald  eine  andere  sich  bietet,  welche  die  beiden  Wörter 
als  einander  coordinierle  primäre  nominalbildun^n  aus  dem 
fetneinsamen  stamme  des  verbums  cap-m'e  zu  deuten  weiss. 
Und  eine  solche  erklärung  bietet  sich  offenbar  bei  unserer  auf- 
itssung  TOn  cajpi-itru-m. 

Für  das  -stra-  im  deutschen  lässf  sich  ganz  die  nemliche 
TCTmothung  aufstellen.    Fälle  wie  got.  gils-tr  n.  »Steuer«  =  ahd. 
feia4ar  kels-tar  ghela-tar  {Graff  ahd.  sprachsch.  IV  194.)  aus 
^eiWr  von  got,  fltW-^iH  »vergelten,  bezahlen*,  altn. /"rfs-ir  =  ags. 
fSs-iur  n.  »ernrihrung,   erziehung«    aus  *fod-tr  Von  got.  fod-jan 
^tgt^i»*,  altn.  fted-a,  ags.  ßd-a,  ferner  ahd.  bluos-lar  Uös-Uzr 
n.  »Opfer*  =  got,  *Uos-tr,  das  wir  mit  Jak.  Giimm  gramm.  II 
118.  des  Schererschen  abdruckes  und  Bopp  vergl.  gramm.  IIl  ' 
199  f.  aas  jfHp-blostrei'S  »gottesverehrer*  entnehmen  dürfen,  aus 
*il<it4r    von    gol.    hlot-an    »opfern«,  femer  altn.   bläs-tr  »das 
blasen«    (hJästr-heJijr,    Udstr-hom)    von    hlds-a   »blasen*,    altn. 
aa$-tr  m.  »das  schöpfen«,  bis  auf  dasgenus  congruent  mit  lal. 
ßfoM-tru'm  (Fick  zeitschr.  XXIi  384.),  von  altn.  aus-a  »scliöpfen* 
—  solche  falle  zeigen  ein  s  vor  dem  suffi.^e  -ira-,   das  etymo- 
logisch wol  berc^chtigt  ist.     Aber  darnach  können,  wenn  die 
Sprache  die  Ijerkunft    dieses    etymologisch   berechtigten  s  vor 
-h-H-  rergass,  andere  ßlle  mit  etymologisch  nicht  berechtigtem 
»  gebildet  sein,  nämlich  ahd.  gtü-s-tar  kal-s-tar,   mhd.  gal-s-ier 
n.  »aubergesang«  von  fjat-an  »singen«  (neben  dem  regelrechten 
»In.  gal-tir  ni-,   ags.  gml-di»-  gal-dor  n.  ohne  das  s),  femer 
»lln.  hak-s-fr  m.  »das  backen«  von  hnk-a,  und  von  got.  Airf^'-o« 
•lifiiume«  htdi-s-tr,  altn.  hut-s-tr  m.  »futteral*,   dän.  hyl-s-ter, 
"■'">  pit.  t'o^'-oit  »kleiden*   mhd.  wester  f.  »taufkleid,  ^vester- 
•wma^  wenn  wir  dies  mft  Fick  wörterb.  I »  217.  Ili '  300.  als 
■if  fitie  gTundforni    "vnsr-ulra   zuruckgeliend    ansehen.     Diese 


316  H.  Osthoff, 

germanischen  wortstämme  *holi-stra-  und  ^vasi-stra  stellen  sich 
hinsichtlich  ihrer  bildung  also  ziemlich  nahe  zu  lat.  capirstrthm: 
der  einzige  unterschied  zwischen  den  i  in  den  Wörtern  beider 
sprachen  ist  nur  der,  dass  dasjenige  von  lat.  capirstru-^n  auf 
das  präsensstammbildende  -Ja-  zurückgeht,  das  i  von  huli-sir, 
*vasirstra  dagegen  die  stammbildende  silbe  -ja-  der  germanischen 
schwachen  verba  vertritt.  Warum  es  altnordisch  nicht  mit  dem 
dänischen  übereinstimmend  *hylstr  lautet,  wie  zu  erwarten 
wäre,  d.  h.  warum  der  umlaut  unterblieben  ist,  weiss  ich  mit 
Sicherheit  nicht  zu  sagen;  es  stimmt  aber  dazu  der  rückumlaut,  den 
im  verbum  das  perf.  altn.  hidda  und  das  partic.  htddr  aufwei- 
sen. Ags.  heol'Stor  n.  »tenebrae,  latebrae«  dagegen  steht  von 
got.  hidirstr  hinsichtlich  seiner  bildung  etwas  ab:  da  ags.  eo 
hier  zufolge  der  entwickelten  >u-farbigen  svarabhakti«  der  li- 
quida  l  (vergl.  Joh.  Schmidt  vocal.  II  389.,  der  nach  Holtzmann 
auch  die  älteren  formen  helo-str,  helu-stras  anführt)  für  urgerm. 
e,  got.  i  steht,  so  würde  dem  heol-stor  im  gotischen  *kU-sir  ent- 
sprechen und  das  stammverbum  ist  natürlich  das  starke  ags. 
alts.  ahd.  heUan  »occulere«,  nicht  das  abgeleitete  got.  huljan. 
In  ähnlichem  bildungsverhältnis  wie  ags.  heoUstor  und  got 
hulirstr  stehen  zu  einander  die  beiden  altnordischen  Wörter 
rek'Str  m.  »das  treiben«  und  lemstr  m.  »verstümmelungc  (gen. 
sing,  rekstrar,  lemstrar,  sonst  ganz  der  o-declination  angehörig, 
vergl.  Wimmer  altnord.  gramm.  §.  47):  während  jenes  vom 
stamme  des  starken  verbums  rek-a  »treiben«  =  got.  vrikan 
»verfolgen«  kommend  einfach  auf  die  grundform  ^vrek-shTo- 
zurückgeht,  erfordert  dieses  als  dem  schwachen  lemja  »schlagen, 
zerschlagen«  =  ahd.  lamjati  »lähmen«  entstammend  viehnehr 
die  ansetzung  einer  grundform  ^lami-stror. 

Um  über  die  gotischen  nomina  avistr  n.  »schafstalU  und 
das  aus  ga-navistron  »begraben«  zu  entnehmende  *navistra' 
doch  hier  auch  meinerseits  eine  vermuthung  zu  äussern,  so 
scheint  mir  Bezzenberger  in  dies,  zeitschr.  XXII  276  fr,  nicht 
das  richtige  getroffen  zu  haben,  wenn  er  diese  Wörter  als  solche 
composita  auffasst,  in  deren  schlusstheile  das  skr.  siara-  m. 
»lagor,  bett«  enthalten  sei:  avi-stra-  eigentlich  »schlaf-streuc. 
Als  composita  fasse  indessen  auch  ich  jene  zwei  Wörter  auf, 
aber  ich  möchte  als  grundformen  "^avt-vistra-  und  *na!n-i;isfra- 
ansehen.  Die  ersten  glieder  dieser  composita  bedürfen  keiner 
näheren    rechtfertigung.     Die    ausdrängung   einer    der   beiden 


Cber  das  cJDgedrungene  »  i.  d.  ii 


laleii  siiifixfor 


-stra-  etc.  317 


gleichlautenden  silben  ~vir  im  worlinnern  findet  ja,  wie  bekannt 
ist,  zahlreiche  analog:ien  an  ähnlichen  erscheinungen  mehrerer 
der  tndc^ei-man  Ischen  sprachen,  ja  in  einigen  ist  eine  derartige 
austträngung  geradezu  reget  geworden,  Vergl.  betreffs  des  alt- 
baktrischen  Schleicher  comiiend, '  §,  139,  3,,  betreffs  des  grie- 
chischen und  lateinischen  Leo  Meyer  vergl,  gramm.  I  381,,  Fick 
d.  zeitschr.  XXII  98  ff.  371  f.  Die  germanischen  sprachen  sind 
zwar,  so  viel  mir  bekannt,  bis  jetzt  auf  diese  erscheinang  hin 
noch  nicht  umfassend  untersucht  wurden;  indes  hat  jüngst  Joh, 
Schmidt  in  seinem  vocalismus  II  435  ff.  eben  diese  thalsache, 
dass  die  sprachen  die  eine  von  zweien  gleich  anlautenden  silben 
innerhalb  desselben  wortkörpers  auszudrängen  streben,  unleugbar 
mit  erfolg  für  die  erklärung  des  Überganges  der  alten  ehemals 
rcdupli Gierenden  perfecta  im  deutschen  in  ablautende  fruchtbar 
1*1  machen  gesucht.  Was  das  zweite  güed  der  von  uns  ange- 
nommenen compositionen  aiibetrifil,  so  würde  *vis-trar-  eine  bil- 
dung  mit  sulT.  -tra^  von  v™rzel  vas-,  got.  i'i's-o»,  sein.  Die  mit 
dem  instrumentalen  sufli.xe  -tra-  gebildeten  noraina  bezeichnen 
bekanntlich  selir  häufig  auch  den  ort,  an  welchem  eine  hand- 
Iling  vorzugehen  pflegt;  vergl.  meine  forschungen  I  135  f. 
Folglich  würden  "ad-instror-  und  "naxi-^tra-  eigentlich  be- 
deuten »aufenthaltsort  für  die  schafe«,  »fürdie  todten«.  Unter 
dieser  Voraussetzung  lässt  sich  auch  das  ahd.  cwist  m.  »schaf- 
stall« (av/aist,  aust,  nuutsia  f.)  viel  leichter  mit  got.  avislr  und 
ags.  wvestre  vermitteln,  als  es  Bezzenberger  bei  seiner  erklärung 
niöghch  ist.  Während  Bezzenberger  a.  a.  o.  für  ahd.  ernst  auf 
eine  ganz  andere  wurzel,  auf  wurzel  sta-,  recurrieren  muss, 
glauben  wir  einfach,  dass  ahd.  ewisi  aus  *ewi-icist  entstanden 
und  dass  in  dem  schlussgliede  dieser  couiposition  zwar  nicht 
d&s  nomen  ahd,  mhd.  wist,  altn.  vist  f.  »mansio,  aufenthalt, 
Wohnort«  enthalten  sei  (denn  dieses  ist  ein  -^stamm  und 
femtninum.'  urd,  *ves-ti-,  Fick  wörterb.  III  *  301),  wol  aber  ein 
gleichbedeutender  männlicher  -ta-  stamm  urd.  *ves-ia-,  be- 
ssiehungsweise  in  dem  fem.  atmisia  ein  -ta-  stamm  *ves-ta.  Eine 
solche  -to-  oder  -/d-  bildung  könnte  hier  gerade  so  gut  den  ort 
dtr  handlang  bezeichnen,  wie  in  den  Wörtern  tat.  Icc-tur-s  und 
griech.  «ol-io-c,  xot'-Ti;  >lagerstatt,  ruhestatt,  bett« ;  vergl.  meine 
hemerkung  in  Curtius'  stud.  VIII  458.  Auch  in  skr.  ds-ttt-m 
>heimat.  heirawesen«  von  würz,  as-  »sein,  sich  aufhalten«  hat 
das  tiemliche  sufBx  -ta-  (hier  neutral)  die  function,  dass  es  den 


318  H.  Osthoff, 

ort  der  handlung  bezeichnet;  und  femer  erinnere  ich  an  die 
bildungen  lit.  sös-tas  »sitz«  aus  ^sod-ta-s^  fem.  sos-ta  dass.  = 
.i^Itpreuss.  sos'to  (vocab.)«  sowie  besonders  an  das  gleichjnrurzeljp 
abaktr.  hag-ta-  m.  »sitz,  aufenthaltsort«,  das  im  zend  ein  gm 
ähnliches  compositum  bildet  wie  das  ahd.  *ewi-tvisk^  ewist,  nem- 
lich  pofUrsluigta-  »vielisitz,  viehhürde«,  Fick  wörterb.  I  *  tä6. 
Was  das  feminin  germ,  *ves'ta  anbeträfe,  so  erinnert  man  sieh 
dabei  ja  sofort  an  den  gleichlautenden  namen  der  römischen 
schutzgenie  des  heimischen  herdes.  Bezzenberger  zieht  auch 
das  altn.  tmust  m.  »schiffstalion«  noch  heran:  dieses  kannebea- 
falls  aus  ^fwa-nist  (vergl.  Nöci-tün)  zusammen  gezogen  sein,  wie 
ahd.  attst  aus  auuist;  und  eben  durch  eine  solche  zusanuneo- 
ziehung  durfte  sich  vielleicht  die  vocal Verschiedenheit  von  iuHtf< 
und  altn.  nö-r  »schiff«  am  besten  erklären;  vergl.  Ziauner  d. 
nominalsuff.  -o-  und  -a-  in  d.  german.  sprach.  Stra^ssb.  1876. 
s.  33.  Also  nur  im  suffixe  würden  sich  got.  avistr  und  ahd. 
ewist  unterscheiden,  wie  das  ja  auch  von  vorne  herein  nur 
wahrscheinlich  war.  —  Sollte  übrigens  diese  von  uns  hier  ent- 
wickelte auffassung  von  der  bildui^g  der  gotischen  Wörter  ot^ 
und  '^navistr  richtig  sein,  so  würden  natürlich  diese  beiden  lü&r 
spiele  zu  der  zahl  derer  vermehrend  hinzukommen,  nach  deren 
irre  leitender  analogie  im  germanischen  ein  mit  -fra-  bedeu- 
tungsgleiches suffix  'Stra-  sich  ausbilden  konnte. 

Eine  suffixform  -stror  scheint  sich  aus  dem  gleichbedeutenden 
alten  suffixe  -tra-  auch  bereits  imaltbaktrischen  ausgebildet  zu  ha- 
ben. Für  das  zend  wort  khrafgtror  m.  »schädliches  ge  wurm«  macht 
Justi  in  seinem  wörterbuche  eine  wurzelgestalt  khrafg-  »schlecht,  er- 
bärmlich sein«  eigens  zurecht.   Überzeugender  stellt  Fick  wörterb. 
I^  811.  das  wort  unter  die  wurzel  skarp-  »zerschneiden,  z^' 
trennen«,  zu  skr.  kTp-dm-  m.  »schwert«,  krp-äni  f.  »scheere,  d(Jcb, 
messer«.    Ist  diese  etymologie  richtig,  so  enthält  kkraf-gtra-  das 
suffix  -gtra-.    Das  g  dieses  -gtra-  kann  aber  auch  hier  kauna 
anders  woher  seinen  Ursprung  haben,  als  durch  formühertragung 
von  solchen  bildungen  mit  -trory  in  welchen  dem  dental  des 
Suffixes    ein  etymologisch  berechtigtes   zur  wurzel  gehöriges  f 
vorhergieng.   Solche  sind:  frorkhshaog-tra  »das  fliessen,  strömen« 
von   khshud-,    vag-tra-  »kleid«    von   vanJi-,  gag-ira-  »lob«  van 
ganJir  =  skr.  gas-^  gäg-tra-  »belehrung«  von  derselben  nasaliertet* 
wurzel    gäh-   =    skr.    gams-    (Hübschmann  Avestastud.  in  d- 
sitzungsbeiichlen  d.  philos.  u.  histor.  cl.  d.  akad.  d.  wissenscb« 


Ober  das  eitigeilrun);ene  a  \.  d.  Domüiateii  siiffixfurm  -stra-  etc.     319 

München  1873.  s.  703  S.),  kä^-tra-  i^glocke«  von  einer  würze) 
JfiA-  in  skr.  kams-d-  m.  n.  »metallenes  geKss,  messing,  glocken- 
^U,  Wms-ya-  adj.  >messinf;en«,  ü.  »niessing,  ein  messingenes 
Irlnkgeschirr,  ein  musikalisches  instrumenl«  (wurzel  kans-  weiter- 
Jjildung  von  indog.  kmy-  >IÖnen,  caneret  Fick  wörterb.  I  ^  38.), 
0^tra-  adj.  »schmackhaft,  schmackhaft  machend«  von  ^«Jd-, 
akr.  svSdr,  sv^d-ate. 

Darf  denmach,  wie  wir  zuversichtlich  hoffen,  unsere  hier 
vorgetragene  ansieht  von  dem  urspriinge  des  s  in  der  suiTixform 
-stra-  auf  Wahrscheinlichkeit  ansprach  machen,  so  würde  offen- 
bar bei  jedem  der  beiden  suffixe  -s/o-  (s.  forschungen  I  190  ff., 
Paul  u.  Braune  beitr.  III.)  und  -stra-  das  »eingeschobene«  s 
Jieidemal  einem  ganz  verschiedenen  anlasse  seme  enlstehung 
yerdanken.  Ich  k^nn  darum  im  princip  Zimmer  auch  recht 
wol  zugeben,  dass  in  einigen  fallen  ein  solches  in  nonunal- 
stifßxen  erscheinendes  s  einen  noch  anderen  Ursprung  haben 
dass  auch  vielleicht  möglicher  weise  einige  der  rätbsel- 
kallen  s  auf  ursprüngliche  -as-  stamme  zurückgehen  können, 
är  das  s  von  -sla-  und  -stra-  aber  musn  icli  diese  möglichkcit 
aal  grund  meiner  Untersuchungen  auf  das  bestimmtesle  in  ab- 
'j  stellen. 
Auf  eine  sehr  sclilageiide  analogie  zu  unserer  erklärmig  der 
lerltunfl  des  s  in  der  lateinischen  und  deutschen  suffixforin  -stra- 
larf  ich  nicht  unterlassen  hier  zum  Schlüsse  noch  ausdrücklich 
Ikii^weisen  ujid  näher  einzugehen. 

i  ist  wol  eine  von  germanisten  wenigstens  ziemlicti  all- 
genein  gelhelltc  und  unzweifelhaft  richtige  ansieht,  dass  (üe 
jftW  im  schrifldeutschen  allein  gebräuchliche  personalendung 
^r  U,  pers.  ang.  aller  verba  -st  so  aufgekommen  ist,  dass  sich 
tunächsl  von  perfectstämmen  auf  dentale  der  ausgang  -s-f,  d.  i. 
der  zu  s  verwandelte  wm"zelhafte  dental  vermehrt  um  das  pef- 
Hinalsuftix  -/,  über  die  zweiten  personen  aller  perfectst^mme 
»erbreilete.  Vergl.  Schleicher  compend.  ^  §.  272.  s.  655  f.  65,8. 
.SflOi.,  Schererz,  gesch.  d.  deutsch,  spr.  s.  194.  Got.  vais-t,  mas-t, 
inä«ht  aus  "vait-t,  *mot-i,  *lailot-t,  ferner  i[as-t  von  qip-ßn, 
"""^t  von  vairp-an,  bi-lais-t  von  bi-leip-an,  vf-snais-t  vgn 
'^'«ieifi-tm,  ana-baus-t  von  ana-hiud-an  u.  a.  (vergl.  Leo  Meyer 
ff^'  äpr,  s,  104.  169.),  alln.  quaz-t  von  qued-a,  gtde-t  von  glald-a, 
'*'  von  W^a,  und  natürlich  auch  solche  wie  got.  vas-t  von 
***?Wj  ttt-rais-t  von  nr-reis-an,  fra-laus-t  von  fra-lit4s-an,   in 


I 


320  H.  Osthoff, 

denen  das  s  nicht  erst  aus  anderen  dentalen  hervorgegangen^ 
gaben  bekanntlich  den  ersten  anstoss,  dass  auch  andere  perfecta 
die  II.  pers.  sing.  ind.  schlechtweg  mit  dem  ausgange  -st  anstatt 
mit  altem  -t  bildeten,  ohne  zu  fragen,  ob  sie  ein  etymologisches 
anrecht  auf  das  s  besässen.     So  entstand  schon  im  gotischen 
selbst  säiso-st  Luc.  19,  21.   für  das  zu  erwartende  *saiso-i^  so 
ferner  im  althochdeutschen  ka^i-st,  aii-st  von  hannan  und  unnany 
ebenso  im   altsachsischen  kan-st,  far-man-st  von  kunnan  und 
far-munan,    im    angelsächsischen   can-st,    ge-man-st,    äh-si  von 
cunnan,  ge-munan,  ägan.    Von  den  präteriten  aus  drang  dann 
dasselbe  -st  noch  weiter  und  bildete   nach   und   nach  die  II. 
pers.  sing,  aller  tempora  und  modi,  so  dass  schon  im  althoch- 
deutschen häufig  gibi'St,  findi-st,  nimi-st,  hiJfi-st  u.  dgl.  neben 
gibi'Sy  findi'S,  nimi-s,  hilfi-s  sich  zeigen  (die  formen  mit  st  be- 
sonders beliebt  bei  Otfrid  und  Nötker),   dass  es  angelsächsisch 
findest,   kiosest,  fliotst   bereits   ausnahmslos    im  indic.  praes» 
hiess,  nhd.  gibst  im  indic.   und  sogar  gebest  im  conj.  praes. 
und  gäbest  irp  conj.  praet.  durchaus  regel  ist.    Dass  es  uns  di^ 
chronologische  aufeinanderfolge  der  verschiedenen  sprachstufeiM. 
des  deutschen  ermöglicht,  eine  so  allmähliche  und  stufenweise 
ausdehnung   des   st  von  den  ersten  anfangen  der  formüber— 
tragung  an,  von  der  einen  gotischen  form  saisost  bis  hinab  zu 
dem  ausgebreiteten  neuhochdeutschen  gebrauche  wahrzunehmen 
und  zu  verfolgen:  eben  darin  liegt  der  überzeugende  beweis  für 
den  späteren  Ursprung  der  endung  st  und  für  deren  wirkliche 
herkunft  von   dem   falsch   verstandenen   personalausgange   der 
II.  sing.  perf.  dental  auslautender  verbalwurzeln. 

Soll  darum  zwischen  diesem  deutschen  st  und  dem  griech. 
-(T^a  (und  vielleicht  auch  dem  lat.  sti  in  dedisfJ,  dixi^stt)  ein 
Zusammenhang  bestehen,  wie  Curtius  verb.  d.  griech.  spr.  I  52. 
54.  102.  und  Leo  Meyer  got.  spr.  s.  104  f.  glauben,  so  kann 
das  jedesfalls  nicht  ein  unmittelbarer  historischer  Zusammenhang 
sein,  wol  aber  vielleicht  ein  mittelbarer,  insofern  als  auch  im 
griechischen  die  endung  -c^a  von  solchen  formen  wie  olts-^a 
aus  *old-0^aj  ^ts-da  von  *€a'fii  si-fii  durch  falsche  analogie 
ihren  ausgangspunkt  genonmien  haben  könnte.  Mich  dünkt  das 
gar  nicht  so  sehr  unwahrscheinlich,  und  schon  Schleicher  a.  a.  o. 
deutete  diese  möglichkeit  an  mit  den  Worten:  »Ein  gleicher 
Vorgang  (wie  für  das  deutsche  sf)  ist  wol  auch  für  das  grie- 
chische  anzunehmen.«    Die  geringe  zahl  der  beispiele,  welche 


das  einged  rangene  t  i. 


xfonn  -rira-  etc.    gjl 


im  griechischen   die   muster  für  eine   solche  Falsche  anaio^ie 
hätten  abgeben  können,   kann  als  g^engrund  gegen  diese  ver- 
aialhung  nicht   mil    erfolg  geltend  gemacht  werden.     Erstens 
sind  die  verbalformen  ola-i/a  und  ^a-&a   überaus  häufig  ge- 
brauchte Wörter  und  ersetzen  schon  durch  diese  häuflgkeit  ihres 
gebraiiches  eine  reihe  anderer.    Zipeitens  aber  ist  ja  das  grie- 
chische perfectum  zumeist  mit  seinen  personalendungon,  wie  es 
Schleicher  a.  a.  o.  ausdrückt,   »überhaupt  der  analogie  des  zu- 
sanunengesetzlen  aorists  gefolgt,  z.  b.  UXotnag,  für  welches  wir 
«in  *it}Loi77-ca   als  urgriechische   form    vorauszusetzen   haben«. 
In  der  that,  wenn  man  anerkennt,  dass  griech.  ota-i}a  genau  = 
skr.  vit-iha  =  altbaktr.  voi^-ta  ^  got.  vais-t  ist  und  dass  eben 
diese  formen  die  urältesle  weise,  die  11,  sing.  perf.  zu  bilden, 
repräsentiren    (auch   tja-'Ja   Ist   nach   Bopp   vergl.  graram.   II  * 
893  f.  und  Curtius   verb.  d.  griech,  spr.  I  51.   eigentlich   eine 
{►erfeclform  und  dem  skr.  äs^-tha  entsprechend),  so  folgt  noth- 
wendig,  dass  man  auch  anerkennen  muss,  das  griechische  müsse 
Vordem  auch   solche   zweite  personen  des  sing,  perf,  act.   wie 
tnoia-\ta,    *XtX^a-äa,    *£itaa-äa,    *fiXtjlora-!)a,   *n£TfOvO-9tt 
t7Jiia-9a  (vergl.  homer.  !rSnoa-l}B  aus  *jrenoi'5-rs  Brugman 
Curtius*    stud.    IV   77.),    *odwa-Oa    aus    *7ie7iot!f-ra  u.  s.  w. 
haben,  elie  es  die  formen  ninoii>-tcg,  Xiliii)--ac,  ftuS-ac, 
^^JL^iovif-aq,  TTfnoi'^-ac,  üduid-ag  an  deren  stelle  setzte.    Besass 
■Ivcr  die  griechische  spräche  ehemals  jene  formen  anstatt  der 
ateren,  dann  waren  ja  oflfenbar  der  miister,  nach  denen  zu- 
Ife  falscher  analogie  aus  dem  -&a  sich  ein  -a&a  entwiciteln 
-onnte,  gar  nicht  so  sehr  wenige.    Ich  kann  darum  auch  die 
^nang  Bopps  vergl.  gramm.  II  *  s.  294,  dass  formen  wie  die 
iden    o'ff-5«    und   f/rt-da   gleichsam    den   typus    abgegeben 
llen,   nach   welchem   die  übrigen   auf  -aSa  gebildet   wären, 
■iclil  für  so  unwahrscheinlich  halten,  als  es  Curtius  thut  verb. 
Ä-    griech.  spr.  I  51;   und   ich   weiche  nur  darin  von  Bopp  ab, 
dus  ich  nicht  glaube,    dass  die  griechische    spräche  in  einer 
MUren  sprachperiode  diese  einzigen  zwei  formen  von  derselben 
Wldongsart  gehabt  habe.    Ich  bemerke  aber  ausdrücklicli  hier 
"och,  dass  ich  mir  wol  bewusst  bin,  mit  dem  gesagten  nicht 
*twas  völlig  neues  zu  lehren,  sondern  eigentlich  nur  einen  ge- 
inten oder  eine  vernmthung  Schleichers  näher  ausgefülirt  und 
**iler  begründet  zu  haben.    Schleicher  -sag!  nemlich  compend.' 
t  372.  s.  t)55.  über  die  endung  -ffff«  der  conjunctive  homer. 


322  H.  Osthoff, 

'ßäX^<x&a^  einijiXi^aj  der  optative  ßdlo$a%^ay  nQoqfvyo$tf%^ay  der 
indicative  ti^i^tSy^a^  (p^a%^a^  äol.  i%€KS&a^  ipllsHfi^a  wörtlich 
folgendes:  >Es  scheint  also  das  -cr^a  so  gebildet  zu  sem,  daas 
an  die  gewöhnliche  form  (z.  b.  Ix^tg)  nochmals  jenes  4a,  nach 
g  zu  -^a  werdend,  antrat.  Dies  kann  nur  eine  neubil- 
dung  sein,  die  vielleicht  aus  der  zeit  stammt,  al3  das 
perfectum  überall  noch  seine  ursprüngliche  endung 
auf  'ta  hatte,  die  sich  z.  b.  in  oltt-i^a,  d.  i.  (vi-)vaid4a, 
erhalten  hat.«  Wenn  im  angelsächsischen  und  neuhochr 
deutschen,  nachdem  sich  zuerst  im  perCectum  aus  ursprünglichian^ 
't  durch  innige  Verschmelzung  mit  dentalem  wurzelaudaut  ei;^ 
jüngeres  -st  entwickelt  hat,  dieses  -st  auf  das  ursprüngliche  -§ 
der  II.  sing,  praes.  indic.  dergestalt  verändernd  einwirkt,  dwf 
aus  älterem  findis  ein  ags.  nhd.  findest  wird,  so  ist  ja  dii^fi^ 
Vorgang  der  griechischen  verwandelung  des  älteren  i%Big,  f^^^ 
in  äol.  ixs^ada,  hom.  ti^i/a^a  in  jedem  punkte  analog. 

Für  eine  analoge  ausbildung  der  personalendungen  -tf^f, 
-cTv^ov  und  -Cx^ijif  der  II.  pers.  plur.  und  der  11.  und  III.  per& 
dual,  des  mediopassivums  {Ive-a^^ß,  Xve-a^^opj  ilvi'tf^tff,  mv^ 
(Tv^f,  Ulv'Cdovy  iXslv-adfiv)  aus  ^^s,  -^oy  und  -v^fi^  sind  ja, 
auch  thatsächlich  die  misverstandenen  Vorbilder  noch  Tor)^^lr 
den,  wenn  man  nur  n^ne^a-i^s,  ninBic-^ov  und  ineireiCT^ip^, 
Tiinvif-^e,  ninv<S-9ov  und  inenvc-x^i^v^  Xikija-x^e,  kH^^S'^ov  und 
ilskyC'd^i^v,  iipavc-dsy  SipevC'^ov  und  iipevc-d'^v,  xsxot^^C-^f, 
xBxofAia-^ov  und  ixsxo§Ala'v^^y^  icxBvaa-i^^^  iaxBvad-d'Ov  mA 
iaxBvd<S'itflv  und  zahlreiche  ähnliche  in  *n6nB$^'d^£,  *nf7^e§9' 
^ov  und  *B7iB7rBtx>'xfiiv,  "^jTBnvx^'^B,  *nBnv-d^'&ov  und  ^insnp^' 
^f^v,  *Xsi,ii^'^B,  HBi.ii(^'»or  und  *^A«ijy^-^i/,  ^i^ßvär^f, 
*iipBvä'%^oy  und  *ii/j£vä'^fjv^  *xBxo(jnä-d^s,  '^xBxofui'x^ov  uxfii 
*ixBxofnä'd'ipf,  *i(SxBvadT^B,  *iaxBvad-&ov  und  *i(SxBvad'St^v, 
nicht  nach  herkömmlicher  weise  in  *Ji6nBt9'ffd's  u.  s.  w.  ^üiifr 
zulösen  sich  entschlicsst.  Und  dergleichen  möchte  ich  betreff^ 
der  entätehung  des  ts  vor  den  endungen  -^a>  der  II.  sin|^.  un^ 
-v^cov  der  III.  dual,  und  plur.  imperat.  mediopass.  (Ivirtf^, 
UU-a^ta,  kvi-dx^favy  ipa-a^oav),  sowie  vor  dem  infiniUvhi]/djei^- 
den  griech.  -^ai  =  skr.  -dhi/ai,  abaktr.  -dyäi  es  noch  für  da? 
wahrscheinlichste  halten,  dass  hier  das  er  ebenfalls  einer  form^berr 
tragung  aus  den  formen  der  verba  mit  dentalem  auslaut  di^ 
Wurzel  oder  des  verbalstammes  seinen  Ursprung  verdiaxike:  in 
formen    wie    7/«;rf/(X-dcö,    nsnits-^ui,     iBi^a-tt'a,    ftensM-d^u, 


Ofcw  das  einK^dningene  a  i,  A  noinlniilen  stiffixform  -»tra-  etc.     gSS 

Offnt'a-itat,  iei^a-dai,  iansta-itat  (von  ffn^i'd-u),  xBMfütt- 
ioKtväa-itat,  xfxaeio-^t"  ge^vöbnte  man  sicli  nach  und 
jBach  das  a  als  wesentlich  iiiil  zut-  endung  gehörend  zu  em- 
jpflndeD,  ujid  dadurch  entstanden  die  aushänge  -a9io,  -nüaiv 
jjnd  -aitt»  anstatt  der  zu  erwailenden  -3«,  -!tmv  und  -itai. 
yon  dem  inschriflüclien  kretischen  änofttTiä  -  ititw  (Curtius 
Yßi'b.  d.  griech.  spr.  I  100.)  glaube  ich  nicht,  dass  es  auf 
ejne  zeit  hinweise,  in  der  noch  nidit  die  dissiniilalion  von 
^  za  ai^  {*ifX)iif-if<o  zu  lel^u-ifa)  stattgefunden  hatte, 
yielraehr  war  die  dissimilation  der  dentaJen  vor  dentalen  ku 
f  ohne  zweifei  wol  schon  urgriechiscb,  und  das  kretische 
#tf  ist  erst  wieder  ans  früherem  ffi  (ffö)  geworden,  was  ja  in 
jjieseDi  dialekte  eine  ganz  gewöhnliche  lautwandelung  ist ;  verffl. 
Hey  de  dial.  Cretica  33  f.,  Rosclter  in  Ciirthis'  sind.  I  2,  107., 
jCurlius  ebeod.  IV  202. 

Nachdem  sich  aber  einmal  auf  eine  solche  weise  ein  gefübl 
yon  der  bedeutungsgleichheil  von  -da  und  -atfcf,  -itt  und  -a&e, 
-&at  und  -a&at  u.  s.  w.  herausgebildet  hatte,  konnte  sich  dann 
jSUcb  neben  der  personalendung  -fidfa  füi-  die  I,  pers,  plur. 
jDedJopass.,  die  wir  mit  Schleicher  compend.^  g.  SS3.  s.  679. 
^tsciiieden  für  die  ursprünglichere  liallen,  weil  nur  sie  genau 
JjEm  skr,  -mßhe,  dem  abattr.  -maitU  gleichkommt,  sehr  leicht 
'^  (Jer  poetischen  spräche  ein  -ftsoli«  einbürgern.  Eine  solche 
yl^gestaltende  einwirkung  des  an  die  stelle  von  -i>a  tretenden 
-:fi^a  auf  die  endmig  -fiii}a  der  I,  plui-.  med.  konnte  um  so 
kjditer  geschehen,  als  man  ja  vielleicht,  wie  es  auch  .Curtius 
?erb.  I  89  annimmt,  das  -/itöa,  -ff^eai/a  in  der  spräche  als 
T^^*-itf  und  -/it-aifa,  d.  i.  »ich  und  du»,  empfand.  Im  übrigen 
Jpbrt  QurÜus  über  das  a  vor  den  mit  it  anlautenden  personal- 
ff)d^iOgen  wesentlich  anderes  (vcrgl.  verb.  d.  griech,  spr.  I  99  ff.), 
mtä,  Jjur  dai'in  weiiigsteiis  komme  ich  mit  ihm  überein,  dass 
atjcfa  er  das  aO-  aus  vorhergehendem  doppeldental  enblehen 
Jl^,  nemUch  die  reihenfolge  rr,  ar,  aV  anninmit. 

W^r  daran  anstoss  qehmen  sollte,  dass  wir  überall  den 
ijtT^aalciidupg^n  des  griechischen  perfecls  eine  zu  grosse  macht 
'lieiiaesäen,  wüiin  wir  ^'o^zugs^yeise  von  diesem  tempus  aus  das 
0  auf  andere  tempora  und  modi,  namentlich  auf  die  Ebrmen 
^  praesens,  sich  verbreiten  lassen:  ein  solcher  kann  erstens 
4(^ao  ,erinAert  werden,  d^ss  allerdings  ja  immerfort  im  grie- 
ctiischen  und  wol  poch  weit  mehi-  in  den  älteren  sprachperioden 


324  H.  Osthofif, 

als  in  den  späteren  ein  enger  connex  zwischen  perfeclum  und 
praesens  sowol  hinsichtlich  der  bedeutung  beider  tempora  als 
auch  in  ihren  formen  bestand.  Ferner  aber  gesellt  sich  ja  auch 
das  von  hause  aus  präsentische  und  nur  im  griechischen 
gewande  perfectisch  aussehende  ij/u«*  »ich  sitze«  von  würz.  d&-  — 

zu  denjenigen  verben,  deren  formen  die  muster  für  die  ausbil 

düng  eines  a  vor  dental  anlautenden  endungen  werden  konnten  l 
wir  zerlegen  t/cr-^c,  ^a-d-ov,  ^a-^t^v,  ^tr-d-m,  ^tr-d^tav,  infin.  ^ts-^m 
und    gewinnen  so  wieder  eine  reihe  von  formen,  denen  ety- 
mologisch berechtigtes  a  zukommt,  das  aber  in  der  folge  dann^^ 
durch    misverständniss    zur   endung   gezogen    werden   konnte — 
Diese  ^vurzel  äs-  bildet  im  sanskrit  ihre  specialtempora  naclfe. 
der  2.  classe,  also  themavocallos,  und  diese  ihre  conjugations— 
weise  ist  alt,  wie  griech.  ^cr-ra*  =  skr.  <f s-fe  zeigt.    Derselb^i 
classe  2.  folgt  aber  auch  die  wurzel  ad-  »essen«  im  sanskrit  i 
praes.   därnii,  dt-si,  dt4i  u.  s.  f.     Und   dass   auch   bei   dies^ 
wurzel  die  themavocallose  conjugation  uralt  ist  und  jedesfalls 
vor  der  Spaltung  der  grundsprache  die  vorwiegend  oder  viel- 
leicht auch  allein  übliche  im  indogermanischen  war,  beweisen 
evident  mit  dem  sanskrit  zusammen   die   lateinischen   formen 
*e(J-s  es,  eS'ty   es-tis,  es-te,  es-tur,  sowie  abulg.  jami,  Än¥  aus 
^jad-mt,  *öd^tt  und  lit.  ed-nti,  welche  sämmtlich  in  alter  weise 
ohne  den  thematischen  vocal  die  formen  des  präsensstammes 
bilden.    Eine  spätere  Verdrängung  dieser  überall  im   absterben 
angetrofiTenen  flexionsweise  durch  die  thematische  von  griech. 
Idw,  lat,  edo,  edi-s,  edi-i,  got.  ita,  üi-s,  iti-p  ist  wol  denkbar, 
nicht  umgekehrt  ein  eintausch  dieser  letzteren,  der  thematischen 
conjugation,   gegen  jene  erstere,    die   »bindevocallose«.     Es  ist 
unter  diesen  umständen  wol  auch  nicht  zu  viel  vermuthet,  wenn 
man  annimmt,  die  nemliche  alte  conjugationsweise  bei  dieser 
wurzel  ad'  sei  vordem  auch  dem  griechischen  nicht  fremd  ge- 
wesen, zumal  da  auch   auf  griechischem  boden  in  dem  home- 
rischen  Infinitiv    kd-fAsvai   anstatt    des   thematischen   idi-fj^vm 
wenigstens  ein   fragment  derselben  vorliegt.     Besass  aber  die 
griechische  spräche  anstatt  ihres  späteren  thematisch  flectierenden 
idta  ehedem  formen  der  wurzel  ad-  etwa  von  der  gestalt  wie 
*id'(Ai,  *ia'a&,  *ia'tt  u.  s.  w.  —  man  erkennt  sofort  den  grund 
ihres  verschwindens  aus   dem   griechischen  sprachbesitze:    der 
vielfache  völlige  zusammenfall  mit  den  formen  des  verbum  sub- 
stantivum,  an  dem  das  lateinische  nicht  durchgreifend  anstoss 


Übef  J«e  eingedrung^ene  »  i,  d.  nominalen  sufnxfoFm  -stra-  etc.     325 

nahm,  machte  eine  andere  conjugation  wünschenswerth  — ,  so 
werden  ihi-  auch  mediopassive  formen  des  präsens  wie  *ia-itoy, 
*i<l-9i,  *ia-dw,  *ia-9iai',  infln.  "ia-^at  =  skr,  "ad^dkyai  nicht 
gefefall  haben ;  wiederum  ein  anzeichen,  dass  bei  einer  jedesfalls 
vorhistorbchen  entwickelung  der  einheitlichen  laulverbindung 
v&  in  diesen  verbalendungen  die  muster  für  die  falsche  ana- 
logie,  durch  welche  tfi}  zu  stände  kam,  nicht  lediglich  aus  den 
perfectformen  des  niediopassivums  genommen  zu  werden 
brauchten. 

Wie  selir  Schleicher  überall  nahe  daran  war.  in  dieser 
frage  ganz  zu  derselben  ansieht  über  das  ff  vor  *  zu  gelangen, 
die  wir  hier  näher  darlegen,  geht  auch  aus  seiner  bemerkung 
über  die  altbaktrisclie  secundäre  personalendung  der  11.  pers. 
plur.  med,  -zdüm  hervor,  compend.  '  g.  284.  s.  680:  smöglicher 
Wöse  verdankt  hier  jedoch  b  seine  entstehung  der  analogie  auf 
dentale  auslautender  wurzeln«.  In  der  that  glaube  ich,  dass 
abaktr.  ihrä-zd&m  und  Qä~gdüm,  II  ptur.  imperat.  med.  (fd-zdäm 
ist)  der  wurzeln  fJird-  »schützen«  und  (ä-  ^schneiden,  ver- 
ichten«,  sowie  fravöi-edäm,  II.  plm'.  optat.  praes.  med,  der 
iTunsel  frvr-  »gehen,  kommen«,  präsensst.  frava-  {nach  Hübscli- 
lann  ein  zoroastr.  lied  s.  78),  ihre  einzig  rationelle  erkJärung 
der  annähme  einer  durch  ein  misverständnis  seitens  des 
iprachgefühls  ennögticliten  formübertragung  finden:  es  wirkte 
»ei  ihrer  bildung  die  falsche  analogie  solcher  formen  wie 
\ufar5zh-düni  II.  plur.  Jmperf.  med.  von  thwareq-  »schneiden. 
tilden,  schaffen«,  m&s-dan-d&m  H.  plur.  imperat.  praes,  med. 
'on  mäs-dd-  >beheraigen«,  letzteres  -dae-düm  aus  *dad-dÄm  = 
Jtr.  dliad-dhväm.  Die  iniperativform  gereadüm  ya^n.  50,  17 
ainn  nach  Hübsciunann  ein  zoroastr.  lied.  s.  78.  entweder  zu 
ier  Wurzel  gar-  oder  zu  gared-  gehören :  ist  letxteres  der  fall, 
K>  kommt  natürlich  geree-däm  zu  der  zahl  der  die  formüber- 
ragong  veranlassenden  muster  vermehrend  hinzu;  ist  ersteres 
3er  fall,  so  enthält  gere-zdüm  bereits  auch  selbst  das  durcli 
falsche  analogie  aus  -dum  gewordene  -zdüm.  Wahrscheinlicher 
ist,  wie  auch  Hübschniann  zu  denken  scheint,  von  diesen  beiden 
noöglichkeiten  die  letztere,  die  lierkmift  von  wuvz,  gared-  »trach- 
^n«,  zumal  von  derselben  auch  aUei-,  avn-geredh-inahi  und  das 
Siotnen  gerez-dar-  stammen. 

Was  die  Infinitive  des  Gäthädialekts  auf  -dy&i  anbefrilK, 
so  ist  auch  unter  diesen  eine  form  mit  »eingeschobenem«  zisch- 


326  H.  Osthoff, 

laut  vor  -dyAi  besonders  bemerkenswerth,  neinlich  bü'Zh-^ydiyäqii. 
43, 17.  An  das  -a&at  der  griechischen  Infinitive  medii  erinnerte 
schon  Spiegel  bei  besprechung  derselben  altbaktrischeii  forrti 
comment  üb.  d.  avesta  II 357.  Neuerdings  freilich  macht  Spiegel 
auch  noch  einen  anderen  versuch,  der  form  beizukommen;  deniier 
sagt  arische  stud.  1 154:  »Es  fragt  sich  nur,  ob  man  hüehdydi  etwa 
für  abgekürzt  aus  Mshidydi  ansehen  odfer  hA-fihdyäi  theilen  will, 
wofür  das  öfter  vorkommende  thrd-zdüm  zu  sprechen  scheint.«  Mit 
dem  vorschlage,  Verkürzung  aus  *büshi^ydi  anzunehmen,  will  Spfe-^ 
gel  offenbar  auf  eine  infinitivbildung  vom  sigmatischen  aoriststämme 
hinaus,  wie  ebenso  auch  Jolly  beitr.  VII  431.  anm.  von  »bei- 
behaltung  des  classen-  und  tempuszeichens«  in  dem  infinitiv 
hüzhdydi  spricht.  Dagegen  lässt  sich  einwenden,  daSs  das  alt- 
baktrische  sowol  wie  auch  das  sanskrit  eine  sigmatische  aorist- 
bildung  von  der  wurzel  6ää-,  wie  das  offenbar  erst  spätere 
griech.  i-tpraa,  gar  nicht  kennen,  sondern  nur  die  mit  griech. 
i'ffihv  übereinstimmende  asigmatische  bildung  (transitives  griech. 
iq^v'tsa  ward  zu  dem  intransitiven  allen  i(fvv  hinzu  gebildet 
augenscheinlich  nach  der  analogie  von  l&tijaa  neben  löfijy 
u.  a.),  demnach  auch  ein  infinitiv  vom  stamme  eines  sigma- 
tischen aorists  in  diesen  sprachen  gar  nicht  erwartet  werden 
darf.  Justi,  auf  eine  erklärung  verzichtend,  sagt  über  hüzhdydi 
nur  handb.  d.  zcndspr.  s.  372:  »das  eingeschobene  zh  gehört 
ursprünglich  zur  endung.«  Versuchen  wir  darum  unser  heil  auf 
eigenem  wege. 

Nicht  darin  möchte  ich  die  Wichtigkeit  dieses  hü-zlidydi  in 
formaler  beziehung  sehen,  dass  es  »als  ein  beweis  füf  das  hohe 
alter  der  griechischen  infinitive  mit  dem  angeblich  eingeschobenen 
er«  dienen  kann  (Jolly  beitr.  VII  437):  so  unmittelbar  ist  der 
historische  Zusammenhang  dieses  abaktr.  -zhdydi  mit  dem  griech. 
-ad'at  wol  nicht,  ebenso  wenig  wie  der  Zusammenhang  des  -ad^a 
in  homer.  li^ti-ad^a  und  des  -st  in  ags.  nhd.  findest  ein  un- 
mittelbarer ist.  Bü'Zhdyäi  ist  doch  im  zend  nur  ausnähme, 
nicht  regel;  das  einzig  normale  ist  'dydi,  wie  es  in  deii  Infini- 
tiven dere-dydi,  grüi-dydi,  dai-dydi,  vasai-dyäi,  verezyH-dydi, 
grävaySi'dydi  u.  a.  gar  deutlich  als  das  regelmässige  vorliegt. 
Als  solche  abnormität  fordert  hü-zhdyäi  darum  auch  seine 
eigene  erklärung,  und  eine  unmittelbare  verwendimg  desselben 
zur  aufhellung  des  entsprechenden  griechischen  infhiitivsifffixes 


Ober  das  eingedrungene  b  i.  d.  hominalen  suffUTorm  -sira-  etc.      337 


V  ist  offenbar  nicht  gestattet,  bevor  nicht  zunächst  der  versuch 
einer  vemiitfelung  des  abnotmen  -xhdi/iSi  niif  dem  regelmässigen 
-4lt/4i  auf  dem  boden  des  altbäktrischen  selbst  geuiaclit  ist. 

I  Dieser  forderung  genüge  leistend  möchte  ich  jenes  hä-shdgdi 

deswegen  für  lehrreich  und  interessant  halten,  weil  es  wieder 
dncn  beleg  abgibt  für  die  Wahrheit  des  hi  der  Sprachgeschichte 
wie  überall  geltenden  satzes,  dass  gleiche  Ursachen  auch  an 
Verschiedenen  orten  und  zu  verschiedenen  zelten  die  gleichen 
Wirkungen  zu  haben  pfl^en.  Abaktr.  bü-eh-dydi  wird  nemlich 
sein  xk,  das  sowol  =  ursprünglichem  cerebralem  zh  als  auch 
laotgesetzliche  wandclung  eines  dentalen  z  nach  dena  vorher- 
gehenden «-voeale  sein  kann  (Hübschmann  zoroastr.  üed  s. 
79  f.),  nur  zufolge  der  falschen  analogie  anderer  Infinitive  auf 
•i-dgäi  (-zh-dyäi)  haben,  solcher,  in  denen  der  Zischlaut,  «oder 
t\  etymologisch  gerechtfertigt  ist,  z.  b.  dae-dtfäi  aus  *daä-dy<H 
*on  würz,  da-,  präsensstamm  dad-,  ^az-dyäi  entweder  von  pnrtA- 
»sagen.  lehren«  oder  von  ffwi-  »zufallen«  (ersteres  nach  Spiegel 
und  Justi,  letzteres  nach  Hübschmann  zoroastr.  lied  s.  44.), 
Aeft-c^A  von  of-  »erreichen,  erlangen«  oder  von  wurz.  tu-, 
töuk-df/di  von  rif-  »kommen«  (Hübschmann  a.  a.  o.  s.  81.), 
Endlich  selbst  tncräeh-dySi  infin.  aor.  sigmat.  von  »lereffc- 
>t6dten«  nacli  Hübschmann  ebend.  Ist  aber  dies  der  grund 
'  entstehung  des  zh   in  bü-shdyäi,   so  steht  es  dann   freilich 


tiiiem    griechischen   Infinitiv 
kr  äsen  tischen  tfvB-a&at, 
>^en  widerspiTich  mit  sein 


,iv  aor.    med.  *<fS-aSai   (nicht  dem 

ie  JolJy  will  beitr.  VII  437  im  offen- 

finer  eigenen  kui-z  vorher  geäusserten 

oristischen  auffassung  von  büzhdyäi)  lautlich  und  formal  unter 

bedingung  völlig  gleich,   dass  auch  für  das  griechische  der 

ichliche  hergang,   durch  den  aus  -ifa*  ein  -aita»  hervor- 

*»«i^,  derselbe  war  wie  Im  altbaktrischen,  was  ich  allerdings 

annehme. 

Das  allbaktrische  zeigt  also,  wie  wir  sehen,  mit  seiner  per- 
^oialendung  -zd&nt  statt  -dum  und  mit  dem  einen  Infinitiv  auf 
■^t/äi   -ahdydi   anstatt    des   regelrechten  -dyüi  unverkennbar 
einer  erscheinung,    die   im  griechischen  verbum 


die 


"^''eits  in  einer  vor  den  ältesten  griechischen  Sprachdenkmälern 
"äffenden  zeit  zur  durchgehenden  regel  geworden  war. 

Eine  möglichkeit  aber,  die  ich  zu  guter  letzt  hier  noch 
■"dotiten  will,  ist  folgende.  Es  scheint  mir  nemlich  doch,  als 
**"    <3er  so  dben  ausgesprochene  satz,  das  griechische  habe  bereits 


328  H.  Osthoff, 

in  einer  vorhistorischen  zeit  durchgängig  das  ursprüngliche  -^a» 
zu  einem  -cd-at^  das  -d'ov  zu  -iS&ov^  das  -d«  zu  -<y^«  u.  s.  w. 
umgewandelt,  so  allgemein  ausgesprochen  nicht  richtig  sei.  In 
perfectformen  wie  yrcycrv-^«*,  lyyyM-v^«*,  ig>d^dQ'^a$^  ieXsU/h&cu^ 
Xil€i<p'&€j  lilsKp'^^ov  pflegt  man  ja  herkömmlicher  weise  auch 
die  endungen  -cTv^a«,  -ax^s^  -ci>ov  und  ausfall  des  er  anzunehmen, 
lässt  also  z.  b.  XeXBX(f-d^a$  aus  ^keUm-fS^m  hervorgehen.  Mir 
scheint  diese  traditionelle  erklärungsweise  nicht  gerade  absolut 
nothwendig  zu  sein,  und  ich  möchte  vielmehr  glauben,  dass  in 
formen  von  dieser  art  das  ts  niemals  hineingekommen  ist  We- 
nigstens wüsste  ich  nicht,  wie  man  eine  herleitung  von  ne^p- 
^a*  aus  *n6<pav''ifx^a&  mit  den  griechischen  lautgesetzen  verein- 
baren will,  nach  denen  vielmehr  wol  nur  ein  *7Te(pa(f%^a$  aus 
"^uBipav-iSi^at  hätte  werden  können.  Habe  ich  darin  recht,  so 
ergäbe  sich  für  unseren  zweck  die  nicht  unwichtige  Wahrneh- 
mung, dass  selbst  das  historische  griechisch  noch  formen  auf- 
weist, die  von  dem  ts  vor  -i>ai  u.  s.  w.  nichts  wissen  und  da- 
mit auch  ihrerseits  documentieren,  dass  -ad^a^^  -a%^ov,  -ts9s  und 
genossen  als  jüngere  producte  anzuerkennen  sind,  die  sich  auf 
irgend  eine  weise,  sei  es  nun  auf  dem  von  uns  beschriebenen 
wege  oder  auf  einem  anderen,  aus  den  älteren  <r-losen  formal 
der  endungen  entwickelt  haben  müssen*). 

Irgend  eine  bedeutungsvolle  zuthat  in  dem  plus  des  ex  von 
-cr^a*  gegenüber  dem  ved.  -dhyai,  abaktr.  -dyäi  erkennen  zu 
wollen,  etwa  die  wurzel  as-  des  verbum  substantivum  darin  zu 
suchen,  wie  es  noch  neuerdings  mitunter  geschieht  (Benfey 
voUständ.  sanskritgr.  §.  919.  s.  432.,  JoUy  gesch.  d.  infin.  s.  214.), 
derartige  aushilfen  erscheinen  mir  g.anz  unstatthaft.  Viel  an- 
nehmbarer im  princip  ist  Curtius'  erklärung  verb.  d.  gr.  spr.  I 
103.,  griech.  -axfat  sei  so  entstanden,  dass  aus  -i^jat  zunächst 
durch  progressive  assimilation  -d-O^m,  dann  weiter  durch  dis- 
similation  -(Tv^a*  hervorgieng.    Jedoch  hindert  mich  ein  schwer 


*)  Viel  beweiskraft  messe  ich  indessen  dem  oben  aus  nnf>ay-9tuy  nii^ay" 
&f  entnommenen  argument  selber  nicht  bei;  denn  da  sich  allerdings  ^ydX" 
^«*,  iif&ttQ'&mf  lfXft(ft-9^aiy  TfT(ix'f^tu  aus  ♦iJyyfA-ffi^«»  u.  s.  w.  lautlich  er- 
klären lassen,  so  kann  man  mit  gutotn  gründe  auch  sagen,  ntq^ay-^ttt  habe 
sich  nach  der  analogie  jener  gerichtet  und  in  Vorzug  vor  dem  a  der  endung 
-<T^«*  den  wurzelauslautenden  nasal,  etwiis  für  die  verbalform  charak- 
teristisches, gerettet.'    Vergl.  Brugman  in  Clurtius'  stud.  IV  80  f. 


ff  das  eingednuigeiie  a  i.  d.  nominttlen  sufAxfonn-itro-  etc     390  ' 

biegendes  bedenken  lautlicher  art,  diese  ansieht  zu  der  tneinigeii 
zu  niachen.  Der  ge^wöhjilicho  weg  der  verwandelung  von  &j 
im  griechischen  gelil  doch  nur  entweder  bis  zu  äff  oder  zu  «t 
{fiiaoos  aus  *fifitjos,  xoQiSaaa  xo^vTtm  aus  "xogvitju,  xtaaig 
Mnöf  aus  *Mtitjog  nach  Windisch  sind.  VII  184.),  von  da  aber 
nicht  weiter;  nicht  etwa  unterlag  ein  solches  rr  abermals 
wiederum  der  dlssiniilation.  Verband  sich  aber  in  der  weise, 
wie  wir  es  vermuthen  zu  niiässen  glaubten,  das  H-  sehr  frülizeitig 
mit  dentalen  auslauten  der  wui-zeln  und  verbalstämme  zu  ffd- 
und  geschah  diese  feste  und  alsbald  unlösliche  und  überall  ein- 
dringende Verbindung  etwa  vor  dem  auftreten  des  bekannten 
lautgesetzes;  &j  wird  aa  oder  zr,  so  konnte  dann  in  der  laut- 
rambinalion  -ailjat  offenbar  wegen  des  vorhergehenden  Zisch- 
lautes a  das  j  dem  it  nichts  anhaben  und  verschwand  spurlos, 
ohne  zetacistische  Wirkung  zu  üben.  Das  dialektische  hesychi- 
sdie  Jti^at  '  KaSiaat  (Curtius  liest  mit  Mor.  Schmidt  Uitai  an- 
statt des  handschriftlich  überlieferten  h^ai)  kann  ebenfalls  nichts 
für  Curtius'  ansieht  beweisen,  denn  »das  i  dieser  form  kann,« 
■w-ie  Curtius  selbst  zugibt  a.  a.  o.  s.  102,,  »aus  dem  wurzelhaflen 
hervorgegangen  sein  wie  in  iiria  =  keiia  (Hes.),  dann 
bleibt  -äo»  als  cndung,  das  sich  zu  dem  gcnieingriechischen 
»■Ä«»  verhält  wie  -ittSa  zum  homerischen  -ftsai>a*.  Wenn 
^•*rtius  hier  von  »wurzelhaftem  ff«  redet,  so  fasst  er  offenbar 
U&at  ^  ^c9at  und  meint  würz.  &s-,  deren  indnitiv  im 
f*'>ectii9chen  er  bemerkenswerlher  weise  ganz  in  unserer  manier 
*•  90-*ai,  nicht  in  *iJ(r-ff^o*  zerlegt.  Es  kann  aber  auch  das 
^  Von  ttitm  aus  einem  solchen  a  entstanden  sein,  das  erst 
'^U>st  aus  d  geworden  war;  mit  anderen  Worten:  es  kann  die 
*''*t^el  sad-  darin  enthalten  sein  und  die  glossierung  durch 
^Offf«,  macht  mir  dieses  in  der  that  erheblich  wahrscheinlicher, 
!  zu  dem  in  Xtitat  gesuclilen  präsentischen  i/aSat  mit  seiner 
"•^tiven  bedeutung  das  aoristische  xa^t'ffoi  mit  seiner  momen- 
■■ner  bedeutung  durchaus  nicht  stimme,  hat  man  auch  bald 
'"■^annt  und  darum  verderbtheit  der  Überlieferung  angenommen 
cmendationen  vorgeschlagen.  So  ändert  Mor.  Schmidt  das 
"**•»«»  in  xa^^a&ttt  und  schreibt  das  glossierte  wort  mit  l,  um 
^^^  böolisches  langes  •  =  attisch-ionischem  »?  zu  gewinnen; 
'^hi  gewaltsame  massr^ehi,  wie  man  sieht.  Die  Überlieferung 
^*"  glosse  ist  aber  nun  einmal  Itöa^  •  xaiHaai,  woran  denn 
**»cH  Ahrens  de  dial.  Aeol.  1 177.  11  103.  festhält.    Zugeslandener- 

Ä^luthritl  nir  lorBl.  Bf 


330  H.  Osthoff,        • 

massen  verdient  eine  erklärung  der  glosse,  welche  an  der  Über- 
lieferung nichts  zu  ändern  braucht,  den  vorzug  vor  allen  ande- 
ren  lösungen  des  knotens.    Eine  solche  erklärung  aber  bietet 
sich  uns,    wenn  wir  die  wurzel  ds^  ^a-d'ui  in  dem  Xx^a^  zu 
suchen  ganz  aufgeben  und  vielmehr  die  wurzel  «od-,  dieselbe 
die  in  xaOl(fa$  steckt,  annehmen.    Die  vocalfarbung  des  wurzel- 
haften  indog.  a,  europ.  c,  griech.  s  zu  i  wäre   ebenfalls  ganz 
dieselbe  wie  in  If^o),  xa^i^w,  Id-gvca;  der  spiritus  lenis  aber  in 
hda&   anstatt  des   asper  in  i^ofiat,  idga,  idog,  l^oa  befremdet 
so  wenig,   als  etwa  dieselbe  abweichung  im  anlaut  an  der  Zu- 
gehörigkeit der  Wörter  Id-atfog^  sd^B&kov,  id-Sx^ltov  zu  derselben 
wurzel  zweifei  erwecken   kann.    Vergl.  Curtius  grdz.  *  s.  674, 
meine  forschiingen  I  149.     Bei  einer  solchen  nicht  nur  auch 
möglichen,  sondern  offenbar  viel  wahrscheinlicheren  läge  der 
Sache   käme   dann  aber  jenes  hesychische  tt^ai  augenschein- 
lich nur  unserer  ansieht  von  dem  Ursprünge  des  <f  in  ^atitm  a 
gute:  wir  würden  eine  neue  form  zu  den  mustern  für  die  falsche 
analogie,  durch  welche  -(T^a*  aufkam,  hinzugewinnen,  und  «war 
unverkennbar  wol  eine  nicht  perfectische.    Denn  rr-^^oti,  wenn 
es  zunächst  für  *#(r-^a#  und  dieses  wiederum  für  *id^m  steht, 
würde  genau    einem  skr.   *sad-dhyai  entsprechen   und  könnte 
ebenso  als  ein   rest  der  ehemals   themavocallosen  conjugation 
der  wurzel  sacU  (ved.  sdd-mi^  lit.  sed-mi)  auf  griechischem  boden 
betrachtet  werden,  wie  das  homer.  td-fievat  für  würz,  adr  diß 
ältere   verloren   gegangene  bildungsweise  (s.  oben  s.  324)  auch 
für  das  griechische  vemiuthen  lässt. 

Wir  haben  uns  im  vorhergehenden   mehrfach  zu  der  an- 
nähme —  verstiegen,  wird  man  sagen,   dass  ein  theil  der  die 
formübertragung  veranlassenden   muster   gar   erst  in  verloren 
gegangenem  und  jetzt  nur  noch  zu  erschliessendem  sprachgute 
zu  suchen  sei.    Wir  glaubton  z.  b.  vorhin  ein  recht  zu  haben, 
die  ehemalige  existenz  derartiger  urgriechischer  II.   sing.  perf. 
act.  wie   *7rfc7ro«(T-^a,    ♦/g/ljyo'-^a  u.  s.  w.   vorauszusetzen,  aus 
dem  gründe,   weil  deren  durch  die  Übereinstimmung  mit  döi 
beiden  arischen  sprachen  und  mit  dem  deutschen  als  uralt  be- 
währtes bildungsprincip  in  ola-^a  und  ^(X-v^a  bis  in  die  spä- 
testen griechischen  zeitcn  fortlebe.    Eine  solche  erscheinung  aber, 
dass  eine  ganze  classe   von   formalionen  nach   ihrem  nüsver- 
standenen  umster  falsche  analogiebildungen  ins  leben  ruft  und 
darauf  selbst  ganz  oder  fast  ganz  aus  der  spräche  verschwindet, 


Ober  das  eiagedmiiKeiie  » 1.  d.  nominalen  eutflxform  -stra-  etc.     ^1 

ist  keineswegs  ))eispielIos.  Gerade  in  unserem  falle  bieten  uns 
wiederum  die  germanischen  sprachen  hierfür  die  beste  pai-alle)e. 
Im  westgennanischen  erstaib  ja  bekanntlich  ausgenommen  bei 
den  wenigen  sogenannten  piäteritopräsenüen  die  biJdung  der 
U.  sing.  perf.  mÜ  -l  und  an  die  stelle  der  oben  genannten 
gol.  qa»-t  von  qif>~an,  laüos-t  von  let-an,  t>ars-t  von  vairp^n, 
bi-Iais-t  von  In-ieip-an,  uf-mais-t  von  uf-sneip^n,  ana-baus-t 
■von  ana-hiud-an,  vas-t  von  vis-an,  ur-rais-t  von  ur-reis-an,  fra- 
)ltt*ta-t  von  fra-lius-aH  traten  beiianntlich  die  oplativformen :  ahd. 
^MlU  (quädi),  lüm,  wurdt,  }iti,  sniH,  bvii,  toäri,  riri,  var-luri. 
Aber  wenn  demnach  auch  nur  in  den  ostgermanischen  sprachen, 
im  gotischen  und  all  nordischen,  die  alle  bildungsweise  sich  er- 
UeU:  ihre  Wirkung  ist  auch  auf  weslgermaniacheni  boden  trotz 
des  verschwindens  der  Ursache  selbst  vollständig  deutlich  und 
offenkundig  erhalten  geblieben:  deim  zur  constiluierung  der 
Jetzt  ganz  regelmässigen  bildung  aller  zweiten  personen  singu- 
iris  des  verbunis  mit  -st  hätten  wol  die  spärlichen  prälerito- 
räsentiaforraen  ahd.  weis-t,  nmoa-i,  tars-t,  alts,  w^s4,  m684, 
^.  väs-t,  tnds-t,  ihars-t  trotz  der  häutigkeit  ihres  gebrauches 
ibwerlich  allein  mit  ihrer  analogie  huigereicht,  ebenso  wenig 
ie  nach  unserer  annehme  die  beiden  ot<i-i>a  und  ^is-i>tt  im 
■iechischen  allein  es  waren,  welche  eine  selbständige  personal- 
«ndung  -atfa  ins  dasein  zu  rufen  die  fälngkeit  besassen. 

Unsere  hier  vorgetragene  ansieht  von  der  enlstehung  des 
fi  vor  dental  anlautenden  endungen  des  griechischen  verbums 
toll  jedoch  einstweilen  als  eine  blosse  hypothese  aufgestellt 
werden,  welche  wir  der  nachprüfung  seitens  der  mitforscher 
^i^end  empfehlen  mächten.  Mag  aber  auch  immerhin  diese 
.hypothese  in  der  folge  sich  als  hinfällig  erweisen  und  etwas 
Anderes  als  wahrscheinlicher  an  deren  stelle  zu  setzen  sein:  für 
dsB  deutsche  steht  die  angegebene  entwickelung  des  personal- 
sosgonges  -st  aus  ursprijnglichem  4  durchaus  fest  und  kann 
,aemer  Überzeugung  nach  durch  keinen  zweifei  erscliüttert  wer- 
den. Diese  Spracherscheinung  ist  aber  dem  von  uns  ange- 
BODtmeneR  hergange  der  ausbildung  der  nominalen  siifibcform 
*tira-  aus  ursprünglichem  -tra-  im  lateinischen  und  deutschen 
fand  altbaktrischen)  so  frappant  ähnlich  und  gleichartig,  dass 
lines  btidünkens  auch  unsere  erkläruug  des  s  von  -stra-  da- 
durch auf  einen  hohen  grad  der  Wahrscheinlichkeit,  wenn  nicht 
ir  wir  gewissheit  erhoben  wird. 

2ä' 


332  H.  Osthoflf, 

Im  griechischen  hat  sich  ebenfalls  aus  dem  ursprünglichen 
4ra'  eine  gleichbedeutende  suffixform  -sfm-  entwickelt:  bil- 
düngen  wie  d'ii-ts^Xo-v^  ^v-atfa^  oQx^^avija^  ncüLai-atqa  zeig^ 
dieses  »unorganischec  er,  sowie  auch  nkBt-axQO'V^  das  neben 
xist'd'Qa'V  steht  wie  ahd.  gtU-star  neben  altn.  gaUdr  (s.  o.  s. 
315).  Dass  auch  hier  massenhafte  falsche  analogiebildungen  und 
formübertragungen  von  den  zahlreichen  dental  auslautenden 
wurzehi  und  verbalstämmen  im  spiele  sind,  glaube  ich  hier 
ganz  a  priori  schon  behaupten  zu  können.  Die  Untersuchung 
darüber  aber  würde  betreffs  des  griechischen  ziemlich  weit- 
schichtig sein  müssen,  da  hier  gar  mancherlei  zu  berücksichtigen 
sein  würde.  Ich  erwähne  beispielsweise  nur  die  zahlreichen 
Verbalbildungen  auf  -fo»  {-äCw,  -ij^oa),  welche  eine  ergiebige  quelle 
für  ein  vor  dentale  suffixanlaute  vortretendes  tf  (dixatf-rf^io-y^ 
äyrnvia-t^-q,  ägfAca-t^-g)  werden  konnten.  Offenbar  würden 
auch  die  in  manchen  griechischen  verbalformen  auftretenden 
»unorganischen«  (T,  wie  in  ^xcJUv-cr-^v,  inav^-^^v  neben  inm- 
xHjv,  xi»X€t'if'fia$  neben  xixlet-fia^,  bei  einer  solchen  Unter- 
suchung ihre  erklärung  finden  müssen;  sovide  ferner  das  <r  vor 
anderen  nominalsuffixen  als  vor  solchen  mit  dentalem  anlaute, 
das  von  -(r-/iAo-  und  -(r-f*aT-  in  d^-cr-jiM^^,  Jt;-<y-f*a  u.  dgl.  mehr.  — =- 
Auch  betreffs  der  im  germanischen  gebräuchlichen  nebenform 
'Sii-  des  alten  femininen  suffixes  -^,  wie  sie  L  b.  got  an-sH-^ 
ahd.  kun-st  zeigen,  ist  es  mir  von  vorne  herein  keinen  augen- 
blick  zweifelhaft,  dass  die  deutung  ihres  s  im  princip  gar 
keine  andere  sein  kann,  als  die  von  uns  über  -stra-  aufgestellte; 
vergl.  z.  b.  mit  den  genannten  Substantiven  got.  aiPS^s,  ahd. 
kun-st  die  von  denselben  wurzeln  stammenden  II.  pers.  sing, 
praeteritopraes.  ahd.  an-st,  kan-st  (oben  s.  320). 

Doch  erfordert  eben  jeder  einzelne  dieser  vielen  das  >un- 
organische«  s  aufweisenden  falle  seine  gesonderte  betrachtung, 
um  die  muster  feststellen  zu  können,  welche  die  falsche  analogie 
in  jedem  einzelnen  falle  herbeiführten.  Indem  ich  die  suffix- 
form 'Stra-  herausgriff  und  zum  gegenstände  dieser  abhandlung 
machte,  habe  .ich  wenigstens  an  einem  punkte  den  anfang 
machen  und  vorläufig  nur  ein  exempel  statuieren  wollen.  Dient 
dieses  genügend  zur  veranschaulichung  davon,  wie  ich  mir 
denke,  dass  eine  rationelle  erklärung  solcher  auf  den  ersten 
blick  so  räthselhafter  eindringlinge  zwischen  wurzel  (oder  verbal- 
stamm) und  suffix  beschaffen  sein  müsse,  so  ist  mein  nächster 


Ober  das  eingedrungene  s  i.  d.  [loininaleti  suffiiform  -ttra-  etc.      333   ' 

zweck  erreicht,  Sämmtlictie  erscheinungen  dieser  art  in  der 
stammbilduDg  unserer  sprachen  nach  den  angedeuteten  gesichts- 
punkten  Trusammenzurassen  und  in  einem  gesaninitbilde  ver- 
einigt zur  darstellung  zu  bringen,  ist  eine  aufgäbe,  welche  zu 
lösen  sich  mir  hoffenllicii  in  nicht  allzu  ferner  zeit  an  einem 
anderen  orte  geiegenheit  bieten  wird. 

Leipzig,  27.  Januar  1876.  H.  Oslhoff. 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen 
für  die  annähme  einer  einheitlichen 
europäischen  grundsprache? 
>Die   anhänger   der   indogermanischen   stammbaumtheorie 
gebehrden  sich  so,  als  ob  diese  ein  axiom  wäre,  welches  nicht 
ÄDewiesen  zu  werden  brauchte«.    So  habe  ich  voc.  II,  183  ge- 
ihrieben    und   sofort  in  Bezzenbergers   anzeige   meines  buches 
^□ött.   geh   anz.    1875  s.   1318  ff.   eine   neae    bestätigung   di 
Satzes  erhalten.    Es  ist  doch  selbstverständlich,  dass  die  existenz 
3iner  einheitlichen  europäischen  grundsprache  nicht  durch  gründe 
aewiesen  wird,  welche  selbst  erst  aus  dieser  noch  nicht  er- 
wiesenen existenz,  falls  sie  erwiesen  wäre,  folgen  würden.    Wenn 
.ch  sage:  wegen  der  thalsächlichen  Übereinstimmung  von  abulg. 
i,  VA.  se  mit  arischem  f  ist  es  unmöglich,  in  den  es  enthalten- 
den Worten  ein  reines  k  für  die  »europäische  grundsprachea  an- 
eunehmen,  und  mir  Bezzenberger  darauf  antwortet:  diese  über- 
sinstlmmung  ist  reiner  zufall,  eben  weil  die  europäische  grund- 
■^sprache  in  den  betreffenden  werten  reines  k  gehabt  haben  muss, 
so  kann  ich  nur  bedauern,   dass  eine  weitere  discussion  dieser 
frage  zwischen    uns    bei    der   völligen   Verschiedenheit    unsrer 
^Standpunkte    resullatlos   verlaufen   würde.     Ich    habe  a.  a.  o. 
"weiter  geschrieben:    »Selbst  wenn  die  argumenle,    welche  ich 
^afür  beigebracht  habe,    dass   die  Verschiedenheiten  und   die 
übereinslimmungen    zwischen    den   einzelnen    indogermanischen 
sprachen  nur  durch  meine  Lheorie  der  sprachdifferenzirung  er- 
klärt werden  können,  sammt  und  sonders  falsch  wären,  dann 


334  Johannes  Schmidt, 

stünde  meine  theorie  der  slammbaumtheorie  immer  ncxjh  gleich- 
berechtigt gegenüber.     Denn  kein   anhänger  der   letzteren  hat 
bisher  auch  nur  eine  einzige  thatsache  aufgewiesen,  welche  nur 
unter  Voraussetzung  irgend  eines  Stammbaumes  erklärbar  wäre, 
und  so  diese  Voraussetzung  als  richtig,  die  meinige  als  unm^- 
lieh  erwiese.    Vielmehr  steht  alles,  was  bisher  zu  gunsten  einer 
europäischen,   gräcoitalischon  u.  s.  w.  grundsprache  aufgestellt 
ist,   im  besten  einklange  mit  meiner  theorie«.    Seit  ich  diese 
Sätze  geschrieben  habe,  ist  nichts  eingetreten,  was  mich  veran- 
lassen könnte,   auch   nur  ein  wort  an   ihnen  zu  ändern.    Ich 
habe  allerdings   von  Bezzenberger  zu  hören   bekommen,    dass 
eine  Verbreitung  meiner  ansieht  »nach  seiner  Überzeugung  eine  ge- 
sunde weitercntwickelung  unsrer  Wissenschaft  erschweren  würde« 
(a.  a.  o.  1344),  und  würde  über  dies  zuversichtlich  ausgesprochene 
verdammungsurtheil  sehr  unglücklich  sein,  wäre  mir  nicht  von 
anderer  seite  trost  gekommen.     Der  mann,  dessen  vorzeitiger 
tod  von  uns  allen  als  ein  unersetzlicher  verlust  der  Wissenschaft 
beklagt  wird,  Hermann  Ebel,  hat  in  dem  vielleicht  letzten,  was 
er  geschrieben  hat,  erklärt  »an  der  ansieht  fest  zu  halten,  dass 
das  negative  resultat  meiner  Untersuchungen  bisher  noch  nicht 
umgestossen  ist,   und  dass  in  der  that  auch  die  vermittelungen 
da  sind«  (ztschr.  f.  völkerps.  VIII,  472).    So  wage  ich  zu  hoffen, 
dass  es  auch  jetzt  noch  gelehrte  geben  wird,  welche  mich  nicht 
als  Schädiger  der  Wissenschaft  verfehmen. 

In  der  Jenaer  lileraturzeitung  1874  art.  201,  1875  art.  588 
habe  ich  ausgeführt,  dass  das  verhältniss  der  gutturallaute  gegen 
die  annähme  einer  europäischen  grundsprache  spricht.  Heute 
soll  die  gewalligste  stütze  der  europäischen  grundsprache,  die 
Übereinstimmung  in  der  erhöhung  des  alten  a  zu  e  auf  ihre 
haltbarkeit  geprüft  werden.  Eigentlich  ist  sie  durch  Hübsch- 
manns nachweis,  dass  das  armenische  e  und  ei  für  urspr.  a 
und  ai  an  denselben  stellen  hat  wie  die  europäischen  sprachen 
(ztschr.  XXIII  33  f.),  schon  gestürzt.  Es  scheint  aber  nicht  un- 
denkbar, dass  jemand,  um  den  schweren  hieb,  welchen  Hübsch- 
mann gegen  den  Stammbaum  gefülirt  hat,  zu  heilen,  versuchen 
wird,  das  armenische  zu  den  europäischen  sprachen  zu  stellen 
und  alles  dem  widersprechende  als  spätere  einwirkung  der 
eranischen  nachbarn  zu  erklären,  wie  es  Fick  mit  dem  phrygischen 
gemacht  hat.  Daher  wird  es  nicht  überflüssig  sein,  die  Ver- 
breitung des  e  in  Europa  selbst  etwas  näher  anzusehen. 


Was  beweist  dii£  e  der  i>ut'Upäi schien  siirauhen  ele.  33& 

Wenn  zwei  oder  mehrere  sprachen  eine  unui-sprüngliche 
erscheinung  mit  einander  gemein  haben,  welche  sich  in  den 
übrigen  verwandten  nicht  findet,  so  folgern  die  anhänger  der 
stanimbaumtheorie  daraus  sofort,  dass  diese  sprachen  von  einer 
spraclie  abslamraen,  welche  schon  vor  ilirer  spaltung  diese  un- 
ursprüngliche erscheinung  besass.  Wir  wissen  aber  schon,  dass 
sich  eine  solche  übereinslimmur^  auch  ganz  anders  heraus- 
^bildcL  liuben  kann  (s.  voc.  II,  lÖ6ff.)  und  für  den  Stamm- 
baum gar  nichts  beweist,  so  lange  nicht  positiv  bewiesen  ist, 
e  nur  auf  dem  vorausgesetzten  wege  entstanden  sein 
iann.  Die  Ihatsaclie,  dass  die  europäischen  sprachen  wesent- 
lich übereinstimmend  «;  haben,  beweist  von  vornherein  für  die 
annähme  einer  einheitlichen  europäischen  grundsprache  mit  e 
an  den  betreffenden  stellen  ebenso  wenig,  ^^'ie  die  thatsacbc, 
i  die  hochdeutschen  dialekte  eine  zweite  lauiverschiehung  er- 
litten haben,  für  die  annähme  einer  einheitlichen  hochdeutschen 
Ursprache  mit  vollzogener  zweiter  Verschiebung  beweist.  Wie 
liese  lautverscliiebung  erwiesenermassen  allmählich  von  süden 
lach  norden  vorgerückt  ist  (Braune  in  seinen  beitr.  I,  1  ff.), 
o  kann  aucli  die  erhöhung  von  «  zu  e  auf  ii^end  einem  punkte 
begonnen  mid  sich  allmählich  fortschreitend  über  ein  grösseres 
lebiet  verbreitet  haben.  Sollten  sich  gründe  für  diese  annähme 
ndeu  —  gründe  gegen  sie  sind  noch  von  niemand  vorgebracht 
ft'orden  — ,  so  würde  das  übereinstimmende  e,  weit  entfernt 
aine  einiieitliche  europäische  Ursprache  zu  ei'weisen,  vielmehr 
^en  diese  annähme  sprechen.  Dass  dies  der  fall  ist,  folgt 
^bon  aus  Ficks  geständniss,  dass  »das  e  nachweislich  innerhalb 
sder  der  europäischen  einzelsprachen,  nachdem  es  einmal  aus- 
geprägt war,  stark  um  sich  gegriffen  hal<  (spracheinli,  177)- 
'^A'ir  wollen  jeiloch  etwas  näher  auf  die  sache  eingehen. 

Die  worle,  welche  überall,  wo  sie  in  Europa  erscheinen,  e 
Kiaben,  geben  gar  keinen  aufschluss  über  die  entstehung  des- 
JBeLben.  Der  aufschluss  wird  nur  von  denen  zu  erhalten  sein, 
Xcelche  bei  überwiegendem  e  auch  in  Europa  nocli  irgendwo 
»uit  a  ei'haiten  sind.  Das  zahlwort  »vier«  lautet  lit.  keturl, 
sbulg.  idyrije,  got-  fidcür,  axc.  eethir,  giiech.  zioaaQtf,  osk. 
^xtora,  umbr.  petur-,  aber  lat.  qttattuor.  Dass  qualbwr  eine 
Rückbildung  aus  *y?icHHor  sei,  hat  wohl  noch  niemand  be- 
luiuptel;  wäre  letzteres  einst  vorhanden  gewesen  und  umge- 
staltet worden,  dann  würde  *catiu&r  entstanden  sein  wie  colo 


1 


336  Johannes  Schmidt, 

aus  *qfido^  vgl.  inquilmus.  Das  a  von  quaUuor  muss  als  direo 
ter  nachkomme  des  ursprunglichen  a  angesehen  werden.  Fick 
spracheinh.  178  erklärt  also  folgerichtig,  »dass  wir  uns  dies 
Zahlwort  wegen  lat.  quattuor  in  der  europäischen  grundsprache 
nur  als  katvar  denken  dürfen«.  Um  die  existenz  von  quaümor 
unter  der  Voraussetzung  des  Stammbaumes  überhaupt  möglich 
zu  machen,  muss  man  annehmen,  dass  sämmtliche  untergrund- 
sprachen zwischen  der  europäischen  und  dem  latein,  die  süd- 
europäische, gräcoitalische  und  italische,  das  a  gehabt  haben, 
denn  sonst  könnte  es  im  lateinischen  nicht  erhalten  sein.  Der 
geschichtliche  verlauf  raüsste  also  folgender  gewesen  sein.  Europ. 
kcUvar  ward  nordeurop.  Jcetvar,  blieb  aber  südeurop.  katvar. 
Aus  südeurop.  kcUvar  ward  air.  cethir,  zufällig  im  vocale  mit 
dem  nordeurop.  stimmend,  dagegen  blieb  das  a  im  graecoita- 
lischen.  Aus  gr.-it.  katvar  ward  griech.  rarfa^,  zufällig  im 
vocale  mit  dem  kelt.  und  nordeurop.  stimmend,  im  uritalischen 
dagegen  blieb  a.  Aus  urital.  quoituar  ward  osk.  umbr.  jpefor, 
zufällig  im  vocale  mit  dem  griech.  kelt.  nordeurop.  stinunend. 
Man  darf  wohl  auf  die  ant^vort  gespannt  sein,  welche  jemand, 
der  diese  drei  Zufälligkeiten  anzunehmen  bereit  ist,  auf  die 
frage,  warum  er  denn  dieselben  drei  Zufälligkeiten  nicht  in  allen 
Worten  mit  e  annehme,  geben  wird.  So  gut  wie  osk.  petora^ 
umbr.  petur,  griech.  riaaaQsg,  air.  cethir  nur  zufällig  mit  liL 
keturl,  abulg.  cetyrije,  got.  fidvör  übereinstimmen  sollen,  ebenso 
gut  können  alle  die  worte,  für  deren  europ.  e  nach  Ficks 
rechnung  die  grösstmögliche  Wahrscheinlichkeit,  nämlich  die 
Übereinstimmung  der  sechs  »hauptsprachen«  griech.,  ital.,  kelt., 
lit.,  slav.,  germ.,  —  welche,  vom  lat.  quatiuor  abgesehen,  ja 
alle  sechs  auch  auf  europ.  "^ketvar  führen  —  besteht,  auch 
nur  zufällig  übereinstimmend  e  haben.  Dem  vorurtheilslosen 
denken  bleibt  nur  folgende  alternative.  Entweder  stimmen 
alle  e  ebenso  wie  in  keturi,  öetyrije  u.  s.  w.  nur  zufallig 
überein,  dann  beweist  ihre  Übereinstimmung  nicht  das  mindeste 
für  die  annähme  einer  einheitlichen  europäischen  grundsprache 
mit  e  an  den  betreffenden  stellen.  Oder  die  übereinstimmenden 
e  in  den  benennungen  der  zahlen  fünf,  sechs,  sieben,  zehn  u.  s.  w. 
bei  Fick  stehen  mit  einander  in  historischem  zusammenhange, 
dann  müssen  auch  die  e  von  petora,  tiaaageg  u.  s.  w,  mit 
einander  in  eben  demselben  zusammenhange  stehen.  Letztere 
können  aber  nicht  aus  einer  einheitlichen  europäischen  grund- 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen  etc.  337 

form  ketvar  hergeleitet  werden,  das  verbietet  qtwUuAr.  Also 
ist  für  kein  einziges  der  worte  mit  übereinstimmendem  e  die 
annähme  eines  europäischen  Wortes  mit  e  nothwendig.  Denn 
so  gut  wie  europ.  keUvar  in  den  sechs  europäischen  haupt- 
sprachen sein  erstes  a  za  e  gewandelt  hat,  kann  die  europ. 
gnmdsprache  auch  panka,  svaks,  saptan,  dakan  u.  s.  w.  noch 
mit  a  gehabt  haben,  trotzdem  alle  sechs  hauptsprachen  in  deren 
desoendenten  e  zeigen^).  Folgerichtig  erweisen  dann  die  Über- 
einstimmungen der  europäischen  sprachen  in  e,  mögen  sie  an 
zahl  so  gross  sein,  wie  sie  wollen,  keine  einheitliche  europäische 
Grundsprache  als  geschlossene  einheit  gegenüber  den  arischen 
und  als  mutter  der  späteren  europäischen  sprachen. 

Welchen  der  beiden  allein  möglichen  wege  wir  auch  ein- 
sddagen,  auf  jedem  gelangen  wir  nothwendig  dazu,  die  existenz 
einer  einheitlichen    europäischen    grundsprache    zu   verneinen. 
Das  a  von   qtuUttwr  ist  einzig  und   allein    unter  der  Voraus- 
setzung begreiflich,  dass  auf  irgend  einem  oder  mehreren  punk- 
ten des  europäischen  Sprachgebietes  das  erste  a  von  katvar  zu 
«  erhöht  wurde,  und  dass  die  erhöhung  sich  dann  allmählich 
üb^  das  ganze  Sprachgebiet  verbreitete,  nur  einen  winkel  nicht 
erreichte,   in   welchem   katvar  bestehen   blieb   und   später  zu 
T*oituar  wurde  ^).    Es  mögen  hier  nun  weiter  worte  aufgeführt 
Verden,    welche   bei  mehr  oder  weniger  überwiegendem  e  in 
eioem  winkel  des  Sprachgebietes  das  alte  a  erhalten  haben, 
armen,  inn  aus  *envan  (Hübschmann  a.  a.  o.),  griech.  ivvia^ 
lat.  novem  aus  ^neveni,  got.  miiw,  lit.  devym,  abulg.  dev^l^ 
preuss.  neuyjnts  nonus,  aber  brit.  nau  wie  arisch  navan; 
iit.  pilnas,  urslaw.  pl^lnU,  got.  ftdls  aus  ^peltM-s  •),  lat.  plenus 
aus  *pelnns,  aber  air.  com-ldn  plenus,   ccymralnad  impletio 
aus  *pdlnar  (voc.  II,  354.  370); 
^4rmen.  meis,  griech.  ikiyaq^  got.  mikils,  anord.  miök  (=  *meku), 
aber  air.  magh-,  ntaighne  aus  *fnagnio-  (Stokes  beitr.  VIII, 
339  no.  462),  lat.  magnus  wie  skr.  tnahatU-;  im  comparativ 


^)  Für  dakan  würde  diese  annähme    an   armen,  tarn  (Hübschmann 
»^hr.  XXni,  38)  eine  stütze  finden. 

*)  Armen,  charkh,  o  aus  a  Hübschmann  a.  a.  o. 
")  German.  o,  u  ist  vielfach  vor  r,  l,  n,  m  aus  e  entstanden,  besonders 
^e  hier  in  ursprünglich  unbetonten  silben  (skr.  piirwa-Ä),  vgl.  Amelung 
*»cbr.  f.  deutsches  altert.  XYIH,  195  f.  204  f.    Hiernach  ist  Vemers  aus- 
^^^Dg  ztschr.  XXni,  134  etwas  zu  modificiren. 


I 


338  Johannes  Schmidt, 

hat  nur  das  griech.  fiil^cdp,  fAsii;<ov  e  gegen  lat.  major, 
tnagis,  air.  mda,  tnöa,  corn.  nwy,  moghya  (Windisch  Gurt* 
no.  462^,  got.  tnais,  maiza, 

armen,  mnal  bleiben  aus  *menal  (Hubschm.  s.  34),  griech. 
fAipcn,  aber  lat.  maneo  wie  abaktr.  apers.  man; 

ahd.  ebar,  abulg.  v-^pr^,  aber  lat.  aper; 

ahd.  imbi,  griech.  ifATtig,  aber  lat.  apis; 

urslaw.  po^rpq,  anord.  hrJf  (aus  ^kerpa  voc.  II,  460),  aber 
lat.  carpo; 

ahd.  chemo,  got.  faiurn  aus  ^gema-m  s.  d.  vorige  anm.,  lit 
zimis,  urslaw.  ztmo,  aber  lat.  granum  aus  '^gamum; 

griech.  nXc-lov,  lat.  ple-ores,  air.  /ia  mehr,  aber  anord. /fein, 
d.  i.  urgerm.  ^fta-iz-a; 

griech.  fi^v  fAsig,  lat.  mUnsis,  air.  iwf,  gen.  mis  (Gurt.  *  no, 
471),  lit.  mSnä^  preuss.  menius  (Ness.  thesaur.),  abulg. 
tn^qc^,  aber  ahd.  mano; 

griech.  iQsßog,  got.  Wgt«,  aber  anord.  rökr  aus  *fatii5,  *raJm8 
wie  skr.  ra/ew; 

armen,  es,  griech.  iymv,  lat.  egro,  got.  ik,  aber  abulg.  offl  wie 
abaktr.  azem,  apers.  a(iam,  skr.  aham;  von  den  baltischen 
sprachen  hat  das  lettische  zum  germanischen  stinunend  es, 
das  litauische  aber  eine  zum  germanischen  und  eine  zum 
slavischen  stimmende  form:  »alt  und  vielleicht  nieder- 
litauisch esz€  (Schleicher  gramm.  217),  so  im  königsberger 
psalter  v.  j.  1625  (Bezzenberger  lit.  u.  lett.  drucke  II  s. 
XXIV),  dagegen  im  katech.  v.  1547  (Bezz.  I  s.  11,  8)  a>sck 
wie  in  der  heutigen  Schriftsprache.  Das  preussische  pro- 
nomen  wird  im  II.  katechismus  es,  im  I.  und  DI.  as  ge- 
schrieben und  ward  a^s  gesprochen,  wie  im  verfolg  dar- 
gethan  werden  wird.  Es  lässt  sich  also  nicht  einmal  eine 
einheitliche  urlitauische  grundform  construiren. 

griech.  ivi,  iv,  lat.  air.  got.  in,  lit.  {,  preuss.  en,  a»  (kat.  III), 
an^  en  (kat.  I),  aber  abulg.  vU,  q-  aus  *an; 

griech.  atiQvov,  ahd.  stirna,  aber  abulg.  strana; 

griech.  viog,  lat.  novus  aus  *nevos,  got.  niujis,  preuss.  neutcenen 
(katech.  II),  aber  fiawans,  tiauns  (katech.  I,  lü),  lit.  na^jas, 
abulg.  nom  (späte  wandelung  aus  *navti,  Voc.  II,  156. 
169  f.)  wie  arisch  nava-; 

griech.  xsQaög,  lat.  cervus,  ahd.  hirurZ,  aber  cymr.  karu 
(Windisch,  Gurt.  *  no.  50),  lit.  kdrve^  abulg,  krava  kuh; 


r 


Was  beweist  dos  e  der  europäischen  sprachen 


griech.  tnTTog,    lat.  egam,   air,  eck,    as.  chtt,   aber  lit.  as^r« 

(preuss.  aswinim  pferdemilcU) ; 
griech.  lag,  lat.  vSr  aus  *«eser,  air.  wra/A  (Ebel  gr.  ceU.  55), 
abulg.    vesna,    aber    anord.    var,    lit.    vasarä    me    abakti'. 
mjiÄrrt-,  skr.  pasanla-; 
griech.    lantQog,   lal.  vespt-r,  air.   fpscor,    abulg,  veccrS,   aber 

lit  vdkaru»; 
laL    eer&um,    gol.    laiirrf    aus   '^Tfd/Mi-m   (s.    337    anm.   3), 

preuss.  wiräs  worl,  aber  Ht.  värdas  name; 
Kriech,  ieti,  lat.  est,  got.  is(,  abulg.  jesU,  \\\.  isti,  preuss.  est 

(kat.  11),  ast  (kat.  1,  IIJ),  air.  is,  as  wie  arisch  asii; 
anord.  hiam,  hritn,  russ.  seretHi,  aber  lit.  seorMÖ  pruina  (Voc, 

11,  76.  340.  457); 
Ijl,  tenvas  dünn,  urslaw.  linihä  (voc.  II,  55).  anord.  thunnr, 
ahd.  dttwni  aus  *ttw«was,  *tktmvjas  und  diese  aus  *ten«aß, 
*lenvjas   (s.   337   auni.  3),    cymr.  teaeu  (Zeuss"    109),   lat. 
fenuis,   aber    air.  tana,    griech.   tupv-,    rayaög   wie  skr. 
tattüs; 
'  lit.   lengvas,  abulg.  iJ^aArü,   got.  leihts  aus  *^A/5,   lat.   levis, 
aber  air.  fa^u  minor   aus  *lagiu,   griech.  iHax''?  ^'^  s'^''- 
Idj^Aii-s; 
lil-  pa-si-gendü,  abulg.  i^ati,  lat.  pre-liendo,  griech.  x**'*"/*"* 

aus  "x^yi-eofiai,  aber  x'"'«!«*''»  (voc.  I,  73); 
'l^t.  (^-fcndo,  got.   ^'f^  aus  "benda,    abulg.  o-frida,  ö^cJa  aus 
*be»da,  griech.  ti«»'^  neben  7rai>  aus  n-«*'i^   wie  skr.  hodh 
(voc.  1,  9af.); 
'■Kot.    qima,'  lal.   KUtKo,    aber   griech.   ßaivm   aus    *iSKVJo)    wie 

skr.  gam. 
'  *ir.  ben,  gean  weib  (Windisch  Gurt.*  no  128,   Stokes   beitr. 
VIII,  318),  got.  qinö,  abulg.  eena,  preuss.  geimo,  aber  böot. 
ßavti  wie  skr,  jani. 

In  dies  verzeichniss  sind  nur  solche  worte  aufgenommen, 
**lche  Kweifellos  aus  einer  und  derselben  grundforni  entstanden 
"'^d  und  in  melir  als  einer  spräche  e  liaben.  Dabei  habe  ich 
""^n  anhängern  der  stamndjauintheorie  die  von  mir  natürlich 
^*^ht  anerkannte  concession  gemacht,  griechisch-italisch  und 
^lAwisch-Iilauisch  als  je  eine  spräche  zu  rechnen,  also  worte, 
*<dche  nur  in  je  einer  dieser  gruppen  e,  in  anderen  sprachen 
**  Ilaben,  gar  nicht  aufgenununen.  Wer  mehr  zeit  bat,  als  mir 
(5«8onwärtig  zu  geböte  steht,    wird  das  verzeichniss  leicht  be- 


340  Johannes  Schmidt, 

Irächtlich  erweitem  können.  Fick  spracheinh.  179  hat  33 
nominalbildungen  mit  »europäischem«  e,  mein  verzeichniss  ent- 
hält, qtMMuor  eingerechnet,  29  nomina  (pronomina,  zahlworte) 
mit  mimöglich  europäischem  e;  es  wird  also  fär  jeden,  der  ohne 
vorurlheil  an  die  frage  heran  tritt,  die  thatsache  über  allra 
zweifei  erheben,  dass  es  eine  verhältnissmässig  nicht  geringe 
anzahl  von  Worten  gicbt,  welche  in  mehreren  europäischen 
sprachen  übereinstimmend  e  haben,  für  welche  aber  trotzdem 
kein  ureuropäisches  e  angesetzt  werden  darf,  weil  auch  in 
Europa  das  alte  a  noch  vorkommt.  Die  erhaltenen  a  obiger 
29  Worte  vertheilen  sich  in  folgendem  Verhältnisse  über  die 
einzelnen  europäischen  sprachen:  germ.  4,  slaw.  5,  kelL  7, 
lat.  7,  griech.  6,  lit.  8.  In  keiner  einzigen  spräche  also  ist  die 
tonerhöhung  des  a  zu  e  consequent  durchgeführt,  jede  hat  dnen 
oder  den  anderen  nachzügler  mit  altem  a  bewahrt.  Ja  manche 
der  Worte  machen  den  ansatz  selbst  der  jüngsten  art  von  Ur- 
formen unmöglich.  Wie  lautete  die  uritalische  form  von  quattuar 
petor-,  die  urbaltische  von  lit.  äsz  ese,  die  urgermanische  voa 
röhr  riqis?  Die  meisten  alten  a  sind  im  litauischen  erhalten, 
das  slawische,  welches  zu  den  arischen  sprachen  sonst  in  ziem- 
lich demselben  Verhältnisse  steht  wie  das  litauische  hat  weit 
weniger  a. 

Auffällig  wird  es  erscheinen,  dass  das  griechische,  welches 
doch  sonst  dem  arischen  so  nahe  steht,  nur  mit  6  a  im  ver- 
zeichniss erscheint,  während  das  dem  arischen  femer  stehende 
lateinische  7  a  aufweist.  Der  gmnd  ist,  dass  ich  die  a,  welche 
vor  oder  hinter  q  einem  e  der  übrigen  europäischen  sprachen 
gegenüberstehen,  aus  dem  Verzeichnisse  fortgelassen  habe,  weil 
sie  eine  besondere  besprechung  erfordern.  Bekanntlich  findet 
sich  in  dorischen  mundarten,  besonders  der  lokrischen  vielfach 
a^,  ga  an  stelle  von  €q,  ge  der  übrigen  mundarten  oder  des 
lateinischen.  Allen,  der  die  erscheinung  stud.  III,  218  ff.  be- 
handelt, hält  diese  a  für  ursprünglich.  Sind  aber  die  a  z.  b. 
von  lokr.  q^ageiv^  j:€(fnagtog^  natäga  ursprünglicher  als  die  $ 
von  ipigsiv^  kanigioq^  nav^ga,  lat.  fero,  vesper^  pater^  wo  bleibt 
dann  die  graecoitalische  gmndsprache?  Allen  sucht  diesen 
Widerspruch  zu  bemänteln,  Brugman  hat  ihn  aber  richtig  er- 
kannt (stud,  V,  328  f.).  So  viel  steht  fest :  ist  das  a  von  tpaqs^v 
das  aus  der  Ursprache  bewahrte  a,  dann  ist  die  annähme  einer 
einheitlichen  graecoitalischen  grundsprache  unmöglich;  soll 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen  etc.  341 

QT^rache  gehalten  werden,  dann  müssen  die  ihr  widersprechen- 
den a  als  ruckbildungen  aus  e  erklärt  werden.  Letzteres  thut 
firagman.  Er  hat  durch  reiche  materialsammlungen  gezeigt, 
dass  in  jüngeren  sprachen  vielfach  e  vor  r  zu  a  geworden  ist. 
Ich  selbst  habe  dies  material  durch  poln.  ar  aus  urslaw.  Kr  ver- 
mehrt (voc.  II,  41.  4ö),  bin  also  weit  entfernt  die  physiologische 
thatsache  im  allgemeinen  zu  bezweifeln.  Für  das  griechische 
muss  ihre  geltung  aber  ausdrücklich  bewiesen  werden,  ehe  man 
sie  zur  erklarung  griechischer  lautverhältnisse  benutzen  darf, 
fin  lautgesetz  wie  im  polnischen  waltet  in  den  genannten 
dialekten  nicht,  das  beweisen  z.  b.  ikiqog^  niQ  der  opuntischen 
ioschrifl,  wir  haben  es  nur  mit  einer  lautneigung  zu  thun. 
Das  ^  hat  ersichtlich  eine  rolle  dabei  gespielt.  Aber  hat  es 
durch  seine  klangfarbe  das  alte  a  vor  der  erhöhung  zu  e  ge- 
schützt oder  ein  schon  zu  e  erhöhtes  wieder  zu  a  gewandelt? 
Darauf  ist  meines  erachtens  noch  keine  stichhaltige  antwort  ge- 
geben. Brugman  will  gerne  zugeben,  dass  keine  nöthigung  vor- 
liege das  a  von  g>dQ€$v  aus  s  herzuleiten,  ist  aber  der  ansieht, 
dasB  die  a  von  feanaQtogy  navaQa^  dvq>o%aQoav  aus  $  entstanden 
seien,  nur  weil  die  graecoitalische  grundsprache  in  diesen  Worten 
schon  e  gehabt  habe.  Wer  nicht  an  die  graecoitalische  grund- 
sprache »glaubt«,  wie  Brugman  sagt,  kann  diesen,  den  einzigen 
für  die  entstehung  des  a  aus  b  vorgebrachten  grund  nicht  gelten 
Ijösoi.  Wollte  man  ihn  anerkennen,  so  wäre  man  gezwungen 
Auch  die  a  von  xaw-^  ii-a%vg,  %avddv(a^  wz.  ttcx^,  ßaivooy  ßavä^ 
Vattwr^  magnus^  maneo,  aper,  apis  und  nicht  minder  alle 
übrigen  a  unseres  Verzeichnisses  als  ruckbildungen  aus  e  zu  be- 
trachten, wofür  ich  keinen  grund  sehe,  da  eine  einwirkung  be- 
stimmter o-farbiger  laute  auf  den  vocal  nicht  nachzuweisen  ist  ^). 
&  ist  also  nichts  vorgebracht,  was  hinderte  anzunehmen,  dass 
i&  doi  von  Allen  verzeichneten  dialektischen  formen  das  alte 
a  durch  die  klangfarbe  des  q  bewahrt  geblieben  ist.     Indem 


*)  Griechisches  a  gegenüber  e  anderer  europäischer  sprachen  findet  sich 
Q  obigen  betspielen  und  in  weiter  unten  zu  behandelnden  suffixalen  silben 
^^Bisr  TOT  if  nur  vor  y  oder  an  stelle  von  an,  falls  nämlich  iXaxvg  aus 
*f^W  entstanden  ist,  was  im  hinblick  auf  lit.  UngvaSy  vorgerm.  *Unhts 
viebt  oninOglich  erscheint.  Da  nasale  nicht  a-farbig  sondern  u-farbig  sind 
(^otl,  180;  n,  334  f.),  ausserdem  mehrfach  ty  neben  a  erscheint  {ßiyS-og: 
Mt(^  nip9t^:  ifMof,  ^/cvcT-tfo/ia*  x^^^^f*^^'  ^X**^^^)^  können  wir  in  diesen 
'^  keine  rfldcbildong  von  tr  zu  ay  oder  a  annehmen.    Vielmehr  scheint 


342  Johannes  Schmidt, 

ich  dies  annehme,  glaube  ich  unter  dem  schütze  von  Curtii 
zu  stehen,  da  er  sagt:    »in  der  nachbarschaft  eines  q  sind 
Griechen  mehr  zur  bewahrung,  die  Römer  zur  Veränderung 
a  geneigte  (Ber.  d.  sächs.  ges.  1864  s.  14),    Verhält  es  sich 
dann  kommen  zu  dem  obigen  Verzeichnisse  noch  hinzu: 

got.  bairuy  abulg.  berq,  air.  biru,  hiur,  lat.  fero,  griech.  g^i^ 
aber  lokr.  q>dQ(o  wie  arisch  bharami; 

armen,  sirt,  lit.  sjnrdis,  urslaw.  sürdice,  got.  hairtöy  air. 

aber  griech.  xagdia  wie  abaktr.  mredhaem^  skr.  hordi,  hr^; 

lit.  skrebiu  bin  trocken,  preuss.  sen-skrenip-ümanj  runzel,  mtwd, 
schrimpfe,  aber  griech.  naQtpta  (voc.  II,  491). 

got.  hvaimeij   lat.  cemuus^   griech.  9t€(ßavi^a$,  aber  ndqch^^ 
na{}iivov,  xgdva^  xqäviov  (voc.  II,  314). 
Dann  steigt  die  sunmie  unseres  Verzeichnisses  auf  33  und  das 
griechische   hat  nicht  6  sondern  10,  mit  j:€a7TdQtog   11  alte  a 
bewahrt,  d.  h.  mehr  als  irgend  eine  andere  europäische  spräche. 
Ordnen  wir  die  sprachen  nach  der  zahl  der  erhaltenen  a  so 
ergiebt  sich  die  reihenfolge:  griech.  11,  lit.  8,  lat.  kelt.  7,  slaw. 
5,  germ.  4.    Übrigens  lege  ich  auf  diese  zahlen  wenig  gewicht, 
da   sie   zu   unbedeutend   sind   um   positiv  das  verhältniss  der 
sprachen  zu  einander  zu  beweisen.    Hinreichend  sind  sie  um 
das    negative    resultat,    die   Unmöglichkeit    einer    einheitlichen 
europäischen  Ursprache  fest  zu  stellen. 

Bekanntli(jji  giebt  es  auch  worte,  welche  nur  ganz  ver- 
einzelt in  einer  oder  der  anderen  spräche  mit  e  erscheinen. 
Deren  c,  sofern  es  nicht  durch  klar  erkennbare  lautneigungen 
oder  gesetze  im  sonderleben  der  einzelsprachen  entstanden  ist 
(z.  b.  lat,  per-fectus:  factt4S,  die  germanischen  umlaute,  suffixales 
c  im  mittelhochdeutschen,  u.  a.),  zeugt  natürlich  ebenso  gegen 
die  einheitliche  europäische  grundsprache  wie  die  bisher  be- 
handelten. Wir  haben  noch  nicht  das  mindeste  recht,  das  s 
z.  b.  von  iyyvg  für  jünger  als  das  von  öixa  zu  erklären,  ersteres 
ist  nur  griechisch,  letzteres  allgemein  europäisch.  So  lange 
nicht  das  gegentheil  erwiesen  ist,  müssen  wir  annehmen,  dass 


der  bei'gang  folgender  gewesen  zu  sein:  neben  urspr.  an  entwickelte  sich  durch 
die  dehnende  kraft  des  nasals  an  oder  ä,  welches  durch  seine  länge  der 
tonerhöhung  mehr  widerstand  leistete  als  an  (vgl.  Voc  II,  325).  Als  am 
%u  tv  erliöht  ward,  behielten  an  und  n  ihre  alte  klangfarbe,  verkürzten 
sich  aber  später  (s.  Voc.  I,  121).  Z.  b.  neben  *bhandhas  entwickelte  sieh 
*bhädhaa,  ersteres  ward  niv^^i,  letzteres  *näB^ogj  näStoq. 


beide  zu  derselben  üeit  entstanden  »ind  und  nur  das  gebiet, 
jfiber  welches  sich  die  tonerhöhung  erstieckt  hat,  verschieden 
Amelung,  der  das  fortschreiten  der  wjindelung  von  a  zu  e 
innerhatb  der  ei  nzelsp  rächen  mit  dem  oben  gemachten  Yor- 
l>ebalte  leugnet,  suclit  dennoch  die  europäisclie  grundspiache  zu 
ipetten,  indem  er  annimmt,  »es  lagen  in  all  diesen  fällen  in  der 
europ.  grundsppache  doppelte  bitdungen  vor,  die  eine  mit  «,  die 
Uidere  mit  e,  beide  der  bedeulung  nach  charakteristisch  ver- 
fcbieden;  die  eine  spräche  habe  nur  diese,  die  andere  nur  jene 
«ortform  für  beide  bedeutungen  beibehalleii«  (ztschr.  f.  deut- 
sches altert.  XVIII,  174).  Wo  es  sich  um  worte  Iiandelt,  bei 
4enen  eine  differenzirung  der  bedeulung  überhaupt  möglicli  ist, 
'ISsst  sich  dies  auskunftsmittel  nicht  ganz  von  der  band  weisen, 
nur  ist  natürlich  jeder,  der  zu  ihm  greift,  verpfliclitet  das 
aebenein  au  derbes  tehen  der  beiden  formen  mit  a  und  mit  e  in 
piner  und  derselben  apraclie  mit  charakteristisch  verschiedenen 
bedeutungen  wirklich  naclwuweisen,  was  bisher  noch  nicht  ge- 
schehen ist.  Für  den  zweck  dieser  zeilen  genügt  es,  zu  betonen, 
]as  es  Worte  giebl,  welche  sich  dieseni  auskunflsmiltet  auf  das 
DUchiedenste  widersetzen.  Ich  wenigstens  bin  ausser  stände 
oir  vorzustellen,  welcher  art  die  charakteristische  bedeutungsver- 
cliiedenheit  zwischen  agam  und  egam  ■»ich*,  navan  und  ncvan 
|»xieun<,  katvar  und  ketvar  >viert,  ani  und  eni  »in«  gewesen 
Fernei'  steht  Amelung  die  thalaache  entgegen,  dass  in 
bialen  silben  die  selben  Verhältnisse  walten  wie  in  wur- 
bilben.  Ehe  ich  zu  deren  besprechung  übergehe,  ist  aber 
1  die  qualität  des  e  in  den  europäischen  sprachen  zu  be- 
ichten. 

Fick  spracheinb.  177   sagt,   die  umwandelung  von  a  zu  e 
*6i  bereits  innerhalb  der  europäischen  einheilsperiode  vollzogen, 
:  näher  anzugeben,   welchen  laut  wir  unter  e  zu   verstellen 
*ben.    Vorsichtiger  drückt  sich  Curtius  ber.  d,  sächs.  ges.  1864 
*■  19   aus.     Er  nimmt   für   die  europ.   grundsprache  nur  eine 
^dünnung  des  o  in  anspruch,     »Dass  der  dünnere  voeal,  in 
■""1  ein  Iheil  der  o-laute  überging,  schon  ein  vollständiges  e  ge- 
,  brauchte  man  gerade  nicht  anzunehmen,  wir  bedürften 
flW"  eines  vocals,  der  im  Übergänge  zu  e  begriffen  wäre«.    Ficks 
kann  sehr  leicht   zu   dem   missverständnisse   Veranlassung 
J^l*€n,  als  ob  durch  das  schriftzeichen  e  überall  derselbe  laut 
"•«gedrückt  würde.    Das  ist  thatsächüch  nicht  der  fall.    Curtius' 


344  Johannes  Schmidt, 

salz  ist,  falls  überhaupt  eine  europäische  grundsprache  an- 
zunehmen ist,  durch  seine  Unbestimmtheit  richtig,  verdeckt 
aber  eine  tiefe  kluft  innerhalb  des  europäischen  Sprachgebietes. 
Unter  europ.  e  haben  wir  bei  Curtius  einen  nur  negativ  be- 
stimmten laut  zu  verstehen,  der  weder  a  noch  i  ist  aber 
zwischen  beiden  liegt.  Die  übergangslaute  zwischen  a  und  • 
giebt  Brücke  an  als  a,  a«,  e^,  e,  f,  die  selbe  anzahl  unterscheidet 
Lepsius.  Nun  ist  es  sehr  schwer,  vocale  todter  sprachen 
physiologisch  genau  zu  bestimmen,  zumal,  wenn  es  sich  nicht 
um  den  vocal  eines  einzelnen  wortes  sondern  um  den  ganzer 
wortreihen  handelt.  Folgendes  glaube  ich,  wird  man  trotzdem 
als  feststehend  anzusehen  haben.  Griech.  c  war  Brückes  e  (i 
ferm6  der  Franzosen,  deutsches  e  in  ewig),  da  seine  dehnung  in 
den  meisten  dialekten  durch  £i  bezeichnet  wird^  ebenso  das 
italische  e,  da  es  auch  ohne  nachweisbare  einwirkung  «-farbiger 
consonanten  vielfach  zu  i  wird  (man  sehe  das  material  bei 
Corssen  II  ^  257  flf.,  Bruppacher  osk.  lautl.  25,  Aufrecht-Kirch- 
hoflf  I,  27  f.).  Denselben  lautwerth  verräth  das  germanische  e 
durch  seine  tendenz,  durchweg  in  i  überzugehen,  wo  es  nicht 
durch  folgende  laute  aufgehalten  wird.  Denselben  lautwerth 
müssen  wir  für  das  slawische  e  wegen  seiner  nahen  berührung 
mit  X  annehmen.  Das"  litauische  e  dagegen  ist  Brückes  c*  {e 
ouvert  der  Franzosen,  deutsches  e  in  echt)  und  läuft  gegen  den 
schluss  seiner  articulation  ganz  oder  fast  ganz  in  a  aus;  näheres 
s.  bei  Kurschat  laut-  und  tonlehre  6,  wtb.  I,  XI,  Schleicher 
gramm.  7.  In  zemaitischen  drucken  findet  sich  dafür  auch  o, 
in  (Schleicher  s.  32),  Dauksza  i.  j.  1599  schreibt  e«:  cUwe^, 
k&'lo,  ze^me,  dükte^  u.  a.;  man  sehe  die  von  Geitler  lit  stud. 
15  mitgetheilte  probe.  Ebenso  ist  das  lettische  e  überall  ein  e 
ouvert,  wo  es  nicht  durch  einwirkung  folgender  heller  (palataier) 
laute  zum  e  ferme  gewandelt  ist,  s.  Bielenstein  I,  39  f.  Nur 
vor  n,  m,  r,  l,  s,  welche  in  vielen  sprachen  i-farbig  werden*), 
ist  das  e  im  lit.  lett.  sehr  oft  zu  i  geworden,  wie  hier  nicht 
weiter  ausgeführt  werden  kann.  Das  von  folgenden  lauten  un- 
abhängige lit.  lett.  e  ist  durchweg  Brückes  e*  und  steht  dem 
ursprünglichen  a  um  eine  stufe  nälier  als  griech.  ital.  germ. 
slaw.  c.    Das  preussische  hat  urspr.  a  bis  zu  i  gewandelt  eben- 


>)  Im  altbaktrischen  färben  r,  n,  m  vorhergehendes  a  vielfach  zu  e,  s. 
Schleicher  comp.*  s.  40.  47. 


Wns  heweiat  Hhü  e  der  europSiBchen  sprachen  etc. 


345 


falls  nur  vor  »,  m,  r,  t ').  Vor  allen  anderen  iautcn  ist  e  be- 
walirt  geblieben  und  zwar  noch  a-ähnlicher  als  das  lit.  und 
letl.  e.  Während  lit.-lett.  e  =  Druckes  c"  ist,  muss  preuas. 
«  =  Brückes  a'  {engl,  a  in  fat,  das  a  in  gezierter  norddeutscher . 
ausspräche)  gelautet  haben.  Dies  folgt  mit  Sicherheit  daraus, 
dass  oft  ein  und  dasselbe  wort  in  einer  und  derselben  quelle 
sowohl  mit  a  als  mit  e  oder  ae  geschrieben  erscheint.  Der 
dritte  katechisnius  hat  neberj  einander  gcntmn  gannan  weib  (alle 


')  Ich  setze  die   beispiele   voilsläiidip   liBr;    aus   den   katechismen:   pO- 

dmgai  er  gefalte,  dinkaut  denken,  dirbinsnati  das  zittern,  diratlati  stattlich, 

giouenin  g^urt,  girtieei  toben,  girbin  zahl,  tmt  nehmen,  kinchtt  ktracha 

(iher.  limtwei  brechen,  ptmimman  gedSchtniss.  pünan  voll,  em-pyrint  var- 

sammelD.  pirmoU  erster,  pirtdau  vor,  etttriHka  er  sammelt,  po-»itmat  be- 

hnnen,  sira»  herz,  siVsdau  unter,  slirum»  gehtten  habend,  »winU  heilig, 

Srta  driller,  peririnektnn  verEtockl,  ettoiriuns  ge/^f^iet  habend,  pOKirps 

frei,  prawilla  verratben.  witma  lieraus,  rnttgriakan  list,  wyrs  mann,  wird» 

"ort,  wir«  wird;   das  i  in  po-Ügu  gleich  ist  jedes  falls  zunächst  aus  tn 

entstanden,  mag  der  wunelvocal   urspr.  a  oder  i  sein  (voc.  I,  89  f.).    Aus 

dem  vocabular:  au-birgo  garkoch,  au-ioirpu  fluthrinne,  a(ii)-wükis  faden, 

Mrga-karkig    teile,  <lritnbit  schleier,  girmü  made,  ginioywU   handmOhle, 

9t»liinban  hiau,   inxcte  niere,   inalran  schmer,   inauwts  iunge,  irmo  arm, 

f^^^mriKf    (bs.    ketwirtire)    domierstag,    itirao  strauch,    kirsnan  schwarz, 

ovcawfa-Kiirps  aderlasser,  lingo  sleigbOgel,  mt/nsü  schmer  {liL  apmoioti  be- 

(ieitler  ht.  stud.  TT,  abulg.  matati),  nii/nsowe  schQssel,  papimpit 

t:t«lpoltiter,  pintti  weg,  pirsten  flnger,  airgU  hcngst,  tyrne  kom,  tinoia 

t?)  reb.  Mrat'Iü  boniisse,  iinklo  nelz,  vükis  wolf,  vilnia  rock,  tovtgta 

,  wirbf  »eil.    Wo  ausserdem  preusa.  t  aus  einem  e-laute  entstanden  ist, 

;  (9  iung,  ihm  entspricht  dann  Ut.  e,  welches,  durchweg  lang,  nicht  e' 

»Kid«rn  gesclilossenes  r  ist.   Dies  litauische  e  entsteht  meist  durch  secundäre 

*^toungeti  aus  e,  bei  denen  n,  »,  r,  l  dwnfalls  eine  rolle  spielen  (voc  I, 

•Ö-  IL  490),    Dem  lit.  e  olymologisch  gleich  ist  abulg.  S,   welchem    eben- 

f^ih  preuss.  >  entspricht.     So  im  preiiss.   Latech.  III  gidan  schände,  liL 

9^^:  ut  essen,  lit.  fsti:  milinan  Qecken,  lit.  mflyne;  sidont  sitzend  (I«m- 

''^»i*.  II  tt/ndnu),    lit.  seijint;    noirins   tbiere,   lit.  iDcT'«;    semmai  Kauiu 

"ieiletjferahren.    abulg.  Htcf.   priki  gegen,    abulg.   prlko  voc.   II,  *9I ;    im 

*orftbular  riclig  s&ller,  lit.  rlÜas;  HÜdeniki»  leithund,  Eech.  »lidnik,  abulg. 

^Äl«.  ttrigeno  gehjm  mit  rf  aus  er  (vgl.  priki),  russ.  sferieni  mark.    Einem 

I      "t  t  rteht  preuss.  i  ausser  vor  n,  wi,  i;  l  gegendber  nur  in  krixlieno  erd- 

I      ""twaibe,  lil.  kregidf,  wo  r  vorhergehl;  pj/cni*,  pickuls  hWle,  teufel  ent- 

L      ^cfat  iwar  lit.  pekUt,  das  worl  ist  aber  wie  die  meisten  kirchlichen  aus 

I      •xi  fwhiischen  entlehnt,  so  dass  ilas  preuss.  t  nicht  aus  dem  lit.  e  sondern 

I     "*  <l«n  poln.  i«  von  piekio  entstanden  ist.    Das  » von  auklipU  verborgen 

I      "w  aus  e"  entstanden  ist.    Im  vorstehenden  sind  alle  aus  e  entstandenen 

I      ™*  pteussisehen  verzeicbnet. 

I  *«IlKhiin  ttr  lorgl.  SprMhf.    N.  F,  III,  4.  23 


346  Johannes  Schmidt, 

übrigen  quellen  kat.  I,  II,  voc,  Grünau  haben  e;  abulg.  ienä), 
essei  assai  du  bist,  estei  (istai  ihr  seid,  weldünai  die  erben  sg. 
uxüdüns  (Wi.pa-veldUi  erben),  po-brendints  beschwert  po-brandi»- 
nan    beschwerung  (lit.  bredyti   vexiren   aus  brend^^  s.  voc.  I» 
85  f.  II,  499),  en-kaüitai  an-kaititai  angefochten  (sonst  wird  die 
Präposition  =  lit.  |,  abulg.  vü  in  lü  durchweg  ett,  ^  geschrie- 
ben, in  I  an,  en,  in  II  nur   einmal  an,   sonst  durchweg  en), 
dengan  dangan  dcmgon  himmel  (lit.  dial.  dengüs  neben  dangus 
Schleicher  gr.  32),   kelsai  kalt^a  sie   lauten,   skdlants  schuldig 
skallisnan  pflicht,  er-treppa  sie  übertreten  trapt  treten.    Überall 
mit  a  geschrieben  ist  perlankai^  -ei,  -i  gebührt  (lit.  perUnkis 
gebühr).     Mehrfach   vertheilen  sich  die   verschiedenen  Schrei- 
bungen auf  verschiedene  quellen.    Von  den  drei  katechismen 
sind  I  und  II  an  umfang  einander  gleich,  m  aber  drei^el^lmal 
so  gross   als  diese.     Unter  dem  durch  dies  grössenverhältniss 
bedingten  vorbehalte  ergiebt  eine  vergleichung  dieser  drei  quellen, 
dass  I  von  allen  diesen  am  meisten  zu  a,  11  am  meisten  zu  e 
neigt.    I  hat  mos  wir  gegen  II.  III  mes  =  lit.  mes;  ia,  bha^  hak 
»und«  gegen  bhae,  bhe  IL  III  (lit.  bei) ;  cissa  von,  III  esse^  U  schwankt 
zwischen  beiden  (lit.  isa);  samniay  nach  unten  (IL  III.  semmapj 
-ai)  neben  na  semniay  auf  erden,  semmin  terram,  voc.  same  erde 
(lit.  zenie).    Dagegen  hat  II  nur  es  ich  {as  I.  HI),  nur  est  aest 
ist  (I.  III  nur  ast,  aber  in  III  essei  bist,   estei  seid   bei  üb«*- 
wiegendem  a),  neutoenen  novum  (L  III  nawans^  nauns)^  nie$^ 
baenden  unnützlich  {ni  enbandan  III).    In  zwei  Worten  haben 
die  katechismen  nur  a,   das  vocabular  dagegen  e:  tatvs  vater 
I.  IL  III,  thetvis  vatersbruder  voc.  (lit.  tevas)^  spagtan  bad  lü, 
specte  voc.    Das  umgekehrte  verhältniss  besteht  in  semme  erde 
I.  IL  III,  same  voc.  (doch  samniay  nach  unten  I).     Bei   dem 
schwanken  der  Schreibung  innerhalb  III  glaube  ich  nicht,  dass 
man  da,  wo  sich  a  und  e  auf  verschiedene  quellen   vertheilen, 
wirklich  dialektisch  verschiedene   formen  annehmen  darf,  son- 
dern dass  nur  verschiedene  Schreibungen  eines  und  desselben 
lautes  a*  vorliegen.    Denn  die  Verschiedenheiten  sind  nicht  con- 
stant  in  derselben  richtung.    Das  vocabular  hat  in  thewis  und 
specte  e  gegen  das  a  der  katechismen,  in  same  aber  umgekehrt 
a  gegen  das  e  der  katechismen   und  zahlreiche  a  in   Worten, 
welche  den  katechismen  fehlen,   aber  im   litauischen  e  haben. 
Pauli  beitr.  VI,  413  f.  hat  sie  zusammengestellt,  hält  aber  ihren 
vocal   schwerlich  richtig  für  reines  a.    Hier  seien  nur  solche 


Was  beweist  das  e  der  europftiscben  sprachen  etc.  347 

Worte  genannt,  in  welchen  das  litauische  mit  dem  slawischen 
übereinstimmt: 

same,  lit.  eeme,  abulg.  zemlja; 

addle  tanne,  lit.  ^U,  abulg.  jd^; 

assaran  landsee,  lit.  ezeras,  abulg.  jezero; 

ladis  eis,  lit.  leäas^  abulg.  ledU; 

ratinsis  kette,  lit.  retezis^  abulg.  ret^zl; 

küarwis  birkhuhn,  lit.  iet^va,  abulg.  tetrev^^  anord.  thidvrr^ 
griech.  xsxQaonv, 

Vergegenwärtigen  wir  uns  nun  noch  einmal  die  reihe  der 
laute  von  a  bis  i:  a,  «^  e^,  c,  i.  Das  griech.  ital.  germ.  slaw. 
6  ist  c  (über  das  keltische  erlaube  ich  mir  kein  urtheil),  das 
litauische  und  lettische  ist  e*,  das  preussische  ist  a^  Der 
preussische  laut  z.  b.  von  ast  est^  A,  \,  a*'st  steht  also  dem  ur- 
sprünglichen asti  näher  als  dem  slaw.  jesti^  got.  ist^  air.  t5, 
laL  est^  osk.  Ist,  iaxL  Und  wenn  wir  eine  baltische  Ursprache 
anzunehmen  hätten,  so  müssten  wir  deren  e  ausser  vor  n,  w, 
r,  2,  s  durchweg  als  a*  ansetzen,  also  dem  arischen  a  näher 
rucken  als  dem  e  der  übrigen  europäischen  sprachen.  Aller- 
dings könnte  man  über  diese  Schwierigkeit  hinweg  kommen, 
indem  man  annähme,  das  europäische  e  habe  eben  a'  wie  im 
ppeussischen  gelautet.  Man  stünde  dann  aber  sofort  vor  einer 
durch  die  stammbaumtheorie  nicht  lösbaren  neuen  Schwierig- 
keit Wie  kommt  es,  dass  zwei  nordeuropäische  sprachen, 
slawisch  und  germanisch,  und  zwei  südeuropäische,  griechisch 
und  italisch,  sich  von  dem  gemeinsam  europäischen  a'  gleich 
weit  entfernt  haben  und  alle  vier  bis  zu  c  vorgerückt  sind? 
Hier  müsste  man  wieder  an  den  hilfreichen  zufall  appelliren, 
der  ja  auch  die  Übereinstimmung  der  arischen  und  slawolet- 
tisehen  sprachen  in  den  palatalen  Spiranten  an  stelle  ursprüng- 
licher gutturaler  verschlusslaute  der  europäischen  gnmdsprache 
zum  trotze  herbeigeführt  haben  soll.  Ist  aber  diese  Überein- 
stimmung des  nordeuropäischen  ausserbaltischen  und  des  süd- 
europäischen  e  zufall,  dann  ist  die  ganze  Übereinstimmung  in 
e  zufall,  denn  das  preussische  oder  urbaltische  a*  steht  ja  dem 
orspr.  a  näher  als  diesem  c.  Dann  beweist  das  »europäische« 
e  gar  nichts  für  eine  einheitliche  europäische  Ursprache. 

So  viel  steht  fest,  das  a*  der  baltischen  sprachen  steht  dem 
arischen  a  näher  als  dem  e  der  übrigen  europäischen  sprachen. 

Fasst  man  diese   von  einander  verschiedenen  a*  und  e  unter 

23* 


348  Johannes  Schmidt, 

dem  namen  eines  europäischen  e  zusammen  und  stellt  dies  zu 
dem  arischen  a  in  unvermittelten  gegensatz,  so  verdunkelt  man 
damit  den  thatbestand. 

Es  ist  anerkannt^  dass  durch  denselben  process,  welcher  a 
zu  e  erhöhte,  der  diphthong  ai  zu  ei  ward  ^),  und  ich  habe  mir 
auch  die  erhöhung  von  au  zu  eu  als  gleichartig  zu  betrachten 
erlaubt  (Jenaer  lit.  zeitg.  1875  art.  588).  »Dagegen  erhebe  ich 
einspräche«,  sagt  Bezzenberger  Gott.  gel.  anz.  1875  s.  1322, 
»denn  ein  europ.  eu  lässt  sich  der  lituslaw.  sprachen  wegen 
nicht  annehmen«.  Ich  glaube,  die  einspräche  wäre  besser  unter- 
blieben. Das  griechische  und  germanische  besitzen  den  diph- 
thong eu  in  grossem  umfange,  das  lateinische  und  keltische 
hatten  ihn  ebenfalls,  haben  ihn  aber  frühzeitig  verloren  (s.  Corssen 
l\  672;  Zeuss  gr.  celt.  »  34;  Stokes  beitr.  II,  107  f.  IV,  401; 
Becker  beitr.  III,  195),  in  den  slawolettischen  sprachen  endlich 
ist  er  nicht  schwer  zu  erkennen. 

Das  griechische  ^svfia  wird  abulg.  rjuma.  Damit  ist  der 
weg  gewiesen,  wo  wir  den  diphthong  eu  im  slawischen  zu 
suchen  haben.    Nun  vergleiche  man: 

ab.  Ijubü,  got.  liübs,  lat.  leihereis  aus  *leuberds'^)\ 

ab.  Ijtulije,  as.  liudi,  wozu  vielleicht  auch  die  gallischen  namen 
Linda,  Liudatus,  (Zeuss ^  35)  gehören; 

ab.  bljtidq  ich  beobachte,  got.  biuda,  griech.  nevd-ofkm; 

ab.  z^vqj  mjq  ich  kaue,  lautgesetzlich  aus  *zjüvq,  *^JHi^i  ahd. 
chiuivu;  die  annähme,  dass  z  in  diesen  Worten  zunächst 
aus  0  entstanden  ist,  stützt  sich  auf  das  unten  zu  er- 
wähnende lit.  zaunos  fischkiemen; 

*)  Die  Verbreitung  des  ei  soll  hier  nicht  näher  untersucht  werden,  nur 
ein  paar  beispiele  mögen  platz  finden,  welche  in  mehreren  sprachen  ei  und 
dessen  gesetzliche  nachkommen  zeigen,  aber  dennoch  kein  ureuropäisches 
ei  haben:  lat.  in-vitus^  in-vltare,  lit.  kv^czu  ich  lade  ein,  aber  preuss. 
quaits  wille,  quoit€  will  (Fick  ztschr.  XX,  161);  umhr.  eiscurent  poposcerint 
(Aufr.-Kirchh.  II,  358),  abulg.  iska  bitte,  iskcUi  suchen,  lit.  jesMköH,  aber 
ahd.  eisca,  ags.  äsce,  urgerm.  *ai8ka,  ahd.  eiscön,  ags.  äscian,  UT^eTm,*ai$kön, 

*)  Vgl.  libet  aus  lubet;  andererseits  ward  *leubero-  zu  *louber(ht  osL 
lüvfrefs,  lou/lrad]  und  mit  Schwächung  von  ou  zu  oi,  getrübt  oe,  laL 
loeber-tatem.  Genau  parallel  geht  die  wandelung  des  durch  zusunmen- 
rückung  entstandenen  eu  yoii  *pleu8  {slus  *ple-jo8  =  ^nXt-Myg-,  vgl.  pleores). 
*pleti8  ward  einerseits  zu  *pfew,  ptis-ima,  andererseits  zu  pUms^  pUmruma, 
mit  Schwächung  von  ou  zu  oi  pUnrume. 


Was  lM!weisl.  ilas 


riipäi?HiPii  sprachen  pir. 


ab.  rtve(t  ^  ags,  rl?fi  nigit  (Grein,  gloss.  s.  v.  ry«),  iiiF.  fibul^. 

rjtiti, 
ab.  blju^  Schüssel,  grot.  hluds. 

Von  den  genannten  kann  Ijljiida  allerding-s  germanisches 
lehnworL  sein,  sicher  nicht  fjubü  wegen  der  menge  damit  zu- 
sammenhängender bildungen,  namentlich  wegen  liul»J  liebe, 
ebensowenig  bljttdq^  weil  es  begrifflich  von  germ.  *6ei«iEo  zu 
stark  verschieden  ist,  und  häi,  rjttti  machen  durchaus  nicht 
den  eindruck  von  lehnworten. 

Der  diphthong  eit  ist  also  im  slawischen  wie  im  nordische» 
auf  seinem  zweiten  elemente  betont  gewesen.  Dadurch  sank 
das  erste  zu  T  und  weiter,  da  hiatus  nicht  geduldet  wird,  Zu  j. 
Folgte  auf  den  diphlhong  ein  vocal,  so  niusste  zur  Vermeidung 
des  hiatus  sein  zweites  element  in  üv  oder  v  gewandelt  werden; 
da  ja  später  lautgesetzHch  zu  r  wird,  ist  das  product  in  beiden 
fallen  schliesslich  1v,  z.  b.  itv-q  aus  *zjiiv-q  gegen  zi(fi  £ujq  aus 
^tju-H  *eju-jq,  rfv-q  gegen  rju-H.  Diese  auflösung  von  /t*  zn 
^jüv,  Ktf  beweist  unwiderleglich,  dass  das  »(,  welches  hinter  j,  ¥ 
zu  *ßp,  V  gewandelt  wird,  ein  anderer  laut  war  als  dasjenige, 
"wrelchem  kein  j  voraufgeht.  Letzteres,  aus  au  entstanden,  wird 
"Vor  vocalen  ov  (urspr.  av),  z.  b.  pht~H  plov-q,  slu-ti  sloi>-q.  Das 
*»  von  ifv-q.  r^v-q  steht  auf  ganz  gleicher  stufe  mit  dem  von 
^v-etiS  genäht  aus  *sjav-enü  (vgl.  lit.  siMiJ-ii  ich  nähe),  plH-ati 
speien  aus  *pljUv-ftti,  *pjUv-ati  (1.  sg.  plju-jq)  von  den  wurzeln 
indc^.  siu  (siv),  spiv  (spiv),  nur  dass  das  1  der  beiden  letzteren 
aus  urspr.  t,  das  der  beiden  ersteren  aus  e  =  urspr.  a  ent- 
standen ist. 

Zu  dem  ei^ebnisse,  dass  das  u  der  Verbindung  ju  im  9.  jh. 
anders  lautete  als  das  ohne  j  erscheinende  führt  uns  auch  die 
^aphische  bezeichnung  beider.  Die  cyrillische  schrift  drückt 
J*>,  je.  K,  jq  durch  vorsetzen  eines  iota  vor  die  zeichen  von  o, 
e,  {.  «  aus,  aber  die  verbindimg,  welche  wir  mit  ju  umschrei- 
ben, ist  nicht  ov  mit  vorgesetztem  iota,  sondeni,  wie  schon 
Kopitar  erkannt  hat,  aus  dem  glagolitischen  alpbabete  herüber 
genommen.  Cyrillisch  stitisirt  gewann  sie  das  aussehen  einer 
Verbindung  von  iota  mit  o.  Dass  sie  niemals  den  ihrer  cyril- 
lischen erscheinung  entsprechenden  lautwerlh  gehabt  haben 
kann,  liegt  auf  der  band,  denn  das  cyrill.  o  halle  zur  zeit  der 
festselzung  des  cyrillischen  alphabefes  noch  den  werth  von  ä 
(b.  toc.  11,  169  f.),  war  also  unfähig  einen  «-laut  zu  bezeichnen. 


4 


350  Johannes  Schmidt, 

Es  ist  nun  sicher  nicht  ohne  grund  geschehen,  dass  man  ju 
nicht  nach  demselben  principe  bezeichnete  wie  ja,  je^  jq^  jq. 
Im  glagolitischen  alphabete  sind  die  zeichen  für  j§  und  jq  er- 
sichtlich aus  denen  für  q  und  q  abgeleitet  (für  ja,  je  giebt  es 
keine  eigenen  zeichen,  sondern  die  für  ^,  e  vertreten  ihre  stelle 
mit),  das  zeichen  für  ju  aber  steht  in  gar  keinem  zusammai- 
bange  mit  dem  für  u.  Beide  alphabete  führen  also  zu  dem 
resultate,  dass  zur  zeit  ihrer  festsetzung,  als  sie  ein  adäquater 
ausdruck  des  slawischen  lautbestandes  waren,  die  Verbindung 
ju  sich  meist  noch  durch  etwas  anderes  als  durch  das  vorher- 
gehende j  von  u  unterschied.  Dieser  unterschied  kann  nach 
obigem  kein  anderer  gewesen  sein,  als  dass  das  u  z.  b.  von 
TjuMje,  rjuti  kurz,  das  von  pluti^  sluii  lang,  vielleicht  noch 
diphthongisch  au  war.  So  begreift  sich  auch,  wie  man  dazu 
kam,  ju  neben  i  zur  Umschreibung  des  griechischen  kurzen  wie 
langen  t;  in  fremd  Worten  zu  benutzen:  kjuminü  xvfuvov,  mjuro 
miro  fivQov,  mijurna  (ffAVQva^  sjurijskü  sirijskü  ^vQtau6g,  kjurüü 
hirilü  xvQ^Hogj  kjurU  kirii  xvQiog  u.  a.  Ich  sage,  dass  das  u 
hinter  j  meist  von  dem  ohne  j  erscheinenden  verschieden 
war,  nicht  überall,  denn  das  u  von  junü  =  lit.  jdunas  Jung, 
ju  =  lit.  jaü  schon,  vielleicht  auch  das  von  jugü  süden  = 
avyij  (Fick  ztschr.  XX,  169),  ist  ebenso  aus  au  entstanden  wie 
das  von  pluti,  sluti,  muss  diesem  also  gleich  gelautet  haben. 
Vielleicht  giebt  dies  den  Schlüssel  zum  Verständnisse  der  na- 
mentlich in  russischen  handschriften  häufigen  Schreibung  tmU, 
ugU,  u  (letzteres  auch  in  pannonischen  handschriften  häufig, 
zum  theil  regelmässig,  z.  b.  Assem.).  Hiemach  ist  beitr.  VI, 
131  f.  zu  berichtigen. 

Ferner  zeugt  vielleicht  für  altes  eu  sSverU  boreas  =  lit. 
sziaur^fS  nordwind,  got.  sküra  vindis^  lat.  catirus  (beitr;  VI,  149). 

Vorhanden  war  also  der  diphthong  eu  auch  im  slawischen, 
aber  nur  in  verhältnissmässig  wenigen  Worten  und,  was  die 
hauptsache  ist,  nicht  von  ferne  in  dem  r^elmässigen  ablaut- 
verhältnisse  zu  u  und  au  wie  im  germanischen  oder  griechischen. 
Auf  abulg.  ju  lässt  sich  der  ausdruck  »erstarrte  steigerungc,  wel- 
chen Schleicher  für  griech.  lat.  au  gebraucht,  anwenden,  denn 
fast  nie  finden  sich  in  einer  wurzel,  welche  ju  hat,  auch  andere 
vocale  der  t*-reihe.  Neben  hljudq  beobachte  liegen  allerdings 
hUdäi  wachen,  vUz-imditi  erwecken,  diese  sind  aber  dem  sla- 
wischen Sprachgefühle  kaum  noch  als  mit  bljudq  verwandt  er- 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen  etc.  351 

schienen;  neben  rjtdi  findet  sich  noch  ein  part.  rovy  Supr.  446. 
Bas  ist  alles,  was  von  ablauten  des  ju  erhalten  ist.     Beides, 
die  Seltenheit  und  die  Starrheit  des  alten  eu  im  slawischen  weist 
darauf  hin,  dass  die  bewegung,  welcher  die  eu  im  germanischen 
und  griechischen  ihre  entstehung  verdanken  nur  mit  den  letzten 
auslaufenden  Wellenschlägen  noch  das  slawische   erreicht  hat. 
Untersuchen  wir  nun,   ob  das  litauische,  preussische  und 
lettische  wirklich  von  dieser  welle  gar  nicht  mehr  erreicht  sind. 
Das  slawisclie  ju  führt  uns  zunächst  zur  prüfung  der  litauischen 
m.     Diese  stehen   in   gar   keinem    zusammenhange   mit   dem 
diphthongen  eti,  wie  ihr  ablaut  in  echt  litauischen  Worten  lehrt. 
Man  betrachte   czüsti:  cadudeti  niesen,  dzüti  trocken  werden: 
diauH  trocken  machen,  pa-s^irdgügti  froh  werden:  dzaügtis  sich 
freuen (cier,  dz=Uj  di),  ap-biurti  hässlich  werden:  biauriis  hässlich, 
;ÄfiJfeft  gewohnt  werden:  jatMnti  gewöhnen,  piütis  schniti:  pidtäi 
schneiden,  bliüvis gebräll:  UidiUi  brüllen,  siüsti  toll  werden:  siaüsti 
toll  sein  (so  Eurschat  wtb.  231;   Schleicher  gr.  s.  56  schreibt 
^üsK)^  par-griüti  einstürzen:  pargridtUi  cinreissen  (so  Kurschat 
wtb.  352.  360;  Schi.  Donal.  schreibt  beide  ohne  i).    Diese  bei- 
^iele  zeigen,  dass  u  hinter  i  genau  so  zu  au  abgelautet  wird 
wie  ohne  vorhergehendes  i,  und   daraus  folgt,   dass  iu  nicht 
selbst  schon  ein  ablautsdiphthong  der  u-reihe  =  german.  griech. 
^*««  sondern  aus  u  durch  entwickelung  eines  parasitischen  i  ent- 
standen ist     Allerdings  trifft  dies  iu  in  vier  worten  mit  sla- 
wischen ju  zusammen.     Von  diesen  verrathen  sich  aber  zwei 
sofort  als  lehnworte:  bliüdas  Schüssel  aus  russ.  bljudo,  wie  das 
^   beweist,  und  äiupöne  vornehme  frau,  abulg.  eupanü  obrigkeit- 
liche person.    Ebenso  kann  liübyti  zu  thun  pflegen,  gern  haben 
^ebst  Zubehör  aus  dem  slawischen  entlehnt  sein,  wie  scduba 
^e  Vereinigung  aus  neigung,  szlübas  trauung  (so  schreibt  Ness., 
^  auch  lübyti  schreibt,  besser  wird  wohl  saliuba,  szliubas  zu 
schreiben  sein)  sicher  aus  poln.  ^zcdub  (vgl.  zcUubic)  und  älub 
^tleimt  sind.    Das  preussische  hat  die  wurzel  urspr.  lubh  nur 
in  dem  pobi.  lehnworte  salüban  (acc.)  ehe,  welches  gar  nicht 
echt  preussisch  sein  kann    (sonst  müsste  die  präposition  sen- 
lauten).     Auch   im   lettischen   scheint   die   wurzel    nicht   sehr 
fruchtbar  gewesen  zu  sein,  bei  Ulmann  ist  nur  l\*hbeht  belieben 
als  oberländisch  verzeichnet,  welches  dem  von  Ness.  wtb.  373 
als  bei  Memel  gebräuchlich  aufgeführten  lit.  lubeti  entspricht. 
Man  bemerke  lett«  luhb-  mit  nicht  erweichtem  /,  welches  also 


352  Johannes  Schmidt, 

nicht  aus  liiilh  entstanden  ist,  daher  auch  gegen  die  ursprüng- 
liche auf  Urverwandtschaft  beruhende  identitat  des  lit  tu  und 
slaw.  ju  in  lit.  liübyti,  ab.  IjubM  spricht  Das  vierte  wort  ist 
pliüszkis  Schwätzer,  pliuszketi  plappern  =  poln.  pluskad,  serb. 
pljuskati  plätschern,  auch  hier  ist  entlehnung  möglich,  obwohl 
nicht  erweisbar. 

Dem  slawischen  ju,  germanischen  eu  entspricht  in  zweifel- 
los urverwandten   aus   gemeinsamer    grundform    entstandenen 
Worten  meist  lit.  lett.  preuss.  au: 
abulg.  bljudq  beobachte  =  lit.  baudu,  haudzu  mustere,  er- 
mahne, züchtige,  sursirbaudu  verabrede  mich  (von  Greitler 
lit.  stud.  113  angeführt); 
abulg.  pljuSta  pl.  lunge  =  lit.  platiczei,  preuss.  plauti^  lett. 

plaufchi,  plauzes; 
got.  thiuda  volk,  gall.  Teuto-  =  lit.  tauia  oberland,  Deutsch- 
land, lett.  tauia,  preuss.  tauto  land; 
ahd.  riuzu  weine  =  lit.  raüdmi,  lett.  raudu: 
ahd.  liehsen  lucidus,  lat.  lösna,  lüna  =  preuss.  lauxnos  ge- 

stime  (Bugge  ztschr.  XX,  14); 
griech.  Xsvxoq  =  lit.  laukas  einen  weissen  fleck  auf  der  stime 

habend  (vieh); 
ahd.   chiela  branchiam  (Graff  IV,  387,  vgl.   chiuua  branchia 
IV,  534)  =  lit.  zaunos  pl.  fischkicmen  (angeführt  von  Geitler 
122);  über  ahd.  l  aus  n  s.  voc.  I,  84; 
ahd.  theoh,  dioh  schenke!  =  lit.  tauJcai  pl.  fett,  preuss.  taukis, 

abulg.  tukU; 
anord.  thiörr  stier  =  preuss.  tauris,  abulg.  turü. 
Das  verhältniss  z.  b.  von  ab.  plju§ta:   lit.  plaüczei  ist  das; 
selbe  wie  von  vesiia,   vecerii^  sr^ü  (russ.  serenii):  lit.   vasarä^ 
väkaras,  szarniä,  das  von  ahd.  th^oh:  lit.  tmikai:  ab.  tukü  ent— 
spricht  dem  von  ik:  äsz:  azii,  niujis:  yiaiijas:  novü. 

Das  litauische  hat  aber  noch  einen  li-diphthong,  welcher 
iau  geschrieben  wird.  Schleicher  sprach  ihn  äu,  nach  Brücken 
bezeichnung  a^'u  (der  erste  laut  näher  an  a  als  der  .  des  nhd- 
äu),  gerade  wie  geschriebenes  ia  als  ä,  Brückes  a*  oder  e^,  aus- 
gesprochen wird  und  iai  auch  in  der  schrift  zu  ei  wird.  Im 
zemaitischen  findet  sich  dieser  diphthong  auch  als  ieu  geschrie- 
ben, z.  b.  in  den  comparativadverbien  aimieus^  labieus,  gandieus 
in  Geitlers  glossar.  Das  iau  suffixaler  silben  ist  aus  i  oder  j  -}- 
au  entstanden,    kommt   also   hier  nicht  in   betracht.     Ebenso 


Iweoig  das  tau  in  wurzelEÜben,  welchem  als  »grundvocaU  i'u 
«ur  seite  U^  wie  in  den  s,  351  genannten  griduti :  grälti  a,  s.  w. 
Mehrfach  aber  erscheint  iau  in  Wurzelsilben  von  ii-wurzeln  ohne 
nebenliegendes  iu.    Erwägen  wir  nun,   dass  statt  e  auch  m  ta 
fescbrieben  und  gesprochen  wird  (Schleicher  Ht.  gr.  s.  8.  32, 
oben  s.  344),  dann  liegt  die  vennulhung  nahe,   dass  iau  die 
islall  ist,  unter  welcher  europ.  et*  iui  litauischen  erscheint,  so 
sich    iau   zu   eu    verhält   wie   z.  b.   Szyrwids  itofflc   erde 
Seitler  lit.  stud,  s.  17)  zu  abulg.  zemlja.    Diese  vermuthung  wird 
*"ch  folgende  entsprechuugen  unterstützt: 
lit.  ssiatiTffS  nordwind  :  abuig.  sSverü; 
Ut.  riättgmi  ich  riälpse  (Schleicher  gr.  s.  §51)  :  iee^yw; 
lett.  Vatidis,  d.  i.  liatidis  =  abulg.  Ijudije  (merkwürdig  ab- 
weichend preuss.  Ji4dis  wirth,  ludini  wirthin,  welche  daher 
vielleicht  aus  dem  poln.  entlehnt  sind,  sieh  jedoch  unter 
peuse  im  folgenden); 
lett.   kfaupa,  d.  i.   h-iaiipa,    warze,  grind  =   ags.  hreöf,  an. 
hriüfr,  ahd.  riob  rauh,  grindig. 

Auch  findet  sich  bisweilen  iau  als  ablaut  von  k  (nicht  in): 

das  eben  genannte  ridtig-mi  gehört  zu  at-si-rüg-stu,  jtiaa-l^is  faules 

holz  (Ness.)  zu  pii-/t  faulen,  sWait-fas  ström  (Geitler  111).  welches 

dem  skr.  srotas   ntr.   entspricht,    zu  srav-cU   fliessen,    j-sru-fj/s 

I     Ijisterburg,     Wären  diese  mm  aus  au  durch  entwickelung  eines 

W   parasitischen  j  entstanden,  dann  würde  doch  auch  in  den  zu- 

*    Behörigen  worlen,  welche  ungesteigerten  wurzelvocal  haben,  im 

*n  stelle  von  m  getreten  sein  wie  in  den  oben  genannten  griütt, 

9nduH  (lat.  in-,  con-gruere]  u.  a.     Der  raangel   des  *  in  rtigti, 

P'iti,  WZ.   sru  spricht   also   dafür,    dass   iau   directer   ablauts- 

"'phthong  von  u  mit  erhöhtem  a  ist.     Dann   aber  ist  das  ver- 

■lälliilsg  von  «  :  iait  völlig  analog  dem  von  germ.  m  :  eu.    Weiler 

"at  das  preussische  vocabular  einige  geradezu  mit  ei*  geschrie- 

"^ne  Worte,   einem  derselben   entspricht  lit.  iau,   dem   anderen 

^fm.  griech.  eu : 

^alo  haut  :  lit.  kiaütas  schale,  hülse  (Burda  beitr.  VI,  396), 

im  germanischen  entspricht  stamm  küdi-,  vgl.  piaulas:  fid; 

auch  lil.  kevalas  schale,  hülse  weist  feit  als  wurzelbestand- 

Iheil  auf- 

iM«(se  kienhaum  :  ntvnii,   ahd,  ßuhta   (Pott  beitr.   VI,    115); 

lit.  paszla  verhält  sich  dazu  vielleicht  wie  preuss.  litdis  zu 

L  lett.  Vaudis. 


Was  beweist  Aas  e 


rüjiäiäclieu  e 


353 


354  Johannes  Sdimidt, 

geauris  wasserrabe  :  lett.  ^aura  gänsesagetaucheTf  abulg.9a^ 
ranU  rabe  (Bezzenberger  Gott  gel.  anz.  1874,  1240);  da  in 
peadey,  greanste,  teansis  ea  einen  e-Iaut  bezeichnet,  so  kaim 
eau  dem  eu  gleich  oder  wenigstens  ähnlich  gelautet  haben. 

Der  zweite  preussische  katechismus,  welcher  durchweg  « 
ich,  est  oder  aest  ist  gegen  a$,  ast  der  beiden  anderen  hat, 
bietet  auch  eu  in  neuwenen  nownn  (natoans,  natms  der  beiden 
anderen  kat.  s.  o.  s.  346)  und  kraeuwiey  sanguini  (gegen  kraugt^ 
I,  hramn^  hratvian  III,  crauyo  voc,  lit.  trrtf^'as),  vgl.  »gspto-  in 
»Q€to)v,  dessen  €  durch  dor.  xg^g  =  xgiag  (Ahrens  11,  193)  als 
gemeingriechisch  bezeugt  wird,  was  Brugman  stud.  IV,  153 
übersehen  hat. 

Absichtlich  ausgelassen  sind  drei  worte  des  vocabulars:  Jdm 
bccher,  welches  nicht  mit  Nesselmaim  zu  lit.  kiaüszas  sondeni 
mit  Bezzenberger  a.  a.  o.  1242  zu  abulg.  6aSa  zu  stellen  ist, 
ferner  keutaris  ringeltaube,  skewre  {skawra  Grünau)  sau  als 
noch  unerklärt. 

Nicht  selten  weichen  die  baltischen  sprachen  in  der  weise 
von  einander  ab,  dass  die  eine  tau,  die  andere  ou  hat  :  lit 
ridtigmi,  aber  lett.  aihrdugus  (Bielenstein  I,  354.  387) ;  lit.  hair 
szis  ei,  aber  lett.  kausis;  lit.  ki4une,  lett.  muna  marder,  aber 
preuss.  caune;  lit.  kridmsie  birne,  aber  preuss.  crausios  pl.;  um- 
gekehrt lit.  szduti  schiessen,  aber  lett.  schaut  (wäre  lit.  *$m^\ 
lit.  siirraükti  in  runzeln  ziehen,  aber  lett.  faükt\  lit.  hrdidi  häufen, 
aber  lett.  kratä;  lett.  gaura^  aber  preuss.  geauris.  Im  lettischen 
selbst  liegen  neben  kraupa  grind,  kfaupains  grindig  kra^ 
runzeln,  kraupet  trocken  werden  (Ulmann).  Solches  neben- 
einander von  tau  und  au  ist  völlig  analog  dem  von  e  und  a  in 
dialektischen  formen  wie  lit.  ese,  hsz  ich,  lett.  es,  lit.  dan^ 
dengüs  himmel,  tevas,  zem.  tavs  vater.  Ob  überall  wo  au  neben 
tau  oder  ausserbaltischem  eu  erscheint,  wirklich  das  a  stets  als 
reines  unerhöhtes  a  gelautet  hat,  kann  zweifelhaft  erscheinen. 
Es  wäre  ja  denkbar,  dass  auch  in  solchen  fallen  früher  einmal 
a  zu  a*  erhöht  aber  dann  durch  das  der  erhöhung  entgegen 
wirkende  folgende  u  wieder  zu  a  vertieft  wäre.  Auf  preuss. 
au  {caune,  crausios)  ist  nichts  zu  geben.  Da  wir  s.  345  gesehen 
haben,  dass  in  den  preussischen  quellen  das  schriftzeichen  ö 
vielfach  den  lautwerth  a*^  hat,  so  kann  auch  au  den  werth  von 
W'u  haben. 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  si>i-aelien  etc. 


