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Full text of "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen"

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99  194 


,  ••       •• 


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IV  Inhalt. 

Seite 

Keltische  Studien.    2.  Die  privativpartikel  an  in  den  keltischen  sprachen. 

Von  H.  Zimmer h'£i 

Uebersetzungen    aus    dem    Avesta.      I.    Vendidäd   3.  22.    17.     Von 

Karl  Geldner 54^ 

Ueber  den  Ursprung  des  homerischen  versmasses.  Von  Freder  ic  Allen  556 
üeber  einige  enclitische  nebenformen  der  personalpronomina.    Von 

Jacob  VVackernagel 59:2 

Ueber  den  ^loka  im  Päli  und  Präkrit.    Von  Herm.  Jacobi.   .   .   .  610 

Sach-  und  Wortregister.    Von  Alois  Vani^ek 614 


Zur  gescbichte  der  nominalsuffixe  -««-; 

'jaS'  und  'Vas'^), 

Vorbemerkungen. 

Die  folgenden  Untersuchungen  schliessen  sich  enge  an  meinen 
aufsabi  »die  nomina  auf  -ar-  und  -tar-^  studien  b,  EX,  s.  361— 
400  an  und  weiterhin  an  den  aufsatz  *nasahs  sonans  in  der 
indogernianisclien  grundsprache«  ebendaselbst  s.  1285 — 338  und. 
Osthofl^s  abhandlung  »'/mt  frage  der  germanischen  w-declination<t 
in  Paul  und  Braune's  beitragen  III,  1—89.  Im  Interesse  der- 
jenigen leser,  die  von  diesen  abhandlungen  keine  einsieht  ge- 
nommen haben,  erlaube  ich  mir  einige  hauptpuiikte,  die  dort 
zur  erörterung  kamen  und  auf  denen  die  nachfolgende  Unter- 
suchung grossentheils  fusst,  in  kurzer  Zusammenfassung  voran- 
zuschicken, 

1.  Die  hauptaufgabe  des  erst  genannten  aufsaizes  sowie 
des  vorliegenden  ist,  die  in  der  declinalion  der  nomina  wahr- 
zunehmende, schon  zur  zeit  des  einheitlichen  Zusammenlebens 
der  indüg.  Völker  aurgekommene  Stammabstufung  näher  zu 
beleuchten.  Unter  Stammabstufung  verstehe  ich  die  verscliie- 
dene  gestaltung,  welche  ein  und  derselbe,  verbale  oder  nominale, 
mit  suffix  oder  ohne  sufiix  gebildete  stamm  beim  antritt  der 
verschiedenen  persona!-  oder  casussufßxe  annimmt  und  welche 
dadurch  ins  leben  getreten  ist,  dass  ein  tlieil  der  angesetzten 
personal-  oder  casussuffixe  von  liaus  aus  betont,  ein  anderer 
unbetont  wan    Die  lautvollere  gestalt  des  stannnes  bezeicime  ich 


*)  In  der  unischreibiing  des  altindischeti  ist  der  Verfasser  der  weise  des 
Petersburger  wörtcrbychs  gefo%l, 

Z(^lUchrif\  fOr  vergU  »]>r»«]ir,  S.V,  IV.  1.  | 


K.  ßrugmaii. 


im  anschluss  an  die  in  der  indischen  grammatik  übliche  tcr- 
minologie  als  die  starke,  die  lautunnere  als  die  schwache 
So  ist  z.  K  das  t-  von  aind.  v-mi  und  das  el-  von  griech.  «/-/ut 
die  starke,  das  i-  von  i-nmsi  und  t-fm*  (für  */-^^m)  die  schwache 
form  des  praesensstaiimiei?.  Ebenso  stehen  sich  im  perfect 
gegenüber  aiiid,  üed-a  und  vid-mä,  dmldrt^'a  und  dudp^-us^ 
tasidmhh-a  und  tastahh-üs,  griech.  qU-u  und  Xd-^tv  (für  *iö'^iv\ 
ninoy-l^-a  (für  *jTtTr6vä'a)  und  n^Tiai/'Vla,  got.  vait  und  tni-um, 
band  und  bund-iimf  hulp  und  hulp-um  (stud,  IX,  315.327.385). 
Als  beispiele  lurdieabstufung  in  der  declination  der  nominalstänniie 
mögen  dienen  aijid,  acc.  sing,  pitdr-am  gegenüber  instr.  sing. 
pUr-ä  und  loc.  plur.  pitf-shu,  und  griech.  naii{t'a  gegenüber 
natQ-üc  und  naiQa-at  fa.  a.  o.  s.  3ti3ff.). 

2.  Die  verscliiedeidieit  der  gestaltung  z.  b.  des  wurzel- 
vocals  im  gr.  tfi^m  und  foQog  mid  im  abulg,  i^ezq  und  vosU 
oder  des  thematischen  vocals  im  got,  vig-i^-p  und  v^-a-^m  und 
im  aind.  väk-a-ti  und  vak-a-niasi  reicht  in  die  indog.  grund- 
sprache  zurück*  Denjenigen  ui'sprachlichen  a-laut,  welcher  im 
europäischen  gewöfmllch  als  e  erscheint,  wie  in  ffi^m^  bezeichne 
ich  mit  «i,  denjenigen  dagegen,  als  dessen  fortent Wicklung  sich 
dajs  o  in  ißoqü^  und  vosii,  das  a  in  vig-a-m  und  das  ft  in 
vdfi-ä-inasl  darstellt,  als  02.  Dass  die  doppelheit  bis  in  die  indog. 
grundsprache  zurückgeht,  ergibt  sich  z.  b.  bei  der  vergleichung 
der  verschiedenen  gestallung  des  thematischen  vocals;  man 
halte  aind.  vdh-a-ti,  abaktr.  vc^-a^üi,  gr.  yi^-*-#,  air,  ber-i-d, 
got.  vig-i-p  neben  tHäi-ä-niast^  ^az-ü-niahij  (fi^-o-iiip,  ber-tJMH, 
vig-a-m,  Oder  man  vergleiche  bezüglich  der  gestalt  des  suffixes 
dar-  aind.  pUdr-am,  abaktr.  brütar-emf  griech.  na%£^a  m\idaidr<imj 
ügnatar-em,  daiTo^i-a.  Ohne  zweifel  haben  wir  a\  als  den 
schwächeren,  a^  als  den  stärkeren  laut  anzusehen,  «i  war  cui 
kurzer,  etwa  als  a^  zu  bezeichnender,  (h  ein  vollerer,  vielleicht 
mittelzeitiger  (halblanger)  vocal  von  dunklerer  klangfarbe* 

Als  gesetz  lässt  sich  aufstellen:  bei  ungestörter  Weiterent- 
wicklung wird  ai  in  den  europ.  sprachen  sowie  im  armenischen 
zu  äf  Cf  im  arischen  zu  a;  <^i  dagegen  im  armenischen,  grie- 
chischen, italischen  und  slavischen  zu  0,  im  keltischen,  germa- 
nischen und  baltischen  zu  «,  im  arischen  in  allen  o0t*nen  silbon 
zu  ä  (z.  b.  hhdr'ü'fmm  =^  y^^-o-/t*«i',  dtir-u  ^^  ä6^-i\  jMid-um  = 
nuä'it)^    hingegen    in    allen    geschlossenen    silben    zu   a    (z.   b. 


1 


Zur  geschichte  der  nommalaunbce  -o«-,  -jas'f  'Va8-. 


llLT 


produ 


dadär^  =  didoyna^   ähharam  =  hpsqov).    Ausführlicheres 
hierüber  stud.  IX,  3G7tt; 

3.  Die  geuieinsam  indogermanische  gnindsprache  besass 
wahrjiicheinHchkeit  nach  ein  vocalisches  r  und  l  und  ebeti 
Tocahsche  nasiile,  welche  laute  idi  zum  untei*schied  von  den 
ansonantischen  Uquiden  und  nasalen  mit  r,  l,  n,  wt,  ii  be- 
le.  Diese  laute  sind  in  vielen  fällen  ein  zosammenziebungs- 
luct  aus  ati  al,  an,  am,  an.  8ü  ist  z.  b,  ein  tniä-s,  wel- 
ches ich  als  die  gnindform  von  aind.  tutärs^  gr,  taro-g^  lat, 
H'S  ansehe,  auf  älteres  tantd-s  zurückzuführen.  Dagegen 
sich  z.  b,  für  pä^d-m,  die  grundtbrm  des  acc*  sg,  aind. 
gr,  uoäa,  enlstehung  aus  älterem  pa^d-am  nicht  w^ahr- 
lUch  machen.  Die  Schwächung  von  ursprachlichem  arj  al, 
i,  an  zur  liquida  und  nasalis  sonans  geht  genau  band  in 
!id  mit  der  unter  1.  erwähnten  ursprachlichen  vocalausstossung 
ist  ebenfalls  eine  Wirkung  der  ui*sprachlichen  betonimgs- 
erhültiiisse.  Denn  wenn  z*  b.  aus  paiar-dm,  der  letzterreich- 
liar&n  grundform  des  gen.  pK  des  Stammes  patar-  )*vater«,  in 
der  Ursprache  patrdm  w^rde  (daraus  dann  gricch,  natq-mv^ 
tat-  patr-am,  got.  ftulr-i^,  vgl,  abaktr.  bratkr-äm),  dagegen  aus 
patar -$vd^  der  lelzterreiehbaren  grirndfonH  des  loc.  pK  ^),  in 
der  Ursprache  pairsvä  wurde  (daraus  aind*  pitfshu,  griech. 
TMat^uüi,  vgl.  dat.  pL  aind,  jnfrbhjas,  got.  fiidrtou)^  so  ist  m 
beidi-n  faricn  an  der  abänderung  der  lautgruppe  ar  die  stellimg 
in  der  silbe  vor  dem  hochlon  schuld  gewesen;  dass  im  ersten 
bdl  consonantisches,  im  zweiten  vocalisches  (silbe  bildendes)  r 
entsprang,  beruht  darauf,  dass  dort  das  casussuffix  voealisch, 
lüer  consonantisch  anlautet. 

4*  Weiter  erlaube  ich  mir  hier  noch  auf  einen  methodischen 
grundsatz  hinzuweisen,  den  ich  bei  sprachlichen  Untersuchungen 
befolgen  ru  müssen  glaube  und  den  ich  um  so  lieber  hier  im 
\t>raus  betonen  möchte,  je  weniger  ich  denselben  in  vielen 
^praclnvissenschaftlichen  arbeiten  unserer  tage  befolgt  sehe  und 
je  fester  meine  Überzeugung  ist,  dass  eine  Verständigung  w\^gen 
des>c'lben  im  Interesse  der  gesimden  w^eiterentwicklung  unserer 
irissenscbafl  dringend  geboten  ist.  Die  grossen  differunzen,  die 
mdh  in  neuerer  zeit  in  der  methode  der  behandlung  sprach- 
wissenschaftlicher  Probleme    geltend    machen,    sind,    wie    mir 


■j  Ob  die  ctsussuflU  richtig  aage^tzt  ist,  i&ii  hwt  nicht  von  belang. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

VERGLEICHENDE 

SPRACHFORSCHUNG 

AUF  DEM  GEBIETE  DER 

INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 

UNTER  MITWIRKUNG  VON 

£BI7ST  W.  A.  KUHN,  AUGUST  LESKIEN 

und  JOHANNES  SCHMIDT 

HERAUSGEGEBEN 

Dr.  ADALB£jaT  KUHN,  l| 

UuFIrrSCiR   l.ND   DIKECTtjU   DES   KÖLLNIrJCHEX   GYMNASIUMS   ZU   UEUI.IN.  'j 

ü 

I! 
! 

BAND  XXIV.  NEUE  FOLGE  BAND  IV.        i 
ERSTES  UND  ZWEITES  HEFT.  '; 


BERLIN  I 

FERD.  DÜMMLERS  VERLAGSBUCHHANDLUNG  | 

HAURWITZ   VXU   tiOSSMAXN  I 

1877.  I 


Inhalt. 


Seit« 


Zur  geschJchle  der  nöminalsufftxe  -o*-,    -jas-  und  -vas-.      Von 

K.  ßrugman     .,.-*.... 1 

Miscellen.     Von  E.  Kuhn  .    .  ...•..,.    *J9 

Die  accenlgeseUe  der  homeriscufn  numiiuiicoiupüsila,  dargestellt  und 

mil  denen  des  Veda  verglichen.  Von  Leopold  Schroeder  ,  )0l 
Beitrage  zur  alt  hakt  rischen  lexicogiaphie.  Von  Karl  Geldner»  .  ,  128 
Die  romanische  sprachforscliuiig  in  den  letzten   beideü   Jahren*     Von 

Frita  NeuiDann     .    .    , ..,..,.,  158 


Soeben  ist  in  meuiem  Verlage  erscliienen   und  ist  durch  jede  Buch- 
Imndhmg  zu  beziehen: 

inscriptionum  Graecarum 

auctoritate  et  imjieiisis 

Academiae  litterarum  regiae  Bornssicae 

editurn» 

Valumittis  quarti 

fascjculus  tertiiis 

indices  continens. 

Ex  materia  raaximam  partcm  ab  aliis  cuUecta 

composuit 

Hermaunus  Roehl. 

rreh*  U  Mark. 

Berlin,  tlen  10,  Oelober  1877.  G-  Reimer 


Soeben  erschien: 

Zeits(!lirift 

fiir 

Völkerpsychologie 

und 

Sprachwissenschaft. 

Herausgegeben 

Professor  Dr.  M,  Lazarus  und  Professor  Dr,  H.  Steinthal. 

X.     1,  HefL     Preis  2  Mark  40  Pf, 


DleAlllietSiclje  (UuKloti  und  Ibro  psyciho- 
tOKiselio  l^«^rUiiauu({.  (Auf  Anla«! 
von:  VoJIusU,  der  dymlinlbfigrlfr  In  dor 
iicufBlen  AealhotlkO  V^n  u.  Biv* 
heck. 

|>A§  W«ai'a  der  EinbSIdnDj^skr^ft.  Hfn« 
piiychnlofiribclte  BetrAcIitiiui?  von  Jür- 
gen B  0  ti  *  M  e  y  n  r. 

Ut^bPr  die  Eln^iilduiiigskrnfl  d«r  Dicbler. 
(MIl  TilickAJelit  auf  HonniiQ  Ürlnnn, 
Goetlji-)     Vom  W.  DilthL^y. 


Berlin, 


UetirteElitngflo: 

iL  Ap^narttiA.  PbUosophle  nl»  Denken 
der  Welt  gt^mils»  dem  Prlttdp  de« 
kleinsten  Kr Annift»i»e«.  Von  Fn  Paul- 

s  CJt. 

ff.  (hthof,  Forirhaiigen  Im  Oebteto  der 
iDdogernuDischen  nomltialeit  8iMQGio- 
büdimg.    n.  Thell     Von   H.  Stein- 

Ffrd.  Dümmle»  VerlugsbttchlmodluDg 

Harrwitz  Ä:  Gossmann. 


Zur  geschichte  der  nonimalsnffixe  -a«-,  -jas-,  -ms-. 


:ent    neuschöprungen    der    sprachen    bezeichnet.     So 

Si  k  das  abulg.  rabövamü  (dat.  plur,  von  dem  o-slamm   rabU 

»biechh),  welches  nicht  rein  lantgeseizlich  aus  älterem  rahomü 

fiiL9njngen  sein  kann,  sondern  nur  durch  association  mit  andern 

forroen    desselben    paradigma    wie  rabm^i  (dat.  sing,),   rabovc 

(nom,  ph),  die  übrigens  selbst  schon  wieder  nicht  lautgesetzlich 

für  die  älteren  formen  rahn  und  rabi  eingetreten  sind,  sondern 

durch  anlehnung  an   die   entsprechenden   casus  der  i*-stämme 

masytkwi  und  stffwve  (noni.  sing,  synii  d,  i.  "^silnu-s);  vgh  Leskien 

handbuch  s.  39.    Oder,  um  ein  beispiel  aus  dem  griechischen 

roDehmen:  die  honier.  praesensbiidungen  iQvxaväo}  und  /^x«- 

v6m,  welche  ohne  allen  zweifei   griech,  neuschöpfungen   sind, 

habon  sich  nicht  durch  einen  bloss  lautlichen  |>rocess  aus  ihren 

Debenformen  iQvxdvm  und  itsxävm  entwickelt»  sondern  so,  dass 

der  ?|>rache  bei   der  neubildung  andere  formen  auf  -ß6>  A'or- 

schvvebtcn,   höchst   wahrscheinlich  solche   formen  wie  dccfivdm 

und  m^mo»,    die  aber  selbst  schon   wieder  als  griech.  neubil- 

düngen  betrachtet   werden    müssen   und    durch  imschluss  von 

iafiytjfu  und  xiQvtjfii^  an  die  flexionsweise  der  thematischen  con- 

jugation  ins  leben  gerufen  wurden.    Alle  associationsbildungen 

mfiasen  eigentlich  als  neue  Wörter  bezeichnet  werden,   igv- 

mvum  eben  so  gut  wie  z.  b,  die  genetivform  natigo^f  die  sich 

im  cpisclien  dialect  nacli  analogie  der  starken  casus  nat^qa, 

nat^Qf^f  ntzxiqaq  neben  dem  aus  der  Ursprache  überkommenen, 

hkwis  lautgcsetzlich  afficierten  nctrQ-iq  eingestellt  liat.    Weiteres 

üh^T  das  Wesen  der  association  sieh  stud.  IX,  31711. 

Die  Unterscheidung  zwischen  laulgesetz  und  lautneigung 
eine  rein  ausserliche.  Beides  fallt  im  gründe  durchaus 
ten. 

Der  methodische  grundsalz  aber,  den  ich  hier  besonders 
betonen  wollte,  ist  folgender:  Ueberall  wo  doppelformen 
qicht  in  dem  verhältniss  von  mutter-  und  tochter- 
form t\x  einander  stehen,  so  wie  es  bei  ahd,  geban 
ond  geben  der  fall  ist,  und  wo  keine  dialeclmischung 
uathweisbar  ist^  so  wie  bei  jenem  rheinfränkischen 
gchnttte  neben  schnauze^  und  wo  auch  der  gedanke 
ausgeschlossen  ist,  dass  zwei  von  allem  anfang  an 
nicht  nur  lautlich,  sondern  auch  functionell  ver- 
schiedene formen,  nach  verblassiing  der  grundbedeu- 
lang    der    ursprünglich    eine   gebrauchsverschieden- 


g  K.  Brugman, 

heit  bedingenden  elemente,  sich  als  doppelform  zu- 
sammengefunden haben,  sowie  das  z. b.  bei  praesens- 
bildungen  wie  aind.  gShhatS  neben  gümhhat^,  griech« 
leinst  neben  X&fAndv6&  angenommen  werden  muss,  — 
überall  da  muss  die  eine  der  beiden  bildungen  als 
associationsbildung  angesehen  werden.  Wirkung 
der  lautgesetze  in  divergierender  richtung  bei  dem- 
selben Worte  desselben  dialects,  mit  andern  worten: 
rein  lautliche  entstehung  von  schwesterformen  aus 
einer  mutterform  in  demselben  dialecte  darf  man 
nirgends  annehmen.  Unter  diesen  gesichtspunkt  fallen 
z.  b.  griech.  dor^Qsg  neben  ddtoQsg,  nXsiovg  neben 
nXeiovsg,   nXsv  (foftat  neben  nXsvtrov  fAa&.  — 


Endlich  noch  eine  Vorbemerkung  anderer  art.  In  der 
Untersuchung  über  die  -ar-  und  -feir-stamme  hatte  ich  zu  mehren 
malen  auf  die  später  zu  behandelnden  nasalstamme  verwiesen 
und  bemerkt,  die  abhandlung  über  diese  letzteren  stamme  würde 
ich  unmittelbar  auf  die  über  die  r-stämme  folgen  lassen.  Dass 
ich  von  diesem  plan  abgekommen  bin  und  jetzt  an  zweiter 
stelle  schon  die  sigmatischen  stamme  behandle,  die  eigentlich 
an  dritter  stelle  hatten  folgen  sollen,  hat  einen  rein  äusserlichen, 
hier  nicht  näher  zu  erörternden  gnind.  Die  Untersuchung  über 
die  nasalstämme  hoffe  ich  in  nicht  allzu  femer  zeit  veröffent- 
lichen zu  können. 


I.  Die  -a5-stämme. 
1. 
Die  aind.  -os-stämme  theilt  Bopp  vergleich,  gramm.  III*, 
398  ff.  (vgl.  krit.  gramm.  d.  skr.-spr.*  385  f.)  rücksichtlich  der 
function  des  sufflxes  in  drei  hauptclassen.  Er  unterscheidet 
a)  abstracto  neutra  mit  dem  ton  auf  der  Wurzelsilbe,  z.  b. 
te^-aS'  »glänz«,  idv-as-  »stärke«,  b)  neutrale  appellative  mit 
activer  oder  mit  passiver  bedeutung,  z.  b.  Mksh-as-  »äuge« 
als  sehendes,  vdJc^as-  »rede«  als  gesprochenes,  dazu  das  weib- 
liche ush-ds'  »morgcnröthe«  als  glänzende,  c)  adjective  mit  der 
bedeutung  des  part.  praes.,  z.  b.  nr-Jcäkshas-  »menschen  sehend«, 
tar-ds-  »schnell«,  eigentlich  »eilend«.  Im  anschluss  hieran  be- 
handelt Bopp  weiter  das  -os-suffix  der  andern  indog.  sprachen 


Zar  gescliichte  der  nominalsiirfixe  -as-,  -jas-y  -vm-. 


und  findet  in  einigen  derselben  die  für  das  altiiidische  auf- 
gestellten kategorien  wieder.  So  führt  er  aus  dem  griechischen 
z,  b.  iffivdog,  Ittoc,  iJai^,  d-dfQxt^q  an,  welche  der  reihe  nach 
den  genannten  aiiid.  teffas,  vdlcas,  nshds,  nr-Jcdkshm  hinsichtlich 
der  fanction  des  sufflxes,  zum  Iheil  auch  etymologisch,  gleich- 
kommen. E^  wird  dadurch  sicher  gestellt^  dass  bereits  die  indog. 
gnindsprache  unser  siiffix  in  verschiedener  bedeuLung  ver- 
wendete. 

Die  von  uns  anzustellende  Untersuchung  hat  mit  den  an- 
gie^febenen  function eilen  unterschieden  zunächst  nichts  zu 
tinm.  Zunächst  haben  wir  nur  formelle  differenzen  zu  be- 
trachten und  näher  zuzusehen,  ob  und  inwieweit  die  vcrecJiie- 
d^  Mlten,  die  das  suffix  -as-  in  den  einzelsprachen  in  der 

d*  1  der  mit  ihm   gebildeten  sfänime,    in  der  derivation 

imd  zu  ende  vorderer  conipositionsglieder  annimmt,  im  zu* 
iliang  stehen  mit  einer  bereits  ursprachlichen  differenzie- 
der  einheitlichen  grundgestalt.  Dabei  wird  uns  aber 
mancherlei,  namentlich  die  zwischen  aind,  mhäs-am,  gr.  "^^^uftsj-a^ 
toniv,  j^iö,  lat.  Iwnör-em  einerseits  und  aind.  inr^s-am,  gr. 
tlniH&)'€t^  lat  vekr-em  andererseits  hervortretende  formelle 
Verschiedenheit  auch  auf  die  fmictioneilc  seite  näher  einzugehen 
nöthigpu.  Gerade  erst  durch  diese  combination  der  beiden  be- 
Irachtungsweisen  wird  uns,  wie  sich  zeigen  wird,  ein  einbh'ck 
in  die  lautliche  geschlchte  der  -as-siämme  ermöglicht,  wie  sie 
aiidenerseits  auch  hinsichthch  der  entvvicklungsgeschichle  der 
iiißcren  sprachforni  einige  neue  resultate  abwerfen  wird. 

Vergleicht  man  die  declinaüon  der  -ö5-stämme  mit  der- 

jr"--      ^  r  -ür-  und  -^^r-stänmie,  so  ergibt  sich  als  wichtigster 

H'  I  der^  dass  bei  den  -ö^-stämmen  der  sofrixvocal  durch 

die  casus  hindurch   erhalten  bleibt,    während  das  a  jener  r- 

«fBie  in  den  casus  mit  hochbetontem  casussuflix  bereits  in  der 

gmmJsprache  Iheils  ganz  weggefallen,  theils  mü  dem  folgenden 

r  m  r  sofums  zusammengezogen    war.     Man    vergleiche   aind. 

s,    fn>'fis-m,   gr,    }4ff(((T)'*>g^    i/'5t*df/fflf)-oc,     lat.    ojKr-is, 

abulg.  ti€bes-€  mit  dem   mindog.  patr-äs  *des  vaters<« 

tmd  dütr-ds  »»des  gebers«,  die  eben  so  aus  patar^ds  und 

dßfar-ä»  entstanden  wie  Jr-ff-  i^holz<«  aus  dar-ü-.    Die  ge* 

aumlen   genetive  von  -os-stänmien  lassen    schliessen,   dass  in 

der  »Hl  unmittelbar  vor  der  ersten   spraclidifferenzicrung  der 


Z.-'V^ 


14 


K.  ßrugmaii, 


Osthoff  in  Paul  und  Braune's  beilr.  III,  48)  den  acceni  vom 
casussuffix  zuröckzog.  Daher  aucli  die  botonung  pitr-sJm  für 
*pifr-shü  gegenüber  pitr-d;  in  beiden  casus  M^ar  Schwächung 
des  stammsuHixüs  eingetreten,  aber  in  der  crsteren  form  hatte 
die  sul'fixsilbc  ihre  gellung  als  srlbe  nicht  eingebussl  und  war; 
daher  fähig  den  acccnt  auf  sich  zu  nehnicn. 

Wir  fragen  demnach  nunmehr:  warum  bildete  dei*  Inder  j 
von  apäS'  nicht  den  instr.  ^aps-d  wie  datr-d,  tJcshrjHi,  sondern 
^apas-ä,  woraus  ö^wis-^ ;  warum  spradi  der  Grieche  ilftvdifaj'og^ 
aber  nat^-og,  d^y-og;  warum  der  Homer  vekr-is,  aber  pair^s'/ 
Dass  der  <<-Iaut  an  sich  in  deni  5-sufflx  ein  anderei*  gewesen 
sei  als  in  den  r-  und  n-suffixen  und  darauf  seine  bewahrung 
benihe,  ist  nicht  denkbar.  Der  grund  für  die  besondere  be- 
handlung  der  -as-sttimme  muss  meiner  übei-zeugung  nach  in 
der  physiologischen  natur  des  s  gesucht  werden.  Dabei  haben 
wir  ein  doppeltes  in  betracht  zu  ziehen. 

1,  In  der  abhandlung  über  die  -ur-  und  -^^r-stänime  haben 
wir  gesehen,  dass  das  stamraschliessende  r  in  den  schwachen 
casus  nach  wegfall  des  vorausgehenden  a  zwischen  der  geltung 
als  consonant  und  als  vocal  hin  und  her  schwankt  und  dass 
dieses  schwanken  sich  danach  regelt,  ob  das  casussuflix  voca* 
hsch  oder  consonantisch  anhebt:  man  vergleiche  z.  b.  den  instr. 
sing.  J^a^r-rf  und  den  loc.  plur.  ^af  r-st'«.  Aehnhche  verhält-  _ 
nisse  werden  uns  später  bei  den  nasalstämmen  begegnen.  Bei  ■ 
unsern  ff-stidumen  nun  ist  in  denjenigen  schwachen  casus,  deren 
casussuOix  c o  n  s o n  a  n  t  i  seh  anlautet,  eine  zusammenziehung 
der  lautgruppe  -as-  in  einen  dem  r  sonans  entsprecJiendcn 
laut  nicht  mögiich»  es  musste  also  das  stammsufiix  in  diesen 
casus  sein  a  bewahren,  und  %venn  nun  hier  der  vocal  niclil 
ausfallen  konnte,  so  könnte  dieser  umstand  sehr  wol  der  grund 
sein,  warum  auch  in  den  schwachen  casus  mit  vocal isch  be-  ; 
ginnendem  casussuffix  des  a  nicht  in  Wegfall  kam.  Es  hätten 
dann  z.  b.,  um  den  ursprachlichen  ansdruck  zu  wählen,  apui  $- 
-äs,apais-äy  apais-dm  ihr  üi  unter  dem  Druck  von  apais^ 
'Svdf  apuis-hhis  u.  s.  w.  festgehalten. 

^.  Weiter  kornnil  in  anschlag,  dass  in  nicht  seltenen  lal- 
len die  schwachen  casus  mit  vocalisch  beginnendem  casussuffix 
durch  aiisstossung  des  et  eine  läslige  consonanlengruppe  bekom- 
inen  hätten.  Man  denke  an  fälle  wie  aind.  nshas-as,  /eimsw«?^ 
gr.  aa<fi(a)-og.    Wäre  hier  der  vocal  in  Wegfall  gekunnnen,  so 


Zur  geschiehle  der  nominabuffixe  -a«-»  -ias-,  -uu- 


15 


die  betreffenden  casus,  bei  reg'elrechter  mngestaltung  der 
durch  den  vocalschwund  entstandenen  form,  ein  anderes  aiis- 
sAm  bekonimen  als  die  anderen  casus  mit  bewahrtem  vocal; 
die  spräche  slrebt  aber,  vermöge  des  assoeiationstriebes,  in  der 
Ümoti  der  nominal-  und  verbalstämine  nach  gleichförniigkeil  des 
L'lhaflen  elenientes;  es  kann  also,  nachdem  einmal  in  den 
Jch>**achcn  casus  mit  vocalisch  anfangendem  casussnffix  darcli 
<fie  vocalausstossuiig  imbequeme  !autgioppen  erzeugt  worden 
waren,  das  a  in  anlehaung  an  die  schwachen  casus  mit  conso- 
ch  beginnendem  casussüfiix  wieder  zurückgerufen  worden 
Für  die  r-  und  s-stämme  kommt  dieser  gesichtspunkt  so 
gut  wie  gar  nicht  in  belracht;  denn  bei  diesen  stammen  konnte 
w^igm  der  schmiegsameren  und  flüssigeren  nulur  des  r  und  n 
jBe  ifocalausstossung  bei  w^eitem  nicht  so  leicht  unbequeme  con- 
ienverbindungen  ins  leben  rufen»  — 

Es  begreift  sich  hiernach  nun  auch  leicht   die  behandlong 

<i€s   -o^äuflixes    in   der    composition     und     derivalion.     Weil 

in  denjenigen  fallen,  wo  ein  •o^-stamm  als  vorderes  compositions- 

fungierte    und   das  zweite  glied    consonantisch   anlautete 

\k  aind.  nanrns-Jcard-,    gr.    (Jax^g-c/üpo-g),    durch    die    aus- 

werfuug  des  a  eine    unerträgliche   lautgriippe  erzeugt    worden 

wlre,  so   blieb  dieser  vocal  in  der  urzeit  wie  auch  späterliin 

onangefocliten,  und  dieser  umstand,  w^ahrscheinlich  in  verbin- 

liODg  damit,   dass  man   in  der  dectinalion   der  einfachen  -€i$- 

a  durchgängig  w^ahrle,  hatte  dann  zur  folge,  dass  auch 

1  vocal ischem  beginn   des  hiuteren   compositionsgliedes  die 

ailbc  -OS-  im   auslaut  des  vorderen  gliedes  keine  Schwächung 

friill*    Und  weiter;  wenn  in  den  ableitungcn  von  -os-stämmen 

die  iodog.   grundsprache,   wie   es  den  anschein   hat,  zwischen 

vliatttiog  und  auswerfung  des  vocals  von   -as-  schwankte,  so 

dass  z.  b.  kar-s-ä'  (aind.  {irsM-  u.  s,  \\\)  neben  krav-as- 

-la-    (aind.    ^ravasia'    »rühmenswert*^    gr*  tvxXhiii  d.  i.    *£t*- 

Mi^j^a-i^,  lat*  t/lOria  d.  i.  ^doves-ia,  vgl,  Corssen  krit*  beitr.  s, 

S3  t  Fick  P  62)  gesprochen  wurde,  so  beweist   das,  dass  in 

gewissen  fällen    die  neigung   das  a  in  der  silbe  vor 

dem    hochton   fallen   zu   lassen   stärker    w^ir    als   der 

tmiformierungstrieb.    Dass  in  kars-ä-,  vats-d-  und  tams- 

-rd-  die  (>honetische  neigung  durctigedrungen  ist,  erlauhl   den 

lii^,  dass  rs,  ts^  ms  in  der  zeit,  in  welcher  diese  formen  ilu' 

inbu^ssten,  nicht  unbeliebte  lautgrnppen  waren* 


16  K.  Brugman, 

Weiter  auf  diesem  gebiet  ins  einzelne  za  dringen  und  den 
gesammten  bestand  der  -os-stänune  im  indogermanischen  in 
bezug  auf  die  angedeuteten  gesichtspunkte  durchzugehen  über- 
lasse ich  anderen.  Für  die  zwecke  der  vorliegenden  Unter- 
suchung genügen  die  obigen  auseinandersetzungen. 

3. 

Es  sieht  vollkommen  fest,  dass  das  a  von  -o^-  in  den 
schwachen  casus  sowie  in  der  ableitung  und  zusammensetzui^ 
in  der  urzeit  ai  war,  und  es  fragt  sich  nunmehr,  wie  sich  zu 
der  form  -ai5-  diejenigen  gestaltungen  unseres  sufiSxes  verhalten, 
welche  als  vocal  den  descendenten  eines  indog.  as  aufweisen. 

Wir  beginnen  mit  den  neutralen  -a$-stämmen. 

Diese  bilden  im  griechischen,  lateinischen  und  slavischen 
den  nom.-acc.  sing,  auf  -os,  z.  b.  gr.  vi^og,  lat.  op-ös  %  abulg. 
nebo  d.  i.  *neb~os.  Im  keltischen  besteht  ebenfalls  für  den  nom.- 
acc.  sing,  eine  besondere  form  des  sufßxes;  denn  wie  sich  vig>og, 
qpos,  nebo  zu  vi^€(a)'Og,  aperes,  nehes^  verhalten,  so  verhält  sich 
im  altirischen  der  nom.-acc.  neni  caelum  d.  i.  *nemas  zum  gen.  nime 
d.  i.  *wemis-as,  dat.  loc.  nim  d.  i.  *nemis-i  u.  s.  w.  (vgl.  Ebel  beitr. 
VI  222  ff.,  gramm.  Celt.^  p.  270  flf.).    Keltisches  a  vertritt  a%. 

Im  germanischen  sind  die  -os-stämme  als  solche  untei^e- 
gangen,  indem  sie  in  andere  declinationen  übertraten.  So  er- 
wähnten wir  schon  oben  s.  10  das  got.  n.  hcUis-a-  »hasse.  Wahr- 
scheinlich haben  wir  mit  Leskien  declin.  s.  65  die  pluralformen 
wie    nom.-acc.  agis-a,   gen.    agis-e   noch  unmittelbar  mit   laL 


0  Der  ausgang-o«  statt  des  jüngeren  -us  bt  in  diesem  wort  wie  iu 
Venös  inschriftlich  nachweisbar.  Vgl.  Gorssen  IP,  87.  Auffallend  isl  der 
nom.-acc.  aes  =  aind.  dj-as,  der  rein  lautgesetzlich  aus  ♦ot-o»  schwerlich 
erklärt  werden  kann.  Natürlich  berechtigt  er  nicht  zum  ansatz  einer 
nominativendung  -es  neben  -os,  vielmehr  werden  wir  anzunehmen  haben, 
dasS)  nachdem  in  den  anderen  casus  aus  *ai-eS'  die  form  cies-t  aer-  ent- 
sprungen war  (gen.  cier-is  u.  s.  w.),  die  alte  form  des  nom.-acc.  auf  -os 
aufgegeben  und  durch  eine  zu  den  übrigen  casus  besser  passende  einsilbige 
neubildung  ersetzt  wurde.  Dabei  ist  zu  beachten,  dass  wegen  der  ableitung 
(OneU'S  d.  i.  *a(j)-is-neU'S  =  umbr.  dhes-ne-s  der  einsilbigen,  contrahierten 
form  aes-  kein  sehr  hohes  alter  zugeschrieben  werden  darf,  folglich  auch 
die  durch  die  Wirkung  des  systemzwangs  (uniformierungstriebes) entsprungene 
nom.-acc.-form  clcs  nicht  sehr  alt  sein  kami.  <ies  als  product  des  system- 
zwangs lässt  sich  mit  gr.  ;|f<j^  statt  ♦/*^i-ff  vei*gleichen  (stud.  IX,  319)  so- 
wie mit  lat.  honör,  dessen  r  nicht  lautgesetzlich  aus  s  hervorgegangen, 
sondern  von  den  andern  casus  aus  eingedrungen  ist,  worüber  weiter  unten 
ausführlicheres. 


Zur  geschichte  der  nominalsiiMxe  -^>,  *i^-»  ^naS'. 


17 


Näi 


gmcMi,  gefwi''imi  zu  vergleichen.  Ob  in  Ephes.  2,  3  jah  vesum 
vMii  hama  hatwis  die  Variante  voo  B  haiis  (»mit  einem  hin- 
m^efagten  zeichen,  wie  griech,  €«  Bernhardt)  noch  einen  ver- 
sprengten rest  der  alten  consonantisehen  form  des  gen.  sing, 
aufbewahrt  hat  ?  Aus  Vtatis-as  konnte  ja  lautgesetzlich  nichts 
anderes  entstehen  als  hniis.  Das  germ.  -is-,  wofür,  wie  wr 
s»  10  salien.  auch  noch  älteres  -es-  nachweisbar  ist,  repräsen- 
tiert die  suffixgestalt  -uis-.  Für  die  form  -ms-  hab  ich  auf  germ. 
Sprachgebiet  keine  sictieren  belege.  L.  F.  LeßXer  in  seinem 
tiab^bL  »bidrag  tili  Ifiran  om  i-omljudet«  tidskritt  for  philologi 
0|  piedagogik,  ny  raekke  II  317  (s,  141  des  Separatabdrucks) 
Termutet  in  dem  ags,  sigor  »siege  die  Stammform  ^seg-os-  ^seg- 
HM-  mit  einer  dem  lat.  griech.  -o$  gleichkommenden  suffixge- 
slall;  zu  entscheiden,  ob  diese  Vermutung  riciitig  ist,  niuss  ich 
den  germanisten  überlassen. 

Auf  gi'und  des  griechischen,  lateinisdien,  slavischen  und 
itischen  dürfen  wir  also  jedesfalls  -a^s  als  den  gemeinsam 
cöTopäischen  ausgang  des  nom,-acc.  sing,  ansehen.  Wie  stellt 
airh  hierzu  nun  aind.  nähhas?  Ob  dessen  suffixales  a  auf  oa 
oder  ax  zurückgeht,  liisst  sich  vom  arischen  selbst  aus  nicht 
mt»cheiden;  denn  das  arische  lässt,  w^ie  wir  oben  s.  2  f.  sahen, 
in  geschlossener  silbe  die  beiden  a-Iaute  zusammenfallen,  in  der 
iriirifl  wenigstens.  Aber  auch  anderswoher  ist  vorläufig  kaiun 
«tae  entsclieidimg  zu  holen.  Wäre  nur  erst  ausgemacht,  ob  wir 
das  recht  haben,  von  einer  europäischen  grundsprache 
10  reden!*)  Leskien  hält  declin.  s.  05  das  gr.  lat,  slav,  -os  für 
eine  speciell  europäische  entwicklung.  Mir  scheint  es  vor  der 
hand  vorsichtiger,  auch  das  -as  von  aind.  ndbh-ns,  welches 
feseUlichc  fortsetzung  von  ursprachlichem  -«25  sein  kann, 
solche  anzuseilen  und  also  nuihh-a^s  als  die  indog. 
grundform  des  nom*-acc.  sing,  anzusetzen. 

Unter  den  anderen  casus  des  neutrum  kann  für  grond- 
sprachliches  -osS-  nur  noch  der  nom.-acc,  phir.  in  betrachl 
kommen.  Gr*  y^y^for^a,  lat.  oper-a^  abuig,  fieb^sS-a  weisen 
auf  -öl 5-  hin,   aber  die  entscheidung  über   die  ur- 


•)  Die  beweise,  welche  Fkk  in  st-ineiii  buch  »die  Spracheinheit  u  s.w.« 

[vorbnngU  sind   meiner   ansiehl  nach  alle  nicht  stichhaltig.    Dass  die  ur- 

wie  sie  nicht  bloss  einen  fl-lanl  hatte,  so  auch  verschiedene  r-laute 

-  Pine  möglichkeit,    auf  che   meines  wissens   zuerst  Hubschnmnn 

[1  [jat  R,Z.  XXIIl,  42  — ,  ist  mir  im  liöchsten  grade  wahrscheinlich. 

rill  fQr  v«ii6l.  »i^nehL     ti,  F.  IV.    1.  ^ 


i8 


K.  ßnig^man. 


sprachliche  gestalt  des  in  rede  stehenden  casus  ist  abhangig 
von  der  aufTassung  des  aind.  näbhafhsi  und  des  abaklr*  raocoo^ 
raomog^ca.   Es  muss  hier  etwas  weiter  ausgeholt  werden. 

Im  altindischen  ist  als  die  endung  des  noni.-acc*  plur.  der 
neutralen  consonantischen  stamme  4  anzusehen,  die  Stammform 
des  casus  ist  die  starke:  vgl.  aksMn-i  oculi,  ndman-i  nomina, 
Jcaivdr-i  quattuar,  hlmmni-i  lerentia     Von  den  n-stämmen  ging  j 
nun  —  diese  annähme  scheint  mir  unumgänglich  —  der  aus^fl 
gang  -ni  auf  andere  stamme  über»    sowol   vocalisc^hc  als  aucJi  " 
consonanlische.     Nach  akshäni  wurde  jugdni  gebildet  für  älte- 
res jugd  =^  gr.  Ct^ya,  lat.  juga  u.  s.  f.,  eben  so  vdr%$}i,  niddftüni,  I 
daUfnif    ferner  auch  f}dbhämsi\    hfndi  (si,   hfd-)^  d}ui^m-}dmhhi\ 
(st.  dhatta-labh'),     Dass  bei    den  letzten  drei  formen  der  nasal 
sofort  in  die  vorletzte  silbe  eingetreten  sei,  ist  nicht  wahrschein- 
lich, wir  werden  wol  als  nächste  Vorstufen  die  formen  *ndbha»^ 
-ni*)^  "^hrd-ni,  ^-kibh-ni  aufstellen  müssen.     Es  fragt  sich  nun 
weiter,  ob  durch  '^mbJiäs-ni  ein  älteres  *ndbha$'i,  wie  man  es    , 
nach  analogie  von  oksliAtihi  zu  erwarten  hätte,  verdrängt  wor^a 
den   ist,   oder   ob  man  dem  abaktr.  raocüi)i>-  entsprechend   ein  n 
*ndbhüs  anzunehmen  hat;  an  letzteres  wäre  dann  die  endung 
-fit  in  ähnlicher  weise  angetreten  wie  sie  sich  an  ji^d  ansetzte.  I 
Das  erstere  ist  entschieden  das  wahrscheinlichere*    Denn  wenn* 
im  altbaktrischen  rtmcüoi;-  und  nümmi  —  wie  wol  niemand  be- 
zweifeln wird  —  nach  demselben  princip  gebildet  sind,  sie  stehen 
nämlich  zunächst  für  ^ramäsimd'^nanum,  so  ist  im  alt  indischen 
zu  iikshdijhi  und  ndmän-i  eben  jenes  *ndbhäs-i  a  priori  zu  er-  ^ 
warten.     Man  beachte  auch  die  parallele   *ndbhd$4 . 
=  lat*  ojßer-a :  mmin^a  und  abuig,  nebes-a  :  inien-a. 

So  viel  scheint  mir  demnach  fest  zu  stehen,  dass  dowoll 
abaktr.  raocm^-  als  auch  aiiul  ndbhantsi  die  starke  suflix«<l 
form  -n2S-  enthalten.  Aber  in  weichem  verhältniss  steht  nun 
das  ältere  aind-  *ndbhäs-i  zur  altbaktrischen  forrni'  Ist  im, 
altbaktrischen  -i  abgefallen  oder  war  es  nie  vorhanden?  Uni 
weiter:  in  welchem  verhäliniss  steht  das  aind.  -i  zu  jeneni| 
r(k   (-^J^    welches    nicht    bloss   in    yt<f$(c)-a^    oper-a,    neb 

*)  Nicht    wol   Uiäbhas-niy  wie  Schleicher  und  Joh.  Schmidt  (vocal 
31)  wolleil,   denn  aus  die'^er  form  wäre  doch  niiF  *nabhawsi  geworden.  — | 
Für  das  aind,  pämsü*,  pnmcU'  »Hlaub«,  welches  J.  Schmidt  a,  a*  o,  s,  Si 
mit  abakir.  pä^nu-  auf  ein   ^pm-nu-  xurückfOhrt,   t^ebse   ich  ^päti-nu-  all 
gnindfnrm  an;  v%h  indes«  auch  Fick  P«  143.  371« 


Zur  geschichte  der  norainalsuffüte  -as-,  -jas-,  -vas-. 


19 


ib  easiisendung  auftiutl,  sondern  auch  identisch  m  sein  scheint 
mit  dem  -a  von  abaktr.  ashavan^  pura,  beres^ant-a  magna  u.dgl.  ? 

I  eine  Schwächung  von  -a  oder  eine  von  haus  aus  ver- 
iiedene  casusendung?  Das  alles  sind  fragen,  die  noch  ihrer 
löeiiog  harren  und  die  wir  hier  um  so  weniger  in  angriff 
Dfibizien    können,   weil    auch    die   nasalstämme  wie  aind.  «4- 

ii  abaktr.  nünihi-i^  lat.  nomin-a^  air.  annian,  abulg*  f»«jtMi, 

hairiün-a  mit  ihren  verschiedenartigen  abstufungs  verhält- 
oisBen  mit  in  belracht  gezogen  werden  müssen. 

Icli  komme  also  vorläufig  über  das  blosse  factum,  dass  im 
om.-acc.  plur.  der  neutralen  -os-stämme  die  arischen  sprachen 
S  die  europäischen  -ais- aufweisen,  nicht  hinaus  und  möchte 

nur  noch  die  Vermutung  äussern,  dass  die  bei  den  con- 
hen  stammen  erscheinende  endung  -a  durch  ijbergang 
o  die  analogie  der  o-stämme  entstanden,  also  als  eine  zugleich 
ein  stainmbildungssunix  bergende  endung  zu  erklären  sei,  wo- 
durch denn  die  schwache  sufllxform  -axs-  m\  ausgang  -aiS-U 
sofort  begreiflich  wurde. 

Wir  hätten  nun,  w^enn  wir  nahha%s  als  idg*  grundform 
des  noni,-ace.  sing,  gelten  lassen,  w-eiter  die  frage  aufzuwerfen, 
warum  die  grmidsprache  dieses  nabh-a^ii  mit  -aiS-^  dagegen 
Jen  gen.  nabh-ais-as  und  die  anderen  schwachen  casus  mit 
-(HS-  bildete.  Dass  hier  die  ursprachlichen  betonongsverliältnisse 
massgebend  gewesen  waren,  ist  mir  durchaus  w^ahrscheinlich, 
doch  lässl  sich  zur  zeit  über  die  blosse  Vermutung  nicht  hinaus- 
gdien.    Vgl  stud.  IX  380  ff. 

Zum  schluss  dieses  absclmitts  müssen  noch  zwei  besonder- 
hellen  des  lateinischen  zur  spräche  kommen. 

1.  Den  neutris  wie  optis  eris,  genus  eris  stehen  solche  wie 

om,  corpus  aris  zur  seite.  S.  Leo  Meyer  vergL  gramm.  II 1 1 2, 

einigen  fallen  erscheint  also  die  starke  suffixform  -o5-  durch 

imtUche  casus  hindurch,  und  so  ist  es  denn  auch  niclit  auf- 
fallend, dass  wir  ilu*auch  in  ahleilungen  begegnen»  wie  röbus-tu-s 
Ton  röhus  (röbur)  ari^s,  corpus-cidt^m  von  corpus  oris;  neben 
diesen  auch  onns-iti-s  von  onus  eris,  cmifoedus-iu-s  von  foedus 
tru,  mü$tus-€tdiMfi  von  münus  ms,  opus-mdu^m  von  opus  eris  ^), 


^^m  eini; 
Hknmtl 


*)  Zu  diesem  -Os«*  in  aLteiltingeii  würden  das  sUvische  nud  das 
UUuiscIie  due  analogie  steUen,  wenn  Wenzel  Burda  l»ejlr.  VI,  188 ff. 
^  ü%t,  ^oidt  z,  h.  m  Ijutostl  »acrimonia«  von  ijuiü  »acerbns«,  dabrosH 
»bonila?»,    viri4i<tc    von    dohrü    *]mnu9*    imd    Jas   Ht.   -asti-it   in   p^wutk-s 


20  K-  ßrugman, 

Alles  diess  beruht  auf  einer  verhällnissmässig  jungen  ausbreitung 
und  verallgememerung  der  von  haus  aus  nur  dem  nom,-acc. 
sing,  zukommenden  slammform,  einer  erseheinung»  die  in  der 
geschleelitigen  declniation  zahlreiche  analoga  lial,  vgl.  z,  b.  den 
gen.  indör-is  und  die  Weiterbildung  viciör-ia^  deren  suüGxform 
'töT'  ursprunglich  nur  dem  nom,  sing,  vk-tör  angehörte  (stud.  rX, 
367.  44J^),  Für  iempus  aris  lässt  steh  der  in  rede  stehende  über- 
griff des  (^lau^es  noch  direct  nachweisen  durch  den  locativ 
ientper-%  welcher,  zum  advorh  erstarrt,  sich  dem  über  die  an* 
deren  casus  gekommenen  wandel  entzog,  sowie  auch  dm'ch  die 
ableitungen  wie  tempes-tu^s,  iemper-äre^}.  Beachtenswert  ist 
auch  holera  neben  hehisa,  wonlber  Festns  p.  KX):  hehis  et 
helusa  antiqui   dicebant    quod  nunc  hohis  et  holera, 

2.  Einige  neutra  zeigen  Verschmelzung  des  suffixes  -os-  mit 
der  ^vnrzelsilbe  zu   einer   langen  silbe.    Vgl  Leo  Meyer  vergU 


»leben«  von  gijva-s  »lebendig«  richtig  in  -os-tl  tind  -ob-H-s  verlegte.  Ich 
möclite  dieses  bestreiten.  Es  ist  Ibalsacbe,  dass  im  baltisch -sla vischen 
eb^n  so  wte  in  andern  indog.  sprachen  ein  an  irgend  einer  stelle  ursprQng- 
lich  etymologisch  berechtigtes  s  nicht  selten  durch  Wucherung  sich  in  der 
weise  ausbreitete»  dass  es  sich  unmittelbar  vor  consonantisch  anlautenden 
BufHxen  eindrängte.  Und  wenn  niui  z.  b.  neben  lakosü  >haniiis«  {von  IqJcÜ 
»curvus«)  auch  die  furm  lakoil  erscheint,  neben  dobrosU^  iestostl,  junostl 
u.  a.  auch  dohrotn,  iestota,  jimota  auftreten,  und  wenn  starosta  m.  »greis« 
neben  9tarmü  f,  »greisenalter«  (von  starü)  im  wesentlichen  dieselbe  bil- 
dung  ist  wie  junotn  neben  junoHl  (von  jimö)»  so  werden  wir  nicht  fehl 
gehen,  wenn  wir  das  s  liberal!  in  diesen  bildungen  als  späteren  eindringling 
ansehen.  Im  litauischen  steht  neben  gijvastls  gyvaiä  *wohnbesil2«,  und 
dieses  letztere  gehört  unstreitig  mit  abulg.  iiüota^  gr.  ßioroi  u«  s,  w.  zu- 
sammen; also  ist  auch  hier  späteres  hinzukommen  des  s  von  vorn  herein 
wahrscheinhch.  Möglicherweise  gab  es  alte  lul  düngen  auf  -eS'tü  (wie  lit. 
Wc-esii-s  »honrniing«*  vgb  Burda  s.  190),  von  denen  aus  das  s  auf  -a-ti- 
überging.  Für  das  slavische  wäre  dann  der  weg  der  ausbreitung  des  Sibi- 
lanten folgender  gewesen:   L  Iqkottf  Ü,  Uikostt^  atarostJ^  'd.  starosta. 