355 


Jedes  falles  steht  fest,  dass  alle  drei  spractien  der  baltischen 

fojnilie    an    stelle    von    ausseibaltischem    eu    bisweilen    einen 

diphthon^  haben,  dessen  erster  taut  zwischen  «  und  c  liegt, 

1(1  der  mit  dem  auf  anderem  wege  entstandenen  i  -\-au  laut- 

ch  Kusammengefallen  ist  wie  im  slawischen  ju  =  eit  mit  ju  = 

'.jftMH.    Nui-  ist  das  erste  element  dieses  diphthongen  im  tone  nicht 

stark    erhöht    wie   das   des   diphthongen    ew  der   übrigen 

iropäischen  sprachen. 

Noch  ist  zu  bemerken,  dass  man  nicht  etwa  das  gänzliche 
hlen  des  eu  in;  classischen  latein  und  im  altirischen  als  ein 
XLXialogon  zu  dem  vorherrschen  des  au  mid  der  geringen  difTe- 
renz  zwischen  a«  und  «"a  (iati)  in  den  baltischen  sprachen  auf- 
fassen darf.    Im  altlatoinischen  und  gallischen  war  eu  von  au 
elii^iso   stark   verschieden   wie  e   von   a.     Das    nichterschoinen 
des  eu  in  den  späteren  phascn  des  lateinischen  und  keltischen 
t>«ruhl  nicht  auf  einer  früher  nur   schwachen  tonerhöhung  des 
c  von  Ml,  sondern  das  von  ««  (oa)  ursprünglich  klar  geschiedene 
cu  ist  durch  einwirkung  des  u  auf  das  e  zu  ou  getrübt  und  da- 
durch mit  dem  direct  zu  au  gewordenen  au  wieder  zusammen- 
gefallen.    So  ist  der  hergang  in  lat.  Leuccsic,  Leueetio :  Loucctio 
(Tgl.  die  anm.  s,  34S)  und  in  gall.  Teutates  (got.  thiuda) :  Toovtiov^ 
,      deutlich  zu  beobachten.     Daher  lässt  sich  die  einstige  ausdehnung 
des  eu  in  diesen  sprachen  nicht  mehr  ermitteln,  es  ist  schon  ein 
l      glücksfall,  dass  überhaupt  spuien  des  eu  aus  ihnen  erhalten  sind. 
I      Die  tliatsache  steht  aber  fest,  dass  griech.  tv,   lat,  kelt.  germ. 
I      «,18,  ahulg.  ju  alle  eine  beträchtiiche   tonerhöhung  erfahren 
I      haben,  während  in  den  baltischen  sprachen  eine   sehr  viel  ge- 
I      miga«  eingetreten  ist,  so  dass  deren  diphthong  a  u  dem  urspr. 
I       "t  näher  steht  als  dem  eu  der  übrigen  europäischen  sprachen. 
I      Ca  wiederholt  sich  hier  genau  dasselbe  verhällniss  wie  beim  a, 
I      "eldies  im  baltischen  nur  zu  a',  in  den  übrigen  europäischen 
I      spraciien  mit  einschluss  des  slawischen  aber  zu  e  erhöht  ist, 
I       Die  diffcrenz  zwischen  i^svym  und  riäugnü  ist  kaum  grösser 
I       ab  die  zwischen  eVi»  und  esti,  d,  i.  efsti,  sicher  nicht  grösser 
I       *]b  die  zwischen  iati  und  ]ireuss,  a'st. 

I  Die  entsteliung  und  Verbreitung  des  eu  haben  wir  uns  so 

I       ^öraßtellen,    dass  auf  irgend  einem  punkte  des  europäischen 
I       ^rachgebii-les  die  tonerhöhung  gewisser  aa  zu  eu  begann  und 
^^  allmöhticli  über  die  angrenzenden  dialektc  verbreitete,  und 
I       iwat  iiicht  überall  mit  gleicher  Intensität  und  exlensität.    Bei 


356  Johannes  Schmidt, 

den  Slawen  wurden  weniger  au  als  bei  Griechen  und  Germanen 
aber  ebenso  stark  wie  bei  diesen  erhöht,  bei  den  baltischen 
Völkern  war  nicht  nur  die  anzahl  der  erhöhten  diphthonge  son- 
dern auch  die  tonerhöhung,  welche  sie  erfuhren,  geringer. 

Auf  jeden  fall  haben  sich  folgende  zwei  thatsachen  durdi 
die  Untersuchung  von  e  und  et4  in  Wurzelsilben  herausgestellt: 

1.  In  nicht  wenigen  Worten  zeigen  mehrere  oder  fast  alle 
europäischen  sprachen  eine  tonerhöhung  des  alten  a,  wekbe 
aber  nicht  aus  einer  einheitlichen  europäischen  Ursprache 
stammen  kann,  da  sich  auch  in  Europa  das  e^noch  sporadisch 
unerhöht  erhalten  hat. 

2.  Auch  in  den  Worten,  welche  übereinstimmend  in  allen 
europäischen  sprachen  tonerhöhung  erfahren  haben,  war  der 
grad  derselben  so  verschieden,  dass  der  erhöhte  vocal  im  prens- 
sischen  der  mitte  des  16.  Jahrhunderts  dem  ursprünglichen  nicht 
erhöhten  a  noch  näher  lag  als  dem  zwei  Jahrtausende  früher 
an  entsprechender  stelle  stehenden  erhöhten  vocale  des  attischen. 

Beide  thatsachen  sind  mit  der  annähme  einer  einheitlichen 
europäischen  grundsprache  unvereinbar. 

Es  bleibt  nun  noch  zu  zeigen,  dass  die  vocale  suffixaler 
Silben,  bei  welchen  Amelungs  hypothese,  »dass  in  der  euro- 
päischen grundsprache  doppelte  bildungen,  die  eine  mit  a, 
die  andere  mit  e,  beide  der  bedeutung  nach  charakteristisch 
verschieden,  vorgelegen  haben,  von  denen  die  eine  spräche  nur 
diese,  die  andere  nur  jene  wortform  für  beide  bedeutungen  bei- 
behalten habe«,  gar  nicht  in  frage  kommen  kann,  sich  ebenso 
sehr  wie  die  ^vurzelvocale  gegen  die  einheitliche  europäische 
grundsprache  sträuben. 

Die  Verwandtschaftsworte  haben  übereinstimmend  ihr  suffix 
zu  -f^r-  gewandelt  in  nar^Q,  fA^TijQ^  ipQaTtjQ^  d'vydtiiQ,  sivatsfH^ 
lat.  pafer,  nieder ^  f rater ^  air.  athir^  mdfhir,  hrdthir%  lit  woK, 
duhte^  inte,  abulg.  mati,  dusti  (gen.  matere,  duStere)^  armen. 
hmr  =  nat^Q^  mair  =  lifjTfjQ^  elbair  =  (fgatt^Q,  dfistr^  gen.  dsUf 
=  d^vydrijQ  (ztschr.  XXIII,  34.  35).  Ist  diese  Übereinstimmung 
Zufall?    Fick  kann  von  rechts  wegen  nicht  anders  als  bejahend 


*)  Aus  *athir  =  nttnig  u.  s.  \v.,  gen.  athar,  mäiharj  brdthar  durth 
vorwärts  wirkende  assimilation  des  a  der  Wurzelsilbe  aus  *(^)atfra«  u.  s.w. 
entstanden  (Ebel  gramm.  celt.  p.  8.  10.  1082  ad  p.  10  lin.  5  a.  i.). 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen  etc.  357 

antworten,  denn  got.  fadar^  bröthar^  davktar^  as.  mödar  ver- 
bieten die  annähme  von  europ.  patEr  u.  s.  w.  Die  unwahr- 
scbeinlichkeit,  dass  alle  genannten  europäischen  ausserger- 
manischen  sprachen  nur  zufallig  in  -^-  übereinstimmen  sollen, 
hat  Fick  aber  so  sehr  eingeleuchtet,  dass  er  vielmehr  die  wider- 
spenstigen germanischen  formen  aus  der  weit  zu  schaffen  sucht, 
lodern  er  behauptet:  »germanische  grundform  fadr^  bröthr,  mödr, 
ihUrt,  setzt  er  piUerj  bhrater,  nuUer,  dhughter  als  europäisch 
an  (wtb.  I »,  665.  693.  704.  638).  Diesem  verfahren  widersetzen 
sich  die  germanischen  nominative  und  accusative  sing,  wie 
\iffiauir  auf  das  entschiedenste,  desgleichen  der  loiirische  acc. 
nmaqa  und  der  gemeingriech.  dat.  loc.  pl.  natgäaij  (ifitQä(f$^ 
yhffatQäifi.  Diese  dative  sind  von  Giese  aeol.  dial.  125,  Bopp 
P,  507,  Schleicher  comp.*  557,  Siegismund  stud.  V,  167  f.  aus 
to^tf»,  dagegen  von  Meister  und  Brugman  (stud.  IV,  366. 
V,  331)  aus  -TSQ-a-a^  mit  »bindevocal«  a  und  syncopirtem  s 
erklärt  worden.  Dative  auf  -atf*  finden  sich  aber  ausser  dem 
dorischen  nur  bei  den  verwandtschaftsworten  und  äavQda^^ 
ivdfdci,  äQvd(f$,  vtda$j  wir  werden  sie  also  auch  in  diesen  nur 
dann  anzunehmen  haben,  wenn  jede  andere  erklärung  unmög- 
lich ist.  Scheiden  wir  vida$  aus,  so  bleiben  nur  stamme  auf  q 
und  emer  auf  v  übrig.  Beginnen  wir  mit  letzterem.  Vom 
stamme  ^q€v-  hat  Pindar  den  loc.  pl.  ifqaai^  welcher  nur  aus 
*ffay-<r*  entstanden  sein  kann  (voc.  I,  121);  es  ward  also  einst 
flecliert  ^Qit^sg,  ^tp^av-^ci.  Ebenso  kann  flectiert  sein  *j:aQBv^sg 
(w(aaus  j^ysg  und  j^dqpeg  voc.  II,  316),  *faQav'a$  und  aus 
telerem  durch  metathesis  j:aQva'ai>  entstanden  sein.  Vielleicht 
war  der  vocal  unmittelbar  nach  der  metathesis  einst  lang  und 
hat  sich  erst  später  verkürzt,  dann  würden  */a^6v-  und  *j:aQvä 
oAen  einander  liegen  wie  fiiv-og  und  dor.  fAva-gAa  u.  a.  voc. 
H  325.  Ebenso  konnte  auch  in  den  dialekten,  welche  sonst 
dorehweg  nateo-,  dveQ"  hatten,  der  dat.  pl.  *7raTaß-cr»,  *dya(^ 
*  lauten,  da  q  vor  folgenden  consonanten  seine  klangfarbe  viel 
Diehr  zur  geltung  bringt  als  vor  vocalen ;  durch  metathesis  ent- 
rtaodm  dann  natqdts^^  dvdqda^.  So  bleibt  nur  vldat  noch  zu 
rtlSren,  und  für  dies  ist  mir  die  annähme,  dass  es  als  ver- 
randtschaftswort  in  die  analogie  der  übrigen  verwandtschafls- 
rarte  hineingerissen  sei,  nicht  unwahrscheinlich,  zumal  wenn 
tan  bedenkt,  dass  es  von  je  her  kein  einheitliches  paradigma 
ar,  sondern  seine  casus  von  drei  stammen  i;»-,  vio-^   vUv- 


358  '  Johannes  Schmidt, 

bildete.    Ein  solches  wort  leistete  der  formubertrai^ng  weniger 
widerstand  als  ein  nach  einheitlicher  norm  fiectiertes. 

Es  bleibt  also  nur  die  alternative,  entweder  die  Überein- 
stimmung z.  b.  von  griech.  /Jn^reQ-^  air.  mäiher-j  lat.  slaw. 
mater-j  lit.  moter-^  armen,  mair  als  zufall  zu  erklären,  oder  wenn 
man  sie  mit  Fick  und  Curtius  (ber.  d.  sächs.  ges.  1864  s.  84) 
für  nicht  zufallig  hält,  in  dem  suffix  -ter  ein  neues  in  den 
meisten  sprachen  übereinstimmendes  e  zu  registriren,  welches 
nicht  aus  ureurop.  e  entstanden  sein  kann^  also  gegen  die  ein 
heitliche  europäische  grundsprache  zeugt. 

Zu  demselben  ergebnisse  führt  die  ebenfalls  schon  voiriHr^r 
Curtius  (a.  a.  o.  21.  26)  berührte  Übereinstimmung  der 
päischen  sprachen  in  der  farbung  des  praesenssiammsuffixes 
zu  e.  Im  Singular  ind.  act.  stimmen  alle  europäischen  sprachen^? 
darin  übercin,  dass  die  2.  3.  pers.  a  zu  e  gewandelt  habenc::x'^n 
die  1.  nicht;  man  sehe  die  tabelle  bei  Schleicher  comp.  •  s.  708^^08 
Die  ab  weichung  des  litauischen  in  der  3.  person  ist  nur  9ch^m~:K' In 
bar.  Dass  z.  b.  vesa  =  skr.  vaka-ti  sei  und  die  pefsonalendimMTv^ 
verloren  habe,  wie  Schleicher  s.  C64  lehrt,  halte  ich  nicht  tSJm'^K 
möglich,  denn  ti  oder  das  daraus  verkü]*zte  t  ist  ja  in  den  so^s  sc 
genannten  bindevocalloson  formen  hinter  vocalen  wie  cons^-^s^^sc 
nanten  erhalten:  eC^ti  ei-t  er  geht,  dus-ti  dus-t  er  giebt  u.  •  i 

(Schi.  lit.  gr.  s.  250  f.),  so  dass  die  annähme  eines  Verlustes  d-fc»  de 
endung  in  allen  auf  a  auslautenden  praesensstäramen  sehr  g^  g€ 
waltsam  ist.  Da  nun  veza  sowol  die  3.  shig.  als  die  3.  piiP'X^lui 
ausdrückt  und  sich  als  3.  plur.  ohne  Verstoss  gegen  die  lai^'.^^ut 
gesetze  erklären  lasst,  scheint  mir  die  annähme,  dass  es  l»-  ur- 
sprünglich pluralform  war,  allein  möglich.  Als  solche  ist  -dt  es 
aus  *veza7it  genau  so  entstanden  wie  das  von  ihm  nur  graphi^fiscb 
verschiedene    neulr.    part.    praes.    veiq   aus  *vemni.     Da  im 

litauischen  der  unterschied  der  primären  und  der  secundui"   miren 
personalendungen  geschwunden  ist,  können  wir  ohne  jeden  s       an- 
stand eine  form  wie  *vemnt   als  3.  pl.  praes.  ansetzen.  Im 
plural  stimmen  die  sprachen  fast  ausnahmslos  darin  über^  ^iß, 
dass  sie  in  der  1.  und  3.  person  a  nicht  zu  e  wandeln:  «xo-/ 
lat.  vchi-miis  (nicht  aus  H'die-mus  sondern  aus  *«cäo-wö5,  *( 
mus^    wie   quaesumm  beweist),    air.   "hera-m^   got.  vigor-m^      lit 
vesd-me,  3.  pl.  txO'VTt^  vehu-nt  (veivo-nt),  air.  -fero-^,  got.  vigck"^ 
lit.  veia,  abulg.  vezqß  =  *veza-nti.    Nur  das  slawische  weicht 


Was  befreist  das  e  der  europlwchen  sprachen  ete.  359 

im  praesens  1.  pl.  mit  seinem  veee-mil,  ab.  Dies  fällt  jedoch 
nicht  Ins  gewichl,  denn  da  im  einfachen  aorist,  dessen  stamm- 
euslautendes  a,  wie  das  griechische  zeigt,  genau  so  behandelt 
wird  wie  das  des  praesens,  die  form  veeo-mü  in  Übereinstimmung 
mit  den  formen  der  übrigen  europäischen  sprachen  erscheint, 
i  haben  wir  wohl  anzunehmen,  dass  auch  im  praesens  die  1. 
pt.  einst  *vezom-ii  gelautet  habe,  und  erst  unter  einwirkung  der 
nderen  personen  zu  veBe-mü  geworden  sei.  Betrachten  wir 
nämlich  die  praesensllexion  vtsq,  veee§i.  ceseti,  veeevS,  veida, 
vegtie,  veeemü,  vceete,  vexqti,  so  ist  niclit  zu  verkennen,  dass  in 
eine  nivellirende  anaiogie  gewirkt  hat,  welche  den  vocal 
liberal],  wo  nicht  der  nasalklang  sein  tiefes  timbre  schützte,  zu 
e  erhöht  hat.  Hiemach  würde,  wenn  die  existenz  einer  euro- 
päischen grundsprachc  anderweitig  schon  ei-wiesen  wäre,  für 
'  o-praesentia  folgende  flexion  anzusetzen  sein:  sing.  1. 
tAera>«t'),  2.  bJutre-si,  A.  hhere-H,  pl.  1.  hhera-masi,  3.  hherörnH. 
Auf  die  Personalendungen  soll  es  hier  gar  nicht  ankommen, 
se  sind  mit  allem  vorbehalte  so  angesetzt,  wie  sie  von  den 
iUesten  in  irgend  einer  der  europ.  sprachen  erscheinenden 
formen  für  die  curop.  grund^rache,  falls  diese  existierte,  gefor- 
dert würden. 

Wie  aber  Wäxe  die  2.  pl.  anzusetzen?  ex^-te,  vehi-tis,  air. 
i4eri-<A,  got.  vigi-th,  abulg.  vese-tc  stimmen  in  e  überein.  Doch 
Üt.  cöo-fa  weicht  ab,  und  diese  abweichung  fallt  um  so  schwerer 
bis  gewicht,  als  sie  sieh  in  fast  allen  altgermanischen  sprachen 
ausser  der  gotischen  ebenfalls  findet:  ahd.  wegat"^),  as.  gebhad, 


')  Die  wiinel  vagh  (von  der  natdrlich  C/fti  >ich  habe,  nicbt  stammt), 
pbe  ich  hier  auf.  um  nicht  die  gegenvr&rlige  iinlersiicbung  durch  hiuein- 
Jielwii  der  gTitlural-rrage  zu  stören. 

*}  Kiedertränk.  anafallit  irmitis  ps.  Gl,  4  darf  uns  nicht  stören,  da 
jSth  in  den  paalmen  auch  bidint,  toerthint  u.  a.  finden,  s.  Heyne  kl.  as.  u. 
itoifr.  gramni.  s.  14.  50.  Ein  hochdeutscher  dialekt  hat  alier  in  früher  xelt 
ttt  dem  gotischen  wirklich  übereingestiramt.  Die  Monsecer  fragmenta 
Cttvotisea,  ans  Ir&nkischer  qnelle  abgeschrieben,  haben  acht  3.  pl.  auf  -tt, 
•iHMt  dnrehstehend -el,  welches  sich  durch  seine  Wirkung  auf  vorbergehenüe 
male  als  abschwächnng  von  -at  erweist.  Die  formen  sind  bis  auf  fwliit 
tuatdatm  X,  23  von  Holimann  z.  Isid.  13()f.  schon  gesammelt.  H.  erkisrt 
its  -ä  als  male  scriptum  pro  -et,  und  derselben  ansieht  scheint  auch 
Scberar  zu  sein,  da  er  furiritmil  (praeceditis)  denkm.  LX,  %  36,  wnlclies 
«r  in  der  ersten  aufläge  unverändert  gelassen  halle,  jet»l  in  furirimiet  ge- 
hindert hat.    Wenn  wir  atier  nehen  einander  rinden  quidit  dicitis  XI,  8  und 


360  Johannes  Schmidt, 

ags.  vegaä,  afries.  ievcUh,  anord.  vegiä  farid.  Das  nordische  hs 
allerdings  -id,  allein  der  mangel  des  umlauts  in  farid  beweis 
dass  sein  i  wie  andere  suffixale  i  des  nordischen  erst  nach  eal 
Wickelung  des  umlauts  aus  a  entstanden  ist  Im  vorbeigehei 
sei  hier  diese  Übereinstimmung  des  nordischen  mit  den  west 
germanischen  sprachen  im  gegensatze  zum  gotischen  henra 
gehoben.  Paul  (Germ.  XX,  109)  meint,  das  a  der  2.  pl.  se 
im  südgermanischen  statt  des  älteren  i  nach  analogie  der  1 
und  2.  person  eingetreten.  Wenn  die  gotischen  flexionsvocak 
überall  zugleich  die  urgermanischen  wären,  hätte  diese  annähme 
grosse  Wahrscheinlichkeit.  Das  ist  aber  bekanntlich  nicht  da 
fall,  z.  b.  der  gen.  sg.  dagis  kann  nicht  die  germanische  grund- 
form  sein,  denn  im  as.  und  ahd.  liegen  formen  wie  deigas,  tagca 
vor  (s.  Scherer  gesch.  437)  und  die  ags.  anord.  ahd.  durchaus 
unumgelauteten  genetive  beweisen,  dass  ihnen  nicht  -is  zu  gründe 
liegt  Auf  die  gen.  dat.  der  n-stämme,  welche  ein  ähnliches 
verhältniss  zeigen,  werden  wir  unten  zu  sprechen  kommen.  In 
der  2.  pl.  ist  zunächst  das  a  nicht  auf  das  südgermanische  be- 
schränkt, sondern  zeigt  sich  ausser  dem  litauischen  auch  in 
nordischen,  dessen  pluralflexion  forum,  fand,  fara  keineswegs 
den  eindruck  macht,  als  ob  in  ihr  früher  eine  gleichmachende 


quedet  X,  2,  gasihit  videbitis  V,  27  und  gasehet  VI,  5,  kisehet  XII.  15,  /ff« 
ite  IX,  19  und  faret  XVI,  6,  so  kann  wegen  der  durch  das  suffixale  •  b* 
dingten  gestalt  des  wurzelvocals  nicht  wohl  daran  gezweifelt  werden,  da« 
quiditf  sihit,  ferit  und  somit  auch  noch  andere  2.  pl.  auf  -it  wirklich  gc* 
sprochen  worden  sind.  Um  nichts  für  die  beurtheilung  dieser  formen  etwi 
in  betracht  kommendes  ausser  acht  zu  lassen,  sei  noch  erwähnt,  dass  siel 
auch  mzü  scitis  XIV,  16  neben  toizut  XII,  13.  XIII,  21.  XXMI,  21  findet 
Von  der  1.  pl.  kommen  in  diesen  fragmenten  nur  3  beispiele  vor  weüff^ 
III,  20,  Icsemes  XXII,  9.  hwervetnes  XXII,  17;  die  3.  pl.  lautet  stets  -««* 
nur  wo  j  vorherging  ent :  sprelihant,  gasehanty  werdant  u.  s.  w.  aber  «Jöfc 
hent^  gahorrenty  ganidarrent,  uuoffent  u.  s.  w.  Das  althochdeutsche  hB^ 
also  sowohl  ein  zum  got.  stimmendes  -it  als  ein  zu  den  übrigen  westgtf 
manischen  sprachen  stimmendes  -at.  Ein  ähnliches  verhältniss  findet  ßid 
auch  sonst,  z.  b.  bei  den  sogleich  zu  behandelnden  gen.  dat.  der  inscnti 
w-stämme  und  bei  den  femininen  abstracten  auf  urspr.  -jä;  diese  sind  i( 
üstgermanischen  zu  n-stämmen  erweitert,  got.  managein',  im  as.  und  ip 
aber  durchweg  ohne  n  gebheben,  ags.  mänegeo,  as.  meginstrengiu,  dl 
hochdeutsche  hat  sowol  zum  gotischen  stimmende  formen  auf  -In-  als  wt 
sächsischen  stimmende  auf  -tu  :  mancghiu  (s.  ztschr.  XIX,  294;  Zimnrt 
ostgermanisch  u.  westgermanisch  s.  33  ff.  des  sonderabdr.  aus  ztschr.  fl 
deutsches  alt.  XIX). 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  spraeben  etc. 


3G1 


[  analogie  gewirkt  habe.  Zweitens  aber  sehen  wir  ini  as.  ags. 
I  fries-,  wo  die  drei  persouen  dos  plur.  einander  ganz  gleich  ge- 
I  worden  sind,  niclit  die  erste  und  die  dritte  auf  die  zweite  ein- 
!  wirken  sondern  die  zweite  und  drilte  auf  die  erste.  Die  dritte 
f  ist  nach  verlusl  ihres  vocals  mit  der  zweiten  ganz  oder  fast 
I  ganz  zusammen  gefallen  und  deren  mm  gemeinsames  aä  oder 
I  ad  hat  sich  dann  aucli  in  die  erste  eingedrängt.  Ist  es  da 
I  wahrsclifinlich,  dasa  früher  die  erste  und  dritte  zusammen  das 
I  e  (i)  aus  der  zweiten  verdrängt  haben?  Wenn  im  gotischen, 
,  wo  der  ganze  dual  und  phiral  n  vor  der  personalendung  haben, 
j  die  2.  pl.  auf  -tp-tfi  statt  auf-i-Wi  endigte,  so  könnte  man  geneigt 
sein,  das  n  durch  forraüberlragung  zu  erklären.  Dadurch  aber, 
[  dass  die  analogie  im  gotischen,  wo  sie  sicli  auf  vier  formen  (plur. 
und  dual)  stützte,  nicht  gewirkt  hat,  wird  unwahrscheinlich 
;  in  den  übrigen  germanischen  sprachen,  wo  sie  sich 
auf  nur  zwei  (plur.)  stützen  konnte,  gewirkt  habe. 

Wie  sollen  wir  ferner  das  got.  -a-ts  der  2.  dualis  erklären? 

Durch  formübertragung  schwerlich,   denn  hätte  diese  gewirkt, 

so  würde  sie  wohl  auch  das  i  der  2.  pl.  beseitigt  haben.    Got. 

-flte  verhält  sich  alier  hinsichtlich  des  vocal.?  zu  lit.  -ata,  abulg. 

-ita,  griech.  -tioy  genau  so  wie  das  -aä,  -ad,  -ai  der  2.  pers. 

aJJer  aussergotisrhcn  germanischen  sprachen  zu  Hl.  -ate,  abulg. 

•^e,  griech.  -tte.     Endlich  begegnet  genau  dasselbe  verhältniss 

•rteder  im  mediopassivum,  gol.  -aza,  -ada  (ags.  Aaöe  =  got. 

^>a4iada   Grein  ablaul  37    weist   ebenfalls  auf  -a-da)  :  griech. 

L  — s«'(u,  -txat,   wo  leider  die  übrigen  sprachen  versagen.     Hier 

die  annähme  von  formübertragung  im  höchsten  grade  un- 

t'ahrscheinlich.     Hätte  das  gotische  jemals  ''-iea,  *-ida  gehabt, 

würde  deren  i  unter  dem  schütze  der  activen  -is,  -iih  wohl 

^«lalten  sein.     Diese   dual-  und   passivformen  beweisen,    dass 

i  germanische  in  der  vertheilung  von  e  und  a  der  präsens- 

Jt^xion   eine   gewisse   Selbständigkeit   hat,    dass   also   auch    die 

■iPluralformen  auf  -at  nicht  nothwendig  durch  formübertragung 

1  eötfiianden  sein  müssen. 

Sind  sie  es  nicht,  so  bleibt  dem  anhänger  des  Stammbaumes 
KGiiie  andere  wähl  als  die  Übereinstimmung  von  abulg.  vexete, 
9f^.  vigitk  mit  «x*'*'  vehitis,  -beruh  für  baren  zufall  zu  erklä]'en. 
"^y  Ihul  er  es  nicht,  so  zerschellen  an  dem  n  von  alid.  wtQat, 
'li.  vficde  die  europäische,  nordeuropäische,  lettoslawische,  ger- 
"^önisctie  und  selbst   die  oslgermanisclip  grundsprache,   gerade 


36S  Johannes  Schmidt, 

SO  wie  an  dem  a  von  quattuor  die  europäische,  südeuropäische, 
graecoitalische    und    italische    grundsprache    zerschellen.     Die 
einzige  theorie,  welche  ohne  eine  reihe  unerwiesener  Voraus- 
setzungen zu  hilfe  nehmen  zu  müssen,  gleichmässig  allen  Ihal— 
Sachen  gerecht  wird,  ist  die,  dass  die  tonerhöhung  des  a  zu  ^ 
in   der   praesensflexion  sich  allmählich   wellenförmig   über  di^^ 
vorfahren  der  Europäer  verbreitete.    In  der  2.  3.  sg.  act.  dran^ 
sie  bei  allen  durch,   in  der  2.  du.  und  2.  3.  sg.  med.  dagegen 
war  die  bewegung  nicht  stark  genug  um  bis  zu  den  Litauern 
und  Germanen  vorzudringen,  welche  ihr  a  behielten;  in  der  i. 
pl.  erreichte  die  welle  noch  einige  germanische  stamme,  drang 
aber  nicht  bis  zu  den  übrigen  und  bis  zu  den  Litauern  vor. 

Lehrreiche  berührungen  der  sprachen  zeigen  sich  in  der  3. 
pl.  Das  slawische  hat  die  ausgänge  urspr.  -anti^  secundär -om/ 
ganz  verschieden  behandelt,  je  nachdem  ihr  a  stammaoslaiit 
ist  oder  der  personalendung  angehört.  In  ersterem  falle  blieb 
a  bewahrt,  o-wtt,  c^nt  wurden  später  /]rf$,  qt,  im  anderen  ward 
a  zu  e,  anti^  ant  zu  qft,  q  :  vezqtt^  veeq  =  vdha-fUi,  *(a)vah(Md^ 
dagegen  jadr^U  =  skr.  ad-dnti,  dadr^ft  sie  geben  =  skr.  dad- 
^ati,  vffd-qVt  sie  wissen,  aor.  n^s-q,  nesos-q  sie  trugen.  Nur  5^  = 
skr.  s-dnti  macht  wunderbarer  weise  eine  ausnähme.  Dieselbe 
Unterscheidung  bestand  im  germanischen,  wie  got.  s-ind  gegen 
viga-nd  lehi't.  Ihr  grund  ist  in  der  betonung  zu  suchen:  skr. 
S'dnti  aber  vdha-nti.  Auch  das  griechische  hat  beide  reihen 
unterschieden  aber  meist  in  anderer  weise,  die  erste  hat  durch- 
weg a  zu  0  gewandelt  txo'vrt,  sl^o-v^  med.  Ixo-vta^^  stxo-vto, 
die  andere  hat  a  bewahrt  in  formen  wie  i-äcr*  =  skr.  y-^^» 
ion.  6-ä(r*  =  skr.  s-anti,  med.  hom.  i-arat  =  skr.  ös-«fö,  ««*" 
-atai  xi-arai^  secundär  elisch  dnotivoi-av,  hom.  ycvoi-ccTO.  B 
fehlt  aber  auch  nicht  an  formen,  welche  das  zur  endung,  nicW 
zum  stamme  gehörige  a  wie  im  nordeuropäischen  zu  «  gewan- 
delt haben,  primär  nur  dor.  ivxi^  att.  «*(;*,  d.  i.  *<r-«vr*  =  go^» 
s-mrf,  secundär  (figot-sv  =^  skr.  hharey-us^  gdf.  *hharai^''i^* 
Das  lateinische  weiss  von  der  Unterscheidung  beider  reihen  im 
praesens  nichts  mehr,  ebenso  wenig  das  oskische  und  umbrische. 
Aber  in  früherer  zeit  haben  auch  die  italischen  sprachen  sie 
gehabt,  da  im  lateinischen  alle  dritten  pcrsonea  des  plurals 
mit  der  slawischen  ersten,  im  oskischen  alle  mit  der  slawischen 
zweiten  reihe  üboreinstimmon,  d.  h.  im  lat.  sind  sont^  stifif,  edtmt^ 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen  etc.  363 

vielleicht  auch  volunt,  ferunt  von  der  durch  vehur-nt  (tremchnti) 
repräsentirten   analogie   überwältigt,    im   oskischen   umgekehrt 
s t  alet  (stant,  nicht  stent,  s.  Bugge  ztschr.  XXII,  389  f.),  stahint 
(slant,  ephemeris  epigr.  II  p.  162)  durch  die  analogie  von  s-et 
sunt,  amfr-et  offifhiunt  (aus  *-i-et  =  skr.  y-anti  wie  herest 
voles  aus  umbr.  heriest),  ebenso  im  sabellischen,  wenn  Corssen 
rtschr.  IX,  140  ferenter   und  feret  richtig  durch  feruntur  und 
feri  übersetzt.    Wie  sich  das  umbrische  in  dieser  hinsieht  ver- 
hielt, lässt  sich  noch  nicht  sagen,  da  ausser  s-ent  sunt  und  den 
es  enthaltenden  futuren  wie  fihrent,  ben-u-rent  keine  indicativ- 
fonn  nachgewiesen  ist.    Das  lat.  hat  vielleicht   eine  spur  der 
endung  -efi<  in  abgeschliflfenen  perfectformen  wie  dedcrc,  censuere. 
Die  möglichkeit,  dass  deren  auslautendes  e  aus  o  entstanden  sei 
(Corssen  ET  ^  237),  lässt  sich  angesichts  des  pisaurensischen  dedro 
natürlich  nicht  bestreiten.    Da  sich  jedoch  auch  inschriftliches 
Mm  findet  C.  I.  L.  I,  178,  ist  wahrscheinlicher,  dass  e  aus  -ent, 
nicht  "OfU  entstanden  sei,   so  dass  einst  neben  einander  lagen 
flWttwi^,  woraus  dedrat^  dedro,  und  ein  älteres  *dederent,  woraus 
Mere  ward.     In  ^deder-ent  gehörte  der  vocal   zur   personal- 
^mig,  wie  dedis4i,  dedis-tis  beweisen,  die  form  fügt  sich  also 
^elrecht  in  die  zweite  reihe.    Im  altirischen   entspricht  it  sie 
sind  aus  *s^nii  dem  umbr.  s-cnt,  dor.  ivri,  got.  s-ind.     Die 
*üf  a  auslautenden  praesensstämme  haben  ät  und  it.    »Ist  das 
▼erbum  isolirt,  so  lautet  die  endung  -it  z.  b.  berit,  ist  das  verbum 
^^  anderen  elementen   verbunden,   so  steht  -at  z.  b.  as-berat 
^cuntt  (Schleicher  comp.  *  668).    Ich  muss  dahin  gestellt  lassen, 
^  -Ä  und  -ö^  sich  ursprünglich  wie  slaw.  -qU  und  -qU  unter- 
•düeden  haben  und  -ü  wie  im  oskischen  sich  über  seine  ur- 
Wngliche  berechtigung  ausgedehnt  hat.    Für  unseren  zweck 
Ü^ügt,  dass  it  und  berat  sich  genau  so  unterscheiden  wie  got. 
**ii  und  bairorfid.    Da  nun  alle  europäischen    sprachen  mit 
*^ahme  des  litauischen,   welches  in  dieser  frage   überhaupt 
feine  stimme  hat,  -€hnti  -a-nt  von  -anti  -ant  geschieden  haben, 
80  müssen  die  anhänger  der  europäischen  Ursprache  schliessen, 
dass  diese  die  Unterscheidung  auch   gehabt  habe.    Es  ist  aber 
schlechthin    unmöglich,    die    urcuropäischen   grundformen   der 
zweiten  reihe  zu  reconstruiren.     Für   die   erste  reihe  ergeben 
JKh  allerdings  hherchnti  e-bher-anf,  was  aber  für  die  zweite? 
jsd^^  s4ndj  air.  ü,   umbr.  s-mt,  dor.  ivzL  würden  auf  -enti, 
Also  9-e9Ui  sie  sind,  führen,  dessen  ansafz  ist  aber  unmöglich 


r%t  * 


364  Johannes  Schmidt, 

wegen  f-atf«,  i-atit,  -atat,  elisch  dnoxivoi-av,  -otto.    Man  dar~  f 
also  nur  wie  für  die  erste  reihe -an^i,  -an^  ansetzen:  *eS'afna^=^ 
6a<y#,  *hherai-ant  =  elisch  ^fpiqoi-av  und  muss  als  ein  wunder"— 
bares  spiel  des  Zufalles  betrachten,  dass  ivvi  mit  sent^  ü^  sin^ 
übereinstimmt  und  fpiQouv  die  selbe  secundärendung  hat,  wi^ 
das  slaw.  n^s-^  und  wie  alle  übrigen  europäischen  sprachen  in 
vorhistorischer  zeit  vermuthlich  gehabt  haben.    Thut  man  dies^ 
so  hat  man  keinen  grund  die  Übereinstimmung  von  *i%B-iSk  mit 
vehis^   mgis  u.  s.  f.  nicht  ebenfalls  als  zufall  anzusehen.    Wer 
des  hierzu  erforderlichen  glaubens  ermangelt,  wird  nur  erklären 
können,   dass  die  Übereinstimmung  der  europäischen  sprachen 
in  'Cnti,  -ent  bei  absoluter  Unmöglichkeit,   -enti,   -ent  für  die 
europäische  grundsprache  anzusetzen,  ein  argument  gegen  die 
annähme  einer  einheitlichen  europäischen  grundsprache  ist.    Ja 
selbst   die  annähme  einer  einheitlichen  griechischen   Ursprache 
verträgt  sich  mit  diesen  thatsachen  nicht,  denn  das  griechische 
stimmt  In  diesen  formen  sowohl  mit  den  europäischen  sprachen 
(fcVr/,  (fiQot'Sv)  als  mit  den  asiatischen  sprachen  unseres  stano- 
mcs   {b'aa$,   elisch   dnotivot-av)    überein,   gerade   so   wie    die 
wurzelfoi'men  %€vd  (x«*<yo-/ua#)  und  nevd'  zu  denen  der  euro- 
päischen sprachen,  x«»'^>  X«^  "'^d  nad-  zu  denen  der  arischen 
stimmen  (s.  341).    Es  wiederholt  sich  hier  also  dasselbe  verhält- 
niss  wie  bei   der  Vertretung  von  arischem  c,  europ.  kv.    Wie 
z.  b.  tiaauQsg  =  xJBdaaqsq  zu  skr.  catvaras,  dagegen  nifsar^^f 
=  "^xfsaavQsg  zu  quattaar  stimmt  (Jenaer  lit.  ztg.  1874  art.  201, 
1875  art.  588),  so  stimmt  «acr*,  d.  i.  ^es-anti  in  der  endung  ^^ 
skr.  santi^  apers.  }ia(n)tiy,  dagegen  ivti  zu  umbr.  sevU,  air.  *^» 
got.  sind.    Wir  gewinnen  also  hier  einen  neuen  beweis  fürdi^ 
von  mir  behauptete  mittelstellung  des  griechischen  zwischen  den 
arischen  und  den  europäischen  sprachen. 

Auf  den  vocal  von  abulg.  sqti^  d.  i.  s-anti  wird  kein  grosse» 
gewicht  zu  legen  sein,  er  kann  durch  die  analogie  der  auf  ^ 
auslautenden  praesensstämme  {vezdfJti)  herbeigeführt  sein  wie  \^ 
lat.  sont  Sollte  er  jedoch  aus  der  Ursprache  bewahrt  sein,  so 
würde  er  an  q-^  vü  gegen  lit.  ^',  got.  air.  lat.  m,  griech,  ivi  ein 
analogon  haben. 

Curtius  (bericht  d.  säclis.  ges.  1864  s.  24.  27)  legt  mit  recht 
grosses  gewicht  auf  die  übereinstimmende  wandelung  des  Suf- 
fixes urspr.  -as  in  vi(poq  :  Wy€((r)-o^,  lat.  getios  :  *gene8'0S  getiemSf 


Was  beweist  das  e  der  europSischen  sprachen  etc.  365 

abulg.  wefto  ;  nebes-^,   wozu  ferner  air.  neni,  gen.  ninte,  d.  i. 

*nemos  :  *neme8'0S  (Ebel  in  Schleichers  comp.  *  s.  505)  stimmt. 

Gurlius  erschliesst    daraus  ureurop.   *nebhas,    gen.   ^nebhes-as. 

Segen  die  ansetzung  dieser  beiden  formen  lässt  sich  unter  der 

Voraussetzung  einer  europ.  grundsprache  allerdings  nichts  ein- 

wrenden.     Das   aber   darf  nicht   übersehen   werden,   dass  das 

griechische,  und  zwar  allein  von  allen  europäischen  sprachen, 

neben  dieser  europäischen  flexion  noch  eine  andere  ganz  zum 

arischen  stimmende  hat :  yr,Qaq^  YVQ^i^)'^^  =  skr.  jaras,  jaras-as, 

eine  einheitliche  europäische  flexion  -as,  gen.  -65-as  im  gegen- 

satz  zum  arischen  -o«,   -as-as  für   alle  neutralen   as-stämme 

also  nicht  angesetzt  werden  darf. 

Eine  ähnliche  vocaldiflferenzirung  wie  die  stamme  auf  -as 
haben  die  masculina  (im  italischen  und  keltischen  auch  feminina) 
auf  -an  in  den  meisten  europäischen  sprachen  erfahren,  wie 
folgende  Übersicht  lehrt: 

abulg.  kamy  aus  *kamü,  gen.  kafnen-e, 

lit.  (ikmü  »     aJcmen-s,    • 

got.  guma  >     gumin-s, 

air.  dUiu  »     diten, 

lat.  homö  t>     homin-is, 

umbr.  tribrigu  (d.  i.  *-Arm),  abl.  tribrishv^  (d.  i.  ^-kün-e), 

osk.  frukUUiufj  acc.  ^fruktatin-om  (Bugge  ztschr.  XXII,  432). 

Das  gotische  und  hochdeutsche  haben   an  zu  (en)  in  ge- 
handelt nur  im  gen.    dat.   (loc.)   sg.,    die    übrigen    genannten 
brachen  in  allen  casus  ausser  dem  nom.  sg.    Diese  überein- 
sluiunung   aller  im   gen.  dat.  (loc.)   gegenüber   dem  nom.   ist 
schwerlich  zufall.    Dürfen  wir  also  daraus  eine  ureuropäische 
texion  nom.  -ans  oder  -än-s,  gen.  -ew-as,  loc.  -en-i  folgern? 
^h.  glaube,  nicht  einmal  eine  urgermanische  flexion  gtinia,  gumins^ 
^'••iifn,  ja  selbst  keine  uralemannische  hano,  hanin,  denn  die 
übrigen  germanischen  sprachen  flectiren:  anord.  n.  gumi^  g.  d.  a. 
9^Mna;  ags.  n.  gutna,  g.  d.  a.  guman;   afries.  n.  g.  d.  a.  Jiona; 
sisächs.  n.  gumo,  g.  d.  a.  gumon  {-un,  -an).    Ich  betone,   dass 
auch  hier  das  nordische  mit  dem  westgermanischen  gegen  das 
gotische  stehL    Da  got.  und  ahd.  übereinstimmen,  könnte  man 
Fennuthen,  dass  auch  die  übrigen  germanischen  sprachen  im 
gen.  dat.  einst  i  gehabt  haben  und  dies  später  durch  eine  vom 


366  Johannes  Schmidt, 

nom.  acc.  ausgehende  nivellirende  analogie  beseitigt  sei.  Allein 
auf  hochdeutschem  gebiete  sehen  wir  nicht  etwa  m  durch  an 
{o9i)  verdrängt  werden  sondern  vielmehr  an  dem  in  weicheD. 
Nach  Förstemanns  beobachtungen  an  Ortsnamen  (ztschr.  XVI, 
333  f.)  finden  sich  in  Elsass,  Lothringen,  Speier-  und  Worms- 
gau  und  Ripuarien  in  der  ältesten  zeit  an  und  in  neben 
einander,  letztere  schon  etwas  überwiegend;  an  erlischt  ende 
des  9.  Jh.,  in  erhält  sich  bis  ins  11.  jb.,  um  welche  zät 
es  bis  nach  Westfalen  vorgedinmgen  ist.  In  den  niederfrän- 
kischen psalmen  lautet  der  gen.  -in,  dat.  -i»  und  -o»  (Heyne 
kl,  gr.  s.  78  f.),  doch  deren  i  beweist,  wie  s.  359  anm.  erwähnt, 
wenig.  Vom  9.  jh.  an  gewinnt  en  auf  kosten  von  an  und  tu 
allmählich  die  alleinherrschaft.  Förstemann  hat  schon  darauf 
hingewiesen,  dass  in  den  selben  gegenden,  in  welchen  -an  er- 
halten ist,  zu  der  selben  zeit  auch  der  gen.  der  msc,  ntr. 
a-stämme  -as  lautet,  welches,  wie  bekannt,  alterthümlicher  ist 
als  got.  -is.  Ferner  ist  selbst  in  den  hochdeutschen  dialekten, 
welche  vom  beginne  der  Überlieferung  ausschliesslich  in  (en) 
haben,  die  Übereinstimmung  mit  dem  gotischen  geringer  als  sie 
auf  den  ersten  anblick  erscheint.  Die  suffixalen  vocale  von  got. 
haninSj  lianin  und  alid.  hanin  decken  sich  nämlich  nicht  so 
vollständig  wie  die  von  got.  faris,  farith  und  ahd.  feriSj  ferit 
Wähi'end  das  i  dieser  verbalfornien  bis  ins  11.  jh.  bleibt,  findet 
sich  schon  in  den  denkmälern  des  8.  jh.  der  gen.  dat.  schwacher 
declination  vereinzelt  auf  m.  Der  vocabularius  St.  Galli  (760  —65 
abgefasst  nach  Henning)  hat  nur  eine  einzige  geneti\iorm,  und 
diese  auf  -cn,  tutten  156  Herrn.  Die  Benedictinerregel  hat  aller- 
dings nur  'in,  sogar  tlieilweis  mit  umlaut,  forasegin^  nemin 
(Seiler  in  Paul  u.  Braune  beitr.  I,  429),  ebenso  die  fragmenta 
theotisca  (mit  umlaut  nur  nemin).  Im  Isidor  findet  sich  neben 
vorherrschendem  in  (umgelautet  tiemin)  ein  et»,  unchideüidenj 
Tatian  (Sievers  44)  und  Otfrld  cod.  Vind.  Pal.  (Kelle  II,  241. 
288)  haben  schon  durchweg  en  gegen  'is{t),  -it  der  verbal- 
forraen  (Kelle  U,  31  f.).  Dass  diese  Schreibungen  nicht  zufall 
sind,  zeigt  die  Wirkung  des  suffixalen  vocals  auf  den  wurzel- 
vocal.  Es  heisst  feris,  -it,  nimis,  -it  aber  hanin,  gifehin^  -en. 
Allerdings  giebt  es  vereinzelt  formen,  in  welchen  *  umlaut  ge- 
wirkt hat  (s.  Scherer  z.  gesch.  436),  sie  sind  aber  bekanntlich 
verschwindende  ausnahmen  von  der  regel;  henin  verhält  sich 
zu  dem   vorherrschenden  hanin  älmlich  wie  das  s.  360  anm. 


Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen  clc.  367 

besprochene  ferä  ite  zu  faret.  Also  -ts,  -it  =  europ.  -eai^  -eti 
halten  ihr  t  bis  ins  11.  jh.  und  wirken  stäts  umlaut,  dagegen 
-lii  erscheint  schon  im  8.  jh.  vereinzelt,  bei  Tatian  und  Otfried 
durchweg,  mit  e  und  wirkt  regelmässig  keinen  umlaut.  Daraus 
geht  hervor,  dass  beide  laute  verschieden  klangen,  das  i  von 
{tm  als  reines  »,  das  von  lianin  stäts  mehr  nach  e  hin.  Aus 
der  geringeren  tonerhöhung  und  der  geringeren  räumlichen 
aosbreitung  derselben  müssen  wir  wohl  schliessen,  dass  lianani 
später  zu  hanxHi  geworden  ist  als  hharasi  zu  biris.  Dennoch 
ist  die  erhöhung  nur  in  denselben  casus  eingetreten,  in  welchen 
sie  das  gotische  hat,  stammt  also  aus  einer  zeit,  in  welcher 
das  hochdeutsche  mit  dem  gotischen  oder  mit  dialekten,  welche 
in  diesem  punkte  auf  gotischer  stufe  standen,  in  unmittelbarer 
berührung  war.  Nur  so  erklärt  sich  die  Übereinstimmung  eines 
theiles  des  hochdeutschen  mit  dem  gotischen.  Mit  der  annähme 
einer  Spaltung  des  germanischen  in  ost-  und  westgermanisch 
rarträgt  sich  dies  ebensowenig  wie  die  asächs.  g.  d.  gumon  mit 
der  annähme  von  urgerm.  gumins,  gumin. 

Für  das  altlateinische  ist  folgende  flexion  anzusetzen  hemö 
(erhalten  in  ne-hemo  =  nsniö),  gen.  *hemenos,  dat.  ^henwneij  acc. 
Iiemönem  genau  entsprechend  den  got.  guma,  gumins,  gumin, 
gwmtn.    Es  ist  dies  das  einzige  wort,  in  welchem  sich  auch 
iKKh  der  acc.  sg.  mit  ön  neben  durchstehendem  in  (en)  der 
ßbrigen  casus  obliqui  erhalten  hat.    Corssen,  der  die  vocalisa- 
tioö  der  n-stämme  II  *  259  flF.  behandelt,  hat  das  richtige  nicht 
Besten,  da  er^  wie  überall  in  seinem  buche,  zu  wenig  rück- 
et auf  den  vocalismus  der  übrigen  sprachen  nimmt.    Wie  er 
das  suffixale  e  von  generis  ohne  rücksicht  auf  das  griech.  yivsog 
^  »umlaut  von  o«  betrachtet  (II  \  200),  so  erklärt  er,  hotninis 
^  aus  *homonis  entstanden,  indem  »sich  das  o  durch  einfluss 
des  folgenden  n  zu  i  verdünnte«  (II  \  259,  I  ^  572  flf.).     Für 
keinen  einzigen  n-stamm  ist  aber  ein  gen.  oder  dat.  auf  -ofiis,  -öni 
lUicfagewiesen^  an  dessen  stelle  später  -tnis,  Tn»  erschiene.    Dass 
'^illuvog,  IdnoUMvi  zunächst  zu  Apcloncs,  Äpoloni,   weiter 
zu  JpoUinis,  Apollini  latinisirt  wurden  (a.  a.  o.),  beweist  für 
echtlateinische  wortformen  natürlich  gar  nichts.    Die  auf  der 
drittletzten  silbe  betonten  griechischen  formen   traten  eben  in 
die  reihe,  welche  die  erhaltung  ihrer  betonung  ermöglichte.   Ja 
die  formen  dieses  namens  beweisen  gerade,   dass  hominis  nicht 
aus  *homonis  entstanden  ist,  denn  zwischen  Apoloni  und  Äpol- 


368  Johannes  Schmidt, 

Uni  liegt  Äpoienei  C.  I.  L.  I,  174  Pisaur.  Wie  ÄpoUini  nach 
analogie  von  homini  gestaltet  ist,  so  zeugt  das  pisaurensische 
Apolefiei  dafür,  dass  zur  zeit  seiner  entstehung  die  worte,  nacl 
deren  analogie  es  latinisirt  war,  den  dat.  auf.  -^nei  bildeten 
Es  liefert  also  den  beweis,  dass  homini  zunächst  aus  *h<>mene 
oder  *hemenei  (nemini)  wie  nomini  aus  ^nomenei  entstanden 
nicht  aus  ^honiöni  »verdünnt«  ist.  Priscian  und  Probus  (I  p.  206 
22.  IV  p.  10,  28  K.)  geben  an,  die  vetustissimi  oder  antiqu 
hätten  auch  hämo,  homönis  flectirt.  Als  beleg  führt  ersterei 
den  vers  des  Ennius  an:  vulturus  in  spinis  miserum  mandeba 
homonem  (Enn.  ann.  141  V.);  ferner  ist  bei  Fest,  p,  100  M 
überliefert:  hemona  humana,  et  hefmnem  hominera  dicebant 
Aus  einer  flexion  homönis,  homöni,  homönem  konnte  nicht  ho 
minis,  homini,  homineni  entstehen,  wie  Corssen  richtig  gesehei 
hat.  Halten  wir  uns,  um  klarheit  in  die  Verhältnisse  zu  brin 
gen,  an  das  sicher  überlieferte:  direct  belegt  ist  allein  der  acc 
hemönem  und,  durch  assimilation  des  wurzelvocals  an  den  suf 
fixalen  vocal  daraus  entstanden,  homönem,  femer  das  adj.  hemöm 
genau  entsprechend  dem  lit.  zmonä  weibsperson.  Nun  wissei 
wir,  dass  im  gotischen  nom.  acc.  und  gen.  dat.  verschiedene! 
vocal  haben  und  dass  dieser  qualitätsverschiedenheit  im  sanskri 
eine  quantitätsverschiedenheit  entspricht.  Man  vergleiche  guma 
gumins,  gumin,  guman  mit  skr.  agma,  agmanas,  agmani,  -e,  ag 
manam.  Hieniach  ist  es  sehr  wohl  denkbar,  dass  im  latei 
nischen  einst  flectirt  ist  hemö,  hemmos,  hemenei,  hemönem,  um 
einzig  unter  dieser  Voraussetzung  lässt  sich  die  sicher  überliefert« 
form  hemönem,  homönem  mit  der  späteren  flexion,  sowie  da 
umbrische  homonus  mit  lat.  hominihus  in  einklang  bringen. 

Die  Römer  hatten  bekanntermassen  wenig  sinn  für  vocal 
abstufungen.  Wie  sie  monotones  datör,  datöris,  daföri,  dcUöref^ 
an  stelle  des  indischen  data,  datre,  dütoA'i,  datüram  geset2 
haben,  so  machten  sie  bei  den  w-stämmen  entweder  den  stami 
des  accusativs  dem  der  anderen  obliquen  casus  gleich  oder  um 
gekehrt.  Ersteres  geschah  mit  homönem,  welches  durch  *ÄOfm 
nem,  hominem  verdrängt  ward,  letzteres  z.  b.  mit  *temenoi 
'^tetrienei  welche  durch  tetnonis,  temöni  ersetzt  wurden.  So  sini 
die  stamme  auf  -ö,  Unis,  hiein  und  die  auf  -ö,  önis,  önem  durcl 
verschiedenartige  uniformirung  einer  beiden  zu  gründe  liegende 
flexion  -ö,  vm's,  önem  diff'erenzirt,  ähnlich  wie  *pignos,  *pignosi 
(pignosa  Fest.  p.  213),  später  pignus,  jngnoris  und  veter  (Varr 


11  simcE 


i  t.  Vn,  8),  Vieris,  cerber,  verberis  aus  einem  beiden  reihen  ge- 
uieinschaltlich  zu  gründe  Hegenden  -os,  gen.  -es-os  differenzirt 
sind.  Auch  die  Osker  und  Unibrer  haben  den  unterschied  der 
»starken«  und  »schwachen«  casus  verwischt.  Es  dient  nun  nicht 
Wenig  zur  bestätigimg  der  hier  entwickelten  ansieht,  dass  sie 
in  verhältnissmässig  zahlreichen  Worten  gerade  die  von  den 
Römern  zur  alleinhei-rschafl  gebrachten  formen  unierdrückt, 
die  von  diesen  unterdriickten  dagegen  zur  alleinherrschafl  ge- 
bracht haben.  Während  die  Römer  die  Stammform  homSn- 
durch  homin-  verdrängen  Hessen,  scheinen  die  Umhrei' ,  nach 
Äomoti-Ms  hominibus  zu  schliessen,  das  entgegengesetzte  verfahren 
Pingeschlagen  zu  haben.  Umgekehii  haben  die  Römer  bei  den 
Worten  auf  nom.  -iö  ausser  Anio,  Ne-rio  in  allen  casus  obliqui 
-iBn-,  die  Umbrer  und  Osker  dagegen  das  aus  *-iSn-,  -i?m-  ent- 
eUndene  -in-:  umbr.  Iribri^u,  abl,  (nfcmme  =  lat.  *tr^lkis, 
*trij>lici5ne,  umbr.  natine  =  lat.  Tudiöne,  osk.  tnedicalinmt, 
tangiTtom,  tanginud  (zu  nom.  *medicatiuf,  *tangiuf,  Bugge  ztsehr. 
SXII,  432)  =  lat.  -iiön-em,  -iSn-em,  -iön-e.  Diese  differenz  er- 
klärt sich  nur  unter  der  Voraussetzung  einer  alten  gemein- 
italischen  flexion  nom.  -tffri-s,  gen.  -iSn-os,  dat.  -iSn-ei,  acc 
-i^n-om,  ablat.  ~iSn-Öd.  Wie  lat.  natiötie  und  umbr.  natine 
lie^n  im  lateinischen  selbst  neben  einander  T^trbSnis,  Turbönem 
Und  turbinis,  turbinem  (die  gramnialikerangaben  bei  Neue  I, 
153),  ja  wohl  auch  komönis,  homöni  u.  s.  w.  neben  hominis, 
^<*f»»mi.  Direct  überliefert  sind,  wie  gesagt,  nur  heniönem,  ho- 
"»iftum,  hemötta.  Auf  die  angaben  des  Priscian  und  Probus, 
dass  die  alten  auch  homOnis  tIecLirt  haben,  ist  gar  kein  gewicht 
*■*  legen,  so  lange  diese  form  nicht  aus  einem  alten  schrifl- 
äleHer  belegt  ist.  Denn  ein  römischer  grammatiker  hielt,  wenn 
^^  einen  acc.  itomOnem  fand,  die  exislenz  eines  gen.  Itomönis 
™t"  selbstverständlich,  wir  aber  wissen,  dass  sie  sich  keineswegs 
'**ri  selbst  versteht.  Nun  haben  Bergk  (philologus  XVII,  54  f., 
"eue  jahib.  f.  pliilol.  1861,  032)  und  Usener  (index  schol. 
■"^phisw.  aest.  18ö6  p.  9)  durch  einsetzen  von  honiönis,  ho- 
"^^'ni  u.  s,  w.  an  stelle  der  überlieferten  hotninis,  liomini  eine 
E^rze  anzahl  plautinischer  verse  sehi'  ansprechend  hergestellt, 
^'^^egcn  sich  Rilschl  (neue  plautin.  excurse  s.  42  f.  86.  125) 
^Koptisch  zu  verhallen  scheint.  Mir  steht  in  dieser  frage,  deren 
Entscheidung  an  dem  oben  dargelegten  nichts  ändern  wird, 
•tein  urtheil  zu.    homönis,  homöni   können  jedenfalls  nicht  die 


370  Johannes  Schmidt, 

Vorstufen  von  hominis ,  homini  sein ,   sondern  verdanken  ihr  ö 
der  analogie  von  homönem^  homö. 

Wie  das  lateinische  haben  auch  das  litauische  und  slawische 
den  stamm  auf  -en-  oder  daraus  erweitert  -en^-  übest  alle  casus 
ausser  dem  nom.  sg.  ausgedehnt.  Dass  dieser  zustand  nicht 
ursprünglich,  sondern  durch  uniformirung  aus  einem  älteren 
dem  gotischen  und  oben  reconstruirten  uritalischen  entsprechen- 
den entstanden  ist,  lasst  sich  aus  folgendem  vermuthen.  Dem 
lat.  honw,  got.  guma,  d.  i.  älter  guma^  entspricht  das  veraltete 
lit.  miü,  preuss.  smoy,  dessen  nur  im  sing,  gebräuchliches  fem. 
iwona  weibsperson  =  lat.  hetnöna  humana  ist.  Der  gebräuch- 
liche plural  lautet  zmönes  (Ja-stamm),  sein  sing,  liegt  in  preuaSi 
smüni  vor.  Nach  got.  gumins,  lat.  hominis  und  lit.  akmens  kann 
man  nicht  zweifeln,  dass  imw  gen.  gmens  flectirte.  Aber  audi 
der  in  den  ableitungen  zmonä,  zmönes  zu  gründe  liegende  stamm 
imön-  muss  in  der  declination  von  zmä  erschienen  sein,  sonst 
wären  die  ihn  enthaltenden  ableitungen  unmöglich.  Nach  dem 
bisherigen  werden  wir  nicht  in  Verlegenheit  sein,  den  sitz  dieses 
zmön-  zu  bestimmen:  mön-=  lat.  hemön-  war  der  stamm  der 
»starken«,  smen-  =  lat.  *Ae»wew-,  *hom€n'^  got.  gumifh  der 
stamm  der  »schwachen«  casus.  Der  plur.  nom.  zmönes  ist  also 
an  stelle  eines  ursprünglichen  consonantischen  *zmöns  =  got. 
gumanSj  lat.  *heniön^s  (wie  vor  mischung  der  consonantischen 
stamme  mit  den  i-stämmen  flectirt  ward)  getreten. 

Alle  bisher  betrachteten  sprachen  zeigen  unverkennbar 
Übereinstimmung,  ja  es  haben  sich  spuren  gefunden,  welche 
vermuthen  lassen,  dass  diese  früher  noch  grösser  war.  Hättoi 
wir  das  lateinische  oder  litauische  aus  dem  Zeitalter  der  home- 
rischen gesänge  überliefert,  dann  würden  beide  mit  dem  goti- 
schen in  der  vertheilung  von  an  {ön)  und  en  (in)  wahrschein- 
lich viel  mehr  als  in  den  auf  uns  gekommenen  denkmälern 
übereinstimmen.  Das  griechische  aber,  dessen  älteste  denkmäler 
um  mehr  als  ein  Jahrtausend  die  gotischen  überragen,  stimmt 
in  der  vocalisation  der  w-stämme  mit  dem  latein  weit  weniger 
überein  als  das  gotische.  Ein  verhältniss  wie  homö:  homXn^ 
erscheint  im  griechischen  nirgends,  den  genitiven  notfAivog^  i*' 
fiivog  entsprechen  vielmehr  gleichgeförbte  nominative  noift^t 
Xifi^v^  deren  «7  nicht  nur  ionisch-attisch,  sondern  nach  dem 
Zeugnisse  des  Herodian  auch  dorisch  war  (Ahrens  dial.  II,  135 
not.  6;  Herod.  ed.  Lentz  II,  p.  357,  15).    Nur  aus  dem  neben 


Wm  beweist  das  e  d«  europSiaehen  spmchen  ete. 


371 


^oiltii/-    erscheinenden  noi/iaiva   können   wir   schliessen,    dass 
rüher  nicht  alle  casus  den  stiimm  in  der  form  noifiiv-  hatten. 
Xemer  sind  stäniine   auf  -ey-  äusserst   selten    {man   sehe  die 
lungon  von  L.  Meyer  vgl.  gr.  II,  1+3.  27fi),   während   iin 
slawischen  und  litauischen   alle  a»-stänime   ausser  dem  noni. 
'pn-stämnien  geworden  sind,   im   gotischen   alle  masculinen 
Xtnd  neutralen  gen.  dat.  auf  -ins,  -in  auslauten,  im  itahschen 
obliqui  mit  -e«-,  -In-  zu  nominativen  auf  -ö  früher  noch 
iel   häuGger  waren   als  Im   lateinischen.     Dennoch  hängt  das 
riech,  -ev-   mit  dem  -en-,  -in-  der  europäischen  sprachen  zu- 
ammeu,    wie   avx^vog  =  got.   {Imls-)aggi}is   (voc.  I,  182)  und 
fotftitvg  ^  lit,  päiKns  beweisen. 

Wir  haben  also  gefunden,  dass  alle  europäischen  sprachen 
nit  ausnähme  der  nordgernianischen  urspr.  an  mi  singular  zu 
M  oder  weiter  -/.u  in  gewandelt  haben.  Die  zahl  der  casus  und 
ter  wortstämme,  über  welche  sich  diese  Wandlung  erstreckt 
3iat,  ist  in  den  einzelnen  sprachen  verschieden,  alle  haben  sie 
*iur  Im  gen.  dat.  (loc.),  dennoch  verbieten  die  nordgemianischen 
sprachen  selbst  für  diese  -eii-as,  e?t-ei  (eti-i)  als  ureuropäisch 
£Uizusetzcn.  Im  plural  haben  das  slavolettische  und  alle  süd- 
europäisehen  sprachen,  ersleres  bei  allen  stammen,  letztere  bei 
den  überhaupt  -en  {in)  zeigenden  hi  allen  casas  en  {in),  sämmt- 
liclie  germanischeu  sprachen  dagegen  in  keinem  einzigen.  Wir 
dürfen  also  trotz  der  Übereinstimmung  der  Slavoletten  und 
Södeuropäer  kein  europ.  -en-  im  plural  ansetzen,  müssen  alle 
diese  übei-einstinuuungen,  z.  b.  7Tot/*ipet  =  lit.  pemms,  not- 
Mit-^v  =  lit.  penienü,  vielmehr  unter  der  Voraussetzung  des 
'''luiiinbauraes  als  reinen  zufall  betrachten. 

Ein  blick  auf  die  neutralen  «-stamme  zeigt  noch  klarer  die 
•"^tnöglichkeit,  eine  einheitliche  ureuropäische  tlexion  anzusetzen. 
"^^  griechische  hat  in  ihneu  bekanntlich  überall  a  mit  oder  ohne 
^Clwund  des  nasals  bewahi't  {övofia,  övdfiaiog,  otioftaivia),  Ass 
£^*Tnanische  hat  in  in  den  selben  casus  und  dialekten  wie  bei 
"^^»^  masculinen,  die  übrigen  europäischen  sprachen  ausser  dem 
"*^nischon.  welches  überhaupt  keine  neutralen  substantiva  mehr 
"^t,  haben  in  allen  casus  übereinstimmend  n  zu  e  gewandelt, 
.  *t»  dass  der  nom.  acc.  iilr.  auf  en  sich  vom  nom.  msc.  (im  air. 
I      '**d  ilal.  aucli   fem.)  ganz   gleichmässig   scheidet:    abulg.   vn^, 


Btn.  1 


lat. 


au-,  mnm  = 


L  ''^sc,  abulg.  kunuj,  lat.  hmHö,  air.  düiu  fem.    Im  irischen  haben 


372  Johannes  Schmidt, 

die  casus  obliqui  gen.  anma,  dat.  anmaim^  n.  pl.  anman^  gen« 
anmann  allerdings  a,  dies  ist  jedoch  erst  durch  vorwärts  wirkende 
assimilation  des  a  der  Wurzelsilbe  aus  e  entstanden,  wie  z.  b. 
lernen  n.  plur.  plagae,  beimmen  plagarum  beweist  (Ebel  granmi 
celt.  p.  8.  10.  1082  ad  p.  10  lin.  5.  a.  i.,  vgl.  ob.  s.  356).  Unter 
Voraussetzung  einer  europäischen  grundsprache  muss  die  Über- 
einstimmung von  abulg.  imq,  air.  ainm  =  anmin,  lat  nmm 
als  reiner  zufall  betrachtet  werden,  denn  ovofAa  würde  gebieten 
an(a)man  oder  an(a)niant  (ztschr.  XXIII,  267  f.)  als  europäisdie 
grundform  anzusetzen. 


Untersuchen  wir  weiter  das  verhältniss  von  a  zu  e  in 
gesteigerten  formen  der  w-stämme.   Die  italischen  sprachen  kom- 
men dabei  aus  bekannten  gründen  nicht  in  betracht.    Griech. 
*nfix6j:sg^   *n^X^jav  stimmen  im  vorletzten  vocale  genau  mit 
*suneves  oder  *sunevas,  ^sunevamj  den  für  got  sunjus,  sunwirxä 
Sicherheit  zu  erschliessenden  grundformen,   überein.    Dennoch 
ist  es  unmöglich  für  eine  europäische  grundsprache  nom.  und 
gen.  pl.  der  t^-stämme  auf  -ev-as  oder  -ev-es  und  evam  anzo- 
setzen,  weil  abulg.  synove,  synovü,  welche  unmittelbar  aus  *89r 
naveSj   ^sünavam  entstanden  sind,  und  air.  betha^  be(ha(n)  aus 
*bithavas,  *6i^Äat;am  (Schleicher  comp. '  518.  547)  widerstreben. 
Nicht   einmal  urgermanisch    *suneveSj   sunjas  dürfen  wir  an- 
nehmen,   denn   ags.   afries.   suna   ist   aus  *sufUius   entstanden 
(Scherer  z.  gesch.  435),    stimmt   also   zu  abulg.  synove  gegen 
got.  sunjas,  anord.  synir.    Im  ahd.  ist  ein  nom.  pl.  der  w-decU- 
nation  nicht  direct  nachweisbar,  aber  der  acc.  domo  (Dietrich 
bist.  decl.  theot.  p.  18),   welcher  auf  Hhomaus  führt   wie  der 
gen.  thonio,  fridoo  und   erst  bei  dem  allgemeinen  zusammen' 
fallen   der  nom.  und   acc.  pl.  accusativfunction   erhalten  hafc 
zeigt,  dass  der  ahd.  nom.  pl.  mit  dem  ags.  gegen  den  gotische^ 
steht.     Im  nom.  pl.  stimmen  also  das  gotische  und  nordisch^ 
gegen   die   anderen  germanischen  sprachen  zum  griechischen» 
im  dat.  sg.  dagegen  schllessen  sich  ahd.  suniu,  anord.  sy»*/) 
ags.  fet  aus  *ßtiu  (Scherer  s.  418.  434  f.),  welche  auf  *sunm, 
*ßtevi    als   grimdformen  weisen,   an  griech.  n^x^j:$,  während 
got.  sunau  zu  lit.  sunaü,  abulg.  synu  tritt  und  gegen  den  ansatz 


*)  Ich  betone  wiederum  die  Übereinstimmung  des  nordischen  mit  dem 
westgermanischen  gegen  das  gotische. 


Wu  beweist  das  e  der  europUi 

tjnes  orgerm.  sunia  oder  europ.  surKvi  proleslirt.  Die  überein- 
timmung  von  *«$xv*s»  ""ix^J-^^'  "^VX^I*  "lit  got.  sunjus,  smiiw, 
thd.  suniu  kann  also  unter  Voraussetzung  einer  europäischen 
Grundsprache  nur  auf  zufall  berulien. 

In  der  ilexion  der  t-stänime  stimmt  das  e  von  griech. 
^Ttöiejoi  mit  dem  von  osk.  Herentatels,  \\t.  pilva  {aus  *pilßis), 
bulg.  gosti  kosli  (-1  aus  "-m),  alid.  as.  etisti  (aus  *ansfe*s, 
^anst^aa),  ags,  hene  precationis  (aus  *bOni,  *böncis).  Dennoch 
es  unmöglich  für  eine  europäische  grundsprache  den  gen. 
r  t-stäninie  mit  steigerbarem  vocale  auf  -y'-as  anzusel7:en. 
Dies  verbietet  sicher  got.  anstais  (aus  *aHstajas),  vielleicht  aucli 
ür.  fätha  (aus  *vaiajas  Schleicher  comp.  *  543).  Auch  hier 
irie  im  dat.  der  w-stämme  stehen  das  ahd.,  as.  und  ags,  zum 
[riechischen  gegen  das  gotisclie.  Die  übereinstinunung  von  gr. 
lit.  -es,  abulg.  -»,  weslgerm.  -i  ist  also  wieder 
üner  der  merkwürdigen  zufalle  im  gefolge  der  europäischen 
undsprachc,  um  so  merkwürdiger,  als  im  nom.  pl,  alle  die 
formen  europäischer  sprachen,  welche  auf  -ajtis  {nicht  -ias) 
Weisen,  übereinstimmend  eine  grundform  -ejas  oder  -cjes  voraus- 
Klzen:  *n6Xtjsg,  lat.  hostes,  air.  fdithi  (aus  *mti8,  *v(Ueis 
Scbleicticr  comp,  '  519),  got.  ansteis,  gasieis  {-eis  =  *-ijas, 
**!Jas),  anord.  yestir,  ags.  bene,  as.  ahd.  tfesti. 


In  suFGxalen  silben  zeigen  sich  also  dieselben 
wie  in  Wurzelsilben.  Keine  der  angeführten  thatsachen  verträgt 
«ich  mit  der  annalime,  dass  die  über  die  einzelsprachen  liinaus- 
THgenden  c  aus  einer  einheitlichen  europäischen  giiindsprache 
latiren.  Sie  sind  nur  unter  der  Voraussetzung  begreiflich,  dass 
ten  irgend  einem  oder  mehreren  punkten  des  europäischen 
cbgebiets  gewisse  a  zu  e  erhöht  wurden  und  die  erhöhung 
Irich  allmälilich  über  ein  grösseres  gebiet  verbreitete.  In 
Inftncben  worlen  und  flexionsformen  hat  sie  sich  über  alle 
europäischen  und  die  angrenzenden  asiatischen  spraclien  (phry- 
gisch,  armenisch)  erstreckt,  in  anderen  drang  sie,  durch  noch 
unbekannte  hemmnisse  aufgehalten,  nicht  so  weit  vor.  Ja  die 
Jrenzen  ihrer  Verbreitung  fallen  nicht  einmal  überall  mit  den 
grenzen  der  hauptsprachen  zusammen:  ein  griechischer  dialekt 
ihat  ^agm,  naräga,  ein  anderer  (fi^w,  narißcc,  ein  italischer 
fM-tora,  ein  anderer  qnattuor,   ein  germanischer  bairith.    ein  an- 


374  Johannes  Schmidt, 

derer  heraä,  ein  litauischer  ^0,  ein  anderer  äse  u.  s.  w.  Und 
wo  die  tonerhöhung  sich  über  das  ganze  gebiet  erstreckt  hat, 
war  sie  dem  grade  nach  auf  einzelnen  punkten  so  verschied«i, 
dass  der  erhöhte  vocal  im  preussischen  dem  unerhöhten  der  Ur- 
sprache näher  lag  als  dem  erhöliten  der  übrigen  europäischen 
sprachen.  Also  selbst  die  vocale  der  worte,  welche  in  allen 
europäischen  sprachen  tonerhöhung  erfahren  haben,  beweisen 
nichts  für  die  annähme  einer  einheitlichen  europäischen  Ursprache 
mit  c  an  entsprechender  stelle. 

Nachtrag. 

Ich  habe  vor  kurzem  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
man  die  differenz  zwischen  den  einzelnen  griechischen  dialekten 
hinsichtlich  ä  und  ij  nicht  durch  die  annähme  erklären  dürfe, 
das  urgriechische  habe  sich  in  zwei  zweige,  den  dorisch-aeolischen 
und  den  attisch-ionischen,  gespalten,  von  denen  ersterer  hm- 
sichtlich  ä,  17  den  urgriechischen  stand  fest  gehalten  habe,  letz- 
terer für  sich  in  der  farbung  von  a  zu  17  fortgeschritten  sei 
Ich  stützte  mich  dabei  auf  /imt,  /^chr^a,  stä  der  einzigen  damals 
bekannten  elischen  Inschrift  (von  circa  Ol.  50),  welche  verbieten 
die  durch  die  stammbaumtheorie  auf  grundlage  der  übrigen 
aeolischen  und  dorischen  mundarten  geforderten  urgriechischen 
W»  ßQV^Q^i  ^^  ^Is  wirklich  urgriechisch  anzusetzen.  Zugleich 
sprach  ich  die  vermuthung  aus,  dass  wenn  wir  umfangreichere 
denkmale  der  elischen  mundart  hätten,  sich  zur  Verstärkung  des 
Protestes  gegen  den  gegenwärtig  geltenden  Stammbaum  der 
griechischen  dialekte  gewiss  sehr  zahlreiche  «  in  Worten  finden 
würden,  welche  man  jetzt  als  urgriechisch  mit  17  ansetzt  (voc. 
II,  190  f.).  Schneller  als  ich  hoffen  konnte,  ist  diese  vermuthung 
bestätigt  worden.  Die  deutschen  ausgrabungen  in  Olympia  ha- 
ben eine  neue  an  umfang  die  frühere  um  das  dreifache  über- 
treffende elische  inschrift  zu  tage  gefördert,  welche  Kirchhoff 
soeben  in  der  archäologischen  zeitung  XXXIII  Jahrgang,  s.  183  f. 
publicirt  und  besprochen  hat.  Kirchhoff  weist  sie  nach  dem 
Charakter  der  schrift  und  des  stils  in  die  zeit  nach  Alexander 
dem  grossen.  Auf  ihr  finden  sich  navag  (nat^q)^  fpaiväreu 
((paivijvai),  not^ätat  (not^afjtat),  dvarsd-q  (ävaTS&^^  do^q 
(do^^)^  dno<s%aXa(isv  (dnoötakfjvat).  Vergleichen  wir  die  con- 
junctivformen  ipaivüia^,  non^äxai  mit  den  indicativen  vnodix$ta$^ 
naq§xB%ai^   ?X*#  derselben  inschr.,   sowie  dvave&a,  do&q^  a;r#- 


iaea  spracht  e 


tnaÜMftav  mit  y^a^ip  derselben  inschr.,  so  gewinnen  wir 
bel^e  für  die  voc.  11,  325  constatirte  thatsache,  dass  langes 
a  der  lonerhöhung  zu  e  länger  widerstand  leistet  als  kurzes  o, 
und  eben  so  viele  ausnahmen  von  Ährens'  für  die  übrigen 
aeoliscfaen  und  dorischen  mundarlen  im  allgemeinen  geltender 
regel:  vulgare  ^  in  Dorica  dialecto  servatur,  ubicunque  ex  e 
natuni  est,  Lesbiaca  dialecto  consentieute,  Boeotica  y  a  Doride 
servatam  in  e»  mutante  (II,  145.  1,85).  Den  elischen  conj. -«r«» 
entsprechen  aeol.  dor.  -i^a»  (Ahrens  I,  85.  U,  145.  306.  336), 
den  el.  -«-  und  -*ä-  der  passiven  aoriste  aeol.  dor.  -tj-  und 
-*7-  (Ahrens  I,  85.  11,  146.  289.  315).  dem  nazäq  lesb.  nät^Q, 
böol.  natsi^,  dor.  nat^e  (Ahr.  I,  85.  183.  II,  145).  Für  die 
vorstehende  Untersuchung  hat  von  den  neugefundenen  elischea 
formen  besonderen  werlh  Ji«i«e,  welches  sich  zu  den  oben 
s,  357  behandelten  lokr.  Traca^u,  gemeingr.  natgäat  stellt  und 
gc^eii  den  ansatz  von  hut^q  als  urgriechisch  oder  ureuropäisch 
prolest  irt. 

Johannes  Schmidl. 


I 


üeber  deutsche  Volksetymologie. 

So  schrieb  ich  vor  nun  grade  fünfundzwanzig  jähren  über 
den  aufsatz,    der  an  der  spitze  dieser  Zeitschrift  steht,   und  je 
mehr  die  bändezahl  dor  letzteren  wuchs,  um  so  mehr  habe  ich  , 
Öflers  ein  gefühl  freudigen  stolzes  darüber  gehabt,   mich   deren 
ersten  mitarbeiter  nennen  zu  könm^n;  ich  bin  dem  so  überaus 
wichtig  gewordenen  unternehmen  treu  geblieben  und  wo  ich  | 
mehrfacli  lange  pausen  in  meiner  belheiligung  dai'an  machen  j 
musste,  da  geschah  es  nur,   weil  mich  andere  arbeiten  so  fes- 
%Uen,  dass  ich  mich   davor  scheute,  meine  thältgkeil  dmiih 
kleine  abhandtungen  zu  zersplittern.    Dass  jener  aufsatz  an 
der  spitze  der  zeitsclirift  steht,  darauf  habe  ich  mir  freilich  gaf  i 
nichts  einzubilden;  er  hat  diese  stelle  wol  nur  deshalb  gefun-  I 
den,   um  nicht   gleich  auf  den   ersten   blättern   durch  zu   viel  I 
^in^krit  das  dnmaU  noch  kluine  publicum  unperrr  Wissenschaft 


376  E.  Forstematin, 

von  der  Unterstützung   des  in  jener  zeit  noch  gewagten  Unter- 
nehmens abzuschrecken. 

Nahe  läge  es  nun,  und  ich  glaube  darauf  ein  gewisses 
recht  zu  haben,  wenn  ich  nach  einem  vierteljahrhundert  jene 
abhandlung  an  dieser  stelle  in  einer  verbesserten  und  vermehrten 
aufläge  erscheinen  liesse.  Das  ist  jedoch  in  dem  engen  rahmen 
eines  aufsatzes  nicht  mehr  möglich  und  nicht  mehr  nöthig. 
Meine  damalige  arbeit  fasste  eine  klasse  von  erscheinungen,  die 
bis  dahin  nur  vereinzelt  und  gel^entlich  besprochen  waren, 
unter  einigen  allgemeinen  gesichtspunkten  zusammen,  und  üe- 
ferte  dazu  einige  hundert  beispiele.  Das  neue  im  titel  der  ab- 
handlung erscheinende  wort,  welches  bis  dahin  nur  schwerfallig 
umschrieben  worden  war,  ist  seitdem  gemeingut  der  Sprach- 
wissenschaft geworden,  nicht  bloss  in  Deutschland,  sondern 
auch  im  auslande,  wo  man  von  folksetymologiet,  etimologia 
popolare  u.  s.  w.  häufig  genug  lesen  kann.  Der  stoflf  war  da- 
durch in  ungemein  hohem  grade  gewachsen.  Trotzdem  hatte 
hatte  sich  während  dieses  vierteljahrhunderts  niemand  gefunden, 
der  für  diese  erscheinung,  auf  welche  man  doch  überall  häufig 
stösst,  eine  umfassende  Sammlung  angelegt  hätte.  Elrst  dem 
prof.  Andresen  in  Bonn  war  das  vorbehalten,  so  dass  er  vor 
kurzem  sogar  ein  universitätscolleg  über  Volksetymologie  an- 
zeigen konnte.  Seine  Sammlung  ist  nun  in  einem  besondern 
buche  ans  licht  getreten  und  so  kommt  es,  dass  sich  weitere 
nachtrage  nicht  mehr  an  meinen  aufsatz,  sondern  an  diese 
Schrift  anzuschliessen  haben,  die  von  nun  ab  den  kern  abgiebt, 
an  welchen  sich  die  arbeit  der  Zukunft  anzulehnen  hat.  Diese 
neue  schritt  führt  den  titel: 

Andresen,  Karl  Gustaf,  über  deutsche  Volksetymologie.     Heilbronn 
(t'ebr.  Henninjjer)  187G.  VI.  u.  14(5  s. 

Dass  das  buch  von  ausreichender  kenntniss,  gesundem 
sinne  und  treuem  ileisse  des  Verfassers  zeugniss  giebt,  versteht 
sich  hier  wie  bei  dessen  andern  schritten  von  selbst.  Die  ein- 
teilung  ist  eine  übersichtliche.  Nach  einigen  capiteln  allgemeinen 
inhalts  (s.  1 — 14)  sammelt  der  Verfasser  beispiele  für  Volks- 
etymologie zunächst  aus  einigen  undeutschen  sprachen  (s.  14 — 27), 
kommt  dann  (s.  28 — 33)  auf  die  alt-  und  mittelhochdeutschen 
falle  und  widmet  den  haupttheil  der  sclirift  (s.  33 — 127)  dem 
neuhochdeutschen,  wenn  auch  natürlich  mit  stetem  rückblick 
auf  die  früheren  sprachperioden.     Hier  werden  nicht,   wie  ich 


Üeber  deutsche  Volksetymologie.  377 

-s  gethan  hatte,  die  fälle  von  einander  geschieden,  die  ursprflng- 
icli  deutsche  und  diejenigen,  welche  fremdwörter  betreffen, 
K>iidem  es  werden  die  ausdrucke  nach  begriffskategorien  ge- 
sondert, so  dass  zuerst  die  eigennamen,  sowol  örtliche  als  per- 
sönliche, erscheinen,  dann  die  übrigen  substantiva  folgen,  den 
K^hluss  aber  die  weit  weniger  vertretenen  verba,  adjectiva  und 
ibrigen  Wortarten  bilden.  Ein  sehr  genaues  register  (s.  130 — 146) 
3eschliesst  das  ganze  und  fordert  zum  herbeischaffen  weiterer 
beitrage  auf.  Indem  ich  hier  zu  diesem  buche,  das  gewisser- 
oiassen  eine  jubelschrift  für  den  ausdruck  Volksetymologie  und 
zugleich  für  das  bestehen  dieser  Zeitschrift  bildet,  solche  einzelne 
beitrage  liefere,  denke  ich  damit  nicht  bloss  dem  Verfasser  den 
wärmsten  dank  auszudrücken,  sondern  auch  zu  zeigen,  dass 
mein  Interesse  an  dem  gegenstände  während  des  langen  zeit- 
rjaumes  ungeschwächt  geblieben  ist,  wenn  ich  auch  leider  durch 
andere  arbeiten  verhindert  war,  diesem  gegenstände  inzwischen 
weitere  forderung  angedeihen  zu  lassen. 

Seite  14—18  wird   eine   nicht  geringe  anzahl  griechischer 

und  lateinischer  beispiele  beigebracht,  gewissermassen  ein  keim 

zu  einer  künftigen  besonderen  schrift  über  die  Volksetymologie 

in  diesen   sprachen.     Ich   füge  zunächst  einiges   griechische 

hinzu.    Aus  den  skr.  flussnamen  HiranyaMhu,   Vitastd,  Irävati 

und  Vipägä  wird  in   der   griechischen   geographie  ^EQavyoßoag^ 

^ittani/g^  'Vd^awriig,  "Vipadig;   man  wird  hier  die  annäherung, 

^  die  ich  nicht  speciell  hinzuweisen  brauche,  nicht  verkennen, 

Aus  dem  Eranischen  hat  der  Evifqdxfig  seine  lange  erste  sylbe 

^cher  nur  dem  Griechischen  zu  verdanken;    der  einheimische 

nanae  heisst   Ufrätu.     Die  frau   des  Xerxes  hcisst   im  genetiv 

Piechisch  ItüfAdtftQidog  in  anlehnung  an  eine  bedeutende  kate- 

p)rie  von  namen:  dem  Persischen  wäre  l^f/^aatQiog  (resp.  -sag) 

gemässer.    Zu   den  römischen   eigennamen  (seite  15)   füge  ich 

hinai  Asdlius   UavkXtog    {äavkov),    Bibulus    BißXog   {ßißXog), 

öiraflflBa  KaQaxaXXog   (xccQa  -{■  xaX6g)j  Helvia  ""OXßla  (oXßtog), 

*^^^fnntia  AaqBVzia  {kaqog),  Numitor  Novfi^tiOQ  {povg  -{■  /ui^ra)(;), 

^Wm  Uaiaag   (nalCa)^    Piso  Ileiacov    {nsid^co),    Folla  Pollio 

^Wö  UaUmv  {n£Xog\    Scipio  Sxf^niwv  {axtjniwv),    Spuritis 

^iftog  (anBiqm\  Umbria  COfjßqixtj  (ofAßoog).    Keltisch  ist  der 

^^^'^t  dem  einheimisch  kurzes  u  zukommt,  der  griechisch  aber 

^^»^log  wird;   auch  wol  der  Lech  lAcus,  der  zwar  als  Atxiag^ 

^  auch  als  Avxiag  wolfsfluss  erscheint.    Aus  dem  Slavischen 

^•tt^lirift  fHr  rergl.  Sprachf.   N.  F.  HI,  4.  25 


i 


378  E.  Förstemann, 

gehören  noch  hieher  die  ^noQo$  {Serben^  Sorben)^  aus  dem 
Germanischen  liq^kivioq  (Armenier)  für  Arminius^  obwol  der- 
selbe lautwandel  auch  abgesehen  von  fallen  der  Volksetymologie 
statt  fmdet,  eben  so  das  zuweilen  erscheinende  "EkovQoi,  "Ekovqo^y 
JXXovqoi  (ilog,  aUovQog)  für  die  Hender.  Man  denke  auch 
an  die  insel  Oesd  {Osüia)y  die  bei  Plinius  zu  BatsiXeia  wird- 
Aus  semitischem  sprachstoffe  bemächtigt  sich  in  dieser  weise 
das  Griechische  des  Wortes  Edgiinfi  (wol  zu  hebr.  ereb  abend- 
land)  und  nala$fS%ivfi  {Peleschet  =  Philisterland,  vielleicht  noch 
näher  zur  pluralendung  von  Pelischtim  Philister  gehörig).  Der 
kaiser  Elägdbalus  wird  so,  wenigstens  zuweilen,  zu  'Hlio/aßolog^ 
die  göttin  Astarte  wenigstens  bei  Herodian  zu  liavQoaQx^j  die 
Numider  lauten  Noftddegy  die  stadt  Adrumetum  entsteUt  Strabo 
zu  l^ÖQVfAi^g  (waldlos);  Aix>io\p  ist  höchst  wahrscheinlich  nicht 
so  gut  griechisch  als  es  aussieht ;  der  fluss  Pruth  wird  jüvQBvog 
und  von  den  Sdkem  erzälilt  Tzetzes  ^viv  evQijfia  vo  aaxog.€ 

Nicht  minder  zeigt  sich  das  Lateinische  in  dieser  weise 
thätig;  so  liegt  in  lingua  für  dhigua  eine  annäherung  an  lingo; 
zu  ikaXosiq  äpfelreich  gehört  Maleventum^  das  dann  s(^ar  m 
folge  des  bekannten  historischen  Vorganges  zu  Benevenium 
wurde;  Agrigentum  ans  ^yixQccyag  lehnt  sich  deutlich  an  ager^ 
die  deutschen  Elysii  (für  Elisii  oder  Helisii)  an  elysium;  die 
Leti,  ein  volk  des  Rheinlandes,  erscheinen  als  Laeti,  auch  sogar 
als  Lecti,  der  vandalische  Hunjareiks  als  Honorius^  die  Lang<h 
hardi  vielfach  als  Longobardi.  Der  ort  Hohentwid  im  Hegau 
wird  Duellum  {nomen  a  bello  accepit  heisst  es  ausdrücklich),  der 
fluss  Sitter,  aus  Siteruna,  bei  St.  Gallen  erscheint  als  Sintria 
und  stammt  nach  meinung  der  Chroniken  von  T>sint  tria  untimc 
Der  ostgotische  Tlieodahad  wird  zum  römischen  Deodaius,  im 
gallischen  Luxovium  hört  man  eben  so  fromm  y^ltix  ovium^ 
heraus.  Die  häufigen  langobardischen  namen  Magnus  und 
Lujjus  sind  durchaus  nicht  unbedenklich  lateim'sch,  gewiss  nicht 
die  Gerniani,  Qirolus  magnus  für  Carolo)nannus  (vgl.  Andresen 
s.  21)  findet  sich  schon  sehr  früh,  z.  b.  in  den  monumenta 
Germaniae  VII  und  IX. 

S.  21 — 26  bringt  Andresen  höchst  anziehende  beispiele  aus 
dem  Englischen  bei  und  tritt  damit  seiner  eigenthchen  auf- 
gäbe näher;  sie  werden  sich  noch  vermehren  lassen  aus  Koch 
historische  grammatik  der  englischen  spräche  (Weimar  1863  — 
Göttingen  1868)  band  III,  a,  161  flf.    Ich  bemerke  noch  einiges 


Ueher  deutsebe  volkselymologte. 


ST»"! 


weitere:  Engl.  is(and  aus  ags.  eöland  scheint  eine  deutliche  an- 
lehnune:  an  insuia  zu  enthalten;  in  bridegroain  ü^  ursprünglich 
niehl  groom,  sondern  gwma  vor  (ags.  hr^dguma);  auch  in  stirrup 
(bewege    dich    liinauf)   Steigbügel    (ags.   stigräp  Stegreif)    liegt 
sicher  TolksetjTiiologie.    Sogar  ganze  wörterclassen  unterliegen 
diesem   zage:   einzelne  englische   coniposita  auf  -kood  (=  nhd. 
-hmi)  werden  -ä«k?  geschrieben  wie  goodhead  oder  niaidenhead; 
die  auf  -imst  ausgehenden  Superlative   sind  nicht  zusammen-  4 
gesetzt,  sondern  nachweislich  neue  superlativbildungen  aus  dem  I 
ags.  superlatirsuftix  ~ma,  die  Volksetymologie  hat  aber  in  ihnen] 
die  kraft,  sogar  noch  ganz  unorganische  comparalive  auf  -mowl 
zu  erzeugen. 

Zum  Neugriechischen  (s.  27),  wo  bemerkt  wird,  dag»  ^ 
^Gjlyot  jetzt  'AieXqai  laute,  erwähne  ich  noch,  dass  hierauf  wol 
der  biceps  Pamassus    von    einfluss  gewesen   ist,   dessen   zwei 
spitzen    sich    gerade    von   Delphi    aus    gesehen    sehr    markirt  ' 
zeigen. 

Zu  den  holländischen  beispielen  (s.  27)  bemerke  v^  \ 
noch,  dass  bereits  im  Mnl.  das  in  eigennamen  gebräuchliche  1 
-aerd  (^  hoehd.  -hart)  nicht  mehr  als  selbständiges  wort,  son- 
dern, ähnlich  wie  im  Mhd„  nur  als  ableitung  gefühlt  und  des-  i 
lialb  wie  das  hochdeutsche  -olf  auch  ausserhalb  der  nai 
^adezu  als  masculina  bildende  endung  gebraucht  wird;  bei^<l 
spiele  in  Grimms  gramm.  II,  340. 

Wollen  wu-  die  deutsche  Volksetymologie  in  ihrem  weiterei»  1 
Zusammenhange  betrachten,    so  müssen  wir  zu  seite  27   noch 
eine     anzahl     anderer     germanischer     sprachen    herbe  iziehai, 
<lie    der     Verfasser    nicht    in     seinen    gegenständ    aufgenom-  < 
xnen  hat. 

Schon   im   Gotischen    ergeben    sich   einige    spuren    von 
Volksetymologie.    Andbahts  famulus  ist  ein  wahrschehilicli  aus 
dem  Keltischen  aufgenommenes  fremdworl,  das  sich  dann  speciell 
im  Gotischen  an  die  menge  der   composita  mit  and-  angelehnt 
hat.    Das  nui'  gotische  viduvaima   witwor  enthält  wol  sicher  _ 
Qine  anlchnung  an  vair,   gewlssermassen  den  gedanken  an 
triduvavair.    Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  einige  jedenfalls  (wie' 1 
oJjitkttns  mid  sanwlkuns)  zu  kuni  gcnus  gehörige  composita  in  | 
ihrem  letzten   theile   auf  -kunds  ausgehn,  als  gehörten  sie  zu  i 
kwnlh»  notus;   so  airÜmkunds,   gumakunds,    himinakunds,   it/or-  1 
himinahaids,   itinakunds   imd  qinahmds.     Eben    so    verrauthe  \ 


380  E.  Förstemann, 

ich,  dass  der  name  Jomandes  aus  Jordanes  sich  schon  in 
gotischem  mund  an  die  zu  nanthjan  gehörigen  zahlreichen  Per- 
sonennamen angeschlossen  habe. 

Reicheren  stoflf  bietet  schon  das  Altnordische  dar,  diese 
spräche,  in  der  sich  überhaupt  erhaltenes  und  entartetes  so 
wunderbar  mischt.  Zuerst  erwähne  ich  entstellte  einheimische 
Wörter.  Aus  ahd.  fifaltra,  alts.  fifoldara,  ags.  fifalde  Schmetter- 
ling wird  altn.  nicht  bloss  mit  starker  metathesis  fifrüdij  son- 
dern sogar  ßprildi  mit  dem  gedanken  an  fipri  gefieder.  Beisl 
zäum,  Zügel  hat  sich  mit  dem  schwed.  betsd  und  dän.  bidsel 
angeschlossen  an  hita  beissen,  während  das  wort  mit  ags. 
bridel,  engl,  bridle,  ahd.  brittüy  holl.  bridel  zusammen  gehört. 
BatUasteinn  soll  von  bratdarsteinn  (stein  an  der  heerstrasse)  ent- 
sprungen sein  und  verdankt  die  entstellung  wol  dem  gedanken 
an  bauta  schlagen  (vom  einhauen  der  runenzeichen).  Die  ab- 
leitungen  bamoeska  kindheit  (got.  barniskja-),  fomoeska  alter, 
liodoeska  spräche  lehnen  sich  an  oeska  Jugendalter  (für  oerska 
von  ar  jung),  woher  die  wunderliche  Veränderung  des  vocals. 
Haukstaldi  juvenis,  vielleicht  aus  dem  ags.  hagusteaid  entlehnt, 
ist  so  entstellt,  als  läge  darin  kaiikr  habicht.  Gewiss  aus  dem 
Ags.  entlehnt  ist  gangdagr  (ags.  gangdäg)  der  gebetstag,  an  dem 
mit  procession  die  grenzen  umgangen  wurden;  gar  nicht  selten 
wird  aber  dafür  gagndagr  gewinntag  geschrieben.  Unger- 
manische lehnwörter  trifft  natürlich  die  Volksetymologie  noch 
häufiger  und  zwar  theils  appellativa  theils  eigennamen.  Die 
pflanze  veronica  hcisst  fergin,  als  gehörte  sie  zu  farg  gewicht, 
fergir  Unterdrücker.  Das  sehr  skandinavisch  klingende  hlSbarär 
heisst  leopard,  wird  aber  auch  vom  baren,  wolfe  u.  s.  w.  ge- 
braucht. Baldachin  lautet  altn.  nicht  bloss  baldakin,  sondern 
auch  baldrsskinn  (haut  des  Baldr)  neben  baldskin,  Jerusalem 
wird  altn.  zu  lörsalir  (nisc.  plur.),  also  pferdesäle,  freilich  mit 
ungehöriger  aufnähme  des  nominativsuffixes  in  den  ersten  teil; 
vgl.  aucTi  lörvik  =  York  und  ags.  Eoforwic  =  Eboracum. 
Athen  wird  zu  Oäinsbarg,  die  Athener  zu  Oäinsborgmenn.  Aus 
den  Samaritern  werden  vereinigte  männer,  Samverjar^  wovon 
auch  das  adj.  Samverskr.  Am  merkwürdigsten  entstellt  sich 
die  'yiyia  2o(pia  in  Gonstantinopel  sec.  11  zu  Äegisif  worin  das 
msc.  Aegir  und  das  fem.  Sif  also  zwei  götternaraen  an- 
klingen. 


Ueber  iJeutsche  Volksetymologie.  381 

Aus  dem  Norwegischen  erwähne  ich  aasgaardsreid  aus 
schwed.  aska  der  donner,  so  entstellt,  als  käme  es  von  altn. 
(isgarär  der  Asenwohnung. 

Im  heutigen  Isländischen  ist  altn.  viarmenniU  nieer- 
männlein,  eine  sagenhafte  figiir,  zu  marbcndill  verdreht;  aus 
altn.  tltreskjöldr  thürschwelle  ist  isl.  threpskjöldr  geworden,  die 
ableitung  vom  dreschen  also  vergessen  und  dafiJi'  an  Ihrep  leiste, 
rand  gedacht.  Altn.  leinaeritttjr,  zehnrudriges  boot,  wird  isl. 
zu  teinahringr,  norweg.  zu  tendringr  verunstaltet,  worin  gewiss 
Volksetymologie  liegt. 

Den  ostnordischen  sprachen  gemeinsam  ist  es,  wenn 
allo.  fätaekr  (zu  taka  nehmen)  arm jra  schwed.  und  dän.  fattig 
lautet,  als  wäre  es  eine  ganz  gewöhnliche  ableitung. 

Im  Schwedischen  wird  främmatide  fremd  durch  sprach- 
liche verirrung  als  eine  gewöhnliche  participialbildung  ange- 
sehn.  Aus  likstod  (leichengebühi-)  wird  jetzt  meistens  likstol. 
Im  naioen  der  stadt  MalmÜ  liegt  nicht  (j  insel,  sondern  altn, 
Jüäimhuugar.  Am  merkwürdigsten  ist  es,  dass  (und  zwar  nicht 
bloss  im  Schwedischen)  der  erste  teil  des  gemeingermanischen 
Wortes  elhogen  (ahd.  dinbogo,  isl.  alnhogi  u.  s.  w.)  vei^essen 
■wird  und  nun  irgendwo  eine  anlehnung  sucht.  Während  Gustav 
"Wasas  bibel  noch  almhogtta  und  Gustav  Adolfs  bibe!  eben  so 
schreibt,  hat  schon  a.  1587  der  sjiionymorum  libellus  tümboghe 
Jieben  amtboghe  und  die  Originalausgabe  von  der  bibel  Karls 
Sil  druckt  antthoga.  Auch  im  Ags.  kommt  earmboga,  im 
«länischen  Angeln  annbnvo  vor,  während  die  dänische  Schrift- 
sprache noch  albuc  sagt.  Im  Schwedischen  lautet  es  jetKt  ßmt- 
imge,  doch  in  schwedischen  mundarten  noch  alboge,  im  dialekt 
Ton  Dalarne  sogar  assimilirt  abbuga.  In  norwegischen  mund- 
arten kommt  neben  echterem  olbogje  sogar  handbogje  vor. 

Ferner  ein  paar  beispiele  aus  dem  Dänischen,  die  gewiss 
leicht  zu  vermehren  sind.  Ein  würfet  zum  spielen  heisst  iaer- 
ning,  wobei  vielleicht  an  taere  verzehren  gedacht  ist ;  das  altn. 
wort  lautet  tenningr,  von  tonn  zahn,  da  die  würfet  aus  walross- 
zälinen  gemacht  waren.  Dan.  jordetnoder  hebamme  stammt 
VQDi  altn.  iödtnodir  (zu  lad  kleines  kind).  Die  jütische  stadt 
Aarktius  enthält  nicht  unser  haua.  sondern  ist  wie  das  schwe- 
dische Äros  am  Mälarsee  ein  altn.  är-öss  flussmündung.  Die 
Kjödntangergade  (tleischergasae)  in  Kopenhagen  wird  zu  KjÖbmet- 
gergade. 


I 


382  E.  FOrstemann, 

Ans  dem  Angelsächsischen  erwähne  ich,  dass  in  freols 
der  zweite  teil  des  gotischen  freihals  ganz  vergessen  wird  und 
das  wort  noch  mehr  den  schein  einer  blossen  ableitung  an- 
nimmt als  das  altn.  frials.  Dagegen  lehnen  sich  die  neutra 
auf  -em,  ursprünglich  blosse  ableitungen,  entschieden  an  ags, 
em,  am  (domus,  casa,  habitaculum)  an,  wie  schon  Grimm 
gramm.  II,  338  bemerkt  hat. 

Wir  folgen  nun  weiter  dem  gange  des  Andresenschen 
buches.  Dass  ahd.  falawiska  (s.  28)  aus  lat.  favilla  entstanden 
ist,  wird  durch  altn.  ßlski  zweifelhaft;  näheres  dai*üba*  bei 
Rydqvist  Svenska  spräkets  lagar  11,  210.  Das  ital.  longa 
(panther)  könnte  wie  das  spätlateinische  lonm,  lonmnus  (hyaene) 
ein  vom  griechischen  stamme  X^ovr-  gebildetes  leontia  sein; 
franz.  once  bezeichnet  den  americanischen  Jaguar,  ist  aber  mög- 
lichei-weise  dasselbe  wort  (zu  s.  32).  Die  deutung  von  Fumper- 
nicket  aus  ban  pour  Nicol  (s.  37)  habe  ich  schon  von  meiner 
mutter  in  Danzig  gehört  und  diese  hatte  sie  zwischen  1807  und 
1813  vernommen.  Die  Hansestädte  (s.  37)  finde  ich  in  ein» 
geographie  des  17.  jhdts.  An -Seestädte  geschrieben.  Zu  s.  40 
bemerke  ich  die  phrase  r^einen  guten  Stiefel  trinkemt^,  wo  es  sich 
mit  dem  stiefel  etwsis  anders  zu  verhalten  scheint  als  in  der 
von  Andresen  angeführten  redensart.  Für  lieutenant  (s.  40) 
habe  ich  nicht  bloss  letUmann,  sondern  auch  leichnam  gehört. 
Nicht  bloss  Hessenfluch  (s.  44),  sondern  auch  »Hass  und  JYwcäc 
ist  aus  jenem  familiennamen  geworden  in  einem  gedichte,  wenn 
ich  nicht  irre  von  Herwegh.  SchilUngsfürst  (s.  46)  könnte  im 
ersten  theile  den  p.  n.  Scütung  haben;  Eichsfeld  (s.  46)  ist 
nicht  feld  eines  Äiko  (das  müsste  Eichenfeld  werden),  sondern 
wol  eine  pseudopersonale  bildung  aus  eichi,  oder  aus  eichahi; 
mit  Ekhstädt  wird  es  eben  so  stehen.  Auch  bei  Würeburg 
(s.  50)  denke  ich  nicht  an  einen  p.  n.,  da  die  älteste  form 
Wir^iaburg  heisst.  Von  Buxtehude  ist  mir  die  s.  51  gegebene 
erklärung  nicht  glaublich;  ich  möchte  hier  ein  Bocsetahude  an- 
nehmen und  darin  Bocsati  wie  anderweit  Morsati,  HoUsaH, 
Waldsati  sehn.  S.  52  hat  mir  die  deutung  von  Ochtendung  aus 
of  demo  dinge  imponirt ;  die  älteste  form  Ofdemoding  widerspricht 
nicht,  der  ort  hat  schon,  was  in  meinem  namenbuche  noch 
nicht  erwähnt  ist,  im  7.  jhdt.  existirt,  ist  uns  aber  aus  jener 
zeit  nur  in  ganz  verderbter  Schreibung  {Ocththinyngo)  überliefert 
Emischwerd  (s.  52)  ist  urkundlich  aus  Emumteswerd  entspnm- 


Ueber  deutsche  Volksetymologie. 


gen.  Ueberhaupt  giebt  Ändresen  auf  s.  49 — 54  eine  reiche 
sanuulung  von  volksetymologischen  entartungen  in  Ortsnamen, 
wie  auch  ich  sie  in  meinen  oi-tsnamen  s.  313  f.  dargeboten 
habe;  trotzdem  lässt  sich  noch  vieles  anführen,  was  bei  uns 
beiden  fehlt.  So  erwähne  ich  Verdeutschung  von  Keltischem 
in  Morcil  Morsdmd,  Burcitum  Bitrisehiid,  Ankaracha  Etikirchen, 
Bumaga  Bombogm,  Munzecha  Morusingen;  die  Sudeten  heissen 
bei  Albinus  Meissnische  land-  und  bergchronica  (Dres- 
«Jen  1589)  auf  dem  titel  Südöäiscke  gebirge.  Auch  aus  dem 
Slavischen  ßnden  sich  neue  beispiele:  Stubbtmkammer  scheint 
altsl.  kanteni  fels,  stein  zu  enthalten.  Mukkarouwe  sec.  11  ist 
schwerlich  deutsche  Zusammensetzung,  eher  wendische  ableitung 
von  mokry  nass;  Hit-niskretschen  (d.  h,  gasthaus  an  der  grenie) 
wird  ffermskretscken  geschrieben  und  gesprochen.  Vieles  aus 
Galizien  im  anzeiger  f.  künde  der  dtsch.  vorzeit  1864,  s.  283  f. 
Aus  dem  Romanischen  hebe  ich  heraus  Alla\illa  Elfeld,  Ovile 
Unwillen  (cant.  Bern),  Tabernae  Daxbom  (Nassau),  Colonia 
nova  WiUsfJten-Of'cn  (Tirol),  Campo  ursino  Kamnwrsckien  (Tirol), 
Die  Justinenpforte  zu  Hildesheim  wurde  später  SHnchenpforie 
imd  stinkende  pforte.  Nicht  hieher  gehören  viele  beispiele,  di« 
ich  für  umdeutmig  aus  dem  Deutschen  ins  Romanische  bei- 
bringen könnte. 

S.  62  wären  die  mit  Hcre-,  s.  63  die  mit  Stern-  begin- 
nenden geschlecbtsnamen  besser  unter  den  Ortsnamen  zu  er- 
TVähnen  gewesen,  die  sie  doch  zunächst  sind.  S.  67  war 
besser  amir-ul-ma  (emir  auf  dem  wasser)  zu  schreiben.  S.  70 
ist  über  die  bedeutungsverschiebung  von  hageslolz  jetzt  bei 
Zimmer  die  nominalsuFßxe  A  und  Ä  (Strassburg  1876)  s.  389 
eingehendes  zu  finden.  Bei  s.  82  lallt  mir  auf,  dass  cifiöii'^  und 
kkinod  ableitungen  sein  sollen;  ich  habe  darin  bisher  got.  *at«i 
besitzthum  gesucht,  das  auch  z.  b.  in  allod  steckt,  vielleicht 
sogar  in  feudum  lehn.  Werf/eld  (s.  95)  wurde  bereits  von  den 
Langobarden,  Franken,  Alamannen  wol  schon  im  8.  jhd.  nicht 
verstanden,  wie  die  formen  guidrigild,  iridniiildum  u.  s.  w.  in 
ihren  gesetzbüchern  zeigen.  Soll  witwe  (s.  102)  denn  wirklich 
aas  dem  Lateinischen  in  alle  möglichen  sprachen  entlehnt  sein? 
S.  117  werden  verschiedene  verirrungen  in  der  deutschen  conju- 
gation  z^vischen  starker  und  schwacher  bildung  und  zwischen 
den  verschiedenen  ablautsreihen  der  ersleren  erwähnt,  die  doch 
Wol  mit  der  Volksetymologie  nichts  zu  schaffen  haben. 


1 


I 


384  H.  Hübschmann, 

Indem  ich  von  dem  verdienstlichen  buche  scheide,  komme 
ich  auf  die  auf  der  ersten  seite  des  Vorworts  aufgeworfene  frage 
zurück,  warum  wol  bisher  noch  niemand  sich  so  eingehend  mit 
dem  Stoffe  beschäftigt  habe.  Ich  meine,  es  wird  andern  ergan- 
gen sein  wie  mir;  ich  habe  manchmal  erwogen,  dass  wir  im 
ganzen  noch  bei  den  anziehenden  einzetaheiten  stecken  bleiben, 
dass  aber  nichts  wesentliches  dabei  herauskomme,  d.  h.  keine 
allgemeineren  beobachtungen  von  weittragender  Wirkung.  Aber 
überzeugt  bin  ich  doch,  dass  solche  nicht  ausbleiben  werden, 
wenn  wir  uns  mit  den  einzelnheiten  erst  weiter  beschäftigt 
haben.  Dazu  gehört  erstens,  dass  auch  andere  sprachen  ausser 
der  deutschen  eben  so  gründlich  untersucht  werden,  zweitens  aber, 
dass  man  sich  angelegen  sein  lässt,  dem  ersten  auftreten  jedes 
falles  nach  räum  und  zeit  näher  nachzugehen  und  das  einzelne 
beispiel  von  Volksetymologie  möglichst  an  seiner  quelle  aufzu- 
spüren. Dann  werden  überraschende  strahlen  aus  diesem  ge- 
biete her  sicher  in  das  reich  der  Völkerpsychologie  fallen  und 
die  Sprachpathologie  mit  ihren  zahlreichen  epidemischen  und 
contagiösen  erscheinungen  wird  ihren  gewinn  haben.  Diesem 
gewinne  hat  uns  der  Verfasser  ein  gutes  stück  näher  geführt. 

Dresden.  E.  Förstemann. 


g^y  gh^  im  Sanskrit  und  iranischen^). 

I. 

Während  das  armenische  und  das  altiranische  die  beiden 
indogermanischen  A-reihen:  fc,  ^,  gh  und  A^  g^,  gh^  getrennt 
gehalten  haben,  ist  im  sanskrit  zwar  k  {=  k  oder  c)  von  k^ 


^)  Der  Verfasser  ist  in  dieser  und  der  fol^^enden  abhandlung  nach  mass- 
gäbe  der  oben  s.  5  f.  angedeuteten  ansichten  von  der  Justi'schen  Umschrei- 
bung des  Zend  abgegangen.  Er  umschreibt  die  Spiranten  der  guttural- 
und  dentalreihe  durch  /  y  ^  t^,  ausserdem  in  Übereinstimmung  mit  seiner 
transcription  des  armenischen  sh  durch  §  (auch  im  sanskrit),  zh  durch  i. 
Es  ist  dies  mit  beziehung  auf  seine  abhandlung  in  heft  1  zu  beachten. 
Anm.  d.  red. 


g\  gh^  im  sanskrit  und  iranischeD.  3g5 

(=  g)  getrennt  geblieben,  dagegen  sind  mehrfach  g  und  g^  inj, 
ffh  und  gh^  in  h  zusammen  gefallen,  so  dass 

j  etymologisch  =  g  oder  g^ 

h  =  gh    >     gh^  ist. 

Dass  nun  in  skr.  j  und  h  wirklich  je  zwei  verschiedene 
laute  zusammengefallen  sind,  ist  aus  den  lautverhältnissen  des 
sanskrit  noch  deutlich  genug  zu  erkennen.  Sind  nämlich  j  und 
h  die  media  und  media  aspirata  zu  k,  so  werden  sie  inlautend 
vor  t  oder  dh  und  Im  auslaut  zu  k  oder  g,  sind  sie  aber  die 
media  und  media  aspirata  zu  k\  so  werden  sie  in  denselben 
fällen  zu  t,  d  oder  5,  wie  folgende  paradigmen  zeigen: 

k:  wrzl.  vac:  vacmi,  vaksi,  vakti, 

impf,  avcicam,  avak,  aval^  impt.  vagdhi. 
k^:  wrzl.  vof:  vagmi^  vak§i,  vaSti, 

impf,  avagam^  avat,  avat,  impt.  uddhL 
g:  wrzl.  nij:  nenejmi,  nenekSi^  fienekti, 

impf,  anenijam,  anenekj  anenek,  impt.  tienigdhi. 
g^:  wrzl.  marj:  märjmiy  mdrMi^  fnäräti, 

impf,  amärjam^  arnärf,  anidrt,  impt.  mrddhi, 
gh:  wrzl.  duh:  ddhmi^  dkok§i,  dogdhi^ 

impf,  adoham,  adhok^  adhok,  impt.  dugdhi 
gh^:  wrzl.  iarh:  trnehmi,  trnekSiy  trnedhi, 

(für  trnaidhi), 

unpf.  atrnaham,  atrneti  atrnet  impt.  trndhi 

(für  trnddhi). 

Wenn  kH  zu  it  wird,  so  muss  gH  den  lautgesetzen  nach 
^Urch  kH  gleichfalls  zu  §t  werden,  dagegen  sollte  ghH  —  nach 
J^^^ogie  von  ght  =  gdh  —  zu  g^dh^  also  =  zdh  werden.  Nim 
^t  aber  das  sanskrit  den  laut  i  durchaus  aufgegeben  und  seine 
^*  nur  durch  lingualisirung  des  folgenden  dentals  und  deh- 
^.^8  des  vorangehenden  vokals  bewahrt,  weshalb  wir  aus 
**  •+-  ta  durch  liidha  :  KdÄa,  wie  aus  nizda  durch  niSda  : 
**^^)  entstehen  sehen. 

Zu  beachten  ist  noch,  dass,  während  k^  g^  gh^  vor  dem 
^'Bx  der  3.  person,  ti,  zu  lingualen  dauerlauten  {§,  z)  werden, 
^^^  Vor  den  mit  dh  beginnenden  verbalendungen  ebenso  behau- 


^)  So  würde  dem  z.  mxzda  =  /uKf&o^g  ein  skr.  midha  entsprechen.   Ist 
^*  skr.  mt^ha  (im  Veda)  an  diese  etymologie  zu  denken? 


386  H.  Hflbschmann, 

delt  werden  wie  vor  den  mit  bh  beginnenden  casussuffixen 
und  vor  su  (loc.  pL),  d.  h.  dass  sie  in  die  lingualen  verschluss- 
laute tj  d  übergehen,  weshalb  wir 

va§ti    aber  uddhi 

mdrSti     »     mrddhi 

•  •    •   • 

tmedhi    »     trndhi  für  tmdähi  haben, 
(für  trnaidhi). 

Ebenso  wird  Tc^  g^  gh^  vor  dem  sufßx  der  2.  person«  si^ 
zu  k  (kSi),  vor  dem  suffix  des  loc.  pl.  su  aber  zu  t  {tsu\  d.  h. 
also:  k^  g^  gh^  werden  vor  den  mit  dh  und  bh  beginnenden 
sufüxen  sowie  vor  st^  so  behandelt  als  ob  sie  im  auslaut 
stünden. 

Im  iranischen  wird  kH  zu  St  und  entsprechend  gH  durch 
A;^^  zu  St,  aber  auch  arisch  ghH  muss,  da  das  iranische  die 
aspiration  der  medien  aufgegeben  hat,  durch  gH  txl  St  werden, 
vgl.  vaSti  von  vak^  ==:  skr.  vag,  ya^ta  von  ya^*,  skr.  yaj,  diSta 
von  digh^  =  skr.  dih.  Vor  tönendem  dental  würde  £  statt  S 
eintreten,  so  dass  k^  g^  gh^  -]-  d  oder  dh  im  iranischen  zu 
M  wird.  1) 

Jedes  j  und  h  des  sanskrit  also,  welches  in  den  oben  er- 
wähnten fällen  zum  lingualen  verschlusslaut  (.^,  d)  oder  dauer- 
laut {§)  wird,  ist  aus  g^  und  gh^  entstanden,  jedes  /  und  h 
aber,  das  in  denselben  fallen  zum  gutturalen  verschlusslaut  {k, 
g)  wird,  ist  aus  g  und  gh  entstanden. 

g    und  g^    werden  nur  in  j,  nie  in  h, 

gh  und  gh^        »        »     »   ä     »     »  J  verwandelt^). 

Erhalten  wir  so  ein  kriterium  zur  Unterscheidung  von  wurzel- 
auslautendem  j  =  g  und  j  zr=z  g\  h  =  gh  und  h  ==■  gh^,  so 
müssen  wir  für  den  anlaut  die  entscheidung  im  wesentlichen 
aus  den  verwandten  sprachen  holen.  Nur  da,  wo  j  vor  i  er- 
scheint, dürfen  wir,  wenn  in  nebenformen  noch  g  auftritt,  dies 
j  auf  urspr.  g  (nicht  g^)  zurückführen,  weil  indog.  gi  sowohl 
wie  ki  im  arischen  zu  ji  und  ci  werden  mussten.  Wo  immer 
jetzt  im  sanskrit  ki  und  gl  auftreten,  ist  das  i  erst  aus  a  ge- 
schwächt worden  zu  einer  zeit,  als  der  gemeinsam  arische 
prozess  der  palatalisirung  längst  vollzogen  war.   Darum  hat  das 


*)  Ebenso  wird  s  -}-  d  zu  zd,  cf.  marezdä  verzeihen  =  tnares,  skr.  mari 
+  dd,  z.  marezd-  =  skr.  mrd. 

^)  jahi  impt.  von  han  ist  keine  ausnähme,  cf.  p.  391. 


SS  ?Ä'  i 


L  eanskrjt  und  iranbcheo. 


387 


zend:  g,  y,  j. 


zend,  welches  die  Schwächung  des  a  zu  im  der  weise,  wie  sie 
im  indisclien  eintritt,  nicht  kennt,  in  den  entsprechenden  fallen 
nicht  ki,  gl,  sondern  hi,  ga,  cf.  giri  berg  ==  k.  gairi. ')  Indessen 
braucht  nicht  jedes  ji  auf  gi  zurückzugehen,  auch  urapr.  gH 
muss  ja  im  skr.  zu  ß  werden.  In  allen  fällen  nun,  in  welchen 
das  sauskrit  selbst  nicht  entscheidet,  müssen  wir  uns  an  die 
verwandten  sprachen  wenden ,  und  zwar  werden  wir  unter 
diesen  den  vorzug  dem  zend  geben,  da  es  dem  sanskrit  am 
nächsten  steht,  Im  zend  sind  wie  im  slavolettischen  media  und 
media  asp.  zusammengefallen, 

aus  g  und  gk  ist  g  oder  ;■,  j,  z, 
aus  g^  und  gh^  aber  e  geworden. 
Also  ist  urspr.  g  ^=  skr.  g,  j, 

gh  =  skr.  gh,  A  ! 

,~      ,      ,  i   zend:  z. 
gh'  ^  skr.  A  \ 

Wo  abei'  das  zend  versagt,  wird  es  nöthig  sein,  zum  ar- 
menischen und  slavolettischen  —  über  welche  Zeitschrift  XXIII, 
p.  20  flg.  zu  vergleichen  ist  —  seine  Zuflucht  zu  nehmen. 

Ich  will  nun  versuchen,  mit  hülfe  der  angredeuteten  kriterien  zu 
entscheiden,  in  welchen  fällen  im  skr.  j  auf  g  oder  3',  h  auf 
gh  oder  gh*  zurückgeht.  Das  material  habe  ich  Grassmann's 
Wörterbuch  entnommen,  nur  weniges  aus  dem  späteren  sanskrit 
hinzugefügt,  jedoch  die  worte  ausgelassen,  über  deren  j  und  h 
ich  nichts  entscheiden  zu  können  glaubte.  Auch  habe  ich  nur 
auf  wurzeln  und  ^vurzelwörter  rücksicht  genommen,  ableitungen 
nur  ausnahmsweise  angeführt,  und  überhaupt  nach  vollständjg- 
käl  nicht  gestrebt. 

1.  skr.  j  =  zend  j,  s,  urspr.  g. 
anj  salben,    bestreichen  :  anakli   akta.     Lat.   ungtw.     Hierzu 
z.  axti,   arm.  a^t    (lehnwort)   krankheit?     skr.  aiyas   flink 
=  ksl.  naglü,  lit.  nuglas  (zeitschr.  XXIII,  p.  268}. 
ör;  kraftfülle,  safl,  nom.  ürk. 

'ijas  kraft,  cf.  tigra,  ojigas,  ojiSfha,  z.  aqjatik,  arm.  tn£. 
Ctaihara  bauch,  lat.  venter,  got.  lausqithra-?) 

*)  So  erleiligt  sich  auch  die  frage,  welche  Spiegel  und  Opperl  auf- 
,  ob  die  «Itpersische  keilwbrill  besondere  reichen  fOr  it  und  g  auch 
-«  K^atrt.  habe.  Nat&rlidi  tiichl,  da  es  im  ultp.  nirht  ki,  ^  sondern 
ci,  H  gab. 


388  H.  Hübschmann, 

im  singen,  einen  gott  besingen,  rauschen,  knistern  (dazu  jalj^ 
flüstern).  Gehört  hierher,  wenn  es  nach  Grassmann  mit  ahd. 
quirx^^  altsl.  govorü^  lit.  gärsas  zusammenzustellen  ist  (Ob  z. 
jar  in  aibijaretar,  aibijareti  hierher  gehört,  ist  wegen  der  tradi- 
tionellen erklärung  dieser  worte  nicht  sicher  zu  entscheiden). 

jani^  jani^  am  ende  von  comp,  jdni  weib,  gattin,  z.  jeni. 

ji  siegen,  perf.  jigäya,  desid.  jigt§ati,  z.  jatfa-.  Dazu  auch 
j}/ä  Übergewalt,  ßla^  jyäyas  überlegen,  vorzüglicher,  grösser. 

jinv  sich  regen,  in  bewegung  setzen,  fordern,  erquicken,  be- 
leben, jira  rasch,  antreibend,  arm.  £ir  eifrig,  emsig,  ir- 
utJiiun  muth.  z.  jtra?    Es  gehört  zusammen  mit 

jiv  leben,  z.  jtv^  ju,  gi  in  gaya  jiyaSSa  »lebe  dein  lebenc 
arm.  keankh  leben  aus  *givancb~. 

jy^i  ß^^i  altern  =  z.  jindüi  vergeht,  welkt,  jyäüi  alter, 
orjyamna  unvergänglich,  lat.  viettis. 

jyä  bogensehne,  z.  jyä,  ßiog. 

tij  scharf  sein,  schärfen,  intens,  tetikte^  cf.  auch  tikta^  tigma^ 
tigita,  z.  taeya^  tiyra^  taeza^  tüi. 

tyaj  im  stich  lassen:  tyaktum,  tydkta.  (z.  i&y^ahh  verderben?). 

dhraj^)  dahin  ziehen,  streichen  (von  wind,  vögeln  etc.),  z. 
dräjanh  länge  (neupers.  dirang  cunctatio,  mora). 

nij  sich  waschen,  nenikte,  nikta.  z.  nainimiti  =  entfernt 

hhaj  zutheilen,  hhakta.  z.  baz,  baxta. 

bhanj  brechen,  blianakti^  arm.  bek, 

bhi§aj  heilen:  bhiiakti.  Ueber  z.  bae&aza  siehe  unten.  Arm. 
bziSk  arzt  würde  zum  skr.  stimmen,  scheint  mir  aber  per- 
sisches lehnwort  zu  sein. 

bhuj  2)  biegen,  part.  bhugfia.  Mit  rm  =  herausrücken,  retten 
aus,  cf.  z.  buj  ablegen,  retten,  baoxtar  (retter,  befreierV), 
phl,  boxtan  retten,  befreien,  arm.  buzel  heilen,  befreien, 
retten. 

bhuj  geniessen,  bhunakti  blwktum, 

niujj  {niasj)  untertauchen,  untersinken,  imtergehen,  maMvd^ 
nianktum,  magna,  —  niajjari  mark,  z.  mazga,  ksl.  mozgü.  Ur- 
form der  wrzl.  ist  also  mazg. 

yuj  anschirren,  yunakti;  z.  yuj,  yuxta,  yo^og^t- 


*)  Urform   ist  dharg^  nicht  cU^argh,  wie  Fick  wörterb.  I,  p.  117  meint 

')  Urform  also  bhug^  stimmt  daher  nicht  zu  got.  biuga  (cf.  Revue  de 
Linguistique  VI,  368). 


9>,  gA'  im  sanskrit  und  iramscben.  389 

raj  larben,  röthen,  rakia  gefärbt,  roth;  neup,  rai^  färbe.  Hier- 
her rnjan^  nach!,  rajas  luftkreis,  dunstkreis,  arm.  erek  abend. 

rty  zerbrechen,  zertrümmern,  verwüsten,  part.  runrta.  Westerg. 
auch  rokta,  ruklvd;  roga  gebrechen,  krankheit,  auch  ru/: 
nom.  ruk. 

vij  emporsehiessen,  zurückfahren ;  vinakti  vikta,  vigna.  ?.. 
va^a,  hunivixta. 

varj  »etwas  aus  seiner  ursp.  richtung  oder  läge  herausbrin- 
gen« (Grassm.)  vrnakti,  vrkta.  vrjina  krumm,  got.  vraiqs, 
lat.  urtus,  ^aiß6g  (zcilschr.  XXIII,  p.  312). 

gx'Aj  klingen,  schwirren,  {-inkte. 

sqj,  saäj  sich  anheften,  anhängen,  pl,  sakta,  altp,  Aas  oder 
hatte,  siehe  unten- 

sraj  kränz,  nom.  srak,  sragrUmra  bekränzt. 

svaj  umarmen,  pari-Svakta.  z.  pairüqa%ta. 

Hierher  gehört  auch  das  /  der  reduplicationssilbe  der  mit  g 
oder  3  ^=  g,  gh  oder  h  ^  gh  anlautenden  verba:  J^igar  wachen, 
z.  jayäuru,  jaghäna  von  han,  ?,.  jaynväo. 

2.  skr.  j  =  zend  e,  ursp.  g '. 
aj,  qjati  treiben  (j  wird  nie  zu  g),  z.  az.     Hierher  aja  (»be- 
hend,   agilis* )    bock ,    z.   aei,    asväjani    peitsche,    goajana, 
gavajana  rinder  antreibend  (sc.  darida  stock),  z.  gavdg,  arm. 
lehnwort  :  gaiKiean  stock. 
arj  sieh  strecken  (»etwas  biegsames  in  eine  gerade  linie  aus- 
recken« Grassni.),  davon  fju   gerade,  z.  ereeu.   fjipya  sich 
streckend  {im  lauf  oder  fluge),  z.erezifya;  ra;iä(Äa  geradeste, 
z.  rasüea.     Dazu  nach  Grassni.  raji  reihe,  irajtj  anordnen, 
räj  hen-schen. 
Sttrj  brüllen,  z.  garez  weinen,  geresä  das  weinen. 
•^onghä  bein,  z.  za^a, 

*<*n  erzeugen  (behält  j  in  der  redupl.),  z.  zan. 
.?<*iÄ  schnappen  ( behält  gleichfalls  J),  jamWia  zahn ,  gebiss, 
iul.  sf^'ü  zahn.  Ob  auch  jambhag  zermalmen  =  z.  eembay 
Tt.  J,  28  ist?  z,  zafan  eafra  oiund,  rächen  gehört  wohl  nicht 
hierher,  da  /'  auf  p  zurückgehen  niuss.  Doch  dürfte  z. 
scfra  mit  arm.  tse-rp  spalt,  loch  (urf.  g'apra)  zusammen- 
zustellen sein. 
-?««■  aufreiben,  gebrechlich  werden,  altem,  z.  gaurvä  alter, 
a-sareiyant  nicht  alternd,  osset.  zarond  greis. 


390  H.  Hübschmann, 

JOS  erschöpft  sein,  z.  zcbk  verlassen?  (Aber  altsl.  gasnqii  ver- 
löschen, lit.  gesti?), 

jdnu  knie,  z.  zanva,  np.  zdnu  (z.  inu  entstand  aus  mu  durch 

einfluss  des  n). 
jämätar  tochtermann,  z.  zdmatar.    (Jämi  verschwistert,  nach- 

vedisch  =  Schwiegertochter,  =  z.  zdmi?) 
jus  schmecken,  gern  haben,  z.  zfd. 

jnd,  jdndti  wissen,   kennen,  z.  zan    (In  indtar^  inßiSUi  ist  i 
durch  das  folgende  w  ebenso  aus  z  entstanden  wie  in  in», 
siehe  oben). 
jam  (thema)  erde,  gen.  jmds^  z.  zdo  (=  zams),  acc,  isam  (== 

zam-m)^  gen.  jeremö  (=  zmo),  thema  zam. 
jindti  um  die  habe  bringen,  z.  £rin<^.<,  altp.  adind  nahm  weg- 
jrayds  strecke,  ausgedehnte  fläche,  z.  zrayahh  see. 
fcAmjf;  {bhrdsj)  frigere,  rösten;  hhrastum,  bhrSta.  Urform 6AfMg*"' 
bhrdj  fulgere,  abhrdt^  subst.  vibhräSti,  vibhrdt.  z.  bardza  glan^ 

glänzend. 
bhürja  birke,  osset.  6arse,  ksl.  6r^j?a,  lit.  berzas. 
marj  (streifen,  wischen),  reinigen,  schmücken,  mrita,  z.  mareis,  ^ 
yaj  verehren,  isfa,  z.  yas,  yaSta. 

rajata  weisslich,  silber,  z.  erezain,  arjtina  weisslich,  licht,  sil- 
bern, z.  arezahh  der  frühe  tag.     Ist  von  diesen  rjra  röth- 
lich  =  z.  erezra  der  bedeutung  wegen  zu  trennen? 
rdj  glänzen,  strahlen,  rditi, 
rdj  herrschen,  rästra  reich,  ekardt  allein  herrschend,   samrM 

oberherr.  z.  rdz  ordnen,  cf.  oben  arj. 
vajra  Indras  donnerkeil,  z.  vazra. 
t^aj  gehen,  wandern,  hingehen  zu  — .  parivrdjj  nom.  parivrdi. 

z.  varcz  thun,  uzvarsti. 
sarj^)  ausgiessen,  sr-Sta,  z.  Jiarez. 

Hierzu  kommt  das  j  in  der  reduplicationssilbe  der  mit  j  =  g^ 
und  h  =  gh^  anlautenden  verba,  die  im  Zend  mit  z  redupli- 
ciren : 
Jan  erzeugen:  jajanti,  z.  ztzanen, 

jad  wissen :  jijfidsamdna  =  z.  ziSndonhemna  =  ziindofüiemnat- 
für  zizndonhemna  {z  vor  n  zu  i  siehe  oben);  jahämi  =  z, 
zazämi,  juhomi  =  z.  zaozaomt 


»)  Die  form  asrnÄ;  steht  anregelmässig  für  asrätj  wie  rkirdJt  für  (idrat 
von  rfarf. 


g\  gh^  im  sanskrit  und  iranischen.  391 

3.    skr.  k  =  zend  j,  ä  =*  ursp,  gh. 
ahi  schlage,  z.  aii. 

arh  verdienen,  werth  sein,  argha  werth,  preis,  z.  arej  aufwie- 
gen, werth  sein,  arejanh  preis. 
dah  brennen,  dagdha,  z.  daß. 

dÄ  bestreichen,  degdhi^  digdha,  (z.  die  siehe  unten.) 
duh  melken,  dtigdha. 
duhüar  tochter,  z.  dugeda^  duyda. 

druA^)  jemandem  leid  anthun,  dmgdha.  z.  drui,  cmi>idru%ta. 
wuh  verwirrt  werden,  mugdha. 
fnamk  schenken,  magha  geschenk. 
nmk  rinnen,  rennen,  rowÄo«  schnelle,  gesch  windigkeit  (rnnpÄos), 

raghu  rennend,  renner,  z.  refij  hurtig  sein. 
snih  fett,  feucht  werden,  migdha  klebrig,  glatt,  sneha  klebrig- 
keit, adhäsion,  liebe,  z.  snaSäana? 
i€]^fhsa  gans,  osset.  yä^^  np.  y^^^  ^sl.  gqsi  (aber  lit.  zf^slts). 
i€E^  schlagen,  jaghäna,  z.  jan.    Beachte  den  impt.  jahi  aus 
„^«Äf  (Orjheidhi  (wegen  der  asp.  dh)  ==  ghacOii,  z.  jaidi,  altpers. 
JBodiy.    Also  war  jh  die  Vorstufe  von  skr.  h  =  gh.    Vergl. 
^uch  hims  für  jhifks  aus  jighams,  wie  äA^s  aus  didhaps. 
'S  sich  freuen,  cf.  ghr§u  lustig,  munter,  gfÄr^*  erfreuend. 
^^ynya  »festes  gebäude«,    cf.  ghamiyeSthä.   (z.  aairimya  ge- 
liört  nicht  hierher,  cf.  Hang,  pahl.  paz.  gl.  p.  22). 
**^<Äcit*nf  hagelwetter,  ksl.  gradü  hagel.    (Dann  gehört  z.  j9r(^da 
l>a.nzer  nicht  hierher,  etwa  zu  hräda  getön?). 

4.    skr.  A  ==  z.  jBf,  ursp.  gh^. 

^'^^nhas  angst,  bedrängniss,  z.  ajerawÄ  (auch  z.  oj?  als  verbal- 
^^urzel  gehört  hierher,  wenn  ich  »zur  casuslehre«  p.  162 
ic*ecbt  habe). 

^)  Die  wurzein  Aoh^  dth,  dtih,  druh,  die  auf  ursp.  dhagh,  dhigh,  dhiigh 
tf**^*^  zurückgehen,  nehmen  bekanntlich  die  aspiration  des  anlaute,  wenn 
&^  des  auslauts  verloren  geht,  wieder  an:  dhaksyatij  dheksyati^  dhoksyati, 
i^o^fatt.  Ich  glaube  nun,  dass  alle  wurzeln,  bei  denen  dieses  »umsprin- 
gen der  aspiration«  stattfindet,  im  an-  und  auslaut  aspirirt  waren.  Bei  den 
mit  fr  bannenden  versteht  sich  das  ohnehin  von  selbst.  Wrz.  <ia6A  bildet 
Aquott,  das  arm.  davel  setzt  dhabh  voraus;  grah  bildet  jighfkiati,  das 
om.  gravel  setzt  ghrabh  voraus  (cf.  got.  greipan).  guh  verbergen  bildet 
OfMtiai,  es  wird  auf  eine  wrzl.  ghudh  (cf.  xtvd'to)  zurückgeführt  Revue  de 
jgiginstique  VI,  p.  368.  Wenn  skr.  gardh  mit  got.  gredua  zusammengehört, 
90  ist  die  grandform  ebenfalls  mit  doppelter  aspirata  anzusetzen,  ghardh. 


12  H.  Hflbschmann, 

ah  sagen,  arm.  as-el  (skr.  2  p.  perf.  dtiha?). 

ahan,  aJias  tag,  z.  azan, 

aham  ich,  z.  (izeni. 

th  erstreben,  begehren,  z.  ig,  izyditi  verlangen. 

üh  weiterschafTen,  schieben,  rücken   (»aus  vah  umgewandelte 

Grassm.)  üdha  (neben  vhüa,  P.  W.). 
garh  klagen,    vorwürfe  machen,    tadeln,    intens.  jägar^Ulki 

(Westerg.). 
jihvä  zunge,  z.  hijsvä  (skr.  jtihü  hierher?) 
tarh  zerschmettern,  zermalmen,  trnedhi,  tfdha. 
darh  befestigen,  drdha  fest,  feste;  z.  darejs  befestigen,  {dadkrk 

pränadhrk  unregelinässig,  wie  adräk  zu  darg,  asräk  zu  sarj). 
pUhan  milz,  z.  spereza,  neup.  supurz. 
bamh  caus.  befestigen,  hädha.  z.  häe,  häzanh  weite. 
&arA;  tarA  ausreissen,  ausziehen,  hrdha. 
barhis  opferstreu,  z.  barejsiS. 
barh  caus.  kräftigen,  stärken;  &ar%as  festigkeit,  {Kir^^fM!!  dicht, 

fest,  sehr,  brhant  dicht,  massenhaft,  gross;  z.  barez,  beresafifj 

hoch,  gross,  laut,  barezahh  gipfel. 
ftoAu  (&aA;  &amA)  viel,  arm.  bazum, 
bähu  arm,  z.  &(2^u. 

9iia/t  gross,  nmJiant,  z.  »^ta^r,  niazaüt  gross,  mo^ranA  grosse. 
wm'A  mingere,  mtd/ia,  z.  mfxr;  irte^  urin  =  z.  maSza,   Aber  megha 

wölke  =  z.  fnaeya,  cf.  ni^neghamdna  nass  (samen)  entlassend. 
rdhita  verlassen,  einsam,  raAo«  elnsamkeit,  geheimniss,  z.  ra- 

zanih  einsamkeit,  np.  räz  geheimniss. 
rill,  lih  lecken,  relJn^  Itdhvä,  Itdha. 
varäha  eher,  z.  vardza. 
vaii  fahren,  üdha^  z.  vaz. 
sah   überwältigen,   sädha,  später  sodha,  sodhum.     Im    comp. 

vane§ah  :  vaneSät    sahas   macht  =   z.  hazanh.    {saghnoti 

ist  also  zunächst  von  sah  zu  trennen,  vgl.  jedoch  wiÄ). 
sahasra  tausend,  z.  hazanra, 
»ifhfia  löwe,  arm.  inrf^,  ints. 
sparh  eifrig  begehren  nach,  z.  ^parez.     (Aber  pumsprk  viel 

begehrt,    vgl.  darÄ).     Verschieden    davon    ist    skr.  .«^xirdA 

wetteifern,  sich  bewerben  um,  z.  spared, 
had  cacare,  z.  zadahh,  arm.  ci^e/. 
Äana  kinnbacke  (?).  npers.  xrawax  entscheidet  nicht,  arm.  isno 

geht  auf  g^enu. 


ImH  gelblicli,  z.  zairi,  futrita,  z.  eairita,  hiranija,  z.  saranya. 

}utsla  band,  z.  sasta, 

hyas  gestern,  np.  dt  (siehe  unlen). 

hvar  kriiDim  sein,  cf.  jiratihvura,  ?..  iHiiliebaraiüi. 

ha^a  ross,  arm,  dzi. 

hi  denn,  z.  ei. 

hima  kälte,  sclinee,    z.  zyani  {(hema,  sthwacli  sim.   cf.   ölten 

eam  erde)  winter,  eayana  winterlich. 
All  giessen,  opfern,  hotrd  opferguss,  z.  saoSra  Weihwasser; 
hu  anrufen,  z,  au  fluchen,  zava,  eavana  ruf,  hvayati  =  z.  ghaySUi. 
hrd  herz,  z.  eareSaya. 


Zu   1    und  2   ist  zuzufügen;    asrj   blut,   asj-A,    «iv   eifrig 

strebend,  MftA,  üany  kaufmann,   vapii,  ebenso  andere  noniina 

auf  -j,  deren  analogie  auch  rtvij  priester  folgt,  obwohl  es  von 

yaj   kommt;   jpnbh  hat   gleichfalls  j  =^  g,   wenn   es  mit  Joli. 

Schmidt,    voc.  II,   p.  293   zu   a.ltbulg.   glübokü,   glqbokü  tief   zu 

stellen  ist.    jar  sich  nahen  wird  mit  car,  jman  bahn  mit  wzl. 

gam,  tuj  kinder  mit  tue  zusammengeslelll.  jyut  =^  dytd,  jyok  = 

dyok.      Zu    kharj    cf.    Joh.  Schmidt,    voc.  11,  p,   37,   zu  sphürj 

ebenda  p.  457. 

Zu  3  und  4: 

fhmt  klein,  gering  vergleicht  Grassniann  mit  raghu,  eXaxvs; 

jaiiihas  weg,  gang,  bahn,  2)  schwinge  (Grassmann)  könnte 

mit  jaghana  hinlerbacke,  jägltana  hüfte,  Icnde,  jartgM  bein 

zusaniuiengesteill    werden,     hir/i    darni    dürfte    wegen    lit. 

iamä    aut    gh^irä    zurückgehen.      Ob    aber    hi    (voi-wärts 

treiben,  senden,  anregen,  fördern)  auf  ^Atoderj/A'»  zurück- 

zufüliren  ist,   wage   ich   nicht  zu  entscheiden.     Wenn  man 

7,  zita  (=  increased  im  Zand-Pahl,  Gl.),   zaSntan   wachen, 

zafytanh  Wachsamkeit  herbeizieht,    so    ist  als  ui-form  gh'i 

anzusetzen,    aber  die  formen   perf.  jigjidya,    des.  j.ighiSaii, 

intens,  jeghigate  deuten  auf  ursp.  gM. 

Nicht  erwähnt  habe  ich  die  fälle,  in  denen  A  =^  dÄ 
"•tei"  bh  ist.  Ersleres  gilt  für  Uta  hier,  guh  verhüllen,  verbergen, 
•^f-  gr.  Ktvitm,  altp.  gud,  z.  guz  aus  gud  =  gml,  wie  yiei  neben 
y^i  aus  yadi;  hita  aus  und  neben  dhitn;  nah  anknüpfen, 
•""Atta, ')    ruh    ersteigen,    erklimmen,    wachsen,    rädha    {rudfi 

,         ')  Dtts  suuistrit  weist  durcliaus  auf  nadh  als  wurzelform  liin  und  Fiok 
I  ^"t    S^irisa  unrecht,   weon  er   iwft  unter  indogerin.  nagh  »lelll,   wiewolil 

K«IU«brifl  (llr  Tergl.  Spr.chf.    K.  F.  JU,  4.  äG 


394  H.  Hfibschmann, 

spriessen,  virudh  gewächs,  kraut),  rdkUa  roth,  cf.  rudhira,  so- 
vndha  irgend,  so  oder  so,  sdha  zusammen,  mit.  Dagegen  ist 
h  =  hh  m\  kakuJia  hervorragend,  aus  hakubha,  gäh  tauchen, 
tief  eindringen  (g(ibh  oder  gadh?\  grab  =  grabh^  das  im  Veda 
vorliegt,  har  =  bhar  tragen,  halten,  wegnehmen. 

Aus  dem  zend  seien  noch  erwähnt: 
{g,  gh  in)  berejay  zujubeln    (Haug,    18.  kap.  des  Vendidad, 

p.  40),  sniz  schneien,  draz  in  der  hand  halten,  drehjay 

auswendig  lernen  (Haug,  Ahmiavairya  formet  p.  38), 
{g^i  9^^^  in)  =  äzdyäi,  äzi^  vazaya  eidechse,  eäras-  galle,  jfue, 

yaomiti  wogen. 

Vergleicht  man  1 — 4  in  rücksicht  auf  die  zahl  der  ange- 
führten beispiele  miteinander,  so  fallt  auf,  dass  h  =  gh 
so  selten  vertreten  ist.  Indessen  ist  zu  bedenken,  dass  auch  die 
zahl  der  erhaltenen  gh  gering  ist.  Im  anlaut  finden  wir  gh 
noch  in:  gha,  partikel,  1)  ghar,  gharaii,  jigharii  besprengen, 
2)  ghar:  jigharti  leuchten,  auch  ghrnotij  gharS  reiben,  gha$ 
verzehren,  ghtiS  ertönen,  ghürn  wanken,  ghrSu  munter,  lustig, 
ghrSfi  eher,  ghora  furchtbar,  ghrd^  jighrati  riechen,  im 
wurzelauslaut  in:  aghu  übel,  anghri  fuss  =  awJiri^  jangha 
beiii,  dagh  reichen  bis  an,  dirgha  lang,  niegha  wölke,  langh 
springen,  laghu  leicht  (cf.  raghu\  {giiigh  beriechen),  glägh 
prahlen,  rühmen,  sagh  auf  sich  nehmen,  stigh  steigen.  Sind 
dies  nun  auch  nicht  alle  im  skr.  vorkommenden  gh^  so  dürften 
doch  zumal  in  der  altern  spräche  sich  nur  wenig  mehr  finden. 
Ueberhaupt  ist  unter  den  gutturalen  gh  der  seltenste  laut,  k 
der  häufigste,  während  g  in  der  mitte  zwischen  beiden  steht« 
Dies  gilt  für  das  sanskrit  sowohl  wie  für  das  griechische,  über- 
haupt für  das  indogermanische.  — 

Wenn  wir  nun  bei  vergleichung  von  sanskrit  und  zend 
finden,  dass  das  zend  in  der  palatisirung  von  ursp.  k  und  g  in 


Spiegel,  arische  Studien  p.  30  ihm  beipflichtet.  Wäre  nagh  (d.  i.  nagh^) 
die  gruiidform  der  wurzel,  so  hätte  —  sehen  wir  vom  sanskrit  ganz  ab  — 
im  zend  daraus  nicht  nazda,  sondern  nazda  gebildet  werden  müssen.  Da 
z.  nazda  schwerlich  von  skr.  neda  getrennt  werden  kann,  so  ist  anzuneh- 
men, dass  fieda  aus  nedha  (cf.  dvär  thür  aus  dhvär),  beide  aber,  ncuda  und 
nedJMf  aus  ursp.  tiadh-dha  entstanden,  gleichwie  z.  mazdä  =  skr.  medhä 
(vgl.  Benfey  Glossar  zum  Sämaveda  p.  150»»)  aus  ursp.  macUidhä  (wzl. 
madh  wissen,  in  z.  masti  aus  madh-ti  Weisheit,  erweitert  durch  dhd,  wie  skr. 
grad-dhä  vertrauen  gegenüber  ^at  vertrauen)  liervorgegangen  ist. 


#'.  gS'  im  sftBskcit  und  iruiiachen.  395 

einzelnen  fallen  über  das  sanskrit  hinausgegangen  ist,  cf.  /.,  jam 
gehen  ^  skr.  gam,  jad  bitten  d.  i,  jemand  ansprechen  uro 
etwas  ^  skr.  gad,  z.  iac  laufen  =  skr.  tak,  so  wird  es  uns 
auch  nicht  befremden  zu  finden,  dass  schon  früher  in  der  ent- 
Wickelung  von  g\  gh^  aus  g,  gh  das  zend  einigemale  weiter 
g^angen  ist  als  das  sanskrit,  wie  es  der  fall  ist  in  z,  baeSaia 
g^^nüber  skr.  bkiSaj,  bhisakti,  z.  die,  diSta  gegenüber  skr.  difi, 
digdha.  *)  Gehen  wir  weiter  nach  westen,  nach  Armenien,  so 
finden  wir  noch  einige  g^  mehr  gegenüber  ursp,  g :  buits 
speise,  skr.  bhaj,  urf.  thug,  oisanel  ungere,  skr.  afij,  urf. 
ang,  Itsd  jüngere,  ski-.  yMj,  urf.  yiig,  hVsand  lösen  ^  skr. 
n^,  urf.  rttg,  dazu  orlsal  ^Qfvytait-ai.  Yd.  ridugmi,  ksl.  rygaU, 
wie  auch  die  =  ?..  die,  skr.  dik.  urf,  dhigh,  d,  h,  der  prozess, 
durch  den  sich  im  indogermanischen  3',  3Ä'  aus  g,  gh  ent- 
wickelten, hat  sich  noch  innerhalb  des  armenischen  weiter 
fortgesetzt.  Aehnlich  geht  ja  auch  das  aus  g,  gh  entstandene  j 
des  altiranischen  im  mpdernen  persisch  in  r  über  (skr-  Aon  = 
z.  Jan  =  np,  2a»),  nachdem  schon  längst  9',  gh^  im  iranischen 
zu  e  geworden  war,  so  dass  nun  neup.  e  =^  ursp.  g,  gh,  3', 
fl*>  isl. 

II.    A;^  (/',  gh'  im  altpersischen. 
Wenn  wir  bisher  s  und  a  als  iranische  Vertreter  von  indog. 
k',  j|>,  gh^  ansalien,  so  bedarf  diese  ansieht  in  hinblick  auf  das 
allpersische  einer  erläuterung,  die  im  folgenden  gegeben  wer- 
den soll. 
i'  liegt  als  s  wirklich  vor  in  asman  himmel,  skr.  afman,  aspa 
pferd,  skr.  ofiw,  vispa,  msa  all,  skr.  vif;va,  und  (vor  «)  zu 
I  i  geworden  In  imSnä  durch  die  gnade  ?..  jHtsna,  wz,  skr. 

I  vof,  nigapiäam  ich  schrieb,  wzl.  j«'f.    Dazu  kommen  pars 

I  bestrafen,  skr.  prcch,  ras  kommen,  skr.  rech   (aus  arsk), 

I  jsjkJs  kennen,  vasaiy  viel,  vi-san-&-hy  zerstören  (corij.  2.  p.) 

I  und  a-sar-vfa-tä  (?). 

l  Sonst  aber  erscheint,  und    zwar  im  anlaul  und  zwischen 

Pto^ialen,  J;  öoA  sprechen  =  z,  sank,  skr.  fos,  i)u%ra  nom.  prop., 
*^>fcl  =  z,  suyra  roth,  skr.  ^uhra  hell,  glänzend,  ^ard  art  = 
e  ^rnnda,  skr.  Qardhas  schaar  (bes.  der  maruls),  Üad  erscheinen  = 
E^^ioJ»),  madi&la  grössle,  cf.  z.  masanh  grosse,  np.  mah  gross,  vi9 
W  ')  VergL  übrigens  auch  skr.  utuct/M  nebea  mugdha,  miifha  neben  migdha  elo. 

■  'j  I,  nuf  wird  von  der  PehleviälierseUunt'  ^^^^^  durcli  inedammütuutanH 

pp**-«:!!  Hnugs  lesung)  wiedergegeben  und  soll  sojiai'li  >er3cheinen"  hedeulen. 


396  H.  Hubscbmaim, 

clan,  z.  vis,   skr.  vig.     So  wird  auch  a&angaifia  steinern  auf 
a&an  =  skr.  ctgan  stein  zurückzuführen  sein. 

g\  gh^  liegt  im  altp.  nur  in  wenigen  fallen  als  ß  vor:  vcusrtJca 
gewaltig,  gross,  zura  gewalt,  zana  (in  comp.)  stamm,  izdva 
zunge  (nicht  sicher  zu  lesen,  cf.  aber  np.  zubän),  häufiger 
im  neupersischen:  hazdr  =  z,  hazamra,  skr.  ^Aosra  tausend, 
zädah  =  z.  zäta,  skr.  jdta  geboren,  dmwrzidan  verzeihen,  z. 
marez,  skr.  tnarj. 

Gewöhnlich  erscheint  im  altpersischen  vielmehr  d  für  ursp. 
g^,  gh^  und  zwar  im  anlaut  und  inlautend  zwischen  vocalen: 

g^:  daidtar  freund,  z.  zu§y  skr.  ju§,  np.  ddst\  daraya  meer, 
z.  zrayanh  (skr.  jrayas\  neup.  daryd;  addnd  er  wusste,  z. 
jgian,  skr.  ajdndt,  np.  ddnad;  adinä  er  nahm,  z.  ^eriikS^,  skr. 
ajindt;  yad  verehren,  in  d-^adrana  terapel,  z.  yaz,  skr.  yey". 
Dazu  neup.  dänidd  =  z.  zdmdtar,  skr.  jdmätar  Schwieger- 
sohn, dahany  dahdn  mund  =  z.  zafan. 

gh^:  adam  ich,  z.  azem,  skr.  aham;  dasta  band,  z.  xros^,  skr. 
7<a5to;  dwW  festung,  z.  di^,  skr.  df/t,  aber  neup.  die  cas- 
tcllum,  dazu  neupers.  dt  gestern,  skr.  hyas,  du  herz  =  z. 
zaredayäj  skr.  Ärd. 

Also  ist  Ä^  =  altp.  s  {§),  d- 

g\  gh^  =  z,  d. 