')  Ein  analogon  zu  tempes-tu-s  neben  tempus  aris  würde  NemeMrinu-St 
name  ebier  haingottheit,  neben  nemus  oris  abgebeHi  wenn  wir  mit  Gorssen 
krit»  beitr.  414,  ausspr.  II*,  iäl5  das  wort  in  Nemcs-tttnu-s  zerlegen  dürfen. 
Das  dem  namen  zunächst  zu  gründe  hegende  adjectiv  *neinestri-8  enthält 
ohne  zweifei  dasselbe  suffix  -M(rt-^  welches  süvestri-s^  eampestri-s,  THrestri-s, 
FancBtri-s  (Colonia  F^anevtris)  aufweisen.  Dass  der  zweite  bestand th eil  des 
Suffixes,  -tr-i-,  das  coniparativsufflx  -iara'  ist  (vgLgr.  o^*(J-r*^o-fj,  hat  Leo 
Meyer  K,  Z,  VI,  41 3 IT.  gezeigt.  Dieser  lässt  -cf<rt-  an  -a«*stumnien  ent- 
sprungen sein,  und  dafür  liesse  sich  auch  der  volsk.  gen.  pL  Veles-tr-tlm  = 
Velittmörutn  geltend  machen»  wenn  Corssen's  vergleich  des  Vdes-  mit  gr. 
fXos  das  richtige  trim  (K,  Z.  III,  m),  vgl.  Ourtins  grdst.*  308), 


I*  n  112,  Cors^n  IP  684  f.    So  ist  wol  ras  r Uns  (davon 

rt    identisch    mit    dem    abaktr.   ravanh-  n,  »das  weite« 

P  743),  jatis,  jüsjäris  {ddYon  jtlskis)  wird  von  ju  »binden« 

leitet;  wenn  Fick  I  ^  185  das  wort  richtig  mit  aind,  jös  indecl. 

»heil,  wol«  zusammenbringt,  so  Iiaben  wir  als  gemeinsame  grund- 

torm  idg.  jaiv-ats*  anzusetzen  (wegen  jJs  vgl.  t?;Us  »leben«  == 

^aivaS'  unten  §  5).    Geht  auch  püs  puris  ,,eiter'\  dessen  wurzel 

jNi  »stinken,   faul  sein«  ist,   auf  ein   ^pev-es-  ^pov-es-  zurück? 

Schwierig  ist   bei  diesen  neutra  die  frage,   ob  die  zusammen- 

ziehuDg  bei   solclien  casus  begonnen,    die  als   suffixform  -es-^ 

oder  bei  denen,   die  als  suffixform  -os-  hatten^  ja  es  lässt  sich 

»och  nicht    einmal   die  vortrage  sicher  entscheiden,    ob  diese 

neutra  in  der  zeit  unmittelbar  vor  der  contraction  nach  corpus 

ori$  oder  nach  genus  eria  gingen. 


Wir  gehen  zu  den  geschlechtigen  -as-stämmen  über, 
Sie  zerfallen  in  zwei,  von  der  ur^eit  her  geschiedene  classen. 
Die  eine  bildet  die  starken  casus  mit  -ats-,  die  schwachen  mit 
^s-,  die  andere  alle  casus  mit  -ais-. 

Das  wichtigste  beispiel  aus  der  ersten  kategorie  ist  das 
alündogermanische  wort  für  das  frühlicht,  nom.  sing,  aind*  ashäs 
p.  {«f,  lat,  auröra. 

Das  altindische  wort  bildet  die  schwachen  casus  mit  voca- 
Ibch  beginnendem  casussuffix  von  der  Stammform  mJms-^  z.  b. 
gm.  sing,  ushds-as^).    Eben  so  von  dieser  Stammform  die  ab- 
lettongen  mhus-ja"  »der  morgenröte  geweiht«  und  tisJm.yati  »es 
lagt«;  das  so  oft  zu  lal.  aurör-u  gestellte femin.  nshäs-a  »morgen- 
röte« hat  keine  reale  existenz,  es  ist  nur  durch  falsche  auffassung 
des  dvaJidvacompositum  ushäsa-ndktä  von  seiten  moderner  gram- 
iDfttllcef  iß  die  weit  gekommen.    Vor  den  mit  bh  beginnenden 
casusendungen    erscheint   mhad-y   z,  b,   instr.   pkir.  nshad-bhis. 
Der  hier  auftretende  dental  hat  zu  falschen  raeinungen  anlass 
gegebeti.    Er  ist  eben  so  wie  das  ff  von  mädbhfs  (instr.  plur.  von 
mds-  imonat«)   u.  a*  durch  anlehnung  an  die  declination   von 
dentalstämmen  entsprungen,  wie  weiter  unten  bei  besprechung  der 


*)  lioliert  steht  die  nur  durch  grammatikeröberlieferung  bckaiiiile  form 
feiL.  plur.  u$häs'äm  statt  uahäs^dm,  auf  die  wir  uiiteu  zuiückkomnien 


22 


IL  BrafmaD, 


perfectparticipia  auf  -vas*^  welche  die  analoge  erscheinung  auf- 
weisen (z,  b,  rtintdvddbhis),  näher  wird  dargeUian  werden.  Die 
analogiebildung  uskddbhis  muss  ein  älteres  *i4skashhis  oder 
^mhöbhis  verdiäogt  haben. 

In  den  starken  casus  schwankt  das  vedische  in  höchst  merk- 
würdiger weise  zwischen  den  beiden  slanimformen  nshas-  und 
ashas-  hin  und  her.  Dem  Grassmann'schen  Wörterbuch  zü 
folge  findet  sich  im  rigreda  der  acc.  sing»  ushds-am  3imal, 
ushäs-am  10 mal;  der  nom*-acc.  du,  ushds-a  4mal,  uaMs-ü  2inal 
(dazu  lOmal  ushdsa-^Hikta\  uskäs-üu  Imal;  der  noni,-voc*  plun 
in^ds*a$  38nial,  ml^-aa  14maL  Dass  die  eine  von  beiden 
bilduogsweisen  unursprüngüch  und  durch  irgend  welche  associa- 
tion  entstanden  ist,  liegt  auf  der  band.  Durch  den  abaktr.  und 
weiterhin  auch  durch  den  griech,  Vertreter  unseres  substantivum, 
auf  die  wir  sogleich  näher  eingehen  werden,  erweist  sich  mhds- 
als  die  echte  und  alte  starke  Stammform.  Und  wie  kam  nun 
das  alündische  dazu»  neben  nshäs-  auch  ushds-  zur  bildimg  der 
starken  casus  zu  verwenden?  Es  ergeben  sich  zwei  möglich 
keiten.  Entweder  beruht  diejenige  declinalionsweise  unsei' 
Wortes,  der  zu  folge  alle  casus,  die  starken  wie  die  schwachen 
kurzes  a  liaben,  auf  einem  anschluss  an  die  zweite  classe  von 
^os-stänimen,  der  die  stammabstufung  von  der  urzeit  her  fremd 
ist|  so  dass  z.  b.  mhd'i'am  eine  analogiebildung  nach  accusativei 
wie  garäs-am  (von  gards-  »altersschwache«)  wäre.  Oder  dasi 
kur^e  a  ist  von  den  schwachen  casus,  denen  es  von  beginn  an 
zukam,  in  die  starken  übergegangen;  solcher  übertritt  der 
schwachen  Stammform  in  die  starken  casus  liegt  ganz  klar  In 
dem  pluralnominaliv  dhihhj'Ush-as  ^  (ibihM-vüfhs-as  (rigv,  I,  ll,5)i 
vor.  Ich  lasse  die  entscheidung  vorläufig  offen»  weil  auch  ein« 
dem  ushäs-am  neben  ashäs-am  entsprechende  doppelbildung  bei 
den  «-stammen,  z.  b,  iiJcshdi}-am  neben  ukshäfi-^tm,  in  betracht 
kommt,  auf  die  wir  uns  hier  nicht  näher  einlassen  können. 

Im  altbaktrischen  haben  die  schwachen  casus  regelrecht 
usihanh-  d.  i.  *it^aS',  z.  b.  gen,  plur.  ushanh-äm,  eben  so  die 
ableitungen,  z.  b,  iishcüi-hm-,  nauie  eines  tagesabschnittes.  In 
den  starken  casus  tishaonh-  d,  i.  ^ush^as-,  z.  b.  tishaohh-enk 


ler 
!h-^ 

t*esl 

-n" 

i 

n 


J 


Der  griech.  acc.  sing.  *^o«,  contrahiert  r/w»  steht  für  ^avtf* 
60-a;    er    entspricht  dem    aind.  usJfäs-am    m  derselben  wexsi 
wie  dtizo^a  dem  d^tdram,  noda  dem  pddam.     Als  schwache 
Stammform  sollte  man  erwarten  *ai?(y-f  er-.    Dieses  hat  sich  aber 


2or  g€$chicht6  der  nommalFoffixe  -as.,  -jas-,  -vas-. 


23 


Terloroiii  indem  ^avc-oc-  sich  verallgemeinerte;  daher  x,  b.  der 
gen,  $ij]g.  lyot'c,  wofür  noch  offen  l46og  bei  Pindar  Neni.  VI,  5% 
Die  starke  Stammform  ging  auch  in  die  ahlcitnngen  und  coiu- 
postta  über,  vgl.  das  horaer.  ^otoc  —  woraus  durch  umspringen 
da*  quantilät  itaw^  Apoll.  Rhod,  II,  686,  700,  attisch  iolog  — 
und  das  attisch  aussehende^  aber  nur  II.  U'  226  und  Hes.  theog, 
381  Vorkommende  im^ifogo-g  für  *jJo(T-yd^o-g  *).  Das  att.  ^wg 
im  S«i  im  ist  zu  seinem  J-  auf  dieselbe  weist?  gekommen  wie 
i^,  diese  declinalion  ist  aber,  wie  der  gen.  Ich  klar  beweist^ 
_mt  durch  ansehluss  an  diejenige  der  nomina  wie  Mirmg  Mivm 
landen. 

Lat,  auröra  d.  i,  "^aim-ös-a  setxt  eine  declination  *au$ös 
^  oder,  wenn  wir  den  rhotacismus  schon  gelten  lassen,  ^aurös 
öm  voraus  (vgl.  unten  über  lionös  öris)^  und  diese  flexion  ver- 
Uilt  «ich  zu  der  des  griech.  tpHg  und  des  aind,  iishds  genau 
eben  so,  wie  sich  datör  öris  zu  ömtmq  oQog  und  dWM  acc* 
iatiram  verhält  (stud*  K,  399)»  Mit  andern  Worten:  der  nom. 
*aM$  bewirkte  die  Verwandlung  des  acc.  *ausÖsem  in  ^ausöscm 
und  dehnte  sem  ö  über  sammtliche  casus  aus,  worauf  dieser 
knge  vocal  auch  in  die  weiterbüdmigen  eindringen  konnte. 
«rffr-a  sieht  somit  auf  einer  linie  mit  weiterbiidungen  wie 
eoM^-n^s  von  eanör-.  Wie  die  spräche  da-^u  kam,  den  alten 
coQsonantischen  stamm  ^aus-ös-  aufzugeben,  whd  uns  im  wei- 
leiBn  verfolg  der  Untersuchung  klar  werden. 

Als  unzT^^eifeihafles  resultat  ergibt  sich  uns,  dass  das  idg. 
arvolk  die  starken  casus  unseres  Wortes  mit  -oqs-, 
die  schwachen  mit  -ais-  bildete 2). 

Wir  durchnmstern  nunmehr  was  ausser  ushtis-  auf  arischem 
gebiet  noch  in  belracht  kommt  für  die  kategorie  der  geschlechti- 
-OÄ-stämiüe  mit  abstufender  declination. 
Rjgv,  VIII,  38,  2   erscheint   eine  dual  form  iö^Asä,    welche 
man  auf  einen  st.  tög-ds-  zunlckfühil.     Herkunft  von  würzet  fug 


»)  Riaeh  Milsclir.  ffir  österr.  gyiini.  XXVIII.  1877,  s.  im  hall  diess 
wfori  wegen  ipeines  altischen  geprfiges  für  unecht  und  will  an  den  beiden 
«Müeo  dafür  ^«cu^'fo^o^  einsetzen. 

*)  Wi«  die  in  der  Wurzelsilbe  hervorlre Lende  dJfiTerenz  zwischen  den 
afllAliscIien  und  den  europäisclien  sprachen  (ar.  us-as*^  e^rop,  aus-us-)  zu 
erkllren  ist,  weiss  icb  nicht,  Dieselbe  versah ledenheit  zeigt  sich  bei  aind. 
tm-r^'  »moi^fendjich«  gegenüber  gr.  uyx-^pQo-s  d,  i,  ♦-«vtf-^-  und  lil. 
MMf«^^  »iiMirgetiröle«^   über  die  ich  stud.  IX,  39i  xu  vergleichen  bitte. 


24 


irugman« 


ist  augenscheinlich,  doch  ist  die  bedeutung  des  nomen  nicht 
scharf  zu  fixieren :  Roth  und  Grassmann  übersetzen  ^reichlich 
spendend«,  Ludwig  »eilende  Der  st.  tög-fh-  erscheint  sonst 
nirgends,  dagegen  kommt  zweimal  lög-d-  im  rigveda  vor.  Man 
vergleiche  unsere  stelle  VIII,  38,  t  iögdsa  rathajdvanä  vrtrahd' 
fiäparaffUä  \  ifulr^gni  Uisja  bödltatam  (»reichlich  spendende 
wagenfahrer,  vritratödter,  unbesiegte,  Indra  und  Agni,  merket 
auf  dieses«)  besonders  niil  III,  12,  4  tögd  vrtraJidnä huve sagitva- 
tmpfiragita  \  hulrägnt  vilgasdtama  (»die  reichlich  spenden- 
den vritralödter  ruf  ich  an,  die  vereint  siegenden,  Indra  und 
Agni,  die  beutereiclisten«).  Danach  ist  es  nicht  unwahrschein- 
lich, dass  iö^dsä  mit  den  -OÄ-stämmen  gar  nichts  zu  schaffen 
hat.  Vielleicht  ist  tögd  sarathajdvänä  zu  lesen,  Zwai*  kommt 
saratha-jdvan'  »auf  gleichem  wagen  fahrend,  in  wagengenossen- 
schaft  fahrend^t  sonst  nicht  %'or,  doch  lag  eine  ^Iche  bildung 
wegen  des  häufigen  saräthani  ja  »auf  gleichem  wagen  fahren« 
(s,  die  stellen  bei  Grassmann  miter  sardtha-)  sehr  nahe. 

Eben  so  wenig  ist  anzufangen  mit  dem  nom*  plur.  sapsa- 
rdsas  ngw  I,  168,  9.  Ludwig  und  Grassmann  bringen  das 
wort  zusammen  mit  pstiras-  »schmaus,  mahl«,  jener  übei-sotzt 
»mit  ihrer  nahrung  (wurden  sie  erzeugt  als  schrecken)*,  dieser 
»gleiches  geniessend«.  Ist  diese  etymologie  die  richtige,  so 
scheint  es  das  geratenste,  mitGrassniann  einen  stamm  sa^sarrf- 
anzunehmen;  damit  fallt  die  parallele  mit  usJulsas  weg. 

Das  ved*  adjectivum  ajds  »behende,  munier  eilend«  leiten 
die  indischen  gramnmtiker  von  i  »gehen«  her.  Wir  liätten 
danacli  einen  stamm  aj-ds-  anzunehmen.  Nun  kommen  von 
dem  wort  folgende  formen  vor:  nora,  sing,  ajds,  acc.  ajdsam, 
nouL-voc.  und  acc.  plur,  ajdsas,  gen.  a^dsam^  dazu  die  ab- 
leiLung  ajäs-ja-  »unermüdlich«.  Dabei  fallt  sofort  auf,  dass 
auch  da,  wo  -as-  zu  erwarten  war,  nämlich  ini  gen.  plm^.  und 
in  der  Weiterbildung,  das  suffix  in  der  gestalt  -üs-  erscheint. 
Wegen  aj-ds-üm  könnte  man  geneigt  sein  sich  auf  den  von 
Benfey  vollst,  gramm,  s.  316  citierten  und  schon  oben  s.  21 
erwähnten  gen.  plur.  ushds-am  von  nshds-  zu  berufen,  und  auch 
GJ-as-jct-  würde  nicht  ohne  analogie  dastehen,  insofern  nämlich 
auch  bei  den  w-stämmen  manclunal  den  ableitungen  die  starke 
stanunform  zu  gründe  gelegt  wiid,  vgl  z.  b,  das  part,  hhdra- 
ntän-a-,  das  sich  zum  abaktr.  hare-mn-a-  genau  eben  so  ver- 
hält wie  gr.  nXfi<i- fiov-ij  zu  Xi-fiy-t^   und   ähnlich  so  wie  lat. 


Zur  ^eschichte  der  nominal sufßxe  -as-^  -j^s-,  -vas-. 


25 


JUMMt^a  zu  alu-mn-u-s  ^),     Indessen  scheint  doeh  das  Pelers- 

txirger  Wörterbuch  recht  zu  haben,  wenn  es  das  wort  in  d-jas- 

lerlegi  und  wurzel  jas  »sprudeln,  sieden«  zu  gründe  legt,  — 

Endlich  ist  hier   noch  eine    reihe  von    accusativbüdungen 

aatischer  stamme  einer  genaueren  prüfung  zu  unterwerfen. 

"Wie  nämlich  statt  nshdsam  auch   ushdm  gesprochen  wurde,  so 

zogen   auch    einige   ohne    abstufung   dec linierende   -as- 

stamme  ihren  acc,  sing,  in  -dm  zusammen.     Geht  aucti  diesem 

letÄeren  -dm  ein  alleres  •äsam  (nicht  -dsam)  voran,  wie  einige 

forscher  anzunehmen  scheinen»  so  hätten  wir  hier   wenigstens 

äoen  der  starken  casus  mit  suffixsteigerung  gebildet.    Wir  gehen 

die  einzelnen  (alle  der  reihe  nacti  durcli  und  schicken  zunächst 

Doch  einiges  über  usMm  selbst  voraus. 

Neben  ushdm  erscheint   im  vedischen  auch  t^hds,  als  con- 

Irahierle  form  des  acc.  piur.     Im   altbaktrischen   entsprechen 

ushäm  und  mMo.      Ich    glaube  stud.   IX,   307  wahrscheinlich 

gemacht  zu  haben,  dass  den  beiden   formen   direct   die  formen 

us'dt$'m   und   us-dts-ms  zu   gründe  liegen,    so  dass  eine 

vocalentwickhmg  zwischen  dem  stammsuffix   und  der  casusen- 

dong  gar  nicht  statt  fand.     An  dieser  auftassung  machen  mich 

ionnen  der  späteren  hteratur,  denen  der  stamm  ushä-  zu  gründe 

liegt,  wie  ushdbhjmi,  nicht  irre:   diese  sind  erst  dadurch  ins 

leben  getreten,    dass  die  spräche  t(sh4m  und  ushäs  mit  -^-bil- 

dmgm  wie  vag4m  und  vagds  (von  va^d-  »kuh«)  auf  gleiche 

üe  stellte  und  nach  solcher  analogie  neue  casus  schuft). 

Von  tjards-   »altersschwache«   werden    im  rigveda  gebildet 

Aie  formen  §ards<tm,  ^ards-ä  (histr.),  ^ards-m  (abl)  und  an 

xwei  stellen    (I»   140,  8,    V,  41,   17)  garäm  =^  garäsam.    Auf 

^aräm  basiert  der  im  classischen  sanskrit  häufig  vorkommende, 

auch   im  athaivaveda  (III,   11,  7  §ardjai)   auftretende  stamm 

||or4-«    VgL  Max  Müller,  sanskr.-gramm.  s.  88  (deutsche  ausgäbe). 

')  Ausführlicberes  tJeruLer  anderen  ortes. 

'I^Pass  nicht  vüli  haus  aus  ushä-  und  unlms-  neben  einatnler  stan- 

ja  an  und  für  sich  sehr  wol    denkbar  wg.re,  dafür  sjrricht  mir 

eJtes.     Ei^tliclj  wäre  es  doch  ein  gajix  absonderliclier  ziifall,   dass 

Alterte  itidbche  und  das  altbaktrische  von  dem  •«•stamm  gerade  nur 

mtc  und  nicht  auch  andere   casus  aufwiese«.     Sodarm  aber  können 

im  tjnd  ushätn  immriglicb  von  panthäm  und  paMam  neben  panihtmam 

m  (vgl,  a.  a.  o.  der  »Studien*)  getrennt  werden  und  hier  ent- 

enbtehung  des  '&m  durch   contraction  vor  allem  schon  das 

g<!sdilechL 


«s 


IL  Brugnittiit 


T^tiMiShf^  >huIdvoller  iursorger,  ordnerc  lautet  rigv,IX,  26, 
3  luid  102,  4  der  acc.  sing.  DedMm.  Doch  steht  die  lesarl 
iijciit  fest.  Die  zweite  stelle  kehii  uäinticb  im  säiuaveda  I,  2, 
1,  1,  5  wieder  und  Imt  hier  die  Variante  medhim,  und  nun 
hält  Benfey  >Jubeo  und  seine  verw.«  abh.  d.  gött,  ges.  d.  wiss. 
XVI,  3!2  gerade  diese  lesart  filr  die  ursprungliche,  die  einst 
auch  der  rigveda  gehabt  habe,  Sa  vermutet  er  nun  auch  IX, 
26,  3  iäm  niedhdm  medhdjühjan  »den  weisen  sandten  sie  durch 
Weisheit  (einsichtig)«  und  glaubt  sich  zu  gunsten  dieser  Schrei- 
bung auf  die  in  den  veden  hervortretende  liebe  zur  Verbindung 
gleichstäuimiger  Wörter  beiufen  zu  dürfen. 

Beruht  demgernäss  der  acc.  vedkäm  =i  vedhdsam  auf  fal- 
scher lesart,  so  gewinnen  wir  dann  jedesfalls  ein  imdhdm  = 
medhdsam  )* weise«.  Daneben  gab  es  auch  ein  Substantiv  midhas- 
»Weisheit«.  Dieses  steckt  ei-stlich  in  einer  reihe  von  adjectivi- 
schen  coniposita  (sieh  das  P.  wtb.  tinter  2mtdha>s-').  Sodann 
aber  beruht  auf  ilim  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  das 
feniinülum  mPdhd^  »Weisheit«:  im  rigveda  erscheint  8 mal 
n^ähAm,  welches  noch  als  die  alte  s-form  gelten  darf,  dann 
3  mal  medhdja  und  je  1  mal  nwdiid,  medhds  (nom.  plur.),  me- 
dhdbhis.  Das  coinpos.  medhü-kürä^  »Weisheit  schailend«  rigv.  X, 
91,  8  vergleiche  man  mit  den  mit  ntaha-  beginnenden  conipo- 
sita, die  ich  stud,  iX,  267  und  308  richtig  erklärt  zu  haben 
glaube.  Bonfey  verbindet  medhäs-  wol  mit  recht  mit  abaktr. 
ntazddo,  und  so  ist  denn  auch,  meine  ich,  recht  wol  möglich, 
dass  mazdoo  zu  seinem  acc.  mazdäm  (und  apers.  auramiuda  zu 
seinem  ace.  auranrnsdam)  sich  eben  so  verhält  wie  usitüo  zu 
mhäm. 

Von  apmrds-  (bezeichnung  einer  classe  von  himmlischen 
geistern)  kommen  im  rigveda  die  formen  apsards,  apsardms 
(nom.  acc,  plur,)  und  Qpmrdsam  vor.  Durch  Vermittlung  der 
accusativform  apsaräm  (atharvav.  IV,  38,  L  3)  gelangte  die 
spräche  zu  apsnräbhjaSj  apsaräm  (beide  ebenfalls  im  AV.)  und 
apsarmUim  (räiii.  I,  45,  34). 

Wenn  Benfey  »über  die  entstehung  des  indog.  vokativs« 
abli,  d,  gölt.  g.  d.  wiss.  XVII,  22  recht  hat  die  ved.  nominative 
vajo'dhäs  »lebenskraft  verleihend«  und  drmmiö-däs  »reiehtum- 
geber«  auf  die  anderwärts  im  vedi!?chen  klar  zu  tage  tretenden 
siänmie  vajö-dhdS'  und  dravhuhdds-  zu  beziehen,  so  dürften  die- 
sen wol   auch    die    im  rigveda   mehrfach   belegten    accusative 


I 


Zur  geschichte  der  noiainalsufflxe  -as-,  -jas-,  -vas-,  37 

i-dMiM  und  dravifio-(läm  zuzurechnen  und  die  daneben 
stehenden  formen  mjö^tds  (noni*  plur,)f  vajO-tniäiSj  äramnö- 
iäs  (noin,  pJur.),  dramnü-däu  als  analogische  neubildöogen  an- 
xiisehen  sein. 

Aus  der  classischen  sanskritsprache  citiert  Benfey  a.  a.  o. 
:üm  nal.  VJII,  4  von  st.  ati-ja^as-  und  i^ushkasrötüm  ibid. 
[,  14  von  st.  ^ishka-srötas-. 
üeber  ii^w«^-,  name  eines  frommen  der  mythischen  vor- 
»eit,  bemerkt  das  P.  wtb.:  >Im  veda  lautet  der  noni.  urana^  acc. 
n^näm,  dat,  und  loc.  n^ane;  nach  P.  VII,  1,  94  und  Vop.  III, 
155  ist  der  nom.  überall  n^anä,  aber  die  gedruckten  texte  haben 
weit  häufiger  die  form  u^ands;  der  voc.  soll  nach  dem  schoh 
m  P.  VII,  1,  94  und  Vop,  in,  156  ufjatms,  U{ana  und  sogar 
ü^ünan  sem  kömien.«  Wahrscheinlich  ist  auch  hier  der  s-stamm 
der  iltere  und  der  vocaHsche  durch  den  acc*  ugandm  ins  leben 
gerufen  worden. 

Die  hier  vorgetragene  theorie  über  die  art  des  hervorgangs 
ton  -d-ihemen  aus  -ecÄ-thenien  steht  in  Widerspruch  mit  dem, 
was  Benfey  in  den  abhandlungen  >über  die  entsteh,  des  idg, 
«^okat,«  abh.  d,  gött,  ges,  d.  wiss.  XV^II,  18  und  »die  quan- 
tilälsverschiedenheiten  in  den  saiiihitä*  und  padaiexteii  der  veden« 
I,  ebenda  XLX,  257  behauptet.  Dieser  gelehrte  lässl  ajjsara-, 
Mfund-,  **slui',  ijarü-  z^var  eben  so  wie  wir  aus  -ös-stämmen 
hervorgehen,  meint  aber,  das  -dt-thema  sei  dadurch  entsprungen, 
dais  im  noni,  sing,  auf  ri7<  der  auslautende  visarga  nicht  gehört 
^•orden  und  daher  dieser  casus  mit  dem  nom.  der  -ö-stärame 
auf  gleiche  Ünie  gekommen  sei.  Auf  die  frage,  ob  wir  ein  recht 
haben  anzunehmen,  dass  das  schliessende  -.s  oder  -h  des  nomi- 
tuitivausgangs,  welches  sich  doch  auch  noch  in  späterer  zeit 
aU  lebendiger  laut  erweist,  in  älterer  indischer  zeit  einmal  gar 
nicht  gesj>rochen  worden  sei,  gehen  wir  liier  nicht  ein :  Benfey 's 
annähme  scheitert  meines  ermessens  schon  an  dem  umstand, 
das  aind.  usihdni  von  abaktr.  nshäm  eben  so  wenig  getrennt  werden 
kann,  wie  iim^,pdnthüm  =  pdnthümwi  von  ahaklr.  pantäm^=paü- 
ii^ni^m  (vgl.  oben  s.  ^h)x  diese  accusutivbildung  auf -äw  ist  ganz  ge- 
wiss u  r arisch,  und  wenn  sie  mm  eine  analogiebildung  nach  dem 
^1' niinativ  wiire,  so  müsste  schon  in  der  arischen  grundsprache 
^"^¥1$  in  *u»hd  übergegangen  sein,  was  ganz  und  gar  unmög- 
Hth  ist.  So  entschieden  ich  also  hier  dem  genannten  forscher 
widef$j>rc*chen  muss,  so  bereitwillig  unterschreibe  ich,   was  er 


>über  die  entsteh,  des  idg,  vokaL«  s.  22,  ebenfalls  in  bezug  auf 
den  in  rede  stehenden  austausch  der  sig^matischen  und  der  •^ 
declination,  bemerkt:  *es  sind  diess  Unregelmässigkeiten,  die  wir 
nicht  dadurcli  wegräumen,  dass  wir  Tür  jede  unregelmässige 
form  ein  andres  thema  erfinden.  Im  gegentheil  müssen  wir 
zu  erkennen  suchen,  wie  sicii  durch  heteroklisie  und  metaplasmus 
die  ursprimgliclie  declination  liestiminter  Ihenien  so  umgestal- 
tete, dass  nicht  bloss  einzelne  casus  doppelte  und  mehrfache 
formen  annahmen,  sondern  auch  deren  ganzes  declinationssystem 
verdoppelt  und  vermehrfacht  werden  konnte«. 

Wir  kommen  also  zu  dem  resuUat,  dass  in  derselben  weise, 
wie  der  abstufende  stamm  nshds-  den  acc  sing,  ushdm  bildet, 
auch  einige  ohne  abslufung  decHm'erende  -ös-stämme  im  acc, 
sing,  -am  annehmen.  Es  enisteht  nun  die  frage:  muss,  wenn 
nshdm  auf  ^uska^s-m  zurückgeht,  auch  das  neben  gards-am 
stehende  gardm  aus  ^ffardiS-m  erklärt  w^erden?  Ich  glaube 
nicht,  und  meine,  dass  wir  durchaus  berechtigt  sind  die  form 
^garäis-m  zu  gründe  zu  legen.  Nehmen  wir  nämlich  an,  dass 
das  ä  von  -^m  dtu*ch  die  sog.  ersatzdehnung  entsprang,  so 
lässt  sich  'am  eben  so  gut  aus  ^Hiis-m  wie  aus  ^-aas-m  gewin- 
nen. Vgl.  sLud*  IX  307  (T.  Höchstens  könnte  man  vielleicht 
noch  daran  denken,  dass  gardm,  medhdm  u.  s*  w,  blosse  Ässo- 
ciationsbil düngen  nach  lisMmwMen;  dann  wäre  aber  ja  immer 
noch  kein  "^gardts-m  als  lebendige  sprachform  erwiesen* 

Alles  zusammcngefasst  ergibt  sich  uns,  dass  nur 
ein  einziges  wort  im  arischen  mit  Sicherheit  als  ge- 
schlechtiger -as-stamm  mit  abstufender  declination 
betrachtet  werden  kann,  das  wort  ushds-. 


« 


Im  griechischen  hat  tJöJ«  wenigstens  ein  ganz  deutliches 
analogon:  si.  aidoe-  »schani«,  noni,  sing,  aidmg.  Die  ableitung 
aidoio<;  vergleicht  sich  dem  t/orog.  Merkwürdig  ist  der  daneben 
liegende  stamm  aiSia-  in  (tiöfopctt  fuL  mdiü-aoiim  und  dv- 
atdffS-;  es  hat  den  ansehe] n,  als  reprixsenliere  atd^(f-  noch  die 
schwache  Stammform,  so  dass  das  verhältniss  von  aidia-  zu 
aiS6(f'  dem  von  aind.  tishas-  zu  ushäs-  gliche. 

Vielleicht  haben  wir  weiter  auch  den  aeschyL  acc.  sing. 
(t$tS  =  aimva  (vgl.  Curtiüs  grdz/  388)  mit  r/(J  und  (üdm  auf 
gleiche  linie  zu  stellen.     Dann  könnte  das  adv,  aUq  »immerc 


Zur  geschichte  der  nominalsuffixe  -as-,  -jaa^,  *t*a«-< 


ü>9 


ttivisches  neulnim  wie  iftsvdig  sein.  Aus  den  verwandten 
sprachen  sind  aind,  ajus-  »leben«  und  iiir.  äis  j^tempus,  aelas« 
n  berücksichtigen,  von  denen  das  erste  höchst  wahrsclioinlich, 
das  zweite  vielleicht  auf  einen  stamm  *aims-  zuröckgelit.  Vgl. 
CartitB  und  Windisch  a.  a.  o. 

WahrscheinHch    sind    ferner    auch    filmg    und    €Q(&g    als 
4r-stämine  anzusehen.     Bei    Homer  haben   wir  den  dat.   ySXw^ 
den  acc.  yiXm,    Die  letztere  form  kann  für  "^yilofr-a  genommen 
werden,  yHm  aber  eben  so  wie  att.  Iw  eine  associationsbildung 
sein  (vgl.  oben  s.  23).     Das  adj,  yelotog  {B  215  fBlmmq^  vgl. 
Curtius  stud.  M  186,  Mangold  stud,  Y\  203)  ist  wie  ijorog    und 
mittag    gebildet.     Die    nach  homerische  flexion    yiXwg  yUrnvog 
hindert  unsere  auffassung  nicht,  denn  dieses  t  ist  eben  so  un- 
UTHpriinglich  wie  das  t  in  Xßwg  ;f^&>ro^  statt  XQ^^^r  ^^^  qdoiag 
statt  qidiogf  ci^g  (f^Tüg  statt  (Tfioc,  di-xeqmg  aQyi-xt^mg  -xi^ta- 
f^Cf    eine   flexionsweise,  auf  die  wir  in  dem    abschnitt  über 
sufBx  -m«-  zurückkommen  werden,    Scluvierigkeiten  macht  nur 
Jaf»  verhältniss  von  yilmg  zu  dem   im  verbum  yeXdßd  aor,  iyi^ 
iiüHfa  steckenden  stamm  yslatf-f   über  welches   ich  mir  keine 
pflügende  rechenschaft  zu  geben  weiss  ^),     An  ySXojg  und  iyi- 
la^ca  schliessen   sich    tQmg   und   ^Q(i(t<faTO  an.     Die  t- flexion 
t^t»g  iQwrog  ist  eben    so  wie  der  stamm   yiXwt-  jüngeren  Ur- 
sprungs, tQon-  erscheint  zuerst  hymn,  Merc.  449.    Homer  kennt 
wahrscheinlich  nur  den  stamm  tqo-.     AusI uhrlicheres  hierüber 
in  dem  aufsalz  über  ?Qapm  zeitsctu\  XXIII  heft  G,   wo  ich  zu- 
|ldch    glaube    nachgewiesen    zu    haben,    dass    alles   was   auf 
griechischem  Sprachgebiet   mit  t^wg   zosammerihängt   auf  eine 
Wurzel  ram  zurückgehl  und  dass  i'^oc  und  tgoic  gricch.  noubil- 
düngen  sind,   die  erst  dadurch  ins   leben  treten  konnten,  dass 
die  spräche  in  t^a-^m  (für  *^«-fio#)  die  anfangselemente  %-  als 
den  wortkem  zu  empfinden  sicli  gewölmt  hatte. 


*)  Liesse  sieh  die  exislenz  eines  *y*i.tf-  =  "^gal-aifi'  andenveitig  nach- 
weiseii  (vf L  iro^tf-i)  oben  b.  11),  so  künnte  das  €t  von  ytlafS^  als  stimment- 
vidümi^  angesehen  werden.  In  ähnlicher  weise  halte  ich  das  tt  von  nhuU'm 
^  t,  •»^^«7»  (neben  nimv  sl.  Trio*'-),  ffaeraiVw  (nehm  jUitay  st.  T*xro#'-), 
itf^f^uifm,  kim^u,  *^f^cf7rtf>Knf  u.  a,  nicht  Mi'  den  unmittelbaren  verttetoi  des 
Ittdog,  u  von  snfßx  -an-  (*van-^  »wion-J,  sondern  für  einen  inii'  griocbiscbem 
boiJeu  neu  entwickelten  stinniitojj,  so  dass  ich  also  t  b.  üroüfuVin  aiia 
'^t»  (vgL  ¥m*p^uif'0'^)  und  ^t^anrnra  ans  *in^any-ji(  (vgL  i^i^Qtmy^ft) 


30 


K.  Bnigraaj)^ 


Endlich  sind  wol  auch  noch  xgwg  und  tÖQmg  als  si^matiscl: 
stamme  zu  betrachten.    XQ^^^  bildet  bei  Homer  seine  casus  thell 
nach  ülterer  weise:    x(^o(5c  XQoi,  Iheils   nach  jüngerer:    x^« 
Xtfwrr.     Es   scheint  ein  stamm   ^^ghar-ds'  zu  gründe  zu    liegen^l 
der  in   derselben   weise  wie   tffitf-^  d.  i.  vernmllich  ^bhar-ät^l 
von  w.  Mar  (bhur)  »zucken«  (stud.  IX  376),  wegen  der  suffix- 
betonung  des  wurzelvocals   verlustig   gin^^      Von    td^mg  bildet 
Homer  den  dat.  liqtZ^  den  acc.  iSqw.    Ahrens   formenl.^  s.  38 
hält  diese  formen  für   unrichtig  überliefert  und  vermutet   dafür 
iÖQOt  oder    Iditat  und    tÖ^oa.      Die   Üexion  iä^mtog  ist   nach- 
homerisch. 

Je  weniger  deutlicli  in  ihrem  ganzen  habitus  die  zuletzt  an- 
geführten griechischen    -^.s-stänune  sind^  um   so  klarer   ist  was 
das  latein  an  an^ilogien  zu  dem  aus  aurora  zu  erschliessenden 
*aurös  öris  aufweist.    Es  sind  diess  die  zahh'eichen  substantiva 
wie  amör,  angär,  stldör,  weiche   Leo  Meyer  vgl.  grannn,  II    113 
IT.  verzeichnet.    Häufig  ist  das  s  im  nora*  sing,  erhaltejr,  wie  in 
honös,  lahös,  pavös  (Nene  I^  UM  K,  Corsseu  II*  87.  507);   der 
Übergang  in  r  in  diesem  casus  ist,  wie  wir  schon  s.  16  andeu- 
teten, kein  rein  lautgesetzlicher,  er  ist   erst  dm"ch  die  analogie 
der  übrigen  casus  hervorgerufen  worden*   Mit  a«rör-a  vergleiche J 
rnan  (keör-n-s,  mnor-ti-St  adör-efi-s  u.  dgl.     Auffallend  ist,  dassf 
neben  honor-firf,  hünör-anu-s  u.  dgt.  die  ableitmigen  hmies^u-s 
hönes4äs,   Jimies-iüdo  liegen.    Alan  denkt  zunächst  an  das 
hältniss  von  fcidfatr-  zu    aidsrf-  und  nshfiS'    zu  mhas-,     Danachl 
würde  hones-  noch  die  sonst  abhanden  gekonunene  schw*achej 
Stammform  repräsentieren,   und  so   könnte  man  die  proportion| 
aufstellen    hofus-tn-s  :  hmtör-ariu-s  ^^  vkfr-if'  :  victör^ia    (vgh 
stud.  IX  399).     Indessen  sind  dabei  noch  besondere,  im  ^veite-^ 
ren  verfolg  der  unteimichung  zur  spräche  kommende  Verhält- 
nisse zu    berücksichtigen,   die   die    Stammform   hmies-  doeh 
einem  etwas  anderen  licht  erseheinen  lassen. 

Den  ül)rigen  europfuschen  sprachen  sind  geschleclitige 
stamme  mit  abstufender  declination  völlig  fremd. 

6, 

Wir  wenden   uns  nunmehr  zu  derjenigen   classe  von  ge3 
schlccbtigen  -a^'-stämmen,   welche  in  allen  casus  durch- 
gängig die  suf  fix  form  -aiS-  aufweist.    Auch   diese   kalc 
gorie  ist  auf  das  arisclte,  gi*iechische  und  italische  beschränkt. 


Zur  geschichle  der  iiominalsufflxe  -a«-,  -jas-^  »ro«- 


31 


Aus  dem  indischen  gehören  hierher  zunächst  einige  ab- 
stracte  Substantive,  wie  tav-ds-  m.  j»kraft«»  ffar-äs-  ni.  »alters- 
schwache, hohes  alter«,  hkij-äs-  m*  »furchl«.  Ferner  mehrere 
concreta,  welche  theils  substantivisch,  theils  adjecüvisch  sind, 
z.  k  raksh'ds'  uh  »nächtlicher  unhold«,  tja^-äs-m,  »sprössiing«, 
iav-äS'  »kräftig«,  miiii-ds-  »gross«,  jaf -05-  »herrlicti,  niaje^stätisch«. 
Endlich  zahlreictie  adjectivische  composita,  deren  zweites  glied 
ein  neutraler  -os-stamm  ist,  wie  orUrMs-  »onverstäodig«,  sor 
rndnas-  »wolgesinnt«. 

Ini  altbak Irischen  linden  wir  siaiplicia,  wie  aenafik' 
»rachsüchtig,  bösewicht«,  qarctmnh-  j& majestätisch«,  daozhw'ih- 
»betröger«,  und  composita  von  neutralen  -aÄ-stänimen,  wie 
äfn-vacanJi'  »segnende  worte  führend«,  drtd:}is-manaüh'  »dessen 
geist  von  der  Druklis  besessen  »st«,  sefii^frathanh'  »so  lang,  breit 
als  die  erde«* 

Ans  dem  griechischen  stellen  sich  hierher  die  adjectiva 
auf  -^g  -fic,  einige  wenige  siinplicia  wie  i//er<f^'g,  aatftjc  (s.  Lobeck 
paralip.  p.  158  sqq,)  und  zahlreiche  composita  wie  ci)-/i£Tifg, 
a-ad'ev^g,  vne^-xaAlfg  von  fiiyogy  ü^ivog^  ndlXog;  letztere  haben 
zuweilen  den  accent  zurückgezogen,  wie  avr-t/^ijg^  ath-d^xijg^ 
T^t-^Qf^g  und  alle  auf  -md^gj  z,  b,  Tii'wd^g,  Trvjwdiyg,  denen  aber 
älteres  -o-«#J^'g  zur  seite  steht  wie  nvo-etd^g,  nv^o-etd^g  (vgl. 
stud.  rV  160,  Pott  zu  W,  von  Humboldts  werk  über  die  ver- 
schied, d.  menschl.  sprachb.  II  541  f.). 

Weiter  kommen  auch  in  betracht  l-^^^g  und  x^Wi^-  ^^^ 
das  ei-stere  w^ort  ein  tf-stamm  ist,  zeigt  der  voc.  l^^fg.  Zu- 
nächst vergleicht  sich  vielleicht  der  voc*  ä^ig  (»0  tapferer«?) 
E  31  \4(jFg  aQig^  ß^OTokatys  jc^i.,  ferner  wol  der  com[*ar. 
ä^eitür  für  *«ß€0'-nwM  (ob  auch  der  verbale  stamm  J^td-  in 
a(>«ö'-cf«^*^'o-g,  äQ£<j'T0-gf),  Vgl,  Curtius  grdz,*  342,  Leskien 
sind,  II  98.  Dass  x^^V^  ^'^^  sigmalischer  stamm  isl,  scheint 
aus  x^^f*^J*'^  tlem  seitenstück  zu  d^^iwp^  und  «r-x^^tjc  gelolgert 
werden  zu  dürfen.  Steht  somit  '^J^tog  l^^ei  auf  gleicher  linio 
mit  tf/BvSiog  t^ftvSh^  so  ist  zu  vermuten,  dass  die  formen  !./^//og 
"vf^iy*  und  x^Q^^^  X^^^*  ^^^^  V  ^^^^  ^^^  nominativen  ^'^i^^g  und 
X^^^^i  bezogen  haben  und  also  ganz  eben  so  zu  beurtheilen 
sind  wie  z.  b.  die  formen  d<n^^og  doT^^»  (stnd,  IX  367.  40sä)^). 


*)  Der  iinnahme,  dass  Ugijg  ein  ü~s{&mm  sei.  stellen  natürlich  iler  acc. 
•^piyK  und  der  nacbhomer.  gen.  'd(titt>  (s,  Renner  stud.  U  U  2:^2)  niclil  im 


3S 


K.  Bru^mari, 


Auf  diese  weise  wurde  auch  jener  sonderbare  gen.  plm\  dvga^mi 
y  99  von   dvc-aia-  zur  not  erklärlich   werden^  obwol    ich  ihn 

immer  noch    lieber    vm   jenen    niisbildungen    der    homerisch' 
Sprache  reclinen  möchte,  die  Leskien  stud.  It  71  ff.  bespricht 
Im   lateinischen  sind  die   -as-stänime  ohne  abstufen 
deelination  nur  schivach  vertreten. 

Das  deutlichste    beispiel   ist  Ceres  eris,  wovon  Cerealis 
^Cerer-üli'S, 

Femer:  piAes  oder  pühir  eris  >mannbar<^.  Das  substan- 
\vf\im  pHbertas  (von  Cicero  an)  ist  eine  »^falsche  analogiebildung«, 
die  erst  aufkommen  konnte,  nachdem  der  rhotacismus  einge- 
drmigen  war,  \n  ähnlicher  weise  bildete  die  spräche  den  super- 
lat»  veterrmti-s  von  dem  st.  veter-  zu  einer  zeit,  da  man  deinfl 
veter-  seinen  Ursprung  aus  Heks-  niciit  mehr  ansali.  Den  um-^ 
gekehrten  lapsiis  —  so  zii  sagen  —  zeigt  jeais-ctilii-^tu  von  dem 
Pott  et.  f.  ]*  138  sehr  richtig  bemerkt:  »Falsch  ist  Cicero's 
jemiS'Ctdü,  der  es  freilich  nicht  wissen  konnte,  dass  r  in  Jccut 
( skt .  jttkri)  ursprünglich,  dagegen  z.  b.  in  rohur  diea^ 
nicht  sei«. 

Ein     compositum    von    der  art    des    grieeh,    sv-fnepjjg 
degmer  eris   von  getms  eris.     Man    vergleiche  dazu   hi-cm-por 
oris  von  corpus  aris. 

In  allen  casus  ausser  dem  noni.  sing,  gehören  hierher  Ve^ 
nus  eris  und  vetns  eris  (nom.  indess  auch  veter).  Der  ausgang 
-tis  ist,  wie  unten  näher  gezeigt  werden  wird,  identisch  mit 
dem  -US  des  neotrum. 

Umgekehrt  stellen  sich  nur  mit  ihrem  noni„  sing*  hierher 
die  substantiva  wie  sedts^  plebes^  nioles,  caedvs  (Corssen  krit, 
beitr.  467^  aosspr.  P  571  11^  270).  Die  übrigen  casus  sutdi 
f-stümme.    Es  muss  hier  wol  eine  contamination   von  -es-   und 


wege.    Beide  formen  beriiheii  eben  so  wie  t.h.  Jmx^dTViv  auf  einem  durch  1 
den    nom.    sing.    veran[assLen   nbertrill    in    die    analogie  der    -ä-siünimewj 
Schwierigkeit   macht    aber   der    aeöL    slamm  "A^tv-,   gen.  1^(>#t/-of   u.  s,  fj 
(Ahrens  1,  37  sq.   121).    Dieser    ist  um   so  auffälliger,    weil  eine  analoge] 
declinationsvveise  ni  der  ganzen  griicitilt  nicht  nachweisbar  ist.    Man   hall 
sich  auf  "AQfv-og  mehrfach  berufen,    nm  wahrscheinlich  zu  machen,   dass 
*ji^rjos  mit  ßa<fUriOQ  auf  gleiclier  stufe  stehe;  aber  für  ^itsUi^og  sagten  diel 
Lesbier  nicht  *ß(t<rUivo^,   sondern  pasihio^  (Ahrens  I,  117)»  fnlglicb   kann 
uiinere  ansiebt,  dass  'A^fivs  <r-stamni  ^i,   durch  "J^tvo^  mtM  erschfitlerl 
werden.    'jQtif-  ist  ein  anderes  wort  als  'ji(iiji. 


Zur  geschichte  der  noininalsuffixe  -fw-,  -jas-,  -vas-. 


33 


f-slämmen  statuiert  werden»  worauf  wir  erst  weiter  unten  wer- 
den eingehen  können. 

7. 

Wir  frag-en  niinmelu':  worin  ist  es  begründel,  dass  In  den 
arischen  und  in  zweien  von  den  eurüpäisclien  sprachen  in 
gleicher  weise  ein  theil  der  -as-stamme  mit,  ein  theil  ohne 
stammabstnfung  decliniertr'  warum  sprach  der  hider  ttsh-ds-am, 
aber  gar-ds-am,  warum  der  Grieche  ^'6((r)-a,  aber  ipBvd-^((f)'ay 
\varum  der  Römer  hon-ör-mu,  aber  Ccr-er-em? 

Um  sogleich  das  endergebniss  unserer  Untersuchung  voran- 
zustellen : 

Der  unterschied  ist  zu  erklären  aus  der  verschie- 
denen entsiehungszeit  der  beiden  classen.  Die  erste 
declinationsweise  ,  die  der  neutralen  substan  ti  va  Avie 
aind»  näbhas^  gr,  viipoi;  und  des  femininum  aind. 
usMs,  gr.  lycög,  entsprang  in  derjenigen  p e r io d e  der 
indog.  grün  dsprache^  in  welcher  die  doppelheitax 
und  oti  ins  leben  gerufen  wurde  (es  geschah  diess  meiner 
Überzeugung  nach  durch  die  betonungsverhältnisse).  Die 
zweite  classe  ist  eine  jüngere  schiebt,  die  in  einer 
Periode  aufkam,  als  das  verhaltn  iss  zwischen  ai  und 
ot  schon  ein  durchaus  festes  und  starres  geworden 
war  und  diese  laute  nur  noch  auf  dem  wege  der 
analogie  erzeugt  werden  konnten.  Es  entwickelte 
sich  diese  classe  aber  durchaus  aus  den  alten  neu- 
tralen -€i.9-stämmen,  und  zwar  so,  dass  die  spräche 
stamme  dieser  kategorie  in  die  geschlechtige  flexion 
überleitete  und  dabei  das  ih  der  schwachen  Stamm- 
form durch  alle  casus  durchgehen  Hess. 

Der  Zusammenhang  der  letzteren  classe  mit  den  alten  neu- 
tralen substantiva  hegt  am  klarsten  zu  tage  bei  den  adjec- 
ti Ansehen  composita  wie  aind.  sti-^ndnas-,  gr.  ev-per^g, 
IslL  iie-gener.  Es  scheint,  dass  diese  in  die  indogerm.  grund- 
sprache  liinaufreichen.  Folgende  Ixüle  verzeichnet  Fick  in  der 
3.  au  11,  des  l  bandes  seines  Wörterbuchs  als  ursprachüeh: 

Ahid,  dn'ügas'j%i\  dy-ayitJ'  »sündlos«  nur  bei  lexicogr.  (s.  9). 