Es  erübrigt  noch  nachzuweisen,  dass  die  reihe  k^  g^  gh^ 
im  altp.  von  der  reihe  kg  gh  getrennt  geblieben  ist.  Nun  stellt 
sich  k  als  k  oder  c,  g,  gh  als  g  oder  z  dar,  und  wir  haben  zu 
beweisen,  dass  z  nur  aus  g,  gh,  nie  aus  g^,  gh^  entstanden  ist. 
z  findet  sich  in:  zadiydmiy  ich  bitte,  z.  jaiöyemi,  skr.  gtzd,  Hv 
leben,  skr.  jev,  z.  jit;,  ^'w;  iam  kommen,  z.  Jam,  skr.  jfam;   A«i 


In  der  that  bedeutet  z.  sacT  (3  p.  praes.  sa^ayeiti)  nur  »zum  Vorschein 
kommen,  erscheinen«,  auch  saffa  Vd.  2,  132  heisst  »das  zum  Vorschein 
kommen,  der  aufgang«,  nicht,  wie  ich  früher  mit  Justi  glaubte,  der  unter- 
gang.  Und  dieselbe  bedeutung  hat  altp.  &ad,  3.  p.  praes.  *^aday€ttiy.  Es 
flndet  sich  an  einer  viel  besprochenen,  aber  immer  noch  nicht  richtig  er- 
klärten stelle,  N.  R.  a)  58,  vgl.  Spiegel,  keilinschr.  p.  52 :  martiyä  hyd  aura" 
mazdähd  framänä  hauvtaiy  gasta  mä  &adaya.  Nach  der  »medischenc  Über- 
setzung {*siyunika*,  vgl.  zeile  52)  heisst  gastä  »übel,  schlechte,  d^adaya 
ist  imperf.  3.  person  ohne  augment  (wegen  des  vorangehenden  mä,  steht 
also  für  a'&adayat),  und  der  satz  ist  danach  zu  übersetzen  durch:  o  mensch, 
der  befehl  des  Ahuramazda,  er  soll  dir  nicht  übel  erscheinen. 


9'.  gh' 


»anskrit  und  iranischen. 


sind  und 


od.   hani    gefangen    setzen    (eigentl.    fostselzen),    skr. 
(part.    sakla)   etwas   anheften,    fest   anfügen   an,   san  lödten,  j 
schlagen,  z.  jan,  skr.  kan  und  gkan,  durue  lügen,  z.  drtii,  skr.  j 
dnth  =  drugh.  ') 

Mithin  sind  beide  reihen  auch  hier  scharf  gesdiieden  und  ] 
wir  können  für  das  altiranische  folgendes  schenia  aufstellen: 
indog.         k  g  gh 

=  zend  k,  X.  c    g,  y,  j,  e 
altp.  k,  X,  c        (/,  ^ 
und 
indog.        ft'  g^  (jÄ' 

=  zend        s  z 

altp.  s,  (s),  &         e,  d. 

Ich  nehme  aber  nun  nach  w\c  vor  an,  dass  i 
allgemein  iranischen  Vertreter  von  ursp.  &' 
erst  aus  ihnen  sich  &  und  d  sporadisch  im  persischen  entwickeil 
haben.  Die  annähme  eines  Übergangs  von  s,  s  zu  i)^,  d  mag 
bedenklich  erscheinen,  allein  unmöglich  ist  dieser  Übergang  ge- 
wiss nicht.  Für  diese  annähme  s| nicht  doch,  dass  *,  d  nur 
im  anlaut  und  inlautend  zwischen  vocalen  für  s,  e  erscheinen, 
da  s,  z  unter  dem  schütze  von  consonanten  (vgl.  auch  np.  d^nd 
weise  neben  farsän,  farxtlnaJi  weise,  von  derselben  wurzel 
dan  =  am)  erhalten  bleiben  (gleichwie  das  dentale  s  nur  im 
schütze  von  consonanten  erhalten  blieb,  sonst  aber  zu /t  oder 
§  wurde).  Auch  haben  alle  andern  iranischen  sprachen  durch- 
weg s  und  e  für  nrsp,  A'  3'  j/A',  und  der  übei^ang  dieser  zu 
9,  d  ist  in  dem  erwähnten  umfange  nur  dem  persischen  eigen- 
thümiich.  Ich  trete  darum  der  ansieht,  die  Curtlus  grundzüge 
p.  655  anmerk.  äussert,  nicht  bei.  Wenn  er  sich  dort  auf 
ossetisch  jarath  =  ntlexvs,  ursp.  parakht  beruft,  so  habe  ich 
dagegen  einzuwenden,  dass  der  regelmässige  Vertreter  von  Jt^ 
im  ossetidcben  s  ist  und  farnth  ganz  isolirt  zu  stehen  scheint, 
tniUiin  eher  für  als  gegen  mich  spricht.   ■ 

')  Eine  wureel  ai  (Spiegel  ly)  =■  i.  az,  skr.  (y  giebt  es  niehl.  Deim 
P<aiyaiai&  (Spiegel,  keilinscbrinen  53,  47)  kann  nieht  von  einer  wuricl  ai 
herkoiDineji,  da  es  sonst  patiyftiiUä  lauten  mdaste,  es  ist  zu  zerlegen  in 
patiy-a-ia-tä,  wurzel  ist  also  ia»  ^=  skr.  han .  hamaram  kan  ist  nach  aus- 
weis  der  ossyriBchen  Übersetzung  dasseltw  .was  sonst  hamarutn  kar ;  eine  I 
w^hlacht  schlagen.  Ebenso  wenig  giebt  es  im  altpers.  ein  cai  1=  skr,  vaht  \ 
die  gleichaetzung  von  avaiam  (Spiegel  s.  30,  z.  75,  89)  mit  skr.  < 
isl  lunachal  nichts  als  ein  schlecbter  nothbefaelf. 


I 
I 


398  H.  Hübschmann, 

So  meine  bisherige  argumentation.  Dieselbe  ist  falsch, 
wenn  H.  Möller  (die  palatalreihe  der  indog.  grundsprache  im 
germanischen,  p.  23)  mit  seiner  behauptung  recht  hat,  däas 
altp.  r^ard^  adam  »nur  aus  t'arda^  ad*am  mit  ausfiall  des  pala- 
talen  halbvokals,  der  das  umschlagen  der  palatalen  explosiven 
in  dentale  bewirkte«,  entstanden  sem  könnten.  Dann  därftäü 
wir  ja  als  iranische  grundform  nicht,  wie  ich  thun  wollte,  sard, 
azam  ansetzen,  sondern  müssten  annehmen,  dass,  als  altpers. 
und  zend  sich  trennten,  noch  k^ard^  ag^am  wie  auch  ak^n  stein, 
ak^man  himmel  gesprochen  wurde.  Während  (ik^an  durch 
aJc^an,  afan  zu  a&an  überging,  hinderte  in  ak^man  =  al^fnan  das 
unmittelbar  folgende  tn  das  umspringen  des  palatak  in  den 
dental  und  es  entstand  durch  eu^man:  asman.  Dann  existirte 
natürlich  erst  recht  unsere  reihe  k^  g^  gk^  noch  intakt  tm  zeit 
des  beisammenwohnens  von  Iraniem,  Armeniern  und  Slavoletl^i, 
und  die  bildung  der  diesen  sprachen  eigenthümlichen  zischlantö 
hatte  damals  noch  nicht  begonnen.  Dann  wäre  auch  der  um- 
stand, dass  diese  sprachen  aus  jener  reihe  gerade  die  betreffen- 
den Zischlaute  gebildet  haben,  für  ihre  näliere  verwaödtschftR 
nichts  beweisend.  —  Wer  entscheidet? 

Nachtrag. 

Während  k,  g,  gh  und  k^,  g^,  gh^  im  sanskrit  vor  s  in  k§ 
zusammen  fielen,  scheinen  sie  im  zend  auch  in  dieser  Verbin- 
dung vorwiegend  getrennt  geblieben  zu  sein,  indem  k,  g,  gh  -\- 
s  zu  x^>  k\  g\  gh^  -\-  s  zu  S  wurden.  Fälle  der  ersten  art 
sind  bekannt  genug,  man  denke  an  xhoaxS  =  skr.  tmki 
wirken,  dmx^,  nom.  von  druj,  eine  dämonin,  skr.  druh  = 
urspr.  driigh,  baxS  schenken,  essen  =  skr.  bhaki^  von  wrz. 
bhag.  Dagegen  haben  wir  z.  va§t  du  willst  =  skr.  väkSi  (wrz. 
väk^),  aydvareS,  nom.  zu  ayitvarez  bösesthuend,  hvareS  nom. 
zu  hvarez  gutesthuend,  (wrz.  varg^),  bare§  höhe,  nom.  zu  bar&f 
(skr.  hrhy  wrz.  bhargh^).  Dazu  kommen  parddarS,  wohl  nom. 
zu  parödares  (wrz.  dark^  sehen),  name  des  hahns,  spas  spaher, 
nom.  zu  spas  (wrz.  spak^),  die  aoristformen  (im  gäthädialekt) 
disä  von  dis,  skr.  dig,  näsdite,  nasdmd  von  nas  zu  gründe 
gehen,  verderben  =  skr.  nag,  nästmä  von  naSy  näs  erlangen, 
skr.  nag.  Auch  d/dare5a^<^  gehört  hierher,  wenn  es,  wie  wahr- 
scheinlich, desid.  zu  dares  sehen  =  skr.  darg  ist.  Dagegen 
ziehe    ich   die    desiderativformen    didereyio,    dtdrayzddu^  zur 


g\  ffA' 


1  saiiskrit  und  r 


n  Ischen. 


399 


Wurzel  dras  (urspr.  drag)  und  mmuiyso  als  desid,  zu  skr. 
mathh  schenken,  das  aus  magh  enisfandcn  ist,  wie  magha  gäbe 
aeigt.  Freilich  giebl  es  einige  (alle,  die  gegen  unsere  ansieht 
q>rechen,  wie  f'rajnx^tem,  wenn  pix^  von  der  würze!  skr.  pif, 
nnd  pomritspaxSti.  wenn  es  von  wtz.  sjxts  =  ski-.  pdf  kommt '^). 
Bedenken  erregt  auch  die  —  nur  an  einer  stelle  vorkommende  — 
nebenTomi  vd^ia  zu  väSa  wagen,  von  vai  =  vas  (skr.  vah) 
^-  s,  und  die  nebenform  &warexStar  zu  SwöreSlar  von  duxtires. 
Freilich  sieht  9icarex^tar  ebenfalls  nur  an  einer  stelle  und 
zwar  nach  marexStar,  unter  dessen  einftuss  vielleicht  sein  xi 
fSr  S  entstanden  ist.  Ob  endlich  auch  nrväxS  mit  tirväs  zu- 
sammenhängt? Kurzum,  es  lässt  sich  nicht  sicher  behaupten, 
Ä's  immer  zu  S,  nie  zu  x^  geworden  ist,  obwohl  dies 
wahrscheinlich  ist.  Denn  es  ist  doch  immerhin  möglich,  dass 
formen  wie  frapix^ta,  ^toarex^tar  einfach  nach  analogie  von 
muirexSiar,  ahcy^x^tar  gebildet  sind. 

Nur  darf  man  keineswegs  glauben,  dass  s  immer  auf  A's, 
und  nicht  auch  auf  ^-s  zurückginge.  Vielmehr  lallt  im  zend  so- 
wohl wie  im  persischen  die  Spirans  x  ^of  ^  vielfach  ab  und 
'das  urspr,  x^  i^  häufig  zu  §  geworden,  vgl.  tas  schaffen^}  = 
ältp.  taxS,  skr.  taM,  Soiffra  =  skr.  Metra.  Also  urspr.  ks  = 
Iran.  %&  oder  ä,  iirspr.  ft's  =  iran.  5. 

Auf  keinen  fall  aber  scheint  mir  die  ansieht  richtig,  welche 
Möller,  die  palatalreihe  der  indogerm.  grundsprache 
im  germanischen,  p.  35  geäussert  hat,  dass  indisch  Ics,  iran. 
%it  er-  li  t*  immer  aus  urspr.  sk^  entstanden  sein  müsse. 
I)enH  wemi  urspr.  ska  =  skr.  kSa,  kSi  besitzen,  beheiTsehen, 
gr.  tna  erwerben  im  lat.  durch  qiteo,  und  urspr,  ski  =  skr. 
iÜ  wohnen,  gr.  «n  im  lat.  durch  quies  und  gar  im  slaw,  durch 
^koj  vertreten  ist,  und  da  urspr.  ski  =  skr,  ksi  verderben 
im  griech.  durch  ip&iw,  ferner  skr,  /trfftyj  nacht  im  gr.  durch 
^^ag,  ski',  k.^ar  schwinden  im  gr.  durch  (p&fit)ci>  verbeten  ist, 
10  beweist  gr.  </>,  lat.  q,  slav.  k,  dass  in  allen  diesen  füllen 
indcHran.  Äs  aus  urspr.  sk,  nicht  abei-  aus  sk>  entstanden  ist. 


')  pattifrax^tar  u.  s.  w.  xiebe  idi  ztir  wrz.  S  ffdxi  liei  Juati.  nicht  i 
fem  fragen. 

')  So  unleracbeidel  sich  (o*  schafTen  auch  rorinell  »on  dem  aus  U 
huren  weilei-gehilileten  ta^i  laufen  Inssen. 


400  H.  Hübschmann, 

Zudem  ist  in  einem  sicheren  falle  gr.  xv  weder,  wie  Möller 
verlangt,  aus  sk^  noch  auch  aus  sk  sondern  aus  A:s  entstanden, 
nämlich  in  skr.  takSan,  z.  tasan,  gr.  %ixtoy-  (lat.  texere,  mhd. 
d'ehseti,  lit.  tasfs^ti,  ksl.  tesati),  dessen  wurzel  taks  auf  tak,  nicht 
auf  tak^  zurückgeht,  wie  man  aus  der  Zusammenstellung  in 
Curtius  grundzügen^  p.  219  ersehen  kann.  Mithin  ist  das 
von  Möller  aufgestellte  gesetz:  urspr.  sk^  =  skr.  kS,  z.  xh  gr. 
5,  xr  falsch,  indoiran.  kS,  gr.  xr  ist  vielmehr  aus  ks  oder  sk 
entstanden.  Dass  aus  urspr.  k^s  im  indischen  kS,  im  iranische 
aber  wahrscheinlich  S  geworden  ist,  sahen  wir  oben,  und  wenn 
es  im  indogerm.  ein  sk^  gab,  so  dürfen  wir  wohl  vermuthen, 
dass  daraus  im  indischen  g,  im  iran.  s  geworden  wäre. 


Armeniaca. 

a)  Da  im  armenischen  e  mit  ea  in  derselben  weise  wech- 
selt wie  i  mit  e,  u  mit  oi,  so  ist  man  französischerseits  auf  den 
gedanken  gekommen,  ea  als  Steigerung  von  e  aufzufassen,  gleich- 
wie e  und  oi  (ui)  wirklich  Steigerungen  von  i  und  u  sind.  Nun  ist 
aber  e  im  armenischen  gleichwie  im  griechischen  durch  Spal- 
tung aus  a  entstanden,  und  es  ist  ebensowenig  für  das  ar- 
menische wie  für  das  griechische  einzusehen,  wie  e  zu  ea  ge- 
steigert werden  könne.  Die  sache  liegt  in  der  that  ganz  anders: 
ea  ist  nicht  Steigerung  zu  e,  sondern  e  ist  aus  ea  geschwächt. 

ea  erscheint  häufig  in  der  tlexion  der  nomina  und  adjectiva 
auf  i,  z.  b.  in  hareav,  instrumental  von  hart  gut,  teleav^  instr. 
von  teli  ort.  Hier  steht  eu  wohl  für  ya,  das  im  nominativ  zu  ♦ 
contrahirt  ist,  so  dass  das  thenia  von  hari  :  barya,  von  teli  :  tdffa 
ist.  Dieses  ea  erhält  sich,  so  lange  es  in  der  letzten  silbe  steht 
und  somit  den  accent  trägt;  wenn  aber  neue  silben  antreten 
und  ea  dadurch  den  accent  verliert,  so  wird  es  zu  e,  wie  in 
gleichem  falle  e  zu  i,  oi  zu  u  wird.  So  entsteht  aus  hari  gut 
und  haxt  glück  im  compositum  nicht  haH-a-haxt  oder  iareahaxi 
sondern  barebdxt  glücklich,  aus  agi  schwänz  +  a-vor  (=  a  -f  bhara) 
nicht  agiavar  =  ageavor  sondern  agevör  mit  schwänz  versehen, 
aus  ordi  söhn  -|-  suffix  ak  :  ordedk  söhnchen,  im  genetiv:  ordeki. 


Armen  iaca, 


401  ' 


So  laulel  zu  tSr ')  herr  der  geniliv  teär'n,  des  instrumental  aber 
terdmb,  zu  kednkh  leben  der  genitiv  hendg,  zu  hdr'n  berg  der 
gen.  leHn,  der  instr.  lerdmb.  Dieses  ea  wird  gelegentlich  auch 
zu  e  zusammengezogen,  doch  wird  dieses  6,  wo  es  den  accent 
verliert,  nicht  wie  das  aus  i  gesteigerte  e  zu  i,  sondern  zu  e  ge- 
schwächt, z.  b.  in  amSn  jeder  ^  aiwan,  genetiv  ametii.  Unser 
ea  ist  in  den  angefühi'ten  fallen  aus  primäi'em  ya  oder  secun- 
därera  ia  hervorgegangen,  kann  abei-  auch  andern  Ursprungs 
sein.  So  möchte  keankk  leben  durch  kevan  auf  hivan  =  skr. 
jtvnna  zurückgehen;  deiun  schnee,  gen.  dzcan  wird  aus  dssivan 
(=  dsiman.  ursp.  ghHman  oder  gh'eman,  skr.  heman)  hervor- 
gegangen sein :  der  nominativ  dirfua»  wurde  zu  dgivn  =  deiun, 
der  genitiv  äxivänf-ah)  zu  dzivdn  =  dsian  =  (jscan;  neard, 
gen.  nerdi  sehne  ist  aus  sncuart  ^  skr.  sndvan,  zd.  stidmre, 
aheah,  gen.  aÄe&i  link  aus  ursp.  savtfo-ka,  dagegen  leard,  gen. 
lerdi  leber  aus  yeiart,  skr.  tfakrt,  z,  yäkare  entstanden.  In  dem 
letzteren  falle  fiel  Ä,  in  dem  ersteren  v  aus.  Den  gleichen  aos- 
fall  eines  i'  finden  wir  in  alber,  gen.  von  albettr  quelle  =  urspr. 
cUbever  aus  bhrever  ^  tpdiaQ  i  im  nom.  entstand  aus  albever: 
offceir  =  albeür  oder  affriiir,  im  genitiv  aus  ulbever{-ah)  : 
albever  =^  alber.  So  wird  auch  das  abstractsuffix  Ihitm,  genit. 
thean,  abl.  //ten^  auf  ursp.  tivan,  das  suffix  iun,  gen.  ean  auf 
ito»  zurückzuführen  sein.  Die  erkenntniss,  zu  der  wir  somit 
gekommen  sind,  dass,  wo  ea  und  e  nebeneinander  vorkommen, 
ea  die  ursprünglichere  form  ist,  ist  wichtig  für  die  erklärung 
des  zusammengesetzten  aorists.  Wenn  wir  von  sircl  (aus  s6r-el) 
lieben  im  aorist  gebildet  finden  1.  person:  siregi,  %  p.  sireger, 
aber  3.  p,  sireds,  so  müssen  wir,  um  das  ea  der  3.  p.  zu  er- 
klären, annehmen,  dass  siregi  aus  sirea^i,  sire^&  aus  sirea^er 
entstand.  Denn  dass  sirea^  nicht  etwa  aus  sire^  durch  einfluss 
des  accentes  hervorging,  beweisen  die  aorisle  3.  p.  ebek,  eker,  egit. 
Der  accent  steigert  (im  arm.)  überhaupt  keinen  vocal,  er 
erhält  nur  den  bereits  gesteigerten,  cf.  ehliis  von  IM- 
san^  aus  Vuitsanel,  e^üi^  von  ^ü^anel  aus  *^m^ancl,  anets  von 
anttsanel  aus  *anitsatwsl.  Ist  aber  sirejt  aus  sirea^i  entstanden, 
so  wird  auch  im  passiv  sirf^ay  aus  sirea$dy  hervorgegangen 


')  Ut  musB  aus  ti  -\-  air  =  mann  entatanden  aciii,  wie  tikin  herrin 
vt»  ti  +  ':<'■  =  Trau  entstanden  ist,  nicht  etwa  aus  (t  -|-  ttti,  da  dieses  ui 
llttn  halle  werden  mQesen. 


402  H.  HQbBchtnftnn, 

sein,  und  wir  haben  anzunehmen,  dass  die  verba,  M^tehe  t  itä 
präsensstamm  haben,  ihren  aoriststamm  mittelst  des  suffixeis  eäg; 
(präs.  stV-^-w,  aor.  sir-eag-i)  bilden. 

b)  Die  ansieht,  dass  das  armenische  eine  iranische  spräche 
sei,  ist  zunächst  dadurch  hervorgerufen  worden,  dass  man  die 
zahlreichen  aus  dem  persischen  entlehnten  werte  für  original 
hielt.  Ich  habe  in  meiner  abhandlung  ober  die  Stellung  des 
armenischen  im  kreise  der  indog.  sprachen  (zeitschr.  ]S!Xin, 
1  heft)  das  Vorhandensein  solcher  lehnworte  constätirt  und  zwar 
zunächst  folgende  worte  als  entlehnt  bezeichnet:  akah^  anAox, 
azät,  asp-  (zu  aspärie  hippodrom  vergl.  nachträglich  neupereiseh 
o^rfe),  crogf,  cank-cang,  caSel,  caSakel^  capuk,  carp,  dast-  (ä(i8tak^ 
dastakert),  dev^  den,  dipak,  da§n^  gah^  gavazan^  hrasax^  hrdmän^ 
hreStaJc,  kerpas^  patgam^  patmtican^  pharfham,  phur§i§,  phÜ^  r^ättm^ 
r*ah^  r^ocik^  fhoSak^  thufhak,  vcar-,  xarazan^  yaed^  yaSt,  0rdk^ 
zen-fd,  g^ndan.  Unter  den  übrigen  in  jener  abhandlung  ange- 
führten armenischen  Worten  will  Nöldeke  (nach  briefliclier  mit- 
theilung)  gewiss  mit  recht  auch  hand^  bant  kerker,  ariani 
würdig,  vnas  schade,  vergehen  für  persische  lehnworte,  üöd 
jsuig  paar  für  ein  griechisches  lehnwort  =  tsvyog,  das  in 
so  ziemlich  alle  aramäischen  dialekte  eingedrungen  ist,  hal- 
ten. Ob  Nöldeke  auch  recht  hat,  bajstik  arm  und  seäv  schwarz 
als  entlehnt  zu  verdächtigen,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 
Dagegen  trage  ich  kein  bedenken  mehr,  auch  folgende  worte 
in  die  zahl  der  lehnworte  aufzunehmen^): 

axt  krankheit,  zend  axti,  aspar  schild,  neup.  ispar,  dlfharkh 
oder  axtarkh  horoscop,  gute  Vorbedeutung,  apaxtarkh  schlechte 
Vorbedeutung,  np.  axtar,  z.  apäxtara,  aSakert  schüler,  np.  Sdgird 
(auch  im  mandäischen),  hziSk  arzt,  np.  bijiSk  oder  biei§k^ 
banihi§n  königin,  phl.  banbi§n^  bambak  baumwolle,  np.  panbah, 
brhids  reis,  np.  birinj  (als  griechisches  lehnwort  =  om),  biwr 
zehntausend,  z.  baevare^  baxt  glück,  np.  6a%^,  bagin  altar  der 
götzen,  überhaupt  wohl  bog-  gott,  in  eigennamen,  z.  &oya,  vergl. 
meine  abhandlung:  Zur  geschichte  Armeniens  und  der  ersten 
kriege  der  Araber,  p.  27,  anmerk.  5,  und  beachte,  dass  urspr. 
bJiaga  im  armenischen  den  lautgesetzen  nach  zu  bak-  hätte 
werden  müssen;   bazi  falke,   np.  bdz,  dirt  (modern)  hefe,  np. 

*)  Die  hier  gegebenen  nolizen  aus  dem  aramäischen  rühren  von 
Nöldeke  her. 


Armeiiiaca, 


»03 


lifurd,  An-Oit  (gran  coda  delle  pecore  di  Levaiile),  phl.  dumbak, 
Schreiber,  phi.  dapnr,  iip.  daiir,  dsrov  oder  rfrew  tadel 
((würde  iranisch  du§sravah  lauten,  vgl.  %osrov  eigenname  =  iran. 
ßmeravtdt,  für  sravah  aber  hat  das  armenische  lu,  für  httsravah : 
Mu,  in  der  bedeutung:  gehoi-sam),  dat  gericht,  np.  ddd,  alter 
4ät,  da^  feld,  np.  daSt  (auch  im  syrischen  Und  mandäischen), 
Norman  heilmittel,  unterhalt,  np.  dannän  (auch  im  syrischen), 
fiehkiM  gouverneur  einer  provinz,  np.  diihqän,  dahadmm  10 
Drachmen,  np.  dah  diram,  ist  armenisch:  tasndramean;  dr6§ 
Standarte,  falme,  np.  diraß  oder  diruuS  (auch  im  mandäischen, 
i  der  bed.  kreuz),  äraxt  (drasi)  garten,  np.  dira^  bäum,  dgrar 
schwierig,  np.  duSvdr,  cf.  arm.  thSv(ir'  unglücklich;  gohar  edel- 
stein,  np.  gohar,  gomei  büffel,  np.  g<ivmeS,  gandz  schätz,  r^ 
fonj  (cf.  Nöldeke,  Mand.  gramm.  p.  51,  3.  absatz  und  anmerk.  1 
dazu),  hazar  tausend,  np.  Itazär^  fcken  hass,  räche,  np.  kin, 
jtWi  sckte,  falsche  religion,  np.  /c4S,  tnom  wachs,  np.  müm,  mare 
Provinz,  land,  np.  mare,  davon  niarepan  ^^  np.  marxbän,  phl. 
irejjdn,  nizaJc  spiess,  lanze,  plil.  nimk  (auch  syrisch),  »fear 
«nalen,  gemälde,  np.  nigär,  «ä-m»  gedehniüthigt,  gedrückt,  phl. 
ttikün,  nSan  zeichen,  np.  mSdn  (auch  syrisch  und  mandäisch), 
noxfte  bock,  np.  nuhdz,  navasard  il  primo  mese  del  calendario 
Anneno,  »neujahr«,  (cf.  v4os  ffec^dic  bei  Job.  Lydus,  de  Men- 
sibus  in,  ed.  Bekker  p.  39;  im  armenischen  heisst  neu:  nor), 
mantak  brief,  np.  ttdmaJi,  patltcr  blld,  altp.  paiikara  (in  vielen 
aramäischen  dialekten),  paSfpan  protektor,  np.  puS&dn,  paiman 
Tcrlrag,  np.  paitndn,  paü-har  streit,  np,  paikär,  phl.  patkär, 
paterarm  krieg  =  pati  -|-  np.  räem,  partak  sciileier,  np,  pardah, 
ambak  liuf,  np.  smn,  stmt,  spitak  weiss,  np.  sip4d  (auch  im 
gew^ischen),  stap  eile,  np.  l^üäp,  taear  haus,  haus  goltes,  np. 
iacar,  ta^tak  lafel,  bret,  np.  ta^tah  (auch  im  Talmud),  tohm 
&milie,  geschlecht,  np.  tu,%»i'  (auch  im  aram.),  u^t  vertrag,  z. 
M);*i  (von  vac  sprechen,  vac  aber  ist  arm.  goch),  vstah  uner- 
Echrocken,  muthig,  np.  gu^dx,  paz.  vastdx,  %am  unerfahren, 
unbebaut,  np.  %dm  roh,  xwrhuz  (»eeelsziege«)  ^  armenisch 
HaÜaeamn  eine  ^t  wilder  ziege,  xrat  erniahnung,  np.  xirad^ 
\  Opfer,  z.  zao&ra  (für  ?..  ao  müsste  im  arm.  oi  stehen,  arm. 
•  =  ursp.  a),  nean  schadai  =  np.  sigän,  (auch  im  niand.  und 
UIul),  een  wafTe,  rüstung,  z.  mena  (auch  syrisch),  sör  beer, 
traft,  np.  sör  kraft.  Entlehnt  sind  vielleicht  ferner  noch:  atidam 
glied,   np.  anddm,   angant  mal,   np.  (mgäm,    harak  dünn,    np. 


404  H.  Hübschmann, 

bdrik^  erak  ader,  np.  rag,  eramak  heerde,  phl.  ramak  (auch  im 
syrischen  und  hebräischen),  erang  fai*be,  np.  rang,  ncuhü  sich 
rühmen,  np.  ndz-idan^  neng  betrug,  np.  nang  schände  (?),  uS 
erinnerung,  einsieht,  verstand,  z.  uSi  (?).  Man  dürfte  überhaupt 
als  rege],  wiewohl  nicht  als  gesetz,  aufstellen,  dass  jedes  ar- 
menische wort,  das  mit  dem  entsprechenden  persischen  voll- 
kommen übereinstimmt,  als  lehnwort  anzusehen  ist.  Danach 
wolle  man  meine  oben  erwähnte  abhandlung  ^)  berichtigen  und 
das  armenische  noch  mehr,  als  ich  dort  gethan  habe,  vom 
iranischen  trennen. 

Ausser  diesen  lehnworten  wirken  noch  andere  umstände 
zur  erzeugung  der  ansieht,  dass  das  armenische  iranisch  sei, 
mit.  So  die  von  den  Armeniern  adoptirten  persischen  eigen- 
namen,  wie  Varae,  Zarasp,  Artavan,  Artavojsd^  Xosrav  und 
Xosroviduxt  (tochter  Khosrus,  ebenso  Ormzdu%t  tochter  Ormizds), 
ArSak  =  altp.  ArSaka,  ArtaSSs,  Varazdat,  Mihrdät^  Trdai, 
Manacirh  =  np.  Minöcihr  (vgl.  den  parthischen  königsnamen 
Mnaskiras^  nach  griechischer  Überlieferung),  SavarS  =  z. 
SydvarSäna,  phl.  SyävaxS,  ValarS  =  Vologeses,  syr.  noch  Valgei 
(Z.  d.  D.  M.  G.  28,  p.  95),  wohl  aus  ValaxSf  So  aber  auch 
der  stoflf,  den  die  ältesten  armenischen  historiker,  mit  deren 
lectüre  wir  gewöhnlich  das  Studium  des  armenischen  beginnen, 
bearbeiten;  denn  es  sind  persische  sagen  (die  von  R'ostom 
und  Hruden,  von  Biurasp  und  Aidahak),  die  sie  erzählen,  es 
sind  persische  namen,  von  königen,  ministem  und  generälen, 
von  Provinzen  und  städten  Persiens,  die  sie  auf  jeder  seite 
nennen,  und  fragen  wir  sie  nach  altarmenischen  gottheiten,  so 
nennen  sie  uns  als  höchstverehrte  götter  Aramazd  und  Ancikit, 
also  persische  gottheiten,  wie  es  ja  auch  Strabo  bestätigt,  dass 
sie  den  ganzen  kult  der  Perser  hatten.  Alles  dieses  gibt  dem 
armenischen  ein  iranisches  colorit,  durch  das  wir  uns  haben 
verleiten  lassen,  den  Charakter  der  spräche  falsch  zu  beurtheilen. 
Wären  die  Armenier  nicht  die  nachbarn  der  Perser  und  hätten 
sie  jenen  persischen  einfluss  nicht  erlitten,  es  würde  kaum  je- 
mandem eingefallen  sein,  in  ihnen  Iranier  sehen  zu  wollen. 

c)  Nachdem  wir  früher  die  Übereinstimmung  zwischen  ar- 
menisch und  europäisch  in  den  wichtigsten  punkten  nachge- 
wiesen haben,    wollen   wir  hier  nachträglich  auf  die  überein- 

*)  Besonders  p.  17,  no.  5. 


J&meiuacii^  405 

Stimmung  beider  in  minder  wichtigen  punkten  hinweisen,  a)  im 
vocalismus.  Das  aus  a  entstandene  e  kann,  wenn  es  den 
accent  verliert,  ausfallen  wie  in  vtdk  flüsschen  neben  get  fluss, 
ästl  Stern,  gen.  aslel,  ebenso  das  griechische  t :  yi^vo^im,  nin%a 
(wrzl.  yev,  nsi),  während  a  und  o  in  beiden  sprachen  bleiben. 
Dasselbe  c  geht  im  armenischen  vor  nasalen  und  doppelconso- 
nanz,  im  griechischen  vor  doppelconsonanz,  in  i  über,  cf.  arm, 
Äinff')  fünf,  mt  herz,  gr.  niq-v^-fu,  nitvo,  iffö»  (von  wrzl.  eff) 
(Curtius,  gi-undzöge  p.  701).  Entsprechend  geht  im  griechischen 
and  armenischen  in  einzelnen  fallen  a  durch  o  zu  m  über,  vgl. 
arm.  aun  =  griech.  xov^a  in  den  zehnern  der  zahlworte,  «s 
Schulter  aus  o»is*)  (mit  vertust  des  m  vne  in  »lis  ^  memsa  fleisch), 
gr.  dfiog,  skr.  aritsa,  und  Curtius,  grundzäge  p.  704.  Das  auf- 
treten des  o  scheint  im  armenischen  wie  in  den  europäischen 
sprachen  durch  die  umgebenden  consonanten  bedingt  zu  sein; 
beispiele  für  das  vorkommen  dieses  o  haben  wir  früher  ange- 
führt und  fügen  jetzt  hinzu:  nor  neu  =  n&vus,  a-^or  (compo- 
sitionsvocal  a  -f  vor  =  bhara)  =  yöpoc')  (während  (pigu  = 
ler-e-tii  ist),  hot  geruch  =  odor,  gr.  öä-a-Öu  (das  A  von  hot 
dürfte  unorganisch  sein,  auf  keinen  fall  ist  hd  =  z.  haoda,  da 
dieses  ira  armenischen  durch  hml  (huid)  vertreten  sein  müsste). 
Das  armenische  kennt  wie  das  griechische  den  vocalvor- 
schlag;  astl  steni  =  affrijg,  Orta-mn  zahn  =  ödovi,  a-rag,  e-rag, 
schnell  =^  skr.  raghu  sAa^^Si  ^f^tf^g  färbe,  skr.  ranga,  ortsal 
{aus  o-näs-al)  =  ^-pei'j-eiT^a*.  Das  armenische  hat  überhaupt 
Jedem  ursprünglich  anlautenden  r,  r',  l  einen  der  vocale  a,  c, 
6  vorgeschlagen,  nur  l  steht,  und  zwar  häufig,  im  anlaut.  ^) 
im  consonantisnius.  Hier  stimmt  das  armenische  mit  dem 
griechischen  in  der  abneigung  gegen  v,  y,  s  überein.  Das 
Schicksal,  das  diese  laute  im  griechisclien  haben,  ist  bekannt. 
Im  armenischen  bleibt  v  im  anlaut  oder  wird  zu  g  (im  persi- 
schen wird  es  zu  b  oder  g),  im  inlaut  kann  es  gleichfalls  bleiben 

>}  et  quiniiue, 

■)  Thema  tmso-,  wie  im  gräko-ital. 

')  X.  b.  lus-a-voT  leuchtend  r=  gr.  itvxoföpe!  aus  urspr.  ratikabhara. 
In  jOngerer  composition  blldel  man  aus  tuis  liclit  und  bcrcl  [ragen:  lue- 
a-bcf  licht-tragend,  erleuchter,  dessen  b  äicli  erhalt,  weil  man  fühlt,  daas 
brr  Ton  bertl  herkommt.  Zu  diesem  a-vor  und  ber  gehOrt  auch  das  ad- 
vcrbia  bildeode  bar  =  urspr.  bhära.  bar  beieichnet  die  nrt  und  weise: 
Ofot-a-Öar  litieramente.  bn-a-6ar  iiaturalniente,  af'iuts-a-6ar  lOwenhaft,  ygl. 
deutsch  bitr  {'bäryaj  in  wunder-bar.  »chfin-bar. 


406  H.  Hflbschmann, 

oder  zii  g  werden,  wenn  es  nicht,  was  häufiger  ist,  vocalisirt 
wird  oder  ganz  schwindet,  s  ist,  wo  es  nicht  durch  consonanten 
geschützt  war,  zu  h  geworden  oder  ganz  abgefallen,  während  y 
zu  der  oder  /-,  ya  zu  i  oder  eä  wurde,  y)  in  der  stammhil- 
dung.  In  der  stammbildung  stimmt  das  arm^iische  in  einem 
wichtigen  punkte,  auf  den  ich  schon  früher  hingewiesen  habe, 
mit  dem  europäischen  (griech.-lat.-slav.)  über^n:  die  urq>r. 
o-stämme  sind  hier  wie  dort  durchweg  zu  o-stämmen  gewordai, 
vgl.  marckh  ^mensch  =  ßgoro-,  ursp.  mc^rta.  Auch  das  suffix 
iar  der  verwandtschaftsnaraen  ist  im  armenischen  wie  im  euro- 
päischen zu  ter  geworden,  d)  in  der  declination.  Ist  das 
casussufßx  fpi  des  griechischen  von  haus  aus  instrumental- 
suffix  =  ursp.  bhi  gewesen  —  was  mir  nicht  festzustehen 
scheint  — ,  so  stimmt  das  armenische  In  der  bildung  des  instru- 
mental (suffix  b  ==  ursp.  bhi)  mit  slavolettisch  und  griechisch 
überein,  während  die  übrigen  indogermanischen  sprachen  diese 
instrumentalbildung  nicht  kennen,  e)  in  der  conjugation. 
Armenisch  und  europäisch  theilen  in  der  präsenssammbildung 
die  Verwandlung  des  suffixes  a  in  e.*  ber^=  tpeg-s,  skr.  hhara, 
und  auch  das  präsensstanun  bildende  suffix  ane  ist  dem  arme- 
nischen mit  dem  griechischen  gemeinsam,^)  vergleiche  daQS^-avs-^ 
avd-avfi-  Xafjtß'avs  mit  den  armenischen  präsentien :  dis-anem  = 
u»i^,  skr.  anajmi^  gt-anem  (=  git-ane-m)  =  skr.  vindämi  (aber 
git-em  aus  geUem  =  skr.  veda),  Ikh-ane-m  (aus  lUchrane-m)  = 
X^ikudvf»,  skr.  rinacmi,  beh-ane-in  =  ski\  bhanajmi^  df/vr/iM,  dazu 
nier-anim  sterbe,  morior,  hat-anem  trenne,  harg-^inem  frage, 
hets-<inem  steige  zu  pferde,  stelts-anem  schaffe,  bilde,  und  viele 
andere. 

Dagegen  wolle  man  in  bek-t-el  gänzlich  zerbrechen  (neben 
bek^ne-l),  kJiak-t-^l  verwüsten,  zerstören  (neben  kkah^)  nicht 
analoga  zur  bildung  des  griechisch  -  lateinischen  präsens  mit  i 
(irvTT-T-do)  sehen,  denn  bek-t-d  ist  abgeleitet  vom  adjektiv  bek^^ 
kluik-t-el  vom  adjektiv  khak-ut 

Schliesslich  beachte  man,  dass  arm.  hair  vater  aus  kayer 
die  Urform  pater  voraussetzt,  pa^  ist  aber  die  europäische 
Urform,  die  arische  ist,  wie  man  bei  Fick,  Wörterbuch  II,  p.  799 
nachgewiesen  findet,  püar  und  so  stellt  sich  auch  in  diesem 
falle  das  armenische  entschieden  auf  seite  des  europäischen. 

^)  cf.  Gustav  Meyer,  die  mit  nasalen   gebildeten  praesensstämme  des 
griechischen  p.  102. 


407 

Wenn  nun  auch  diese  einzelnen  punkte  nichts  für  die 
aäh^e  verwandtschaCl  des  armeniächen  mit  dem  europäischen 
beweisen,  so  isl  docli  nach  allem,  was  ich  bisher  über  das 
armenische  beigeljracht  habe,  die  ansieht,  die  ich  früher  mit 
fr.  Müller  Iheille,  dass  diese  spräche  den  iranischen  zugerech- 
net werden  könne,  als  irrig  zu  bezeichnen  und  entschieden  auf- 
zugeben.    Das  armenische    ist    zweifelsohne  ein  eigener  zweig 

ind(^ermanischen  sprachstammes  und  darf  künftig  nicht 
nehr,  wie  es  seither  geschah,  bei  der  Classification  der  indo- 
^maniachen  sprachen  imd  den  Untersuchungen  über  ihre  Ver- 
wandtschaftsverhältnisse übergangen  werden. 

Leipzig.  H.  Hübsch  mann. 


Od  the  cuneiform  Inscriptions  of  Van. 

In  tlie  Z,  V.  S.  XXIII,  46  Dr.  Hübschmann  conies  lo  the 
eonclusion  Uiat  the  language  whicb  Dr.  Mordtniann  believes  he 
bas  difiCovered  m  the  Vanic  inscriptions  is  not  Armenian  at  all, 
»nd  that  Dr.  Mordtniann's  deciplierment  is  a  failure.  I  am  able 
to  confirm  this  eonclusion  from  the  evidence  of  Ihe  inscriptions 
Uieinseives.  The  flrst  requisite  of  suceessful  decipherment  is 
that  the  characters  of  an  inscription  should  be  correcly  read. 
But  this  is  not  the  case  with  Dr.  Mordtmann's  transliterations. 
The  character  which  he  reads  kham  (17a)  is  really  ul,  ak  (176) 
sbould  be  kak,  ttt  (31)  should  be  cu  and  tur;  it  (35)  is  li,  tan 
(36)  is  dan,  kun  (19)  is  zi-ni,  mm  (64)  is  kiteU,  na  (65)  is  khi, 
an  (69)  is  »e,  is  (8ü)  is  ie  and  gis,  ei  (96)  is  se,  and  hu  (102) 
'a  SU.  The  patronymic  which  he  makes  gan  (24)  is  really 
coinposed  of  two  separate  characters  khi  and  ni,  the  fii-st  of 
which  is  elsewhere  misread  wa;  and  there  are  abundant  instances 
to  show  Uial  the  second  character  is  mercly  the  suffix  of  the 
(aiitive,  kki  being  sometimes  used  by  itself  to  denote  »son  of«. 
What  Ihen  beconies  of  Dr.  Mordtmann's  Ȇbereinstimmung 
mit  dem  neuarnienisclien  und  dem  griech.  yiy^it  ?  The  god 
whose  name  he  reads  Änat-di  is  realiy  Khaldi,  the  supreme 
Iiiale  divinity  of  Van.    The  first  character  never  has  any  otlier 


408  A.  H.  Sayce, 

phonetic  value  than  Tchal;  and  that  its  value  is  khal  in  the 
name  of  the  Vanic  god  is  rendered  certain  by  a  variant  reading 
which  represents  it  by  the  two  characters  khorol  as  well  as 
by  the  evidence  of  the  Assyrian  inscriptions.  Dr.  Mordtmann's 
BagtMT  is  equally  non-existent.  The  Assyrian  annals  show  that 
the  name  which  he  reads  Bagridtdri  was  pronounced  Qar^duri 
or  ffe-rfuri. 

Dr.  Mordtmann's  translations  are  as  unhappy  as  his 
readings.  He  teils  us  that  another  value  must  be  found  for  the 
character  which  ought  to  be  read  al  (56),  »da  cd  nur  in  den 
seltensten  fallen  ein  entsprechendes  resultat  ergiebtc,  and  ac- 
cordingly  he  sets  down  its  value  as  va.  But  it  forms  the  flrst 
syllable  of  the  word  aZ-fw,  which  occurs  among  the  royal  titles 
in  a  Position  where  a  comparison  with  the  Assyrian  texts 
proves  its  meaning  to  be  »multitudes«,  and  cdgu  is  plainly 
connected  with  a-lü-gi  or  a-lü-ge  which  is  suffixed  to  the  name 
of  the  country  of  Biaimäi  in  the  sense  of  »populousc  or  »alU, 
though  Dr.  M.  finds  an  etymology  for  it  in  the  Armenian  lug 
light!  Possibly  cdtige  is  but  another  form  of  aluse  (not  alujsil) 
which  is  frequently  conjoined  with  adae  or  ada.  Adae  (if 
we  are  not  to  read  als)  should  mean  »king«,  not  >he  speaks«, 
according  to  the  analogy  of  other  inscriptions.  So  khaubi  or 
khubi  cannot  be  »darauf«,  but  is  the  first  person  singuIar  of  a 
verb  which  seems  to  signify  »to  possess«. 

However  we  can  hardly  be  surprised  that  Dr.  Mordtmann 
has  failed  to  decipher  the  Vanic  inscriptions  satisfactorily,  when 
we  find  him  attempting  to  Interpret  an  inscription  in  Semitic 
Assyrian  on  the  assumption  that  it  is  written  in  Armenian. 
Astonishing  as  this  may  seem,  it  is  nevertheless  a  fact.  The 
Assyrian  cuneiform  system  of  writing  was  introduced  into  Van 
in  the  time  of  Lidipri  or  his  son  ^ar-duri^  and  Qar-duris  in- 
scriptions, of  which  we  possess  two,  were  written  in  the 
Assyrian  language,  much  in  the  same  way  as  Latin  was  used 
in  the  middle  ages  or  French  in  the  earlier  abhandlungen  of 
the  Berlin  Academy.  The  first  inscription  given  by  Mordtmann 
is  in  Assyrian,  and  its  mutilated  condition  must  be  the  excuse 
for  the  mistake  he  has  made  in  regard  to  it.  The  last  two 
words  of  it  are  anntu  artitsip  (for  artetsip  »this  (place)  I 
built.«  It  may  be  observed  that  Dr.  Mordtmann  has  not  always 
transcribed  the  inscription  correctly :  thus  the  country  mentioned 


On  the  cuneiform  Inscriptions  of  Vaii.  409 

in  line  2  is  not  Mairi  but  Nairi^  the  Äram-Naharaim  of  scrip- 
ture.  The  Assyrian  inscriptions  of  ^ar-duri  must  form  the 
starting-point  of  any  successful  decipherment  of  the  Vanic 
inscriptions. 

Dr.  Mordtmann's  concluding  remarks  are  sufßcient  to  show 
that  the  method  he  has  followed  must  be  a  false  one.    He 
says:    »Aus  einem  genaueren  Studium  der  texte  ergiebt  sich, 
dass  die   altarmenische    spräche   von   ihren    übrigen   arischen 
scbwestem  sich  wesentUch  dadurch  unterscheidet,  dass  in  dem 
ffelrauch    der   grammatischen  formen  eine  fast   schrankenlose 
Willkür  herrscht,    indem   nicht   nur   in   ganz   gleich   gebauten 
plirasen,  sondern  selbst  in  ganz  gleichen  worten  ganz  verschie- 
dene flexionen  angewendet  werden,  so  dass  für  jetzt  wenigstens 

^3   unmögUch   ist,   genauere   regeln  zu  abstrahiren Die 

&I>rigen  casus  sind  leicht  zu  erkennen,  bieten  aber  mit  dem 

naittel-  und  neuarmenischen  wenig  analogie  dar,   im  gegentheil 

sie  nähern  sich  auffallenderweise  der   turanischen  declination.€ 

^^6  may  well  doubt  the  truth  of  a  decipherment  .which  can 

formulate  no  grammatical  rules  and  principles,  and  finds  in  an 

Ix^suüan   languge   close  analogies   to  the  Turanian   declension. 

ör.  Hübschmann  is  fully  justified  in  refusing  to  admit  that  the 

lu.nguage  of  the  Vanic  inscriptions  is  Armenian;   he  may  go 

övcn  further   and  be  assured  that  it  is  not  Indo-European  at 

a.lL  M.  Fr.  Lenormant  may  be  right  in  regarding  it  as  a  brauch 

^f  the  Alarodian  group;  however  this  may  be,  an  inspection 

of  the  inscriptions  must  convincc  every  one  who  is  not  blinded 

^y  a  theory  that  the  language  in  which   they  are  written  is 

iieilher  Eastem  nor  Western  Aryan. 

Queen*s  College,  Oxford.  A.  H.  Sayce. 


Aiy^  und  Aijycu. 

1.  Aiyoa. 

Ueber  das  griechisch- italische  hinaus  hat  man  die  geschichte 
*f  Wöm  auch  noch  so  reich  entwickelten  verbalformen  A^yoi  = 
W  ab  deren  grundbedeutung  man  die  des  »sammehis,  zusam- 

***««killl  Ar  rergl.  Bpnwrhf.   N.  F.  HL  4.  27 


410  Leo  Meyer, 

menlesens«  wird  ansetzen  dürfen,  noch  nicht  zu  verfolgen  ver- 
mocht. Denn  wenn  zum  beispiel  Georg  Gurtius  mit  ihnen  ohne 
weiteres  germanische  und  litauische  formen  mit  wurzelaus- 
lautendem einfachem  Zischlaut  zusammenstellt  und  von  diesen 
behauptet,  sie  müssten  auf  einen  durch  s  weitergebildeten 
stamm  laks  zurückgeführt  werden,  so  ist  das  in  keiner  weise 
genauer  begründet,  geschweige  denn  bewiesen.  Fick  stellt  (2*, 
Seite  227)  ein  gräco-italisches  leg,  legeti  »sammeln,  lesen«  fragend 
zum  gothischen  rikan,  rak  »sammeln,  häufen«  und  trennt  davon 
ein  gräco-italisches  leg,  legeti  »sich  kümmern,  sorgen«,  dem  er 
dUligo,  neo-ligo,  re-ligion-  und  an  griechischen  formen  d-Xfym 
»kümmere  mich,  sorge  c  und  älyog-  n.  >kummer,  leide  unter- 
ordnet. Aber  dXyog  bedeutet  an  erster  stelle  »physischen  schmerze 
und  wird  deshalb  schwerlich  zu  äXfystp  »sich  kümmernc  und 
den  aufeeführten  lateinischen  Wörtern  gehören,  die  von  dem 
einfachen  legere  loszureissen  uns  auch  mehr  als  bedenklich 
scheint. 

Um  der  geschichte  der  verba  Xiy(a  =  lego  über  das  gebiet 
des  griechisch-italischen  hinaus  mit  Sicherheit  nachgehen  zu 
können,  ist  zunächst  nothwendig,  ihre  älteste  form  innerhalb 
jenes  gebietes  aufzusuchen.  Vom  griechischen  Xiyco  begegnen 
und  zwar  in  der  Zusammensetzung  mit  den  präfixen  d*a-,  i«-, 
iTT*-,  xava-  oder  (Xvv-  mehrfach  perfectformen  mit  ei:  stXoxa 
und  Biksyiiai^  die  nicht  etwa  aus  Uko^a  und  3iii.€Yfia$,  welches 
letztere  indess  gar  nicht  selten  auch  gebraucht  worden  ist,  ent- 
standen sein  können.  Wie  das  in  bezug  auf  seinen  anlaut 
ähnlich  gestaltete  perfect  stQ^xa  »ich  habe  gesagt«  in  einem  zu 
gründe  liegenden  j^ij^Qi^xa  und  das  passive  etfjtaQtat  »es  ist  durchs 
Schicksal  bestimmt«  in  einem  muthmasslichen  alten  <ri<rgAaQta$ 
seine  erklärung  findet,  so  lassen  auch  die  angeführten  s&loxa 
und  sUtyfiai  und  mit  ihnen  noch  «tt^yx«  »ich  habe  erlangt«  und 
sUi^ifa  »ich  habe  genommen«  leicht  vermuthen,  dass  ihr  an- 
lautendes €1  in  der  Verdrängung  eines  alten  vor  dem  l  einst 
vorhandenen  consonanten  seinen  grund  hat.  Für  sUi^ipa  findet 
diese  muthmassung  eine  beachtenswerthe  stütze  in  dem  zuge- 
hörigen altindischen  grahh  »greifen«,  neben  dem  frühe  sich, 
auch  ein  glahh  gebildet  haben  wird.  Die  griechische  conso- 
nantenverbindung  yl  aber  ist,  wenn  auch  in  manchen  forme 
unversehrt  erhalten,  gar  nicht  selten  auch,  wie  zum  beispiel  i 
alten  Xäfag  »stein«  neben  dem  gleichbedeutenden  altindisch 


Aiym  und  JL^oi.  411 

ftr^vaa^^  ihres  gutturals  beraubt  und  im  inlaute  überhaupt  nicht 
sel^r  beliebt. 

So  kann  man  auch  für  kay^dvia  eine  alte  wurzelform  ylax 
uod  für  lifw  ein  y}L€y  oder  ylay  vermuthen.    In  bezug  auf  das 
telztere   aber   ist   eine   verschiedenartige   entsteh ung   denkbar: 
entweder  ist  an  die  Weiterbildung  einer  einfachen  wurzel  gal 
(^umgestellt  gla)  oder  gar  durch  zugefügten  tönenden  guttural 
m  denken  oder  an  alte  reduplication  und   dann  im   zweiten 
theil  verstümmeltheit  einer  wurzel  gal  {gal-gal  oder  auch  gla-gal). 
Bildungen  der  letzteren  art  sind  viel  gewöhnlicher,  als  manchem 
blöden  äuge  klar  ist,  und  noch  neuerdings  hat  sie  Karl  Brugman 
I    in  weiterem  umfang  unter  der  bezeichnung  gebrochener  redupli- 
cation behandelt. 
I  Die  entsprechende  wurzel  gal  oder  gar   aber  ist  noch  zu 

erkennen  im  altindischen  gand-  m.  »schaar,  reihe  (von  leben- 
digem und  leblosem)«;  »gefolge,  anhang.c  Ganz  wie  zum  belspiel 
Von:pdnate  »einhandeln,  eintauschen,  kaufen«  aus  einem  alten 
jwm  entstand  und  unmittelbar  zum  griechischen  n^QVfjfA$  »ich 
Terkaufec  gehört,  wie  das  unmittelbar  dazu  gehörige  par^-  m. 
»vertrag,  pact,  stipulation«  und  das  damit  zusammengesetzte 
JWHo-sH-  f.  »hure«,  eigentlich  »vertragsweib«,  auch  wieder 
seinen  Zusammenhang  mit  noQvii  »hure«  nicht  verkennen  lässt, 
wird  jenes  gfowa-  aus  einem  alten  gamd-  entstanden  sein,  in 
ton  sich  suffixales  na  und  wurzelhaftes  gar  deutlich  von  ein- 
ander ablösen.  Das  letztere  tritt  uns  im  altindischen,  wo  be- 
bumtlich  noch  ein  gar  »rufen«  :  grnä'ti  »er  ruft«,  ein  gar  »ver- 
'sdüingen«  :  girdti  »er  verschlingt«  und  ein  gar  »wachen«: 
ji^irH  »er  wacht«  als  verba  ganz  lebendig  sind,  allerdings 
nicht  mehr  mit  verbaler  lebendigkeit  entgegen,  seine  bedeutung 
«bör  ist  von  dem  erst  mittelst  jenes  nominalen  gand-  abgelei- 
teten verbum  gandyati  gleichsam  übernommen.  Das  letztere 
bedeutet  »zusammenzählen,  zählen,  aufzählen,  berechnen  (zu 
enier  reihe  verbinden)«,  ferner  »für  etwas  ansehen,  halten«  und 
auch  »auf  etwas  achten,  rücksicht  nehmen«,  zeigt  also,  wie 
wen^  grund  man  hat  Uya)  =  lego  und  äXiyio  nebst  dUligo,  neg- 
f-  4ego,  re-ligion-  wegen  ihrer  verschieden  entwickelten  bedeutung 
[aus  einander  zu  reissen.  Dass  auch  noch  die  lateinischen  greg- 
i  »heerde«  ebensowohl  als  legion--  »heeresabtheilung«  sich  an- 
[«Uiessen,  li^  auf  der  band;  nicht  minder  wird  wohl  auch 
[  das  altindische  grffmor  m.  »einwohnerschafl,  gemeinde,  stamm« ; 


412  Leo  Meyer, 

»dorfschafi,  dorf«;  »schaar,  häufen,  heerhaufenc  zugehören  und 
aus  dem  griechischen  wahrscheinlich  aysigm  (aus  ayi^eo)  »zusam- 
menbringen, versammeln«,  dessen  anlautendes  d  gewiss  kein  müs- 
siger Zusatz,  sondern  eher  der  rest  einer  alten  reduplicationssilbe  ist. 

2.  ^^/(ö. 
Ähnliche  lautverhältnisse  wie  bei  Xiy(o  mit  doch  auch 
wieder  beachtenswerthen  Verschiedenheiten  kommen  bei  lij^ta 
»ich  höre  auf,  ich  lasse  ab«  in  frage.  Fär  iiyto^  das  bei  Homer 
häufig  genug  vorkommt,  ohne  an  irgend  einer  stelle  noch  alt- 
anlauiende  consonantenverbindung  ahnen  zu  lassen,  wurde 
durch  ausserhomerische  formen  das  Vorhandensein  eines  ur- 
sprünglichen consonanten  noch  vor  seinem  X  erwiesen:  für  X^/ta 
dagegen  deutet  gerade  eine  reihe  homerischer  formen  entschieden 
darauf  hin,  dass  sein  X  ursprünglich  noch  einen  consonantischen 
nachbar  gehabt  haben  muss.  Vor  allem  sind  in  dieser  beziehung 
anzuführen  das  zusammengesetzte  äXXf^xtO'  »unaufhörlich«  und 
X^yta  in  Verbindung  mit  dem  j)räfix  fjteTa-:  die  letztere  begegnet 
dreimal  in  jedesmal  demselben  versschluss,  nämlich  Ilias  9,  157: 
tavtd  xi  j:oi>  TsXiaa$fA$  fASxalXfjl^avxit  x6Xoi4)y  9,  299:  Tavxa  ui 
toi,  TtXi<f€i€  fistaXXt/^aPTi  x^Xoio  und  9,  261 :  äl^ia  dtaqa  didtoat 
(AsvaXXfj^avii  x^^^^^i  jenes  adjectivische  äXXf^xto-  aber  Ilias  9, 
636:  noiv^v  dt^afiivoiK  col  d^ aXXrjxxov  %b  xaxov  t«,  Ilias  2, 
452  =  11,  12  =  14,  152:  xaQdhj,  äXXfixxov  moXsfAi^ifAev  ^d^ 
^k&xsadai,  uud  Odyssee  12,  325:  fiijva  dk  ndpr  äXXi^xvog  äj:^ 
N6%oq,  In  Verbindung  mit  dem  präfix  a/ro-  harmonirt  die  be- 
handlung  von  Xiqy^  ^ur  an  vier  stellen  mit  der  in  den  eben 
aufgeführten  formen,  nämlich  Ilias  15,  31:  %(av  (f'avt&g  fiyijcw, 
iv'  anoXkr^^fig  dnardcov^  Odyssee  12,  224:  fA^  mag  fAOi  dj:€i(fat^6g 
dnoXX^l^siav  haTQOt,  Odyssee  13,  151:  ^ataai,  %v'  ^dij  axfSvrai 
dnoXX^^(ü<fi  dfc  no^n^g  und  Odyssee  19,  166 :  ovxtt^  dnoXX^l^e^ 
%dv  ifiov  yovov  ixj:6Qiovaa.  Doppelt  so  häufig  bewegt  sich 
Xriyco  neben  dem  präfix  dno-  nur  mit  einfachem  X\  die  frag- 
lichen stellen  gehören  sämmtlich  der  Ilias  an,  es  sind  13,  230: 
TW  vvv  fAfjT'  dnoX^ye^  vier  mit  versschliessendem  dnoX^yet^ 
nämlich  6,  149;  17,  565;  20,  99  und  21,  577  und  ausserdem 
noch  drei  mit  augmentirten  formen,  nämlich  24,  475 :  noinvvov 
naqiovve,  vifov  d^äniXf^yev  idcod^g  und  die  beiden  gleich- 
beginnenden 7,  263  und  11,  255:  dXX'  ovd'  dg  dniXt^ye.  Das 
einfache  Xrjyco  steht  zwölf  mal  metrisch  gleichgültig,  nämlic] 
Ilias  1,  224:  ov  nco  X^yt  %6Xoio^  Ilias  13,  424:  "^IdofACvsvg  d\ 


jliyoi  und  X^yot. 

Xtjrs  fiivoi  /*fy«,  Ilias  21,  224:  TQÜai;  d'ov  hqh'  i^|w.  Ilias  19, 
423:  ov  -It?w,  Ilias  9,  97:  iv  aoi  ftip  k^^ut-  Ilias  (i,  107: 
^AQytloi  d'irtixüiQ^aav,  Xfj^av  di  iförow,  Odyssee  32,  63:  ordi 
xtv  wf  hl  x^^S'*?  ff^i  lj,^aif*i  (föyoto;  lüas  21,  359:  l^y' 
l^täog,  Ilias  3,  394:  tQXsaÜ^'  tjk  xogoTo  vSj:ov  l^fovna  xaH-i^stv, 
Ilias  9,  257;  l^yffttvat  ä'lgiäog,  Uias  1,  319:  i'^/  t^idag  und 
Odyssee  13,  294:  ovd'  ^y  afj  usq  iwv  yaitj  l^^Btr  dnatäwv. 
Viermal  verleugnet  das  uiiziisammenge^etzte  l^yta  nicht  sein  ein- 
fach anlautendes  i.,  nämlich  Ilias  10,  164:  ffO  fir}v  nöi^v  ov 
noft  k^yttq,  Ilias  2t,  305:  ovdi  —)iiifiai-$Qog  tX^yt  zo  fov  nivoq, 
Ilias  21,  248:  öfeiaag.  ovöe  i'  IX^jtb  fisyag  i^eöf  und  Ilias  1, 
210:  Olli'  äyf  l^y'  tQtdoc  und  nur  zweimal  ist  es  metrisch  be- 
handelt, als  ob  sein  anlautendes  X  noch  consonantische  Ver- 
bindung wäi'e,  nämlich  Ilias  9.  191:  ötyiitvo^  Aiaxiäfiv.  önors 
>l^$citi'  aßeidiav  imd  Odyssee  8,  87:  ^  ro»  Sts  X^ltisv  äfeidmy 
itflag  ttfoidög.  wo  man  beidemale  unmiltelbar  vor  dem  X^^tnv 
das  einstige  Vorhandensein  einer  vocalisch  an-  und  consonanlisch 
auslautenden  partikcl  verniulhen  möchte. 

Unter  solchen  umständen  kann  man  das  X^yw  fQr  die  ho- 
merische spräche  nicht  mehr  mit  noch  einer  alten  consonanten- 
verbindung  wirklich  anlautend  ansetzen,  wohl  aber  ist  die  nach- 
Wirkung  eines  alten  consonanten  vor  seinem  X  noch  liinreichend 
deutlich,  wie  in  ganz  ähnlicher  weise  bei  einer  früheren  Unter- 
suchung es  sich  auch  ergab  für  die  lautverbindungen  fo  und 
ju,  die  in  der  homerischen  spräche  entschieden  unbeliebt  doch 
in  manchen  formen  (wie  tmas,  «orto?  und  andern)  als  ursprüng- 
lich entschieden  vorhanden  sich  noch  erkennen  Hessen,  Nach 
allem  angeführten  aber  darf  man,  da  als  später  im  griechischen 
überall  verdrängter  in  allerer  zeit  aber  noch  in  weileni  umfangä 
TOrhandener  consonantischer  laut  das  digamma  bekannt  ist, 
dieser  laut  weiter  aber  insbesondere  in  Verbindung  mit  fol- 
gendem p  sehr  geläufig  war,  neben  der  lautverbindting  j:q  ia 
aller  zeit  aber  auch  ein  j:X  als  vorhanden  zu  vermulhen  wenn 
auch  im  Homer  nicht  mehr  sicher  nachweisbar  ist,  für  die  vor- 
AoDierische  zeit  ein  j:X^ya  an  der  stelle  des  späteren  Xjyw  noch 
wuUimassen, 

Dieses  j/r/j-w  aber  kann  man  als  aus  ^a/j-fti  durch  iaul- 
""istellung  entstanden  ansehen  und  so  wird  es  sich  unmittelbar 
'"scliijessen  an  das  allindische  varj  :  vdrjaii  »wenden,  drehen*; 
*^^l«iiken,  beseitigen«;  medial  »etwas  von  jemandem  abwen- 


4 


414  Adolf  Tobler, 

den,  abspannen,  vorenthalten«  mit  dem  caussale  varjdyaH  »be- 
seitigen, vermeiden,  unterlassen,  entsagen,  verzichten  auf«. 

Wie  nun  aber  zum  beispiel  das  homerische  j:^ۤv^  ijpif/uv 
»drängen«  (Dias  16,  395:  äip  ini  v^ag  IfeQys  »er  drängte  zu 
den  schiffen  zurück«)  im  lateinischen  mit  aufgäbe  seines  innern 
vocales  und  vocalisation  seines  anlautenden  halbvocales  als 
-^urgire  entgegentritt,  so  finden  wir  l^yo»  {pXfiY^  aus  jidly^) 
deutlich  wieder  im  lateinischen  ind-tUgSre  »nachsichtig  sein«, 
eigentlich  »entsagend  sein,  verzichtend  seine.  Wie  aber  twd- 
ülgire  zum  beispiel  sich  auch  entwickelte  zur  bedeutung  »ge* 
statten,  erlauben,  bewilligen,  geben,  schenken«,  so,  ist  noch 
besonders  hervorzuheben,  wird  auch  das  altindische  vcMrjdyaH 
hl  Verbindung  mit  dem  präfix  apa-  »ab«  gar  nicht  selten  in 
der  bedeutung  »überlassen,  verleihen,  geben,  schenken«  ge- 
braucht. 

Leo  Meyer. 

Dorpat,  den  7.  Januar  1876  (russisch  am  zweiten 

Weihnachtstage  1875). 


Französische  etymologien. 

1,  m'ille.    Unter  mehrern  etymologien,  welche  gelegentlich 
den  fachgenossen  von  mir  vorgelegt  zu  werden  bestimmt  sind, 
befindet  sich  seit  längerer  zeit  die  des  vorstehenden  wortes,  das 
ich  auf  vüicuia  zurückführe.    Nachdem  Bugge  Romania  HI,  160 
die  nämliche  ansieht  bereits  ausgesprochen  und  begründet  hat, 
brauchte  ich  darauf  nicht  zurückzukommen;  ich  thue  es  bloss 
einmal  um  darauf  hinzuweisen,  dass  it.  mticchio  und  wohl  auch 
viticcio,  vom  geschlechte  abgesehn,  mit  dem  französischen  worte 
identisch  sind,   und  das  it.  verbum  apviticchiarsi  »sich  anklam- 
mern« oder  »anranken«  mit  zur  familie  gehört,  ferner  um  zu 
constatiren,   dass   die  einzige  mir  bekannte  afz.  stelle,   welche 
aufschluss  über  die  silbenzahl  des  wortes  gibt,  Barb.  u.  M^oa 
II,  284,  153,  dasselbe  leider  schon  zweisilbig   erscheinen  lässt^ 
dafür  aber,    wie   ich  «glaube,   es    in   seiner    ersten   bedeutung' 
»rebenranke«  zeigt,   endlich  um  bezüglich  des  hinzugetreteneiB- 
r  daran  zu  erinnern,   dass  nichts  nöthigt   hier  eine  epenthese^ 


Französische  etymologicn 


415 


von  r  hinter  anlautendem  v  anzunehmen,  von  der  es  scliwerlich 
Beispiele  giJjt,  dass  dagegen  nichts  der  ansieht  entgegen  steht, 
der  nach  lilgung  des  t  sich  ergebende  hialus  sei  hier  in  der 
nämlichen  weise  gehoben  worden,  wie  von  mir  Roniania  II  243 
für  mire,  remire,  navire,  grammmre  angenommen  ist  und  wie 
Bugge  Rom,  IV  362  nun  auch  für  hure  annimmt.  Hier  seien 
noch  nachgetragen:  damnaire  aus  dalmatica,  Dial.  Greg.  256,  8; 
eonvirer  (so  statt  conjurer)  aus  con-vitare,  Troie  S4609;  ßrie, 
Ch.  Hol.  1278  neben  fie,  foie  aus  ficattim;  esbarist  ( :  guarist)  bei 
e.  de  Coinsy  659,  428,  eabarie  (.■  Marie)  eb.  267,  253  und  483,  57, 
e$baris  {:  esmaris)  eb.  410,  465  von  esbäir;  garigna  Band.  Seb.XII 
173,  wofür  Bocca  freilich  ifditwpMi  zu  schreiben  vorschlägt;  soron 
Hont  S.  Mich.  1085,  seront  Jeh.  de  Journi  503,  913  aus  s^cun^um,- 
dasvon  äevorer  »verschlingen«  natürlich  zu  trennende,  von  Littre 
damit  vermengte  devorer  >verwünschen«  aus  devotare,  neben  wel- 
chem im  afz.  devöer  meines  Wissens  gar  nicht  vorkömmt;  aftree  = 
afiee  ist  memes  erachtens  statt  atiree  zu  lesen  bei  Gautier  de  Coinsy 
565.  373  ce  n'avint  ongues  Qtte  fttst  perdue  n'adiree  Riens  qui  a  toi 
^ist  atiree:  das  a  estuire  (:  deduire)  des  romans  von  der  rose  4073 
igt  sicher  a  esluidc,  die  bedeutung  des  adverbialen  ausdruckes  ist 
völlig  die  des  it.  a  (hello)  studio;  gleichermassen  dürfte  in  dem  an- 
dern estuire  ( :  cuire),  das  in  der  bedeutung  »behälter«  bei  Barb. 
iLMeon  IV  247,  451  steht,  r  eingeschoben  sein,  oder  wäre  das 
fcort  nicht  eine  weibliche  nebenform  zu  e-tttti?  volenterif,  wovon 
liiei  Phil,  de  Thaon  Best.  600  das  sechssylbige  volenterivemet^, 
Und  das  häufigere  volentrif,  zeigen  das  r  gleichfalls,  das  in 
^Oolenteif  (daneben  volenUf)  nicht  steht;  ein  plenterif  neben 
pienteif  erinnere  ich  mich  nicht  gesehen  zu  haben,  dagegen  ist 
Üer  anzureihen  nfz.  playüureux,  afz,  plenturos  auch  iilenleuros, 
^ad.  6764,  dessen  r  an  die  stelle  des  getilgten  v  von  plenüvos 
är  plenteivos  getreten  ist  (wegen  des  «  vgl.  nfz.  mackurer). 
Ljttre  freilich  leitet  das  adjectivmn  von  einem  afz.  substantivum 
piaitor,  prov.  plendor;  aber  ersteres  hat  meines  Wissens  noch 
jemand  nBchge\viesen,  letzteres  steht  allerdings  bei  Raynouard, 
hat  an  der  einzigen  von  ihm  beigebrachten  belegstelle 
rir.  Ross,  4494  schon  Conrad  Hofmann  richtig  plen  dor  »eine 
olle  handbreite«  dafür  geselzt.  Wenn  femer  im  Alexius  62b. 
lie  sämmtlichen  handschriften  den  römischen  Kaiser  Arcadius 
iries  nennen,  so  seheint  es  mir  gewagt,  an  die  stelle  des  r 
lat.  d  einzusetzen;  dies  r  ist  nach  dem  gesagten  wohl  be- 


416  Adolf  Tobler, 

rechtigt  und  braucht  nicht  durch  die  erinnerung  an  den  h. 
Acharius  veranlasst  zu  sein;  mit  mehr  recht  könnte  man  das 
r  vor  dem  c  des  namens  herstellen,  doch  ist  der  ausfall  des- 
selben ebenfalls  begreiflich.  Endlich  sei  noch  an  n&.  sureau 
erinnert:  gewiss  konnte  von  dem  afz.  s'eu  ein  derivatum  scw-r-ei 
unmittelbar  gewonnen  werden;  die  Schwierigkeit  liegt  darin, 
dass  schon  seur  neben  seu  afz.  vorhanden  ist;  sollte  die  gestalt 
des  abgeleiteten  wortes  eine  änderung  des  Stammwortes  ver- 
anlasst haben  ?  Oder  tritt  das  r  auch  im  auslaute  an  die  stelle 
geschwundener  consonanten?  Letzteres  ist  sicher  der  fall  in 
dem  Zetir,  lor  =  la  ou  mancher  denkmäler  der  nördlichen  Pro- 
vinzen, von  welchem  Gott.  G.  Anz.  1874  St.  33.  s.  1046  die 
rede  ist ;  zunächst  wird  la  ou  einsylbig,  wie  in  Qn'U  fCesUrit  paa 
lau  on  le  mist,  S.  Graal  633 ;  Et  lau  li  sans  cotdoU  Va  miSy  eb.  564 
und  in  zahlreichen  stellen  des  Durmart  (1602,  7647,  8023  u.  s.  w.) 
und  des  Jeh.  de  Joumi  (99,  3294),  wo  die  herausgeber  geglaubt 
haben  ändern  zu  sollen;  dann  entsteht  lo,  das  öfter  im  Baud. 
Seb.  begegnet :  s'est  apaurpenses  Quel  coze  ehrest  de  dieu^  ne  lo 
ü  est  numtes  XXI,  175;  G'irai  lo  vous  vaurres  VIII,  717;  endlich 
hr  und  leur  (dass  auch  la  im  sinne  von  la  ou  stekt,  darf  ich 
hier  nicht  auch  noch  nachweisen).  Mir  ist  wahrscheinlich,  dass 
auch  das  an  der  stelle  des  relativpronomens  que  und  der  con- 
junction  que  im  Baud.  Seb.  sehr  oft  vorkommende  car  (wohl 
nur  vor  vocalen)  mit  que  identisch  ist;  keinesfalls  ist  es  das 
aus  qtuire  entstandene  wort.  Or  oiSs  Vaventure^  car  ü  li  avenra 
IV,  540;  Tant  ala  par  le  mlle  car  il  vint  a  un  four,  VII  626 
und  sehr  oft. 

•     2.  rouette  bandweide.     Littre  sieht  in   diesem  worte   ein 
deminutivum  von  roi4e  {rota)   und  sagt  zur  erklärung  des  be- 
deutungswandels:  le  lien  est  tordu  en  rond;  die  einzige  aus  der 
altern  spräche  beigebrachte  belegstelle  zeigt  das   wort  in  der 
bedeutung   »rädchen«,    und   damit   scheint   die   sache  erledigt. 
Das  aus  d'Aubigne  nachgewiesene  deminutivum,  mit  welchem 
afz.  röele  und  röelete  gleichbedeutend  sind,  und   das  nfz.  wort 
sind  jedoch  bloss  homonymen;  letzteres  ist  aus  dem  von  Dies 
im  wtb.  unter  ritorta  behandelten  afz.  reorte  hervorgegangen, 
das    nebst   verschiedenen    nebenformen    bei    Carpentier    unter 
roorta  nachgewiesen  ist,  in  der  form  roote  (Varianten  Wofe,  rcortey 
auch   schon  im   Perceval   1806   und   2382,    an   letzterer   stelle 
übrigens   im  reime    mit  aporte  begegnet,    und   bei   Walter   of 


Französische  elymoli^ieii. 


417 


Bibelesworlli  168  ryoilo  gcschrbben  und  mit  gu^ppe  d.  h.  whip 
gloEsirl  ist.  Die  tilgung  des  vor  dem  t  stehenden  r,  dessen 
fortbestand  durch  den  anlaut  gefährdet  war,  reicht  also  weit 
hinauf;  doch  ist  auch  röcrtrc  mit  epenthetischem  r  hinter  t,  wie 
in  trisfre.  rustre,  evangelistre  u.  dgl.  früh  hezeugt.  Die  Umstel- 
lung von  eo  zu  öe,  die  in  der  letztangefülirtcn  allfranzösischen  und 
der  heutigen  form  sich  zeigt,  ist  das,  was  mich  veranJasst,  das 
wort  Oberhaupt  zur  spräche  zu  bringen.  Ganz  ebenso  wie 
roaeite  aus  reote  ist  moelle.  aus  mcole  entstanden,  das  dreisylbig 
und  mit  o  in  der  tonsylbe  im  afz.  noch  öfter  erscheint,  so  Besant 
638  und  Gaut.  de  Coinsy  703,  70J,  wo  das  reimwort  samtle  für 
das  mouelc  des  texles  meottle  verlangt,  wenn  nicht  etwa  söele 
einzusetzen  ist,  wofür  die  formen  söeles  im  Guill.  d'Äiigl.  60, 
Ferg.  90,  20,  söelees  S.  Brand.  71,  söäer  Voc.  Duac.  128a, 
»iellemeHS  eb.  138  a,  söelettient  S.  Brand.  CO  (allerdings  mit  der 
vertauschung  der  vocale  nicht  betonler  sylben)  anzuführen  sein 
würden.  Hierher  sind  auch  zu  rechnen  die  ausserordentlich 
zahlreichen  lalle,  wo  eo»  zu  öc  und  oie  umgestellt  wird;  so  ha- 
ben wir  neben  doleoirc  {dolatoriatn,  aber  weiblich  geworden) 
doloere,  und  zwar  viersylbig  und  im  reime  mit  dere  G.  Guiart 
1  3620,  mit  tarerc  Jongi.  et  Trouv.  130;  so  neben  ovreoir 
(^Of/eratortutn)  auch  ovröer,  dreisylbig  und  reimend  mit  jöer 
»spielen«  N,  Dame  de  Charires  55*);  so  neben  veoir  auch  voier 
in»  reime  mit  forvoier  eb.  104,  welcher  stelle  ich  mich  hätte 
erinnern  sollen,  als  Alfred  Weber  mich  wegen  des  reimes 
esÖaneoir  ;  veoir  z.  93  (wo  zu  lesen  isl  esbanoier  :  voier)  der 
von  ihm  in  seinen  handsclu-ift  liehen  Studien  unlängst  heraus- 
gegebenen legende  zu  rathe  zog.  Dadurch  werden  dann  ent- 
■  ,9  rechen  de  formen  auch  ausser  dem  reime  oder  in  nichts 
■felirendem  reime  vor  dem  verdachte  geschützt,  der  sich  sonst 

|f  *i  Ich  will  bei  dieser  gelegeiiheil  bemerken,  dass  der  dichter  dieser 

k^Bgen<ien  Jehaii  le  Marcheant  Ijeträchtiiehe  stocke  aus  Gautier  de  Coinsy 
L"*''^»-andert  herüber  genommen  hat;  s.  189—904  des  eralern  sind,  von 
IP~**  geringfügitsen  abneicbungen,  von  der  tilgung  von  etwa  3(1  leilen  und 
^^**  der  «infühiun^  von  Charires  tut  Soissona  uligesehn,  genau  gleich  177. 
^^|~'9V,  509  hei  letzterem^  ebenso  s.  SOi— 305  des  erstem  gleich  s.  3^3-336 
Hr^  l«tz(«r)i.  Dag^eii  hat  jehan  s.  3 — 11  und  s,.  lUi  geschichlen.  die  er 
R"*  Gnutier  101-178  und  ä<J7— 300  schon  in  verse  gebracht  finden  konnte, 
^^™^  *^igD«ii  mitteln  gereimt.  Mir  ist  nicbt  Iwtannt,  dass  diese  thalsache 
■L    ^*t»  erwäliot  wäre-,   den  herausgebeni  der  beiden  dichter  ist  sie  ent- 


418  Adolf  Tobler, 

leicht  gegen  sie  erhebt,  also  terröer  :  fmröer,  N.  Dame  de 
Chartres  23;  benaiete  :maloiet€,  Meon  II,  424,  407;  rasouer,  Ren. 
20300;  dregoueTy  Menag.  I,  175,  Man.  de  lang.  385,  Gloss.  v. 
Lille  56  b;  baingnoueres,  Eust.  Desch.  Poäs.  mor.  et  bist.  262, 
u.  dgl.  Da  wo  für  älteres  e-oi  ein  jüngeres  (m^e  auftritt,  liegt 
es  freilieh  nahe  sich  den  process  anders  zu  denken:  es  könnte 
für  e-oi  bereits  die  ausspräche  e-oe  gegolten,  die  sylbentheilung 
eo-i  die  ältere  verdrängt  und  endlich  das  erste  e  ebenso  alle 
geltung  verloren  haben,  wie  es  sie  in  dem  triphthong  eau  ver^ 
loren  hat.  Wo  dagegen  oie  für  eoi  steht,  dürfte  die  Umstellung 
ausser  zweifei  sein.  Schon  Scheler  hat  aus  anlass  von  fz.  moelle 
an  pg.  joelho  Aar  jeolho  erinnert. 

3.  javeM.    Die  bisher  gemachten  versuche  die  herkunft  des 
Wortes  festzustellen  sind  bei  Diez,  bei  Littr^,  bei  Scheler  ver- 
zeichnet;  keiner   schemt    mir   zu  einem   ergebniss  geführt  zu 
haben,   bei  dem  man   sich    beruhigen   könnte.     J'i  sai  auke 
derivoison,  A  la  mülewr  des  deus  vaise  on,  sagt  Gautier  de  Coinsy 
irgendwo,  und  ich  eigne  mir  seine  worte  an,  von  denen  ich 
nur  deus  mit  dnc  oder  sis  zu  vertauschen  brauche.    Mir  scheint 
javelot  sich  am  einfachsten  als  ein  mit  den  sußixen  dl  imd  oU 
gebildetes  derivatum  von  glaive  erklären  zu  lassen.    Dieses  wort 
bedeutet  afe.  bekanntlich  nicht  bloss  »schwert«  wie  heute,  son- 
dern auch  »lanze«,  wie  denn  z.  b.  Brunetto  Latini  360  die  worte 
des  Petrus   Alphonsi   XVIII    10:   si   detulit  lanceam,    vade   ad 
dextram  übersetzt:   se  il  porie  glaive,  va  a  sa  desire.    Brachte 
das    erste   suflfix    an   das   ende   der   zweiten   sylbe  ein  l,    sa 
konnte    das    l  des    Stammes    schwinden,    und    darauf  g   der 
Weiterbildung  verfallen,  die  im  anlaut  vor  a  regel  ist,  beides  ir^ 
Übereinstimmung  mit  dem  was  in  cheville  (clavicula)  geschehix 
ist.     In  der  form  glavelot  bei  Meon  II  217,  54  und  II  227,  36#r 
ist  noch  keins  von  beiden  eingetreten,    in  gavelot  bei  Adene't:- 
u.  a.  erst  das   eine;   die   formen   gaverlot  im  Brut  6412    un 
gavrelot  im  Baud.  Seb.  XIII  167,  aus  denen  sich  das  garlot  de 
Glossars  von  Lille  19  b.  erklärt,   sind  mit  einigen  der  von  Die^: 
I*  451  aufgeführten  Wörter  zusammenzustellen. 

4.  pietre.  Dass  Diez  keine  form  piestre  (genauer  wäre  g 
wesen  piestre)  vorfand,  Hess  ihm  die  herleitung  des  Wortes  vc 
pedestris,  die  er  in  der  ersten  aufläge  des  Wörterbuches  wagt 
bedenklich  erscheinen;  schon  in  der  zweiten  aufläge  fehlt  d 
artikel,  und  dem  meister  folgend  haben  Littre  und  Scheler  si 


Französische  etymologien. 


419 


nach  aadern  deulungeii  unigese)!!!. "  Nicht  mit  glück;  denn  wenn 
auch  ein  nomen  proprium  /.um  appellativuni  werden  kann  (nicolaa 
und  nicod&me  verdanken  ihre  appellative  Verwendung  dem  um- 
Stande, dass  sie  an  nigaud  anklingen),  so  würde  der  name 
Petrus  bei  den  Franzosen  doch  nur  in  seiner  französischen  form 
eine  solche  behandlung  haben  erfahren  können,  und  die  hat  nie 
Pictre  gelautet.  Die  von  Diez  gegebene  elymologie  ist  die  rich- 
tige, und  glücklicher  weise  haben  wir  nicht  nölhig,  die  alt- 
französische  form  ganz  und  gar  selbst  zu  machen;  peestre 
venigstens  ist  vorhanden  und  zwar  bereits  in  der  bedeutm^ 
des  nfz.  pieire.  An  zwei  von  den  vier  stellen  lässt  freilich  der 
unselige  Abbe  der  den  Gaulier  de  Coinsy  edirt  hat,  uns  nicht 
KU  einer  ungetrübten  freude  gelangen,  doch  die  dritte  und  die 
Yierte  sind  mit  heiler  haut  davon  gekommen,  und  für  eine  der 
beiden  verderbton  wenigstens  sind  wir  auch  nicht  auf  conjectur 
angewiesen.  Gautier  also  sagt;  ^i  Hcable  tout  peestre  Prestentent 
(l,  Pe«dreinent,  wie  Jubmal  in  Ruteb.  II  298)  t'en  porteront; 
'3W  peestre,  ie  (feterunl  En  leur  joiole  (l.  jaiole),  51,  970  und 
£e  deable  et  sa  cwipaignie  Qui  l'en  portoient  trestout  peslre  (1. 
iHrf  peedre)  452,  501.  Zwischen  diesem  peestre  und  dem 
Jb.  piÜre  liegen  nur  die  Vorgänge,  die  sich  in  piori,  lion,  afz. 
r  (ia-eare),  Hesse  einerseits  und  in  licn,  diable,  chretien  u.  dgl. 
.«Qdererseits  vollzogen  haben.  Brächet  hat  die  bei  Diez  gegebene 
•tyinologie  aufgenommen  ohne  der  Schwierigkeit  zu  erwätmen, 
'  welche  dieser  hinwies. 
5.  afoler.  Das  afz.  verbum  afoler  in  der  bedeutung  »be- 
■chädigen,  verderben«  wird  von  Diez  als  identisch  mit  it.  affollare 
^drängen«  und  als  ein  compositum  von  foler,  nfz,  fotil^  be- 
racbtet,  welches  er  mit  lat.  (ullo  gewiss  richtig  in  beziehung 
letzt,  Dem  kann  aber  nicht  so  sein ;  denn  während  die  stamm- 
»etonten  formen  von  foler  »walken,  treten«  ein  geschlossenes  o 
teigen  —  foulenl  :  esmulent,  G.  Guiart  II  10427;  fmlcnt  (?)  : 
ulent,  Guill.  d'Angl.  130  u.  dgl.  —  reimen  die  stamm- 
ß'otiten  formen  von  afoler  mit  Wörtern,  deren  o  offen  ist  — 
fWe  :  parole  Flor,  u.  Bl.  3021,  afolmit  :  loknt,  Rose  6194; 
^^^lahmen  sind  mir  nicht  bekannt.  Es  fragt  sieh  nun,  ob  dieses 
**^Gf  mit  dem  gemeiniglich  davon  geschiedenen  afoler  »toll 
■'ej'cJen,  toll  machen«,  das  unzweifelhaft  von  fol  abgeleitet  ist, 
^«<i  mit  welchem  es  sich  dem  lautlichen  verhallen  nach  in 
— "*eer    Übereinstimmung   befindet,   identisch  sein  kann,     Die 


420  Adolf  Tobler, 

Übersetzung  »beschädigen,  verderbenc  ist  in  so  fem  vielleicht 
nicht  völlig  zutreffend,  als  das  afz.  v^rort  abweichend  von  den 
beiden  deutschen,  so  viel  mir  bekannt,  nur  mit  persönlichem, 
nie  mit  sächlichem  object  verbunden  wird,  so  dass  also  »ein 
leid,  schaden  am  leibe  anihun«  näher  konmien  wurde;  grade- 
zu  »tödten«  heisst  es  nicht,  wenn  es  auch  oft  mit  ocire,  desiruire, 
murdrir  u.  dgl.  verbunden  wird;  das  tödten  kann  damit  immer 
nur  in  indirecter,  euphemistischer  weise  bezeichnet  werden.  Zu 
dieser  bedeutung  kommt  das  wort,  wie  mir  scheint,  von  der 
ursprünglichen  »zum  narren  machen«  in  der  weise,  dass  mit 
»narr«  derjenige  bezeichnet  wird,  der  im  kämpfe,  oder  einem 
stärkern  gegenüber  auch  sonst,  sich  als  ohnmächtig,  nicht 
widerstandsfähig  erwiesen  hat  (ähnlich  wird  niat  gebraucht); 
den  Übergang  zeigen  stellen,  wie  vo  fame  la  fole,  Qui  tot  vos 
destruü  et  afole,  Meon  I  115,  61;  dus  (Renarz)  qui  tout  le  moni 
afole,  Ren.  Vs.  116.  Ich  glaube  nicht,  damit  über  die  grenzen 
erlaubter  annahmen  hinauszugehn ;  denn  unbestreitbar  ist,  dass 
tenir  por  fol  (und  ebenso  t.  p,  musart,  bricon)  an  zahlreichen 
stellen  durchaus  nicht  »als  einen  naiTen  betrachten«  sondern 
»übel  mitspielen«,  bedeutet.  Im  Renart  22861  heisst  es  von 
der  krähe,  die  den  Renart  da  liegen  sieht  und  für  todt  hält: 
li  queurt  sor,  le  bec  Itaiicie;  Ja  li  eust  fars  Voll  sachie  Et  bien 
reust  tenu  por  fol;  hier  könnte  ohne  alle  änderung  des  sinnes 
Vet^t  afole  gesetzt  werden.  Allerdings  wird  bei  T^tenir  por  fol<K 
vorzugsweise  an  ein  überwinden  durch  list  und  ranke  gedacht; 
dass  dem  aber  nicht  immer  so  ist,  zeigt  die  angeführte  stelle  hin- 
länglich. Auf  das  it.  strapazzare  »misshandeln«  will  ich  mich 
nicht  berufen ;  denn  wenn  es  auch  von  pazzo  »narr«  gebildet  sein 
sollte  (s.  dagegen  Caix  in  Riv.  d.  filoL  rom.  II 175),  so  ist  es  doch 
mit  anderem  präfix  gebildet,  wird  auch  mit  sächlichem  object 
gebraucht;  und  ob  das  object  oder  aber  das  subject  dabei  als 
pazzo  aufgefasst  wird,  scheint  mir  sehr  zweifelhaft.  Dagegen 
will  ich  noch  in  bezug  auf  die  sehr  concrete  bedeutung,  welche 
afoler  oftmals  zeigt  (avoit  U  uns  Vautre  afole  Molt  leidement  an 
plusors  Jeus,  Gh.  lyon  6362;  Miex  vosisse  voir  qu" afole  JiTeust 
Ven  (Fun  pie  ou  d'un  oil,  Ren.  5558),  daran  erinnern,  dass 
auch  honte  die  bedeutung  »Schädigung  (am  leibe)«  entwickelt 
hat;  so  z.  b.  Dolop.  53  moult  volentiers  Voceissent  Et  honte  dd 
cors  li  feissent;  so  heisst  schweizerisch  »sich  schänden«  so  viel 
wie   »sich    schaden   thun,    sich    verletzen«.     Das   prov.   afolar 


Französische  eiymologien.  421 

scheint  keine  andere  erklärung  zu  erheischen  als  das  afz,  afoler, 
Ton  dem  es  sich  nur  durch  etwas  freiere  Verwendung  (Ver- 
bindung auch  mit  sächlichem  object)  unterscheidet;  afoliar  ist 
als  ableilung  von  foUia  wie  apariar  von  paria  zu  begreifen, 
TOD  *fullare  aus  würde  sich  schwer  dazu  gelangen  lassen.  Das 
altsp.  afoUar  bei  Berceo  und  im  Alexandre,  gleichbedeutend  mit 
dem  afe.  (rfder,  das  uns  hier  beschäftigt,  hat  auch  noch  ein 
asp.  fol  und  foUia  neben  sich. 

6.  eskut.  Dass  für  dieses  wort  der  Ursprung  nicht  ausser- 
balb  des  lateinischen  dementes  zu  suchen  sei,  hat  Diez  unstreitig 
mit  recht  behauptet;  auch  dass  an  stcM^e  nicht  zu  denken  sei, 
wird  man  ihm  gern  zugeben ;  dass  aber  sttidere  zu  gründe  liege, 
wie  er  schliesslich  aufstellt,  mag  doch  wohl  nicht  bloss  mir 
schwer  annehmbar  vorkommen,  Abgesehn  von  der  grossen 
sdlenheit  des  Übergangs  von  persönlicher  in  unpersönliche  rede- 
weise  (ü  me  menibre  würde  etwa  anzuführen  sein;  ein  afe.  ü 
m  doU  ==  je  dois,  auf  welches  Diez  sich  beruft,  ist  mir  nicht 
bAannt),  stehn  in  der  gewaltigen  Verschiedenheit  der  bedeu- 
bmgen  (studeo  ich  trachte:  esiuet  es  thut  noth),  in  der  be- 
schaffenheit  einiger  formen  des  fz.  verbums  (z.  b.  estovoir,  neben 
welchem  kein  estocir  vorkommt,  estuisse  im  präs.  conj.),  in  der 
sonst  vollständigen  verschollenheit  des  lat.  verbums  auf  dem 
tanzen  romanischen  gebiete  Schwierigkeiten  von  grösstem  ge- 
wichte entgegen.  Auch  die  formen  des  rhätoromanischen  staver, 
4ß  Diez  gewiss  richtig  für  identisch  mit  dem  französischen 
^ihorir  hält,  wenn  es  auch  persönliches  verbum  geworden  ist  — 
dies»  Übergang  ist  häufiger  als  der  umgekehrte  —  erlauben 
i&cht  an  ein  lateinisches  wort  mit  dentalem  Stammesauslaute 
^  denken  (praes.  conj.  stoppi  ganz  wie  sappi  von  saver);  das 
t^ausalische,  das  für  die  etymologie  französischer  Wörter 
berbeizuziehn  oft  so  erspriesslich  ist,  lehrt  hier  kaum  etwas; 
CKäsprechende  verbalformen  scheinen  in  diesem  idiom  nicht 
^^irtmnden  gewesen  zu  sein;  ausser  dem  aus  dem  Gir.  Rcjss. 
i^acbgewiesenen  estever,  auf  das  ich  wenig  gewicht  legen  möchte, 
bone  ich  nur  noch  aus  einem  liede  des  Guiraut  von  Bomeil 
*fe  von  den  Wörterbüchern  übergangenes  estober  (qvCieu  ai  be 
*(M  escaeer  Ca  VeMber  Val  vütenguiz  e  megprezaiz,  Mahn  Ged. 
^  5  und  868,  5;  vgl.  H  qui  plus  en  cuide  savoir  Est  li  plus 
f^  a  Veshvair,  Barb.  u.  Meon  II  214;  »im  notlifallec),  das 
to  ttMrier  dniger  handschriften  durchaus  vorgezogen  werden 


422  Adolf  Tobler, 

muss  und,  wenn  es  auch  nicht  viel  lehrt,  wenigstens  für  ein^i 
labialen  stammesauslaut  zeugt.  —  Meine  ansieht  nun  bezäglich 
der  herkunfl  des  schwierigen  wertes  ist  diese:  aus  dem  alt- 
französischen est  ues,  das  dem  lat.  est  opus,  dem  it.  e  d'uopo 
(eigentlich  ed  uopo),  dem  altsp.  es  huebos,  dem  prov.  es  obs  nach 
laut  und  nach  bedeutung  des  genauesten  entspricht,  ist  unter 
verkennung  seines  ursprünglichen  wesens,  der  zweiheit  von  darin 
verbundenen  Wörtern  und  der  bedeutung  jedes  einzehien,  ein 
einheitlicher  ausdruck  geworden,  ein  unpersönliches  verbum,  das 
als  solches  das  t  der  dritten  person  an  die  stelle  des  aller 
analogie  widersprechenden  s  bekam^  und  an  das  so  gewonnene 
präsens  esttiet  haben  sich  weitere  formen  nach  dem  vorbilde 
starker  conjugation  angeschlossen;  nicht  grade  nach  dem  muster 
eines  bestimmten  verbums,  etwa  povoir  oder,  was  noch  eher 
scheinen  könnte,  plovoir,  sondern  im  allgemeinen  nach  dem  der 
starken  verba  oder  hier  des  einen,  dort  des  andern.  Mit 
plovair,  movoir  zeigt  sich  in  der  mehrzahl  der  formen  volle 
Übereinstimmung;  aber  der  conjunctiv  esttmse  verhält  sich  zum 
indicativ  esttiet  wieder  eher  wie  puisse  zu  puet,  und  estuece  zu 
estuet  wie  siece,  chiece  zu  siet,  chiet  Mit  dem  vorgange  geht 
band  in  band  ein  zurücktreten  des  wortes  ues,  das  zwar  in  der 
Verbindung  ä  ues  mit  einem  genitivischen  casus  obliquus  (a  ues 
son  pere)  oder  einem  possessiven  adjectiv  (a  mon  ues)  die  ganze 
altfranzösische  zeit  hindurch  üblich  bleibt,  aber  mit  estre  und 
auch  mit  avoir  verbunden  verhältnissmässig  sehr  selten  be- 
gegnet (Cliar  salee,  fortnache  et  oes  Et  quanqu'a  pelerin  est  ces, 
Ren.  13300;  nH  aroit  raengons  oes,  Blancand.  4300).  Hat  die 
Umwandlung  von  est  opus,  die  ich  annehme,  wirklich  statt- 
gefunden, so  reicht  sie  jedenfalls  in  die  frühesten  zeiten  der 
romanischen  sprachen  hinauf;  die  altfranzösischen  formen  und 
ebenso  die  rhätoromanischen  würden  schwerlich  die  labialis  so 
treu  festgehalten  zeigen,  wo  sie  irgend  auftreten  kann,  wäre, 
als  das  verbum  entstand,  das  p  von  opus  schon  so  ganz  ge- 
schwunden gewesen,  wie  es  in  dem  ues  der  ältesten  französischen 
denkmaler  ist  (im  rhätoromanischen  ist  ein  entsprechendes  wort 
überhaupt  nicht  nachweisbar);  und  auch  zu  einem  prov.  es^ofter, 
wenn  dasselbe  nicht  ein  gallicismus  ist,  und  zu  einem  rhätorom. 
stover  konnte  nur  gelangt  werden,  als  beide  consonanten  des 
lat.  est  noch  gehört  wurden.  —  Was  die  Verdunkelung  des  ur- 
sprünglichen Sachverhaltes  und  das  entstehn  eines  verbums  aus 


ranzösische  e^moloBien . 

einem  verbitni  mit  nadistehetidem  substanlivuni  betriffl,  so  liegt 
■vielleicht  ein  genau  entsprechender  Vorgang  im  italienischen 
vor;  sollte  nicht  auch  abbisogna  (mit  sächlichem  subject)  aus 
ha  bisogno  hervorgegangen  sein,  das  gleichbedeutend  daneben 
vorkommt?  Bei  umgekehrter  Stellung  der  zwei  elemente  ist 
sicher  ähnliches  geschehn  in  fr/,  mentevoir,  pr.  mentaver,  in 
denen  habere,  wie  die  flexion  zeigt,  gar  nicht  mehr  als  beson- 
deres verbuni  gefühlt  wird,  sondern  zu  einem  bedeutungslosen 
wortausgaiig  geworden  ist.  Anderweitige  lalle  eingetretener 
verkennung  des  wahren  Verhältnisse  verbundener  Wörter  sind 
ja  wohl  bekannt:  sifaU  ist  adverbium  geworden  aus  einem 
adverbium  mit  nach  person  und  tenipus  flectirtem  vorbum; 
afaire  substantivum,  adroil  schon  altfranzösisch  adjectiv,  asseur 
im  15.  Jahrhundert  ebenso  je  aus  einem  adverbialen  ausdruck; 
der  artikel  verwächst  mit  vocalisch  anlautendem  Substantiv,  von 
Substantiven  wird  umgekehrt  anlautendes  l  als  vermeintlicher 
■artikel  abgelöst;  der  vocal  des  artikels  wird  fälschlich  zum 
nomen  gezi^en  wie  in  ital.  In  versiera  aus  ravversiere  oder  in 
afe.  hiattaw,  heautne,  Imaitme  (s.  Foerster  zu  Richart  24),  deren 
dreisylbigkeit  ich  mir  nur  so  erklären  kann,  dass  U  kiautaes  in 
rOaumes,  le  hiawiK  in  Veiaume  oder  V'eaume  zerlegt  und  an 
diesen  formen  auch  da  festgehalten  wurde,  wo  kein  arlikel 
voranstand;  oil,  das  ursprünglicli  keinesw^s  »c'esf  cüa«  be- 
deutet, wie  aligemein  angenommen  wird,  sondern  »ja  er«,  »ja 
es«,  »ja  sie«  (männl.  mehrzahl),  wird  zum  blossen  »ja*,  d.  h. 
es  vertritt  auch  solche  bejahende  antwortsätze  (wie  nenil  »nein 
er,  es«  verneinende),  welche  »ich,  du,  wir,  ihr,  sie  (weiblich)« 
zum  subjecte  haben  würden,  und  oje  ist  schon  in  alter  zeit  viel- 
foch  dadurch  verdrängt;  o  tu,  o  nos,  o  eile,  o  vos  sind  kaum  aufzu- 
finden^); auf  ein  0  «OS  im  Cour.  Ren.  2562  macht  mich  Foerster 
aufmerksam,  ein  o  vos  hat  er  in  der  z.  f.  öster.  gynni.  1875, 
7.  heft  s.  546  hergestellt. 

')  Di«,  welcher  gramni.  II '  47!)  von  oie,  wie  er  es  schreibt,  gehandelt 

™'.  scheint  Obersehn  m  haben,  dass  diese  bejah ungspartikel  nur  da  vor- 

•wnmt,  wo  das  suhjecl  des  dadurch  vertreten on  satzes  die  erste  person  des 

^fTUlaris  ist.    Dsse  dieses  0  je  mit  veoie  Erad.  534,  mit  joie  Barb.  u.  Meoii 

jil  3S6,  104  reimt,   sieht  der  hier  vertretenen  auffassung  nicht  entgegen; 

I  ™    Flenart  IGöCä  wird  di  gc ;  mit  gereimt. 

BerUn,  April  1876.  Adolf  Toblor. 


424  R.  Pischel, 

Zur  Päli'grammatik. 

1)  Conjunctiv  im  Päli. 

Auf  indischem  boden  ist  bis  jetzt,  abgesehen  von  den  we- 
nigen nunmehr  zum  imperativ  gerechneten  formen  des  klassi- 
schen Sanskrit,  ein  conjunctiv  nur  aus  dem  Veda  bekannt. 
Ich  glaube,  dass  zu  den  bereits  mehrfach  hervorgehobenen  zahl- 
reichen beruhrungen  des  Päli  mit  der  vedischen  spräche  noch 
eine  andere  hinzugefugt  werden  muss,  welche  bisher  unbekannt 
geblieben  ist:  der  conjunctiv.  Die  beispiele,  die  ich  mir  aufge- 
zeichnet habe,  sind  nicht  zahlreich,  aber,  wie  ich  meine,  ganz 
unzweifelhaft.    Ten  Jätakas  19,  1  lesen  wir: 

So  hrahmagutto  ciratn  eva  jtva 
dibbd  ca  te  pätubhavantu  hhakichd 
so  brahmavannam  apacdyamdno 
bubhukkhUo  no  vitaräsi  bhottun  ti, 

FausböU  p.  66  übersetzt  die  letzten  zwei  zeilen:  thou,  who 
reverest  the  dress  of  the  religious,  (though)  hungry,  must  not 
presume  to  eat  (him).  p.  97  bemerkt  er:  vUardsi  for  vüarasi, 
the  vowel  a  having  been  lengthened  on  account  of  the  metre. 
Ohne  leugnen  zu  wollen,  dass  derartige  metrische  Verlängerun- 
gen sich  im  Päli  öfter  finden,  scheint  mir  doch  an  dieser  stelle 
eine  solche  annähme  unrichtig.  Die  rede  ist  von  einem  Suparna, 
der  einen  Näga  verfolgt.  Der  Näga  hat  sich  verwandelt  und 
in  das  rindengewand  des  Bodhisattva  gerettet,  vor  welchem  der 
Suparna  so  grosse  scheu  hat,  dass  er  das  gewand  nicht  zu  be- 
rühren wagt.  Der  Bodhisattva  preist  ihn  deswegen  in  der  vor- 
liegenden Strophe:  »Von  Brahma  geschützt  lebe  lange  und 
himmlische  speise  möge  sich  dir  zeigen  (dir  zu  theil  werden). 
Du,  der  du  die  brahmanenkaste  ehrst,  fahre  nicht  fort,  obwohl 
hungrig,  (andere  geschöpfe  oder  Nägäs)  zu  fressen.« 

Der  sinn  erfordert  durchaus  vitaräsi  Imperativisch  zu  fassen 
und  das  hat  auch  Fausböll  gefühlt,  wie  seine  Übersetzung  zeigt, 
die  sich  bei  annähme  einer  metrischen  Verlängerung  von  vitaräsi 
nicht  rechtfertigen  lässt. 

Sieht  man  dagegen  in  vitaräsi  einen  conjunctiv,  was  es 
der  form  nach  ist,  so  schwinden  alle  Schwierigkeiten.  Der 
commentar  erläutert  es:  md  pdndtipdtam  katvd  ndganmrfisakhä" 
dako  ahosi  »sei  nicht,  Vernichtung  des  lebens  machend,  das 
fleisch  des  Näga  essende,  fasst  es  also  auch  Imperativisch.    Im 


Zur  PAli-grammaÜli. 


425 


Päli  lallt  nach  mä  bekanntlich  das  augment  nicht  immer  ab; 
ausser  den  bei  Childers  s.  v.  beigebrachten  beispieleü,  sehe  man 
noch:  Dhp.  82,  20  mä  evam  akattha.  Mahäv.  63,  10  mä  mam 
amdraift.  Ten  Jät.  40,  7  evaräpam  avamänam  mä  aJcäsi.  Jäl, 
57,  7  mii  adattha. 

Die  zweite  stelle,  an  der  ein  conjuncliv  sich  findet,  ist 
Dhp.  V.  143b: 

asso  f/athä  bhadro  kasäniinttho 
dtäpino  samvegino  bhavdtha. 

FausbÖll  nimmt  auch  hier  metrische  Verlängerung  an,  p.  3 1 1 : 
»bhavdtha  cum  a  voeali  metri  caussa  producta.«  Weber  bemerkt 
in  seiner  Übersetzung  über  die  form  nichts,  ebenso  wenig  Max 
Müller,  der  aber  zu  v.  6  bereits  richtig  formen  wie  yamdmasa 
als  wirkliche  let-lbrmen  im  Päli  erklärt;  cfr.  auch  Ernst 
Kuhn:  beitrage  zur  Päli-grammatik  p.  lol.  Ich  sehe  in  bhnvtlt/ia 
ebenfalls  eine  durchaus  r^elniässige  conjunctivform.  Danach 
finde  ich  auch  keinen  grund  Ten  Jät.  37,  4  die  lesart  der 
singhalesischen  recension  ga^ihäsi  mit  Fausböll  in  gatüiähi  zu 
corrigiren,  sondern  halte  auch  ganhäsi  für  einen  echten  con- 
juncliv, was  Fausböll  p.  102  selbst  schon  andeutet. 

Wirkliche  metrische  Verlängerung  liegt  dagegen  wohl  vor 
in  dvahäti  für  ävahaU  Jät.  31,  3^,  das  in  demselben  verse  auch 
Dhp.  12G,  30  erscheint.  Die  v.  I.  -dsi  für  -aki  erinnere  ich 
mich  übrigens  noch  an  anderen  stellen  gelesen  zu  haben,  habe 
sie  aber  leider  nicht  aufgezeichnet.  Es  dürfte  schwerlich  zu 
corrigiren  sein. 

2)  Genetivus  absolutus  im  Päli. 

Nach  Pänini  II,  3,  38  kann  im  Sanskrit  neben  dem  loca- 
Üvns  absolutus  auch  ein  genetivus  absolutus  gebraucht  werden: 
anädare  d.  b.  wenn  eine  geringachtung,  nichtbeachtung  aus- 
gedrückt werden  soll.     cfr.  Stenzler  zu  Kumärasambhava  2,  46 
nnd  Siecke:    De  genetivi  in  lingua  Sanscrita  imprimis  Vedica 
usu  p.  67  f.     Sichere  beispjele  für  diesen  gebrauch  sind  nicht 
gerade  häufig;  ich  ziehe  hierher  Rtusariihära  2,  10: 
suükshnam  uccai  rasatäm  par/cmucäm 
ghanändhakdrdvrta^arvarishv  api 
tadifprabhddarfitamärgabhümagak 
prayänti  rägäd  abhisdrikdh  slriyah 

>Die  frauen.  denen  durch  den  glänz   des  blitzes  der  weg 
gezeigt  ist,  gehen  in  folge  ihrer  leidenschaft  zum  Stelldichein, 
«gi.8i.«thf.  H.p.m.*.  28 


426  H.  Fischet, 

selbst  in  den  von  dichtem   dunkel  eingehüllten  nachten  (und) 
obwohl   die  wölken   stark    (und)    laut   donnem.€     BoUen's: 
»Wenn  scharf  die  wölken  in  der  -höhe  donnern«   (dum  nubes 
alte  et  vehementer  tonitru  resonant  p.  54)  ist  matt  und  unge* 
nügend.     Das    beispiel   beim   scholiasten   zu   Pä];üni:    rucfofti^ 
prävräjU  wird  auch  im  conimentar  zum  Kätantram  2,  4,  34  ed. 
Eggeling  citirt,  dort  aber  so  erklärt,  dass  der  genetiv  eine  Zu- 
gehörigkeit ausdrücken  soll:  rudakth  prävräjid  iti  sambandhavi- 
vakshayäpi  (so  ist  wohl  mit  A  zu  lesen),  was  sich  aus  der  er- 
läuterung    des    scholiasten    zu  Pänini:    rudaniam   puträdikam 
anädfiya  pravrajita  ity  arthah  erUären   dürfte.    Höchst   inter- 
essant ist  es  nun,  dass  auch  ICaccäyana  III,  35  für  das  Päli 
dieselbe  regel  aufstellt,  wie  Pänini  für  das  Sanskrit,    anädare 
ca  .  anädare  chatthi  vibhaUi  hoti  sattanA  ca  .     »Wenn   eine  ge- 
ringschätzung  ausgedrückt  werden  soll,  steht  der  genetiv  und 
locativ.«    Kaccäyana's  beispiel  ist:    rudato  ddrdka,ssa  pahbc^; 
rudaniasmim  därake  pabhaji  »er  wurde  mönch,  obwohl  sein  söhn 
weintec.   Auch  das  beispiel  stimmt  also  zu  dem  vom  scholiasten 
des  Pänini  angeführten.    Aus  der  Päliliteratur  wird  die  regel 
Kaccäyana's  bestätigt  durch  Dhp.  80,  15  tassa  virc^vanUzss'  eva  - 
ScMhu  santikam  gantvä  »zum  lehrer  (Buddha)  gehend,  obwohl   - 
(während)  er  (der  vater)  weinte«.    Jät.  31,  13  passaniass'  eva  -s 
Mahäsattassa    mülukaldpam   viya   d/trake  khädi   »er   frass   die  < 
knaben  wie  ein  bündel  wurzeln,  obwohl  (^vährend)  der  Mahä*  — 
sattva  zuschaute.«    In  diesen  beispiclen  findet  in  der  that  dn  ^ 
anädara  statt;   der  söhn  geht  zu  Buddha  ohne  auf  den   wei-— 
nenden  vater  rücksicht   zu  nehmen  und  der  Yaksha  frisst  die-^ 
knaben  ohne  sich  darum  zu  kümmern,  dass  der  vater  derselben^ 
zusieht.    An  anderen  stellen   steht  aber  der  gen.  absol.,   ohne^ 
dass  ein  anädara  statt  findet.    So  Dhp.  132,  3  passatUc^s'  eva  ^ 
Saradatäpasassa  dkdscUo  otaritvd  paihaviyam  patitthäsi  »vor  den^ 
äugen  des  einsiedlers  Sarada  aus  dem  luftraum  herabsteigend,  ^ 
trat  er  auf  die  erde.«    Hier  findet  nicht  nur  nicht  ein  anädara^ 
statt,    sondern  das  wimder  geschieht  recht  eigentlich   um  des^ 
büssers  willen.    Dasselbe  gilt  von  Jät.  168,   2:    so  passantass'  ^ 
eva  tassa  moMjanassa  devatänubhävena  dkdse  paUanikena  nisU-- 
ditvd ....  dha  »er  sprach,  indem  er  vor  den  äugen  des  volkes  ^ 
durch  seine  göttliche  macht  im  luftraum  mit  untergeschlagenen  - 
beinen  dasass.«     Ferner  Jät.  183,  6:  tarn  (seil,  jmppf^^)  tdssa^ 
passafUass^  eva  jaraih  patvd  vivannam  ahosi  »die  blume  ver*^ 


Zur  Pili-grammatik.  427 

i^elkte  vor  seinen  äugen  (und)  wurde  farblos.€  In  4  von  den 
i  beigebrachten  beispielen  finden  wir  das  verbum  pctösati  ge- 
^iraucht  und  zwar  lässt  sich  bei  3  derselben  ein  anädara 
durchaus  nicht  nachweisen.  Kaccäyana's  regel  bedarf  also  der 
cänschrank  ung. 

Auch  im  Sanskrit  ist  ein  solcher  anädara  bei  verbis  videndi 
durchaus  nicht  immer  nachweisbar,  wie  die  stellen  zeigen  welche 
B-R.  s.  V.  1  mish  und  s.  v.  1  pag  p.  601,  11  flf.  v.  u.  anführen. 
Cfr.  auch  Shadguru^ishya  bei  Max  Müller:  A  History  of  Anc. 
S.  Lit  (1859)  p.  236  giiunahotras  tasya  jajüe  sarvalokc^sya 
PiMQyatah^  »all  the  world  bcing  a  witness«  (p.  230).  Dagegen 
W'ii^d  das  von  Siecke  1.  c.  p.  23  aus  dem  Rämäyana  angeführte 
beispiel  an  Pänini's  regel  nichts  ändern  (cfr.  Siecke  p.  68), 
4a  der  genetiv  tasya  .  .  .  updsaiah  sicher  von  hhayam  ab- 
liAngt. 

I]at  es  sich  auch  hier  ergeben,    dass  die  regel   des  Kac- 

^yana  nicht  unbedingten  glauben  verdient,  so  wird  man  die 

li^edenken  Senart's  (Revue  critique  1875  No.  29  p.  38)   gegen 

^  Interpretation  von  Kacc.  6,  2,  19,  welche  ich  Beiträge  VIII, 

V48  fg.  verfochten  habe  und  der  sich  Childers  und  Ernst  Kuhn 

^geschlossen  haben,    nicht  sehr   schwerwiegend  finden.     Die 

Schere  form  da^jcdi  ist  nicht  beweiskräflig  und  der  autorität 

d«r  CuUasaddaniti  stehen  die  deutlichen  Zeugnisse  der  Präkrit- 

grammatiker  und  der  factische  ausschliesslich  passive  gebrauch 

von  gheppaii  als  passiv  im  Präkrit  gegenüber.    Für  die  wurzel- 

fiorm  ^iop,  zu  deren  begründung  Ernst  Kuhn:  Beiträge  zur  Päli- 

gnunroatik  p.  21  Urdü  ghap-ci  beigebracht' hat ,  will  ich  noch 

auf  Ifaräthi  ghdvnem  to   be  found,  to  be  caught  und  ghdvdäv 

daß  unter  anderem  »grasp,  reach,  clutch«  bedeutet,  hinweisen. 

Kiel  den  20.  Dec.  1875.  R.  Pischel. 


ürdeutsch  '^fdiffjd'* 

Betrefis  des  alten  germanischen  adjectivs  altn.  feigr,  ags. 
fiege,  alts.  fSgi,  ahd.  feigi,  mhd.  veige  »dem  tode  verfallen«  ist 
Fick  wört«rb.  III*  169  um  eine  passende  etymologie  in  verle- 
geoheit,    deutet   indes  das  richtige  bereits  an,    indem  er  skr. 


428  H.  OHthofT,  urdeutsch  ^faigjä-, 

pakvd"  »reif,  zum  tode  reif,  dem  ende,  dem  vergehen,  dem  tode 
nahe,  verfallen«  dazu  stellt.  Der  zweifei  Ficks,  dieses  skr.  pakvd- 
passe  wohl  im  sinne,  nicht  aber  in  der  form,  darf  wohl  durch 
die  neuesten  forschungen  Joh.  Schmidts  über  die  i-epenthese, 
welche  durch  i,  j  einer  suffixalen  silbe  hervorgerufen  einen 
wurzelhaften  a-vocal  zu  einem  diphthongen  der  i-reihe  macht, 
als  erledigt  gelten.  Vgl.  Schmidt  vocalism.  II  472  ff.  Freilicji 
muss  man  ^faigja-,  nicht  mit  Fick  *faigar,  als  die  germanische 
grundform  des  Stammes  ansetzen,  weil  auf  einen  -:;a-stamm  alle 
die  formen  der  einzelnen  sprachen  zurückgehen.  "^Faigjor  nun 
kann  aus  *fagjar-  durch  solche  i-epenthese  entstanden  sein,  wie 
*faüja-,  ahd.  feili  »venalis«  aus  faljor;  Schmidt  a.  a.  o.  480  f. 
Die  epenthese  zeigt  sich,  wo  sie  stattfindet,  zumeist  in 
fallen,  welche  den  ältesten  vorhistorischen  phasen  des  germa- 
nischen angehören,  wie  ja  augenscheinlich  auch  unser  fall  ein 
solcher  ist.  Dass  besonders  gern  auch  gutturale  wegen  der 
Palatalen  ausspräche,  welche  sie  durch  das  folgende  i,  j  erhalten, 
die  Wirkung  auf  den  vor  ihnen  stehenden  vocal  begünstigen, 
weist  Joh.  Schmidt  ebenfalls  nach  a.  a.  o.  482  f.  Das  so  ge- 
wonnene *fagjar  nun  aber  kann  die  germanische  gestalt  eines 
indogerm.  ^pakjan  sein.  Somit  kämen  wir  auf  die  wurzel  pak- 
»kochen,  reifen«  und  hätten  nur  eine  bildung  mit  einem  ande- 
ren suffixe,  als  es  skr.  pak-vd-  hat.  Will  man  indes  auch 
formal  genaue  morphologische  congruenz,  so  bietet  sich  dar  skr. 
pac-yor  »reifend«  (intrans.)  in  krshfa-pacyd'  »auf  gepflügtem 
boden  reifend«,  oder  allenfalls  auch  skr.  i)dC'yar-  »was  gekocht 
werden  muss,  zur  reife  gebracht  werden  kann«,  sowie  pdk-yor 
in  krshta-pdkya-  =  krshta^pacyd-.  Die  anwendung  auf  das 
reifen  und  zeitigen  der  fruchte  hat  die  wurzel  jmk-  bekanntlich 
noch  in  mehreren  der  verwandten  sprachen;  vergl.  den  gebrauch 
von  Tr^crcrai,  nin(ay^  7i€naiv(a  und  von  lat.  coqxw.  Die  weitere 
metaphorische  Übertragung  von  da  auf  die  zur  reife  gebrachte 
lebenszeit  war  nicht  schwierig,  wie  eben  das  skr.  pakvd-  zeigt 
und  wie  in  einem  ähnlichen  bilde  auch  bei  Pindar  Pyth.  IV 
331  gesagt  wird:  aitoya  niaae^v  »sein  leben  reifen  lassen,  seine 
zeit  bis  zur  reife,  zum  ende,  d.  i.  bis  zum  eintritt  des  natür- 
lichen todes  verbringen«. 

Leipzig,  2.  februar  187G.  H.  Osthoff. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

VERGLEICHENDE 

SPRACHFORSCHUNG 

AUF  DEM  GEBIETE  DER 

INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 

LNTEH  MITWIHKCSii  V0\ 

EEMST  W,  A.  KUHN,  AUGUST  LESKIEH 

iiiiiJ  JOHAHNES  SCHMIDT 

HEKAL'Si.iBiEHt;N 

Dr.  ADALBERT  KUHN, 

FROFE*«OR   UND   DIBEGTUR    BtS    RÖLi.MiiUHEN   0!UNA;"lUaS  ZU    BEBLIS. 


1 


BiUiD  XXm.    NEUE  FOLGE  BAND  III. 
FÜNFTES  HEFT. 


BERLIN 

FEBD.  DÜMMLERS  VERLAGSBÜCHHANDLUNG 

HABBWITZ  USD   GOSSMA.NN 

1877. 


1  a  h  a  1 1. 

Unlgegntmg.    Ton  Joti.  Schmidt 

Der  griechische  verbftlaccent.    Von  J.  Wackernftgel 457 

Dbs  accentualionssystem  Jea  alltndiwhen  DORiiiialcompoaituins.    Von 

Ritli.  Garbe 470 

Dorsal  uud  apkal,  oder  oral?    Voii  G.  Michaelis biH 

Das  scbvradiR  germanische  praeteritum.    Vou  Soph.  Bugge    .    .    .    SStt 

ßericliligungei) fiU 

Nekrologie 


Verlag  von  Alfred  Holder,  k.  k.  Hof-  u.  Universilätsbuchl 
in  Wien. 

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illndtg  entipriolit.    1 


■  aniMB  Af.lheÜL_.. , 

naro  nU  I>b1  Lolen  dl*  fnoDdllilii 
nich  mof  dam  Oablela 


H  dam  haoUgea  Biandpnn 

.(  dnl  Bfinda  biicelinet  und  dar  Inhill  nie  roJ^i  gaglleden: 

■nd  I.  1.  Abiballung.  E)iiileitiiii£  der  Sprach wiaaenscha/t.         Preli: 

I    1. 1.  n  Die  Sprachen  der  wollhaarigen  BasHen     . 

n    U.  Dia  Sprachen  dar  aohllOhthaariKen  Bauen. 

alll.  Sie  Sprachen  der  CulcuTvälker. 

»Idets  Hieb  leliDn   die  ftUlier  enchianena  1.  AblbaUiing  dal  I.  BDiidrs  el 

n  dian  bal  dan  nun  Fallittndnfn 


F«ll.    ]>eiialbe 

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dia  ilcb   fUi  iU 


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Elniskisclie  Münawesen,  mit  4  Tafeln,    Preis  7  Mark. 


^ 


Entgegnung. 

Herr  Prof.  Jagio  hat  dem  das  slawische  behandelnden  ab- 
'  schnilte  meiner  uutcrsuchungen  zur  geseh.  d,  indog.  voc.  II, 
8—177  in  seinem  archiv  für  sJav.  philogie  I,  337—412  die 
ehre  einer  ausfiJhrlichen  besprechung  zu  theil  werden  lassen. 
Sie  beginnt  mit  einer  »rüge«,  welche  mich  und  »den  ganzen  stand 
der  nichtslawischen  forscher  auf  dem  gebiete  der  hislorisch- 
philologischen  disciplinen«  triffl.  Wir  kennen  nämlich  zu  wenig 
die  wissenschaftlichen  leistungen  der  Slawen,  »wie  gross  diese 
immer  sein  mögen«,  weil  uns  »meistens  die  gelegenheit  fehlt, 
die  belreffenden  leistungen  kennen  zu  lernen«.  Die  thalsache 
und  ihre  gründe  sind  von  mir  zu  wiederholten  malen  ölTentlich 
beklagt  worden  (s.  beitr.  VII,  251  f.,  liter.  centralbl.  1876  no. 
22  sp.  728).  Wenn  sie  zu  unserem  leidwesen  auch  heute  noch 
besteht,  so  ist  daran  niemand  anders  als  die  slawischen  ge- 
lehrten selbst  schuld,  weil  sie  der  »freundliclien  bitte,  von  zeit 
?.u  zeit  in  unseren  beitragen  oder  in  einer  anderen  deutschen 
Zeitschrift  berichte  über  die  neuesten  erscheinungen  sprach- 
wissenschaftlicher litteratur  in  den  slawischen  ländern  zu  er- 
statten« bislier  ihre  obren  verschlossen  haben. 

Ich  habe  durch  die  äusserung,  dass  ich  bei  meinen  Unter- 
suchungen »von  grund  aus  neu  zu  bauen«  gehabt  habe,  den 
zom  mcuies  kritikers  in  hohem  masse  erregt.  Mit  dem  ausrufe 
»Wahrheit  über  alles«!  versichert  er,  dass  es  sich  in  meinen 
Untersuchungen  »eigentlich  um  zwei  wohlbekannte  erscheinungen 
des  slawischen  vocalismus  handele:  1)  ura  fälle  des  sogenannten 
r-  und  f-vocales  Im  slawischen  und  2)  um  den  russischen  voll- 
laut«. Diese  erscheinungen  nenne  er  wohlbekannt,  »weil  sie, 
seitdem    man   überhaupt   angefangen    hat  slawische   sprachen 

Z«U><hrln  fUr  TUrgl.  Spmrlif.    N.  F.  III.  S.  ^ 


430  Johannes  Schmidt, 

wissenschaftlich  zu  behandeln,  von  keinem  slawischen  philologen 
mit  stillschweigen  übergangen  worden  sind«.  Herr  J.  »be- 
schrankt« [!]  sich  dann  darauf  die  stattliche  anzahl  von  vierzehn 
oder  mehr  werken  ^)  namhaft  zu  machen,  »in  welchen  die  beiden 
vorerwähnten  erscheinungen  mehr  oder  minder  weitläufig  be- 
sprochen wordene.  Da  der  nun  folgende  katalog,  durch  den 
pompösen  ausruf  »Wahrheit  über  allesc!  eingeleitet  ist,  muss 
der  in  dieser  litteratur  nicht  bewanderte  leser,  und  ein  solcher 
wird  der  deutsche  meist  sein,  glauben,  dass  entweder  die  Slawen 
schon  seit  einem  halben  Jahrhunderte  im  glücklichen  besitze  der 
von  mir  gewonnenen  resultate  seien  oder  thatsachen  an  das 
licht  gebracht  haben,  denen  gegenüber  meine  resultate  hinfällig 
werden,  in  jedem  falle  eine  höchst  ungünstige  meinung  von 
meinen  kenntnissen  erlangen. 

Prüfen  wir  aber  den  katalog,   so  stellt  schon  J.  selbst  die 
angebliche    »beschränkung«,    mit   welcher   er   ihn    angefertigt 
haben  will,  durch  das  nachfolgende  geständniss,  dass  »viele  von 
den  oben  citirlen  werken  mir  ohne  nachtheil  unbekannt  bleibai 
durften,   well  sie  den  heutigen  anforderungen  gar  nicht  mehr 
entsprechen«,    in  etwas  sonderbares  licht.     Der  katalog  beginnt 
mit  den  Worten:   »die  grammatik  Dobrowsky's  und  die  werke 
Miklosich's  setze  ich  als  allgemein  bekannt  voraus«.    Diese  worte 
können  an  der  stelle,  wo  sie  stehen,  nur  den  sinn  haben,  dass 
ich  selbst  diese  allgemein  bekannten  werke  nicht  kenne,  und 
doch  ist   der  ganze  hier  besprochene   abschnitt  meiner  Unter- 
suchungen von  anfang  bis  zu  ende  nur  eine  bekämpfung  voa 
Miklosicli's    ansichten.      »Wahrheit    über   alles«,    sagt  herr  J.\ 
Welchen  nutzen  meine  Untersuchung  aus  Dobrowsky's  grammatÄ^ 
hätte  ziehen  sollen,  vergisst  J.  leider  anzudeuten.     Während  i* 
bestrebt  war  nachzuweisen,   dass  die  russischen  ere,  ovo  alt( 
thümlicher  sind  als  die  abulg.  re,  ra,  ist  Dobrowsky  der  ei 
gegengesetzten  ansieht,  ja  hält  die  »einschiebung  eines  vocaL  ^= 
vor  r,  z.  b.  pere  aus  jn-^,  für  eine  »unslawische  gewohnhei' 
welche  bei  den  Finnen  ihren  Ursprung  hat  (entwurf  zu  ein( 
allgeni.  etymologikon  s.  71). 

In  dem  kataloge  folgen  weiter  zwei  werke  von  Maksimo^ 
Kiev  1839  und  1848,   eins  von  Katkov  Moskau  1845  und  ei 


*)  Die  summe  ist  nicht  bestimmt  zu  ziehen,  da  nicht  angegeben 
wie  viele  werke  unter  dem  ausdrucke  »die  werke  Miklosich's«  zu  verste 


Bnlfepraiig. 


431 


von  Srezncvskij  Petersburg  1850,  mir  sämmtlich  unerreichbar^), 
Ich  lasse  über  sie  einen  anderen  zeugen,  Lavrovsltij  in  seiner 
glcicli  zu  erwähnenden  abhandlung,  dessen  zengniss,  da  er  ein 
Russe  ist,  von  herrii  iag\6  wohl  nicht  beanstandet  werden 
wird,  sprechen.  Nach  Lavrovskij's  angäbe  hat  Maksimovicz  ge- 
2eigt,  >dass  der  russisctie  voülaul  alterthümlicher  und  volks- 
thümlicher  ist  als  die  verkürzten  formen  derselben  Worte  in 
anderen  dialekten«.  »Aber  die  beweise  des  herrn  M.  sind  der- 
art, dass  sie  sich  ganz  bequem  nach  der  entgegengesetzten  seile 
wenden  lassen  und  in  folge  dessen,  je  nach  der  persönlichen 
Überzeugung,  auch  für  die  verkürzten  formen  das  höhere  alter 
beweisen  können«  (p.  194f.).  Von  Kalkovs  resultalen  sagt 
Lavr.  p.  199:  »bestimmtes  und  wirklich  entschiedenes  finden 
wir  wenigt.  Katkov  behandelt  nur  russ.  oro  olo,  nicht  auch 
ere  ürl  «.  s.  w.  und  sagt  s,  112  »die  form  mit  zwei  o  [oroj 
ist  unstreitig  späteres  Ursprunges  [als  die  mit  a,  abig.  rd]*, 
gleich  darauf  behauptet  er  freilich  das  gegentheil.  Die  verschie- 
dene behandlung  von  vorslawischein  ar  und  ra  u,  s.  w.,  ohne 
d«ren  erkennlniss  die  in  rede  stehende  frage  gar  nicht  beant- 
wortet werden  kann,  hat  er  nicht  bemerkt  (Lavr,  p.  197). 
Sreznevskij  maclit  —  zufolge  Lavrovskij's  bericht  —  nur  den 
tortsclirill,  dass  er  nicht  nur  oro,  olo  =  abulg.  ra,  la,  sondern 
auch  ere,  de,  olo  =  abulg.  ri,  If.  entschieden  zum  >volllaute« 
rechnet,  übrigens  hat  auch  er  noch  keine  alinung  von  der  ver- 
%hiedenen  behandlung  des  vorslawischen  ar  und  ra  und  hält 
abu^,  ra,  rS,  la,  le  für  ursprünglicher  als  russ.  oro  u.  s.  w. 
(I>avr.  p.  200).  Es  folgt  im  kataloge  Lavrovskijs  abhandlung 
aber  die  spräche  der  nordrussischen  annalisten  1852,  welche 
*i»er,  soweit  sie  für  unsere  frage  in  betracht  kommt,  durch  des- 
selt>en  Verfassers  abhandlung  über  den  russischen  volllaut  1859 
öbexholt  ist.  Es  scheint  daher,  dass  herr  J.,  selbst  wenn  er 
rsictx  keine  »beschränkung«  auferlegt  hätte,  von  den  vierzehn 
l  OUmern  seines  katalogs  die  ersten  acht  hätte  fortlassen  können, 
[3*    die  mehrzahl  hätte  fortlassen  i 


"^-    nimmt  man  die  niedrigste  möü'iche  laJiI,  d.  h.  zwei,  bo  ergeben  sich 
BKQieu  «ieraehii. 
')  Wie  schwer  diese  ausaerbalb  Riissiands  zu  bekommen  sind,  möge 
'   lotiz  zeigen,  dass  mein  College  Krek  selt)st  dos  ielzlgenannte  seil  fQnf 
*■«!)   -vergeblich  m  erlangen  sucht. 


432  Johannes  Schmidt, 

Unter  den  vor  abschluss  meiner  Untersuchung  erschienenen 
arbeiten  ist  in  »wahrheitc  nur  eine  einzige,  welche  meinem 
vorwürfe,  »einen  falschen  ausgangspunkt  genommen,  das  alte 
aus  dem  jungen  erklärt  und  so  willkür  und  gesetzlosigkeit  ge- 
funden zu  haben,  wo  das  strengste  gesetz  waltet«,  dem  vor- 
würfe, welcher  J's.  entrüstung  so  sehr  erregt,  nicht  unterliegt, 
es  ist  dies  die  1859  erschienene  abhandlung  von  Lavrovskq. 
Sie  war  mir  dem  titel  nach  bekannt  aber  leider  unerreichbar, 
wie  ich  s.  177  meines  buches  angegeben  habe.  Doch  ich  kann 
meinem  kritiker  nichts  recht  machen.  Statt  einer  anerkennung 
für  die  gewissenhaftigkeit,  mit  welcher  ich  bemüht  war,  dem 
russischen  gelehrten  für  seine  mir  unbekannten  resultate,  falls 
sie  mit  den  meinigen  zusammen  träfen,  ausdrücklich  die  Priorität 
zu  wahren^),  ziehe  ich  mir  aufs  neue  seinen  grimm  zu  durch 
angäbe  der  quelle,  aus  welcher  mir  die  existenz  der  Lavrovs- 
kq'schen  abhandlung  bekannt  geworden  ist.  Jagic  nennt  es 
»eine  bezeichnende  nachricht,  dass  ich  erst  aus  dem  dickleibigen 
aber  an  Inhalt  (er  meine  gutem  Inhalt)  armen  werke  ScherzUs 
von  der  existenz  der  abhandlung  Lavrovskijs  künde  bekommen 
habe«.  Soll  mit  dem  ausdrucke  »bezeichnend«  etwa  die  Unter- 
stellung gemacht  werden,  als  ob  ich  Scherzls  buch  anders  be- 
urtheilte  als  hr.  J.,  so  brauche  ich  nur  auf  meine  anzeige  des- 
selben beitr.  VII,  477  flf.  zu  verweisen.  Im  übrigen  aber  wäre 
mir  interessant  zu  erfahren,  ob  herr  Jagic,   wenn  er  in  einem 


*)  Es  ist  interessant  zu  beobachten,  wie  sich  unter  herrn  J's.  band  die 
thatsachen  allmählich  verschieben.  S.  339  sagt  er,  ich  sei  »unTerschuldet 
gegen  viele  slawische  Sprachforscher  ungerecht  geworden,  einfach  darum, 
weil  icli  von  der  existenz  ihrer  forschungen  keine  kenn tnisse  hatte«.  S.  343 
»will«  er  schon  »hoffen,  dass  ich,  im  falle  es  meinen  wiederholten  be- 
mühungen  gelungen  wäre,  Lavrovskij's  und  Potebnja*s  abhandlungen  zu 
gesiebte  zu  bekommen,  mich  bewogen  gefühlt  hätte  den  werken  derselben 
das  verdienst  anzuerkennen,  dass  sie  schon  denselben  gegenständ  von  den- 
selben gesichtspunkten,  wie  es  von  mir  geschehen  ist,  einer  prüfung  unter- 
zogen haben«  u.  s.  w.  S.  387  f.  endlich  wird  die  sache  so  dargestellt,  als 
ob  ich  Lavrovskij  sein  »verdienst  streitig  machen«  wolle.  Unzweideutig 
gesagt  ist  dies  allerdings  nicht,  denn  —  »vorsieht  ist  die  mutter  der  Weis- 
heit« sagt  herr  J.  s.  412,  niemand  aber  kann  s.  387  f.  lesen,  ohne  zu  dieser 
meinung  zu  kommen.  Nachdem  sie  dem  leser  beigebracht  ist,  wird  ihm 
allerdings  s.  388  gesagt,  ich  habe  »ganz  selbständig  gearbeitet  ohne  Lu, 
Potebnja  und  Geitler  zu  kennen«.  Wird  er  aber  die  geschickt  in  ihm  erweckte 
falsche  ansieht  sofort  wieder  aufgeben,  ohne  dass  etwas  von  ihr  haften 
bliebe? 


Entgegnunf. 


433  ' 


schlechten  buche  die  angäbe  einer  guten  ihm  bisher  unbekann- 
ten arbeit  findet,  wegen  der  schlechten  quelle  auch  von  der 
durch  sie  erhaltenen  kennlniss  der  guten  arbeit  keinen  gebrauch 
macht.  Doch  ich  hätte  meine  kenntniss  aus  guten  büchern 
schöpfen  sollen.  Aber  aus  welchen?  Zunächst  doch  wohl  aus 
der  »historischen  graramatik  der  russischen  spräche«  von  Buslajev 
3,  aufl.  Moskau  1868,  welche  neun  Jahre  nach  L's  abhandlung 
erschienen  und  für  meinen  vocalismus,  wie  die  citate  zeigen, 
wo  es  nöthig  war  zu  ralhe  gezogen  ist.  Leider  nur  erwähnt 
sie  weder  die  existenz  noch  die  resultale  der  Lavrovskijschen 
arbeit  mit  irgend  einem  wortc,  steht  vielmehr  ganz  auf  dem 
in  meinem  buche  als  irrig  erwiesenen  Standpunkte.  Auch 
Schleicher  war  noch  im  jähre  1868  L's.  arbeit  unbekannt,  wie 
seine  behandlung  der  polabischen  worte-mit  ör  ^  russ.  oro 
zeigt.  Ferner  hätte  ich  meine  kenntniss  aus  den  katalogen 
der  russischen  akadcmie,  in  deren  schriften  L's  abhandlung, 
wie  ich  jetzt  weiss,  erschienen  ist,  holen  können.  Leider  nur 
fehlt  die  L'sche  arbeit  sowohl  in  dem  katalogn  russkichü  knigü 
SL  Petersb.  1865  als  in  dem  pribavlenie  kü  katalogamü  knigü 
izdannychü  imp.  akad.  naukü  St.  Petersb.  1869  (beide  von  der 
akademie  herausgegeben).  Auch  Leskien  wusste  mir  auf  meine 
anfrage  keine  auskunft  zu  geben,  die  arbeiten  von  Lavrovskij 
und  seinem  gegner  Polebnja  waren  ihm  ebenso  unbekannt  wie 
mir.  Von  zwei  verschiedenen  btichhändlern  unternommene 
nachforschungen  waren  ebenfalls  resultatlos.  Herr  J.  scheint 
dies  zu  bezweifeln  —  ich  wüsste  wenigstens  nicht,  aus  welchem 
anderen  gründe  er  meine  darauf  bezüglichen  worte  in  anführungs- 
zeichen  setzt.  Doch  bei  herrn  J.  selbst  hätte  ich  mir  rath  er- 
holen können  aus  seiner  anzeige  der  arbeiten  Lavrovskij's  und 
Potebnja's  im  XIV.  bände  des  Rad  jugoslavenske  akademije, 
»und  Rad  würe  vielleicht  in  Graz  zu  haben«.  Allerdings  ist 
der  Rad  in  Graz  zu  haben  und  wäre  sicher  von  mir  benutzt 
worden,  wenn  dieser  theil  meines  buches  überhaupt  in  Graz 
geschrieben  wäre.  Ein  anderer  kritiker  meines  buches,  Zimmer 
(anz.  f.  dlsch.  all.  II,  23)  sagt:  »auch  wenn  uns  das  Vorwort 
es  nicht  vorrieihe,  aus  der  fülle  des  Stoffes  u.  s,  w.  würde  ein 
jeder  leicht  den  schluss  ziehen,  dass  der  Verfasser  der  hora- 
zischen  regel  nonum  premalur  in  annum  in  vollstem  sinne  des 
Wortes  nachgekommen  sei«.  Der  das  slawische  behandelnde 
mein  buch  beginnende    abschnitt  war  schon  zu  ostem  1872 


I 


434  Johannes  Schmidt, 

fertig,  so  dass  ich  auf  der  Leipziger  philologenversammlung 
mehreren  fachgenossen  mittheilung  von  den  hauptresultaten 
machen  konnte.  Es  ist  also  ein  irrthum,  wenn  herr  J.  im  eingange 
seiner  kritik  den  »professor  der  vergleichenden  Sprachwissen- 
schaft zu  Graz«  fär  den  Verfasser  dieses  abschnittes  hält,  er  ist 
vielmehr  von  dem  Bonner  privatdocenten  geschrieben,  und 
diesem  war  der  Rad  leider  nicht  zugänglich.  Leskien  hat  die 
in  den  ersten  fünfzehn  bänden  des  Rad  enthaltenen  spracb- 
wissenschaftlichen  arbeiten  Beitr.  VII,  129  flf.  besprochen,  und 
ich  habe  nicht  versäumt  mir  die  bände,  deren  inhalt  mir  auf 
diesem  wege  bekannt  wurde,  soweit  sie  mich  interessirten, 
kommen  zu  lassen,  wie  J.  selbst  aus  der  mehrfachen  erwähnung 
seiner  pomladjena  vokalizacija  in  meinem  vocalismus  ersehen 
kann.  Da  sein^  anzeige  von  Leskien  nicht  erwähnt  waf,  blieb 
mir  ihre  existenz  unbekannt,  anderes  falles  würde  ich  auch  ae 
mir  haben  kommen  lassen  und  ebenso  sorgfaltig  benutzt  haben 
wie  die  s.  177  meines  buches  der  früheren  abhandlung  J*sl 
entnommene  notiz  über  Lavrovskij  und  Potebnja.  Aus  der  ent- 
stehungszeit  meiner  arbeit  erklärt  sich  auch,  weshalb  Geitlers 
1873  erschienene,  mir  erst  in  Graz  bekannt  gewordene  siaro- 
bulharskä  fonologie  von  mir  nicht  benutzt  werden  konnte. 

Vorstehendes  war  zur  klarlegung  der  Verhältnisse,  soweit 
sie  meine  person  betreffen,  nöthig.    Das  wesentliche  aber  wird 
sein,   ob   die  sache  unter  ihnen  gelitten  hat,   ob   meine  Unter- 
suchung  anders  ausgefallen   wäre,    als   sie  ist,    wenn  mir  be^ 
ihrer  abfassung  die  arbeiten  Lavrovskijs,  seines  gegners  PotebnjsL^ 
Jagics  kritik  beider  und  Geitlers   »fonologie«   bekannt  geweseJB==^ 
wären.     J.  behauptet,   sie  »hätte   manches  gewinnen  können- 
und  »wäre  viel  vollständiger  ausgefallen«  (s.  343).     Beides  mu^^ 
ich  nach  eingehender  prüfung  der  genannten  mir  jetzt  zugänj 
liehen  arbeiten  entschieden  in  abrede  stellen  und  hoffe,  dass  hei 
J.  bei  ruhigerer  Überlegung  mir  beistimmen  wird,  da  er  jetr   - 
schon  zugesteht,  dass  er  meine  abhandlung  »durchaus  nicht  fi 
überflüssig  hält«   und  dass  sie  »die  endliche  lösung  der  vieh 
streitigen  fragen  entschieden  gefördert  hat«  (s.  344).    Auch  d( 
ausdruck,    dass   ich    »von   grund  aus  neu  zu  bauen«   gehaC  - 
habe,  welcher  herrn  J.  ein  grosses  ärgerniss  ist,  halte  ich  ai 
recht.     Herr  J.  erkennt  ja  selbst  an,  dass  ich  »ganz  selbstän< 
gearbeitet  habe,  ohne  Lavr.-Pot.  und  Geitler  zu  kennen«  (s. 
und  das  ist  doch  wohl  »von  grund  aus  neu  gebaut«. 


Enleegnung, 


435 


Um  jede  mögtichkeit  eines  niissverständnisses  7.u  vermeiden, 
erkenne  ich  ausdi'ücklich  an,  dass  manche  der  von  mir  ge- 
wonnenen resullate  sich  schon  in  Lavrovskijs,  Kolosovs  und 
Ceitlers  arbeilen  (inden.  Lavrovskij  hat  erkannt,  dass  russ.  oro, 
do  im  polnischen  ro,  lo,  im  polabischcn  ar,  or,  dagegen  russ, 
f»,  la  ira  polnischen  ebenfalls  ra.  In  enisprechen,  dass  russ.  oro, 
olo,  ere,  ele  ^  ar,  al  der  verwandten  sprachen,  mithin  ihre 
zweiten  vocale unurspränglich,  dagegen  ra,  la,  rf,  IS  ^  ra,  la 
der  verwandten  sprachen  sind.  Obwohl  die  vergleichungen, 
auf  welche  er  sich  stützt,  zu  nicht  geringem  teile  irrig  sind,  hat 
er  doch  das  richtige  resultat  durchgefülilt.  Was  er  ül)er  die 
|KjIni8cbe  Vertretung  von  abulg.  rJ^,  U  und  über  russ,  olo  = 
abulg.  I5  sagt,  sowie  seine  ganze  erklärung  des  >volllaules<  und 
die  behandlüng  der  Verbindungen  von  ü,  ?  mit  r,  l,  dies  alles 
ist  so  von  grund  aus  verfehlt,  dass  es  keines  wortes  der  Wider- 
legung mehr  bedarf,  zumal  schon  Potebnja  die  hauptirrthümer 
.als  solche  dargethan  hat.  Diese  negation  und  die  behandlüng 
der  betonungs Verhältnisse  der  in  rede  stehenden  gru|ipen  oro  elc. 
Im  verhältniss  zum  serbischen  und  techischen  sind  das  einzige 
■Terdienst  von  Potebnjas  aibeit,  welche  im  übrigen  einen  rück- 
achritt  gegen  Lavrovskij  bezeichnet,  da  sie  die  allbulgarischen 
formen  überall  als  die  urslawischen  angesehen  wissen  will,  Hu-ss. 
0v  u.  s.  w.  sollen  sich  aus  ra  u,  s.  w.  durch  Zerlegung  ent- 
^ckelt  haben  wie  serb.  ijc  aus  abulg.  ^.  Warum  sich  das  ab. 
fa,  weichem  ausserslawisches  r(t  entspricht,  nie  in  oro  noch 
ii^endwo  ab.  a  in  russ.  oo  »zerlege«,  darüber  wird  der 
nicht  belelirt.  Pohl,  ro  ^  russ.  oro  sei  aus  ra  entstan- 
beweis:  der  kaschubische  wandel  von  «  in  o.  Dass  ausser 
den  Verbindungen  ro,  to  nie  poln.  o  dem  abulg.  a  entspricht, 
macht  ihn  nicht  irre.  Die  polabischen  und  kaschubischen  ar, 
*r  gelten  ihm  als  spätere  Umstellung  von  ra,  ro,  wie  er  auch 
ie  an  stelle  von  abulg.  ri,  rit,  It,  lü  erscheinenden  Verbindungen 
',  or  etc.  als  Umstellungen  von  rl,  rit  etc.  betrachlel. 

Eolosov  (oüerkü  islorü  zvukovü  i  forma  russkago  jazyka, 
Warschau  li>72  s.  22ff.)  hat  richtig  vennuthet,  dass  wo  russ.  o,  e 
lls  Vertreter  von  abulg.  Ü,  i  vor  r,l  stehen,  sie  auch  in  den  ver- 
'andlen  sprachen  vor  r,  i  stehen,  wo  hinter,  da  auch  in  den 
terwandten  sprachen  hinter.  Er  stützt  sich  dabei  auf  nur 
zwölf  beispiete,  von  denen  eins  (gorbafi  :  xvetög)  falsch,  ein 
knderes  (gretn^lt  :  ß^otiäv,  vgl.  Curtius*  s.  519J  mindestens  un- 


436  Johannes  Schmidt, 

sicher  ist.  Femer  hat  er  ebenfalls  durch  zwölf  beispiele  belegt, 
dass,  wenn  neben  formen  mit  oro,  olo,  ere,  ele  wurzelverwandte 
mit  e,  0  (=  ab.  T,  ü)  liegen,  diese  den  vocal  vor  r,  l  haben. 
Er  erklärt  jedoch:  »wir  sind  entschlossen  weder  das  wesen  dieser 
erscheinung  noch  die  zahlreichen  mit  ihm  zusammenhängenden 
fragen  zu  berühren;  die  entscheidung  dieser  frage  ist  nur  auf 
der  grundlage  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  möglich, 
auf  welche  wir  uns  nicht  stellen  können«  s.  28. 

Geitler  starobulharskii  fonologie  s.  19  ff.  hat  richtig  gesehen, 
dass  im  urslawischen  bei  ^r,  Ur,  %  ül  noch  keine  »metathesisf 
eingetreten  war;  den  für  ursl.  Tr,  U^)  durch  die  gestalt  der 
gutturale   zu   führenden    beweis   hat   er   ebenfalls  (s.  24),  nur 
scheidet  er  nicht  genug  zwischen  urslaw.  Ir,  ür,  7l,  ül  und  rif, 
rü,  Uy  In.    Auch  dass  formen  wie  ab.  sümrUl^  durch  sümtrW 
hindurch  aus  sünitrt^  entstanden  sind,  hat  er  gesehen,  woher 
aber  der  zweite  vocal  in  Tr^  etc.,  welchen  er  pahlaska  nennt, 
komme,   erklärt  er  nicht.     S.  40  §  66   heisst  es,    sUmMtt  sei 
aus  sUnitrti   »durch  eine  art  assimilatlon  nach  r  entstanden«. 
Auch  hat  er  nicht  erkannt,  dass  der  zweite  vocal  dieselbe  färbe 
haben  muss  wie  der  vor  der  liquida   5tehende.     Aus  sUtnXrf^ 
konnte  nach  Geitler  sowohl  sUm^rW  als  sUmlniH  werden,  un.6 
hieraus  durch  ausfall   des  stammvocals  sümriU  und   sUmrUf^y 
beide   gleichberechtigt  neben  einander  (s.  22).     Gleich   dara-"^' 
heisst  es  zwar,  dass  sümrttt  die  richtigere  form  sei,  da  dersel  J^^ 
vocal,  der   vor  r  steht,  sich  auch  hinter  r,  /  entwickele,  ah^^^ 
sofort   wird  auch  sUmnW  wieder  als   richtig  bezeichnet.    » 
ist   gicichgiltig,    ob   man   crXtati  oder  crUfafi  schreibt,   da 
echte  stammvocal  verloren  ist,   wir  könnten   indess  der  gest 
Srit  den  Vorzug  geben«.     Und  s.  25  heisst  es,   der  hinter 
liquida  entwickelte  vocal  sei   auch  bei  vorhergehendem  T  »j 
wohnlich«  U.    Von  formen  wie  vUskrUsnqti  (russ.  vosJcremi 
deren  U  gar  nicht  pahlaska  sein  kann,  da  der  vocal  schon  vt 
slawisch  hinter  der  liquida  stand,   wird  nicht  gesagt,  wie 
U  entstanden    sei,    nur  bemerkt,    »es   sei   besser    mit   Osln 
vtishrXsnqti  zu  schreiben«.     Warum   werden   dann   formen  v" 
sümrütt  als  »richtig«  anerkannt?    Die  behandlung  von  ursli 
il  ist  ihm  gar  nicht  klar  geworden   (§  47  s.  25).    Kurz,  nx^^ 


*)  G.  hält  das  russ.  e,  o  für  älter  als  I,  ö,    was   nicht  beweisbar    tst 
(s.  voc.  II,  58  f.). 


Entgegnung. 


437 


vermisst  überall  eine  entscheidung  nach  objoctiveti  gründen. 
Richtig  erkannt  ist  aber,  dass  abiilg.  rk  U,  ra,  la,  wo  ihnen 
niss.  ere,  tlc,  wo,  olo  zur  seile  sieben,  ans  diesen  zusammen- 
geüogen  sind.  Nur  werden  auch  hierbei  nicht  genügend  urstaw. 
«rc,  oro  etc.  von  urslaw.  rS,  ra  unterschieden,  z.  b.  werden  die 
r^,  IS  von  irSsgü,  dr6maii,  bleskü,  welche  nach  auswels  des  russi- 
schen und  der  verwandten  sprachen  urslaw,  r^,  /^hallen,  eben- 
falls aus  ere,  ele  eiklärt  (s.  41  f.).  Das  Verhältnis  von  mirq  ; 
mrSti  ist  nicht  genau  dargestellt  {mr^chü  soll  aus*merochii  durch 
*merechä  hindurch  entstanden  sein)  und  nicht  begriffen,  woher 
die  differenz  mir  :  mrß  kommt;  dasselbe  gilt  von  vlükq  :  vlfSti 
u.  s.  w.  (s.  43  f.). 