Abaktr.  rfe«s-fratxi«A-,  gr.  6vg~nXeiff'  »von  schlechtem  ruf« 
(s.  110), 

Aind*  vasu-f;ravaS',  gr,  Bv-3ti$i<j-  »von  gutem  ruf«  (s.  217), 
Der  Zusammenhang  von  vasti"  und  iv-  ist  sehr  uowahrschein- 

Se«ltaehHft  nir  Yergl.  Spraclif.    N.  F.  IV  .    J.  g 


34  K*  Brugman, 

lieh,  Fick  selbst  bringt  jetzt  (in  Beziaenberger's  beitr.  I  58)  iv^ 
mit  dem  altgall.  avi^  »gut«  zusammen.  ^) 

Aind.  dur-manaS'  »mismutig«,  abaktr.  dus-mananh-  »schlecht 
denkend«,  gr.  dvg-fAsvic-  »übel  gesinnt«  (s.  110.  166). 

Aind.  nr-mafkiS',  abaktr.  ncMre-mananh'  »mannherzig«,  gr. 
""AvÖQO-iAivriq  nom.  pr.  (s.  128). 

Während  so  die  composita  auf  neutrale  -o^-stämme  zu- 
rückgeführt werden  müssen,  lässt  sich  leicht  zeigen,  dass  die 
ohne  abstufung  declinierenden  simplicia  alle  auf  neutra  ohne 
alle  Schwierigkeit  zurückgeführt  werden  können.  Ich  führe 
aber  auch  sie  unbedenklich  auf  die  schiebt  der  substantivischen 
neutra  zurück,  weil  dadurch  eine  sehr  einfache  erklärung  ge- 
wonnen wird  für  die  thatsache,  dass  die  geschlechtigen  -a»- 
stämme  zum  theil  mit,  zum  theil  ohne  abstufung  declinieren, 
und  weil  für  einige  von  den  nicht  abstufenden  geschlcchtigen 
simplicia  die  herkunft  von  einem  neutrum,  also  die  ablegu&g 
älterer  neutraler  flexion,  in  keiner  weise  in  abrede  gestellt  wei'- 
den  kann. 

Die  simplicia  zerfallen  in  zwei  gruppen,  indem  einmal 
neutra  mit  abslracter  oder  concreter  bedeutung  bei  der  annähme 
der  geschlechtigen  flexion  ihre  bedeutung  im  ganzen  nicht 
verändern,  das  andre  mal  neutra  mit  abstracter  bedeutung 
zu  concreta  werden.  Wir  beginnen  mit  der  letztgenannten 
kategorie. 

l.Das  abstracte  neutrum  erscheint  nach  annähme 
der  geschlechtigen  declination  als  concretum.  Dabei 
hat  das  concretum  oft  adjectivische  function  bekommen. 

So  wird  im  altindischen  aus  rdkshas-  n.  »Schädigung« 
rdksJidS'  m.  »Schädiger,  nächtlicher  unhold«,  aus  dpas-  n.  »thätig- 
keit,  handlung«  apds-  subst.  m.  »thätiger  künstler«,  adj.  »thätig«, 
aus^'cifew-  »herrlichkeit,  majestät«  jagds-  »herrlich,  majestätisch«, 
aus  mdhaS'  n.  »grosse«  mahds-  adj.  »gross«,  im  altbaktrischen 
aus  o^watiA-  n.  »räche,  strafe«  aenanh-  m.  »der  rachsüchtige, 
bösewicht«,  aus  dvaeshanh-  n.  »peinigung,  hass«  dvaeshanh^  m. 

*)  Sicher  zu  streichen  ist  s.  226  aind.  satja-Qravas- ,  name  eines 
vedischen  dichters,  =  gr.  iBno-xliitf-,  Denn  hto-  steht  für  *h(ß6-i  wie 
der  neuerdings  ans  tageslicht  getretene  kypr.  name 'Krfj:-«^vJ<f^w  (Siegismund 
stud.  IX,  102)  ergibt.  Die  identificierung  von  hfo'  mit  aatja-  gebe  ich  um 
so  lieber  auf,  weil  die  annähme,  dass  im  griechischen  tj  zu  tr  geworden 
sei,  schon  an  sich  eine  sehr  bedenkh'che  war. 


Zur  ^escJiirhte  der  nominalsiifUxe  -/is«,  -i«s-,  'Vas- 


33 


«iriageTt  peiniger«,  aus  qarenanli-  n.  »glänz,  majestät«^are»aiM»- 

öL  »der  inajestäüsche«(  (cf.  Jusli  s.  v.  qarmüo)^  aus  rmJanh-  n. 

»Opferung«  radanh-  m,  »opferer«,  im  griechischen  aus  ^fffÖBa- 

n.  »betrug«    ^^'*r<J^eT-  adj,   > betrügerisch«   (die  grundbetleutuiig 

VOR  ^fävdag  ist  scliwer  zu  fassen).    Wo  das  neulrum  neben  dem 

f^en   wort  nicht  nachweisbar  ist,   darf  es   vorausge- 

— ien  (materiell  oder  ideoll),  wie  bei  aind.  dlivards-  adj. 

»tauschend,  verblendend«    (ist  an  den  zwTi  rigvedasteüen,   w*o 

<s  sich  vorfindet,  vielleichl  substantivisch  als  bezeichnung  einer 

dimonengattung  zu  nehmen),  dupos-  adj.  »vordringend,  Iiiiiaus- 

strebend«,   abaktr-  damhanh-  m.    »betrüger«   (cf.   Justi   s.  v,), 

gr*  Quffi(S'  >klaj%  deutlich«  (nach  Curtius  grdz.'*  458  eigentlich 

»schraeckbar«  und  mit  lat.  sapio,  sapot'  verwandt). 

Die  concrele  bedeutung  ist  nicht  erst  in  folge  des  geschlechts- 
wechs^ls  entstanden,   sondern  zunächst  nahm  das  neutrunt  als 
neutrum  concrete  bedeutung  an   und  dann  wurde  durch  diese 
die  ffescldechtige  flexion  ins  leben  gerufen.     Die  erste  entwicke- 
hingsstufe  war  also  eine  Veränderung  der  inneren  sprachform; 
^'    sbstractum  wurde  directes  prfidicat  oder  attribut  von  per- 
.leii  begrifien,  die  erscheinungsforni  wurde  mit  der  Substanz 
wientirtciert  und  vertrat  so  die  stelle  der  Substanz  selbst.    Solche 
T*Twendung  von  abstraclen  ist  auch   sonst  vielfach  nachweis- 
hstj.    \m  vedischen  bedeutet  das  femininum  dinsh-  nicht  nur 
»hajäs,  aiil^indungc,  sondern  auch  »hasser,  feind«^),  Cicero  nennt 
üöi  Lucius  Antonius  Pliih  XI,   5.,    10  ein   fairnus  und  sceliis, 
XJV,  3»  8  ein  insk/ne  odium  ötnnimn  hontinum,  ähnlich  bedeutete 
mei  it/fedm  »meine  lieben«,  mm  festtvüds  »meine  wonne,  mein 
Wichen«,  niyeta  ist  *die  arbeit«  und  »der  arbeiter«.     Man  ver- 
gleiche  hierüber  und   über  die  sehr  zahlreichen  analogen  er- 
^idnungen  im  lateinischen  Nägelsbach  stilisl»  ^  s.  48  f*  und  Dra- 


'/  Aiult^re  beispiele  aus  dem  rigveda  mOgen  liier  in  der  aamerkung 
pbkiz  floilen.  dmiVil-  t  L  *drangsaJ»  pUige<i  %  »dräiiger,  plngegeist*,  drüh- 
t  U  »arglisi«  %  ►uiiliolJin*,  «raff*  f.  1,  »rnisgunst,  fei r^tl seligkeil«  2. 
»fliiid«,  agasti-  und  nlthiimgii'  L  L  »verw Ansehung,  liass«  ±  ^verwruiseher, 
r»,  alfhittuUi*  f  K  »naclislelluug«  5.  Mingroifer,  feiiid«,  ahhijü^-  t  (J, 
•iff«)  2.  *iingreifer«»  dmatu  f,  1.  "iirninU  2.  *t!er  arme*,  ishti*  t  1. 
JlCMbleutrigung,  nntrieb«  2.  »förderer,  helfer«.  prdmnti*  t  1.  »schillJKende 
fifW»q^  ±  »fürsarger»  hescUützer*»  nid-  L  t,  »spolU  2.  »spÖUer«,  Irijä- 
tL  »Ijehesiifig«  2*  »hexe*f,  puribädh*  f.  (1.  »widerstand,  Uemmniss^t)  ± 
di^hftas'  n.  1.  »liass*  2.  »feind,  basser«,  pratimüna-  lu  1. 
,  gteiclimass«  ±  ^ebenl}üriigcr  gegner«. 


K.  Brugman, 


ger  bist.  synt.  I,  18  f.  Nach  Miklosich  vgl.  giamnL  l\\  6  be- 
zeichnen absiracta  im  siavischcn  manchmal  pcrsonen,  so  svoboda 
>freiheit«  auch  »der  freie«,  prijamt  »Ireiindsdiaft«  auch  »der 
freviiid«,  neprijaMfil  >der  teufel«  ^).  Bei  uns  Deutschen  hauflg 
liebe  für  »geliebterc  oder  »geliebte«;  Hennamh  meines  altera 
fr  ende;  eine  verfolgte  Unschuld;  imindartlich  er  ist  ein  ekel 
für  »ein  ekelhafter  mensch«,  auch  du  ekel!  u.  s,  w.  a.  s,  \v. 
So  kommt  denn  neben  aind,  rakshdfi-  m,  »Schädiger«  auch  schon 
das  neutr.  rdkshas-  mehrfach  in  der  concrelen  bedeiitung  vor, 
z.  b.  I,  21,  5  tAmahäntd  sthütspätt  indrü^nl  rdksha  nhtjaiam  »ihr 
beide,  Indra  und  Agni,  die  gewaltigen  beschützer  des  Wohnsitzes, 
sollt  den  unhold  bändigen*,  und  in  ganz  analoger  weise  haben 
wir  bei  Homer  neben  hXfyxjc  »schändlich^<  z.  b.  ./  542  l^Qysloi 
iüfAm^Oi^  iXf^X^^^r  *"^  *''^  cT^^Äff^«;  auch  das  neutrum  bI&^X^^ 
»schände«    in  concreler  Verwendung,  z.  b*  B  235  m  niTtov&q^ 

Ist  also  an  sich  nicht  zweifelhaft,  dass  abslracta  wie  unsere 
neutra  auf  -as-  zur  bedeutung  von  concreta  gelangen  konnten, 
so  bleibt  nun  noch  ktar  zn  stellen,  auf  welche  weise  die  als 
concreta  fungierenden  neutra  dazu  kamen,  sich  geschlechUge 
flexion  anzueignen  und  dabei  mitunter  die  function  von  adjec- 
tiva  zu  übcrnelmien. 

Wären  unsere  neutra  mit  ihrer  concreten  bedeuturj^  nur 
als  prädicat  im  satz  verwendet  worden,  so  wurden  sie  höchst 
wahrscheinlich  nie  dazu  gelangt  sein,  ihre  neutrale  tlexion  mit 
der  geschlechtigen  zu  vertauschen.  Aber  wir  dürfen  annehmen, 
dass  sie  in  alter  zeit  auch  schon  als  attribute  gebraucht  werden 
konnten,  dass  man  also,  um  ein  fingiertes  indisches  beispiel  zu 
nehmen,  nicht  bloss  jä^as  detmdattds  im  sinne  von  »Devadatta 
ist  eine  majestät«  sagen  konnte,  sondern  auch  im  sinne  von 
»majestät  Devad,«  d.  h.  »der  majestälische  Devad.«^  wobel^ 
immerhin  angenommen  werden  mag,  dass  die  attributive  Ver- 
bindung zunächst  eine  lockerere,  eher  appositioncll  zu  nennende 
war.  Solche  attributive  anlehnung  eines  Substantivs  an  ein 
anderes  ist  in  den  historischen  spraehperioden  mehrfach  nach- 


{ 


i 
i 


*)  Bedenkt  man,   dass  das  suffix  -ota  zahlreictie  fem.  abstracta  btlde 
wie  dobfota  bi>nitas  von  dobrü  bonas,  blagota  bonitas   von   blagn  honu 
diügota  longitudo  von  dlt*gü  lorigus,  so  kann  kaum  bezweifelt  werden,  das 
auch  sirota  t  orphanns  von  sirü  orhuE,  junota  m.  iuvenis  von  junü  adj  juvenis 
sUirosta  m.  f^cnex  vnnst^^n*  adj.i?enex(vgLs.  I9f.)  ursprunglich  abstracta  waren», 


Zur  geschiebte  der  noniinalsufftxe  -<w-,  -jus-,  -vas-. 


37 


weisbar.  Am  bekanntesten  sind  lateinische  Verbindungen  wie 
midier  aneüla^  anns  sac^rdos,  honio  servtts^  vicfor  exercitus,  Uro 
exerciius  und  robns  fmiierics,  digifm  poUcj:^  lahrmium  occidfatw 
ei  recrptor  locus  (vgl,  G.  T.  A,  Krüger  lal.  gramm.  §  296  aniii.  4, 
Reisig  vorles,  §  104,  Dräger  hist.  synt.  s*  624)  ^).  Hierzu  stellt 
sich  ferner  nach  OsthofT  forschungen  II,  48.  133  die  homerische 
Verbindung  ^^o*  ov^antavBg,  eigentlich  >götter,  die  himnihschen« 
sowie  das  gesammte  germanische  scliwache  adjectivum,  insofern 
nämlich  z.  b.  im  got.  sa  linba  hropar  ursprünglich  eben  so  wol 
fiiibit  wie  bropar  ein  substantivum  war,  wie  sich  noch  aus  dem 
angelsachsischen  nachweisen  lässt,  wo  z.  b.  in  $e  Mlga  gml  das 
hdlga  in  der  that  noch  als  Substantiv  rauss  gefohlt  worden  sein, 
etwa  >der  heilige,  nänihch  golt«  fOsthoff  s.  145).  Auch  im 
slavischen  kann  das  adjectiv  in  der  attribution  durch  ein  Sub- 
stantiv vertreten  sein,  z.  b.  abulg.  clm.u%ü  gre^niikü  »ein  sündiger 
mensch«,  eig.  »homo  peccator«,  vragü  clov^kü  ix^(^*^^  är^QmnoQj 
ietm  Jjttbodiica  emulier  meretirix**  Vgl.  Miklosich  a.  a.  o*  s,  3, 
Hatte  sich  in  Verbindungen  wie  jdgas  drmdaitds  das  appo- 
sitionelle  verhältoiss  (die  majestät,  nämlich  D.)  zum  attribu- 
tiven (die  majestät  D.)  fortentwickelt,  so  entstand  nunmehr 
das  bedürfniss  das  als  altribut  in  den  hintergrund  getretene 
neutrum  bezüglich  des  genug  mit  dem  hauptbegriff  in  einklang 
zu  bringen.  Dabei  wiesen  denn  vielleicht  gerade  jene  compo- 
sita,  wie  dusmanas-^  welche  höchst  wahrscheinlich  schon  in 
der  gemeinsamen  grundsprache  mehrgeschlechtig  geworden  wa- 
ren, der  spräche  den  w*eg,  auf  dem  sich  das  neutrum  in  die 
geschlechtige  flexion  überleiten  liess.  Nach  diesen  adjectivischen 
composita  richten  sich  diejenigen  simphcia,  wx^lche  adjectivische 
function  haben,  ja  auch  insofern,  als  nur  niasculinum  und  neu- 
ti^um,  letzteres  im  n.-a.  sing,  erst  secundär,  eine  besondere  ßexions- 
form  bekommen.  Ich  verw^eise  auch  hier  noch  einmal  auf  das 
germanische  schwache  adjectivum.  Denn  auch  die  germ.  -a«- 
stamme   bildeten,    nachdem   sie   von   der   substantivischen  zur 


*)  Hier<1iircli  hekomtnt  die  bekannte  regel.  dass  man  z.  1k  «»ilrif  Gtülmf^ 
hämo  Stfrtts,  aber  bellum  GaUkum,  nicht  Galltim,  oppiduium  Marsicum^ 
nicht  Marsum,  sagt  (Madvig  lat.  !?praclil.  §  191),  ihre  tiefere  begrfmdung. 
Dem  Römer  war  eben  in  der  Verbindung  jniles  GaUus  das  GaUus  ein  suh- 
stAiitivmn  und  die  Übersetzung  »gallischer  soldat«  ist  keine  genaue.  Dass 
die  dichter  weiter  gingen  und  auch  orae  Itttlae  (statt  litdicaej^  flutiien 
Medum  (statt  Medicum)  u.  dgl,  sagten,  ist  nicht  zu  verwundern. 


3d 


K.  Brugtntui, 


adjectiviscben  geltung  herabgesunken  waren,  eine  äussere  genus- 
Unterscheidung  aus,   aber  nicht  bloss* eine  zweifache,  sondern 

eine  dreifache.    Vgl.  Oslhoff  s.  151  ff. 

An  der   band  der  bisherigen  erörlerungen  lässt  sich  nun, 
wie  ich  glaube,   auch   einem   noch   unaufgeklärten  lateinischen 

fädjectiv  beikommen,  welches  schon  manchem  Sprachforscher 
scrupel  bereitet  haben  wird.  Dass  vetus  eris  »alt«  dasselbe 
w^ort  ist  wie  das  gr,  Substantiv  j^itog  und  das  aus  aind.  vats-A- 
zu  entnehmende  ^vdtas-,  ist  bekannt.  Vgl.  Ebel  K.  Z.  IV  329. 
vetus4u-s   ist   gebildet  wie  miuS'iu'S  »belastet«   und  heisst  also 

'eigentlicli  >bejaln't<,  mit  vä^r'ütu'Svgl  sceler-aiit^s,  und  VetuS'iU'S 
Vetur-ittrs  mit  Venns-ia  (vgl.  Corssen  I  ^  231).  Dass  vettis  ei- 
gentlich ein  substantivum  war,    ergibt  auch  mit  voller  sicher- 

'heit  seine  füi-  alle  drei  geschlechter  geltende  endung  -iis,  die 
nur  mit  der  von  opus,  onmj  Vefius  (über  das  letztere  w^ort  vgl. 
unten  s.  43)  identificiert  werden  kann,  und  zur  stütze  dienen 
auch  die  casusformen  retere^  vetcra^  vderum^  die,  von  der  ge- 
wöhnlichen adjectivllexion  abweichend,  zu  ajwret  cpera,  oiwnim 
stimmen.  Den  process  nun  der  adjectivierung  stelle  ich  mü:  in 
folgender  weise  vor.  Das  worl  bedeutete  als  neutrales  Sub- 
stantiv zunächst  a^jahr«,  weiter  überhaupt  eine  längere  Zeitdauer, 
so  dann  *  bejahrtheit,  alter«  und  in  concreterer  fassung  »alter- 
tümUchkeit,  altertümliche  et^scheinung,  einriehtung«  u,  dgl.  So 
Ifisst  es  sich  vielleicht  noch  hie  und  da  in  der  ims  überkom- 
menen Ütterator  auffassen,  besonders  in  der  oft  als  prädicat 
stehenden  Verbindung  vetus  est,  wo  t»d/(Ä' substantivische  geltung 
hat  und  sich  übersetzen  lässt  »es  ist  eine  alte  einriehtung,  ein 
alter  satz«  u.  dgl.  Danach  wäre  also  verbum  veius  eigentlich 
»ein  wort,  das  eine  altertümlichkeit  ist <<,  homovctus  »ein  mensch, 
der  eine  altert,  ist«,  domns  vetus  >ein  haus,  das  eine  altert,  ist«. 
Das  syntactische  band  zwischen  beiden  Substantiven  war  also 
ein  ähnliches  wie  bei  den  oben  erwähnten  Verbindungen  wie  diffi- 
ins  poUex,  robiis  materies,  advcnu  nmnvqHunu  Die  häuilgkeit  der 
attributiven  verwendmig  des  vdus  führte  dem  wort  die  adjec- 
tivische  bmleutung  zu,  und  war  die  spräche  einmal  dazu  ge- 
kommen, die  geschluchtigen  casusformen  vderem,  vetcrcs,  (auch 
nom.  sing,  mter)  zu  bilden,  so  war  der  völlige  übeiigang  in  die 
adjectivkategorie  entschieden. 

Weiter  erkläi't  sich  jetzt  einfach  eine  eigentümlichkeit   im 
gebrauch  des  gr,  ipavdog.     Dieses  erscheint  nämlich  manchmal 


da,  wo  man  tpsväig  erwartet.  Ich  setze  vier  stellen  aus  Plato 
her.  von  denen  die  zwei  ersten  nur  dazu  dieneri  sollen»  die  ge- 
rif^k  des  fraglichen  gebrauchs  klar  zu  niacfien,  Euthyd.  p, 
-7 Ja  idr  ti  iff€vdog  iitp  ta  dlrj^sg  5.  Apol.  Socr.  p  34e  t^- 
lixüvdi  oyia  xai  tovio  tovvo^a  ix^vta^  £§t*  ovv  dk^ii^kg 
hY  0VV  ilttväog.  Politic,  p.  i281b  naqädol^uv  iE  ual  ^>€idog 
iwjöof.  Grat.  p.  385c  oyofiu  i/ttväag  xal  äX^^ig,  (Vgl  auch 
(L  /  115  ^  yiQOV,  ov  t§  ipefäog  tfidg  ävag  nazike^ag  und  .V 
349  Y%miiEva§^  «i  t€  ipsrdog  vriits^^atg^  st  t£  xal  odxiy  an  wel- 
cJieu  beiden  stellen  man  tpBvdug  durch  tptvöig  erklärt,)  ovoiau 
iffivdüg  ist  also  »ein  narae,  der  eine  lüge,  ein  trug  istc.  Die 
ipmche  scheint  die  attributive  Verbindung  von  if/evdog  mit  an- 
deren Substantiven  auf  länger  hinaus  geduldet  zu  haben,  wenn 
der  hau])tbegriir  selbst  ein  neutrimi  war,  während  ein  Aoyog 
pMog  schon  frühzeitig  unerträglich  und  demgemäss  durch 
i6j9g  tpevdfjg  erselxt  vvuide. 

lät  unsere  ansieht  über  vdus  und  das  attributive  tpsvdüg 
rA\[\^,  so  bestätigt  sie  was  wir  oben  über  die  entstehung  von 
.Krid.  ja^uS'  aus  jäcas-  u.  dgK  vorgetragen  haben,  dann  wer- 
il»n  aber  wol  auch  folgende  benierkungen  über  die  bereits  ur- 
blichen  adjectivischen  composita  wie  dus-mana$-  das 
i-iiaife  treffen,  die  wir  uns  für  diese  stelle  aufgespart  haben, 
um  erst  die  auf  dem  boden  der  einzelsprachen  wahrnelunbaren 
eatwickelungen  zu  absolvieren. 

Die  genannten  coiiiposita,  zur  bahuvr'diiclasse  gehörig,  sind 
wie  wol  alle  bahuvrilii  ursprünglich  substantiva  gewesen 
Dach  art  unseres  freigeistf  dreifusSf  schwär zrotk^  griinrock,  rot- 
ho$m,  rothäuky  ijelbschnubei,  grossftiaul,  also,  um  Justi's  ausdruck 
m  gebrauclien,  composita  niederer  stufe.  Es  hiess  also  das 
adj.  duS'fnunus — -  diess  und  die  folgenden  composita  sind  na- 
türlich nur  beispielsweise  herausgegriffen  —  von  haus  aus 
dwa  #scldimmgeist«  d.  i.  >»der  schlimme  geist«  (vgl  aiod.  dur- 
mamui''  n*  Äverkehrlheii  des  gemüts,  böswilligkeit«),  das  aind, 
ra '  '/7wa«-  (»eine  gute  zufluclit  gewährend«,  beiwort  der  göt- 

fl'  _  (lieh  »der  gute  schütz,  die  gute  zuilueht«  (vgl  das  subst* 
m^rnuifi-  n.  »eine  gute  zufluchU  AV.  19,  7,  5),  eben  so  z.  b* 
^iikdo-drixTvloc  eigentlich  »rosenfinger*  d*  i*  »der  rosige  finger«, 
mußh-anmiis  eig.  »grossgeist«  d.  i*  »der  grosse  geisl«, 
al»ulg.  crüno-vluBH  eig.  j^schwarzhaar«  d.  i,  »das  schwarae  haar«. 
lange  also  diese  zusanuuensetzungen  noch  subsiantiva  waren, 


40 


Snitmat), 


hatten  sie  natürlich  nur  ein  genus,  das  genus  des  zwei- 
ten bestandtlieileg.  Es  war  also  dus-manas-  neulrmn»  eben 
so  solche  wie  z.  h.  aind,  su-hrd-  »gutherzig,  freunde,  griech, 
tQi-ffvlXa-    »dreihlältrig'j^  (daneben  subst,   xQi'tf^vXlO'V    »dcei- 

blaft«),  lat,  miscri-cord'  »barnilierzig* ;  mascutina  waren  solche 
wie  gr.  ^odo'daxTido-^  lat.  magn-anitno- ;  feniinioa  solche  wie  aind. 
su-üti-  »erwünschte  hilfe  bringend*,  gr,  xQvaa-mfktii'  »mit  gol- 
denem haar*.  Derartige  substanliva  verbanden  sich  mit  an- 
deren zunächst  in  derselben  weise,  wie  wenn  wir  Deutsche 
sagten  der  freigelst  Goethe  für  »der  freigeistige  Goethe«,  der  gdb- 
Schnabel  Fritz  für  ?»der  gelbschnabelige  Fritz«.  Erst  nachdem 
das  attribut  adjectivischen  wert  erlangt  hatte,  wurde  das  be- 
dürfniss  rege  zwischen  den  beiden  substantiva  genuscongruenz 
herzustellen  und  so  musste  das  attributive  Substantiv  die  ge- 
schlechtige motion  annehmen.  Hatte  dann  einmal  eine  grössere 
ans^hl  solcher  composiia,  wie  wir  sie  anführten,  auf  dem  an- 
gegebenen Wege  adjecttvische  geltung  erlangt,  so  konnte  sich 
leicht  im  anschluss  an  dieselben  eine  umlangliche  kategorie 
herausbilden;  die  spräche  liess  dann  nicht  mehr  jedes  einzelne 
bahuvnhi  aus  einem  substantivischen  determinal ivcomposit um 
aufsteigen,  sondern  bildete  die  neuen  bahuvrihi  sofort  nach  dem 
muster  der  schon  vorhandenen. 

Man  muss,  um  an  diesen  sätzen  keinen  anstoss  zu  nelinien, 
sich  vergegenwärtigen,  auf  welche  weise  das  adjectivum 
Oberhaupt  zu  seiner  formalen  geschlechtsbczeichnung 
gelangt  ist.  Alle  und  jede  geschlechtsbezeichnung  in  imseren 
idg<  sprachen  geschieht  durch  mittel,  welche  von  haus  aus 
mit  dem  gesehlechtsunterscliied  sicherlich  nichts  zu  thun  hatten. 
Zuerst  aber  waren  es  die  substantiva,  an  denen  gewisse  enduii- 
gen  geschlechtigen  Charakter  annahmen,  die  adjectiva  folgten 
erst  später  nach*  ^Weiin  das  geschlecht  der  substantiva«.  sagt 
Steinthal  in  seinem  aufsatz  über  die  genera  des  nomen  Kuhn 
u.  Schleicher 's  beitr.  I  296,  »einen  gewissen  qualitativen  und 
stofflichen  sinn  hat,  so  hat  die  motion  der  adjectiva  lediglicli 
formale,  syntactlsche  bedeufung.«  Das  adjectivum  konnte  eigent- 
lich der  motion  völlig  entralen  und  man  kann  sich  wundern» 
dass  es  nicht  bloss  adjectiva  einer  endung  gibt.  Vgl  Schleicher 
beitr.  III  92  ff.  Miklosich  vergl.  gramm.  IV  20.  Ich  glaube 
nun,  dass  man  die  geschlechtige  dififerenzierung  der  abjectivform 
in  erster  linie  als  eine  Wirkung  des  assimilationstr iebes 


Zur  geschichte  der  uoniinalöufflxe  -m-,  -Jos-,  -t?*?^-.  41 

muss  ond  dass  dieser  trieb  sich  zuerst   in   dem  falle 

regte,  dass  das  adjectivum  dem  substantivuni  aUributiv  zur  seile 

$land*    Wenn  luau  gewisse   tlextonsendungert    beim   substanliv 

gewöhnt  hatte  mit  dem  geschlecht  in  Verbindung  zu  brin- 

f,  so  konnte  das  dazu   iührcn,  dass  sie  auch   am   adjectiv 

eindruck  des  geschlechtigen  macliLeii,   und  um  s<>  leichter 

iDoebte  dann  der  uniformierungstrieb  bei  attributiver  Verbindung 

m^  adjectivs  mit  einem   Substantiv  die  congruenz  der  casus- 

oiduilgen  ins  lelien  rufen.  Dass  gerade  die  attributive  Verknüpfung 

gegen  geschlechtsdifferenz  spröde  ist,    zeigt   z.  b.  der  umstand, 

das  der  lirieche  zwar  sagen  kann  tpvae^  y^vpij  Sv^dv^ov  ian 

m  mx^oy  oder  or^e  dya^ov  7WJivxoi^avi^  und  entsprechend 

dö" Römer  variutn  et  mutahile  scmper  (est)  femitut  oder  triste 

hpm  (est)  stubuUs  (K.  W.  Kroger  spractil  I  §  43,  4,  11,  G.  T. 

A»  Cruger  gramm.  §  291  anm.  1),   aber  nicht  aUributiv   yvv^ 

h*^d¥ior  oder  fmihm  varium.     Strebt  also  die  spräche  bei  at- 

Iribuliver  Verbindung  nach  einklang   der  geschlechter^),  so  ist 

doch  io  keiner  idg.  spräche  die  geschlechtsunterscheidung  beim 

adjectivum   mit   voller   consequenz   durchgeführt   worden.     Das 

fiiechisehe  z.  b.  lasst  bei  den  adjectiven  zweier    endungen    auf 

"•S,  -or  die  masculinforni  für  das  feniininum  mitgelten,  und  der 


H  Man  vergleiche  z  b.  aind.  insir.  sing.  masc.  kavinä,  f^m  avjä^  acc.  phir, 

' m.  tipis,  aliu[g.  instn  ^in^*  masc.  gonKtm,  fem.  kostija^  nom.  plun 

i^*m,  kosti  Die  Ijider  und  Slaveii  Imlten  siel»  bei  der  t-decliuatioii 

'  iiiii,  in  d(*t  dem  ma^c.  gegeheiiini  emhwijjr  ciwus  iimsculinisches,  in 

i  itiiJi.  gegebenen  etwas  remminiscbes  zu  fubten.  und  docb  habün 

tliece  verschiedenen    endungen,   wie  wir  siicher  wissen,  von  be- 

tiwfi  an  mil  dem  geschlecbtsynterscbied  gar  nichts  zu  Hchaffen. 

*)  Zdf  Illustration  der  bier  sUttuierlen  genusassimilalion  sei  es  gestattet, 

aar  einige   iivti?rej^ante  sprarberscbeintiugen    tiinzuweisen,    die    einzig    mit 

iijlff  -14«  n^fijmiliitions-  und  uni(ormierungstriebes  erklärt  werden  können, 

t  •  enischen  tiiU  für  mi  >mis*    und  t'i   *vos*,    wenn  bezug  auf 

fcji  1  findet,   auch   mit  femininaler  endung   me  und  vc  auf.  z.  b. 

n  :fnt.    Vgl  Miklosicb  vergl.gr.  IV,  201".  —  2.  Nach  Miklosicb  a.  a.  o.  s.  25 

DfhttiC])  dl*?  neutra  auf  o,   wenn  sie  von   personen  gebraucht  werden,   im 

«HC»  voc  den  auslaut  c  an,  wie  slovc  Christe  hozc  >o  verbuni  Christe  deus!«  — 

X  I       '  '     lien  Naissaü  und  wol  auch  andeniorln  in  DeuLschbuid  gibt  man 

<ll  Wenn  ihnen  unmittelbar  ein  adjectiv  folgt,  dessen  hegrifl' sie 

ÄiMJiJticifeieji,   die  llexion  dieses  adjectivs   und  sagt  also  jt,  b,  ein  ganzer 

§r9^tr  krtl  tör  ein  tjanz  gr,  fc.»    ein  gunze»  freches  luder  für  et«  gang 

fr.  K    Es  wiederholt  sich  liier   in  einer    neuen  instanz  was  in   einer  weit 

riode  sich   beim  zusammentreten    des  adjectivs  mit    dem 

hatte. 


41 


K.  Brugman, 


rfimlscfae  sprachgenius  scheut  sich  nicht  z.  h.  bellum  esDon 

zu  bilden,   also  das  sonst  nur  den  greschlechtigen  stammen  zu- 
kommende  nnminativ-8    beim   adja^livurn    auch  dem   neulrmn 
zukommen  zu  lassen  und  »^ich  damit  selber«,  wie  Pott  in  seinem 
artike]  »geschlecht«  bei  Eisch  ond  Gruber  s,  402**  sich  ausdrückt^' 
>eine  derbe  ohrfeige  zu  verabreichen«.    Vgl.  L.  Schroeder  ^ 
die  formelle  Unterscheidung  der  redetheile*t  s.  90  f. 

Ist  also  die  geschlechtsbey.eichiuuig  am   adjectivum   über*! 
haupt  erst  in  einer  jüngeren  periode  der  idg.  Ursprache  aufge- 
kommen, so  ist  es  um  so  eher  gestaltet,  diegenusdifferenzierung, 
wie  sie  unsere  baliuvrihizusamniensetzungen  aufweisen,  für  eine, 
verhältnissmässig  junge  erscheinung  zu  erklären.     Dass   sie  im- 
nierliin  noch  in   die  grundsprache  zurückreicht,  wird  man  wol 
nicht  in   abrede  stellen  können,   namentlich  nicht  bei  uiiseren 
-ns-stämmen  wie   dus-manas-.      Es  fragt   sich    indessen^    obi 
nicht  aucli   noch  nach  der  Völkertrennung  auf  dem  boden  der 
Sondersprachen  der   bahuvrihiclassc  mancherlei  zugeflossen   ist, 
was   früher  anderen   composltionsclassen  zugehörte;    dass   der 
process    der    adjectivierung   von   Substantiven    bei    der    ersten 
sprachdifTerenzierungnoch  nicht  abgeschlossen  war,  dafür  bürgten 
uns  ja  die  german.  schwachen  adjectiva  und  jenes   lat.  i>etu&^ 
falls  wir  es  richtig  erklärt  haben.    Die  frage  ist  wichtig  genug, 
um   einmal   in    ihrem   ganzen    umfang  untersucht  zu  werden» 
Vielleicht   lindet   dann  der  umstand,  dass  im  griechischen  di 
adjectivischen  eomposita  auf  -og  die  masculinform  auch  für  das 
femininuni  gellen  lassen,  darin  seine  erklurung,  dass  die  sprach 
üi  Verbindungen  wie  (tadoSduzidog  ^Hwg  das  attribut  noch  längei 
als  Substantiv  gefülilt  und  dieser  umstand  die  moiion  ver 
hindert  hatte.     Die  grosse  anzahl  von   zusarmnenselzungen   mit 
masculinem  o-stamm  als  zweitem  glied  müssten  die   rege!  hei*- 
ausgebildet  liaberi,  der  sich  dann  später  auch  eomposita  wie 
x(xx6-i^X*'ü-g  von  iSxy^*  iayv-/lai(SaQ-g  von  ^dunfca  fügten  (vgl 
L.  Schroeder  a.  a,  o,  s.  351).    So  verlöre  es  auch  sein  auffaUen 
des,  dass  lat,  eomposita  ^vie  bi-jyes,  hi-d€?is,  bi-fropis  ihr  -^«  ms 
neutrum  herübemahinen,  nnd  es   könnten   solche   tSlIe  schuld 
daran  geworden  sein,  dass  die  spräche  auch  in  anderen  fallen 
wie  ankins,  amktx  das  geschlochtige  nominativ-s   dem  neutrum- 
zu  geben  sich  erlaubte,  wodm^ch  die  ohrfeige,  die  sich  der  rö- 
mische Sprachgenius  mit  dem  neutralen  *ä*  verabreichte,  wenigstens^ 
als  eine  motivierte  erscliiene,     Dass  die  Römer  hi-pe^i  auch 


I 


Zur  gesclüchl«?  der  nonimulsuffixe  -(«»-,  -jits-,  -vas-*  43 

itruni  gebmuchten,  wäre  im  gründe  nicht  aulTal lender  als 
sie  das  neuüum  vetus  auch  als  niasculinum  und  feminiimui 
jellen  Hessen  und  dass  im  aliindi&chen  in  ad jecti vischen  zusatn- 
menselzungen,  deren  zweites  glied  ein  neutrum  auf  -is  oder  -tts 
ist,  dieses  neulrani  unverändert  auch  als  masculinum  und  le- 
miniimm  fungiert,  wie  su-gjötiSj  stt-lchakshtis  von  (jjötw*  n.  »licht«, 
Biakdm^  n-  »äuge«  (Max  Müller  sanskr.-gr.  s.  8ö  der  deutsch, 
Übersetzung).  Endlieh  sei  noch  darauf  hingewiesen,  dass  grie- 
dii^he  bahuvrihi  mit  femininem  -a-stamm  als  hinlerem  glied  die 
uisprüngliche  feminhiforni  nicht  selten  als  masculinum  auf- 
wehen, indem  nur  im  nom,  sing,  -g  antritt  und  der  genetiv 
nach  der  analogie  der  o-decHnalion  gehildet  wird,  z,  b*  xc*'**" 
fo^^C  von  xiSfjti^  >»haar«  neben  x^rcro-xo^^;  »goldhaar«  nanie 
öner  pflanze»  uXvto-tix^f^i  von  rix^'f^  »kunst«,  mQkü-^iiQfiq  von 
piqfl  »leibgurl«,  n^wxt-^ßi^g  von  ^ßt^  »Jugendalter«,  xva^^o- 
-XßiTijC  von  3jö/ir^  fhaarc,  iv-fif^tliff^  von  f^cXiii  »esche«* 

Wir  kommen  nun 

1  zu  den  simpiicia,  welche  beim  übertritt  aus 
der  neutralen  in  die  geschlechtige  flexion  keine 
wesentliche  bedeutungsmodification  erlitten  haben. 

Dem  latp  VmwSj  später  Vet^us  eris  liegt  ein  nentrum  H^eiws 
m  gründe,  das  mit  dem  aind.  uanos-  n.  »wonne,  liebreiz«  iden- 
'fcU  isl.    Das  adj.  vemis-tu-s  ist  eine  bildnng  wie  ofms4it'S  von 

ms,  pener-ari  vergleicht  sieh  mit  omr-üre.  Die  beibehält 
\\Si%  der  neutralform  für  den  nom.  sing,  hat  ihr  analogen  an 
^m.  Als  feminiouni  scheint  das  wort  nicht  sehr  all  zu  sein, 
denn  wir  erfahren  durch  Cincius  Alimentos  und  Varro  bei 
JMacrobius  sat,  I  12,  12.  13,  dass  eine  gottheit  namens  Yentis 
den  ältesten  Römern  unbekannt  gewesen  sei ;  vielleicht  liat  erst 
die  griechische  und  orientalische  Aphrodite  zur  Verkörperung 
der  idee  des  liebreizes  durch  das  wort  "omos  den  anstoss  ge- 
pAen  (vgl  Preller  röm.  niythoL^  382). 

VVälirend  der  unttn'  1.  besprochene  Übergang  von  der  neu- 
tralen m  die  geschlechtige  declinalion  dadurch  herbeigeführt 
wurde,  dass  das  substantivische  neutrum  als  attribiit  an 
tmtn  persönlichen  begriff  herantrat  und  dessen  genus 

E,  so  kam  Ve^ms  dadurch  zu  seiner  geschlechtigen  flexion, 
\  idee  einer  persönlichkeit  aus  dem  abslraclen  begrifl' 


i^ 


44  ^'  Hrugmaii, 

selbst  unmittelbar  heraustrat.^)  Denn  schwerlich  wird  man 
annehmen  dürfen,  venus  sei  ursprunglich  nur  beiname  einer 
weiblichen  gottheit  gewesen,  in  welchem  falle  es  ja  allerdings 
seine  geschlechtige  llexion  auch  erst  in  mehr  äusserlicher  weise, 
durch  assimilation,  bekommen  hätte  und  zu  den  unter  1.  be- 
sprochenen fallen  zu  stellen  wäre. 

Weiter  gehört  hierher  Certs  eris,  auf  einem  neutrum  *eera8 
beruhend,  das  »wachstumc  oder  etwas  ähnliches  bedeutete. 
Wegen  der  etymologie  des  namens  vergleiche  man  Preller 
myth.«  70.  403,  Corssen  ausspr.  IP  473,  Fick  wtb.  II»  53.  Man 
bringt  Ceres  mit  dem  osk.  dat.  Kerri,  name  einer  weiblichen 
gottheit,  und  dem  umbr.  stamm  ^erfo-,  name  einer  männlichen 
gottheit,  zusammen.  KerH  steht  zunächst  für  *Kers-i,  weiter- 
liin  für  '^Keres-i  (vgl.  ups-annam  oben  s.  10)  und  ist,  wie  Bugge 
K.  Z.  XXII  425  f.  zeigt,  der  dat.  einer  Stammform  Kerr-i-  nach 
der  im  lateinischen  sogenannten  5.  declination.  ^erfo-  steht 
für  *ffers-ö-,  '^Keres-O'  (Bugge  s.  424).  Während  also  Osker 
und  Umbrcr  an  den  alten  consonantischen  neutralstamm,  um 
dem  weiblichen,  beziehentlich  männlichen  geschlecht  der  gott- 
heit einen  grammatischen  ausdruck  zu  verleihen,  vocalische 
suffixe  antreten  Hessen,  erweiterten  die  Römer  den  stamm  nicht, 
sondern  Hessen  ihn  nur  in  die  geschlechtige  flexion  übertreten. 
Dass  letzteres  früher  als  bei  Venus  stattgefunden  habe,  dürfte 
aus  der  form  des  nom.  sing,  zu  erschliessen  sein. 

Zu  Ceres  stellen  sich  ferner  die  s.  32  erwähnten  feminina 
wie  pühss,  tahcs,  möles,  aber  nur  mit  ihrem  nom.  sing. —  sSd€s 
scheint  trotz  seines  wurzelvocals  c  identisch  zu  sein  mit  auid. 
sddas-  n.,  gr.  idog  n.,  anord.  setr  n.  »sitze  (Fick  P  225).  Die 
länge  des  wurzelvocals  kann  erklärt  werden  durch  die  annähme, 
dass  das  e  von  haus  aus  nur  dem  stamm  sBdi-  zukam  und  von 
diesem  aus  auf  die  nominativform  *sÄi?5  übertragen  wurde.  — 
Auch  möles  würde  gegenüber  mbles-tu-s  durch  annähme  einer 
contamination  von  möli-  und  mbles-  verständlich  werden.  Vgl. 
Fick  IP  188,  woindessdas  gr.  iioXiq  unrichtig  als  ^stamm  auf- 
gefasst  wird.  —  Ist  in  nübes  der  stamm  nubir  (nach  J.  Schmidt 


*)  In  ähnlicher  weise  erklärt  sich  höchst  wahrscheinlich  auch  der  um- 
stand, dass  unser  germanisches  wort  goit  in  verschiedenen  sprachen  zu- 
gleich als  inasc.  und  als  neutr.  auftritt  (J.  Grimm  d.  gr.  III,  348).  Das 
neutrale  geschlecht  halte  ich  für  das  ältere,  mag  die  herkunft  des  Wortes 
sein,  welche  sie  wolle. 


Zur  g€«chichte  der  nomiiialsnffixe  -a»-,  -Jas-,  -v(M'.  45 

voc.  I  59.  179  füi*  *numbi')  mit  ^nebes-  =  aind*  fidhluis-,  gi\ 
viqeö-,  aljulg,  nebes-  ziisiiiiinien^^eronnen?  —  pUbes  scheint  mit 
gr.  nliji^oc  idcn  lisch  zu  sein,  vgl.  Leo  Meyer  vergl  gram  hl  U 
117,  Fick  IP  149. 

So  weit  das  lateinische').  Von  den  andern  idg.  sprachen 
kennt  die  in  rede  stehende  classe  von  Substantiven  nur  noch 
das  aitindisclie,  wo  wir  als  masculina  die  stamme  favitS'  ^kra*t«, 
^ardS'  »altersschwäclie«,  hhijds'  sslurcht-!  antreften  (vgl.  s.  31),^^ 

Was  bei  den  lat.  wt'n'tern  VmMs  und  Ceres  der  anlass  zum 
Übergang   in   die  gaschlechtige  flexion  war,  liegt  auf  der  hand. 


*)  Man  wird  as  vielleiclit  auffuilejid  finden,  da!>s  icli  pulvis  oder  ptdi^er 
eris,  einig  oder  einer  eris^  vomis  oder  vomer  eris^  cucumis  oder  cucmner 
eris  bei  tseite  gelassen  habe.  Dass  diese  Wörter  »-stamme  sind,  wird  man, 
namentlich  angesichts  der  abkitungreii  pulms-culu-s  nnil  cinis-ctdu-»,  nkhl 
in  abrede  stellen  köTinen,  Dennoch  scheint  es  mir  angebracht  zu  sein, 
diese  stfimme  hier»  wo  es  sich  um  das  suffix  -as-  handelt,  ans  dem 
spiele  2u  lassen.  Vergleicht  man  nändich  pulü-is-adu-s  z,  b-  mit  scdei^-tu-»^ 
so  ergibt  sich,  da-^^s  wir  es  hei  pidvis  mit  einem  sufhx  -i>-  tm  Ihun  haben. 
Dass  dessen  t  atis  ö  geschwächt  sei,  iHSslsich,  so  viel  irh  sehe»  nicht  im  min- 
desten wahrscheinlich  machen.  Ich  vermute,  dnss  pulvis,  cinis,  votnis^  atcumis 
von  haus  aus  neutra  sind  nach  art  desaind.  jyjö^i«  »licht<^  {^ök'is  »flamme* 
li.  s.  f.  Vor  vocalen  musste  beim  eintritt  des  rhotacismus  -t>-  zu  -er- 
w erden,  wie  aus  *si-so  >4ch  säe«  sero,  aus  *capi8€m  vaptrcm  (OstholT  stnd, 
IX,  282)  wurde  u.  dgl*m.;  also  pidccris  nicht  für  *pulo-es-is  so  wie  sceleris 
für  *scel-c84s,  sondern  für  ^pulv-is-w.  Als  nun  ilhertritt  in  die  geschlech- 
tige llexion  statt  fand,  blieb  der  noniinativausgang  -is  unaiigetaslet.  doch 
stellte  sich  neben  dieses  h«  nach  analugie  der  anderen  casus  mitunter  auch 
-tr  (pulver),  FQr  cimM  als  ursprünglichem  neuirum  haben  wir  noch  einen 
direcleren  anhält  an  dem  neutrum  cinus  cm,  einer  neheiiforra  von  cmts 
(Lachmanii  ad  Lucr.*p.  190)r  citms  wurde  wol  ej-st  durch  die  analogie  der 
neutra  wie  gtmus  eris  ins  leben  gerufen,  üeber  die  bei  dichtem  sich 
findende  nominativfonn  pulviis  (Corssen  U\  'IIK  500)  kann  man  sehr  ver- 
schieden urtheilen:  so  viel  ist  mir  indessen  ganz  sicher,  dass  wir  kein  recht 
haben  pulvfs  als  eine  verkür2ung  von  pulms  anzusehen ;  denn  schlusssUben, 
die  sich  aus  langem  vorai  und  s  zusan^mensetzen,  erfahren  sonst  in  der 
declination  keine  kurzung,  und  durch  nichts  sind  wir  befugt  für  p»?rweine 
ausnähme  ^n  statuieren»  wie  es  Gorssen  Ihut  (über  Corssen*s  meinung,  da» 
-iiw  im  neuirum  des  comparativs  habe  von  haus  ans  langes  u  gehabt,  sieh 
unten  s.  50),  Die  castisformen  cucttmim,  cttcumi  (daL  stng.),  cucumis  (acc. 
plur.)  bei  Plinius  (Neue  l\  175)  sind  durch  den  nom.  sing.  CMcumis  hervor- 
gerufen worden,  indem  man  diesen  mit  nominaliven  wie  siti-s  von  stamm 
tili-  auf  gleiche  linie  setzte.  —  Wegen  des  hier  angenommenen  Hbergangs 
eines  neuirum  in  die  geschlechtige  declination  sieh  den  folgenden 
]>aragraphen  s.  47. 


i6 


K.  Briti^mutn 


I 


e  ur-    I 
dassfl 

md<)| 


Was  in  den   ubrigon   (allen  etwa   den   ansloss  gegeben    hal 
mochte,  wird  im  folgenden  paragraplien  in  erwäguiig  zu  ziehen 
sein. 

8. 

Es  hat  sich  uns  ergeben,  dass  alle  geschlechtigen' 
-öfr-stämme^  welche  ohne  abslufung  flectieren,  aus 
der  Schicht  der  alten  abstufenden  neutra  erwaclisen 
sind.  Sonach  gab  es  von  haus  aus  in  der  idg.  grundsprache 
nur  -«s-stämme  mit  abstufender  declination,  und  zwar  er-i 
stens  diejenige  classc  von  geschleehtigen  stammen,  als  deren 
directe  abkömmlinge  wir  aind.  ashäs.  gr.  */%#ic,  lat.  auröra  anzu-| 
sehen  haben,  und  zweitens  die  neutra  wie  aind.  ndhhaa^  gr, 
Wf  ag,  lat.  opoSy  abulg,  fuiho. 

Gegenüber  diesem  resultat   ist  nunmehr  noch  eine  beson-' 
derheit  des  lateinischen  ms  äuge  zu  fassen.    Unter  der  zahl  der 
substantiva,  die  mit  dem  aus  auröra  zu  entnehmenden   ^'aurös 
öris  auf  gleicher  linie  stehen,  befinden  sich  einige,  welche  ur- 
sprünglich  neutra  waren.    Zunächst  kommt  in  betracht, 
neben  fulfför  das  neulrum  fuhjur  uris  steht,   welches   dem 
tflfYoc  (%o  (fkfyfta^  Hesych.  ef.  ^a'(f)^y^c  ig  »selir  flammend«) 
und    dem    aind,   bhärgas'   n.   »stralender  glänz«    gleichkommt 
(Fick  P  153).  —  Eben  so  neben  decör  das  neutrum  decas  oris^ 
welches  Fiek  I^  99  mit  dem  aus  aind.  daqmjMl    i^er   ist    huld 
reich«  zu  erschliessenden  ^dw^ns-  n.  »huld<*  vergleicht,  —  Ferner 
tenör  »^Zusammenhang,  nnunterbrocliener  verlaufe   neben  ietkus 
oris  »band«,  das  mit  gr.  x^vog  »band«  und  aind»  tdnas-  (eigent^ 
lieh  »faden«,  dann)  »nachkommenschaft«  identisch  ist  (Fick  I* 
88),  — Neben  angör  steht  aind.  dndtas-^  abaktr,  üEnnh-,  gr»  ax*<^"t 
got.  agis-a-  n.  »enge,  bedriingniss,  angst«   u.  dgl;  danach  ist 
angtL^-tU'S  mit  mim-tu^s,  vefius-tti-s  u.  s.  w.  zusammenzuhaUen. 
—  sonor  entspricht  dem  aind.  srdnaS"  n,  »geräusch«?  nach  Fick 
P  S57.  —  südör  dem  gr.  idog  n.  »seh weiss«,  —  favör  ist  viel- 
leicht mit  dem  gr.  {fdj:og  n.  »licht*  identisch,  so  dass  der  be- 
griff  des  lichtes,  wie  oft,  in  den  des  heiles  übergegangen  wäre* 
Curtius  grdz.*  298.  —  S.  30  bemerkten  wir,  der  aus  hmies-tu-s 
zu  entnehmende  stamm  hmeS'-  scheine  sich   zu  hoiws-  (ältere 
Stammform  der  starken  casus»  für  welche  später  nach  analogie 
des  nom,  sing,  honös-  hünnr"  cinlral)  eben  so  zu  verhalten  wie 
gr.  aiäetS'  zu  aiäQtf-y  aind.  ushus-  zu  ushis-r  also  d  i  e  scliwache 
Stammform  zu  repräsentieren,  welche  den  mW  abstufimg  decli" 


Zur  gescliichle  der  nmuinalsufßxe  -fj/f-,  -jas-^  -va«-, 


47 


mden  geschlechligen  stammen  auf  lateinischem  boden  bei 
^Irecliler  fortenhviekelung  der  Ursprung!  iclien  tlexioiisweise 
lBk0iiiiii0ii  masste.  Wir  deuteten  dort  aber  xiigletch  auf  eine 
S  später  ins  äuge  zu  fassende  mögfichkoil  hin.  Es  kann 
lieh  hofuSr  auf  einem  neulrum  Vujtics-  beruhen,  und  dann 
wäre  hones-iu-s  eine  bildung  wie  sceles-U^s,  funes4i^s^  tempe»- 

Wenn  demnach  eine  anzahi  von  -ös-stänimen  ursprünglich 
ilra  waren,  wie  ist  dann  dieser  geschlechts-  und  decünations- 
irechsel  zu  erklären  ? 

Dass  äubi5tantiva  iJu-  gesclilecht  ündern,  ist  eine  auf  allen 
qirachgebieten  begegnende,  auf  einigen  in  sehr  weitem  umfang 
Hl"  •  '.  erscheinung*  Got.  namo  z,  b,  ist  neutrum,  alid. 
«<-  ,  ohne  xweifel  dasselbe  wort^  ist  masculinum  gewor- 

den, Got,  dmffk  (draggk)  und  ahd.  trank  sind  neutra,  jetzt 
heisst  es  der  trank.  Die  rnhd.  maseulina  shmtje,  snecke,  nmde, 
kmthrecke  u.  a.  auf  -e  sind  jetzt  feminina.  Vgl  L  Griunn 
i  y.  ni  549  ff.  Im  Utauischen  sind  die  neutralen  sübstantiva 
durcfagehends  in  die  geschlechtige  declination  ilbergelreten,  so 
im  z,  b.  szirtTts  fein.  >lierz«  auf  einem  neutralslaiiim  *szmlt- 
heruht*  tJebef  analoge  vorgange  im  slavischen  vgl.  MIklosich 
^L  gramm.  IV  24.  Die  Ursache  zu  solchem  genusweciisel 
isl  entweder  in  der  äusseren  oder  in  der  inneren  sprachform 
»i  suchen.  Wenn  wir  jet/i  die  schlänge^  die  sehnecke  o,  s,  w. 
sagwi,  so  beruht  diess  sicherlich  auf  der  einwirkung  der  zahl- 
fachen  alten  -^l-feminina  mit  dem  nominativausgang  -e  wie  die 
K€^,  eben  so,  glaube  ich^  ist  z.  i>  im  lateinisclien  der  über- 
neutrum  pulv^is  in  die  geschlechtige  declination  (s.  45 

l)durch  dieanalogie  des  nominaÜvausgangs-iÄ  der-i-stänime, 
wie  pisci^s^  bewirkt  und  im  slavischen  der  Übergang  der  ur- 
spr*  iieutra  medä  (gr.  fiix^v)  und  olü  (germ.  altt)  in  die  geschlech» 
tige  declination  dadurch  hervorgerufen,  dass  die  form  des  nom<- 
tec,  der  neutralen  -w-stänime  mit  dem  nom.  acc.  des  luasc., 
t,  b.  sjfnü  =  *8&nus  u.  *srmum,  notwendig  ziisannnenrallen 
nsimle  (wegen  dieser  slav,  neutra  vergi,  Leskien  decL  s,  G7). 
Wenn  dagegen  aas  d<is  ftätdmt  die  fräuhin  wird,  oder  wenn  die 


^}  Steht  das  tu  dem  vorhin  genaiHiten  favor  gehflt'ige  faustu-9  ITir 
^mtM^U-M  oder  nach  annlogie  von  an(}tifi4H-8  Tfir  ^fatoH-iu-s ?  Ich  fmde 
Umm  anhält  zur  ontscheidungr,  doch  ilunkl  mich  die  f^vsipvi^  m%lichkHl 
4iB  waiirsebeirilicljen\ 


48 


K,  Hrugmoti, 


Russen  das  feniininuni  golovu  »haupt«,  falls  es  den  anführer] 
bedeutet,  als  mascultnum  behandeln  (vgl,  -L  Grimni  III  321,  IV I 
268  f.,  Miklosicb  IV  33  t,  L.  Schroeder  s.  89),  so  ist  das  natürlfehej 
geschlccht,  also  die  innere  sprachform,  massgebend  geworden. 

So  sicher  aller  geschlechtswechsel  unter  eine  von    diesen 
beiden  kategorien  fällt,   so  schwer  ist  es  in  den  meisten  fallen 
den  anlass  zum  aufgeben  des  alten  geims   zn  finden  und  die 
geheimen   bezöge,   die  bei  solcliem  übertritt  in  eine  neue  kate- 
gorie  obwalten,  aufzudecken.    Und  so  weiss  ich  denn  auch  nicht 
den    grund  anzugeben,   warum  deais  orift^  fnignr  uris  u*  s,  f.  in  M 
eine  geschlechtige  flexion  übergeleilel  Moirden.     Eben  so  wenig  M 
den  grund  davon,  warum  aind.  gards-  u,  s.  w^  und  latein.  feminina 
wie   svdes,   von    ilenen    im   letzten   paragraphen   die  rede  w^ar,  M 
ihr  sächliches  geschlecht  aufgaben.     Nur  folgendes  darf  wol  be-  " 
züglich  der  in  rede  stehenden  lateinischen  subslantiva  als  wahr- 
scheinlich gelten: 

1.  Das  nebeneinander  von  decm  deco-rifi  und  dec^  deeörisl 
hat  sein  gegenstück  in  dem  oehenciiiander  von  termen  tcrfninis\ 
und  tertnö  krtnönis. 

%  Der  übertritt  von  ^fküos-  in  die  geschiechtige  flexion] 
erfolgte  zu  einer  zeit,  da  der  sulTixvocal  von  *aHSöS'  »morgen- 
röte«  noch  nicht  durch  das  übergreifen  des  noniinativvocals 
durchgängig  gelängt  worden  war,  da  also  der  gen.  und  der 
dat.  sing,  und  plur.  von  "^amös-  noch  denselben  ausgang  hatten 
wie  die  gleichen  casus  des  neutr.  ^decös-  (z.  b.  gen.  sing.  *aus6s' 
is  wie  ^^decos^is). 

3.  ^atisüs-,  die  nächste  grundlage  von  aurörüf  war  sicher 
femininum^  und  so  waren  wahrscheinlich  auch  die  gleichartigen 
Stämme  wie  *de€öS',  *fulgds-^  *sonös-  zuerst  feminina.  Erst  nach 
dem  eintritt  des  rhotacismus  (der  zunächst  nur  die  casus  ergriff, 
in  denen  .^zwischen  vocalen  stand,  atso  nicht  den  nom.  sing.) 
wurden  decör-,  ftdgör-  u.  s.  w.  masculina,  weil  sie  alsdann  mit 
den  masculina  wie  Victor^,  anfangs  in  allen  casus  ausser  dem  nom,  ■ 
sing,,  später  auch  in  diesem  casus  auf  gleiche  Itnie  gekommen 
w^aren.  Das  femin,  '^amös  konnte,  da  man  sich  die  morgenrüte  _j 
als  weibliche  gottheit  dachte,  dem  zug  zum  masc.  nicht  folgen,  es  j 
musste  sein  weibliches  genus  wahren  und  trat  d  esh  a  I  b  in  die  -Or- 
declination  über.  Man verglcichedie bildungdesnameos der  blunien- 
goltheit  Flör-a  osk.  Flnns-a  (dat.  jP/MM-m?' wTihinschr.  von  Agn.  a  24).  J 


Zur  geschichie  der  n  am  in  als  uf fixe  -as-^  -jas-,  *va8'. 


49 


Den  hypolhelischeii  Charakter  dieser  aufstelluog  verkenne 
ich  durcliaus  nicht,  sie  scheint  mir  aber  eine  thatsache  in  he- 
friedigender  weise  zu  erklären,  die  anders  schwerlich  sich  dürRc 
erklären  lassen, 

4.  Wenn  von  dem  altindogermanischen  neulruni  sowol  Ceres 
eris,  Venus  eris,  pübes,  sedes  etc.  als  auch  de€m\  falgoTf  sotiör  etc. 
ausgegangen  sind,  so  spiegelt  sich  in  dieser  Verschiedenheit 
wol  die  vei^chiedenheit  von  ojms  eris  eri  etc.  und  lieat^  oris 
ori  etc.  wieder,  mit  andern  Worten:  die  erstgenannten  feminina 
fnssen  auf  der  ältesten  kalegorie  der  iieutra,  die  die  schwache  suffix* 
form  -e^'  (-er-)  beibehalten  hatte,  die  substantiva  auf  -ös-  (-ör-) 
liingegen  auf  der  jüngeren  kalegorie,  die  den  von  haus  aus  nur 
dem  nom.-acc.  zukonnuenden  vocal  o  durch  alle  casus  hatte 
durchgehen  lassen.  Diese  auffassung  würde  durch  honös  öris^ 
neben  welchem  honestus  auf  *Äowds  honesis  hinzuweisen  scheint, 
nicht  erschüttert  werden,  denn  wir  haben  ja  auch  k^mpes-tu-s 
neben  temptis  tanporis,  und  so  könnten  immerhin  höttesfu-n  und 
*}wnos  bofiöm  neben  einander  bestanden  haben.  — 

Nur  der  Vollständigkeit  wegen  bringe  icti  an  dieser  stelle  noch 
das  femininum  arbös  oris  zm  spräche.  Ich  weiss  mit  dem  wort 
nichts  rechtes  anzufangen.  Die  wurzel  ist  vermutlich  ardh 
»wachsen«,  die  eigentliche  bedeutung  unseres  Substantivs  also 
»wuchs,  schössling«  (vgl.  Fick  1'  M  11^  24).  Liegt  ein  neu- 
truiii  *urbös  ösw  txi  gründe  und  steht  dann  der  Übergang  in 
die  geschlechtige  flexion  damit  im  Zusammenhang,  dass  man  die 
bäume  als  fruchtbringende  mutier  zu  fassen  und  die  spräche 
demgemäss  die  unter  den  gattungsbegriff  urbos  fallenden  speeies 
als  feminina  zu  behandeln  pflegte? 

9. 

Zum  abschluss  unserer  ganzen  Untersuchung  Ober  das  sufTix 
-as~  mögen  noch  zwei  bemerk ungen  folgen,  von  denen  die  erste 
einer  stud.  IX  31>G  aufgestellten  und  in  der  abhandlung  über 
die  nasalslamme  noch  näher  ins  äuge  zu  fassenden  hypothese 
g^ilt  und  die  andere  dazu  dienen  soll,  von  unserem  haupt- 
ergebniss  aus  eine  neue,  oben  noch  nicht  berührte  perspective 
zu  eröffnen. 

1.  An  der  angeführten  stelle  der  >studien«  hab  ich  mich 
dafür  enlscineden,  dass  der  lange  suffixvocai  im  nom.  sing.  masc. 
fem.  der  r-  .s-  und  »i-stämme  (z.  b.  mnä.  jtitä,  gr.  nat^^  u.  s.  f.) 
in  die  zeit  vor  der  Völkertrennung  zurückreiche.     Da  nun  nicht 

aSeltMlirin  riir  \erui^  Sj^rftrhr.  N,  F.  IV.  K  4 


fiO 


K*  Bnignian, 


bloss  der  nojii.  sin(^*  der  abstufenden  -aif-stäninie,  wie  aind 
ushd»^  gr.  ij^t  )^it-  lionüs^  langen  voca)  aufweisU  sondern  auch 

derjenige  der  nicht  abstufenden,  wie  aiiuL  durf}tanas^  < 
gr.  övgiAtv^g,  iffBvö^g,  laL  Ceres,  pübes,  so  ist  jetzt  gam  klar 
bewiesen,  dass  die  in  rede  stehende  vocallänge  an  sich  mit  der 
stamnjabstufung  nichts  zu  schaffen  hat,  sondern  nur  durch  den 
dehnenden  einfluss  der  laulgrui>pcn  -rs,  -ss,  -ns  ins  leben  ge- 
treten ist:  während  also  aind.  ushds  und  gn  17«^  auf  «s-das-s 
(resp.  aus-dtS'S)  zurückgehen,  ist  für  aind.  ilummMs  und  gr« 
ävc^uvfi^  ein  rf«s-ma»«i.s-s  anzusetzen. 

2.  Wir  kamen  zu  dem  resultat,  dass  In  einer  älteren  periode 
der  idg.  grutidspraehe  nur  abstufeude  -as-stänuae  existierten, 
geschlechlige  und  ungeschlechtige.  Nun  ist  es  anffullend,  dass 
gegenüber  der  grossen  unKiüd  von  neutra,  die  sich  als  ursprachUch 
erweisen,  wie  aind,  ndhluis  =  ^i\  viifot;,  sich  nur  das  eine  w< 
für  das  frühlicht  als  urspraclilicher  geschlecht iger  -o^-stamm 
mit  abstufender  deehnation  uacliweisen  lässt.  Bedenkt  man,  dass 
die  niorgenröte  sicher  schon  zur  zeit  der  idg.  Völkergemeinschaft 
als  göttliches  wesen  gedadit  wurde,  so  könnte  mau  vermuten, 
dass  das  wort  von  haus  ans  ein  nenlruni  war  mit  der  bc 
deutung  *das  leuchten*  und  erst  dann,  als  man  den  begri 
persönlich  dachte,  weibliches  genus  annahiu,  ganz  eben  so  wie 
die  Römer  aus  dem  neutrum  H^mms  eris  den  weiblichen  namesi 
Venoii  schufen.  Es  müsste  dieser  übertritt  zu  einer  zeit  ge* 
schehen  sein,  da  der  accent  noch  die  kraft  halte  den  unterschied 
zwischen  ai  und  at  zu  erzeugen.  Freilich  lassl  sich  eben  in 
keiner  weise  feststellen,  dass  die  idg.  giundspraclie  nicht  noch 
andere  nach  der  weise  des  Wortes  für  die  morgeiuöte  flectierende 
subslantiva  gehabt  hatte.  Aber  gesetzt  den  fall»  uti-us-  (aus-as-j 
hätte  von  anfang  an  allein  gestandent  so  wären  die  andern  ge- 
sclilechtigen  stitnune  mit  abslutender  declination  wie  gr.  aldmg^ 
lat,  hmiös  analogiebildungen  nach  dem  einen  ans  der  ui*s|>rache 
herübergckonnnenen  nnister.  Dass  deren  im  lateinischen  übec 
70  sind  (s,  Leo  Meyer  vgl.  gramm.  II,  114),  w^ürde  mir  die 
sache  an  und  für  sich  nicht  unwahrscheinlicher  machen.  Denit 
als  *fiwvjs  seinen  lockruf  erhol),  kamen  dann  sicher  nicht  sofort 
samnitliche  70  und  mehr  -os-neutra  in  einer  colonne  heran. 
um  sich  alle  zur  selben  stunde  in  das  neue  gewand  zu  werfen," 
sond<^7i  zuerst  wurde  eines  neu  eingekleidet,  die  zwei  vvörl 
besoi^ten   nun  zusanunen  ein   drittes,   die  drei  /usammen 


Znr  geschichte  der  notiiiimisiiffixe  *««-,  -ja«-,  -vm-,  51 

■  XL  s,  w.  üeberhaupt  bemerke  ich  bei  dieser  gelegenheit, 
es  meiner  tneinung  mich  eine  ganz  verkehrte  vorstelking 
ist,  wenn  man  glaubt,  einige  wenige  sprachformen  könnten 
nkhl  eine  zahlreiche  analogie  bewirken,  oder  wenn  man  dieses 
doch  nur  für  den  lall  yaigeben  w^ill,  dass  die  ^venigen  formen 
rtchl  häufig  gebrauchte  Wörter  sind.  Wer  zugibt,  dass  eine 
fcmi  durch  analogie  eine  neue  schaffen  kann  (also  ^aurör-  etwa 
fjn  rtibor-  )*röte«  oder  ein  i^phndör-  »glänz«  oder  ein  ffägör- 
»blitz,  glänz«)*),  wird  auch  zugeben  müssen^  dass  zwei  formen 
rief  hervorrufen  können,  und  wer  das  zugibt,  wird  auch  zu- 
gestehen müssen,  dass  eine  form  durch  analogie  tausend 
neue  erzeugen  kann, 

IL     Die  'jaS'  und  -/;«ä^- stamme. 
L 

Hat  man  aus  der  Wiederkehr  einer  und  derselben  sprach- 
bildung  in  allen  oder  doch  in  mehreren  idg,  sprachen  die 
üherzeugung  gewonnen,  diese  Sprachbildung  habe  schon  in  der 
gemeinsamen  gr undsprache  existiert,  so  ergibt  sich  für  den,  der 
die  grundsprachliche  gestalL  des  Wortes  reconstruieren  will,  die 
aufgäbe,  eine  form  zu  finden,  aus  der  man  die  historischen 
furnien  der  cinzelsprachen  herleiten  kann  ohne  den  laut- 
Uesetzen  dieser  einzelsprachen  zwang  anzuthun.  Die- 
ler  grundsalx  ist  gewiss  sehr  einleuchtend,  wird  aber  meines 
miiessens  viel  zu  wenig  bt-'folgt.  Die  lantgesetze  müssen  sich 
üft  genug  nach  vermeintlichen  grundformen  strecken  und  recken, 
Uöd  eine  begründung  dafür,  dass  man  gerade  für  den  einen 
Torliegenden  fall  eine  ausnähme  zulässt,  wird  entweder  gar 
nictit  gegeben  oder  sie  fallt  ongenügend  aus. 

Die  aus  der  Ursprache  überkommenen  lautcomplexe  erleiden 
iii  den  Sondersprachen  nach  den  jeweiligen  lautgesetzen  vielfach 
Verlust  des  einen  oder  anderen  lautelementes.  Meistens  können 
wir,  besonders  w^enn  das  betreffende  wort  in  einer  grösseren 
ÄDzalil  von  einzelsprachen  zugleich  vorliegt,  die  auf  dem  bo- 
i&i  der  einzeLsprache  geschehene  einbusse  mit  siclierheit  con- 
Irolicrctj^  wie  z.  b.   beim  gr.   Ueog  »des  sitzes«,  von  dem  nie- 


*)  Ein  solcher  fall  der  anlehming  emer  form  an  ^ine  andre  ist  ji&Hxtt^ 
ti9$äftm,  wen«  vrir  es  mit  Curtius  verb.  II,  2l!ä  f.  uinl  Job.  Schmidt  K.  Z. 
XXtP  ftl  (lurcli  einwirknng  von  nxn^  *ioct»  ans  tiltkitft  (ttyfnt^iTtnyjt  Boss 
■N».  I  Ko,  81),  li^iuak  (dor.)  herv*>rgelieii  lassen. 

4* 


S2 


K.  Brugroan, 


I 


niaud  bezweifeln  wird,  dass  es  aus  "^ffiäeffog  entslandc!i  ist  und 
mit  aind.  sädasas  auf  ein  idg.  sadas-as  zurückgeht.  Im  Hin- 
blick auf  die  mhlreicheo  falle  von  so  deuUieher  art  wie  dieses 
ideog  kommt  man  nun  überhaupt  leicht  dazu,  die  Urformen  aus 
den  verschiedenen  eioKelsprachlichen  gestaUungen  der  Wörter 
so  zu  construieren»  dass  man  diese  historischen  formen,  wie  sie 
in  den  verschiedenen  sprachen  nel)en  einander  liegen,  mit  allen 
im  einzelnen  hervortretenden  lauten  einfach  addiert,  so  dass 
man  diejenige  form  als  die  ursprüngliche  einheitsform  betrachtet, 
welche  alle  in  den  einzelsprachen  sichtbaren  elemente  in  sich 
birgt.  Dabei  werden  oft»  und  zuweilen  sicher  mit  vollem  recht, 
sogar  noch  elemente  als  ursprachlich  hinzugefügt,  welche  in 
keiner  einzelsprache  thatsächlich  vorliegen,  wie  z.  b,  die  parli<-g 
cipialnoniinative  aind,  hhdran^  abaktr.  baräg-^  gr*  tfi^mv^  lat.V 
ferens,  abulg.  bery  (vgl.  glagolj^ ')  erst  mit  berücksichtigung  des  in 
den  anderen  casus  hervortretenden  Stammes  (aind,  Maraw^-u.s.w,) 
zu  einem  ursprachlichen  bharanis  addiert  werden  können. 

Nun  kommt  man  aber,  wie  längst  erkannt,  mit  der  blossen f 
addition  doch  nicht  überall  durch.  Die  einzelsprachen  ver- 
lieren nicht  nur  ursprachliche  laute,  sie  erzeugen  auch  neue. 
So  ist  z.  b,  das  e  des  abaktr.  perfects  dadare^a  erst  auf  erani- 
schem  boden  in  das  wort  hineingekommen  und  wol  noch  kein 
Sprachforscher  ist  bisher  in  den  fehler  verfallen,  es  für  die  idg, 
grundtbrm  mit  in  berechnung  zu  bringen.  Das  griech.  ayd^og 
dvd^i  enlhfdt  ein  rf,  von  dem  die  entsprechenden  Wörter  deffl 
verwandten  sprachen  nichts  wissen  und  das  nach  allgemeiner 
annähme  erst  In  der  Sonderentwicklung  der  griech,  spräche 
aufgekommen  ist.  Die  neutra  aind,  bhdrat,  griech.  ^^^ok  und  lat- 
fcrofis  würden  addiert  ein  ursprachliclies  bharatiis  ergeben, 
aber  niemand  bezweifelt,  dass  das  lat,  -s  ein  jüngerer  zusatz 
ist,  dass  wir  also  als  neutralnominativ  des  particips  bharant 
anzusetzen  haben. 

In  sehr  zahlreichen  fällen  herrscht  in  bezug  auf  die  frage,  | 
ob  man  dieses  oder  jenes  lautelenTcnt  der  idg.  grundform  zu-j 
rechnen  oder  von  ihr  fernhalten  soll,  Uneinigkeit  unter  den 
Sprachforschern,  und  allertneistens  läuft  der  streit  darauf  hinaus,  i 
w'as  für  eine  Stellung  man  zu  den  lautgesetzen  einnimmt.  Hierl 
sind  nun  allerdings  im  fortschreiten  unserer  Wissenschaft  schor 


*)  Dm  goL  fijands  gilt  wol  tnit  reclU  ffir  einen  vocatis^rhen  r tarn  in. 


Zur  geschieht«  der  nominalsufßxe  «ot-,  -i^-i  -vom-.  53 

manche  unhaltbare  aufstellung'en  definitiv  beseitigt  worden,  in- 
dem raan  immer  mehr  einsehen  lernt,  dass  ohne  strenge  be- 
folgung  der  lautgesetze  nicht  durchzukommen  ist.  So  ist  z,  b. 
die  früher  allgemein  herrschende  ansieht,  die  idg.  Wörter  für 
sdmesier  gingen  auf  eine  grundform  svastar-  zurück,  jetzt 
wol  defmitiv  aufgegeben  oder  doch  nur  noch  von  wenigen  fest- 
gehalten, die  für  aind*  svasar-  m^usr-,  abaktr,  ganJmr-,  lat.  sorör, 
air.  siur-fmt,  lit.  sesu  lieber  einen  durch  nichts  zu  motivierenden 
Wegfall  von  f  zu  statuieren  sich  entschliessen,  als  dass  sie  für 
abulg.  sestra  und  got,  smstar  denselben  einschub  eines  t  zwi- 
schen s  und  r  zugestehen,  den  sie  doch  z,  b.  für  abulg,  o-strava 
»Insel«  und  unser  stromy  die  von  wurzel  »m  »fliessen«  kommen, 
annehmen  oder  doch  anzunehmen  scheinen  0*  Am  weitesten 
geht  Benfey's  richtmig  im  blossen  zusammenrechnen  der  einzel- 
sprachlichen demente  eines  wertes.  Sehr  viele  von  Benfey's 
additionsexempeln  involvieren  die  gröblichste  Verletzung  der  die 
Sondersprachen  beherrschenden  lautgesetze  und  erregen  deshalb 
bei  anderen  Sprachforschern  gerechten  Widerspruch.  Der  ge- 
nannte forscher  und  Leo  Meyer  vereinigen  z.  b.  aind.  jüpan-, 
jiivat'  (nur  neuti'.  jmat  rigv,  I,  111,  1,  X,  39,  S\  juvati-,  lat. 
juven-,  juven-i-,  lit.  jaun^t-  zu  einem  ursprachlichen  jat^ön^-, 
obwol  die  annähme,  javan-  se\üus  javant-  verstümmelt  (man 
muss  sich,  in  rücksicht  auf  die  sprachperioden,  um  die  es  sich 
hier  handelt,  diese  formen  natürlich  mit  casussuEfixen  oder  mit 
weiterbildenden  slammbildungssuffixen  bekleidet  denken),  mit 
den  lautgesetzen  jeder  einzelnen  spräche,  in  der  j«t;aw- erscheint, 
im  Widerspruch  steht  ^);  das  femin,  jtaxii!'  enthält  ein  weiter- 
bildendes suffix  -ti-  und  jüvüt  ist  eine  analogiebildung  nach  den 
neutra  der  -ran^-stämme  wie  hhdgaval  (vgl,  §  6),  wir  haben 
als  urspra'chlich  nur  j« rein-  anzusetzen. 

Nicht  viel  besser  oder  auch  eben  so  schlimm  steht  es  frei- 
lich nun  mit  manchen  ansichten*  die  auch  von  solchen  for- 
schem getheilt  werden,  die  sich  strenges  festhalten  an  den  laut- 


')  Im  germanischen  drang  das  t  naiilHich  zuerst  in  dieseliwache  stamm- 
form  ^BccsT'  ein  und  ging  dann  aucli  m  die  starke  ober,  in  welcher  sich 
Ä  und  r  vnn  haus  vms  nicht  unmittelhar  berührten.     Vgl.  stud,  IX,  39*. 

^)  Die  ausIluchU  der  wegfall  des  t  sei  proethniFch  und  dürfe  daher 
flicht  nach  den  einzelgpraclilichen  laulgeselzen  bemessen  werden,  wird  durch 
das  aind.  jüvat  unmöglich  gemacht  Denn  wie  ^Ite  gerade  diese  eine 
form  das  i  durehgurelLel  haben? 


54 


gesetzen  zuoi  grundsatz  gemacht  haben,  wie  Schleicher  und 
Curtiiis*).  So  liess  man  bis  jetzt  allgemein  aind.  vrkäis  aus 
*f}r}ca'bhw  oder  au«;  dem  vedischen  vrkebhis  d.  i.  *vrkaibhL%  eben 
so  lit.  vilJuiis  aus  ^mlka-mis  hervorgehen.  Aber  jedes  analogon 
zu  einem  solchen  consonantenausfall  im  indischen  und  litau* 
ischen  fehlt,  und  es  hat  noch  keiner  von  denen,  die  jene  auf- 
fassung  billigen,  /,u  sagen  gewusst,  warum  gerade  in  jenen  fal- 
len eine  ausnähme  von  den  sonst  geltenden  gesetzen  statuiert 
werden  dürfe.  Mit  recht  hat  sich  daher  meiner  meinung  nach 
Leskien  >die  declinalion  im  slavisch-lilanischen  und  germani- 
sehen«  s.  102  dagegen  erklärt  und  vrkais  und  viUcais  von  den 
instrumentalformen  mit  -bhis  getremit. 

Im  folgenden  soll  nun  der  nach  weis  versucht  werden,  dass 
auch  das  angebliche  ursprachliche  coniparativsuffiat 
'Jans-  sowie  das  angebliche  ursprachliche  participial*^ 
suffix  -vant'  oder  -vans-  nur  auf  ungenauen  additions- ' 
exempeln  beruhen  und  dass  wir  bloss  zum  ansatz  von 
ursprachlichem  -jaa-  und  -vas- oder  wol  richtiger  -ias^ 
und  -uaS'  berechtigt  sind. 

Ueber  die  abstufungsverhaltnisse  in  der  ursprachlichen 
declination  der  mit  diesen  suffixen  gebildeten  stamme  W'erden 
wir  theils  schon  im  verlauf  dieses  nachweises  zu  handeln  haben, 
theils  uns  am  schluss  der  ganzen  imtersuchung  in  km-zer  fas- 
sung  aussprechen  können. 

Wir  beginnen  mit  den  com  parat  iven. 

2. 

Das   in    rede  stehende    comparativsufDx  ist  in    allen   idg 
sprachen  vertreten.     Einen  nasal  zeigt  es  nur  in  zwei  spra- 
chen, im  altindischen  und  gnechischen,  z.   b.   im  aind.  nom* 
sing,  fndhjjän,  w^elchem  griech.  p^/C^i^,  und  im  acc."sing.  mdhJ'* 
jütiisam,  welchem  griech.  ^§/fov«  gegenübersteht.    Alle  andern 
sprachen  weisen  nur  -ius-  oder  -is-  und  deren  descendenten  _ 
auf,  und  man  kann  zuversichtlich  behaupten,  dass  wenn  diel 
aind.   und    griech.    comparative  zufällig   uns   nicht   überliefert 
wären»  niemand  aus  den  comparalivformen,  wie  sie  in  den  üb- 
rigen sprachen  vorliegen,  ein  uridg.  'ians-  construiert  hätte, 


i 
I 


I 


*)  Der  letztere  gelehrte  hat  sich  über  die  Stellung,  die  er  xu  den  laut* 
geseizeii  einninmiL,  um  ausführlichsten  JUiBgesprocheii  in  dein  aufsatz  ^über 
die  tragweile  der  Jantge&etze,  insbesondere  iin  griechischen  und  lateinbchea« 
in  den  ber,  der  kgl.  sächs.  ges,  d.  wissensch*  1^70. 


i 


Wir  sehen  uns  nun  die  einzelsprachen  auf  ihre  compara- 
liildung  der  reihe  nach  genauer  an  und  begrinnen  mit  den- 
'O»  die  des  nasals  entbehren. 

Vorher  sei  aber  noch  folgendes  bemerkt  Meine  ansieht 
aber  das  in  frage  stehende  comparatävsuffix  ist  in  keinerlei 
weise  von  einer  meiniing  über  den  etymologischen  Ursprung 
tit'sselben  beelnnusst»  Wir  sind  bis  jetzt  überhaupt  noch  bei 
keinem  aus  der  grundsprache  herübergekommenen  nominalsuf- 
ßx  in  der  läge,  seine  letzte  und  eigentliche  bedeiitung  und  seine 
etymotogische  herkunft  angeben  xu  können.  Je  weniger  wir 
»n  dieser  beziehung  bis  jetzt  wissen,  um  so  mehr  müs* 
len  wir,  wenn  wir  die  geschiclite  eines  suffixes  von 
dem  boden  der  einzelsprachen  aus  rückwärts  verfol- 
fen,  darauf  achten,  dass  wir  nicht  den  einzig  siche- 
ren leitstern,  die  lautgesetze,  aus  den  äugen  verlieren. 

Das  altbaktrische  kennt  nur  die  fonu  -;as-,  die,  nach 
den  wenigen  sich  bietenden  belegen  zu  schliessen,  in  den  star- 
ken casus  keine  steigeiung  erfuhr:  z.  b.  nom.  sing,  niasc.  vaqyäo 
Von  mnlnt-  »gut«  (-i/äo  =  *-|/«s,  vgl,  unten  §.  8),  neutr.  nm^tfö 
Ton  nta^-  »gross«  (-yo  =  *'p(is),  nom.  du,  üryanh-a  von  ä^u- 
»schnell«  *),  gen.  pkir,  kapjank^äm  von  kagU"  »gering,  klein«. 
Die  decÜnation  ist  demnach  dieselbe,  wie  sie  die  nicht  abstufen^ 
den  -ö5-slämme  aufweisen:  man  vergleiche  mit  den  genannlen 
casusformen  die  entsprechenden  von  dtmnanauk-  :  dnsnmnäo, 
ö,  (hismananh-a,  dusmananh-tlm, 

Dass  im  lateinischen  die  suffixform  -/ör-  zunächst  auf 
-ios*  zui'öckgeht,  ist  durch  die  accusativforni  meliösem^  (Cami, 
SaL,  Varro  1.  L  VII  27)  und  die  von  Festus  p.  264  überliefer- 
t«a  daüve  maiösibus  und  meUösihtts  unmittelbar  sicher  gestelll. 
In  der  \"orgefa^ten  meinung,  das  lateinische  müsse  eben  so  wie 
das  griechische  und  altindische  ursprünglich  einen  nasal  in  dem 
SWfflx  gehabt  haben,  lässl  man  meUösem  aus  ^meUofis-em  ent- 
itinden  sein.  Das  ist  gegen  die  lautgesetze.  Denn  wo  von 
^efs  tier  einmal  in  mittleren  silben  die  lautgmppe  n$  -j-  voc.  stand, 

ragt    der   nasal    allemal    in    die   historische    Sprachperiode 

io,  wie  in  vermm  =  vesica  (Lachmann  ad  Luct.^  p.  357), 


'I  T^.  10.  37  «schwankt  aüertlingg  die  lesart  KwischeiT  ^pani/attJittn  und 
^üonimn,    S.  Spiegel  gramin.  s.  16«5u      Wir  kommen  miien  auf  ^^pan* 
zurück. 


56 


K*  Brugman, 


mensis,  an$m',  pimo,  cmsor,  fmittönsm  ^)  u.  a.,  und  wenn  man 
auch  darauf  vielleicht  kein  allzu  grosses  gewicht  legen  darf, 
so  fällt  doch  schwer  in  die  wagschale,  dass  ein  s,  dem  ein 
nasal  vorausging,  niemals  dem  rhotacismus  verfallt^). 
Denn  dass  lat.  nias  mär-is  »männliche  für  ^mans-  stehe,  wird 
wol  heutzutage  niemand  für  ein  auch  nur  einigermassen  siche- 
res factum  ausgeben  wollen. 

Es  lisst  also  der  lateinische  comparativ  eine  lautgesetzliche 
erklärung  aus  'ians-  nicht  zu.  Vielmehr  spricht  alles  zu  gun- 
sten  eines  unnasalierten  suf fixes  -tos-.  Vergleicht  man  nanilich 
nmliör  öris  mit  den  unter  I  erörterten  s-s(äfniiien  wie  honör 
öris  (nwUörärc.  vgl,  mit  hönörare)^  so  ist  die  Wahrscheinlichkeit 
durchaus  dafür,  dass  nieliörem  dem  griech.  *ftii^o(€fJa 
fiiiCüf^  in  derselben  weise  entspricht,  wie  honorem  dem 
*^6{<f)a  jjw  und  *aid6(<r)a  aiSot.  wie  datörcm  dem  dwTOQct 
und  wie  pulmönem  dem  jjlBVfiova.  Mit  andern  worten:  die 
Römer  sprachen  ursprünglich  "^mcliösem  (wie  *hün6sem, 
"^datorem,  *indm6nem)  und  Hessen  später  das  ö  des  nom, 
sing,  masc.-fem.  in  die  übrigen  casns  übergehen. 

Wie  das  r  der  nominativform  honör  erst  durch  die  ande- 
ren casus  ei"zeugt  worden  ist,  so  muss  auch  für  meliör  noch  zu 
der  zeit,  wo  man  schon  nieUöfis  nwUöri  u.  s.  w.  mit  r  sprach, 
die  form  *tmU^B  gegolten  haben,  ^neliör  hat  also  von  den 
übrigen  casxis  sein  r,  diese  von  meliör  ilir  ö  bezogen,  hii  eige- 
nen gleise  blieb  nur  die  neutrale  form  melitis,  für  älteres  ^nielibs; 
doch  auch  diese  nicht  alle  zeit»  indem  nämlich  in  der  vor- 
classischen  periode  mitunter  -or  statt  -\is  eindrang,  wie  prim% 
posteriw  statt  pHmt  ^^sterius  (vgl.  Curtius  stud.  VI  262),  was 
sich  später  wieder  verlor*). 


')  Die  länge  des  o  habe  ich  in  fonnonsm  ausdrücklich  bezeichnet,  weJl 
sie  nicht  erst  eine  folge  der  laiitgnippe  ns  ist.  Das  suffix  -öfiso-  -öso- 
enthält  den  auslaut  der  -o-stinime  in  sich,  der,  eben  so  wie  im  griech. 
-&ctvf-t  in  die  hildung  solcher  adjecliva  von  andersarÜgeri  stammen  mit 
hinübergegangen  ist.    Vgl  ,^tud.  IX.  338. 

*)  So  bleibt  auch  dasjenige  s  unversehrt,  vor  dem  ein  r  geschwunden, 
wie  in  rüsum  =  rursum  (vgl.  J.  Sclimidt  voc.  II,  273),  ferner  dos  von 
citsus^  m»u$  ö.  dgh,  also  Oberhaupt  solches  5,  dem  ein  anderer  consonanl 
assimiliert  worden  ist. 

')  Bücheier  decl.  s.  4  und  Ccirssen  ausspr.  IP  500  nehmen  an,  das  -*t*« 
des  neutrum  habe  einmal  langes  w  gehabt,  Sie  stutzen  sich  beide  auf  den 
»jlautiiiischeii  seiiar  Menaechm.  327 


1 

I 

I 


Zur  geschichte  cler  uommalsuffixe  -as-,  -ja»-*  -vo«-* 


57 


Für  die  suffixgeslalt  -rnns-  ist  ferner  auch  nichts  zu  hokm 
aus  dem  keltischen.  Hier  besteht  nur  noch  ein  nicht  mehr 
declinierbares  -tu,  -n  z*  b.  in  laujiu  minor,  wofür  in  acht  fal- 
len 'iu  oder  -a  nachweisbar  ist,  wie  in  Iki  plus,  plures»  wkir« 
inaior.     Vgl  Zeuss^  p.  274  sqq,,  Schleicher  comp.  §  232. 

Im  germanischen  kommen  in  betracht  die  beiden  com- 
parativendungen  'ts-an-  und  -öz-an-,  z.  b,  in  got.  hardizmi-  von 
hardu-  »halt«  imd  Mi  fuh£:an- von  hl  Inda-  »blind«,  -/r-  entstand  aus 
~iaS'  durch  dieselbe  contraction  von  m  zu  l,  die  wir  in  den  got.  ad- 
verbia  wie  ki/rft,*?,  huuhi^,  rairf^  (vgl.  Grimm  d.  g.  III  589  ff.,  Leo 
Meyer  got,  spr.  s,  181»  Weihrich  de  grad.  compar,  p,  75,  Scherer 
ZDGS,  105  f.),  in  lat.  mfi^is  u.  a.,  osk,  tnats, pusHris,  ferner  allge- 
mein indogermanisch  in  Superlativen  und  camparativen  wie  aind. 
muJt-ish-tha-,  abaktr.  tim^-ls-ki-y  gr,  pf;'-*ö"-ro-,  Zal'id-rfQo-^ 
lat,  ntag-is-tero-,  soU-ts-thno-f  not>-iS'Simö',  ploirumo-  d.  i,  *i>?o- 
iS'(n)nio-f  gol.  ma-is-tu'  bemerken.  Dagegen  steht  -öz-  für 
~a-j(ts-f  also  hUndoz-an-  für  *hlmdii-jaS'an',  mit  einer  zusani- 
menziehung,  die  in  verbis  wie  safbop,  fmtigop  ihr  analogon  hat 
(vgl  Leo  Meyer  got.  spr,  s.  179,  Scherer  ZDGS.  187  f.).  Den 
adverbia  wie  haldis  entsprechen  siimmmuhs  »eiliger*  und 
aljedeiJcos  »anders«,  den  Superlativen  wie  IxU-istu-  die  beiden 
armosta-  und  lasivosla'  von  arnts  >arm«  und  lasivs  j^schwachc. 


proin  ^i  II r  quo  abeag  Hngiusi  ab  aedibus, 
Böt^^eler  ausserdem  aucti  auf  die  kretikerMost.3S<>  ne  prius  in  via^  diese 
letztere  stelle  kommt  aber  nach  üeni  von  C.  F.  W,  Müller  plauL  prosofL 
s.  .%  bemerkten  in  Wegfall.  Nun  steht  dem  laL  -ius  im  altindischeii  -jus^ 
im  all  bulgarischen  -je  gegenüber,  die  beide  keine  kürzung  des  v'ocab  er- 
fahren haben  können.  Weiter  ist  auch  vom  rein  latein.  slandpunct  aus 
nicht  im  mindesten  plausiliel  zn  machen,  dass  -ius  ursprünglich  langes  u 
gehabt  haben  müsse;  höchstens  liesse  sieli  daran  denken,  dem  u  sei  die 
länge  durch  die  analogie  des  gen.  u.  dat.  (-öns  u.  -öri)  zugeführt  worden, 
was  ich  aber  nicht  vertreten  möchte.  Endlich,  zugegeben  es  sei  ursprüng- 
lich 'iüs  gesprochen  worden,  so  begrifle  man  gar  nicht,  warum  denn 
langer  vocal  vor  wortschliessendem  «  sonst  in  der  declinatton  seine  länge 
wahrt  (von  vereinzelten,  hier  nichts  beweisenden  messungen  bei  den  alten 
komikern  wie  nnmüs  ftrai  Plaut,  Bacch.  48()  statt  manüE  fcrat  abgesehen, 
vgl.  BOcheler  decL  s.  ^,  Brix  Trin.'s.  13)  und  nur  hier  sich  durchgeliends 
gekürzt  haben  sollte.  Mit  recht  also  hat  Hitschl  die  handschriftJiche  lesarl 
des  Meiiaechmenverses  ahgeändert.     Er  liest 

proin  tu  tic  [hinc]  abcas  longiu»  [quo]  ah  aklibttH. 
Man  vergleiclie  auch  die  eingehende  besprechung  der  frage   bei  C,  F.  W. 
Müller  (a,  a.  o,),  der  sich  ebenfalls  gegen  -iüs  erklärt. 


S8 


K,  Bnigmjm, 


a/rmcsta-  würde,  ins  gnindsprachliche  übersebKt,  ein  an 
'ta-  ergeben^  eine  solche  biklung:  kann  aber  gegenüber  dem  alle 
sprachen  doichziehenden  -i>/a-,  weleht^s  für  urindogcrmaniscli 
gleiten  mu?s,  nicht  etwa  für  die  umiteste  form  des  superlaliv- 
suffixes  angesehen  werden,  aus  der  -iVo-  erst  entsprang,  son-: 
dem  ist,  wie  schon  Bopp  vg:L  granmi.  IP  44  richtig  sah,  eine 
auf  gernmaisehem  boden  erwaclisene  analugiebüdung:  das  ver-_ 
hältniss  von  -k-an-  zu  -ia-ia-  erzeugte  asu  -QM-cm-  ein  -f^s-iar. 

Vom  germanischen  aus  kommen  wir  also  über  ein  -ias- 
keiner  weise  hinaus.     Und  wollten  wir  diese  ältesterreichbar< 
form  aus  -ians-   herleiten,  so  kamen  wir  mit  den  lautgesetzen 
in  conflict.     Demi  z,  b.  grundgerm,  ^gan^i^  >gans€  mid '^ro^/an.f  fl 
acc*  phir.   »die   wölfe«  mit  ihren  bekannten   einzelsprachlichen " 
reflexen  beweisen,  dass  die  germanische  grundsprache  den  na- 
sal der  lautgruppe  ans  festhalt  und  dass,  wo  er  später  schwin- 
det, diescia  nicht  ohne  ersatzdehnung  geschieht   (vgl.  auch  Joh. 
Schmidt  voc.  I  43  ff.). 

Auch  das  germanische  spriclil  demnach  direct  gegen  die 
annähme  eines  proethnisehen  comparativsuffixes  -ums-. 

Für  dieses  gewahrt  wx^iter  auch  das  slavischbaltische,' 
keinen  |X)sitiven  anhält. 

Im  slavichen   erscheint  in   den  meisten  casus  -j^s-,  wel* 
ches   zunächst  auf  -jus-  zunickgeht,  z.  b.  im  gen,  sing,  masc 
dobrS-jim  d.  i.   *dobre'jüS'ja,  ehuidisa  d,  i.  *chud'jU8-ja*    Den 
lautgesetzen  nach  kann  -/ös-  auf  -jans-  zurückgeführt  werden 
und  wird  allgemein   darauf  zurückgeführt.     Aber  eben   so  gut 
kann  es  aus  -jos-  ohne  nasal  entstanden  sein.    Zu  gunsten  der 
letzteren  auffassung  spricht  das  altpreussische.    Denn  dem  slav, 
-e-j7s-  entspricht  hier   -uis-,  z,  b.  dat*  plur.  nialduisifHans  = 
abulg.  mlad^ßsimU  von   maMa-  =  mludo-  »jung<<.    Andere  be-i 
lege  bei  Nesselmann  »die  spräche  d.  alt»  Preussen«  s.  58, 
steht  wol  Zunächst  für  -ajis-,  in  diesem  aber  den  ausfaJl   eines^ 
n  anzunehmen  verbieten  die  zahlreichen  belege  für  erhaltenes. 
ns,  namentlich  gerade  in  suffixsilhen. 

Das  'je  im  slav.  neutromi   wie  in   dobr^je,  chuidöj 
kann  nur  auf  -Jas,  nicht  auf  -jans  zurückgeführt  werden,    Es\ 
stellt  sich  diese  bildung  zum  arischen  neutrum,  wie  z,  K  aind. 
nuUiija,%  abaklr.  ma(;tjö,  und  zmn  lateinischen,  wie  maius.    Das  J 
bedenken,  welchc^s  Leskien  decl  s.  06  gegen  diese  lierkömmltebeV 
vergleichung  äussert,  nämlich  dass  im  slavischen  die  decUnation 


I 


Zur  gesehichte  der  nominalsuffixe  -os-,  -jas-,  -vas*. 


59 


auf  emen  unterschied  der  sog,  schwachen  und  starken  casus 
niehl  führe,  wird  sich  im  weiteren  verfolg  unserer  untersuchunj? 
erltMiigen. 

Die  meiF^te  Schwierigkeit  mauiit  der  norii.  sing,  niasc.  auf 
-fi,  wie  dohrffi.  Dieses  -jX  zunächst  für  *-jü  stehend,  würde 
nach  dem,  was  Leskien  s.  :32  f,  auf  grund  der  slav.  kutgesetze 
iQsfnliH,  allerdings  auf  "^'Jans-s  zurückstehen,  Leskien  stellt 
in  bozug  auf  -fi  sowie  auf  das  -vU  im  nom.  sing.  masc.  partic. 
praet  I  t  b.  da-vü,  die  doppelte  frage  auf:  1.  Wie  kommt 
%  dass  diese  noniinative  nicht  dieselben  Wandlungen  durchge- 
laachl  haben«  wie  der  nom.  sg.  der  ?i-siäiiinie,  dessen  grund- 
brm  *-tfff-s  war?  2.  Wie  ist  es  zu  erkUiren»  dass  der  nom, 
%  masc*  part.  praes.  im  sf avischen  auf  -v,  der  des  parL  perf. 
ad.  auf  'H  auslautet,  während  doch  beiden  zunäclist  die  laut- 
gnippe  ♦-Otts  zu  gründe  zu  liegen  scheint  und  sonst  jedes  *-an^ 
im  ausiaut  zu  -y  wird?  Leskien  glaubt  die  aotwort  darin  fin- 
ileij  7M  müssen,  dass  *-;fi  und  -vü  einmal  "^-jans-s  und  ^-vanB-s 
lauteten,  also  am  ende  einen  Sibilanten  mehr  hatten  als 
zum  vergleich  herangezogenen  Ji-slämme.  Diese  Vermutung 
le  Werl,  wenn  'jans-  und  -'vans-  füi-  die  slavischbal tische 
oda*  die  slavische  grundsprache  feststünden.  Da  das  meiner 
Überzeugung  nach  durchatis  nicht  der  fall  ist,  so  habe  ich  das 
wht  mich  nach  einer  anderen  erklarung  umzusehen,  die  den 
nasal  aus  dem  spiel  lässL 

Denken  wir  uns  nacii  analogie  des  lat.  *mdiö$  (tmlwr) 
uad  des  abaktr.  vcujyao  ein  ^-jas  als  den  ursprünglichen  aus- 
lang  des  nom.  sing.  masc.  der  sla vischen  comparative  (analog 
nach  gr.  f^iim^  d.  i.  ^fid-foig  ein  *^as  für  das  partic*  praet. 
anf  -rö,  wovon  weiter  unten),  so  musste  daraus  lautgesetzlich 
*-ja  entstehen.  Man  hatte  dann  neben  einander  im  masc*  *-/cj 
«mj  im  neutr.  -je.  Nun  sind  -ja  und  -je  auch  ausgänge  des 
nonj.  sing,  der  -J«-stämme  und  zwar  des  fem  in  in  um  und  des 
uetitrum,  z,  b*  stuja  »stall«  [mlje  v>feld«,  rciija  »magna«  velije 
^■pagnuui«*  Das  masculinum  der  -/a-slänmie  hat  -ß,  z.  b, 
Tftniy^  *ubelUiäter*t»  velijl  »magnus«.  Unter  diesen  umstän- 
<tai  wäre  es  selir  wol  denkbar,  dass  der  spräche  -Ja  als  ma- 
wulinendung  neben  neutralem  -je  In  unserem  comparativ  un- 
baniem  wurde  und  dass  sie  dafür  nach  analogie  von  nomina- 
liten  wie  -de-fi,  vcUji  -jl  eintreten  Hess,  Dass  die  sju*aehe  das 
i^  des  comparativs  und  das  der  -jö-stämme  als  dasselbe  ele- 


60 


K.  Brugman, 


menl  empfand»  ist  thatsache:  denn  nur  so  ist  es  erklärlich,  dass 
nominativforrnen  ^vie  mostiß,  dohr^jijl  auch  als  accusativ  fun- 
gieren^) nnd  dass,  wo  der  eoniparativ  als  erstes  glied  eines 
composituni  fungiert,  ihm  der  ansgang  -je-  gegeben  wird,  wie 
in  cech.  Ufi4-slm  d.  i.  ^Unjeslav,  poln.  Unie-slaWf  serb.  ün/o*j 
mir  von  abulg.  unijl,  nn^ji  > besser <*  (vgl.  mqze-ljiibica,  dohlje^\ 
-dusyc  u.  s.  w.). 