Dies  sind  die  wesentliclien  resuUale  der  mir  vor  dem  drucke 
meiner  Untersuchung  unbekannten  vor  oder  gleichzeitig  mit  der- 
selben erschienenen  arbeilen.  Ich  treue  mich,  in  den  angegebenen 
punkten  mit  Lavrovskij  und  Geitler  übereinzustimmen  und  halte 
diese  Übereinstimmung  für  eine  gute  gewähr  der  richtigkeit. 
Hätte  ich  heute,  wo  mir  diese  arbeilen  bekannt  sind,  meine 
Untersuchung  neu  zu  redigiren,  so  würde  ich  nichts  zu  Ihun 
'haben,  als  an  den  betreffenden  stellen  die  Übereinstimmung 
mit  den  slawischen  gelehrten  zu  verzeichnen;  »vollständiger  aus- 
fiillen<  und  »manches  gewinnen«,  wie  Jagic  meint,  würde  die 
arbeit  nicht,  da  mein  material  viel  reichhaltiger  ist  als  das  der 
genannten  gelehrten,  somit  meine  resultate,  auch  wo  sie  that- 
Eächlich  mit  denen  meiner  damals  unbekannten  voi^änger  über- 
;  einstimmen,  auf  breiterer  und  festerer  grundlage  ruhen  als  bei 
^diesen.  Das  von  Lavrovskij  und  Potebnja  behandelte  verhält- 
^.niss  der  rassischen  belonung  zur  quantität  und  betonung  des 
iechischen  und  serbischen  habe  ich  aus  den  voc.  II  s,  162  an- 
gegebenen gründen  nicht  untersucht.  Ferner  habe  ich  eine  ganze 
reihe  von  fragen  behandelt,  welche  keiner  von  ihnen  berührt. 
Jagic  erkläii  ja  selbst :  »icli  will  gern  gestehen,  dass  ich  bei 
alledem  diese  abhandlung  durchaus  nicht  für  überilüssfe  halte, 
zumal  in  dem  zusammenhange,  welchen  der  Verfasser  ihr  ge- 
geben hat;  ja  ich  gehe  noch  weiter,  indem  ich  behaupte,  dass 
seine  diesem  gegenstände  gewidmete  forschung  die  endliche 
lösung  der  vielen  streitigen  fragen,  welche  sich  an  diese  er- 
scheinungen  knüpfen,  entschieden  gefürdert  hat«  (s.  344). 

Nach  den  über  meine  ganze  Untersuchung  gemachten  be- 
merkungen  wendet  sich  Jagic  zu  deren  einzelnen  abschnitten. 


438  Johannes  Schmidt, 

Gegen  den  ersten  die  Verbindung  von  ^,  Ü  mit  r,  l  behandeln- 
den abschnitt  wiederholt  er  den  vorwarf,  dass  »die  idee,  welche 
meinen  auseinandersetzungen   zu  gründe  liegt,    durchaus  nicht 
neu  ist«.    Er  »könnte  mir,  angefangen  von  Maksimowicz  (1839) 
bis  Geitler  (1873)  und  zuletzt  Potebnja  (1874),  eine  ganze  reihe 
von  Slawisten  nennen,  welche  mit  bald  grösserer  bald  minderer 
Übereinstimmung  alle   an  der  ansieht  fest  hielten,   auf  wekbe 
auch  meine  Untersuchung  hinausläuft,  dass  für  die  lösung  dieser 
frage  das  russische  das  sicherste  kriterium  bietete  s.  345.   Es 
ist  ja  möglich,  dass  Maksimowicz  schon  im  jähre   1839  diese 
ansieht  gehabt  hat,  ich  kann  seine  Schriften  leider  nicht  ein- 
sehen.   Als  richtig  und  allein  möglich  bewiesen  hat  er  seine 
ansieht  schwerlich,  denn  sonst  würde  ich  nicht  in  der  läge  sein, 
eine  reihe  angesehener  Slawisten  zu  nennen,  von  Miklosich  und 
Schleicher  angefangen  bis  auf  Potebnja  ^),  den  »bekannten  feinen 
kenner  der  slawischen  grammatik«,  wie  ihn  Jagi<S  nennt,  wekhe 
alle  an  der  entgegenstehenden  von  mir  bekämpften  ansieht  fest 
halten,  dass  die  »altslovenischen«  formen  die  ältesten  und  ans 
ihnen  alle  anderen  zu  erklären  seien.     »Aber  auch  die  au»- 
führung,  d.  h.  die  bei  Schmidt   mit  anerkennenswerthem  flciss 
zusammengestellte  gruppirung  der  betreffenden  worte,  je  nach- 
dem sie  im  russischen  vocal  -|-  liquida   oder  liquida  +  vocal 
aufweisen,  hat  in  der  slawischen  philologischen  litcratur  schon 
vor  Joh.  Schmidt    der   bekannte   feine   kenner   der  slawischen 
grammatik,   prof.  Potebnja,  gegeben  in  der  kritischen  abhand- 
lung,   welche  im  journ.  des  min.  der  aufkl.  1874  märzhefi  e^ 
schienen  ist«  (s.  345).    »Wahrheit  über  allesc,  sagt  Jagic  s.  340. 
In  dem  vom  4.  juni  1875  datirten  Vorworte  meines  buches  steht 
zu  lesen,  dass  der  druck  desselben  länger  als  ein  jähr  gewährt 
hat  und  daher  arbeiten,  welche  in  den  vorausgehenden  andert- 
halb Jahren  erschienen  sind,   nur  soweit  verwerthung  gefunden 
haben,  wie  es  die  correctur   der  druckbogen  erlaubte.    Da  der 
betreffende  abschnitt  meines   buches  die  selten  8  bis  66  füllti 
und  man  den  druck  eines  buches  mit  dessen  anfange  zu  be- 
ginnen pflegt,  so  hätte  Jagic  schon  aus  dem  Vorworte  ersehen 


^)  Dva  izsl5dovanija,  Voronozu  1866  p.  31— 34:  im  urslawischen  haben 
wie  im  abulg.  T,  n  stets  hinter  r,  l  gestanden,  wo  in  den  jüngeren  slawi- 
schen sprachen  der  vocal  vor  r, Z  erscheint,  sei  er  erst  spät  umgestellt 
worden. 


Entgegnung. 


439 


können,  dass  dieser  abschnitt  im  märz  1874  bereits  gedruckt 
pder  doch  für  den  druclt  endgiltig  redi^rt  war.  Wäre  Potebnjas 
«bhandlung  mitten  in  Deutschland  erschienen  und  mir  sofort 
nach  dem  erscheinen  zugänglich  gewesen  —  sie  ist  es  bis  auf 
iden  heutigen  tag  nicht  — ,  so  dürfte  ich  auf  grund  der  mit- 
;gelheilten  stelle  meines  Vorwortes  von  jedem  loyalen  kritilter  ver- 
langen, dass  er  sie  nicht  in  dem  sinne,  dass  ich  sie  hätte  be- 
puizen  können  oder  gar  müssen,  als  vor  meiner  Untersuchung 
^schienen  er^välinte,  wie  s.  347.  352  geschieht.  Die  »Wahrheit« 
ist  sogar,  dass  Pütebnja,  wie  eben  gesagt,  in  seiner  früheren 
^bandlung  der  frage  die  von  mir  und  nach  Jagics  angäbe  jetzt 
»uch  von  ihm  selbst  als  irrig  erwiesene  ansieht  verfochten  hat. 

Aus  dem  ei-weichten  re  von  polnischen  formen  wie  uiier/ich 
habe  ich  den  schluss  gezogen,  dass  auch  das  polnische  einst  die 
in  altrussischen  denkmalen  erscheinenden  formen  wie  viridiü 
Ijesessen  habe.  Jagic  weist  dies  mit  höhn  von  sich :  iere  findet 
fich  vor  folgenden  labialen  und  gutturalen,  und  diese  laute  sollen 
nach  Potebnja  und  Jagic  die  erweichung  von  r  in  ra,  d.  i.  älter 
rj,  veranlasst  haben,   meikwüidigerweise   aber   nur,   wenn  dem 

1  je  =  urslaw.  1  vorbeigeht,  nicht  nach  anderem  vocale. 
Man  braucht  sich  nur  ganz  oberflächlich  mit  lautphysiologie 
beschäftigt  zu  haben,  um  die  Ungereimtheit  der  ansieht,  dass 
labiale  ein  vorhergehendes  r  in  rj  wandeln  sollen,  sofort  zu  er- 
k^men.  Zur  »bestätigunga  weist  Jagic  auf  die  bekannte  er- 
scheJnuDg  hin,  dass  »guttural-  und  labiallaule  den  umlaul  des 
(ije  zu  (i)o  oder  eventuell  (i)a  verhindern,  also  in  gleicher  linie 
mit  weichen  consonanten  die  Wirkung  ausüben«  (s.  348).  Als 
pb  bewahrung  eines  allen  e  und  Verwandlung  eines  alten  r  in 
onursprüngliches  rj  ^  rz  das  mindeste  mit  einander  zu  thun 
liälten  !  Allerdings  üben  die  folgenden  consonanten  eintluss  auf 
die  alte  lautgruppe  1r,  nur  in  ganz  anderer  weise  ab  Jagic  meint. 
Ich  will  ihm  dies  an  den  beiden  beispielen,  mit  welchen  er 
mich  s.  351  ad  absurdum  zu  führen  meint,  nachweisen.  »Zwei 
ioi  altslovenischen  ganz  gleichartig  gebildete  subslanliva:  gor^kostf 
und  verlnost7  gehen  im  polnischen  auseinander:  gorzkosc  und 
tpiemokc.  Soll  hier  die  ungleiche  behandlung  in  der  svarabbakti 
md  nicht  vielmehr  in  der  beschaffenheit  des  nachfolgenden  con- 
onanten  ihren  grund  haben?«  Von  svarabhakli  kann  in  diesen 
tehpielen,    welche  ein    ursprünglich    bedeutsames  r  enthalten, 


440  Johannes  Schmidt, 

natürlich  gar  nicht  die  rede  sein  ^),  die  beispiele  zeigen  nur, 
dass  altes  Hf  vor  verschiedenen  consonanten  verschieden  be- 
handelt wird,  vor  Je  sein  ^  bewahrt  und  dadurch  in  rz  über- 
geht, dagegen  vor  n  sein  ^  spurlos  verliert  und  zu  nicht  assi- 
bilirtem  r  wird.  Nehmen  wir  nun  an  —  mit  welchem  gründe 
oder  ungrunde  sei  vorläufig  gleichgiltig  — ,  das  polnische  habe 
einst  zwei  formen  ^virichü  und  "^sWna  (russ.  verchü,  sema)  ge- 
habt, so  musste  *viriehü  nach  analogie  von  gorikosPi,  dagegen 
♦syH'wa  nach  analogie  von  vMnosPl  behandelt,  d.  h.  *t;fHrcW 
zu  wierzch,  s^rina  zu  *^ma  und  weiter  sama  werden  (voc.  H, 
45  f.).  Kurz,  gutturale  und  labiale  bewirken,  dass  ein  vor  ihnen 
stehendes  r%  sein  X  länger  bewahrt,  als  die  vor  anderen  con- 
sonanten stehenden  r%,  und  das  ist  allerdings  analog  der  be- 
wahrung  des  alten  (i)e  vor  dem  übergange  in  (%)o  durch  die- 
selben laute.  An  der  entstehung  des  M  (später  krs)  aus  Tr 
hat  ihre  gutturale  oder  labiale  qualität  keinen  antheil.  Da  nun 
sonst  weder  ie  einen  folgenden  consonanten  noch  gutturale  oder 
labiale  einen  vorhergehenden  consonanten  »erweichen«,  rzm 
wierzch  also  weder  durch  das  ie  noch  durch  das  ch  veranlasst 
sein  kann,  so  folgt,  dass  die  mit  den  lautgesetzen  im  besten 
einklange  stehende  herleitung  aus  vtr^chü  die  einzig  mögliche 
erklärung  des  rz  ist.  Wie  ich  aus  poln.  ierz  älteres  tri  er- 
schlossen habe,  so  hat  sich  mir  aus  il  älteres  iR  ergeben,  z.  b. 
"^vttikU  aus  wilk  (russ.  volkU),  Dies  Tß  aus  U  ward  durch  HL 
mlkas  bestätigt,  Jagic  fügt  noch  hinzu,  dass  das  Zographos- 
evangelium  regelmässig  vl^kü,  nicht  vlükü  schreibt.  Potebnja 
dagegen  ist  der  meinung,  dass  poln.  wilk  erst  aus  *viit1cü  ent- 
standen sei,  indem  w  sich  zu  w  erweicht,  das  erweichte  w  den 
folgenden  vocal  in  i  gewandelt,  dies  i  endlich  das  folgende  l 
zu  l  erweicht  habe,  und  Jagic  »hofft,  dass  ich  dieser  feinen  er- 
klärungsweise die  verdiente  anerkennung  nicht  versagen  werdec 
(s.  355).  Recht  gerne,  sobald  sie  nur  nicht  den  anspruch  er- 
hebt, die  thatsächlichen  Vorgänge  darzustellen,  denn  dieser  an- 
spruch wäre  ganz  unbegründet,  so  lange  keine  sicheren  belege 


*)  Herr  J.  hat  sich  eine  wunderbare  vorstelhmg  von  dem  gemacht, 
was  unter  svarabhakti  zu  verstehen  ist.  S.  303  meint  er,  ich  verstehe 
unter  ihi*  »den  ausfall  eines  wurzelhaft  postulirten  halbvocals  zwischeti 
muta  und  liquida«.  Jeder  nur  einigermassen  aufmerksame  leser  meines 
buches  wird  mir  das  zeugniss  ausstellen,  dass  ich  an  dieser  begriffsverwir- 
rung  unschuldig  bin. 


Gntg^niunS- 


441 


dafür  erbracht  sind,  dass  1)  polii.  m  aus  älterem  va,  und  2)  l 
aus  i  durch  vorhergehendes  *  entsteht.  Die  belege  dürfleti 
nicht  allzu  leicht  zu  beschaffen  sein;  ehe  sie  nicht  beschafll  sind, 
bleibe  ich  bei  meiner  voc.  II,  47.  61  wohl  begründeten,  von 
Jagic  nicht  im  mindesten  erschütterten  erltläning.  Dass  ich  nur 
auf  grund  der  ostromirischen  Schreibungen  wie  vlrichü  dem 
westslawischen  formen  wie  *virlcha,  vlUkÜ  »aufgebunden«  habe, 
(s.  364)  ist  unwahr.  Ich  habe  diese  formen  lediglich  aus  den 
gesetzen  der  polnischen  spräche  erschlossen,  die  ostromirischen 
geben  nur  die  bestäligung  dafür,  dass  sie  richtig  erschlossen 
waren.  Als  curiosum  füge  ich  bei,  dass  der  anpreiser  dieser 
»feinen  erklärungsweise«  am  Schlüsse  seines  aufsatzes  den  Spruch 
fiillt,  mir  >gehe  der  sinn  für  die  geschichtliche  entwicklung  der 
Sprache  in  sehi'  bemerkbarer  weise  ab«. 

Wir  kommen  zur  Schreibung  der  liquidalgruppen  im  Ostro- 
mirischen evangelium.  Ich  habe  gesagt,  dass  der  schreiber,  von 
vereinzelten  Schwankungen  abgesehen,  mit  nur  einer  einzigen 
ausnähme  (grXny)  den  im  russischen  des  11.  jh,  gesprochenen 
Tocal  giebt.  Jagic  bemerkt,  dass  ich  »mindestens«  noch  i^rä«»;t.', 
für  welches  nach  dem  heutigen  breaie  vielmehr  brinije  zu  er- 
warten war,  übergangen  habe.  Ich  nehme  den  nachtrag  mit 
dank  an,  muss  aber  nach  erneuter  durchsieht  des  Vostokovschen 
index  gt^en  das  »mindestens«  protestiren,  es  ist  der  einzige 
ausgelassene  fall.  Mein  kritiker  wüi"de,  wie  der  ton  seines  ganzen 
aufsatzes  zeigt,  sicherlich  nicht  unterlassen  haben  die  übrigen 
übergangenen  beispiele  anzuführen,  wenn  es  welche  gäbe. 
Jagic  fährt  dann  fort:  »So  ist  auch  in  der  anmerkung  unrichtig 
behauptet,  dass  der  russ.  schreiber,  wo  er  fehlt,  nur  ü  an  stelle 
von  I,  nicht  auch  l  an  stelle  von  Ü  setzt.  Ich  möchte  fragen, 
was  denn  von  den  beispielen  vüstrigajqste,  vüstirignete,  istrigneti 
zu  halten  ist?  Hier  postulirt  ja  doch  wohl  das  russische  den 
vocal  ö,  und  im  Ostrom,  ist  dafür  f  gesetzt.  Ich  lege  weiter 
kein  gewicht  darauf,  erlaube  mir  nur  der  ansieht  zu  sein,  dass 
herr  Johannes  Schmidt  sich  die  sache  wohl  noch  etwas  genauer, 
als  er  gethan  zu  haben  meint,  hätte  ansehen  müssen,  bevor  er 
unternahm,  Miklosich  der  Unrichtigkeit  zu  zeihen«.  Und  ich 
erlaube  mir  der  ansieht  zu  sein,  dass  herr  Jagic,  wenn  er  s.  32 
und  55  meines  buches  angesehen  hätte,  sich  seine  frage,  welche 
dort  beantwortet  ist,  und  seine  auf  sie  gegründete  beschuldigung 
der  Unrichtigkeit  hätte  sparen  können.    Auch  Nestor  hat  noch 


442  Johannes  Schmidt, 

terYgnfdi,  tergnuti  neben  targntdi,  Ostromirs  vüst^rtgnete  giebt 
also  wirklich  den  im  russischen  des  11.  jh.  gesprochenen  vocal. 
In  den  Schreibungen  wie  nifr'tvU,  mÜTviti,  welche  im  Ostr.  neben 
mirUvü,  mülüviti  stehen,  ist  für  Jagic  »über  allen  zweifei  er^— 
habenc,  dass  das  zeichen  '  durchaus  nicht  an  lautlicher  geltmigr 
mit  u  und  ^  gleichzustellen  ist.    Er  schliesst  dies  daraus,  das^ 
es  in  fremdworten  zur  trennung  von  lautgruppen,    welche  iEn 
einheimischen  altbulgarischen  Worten  gar  nicht  oder  selten  voir^ 
kommen,  gebraucht  wird,  z.  b.  al'tari,  wo  »der  Schreiber  offa:^^ 
bar  kein  selbständiges  vocalisches  element  wiedergeben  wolHe-^K. 
Ich  fürchte,  Jagic  spricht  hier  mit  mehr  Zuversicht,  als  er  b^w 
rechtigt  ist.    Von  vom  herein  ist  ja  sehr  wohl  möglich,  dass 
die  Slawen  ihnen  unbequeme  lautgruppen  von  fremdworten  durch 
einschub  schwacher  wirklich  gesprochener  vocale  erleichtert  haben, 
wie  es  die  Magyaren  zahllos  oft  gethan  haben  (z.  b.  bartU  aus 
slaw.  brat),  und  dass  dies  in  einigen  fallen  sicher  geschehen  ist, 
zeigen  altrussische  Schreibungen  wie  jegypctU,  ejupäü,  egttpeiÜt^, 
altserb.  ejupati  {AlYvntog)  s.  Mikl.  lex.,   welche  für  das  ostro- 
mirische egyp'tü  die  ausspräche  egypitü  wenigstens  ebenso  wahr- 
scheinlich machen  als  die  von  Jagic  behauptete  egyptU.    Es  ist 
auch  allbekannt,   dass  in  fremden  Worten  Schreibungen  mitF, 
ü  neben  denen  mit '  her  gehen,  im  Ostr.  z.  b.  kinlisXnqjq  kinsü^y 
korüvanq  kor^vanq,  pontttskuumu  pon't^skuumu,  an^gelU  an'geUy 
zmyr^nq  zmyr^no  u.  a.     In  ier'sdlim^.   283  d    neben    sonstigen» 
ierusalimU  steht '  sogar  an  stelle  eines  zweifellos  gesprochenen  i^- 
Aus  der  Schreibung  fremder  worte  ist   also  der   von  Jagiö  ge- 
zogene schluss  nicht  zu  ziehen.    Jagic  meint,  seine  ansieht  werde 
»durch  die  sonst  noch  übrig  bleibenden  falle,  wo  '  erscheint  nocti 
mehr  bestätigt«.    Es  seien  alüc-,  in  welchem  »eigentlich  tJ  schon 
a  priori  überflüssig«  sei,   v*sahü,  v^sjakogo,  v'semu,  welche  auch 
im  Zogr.  mehrfach  ohne  T  geschrieben   werden,  und  iz'SiM^ 
neben  izüStdU,     Wollte  ich   zu  herrn  Jagiö  in   seiner  sprach^ 
reden,   so  würde  ich  sagen,   dass   er  »mindestens«   noch  p^^ 
(3ma]),  syWskyjy  urin'nyjq,   scd'miS^di  (112  d  2mal)   übergangeti 
habe.    In  allen  einheimischen  oder   mit  einheimischen  suffixet* 
gebildeten  worten  (ausser  aVc-)  steht  also  das  zeichen  '  an  stelle 
eines  einst  sicher  vorhandenen  ü  oder  1:^).    Jagic  behauptet  nun t 

*)  Auch  in  sed'misldi;  wären  d  und  m  in  sedmi  nicht  früher  durcD 
einen  vocal  getrennt  gewesen,  so  würde  *senii  entstanden  sein  wie  vi(d)nti9 
ja(d)mX, 


Kntg^nnnf.  143 

dass  dasselbe  denkmal  sonst  immer  il  oder  I  schreibt  und  sie 
nie  mit  ausnähme  der  von  ihm  angeführten  lalle  durch  '  ersetzt. 
Auch  der  erste  theil  dieser  behauptnng  ist  falsch:  6e£Ö,  «flüö, 
raeU,  iaü  (ausser  dem  angeführlen  itüstdil)  haben  in  Zusammen- 
setzungen nie  ihr  auslautendes  U  geschrieben,  desniea,  desnaja 
o  desnqjn  u.  s.  w.  erscheinen  stets  ohne  1,  ebenso  ielfzny, 
gorasnf'e  an  der  je  einzigen  stelle,  wo  sie  vorkommen,  ferner 
thoriti  (häutig),  srebro  (2mal),  srebrinUcü  (Imal),  kniga  (2mal), 
vsakü  (ämal).  otrgSiti  (4mal,  otün^Üti  nur  Iraal),  vfsemirS  48b 
statt  tffsemi  mir^  (3mal),  oft  findet  sich  -^do  (-iodo)  hinter  M-, 
boti-,  komu-  statt  -Udo.  Auf  gleiche  stufe  mit  den  ausgelassenen 
t,  U  sind  die  nicht  seltenen  lalle  zu  steilen,  in  welchen  ü  an 
stelle  eines  I  geschrieben  ist,  welches  in  der  späteren  ausspräche 
Terloren  gegangen  ist,  so  die  instr.  sg.  mU  (196c),  kopifemd, 
imeaemU,  pt^tmü,  rodomü,  dovomü,  sast^otnü,  itdÜelJemU,  ^ir'no- 
rittcemä,  ferner  vütorämkü,  älUiünikmiii,  kiinüiinikii,  roiästvo, 
,in6üii,  züdantja,  säeüdati  (stets  so),  -eüdo,  kokoSä,  mqiü,  m^Ü, 
maiA,  lei^ta,  lam,  tnaterü,  noiä,  ^d^sta.  Diese  ä  drucken  die 
tinsiciierheit  des  Schreibers  in  der  bezeichnung  ein^  in  seiner 
Sprache  nicht  mehr  voll  lebendigen  lautes  aus,  er  sprach  z.  b. 
weder  rodomü  noch  rodomT,  sondern  lediglich  rodom,  vielleicht 
noch  mit  einem  schwach  nachtön enden  unbestimmten  laute, 
Khwerlich  mehr  mit  klar  articullrtem  1  {vgl.  visemirS,  d.  i. 
Hisem  miri).  Es  erglebt  sich  also,  dass  eine  ganze  anzahl  alter 
t,  ü  einheimischer  Wörter  in  der  spräche  des  diaconus  tiregonua 
schon  sehr  schwach,  wenn  nicht  ganz  stumm  geworden  waren, 
nnd  dass  Gregorius  diese  laute  öfter  entweder  gar  nicht  oder 
■durch  '  bezeichnet  oder  statt  eines  verklungenen  T  ein  tl  schreibt, 
daneben  aber  auch  noch  in  den  meisten  ^llen  die  historische 
hreibweise  fortführt. 

Haben  wir  nun  die  Schreibung  der  liquidalgruppen  ir',  är', 
in  echt  slawischen  Worten  nach  der  Schreibung  unslawischer 
ler  slawischer  worte  zu  beurtheilen '■'  Man  muss  eine  starke 
'^■oigefasste  meinung  haben,  um  sich  mit  Jagic  für  die  unslawi- 
sctoen  als  massslab  der  beurlheilung  zu  entscheiden.  Nehmen 
"vrir  aber  an,  der  aposiroph  habe  in  Schreibungen  wie  pTr'cAa 
dieselbe  bedeutung  wie  in  v'sakfi,,  so  stehen  die  russischen  formen 
u*  Voller  harmonie  mit  den  polnischen.  Poln.  tdcrzch  lässt  sich 
aa.c\x  den  lautgeselzen  des  polnischen  nur  aus  *cTfJcAfl  herleiten. 
r"   Ostr.  finden  sich  nun  ausser  dem  der  südslawischen  vorläge 


444  Johannes  Schmidt, 

entstammenden   vrCchU  die  drei  Schreibungen  virkihü,  vir'chilL 
tPlrcM  genau   parallel  den  Schreibungen  visakü,  vsakü,  vscM 
(2mal).    Bei  den  letzteren  zweifelt  niemand  daran,  dass  ein  altes 
vl^sakü  mit  gesprochenem  ^  zu  gründe  liegt,  dass  dessen  f  abe] 
in  der  spräche  des  Gregor  schon  sehr  schwach  oder  ganz  stumD 
geworden  war.    Ebenso  wenig  kann  man,   das  poln.  unersc 
und  russ.  oro,  olo,  ere,  de  =  vorslaw.  ar,  cU,  er,  d  im  augi 
daran  zweifeln,  dass  den  drei  ersteren  ein  altes  virtchU  zu  grund 
liegt,  dessen  zweites  t  auf  dieselbe  stufe  gesunken  ist,  wie  da 
von  vXsakü.    Wie  sich  für  schwach  gewordenes  ^  auch  Ö  ge 
schrieben  findet  (um  bei  vM  zu  bleiben,  einmal  vösf  statt  tHCsg), 
so  findet  sich  auch  vereinzelt  ^rü  für  urspr.  ^r^  geschrieb^: 
v^rütogradS,   dtrüzai,  pirUsty  (voc.  II,  65).     Zur  richtigen  be- 
urtheilung  dieser  Schreibung  ist  wesentlich,  hervorzuheben,  dass 
sich  nur  Xrü  statt  Xrt,  nicht  etwa  auch  üri,  Ütü  statt  ätä,  Ä< 
geschrieben  findet.    Dies  trü  steht  auf  derselben  stufe  mit  den 
eben  angeführten  imü,  süßüdati  für  im(,  suzidati  u.  s.  w.   Idi 
halte  also  jetzt  nach  erneuter  prüfung  den  apostroph  in  Xr\  k\ 
üV  zwar  nicht  für  das  zeichen  eines  vom  Schreiber  noch  eben 
so  voll  wie  das  vor  r,  l  stehende  X,  ü  gesprochenen  t,  ä,  aber 
für  ein  ebenso  sicheres  zeugniss  eines  einst   hinter  der  liquida 
stehenden  X,  ü  wie  den  apostroph  in  v'sakü  u.  a.    Jagic  s.  365 
bemerkt,  dass,  wenn  der  apostroph  nach   der    auffassung  des 
Gregorius  =  ü  oder  t  wäre,  wenigstens  einigemale  Schreibungen 
wie   v'lükü,  frUtva  begegnen  würden,   was  nicht   der  fall  ist 
Ganz  richtig.     In  den  alten  Verbindungen  W,  Urü,  tUü  ist  eben 
nicht  der  erste,  sondern  der  zweite  vocal  allmählich  schwach 
geworden  und  wieder  geschwunden,  wie  das  heutige  russische 
(verchu)  zeigt,  ein  Schicksal,  welches  im  Ostr.  ev.  T,  ü  auch  an 
anderen  stellen,  wie  eben  gezeigt,  betrolBfen  hat. 

In  keinem  altrussischen  denkmale  erscheinen  formen  mit 
Tri  etc.  ohne  zahlreich  oder  überwiegend  daneben  liegende  mit 
Xr,  neben  beiden  endlich  finden  sich  die  altbulgarischen  raitn. 
Jagic  hat  die  denkmäler  durchmustert  und  folgendes  gefunden. 
»Je  weniger  sich  ein  denkmal  an  die  überliefeile  altslovenische 
Schreibart  bindet,  desto  seltener  schreibt  es  die  halbvocale  dop- 
pelt, desto  entschiedener  verharrt  es  bei  einem  ü  oder  l  vor 
r,  Z;  je  häufiger  dagegen  in  einem  denkmal  noch  die  überlieferte 
altslovenische  Schreibart  beobachtet  wird,  desto  häufiger  kommen 
auch  die  formen   mit  doppelten   halbvocalen  vor.    Also  nicht 


in  den  enisehiedenen  altniss.  denkmälern  des  11.  jh,,  sondern 
in  den  unentschiedenen  überwiegen  die  formen  mit  doppelter 
Setzung  der  lialbvocale*  {s.  367).  Die  formen  mit  doppelten 
halbvocalen  seien  »künstlich  oder  theoretisch  corabinirt,  ge- 
flossen aus  dem  bestreben  der  schreibei',  beiden  ersten  regeln 
[d.  h.  sowohl  der  russ.  Schreibung  Sr  als  der  aslov.  ri]  gerecht 
zu  werden«  (s.  371).  Ich  bin  gegenwärtig  in  der  unruhe  des 
Umzuges  nicht  im  stände  die  Vollständigkeit  von  Jagics  material 
zu  prüfen.  Indem  ich  es  als  durchaus  zuverlässig  hinnehme, 
muss  ich  nur  bemerken,  dass  wenn  man  Jagics  eben  citirte 
Worte  so  verstehen  sollte,  als  ob  die  Schreibungen  mit  zwei  halb- 
vocalen in  demselben  masse  abnähmen,  wie  die  russischen 
ichreibur^en  ir,  ür,  &l  zunehmen,  dies  durch  Jagics  material 
als  irrthum  erwiesen  wird.  Vielmehr  nehmen  die  Schreibungen 
Srtr  aia  etwa  in  demselben  masse  zu,  wie  die  russischen  ir  etc. 
an  stelle  der  altslovenischen  rt  etc.  treten.  Im  folgenden  be- 
liehne rl  alle  liquidalverbtndungen  mit  nachfolgendem  vocale, 
fr  alle  mit  vorhergehendem,  Jrl  alle  mit  doppeltem  vocale. 
Nun  sehe  man.  Der  Izbornik  v.  j.  1073  hat  99  n,  45  ir, 
B  tri,  also  ri  :  Tr  etwa  wie  12'/i  :  1. 

Der  Izbornik  v.  j.  1076  hat  21  ri,  65  Tr,  11  tri,  während 
im  Izb.  V.  j.  1073  die  russische  Schreibung  zur  altslovenischen 
ach  wie  5:11,  also  -etwa  wie  1  :  2  verhält,  haben  wir  hier 
i  verhältniss  wie  65  :  21,  d.  h.  etwa  wie  3  :  1,  also  die  russi- 
sche Schreibung  hat  sich  versechsfacht,  und  in  demselben  Ver- 
hältnisse hat  Jrt  zugenommen.  Izb.  1073  hat  rt  :  irT  =  IS'/s  '■  'i 
1  Izb.  1076  rX  :  m  =  21  :  11,  d.  h.  wie  2  :  1,  also  die 
icbreibung  TrT  hat  sich  in  demselben  Verhältnisse  1  :  6  wie  die 
russische  gegenüber  der  altslovenischen  vermehrt.  Das  ver- 
hältniss von  tri .-  vCr  =  1 1  :  65,  d.  h.  etwa  1  :  6  ist  nicht  wesent- 
Kch  gegen  den  Izb.  1073  (8  :  45,  d.  h.  etwa  1  :  ö'/s)  verschoben, 
fr  hat  im  verhältniss  zu  IrT  nur  um  '/no  zugenommen. 

Das  Menaeum  v.  j.  1096—97  hat  3  ri,  9  Tr,  3  frT,  also 
:  Ir  ^  1  :  3  (im  Izb.  wie  2  :  1),  d.  h.  die  russ.  Schreibung 
en  Izb,  1073  versechsfacht,  dem  entsprechend  TrT  im  ver- 
hältniss zu  rt  sogar  verzwölffacht  (1  :  1,  im  Izb.  irt  :  ri  =j 
;1  :  12Vb);  iri  im  verhältniss  zu  fr  (1  :  3)  bat  gegen  Izb.  (1  :  5) 
um  '/li  zugenommen. 

»In  dem  bruchstücke  des  psait.  Evgen.  überwi^  die  all- 


446  Johannes  Schmidt, 

slovenische  Orthographie»,  rX  :  fr  =  28  :  6,   »mit  zwei  halb- 
vocalen  kein  beispiel«  (s.  372). 

>Im  psalt.  bid.  überwiegt  die  russ.  Orthographie,  und  zwar 
scheint  dies  denkmal  die  regel  zu  befolgen,  dass  r,  l  dabei  mit 
einem  spirltus  lenis  versehen  wirdc  ^r'  :  Hf  =  24  :  6,  tf^  gar 
nicht.  Da  Jagic  die  Schreibung  ^r'  ohne  weitere  prüfung  ein- 
fach mit  Tr  identificiert,  worin  ich  ihm  nicht  folgen  kann,  wird 
jeder  von  uns  beiden  die  Schreibung  dieses  denkmals  als  beweis 
für  seine  theorie  verwenden,  es  muss  also  bis  auf  weitere  Unter- 
suchung ausser  betracht  bleiben. 

Im  Gregorius  Nazianzenus  »herrscht  auf  den  ersten  246 
selten  des  gedruckten  textes  durchgehends  die  echte  altsloveni- 
sche  Orthographie,  d.  h.  die  nachsetzung  des  halbvocales,  auf 
viele  hunderte  von  beispielen  dieser  Orthographie,  welche  ich, 
da  sie  auf  jeder  seite  zu  finden  sind,  hier  nicht  weiter  anfOhre, 
kommen  nur  folgende  abweichungen« :  4  ^r^,  4  r^  mit  einem 
über  der  liquida,  2  fr  mit  einem  ^  über  dem  r,  1  tr  ohne 
zeichen  über  dem  r  (s.  374).  Diese  abweichungen  von  der  alt- 
slovenischen  Orthographie  sind  zu  geringfügig  um  daraus  etwas 
zu  schliessen.  Auf  den  letzten  40  selten  nimmt  die  russische 
Schreibung  und  mit  ihr  ^r^  sehr  bedeutend  zu  :  33  Tr,  15  ^r, 
6  M,  rechnet  man  Tr  =  ^r(  so  verhält  sich  W  :  M  =^  3  :  2. 

Um  über  den  werth  der  Schreibungen  ^r'  oder  \f  im  Ver- 
hältnisse zu  1fr  und  ^rt  ins  klare  zu  kommen,  genügt  es  nicht 
mit  Jagic  die  gleichsetzung  von  ^r'  und  ^rt  ohne  weiteres  für 
»übereilt«  oder  für  »entschieden  unrichtig«  zu  erklären.  Ehe 
man  nicht  für  jedes  einzelne  denkmal  fest  gestellt  hat,  in  welchem 
umfange  die  alten  ^,  U  ausser  Verbindung  mit  r,  l,  welche  im 
späteren  russischen  verklungen  sind,  in  ihm  noch  lautliche  gel- 
tung  haben  oder  nicht,  ist  eine  endgiltige  entscheidung  über  den 
lautwerth  von  ^ri,  Tr'  in  ihm  nicht  möglich.  Diese  frage  kann 
nur  im  engsten  zusammenhange  mit  der  geschichte  von  y,  Ä 
im  russischen  gelöst  werden,  und  das  ist  eine  aufgäbe  für  die 
Zukunft.  Ich  habe  oben  gezeigt,  dass  es  möglich  ist  die  Schrei- 
bungen tr^,  Tr',  Tr  des  Ostr.  auf  ein  altes  zu  gründe  liegendes 
mit  doppeltem  vocale  gesprochenes  THf  zurückzuführen  und 
stelle  hier  noch  einmal  die  gründe  zusammen,  welche  für  das 
wirkliche  Vorhandensein  von  XrX  etc.  in  der  gesprochenen  alt- 
russischen  spräche  zeugen. 

1)  Die  nachkommen  von  Ostr.  vtr^cM,  mülünija  etc.  leben 


Bitgegnung. 


447 


bis  auf  den  heutigen  tag  in  volksdiatekten  als  rerechü,  molonlja 
u.  a.  (voc.  II,  6t,  Jagic  s.  366).  Diese  noch  heule  wirklich 
lebenden  formen  wird  wohl  auch  Jagic  schwerlich  als  »künst- 
lich oder  theoretisch  combinirt«,  als  combinirte  russische  und 
altslovenische  Schreibung  erklären  wollen.  Müssen  wir  diese 
formen  als  existirend  anerkennen,  so  haben  wir  keinen  grund 
ihre  exisienz  in  der  allrussischen  gesprochenen  (nicht  ge- 
sclmebenen)  spräche  zu  bestreiten,  wenn  diese  durch  sichere 
anzeichen  wahrscheinlich  gemacht  wird.  Dies  geschieht  aber, 
abgesehen  von  den  in  altrussischen  denkniälem  geschriebenen 
frf,  örfl,  üla  durch  die  beiden  folgenden  gründe. 

2.  Man  darf  die  Verbindungen  Tr,  Ur,  fl,  iU  nicht  aus  dem 
zusammenhange  mit  den  Verbindungen  von  n,  e  -\-  r,  l  heraus 
reissen.  Zu  der  zeit,  als  ar,  al,  er,  el  vor  folgenden  consonanten 
durchgehends  zu  oro,  olo,  erc,  de  gewandelt  wurden,  ertrug  die 
Sprache,  in  welcher  dies  geschah,  nennen  wir  sie  nun  russisch 
oder  urslawisch,  die  lautfolge  r,  l  -Y-  cons.  nicht,  also  aucli 
nicht  ?r,  Ur,  T/,  Hl  -f  cons.;  wie  gardas  zu  gorodü,  so  ward 
virsus  zu  virfchü  (heute  verechä).  Es  ist  reine  willkür,  wenn 
Jagid  (s.  366.  376)  fälle  wie  verechü  durch  die  benennung  »secun- 
därer  volllaut«  von  (Tdlen  wie  gorodii  scheidet.  Nichts  spricht 
dafür,  dass  sie  zu  verschiedenen  zelten  entstanden  seien. 

3.  Die  durch  die  heutigen  dialekte  und  durch  die  harmonie 
mit  gorodü,  beregii  gestützten  formen  wie  vJrlchS  stimmen  mit 
den  altpolnischen  formen  wie  *virJchU,  deren  lautgesetzliche 
Tertreter  in  den  heutigen  tdersch,  wük  u.  s.  w.  vorliegen,  laut 
für  laut  überein. 

Doch  Jagic  wendet  gegen  die  exislenz  eines  alten  vfrichü 
ein,  dass  der  volllaut  (gorodü  heregU)  sich  durchgehends  erhalten 
habe,  also  wTrlc/iö,  wenn  es  existiil  hätte,  ebenfalls  durchgehends 
mit  doppelvocal  erhalten  geblieben  wäie  (s.  376).  Ich  bin  wirk- 
lich in  Verlegenheit,  was  ich  darauf  antworten  soll.  Muss  ich 
faerm  Jagic  erst  auf  die  verschiedene  Widerstandsfähigkeit  von 
V,  ü  einerseils  und  o,  c  andererseits  aufmerksam  machen?  Muss 
ich  ihm  sagen,  dass  tausende  von  einst  vorhandenen  T,  Ö  im 
russischen  wie  in  allen  slawischen  sprachen  geschwunden  sind, 
während  die  alten  o,  c.  in  der  regel  bleiben?  Muss  ich  ihm 
sagen,  dass  wie  z.  b.  aus  dvtrinikü,  umtrUSi,  deren  beide  das  f 
umschllessende  vocale  etymologisch  berechtigt  sind,  russ,  dvernikU, 
vmerH  geworden  sind,  ebenso  lürJcfiü  zu  vcrchü  werden  konnte? 

30* 


448  Johannes  Schmidt, 

Das  alles  weiss  herr  Jagic  sehr  gut,  und  es  ist  mir  unbegreif- 
lich, wie  er  den  einwand,  dessen  nichtigkeit  Ihm  nicht  verborgen 
sein  kann,  machen  konnte. 

Auch  die  frage,  ob  die  Schreibung  altslovenischer  denkmäler 
vrtchü  oder  vrüchü  von  allem  anfange  an  nur  die  ausspräche 
vrchii  (r-vocal)  bezeichnet  habe,  welche  direct  aus  virchü  ent- 
standen sei,  wird  durch  Jagics  unbewiesene  behauptung,  dass 
es  so  sei,  nicht  gelöst.  Die  Orthographie  deutet  darauf  dass 
die  ausspräche  vrchU,  vrch  zunächst  aus  vrichü  und  dies  durch 
vtrtchü  hindurch  aus  v^rchü  entstanden  sei,  wie  ich  angenommen 
habe  und  wie  der  parallelismus  der  übrigen  liquidalverbindimgen 
wahrscheinlich  macht  (gradU,  br^gU). 

Zu  anfang  des  zweiten  abschnittes  citirt  Jagi6  seine  früha:«i 
äusserungen  über  Lavrovskijs  abhandlung,  welche  mit  den  hier 
gesperrt  gedruckten  Worten  schliesst,  dass  herm  L.  sein  verdienst 
»niemand  streitig  machen  kaimc.    Darauf  fahrt  Jagi6  w&tUdi 
fort:   »Ich  hatte  die  letzten  worte  hinzugefügt  ohne  zu  ahnen^ 
dass  ich  mich  als  ein  schlechter  prophet  herausstellen  wärde. 
Freilich  hätte  ich  damals  nicht  glauben  können,  dass  sich  je- 
mand auf  die  weitere  behandlung  dieser  erscheinung  veilegöi 
würde,   ohne  die  abhandlung  Lavrovskijs  zu  keimen«.  Die  ia 
dem   ersten  satze  ziemlich   unverholen  ausgesprochene  falsche 
beschuldigung  wird  durch  den  zweiten  glücklicherweise  sofort 
zu  nichte  gemacht    Dieser  zweite  aber  hinterlässt  ein  gefühl 
unbefriedigter  wissbegier.     Wie  mag  sich  herr  Jagic  wohl  vor- 
stellen, dass  eine  arbeit,  welche  jemand  nicht  kennt,  auf  diesen- 
selbigen  jemand  irgend  welche  Wirkung  ausüben  kann? 

Jagics  einwände  gegen  meine  behandlung  von  russ.  oro,  er^ 
etc.  beginnen  mit  einer  beschuldigung,  die  zu  seiner  devis^ 
»Wahrheit  über  alles«  (s.  340)  nicht  recht  stimmt.  Er  wirf* 
mir  wiederholt  vor,  ich  trage  kein  bedenken  auf  vereinzelt^ 
volllautsformen  polnischer,  lateinisch  geschriebener  urkundeim-i 
als  auf  vollgültige  Zeugnisse,  dass  auch  das  polnische  einst  der^ 
volllaut  gekannt  habe,  hinzuweisen.  Diese  formen  seien  höchst 
wahrscheinlich  klein-  oder  weissrussisch,  und  mein  verfahre«:^ 
sei  »nur  noch  ein  beweis  mehr  für  die  schon  öfters  gemacht^ 
beobachtung,  dass  ich  für  die  geschichtliche  entwicklung  d^^ 
sprachen  keinen  rechten  siim  habe  und  in  meinen  combination^i 
wohl  sehr  kühn,  aber  auch  sehr  unkritisch  vorgehe«  (s.  389  '^ 
398).   Diesem  ergusse  gegenüber  begnüge  ich  mich,  den  folgende?- • 


Enlgegniing. 


449 


satz  aus  der  ersten   erwähniing   derartiger  formen   in   meinem 
buche  anzufüliren:  »Da  Bielowskt  von  ihnen  [mmWch  Mereehta 
etc.]   nur  anglebt,   sie  fanden   sich  w   dyplomach   piaaDyeh  w 
Polsce  w  wieku  XII  i  XIII,  so  bleibt  noch  zu  prüfen,  wie  viele 
derselben  polnisch  und  wie  viele  etwa  kleinrussisch  sind«  (s.  80). 
Diese  Prüfung  konnte  ich  nicht   vornehmen,  da   mir   das   werk 
nicht  zugänglich  war,  wie  ich  a.  a.  o.  bemerkt  habe,  und  auch 
beute  nicht  ist.  Der  hier  gemachte  vorbehält  gilt  selbstverständ- 
lich für  alle  späteren  stellen,  an  welchen  von  derartigen  formen . 
die  rede  ist.     Dass  formen   wie   meresina,    welche  in  vollkom- 
menem einklange  mit  solchen  wie  wiemch  =  'uTrTcÄS  stehen, 
im  polnischen  einst  vorhanden  gewesen  sein  müssen,  sieht  jeder 
der  wirklich  sinn  für  geschichtliche  entwickelung  der  spräche 
hat.     Wenige  verwandelungen  werden  in  den  sprachen  so  folge- 
richtig durchgeführt,  dass  nicht  einige  vergessene  reste  des  älteren 
sustandes  als  Wegweiser  für  den,  der  die  entwickelungsgeschichte 
erforscht,  zurückbliehcn.    Diesen  satz  habe  ich  voc.  I,  140  ge- 
schrieben und  damit  nur  eine  triviale  allbekannte  Wahrheit  aus- 
zusprechen geglaubt.    Ich  habe  ihn  seitdem  auch  von  anderen 
beistimmend  citirt   gefunden,  in  Jagiiis  besitz  aber  ist  diese  er- 
'  kenntniss  noch  nicht   gelangt.     Und    doch  weiss  jeder  mit  der 
atffickelung  der  sprachen  vertraute,  dass  die  wenigsten  laut- 
gesetze  ausnahmslos  durchgeführt  sind,  und  dass  gerade  die  aus- 
'Ilabinen  nicht  selten  den  gang  der  regelmässigen  lautentwickelung 
^ßinden  helfen.    So  hat  sich  auch  in    den    meisten    ausser- 
Nisstschen  slawischen  sprachen  die  eine  oder  andere  »volllaut- 
■m*   erhalten,    welche   den    weg   ^r  erklärang  der  sonst  In 
Uesen  sprachen  regelmässigen  lautvertretung  weist.    Auf  gmnd 
ieser  volllautformen  und  anderer  indicien  glaube  ich  den  be- 
'eis  geführt  zu  haben,  dass  die  regelmässige  lautvertretung  von 
^orslaw.  ar,  al,  er,  el  in  allen  slawischen  sprachen  durch  formen 
le  ära,  ere  hindurch  gegangen  ist.    Jagic  nennt  mein  verfahren 
illkürlich  und  kehrt  zu  der  alten  ansieht  zurück,  »wonach  das 
t^jssische,  bevor  es  seinen  jeb,igen  volllaut  entwickelt  hat,  den 
^■on  dem  slawischen  vocalismus  erheischten  weg  der  metathesis 
c^urchwandelt  haben  muss«  (s,  393).    Die  gegen  meine  ansieht 
^jjgeführlcn  gründe  sind  ganz  nichtig.    Erstens  soll  das  pola- 
fc>ische  keine  formen  des  typus  voc.  -{-  liqu.  -|-  voc.  aufweisen, 
E^as  ist  aber  der  fall  (imred,  sahi,  diilan  voc.  11,  80.  151).  Zwei- 
^jcns  sollen  das  polnische  und  sorbische  solche  formen  nicht ;; 


450  Johannes  Schmidt, 

Vorschein  bringen;   das  sorbische  hat  aber  aolöbik  (Voc  136) 
und  ehe  herr  Jaglc  über   das   polnische  so  kategorisch  abu^ 
theilte,  hätte  er  nachweisen  müssen,  dass  die  eben  erwähnten, 
von  mir  aus  Baudouin  de  Courtenays  buche  angeführten  worte 
polnischer  Urkunden  nicht  pobiisches  Ursprunges  sind.  Der  »sinn 
für  die  geschichtliche  entwickelungc  und  die  »kritik4c,  mit  deien 
alleinbesitz  herr  Jagic  sich  bei  jeder  gelegenheit  brüstet,  übop- 
heben    ihn  dieses  nachweises   nicht.    S.  401    behauptet  Jagic 
auch,  keiner  der  südslawischen  dialekte  habe  formen  mit  m, 
de  aus  vorslaw.  er,  d,  obwohl  ich  dieselben  s.  67  f.  zusanuDen- 
gestellt  habe.    Drittens  das  t  von  russ.  storozü  gegenüber  liL 
sdrgas  bliebe  unerklärlich,  wenn  von  anfang  an  s  und  r  durch 
einen  vocal  getrennt  gewesen  wären.   Herr  Jagiö  kann  mir  anfe 
wort  glauben,  dass  diese  nahe  liegende  erwägung  mir  nicht  ait- 
gangen  ist,  als  ich  mein  buch  schrieb.    Neben  russ.  sema  liegt 
Ut.  lett.  stvma  (reh),  neben  skr.  svcisa^r  got.  svista/r.  Es  wäre 
reine  willkür,   wenn   man    annehmen  wollte,  sima  sei  durch 
metathesis  zu  *srina,  durch  einschub  zu  *strina  und  durch  räcii-' 
metathesis  zu  *stima  geworden.     Genau  so  wie  urslaw.  Äff» 
imd  lit.  stima  können  lit.  sdrgas  und  urslaw.  *stargja8  neber» 
einander  gelegen  haben.     Dies  ist  der  grund,  weshalb  michda^ 
t,  welches  auf  den  ersten  anschein  für  die  alte  ansieht  zu  Sprecher* 
scheint,   gegenüber  der  menge   von  anzeichen,   welche  für  di^ 
meinige  sprechen,  nicht  beirrt.    Viertens  macht  mir  Jagic  dl^ 
von  mir  zuerst  nachgewiesene  verschiedene  behandelung  von  aa— 
lautendem  imd  inlautendem  ar,  al  zum   einwurf  gegen  mein^^ 
theorie.    Lassen  wir  fürs  •erste  den  anlaut  aus  dem  spiele-—' 
ich  komme  am  Schlüsse  darauf  zurück  — ,  so  haben  sich  all^ 
gründe  Jagics  gegen  meinen  nachweis,  dass  inlautende  vorslaV  - 
ar,  al,  er,  d  in  allen  slawischen  sprachen  einst  zu  ara,  ala,ere^ 
de  geworden  sind,  als  nichtig  erwiesen.    Herr  Jagic  findet  ^^ 
»nicht  praktisch«,  dass  ich  ere,  ele  vor  cw-o,  ölo  behandelt  hab^ 
und  kommt  mir  mit  der  miene  des  Wohlwollens  zu  hilfe,  indei 
er  die  reihenfolge  umkehrt.    Dabei  wird  der  hauptbeweis  fÄ 
meine  theorie,  um  dessen  willen  ich  eben  ere,  ele  voran  gesteH 
habe,  stillschweigend  unterschlagen.    Nach  Jagic  sind  die  russi 
sehen  formen  erst  aus  den  südslawischen  entstanden,  also  auc^ 
z.  b.  zerebja  aus  zröbq.    Hier  vernichtet  aber  das  0,  welche= 
nicht  vor  rS  sondern  nur  vor  er  entstehen  konnte,  Jagics 
sieht  in  grund  und  boden  und  beweist,  dass  nicht  der  er 


451 

sondern  der  zweite  vocal  von  ierebja  später  entwickelt  ist,  wie 
ich  hier  nicht  noch  einmal  zu  wiederholen  brauche  (s,  voc.II.TSff.). 
Jagic  gleitet  auch  mit  stillschweigen  über  die  frage  hinweg, 
warum,  wenn  russ,  gorodU,  wie  er  will,  aus  *groda  entstanden 
ist,  sich  niemals  oto  an  stelle  von  südslaw.  ro  findet,  z.  b. 
"goromä  =  ab.  gtomil  oder  etwa  an  stelle  von  südslaw.  ra  = 
vorslaw.  ra,  z.  b.  HarolS  ^  ab.  bratü,  urspr.  bhratar.  »Bestärkt« 
wird  Jagic  »in  seiner  annähme  durch  die  thatsache,  dass  es 
noch  Elle  giebt,  wo  sich  im  russischen  der  volllaul  nicht  ent- 
wickelt hat«.  Ein  solches  beispiel  sei  strachü.  Dass  es  kein 
solches  beispiel  ist,  lehren  potn.  osorb.  strach,  da  wie  gezeigt 
vorslaw.  ar  im  po!n.  osorb.  ro  entspricht.  Dann  werden  die 
kirchenslawischen  formen  oblakü,  oblako,  erakü  angefürt,  neben 
welchen  die  echtrussischen  obolokU,  oboloko,  zorokü  liegen,  welche 
also  gar  nichts  beweisen  (s.  voc.  II,  141);  das  deutsche  lehn- 
wort  plddia  (voc.  II,  119)  hat  mit  polosä  gar  nichts  zu  thun. 
Meinen  ganzen  nachweis,  dass  in  allen  den  bei  mirs.  123 — 146 
verzeichneten  Worten  die  russisch-polnisch-sorbischen  o  den  ge- 
meinslawischen ausser  liquidalverbindungen  waltenden  vocal- 
gesetzen  gemäss  sind,  dagegen  die  südslawisch-cechischen  a  von 
diesen  gesetzen  abweichen  (s.  155  ff,),  ignorirt  Jagic.  Er  hat 
ihm  gegenüber  nur  die  bemerkuug,  es  sei  »sehr  fraglich  ob  poln. 
nwoz  nicht  ei"st  secundär  aus  mraeü  entstanden  sei«.  Wo  steht 
denn  sonst  poln.  o  an  stelle  von  südslaw.  a'i  Oder  wo  steht 
f  poln.  ru  an  stelle  von  vorslaw.  ra,  z.  b.  *hrot  =  ab.  brtüü,  urspr. 
lihrcUar?  Die  »krilik«  und  der  »sinn  für  gescliiclitliclie  entwicke- 
lung«  gellt  über  solche  fundamentalfragen  mit  stillschweigen 
Jbinwegundbemftsichaufgemeinslaw.  £^170 neben  gemeinstaw. 
filava  und  dergleichen.  Ist  das  nicht  eine  herrliche  beweis- 
fuhrungP  Im  südslawischen  »scheine  schon  mit  der  einfachen 
letathesis  die  hevorzugung  des  a  vor  o  im  Zusammenhang  zu 
eben«  (s.  395.  397).  Also  man  giebt  dem  dinge  einen  namen 
llind  bildet  sich  ein,  damit  sei  allem  genügt.  Was  heisst  denn 
■metathesis«  ?  Stellen  die  slawischen  sprachen  etwa  nach  be- 
iebei)  alle  laute  um?  Durchaus  nicht,  sondern  die  »melathesLs« 
Bt  fast  ausschliesslich  auf  die  liquiden  beschränkt  und  mit  den 
n  rede  siehenden  vocalveränderungen,  welche  den  schlüssel  zu 
tihrer  erklärung  bieten,  unauflöslich  verbunden.  Ich  habe  die 
lüdslawisch-cechischen  ra,  la  als  zusammenziehung  von  arä,  ula 
'kalt  anter  berufung  Ruf  pladine  aus  *polo-df}ie,  skraivpa  au» 


452  Johannes  Schmidt, 

*skor(hlupa,  Sracininü  aus  Sorocininü,  SagaKi^vog.  Die  beiden 
letzten  beispiele  berührt  Jagic  nicht,  das  erste  meint  er  durch 
die  bemerkung  zu  entkräften,  dass  er  nur  pdu-^ne  und  pdi^ 
-dtntnina,  aber  kein  *pöl(hd(ne  kenne ;  ich  kenne  es  auch  nicht, 
es  ist  eben  durch  Übergang  in  pladtne  verschwunden.  Dass 
poli4^dl[ne  und  pölU-dininina  keine  Zusammensetzungen,  sondern 
nur  unursprüngliche  zusammenrückungen  mit  flectirtem  potii  sind, 
wird  niemand  in  abrede  stellen,  ebensowenig,  dass  eine  wirk- 
liche Zusammensetzung,  deren  erstes  glied  der  reme  nommal- 
stamm  sein  muss,  nur  *polo-dinje  gelautet  haben  kann.  Ans 
diesem  kB.nnplad^ne  entstanden  sei,  wie  Sracininü  aus  SarodiMij 
SaQaxi^pög  entstanden  ist.  Also  diese  herleitung  ist  vollkommen 
im  einklange  mit  den  lautgesetzen.  Wer  sie  bekämpft,  wefl 
*polo^ne  in  den  auf  uns  gekommenen  denkmälem  nicht  mehr 
erhalten  ist,  handelt  so  wie  jemand,  der  gegen  die  herkunft  itm 
got.  fadar  aus  *patar  einwenden  wollte,  dass  ja  patar  im  goti- 
schen nicht  mehr  vorkommt.  Wie  *patar  in  dem  erhaltenen 
fcidar  so  lebt  *polo-cKnje  in  dem  erhaltenen  pladfne  fort.  Jagiö 
behauptung,  pladtne  sei  aus  poldtne,  der  späteren  form  des  altai 
poliUttne,  durch  »metathesis«  entstanden,  stellt  seinen  sinn  für 
geschichtliche  entwickelung,  mit  dem  er  so  sehr  prunkt  in 
zweifelhaftes  licht,  denn  polüdtnhiina  belegt  Mikl.  lex.  nur  aus 
einer  russischen  handschrift  v.  j.  1263,  plad^ne  aber  schon  aus 
einer  des  12.  jh.  Die  für  die  Sprachgeschichte  so  wichtige  er- 
kenntniss,  dass  jeder  lautwandel  seine  bestimmte  zeitliche  be- 
grenzung  hat  (s.  voc.  1, 44),  in  unserem  falle,  dass  ol  or,  welche 
durch  späten  schwund  von  ü  an  consonanten  stossen,  nicht 
dieselbe  behandelung  erfahren  wie  die  Jahrhunderte  früher  in 
gleicher  läge  befindlichen  (man  sehe  nur  die  Zusammensetzungen 
mit  erhaltenem  pol-  vor  consonanten  in  den  heutigen  slawischen 
sprachen),  diese  erkenntniss  scheint  Jagic  noch  nicht  aufgegangen 
ZU  sein.  Sonst  würde  er.  mir  auch  nicht  die  entlehnung  von 
xd^a^oq  unter  der  form  kardblt  einwenden,  diese  ist  eben  erst 
nach  der  zeit,  in  welcher  ara  im  südslawischen  zu  ra  ward, 
geschehen.  S.  402  thut  Jagic  so,  als  ob  ich  meine  erklärung 
der  südslawischen  r^  U  als  contraction  von  ere,  ele  allein  auf 
das  »schon  bei  Geitler  angeführte«  öetnrenogü  ^)  basirte,  welches 


*)  Nebenbei  bemerkt,  nicht  cctvrönogü  sondern  cctvr^dinevXnü  ist  das 
beispicl  bei  mir  s.  09. 


Entgegnung. 


ftter  aus  cetver-,   nicht   Setvere-  herleiten  will.    Die   mc^licbkeit 

■  dieser  herleitung  zugegeben,  so  bleiben  noch  tr^mü  ausrißt fivov, 
^£rimü/a  aus  xtqäftta,  cr^Mnja  aus  xtQuaia  u.  a.  s.  69  f.,  nament- 
tfich  brSgü  aus  südslawischem  durch  Theophanes'  Btqsjäßvtv 
L)>ezeugtem  berega  (s.  68)  als  stützen  nieinec  erklärung,  über  welche 
|Jagi<i  wieder  stillschweigend  hinweggeht. 

I  Femer  meint  Jagic  (s.  403)  »gerade  die  thatsache,  dass  einige 
1  srarabhaktifornien  in  allen  slawischen  sprachen  vorkommen, 
rfik  deren  Zusammenstellung  er  mir  ganz  dankbar  sei,    müsse 

■  ans  um  so  mehr  abhalten  in  übermässiger  weise  mit  svara- 
bhaktiformen  7.u  operiren.  Während  mehr  oder  weniger  alle 
slawischen  sprachen  die  formen  mit  svarabhakti  jeletiX,  ieUza, 
sverSpit,  pclcita,  pelesü  kennen,  beweisen  sie  gerade  dadurch, 
dass  man  sich  dort,  wo  bei  ihnen  nichts  dergleichen  vorkommt, 
sehr  hüten  müsse  zu  einem  ciklärungsprincip  zu  greifen,  von 
dessen   Wirksamkeit    man    entgegengesetzte   beispiele    aufweisen 

r  könne«.     Ich  conslalire  zunächst,  dass  Jagic  nur    zwei  seilen 
Bjrüber   (s.  401)    den    gerade    entgegengesetzten   einwand  gegen 
Blich  macht.    Er  sagt  dort:  »zunächst  kennt  factisch  auch  hier 
;r  einer  von  den  südslawischen   dtaleklen  noch   das   cechi- 
,  nordserbische,  polnische  und  polabtsche  den  volllaut,  und 
i  kami  durch  nichts  bewiesen  werden,  dass  sie  ihn  einst  ge- 
haben«.    Derselbe   einwand    war   auch   s.  393    gemacht, 
em  Kritiker  scheinen  also  alle  mittel  zu  meiner  bekämpfung 
icht  zu  sein.    In  einem  athem  wirft  er  mir  das  Vorhandensein 
formen  und  das  angebliche  nichtvorhandensein  derselben 
i  vor.     Es  ist   auch   gar  nicht   richtig,    dass  alle  die  ge- 
nten  formen  sich  in  allen  slawischen  sprachen  unverändert 
erhalten  haben :  jiehna  ist  im  iechischen  durch  "pUna  hindurch 
1  plina,  swrSpü  im  slovenischen  zu  sr^p  geworden,  was  sehr 
MresentUch  für  meine  erklärung  spricht.  Aber  hindert  denn  selbst 
i  wort  wie  jdeni,  welches  in  allen  slawischen  sprachen  seine 
iden  vocale  erhalten  hat,  meine  erklärung  von  U,  rf  aus  ere, 
,''    Was  würde  man  wohl  jemand  antworten,  der  sagte:  weil 
riech,  ffjis  dem  laf.  sms  entspricht,    kann   der  spiritus  asper  in 
;  oder  inxd  nicht  aus  tr  entstanden  sein  ?    Beide  behauptungen 
würden  aber  methodisch  einander  gleichen  wie  ein  ei  dem  andern. 
;  das  ff  von  ffü;  so  ist  das  de  von  jelenX  eine  zurückgeblie- 
e  alterthümlichkeit.  Warum  zurückgeblieben?  Darauf  müssen 
L  noch  schuldig  bleiben.  Aber  mit  diesen  r^twi 


454  Johannes  Schmidt, 

die  regelmässig  entwickelten  formen  todt  schlagen  zu  woIleOf 
ist  ein  ganz  mimethodisches  unternehmen. 

Jaglc  spielt  femer  die  acccntuation  als  trumpf  gegen  mich 
aus.   Das  cakavische  accentuirt  nom.  bradä\  glavä\  acc  britd», 
gla'vu,  das  russische  übereinstimmend  nom.  barodä,  golavä^  aoc 
borodu,  gblovu  mit  Zurückziehung  des  accentes  auf  die  dritUetztei 
»während  in  anderen  fallen  (d.  h.  wo  kein  volllaut  vorhanden 
ist)  die  Zurückziehung,  wenn  sie  überhaupt  eintritt,  nur  bis  zur 
nächstvorhergehenden  silbe  reicht,   also:   ostratä,  acc.  osMhH. 
Was  schliesst  nun  Jagi6  daraus,  doch  wohl  dass  die  über^run- 
gene  zweite  silbe  sich  durch  das  Übersprungenwerden  als  un- 
ursprünglich verrathe,  und  dass  seine  theorie,  nach  welcher  das 
betonte  oin  hbrodu  erst  später  entwickelt  ist  (s.  393),  falsch  sei? 
Vielmehr  das  gegentheil,   wie   man  bei  ihm  s.  405  nachlesen 
mag.    Hätte  herr  Jagi6  hier  das  von  ihm  so  geringschätzig  be- 
handelte  litauische  (vgl.  s.  354)  berücksichtigt,   es  wäre  sein 
schade  nicht  gewesen.   Das  litauische  betont  die  entsprechenden 
Worte   nom.   barjsdä,  galvä,  acc.   bärzdq,  gälvq.     Nehmen  wir 
hiernach  an,  das  urslawische  habe  ebenfalls  *bardd,  acc  *bärdm 
betont,  so  musste,  als  sich  die  natürlich  unbetonte  svarabbaUi 
entwickelte,    bärdam  zu  bäradäm  =  russ.  borodu  werden,  im 
südslawischen  aber  zu  bräadam  =  cakav.  brä'adu^  und  genau  so 
wird  nach  Jagi&  eigener  angäbe  gesprochen.    Und  wenn  dem 
russ.  bolöto  ein  cakav.  blaato  entspricht,  so  erklärt  sich  dies 
aus  einer  urslawischen  betonung  baläta.    Also  die  betonungS" 
Verhältnisse,  weit  entfernt  meine  erklärung  zu  widerlegen,  geben 
vielmehr  den  glänzendsten  beweis  für  die  richtigkeit  derselben, 
wie  ich  schon  voc.  II,  162  anm.  auf  grundlage  von  Miklosichs 
Zusammenstellungen  angedeutet  habe. 

Endlich  habe  ich  noch  einen  einwand  zu  erwähnen.  An- 
lautendes ar,  (ü  wird  anders  behandelt  als  inlautendes,  Avieicb 
s.  144  ff.  ausgeführt  habe.  Diese  differenz  zwischen  anlaut  und 
inlaut  soll  nach  Jagic  (393.404)  und  Leskien  (die  decl.  im  slav.- 
lit.  u.  german.  XIX)  ein  argument  gegen  die  richtigkeit  meinff 
erklärung  der  inlautenden  oro  u.  s.  w.  sein.  Als  ob  dies  der 
einzige  fall  von  verschiedener  behandelung  eines  und  desselben 
lautes  oder  einer  und  derselben  lautverbindung  je  nach  der  Stel- 
lung im  anlaute  oder  im  Inlaute  wäre!  Im  germanischen  ist 
ursprüngliche  tenuis  inlautend  zahllos  oft,  anlautend  fast  nie 
zur  media  geworden,  im  lateinischen  ist  nur  anlautendes  urspr. 


Entgegnung.  4€S 

ffh  zu  f,  nur  inlautendes  urspr.  dh  zu  b  geworden,  im  altbak- 
trischeu  ist  urspr,  s  nur  im  inlaute  zu  nh,  urspr,  sv  nur  im 
inlaute  zu  nu}i  geworden.  Doch  wozu  soll  ich  beispiele  häufen, 
>die  jedem  kundigen  scharenweis  zufliessen.  Ob  der  von  mir 
&  197  vermulhele  gnmd  für  die  verschiedene  behandelung  von 
urspr.  or,  al  im  anlaute  der  richtige  iül,  darüber  mag  sich  streiten 
lassen.  Sicher  aber  ist  es  unmethodisch,  zusagen:  weil  im  an- 
Jaute  dem  südslaw.  ra,  la  gegenüber  das  russische  kein  oro,  olo 
üiehr  hat,  so  kann  auch  im  inlaute  südslaw.  ra,  la  nicht  aus 
jdetu  erhaltenen  russ.  oro,  olo  entstanden  sein;  gerade  so  un- 
metbodisch,  wie  wenn  jemand  sagen  wollte:  weil  in  abaktr. 
gd/ina  SV  zu  ij  gewoi-den  ist,  kann  imh  in  vamhi  =  vasvl 
nicht  ebenfalls  aus  sv  entstanden  sein, 

Einzelheilen  zu  discuttren  muss  ich  mir  bis  auf  gelegenere 
zeit  versparen.  Nur  eine  mag  hier  noch  kurz  berührt  werden, 
Abulg.  elr^ti,  Billati,  welche  in  allen  den  ältesten  quellen  mit 
?)  Ö  geschrieben  werden  und  deren  l,  a,  wie  die  flexion  zeigt, 
aus  urspr.  aja  entstanden  ist,  werden  zu  russ.  er£t^,  slatl.  Wenn 
wir  nun  andererseits  meret^,  kolotX  (poln.  osorb.  kl66)  fmden,  so 
irerden  wir  schliessen  müssen,  dass  diesen  nicht  ftflrSti,  külaii 
gründe  liegen,  aus  welchen  nach  analogie  von  crStJ,  slati 
lim  russischen  nur  *mrctJ,  *klati  geworden  wären,  sondern  dass 
ihre  ere,  olo  wie  in  allen  übrigen  fällen  aus  vorslaw,  er,  al  ent- 
standen sind,  im  südslawischen  organischerweise  also  nicht  müriti, 
biÜati,  sondern  nur  mrHi,  klati  entsprechen  können.  Zu  dem- 
selben Schlüsse  fühlt  die  conjugation  der  betreffenden  vcrba: 
i,  kolü  gegen  ttz'ir^vü,  posülavü  u,  a.,  wie  ich  hier  nicht 
piochmals  auszuführen  brauche  (s.  voc.  II,  83  —  86.  159  f.). 
Schrieben  selbst  alle  südslawischen  denkmäler  übereinstimmend 
jUir  miriti,  külati,  so  ^vürde  das  niemand,  der  wirklich  sinn 
llür  geschichtliche  eutwickelung  der  spräche  hat,  irre  machen 
töDDen.  Es  würde  vielmehr  nur  die  aufgäbe  erwacliscn,  zu 
lerkULren,  wie  mXrSti,  killati  an  stelle  der  alten  nicht  mehr  be- 
jegten  mr^ti,  klati  getreten  seien.  Aber  die  ältesten  denkmäler 
JChreiben  gar  nicht  übei-wiegend  miriti,  külati.  Im  cod.  Ostrom, 
lautet  das  praesens  unüreti  etc,  mit  stets  geschriebenem  T,  da 
nun  elrHi,  süfati  in  dieser  quelle  stets  mit  1,  Ü  geschrietien 
werden,  würden  auch  jiHrSti,  külati,  falls  sie  in  der  lebendigen 
qtrache  bestanden  hätten,  ebenfalls  durchweg  mit  T,  ü  geschrieben 
Statt  dessen  finden  wir  22  mal  nwi-,  nur  3  mal  mxri-, 


456  Johannes  Schmidt, 

2  mal  kltty  kein  einziges  Mlor  (voc.  ü,  84.  160).    Jagic  erUirt 
dies  dictatorisch  für  zufall  und  knüpft  daran  einige  seiner  ge- 
wohnten  liebenswürdigkeiten    (s.  392.  398).    In   der  that   ein 
merkAvürdiger  zufail,  denn  er  kehrt  genau  so  in  dem  vonJagi6 
seiner  sorgfältigen  lautbezeichnung  wegen  gerühmten  Zogra|di09- 
evangelium  und  im  cod.  Suprasl.  wieder.    Zogr.  schreibt  das  % 
im  praes.  um^retü  etc.  durchgängig,  aber  nur  6  mal  nar^-  gegen 
16  mal  mrS-,    Dass  dies  nicht   auf  zufall  beruhe,    wird  klar, 
wenn  wir  berücksichtigen,  dass  das  33  mal  vorkommende  jüt)^ 
an  keiner  einzigen  stelle  ohne  ^  geschrieben  ist  (s.  Jagid  archiY  I, 
36.  38).    Der  cod.  Supr.  schreibt  den  praesensstamm  nie  ohne 
^  (oder  Ä),  dagegen  13  mal  mrS-,  ebenso  prosüri  etc.  (5  mal), 
aber  nur  strS-  (2  mal),  kein  stir^-  (Leskien  die  vocale  ü  und  i 
s.  79,  abdr.  aus  her.  d.  sächs.  ges.  d.  w.  1875).  Aus  dem  dar- 
gelegten geht  für  jeden,  der  sehen  kann  und  sehen  will,  unzweideutig 
hervor,  dass  *merti  die  grundform  war,  aus  welcher  einerseits 
russ.  fnered  andererseits  südslaw.  fnr^i  geworden  ist,  und  dass 
würüi  erst  aus  letzterem  entstanden  ist.    Wie  es  entstanden  ist, 
darüber  mag  sich  streiten  lassen,  an  der  thatsache  ist  nicht  m 
zweifeln.    Ich  hatte  das  X  von  m^rHi  auf  rechnung  der  Schreiber 
gesetzt  unter  berufung  auf  Schreibungen  wie  ktrSposK  späterer 
denkmäler.    Jagic  schlägt  darüber  ein  hohngelächter  auf,  bringt 
aber  sachlich  nicht  das  geringste  bei.   Vielleicht  hat  die  lebendige 
altbulgarische  spräche  wirklich  einmal  m^r^iu,  dergl.  besessen, 
es  ist  ja  möglich  und  Hesse  sich  leicht  begreifen:  nach  analogie 
von  umXreti  etc.  konnte  an-  stelle  des  alten  umrSti  ein  umÜrSU 
gebildet,  also  das  X  vom  praesens  in  den  ausserpraesentischen 
stamm  übertragen  werden.   Vielleicht  ist  es  auch  nur  schreibe^ 
doctrin,  welche  meinte,  zu  mtrett  müsste  ein  nitr^i^  nicht  mrSü 
gehören  und  darnach  die  spräche  »corrigirte«.   Das  sind  untö^ 
geordnete  fragen  gegenüber  der  durch  unverfalschbare  zeugnkse 
festgestellten  thatsache,  dass  nirHi,  klati  u.  dergl.  ursprünglicher 
sind  als  mirHi,  kUlati, 

Das  vorstehende  wird  hoffentlich  genügen,  um  den  ungrund 
von  Jagics  fast  durchweg  in  die  gehässigsten  formen  gekleideter 
polemik  darzuthun.  Ich  bin  mir  bewusst,  herrn  Jagic  stets  mü 
der  seinen  kenntnissen  und  Verdiensten  gebührenden  achtoog 
begegnet  zu  sein  —  ich  brauche  nur  auf  meine  anzeigen  seioer 
»Wurzel  dS€  Beitr.  VII,  247  ff.  und  seines  Archivs  Liter.  Centralbl 


Egegnung. 

,  27  mai  d.  j.  zu  verweisen  — .  Ich  werde  mich  auch  durch 
(«eine  verletzende  polemik  nicht  beirren  lassen  dies  l'erner  zu 
Itliun  und  beflissen  sein  von  üim  zu  leroen,  wo  er  irgend  lernens- 
Iverthes  bietet.  Dies  sage  ich  nicht  etwa  aus  furcht  vor  weiteren 
l  angriffen  Jagics  —  falls  sie  erfolgen  sollten,  werden  sie  mich 
■Jederzeit  gerüstet  finden  — ,  sondern  well  mir  binnen  weniger 
rwochen  die  ehre  werden  wird  mit  herrn  Jagic  an  derselben 
'  Universität  zu  wirken.  Deshalb  schliesse  ich  diese  nolhgedrun- 
gene  abwehr  mit  der  Versicherung  meiner  durchaus  friedlichen 
[  gesinnung,  welche  ich,  wenn  es  Jagic  nicht  unmöglich  macht, 
L&uch  bethätigen  werde. 

Graz,  den  9.  august  I87G. 

Johannes  Schmidt. 


Der  griechische  verbalaccent. 
Bei  der  geringen  Verwandtschaft,  die  griechische  und  sans- 
kritische accentuation  gerade  beim  verbum  zeigen,  ist  doppelt 
erwünscht  die  eine  Übereinstimmung  die  sich  hier  findet,  dass 
nämlich  beide  das  verbum  gelegentlich  der  enclisis  unterwerfen. 
Freilich   ist  die  differenz  auch   hier  gross  genug:   das  Sanskrit 
incliniert  alle  verba,   das  griechische  nur  praes.   ind,   von  ei'^' 
und  «ipvfif.    Welcher  gebrauch  der  ältere  sei,  der  weitere  oder 
der  engere,  lässt  sich  erst  bestimmen,  wenn  wir  uns  klar  ge- 
macht haben,  was  für  Verhältnissen  die  zwei  griechischen  verba 
I  ihre  Sonderstellung  verdanken.    Die  zunächstliegende  erklärung, 
I  die  zurückführimg  der  lonschwäche  auf  schwäche  und  farblosig- 
Ueil  der  bedeutung,    die  sehr    einleuchtend  wäre,   wenn    ein* 
MÜlein  stände,  wird  durch  if^fti,   das  gewiss  von  ebenso  volter 
■liedGUtung  ist,  als  jedes  andere  verbum,  unbedingt  ausgeschlossen. 
■Terner  ist  zuzugeben,  dass  noch  zahlreiche  andere  bildungen, 
Bvie  Xiyia,  tieJitt,  ^aav,  dem  griechischen  tongesetz,  wonach  ein 
ftenclitiscbes  wort  nicht  mehr  als  zwei  sylben  und  als  drei  moren 
*  tunfassen  darf,  völlig  genügen  und  trotzdem  der  enclisis  nicht 
gewürdigt  werden.    Allein  es  ist  zu  beachten,  dass  das  griechische 
zusammengehörige    formen    ungern    verschieden    betont    (vgl. 
natdfvov  neben  Tiaidtvuv),   dass  wir  also  nicht  von  einzelnen 


458  J*  Wackernagel, 

bildungen,  sondern  von  formengruppen  ausgehen  und  z.  b.  im 
verbum  alle  personen   eines  tempus  zusammenfassen  mfissen. 
Da  nun  aber  alle  bindevocalischen  oder  sonst  erweiterten  sowie 
alle    medialen   formen    in  dar  L  pl.   nothwendig  drei   sylba 
haben:   Xvofuv^  oQWfAsv,  didofksv^  id^sfisvj  xeiftsx^aj  so  bleiben 
schliesslich  nur  die  präsentia  von  slfHj  eifü  und  tpi/gAL    Allein 
das  erste  zeigt  tatf*,   loofAsvj  fo»€v,    iowav,  die  beiden  andern 
neben    bindevocalischem    conjunctiv    eXtjv  q^ait^v   und    Srwis 
ipdvtiinv.    Es  sind  somit  die  praesentia  indicativi  von  «//m  und 
qtfllki  überhaupt  die  einzigen  tempora,   die  durch  alle  peraxien 
hindurch  fahigkeit  zur  enclisis  besitzen ;  die  Ursache  ihrer  9onde^ 
Stellung  liegt  also  klar  vor  äugen.    Damit  aber  dass  diese  be- 
schränkung  der  enclisis  auf  einem  specifisch  griechischen  too- 
und  lautgesetz  beruht,  erweist  sie  sich  als  unursprünglich  und 
als  jünger,  als  die  weitere  gebrauchsweise  des  Sanskrit.    Auch 
das  griechische  verbum  trug  einmal  in  seiner  gesammtheit  die 
enclisis  an  sich,  und  die  einzige  frage,  die  Schwierigkeit  madien 
kann,  ist  die,   wie  denn  mit  all  den  formen  verfahren  wurde, 
die  zur  zeit  jener  beschränkung  ihrer  enclisis  verlustig  gingen. 
Im  plural  der  pronomina  personalia  I.  und  IL  person  war 
das  griechische  eigenthümlich  gestellt.    Es  bedurfte  für  gewisse 
functionen   der  enclisis,   war  aber   durch    die  wenigstens  vier 
moren  der  beireffenden  formen  verhindert  dieselbe  anzubringen. 
Hier  erfahren  wir   nun    ganz    bestimmt   durch   Zeugnisse,  die 
ebenso  sicher  sind  als  jedes  andere  über  griechische  betonung, 
dass   zum    ersatz    dafür   der   accent   zurückgezogen   wurde  — 
Apollon  synt.  p.  130,  21  ^Qxiad-fi  ^  lyxLffig  did  t^$  fAeTa&idBVf 
%ov  topovj  iJKOva^  ijfMov  .  .  ,   x'^^  Tcitfecog  fAsraTiO^sfAiv^g  tff^^ 
TJ/v  &Q%ovfSav  '  ^dwccTSi  ydQ  inl  %6  nQOxei/ASVOv  ngosX&ityd. 
Lehrs  qu.  ep.  p.   123  —  dass  t/^wv,   ^f^iv  (tjiai^v)  etc.  als  die 
enclitischen   formen    zu  jJ^mcov,  ^ikXv  etc.  galten.     Die   analogic 
mit  dem  verbum,  das  wir  eben  in  genau  derselben  Verlegenheit 
getroffen  haben,  springt  in  die  äugen.    Zu  derselben  zeit,  wo 
Zsvq  fAOi    zwar  bewahrt,   aber  Zsvg  {^(juv  in  Zsvg   ^(juv  ver- 
wandelt wurde,  zu  derselben  ward  neben  bleibendem  Zeigi^^ 
aus  Zsvg  doiti]:  Zsvg  doitj,  aus  Zsvg  oQvvts^:  Zsvg  oQvva^^  ^^ 
avtol  n€(pvafA€v:  avxoi  nB(f>vafiBv.    Die  möglichst  weite  tonrück- 
Ziehung,    die   nach   dem  bekannten  gesetz  für  das  griechische 
verbum   gilt,    ist  somit   lediglich  ein  Surrogat  der  enclisis:  es 
sucht  die  spräche  möglichst  viel  sylben  tief  zu  betonen,  wo  sie 


Der  griactÜBche  rerbalaccent. 


459 


jEucht  alle  lief  betonen  kann.    Ebenso  wenig  als  wir  den  accent 

¥on  ^fuf  mit  dem  von  astnäbhyam  vergleichen  und  in  ilim  die 

Wirkung  einer  barylonetischen  neigung  erkennen,  ebenso  wenig 

Üaben  wir  6oi^,  ogyvai,   ns^vafxsv  mit  deydt,  rnöti,   babliüvimä 

mmenzusteilen,  vielmehr  mit  'dei/at,^r^ti,'babküvima.    Der 

imterscbied   zwischen   verb  mid  pronomen   besteht    nur  darin, 

0ass  im  pronomen  zugleich   noch  die   orthotonierte  form   ^fttv 

lalten  ist,  während  das  verb  kein  nsipvcififv  u.  dei-gl,  mehr 

Bnnt,   weil  das  griechische  die  grundsprachlich  und  altindisch 

den  unabhängigen  hauptsat/.  beschränkte  enclisis  sowohl  in 

tfü  und  (piii*i  als  in  den  übrigen  verbis  auf  alle  Satzarten  aus- 

lehnl  hat:   ein  leicht  begreiflicher  misbrauch,  dem  auch  das 

ianskrit  nicht  ganz  entgangen  ist,    wenn  es  im  iut.  periphr. 

b.  jfddi  neid  smak  statt  —  smäh  sagt 

Fassen  wir  die  barytonese  als  quasi-enclisis,  so  begreifen 

r  die  vielen    ausnahmen,    die   sich  gerade  in   particip  und 

iflnitiv  7^igeii;  sie  rühren  einfach  daher,  dass  diese  modi,  wie 

IS    altindische   zeigt   (vgl.  Benfey  vollst.  Gr.  §.  127   in.),  die 

iclisis   niemals  besassen,   also  keinen  grund   hatten  dem  tief- 

Sngesetz  zu  folgen.    So  wurde  hier  vielfach  die  ursprüngliche 

(Kcentuation  bewahrt,   so:   hhäran  —  ifigav,   tuddn  —  i,mmv, 

%abhüvAn  —  Tittfvüg,  däkshan  —  Xvaa^,  rtpvdn  —  oqvvq,  ydn  — 

Mv  u.  s.  w.    Auch  die  abweichnngen  sind  von  Interesse.    didotV. 

^ct's,  itfia;  sind  jedenfalls  alterthümlicher  als  dddat,   dddJutt, 

}bitfhnn;  ÖMauv  aber  und  zeliiav  neben  dasydn  und  namasgdn 

bestätigen  nur,    was   sonst    schon    anzunelmiOTi  war,  dass  im 

griechischen  sich  die  ganze  a-conjugalion   an   die  elasse   ange- 

Biilossen  hat,    welche   im  Sanskrit  die  erste  heisst.     Dagegen 

mt  auf,   dass  im   medialparticip  die  analogie  der  formen  auf 

fiivoc  das  ozytonierte  i*svöi  ^^  altind,  and  ganz  verdrängt 

ai,  so  dass  sich  dieses  nur  in  cigennamen,   wo  es  ausserhalb 

on  analogien  stand,  erhatten  konnte.    In  ganz  entsprechender 

Wise  hat  das  griechische  der  ähnlichkeit  von  Xaßövzog  u.  s.  w. 

n  lieb  auf  ein  o^vwiög,   -vtI   verzichtet,   während  z.  b.  ein 

itvaixde  gerade    durch   seine  vollkommene   Isolierung  die  alte 

Kytonese   hat    bewahren    können.     Seltsam    ist  die   betonung 

Itivoi  im  perfectum;  man  bemerke  jedoch,  dass  die  I.  pl.  des 

idicativs,  wenn  orthotonierl,  z.  b.  XsXvfii^a  lauten  würde,  und 

Bss    zudem    ein    Itlrftivos    diurh    hliaifai    beeintlusst    sein 

ann.  —  Im  inllnitiv  findet  sich  weniger  dem  suffixe  nach  enl- 


460  J*  Wackernagel, 

sprechendes;  aber  q^iqe^v^  X$nsXv^  ne^vipa&  (vgl.  bahhüväiits) 
zeigen  deutlich  den  accent  des  tempusstamms,  ebenso  die  me- 
dialen auf  (fd-m. 

Aus  ursprünglicher  enclisis   erklärt  sich  auch  das  betonen 
der  dem  verb  vorangehenden  praepositionen.    Wenn  sich  so- 
wohl (SvfA<pBQB  mit  sdm   hhara,  als  insav^  mit  dpy  asH  deckt, 
die  betonung   von  sdm  hhara  aber  auf  dem  gleichen  princq) 
beruht   wie  die  von  dpy  asti^  so  ist  auch  tfvft^sQs  wie  Inrcirr« 
zu  fassen;  zwischen  sneatt  aber  und  dyad^oy  ^(rr«  ist  kaum  em 
unterschied.    Dies  ist  der  grund,  warum  die  der  enclisis  ent- 
behrenden bildungen,  particip  und  Infinitiv,  niemals  ihre  praepo- 
sitionen betonen  vgl.  vnoXaßdv,   immv^  nQotf&slgy   namentlich 
aber  die  sonst  unerklärbaren  formen  xataxsZ<f&a&  und  na9iia9m 
neben  xataxettatj  xaxhiTat.    Im  Sanskrit  folgen  die  participien 
und  die  nicht  mit  einem  ^suffixe  gebildeten  infmitive  und  ab- 
solutive  demselben  gesetz  (für  jene  vergl.  Benfey  §.  887  Bem^ 
für  diese  namentlich  Wilhelms  Sammlungen),    säm-cham  (l^V. 
4,  17,  13),  das  Delbrück  verbum  p.  228  nach  BR.  giebt,  ist 
in  sämmtlichen  ausgaben  samöham  betont. 

Ganz  entsprechend  ist  die  sogenannte  tmesis  auf  das  v»- 
bum  finitum  beschränkt.  Immerhin  ist  zuzugeben,  dass,  wo 
dieselbe  vermieden  war,  praeposition  und  verb  zusammen  so 
ziemlich  als  ein  wort  müssen  empfunden  worden  sein.  Nur  so 
erklärt  sich,  wie  zwar  einem  f^kv  taat  zu  lieb  statt  fUv  «»j»* 
fikv  elfAt  gesagt  wurde,  dagegen  bei  Verbindung  mit  präposition 
z.  b.  TTgotfetfAi  trotz  nQoaiatSt. 

Scheinbar  freilich  steht  alles  in  der  luft.  Denn  gerade  die 
zwei  enclitischen  verba,  von  denen  wir  ausgegangen  sind,  haben 
in  der  zweiten  pereon  orthotonese:  «/,  yijf^.  Beim  erstem  liegt 
die  Sache  einfach,  et  ist  auf  die  jonischen  dialecte  beschränkt 
und  hier  nachhomerisch ;  es  konnte  also  bei  der  fixierung  der 
enclisis,  wo  nur  ^crcxi,  höchstens  noch  eiq^  existierte,  nicht  in  be- 
tracht  kommen.  Es  scheint  sogar  speciell  attisch  zu  sein,  da 
es  von  Stein  aus  Herodot  (vgl.  zu  3,  142,  14)  verbannt  wird, 
darf  also  nach  speciell  attischen  lautgesetzen  erklärt  werden. 
Diese,  wie  überhaupt  die  griechischen,  verbieten  herleilungen 
aus  itsat  und  aus  sig^  da  wegfall  von  schliessendem  <r  und 
spurloser  ausfall  von  innerem  <sa  gleich  unerhört  sind,  sie  füh- 
ren aber  auf  die  schon  von  den  alten  angedeutete  erklärung 
aus  ursprünglichem    s(a)B((S)at^   das  medial   wäre  wie  icofm 


Der  griechisclie  verbEÜacceni  461 

urd  jffffo,  das  auch  für  eine  active  form  und  neben  activen 
formen  steht  (vgl.  Curtius.  Vb.  1.  p.  147);  das  der  a-conjugation 
folgte  wie  der  conjunctiv  und  homerisch  eo*  und  zu  «'  contra- 
hiert  wäre,  wie  notitai  zu  notsJ;  si  gehört  somit  zu  den 
Wörtern,  die  ihrer  form  wegen  der  enclisls  haben  barytonese 
substituieren  müssen.  Dass  in  der  composition  nicht,  wie  man 
erwarten  sollte,  z.  b.  nagil,  sondern  tiotz  *naßisat  TiccQei  be- 
tont wird,  hat  seine  aualogie  in  ö^ijat  für  ÖQ^tat  und  lässt  eine 
'  mitlelslufe  mit  hyphärese  des  einen  e  vennuthen ;  vgl.  (iv&iat 
ß  202. 

Ganz  anders  ist  yi^c  beschaffen.     Da  der  Grieche  sonst  alle 

einsylbigen  langvocalischen  verbalfonnen  circumflectierl  ((t^,  yijj, 

um,  wie  der  Aeolier  z,  b.  in  Ztvg^  auch  innerhalb  einer  sylbe 

L   zu  biu-ytonieren,  hat  yjfs  nach  übereinstimmendem  zeugnis  der 

I    alten  den  acut  und  entfernt  sich  damit  nicht  bloss  von  den 

K  encliticis,  sondern  auch  von  den  quasi-encliticis,  den  tieftonigen 

Kverben.     Es  ist  also  ein  reines  orlhotonumenon.    Aber  auch 

H  seine  Function  ist  eigenthümlich.    Ein  sprechender  kommt  nie 

K  in  den  fall  einem  andern  von  dessen  gegenwärtigem  fävai  zu 

BiTeden,  ausser  wenn  er  dasselbe  zu  etwas  sonstigem  in  beziehung 

Hsetzt,  oder  wenn  es  ihm  noch  unbekannt  ist,  d.  h.,  grammatisch 

*  ausgedrückt,  y.j'c  kann  nur  stehen  in  neben-  und  in  frage-sätzen. 

Diese  regel  wird  in  der  that  streng  eingehalten  von  Homer  und 

den    Iragikem.     Um   controle    zu   ermöglichen,    führe  ich  alle 

Ibeispiele  auf  (unter  benutzung  von  Seher,  Wellauer  und  Ellendl). 
^^(  steht 
I.  in  nebensätzen: 
nach  Ss  Soph.  Aias  1281.    Ant.  403.  —  Eur.  Hec.  1219. 
Herc.  für.  184. 
nach  WS  Soph.  Ai.  1234.  Ant.  1706.  OC.  94«.    Phil.  1028. 
—  Eur.  Andr.  367.  Bacch.  333.  680.  Hec.  273.  fr.  469. 
nach  6ansti  Aesch.  Pers.  221.  —  Soph.  OC.  G48. 
nach  Gnatamq  Soph.  OR.  133G. 
nach  5ate  P  174, 
I  nach  oi'oe  Soph.  OR.  803. 

nach  tXis  Soph.  Ai.  1108. 

in  vorausgehendem  ytip-satze  Eur.  Tro.  998  (tUv,  ßicf 
faQ  natäa  tf^g  a'äyfty  iftöv,  tii;  2naQnaTa-v  fa&£To; 
=  »da  du  sagst  u.  s.  w.«).  ^^h 

mr  «BrgL  Bpncbf.    N.  F.  lU,  r>.  31  ^^H 


46S  J*  Wackernagel, 

IL  in  fragesätzen 
ohne  eigentliche  fragepartikel  a  391.  f  239.  —  Soph.  OR 

1520.    Ant.  442.  —  Eur.  Tro.  427. 
nach  ^  S  265.  —  Soph.  Ai.  1097. 
nach    vig    Aesch.    Choeph.    778.     Eum.    892.     SuppL 
332.  -  Soph.    Ant.  248.    El.  317.    675.  675.  856. 
OCol.  1099.    OR.  330.  957.   1233.    Phil.  804.  806. 
951.   1237.   1380.     Trach.  349.  745.  878.   —  Eur. 
Ale.  822.    Bacch.  830.    Hec.   1122.    EI.  556.    Hd. 
685.  706.  836.    Herc.  f.  533.  546.  1136.  1188.    Hpp. 
338.  350.  801.   Iph.  Taur.  808.    Ion  931.  1340.  1470. 
Cycl.  127.    Med.  691.  1129.    Or.  156.    Phoen.  916. 
Suppl.  1064. 
nach  ncSg  J  35i.  —  Aesch.  Ag.  268.  —  Soph.  OR.  746. 
OCol.  531.    Trach.  977.  —  Eur.  Bacch.  1033.   EL 
575.   Hei.  779.   Herc.  f.  540.    Iph.  Taur.  1317.  Ion. 
782.    Or.  397.    Phoen.  1327.    Suppl.  756.  fr.  781,«. 
nach  n6&€v  Eur.  Iph.  Aul.  890. 
nach  noXog  Aesch.  Pers.  446.  —  Eur.  Ion  932. 
nach  indirectem  tig  Aesch.  Pers.  439.  —  Soph.  Ai.  794. 
nach  fragendem  otrttg  Eur.  Iph.  Aul.  127. 
nach  fragendem  onoVog  Soph.  OR.  554. 
E  473.  ?  117  ist  natürlich  das  imperfectum  <f'^g  zu  schreiben; 
dass  Aesch.   Ag.  1613   hier   nicht  in  betracht  kommen  kann, 
zeigt  Hermanns  note  zu  der  stelle.    Weitere  beispiele  von  <n^ 
waren  mir  in  dieser  litteratur  nicht  bemerkbar. 

Von  dieser  beschränkung  auf  neben-  und  fragesalze  haben 
wir  den  weg  zur  orthotonierung  zu  finden.  Die  spräche,  die 
uns  bisher  geleitet  hat,  kann  es  auch  hier.  Wir  haben  nurin 
Whitney's  (beitrage  I  p.  198)  auf  das  einstimmige  Zeugnis  der 
grammatikcr  und  des  vodischen  gebrauchs  gestützter  regel  »das 
sanskritverbum  behält  in  einem  abhängigen  salzgliede  seinen 
ihm  zukommenden  accent«  (vgl.  ausser  Whitney  a.  a.  o.  na- 
mentlich Mayr  Wiener  sitzgsber.  bd.  LXVIII  p,  237 flf.  und 
Weber,  ind.  stud.  XIII  p.  92.  93)  statt  »sanskritverbum«  ^ 
setzen  »indogermanisches  verbumc,  so  liegt  zunächst  für  die 
ganze  erste  classe  der  grund  der  orthotonierung  klar  vor  augen^ 
Von  unsern  beispielen  aber  ist  am  interessantesten  das  letzte; 
hi,  das  indische  aequivalent  von  y^-ag  nach  Benfey's  schöner 
deutung,  bewirkt  stets  im  verbum  hochton. 


Der  griecliisclie  verlNilaccenL. 


463 


Rytjs  der  zweiten  classe  findet  auf  ähiiliclieni  wege  seine 
n—ig-    Zwar  die  sanskritgrammatiker  (Beiirey^§.  127  ausn. 

2,a;  docU  vgl.  Bhäsh.  S.  2,  11.  24)  geben  dem  verb  des  frage- 
salzes  den  accent  nur  dann,  wenn  dasselbe  sell>st  den  fraglichen 
ViegrilT  enthält,  und  der  vedische  gebrauch  hält  sich  innerhalb 
noch  engerer  grenzen  {Whitney  p.  200,  Mayr  p.  249,  Weber 
p.  91).  Auf  die  weise  würden  nur  die  7  ersten  beispiele,  und 
ausserdem  als  nebensatzartig  die  4  letzten  erklärt.  Ich  glaube 
aber  nicht,  dass  die  übrigen  die  ganze  erklärung  umstossen, 
nicht  einmal,  dass  eine  iiloss  äusserliche  Übertragung  statt- 
gefunden hat  von  dem,  was  für  einige  fragesätze  galt,  auf  alle. 
Es  ist  vielmehr  zu  beachten,  dass  bei  einer  frage  nicht  bloss 
das  fragliche  wort,  sondern  der  ganze  salz  und  also  auch  jedes- 
mal das  verbuni  höher  betont  wird,  was  selu-  wohl  die  Griechen 
veranlassen  konnte  zu  orthotonieren,  ohne  doch  den  Indem  ein 
inderniss  der  enclisis  zu  sein.  Ueberall  also,  wo  yijs  erschemt, 
(ist  sein  hochton  begründet;  es  konnte  ihn  bewahren,  weil  es 
liemals  die  enclisis  an  seine  stelle  zu  setzen  genötliigt  war. 
Die  scliranken,  welche  die  spräche  des  epos  und  der  trag- 
[iBdie  dem  gebrauch  des  yje  setzte,  wurden  allerdings  in  der 
(freiern  spräche  des  läglichen  lehens  nicht  immer  streng  ein- 
gehalten. Als  der  letztern  Vertreter  mögen  die  koiniker  und 
Plato  gehen;  es  wird  damit  der  gebrauch  der  altern  litteratur, 
auf  den  allein  es  ankommen  kann,  so  ziemlich  erschöpft  sein. 
Es  findcl  sich  bei  ihnen  (in  den  komikerfragmenten  nach  Jacohis 
index)  ff^g 

I.  in  nebensätzen: 
nach  üc  Ar.    Plut.  714.  —    PI.  Meno  83  E.     Phaedr. 
2ti2  D.    Charm.  157  D.    Resp.  344  E.  489  D.    Crito 
52  E.    Cratyl.  435A.  Gorg.  462  B.    Epinom.  979E. 
nach  ol  Ar.  Eccl.  G20. 

nach  we  Ar.  fr.  Mein.  11.  p.  1171  (v.  14).  —  PI.  Cralyl. 

385  C.    Eulhyphr.  7  E.     Theaet.   1S9  D.    Prolag. 

312  C.  313  B.  316  A.  335  B.  352  A.  301  D.  Gorg.408C. 

4«7  E,  516  E.    Meno  92  D.    Farm.  130  E.  Lach.  199  B. 

nach  öajreQ  PI.  Hipp.  min.  365  D. 

nach  tSanBQ  PI.  Phacdo  88  E.    Euthyplir.  3  E.    Eulhyd. 

273  B. 
nach  5u  Ar.  Eq.  183.  —  PI.  Euthyphr.  3  B.  Gorg.  498  D. 
Hipp.  min.  371 A.  Alc.ll2E.  Resp.  3388.  Meno79B. 


I 


464  J*  Wackemagel, 

nach  olog  PI.  Resp.  495  C. 

nach  €1  Ar.  Plut.  475. 

nach  in€$dii  Ar.  Ran.  31.  635.  —  PI.  Gorg.  455  C.   Resp. 
339  B. 

II.  in  fragesätzen. 

ohne  eigentliche  fragepartikel  Ar.  Nub.  903.  Thesm. 
741.  —  Antiphanes  bei  Mein.  Com.  HI.  p.  116.  — 
Heniochus  a.  a.  o.  p.  562.  —  PI.  Phaedo  71  D. 
Euthyphr.  14  D.  Soph.  262  C.  Prot.  331  A.  Gorg. 
492  D.  498  E.  504  D.  Meno  78  C.  79  ß.  88  A.  Phileh. 
37  C.  Hippch.  231  A.  Theages  122  E.  Resp.  338  B. 
339  B.  Leg.  896  A.  —  Hiezu  kommt  ein  in  all- 
gemein fragenden  salz  eingeschobenes  yyg  Meno  83  A. 
Theaetet.  151  E. 

nach  ovxovv  PI.  Gorg.  498  E.  Ale.  117  A.  118  A.  Theag. 
124  E. 

nach  notsQov  PL  Gorg.  495  A.    Resp.  477  D.  506  R 

nach  rig  Ar.  Eq.  1346.  Nub.  235.  1444.  Pax  871 
Av.  301.  414.  1615.  1676.  Lysistr.  70.  710.  Thesnu 
144.    Plut.  82.  117.  399.  —  Antiphanes  Mein.  Com. 

III.  p.  36.  146.  151.  —  Amphis  a.  a.  o.  p.  307.  - 
Ephipp.  a.  a.  o.  p.  329.  338.  —  Menander  a.  a.  o. 

IV.  109.  —  Sosipater  a.  a.  o.  p.  482.  —  PI.  Crito 
47  A.  Euthyphr.  2  A.  5  D.  Prot.  309  C.  318  C. 
359  D.  360  D.  Gorg.  462  B.  466  A.  516  C.  Meno 
71  D.  72  C.  Phileb.  23  D.  Alcib.  108  D.  Resp. 
331  E.  336  D.  Leg.  821  E.  —  yy^  in  Wc-satz  ein- 
geschoben PI.  Phaedo  59  C. 

nach  n^  PL  Phileb.  48  D. 

nach  ncSg  Ar.  Av.  318.    Ran.   1137.     Plut.  268.  —  P"^ 

Soph.  238  AD.  239  B.    Polit  267  E.  302  C.    Hip:^ 

283  B.  292  E.    Phileb.  33  D.  36  DE.  62  B.    Phaed  -^ 

266  D.    Legg.  961  D. 
nach  nÖTSQog  PL  Prot.  359  E. 
nach  noTog  PL  Euthyphr.  5  C.     Leg.  894  D.  —  yj$  i 

7roro$-satz  eingeschoben  PL  Phileb.  47  D. 
nach  ncSg  xai  notsov  PL  Polit.  274  E. 
nach  indirectem  xig  PL  Leg.  792  C. 
nach  fragendem  oat^g  Ar.  Plut.  349.  —  PL  Gratyl.  391 A^ 

Leg.  819  E. 


Der  griecbiache  verbalacL-eitl. 


465 


nach  fragendem  dni;  PI.  Pollt.  277  C. 
nach  indirecteni  ntilixo?  PI.  Meno  83  E. 
Hieher  ist  noch  Magnes  Mein.  II,   10  zu  zielien,  wo,  wie 
^tni  /tot  zeigt,  yys  interrogativ  gefasst  werden  mugs. 

Neben  diesen  ca.  140  Fällen,  wo  sich  der  gebrauch  inner- 
halb der  genannten  schranken  hält,  giebt  es  fraihch  IS,  wo  sie 
übei-schritten  sind.  Allein  auch  liier  können  wir  an  das  Sans- 
Ijkrit  anknüpfen.  Es  lässt  dasselbe  nämlich  (vgl.  Whitney  a.  a. 
.  201  f.,  Mayr  a.  a.  o.  p.  251,  namentlich  aber  Weber  Ind. 
Lud.  XIU  p.  72 — 91)  auch  ausserlialb  des  abhängigen  satzes, 
bei  parataxis,  wenn  nämlich  zwei  sätze  durch  antithese,  durch 
ca-ca  und  dergl.  in  correlation  stehen,  das  verb  des  ersten 
hochlonig  sein:  ganz  sachgemäss,  indem  ein  solch  correspon- 
dirender  erster  satz  kaum  mehr  als  ein  nebensatz  in  sich  ab- 
geschlossen ist,  vielmehr  des  zweiten  zu  seiner  ergänzung  bedarf. 
Ganz  gleich,  wie  der  Inder,  sah  der  Grieche  die  sache  an :  PI. 
Gorg.   491    B,  ai    ftiv   /«p   yjf?  .  . .   tym    dt    ftov    vot'vavtiov. 

Parm.  128  A.   tfil   fikv  yäe   tf:f,<; Öd«   äi   av   q-^Uiv.     Ar. 

Pax  327  (f^s  yi,   navsi  ä'ovdiiiQv,  und  mit  gleicher  antithese, 

»er  ohne  sie  anzeigende  pai'tikel  (vgl.  Weber  a,  a.  o.  p.  77 ff,): 

,  Protag.  329  B.  t^v  agaj^v  y^s  öiÖandv  eivai  .  .  S  d't!}av- 

l«(ra   aov  Uyovtog.     Hier   dürfen   \vir   ^vohl   Meno  79  B.  und 

qjp.  min.  373  B.  anreihen,   deren  yög-^ize  zwar  nachgestellt 

Ind  und   daher  in   loserem  verband   zum   begründeten   satze 

ehen,   aber  immerhin  eine  reminiscenz  an  die  einstige  bedeu- 

und  Wirkung  der  partikel  darbieten  mögen.    Ganz  lose 

t  das  Verhältnis  zwischen  dem  <fjjg-  und  dem  ihm  entsprechen- 

1  satz  in  PI.  AIcib.  104  A.    PliÜeb.  19  D. 

In  ganz   analoger    weise  schliesst   sich  eine  zweite  reihe 

so/eher  abwetchungen  an  die  interrogativciasse  an.    PI.  Charm. 

'^7  D.  tp^g  6i  aatfiioaiptig-  j  fäq;   (=  nicht  wahr?)  Ist  nur 

^irie  nuancirung  von  ^  (f^g;  und  jedenfalls  der  ton  des  verbums 

'"    beiden  Wendungen  derselbe.     Ganz  gleich  sind  Gorg.  462  A. 

"8  E.  Theael.  200  A.    Oder  auch  das  y^c  steht  in  salzen,  die  auf 

•^•^G    bestätigende    antwort    ausgehen    und    eine   solche    auch 

^'•rklich  erlangen:     Ar,  Thesm.  10,  PI.  Euthyphr.  ö  D.,  Sophist. 

|-M)  B.      Und    wenn    Resp.  338  C.    vorausgeschickt    wird    vvv 

••nw  otia   Ör»  Xiyttq,   so  können  wir  uns   vorstellen,   in  wel- 

Bwent  ton  das  nachher  folgende  lö  xov  x^sittovog  tp^g  ^vfufi^ov 

\itiiuMv  »iV«»  gesprochen  wurde,  und  gleich  darauf  ov  yäp  nov 


466  ^*  Wackerna  gel, 

%6  ys  To$6vd€  (pijg.  Endlich  ist  bei  dem  mehrmaligen  g>f/g  PI. 
Phaedo  95  CD.  daran  zu  erinnern,  dass  wir  hier  eine  recapibi- 
lation  einer  gegnerischen  meinung  vor  uns  haben,  die  der 
redende  nur  darum  gibt,  um  sich  die  richtigkeit  seiner  auffassong 
vom  gegner  bestätigen  zu  lassen,  wie  das  die  Schlussworte  des 
capitels  deutlich  zeigen.    Also  auch  hier  g^jg  interrogativ. 

Ueber  die  accentuation  der  composita  von  tp^g  ist  nichts  a09- 
drückliches  überliefert.    Wenn  Göttling  (accentlehre  p.  76)  deo 
allgemeinen  regeln  zu  lieb  präpositionston  fordert,  so  ist  dagegen 
zu  bemerken,   dass  diese  allgemeinen  regeln  uns  sehr  mangel- 
und  lückenhaft  überliefert  sind  und  nicht  für  jeden  einzelfiül 
ohne  weiteres  massgebend  sein  können.   Es  sind  mir  tier  beleg- 
stellen  bekannt,  PI.  Gorg.  500  E.  501  C.    Protag.  360  a  Ladt 
199  A.  (dazuSoph.  237  D.);  an  allen  betont  der  massgebendecodez, 
der  Giarkianus,  die  verbalform,  allerdings  mit  unrichtigem  circam- 
flex:  fSv(jkq^ifSy  dytifp^iti,  dnotpfjur^  ^vfiq^jtf.  Greringere  handschrif- 
ten  bieten  daneben  auch  'q>^g.    Wenn  damit  auch  keine  absolote 
Sicherheit  zu  erzielen  ist,  so  wird  es  doch  gestattet  sein  zu  erinnern 
an  Benfey  vollst,  gr.  §.  127  ausn.  2  (wird  im  nebensatz,  bei  anü- 
these  u.  s.  w.  das  verb  betont  und  gehn  ihm  zu  ihm)  »gehörige 
Präpositionen  unmittelbar  vorher,  so  büssen  diese  alsdann  ihren 
accent  ein  und  werden  mit  dem  verbum  finitum   zusammoi- 
gesetzt«. 

Ein  ferneres  beispiel  von  orthotonese  für  enclisis  ist  Iw». 
Wie  es  zu  erklären  sei,  wird  klar  aus  dem  altindischen,  wo, 
wenn  der  hochton  des  verbums  durch  seine  Stellung  an  dff 
spitze  des  satzes  oder  verses  hervorgerufen  ist,  bei  vortretaader 
Präposition  der  ton  auf  diese  geworfen  wird,  während,  wenn 
die  orthotonese  syntactische  gründe  hat,  wie  eben  bemerkt,  das 
verb  betont  bleibt.  Da  nun  neben  B<ftt  kein  iniati  steht,  so 
gehört  es  zur  ersten  classe  und  sein  accent  muss  auf  seiner 
Stellung  beruhen.  Das  stimmt  vortrefflich  zu  der  doctrin  der 
altern  griechischen  grammatiker,  die  von  einem  bedeutungs- 
unterschied  zwischen  ^  itsxi  und  iati  nichts  wissen  (vgl.  Lebrs 
qu.  ep.  p.  126),  vielmehr  lehren,  dass  das  letztere  stehe  am 
satzanfang,  und  wenn  o^,  dem  andere  xai  und  lig,  andere 
ausserdem  noch  «#,  dU.a  und  tovxo  beifügen,  dem  verbum  nD" 
mittelbar  vorhergeht  (vgl.  Herodian  ed.  Lentz  I  p.  553).  Von 
xomo  vielleicht  abgesehen,  sind  diese  orthotonese  hervorrufenden 
Wörter  theils  unfähig  einem  encliticon  als  stützpunct  zu  di^eOi 


Der  ^riticbiachä  verbal accenl. 


467 


tbeils  nicht  eigenUiche  bestandUieile  des  satzes,  den  sie  einleiten, 
80  dass  das  ihnen  folgende  sazt  ebenso  gut  am  satzanfang  steht, 
als  das  in  ttfi»  nSXig  ^E^vqij. 

Allerdings  ist  iffr«  nicht  die  einzige  enclitische  verbalfonn, 
die  an  die  spitze  des  salzes  zu  stehen  Icommt;  aber  bei  den 
andern  unterliess  man  das  zurückgreifen  auf  den  alten  hochton 
und  begnügte  sich  eintretenden  falls  die  ursprünglich  nur  mit  der 
enclittschen  Stellung  zusammenhängende  oxytonese  anzuwenden. 
Vollkoramen  deutlich  ist  dies  freilich  nur  bei  e(/*i,  fiifii 
und  9>*r<ri;  denn  in  dual  und  plunil  könnten  auch  echt  hoch- 
toiiige  formen  nicht  anders  lauten  (vgl.  ssk.  smdsi).  Höchst 
bemerkenswerth  und  von  feinem  Sprachgefühl  zeugend  ist  der 
voi-schlag  des  grammatikers  Tyrannio  B  350  ^^fu  statt  der 
vulgata  qi^fii  zu  schreiben,  weil  das  verb  hier  am  anfang  siehe. 
Wir  dürfen  daraus  folgern,  dass  man  die  Verwendung  dieser 
oxytonierten  formen  am  salzanfang  im  allgemeinen  lieber  ver- 
mied,   ^^ftt  wäre  der  regelrechte  liochton,  vgl  pämi,  ydmi. 

Die  ausnahmen  von  der  enclisis  leiten  über  zu  denen  von 
der  barytonese.  Wofern  die  lelzLere  mit  der  enclisis  wirklich 
identisch  ist,  müssen  auch  die  ausnahmen  gleichartig  sein,  d.  h. 
«e  müssen  einerseits  den  ursprunglichen  hochton  reOectieren, 
anderseits  sei  es  wie  ipjg  oder  wie  effn  erklärt  werden  können. 
Keine  der  beiden  bedingungen  wird  von  ^i*i,  ^ai  erfüllt.  Allein, 
solange  mau  ^venigstens  an  dem  Zusammenhang  mit  skr.  äha 
festhält,  können  diese  formen  nicht  als  acht  gelten.  Das  impf. 
9  für  *^zt  hat  die  analogie  von  yniic  für  *ydiaxi,  äva  für 
*äyaxi;  die  1,  pers,  ^v  für  unsprechbares  *^j;''  ^'^  ^o"  anX^y 
für  'anX^xv,  wo  die  ausstossung  des  gutturals  aus  dem  nomi- 
nativ  in  die  andern  casus  gedrungen  ist,  und  ausserdem  die 
TOR  vedisehen  formen  wie  avam  für  *avarm.  Warum  aber 
*^Yt*t  und  *i?'xrt,  *i;|i  ihren  guttural  hätten  einbüssen  sollen, 
wird  niemand  erkläien;  analoge  falle  finden  sich  keine,  da  fn^ 
n  und  5  höchst  beliebte  lautgruppen  sind.  Danach  scheint  die 
annähme  nicht  zu  umgehen,  dass  diese  einerseits  nachhome- 
rJBchen  anderseits  ausschliesslich  dichterischen  formen  späte 
rückbildungen  aus  dem  präteritalen  ^v,  ^  seien.  Dann  aber 
liann  auch  ihr  accent  nicht  in  betracht  konnnen.  Er  scheint 
fibrtgens  durch  ip^fki,  tp^ai  beeinflussl  zu  sein. 

Alle  übrigen  ausnahmen,  sämmtlich  dem  imperativ  ange- 
hörig,  erfüllen  zunächst  die  erste  der  zwei  oben  gestellten  be- 


468  J*  Wackernagel, 

dingungen.  Zu  <pa^i  vgl.  pohi,  ydhi;  zu  Bvqi  vgl.  ^vqmv^  siqBtv; 
zu  Ixov  ixidy^B  vgl.  ixiifx^at.  Ob  erklärung  nach  art  von  ^h^;  oder 
nach  art  von  s(ft$  zu  versuchen  sei,  muss  die  behandluDg  der 
coniposita  Ichren.  Ausdrücklich  wird  nqoov^  ix%M!^  also  mit 
derselben  betonung  wie  (fvfitpjg  überliefert.  Gombinieren  wir 
dies  mit  der  merkwürdigen  hinneigung  des  vedischen  Imperativs 
zu  gelegentlicher  orthotonese  (vgl.  Mayr  a.  a.  o.  p.  221  und  die 
von  ihm  angeführten  piba  RV.  2,  37,  1.  3,  32,  1.  mrddta  AV. 
1,  20,  1.  bhdra  3,  25,  5;  ferner  mrldta  RV.  7,  60,  l6;  p(ba  1, 
15,  1  u.  s.  w.)  und  der  durch  den  vedischen  gebrauch  be- 
stätigten (Mayr  p.  249.  250)  regel  der  Sanskritgrammatiker  bei 
Benfey  §•  127  ausn.  2,  9,  so  ist  einladend  die  vermuthung,  es 
habe  der  Grieche  eine  für  gewisse  functionen  überlieferte  hoch- 
tonigkeit  des  imperativs  auf  eine  bestimmte  anzahl  willkürlich 
gewählter  formen  vertheilt.  Allein  auch  die  denkbarkeit  einer 
solchen  vertheilung  zugegeben,  kann  dieser  weg  nicht  der 
richtige  sein.  Neben  einem  ivi^ov  stehen,  ebenso  sicher  über- 
liefert, z.  b.  Ivi^so  und  nagd^ov^  d.  h.  alle  imperative,  deren 
ov  noch  die  gestalt  so  hat  und  alle  deren  präposition  zwei- 
sylbig  ist.  Diese  abweichungen  sind  unbegreiflich  bei  annähme 
echter  hochbetonung,  bei  deren  festsetzung  die  sylbenzahl  der 
präposition  nicht  in  betracht  kommen  konnte  und  die,  bevor 
sie  in  den  formen  auf  ov  auftrat,  in  denen  auf  so  vorhanden 
sein  musste.  Es  eröffnet  sich  aber  so  ein  anderer  weg.  Wie 
wir  im  futurum  ajs  sowohl  zu  (fe  als  zu  ass-tssi  werden  sehen, 
ebenso  dürfen  wir  für  das  Imperativische  or/o  neben  o  auch  noch 
so  erwarten  und  also  hvi^ov  vermittelst  ivi>iov  aus  iv&iso  ab- 
leiten (vgl.  cnslo).  Der  vocalvorschlag  war  hinter  einsylbigen 
Präpositionen  arbiträr,  daher  tv^so^  hinter  zweisylbigen  ver- 
boten, daher  nur  naqa&ov  aus  naqui^so^  aber  kein  naqaO'ov 
aus  etwanigem  naga^iso.  Man  suchte  offenbar  zu  lange  for- 
men zu  vermeiden.  Steht  aber  ivi^ov  für  iv&kov^  so  sind  auch 
Xaßov  nii>ov  aus  Xaßiov  m^iov  entstanden  (vgl.  ä(pixov^  Idov 
bei  Herod.  ed.  Lentz  I.  p.  464),  und  da  das  alter  der  betonung 
ixiax^s^  die  uns  ausdrücklich  als  eine  specialität  der  (israysvia- 
rsQo$  "Iwvsq  bezeichnet  wird,  fraglich  ist,  so  bleiben  uns  nur 
ifa&i  und  die  wenigen  aoristischen  svqi  u.  s.  w.,  bei  denen 
allen  in  der  composition  die  präposition  betont  wird  und  die 
somit  wie  ^am  zu  fassen  sind.  Es  scheint  hier  die  beobachtung 
zu  gründe  zu  liegen,  dass  der  imperativ  ähnlich  dem   vocativ 


I 


Stellung  am  satzanfang  liebt.  Es  ist  zu  beachten,  dass  die 
barytonierten  prononiina  ^fnoyy  ^fitv  a.  s.  w.  vom  satzanfang 
ausgeschlossen  sind  und  hier  stets  ^fnäv,  ^ftJv  u.  s.  w.  eintreten. 
Im  verb,  wo  der  wahre  werth  der  barytonese  vergessen  und 
der  hoehton  nur  in  trümmem  erhalten  war,  dürfen  wii'  kein 
so  reines  Verhältnis  erwarten;  die  hauptsache  ist  die  klare 
analere  zu  den  encliticls,  bei  denen  einerseits  in  der  mehrzahl 
der  ßlle  ebenso  wenig  als  hier  zur  orlhotonese  zurückg^riffen 
wird,  anderseits  diese,  wenn  angewandt,  doch  ein  stück  über 
ihr  gebiet  hinaustritt. 

Neben  den  vielfachen  Übereinstimmungen  zwischen  Grie- 
cbiscb  und  Sanskrit,  die  sich  herau^estellt  bal>en,  bleibt  eine 
nicht  unerhebliche  divergenz  zu  verzeichnen.  Das  griechische 
gesetz,  dass  der  accent  das  augment  nicht  überschreiten  darf, 
ist  dem  attindischen  vollkommen  fremd,  das  im  hauptsatz  pra'i^ 
agacchat  sagt  und  nur  im  nebensatz  pratydgacchat,  aber  hier 
ohne  Zusammenhang  mit  der  griechischen  betonungsweise,  viel- 
mehr parallel  dem  präsentischen  pratigäcchaU.  Man  könnte  zur 
bebung  der  Schwierigkeit  geltend  machen,  dass  jenes  gesetz  nur 
bei  temporalem  augment  bemerkbar  wird,  und,  da  dieses  durch 
contraclion  der  augmentsylbe  mit  dem  anlautenden  vocal  ent- 
standen ist,  ganz  auf  gleicher  linie  stehe  mit  den  regeln,  gemäss 
denen  wir  ititttto  und  it/*^  betonen.  Allein  diese  erklärung 
scheitert  daran,  dass  die  betr.  contraction  in  eine  zeit  fällt  (vgl, 
Curtius,  verbuni  I.  p.  127),  wo  das  dreisylbengesetz  noch  nicht 
existiert  haben  karm  und  gegen  eine  betonung  *£^aayov  kein 
lautliches  bedenken  vorlag,  so  dass  das  zu  erschliessende  ega- 
ajrov  ebenso  rälhselhaft  ist  als  das  historische  iS^yov.  Dies  ist 
so  klar,  dass  dem  gegenüber  eine  scheinbare  stütze  jener  er- 
klärung, nämlich  perfecta  wie  difixtat,  nag^xrat,  deren  accent 
auf  contraction  zu  beruhen  scheint,  nicht  in  betracht  kommen 
kann.  Die  zahl  der  in  rechnung  kommenden  formen  ist  klein, 
mehrere  derselben,  wie  z.  b.  gerade  äifJxzai,  sind  unurstirüng- 
lich:  es  kann  ihr  accent  also  sehi-  wohl  eine  blosse  entlehnung 
Ton  den  augmentlempora  sein. 

Zudem  haben  wir  doch  wenigstens  eine  anwendung  des 
gesetzes  ausserhalb  des  temporalen  augnients  zur  band,  Dass 
nämlich  im  aorisl  von  -ix»^  '■  Tiagiaxov,  inlaxovw.  s.  w.  an  der 
paroxytonese  nicht  die  zu  gründe  liegende  form  naqiatxov 
u.  s.  w.    schuld  sein   kann,    zeigt   inttpvtv  auä  ivittftvtv,   das, 


470  Hiebard  Garbe, 

wenn  solche  nachwirkung  stattgefunden  hätte,  inkfpev  betont 
sein  müsste. 

Wir  kommen  überhaupt  durch  heranziehung  von  laut- 
wandlungen  nicht  zum  ziele;  viehnehr  liegt  unserem  gesetz  etwas 
uraltes  zu  gründe.  Deutlich  wird  ja  das  augroent  als  prSpo- 
sition  behandelt.  Wie  im  altindischen  sam^üpa  gaeehami 
betont  wird,  und  nicht  sdm-upa  gaeehami,  und  im  grie- 
chischen na^sv^sg  und  nicht  ndq-sv-t^Bg^  ganz  ebenso  hier 
naq'i'üxov  und  nicht  ndQ-s-axov,  Dass  aber  das  augment  ur- 
sprünglich eine  quasi-präposition  gewesen  sei,  ist  allgemein  zu- 
gestanden (vgl.  Curtius  a.  a.  o.  p.  108ff.).  So  wäre  einmal 
das  Griechische  conservativer  gewesen  als  das  Sanskrit,  dem 
das  augment  mit  jedem  andern  element  einer  form  auf  glddier 
linie  steht.  Dies  zugegeben,  müssen  wir  für  den  nebensatz 
nothwendig  ig.  agdm  ansetzen.  Auf  agdm  geht  aber  gdm  neben 
dgom  ebenso  sicher  zurück,  als  skr.  smdsi  neben  dsmi  auf 
asmdsi.  Der  augmentwegfall  scheint  demnach  ursprünglich  dem 
nebensatz  anzugehören.  Allein  weder  Sanskrit  noch  Griechisch 
waren  fähig  dies  aufrecht  zu  erhalten,  jenes  nicht  weil  es  den 
augmcntaccent  verschob,  dieses  weil  es  den  nebensatzaccent  im 
allgemeinen  verlor.  Darum  unterlassen  in  ihrer  classisch^i 
zeit  beide  die  aphaerese,  und  in  der  vorclassischen  bediene 
sie  sich  ihrer  bloss  als  kunstmittels  des  Versbaus,  das  Sanskrit 
jedoch  ausserdem  noch  zur  kennzeichnung  der  präterita  mit 
optativer  und  imperativer  bedeutung;  vgl.  mä  sma  karos,  Mä 
kärshJs  und  die  sogen,  unechten  conjunctive. 

J.  Wackernagel. 


Das  accentuationssystem 
des  altindischen  nominalcompositums  *). 

Einleitung. 

Dass  die  Classification  der  sanskritischen  nominalcomposita, 
wie  sie  von  der  indischen  grammatik  aufgestellt,  dem  stände 
der  heutigen  Wissenschaft  nicht  genügt,  muss  unbedingt  zuge- 

^)  NB.  Der  verf.  hat  sich  in  seiner  Umschreibung  des  Sanskrit  der  weise 
des  Petersburger  Wörterbuchs  angeschlossen.  Die  redaction. 


Das  accentuatioDSByst«!!  des  ^tiildladien  nomiRalcompoaitumä!    47l 

geben  werden.  Sie  leidet  an  entschiedenen  inconsequcnzen  und 
verltennt  jedenfalls  den  character  und  Ursprung  verschiedener 
com  Positionsgruppen.  Es  ist  daher  ein  ganz  richtiges  be- 
streben, wenn  in  neuerer  zeit  von  einigen  seilen  eine  con- 
sequentere  und  einheilliche  Classification  angebahnt  wird. 
Dennoch  halte  ich  es  für  zweckmässig,  da  ich  in  der  vorliegen- 
den abhandlung  die  gesetze  für  die  accentuation  des  vedischen 
nominalconiposilums,  absehend  von  der  vergleichung  mit  den 
klassischen  sprachen,  entwickeln  will,  mich  möglichst  nahe  der 
herkömmlichen  eintheilung  anzuschJiessen,  weil  dieselbe  mir 
mehrere  grössere,  allgemein  bekannte  gruppen  bietet,  in  denen 
mit  leichtigkeit  die  jede  Zusammensetzung  betreffenden  regeln 
zu  finden  sind;  ich  will  demnach  versuchen,  mit  möglichst  ge- 
ringen änderungen  die  mängol  der  pSninischen  Classification  zu  tilgen. 
Ausser  der  annähme  von  adjectivischen  dvandva,  welche 
die  indischen  gramniatiker  nicht  kennen,  haben  sich  mir  noch 
folgende  Verschiebungen  der  bekannten  klassen  als  nothwendig 
erwiesen.  Es  ist  eine  sprachwissenschaftlich  unmögliche  auf- 
fassung,  die  sogenannten  dvigu  als  eine  unterabtheilung  der 
tatpurusha,  der  determinativen  composita,  anzusehen;  sie  sind 
relative  composita  —  so  nenne  ich  unter  Lassen's  und  Auf- 
recht's Vorgang  die  bahuvrihi  —  zu  denen  ein  subslantivum 
generis  neutrius  (resp.  feminin!  für  einzelne  beispiele  der  späteren 
Sprache)  zu  ergänzen  ist.  Es  sind  mir  zwar  keine  fälle  aus  der 
vedischen  literatur  bekannt,  in  denen  neben  dem  dvigu  noch 
das  adjectivische  bahuvrihi  erhalten  ist;  doch  wird  man  sich 
von  der  richtigkeit  meiner  annähme  im  hinblick  auf  die  ana- 
logen bildungen  in  den  verwandten  sprachen  überzeugen.  Wird 
wohl  jemals  ein  philologe  bei  Zusammensetzungen,  wie  iö 
xeifc^fiB^oy,  IÖ  nsfray^afifiov,  lö  dsxäXngov;  7  ntvtäßtßXoq, 
^  ntvtaxfiev&og,  ij  n tvtüt tx''ioi;,  neben  denen  die  ursprüng- 
lidien  Titfpif;*tpoe,  nfviä/Qa/i/ta?  u,  s.  w.  sich  nicht  belegen 
lassen,  die  Voraussetzung  dieser  entsprechenden  adjectiva  bean- 
standet haben?  Undenkbar;  es  stehen  eben  in  zu  zahlreichen 
fallen  das  adjectivum  und  die  substantivirte  form  nebeneinander,  z.  b. 
ÜiS^axfto^  -i(i  diÖQuxfioy,  tgitr^g  -tA  tQietig, 

igixXifog  -*(J  zQixkivov,  itipd^-wi'Og  -lö  leiQäytäi'oi', 

ntyraltXoi;  -tu  nivTui>i.ov,  i^äfiet^oi  -rö  i^äfitt^of, 

nMytttarddtog  -t6  mvtuaiädtoy,  nend^v/Uoe  -rd  TTtvräifvk/iop, 
bidtttts  -bidiitim,  Iriotus  -triviu»i. 


472  Richard  Garbe, 

Der  Vorgang  ist  so  bekannt  und  einfach,  dass  er  kemer 
weiteren  erläuterung  bedarf;  um  so  mehr  ist  es  zu  verwundern, 
dass  man  noch  immer  die  sanskritischen  dvigu,  die  übrigais 
auch  durch  die  accentuation  als  der  relativen  compositionsklasse 
angehörig  gekennzeichnet  sind,  der  determinativen  zuweist  Bei 
dieser  traditionellen  auffassung  beharren  kann  nur  deijenige, 
der  im  stände  ist  die  Übereinstimmung  der  eben  genannten 
griechischen  bildungen  mit  den  dvigu  zu  leugnen.  Haben  wir 
diese  aber  einmal  als  relative  composita  erkannt,  so  bildai 
sie  als  solche  keine  besondere  unterabtheilung,  sondern  sind 
mit  einigen  anderen  Zusammensetzungen  unter  der  bezeichnung 
»substantivirte  bahuvrihic  zusammenzufassen. 

Ebenso  verhält  es  sich  mit  den  adverbialen  compositis,  den 
avjajlbhäva,  die  gleich  den  dvigu  ein  adjektivisches  bahuvnhi 
voraussetzen  (abgesehen  von  einigen  adverbialisirten  karma- 
dhäraja,  wie  dnapavrty  dnimisham,  dsami,  welche  von  mir  in 
keiner  besonderen  gruppe  zusammengestellt  sind,  sondern  ihren 
platz  einfach  in  anmerkungen  zu  den  betreffenden  nummem 
unter  den  karmadhäraja  gefunden  haben).  Wenn  wir  atimatrdm 
als  adverb  neben  atimatrd  und  a^ati,  sa^dshas,  sahädhas  als 
adjectiva  und  als  adverbia  auftreten  sehen,  wenn  wir  im  grie- 
chischen ävrißtov  aus  dyrißioc,  Ifinsdov  aus  SfAnsäog^  nQOQQtJ^ov 
aus  TiQÖQQtl^ogj  vn€Qß$ov  aus  vTiiqßioq  etc.  gebildet  sehen,  so 
glaube  ich,  dass  jeder  zweifei  an  dieser  thatsache  schwinden 
muss.  Ist  doch  auch  nichts  natürlicher,  als  dass  man  von  adjee- 
tiven  adverbia  in  der  form  des  neutrums  bildete. 

Consequent  hätte  ich  auch  äusserlich  nicht  die  dvigu  und 
avjajibhäva  von  den  eigentlichen,  adjectivischen  bahuvrihi 
trennen  dürfen ;  doch  glaubte  ich  der  eingebürgerten  auffassung 
dieses  zugeständniss  machen  zu  müssen.  Derselbe  gesichtspunkt 
bestimmte  mich  die  neutralen  (coUectiven)  dvandva  der  copula- 
tiven  klasse  als  unterabtheilung  einzureihen,  obwohl  mich  die 
auseinandersetzung  Leopold  Schröders  (über  die  formelle  Unter- 
scheidung der  redetheile  im  griechischen  und  lateinischen,  pag. 
220),  der  das  neutrale  geschlecht  durch  die  zurückfülirung  auf 
ein  vorauszusetzendes  adjectivum  erklärt,  vollständig  über- 
zeugt hat. 

In  der  relativen  compositionsklasse  ist  das  Vorderglied  der 
die  accentuation  bedingende  factor,  man  hat  also  bei  auf- 
stellung  der  gesetze  von  diesem  auszugehen.    Bei  den  tatpurusha 


'stein  des  altindischen  nominalcompositunis.    473 


im  engeren  sinne,  d.  h.  den  determinativen  compositis,  deren 
Vorderglied  einen  casus  obliquus  vertritt,  ist  das  suffix  des  scliiuss- 
gliedes  das  die  accentualion  bestimmende  element ;  bei  den  karma- 
dharaja,  d.  h.  den  determinativen  compositis,  deren  Vorderglied 
eine  appositioneile  oder  adverbiale  bestiiiiniung  ist,  gilt  dies  nur 
für  die  Zusammensetzungen,  deren  schlus?glied  ein  adjectivura 
verbale  oder  participium  bildet;  dagegen  ist  die  accentuation 
der  karmadhäraja  mit  einem  substuntivun!  oder  adjectivum  im 
schiussgüede  durch  die  beschafl'enheit  des  Vordergliedes  b&lingt. 
Hierdurch  wurde  ich,  wie  man  sieht,  verhindert,  die  ganze 
tatpurushagruppe  zusammenzufassen,  was  man  auf  den  ersten 
blick  der  einfachheit  wegen  für  zweckmässig  halten  könnte,  und 
wurde  sogar  genölliigt,  die  karmadhäraja  nach  der  gestalt  des 
Schlussgliedes  in  zwei  hauptthoile  zu  trennen.  —  Unberücksich- 
tigt blieben  ausser  den  mit  primären  suffixen  aus  coniponirten 
Verbalstämmen  gebildeten  nominibus  die  sogenannten  decorapo- 
sita,  d.  h.  nomina,  die  durch  vrddhibildung  oder  mit  secimdären 
Suffixen  aus  schon  feiügen  noniinalzusanimensetzungen  gebildet 
sind.  Bemerken  will  ich  hier  gleich,  dass  ich  die  krtsulTixe 
einfach  mit  suff.,  die  taddhita  mit  sec.  suff.  bezeichne. 

Die  einUieilung,  welche  ich  meiner  abhandlung  zu  gründe  lege, 
gestaltet  sich  also  nach  dem  bisher  bemerkten  folgender  massen : 
Composita  copulativa  (Dvandva). 
I,  Substantiva. 

A.  Duale  und  Plurale; 

B.  Neutra  im  Singular, 
II.  Adjectiva. 

Composita  detemiinativa  (Tatpumsha) : 

1.  Das  Vorderglied  vertritt  einen  casus  obliquus  (Tatpu- 

rusha  im  engeren  sinne); 
II,  Das  Vorderglied  ist  eine  apposilionelle  oder  adverbiale 
bestimmung  (Karmadhäraja). 

A.  Das  schlits^lied  ist  ein  adjcclivum  verbale  oder 
participium ; 

B.  Das  Schlussglied  ist  ein  substanlivum  oder  adjec- 
tivum. 

Composita  relativa  (Bahuvrihi). 
i.  Adjectiva. 

II,  Substantivirte  (zum  theil  Dvigu). 
III.  Adverbialisirte  (Avjajibhäva). 


I 


474  Richard  Garbe, 

Bei  dieser  eintheilung  bot  mir  der  umstand  einige  Schwie- 
rigkeit, dass  sich  in  einer  anzahl  von  corapositis  nicht  mit 
Sicherheit  entscheiden  lässt,  ob  das  schlussglied  nominaler  od^ 
verbaler  natur  ist,  d.  h.  ob  die  Zusammensetzung  der  tatpu- 
rusha-  oder  bahuvnhigruppe  angehört  Ich  bin  in  solchem 
falle,  in  folge  der  grösseren  menge  von  analogen  bildongeni 
geneigt  dieselbe  der  ersteren  zuzuweisen,  obgleich  das  Peters- 
burger Wörterbuch  der  entgegengesetzten  ansieht  zu  sein  scheint 
und  einige  male  substantiva,  die  sonst  nicht  zu  belegen  sind, 
zur  erklärung  solcher  composita  voraussetzt,  z.  b.  OMihoara  ra. 
zu  dnavahvaray  grahha/tio,  n.  zu  ingrcMiafhd,  2.  nOQa  m.  zu 
düi^ga.  Namentlich  wird  diese  frage  bei  den  Compositis,  deren 
Schlussglied  der  form  nach  sowohl  mit  einem  adjectivum  verbale 
als  auch  mit  einem  selbständig  gut  belegten  nomen  zusammen- 
fallt, wohl  nie  vollständig  zu  lösen  sein.  Hie  und  da  ent- 
scheidet nun  freilich  der  accent  in  überzeugenderweise.  —  Bei 
einigen  Zusammensetzungen  mit  f^,  rta,  puru  und  ähnlichen  im 
vordergliede  könnte  man  zweifeln,  ob  dieselben  den  tatpurusha 
im  engeren  sinne  oder  den  karmadhäraja  angehören. 

Die  accentuation  der  beiden  gruppen,  in  denen  die  dassi- 
ficalion  der  altindischen  composita  gipfelt,  der  determinativen 
und  relativen,  gestaltet  sich  nach  der  Rksaihliitä  ungefähr  in 
folgendem  verhältniss: 

Der  accent  ruht  auf  dem 
vordergliede  |  schlussgliede 
Determinativa  2    :    3 

Tatpurusha  1  :  2 

Karmadhäraja  3  :  4 

Relativa  4    :     1 

Als  regel  niuss  demnach  für  die  determinative  compositioi^ 
klasse  die  accentuation  des  Schlussgliedes  —  deshalb  sind  ^^ 
der  schematischen  darstellung  auch  die  auf  demselben  beton^^^ 
composita  vorangestellt  — ,    für  die  relative   die    des    vorder- 
gliedes  gelten.    Die  resultate  meiner  Untersuchungen  werd^   ^^^ 
am  schluss  der  abhandlung  zusammenstellen;  hier  mache     ^* 
nur  kurz  auf  die,   allerdings  nicht  ausnahmslose,  giltigkeit     ^^^ 
allgemeinen  regel  aufmerksam,  dass  eine  Zusammensetzung  o^J' 
tonirt  ist,  deren  thema  sich  in  die  form  ^a  verändert  hat,    ^*'^ 
bei  Veränderungen  von  ^a  zu  \  welche  das  genus  nothwen^^^ 
macht,    nicht   in    betracht  kommen   (cf.  Aufrecht,  de  acce^ 


B  acce  atuatioiusyitem  e 


idiscnen  naminalcompositums.   475 


cornpositorum  sanscriltcoruin,  rt^lae  generales  §  2).  Wo  der 
aci^ent  die  sleLe,  welche  er  in  dem  selbständijfen  worte  ein- 
nimmt, verlassen  hat,  ist  dies  jedes  mal  bemerkt;  diejenigen 
oxytonirten  composita,  deren  Schlussglied  durcJi  die  Veränderung 
des  theiaas  zur  «z-dechnalion  hin  um  eine  siibe  bereichert  ist 
(z.  b,  "gavd,  "var/casd),  nenne  ich  unter  denjenigen,  deren  accent 
von  der  ursprünglichen  tonstelle  des  schlus.sgliedes  auf  die  end- 
sjlbe  gerückt  ist,  weil  ich  denselben  keine  passendere  stelle  zu 
geben  weiss. 

AufTallend  ist  nach  der  obigen  statistischen  Übersicht,  doss 
die  ausnahmen  vou  der  regel  wirklich  ausserordentlich  zahlreich 
Bind;  ich  glaube  nicht,  dass  das  gleiche  verhältniss  bei  der  bil- 
duug  der  spräche,  als  man  anfing  fertige  nomina  zu  einem 
neuen  wortganzen  zu  verbinden,  obgewaltet  hat,  sondern  dass 
uns  die  accentuation  der  Saiiihitäs  in  eine  zeit  weist,  in  der 
man  einer  durchgreifenden  Unterscheidung  durch  den  ton  nicht 
mehr  zum  verständniss  der  composita  bedurfte.  Liesse  sich 
doch  eine  reihe  von  compositis  aufzählen,  die  in  der  nämlichen 
accentuation  theils  als  determinative,  theils  als  relative  auf- 
treten, u.  a.  atKJfti  1.  und  2.,  avira  1.  und  2.,  1.  und  2.  tirw- 
ksliäja  (die  vom  P.W.  vorgeschlagene  änderung  ««*  kshdjesMt 
R.V.  10.  118.  S  ist  nicht  nolhwendig).  hakvogas  1.  und  2.,  I. 
und  2,  saprapaiyä,  säjävasa  1.  und  3.,  sm^ra  1  a.  und  b-,  1. 
und  2.  suQärman,  kavJatMH  1.  und  2.  —  Interessant  ist,  dass 
gerade  der  eigentliche  zweck  des  accents,  sachliche  Unterschei- 
dungen zu  bewirken,  sich  noch  in  einer  anderen  weise  bethätigt, 
indem  nämlich  zuweilen  durch  die  verschiedene  betonung  modi- 
ficationen  in  der  bedeulung  analog  gebildeter,  ja  sogar  aus  den- 
selben elementen  zusammengesetzter  Wörter,  die  der  nämlichen 
^uppe  angehören,  bezeichnet  werden,  z.  b.  akshdra,  adj.  und 
tiiskara  subst.,  droja  und  ardja,  brhäddwa  adj.  und  brhaddwd 
ti  n.  pr.,  sükrta  adj.  und  svkrtd  subst.,  sügoia  und  siigeUd. 

Wann  die  Saiiitiitas  mit  accentzeichcn  versehen  wurden, 
[  sich  nicht  bestimmen;  wahrscheinlich  gleich  bei  der  auf- 
räclinung.  (Dass  die  Sammlungen  schriftlich  besorgt  wurden, 
b(  aus  mehrfachen  gründen  wohl  anzunehmen,  cf.  Roth,  der 
Mharvaveda  in  Kaschmir,  pag.  10.)  Oder  sollte  man  aus  fol- 
^ndem  umstände  schliessen  können,  dass  die  äussere  bezeich- 
aung  des  accents  in  der  Sadihitä  erst  nach  der  abfassung  des 
niesten  commentars,  des  Padapatha,  eingetreten  ist  ?    Es  finden 


476  Richard  Garbe, 

sich  in  der  Rksaiiihitä  einige,  mit  einer  der  regel  zuwiderlaufira- 
den,  wohl  geradezu  falschen,  accentuation  versehene  composita, 
die  im  Padap&tha  nicht  durch  den  avagraha  zerlegt  sind,  näm- 
lich: dmsatra  anstatt  amsatrd,  ddü  anstatt  adü,  dnartfig  anstatt 
anarvig,  surdtna  anstatt  suramd ')  (dass  dieses  R.V.  10. 131.  5  im 
Padapätha  mit  avagraha  geschrieben  ist,  scheint  ein  versehen 
des  herausgebers  zu  sein ;  in  vers  4  steht  suräma  ohne  avagraha, 
auch  theilte  mir  herr  prof.  Roth  mit,  dass  eine  ihm  gehörige 
Padahandschrift  an  beiden  stellen  surdma  ungetrennt  liestX 
svdvr^  anstatt  svavf§.  Ich  wage  es  nicht  die  frage  zu  eai" 
scheiden,  ob  sich  auf  grund  dieser  composita  annehmen  liease, 
dass  die  accentfehler  der  Saiiihitä  die  irrthämlichen  auCfassungra 
des  Padak&ra  voraussetzten. 

r 

Dass  Aufrecht  in  seiner  schrift  »de  accentu  compositorom 
sanscriticorumc  gesucht  hat,  die  betonung  der  composita,  welche 
er  aus  den  ihm  damals  zugänglichen  vedischen  texten  gesammelt 
hatte,  auf  die  regebi  Panini's  zurückzuführen,  ist  aus  dem  stände, 
den  unsere  Wissenschaft  vor  dreissig  jähren  einnahm,  erklärlich. 
Ich  glaube  kaum,  dass  heut  zu  tage  noch  ein  gelehrter  es  für 
möglich  halten  wird,  die  vedischen  nominalzusammensetzungen 
in  die  regeln  einer  grammatik  einzuzwängen,  die  dem  Veda  so 
wenig  gerecht  wird   und    von   der   wir    nicht   einmal    wissen, 
auf   grund    welcher    literatur    sie   verfasst   wurde.     Ich   habe 
die  sütren   PEnini's,    welche   von   der  accentuation   der  norai- 
nalcomposita  handeln  (6.  2),   verglichen,  und,  so  weit  sie  im 
Zusammenhang  mit  den  von  mir  aufgestellten  regeln  standen, 
in  anmerkungen  zu  den  betreffenden  nummern  hinzugefügt,  inr 
dem  ich  auf  ihre,  wenn   auch  nur  beschränkte,  giltigkeit  oder 
ungiltigkeit   für    die  vedische   zeit   hinwies.     Da  ich  in  vielen 
fällen  genölhigt  war,  den  bezüglichen  theil  des  Päninischen  sutra 
durch  hervorhebung  der  einzelnen  worte  bemerkbar  zu  machen, 
hielt  ich  es  im  Interesse  der  bequemlichkeit  für  zweckmässig, 
das  zum  verständniss  unbedingt  nothwendige  aus  dem  commentar 
in  der  Boehtlingk'schen  ausgäbe  hinzuzufügen.    Uebrigens  wird 
es  wohl  keinem  unbefangenen  beurtheiler  entgehen,  dass  häufig,   ^ 
wo  die  regel  Pänini's  sich  wirklich  durch  vedische  beispiele  be-  - 

*)  Sollte  suräma  lauten,  ob  man  die  im  Petersburger  wörterbucli  an 

gegebene  bedeutung  oder  Roths  neuere  erklärung  annehme,  nach  welcherrar 
die  Zusammensetzung  in  swrä  -\-  äma  zerfallen  und  surS-krankheit,  d.  hmmM 
rausch  u.  s.  w.,  bedeuten  könnte. 


Das  RCcenlnatioiiBsysteTn  des  altindischen  noniinslcoinposituins.    ^T? 

legen  lässt,  die  von  ihm  bezeichnete  art  der  Zusammensetzung 
nichts  weniger  als  einen  erklämngsgrund  bietet,  und  dass  dem- 
nach der  ^osse  grammatiker  die  giltigkeit  eines  sütra  für  den 
Veda  oft  nur  einem  günstigen  zufall  verdankt. 

Das  material  dieser  abhandlung  umfasste  ursprünglich  nur 
die  gesammtheit  der  in  der  Rksaiiiliilä  vorkommenden  compo- 
sita;  die  von  mir  angeführten  beispiele  erreichen  hier  häufig 
nicht  annäiiernd  die  zahl  derer,  die  mir  zu  geböte  standen;  nur 
bei  entlegeneren  regeln,  sowie  bei  sämmllichen  ausnahmen  sind 
alle  von  mir  verzeichneten  Zusammensetzungen  angegeben ;  auch 
diejenigen  composila,  in  denen  sich  eine  Versetzung  des  tons 
Von  der  ursprünglichen  tonsitbe  des  accentuirten  gliedes  con- 
Btatiren  lässt,  sind  vollzählig.  Nach  der  aufstellung  der  gesetze 
Bammelte  ich  während  der  Jectüre  die  nominalcomposita  des 
Athaj^'aveda,  die  sich  nicht  im  Rgveda  finden  und  fügte  sie 
sSmmtlich')  den  betreffenden  regeln  hinzu.  Es  ist  wohl  kaum 
lölhig  zu  sagen,  dass  hierbei  diejenigen  Zusammensetzungen  im 
19.  Kän^a  und  in  den  Kuntapaliedem  {20.  127—136)  übei^ 
gangen  sind,  deren  form  oder  accentuation  nur  von  den  heraus- 
gebem,  wenn  auch  richtig,  erschlossen  ist,  z.  b.  UhÜakshira 
J9.  9.  8,  divishtmAhd  19.  32.  7,  mnash(ate^as  19.  34.  2,  rosJ^- 
fntbhftia  19.  37.  3,  t^udhingama  20.  128.  10,  ädhjardha  20. 
131.  22.  Den  compositis,  die  entweder  im  P.W.  fehlen  oder 
nicht  aus  dem  A.V.  belegt  sind,  habe  ich  das  citat  beigefügt. 
Im  allgemeinen  sind  die  beispiele,  wenn  sich  nicht  ein  anderes 
anordnungsprincip  als  zweckmässig  erwies,  in  alphabetischer 
reihenfo^e  aufgezählt 

Es  ergab  sich  bei  dieser  ergänzung  aus  dem  Ä.V.,  dass  die 
auf  grund  des  ältesten  Veda  aufgestellten  gesetze  bis  auf  einige 
den  betreffenden  stellen  namhaft  gemachte,  Unter- 
scheidungen durch  den  accent,  die  der  A.V.  zu  verlieren  be- 
ginnt, auch  für  den  jüngsten')  giltigkeit  haben.  Obwohl  ich 
s  dem  ^alapatha  und  Taittinja  Brähmana  keine  samm- 
*iiigen  angelegt,  habe  ich  doch  bei  gelegentlicher  beobachtung 

')  Von  der  redaclion  wurde  eine  grossere  vollstündigkeil  dee  malcriala 
it,  als  icli  ursprGnglicI)  die  absiebt  hatte  zu  geben. 

*)  Wenn  ich  diesen  au.sdruclt  liier  gebrauclie,  habe  ich  nalQrlich  nur 
'^  allgemeinen  charader  der  Bammlungen  im  nuge;  giebt  es  docb  slOcke 
*  Atbarvan.  welche  enlsciiieden  älter  sind,  ab  manche  hjrmnen  des  Rk 
'^nenüich  im  10.  Mandala). 

XalMhrIft  nir  nrgl,  Sprulif.  H.  F.  Jir.  6.  3] 


478  Richard  Garbe, 

die  allgemeineren  für  die  SaihhitEperiode  geltenden  regeln  auch 
für  die  der  Br&hmana  bestätigt  gefunden. 

Gomposita  copulativa  (Dvandva). 

I.  SubstantlTa. 

A«  Duale  und  Plurale. 

A.  Die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt. 

In  den  aus  dem  R.V.  verzeichneten  beispielen  ist  das  schluss- 
glied  ursprünglich  nicht  oxytonirt:  a^aväjas  (dvi),  fksamS  (siman), 
v(lkipar^anjd(par^dnja;  wohl  appellativisch,  ctpar^änjäväta/jsSr- 
jäüandramdsä  (MandratmusJ.  Aus  dem  Ä.V.  mit  schon  urspröD([- 
lich  oxytonirtem  schlussgliede:  arkofvatnedhaü,  ishßjugdni,  paar 
pntraü,  pranäpana4,  bodhaproHbodhaü,  brdhmara^anjaü  (19. 33. 8), 
vjUnodanau,  sabadkakmdtjäs;  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem 
schlussgliede:  ahorOtrS  (rdtri),  adanasandäne  (sandäna)^  m^ 
moManapramoliani  (5.  30.  2—4  pramöJcana);  tdükhaJammkd 
(müsala),  kapoMükaü  (6. 29.  2  ülükä) ;  bandhapä^  (pdga),  m^ 
javaü  (jdva),  sddohavirdMne  (havirdhdna). 

B.  Beide  glieder  sind  auf  den  ursprünglichen  tonsilben  accentuirt 

in  den  Devatädvandva,  d.  h.  den  Zusammensetzungen,  welche 
durch  die  namen  übermenschlicher  wesen  (götter,  dämanen, 
personificationen  von  naturerscheinungen,  heroen  der  vorzeii) 
gebildet  sind: 

agntshöfnä,  indravajtl,  indräpushdna,  indrabfha,spdi%,  indr^ 
vdruna,  indravishnü,  indräs<fmä,  djdvaprthivi,  mürdvänni^i 
dhüniMmuri;  ushäsandkta,  ndktoshdsa,  par^dnjavätä;  ^' 
vdgajddü;  und  ausserdem  in  matdrapüdra, 

Ausn.:  Einfach  oxytonirt  sind 

1)  indraväjü,  indrOgni,  indrapüshdnä,  somapüshdaiä  (das 
erste  und  dritte  beispiel  auch  doppelt  accentuirt). 

2)  Die  allein  demA.V.  angehörigen  composita:  gandharv^ 
psardsas,  paldlamipalal<iü,  hhavO^arvaü;  mit  ursprünglid^ 
nicht  oxytonirtem  schlussgliede:  atharvängirdsas  (dnj^' 
ras),  devasuräs  (6.  141.  3  dsura). 

Anm.:  Man  vergleiche  Pän.  6.  2.  141  'devatädvandve  fe 
I  devataväUinam  dvandve  pürvoUarapade  jagapat  prakftj^ 
bhavatahl';  auch  die  ausnähme  142  'nottarapade  'nfk- 
dattadav  aprthivTrudrapüshamanthishu  \  pffkitn'-' 


Das  accentuationssystem  des  altindischen  nominalcompositums.   479 

püshan  —  i^etaäbhinne  ^nudattädav  uttarapade  scUi  deva- 
tadvandve  pürvcttarapade  praJcrtja  na  bhavafäh  {'  hat  zum 
theil  das  richtige  getroffen:  indravajüy  indrägni,  gandhar- 
väpsardscLS,  bhavogarvaü  und  indrapüshdnä,  djAvaprthivt; 
es  widersprechen  indravc^Ü,  ndktoshdsa;  cUharvängirdsas, 
devOstirds  und  indrapüshdnä,  somapüshdna. 

B*  Neutra  im  Singular. 
Die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt. 

isMm-'iQfgüridy  trnoddkd  (Qat.  Br.);  in  den  beispielen  aus  dem  AV. 
ist.  das  schlusgglied  ursprünglich  nicht  oxytonirt:  ar^anäbhjailr' 
jcmfwmd  (9.  6.  4  äbhjdngana);  ishvajudhd  (djudha),  kegagmagrü 
(f99Mdcru)  hUakütd  (dküta). 