Im  litauischen  kommt  eine  doppelte  bildung  in  betrachtJ 
Zunäehst  der  comparativ  auf  -es-ni^s,  wie  saldefmls  von  safdüs 
»süss«.    Bas  e  kann  etymologisch  kurz  sein,  und  so  ist  es  das 
nächslliegende,  wenn  wir  'CS-  aus  -jas-  herleiten;  e  für  ja  wie 
im  Partie,  fut.  z.  b.   feniin.  hpsmtl  für  ^lipsjantL     Sodann  ist  fl 
7J1  nennen  das  comparativische  adverbia  bildende  -jatiSf  wie  in 
(jeriam  »besser«,    und    dan;  snperlaüvsuffix   -jäm-ia-Sj    wie    in 
geridiiSius  »der  beste«.     Was  dieses  -jaus-  ist,  ist   noch   vöUig  ■ 
rätselhaft.      Johannes  Schmidt  *s   Vermutung,    -Jatis-    stelle    für 
*-jans-  (voc,  I  176),  hat  an  den  lit,  lautgesetzen  meines  ermes- 
sens  keinen  genügenden  anhält.     Die   form   didiaüs  von  dtdis 
d.  i,  *didja-s  >gross«  legt  den  gedanken  nahe,  der  an  laut  von 
^-jniis-  gehöre  eigentlich  gar  nicht  zum  comparativsuftix  selbst, 
sondern  sei  der  anlaul   des  suffixes  -jar.     Die  endung  <:;at«^fl 
%väre  dann  an  -Ja-stämmen  entsprungen  und  nach  dem  ineinan- 
derw^achsen  der  beiden  suffixe  auch  auf  andere  stamme  über- 
tragen worden,    Jedesfalls  muss  diess  -jaus-  bei  der  frage  nach 
der  grundsprachlichen   gestalt   unseres   suffixes    vorläuüg  ganz 
aus  dem  spiel  bleiben. 

Im  gebiet  des  slavischbaltischen  spricht  demnach  nichts  für 
-ians-f  einiges  aber  dagegen. 

Wir  konmien  nunmehr  /ai  den  zwei  sprachen,  die  einen 
nasal  in  uoserm  suffix  thatsäc blich  aufweisen,  dem  griechi- 
sehen  und  all  indischen. 


*)  In  junge  reu  slav.  sprachen  kann  treradczn  flexion  nach  arl  der  -je- 
glämme  eintreten,  z.  K  serh.  siariji,  wovon  rlcr  gen.  »tarijega  =  abulg. 
^far^rirt^tj^fl  (Miklosich  vergl^'ramm,  H.3ti3.3!2G.  IIIJ97.  S*5,5).  —  Miklodch 
fuhrt  (altsloven.  fornienl.  in  pantdigmtni  s.  4)  aus  den  homilicn  des  Gregorius 
von  Nazianz  (XL  jahrh.)  lien  voc.  sing,  o  dobr^ju  {cod»  doM'ja^  die  quelle 
ist  russisch)  &h  Übersetzung  von  fti  ßiir*nTt  an.  Diese  form  ist  äugen- 
scheiidieh  nach  der  analogie  der  -yc-stänune,  z,  b,  uciklju  <J  cfi(f(x<rxcUf, 
gebildet.  Sie  ist  aber  vielleicht  nur  ein  individuelles  mach  werk  des 
Übersetzers, 


Zur  geschichle  der  naniinalsiillixe  -a«-,  -jas-,  -vas-. 


Gl 


Im  griechischen  treffen  wir  oiiie  doppelte  biidiiiig  an. 
Davon  zeigt  die  eine  einen  nasal»  z.  b.  ftii^a^y,  (i^it^^ra,  die  an- 
dere keinen,  z.  b.  fisiC^ä  für  *^f/Co«,  ft^iCovg  für  *jt*##£'o*c. 

Man  Iitsst  allgemein  ju^/forcf  aus  */if#fa>'tr-«  enlslanden  sein. 
Aber  diese  anffassung  steht  —  wie  ich  schon  stud.  IX  380  an- 
deutete —  mit  den  sonst  das  ^riechisehe  belierrgchenden  laut- 
gesetzen  iin  Widerspruch.  An  sich  zwar  kaim  wegfall  von  a 
nach  V  (natüHich  durch  die  niittelstufe  pi')  nicht  als  unmöglich 
gelten.  Wir  haben  ihn  z*  k  in  xi^p  Xff*^oQ  »gans«,  dorn  ein 
stamm  ^glfans-  zu  gründe  liegt,  ferner  in  ion.  att.  heipa^  dor, 
bTtjpa^  die  durch  vermittelung  des  im  lesbischeii  erhaltenen 
ItBPra  aus  *h£p(fa  hervorgingen,  und  weiter  könnte  man  sich 
auf  fülle  berufen  wie  att.  ^ipog^  wolehes  zwar  kein  <r  hinter 
dein  V  eingebösst  hat,  aber  den  hier  mit  einem  0  auf  eine 
stufe  zu  stellenden  Spiranten  ß  (vgl.  meine  abhaudlung  de  pro- 
ductione  suppleloria  stud,  IV  p.  SO  sqq,  97  sqq.).  Aber  alle 
diese  fälle  können  meine  behauptung,  bei  der  zurückfuhrüiig  von 
fjt€i^oya  auf  *fti$SüPC'a  komme  man  niil  den  lautgesetzen  in 
conflict»  nicht  umstossen.  Denn  in  x^*^  X^P'-^^^  tz^iva,  txt^va 
u.  dgL  Hegt  ei"satzdehnung  vor,  von  der  ich  bei  iitl^ov-  in  kei- 
nem diaicct  auch  nur  die  allergeringste  spur  finde,  und  %vas  die 
lalle  wie  altisch  Ih'oq  betrifft,  so  sind  diese  eben  einzeldia- 
Icc tisch  und  darum  späteren  Ursprungs  (vgL  kerkyr,  nqü- 
Ssppac^  dor.  l^fjpoc^  homer.  5**J^og),  also  nicht  auf  gleiche  Hnie 
zu  setzen  mit  einer  allgemeingriechischen  bildung  wie 
unser  comparattvisches  -jop-;  es  wäre  das  derselbe  fehler  wie 
wenn  man  das  17  von  ion.  x^QV^  ß*V  ^^^^  V  ^^^  Vf**''  '/**'^  ^*~ 
^17/tw  n,  dgl.  gleich  steilen  wollte;  wo  es  sich  um  lautgesetze 
handelt,  sind  eben  allemal  die  sprachperioden  wol  zu  unter- 
scheiden. 

Meine  zweifei  gegen  die  herkönnnliche  erklärung  von  /i«;^oy- 
werden  durch  folgende  momente  wirksam  unterstutzt: 

1,  Dass  */*ffi4o-üE  aus  V^*tc*tf-ßf  hervorgegangen  sei,  ist  die 
ansieht  aller  si>rachtbrscher,  die  die  lautgesetze  in  ehren  halten, 
andere  la^en  *fifi^oa  aus  ^ti^^ra  entstehen.  Wir  ballen  uns 
an  die  erste  aulTassung»  sie  ist  für  uns  die  einzig  mögliche,  die 
einzig  wissenächaflliche\),    Fragen  wir  nun,  welche  von  beiden 

*)  Sie  hat  indess  auch  nicht  bloss  eine  stütze  an  dem  -tW-,  wie  es  die 
verwandten  spradien  aufweisen,  pondeni  in  t-inern  wortwoisl  das  griechisch^ 


R.  Brugmaii, 


bildtingen  die  zeitlich  frühere  ist,  die  er-  oder  die  v-bilduiig,  f*«if« 
oder  ikii^Qva^  so  lässt  sich  vom  standpunct  des  griechischen  aiu 
keine  antworl  geben.    Bt^ide  bildtingen  sind  über  mehrere  dialeelc 
verbreitet,  Homer  hat  sie  Ijeide  neben  einander,  sogar  lu  dem-^ 
selben  vers  neben  einander,  wie  fi  ^77  oi  Tilioveg  xaMlovgj^ 

aQeiovg.   Vgl.  Kühner  P  s.  333.    Nun  ist  nach  dem  s.  3ff,  erÖr-1 
terten  gnmdsalz  —  da  fkeiCi»  und  f^uCoya  weder  im  verhält- 

niss  von  nmlteriorni  nnd  tochterftFrm  zu  einander  flehen,  nc 
auch  dialectmischung  und  endlicli  auch  nicht  zusammem*i!: 
von  xwei  von  allem  anliing   lautlich  und  der  bedeutung  nacl 
verschiedenen    nominal bildungen  sich  nachweisen  lässt  —  die 
wahrscheinlichkeil   von    vornherein    durchaus   dafür,    dass  ent- 
weder V**Co(ö")-«  oder  jt*t/Cöi'-a   auf  einer  analogischen   tu 
schöpfiuig  beruht.     Man  könnte  angesichts  des  lunslandes,  dai 
der  stanmi  ftttCoitf)-  gerade  nur  im  bereich  der  sog.  starke 
casus  im  gebrauch  ist,   /Amachsl  vielleicht  zu  der  amiahme  ge* 
neigt  sein,   z.  b.  der  ace,  §^iCopa  sei  eine  associationsbildunf] 
nach  fAei^orog  fiei^ovt^  so  wie  Uvyargce  und   Vvyai^sg    bei  den 
dichlern  ohne  allen  zweifei  associatlonsbildungen  sind  nacli  den 
schwachen  casus  wie  x^pfa^gog  i^vyatqmv  (Osthoff  bei  Paul  und 
Braune  III  iW*).     Indess  gewinnen  wir,  wenn  wir  annehmen,  ia 
den  casus,  die  eine  doppelbilduog  haben,    habe  von  haus  aU3 

das  geforderte  «r  iiucli  s«jth^i  Ihaisächlicti  iiur,  in  Tf^taßif^.  Ich  halt^  tiAm« 
lieh  Curlius*  elymotoifie  fiir  richtig  (grdz.  *  472),  derziifolge  dieses  wort  mit 
seinen  iiebenforiiieu  n^iüyvq,  kr<^t.  u^tXyvq  auf  ein  *;F^*4ir-)'i*-f  zurückgeht 
und  in  seinem  ersten  bestandtheil  da^  aucli  dureh  lat.  prlus  und  pru-ciH 
repräsentierte  ^ra -ja 5  >rrn her*  enUiäll.  n^iß^vgldt  •?f(i«Kryvf  wie  iieuion 
«x^ocTf^K  für  thtQitHZig,  hom.  3tfcf«ro  filr  *je#»tfJt*ro.  -yv-  hält  Curtiiis  föi 
eine  phase  der  wurzel  17a  »erzeugen«,  so  dass  also  die  grundbedeuiung 
»früher  geboren«  wäre.  Vielleicht  darf  hl.  imo-gli-s  »mensfch<  Yerglicben 
werden,  insofeiii  nünilieh  zm6~  jedL'sfalls  zum  stumm  ivt-un-  T^menscli«  ge- 
li/Vrt  (vgl.  stud.  iX  31)8  anm*  ^7)  und  imo-gii-s  demnach  »von  meiischeii 
geboren,  nie n schenk ind*  bedeuten  kannte  (iwiö-  nach  arl  des  Ih,L  iir& 
lairö' in  tiröcmium,  latröcimum  und  des  abiilg.  ^amy-Ä:«  »löpillus*);  gegeti 
diese  elymologie  Hesse  sich^  so  viel  ich  sehe^  Dur  das  einwenden,  daasd^ 
cnmpnsiluni,  welche*?  jedesfalls  ein  sehr  alles  wort  sein  müsste,  in  den 
nfichstverwandlen  dialecteu  lehlU  sich  also  nicht  als?  altü  her  kommen  nach 
weisen  lässt  Das  laL  pris-cu-s  durf  nalörlich  nur  in  seinem  ersten  tUei 
mit  TtQiß-yv-i  verglichen  werden;  der  ?.weile  isl,  wie  Leo  Meyer  vgl.  gramm. 
II  501  richtig  erkannt  hut,  dasi^elhe  suffix  -co-,  welches  in  moHm-cu-s  stecl 
und  mit  40'  weitejgehildei  in  mains-culu-s^  durias-culu-s  u.  dergl.  vorü 
(vgl.  Curtius  stud.  I.  1,  ^60). 


Zur  gescliichle  der  notninaUtiüxe  -««-,  *jns~,  -ras-. 


as 


mir  die  -^oa-bildong  geherrscht  und  den  anderen  komme 
roQ  anfang  an  die  -jvr-hi\duug  zu,  keinerlei  a n li a  1 1 ,  um 
fine  derartige  comparati  vdeclination  mit  irgend 
einer  in  den  verwandten  sprachen  in  einklang  zu 
bringen.  Wir  werden  also  eine  solche  neuisdiöpfung  anneh- 
men müssen,  bei  der  die  declination  anderer,  von  den  compa- 
ralivea  von  liaus  aiis  verschiedener  stamme  oingevvirkt  hat, 
Cnd  fragen  wir  Jiun,  welcher  von  beiden  stammen  einen  gros- 
leren  ansprach  darauf  habe,  für  den  ursprünglicheren,  nicht 
fifst  durch  association  ins  leben  getretenen  zu  gellen,  ^tl^a{ay 
oder  ftii^Qtf^,  so  ist  es  ganz  entschieden  der  erstere.  Denn 
^lja|<y)-  hat  an  anderen  sprachen,  namentlich  am  lat.  nutiö- 
nm^  eine  kräftige  stütze,  ^«rfo»'-  aber  steht  völlig  isoliert  da. 

i  Der  verdacht  der  unursprünglichkeit  des  Stammes  ^äl^or- 
wird  nodi  durch  folgenden  umstand  vermehrt.  Vergleicht  man 
t^iaQ<i*t€nyQ-g.  fUtO'tfQtai^  uni  cix^ni-äito-v  von  äiefAmi^:  dfAStvo- 
n^os»  daao-ttQw^  fAtio-ztQo-g,  nXtto-wtQO-g^  x*^£#o-i*^o-g  mit 
indf^c^i-taia'^  von  intXri<ifA(av:  (mu-tiig^  nktw-tt^g  mit  Tr§6-Ti}g 
tcwi  ma^v:  \i(iuvo-x'JL^Qj  -xQaw^g  mit  Evöai^to-xl^gf  -wiXjjg  von 
iiiaiimr^  und  erwägt  man,  dass  diese  ahleitntigen  von  com- 
paratiren  zum  theil  der  homerischen  spräche  angehöien,  so  er- 
gibt sich  klar,  dass  die  (iriechen  ihre  comparativtbrm  ^tl^op- 
ttidit  als  (j-slamm^  sondern  als  F-stamm  fühlten  ^).  Es  iiiüsste 
also schon  in  allerfrühster  zeitdastf  von -/or^- spurlos  abhan- 
igekomjiien  sein.  Mit  meiner  auffassung  von  fistCov-  als  v-stainm 

auch  der  umstand  im  einklang,  dai?s  der  dat.  plur.  nir- 
ein  doppeltes  <y  aufweist,  also  etwa  ein  *^**^tKf£ri,  so  wie 
tonst  die  <i*stämine  im  dat,  plur.  nicht  selten  den  ausgang  -crcr* 
haben  (z.  b*  hoin,  tTtsö-at).  Homer  bat  dq&iQUi^  nAiiotfi^  x^jcict- 
^uQt,  die  zu  daifiOOi^  ä^QtJi  u,  dgl.  sich  stellen  (vgl.  Leo  Meyer 
gedrängte  vergleichung  iLs.  w.  s.  11)0). 

3.  Wie  die  erklärung  von  fjiiitoFa  aus  *^iCova-a  den  laut- 

im  zuwiderläuft,  so  kommt  mit  diesen  aucli  die  annähme 
in  conilict,  das  neutrum  (iti^ov  sei  aus  *f^£l^ot^g  entstanden^). 


*)  Davon,  wie  der  maugel  des  nasale  lu  dxiio-&kTG¥  u.  s.  w,  zu  erklären 
lit»  Wird  in  der  später  tw  veröffentlichenden  abhandlung  über  die  nasal- 
^tome  die  re<le  sein. 

^  Hau  berufe  sich  nicht  etwa  aitf  die  erste  plur.  Uyofit¥^  die  mit 
^uif  tüf  •i*)'ö-,ii#fff  zurfickgehe,  E«  lu«st  sich  nidil  eiiinunerklrjrUi'hkeil 
*ßit  »ler  aeidern  klar  machen. 


u 


K.  Bnigmaii, 


Für  unsere  ansieht,  dass  fAhtCov  wie  alle  nasalfornien  des  com- ^ 
parativs  eine  griech.  neuschöpfungr  sei,  kommt  noch  ein  beson- 
derer umstand  in  aiist:hlag.  Einmal  nändich  lässt  dereinklangfl 
von  aind*  mdhTjas,  abaktr.  vm^jo,  lat.  niains,  abulg.  m\7ijc  a  priori  " 
ein  griech,  ^f^ilyog  erwarten»  und  Kweitens  hat  das  griechische  in 
jenem  s.  Ol  anm,  1  i)esproelieuen  n^Sayrg  uns  einen  comparativ 
^TiQmg  aufbewalu't^  welcher  mit  dem  prJs-  von  pris-m-s  im 
gründe  identisch  ist  und  sich  zu  ttqip  (bei  Homer  auch  tt^ii^, 
cL  La  Roche  H,  U.  s.  256)  eben  so  verhält  wio  das  postulierte 

"^ftslCoQ  zu   fl^Z^OV, 

Haben  wir  hiernach  allen  grund  gegen  die  annähme,  ^nCov- 
stehe  für  */4ff*Cöyo'-,  mistrauisch  zu  sein,  so  mnss  denk*  ich  jeder  fl 
Zweifel  an  der  unursprüuglichkeit  des  nasalstammes,   denn  als  " 
solcher  und  als  nichts  anderes  erscheint  ja  ftet^oy-  in  der  gan- 
zen gi'äcität,  schwinden j  wenn  es  uns  gelingt,  plausibel  zu  ma- 
chen, aiLs  welchem  grund   die  Griechen   den  attüberkonmieiien  m 
stamm  ^ilyo^-  bis  auf  wenige  reste  lahrcii  Hessen  und  ihm  eirkJ 
fk^tCoV"  nach   art  der  i^-declination  {evdaifioiv)  zur  seite  stellten,^ 

Erwägen  wir,  was  aus  der  deeiination  der  comparalive  ge — 
worden  wäre,  wenn  dieselben  im  alten  geleise  geblieben  wärer:^ 
und  sich  nur  lautgeselzlich  weiter  entwickelt  hätten!    In  allemn 
casus  ausser  im  nom.  sing,  und  loc*  plur,  wäre  zunächst  das  <j 
zwischen  vocalen  w^eggefallen,  und  es  wäre  also  folgende  flexio:» 
entstanden:    nouL  sing,   masc.  V**T<ö^,   (neutr.  *^tlCog,)  ger^. 
*fi£iCoog,  dat,  *^*^o*  u.  s.  f.     Nun   mussten   aber  der  spracH^ 
die  olTenen  formen  allmählich  unbequem  werden,  und  hätte  sie?," 
wie  sonst,  contraction  eintreten    lassen,    so  wäre,   in  attiscii.er 
Fassung,  folgende  deeiination  entsprungen:   masc.  ♦fte/f«^,  ♦^*- 
fotJC,   V**£**'i  i"*''Cö*,*  *^a£iCoVj  *fiitCoit^;  .«eiCot'f,  *^£ifto*',  /*^/- 
CodA  (eigentlich  *^£l^oa(fi)^  ^fitiC<^g^);  neutr.  sing.  V^ifo^,  plur* 
fAeiC<a,    Dass  die   spräche    leicht  dazu    kommen    konnte,  diese 
formen t Wicklung  zu  meiden,  wird  jeder  zugeben.     Es  ist  daher 
gar  nicht  zu  verwundern,  wenn  man,  um  eine  mundgerechtere 
uud  durchsichtigere  flexion  zu  erlangen,    anschluss  an  eine  anr 
dere  deeiination  suchte. 

Solche  auf  dem  trieb  nach  deutlichkeit  beruhende  associa- 
tionsbildungen   sind    schon    anderwärts  vielfacii    nachgewiesen 


*)  Der  acc.  pl.  ^tlCovs  ist   eine  analojjiebildutig   tiacti  dem  nom»  !*'•* 
eh«ii  so  wie  ßueiltlg  (als  ac€,  pL  =^  ßumUug),  tioXh^  (als  acc.  pL  =  niXtf^fl 


Zur  geschieht©  der  nomiiial^uffixe  -a«-,  *ja8-^  -vtm-. 


65 


worden  und  werden  in  immer  grösserer  anzahl  ans  lageslichl 
tfülen.  Ich  erinnere  hier  beispielsweise  an  den  aind.  gen.  plur, 
ü^vanam  von  a^ra-,  dessen  n  die  spräche  von  der  »i-dt!clination 
bezo^,  uin  gegenüber  der  älteren  fbrui  a^i'am  eine  charakte- 
ristischere genetivbildung  zu  erlangen,  so  wie  an  den  analog 
fcjtbildeten  gen.  plur.  ahd.  alts.  gchöno^  ags.  glfena  von  slanim 
PfÄK  Vgl.  Osthott'  forschungen  11,  2  t!*,,  Paul  und  Braune's 
beilr.  III,  3  f.,  Leskien  declin.  s.  88  f.  Besonders  nahe  liegt 
für  unseren  fall  der  vergieich  mit  dem  übertritt  der  conso- 
nanlisch  flecti  er  enden  stamme  /o^^o-,  /tia^fia-,  ^«yio-, 
tiwK  tL  a,  in  die  i^declination,  durch  welchen  die  sülmme 
h\i)6)h,  ii^QQlk6v- \i,  s.  w.  entstanden  (v^gl  Ahrens  K.  Z,  III,  1040'.); 
Welchen  Spiranten  der  gen.  /b^j^a-og,  woraus  /^o^/arc»  einge- 
best hat,  weiss  man  nicht  ^),  so  viel  ist  aber  ganz  sicher, 
Jass  einer  ausgefallen  ist  und  dass  von  den  offenen  for- 
nien  aus  sich  der  übertritt  in  die  v-declination  vollzog.  Man 
vei'gleiclie  femer  iiXmc,  titdg^  tvtfwgy  welche  ebenfalls  mit  r 
llcclierl  werden  können,  älwv-oc  u.  s*  w.,  das  syrakus.  ^^mtf-OQ 
Oetaj  sonstigem  älteren  ^^(n-oc  (Ahrens  H,  241),  sowie  auch 
litt  fibergang  in  die  »'-llexion  beim  pronomen  ri-g  gen.  Ti^^-og 
iWindisch  stud,  II,  244). 

Die  anlehnuog  unserer  eomparative  an  die  i'-flexion  hat 
»nan  sit-i,  natürlicli  nicht  als  auf  einen  sclilag  vollzogen  zu  den- 
■^Ji»  sondern  zunächst  waren  es  nur  einzelne  C4isus,  die  das 
neue  gewand  annahmen»   die  andern   folgten  allmälilich  nach, 

*)  Im  ansc  1^1  last*  an  eine  Vermutung  von  Curtju^  habe  icli   midi  stud. 

"•  tOJff.  für  «Jen  scbwuni]  von  c  entsclijetleii.    Der   anhält  Tür  den  vvetr- 

Riff   I*  ♦  »       .  '^  « 

«n  ihftges  Spiranten  ist   indessen  tlocli  kein   solcher,    dass  man  sicli  hei 

p*'^    aiisülx   eines  ♦ro^yojri-  ("^Po^yoj:-)   beruh i|<en  «lürfle.     Vor  allem   ist 

^  Z\x  herOckisichligen,   da-ss  wir  ohne  annehme  von   a^soeiationen  in  der 

^Ifürmigcn  flecHuHtion  dieser  stamme   in  keinem   falli-  ihirchkommen. 

^  *^'>u  der  nom.  siirg,  ro{}y(fj  Fo^^cu  hlssl  Fich  rein  hinLgese^xheli  weder  aus 

*^t»j*o^i-^  imch  aui<  *ro^yo^-g  noch  auch  etwa  ans  *l  ofi^oat-s^  oder  *ro^yoa-^ 

*  *^l*  was  man  sonst  ersinnen  könnte  erklären.     Die  dativform  J><rilJ  C.  L 

*iKiI  sowie  der  ion.  aec.  ro^'ovt*   (nehen    Fo^ydi^s    ro^yoly,    VoQyi6  in 

M^rn  mundarten)  sind  allerdings  dem  von  Curtius  snpponierten  c  gtlnsUg, 

^^ti  könnten  auch  sie  associalionshildimgen  i^ein.     Wegen   des  voc.  sing, 

■d^^oJ  herOcksiehtige  man  anoh  den  voc.  sing,  uiJoX  von  uMm^^   wekdier 

P^P^k,  anecd.  III»  ?M1S  überlieiert   ist  (vgL  Kilhuer  F*  s.  IIK))  umh  wenn  er 

j^^  alter  leil  flammt,  zn  gnuBtcn  von  ^Vo^yo^f-t-  verwei  tet  werden  könnte. 

*^csfallj4  stcheint  mir  das  geratenste,  die  f rage,  welcher  Spirant  au Ftgef allen, 

■"    ^Iflnllg  ganx  offen  zu  lassen. 

2«ttB«l)rirt  rtlr  verKh  Sprn^hf.    N.  F.  (V.    1. 


^ 


G6 


K*  ofimiiuiii, 


zuletzt  wurden  die  pominalivformen  V«*C^5  und  *iulCog  vcr- 
drängL  Woher  es  kommt,  ilass  gerade  nur  im  acc.  singf.  masc, 
im  iioni.  acc,  plui\  masc.  und  neutr.  sich  die  allen  (r- formen 
neben  den  neuen  bewahrten,  ist  mir  unklar, 

Haben  wir  demnach  nur  die  Stammform  /tfiCo<r-  als  aus 
der  Ursprache  herüberragend  zu  betrachten^  so  ontsleht  nun- 
mehr die  fragCi  ob  eine  znrückführung  der  suffixform  -jo(f~  auf 
urspracliliclies  -ja7is-  nach  den  laytregeln  des  griechischen  ge- 
rechtfertigt wäre.  Zwei  Umstände  bestimmen  mich  die  frage 
zu  verneinen. 

L  Zunächst  macht  der  spurlose  wegfal!  des  nasais  Schwierig- 
keiten. Man  denkt  freilich  vielleicht,  es  läge  derselbe  fall  vor, 
wie  in  dx^o(f$  von  stxinmi  äu^op-  oder  «*jrocr*  =^  lat,  vlginii, 
aber  bei  genauerem  zusehen  erscheint  diese  parallele  als  un- 
zuUissig.  aKfiOfJi  geht  mit  aind*  d^masii  auf  ein  ursprachliches 
akmnsvd  zurück  und  entsprechend  slxo(t$  mit  boeot. //xar*,  lat, 
vJginti^  aind*  vim^uU  auf  ein  lüknii  ^)  wie  ixatuv  mit  aind. 
gaiäm  auf  ein  Jcntd-m,  Statt  iai^Qüt  hätte  man  lautgesetzlich 
♦ijffi/iaö"*  zu  erwarten,  das  o  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
erst  durch  die  analogie  der  übrigen  casus  erzeugt  worden 
(vgl  u.  a.  F/cf^tf*  statt  *ijdfr-tf*  nach  fiäi-hg  u,  s.  w.).  Eben  so  dürfte 
in  frage  konmien,  ob  nicht  das  o  von  «ixoa*  wie  auch  das  von 
T^ia-xJd'iot  (dor.  T^*o£-3för #*/*),  arkad,  exorufißma^  St^xOfav  erst 
durch  den  assimilierenden  einfluss  von  -xoi^a  in  t^ifi-xoptau.f^,w, 
ins  leben  getreten  ist.  Vgi  stud*  IX,  323  flf\,  375  anm.  10^). 
Geben  wir  danach  immerhin  einmal  die  entstehung  von  -joa- 
aus  einer  nasalierten  form  zu,  so  durfte  man  es  höchstens  auf 
ein  -jns-,  nicht  auf  ein  -jans-  zurückführen,  indem  man  dabei 
anzunehmen  hätte,  dass  aus  -^jns-  zunächst  -jcrcr-  und  dann  durch 
irgend  welche  association  -joü-  hervorgegangen  sei.  Die  Wahr- 
scheinlichkeit aber  dafür,  dass  die  Ursprache  jemals  ein  "jns- 
besessen,  ist  vor  allem  darum  ausserordentlich  gering,  weil 
keine  idg.  spräche  einen  anhält  bietet  zur  reconslruction  einer 
grundsprachlichen  comparativflexion,  in  die  die  form  -jm-  hinein- 
passte. 


^)  Vielleicht  ist  die  erste  silbe  unrichtig  angesetzt,  worauf  es  hier  nicht 
ankommt. 

^)  Gerade  hei  Zahlwörtern  ist  aü^acialion  der  einzelnen  formen  vielfach 
naclizuweben,  t,  b,  o?fT«-;?oi'tf  slatt  ondto^-novs  nach  tniä-nov^  u,  a*,  oj'tfortro-c 
nach  li'if-ro-f»i/*>tt-ro-c(AscoU  Rivista  di  fSl  187ßp.  573=Gurtius'stnd,lX,34«). 


Zar  geschieht^  der  iiominalsuffixe  -o«-,  -ja«-,  -t^o«-. 


67 


2.  Der  zweite  uinstand,  der  es  mir  iinmöglicli  macht,  -jo<r- 
auf  eine  nasalierte  form  zurückzuführen,  ist  der,  dass  er,  vor 
dem  ein  v  schwand,  sonst,  so  weit  ich  sehe,  nicht  ausgestossen 
wird^  so  wie  das  a  von  ^^ei^aa-u  ausgeworfen  worden  ist  ^); 
man  vergleiche  daav%  =  lat,  densus,  udfsi  füi-  ^ivam  u*  a.  (stud. 
IV,  90  ff.). 

Wir  dürfen  atso  getrost  behaupten:  aucli  das  grie- 
chische widerspriclit  der  annähme  eines  urspr. 
comparativsuffixes  -jans-. 

4. 

Es  bleibt  endtich  noch  das  altindische  übrig. 

V*on  mdhjjaS"  »grösser«  lautet  der  nom,  sing.  masc.  mäkljan, 
der  voc.  vedisoh  mdhljas  (diese  form  ist  allerdings  nicht  belegt, 
aber  z.  b.  gikijas  »o  mächtigerer«  rigv,  VII,  32,  24),  später  nid- 
hljan,  der  nom.-acc.  sing,  neutr.  nuihljas,  im  übrigen  ist  die 
starke  Stammform  mdhijams-,  z.  b.  acc.  sing,  masc*  tmUilianisam, 
die  schwache  mdJüjas-^  z,  h.  gen.  sing.  masc.  Jieutr.  mdhJjasas, 

Diese   declination   nun  kann   nicht    abgesondert   von  der- 

Bnigen   des  part.  perf.  act.  behandelt  werden.      Dieses   partie. 

Fgleich   an   dieser  stelle  heranzuziehen  ist  nicht  möglich,  da  es 

im  Zusammenhang  mit  den  schwesterbildungen  der  verwandten 

prachen    behandelt  werden   muss,      Es  empfiehlt  sich   daher, 

fhier  bezüglich  unseres  comparativs  nur  diejenigen  zwei  punkte 

hervorzuheben,    welche  auch  ohne  rücksichl   auf  die  genannte 

participialflexion  sich  klar  stellen  lassen. 

1.  Dass  die  indische  comparativ declination  keine  reine, 
d.  b.  von  andern  declinationen  nnbeeinflusste  ist,  zeigt  zunächst 
der  voc.  sing.  masc.  Von  den  beiden  bildungen  vcd.  m/thljas 
und  class.  m/thljmi  iniiss  die  eine  unursprünglich  sein.  Nun 
kann  das  ved,  -jas  lantgesclzlichsowol  aus  einem  urspr  ach  liehen 
-Jas  als  auch  aus  einem  -jus  erklart  werden,  -jan  dagegen  we- 
der aus  'jas  noch  aus  -jans  nocli  aus  -jus^  folglicli  beruht  es 
auf  einer  association,  und  da  kann  kern  zweifei  sein,  dass  eine 
anlehnung  an  vocative  auf  -an  von  n-  oder  w^-stummen  stattge- 
funden hat. 

%  Das  abaklr.  ma^äo  kann  dem  lat.  mäiör  in  derselben 
weise  entsprechen  wie  mhm  dem  honör.  Hält  man  dazu  aind. 
mhäs  und  bedenkt,  dass  im  neulrum  mdhijas  die  genaue  ent- 

')  DiaJectii^clie  sin^iibritAteii  wie  lac,  /uiSä  für  «lun«  d.  i.  (lenb.)  ^lovu« 
konunen  hier  iiatüilich  nictit  in  ansehlajy. 


6S 


K.  Brui^man, 


spreclumg  des  abaktr.  mai^ö ')  und  des  lat,  niihus  ist,  so  ge- 
winnt die  vermuluiig  boden,  dass  die  Inder  stall  tndhtjä^i  ein- 
mal ^mahJjos  gesagt  hallen  und  nuiJujän  eine  neubildung  ist. 

So  viel  vorläulig.  Es  liegt  uns,  die  wir  an  kein  uridg. 
-Jans-  glauben  können,  in  rucksicht  auf  den  aind.  comparativ 
vor  allein  ob,  begreiflich  zu  machen,  dass  auf  allindischeni  bo- 
den  der  nasal  durch  association  in  das  suffix  hineinkommen 
konnte.  Da  sicli  beim  voc,  sing,  mdhijan  die  not  wendig- 
keit associalion  zu  slatuieren  ergab,  da  ferner  ^mähtjas  mit 
wahrscheinlichkeil  sich  als  vorsUife  von  nuihljan  ansetzen 
Hess  und  da  endlich  bei  den  noch  obrlg  bleibenden  formen  die 
annähme  eines  späteren  eindringens  des  nasals,  wie  wir  sehen 
werden,  auf  keinerlei  Schwierigkeiten  slösst,  so  sind  wir  zu  der 
behauptung  berechtigt,  dass  vom  indischen  boden  aus  sich  ur- 
sprachliches 'Jans-  nicht  beweisen  lasse. 

Dann  muss  aber  der  glaube  an  ein  urindog.  -Jans-  über- 
haupt aufgegeben  werden.  Denn  wenn  das  allbaklrische,  das 
lateinische,  das  germanische  und  das  slavischbaltische  in  keiner 
weise  auf  einen  nasal  hindeuten,  sondern  im  gegentheil  eine 
lau tgeselz liehe  erkUlrung  aus  -jans-  vielfach  gar  nicht  uii 
lieh  ist,  wenn  ferner  das  griechische  eine  solche  nasalbili 
hat»  die  nicht  als  lautgeselzlicher  abkömmling  von  -/«W5- 
ten  darf,  und  daneben  eine  andere  bildung  aufweist,  die  nur 
aus  'JQS'  erklart  w^erden  darf,  wenn  endlich  das  altindische 
zwar  einen  niisal  im  suffix  zeigf,  dieser  aber  erst  durch  form- 
association  theils  sicher  eingeckungen  ist,  theits  selu*  leicht  ein- 
gedruugen  sein  kann,  so  gibt  es  keine  andere  wähl  als  sich 
von  der  herkömmlichen  meinung  loszusagen  und  nur  -jas-  für 
ursprachlich  gelten  zu  hissen. 

Und  zu  gunsten  des  -ja5-  entscheidet  denn  endlich  auch 
noch  folgendes.  Unser  suffix  erscheint  bereits  ursprachlich 
auch  in  der  form  -is-,  namentlich  In  der  Weiterbildung  mit  -to*, 
wie  aind.  muh-ish-tha-,  gr.  ^^Y^id-to-  u.  s.  t  (oben  s,  57).  Dass 
das  i  durch  samprasäraua  aus  -ia-  entsprungen  ist,  ist  um  so 
woniger  zu  bezweifeln,  weil  solche  zusanunenxiehung  auch  sonst 
als  ursprachlich  nachweisbar  ist,  z.  b,  iihim'  und  hun-  als 
schwache  Stammformen  neben  ghiam-  »schneec  und  kuan- 
>hund«    (Osthoft  bei  Faul   und    Braune  III  74,  verf.   stud.  1X| 


I 


')  Die  icletjtiUll  eisLrcckl  sich  hier  nalilrlich  iiiir  imt  das  sutÜx. 


Zur  ^eechiclite  dvv  notuhmlmüixe  -at-,  -jas-,  -vas-,  G9 

308).  Wer  nun  an  ursprachliches  -jans-  glaubt,  miiss  -isfa- 
aaf  -iansta-  zurnckführen  und  als  miltelslure  eolweder  -insta- 
oder  -Mi5/a-  ansetzen^  so  dass  er  entweder  die  i'eihe  -ianstu- 
-if^fta-  'ista-  oder  -iatisia-  iusta-  -ista-  annimmt.  Aber  ist  es 
flicht  reine  wiJIkiir»  der  Ursprache  solchen  nasalausfall  zuzu- 
?»iireiben?     Wo  sind  die  analogien?    Ich  sehe  keine. 


Wir  gellen  zum  p  a  r  l  i  c  i  p  i  u  in  p  c  i*  f e  e  t  i  a  c  U  v  i  über.  Als 
die  arsprachliche  grundform  des  suffixes  gilt  jetzt  fast  allgemein 
-mnt-.  Dieses  lautaggregat  ist  gewonnen  durch  addition  z.  b, 
von  aind.  md-väms-am,  vid-vad-bhis^  vid'Vdt^  griech.  fiÖ-az-a. 
Das  t  gilt  aus  lautphystologischen  gründen  für  älter  als  s, 
Schleicher  sagt  in  der  kircheiislav.  formenlelire  s.  165:  ^n-ant 
glauben  wir  als  die  älteste  grundform  der  endung  dieses  parti- 
dps  annehmen  zu  müssen.  Hierzu  nötigt  uns  das  im  griechi- 
^hen  durchaus  (Tsirff-f^OTJ  und  im  sanskrit  vor  consooantisch 
anlautenden  casussuffixcn  (nirt^d-vat-m,  rurmJ-vad-bhis  u.  s.  f.) 
erscheinende  t  für  s;  s  entsteht  unzaliligemale  aus  t,  nie  aber 
rfte  der  umgekehrte  tall  eintreten«.  So  war  man  denn  ge- 
"twungen  für  einige  unser  sufFix  enthallende  formatiooen,  wie 
aiüd.  lykt-üsh-h  gr.  idvia  d.  1.  **d'-ra**a  schon  grundsprach- 
lichi'n  Übergang  von  i  in  s  zu  statuieren.  Dass  diese  an- 
ifchl,  der  ich  früher  selbst  huldigte  (stud.  VH  356)»  keine  ana- 
bjiGn  für  sich  hat  i)  und  ganz  willkürlich  ist,  störte  nicht. 
Auch  erwog  man  nicht,  dass  der  griech.  mascoline  und  oeu- 
We  stamm  eidat-  dazu  nötigte,  z,  b.  als  uridg.  nom.  plur. 
masc  vid'Vdnt-as  mit  i  anzusetzen  und  demgemäss  zur  er- 
kiäfüng  von  aind.  vid-vän^-as  und  abakfr.  vidti-vmnh-ö  ver- 
^aiullung  von  t  in  s  auf  arischem  boden  anzunehmen  —  ganz 
gegen  die  lautgesetze  der  arischen  sprachen. 

Indessen  war  diess  docii  nicht  von  jeher  die  allgemeine 
«"«cht  Aber  unser  participialsuffix,    ßopp  iu  der  vergl.  grannu. 


*)  Man  balte  mir  nicht  etwa  die  ejitlmig  der  ^.  pers.  sing,  iirsprachlicii 

-tva*    entj^egen.     Wer  sagt   uns   denn,   dai?s  -ai  und   tvn  mrkWch 

■*  pronciuiinalBlaiutLi  sind?    Wenn  die  iinnahine.  dieidg.  gntnilsprarlie 

iiu  ausdrnck  des  »du«  nieht  Llosa  ♦Itin  einen  j^tamm  tva  verwandt, 

I  für  sich  niclii  dam  nandesie  bedenken  gegen  sidi  hat^  und   wenn 

*^r  IU  Uusend  andern  fälleu  urspruthliches  i  bewatirt  und  nicht  in^über- 

''"'" ''ti  ^ebeii,   ist  es  du  nicht  das  methodisch  richtigere,   wenn  wir  die 

lyrung  von  -ui  und  tva  aufgeben? 


70  K.  Brugman, 

IIP  158  und  nach  ihm  E bei  in  K.  Z.  I  299  erklärten  die  form 
-vans-  für  die  älteste,  das  t  aber  für  eine  jüngere  ein- 
zeisprachliche  entwicklung.  Dass  man  den  von  diesen 
beiden  gelehrten  g^ebenen  winken  nicht  folgte,  ist  verwunder- 
lich genug. 

Wir  gehen  auf  die  frage,  welches  der  schlusslaut  unse- 
res Suffixes  in  der  grundsprachlichen  zeit  gewesen  sei,  nunmehr 
näher  ein,  lassen  aber  dabei  den  nasal  des  suffixes  vorläufig 
ganz  unberücksichtigt.  Von  dem  nasal  wird  unten  besonders 
gehandelt  werden. 

6. 

Wegen  des  suffixauslauts  t  kommen  im  altindischen 
in  betracht: 

1.  die  sog.  mittleren  casus  wie  vid-vdd-bhis,  vid^dtsu. 

2.  der  nom.-acc.  sing,  neutr.  vid^vdt;  dieser  casus  ist  in  der 
Sammlung  der  vedischen  participialformen  bei  Delbrück  altind. 
verb.  s.  234  fi".  nur  durch  das  eine  beispiel  tatanvcU  rigv.  VI 
21,  3  vertreten;  A.  Kuhn  in  dieser  ztschr.  I  273  bemerkt,  das 
neutrum  auf  -vcU  finde  sich  bis  jetzt  nur  bei  granunatikem; 
jedesfalls  ist  die  form  nicht  in  weiterem  lunfang  angewendet 
worden. 

3.  der  voc.  sing.  masc.  des  classischen  sanskrit  auf  -wm, 
z.  b.  vidvan, 

4.  die  nachvedischen  steigeiTmgsformen  vid-vat^ra-^  vid- 
vat-tania-  und  ableitungen  wie  vid^vtU-ta,  vidrvai-tvarfn. 

vid-vdd-bhis  vergleicht  Bopp  mit  recht  dem  ved«  ushddbhis 
(rigv.  I  6,  3)  von  usJids-  »morgenröte«  und  dem  maäbhis 
(rigv.  II  24,  5)  von  mos-  »monat«.  Dass  den  stammen  usha»- 
und  mos-  von  haus  aus  kein  t  oder  d,  sondern  $  als  stamm- 
auslaut  zukommt,  beweisen  die  verwandten  sprachen  aufs 
klarste,  und  es  ist  eine  gar  wunderliche  Vorstellung  einiger  for- 
scher, jene  beiden  stamme  hätten  in  der  Ursprache  einmal  auf 
t  ausgelautet  und  dieser  dental  habe  sich  zufallig  nur  in  tsshdä- 
bhis  und  mädbhis  hinübergerettet.  Dass  dbh  keine  lautgesetz- 
liche entwicklung  aus  sbh  ist,  zeigen  z.  b.  indJiljobhis  von 
mähtjas-  und  mänöbhis  von  mänas-,  die  die  allgemeine  regel 
repräsentieren.  Es  muss  also  anlehnung  an  alte  dentalstamme 
angenommen  werden.  Dafür  kann  man  sich  auch  auf  den 
merkwürdigen  vedischen  instr.  adbhis  von  ap-  »wasser«  berufen. 
Die  grundform  dieses  casus  ipuss  *ap'bhi8  gewesen  sein  (vgl 


Zur  geschichle  der  nominaisuffixe  *a«%  -jas-t  -r«w-. 


71 


ahaklr.  dat.  plan  aitffjfö  d.  i.  ^ap^bhyas),  und  da^  d  kann 

30  erklärt  werden,  dass  die  spräche,  um  die  unerträgliche 
ulgni[jpe  pbh  zu  meiden,  in  der  not  zu  der  beliebteren  gruppe 
al^  zu  dem  d  der  denlalslümme  grilT. 
Dem  vki-vdtsu  sieht  zwar  kein  vedisches  *usMtsu  oder 
'wfltei*  zur  seile  —  höchst  wahrscheinlich  nur  zufällig  — ,  aber 
es  vergteichL  sich  ans  dem  späteren  sunskrit  -dhvai-su  (neben 
-ihad-UUs)  von  -dlivas-,  Schlussglied  von  corapositis,  >?fallend*t, 
im  Wurzel  tlhmms  »fallen«,  und  'dvifsu  (neben  HiiHd-bhis)  von 
»hassend«,  von  wurzel  diish  »hassen«  (Max  Müller 
%-granim,  s.  95  f.).  Auch  vergleicht  Bopp  das  futur  tW- 
\ti  neben  tHmshjati  von  vas  »weilen,  wohnen«  u,  a.  Der 
ergang  von  $s  in  is  liesse  sich  vielleicht  lautphysiologisch 
Ufertigen ;  bedenkt  man  aber,  dass  dem  -dltvaisu  sich  nidhi- 
oder  nnihljahsu  von  mdhijas-  und  nuinassu  oder  mdthaJisu 
mdnaS'  zur  seite  stellen,  so  ist  es  wahrscheinlicher,  oder 
ttech  wenigstens  vorsichtiger,  das  für  s^'  erscheinende  fs  der  ein- 
wirkung  von  dentalstämmon  beizumessen,  so  dass  vatsjati  sich 
jeneiu  vedischen  adbhis  vergliche. 

Die  durch  formen  wie  lishMbhiS  an  die  band  gegebene 
venuutung,  dass  sammtliche  Ibrnien  unseres  particips,  die  auf 
•mi-  oder  -vanU  liinweiseti,  aiialoglebildungen  nach  dental- 
«tämmen  seien,  gewinnt  weiteren  boden  duich  Iblgendes: 

Von  sp^vas-  »guten  schütz  habend  oder  gewährend<ft  (von 
titMi^-  n.  »schütz«)  lautet  der  nom.  sing.  masc.  im  vedischen 
öfters  svävan  und  Pänini  überliefert  den  instr,  plur»  smwiulbhis. 
Eben  so  von  svd-Uiva^-  »dm-ch  sich  selbst  starke  (von  tav-ds- 
m.  »stärke«)  im  vedischen  uoin,  sing»  svdtavän  und  in  der  spä- 
lewii  ütteratur  einige  male  dal  pL  svatavmlbhjas,  wofür  (^laLap» 
0  5,  1,  14  das  regelrecht  gebildete  svdtüvübhjas  (vgl  Weber 
in  Kuhn  und  Schleicher's  beitr.  UI  388).  Ueber  die  entstehung 
dieser  formen  kann  kein  zweifei  obwalten:  die  spräche  liess sich 
diiai  verleiten,  das  wurzelhafte  v  von  ^v-dvas-  und  svd-tavm- 
All  das  t?  des  suffixes  -vani-  anzuempfinden  und  bildete  svd- 
an  wie  Wmga-vän^  svdtavadbhjas  wie  bhiiga'Vadbhjas,  Su 
klare  ich  mir  auch  das  s.  53  erwähnte  vcdischc  neutrum  j«t;a^ 
jitHm-  »jung«:  die  spräche  zog  das  v  dieses  Stammes 
sulßx,  daher  jüvai  wie  hhaga-vat. 

Es  liegt  liiernach  nun  die  Vermutung  sehi*  nahe,  dass  auch 
hin  rede  stehenden  partieiplalfornien  nichts  ande- 


72 


K.  Bruguiiin, 


res  als  analogiebildungen  nach  den  entsprechenden 
casus  der  -uanf-stämme  seien:  man  vergleiche  t'kl^vddbhis 
mit  pad-vddbhh  {\  oi\  pad-imU*  *  mit  fiissen  versehen«),  vid-tHÜsu 
mit  pad-vdUu^  vid-vM  mit  jtad-VfU^  vid-^v<ni  mit  päd^van^  md^ 
vdttanui-  mit  pad-vattama-;  auch  die  Singularnominative  des  ma- 
sculinum  passen  zu  einander:  vid-vän  und  ^md-vän. 

Bei  dieser  annähme  kommen  noch  folgende  zwei  raonienie 
in  betracht, 

1.  Eine  assoeiation  der  participiu  auf  -m-s-  mit  den  -vanU 
stammen  war  nictit  nur  durch  den  gleichen  anlaut  der  suffixe 
ermöglicht,  sondern  lag  auch  von  selten  der  inneren  sprach-« 
form  gar  nicht  so  fern^  indem  die  mit  ^vrntt-  gebildeten  ad- 
jectiva  zum  theil  (z.  b.  hhhl-vani'  »freudevoll,  freudig«)  an  den 
sinn  eines  partim  perf.  act.  nahe  heranreichen.  Die  spätere 
Sprache  hat  mit  dem  suffix  -vant-  geradezu  ein  neues  part.  perf. 
act.  geschaflen,  wie  krtd-vant-  »gemacht  habend«,  hhagna-vant' 
>'gebrochen  habend«.    Vgl  auch  ved.  pipishvani-  >überfliessend«. 

2.  Die  adjcctiva  auf  -vant'  und  -mant'  bilden  im  vedbchen 
ihren  vocaiiv  auf  -ras  und  -mas  wie  sahas-vas  von  sähas-vani' 
3*kraftvoll«,  bhfmu-mas  von  bhann^mdnU  »lichtvoll«.  Auch  drei 
themen  des  class.  sanskrit,  agha-vant^,  bhaffa-vant-,  bhavemt-^ 
haben  neben  der  gewöhnlichen  vocalivbildung  auf  -van  («/^Aa- 
van  u.  s.  i\)  die  auf  -vas  und  zwar  mit  contraction:  aykös,  blta- 
gö$^  bhös.  Die  ansieht  Bopp's  und  anderer,  das  schliessende  s 
sei  eine  Uiutliclie  entartung  von  /,  scheitert  an  den  lautgesetzeii 
des  altindiisehen*  Es  muss  asäüciatiunäbildung  statuiert  werden, 
Und  da  bleibt  denn  kaum  etwas  anderes  übrig  als  die  annähme^ 
saimS'Vas  sei  ins  leben  gerufen  worden  durch  den  voc  des 
partie.  per  f.  act,  welcher  vedisch  auf -1^06' endigt,  z.h.  muUi- 
vas  rigv.  I  114,  3,  tUir*va$  rigv.  VI  41,  4.  Zu  gunsten  dieser 
aufTassung  kann  man  sicli  auch  berufen  auf  die  pluralbildung 
hha.Mi-vdthS'HS  atharvaveda  VII  4,  39,  3,  die  nichts  anderes  seiu. 
kann  als  ein  nach  art  eines  parüc*  perf*  act.  umgemodeltes 
*bhtkti'mni^as,  also  ebenfalls  anlehoung  des  *r/iw^-sufHxes  an 
das  -ms-suftix  bekundet  (vgl.  Benfey  kurüe  sanskr.-granmi,  s,  207^ 
A.  Kuhn  ztschr,  I  37(i,  Petersb.  wörterb.  s.  v,  bhaAshwdfm^y 
Man  erwäge  nun.  Im  vedischcn  lautet  der  voc,  sing,  der  -vani^ 
sldmnie  auf  -ras  aus  in  anlehmmg  an  das  pari,  perf.,  inj 
späteren  altmdisehen  aber  hat  sowol  der  voc.  sing,  der  ^m^fU» 
slämme  den  ausgang  -m«,  als  auch  derjenige  des  parL  perl 


Zur  ^eschiclile  der  noniinalsuftixe  -rwr-,  -ja«-,  -vas-* 


73 


Enthält  mm  einerseits  der  ved.  vocativ  i^idvas  die  echte,  alte 
focativendung  des  pari.  perf.  und  andrerseits  der  nachvedisclie 
locativ  padvan  die  echte,  alte  vocativeiidung  der  'mw^stämnie, 
»wird  man  kaum  umhin  Jvönnen  den  nachvedischen  voe. 
cirfffln  für  eine  analogiebildung  nach  pndvan  zu  er- 
klären. Die  annähme,  dass  das  nachvedische  ^mdvan  ursprüng- 
licher sei  als  da?  vedisehe  padms^  hat  an  sich  nichts  bedenk- 
liches; der  untei-seliied  zwischen  dem  vedisiJien  und  dem  clas- 
sischen  altindischen  ist  ja  nicht  bloss  ein  zeitlicher  sondern 
auch  ein  dialeclischer. 