Anm.:  Vereinzelte  pluralbildungen  sind  (iharatrd(ni)  (rdtri) 
uktharkd  (R.  V.  6.  34.  1  durch  die  corresponsion  mit 
sMdjah  zu  erklären),  ukthamaddni  (mdda;  A.  V.). 

n.  AdJeotiTa. 

Die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt. 

,  ^^ananaQand  C<^^neutr.  du.,  sc.  ^dnmant);  mit  ursprünglich  nicht 
^'^S^nirtem  schlussgliede :  nlUdohüd  (hfhita),  satjanrtd.  Aus 
dem  A.  V.:  ifiäktiä,  tamrttdhümrd,  dakshifuisavjd,  bhadrapapd, 
*«ömiida  (dachend  und  scherzend'),  sahnatvratrd ;  mit  ursprüng- 
U<^  Dicht  oxytonirtem  schlus^liede:  aghct^msaduhgamsd  (12. 
2-  2.  duh^imsa),  vMholcanaprafoUand  (pr<igöXana),  prijaprijd 
(^pHja). 

Anm.:  Nach  Pän.  6.  2.  46,  ^karmadharaje  'nisMha  \  kar- 
madharßje  samäse  ktapratjajO/nta  uttarapade  pare  ^nish- 
fkantam  pürvapadam  praJcrtja  sjat  |'  ist  hrtakfid  kar- 
madh^raja  (!);  die  richtige  accentuation  könnte  die  r^el 
im  äuge  haben. 

Composita  determinativa  (Tatpurusha). 

^  ^ae  Torderglied  yertritt  einen  casus  obliquos  (Tatpurusha 

im  engeren  sinne). 
A.  Der  accent  liegt  auf  dem  schlussgliede, 

Wenn  dasselbe  ist 

1)  ein  adjectivum  verbale, 

a.  das  mit  der  wurzel  gleichlautet  oder  durch  anfügung 
von  i  aus  derselben  entstanden  ist ;  dasselbe  wird  auch 

32* 


480  Richard  Garbe, 

in  medial-passiver  bedeutung  gebraucht  (z.  b.  in 
ghrtaprt,  brahmajü^,  nmdhupä,  mancjü^,  jotu^,  hrdcga- 
vidh  2): 

akshipdt,  (zghagamsoMn,  cJcjutc^tU,  admasdd,  afvadd, 
fivi^,  o^odd,  kamianishthd,  hdapd,  kravjdd,  gavish, 
goduh,  tamohdn,  nareshthd  (ich  folge  Grassmanns  auf- 
fassung),  padagüd,  mushfihdn,  ja^üanishkfi,  lokakrt, 
vajodhd  (Nf.  ^dhds\  vratapd,  gatrüshdh,  sdhaarai^, 
sdhasrasd  (eimnal  sahdsrasatama  A.  V.  3.  28.  4,  viel- 
leicht nur  irrthümlich),  svßrvid,  havirdd,  havirdä, 
hotravdh. 

Aus  dem  A.  V. :  akshibhü  (20. 136.  4),  agni^d,  agnihcirakui, 
oghakHy  atigeshtM,  adrshtoMn,  adhvagdt,  annavid,  oft&i- 
mati^it,  ahhimodamud,  äbhTlapcUdp,  ahhra^d,  ardhabhd^, 
aratihd,  aganakrt,  asthi^d,  ahutdd  (dhuta  -{-  dd,  nicht 
d  -f  htddd,  in  welchem  falle  die  Zusammensetzung  propar- 
oxytonu^t  sein  müsste),  akiUiprd,  anddd,  (Umasdd,  apa- 
kesthd,  ajurdd,  ajushkft,  indra^d,  ishubhft,  udapü, 
oshadhi^d,  krtjakft,  kshatrabhft  (7.  84.  1),  khala^, 
gurubhft,  ghrtapä,  ^aröjugd,  ^ärmkft,  tanü^d,  divifrtt^ 
divishdd,  durnamahdn,  doshanigrish,  dharmadhrt,  nakshor 
tra^d,  natluivid,  nidhipd,  pathishthd,  padant,  päpakrt,  pu- 
rOnavid,  purushdd,  prtanOgit,  prthivishdd,  prthivtprd  (13. 
2.  44),  prgnihdn,  prshtivdh,  pragävid,  pravedakft^  balihrt, 
hähukjüt,  brahma^d,  brahniavid,  bhadragnU,  bhuvaneshihd, 
bhiltakft,  bhratrvjahdn,  madhukrt  (9.  1.  16),  mculhupä, 
tnadhjameshthd,  mülakft,  manomüh,  manohdn,  marmavidh, 
jagurvid,  ja^havfdh,  jatnJidn,  2.  ratha^it,  rcyishthd,  rff- 
gakft,  rashtrabhft,  loka^it,  varKodM  (Nbf.  varkodhds  3. 
21.  5),  valagd,  vasugit,  väta^d,  vätapü,  vigvaJcrt,  viQvabhft, 
vigvasf^,  mravid,  gakadhümagd,  gcUruhd,  glokakrt,  sangrä-  - 
niaglt,  sattrasdd,  satja^ü,  sandhanagü  (merkwürdige  bil-  - 
düng;  man  erwartete  dhanasan^it  P.W.),  sabJiäsdd,  saftm-  — 
dragd  (4.  10.  4),  sarüpakft,  sarvavid,  sdhasrahd,  sdho^t  (17.  • 
1 — 5 ;  19.  13.  5)  surjagrU,  sonia^d,  hiravja^d,  hrdajcigrish^  m 

Ausn.:  blinjastha  (in  übertragener,  substantivischer  bedeu — ^ 
tyng;  cf.  karni.  sadhdsfha);  zu  dniscUra,  dnarvig  vgl-f: 
die  einleitung  (pag.  476.) 

Anm.  1.  Die  auf  dem  vordergliede  accentuirteri  compo-^z: 
Sita  mit  vdk  im  schlussgliede  sind  relativa  (dudhrdväl^^ 


r 


Das  accenluütio 


s  alliudipchen  noniinakompositumB,    481 


vddhrivd^) ;  die  oxytonirlen  determinativa  (droghavdfi, 
saljavälc,  anrtavdJi  (A,  V.).  —  Anstatt  Mrebha  im  P.  W. 
ist  mit  Gr.  als  thema  dürebMs  aufzustellen,  denn  das 
wort  wird  durch  seine  accentuation  den  Bahuvrihi  zu- 
gewiesen; derselben  coinpositionsklasse  gehört  sv/idü- 
sammud  an.  —  smääratish/üi  übersetzt  das  P.  W.  als 
ob  es  smädrnti  oder  rätiskdK  hiesse  {'von  spenden 
b^ieitef);  ich  trenne  das  worl,  da  mir  analoge  bil- 
dungen  für  eine  derartige  auffassung  fehlen,  in  smdd  -}- 
raiiskdü  und  nehme  es  als  bahuvrihi  'von  spenden- 
haltenden umgeben'. 
Anni.  2,     Pan.  6.  2.  82.   'dlrghaka^atushabhrasktravatam 

ije  I  dlrgftänta itjetüni  §a  Üjclasmirm  uttarapade 

para  adjiidattani  bhavanti  \ '  ist  iingiltig  (saho^d),  ebenso  83, 
antjat  püniam  bahvrkah  \  ga  itjetasminn  uttarapade  pars 
bahvrfcah  pürvapada^antjat  pürvamudaitam  sjat'  (garaju^ä, 
pravate^ä,  numushjagd,  ^ktiäiiümaifd,  satmtdragd,  hiran- 
ja^d). 

b.  auf  suffix  a.  Die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt.  Hat 
das  Schlussglied  intransitive  oder  medial-passive  be- 
deulung,  so  ist  die  accentuation  schwankend ;  interessant 
ist,  dass  hier  der  A.  V,  nur  ein  auf  dem  vordergliede 
accentuirtes  beispiel  aufweist,  während  im  R.  V.  die 
anzaht  derselben  überwiegt  (freilich  könnten  manche 
derselben  als  bahuvrihi  angesehen  werden). 
a.  das  Schlussglied  hat  transitive  bedeutung: 

abhajanlcarä,  abhimäiishahd,  amitrahhadd,  grävagräbhä, 
^{mahhdkshd,  tadvagd,  devavandd,  pwandard,  bhuva- 
naUjavä. 

Aus  dem  A.V,:  a^agard,  annadd,  amitrasahd,  ava- 
kadd,  a'Oasaiiadari;d,  asamsüktagild,  iskvOsd,  udaradard, 
ärugrahd  (siehe  im  P.  W,  unter  vrugräJid),  garbhadd, 
goshedhä  f.  (eigenll.  'die  kühe  verscheuchend'),  diva- 
kard,  duradabhnd,  nagharishd,  padaväjd,  balihärd, 
mvshkabi^kd,  ratfiakard,  vadhSdargd,  vipathavahä, 
m^mbJuird,  voillcard  (?),  f;akanAhard,  i;al€ivahd  {°i  f.), 
günjaislid,  ^rpagrähd; 
ß.  das  Schlussglied  hat  intransitive  (medial-passive)  be- 


482 


Richard  Garbe, 


danupinvd,  dhanvtdcari 
dwikshajä,  proshfegqj 
vahjecqjd, 

Aus  dem  A.  V.: 
tcUpegc^d,  puntgXalf  (def< 
fem.,  Jcald  vorauszusetz^ 
bhümidffkhd,  judhin 
rcUhalcärd,     vrhshasawrf:^^' 
vrOtjabruvd, 


er 


abhrdvarsha,  dharünahva- 
ra,  dhtrana,  marudvrdha 
(*der  Marut  froh',  dage- 
gen kavivrdhd  *den  be- 
geisterten fordernd'),  rd- 
thakshaja,  stäekara,  suti- 
rana. 

Aus  dem  A.  V.: 
diviUara. 

Anm.  1.  2)  urtAshdja  ist  bahuvrihL  —  dugha  im  scUu^es- 
gliede  Ist  paroxytonirt:  madhudugha^  (ukradugha.  Ac:ms 
dem  A.  V.:  kamaMgha,  gharmadügha. 

Anm.  ±  Pän.  6.  2.  139.  'gatikarakopapadat  krt\g(E^^ 
saü^fUikat  karakat  upapadoXka  param  krdantam vüar^^^ 
padam  tatpumshe  prakrtja  sjäf  (cf.  144)  ^),  auch  für  ^^^ 
folgenden  nummern  zu  vergleichen,  ist  einerseits  zu  aJ^' 
gemein,  wie  die  ausnahmen  zu  2.  beweisen,  und  tr»-— 8^ 
andererseits  nur  einer  recht  beschränkten  anzahl 
diesem  abschnitt  angehörigen  Zusammensetzungen  rec 
nung. 

c.  auf  sufif.  afia  in  der  bedeutung  eines  part.  praes.  ac 
die  Zusammensetzung  ist  proparoxytonirt,    resp.  p 
oxytonirl,  wenn  das  schlussglied  von  einer  anf  a  a 
gehenden  wurzel  gebildet  ist: 
dbhigastiMtana,   indraniddaiia,  ukthavdrdhana,  gaf^'^' 
sphäna,  gaveshana,  dakshasädhana,  devajdna,  nrmf^^^ 
vdrdJiana,  nmdhuvähana,  svapnandmgana;   aus  der    ^ 
A.  V.:  ajakshmakdrana,  aratidushafia,  arC^akshdjaf^^^t 
arajaJcätana,  asurakshdjana,  äjushprcUdrana,  hxnvag(£  *^ 
bhuna,  kavjavdliana,  kilasandgana,  krtjadüshana,  Ä»- 
gadfriihana,  kegavdrdhana,  kshatravdrdhana,  kshetrija^w^ 
gana,  ^andjana,  ^ivitajöpana,  takmanägana,  tanüpd^ta, 
dt4rnamaMta7%a,  devajdgana,  pativedana,  padajöpoi^'^ia, 
pigäkakslidjmia,  pigakaMtana,  pigdkci^dnibhana,  puru- 
shagtvana    (8.    7.    4;     19.   44.    3j,    pumshareshaMj 
hhrafyvjakshdjana,  bhratfvjakdtana,  manjugdmatM,  nta- 
gakagdmbJuina,  mitravdrdhana,  mülabdrhana,  jakshma^ 


x 


*)  Ich  gebe  dieses  sutra  hier   vollständig,  um  unten  einfach  auf  das- 
selbe verweisen  zu  können. 


iicceiituationssystem  des  allindischen  nominalcomjiositums.  483 
ndiana,  jaiuMtana,  jafugämhhana,  jatudhanakshd- 
ja^a,  roganä^na,  msudkdtui,  vatikiiandgana,  vtsha- 
Msham,  [Vishkandhadäshai^,  vjäghra^änibhana,  [«- 
pathajämna,  gapathajöpana,  gepaMrsJiana,  sadanvakshd- 
jana,  sadänvaMiana,  sapatnakdr^^na,  sapainakshd- 
jaij^,  sapatnaHdtana,  sapatnaddmhhana,  sarüpankäraiia, 
subhaganhdrana,  svasHvähana,  Jifdjötatia  (vgl.  die  sub- 
stanLiva  auf  saS.  ana  unter  ä.). 
I      Aiiiü.:  vJrdvt^cskana  ist  wohl  bahuvrihi. 

d.  auf  suff.  i;  die  zusammenselzuiig  ist  parosyfonirt,  bei 

iausfall  des  wurzelvocals  oxytonirt,  wenn  nicht  redupli- 
:cation  vorliegt: 
ishadhf,  täsaäht,  udadhi,  garbkadlti,  ^evadlii,  ans  dem 
A.  V, ;  parnadM,  puMhadin  (säniintlich  subst.  masc. 
gen.;  man  könnte  hier  auch  eine  Schwächung  des 
wurzelhaflen  a  zu  i  annehmen),  uruUäJiri;  sahobhdri; 
wamdthi,  vastramdthi,  kavinndthi;  pathträkshi,  pa^u- 
rdkshi;   upamativäni,  vasuvdni,  vrshlivdni;   goskärti, 
va^asdni,  hrdamsdni;  aus  dem  A.  V.:  sahasraghni; 
etrstidäshi,   atmadüshi,  krtjadüsJd,  tanüd^hi;   palhi- 
shddi  (wie  ich  glaube  für  A.  V,  18.  2.  12  aufstellen 
zu  müssen;  das  P.  W,  nimmt  eine  falsche  bildung 
von  pathishdd  nach  analogie  der  v.  I.  des  R.  V.  pa- 
thirdksht  an);  ditanasdni. 
Ausn.:  krsktdrodki  (A.  V.,  etwa  bahuvrihi?). 
Anm. :   Pän.  3.  2.  27  kennt  nur  khandusi  vanasanarukshi- 
mathmn. 

e.  auf  suD'.  t: 

ahighnt  (masc.  A.  V.). 

f.  auf  suff,  in;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt: 

■•  ukthagamsin,  bahugardhin,  brahmaXärin,  bhadravOdtn, 

^^^K     manjushavm,  wataüarin;  aus  dem  A.  V.:  agaraishin, 

^^^H   fshabhadajiti,    kharvdvas&i,   gramaghoshtn,  tanüvagin, 

^^^P    dutT^ikitaishin,  paUKavahin,  paratneshthin,  pryavadin, 

I  brahmavodin,  gahaJjeshi»,  grompratodin,  saijavadin. 

Anm.:  Fan.  6,  2.  79  'nini  |  nin  itjeiadanta  uUarapade  pare 

piä^apadam  adjtidattani  sjaf  ist,  wie  man  sieht,  ungiltig. 

g.  auf  suff.  u;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt: 

govmdü,  vanargü;   aus  dem  A.  V.:    devapijii,  rO- 
shtradipsü. 


484  Richard  Garbe, 

h.  auf  suff.  man;  die  Zusammensetzung  ist  paroxytoavd 
(vgl.  Earm.  A.  A.  m.): 
ägt4hefnan,  svadükshddman. 
i.  auf  suff.  nu;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt: 

lokakrtnü,  surüpakrtnü. 
k.  auf  suff.  ja;  die  Zusammensetzung'  ist  oxytonirt  (vg-l. 
Earm.  A«  A.  n.): 
JcrshtapaJcjd  (V.  S.),  akrshtapaJ^d  (V.  S.,  A.  V.),  ffUio- 
dajd  (Taitt.  Br.,  dagegen  (otddßja  im  R.  V.  babu- 
vrihi). 
1.  auf  suff.  van;  die  Zusammensetzung  ist  paroxytonir*' ^ 
Vertritt  jedoch  das  vorderglied  einen  casus,  der  nict^^ 
in  directem  abhängigkeitsverhältniss  zu  dem  im  schloss^^ 
gliede   liegenden    verbalbegriff  steht,    so  zeigen  sict-^-" 
Schwankungen;   das  ursprüngliche  scheint  in  dlesec^^^^^^^ 
falle  die  betonung  des  Vordergliedes  zu  sein. 
a.  das  Vorderglied  steht  im  sinne  eines  accusativs: 
dbhiqastipdvan,    majävan,   hratuprdvan,  pwrukfbom 
hahusüvan,  bhüriddvan,  vä^addvan,   gatadävan,  suta^- 
pdvan,   somapdvan;    aus    dem   A.  V.:    asrlqHlvan^  ^  ' 
ghrtapdvan,  papakftvan  (19.  35.  3),  pürvakamakftvan^^^^' 
baiaddvan  (4.  32.  5); 
ß.  das  Vorderglied  steht  im  sinne  eines  anderen  casus 


akshnajdvan,    talpa(tva$msr^^^, 
drushddvan,     pfshßajdg9iS' 
van,     raihajdvan;     au — -ts 
dem  A.  V.:  vahjaQtvaf^^'^' 


vrshaprajavan,    gjendpat^ 
van;  in  den  beiden   fol- 
genden beispielen  ist  der 
accent  von  der  ursprüng- 
lichen   tonsilbe   (matdri) 
auf  die  endsilbe  gerückt: 
niätaribhvan    (=  ^bhuvan 
'noch  in  der  mutter  befindlich'  von  den  gewässeri»-  "3 
nUltarigvan   (==   ^Qu/oan    *schon   in   der   mutter 
waltig'  von  Agni). 
2)  durch  ein  substantivum;  die  Zusammensetzung  ist  ox 
tonirt,  wenn  dasselbe  ein  thema  nach  der  a-declinati 
ist;  nur  bildungen  mit  den  suff.  ana  und  ja  im  schl 
gliede  behalten  den  ursprünglichen  ton. 
a-themen  mit  ausnähme  von  ^ana  und  ^ja: 
udameghd,  ksJietra^eshd,  gqpTthd,  gota/vidjd,  givaia 
tanükrthd,   drughand,   drupadd,   dhanabhakshd, 


iDbs  accentualionssystem  des  altindisclien  nominalcompositumi^.   485 

ja^aä,  putraJirthä,  brahma^äjd,  märiisabhikshd,  süklOf 
vdkd,  s&mapJthd;  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem 
schlussgliede;  arka^kä  (^öka),  oQvajüpd  (jüpa),  indra- 
smd  (sena),  indrahavd  (hdva),  kavasakhd  (sdkhi),  giva- 
^amsd(idt>isa),d€vakUiHshd(lcBbisha),deva4a»ä(^(ina), 
devamänd  (mäna),  devasend  (send),  bandhveshd  (esha), 
btdba^astukd  (sUika),  brahmaJälbishd  (kübisha),  jmta- 
ko^d  (?  köga),  jogakshemä  (kshema),  gravaeskd  (esha), 
hirc^jagarbhd  (gärbhu),  biraitjajnndd  (pi^da),  hiran- 
jarathd  (rdlka),  hrdrogd  (r6ga).  Aus  dem  A.  V.: 
akshapara^ajd,  akshu^dld,  agnihoird,  annabhägd, 
anagditudjd,  a^vatthapeUa^,  aswramüjd,  asthisram- 
sd  ('knochenbruch"),  a^pöM,  asravabheshagd,  indra- 
sandhd,  kilasfMesha^d,  kshudhamärd,  go^phd  (20, 
139.  18;  135.  3),  ^slada^dd,  tailahmdd,  trshnamard, 
demvadhä,  de<!opasargd  ('epidemle'  19.  9.  9),  dhatia- 
pCÜd,  namaskOrd,  nakapald,  namagrühd,  pandisrmhsd, 
parmgadd,  pa^bandhd,  papaiokd,  pUrldkd,  pipllika- 
va(d,  pttrtiskavadhd,  pushkaraparnd,  proshthapadd, 
bahuvtrjä,  bahvankd,  hrahmabhagd,  brahnudokd,  hra- 
hnKiiudemd,  madht^arkd  (10. 3.  21),  ro^avadhd,  vadhü- 
pathä,  vashatkärd,  vidagand  {19.  22,  IS),  Qtrshamajd, 
Sßjambhavd,  sntkkard,   svadJiOkard,  svahakard,   hari- 

1  tdbkesha^d,  hiiiksrd  (11.  7,  5),  hrdajamajd,  hrdjola- 

bheshagd;  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schluss- 

I  gliede:  apstijogd  (merkwürdig  wegen  des  beibehaltenen 

localiv  im  vordergliede,  j%«),  amitrc^end  (scna), 
amriagarbhd  (gdrhtm),  alabupatrd,  ajaspaird  (pdtra),  af- 
mavarmdn  (vdrman),  indra^ald,  (0la),  indrajogd  (jöga), 
ishvagrd  (dgraj,  karna^äld  (gäla),  kavakapagd  (pd(a), 
kfskno^ind  (a^na),  ko^ahild  (20.  133.  2  Hld),  kslieUra- 
jogd  fjöga),  grharagd  (rdgan),  goposhd  (pösha),  gograd- 
dülishvapnjd  (duJishvdpnja),  0amiiamsd  (sdnisa),  giva- 
purd  (pur),  ^ihvamüld  (mÜla),  ^aghoshd  (giwsha), 
^OpS^d  (pd^J,  tanübald  (bdla),  devako^d  (ki^a),  deva- 
purd  (pur),  devaitiasd  (enas),  droifakalapi  (9.  6.  17  ku- 
Id^"),  padghoshd  (ghöshaj,  brahmajogd  (jöga),  brähr- 
lavarkasd  (vdrkas),  madkiika^d  (kd^a),  mrtjvr 
(pd^a),  ja^amanahrahmand  (brähmana),  ja^- 
(4}wiha),     ritthopasthd     (updsßtaj,     ralho- 


486  Richard  Garbe, 

mukhd  (muJcha),  vctgdbhogd  ('besitz  von  kühen'  12. 4. 
13,  hhöga),  vastiMd  (büa),  tirapodhd  (13.  1.  12, 
pösha)j  hasHvarJcasd  (vdrJias). 

Ausn.:  Die  accentuation  des  Schlussgliedes  ist  beibehalten 
in   1)  wruksMja  (das  P.  W.  will  ändern),  prtanähm;    \ 
aus  dem  A.  V.:  amitra$4na,  gakUdrha  (1.  8.4,  dieTaitt 
S.  dagegen    betont    Qataiarhä),     In  qakaäMtma  ist  dei 
accent  versetzt  (ähümd), 

Themen  auf  ana: 

agnidhdna,  devähSdana,  martabhö^ami,  hctrskddan^tr  9 
aus  dem  A.  V.:  garbJuikdrana,  tan&pdna  2),  ievctr 
jd^ana  2),  padajipana  3),  pumsAvana,  raäuydm^ 
svapnabhikdrana,  svastjdjana,  havirdhäfu»,  hasiava»^ 
ßana.  Alle  bisher  genannten  compoaita  sind  g&x^ 
neutr.,  masc.  allein  mshadhdna  (vgl.  die  adjectiviscti^ 
bildungen  auf  suff.  ana  Ic). 

Ausn.:    älchädvidhana.     Oxytonirt    sind    kagipüpabarham 
(upahdrhana),  jamasddanä  (sddana). 

Themen  auf  Ja: 

dhihdtja,  devahüja,  nrshahja,  pativüfja,  balad^a,  roinor 
dh^a,  QcUndärja,  gt^hncÄdtja;  aus  dem  A.  V.;  an- 
nddja,   rtödja,   karmakrtja,  puiramdja,  brahmoRdrja, 
brahnia^j^a,   müroMrja,  jamard^a,  rüpadh^a,  vitö- 
jobhüja,   vOgapeja,   vedard^ja,   gcUas^a,  firshdbhidjoj 
sindhusftja. 

Ausn.:  vairadeja. 

Andere  Themen: 
ganard^an,  devasumati,  nrpatdr,  mandhätdr;  aus  dem 
A.  V. :  agvabhidhdnt,  parnamani,  devagOmi  (vgl.  dff^ 
gämi  bahuv.),  devavdrman  (19.  30.  3),  devahdi,  viskor 
giri,  sarvagjäni,  hiranjategas;  in  vasudhäiar  (5.  27- 
6)  ist  der  accent  von  der  lU'sprünglichen  tonst«)^^ 
(dhaidr)  auf  die  penultima  versetzt;  mit  ursprüng^^^^ 
nicht  oxytonirtem  schlussgliede:  indradhanüs  (ittai***^'' 
brahmagavi  (gö),  jagnavdUds  (vdJcas). 

Ausn.   zu  der  ganzen  nummer:    Der  accent  lieget:-   ^ 
dem  vordergliede,  wenn  das  Schlussglied  ist 


Das  accenluationsäysleni  des  nltindifcben  nominalcomposttunis.    487 

a.  päH  und  pdtnl: 

gandpati,   gäthäpati,   grhäjiaü,   göpaii,   gdspati,    (vgl. 
I  ^dspdH  unter  C.)i  ddkskapati,  ddmpaii,  pürpaii,  prit- 

^  0pati,  jagAdpati  (bei  Gr.  Lrlhümlich  ja^napäti  ac- 

)  cenluirt),    vdsupati,    vägapati,    prfi^dpati    (im    A.  V, 

I  oxylonirt),  sömapali,   svärpcUi,  havishpati;  in   mcdhd- 

pati  ist  der  accent  von  der  ursprünglichen  tonsteÜe 
versetzt   (mcdha,   cf.  tnctSidsOti) ;   aus   dem  A.  V,: 
dtühipaU,    dnnapati,    dhdnapati,    nid/tipati,    ^dl^aü, 
sirapati.  — 
grhdpatni,  vd^apatnl. 
Ausn.:  gnaspäÜ,  nrpdti,  rajipdU,  vi^ti;  aus  dem  A.  V.: 
pa^päli,  pushiapdti,    bkiitapdii,   stfiapdH;    oxylonirt   ist 
apsaropati.  —  nrpdhii,  vasupdtni,  vi^ipäint, 
^nm.  1.    Die  beslimmung  der  accentuation  nach  der  Unter- 
scheidung der  bedeulung  in  'herr'  und  'geniahl'  bei  Pan. 
6. 2.  18  'patjav  ai^varje  \  pali  itjetasmitm  uttarapade  aifutw- 
javcüiini  tatpurushe  pürvapadam  prakr^d  sjof  ist  haltlos. 
-Anni.  2.    Die  Zusammensetzungen  mit  pdtnT,  welche  kein 
determinatives  compositum  masc.  gen.  voraussetzen,  sind 
relative:    arjdpatnj,    indrapatni,   ddmsupalni,   dasäpatni, 
devdpatni,  viräpatni,  vfsJtapatnT;   aus  dem  A.  V,:  gan- 
dharvdpatni,  jiar^änjapatnl,  vätapatni,  sürjapatni. 
h.  ein  nomen  abstractum  auf  sutT.  H:  arkdsoti,  djumnd- 
hüli,  ndmauicti,  nfpiti,  brdhmakrÜ,  vägasäti,  havjddoti 
2) ;  in  den  folgenden  compositis  ist  der  accent  von  der 
I  ursprünglichen  lonstelle  auf  die  endsilbe  des  vorder- 

gliedes  versetzt :   nemdähiti  (nema),   tnedhdsati  (m&Hia ; 
cf,   tnedhdpaii),   vanädhUi  (vdtui;   jedoch  einmal   vand 
R.  V.  3.  9.  2);  aus  dem  A.  V.:  g6gali  (20.  129.  13). 
Ausn.:  sarva^nti  (A,  V.,  gdnti). 

c.  ausserdem  in  folgenden  Zusammensetzungen:  vaM- 
slena  (?),  kät^vasaklti,  göshakki,  sumndapi,  söma^ami, 
amrtahandhtt,  deväbandJiu,  tnrtjübandhu  (manche  der- 
selben könnten  balmvrihi  sein);  aus  dem  A,  V.: 
pdkabali,  ^dkahali,  mrgd^rtis, 
Anm.  zu  der  ganzen  nummer: 

1)  Zu  erwälmen  wären  hier  noch  einige  wenige  Zusammen- 
setzungen, deren  Schlussglied  ein  gerund,  oder  absol. 
(also  ein  erstarrter  casus)  ist: 


488  Richard  Garbe, 

karnagfhja,  podagßja,  hastagfiija;  aus  dem  A.  V.: 

2)  karmdbhOgdm  A.  V.  4,  39.  9.  ist,   obwohl  der  Pada- 
pätha  karfna-bhagdm  liest,  in  karma  ihagäm  zu  trenne, 
wie  aus  der  Version  der  Taitt.  S.  1.  3.  7.  2  'md  devdr 
nam  mühujd  Jcar  bhagadh^am^  (die  rede  waidet  ädi 
hier  an  Agni)  deutlich  hervorgeht 

3)  Pan.  6.  2. 130.  'akannadharaje  rO^am  \  rO^ja  itjeladttt- 
tarapadam  karmadMrajabhinne  satnose  adjudäüam 
ist  durch  jamard^a,  viprard^a,  samarjard^a  zn 
legen  (dass  die  beschränkung  'akarmadhar€^e^  unglltic 
ist,  werden  wir  unten  sehen),  ebenso  133  (ausn.  zu  132] 
^naUarjarä^artviksafnjvJcki^hatjo^  \   oSOr:^ 

ra^an  ftvi§ üjetadvälcü>hjäh  parah  putra  Üjesha 

adjudaUo  na  sjaP  durch  htäsaptdrd,  hrahmapührd,  rH^a- 

ptdrd,  42  * dasibhoränam  Jea  \ dmUiärü' 

dtnam  Jla  pürvapadam   prakrtja  ^aP    durch  detnät&i 
das  dem  gana  dasibharaäi  angehört. 

B.  Der  accent  liegt  auf  dem  vordergliede. 

Wenn  das  schlus^lied  ist 

1)  ein  participium. 

a.  perf.  pass. 

agnimüdha,  ddrishtUa,  ind/ra§üta,  indrcUvota  (merk- 
würdige bildung),  indraprastUa,  tvddata,  decdhr^ 
devdhüa,  deveshita,  bahüKjuta,  bhdgevUa  (i.  e.  }M^ 
avitä),  ja^Mvrddha,  vird^aia,  simagita;  in  Zusammen- 
setzungen mit  vigoa  rückt  der  accent  auf  die  end- 
silbe:  vigvdgüfia,  viQvddrshta.  Aus  dem  A.  V.:  afcW- 
dmgdha,  (dcshdvrtta,  aghddviskta  (2.  7.  1),  <ft^ 
khata,  indragupta,  tdkdbhihata,  tdkdnirhcUa,  ghrUvrJr 
dha,  ghrtdhuta,  ghöshabuddha  (5.  20.  5),  devdpros^ 
par^dnja^invita,  pitfkfta,  pürusheshüa,  prthivisa/ii^ 
(und  die  übrigen  Zusammensetzungen  mit  sani^  lO- 
5.  26  fgg. :  antdriksha^,  dik^,  djm^,  dga^,  fk^  ja^f 
öshadhi^,  apsü^,  krshi^,  prand%  pra^dpaiisr^ 
bfhaspdtipranutta,  brdhma^ushta,  brdhmanutta,  irdlir 
ma^imbhita,  brdhmOhuta,  brdhmeddha,  iikÄÄ«^öft»> 
nidnugata,  matfkrta,  rdgakrta,  gudrdkrta,  sdjahip^ 
ntdta,  somcigushta,  strfkrta,  hdstakrta,  hemantä^ab^ 


Dtuaomissfsteni  des  Bllindischen  ii ominBTcoiDpoarrmnS. 


{Ausn.:  agniiaptd,  agnidagdhd,  agnishvaäd,  adaghnd,  tn- 
drotd,  kavipragastd,  kavigastd,  piti-vittti,  purugürid,  punt- 
shfutd,  puruhüld;  aus  dem  A,  V,:  atntapara^itd,  uda- 
piutd,  kumbhjddhihila  (11.  3.  14),  naktaü^atd,  rathakrltd, 

'     void^atd  (12.  4.  47). 

Annt.:  vgl.  Pän.  6.  2.  45  'kte  Sa  \  Uta  itjetadanie  Hoitnror- 
pade  pürvapadam  prakftja  sjäf;  dagegen  ist  in  48  'trlTja 
kannani  |  trtijantam  pürvapadam  karmavaSini  ktmta 
uttarapade  pare  prakrtja  sjat'  die  beschiänkmig  auf  die 
participia  transitiver  verba  ungiltig;  das  participium 
eines  Intransitiven  verbums  finden  wir,  während  das 
Vorderglied  einen  instnim.  vertritt,  z.  b.  in  sdrgatakta, 


j    b.  necessitatis : 

dfivabudltja. 
tAu&n.:  balavi^tt/yd  (?,  vi^ndja  anstatt  des  zu  erwartenden 
I     vi^a^a  ?). 

'Änm.:  Beide  worte  könnten  auch  als  bahuvrihi  aufgefasat 

werden;  jedenfalls  aber  scheint  mir  Aufrechls  erklärung 

I     von  ägvahttdhja  (Z.  D.  M.  G.  XXIV.  206)  gesucht.    In- 

'     dem  er  nämlich  dQvahitdiija  als  aus  d^vdbvdhnja  entstellt, 

oder  wenigstens  diesem  entsprechend  ansieht,  kommt  er 

auf  einem  umwege  zu  der  fast  gleichen  bedeutung  ('auf 

'     rossen  beruhend'),  wie  das  P.  W.  mit  der  natürlichen 

erklärung.    Die  angeführten  analogen  bildnngen,  welche 

die  ableitung  des  F.  W.  unmöglich  machen   sollen,   sind 

I    sämmtlich  substantiva,  bieten  also  keine  analogle,  sondern 

I     würden    nur    beweisen,    dass   man  in    einem    etwaigen 

afv<^)üäh}a   ein  substanljv    in  der   bedeutung   'achtsame 

,     pll^e  der  rosse'  oder  ähnl.  zu  sehen  hätte 

S)  ein  adjectivum; 

ffdvishthira  (n.  pr.  A.  V.:  gavishthira  mit  Versetzung 

des  ursprünglichen  accents),  gör^ika,  görabhasa,  tanä- 

^hra,  bhdrpka,  mäderagku,  ja^nddhira,  sämavipra; 

in  rifWifamiA«  ist  der  accent  von  der  ursprünglichen 

lonslelle  gerückt  (vi^va,   vgl.   vigvägürta,  vifvddrskfa 

und  die  bahuvrihi  mit  vl^a   Im  vordergliede);   aus 

'  dem  A.  V. :  tildmi^a,  ^atdbhisha^. 

tAusn.:    adjectiva  mit  sec.  sulT.  im  schUis^liede  behalten- 

I     ihren  accent : 


490  Richard  Garbe, 

girva/na^'y  aas  dem  A.  V.:  ardhakaghoHn,  patsm- 
gin;  ausserdem  plvtisphakä  (Ä.  V.)  mit  prim.  suff. 

G.  Beide  glieder  sind  accentuirt: 

in  0sp(Ui  (R.  V.  7.  38.  6  cf.  ^dspatt),  ndrOtämsa,  fdß- 
päti,  sddaspdü;  in  tdnündpot  ist  der  accent  von  d»  ur- 
sprünglichen tonstelle  des  Vordergliedes  versetzt  (tani); 
Aufrecht,  de  acc.  comp,  sanscr.  §  53  accentuirt  irrthäm- 
lich  tanündpat. 

Anm.  1.  Vgl.  Pän.  6.  2.  140  ^t^he  vanaspa^adidiu  juga- 
pat  I  varui^mti  üjepafnadishübhe  pürvoUarapade  juga^d 
prdkrtja  lihavataK;  dem  gana  vanaspaijadi  gehört  MfH- 
ndpat  (die  tonverselzung  ist  von  Pänini  nicht  bemerkt), 
ndragdmsa,  gdJctpdti  an. 

Anm.  2.  hrhaspdti  kommt  hier,  als  eine  einfache  zosam- 
menrückung  ebenso  wenig  in  betracht,  als  die  nicht  ein- 
mal vom  Padapätha  für  composita  angesehenen  hrämor 
naspdti,  Qunahgepa,  sddasaspati  u.  and.;  rdihaspdU,  väm- 
pdti  sind  falsche  formationen  nach  analogie  von  bfhaspiti 
wie  wir  ja  auch  im  deutschen  derartige  bildungen  auf- 
zuweisen haben:  'liebeslust'  für  'liebelust',  *gesellschafts- 
zimmer*  für  'gesellschaftzimmei'. 

Anhang. 
Als  logisch  der  tatpurushagruppe  zugehörig,   obwohl  das 
Schlussglied  das  upasar^anam  (*das  regierte')  ist,  haben  wir  noch 
die  composita  zu  erwähnen,  deren  vorderglied  ein  part  prac^- 
act.  ist,    zu   welchem    das    Schlussglied  in  abhängigem  casus- 
verhältniss  steht.     Die  Zusammensetzung  ist  auf  der   endsilbe 
(dem  Stammsuffix)  des  parlicipiums  accentuirt,  auch  wemi,  ^^^ 
gewöhnlich,   im  selbständigen  participium  der  accent  auf  dem 
wurzelvocal,  resp.  bei  causativen  auf  der  silbe  aj»  ü^gt: 
rdhddrt,  rdhddvära,  vrg/cddvana;  das  participium  ursprünglich 
nicht  auf  dem  stammsuffix  accentuirt :  äbharddvasu  (bh(ir(ff^)f 
krtddvasu    (krtant  ?J,    kshajddvTra    (kshdjant),    guhAdavaÜfl 
(gühant  ?),  Jcodajdnmati  (Koddjant),  tardädveshas  (tdrant)  dr^ 
vajdtkshüi,  dravajdtsakfia  (drävdjant),  bharddva^a  (n.  pr.  !>W- 
rant),  fnandddvira  (mdndant  ?),  mandajdtsakha  (manddjo»^), 
javajdddveshas  (javdjant,   cf.  karm.  javajeUsakhd),  vidddvas\^ 
.     vtndant),    grävajdfpati,    grävajdtsakhi   (gravdjani),   sanddraj'h 
sanddvn^a  (sdnantj,  sädddjmi  (sddant),  spfhajadvarna  (sprU- 


Dos  accentnatioiiBaystein  des  altindiflchen  nomm&lcoinpositunis.    491 

jant).    Beraerkenswerlh  ist,  dass  der  A,  V.  keine  ihm  eigen- 

thümlichen  derartigen  biidungen  enthält. 

Eine  analoge  Zusammensetzung  ist  iraddhääeva  {Qa.t.  Br.), 
das  man  als  bahuvrlhi  in  der  bedeulung  'vertrauen  zu  den 
göttern  habend'  aufTassen  müsste,  wenn  nicht  die  verwandten 
sprachen  entsprechende  biidungen  zeigten;  solche  finden  wir  im 
Zend:  frantennam,  fraeahaodanh,  viüdaqar&ia,  und  häufig  im 
griechischen:  uQx^^oXig,  xoafiönohg  u.s.  w.  Dagegen  verbietet 
der  accent  dkaravßkä  in  der  vom  P.  W,  angenommenen  be- 
deutung  zu  fassen  und  dieser  art  von  compositis  zuzurechnen, 
wie  Grassmann  richtig  erkannt,  bahuvrlhi;  während 
fikshßitca-ii,  dessen  oxylonirung  die  Veränderung  des  tliemas 
mtr  zu  narii  bedingt,  mit  recht  als  analoge  bildung  ange- 
aeben  ist. 

Vorderglied  iet  eine  appositiosellQ  oder  adverbiale 
bestimmung  (Earm&dliäraja). 
A.  Dasschlussglieü  IeI  ein  adjecUvum  verbale  oder  pnrticipium, 

A.  Der  accent  liegt  auf  dem  acblus.'^flieile: 
Wenn  dasselbe  ein  adjectivum  verbale  ist; 

das  mit  der  wurzel  gleichlautet  oder  durch  anfügung  von 
t  aus  derselben  entstanden  ist: 
oM,  adrüJi,   anagä,   cmovft,   ahhü4,  amm^r,   arüJi,  asä, 
i^nakft,  uparispfg,  iakvavi,  trwrt,  paramagjd,  ptirogd, 
firatargit,   ^krapig.,    sitpratür,   swniS,  sSrja^t,  svCÜth'ä, 
iie    accentualion    von    svävrß    ist    irrig    (vgl. 
die    einleitung) ;    aus    dem    A .  V. :     agharüd,    ugra^it, 
rifwfä,   ftasäid,  ekavft,   dußU,   düdd^,   dvi^ii,   navagdt, 
pwüvft,  (TiMtasäd,    sat^ja^krt,  savjastM,  supä,   susräs, 
sushd,  sviyamsrds,  sväsdd. 
Ausn.:  sadhilstha  (in  übertragener  substantivischer  bedeu- 
(ung,    cf.   Tatp.    bhajdstha);    zu    tidü    vgl.    die    einlei- 
tung;   ferner  tidhrigu,    änapasphur,   ütiabhiäruh,   dtuibhQ, 
riprabhü,  dprahan,  süpraftJi;   aus  dem  A.  V,:  dnapasprQ 
änOdhrsk,    dnfWßjS;    süsath^   ist  zweirclhaft,    vielleicht 
als  vocativ  aufzufassen :  'süsatii^asafi  %>(tarah  »vrdata  nah' 
18.  3.  16. 
Anra.:  inapävYt  ist  adverbialisirt.  —  Wenn  man  R.  V.  8. 
46.  17.  mit  dem  P.  W.  öram  iske  in  ein  wort  verbessert, 
ist  als  thema  aramtsk  aufzustellen. 


492  Richard  Garbe, 

b.  auf  suff.  a;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt,  wenn 
das  adj.  verb.  im  sinne  eines  part  praes.  acL  oder 
perf.  pass.  steht,  dagegen  paroxytonirt,  wenn  dasselbe 
ein  part.  necessitatis  vertritt,  also  in  der  composition 
mit  a  oder  dus  den  begriff  der  unausführbarkeit,  mit 
5t«  den  der  ausführbarkeit  der  durch  das  verbum  aus- 
gedrückten thätigkeit  bezeichnet. 

a.  das  adj.  verb.  steht  im  sinne  eines  part  praes.  act 
oder  perf.  pass.: 

airpd,  aju^d,  avrdhd,  agramd^  asuwvd^  uruhramd,  evth 
vadd,  hxlpajd,  kuXard,  tuvigräbM,  tummraksikd,  pükor 
gamsd,  purojodhä,  vrsharavd,    satraharä,   satrosakd, 
sadaprnd,  suparä  (die  bed.  4  des  P.  W.  ist  demnach 
als  die  ursprüngliche,  weil  die  accentuation  bestim- 
mende, anzusehen),  ^Aiiki,  suvend;  aus  demA.  V.: 
aghatnärd,  aghahard,  aranghushd,  asadd,  purahsard. 
Ausn.  1.  paroxytonirt :  akshdra,  a§dra  (von  Pän.  6.  2. 116 
als  bahuvrihi  angesehen);  sabardügha,  wenn  nicht  über- 
haupt eher  mit  dem  commentator  als  tatpurusha  au&u- 
fassen,  findet  jedenfalls  seine  analogien  in  dieser  klasse  (A. 
1.  b.  Anm.  1);  zu  surdnta  vgl.  die  einleitung.    Aus   dem 
A.  V.:  njagrödha^  st/ibüdha. 
Ausn.  2.  auf  dem  vordergliede  accentuirt:  dnapa^hura,  dna- 
vahvara,  dnrtadeva,  drisJianja,  MUga,  saddvrdha,  sübharm 
(die  richtige  ableitung  siehe  bei  Gr.);   aus  dem  A.  V.: 
dviMKala. 
Adverbialisirt  sind  dnimisham  (in  folge  einer  modification 
der  bedeutung  R.  V.  1.  24.  6.   oxytonirt),    dnimesJuxm, 
dvivenam;  aus  dem  A.  V.:  dpramadam. 
ß.  das  adj.  verb.  steht  im  sinne  eines  part.  necess.: 
addbha,  durdhdra,  durhdna,  dushtdra,  diihshdha,  du-  — 
ddbha,    dündga,    1.  und  2.  dünäga,   sukdra,   $tädra,.^_: 
suveda,  sushdna,  sushdha,  suhdna;   aus  dem  A.  ¥.2=- 
durndga,  dushpratigrdha,  sukdlpa. 
Ausn.  oxytonirt:  anavabhravd,  avadhd,  (mnvd,  kunannamd^ 

aus  dem  A.  V.:  anavjadhd, 
Anm.:  Für  diese  und  die  folgenden  nummern  ist  Pän.  6. 2^s 
139  {'upapadat\  siehe  tatpur.  A.  1 .  b.  anm.  2)  zu  vergleicherr 

c.  auf  suff.  ana  im  sinne  eines  part.  necess.    Die  zusamc — i 
mensetzung  ist  oxytonirt: 


Das  accentuationssystem  des  altindisehen  nominalcompositums.    493 

Einige  beispiele  sind  von  Benfey,  gramm.  §  387,  no.  3,  B. 
aufgeführt;  hinzuzufügen  wären:  offrabhand,  anarambhanä, 
animänd  (*unermesslich'),  siäarand,  supravdKand,  suvi- 
^ndnd,  säpavanMand;  aus  dem  A.  V. :  anapavaJcandy  suKe- 
fand,  süpasarpand. 

A  n  m. :  Ein  auf  dem  vordergliede  accentuirtes  compositum, 
dessen  Schlussglied  ein  adj.  verb.  auf  suff.  ana  in  dem 
sinne  eines  part.  praes.  act.  bildet,  ist  Qivdbhimargana; 
sollte  hier  vielleicht  das  bestreben,  eine  Unterscheidung 
von  den  analog  gebildeten  tatpurusha  durch  den  accent 
zu  geben,  hervortreten? 

d.  auf  suflf.  i  aus  der  einfachen  wurzel;  die  Zusammen- 
setzung ist  paroxytonirt.  Bildungen  aus  der  redupli- 
cirten  wui-zel  werfen  den  accent  auf  das  vorderglied. 

r^twdni,  tuv^ishvdni,  durgfbhi,  mahishvdni. 
Ausn.:  Aus  der  reduplicirten  wurzel:  dpra^a^üi,  dviJcaJcali, 
dmshvi,  suQi^;  aus  dem  A.  V.:  dmamri. 

e.  auf  suff.  in;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt: 

kevaiadin;  aus  dem  A.  V.:  gardabhanadin,  h-prc^ 
dafhQin,  pürväsin,  hastavasin,  bdstäbhivasin  (beide  male 
für  ^vagin  P.  W.},  bahuKartn,  s^dhudevin,  sugamsin, 

Ausn.:  dnamin,dmtilrin;  ausdem A.V.:  suj(J^iin{9ß.  128. II). 

Anm.:  vgl.  Tatpur.  A.  1.  f.  anm. 

f.  auf  suff.  itnu;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt :  ana- 
majitnü, 

g.  auf  suff.  l;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt :  di^h- 
prävt,  suprävi. 

h.  auf  suff.  ttu  im  sinne  eines  part.  necess,;  die  Zusam- 
mensetzung ist  proparoxylonirt : 
di$rdhdrftu,  dashtdrUu, 
i.  auf  suff.  u;  die  Zusammensetzung  ist  paroxytonirt  (? 
vgl.  Tatpur.  A.  I.  g). 
ahjdrshu,  snsvdru  (?  *stark  tönend'  Ludwig). 
Ausn.:  dvidfdh(yu;  aus  dem  A.  V.:  dlpagaju  (cf.  P.  W. 
nchtr.  I.,  ursprüngl.  bed.  'selten  ruhend'  d.  h.   'immer 
umherschwirrend'). 

k.  auf  suff.  tu  im  sinne  eines  part.  necess. ;  die  Zusammen- 
setzung ist  paroxytonirt: 
dura^*itu,  durdhdrtu,  durmdntu,  durvdrtu,  dushpari-- 
hdntUy  supraitu,  stydntu. 

ZelUctarlfl  fBr  vergl.  Sprachf.  N.  F.  IT! .  5.  33 


494  Richard  Garbe, 

Änm.:  Adverbialisirt  ist  suhäntu. 

I.  auf  suff.  tna;  die  Zusammensetzung  ist  paroxytonirt: 
sushüma. 

m.  auf  suff.  tnan;  die  Zusammensetzung  ist  paroxjrionirt: 
sutdrman  (die  Verweisung  unter  tarman  im  P.  W.  ist 
zu  streichen),  suvdhfnan. 
Änm.:  prihüpragainan  demnach  wohl  bahuv. 

n.  auf  suff.  ja  im  sinne  eines  part.  praes.  act.;   die  Zu- 
sammensetzung ist  oxytonirt: 
(i^urjd,  apagjd,  avidcugd,  urugojd,  punarmanjd;   aus 
dem  A.  V.:  ugrampa^d. 

o.  auf  suff.  van;  die  Zusammensetzung  ist  paroxytonirt; 
abhjardhajd^van,   äfupdtvan,  pakastUvan,  purqjävan, 
raghupdivan,  sukftvan;    aus  dem  A.  V.:    agrihan, 
uttanagtvan,  stitrdvan  (19.  42.  3). 
Ausn.:  dprajiävan,  dja^an,  dravan,  satjdmadvan, 

B.  Der  accent  liegt  auf  dem  vordergliede, 

wenn  das  Schlussglied  ein  participium  ist, 

a.  praes.  act.: 

dkrJdant,  dtishthant,  dtrshjant,  ddevajant,  dnavasjatU, 
(Inimishant,  dprajuKMant,  dsant,  dsunvant,  dhifiisani; 
aus  dem  A.  V.:  dkujpjant  (20.  130.  8),  dpratibruvant, 
dprö/nant,  dlubhfant,  dmMIcalant,  dviradhajani,  dgapant. 

Ausn.:  alaläbhdvant,  ^atl^anabhdvant;  aus  dem  A.  V.: 
arundfiatt,  asamjdnt.  —  Folgende  z^vei  composita  aus 
dem  R.  V.  sind  oxytonirt,  während  ursprünglich  der 
wurzelvocal  des  part.  accenluirt  war:  alcoddnt  (Ködant), 
(isagJcdnt  (jedoch  daneben  dsagHant,  sdgKanf). 

b.  perf.  act.: 

dHiküvams,  d^aghnivanis,  dbibhtvams,  drarivams,  dvi- 


dvams,    dsagkivams;    aus   dem  A.  V.:    düah^txiihs^  ^^ 
ddadivams,  dpapivanis  (G.  139.  4),  dvar^vams. 

c.  praes.  med.: 

dnipadjamana,dfiivigamana,  dnianjamana,  dramofnanm^^ 
dhinisana,   dhrntjam/lna;   aus   dem  A.  V.:    rfprrtf^*;^-^ 
manjüjämäna. 
Ausn.:  anavaxlränd  (A.  V.). 

d.  praes.  pass. : 


Das  accentuäiionssystem  des  altindischen  nominalcompositums.    495 

dksMjamana,  dtapjamäna,  äbudhjamana,  dhim^atnäna; 
aus  dem  A.  V.:  ddfQJamana  (10.  8.  13). 
e.  perf.  pass.: 

dkfta,    dkshita,   dßjtäa,   d^Oia,    dgüata,    dtürta    (vgl. 
atärta   unter   den    ausnahmen),    ädabdha,   ddugdha, 
ddfpüa,    ddhrshta,    dnapaJijtUa,    dnapinaddha,    dna^ 
hhiQosta,    dnadhfshfa,    dnänatn,    dnäpta,    dnibaddha, 
dnibhrshta,    dnivrtu,    dnishhrta,    dnishtfta,    dnupak- 
skita,   dparo^ita,    dparihvrta,   dpraJcjtäa,    dpratishku- 
ta,    dpragctsta    (neben    apragastd),     dmita,    dmrkta, 
drishta,  dvrta,  dstuta,   dstrta;    ddthsu^tUa,   dürdhita, 
ndva^äta,  puröhüa,  sdnagrtUa,  sukfta,  sugttta  (vgl.  die 
ausnahmen),  südhita,  sü^nUa,  süsamiddha;  aus  dem 
A.  V.:   dkhäta,  dgata  (ich  folge  Webers  auffassung, 
Ind.  Stud.  5.  217),  dMhinna,  dglta,  dtapta  (9.  5.  6), 
ddaUa,    ddüna,    dnäbhjakta^    dnatata    (20.    132.   7), 
dnOdishta,  dnavrtta,  dnirähita,  dnishtrta  (7.  82.  3  = 
V.  S.    27.  4),    dmmmadita,    dparahata   (18.  4.   38), 
dparimUa,  djuta  (vgl.  unter  den  ausnahmen),  dgctsta, 
dsamsthita,  dsankhjota  (12.  3.  28),  dhata  (12.  1.  11) 
dii^ita,  kalca0kria,  (vorderglied  onomatopoetisch),  sü- 
Jcshata,  südJirta,  supratishfita,  sugrta,  süsannata,  sti- 
samrddha,  sühüa  (11.  10.  4),   sväbhjakta,  svajdnkrta 
(8.  5.  9,  dagegen  oxytonirt  im  Taitt.  Br.). 
Ausn.:    anamrnuy   anagastd,   apragastd,    arishfutd,   diM'üd, 
duruktd,  dushkrtd,  puru^atd,  purwpra^aid,  purupragastd, 
1.  sukrtd,  2.  sugotd   (zur  Unterscheidung    von  2.  sükrta 
und  1.  sü^ata),  subaddhd,  sühtd;  in  einigen  Zusammen- 
setzungen mit  a  privativum  ist  der  accenl  auf  die  penul- 
tima  versetzt;   der  ursprüngliche  zweck  dieser  anomalen 
accentuation  scheint  nach  den  drei  zuerst  genannten  bei- 
spielen  gewesen  zu  sein,  die  bedeutung  des  compositums 
aJs  eine  übertragene  oder  wenigstens  etwas  anders  ge- 
färbte  zu    kennzeichnen:    amfta    (nach   Pän.  6.   2.  116 
bahuvrihü),  2.  atärta  (vgl.  diürta),   2.  ajüta  (vgl.  djtäa 
A.  V.);    aJHtta,   adfshta,    asürta   ('dunkel'   neben   sürta 
R.  V.  10.  82.  4,  das  trotz  der  anomalen  betonung  part. 
perf.  pass.  von  svar  zu  sein  scheint,  vgl.  ^üshfa).  —  Aus 
dem  A.  V.:  amotd,  durbhütd,  supragastd,  stibhütd,  sväkta 
sbst.  neutr.  (su  -f-  ä-akta). 

33* 


496  Richard  Garbe, 

Anm.:  vgl.  Pftn.  6.  2.  46  (dvandva  IL  anm.  die  be- 
schränkung  anishihä  ist  sinnlos);  61  %fe  niijarihe  \  kta- 
pratjajäfUa  uUaraipade  pare  nüjarthe  9amäse  pün?apadam 
pmkrtja  va  sf(U'  ist  durch  hinzufugung  von  niijarihe  scanase 
viel  zu  eng  gefasst. 

f.  necessitatis :  die  regel  gilt  nur  fQr  die  bildungen  mit 
suflf.  ja,  in  denen  der  wuraelvocal  gunirt  ist  (Aufrecht, 
Z.  D.  M.  G.  XXV.  233);  sonst  föllt  der  accent  von  dem 
ursprünglich  betonten  vocal  auf  die  endsilbe. 

a.  bildungen  auf  suff.  ja  mit  guna: 
dgohja,  d^oshja,  ddäbhja,  dnedja, 
Ausn.:   Der  A.  V.  kennt  in  den  ihm  allein   angehörigen 
Zusammensetzungen  diese  auf  der  gunirung  des  wurzel- 
vocals  beruhende  Unterscheidung  nicht:  ajodhjd  (jödhjq), 
asambhavjdm  (advcrbialisirt,  bhdiya);  auffallender  weise 
perispomenon :  anativjaähjä  (vjdcOija). 
ß.  andere  bildungen: 

1)  auf  suflf.  ja  ohne  guna: 

anapavr^d  (vr§ja),  ananukrtjd  (kftja),  anäpjd  (äpja), 
anindjd  (nindja),  apramrshjd  (rnfskja),  abudhjd  (budh- 
.     j(^)f  ajtidhjd  (jüdhja),  avadjd  (vddja),  avjathjd  (vjdih- 
ja);   aus  dem  A.  V.:    anatjudjd  (lidja),  asankhjejä 
(Jchjeja);     merkwürdig    als    perispomenon:     anava- 
dharshjä  (dJidrshja), 
Ausn.:   dghnja  (neben  aghnjd;  die  willkürliche  betonung 
erklärt   sich  wohl  durch  den  ausfall  des  \viu7.elvocals); 
aus  dem  A.  V.:  djahhja,  süjabhja. 
Anm.:  Pän.  6.  2.  160  'JcrtjokeshnuJcJcarvffdajaglca  |  krtja  — 
— •  itjevamanta  —  nanah  pare  'ntodäUa  bhavantr  kennt 
nicht  die  unter  a  genannten  composita. 

2)  auf  suflf.  i^jja: 

aJiiiavajjd  (hnavdjja), 

3)  auf  suflf.  enja: 

advishenjd  ('dem  man  nicht  übel  wollen  darr,  *nichP 
zu  hassen'  Ludwig,  dvishenja). 

B.  Das  schlu^sglied  ist  ein  substantivum  und  adjectiTuni. 
A.  Der  accent  liegt  anf  dem  schlussglietle, 

wenn  das  Vorderglied  ist 
1)  ein  adjcctivum: 


r 


Dus  iicceiiluafionssysleni  das  allindiBcheii  nomiiinfcompositmi 


497 


folgt 
^^*B)  eil 


I.  uruksfuya,  urvä^ra,  rtavakd,  dtrghajathä,  navag- 
varä,  »lakapadd  (wenn  Ludwig's  Übersetzung  'grosser 
ort'  das  richtige  getroffen  hat),  maltavird:  der  accent 
von  der  ursprünglichen  tonstelle  auf  die  endsilbe  ver- 
setzt :  agnäta^akshmä  (jähshma),  dvibhagadhanä  (dhiina), 
pdkadärvd  (dürva),  pisiiadOßjd  (ägja),  tuahagramd 
(grdma),  makadkatiä  (dltäna);  aus  dem  A.  V.: 
sämnitlicbe  dort  sich  Undenden  Zusammensetzungen 
sind  oxytonirt:  a^radliira^d,  ^jeshfavard,  dakski- 
nägni,  papaicriju,  papavSdd,  maharslidbM  (im  P.  W. 
unter  maharshabhä,  wie  das  metrum  zu  lesen  er- 
fordert), ntahaganä,  niakadevd  (15.  1.  4),  uiahätiagtiä 
(14.  1.  3G  irrlhümhch  im  text  "gkryd  anstatt  "gnjä), 
wahnJatHä,  mahavrkshä,  nuüidvratd;  mit  ursprunglich 
nicht  oxylonirtem  schlussgliede :  ardhamasd  (mäs), 
ardharHä  (fU),  asaSUhaM  (^kha),  mnapsträ  (pätraj, 
ptHija^emda  (§dtta),  bfha^/Hd  (0la),  maharshi  (19. 
9.  11;  siehe  im  P.  W.  maharsbf,  wie  auch  hier  das 
metrum  verlangt,  rshi),  mahatkapdd  {kdnda),  maha- 
vrskä  (vfshan).  nwimidrd  (indra). 
Ausn.:  Auf  dem  vordorgliede  accentuirl  sind  zusamnjeii- 
setzungen,  deren  schlussglled  ein  subst.  abstr.  auf  sufl'. 
H  ist:  dgranlH,  jidjukti,  pürvjds^li,  satjökti,  — «rwAsÄÄ» 
folgt  der  regei  — ,  weiterhin  auch  nmahotar,  inalidmaJia, 
mahdmahwraia ;  nni^ja  und  vrsJuin  sind  in  der  compo- 
in  auf  der  endsilbe  betont :  nwdhjdndma,  mshäkajU 
i(dagegen  vrsha"  in  batiuvrihi). 
ein  pronomen: 
pSa-vapäjja,  2>'irL-apeja,  sarvahrd;  uxytonirt  wegen  der 
Veränderung  des  themas  ist  ;rtirtja/ind  (äkanj;  aus 
dem  A.  V.:  idOvatsard,  itürvarüpd  (19.  9.  2),  pür- 
vOgni;  mil  ursprünglich  nicht  oxylonirtem  schluss- 
gliede: adfutrakemü  (fidnu),  anjaksheird  (ksh&raj, 
Uara^ands  (jäiia),  tittarahanü  (9.  7.  %  hänu),  utta- 
raü^ant  (?  20.  133.  5,  dü^anJ  ?),  imrvatjanäs  (4äna). 
Ausn.:  svd  und  vit^va  im  vordergliedesind  betont,  letzteres 
mit  Versetzung  des  accents  auf  die  endsilbe;  dasselbe  gilt 
für  pürva,  wenn  das  schlussglied  ein  subsl.  abstractum 
auf  suff.  ü  ist  (vgl.  1.  ausn.): 


498  Richard  Garbe, 

sodtavas,  svdpeUi,  svd^Kandra;  aus  dem  A.  V.:  svd- 
Iwtar,  —  svard^ja  folgt  der  regel  — ;  vigüödevas,  tnj- 
vdmanusha  (^jeder  mensch'),  viQvdgBandra;  pürvdh 
JHUi,  pürvdplti,  pürvähüti. 
Aiim.:  Die  beschränkung  'akarmadhdraje'  bei  I^p.  6.  2. 
130  (tatpur.  A.  2.  anm.  3)  ist,  wie  svarä^a  zeigt,  ungiltig. 

3)  ein  numerale;  die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt: 
ekavJrd;  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schluss- 
gliede:  soptorsAa^o^  ("sap^rs^'o^  zu  lesen,  f 5^0.  Aus 
dem  A.  V. :  ekartü  (im  P.  W.  ekartü,  wie  das  metrum 
erfordert);  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schluss- 
gliede:  ekarshi  (im  P.  W.  ekarshi,  wie  der  text  des 
A.  V.  10. 7.  14  hat ;  dagegen  ist  8.  9.  25  ekarshi  vier- 
silbig zu  lesen),  ekavrshd  (vf-shan),  ekavrotjd  (vrdtja), 
ekashfakd  (dshtaka),  saptagrdlwds  (grdhraj, 

B.  Der  acceut  liegt  auf  dem  vordergliede, 

wenn  dasselbe  ist 

1)  ein  participium  (?) : 

sdipati. 
Ausn.:  javajatsakhd,  oxytonirt  wegen  der  Veränderung  des 
themas  (sdkhi),  vgl.  javajdddveshas  in  dem  anhang  zur 
tatpurushagruppe. 

2)  ein  substantivum: 

ddribarhas,    tUükajatu  und   die  anderen  Zusammen- 
setzungen mit  jatu  R.  V.  7.  104.  22  (QUQtUäka^,  ^d^, 
koka^,  supariid^,  gfdhra^). 
Ausn.:  Oxytonirt  mit  ursprünglich  pai'oxytonirtem  schluss- 

gliede:  ragajakshnid  (jdkshma), 
Anm.:  gignddeva,  das  der  accentuation  nach  hierher  ge- 
hören könnte,  möchte  ich,  wie  auch  Ludwig  will,  nach 
der  erklärung  des  Nirukta  (oigtiadeva  abrahmaKarjäh, 
4.  19)  als  bahuvrihi  fassen:  *sich  das  gignd  zum  gott 
machend'  d.  h.  'dem  phalluscult  huldigend'.  Die  im 
P.  W.  gegebene  und  von  Grassmann  adoptirte  erklä- 
rung von  märadeva  ist  mir  zweifelhaft;  Ludw.  übersetzi 
'thorengötter'. 

3)  eine  adverbiale  bestimmung: 
a.  Hervorzuheben  sind  die  Zusammensetzungen  mit  a  pri 

vativum : 


Das  aGcentualioDssystem  des  altindischen  nominalcompositums.   499 

dkava,  dkavOri,  dkavi,  dkumara,  dkharva,  oBUi, 
d^asra,  d^Omi,  d^i,  dgushti,  dtandra,  dtavjaths, 
dirshna^,  ddatra,  ddabhra,  ddagu,  dda^uri,  ddevaju, 
ddvajavin,  ddhtra,  ddhenu,  dnanubhüti,  dnahüH,  dnüti, 
dnr^,  dprdüetas,  ämanusha,  dpraja^u,  dja§ju,  djudhr 
vin,  dvä^in,  dhati;  aus  demA.  V.:  dkcUjana,  ddana, 
dnapcUjavani,  dnarpana,  dninda  (11.  8.  22,  im  P.  W. 
dnindd),  dnwpadasvant,  dpada,  dpati,  dpranunjuka, 
dprija,  dbrähniäna,  dbhüti,  drukshna,  dviKKheda,  dviUi, 
dvidja,  dvratja,  dguna  (ich  folge  Webers  aufTassung 
Ind.  Stud.  V.  206),  d^raddha  (vgl.  a^addhd  bahuv.), 
dglana,  dsaü^üa,  dsamrddhi,  dsapatna,  dsrama,  dharita. 
In  einer  anzahl  von  Zusammensetzungen  bildet  das  schluss- 
d  ein  schon  fertiges  compositum. 
a.  Tatpur.  i.  eng.  sinne: 

dkätnakar^na,  dgamdfui,  dnagnüra,  dtutgtiidagdha, 
dfMgvada,  dvfrahav,  aus  dem  Ä.  V.:  ddarasrt  (die 
bedeutung  siehe  im  P.  W.  unter  dara),  ddoinada, 
ddomadha,  ddevrhan,  dpaguhan,  dbandhukrt,  döhrMr- 
hon,  dvigvavinna,  dsvaga. 
ß.  Karmadh. : 

ddurmakha,  djMiQlcaddcighvan, 
y.  Bahuv.: 

dghoraJiaksihus,   ddumkingala,  dnusrajäman,   dnürdh- 
vabhas:  aus  dem  A.  V.:  d^agdhapapman  (siehe  im 
P.  W.   unter  ^aksh),  dndktahsha  (20.  128.  6),  dsär 
bandhu,  dsarvavJra. 
Ausn.:  Abgesehen  von  amitra  und  avtra,  in  denen  die  ur- 
sprüngliche accentuation  des  schlussgliodes  verändert  ist 
(mUrd,  vird),  sind  sämmtliche  ausnahmen,  eine  verhält- 
nissmässig  grosse  anzahl,  oxytonirt:  cJcürd,  agaraju,  ani- 
badhd,   1)  anagü,  antdband,  ajarUrd,  eyoddhdr,  avadhrd, 
avifostdr,   agrlrd;    mit   ursprünglich    nicht    oxytonirtem 
schlus^Iiede:  adroghd  (drögha),  anaturd  (dtura),  aja^jd 
(ja4^ija)y  avidhavd  (vidhdva),  aviprd  (vipra),  avrkd  (vfka), 
aslhüri  (stMri);  aus  dem  A.  V.:  anasmakd,  agltld;  mit 
ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schlussgliede:  avairahatjd 
(vairähatja). 
An  HL  1.  Adverbialisirt  sind  dsami  und  ddroghanh  (vom  adj. 
adroghd). 


500  Richard  Garbe, 

Anm.  2.  Pän.  6.  2.  116  ^naüo  gara^naramUramrtähl- 
mUra  —  itjetanj  uttarapadäni  tianaJi  paraiiii  hahumUt 
adjuidäUani  bhavanti'  sieht  amUra  falschlich  als  bahuv. 
an,  giebt  aber  die  richtige  accentuation.  —  Dass  scb 
158  'akroge  Ka  \  aJi  —  Ujevamantam  uttarapadam  nmak 
param  akroge  Ha  garnjc  'ntodaUam  ßJGf  durch  anagd  und 
agrird  belegen  lässt,  ist  rein  zufallig.  —  161  'vibhasha 
tfnnanncUtkshjMQuKishu  \  tff%  —  —  —  üjeteshu  naiak 
pareshv  anta  udätto  va  »jof  widerlegt  sich  durch  ajoäMt, 
avigctstär,  asnatdr. 
b.  Ändere  adverbien  im  vordergliede: 

purö^üi,  puröhiti,  mühdava4JiJapa,  satdmahant,  saiuvJraj 
sa^ämugra,  sadhästtdi,  sadhdstidja,  sdhiüi,  hdri^lktndra(i& 
accentuation  wegen  wohl  nicht  als  adjecUviscbes  dvandva 
anzusehen) ;  in  ardmuti  ist  der  accent  von  der  ur^rüng- 
liehen  tonstelle  gerückt  (dram);  aus  dem  A.  V.:  pi- 
narnava  (in  der  v.  1.  des  R.  V.  punamava  vocativ). 

Ausn.:  Das  schlussglied  ist  accentuirt: 

1)  in  küUidarfhin,  puraetdr,  purafj^sfh&tdr,  prälalisavd,  $a^ 
mäda,  sahagijja,  sädhvarjd;  mit  Versetzung  des  accents 
von  seiner  ursprünglichen  stelle:  jakkhreshfhd  (greshtha). 
Aus  dem  A.  V.:  amutrdbMja  (7.  53.  1  =  V.  S.  27. 
9),  mithojodhd,  saltakard;  mit  Versetzung  des  accents 
von  seiner  ursprünglichen  stelle:  uparigajand  (gdjam), 
prötahsavand  (sdvaiia), 

2)  wenn  das  vorderglied  durch  ditsh,  puru  oder  5U  ge- 
bildet ist: 

a.  dush: 

durbhftif  dumiati,  durmürd,  dtishüUi,   duhskvdpW- 
in  duMhüna  ist  der  accent  gerückt  (gundm);  ^us 
dem  A.  V.:  dürishfi. 
Ausn.:  düshttäi  (neben  dttöhUäi). 

ß,  jjuru: 

purudasmdy  puruprijd,  puruQÜandrd, 

y,  su: 

stUlrtM,  sudhf,  smijti,  suprdUetas,  sunuUi,  1.  simi^ 
sugasti,  sugeva,  sugkundra,  suMtar,  svapi;  in  sm^ 
und  suvtrja  ist  der  accent  von  der   ursprünglichen 
tonstelle  versetzt  (vJrd,  vJrjä;  suvtrja  ist  vielleichl  nur 
secundäre  Weiterbildung  aus  stivtra),  ebenso  in  den 


SiÖDffiyetem  dm  alUiicIiBdien  ijoniinalcomptM 


oxytonirten  stwtisand  (viisana),  I.  sushümdn  (sdnum; 
(wohl  zur  Unterscheidung  von  2.  sushdman).  sushara^i 
(sAratki).  Aus  dem  A.  V.:  suHiträ,  1.  suähd,  su.nd- 
kshaira,  sujmshti,  suvüriiian,  1,  sufdrwan,  susäjd, 
svar&üi,  svalpakd,  svßjnsä,  sväiä;  in  siipafä  ist  der 
accent  von  seiner  ursprünglichen  stelle  vereetzt 
(päia). 

Ausn.:  sünUi  (neben  sunitt),  mbhadra,  siimiti,  sü- 
vipra,  stl^ahti,  süshuH,  stUtotar  (neben  suJiöiar);  aus 
dem  A.  V.;  süpakca,  süprija,  sübrahman  (30.  128. 
7),  subrohniarta,  sübhishag,  sübheshaga,  sübhüti,  sü- 
grvH,  smahti. 

Anm.:  Wenn  das  Schlussglied  mit  dem  sec.  sufT.  ja 
gebildet  ist  und  auT  diesem  den  svarita  trägt,  so  geht 
derselbe  in  der  Zusammensetzung  in  den  udätta  über: 
sumitrjd  (mitrjä). 
Anm.  zu  der  ganzen  nummer:    Zu  erwähnen  wäi-en 
hier  noch  (vgl.  latpur.  A.  2.  anm.  1)  durökain,  mifhas- 
pfdhja  und  aus  dem  A.  V,:  ääaüva  (12.  4.  23),  dprajä- 
vam   (19.  Ö.5.  1;    so  ist  auch  3.  5,  1   anstatt   dprajävan 
zu  lesen,  P,  W.  nchtr.  1). 
i)  eine  präposition: 

ddhiWto^ana ;    änu\.{a;   nidknivi;   pdripaü;  jndiavas, 
prünapat,  prdjxttha,  prdpofia,  präntaganda,  prdvira; 
viXarshani,    vi^Htnütar,    vimadhja,  vlmanju,   visadrga, 
pjeni;  aus  dem  A.  V.:  ddk^H,  ddhipait^;  dparüpa; 
njärbuda  (?),   njärbtidi  (?);  prdtigatni;   präpad;  vi- 
pakva;  sdtiynrija, 
Ausn. :   parivutsard;   samvaisarä,    samkotrd;   adhirOgä  ist 
wegen   der  Veränderung  des  themas  (rä^an)  oxytonirl: 
aus  dem  A.  V.:  atigivd;  antarde^d;  t^ttamd;  1.  pradiv, 
2.  pradi^,  prapitamahd  (dagegen  präpilätnafta  in  der  V.  S.) ; 
in  pratigand  ist  der  accent  von  der  ursprünglichen  ton- 
stelle versetzt  0dna). 
Anm.:    Vgl.  Pap.  G.  2.  193  'prater  (m(väd^}as  tatpurus/ie  \ 
prali  i^elasmat  pare  am^  ii}e7)amadajas  tatpurushc  'ntodotta 
bbawtta*    wegen    pratüinnd;    §dna    gehört    zum    gapa 
nm^adi. 


502  Richard  Garbe, 

Coniposita  relativa  (Bahuvrihi). 

I.  AdjeotiTa. 
Der  acceut  liegt  auf  dem  vordergliede. 

Dasselbe  ist 

1)  ein  adjectivum  verbale: 

dtdjagni  (?),  gnUkarna,  sthärofman. 
Ausn.:  Oxytonirt  wegen  der  Veränderung  des  Ihemas: 
sanisrasakshd  (akshdn,  dkshi)  A.  V. 

2)  ein  participium: 

a.  praes.  act. 

bhrd^a^^anman,  bhrd^adrshü,  rüfatpofi^  rügaävoisa, 

sddhadishti.  —  dhrshddvarna ;  aus  demA.V.:  üjür 

vasu,  bhdvadvasu,  samjddvasu  (13.  4.  54;  somß'iA 

wegen   des    daneben  stehenden  ajdd/oaau,  als  part 

praes.  von  sawri  aufzufassen). 

Anm.:   Wegen  des  anklangs  an  die  determinativen  bil- 

düngen  (im  anhang  zur  tatpurushagruppe)  ist  in  einer 

ganzen  anzahl  von  compositis  der  accent  von  demu^ 

sprünglich  betonten  v^rurzelvocal  des  participiums  auf  das 

suffix  gefallen: 

arKdddhtJma  (drJcant),  hrandddishti  (krandatU),  §ari- 
dasJUi  (gdrantj,  djtdddjanuin  (djutant  ?),  dravaMßkf% 
dravddagva  (drdvant),  rap^üdJum  (rdpgaiiü  ?)^  stw- 
nddratha  (svdiiant?). 

b.  perf.  med.  mit  passiver  bedeutung ;  dasselbe  ist  auf 
der  endsilbe  betont: 

jujugandsapti;  mit  ursprünglich  accentuirter  redupli- 
cationssilbe :  dadrgandpavi  (dddr^na). 

c.  perf.  pass.: 

dvajatahedas,  iddhdgni,  ishtdvrcUa,  wttandpad,  uttäf^ 
husta,  üdjatasruJc,  krtdbrdhman,  kshiiäjus,  gürtdpo^^ 
dJirtdvrata,  pütddaksha,  drshtdvlrja,  prd^eUadakskiM, 
juktdgravan,  vibhütadjumna;  aus  dem  A.  V.:  Ä" 
tuksha  (20.  128.  7),  krtddvishfa,  krtdvJtya,  krtigas, 
khinndpakslia,  gagdJiapapfnan  (im  P.  W.  imter  ^flfc*)> 
dhrtdräshtra,  nashtdvisha,  fuishtdsu,  mridbhra^,  wr^' 
manas,  mHdvatsa,  vUaiadhvara,  guddhdhaski,  sdf^ 
bhrtagrJ,  hcUdbhratar,  heUdniatar,  hcUdvartas,  hoiir 
svasar,  hutubhaga. 


a  aecentaationssyBlein  des  alUnillscheu  nomiiwlcomposiluii 

Ausii.:  atividdhahJuisliäijä,  kshiptabliesliagd  (beide  vielleicht 
Itttpur.);  wegen  der  Veränderung  des  themas  oxytonirt: 
parjastiütshd, 
Aniii,:  Pän.  6.  2.  107  'tidara^vesUushu  \  —  ofua  —  üjeie- 
shüttarapadcsk«  bahuvrihati  pürvapadatn  antndätfnm  sjVü' 
ist  durch  wAidtm,  ninditäiva,  juktdQva  zu  bellen;  dii- 
gegen  hat  die  regel  den  fall  nicht  vorgesehen,  dass  das 
paiiicipium  vom  coniponirLen  verbalstamm  gebildet  und 
auf  der  präposition  accentuirt  sein  kann  (sdmbhrtap}a)^ 
während  HO  'nishtkopasargapürvam  anjatarasjam  \  u^m- 
sargapürvapadalcam  nishtiiäiUam  pürvapadam  bahuvrihHv 
antoäatlam  va  sjat'  ganz  richtig  darauf  hinzudeuten 
scheint,  dass  in  diesem  falle  das  vorderglied  seine  ur- 
sprüngliche accenluation  bewahrt. 
3)  ein  substantivuni : 

agnfholar,  ä^vaniriti^,  djakf^ipra,  itidra^aty-u,  rsbtividjut, 
göagra,  grdvahasta,  ghrtdprshtha,  gkridpratika,  ghrtdjoni, 
fljöiiranlka,  devdkat}Hi,  jmtrdkdma,  mddhwlihva,  määhv- 
dhära,  mqjüraroman,  ja^Aäkäma,  jtigüdvaJuts,  renüka- 
kata  (siehe  bei  Grassmann),  vd^rabaku,  vd^a^aßara, 
vägaratna,  hiranjdkei^  (das  fem.  "t  findet  sich  A.  V. 
5.  7.  9  oxytonirt;  an  der  stelle  ist  Aw-oyja/^g/ai  mit 
dem  svarita  zu  verbessern),  hiranjap&ni,  hiranjaJtasta; 
in  kbddifiastu  und  pdi;vaishU  (cf.  pa^janira)  hat  der 
accent  seine  ursprüngliche  stelle  verlassen  (khaäi,  pagväs 
gen.  sing,  oder  acc.  pl.),  ebenso  in  abhishtidjumna  (cf. 
ahMsh^i^ravas)  und  gjottratha  (cf.  gjötiragra,  gjMirantka). 
Aus  dem  A.  V.:  agnUe^as,  agnivOsas,  drtnaiegas, apüpA- 
ruü>hi,t{iotnukha,djo^ala,d&irakskiti,äsri»mtkha,dsih^hü- 
jants,  adhipartui,  indrarshabha  (das  nietrum  verlangt 
ituirarshabha  zu  lesen),  indrianedhin,  fkshagrlva,  r^ja- 
pad  (im  text  rigapad),  käma^eshtha,  kdma^alja  (3. 
25.  S),  kUdlodhan,  kwmbhdmwshka,  klibärüpa,  kskurd- 
pavi,  kshurdbhrsMi,  gatidharvdiiatni,  gajatrdWtandas, 
g/ipurogava,  ghrtdihrada,  Bmndcüipaksha  (?),  gdgoMhan- 
das,  ifdnikäma,  ^ardmrtju,  güatimukha,  Hldvatsa,  tri- 
skfüp/chamias,  ddkshiitagjotis,  dänakfinnt.  d>tdnakaina, 
tUühdktlTiia,  pdtikama,  pargdnjapatni,  pälrahasta,  pdru- 
8}iw/andhi,piirushategas,piisfitifcam<i,puriikama,pragdkfl- 
mn,  brdlimagjeshflui,  bnihnuite^us,  IMmigrha,  mddkukiila. 


504  Richard  Garbe, 

nuidhubhaga,  mddkusanko^,  mädhusamlrg<if  «tonoA- 
shashfha,  mänaste^as  (10. 5. 28),  mdshägja  (^mit  bohnen- 
öl  gesalbt'  12.  2.  4),  münike^j  jarndfred^hi,  rätha^üti, 
vdrutjMie^as,  varshägjc^,  vdstmiM,  väsuruH,  vdUtgapOf 
väMegas,  väiapaint,  vd^üie^  (10.  5.  26),  nUeankaJtt- 
mukha  (vikatiluUt  f.  s=  vihanhcUa  masc.  ?),  vadcvano' 
ra^eshtha,  vjaghrdpratlka,  gärapidrO^  saMcdIpakidmala, 
sämote^as,  simhdpratlka,  aindhupatn^,  sindhirü^f,  surd- 
daka,  süJ^muklui,  särjaketu,  sArjaie^,  sArjatvaMaSy 
säfjapatnt,  samate^,  aömavarXas,  sAmo/Qretkfka,  sirt- 
hhaga,  svadhäprat^a,  svdpnamulcha  (^oh  a^jecUv  zu  ^tü&i^ 
7.  100.  1),  hiranfakafipu.  hirafija^oUs,  htra^jijaivataSy 
hira^adrapi,  hiranjamkshas,  hiraiiyasra^;  in  tfkdUpaka 
(20.  134.  3)  ist  der  accent  von  der  ursprünglichen 
fonstelle  versetzt  (sthalt),  ebenso  in  aoakclba  (dvakä), 
Ausn.:  Auf  dem  schlussgUede  accentuirt  sind 

a.  bildungen  mit  den  suff.  ana  oder  d^: 

indrapäna,  ^anapdna,  devapdna,  nrpäna,  rqjislhdna, 
vrshapdna;   aus  dem  A.  V.:  dewisadima,  pUrskA- 
dana;    der   regel    folgen:    kdsarabandhanä,    rukmd^ 
prastarana  (beide  aus  dem  A.  V.). 
nrpdjja. 

b.  einige  bildungen  mit  sufT.  as: 

abhibhü^6<fas,  kshetrasddhas  (siehe  im  P.  W.  unf.^] 
sddhas),  nrpegas,  npndnas,  nrvdhas  (dagegen  ag^^i 
hhra^as,  äQvapegas,  ukthdvähas,  sowie  sammtli(^li 
derartige  Zusammensetzungen  im  A.  V.). 

c.  folgende  composita,  sämmtlich  oxytonirt: 

numigrivd,  jakshadrg  (viell.  karmadh.) ;  mit  ursprilrxfi 

lieh    nicht   oxytonirtem    schlussgliede:    ardhagari 

(gdrbha),  vfshanoQvä  (dgva);   aus  dem  A.  V.: 

gagvard,  angabl^d,  ag^vishd  (?  'im  zahn  gifl  führen<i 

gorüpdf  dhümakshd,  purusliosthd  {ptwushtHXsthd,  5.  3  1 

9)  jagnapdd;    mit    ursprünglich    nicht    oxytonirt^  ^ 

schlussgliede:  OQrtmiukhd  (mükha),  ushnihakshard  (*  - 

1.  15,  dkslmra),  dhwnagikhd  (gOcha),  pavinasd  (n^^ 

hrdbald  (bdla). 

Anm.:  Pän.  6.  2.  42  (tatpur.  A.  2.  anm.  3  am  ende)      ^ 

durch  das  dem   gana   dasibharadi  angehörige   vdsu^[ 

(A.  V.),  107  (2.  anm.)  durch  vapödara,  agägv€k,  Osdnni^^ 


s  accentuationssysleni  i 


1  Qomi  nalcomposituiiis. 


ZU   belegen;    dagegen  steht  112  'karno  varnaiakshartfU  | 
karita  itjetadtUtarapadaih  uarKavaUino  lakslumava/üna^lM 
jtarnm  baiiuvrlhav  adjudatUim  yäf   mit  hiranjakania  im 
Widerspruch. 
4)  ein  adjeclivum: 

ugräbaJtu;  ürdhvägrävan,  ürdh^ä^His,  ürdlivdsanu; 
rtddhtti.  rtäpe^as;  ghordMkshas,  ghorävarpas;  kandrd- 
mrn^,  handräratJia,  /iawirdvanta;  grväptUra;  tigmd- 
jamhha,  tigmdi^rnga,  tigmähfÜ,  ligtndjudfia,  tU/meshtt; 
iveshm^umna,  tvesMnrmna,  tveshdraiha,  tvcskäsandr; ; 
dirghiUantu,    lilrghdjaQM,     dirtßd^ravas,     dlrghdjus; 

I  -dr^in^itena,  drsknvbgas;  dhunäi  (dfmnd  =  d/itim?); 

i  pi^Agabhrshti,  in^ttgaräpa,  pi^ngasandr^ ;  pünja- 
gandha;  ptxUttnaragmi;  prijdmedha,  prijämniai  bahu- 

■  idnta;  brhdX/ihravaS,  brhd^t&tha,  brhäddiva  ^dagegen 
brhaddivd  n.  pr.  einer  göüiii),  brhdähltmu,  brhddratha 
(einmal  daneben  brhadrtUhd,  ursprünglich  rätiia 
paroxylonirt) ;  hh^/rikarman,  bhäridhajcts,  bhilriretas, 
bhürivarpas,  bhärivtlra;  mdhikshatra,  tndhivrata;  vfsha- 
poni,  vr^ma^ias,  vrsharatha,  vtshaiwata  (dagegen 
vrsha^prd  n.  pr,  eines  dänions,  ursprünglich  gipra 
accen  t  uif  t) ;  ^ukrdvar/cas,  Qti/:rdvarna,  gukräsolHs ; 
^ülci^aimutn,  ^üKidiwt,  ^üJcipef^,  ^i&ivraia;  QOvd^va; 
s^jAdhartnan,  so^manman,  saijdrot^as;  sthirddiian- 
van.  Aus  dem  A,  V,:  agkdvitha;  dr^imakantla ; 
ö/jpa/xtfti  (12.  4,  ä5);  /(rärddanu,  ardrdpavi,  ärdrd- 
pavitra,  ardrdhasta;  ugrdjitdha;  ilrdlwdbudhia,  fli-dhvd- 
mapna;  auksiuigandki;  kalmäshagriva;  kfpigu;  glvi'c 
barhis;    tiffnidte^as;    Ukshttd^nga   (einmal   im  R,  V. 

YtAs   vocativ),  tlk^i}ishu;  trshiädafman,  trshtddhüma; 

^  ttirghdf^maQm;  diiräiravas  (dßrefrat>öS  im  P.  W.  auch 
für  A.  V.  20.  135,  11  unter  dem  worle  vennuthet); 

I  nitjattatsa;  pifrantminas;  pthijagandki;  pratiktnaphala; 

präRtnapakEhn;    bt^hnikartta;    brliäßtHiandas,  brhdt- 

wm;  brad/mdioka  ('zur  weit  des  br.  gehörig');  bhü- 

'  ridhana,  bhitripajü,  bhirtm^a;  vrshadant;  gUd- 
hrada;  ^rdprshßa;  ^avddatU;  p-^ahketa;  satjdvart- 
man,  satjdsandha;  samondganmfm  (8.  9.  23),  smiiand- 
;ofe»  (9.  5.  28);  sthirädh^mn;  hdritasra^. 

n.:  Das  sehlussgliod  IM  nef^ntuirt 


506  Richard  Garbe, 

1)  in  hhiirjakshd  wegen  der  Veränderung  des  themas. 

2)  wenn  das  vorderglied  durch  omki,  äsUa^  hrdki,  iräm, 
darQotdy  parushd,  päti,  bahü  gebildet  ist: 

krähukäf-na  (dagegen  im  A.  V.  oxylonirt  mit  modi- 
ficirter  bedeutung);  trsliulcjdvus;  dargatafri;  bck- 
päjja,  bahupra^ds,  in  bahvannd  ist  der  accent  g^ckt 
(dnna);  aus  dem  A,  V.:  asUa^ü;  pcurushälivd;  in 
anüivhheda  (20.  136.  1)  ist  der  accent  von  der  lu^ 
sprünglichen  tonstelle  auf  die  penultima  versetzt 
ßhedd),  in  pätira^gü  (eigentl.  ^mit  fauligen  fasern*) 
auf  die  ultima  (rd§^). 
Schwankungen  zeigen  sich,  wenn  folgende  adjectiva 
im  vordergliede  stehen: 

a^u;  ägväpas,  ogvägva  —  dguhfyikas. 

%iru:  urugavjüM,  arüdhara,  urujuga,  tmiloka  —  2)Mrtt- 
kshdja  (der  A.  V.  betont  urukshßja)^  uruKakrdf  wfk- 
Mkshas,  uru^d^as,  urui^dlkis;  oxytonirt  wegen  der 
Veränderung  des  themas:  arünasd  (nds). 

r^:  r^üragmi  (A.  V.)  —  r^ikrdtu,  r^mushkd,  r^tAdsta, 

h'shnd :  krshndgarhha,  krshndgatkJMS,  krshndpavi,  krshm- 
jama,  krshnäjoni  u.  and.  —  krshiakdrna  (A.  V.). 

Uiträ:  UitrddhragaU,  KitrdbarhiSy  Uitrdbhnnu,  kitrdwQkd^, 
JcUrdjänia  u.  and.  —  kitradrQJka, 

luvt:  tuvideshtm,  tmnbrahntan,  tuuivcuja,  tuvi^f?as,Ut^^' 
magha  (cf.  tuvimaghd)  —  tuvidjumnä,  tuvinrnm, 
tummaghd,  tuvirädhas,  tuvigüshnia,  tuvjögas;  mit  Ver- 
setzung des  accents  von  seiner  ursprünglichen  lon- 
stelle:  tuvigrtva  (grivd)  und  tuviprati  (prdti),  /wt?i" 
niatrd  (mätra), 

ntla:  ntlaprshßa;  aus  dem  A.  V.:  nflagiJihand(i  " 
ntlnndklid  (A.  V.). 

puni:  purünäfnan  (A.  V.,  einmal  im  R.  V.  als  vocativ)- 
puruddmsas,  ptirudrapsd^  purunihshtdh,  ptirunrrn^ 
piu^putrdj  pto-upegas,  purubhö^as  u.  and.;  in  |w«^ 
vfra  ist  der  accent  gerückt  (vtrd);  aus  dem  A.  V- 
puruddfna,  puruvdrtman, 

prthü:  prtliüpäni,  prthuprcufmia,  2)rihüpragäman,  pfA^' 
budhna;  aus  dem  A.  V.:  prthügircis,  —  prth\ngTd^ 
pHhugrdja,  j^V^^^^^J^j  pHhnpdkshas,  p^ih^y&T^ 
prthupd<ias,  pfthugrdvas. 


Das  accentuaiionssystem  des  altindischen  nominalcompositums.    507 

prfm:  prgnigarbha,  pfonigo,  pfgnifnatar;  aus  dem  Ä.  V.: 
prgnibahu  —  prfniparnf  (A.  V.,  setzt  vielleicht  ein 
masc  pfi^ny^arna  voraus  ?). 

mahä:  fHohämanas,  mdhdvadha,  mahävrCUa,  mahdsena; 
aus  dem  A.  V.:  mahdMaman,  moMbudhna,  maJutsja, 
maJuinmäHa  —  oxytonirt  mit  ursprünglich  nicht  oxy- 
tonirtem  schlussgliede :    tnahakidä  (Mla),   mahagajd 

raghü:  raghüvartani  — raghujdman, 

lohüa:  Aus  dem  A.  V.:  lohiiavOsas,  löhitaya  —  oxy- 
tonirt mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schluss- 
gliede: lohüamd  (V.  S.,  iirna). 

vibkü:  vibMvasu  —  vibhukrdtu. 

vfdu:  v%du^ambha,  vldüpani  (daneben  vldtipani),  vldü- 
haras,  vidvanga  —  Vidud/veshcLS,  vldupdtman. 

QÜi:  (üibhasad  (Taitt.  S.)  —  güipdd,  gitiprshthd;  aus 
dem  A.  V.:  güikdkshay  (üibdhu  (dagegen  im  Ja^r- 
veda  oxytonirt). 

Qfvd:  QivdsanJcalpa  (V.  S.)  —  oxytonirt  mit  ursprünglich 
nicht  oxytonirtem  schlussgliede:  givapard  (A.  V. 
dparä). 

svadü:  svadusammud  (A.  V.  vgl.  tatpur.  A.  1.  a.  anm. 
1)  —  svadushathsdd  (R.  V.). 

häri:  hdridJu^jas,  hdrijoga,  hdrivarpas,  hdrivrnta,  hdri- 
(ipra^  hdriQnMgäru  —  harigrt, 

hiri:  hirigmacru  —  oxytonirt  mit  ursprünglich  nicht 
oxytonirtem  schlussgliede:  hirigiprd  (cipra). 

Anm.  1:  Man  wird  bemerkt  haben,  dass  die  adjectiva, 
welche,  wenn  auch  nicht  durchgehend,  den  accent  auf 
das  Schlussglied  werfen,  vornehmlich  i-  und  w-  themen 
sind;  dieselbe  erscheinung  ist  unter  den  numeral.  bei 
dvi  und  tri  zu  beobachten. 

Anm.  2:  Pän.  6.  2.  107  (2.  anm.)  ist  hier  durch  tigmeshu, 
ÜhshnidM  und  mehrere  Zusammensetzungen  mit  o^t^a  zu 
belegen,  von  denen  jedoch  nur  die  der  regel  genügen, 
deren  vorderglied  an  und  für  sich  oxytonirt  ist:  arundcva, 
r^rdQva,  0rdgva,  Qjavdgva,  dagegen  pfshadagva,  rohidoQva, 
hirjagva;   112  (3.  anm.)    entsprechen    kfdhukdrna  und 


506  Richard  Garbe, 

krsl^nakdfisM  (A.  V.),  im  widerspiiich  steht  biMirtikarna 
(Ä.  V.);    138   '^ter  nüjabahva^bahuvnhi^  abhasai  \  gU% 
itjdasmat    parain     uttarapadam    ni^^lbakf>aXkafn    baht^^ 
vrtiiau  pi^dkrija  sjof  gilt,   (man  sehe  unter  fUi);   l^S 
'sai^gMjafn  mitra^inajoh  \initra  —  i^fdajar  uttarc^Mdc^ 
bahuvrJhau  saü^Mjam  anta  uäättdk  yäf  ist  wegen 
mitrd  {saH^M,  weil  n.  propr.)  zu  vergleichen. 

5)  ein  fertiges  compositum: 

a.  Talpur.  im  eng.  sinne:  dn^satraJcoga,  fid^OtasatjaC?^, 

b.  Karmadh. :  dtaptaianu,  dtürkidaksha,  dnabhimlatavar'9ß{t, 
anavahhrdradlias,    stilidvltunaman;     aus    dem  A.  V.; 
ddabdIiaUaJcshus  (13.  2.  44),  ddabdhasu,  amftäsu,  dris/t- 
tagu,    dvi^vUUagada     (der    accenluation    wegen    nfe*^^ 
tatpur.)  dhrtajagnakratiL 

Ausn. :  aMhinnaparnd  (A.  V.). 

c.  Bahuv. :  ddabhiwratapramcUi,  anantdfushtna,  dirghäj^^ 
QoUiSy  puruvdraimshii,  svabhishtisumiia,  hdHmanjus&jak^^^^ 
(*eine  somabegeisterte  wafTe  führend');  aus  demA.V^- 
anupurvdvatsa,  abalddlianvan, 

Ausn.:  ahigtishmasdtvan;  aus  dem  A.  V.:  stiparnasüva 

())  ein  pronomen: 

tvdnkama,  fvddiUa,  tvdvasu;  tdtsina,  tddanna,  tddapas 
tadidartha  (merkwürdige  bildung),   tddoJcas,  tddo^as 
jdtkama;   hdbandha;  anjdrüpa,  anjdvrata,  atijödara 
sdrvagana,  sdrvavTra,  sdi^asena;  svdkshaira,  svd^a 
nian,    sväbhänu,    svdjagas,    svdjukH,    svdroJcis;    au 
dem  A.  V.:    anjd^iabhi;  sdrvagu,  sdrvatanu,  sdrv 
päd,    sdrvaparu,   sdrvapürusha,  sdrvarüpa  (9.  7. 
dagegen  sarvdrüpa  im  ^at.  Br.  mit   Versetzung  d 
accents  von  seiner  urspmnglichen  stelle),  sdrvahäji 
sdrvänga  (einmal   im  R.  V.  als  vocativ);   in  sarv 
^anman  ist  der  accent  von  der  ursprünglichen  to 
silbe  gerückt.    Dasselbe  geschieht  bei  vigva  in  sämm 
liehen  Zusammensetzungen  (vgl.  tatpur.  B.  1.  a 
2);   aus  dem  R.  V.:  mQvdkamum,  vigvdkrshti, 
vdUakshas,  vigvdpegas,  vi^vdbJiaras,   vigffdmanctö,  v 
vdrüpa,  vi^dvasu,  vigvdvara,  vi^ju,  viftvKi^;  a 
dem  A.  V.:    vi^dgarbha,   vi^vdXakskana,   vigvdgi 
nmn,  vigvdnäwan,  vi^d^arada. 


Ybb  accentuationssystem  des  altindischen  nominalcompositums.   509 

lu  sn. :  Oxytonirt  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schlass- 
gliede:  ahampürvd  (parva)',  aus  dem  A.  V.:  vigvangd 
(dnga),'  sarvavedasd  (vSdas),  svapcUi  {pdti;  8.  6. 16  ^mann- 
versehen'  Weber.  Ind.  Stud.  V.  258).  Mit  affix  ha: 
sarvakeqakd. 

1)  ein  numerale  mit  ausnähme  von  dm  und  tri  (vgl.  5. 
anm.  1);  von  den  dem  A.  V.  allein  angehörigen  Zu- 
sammensetzungen mit  diesen  zwei  zahlen  folgt  der 
grössere  theil  der  regel: 

ekaXaJcra,  ekapad,  ekarüpa,  ekaju;  aus  dem  A.  V. : 

äcaie^ana,   ekanemi,   äkapcUnt,    ekamukha,    eka^pha, 

eka^trshan,  eka^nga,  ekagrtishti. 

Icdturahga,  Kdiurantka,  Hdturagri,  UdtwhhrshU  u.  and.; 

aus  demA.  V.:  liaturdamshtra^  Jedturbüa,  Kdturmra, 

MtwhanUy  Udttihqrotra,  Kdtushpaksha  (das  thema  ist 

vedisch  eigentlich  fcaiür  und  tritt  in  unserer  accen- 

tuation  nur  in  fcdtasras  auf). 

pdAKapada,  pdtUcajaina,  pdAKarofmi,  pdtiXahotar,  pdfi- 

Jiara;    aus    dem   A.  V.:    pdnTUmamany    pdfXabila^ 

pdalcagcUa,     pdfiKanguri,    pdMäpüpa,     pdüKaudana. 

shddara,   sJidda^a,   shddvidhäna;   aus    dem  A.  V.: 

shdipdksha,  shdtpad,  shdnmajükha. 

saptdgu,  saptcXakra,  saptd^ami,  mptd^va,  saptdtantu, 

sapiddhatu  u.  and. 

€iskfdpad,  ashtdvandhura;  aus  dem  A.  V.:  ashtdputra 

(8.  9.  21),   ashtdjmi  (8.  9.  21),   oshtdKakra,  ashfd- 

paJcsha. 

ndvapady  ndvasraJUi;  aus  dem  A.  V.:  ndvadvära. 

dagamaja,  ddfajantra,   dd^aOut,   dd^agäkha,    ädgll- 

bhtQu  u.  and.;  aus  dem  A.  V.:  ddgapaksha,  dd^agala, 

ddgagJrshan,  ddgäsja. 

dvddagära  (A.  V.). 

Mmfddara  (A.  V.). 

Qoidhratu,  gatddura,  gaiädhora,  QcUdparvan,  gaUmüH, 

gaidQärada;   aus  dem  A.  V.:   gatdkOnda,   gatddani, 

gatdjoni,  gatdvadha  (11.  2.  12;  12.  5.  16),  gatdvara, 

Qaidvfsh^a,    gatdgäkha  (im  P.  W.   irrthümlich  par- 

oxytonirt),  gaidhajana;  gatäpashfha. 

sahdsroKakshas,   sahdsraißfha.    sahdsradhara,   sahds- 

ranirnifj,    sahdsraparna   (f.  H  oxytonirt   im  A.  V.), 

Iirift  IDr  TergL  Sprachf.  N.  F.  m.  6.  34 


510  Richard  Garbe, 

acJiäsrabhfshti  u.  and.;   aus  dem  Ä.  V.:  aoUsra- 
kaitda,  sdhdsrakunapa,  sdhdsranaman^  sahdsraprsk^ 
sahäsramüla,  aakdsra&ifjd^  sahdaragkika,  saMsrajm, 
Ausn.  1.    Oxytonirt,    auch   mit   ursprünglich  nicht  oxy- 
tonirtem  schlussgliede,  sind :  KcUurakshi,  ^MdakAd,  saka»- 
rakshd,  sähasrargM;   ekapard  (pdtu);   aus  dem  i.V.: 
ekarätrd,  HaiürOJtrd  ....  saptarOlrd  (rdtri),  Kaiunffshd,... 
dctgavrshd  (5. 16. 4 — 10,  vrshan)^  sha^jogä,  a8htafogd(}ij(ih 
dvadagdhd  (uhan), 
Ausn.  2.  In  Zusammensetzungen  mit  äfn  und  <iri  ist  die  acceo- 
tuation  des  schlussgltedes  auf  seiner  ursprünglichen  ton- 
silbe  überwiegend: 

dvigdwman,  dvi^dm,  dvidhdra,  divipdd,  (dagegen  ivir 
päd  A.  V.  13.  2.  27;  3.  25),  dmbändhu,  dvibiM 
dvivartani;  aus  dem  A.  V.:  oxytonirt  wegen  der 
Veränderung  des  tbemas:  dmvrdid  (5.  16.  2,  viika»\ 
dvirätrd  (rdtri).  —  Der  regel  folgt  dvigaaoas  und  aus 
dem  A.  V.:  dvi^ihva^  dvipaksha,  dvimürdkan,  dxjigf^ 
(5.  19.  7). 

trikakübh,   iriXakrd,  triidniu,  tridhdtu,  irindbhi,  tri- 
päd   (dagegen   tripad  A.  V.   13.  2.  27;   3.  25),  if> 
po^asjd   (mit  Übergang  des  svarita  in   den  udätla, 
pägctsjä;  cf.  kannadh.  B«  B.  c.  2.  anm.),  triprsklki 
trimdntti,  trivdrütha  u.  and.;   aus  dem  A.  V.:  in- 
kaküd.    Oxytonirt  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem 
schlussgliede:  trikagd  (kdqä),  tribandhu  (bdndhu)f  tri- 
harhis  (bdrhis),  trivandhurd  (vdndhura),  trishadhas&i 
(sadhdstha),  trjantkd  (dnlkd),  trjudhdn  (Üdhan);  aus 
dem  A.  V.    mit  Veränderung  des  themas:  ^rttrsW 
(5.  16.  3,  vf^an),  tfjajushd  (5.  28.  7  =  V.S.  3. 62, 
äjus).  —  Der  regel  folgen  tfjämbaka,  itjärunaj  triä- 
rmha,  irjägir;  aus  dem  A.  V.:  irishandki. 
Anm.  1:    In  dem  vorwort  zum  zweiten  bände  der  übe^ 
Setzung  des  Rgveda  bemerkt  Ludwig  richtig,  dass  triräffi 
falsch  zu  sein  scheint;  doch  kann  ich  seiner  conjectur 
nicht  beipflichten,  sondern  möchte  einfach  tfjd^  lesen. 
Da  man,  wie  das  metrum  zeigt,  in  vedischer  zeit  tri'ä{ri 
sprach,    konnte  es  leicht  geschehen,  dass  sich  mit  an- 
klang an  das  danebenstehende  kdhiragri  das  fehlerhafte 
trirdpi  in  den  lext  einschlich. 


I  BCcentnaboiiBsystei 


1  nominaJcoinpoutuins. 


Anm.  2:  Vgl.  PSn.  6.  9.  197  •dvitribhjam  paddanmürdhasu 
baJtuvrihatt  \  dm  tri  meiabhjam  paresku  päd  dat  mürdhan 
iljeteshu  sats»  bahuvrThavanta  \idaito  M  sjaf :  dvipdd, 
trvpAd,  triniürdhün ;  dagegen  aus  dem  A.  V. :  dvipad, 
tripad,  dvimürdhan. 
8)  ein  adverbhini  mit  ausnähme  von  a,  dvsh  und  su: 

äntiväma,  äntjüti;  avödeva;  ärmgha,  är^radja ;  avir- 
f0ka;  iiäoH;  ittkddhi;  ihSiamaiar;  nJScäkaJcra,  uKkä- 
imdhnaj  i^rilntdkna,  nptfriniartja;  ubhajädant;  tirv- 
jiüi ;  küjaviüi ;  Üihittnnmanas ;  dakshiwit^haparda  ; 
«KfRAJAi,  nä/nasarja\  niMvajas;  par6m{^a;  jJMrdA- 
prasravana;  purudhdprattka;  sAketa,  sAkraint,  sdgMfa, 
sManas  (neben  saSdnas),  sd^tas,  sthiäbhi,  sdnaman, 
säntda,  sdnemi,  sämanju  (einmal  satnanjü),  särüpa; 
sa^dSH,  sadjöartha;  sahägopa,  saJidMhandas,  saM- 
danu,  sahdmara,  sc^ävatsa,  sahävlra,  sahdsaman ; 
sumddgana,  smddabhliU,  smddishia,  smddüdhan,  sm<id- 
'■  diskpi  (nach  analogic  der  letztgenannten  composita 
I  ist  R.  V.  10,  99.  7  smdlstigata  zu  verbessern);  aus 
i  dem  A.  V. :  adht'rvaUas  (von  Wrz.  vaM;  so  ist  wohl 
I  mit  den  MS.  5.  11.  (j  zu  lesen,  Roth,  abhandi.  über 
'  die  Atharva  Veda,  Tübmgen  185G,  pag.  10);  dn- 
tishumna;  ari^afru;  ihäkrattt,  ikdUiita;  fdhanmcmtra; 
Hrjdgbila ;  dür^avjüfi ;  nänonlpa,  ndnavirja ;  paröksha ; 
ptbtartiiagha;  wipvrftospfl«»,  m^vdtasprtha,  vigvdtodhära 
k(4.  14.  4  =  V.  S.  17.  68),  vi^dtmrja;  sdlatta,  sd- 
fi^a,  sdbrfihmana,  sdvdJcas,  sdhrdtya,  sdiiga;  sahd- 
Yka^ßaka,  sahddevafa,  salidpürvsha,  sahdbkakaha,  sak4- 
fMl»iAtUa,  sahdsiUiavaka ;  smttddgit;  In  tfra^UirO^i  ist 
Väter  accent  von  seiner  nrsprüngllchen  tonstelle  ver- 
setzt {Hra^M  loc.). 
Ausn,:  Auf  dem  achlussgliede  accentuirt  sind  neben  an- 
1  hauptsächlich  einige  Zusammensetzungen  mit  so; 

stt^dsha,  soffiishas,  sadfi,  sadr^a,  saprdtJias,  sahddlias 
fstttnarjä  als  i>erispomenon  ist  nicht  ans  sd-\-mdrja 
zusammengesetzt,  sondern  eine  secundüre  büdung  aus 
$imara) ;  ferner  adhoakshd  und  mit  ursprünglich  nicht 
I  accenluirtem  schlussgliede:  purorathd  (i-dtha),  ^iigajd 
(ffdja),  aus  dem  A.  V.:  parabsaltasrd  (sdkdsra). 
^ders  her vorzu lieben  sind  die  composita  mit 


512  Richard  Garbe, 

a.  a  privativum;  die  zusammensetzimg  ist  oxytonirt: 
aketü,  cJiakrd,  addnt,   anakshd,   anava4i^>  2*  o^^ 
änidhmd,    anukthd,    anfU,    apdd,    abhogd,   dbudkMi, 
aja^nd,    anaQnidn,    areitü,    avishd,    avratd,  agipoiij 
agirshdn ;  mit*  ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schluss- 
gliede:  akalpd,  (kdljm),  ährcUü  (kdrtu),  agavjüU  (gio- 
jüti),  dßetds  ßäas),  aJcodds  (Uodas  ?),  a^avds  (jäm), 
adakshind  (ddkshvUl),   adämdn  (ddman),  adußämi 
(dukJcliüna),  anantd  (dnta),  mwpnds  (dpnas),  anoMi^i 
(abhtgu),    anamlvd  (dmTva),   anagrü  (dfrti),   impi 
(dgva),  anajudJid  (djudha),  anindrd  (indra),  anivefiMi 
(niveganaj,    anüdJids    {Üdhas;    vielleicht   anüdhd  als 
thema  anzusetzen),  anend  (^,  enl),   anends  (im), 
anehds  (ehas  ?),  apürushd  (pwrusha)^   apegds  (pepn), 
aprcUi  (prdti),  apratimand  (prcUimäna),  aphald  (phäa), 
äbandhand  (bdndhanq),  abandhü  (bdndhu)^  abald  (hHa), 
dbhratrvjd(bhrdtrvja),  amantü(indfUu),  a»narmdn(mdr' 
man),  anwnd  (meiia),  ajakshmd  (jdkshma),  arak$hds(i) 
7'dkshas)^  araggü  (rd^gu),  ar(xfM(rdthq),  arapds(rdfHa), 
(rdsa),  arädhds  (rddJias),  arepds  (r^xisj,  avajund  arasi 
(vajüna),  avatd  (väta),  agatrü  (gdtm),  agimidd  (^ 
da),    asapatnd  (sapdtna,    sapdtnt),    1)  asatnand  (sä- 
niana),    asürjd  (särja),   aJuistd  (hdsfa).     Aus  dem 
A.  V. :  akshudhjd,  atrshjd,  anarfndn  (7.  7.  1  *aiigen- 
krankhelten  (amian)  vertreibend'?  cf.  a^j^a^;  nahe 
läge  an  der  stelle  die   conjeclur  aniarmdnam),  anär 
niajd,   anävraskä,  anosravd^  anpid,  apaJcshd  (11.  5. 
21),  aprapai^d  (20.  128.  8),  apründ,  abandhrd,  asm- 
tapä  (viell.  karniadh.);  mit  ursprünglich  nicht  oxy- 
tonirtem   schlussgliede:    aJcavoM    (kdvaka),    akäm 
(känia),  mmnguri  (aiigüri),  anabhri  (dbhri),  anamitri 
(amitra),   anajata^id  (äjdtana),   anupaseJcand  (upasi- 
Jcanq),  anapafjü  1)  (dpatja),  apürvd  (10.  8.  33  pArva)y 
apf'atishthnnd  (prcUishthdfia),  abcUäsd  (bcUdsa),  amüä 
(mala),  avarkds  (4.  22.  3,  vdrJcas)^    avOstü  (vishi), 
agreshmdn  (greshman  ?),  astraind  (straina),  asvapfii 
(svdpna). 
Ausn.  1:    ageshas;  in  1)  avtra  2)  ist  der  accent   gerückt 
(vJrd);  aus  dem  A.  V.:  a^dni. 


Dos  occHituationssyatein  des  altindischen  nominalcoinposituinB.    513 


2:  Die  anomale  accentuatioii  auf  dem  vordergliede  in  der 
folgenden  beträchtlichen  anzahl  von  Zusammensetzungen 
lässl  sich  auch  nicht  einmal  theilweise  von  ii^end  einem 
gesichtspunkte  aus  erldären: 

dk^iti  2),  d^,  dgopä,  ä^osha,  älatka,  2}  ödüi  l), 
d^u,  ddhcnu,  änOf/as,  önapi,  änürmi,  dpürvja,  äpra^a, 
dpsu,  dbrahmon,  dbhaja,  ämrtju,  öfifii,  ä^ratna,  äsama, 
dsa/mütl,  ähams;  aus  dem  Ä.  V.:  d0ifg,na,  änigvara, 
äpar^ara,  dpra&xnkaga,  dpra^as  (dagegen  oxytonirtim 
^at.Br.),  drogana,  dvjafcas,  dsamrdäha  (viell.  karmadh.). 

b.  dush;    das    schlussglied    behält   seinen   ursprünglichen 
accent : 

durOdht,    dtireva,    dur^dman,    durdfgtka,     durdliür, 
dumtdda,  dumidnman,  durmajü,  dunnilrd,  durvdsas, 
dwviddtra;   aus  dem   A.  V.:  durgdndhi,  durbhdga, 
durhdrd. 
Äusn. :  dür&i^r. 

c.  su;  der  weitaus  grössere  theil  der  Zusammensetzungen 
ist  auf  der  ursprünglichen  tonsilbe  accentuirt: 

sukdrman,  sukUh^ttkd,  S)  sukirti,  suketü,  sukrdtu, 
sukskatrd,  2)  sukshetra,  sukhadi,  sugdndhi,  sugdbhasti 
(einmal  daneben  sdgdbhasti),  si^dva  (man  erwartete 
'  sugavd),  stigodhä,  sugü,  2)  swgopd,  svXakrd,  SKÜdkskas, 
f  miXeias,  suS/^rdis,  su^dniman,  su^dtunan,  su^dmhha, 
i  eti^ihvd,  $u0ürni,  sugjötis,  sui^atrd,  sudämsas,  sttddhsha, 
auädkshiifa,  suddtra,  svddtu,  s%iddnu,  sudina,  sudlU, 
.  audtdiü,  sudfglka,  2)  sudevd,  sudjumnd,  »uähdna,  su- 
tOülnvan,  sudhdtu,  sudht  und  viele  andere;  in  suvtra 
ist  der  accent  von  seiner  ursprünglichen  stelle  ge- 
rückt (vträ),  ebenso  auf  die  endsilbe  in  stigarbapatjd 
(gärhapatja),  sudhard  (dkära),  supivds  (ptvas),  sw- 
'  prajäs  C^'djas),  1)  sumedhd  (medha),  sugiprii  (gipra), 
'  attsankägd  (sdnka^),  3uhir(^ijd  (hiraaja),  süpasthä 
(upds£ha),  svanguri  (afigüri),  svapatjd  (dpatja),  sua- 
hhishfi  (abkishii),  svdbhjgü  fahkfgu),  svaritrd  (arttra), 
'  avdjwBid  (djudha),  smsh4  (ishuj.  Aus  dem  Ä.  V.; 
sugrhd,  stitdpas,  sut^as,  sunäbki,  swndtnan,  sapakshd, 
gupavl,  swna^i,  savdhni;  oxytonirt  mit  ursprünglich 
nicht  oxytonirtem  schlussgliede:  sti^aishßjd  (gjaisk- 
fhja),  mit  affix  ka:  svastakd. 


514  Richard  Garbe, 

Au s n. :  sugabhasti  (neben sugdbhasii)^  2. ^nf^t (neben sml^. 

Anm.:  Vgl.  Pftn.  6.  2. 117  'samumnasi \  m  Ujäasmat 

param  man  os  üjetadaniam  uttarapadam  Imhwmihao  (Üjw- 

dattam  sjat ':   sukdrman,  sts^dnman,  sunämtm,  s\h 

mdnman;  suMkshas,  suMStas,  sutdpas,  8hU^,  supefoSt 
suvdrKas,  dagegen  supfvds,  suprqjds;  ferner  118  'bräiO' 
dajagKa  \  JcrcUu  üjevamadajäh  su  üjekismät  parä  bai»- 
vrihav  ^udaUa  bhavantf :  sämmtliche  nomina  des  gana 
kratvadi  sind  in  der  compositi(m  mit  su  vedisch  und, 
2)  sühavjd  ausgenommen,  mit  dieser  regel  äbereinsUmmend 
accentuirt.  1 19  'adjtidattam  dtjoM  Jlhandasi  |  su  üjäamttt 
param  adjudaUam  dvjaWcam  jad  uttarapadam  iad  hakwrf- 
hati  veda  ffdjudattam  eva  sjaP  übersieht  trotz  der  ausdrück- 
lichen bezugnahme  auf  den  veda  eine  anzahl  oxytomrter 
Zusammensetzungen  wie  sudMrd  u.  and.  Für  suvtra  ist  za 
nennen  120  'vtravtrjau  Tca  \  vTra  vir  ja  Ujeiau  Xa  suHje- 
tasmat  parau  bdhuvrthau  Khandasj  ödjuddUau  hhoMtoil; 
suvtrja  ist  karmadharäja. 

9)  eine  präposition: 
äti:  dtjavi,  dtjürmi. 

Ausn.:  Oxytonirt  mit  ursprünglich  paroxytonirtem  schluss- 
gliede :  aiirätrd  (rätri),  aus  dem  A.  V. :  atimatrd  (mdtm). 

ddhi:  ddhinirnig,  ddhiratJia,  ddhiraiha,  ddhiruknia,idln- 
vastra,  ddJijaksha;  aus  dem  A.  V.:  ddhira^gu, 

Ausn.:  adfngavd  (gö), 

dnu:  dnupa4ha,  dnu^rcUa. 

Ausn.:  anushat jd;  oxytonirt  mit  ursprünglich  paroxytonir- 
tem schlussgliede:  anukamd  (kdma);  aus  dem  A.  V.: 
anukäla, 

antdr:  antdhgalja  (^at.  Br.);  in  dntaspatha  (R.  V.)  ist 
der  accent  gerückt  (antdr);  man  könnte  geneigt  sein 
anzunehmen,  dass  diese  accentuation  irrthümlict 
in  folge  der  daneben  stehenden  dpatlwjo,  vipalhok 
dmipathüh  (R.  V.  5.  52.  10)  entstanden  sei. 

Ausn.:  antardävd  (A.  V.). 

dpa:  dpadmshpad,  dpavrata,  dpodaka, 
dpi:  siehe  die  substantivirten  composita. 

.    Ausn.:  apipräna  (pränd). 


Das  acceniuationssystem  des  altindiscben  nominalcompositums.   515 

abki:  abhtkraiu,  dbhi^fu,  abhirashtm,  abhimjas,  abhi- 
vfra;  aus  dem  A.  V.:  abhirüpa. 

Ausn.:  abhüheis^  (send), 
dva:  dvatoka  (A.  V.). 

Ausn.:  avakegd  (A.  V.,  kSgä). 

ä:  i)ddeva  (bei  Grassmann),  dpathi;  aus  dem  A.  V.: 
imanas. 

üd:  üdo^as. 
üpa:  üpavasu. 

Ausn.:  upamanjü,  upänasd  (dnas). 
ni:  nimanju  (A.  V.). 

nls:  nirmaja;  aus  dem  A.  V.:  nirgaräju,  nirbcUäsa, 
nirhasta. 

Ausn.4  nissald  (gdla). 

prd:  prdmahas,  prdvajcLSy  prdgravcis,  prdsvOdas. 

Ausn.:  2)  pradiv. 

prdti:  prdHrüpa,  prdijardhi;  aus  dem  A.  V.:  prdtiprog. 

Ausn.:  prtxHMla  (A.  V.,  im  R.  V.  adverb.). 

vi:  vigrJva,  vi^osJios,  vidveshcLS,  vipcUki,  viparva,  vimanas, 
vjädhvan,  vjägva;  aus  dem  A.  V.:  f^ani,  videva,  vi- 
paru,  vtbandhu,  vivoMas  (im  P.  W.  vivälcasa),  vigäkha 
(8.  7.  4;  dagegen  im  dual  mgäkhe  19.  7.  3  als  be- 
zeichnung  des  14.  nakshatra;  vielleicht  ist  diese  be- 
tonung  nur  irrthumlich,  denn  das  Taitt.  Br.  liest 
viQäkhe),  vjänga,  vjailaba;  mit  affix  ka:  viinanjtüca. 

Ausn.:  Aus  dem  A.  V.:  vipathd,  vi^aphd.  Oxytonirt  mit 
ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schlussgliede:  vigikhd 
(gikhä)  R.  V.;  aus  dem  A.  V.:  vikarnd  (kdrna),  vikegd 
(kiga),  vürUjd  (*nicht  jeden  dritten  tag  wiederkehrend', 
trttja),  vüdhüd  (?  lohUa). 

sdm:  sdmsahcisra,  sdmanta,  sdmägir,  sdmokas ;  aus  dem 
A.  V. :  sdnihanu,  sdnuigra  (neben  8(xmcLgrd\  sdmpcUnt, 
sdmmanas. 

Ausn.:  samgigvan,  saminatdr,  sangavd  (go);  aus  dem 
A.  V. :  samagrd  (dgraj. 

Anm.:  Pän.  6.  2.  180  'aniag  ka  \  ania  it^etad  uttarapadam 
upasargOt  param  samase  'ntodaUam  ^dP  ist  ungültig: 
Amanta, 


516  Richard  Garbe, 

n.  Substantivirte  generis  neutrius  (Bum  theil  IMgu). 

Die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt. 

tr\iugd,  trjudajd,  purunithd,  saJMsrasavd  (als  neutr. 
anzusetzen);  mit  ursprünglich  nicht  oxytonirtem 
schlussgliede:  anapatjd  2)  (dpatja),  aparvdn  (pdrpan), 
apikarnd  (kdrna),  apikakshd  (neutr.,  kdk^a),  opi- 
garvard  2)  (gdrvaraj,  asürd  (süra),  (iskanibhand  (skdm- 
bhana),  tridivd  (div),  trinakd  (ndkq),  dagänguld  (ah- 
gtUi),  da^ntarushjd  (antarushja?),  nikilbiskd(kübidui), 
sarvarathd  (rdfha),  sahasrapashd  (neutr.,  pösha).  Aus 
dem  A.  V.:  asambadhd  3),  riktakumbhd,  sumrgd;  mit 
ursprünglich  nicht  oxytonirtem  schlus^liede :  com- 
mUrd  2)  (amitra),  antahkogd  (Jcöga),  antahpOh'd  (pdtra), 
agatru  (gdtru),  asapatnd  2)  (saptUna),  ahaumMard  (ut- 
tara),  ekarM  (und  trJcd  für  trjrkd  ....  €tökfadagarM 
19.  23.  r£),  upanasd  2)  (dnas),  trijogand  (jö^ana),  dri- 
rO^d  (rd^an),  pai\Majo4and  ßö^ana),  pitrbandhü,  matr- 
handhü  (12. 5. 43,  bdndhu),  shadahd  (dhan),  sarvavedasd 
2)  (vSdas),  sav^idjutd  (vidQut),  sudivd  (div). 

Ausn.  1:  purtidina (bei Grassmann);  aus  dem  A.Y.ioffnigdh. 
2:  äntigrha,  aus  dem  A.  V.:  dpatha,  vChfdaja. 

Anm.:  Ausnahmsweise  mit  anderem  genus:  parihastd  masc 
(hdsta),  gataüdana  fem.  (beide  aus  dem  A.  V.). 

m.  Adverbialisirte  (A^jigibhäva). 

Die  Zusammensetzung  ist  oxytonirt. 

antishvadhdm,  anjedQÜs,  ahhigüü,  pratidoshdm,  pro- 
doshdm,  jafhökrtdm,  saniakshdm;  mit  ursprünglich 
nicht  oxytonirtem  schlussgliede:  adveshds  (dveshas), 
anukämdm  (kdnia),  anupurvdm  (parva),  amätrdm 
(mdtra),  agarasdm  (^ards),  advadagdm  (dvddagan), 
rtekarmdm  (kdnnan),  nanarathdm  (rdthaj,  parogav- 
jüti  (gdvjüti),  pratikankim  (kämq),  pratTpdm  (dp), 
jathakamdm  (kdtna),  jathOpürvdm  (parva),  jathavagdm 
(vdga).  Aus  dem  A.  V.:  ahhiMhäjdm,  ubhajadjüs, 
jcUhabhagdm,  jathalokdm;  mit  ursprünglich  nicht  oxy- 
tonirtem schlussgliede:  atinhatrdm(nuitra),  antarJiastdm 
(hdsta),  abhipürvdm  (parva),  avjushdm  (vjüsh),  uro- 
(jandm  (gdna),  pradaJcshindm  (ddkshina),  jathäbaldm 
(bdla),  jafhaukasdm  (ökas). 


Das  accentuatioDSsystem  des  allindischen  nominalcompositums.   517 

Ausn.  1:  sabädhcts,  sardtham;  in  mmvdtsam  ist  der  accent 
von  seiner  ursprünglichen  stelle  gerückt  (?,  vatsd);  aus 
dem  Ä.  V.:  prcUikälam,  prcUjdksham,  jcUrakdmam. 

2 :  tddapas  2)  (R.  V.),  nipalagam  (^at  Br.)- 

Anm«:    Vgl  Pän.  6.   2.   121   'külattratülainülagalaksha' 

samam  avjajlbhave  \  küla aksha  —  üjeiänj  uUara- 

padänj  avJajlbhavasamOse  ädjudcUtani  bJuivantf: jn'atikü- 
lam,  praijdksham;  dagegen  samakshdm. 


Die  ergebnisse  der  Untersuchung  sind,  kurz 
zusammengefasst,   folgende: 

Copulativa:  Die  zusanunensetzung  ist  oxytonirt,  nur  im 
devatädvandva  sind  beide  glieder  auf  ihren  ursprünglichen 
lonsilben  accentuirt. 

Determinativa :  Das  schlussglied  ist  accentuirt. 

1)  Tatpurusha  im  engeren  sinne: 

Der  regel  folgen  nur  die  composita,  deren  schlussglied 
ein  verbales  adjectiv  oder  Substantiv  bildet.  Parti- 
cipien  und  adjective  im  schlussgliede  lassen  den  accent 
auf  das  vorderglied  fallen.  In  einigen  wenigen  Zu- 
sammensetzungen sind  beide  glieder  accentuirt. 

Sj  Karmadhäraja: 

Ein  schliessendes  verbales  adjectiv  erhält  der  regel 
gemäss  den  accent,  während  bei  einem  participium 
als  schlussgliede  das  vorderglied  betont  ist.  Ist  das 
schlussglied  ein  Substantiv  oder  adjectiv,  so 
konunt  es  darauf  an,  welchem  redetheile  das  vorder- 
glied angehört;  wenn  dieses  ein  adjectiv,  pronomen 
oder  numerale  ist,  so  fallt  der  accent  auf  das  schluss- 
glied; wenn  es  dagegen  in  einem  Substantiv,  adverb 
(zahlreiche  ausnahmen)  oder  einer  präposition  besteht, 
finden  wir  das  vorderglied  betont. 

Helativa. 

1)  Adjective:  das  vorderglied  ist  accentuirt: 

Ausnahmen  finden  sich  besonders  unter  den  Zusammen- 
setzungen mit  adjectiven  im  vordergliede,  die  auf  i 
oder  14  auslauten.  Bei  compositis  mit  dvi  und  tri,  a, 
dush  und  su  ist  die   accentuation   des   Schlussgliedes 


518  '  G.  Michaelis, 

regel.    Von  den  auf  dem  schlussgliede  betonten  c 
positis  ist  der  grösste  theil  oxytonirt^). 
2)  Substantivirte  und  adverbialisirte  sind  oxytonirt 

Tübingen.  Richard  Garbe. 


Dorsal  und  apical,  oder  oral? 

E.  Brücke  hatte  in  den  Grundzügen  der  Physiologie  und 
Systematik  der  Sprachlaute,  Wien  1856,  vier  verschiedene  bil' 
dungsformen  der  laute  des  mittleren  artikulationsgebietes,  d^ 
dentallaute  im   weiteren  sinne,    unterschieden,   nämlidi  1)  die^ 
alveolare,  bei  welcher  die  artikulation  zwischen  die  zungeiP 
spitze  und  das  hintere  Zahnfleisch  der   oberen  Schneidezähne 
fallt;  2)  die  cerebrale  (nach  Max  Müller  cacuminale),  bei 
welcher    die   artikulation    zwischen   der    nach    rückwärts  ge- 
krümmten Zungenspitze  und  dem  höchsten  theile  des  gaumen* 
gewölbes  stattfindet;   3)  die  dorsale,  bei  welcher  die  artika- 
lation  nicht  durch  die  Zungenspitze,  sondern  durch  den  zungen- 
rücken   und   den    vorderen    theil   des  gaumens  gebildet  wird, 
während  die  Zungenspitze  nach  abwärts  gebogen  und  gegen  di^ 
unteren  Schneidezähne  gestemmt  ist;  4)  die  dentale,  gebilda*- 
zwischen  dem  zungenrande  und  dem  rande  der  Schneidezahn^ - 

Dabei  steht  die  dorsale  bildung  no.  3)  insofern  in  eineiT"^ 
gegensatze  zu  den  drei  andern  von  Brücke  beschriebenen  art«^? 
namentlich  zu  der  alveolaren  und  cerebralen,  als  bei  letztere!^ 
nicht  der  zungenrücken,  sondern  die  Zungenspitze  oder  d^*" 
vordere  rand  der  zunge  die  Verengung  resp.  den  verschlu^^ 
bildet.  Eine  besondere  benennung  für  die  durch  die  zungerf 
spitze  gebildeten  artikulationen,  im  gegensatz  zu  den  durc^t* 
den  Zungenrücken  gebildeten  dorsalen,  aufzustellen,  hatBröcfc^ 
nicht  das  bedurfnis  gefühlt,  vielmehr  genügte  es  ihm,  sein^ 
dorsalen  den  übrigen  bildungsarten  einfach  zu  coordinir^. 


*)  Ich  habe  aus  dem  Rk  und  Atharvaii  zusammen  ca.  ^0  auf  dem  schlus*»- 
gliede  accentuirte  bahuvrlhi  gezälilt  (die  substantivirlen  und  adverbialisirte^ 
nicht  gerechnet);  von  diesen  sind  ca.  300  oxytonirt,  150  nicht.   Freilich  ist  m 
einer  l)eträclitlichen  anzahl  das  Schlussglied  schon  ursprünglich  oxytonirf; 
immerhin  ist  im  allgemeinen  die  neigung  zur  oxytonirung  unverkennbar. 


Dorsal  und  «pieal,  oder  oral? 


519 


In  meiner  am  7.  Oktober  1862  in  der  gesellschafl.  Tür  das 
Studium  der  neuei'en  sprachen  gelesenen  abhandlung  >über  die 
Physiologie  und  oilhographie  der  s-Iaule«  (gedruckt  in  Heiilgs 
archiv,  band  XXXU,  auch  in  besonderem  abdruck,  Berlin  bei 
Kranz  Lobeck  erschienen)  habe  ich  die  laute  des  mittleren 
artikulationsgebietes  zunächst  in  zwei  klassen  eingetheill:  in 
solche,  welche  durch  die  Zungenspitze,  und  in  solche,  welche 
durch  den  zungenrücken  ailikulirl  werden,  wodurch  von 
selbst  das  bedürfnis  auftrat  für  diese  beiden  abtheilungcn  be- 
sondere benennungen  aufzustellen. 

Zunächst  lag  es  nahe  dem  worte  dorsal  einen  ausge- 
dehnteren sinn  beizulegen  als  dies  von  Brücke  geschehen  ist, 
indem  ich  ihn  für  alle  zwischen  dem  zungenrücken  und  dem 
Vorderen  Iheile  des  gaumens  oder  den  oberen  Schneidezähnen 
^bildeten  laute  anwandte. 

Für  diu  durch  die  Zungenspitze,  resp.  den  zungenrand 
artikulirten  laute  habe  ich  den  ausdruck  apical  gewühlt  (von 
apex  lingual,  Zungenspitze).  Zu  den  letzteren  gehören  Brückes 
Cerebrale,  alveolare  und  dentale  s-laule.  Ich  habe  jedoch  an 
stelle  der  Brückeschen  dentalen  arükuiation  weiter  drei  be- 
Bondore  niodiGcationen  unterschieden:  a)  meine  superficiale 
^nach  der  superficies  interna  dentis  benannt),  an  der  hinteren 
fläche  der  oberen  Schneidezähne  gebildet,  wohin  mir  das  fran- 
zösische t  zu  gehören  seheint;  b)  meine  marginale,  am 
x>ande  der  oberen  Schneidezähne  gebildet,  wohin  mir  unser 
«deutsches  &  nach  langen  vokalen,  ahd.  und  mhd.  g,  auch 
ipaniscbes  c,  z  zu  gehören  scheinen;  c)  die  interdentale, 
Sbei  welcher  die  Zungenspitze  über  den  rand  der  Schneidezähne 
liinaus  zwischen  die  beiden  zahnreihen  eingestellt  wird. 

Aehnlich  habe  ich  dann  Brückes  dorsal  gebildetes  s  nach 
«3er  artikulalionsstelle  weiter  zu  scheiden  gesucht,  obwohl  diese 
Scheidung  bei  der  Wölbung  des  zungenrückens,  welche  die 
brtikulationsstellc  nicht  mit  gleicher  genauigkeit  hervortreten 
lässt  wie  die  Zungenspitze,  keineswegs  in  der  schärfe  möglich  ist 
"Wie  dies  bei  den  apical  gebildeten  s-Iauten  der  fall  ist.  Sievers 
Sagt  darüber  s.  60  auch  nur,  dass  der  zungenrücken  etwa  an 
^en  alveolcn  der  oberzahne  die  enge  bildet. 

Bisher  war  inir  ein  widersprucli  gegen  den  ausdruck 
apical.  oder  eiji  versuch  denselben  durch  einen  andern  etwa 
geeigneteren  zu  ersetzen  nicht  bekannt  geworden.    Ein  solcher 


520  G'  Michaelis, 

versuch  ist  jetzt  hervorgetreten  in  E.  Sievers  grundzugen  der 
lautphysiologie,  zur  einführung  in  das  Studium  der  lauilehre 
der  indogermanischen  sprachen,  Leipzig  1876. 

Der  Verfasser  hat  sich  in  diesem  werke  das  verdienst  er- 
worben, viele  bisher  weniger  beachtete  nebenumstände,  welche 
bei  der  bildung  der  einzelnen  sprachlaute  mit  in  betracht  zu 
ziehen  sind,  einer  sorgfaltigen  prufung  zu  unterwerfen,  was 
natürlich  auch  auf  die  klassifikation  und  benennung  der  ein- 
zelnen lautklassen  von  einfluss  sein  musste.  Es  ist  ihm  dabei 
dasselbe  bedürfnis  der  Scheidung  der  durch  die  Zungenspitze 
oder  den  zungenrand  gebildeten  laute  von  den  durch  den 
Zungenrücken  gebildeten  dorsalen,  wie  mir  früher,  entgegen- 
getreten. 

Während  ich  dem  worte  dorsal  schon  einen  ausge- 
dehnteren sinn  beigelegt  hatte  als  Brücke,  indem  ich  es  für 
alle  zwischen  dem  zungenrücken  und  dem  vorderen  theile  des 
gaumens  oder  der  oberen  zahnreihe  gebildeten  konsonanten 
anwandte,  generalisirt  Sievers  dasselbe  noch  mehr,  indem  er 
es  auch  auf  die  vokale  und  auf  die  zwischen  dem  hinteren 
theile  der  zungc  und  dem  hinteren  theile  des  harten  gaumens, 
resp.  dem  weichen  gaumen  gebildeten  laute  anwendet  Es 
heisst  bei  ihm  s.  60:  »Die  laute  der  dorsalen  artikulation 
charakterisiren  sich  dadurch,  dass  irgend  ein  theil  des  zungen- 
rückens  dem  gaumen  genähert  oder  mit  ihm  in  berührung  ge- 
bracht wird,  während  die  Zungenspitze,  resp.  der  zungenrand 
gesenkt  bleibt  und  an  der  artikulation  nicht  theilnimmt«. 

S.  51:  »Die  artikulation  der  vokale  ist,  wie  man  sich 
leicht  überzeugen  kann,  durchaus  dorsal,  d.  h.  die  nothwen- 
digen  engen  werden  durch  emporheben  eines  theiles  des  zungen- 
rückens  (bei  u  des  hinteren,  bei  i  des  vorderen)  zum  gaumen 
gebildet.« 

Gegen  diese  erweiterung  des  begriffes  dorsal  wird  sich, 
obwohl  sie  an  sich  nicht  nothwendig  ist,  nichts  wesentliches 
einwenden  lassen,  und  sie  gewährt  den  vortheil,  dass  sie  die 
von  mir  beabsichtigte  Scheidung  für  die  laute  des  mittleren 
artikulatlonsgebietes  in  ihrem  zusammenhange  mit  der  bildung 
der  übrigen  laute  nur  um  so  deutlicher  hervortreten  lässt. 

Für  den  gegensatz  zu  den  dorsallauten  hat  nun  aber 
Sievers,  statt  des  von  mir  gewählten  ausdrucks  apical,  für 
welchen  ich  vielleicht  marginal  gebraucht  haben  ^vürde,  wenn 


Dorsa]  und  apicai,  oder  oral? 


521 


ich  nicht  diesen  aiisdriick  schon  in  einem  anderen  sinne,  be- 
,  zogen  auf  den  raiid  der  ol>ei'en  sclineidezähne,  angewandt 
hätte,  einen  anderen  neuen  angenommen,  nämlich  oral.  Es 
heisst  s.  51:  »Der  liquide  r-laul  enlstehl  durch  oiale,  der 
1-laut  durch  laterale  artikniution  der  i^mige,  d.  ii.  für  die 
r-Iaute  ist  die  ailikulation  des  vorderen  zungensaumes  (ora 
linguae),  für  die  1-laute  die  der  beiden  scitenränder  charak- 
terislisch.  Denn  das  rollen  der  Zungenspitze  bei  r  ist,  wenigstens 
wrain  wir  den  historischen  entwreklungsverlauf  der  indogerma- 
nischen sprachen  ins  äuge  lassen,  als  unwesentlich  und  sekundär 
zu  betrachten;  desgleichen  siud  das  sog.  gutturale  oder  uvulare 
und  des  kehlkopf-r  offenbar  erst  spätere  Substitutionen  für  das 
iir3prünglichere  zungenspitzen-r.« 

S.  59  wird  dann  auf  die  specifisch  dorsale  bildung  der 
Palatallaute  hingewiesen:  »Was  die  artikutation  der  iinguo- 
palatalen  im  allgemeinen  betrifft,  so  muss  ein  gewöhnlich  als 
unwesentlich  übergangener  unterschied  hervorgehoben  werden, 
der  zwischen  oraler  und  dorsaler  artikulation.  Die  s<^. 
dentalen  im  weitesten  sinne  des  worles  bilden  die  vermittelung, 
indem  man  zu  ihnen  sowohl  oral  als  dorsal  gebildete  laute 
x^cbnet,  während  die  gutturale  und  palatale  stets  nur  dor- 
sal sind.« 

Ich  bemerke  zu  den  angefülu-ten  stellen,  soweit  sie  die 
laute  des  mittleren  artikulationsgebiotes  betreffen,  dass  man 
'CiberaJl  nur  an  die  stelle  des  Wortes  oral  das  wort  apica!  zu 
Setzen  hat,  um  in  voller  Übereinstimmung  zu  sein  mit  der  von 
imir  seit  1862  gelehrten  theorie  der  dentallaute,  welcher  eben 
«lie  eintheilung  der$iclbeu  in  apicale  und  dorsale  zur  grund- 
lage  hat. 

Auch  in  bezug  auf  die  localbenennungen  wendet  Sievers 
«üe  von  mir  gehrauchte  benennung  interdental,  statt  Brückes 
«lental,  ebenso  wie  ich  an.  Es  heisst  s.  60:  >Beine  den- 
tale oder  interdentale,  Druckes  (*,  d*  u,  s.  w.  Wir  ver- 
stehen hierunter  nur  die  in  der  weise  des  englischen  fk  gebil- 
«ieten  laute,  d.  h.  diejenigen,  bei  welchen  der  zungensaum  selbst 
noch  den  spalt  zwischen  den  beiden  zahnreihen  verstopft.  Diese 
interdentalen  laute  halten  die  neutrale  mitte  zwischen 
oraler  und  dorsaler  artikulation  ein,  indem  die  vorderzunge 
Uach  imd  olme  knickung  ausgebreitet  daliegt.  Sobald  eine 
solche    knickung   nach    oben    slaftfindet,    gelangen  wir   zu  der 


5S2  6.  Michaelis,  Dorsal  und  apical,  oder  oral? 

artikulationsweise  der  alveolaren  und  cerebralen;  wird  aber  die 
Zungenspitze  nach  unten  gedrückt  und  ein  weiter  rfickwSrts 
gelegener  theil  der  zunge  emporgehoben,  so  bekommen  wir 
dorsale  artikulation«. 

Sicvers  weicht  von  meiner  thecnrie  der  dentallaute  jedoch 
insofern  ab,  als  bei  mir  auf  dem  übergange  von  den  inter- 
dentalen bis  zu  den  alveolaren  lauten  nocli  meine  marginalen 
und  superficialen  als  Zwischenstufen  liegen,  während  Sievers 
mit  Rumpelt  diese  Zwischenstufen  nicht  anerkennt.  Wer 
hierin  recht  hat  wird  die  zukunft  entscheiden.  Im  übrigen  kann 
ich  Sievers  ganze  theorie  der  s-laute  nur  als  eine  bcstätigung 
der  von  mir  aufgestellten  ansehen.  Eine  andere  willkonnnene 
bestätigung  meiner  theorie  des  ahd.  und  mhd.  g  haben  Paol 
und  Braune  in  ihren  beitragen  zur  geschichte  der  deutschen 
spräche  und  literatur  b.  I.  s.  168—169  in  der  anmerkung  und 
s.  530  gegeben. 

Die  frage,  welche  hier  entsteht,  ist  nur  die,  ob  die  ab* 
änderung  des  wortes  apical  in  oral  zweckmässig  sei?  Ich 
habe  lieber  den  ersten  ausdruck  gewählt,  weil  das  wort  oral 
bereits  in  einem  andern  sinne  in  der  Sprachphysiologie  im 
gebrauch  ist,  nämlich  als  von  ös,  öris  abgeleitet.  Man  brauchte 
bisher  häufig  das  wort  oral  im  allgemeinen  für  sich  auf  den 
mund  beziehende,  im  munde  gebildete  laute,  so  namentlich  für 
die  durch  absperrung  des  nasenkanals  durch  den  mund  aus- 
gehenden laute,  im  gegensatz  zu  den  nasallauten,  bei  welchen 
der  nasenkanal  durch  senken  des  gaumcnsegels  geöffnet  ist.  So 
unterscheidet  z.  b.  Joh.  Müller  zwischen  continuae  orales  und 
eontintuie  nasales,  vgl.  Brücke,  zweite  aufläge  s.  158.  Aehnlich 
unterscheidet  Alex.  J.  Ellis  zwischen  oraHiquids  und  nasal - 
liquids,  vergl.  Brücke  ebenda  s.  162,  und  Lepsius  zwischen  expkh 
sivae  orales  und  explosivae  ^uisales,  ebenda  s.  164.  Auch  ist  sonst 
das  wort  oral  allgenjein  gebräuchlich  als  ableitung  von  ös,  öris. 
Sohcisst  es  bei  Heyse:  T>oral  neulat.  oralis,  von  ös,  öris  (der  mund, 
das  angesicht)  mündlich;  oralgesetz  ein  mündliches  gesetz,  oraHis 
stibmissio  oder  oralsübfnission,  rechtsspr.  mündlicher  anhang  oder 
nachsatz  zu  einem  urtheile  u.  s.  w.  OrcUe,  n.  das  päpstliche 
kopftuch,  der  hauptschleier«.  Alle  romanischen  sprachen  ge — 
brauchen  das  wort  oral  in  diesem  sinne. 

Mir  scheint  es  danach,  als  ob  der  ausdruck  apical  alss- 
gegensatz  zu  dorsal    doch    zweckmässiger  und  bezeichnendecL 


Sopliiu  Bogge,  Das  schwache  germauiach«  proeteritum. 

sei  als  der  von  Sievera  an  dessen  stelle  gesetzte:  oral,  obwohl 
ich  auf  die  benennung  selbst  keinen  so  hohen  werth  lege  (da 
es  ja  doch  nur  auf  die  sachliche  unferscheidimg  ankomnit),  dass 
ich  mich  nicht  gom  einem  andern  ausdrucke  fügen  würde, 
■wenn  ein  solcher  als  zwecltniässiger  nachgewiesen  ^verden  oder 
oltgemeinen  anklang  finden  sollte. 

Berlin,  den  2.  aug.  1876.  G.  Michaelis. 


Das  Schwache  germanische  praeteritum. 

Die  frage  über  die  bildung  des  schwachen  germanischen 
praeteritum  ist  in  der  neuesten  zeit  wiederholentlich  behandelt 
Worden,  zuletzt  in  dem  lehrreichen  aufsatze  von  Windisch  über 
adas  irische  i-praeteriluni*  (in  den  beitragen  zur  vergl.  sprachf. 
VUl,  450 — 4G9).  Obgleich  ich  auf  die  behandlung  dieser  frage 
'^Izt  nicht  eingehen  kann,  darf  ich  vielleicht  auf  eine  ab- 
"Weichende,  den  meisten  deutschen  gelehrten  wahrscheinlich  un- 
Siekannt  gebliebene  erklärung  aufmerksam  machen,  welche  ich 
schon  18Ö7  in  einer  abhandlung  über  die  ältesten  runeninschriflen 
iidskrift  for  philologi  og  p;edagogik,  7do  aargang,  s,  222)  in 
tilgenden  ^^'0^len  gegeben  habe: 

»Ich  meine,  dass  es  nicht  richtig  ist,  wenn  man  gewöhn- 
lich lehrt,  das  praeteritiuu  der  abgeleiteten  vorba  in  den  ger- 
^xuaIU6chen  sprachen  sei  durch  Zusammensetzung  des  praeteritum 
Tom  verbum  äsn  mit  dem  verbalstamme  gebildet.  Dabei 
ileiben  mehrere  formen,  namentlich  hmpa,  unerklärt.  Meiner 
Soieinung  nach  ist  das  erste  glied  im  zusammer^esetzten  prae- 
teritum das  participium :  got.  tuvidn  erkläre  ich  als  aus  bmpa-da 
^tstanden.  tavipada  wurde  in  tav^ipa  zusammengezogen  und 
dies  nach  gewöhnlicher  laulwandelung  in  ttwida  geändert.  Bei 
dieser  erklärung  wird  auch  der  Zusammenhang  mit  der  pwae- 
teritum-bildung  bei  den  al^eleitelen  verben  im  oskischen,  z.  h. 
Ja^ikatted,  aufrecht  erhalten.« 

Christiania,  '>.  scpt.  1870.  Snphus  Bngge. 


524 

Berichtigungen  zu  s.  459.  460. 

P.  459  z.  10  V.  u.  1.  in  eigennamen  und  dergl.  —  z.  9 — 5 
zu  streichen.  —  p.  460  z.  14  v.  o.  Hes  »adi^ai.  Ganz  ebenso 
summtliche  den  griechischen  formen  entsprechenden  Sanskrit- 
bildungen, die  participien  ausser  denen  auf  -<a,  -na  (Benf.  §  887 
Beni.  890.  899.  647):  apij/dn,  pratidadr^n,  aber  prdtigata  (vgl. 
dnoßlfixoq  u.  s.  \v.  neben  dfAßarog;  Curtius  'Vb.  II  p.  361)  — 
die  absolutivc  (Benf.  §  915,  II,  8.  916):  pratyarpauüva,  nirgat^, 
nighdtam  —  und  die  nicht  mittelst  -tu  gebildeten  Infinitive 
(s.  Wilhelms  Sammlungen  u.  vgl.  Benf.  §917):  asddam,  samdffe, 
visfpas,  ähuvddhyai,  ujxistmJsJMni;  aber  prdbhartum,  päfyetave, 
dpahhartavai,  nidhatos. 

J.  VVackernagel. 

Zu  surama,  s.  476  anm. 

Herrn  Prof.  Roths  jetzige  auffassung  von  swränka  habe  ich 
durch  eine  stelle  des  zum  Atharva  Veda  gehörigen  rituals,  Vailftna 
Sütra  30,  bestätigt  gefunden.  Hier  wird  der  vers  'juvam  «wrür 
ntam  agvina'  (A.  V.  20.  125.  4  =  R.  V.  10.  131.  4)  und  die 
folgenden,  von  denen  es  heisst  *iti  JkUasfbhih  jMJalismagrahai^am, 
muranaih  na  h1uiJcsJianam\  auf  einen  soniatipüta  oder  somavämm, 
angewandt,  also  auf  die  folgen  des  übermässigen  genusses  be- 
rauschender getränke.  Es  entspricht  demnach  das  vedische 
Siirama  dem  nmdatjaja  des  klassischen  Sanskrit. 

Tubingen,  24.  febr.  1877.  Richard  Garbe. 

Ne  k  r  o  1  o  g  i  e. 

Von    mitarbeiten!   der   Zeitschrift    und    der   beitrage   sind 

während  der  jähre  1875 — 1876  verstorben: 

R.  C.  Childers,  geb.  1838,  gest.  25.  juli  1876. 
Vgl.  Trübner's  Record  X,  106. 

P.  W.  CoRssEN,  geb.  1820,  gest.  18.  juni  1875. 

Vgl.  National-zcitung,  2(5.  juni  1875.  —  Das  Ecce  der 
Landesschulo  Pforta  am  20.  November  1875.  Naum- 
burg.   Druck  von  Heinrich  Sicling.    1875.    S.  26  f. 

H.  W.  Ebel,  geb.  10.  mai  1820,  gest.  19.  august  1875. 
Vgl.  Revue  Geltique  111,  148  f. 

M.  Haug,  geb.  30.  Januar  1827,  gest.  3.  juni  1876. 

Vgl.  Trübner's  Record  X,  83.  —  Beiträge  zur  Kunde  der 
indogermanischen  Si)rachen  I,  70  f.  175  f. 

A.  PicTET,  geb.  11.  September  1799,  gest.  20.  december  1875. 
Vgl.  Revue  Geltique  III,  149  f. 

R.  VON  Raumer. 

Vgl.  Allgemeine  Zeltung,  no.  249  Beilage,  1876. 


Bei  uns  crsctiieo  soeben: 

Der  Ursprung  der  Sprache 

im  Zusaramenhauge  mit 

den  letzten   Fragen   alles  Wissens. 

Eine  Darstellung,  Kritik  und  Fortentwicklung  der  vorzüglichsten  j 

Ansichten  von 

Dr.  H.  Steinthal 

a.  o.  Professor  für  Sprachwissenschaft  an  der  Universiläl  zu  Berlui. 

Dritte,  abermals  erweiterte  Anriage. 

1877.    gr.S*.    geh.  Preis  CMarlt. 

Ferd.  DflnuHleTB  Verla^bnelibmndliiBy 
Hnrrwitz  &  Gossmaiin. 


I  Hermann  BUblaa  in  Weimar. 


ZwSlf  Sprachen  aos  dem  SUdwesten  Nordamerikas.  VVortver- 
zeichnisse  hersg.  u.  mit  einer  Einleitung  über  Bau,  Begriffs- 
bildung und  locale  Gruppirung  der  amerikanischen  Sprachen 
versehen  von  A.  S.  Galschet.     Royal-8".  JUS. 

Die  Rnhlaer  Mundart.    Von  K.  Regel.  .^4.50. 

Compendiom  der  vcrgleiclienden  Grammatik  der  indogerma- 
niüichen  Spratlien.  Von  Aug.  Schleicher,  Vierte  Auf- 
lage. Ji  17,50. 

Zar  Oeschichte  des  indogermanischen  Voeaüsmas.  Von  Jo- 
hannes Schmidt.    2  Bände.  .Ä  17. 


3n  in  4,  ^.  S«ii(«r'f*(n  B«Iag8bU(^i|anblung  in   tcipjig  ijl  «((^ioitn: 

3itut[d|   in  ben  ^etämajjen  ber  Urfd)rift 
DDit  3.  3.  S.  stornier. 

Orittt  Snflagt. 

3  CÖTTbt.    8.    gelj.    15  aRart, 
3n  linn(tl6(ii  Strlogt  finb  «Idjitntn: 

<3o)fbonrd.  Ueutfii^  Don  öonnrr.  «^teaufl.  2©be.  8.  ge^.' 
63)!t.  ßO^ßf.    eicg.  gell,  in  Seiniob.  7  3)11.  Ml  $f. 

SfriOopfianfö.    Tieut(4  uon  Slonntr.   39be.  S.  gc^.   l5  3nfL 

'^nfturd  (Steaedgefänae.  'Ä)eut[iA  von  Bonner.  S.  geb.  m 
4  m.  80  $f.  ' 

SCnrentiuÖ  :?uOfpie(e.  Seutfc&  oon  ^mui.  29be.  8.  ae&.l 
9  m.  ' 

:^it  Stt^fpitit  brd  ^Idutud.    Tieutfc^  von  JDffnnnr.    S^Sbcl 

8.  gc^.  isant.  ■ 


I 

4 


Intel  in  LelpcfK  h'  i^ocliPD  ersdiieuen : 

Das  Verbura 

der  griechischen  Sprache 
seinem  Bau  nncli  dariceslelll 

Georg  Curttus. 