So  viel  glaube  ich  demnach  auf  alle  (alle  erwiesen  zu 
haben:  die  sänimt liehen  bildnngen  von  unserem  participialstamni, 
In  denen  eine  suffixform  -vant-  oder  -mä'  erscheint^  können 
ohne  alle  Schwierigkeit  als  indische  neuschöpftmgen  d,  h. 
sb  associationsbildungen  angesehen  werden.  Warum  sie  es 
müssen,  davon  später. 

7. 

Wir  wenden  uns  zum  griechischen.  Dieses  weist  im 
inasc  und  neutr,  fast  durchgangig  %  auf,  z.  b.  acc.  sing.  mase. 
iliota.  Ohne  r  sind  nur  drei  formen,  der  nom.  sing,  masc. 
i*<Wg,  neutr,  iidig  und  der  dat.  plun  tlddai. 

Von  den  letzteren  drei  formen  kann  eidodt  für  die  frage 
mich  der  ursprünglichen  suflLxgestatt  nicht  in  betraclit  kommen, 
Ai  sich  nicht  entscheiden  lässt,  welcher  consonant  vor  d  weg- 
Ifefailm  ist.  Die  zwei  anderen  formen,  lidwg  und  eidic,  werden 
gewöhnlich  für  r-formen  angesehen,  indem  man  bei  der  ersteren 
form  Wegfall  des  r  mit  ersatzdehn ung,  bei  der  letzteren  ver- 
wandlijhg  desselben  in  g  annimmt.  Beide  ausätze  stellen  im 
^orspruch  mit  den  lautgesetzen,  und  es  ist  sowol  für  eiämg 
ab  auch  für  €id6g  die  suffixgestalt  -vas-  zu  gründe  zu  legen. 

Für  die  masculine  form  hat  diess  bereits  Gurtius  stud.  II, 
171  iJdhan,  und   ich  tiabe  mich    ihm   stud.   IV,   128  f,  ange* 
m,    fidtig  ist  von  dem  stamm  fiSüff-  in  derselben  weise 
t  «JHiUjt  wie  jjtMig  und  ttiöoig  von  rjofS-  und  aiöoö-^ 

Wa»»  mich  beslinjint  auch  die  nenlralu  ibrm,  gegen  die  all- 

pcnjüin  herrschende  ansieht,  dem  stamm  fiSoff-  zuzuweisen,  ist 

ijisland,  dass  e^  kein  einv-iges  griechisches  w^ort  gibi,  wel- 

iiis  dazu  berechtigt,  lautlichen  Übergang  von  sddiess4'ndcni 

'  in  g  anzunehmen,    Icl»  muss  hier  etwas  weiter  ausholen. 


74 


R.  Bru(fQian, 


Die  regel  ist»  dass  im  griechischen  auskuiendes  t  nachj 
vocalen  einfach  ablallt,  wie  in  I^qb  =::  aind.  äbhartU.  Das-j 
selbe  Schicksal  haben  auch  die  andern  explosivlaute,  so  dasS; 
l(f6(fi  auf  gleicher  linie  steht  mit  6  =  aind.  jad^  yi'va^  fürj 
*yvratx  u.  s.  w.  Man  Uicint  nun,  in  gewissen  fällen  sei  %  nicl 
einfach  abgestossen  worden  sondern  in  q  übergegangen. 

Für  das  sicherste  beispiel  hält  man  die  adverbia  auf  ••»Ct 
wie  Malme,  ot/roig,  welche  ohne  xweifel  ablaUve  sind  und  ur- 
sprachlich auf  -at  au^ingen.  Nun  ist  aber  schon  von  vorn 
herein  auffallend»  dass  neben  -mg  ofl  -m  erscheint,  z,  b.  ovrw  ==- 
av^wg,  0V7TW  =  ovnmg^  m  (»woher«,  inschrift  von  Naupaktos 
stud.  11,  s,  447)  und  ot-de  neben  ti^,  6nm  (*\voher*t,  a.  a,  o.) 
neben  onwg^  dorisch  lovtWj  xijym^  «tVo»,  %m^  allgemeingriechisch 
offCtf,  Mutm,  i^m,  ävmziiiw^  dimTchm.  Vgl  Härtung  über  die 
casus  1831  s.  200  t,  2:23  fi',  Ahrens  de  dial.  II,  374,  Froh- 
wein stud,  I,  1,  74  ü',,  80.  Diese  formen  auf  -w  passen  zu  der 
aas  jenen  formen  wie  A/f^^  zu  ersehenden  regel  und  lassen 
daher  schon  darum  vernmten,  dass  das  schlusssigma  von -<w^  ein: 
neuer  anwuchs  sei  nach  der  aoalogie  solcher  adverbia,  in  denen 
das  g  von  haus  aus  etymologisch  berechtigt  war.  Man  bedenke 
nun,  dass  auch  bei  anderen  adverbia  als  denen  auf  -mg  ein 
schwanken  zwischen  anfügung  und  nichtanfügung  von  g  statt- 
lindet  und  dass  bei  einigen  von  diesen  der  antretende  sibilant 
sich  klar  als  ein  Jüngerer  zusatz  erweist.  So  stehen  a>^i«ir^r(, 
^iünfjyvc^  äXQtg^  fAi'lQig^  ar^tc^  nJQVttc  neben  dyTiXQi\  fi£<f^ 
Cf^yv  u*  s.  w.;  spätere  anfögung  des  g  eigibt  sich  klar  für  nS^fV" 
%$g  =  nigvTt  und  mhowxig  =  avtowxi  (Bekk.  anecdot»  p.  1319), 
indem  die  asigmatischen  formen  singularlocative  sind,  sowie  für 
Bv^vg  ^  fct^^r,  indem  ivUv  nom.-acc.  sing,  neutr.  ist  (vgl.  auch  j 
i^YV^,  dem  em  ^iyyiS  ==  aind.  neutr,  athhu  zu  gründe  liegt),! 
Ausgegangen  ist  dieses  adverbial-g  von  adverbien  wie  tjf-c,  än-g, " 
ivroc,  ixTog,  wo  es  genetivzeichen  war  (vgl.  Curtius  grdz.  *39,  Breal 
Journ.  des  sav.  1876  p.  9).  Dass  das  c,  selbst  ein  casuszeicheri,  an 
fertige  castisfonuen  soll  angetreleu  sein,  darf  nicJit  wunder  neh- 
men* Um  nur  die  nächstliegenden  analogien  zu  erwähnen: 
von  tovto)  und  n/rci*  bildeten  die  Üorier  %ovtm-i^fp  und  ti^Pta- 
y^BV,  von  ndtm,  %^m  alle  Griechen  natm-%>Bv^  i^oo-x^Br^  von  ivwog 
und  ixrig  Homer  h^toüi^e  und  hxoai^i^  \on  ixsl  ixBt%}t^).     Be-j 

*)  Eine  iiileressanle  parallele  zu  otroi-f  bildet  das  facÜumed  dm  S.  i\ 
de  Bwccli     Die  lat  adverbia  auf  -«,  wie  Itmgiy  müeri^  sind,  wie  Bergk 


< 


Zur  geschichle  der  üomiimbuffixe  -as-,  -jaa-,  -pas-. 


73 


(tnkt  man  nun  noch,  wie  auch  sonst  gerade  auf  dem  gebiet 
da-  adverhialbildungen  wuchernde  aiisbreilung  und  fomiüber- 
tiaping  etwas  ganz  gewöhnliches  ist  (z.  b,  ^owa^^  ^i^d^,  dtn^- 
Uff I  [von  TT ac]  nach  «Traf,  naQalXa'^  u.  dgl;  nafiTrXiji^iiy  nuv- 
f^nl^  avroip6i\  avrols^ti  nach  napäti^il  u.  dgl),  so  wird  man 
wpestehen  müssen^  dass  nicht  das  niindesle  hinderniss  im  weg 
li^t  das  q  der  adverbia  auf  -eog  als  einen  neuen  anwuchs  xu 
belrachten,  und  so  koniniL  diese  bildung  für  den  behaupteten 
üb^gang  von  -r  in  -q  in  Wegfall. 

Hcs)Thius   hat  die  glosse  iXi/^zalc    am    fov   iXi^f    J^aXa- 

juro*  (l  ^aXafAiv$ot).     Curtius   verb,   11   44-  glaubt  diese  form 

im  ^ii^trmt  hervorgegangen.    Er  vermutet  eine  analoge  bil- 

(fang  auch  in   der  glosse   <faiM(tap'   yt^w^t,   indem    er  y/airwg* 

Jbfipm%f^$  zu  lesen  vorschlägt.    Die  form  tXittTmc  mit  M.  Schmidt 

\SL  U^i  ttüi;  zu  sondern  haben  wir  nicht  nötig,  und  ich  stimme 

Curtiui:^  in  so  weil  bei,  als  ich  die  beiden  formen  U^tit^lg  und 

igmmq  oder  richfiger  wol  iX^ituig,  (fdimg  sprachlich   für  sehr 

Wül  möglich  halte.      Aber  in   der  erklai^ung  des  q  weiche   ich 

Yun  ihm  ab.     Nehmen  wir  an,  dass  iVJhm  in  gleicher  weise 

aind.  hhäriüoi  zugleich  für  die  2.  mid  die  3*  person   galt, 

kann  an   das  als  %  person   fungierende   UifHm   recht  wol 

nach  der  analogie  der  zahlreichen  verbal  formen  auf  -g,  die  die 

1  sing»  darstellen,  ein   -g  nachlräglich  angetreten  sein,  um  die 

torm  als  zweite   persun   zu  chaiakterisieieiL     Eine   analogie 

4uiu  bietet  x.  b.  die  delphische  3.  ploi*.  imperat.  eivtaiiaat^  neben 

Urna  (Curtius  a,  a.  o.  s.  48  f.),  insofern  der  antritt  der  endung 

<av  der  form  ein  deulÜcheies  p  Iura  lisch  es  gepräge  verlieh. 

Weiter  vergleiche  man   auch  das  neuion.  und  vielleicht  auch 

kouierist^hc    ttg   oder  ug   ^du  bist*  (Curlius  vb.  1  48),  welches 

immv  mcinung  nach  auf  ti  zurückgeht  und  sein  -c   io  anleh- 

nuDg  an  y^^,  tiiti^g  u.  dgl.  angenommen  hat* 


•Iwälr.  mr  lal.  ^^rdüim*  s.  18  rkihlig  erkannte,  lucaUve.  Man  vergleiche 
^  iiltiTlngl  gchraucliteu  localive  des  slaviselien,  wie  dobr^  bene,  javi 
MikJosicIi  vtv^i.  j^mmm.  IV.  1^8,  16^).  Dnn  d  von  fatiUumt'd  i>^t 
I.aiv4i(lverhien  wie  meritöd  ljerQberg«liCjH,  in  fl«nen  es  von 
Uti»  aus  vorhanden  \vm,  Majt  Müller  liemerkl  Fleckeis.  jahrii.  1876  s>  70^; 
*4i  facilumtd  des  SC.  de  Baccli.  anslalt  facüamod  erregt  den  verdacht 
^  künstlidieiia;  aber  näherer  anhall  dafür,  dass  die  form  nicht  der  volJts- 
l*ifliu  angeliörte,  fehlt*  Nach  fncUunwd  heiirteüt  sich  auch  osk*  crwip?'?*- 
M  =  tmprube. 


76  K.  Bniginan, 

Dass  77^6^  und  ngoti  (beide  bonierisch)  und  hom.  dor. 
nozi  und  arkad.  nog  (Curtius  grdz.*  285)  so  mit  einander  ver- 
mittelt werden  musstcn,  dass  für  ngog^  niq  die  nächste  Vor- 
stufe *n(}6t^  *7r6i  war  und  worlschliessendes  r  in  g  überging, 
kann  ich  nicht  einsehen.  Wenn  es  sich  nur  um  ngSg  und 
nog  als  wirkliche  präposition  handelte  und  dabei  nur  um 
falle  wie  nQoatdaau)^  ngoüTovro  (ngog  tovio)^  könnte  man  laut- 
gesetzlichen Übergang  von  *7TQur  in  ngvg  ohne  weiteres  zugeben. 
Aber  ngog  ist  auch  adverbium,  d.  h.  selbständiges  wort,  und 
neben  nqoaxdaaoa  steht  auch  ngoadyto  u.  s.  w. 

Endlich  kommen  für  den  in  rede  stehenden  lautwandel  noch 
die  adveibia  zi^og  und  ^og  in  betracht.  Man  vergleicht  sie  allge- 
mein mit  aind.  taviü  und  javat  und  hat  damit  gewiss  ganz 
rocht.  Aber  völlige  Identität  ist  unerwiesen.  Zunächst  kommt 
in  betracht,  dass  ta-vat  und  ja-^a;t  noch  als  casus  in  einem 
lebendigen  casussystem  drinstehen.  Sie  bilden  den  nom.-acc. 
sing,  neutr.  von  tä-vant-  »so  gross«  und  jOrvant-  »wie  gross«. 
Diese  stamme,  denen  sich  zunächst  die  stamme  vta-vani-  »ein 
solcher«,  tvOrvant'  (=  abaktr.  thwO^vaiU-)  »dir  gleich,  deines 
gleichen«  u.  a.  zur  seitc  stellen,  enthalten  das  bekannte  sufßx 
'tjant-,  welches  im  griechischen  in  der  form  -/«vr-  erscheint. 
Wenn  nun  ta-vat  im  gründe  ein  ncutrum  von  derselben  art 
wie  z.  b.  vishavat  von  visha-vant-  »giftig«  ist,  so  hätte  man  im 
griechischen  *t^j:6v  zu  erwarten  nach  der  analogie  von  i6-(j:)6y^). 
Es  ist  also  auf  alle  fälle  vorsichtiger  tdvat  und  %^og  im  suffix 
wenigstens  zu  trennen.  Vielleicht  ist  für  das  letztere  wort 
suftlx  'VaS'  anzunehmen.  Die  suffixe  -vant-  und  -vas-  sind  im 
anlaute  sicher  identisch  und  hatten,  wie  sich  aus  dem  verhäll- 
niss  der  participia  des  activen  perfects  zu  den  -t^an^tämmen 
ergibt,  auch  verwandte  bedeutung.  Die  bedeutungsgleichheit 
von  tavat  und  x^og  kann  daher  unserer  auffassung  nicht  hin- 
derlich sein*). 

*)  *io-J^tv  schüiiil  freilich  nicht  <Ut  reine,  d.  li.  der  nur  laulgesetxlich 
verrnulorlo  reflex  der  grundrorni  des  iieiitruni  zusein.  Jedesfalls  aber  kann 
«lurch  *io-j:fy  nicht  eine  form  *io'J^os  verdrangt  worden  sein. 

')  Auffallend  ist  der  gleiclie  ausgung  -og  von  r^o;,  ^os  und  T%uog, 
fjttog,  Fick  I*  85.  180  identificiert  rijuog  mit  dem  aind.  abl.  tastnät  »daher, 
deshalb«  und  ^uog  mit  desden  correlat  jasmiit  »woher,  weshalbc.  Dem 
widerstreitet  schon  das  aind.  a,  welches  hier  nicht  einem  gr. «  gleich  sein. 
kann.    Es  scheint  als  enthielten  r^.uo;  mid  iifAog  ein  suffix  -mo«-.    Oder 


Zur  geschlchte  Jer  nominabuRlxe  -as-,  -Ja«-,  -vas-. 


77 


Es  gibt  demnach   keinen  oinxigen  fall,   W€*lcher  Übergang 
ron  schHc?sseudeni  %  in  5  bewiese,  und  so   behaupte   icli  denn, 
Idass  f ido$  nicht  aus  *£/d(fT  hervorging,  sondern  ehen  so 
[wie  Midäig  Suffix  -vas-  enthälL 

Wie  ist  das  nun  denkbar,  dass  in  der  declination  des  ma- 
linum  und  neutrum  zwei  casus,  der  noui.  sg.  beider  gosehlech- 
^^  ein  -/oa-,  alle  übrigen  (vielleicht  nur  noch  mit   uu^sclduss 
^des  dat.  plur,)  ein  -/or-  enttiaiten?     Meiner  meinung  nach  nur 
*0,  ilass  die  eine  von   beiden  soffixfonnim  eine   an  alogische 
neobtldung  ist.    Man  wende  mir  nicht  ein,  es  hfdten  ja  schon 
m  der  grundsprachlichen  declinatioii  unseres  particips  die  zwei 
iwifßxe  'Vani-  (-vat-)  und  -vans-  (-vas-J  neben  einander  bestehen 
und  die  Griechen  dann  beide  in   ihreni    casnssystem    bewahren 
kAnnen.    Diese  aufstellung  würde,  als  argunicnt  gegen  die  an- 
nähme auf  griechischem  boden  eingetretener  associationshildung, 
eißztg  und  allein  dann  einen  sinn  haben,  wenn  sich  wahrschein- 
Beh  machen  Hesse,  dass  in  der  grundsprache  gerade  der  nom. 
m^,  masc.  und  der  nom.-acc.  sing,  neutr,  mit  -vas-^   alle  an- 
.1  .^  ---"^  aber  mit  -t'a/-  gebildet  worden  seien,    so  dass  das 
IV'  in  der  vertheilung  der  beiden  sulüxrornien  das  ur- 
«prachliche  verhältniss  rein  bewahrt  und  die  andern  sprachen 
■     >    hatten.     Dieses  wahrscheinlich  zn   maclien  ist 
o^  nicht  möglich. 
bt  also   entweder   siduc-   oder   (täüt*   eine  neuschöpfung 
i  h.  eine  associationsbildung»  so  kann  nur  das  letztere  dafüi* 
"!?T-'f4ien  werden.     Und  auf  welche  weise  kam  das  r  in  die 
Vitien  hhiein?     Ich  bin  im  ganzen  einverstanden  njil  Ehe), 
Jier  a.  a.   o.  s.   299  sagt:     »Die  einzige  Schwierigkeit,   (he 
-T  macht,  lasst  sich  durch  vergleichung  der   neutralen  for- 
ineti  wie  niQuiog  beseitigen,  die  ebenfalls  einem  skn  s  (suffix 
•«^)  gt^genöber  stehen.     Wie  dort  das  -t  durch   analogie  der 
'  '"   '.-eren  formen  auf  -fiar,  so  mag  es  hier  durch  artalogic 
-/ II  partic.  eingerührt   sehi,  in    beiden   lallen    wo[  ersi, 
Ab  der  hiatus  durch  die  gewölmHche  aussto.iäung  des  er  einge- 
tfvlen  war,  da   4   für  a  allen  griechischen    lautgesetzen   wider- 


J**ck|  ilje  Partikel  äma  ikrln  mit  angehängter  geiietiveiHlting  ^asY  hi 
^m  TaU  kömile  in  Trage  koinnu-n,  oh  Ti>f,  f^og  uldil  iirsphlnKlidi 
mit  »ioti.  Uivati  jävat  ideiitisdi  waren   nrul  üweu  uiisg«Hg  -a^  ei^l 

^\  t^ft^^J  ij^öc  erborgten. 


78 


K.  Hrngmaii, 


spricht*.  Man  bedenke,  was  für  eine  declinafion  herausgekom- 
men wäre,  wenn  die  durch  den  ausfall  der  c  entstandenen  for- 
men, wie  acc,  snig.  **frfdw,  die  gewöhnliche  vveiterontwicklungr, 
nänüich  coittraction,  erfahren  liätteu.  Es  wäre  dieselbe  cala- 
mität  eingretreten,  wie  sie  sich  beim  comparativ  ereignet  hätte,] 
wenn  dieser  nicht  in  die  i^-declination  wäi^e  übergeführt  wor- 
den (vgl.  s,  64).  Es  lag  also  nahe,  dass  man  der  deuLlichkeit 
wegen  aiischluss  an  eine  andere  stamm flexion  suchte.  Für 
Ehefs  ansieht,  dass  man  %  im  anklang  an  das  %  der  übrigen 
activparticipien  gewählt  habe,  könnte  die  feniininforni  iatewaa 
latiäaa  sprechen.  Sie  entstand  nämlich  offenbar  in  anlehnung 
an  präsens-  oder  aoristformen  wie  tfi^ovaa^  %$^imca,  jiaßovctx^ 
nachdem  aiB  itrrif/oT-  die  formen  icftBon-  tüTmi-  hervorgegangen 
w*aren  und  nun  zu  diesen  sich  das  alte  femininum  tctt^vla 
—  bei  Homer  wol  our  zuGillig  nicht  erhallen,  nachweisbar 
aber  aus  Apoll.  Hhod.  111  878,  IV  163  —  nicht  melu^  recht 
schickte  (vgl.  Curtius  vb.  11  182)^).  Wenn  also  i<srwffu  das  <r 
von  (fiQQvaa  enthrdt,  so  liegt  es  nahe,  zu  sagen,  i&Ttüz-  ent- 
haile  das  r  von  ipfQOVT-.  Aber  warum  schuf  die  spräche  nicht  ^ 
^ft'Jüvi:-,  wie  ja  sonst  nach  der  vollen  analogie  des  präsens  f 
z.  b,  xtxl^yorteg,  nf{f^ixoviB^^)  geschaßen  wurde?  Grund 
sind  wol  die  nominative  Biämc  und  t/rfdg,  indem  sich  zu  diesen 
eine  nasallose  flexion  besser  schickte  als  eine  nasalierte.  Man 
vergleiche  aucli  die  Wörter  wie  x^t^^  xqwtoc^  xfXmg  yiXoitTo^^ 
von  denen  s.  29  die  rede  war:  hier  hat  die  flexion  mit  r  ebenfalls 
einen  unbequemen  hlatus  beseitigt  und  die  Nominativform  auf 
"wg  erzeugte  in  den  andeni  casus  nur  ein  *t,  kein  -it.  ■ 

Wir  meinen  also,  so  wie  i(St$maa  i^<STüi(sa  (von  ttSxBmq 
i&tüiq  im  zäum  gehalten)  eine  schwächere,  dagegen  formen  wie  i 
delph.  zsTBl^vtaxoraag^  lesb.  ft^t^^ft  ^xo*<Xöv  (Curtios  a,  a.  o.)fl 
eine  vollere  association  an  das  femin.  der  -n/-parlicipia  aufweisen,  ^ 
so  zeige  uSutoi;  bIMti  u.  s.  \\\  (durch  sidmc^  ^iöiq  gebunden) 
eine  schwächere,  und  tt^xlfiYoi^s^^  nfifvyyow  ii,  dgL  eine  slar-B 
kere  anlehnung  an  das  masc.,  resp.  neulr,  derselben  parlicipia. 


*)  Mail  Qbersehe  hierbei  nicht,  dass  auch  iflrof  eine  assodalionsbildung 
isL  Da  nämlich  Iutjjiüc^  und  lariyof  in  gleicher  weise  siu  l<rT*öK  ^(Ttw^  fühlten 
inussten»  so  fielen  masc.  und  neulr.  tbrni eil  KUJ^a mm en.  Zur  imtersclieiduri^ 
iöjü^  nach  nVoct  Itlvxog  n,  s.  w. 

*)  Vgl.  R.  Fritzsche  in  den  »sprach wissenschaftl.  ahhandi.  AUsCnrtiw»' 
gramm.  gesfillachaft*  s.  47,  Curlius  verh.  fl,  lä^'Jf. 


Zur  geschichte  der  noniinaJsufOxe  -««-,  -jas-,  -vaS', 


79 


Mir  fallt  dabei  ein  ganz  ähnlicher  fall  auf  hd.  Sprachgebiet  ein, 
flber  dessen  auffassung  niemand  im  zweifei  sein  kann.  Im 
nhd.  erscheinen  in  büchem  des  IG. — 18.  Jahrhunderts  [>raete- 
rita  wie  sä^ie,  känw,  stürbe,  allgemein  eingebürgert  hat  sich 
wurde  (J,  Grimm  d.  g»  I*  s.  907  Scherer).  Diese  haben  ihren 
aiisgang  -e  von  den  schwachen  inaeterilis  wie  ichf^,  hatte  be- 
Mfen  *)•  Vergleicht  man  damit  die  ebenfalls  jmjgen  neubildungen 
WÖe,  pflegte,  backte  (für  älteres  bdl,  piuff,  Imk,  die  noch  nicht 
pm  verschollen  sind),  so  ist  klar,  dass  bei  sdJte^  stürbe 
H  &  w*  mir  eine  schwächere,  dagegen  bei  bdite  u.  s.  \\\  eine 
w^er  gehende  atüehuung  an  das  schwache  praeteritum  statt- 
(dbnden  hat  Also:  i^ffwera  und  sidov-sq  :  xficXfjovieg  =  saM  : 
Mtte. 

Mag  dieser  versuch,  die  quelle  für  das  t  von  «Mot-  zu  er- 
mitldn,  immerhin  noch  kein  in  jeder  hinsieht  zufrieden  ?ilellen- 
Jer^in,  so  kann  die  ansieht,  dass  das  r  unursprunglich  ist,  da- 
rum nicht  zweifelhafter  werden.  Denn  wenn  wir  weder  ein 
reriit  haben  ursprachiichen  laullichon  Übergang  von  i  in  s  an- 
Bmehmen  noch  auch  umgekehrt  von  *■  in  t,  in  gleicher  weise 
tte  das  altindische,  altbaktrische,  griechische,  germanische  und 
Jit?ischl>altische  die  sufrixform  mit  s  aufweisen  und  nur  zwei 
^On  diesen  sprachen,  nanilich  das  altindische  und  grieclüsche, 
eine  ^-form  haben  und  zwar  diese  eben  neben  der  .^-forin, 
lö  bleibt  bei  den  verludtnissen,  unter  denen  diese  ^form  auf-* 
Ulli,  nichts  anderes  übrig  als  dass  man  der  g  rund  spräche 
iinr  die  s-form  zuschreibt  und  die  andere  als  einzel- 
iprachliche  neuschöpfung  ansieht. 

8. 

Weiter   fragen  wir  nun,  ob  man  ein   recht  dazu  hat,   als 

Qr^r&ehlich  die  suffixform  -^^ms-  mit  nasal  anzusetzen.    Die  frage 

»chl  in  der  hauptsache  der  oben  erörterten  frage,  ob  ein  ur- 

iChliehes  -jans-  als  comparaliysuffix  aufgestellt  werden  dürfe, 

Vir  mustern  der  reihe  nach  die  einzelnen  sj »rächen  und  vct- 

spareu  mis  dabei  das  allindische  eben  so  wie  beim  comparaliv 

bis  zuletzt. 


^pra< 


*|  Ein  sonderbares  gemücbl,  diese«  wurdf!  Das  n  hat  e<i  vom  pliiral 
•fWTi^,  flua  -€  vom  schwaobcn  praeteriltrin.  Sprncldiistorisclj  rnuHHleiiian 
NKch  »ich  ^J  aa**dnK'kt*n  i  von  icurdcn  aus  ward  ein  siit|,Mdar  neu  ge- 
"^aÜBii,  bei   dessen    liildung  die  spräche  da»  »chwadie  praeter! tiim  zum 


80 


R.  Brugmaii, 


Das  allbaktrische  hat  keine  positive  spur  von  einem' 
nasal.  Der  nom.  sing,  maac,  vjMvno  darf  für  *vJdhri?ßs 
nonimeii  und  also  dem  griech.  eidotg  für  ^siä-fdg  gleich  gestelli 
werden  ^),  der  acc.  sing,  vltllwäohliefn  vertritt  ^vltU^väs-^m^] 
Der  gen,  siu^*  tHdushö  entspricht  dem  aind.  vidüsli-as. 

Im  griechischen  hat  man  n  ach  Wirkung  des  nasals  sehen 
wollen  in  dem  «  der  von  Curtius  verb*  11  221)  ver-zeidmeten 
homerischen  formen  wie  ßfßatöia,  xEx^rjüiti.  Die  mihallbar- 
keit  dieser  deutung  ergibt  sich  einerseits  aus  dem,  w*as  obeir' 
über  den  urs[)rnng  des  i  bemerkt  worden  ist,  andererseits  daraus, 
dass  die  lautgruppe  -ort:-  sonst  nie  zu  -wr-  wird.  Ich  habe 
-»?-  stud.  IV  173  aus  -/ar-  erklärt  und  Curtius  hält  a.  a,  o. 
diese  deutung  der  vocallänge  für  die  wahi^scheinlichste.  Mir  er- 
scheint jetzt  eine  andere  aulTassung  mindestens  eben  so  bcrectUigt, 
ja  ich  möchte  ihr  den  Vorzug  geben.  Wie  nämlicli  «^^^n  gegen- 
ijber d^yhh "//(»syog gegenüber " /^fog, KQottüiyog gegenüber  KqqvI^^ 
vog  (vgl,  Oslhoff  bei  Paul  und  Braune  111  73),  ftTjana^t  gegcn- 

')  Um  irrtuiTilicher  auffaüsuiig  vorzubeugen,  bemerke  ich,  dass  weim 
mich  die  -vant-  und  -man^-slarnme  im  nom.  sing,  masc,  auf  -/7o  ausgehen, 
(jt-  li.  umaväo  von  ama-vant-  »stark -«,  brnnmäo  von  bünH-maiit-  »slralend<)p 
diety  meiner  meinuug  naeh  auf  einei-  form  Übertragung  von  steten  unserer 
participien  beruht.  Vgl.  den  vedischen  \  oc,  siii^.  $nhagva$  {von  sähaa-vanU^ 
der  seine  fonn  von  participialvocativen  wie  titir-vm  entleluit  hat,  obea 
8.  72.  Auch  zwei  paiticipia  auf  -aut-  haben  im  altliaklrischen  den  aus- 
gaiif^  'äo  im  nom.  shig.  masc.  angenommen,  ärv-do  von  dru  »laufen«  und] 
atf'do  von  i  »gehen«*  Es  ist  schwerlich  /.ufalh  dass  hier  der  endung  -^ 
die  consonanteii  v  und  */  vorau-s^jehen.  Sollte  nicht  drvdo  in  Hlndicher 
weise  nach  iHdfwao  geliiMet  worden  sein  wie  ve<L  svav-an  und  svätav-än 
nach  pmi'Vdn  (s.  7t),   und  entsprechend  at/üo  nach  dem   compaiativ  wl 

*)  leb  kenne  keinen  fall,  in  dem  die  lantgruppe  -üonh^  scwoireUos  ftli 
*-un«-  ettigetreten  isL  Dagegen  halicn  wir  dtnUmnh-  n.  als  entsprechun^' 
des  aind.  ddthsas-  j'Weisheil  -.  und  i^^tinha-  t^rnJta-  als  entsprechnng  des  aind 
^miaa-  »spnuh,  loh*,  und  so  konnte  man  darnach  die  ideatificierung  von 
vidhväoühcm  und  vühdmsaM  für  gercihlfertigt  ansehen.  Dal»ei  kommt 
aber  tmch  in  betrachte  dass  dem  aind.  c2/<»/;giMf/t<i-  im  allbak  tri  sehen  e^(VH«f«i- 
neben  daiihistu-  »selir  weise«  entspricht  (F'ick  I*  *34ii),  dass  jenes  {^enha- 
eine  nebenform  ^nlv//*«-  bat  und  dass  dem  aind.  ^Afitsati  »er  spricht  ans, 
lol»t«  ^rnijhaiti  »er  lehrt«  gegennbersleht.  Es  kann  also  die  fi^sige  auf- 
geworfen werden»  nh  Oberhaupt  -aiV/*-  aU  der  lautgeseUliclie  Vertreter 
von  -ans-  gelted  darf.  JederifallH  mui  wir  herechtigl,  -väonh-  so  lange  ans 
*'VäS'  entstehen  zu  lassen^  bis  ans  dem  altbaktrischen  seliisl  |K>sitive  bc< 
weise  für  ein  äUeres  ^-väns-  beigebracbt  «lind. 


I 


Zur  gesehichle  der  nominalsviffixe  -tw-,  -Jas-,  -vas-. 


81 


'Miu^f  auf  eincDi  übei^greifeii  des  langen  vocals  im  suffix 
cfesnom.  sing,  (d^y^g^  '/(>^e^  hiioritay^  lAf^fSirnq)  in  die  anderen 
casus  beruhen,  so  kann  ^E^it^ja  sein  m  von  (^sßawq  bezogen 
haben   and  es   ergäbe  sieh  darnach   die  gleichong  tt^vf^w^t  : 

Fragen  wir  weiter,  ob  vielleicht  die  für  iiäüjog  iiäiu 
ö,  s.  w.  anzusetzenden  Vorstufen  *tiä6(f'og  ^Blöoc-t  u.  s.  f.  aus 
•«OM-  erklärt  werden  dürfen,  so  ist  auch  dieses  zu  verneinen. 
Einerseits  sprechen  dagegen  dieselben  grijnde,  welche  s.  G6  f, 
gießen  eine  xuröckführung  von  *^Bi^o((T)-a  auf  *^«i^o7^ö*-of  gel- 
imd  gemachl  wurden,  und  andererseits  kommt  bei  unserem 
particip  noch  insbesondere  die  iiominativform  *#dwg  in  anschlag, 
die  unter  keinen  umständen  auf  -vans-  zurückgeführt  werden 
darf  und  also  auch  gegen  die  herleitung  von  ^itö-fia-og  aus 
Uii-^iyff'og  protestiert. 

Das  griechische  spricht  also  durchaus  gegen  urspraeh- 
Uches  -tvi«Ä-. 

Das  italische  hat  das  part.  perl",  act,  verloren*  Sollte 
Curtius  mit  seiner  Vermutung  recht  haben,  dass  pupa-vcr  und 
cörffl-rcr  versprengte  reste  der  neutralform  unseres  parlicips 
sden  (verb.  II  228),  so  würden  auch  diese  formen  gegen  -vans- 
tt^lgniss  ablegen. 

Im  keltischen  ist  unser  particip,  wie  es  scheint,  spurlos 
»mlerpgangen. 

Aas  dem  germanischen  gehört  hierher  das  got  berusjos 
»eltemc  von  wurzel  bhar  »tragen,  gebären<i.  Das  darin  ent- 
lialtene  suflix  -f*5-m-  hat  sein  deutliches  analogon  z,  b.  in  aind. 
tan,  üid-üsfhl,  gr.  iövta  il  i.  *iä'V(f'ia.  Als  masculinum  fun- 
ifcrt  diesem  suffix  aucli  im  gr.  iövlüt  »aufseher«  (vgl  Ahrens 
D  47,  Schoemtmn  gr.  altert  P  202,  Curtius  grdzA  552)  sowie 
imslavischballischen  *),  wovon  sogleich  näher  die  rede  sein  wird. 
Ueber  das  slavische  partic.  per  f.  acL  bemerkt  Schleieher 
«mi|).  §  218:  *Nach  vocalisch  auslautenden  verbalstfunmen 
lautet  das  suffix  nis  aus  *vans,  nach  consonantisch  auslauten- 
<löi  verbalslammen   us,  d.    i.  us  aus  *(ms,€     Danach   setzt  er 

'J  Üassenkamp  »Ober  den  zusamnieiLhun^  des  leUuälavisclien  und  ger* 
■Haisdn'u  «jirochsturnmes*  Leipz.  1875  s.  iJO  bemerkt  von  berusjaUf  es 
<iraBj«j  *so  uusfeerortleiitlidi  zu  den  entsprechenden  stavisehen  formeji  und 
*a»  Ülatiischen,  da^ss  an  eine  bloss  zufällige  ährdicbkeit  nicht  zu  denken 
■*•.   Das  ifdech.  iJvl&k  ist  dieser  behauptung  niiht  gerade  ^ilnstig. 


88 


K.  ßrij^tnaoi 


z.  b.  für  den  ace.  sing,  niasc.  dfwU^^  (äsdmmxa)  da-vatis^ja^m 
für  pckü^l  (pek  >kochen€J  aber  pek-ans-ja-m  aJs  gruntirornt 
aih  Es  ist  klar,  dass  wir  uns  hierbei  nicht  beruhigen  können. 
Man  sieht  nicht  im  geringsten  ein,  warum  das  suffix  bei  voca* 
lischein  wurzelaiislaut  von  haus  aus  ein  anderes  gewesen  sein 
soll  als  bei  consonanlischem.  Diese  diJTerenz  kann  erst  auf  dem 
boden  der  einzelsprache  entstailden  sehi,  und  da  wir  allen  grund 
haben  zu  der  annähme,  ilass  das  pari,  perf*  acl.  von  der  Ur- 
sprache her  kein  mit  a  beginnetjdes  suffix  heruberbraclile,  so 
ist  Schleielier's  pek-ans-ja-m,  falls  man  es  nicht  als  bloss© 
formel  ansieht,  ein  Unding. 

In  der  liauptsache  das  rielilige  hat  Miklosich  getroffeo 
in  seinen  »beitr.  zur  altsloven.  grammatik«  Wien  1875  s.  5  ff. 
Er  sagt:  3^das  partic.  praet.  act,  L  wird  aus  dem  hifinitivstamme 
durch  das  suffix  Üs  gebildet.  Dieses  tritt  au  die  consonantisch 
auslautenden  stamme  unmittelbar  an:  plet-üs^  während  beiden 
vocalisch  auslautenden  zwischen  den  auslaot  des  stamjiies  und 
den  anlaut  des  suffixes  das  den  liialus  aufhebende  v  eingeschobea 
wird:  da-v-üs.  bi-v-ns.  phi-v-iis,  d<J-r-«Ä.c  Die  in  rede  stehendi 
suffixdiiferenz,  bald  -vüs-  bald  -üs-,  tritt  nicht  nur  bei  den 
duiTh  suffix  -je-  erweiterten  formen,  wie  jenen  acc.  sing,  raasc« 
davüsl  und  pekU^^  hervor,  sondern  auch  im  uom.  sing,  nriasc, 
und  neulr.,  wie  da-vü  und  pck-ü^  welche  formen  kein  w^eiter- 
bildendes  -Je-  haben.  Die  sachc  liegt  nun  meines  ermessens  so 
die  Slaven  bildeten  den  nom*  sing,  masc,  von  hau: 
aus  mit  suffix -vas-,  die  andern  casus  mit  suffix  -ttö-^o-^ 
einen  nasal  hat  also  ihr  particip  niemals  gehabt. 

Was  zunächst  den  nom.  sing.  masc.  und  neutr.  betrifft, 
so  ist  der  hinler  den  consonantisclien  slänunen  crselieinend 
ausgang -il  auf  älteres  -i;rt  zurückzuführen,  also  pekü  auf  */>eA*t»H 
Hie  und  da  könnte  man  vielleicht  diesen  Wegfall  des  v  laut 
gesetzlich  rechtfertigen,  wie  bei  grehü  für  ^grehvü  von  greh 
nü\  grabec,  vgl.  ohiti  »umwinden«  für  ^obviti  u.  dgl  Docli  is 
das  wahrscheinlichere,  dass  allenthalben  die  analogie  der  andere] 
casus  wirkte,  indem  diese  des  t^  entbehrten  {gen.  pekusa  u.  s.  f.] 
und  der  wcgfall  des  dem  nominaliv  eigenen  spiranten  gleich- 
förmigere geslaltung  der  declination  hervorbrachte.  Dass  die 
formen  wie  nmrtvU,  SHtrüvu^  die  neben  solclien  wie  rftskv7r(i, 
c^pürä  auftreten  (Leskien  liandb.  s.  {>8)  und  von  diesen  durcl 
die  metatliesis  des  r  sichunlerscheidcn  (I.  sg.  u-nnr-fi  il  s.  w, 


Zur  geschielite  der  nominalsuflixe  -as-,  -jm-,  -vas-. 


83 


noch  aus  der  periode  herslainnien,  wo  das  v  des  nominntivischen 
-rö  auch  noch  nach  consonanlen  geduldet  war,  dass  also  u^mrltvU 
noch  wirklich  das  als  seiteo^ttück  zu  ^pek-vU  zu  postulierende 
*umtr-vü  kU  ist  mir  höchst  uii wahrscheinlich.  Wir  haben  hier 
ridmehr  wol  wieder  den  fall,  dass  eine  scheinbar  sc^hr  alter- 
tumliche  bildung  jung:en  Ursprungs  ist  (vgl  oben  s.  12). 

Gewinnen  wir  also  -ph  als  den  ehemaligen  ausgang  des 
nom.  sing,  masc.  und  neutr,  aller  paii*  praet,  h  so  fragt  es  sich 
weiter,  wie  -vü  mit  der  form  -vus-  vereinigt  werden  könne. 
Dai  »1^  des  masciilinum  steht  durchaus  auf  einer  linie  mit  dem 
V»  des  comparativs,  über  das  s.  59  f.  gehandelt  wurde.  Wir 
B|||beD  höchst  wahrscheinlich  anzunehmen,  dass  aus  *-vas  zu- 
•"Tllehst  •-!'»  hervorging,  dieses  *-r«  aber  wegen  des  fcniininalen 
ausgangs  -a  der  spräche  unbequem  wairdc  und  deshalb  in  -irU 
rerwandelt  ward,  was  eine  deutlichere  niasculinische  gestalt 
(fTfab.  Statt  des  neutralen  -vfi  sollte  num  nach  der  analogie 
des  -je  von  mlnje  ^-m  erwarten,  also  z.  b.  *(lavo.  Diese  form 
musB  auch  wol  einmal  bestanden  haben.  Wie  es  kam,  dass 
se  aufgegeben  wurde,  lässt  sich  unschwer  zeigen.  Bedenkt  man 
näuilichj  dass  neben  dem  nom.  neutr.  davä  im  acc.  auch  davüse 
gebraucht  wird  und  dieses  verhältniss  sein  treues  ebenbild  beim 
part.  praes.  act,  hat,  wo  im  neutr-  neben  dem  nom.  sing,  pehj 
der  acc.  pekqste  liegt,  und  dass  überhaupt  die  declination  der 
adiven  participien  des  praesens  und  des  praet.  I  durchaus  in 
^Bprallele  zu  einander  stehen,  so  hat  es  gar  nichts  gewagtes, 
IWÄin  wir  die  gleichhett  der  masculioisohen  und  der  neutralen 
noioinativform  im  perfect  als  eine  folge  von  der  gleichheit  der 
Mitsprechenden  casus  des  praesens  (z.  h.peky  Tr^cro'wj'und  ni<faop^ 
^(Ujfßljc  liywr  und  X^yov)  ansehen. 

Dass  die  suftixfurni  'us-jn'  das  grmidspracldiche  -iis-ia-  ist, 

wir  «tuch  MIklosich  vergl  gramm.  (I  328  annimmt,  darauf  führt 

winächsl  das  feniininuiu*     Denn  jJf^AMliit' entspricht  dem  gr.  iä-rla 

und  dem  aind.  vid-ihhi  so  genau  wie  nur  inmier  möglicti.    Dass 

dann  -usje-  auch  in  das  masc.  und  neutr.  eindrang,   hat  sein 

analogon  im  part,  praes,  ac(.,  vgl.  z.  b.  gen.  sing,  j}ek'iisa  d.  i. 

*ptk*üS'ja    mit    dem    pj'äsentischen  2}ck'i{s(a   d.   i*    "^ptk-tii^ja. 

Weiter  vergleiche  man  aucli  gr.  iävlo^  und  got.  berusjos^  denen 

«ich  auch  die  pluralischen  neulraIfr»rrin.Mi  o^sta  Ilesiod,  scuf.  348, 

^ittu  Arat.  phaen.  lOGS  (vgl.  Kühner  V^  s.  347),  ^ijUimq  (in 

ebem   aeg.  papyr.,  vgl.  Baunack  stud.  X  9G)  zur  seite  stellen 


84 


K.  Brirgmant 


lassen.  Wenn  wir  also  mit  Miklosich  annehnieni  dass  das  ^ 
von  davUsje-  bijm^je^  und  demgemass  nalfirlicli  auch  dasjenige 
in  Partizipien  von  abgeleiteten  stäninien  wie  z.  b.  ddlavä^e^ 
iclcviwjc'  ein  jüngerer  einschub  ist,  so  würden  wir  auf  grund- 
foruicn  etwa  wie  dada-us-ia-  hhubhü-us-ia'  hingewiesen. 
Es  fragt  sich  dann  hierbei:  L  Sind  wir  zu  der  annähme  be- 
reclitigt,  dassJ  je  i?olche  ollene  formen  existierten?  ±  Wenn  wiri 
dazu  berechtigt  sind,  wie  ist  dann  der  einschub  des  v  zu  er-' 
klären  ? 

1.  Dass  wir  an  jenen  oftenen  Ibrnien  an  und  für  sich  kei- 
nen austoss  nelimen  dürfen,  dafür  sprechen  einerseits  die  par- 
ticipia  der  abgeleiteten  vorba  auf  /,  falls  diese  aus  vorslayischer 
zeit  überkommen  sein  sollten,  z,  b,  der  ^eu.  sing.  masc.  chvallm 
(von  chvali'ti  »lobenc)^  welcher  auf  ^cJimdi'üS'ja  hinweist  und  , 
im  Ift.  tmhji'itS'io  (von  välg^-U  »essen«)  sein  treues  ebenbildfl 
hat;  ausführlicheres  üt^er  diese  participia  weiter  unten.  Ande- 
rerseits beweisen  es  das  griechische  und  ahindische;  man  denke 
an  griech.  iatt^-vta,  thippi^-vla^  öhä^-viu^  i^ntifv-vla  und  an; 
die  aind.  gen.  sing.  masc.  tasfluishas  ch  u  *(nstfui-ushHts  (iiom* 
tustkivän)^}^  bibhj-üsh'QS  (noui.  bibhivdn),  stisJiUvdshas  d.i.  *^fi- 
shu-ush-as  (noin.  sushuvän)*  Die  hier  zu  tage  tretetiden  Über- 
einstimmungen geben  uns  das  recht,  schon  der  Ursprache  for- 
men wie  sta-sta-us^ia-f  bki'bhl'US'ia-,  hhu-bhü^us-ia' 
oder  richtiger  vielleicht  sta-sia-iis-ia-,  bhl-bhi-us-ia',  bhu~ 
bhn-us'ia-  zu  vindicieren.  Wenn  also  das  samprasärana,  das 
die  ursprüngliche  suffixform  in  der  dem  hochton  vorausgehen- 
den  Silbe  erlitt»  in  der  Ursprache  tu  gleicher  weise  nach  conso* 
nanteii  wie  nach  vocalen  eintrat,  so  bestidigt  dieses  unsere  obeu 
ausgesprochene  Vermutung,  dass  die  grundfonn  unseres  suRixes 
überhaupt  niclit  -vas-,  sondern  -uaS'  gewesen  sei,  man  niüsste 
denn  formen  wie  sta-sta-tis-ia'  (sta-sta-us-ia-J  durch 
blossen  systemzwaiig  cnlstanden  sein  lassen  und  annehmen,  die 
consonuntisch  auslautenden  stanmie  seien  dermassen  in  der 
Übermacht  gewesen,  dass  sich  die  vocalischen  der  uniformitüt 
wegen  nacli  ihnen  gerichtet  hätten.  Formen  wie  sfa-sla-us 
(sta-sta-us-)  als  ursprachlich  anzusetzen  sind  wir  um  so  eh( 


^)  ta8(hivrtHy  tasthüshiis  u*  s.  w.  kdnnen  tiatyrljch  nicht  äh  reinej 
bloss  lautgedeUiich  Torte i»t wickelte  rellext»  der  idg.  g-ttiuiirurmen  gelten,  sh 
sind  ^febiltlel  als  wenn  tmtfi-  der  fierfectslamm  wäre. 


[gi,   weil  das  oben  beliaodeHo  eoniparaltvsunix  -jas-  -ias-, 

weichte  in  so  vielen  puiictcii  unserem  -va.s-  -uns-  [larallel  geht, 

diesem    auch   darin  gleicht,   dass    e?    die  durch   !^ani|jra53rirana 

colsiandene  form  -is-  nicht  nur  nach  consonanlen,  sondern  auch 

nach    vocalen  eintreten  lässt.     Abaktr.  fraesta-,  gr.  nUlxsto-c, 

anord-  fV^dr  »der  meiste*   {^eben,  wie  die   cnmparalive  frdyao, 

nlriwr  u.  s,  \\\    deutlieh    zeigen,    auf   ein    uridg,  pra-is-ta- 

zurück  (vgl.  Fick  I  ^  139  f,),  das  alllat.  ploimmc  (tit.Scip.  Barb, 

fiL)  würde,   ins  frrunflsprachliche  übersetzt,   einen  stamm  jj ?/i- 

»«-fwa-  ergeben  (unhaltbar  ist  der  ansatz  eines  ^pfoiMsumu-fi 

bei  Weihrich  de  grad.  cooiparat.  p.  95).     Neben  aind.  Mü-jas- 

»mehr«  steht  der  super I.  hhii-j-isfitha',  dessen  j  entweder  eine 

rein  lautliche  entwicklung  (Bop]>  krit.   gramm,  ^  s.  153)  oder 

nach   analogie  der   comparativform   eingedrungen  ist.     Ferner 

iifshiJtHrj  im  vedischen  auch  dreisilbig  gieshiJm-  oder  gjdi^hßa-, 

als  superlat-   zu  (Ijd-jas-  »mächtiger*«    und  ähltiha-   >iii\k  beste 

gebend«  und  dhishtha-,   dasselbe,   welche   von  den  wurzeln  da 

woA  dha  gebildet  und  an  den  rigvedastellen,  wo  sie  vorkommen^ 

dmatbig,    also    wahrscheitdicli    dd-khiha-    und    dha-i^htM'  zu 

\tsßa  sind.     Von  den  griech*  Superlativen  scheinen  aussi>r  nlei- 

<rr(K  noch  fA^-I^t^o-c  (neben  ^s-ioiv)  und  §d'${fto-g  (neben  ^ä- 

U»r)  sich  hierher  zu  stellen. 

2»   Was  dann  die  andere  frage  betrifTi^   auf  welche  weise 

im  slavischen  das  v  vor  -Us-  entstanden  sei,  so  wird  man  am 

ridiügsten  so   verfahren,   dass  man  die  einfügung  des   v  der 

uialogie  des  nom.  sing.    masc.  neutr.,    also  der  analogie  von 

bnuen  wie  da^vit,   %-r«f,  plu-vU  di^ln-vu,  zeU-vU  zuschreibt,  so 

ifas  hier  der  uniformierungslrieb  gerade  den  umgekehrten  weg 

«a^hlug  wie  bei  den  consonanlischen  stammen,  avo  z.  b.  pekU^ 

'    ei  den  i-stämnien,  wo  z.  h.  vltviiU  das  von  haus  aus  ihm 

viiiinende  t?  nach  der  analogie  der  übrigen  casus  einbösste* 

Kl  liegt  hier  nahe,  auf  das  aind.  stishu-v-üsh^aH  (rigv.  X,  94,  14) 

r weisen,   dessen  v  ebenfalls  ei*st  nachträglich  in  die  form 

...... .a^rekomnien  sehi  kann;  mau  beachte  dabei  auch  das  r  in 

dw  tiildung  der  3.  plur.  indic.  sushu-v-iis,  {'urrtd-p-us.  Da  bei 
ttin  lautlicher  Umgestaltung  aus  ^sushu-iisk-as  und  ^sashtMis 
«her  'gusltüsJuis  und  '^stishüs  entsprungen  wäi^en  (vgl,  üMs 
>iie  sprachen«  für  *n-uli^tis^  3.  plur.  zu  uvdlca  »er  sprach«X 
«  ist  auch  hier  associalion  anzunehmen. 


86 


K.  Bruginari, 


Eine  besondere  besprechung  erfordern  noch,  wie  schon  an- 
gedeutet ist,  die  i-stämme,  z.  b.  chvali^ti  »loben«.  Sie  können 
ihr  parlic.  in  doppelter  weise  bilden,  z,  b.  nom.  sing,  niasc, 
entweder  chvaU  (chvaljtj  oder  chvalivü,  gen.  entweder  chvatiia 
oder  chvalivusa.  Miklosicb  in  den  bereits  erwähnten  »beitragen 
zur  alLsIov.  granim**  s.  *A  bemerkt,  >dass  das  pannonische  slo- 
veniscli  von  der  überwiegenden  mehrzahl  der  i-strunnie  (verba 
IV)  ursprünglich  nur  die  form  wie  chvali,  im  gegensatze  zu  ■ 
chvalivü,  kannte,  dass  jedoch  sehr  friili  sclion  neben  der  erste- 
ren  die  letztere  hervortrat,  und  dass  dieser  jene  verba  zum  aus- 
gangspuncte  dienten,  in  welchen  wie  in  taji  dem  i  ein  j  vor- 
hergeht, von  welchen  verben  nur  die  form  auf  ivu  gebildet 
werden  kann«.  Vgl  auch  Miiclosich's  altslov,  formen!,  in  para- 
digmen  p,  XXXIII  und  vergl.  gramm.  11,  328.  Dass  bei  verba 
wie  chvalifi  die  iis-forni  von  haus  aus  in  allen  casus  die  allein 
geltende  gewesen  sei,  kann  niclit  mit  Sicherheit  behauptet  wer* 
den.  Die  sache  kann  vielmehr  auch  so  liegen*  Der  nom.  sing. 
niasc.  und  neutn  kann  hier  wie  überall  von  beginn  an  -t^U  (das 
neulr  urs|»rünglich  *-m)  gehabt  haben,  und  chvuHvü  demnach 
älter  sein  als  chvalu  Dami  hätte  von  anfang  an  das  v  allen 
übrigen  casus  gemangelt,  so  dass  z,  b,  die  genetivfoim  chvalJsa 
älter  wäre  als  die  genetivforni  chvaUväsa;  sie  wäre  aus  ^chvalp- 
Üs-ja  hervorgegangen  und  stünde  mit  aind.  bihhj-dshHiS,  bihhj' 
üsh-i  auf  gleicher  linie.  Danach  würde  also  eben  so  gut  chvati 
eine  analogiebildung  nach  rhmttm  vhvalJm  u.  s.  f*  sein,  wie 
andererseits  chvalmtsa  ehmtk^üsu  u-  s,  \v.  analügiebildungen  nach 
chmlivü  wären,  I 

Die  Chronologie  der  von  Miktosich  für  die  doppelte  flexions- 
weise der  i-stärnme  gesammelten  belege  (beitr,  s,  13 ff,)  vertrüge 
sich  mit  solcher  auffassung  sehr  woK  Denn  der  noni.  sing,  auf 
'hü  ist  eben  so  frühe  belegt  wie  der  auf -7,  z,  h,  blafjosIoim'U 
von  hlago-sloviti  ^segnen«,  jnisfqiykü  von  ^m'StqpiU  »heraii-j 
treten«  im  evangelium  zographense  (Mikl.  s,  13),  und  von  dei 
*-stämn«en,  bei  denen  dem  *  ein  j  vorangeht  und  die  im  gi'undc^ 
ja  von  i-stämmen  wie  rhvali-tl  gar  nicht  abweichen,  beraerk' 
Miklosich  selbst  s.  6f,  ausdrücklich,  dass  sie  allezeit  nur  di< 
form  -ivU  haben,  ^vie  pojlvU  von  pojt'ti  i^t rankende. 

Indessen  bleibt  dabei  immer  doch  ein   bedenken,   das  siel 
nicht  so  leiclit  beseitigen  lässt.     Das  pari,   praet.   auf  -vU  i 
abgeleiteten  verba  ist  unter   keinen   umständen  ein  sehr   i 


liTDdiid«  das  zeigen  die  andern  idg.  sprachen,   und  es  ist  trotz 

Et  rdlffcs   vdlgiimo    von    vMgyii  nicht  ganz   nnwahrscheinlicli, 

participia    wie   delavii,    ieUvü,    chvoK   chvaUint    erst   auf 

lieni  sprachboden  aufgekommen  sind.     Ist  dem  so,  dann 

M  es  sehr  wol   möglich,   dass  ein  chvaPt  chvaHSa  unmittelbar 

'      M'küM  anknupfle.  welche  auffassung  durch  das  vorhält- 

•  ia:chval^Ma  =  deluvU^a  :  iMajqsUi  empfohlen  wurde. 

Die  form  chvalwü  chtHiHp&ia  beruhte  dann  auf  einem  weiteren 

rasichgreifen   des   infinit ivstamnies.     Bei   dieser    ganzen    frage 

kommt  auch  das  in  betracht,  dass  selbst   die  von  wurzelverbis 

wie  pluti  »schifl'entt,    peii   »singen*    gebildeten    participia,   wie 

jAfciK,  }m'vU,  nicht  für  reine  ubkönimlingc  der  zu  supponierenden 

idp.  grundformen  gelten  dürfen ;  u  und  (!  gehen  auf  mi  imd  ai 

mmck^  also  hat  auch  hier  der  infinitivstamm  gewuchert. 

Es  lässl  sich  also  nicht  wo]  behaupten,  dass  es  einmal  eine 
«kclinalion  chvali^vU,  gen.  '^chvali-usa  u.  s.  w.  gegeben  habe  als 
aiukiogon  zu  dfl-t^w,  gen,  ^dorääa  u.  s,  t 

Alles  zusammengefasst  ergibt  sich,  dass  auch  das  sla- 
vische  in  keiner  weise  zu  gunstcn  einer  ursprach- 
lielien  nasalierten  suffixform  -vans-  spricht. 

Desto  deutlicher  scheint  -vans- in  den  baltischen  sprachen 
hfifvortutreten. 

Im  litauischen  lautet  t,  b,  von  dt*g4i  »wachsen«  der  nom, 
ang,  masc.  dugqs,  neulr.  dugf;^  und  der  nom.  i>lui\  masc.  dwj^. 
Die  andern  casus  werden  vom  stamme  4»f/- /f 5- wi- gebildet,  z.  b. 
|Wl.  sing,  niasc»  dt4gimo.     Entsprechend  lautet  das  feminin  um 

Die  suEßxform  *us^iit'  ist  sofort  verständlich,  sie  entsjirtcht 
Ann  slav.  -to-je-.  Der  gen.  dufj-HS-io  sieht  dem  ul)ulg.  pektisa 
i  L  *pek-U»^a  völlig  gleich.  Bei  den  mit  i  abgeleiteten  verbis 
Irin  'usio'  unmittelbar  an  das  i  an,  z.  h.  gen.  sing»  vdigi-us-iö. 
Der  uomin.  lautet,  vdlges,  er  scheint  zunächst  aus  *valg^ies  her- 
vorig^angen  zu  sein, 

Schwierigkeit  machen  im  litauischen  die  drei  casus,  welche 
nicht  mit  -us-üi-  gebildet  sind.  Zonachsl  steht  für  mich  so  viel 
fcsl,  dass  die  hier  hervortretenden  cndungen  ^,  ^,  ^  unm*- 
äprünglich  sind.  Verglciclit  inari  naiulich  dug^^s,  dwjc  und  dug^ 
mil  den  entsprechenden  casus  des  partic.  pracs,  dugi^s,  dugq 
irod  ungq  und  erwägt,  dass  zwar  die  neutralform  des 
Iiraesens  dugq  lautgesetzlich  aus  *dugant  erklärt  wer- 


K.  ßrugmaiiv 

den  kann,  ab*  r  das  piätcrilale  fiugq  sich  weder  aus 
einer  auf  vocal  -f  *s\  noch  auch  aus  einer  auf  vocal  + 
«5  ausgehenden  suffixlorni  lautgeselzlich  gewinnen 
lässl  (die  noni.  plur.  dufffi  und  dugq  sind  vom  standpunct  des 

praesens  wie  von  dem  des  i^raeleritutu  aus  gleich  rätselhaft),  so 
liabert  wir  allen  grnnd  zu  der  annrdinie,  dass  die  perfectformen  ^ich 
nachträglich  nach  den  praesensfornien  gerichtet  liaben.  Das  lässt 
denn  sogleich  den  nasal  im  perfect  sehr  verdächtig  erscheinen. 

Welter  kommt  nun  in  betracht,  dass  das  sufßx  des  nom. 
sing,  niasc.  und  neutr.  jedesfalls  einmal  mit  v  begann,  Oiess 
anzunehmen  verlangt  nicht  nur  der  einklang  des  arischen, 
griechischen  und  slavischen,  sondern  auch  das  nächstverwandte 
altpreussische,  welches  den  spiranlen  in  tai/koanifis  von  ieiku-l 
»machen,  schaflen«»  klantlwuns  von  klmiti-t  »fluchen«,  attskl- 
wuns  von  ^et-^skl-i  »aufstellen«  {et-sklsei  >du  stehst  auf«t)  leib- 
haftig aufweist.  Ferner  hat  man  wahi^scheinlich  auch  aus  dem 
litauischen  selbst  ddvqs  und  Imv^s  heranzuziehen  und  (hUtm 
und  bu'V^s  zu  zerlegen.  Die  angebliche  wur/el  du  im  lit. 
dnii  »geben«  ist,  wie  Leskien  declitL  s.  55  IT.  zeigt,  eine 
blosse  abstraction  abseits  geleiteten  spracligefülils;  der  über- 
tritt in  die  ii-reihe  erfolgte  nach  Leskien's  Vermutung  auf 
grund  von  formen  wie  doranäj  dem  ein  alter  stamm  ^flä-va- 
zu  gründe  liege.  Bedenkt  man,  dass  dii^-vqs  an  dem  apreuss- 
däuns,  welches  auf  ^dü-vans  zurückgeführt  werden  muss,  eine 
kräftige  stütze  hat,  und  weiter  dass  nichts  liindern  würde  das 
V  der  übrigen  casus  wie  des  gen.  sing,  dd-v-ns-io  aus  dem  nom. 
sing,  lierübergekommen  sein  zu  lassen,  so  konnte  ddvqs  dämmo, 
von  der  spräche  als  dav-vs  ddv-usio  gefühlt,  auch  noch  weiter 
wirken  und  namentlich  auch  das  praeteritum  daviau  ins  leben 
rufen,  eine  möglichkeit,  die  auch  schon  Leskien  s.  2!  und  s,  57 
andeutet.  Es  brauchte  dann  der  übertritt  in  die  «-reihe  nicht 
bloss  von  dem  nominalstamm  ^da-va-  aus  erfolgt  zu  sein.  Dem 
btiixs  stellt  sich  das  iiraeteritum  buraii  zur  seite. 

Danach  nniss  denn  ohne  zweifei  äng^s  auf  *diufvqs  zurück- 
geführt werden  und  vdlges,  welches  zunächst  für  *valgi-qs  zu 
stehen  scheint,  muss  wol  ganz  analog  dem  abuig,  chvatt  erklärt 
werden. 

Denken  wir  uns  nun,  die  Litauer  hätten  statt  ddvqs  (masc.) 
einmal  *darväs  und  statt  ddv^  (neutr.)  einmal  *da-vas  gesprochen 
und  alsdann  anlehnung  an  das  part.  praes.  voi-genommen,  so 


Zur  gcschichtii  der  iinTnin«lsurfix€^  -a«-,  -jVi«-»  -t^as-. 


89 


^11^  iiiao  als  neubiiduiigeii  nach  aii  des  parUc,  jjracs.  eigent- 
lich *dävqs  und  *dilvq  erwaileii.  Wie  aber  koui  der  <?-laiit  in 
dos  suffisV  Ich  verumte  so.  VVjh  vtUijijÜ  bildete  man  eiiimal 
ejn  *m/f?*Vf<J-  Daraus  wurde  auf  rein  lanllic  lietn  weg^e  rdlgt^s^ 
iwid  von  den  i-verba  aus  verbreitete  sich  dann  das  -es  aueli 
auf  die  andern  stamme.  Da^  unsichere  dieser  Vermutung  ver- 
kenne ich  nicht. 

Mag  >iie  neblig  sein  oder  nicht»  so  viel  sieht  durch  das 
niiitrum  auf  -r  fest,  dass  wir  kein  recht  liaben  den  nasal  des 
DOiii.  sing.  masc.  und  neuLr,  und  des  nonj,  plur.  masc.  für  einen 
aus  der  urspraclie  iVherkonniienen  anzusehen.  Und  für  ur^seren 
bauptzweck  genügt  diess. 

Von  den   aUpreussischen   pari icipial formen   sind   schon  er- 
wähnt die  nonu   sing,   tmjkimntn^^,   khaiiJwHH.%   att-sklumuH  rmd 
dhlMit^*    Neben  klantiwims  auch  Haniimts,  eben  so  stauns  von 
^'t  »stehen«,  aulaunns,  aulauns  von  au-lau4  »sterben <<.     Die 
cunsonantischen   stamme   lauten  im  nnm.  sing,  der  regel    nach 
mi-onn  aus,  wie  lu-mis  (»nledergefahren«)  von  Ik-i  »kriechen*, 
woneben  auch  einige  male  -um.    Vgl.  Leskien  declin.  s.  22.    Die 
uieinlcn  casus  des  masc.  und  das  ganze   fem  in.   wurden   hoclist 
vralirscheinlich   wie   im  litauischen    und   slavischen  mit  -us-ia- 
fdlldel:    von   aH-hiti-t  sind   erhalten  als  acc.  plur.  die  formen 
mimsüis,  aulauüsins  (warum  n?\  aulaunshis  (Kat*  II.,  druck- 
feWej"  statt   mdaunsinsy)    und    anlaU'iihmS''ens,   und    als    nom. 
siö^,  fem.  die  form  aulame  (Nesselmann  Thesaurus  s.  v.  aulüuf). 
Die  erkläi'ung  des  noni.    sing.    masc.    als   analogiebildnng 
nach  dem  part*   praes.  macht  wenigei^  schwierigkeilen  als  im 
iitiuischen.     Zunächst  entstand  "^-wmn,   dai-aus  durch  den  ver- 
dunkelnden   einfluss   i\^  w  *-wons.     Als   dann    bei    den    con- 
sofjanliscb  schlicssenden  stannnen  das  w  in  Wegfall  kam,  blieb  hier 
in  der  regel  -ühr  bestehen,  wie  in  lls-mis,  die  vocalischen  verbal- 
sCAmme  dagegen,   welche  das  w  festhielten,  liessen  den  suffix- 
Tocal  später  noch  völlig  sieh  zu  u  verdunij>fen,  daher  hier  die 
endtmg  -wuns.    Vgl.  hier/u  Leskieii  declin.  s.  21  f. 

9. 

JEs  bleibt  endlich  noch  das  allindische  übrig. 

Da  wir  s,  70fr.  gezeigt  haben,  dass  der  nom,  sing,  masc, 

und   der   nachvedische  voc.   sing.  masc.   vUJ-ran  nach 

-tmnt'  und  -wwM^-stiiunne  gebildet  sind,  so  dass  rid-vdn 

flatl  eines  älteren  ^viä^väs  =  abafctr*  vtdhviio  und  gr*«idc^^,  und 


w 


K.  Brugfman, 


« 


vtd-V(in  slutt   des  im   vcdisclien  noch  vorliegenden  vid^xis  ein-' 
trat,    so  kommt  wegen  der   anjrebüelien  urspraehlichen  suflix- 
gestalt  -mns-  nur  noch  die  starke  slamnirorni  rid-väniS'  in  an-^ 
schlag,  z,  h,  acc.  sg,  masc.  viJnintsam,  norn,  plur.  niasc.  vi(lvämsaif.m 

Wir  sahen  s,  18,  das5  der  nasal  im  noni*-acc,  plur» 
neutr.  mdnafhHi  eben  so  wie  In  hrndi  und  sonst  erst  auf  indi- 
sclieiü  l)oden  in  Folge  einer  association  mit  alten  nasalstänimen 
eingedj'ungen  war.  Das  althaklriäche  kennt  diesen  nasal  im 
neutr.  plur.  der  -ft.^-ätrunnie  nicht,  z.  b,  nwcmc-  stehl  für 
^raocm-fij,  W^enn  luni  dem  abaktr.  vulhvaonhem,  das  dem 
grieeh-  ^iidiü-a  (der  Vorstufe  von  BÜitot)  eben  so  gegenüber- 
steht wie  tishmkhvm  dem  *jpt!tf-«  (fim),  im  altrndisctien  vidvdmsam 
cnlspriclit,  sollte  da  nicht  auch  hier  die  nasalierte  form  des  alt- 
indischen  die  unursprünglichere  sein? 

Da  der  nom.-acc.  plur.  neulr.  rklvdthsi  der  form  mdnämsi 
völlig  gleich  steht,  so  kann  angenouimen  werden»  dass  er  cjen 
nasal  durcti  dieselbe  association  bekam»  durch  die  dieser  in 
mdtmmi  liineingeriet.  Es  wäre  nun  aber  gewiss  zu  kühn,  wollte 
mau  aufstellen,  von  vidvdnisi  hätte  sich  die  nasalierung  in  alle 
andern  starken  formen  des  paradigma  hinübergeschlichen. 

Eher  wird  sich  folgendes  können  hören  lassen.  Wir  sahen 
oben  s.  78  f,  bei  gelegenheit  des  griech.  i^itm^sa  i(fTwaa  neben 
teTf^lfvTcixovaa  und  des  nlid  kdtm  neben  bellte ,  dass  die  asso- 
ciationen,  welche  die  spräche  vornimmt,  nicht  immer  gleich 
w'eit  gehen,  dass  vielmehr  der  an.scliluss  einer  form  an  eine 
andere  bald  ein  geringerer,  bald  ein  weiter  reichender  ist.  Ich 
denke  mir  nun,  dass  die  starken  casus  mit  -mfks-  für  ♦-wfl**^ 
wie  indvdmsmn,  eben  so  wie  die  formen  nidvdn^  imhmn,  vid- 
vdtihhi^  IT.  s.  \v.  auf  einer  association  an  die  -mw^stämme  be- 
ruhen, aber  auf  einer  geringeren,  nicht  die  ganze  gestalt  des 
Suffixes  sondeni  nur  einen  einzelnen  laut,  den  nasal,  herüber- 
ziehenden.  Dann  iiat  vielleicht  auch  einmal  der  nom.  sing, 
masc«  *tHdpdms  gelautet?  Wer  sich  bei  dieser  auffassung  nicht 
glaubt  beruhigen  zu  können,  mag  sich  nach  einer  anderen  um- 
sehen, jedesfalls  bcsü^eite  ich  ihm  das  recht  aus  -vänts-  ein 
ursprachliches  -vans-  zu  erschliessen. 

Denn  gegen  dieses  -rans-  siiriclit  endlich  auch  noch  folgen- 
des wiclitiges  monient.  Durch  den  einklang  von  aind.  vid-üshf, 
gr,  Idvia  d.  i.  */*(!- rtf-ia,  goL  ber-nsjoSf  slav,  pek-tlsit  lit.  äag^ 
usi  ist  sicher  gestellt,  dass  schon  in  idg,  urzeil  die  suffixform 


Zui'  (feschiclile  der  nominalsuffixe  -as*,  'jttS'^  -t»«^-- 


91 


exislieiie.  Die  dorische  femiiiioendutig  -**«  slalt  dc?s  scnisligon 
-rte,  z.  b.  iqqtiY^la  (Aluens  II  331.  305,  Meister  sind.  IV  3S7, 
Curtius  >rerb.  II  177),  widerspricht   nur  sclieinbar.     Sie  niuss, 
^Te  auch  Cuiiius  a.  a,  o.    aimimmt,    eine  speciell  griechische 
unifonuung  sein.     Freilich,  ob  wir  sie   für  eine  rein  lanf liehe 
lungcstalUmg  von  -uer-ia  oder  für  eine  associationsbildung  anzu- 
si'^hen  baben«  weiss  ich  nicht  zn  sagen.   Von  den  verschiedenen 
bis  jelzl  vorgebrachten  erkiärungsversuehen  ist  mir  keiner  ein- 
leuchtend; sollte  nicht  das  t  von  ^iäto^  =  ßidvoh  (dvlot  (Ahrens 
fl  47,  oben  s,  81)  den  richtigen  weg  weisen?   Also  mag  es  nni 
dar.  '{Ja  stehen  wie  da  wolle,  -us~  nuiss  für  gewisse  participial- 
fcrmen  als  ursp  räch  lieh  gelten,  und  nun  lässt  sich  eine  zurück- 
fühi'ung    dieser  suffixforni    auf   *tvin,sv  .fians-  in  keiner  weise 
rechtfertigen,  mögen  wir  als  miüelstufe  -nns-  ansetzen  oder  -uas-, 
Wfir  för  -w^  ein  -rans-  -uans-  zu  gründe  legt,  hat  keinerlei  ana- 
för  sich   und  verfährt    daher  willkürlich  nnd   deshalb    unnie- 
thodjsch. 

Dieses  letzte  argunient  gegen  -vans-  kommt  gleich  dem  s, 
68  f.  gegen  'jans-  vorgebrachten:  nrsprachliches  'is-  (in  dem 
siif»iTlaüvsulfix  'is-tU')  kann  eben  so  wenig  aus  'jaus-  erkläit 
werden  wie  -us-  aus  -vans-. 

10. 

&»  viel  also  hofle  ich  durcli  die  vorstehende  Untersuchung 

aclifT  erwiesen  zu  haben,  dass  wir  weder  herechtigt  sind  eine 

indopernian Ische  grundform  -vans-  oder  -nans-  aufzustellen  noch 

•  ine  grundform  -pemt-  oder  'Uant-,     Ich  gebe  gerne  zu, 

iii  bezug  auf  die  art  und  weise,  wie  die  einzelnen  sprachen 

m  ihrem  nasal  gelangt  sind  —  es  ist  bloss  das  altindische  und 

das  baltische  — »   noch  nicht  altes  völlig  klar   gestellt  ist  und 

imm  im  einzelnen  noch   mancherlei  zweifei   aufsteigen  können, 

Aa  dem  hauptresultat,  näjulich  der   Verwerfung  der  nasalierten 

innidfunu    des    suffixes,    wird    durch    diese    übrig   bleibenden 

^<«*irel  nichts  geändert  *), 


^)  El*  IJegl  hier  mi  i^an»  ähriliclier  fall  vor,   wie  bL*i  dem  suffix  der  !ä. 
t^Pi'  pliir*  indic,  firaes.  act, 

lHe«cs  laitlt!l  tftud.  -tha,  aliuklr.  -Ut  -thn,  gr.  -n,  iat.  -<i»,  air.  -d   -th^ 

•'♦•^    Ai   »lavulnjlt,   -(<»,  z,   b,  vdiia-tha^  vaza-tha,   ^/*-Tf,   vehi-tis,   beri-tht 

vnt'Uy  oeia-te*    Wm  ergibt  sich  durch  vergleichuiiK  dieijser  formen 

ij.  grundform?    Die  antwurt  lautet  gewöhnlich:  -iaa  (welche*?  man 

iLü  conslruclionen  zu  lieb  weiter  auf  Mteres  *ta8i  und  endlich 


93 


K.  liruKtn.ni. 


Sdien  wir  nun  /u,  ob  ^kh  auf  gruTid  der  obigen  unlrr- 
sndjung  noch  die  gnindsiiniclillclic  declinatiuiisweise  des  part. 
jierf*  ad,  herstellen  lässt. 

Der  noML  sinj^.  iiiase,  lautete  in  Idzteri^iehbarer  instanx 
vid-vd^s^s^  daraus  noch  in  urs|iradiMcher  zeit  vidvd^ss  oder 
vidvdts.  Vgl,  stiul  IX  3GG,  oben  .^.  49  f.  Abaktr,  vlfOu^äo 
und  gr.  Bidii\^  sind  reine  abkörnnihnge  der  grundform  *),  ver- 
dunkelt sind  aind.  vidvän  und  abulg.  da-vU,  pekü,  HL  dd-v^s, 
mtgc:^f  apreuss.  lianflwuns,  lisofts. 

Der  voc.  sing,  masc,  lautete  vid-va^s  oder  tid-vats^ 
rein  renectiert  durch  diis  ved,  vkhms,  —  Nach  dem  stud.  IX  370 
auseinander^eset/len  hätte  icli  eigoutlidi  vid-vais  definitiv  auf- 
stellen müssen.  Ich  sehe  aber  jetzt,  dass  meine  hypothese  über 
die  ursprachliche  fjastalt  des  voc.  sing,  der  -toär-stämrae  wie 
aind,  dilidr*,  gr,  dwro^-,  wonach  der  voc.  sing,  ursprachlich 
ddtax  r  gdaulet  hätte,  trotz  der  analogie  der  -a-stännne,  deren 
suffix  im  voc.  sing,  ursprachfich  als  a\  anzusetzen  ist  (daher 
das  europ,  -£:),  etwas  reservierter  hätte  auftTeten  müssen.  Ich 
fasste  auf  grund  von  gr,  (Job'T&q  da^-  a  des  aind.  M-inr  als  m, 
aber  es  kann  lautgesetzlich  eben  so  gut  «2  sein,  da  ja  o«,  wel- 


ouf  -tva-iea  zurückleilet).  Das  lateinische,  sagt  man,  habe  mit  seinem  -fit 
diese  grundform  am  treusten  bewahrt.  Diess  letztere  ist  ntai  aber  natürlich 
nur  so  denkbar,  dasfa  in  allen  andern  einzelsprachen  —  wobei  ich  slavisch. 
und  baUisch  sowie  indi^;ch  und  eranisch  als  eins  rechne  —  gegen  dto: 
Ronsl  herrschenden  lanlgesetze  das  schliestiiende  -»  abgefallen  wilre. 
Da  liiesei-  abfall  sich  in  den  einzelnen  spraciigebieten  ynahhängig  von 
einander  vollzogen  haben  inöa»te,  so  setzt  jene  anfslellnng  der  grundform 
'^tas  eine  ganz  wunderbare  7.tiföt%keit  voraus,  für  die  mir  das  Verständnis^ 
abgeht.  Ich  halte  es  daher  für  das  methodisch  richtigere,  wenn  man  von 
gemeinsamem  -ta  ausgeht  und  das  lat.  -t^s  als  eine  italische  neubildimif 
betrachtet,  was  wir  um  so  eher  zu  thnn  berechtigt  sind,  weil  das  lateinische 
in  dem  4e  des  imperaiivs  {vehi-tt')  ein  suftix  zeigt,  welches  genau  zu  dein 
'ia  der  andern  sprachen  pas^t.  Ich  bin  liier  im  einverstündniss  mit 
BaiUKick,  welcher  slud    X,  n>i  ebenfalls  von  *tn  als  grundform  ausgebt. 

Die  richtigkeit  dieser  auffassung  wird  mir  nun,  und  darauf  wollte  ich 
hier  besonders  hinweisen,  durchaus  nicht  darum  zwi^ifelhaft,  weil  ich  nicht 
mit  beslimmtheit  die  form  anzugeben  weiss,  nach  deren  analogie  die  lal, 
2.  plur.  ihr  -s  angenommen  iiat.  Die  niöglichkeit.  dass  das  »g  neu  an 
getreten  ist,  muss  unbedingt  zugegeben  werden.  Hai  die  1.  plur,  vehimui 
gewirkt,  oder  hat  Bannack  reiht,  der  in  vchüts  eine  dualforra  sieht  (vgl 
aind.  rühatfias}^  oder  ist  dpr  stiirenfiieil  noch  anderswo  zu  suchen? 

')  Ich  habe  hier  milürlirh  nur  das  stiffix  im  äuge.    Denn  das  tt  def| 
griech.  form  beruht  auf  association. 


Zur  geschichte  <ler  Bominalsiiffixe  -cw-,  -ja«-»  -va6- 


chßs  inlautend  vor  eiofacher  consonanz,  also  in  oflenen   silben, 
M^  a  wird,  vor  doppeiconsoiianz  und  vor  wortschlicssemicr  ein- 
lacher consonanz,  also  in  gesclilossenen  silben,   als  a  ei\>clieinL 
ist  daher  vielleicht  vorsichtiger,    dem    aind.  ddtur  so  lange 
zu  vindicieren   und  es  also  mit   dmiOQ   auf  gleiche  linie  zu 
stellen,  bis  aus  dem  iiidi^ehen  selbst  der  naclnveis  beigebracht 
ob  iidiar  «i  oder  a^  enüiält.     Das  griech,  creJr«^  iät  zwar 
ier  alterlümlichen  betoiumg   wegen  sehr   beachtenswerl  und 
läge  nichts  im  wege  för  äaliOQ  alleres  "^danii}  vorauszusetzen 
anzunehmen,   das    o  sei  von  den  andern  casus  her  einge- 
drungen (vgl*  nodog  nodi  für  '^ntM*;  ^ntdi  nach   ttoc)«,  n6ä$g, 
itod    et  308 j,  indess  könnte  amt€(}   doch    am   ende  nur  auf 
Dl  aiischluss  an  die  vocative  der  verwandtschaftswörter,  wie 
itiQ^  (j^flf^^,  beruhen.     So  lange  demnach   die   urspr achliehe 
sufnxgestall  im  voc,  der  -^fa^'-stänioie  noch  nicht  sicherer  er- 
mitteU  ist,  wage  ich  auch  nictit  zu  entscheiden,  oh  wir  vidva^s 
oder  Dtdvuis  anzusetzen  haben, 

lier  nom.-acc,  sing,  nentr,  lautete  vid-väts,  rein  re- 
ikcÜert  durch  gi\  tid-f^Joc,  Aind*  vidvdt  für  *mdvds,  Abulg, 
itHSü  für  '^da-vOf  lit,  dd-ve  für  '^'da-vas. 

Die  übrigen  starken  casus  hatten  'Viks-,     Nur  lautge- 

k  fortentwickelt    hat    dic^se  form  das  altbaktrische^  z.  b, 

-  -,  aing,    masc.    vidhmiuühcnu     Durch  association  umgestaltet 

lift  sie  vor  im   altindisclien,    z»  b.  vidvdmsam  für  ^vkl-väs-am^ 

111  griechisehen,  z,  b.  tidiitt  für  ^tiä-fic-a.     hn  siavisch- 

hen  ist  -vd'^s-  völlig  untergegangen,  indem  -tts-iu'  an  seine 

;'erückt  ist,  z.  b.  abulg.  ^jeA*ti6l  d.  j.  "^pek-us-ja^m,  Wt  äuy- 

w-t;  diese  weitei^bildimg  mit  -m-  zeigen  auch  die  entsprechen- 

kn  casus  des  pai*t.  praes,,  doch  ist   in  diesen  tlie  slatiunform 

it'lljst  dieselbe   wie  sie  sich  in   deji  entspreclienden    casus  der 

verwandten  sprachen  zeigt,  nämlich  die  starke,  man  vergleiche 

b.  abuig.  pekff^sfi    d.  i.   "^pelfmi-jd-fn,  lit.  ätufant^l   mit  aind, 

*,  gr*  {fi^ort-a. 

Was  dann  weiter  die  schwachen  casus  mit  vocalisch 

'iinendem  casussuffix  anlangt,  so  muss  aufgrund  des 

\m  als  ursprachliche   suflixgestalt   -us-  angesetzt  werden; 

verküi-zung  des  -uas-  zu  -us-  wurde  durch  den  auf  dem  ca- 

sutGx  ruhenden   hochton  bewirkt.     Das  aiische  hat   die  ur- 

[II,  abgesehen   von  der  accentverrückung  im   indischen,  rein 

Wwalirt,  z,  \k  geiu  sing.  aind.  mdr-Asl^iSf  abaktr.  vid-u^i-U. 


u 


K.  Brugmari. 


Auch  das  slavischbaUische  zeigt  in  den  in  rede  stehenden 
casus  'HS',  doch  durch  -ia-  erweitert»  /-.  t>.  gen^  siiigr.  abulg. 
peJc-ilsa  d.  i.  *pel-HS-ja^  lit,  umj-m-w.  Audi  liier  Ihcilen  wieder 
die  entsprechenden  casus  des  praesensparticips  die  erweiterung 
mittels  des  suffixes  -mx-»  vgl  jjekqstu  d.  i.  *pekant-ja,  lit  ■ 
äugmic^o  d.  f.  ^diißimt-jo,  Dass  2>*?/^rf.sa  und  arnjimo  unniiüelbar 
an  die  lirsprachliche  genet ivfonii  anknüpfen^  dass  also  in  der  _ 
slavischbaltisciien  grundsprache  ein  *;3e^A:-<i5-a5  existierte  und  des-  I 
sen  staun iiforni  ^pekus-  in  die  analoglc  der  -m-slämme  überge- 
tuhri  wurde,  ist  zwar  nicht  siclier  zu  erweisen,  aber  doch  in 
hohem  grade  wahrscheinlich.  Denn  nähmen  wir  an,  dicstaouu- 
form  *pekuS'  der  scliwachen  casus  sei  erst  einmal  durch  die 
staninitbrui  der  starken  casus  verdrängt  gewesen,  so  dass  im 
niasc.  und  neutr.  durch  alle  casus  nur  ^pckvas-  gegolten  halte, 
so  würde  avoI  diese  Stammform  in  die  analogie  der -wt-stämme 
übergetreten  und  ^pekus-  ganz  verschwunden  sein.  Freüicli 
könnte  inmier  noch  in  betracht  kommen,  ob  nicht  das  prasen- 
iische  -ant-ia-  und  das  perfectische  -ns-ia-j  so  weit  sie  im  masc. 
und  neutn  auftreten,  auf  einer  libertraguiig  aus  dem  feminmum 
beruhen,  Ijei  welcher  nicht  bloss  das  weiterbildende  suffix  'ia- 
herübergenommeii  wurde  sondern  mit  diesem  auch  die  dem 
feniininuni  eigene  gcstalt  des  eigentlichen  participialsuffixes*). 
Dann  wäre  es  zufall,  dass  abulg.  pekum  und  aind.  vidushas 
beide  die  suffixform  -ns-  bergen,  und  pcküsa  könnte  für  ur- 
sprachliches vid-us'd^  nichts  beweisen. 

Wäre  im  griechischen  die  tlexion  unseres  parlieips  im  alten 
geleise  geblieben,  so  hatte  sich  der  singuIar  des  masculinuui 
lautgesetzlich  folgender  rnassen  gestalten  müssen:  **dwc  *tiöv6^ 
*£iävi  *std6a.  Zunächst  verallgemeinerte  sich  die  durch  ***tfoa 
vertretene  starke  stammfonn  und  es  ruckte  *siä6og  ^tiödt  an 
die  stelle  von  *sidv6g  *tidvL  Diese  Verallgemeinerung  der 
starken  Stammform   ist  auch  sonst  im  griechischen  vielfach  zu 


beobachten.  Ich  erinnere 
die  ihr  o  von  *//oa  (^tii)  = 
statt   deren  man   eigentlich   *^66g  "^/J^* 


iier  nur  an  */Joog  *j6t  f//öi"^  ^j^Vr 
aind.  ftshdsam  bezogen  haben  und 
aind,  vshäsas  ushdsi 
(lelztere  zwei  formen  mit  unursprünglicher  betonung)  zu  erwar- 
ten gehabt  hätte. 

^)  Auch  im  alt^^ächsi sehen  yinl  aTigebäcfisischeii  laat  das  praeseiis- 
parlit'i|*  (las  -Jrt-sulTix  iti  allen  ilre»  gi»^fhleclitern,  z.  b,  ^en,  sing,  asächs. 
hcipandjcs,  helpandjero^  hi^pandjee.     Heyne  laut-  inul  tlexiousK'  s.  274.  286. 


Zur  gescliichte  der  nominalsuffixe  -as-*  -jas-^  -tös-. 


95 


Die  gTÖssle  schwierigkoit  matheii  die  schwachen  casus 
mil  coiison antisch  anhebendem  casussuffix.  Luulete, 
das  isl  die  frage,  z.  b.  vom  iuslr.  pliir,  die  grundibrm  vül-us' 
hhig  oder  vid-uas-bhis? 

Zunächst  sollte  man  vid-us^hhis  erwarten,  da  ja  das 
;ip,  dem  die  schwachen  casus  niil  consonan tisch  be- 
ttiendcm  casussufllx  Iblgen^  im  grutule  dasselbe  ist  wie  das- 
jenige der  scli wachen  casus  mit  v  o  cal  i  seh  beginnendem  casus- 
suffix. Indess  lässt  sich  a  priori  nichts  entscheiden;  es  könnten 
itninerhin  in  jenen  sogenannten  mittleren  casus  eigcntiunltche, 
imaerer  controle  sich  entziehende  tjuantitäts-  und  betonungsver- 
Imltnis&e  die  Verengung  von  -itas-  zu  -m-  verhindert  tiaben. 
Wir  haben  uns  also  einzig  an  das  zu  hallen^  was  die  historischen 
5|»raehperioden  bielen» 

Nun  ist  offenbar  aus  den  europäisclien  sprachen  gar  nichts 
VI  gewinnen.     Im  altbaktrisclicn  sind  die  mittleren  casus  leider 
liidit  zu  belegen;   Spiegel  führt  graajoK  s.  1G5  nur  einen  dal, 
iriur.  Vitht4shaeiltya{''Ca   auf;    diesem  würde  ein  aind,  *vidushü- 
gleichkonmien,  es  liegt  also  ein  thenia  i^tth-nsh-a-  zu  gründe. 
Xii  ehesten  noch  sclieint  aus  dem  altindischen  rals  zu  erholen. 
Zu  giinsten  eines  aind*   *mdt*asbhis,   ^vidvassu  könnte  man  zu- 
nächst den  umstand   geltend  machen,    dass   von  solchen  -vas- 
ÜHiaeri  aus    der   übertritt    in   die  analogie   der    -t^m^- stamme 
sich  leichter  erklärt  als  von  -t4S-foroiGn  aus.     Weiterhin  könnte 
Hian  sich  berufen  auf  das  verhällniss  des  instr.  plur.  anv-üghhis 
^  lien  schwächsten  casus,   z.  b.   zum   gen.  sing.   auMas  (von 
Ofi^  »nachgehend«),  ein  verhaltniss,  das  treilich  zwar  auf 
^  ersten  blick  wegen  des  ü  der  schwächsten  stanmilbrm  kein 
tlnz  analoges  zu  sein  scheint,  es  aber  im  gründe  doch  wol  ist, 
^dl  es  sehr  wahrscheinlich  ist,  dass  amVc-  und  ebenso  pmitU- 
(von  pra/;-rf«^  »zugewandt«)  ihr  wund  l  einer  anlehnung  an  i^ra^- 
AL  ^jtra-füc-  (vonprdfili-  d.  i.  ^prit-aüU-  »vorwärts  gerichtet*), 
^^*  (von  dPäfHc--  »nach  unten  gerichtet*)  u.  ähnL  verdanken,  wie 
jftsiuch  die  noni.  plur.  neutr,  i'ar rm  und  tälüfii  navhnämani  g(^ 
bildet  sind.      Andererseits   würden  sieh  aber  auch  gründe  für 
^1  *tuli4sbhis  oder  ^vidurbtiis  (so  hätte  man  nach  analogie  von 
^*wriAis  von  väpus-  »wuTiderbar«  zu  erw  arten)  anfiiliren  lassen. 
^  wi'irde  nrnnlich   *md'Us-hhis  eine  stutze  finden  an  dem  ved, 
i'Onijjar.  t>idHsh'iara'^    wofür  im  spateren  sanskrit  tldvai-tani'. 
t^^  verhrdtniss  von  "^mhtshJm  zu  indmhas  und  i'klvämam  würde 


96  K.  Brugman, 

dem  von  pumbhis  d.  i.  ^pwhshhis  zu  pumsds  und  pumant$a$n 
entsprechen*).  Legen  wir  für  die  mittleren  casus  die  Stamm- 
form vidus-  zu  gründe,  so  könnte  der  übertritt  dieses  casus  in 
die  analogie  der  -wn^stämme  allerdings  nun  nicht  mehr  in 
der  weise  erklärt  werden,  als  wenn  formen  wie  *vidud>hi8  oder 
*vidurbhis  an  sich  schon  zum  anschluss  an  die  -t-an^stämme 
verleitet  hätten,  was  ja  bei  formen  wie  *vidvasbhi$  recht  wol 
angenommen  werden  konnte ;  man  müsste  sich  wegen  des  Über- 
tritts an  die  starken  casus  halten  und  annehmen,  sie  hätten 
den  ersten  anstoss  zur  association  der  -w*s-  und  der  -vant- 
Stämme  gegeben. 

Wie  die  ursprachliche  Stammform  der  schwachen  casus 
mit  consonantisch  anfangendem  casussuffix  lautete,  lasse  ich 
also  unentschieden.  —- 

Was  wir  über  das  grundsprachliche  paradigma  unserer 
-i;a5-stämme  eruiert  zu  haben  glauben,  ist  in  kurzer  Zusammen- 
fassung folgendes: 

masculinum  neutrum 

nom.  sing.  vid'Uä2SS  (oder  vid-ud2s)  i 
voc.  sing.     vid-ua%s  oder  vid-ua\S      \         vid-ud^s 
acc.  sing.     vid-udiS-m  \ 

gen.  sing,  vid-us-ds 
loc.  plur.    vid'Uas-bhCs  oder  vid-us-bhis. 

11. 

Da  die  declination  des  mit  -ias-   gebildeten  comparativs 

und  des  part.  perf.  act.  in  der  altindischen  spräche  einen  pa- 

rallelismus  aufweist,  der  zu  einer  combim'erenden  betrachtung 

der  beiden  declinationen  nötigt,  so  konnten  wir  oben  s.  67  f., 

>)  Man  leitet  diess  wort  von  wurzel  pu  »zeugen«  ab,  von  der  auch  lat. 
pü-müU'Sj  pü-müOf  pü-tnüio,  pu-er,  aind.  pu-tra-  u.  a.  herkommen.  Viel- 
leicht ist  ein  pu-mas-  anzusetzen  mit  einem  sufßx  -nuta-t  welches  sich  zu 
-mant'  eben  so  verhält  wie  -t?ew-  zu  -vant-,  Daim  stünde  pü-mäms-am  zu 
hhfinu-mdnt'Ctm  in  demselben  verhältniss  wie  vid-väms-atn  zu  pad-vänt-am. 
Andererseits  entsprächen  sich  2^ti-i/i8-a«  und  md-ush-as.  Namentlich  zu 
beachten  ist  dass  der  voc.  sing,  von  beiden  stammen  in  gleicher  weise  im 
vedischen  pu-mcLS  und  vid-vcis  wie  im  classischen  sanskrit  pu-man  und 
fjid-van  lautet.  Der  parallelismus  erstreckt  sich  nur  nicht  auf  die  mitt- 
leren casus,  er  würde  aber  auch  hier  hergestellt,  wenn  wir  eben  annehmen 
dürften,  vtdvadbhia  habe  ein  älteres  *vidu8bh%s  verdrängt. 


Zur  geschichte  der  nomijialsufüie  -o«*,  -jas-,  -cas-»  97 

WO  über  die  declination  des  aincl*  comparativs  gehandelt  wurde, 
über  diese  noch  nichts  abscli Hessendes  aufslelleii.  Wir  haben 
daher  hier  die  -ios-stämme  noch  einmal  ins  äuge  zu  fassen. 

Der  ia  rede  stehende  parallelismus  erstreckt  sich  auf  die 
starken  casus.  Man  vergleiche  nom.  sing.  masc.  mahl  Jan  und 
mirtfiiy  aoc.  tndlüjanisam  und  vülväfiisanu  Namentlich  tritt  die 
g^dchfokriuigkeit  im  voc,  sing,  hervor,  uidem  dieser  casus  im 
Vidiscben  eben  so  ntalüjns  wie  vklvas  und  im  späteren  sanskrit 
eben  so  mahijan  wie  vidvan  lautet.  Die  mittleren  und  schwäch- 
sten casus  diflerieren:  man  vergleiche  nom^-ace.  sing,  neutr. 
mähijas  mul  vidvdi,  loc,  plur.  mdhJjassu  oder  mdhljahsu  und 
widisMsu^  instr.  plur.  ntdlitjöbhis  und  vidvdtlbhis,  gen,  sing. 
mdkljasas  und  mdtishas, 

Üass  die  gleichheit  in  der  gestaltung  der  starken  stamin- 
fonn  keine  zufällige  ist,  liegt  auf  der  band.  Nun  haben  wir 
üben  aufgestellt,  dass  vklvdn  eine  neubildong  nach  art  der  -vant- 
Stämme  sei.  Jetzt  kommt  hinzu,  dass  mdJnjün,  mdhljümsam^ 
nidhtjas  und  mähljan  mit  vidvdn,  vidvdmsam,  vidmis  und  vidvan 
unlöslich  verknüpft  sind.  Da  erhebt  sich  denn  die  frage,  ob 
sich  auch  mätiljän,  für  welches  einmal  muss  ^tdhljas  gesprochen 
vrorden  sein,  direci  navhj^dvdn,  resp.  auch  nach  -w/aw^-stänmien 
wie  b/ianuniän^  gebildet  habe,  oder  ob  mdJiJJün  jünger  als 
ridedn  und  erst  wieder  eine  aiialogiebildmig  nach  diesem  sei. 
Eine  entscheidung  ist  sehr  schwierig.  Liesse  sich  nachweisen, 
dass  dem  mdlitjarhsam  unmittelbar  ein  *md}njäsam  voransge- 
gaogen  sein  müsse,  so  dürfte  als  wahrscheinlich  gelten,  dass 
maicbsi  in  diese  form  der  nasal  nach  der  analogie  von  ind- 
flAteam  eindrang.  Dabei  wäre  auch  das  neutn  plur.  mdJüjämsi 
m  beröcksichligen,  insofern  dieses  eben  so  me  vldvämi  seinen 
öasal  auf  dieselbe  weise  wie  nuhuimsi  kann  bekommen  haben. 
Auch  hier  bemerke  ich  noch  einmal  ausdrücklich,  dass  wenn 
ich  ober  die  art  und  weise  wie  mühijän  zu  seinem  nasal  ge- 
kommen, nicht  mehr  als  eine  blosse  Vermutung  vorzutragen 
babe,  dieses  meine  behauplung,  dass  wir  zum  ansatz  eines  ur- 
sprachlichen 'iatiS'  kein  recht  hätten,  meiner  meinung  nach 
l  im  allermindesten  erschüttert;  einerseits  muss,  wenn  fast 
sprachen  direct  gegen  -ians-  zeugen,  schon  deshalb  das 
L  -jäms-'  als  UQursprünglich  gelten,  andererseits  lassen  sich, 
wir  sahen,  auch  aus  dem  indischen  selbst  momente 
winnen,  die  dem  ansatz  eines  älteren  ^ians-  ungünstig  sind* 

fnr  rtrgl.  Bpneht.    N.  P.  IV.    1.  7 


98 


K.  Bru^man« 


Es  erübrigt  noch  die  fra^e,  in  welcher  weise  die  Indo- 
gemiaiien  zur  zeit  der  Urgemeinschaft  unseren  coniparatiir 
declinierten» 

Zunächst  denkt  man  vielteicht,  die  analagie  der  -t<a5-stämme 
gäbe  die  ursprachliche  declination  der  -ios-slänime  von  selbst 
an  die  band*  Aber  es  besteht  doch  von  vorn  herein  ein  schwer 
ins  gewicht  fallender  unterschied :  die  -ii/us-stämme  hatten  in  der 
Ursprache  ohne  zweifei  den  accent  in  den  starken  casus  auf 
dem  stamnisuffix  und  in  den  schw^achen  auf  dem  casussuffix; 
die  -ms-stämme  dagegen  betonten  durch  alle  casus  hindurch 
die  Wurzelsilbe,  wie  der  einklang  des  altindischen,  griechisclien, 
germanischen  und  slavischen  in  der  Zurückziehung  desaccentes 
deutlich  lehrt  (vgl.  Venier  K.  Z.  XXIII  126  f.).  Dass  neben 
dieser  accentverschiedeoheit  und  gerade  wiegen  ihrer  auch  eine 
Verschiedenheit  der  lanlforni  an  sich  bestanden  habe,  niuss  von 
vom  hereiu  als  sehr  w^ol  möglich  zug^eben  werden. 

Als  nom.  sing.  masc.  setze  ich  an  sudd-ia2S(s),  rein 
reflectiert  durch  abaklr.  vaqyäo  und  lat.  suäviör^  unrein  durch 
aind.  svddtjan,  gr.  ^dimy,  abulg,  mtnjt, 

Voc,  sing,  masc,  sudd-ia^s  oder  stidd-iais:  vgl.  ved, 
svddijas, 

Nom.-acc.  sing,  neutr.  stiäd-iats:  rein  aind.  svädijas^ 
abaktr.  nmryö^  lat.  suütnns,  abulg.  mhtje,  unrein  gr,  ^dtop* 

Für  die  übrigen  starken  casus  würde  ich  unbedenk- 
lich die  suffixform  -ims-  ansetzen,  z,  b.  acc.  sing,  sudd-iats-n^ 
(vgl.  aind.  svddTjdiiLmm,  gr.  *^dioa  (^äim)^  lat.  snaviorem), 
w^enn  auch  das  allbaktrische  auf -/azs- wiese;  aber  hier  erscheint 
als  acc.  sing.  masc.  ^mnyanhem  und  als  nom,  du.  a^yanha,  je 
einmal  belegt,  doch  so,  dass  für  {■jfiöH^miAetJ'i  einige  handschriflen 
Qjanyäoiihem  geben  (Spiegel  gramm.  s.  1&>). 

Noch  rätselhafter  erscheint  die  gestal  tung  der  schwachen 
casus,  namentlich  dadurch,  dass  sie  im  arischen  nicht  mit-i>-^ 
sondern  mit  -jas^  =^  ursprachlichem  -iai$-  gebildet  werden. 

Möglicher  weise  —  man  gestatte  einen  kühnen  wurf  — 
liegt  die  sache  so.  In  einer  älteren  periode  der  idg,  grund- 
Sprache  hatte  die  comparativdeclination  dieselbe  betonungsweise 
wie  die  declination  der  participia  perf.  In  den  starken  casus 
wurde  -ias-  betont  und  halte  die  ausspräche  -ims-,  in  den 
schwachen  casus  hatte  das  casussuffix  den  hochton  und  das 
Stammsuffix  wiirde  als  -ms-  gesprochen.    Also  z,  b.  acc,  sing. 


Zur  geschichte  der  nominal suf fixe  -as-,  -jaa-,  -vas-.  99 

masc  suftdithsin^  gen,  sing,  suadiaisds.    Nun  hätte  später^ 

aber  noch  grundspraclilich,  aus  dem  -iais-  in  der  silbe  vor  dem 

hfxbton  -*^-  werden  niiisseii,  wie  im  fmrttc,  perf.  aus  vid-uais- 

ds  die    form  vid-us-äs  entstand,  also  gen,  sing*  suädisds. 

Aber  ehe  nocii  das  gesetz,  demzufolge  tat  zu  i  werden  niusste,  in 

Wirksamkeit   trat,   wurde   der    accent   im    comparativ   auf  die 

Wurzelsilbe    zurückgezogen ,   und   das   iai    von   sudd-iatS-as 

bÜeb  daher  nun  unangefochten.    Der   Superlativ    lautete  von 

beginn  an   suäd-iais-tä"^   trat    mit   dieser   betonung  in    die 

samprasämnaperiode  ein,  wurde  in  dieser  zu  suad-is-td-  und 

Beas  erst  später  nach  der  analogie  des  comparativs  den  accent 

auf  die  wui7.elsilbe  zurückgehen. 