Zn^lter  Buid. 

gr.8,     Prois:  7  jt  80  ^ 
Prpis  des  volUtltjidigi^n  Werks  in  xwei  Bänden  15» 

In  mt^intiin  Verlage  ist  soeben  erschienen; 

Corpus 

inscriptionum  Latinarui 

oon-iilio  ot  auelorilate 

Academiae  literamm  regiae  Borussicae 


Vol.  VI. 
Inscriptiones  urbis  Roinae  Latinae 

collegerunt 
G.  Benzen  o1  J.  B.  de  Rossi 

.-iluli-iunl 

E.  Bormann  H  (t.  Heftten. 

Pars  prima. 


.  UiTeiiibc 


%  Hark. 

■  1870. 


B.  Reim 


Verliig  von  Hermann  Co«t«nob)e  in  J^na. 
Osthoff,   Dr.  Hermaun,  Forst-hnngen  Im  gebiete  ■• 
Indo^rmanlMcben  noniinalea  iilainiiibildH 

I.  Ifil.     gr.  8.     brach.  '   " 
O^tfaoff,  Dl',  Hermanit.  Forscliimgcn  im   gebiete  i 

indogerninniMi'taen  nomliiKleu  B(umiubililu 

II.  (eil.      Auch    unter  Jem  Titel:  Zur  geM«blrhte  l 
Bchwaehen  denisrbcn  ailjcrtlvmnji.  Eiiie  sprj 

wiäsenschafl liehe  Untersuchung,     gr.  S.     brocli.  03'  

Westphal,  Rndolf,  VerKicichende  flrainmatik  der  Iiidof^cmt^ 

uisclien  Sitrai'?ieii.     gv.S.    broch.  i''-iMurk. 

Westpliul,  Rsdülf,  Üie  Vcrbalfiexion  der  tateiniscben  Sprocfae. 

gr.S,    brodi.  "  "    ' 

Hierbei  eine  Beilage  von  T.  0.  Waigel  in  Leipzig; 


ZEITSCHRIFT 

VERGLEICHENDE 

NACHFORSCHUNG 

AUF  DEM  GEBIKTE  DER 

UDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 

i'NTEIl  MITWiüKUNi:  VON 
HST  W.  A.  KUHH,  AUGUST  LESKIEN 
lllKl  JOHANNES  SCHMIDT 

HEHACSÜEGEBEN 

Dl.  ADALBEST  KUHN, 


pAND  XXDI.    NEUE  FOLGE  BAND  III. 
SECHSTES  HEFT. 


BERLIN 

D.  DÜMMLERS  VERLAGSBUCHHANDLUNti 

li-lRRWlTZ  rNU   (iO?SM.WS 

1877. 


Inhalt. 

Plianetisdic  streiUingen.    Von  Julius  Hoffory 

Ursprung  der  praepositionen  im  indogermBtiisch^Ji,  Von  ILGras 

Grioch.  I<(»i  *s«i',    Von  U.  Oslliolf 579 

Aind,  rfimnft,  räiutti,  gr.  fi/nfutt  u.  s.  w.    Von  K.  Brtigman     .    .    .  687 
üober  vornleiiischiih  und  vocalisirupg  des  y  im  pili  und  prAkrit.  Von 

Hi^rmanii  Jacobi '  ...  50* 

Zur  nccenllelire.    Von  Th.  Aufrecht äW 

Bibliographisclie  notlun  tfir  die  jalire  187&-I877 GOS 

~"   "  ,    Von  Alois  ranttek 083 

'.    Von  deniselbai > ßäS 


Preisfragen  der  Fürstlich  Jablonowski'echen  Geseliscl 
in  Leipzig  für  das  Jahr  1878. 


1 


Bei   der   historisriien   WicliligkL-il   der   OrLsnamru   als   Zeugen 
wechMloilcn  Wobnätz«  der   verschieileneti  Vnlkec  und  SUkcme  wflnscbl 
die  Gesellschafl,  dass  unter  sorgßlltiger  Benutzung  iles  um  Vieles  ii 
liclier  sewordünen  urkundlichen  Materials  und  andererseits  mit  gen 
iiarier  BeiiutxuiJ^  dessen,  was  die  heutig  Sprachwlsseusrliafl  s 
Ergehnissen  zu  Ta«e  gefördert  bat. 

etno  W(itilg«ordneto ,   aoti  den  besten  erreichbaren  <}iielIdJ 
sehOpfte  Znsmii]tt«nst«nfln^  der  deDtlich  iMehwebbaren  4i 
sehen  Kamen  fltr  Ortttchafl^n  des  Jetaigen  dentscfaen  Roldw 
veranstaltet  werde. 

Da  eine  Ilearbeitung  des  gesammten  Stoffes  die  Gre:ixen  einM 
Handlung  weil  illiersc breiten  wQrde.  bleibt  es  dem  Bearbeiter  dor  1, 
frage  überlassen,  sich  it^end  ein  nicht  alLeubesciiraiiktes.  aber  auch  1 
flhemiAssig  ausged  eil  Utes  Gebiet  für  seine  Untersuchung  zu  wllhlai.  ~ 
700  Mark. 

Für  das  Jahr  1880. 

In  ricbliger  Erkenntnis^  der  culturhistorischen  Schlüsse,  welch«  Aät 
ans  der  Uebertraguug  icrieciiischer  Wörter  in  das  Lateinische  ziehen  la»- 
»en,  sind  versdiiraene  Versuche  gemacht,  diese  Wditer  xn  sammeln  UDd 
zu  Verwertben,  Da  aber  ;iUes  in  dieser  Beziehung  Geleistete  für  unToU- 
sllndig  und  lilos  vorbereitend  geHen  musB,  wünscht  die  Gesellschofl 

ein  mll  sorgfUttgeo  Kachweben  Torsehenes  HiphabetEnebeK  Vw- 
lelehnlsH  Nämmtllcher,  nas  slcAeren  Kriterien  erkennbaren  rrit- 
ehlsehen  WGrler  der  lateinischen  Sprache  und  Im  AnacnliM 
daran  eine  snehlleh  ^ordnete,  die  Zelten  wehl  nnterseheidonde 
Darstellung  der  sieh  darans  ergebenden  EiuRUsse  grieehlacfaiT 
('nltur  auf  die  rSmlscbe. 
Preis  700  Mark. 

Die  anonym  einzureichenden  Bewerbungsschriflen  sind  in  de'utsehcri 
lateinischer  oder  franzflsiscbcr  Sprache  zu  verfassen,  müssen  deut- 
lich geschrieben  und  pafinifl.  femer  mit  einem  Motto  verseben  iitid 
von  einem  veraiegelten  Couverl  begleitet  sein,  das  auf  der  An«enBrited» 
Holto  der  Arbeit  trägt,  inwendig  den  Namen  und  Wohnort  des  Verfassers 
angiebt.  Die  Zeil  der  Einsendung  endet  mit  dem  ^0.  November  d« 
angegebenen  Jahres  imd  die  Zusendung  ist  an  den  SecretSr  der  Ge- 
sellschaft (für  das  Jahr  1877  Geheimer  Rath  Prof.  Dr.  Röscher)  zu  rieht«. 
Die  Resultate  der  PrQfung  der  eingegangenen  Schrtflen  werden  durch  die 
Lsipziger  Zeitung  im  Häi-x  oder  April  des  (olgeuden  Jahres  bekannt  geniac&L 

Die  gekrönten  Bewerbungsschriflen  werden  Eigenlhum  der  (leseUadilft. 


Phonetische  Streitfragen. 

Die  nachfolgende  Untersuchung  fusst  durchgängig  auf  den 
prineipien  Brücke's.  Sie  umfasst  wesentlich  nur  solche 
punkte,  über  welche  der  grosse  meister  nach  unserem  ermessen 
unhaltbare  ansichten  geäussert  hat  —  sei  es,  dass  er  seine 
prineipien  nicht  mit  völliger  consequenz  durchgeführt  hat  oder 
dass  er  durch  andere  Ursachen  irre  geleitet  worden  ist.  Wir 
betrachten  zunächst 

1. 
Die  mouillirten  laute. 

Die  mouillirten  laute  sieht  Brücke  für  doppelconsonanten 
an.  Er  behauptet,  der  zweite  bestandtheil  derselben  sei  immer 
das  Y^  (nach  Brücke's  bezeichnung  y^  =  deutsches  j)  bez.  xS 
wfthrend  der  erste  verschiedenen  lautclassen  angehören  kann  ^). 
Diese  lehre  hat  Brücke  siegreich  gegen  prof.  Kudelka  verthei- 


*)  Cfr.  E.  Brücke:  Grundzüge  der  Physiologie  und  Systematik  der 
firachlaute,  Wien  1856  s.  71:  »Man  kann  das  wesen  dieser  laute  (l  und 
t  wumüU)  mit  wenigen  werten  bezeichnen,  wenn  man  sagt,  sie  sind  l  und 
1  mit  unmittelbar  darauf  folgendem  jot  ....  Dass  in  dem  n  mouüU  ein 
f  enthalten  sei,  daran  zweifelt  niemand,  es  ist  aber  leicht  zu  zeigen,  dass 
90  auch  ein  jot  enthält.  Man  spreche  campann  .  .  .  ,  indem  man  das  n 
ilTeolar  bildet  und  längere  zeit  hindurch  aushält,  so  wird  man  bemerken, 
lasB  dies  ohne  alle  Schwierigkeit  gelingt  und  die  zunge  dabei  ganz  ruhig 
rom  am  gaumen  liegen  bleibt.  Man  spreche  nun  campagne  und  versuche 
Um  n  mtmäU,  mit  dem  dieses  wort  schliesst,  eben  so  auszuhallen,  so  wird 
nan  leicht  bemerken,  dass  dies  durchaus  nicht  gelingt,  sondern  dass  man 
sntweder  nur  ein  reines  n  bildet,  oder,  wenn  man  es  bis  zum  mouilliren 
(dliracht,  nun  nicht  mehr  ein  n  aushält,  sondern  ein  reibungsgeräusch, 
irelelies  man  leicht  für  ein  joi  erkennte 

aMtaebrift  IBr  Terf  1.  Bpnchf.    N.  F.  III,  6.  35 


526  Julius  Hoffory, 

digt  ^),  sie  ist  aber  in  neuerer  zeit  wieder  von  Rumpelt  bekämpft 
worden*).     »Für  die  auffassung  Brücke's«  sagt  er,  »wird  als 
hauptbeweis  aufgestellt/  dass  man  die  mouillirten  laute  nicht 
continuiren  könne.    Wolle  man  z.  b.  in  campagne  eine  solche 
continuirung   versuchen,    so  höre    man   immer   nur   entweder 
campannn  .  .  .  oder  campajjjj  .  .  .   Vgl.  grundz.  p.  71fif.  und 
gegen    Kudelka  p.   17  f.    Ich   möchte   jedoch    zunächst    daran 
erinnern,    dass  jener   von   herrn   prof.  Brücke    befragte  Pole 
(Piotrowski)  in  diese  theorie  sofort  dadurch  eine  lücke  brachte, 
dass  er  einen  nach  aller  physiologischen  und  grammatischen 
analogie  zu  den  mouillirten  gehörigen  laut,    nämlich  das  pol- 
nische s  (und  natürlich   auch  das  i)  sehr  gut  zu  continuiren 
vermochte.    In  folge  dessen  erklärt  nmi  Brücke  (p.  65)  das  i 
für  zusammengesetzt  im  sinne  des  s');  dieses  letztere  ist  ihm 
alveolares  s  verbunden  mit  x\  ^^s  s  dagegen  dorsales  $  vo^ 
bunden  mit  x^    Ich  meinerseits  glaube  so  wenig  an  die  Zu- 
sammensetzung des  S  als  des  s  und  habe,  weil  ich  beim  i  mich 
auf  meine  erfahrung  allein  nicht  verlassen  mochte,   ebenfalls 
mehrfach  Polen   zu    rathe   gezogen;   sie  stimmten   alle  darin 
überein,  dass  aus  5,   wenn  es  mit  x  (auch  noch  so  weit  nach 
vorn  gelegenem)  zusammengesprochen  werde,  doch  nimmermehr 
ein  s  entstehe.  —   Und  wie,  wenn  das,   was  herr  Piotrowski 
vom  s  nachwies,    nicht  blos  von  diesem,  sondern  von  allen 
mouillirten   continuis  (denn  von  diesen  kann  doch  überhaupt 
nur  die  rede  sein)  gälte?   mit  andern   Worten:   wenn  es  pöf- 
sonen  gäbe,  die  auch  V,  «i  zu  continuiren  vermöchten?   Natfi^ 
lieh  nicht  nach  der  bereits  in  entartung  begriffenen  franzö- 
sischen ausspräche*),  wonach  freilich  nur  ein  jjjj  .  . ,  heraus- 
kommen könnte,  sondern  nach  der  streng  systematischen,  wie 
sie  Brücke  bei  seinen  dorsal-lauten  voraussetzt.    Und  da  kann 
ich  denn  die  Versicherung  geben,   dass  mir  allerdings  mehr  ab 
einmal  gelegenheit  wurde,   das  lü  z.  b.  im  polnischen  koA  con- 

')  s.  E.  Brücke:  Nachschrift  zu  professor  Joseph  Kudelkas  abhandhiog    , 
(sitzungsherichte  der  kaiserlichen  academie  der  Wissenschaften ;  mathemat.- 
naturwissenschafll.  classe,  XXVIII  bd.  s.  77  f.).    Vgl.  auch  phonetische  be- 
merkungen  von  E.  Brücke  (Zeitschrift  f.  die  österreichischen  gymnasien  8) 
s.  750  f. 

*)  H.  B.  Rumpelt:  Das  natürliche  System  der  sprachlaute  Halle  1869s. 91. 

•)  Hiermit  ist  das  deutsche  seh  gemeint.    Vgl.  ang.  w.  s.  78if.  und 
Brücke:  Grundz.  63 ff. 

*)  Dies  gilt  doch  wohl  nur  von  dem  {  mauiüe? 


Phonetisatae  strrätfragen. 


527 


tinuirt  zu  hören,  und  zwar  so,  dass  ich  an  eine  täuschung  des 
phrs  nicht  zu  glauben  vermoclite;  es  war  der  continuirte  laut 
ncherlich  kein  n  und  kein  j,  auch  kein  [n  -J-  jj,  sondern  eben 
[aies  dünne,  dem  deutschen  ohr  so  frenidklingende,  ich  mochte 
Igen;  jenes  mit  i  getränkte  n,  welches  hier  unau^esetzt  zu 
vernehmen  war.  Was  aber  vom  n  gilt,  wird  wol  auch  vom  f 
gelten.  Herr  prof.  Kudelka  behauptet  ausdrücklich,  alle 
mouilUrten  dauertaule  coiitinuiren  zu  können.« 

Wir  slimriien  dieser  aiiseinandersetzung  Rumpelts  vollständig 
bei,  wagen  abei'  noch  einen  schritt  weiter  zu  gehen,  indem  wir 
eUe  Brücke'sche  frage '),  ob  es  mögUcli  sei  das  l  motiUlc  zu 
Bontinuircn,  getrost  mit  ja  beantworten:  weder  die  continuirliche 
»ervorbringung  des  l  ntouiUe  in  seiner  ganzen  totalität  noch 
äie  des  mouilliilen  s,  s  u,  s.  w.  macht  uns  die  geringste  Schwie- 
rigkeit. Zu  den  von  Rumpelt  beigebrachten  argumenlen  möchten 
Srh-  aber  noch  die  folgenden  hinzufügen: 

1)  Bestünde  das  cliaracteristische  der  mouillirlen  laute  wirk- 
Sch  nur  in  der  anfügung  von  jot,  so  mOssten  wir  in  dänischen 
IrOrtern  wie  ttiljc,  linje  mouillirtes  l,  n  haben.  Dies  ist  aber 
lucht  der  fall ;  man  spreche  mlje,  linje  so  schnell  als  möglich 

man  wird  inmier  V  -f  j,  «'  -|-  j  erhalten,  niemals  vnrd 
I    mouillirtes  l,  n,   wie  es  z.  b.    die  Italiener  und   die 
tagyaren  aussprechen,  hören. 

2)  Es  findet  sich  im  sanskrit  ein  mouillirtes  n,  das  man 
wohnlich  A  otler  ü  transcribirt ').     Dieser  laut  kommt  aber 

:  häufig  in  verbindungeil  vor,  wo  er  unmöglich  den  werth 
iBies  M  -|-  j  gehabt  haben  kann,  z.  b.  weim  der  homorgane 
rerschlusslaut  unmittelbar  nachfolgt:  aiicana,  ai\jana  u,  dergl. 
kitche  Wörter  beweisen  zweierlei:  erstens,  dass  der  »i-laut  ein- 
kch  ist  und  somit  kein  jot  enthält»)  und  zweitens,  dass  wir  es 
^eder  mit  dem  alveolaren  noch  mit  dem  cerebralen,  sondern 
bH  einem  von  beiden  verschiedenen  ?t-laut  zu  thun  haben. 

3)  Die  finnisch-ungarischen  sprachen  dulden  bekannt- 
sh  keine  doppelconsonanz  im   anlaut:   fr,  pl,  pj,  Ij,   nj  und 

>)  Cfr.  Brücke:  Kacbschrift  etc.  s.  78. 

*)  Dass  dieser  laut  mit  dem  gewöhnlichen  h  mottiBi  identisch  ist,  lial 
nüa  Brücke  bemerkt  (gründe,  b,  78).  Vgl.  übrigens  L.  Hnvet:  Les  pala- 
les  Bsnskrites  (mänoires  de  la  »oclM^  de  linguistique  II,  3480*.). 

■)  8.  Ascoli;  Vorträge  über  glotlologie,  flberselrt  von  J,  Bazzigher  und 
Schweixer-Sidler  Halle  187«.  I.  171  (=  s.  S06f.  des  origin.).  _^H 


528  Julius  Hoffory, 

ähnliche  Verbindungen  wären  unmögliche  wortanfange.  Da 
nun  aber  im  magyarischen  mouillirte  laute  im  anlaut  vorkom- 
men, dürfen  wir  daraus  folgern,  dass  die  besagten  laute  ein- 
heitlich sind  ^). 

So  sehr  wir  nun  auch  Rumpelt  in  dem  beistimmen  mussai, 
was  er  gegen  die  auffassung  Brücke's  angeführt  hat,  so  wenig 
können  wir  mit  ihm  einverstanden  sein,  wenn  er  behauptet, 
die  mouillirten  laute  seien  nichts  als  dentipalatales  (d.  h.  dorsal- 
laute)^).    Diese  ansieht  —  die  schon  Kempelen')  h^e  —  ist 
entschieden  unrichtig,  denn  theils  ist  es  sehr  leicht  möglich  ein 
P  hervorzubringen,  das  auch  nicht  im  geringsten  gerade  mouillirt 
ist  —  Brücke  hebt  mehrfach  hervor,  dass  der  akustische  unterschied 
zwischen  P  und  l^  {t^u.t^  u.  s.  w.)  kaum  merkbar  ist*)  — ,  theils 
ist  es  sehr  wohl  möglich  ein  mouillirtes  iS  l^  u.  s.  w.  zu  bilden  *). 

Es  geht  aus  dem  gesagten  hervor,  dass  wir  die  mouillirung 
als  eine  den  ganzen  lautkörper  durchdringende  eigenschafl,  die 
allen  dentalen  verschluss-,  reibe-,  l-  und  nasallauten  mitgetheilt 
werden  kann,  betrachten  müssen.  Um  genau  zu  ennittdn, 
worin  diese  eigenschaft  besteht,  bringe  man  erst  continuirlich 
das  nicht-mouillirte  Z*  hervor,  und  hernach  ebenso  das  mouillirte 
P  (das  wir  mit  l'^  bezeichnen);  man  wird  dann  wahrnehmen, 
dass  sie  sich  nur  darin  unterscheiden,  dass  beim  ersteren  die 
zunge  nur  an  einer  stelle  •)  gegen  den  gaumen  gestemmt  ist, 
wahrend  sie  beim  letzteren  eine  grössere  strecke  desselben  be- 
deckt. Zwischen  dem  gewöhnlichen  l^  und  dem  mouillirten  l^ 
(V^)  besteht  dasselbe  vcrhältniss:  beim  Z*  berührt  die  zung«^ 
nur  mit  ihrer  spitze  die  alveolen  der  oberzähne;  beim  i'^  is^ 

*)  So  haben  wir  im  magyarischen  (wo  die  mouillirung  durch  ang^' 
fögtes  y  bezeichnet  wird)  z.  b.  lyüki^  nyak^  tyük,  gydsz;  im  suojärviscb^"*^ 
dialekt  in  Finnland  —  wo  übrigens  die   mouillirten  laute  vielleicht  (lurC= 


russischen  einfluss  eingedrungen  sind  —  finden  wir  Wörter  wie:  nänni(^^ 
würde  hier  an  ein  phonetisches  monstrum  wie  »njäfijnjU  denken?^^ 
s.  A.  Genetz:  Kertomus  Suojjlrven  pitäjäästä  ja  matkustuksistani  siellil  v.  186- 
d.  i.  beschreibung  des  kirchspiels  Suojärvi  und  meiner  dortigen  reisen  i^ 
jähre  1867;  in  der  zeitschr.  Suomi,  toinen  jakso  (zweite  reihe)  VI 
211  f.  271. 

^)  Naturl.  System  etc.  SO  ff. 

•)  Mechanismus   der    menschlichen    spräche    nebst    der    beschreilm^ '^ 
seiner  sprechenden  maschine,  Wien  1791,  s.  314. 

*)  Grundz.  s.  40;  zeitschr.  f.  d.  österr.  gymnas.  VIIl,  750. 

*)  Brücke  grundz.  73  f. 

•)  Siehe  die  abbildung  bei  Brücke,  grundz. 


Phonetisclie  slrditf ragen. 


529 


^t  nur  die  >:ungenspit/.c,  sondern  auch  der  vordere  theil  des 
ngenkörpers  gegen  das  oberu  Zahnfleisch  gestemmt ;  beim  l* 
id  l'  lindel  analofc'ps  stall.  Was  aber  von  den  Hauten  gilt, 
It  ebenso  von  den  nasalen,  den  verschluss-  und  den  ve\be~ 
Iten,  denn  alle  diese  iaule  sind  einander  völlig  parallel  und 
t  der  einen  classe  können  sämmtlich  von  den  coirespondiren- 
n  einer  der  anderen  clussen  abgeleitet  werden '). 

Wir  können  somit  unsere  ansieht  in  den  satz  zusammen- 
teen:  die  dentalen  niouilUrlen  verschluss-,  reibe-, 
und  nasallaute  unterscheiden  sich  von  den  enl- 
j-echenden  nicht-mouilliiten  nur  dadurch,  dass 
)i  deren  hervorbringung  ein  grösserer  thei)  der 
iDge  gegen  den  gaumen  gestemmt  ist  als  bei  den 
eht-ntouillirlen"). 

Wie  bereits  gesagt,  können  sowohl  alveolar-,  cerebral-, 
isal-  als  interdental  laute  mouillirt  werden.  Doch  sind  die 
millirten  dorsallaute  bei  weitem  die  häufigsten'). 

Eine  eigene  art  mouillirter  laute  sind  die,  welche  man  im 
tlienischen  mit  c(ij,  g(i),  im  englischen  mit  cA,  j,  im 
Igyarischen  mit  es,  ds  bezeichnet,  und  die  Brücke  für  zu- 
ntnengesetzt  ansieht:  ital.  c(i)  =  t^  -\-  /s'  xV»  SO^  =  rf' -1- 
'  yV*)'  Gegen  diese  in  Deutschland  wohl  gewöhnliche  auf- 
*)  Brücke:  emnüx.  a.  Gl. 

*)  W.  Scherer,  zur  geschichle  der  deutsctieii  spräche,  Berlin  1808, 
it.  bemerkt,  dass  die  -Terschmekung«  (bei  den  mouillirteu  luulen) 
tifichste  auBiirOgung;  erreichl,  indem  das  j  nicht  blos  nach-  sondern 
rtliiigl*.  Ich  hoFTe  mit  dem  Bcharfsiunigen  Verfasser  einverstanden 
wenn  ich  die  eben  citirten  Worte  nicbt  allni  buchstäblich  nehme; 
ftube  vielmehr,  er  habe  damit  nur  sage»  wollen,  dass  die  mouillirung 
[  ün  loses  aiihangse)  des  lautes  sei,  sondern  den  ganEen  lautkOrper 
durchdringe,  dass  man  ihn  sowohl  am  anfang  als  auch  am  ende 
Intes  (und  wohl  auch  während  clesaeii  hervorbringung)  wahrnehmen 
.  Das  3,  das  —  wenn  man  so  sagen  darf  —  dem  zu  raouillirenden 
nmanent  innewolmt.  kann  sieb  aber  vuii  demselben  ablösen  und  je 
umstanden  bald  vorn  bald  binten  zum  Vorschein  kommen. 
enn  wir  die  mouillirung  durch  ein  angefügtes  '  bezeichnen,  halten 
böhm.  f.  tT,  »'  =  (■'.  <r»,  n'-.  jioln.  l,  i,  i  =  f.  s«.  /•  Vgl. 
I  BrGcke  grmidz.  s.  74 — 75.  Im  magyarischen  haL>en  wir,  wie 
«deutet,  mehrere  mouillirle  laute:  ty  =  C,  gy  =  d',  ij)  =  f», 
und  iwar  kommen  sie  tnehrfacli  in  Verbindungen  vor,  wu  an 
che  eines  jot  nicht  m  denken  ist,  z.  \i,:  kimUjhjal,  gnÖHi/t/gi/rl, 
wtOtflyal  u.  s,  w. 


I 


a. 


530  Julius  Hoffory, 

fassung  hat  Ascoli  —  wie  uns  scheint  mit  recht  —  lebhaft 
protestirt:   »wenn   wir  ...  c  und  ^  (=  ital.  c(i)  und  g(i))  in 
der  weise  auszusprechen  versuchen,  dass  sie  auch  nur  für  den 
thunlich   kleinsten  Zeitraum  ein  S  oder  i  enthalten,  hören  sie 
eben  auf  das  zu  sein,  was  sie  sind,  ebenso  wenn  man  ein  i  oder 
ein  d  in  ihre  ausspräche  hineinbringen  will.    Welches  auch  die 
Schnelligkeit  sei,  womit  man  die  gruppe  tS  oder  da  in  viniäere 
oder  tindeere  aussprechen  mag,  nie  wird  man  dazu  gelangen, 
dass,  bei  auseinanderhaltung  beider  elemente,  das  vincere  oder 
das  tingere  der  italienischen  ausspräche  daraus  hervorgehe«^). 
Einen  positiven  beweis  dafür,  dass  wir  es  hier  nicht   mit  con- 
sonantenverbindungen  zu  thun  haben,  liefern  magyarische  formen 
wie  öcscsök,  das  wohl  keiner  öt^  [s^  xV  ^^  [s^  xV  ök  ausge- 
sprochen wissen  will.    Indem  wir  also  festhalten,  dass  die  laute 
c(i)  und  g(i)  nicht  zusammengesetzt  sind,   wollen  wir  es  jetzt 
versuchen,  ihre  articulationsstelle  zu  erörtern.    Man  wird  hier 
schwerlich  zu  einem  sicheren  ergebniss  gelangen,   wenn  man 
nicht  eine  neue  dentale  lautstufe  annimmt,   die   zwischen  der 
alveolaren  und  der  cerebralen  ungefähr  in  der  mitte  liegt  ^).  Ich 
werde  in  ermangelung  eines  besseren  namens  diese  lautclasse 
die  gingivale  nennen  und  bezeichne  sie,  um  mit  den  bezeich- 
nungen  Brücke's  nicht  zu  collidiren,  dm-ch  den  index  x:  ^,  f, 
s',  0*  u.  s.  w.    Die  verschluss-,  l-  und   reibelaute  dieser  classe 
konunen  meines  wissens  nicht  »rein«  in  den  sprachen  vor*); 
wenn   man  aber  das  t*,  d*   mouillirt,    erhält   man  genau  das 
italienische  c(i),  g(i).    Bei  der  hervorbringung  dieses  lautes  be- 

*)  Ascoli:  Vorträge  etc.  s.  164 f.  (=  s.  199 f.  des  orig.).  Ich  sehe  von 
der  hiernach  (s.  Iü5f.)  folgenden  auseinandersetzung  Ascoli^  die  darlegen 
soll,  dass  cxindg  einer  besonderen  lautkategorie  »den  complex-momentanen 
lauten«  angehören,  ah,  da  ich  nicht  anders  einzusehen  vermag,  als  dass  sie 
mit  dem  eben  citirten  im  offenen  Widerspruch  steht.  Oder  ist  es  mdglicb 
folgenden  satz,  womit  besagte  auseinandersetzung  schlicsst:  »denken  wir 
uns  eine  explosiva,  für  welche  die  zunge  den  verschluss  ungefähr  wie  für 
t  bildet,  sodann,  für  den  augenblick  der  explosion,  rasch  in  die  lageübe^ 
geht,  in  welcher  sie  sich  hei  dem  aussprechen  von  §  befindet,  und  wir  er- 
halten nicht  etwa  t  oder  §  oder  beide,  sondern  die  explosiva  c  und  somiti 
wenn  die  Stimmbänder  näher  zusammenrücken,  die  explosiva  g^  mit  der 
oben  angeführten  äusserung:  »welches  auch  die  schnelHgkeit  sei«  etc.  w 
einklang  zu  bringen? 

*)  Diese  bemerkung  und  die  nächstfolgende  entwicklung  verdanke  ich 
der  gütigen  mittheilung  Dr.  Wilh.  Thomsens. 

•)  Doch  vergl.  unten  s.  535J— 533. 


Pbonelisühe  streilfragen 


531 


rührt  nämlich  die  zunge  ireder  die  alveolen  der  oberzähne  noch 
das  gaumendach,    sondern   bedeckt   mit  ihrem  vorderen    Iheil 
eine  strecke  des  gaumens,  die  zwisclien  diesen  beiden  extremen 
ungelahr  in  der  mitte  liegt.    Die  dem  f,  d* ■  {—  c(i),  g(i))  ent- 
sprechenden leibelaute  sind,  wie  schon  Lidforss')  bemerkt  hat, 
mit  dem  deutschen  scA  und  dem  franz.  j  identisch,  und  ich  be- 
zeichne sie  deshalb,  dem  t'',  d''  gemäss,  mit  s'",  /'*). 
2. 
Die  zittorlaute. 
Es  niaclit  einen  gewissemiassen  befremdenden  cindrucli  zu 
sehen,  dass  Brücke  (grundz.  42)  das  gewöhnliche  deutsche  r  zu 
den  alveolarlauten  rechnet  und  somit  auf  gleiche  stufe  mit  dem 
i',  d',  s*  stellt.    Es  ist  zwar  möglich,  ein  alveolares  rzu  bilden, 
aber  dieser  laut  —  der  natürlich  entsieht,  wenn  man  die  zunge 


')  V,  Lidforss:  Till  lüran  om  aprlkljuden  iu  der  tidskrifl  for  philologi 
Og  peedagogikX,  309:  'M.  de(sc.t''  u.  (T-)  hOra  som  «xplosivic  liUjuBt  de 
frirativie,  denn  Rumpell  bänfört  lil  rerebral-k lassen,  rraingSr  derav.  all  de 
med  dtssa  bava  gemensaml  artikulalionsställe  och  lika  läge  fOr  talverktygen*. 

*)  Ich  kann  der  mit  so  vielem  geist  und  geschick  verfochtenen  ansieht 
Brfirke's,  dam  das  seh  dadurch  entstehe,  dass  dermund  gleichzeitig  ffir 
das  alveolare  b*  und  für  Aas  x  eingerichtet  sei,  so  dass  der  laut  nach 
Brtcke'seber  bemchiiung  \a'  /']  ^u  transscribiren  wäre  (vgl,  grundz.  63(r, 
und  die  beigefügte  abbilduug)  nicht  beistimmen,  muas  mich  aber  damit 
begnOgen  auf  Rumpelt  (natOrl.  System  etc.  s.  S4),  dessen  krilik  ich,  was 
die  punkte  a  und  b  betrifft,  völlig  beitreten  kann,  zu  veriveisen.  Es  ist 
wirklich  unleugbar,  dass  die  xiiuge,  wenn  man  das  s>  continuirt  and  hier- 
nach, ohne  eine  pause  eintreten  lu  lassen,  das  seh,  etwas  zurück  tritt, 
voraus  folgt,  dass  kein  alveolares  «  im  laute  ach  enthalten  ist;  und  eben 
BO  anleugbar  ist,  dass,  wenn  man  ein  x'  continuirt  und  danach  ohne  pause 
rin  ach,  die  zur  hervorbringung  des  jf '  erforderliche  annäherung  der  Eunge 
kn  den  gaumen  sich  lOst,  welches  beweist,  dass  im  geh  auch  kein  /*  ent- 
halten ist.  Wie  aber  Rum|>elt  (s.  85)  dahin  kommt,  mit  R,  von  Raumer 
(Die  aprachgegclücbtliche  Umwandlung  und  die  nalurge^chichtliche  beatim- 
Uung  der  laute,  zeitschr.  für  die  Osterr.  gymn,  1858  =  gesammelte  sprach- 
•waenschaflliche  schrillen  s  373—73)  das  geh  mit  dem  cerebralen  (  (t*) 
IU  idcDtiflciren,  ist  mir  völlig  unbegreiflich.  Wer  sich  des  rauschendtm 
diovacters  des  »ch  im  gegensatz  zu  der  dünnen  zischenden  articulation  des 
*■  — ich  spreche  natürlich  hier  nur  von  dem  wirklichen  cerebralen  a',  nicht 
TOD  dem  schon  früh  entarteten  gh  des  sanskrjt  ~  erinnert,  wird  gewiss 
llen  grosien,  sehr  ins  ohr  fallenden  unterschied  zwischen  beiden  nicht 
'kugnen  kennen.  Räumt  doch  selbst  Rumpelt  (a.  a.  o.)  ein,  dass  beim 
•cA  die  wuigenspilie  etwas  mehr  nadi  vom  liegt  als  bei  dem  echten  cere- 
}>ralen  j.  Auf  diesen  umstand,  der  für  die  correcte  iinalyse  des  lautes  von 
'ita  irtaeten  bcdeutung  ist,  scheint  ar  gar  kein  gewicht  gelegt  xu  hftboi. 


532  Julius  Hoffory, 

in  die  ä^-stellung  brin^  und  von  da  aus  in  Vibration  setzt  — 
ist  von  dem  deutschen  r,   hauptsächlich   seines  eigenthumlich 
zischenden  characters  wegen,  sehr  verschieden.    Wenn  ich  con- 
tinuirlich  ein  deutsches  r  hervorbringe,  und  dann  plötzlich,  ohne 
äbrigens  die  zungenstellung  zu  ändern,  die  Vibration  einstelle, 
so  erhalte  ich  immer  nur  ein  d",  niemals  ein  d*  oder  JP.    Ich 
betrachte  demnach  das  gewöhnliche  deutsche  r  als  einen  gingi- 
valen  zitterlaut,  dem  t^,  d',  s*  u.  s.  w.  parallel,   und  bezeichne 
es  als  solches  t*  ^).   Bracke  selbst  scheint  dieser  auffassung  nicht 
fern  zu  stehen,   indem  er  a.  a.  o.  hervorhebt,   dass  »der  rand 
der  zungc  hinter  den  alveolen  der  oberzähne  liegt«,   er  scheint 
aber  auf  diesen  umstand  nicht  hinlänglich  gewicht  gelegt  zq 
haben  und  ist  dadurch  verfuhrt  worden,  das  r  zu  den  alveolaren 
zu  stellen*). 

Es  giebt  aber  ausser  den  bereits  erwähnten  noch  einen 
dritten  r-laut:  das  cerebrale  r*  welches  entsteht,  wenn  man  die 
zimge  wie  zum  d^  hinaufbeugt  und  in  dieser  Stellung  vibriren 
lässt ').  Dagegen  giebt  es  kein  dorsales  r,  weil  die  Zungenspitze 
bei  dorsaler  mundstellung  gegen  die  unteren  Schneidezähne  fest 
gestemmt  ist  und  somit  unmöglich  in  Vibration  gesetzt  werden 
kann,  üeber  die  möglichkeit  eines  interdentalen  r  (r*),  wage 
ich  keine  meinung  zu  äussern*). 

^)  Diese  auffassung,  zu  der  ich  schon  längst  gelangt  war,  habe  ich 
später  durch  die  angaben  zweier  altindischer  phonologischer  schriflen  aufs 
schönste  bestätigt  gefunden.  Im  taittiriya-prätigäkhya  II,  41  (herausgegeben 
von  W.  D.  Whitney  in  dem  Journal  of  the  American  Oriental  Society  vol. 
IX)  liest  man:  repfie  jihvägraniadhyena  pratyag  dantamülebhyah  (ip(^' 
gayati)d,h,:  bei  dem  r  [soll  man]  mit  der  mitte  der  Zungenspitze  (die  arti- 
kulationsstelle,  die)  lunter  den  (obern)  Zahnwurzeln  (liegt),  [berühren];  und 
in  dem  rgveda-prätigäkhya  (herausgegeben  von  Max  Müller  als  erster  theil 
seines  >Rig-veda,  oder  die  heiligen  lieder  der  Brahmanen«,  Leipi.  1856) 
sütra  XLVII :  repham  vartsyatn  che  d.  h. :  ehiige  sagen,  dass  das  r  »gingival« 
ist.  Statt  vartsyatn  will  A.  Weber  ind.  stud.  IV,  117  barsvyam  lesen,  was 
für  den  sinn  dasselbe  ist.  Wie  sich  diese  ansieht  mit  den  angaben  anderer 
grammatiker,  besonders  denen  des  vCLjasaneyiprätiQäkhya  und  aiharvootÖA- 
pr/itigäkhya  verträgt,  verbietet  mir  der  räum  hier  näher  zu  erörtern.  • 

*)  Vgl.  grundz.  s.  32:  [ich]  »schreibe  .  .  .  dem  r,  dem  l  und  dem  «• 
der  Deutschen  ein  und  dieselbe  artikulationsstelle  zu«. 

•)  Brücke,  der  anfangs  geneigt  war  die  möglichkeit  eines  r*  zu  leugnen 
(vgl.  grundz.  s.  42),  hat  sie  später  in  einer  brieflichen  mittheiluiig  an 
Dr.  Rumpelt  eingeräumt  (s.  Rumpelt  natürl.  syst.  s.  54 — 55). 

*)  Da  wir  mit  Brücke  (und  Merkel)  das  r  als  »einen  laut«,  definiren, 
»bei  dem  ein  mundtheil  vibrirt«,  können  wir  selbstverständlich  nicht  nut 


Phonelisehe  Streitfragen.  533 

Das  r  wii'd  in  mehreren  sprachen  sowolil  löiiend  als  t(;n- 
los  gebildet;  gewöhnlich  wird  aber  das  tonlose  *-  —  das  wir 
nachher,  der  kürze  halber,  mit  S  wiedergeben  —  nicht  be- 
sonders bezeichnet,  weil  es  meistens  nur  in  bestinmiten  laut- 
stellungen,  z.  b.  unmittelbar  vor  oder  nach  tonlosen  vei-schlusä- 
oder  reibelauten,  vorlconimt.  So  wird  im  deutschen  kr  als 
jfcÄr,  tr  als  tBr  u.  s.  w.  gesprochen').  Im  französischen 
findet  sich  das  B,  wenn  ein  tonloser  consonant  unmittelbar 
Torangeht  oder  nachfolgt :  ptiintre,  artiste  etc.  ^).  Ebenfalls 
treffen  wir  das  R  im  isländischen.  Hier  wird  nämlich  das 
(anlautende)  Ar  wie  R  gesprochen,  und  es  lässt  sich  beweisen, 
dass  darin  auch  keine  spur  eines  h  vorhanden').  Wäre  näm- 
lich ein  h  darin  enthalten,  so  niusste,  wenn  einem  auslautenden 
T  ein  anlautendes  hr  unmittelbar  nachfolgt,  die  ZLinge,  um  die 
iprache  des  h  zu  ermöglichen,  nothwendig  aus  der  r-stel!ung 
entfernt  werden,  denn  bei  der  hervorbringung  des  h  ist  »der 
mundcanal  vocallsch  offen«  *),  und  die  Zungenspitze  darf  somit 
nicht  dem  gaumen  genähert  sein.  Dies  geschieht  aber  beim 
aussprechen  des  isländischen  laulcomplexes  —  r  hr  —  nicht. 
Ich  habe  mich  hiervon  überzeugt,  indem  ich  mir  von  einem 
geborenen   Isländer,    herrn    J.  Einarsson    sätze  wie :   hann  er 

>.llerltel  ein  »vibral ionsloses  r*  anerkennen.  Der  laut,  dem  Merkel  diesen 
beilegl,  ist  mir  praktisch  nicht  bekanQt;  aiia  Merkels  hescttreibung 
{pb^siologie  der  menschlichen  Spruche  =^  pliysiologische  laletik,  Leipzig 
18H6,  3ä5r.)  Bctaeiiit  aber  hervorzugehen,  dass  ts  sich  lediglicli  um  ein  « 
bandeil,  das  zwischen  z'  und  £*  in  der  mitte  liegt  —  also  ein  <*.  Die 
icnchütteningen  und  bebungen  des  l>DdeLis  oder  der  unteren  flache  ätü 
■ebsllapalts«  welche  Merkel  als  charakteristisch  fClr  das  >r  linguale  non 
fibronst  ansieht,  finden  »ich  bei  jedejn  tönenden  reihelaute.  Man  kann 
4ich  von  der  existeuz  derselben  am  besten  üherieugen,  wenn  ntan  ein  c, 
wie  ee  im  französischen  oder  englischen  gesprochen  wird,  cuntinuirlich 
hervorbringt,  aber  auch  bei  dem  gewöhnlichen  tönenden  i,  j  u.  s.  w.  sind 
■ie  deutlich  wahrnehmbar. 

')  Brücke,  grunda.  58 ;  KrSuler,  Zeitschrift  XXI,  60. 

■)  Observations  phon^liques  d'un  professeur  aveugle,  par  L.  Havel,  in 
den  mtooires  de  la  sociöte  de  linguistique  II.  ailtf. 

')  leb  bemerke  hier  ein  fflr  allemal,  dass  ich  nicht  ganz  sicher  bin,  ob 
ctE  uicbt  richtiger  wäre  Rr  onetalt  B  zu  schreiben,  indem  ich  nicht  genau 
tu  entscheiden  vermag,  ob  der  stimmton  gleichzeitig  mit  dem  vocal  oder 
schon  ein  wenig  früher  anhebt.  Für  den  kernpunkl  der  frage  —  das  nichl- 
vortuuidensein  eines  A  —  bleibt  aber  dies  nalürlicli  ganz  ohne  bedeutung. 

*)  Brficke:  Nachschrift  zu  prof.  Kudelka's  abhandluDg  s.  S7. 


534  Julius  Hoffory, 

hrteddri  haiir  hraustir  fara  6r  skipuni  u.  dergl.  habe  vorsprechen 
lassen,  und  ich  habe  dabei  wahrgenommen,  dass  hr.  E.,  gleich 
wenn  er  das  e  von  er  ausgesprochen,  die  somgenspitze  m 
Vibration  setzte  und  somit  ein  r^  hervorbrachte,  das  ununter- 
brochen fortdauerte  bis  er  das  le  von  hrceddr  angefangen  hatte. 
Die  erste  hälfle  dieses  r*  war  tönend,  die  letzte  aber  t(mlo6, 
so  dass  —  r  -\-  hr  —  nach  unserer  bezeichnung  mit  r"  -f"  ^ 
wiedergegeben  werden  muss.  Da  man  die  Vibrationen  des  r*  sdir 
deutlich  mit  den  äugen  wahrnehmen  kann,  war  eine  täuschong 
hinsichtlidi  des  soeben  entwickelten  nicht  wohl  möglich  (um  so 
weniger,  als  mehrere  besprechungen,  die  ich  mit  andern  Is- 
ländern über  denselben  gegenständ  hatte,  zum  gleichen  ergeb- 
nisse  führten),  und  ich  wage  deshalb  bestimmt  zu  behauptet, 
dass  das  isländische  hr  nicht,  wie  man  gewöhnlich  glaubt,  äne 
Verbindung  von  h  und  r  ist,  sondern  lediglich  ein  tonloses 
12',  d.  h.  der  dem  gewöhnlichen,  deutschen,  tönenden  gingivalen 
r  entsprechende  tonlose  zitterlaut*). 

In  einer  europäischen  spräche  jedoch  wird  das  22  als  selb* 
ständiger  sprachlaut  betrachtet  und  hat  als  solcher  sein  eigenes 
zeichen  ^).    Im  k  y  m  r  i  s  c  h  e  n   kann  nämlich  das  gew^öhnliche 


^)  Dass  diese  ausspräche  verliältuissmässig  jung  ist,  geht  u.  a.  aus  den 
alten  alliterationsreimen  hervor,  z.  h. 

Hervardr  ök  Hjörvarär 
Hranij  Angantyrr  etc. 

(Hervarar  saga  ok  Heidreks  konuogs, 
besorget  af  N.  M.  Petersen,  Kjöben- 
havn  1847,  cap.  7) 
hvarma  tungls  ok  hringa 
Hlinar  öpurft  mina  etc. 

(Gunnlaugs    saga    ormstungu,   ved 
0.  Rygh  Cbristiania  1862  cap.  11). 
Wenn  aber  auch  neuere  Isländer  unbedenklich  hr  z.  b.  auf  hj  oder  gtr 
auf  h  mit  nachfolgendem  vocal  reimen  lassen,  wie  z.  b. 

Hreinlynd  hjörtu 
og  hugarprüä  etc. 

(LjödmaBÜ  eptir  Jonas  Hallgrimssou 
Kaupmannahöfn  1847,  s.  39) 
bo  hewt^ist   dies  wohl,   dass   ihr  ohr   nicht   mehr  so  empfindlich  für  die 
alliteration  wie   vormals  sei,  denn  ebensogut  wie  hr,  hj^  hu  könnte  man 
r,  j,  u  mit  einander  reimen. 

')  Schon  in  dem  alten  bardischen  aiphabet  (Coelbren  y  Beirdd)  hatte 
es  ein  selbständiges  zeichen,  s.  Dosparth  Edeym  Davod  Aur,  or  the  ancieDt 
Welsh  grannnar,  by  John  Williams  ab  Ithel,  Llandovery  1856,  s.  6. 


PhoneUsche  streiLfragen. 


535 


tön^ide  r^  niemals  anlautend  stellen,  sondern  geht  immer  in 
das  R'  (geschr.  rh)  über.  Dass  sich  die  sachc  wirklich  so  ver- 
hält, dafür  bürgen  uns  die  überaus  genauen  und  präcisen  an- 
gaben des  feinhörenden  kynirischen  grammatikers  Williaui 
Spurrell '). 

Ehe  ich  diesen  abschnitt  schliesse,  niiiss  ich  noch  kurz  die 
dänischen  r-laute  besprechen,  sowohl  weil  sie  in  physiologischer 
binsicht  ziemlich  merkwürdig  sind,  als  auch  ^veil  darüber  ganz 
unrichtige  ansichten  verbreitet  sind  *).  Der  buchstabe  r  hat  im 
dänischen  einen  doppelten  werlh,  indem  er  entweder  tönend 
oder  tontos  sein  kann.  Das  tönende  dänische  r  ist  mit  dem 
von  Brücke ')  zuerst  entdeckten  und  beschriebenen  norddeutschen 

')  Also  t.  h.  rhab,  rhac,  rhoth  —  R'ab,  B"«t,  B^ob'  u.  s.  w.  cTr. 
.Geiiiadurcjiianiaethol  seison^  a.  chyiaTse^  (aii  eiigliah-weish  pronouncing 
■dlottonary)  gan  W.Spuri-ell.  Caerfyrddiii  1861,  s.  lä:  -aspiraling  l  orr,  or 
'jronoiuicing  them  Tordbly  witli  the  breatli  alone.  iathesjecretoriineriiig 
"ttie  Welsh  aounds  II  and  rA.  The  idea  of  the  simple  character  of  rh  has 
<Sot  oeeurred  to  wrilers  <in  Welsh  grammar  (185Ü),  wbo  unifonnly  treatof 
tt  BS  8  («mpouiid  of  r  and  h,  It  i^  bonever,  quit«  dialiiict  ttom  r  wbicfa 
ii  a  vocal  coiisoitaul,  while  M  is  essenlially  aapirate.«  (>A3piTate<  oder, 
wie  er  spater  echreibt,  >spirate<  bedeutet  bei  Spurrell  tonlos  im  g^ensatz 
n  tVDcaU  tönend,  s.  W.  Spurrell;  a  granimar  or  tbe  Wetsh  language, 
l^mortheu  1870,  »,  19:  they  [die  consonanten]  may  be  dassed  iiilo  those 
.^  proiiouDtlng  whieh  the  breatb  alone  is  heard,  and  those  in  which  the 
Voice  or  vibratiou  in  the  larynx  Is  beard.  Tbe  fonner  are  Spirale,  the 
btter  vocal).  Ctr,  Ternei'  a.  a.  o.  9  33:  The  sound  rh  may  be  produced 
by  continuiug  the  aound  r  and  dropping  the  voice  aa  direded  witb  reference 
i'lo  U  [hiervon  später]:  thus  the  english  nord  ran  may  be  changed  Jnto  the 
WelstarAon,  apart;  r-f-r-rA-rA-rAon.  This  sound  ia  found  in French  words 
,«uUt>K  in  trt,  cre,  pre,  aa  etre,  to  be,  fiacre,  a  kind  at  carriage,  propre, 
'i^proper.  In  der  ArchKulugia  Britaimica  by  Edw.  Lhuyd,  U.  A.Oxford  1707 
JBndet  sieb  s.  3S!t  eine  angäbe,  wonach  das  R'  auch  hieweilen  im  cor- 
Biachen  vorgekommen  wäre:  »M  has  in  our  otdest  nianuacripls  two 
fronoundationa.  For  the  initial  E,  if  the  word  be  in  its  Primary  uae, 

as  in  dictionaries  See,  is  alwaya  pronounced  as  In  tbe  greek  asperated 

Tbe  Comisb  very  rarely  asperute  tbeir  initial  r,  sayinn  Risk  ha  ridm  rydh 
.]fiwtk  and  red  Fern]  and  not  as  in  Webh  RhUk  a  rhedyn  rhydh,  butthey 
bsd  tbis  aapirationlsuppDse  tormerly,  für  1  bave  frequenlly  observed  them 
lo  say  Rhag  [Per]  as  well  as  Rag. 

')  So  sind  z.  b.  die  transscriptionen  beiRumpell,  nal.  »yst.  taf.  IV.  und 
.Brflcke:  Ober  eine  neue  methode  der  pbonet.  trausscriplion,  376f.  (Silzunga- 
bericbte  d.  kais.  acad.  d.  wi»aenachaneii  philo»,  histor.  d.  XLl.  bd.),  wie 
•lu  dem  folgenden  hervorgehen  wird,  eebr  mangelhart. 

'■)  Grunde  a.  10.  Vgl.  auch  Aug.  Deppe:  Die  laute  der  deutschen 
■prache  I,  Heidelberg  1879,  4»  f. 


536  Julius  Hoflfory, 

kehlkopf-r  —  wenigstens  so,  wie  dies  im  grössten  theile  Hol- 
steins gesprochen  wird  —  vollkommen  identisch.  Dieses  tönende 
r  findet  sich  stets  im  anlaut  sowie  vor  und  nach  tönenden 
lauten:  ride,  red^  an^ig,  cergre,  hyrde,  vride,  bringe,  grave,  dmig, 
springe,  skreek,  strcekke  ^).  Hiervon  gänzlich  verschieden  ist  das 
dänische  tonlose  r.  Es  ist  dies  eigentlich  gar  kein  zitterlaut 
mehr,  sondern  ist  lediglich  mit  dem  Brücke'schen  x*  (von  dem 
arabischen  kha  d.  h. :  /x*  ^J  wohl  zu  imterscheiden)*)  iden- 
tisch^). Diesei*  laut  findet  sich  mit  sehr  wenigen  hier  nicht 
näher  zu  erörternden  ausnahmen  immer  im  auslaut*)  imd  nach 
tonlosen  consonanten:  er,  var,  kar,  har,  svar,  kraft,  prägt,  traUse, 
frygt.  Wenn  der  tonlose  consonant  aber  nachfolgt,  wird  dasr 
nur  dann  tonlos  gesprochen,  wenn  der  vorhergehende  vokal 
kurz  ist,  also  z.  b.  in  ark,  bort,  skarp,  kors  u.  dgl.,  aber  nicht 
in  art,  fart,  fars.  In  der  gewöhnlichen  gebildeten  ausspräche 
wird  das  dänische  r  niemals  wie  im  deutschen  gingival  ge- 
sprochen; dagegen  kann  man  bisweilen  z.  b.  auf  der  bühne 
oder  bei  emphatischer  ausspräche  das  r  uvuiare  hören;  im  ge- 
wöhnlichen leben  aber  wurde  es  einem  dänischen  ohr  sehr 
affectirt  und  unschön  vorkommen.  Endlich  muss  ich  als 
curiosum  anführen,  dass  sich  im  dänischen  mitunter  das  labidU 
r  —  und  zwar  das  tonlose  —  vorfindet,  wenn  auch  nur  als 
individueller  Sprachfehler.  Es  wird  jedoch  für  keinen  der  üb- 
lichen dänischen  r-laute  substituirt,  sondern  schiebt  sich  zwischen 
dem  p  und  u  in  solchen  Wörtern  wie  puls,  ptind  u.  dgl.  ein. 


*)  b,  dj  g   werden  im  dänischen  als  flüsterlaute  (s.  hierüber  Brücke: 
phonet.  transscr.  239)  ausjjesprochen,  üben  aber  auf  die  benachbarten  laute 
denselben  einfluss,    wie  die  wirklich  tönenden  consonanten,  aus.    In  den 
Verbindungen  «pr,  skr,  str  (s.  oben)   wird  nicht  nur  das  p,  *,  h  wie  (ge- 
flüstertes)  6,  dy  (j  ausgesprochen,  sondern  auch  das  s  ist  hier  —  worauf 
mich  mein   freund  Karl  Verner  aufmerksam   gemacht  —   geflüstert.   Ich 
halte  es  denmach  für  sicher,   dass  das  r  in  den  genannten  Verbindungen 
ebenfalls  tönend  ist,  und  kann  somit  Jessen  nicht  beistimmen,  wenn  er  es 
(Tidskrift  for  Philologi  og  Pa?dagogik  II  s.  62)  für  zweifelhaft  ansieht,  ob 
hier  tönen  der  stimme   stattfinde.    Mir  ist  es  ganz  unmöglich,  das  r  hier 
tonlos  zu  bilden,   und  zu  gleicher  zeit  dem  8  und  p  ihren  eben  beschrie- 
benen lautwerth  zu  lassen. 

*)  Grundz.  s.  AS,  68. 

*)  Doch  übertreibe  man  nicht  die  Verengung. 

*)  Dies  gilt  aber  natürlich  nicht,  wenn  l>esagter  laut  bei  schneller  rede 
als  inlautend  betrachtet  werden  muss,  z.  b.:  »her  i  landet*,  »han  er  mih^< 
u.  dgl.     Gfr.  Jessen  Tidskrift  for  Philologi  og  Pa^dagogik  II,  s.  61. 


Obschon  dips  auf  den  erslen  anblick  etwas  befremdlich  erscheint, 
da  die  niiindstetlungen  beim  p  und  beim  «  nicht  sehr  ver- 
schieden sind,  lässt  sich  die  saclie  doch  leiclit  erlilären,  wenn 
man  bedenkt,  dass  das  dünische  anlautende  p  —  ebenso  wie 
(  und  k  —  eine  aspirate  ist:  ein  p  mit  einem  nachfolgenden 
Behr  deutlich  vernelmibaren  A.  Da  nun  beim  h  der  mundcanal 
in  seiner  ganzen  länge  offen  sein  muss,  begreift  es  sich  leicht, 
dass  die  tippen,  wenn  sie  nicht  hinlänglich  geöffnet  werden,  von 
der  gewaltsam  herausströmenden  luft  in  Vibration  gesetzt  wer- 
den können. 

3. 
Die  Maul(3. 
In  seinen  »grundzügen«  p.  30  sagt  Brücke:  »an  die[se] 
rei  bangte  rausche  schliessen  sich  die  Maute.  Sie  haben  das 
mit  ihnen  gemein,  dass  sie  einfach  durch  herslellung  einer  enge 
im  mundcanal  gebildet  werden,  aber  sie  unterscheiden  sich  da- 
durch von  ihnen,  dass  die  enge  nicht  in  der  mittelebene  des 
niundcanals  hegt,  sondern  zu  beiden  selten  zwisclien  dem  zungen- 
randc  und  den  backenzähnen,  so  dass  die  durch  sie  ausströmende 
Infi  an  der  innenseile  der  backen  entlang  und  so  zum  munde 
llitiaus  streicht«.  Dass  er  sich  die  Verwandtschaft  der  ^■taute 
mit  den  reibelauten  doch  nicht  als  eine  allzu  enge  gedacht, 
davon  zeugt  der  umstand,  dass  er  in  der  schlussübcrsichl  s.  125 
die  Waute  als  eine  eigene,  den  reibelauten,  zilterlauten  u,  s,  w. 
parallele  gattung  aufgestellt.  An  der  letzteren  stelle  heisst  es: 
no,  3:  »In  der  mitte  gesperrter  aber  zwischen  zunge  und  backen- 
zähnen geöffneter  mimdcanal  und  gespoiTter  nasencanal  (L- 
laut)(  ').     Ich  glaube  daher  in  Übereinstimmung  mit  Brücke  zu 

')  Es  sei  Ulis  gestatlet,  diese  definilion  mit  iler allgemeineren:  »in  der 
mitte  gesperrter  aber  an  (tun  seilen  geGfTneler  mundcanal  iiiiil  gesperrter 
nasencanali  zu  vertauschen.  Brücke's  deflnition  würde  jeden  gedaiiteji  an 
tin  labiales  I  ausschliessen,  wahrend  ein  solclies  doeh  recht  gut  mfig- 
lidi  ist.  Man  bringt  es  hervor,  indem  man  die  mitte  der  Unterlippe  gegen 
die  der  Oberlippe  fest  stemmt  und  zugleich  die  luft  durch  die  geOlTneleii 
tnundwinkel  streichen  lässt.  Dass  dies  möglich  ist,  davon  biinii  man  sich 
hädit  überzeugen,  wenn  man  ein  dünnes  holffltüci,  2.  b.  einen  bleistitt, 
dermassen  mit  dem  munde  festhalt,  dass  die  lippen  sich  vorne  beriihren, 
lAhrend  an  beiilen  selten  des  verschlusses  Öffnungen  sind.  Das  labiale  l, 
welches  unseres  wissen:  nirgends  in  den  sprachen  vorkommt,  mOchte  ich 
inil  I*  bezeichnen.  Cfr,  H.  Tlinnsing:  Das  nalQrliclic  lanlsystcm  der  mensch- 
lichen sprriclie,  Leipzig  isrvi.  ?.  76. 


538  Julius  Hoffory, 

sein,  wenn  ich  annehme,  dass  er  die  2-laute  als  eine  eigene 
species  ansieht,  die  jedoch  am  nächsten  mit  den  Feil)danten 
verwandt  ist. 

Andere  schriftsteiler  weichen  von  der  hier  gegebenen  defi- 
nition  ab:  Helmholtz  und  nach  ihm  Max  Müller^)  und  Job. 
Schmidt  ^)  rechnen  das  l  zu  den  zitterlauten,  Rumpelt  •)  fahrt  r 
und  l  als  halbvocale  auf,  weil  der  niund  bei  deren  hervorbringong 
unvollständig  offen  sein  soll,  während  Havet*)  es  gar  für  einen 
verschlusslaut  (une  consonne  instantanee)  hält.  Merkel  *)  dagegen 
betrachtet  wie  Brücke  das  l  als  einen  laut  sui  generis. 

Ehe  wir  uns  zur  prüfung  der  Brucke'schen  ansieht  wendoi, 
müssen  wir  einen  kurzen  blick  auf  die  anderen  erkläningen 
werfen.  Was  zuerst  die  auffassung  M.  Müllers  betrifft,  so  be- 
ruht dieselbe  sicher  auf  einem  irrthum,  wie  man  sich  leicht 
durch  folgenden  versuch  überzeugt  Man  führe  zwei  finger  derart 
in  den  mund  hinein,  dass  sie  die  seitenränder  der  zunge  b»* 
rühren  und  bringe  dann  continuirlich  ein  l  hervor.  Man  wird 
dann,  wie  lange  man  auch  aushält,  niemals  die  geringste 
Vibration  verspüren;  vielmehr  gleitet  die  luft  durch  die  öffiiuB- 
gen  an  den  backenzähnen  sanft  und  milde  zum  munde  hinaus. 
Ebenso  irrthünilich  ist  Rumpelts  ansieht,  dass  l  zu  den  halb- 
vokalen  gehöre,  weil  der  mund  bei  dessen  hervorbringung  un- 
vollständig oflFen  sei.  Die  nmndstellung  ist  bei  dem  l  ganz  die- 
selbe wie  beim  d;  beide  laute  weichen  nur  in  dem  punkte  von 
einander  ab,  dass  beim  crsteren  die  luft  durch  die  Öffnungen 
an  den  backenzähnen  hinausgleiten  kann,  was  beim  letzteren 
nicht  der  fall  ist®).  Havets  ansieht  endlich  ist  so  eigenthüm- 
licher  art,  dass  wir  sie  etwas  genauer  ins  äuge  fassen  müssen. 
Der  scharfsinnige  Franzose  sagt  (1.  c):  »Si  je  prononce  al-lOj 
j'entends  d'abord  V  a,  puis  une  consonne,  puis  une  rfeonnance 
vocalique  pouvant  se  prolonger  ä  volonte,  puis  une  seconde  con- 
sonne un  peu  differente  de  la  premiere,  puis  enfin  un  second 

*)  Max  Müller:  Lectures  on  the  science  of  language  II,  136 f. 

')  Joh.  Schmidt;  Zur  geschieh le  des  indogerm.  vocalismus  II,  Weimar 
1875,  s.  1. 

»)  Natürl.  syst.  s.  12. 

*)  Memoires  de  la  societ^  de  linguistique  II,  797. 

•)  Lalelik  s.  215  f. 

•)  Brücke:  Grundz.  s.  61. 


Phonetncbe  streitfnger 


53*» 


a.    Le  Premier  et  le  seeond  I  sonf  instantanes  dans  al-la,  conime 

les  deux  n  dans   an-na   ou   les   deux  (  dans  at-ta En 

resume;  los  l  sont  des  consonnes  inslanlanoes,  des  arrels  tout 
eominc  p  ou  l;  mais  ces  air^ts^  consonanliques  sont  accompag^D^s 
d'une  resoiinance  vocalique,  qui  n'eii  conslitue  pas  la  partie 
essentielle  et  qiii  seule  est  conlinue.  Cetle  rt'sonnance  peut  Stre 
delachee  de  Telement  consonantique ;  eile  constilue  alors  une 
Yoyelle,  peut  Ctre  cüantce,  et  forme  des  sytiabes  et  des  diph- 
thongues«.  Wir  müssen  dieser  ansieht  durchaus  widersprechen, 
erstens,  weil  man  einen  laut  unmt^licli  einen  vcrschiusslaut 
nennen  kann,  wenn  bei  dessen  hervorbringung  in  dem  munde 
Rwei  Öffnungen  für  die  lufl  vorhanden  sind  —  am  allerwenigsten 
darf  man  ihn  natürlich  mit  p  oder  t  gleichstellen,  und  zweitens, 
weil  die  das  l  tiegleitende  vocalisclie  resonanz  gar  nichts  an- 
deres ist,  als  der  jeden  tönenden  consonanten  begleitende  ton 
der  stimme,  welcher,  sobald  er  durch  eine  besondere  Stellung 
des  mundes  (z,  b.  durch  die  des  /)  niodificirt  worden,  nicht 
vom  consonantischen  demente  losgerissen  werden  kann,  ohne 
seinen  eigentl)üm liehen,  von  der  besagten  mundstellung  ab- 
hängigen character  zu  verheren.  Eben  so  gut,  oder  vielmehr 
besser,  könnte  hi*.  H.  einem  taut  wie  s  den  namen  eines  ver- 
schlusslautes beilegen,  denn  1)  ist  beim  g  die  zungc  derart  gegen 
die  backenzahne  gestemmt,  dass  an  beiden  seilen  ein  luftdichter 
verschluss  sich  vorfindet,  während  nur  in  der  mitte  eine  kleine 
öf&iung  vorhanden  ist '),  und  2)  ist  e  von  einer  vocalischen 
resonanz  (dem  stimmton)  begleitet,  die  nicht  das  wesen  des 
lautes  ausmacht,  und  die  ebensogut  wie  beim  l  vom  consonan- 
tischen elemente  losgerissen  und  für  sich  continuirlich  hervor- 
gebracht werden  kann. 

Wir  haben  also  bis  jetzt  gesehen,  dass  das  l  kein  zitterlaut 
ist,  weil  bei  demselben  keine  Vibration  statlfmdel;  dass  es  kein 
halbvokal  ist,  weit  bei  dessen  hervorbringung  die  mundstellung 
dieselbe  ist  wie  bei  den  übrigen  consonanten;  dass  es  kein 
verschlusslaut  ist,  weil  der  niundcanal  nicht  durch  einen  festen 
verschluss  abgeschlossen  ist ;  wir  können  hinzusetzen,  dass  es 
kein  nasal  ist,  weil  die  nase  vermittelst  des  gaumensegels  ab- 
gesperrt ist.  So  wollen  wir  denn  schliesslich  seine  bcziehung 
zu  den  reibelauten  betrachten.    Um  sich  von  der  Verwandtschaft 


')  Brfloke:  Gründe,  s.  38,  ' 


540  Julius  Hoffory, 

beider  lautclassen  in  bestimmter  weise  zu  überzeugen,  stelle 
man  folgenden  versuch  an.  Man  spreche  erst  ein  gewöhnliches 
tönendes  si^,  bei  dem  bekanntlich  eine  starke  friction  stattfindet, 
aus,  dann  mache  man,  ohne  übrigens  die  Zungenstellung  zu 
ändern,  die  Öffnung  so  gross,  dass  die  luft  sich  nicht  mdir 
gegen  die  alveolen  der  oberzahne  reibt,  sondern  leise  hinaus- 
fliessen  kann,  und  es  entsteht  somit  ein  unvollkommen  gebil- 
detes 0\  das  wir  mit  s^  bezeichnen  wollen.  Man  versuche  nun 
ein  l^  zu  bilden,  bei  dem  die  Öffnungen  an  den  backenzahnen 
so  klein  sind,  dass  die  luft  nicht  mehr  hinausgleiten  kann,  son- 
dern sich  gegen  die  inneren  rachenwände  reibt;  es  wird  dann 
ein  l  entstehen,  das  sich  deutlich  vom  gewöhnlichen  unter- 
scheidet^ und  das  wir  mit  dem  zeichen  /  wiedergeben.  Ein 
solches  l^  steht  ganz  auf  gleicher  stufe  mit  dem  z\  insofern  bei 
den  beiden  lauten  eine  friction  stattfindet,  während  das  gewöhn- 
liche l  dem  g  völlig  parallel  ist.    Man  hat  also  die  gleichung: 

jg  :  g  =  1:1 

Mit  anderen  Worten  ausgedrückt:  Das  gewöhnliche! 
wird  immer  unvollkommen  gebildet,  und  es  findet 
daher  bei  seiner  hervorbringung  keine  friction  statt; 
wenn  man  aber  ein  vollkommen  gebildetes  /  hervor- 
bringt, ist  die  friction  ebenso  vernehmbar  wie  beim;?^). 

Es  erhellt  hieraus,  dass  man  berechtigt  ist,  den  namen 
reibelaut  auf  die  Z-laute  anzuwenden  (indem  bei  ihnen  eben  so 
gut  wie  bei  den  reibelauten  xav'  i^ox^v  eine  reibung  stattfinden 
kann),  wenn  man  nur  beachtet,  dass  man,  wenn  man  dies 
thut,  zwei  arten  von  reibelauten  unterscheiden  müsse,  von  denen 
die  eine  entsteht  dadurch,  dass  die  mundhöhle  an  den  selten 
verschlossen  ist,  während  sieh  in  der  mitte  eine  Öffnung  be- 
findet; die  andere  dadurch,  dass  die  mundhöhle  in  der  mitte 
geschlossen,  aber  an  den  selten  geöffnet  ist  ^).    Um  missverständ- 


')  Bnlcke  bemerkt  sehr  riclitig  (naclisclirifl  etc  s.  73),  dass  die  Ver- 
änderung der  resonanz  in  der  mundtiöhle  ebenso  viel  oder  mehr  wr 
characteristik  des  l  beitragt  als  sein  verJiältnissmässig  schwaches  reibungS" 
geräusch.  Darin  liegt  aber,  dass  es  möglich  ist  ein  l  zu  bilden,  bei  dem 
die  engen  kleiner  und  also  das  »reibungsgeräusch«  stärker  ist  als  bei  dem 
gewöhnlichen. 

*)  Da  wir  einen  jeden  laut,  der  durch  herstellung  eines  mittleren  ver- 
schlusses unter  gleichzeitigem  abfliessen  der  luft  durch  zwei  seitenöffnungen 
entsteht,  einen  Maut  nennen,  können  wir  Brocke  nicht  beipflichten,  wenn 


PlioiieUsche  sLrciirrageii.  341 

ZU  vermeiden  ist  es  aber  wohl  gerathener  mit  Brücke  diese 
arten  von  reibelaufen  als  Kwei  selbständige  aber  unter  si<^h 
wandte  species  aufzuführen,  von  denen  man  die  erste  reibe- 
le  und  die  zweite  /-laute  nennt.  Man  kann  aber  die  seiten- 
lungen  noch  weit  grösser  machen,  als  es  bei  dem  gewöhn- 
len  l  der  fall  ist.  Wenn  man  sie  so  gross  macht,  dass  die 
Igenspitze  .nur  eine  strecke  bedeckt,  die  ungefähr  so  gross  ist 
I  die  zwei  vordersten  schneldezäline,  erhält  man  einen  laut, 
!  bei  gewöhlicher  tonhöhe  hervorgebracht,  auf  das  ohr  fast 
I  eindmck  eines  a  macht,  indem  die  vocalische  resonanz  der 
adhöhle  nur  äusserst  wenig  von  der  Stellung  der  zunge  be- 
[fächtigt  wird.  Verbindet  man  nun  diese  mundslellung  mit 
Et  tiefen  timbre,  das  Brücke;  Phon,  transscript.  s.  242f,  be- 
rieben, so  erhält  man  das  polnische  t.  und  es  bleibt  dabei 
Rkustischer  —  aber  natürlich  nicht  in  systematischer  —  be- 
^ung  ziemlich  gleichgiltig,  ob  man  den  mimd  für  das  V  oder 
,1'  etc.  einrichtet.  Ich  bemerke  dies  nur,  weil  sich  trotz 
ickes  klarer  und  einfacher  auseinandersetzungen ')  in  neuerer 
;  melirfach  ziemlich  verworrene  auslebten  über  die  natur 
tes  lautes  geltend  gemacht  haben'). 

Wir  haben  bis  jetzt  das  l  nur  als  tönend  betrachtet;  wie 
Icke  hervorhebt,  kann  es  jedoch  eben  so  gut  tonlos  hervor- 

fhonet.  transscript.  b,  349  zwischen  'lateral  gebildeleii  reibungsge- 
chen«*)  und  E-lauten  sondert.  Die  Verschiedenheiten  der  >lateral  ge- 
lten reibiuiKsgeräusche',  deren  Brücke  I.  c  erwähnt,  sind  nicht  derart, 

I  mnn  die  besagten  laute  eine  Sonderstellung  einnehmen  lassen  kann. 
*)  Brücke:  (irundx.  s.  41;  Plionet.  transseripl.  I,  c.  Sehr  richtig  auch 
kel  (Lnletik  s.  317):  «Nach  meiner  ansieht  .  .  .  kommt  es  beim  t  we- 
ir  auf  die  zuDgenstelluDg,  als  auf  mflglicbe  erweiterung  der  beiden 
kncanfile  und  auf  möglichst  wenig  austragende  berührung  des  gaumens 
damit  ein  grosserer  resonanzraum  geschaffen  und  das  l  mehr  einem 

II  fthnlicb  gemacht  n-erde<.  Cfr.  Lidforss,  tidalcrin.  for  pliilologi  og 
Bgogik  X.  3U4rr. 

*)  Ich  erinnere  hier  nur  an  die  dem  wahren  Sachverhalt  schnurstracks 
«genlaiifende  äusserung  Thausings  (angef.  w.  s.  52):  »Beachten  wir  die 
mg  dessellien  (sc.  des  i),  so  finden  wir,  doss  sich  die  xunge  nicht  wie 
B  deutseben  laute  rundlich  mgespilit  an  die  obere  nCIbung  legt,  soii- 
i  mit  ausgebreitetem  zungenrande,  so  dass  sie  zu  beiden  selten  die  eck- 
le  berührt,  wobei  zugleich  eine  nusbnuchung  ihrer  oberfläclie  erfolgt«. 


')  Wie  man  sieht,   hat  Brücke  hier  das  worl  »reibungsgeräuach«  als 
nsats  tu  den  Mauten  gebraucht. 

itin  inr  ifrjfi.  Bpr.chf.  N.  F.  nr.  c.  3c 


54^  Julius  Hoffbry, 

gebracht  werden,  und  wr  erhalten  somit,  wenn  wir  das  tonlose 
l  mit  L  bezeichnen,  ein  L\  L',  L*  u.  s.  w.,  dem  l\  P,  I*  pa- 
rallel.   Dies  tonlose  L  erscheint  im  allgemeinen  unter  denselboi 
bedingangen,  wie  das  R,  d.  i.  vor  oder  nach  tonlosen  consonan- 
ten.    So  wird  im  deutschen  kl,  pl  als  klA,  pIÄ  gesprochen^) 
und  auch  im  französischen  treffen  wir  das  L  bei  tonloser 
nachbarschaft:  cyde,  alto^.    Im  dänischen  finden  wir  das  L 
stets  nach  tonlosen  anlautenden  consonanten:  jplei,  klai,  fleUe, 
8let%  ausserdem  vielleicht  mitunter  im  auslaut*).    Im  islän- 
dischen wird  dnsLhl  geschrieben  und  findet  sich  nur  im  an- 
laut  vor:    hljöda,  hlutr  etc.;  von  diesem  hl  gilt  ganz  dasselbe, 
was  ich  oben  von  dem  hr  angeführt  hübe:  ich  habe  mich  meh^ 
fach  davon  überzeugt,   dass  die  Isländer  z.  b.  Avörter  wie  'Ä 
Hlaäa'  u.  dgl  aussprechen,  ohne  die  zunge  aus  der  aIve(rfa^ 
Stellung  zu  entfernen:  es  kann  also  kein  h  darin  enthalten  sein 
Auch  die  kymrische  spräche  besitzt  von  jeher  diesen  lauf^;  » 
findet  sich  immer  im  anlaut,  kann  aber  auch  an  jeder  anderer) 
stelle  im  worte  auftreten :  llaif,  üag,  boUt,  swUt,  tjfwjfU,  gwoBr 
dan  u.  s.  w.  •).    Eigenthflmlich  ist  es,    dass   das   tonlose  L  in 


*)  Brücke:  Grundz.  s.  58. 

*)  L.  Havel,  Memoires  de  la  societe  de  linguistique  II,  219. 

•)  Also  z.  b.  nicht  in  bkg,  glad,  splitte;  s.  ob.  5.36. 

*)  Jessen:  Tidskrift  for  Philologi  etc.  II,  61  f. 

•)  Wie  das  R  halte  er  schon  in  dem  Coclbren  y  Beirdd  ein  eigenes 
zeichen;  jetzt  wird  er  U  geschrieben. 

•)  W.  Spurrell :  Geiriadnr  cynaniaethol  seisoneg  a  chymraeg  s.  \%  ^ 
oben  s.  535.  W.  Spurrell:  Grammar  s.  21  f.:  »The  sound  U  is  generally  > 
great  stumbling  block  to  leamers.  The  power  of  pronouncing  it  may  be 
acquired  by  observing  Ihe  process  followed  in  passing  from  the  soond/ 
(sc.  w%  dd  (sc.  z%  z  (sc  2f»),  *Ä(sc.  i«),  to  /  (sc.  /*),  fA  (sc.  8%  «(sc«')» 
«t  (sc.  i*)  and  imilating  that  process  with  i,  when  ü  will  he  produoed. 
Thus,  let  the  wonl  strive  he  pronounced,  and  the  last  sound,  «,  be  dwelt 
upon  (continued,  not  repeated),  strio-v-v,  and  let  the  sound  «  be  chang***» 
withoul  pausing,  inlo  /-/•/,  making  the  word  strife,  This  will  becffecte'J 
by  simply  dropping  the  voice  and  breathing  a  litlle  more  forcibly.  Inük^ 
manner  wreathe  may  he  converted  inlo  wreath,  peas  inlo  peace  ....  Tb« 
sanie  process,  pal-Ul  —  Ü-U-U  would  convert  pal,  a  spade,  into  pcM^  c** 
sation.  and  the  Wclsh  ü  would  be  sounded«.  Doch  scheint  der  mecbmis* 
mus  nicht  ganz  derselbe  wie  beim  l  zu  sein,  denn  Spurrell  bemerkt  L  c: 
»W  is  not,  however,  the  exacl  correlative  of  /;  both  are  formed  with  the 
lip  of  the  tongue ;  but.  in  sounding  tt,  the  front  or  upper  pari  of  the  tongu* 
is  raised  a  little  so  as  to  contracl  the  passage  of  the  breath.«  Hat  m^n 
hiernach  an  ein  IJ  zu  denken?  An  einer  anderen  stelle  (angef.  w.  s.  6)  ^ 


(nehreren  —  sowolil  indogermanischen  als  nicht-indogermanischen 
llprachen  mit  dl  oder  ü  bezeicimet  wird.  So  z.  b.  bisweilen  in 
lUterer  zeit  im  kymrischen ');  vielleicht  auch  im  cornischen '). 
|bn  grönländischen  ist  der  laut,  welcher  tW  geschrieben  wird, 
pie  Dr.  W.  Thomsen  mich  belehrt,  nichts  als  L.  Es  wäre  in 
*  that  auch  sonderbar,  wenn  Wörter  wie  tunitdlagpä,  nipai- 
)  wirklich  mit  rf  ausgesprochen  würden,  Dr.  Thomsen 
lat  ferner  die  gute  gehabt,  mich  auf  eine  äusserung  von 
iuropaeus  in  der  y^itschrift  Suoiiii  *)  aufmerksam  zu  machen, 
voraus  hervorzugehen  scheint,  dass  die  ostjakischen  bezeich- 
lungen  Ü,  eU  beide  den  lautwerth  L  wiedergeben  ^).    Den  gruud 

un:  •in  prououndng  iC  (»c.  dasU),  Ihe  tungue  iissumes  the  sarae  posiUon 

■  in  forming  t,  and  Ihe  breatli  is  fordbly  propelied  on  each  side  of  tlie 

lore  on  oue  side  than  oii  tlie  other.    h  is  remarkuble  that 

lost  persans  breath«  more  on  the  right  than  on  the  left  in  pronouncing 

Ips  letter«.    Crr.  Brücke:  Phoiiet.  Iransscr,  s.  948ff,    Was  die  bemerkung 

Dospartb   Edeyrn  etc.  s.  XVni;    >J^  ;  sydd  a  grym  dwy  I  iddi>   »R 

.  den  wertli  von  zwei  U  sagen  soll,  vermag  ich  nicht  ta  begreifen.  — 

r«ch  Lhuyd  scbeint  dieser  laut  aucli  im  comischen  eitistirt  zu  bähen.    & 

üBsert  Archieologia  Britannica  s.  238:  »No  dialect  of  Ihe  Briiiih  but  the 

WtWi  retaina  at  present  [bis  pronoiinriation  (die  tonlose  aussprache  des 

Di  but  the  Comish  seem  to  have  had  it.  not  many  ages  9ince;  For  in  my 

Franascript  of  Ihe  Comith  Vncahulary  at  tlie  Cotton  Library  I  lind  Exercüu» 

(nder'd  exactly  as  in  Wehh,  Llv;  and  Conanodum,  Lies,  tho' all  the  other 

irds  beginning  with  L,  which  are  about  70  be  «ritten  witb  a  Single  L. 

a  much  laier  Comi/h  MS.    I  somelimes  meet  with  ü  after  a  Consonant, 

Kovüenvieugh  Fulfil  ye.  where  oite  t  musl  bave  been  very  unnecesaary 

less  the  two  were  pronounced  aa  Ä«  (il.  i.  L). 

')  Lbuyd:  Archieologia  Britannien  238:  »Tbia  prunouncialion  (sc.  die 

■)  in  the  sixth  Mannscripl  abave  mention'd  is  once  expressed  by  dl: 

fcrttiUas  is  Ihere  render'd   dlonaid    whieh  I  suppose   uual  be  read 

.  The  d  in  the  dl  obove  bad  doubtiees  the  potestas  of  dh  or 

and  IhiB  sbift  or  expreasing  Ih  hy  Utl  woh  formerly  also  common  among 

Englühwben  they  had  occasion  to  vriUiBriliih  names:  For  we  often 

et  with   TlUan  for  lAan  and  Thhin  for  Lhäyn  etc.  in  old  Records. 

■)  Edwin  Noiris:  Sketch  ofCornish  graramar.  Oxford  lfö9,  s.  7:  Thera 
«ara  to  be  n  tracfi  of  Uie  Welsli  aspirale  U,  if  I  am  rigtit  in  snpposing 

(88,  to  he  Bolteüan; UU  niight  be  an  atlempt  to  represenl 

I  peculiar  sound  of  Ihe  Welsh  U. 

*)  S.  Den  grflnlandske  Ordbog,  oinarbejdet  aj"  Sara.  Klei nsch midi,  udgiven 
1  H.  F.  Mrgensen,  Kjsbenhavn  1871  k.  380.  ^86. 
*l  Suorai.  [oinen  jakso,  7  osa.  3. 

*)  An  dem  angef.  o,  bemerkt  Europmus,  dassCasträn  den  ersten  dieser 
'fast&ben  last  als  (I  oder  (W,  den  Tweiten  als  (Ö  mler  d/ii,  aiisgeBprocIien 


544  Julius  HofTory, 

dieser  sonderbaren  bezeichnungsweise  vermag  ich  nicht  genügend 
zu  erklären. 

4. 
Die  nasale. 

Wir  gelangen  jetzt  zu  einem  wichtigen  punkte,  in  betreff 
dessen  wir  uns  mit  dem  meister  unserer  Wissenschaft  uneinig 
erklären  müssen.  Es  handelt  sich  um  die  Stellung  der  nasale 
im  natürlichen  lautsystem.  Brücke  bemerkt  hierüber^):  »es 
findet  sich,  dass  bei  allen  consonanten  im  raundcanale  entweder 
irgendwo  ein  verschluss  vorhanden  ist  oder  eine  enge,  welche 
zu  einem  deutlich  vernehmbaren  selbständigen,  vom  tone  der 
stimme  unabhängigen  geräusche  veranlassung  giebt,  Avährend 
bei  den  vocalen  keines  von  beiden  der  fall  ist<*). 

Hiernach  muss  es  etwas  befremden  s.  31  die  definition  der 
nasale  zu  lesen  ^).    Brücke  behauptet  hier,  dass  die  nasale  nur 

wissen  will;  fährt  aber  dann  folgendermassen  fort:  »In  dem  handschrift- 
lichen Ostjakischen  Wörterbuch  W^ologodski's,  das  sich  in  der  bibliotbek  der 
Petersburger  Akademie  befindet,  sind  diese  beiden  laute  ohne  unterschied 
durch  ^l  bezeichnet,  und  der  Verfasser  des  buches  sagt,  dass  »bei  der  her 
vorbringung  derselben  die  zunge  flach  gegen  den  gaumen  festgedrückt  ist 
so  dass  z.  b.  HabyPlem  fast  wie  slabylslem  klingt«. 

»)  Grundz.  s.  29. 

*)  Man  beachte  die  präcise  genauigkeit,  womit  sich  Brüclke  an 
dieser  stelle  ausdrückt.  Er  sagt  nicht,  dass  der  vei-schluss  oder  die  enge 
ein  selbständiges  vom  tone  der  stimme  unabhängiges  geräusch  hat,  denn 
dies  würde  nicht  auf  die  tonlosen  verschlusslaute  passen,  die,  wie  Brücke 
selbst  mehrfach  (z.  b.  grundz.  33;  123fr.;  cfr.  auch  Kem))elen,  mechanismus 
der  menschl.  spräche  s.  228;  Thausing:  das  natürl.  lautsystem  d  menschL 
spräche  s.  113)  hervorgehoben,  gar  kein  eignes  geräusch  haben,  sondern 
gänzlich  stumm  sind;  er  behauptet  nur,  dass  der  verschluss  zu  einem  selb- 
ständigen geräusche  veranlassung  geben  müsse,  was  auch  gaiizcorred 
ist,  wie  man  es  bei  p,  ^  k  sieht.  Wenn  der  verschluss  sich  löst,  entsteht 
wirklich  ein  selbständiges,  je  nach  der  art  des  verschlusses  verschiedenes 
geräusch;  es  hat  dies  aber  mit  dem  wesen'des  lautes  nichts  zu  thun.  Es 
ist  demnach  wohl  als  distractionsfehler  zu  betrachten,  wenn  Brücke  den- 
noch s.  31  bemerkt  »dass  die  übrigen  (sc.  nicht  nasalen)  consonanten  ein ..  • 
eigenes  geräusch  haben«. 

*)  »Der  weg  durch  den  mundcanal  ist  der  luft  versperrt,  aber  der  durch 

die  nase  steht  ihr  offen Sie  haben  mit  den  vocalen  gemein,  dass 

sie  nicht  wie  die  übrigen  consonanten  ein  von  der  stimme  unabhängig 
eigenes  geräusch  haben  (cfr.  oben!),  sondern  nur  auf  resonanz  beruhen,  unte^ 
scheiden  sich  aber  dadurch  von  den  vocalen,  dass  bei  ihnen  der  weg  durch 
den  mundcanal  verschlossen  ist,  und  dass  sie  somit  nicht  wie  jene  wr 
Verbindung  von  consonanten  benutzt  werden  können«  (??). 


nragen. 

auf  reaonani:  beruhen,  und  dass  sie  zu  keinem  vom  tone  der 
slimnie  unabhängigen  geräusche  Veranlassung  geben ').  Wäre 
dies  richtig,  so  dürften  wir  sie  natürlich  gar  nicht  xu  den  con- 
sonanten  rechnen,  und  ebea^owetiig  zu  den  vocalen,  da  sich  bei 
äirer  hervorbringung  ein  veischluss  in  der  mundhöhle  vorfindet. 
Balbvocale  können  sie  auch  nicht  sein,  denn  diese  bilden  die 
tnitteistufe  zwischen  dem  geöEfnetsein  und  dem  verengtsein  des 
mundcanals,  Ijei  m,  n,  n  ist  aber,  wie  gesagt,  ein  verschluss 
vorhanden.  Da  wir  also  unmöglich,  wenn  wir  Brücke  folgen, 
jur  die  nasale  einen  platz  im  lautsysteme  finden  können,  dürfen 
wir  sicher  daraus  schliessen,  dass  seine  heschreibung  unrichtig 
Die  incorrectheit  liegt  unseres  erachtens  darin,  dass  er  all- 
Kuviei  gewicht  auf  die  von  dem  herabhängen  des  gaumensegels 
Wlingte  i-esonanz  gelegt  hat.  Was  den  consonanteii  constituirt, 
jst,  wie  Brücke  selbst  sehr  richtig  hervorgehoben  lial,  das  vor- 
lensein  eines  verschlusses  oderemer  enge  in  der  mundhöhle, 
alles  andere  (z.  b.  die  Offenheit  oder  gestlilossenheit  der  nase) 
Jet  nur  von  sccundärer  bedeutung  und  kann  niemals  als  ein- 
theilungsgrund  auftreten.  Wir  glauben  daher  in  Übereinstim- 
mung mit  den  principien  Brücke's  zu  sein,  wenn  wir  mit  den 
alten  indischen  grammatikern  die  nasale  unter  den  verschluss- 
JiButen  aufführen,  da  sich  ja  bei  ihrer  hervorbringung  ein  fester 
verschluss  m  der  mundhöhle  vorfindet.  Noch  müssen  wir  er- 
rähnen,  dass  Brücke  an  einer  änderet!  stelle  seines  werkes*) 
sbarf  gegen  die  polemisirl,  welche  die  nasale  zu  den  explosiven 
Ldlen.  Wir  können  hier  Brücke  beistimmen,  insofern  er  be- 
auptet,  dass  weder  bei  dem  j)  noch  bei  dem  »i  eine  explosion 
Itattzufinden  braucht.  Bei  dem  m  ist  aber,  wie  wir  eben  zu 
leigen  gesucht  haben,  ebensogut  wie  beim  p  der  verschluss  — 
nicht  die  explosion  —  das  conslituirende  element,  und  wir  hegen 
iideshalb  kein  bedenken  bei  unserer  eben  entwickelten  ansieht 
beharren  *), 


';  An  einer  anderen  slelle  (g^en  Kiidelka  s.  74)  rftmnl  Brücke  ilocli 
iii,  daSB  beiui  Übergang  vuni  li  zum  vocal  ein  leises  geräuscb  sUUlindel. 
Ür  will  es  nicht  einleuchten,  Wiiruni  ein  solches  sich  nur  beim  n  ein- 
leiten sollte. 

«)  S.  61. 

*)  Was  die  .Stellung  der  nusiüe  Im  lautsysteme  betrilTl,  stimme  ich  in 
leLreren  wesenüichen  punkten  mit  herrn  Havel  Qberein  (cfr.  mämoires 
ie  la  Bod^t^  de  linguistique  II,  76). 


546  Julius  Hoffory, 

Nachdem  Avir  also  gesehen  haben,  dass  die  laute  m,  n,  n 
nichts  als  tönende  nasale   verschlusslaute,  dem  h,  d,  g  völlig 
parallel  sind,  drängt  sich  uns  die  frage  auf,  ob  es  nicht  auch 
correspondirende  tonlose,   dem  p,  t,  k  parallel  geben  könnte. 
Brücke,  der  das  wesen  der  nasale  ausschliesslich  in  der  resonanz 
erblickt,  muss  selbstvei-ständlich  die  existenz  tonloser  nasale  ab- 
lehnen,  und  wir  finden  in  der  that,  dass  er  mehrfach  ausge» 
sprochen  hat,   dass  tonlose  nasale  eine  physiologische  Unmög- 
lichkeit seien,  weil  sie  »ein  blosses  schnaufen  c  sein  worden  und 
weil  sie  nicht  von  einander  unterschieden  werden  könnten^). 
Wir  können  in  diesem  punkte  Brücke  nicht  folgen,  da  seine 
argumente,  wenn  wir  nicht  irren,  gegen  seine  eigenen  principien 
Verstössen.     Wer  nämlich  wie  Brücke  behauptet,  dass  es  bei 
der  beurtheilung   eines   lautes  gar  nicht  auf  den   akustischen 
eifect  ankommt,  ja  dass  es  sogar  ganz  stumme  laute  giebt,  der 
darf  nicht  gegen  die  existenz  tonloser  nasale  einwenden,  daa 
sie  nur  ein  blosses  schnaufen  sein  würden,  und  dass  sie  nicU 
von  einander  geschieden  Averden   könnten.    Beim  p,  t,  k  hM 
man  ja  nicht  einmal  ein  schnaufen,  und  diese  laute  and  auch 
nicht  im  geringsten  grade  von  einander  akustisch  verschieden'), 
denn  sie  sind  gänzlich   stumm.     Die  geräusche,   wozu  p,  t,  k 
veranlassung  geben,  sind  aber  sehr  vernehmbar  und  lassen  sich 
leicht   von  einander  unterscheiden.    Ebenso   ist  zwar  bei  den 
tonlosen  nasalen  (die  wir  nachher  M,  N,  N'  bezeichnen)  das 
schnaufen  —  wie  bei  p,  t,  k  der  verschluss  —  in  akustischer  be- 
ziehung  gleich;   das  geräusch,  das  durch  bildung  oder  lösung 
des  verschlusses  entsteht,  ist  aber  für  jeden  der  genannten  laute 
ein  verschiedenes.    Wir  hegen  daher  kein  bedenken  den  gewöhn- 
lichen  tönenden   nasalen    correspondirende   tonlose    zur   seile 
zu  stellen. 


*)  Vgl.  grundz.  s.  36;  zeiUchr.  für  die  österr.  gymii.  8,  764:  »Bd 
stummes  M  und  Ny  das  heisst  ein  m  und  n  mit  weit  offener  stimmrit«^ 
das  den  tonlosen  consonanten  parallel  gestellt  werden  könnte,  gibt  es 
nicht«.  Cfr.  auch  K.  Heyse:  System  der  sprachlaute,  Zeitschrift  für  die 
Wissenschaft  der  spräche,  herausgeg.  von  A.  Hoefer  IV,  17:  »Das  schnaub®* 
der  nase  kann  naturlaut  der  cmpfindung  oder  leidenschaft  sein  (schnauben 
vor  wuth),  ist  aber  nicht  laut-element  der  vernünftigen  sprachec.  W.  Sche*w= 
z.  gesch.  d.  d.  spr.  s.  41:     »Die  resonanten  sind  immer  tönend«. 

•)  Brücke,  grundz.  s.  36.  »Das  t unterscheidet  sich  vom  p  be- 
kanntlich nur  durch  den  ort,  wo  der  verschluss  gebildet  wird,  und  soroil 
auch  durch  die  theile  welche  ihn  bilden«. 


Photietische  slreitfragcn. 


547 


Wir  wagt»  aber  noch  einen  sclirilt  weiter  zu  gehen,  indem 
pir  nicht  nur  die  theoretische  nothwendigkeit  tonloser  nasale, 
pndcrn  auch  ihre  reale  exislenz  wenigstens  in  einer  der  hen- 
Igen  europäischen  sprachen,  der  kymrischen,  behaupten  zu 
Rinnen  glauben.  Um  dies  genauer  zu  demonstriren,  müssen 
wir  einen  kur/en  blick  auf  ein  paar  punkte  der  kyrariscJien  laut- 
fehre  werfen. 

Im  kymrischen  gilt  das  gesetz,  dass  einige  Wörter,  die  auf 
I,  H  auslauten  oder  auslauteten ')  ein  unmittelbar  nacb- 
plgcndes  b,  d,  g  in  m,  n,  n  verwandeln.  Man  hat  also: 
-m  -|-  fr-  =  -M  -J-  m-:  ym  inoyd  wird  y»(  mwijd 
-n  -j-  d-  ^=  -M  -^-  W-."  yn  dydd  —  yn  wjdd 
-Mg  (d.  i.  «)  -|-  g-  ^=  -tig  -\-  ng-:  yng  (jwlad  —  yng  tigwtad, 
\f  h. :  ein  tönender  nasaler  verschlusslaut  thcilt  einem  unmittcl- 
mr  nachfolgenden  tönenden  nicht  nasalen  verschlusslaut  seinen 
,len  character  mit.  Es  braucht  wohl  nicht  ausdrücklich 
gesagt  zu  werden,  dass  die  beiden  «»  In  yn»  mu»/d  nicht  zwei 
abständige  von  einander  getrennte  sprachlaute  sind,  in  der 
[lat  bilden  die  beiden  nur  einen  laut,  aber  der  lippenverschluss 
räbrt  doppelt  so  lange  wie  bei  einem  gewöhnlichen«;  ebenso 
ti  n  und  rtg.  Folgt  aber  dem  auslautenden  m,  n,  ng  ein  p,  t, 
I  (d.  i.  Ar),  so  wird  dies  nicht  in  m,  n,  ng  sondern  in  mÄ,  nk, 
Hft  verwandelt: 

^  -»»  -j-  p-  =  -tH  -f-  mh- :  ym  pen  wird  ym  mhen 
-»  -f  (-  =  -n  +  nh-:  yn  iroed  —  yn  nhraed 
-ng  +  <^  =  -Jif;  -f  «pA-.-  yng  cad  —  yng  nghad. 
Es  darf  nun  wohl  angenommen  werden,  dass  mh,  nh,  ngh 
ichls  als  zeichen  für  tonlose  nasale  M,  N,  N-,  den  tönenden 
t,  »,  n  parallel,  sind,  denn  jeder  andere  lautwcrth,  den  man 
1^  mh,  nh,  iigh  beilegen  möchte,  würde  mit  dem  .sprachlichen 
Drgang  in  bestimmtem  Widerspruche  stehen.    Wetm  das  m  ein 
icbfolgendef  b  in  m  verwandelt,  muss  es  consequenl  ein  p  in 
r  verwandeln.     Dennoch    geht  die  allgemeine  ansieht   dahin, 
ISS  die  besagten  laute  Verbindungen  von  m,  m,  ng  mit  h  seien  *). 

')  Urepri]n){lich  war  der  schlusecomonant  wobl  n:  dieser  verwandeile 
ji  aber,  wenn  ein  b  oder  g  folgte,  in  m  oder  ti  und  die»  m,  n  verwan- 
ke  wiederum  den  nachfolgeiiden  verschlusslaut  in  den  eiilüprecbcnden 

•)  So  ».  b.  Zeuss-Ebel:   Graiumalica  celtica  Äß:    »Post  quas  voculos 
liquida  N  sequentea  conson«,  et  medise  et  tenues,  asstmiluitur. 


548  Julius  Hoffory, 

Auch  im  isländischen  treffen  wir  einen  tonlosen  nasal,  das 
N,  in  Wörtern  wie  hnakki,  hniga  u.  dergl.  Ich  habe  diesen 
laut  oft  genug  wahrgenommen,  und  habe  mich  in  derselben 
weise  wie  bei  dem  R  \i.  L  von  dem  nichtVorhandensein  dnes 
h  überzeugt.  Wenn  die  Isländer  einen  satz  wie:  »ää»  hniniär 
höfäi  sinu€  aussprechen,  entfernen  sie  die  zunge  erst,  wenn  sie 
zum  e  übergehen,  aus  der  alveolarstellung,  und  es  ist  somit  eine 


ut  mediae  &,  d,  g  fiant  m,  n,  ng^  tenues  autem  p,  t,  c,  addita  h  insuper, 
mh,  nh,  ngh.*  Noch  bestimmter  spricht  sichSpurreli  aus  in  dem  Geiriador 
cynauiaethol  etc.  s.  13:  »The  breath  passing  through  the  nose,  without 
the  voice,  would  be  either  inaudible  or  incapable  of  Variation  [wie  man 
sieht  ganz  die  Brücke*sche  argumentation !].  In  Welsh  however  they  (d.  h.: 
die  nasale)  are  foliowed  by  an  aspiration;  but  they  are  not  altered  in 
soundc.  Gfr.  auch  W.  Spurrell:  grammar  etc.  s.  10.  Wenn  ich  so  be- 
stimmten aussagen  gegenüber  dennoch  bei  meiner  oben  entwickelten  an- 
sieht zu  beharren  wage,  möge  es  mir  gestattet  seui,  meine  gründe  in  kürxe 
anzuführen.    Es  sind  die  folgenden: 

Erstens  wäre  ein  Übergang  von  p  ZMm-\-h  physiologisch  unerklärlich 
und  würde  dem  Übergang  von  &  zu  m  schnurstracks  widersprechen,  denn 
kymrisches  p  ist  nicht  wie  das  deutsche  eine  aspirate,  sondern  unterscbeicL^ 
sich,  wie  Spurrell  bemerkt,  nur  durch  das  fehlen  des  stimmtons  vom  6. 

Zweitens  muss  man  beacliten,  dass  M^  Ny  N'  im  kym rischeu  niem^abls 
als  selbständige  laute  auftreten,  sondern  immer  mit  einem  vor  hergehend^.  <n 
fi),  n,  n  unmittelbar  verbunden  sind.    Es  handelt  sich  also  eigentlich  KzrsBur 
um  einen  laut,  dessen  erste  hälfte  tönend,  dessen  z^\'eite  aber  tonlos       "ist 
Dies  erklärt  auch  zur  genüge  Spurrells  oben  angeführte  äusserung,  dass        die 
aus  p,  tj  c  entstandenen  nasale  ihren  laut  nicht  verändern,  sondern  ^scur 
von  einer  »aspiration«  begleitet  sind.    Spricht  man  z.  b.  ym  mhen  aus^    so 
wird  das  m  von  ym  natürlich  gar  nicht    »altered  in  sound«,  das  mh    ^^'on 
mhen  ist  aber  nach  unserer  auffassung  eben  jene  nachfolgende  >aspirati«zzin«. 
wovon  Spurrell  spricht.  Dass  ein,  einem  tönenden  consonanten  nachfolgetTX.  der 
homorganer  und  homogener  tonloser  laut  auf  das  ohr  sehr  leicht  den    ^^• 
druck  eines  h  macht,  davon  kann  man  sich  überzeugen,  wenn  man  ^.  h. 
die  lautfolge  amMa  ausspricht ;  man  wird  hier,  wenn  man  nicht  im  laut.^  ren 
sehr  geübt  ist,  ein  aniha  zu  hören  glauben. 

Drittens  bemerke  ich,  dass  mehrere  ältere  kymrische  grammatiker    die 
besagten    laute    als    tonlose    nasale    aufgefasst    haben.     So   ist  z.  b.    in 
Gruffydd   Roberts  Dosparth    byrr   ar  y  rhan  gyntaf  i  ramadeg  cyrnfoeg 
1567,  s.  39  ein  schema  der  kymrischen  laute  aufgestellt,  wonach  inÄ,   «^ 
ngh  zu  m,  n,  ng  in  demselben   vershältniss  stehen,  wie  p,  t,  c  zu  6,  d,  g- 
Auch  John  Dafydd  Rh ys  führt  mh,  nh,  ngh  als  einzellaute  auf  (cfr.  Dospartii 
Edeyrn  etc.  s.  13).    Wenn  man  hierzu  noch  in  erwägung  zieht,  dass  die 
erwähnten  laute  auch  in  dem   Coelbren  y  Beirdd  eigne   einfache  zeichen 
haben,  wird  man  es  gewiss  gerechtfertigt  finden,  dass  wir  uasere  oben  ent- 
wickelte ansieht  festhalten  zu  müssen  glauben. 


?hoiutisebeslreitn 


649 


physiologische  unmc^Iichkeil,  dass  ein  h  hier  vorhanden  sein 
kann.  Es  handelt  sich  lediglich  un?  ein  n  -f  N.  Endlich 
1  wir  noch  bemerken,  dass  Kempelen  erwähnt,  dass  im 
deutschen  bisweilen  fiir  das  seh  ein  N  fehlerhaft  substituirt 
wird  •). 

Wir  haben  also  bis  jetzt  gesehen,  dass  die  sc^enannten 
resonanten  nichts  als  nasale  rerschlusslaute,  den  oralen  ver- 
Bchlosslatiten  völlig  parallel  sind,  und  dass  es  deren  —  sowohl 
Uieoretisch  als  praktisch  —  tonlose  und  tönende  giebf.  Hier- 
nach wird  Brücke's  consonanteneintheilung  etwas  modificirt 
werden  müssen. 

S.  1^  theilt  Brücke  die  consonanten  folgendermassen  ein: 

1)  Mundcanal  verschlossen,  nasencanal  verschl. :  vcrschluss- 
laut. 

2)  Munde,  verengt;  nasenc.  verschl.:  reibelaul. 

3)  Munde,  in  der  niille  verschl.,    an  den  seilen  geößnet; 
nasenc.  verschl.:  l-\a.ul. 

4)  Vibriren  eines  mundtheils,  nasenc.  verschl.:  /.itterlaul. 

5)  Munde,  verschl,;  nasenc.  geöffnet:  resonant. 
Nach  dem  gesagten  muss  aber  die  aufstellung  etwa  wie 

folgt  geändert  werden : 

I.  Orale  eonsonanlen. 

1)  Munde,  verschl,    Nasenc.  verschl.:  verschlusslaul. 

2)  Munde,  verengt.     Nasenc.  verschl.:  relbelaut. 

3)  Munde,  in   der  mitte  versclU,,    an   den   selten   geöfüiet. 
Nasenc.  verschl.:  Maut. 

4)  Vibriren  eines  mundtheils.    Nasenc.  verschl.;    aitterlaut. 
II.  Nasale  consonanten. 

1)  Munde,  verschl.     Nasenc.  geöffnet:  verschlusslaut. 

Man  gewahrt  aber  leicht,  wenn  man  obiges  schema  be- 
tt^chtet,  dass  es  gewisserniassen  unvollständig  aussieht,  indem 
^ch  darin  nur  eine  art  nasale  sc.  die  verschlusslaule  vorfindet, 

')  Mechanisnms  etc.  s.  34äf:     »Der  wiilermärligste  sprachfe liier,    we- 
nigstens ineiDetn  ohre,  ist  der,  ivetin  leute  anstatt  des  geh,  bey  gegchlossd- 
1  nui);eol(anal    die  sLinimlose  luFt  durch  die   iiase  herausstosseu.    E^ 
t  als  wenn  sie  sich  mitten  in  der  rede  selinautzen  wollten.    Sie  sagen 
att;    leh  habe  manciie  schöne  stunde  im  spieU-n  verschwendet:    Ich  habe 
Kionche  fiöne  ntunde  im  fipielen  verüwendet,  wo  sie  die  mit"  bcMichneten 
a  ohne  den  laut  der  Etimnie  und  nur  mit  blossem  durch  die  iibm  mitf^ 
Volt  geütosserien  wind  hören  ^^^^^^^^^^^^^^^H 


550  Julius  Hoffory, 

und  man  fragt  sich  unwillkürlich,  ob  nicht  auch  noch  andere 
nasale  consonanten  —  wie  z.  b.  nasale  reibe-  und  Mauie  — 
denkbar  wären.  Sollte  es  nicht  möglich  sein  ein  m\  l^  oder 
ein  f  mit  offener  nase  hervorzubringen?  Sollte  der  luftstaim 
sich  nicht  theilen  können,  so  dass  der  eine  theil  zur  nase,  der 
andere  zum  munde  hinaus  flösse? 

Wir  glauben  diese  fragen  bejahen  zu  müssen  und  hegun 
kein  bedenken  nasale  reibe-,  Z-  und  zitterlaute  ^)  aufzustdkB,  so 
dass  jedem  oralen  consonanten  ein  correspondirender  nanler 
entspricht,  der  sich  vom  oralen  nur  durch  das  geöSnetseln  der 
nase  unterscheidet. 

Diese  aufstellung,  die,  wie  uns  scheint,  von  dem  stragen 
parallelismus  und  dem  ganzen  character  des  Brücke'schen  laut- 
Systems  —  das  ja,  wie  mehrfach  hervorgehoben,  darauf  zielt, 
alle   möglichkeiten    der   cntstehung   eines   consonanten  in  er- 
schöpfender  weise   zu   classificiren  —  nothwendig  bedingt  ist, 
wüi'de  jedoch  nur  ein  theoretisches  interesse  darbieten,  falls  wir 
keinen  der  besagten  nasalen  nichtverschlusslautc  in  den  sprachen 
nachzuweisen   vermöchten.     Zum  glück  sind  wir  aber  in  der 
läge,  wenigstens  einen  solchen  laut  mit  zweifelloser  Sicherheit 
nachweisen  zu  können.    Es  findet  sich  nämlich  im  sanskrit  ein 
laut,  der  am  richtigsten  V  transscribirt  wird,  und  der  nach  de?n 
übereinstimmenden  aussagen  aller  indischen  grammatiker  keinen 
anderen  lautwerth  als  den  des  nasalen  l^  gehabt  haben  kanX»- 
Dieser  laut,   der  sich  nur  im  auslaut  vorfindet,   ist  immer  avi^ 
einem  w  odern,  dem  ein  l  unmittelbar*)  nachfolgte,  enlstander»  • 

-m  -{-  l'  wird  -r  +  l- 
-»  -|-  Z-    —    -r  -|-  ^ 

z.  b.   i/ani  +  lokam   wird   ifäT  lökam,   niahan  -f-  lufUUi  wiK"^ 
mahäT  lunatd^), 

1)  Auch  Brücke   hat  (nachschritt  zu  prof.  Kudelkas  abhandlung  75  f -^ 
die  möglichkeit  solcher  laute  anerkannt. 

*)  Doch  kann  ein  h  dazwischen   stehen:    kirn  +  Mädagati  wird  fc»* 
hlädayaii,  s.värtika  zu  Pfinini  VIII,  3,  26  (Böhtlingk:  Paijini's  acht  böcber 
grammatischer  regeln  11,  379). 

»)  Cfr.  u.  a.  rgveda-präti<;äkhya,  sütra  CCXXVIf.:  antafysthäsu  rfphä- 
varjam  paräm  tän  täm  padädishv  anunäsikän  tu  [makärah],  tathänakäf^ 
udatje  lakäre  [lakäram  anunäsikatn].  taittirlya-präti<jakhya  V,  35flf. :  lapafü» 
[iakdranakärau]  lakäram.    nakärö  'nunäsikam»  moMrafy , . .  atUasihäpafV 


Phonetiaebe  streitfregen. 


&51 


Dies  miiss  jedot:h  nicht  so  aufgefasst  werden,  als  ob  der 
nasale  labiale  versclilussiaut  m  direkt  in  den  nasalen  I'-laul 
übergegangen  wäre;  vielmehr  lehrt  uns  die  lautlehre  des  sans- 
krit,  dass  das  m  vor  /  erst  in  n  überging,  bevor  es  in  l'  ver- 
wandelt wurde.  Dentale  consonanten  verwandein  nämlich  im 
Sanskrit  immer  ein  vorhci^ehendes  »i  in  n  (z,  b.  -nt  -\-  d-  wird 
-n  -f  d-)  und  da  auch  /  ein  dentaler  consonant  ist,  muss  eben- 
falls vor  ihm  das  m  zu  n  werden :  -m  -\-  l-  ivird  -*»  -\-  t.  Dies 
-R  -(-  l-  wurde  wieder  nach  der  allgemeinen  regel  zu  V  +  1-. 
Da^  besagter  Übergang  wirklich  stattgefunden  hat,  dafür  bürgt 
nns  noch  der  ganz  anali^  Übergang  von  -d  -\-  l-  zu  -l  -}-  l-. 
Die  regel  lässt  sich  also  allgemeiner  so  fassen:  ein  dentaler  vei'- 
sdilusslaut,  gleichviel  ob  er  oral  oder  nasal  sei,  geht  vor  einem 
1  in  den  entspreehMiden  (oralen  oder  nasalen)  /-laut  über. 

Aus  dem  Folgenden  wird  es  sich  ergeben,  dass  wir  vielleicht 
lim  sanskril  noch  einen  nasalen  consonanten,  das  nasalirtc  v 
{tc'  nach  Brücke's  bezeichnung)  annehmen  dürfen. 

5. 
Die  halhvocale. 
Unter  dieseoi  namen  hat  man  sowohl  in  ülteier  als  auch 
in  neuerer  zeit  sehr  verschiedene  laute  begriffen.  Die  indischen 
gramniatiker  bezeichnen  damit  die  laute  j,  r,  l,  v  und  von 
ihrem  Standpunkte  aus  völlig  mit  recht,  denn  ein  jeder  laut, 
der  eine  sübe  bilden  konnte,  galt  ihnen  als  vocal,  und  da  im 
,  Sanskrit  r  und  l  ebensogut  siibenbildend  auftreten  konnten  wie 
z.  b,  i  und  m,  ordnete  man  sie,  wenn  sie  nicht  siibenbildend 
Waren,  mit  dem  ,/  und  v,  das  man  ursprünglicli  als  consonan- 
tisches  (d.h.;  nichtsilbenbildendes)  i  und  u  betrachtete,  und  das 
in  der  ältesten  zeit  denselben  laulwerlh  wie  engl,  y  und  w  hatte. 
Unter  dem  namen  halbvocale  zusammen. 

Neben  dieser  klaren  und  versiändliehen  auffassung  macht 
te  einen  nicht  allzu  erquicklichen  eindruck  zu  sehen,  wie  neuere 
Physiologen  und  phonologea  diese  lautclasse  behandelt  und  wie 
die  vcrst^hicdenslen  laute  darin  eingereiht  haben.     So  führt 


•  .  aaoarnam  anunAnikam,    na  rcphapitrafy.    S.  auch  Pänitii  VIII,  4v  58f.i 
HsaeyHtMli^äUi}«   (hwauaeegeben    vtnt  Weber  Inducba    eUidiea  IV^ 


552  Julius  Hoffory, 

Heyse  ^)  j,  w  und  ss  als  halbvocale  auf,  Thausing  *)  J,  w  und 
böhm.  r,  Rumpelt*)  r  und  l,  Merkel*)  r,  l,  m,  n,  n  und  8  (!), 
Deppe  ^  /,  r,  m,  n,  j,  ä,  w,  g,  d,  h.  Brücke  gebraucht  den  namai 
halbvocal  gar  nicht;  die  laute  engl,  y  und  w  sieht  er  für  com- 
binationen  von  i  und  y^  (nach  Brücke's  bezeichnung  y^),  «  und 
w^  an'). 

Näher  auf  die  hier  angeführten  ansichten  einzugehen,  wurde 
allzu  weit  führen:  einige  von  ihnen  sind  schon  im  vorhergehenden 
beleuchtet,  andere  sind  mit  den  ganzen  Systemen  der  betreffen- 
den gelehrten  so  eng  verknüpft,  dass  sie  nur  darin  ihre  volle 
rcchtfertigung  finden,  und  von  einzelnen  endlich  muss  ich  ge- 
stehen, dass  ich  sie  ganz  und  gar  nicht  verstanden  habe^). 
Anstatt  einer  solchen  durchmusterung,  wollen  wir,  bevor  wir 
weiter  gehen,  zu  ermitteln  versuchen,  was  man  vom  Brücke'schen 
Standpunkte  aus  unter  dem  namen  halbvocal  verstehen  musä 

Wenn  man  mit  Brücke  einen  consonanten  als  einen  laut 
dcfinirt,  bei  dem  sich  an  irgend  einer  stelle  in  der  mundhöhle 
(ein  verschluss  oder)  eine  enge  vorfindet,  und  hingegen  einen 
vocal  als  einen  laut,  wo  der  mundcanal  in  seiner  ganzen  länge 
offen  steht,  so  scheint  a  priori  die  annähme  nicht  widersinnig, 
dass  es  auch  laute  geben  könne,  bei  denen  die  Verengung  lockerer 
als  bei  den  consonanten  und  enger  als  bei  den  vocalen  sei  — 
also  wahre  Zwischenstufen  zwischen  consonant  und  vocal.    Nun 


*)  Höfers  Zeitschr.  f.  d.  Wissenschaft  d.  spr.  IV.  46. 

*)  Natürl.  lautsyst.  s.  81. 

•)  System  d.  sprachl.  s.  12. 

*)  Laletik  s.  145.  199. 

*)  Laute  der  deutschen  spräche  s.  31. 

•)  Grundz.  s.  70.  Gegen  diese  auffassung  hat  jedoch  Thausing,  wie 
uns  scheint,  mit  gutem  recht  protestirt  (angef.  w.  80 f.). 

')  Dies  gilt  vor  allem  von  der  MerkePschen  ansieht,  dass  8  eine  semi- 
vocalis  sei.  Seine  worte  lauten  (Laletik  119):  »Das  a  ist  unter  den  con- 
sonanten heinahe  das.  was  das  «unter  den  vocalen:  der  dünnste,  schfirf^^ 
intensivste,  höchste  artikulationslau l,  derjenige,  der  sich  am  meisten  dem 
tone  nähert,  und  deshalh  weil  er  am  ausgange  des  ansatzrohres  gebildet 
wird  und  in  demselben,  das  hier  als  windrohr  fungirt,  fast  allein  seine 
resonanz  (V)  und  seine  Schwingungszahl  erhält,  auf  weitere  entfemungen 
vernehmlich  wird;  er  ist  eine  semivocalis  per  se  und  bedarf  als  solcbeder 
Stimmbänderschwingungen  gar  nicht  (V):  sie  werden  ihm  blos  oktroyirl 
um  eine  modilication  des  8  zu  erhalten.  Das  8  dient  daher  (?)  als  ausdruck 
des  die  sinne  in  hervorstechender  art  reizenden,  des  süssen,  scharfen,  säuern, 
salzigen,  spitzigen  ....<< 


Phonetische  stre^ 

Hnd  die  beiden  vocale,  die  die  Icleinsleii  Öffnungen  l'ür  das 
berausströinen  der  luft  darbieten,  t  und  u;  wenn  wir  somit 
fom  vocale  «,  wo  noch  keine  eigentliche  Verengung  vorhanden, 
pmi  nächstliegenden  tönenden  consonanten,  Brücke's  w',  bei 
len  artikulation  die  luft  sich  nur  durch  eine  dünne  ritze 
lOspressei)  kaiui,  allmählich  übergehen,  so  kann  dies  nicht  ge- 
lehen  ohne  eine  stufe  zu  passiren,  die  weder  consonant  noch 
ist,  sondern  zwisctien  beiden  liegt.  Dasselbe  ist  natürlich 
r  fall,  wenn  wir  vom  *  zum  (-'(Brücke'sy^)  übei^ehen.  Diese 
ischenlaute  (die  natürlich  nicht  Zusammensetzungen  sind) 
kennen  wir  halbvocale  und  bezuichnen  sie  resp.  j  und  w '). 
Ebenso  kann  man,  wenn  man  von  ü  ausgeht,  einen  entsprechen- 
ten  halbvocal  bilden,  den  wir  mity  bezeichnen  möchten.  Pro- 
fessor Sv,  Grundlvig  hat  mich  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
ich  dieser  laut  vielleicht  in  dänischen  wörleni  wie  oje,  triije, 
vorfindet.  Ich  glaube  aber  denselben  laut  bei  unge- 
•rongener  ausspräche  noch  deutlicher  zu  hören  in  Wörtern  wie 
W*.  fys^i  jf/Unnd  a,  ähnl.,  die  ungefähr  wie  büye,  füye,  yüllan 

')■ 

Dieses  y  scheint  mir  den  übei^ang  zu  z'  zu  bilden,  so  dass 
also  folgende  parallele  reihen  haben  würden: 


H  —  IV  —  b. 
Wir  nehmen  also  an,  dass  es  drei  halbvocale  giebl;   j,  y, 
B,  die  sämmtiich  echte  Zwischenstufen  zwischen  consonant  und 
'ocal  sind.     Diese    halbvocale    können    natürlich    auch   tonlos 

')  Diese  laute  finden  sicli  meines  wissen«  iiiclil  im  deutschen,  wohl 
ber  im  englischen,  wo  aie  y,  »  geschrieben  werden  (cfi'.  Brücke  ^rundz. 
ID).  Auch  im  älteste»  snnskrit  müssen  sie  vorhanden  gewesen  sein,  da 
i'und  tt  hier  oft  direkt  aus  i,  u  entstanden  sind.  Später  erlitten  sie  he- 
^teaüe  inodilicationen,  indem  v  labiodental  wurde,  während  dos  y  his- 
Rjlen  gar  mit  dem  j  zusammen  Gel.  CTr.  u.  a.  taittirlya-prätiqäbhya  II, 
I;  Ober  ein  zum  weissen  Yaju!«  gehöriges  phonelischeü  compendiimi,  das 
ntijnäsüLra,  herHusgegeben  von  Weher  in  den  abhandlungen  der  philos,- 
hL  blasse  der  bOnigl  akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  1871, 
.79  fr. 

■)  Der  laut  y  scheint  auch  im  TranzOsischen  und  deutschen  vorzukom- 
m,  rfr.  L.Havel,  mimoires  de  la  soci£tä  de  linguistique  11,  319;  Merkel, 
«letik  t83r.  —  Auch  im  finnischen  findet  sich,  wie  Dr.  VViIh.  Thomsen 
lieh  belehrt,  cler?elbe  laut  in  wörleni  wie  täygi,  nhjshjn  u.  ähnl. 


554  Julius  Hoffory, 

hervorgebracht  werden  —  in  welchem  falle  ich  ^e  J,  Y,  W 
bezeichne  —  und  kommen  als  solche  in  einigen  sprachen  vw, 
z.  b.  im  französischen:  fouine  (ou^=  W),  puis  (u=  Y),  tkien 
(%  =  J)^  feuiirter  (iW  =  «7"  in  der  Pariser  ausspräche)*);  im 
englischen:  der  erste  laut  in  solchen  Wörtern  wie  whet,  hmmid 
istresp.  WundJ^);  im  kymrischen  findet  sich  bisweil^i  das 
J,  das  TT  kommt  aber  in  der  gewöhnlichen  spräche  nicht  vor;  in 
South  Wales  wird  jedoch  das  d^w  mitunter  als  TT  gesprochen'). 
Ebenfalls  sind  die  laute  der  jfitländischen  mundart,  die  man  ge- 
wöhnlich mit  hj,  hw  wiedcrgiebt,  wie  ich  mich  durch  eigene  beob- 
achtung  mehrfach  überzeugt  habe,  nichts  als  J,  W:  hwa  (was)  «= 
Wa,  hjelp  (helfen)  =  Jelp  u.  s.  w.  Auch  das  Y  glaube  ich  deut- 
lich wahrgenommen  zu  haben  im  worte  hjywl  (rad)  =:  YüwL 
Auch  im  isländischen  wird  hj  wie  «7*  ausgesprochen  in:  hi^ 
hjdlpa  u.  ähnl.  Wörtern.  Die  halbvocale  können  natürlich  eben- 
sogut wie  die  consonanten  mit  offener  nase  hervorgebracU 
werden:  Solche  nasalirte  halbvocale  kommen  im  sanskrit  vor, 
wo  sie  unter  ähnlichen  bedingungen  wie  das  V  entstehen*). 

6. 
Die  vocale. 
Die  analyse  der  vocale  gehört  gewiss  zu  den  schwierigsten 
Problemen  der  heutigen  Sprachphysiologie.  Will  man  ein  zeug- 
niss  davon  haben,  wie  schroff'  sich  die  ansichten  in  dieser  be- 
ziehung  gegenüber  stehen^  so  lese  man  z.  b.  was  von  Brücke*) 
und  Thausing*),   Helmholtz"^)  und  von  Quanten®)  darüber  ge- 

*)  Havel:  memoires  etc.  II,  219. 

*)  Spurrell:  Geiriadur  etc.  s.  13:  *w  and  y,  like  mosl  of  the  olhercon- 
soiiants  are  capable  of  beiiig  converlcd  iiilo  llieir  corresponding  aspirates, 
as  in  whety  humid*. 

•)  Spurrell:  Grammar  s.  23:  »Ihe  sounds  HI  (the  first  sound  in  the 
Word  humid  y^ooniid)  and  I  (unser  j)  ai-e  certainly  sometiines  heard  ni 
Welsh,  the  hi  in  eu  hiaith,  their  language,  and  i  in  iaith,  being,  as  pro- 
nounccd  by  some  Welshman  at  least,  equivalent  to  the  initial  sounds  of 
human  and  ynrd,^    Vgl.  angef.  w.  s.  20 

*)  S.  die  citate  s.  550f.  Man  beachte  jedoch,  dass  das  v  dem  taittirly«- 
pratiqäkhya  und  einigen  anderen  quellen  zufolge  ein  labiodentaler  lanlis** 
Nach  dieser  ausspräche  hätten  wir  es  also  nicht  mit  einem  nasalirten  l»ft' 
vocale,  sondern  mit  einem  nasalirten  consonanten  zu  thun.     Vgl.  s.  551. 

•)  Gnmdz.  s.  13  ff. 

«)  Natflrl.  lautsyst.  s.  13  ff. 

')  Lehre  von  den  tonempfindungen  s.  163ff. 

»)  Poggendorff:  Annalen  der  physik  imd  chemie  bd.  154,  279ff.,  5Öff« 


PhoiMisi^he  «Ireitf ragen. 


555 


aehrieben  ist.  Es  fehlt  uns  jede  befugnis  uns  in  diese 
schwierige  discussion  einzumischen;  unsei-e  aufgäbe  ist  nur  — 
Indem  wir  vom  Brücke'schen  vocalbegriff  aasgehen  und  übrigens 
4en  grundsatz  festhalten,  über  welchen  wohl  alle  Physiologen 
«inig  sein  möchten:  dass  jeder  bestimnil  artikulirle  vncal  eine 
bestimmte  mundslellung  erheischt,  und  dass  a  der  neutrale 
mitlelpunkt  der  vocale  ist,  wovon  drei  parallele  reihen  (die  *- 
teihe,  bei  der  die  hebung  der  zunge,  die  «-reihe,  bei  der  die 
annäherung  der  tippen  eine  bedeutende  rolle  spielt,  und  endlich 
lue  i^reihe,  wo  beide  ntoniente  zusanmicnwirken)  ausgehen  — 

beweisen,  dass  ein  laut,  den  mau  gewöhnlich  zu  den  cons&- 
santcn  gestellt,  nothwendigerweisc  zu  den  vocalen  gerechnet 
iverden  niuas  —  wir  meinen  den  laut  h. 

Eine  ausgezeichnete  cliaracteristik  dieses  lautes  liefert  Kem- 
peleti*).  El'  sagl:  »Dieser  buchstab  hat  eine  besondere  eigen- 
scbaft,  die  ihn  von  allen  anderen  unterscheidet.    Sie  besteht  in 

I,  dass  er  keine  eigene  tage  hat.  sondern  immer  desjenigen 
selbstlauters  seine  annimmt,  der  ihm  nachlbigel.  Wenn  näm- 
lich gaumensegel,  zunge  und  lippen  sich  in  die  läge  irgend  eines 
setbstlaulers  gerichtet,  so  lässt  sich  die  stimme,  die  diesen  selbst- 
iBOter  beleben  soll,  nicht  sogleich  hören,  sondern  die  lunge  stosst 
vorher  in  diese  läge  einen  hauch,  dann  verengert  sich  erst  die 
Btimmritze  und  fangt  an  ku  tönen.  Sagt  man  ■/..  b,  himmel,  so 
Hegen,  eh  das  //  noch  anfangt,  schon  zunge  und  lippen  in  der 
luge  des  /,  bei  huld  in  der  läge  des  U,  bei  haus  in  der  läge 
des  A  u.  3,  f.  Um  hiervon  wieder  einen  beweis  zu  haben,  so 
richte  man  die  zunge  und  lippen  zu  einem  A,  dann  halte  man 
die  tlache  band  vor  den  raund  in  der  entfernung  etwa  eines 
'»Des,  und  spreche  langsam  Ha,  so  wird  man,  so  lange  das  H 
dauert,  ein  lüftcheu  auf  der  band  verspüren,  so  bald  aber  d^ 
lelbstlauter  a  anfangt,  so  hört  jenes  auf.«  Hiermit  stimmt  im 
ganzen  anch  Brücke  überein.  Er  stellt  das  A  zu  den  kehlkopf- 
lauten, und  giebt  an,  dass  es  bei  offener  stimoiritze  hervor- 
'gebracht  wird").  An  anderen  stellen  fügt  er  hinzu,  dass  bei 
4er  hervorbringung  des  h  »der  mundcanal  vocalisch  offen  ist«  *) 
tmd  dass  »dem  b  die  qualitativen  verschiedenheilen  der  sämmt- 
Üchen  vocale  ....  mitgetheilt  ^Verden  könne,  je  nach  der  form, 

*)  MechMiistniis  etc.  s.  37öf. 

•)  Gnindi.  s.  9.  77. 

»)  NMhschrtft  etc.  B.  87.  89f. 


55G  Julius  Hoffory, 

welche  man  dem  rachenmundcanale  giebt,  je  nachdem  man  ihn 
für  i,  a,  u  u.  s.  w.  einrichtete  i).  Vortrefflich  auch  Hermann 
Meyer*):  »Das  h  entsteht,  wenn  ein  tonloser  luflstrom  mit 
kraft  durch  die  offene  mundhöhle  ausgestossen  wird;  die  vocale 
aber,  wenn  ein  tönender  luflstrom  durch  die  offene  mmidhöhle 
entweicht«.  Diese  besclireibungen  sind  gewiss  sehr  richtig  und 
zutreffend;  um  so  mehr  muss  man  sich  wundern,  dass  kdner 
die  nothwendigen  consequenzen  daraus  gezogen  hat.  Erstens 
erhellt  nämlich,  dass  wir  nicht  von  einem  h  sprechen  dürCm, 
sondern  wir  müssen  für  jeden  vocal  ein  entsprechendes  h  auf- 
stellen :  A*,  h\  Ä",  A%  /**  u.  s.  w.,  und  zweitens  ist  es  klar,  dass 
jeder  dieser  verschiedenen  Ä-laute  ganz  dieselbe  mundstellung 
einnimmt  wie  der  correspondirende  vocal,  und  dass  er  sich  vom 
entsprechenden  vocale  durch  nichts  als  durch  das  fehlen  des 
Stimmtons  unterscheidet.  Er  verhält  sich  mithin  zum  vocale 
ganz  wie  ein  tonloser  consonant  oder  halbvocal  zum  tönenden 
oder  mit  anderen  Worten:  das  h  ist  ein  tonloser  vocal;  das 
Ä*  ein  tonloses  a,  das  A*  ein  tonloses  i  u.  s.  w. *). 

Es  kann  sich  ein  jeder  von  der  richtigkeit  des  entwickelten 
am  besten  überzeugen,  indem  er  z.  b.  die  laut  Verbindungen: 
tiJiu  oder  iJii  ausspricht,  er  wird  dann  wahrnehmen,  dass  der 
mund  von  anfang  bis  ende  des  Wortes  die  n-  resp.  i-stellong 
einnimmt.  Das  wort  unterscheidet  sich  von  einem  gedehnten 
ü,  7  nur  dadurch,  dass  die  stimme  in  der  mitte  des  wertes 
schweigt.  Ist  unsere  eben  entwickelte  ansieht  richtig,  so  folgt 
daraus,  dass  kein  grund  vorhanden,  warum  das  A,  wie  man 
gewöhnlich  meint,  auf  den  anfang  der  Wörter  beschränkt  sein 
sollte:  ein  tonloser  vocal  kann  natürlich  ebensogut  in  der  mitte 
oder  am  ende  der  Wörter  stehen,  und  wir  finden  in  der  that 
in  verschiedenen  sprachen  nicht  wenige  falle,  wo  wir,  den  be- 
sclireibungen zufolge,  einen  solchen  in-  oder  auslautend  haben 
müssen.    So  z.  b.  in  lateinischen  Wörtern  wie  tnHi,  ah  u.  älml.*). 


*)  Grundz.  s.  77. 

*)  H.  Meyer:  Stimm-  und  spraehbildnng,  Berlin  1871,  s.  20. 

')  Was  das  h  l)elrifTt  stimme  icli,  wie  ich  später  gesehen,  in  mehreren 
beziehimgen  mit  W.D.Whitney  überein.  S.  W's  artikel  on  Lepsius*s  Standard 
Alphabet  in  dem  Journal  of  the  American  Oriental  Society,  Vll,  316f.  327f. 

*)  Priscian  (ed.  M.  Hertz,  Lipsi.T  MDCCCLV)  I,  25:  »Qu«ritur  cur  in 
*vah\  *ah'  post  vocales  ponilur  aspiratio,  et  dicimus,  quod  apocopa  facto 
est  extremae  vecali.<«,  cui  pra>ponebatur  aspiratio;  nam  perfecta  *vaha',  *aha 


Pbonrtiscbe  slreitfragen.  557 

ebenso  ist  in  den  dänischen  interjeclionen  üi,  uk,  besonders 
wenn  sie  kurz  ausgesprochen  werden,  das  h  (resp.  h\  h")  sehr 
vernehmbar,  und  die  in  späterer  zeit  übliche  Schreibweise  i,  u 
darf  daher  wohl  als  fehlerhaft  bezeichnet  werden.  Dass  auch 
der  visarga  (g)  in  der  späteren  indischen  ausspräche  den  laut- 
werth  eines  tonlosen  vocals  hatte,  davon  zeugt  die  schöne  und 
klare  darstellung  in  dem  Alphabetum  Brammhanicum  ^). 

Ebenso  ist  auch  im  singalesischcu  das  finale  h  vernehm- 
bar'). Noch  müssen  wir  erwähnen,  dass  im  isländischen  bis- 
weilen die  letzte  hälfte  eines  «,  4  tonlos  gesprochen  wird,  wenn 
ein  tt  unmittelbar  nachfolgt :  dölHr,  nuitlr  u.  s.  w. ').  —  Näher 
auf  die  grammatischen  gründe  einzugehen,  welche  dafür  sprechen, 
dass  k  ein  vocal  sei,  würde  allzuweit  führen;  ich  kann  jedoch 
diesen  abschnitt  nicht  schliessen  ohne  darauf  hinx-uweisen,  dass 
es  erst  durch  diese  annähme  begreiilich  wird,  dass  die  alt- 
indischen aspiraten  keine  position  maclien.  Ebenso  findet  die 
regel,  dass  die  mit  ^r  zusanmiengeselzten,  altnordischen  naraen 
das  0  verkürzen,  wenn  nicht  das  letzte  glied  der  Zusammen- 
setzung mit  h  oder  einem  vocal  anhebt,  erst  hierdurch  ihre 
physiologische  erklärung. 


Die  wichtigsten  resultate  obiger  Untersuchung  sind  kurz  zu- 
«ammengefasst,  die  folgenden: 

1",    Die  mouitlirten  consonanten  sind   nicht   doppellaute, 
nndern  unterscheiden  sich  von  den  entsprechenden  nicht  mouil- 

nuit.  ideo  autem  absciaione  Tacla  entrem»  vocalia  lamen  aspirntio  mansit 
a  superiore  pendens  vocali,  quia  suum  esl  interieelionis  voce  abscondita 
proferri«. 

■)  Alphabetum  Brammbanicum  seu  Indostaniiin  umveraitntis  Kas(. 
Dome  HDCCLXXI,  s.  II:  >UUimus  apex  duplici  puncto,  qiiod  Bisitrkä 
t^pelliMl,  a  dextris  litlern.'  finalis  alicuiua  didionis  connotatiir,  nultumque 
proprium  habet  sonum,  sed  Untiini  indicio  eft  litleram,  cui  iunctum  est 
riä,  proferri  debere  fortiler,  ac  si  traheretur  e  peetore,  sono(d.  h.;  der 
fUmmton}  tarnen  minime  in  longum  protracto;  nl  videre  esl  in  voce  eipo- 
^iA  Biiarkät  cuius  postrema  littera  eslriü,  quie,  quumeidem  copulata  sjnt 
□  ilta  puneta,  etnittl  debet,  quasi  cum  impetu*. 
■)  Rflsk;  Singaleshk  f^kriftliere,  Kolombo  1831,  s.  ID. 
•)  Jessen:  Tidskrifl  for  Philologi  og  Pffidagogik,  II,  217:  .Ved  «,  6 
lor&n  tt  bliver  •stemmen«  .  .  borte  för  Iteberne  ere  lukkede  (??);  deraf 
kommer  det,  at  man  iatedenfor  o,  n^Blen  synes  al  hsre  et  A  mellem 
kberiie*. 

.Iltrlirm  tllr  xcv,\.  H,,r*tl.r.  N-  V.  111.  «.  37 


558  Julius  Hoifory,  Phonetische  Streitfragen. 

lirten  wesentlich  nur  dadurch,  dass  bei  ihrer  hervorbringung 
ein  grösserer  theil  der  zunge  wirksam  ist  als  bei  den  nicht 
mouillirten  lauten. 

2^.  Die  artikulationsstelle  des  gewöhnlichen  europäischen 
zungen-r  hält  ungefähr  die  mitte  zwischen  der  des  t^  und  der 
des  t^. 

3^.  Die  Maute  bilden  eine  eigene  classe  von  consonanten, 
die  jedoch  am  nächsten  mit  den  reibelauten  verwandt  ist.  Ge- 
wöhnlich wird  aber  das  l  unvollkommen  gebildet,  und  die 
friction  ist  daher  fast  nicht  vernehmbar. 

4^.  Die  sogenannten  resonanten  m,  n,  n  sind  nichts  als 
tönende  nasale  verschlusslaute,  den  oralen  b,  d,  g  völlig  paralld. 
Tonlose  nasale  verschlusslaute,  sind  physiologisch  sehr  gut  mbf- 
lieh,  eben  so  wie  nasale  nicht- verschlusslaute;  beide  kommen 
in  den  sprachen  vor. 

5^.  Die  halbvocale  bilden  die  übergangsstufe  zwischen  d» 
vocalen  i,  ü,  u  und  den  nächstliegenden  consonanten.  Es  giebt 
sowohl  nasalirte  als  tonlose  halbvocale. 

6^  Tonlose  vocale  sind  theoretisch  sehr  gut  möglich;  in 
den  sprachen  werden  sie  ohne  unterschied  mit  dem  buchstäben 
h  bezeichnet. 

Halten  wir  die  drei  letzten  punkte  mit  dem  Brücke'schen 
lautsystem  zusammen,  so  wird  sich  daraus  ergeben,  dass  jeder 
consonant,  halbvocal  und  vocal  sowohl  tonlos  als 
nasalirt  hervorgebracht  werden  kann. 


Nachschrift:  Brücke's  beitrage  zur  lautlehre  der  arabischen 
spräche  in  den  Wiener  sitzungsber.  phil.-hist.  cl.  XXXIV 
307  flf.  und  E.  Sievers  grundzüge  der  lautphysiologie,  Leipog 
1876,  habe  ich  so  spät  erhalten,  dass  ich  sie  nicht  mit  benutzen 
konnte.  Die  zweite  ausgäbe  von  Brücke's  grundzügen  habe  ich 
noch  nicht  gesehen. 

Kopenhagen,  am  20.  december  1876. 

Julius  Hoffory. 


B,  Orassmann,  Ursprung  der  p-fipositionen  .im  iniloRenn.        5S9 

Ursprung 
der  präpositiouen  im  Indogermanischen. 

Einleitung. 
Es  ist  unmöglicli,  über  die  präpositionen  zu  schreiben,  ohne 
[Ugleich  auf  manigfache  weise  in  das  übrige  gebiet  der  formellen 
q)rachtheile,  zu  denen  die  präpositionen  gehören,  hinüber  zu 
streifen;  ja,  es  ist  der  wesentliche  zweck  dieses  aufsaizes,  an 
jlern  beispiel  der  präpositionen  womöglich  einen  einblick  zu  er- 
Iffnen  in  dies  in  so  vieler  hinsieht  räthsclhafle  gebiet.  Aber 
:  erforschung  auf  diesem  gebiete  tritt  überall  die  von  den 
•Griechen  und  Römern  ererbte  terminologie  hemmend  entgegen. 
'  Die  namen:  präpositionen,  pronomen,  konjunktionen  und  der 
«unmelname  partikeln,  so  unpas-send  sie  an  sich  sind,  könnte 
1  ^ch  wohl  gefallen  lassen,  wenn  sie  nicht  zusammengehörige 
b^riffe  zerrissen  und  ganz  venscUiedenartige  zusammenwürfen, 
JBs  bleibt  mir  daher  nichts  übrig,  als  hier  in  kurzem  überblick 
jÜejenige  eintheilung  dieses  gebJetcs  anzugeben,  welche  mir  als 
.die  naturgemässe  erscheint.  Nämlich  die  bezichungen,  welche 
^urch  diese  formellen  demente  ausgedrückt  werden,  sind  ent- 
-  subjective  beziehungen  auf  den  redenden  und  hörenden 
ider  objective  beziehungen  zwischen  den  begriffen,  ßeide  klassen 
rfallen  wieder  in  zwei  Unterklassen.  Nämlich  die  beziehiing 
den  redenden  und  hörenden  kann  so  ausgeprägt  werden, 
i  die  gegenstände  nicht  ihrem  begrilfe  nach  benannt,  sondern 
i  jenen  beiden  bekaimt  oder  von  ihnen  in  frage  gestellt  nur 
weit  angedeutet  werden,  dass  sie  beide  dassell}e  darunter 
stehen.  Die  Wörter,  durch  die  das  geschieht,  liat  man  in 
iuei-er  zeit  mit  dem  sehr  Ireffenden  namen  der  deute- 
ffSrler  oder  deuter  benannt.  Nacli  der  alten  benennung  ge- 
lörcn  dazu  die  pronomen  und  die  adverbialen  partikeln  (da, 
0  u.  s.  w,).  Zweitens  kann  die  subjective  beziehung  darin 
stehen,  dass  die  logische  Verbindung,  in  welche  die  darge- 
leUten  gedanken  von  dem  hörenden  gestellt  werden  sollen, 
»vorgehoben  wird.  Die  Wörter,  durch  welche  die  art  dieser 
Igischen  gedankenverknüpfung  ausgedrückt  wird,  und  die  man 
tohl  Bindewörter  (Binder)  genannt  hat,  liaben  mit  den 
Birigen  konjunktiven,  weder  ihrem  wesentlichen  begriffe  noch 


560  ^*  Grassmann, 

ihrer  fonn  nach  etwas  gemein  und  müssen  von  ihnen  streig 
gesondert  werden.  Sie  sind  im  deutschen  durch  die  gerade 
Wortfolge  des  angeknüpften  satzes  gekennzeichnet.  Ihre  vollste 
entwicklung  haben  sie  in  der  griechischen  prosa  gefunden,  wo 
jeder  selbständige  satz  an  den  vorigen  durch  ein  bindewort, 
aber  auch  nur  durch  eins  verknüpft  wird,  wobei  gliederongen 
wie  fiip  .  , .  di,  T€  ,  .  .  xai  nur  je  e  i  n  bindewort  repräsentir^L 
Die  einzigen  asyndeta  bilden  hier  die  sätze,  welche  in  dem 
sinne  unseres  >nämlich€  anzuknüpfen  wären,  wobei  das  binde- 
wort als  selbstverständlich  fehlt. 

Die   objektiven    beziehungswörter    drücken    entweder    die 
richtung  der  thätigkeit  aus  und  mögen  richtungswörter  oder 
zeig  er  genannt  werden,  oder  sie  drücken  die  realen  beziehungen 
einer  thätigkeit  zur  andern  aus  und  werden,  da  sie  stets  einen 
satz  in  den  hauptsatz  als  glied  einfügen,  sehr  passend  ffige- 
wörter  oder  füger  genannt.    Jene  ersten,  mögen  sie  nun  die 
richtung   an  sich  oder   mit  hinweisung   auf  die   Stellung  des 
redenden   und   hörenden   bezeichnen,    heissen    nach   der  he^ 
gebrachten  benennung  präpositionen,  wenn  von  ihnen  der  casus 
eines  folgenden  Substantivs  abhängig  ist.     Dadurch  aber  wird 
das  naturgemäss  zusammengehörige  auseinander  gerissen.    Oder 
will   man  in  der  that  z.  b.  dno   in   der  Verbindung  and  vifäv 
als   Präposition,   in  vtjcav  äno  als  postposition,  in  and  di  f^t*- 
{fdiietav  äga^sv  oder  in  dUaavi*  äno  als  adverbiale  partikel 
auffassen,  die  dann  in  dnoXiaavra  glied  der  komposition  wird? 
Dazu  konmit,   dass  nachweisslich  der  adverbiale  gebrauch  der 
richtungswörter,  um  die  richtung  der  durchs  verb  ausgedrückten 
thätigkeit  zu  bestimmen,  der  ursprüngliche  ist,  und  bei  derbe- 
ziehung    dieser    thätigkeit   auf  einen  gegenständ   der  casus  in 
seiner  ursprünglichen   ausdehnung  hinreichend   virar,  um  diese 
beziehung  auszudrücken.    Die  Verbindung  der  präposition  mit 
einem  von  ihr  regierten  casus  gehört  erst  einer  späteren  periode 
an.    Im  sanskrit   kann   man  oft  10  bis  20  Seiten   lesen,  ohne 
irgend  einer  präposition  mit  einem  von  ihr  regierten  casus  zu 
begegnen.    Auch  erweist  sich  jene  Verwendung  der  richtungs- 
wörter zur  bestimmung  der  thätigkeit  dadurch  als  die  ursprüng- 
liche, dass  nur  diejenigen  präpositionen,  welche  jene  Verwendung 
zulassen,  in  den  verschiedenen  indogermanischen  sprachen  über- 
einstimmen,  und  sie  bilden   daher  das  eigentliche  material  für 
jede  sprachvergleichende   betrachtung   der   präpositionen.    Um 


561 


ht  durch  neue  benenniin^en  zu  stören,  will  ich  den  nainen 
er  Präpositionen  auch  in  diesem  allgemeineren  sinne  festhallen. 
nd  als  äclitc-  prüpositioncn  diejenigen  bezeichnen,  welche 
lit  dem  verb  zu  einer  b^rilTlichen  einheit  verschmelzen  und 
Dch  leiblich  mil  ihm  veiwachsen  können.  Dies  kriterium  der 
liten  Präpositionen  ist  für  die  meisten  indogermanischen 
prachen  ausreicliend,  so  namentlich  für  das  Griechische,  die 
fischen,  slavischen,  lettischen  und  auch  wolil  die  celtischen 
jffachen,  hingegen  haben  sich  im  Lateinischen  und  in  den 
manischen  sprachen,  namentlich  im  Hochdeutschen  viele 
idere  wörier,  adverbien,  casusformen,  unächte  präpc^itionen 
1  richlungswörter  des  verbs  eingedrängt,  und  man  muss  daher 
if  jene  ersten  sprachen  zurückgreifen,  um  durch  dos  genannte 
riterium  eine  präposition  als  ächte  nachzuweisen.  Auch  kommt 
I  bisweilen,  obwohl  selten,  vor,  dass  eine  präposition,  deren 
ditheit  durch  die  verwandten  sprachen  festgestellt  wird,  in 
taer  spräche  die  tahigkett  verloren  hat,  mit  dem  vei-b  zu  einer 
p-iffseinheit  zu  verschmelzen.  So  reicht  denn  das  genannte 
riterium,  wenigstens  wenn  man  die  verwandten  sprachen  zu 
ilfe  nimmt,  schon  aus,  um  die  ächten  Präpositionen  als  solche 
iBtzustellen ;  späterhin  werden  sich  noch  andere  eben  so  ent- 
iheidende  kriterien  ergeben. 

Es  ist  die  Verwendung  der  richlungswörter  zur  besonderen 
Bsprägung  des  verbalb^riffes  allen  sprachen  des  indogei-ma- 
tocben  Stammes  eigenthümlich,  während,  so  viel  ich  weiss,  kein 
pderer  Sprachslamm  etwas  ähnliches  aufweist.  Die  ausser- 
edenthch  manigfache  und  doch  scharf  ausgeprägte  abstufung 
Ir  verbalbegriffe,  die  dadurch  möglich  wird,  bildet  eine  haupt- 
■rde  des  indogermanischen  sprachstamraes.  Es  hängt  diese 
genthümlichkeit  mit  einem  andern  auch  für  unsern  gegenständ 
fer  wichtigen  vorzöge  dieses  sprachstammes  zusammen.  Das 
l  die  entslehung  der  ui-sprünglichen  forniwörler  aus  wurzeln, 
le  einen  durchaus  selbständigen,  von  den  verbal-  oder  begriffs- 
ntzeln  unabhängigen  Ursprung  gehabt  haben,  und  die  man 
im  unterschiede  von  diesen  deutewurzeln  genannt  hat  (vergl, 
i  h.  Whitney-Joliy  Sprachwissenschaft  s.  389).  Diuch  ihre 
iKtmmenfügung  mit  den  begriffswurzeln  entstehen  die  abge- 
Kcten  Wörter  und  die  verschiedenen  formen  des  nomens  und 
prbs.  Das  ist  der  grund,  warum  z,  b.  die  chinesische  spräche, 
)en  weil  ihr  diese  deutewurzeln  fehlen,  es  weder  zu  einer  ab- 


562  H.  Grassmann, 

leitung  noch  zu  einer  formbildung  hat  bringen  können,  und 
dass  dagegen  der  indogermanische  sprachstamm  bei  seiner 
klaren  sonderung  der  deutewurzeln  in  beiderlei  beziehung  zu 
einer  vollkommeneren  entwickelung  gediehen  ist,  als  irg^id  an 
anderer  sprachstamm. 

Ich  beschränke  mich  im  folgenden,  um  das  gebiet  zu  be- 
grenzen, auf  die  echten  präpositionen,  füge  ihnen  jedoch  die- 
jenigen nominalpräfixe  bei,  welche  ganz  die  form  der  äcfatai 
Präpositionen  haben  und  gcmeingut  des  Indogermanischen  sind 
(an-,  S€h,  SM-,  dus-,  ari-)  bei,  mache  sie  aber  durch  den  ange- 
hängten strich  als  solche  kenntlich.  Auch  beschränke  ich  mich 
auf  Sanskrit  (vedadialekt),  Griechisch  (homerischer  dialekt), 
Lateinisch,  Gothisch  nebst  Altnordisch,  Altsächsisch,  Angelsäch- 
sisch und  aufs  Hochdeutsche  (alt-  und  neu-hochdeutsch),  und 
fOge  aus  den  andern  indogermanischen  sprachen  nur  dasjenige 
bei,  was  zur  erläuterung  nothwendig  erscheint 

§  1.    Gesetze  der  bildung  ächter  präpositionen. 

1)  »Alle  ächten  präpositionen  (mit  ausnähme  einiger  ana- 
logiebildungen)  sind  vor  der  Sprachtrennung  entstanden.€ 

Beweis  dafür  sind  die  Übereinstimmungen  in  allen  oder 
wenigstens  in  solchen  indogermanischen  sprachen,  welche  in 
keinem  engeren  Verwandtschaftsverhältnisse  stehen.  Dagegen 
bilden  sich  in  einzelnen  sprachen,  namentlich  im  lateinischen 
und  in  den  germanischen  sprachen  nach  analogie  anderer  ächter 
präpositionen  neue  solche,  deren  bestandtheile  aber  der  Ursprache 
angehören,  z.  b.  im  lateinischen  indi^  welches  sich  zu  in  ver- 
hält, wie  sk.  ädhi  zu  a,  sübter  zu  sab  und  praeter  zu  prae,  wie 
inter  zu  in,  im  gotischen  afar  zu  af  wie  ufar  zu  uf  u.  s.  w., 
so  auch  got.  hindar  aus  hind  (vgl.  engl,  behind)^  und  dies  wieder 
aus  der  adverbial-partikel  ahd.  hina,  nhd.  hin,  nach  analogie 
von  and  aus  ana.  Abgesehen  von  diesen  bildungen  zeigen  sich 
die  ächten  präpositionen  als  gemeingut  des  indogermanischen 
Sprachstammes,  wenn  auch  manche  derselben  in  dieser  oder  jener 
spräche  dieses  Stammes  erloschen  ist.  Dagegen  sind  die  unächten 
präpositionen  als  solche  ohne  ausnähme  nach  der  Sprachtrennung 
in  den  einzelnen  sprachzweigen  theils  aus  ächten  präpositionen 
theils  aus  Substantiven  und  adjectiven  durch  adverbialsufSxe 
oder  casusformen,  oder  durch  Zusammensetzung  entstanden  z.  h- 
sk.  mddhye,  gr.  ävBv^  ivexa,  lat.  circa,  circum,  cirdter,  contra, 


Ursprung  der  |irSposiliuiien  im  Indut^inmanJädii'H, 


563 


extra,    nhd.  fona  (aus  afima   nach  Grinu»),    in~i:han  {neben), 
en-gegai  u.  s.  w. 

2)  »Keine  ächte  präposilion  ist  aus  einem  begriffsivort 
entsprungen.« 

Die  zeit,  wo  man  alle  präpositionon  aus  begriffswörtem 
abzuleiten  suchte,  ist  vorüber:  Doch  hält  man  noch,  wie  ich 
glaube,  mit  unrecht  fest  au  der  entstehung  von  zd.  tara,  sk. 
tirds  u.  s.  w.  aus  der  verbalwurzel  tar,  tir.  Ich  glaube,  dass, 
wenn  überhaupt  Zusammenhang  stattfindet,  umgekehrt  die 
Verbalwurzel  aus  der  präposition  stammt,  ein  Übergang,  der 
Eäch  vielfach  nachweisen  lässt.  Ebenso  leitet  man  sk.  vi  und 
gr.  dm,  lat.  dis  aus  dem  Zahlwort  dva,  dvi  ab.  Die  Unlialtbar- 
keit  dieser  ableitung  wird  sich  unten  schlagend  ergeben. 

3)  »Keine  ächte  präposition  ist  als  casus  zu  fassen.« 

Man  hat  die  präpositionen,  die  auf  a  endigen,  als  iustru- 
mentale,  die  auf  <  als  lokative,  die  auf«  als  akkusative  auffassen 
wollen,  indem  u  aus  altem  am  entstanden  sei.  Aber  einen 
instrumental  auf  u  giebt  es  nicht,  der  lokativ  i  ist  aus  in  ent- 
standen (zeitschr.  12,  254)  und  die  Verwandlung  eines  am  des 
akkusativs  in  u  ist  im  sanskrit  nicht  nachweisbar.  Im  ganzen 
gebiet  der  ächten  präpositionen  zeigt  sich  keine  erscheinung, 
welche  auf  eine  entstehung  derselben  aus  casusformen  hin- 
deutete. Es  ist  diese  ganze  gekünstelte  annähme  eine  petitio 
principii ;  sie  entspringt  aus  der  vorgefassten  nicinung,  als 
tnüssten  alle  adverbien  und  so  auch  alle  präpositionen  aus 
casusformen  entstanden  sein.  Aber  diese  annähme  ist  verwerf- 
lich. Oder  will  man  in  der  Ihat  die  adverbialen  Partikeln  u, 
gha,  ha,  hi,  nd  und  ähnliche  als  casus  auffassen?  und  will  man 
annehmen,  dass  es  vor  der  casusbildung  gar  keine  adverbialen 
jKirtikeln  gegeben  habe?  Wie  will  man  die  casussuffixe  selbst 
erklären  ?  Casusformen  können  sie  selbst  doch  nicht  wieder 
gewesen  sein,  denn  sonst  bewegte  man  sich  im  Zirkel,  also 
müssen  es  undcklinirbarc  worte  gewesen  sein,  also  kommt  man 
doch  inmier  auf  demente  zurück,  die  noch  keine  casusformen 
an  sich  tragen.  Der  ganze  irrthum  beruht  auf  Verwechselung 
der  Zeiten,  namentlich  auf  verwecliselung  ächter  präpositionen, 
die  schon  Bullmann  (ausf.  gr.  sprachl.  g  llda.)  mit  recht  alte 
präpositionen  nennt,  und  der  viel  später  entstandenen  tm- 
ichlen  (ges.  1). 


564  ^*  Grassmann, 

4)  »Keine  ächte  präposition  ist  durch  anfugung  emes  für 
die  ableilung  der  begriflfswörter  gebräuchlichen  Suffixes  ent- 
standen, c 

Am  meisten  Wahrscheinlichkeit  für  solche  Verwendung 
könnten  die  suflixe  tara,  älter  ra  des  comparativs  und  das  alte 
suffix  ma  des  Superlativs  haben.  Allein  auch  dieser  schein 
verschwindet  bei  näherer  betrachtung,  da  die  komparative  und 
Superlative  bedeutung  in  formen  wie  i4pari,  antar,  sam  nicht 
nachzuweisen  ist,  und  überdies  dann  eine  casusform  angenomr 
men  werden  müsste,  was  mit  gesetz  3  streitet 

5)  »Die  ächten  präpositionen  enthalten  (in  ihrer  ursprüng- 
lichen form)  keine  andern  vokale,  als  die  kurzen  a,  i,  n.« 

Scheinbare  ausnahmen  bilden  im  sanskrit  d,  pdra.  Allein 
ä  ist  unzweifelhaft  aus  ana  entstanden  (zeitschr.  12,  258),  wie 
auch  das  hieraus  entsprungene  ana  des  instrumentals  dieselbe 
zusammenziehung  zeigt  und  auch  sonst  selbst  ana  sich  in  a  zu- 
sammenzieht (z.  b.  deväm  gen.  pl.  ==  devänam).  Dass  auch 
das  altnordische  die  gotische  präposition  ana  in  derselben  ZQ- 
sammenziehung  a  zeigt,  ist  nicht  von  bedeutung.  Femer  pdrä, 
wofür  das  zend  para  hat,  ist  wohl  Verlängerung  aus  diesem 
letzteren,  wie  sie  am  ende  der  präpositionen  sporadisch  vielfach 
vorkommt,  bei  dieser  präposition  aber  im  sanskrit  durchge- 
drungen ist.  Im  griechischen  bildet  «»?,  da  es  aus  ivg  ent- 
standen ist,  keine  ausnähme.  Im  lateinischen  treten  Verlänge- 
rungen der  endvokale  in  späterer  ent Wickelung  ein ;  so  wird  das 
ältere  pro  zu  pro,  das  ältere  se  (s^-pelire)  zu  s^,  das  ältere  so 
(so'lütum)  zu  so,  im  lat.  de  verglichen  mit  dem  irischen  di,  de 
(von)  scheint  die  Verlängerung  durchgedrungen  zu  sein.  Das 
nominalpräfix  ve-  ist  aus  vehe-  entstanden,  wie  vehe-mens  = 
vE-mens  (vergl.  vE-cors)  zeigt.  Auf  gleiche  weise  scheint  prM 
aus  *j>ra-Ä6  entstanden.  Ueber  den  Ursprung  dieses  -he  wird 
unten  gehandelt  werden. 

6)  »Die  ächten  präpositionen  enthalten  keine  andern  con- 
sonanten  als 

k,  t,  d,  dh,  n,  p,  hh,  m,  r,  v,  s.« 
Es  fehlen  also  die  harten  aspiraten,  die  gaum-  und  zangen- 
laute, von  den  kehlbuchstaben  erscheint  nur  k,  es  fehlen  ausser- 
dem b,  l,  g,  s,  h,  welche  sich  auch  ander\veitig  als  späteren 
Ursprungs  erweisen,  so  auch  das  aus  i  entsprungene  j.  Da  auch 
die  kurzen  vocale  a,  i,  u  (ges.  5)  nachweislich  die  ältesten  sind, 


Ursprung  der  prQpDsitiut 


1  ludoKernianiscUen, 


565 


)  ergiebt  sich,  dass  alle  in  den  ächten  präposilionen  erscheinen- 
den laute  die  ältesten  sind,  die  der  indogermanische  sprach- 
KStamm  kennt,  und  es  liegt  daher  die  vermuthung  nahe,  dass 
;ne  zu  einer  zeit  entstanden  sind,  wo  die  spräche  noch  keine 
andern  laute  kannte.  Die  vedische  präposition  acfta  ist  eine 
■  speciell  vedische  bildung,  die  weder  im  klassischen  sanskrit  noch 
in  den  nächst  verwandten  sprachen  (zend,  altpersisch),  noch  in 
dem  ganzen  indogermanisclien  spraclistainine  etwas  entsprechen- 
des findet.  Sie  muss  also  erst  nach  der  ablrennung  der  andern 
arischen  sprachen  im  vedadialekle  entstanden  sein.  Sie  ist 
mithin  als  eine  unächte  präposition  oder  als  adverbialpartikel 
aufzufassen:  zwar  erscheint  sie  in  Verbindung  mit  verben,  aber 
nur  mit  verben  der  bewegung  und  des  rufens  und  ausserdem 
t  gru  hören  und  dl  worauf  achten. 

7)  »Alle  vocnlisch  anlautenden  präpositionen,  die  noch 
einen  zweiten  vocal  enthalten,  beginnen  ursprünglich  mit  fl«. 

Hierher  gehören  sk.  dti,  ddhi,  Anu,  Apa,  dpi,  abhi,  fiva, 
imtdr.  Eine  ausnähme  bildet  nur  üpa  und  das  daraus  abge- 
leitete updri.  Ich  vermuthe  daher,  dass  auch  üpa  aus  älterem 
'apu  hervorgegangen  und  der  Umsatz  der  vocale  durch  ein- 
wirkung  des  lippenlaules  veranla.sst  ist.  Dies  bestätigt  sich  durch 
den  iiaralleüsmus  der  drei  präpositionen  o/«i,  rfpt,  üpa,  der  auch 
in  der  bedeutung  hervortritt.  Da  die  bedeutung  alier  dieser 
focalisch  anlautenden  präpositionen  sich  von  der  der  consonantisch 
anlautenden  dadurch  unterscheidet,  dass  jene  (wie  sich  unten 
teigen  wird)  auf  einen  einzelnen  gegenständ  hinzielen,  während 
diese  entweder  nur  im  allgemeinen  eine  richtung  bezeichnen 
oder  die  trennung  oder  Vereinigung  ausdrücken,  so  wird  die 
annähme  Bopp's,  dass  man  in  jenem  a  den  deutestaram  a  (instr. 
,  im  pl.  ebhis,  ebht/as,  esham,  eshu,  aswin  u.  s.  w.)  anzuerkennen 
hat,  höchst  wahrscheinlich,  in  entsprechender  weise  unterschei- 
äen  wir  im  deutschen  über  und  hin-Ober,  von  denen  letzteres 
tnit  grösserer  bestinimtheit  auf  den  gegenständ  hinweist. 

8)  »Wenn  die  ächten  präposilionen  in  zwei  aufeinander- 
folgenden silt)en  die  vocale  n  und  i  (oder  a  und  «},  die  nur 
durch  einen  consonanten  getrennt  sind,  enthalten,  so  wird  in 
flenjenigen  sprachen,  die  eine  mittelstufe  zwischen  a  und  i  h&- 
^zen,  das  a  in  diese  mittelstufe  verwandelt.« 

So  werden  dpi,  pari  im  griechischen  int,  nsqi;  so  weist 
^auch  tivi)  auf  ein  indogermanisches  ani  zurück,  so  wird 


566  H.  Grassmann, 

ferner  cUi  mit  veränderter  bedeutung  l%$.  Ebenso  wird  im  lead 
dti  zu  aiti,  dpi  zu  aipi  oder  aiwi,  updri  zu  upairL  Das  grie- 
chische hat  die  eigcnthümlichkeit,  dass  auslautendes  a  sich  in 
einer  silbe,  die  mit  einem  lippenbuchstaben  beginnt,  in  o  ver- 
wandelt, also  äno^  in6,  ngö,  und  dieses  o  erleidet  nicht  die 
obige  Umwandlung,  daher  nQoti^  noxL  Wie  sich  die  sprachen 
verhalten,  welche  keine  solche  mittelstufe  besitzen  und  wie  die 
kombination  o-m  sich  umgestaltet,  wird  erst  in  dem  folgenden 
gesetze  zur  anschauung  kommen. 

9)  »Wenn  der  auslaut  i  oder  u  einer  ächten  präposition 
abgeworfen  wird,  so  tritt  in  den  ges.  8  bezeichneten  sprachen 
für  das  vorhergehende  nur  durch  einen  consonanten  von  ihm 
getrennte  a  die  erwähnte  mittelstufe  ein ;  in  denjenigen  sprachen 
hingegen,  welche  keine  solche  mittelstufe  besitzen  (sanskrit, 
gothisch),  wird  das  vorhergehende  a  in  den  am  Schlüsse  ab- 
gefallenen vocal  verwandelt.€ 

Also  aus  indogermanischem  ani  wird  gr.  ivi  und  weiter 
iv  (auch  £fV)i  so  wird  ini  zu  in^  upäri  wird  iniq.  Im  la- 
teinischen treten  Schwankungen  ein;  aus  indogerm.  ani  gr.  h 
wird  osk.  en,  lat.  in.  Vor  lippenbuchstaben  tritt  statt  e  im 
italischen  auch  o  ein  z.  b.  ahhi  Avird  lat.  oh,  dpi  osk.  qp.  Für 
die  sprachen,  welche  keine  mittelstufe  zwischen  a  und  *  oder  i» 
haben,  ist  wahrscheinlich  der  hergang  so  aufzufassen,  dass  die 
vocalkombinationen  a-i,  a-u  sich  zunächst  durch  einwirkung 
des  endlautes  in  i-i,  u-u  verwandelten  und  dann  der  auslaut 
als  nicht  mehr  charakteristisch  abfiel,  also  indogerm.  ani  im 
gotischen  zunächst  *ini,  dann  in  wurde.  Die  im  gotischen  als 
ächte  Präpositionen  verschollenen  *if  (in  if'tuma\  *ith  (binde- 
woit),  sowie  die  ächte  präposition  id  (für  iOi)  sind  ebenso  aus 
api,  ati  zu  deuten.  Im  sanskrit  kommt  die  genannte  Umwand- 
lung nur  in  ud  vor,  was  wahrscheinlich  aus  einem  *adu  durch 
die  mittelstufe  *itdu  hervorgegangen  ist,  ja  es  ist  möglich,  dass 
die  ausserordentlich  häufige  Verbindung  üd  u  vca  rig-veda  zum 
theil  noch  diese  mittelstufe  darstellt. 

10.  »Die  ältesten  präpositionen  sind  die  nur  einen  con- 
sonanten enthaltenden,  und  unter  diesen  wieder  die  mit  diesem 
consonanten  anlautenden«. 

Der  erste  thcil  dieses  satzes  ist  wohl  allgemein  anerkannt. 
Sei  Cder  consonant,  so  haben  die  vocalisch  anlautenden  nach 
ges.  7  ui'sprünglich  die  fonnen  aCki,  ad,  aOu.    Gilt    aber  die 


i 


Ursprung  der  Präpositionen  im  Indogermanischen . 


567 


dort  au^esprochene  vermuthung,  dass  das  in  ihnen  anlautende 
o  der  deutestanun  ist,  mit  dem  die  demente  Ca,  Ci,  O*  zusammen- 
gesetzt sind,  SU  folgt,  dass  die  letzteren  die  ältei-en  sein  müssen. 
Im  saiiskrit  gehören  dazu  ni,  vi,  su-,  s«-,  während  pi,  welches 
im  späteren  sanski-il  für  dpi  vorkommt,  aus  diesem  durch  ab- 
(all  des  snlautes  entstanden  ist,  ohne  dass,  wie  es  scheint,  darin 
noch  ein  reflex  des  früheren  selbständigen  bestehens  anzu- 
erkennen ist.  Ausser  den  genannten  vier  formen  des  sanskrit, 
'die  aus  einem  consonanten  und  einem  darauf  folgenden  vocal 
l>estehen,  giebt  es  aber  noch  eine  ganze  reihe  solcher  formen, 
welche  theils  in  andern  sprachen  als  selbständige  Präpositionen 
erscheinen,  theils  in  Verbindung  mit  daran  angefügten  erweite- 
rungen  auftreten,  theils  endlicii  nur  in  diesen  erweitenuigen 
vorkommen.  Aber  auch  diese  erweiterungen  sind  ursprünglich 
wieder  anfügungen  von  dementen,  die  aus  einem  consonanten 
und  darauf  folgenden  vocal  bestehen,  und  müssen  wieder  als 
ursprünglich  selbständige  Wörter  und  zwar  wahrscheinlich  wieder 
als  richtungswörter  aufgefasst  werden.  Sind  diese  schlösse 
richtig,  so  gelangen  wir  zu  folgendem  gesetze: 

11)  »Die  ächten  präpositionen,  welche  consonantisch  an- 
lauten, sind  aus  lauter  präposilionselementen  zusammengesetzt, 
die  aus  einem  consonanten  und  einem  folgenden  vocale  be- 
stehen. Die,  welche  vocalisch  anlauten,  entltalten  ausserdem 
als  erstes  dement  ursprünglich  den  deutestamm  a«. 

Die  meisten  dieser  prüpositionselemente  lassen  sich  als  w- 
'  sprängliche  präpositionen  nachweisen,  und  auch  wo  der  strenge 
nacbweis  nicht  gelingt,  deutet  doch  die  ganze  reihe  der  erschei- 
nungen  auf  gleichen  Ursprung  hin.  Es  würden  dann  nicht  nur 
die  ursprünglichen  präpositionen  aus  einem  der  damals  vor- 
handenen elf  consonanten  (ges.  6)  und  einem  der  damals  voi^ 
handenen  drei  vocale  a,  i,  u  (gos.  5)  bestanden  haben,  sondern 
ea  würden  auch  die  33  möglichen  Verbindungen  dieser  arl  mit 
nur  wenigen,  namentlich  dem  vocale  u  angehörigen  ausnahmen 
als  ui-sprüngliche  präpositionen  bestanden  haben,  und  alle 
'  übrigen  ächten  präpositionan  aus  jenen  urpräpositioncn  zu- 
';  aammengesetzt  sein.  So  würden  wir  denn  zu  dem  immerhin 
'hypothetischen  satze  gelangen: 

13)  »Jede  ächte  präposition  ist  aus  so  vielen  urpräpositioncn 
'  zusammengeselzl  als  sie  consonanten  enthält,  und  die  vocalisch 
anlautenden  enthalten  ausserdem  den  deutestamm  a.* 


568  H.  Grassmann, 

Doch  ist  hier  zunächst  einem  missverständnisse  vorzubeugen, 
welches  sich  auf  die  schon  in  ges.  1  erwähnten  analogiebil- 
dungen  bezieht.  So  z.  b.  ist  lat.  stib-ter  offenbar  durch  an- 
fugung  von  ter  an  die  präposition  sub  entstanden.  Aber  ter 
ist  hier  nicht  als  präposition  zu  fassen,  die  mit  jener  zusammen- 
gesetzt ist,  sondern  die  bildung  ist  auf  lateinischem  gebiet  nach 
der  analogic  von  inter  vollzogen.  Dies  inter  ist  das  sk.  aniar, 
zend  antare,  ursprünglich  wohl  af^-^a-ri  und  ist,  wie  unten  ge- 
zeigt wird,  aus  der  indogermanischen  präposition  ana  zunächst 
durch  anfugung  von  fa  und  dann  durch  anfugung  von  ri  an 
anta  entstanden.  Aber  in  stA-ter,  prae-ter  und  dem  unächten 
prop-ter  ist  ter  wie  ein  suflix  behandelt.  So  ist  auch  das  viel- 
fach angehängte  s  in  einigen  formen  wie  nQog,  ivg  sk.  nt-s  als 
aus  sa,  gr.  as  gekürzt  zu  betrachten,  in  vielen  andern  fidlen 
ist  es  nur  ein  nach  analogie  und  fast  bedeutungslos  angehängtes 
element  zu  betrachten,  wie  in  lat.  ab-s,  gr.  i^  (ix-g),  sk.  punhSf 
tirchs.  Es  bedarf  kaum  einer  erwähnung,  dass,  wo  ein  con- 
sonant  unorganisch  hinzugefügt  ist,  ^vie  s  im  lat.  sub^  supetf 
oder  ein  consonant  ausgefallen  ist  wie  im  sk.  a,  lat.  v^  (=  vehe) 
nur  eine  scheinbare  ausnähme  von  dem  gesetze  stattfindet 
Wenn  man  nun  nach  diesem  gesetze  zum  theil  zu  präpositionen 
gelangt,  welche  aus  drei  oder  vier  urpräpositionen  zusammen- 
gesetzt sind,  so  darf  man  daran  keinen  anstoss  nehmen,  da  sich 
solche  Zusammensetzungen  aus  schon  fertig  gebildeten,  sogar 
zweisilbigen  präpositionen  in  den  verschiedensten  sprachen 
unseres  stammes  stets  aufs  neue  vollziehen,  nicht  nur  indem 
zwei  bis  drei  richtungswörter  zugleich  zu  einem  verb  gefügt 
werden,  z.  b.  abhi-ud-^  zu  i  in  ahhyudetya  (AV.  15,  11,  2),  gr. 
vn€X7TQo0^i(o,  sondern  auch  neue  präpositionen  in  der  art  ent- 
stehen wie  franz.  devant  =  de  ab  ante,  engl,  up-^m,  ahd.  fona, 
nhd.  von  =  af-ana  nach  Grimm.  Bei  den  ausserordentlich 
einfachen  formen  der  urpräpositionen  musste  sich  deren  Zu- 
sammensetzung um  so  leichter  vollziehen. 

§  2.   Die  präpositionselemente. 

Es  sollen  die  präpositionselemente  hier  nach  ihren  con- 
sonanten  geordnet  aufgestellt  und  ihre  Verwendung  angegeben 
werden.    Auf  ihre  bedeutung  wird  erst  §  3  eingehen. 

1)  ha,  gotisch  mit  unregelmässiger  Verschiebung  ga;  die 
regelmässige  vei-schiebung  ha  findet  sich  nur  dreimal  (im  alt- 


tlTspning  der  pr&posiLionen  im  Indogennanischen. 


569 


hochdeutschen).  Ferner  erscheint  es  als  erstes  eleineiit  in  gr. 
tia-tä,  m  lat.  co-m,  als  angefügtes  oleiuent  üi  goL.  t/uth-h  (ahd, 
dura-h),  und  ags.  nca-h  (nach).  —  Vergl.  pi-on.  kd. 

2)  ki,  vielleicht  in  ^x  was  aus  *a-ki  zu  deulen  sein  wird, 
wie  iv  aus  'a-tii.  —  Vergl,  pron.  ki  (kis  kirn). 

3)  ta,  als  erstes  glied  in  zd.  ta-ras,  aitpers.  ta-ra,  als 
zweites  in  xa-vä,  ft£-tä,  gol.  an-da,  zend  an-ta-re,  ags.  vi-dk, 
vi-dha^,  ni-d}ie-,  ni-d}ie-r,  altn.  un-d  (unter).  —  Vergl.  pron.  td. 

4)  (t,  mit  dem  deutestaium  a  in  sk.  d-ti,  als  erstes  eJement 
rin  sk.  H-räs,  got.  thai-r-h,  als  zweites  in  sk.  dn-ti,  prii-ti,  zend 
^i-H,  als  drittes  in  lal.  po-s-ti,  po-s-t,  im  ags.  fo-r-dfi, 

5)  (m,  in  ags.  thunr-h,  ahd.  dti-ra-h.    Vergl.  sk.  bindeworl  tu. 
G)  da,  lil.  da  (in  da-btSti),   ir.  de,  <{i,    lat.  ifc,    dazu   die 

griechische  postpos.  ät,  in  ohövöi  u.  s.  w.;  hierher  auch  alts. 
fc,  ahd,  «»,  ee,  zi.  —  Vergl.  das  griechische  bindewort  6i. 

7)  di.   Es  erscheint  als  erstes  element  in  <J*-ö,  in  lat.  dis. 

8)  d«,  ir.  rftt,  (/o,  sl.  do,  got.  du  (unverschoben),  alts.  tö, 
ahd.  fuo,  nhd.  eu.    Mit  dem  deuteslamni  »,  sk.  tuj  (s.  o.). 

9)  dha  als  lokalsuffix  in  5«,  i>s,  i)sv,  mit  dem  deuteslamm 
bildet  es  neben  dem  bindewort  sk.  ddka  das  lokaladverb  sk. 
adhä-s  (unten),  das  auch  als  unäcfatc  praposition  vorkonunt. 
Als  zweites  element  erscheint  es  im  lat.  ea-do,  und  mit  Um- 
wandlung des  d/(  in  A  im  lat.  re-Äe,  vielleicht  in  pra-c  aus 
*pr(^■he.  Hierher  scheinen  auch  die  slavischen  anhänge  da,  gU 
in  na-dU,  ni-zä  u.  s.  w.  zu  gehören. 

10)  dhi  in  sk.  ddhi,  ferner  als  zweiles  element  in  lat.  in-di, 
re^i),  pro-d  u.  s.  w.    Zu  vergl.  das  lokalsuffix  tfi. 

11)  MO,  sl.  na,  mit  dem  deuteslamm  in  zend  arm,  gr. 
öva.  —  Vergl.  die  negation  nd  und  das  negircnde  zend  ana-, 
ävfa);  und  das  prononien  sk.  ana. 

12)  ni,  sk.  n{,  mit  dem  deulestanmi  in  ivi;  als  erstes 
element  in  ap.  nide-,  alts.  ni^-r. 

13)  nu,  lit.  KU  (>ab,  herab,  niedere,  aucli  die  Vollendung 
ausdrückend),  mit  dem  dcutestamm  a  in  .sk.  ä-nu.  —  Vergl.  die 
adverbialpartikel  nü. 

14)  p«,  lit.  pa,  lat.  |w  in  pö-sittim,  und  mil  o  sk.  <ii»« 
n.  s.  w.;  femer  als  erstes  element  in  zend  para,  in  sk.  pari,  in 
lat.  po-s,  po-s-ti,  posf,  UTid  zu  2>  gekürzt  in  p-rä,  liL  sl,  p-ri. 

15)  i»»  mit  o  in  sk.  dp*.  Das  sk-  pi-  und  die  Ut.  post- 
poRition  pi  scheinen  aus  api  gekürzt. 


570  H.  Grassmann, 

16)  pu  mit  deutestamm  nach  obigem  in  sk.  upa,  als  erstes 
Clement  in  sk.  pu^d-s,  got.  fau^a,  ahd.  fu-ri. 

17)  bhi,  got.  bi,  mit  a  in  sk.  dbhi,  als  zweites  element 
in  äfji^L  —  Vergl.  die  casus  vertretenden  anhänge  q>$,  q^v. 

18)  ma  in  zend  ma-^,  gr.  ^s-ta  (falls  dies  nicht  za  mi  ge- 
hört), als  zweites  element  in  sk.  sarm,  lat.  ca-m,  gr.  criJ-v,  Jv-y, 
in  got.  fra-m.  —  Vergl.  pron.  ww. 

19)  %ni  in  got.  wi-Öt,  als  angefügtes  element  in  ir.  fatr-m^ 
tre-miy  lat.  tra^n-s  für  ^a-t>>-5  (gebildet  wie  got.  /ro-wti-«). 

20)  ra,  lat.  r^,  mit  a  in  lat.  ar,  als  zweites  element  in 
zend  pcMf-a,  sk.  i>-ra,  pw-rei-s,  altpers.  ta-ra,  sk.  ü-rd^s,  goL 
fl/o-r,  als  drittes  in  zend  an-tchre,  ags.  nidh-<sr,  vidh-er,  altn. 
6wrfr,  got.  aft-ra. 

21)  ri  als  zweites  element  in  sk.  pd-ri,  upd-H,  in  ahd. 
/ii-ri,  in  lit.  jp-n.    Hierher  oder  zu  20  osk.  antf-r.    Vergl.  i-QS'. 

22)  va  mit  a  in  d-va,  als  erstes  element  in  lat.  pe-he^  == 
t7e-.  Vergl.  die  partikel  sk.  va  =  iva  und  das  bindewort  sk. 
va,  lat.  -rc. 

23)  vi,  sk.  in^  mit  a  in  zend  avi,  als  erstes  element  in  ags. 
vi-dh,  virdher. 

24)  sa,  sk.  5a-,  als  erstes  element  in  sk.  sdm,  als  zweites 
in  sk.  ni-Sy  gr.  nqo-c,  iv-g.  —  Vergl.  pron.  sd  und   das  lokal- 

SUfflX   'CS. 

25)  s  zweifelhaft  ob  sa  oder  si  mit  deutestamm  in  ahd.  ar, 
er,  ir,  als  letztes  element  in  sk.  purd-s,  tvrd-s,  du-s-,  gr.  ^5,  lat 
di'S,  pO'S,  äb-s,  tran-s.  —  Vergl.  -as  des  gen. 

26)  SU,  sk.  SU-,  mit  deutestamm  in  got.  i^,  hd.  ur,  ok 
erstes  element  in  av-v. 

§  3.    Die  ächten  präpositionen  nach  ihrem  ersten  consonanten 
geordnet  und  nach  ihrer  bedeutung  dargestellt. 

Die  bedeutungen  der  achten  präpositionen  sollen  hier  nur 
in  umrissen  gezeichnet  und  besonders  die  ursprüngliche,  sinn- 
liche bedeutung,  die  sie  als  richtungswörter  des  verbum  haben, 
hervorgehoben  werden.  Vergl.  Pott  präpositionen  (als  erster 
theil  seiner  etymologischen  forschungen,  aufl.  2). 

k. 
\)  ka,  got.  ga  »zusammen,  mit«  z.  b.  ga-^-innan  »zusammen- 
laufen, zusammen  kommen«,  gorskcdki  »mitknecht«.  Da- 
gegen das  griechische   xa  in  xa-vd^atg  bei  Hesiod,  «tf* 


Urq>rung  der  prApositionen  (m  iDdogermaniflchm. 


571 


paiyt»  bei  Älktnan  ist,  wie  die  bedeutung  zeigt,  ans  xaca, 
KOT  verkürzt.  Daraus  entspringt  vermittelst  der  in  §  2  ver- 
zeiclineten  elemenie. 

a,  mit  3:  »a-rä  (abwärts  gellende  bewegunp,  daher  ah- 
fllract  Schädigung,  Vernichtung); 

b.  mit  18:  lat.  co-tn  {zusammen,  mit). 

2)  a-ki,  gr,  ix  (aus,  heraus). 
Daraus 

a.  mit  25  ohne  bedeutungsänderung :  ^|,  lat.  ex. 

3)  itu-nt,  gr.  Ivc,  wo  J  aus  älterem  x  entsprungen  scheint, 

1)  Aus  den  elemcnten  ta,  ti,  tu  bildet  sich 

a.  durch  20:  altpers.  ta-ra,  ir.  tar,  und  weiter  durch  an- 
füguDg  von  35:  zend  tara-s,  sk.  tird-s  und  durch  anfügung  von 
19:  ir.  tre-mi,  tair-m  und  aus  diesem  wieder  durch  anfügung 
von  25 :  tat,  tran-s  (also  als  tram-s  zu  fassen),  cambriscli  (rw-s, 
<n>-s,  was  wohl  als  trams  7m  deuten  ist.  Endlich  bildet  sich 
laus  *t%ra,  tura  durch  1 :  got.  thair-h,  ahd.  dura-h,  nhd.  dur-ch. 
Alle  diese  formen  haben  die  bedeutung  des  durchsclircitens  und 
zwar  besonders  in  dem  sinne:  eine  lange  erstreckung  quer 
durchschneidend. 

2)  a-H,  sk,  dti  »über  einen  gegenständ  (einen  punkt) 
hinaus«.  Daran  schliesst  sich  treffend  das  gr.  adverb  ti»  »über 
^nen  Zeitpunkt  hinaus«,  sowie  das  lal.  bindeworte/  (ursprüng- 
lich »überdies«).  Dagegen  hat  die  iri-sche  ächte  präposition 
aUh,  gallisch  nie  die  bedeutung  »wieder,  zurück«  angenommen, 
weiche  auch  das  got.  id,  ags.  ed  zeigt,  während  das  got.  binde- 
wort  Üh  (mit  regelcechter  Verschiebung)  die  bedeutung  »aber« 
angenommen  hat, 

d. 

1)  da  erscheint  in  zwei  verschiedenen  bedeutungen,  nämlich 
erstens  in  der  bedeutung  der  richtung  wohin  lit.  da  in  da-böH 
»auf  etwas  achten,  aufmerken«,  entsprechend  der  postposition 
ie  ßv3f  dSftovde),  ferner  in  den  nur  mit  casus  verbundenen 
alts.  ie,  ahd.  sa,  ze,  si  (»zu«),  und  zweitens  in  der  bedeutung 
der  herabgehenden  bewegung  und  daran  sich  anschliessend  in 
der  bedeutung  der  bewegung  von  dem  gegenstände  hinweg  zu 
dem  Subjekte  hin  lat.  de,  ir.  de,  (H  (auch  ri»,  iW)  »von«. 

2)  di.     Daraus  bildet  sich 


572  H-  Grassmann, 

a.  i&d  (hindurchdringende  bewegung  und  weiter  zer- 
trennung,  sonderung).  Die  erklärung  des  o  ist  schwierig;  das 
wahrscheinlichste  ist  mir,  dass  a  auch  hier  der  demonstrativ- 
stamm  ist,  der  hier  aber  ausnahmsweise  hinter  das  präpositions- 
element  gesetzt  ist,  wie  wir  z.  b.  im  deutschen  her-um  und 
um-her  bilden. 

b.  mit  25.  lat.  di-s,  got.  dis  (ohne  Verschiebung),  ahd,  jnr 
mit  vocalwechsel  zar,  0er,  nhd.  zer.  Der  begriff  der  trennung, 
des  auseinandergehens  tritt  überall  deutlich  hervor.  Die  ab- 
leilung  aus  dva,  dvi  (zwei)  ist  ebenso  wie  bei  sk.  vi  verfehlt 
Sie  widerspricht  nicht  nur  den  gesetzen  der  präposiüonsbil- 
dung,  sondern  auch  der  sonst  hervortretenden  Umwandlung  des 
dvi.  Dies  verliert  im  sanskrit  nie  sein  d,  im  lat.  wird  es  M,  im 
gothischen  tvi.  Ja  es  tritt  hier  tvis  als  unächtes  richtungswort 
in  tvisstandan  (sich  von  jemand  trennen)  tvisstass  Zwiespalt 
hervor.  Vielmehr  ist  dva  selbst  wahrscheinlich  aus  dem  rich- 
tungswort du  entstanden. 

3)  du,  got.  du  (ohne  Verschiebung),  ags.  tö,  ahd.  guo,  nhd. 
zu  in  der  bedeutung  der  richtung  zu  jemand,  auf  etwas  hin 
mit  der  nebenbedeutung  des  zugehörens;  ir.  du,  do  (zu),  sl.  do 
(>hinzu<  z.  b.  hinzu-fugen,  »zu  endec).  Aus  dem  begriffe  des 
zugehörens  scheint  sich  der  begriff  der  zweizahl  (dva)  ergeben 
zu  haben,  wie  aus  dem  begriff  des  zusammenkommens  der  der 
einzahl  (sem-el,  siin^lex  u.  s.  w.^.  Ebenso  ist  der  begriff  für 
»beide«  aus  richtungswörtern  in  der  bedeutung  »um,  zu  beiden 
Seiten«  entstanden,  got.  lai  aus  hi,  gr.  aiiif(a  aus  äiAifL 

Hieraus 

a.  durch  25:  sk.  du-s-,  gr.  dvQ-y  got.  tuz-,  altn.  tor-,  ir.  rf«-, 
was  wohl  aus  dus  verstünimelt  ist,  alle  in  der  bedeutung  des 
schlimmen  oder  schwer  zu  vollbringenden. 

4)  a-da,  lat.  ad  (zu,  hinzu,  herbei,  an)  =  got.  at,  ahd.  fl^- 

5)  ordu,  sk.  wd,  über  dessen  cntstehung  §  1,  9  zu  ver- 
gleichen ist,  mit  der  bedeutung  der  bewegung  nach  oben,  oder 
aus  dem  Innern  heraus,  got.  ut,  ahd.  uz,  nhd.  aus  (diese  nur 
in  der  letztgenannten  bedeutung). 

dh. 
1)  sk.  d-^hi  (oben  auf,  auf  hinauf). 

w. 
1)  na,  sl.  wa  (an,  an  sich  heran).    Daraus 
a.  mit  1:  ags.  n^a-hj  hd.  na-ch. 


UF^ung  dw  p 


lonen  im  indbgermaniEchüu 


I         b.  mit  9 :  sl.  «o-dß  (über,  auf  hinüber). 
I         2)  ana,  zd,  ana,  präp,  mit  dem  acc.  »anf*,  dt-a  (bewegung 
Inach  oben,  dalior  Öffnung,  erneueriing,  zurückbewegung),  sk. 
Kzd.  ä  (an,  hinan,  heran,    bewegung  in  die  unmiilelbarc  nähe 

■  des  gegenständes  oder  Subjektes),  gol.  ana  =  hd.  an.    Hierher 
■'gehört  auch  ailsl,  q,  n,  vS  (Joh.  Schmidt  vocalismus  177). 

B         Hieraus 

I         a,  mit  3;  an-ia,  gol.  anda-,  hd.  o«(-  (entgegenstehend,  ent- 

■isprcchend,  erwidernd),  daraus  weiter  durch  20:  zd.  anta-re,  sk. 

manta-r  (im  innern),  tat.  inter  (im  innern,  zwischen),  got.  mida-r  = 

I  shd.  unfa-r  =  nhd.  unter,  in  dieser  bedeutung  auch  ohne  den 

■letzten  anhang  allu.  unä  (unter).    Der  vocalwechsel  im  anlaut 

Vdes  lat.  und  germ.  ist  wie  in  no.  3. 

I  b.  mit  4:  sk.dnli  (vor  äugen,  in  der  nälie)  ist  zum  adverb 

■geworden,   ncr»  (entgegen,   gegenüber,    daher   gegenseitige  ein- 

■  Wirkung,  Vergeltung),  lat.  anfc  (vor,  ursprünglich  »dem  angesicht 
gegenüber«),  gol.  and  (entgegen,  gegenüber,  ent-,  ant-),  ahd.  ent,  int 
{selten  ant),  nhd.  ent.    Der  Übergang  in  das  bindcworl  mit  der 

■  bedeutung  »und«  findet  im  ags.  and,  dem  ahd.  nnti  mit  mannich- 
Jhchßm  vocalwechsel,  dem  nhd.  und  statL 

Aus  anli  weiter  mit  20:  altn.  cnd-r  (wider,  entgegen). 

c.  mit  17:  äfi-fl  (um,  rings  um,  auf  beiden  selten)  ^  lat. 
ünibi,  amb;  ahd.  ttmbi,  umbc  =-  nhd.  um.  Aus  dem  italischen 
jwi/t  ist  weiter  gebildet  durch  20;  osk.  amfr  in  amfr-ct  = 
OmlnutU,  und  auch  im  lat.  ainfr-actus  scheint  diese  Weiterbildung 
ttithalt«]. 

3)  ana-,  zd.  ana-,  an-,  a-,  sk.  an-,  a-,  gr.  dva-,  dt--,  ä-,  osk., 
it.  an-,  lat.  in-,  germ.  ««-,  überall  verneinend.  Die  form  ohne 
inlautendes  «,  was  auch  hier  als  demonstrativstamm  (wegen 
3er  beziehung  auf  den  gegenständ)  zu  deuten  ist,  bildet  die 
legirende  partikel. 

4)  Ml,  sk,  nC  (nieder,  herab,  zurück).  Gegen  die  entstehung 
t  *ani  durch  abweichung  des  a  zeugt  die  bedeutung  von  ni 

Ind  nocli  entschiedener  die  form  und  bedeutung  der  hieraus 
mtsprossenen  germanischen  blldungen.     Hieraus 

a.  mit  3:  ags.  m-dJie-,  nidk-  (nieder),  davon  weiter  mit 
10:  ags.  nidhe-r  =  &M.nida-r  (vergl.  nida-na)  —  nlid.  nieder. 

b.  mit  9:  sl,  ni-z^  (nieder). 

c.  mit  24:  sk.  ni-8  (heraus),  ^^^^^^^^^^^^^^^m 
zaiMhtin  tue  m,  *'!^^^^^^^^^^^^^^^^^| 


574  ^*  Grassmann, 

5)  ani,  gr.  ivi^  etvlj  iv^  siv,  osk.  en,  lat.,  genn.  m  (in, 
ein).    Daraus 

a.  mit  9:  lat.  endo  (später  indü)  bedeulung  wie  bei  m. 

b.  mit  10:  lat.  indi-  (indi^ena),  got.  inn  =  dän.  tfidt  (ein, 
hinein). 

c.  mit  24:  ivq^  eiq, 

P- 
1)  2>^>   lit.  j)a  (die  handlung  als  einmalige   bezeichnend, 
auch  verkleinernd,  oft  dem  deutschen  bc-  entsprechend),  lat  po 
in  pö-süum.    Daraus 

a.  mit  4:   altpers.  pa-ti,    zd.  pai-ti,   gr.  novi,  mit  prA4i 
TTQO'ti  gleichbedeutend. 

b.  mit  20:  zd.  pa-ra  =  sk.  t^ra  (fort,  weg),  uagd  (neben, 
neben  hin,  vorbei,  auch  in  dem  sinne  der  Umgestaltung),  lat 
por  (nach  vorne  hin),  lit.  2>^^  (herab,  zurück,  heim),  ahd.  far. 
Daraus  weiter  durch  4:  ags.  fordh  (vor,  vorwärts). 

c.  mit  20  unter  elision  sk.  p^'ä,  nqo^  lat.  pro,  pro,  alle  in 
der  bedeutung  »vor,  hervor,  vorwärts«,  got.  fra  (ver-  s.  o.); 
daraus  weiter  durch  18:  got.  fra-ni-  (weiter,  vor),  ags.  fra-m 
(fort,  weg);  ferner  mit  4:  sk.  i>räti  (herbei,  entgegen,  zurück, 
entsprechend,  gleichkommend),  gr.  n^ori  =  ngog;  ferner  mit 
9:  lat.  2^^'^'(^  aus  pra-he;  ferner  mit  24:  nQo-g  (zu,  hinzu, 
heran). 

d.  mit  21:  sk.  ^a-ri  (ursprünglich  die  räumliche  Umgebung 
bezeichnend,  mit  nomen  auch  Steigerung  ausdrückend)  =  mf^h 
lat.  per  =  lit.  pir  (durch,  hindurch,  vorüber,  mit  nomen  Steige- 
rung ausdrückend),  got.  fair  (ursprünglich  »umher«,  dann  aber 
auch  die  richlung  zum  subjecte  »er«  oder  zum  objecte  hin  »ver«)» 
ahd.  fir  (aber  auch  mit  vocalwechsel  far,  fer)  =  nhd.  ^ 
(richlung  vom  subjecte  weg,  Veränderung,  Verschlimmerung). 

e.  mit  21  unter  elision:  lit.  pri  (»hinzu,  zu  ende«,  auch 
wie  »6ß«  transitiv  machend),  sl.  pH  (an,  heran). 

f.  mit  25 :  lit.  pa-s  mit  acc.  (an,  bei,  nahe  bei).  Im  ''*• 
paS'kiiiy  lat.  pos  =  pos-t  =  pos-ti,  sk.  pag-cd,  tritt  j)as  in  der 
bedeutung  »hinter,  nach«  auf.  Aus  ihm  ist  2>^'^i  durch  das 
elcmcnt  4  gebildet. 

2)  pu.    Daraus 


Ursprung  der  präpositionen  im  Indogermanischen.  575 

a.  mit  20:  jpw-ra,  got.  faura  (vor,  vorher),  faur  (vor,  voran, 
vorüber,  ver),  ahd.  fora  =  nhd.  vor.  Hieraus  wieder  durch 
25:  sk.  pwrä-s  (vor,  vorne). 

b.  mit  21:  pur^y  ahd.  fti/ri  =  altn.  fyri  =  nhd.  für. 

3)  apa,  sk.  rfpa,  cttto,  lat.  ah,  got.  a/*,  ahd.  a6a,  ah,  nhd. 
ab,  sämmtlich  mit  der  bedeutung  der  abtrennung  oder  ent- 
fernung  von  dem  gegenstände.    Daraus 

a.  mit  3:  got.  af-ta,  ags.  eft  (zurück,  wieder)  und  daraus 
weiter  mit  20:  got.  aft^a  (zurück,  wieder),  ahd.  aflar  (zu- 
rück, nach). 

b.  mit  20:  aporra,  got.  afa-r  (nach,  hinter  einem  andern 
her),  altn.  afar-  (überaus,  sehr).  Im  hoclid.  ist  aber  adverb 
(=  wieder)  und  bindewort. 

c.  mit  25:  lat.  ah-s  =  ah. 

4)  api,  sk.  dpi  (die  unmittelbare  nähe  des  gegenständes 
bezeichnend,  oft  mit  dem  nebenbegriff  des  liinzugehörens  oder 
daraufseins),  ini  (bewegung  bis  an  die  vordere  oder  obere 
granzfläche  des  gegenständes,  »an,  heran,  auf,  hinauf«),  lit.  api, 
ap  (»be-«,  besonders  in  dem  sinne  des  bedeckens  oder  um- 
fangens)  =  altpr.  ap,  ep;  osk.  op  mit  abl.  (»bei«  vergl.  lat. 
apud),  got.  if  liegt  in  if-tunia  (der  unmittelbar  folgende),  wie  af 
in  af'tunia  zu  gründe. 

5)  ux^a,  sk.  üpa,  (herzu,  hinzu,  herbei),  vno  (»unter«,  be- 
wegung unter  etwas  hin  oder  von  unten  aus  empor,  auch  mit 
dem  nebenbegriff  des  Unterliegens,  des  unvermerkten,  mit  adjek- 
tiven  »beinahe«)  =  lat.  sub  mit  unorganischem  s  wie  in  super, 
got.  uf  (unter,  von  unten  auf,  empor),  ahd.  öba,  obe  (auf,  über). 
Daraus 

a.  mit  21:  upa-ri,  zd.  upairi,  sk.  updri,  dies  letzte  nur  als 
adverb  »oben«  und  als  präposition  mit  acc.  und  gen.  »über  — 
hinaus«,  vtiSq  (»drüber  weg,  drüber  hinc,  auch  mit  dem  neben- 
begriff des  beschützens  oder  Übertreffens)  =  lat.  super  =  got. 
ufar  =  ahd.  ubar  =  nhd.  über, 

hh. 

1)  bhi,  got.  bi  (»um,  herum,  an,  be-«),  ahd.  bi  =  nhd. 
be,  bei, 

2)  abhi,  sk.  abhi  (zu  jemand  hin,  gesiebt  gegen  gesiebt 
gekehrt,  zu  etwas  hin,  um  es  zu  erlangen,  entgegen)  =  lat.  ob. 

38* 


576  H.  Grassmann, 

1)  ma,  mi.    Daraus 

a.  mit  3:  nm-ta,  mi-ia,  zd.  ina-t,  gr.  fu-Tcc  (gemeinschaft, 
Übergang  von  einem  ort  oder  zustand  in  den  andern,  umkehr, 
Verfolgung  einer  sache,  um  sie  zu  erlangen),  goL  mith  (»mit, 
zugleich  mit  andern«,  aber  auch  mith-qithan  »widerstreiten«), 
lid.  mit 

r. 

\)  ra,  lat.  re  zurück.  Daraus  ohne  Veränderung  der  bo- 
deutung 

a.  mit  10:  lat.  re-di,  red, 

2)  a-ra,  lat.  ar  in  der  bedeutung  des  ad;  das  gr.  ä^a  ist 
bindewort. 

3)  a-ri,  gr.  ägi-,  t^i-  (sehr).  Hierher  könnte  Ir.  air  (ar, 
er,  ir)  »an,  bei«  gehören,  welches  als  nominalpräfix  die  be- 
deutung »sehr«  hat.  Doch  könnte  es  auch  nach  Ebcl  und  Win- 
disch (Beitr.  8,  12)  äu  sk.  pdri  gehören. 

V. 

1)  va.    Daraus 

a.  mit  9,  10  unter  Verwandlung  dos  dh  in  7*:  lat.  rehe-f  rc- 
(s.  0.).  Es  scheint  mit  dem  sk.  mhi-s  oder  hahis  »aussen  be- 
findlich« in  Verbindung  zu  stehen. 

2)  vi,  sk.  m  (auseinander,  nach  verschiedenen  richtungen). 
Die  vielfach  angenommene  entstehung  aus  dem  zahlwort  dvi 
wird  durch  die  daraus  entsprungenen  formen  widerlegt,  nämlich 

a.  mit  3:  ags.  vidh  (wider,  zurück)  als  präposition  »mit« 
und  hieraus  weiter  durch  20:  got.  vith-ra,  ags.  vidhe-r,  alid. 
widorr,  nhd.  ivider,  überall  mit  der  bedeutung  »wider,  gegen«. 

3)  ava,  sk.  ava  »ab,  herab«,  vergleiche  die  bedeutung  von 
dpa.  Ob  es  im  griechischen  repräsentirt  ist,  ist  sehr  zweifel- 
haft, am  meisten  Wahrscheinlichkeit  hat  noch  das  von  Potl 
hierhergezogene  dfAOQypvfjn,  verglichen  mit  sk.  avaniarjana  (das 
abgewischte,  abgestreifte) ;  im  lateinischen  scheint  au  in  au-fero 
u.  s.  w.  hierher  zu  gehören ;  denn  dva  ist  nur  eine  umwandlungs- 
form  von  d2)a  mit  nahe  gleicher  bedeutung.  —  Vergl.  pron.  avd, 

4)  avi,  zd.  am  (an,  ab,  er-,  zer-).  Vielleicht  gehört  hier- 
her got.  avi'liud  gnade  (ursprünglich  erlass?) 

s. 
1)  sa-,  sk.  sa-,  gr. «-,  J-,  ä  (zusammen;  vereinigt,  einmal). 


UrepiTing  der  prfiposilioueii  im  Indogernianiachen. 


677 


2)  sa  als  richluiigswort  des  verbs,  lat.  sS  in  sS-pelire  (go(. 
ttsfiUian),  sö  m  sö-lütum.  sc,  so-,  alle  in  der  bedculuug  der 
trennung. 

Aus  I  ist  weiter  gebildeL 

a.  durch  elcinent  18:  got.  sanui-  =  ö/to-  (gleic)i),  sk.  sdm 
(mit  zusammen,  üugleicli)  =  altpr,  sen,  lit,  sk,  cor  nomen 
auch  in  der  form  san-  (san-dora  eintracht),  sq-  (sii-naris  glied), 
oltsl.  sq,  SU,  sü,  alle  in  der  bedcutung  »zusammen,  mit«. 

3)  SU-,  sk.  Sit-,  gr.  iv-,  tv-,  ir.  stt-,  so-,  alle  in  gleicher  be- 
deutung  (schön,  gut,  leicht  zu  vollbringen).  Das  gr,  i  macht 
Schwierigkeit;  am  wahrscheinlichsten  ist  es  mir,  dass  c  hier  ein 
lautlicher  Vorschlag  isl,  wie  er  sich  häufig  vor  dem  verschwinden- 
den v  zeigt,  man  iiann  das  neugriechische  »Vi'  =  av  vergleichen. 
Hieraus 

a.  mit  18:  gr.  av-f  (zusammen,  mit). 

4)  a-si,  al(d.  ir,  er,  nhd,  er,  aber  ahd.  aucji  ar  (wie  aus 
OS  entsprungen). 

5)  a-sn,  gol,  ms  (heraus),  hd.  ur-  (den  Ursprung  be- 
zeichnend). 

§  4.    Rückblick  auf  die  ledeulung  der  präpositionseiemenle 
und  einzelner  präpositionsrcihen. 
Bei  den  vielfachen  bedentungsübergängen,  welche  die  ächten 
Präpositionen  uns  vor  äugen  legen,  ist  es  schwierig,  die  bcdeu- 
lung  der  einzelnen  elemenle  sicher  festzuslellen,  und  man  muss 
sich  begnügen,  sie  in  sehr  allgemeinen  zügen  zu  skizziren. 

Es  zeigte  sich,  dass  die  präimsitionselemente,  wo  sie  selb- 
ständig auftreten,  im  allgemeinen  und  ursprunglich  nicht  die 
'Beziehung  auf  einen  bestimmten  gegenständ  liaben,  sondern 
«ntwedor  den  begriff  des  Zusammenseins,  der  Übereinstimmung 
{ka,  sa,  SU  für  sich  oder  mit  m)>  oder  den  des  auseinander- 
gehens,  der  trennung  (vif  di^s,  diä),  oder  den  der  richtung, 
namentlich  den  der  herabgehenden  (lat.  de,  sk.  tw,  lit.  nu),  oder 
^er  nach  einer  gemeinschafl  strebenden  (got.  du),  oder  den  der 
rückgängigen  bewegung  (lal.  re)  darstellen.  Nur  bei  sl,  na,  lit.  jxi, 
got.  bi  tritt  die  geschilderte  beziehung  in  den  liinlergmnd.  Die  be- 
liehung  auf  einen  bestinmiten  gegenständ  kommt  der  regel  nacli 
,  durch  den  deuteslamm  a  hinzu.  Als  angefügtes  eleraent 
lat  ti  vorzugsweise  den  begriff  des  gegenüberstehens,  sa,  s  den 
pr  bewegmig  nach  einem  ziele  hin,  bhi  den  der  Umgebung,  ra, 
T  fortschreitenden  bewegung,  wie  er  besonders  m  j 


578  H*  Grassmann, 

pra,  pari,  pri,  ptira  hervortritt,  indem  sich  der  begrilBf  des  vor- 
wärts, vorne  besonders  in  pra,  pura,  der  des  vorüber  in  para, 
der  des  herum  oder  hindurch  in  pari,  der  zielenden  bewegung 
in  pri  darstellt.  Bisweilen  sind  die  an  den  schluss  gefägten 
elemente  wie  s  in  abs,  c J,  tirds,  purds,  wie  di  in  itidi,  red,  prod, 
sBd  zu  bedeutungslosen,  fast  rein  phonetischen  dementen  herab- 
gesunken. 

Eigenthümlich  ist  der  bedeutungszusammenhang  zwischen 
gewissen  reihen  der  präpositionen.    So  z.  b.  zeigen  die  p,  hh, 
t;-reihen  einen  klaren  Zusammenhang,   der  besonders  in  ihren 
Verbindungen   mit  dem  dcutestamm  a,  also  in  dpa  und  dtn, 
dpi  und  abhi,  üpa  zu  tage  tritt.    Diese  drücken  im  allgemeinen 
die  bcwegungen  in  bezug  auf  einen  gegenständ  aus,  der  ent- 
weder punktförmig,    oder   aufgerichtet   in    der   ebene   steh^ 
gedacht  wird,  so  dass  im  letztern  falle  seine  obere,  untere  und 
vordere  gränzfläche  unterschieden  wird.    So  bezeichnen  dpa  und 
dva  die  bewegung  von  dem  punktförmig  gedachten  gegenstände 
oder  von  seiner  oberen  grunze  her  (ab,  herab),  dpi  (ini)  und 
ahhi  die   bewegung   nach  seiner  vorderen,   ersteres  auch  nach 
seiner  oberen  gränze  hin,  üpa  (vno,  sub,  uf)  die  bewegung  nach 
der  unteren  gränze  hin,  oder  von  ihr  her,  nur  dass  im  sanskrit 
dpi  und  abhi  sich  so  gctheilt  haben,  dass  d2n  mehr  die  ruhende 
beziehung,  abhi  die  bewegung  ausdrückt,   und  in  üpa  die  be- 
ziehung  zur  unteren  gränze  zurücktritt. 

Ferner  zeigt  sich  eine  höchst  auffallende  und  fast  durch- 
greifende begriffsverwandtschaft  zwischen  der  k-  und  5-reihe, 
wie  weit  auch  k  und  s  lautlich  von  einander  abstehen  mögen. 
So  bedeuten  gof.  ga  und  sk.  sa-  (d-,  6-,  ä)  »zusammenc,  lal. 
conh  und  sk.  sdm  »mite,  JtV  und  aiv  >mit«,  ferner  ix  und 
hochd.  er  (für  es)  »aus«.  Möglich  wäre  es  zwar,  dass  die  be- 
griflliche  Übereinstimmung  zwischen  den  grundelementen  ia,  sa 
eine  zufallige  wäre,  und  sich  beide  auf  entsprechende  weise  ent- 
wickelt hätten,  aber  sehr  viel  wahrscheinlicher  ist,  dass  eine 
historische  Vermittlung  zwischen  beiden  stattgefunden  hätte. 
Man  hat  diese  Vermittlung  in  dem  zusammengesetzten  laute  fe 
gesucht,  so  dass  z.  b.  älteres  *xt'v  durch  einmischung  des  s-lautes 
zu  Jrv  und  dies  durch  aufgeben  des  k  m  aiv  übergegangen 
sei  und  ebenso  ix  in  il^  und  denmächst  durch  aufgeben  des  l' 
in  das  im  böotischen  und  arkadischen  dafür  nachweisbare  k 
übergegangen  sei.    Allerdings  hat  diese  hypothese  ihre  grossen 


Ursprung  der  Präpositionen  im  Indogermanischen.  579 

Schwierigkeiten,  aber  ich  weiss  nichts  besseres  an   ihre  stelle 
zu  setzen. 

Schlussbemerkung. 
Es  ist  nach  der  obigen  darstellung  keinem  zweifei  unter- 
worfen, dass  die  ächten  präpositionen  (abgesehen  von  den  schon 
in  §  1,  1  erwähnten  analogiebildungen)  lange  vor  der  sprach- 
trennung,  ja  vor  der  casusbildung  entstanden  sind  und  in  ihren 
noch  deutlich  erkennbaren  elementen  in  die  früheste  sprach- 
periode  zurückgreifen.  Hiermit  steht  in  Übereinstimmung,  dass, 
wie  ich  in  meinem  aufsatze  über  casusbildung  (zeitschr.  12, 
241  flf.)  glaube  dargethan  zu  haben,  die  casus  mit  ausnähme 
des  nom.  (voc.)  und  acc.  durch  anfügung  von  richtungswörtem 
entstanden  sind,  so  der  genetiv  durch  anfügung  von  as  in  der 
bedeutung  des  Ursprungs  (vergl.  s-reihe  no.  4  und  5),  der  loc. 
durch  anfügung  von  in,  der  instr.  sing,  im  sanskrit  u.  s.  w. 
durch  anfügung  von  ana  (hier  mit  kausalem  nebenbegrifif),  der 
instr.  sing,  des  litauischen  u.  s.  w.,  so  wie  der  instr.  plur.  des 
sanskrit  u.  s.  w.  durch  anfügung  von  hhi  (im  plural  mit  dem 
pluralen  s)  entsprechend  dem  griechischen  -yi,  -yir,  wobei  das 
got.  bi  (mit  dat.)  die  kausale  bedeutung  »durch,  wegen,  gemäss« 
aufweist,  der  dat.  durch  anfügung  von  -abhi  oder  (mit  Umsetzung 
des  deutestanmies  a  wie  im  gr.  d$ä)  -bhja  (sk.  tü-bhya)  und  (mit 
anfügung  des  pluralen  s)  -bhjas  gebildet  sind.  Für  den  abl. 
sing,  ist  wohl  richtiger  ad  als  at  anzusetzen,  dem  aber  hier  die 
bedeutung  des  irischen  di,  de  (lat.  de)  beiwohnen  musste. 

Stettin,  den  31.  Januar  1877.  H.  Grassmann. 


Griech.  fa&t.  'sei'. 

Als  eins  der  sichersten  beispiele  dafür,  dass  im  griechischen 
mitunter  ein  lautwandel  von  s  in  $  vorkomme,  hat  bis  jetzt 
wohl  allgemein  der  imperativ  ta-^t  »sei«  von  würz,  ia-  gegolten. 
VergL  Legerlotz  zeitschr.  VIII,  121,  Curtius  verb.  d.  griech.  spr. 
I,  272.  Ich  bin  zu  der  Überzeugung  gekommen,  dass  diese  auf- 
£assung  von  dem  anlautenden  #-  in  ia-^t  eine  ganz  irrige  ist. 

Schon  allein  negativ  spricht  dagegen  folgender  umstand. 
Die  spräche  würde  diesen  ihr  sonst  fast  fremden  lautwandel 


580  H.  Osthoff, 

(so  etwas  vereinzeltes  wie  tnnog  aus  *ekü(hs  begründet  keine 
regel)  erst  recht  an  einer  grundform  *^<r-^#  zu  vollziehen  sich 
gehütet  haben,  deshalb,  weil  die  analogie  der  vielen,  fast  aller 
übrigen,  den  vocalischen  anlaut  i-  zeigenden  formen  der  wurzel 
ia-j  mit  anderen  Worten,  weil  der  »systemzwang«  sie  daran 
verhindert  hätte.  Sie  würde  dem  systemzwange  in  diesem  falle 
unzweifelhaft  um  so  eher  nachgegeben  haben,  weil  durch  her- 
slellung  der  form  Tcr-^«  aus  ♦^<r-^#  der  gewiss  nicht  erstrebte 
gleichklang  mit  dem  anderen  i<f'd^$  »wisse«,  nachdem  dieses 
das  digamma  verloren,  eintrat.  Das  Tcr-v^«  »seic  ist  vielmehr 
wohl  ohne  zweifei  richtiger  so  zu  erklären. 

Die  Wurzel  as-  conjugiert  im  sanskrit  mit  stammabstufung; 
stark  ist  as-,  schwach  s-  die  wurzelform :  ds-mi,  ds-ti,  aber  s-tnäs, 
S'dnti.    Alle  derartige  durch  den  alten   accent  hervorgerufene 
Stammabstufung  ist  aber  in  der  conjugation  sowohl  wie  in  der 
declination  etwas  einst  gemeinindogermanisches,  nicht  eine  be- 
sondere   liebhaberei    des    sanskrit    oder    der    beiden    arischen 
sprachen.     Für  die  declination  glaube  ich  die  richtigkeit  dieses 
wohl  von  Benfey  zuerst   ausgesprochenen  Sachverhaltes  jüngst 
in  meinem  aufsatze  »zur  frage  des  Ursprungs  der  germanischen 
?i-declination«  in  Pauls  und  Braunes  beitr.  z.  gesch.  d.  deutsch, 
spr.  III,  Iff.  ausführlicher  dargelegt  und  entwickelt  zu  haben, 
auf  welche  art  und  weise    die   sprachen    allmählich    das  alle 
princip  der  stammabstufung  fahren  Hessen,  so  dass  es  in  vielen 
derselben   nur   noch   in   seinen   letzten  spuren   vorliegt;   vergl. 
besonders  a.  a.  o.  s.  31(1.,  55  ff.     Betreffs   der   conjugation  ist 
die  datierung  der   stammabstufung   aus   grundsprachlicher  zeit 
wohl    wogen    des   germanischen    perfecta   und    seines   genauen 
einklanges  mit  dem  indischen   perfect  bereits  länger    und  ali- 
gemeiner anerkannt  gewesen.    Neuerdings  hat  Brugman  stud.  K 
315.  328.  372.  385  f.  manches  auf  diesen  punkt  bezügliche  von 
theilweise  neuen  gesichtspunkten  erörtert. 

Bei  dem  verbum  substantivum  verbürgen  allein  schon  die 
Optative  altlat.  s-ie-m,  got.  s-ijau,  altpreuss.  s-ei-ti  II.  pto. 
imperat.,  d.  i.  optat.  (vergl.  Nesselmann  spr.  d.  alten  Preuss. 
gloss.  s.  87)  =  skr.  s-ya-m,  abaktr.  q-ye-ni,  ferner  aber  die 
participien  lat.  s-ent-  in  ah-s-ens,  lyrae-s-enSy  abulg.  s-y,  preuss. 
S'ins  in  empriki-sins  »gegenwärtig«  (Nesselmann  ebend.)  =  skr. 
s-ant-,  abaktr.  1ir<int-,  ferner  lat.  s-u-mus  =  skr.  s-mds,  ved. 
s-mdsi,  abaktr.  mahi  aus  *h'mahi,  lat.  s-tmt,  osk.  s-ef,  umbr. 


^^^^'^  Griedi.  (rf.  »sei«.  581 

e-ent,  abulg.  s-qfl,  gol.  s-ind  =  skr,  s-dnti,  abakti'.  h-entt  die 
elietnaiige  llieilnalime  der  sämmtlichen  sprachen  an  der  stamm- 
abslufim^. 

In  anbdracht  alles  dessen  muss  es  feststehen:  wo  eine 
einzelne  spräche  den  vocahsclien  anlaiil  zeigt  in  einer  form  von 
as-,  die  ihn  im  indogermanischen  nach  dem  princip  der  stamm- 
abstufung  bereits  verloren  liaben  nniss,  da  ist  für  jene  einzelne 
spräche  wiedervortiill  des  vocals  nach  der  analogie  derjenigen 
formen,  die  ihn  immerfoit  behielten,  der  starken  nämlich,  zu 
constatieren.  So  vor  allen  im  griechischen:  der  opt.  e-i^y  aus 
*iij-t^-v  muss  —  das  fordert  der  eonsensus  aller  schwester- 
sprachen mit  noth wendigkeit  —  eine  frühere  fonn  *ff-i)^v  ver- 
drängt haben,  indem  nach  der  analogie  von  *«'ff-/ji,  ^ff-ffi,  ia-xi 
vor  *ff-<f-v  das  t-  wieder  voiti'at.  Dass  die  Indogermanen 
einen  optativ  *as-y(J-»i  und  einen  optativ  s-i/ä'-M  neben  einander 
gesprochen  haften,  ist  unter  keiner  bedingung  anzunehmen,  ob- 
wohl man  mit  der  Zulassung  solcher  möglichkeiten  leider  auch 
heute  noch  allzu  bereit  ist.  Die  form  'os-yd-m  kann  aber  nicht 
die  indogermanische  gewesen  sein,  da  sich  die  annähme  des 
abfalls  des  a-  von  as-  in  den  einzelnen  sprachen  mit  den  laut- 
gesetzen  keiner  einzigen  derselben  in  einklang  bringen  Hesse, 
überdies,  auch  wenn  diese  lautliche  Schwierigkeit  nicht  bestünde, 
der  in  dem  individuellen  sonderieben  so  vieler  einzelsprachen 
BO  übereinstimmend  erfolgte  abfall  immer  ein  sonderbares  und 
,«hwer  zu  erklärendes  spiel  des  Zufalles  sein- wurde.  Ist  dagegen 
9-yä-n%  die  indogermanische  optativfonn,  so  erklärt  sich  das 
horvortauchen  einer  form  *(is-yd-i»  in  einer  der  sprachen  sehr 
leicht  in  der  angegebenen  weise.  Ebenso  wie  mit  dem  opt. 
i4ij-f  verhält  es  sich  betreffs  des  s-  mit  griech.  ia-f*iy,  ic-ri, 
la(.  es-tis,  abulg.  jiss-tml,  jes-te,  lit.  es-nie,  es-tc  gegenüber  skr. 
$-mas,  ved.  s-ntäsi,  abaktr,  (h-)maki,  lat.  s-u-mtts,  skr,  s-thd, 
abaktr.  f-W.  Nebenbei  bemerkt,  ist  dann  dagegen  im  grie- 
chischen sing,  praes.  der  accent  von  der  alten  nonii  abgewichen 
tmd  hierin  haben  sich  vielmehr  *ia-itl  ei-fti,  ia-ai,  ia-ti  nach 
den  von  alters  her  oxytonierten  plm-alformen  gerichtet,  sowie 
auch  bei  der  ebenfalls  stanunabstufenden  würzet  ifa-  die 
nngularfornien  tfii-/ii,  if^ai  ihren  accent  nach  dem  plural 
^a-fi£f.  tpa-ii,  dor.  ipa-pti  verändert  haben  müssen;  vergl. 
Brugoian  stud.  IX,  291.  anm.  5).  Besonders  klar  liegt  der  wieder- 
tortritt    des  e-  im    litauischen    beim    part.    praes.    zu    tage, 


584  H.  OsUioff, 

cofiis,  handschrlftL  Istidnim,  istabilis.  Aus  dem  romanischen 
sei  erinnert  an  proven?.  istable,  istur,  itah  istate,  istare;  im 
italienischen  jedoch  pflegt  sich  dieser  i-anlaut  mir  im  anschluss 
an  vorhergehende  prokUtische  Wörter,  Partikeln  und  präpositionen 
wie  non,  in,  con,  per,  zu  entfalten.  Weiteres  ersehe  man  bei 
Lachmann  comment.  z  Lucr.  s.  231  f.,  Diez  gramm.  d.  roman. 
spr.  I*,  241  f.,  Schuchardt  vocal.  d.  vulgarlat.  II,  337  flf.,  HI,  271  f., 
Corssen  ausspr.  vocal.  IP,  28Gflf. 

Auf  das  vorkommen  der  i-prothese  auch  auf  griechischem 
sprachboden  hat  von  den  vergleichenden  grammatikem  wohl 
zuerst  Hugo  Weber  zeitschr.  X,  251  nachdrücklicher  aufmerk- 
sam gemacht.  Von  seinen  dort  aus  Lobeck  pathol.  I,  75  flf.  bei- 
gebrachten beispielen  sind  allerdings  gerade  die  mit  dem  /-  vor 
a,  der  städtename  ^IfS^vda  =  ^Irda  und  *lfSnavia  =  2navia^ 
wenig  sicher.  Anknüpfend  aber  an  H.  Webers  ansieht,  dass 
auch  f'kv-q  »schlämm,  koth«  den  i-vorschlag  zu  enthalten  scheine, 
darf  man  wohl  die  vermuthung  wagen,  ob  nicht  dieses  f-lv-q 
vielleicht  für  ^i-tslv-q  stehe  mit  ersatzdehnung  des  #-  wegen  des 
ausgefallenen  a  und  dann  etymologisch  zu  den  von  einer 
Wurzel  sah  sli-  stammenden  Wörtern  mhd.  slam,  ahd.  sUm,  lat. 
(s)lJmus  »koth«  gehöre,  welche  Wortsippe  neuerdings  Joh.  Schmidt 
vocal.  II  259  f.  eingehender  besprochen  hat. 

Meine  zurückführung  von  «-cr-^*  auf  *s<lhi,  *(S'^L  scheitert 
nicht  an  dem  einwände,  den  man  machen  könnte,  dass  nämlich 
das  griechische  sonst  diese  i-prothese  bei  der  anlautenden  con- 
sonanteiigruppe  cr^-  gar  nicht  kenne,  dagegen  vor  der  anlauls- 
vcrbindung  (rr-,  sowie  auch  vor  (Tti-,  cifr-  und  (Xx-,  überwiegend 
vielmehr  protlietisches  a-  zeige  wie  in  ä-axaxvg^  d-tstatfi^^  ä- 
(SnaiQWy  d'dndXal^^  d-difdQayoq^  d-fSxaiqm.  Vcrgl.  Bekker  homer. 
blatt.  s.  134,  Gurtius  grund/.*  711  f.,  Clemm  stud.  VIII,  43 f. 
Zunächst  könnten  wir  uns  zur  rechtfertigung  des  *-  in  unserem 
X-(S-I>i  mit  Christ  grundz.  d.  griech.  lautl.  s.  19  und  Curtius 
a.  a.  o.  darauf  berufen,  dass  die  fiirbung  des  vorgeschlagenen 
vocals  sich  öfter  nach  dem  folgenden  richte,  wie  in  allen  den 
genannten  beispielen  mit  c?-,  wie  ferner  in  i-x^ig^  i-xrig  »wieseU, 
selbst  wohl  auch  in  i-yvvii  »kniekehle«  und  in  i-x^vg  (wegen  der 
klangühnlichkeit  des  $  und  v)  =  lit.  iums  nach  Fick  zeitschr. 
XXII,  383f.  Sodann  aber  ist  der  fall  X-a-dt,  was  man  nicht 
ausser  acht  lassen  wolle,  ein  fall  von  ganz  singulärer  be- 
schaffenheit. 


Griech.  t«<h  i»ei(. 


585 


In  der  gesainmteri  griechischen  spräche  koinmf  i"il)erhaup( 
die  anlaulsgrHiKje  a!>-  einzig  und  allein  bei  gOfrw,  aäiy-oi 
lond  den  zu  dieser  woilsippe  gehörigen  wörlern  vor.  Und  wenn 
für  dieses  ts9i-v-o(;  nach  Curlius  grumlK,*  s,  494  als  grund- 
begrifr  der  der  atandltraft  und  als  clymon  die  wuiw-l  aia- 
»stehcnc  anzusehen  ist,  was  doch  völlig  walirschoinlicli  isl,  so 
haben  wir  es  bei  dem  aO-  niil  unurüpriingücher  aspiraüon 
des  dentals  nicht  nur,  sondern  auch  niil  von  hause  aus  ton- 
losem dental  zu  thun.  Ganz  anders  bei  t-a-ift.  Hier  war  der 
dcntallaut  ursprünglich  tönend  und  aspiriert.  Indog. 
*s-dhi  ward  doch  gewiss  in  der  ausspräche  zu  *e-dh%,  indem  die 
tCnende  media  aspirata  das  tonlose  s-  sich  assimilierte,  wie  eben 
in  dem  abaktr.  e-d'i.  Der  griechische  i-vorschlag  mag  mm  recht 
wohl  gerade  in  dem  ehemals  tönenden  Charakter  der  latilgrnppc 
f-<M  seinen  letzten  grund  haben,  das  (-  einer  zeit  entslanjmen, 
als  noch  nicht  die  Verwandlung  der  alten  media  aspirata  dh 
in  die  griechische  tenuis  aspirata  tf  vor  sirli  gegangen  war. 

Von  mit  ia!}-  beginnenden  Wörtern  findet  sich  im  griochisclien 
ausser  der  iniperativform  'iaiti  »sei«  nur  i-ai>iiö-g  nebst  seinen 
ableilungen,  dessen  herkunfl  von  wui-z.  i-  »gehen«  (Ciirtius 
gmndz.  *  unter  no.  615)  ja  nicht  zweifelhatt  ist.  Also  auch 
nucli  dieser  sehe  hin  herrscht  völlige  isolierthoit  des  i-a-!}t. 

Erhielt  auf  die  beschriebene  weise,  wie  ich  nicht  zwoiHe, 
die  n.  sing,  imperat.  von  ia~  ihren  anlautenden  vocal  *'-,  so 
I  begreift  sich  nun  auch  folgendes  Verhältnis.  Auch  die  gesammten 
übrigen  im  griechischen  vertretenen  iniperativformen  waren  bei 
'den  stammabstufendenden  conjugationen  ursprünglich  schwach- 
formig  und  sind  es  bei  »'-  »gehen«  und  bei  j:iä-  »wissen*,  auch 
bei  if^fti  und  überhaupt  zumeist  bei  den  verbis  auf  -fu  (eine 
ausnähme  ist  z.  b.  der  imper.  aor.  II.  von  X-<s%^-[iti)  auch  ge- 
blieben. Vergl.  von  sl(ti:  X-tui,  i-zov  =  skr.  i-tdm,  i-Ttaf  = 
skr.  i-tA'm,  !-ts  ^  skr.  i-td;  von  oiä-a:  la-ra  formal  ^  skr. 
Ted.  vit-tat  II  sing.,  (Rgv.  V',  (jO,  ü),  la-tov  =  vod.  vit-tdin, 
■  le-tav  =  skr.  vit-iä'm,  i'ff-ie  =  skr.  vit-lä.  Von  ta-  »sein« 
wären  demnach  eigentlich  zu  erwarten:  III.  sing.  *ff-rM,  im 
dual  ^a-zov  =  skr.  ved.  s-Mm  (Rgv.  X,  85,  42),  V-rwc  =  skr. 
t-lä'm,  *ff-ie  =  skr.  s-tä,  ferner  im  med.  II  sing.  *a-<jQ  ^=  skr. 
*«-swi,  woraus  sva.  Diese  schwachen  formen  nun  hat  das 
griechische  beseitigt,  indem  es,  ebenso  wie  im  indical.  praes. 
plur.  bei  ia-fiiv,  to-ii,  wie  im  opt.  "ia-iij-r,  den  syslemzwflng 


58G  H.  Oslhoff, 

durchführte,  den  formen  mit  vocallosem  er-  den  anlautenden 
wurzelvocal  i-  wieder  ertheilte  nach  der  analogie  des  indicat 
praes.  sing.;  demnach  herrschen  im  imperativ  die  bekannten 
Itf'tm,  fctf-rov,  Itf'Tfov,  ea-te^  med.  II  sing,  homer.  itf-tfo  nebst 
ganz  spätem  daraus  entstandenen  foo.  Vergl.  Curtius  verb.  4 
gricch.  spr.  II,  45.  Bei  diesem  act  der  wiederbelehnung  mit 
dem  wurzelvocale  konnte  alsdann  die  II.  sing.  act.  JW-^*  leer 
ausgehen,  da  sie  schon  auf  anderem  wege  mittlerweile  einen 
vocalischen  anlaut  gewonnen  hatte.  Wenn  Hekataeus  nach 
dem  Zeugnisse  Herodians  II,  355  die  form  fo-v^»  gebrauchte,  so 
ist  diese  hinfort  nicht  mehr  mit  Curtius  verb.  d.  griech.  spr. 
II,  35  für  die  eigentlich  regelrechte  zu  halten;  vielmehr  hat 
Hekataeus  mit  derselben  den  systemzwang  nur  vollends  durch- 
geführt und  das  alte  *-<r-^*  durch  eine  neubildung  nach  der 
analogie  aller  übrigen  Imperativformen  ersetzt. 

Was  ist  nun  endlich  von  skr.  edln  »sei«  zu  halten?    Dass 
es  eine  indische  neubildung  sein  müsse,  darf  angesichts  der  die 
alte  regel  der  stammabstufung  streng  inne  haltenden  abaktr. 
js-di  und  griecli.  »-<r-^#  als  völlig  feststehend  betrachtet  werden. 
Die  herkömmliche  ansieht,   zuletzt  wohl  von  Windisch  zeitschr. 
XXIÜ,  248  näher  begründet,  dass  skr.  e-dhi  lautlich  aus  *as^i 
hervorgegangen  sei,  kann  beibehalten  werden.    Ist  sie  richtig, 
so  wäre  alsdann  skr.  *aS'dhi,  e-dhi  eine  ganz  ebensolche  neu- 
schöpfung   auf   indischem    boden,    wie   sie  in  der  spräche  des 
Hekataeus  mit  ihrem  Stf-i^t  in  Griechenland  vollzogen  ist.    Und 
der  individuelle  bcweggrund,   warum  die  indische  spräche,  die 
doch  sonst  von  dem  alten  kanon  der  starken  und  schwachen 
Stammformen  so  selten  abwich,  gerade  hier  sich  zu  einem  preis- 
geben des  alten  bildungsprincips  veranlasst  sah,  ist  nicht  schwer 
zu  erkennen.     Aus  dem  alten  indog.  *S'dhi  hätte  doch  wohl  im 
sanskrit  nach  dort   herrschenden    lautgesetzen    schliesslich  nur 
*dhi  werden  können.     Ein  solches  lautgebilde  aber,  die  blosse 
übrig  gebliebene  personalendung,  konnte  füglich  als  unbrauch- 
bar, weil  zu  wenig  charakteristisch  für  die  ihm  anzuvertrauende 
bedeutungsfunction,  erscheinen.    Bei  den  in  den  sanskritgraw- 
matiken  mit  angesetzten  formen  der  IL  plur.  ätmanep.  praes. 
dhve,  hwpeva.L^ dhvam,   aus  ^s-dhvc  und  ^s-dhvam,  mochte  eben 
wegen  ihres  seltenen  gebrauches  kein  bedürfnis  nach  einer  er- 
setzung    durch    voller    charakterisierte    formationen    erwachen, 
vorausgesetzt  dass  jene  skr.  dJive  und  dhvam  in  walirheit  etwas 


Griech.  tat»  *aeU. 


tftnderes  sind  als  blosse  fictionen  der  gram  mal  iker,  wddic  das 
laradigma  vnn  as-  vollständig  zu  geben  sich  beiüHliigl  salicn. 


Leipzig,   II.  deconiber  1871). 


Aind.  rämati,  rättaÜ,  gr.  fQaftai  ii.  s.  w. 


'Egaftat,    iqui 


Igt    Fick  H-tb.  P 


ISfir.  mit  wiin;el  rmn  zusammen,  welcher  die  beileulung  der 
ruhe  und  des  behagens  zu  gründe  liegt  und  die  u.  a.  vertreten 
ist  durch  aind.  med.  rdmate  »rastet,  vergnügt  sich,  ei^ötzt  sich«, 
rä'tna-  »lusl«,  gr.  ^-pe/ia  »ruhig«,  lit.  rivm  »bin  ruhig«,  ramiis 
»ruhig,  sanFtmülig«,  got.  rimis  n.  »ruhe«  (vgl.  Curtius  grdz.* 
825f.).  In  seinem  »verbum«  I,  173  erklärt  sich  Curtius  für 
diese  combination,  doch  niclit  ohne  bedenken  zu  äussern.  Er 
bemerkt:  »Zu  völliger  Sicherheit  scheint  mir  indess  diese  eombi- 
nation  noch  nicht  gebracht  zu  sein.  Mich  stösat  besonders, 
dass  t^aaüm,  i^äv  im  griechischen  durchaus  begehren  hcdculet 
und  daher  den  gonetiv  bei  sich  hat.  Von  beideui  ist  keine 
spur  im  skt.  ram  zu  Tuidcn«. 

Aind.  ram  wird  in  der  regel  mit  dem  locat.  verbunden, 
X.  b.  Rigv.  X,  34,  13  vitte  ramasvu  bahü  mdntfamänah  an  dem 
erworbenen  (gut)  erfreue  dich,  indem  du  es  hoch  achtest.  Kann 
nun,  wenn  dem  gegenüber  l^afiat  und  igäv  das  object  regel- 
mässig im  genetiv  bei  sich  haben  wie  II.  /,  65  ü?  noXinot- 
l^atat,  diese  differenz  an  sich  den  etymologischen  Zusammen- 
hang zweifelhaft  machenV  Die  verba  des  sich.freuens  haben 
im  indogermanischen,  wie  Delbrück  ablativ  localis  u.  s.  w.  18(17 
s.  38f.  zeigt,  gewöhnlich  den  locat.,  daneben  den  instrum.  und 
■den  gen.-ablat.  Das  aind,  tarp  kommt  sowol  mit  dem  loc, 
^K.  b,  yt^üe)  als  auch  mit  dem  gen.  (z.  b.  s/imasi/a)  vor.  Dem 
aind.  av  mit  loc.  (z.  b.  kdrmasu)  steht  im  griechischen  ä»  mit 
gen.  (z,  b.  airoio)  gegenüber.  Unser  rafft  selbst  findet  sich  mit 
dem  ablat.  construiert  Bhatl.  VIII,  53  iahatiam  paryaramat  tasya 
üar^nät  er  war  erfreut  über  sein  erscheinen. 

Die  verschiedenheil  der  construclion  lUllt  also  an  und  für 
sich  nicht  ins  gewicht.    Eher  vielleicht  die  unleugbare  bedeu- 


588  K.  Bnigman, 

tungsdiffercnz,  welche  Curtius  hervorhebt.  Äind.  ram  bezeichnet 
meist  die  frcude  und  das  behagen  an  einem  gegenständ,  mit 
dem  man  in  berührung  ist,  den  man  im  besitz  hat.  Es  geht 
oft  auf  die  gcschleclitsliebe.  Das  griech.  verbum  hingegen  bedeutet 
voi7.ugs\veise  das  leidenschaftliche  verlangen  nach  etwas,  mit 
dem  man  in  berührung  kommen,  das  man  besitzen  und  ge- 
niesscn  will.  Meistens  bezieht  es  sich  ebenfalls  auf  die  geschlecht- 
liche liebe.  Indess  ist  es  sehr  wol  möglich,  dass  die  bedeutung 
des  sehnsüchtigen  Verlangens  sich  aus  der  bedeutung  »sich 
freuen«  entwickelt  hat.  Wer  des  lobes  sich  freut,  hat  es  gern, 
begehrt  es.  II.  J,  G5  Sg  noXifiov  tgavai  inidfi^iov  gibt  Voss 
wieder  mit  »wer  des  heimischen  kriegs  sich  erfreute,  eine 
Übersetzung,  mit  der  wir  allerdings  für  stellen  wie  A^  551,  wo 
es  vom  löwen  heisst  6  äh  xQstfSv  iQavi^iav  Idvst^  nicht  mehr 
auskonmien.  Gerade  der  umstand  aber,  dass  SQa<fx^ai,  um  die 
Ursache  des  freudigen  gefühls  zu  bezeichnen,  den  genetiv  zu 
sich  nahm  und  nicht  etwa  den  locativ,  kann  der  anlass  dazu 
gewesen  sein,  dass  der  begriff  des  Verlangens  in  das  verbum 
einzog,  indem  im  griechischen  der  genetiv  ja  der  gewöhnliche 
casus  der  verba  des  Verlangens  und  strebens  ist,  vgl.  inid^vf^a, 
diijfdo),  nstvdoi^  dfjKfigßfjrtco^  iipisfiat  u.  a.  Es  wäre  dann  eine 
bedeutungsassociation  im  spiele  gewesen. 

Ich  meine  also,  der  sinn  von  sQafiai  lässt  sich  mit  der 
grundbcdeutung  der  wurzel  ram  ohne  besondere  Schwierigkeit 
vermitteln.  Wir  haben  nunmehr  die  formellen  Verhältnisse 
ins  äuge  zu  fassen. 

Fick  stellt  eine  urwurzcl  ra  auf  und  lässt  diese  durch  an- 
tretende »determinative«  einerseits  zu  ran,  andererseits  zu  ra^n 
werden,  ra  findet  er  in  dem  —  wie  er  selbst  bemerkt  — 
schlecht  bezeugten  aind.  ra-  m.  »begehr,  liebe«  und  in  iQo-g, 
tQa-fiat^  sQa-To-g,  ran  in  aind.  rd\uüi  »labt  sich,  thut  sich  gut- 
lich« mit  seinen  zahlreichen  ableitungen  und  endlich  ram  in  den 
schon  eingangs  erwähnten  Wörtern  aind.  rdmate  u.  s.  w.  Der 
Zusammenhang  von  allen  diesen  Wörtern  liegt  auf  der  band, 
aber  zum  ansatz  einer  urwurzcl  ra  sind  wir  eben  so  wenig  be- 
rechtigt wie  zur  annähme  eines  ursprachlichen  ran,  vielmelir 
lässt  sich  alles  zusammengehörige  bequem  aus  der  einen  form 
ram  gewinnen. 

Für  sQa-(Aai>  und  i^a-to-g^  deren  anlautender  vocal  jedes- 
falls  ein  rein  lautlicher  Vorschub  ist,  wäre  den  griechischen  laut- 


Aind.  rtbnolt,  ränati,  gr.  fyaftiu 


589 


und  bildungsgesetzen  zu  folge  die  herleituiig  aus  einer  wurzel 
ra  sehr  wol  möglich,  i^a-tö-g  würde  mit  aia-tö-i  von  wurzel 
sta  >slehen<'  auf  gleiche  linie  treten  und  tQu-fiai  könnte  man 
mit  iata-fiai  vergleichen,  das  sich  nur  durch  die  reduphcation 
unterschiede.  Aber  eben  so  gut  wäie  es  möglich,  rat»  oder 
fan  zu  gründe  zu  legen.  Dann  wäre  iga-tu-g  neben  ßeerö-g 
¥on  wurzel  gam  «gehen«')  oder  neben  raxö-i  von  wurzel  tan 
»dehnen«  zu  stellen,  t^ecftat  aber  wäie  ein  wuraelverbum  von 
der  art  des  aind.  gani  >gehen«,  wovon  z.  b.  die  2.  pl.  act. 
gatkä,  die  1.  du.  med.  gdnvahi,  oder  des  kan  »schlagen«,  wovon 
z.  b.  die  3.  sg.  act.  Jidnii,  die  3.  du.  hatäs,  die  3.  sg.  med. 
haie^).  Für  die  formen  ohne  nasal  wie  aind.  gaiä-  =  ßarö-, 
ttttä-  =  tavö-,  hatds,  gathd  glaube  ich  stud.  IX,  323  ff.  den 
nacbweis  gelierert  zu  haben,  dass  die  Schwächung  der  ursprüng- 
Uch  in  ihnen  enthaltenen  laulcuniplexe  am  und  an  zu  blossem 
ü,  wie  es  im  altindischen  und  griechischen  erscheint,  bereits  in 
der  grundsprache  ihren  anfang  nahm,  dass  also  formen  wie 
*gamtd-,  *t<mt<i-  in  dieser  reinheit  zur  zeit  der  ersten  sprach- 
differenzierung  nicht  mehr  bestanden.  Als  grund  der  Schwächung 
ist  die  Stellung  der  silbc  unniitlelbar  vor  dem  hochton  anzu- 
sehen. Um  diese  laulaffoetion  auch  graphisch  zum  ausdruck 
zu  bringen  —  meiner  Überzeugung  nach  wmde  am,  an  zunächst 
zur  blossen  nasalis  sonans  zusammengezogen  —  hab  ich  z.  b. 
nrsprachliches  tiitd-  =  aind.  lata-,  gr.  tato-,  lal.  tcnto-  an- 
gesetzt. Behalten  wir  diesen  austlruck  hiei'  bei,  so  würden  wir 
|Br  itiatttt  als  idg.  grundform  rftilal  (ram)  oder  riita((ra»)  ge- 
winnen. Man  vei^leiche  rs-iara»,  das  seinen  nasal  in  derselben 
weise  eingebüsst  hat  wie  rato-g,  und  äfiitnato  von  »zsiva. 

Ein  entscheidendes  kriteriuin  dafür,  ob  wir  iquiö-g  mit 
tfcacu-?  oder  mit  ßn%6-g,  xoxö-j,  und  t^atat  mit  latatai  oder 
IBJt  rizcnat  auf  gleiche  stufe  zu  stellen  haben,  gibt  uns  das 
dem  gr.  iqajö'  gleichkommende  aind.  rata-  »sich  behagend,  sich 
erfreuend;  liebend,  geliebt«  sowie  das  mit  gr.  tQuOt-  (in  iaaai- 
poijro-q  u.  ähnl.  compp.)    zu  vergleichende   aind.  rdti-  »lust, 

')  Dass  ßaie-f  von  gtan  ahzuleileii  ist,  lei^  das  tat.  circum-vrntu-s,  das 
Ol.  qumpi-  =  ßäat-  u.  a.  w.  Vgl.  Fick  I'  64  und  die  im  lext  sogleich 
1  nennende  stelle  der  >«tudien<. 

*)  Hieran  sctieint  auch  schon  Curtjkis  gedacht  in  hahen,  indem  er  Vb, 
173  SB^:     «Möglicherweise  Icflnnle  fpa/im  ftlr  {gaf-fKn  stelin<. 


590  K.  Brugman, 

behagen«^)  an  die  hand.    Diese  b^den  aind.  bildunf^en  las«i 
sich  nämlich  lautgeselzlich  aus  einer  wurzel  ra  schlediterdings 
nicht  herleiten.    Aus  ra,  ra  hätte  entweder  ein  ^riiA-  entstden 
müssen  nach  analogie  von  sÜMor  =  fsxa%6-  oder  ein  *rÄrf- 
nach  analogie  von  ydiA-  und  daJi4r  (in  tva-dätor  >von  dir  ge- 
geben«) =  doTO'  oder  endlich  ein   ^ritd-   nach   analogie  von 
pUd'  =  notd-.    Es  bleibt  also  nur  die  wähl  zwischen  ram  oder 
ran,  so  dass  rcUd-  entweder  dem  gatd-  von  gam  oder  dem  Mi- 
von  tan  gleich  steht.    Ist  danach  igccto^  auf  ram  oder  ran 
zurückzuleiten,  so  entscheidet  dieses  natürlich  auch  über  Ij^fun. 
Dieser  combination  scheinen  nun  Sqoq  und  l^mg  sich  ent- 
gegenzustellen.   Sie  können  lautgesetzlich  weder  aus  ram  noch 
aus  ran  erklärt  werden  und  müssen  doch  bei  einer  etymologie 
von  IgafMci  in  allererster  linie  berücksichtigt  werden.    Hmier 
kennt  höchst  wahrscheinlich  nur  die  form  sQog  nach  der  o-decli- 
nation.    Sie  steht  S  315  d-sdg  Igog  ovd^  Yvvatxog  unzweifelhaft 
fest,  und  da  von  sonstigen  casus  nur  noch  die  formen  I^m  und 
Iqov  vorkommen,  beide  zum  stamm  Iqo-  gehörig,  so  wu*dnmn 
auch  r  442  EPOS  ipQivag  und  S  294  EP02  nvx$vcig^  wo  jetzt 
gewöhnlich  iQcog  geschrieben   wird,  die  form  iQog  einzuführen 
haben.     Vgl.  Ahrens  formen!.^  s.  28.    Der  späterhin   allgemein 
übliche  stamm  IgtaT'  erscheint   zuerst  hymn.  Merc.  449  ev(p(9' 
(Sivf^v  xai  eQOiva  xtL     Haben  wir  danach  sQo-g  als  die  älteste 
erreichbare  form  des  substantivum  anzusehen,   so  ist  nun  zu- 
nächst zu  bemerken,  dass  bei  Fick's  annähme,  i-  sei  lautlicher 
Vorschub    und   ra-  die   eigentliche   Stammform,    das  wort  im 
griechischen  Sprachschatz  als  unicum  dastünde.   Denn  abgesehen 
von    einigen   compositis,    die  aber   eben  als  solche  hier  nicht 
zahlen,  erscheint  nirgends  sonst  eine  a- wurzel  als  substantivum 
oder  adjectivum  nach  der  o-declination  flectiert.    Erwägen  wir 
ausserdem,  dass  aind.  ra-  »love,  desirc«  nur  sehr  schwache  ge- 
währ hat  und  jedesfalls  kein  sehr  altes  wort  ist  (s.  das  Pet 
wörterb.),  so  werden  wir  nicht  umhin   körmen,   sQo-g  als  eine 
griechische  ncuschöpfung  anzusehen,  zu  der  man  dadm*ch  ge- 
langte,  dass  man  die  elomcnte  ig-  in  iqafiat  als  den  kemhaflen 
theil  des  wertes  empfand.     iMan  vergleiche  lax-o-g,  laT-lo-v^on 
laxri'iii  lata-fxai  u.  dgl.  (stud.  VII,  197  ff.).    Das  jüngere  fq»i 
stellt  sich  dem  yikcog  zur  seile. 


0  rdti-  ffir  älleros  *rati-.    \^l  stud.  IX.  325. 


Aind.  rämati,  ränali,  gt.l 


591 


Hiermit  ist  niiu  zugleich  der  beweis  geliefert,  dass  wir  zum 
ansatz  einer  ursprachlichen  wurzel  ra  nur  noch  dann  berechtigt 
sind,  wenn  sich  herausstellt,  dass  der  schlussnasal  von  ram  und 
nut  clymologiscli  niclit  derselbe  laut  sein  kann.  Nun  hat  aber 
positiven  anhält  nur  im  altindischen  und  altbaktrischen. 
In  jener  spräche  erscheint  neben  räntati  »bringt  zum  stillstandf 
and  rämate  »ergötzt  sicli«  auch  ränati  »ergötzt  sich«,  rdna-  ni. 
»ei^tzen,  iust«,  rdnifa-  »ei^ötzlich«,  im  altbaktrischen  neben 
rämiafeiii  «beruhigt«  auch  ränya-  xerfrculicli,  huldreich«  u.  s.  w. 
Dieses  ran  auf  ram  zurückzuführen,  beide  formen  also  zu  identi- 
Scieren,    macht  keine  schwierigkeil.     Zunäclist   bedenke  man, 

>  das  7i  im  aind.  inßn.  rdnlum,  im  adject.  ränt^a-  »ergötz- 
lieh« und  im  substant.  ränti-  f.  »erquickung«  m.  »erquicker« 
Bach  den  laulgesetzen  aus  m  entstanden  sein  kann  (vgl.  gdrUn- 

»gang«  für  'gäm-tu-  von  wurzel  gain),  und  nehmen  wir  an, 
dass  es  zu  aind.  raid-,  räti-  einmal  ein  präsens  "rdniti  gegeljen 
Jiabe,  so  würde  dieses  nach  analogie  von  gdnmi,  gdmsi,  gdnli 

.  w.  die  formen  *rdnmi,  *rdmsi  u.  s.  f.  ent^vickelt  haben. 
Das  »  von  gdnmi  ist  wo!  durch  systemzwang  entsprungen,  d.  h. 
nachdem  tn  in  den  mit  t  anlautenden  endungen  auf  rein  laut- 
lichem weg  zu  n  geworden  war,  verbreitete  sich  diese  geslalt 
der  nasalis  der  uniformitäl  wegen  auch  auf  solche  formen,  in 
denen  sie  laulgeselzlich  nicht  eingetreten  wäre').  Denken  wir 
mis  das  verbum  "räm-ti  bereits  in  der  arischen  grundsprache  vor- 
liandcn,  so  dürften  wir  wenigstens  füi'  diejenigen  formen,  deren 
endun£mit^begiimt,den  übei'gangvonminnschonin  diese periode 
zurück  verlegen.  Derm  auch  im  altbaktrischen  erscheint  vor  i  statt 
der  dentale  nasal,  wie  im  partic.  perf.  i'aßfei-  von  vam  »voraere«. 
Dnser  *rdtn^i  dürfen  wir  nun  aber  getrost  sogar  schon  der  all- 
gemein idg.  Ursprache  vindicieren.  Denn  es  hat  aussei'  an  aind. 
^atdir-  und  gr.  ^fffso-g  und  i^ufim  auch  noch  eii]c  kräftige  stütze 
—  dem  bereits  von  Gurtius  grdz.*  s.  33.5  mit  ^qiita  virbun- 


')  Ueber  das  «  der  Jualförm  givnvahi  bin  ich  im  Zweifel  wegen  Jes 
jart.  perf.  jaganvA'n  Tür  'jagamv&'n.  Man  kOniite  denken,  dass  Ijei  diesem 
Verbalnomeii  zur  Verwandlung  des  mv  in  nv  das  n  anderer  verbalnomina 
wie  gdntu-,  gäntar-  den  ansloss  gegeben  halie,  duch  mOcbte  icb  auch  nidlt 
fentde  in  abrede  stellen,  dass  der  proeess.  durch  den  mv  ku  nn  geworden, 
ein  rein  lautlicher  hube  sein  können,  ein  vorgiing  aliio,  bei  dem  keinerlei 
furinasBwiaÜ.».  stillt  fai,.!. 


592  K.  Brugman, 

denen  hesychischen  ä-Qd-fisvai  •  lytfvxaf «*v  ^).  Das  a-  dieses 
verbuni  ist  eben  so  wie  das  i-  von  l-ga-fiai  prolhetisch.  Eine 
zu  aQdfisvat  denkbare  1.  und  2.  pers.  plur.  indic.  ^aqa^Vy 
*äQaTs  oder  ohne  prothese  ^gafiiv^  *^avi  würde  indischem 
*ramds,  *rathd  gleichkommen  und  mit  diesem  auf  ursprach- 
liches *rw>-masi,  ^rm-td^)  zurückgehen.  Hatten  also  die  Arier 
aus  der  Ursprache  ein  *rdmti  überkommen  und  war  dessen  « 
in  einer  grösseren  reihe  von  verbalformen  zu  n  geworden,  so  dass 
man  in  diesem  neu  entstandenen  nasal  den  regelrechten  wurzel- 
auslaut  empfand,  so  brauchen  wir  nunmehr  nur  noch  anzu- 
nehmen, dass  das  wurzelverbum  in  die  analogie  der  L  con- 
jugationsclasse  übertrat,  und  wir  haben  im  aind,  rdnati  den 
repräsentanten  des  ursprachlichen  wurzelverbum  *rdm4i. 

Ich  erlaube  mir  hier  auf  einen  analogen  Vorgang  auf 
griechischem  und  lateinischem  boden  hinzuweisen,  den  ich  schon 
stud.  IX,  326  in  kürze  berührt  habe  und  der  nun  an  dieser 
stelle  näher  ausgeführt  werden  mag.  Es  ist  im  höchsten  grade 
auffallend,  dass  gr.  ßaiv&i  und  lat.  venia  n  haben  gegenüber  dem 
m  von  aind,  gdmaii  und  got.  qiman.  Wer  die  lautgesetze  hoch- 
hält, wird  sich  bei  dem  gedanken,  ßaivta  stehe  für  ♦jJajw©, 
venio  für  *vemio,  nicht  so  ohne  weiteres  beruhigen  können  son- 
dern der  ratio  nachspüren,  die  sich  hinter  der  scheinbaren 
Verletzung  jener  gcsetzc  bergen  muss.  Ich  bemerke  zunächst 
—  was  schon  oben  angedeutet  wurde  — ,  dass  aind.  gatä-,  gr. 
ßaxo'j  lat.  -vento-  (in  in-vento-,  circuni-^enio-)  auf  ein  ursprach- 
liches *gnjtd'  und  aind.  gäti-^  gr.  ßdct-^  lat.  *vmti'  (aus  inveniio 
zu  crschliesson),  got.  ga-fjumpi-  auf  ein  ursprachliches  g^}^i- 
zurückführen  (vgl.  stud.  a.  a.  o.).  Weiter  haben  wir  oben  ge- 
sehen, dass  das  altindische  ein  verbum  gdnti  =  '^gdniti  besitzt. 
Solche  wurzelverba  sind  in  unsern  sprachen  fast  immer  als  ur- 
altes ei'bgut  zu  betrachten^),  und  es  ist  daher  nicht  gerade 
kühn,  *gdmti  schon  für  die  grundsprache  anzusetzen.  Nehmen 
wir  nun  an,   dieses  uriclg.  verbum  sei   auch  in  das  lateinisehc 

*)  Dazu  j^ehOren  liöclist  wahrscheinlich  auch  «p«^*»' *  wfVf*>'(Mu?!uni? 
((()icuf-y)  und  iiQ(\uhyoh  '  itt  dnoxvia  vdanc  (Mus.  ttQuuhi*a)y  letzteres  wul 
oigenllicli  »stagnierMul,  faulig«  bedeutend.  —  Vgl.  xr«u«i'«i,  XTPutyos' 

^)  Die  personalendungen  sind  mit  allem  vorl)ehalt  angesetzt.  Es  komm l 
hier  auf  ihre  grundspracldiche  gestalt  nichts  an. 

'j  Ans  litauisch«'  d.'irf  iiiaii  dabei  freilich  uicht  denken. 


Aiiid,  niinaM,  rdMoti,  pr.  igafiat  a.  h,  w.  .593 

und  griechische  herübergekommen,  so  wäre  »i  vor  den  mit  t 
-begiimenden  endungen  ganz  sieher  zu  n  geworden.  Für  das 
i'Jatein  haben  wir  den  umnitle]  barsten  beweis  an  -vento-  »ge- 
kommen«. Dadurch  konnten  nun  in  unserm  wurzelverbum  so 
Eahh^iche  formen  mit  n  entstanden  sein  —  namentlich  wenn 
iäcfa  die  dentale  nasalis  auch  noch  durch  analogie  auf  andere 
formen  übertrug,  denen  sie  auf  grund  der  laulgesetze  von  haus 
4US  nicht  zukam,  vgl.  oben  aind,  gdnm  — ,  dass  die  spräche 
rJbeim  fiberfüliren  des  verbum  in  eine  neue,  geläufigere  con- 
ijugationsc lasse  statt  des  alten  nt  das  neu  entstandene  «  herüber- 
nahm. Allen  einzelnen  sladien  dieses  processes,  so  weit  er  sich 
auf  italischem  und  griechischem  boden  abspielte,  hier  graphischen 
iBusdruck  zu  verleihen  wage  ich  nicht  und  ist  ja  auch  nicht 
■gerade  erforderlich. 

'  Dass  in  lal.  parlicipien  wie  siiiti-p-tu-s  luid  em-j)-tu-s  m  vor 
l  nicht  in  «  übergegangen  ist,  macht  mich  an  der  gegebenen 
äeulung  nicht  irre.  Hit-r,  wie  oft,  haben  wir  zu  bedenken,  »dass 
jedes  lautgesetz  in  der  spräche  seine  begrenzte  zeit  hat,  inner- 
jialb  deren  allein  es  wirkt.  Laute  und  lautverbindungen,  welche 
Ihm  während  der  zeit  seiner  Wirksamkeit  unfehlbar  verfallen 
sein  würden,  bleiben  unverändert,  wenn  sie  erst  nach  ablauf 
^eser  zeit  entstehen«  (Joh.  Schmidt  voc.  I,  44).  Die  entstebung 
s  n  in  -venia-  gehört  einer  sehr  alten,  vielleicht  noch  vor- 
dischen  periode  an,  sum-p-tu-s,  em^t-tu-s  sind  jüngere  büdungen, 
id  es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  zur  reincrhaltung  ihres 
das  m  anderer  formen  desselben  formensystems,  wie  sumo, 
mitwirkte.  Zu  -vento-  =  *p^d'  stellt  sich  als  ana- 
t<^0D  centa-m,  wenn  wir  dieses  zahlworl  slud.  IX,  326  f.  richtig 
*ämM-  zurückgeführt  haben. 

Wir  kelu'en  zur  wurzel  ram  zurück,  um  noch  eine  speciell 
e  griechischen  abkönmilinge  betreifende  frage  zu  lösen.  Neben 
iaftat  erscheint  bei  Homer  als  andere  präseusbildung  i^äaa^e 
'  208,  als  aorist  linden  wir  ^qäaaxo  und  ^(jaffffaio.  Später 
t  allgemein  fQÜm  üblich,  wozu  i^aoS^ijaonat,  ^^aOfiai,  igaoxöi, 
>tiet^g,   iQaazfvia  u.  a,     Wie  stellen  sich  diese   bilduugen   zu 

imserem  ^^a/iai?  Fick  glaubt  (vgl.  auch  Ciu'tius  Vb.  11,  368), 
aa-  sei  mit  aind.   lash   begehren  identisch.     Aber   lash  kann 

lücht  =  *ras  gesetzt    werden,    sondern    ist   mit  Ascoli    (vgl. 

Curlius  gi'dz.  *  363)  auf  ^lanh  zurückzuführen  und  von  ram  fern 


594  K.  BrugmaiJ,  Aind.  rdmath  rdnätij  gr.  i^afuu  u.  s.  w. 

ZU  halten.  Wir  haben  —  das  ergibt  sich  aus  unserer  ganzen 
bisherigen  Untersuchung  mit  notwendigkeit  —  iqam,  i^aofiai 
mit  allen  dazu  gehörigen  <r-formen  in  derselben  weise  wie  Iqog 
und  i(ß(og  für  griechische  neuschöpfungen  anzusehen,  für  bfl- 
dungen  also,  zu  welchen  die  verwandten  sprachen  keine  analoga 
zu  liefern  brauchen.  Igafiai  wurde  auf  gleiche  linie  gestellt 
mit  aYäfjtaij  dvpägAat^  Igirto,  siQVfAsvat^  ydvvfuxt^  ^pvto,  rcfvvfMif, 
ägvvfAat,  denen  dyd<f(fato  äyaffvoc^  dvpdtt&f^  dvvdtfttiq,  ifvit- 
if€ta$y  YavvfSdsxai,  dvv(S<S€fS%^ai^  tdwatfa  tawtf^sig^  dqvi^^ifv 
zur  Seite  treten.  Dem  verhältniss  von  Igafiai  zu  iqdaai^s  und 
iqdfo  entspricht  dasjenige  von  äyafiat  zu  dydatr^e,  ^wt0  zu 
dvvfß^  tdvvtat  zu  taviia.  Hervorzuheben  ist  hierbei  noch,  dass 
gerade  in  bezug  auf  das  die  griechische  verbalbildung,  auch 
schon  die  homerische,  so  mannigfach  durchziehende  er  wirken  der 
analogie,  mit  andern  Worten  also  griechische  neuschöpfung 
in  weitem  umfang  anzuerkennen  ist.  Es  kann  danach  um  so 
weniger  anstoss  erregen,  wenn  wir  die  formen  wie  i^^atfcrmro 
und  iqadtoq  als  jüngere  associationsbildungen  betrachten. 

Leipzig,  11.  Januar  1877.  Karl  Brugman. 


Ueber  vocaleinschub 
und  vocalisirung  des  y  im  päli  und  präkrit. 

Vocaleinschub  zur  erleichterung  der  ausspräche  solcher  con— 
sonantengruppen,  welche  der  assimilation  widerstreben,  ist 
wohl  im  päli  (Kuhn,   beitrage  p.  45  fg.)  als   auch  im  präkri 
(Lassen,  institutiones  p.  180  fg.)  eine  häufige  erscheinung,  um 
zwar  in  höherem  grade  im  jainapräkrit,  als  im  normalpräkr     5< 
der  grammatiker  (cf.  Weber,  über  ein  fragment  der  bhägava.  */ 
I,  p.  415).    Fausböll  hat  für  das  pali  nachgewiesen,  dass  dieses/* 
eingeschobene  vocal  im  verse  sowohl  silbebildend  sein,  als  auc^^i 
unterdrückt  werden  kann  (dhammapadam  p.  436  fg.).    Daraxi^ 
folgt,   dass  im  ursprünglichen  päli  d.  h.  derjenigen  sprach^ 


n  Jacobi,  Uuber  vocukitischub  uiid  vi 


)irut%  des  (f  elG. 


bi  welcher  die  ersten  päliwerke  concipirt  waren,  consoiuinten- 
gruppeii  jti  aus^edehnlerem  inasse  zugelassen  wurden,  als  in 
der  schriflsprache  oder  demjenigen  päli,  in  welchem  jene  werke 
schriftlich  ßxirL  und  auf  uns  gekommen  sind.  Nach  der 
Schriftsprache  der  jainatiLeratur  zu  urlhcilcn,  wären  in  frage 
stehende  consonantengiuppen  im  jamapräkrit  ohne  vocalcinschub 
unmöglich,  jedoch  beweisen  die  metrisch  abgefassten  werke  das 
fehlen  des  eingeschobenen  vocals  für  das  ursprüngliche  jaina- 
präkril  in  vielen  fallen.  Als  beleg  dafür  führe  ich  folgende 
beispielc,  welche  dem  (metrischen)  ersten  theüe  des  Sülra- 
kritängasülra  entlehnt  sind,  an: 

vjjdlao  pari'  aiväyaejjä  niwävao  agatfi  nivdyaojjd 

tamhäu    medhävi    mmekklut  dhammam   na   paindie   agani 
samärabhejjii  6,  2,  fi. 
im  gleichen  motruni:  sc  arahati   bMsiu  tain  samöhlm  IS,  97. 
Die  nächstfolgenden  beispiele  sind  ^loken: 

imarn  darisanam  (hvm^  sawadukkhä  trimaccati.   1,  1,  19. 

harisappadosam  dvaia^ä  kei  lAsatnti  'närif/d.  3,  1,  14. 

bkutnja  bkoje  ime  sukkhe  mahariai  püja^ämu  te.  3,  2,  20. 

pudhavi  jivä  pu4ho  sattä  äo  jlvä  tahä  'ga^ü,   11,  (i. 

o/m  itne  suhumäsantgä  bhikkhüitam  je  duruttarä.  3,  2,  1. 

Die  gesperrt  gedruckten  worte  sind  zu  lesen :  ag^i,  arkati, 
darstutatu,  harsa,  maharsi,  ptt^hvi,  suÄMMä".  Im  letzten  beisptcl 
steht  dwutlarä  für  skr.  dustaru^,  wie  in  folgendem  verse  auch 
zu  lesen  ist: 

jahä  nai  veyarai^  duruttarA  iha  samtnatä 

evam  logamsi  rtärlo  duruttarä  amait  matd  3,  4,  lü. 
ein  conimentirtes  ms.  liest  dutlarä  statt  duruttarä.    Wegen  dus 
Jtu  dtiru  resp.  dur'  vgl.: 

ee  bho  kasm'i  pJtäsä  pharttsä  duruhii/ä  sayä.  3,  I,  17. 

Das  commentirte  ms.  liest  durakitfäsayä  =  duradhisaki/ähJ! 
Bgenthümlich  ist  die  form  kirya  für  skr.  kriyä  in  folgendem 
verse: 

jahä  hi  amdhe  saka  joifjui  'vi  rüv^i  no  passai  htnanetf^ 

sanOaiit  pi  te  evam  akiryaväi   kiriymi  na  passamti  vintd- 
dhapantiä  12,  8. 
Und  der  letzte  päda  12,  4  in  gleichem  metrum:  nu  kiriyam 
dha^isu  akiriyavädi. 


596  Hermann  Jacobi, 

Die  gruppe  ry  wird  im  jainapräkrit  entweder  in  jj  ge- 
wandelt, oder  zu  riy  zerdehnt;  diese  vocalisirung  des  y  ist 
keine  speciell  prakritische  erscheinung,  sondern  ist  schon  im 
samskrit  nach  ausweis  des  veda  begründet.  Zur  stehenden  regel 
ist  die  vocalisirung  des  y  niemals  geworden  und  in  vielen  fällai, 
wo  Hy  erscheint,  ist  ry  zu  lesen.  Für  das  päli  siehe  die  bei- 
spiele  bei  FausböU  (dhammapadam  438).  Für  das  jainapräkrit 
hat  E.  Müller  (beitrage  p.  19)  einen  beleg  aus  dem  Da^vai- 
kalikasütra  beigebracht: 

jäe  saddhde  nikkhamto  pariyäyäthänam  tdtamam 
tarn  eva  anupälijjd  gtme  äyariya&ammae. 

Aus  dem  Sütrakritängasütra  3,  2,  20: 

coiyä  bhikhhücariyäe  acayanüa  javettae. 

Auch  hier  liest  das  commentirte  ms.  metrisch  richtig  cajjae. 

In  beiden  fallen,  vocaleinschub  und  vocalisirung,  sind  bei- 
spiele  dafür,  dass  dieser  secundäre  vocal  eine  silbe  bildete,  nicht 
selten.  Für  das  päli  siehe  Fausböll  a.  a.  o.  Für  das  jaina- 
präkrit verweise  ich  auf  die  formen  ^gani  11,  6,  'näriyd  3,  1,  14, 
dunUtarä  3,  2,  1  der  obigen  beispiele  und  unterlasse  es  daher 
die  belege  zu  häufen.  Nach  meinen  allerdings  wenig  umfang- 
reichen boobachtungen  scheinen  arahä,  (^riya,  güäna,  kasina 
stets  di'eisilbig  zu  sein. 

Aus  dem  angeführten  geht  hervor,  dass  der  secundäre 
vocal  weder  im  päli,  noch  auch  im  jainapräkrit  den  werth  eines 
vollen  vocals  hatte;  er  war  wahrscheinlich  nur  ein  unbe- 
stimmtes schwa,  ohne  feste  qualität.  Daher  erscheinen  auch 
verschiedene  vocale:  sUhwna  und  suhama:  arahä,  arihä,  arvka; 
kasina,  kasatm;  saniddham  und  siniddham.  In  dem  Jüngern 
präkrit  scheint  der  secundäre  vocal  vollen  vocalischen  werth 
erlangt  zu  haben,  oder  es  erscheint  die  gi'uppe  in  gewaltsamer 
weise  asshnilirt. 

Sagt  man,  dass  der  eingeschobene  vocal  im  päli  und  jaina 
präkrit  beliebig  unterdrückt  werden  kann,  so  hat  man  die  er 
scheinung  vom  Standpunkt  der  Jüngern  sprachform  resp.  dei_: 
Schriftsprache  aus  charakterisirt.  Das  thatsächliche  verhältni 
ist  gerade  umgekehrt:  Im  ursprünglichen  päli  und  jainapräkri 
kann  bei  gewissen  consonantengruppen  nach  belieben  ein  un 
bestimmter  vocalischer  laut  eingeschoben  werden.  Hiemac 
unterschreibe  ich  Kerns  ansieht  (over  de  jaartelling  der  zuidelijt^ 


[  Vebtt  vocaleinschufa  und  vocatisininc  des  y  im  p&li  n.  prikrit.  597 

buddhislen  p.  109),  dass  turif/a  nur  eine  unrichtige  Schreib- 
weise für  turt/a  sei,  und  dehne  dieselbe  auf  alle  ähnliche  worte 
aus.  Für  das  jainapiäkrit  ist  vielleicht  die  beschränkung  zu 
machen,  dass  in  einigen  Worten  der  eingeschobene  vocal  nicht 
mehr  als  solcher  gefühlt  würde,  sondern  vollen  vocalischen 
werth  erlangt  hatte,  welche  einsciiränkung  für  das  jüngere 
präkrit  zur  regel  wird. 

In  einer  altern  sprachstufe  als  der  des  ursprünglichen  päli 
und  jainapräkrit  sind  die  in  rede  stehenden  consonantengruppen 
einfach  als  solche  ohne  hülfe  eines  schwa  ausgesprochen  wor- 
den. Daher  ist  es  erklärlich,  dass  in  allen  diesen  fällen,  mit 
ausnähme  weniger  gleich  zu  erwähnender,  der  unmittelbar  vor- 
hei^ehende  vocal  gekürzt  wird,  da  ja  duppelconsonanz  nach 
dem  für  päli  und  präkrit  geltenden  quanlitälsgesetz  kurzen  vocal 
vor  sich  verlangt.  Kuhn  versucht  die  eben  hervorgehobene  er- 
scheinung  so  zu  erklären:  »Auch  wenn  ein  wort  mit  langem 
vocal  anderweitig  einen  Zuwachs  erhält,  tritt  häufig  Verkürzung 
ein«.  (Beiträge  p.  30.)  Wäre  der  zutritt  eines  Zuwachses  der 
eigentliche  grund,  so  dürften  worte  wie  gilärfa,  mitdia,  smäna  etc. 
kein  langes  ä  haben.  Der  versuch,  formen  wie  siri,  hiri,  if(hi 
in  compositis  als  stütze  seiner  ansieht  herbei  zu  ziehen,  ist  des- 
halb nicht  glücklich,  weil  der  gnind  für  die  kürze  des  i  dieser 
Worte  nicht  deren  Zuwachs  ist,  sondern  vielmehr,  weil  nach 
allgemeiner  regel  Hem.  1,  4  in  compositis  die  quantität  der 
endsilbe  wechseln  kann;  siehe  die  dort  angeführten  beispiele, 
KU  denen  ich  noch  aus  dem  Krilpasüira.  itutlä  and  laiä  hinzatüge. 
Es  tritt  die  Verkürzung  nur  dann  ein,  wenn  der  Zuwachs  direkt 
auf  den  ursprünglich  langen  vocal  folgt,  und  sie  würde  auch 
in  dem  falle  eintreten,  wenn  das  wort  keinen  Zuwachs  erhielte, 
d.h.  wenn  einfach  die  consonanlengruppe  ohne  eingeschobenen 
vocal  folgte.  Somit  ist  die  Verkürzung  von  dem  Zuwachs  un- 
abhängig und  ist  eine  einfaclie  Wirkung  des  präkri tischen  quanti- 
t&tsgesetzes.  Meine  ansieht  beruht  auf  der  Voraussetzung,  dass 
nicht  direkt  bei  der  abzweigung  der  iiräkritdialekto  (päli  ein- 
b^riSen)  vom  samskrit  vocaleinscbub  erfolgt  sei,  sondern  erst 
im  laufe  der  weitem  Sprachentwicklung,  welche  voraussetzimg 
tber  durch  das  über  das  verhallen  des  eingeschobenen  vocals 
im  päli  und  jainapräkrit  gesagte  zur  gewissheit  erhoben  wlid. 

Als  beispiele  für  das  eben  enlwickelle  gesetz  führe  ich  fol- 
gende worte  an :  sükskma,  päM  stikhunia,  jainapräkrit  .Struma 


598     Herrn.  Jacobi,  Ueber  vocoleinschub  u.  vocalisinuig  dm  y  u.  $.  w. 

und  sulMfna;  aus  der  ursprünglichen  form  sukfna  ging  durch 
Umstellung  des  hm  in  der  Mähäriishtri  sumha  und  weiter 
sanha  hervor,  tikshna,  päli  tikhina  daraus  *iihna,  ti^giha,  päli 
und  prakrit  neben  tikkha.  mahärha,  jainapräkrit  tnakarika; 
päli  ^ndharaho  (Mah.  12^  164  bei  Childers)  ist  als  eine  spatere 
bildung  aus  niahd  und  araha  anzusehen,  maharshi,  jp.  maka- 
rist  ist  auch  hierhin  zu  ziehen,  pürva,  ptduva  in  der  inschrifl 
von  Dhauli,  puruwa  Mrich.  39,  23.  Die  Verdoppelung  des  v 
rührt  von  dem  einfluss  des  r  vor  der  einschiebung  des  u  her; 
dieselbe  erscheinung  im  folgenden  beispicle.  mürkha,  murukkha 
Hem.  II,  112  ^).  Ausnahmen  bilden  die  worte  päpunaü  =  präp- 
noii  mit  seinen  ableitungcn,  j.  päunütd  =  p.  päpunüvä,  femer 
päli  pdpima  =  päpman.  Eine  scheinbare  ausnähme  bildet 
räjno,  päli  räjino.  Dhauli  Ic^ino,  pr.  raixu>;  denn  hier  ist  das 
i  anzusehen  als  das  übrig  gebliebene  palatale  element  des  ü  bei 
seinem  übergange  zur  dentalis  und  cercbralis.  Die  jetzige  ausspräche 
von  rajihah  klingt  wie  radynyaljk  oder  rdgynyah,  jedenfalls  richtiger, 
als  die  in  Europa  übliche:  rädshncA.  Die  ganz  anomale  form  vag- 
gHAvfi  für  vägbhih  lässt  sich  nicht  als  gegenbeispiel  vcrweaiden. 

Eine  der  eben  besprochenen  ähnliche  erscheinung  flndet 
bei  dem  durch  vocalisirung  des  y  entstandenen  ^ri^^  statt. 
Da  nach  ausweis  des  metrums  in  vielen  fallen  noch  ry  ge- 
sprochen wurde,  so  kann  auch  vor  ®Wy°  kürzung  des 
vocals  eintreten;  wenn  die  länge  bleibt,  so  ist  die  vocalisirung 
schon  für  die  muttersprache  anzunehmen.  In  folgenden  drei 
Worten  findet  übereinstimmend  im  päli  und  präkrit  Verkürzung 
statt:  trya:  p.  iriyd^  j.  iriyd;  äcärya:  p.  dcariya,  j,  äyariya; 
türya:  p.  turiya,  j.  tudiya.  In  folgenden  Worten  hat  päli  kur- 
zen, jainapräkrit  langen  vocal:  ärya:  p.ariya,  y  äriya;  bhäryä: 
p.  bhariyäy  j.  bJiäriyd;  virya:  p.  viriya,  j.  viriya.  Es  ergiebt 
sich  hieraus  eine  versc4iiedenheit  des  päli  und  jainapräkrit, 
welche  wahrscheinlich  in  der  Verschiedenheit  des  localen  ur — 
Sprungs  beider  ihren   grund  hat.    Eine  genauere  untei-sucliung:^ 

des  Verhaltens  der  übrigen  präkritdialekte  gegenüber  Ursprung 

lichem  ry  würde  wahrscheinlich  zu    interessanten  aufschlüsser^ 

führen.    Aus  ry  entstand  yy  oder  jj   und    ferner    durch   um 

Stellung  des  y  (Dhp.  101  f.  Hem.  II,  124)  *yr,  welches  im  päft^i 


*)  Aehnliche  erscheinungen  werden  die  anmerkungen  zu  melDer  aiLS- 
gabe  des  Kalpasütra  bringen. 


f  h.  Aufrecht,  Zur  acceiiUehre. 

ZU  1/ir  wurde  z.  b.  kat/irati,  paffirujmsaii  und  weiter  mit  vorlier- 
e-ebeßdein  a  zu  e;  ämwlera  =  savndarya  etc.  im  päli  und 
priLkrit;  im  präkrit  wurde  y  nx  a  (cf.  Lassen  inst.  185)  in 
iiScarya  =  accltaara  neben  acdwra.  Ausserdem  kommen  vor 
ae^iaria,  accharia,  acekarijja  (Hera.  I,  58). 

Münster  i.  W.,  1.  februar  1877. 

Hermann  Jacobi, 


Zur  accentlehre. 

Wie  werden  tatpuiiisha  beloni,  deren  letzter  theil  ein  par- 
ticipiuni  futuri  passiv!  ist?  Vorauf  ist  zu  bemerken,  dass  nach 
den  grammalikern  diese  Zusammensetzung  auf  das  participium 
mit  ya,  mid  auch  dann  nur  auf  ganz  bestinnnte  falle  beschränkt 
ist.  Steht  das  erste  glied  im  sinne  eines  instrumenlalis,  so  soll 
nach  P.  II,  1,  33  die  Zusammensetzung  nur  dann  stattfinden, 
wenn  damit  eine  Übertreibung  bezeichnet  wird,  z.  b.  käkapeya 
ntidf,  ein  fluss,  der  so  seicht  ist,  dass  eine  krähe  ihn  austräuke, 
{ivo/eAyoA  küpcih,  ein  brunnen,  der  so  niedrig  ist,  dass  ein  bund 
ihn  auflecken  kann,  vasiqxtchedyam  tmäni,  gräser,  die  nur 
unter  thränen  geschnitten  werden  können.  Eätyäyana  t>ezieht 
die  regel  auch  auf  andere  tatle,  und  gibt  als  heispiele  bmo- 
pendhya.  trnopmdhya  (feuer)  mit  sprou,  mit  heu  anzulachen, 
^Mnaghiä:ya,  mit  einem  kloben  zu  erschlagen.  Steht  der  erste 
theil  im  sinne  eines  locativs,  so  soll  nach  P.  11,  1,  43  die  Zu- 
sammensetzung nur  dann  eintreten,  wenn  das  ganze  auf  eine 
schuld  bezogen  wird,  z.  b.  masadeyam^  trt/alMdeyam  riut'»,  eine 
schuld,  die  binnen  einem  monat,  binnen  drei  tagen  abgetragen 
werden  muss.  Auch  hier  will  Eäty&yana  statt  der  schuld 
lieber  Verpflichtung  setzen,  und  gestattet  bildungen  wie  |rtir- 
DOhtugeyatti  säma,  ein  säma,  das  am  vormittag  zu  singen  ist; 
fraiaradhyeyo  'nuvokah,  ein  anuväka,  der  in  der  frühe  gelesen 
werden  soll.  In  der  that  kennt  die  vedischo  spräche  keine,  die 
spätere  äusserst  wenige  coniposita  dieser  art,  in  denen  das  erste 


600  Th.  Aufrecht, 

glied  in  dem  sinne  eines  instrumentalis  steht  ^).  Wörter  wie  a^va- 
bodhya,  durch  rosse  kenntlich,  pUrideya,  vom  vater  zu  geben,  and 
unerhört.  Befragt  man  die  grammatiker  nach  dem  accenl  von 
Wörtern  wie  vasudeya,  smnapeya,  so  verweisen  sie  auf  die  be- 
kannte regel  P.  VI,  2,  139.  Hierin  verfahren  sie  von  ihran 
Standpunkte  aus  mit  vollem  rechte.  Uns  fuhrt  zunächst  die 
analogie  der  zahlreichen  participia  fut.  pass.  auf  ya,  wie  upc^ 
deya,  nir-tipya,  uUsrjya  zu  der  vermuthung,  dass  auch  käka" 
peya,  masordeya  den  ursprünglichen  accent  auf  dem  zweiten 
gliede  behalten  werden. 

Herr  Garbe  ist  anderer  meinung.  Es  heisst  oben  s.  489: 
»Der  accent  liegt  auf  dem  vordergliede,  wenn  das  Schlussglied 
ist .  .  .  ein  participium  b)  necessitatis«.  Hiefür  gibt  er  ein  bei- 
spiel:  dgvalmdhya,  und  eine  ausnähme:  bälavijnayd  (?).  Dies 
kann  man  schwerlich  ein  haus  nennen,  das  auf  einen  felsen 
gegründet  ist.  Demnach  fasst  er  dgmbudhya  als  »durch  rosse 
erkenntlich«  auf,  wie  vor  ihm  Roth  und  Grassmann  gethan 
haben.  Meine  anderweitig  gegen  diese  Übersetzung  gegebenen 
gründe  werden  abgewiesen.  Namentlich  sollen  die  analogen 
bildungen,  welche  ich  beigebracht  habe,  keine  analogie  bieten, 
well  sie  sämmllich  substanliva  sind.  Das  ist  wohl  kaum  be- 
fremdlich, dass  verbaladjectiva  als  neutra  zu  Substantiven  er- 
hoben werden,  rajasüya  ist  »zur  weihe  eines  königs  dienend«, 
rajanena  süyatn  iti  rajasüyah  kratuh,  als  neutruni  die  königs- 
weilie.  rdhyasnia  säktocyam'm  Tbr.  111,5,  10,  1  heisst  »mögen 
wir  unseren  liederslofT  glücklich  vollenden«.  Das  wort  kommt 
nur  einmal  vor,  aber  süktocya  devata  stände  mit  jyrataradhyeyo 
^mwakah  auf  gleicher  stufe,  rraddheya  (Av.  IV,  30,  4)  heisst 
glaubwürdig,  und  wird  in  der  späteren  spräche  mit  u/äa  und 
vacmw,  verbunden.  Es  hätte  leicht  in  das  Substantiv  glaub- 
würdigkeit  übergehen  können.  Die  brähmanaliteralur  hat  jedoch 
noch  einige  adjectiva  dieser  art  bewahrt.  Das  feuer  ist  unter 
bestimmten  umständen  ptmaradheyah,  wiederanzulegen,  Ts.  III, 
4,  10,  5.  V,  4,  10,  4.  Tbr.  I,  3,  1,  5.  —  »Wer  ein  jähr  lang- 
verabsäumt hat,  soma  zu  trinken,  punarbhdkshyo  'sya  soniaplthc^m 
hhavatiy  muss  den  somatrank  wieder  genicssen«,  heisst  es  ir» 
Tbr.  III,  2,  3,  11,  wo  sich  auch  apunarbhäkshyah  findet.  ^Tfow — 
kartum  heisst  gar  kochen,  gar  braten.     Ein  purodaga,  lautet  es 

*J  Solche  composita  sind:  jitanagamya,  durjanagamya^  vahnibhojya. 


Zur  accentlehre.  601 

in  Ts.  II,  6,  3,  4,  avidahaia  Qrtafnkrtyah,  soll  gar  gebacken 
werden,  ohne  angebrannt  zu  werden.  Hieher  gehört  auch  die 
etymologische  deutung  von  vajapeya  in  Tbr.  I,  3,  2,  3:  sd  vd 
eshd  brahniandsya  caivd  rajanyäsya  ca  yajMh  \  tam  vd  etdm 
vajapiya  üy  ahtdi  \  vö^dpya  vd  eshdh  \  vdjam  hy  etena  devd 
aipsan.  \  »Dieses  ist  ein  opfer  für  priester  und  krieger.  Man 
nennt  es  krafltrunk.  Es  ist  ein  kraflverschaffer.  Denn  die 
götter  wünschten  durch  ihn  kraft  zu  erlangen«. 

Demnach  haben  wir  mindestens  vier^)  sichere  »adjectiva 
necessitatis«  auf  ya:  graddheya,  ptmaracUieya,  punarbhdkshya, 
grtatfücjiya,  die  den  accent  auf  der  gebührenden  stelle  haben, 
und  es  wird  triftiger  gründe  bedürfen  um  darzuthun,  dass 
dgvdbudhya  mit  hudh  bemerken  etwas  gemein  habe. 

Th.  Aufrecht.   . 


*)  dw&l^rtya,  bei  tage  vorzutragen,  habe  ich  übergangen,  weil  das 
wort  in  der  einzigen  stelle  desQ.P.,  wo  es  erscheint,  diväkirtya,  hingegen 
durchgängig  in  Ts.  und  Tbr.  diväklrtyä  betont  ist.  aharahahgasya^  jeden 
tag  vorzutragen,  kommt  in  einem  nicht  accentuirten  texte  vor. 


Bibliographische  notizen   fftr  die  jähre 

1875—1877. 


i. 

Auswahl  aus  der  litteratur  der  allgemeinen 

Sprachwissenschaft. 

1.    Systematische  darstellungen  der  sprachwissensdiaft. 

Ab£L  Hovelagque.  La  Linguistique.  Paris  1876.  XI,  365  S.  8. 
Biblioth^que  des  Sciences  Gontemporaines  II.  —  Vgl.  A.  Darmesteler 
RC.  187G,  art.  109.  J.  Vinson  R.  de  L.  VIII,  24G.  J.  JoUy  LG. 
1876,  320.  —  2«  Edition,  revue  et  augment^.  Paris  1876.  XIV, 
435  S.     8. 

Friedrich  Müller.  Grundriss  der  Sprachwissenschaft.  I.  Band. 
I.  Abtheilung.  Einleitung  in  die  Sprachwissenschaft.  Wien  1876. 
VIII,  178  S.  8.  I.  Band.  II.  Abtheilung.  Die  Sprachen  der  woll- 
haarigen Rassen.     Wien  1877.     IX,  263  S.     8. 

A.  H.  Sayce.  The  Principles  of  Gomparative  Philology.  Second 
Edition,  revised  and  enlarged.  London  1875.  XXXII,  416  S.  8. 
—  Vgl.  A.  Bezzenberger  GGA.     1876,  1616. 

W.  D.  Whitney.     The  Life  and  Growth  of  Language.     London 
1875.     VIII,  326  S.     8.  -  La  Vie  du  Langage.   Paris  1875.  VII, 
264  S.    8.    —    Leben  und  Wachsthum   der  Sprache.     Uebers.  va 
A.  Leskien.     Leipzig  1876.    XV,  350  S.    8.     Internationale  wissen 
schaflliche  Bibliothek.    Bd.  XX.  —    Della   linguistica  modema,  ossi 
la  vita  e  lo  sviluppo  del   linguaggio;  versione  dalP    inglese  e  not 
di  F.   D'Ovidio.     Milano    1876.     390  S.     8.   —   Vgl.  H.  Hübsch 
mann  JLZ.  1876,  art.  208.     A.  H.  Sayce  Ac,  September  J8,  1871 
Ath.,  September  4,  1875.     G.  Giussani  Riv.  di  Filol.    IV,  411. 

2.    Ursprang  der  spräche. 

R.  Kleinpaul.     Bulbulhezai-,  ovvero  discorso  sopra  la  natura       ^ 
l'origine  della  parola.     Firenze  1876.  64  S.    8.     Separatabdruck  aiB5 


BibliographiBfhe  nolizen   Tut  die  jahrp  1875—1877,  603 

der  Rivista  Eiiropea.  —  Nach  RC.  1876,  no.  27;  „fantaisip  philo- 
logique  dont  le  sei  nous  echapp^." 

AfJT.  Mabtv.  b'eber  den  Ursprung  der  Sprache.  Wünhiirff 
1875.  Vlll,  KiO  S.  8.  (Sechzig  seilen  erscliienen  auch  als  Göt- 
linger  dissertntion  mit  dein  titBl:  Kritik  der  Tfieoricn  fiber  den  Sprach- 
nrsprung.)  —  Vgl.  L.  ToWer  Zeitschr.  T.  Vöikcrpsych.  IX.  172. 
Ztschr.  r.  Phil.  N.  F.  LXVIII.  Heft  1.  Allg.  Zeitung  1875,  Nr.  3S4 
Beilage. 

Paul  Schwartzkopff.  Der  Ursprung  der  Sprache  aus  dem 
poetischen  Triebe.     Halle  1875.  (Diss.)  Cl   S.     8. 

H.  STE[^■THAL.  Der  Ursprung  der  Sprache  im  Zusammenhange 
mit  den  letzten  Fragen  alles  Wissens.  Eine  Darstellung,  Kritik  und 
Fortentwicklung  der  vorzQglichsten  Ansichten.  Drille,  abermals  er- 
weiterte Angabe.  Berlin  1877.  XVI,  374S.  8.  -  Vgl.  H.  Stein- 
Ihttl  Vierteljahrsschrift  f.  mssensch.  Philos.  I,  Heft  1.  L.  Tobler 
ebd.     Heft  3. 

Paulis  S'wiecioci.  Die  menschliche  Sprache,  ihre  Bildung  und 
Jhr  ursprünglicher  Ban.  Leipzig  1875,  106  S.  8.  (Ueher  das 
polnische  original  vergl.  V.  Jagü  Arch.  f.  slav.  Pliit.  i,  4'87). 

Wilhelm  Wackernagei..  Ueber  den  Ursprung  und  die  Eni- 
Wickelung  der  Spraclie.  56  S.  8.  Oeffentliche  Vorträge  gehallen 
in  der  Schweiz  etc.     1.  Bd.  8.  Heft.  Zweite  Auflage.     Basel  1876. 

Oskar  Klotz.  Philosophorum  Graeeorum  de  linguae  natura 
senlentiae.     Siettin  1876.  (Progr.)    US.     4. 

W.  D.  Whitnet.  (Hilött  or  eiaei.  —  Natural  or  Conven- 
tional?  Frora  the  Transaction.i  of  the  Am.  Philol.  Assoc,  1874. 
22  S.     8.    -    Vgl.  H.  Hübschmann  JLZ.   1876,  art.  208. 

3.     Varia  zur  allgemeinen  und  philosophischen 
Sprachwissenschaft. 

A.  Eo.  Chaicxrt.  La  philosophie  de  la  science  du  langage 
etudife  dans  la  rormalion  des  mols.     Paris  1875.     Xi,  371   S.   12. 

Jähes  Crbswbll  Ci.oiitiM.  On  Lhe  Existence  of  Mixed  l.;iii- 
gua{^  heing  an  Examination  of  the  Fundamental  Axioms  of  the 
Foreign  School  of  Modern  Plulology,  more  especially  as  applied 
lo  the  English.     Prise  Essay.     London  187Ü.     Vlll,   12C  S.     ». 

Conrad  Hermann.  Die  Spracbwissenschart  nacli  ihrem  Zusam- 
menhange mit  Logik,  menschlicher  GeistesbUdung  und  Philosophie. 
Leipzig  1875.     2  BL.  242  S.    8.  -  Vgl.  LG.  1876,  1003 

W.  V.  HUMBOLDT.  Ueber  die  Verschied erdieiten  des  mensch- 
Kehen  Sprachbaues.  Herausgegeben  und  erläutert  von  A.  F.  PoiT, 
nebst  einer  Einleitung :  Wilhelm  von  Humboldt  und  die  Spi-ach- 
»issenscliaft.  Berlin  1876.  2  Bde.  CCGCXXl,  544  S.  8.  Cal- 
Riry's  philologische  und  archäologische  Bibliothek,  Band  XXVII  ff, 
—  Vgl.  H.  Steinüial.  Offenes  Sendschreiben  an  Henn  Prof,  Poll: 
Ztechr.  f.  Völkerpsych.  IX,  304—323. 

JoH.  NiK.  Maovh;,     Kleine    philologiarlie    Schi-iflcn,     Vom    Ver- 


604  Biblios^phische  notizen  für  die  jähre  1875—1877. 

fasser  deutsch  bearbeitet.  Leipzig  1875.  Vll,  560  S.  8.  —  Vgl. 
K.  Brugman  LC.  1876,  114.  C.  Giussani  Riv.  di  Füol.  IV,  482. 
(Enthält  auch  Madvig's  sprachwissenschaftliche  abhandlungen.) 

II.  Merguet.  Ueber  den  Einfluss  der  Analogie  und  Differen- 
zirung  auf  die  Gestaltung  der  Sprachformen.  Königsberg  1876.  16  S.  4. 

Max  Müller.  Essays.  4.  Bd.  Aufsätze  hauptsächlich  sprach- 
wissenschaftlichen Inhalts  enthaltend.  Aus  dem  Englischen  mit  Auto- 
risation  des  Verfassers  ins  Deutsche  übertragen  von  R.  Fritzscfae. 
VI,  502  S.  8.  Vgl.  die  auf  das  englische  original  bezüglichen  be- 
merkungen  W.  D.  Whitney's  unten  s.  612. 

H.  Sweet.  Words,  Logic,  and  Grammar':  Transactions  of  the 
Philological  Society  1875—76. 

4.     Sprach-  und  rassenverwandtschaft. 

D.  E.  D.  EuROPAEUS.  Die  fmnisch-ungarischen  Sprachen  und 
die  Urheimath  des  Menschengeschlechtes.  Zur  Beleuchtung  der  archäo- 
logischen Fragen  im  Betreff  des  ältesten  vorhistorischen  Daseins  der 
Menschen.  Helsingfors  und  Berlin  1876.  4  S.  8.  mit  3  Tabellen 
in  qu.  gr.  4  und  Imp.-Fol. 

Abel  Hovelacque.  Langues,  races,  nationalit^s.  2*  Vitien. 
Paris  1875.     40  S.     8. 

Joseph  Kühl.  Die  Anfange  des  Menschengeschlechts  und  sein 
einheitlicher  Ursprung.  I.  Theil:  Arier,  Aramäer  und  Kuschiten. 
Bonn  1875.  III,  266  S.  8.  —  Viel  zu  günstig  beurtheilt  von  Georg 
Gerland  JLZ.  1875,  arl.  633.  gO.  [sie!]  LG.  1875,  1289;  kurz 
aber  gebührend  RG.  1876,  art.  149.  —  11.  Theil:  Die  Farbigen. 
Mainz  1876.    390  S.    8. 

Joseph  Kuhl.  Darwin  und  die  Sprachwissenschaft.  Leipzig 
und  Mainz  1-877.     2  Bl.     72  S.     8. 

Macburdy.  Relations  of  the  Aryan  and  Semitic  Languages.  1. 
History  and  present  State  of  the  Inquiry:  Bibl.  Sacra,  Jan.  —  April  1876. 

Au(;usT  Müller.  Semitische  Lehnworte  im  älteren  Griechisch: 
Beitr.  z.  Kunde  d.  indogerm.  Spr.  1,  273—301. 

Ernst  Noeldechen.  Semitische  Glossen  zu  Fick  und  Gurtius. 
Magdeburg  1876,77.  (Progr.)  94  S.    4.  -  Vgl.  LC.  1877,  791. 

R.  VON  Raumer.  Sendschreiben  an  Herrn  Professor  MThitney 
über  die  Urverwandtschaft  der  semitischen  und  indogermanischen 
Sprachen.  Frankfurt  a./M.  1876.  20  S.  8.  —  Vgl.  V^.  D.  WHiil- 
ney  Proceedings  of  tlie  American  Piniol.  Assoc.   1876,  27 — 28. 

5.    Laulphysiologie. 

Ernst  Brücke.  Grundzüge  der  Physiologie  und  Systematik  der' 
Sprachlaute  für  Linguisten  und  Taubstummenlehrer.  2.  Auflage^ 
Mit  2  Tafehi  in  Steindruck.     Wien  1876.    V,  172  S.     8. 

Goudereau.     Essai  de  Classification  des  bruits  articules.     Extrai't 
des  bulletins  de    la  societe  d'anthropologie   de   Paris,    seances   def» 
6-20   mai    1875.     Paris    1875.     U  S.     8.  und  2  tafeln.   —  Vgl. 
L.  TIavot  RG.  1876.  art.  71. 


p 


Bibliographische  nolizen  für  die  jähre  1875—1877, 


G05 


Jdlius  Hoffobv.  Phonetische  sü'citrragen:  Ztsclir,  f.  vgl.  Spracht'. 
XXIII,  525-558. 

i.  F.  KhXuter.  Zur  Laulverscbiebung.  Strassburg  1877.  X, 
154  S.     8. 

L.  F.  Lefpler.  Nägra  Ijudrysiologislca  undcrsökningar  röraDÖe 
konsonantljuden.  1.  afdel.  De  klusila  konsonantljuden.  (Upsata 
Universilets  Arsskrin  1874,  Philosoph!,  Spräkvetenskap  och  historiska 
Veleiiskaper.  III.)  Upsala  1875.  120  S.  8.  -  Vgl.  W.  Braune 
LC.  1875,  1299.  —  De  klusila  konsonantljuden.  Krilisk  uppsats 
«f  J.  A.  A.  —  Norrkoping  1 876.     65  S.     8. 

Jas.  M.  Menzies.  Changes  made  by  four  young  ChiJdren  in 
prououncing  English  Words:  Transaclions  of  Ihe  Philological  Society 
875-76. 

G.  Michaelis.  Dorsal  und  apit-al,  oder  oral?  Ztschr.  f.  vgl. 
Sprachf.  XXm,  518-523. 

Eduard  Sievers.  Griindzüge  der  Lautpbysiologie  zur  EinfOh- 
rung  in  das  Studium  der  Lautlehre  der  indogermanischen  Sprachen. 
"  "  zig  1876.  X,  150  S.  8.  (Bibliothek  indt^ermanischer  Grain- 
maiiken  Band  I.)  -  Vgl.  W.  Braune  LC.  1876,  1207.  J.  Win- 
teler  JLZ.   1876,  art.  503. 

U. 

Indogermanische  Sprachvergleichung*). 
1.  Einleitung  in  die  indogermanische  Sprachvergleichung. 

B.  Pethiceicu-Hasdel'.  Principie  de  Filologiä,  comparativä  Ario- 
Europeä  cuprindend  Grupurile  Indo-Perso-Tracic ,  Greco-Italo-Celtic 
u  Leto-Slavo-Gerraanic  cu  Aplicaliuni  ta  Isloria  Limbei  Romane. 
Cuts  tinut  la  Facultatea  de  Liiere  si  Filosoiiä  din  Bucurescj.  Tom  I. 
Istoria  Füologiei  comparative.  Bucuresci  1875.  S.  1  —  108.  8.  — 
Vgl.  H.  Schuchardt  LC.  1875,  380. 

T.  L.  Papillon.  A  Manual  o!  Comparative  Pbilology  as  ap- 
plied lo  the  Illustration  ofGreek  and  Latin  Infiectiona.  Oxford  1876. 
S52  S.     8.   -    Vgl.  A.  S.  Wilkins  Ac,  May  27,  1876. 

DoMENRM  Pezzi.  Introducüon  k  l'ölude  de  la  science  du  lan- 
|age,  Traduil  de  l'ttalien  sur  Ic  texte,  enti^remenl  reFondu  par  l'au- 
tair,  par  V.  Nourrisson.  ParU  1875.  2  Bl.  237  S.  8.  -  Vgl. 
XC.  1876,  1165.  (Beschränkt  sich  trotz  des  umfassenderen  titela 
auf  die  indogermanischen  sprachen.) 

Language  and  its  Study.  Wilh  espccial  ßeference  to  the  Indo- 
European  Family  of  Languages.  Seven  Leclures  by  W.  D.  Wiutnev. 
Edited,  with  Inlroduction,  Notes,  Tables  of  Declension  and  Conjuga- 
tioa,  Grimm's  Law  with  Illustration,  and  an  Index,  by  B.  Morris. 
Xondon  1876.     XXII,  318  S.    8. 


.kandlangen,  welche  auch  fQr  das  ganze  v 


606  Bibliofpraphische  notizen  für  die  jähre  1875—1877. 

B.  Delbrück.  Das  Sprachstudium  auf  den  deutschen  UmTersi- 
täten.  Praktische  Rathschläge  für  Studirende  der  Philologie.  Jena 
1875.  24  S.  8.  -  Vgl.  G.  Gurtius  JLZ.  1875,  arl.  386.  LC. 
1875,  782. 

2.    Allgemeines. 

G.  l.  AscoLi.  Di  un  saggio  singulare  di  perfezionamento  dei 
metodi  negli  studj  di  paleontotogia  linguistica.  Reale  Istituto  Lombardo. 
Rendiconti  1876,  585. 

Michel  Breal.  Examen  critiquc  de  quelques  th^ories  relatives 
ä  la  langue  märe  indo  -  europäenne :  Journal  des  Savants  1876, 
632-652. 

La  langue  märe  indo-europ^enne :  La  R^puhlique.  Oct.  31,  1876 
(s.  K.  Friederici  Bibliotheca  Orientalis  no.  36). 

Neskoliko  stranicü  izü  sravnitelinoj  grammatiki  indo-evropejskichu 
jazykovü,  in:  Sämaveda-Äranyaka  -  Samliitä.  Izdalü  F.  Fortunatovu. 
Moskva  1875.    180,  67  S.  '8. 

Domenico  Pezzl  Glottologia  aria  recentissima.  Genni  storico- 
crilici.     Torino  1877.     XV,  191  S.     8. 


Stammbaninfrage. 

A.  HovELACQUE.  Du  mode  de  subdivision  de  la  langue  com- 
mune indo-europäenne  et  de  la  rägion  oü  eile  fut  parl^:  R.  de  L. 
VIII,  1 29  f.  (=  A.  HovELACQUK.  La  linguistique.  Ghapitre  V.  §  11.) 
JonAiNNES  Schmidt.  Was  beweist  das  e  der  europäischen  sprachen 
für  die  annähme  einer  einheitlichen  europäischen  grundsprache? 
Ztschr.  XXIII,  3H.S-375. 

A.  Leskien.  Die  Dediiialion  im  Slaviseh-Litauischen  und  Ger- 
manischen. Leipzig  1876.  XXIX,  158  S.  8.  Preisscliriften  ge- 
krönt und  herausgegeben  von  der  Fürstlich  Jablonowski'scheu  Gesell- 
schaft. Nr.  XIX.  -  Vgl.  J.  Schmidt  JLZ.  1877,  art.  247.  F.  Bechlel 
Anzeiger  für  deutsch.  Alterth.  3,  21511. 

R.  Hassenciamp.  Ueber  den  Zusammenhang  des  lettosiavisdien 
und  germanischen  Sprachstammes.  VI,  64  S.  8.  Desgl.  Nr.  XX.  - 
Vgl.  J.  Schmidt  a.  a.  o.     F.  Bechlel  a.  a.  o.  240  ff. 

3.     Zusammenfassende  werke    über  lexicographie  und 

grammalik.     Zeitschriften. 

AucaJST  Fkik.  Vergleichendes  Wörterbuch  der  indogermanisclien 
Sprachen  sprachgeschichtlich  angeordnet.  Zweiler  Band  entlialleud 
den  Wortschatz  dtT  graeco-ilulischen ,  der  slavo-deutschen,  der  letto- 
slavischen  Spracheinheit  und  einen  Anhang:  Zum  pruso-leltiscl»en 
Wortsehatz.  —  Vierter  Band  enthaltend  Nachwort  und  die  Indices 
von  A.  Führer.  Dritte  umgearbeitete  Auflage.  Göltingen  1H70. 
802.  üO:^  S.     8. 

Area  ST  FicK.     Die  griecliischen  Personennamen,  nach  ihrer  Bil- 
dung   erklärt,    mit    den   Nainensyslemen    verwandter    Sprachen    ver- 


tdiographbehe  notiten  fOr  die  jähre  187B— 1877.  607 

glichen  und   systematisch  geordnet.      Gottingen    1874.     GCXIX,  S37 
S.  8.  —  Vgl.  G.  Meyer  JLZ.  1876,  art.  579. 

August  Fbiedbich  Pott.  Etymologische  Forschungen  auf  dem 
Gebiete  der  iodo -germanischen  Sprachen.  Zweite  Auflage  iti  völlig 
neuer  Umarbeitung.  Sechster  Band.  Wurzel-,  Wort-,  Namen-  und 
Sachregister  zu  den  fünf  Bänden  au^earbeitel  von  Heinrich  Ernst 
BisusEiL.  Detmold  1876.  VIII,  603  S.  8.  -  Vgl.  Th.  Benfey 
GGA.     1876,  1244*).  

August  Schleicher.  ACompendium  of  the  Comparalive  Gram- 
mar  of  tlie  Indo- European,  Sanskrit,  Greek  and  Latin  Languages. 
Translated  from  [he  Tliird  German  Edition,  by  Herbert  Bendall. 
Part  I.  Phonology.  London  1874.  XXIV,  IGO  S.  8.  Part  II. 
Morphology.     London  1876.     VlII,  104  S.     8. 

AuGU.'-T  ScHLEH^HEi).  Compendiuni  der  vergleichenden  gram- 
malik  der  indogernianisclien  ap lachen.  Vierte  aultage.  Weimar 
1876.     XLVni,  829  S.     8. 

Beiträge  zur  Kunde  der  indogermanischen  Sprachen  herausge- 
gegeben  von  Adalbeht  Bezzenbergeb.  Erster  Band.  Gättingen  1877. 
IV,  356  S.     8.    -    Vgl.    H.   OsthofT  JLZ.  1876,  arl.  650«). 

4.    Lautliches. 
Vtealiunni. 

0.  BöiiTi.iNfiK.  Ein  Paar  Worte  gegen  die  allslaviscben  Wür- 
feln mil  silbenbildendem  r  und  l:  Bulletin  de  l'Acadämie  Imp^ialc 
des  Sciences  de  Sainl-Pftersbourg.     Tome  XXII.  312—315. 

K.  Bhugman.  Nasalis  sonans  in  der  indogermanischen  Grund- 
sprache: Curtiüs  Studien  IX,  285—338.  vgl.  469—471. 

A.  HOVELACOUE.     La  voyelle  R:  R.  de  L.  VIII,  99  IT.***). 

J.  Schmidt.  Zur  Geschichte  des  Indogermanischen  Vocallsmus. 
Zweite  Abteilung.  Weimar  1875.  VI,  536  S.  8.  —  Vgl.  E.  Sie- 
ters  JLZ.  1876,  arl.  79.  W.BranneLC.  1875.  1552.  A.Beizen- 
berger  GGA.  J875.  1313.  H.  Zimmer  Anzeiger  f.  deutsch.  AI tertli. 
S,  33  ff. 

Karl  Vehne».  Zur  ablautsfrage:  Ztschr.  f.  vgl.  Sprachf.  XXIll, 
131  — !38.  __ 


Biaeellaiiartikeln  der  Zeitsclir.  f.  vgl.  sprachf-,  der  Studien  x.  griecli.  und 
hL  ^araui-,  der  Mämoires  da  la  Sou.  de  LinKuisl..  der  BeitrB^e  z.  Kunde 
4«  indogerm. Spr.  und  in  A. Bezzehbehbkb's  »EtyniolosigchenHilleilunKen«: 
Hacbrichten  von  der  K.  Gesellsch.  d.  WissetiBch.  a.  s.  w,  aus  dem  Jahre 
1875.    Göttinnen  1875,  *fö  ff. 

**)  Aus  den  alleren  surachvrisaeti  gebart  liehen  Zeitschriften  ^ind  nur  die 
tinzdneu  artikel  an  den  betreFTenden  stellen  aufgeführt. 

*•*)  Zur   frage    Ober  den    r-vocal  vgl.   nwb   H.  Kttts;   TaBltundige 
Biitlmci-n.     1.     Ranriein   18711,  s.  33  ff. 

4(1« 


608  Bibliographische  notizen  für  die  jähre  1875-1877. 

Accest. 

Kl.  Hankiewicz.  Ueber  das  Accentuationssystem  in  der  sans- 
krit-griechischen  und  rulhenischen  Sprache.  Gzemowitz  1875.  16  S.  8. 

Leonhard  Masing.  Die  Hauptformen  des  Serbisch-Ghorwatischen 
Accents.  Nebst  einleitenden  Bemerkungen  zur  Accentlehre  insbe- 
sondere des  Griechischen  und  des  Sanskrit  (Leipziger  diss.) :  M6moires 
de  PAcad^mie  Imperiale  des  Sciences  de  St.-P6tersbourg,  VII*  S^rie, 
Tome  XXIII,  N^  5.  St.-Pelersbourg  1876.  VII,  96  S.  4.  —  Vgl. 
dazu:  Wahrung  seines  Rechtes.  Von  Th.  Benfey.  Nachrichten  von 
der  K.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  u.  s.  w.  aus  dem  Jahre  1877. 
S.  66—72  —  wieder  abgedruckt  Vedica  S.  165—170. 

Karl  Verner.  Eine  ausnähme  der  ersten  lautverschiebung: 
Ztschr.  f.  vgl.  Sprachf.  XXIII,  97—130. 

J.  Wagkernagel.  Der  griechische  verbalaccent :  ebd.  XXIII, 
457-470.  vgl.  524. 

GoBSOiiaBtigBis. 

T.  Le  Marghant  Douse.  Grimmas  Law:  a  Study  or  Hints  to- 
wards  an  Explanation  of  the  so-called  »Lautverschiebung«,  to  which 
arc  added  some  Remarks  on  the  primitive  Indo-European  K.  and 
several  Appendices.  London  1876.  XVI,  231  S.  8.  —  Vgl.  W. 
Braune  LG.  1877,  471  und  des  Verfassers  entgegnung  ebd.  838. 


Wilhelm  von  der  Mühll.  lieber  die  Aspiration  der  Tenues 
vor  Nasalen  und  Liquidis  im  Zend  und  im  Griecliischen.  Leipzig 
1875.  (Diss.)    2  Bl.    71   S.    8. 


H.  HüBSGHMANN.  ^S  gh^  im  sanskrit  und  iranischen:  Ztschr. 
f.  Vgl.  Sprachf.  XXIII,  384—400. 

Hermann  Möller.  Die  palatalreihe  der  indogermanischen  grund- 
spräche  im  germanischen.     Leipzig  1875.     S.  17 — 66.     8. 


J.  Schmidt.  Ueber  metathesis  von  nasalen  u.  s.  w.  Ztschr. 
f.  vgl.  Sprachf.  XXIII,  266—302.  —  Vgl.  A.  Bezzenberger  Beitr.  z. 
Kunde  der  indogerm.  Spr.  I,  337.  342. 


Fritz  Beghtel.  Ueber  gegenseitige  Assimilation  und  Dissimi- 
lation der  beiden  Zitterlaute  in  den  ältesten  Phasen  des  Indogerma- 
nischen. Eine  sprachgeschichtliche  Untersuchung.  Göttingen  1876^ 
68  S.     8. 

Garolus  Joret.  De  rhotacismo  in  indoeuropaeis  ac  jwtissi- 
mum  in  germanicis  linguis.  Commentatio  philologica  pro  litterarum 
facultate  in  Sorbona  tuenda.  Paris  1875.  71  S.  8.  Collection 
philologique,  13*  fascicule. 

Th.  Benfey.     Die  zwei  tönenden  Zischlaute  der  arischen  Periode 
und   des  ältesten  Sanskrits.     [Auszug  aus  einer  später  zu  veröfTent- 


Bibliographische  notizen  für  die  jähre  1875—1877. 


609 


Uchenden  Abhandlung.]     Nachrichten    von   der  K.   Gesellschaft  der 
Wisaensch.  u.  s.  w.  aus  dem  Jahre  1 876.    Göttingen  1 876,  297—  323. 
H.  Osthoff.     Spuren  eines  uraprach liehen  tonenden  Zischlautes. 
Zlschr.  f.  vgl.  Sprachf.  XXIII,  87—89. 

5.     SUinim-  und  worlbilduiig. 
SurtixH.     Derlinalisn. 

OsK.  'AsuÖTii.  Die  Umwandlung  der  Themen  im  Laieinisehen. 
Eilic  sprauLwisscnsehariiiche  Untersuchung.  Göttingen  1876.  71  S, 
8.   (Diss.)  —  Vgl.  LC.   1876,   1589. 

F.  BAirtJKT.  Note  sur  lo  T  du  suffise  participial  -ANT-:  Me- 
moires  de  Ih  Sog.  de  Linguist.  11,  393, 

A.  Fir.K.  Die  suffixlosen  Nomina  der  griechischen  Sprache.  1. 
Zum  sogenannten  o-SufTix  im  Griechischen :  Beitr.  z.  Kunde  d.  indo- 
germ.  Spr.  I,  I  — 19.  —  A.  Fiuk  und  A.  Führer.  Die  suffixloacn 
Nomina  der  griecbiEchen  Sprache.  IL  Zum  sogenannten  ya-Sußix  im 
Griechischen:  ebd.  120—143.  —  A.  Fiük.  Zum  s-Suflix  im  Grie- 
chischen: ebd.  231—248.  —  ders.  Die  suffixlosen  Nomina  der 
griechischen  Spruche.     111  und  IV:  ebd.  312—326. 

G.  Meter.  Zur  Geschiebte  der  Indogermanischen  Stamm- 
bildung und  Declination.  Leipzig  1875.  V,  89  S.  8.  —  Vgl.  H. 
Oethoff  JLZ.  1875,  art.  587.  A.  Bczzenberger  GGA.  1875,  1104. 
H.  Zimmer  Anzeiger  f.  deutsch.  Allerlh.  1 ,  238  IL  A.  Bergaigne 
BC,   1876.  art.   121. 

H.  Osthoff.  Forschungen  im  gebiete  der  indogermanischen 
nominalen  stammbildmig.  Erster  teil.  Jena  1875.  XIV,  212  S. 
8.  —  Vgl.  G.  Meyer  JLZ.  1875,  art.  359.  LC.  1875,  971.  A. 
Bejoenbergor  GGA.  1875,  940.  K.  Brugman  Ztschr.  f.  d.  österr. 
Gymn.  XXVI,  760,  —  Zweiler  leil:  Zur  geschichte  des  schwachen 
deutschen  adjectivums.  Jena  1876.  XI,  183  S,  8.  [S.  1—58 
erschienen  Oclober  1875  als  Leipziger  habilitationsschrift.]  —  Vgl. 
W.  Braune  LC.  1876,  474.  E.  Sievers  JLZ.  1876,  art.  183. 
fi.  Zimmer  Anzeiger   für  deutsch.  Allerth.    I,  229  ff. 

M.  OsTfJOFF.  Ueber  das  eingedrungene  s  in  der  nominalen 
suffixform  -stra-  und  vor  dental  anlautenden  personalendungen  des 
deutschen,  griechischen  und  altbaktrischen  verbums:  Ztschr.  f.  vgl. 
Sprachf.  XXIH,  313—333. 

H.  Osthoff.  Die  suffisform  -sla-,  vornehmlich  im  germani- 
ichen:  Beiträge  zur  Gesch.  d.  deutschen  Spr.  u.  Lit.  lil,  335—347. 

A.  Bergaigne.  Du  röle  de  la  d^rivation  dang  k  declinaison 
indo-europ^enne :  Memoires  de  la  Soc.  de  Linguist.  U,  358  tT. 

K.  Bruchan.  Zur  Geschichte  der  stamm  abstufenden  Decllna- 
tioncn.  Erste  Abhandlung:  Die  Nojiiina  auf  -AR-  und  -TAB-:  Cur- 
tius  Studien  IX,  361—406. 

A.  FiCK.  toifiv  Xnnatfiv  ^=  tayos  (igvayos:  Beitr,  z.  Kunde 
der  indogerm.  Spr.  1,  67—68. 


glO  Bibliographische  notizen  fflr  die  jähre  1^5—1877. 

L.  Havet.  Sur  la  dMinaison  des  th^mes  Kminins  enÄ:  M& 
moires  de  la  Soc.  de  Linguist.  II,  387.  —  Vgl.  H.  d*Arbois  de 
JuBAiNViLLE.  Le  g^nltif  singuli^  des  th^mes  f^minins  en  ä  dans 
Tancien  irlandais:  ebd.  III,  79 — 80. 

H.  Osthoff.  Zur  frage  des  Ursprungs  der  germanischen  JV- 
declination.  (Nebst  einer  theorie  über  die  ursprüngliche  Unterschei- 
dung starker  und  schwacher  casus  im  indogermanischen):  Beitr.  z. 
Gesch.  d.  deutsch.  Spr.  u.  Lit.  III,  1—90;  vgl.  197—198.  556. 

Eiisehie  wortdauen. 

Th.  Benfey.  Das  indogermanische  Thema  des  Zahlworts  »Zwei« 
ist  DU.  Abhandlungen  der  königl.  Gesellschaft  d.  W.  zu  Göttingen 
Einundzwanzigster  Band.     46  S.     4. 

Adolf  Faust.  Zur  indogermanischen  Augmentbildung.  Strass- 
bürg  1877.  (Diss.)  42  S.    8. 

H.  Grassüann.  Ursprung  der  präpositionen  im  Indogermani- 
schen:   Ztschr.  für  vgl.  Sprachf.  XXIII,  559—579. 

6.    Syntax. 

A.  Rohr.  Einige  Bemerkungen  über  Wesen,  Aufgabe  und 
Ziele  einer  vergleichenden  Syntax.    Bern  1876.    16  S.    8. 


Abel  Bergaigne.  Essai  sur  la  construction  grammaticale  oon- 
sid^r^e  dans  son  d^veloppement  historique:  M^moires  de  la  Soc.  de 
Linguist.  111,   1-51.     124-154. 

K.  Brugman.  Erstarrte  Nominative:  Gurtius  Studien  IX,  257—271. 

H.  Hübschmann.  Zur  Casuslehre.  München  1875.  VIII,  339  S. 
8.—  Vgl.  B.  Delbrück  JLZ.  1875,  arl.  59.  E.  Windisch  LC.  1875, 
378.  A.  Bezzenberger  GGA.  1875,  477.  M.  Holzman  Ztschr.  f. 
Völkerpsych.  IX,  153. 

Samuel  Porter.  The  Terms  »Substantive  Verb«,  and  »Verb 
of  Existence«,  and  the  Nature  of  the  Distinction  of  Subject  and 
Predicate:  Proceedings  of  the  American  Philol.  Assoc.  1876,  21—25. 

J.  Wackernagel.     Zum   homerischen  dual:     Zeitschr.   für  vgL 
Sprachf.  XXIII,  302-310. 

III. 

Indische  sprachen. 

A,    Sanskrit« 

i.    Allgemeines. 

»loHN  Atery.  On  the  Influence  of  the  Aboriginal  Tribes  upo«^ 
the  Aryan  Speech  of  India:  American  Oriental  Society.  Proceedings^ 
May  and  Nov.,   1875,  and  May,  1876.  p.  XXIV. 

Gargia  Ayuso.  Estudios  sobre  los  pueblos  de  la  India.  Er^- 
sarjo  critico  de  filologia  compaiada:  Rev.  de  la  Universidad  de  Ma- 
drid,  t.  VI,  p.  271  ff.     Madrid  1876. 


Bibliographis^^b!  iioti^en  l'ür  die  jalire  I87.i-1877.  611 

Grande  ex^cution  d'aulomnc.  Lettre  de  M.  L.  Ah.  Sedillot 
ä  M.  Ic  Dr.  Feüüinand  Hoefek  an  sujet  des  scieiices  muthämatiques 
des  Indiens  et  des  origüies  du  Sanskrit:  Butletiiiu  di  bibtiografia  e 
di  storia  delie  scienze  raalematiche  e  fiaiche,  T.  VIII,  457—468. 
—  Vgl.  RC.  1876,  no.  17. 

TaSbnek's  Bibliolheca  Sunscrita.  A  Calalogue  or  Sanski-it  Litera- 
ture  chiefly  printed  in  Europe.  To  which  is  adJed :  A  Cutalo^e 
of  Sanskrit  Works  printed  in  India;  and  a  Cataloguc  of  Pali  Books. 
'tondon  1^75.  3  Bl.  S4  S.  K.  (gntliält  aucli  die  von  Europäern 
vcrfassten  ^ammalisdien  werke.) 

EieneiilarbScher. 

W.  D.  Whitney.  Texl-bonks  for  Üie  Study  of  Sanstril.  (He- 
prinled  froni  tlie  Harvard  College  CouranI):  Trübner's  Reccrd  IX, 
142—143.  

Camiixo  Kelln'ek.  Kurze  Elementai^rainmalik  der  Sanskrit- 
Sprache.     Zweite  Auflage.     Leipzig  1877.     XX,  24!)  S.     8. 

Adolf  Friedrich  Stenzler.  Elementarbuch  der  Sanskrit-Sprache, 
(irammatik.  Text,  Wörterbuch.  Dritte  vermehrte  Auflage.  Breslau 
1875.     IV,  127  S.    8.   -    Vgl.  C.  CappcUcr  JLZ.    1875,  arl.  390. 

Monier  Williams.  A  practical  Gramraar  of  tlic  Sanskrit  Lan- 
guage.     4"  edilion.     London  1877.     420  S.     8. 

±     Lexicographie.     Etymologie. 

*  Sanskrit- Wörter  buch  hcrausg^eben   von   der   Kaiserlichen    Aka- 

demie der  Wissenschaften,  bearbeitet  von  Otto  Böhtlingk  und 
Rudolph  RoTJi.  Siebenter  Theil.  III  S.,  1822  Spalten.  4.  St.  Pe- 
tersbui«  1875.  -  Vgl.  F.  Spiegel  JLZ.  1875,  art.  385.  —  R. 
Roth.  Zur  Geschichte  des  Sanofi t-Wfiitprbuchs.  (Geeprochen  in 
der  Versammlung  der  Orientalisten  zti  Innsbruck,  am  39.  Sept. 
1874).  Bulletin  de  l'Acad.  des  Sciences  de  Sl.-Petersbourg,  T.  XXI, 
410-426. 

Abel  BEiniAHiNE.  iurhi,  etnrhi,  yarhi:  Mömoircs  de  k  Soc 
de  Linguist.  HI,   164-165. 

A.  BEZZENHERGEa.  rajju:  Beitr.  z.  Kunde  d.  indt^erm.  Spr. 
I,  68.  -  Vgl.  A.  Fji;k  ebd.  172. 

AuALBERT  Bezzenbbrcer.  Skr.  ^ap:  Beitr.  z.  Kunde  der  indo- 
^erm.  Spr.  I,  165—166. 

0.  BöiiTi.iNüK.  Noch  ein  Wort  über  das  Salz;  .ILZ.  1875, 
urt.  642''.  (Ucber  sara  >salzig<.  Mit  bcziehung  auT  Tn.  BE.vrev. 
IKe  Indogernianen  hallen  schon  vor  ilirer  Trennung  sowohl  Salz  als 
Ackerbau:   Allg.  Zeitung  1875,  Nr.  208  Beilage.) 

M.  Bheal.  Sanskrit  sva  pour  su  »bien«:  Mömoires  de  lu  Soc, 
;4c  Linguist.  U,  383. 

\  Kabl  BnuiiMAN.  Aind.  rdmati,  rd^i,  gr.  t^afuct  ti.  s.  w. : 
'Zlschr.  f,  vgl.  Sprachf.  XXIU,  587—594. 


gl2  Bibliographische  iiotizen  für  die  jähre  1875—1877. 

A.  FicK.  Skr.  urvarä  =  oXvga:  Beitr.  z.  Kunde  d.  indo- 
germ.  Spr.  I,  63. 

Siegfried  Goldschmidt.  Nachtrag  zu  Beitr.  VII,  253:  Beitr. 
z.  vgl.  Sprachf.  VIII,  375. 

H.  Kern,     gremdant:  Ztschr.  f.  vgl.  Sprachf.  XXII,  554. 

H.  Osthoff.  Skr.  dfa-  m.,  atd-  f.,  lat.  anlae^  altn.  önd:  ebd. 
XXIII,  84.     Skr.  pinda^  wurzel  pish-  pinsere:  ebd.  85. 

3.     Grammatik. 

Louis  Havet.  Sur  la  Iranscription  du  sanskril.  I.  Sur  les 
diphthongucs.  II.  Sur  la  Separation  des  mots :  M^moires  de  Ja  Soc. 
de  Linguist.     III,  75-78. 

W.  D.  Whitney.  Z6V=dyaüs*),  and  other  points  relating  to 
Sanskrit  Grammar,  as  presented  in  M.  Müller's  recent  volume  of 
»Chips«:  American  Oriental  Society.  Proceedings,  May  and  Nov., 
1875,  and  May,  1876.     p.  XX-XXIIL 


Toeallsnis. 

H.  Kern.  Le  sußlxe  ya  du  Sanskrit  classique,  ia  de  Tarien: 
M^moires  de  la  Soc.  de  Linguist.  11,  321.  —  L.  Havet.  Note  sur 
Tarticle  pr^^dent.  Du  changement  apparent  de  i  consonnc  en  i 
voyelle:  ebd.  325. 

Accent 

Richard  Garbe.  Das  accentuationssystem  des  altindischen  nomi- 
nalcomposituins :  Ztschr.  f.  vgl.  Sprachf.  XXllI,  470—518,  vgl.  524. 
Dazu  Th.  Aufrecht.     Zur  accentlehre:  ebd.  599—601. 

Gonsonantismas. 

0.  BÖHTLiNGK.  Das  Verhalten  der  drei  kanonischen  Gramma- 
tiker in  Indien  zu  den  im  Wurzelverzeichniss  mit  sh  und  n  anlau- 
tenden Wurzeln:  ZDMG.  XIX,  483—490. 

L.  Havet.  Sur  les  palatales  Sanskrites:  Meinoires  de  la  Soc. 
de  Linguist.  II,  348. 

Declination. 

F.  Müller.  Sur  les  formes  de  cas  des  radicaux  en  a  dans 
Tancien  Indien:  R.  de  L.  VIII,  6  f. 

Terbani. 

John  Avery.  Contributions  to  the  History  of  Verb-Inflection 
in  Sanskrit:  Journ.  of  the  Americ.  Orient.  Soc.  X,  217—324. 

James  Darmesteter.  Des  desinences  verbales  en  us  et  des 
d^sinences  verbales  qui  contiennent  un  r  en  sanscrit :  M6moires  de 
la  Soc.  de  Linguist.  III,  95—103.  —  Abel  Bergaigne.  Note  sur 
Tarticle  pr^c6dent.  Des  troisiömes  personnes  du  pluriel  en  -ram' 
ebd.  104—105. 


*)  Vgl.  dazu  auch  Max  Müller  Jahrbücher  für  class.  philol.  1877,  150 
—151. 


Bibliogr^niscbe  notiien  rar  die  jähre  1B7&— 1877.  613 

W.  D.  Whitney,  On  Üie  Ciassificntton  of  thc  Foriiis  of  llie 
Sanskrit  Aoi-Ist:  American  Oricnlal  Society.  Proceedings,  May  and 
Nov.,  1875.  and  May,  1876.  p.  XVIII— XIX. 

DERs.     The  System  of    the    Sanskrit  Verb:    Proceedings  of  the 
American  Philol.  Assoc.  1876,  6—8. 
Sjnlaic. 

B.  Delbrück.  Allindische  Tempuslchre.  Halle  1876.  VllI, 
136  S.  8.  Syntaktische  Forschungen  von  6.  DEmKticK  und  E. 
WlNDis<;u.     II.  —  Vgl.  H.  Hflbschmann  LC.   1876,   1695. 

E.  Siei;ke.  Der  gebrauch  des  ablalivs  im  Sanskrit,  besonders 
tDi  Veda:  Bdtr.  t.  vgl.  Spraclif,  VllI,  b77~t21. 

4.     Auswahl  aus  der  Veda-Philologie. 

M.  Hauh.  On  Hie  Intei'prelatioii  of  the  Veda:  Transacüons  of 
the  Sficond  Session  of  the  International  Congress  of  Orientalists, 
hetd  in  London,  September,  1874.  Edited  by  Robert  X.  Douüla.^. 
[Auch  milgelheilt  in  Trübner's  Record  1874,  Special  Number,  p,  34.] 

—  Vgl.  B.  Delbrück  JLZ.  1875,  art.   137. 

Die  Hymnen  des  Rigveda.  Herausgegeben  von  Theodor  Aufrecht. 
Zwöte  Auflage.    Zwei  Bände.    Bonn  1877.   I.  463.  XLVIll,  6S8  8.8. 

Rig-Veda-Sanhita,  the  sacred  Hymns  of  thc  Brahnians;  together 
*Hli  the  Commentary  of  Sayanaeliarya.  Edited  by  F.  M.ix  Müi,i,eb. 
Volume  VI.  London  1874.  LIX.  32.  785.  401—762  S.  Fol.  — 
Vgl  A.  Weber  LC.   1875,  518.     B.  Delbrück  JLZ.   1875,  art.  387. 

—  W.  D.  Whitney-     Müller's  Rig-Vcda  and  Commentary.     22  S.   8. 
[Reprinted  frora  the  New  Englander  for  Oct.,   1876.] 

K.  M.  Banerjea.  Rig-Veda-Sunhita,  the  Trrst  and  second  Adhyayas 
of  the  first  Ashtaka.  Wilh  Notes  and  Explanalions  and  an  intro- 
ductory  Essay  on  the  Study  of  the  Vedas.  Calcutta  1875.  XXIX, 
131    S.     8.  —   Vgl,  Trübner's  Record  X,  24'>- 

»Nachtrag«.  2  S.  8.  Zu  Delbrück's  Vedischer  Chrestomathie 
{verbessert  eine  anzahl  von  fehlem  und  ungenauigkeilen). 

SüPAHNAßHTAYAH,  Supami  fabula.  Edidit  Elihab  Grube.  Leip- 
ag  1875.  XXVI,  52  S.  8!  [Daraus  der  lest  allein  abgedruckt 
mit  einem  nachwort  von  A.  Weber:  Ind.  Stud.  XIV,  1 — 34.]  — 
Tgl.  A.  Weber  LC.   1876,  632.      A.  Barth  RC.   1876,  art.   135. 

R.  Roth.  Der  Alharvaveda  in  Kaschmir.  Tübingen  1875  (Ijiiv. 
Progr.).     29  S.     4.  —  Vgl.  Delbrück  -ILZ.   1875,  arl.  271. 

W.  D.  Whitney.  Report  of  Progress  in  the  Edition  of  the 
Atharva-Veda:  American  Orienlal  Society.  Proceedings.  May  and 
Kov.,  1875,  and  May,   1876,  p.  XU. 

Hehkann  Grassmann.  Wörterbuch  zum  Rig-Veda.  Leipzig  1875. 
ViH  S.,  1776  Spalten.  8.  -  Vgl.  M.  Haug  GGA.  1875,  577.  B. 
Delbrück  LC,   1875,  1524.    Charles  R.  Lanman  JLZ.  1875,  art.  813. 


614  Bibliographische  notizen  für  die  jähre  1875— 1S77. 

Theodor  Benfey.  Vedka  und  Verwandtes.  Strassborg  1877. 
3  Bl.,  177  S.  8.  (Separatabdröcke  aus  den  Nachrichten  von  der 
K.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu  Göttingen.  Jahrg.  1876.  1877  und 
aus  den  Beitr.  z.  Kunde  der  indogerm.  Spr.  I.)  —  Dazu  fmner  von 
demselben  Verfasser: 

Vedisch  vrad  =  griech.  j^qad^  ^Qod\  Nachrichten  u.  s.  w.  1875, 
33-41. 

Vedisch  ridüddra,  pdüpe,  riduvridhä:  ebd.  189—224. 

Die  Quantitätsverschiedenheiten  in  den  Sadihitä-  und  Pada-Tezten 
der  Veden.  Zweite  und  dritte  Abhandlung.  80  und  40  S.  4.  Ab- 
handlungen der  Königl.  Gesellsch.  d.  W.  zu  Göttingen.  Zwanzigster 
und  einundzwanzigster  Band. 

Rig-Veda.  Uebersetzt  und  mit  kritischen  und  erläuternden  Anmer- 
kungen versehen  von  Hermann  Grassmann.  Erster  Theil.  Die  Fami- 
lienbücher des  Rig-Veda  (Zweites  bis  achtes  Buch).  Leipzig  1876. 
VIII,  589  S.  8.  -  Vgl.  Max  Müller  LG.  1876,  1697.  A.  VV^eber 
JLZ.  1876,  art.  550. 

Der  Rigveda  oder  die  heiligen  hymnen  der  Brähmana.  Zum 
ersten  male  vollständig  ins  deutsche  übersetzt  mit  commentar  und 
einleitung  von  Alfred  Ludwig.  Prag  1876.  Erster  und  zweiler 
Band.  VIII,  476.  XII,  688  S.  8.  —  Vgl.  Max  Müller  a.  a.  o. 
B.  Delbrück  JLZ.  1876,  art.  285.  A.  Weber  a.a.O.  A.  B«^gne 
RC.  1876,  art.  159.  H.  Zimmer  Anzeiger  für  deutsch.  Alterth.  % 
289  ff. 

Vedärthayatna  or  an  Attempt  to  interpret  the  Vedas.  Rig>='eda- 
sariihitä  padämsahita  va  ticeiii  Maräthi  äni  Iiiigraj}  bhäshäntara. 
Parts  1-5.  Bombay  1876.  VII,  1—313  SS.  8.  —  Vgl.  A.  We- 
ber a.a.O.    Max  Müller  Ac.  Nov.  11,  1876.  Ath.Nov.4,  1876.  p.  591 

Siebenzig  Lieder  des  Rigveda  übersetzt  von  Karl  Geldner  und 
Adolf  Kaegl  Mit  Beiträgen  von  R.  Roth.  Tübingen  1875.  XH^ 
176S.   8.—  Vgl.  B.Delbrück  JLZ.  1875,  art.  754.    A.  Weber  a.a.O. 

Martin  Haüg.  Vedische  Räthselfragen  und  Räthselsprflchc. 
Ucbersetzung  und  Erklärung  des  Dirghatamäs-Liedes  Rigv.  1,  164^. 
Separatabdruck  aus  den  Sitzungsberichten  Bd.  II  der  philos.-philol. 
Classe  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften.  1875.  München 
1876.     61   S.     8.  —  Vgl.  A.  Weber  a.  a.  o. 

Alfred  Hillebrandt.  Ueber  die  Göttin  Aditi.  (Vorwiegend  ini 
Rigveda.)  Breslau  1876.  2  Bl.  51  S.  8.  —  Vgl.  A.  Weber  a.a.O. 
W.  Heymann  GGA.   1876,  567. 

DERS.  Varuna  und  Mitra.  Ein  Beitrag  zm*  Exegese  des  Ved». 
Breslau   1877.     VIII,   159  S.     8. 

Alfred  Ludwig.  Die  Nachrichten  des  Rig-  und  Atharvaveda 
über  Geographie,  Geschichte,  Verfassung  des  alten  Indiens.  Prag' 
Kön.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften  1875.  60  S.  ^ 
[Der  Separatabdruck  nicht  im  buchhandel.]  —  Vgl.  A.  Weber  a.  a,  o- 


Dliographitehe  notiEent 


616 


Die  Philosoph lEchen    und    religii^sen   Anschauungen   rles 

"       ■  ■■  "         ^     8.  -  Vgl. 

,1.   .lolly   LC. 


'Veda  in   ihrer   Entwicklung, 
A.   Kaegt  JLZ.    I8T6,    art.  6<i, 
1876,  1361. 

Mtbiantheüs.     Die  Aqvi 
Aea  1876,     XXXIl,  186  S.     8, 


1875. 
A.  Weber    i 


f  oder  ai-ischen   Dioakiiren.     Mun- 
—  Vgl,  A,  Weber  a.  a.  o. 

Theodor  Benfev.  Hermes,  MinOB,  Tartaros.  42  S.  4.  Ab- 
bandlungen  der  Königl.  Geseltsch  d.  W.  zu  Göttingen.  Zweiund- 
iwanzigster  Band. 

Un  descäniec  lomän  si  un  descäntec  sanscril  dtn  Veda:  Co- 
himna  lui  Traian.  Revistä  niensualä  pentru  Istoria.  Linguialica  ji 
Literatura  poporana,  sub  Direcliunea  Dlui  ß.  P.  Hasdeu.  Bucurcsci. 
Anul  VIT.  Nr.   10  (7).     Juliu  187G,  p.  335—336. 

GiRARD  DE  RiAi.LE.  De  la  science  augurale  dans  le  Veda  et 
dans  l'ATPSta:  R.  de  L.  VIII,  7  ff.  —  dfrs.  Parjanya  sous  ses 
fermes  slavcs  et  germaniquea :  ebd.  VIII,  140  ff.  —  dcrs.  Les  di«sses 
des_eaux  dans  le  Rig-V^da:  ebd.  IX,  46—51, 

H.  ZtHMER.  Parjanya  Fiörgyn,  Vota  Wiktaii.  Ei»  Beilrag  zur 
■»ergleichenden  Mythologie:  Ztsclu-.  f.  deutsch.  Alterth,  XIX.  164—181. 

B.    Die  sp&teFen  spraclieii. 

1.     Päli.     GäthädiaJekt. 

RoüEKT  Caesar  Chiluers.  A  Dictionary  of  llie  Pali  Language. 
Xondon  1875.  XXHI,  624  s.  4.  —  Vgl.  E.  Kuhn  JLZ.  1876, 
•rt.  362.  A.  Weber  ZDMG.  XXX,  171-183.  T.  W.  Rhys  Da- 
Wl»  Ac.  Marcli  4,    1876.     Ath.  Aug.  21,    1875.  L.  Feer  Rl^.    1876, 

23.     E.  Senart  Joiirn.  Asiat.  VII,  7  (1876),  404. 

Hermann  Jacobi.  lieber  vocaleinschub  und  »ocalisirung  des  y 
im  päti  und  präkril:  Ztschr.  für  vgl.  Spraclif.  XXIII,  594—599. 

Ernst  W.  A.  Kuhn.  Beiträge  zur  Pali-graramalik.  Berlin  1 875, 
iVin,  120  S.  8.  —  Vgl.  R.  Pischel  JLZ.  187S,  uH.  287.  A.Weber 
tC.  1875,  1362.  E,  Senart  RC.  1875,  art.  142.  Ac,  April  24, 
;1875.  p.  423, 

~,  Pl-SCHEL.  Zur  PäU-grammatik.  1.  ConjuncUv  im  Päli.  2. 
CenetivuG  absolutus  im  Päli:  ZUchr.  für  vgl.  Sprachf.  XXJII,  424—427. 

,  W.  Ri[ys  Davids.  Od  Päli  and  Sinhalese:  Fourlh  Annual 
Address  of  Ihe  President  to  the  Philological  Society  clc.  By  the 
Rev.  RiCMAKD  MoHKis.  Transactions  oF  the  Philological  Society. 
■1875—76.  Parti,  s.  60— 79.  (AuBfUhrlichcr  Iwrichtüber  den 
gegenwärtigen  zustand  der  Päli-  und  singhalesischen  philologic,  inul. 
ieuci^raphie  und  gramtnatik.) 

Salomon  Lephakn.   Zum  Gätiiädialekt :  ZDMG.  XXIX,  212—234. 
Eduard  Mülleh.     Der  dialekt  dei'  Gälhäs  des  Lalitavistara :  Beitr. 


61()  Bibliographische  notizeii  für  die  jähre  1875—1877. 

z.  vgl.  Sprachf.     VllI,  257 — 292.     Auch  als  Leipziger  doctordisser- 
tation  erschienen. 

±    Präkrit. 

G.  I.  AscoLi.  Saggi  indiani.  —  La  riduzione  pracritica  di  m 
in  V.  L'invertimento  indiano  del  nesso  in  cui  A  precede  a  oonsonante. 
(S.  R.  de  L.  IX,  303.) 

E.  B.  CowELL.  A  Short  Introduction  to  ihe  ordinary  Prakrii 
of  the  Sanskrit  Dramas,  with  a  List  of  common  irregulär  Prdkrit 
Words.  London  1875.  39  S.  8.  —  Vgl.  R.  Pischel  JLZ.  1875, 
art.  686.    E.  Kuhn  LG.  1876,  442.    A.  Bezzenberger  GGA.  1876,  575. 

Siegfried  Goldschmidt.  Bildungen  aus  Passiv -Stammen  im 
Präkrit.     ZDMG.  XXIX,  491-495;  vgl.  XXX,  779. 

E.  Müller.  Beiträge  zur  Grammatik  des  Jainaprakrit,  Berlin 
1876.     VII,  79  S.     8. 

R.  Pischel.  Zur  lehre  vom  dativ:  Beitr.  z.  Kunde  d.  indo- 
germ.  Spr.  I,  111 — 120  (Behandelt  den  gebrauch  des  dativs  im 
Präkrit.)  —  Vgl.  A.  Weber  ebd.  I,  343—344. 

Hemacandra's  grammatik  der  Präkritsprachen  (Siddhahemacan- 
dram  Adhyäya  VIU)  mit  kritischen  und  erläuternden  anmerkungen 
herausgegeben  von  Richard  Pischel.  I.  Theil.  Text  und  wortver- 
zeichniss.  Hallo  1877.  XIV,  236  S.  8.  —  Vgl.  H.  Jacobi  JLZ. 
1876,  art.  681.     Th.  Benfey  GGA.   1876,  1565. 

Richard  Pischel.  Die  Recensionen  der  ^akuntalä.  Eine  Ant- 
wort an  Herrn  Prof.  Dr.  Weber.  Breslau  1875.  27  S.  8.  (Ent- 
hält bemerkungen  über  das  gegenseitige  verhältniss  der  verschiede- 
nen formen  des  Präkrit.)  —  Vgl.  dazu  seine  frühere  abhandlung: 
Zur  kcnntniss  der  ^auraseni :  Beitr.  z.  vgl.  Sprachf.  VIII ,  1 29  ff., 
sowie  die  entgegnungen  Weber's  Ind.  Stud.  XIV,  35  —  96.    161—311. 

3.     Neuere  sprachen  des  arischen  Indiens. 

John  Beames.  A  Gomparative  Grammar  of  the  Modern  Aryan 
Languagcs  of  India:  to  wit,  Hindi,  Panjabi,  Sindhi,  Gujarati,  Mara- 
tlii,  Oriya  and  Bangali.  Vol.  II.  The  Neun  and  Pronoun.  London 
1875.*  XII,  348  S.  8.  -  Vgl.  E.  Kuhn  JLZ.  1876,  art.  233. 
E.  L.  Brandreth  Ac,  July  22,   1876. 

Emil  Schlagintweit.  Die  geographische  Verbreitung  der  Volks- 
sprachen Ostindiens.  —  Nach  amtlichen  Quellen.  Mit  1  Karte:  Sitzungs- 
berichte Band  II  der  philos.-philol.  Glasse  der  k.  b.  Akademie  der 
Wissenschaften.   1875.     München  187C.     S.  325—373. 

a.     Hindi  und  Hindustani   mit  ihren  dialekten. 

J.  D.  Bäte.  A  Dictionary  of  the  Hindee  Language.  Benares 
and  London  1875.  IV,  805  S.  8.—  Vgl.  J.  Burgess  Ind.  Antiq. 
1875,  223  f. 

S.  W.  Fallon.  A  new  Hindustani-English  Dictionary.  Paris 
I — IV.  Benares  1876.  To  be  completed  in  about  25  parts  of  i^ 
pages  each  part.  —  Vgl.  Trübner's  Record  X,  168. 


Bibliographische  noliien  fQr  die  jähre  1875-1877.  ß]7 

.  W.  Fallon.  Specimens  of  Ihe  Mailhili  or  Tirhuli  Dialect 
of  Tirhul:  [nd,   Anliq.   1875,  340  f. 

D.  FoHBES.  A  smaller  Hinduslaiii  and  English  Diclionary,  prin- 
ted  enlirely  in  tlie  Roman  Gharacter.     London  1876.     480  S,     16. 

S.  H.  KEU.Oiii;.  A  Gram  mar  of  Ihe  Hindi  Language:  in  which 
are  treated  the  Standard  HJndf,  Braj,  and  tlie  easterii  Hindi  of  Ihe 
R&iniijaii  of  Tuls(  Das,  also  (he  Colloquial  Dialecls  of  Marwar, 
Ktintaon,  Avadli,  Baghelkijand,  Bliojpur,  etc.;  wilh  Uopious  Philo- 
logical  Notes.     Galculta  and  London  1876.     XVIH,  380,  26,  9  S.    4, 

",  A.  Smith.  Populär  Songs  of  the  Hamirpur  Dislricl,  Bundel- 
lhand, N.  W.  Prov.:  Journ.  ofthe  Asiat.  Soc.  of  Bengal  1875,  fasc.  IV. 

Gabcin  DB  Tassy.  La  langue  et  la  Ülleralure  Hindouslaiües 
I  1874.  187Ö.  1876.  Revue  annuelle.  Paris  1875—1877.  116. 
187.  178  S.  8.  —  Vgl.  über  den  ersten  berichl  E.  Rehatsek 
fcd-  Antiq.  1875.  120,  über  den  zweiten  F.  Liebrecht  GGA.  1876, 1060. 


The  Adi  Granth,  or  the  Holy  Scriptures  of  the  Sikhs,  Irans- 
hted  from  the  OriginaJ  Gurmiiklii,  wilh  hitrodnclory  Essays,  by 
&INEST  TnuMPP.  London  1877.  XU,  CXXXVIH,  715  S.  8.  (Da- 
lia  p,  CXXII — (JXXXVIll:  (In  llie  Language  and  the  Metres  iised 
in  the  Granlh.) 

b.     Die  übrigen  sprachen  des   indischen  festlandes. 
M.  Bronson.     A  Djctionary  in  Assainese  and  English.     London 
1876.     VIU,  609  S.     8. 

Frbd.  Dhew.  Tlie  .liimmoo  and  Kashinir  Territories.  A  geo- 
graphica] Account.  London  1875.  568  S.  8.  (Enthält  auch  no- 
iliien  über  die  dort  gesprochenen  diaiekte.) 

T.  J.  Maltbv.  A  practica]  Handbook  of  the  Uriya  or  Odiya 
l^guage.     London   1875.     XIII,  SOS  S.     8. 

c.     Geschichte  und  spräche  der  Zigeuner. 
Paul  Bataillard.     Sur  les  Origincs  des  Boh(5miens  ou  Tsiganes 
i<ec  l'Explicalion   du   Nom   Tsigane.      Lettre   ä  la  Revue  Critiqiie. 
Extrait  de  la  Revue  Critique,  nos.  des  25  scptembro ,  2  et  9  octobre 

1875.  Paris  1875.     31   S.     8. 

Paul  Bataillahd.     Sur  les  Origines  des  Boh^miens  ou  Tsiganes. 
Les  Tsiganes  de   l'Agc  du   Bronze.     Etudes  ä  faire    sur  les  Boh6- 
18  actuela,     Exlrait  des   Bulletins  de   la  Sociöt»^  d' Anthropologie 
de    Paris,    s6ancps   des    18    novembre   et  2    d^cembre   1875.     Paris 

1876.  48  S.     8.  —  Vgl.  E.  Kuhn  LG.   1876,  1455. 
RiciiARD  F.  Burton.     The  Indian  Aflinities  of  the  Gipsies:  Ac. 

Ilarch27,  1875.  p.  324. —Vgl.  P.BataÜiard  ebd.  JuneS,  1875.  p.583. 
J.  DE  GoEJE.  Bijdrage  lol  de  Geschieden is  der  Zigeuners. 
Overgedrukt  uit  de  Verslagen  en  Mededeelingen  der  Koninkl.  Aka- 
demie van  Wetenschappen.   Afdeel.  >Lelterkunde< .  2.  Recks.  V.  Deel. 

Amsterdam  1875.   25  S.     8.  —  Vgl.  A.  von  Gulschmid  LG.  1875, 

1284.     E.  Fagiian,  RC.   1875,  arl,  93. 


620  Bibliographische  notizen  für  die  jähre  1875—1877. 

DERS.  Les  deux  principes  dans  PAvesta:  R.  de  L.  IX,  175— 
189.  —  Note  compl^mentaire  ä  propos  du  dualisme  6ranien:  eM. 
300—301. 

Sur  rid^  monoth^iste  chez  les  anciens  Perses:  Congrte  intor- 
national  des  orientalistes.  Compte  rendu  de  la  premi^re  Session, 
ä  Paris,  1873.     T.  II.     Paris  1876.     8. 


Adälbert  Bezzenberger.  Zend.  U0:  Beitr.  z.  vgl.  Sprachf. 
VIII,  363—365. 

DERS.  Zend.  tirväta.  —  Zend.  urvaiM:  Beitrfige  z.  Kunde 
d.  indogerm.  Spr.  I,  253—255. 

James  Darmesteter.  Notes  sur  TAvesta:  M^moires  de  la  Soc. 
de  Linguist.  III,  52—74. 

F.  Müller,    fraista:  R.  de  L.  VII,  268. 

F.  Spiegel.  Zur  altbaktrischen  Wortforschung:  Ztschr.  f.  vgl. 
Sprachf.  XXIIl,  188—200. 

4.     Pahlavi. 

Die  Pehleviversjon  des  Ersten  Capitels  des  Vendidäd  heraus- 
gegeben nebst  dem  Versuch  einer  ersten  Uebersetzung  und  Erklä- 
rung von  Wilhelm  Geiger.     Erlangen  1877.     VI,  68  S.     8. 

The  Dinkard.  The  Original  P^hlwi  Text;  the  same  trans- 
literated  in  Zend  Gharacters;  Translations  of  the  Text  in  the  Guj- 
rati  and  English  Languages;  a  Gommentary  and  Glossary  of  Select 
Terms.  By  Peshotun  Dustoor  Behramjee  Sunjana.  Volume  I. 
4B1.,  11,  63,  XI,  65,  49,  66,  61,  6  S.  8.  Bombay  1874. —Vgl. 
E.  W.  West,  Ac.  June  10,  1876.  —  Volume  II.  Bombay  1877.  66, 
64,  26,   124  S.     8. 

E.  W.  West.  Glossary  and  Index  of  the  Pahlavi  Texts  of 
the  Book  of  Arda  Viraf  etc.  Revised  by  Martin  Haug.  Bombay 
and  London  1874.  VIII,  350  S.  8.  —  Vgl.  H.  Hübschmann  JLZ. 
1875,  art.  395.  H.  H.  [sie!]  LG.  1875,  47.  A.  Bezzenberger  GGA. 
1875,  1208. 

Th.  Nöldeke.  Zur  Erklärung  der  Säsänidenmünzen  ZDMG. 
XXXI,  147—151*). 

5.     Neupersisch   mit  seinen  dialecten, 

E.  H.  Palmer.  A  Goncise  Dictionary  of  the  Persian  Language. 
726  S.     16.     London   1876. 

H.  L.  Fleischer.  Grammatik  der  lebenden  Persischen  Sprache. 
Nach  Mirza  Mohammed  Ibrahim's  Grammar  of  the  Persian  Language 


*)  Einige  andere  abhandlungen  über  Pahlavilegenden  auf  münzen 
u.  s.  w.  sind,  weil  vorwiegend  rein  epigraphischen  Inhalts,  unberücksichtigt 
geblieben. 


r 


Bibliographische  nötigen  für  die  jähre  1875 — 1877. 


691 


neu  bearbeitet.  Zweite  Auflage.  Leipzig  1875.  XX,  263  S.  8. 
—  Vgl.  E.  Prym  JLZ.  1875,  art  635.  E.  Tmmpp  GGA.  1875,  513. 
Adolp  Wahrmund.  Praktisches  Handbuch  der  neu -persischen 
Sprache.  Zwei  Theile  u.  Schlüssel.  Giessen  1875.  XX,  432.  VII, 
140.  VIII,   123  S.     8.  —  Vgl.  E.  Trumpp  GGA.  1876,  705. 

E.  TBuMrp.  Ueber  den  Accent  und  die  Aussprache  des  Persi- 
schen: Sitzungsberichte  Bd.  I  der  philos.-philol.  Classe  der  k.  b.  Aka- 
demie der  Wissenschaften.     1875.     München  1875.     S.  215—248. 

F.  JüSTl-  Anzeige  von  B.  DoBN's  Caspia  (M6moires  de  l'Aca- 
(Umie  Imperiale  des  Sciences  de  S I.- Paters b our g ,  VIP  S^rie,  Tome 
XXIII,  NM):  GGA.  1876,  1050—1056  (enthält  u.  a.  bemeritungen 
aber  die  Tat-mundart  des  Persischen.) 

E.  MocKLEit.  A  Grammar  of  Ihe  Baloocliee  Language,  as  it 
Ig  spoken  in  Makrän  (ancient  Gedrosia) ,  in  the  Persi-Arabic  and 
Boman  charaeters.     London  1877.     XVI,   126  S.     8. 

E.  Peihce.  A  Descriplion  of  the  Mekranee-Beloochee  Dialcd: 
Journal  of  Ihe  Bombay  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Society.  Vol. 
XL     No.  XXXI.     1875. 

6.     Armenisch. 
H,  HÜBSCHMANN.     Veher  die  Stellung  des  arniemschen  im  kreise 
der  indogermanischen  sprachen:  Zischr.  f.  vgl.  Sprachf.  XXIU,  5 — 49. 

F.  Müller,  lieber  die  Stellung  des  Armenischen  im  Kreise 
der  indc^ermanisdien  Sprachen.  Wien  1877.  24  S,  8.  (Sepa- 
ntabdr.  aus  den  Sitzungsherichlen  der  phil.-hist.  Classe  der  k.  Aka- 
demie der  W.     Bd.  LXXXIV). 


H.  HÜBäctiHANN.  Ueber  Aussprache  und  Umschreibung  des 
Altarmenischen:  ZDMG.  XXX,  53—73. 

Sehaphin  Dervischjan.  Armeniaca  I,  Das  altarmenische  [AÄ*)]. 
Ein  Beitrag  zur  indo-curopäischen  Lautlehre.  Anhang.  AI  lärmen  i  sei  i- 
bakb'iBche  Etymologien.  Wien  1877.  ä  Bl.  XI,  118  S.  8.  — 
Vgl.  H.  Hübsclunann     ZDMG.  XXX,  774  f. 

H,  Ebel.  Armenisch  aghbiur:  Beitr.  z.  vgl.  Sprachf.  VIII, 
367-369. 

A.  FiGK.  Arm.  ncgkcm,  glukh,  thue,  isarr:  Beiträge  z.  Kunde 
i.  indog.  Spr.  I,   172-173. 

H.  HCbschhann.  Armeniaca:  Ztscbr.  f.  vgl.  Sprachf,  XXIII, 
*0O— 407. 

DBRs.  Iranisch- armenische  Namen  auf  karta,  kert,  gird:  ZDMG. 
XXX,   138—141.  —  Vgl.  0.  Blau  ebd.  XXXI,  495-505. 


1  verfaa» 


umstbriebene  armenische 


622  Bibliographische  notizen  für  die  jähre  1875—1877. 

F.  Müller.  Schwan  und  Taube:  Beiträge  z.  Kunde  d.  indog. 
Spr.  I,  163.  (Ueber  armen.  Icarap  schwan  =  iit.  guXbi  schwan 
=  altsiav.  golc^  taube;  osset.  halany  balon  taube  =  Iit.  baländis 
taube  =  altsiav.  lebedX  schwan.) 

A.  D.  MoRDTMANN.  Ueber  die  Keiiinschriften  von  Armenien: 
ZDMG.    XXXI,  406-438. 

K.  PatkanoFf.  Sur  T^criture  cun^orme  Armeniaque  et  les  in- 
scriptions  de  Van:  Congr^s  international  des  orientalistes.  Compte 
rendu  de  la  premi^re  session,  ä  Paris,  1873.    T.  II.    Paris  1876.  8. 

Louis  DE  Robert.  Etüde  philologique  sur  les  inscriptions  cun6i- 
formes  de  r Arm^nie.    Paris  1876.    196  S.    4.  -  Vgl.  LG.  1877,1182. 

A.  H.  Sayce.  On  the  cuneiform  Inscriptions  of  Van:  Zlschr. 
f.  vgl.  Sprachf.  XXUI,  407-409*). 

7.    Kleinasiatisches  u.  s.  w. 

Cornelius  Fligier.  Beiträge  zur  Ethnographie  Kleinasiens  und 
der  Balkanhalbinsel.  Eine  ethnographische  Studie.  Breslau  1875. 
33  S.  8.  —  Vgl.  die  viel  zu  günstigen  anzeigen  von  Georg  Ger- 
land JLZ.   1875,  art.  684  und  gG.  [sie!]  LG.  1876,  138. 

DERS.  Zur  praehistorischen  Ethnologie  der  Balkanhalbinsel. 
Wien  1877.     VI,  66  S.     8. 

Reimer  Hansen.  De  gentibus  in  Ponto  orientali  inde  a  Ther- 
modonte  fluvio  ad  Phasim  usque  habitantibus.  Kiel  1876.  (Diss.) 
55  S.     4. 

BAA2102  r.  2LK0PJEAH2.  0^(?x«xa«  fi8Xixai.  "Ev 
Asiipiq  1877.     46  S.     8. 

Edmund  Grog  «an.  Keltic  Element  in  the  Lycian  Inscriptions 
[sie!],  with  interlinear  Translation:  Anthropologia,  London,  April- 
July  1875,  p.  517-552. 

J.  Savelsberg.  Beiträge  zur  Entzifferung  der  lykischen  Sprach- 
denkmäler. 1.  Thl.  Die  lykisch-griechischen  Inschriften.  Bonn  1874. 
VII,  64  S.     8.  —  Vgl.  W.  Perlsch  LG.  1876,  796. 

M.  Schmidt.  Gommenlatio  de  inscriptionibus  nonnullis  Lyciis. 
Jena  1876.  17  S.  4.  Gratulationsschrift  zum  25jährigen  Jubiläum 
des  Curators  der  Universität  M.  Seebeck. 


Adalbert  Bezzenberger.  Karisch  ßdvöa,  ykXav  ^  yitsaa^  ly- 
disch-thrakisch  ßaaccQa:  Beiträge  z.  Kunde  d.  indog.  Spr.  I,  255 
—256. 


♦)  Man  vergleiche  aber  die  spracht  dieser  inschriften  auch  die  äusse- 
rungen  von  Jul.  Oppert  auf  dem  Petersburger  orientalistencongress,  siehe 
Trai)ner's  Record  X,  138b.    Russische  Revue  IX,  l^ib. 


I.   Sachregister. 


Ablaut  im  germon.;  n  betontes  = 
e  (i)  132  f.;  a  unbet.  vor  r.  1,  u. 
m  =  o  (u),  sonst  e  (i)  134  f.;  o  ei- 
halteo  137  f. 

Accent;  grund  der  cJKTerptjiiruiig 
111  [f.;  im  skr.  auf  der  wurzel 
111,  auf  der  endung  IIa:  in  den 
iadogem,  spr.  zweierlei  115  f.; 
reinchromatiscli,  ebenso  in  der  ge- 
meinsam europ.  Sprachperiode: 
dum  im  tjerm.  chrom.-exspirato- 
riscrh;  dann  Qbergang  zum  gebun- 
denen (Wurzelbetonung)  128  f.; 
ergebnisse  130.  —  dergriech.  verbnl- 
accentte7fF.— im  altind.:nominal- 
composita  470  fT.;  ixinip.  copulat. 
478,  determin,  479,  relat.  503:  er- 
gebnisse der  Untersuchung  517;  — 
accenl  der  tatpurusha  G99  f. 

Adjecti  va:  -Oam,  -ariug,  -bilis  168  f. 

,  Adverbia:  gol.  auf -o,  -6o  90  £f; 

got.  auf  o  ^^  altind.  a,  t^s.  e,  alts. 

althd.  0  91 ;   auf  -J^v,  -Ji^y,  lat, 

-am  90. 

Afghanisch  43  IT. 

st;  dor.  auf  i  SüG  f- 

Armenisch:  gehört  in  den  iLrei.'i 
dei  ariach'Slavolett.  sprachen  30, 
steht  twiscben  iranisch  und  stavo- 
lettiech  39;  altarmenisch  46  T. 

Aspiraten:  ahneigung  gegen  diese 
im  Iran.  14;  Vorliebe  im  armen.  16; 
fehlen  g&nxlich  im  afghan.  44. 

Deminutiva  im  lalein.  169  IT. 

Differeuzirung  in  der  konjug.  in 
der  germ.  grmidspracbelOStr.i  des 
4zusundz(r)  113f.i  regelders.lH. 


Uiphlbonge:  au  im  altlat.  und 
gall.  3K,  —  caihid.;  imslav.  und 
nord.  34S  fT.  ~  iu  lil.  (alav.  jw) 
350  f.;  slav.  JM,  germ.  tu  =  lit. 
lelt.  preuss.  au  353.  —  tau  (ieu 
xemniL)  Ht.  35är.;  =  europ.  eu(?) 
353;  iau  als  ablaul  von  u  353; 
lau  Del>en  oh  in  den  baltischen 
sprachen  354. 

Dual  der  homer.  spräche  302  ff. 

Epenthese  438,  694  ff. 

Flexion  im  armen,  (nichts specifi sc L 
iran.)  10  ff.;  voltal,  ausl.  wurzeln 
im  griech.  266  ff. 

Futurum:  dor.  auf  £  396  f. 

Gutturale:  zu  palat.  und  Zischlauten 
im  ivan.  skr.  slavolett.  15. 

Halbvokale  s.  Laute. 

Imperfekt  im  armen.  11, 

Infinitiv:  -e9a,  333.  336.  33S  f. 
-dyäi  (Gäth&dial.)  3S5  IT.;  -dhyai 
ved.,  -dt/äi  altbaklr.  31S  I.   . 

Kasus.  —Nominativ:  der  mfinnl. 
-ja-Slämme  im  got.  und  der  männl. 
-a-St.imaUpreua8.89f.— Genetiv: 
absolnter  im  Pili  435  f.  —  In- 
strumental; -ÖHi  sicher  nur  im 
armen,  und  slavo-lett.  13. 

Kasussuffixe:  im  armen.  12  f. 

Konjugation:  im  indogerm.  UOff.; 
im  armen.  406. 


nju 


11: 


Päli  434  r. 
Konsonanten  :     eintliellung     ders. 

649  f.;    s.    A.spiraten,    Gutturale, 

Media.  Spiranten. 
bh  —  b,  nach  vok.  ^  v,  im  armen. 

19;  =  skr.  h  393. 


624 


Sachregister. 


c  arm.  =  pers.  c,  arisch  c  =  armen. 

ch  oder  dental  29. 
d  =  armen,  t  18,  =  germ.  t  inl.  im 

ahd.  106. 
dh  =  armen,  d  18,  =  skr.  Ä  393. 
/  fehlt  gänzlich  im  afghan.  44. 
g  =  skr.  Qy  zend  flf,   arm.  Ar,  slavo- 
lett.  flf  21  f.;   flf  =  skr.  ;,  zend  ;, 
z  387  ff. 
g  =  skr.  j',  zend  e,  arm.  i»,  slav.  z, 
lit.i  23.  389  f.;  =£: im  afghan.  44; 
=  £r,  d  im  altpers.  396. 
gh  =  skr.  gh,    zend  ^,  ^A,  arm.  g, 
slavolett.  ^  20.  23;  bisw.  =  skr.  Ä, 
zend  ;,  zh,  i,    arm.  i  23  f.  391; 
^A  erhalten  im  skr.  394. 
gli  =  skr.  hj  zend  ;2r,   armen,  z,  dz, 
slav.  r,  lit.  i  23  ff.  391  f.;  =  zh 
im  afghan.  44;   =   ir,   d  im   alt- 
pers. 396. 
h  ausl.  im  pers.  armen.  8  f. 
j  =r  Z,  dzj  z  im  armen.  9;  =  y  290  ff. ; 

=  got.  dc{j,  nord.  ggj,  gg  294. 
Ä;  im   armen,    erhalten;  =  g  ausl., 
selten  =  ää  20;  =  skr.  zend  A*,  c, 
arm.  Ä;,  A:/*,  c/*,  ^,  s,  slavolett.  Ä;  30 ; 
Tc  indogerra.  =  germ.  g  98. 
11  =  8  im  afghan.  44;  =  s,  »J^  im  alt- 
pers. 395  f. 
l  fehlt  im  altiran.,  im  neuiian.  der 
gebrauch  nicht  gleichmässig  14f.l7. 
p  im  armen.  19;  =  /  im  osset.  20; 

p  indogerm.  =  germ.  6  99  f. 
r  =  r,  i  im  armen.;  europ.  l  =  arm.  /, 
eur.  r  =  arm.  r,  r',  l  34  f.;  im 
afghan.  44;  r  aus  z  entstanden  be- 
wirkt im  altnd.  umlaut  des  un- 
mittelb.  vorhergeh.  wurzelvokals 
113.  1. 
«  =  Ä  im  iran.,  =  sh  nach  t,  m,  ai, 
au  14;  =  Ä  im  armen.,  dies  h  fällt 
ab  oder  wird  zu  Ä;/»  14;  8  erhalten 
15  f.;  8  =  arisch  sä,  arm.  dz  16; 
s  =  Ä  und  dann  meist  geschwun- 
den im  afghan.  43,  =  zh'  im  afghan. 
44;  s  =  s,  ^  (r)  im  germ.  112.  122, 
=  z  '\m  germ.  in  derkonjug.  122. 


t  im  armen.  19 ;  indogerm.  =  germ.  d 
98  ff.  (in  der  konjug.  122). 

th  germ.  =  *d  inl.  im  ahd.  106. 

V  =  g  häufig  im  armen,  neupers.  16; 
erlischt  vor  o,  ti  (oe,  y)  im  altnd.  53. 

r  49  ff;  c  vor  v  entschieden,  vor 
0,  a>  meist  gemieden  53. 

j  =  r  im  altnd.  113.  1). 

Konsonantenabfall:  c  vor  l  im 

lat.  94. 
Konsonantengruppen: 
fr  iran.  =  armen,  hr  17. 
ks  =  iran.  /i  oder  s;   Ua  =  8  399. 
k8h  arisch  =  iran.  khsh,  armen,  ijr  17. 
jkt  =  /T  im  armen.  17. 
sk  =  ch  im  skr.  armen.  29.  3);  = 

ki  im  indo-iran.  398. 
8t  urspr.  im  dtsch.  unversehrt  oder 

höchstens    zu  m  87 ;    er  (ö&)  = 

kret.  M  323. 
SV  =  hv  \m  iran.;  =  hv,  chw  im  kelt 

14;  =  A:;^,  v  im  armen.  16;  =khv, 

khp,  V  im  afghan.  43. 
ö9^  anlautend  585. 
tt  =  8t  17. 

thr  iran.  =  armen,  rh  17. 
zd  deutsch  =  «^  goth.  zd,  altnd.  drf 

88  f. 
zdh  =  goth.  £:d,  altnd.  dd,  ags.  rd, 

ahd.  rt  88. 

/ü  r/./)  /  121.  1). 

gv  =  8p  im  altir.  15,  armen.  17, 
afghan.  44. 

Konsonantenvorschlag:  j  vor 
vok.  anl.  im  slav.  86. 

Laute :  die  mouillirten  525  ff.;  zitter- 
laute 531  ff.;  Maute  537  ff, ;  nasale 
544  ff.;  halbvokale  551  ff.;  vokale 
554  ff. ;  resultate  der  Untersuchung 
557  f. 

Lautgruppen  :  .fa  =  or65f.;/o, 
/Ol  unbeliebt  53;  fv  gemieden  53. 

Lautsystem  des  iran.  gegenüber 
den  andern  indogerm.  sprachen  14  ff. 

Lautverschiebung:  ausnahmeder 
ersten  97  ff. 

Lykisch  46  ff. 


Media  iiii  armen.:  aspir.  zur  media, 
media  zur  tenuis  18;  media  und 
media  aapir.  nicht  zusammenge- 
fallen 20. 

elathesia:  vou  nnsaleii  ä6(>  IT. 
asale  s.  Laute. 

OplatiT  580  r. 


Pas« 


!»ia. 


Perfektum:  dasreduplic.  im  irisch. 
901  B.;  inhaltaübersiclit  265  f. 

Persötialendunge[i.-SinB.9.«( 
germ.,  <t9a  griecfa.,  sti  lut.  319  IT. 
»at  imper.3S3.  —  Dual.ä  3.  <r9(»', 
tf^flcaSäf.;  3.  »üiv  imper,  323.— 
Plural.  l.^f3o3ä3;  9.  ffff(332r.; 
tdim  (altbaktr.)  335;  3.  aoy  ini- 
per.  332. 

Phrygisch  4«  ff. 

Praepositionen:  Ursprung  ders.im 
indc^erm.  559  ff.;  gesetze  der  bil- 
duag  achler  praep.  562  ff. ;  prae- 
positionaelemente  568  ff  ;  die  prae- 
poa.  geordnet  und  dargestellt  570  IT. 

Praesens:  praes.-stammsuCT.  a  ="  f 
in  de»  europ.  sprachen  358  IT, 

Praeterilum;  das  scliwache  ger- 
roan.  523. 

Quanlitat:  im  armen.  31.  3);  im 
griecfa.  379  f. 

Spiranten:  neiguiig  dam  im 
bes.  tu  kh,  gh,  f,  to;   die  tSnenU. 
nicht  in  den   ältesten  dial.j   e] 
siebung  ders.  14;  im  arm.  afghi 
Dur  X  (=  *'')''  /  faelieht  im  osset. 
pers.  16. 

Siamme:bildimgders.im  arm. 406, 

Substantiva:  abstr.  auf -faiim  lat, 
138  fr.;  actualia  auf -io,  autoria  auf 
-or,  -rix  15911.;  -tat  neben  -Iwio, 
■edo  159  ff. ;  auf  -ia,  -tia,  -itia 
163 f.;  -tos neben  -mOH-ta,-ium  164. 

Suffixe. —Indogerm,:  an  =  m,  in 
europ. 365 IT.;  ita^fi« europ. 364f; 
■diki  des  imperaliva  58ä  f.;  tar  352: 
=  ler  in  verwandUcbafUwCrtem 


ister.  625 

der  europ.   spr.   355  f.;    tara  im 
komparat.  91;  ifA  =  skr,  f,  germ. 
ja  laO  f.-  Sanskrit:    os    =  « 
gricch-,    =  or,    fr  lat.,    =  ex(a) 
germ.  1Ü6;   tyamg,   ifhtha   (komp. 
Buperl.)  —  IO»-,  uiT6(  griecb.,  =ii<m, 
özan  (adv.  ie,  ön)  136  f.;  Ut  pari. 
perf  pBBs,  ^  dagerm.  1S3;  («  = 
tha  germ.  194  f.;  (t  nom.f.acl.  = 
CAi.dtgerm.  134;  (iia=  tAeagerm. 
=  ((iaasl.lK.  — Griechisch:*«, 
ff(,9(>',cf.,v.v,fli  569 f.;  ift  571.— 
Armenisch:  avor  19,  im,  (Aiun 
Wl.mariiop  19  —   6o  slav.  germ. 
SS  f.  —  strn  lat.  deutsch,  altbaktr. 
313  ff;  im  griech.  332. 
Verbalendungen    im   armen.    11. 
Vokale  s.  Laute, 
ä  skr.  =  0  griech.  31t. 
e  der  europ.  sprachen  333  ff.;  qua- 
litat  des  e  343  IT.;  lautreihe  von  a 
bis  t  347;   verbäjtniss  des  a  zu  e 
in  den  ti-  und  i-stämmen  379  f.; 
e  geschwächt  aus  ea,  m  zu  i  kontr, 
und  zu  e  geschwächt  im  armen. 
400  f.  1  f  BUS  a  ausfallend  im  armen, 
und  griech,  405;  zun  (durch o) 405. 
Vokalismus  des  armen.  31  ff. 
Vokalspaltung:  ei in  a, e,  nicht  im 
ifid.  und  Iran.  31 ;  a  in  a,  r,  o  im 
armen.  S\;  a  ^  (o)  u  im  filieren 
armen.  32. 3);  a  (o)  europ.  =  a  (o) 
arm.   und  e  europ.  =^  «  arm.  33. 
Vokalsteigeruug:  t  »u  ri  im  ar- 
men. 34, 
Vokalvorschlug:  n,  eimarmen.Sj 
im  armen,  und  griecb.  405.  584; 
i    vor  mit    s    anl.    konsonanteo- 
gruppen  583  f. 
Wörterbildungsgeschichle    im 

latein.  138  ff. 
Zahlwort:  1— lOim  zend.neupers., 
osaet.,  afghan..  kiitlrl,  armen,  46, 
Zischlaut:   spuren  eines  ursprach- 
lich tönenden  87  f. 
Zitterlaut  s.  Laute. 


IL   Wortregister. 


A.  Arische  Sprachen. 


1.  Sanskrit. 

ämsa  119. 

arhfuia  391. 

(igni  191. 

ankd  98.  118. 

angdra  21. 

anhas  24 

aj,  aja  23.  389. 

ajtita  23. 

ajinät  22. 

a%'  387. 

aiijas  268   387. 

d<t  569.  571. 

addhä  17. 

rWÄa,  fidÄt  569.  572. 

an-,  a-  271.  573. 

anagämahai  269. 

dftM  569. 

anta  99. 

an^dr  118.  573. 

unti  99.  569   573. 

oft^i/a  99. 

dpa  569.  575. 

apa-varjäijati  414. 

d^n',  a6Äi  4.  569  f.  575. 

abhrä  271. 

atnatra  277. 

am^Aa«  19.  270. 

ari^ra  119. 

arka  20. 


or^^  24.  391. 

arj  389. 

arvan,  -^  17. 

arh  24.  391. 

dva  576. 

dväta  71. 

of  202.  269. 

a^va  118. 

OS  C«ct«;  580  ff. 

asamkhya  193. 

o^M  95. 

ästam  96.  317. 

oÄ  25.  392. 

ahan  392. 

«Äam  24.  338.  392. 

ahi  23.  391. 

d  573. 

d'^a,  d'fd  84. 

äti  118.  268. 

änamga  269  (bis). 

äryätä  124. 

wÄfi  (ved.)  124. 

iÄa  393. 

fÄ  392 

ugra  22.  387. 

Mccatsia-rd'm,  -»nd'm  90. 

uttar-d'fn,  -dm  90. 

ttd  572. 

üpa  570.  575. 

updn  570.  575. 


uru  68. 
lirj  387. 
ürdhvd  73. 
i2A  392. 
rjipya  23. 
rccÄd^f  64. 
cdÄt  586. 
ojas  22.  387. 
X;am«d  319. 
kakuha  394. 
kat-aSy  -18  95. 
Ä^aiard  99.  119. 
fcarifc  98. 
karkota,  -ka  94. 
Ä^arna  26. 
karpdsa  9. 
A;dmya  319. 
kdma  20. 
A»r«  (ved.)  124. 
kurkutdhis  94. 
Äiircos  95. 
Ä:rpdn-a,  -t  318. 
ketü  118. 
Ära,  kri  205. 
ÄTMfd^d  125. 
ikÄan  20.  71. 
khätd  71. 
^and  411. 
gdti  124. 
(^dnvo/^t  591. 


gabfnra  25. 

gam  22.  339.  589.  692. 

gai/a  21. 

^r  (wachen)  411. 

gar  (schlingen)  21.  411. 

guT  (rufen)  22.  411. 

gafj  389. 

garh  399. 

gä,  gam  21. 

gäh  394. 

^'22. 

guh  393. 

jrHtAa21. 

ffÖN  21. 

guä  21. 

^oM  19  f.  394.  410. 

grah  394. 

grä'ma  411. 

{rricä  21. 

9A<ma  24. 

ghanäghana  24. 

^rma  23. 

^toia  24. 

ghrnümi  23. 

^AÖröJä  135. 

ghna  24. 

coirä  119. 

RubtA  205. 


etUvär-oi, 


117. 


codayäm«  206. 
janghA  23.  26.  389. 
jagäda  20S. 
jaghana  209. 
jajana  206. 
jiVAaM  209. 
j'f^ni  387. 
jan  9.  23.  Tl.  389  f. 


jam-bha,  -bhä  23.  389. 
jor  (singen)  388. 
jar(gebrechlichwertlen) 


jätd  Tl. 
jtoH  23.  890. 


iin4(i  22.  390 

jino  388. 

jirrt  388. 

jie  22.  388. 

jujogha  209. 

ju«A  390. 

jÄä  23.  2T8.  390  (bis). 

jüätd  2T8. 

>tfä  (altern)  23.  388. 

jgä  (bogensehne)  388 

jraya»  390. 

toi  216. 

takshm  400. 

Idtra  119. 

buni«  339. 

taruna  19. 

laM  392. 

{ämyati  21T. 

Hj  22.  388. 

linu  569  rr. 

tu  569. 

(fiiyo  9J.  118. 
tyiV  388. 
ddöA  18  f. 
dont,  •«  99.  118. 
dam  207. 
datna  18. 
dort  207. 
dorh  24.  392. 
dofon  100.  117. 
dah  24.  391. 
dih  391. 
diu-  670.  5T2. 
düA  391. 
duA*<ar  24.  391. 
dirgha  33. 
d«Ai2ö. 
druA  23.  391. 
drogha  23. 
dAmä  278. 
dhraj  388. 
iiatts  2TÖ. 
noUa  270. 

nap-ät,  -lar  99  f.  117. 
2T6. 


nabha»  270. 


tiaf  270. 
nah  393. 
«Afifc,  -i  270. 
nämatt  267. 
HÜd  113.  119. 
ni  &69.  573. 
■•V  211.  388. 
niiaram  90. 
ni-me^Aamäna  25. 
ni-välä  71. 
Mi*  570.  573. 
ni4a  85.  86. 
nytindtd  124. 
pakH  (ved.)  124. 
poitid  428. 
pangutä  125. 
patlean  117. 
pana,  -U  411. 
paniutrt  411. 
pdti  98,  119. 
potttvü  125. 
piitra,  pnllrn  119, 
pärJ  574. 
pari  569  f.  674. 
pariplaea  3. 
paf  19.  31. 
päfH,  pagüs  118. 
pofcd  574. 
pdraAfu  119. 
päfayati  96. 
pt-  569. 
pindo  85. 
piiTtvd  125. 
piprAi  (ved.)  583. 
pisktd  85. 
pid  85. 
piti  124. 

purda  570  (ler)  f.T6. 
ptUt  19. 
pürnoCä  125. 
pürU  124. 
prtAtUä  126. 
pr,i  570.  574. 
pröli  569.  574. 
pr<i(uinä'in  90. 
praf  202. 

pßhoM  2i.  aaz. 

pju  (placatc)  3. 


6S8 


Wortregister. 


bainh  392. 

babhüva  204. 

barh  392. 

barhis  19.  25.  392. 

6a/^u  24.  392. 

bukka  23. 

6rAat  25. 

brähmanatvd  125. 

bhaiiga  22. 

&Äa;  22.  388. 

fcÄafy  22.  203.  388. 

bhartar  82. 

d^Oj^a  22. 

bhühaj  388. 

6Atf;  (gemessen)  19. 388. 

bht^j  (biegen)  388. 

bhüti  (ved.)  124. 

bhürja  23.  390. 

bhfshH  87. 

öÄrai;  390. 

6/ira;  390. 

bhrdtar  82. 

mamA  391. 

magha  391. 

mai;  87.  388. 

mati  (ved.)  124. 

wia^Ä  211. 

mdntra  119. 

wwrj  23.  390. 

iMo/i  25.  392. 

waÄa«^  337.  392. 

inasa  15. 

mtV*  24  f.  392. 

muh  24.  391. 

müsh,  -a  113. 

we^/ja  20.  23.  392. 

rtieshd  119. 

weÄa  24.  392. 

moha,  mogha  24. 

mnä  278. 

ya)  9.  390. 

yäga  25. 

yu^a  21  f. 

%mj  388. 

i/d(i  124. 

raiiiÄ  391. 

rakta  389. 

ranga  21. 


fo^Au  24.  391. 

rey  389. 

rajata  19.  23.  390. 

ro/an?  389. 

rajas  22.  338.  389. 

ram-,  rdn-oti  587  ff. 

ra^  213.  237. 

ragand  213.  237. 

rata  589. 

ro/Äa  118. 

raA(M  392. 

rahita  392. 

r4;  390. 

rdti  (ved.)  124. 

ra  fiia  587. 

ric  98. 

rt/i  392. 

rm'  389. 

ruh  393. 

ro^a  389. 

rohita  394. 

Io^Am  24.  339. 

lash  593. 

Wyc  210. 

/iÄ  24.  392. 

t?rt,  t?a  570. 

vakrd  58. 

rcyVa  390. 

vanc  58. 

van  58.  71. 

t^anin  (ved.)  58.  G6. 

vantsAf/»a  58. 

vanü  71. 

t?ap  57. 

vapila  58. 

vaptar  57. 

ram  52. 

var  (deckeil)  55.  Gö  f. 

vdra  68. 

varäha  392. 

Farwtia  G6. 

varj  389.  413. 

variaka  57. 

t?ar«Ä  60. 

vavalga  204. 

vo^an^a  339. 

üos«  272.  274. 

vasnd  53. 


voA  24.  54.  392. 
vahitra  54. 
tJd  67. 
väc  79. 
«d/iA  57. 
vara  63.  67. 
vdranAra  73. 
vdriyafhs  68. 
t7a  te  67. 
vd'Aana  54. 
vi  570.  576. 
171;  389. 

vitti  (ved.)  124. 
viQvd'yu  196. 
v$  64 

t?ttf  (ved.)  124. 
vfjina  312. 
«nKJtf  67. 
vrshti  (ved.)  124. 
tjrifca  82.  118. 
vrshana  60. 
veJd'  63. 
vegd  82. 
vyäghra  20. 
«rq;  390. 
vrand  68. 

• 

rrrtfc  82. 
f  ar  204. 
Qarkotas  94. 
fafd  119. 
fa»  310. 
Qdkhä  21. 
fo«  310. 
gdsaka  311. 
gdMar  311. 
fds^f  310. 
(•d«fra  311. 
ftwj  389. 
ftrcw  26. 
girshdn  119. 
fwfcided  124. 
gudh  21. 
giibhra  19. 
ftt^rara  207. 
ftmya  17. 
Qrötra  119. 
ftJan  17.  21. 
ft;d{n*fa  100.  117. 


^v 

Wortregisrtei'. 

63!) 

fveta  17. 

Ah  (giessen)  »93. 

otAfi  17. 

aa-  570.  57C. 

hrd  342.  393. 

nnA-B.  -va  95. 

aaghMli  m. 

henuin  24. 

lUyanmo  388. 

40}  389. 

/iotri  24.  398. 

(«Ai  23. 

im  71. 

h,jas  393. 

R£  23.  389.  391. 

«W-  1«. 

Aräduni  391. 

arm  392. 

•<V(«i  99.  117. 

hvar  393. 

oei  23.  389. 

adm  570  (bis).  577. 

osrt»  24.  338.  393. 

nmahaSH. 

2.  Altper§lMh. 

orrn  194. 

sarga2&. 

asdä  17. 

ana-,  an-,  a-   271.  275. 

«il#390. 

otAantraiHd  3B6. 

569.  573. 

«irw70. 

adam  338.  39R. 

ona573. 

tahSSG. 

adänä  27H.  39«t. 

aHtare  569  f.  57* 

Moha  394. 

aditm  22.  3W.  396. 

toAagra  392. 

<Mpa  395. 

arnanh  390. 

lata  71. 

asmoH  395. 

arfj:  nri/i  24.  391. 

iMiAa  25.  :»3. 

aw  570. 

w-  570.  577. 

Mäi>a  396. 

agpa  17 

ntnima  524. 

ffud393. 

lupü^ara  21. 

zana  39G. 

türiti  124. 

£ura  39C 

o/tästa  193. 

nuuü  '276. 

(ara  569  IT. 

.1  573. 

wü-pa«,  -./»  27«, 

thad3äb. 

(üäta  9. 

mtA  391. 

thard  395. 

<in394. 

snafaM  37(k 

Utah  395. 

öedtfät  394. 

»»i«M  117. 

lAuAra  395. 

.itars  191. 

apordA,  spoffl  392. 

dflr«ya  396. 

(ilArovon  191. 

tpbäti  13«. 

dag«i396, 

«  392. 

1    jpAöynfe  290. 

di  22. 

isaena  23. 

w^-389, 

<Z>dd  39e. 

»JJUi  17.  40B. 

teä  SO. 

dauihtar  396. 

ughra  29. 

waj  369. 

po«  574. 

■ud(ie«d2&. 

Mätar  82. 

wpairi  675. 

AanfA  2f>.  3911 

patiyaiatä  3»7. 

upamm  190; 

AodädS. 

pars  395. 

HsAi  16. 

hm  84.  391.  68». 

mön338. 

ere«at«  33.  898. 

ft«M.25.  39a 

r<M395. 

ere«2&. 

ha^a  17.  25.  398. 

vaxrakfiaä^. 

tresif!/a  33. 

Aar  394. 

uMtmASa^ 

erent  389. 

hon.  -ta  21.  39:i 

vasaiif  395. 

SeanA  3*.  391. 

harmi/a  391. 

kaina  20. 

Aora*  3dl. 

viapa,  Visa  395. 

Aa»20. 

hatta  8.  393. 

Aoi,  Aani  3ö9. 

iaresA  20. 

A<irA  342. 

lävlra  3!9. 

A>393. 

3.  AKbrttriBch. 

(jofura  16.  2S: 

mam-d. 

aibigemen  21. 

qä^ra  319. 

Uma  24.  39S. 

.«ctoAmötfM  197. 

iAratM  17. 

hu  (anrufan)  W.  893. 

aojanA  23,  387. 

«Aro/tfra  318. 

bJ^ 

^^H 

i2 

630 


Wortregister. 


khahathra  17. 

khski  17. 

ga  22. 

gairi  22. 

gaomaeza  24. 

gata  21. 

^oya  21. 

gar  22. 

garanh  21. 

pof  «ir  389. 

garema  23. 

^arfr  20. 

^avopna  276. 

^avo^  9.  389. 

gäiu  9. 

^dma  21. 

gäya  21. 

^  22. 

$rti£r  393. 

güiha  21. 

gerepta  17. 

^om  23. 

<^t7a  21. 

ghenä,  genä  21  f. 

jaghmat  21. 

jan  24. 

ja/ra  25. 

jam,  Jim,  jaa  22. 

iai/a  388. 

jinaiti  22.  388. 

jtet,  jtf)  22.  388. 

ju  22. 

jent  22.  388. 

jyä  22.  388. 

zhnu  23. 

aram,  -to  24.  393. 

zairimya  391. 

;?aurt;d  23.  389. 

zaena  403. 

rao^ra  393.  403. 

zazämi  390. 

^TodÄanÄ  19.  25.  392. 

za9ig-a,  -ra  23.  389. 

zan  9.  23  (bis)  389  f. 

zanva  390. 

£^a/aw,  zafra  23. 25.  389. 

zayana  393. 

zaredhaem  342. 


zareähaga  393. 
£:at7a  393. 
£ra»to  8.  393. 
xroA  26.  390. 
xrdo  390. 
zämätar  390. 
£:dra£r  394. 
nnd;  22.  390. 
zima  24. 
irt  393. 
sTizanm  390. 
jTtf  24.  393. 
zush  390. 
*zbayeiH  393. 
jeryam  393. 
zrayanh  290. 
xrrdda  391. 
zrädha  9. 
taegha  22. 
taezha  22. 
toros  569.  571. 
eos/kin  400. 
tighra  22. 
«wrÄt  22. 
dolna  9. 
doet'a  9.  19. 
dar/*  24. 
daregha  23. 
dare-s:,  -a  24.  392. 
d<M2/u  197. 
ddAt  197. 
didaresfMtä  398. 
dugeda  391. 
dughdhare  24. 
du2rA  16. 
ä/raogha  23. 
droi  394. 
drw/sÄ  398. 
druj,  drui  23.  391. 
drenjay  394. 
naenizaiti  388. 
nur  am  90. 
nartian  267. 
pmii  569.  574. 
paitizbaranh  393. 
pairishqaxta  389. 
para  569  f.  574. 
parodarsh  398. 


pagushoQta  318. 
permdyu«  197. 
pd^fitt  19. 
/raA;A«Aao(rtra  318. 
baoxtar  388. 
6aJb^A  17.  398. 
frd^Aa  9.  22. 
froi  388. 
baMa  193. 
baräza  390. 
6aren«^  25.  194.  392. 
bdru  392. 
buj  19.  22.  388. 
&tle:a  23. 
buzhdzäi  326  f. 
&e^t7a  193. 
berßjag  394. 
berezat  25. 

• 

berezis  19. 
frd£r  392. 
mo^^/ia  23.  392. 
tnaeza  392. 
moerifuin  24. 
tnan/^  15. 

wMigr,  -ant  25.  392. 
mor^ra  22.  87.  388. 
mat  570.  576. 
man  188  f.  338. 
mare2:  23.  390. 
max>nha  15. 
m*£r  392. 
mtzhdcm  87. 
merenc  29. 
yaoget  21. 
ya^r  9.  390. 
yukhta  21. 
t/M;  22.  388. 
ytt^r  394. 
raocatJi  29  (bis) 
ra^ranA  392. 
rd^r  390. 

ränya  u.  s.  w.  591. 
reüj  24.  391. 
vaeja  389. 
»atlAra  16.  339. 
vatlta  591. 
va^r  24.  392. 
vazaya  394.  , 


um 

wmH 

Wortregister. 

631 

eazra  aflü. 

riifiiA  9. 

dasH  403. 

eardta  392. 

ämHr.rida»i  396. 

rfKsAuö»-  403. 

varet  390. 

!*mmcrf  190. 

diMUtm  189. 

euffra  318, 

anboh  :>. 

liöst  396. 

tiepdyu  u.  s,  w.  195. 

a»ddm  403. 

diAgri«  403. 

PWM  16.  23. 

«H^m  403. 

di  393.  396. 

(aläjfus  l'J6. 

bdHk  «3. 

(IS6äA  9. 

»aJ395. 

6äü402. 

rös392. 

foftra  318. 

6v')«A<i:  402. 

ra^iH  403. 

säno,  güm  Sl. 

baxi  402. 

ruj  403. 

tirwy  402. 

rang  3J.  389.  403. 

niü  S4.  394. 

bastan  43. 

««8.  29. 

spaeta   17. 

6MA(7ari{  195. 

rm-eh,  A  29. 

«parM  392. 

p«fdaA403. 

.;änH23. 

apared  392. 

pvn'idan  20. 

zindän  9. 

>P<mA  3QK. 

BUpur*  392. 

Mpän. 

p<wi6a/i  402. 

itipcd  403. 

speraia  24.  392. 

paighambitr  17. 

aiidroA  14. 

(raofa  99. 

paiirtr  4ffi!. 

«um,  sunb  403. 

Sraothra  119. 

pü  19. 

sAdM  21. 

«raosAa  IG. 

paifmn  189.  403. 

s&i^rd  402, 

fuuanra  392. 

paimödcn  189. 

»hitäp  403. 

AiuatiA  392. 

tatar  403. 

Adpton  17. 

fa/faiA  403. 

SA«3  26. 

Aar«  25.  390. 

(B/m  403. 

far^ang  19. 

kif^a  318. 

tolkh  15. 

^WsAtaA  90. 

hUvd  392. 

iüi-oi,  -i  9. 

/rt™än20. 

■   A«n>w>i«  389. 

töahah  9. 

1,-trpäs  9. 

1^3^22. 

Wrün  14. 

*.  Pehlvi. 

c<i6«t  29. 

fcuiöjA  15. 

jurdäk  24, 

cirägh  29. 

A^8A403. 

dapir  403. 

CiuAida«  39. 

hiu  20.  403. 

dw-iift«*  403. 

cang  29. 

gäz  391. 

Mufcün  403. 

jfcAiVad  17. 

S-iD  21. 

<  nUak  403. 

itAusur  m. 

ytf«n«j.ft  403. 

jiaifcir  403. 

khvAhar  14.  16.  43. 

SaA9. 

ptifeit  19. 

däd  403. 

ffm^oA  17. 

IwUtfm  22. 

dä>nüJ39(i. 

?Wjr  16. 

utarspän  403. 

ddnad  396, 

ffu/ör  29. 

dabiT  403. 

ffusiöjc  199.  403. 

5.  Pärsl. 

duJ;AIar  24. 

(?«MteÄ«n  200. 

tni»..  men-idcn  188. 

dira/i  403. 

ffui  16. 

durd  403. 

!7«Iii  15. 

8.  Neupereiscli. 

<i<i«i  24. 

gundh  16.  32. 

d/lor  402. 

dir-aßh.  -amh  403 

S«.«-  403. 

ät'id  9. 

damän  403, 

flü/i  21. 

üpor  402. 

dirang  388. 

jToAar  403.               ^^ 

tuprii  402. 

liw  396. 

j|^^^^H 

633 


Wortregister. 


murdan  15. 
marz,  -bän  403. 
meniah  188. 
müzah  29. 
müm  403. 
näzidan  403. 
ndmoA  403. 
itoikMr  195. 
nt<Mu«t  18. 
tMf  15. 
m«^i^  403. 
nigär  403. 
mimiden  189. 
mmt2na  189. 
nang  403. 
ituAdjer  403. 
hazdr  396.  40B. 
Äa/J  17. 
humdnd  ]L89. 

fro^tun  43. 
dzvdn  44. 
ghärah  15. 
ghvazK  44. 
kargh^h  15. 
AÄor  43. 
A:ÄpaZ  43. 
A;Ai7d«AaA  43. 
mocafah  29. 
njJÄdr  35.  43. 
ovoA  43. 
ptnd^oA  44. 
rt;ad^  44. 
sah^l  44. 
5t;  44. 
sX;^f  43. 
södzun  43. 
«oe  44. 
spat  17. 
sik  44. 
tri/  15. 
Ucdör  44. 
toarman  44. 
virmun  43. 
vragah  35. 
tmd^A  43. 
xroA  44. 


irarot,  irafot  23. 
zdih  44. 
^Ä-  44. 

zhämah  23.  44. 
jrAtmat  44. 
i^e  44. 
iror  44. 
zfgh  44. 
iTum  44. 

da/ 23. 
gurägh  15. 
;artifMdnt  20. 

^21. 

10.  Ossetfedif 

axsawa  16. 
ars  16. 
ast  16. 
ai(7{i  15. 
ftarse  23.  390. 
barzond  31. 
dares  24. 
dzorun  31. 
faro^Ä  397. 
färe  20. 
/ond^r  31. 
^Äar  22  f. 
gharm  23. 
grÄa-er  26.  391. 
g?u>8  16. 
/or,-  un  31. 
Ai^Im  14. 
kharon  31. 
moltn  14. 
mezun  24. 
miegha  23. 
noj  14. 
gwr  15.  21. 
sfal  14. 
2ranä^  23. 

zarond  28.  31.  389. 
zond,  zund  ^.  31. 
jerofiun  31. 
zünt  -argh  23. 


11.  AnNirisclu 

agevör  400. 
aAcoib  36. 
00  33.  35. 
otte  ^,  33. 
aJbaA9.  40?. 
oXm  20.  33.  m. 
axt  17.  402. 
a.2&«Mr  401. 
aUharkh  402. 
am5  19 
ambox  9.  408. 
amen  401. 
amts  15.  34.  36. 
amordir-a^  h^  100. 
ani(7afi  10.  19.  967. 
anargd  24. 
oftdam  108. 
andzük  24. 
an^nn  23  f. 
apaxtarkh  409« 
ora^  24. 
ar&  15.  35. 
a'rgin  24. 
arj  35. 

artscUh  19.  23. 
or  toti7  23. 
arzani  24.  88.  402. 
asel  25.  32.  392. 
osp  17.  402. 
aspar,  -ez  17.  402. 
aspet  17. 
as^.l  19.  32  f.  35. 
ashakert  402. 
ashxarh  17. 
atomn  18. 
o^eJ  18. 
atsel  23. 
a/sem  33. 
azat  9.  402. 
a^rd  17. 
bog  9. 
&a^'n  402. 
&amöa^  402. 
banibishn  402. 
öoit  19. 

band,  baut  19,  402. 
öaraÄ;  403. 


w^ 

1 

"WortreBister. 

63^^^B 

bardz,  -T  iS>. 

dilcl  IS. 

guhar  403.                              ^| 

band  19. 

dw-d,  -nwi  18.  25. 

godt  403.                                ^1 

dmak  403. 

.90cAr2  16.  29.  32  f.                  ■ 

batt,  bagt  17.  402, 

d»d  18. 

(joinfäA  403.                            ^M 

bathxel  17. 

dpir  403. 

gorti  33.                                  ^B 

inte  402. 

drM(,  dröjft  17.  403. 

gorlsei  16.  23.  32.  35. 

boflifc  1».  32.  403. 

dröak  403. 

gravel  19  f. 

basüm  19.  21.  32.  392. 

d»  19. 

fffan^i  U.  16.  18.  32. 

1  bol  S2.  28. 
baiand  19.  22. 

dukh  11. 

hair  19.  33  (big)  35.                 H 

dur'n  18.  35  f. 

hnttderdj  13.  24.                       ^M 

&eJt  22.  30.  388. 

duslr  17  tr.  24.  31  r. 

bafzand  30,  35.                      ■ 

6er  33  f. 

djc/n  a  2a  34  r. 

btu  29.                                   ^1 

6*rrf36. 

d»e(  19.  25.  392. 

haiar  403.                             ^H 

6«-™.  19. 

dei  17.  25.  393. 

An-'i  34.                                H 

ber'n  34. 

dnuH  24.  401. 

Amt  20.  34.                          ^H 

Hur  402. 

(fcnur'n  24. 

htm  34.                               ^1 

Wind!  402. 

d^dni  24. 

hin  15.  33  f.                          ^1 

taite  19.  36. 

<feii/;n  25. 

hing  19.  30.  32  f.                  ^M 

btOs  23. 

dijoA  16. 

hnanal  33.                            ^M 

iiüel  19.  22.  888, 

dirci,  driei  18.  23.  39. 

hra  17.                                ^H 

bnahk  388.  402. 

dimr  403. 

hra^Lan  30.  402.                  ^H 

eanachem  29. 

et.  efct  20  f.  29. 

Aro^a^  19.  402.                   ^H 

toiil^  con^  29.  4Ü2. 

^Itoir  19. 33.  35. 

ArcsAtdt  402.                        ^H 

eapitk  29.  402. 

enlh  m. 

inaz,  tnti  26.  393.                 ^1 

Mrp  29,  402. 

erag  24. 

inn  33.  337.                           ^1 

eo«A-eI,-flA,-aÄri29,402. 

erat  408. 

ishxtl  17.                                ■ 

e&orM  29.  33.  Sb. 

eramak  403. 

ii  23.  39. 

chH  29. 

erönff  21.  403 

jerin,  jerm  23.  29.  35. 

croj  9.  29.  402. 

(TdnMi35. 

*anifl30. 

liaAaA-ain  403. 

ere*  22.  30.  389. 

faipel  19  f.                               ■ 

daa.  All  18. 

er?  30. 

keiü  20  f.  30.                         fl 

liorman  403. 

erivar  IT. 

<t«antA  21.  388.  401.              ■ 

datt  8.  402. 

es  24.  34.  36.  338. 

-her  21.  33.                          ^H 

doshn  M.  402. 

evlhn  15.  19.  33. 

ten  20  f.                             ^H 

dat  tos. 

SoA  9.  402. 

tM?  20.  3Ö.                         ^H 

dav  18  r. 

gan  16.  35. 

terpos  9.  402.                     ^H 

dayeak  18. 

gan  30. 

£>n  20  f.  30.  34.                 ^H 

<ieAfaw403. 

sond^ioa- 

tlotiel  20.  33.  85.                ^H 

<i«i  9.  402. 

ffowel  24. 

ilocAel  39.                            ^H 

ierdsak  24. 

gari  20.  34. 

kov  20  r.  30.  33.                ^H 

der  9.  19.  403. 

ff(ir*n  16. 

Irr'unil:  20.  22.                     ^H 

dimUi  18. 

garun  16. 

ftu  31.                                 ^H 

det  18. 

Sfii'orafl  9.  389.  402. 

%/k»id«I  20.                         ^H 

dr>  18.  25.  M. 

gerel  11. 

A'AarsAel  30.                       ^H 

diel  18. 

fl(fl(  16.  18.  32. 

iAcn  20.  403.                     ^H 

ÄipaAS.  402. 

^n,  -i  16,  34. 

l'AecA  403.                           ^H 

Ii»rt402. 

ffUher  16. 

tAirtn  18.  35.                     ^^| 

nNr*l& 

jöd  16.  18. 

l-kuir  16.  33.  36.                 ^H 

634 


Wortregister. 


lain  35. 

lal  35. 

laphd  35. 

leard  19.  35.  401. 

lezu  25.  35. 

li  35. 

lize  34. 

2üe/  24. 

2ikAane2  30.  34  f. 

iMd  35. 

jo^ofta/  35. 

JnA:  35. 

Isel  16.  35. 

ttoeZ  25.  32. 

lu  35. 

^UM  8.  29.  35. 

lur  35. 

lusin  35. 

lut^anel  35. 

{woitoj  35. 

nuigü  35  f. 

moAtJt  9.  15. 

mair  19.  33.  35. 

mard  10.  19.  35. 

rnardo-  33. 

war^r  403. 

tne^  20.  23.  32. 

melr,  melu  33. 

mets  25.  32  f.  36.  337. 

mez  24.  32. 

mis  15.  34.  36. 

mt^X:^  34. 

mizc  34. 

wt>e2  24.  32. 

mnal  34.  338. 

mmn  403. 

mrzil  29. 

mucaA;  29. 

namak  403. 

na/  18. 

navosard  403. 

nazil  403. 

neard  401. 

neng  403. 

ma^  24. 

nwt  16.  33. 

nizak  403. 

nÄwr  403. 


nkmi  403. 

nor  403. 

nox<iz  403. 

iM^on  403. 

n^a  18. 

nu  35. 

n^rot?^  24. 

Öd  19. 

od^r  26.  36. 

ög-n,  -akan,  -tU  24. 

or&  19.  33. 

ardedk  400. 

ordif,  -at  25.  33. 

o«n  18.  34. 

ötsanel  26. 

0£rm'  25. 

paikhar  403. 

patman  403. 

parea^*  403. 

partkh  19. 

pa«^an  403. 

paterazm  403. 

patgam  17.  402. 

pa^Tr  403. 

pa^md  17.  19. 

patmucan  29.  402. 

patganiavor  17. 

phartham  19.  402. 

phctur  19. 

pÄt7  19.  402. 

pJwshi  19. 

phurshish  19.  402. 

pÄM«  19. 

psÄnwZ  19.  21. 

/a5Ät  8. 

r'oÄ  8.  402. 

r'arw  8.  402. 

r'ocik  8.  29.  402. 

sa  37. 

80^  26. 

scat?  36.  402. 

shtistan  21. 

5tn  17.  34. 

sirel  401. 

stVe  18.  32  f.  35  f.  342. 

skesur  16.  33. 

skund  16  f. 

smbak  403. 


spitol;  17.  403. 

srunkh  35. 

5tir&  19. 

shiap  403. 

sAttn  17.  21.    ' 

tacar  403. 

topf  16.  18.  32.  35. 

tcd  18.  33. 

tarn  34. 

to/tdJl;  403. 

teg  22. 

<cr  401. 

tesoneZ  18. 

tikin  401. 

tit?  18. 

tohm  403. 

trtuf7i  19. 

toono^  23.  34. 

tsanr  23. 

t8er  23.  34  f. 

Uerp  389. 

tsn  9. 

esnoe  25.  33.  36.  392. 

tsov  23. 

teMnr  23. 

tugan  24. 

<Mti  24. 

tun  18. 

<ur  18. 

ei  19. 

thandzr  19.  29. 

tharm  19. 

thoshak  9.  402. 

e/wÄ  19. 

«Äut/wJt  9.  402. 

M*i  22.  28.  387. 

uxt  17.  4as. 

unam  36. 

MS  15. 

ush  16.  403. 

u<cl  18.  33. 

uth  19. 

ua^/r  20. 

vard  16.  35. 

t?arc7  24.  34. 

vcar  29.  402. 

VW  34. 

vez  16.  33. 


Wortregister. 


635 


vnas  16.  32.  402. 
vstah  403. 
vtak  16.  18.  32. 
yarg,  -el  24. 
yasht  402. 
yazel  402. 
zamakh  36. 


«-)  o-j  d-  576. 

daarog  71. 

dyki^to  412. 

«yot;^o;  296. 

^r^wi/;  378. 

atxro;  50. 

all  23. 

axctfr^ov  314. 

(Ufycu  411. 

akknxtog  412. 

ffXox-  82. 

d/Ltäga  86. 

a>a(u  86.  277. 

itfjirj  86. 

iifityioy  86. 

a^^l  570.  573. 

ttfc^o>  572. 

rfm  569.  573. 

«V«-,  «V-,  <?-  271.  273. 
569.  573. 

dyi^ios  99. 

dyovtccTos  71. 

dyomtjti  71. 

a>T*,  «yra  99.  573. 

dytios  99. 

afj^ilof  86.  277. 
^oQyos  73.    . 
ccotrro;  71. 
^nifioristy  52. 
«Itio  575. 
^Ttoyt/Lii  296. 
cr7io/€*7ra^a>  323. 
c^TTOilifyo»  412. 
c^^a^  ä^*-  576. 
cc^^fya»  u.  s.  w.  592. 

<3KVillXX-  82. 

^^cTfUCtcd-at  74. 


xrar'iA;  24. 
j^ean  403. 
zen-  9. 
2ren  403. 
^er^fndan  9.  402. 
zenid  402. 
zffuish  16  f. 


B.    Griechisch. 

c^^^o;  271. 
crai^o-  63. 

ßaiyo}  21.  339.  592. 
ßayd  339. 
/5«ro5  589. 
ßia  388. 
/5io^  21. 
ß^og  22.  388. 
BoQ&ayoQag  73. 
ßoQ&ayo^Usxot  73. 
iSo^o-  21. 
ßovio/Ltat  55. 
/5^i/€»>'  60. 
ß(OQ&ia  73. 
ya/ufffj  23. 
yipovoff  20.  22.  267. 
yo/LKffog  23. 
yqvnog  312. 
daft^  16. 
-<f«,  <fi  569. 
didoQxa  207. 
(fixa  100. 
<f*a  569.  571. 
<f»iy-,  cf»«-  ycx^(  269. 
diaxovQa  68. 
dofjios  18. 
(fvf  572. 
dvcütgitty  56. 
1«^  339. 
^/a>i/  338. 
cfiUiv  69. 
(U^^a  410. 
(Uijjfa  410. 
cUo/a  410 
sXfiaqrat  410. 
«f^^xa  410. 
^x  569.  571. 


2ro^  403. 
zör  403. 
irroÄ  9.  402. 
zuig,  'kh  21.  402. 
itr  388. 
zruthiun  388. 
ite/  28. 


ixoToy  117. 

Ixw^ff,  -«  100.  117. 

ilaxvg  339.  341. 

^>ia>  52. 

^^711^  338. 

iytyxfjy  269. 

iyh  iv  u.  s.  w.  338. 569  f. 

574. 
iyinanoy  85. 
iymrj  85. 
iyinio}  85. 
iyiiSCfo  85. 
«VW«  337. 
iyytnt  98. 
iyyicjQog  61. 
lyoQXos  60. 
«  570  f. 
i^ffticfke  52. 
^71«  575. 
imoQxiny  72. 
iniovQog  55.  65  f. 
intnkofjLiyog  4. 
inovQccy&og  66. 
inoxif<fO-at  54. 
iTiTcf  99.  118. 
?7iw  74. 
I^a^a*  587  ff. 
#^a<rft-  589. 
"iS^«/9o(  22.  312.  338. 
^^«.iivo^  312. 
i^ivyto  353. 
^^»-  66.  570.  576. 
^^»ovv-^;^  -*off  59.  65  f. 
I^^of,  I^cü;  587  ff. 
ttQX^fjiat  64. 
*^<y(^»  586. 
IrVTit^o;  339. 


636 


WortreglBUf. 


ictto  96. 
Ir»  571. 
Iv-,  iv-  bll, 
ivyvfit9i  276. 
%vqic*oi  218. 
f^qipona  79. 
%^^g  68. 
i(ponii^tuf  74 
l/^i;  584. 
j/lvo;  25. 
I/K  24. 

fßif^y  -i^off  IS. 
fimiü¥  u.  s.  w.  78. 
jiiTiof  7S. 

/«er  16- 

ri^tty  414. 
j:ocr^  81  f. 
/0I8O: 
/olcfo  77  fiP. 
/oXxo;  82  f. 
JToIvoff  82  f. 
jfin  77.  79. 
J^6g  77  f.  80. 
/^(Ttfa  79  f. 
j:(oXx-  81  f. 
Jtog  81. 
Cootfov  300. 
Cvyo*'  21. 
^fiM  324. 
ij>»  25. 
ijytxrig  269. 
r;^«>«  587. 
^io^oi^  296. 
dvgatüQog  55  f. 
?yyi;^  584. 
Ixyio/tiM  49  ff. 
i")?!«^  84. 
ixrig  584. 
UtJff  584. 

Unog  118.  339.  580. 
r<r^*  579  ff. 
I<s&f46g  585. 
{(TT-o^^  'ioy  590. 
Iriiy  60. 
Ir^a*  329. 
IX^vg  584. 
xaßaiyo)  570. 
xa&iyyvc&tt^  297. 


xo^ovo;  342. 
xcr^MK  342. 
xdqfttyoy  342. 
xa^nairog  9. 
xo^w  3lSt. 
xoTff  569  f. 
XKTiniT^n^v  900. 
xova{flM(  570. 
xcveo;  17. 
m^yiia^  343. 
x€^aof  338.' 
xiv^to  393. 
xilo»<r<ro>  98. 
xofXTfg  267. 
xoyaßog  267. 
xoiSfjiog  311. 
x^ava?  XQayioy  3^. 
x^oTt;;  118. 
x^cmSv  354. 
xvxilo;  119. 
iayxatw  411. 
Aöff a;  410. 
Xiyoi  409  ff. 
i«i;i«  98. 
/Uvxo;  352. 
A^o»  412  flf. 
ilt;xoc  118. 
fiiyag  337. 
^iCw*'?  iU«»C»»'  338. 
fAiig  338. 
/Ltifioya  210. 
^«Vcü  338. 
^«To  569  f.  576. 
/utiaXrjyo)  412. 
^^K  338. 
/tit/Ltio/Lta^  189: 
/ikT^oV  87. 
/nox^ff^y  54. 
/lüff  113. 
v«-  271.  275. 
yaio)  299. 
yij^ovjarog  72. 
v«o?  338. 
i'fcffUi^  270. 
j/e(jpo?  270. 
yio)  276. 
vjj-  271.  275. 
yijaca  118.  268. 


vIC»  2f  1. 
yUfH  24. 
y«oc  117. 
Ivy  570  f. 
^iCity  74. 
oyxoc  98. 
idovg  99. 
i&vQi^^m  76. 

'OffotfW  77. 
ddvcifdfAtrog  76. 
5(oc  88. 
6^iC&cu  75. 
o&oyfl  60. 
otyyvfu  75. 
otfa^a»  76. 
oriil  76. 
oMfjifyM  64. 
o?<rva  60. 
ol^vioi  64. 
olxofitu  64  f. 
oitoyog  77. 
oxKo;  58. 
oUv^»  70. 
ol/uog  74. 
oiooijQoxog  74. 
oilo5  70. 
dilt;^a  74. 
o/tiadog  77. 
5^/5^0?  19.  270. 
B/Ltyvfti  77. 
o^o-  577. 
o/LioQyyv/Ltt  576: 
o/Lt(palog  270. 
o^^ij  80. 
oi'o^  59. 
oyiMQ  59. 
of'fA^o-  59. 
6yfj6tg  59.  • 
oyiytifji^  58. 
oyo/ua  267. 
oyofiat  77. 
ovvl  270. 
o;ri,i}  76; 

OTTilo»'   73. 

SnvUty  57. 
o^fl»  53.  55. 
o>^ya>  267. 
o^t^os*  73. 


o^oi  72. 

oQy^s  73. 

Sgofiat  55. 

^^o;  68. 

o^ntiX'  76. 

^Oqrtvyin  57. 

OQV/Liay&og  77. 

oQifydiog  75. 

o^jfK  ^.  59. 

oQxog  Ib. 

StQvym  77. 

ovdiv6<t(OQo»  63. 

ovlafjtoe  69. 

ovi.^  68  f. 

ovJlo?  (verderblich)  70. 

oviloc  (ganz)  70. 

ovioxvtat  69. 

ov^aco;  67. 

ovQayos  66. 

ov^cv;  (maulthier)  68. 

ov^m  (Wächter)  55. 65f. 

oiJ^  67. 

odQtaxog  67. 

ov^oi^  67. 

ovQos  67. 

ov^off  (Wächter)  55. 65  f. 

^Qog  (gränze)  67. 

ovQog  (wind)  67. 

airay  70  f. 

otptg  24. 

ojf<c*y  54. 

6xk-4Hyj  -i^ihy  54. 

ojfof  53  f. 

na^ily  193.  339. 

TrayocJ^M-  63. 

nayo/Mftitos  80. 

Tia^a  574. 

7iaQa<p9tciri<tk  298. 


Wortregister. 

TrdcTjfai  193. 
niXas  84. 
;riJl-o>9  -o/4a*  2. 
niyrtj  iri/ins  117. 
ninmy  428. 
;rc^*  574. 
m^tnio/ntyos  1  fT. 
7r«^va;  214. 
niQytifAt  411. 
;r#(r(rai  428. 
nhvd'OfAtth  348. 
;rcvxi7  353. 
TTiUJoy  338. 
nirjaioy  84. 
noyifo  193. 
noqyfi  411. 
TiocTK  98.  .119. 
noUQog  99.  119. 
;roT«  574. 

noTMlatymca  295. 
rr^  574. 
Ti^of  570.  574. 
TT^or«  574. 
TttiQoy  119. 
TttiCayoy  85. 
TTvAaoi^oc  56. 
UvQtxog  378. 
^a*/»oc  312.  389. 
^j9oc  312. 
tfaoff  296. 
cßiyyvfit  300  f. 
tf#/»a)  312. 
tfc^uvo;  311. 
tff  «I  16. 
(T^^i^o;  585. 
cxaJiXm  204. 
<rri^voy  338. 
c^y  570  (bis).  577. 


637 


ctoaddii  296. 
(foyyaCM  296. 
tayaos  339. 
Tffi^v-  339. 
ra^tfo;  19. 
roTo;  589. 
Wxvoi^  98. 
tixrmy  400. 
rcAftfro)^  314. 
TiififccQes  99. 
Tcr^aoiv  347. 
T/i^ai  277. 
T^i/»ai  312. 
SyyifAog  296. 
vTii^  575. 
vno  575. 
vnofiiyo}  190. 
v7ioi;^y*o(  66. 
^ff)  9>c»'  203, 
^ff^o>  342. 
(fi^g  461  fiP. 
<]P^  290  fiP. 
^^i;  u.  s.  w.  301. 
Xaltt^fo  291. 
Xayddyo)  339.  ' 
;fCf^  25. 
Xiiffofiat  339. 
ri»'26. 
ai^iai  57. 
iJ/uo;  119. 
tJyiofÄM  53.  56. 
fllvoc  53. 
(OQfi  60  fif. 
(u^M-  63. 
äQoe  61. 
oircUi;  72. 
(oxQay  76. 
t&XQOs  76. 


c. 

1.  Lateinisch. 

a6,  a6«  570.  575. 
acna  269. 
od  572. 
agnomen  267. 
oiii6t,  am6  573. 

Z^ltMhr.  f.  ygl.  Spraehf.    N 


Italische  sprachen. 

amfracttM  573. 
amnia  86. 
onaa  118.  268. 
an^ttw  24. 
anser  26. 
on^oe  84. 
p.  m.  6. 


ante  99.  573. 
antic^  99. 
ap^  338. 
apis  338. 
aptid  575. 
ar-  570.  576. 
43 


638 


Wortregister. 


ardufM  73. 
aier  191. 
atriwn  191. 
auris  113. 
cciectu  98. 
cano  204. 

coptstnim  314.  816^ 
carpo  338. 
casHgare  310. 
ca«tf  ar«  3f 0. 
ca«(rum  314. 
castula  310. 
caattM  310  f. 
censor  311. 
cen^tim  117.  598. 
cemufM  342. 
c«fvu«  338. 
cJau^trum  314. 
cognomen  267. 
coTo  270. 
com  569  ff. 
confligo  85. 
coft^tttilltco  270. 
coguo  428. 
coxtm  270. 
credo  248. 
ciUcita  95. 
de  569.  571. 
decem  100. 
düigo  411. 
dw  569  f.  572. 
duco  100. 
6^(0  338. 
endo  569.  574. 
egutfd  118.  339. 
erus  95. 
esa  95. 
et  571. 

fastigium  88. 
/(WtM«  88. 
/ero  342. 
j^tpo  84  f. 
flustrum  314. 
fruniscor  270. 
/wndtts  270. 
gradier  209. 
fifrawMm  25.  338. 
g^cx  411. 


^sto  87. 
haastrum  314  f. 
Äere«  %. 
hordeum  24  8a. 
fco  84. 

imber  19.  270. 
m  338.  574. 
m-  271.-573. 
tn-dtf,  -dt  569.  574. 
mdfdgere  414. 
inquüinus  ^910, 
inaece  98. 
tnter  118.  573. 
jugum  21. 
2acert-U8,  -a  94. 
Ugio  411. 
le^o  409  ff. 
leibereis  348. 
I^Fvis  389. 
libet  348. 
/f'mus  581. 
Itn^rtK^i  378. 
linquo  98. 
tosna  352. 
luna  352. 
/ttpu8  118. 
Zus^rum  314. 
magnus  337. 
maneo  338. 
maitUa  277. 
metntnt  210. 
mcnsia  338. 
monstrum  314. 
mus  113. 
nanciscor  270. 
nastis  113.  119. 
nebula  270. 
necto  212. 
negligo  411. 
wco  276. 
tiepos  99  f. 
nidtis  88. 
nto;  24. 
nomen  267. 
novem  337. 
novtis  338. 
nuru5  117. 
06  575. 


off  endo  85.  339. 

p€U^ci  98. 

pckT  98. 

pect»  118. 

per  574. 

pUmcua  270. 

p2enti5  337. 

pleorea  338.  848. 

po,  po8,  po8U,po8t6G^. 

574. 
por  574. 
proe  569.  574. 
prehendo  339. 
pro,  prod  569.  5t4. 
giN^iior  99. 
queror  205.  dOl. 
gum^fie  117. 
raxtrum  314. 
red^t),  rc-  569  f.  676. 
rei^  411. 
n^  60. 
ros<rt4m  314. 
rota  118. 
Sflrf,  -w  101. 
satur  101. 
«c-,  80-  577. 
seco  98. 
sepelire  57T. 
Septem  99.  118. 
socer  100.  117.  270. 
sorbeo  15. 
soror  82.  270. 
sospes  296. 
8i«5  575. 
suo  80. 
stfper  575. 
^enuis  339. 
tergo  312. 
fer^tu«  99. 
texere  400. 
(orreo  19. 
/rans  570  f. 
umbüicns  270. 
timeru«  119. 
uncus  98. 
un^i«  270. 
ungno  387. 
urgere  414. 


■i 

Wortw«i«tor. 

"^^^^H 

ttnua  312.  389. 

3.  FTBiuddHch. 

rouaie  416  f.                       ^1 

•ve  570. 

^cariea  415. 

si/aü  423. 

vecHsbi. 

odroö  423. 

söron,  ««TW«  415. 

vehe-,  ve-  569  f.  576. 

a/ai«  423. 

«ureau  416. 

vehobi. 

q^rce  415. 

veoir,  voier  417.                   ^^ 

venio  21.  339.  592  f. 

afoler  419. 

mUmterif  H&.                   ^M 

vino-  (tiinK-)  54. 

a«s«(r423. 

vriOe  414  f,                        ^H 

vemica  272.  274. 

cor  416. 

^H 

venter  387. 

cA«««e  418, 

4.  OHUsch. 

ver  339. 

conoirer  415. 

verbum  339. 

dawnair«  415. 

am/r,  -et  5,70.  573. 

veapcT  339. 
CK1U82. 

(fcuofer  415. 
(toi-raire,  -oere  417. 
Mbot'r  415. 

an-  271,  57a 

anafnas  270.                      ^H 

an((T  118.                          ^H 

t^tu  SS.  388. 

esfuet  421. 

■ 

vinmiW. 

estuire  415. 

C8U/,  <«»/  95  f.                ^M 

nvu»21. 
vöc-  79. 

jSrie,  ^e,  foie  415. 
jjnristio  415. 

hivfreU  348.                       ^H 

coto  (will)  55. 

fllatVe  418. 

^^1 

voiBo  74. 

hiaume  u.  s.  w.  423. 

5.  SabolllHh.              ^1 

e(mw52. 

honte  420. 
jaeelof  418. 

Hctsas  270.                          H 

p««««  99. 

leur.  lor  415. 

6.  Umbriwh.             ^| 

1            2.  ltftlIeDf«cb. 

■ 

ahbisofflia  423. 

.Koriie  417. 

«««.269.                              ■ 

ooitttcAwrw  414. 

Ott  423. 

anter  118.                             ^H 

M{ore584. 

once  382. 

lüfu  99. 

loMD  382. 

oor-eoir,  -öer  417. 

strappaetaTc  490. 
Mii-ccAio,  -c«o  414. 

D. 

p«*re  418. 

Elruäkiacli. 

amam.                                 ^H 

Keltische  sprach 

1.  Kjmriiieli. 

ad-chi  231. 

ta-rmat  288.                   ^^| 

karuaa». 

«d-cAon-Awc  Sae. 

(H-nrS54.                       ^H 

total.  S3S. 

ad-gin  227.  246. 

at'cMu  23a.                        ^H 

2.  CornlMh. 

mcA  339. 

u^fKft  236.  ^M 
ba  202.  244.                         ^H 

fforan  267. 

»««■  li 

moy,  MojÄya  338. 

ainm  267. 

dir  (or,  er,  ir)  576. 

oi(A  571. 

bag  203.  H 
6ai£f  226.  237.                      ^H 

S.  Iraorlsdi. 

an-  271, 

6e6<i  230.  236.  253.              ^M 

cAoor  14. 

anac  224 

bcbais  259.                          ^M 

arc  202. 

b«i339.                              ^H 

4.  IriMli. 

arcair  224. 

bentm  232.                           ^H 

ac,  amc,  anc  202. 

ar-m-cAriH  ^2.  236. 

&irM,  6iur  342.                    ^H 

Bcco  23». 

ar-ro-cAo-  227.  246.  253. 

Mu  231.                               ^H 

640 


Wortregister. 


blang  204. 

bligim  235. 

6d,  bot  226.  242. 

brang  204. 

&u  203.  242. 

buich  237.  253. 

-caoAa  239. 

cal  204. 

can  204. 

con^  204. 

caom-nagair  227. 

car  (cadere)  204. 

car  fc»»cre)  205. 

corais  259. 

ca(8)  205. 

cechaing  253. 

c^utn  237  (bis). 

Cffie)  247. 

cmgaü  232.  235. 

c^  206. 

(Mm  260. 

cAtutr  253. 

CfcAi«  205.  245.  259. 

eis  205. 

clad  206. 

c^u  206. 

c2u»n€r  232. 

cluinim  260. 

coemnactar  254. 

cotm-nMCutr  u.  s.  w.  227. 

237. 
cotn-alnad  337. 
cambaig  253. 
cdmts  259. 
com-2dn  337. 
con-boing  232. 
con-dercar  236. 
conrdi^er  218. 
con-rotaig  227.  236. 238. 
co-sceinits  236. 
CO  tomaltas  258. 
crann  237. 
crenas  ?31. 
cridc  342. 
cucUa  223.  244. 
ct*d  206.  239. 
dag  207. 
dai  207. 


dam  207. 
damair  227. 
darc  207. 
de,  di  569.  571. 
deamas  262. 
dedat^  237.  253. 
do-cAtfadu«8a  258. 
do-gniu  208. 
do-menar  227.  246. 
do-motntur  231. 
do-rO'Chair  226. 
do-setmo^  236. 
drebraing  223. 226.  254. 
du,  do  569.  572  (bis). 
dubhraa  264. 
dKCUf%  218. 
du-thracar  227. 
f9»  247. 
«TotÄ  339. 
fa  207. 
/ac  208. 
faghaim  260. 
/ftt  239. 

fo-gliunn  232.  236. 
fogniu  208. 
foidiam  245. 
fO'loing  232. 
fo-nascar  232. 
fo-nenaig  236.  254. 
for-dengat  232.  236. 
fornigenair  208. 
fo-rO'damar  236. 
fo-roi'Maid  236.  238. 
for-roi'Chan  236. 
fo-selgatar  238. 
/war  217.  254. 
gabsat  258. 
flfad  208. 

^an  (nascere)  208. 
flfan  (nosse)  208. 
^ean  339. 

geg-on,  -Mm237(bis).254. 
gignetar  254. 
glann,  gland  209. 
jrnim,  Wim  263. 
(/cm  209. 

gon-dekchas  264. 
grand  209. 


^u  209. 

^idttt  231. 

^us  239  f.  244. 

unölstt  270. 

f  m-cAom-arcatr  227. 236. 

imim^ott89a  258. 

immrera  230.  258. 

m  338. 

tfi^a  270. 

tiin-^emia<  232.  236. 

m-rof-^oim  238. 

^  209  f. 

Jat^m  339. 

lom  210. 

^&2at>i^  223.  254. 

^I^otar  254. 

Unit  232. 

K  210. 

2ia  338. 

lü  223.  230.  254. 

lingid  236. 

i?uia,  9fida  338. 

mad  (bis)  211. 

magh-j  maighne  337. 

fnaZ(/  211. 

twan  210. 

mat  210. 

memaid  237. 

wi  338. 

mtd  211. 

mtdtur  231. 

nac  212. 

na^  211. 

nosc  212. 

ntl  270. 

nichair  218.  222. 

ra  212. 

roc  213. 

rag  212. 

raiYÄ  225.  254. 

r-anac  236. 

rdnaig  224. 

rat  (CMrrere)  213. 

r«<  (s<.  pra<)  213. 

rathutar  254. 

rerai^r  236  f.  254. 

[re]raith  238. 

rdÄat'e  236. 


Wortregister. 


641 


ff  fst.  pri)  214. 
H  (könig)  235. 
riachtas  263. 
righim  260. 
righneiM  262. 
rignius  263. 
rtr  223.  230.  254. 
fo-charus  255. 
ro-cAe^atr  227. 
ro'fadatar  218. 
ro-foüsigsiur  255. 
ro-^dd  226.  234. 
ro-gaid  254. 
ro-genair  227. 
ro-ghianaa  257. 
ro-lamair  227.  236. 
ro^midar  227.  235. 
ro  nenaisc  236. 
ro  5etof^  254. 


fo  siecAto  236. 
rtif/c»  261. 
san  (V)  214. 
scdtcA  227.  234. 
scand  215. 
scon^  214. 
scingim  236. 
sctmttm  232. 
selgatar  238.  254. 
sepAatnd  238. 
sep/maw  259. 
sephnatar  238. 
semaich  236. 
5et  247. 

8Ä:a^^  sÄ^  214. 
8lac  (bis)  215. 
sTa^,  82t^  215. 
snag  (snig)  215. 
«itatAe  276. 


SU-,  80'  bll, 
svand  216. 
tafnetar  226. 
to^  (bis)  216. 
taich  227.  234. 
tatrwi  570  f. 
tak  (fugere)  216. 
tak  (precari)  216. 
tom  217. 
tatnhatar  225. 
tona  339. 
tonoctMsa  258. 
tar  571. 
(ar52tft^  259. 
teidhim  261. 
%fm  261. 
trac  217. 
tugas  261. 


E.    Germanische  sprachen. 


1.  Gotisch. 

a/,  <^ar  570.  575. 

af'lifnan  101. 

of-to,  -tra  570.  575. 

onwa  119. 

ana  573. 

oftoA»  268. 

omia-,  and'  99. 569. 573. 

andbahts  379. 

ana/a-  99. 

oft^Aar  118. 

asts  88. 

ot  572. 

oräftid  576. 

oüistr  316  f. 

lu^o  88. 

hcd  572. 

ftotf a  342. 

ftfuia  339. 

bi  570.  575. 

6tiM2a  348. 

hiuds  349. 

Uiggvan  84  f. 

frtoto»  315. 

bruih-fadi  98. 


dis  572. 
dfuptt^  125. 
dfu^a-  113. 
du  569.  572. 
/od»-  98.  119. 
fähan  98. 
/at^u  118. 
fair  574. 
fairena  119. 
/aiira  570.  575. 
>rdror  99. 
fijathva  125. 
>i2^n  100. 
fimf  117. 
)ifi^Aan  100. 
fodjan  315. 
/f  a,  /rom  570.  574. 
froh  202. 
/fa-2fu«afi  113. 
frcUhjan  100. 
/ra-vatr^Aofi  120. 
frijathva  125. 
/f  oda  100. 
/rotÄ  213. 
fulgina  100. 


/m««  337. 
fifa  568.  570. 
gäbaurthi  124. 
^amfuuit  124. 
ga-iMh  270. 
^a-fiavi8tf on  316. 
ga-sotf^an  101. 
^agumt^i  124. 
^aurt^  125. 
gazds  87. 
^fOeZoit  315. 
^fifotr  315. 
gna/n^an  23. 
greipan  20. 
guthblostreis  315. 
Aaidtt  118. 
Aoi^  98. 
Aoir^  342. 
hdU-aggan  98. 
Aondtf  100. 
Aardus  118. 
Aau^  ICO. 
hmthan  100. 
A;aA;an  98. 
Kliuiha  99. 


642 


WorUregister. 


hiäütr  313  ff. 
hüfjan  315. 
hunda  117. 
hvaimei  26.  342. 
hvathar  99.  119. 
id  571. 
if  575. 
f'A;  338. 
in  338. 
im  574. 
ttA  571. 
Jomandes  38(X 
itaum  338. 
kauSj  humm  209. 
^tt  267. 
'kunds  379. 
{ai6a  101. 
toisjon  120. 
lausa  113. 
Iau6g«^a  387. 
leihts  339. 
JetAvon  98. 
leitAan  100. 
Hubs  348. 
mai«,  mai^ra  338. 
man  210. 
t/ianosedi  124. 
mathla  119. 
mtitad  337. 
9/it^an  211. 
mith-j  qühan  576. 
t/it£r(2o  87  (bis). 
namö  267. 
no^'an  120. 
nehv  270. 
nt7A;a  99. 
niujis  338. 
mun  337. 
/^tna  339.  592. 
qino  339. 
guatrnu^  25. 
raAya  267. 
ni/w  22.  338. 
ritnis  587. 
scuia  101. 
salithva  99.  125. 
sama  577. 
sandjan  120. 


8i6im  99. 
^lOAa  120. 
slahm  100.  215. 
sotAa  101. 
svtnhran  117. 
8vtA»i«  312. 
taihun  100. 
%u  100. 
^'iiAon  100. 
triu  267. 
tuntAtt  99. 
tuz  572. 
«vis  572. 
«^ffA  569.  571. 
thathro  119. 
t^f  tida  99.  352. 
ihivadva  125. 
tAnd/oii  99. 
thüsünd'ij  -fa  118« 
«/,  -ar  575. 
uf'hlof^an  120. 
IUI- 271, 
tfiMlar  118.  573. 
t4nt7unam{s  58. 
MS  570.  577. 
ut  572. 
vasjan  315. 
raurd  339. 
vepna  73. 
viduvaima  379. 
wnja  59. 
vithra  576. 
vopjan  58. 
waigs  312.  389. 
vrikan  316. 
twZ/a  118. 
vtUthu  99. 
vunan  58. 
vunda  71. 

2.  Althochdeatsoh. 

o^a,  ab,  -er  575. 
a/tor  575. 
andar  118. 
amit  99. 
a««t  99.  573. 
anut  118.  268. 
ar,  er,  tr  570.  577. 


au8t  3ia 

02^  572. 

6ar  113. 

6»  575. 

bluos-,  bl684cur  315. 

chemo  338. 

c/itmofi  348. 
chnmb  Sld. 
(kijraii  98. 
(HAon  106. 
dikkan  217. 
iiM>A352. 
dtoto  99. 
dri-tjoy  -Uo  99. 
ckmni  339. 
durah  569.  571. 
diUtm«  lia 
dtoahan  104. 
e&ar  338. 
(ml,  wt  bis. 
enU  99. 
eu^e  317. 
fähan  98.  108. 
faiawiska  382. 
/an^  100. 
/ar  574. 
fedara  119. 
/«^i  427. 
/eZoÄan  100.  105. 
fersna  119. 
^u  118. 
fimf,  finf  117. 
^^an  100.  107. 
fior  99. 
>Jr  574. 
fiuhta  353. 
y^ioÄan  106. 
fol  '125. 
/ora  575. 
/ruo«  100. 
fuUida  125. 
/urt  570.  575. 
galstar  315. 
^arl,  car^  87. 
gefehan  105. 
^elstar  315. 
ha-  568. 


Wortregister. 

643 

8. 

^tftVtt  388. 

xriAan  106. 

td  100. 

rad  118. 

zioJum  100.  106. 

fuJon  107. 

£ftr,  jpar ,  zer  572. 

. 

rihan  106. 

«1^  100. 

125. 

rioö  353. 

;erttO  569.  572. 

rium  352. 

zioangan  207. 

lenkan  120. 

ruodar  119. 

100. 

8(i47-a,  -tan  98. 

8.  Mittelhochdeiitseh. 

l 

so/uia  125. 

äme  86. 

9. 

8d^  121. 

dßAtfen  400. 

98.  105. 

«0^  101. 

en  274.  1). 

«ciiZd  99. 

^ols^  315. 

scurt  99.  124. 

ÄOttc  100. 

9.  119. 

seAan  105. 

6f7t€  86. 

sentoa  276. 

schrimpfe  342. 

r. 

stötin  99. 

s^om  584. 

15. 

«lAan  106. 

stoeher  117. 

L 

sind  120. 

«7d<  60. 

16. 

8»«(2an  107. 

wei^e  427. 

slaga  100. 

t(7es(^  315. 

H.  120. 

«{o^oti  100.  lOi. 

wistSn. 

>. 

8l%m  584. 

«ntdon  107. 

4.  l^enhochdentBoh« 

• 

«nura  117. 

od  575. 

)2. 

sptKm  299. 

an  573. 

106. 

apt«o<  124. 

aus  572. 

stima  338. 

be,  bei  575. 

7. 

«W6Äur  100.  117. 

dtircA  571. 

l. 

stoigar  100.  117. 

einöde  383. 

i. 

«ior  113. 

en^  573. 

rc  88. 

Huf  125. 

er  575. 

1. 

uöar  575. 

für  577. 

7. 

tfmö-f,  -e  573. 

gewahren  55. 

tma  271. 

Hagestolz  383. 

unoAoJda  274. 

/^ertim  572. 

• 

urUar  118.  573. 

iblemod  383. 

270. 

«To«  60. 

ma  576. 

l 

wedar  99. 

nocÄ  572. 

119. 

i(7^d(m  107. 

ftieder  578. 

►. 

widar  576. 

über  575. 

». 

toiardo  118. 

fim,  umAer  578  f. 

f&t8t  317. 

und  573. 

«70//  118. 

an^er  573. 

375. 

ITuotofi  53. 

ur-  570.  577. 

za,  zty  zi  569.  571. 

t?er-  574. 

zahd  99. 

vor  575. 

irt  87. 

£:eAan  100. 

wa/c  73. 

)7. 

-nflp,  -zog  100. 

wagen  (der)  54. 

644 


Wortregister. 


wahrnehmen  55. 
weide  60. 
wein  82. 
wider  576. 
Witwe  383. 
wac?ie  63. 
t(H«nd  71. 
zer-  572. 
21«  569.  572. 

5«  Altsächsisch. 

bar  113. 
hi'felahan  105. 
Cftim&  312. 
diof  113. 
ehu  339. 
eA«-8Ä;a2X;  118. 
endi  99. 
/oÄan  98.  108. 
far-lihan  98. 
feäara  119. 
/cflrt  427. 
/ß^  118. 
/t(f  dn  100.  107. 
ßf  117. 
^^0  118. 
fiuuar  99. 
;?toÄan  106. 
/rod  100. 
hand  100. 
hangan  108. 
Äard  118. 
heritogo  ICl 
hlagan  105. 
ÄOÄ  100. 
ÄU€(far  99.  119. 
Atmc2  117. 
2a/ian- 104. 
Udian  101.  120. 
IcnVin  120. 
tidan  103. 
iiÄan  106. 
^ttMii  348. 
lös  113. 
nerjan  120. 
mdÄar  569. 
ö^ar  118. 
sad  101. 


sculd  99. 

seggian  98. 

se/^n  105. 

sendion  120. 

8i6tfn  99. 

8%ä  120. 

sÄ^ib  214. 

slahan  100.  104. 

«0(f  118. 

spod  124. 

toitd  99. 

<€  569.  571. 

Uhan  100. 

teAan  105. 

Hohan  100.  106. 

to  569. 

thegan  98. 

ihiggian  217. 

tAMan  106.  « 

tAiocia  99. 

ihriddio  99. 

t^iUtn^  118. 

tiftdar  118. 

uulf  118. 

6.  Angelsächsisch. 

and  99.  573. 
angan-  98. 
asce  88. 
öar  113. 
örord  87. 
cran  267. 
crwmö  312. 
cvedan  107. 
ckar  113. 
earc  113. 
earmboga  38?. 
cd  571. 
eft  575. 
ewde  99. 
encd  118. 
eoh  118. 
/rt?örc  427. 
feäcr  119. 
/ca  118. 
feolan  105. 
feöver  99. 
feöveräa  118. 


ySerm  119. 

^indofi  107. 

>Iet^  106. 

/d(ia  315. 

/ön  98.  108. 

fardh  569.  574. 

/d«ft«r  315. 

fram  574. 

/reo{8  382. 

fröd  100. 

9ea^,  goMlor  315. 

flrc/e(J«  105. 

Add  118. 

Aara  119. 

heard  118. 

heoUtor  316. 

heretoga  100. 

McA^n  98.  105. 

^d(for  119. 

Aon  108. 

Aoitd  100. 

hreöäan  107. 

Ärcd/  353. 

hvääer  99. 

Äredl,  hvcoM  119. 

?ad  101. 

icdn  104. 

^ds  113. 

liä  100. 

iidan  100.  107. 

Uhan  98.  106. 

Marfan  101.  120. 

loen  98. 

ww(fcZ  119. 

mcarg^  mearh  88. 

mcord  87. 

mxäan  107. 

mord  99. 

müs  113. 

«ose  113.  119. 

neah  569.  572. 

nc/a  100. 

nerjan  120. 

m?»«  88. 

niääas  99. 

nwlÄ-  u.  s.  w.  569  f.  573. 

nosu  119. 

öder  118. 


WortregialCT. 

G4S 

f«A8<8. 

Tsland  379. 

/yri  575. 

KSem. 

stirrup  379. 

ffodA-,  jodj  87  f. 

»crUtan  107. 

(f«r  113. 

KyW  99. 

ft.  Altnordiscli. 

(fnMr  315. 

secgan  f)8. 

laländlHch. 

gangdagr  380. 

teöSan  107. 

afar  575. 

Ad-r  100. 

KOfor  99. 

ämi86. 

Itarär  118. 

wrfn  105  r 

ond-99. 

Aaikj-r  100. 

■frön  104. 

annar-r  118. 

AaxiteJaMi  380. 

tnläa«  107. 

(MitaSS. 

heidr  118. 

«miru  117. 

oiMfr  315. 

/t^a  120. 

iped  124. 

bakstr  315. 

hmfjw,^  108. 

V«caii299. 

Airt  119. 

n>«9iT,  tceoT  HK).  117, 

barnoMt^  380. 

AfrtOfft  100. 

fcöff  100. 

«autfufeiHn  380. 

AH)rn339. 

{«d«,  tihon  105  r. 

beisl  380 

Ajdi  119. 

iÖ572. 

brr  113  und  1). 

AfcÖorÄr  380. 

lud  99. 

blagtr  315. 

Alffja  98.  105.  120. 

ty»  100. 

firoddr  87. 

A»nd  100. 

^e3«98. 

dreyri  113  und  1). 

ArÖ/338. 

/fön,  liihan  106. 

d^r  113  und  1). 

/ir««389. 

mdi-r  99. 

kriüfr  353. 

/ronj -21 7. 

endr  570.  573. 

huMa,  AuMr  316.                   ^_ 

/art  5G9. 

»mt  99. 

huUtr  315.                            ^H 

Püsend  118. 

eyra  113. 

Aund  117.                             ^H 

/t>«<i»  104. 

/d  98.  108. 

Avar-r  99,  119.                    ^^H 

«Kier  118. 

fmglQO. 

hvata  206.                           ^^H 

rnsoram  107. 

/<118. 

^^1 

ri(tt,.dr, -fl-sesr.öTe. 

/(fftwi  105. 

iber                                      ^^1 

'^     vrninlOB. 

/«ip-  427. 

khi  105.                              ^^1 

vriäm  107. 

/cfa  100.  106. 

'i;^r  118.                           ^^M 

wJ/  118. 

/rfffin  380- 

Im  98.                                 ^^1 

fialgr  100. 

lauss  113.                            ^^1 

;.  Friesisch. 

>:/nWt  380. 

2«.t,  -a  101.  ISO.                ^^1 

bi-feUan  105. 

yimm  117. 

temslr  316.                          ^^1 

/Ö  98.  108. 

fima  100.  107. 

Ma,  Mr  100.                    ^^1 

Jinda  101. 

/wtfr  119. 

lioaoaka  380,                     ^^1 

ftta  106. 

fiärdi  118. 

Jjd  98.                                 ^^M 

Mcra  120. 

.^.irtr  99. 

mal  119.                             ^^H 

«M  105. 

flä  100.  104. 

»lor&nKltU  381.                   ^^M 

siä  101. 

^ajj-fl,  -no  100. 

mat  211.                             ^^1 

mitha  107. 

fieiri  338. 

meia-s  119.                          ^^H 

(Ja  106. 

/«da  315. 

.MTj^r  88.                            ^H 

tt.«lAa  107. 

/omoesia  380. 

iNiiii:  337.                            ^^H 

/<;9(r  315. 

mord  99.                             ^^H 

8.  Englisch. 

/i-dÄ-r  100. 

^^1 

(«■KfcffrOTa»  379. 

fröritui  113. 

uaust  318.                             ^^M 

■hood,  -head  379. 

/«nrf-r  100. 

100.                                 ^^1 

^^H 

646 

Wortregister. 

mar  99. 

«nor  117. 

W8<  317. 

nör  318. 

8ög  98. 

j^t  53. 

nö8  113.  119. 

8vd/,  svdfum  207. 

ymja  53. 

Oäinn  53. 

syr  113. 

öäum  53. 

tott^  100. 

10.  Norwegisch 

oepa  53. 

teinoAntt^  381. 

aasgaardsreid  381. 

dfid84.  268. 

tigr,  tugr  100. 

tendringr  381. 

orä^  -tftn  53. 

<it«  100. 

ormr  53. 

tjä  106. 

11.  Schwedisch, 

rak,  räkum  213. 

too  100. 

reibst  316. 

^o^rtfm  106. 

oK^o^e  381. 

reyr  113. 

tonn  99. 

armbäge  381. 

ro(fr  119. 

or-  572. 

/a«töf  381. 

röhr  338. 

eAe^  98. 

främmande  381. 

«(kr  124. 

tAuJurr  347. 

Atnna  100. 

sckfr  101. 

thiörr  352. 

2tib«to;  881. 

sannr  118. 
se^a  98. 

t^ep8](;;öl(2f  881. 
thridi  99. 

12.  Dänisch. 

senda  120. 

tAtftmr  339. 

dlbue  381. 

s«fitan  120. 

t^u^ufid  118. 

armbävo  381. 

<tn  276. 

thvd  104. 

/otttflf  381. 

stfin  120. 

t«/r  53.  118. 

Äimw;  (dial.)  100.^ 

s/d  105. 

und,  undr  53.  569.  57a 

Äyte^  315. 

skiäd,  skyld  99. 

undir  118. 

ind  574. 

sfcar^-r  99. 

tirefum  53. 

jordemoder  381. 

sld,  slö  100.  104. 

vär  339. 

taeming  381. 

F. 

LettLsch-slavische  sp 

rächen. 

1.  Altprenssisch 

nawanSj  natms  338. 

U7i^U7a  60. 

(siehe  pag.  345.) 

neutoenen  338.  354. 

£ruA:ana  25. 

adcUe  347. 

nct(7ln<s  337. 

ap>  ep  575. 

pecX;u  26. 

2.  Litanisch. 

asaaran  347. 

peuse  353. 

aX;men  26. 

ostrtnan  339. 

plauti  352. 

angls  23. 

deyiois  89. 

raitnsis  347. 

on^a»  21. 

emn€«,  emmem  267. 

salüban  351. 

änH-8  118.  268. 

en,  en  338. 

sotm;  347. 

dn^a-s  118. 

^enna  21.  839. 

scn  577. 

apt,  ap  575. 

keutaris  354. 

sketore  354. 

as5rt7d  339. 

Ä^ct^o  353, 

sosfo  318. 

ausis  113. 

X^oat  354. 

sunis  21. 

oi  fdS2:>  24. 

kraeuuney  354. 

tatcvrtcis  347. 

bangä  22. 

Jodis  347. 

eauÄ:is  352. 

50505  113. 

lauxnos  352. 

toum  352. 

baud'Uy  'ZU  352. 

2udt-5,  -Tit  353. 

touio  352. 

ftcJa  193. 

menius  338. 

toirds  339. 

6^rios  23.  390. 

Worlregbter. 


647 


bUüdaa  351. 
blusä  35. 
da  569. 
daböti  571. 
datUl'8  99. 
debesis  270. 
de^  24. 
(2ei;2^337. 
d^vo«  89. 
dirio«  24. 
dttit;^^  24. 
e^Ie  347. 
hz  338. 
eieros  347. 
eiys  25. 
gärsas  388. 
^mu  24. 
geriü  21. 
^ert7e  22. 
^6»<i  26.  390. 
gijS  22. 
^T^las  24. 
gire  22. 
^'nu  22. 
gima  25. 
«irrum^t  23. 
(/^voa  21. 
{  338. 
ilgas  23. 
jüngas  21. 
^arÄra  94. 
A;art;e  338. 
katräs  99.  119. 
X;enc£ru  206. 
keturi  99. 
A^c^virfas  118. 
kevdlas  353. 
A;unito8  353. 
A;tottöa  16.  26. 
laükas  352. 
2eda8  347. 
leku  98. 
2entm  210. 
lengvas  339. 
I^i^t  24. 
ZeiMtJis  25. 
liidnfti  351. 
mais^o«  119. 


maldä  119. 
mold^e«  119. 
m€2iu  23. 
mezü  24. 
mt^tö  23. 
nägas  270. 
nat^as  338. 
n^S£r^  270. 
nösis  113.  119. 
nu  569. 

nuglas  268.  387. 
oii^s  23. 
pa  569.  574. 
par  574. 
pas  574. 
pasigendü  339. 
pa«/nit  574. 
pd^is,  poto  98.  119. 
penkl  117. 
per  574. 
•pt  569. 
piaulas  353. 
ptMos  337. 
plauczei  352. 
p^tusx^Ä^is  352. 
pri  570.  574. 
puszls  353. 
ramu«  587. 
räta-B  118. 
ratkim«  352. 
riUzis  347. 
riati^t  353. 
n'mii  587. 
riazü  213. 
neu  213. 
sdh^H  98. 
«altU^a  351. 
satt-,  8<i  bll. 
aiunczü  120. 
8Ä;reMu  342. 
slenkü  215. 
9ni^  24. 
söstaa  318. 
sp^ju  299. 
re&tu  15. 
sriatUcts  353. 
^  577. 
8yi%8  98. 


s^rarma  339. 
sziaurya  353. 
8^imto8  117. 
8nr(^  342. 

sziszuras  26.  100.  117. 
azlubas  351. 
8i?u  21.  1). 
«os^f^^t  400. 
taukai  352. 
totf  to  352. 
tekü  216. 
^«»1708  339. 
te^va  347. 
trlczaa  99. 
^Ļtan(t-8  118. 
vdkaraa  339. 
vordo«  339. 
VMorä  339. 
i;ei&  24. 
•  vUA;a8  118. 
zauno8  348.  852. 
iq^  26.  391. 
zeme  347. 
zengiü  23. 
ientos  23. 
ündtt  23. 
zlmis  338. 
ziupöne  351. 
itft;i«  25. 

8.  Lettiscli. 

dttos  90. 
€8  338. 
^aura  354. 
kraupa  353. 
Taudis  353. 
2ti^eAe  351. 
plaufchij  plauzea  352. 
raudu  352. 
tauta  99. 

4.  AltbidgariBch. 

azu  24.  338. 
q,  tf,  vü  338.  573. 
q^ft  21. 
qzukü  24. 
&<^  339. 
5ef(£  342. 


648 


Wortregister. 


büva  125. 
blizna  84  f. 
blizü  84  f. 
bHuda  349. 
bHucUi  34a  352. 
blucha  35. 
bosü  113. 
6ra2rda  86  f. 
br&sa  23.  390. 
cetyrije  99. 
eltfv^i  337. 
(«ti^  23. 
do  569.  572. 
(inx^tt  24. 
diichnqJti  113. 
duc^,  dtt^a  113. 
düignqJti  207. 
dyso^t  113. 
gaanqii  26.  390. 
^avroftu  354. 
gqsi  26.  391. 
glagoUUi  22. 
^ora  22. 
^or^<»  23. 
gov^do  21. 
govino  21. 
govorü  388. 
flffodti  391. 
flfr^da  209. 
flff^^»^  23. 
^üa  21. 
flffowm  23. 
grüm^i  23. 
^uno^i,  ien«^  24. 
gvozdi  88. 
9^0  21. 
w»^  267. 
inq  91. 
jama  86. 
jazino  23. 
jedinrj  91. 
;eZi  347. 
jezero  347. 
jcil  25. 
jugü  350. 
Äiamen-  26. 
fe^va  125. 
Icl0u6i  296. 


ikföiba  94. 
hraku  94. 
ibrava  338. 
/e({ti347. 
UgiiM  24.  339. 
{iafo^t  24. 
Ijttbü  348. 
{;u(l»ye  348.  353. 
lovUva  125. 

flK^cAtt  119. 
m^^i  338. 
mXgla  23. 
mlirda  87  (bis). 
inZt4?^  23. 
moh'^t  119. 
fnolüva  125. 
ffiox^^ii  22.  87.  388. 
myH  113. 
na  569.  572. 
noM  573. 
no^tö  268.  387. 
nebo  270. 
n€S(«  270. 
netü  99. 
nt>u  573. 
nor/M^t  270. 
nosu  113.  119. 
woüM  338. 
ohida  339. 
pcro  119. 
p^l  117. 
pÜu^^a  352. 
prai»  84. 
pH  569.  574. 
protivq  90. 
ree^^^  347. 
Hra  349. 
sq,  SU,  8u  577. 
sSkq  98. 
selitva  125  f. 
s<5t?crti  350.  353. 
siezend  24. 
s/ucAu  16.  26. 
»ni«JÄa  35.  117. 
spdjeti  124.  299. 
s/rona  338. 
suj  17. 
stUo  117. 


«veibr-ti, -y  26. 100. 117. 
syUi  101. 
t68a<«  400. 
tetrdvi  347. 

<r«tV  99. 
töJkti352. 
Hkrü  352. 

^ys-qato,  -^9(a  118. 
ucho  113. 
t7ißC(^  339. 
vepfl  338. 
veana  339. 
ve2r<{  24. 
vmkü  118. 
voda  18. 
va  338. 
zqbü  23.  389. 
iffeZenu  24. 
zenUja  347. 
50{  21 
zima  24. 
^pirÄ»  23. 
;?to<o  24. 
znati  23. 
2fOt?a  24. 
zrino  23.  25. 
^rä/o6a  93. 
zena  339. 
i^daft  339. 
i^^ra  125. 
zivü  21. 
ilff}  21. 
ztvq  348. 
iftny  25. 
zrütva  125. 
ii^'a  348. 

5.  Nenbnlgarlscb. 

klävü  125. 
ietrö  126. 

6.  Russisch. 

bitva  125. 
cetvjörtyj  118. 
kljätva  125. 
lovUva  126. 
moU<t;a  126. 
«erenu  339. 


Wortregister. 

^^^^^el^^B 

snochd  U7. 

7.  Serbisoh. 

PoluJBcli.            ^H 

»lo  117. 

grdoba  93. 

mütUic  119.                       ^^1 

avekröv'  117. 

Aiedia  125. 

siodty  119.                        ^^H 

t^ijaca  118. 
ulka  2m. 

10.  B«)iinisch.            ^H 

voik  118. 

sUUwfio  93. 

>n<i(Utfi  na                 ^H 

idtva  136. 

wctlo&a  93. 

Kilüiti  8Ö.                             ^H 

ieripa  125. 

Umoba  93. 

■ 

Anhang. 

M 

Geographis 

he  nebst  anderen 

eigennaineii.             ^^| 

Aar/mu3  381. 

i»MAi:aroutDe  383.               ^^M 

UiTpi^K  378. 

Ermsclwerd  382. 

No/iadig  378.                        ^^| 

Aegieif  380. 

£rpunq  378. 

Von^^m^  377,                      ^^| 

..4ifr>9mtum  378. 

Ki<ffii$,!  377. 

"Hitoynjioios  378. 

'O^jiin                                      ^^1 

Up^firic;  378. 

HtmakrcUchm  3S3. 

nteiao;                                    ^^M 

•Aaj^oäeri  378. 

*/<«««■«  584. 

naliaKnii"i  378.                    ^^H 

^■reUiof  377. 

Honorius  378. 

/rttauv  377.                           ^^H 

BaeiXiM  378. 

-/«..yrfo  584. 

nM«                            ^^M 

frtKiienfunt  378. 

Jöf  saKr  380. 

Pumpernickel  382.              ^^M 

Bi'iWw  377. 

Jörpiit  380. 

Samverjar  380,                   ^^H 

Botiü>ogm  382. 

Karnmerachien  383. 

.Txirifo»-                             ^H 

SurljcAeid  383. 

KopräoilflS  377. 

.Tnep-idf,  -(»  377.                ^H 

ÄMtfAude  382. 

Laeti,  LecH  378. 

SttncAntp/orfe  383.            ^^| 

DmAom  383. 

Auqtytia  377. 

A'lu&mitanuNtT  383.            ^H 

DeodtOug  378. 

.*«-.  Jiix-iBi  377. 

L'nui/Icn  383.                     ^H 

,      ^«ipros  377. 

Longobardi  378. 

Würtbwg  382.                  ^H 

EicAs/'H  382. 

'T^iitnnif  377.                     ^^H 

ElftU  383. 

JlfaJmo  381. 

'TifßRÜiii;  377.                 ^^^H 

'Blooeoi  u.  8.  w.  378. 

JUtw^'n^en  383. 

^^H 

Enkirchm  383. 

MorscAeMi  383. 

1 

Det  Eongelige  Danske  Videnskabernes  Selskabs 

Prisopgaver  for  1877. 

Den  Mstorisk'ftlosoflske  Klasse. 

Filologisk  Prisopgave. 
(Pris:   Selskabets  Guldmedaille  og  SOO  Kroner.) 

Det  tör  betragtes  som  almindelig  antaget,  at  hele  deii  go- 
tiske  (germaniske)  Folkeklasse  oprindelig  har  talt  det  samme 
Sprog.  Medens  man  laenge  ansaa  Sproget  i  de  levnede  Stykker 
af  den  gotiske  Bibeloversaettelse  for  i  alt  Vaesentligt  at  reprae- 
sentere  det  fajllesgotiske  (faillesgermanlske)  Sprog,  hvorfra  ogsaa 
de  sairlig  germaniske  og  iiordiske  Sprogformer  havde  udviklet 
sig,  have  mange  Specialundersögelser  fra  den  nyeste  Tid  vist 
det  uholdbare  i  denne  Mening,  ligesom  ogsaa  det  hidtil  ukjendte 
Stof,  der  fra  forskjellige  Sider  er  blevet  fremdraget,  allerede  har 
kästet  nyt  Lys  over  det  fa^llesgotiske  (faellesgermaniske)  Sprogs 
Udseende;  vi  behöve  blot  f.  Ex.  at  minde  om  Undersögelserne 
over  de  aeldste  nordiske  Runeindskrifter  og  over  de  fra  vor 
Sprogklasse  optagne  Laaneord  i  den  flnske.  —  Naar  og  hvor- 
ledes  dette  Sprog  imidlertid  har  spaltet  slg  i  sine  forskjellige 
Hovedgrene  (Gotisk,  Germanisk,  Nordisk),  har  fremkaldt  höjst 
forskjellige  Svar,  uden  at  Spöi^gsmaalet  endnu  kan  siges  at  vaere 
blevet  gjort  til  Gjenstand  for  saa  alsldige  og  udtömmende  ün- 
dersögelser,  at  det  har  fundet  en  fyldestgjörende  Lösning ;  navnlig 
henstaar  det  som  usikkert,  hvorvidt  Gotisk  er  naermest  i  Slaegt 
med  Germanisk  eller  med  Nordisk.  Det  er  en  Selvfölge,  at  Svaret 
paa  disse  Spörgsmaal  voesentlig  maa  söges  ad  sproglig  Vej; 
men  ogsaa  de  historiske  —  maaske  tillige  de  arkaeologiske  — 
For  hold  ville  veere  af  Vigtighed  for  en  alsidig  Undersögelse. 


Det  Kongelige  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Prisopgaver  etc.   651 

I  Erkjendelse  af  den  Betydning,  som  en  saadan  ündersögelse 
vil  have  ikke  blot  for  Nordens,  men  for  hele  den  gotiske  Folke- 
klasses  Sproghistorie,  udsaetter  Det  Kgl.  danske  Videnskabernes 
Selskab  folgende  Prisopgave: 

Hvorvidt  kan  det  antages,  at  den  gotiske  (germaniske) 
Folkcklasse  cn  Gang  har  dannet  en  Enhed  med  et  fa>lles  Sprog, 
og  hvorledes  har  dette  Sprog  vaeret  beskaffcnt  i  sine  Hoved- 
trsek?  Hvorledes  har  dette  Sprog  senere  spaltet  sig  i  forskjel- 
lige  Hovedgrene,  og  hvorvidt  kan  der  opstilles  naermere  krono- 
logiske  og  geografiske  Bestemmelser  for  disse  Spaltninger? 

Besvarelserne  af  Spörgsmaalene  kunne  i  Almindelighed  vaere 
affattede  i  det  latinske,  franske,  engelske,  tyske,  svenskc  cller 
danske  Sprog.  Afhandlingerne  betegnes  ikke  med  Forfatterens 
Navn,  men  med  et  Motto,  der  ledsages  af  en  forseglet  Scddel, 
der  indeholder  Forfatterens  Navn,  Stand  og  Bopsel,  og  som 
baerer  samme  Motto. 

Prisskrifterne  indsendes  inden  Udgangen  af  Ok- 
tober Maaned  1878  til  Selskabets  Sekretoer,  Professor 
Dr.  J.  Japetns  Sm.  Steenstrnp. 


Berichtigungen. 


Seite    24  Zeile  18  u.  lis  skr.  mih  statt  tfdh 


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V 

11  0. 

»t 

„  601 

t» 

5  0. 

t» 

ical  st.  xat 

fiilioy  st.  fiillov 

tOneiide  st.  tonlose  (explosiva) 

s  st.  r 

s.  109  st.  s.  96. 

luftausstrOmen  st.  lautausstrOmen 

fricativa  st  explosiva 

ausserpraesentischen  st  ausserpraesentichen 

hfd  st.  hr4 

väjäpyo  st.  väjapya. 


Weimar.  —  Hof- Buchdrnckerel. 


In  mcniem  Verlage  Ist  prsrlilenen  iitnl  iIiiitIi  jpde  Buililiandluiig  »i 
IieiithejK 

Corpus 

inscriptionum  atticarum 

toiisilio  et  auctorifate 

Academiae  litteraram  regiae  Borussicae 

eJiLLim. 

Vol.  II. 
Inscriptiones   atticae 

aetatia  quae  est  inter  Euclidis  annum  et  August!  tcmpora 

tlricos  Koehler. 

Pars  prior. 
ii  Hark. 


nttt  unb  in  aQdt  Su^ljanMiingrn  su  ^abrn: 


rlf^Wfig  ift  jotbcn  ttli^U- 


8ündcn  der  ©cgciuitart. 

Dr  Sugnfi  Seemann, 

enmiHifwUIitrlloi  0,  T„  ÜHllfllicOt  mrlutttt  fltltnrlrii  StifUlÄnjUn, 

OroBÖ-  lätWm.  ^«is;  j«2.90.  I 

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