Zu  beweisen,  dass  die  sache  sich  auch  noch  anders  ver- 
halten kann,  wird  nicht  gerade  schwer  fallen. 

Leipzig.  Karl  Brugman. 


I 


Miacellen. 

1*  Skr.  Jcubja  bucklig,  krumm  wird  im  Petersburger  wörter- 

Wl  mit  dem  gleichbedeutenden  mjuhja  und  nbj  niederhalten, 

fflaainmendrücken,  beugen  richtig  zusammengestellt  und  als  un- 

regelmässige  form  für  kübja  aus  ku  -j-  tdija  angesehen.    Diese 

deotong,  schon  wegen  prakr.  khujja  bedenklich,   dürfte  durch 

griech.  xv^ag  und  rß^g,  deren  zosammengehörigkeit   durch  die 

»tqjrechenden  Sanskrit  formen  gegen  Gurtius  Grundz,*  518  er- 

wksNi  wird,    unmöglich   gemacht   werden*     Die  gleich mässig- 

teit  der  griechischen  und  indischen  staonne  hat  Benfey  schon 

1842  erkannt  (Griech.  Wurzelt.  II,  325;  vgl,  Gtoss.  z,  Säma  V. 

s.v.  nbj).    Wir  würden  es  nicht  for  nöthig  lialten»  aufdiesellie 

xarüekzukommen,  wenn  sich  nicht  die  manchem  kütinen  win-zel- 

fi:)f9cber  erspriessliche  frage  daran  knüpfen  Hesse,  ob  es  nicht 

iodogermanisciie   wurzeln    gleicher   oder    ähnlicher    bedeutung 

jibt,    die  sich  durch  ein  mehr  oder  weniger  im  anlaut  von 

iimilder  unterscheiden  {vgl,  auch  Lefmann  d.  zeitschn  XDC,  396 f.). 

2.  Professor  Weber  hat  in  seiner  anzeige  meiner  »Beiträge 

mr  PiÜJ-gramjnatikc  Lit.  Gentr.-Bl.  1875,    1365   die   von   den 

granunatikern  angeführten  formen  der  2.  pers.  sg.  des  imperf. 

,,    condition.    med.   auf  se:   apacase  apacise  apacissase  mit 


100  £.  Kuhn,  Miscellen. 

Zend-formen  auf  sa,  nlia  verglichen,  nicht  ohne  selbst  ein* 
zusehen,  dass  gerade  das  auffallige  jener  Päli-formen,  die  primäre 
personalendung,  den  Zend-formen  abgeht.  Ich  glaube,  dass 
man  gut  thut,  alterthümlichkeit  und  Selbständigkeit  des  Päli 
gegen  das  Sanskrit  nicht  zu  überschätzen,  und  versuche  eine 
erklärung  auf  dem  nicht  mehr  ungewöhnlichen  wege  der  ana« 
logie.  apaeise  ist  eine  activform  fär  apcicishas  (über  -e  aus  "OS 
s.  beitr.  z.  P.-G.  58),  und  dies  ist  eine  analogiebildung  der  reihe 
apacisham^  *apacishas,  *apacishat  u.  s.  w.  statt  apaüsham,  apacis, 
apacU  u.  s.  w.  Aus  apadse  entstand  gleichfalls  durch  analogie 
qpacase,  das  sich  zu  ihm  verhält  wie  die  2.  pers.  pl.  imperf. 
apacattha  zu  der  2.  pers.  pl.  aor.  apacittha.  Noch  später  ent- 
stand die  analoge  condilionalbildung. 

3.  Fick  wörterb.  *  I,  146  f.  gibt  seiner  wurzel  2.  ^m  als 
vierte  bedeutung  die  des  wehens,  gestützt  u.  a,  auf  den  gebrauch 
des  Sanskrit- verbums  pavate  und  ableitungen  desselben  mit 
der  bedeutung  »wind«.  Eine  Weiterbildung  dazu  ist  die  Päli- 
wurzel  pum,  welche  Dhätumanjüsä  v.  56  mit  der  bedeutung 
dhamane,  also  »blasen  c  aufgeführt  wird  und  Jätaka  ed.  FausböU 
p.  171.  172  vom  blasen  durch  ein  röhr  gebraucht  wird. 

4.  In  eigenthümlicher  weise  wird  im  Päli  der  ablativ  auf 
to  =  tas{\xr  den  zu  erwartenden  accusativ  gebraucht  bei  verben 
des  für  etwas  haltens,  erkennens  u.  s.  w.  Beispiele  dafür  sind 
Dhammapadam  v.  12:  säraü  ca  sdraio  naivä  asäraü  ea  asäraio 
das  wesentliche  für  das  wesentliche  und  das  unwesentliche  für 
das  unwesentliche  haltend.  d'Alwis  Buddhist  Nirväna  p.  72: 
rüpam  attato  samanupassati  er  sieht  die  »form«  für  das  »selbst« 
an.  Auszugehen  ist  vom  begriffe  des  vertretens,  wie  er  mit 
Präposition  in  kfsJmat  prati  oder  krshnatas  praii  »für  (statt) 
Krishna«  Benfey  vollst  gramm.  §  575,  1  b.  (vgl.  E.  Siecke  bei- 
trage zur  vergl.  sprachf.  VIII,  418.  419),  genauer  noch  in  der 
deutschen  construction  dieser  verba  mit  für  hervortritt. 

E.  Kuhn. 


Berichtigungen. 

S.  1  z,  5  lies :  »zur  frage  des  Ursprungs  der  germanischen  n-dedination«. 
S.  53  z.  21  lies:  juven-i-,  lit.  jäun-a-. 
S.  57  z.  12  und  z.  19  lies:  Scherer  Z6DS. 
S.  74  z.  25  lies:  a^^K. 
S.  79  z.  8  lies:  pflug. 


Die  accentge  setze 
der  homerischen  nominalcompositaj 

dargeslellt  und  mit  denen  des  Voda  verglichen. 

Die  acccntgesetze  des  Griechischen  zeigen  neben  vielfachen 
^ibweichungen  doch  auch  manche  höchst  auffällige  überein- 
nmungen  mit  denen  des  Sanskrit,  welche  hn  wesentlichen  be- 
kafloUich  von  Bopp  in  seinem  »vei^Ieichenden  accentuations- 
(Berlin  1854)  wie  auch  Kuhn's  zeit  sehr.  III,  1^ — 2ß  dai*- 
worden  sind.  Die  accentgeselze  der  nominakomposita 
iJöd  von  ihm  nur  wenig  berücksichtigt.  Im  allgemeinen  sprach 
^  die  ansieht  aus,  dass  auf  diesein  gebiete  zwisctien  Griechisch 
und  Sanskrit  nur  wenig  Übereinstimmung  zu  finden  sei  (a*  a.  o* 
s,  JS4);  nur  auf  die  ähnlichkeit  in  der  belonnng  der  bahn vrihi 
flttchle  er  aufmerksam.  Nach  ihm  ist  kein  versuch  gemacht 
worden,  dies  verhältniss  näher  zu  prüfen'). 

Bevor  ich  die  eigentliche  Untersuchung  beginne,  muss  ich 
einigte  worte  über  die  von  mir  angewandte  Classification  der 
composita  vorausschicken.  In  meiner  arbeit  ȟber  die  formelle 
anlerscheidung  der  redetheile  im  Griechischen  und  Latein ischen<t 
s.  194 — 206  habe  ich  den  nachweis  zu  liefern  gesucht,  dass  in 


*)  Die  lehre  vom  accent  der  sanskritischen  composita  nach  den  regeln 
Am  PüAini  ist  hekannUich  vod  Aufrecht  in  seiner  arbeit  »de  accentu  compo- 
sttorum«  dargesteUt.  Erst  kura  vor  abschluss  der  vorhegenden  abhandluiig 
erbieit  ich  R.  Garbe*s  soeben  erschienene  arbeit:  »Das accentuaUonssystem 
4m    al  II     nominalcümpositums«    Kiihn's   zbschr.   XXIU,    s.  470fll. 

^Sie  kou  i   nur  ausnahmifw'eiäe  imch  verghdien  und  benutzt  werden, 

llodet  dort  recht  reichhaltige  beigiiielsaiumlungen  aus  dem  Hk  und 
raa«  —  Der  accent  der  griechischen  composita  liat,  so  viel  ich  weiss, 
noch  keinen  roono^raphen  gefundeu,  — 

XoMsekrlft  für  vcrgl.  SpmcUf.    N.  F,  IV.  2.  g 


102 


Leopold  Scbroeder» 


den  bisherigen  arbeiten  über  nonnnalcomposila  eine  eonsequenle 
und  richtige  Classification  noch  verraisst  werde  und  mich  bemüht, 
denjenigen  allgemeinen  gesichtspimkl  fest  zu  stellen,  von  dem 
aus  eine  solche  Classification  mögheh  ist  Das  resultat  incmer 
Untersuchung,  auf  die  ich  hier  der  kürze  Iialber  verweise  (a,  a,  o. 
s.  203),  bestand  darin,  dass  ich  alle  composita  in  zwei  haupt- 
klassen  eintheüte:  1)  composita,  die  den  redelheilcharakter  des 
zweiten  gliedes  bewahren,  und  2)  composita,  die  ihn  nicht  be- 
wahren.  Die  ersteren  nannte  ich  composita  imrautata  (sc,  quod 
attinet  ad  partem  orationis),  unveränderte,  nicht  mutirte  Zu- 
sammensetzungen; die  letzteren  composita  inutata,  veränderte 
oder  mutirte  Zusammensetzungen.  Zu  den  ersteren  geliüren  vor  ■ 
allem  die  sogenannten  tatpurusha  und  karmadhäraya,  zu  den 
letzteren  die  bahuvrihi.  Von  den  drei  übrigen  classen  der 
mdischen  grammatik  bemerke  ich  bloss,  dass  ich  die  avyayibhava 
für  advcrbien  halte,  die  auf  bahuvrihi  (also  mutata)  zurück- 
gehen, während  die  dvigu  mir  substantivirte  bahuvrihi  zu  sein 
scheinen^).    Die  dvandva  sind  zum  theil  (nämlich  die  devatä*  ■ 

*)  Ein  avyaylbhava   wie  das  vedische  amtsfivadhdm  =  »dem  eigueii 
wille»^   gemäss,    gern«   ist  nieitier   ansieht  nach   bloss   der   adverbial    ge- 
brauchte accus,    sing,    neutr.  von   einem   bahuvrthi    anushvadhü^   welchem  m 
ebenso  gebildet  wäre  wie  z,  k  das  vedische  anushai*/d,  anukämd.    Sehr  f 
eiidimchtend  ist  dies  in  den  fällen,  wo  neben  dem  avyaylbliäva  noch  das 
bahuvrihi  existirt,  von  dem  m  herkommt;  so  finden  uir  imRV.  das  bahu- 
vrihi anukiimi  =  »nach  wnnsch,  gern*   und  daneben  RV.  1,  17»  3  mid  8, 
48,  8  das  avyaylbbava  anukdnuim,   welches    ofTenbar   bloss  der  adverbial 
gebrauchte  acc,  sg.  ueutr.  von  anukunid  ist.    Ebenso  muss  z.  h.  pratikdmam 
auf  ein  bahuvrihi  praiikämd  zurückgeführt  wertlen ;   pratidoshdm  auf  ein 
pratidoshd]  fjathäkätimm  äut  em  ^athäkämd ;  yathdkrtnm  und  ifathäpürvdm 
auf  die  spater  wirklich,    wenn   auch   mit  modificirter  hedeutnng  und  nn-  M 
accentuirt,    vorkoninienden    yaihdkftd^   yathdpiirvd;    yntMvai^mn   auf  ein  fl 
yaiMtmi^d.    Sehr  deutlich   lässt  sich  dies  vevhäitniss  beobachten  bei  aii- 
mdtrdm  von    aimdtrd   (beides  im  AV.  u.  ö ),   anantardm  von   anantard^  ^ 
abhimukhdm  von  abhimukhd;  ferjmr  auch  bei  pratf/aksfuinty  pratydksfiam^ä 
von  pratijakahaj   samakshäm  von  »amukshüy  aärdhdm  von  sdräfta  iL  s.  w. 
Es  ist   ganz,  derselbe  prucess,  wenn  z.  h.  im  Ctriechischen    von  6mn  adj. 
(Ivfißiö^  das  adv,  ft^rißtov  gebildet  wird  oiier  von  tmi^ptns  das  adv.  vni^^ 
pwv^  vnn  ?7^o^^iCof  das  adv*  7Fpo^()ifo*s  von  »«7?«efo^  dasadv.  fuTifdovii.  dgL 
Auch  im  Griecli.  ist  manchmal  das  adj.,  von  welchem  das  adv.  stammt,  nicht 
mehr  vorbanden.   So  ist  z,  b,  zo  dem  adv.  (mi^^uo^üv  (und  imi^^o^a)  das  a^j. 
vniqiA&q<*q  nur   theoretisch 'zu   erschliessen  u.  s.  w      hi   den   klassischen 
sprachen  hat  man  dies  verhältniss  von  jeher  durchschaut,  ober  auch  die 
mdischen  avyaylbhäva  wird  man  sich  gewöhnen  müssen  als  adverbialisirte 


t 


Die  accenlgeaeUe  <ler  homerischen  nominalcomposita. 


103 


drandva  wie  agnYsh^ymd,  indravdnmä  u.  s.  \v.)  jedenfalls  im- 
mutata,  so  gut  wie  die  tatpurusha  und  kaniiadhuraya.  Dagegen 
hl  CS  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  neutralen  dvandva  ur- 
spninglich  bloss  substanlivide  bahuvrihi  sind»  \vie  z.  b.  das 
griediische   yvx^ifi^QOif  »tag  und  nacht«    gewiss   ursprünglich 

awtm  von  mutirten  composiüs  anziiseben.  Hinsichtlich  des  accents  ist  zu 
Wierken,  dass  oxylonirtö  bahtivrlhi,  besonders  mit  einer  parÜkel  im 
l  gUede,  nicht  selten  sind.  Wenn  aber  bei  den  avyaytbhäva  die  oxy- 
^tiitimng  eonsequent  durchgeführt  wird^  so  ist  dabei  wohl  auch  ein 
Mko  nach  formeller  Scheidung  der  adverbia  von  den  adjectiven  mit  im 
fidc^  Man  beachte,  dass  es  auch  hn  Griech.  eine  reihe  von  adverbien 
fifH  die  im  ge^ensatz  711  dem  adj„  von  dem  sie  stammen,  oxytonirt  sind» 
10  i,  b.  np^titffay  von  «üi>)y,«fpof  (cf,  Herodiajii  technici  reliquiae,  coli 
Ä.  Leütz,  1^  s,  4D1,  1  und  äflO,  20);  aftax^i  VOn  o^ixj^vg,  d^iti  von  «^loft 
f^röiji'  Ton  T^iötoijföfi'  u,  dgl,  — 

Die  sogrenaiuiten  dvigu  sind*  wie  ich  glaube,  sul>stantivirte  bahuvrthi 

(«Jw  mutala).     Ein  wort   wie   das   ^riech.  nivjttHoH  —  »l'unfkampf«   hat 

UMS  doch  gewiss  auf  ein  mutatuin  nivm^lo^  =  »die  fiinf  kämpfe  in  sich 

ftneod,  aus  fünf  kiin»i>fen  bestehend«   zurilck  zu   filhren,   ebenso  wie  das 

siblkintiv  t^iympotf  »dreieck*   zweifellos  nur  substantivirtes  neiitrum  des 

imitjitum  Tpi'ywKOf  ^dreieckig«  ist.     In   gleicher  weise  kommt  das  subst» 

m^mik¥  »Viereck«  von  dem  mnt.  ttif^uymv^^;  li^^iTmoP  »Viergespann« 

TMi  dem  mut,  rt^^iirna^  »vierspännig,  mit  vier  pferden  versehen*;  nn^rti' 

hi^¥  »tili  fünf obolen^tQck«  von  dem  umt.  ntyrt^ßelog  »fünf  obolen  werth«; 

<U«^!fM,  TQtttffQoy  von  dem  mut  T^iun^og  u.  s.  w.    Gauz  in  derselben 

Iiskritische   dvigu   paticardttd  n.  =  »Zeitraum  von   fünf 

hioss  substantivirtes  neulrura  von  dem  wirklich  existirenden 

icUitnm  paücarätrd  =  »5  nachte  (tage)  während«;  trirdträ  n.  »Zeitraum 

*«n  drei  nftcbten«  kommt  z»»rQck  auf  ein  mut.  trirutrd  »drei  iiuchle  lang 

"liikTinl«.    Das  dvigu  caturt/uga  n.  »die  vier  weltalter«  stammt  von  dem 

lüul  cfHunju^a  »die  vier  weltatler  in  sich  scWiessend«  Ragh-  10, '23,   Eben- 

"'  iit  ilas   vedische  iri^ugä  n,  »Zeitraum   von   drei   perioden   oder  altern« 

i«f  eiri  trufuffd  »drei  zeitaller  mnfaHsend*   zuruckzüftlhren.    Die  dvigu  auf 

♦  wfcinfii  entweder  als  fem.  vou  den  entsprecliender»  bahuvrlhi*s  oder  als 

dmula  mit  suff.  t  anzusehen.    Ein  irihka  n.  steht  neben  trüoki  fem.  ähn- 

Üd]  Wie  im  Griecb.  nit/retd-lot^  neben  ntt^ad'lia  u*  dgl. 

ijuil^e  Schwierigkeit  scheiut  der  accent  zu  machen,  da  die  babuvrfhi 
^  1.  ghe»l  tu  betonen  pflegen,  während  die  dvigu  oxytonirt  sind*  In- 
4<s«fn  bif^lel  uns  doch  schoD  der  Veda  eine  reihe  von  oxytonirten  t>aim- 
frthi  mit  numeraJe  im  1.  gliede,  allerdings  fast  nur  mit  tri  und  dpi,  z.  b. 
tüakubk^  trika^d  (kn^)^  triccücrä,  tripdd,  trivanähurfi  (vandhura)^  trislia' 
i^tiikd  ißadJi^igiha),  tr^atiikd  (dnika),  iryudhdn  (ü'dhan),  tripaBhjd^  tripd- 
Jüya,  tripfshfhd,  tribarkis^  trwmtm\  tnmürdhdnt  tricirshdn,  dvipdä,  dvimdtdr, 
^warloni,  caturakitfut,  shadakshti,  saham'äkghd  u.  a.  Tou  dt-rartig  oxy- 
Unirifri  bahuvrlhj*s  sind  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  dvigu  aus- 
fffmgtftu    Dahei  ist  t!s  wichtig  (ebenso  wie  für  den  accent  der  avyayibhava) 

8* 


104 


Leopold  Sc'hroederf 


nur  das  neutroni  eines  bahuvrihi  pvx^^fitQQg  ist,  welches  etwa 
»tag  und  nacht  umfassend«  bedeutet  hrdte.  Vgl.  übrigens  form, 
unterscheid,  s.  219-=221  (auch  R,  Garbe  tritt  dieser  ansieht 
bei  a.  a.  o.  s.  472).  — 

Mit  der  zeit  hat  sich  mir  die  Überzeugung  oocli  mehr  be- 
festigt, dass  nm*  von  dem  erwähnten  gesichtspunkle  aas  eine 
consequente  und  klare  Classification  der  composita  möghch  isL 
Man  hat  mich  darauf  aufmerksam  gemacht,  das^  das  princip 
meiner  Classification  sich  schon  im  Petersburger  wörterbuche 
mit  er  dem  artikel  tatpurusha  vorfinde.  Das  war  mir  damals, 
als  ich  meine  arbeit  schrieb,  entgangen  und  hat  auch  nur  be- 
dingt seine  richtigkeit,  insofern  dort  bloss  von  dem  unterschiede 
der  tatpurusha  gegenüber  den  bahuvrihi  die  rede  ist,  oline  dass 
die  übrigen  compositionsklassen  in  betracht  kommen,  wälirend 
ich  den  erwähnten  gesichlspunkt  zum  allgemeinen  eintheilungs- 
princip  aller  composita  erhohen  und  die  möghchkeii  seiner 
durehführung  klar  zu  legen  versucht  habe»  —  Auch  Tobler, 
Miklosich  und  in  gewisser  beziehung  Justi  nähern  sieh  meiner 
Classification,  wie  ich  selbst  a.  a.  o.  hervorgehoben  habe;  den* 
noch  liegen  wesentliche  differenzen  vor.  hishesondere  ist  bei 
Justi  gerade  das  oberste  eintheilungsprincip  ein  anderes  und, 
wie  ich  gezeigt  zu  haben  glaube^  ein  nicht  haltbares.  Uebrigens 
kami  es  mir  vor  allem  nur  daran  liegen,  dass  die  von  mir  vertretene 
classificaüon  als  richtig  anerkannt  und  angewandt  wird,  was 
bisher  doch  nicht  der  fall  gewesen  ist.  — 

Wenden  wir  uns  nun  zu  unserer  eigentlichen  aufgäbe,  der 
betrachtung  der  accentgesetze. 

Im  Sanskrit,  schon  im  Veda,  gilt  für  die  mutata  die  regele 
dass  der  accent  auf  der  tonsilbe  des  1.  gliedes  ruht.  Aus  antfd 
und  mpd  erhalten  wnr  das  vedische  mutaturn  anijurüpa  anders 


< 


hervorzu heben,  dass  die  bahuvrihi  freilich  iii  der  r&gel  das  1*  glied  be- 
Ionen; wenn  sie  aber  das  2,  glied  betonen,  so  tritt  mit  Vorliebe  oxytonirung 
ein  (vgl  auch  Garhe  a.  a.  o.  e.  518,  antn.)»  während  tfie  immulata  (tatpu- 
rusha und  karrnadharaya)  die  ursprüngliche  acceiituation  des  2.  gliedes  in 
der  regel  m  erhalten  streben.  Gerade  die  durchgängige  oxylonirung  scheint 
mir  daEier  eher  für  den  Ursprung  der  dvigu  und  avyaylbha va  von  mutirten 
als  von  inimutirten  compositis  zu  sprechen,  so  dass  aus  dem  accent  keine 
Schwierigkeit  för  unsere  theorie  erwächst,  Awsserdem  mag  auch  bei  den 
dvigu  schliesslich  das  streben  nach  formeller  diflerenzirung  von  den  bahu- 
vi'lhi  dazu  mitgewirkt  haben^  dass  die  oxytonirung  regel  wurde  (vgl.  oben  , 
die  avyaylbhäva).  — 


Die  accentgesetze  der  homerischen  nominalcümposita. 


105 


,|ttbiltet;  aus  cSru  und  prditka  das  niutatum  Cffmpratika 
i^Ooes  aussehen  habend.  Nach  dieser  regel  sind  gebildet  z.  b. 
figrdbäJm^  ^Icivraia,  ^tkijannmn,  vfsMnmnas,  trddhdmahas^  vrJdii^ 
larhis,  hhurireias,  hha  rivarpaSj  cihupravas^  Ciirä^ocis,  citrdrathu, 
fSfyahac,  sarpirCmäi,  hiranyapünij  hirantfape^as^  htranyavama, 
nftro^ti,  sdntda,  virüpa^  viwata^  gatdkratu,  ^tddluira^  sahdsra-- 
hkfshfit  svdksJuUraj  svdya^as  u.  s.  w. 

Ausgenommen  sind  bekanntlich  die  composita  mit  a,  an 
privat! vura»  welche  oxytonirt  werden,  z.  b*  anantd  (dnta),  ana- 
mhd  (dmtväj,  anagni  (drrii),  anagvd  (d^a),  anapnds  und  viele 
andere.  Oxytonirung  finden  wh*  ausserdem  z.  b,  in  anukämd, 
mmAaiyd,  ahkishend  (send)  geschosse  richtend,  upakakshd 
(Idksha)  bis  zur  achsel  reichend,  jmrogavyüH  (gdvyüti),  pur&rtüM 
(rdiha)^  m^khd,  {itipdd,  0tiprshthdj  vidupam,  vMupdm,  (neben 
t:^uiüpätii%  niahdkuM  (kulah  mahtgayd  (gdya)  u.  a*  Ferner 
giebt  es  noch  ausnahmen,  die  nicht  oxytonirt  sind.  So  z.  b. 
viele  composita  mit  su,  wie  mmidnaSj  sttrdtha,  suräas,  suvdrna, 
$mäjra  u.  s.  w.  Ausserdem  eine  reihe  von  compositis  mit  pi*ni, 
prihu,  wruy  rju,  tum  und  dmh  im  L  gliede,  wie  z,  b.  ptumvdrpas, 
puruvä'ra^  ptiruvtra,  jmnmt^Ki^  punwaja,  |>r^Ät<p«rfw,  rjttttdsia, 
rjvkrMu,  uruvifdcas,  urujrdyas,  imri^lshna,  duriHisas  u.  a. 

Trotz  all  dieser  ausnahmen  sind  die  regulär  betonten  mu- 
Uita  doch  numerisch  weit  überwiegend.  — 

Die  immutata  mit  einem  Substantiv  im  2»  gliede^)  lassen 
den  accent  auf  der  tonsylbe  des  2.  gliedes  ruhen.  Aus  rajan 
ond  puträ  wird  z.  b.  rujapatrd  »der  königssolui«  gebildet  (von 
den  A<^vinen  gesagt) ^  während  das  mutatum  rajaptära  lautet  ^ 
»könige  zu  söhnen  habend«  (von  Aditi  gesagt).  Ebenso  betont 
ist  hrahniaputrd  brahmaoensohn,  pitryajüd  manenopfer»  brahmct- 
j^a'  brahmanenweib,  jmmr^jan,  nrjyfddr,  mjoddJidr,  dcvahedana, 
h^gkddana,  martabMjana,  iHgpdti^  rayijjdUj  jtvalokd,  patüokdf 
mahävird,  s&mapeya^  hoirvü'rya,  rMhodeya^  vasuäeya^  sushtuti, 
»rnati  dumiafh  dushtuH  (neben  dushtuti)  u.  s.  w.  Ausgenoin- 
inen  sind  besonders  die  zahlreichen  composita  mit  abstracten 
auf  H  im  2.  güede,  wie  z.  b.  dcittif  devdhäU^  sdhMi,  brdhnmkrti, 
hmiskkfü^    vd^jasdii,    svhrsJiäti,    pürvdpU%    sdnmpUif    sdniastdif 


*)  Die  immutata  mit  einem  adjectiv  im  %  gliede  kommen  weiter  unten 
«IT  b^rechung* 


106 


Leopold  Schro«der, 


$adhdäiM,  hcw^ushth   hav^ddäti  u,  s.  w.;   ferner  VfA^ißpi^^ 
drögJuimUra,  prdruipdtf  uväjin  u,  s.  w. 

Die  ausnahmen  auf  dem  gebiete  der  immutala  sind  ausser- 
ordentlich zahlreich. 

Sehen  wir  davon  zunächst  ah,  so  lässt  sieh  als  hauplregel 
für  den  accent  der  vedischen  coniposita  festhalten»  da^  die 
niutata  das  1,  glied  zu  betonen  pflegen,  während  die  substan- 
tivischen immutata  deoi  ^.  gliede  seinen  accent  zu  erhalten 
streben,  — 

Dem  gegenüber  gilt  bei  Homer  sowohl  für  mutata 
als  für  immutata  das  hauptgesetz:  wenn  es  möglich 
ist,  wird  das  1.  glied  des  compositums  betont.  Man  ver- 
gleiche die  nnitata  (jtsfä^Pfioi;,  ßa^vicolirog,  xlvioniolog^  aQ^v^o- 

vtpixof^og,  iyvBaiifjxvgf  ^Qh^ ^'^^^  rglno vg  n*  s.  w.  Ferner  die substan- 
t  i visch en  im  mu  t at  a  x  i'  ra/i  t h  a,  no  da  yt  ti  r ^  o  j  '/ 1  a/*  ji  oX*g^  Inn  6  Öq Ofwg^ 
ßovß^matig,  dxQouöXig^  ^litovog^  tiCoSog^  JvtfnaQtgu,  a.  Dieselbe 
regel  gilt  auch  für  die  adjectivisclien  imnmtala,  z.  b.  HodaQ^og, 
noXvidqig^  iidfjtTTQmiog^  ätÖQtg^  äfiß^aiog^  dfiqida^vg,  tfinltwg  u.  a. 

Dies  ist  die  hauptregel  für  alle  griechischen  composita  schon  1 
bei  Homer,  Eine  bemerkenswerthe  ausnähme  wird  später  zurj 
spräche  kommen. 

Die    allgemeinen  griechischen  accentgesetze  gestatten   nuni 
aber  sehr  häufig  diese  betonung  des  L  gliedes   nicht   und  es 
entsieht  die  frage:  was  für  einen  accent  erhält  das  compositum . 
in  diesem  falle?    Hier  gilt  nun  für  die  mutala  fast  ausnahms-j 
los  das  gesetz:   Der  accent   rückt  so  weit  zurück,   als  es  ihml 
überhaupt  möglich  ist,  z.  b,  uQY*^^Q€tvvog  von  xEQavrog;  doJU- 
X^QETftog  von  iq^t^ov;  itaqxtt{^Qä9vg  von  Mopg^  opvog;  oioxU^v 
von  3C*'^^*'i   ^^^^  \   &*P€c^^tf^^  von  d^sti^ ;  ivnvi^fätg  von  mv^nki^^ 
tdog;  TQtylmxtv  von  yküixig^  tpog  Ut  s,  w. 

Die  beispiele  (m  diese  regei  lassen  sich  leicht  vermehren ;  * 
wichtiger  werden  uns  die  ausnahmen  sein, 

Wk  lesen  in  unseren  Homerausgaben  mehrfach  vf/i  noXv'\ 
nl^läi  also  iroXtxlrfig^  idüg  »mit  vielen  ruderpllocken  versehen«  j 
von  xXiitgf  tdog.    Der  eben   aufgestellten  regel  nach  mösste  esl 
n^lvxX^tg,  läog  heissen,  ebenso  wie  ivupj^$g,  liog  von  xpi^filg^ 
l6og  u.  dgl     Diese  belonung  beruht  wohl  nur  aof  einem  miss- 
versländniss  der   tradition.     Die  alten  graminatiker  schreiben 
nämhch  vor,  dass  diejenigen  adjectiva  auf  #^,  welche  stets  fei 


Die 


6&t  homerisßhezi  üominalcomposita. 


107 


sind,   oxytonirt  werden  müsslen,    cf.  GöLtling,   all^enieine 
lehre  vom  accent  der  griecliischeo  spräche,  Jena  1835,  s,  329. 
I>ä  nun  noivxXi^ig  slets  mit  einem  femininum  (p^vg)  verbunden 
Torkommt,  glaubte  man  es  ebenfalls  zum  oxytonon  machen  zu 
müssen.    Inde^ss  ist  diese  betonungsart  gewiss  schon  mit  recht 
Lobeck,  paral  s.  244J  und  Ml  getadelt  worden.    Die  regel 
grammatiker  bezieht  sich  offenbar  nur  auf  diejenigen  bii- 
cioDgen,  deren  suffix  von  natur  femininen  charakter  hat,  nicht 
auf  soldie,  welche  zufallig  nur  mit  einem  feniioinuni  verbunden 
TorkoGinien.    Z.  b*  ^virkoHa^ky  röog  wird  mit  recht  oxytonirt; 
es  tsl  dies  gai*  keine  zusanmiensetzung  von  ev  und  einem  worte 
Mhmafiig,  sondern  emfach  das  femininum  zu  sinloxafiog,   ge- 
bildet durch    das   fem.   suH*.   iS,  welches  den   aceent  auf  sicli 
xkht.     In    in^yovpig^    idog    »der   Oberschenkel«    liegt    speciell 
feminines  suffix  i<J  vor;  es  ist  dies  ein  substanthirtes  femininum 
oder   derivatum    von  einem    adjecliv    iuiyovrog  u,  s.  w.    Das 
spedell  feminine  i<J  finden  wir  z,  b.  in  x^'ß**'-  handschuh  von 
3fii^,  xvtff^ld-  von  xi'jjp'/*  tp7^<plö-  von  ipf^ifiog  u.  dgL;    speciell 
teoiininGS   wl   in    rvxnQiä-    flederinaus,     uallaxid-    kebsweib, 
4f>6^d-   veredelter   weinstock,   nfiyvllä-   eiskalt   u,  a*   (cf.  Leo 
Meyer,  vergleichende  grammatik  II,  s.  559  flL).     Dagegen   in 
n^^teX^ii'  gehört  das  suffix  lö  dem  Substantiv  xltilä-  an  und 
kann  in  der  composition  keineswegs  speciell  femininen  charakter 
haben,  ebensowenig  wie  das  id  in  evxv^^fä-  von  xj^aj^^ig,  rdog; 
daher  Lobeck,  paral.  s.  241   mit  recht  behaupict,    man  hätte 
ächer  auch  dofAog  nolv^l^ig  sagen  können.     Die  neueren  aus- 
^iben  schwanken   in  der   betonmig,    Dindorf  liest  Od.  8,  161 
und  20,  382  nokvxXfjläi,  dagegen  I!.  7,  SS  und  8,  239  noiv 
ni^idi^  IL  %  74  und  175  und  13,  742  noXvxlfft<ft^  eine  incon- 
Sequenz,   die  gewiss   nicht  zu   rechtfertigen  ist.    Ganz   ebenso 
incoasequent  wie  Dindorf  betont  La  Roche,     Bei  Nauck  finden 
wir  Od,  8,  161  und  20,  382  noXvxXf^iäi;  bei  Faesi  Od.  20,  382 
und  n.  7,  88  jioXvKXFJidi,  II  2,  74  und  175  und  13,  742  noXv* 
ni^iCt.    Bekker  schi'eibt  consequent  noXvxX^ig,    Ebenso  durfte 
nicht  iimXiitg,  sondern  nur  ivxX^ig  betont  werden.    Doch  lesen 
Bekker»  Dindorf  u.  a.  an  der  einzigen  stelle,  wo  das  wort  vor- 
Jfcoauni,  D.  2*4,  318  jetzt  mit  trennung  iv  nX^Ttf;  La  Roche  und 
Fftesi,  welche  nicht  trennen,  betonen  richtig  ivxl^ig. 

Ebenso  wie  das  speciell  feminine  lä  und  td  haben  wir  ein 
feminines  suffix  ad,  welches  ebenfalls  den  accent  auf 


108 


Leopold  Schroedeff, 


sich  zieht,  z.  b*  in  xa/jkat^wäg,  ddog  als  feraininum  zu  xtxfimsvyi^g 
und  intöttfQidg^  däog  als  fem.  bildung  zu  in$6iqQtog,  Man 
vergleiche  das  suffix  in  n^ihdg^  ddag  vom  berge  fJ^hov  stam- 
mend {fAiiitj  II  16,  143  und  19,  39(»);  in  y^rstad-  barihaar  am 
kinn  von  yiviwvy  dexce«?-  von  dixa  u,  dgl.  Also  x^f*^*^^^^^ 
und  Intäif^idg  sind  keine  ausnahmen  von  der  regel,  sondern 
als  derivata  von  regulär  betonten  compositis  zu  betrachten.  — 
Dagegen  anderer  art  ist  nolvöttQag^  ddag  vielgipflig  von  da^g, 
döog  der  gipfel;  es  ist  beiwort  des  Olynipos,  also  gerade  masc. ; 
der  rcgel  nach  mussle  es  nokvdM*Qagj  düg  heissen.  M  die 
tradition  richtig,  so  bleibt  nichts  übrig,  als  hier  eine  vereinzelte 
ausnähme  zu  constatiren,  bei  welcher  wohl  falsche  analogie  der 
oxytona  auf  dd  mitgewirkt  hat.  — 

Eine  ausnähme  von  der  hauptregel  scheinen  femer 
mehrere  feminina  auf  (tintd  zu  bilden,  z.  b.  ßodöittg  miisste 
eigentlich  ßommg^  yXavxwntg  eigentlich  yXavnmntg  lauten.  Das- 
selbe gilt  für  ari,mHtg^  ßkouv^mmg^  ievrcäntg;  nach  dieser  ana- 
logie accentuiren  wir  mit  recht  ferner  tXtxwjitg,  simmg,  ^E^tcSmg, 
Mvavwutg,  für  die  sich  aus  den  mir  bekannten  stellen  die  sedes 
des  accents  nicht  sicher  erschliessen  lasst.  Den  schlüssel  zur 
erklärung  dieser  scheinbaren  ausnähme  bietet,  wie  ich  glaube, 
das  masculinum  xvpmni^g^  dessen  vocativ  xvvwna  IL  1,  159  ge- 
lesen wird.  Also  xvvmmg  ist  fem,  zu  xtfp<inj^g  und  offenbar 
hat  das  fem.  hier  einfach  den  accent  auf  derjenigen  sylbe  be- 
wahrt, wo  ihn  das  masc.  trägt,  Ebenso  wären  die  andern  zu 
erklären,  ßommg  als  fem.  zu  einem  ßomnijg  u.  s.  w. 

Unerkläii  bleibt  mir  einmiiSg  ansichtig,  im  angesicht  habend, 
das  gegen  die  hauptregel  verstösst,  nur  II.  15,  653  siamnol 
<J*  ifhQv%o  vsmp,  Vergl.  auch  nolvwndg  und  aus  den  home- 
rischen hyranen  te^atmudg.  Ihnen  stehen  die  regelmässigen 
n^oüüirrap  und  fiinünop  gegenüber. 

Dagegen  dürfen  die  adverbia  avtij^aq^  il^^paq^  ipp^fjkUQ^ 
Ttotfa^ftaq  nicht  angeführt  w^erden,  denn  adverbia  verändern 
nicht  selten  den  accent.  Die  nachhomerische  spräche  bietet 
z.  b,  ein  adverb  avt^fisQoy  Hdt.  6,  139,  av^tjftsQor  Aesch. 
Thuc.  Att.  von  einem  adjcctiv  avS^i^fk^^og  gemäss  der  Vorschrift 
des  llerodian,  vgl.  Herodiani  technici  reliquiae,  coli.  A.  Lenlz, 
bd.  I,  s.  491,  1  und  509,  iäO.  Bei  Homer  haben  wir  bekannt- 
lich TQKTzoix^  von  i^lfSzoixf^g^  diSTTOvöi  von  äiJnovdog^  d^sU 
von  d^sog^  dfAfpaäov  und  dfjifadd  neben  dfHpdd$og  u*  dgl.    Man 


Die  accent^esetze  der  homerischen  noimna1com(>05ita. 


109 


Ka 


icrf leiche  damit  die  durchgängige  oxytonirung  der  avyayibhäva 
im  Sanskrit,  während  doch  die  entsprechenden  mutata  durchaus 
nicht  oxytonirt  sein  müssen.  Diese  beobachtungen  sind  für  die 
farmelle  Unterscheidung  der  redetheile  von  interesse.  Jedenfalls 
iber  können  adverbia  hier  nichts  beweisen. 

Die  hen^orragendste  ausnähme  von  der  regel,  dass  die 
mutata  den  accent  stets  mögliclist  zurückziehen,  bilden  die- 
jenigen composita,  welche  im  2.  gliede  ein  neutrum  auf  suffuc 
^5  haben.  Diese  ziehen  gewöhnlich  den  accent  auf  die  end- 
sylbe,  z»  b.  äaltxsyxj^j  oA^offß^jyc,   xakitoßa^-^q^  äXXostäfjgj  ^€0- 

ij^j  äät^c^  dvüfieyjg  u,  s.  w.    Dies  ist  auffällig,   denn  hier 

der  accent  der  mutata  gerade  der  ursprünglichen  betonung 

des  2.  güedes  zum  trotz  ganz  auf  das  ende,   welches  er  doch 

«onst   möglichst   flieht.     Indessen   fmden  wir  auch  ftByatti^tijg^ 

w/^yof^^u^g,  aUrr^g  und  einige  andere,  welche  der  rcgel  gemäss 

betont    sind    (vgl.    auch    Buttmaun,    ausführliche    griecliische 

Sprachlehre,  2.  a.,  bd.  II,  s»  480  und  4SI).    Namentlich  gehören 

zahlreiche  eigennamen  hierher,  z.  b.  JwfA^äijgj  nicht  Jtofjtt^dilg ; 

Si^opfäi^dtjg,  Evfiijdf^g;  Evdvi>fjg  gegenüber  dem  adjectiv  «i'oc»^ 

^l  ^l^m^ivfig    gegenüber    dem    adjectiv    cft'tfjuff>'?Jg;    ebenso 

""      iiiir^g,    IIvlatfAiyfjg;    ^aigx^g    gegenüber    dem    adjectiv 

^  r,  u,  dg!.    Da  nun  die  nomioa  propria  im  ganzen   alter- 

IhamUcben  Charakter  tragen,  so  könnte  man  annehmen,  dass 

6e  die  ursprüngliche  betonung  repräsent  iren.    Indessen  ist  dieser 

«Muss  nicht  erlaubt,   da  die  noniina  propria  im  Griechischen 

Oberhaupt  die  lendenz  zeigen,  sich  im  accent  von  dem  adjectiv 

oder  Substantiv,    dem   sie   entstammen,   zu  differenziren,  z.  b- 

Püld^ag  von  ^a^ÖQogf  "ix^vg  von  ix^vgf  EdrO^og  von  ^avi^6gy 

imCofuvag  von  Ctö^ofitvag  u.  dgl.    Man  vergleiche  hiezu  nament- 

5dl  Lehrs,  de  Äristarchj  studiis  homericis,  s,  273tlL*)*    Möglich 


*)  Interessant  ist  es,  dass  auch  im  Sanskrit  ein  Ähnliches  streben  bei 
te  tfccnl  der  eigennammi  sich  geltend  macht,  ebenso  iiiteressant  ffir  die 
•Wfkirhüiig  des  Sanskrit  und  Griechischeti,  ah  für  die  lehre  von  der  for- 
■ÜQi  unierBcheidung  verschiedener  Wortklassen,  Man  vgl.  darüber  Piiniiii 
1  i  116,  wobei  nur  zu  beachten  ist,  dass  der  lernunus  iamjfia  nicbl  niir 
»laiu«  |irtjpria,  sondern  auch  appellativa  in  sich  heg  reift.  Schon  in  der 
^tKben  Sprache  finden  wir  das  nomen  propr*  brhaddmi  neben  dem  adj. 
k^dma:  da«  nom.  propr.  indrotd  RV.  8,  57,  15  mösste  nach  der  regel 
^ote  lauten  und  verdankt  wohl  auch  den  abweichenden  accent  seiner 
als  Dom.  propr. 


110 


tieopolfl  Scljr«)eder, 


bleibt  CS  iniinerhin,  dass  in  diesem  falle  die  nomina  propria 
und  einige  reste  wie  oroapo^rjxt/g,  f^iyaK^r^g  das  alte  darbieten; 
Dur  beweisen  lasst  sich  das  nicht.  Der  ^und  der  erwälmten 
Unregelmässigkeit  bei  den  nmtalis  auf  ic  liegt»  wie  ich  glaube,  r 
in  einem  streben,  den  einfachen  adjectiven  auf  ig^  wie  z,  Km 
^fivdf^g,  (fQaö^g  u.  dgl,  im  accente  gleich  zu  werden.  DieT 
analogie  der  einlachen  adjectiva  mit  demselben  suffixe  war  in 
diesem  falle  wirksamer,  als  die  analogie  der  übrigen  mutata. 
Jedenfalls  ist  hier  nicht  das  streben  vorhanden,  die  ursprüng- 
liche betonung  des  2.  gliedes  zu  bewahren,  da  diese  durch  die 
oxytonirung  gerade  gemieden  wird  (vgl  die  substantiva  f^irog^ 
irx^g,  ßäQog  u.  s.  w.). 

Es  ist  sehr  zu  beachten,  dass  sowohl  im  Homer,  als  im 
Vala  eine  bedeutende  zahl  der  mutata  oxytonirt  isL  Doch 
sind  es  nicht  dieselben  hedingungen,  unter  welchen  diese 
oxytonirnng  eintritt.  Im  griechischen  ist  sie  wesentlich  auf 
das  suffix  €c  beschränkt;  im  Sanskrit  tritt  sie  bei  suffix  a$ 
durchaus  nicht  immer  ein,  dagegen  bei  manchen  anderen 
sulTixen,  falls  an  priv.  vorhergeht,  und  in  einigen  anderen 
tällcn.  — 

Die  Übereinstimmung  in  den  accentgesetzen  der 
vedischen  und  der  homerischen  mutata  ist  unver 
kennbar.  Auf  beiden  gebieten  wird  in  der  regel  das 
1*  glied  betont;  wenn  dies  nach  den  allgemeinen  accent- 
regeln  im  Griechischen  nicht  möglich  ist,  tritt  doe 
möglichste  Zurückziehung  des  accentes  ein.  Die  wich- 
tigste ausnähme  von  der  reget  besteht  im  Veda  wie  im  Homer 
in  einer  reihe  oxytonirt  er  bildungen,  bei  denen  es  ersichtlich 
ist,  dass  die  betonung  nicht  auf  dem  streben  beruht,  dem  2. 
gliede  seinen  accent  zu  bewahren. 

Dieses  streben  zeigt  sich  dagegen  bei  den  immulatis,  sowohl 
im  Sanskrit  als  auch  im  Griechischen* 

Für  die  substantivischen  inmiutala  bei  Homer  gilt  die 
regel:  wenn  die  accentuiruiig  des  1,  gliedes  (nach  der  haupt 
regel  für  alle  composita)  nicht  möglich  ist,  dann  wird  der 
accent  nichts  wie  bei  den  nmtatis,  möglichst  weit  zurück 
gezogen,  sondern  das  2.  glied  erhält  diejenige  betonung,  welche 
es  als  selbständiges  wort  besass.  Es  heisst  also  iiava%moi 
nicht    nava%mQk\     navqQifQVBvgy     i^vmy^svg;     d^aXloÖB^fj^    der 


Die  accentgesetze  der  bomoriscbeii  iiommakompositsL 


111 


benbinder;  fit^XoßavfJQ  der  scliafhirt;    oivonazjg  der  wein- 

^trinker;  tnTionaQvatjg,  xcdxoxoiJvaT^g  neben  dem  selbständigen 

t*cfTj^g;  MvvüQaifftjg  die  hundelaus;   i7T7j^/.dTcc;   imßovxdXog; 

wQax*i  wagengelelse  (vgl  dagegen  aira^ht^g^  ;f«^aifiVj75); 

mlletcht  äiaoünoTtt^^  wenn  diese  betonung  richtig  ist;  andern- 

fiük  wäre  ein  dlaoaxarrii^  als  derivatiim  von  einem  cUaoaxonog 

m   betrachten;    inußyai   Od.   5»   44)4  (vgL   i<ay^};    wohl    auch 

if9^fA^;  das  regelmässige  inuQfj^  welches  nur  II  9,  456  in  der 

Tdrbindung   ^tol  d*i%fXs40i'  i^itwag  (so  lesen  Bekker  und  La 

le  mit  recht)  vorkommt»  braucht  man  des  unregelmassigen 

ihomerischen   xardgit  wegen   nicht  in  tiiä^dg  zu  trennen, 

iL  Buttinann,    ausführl.    griech,   spracht,    bd.  II,  s.  481.     In 

vmo&fAiiq   (nur  Od*  4,  386)    ist  das  2,  gÜed   sogar   gegen   die 

h&aptregel    betont.     Dasselbe    ist    w^ohl    in    o^ioxXtj    »das    zu- 

ssunmenrufen^    schreien,    schelten«   der  fall,    wo    das  2.  glied 

-^  *-  nelleicht  eine  Verkürzung  erlitten  hat;  nvqxaili  »scheiter- 

i,    brandstätte«    ist   vielleicht    substantivirtes    fem,    eines 

theoretischen  adj.  nvQxaioc;  mmoiiijp  Od.  12,  131  ist  vielleicht 

"   'bekker  und  Nauck  zu  trennen:   ^««i  ä'ini  notiiireg  £*cr*V. 

if  und  La  Roche  schreiben    intnoip^ivtg.     Ferner  haben 

wir  'Yno^tißa^  11.  2,  505,  wo  schon  einige  alte  tmo  0^ßag  lesen 

"    n;  doch  schreiben  Bekker,  Dindorf,  Faesi  und  La  Roche: 

fnodfißag  tlxov.     Die  stelle  entscheidet  nur  nicht  für  den 

aecent  des  nominativs.  —  Aristarch  und  Herodian  lasen  endlich 

D.  5»  178  i/TtfAfjvig,    wo   auch   mit   Verletzung   der   tiauptregel 

2.  wort    seinen    accent    gewahrt    ludte.     Bekker    schrieb 

Worte  getrennt  nach  dem   vorgange  anderer   alter   gram» 

lUker,    so  auch   Dindorf»   Faesi   und  La  Roche:   x^^^^V   ^^ 

»r  Im  i^f^rtg  (cf.  auch  Lentz,   Herodiani  technici   reliquiae, 

praet  s.  50). 

Die  imioutata  mit  einem  Substantiv  im  2.  gliede  sind  bei 
HMner  viel  seltener,  als  die  mutata ;  indessen  scheint  die  oben 
in%estellte  regel  fast  ausnahmslos  zu  gelten. 

Als  vollwiegende  ausnähme  lasst  sich  ih^tqQndtmq  IL  11, 
Sä  nicht  gut  anführen,  da  das  Schlussglied  sein  suffix  geandeii 
hl;  für  f«^  ist  %öq  eingetreten,  welches  die  oxytonirung  meidet, 
^  afo^r^^iTAi^^  GilfiävftöQ,  i(SimQ^  dfjtvytuiQ  U.dgl.;  s,  Leo  Meyer, 
^ö?!eiclL  gramm.  U,  s.  340  und  341.  — 

Jfvm^it^  ist  wohl  als  fem,  zu  einem  A^vmdsog  zu  fassen 
(d  {|i4^«o();  läge  direkte  hnmutirte  composition  vor,  so  musslen 


113 


Leopold  Schroeder, 


wir  die  form  ^id  erwarten,  da  das  wort  auch  bei  Homer  slefc 
so  laulel.    Ebenso  sind  Eida^^  und  ^AfJufiMii  zu  erklären. 

Am  wenigsten  aber  darf  mau   lütodoxvi  mastbehäller  und| 
dovQodinri  speerbehälter  hier  anführen.    Dies  sind  nur  substan- 
tivirte  feminioa  von  adjeetiven  wie  iatadoxog  mastaufnehmend 
öovQO^Qxog  speeraofnehmend  (vgl.  die  adj.  iodoitog,  ^eit^odoxog)^ 
ebenso  wie  Kvfjtodoie^y  der  oanie  einer  Nereide,  eigentlich  »di< 
wogenaufnehmende«  oder  »von  den  wogen  aufgenommene«  (v^lJ 
Evgvyo/A^  neben  Ev^vvofAaq^  \4fiifivo^ii  neben  l4fi(fivofiog).    löl 
gleicher  weise  sind  die  nachliomerischen  xanrodoxt^,  oivoxo^  m\ 
erklären,  nicht  wie  Buttmann  a.  a,  o»  II,  s,  475  und  482  will,) 
weil  sie  den  abstrakten  sinn  verlassen  hätten;  sie  haben  viel*| 
mehr  nie  abstrakten  sinn  gehabt.  — 

Da  die  imrautala  im  Homer  wenig  zahlreich  sind,  wird  es 
gut  sein,   auch  die  nachhomerische  spräche  zu  berücksichiigen. 
Hier  finden  wir  nun  in  gewissen  fallen  ein  streben  nach  mög- 
lichster  Zurückziehung  des    accents.     So  weit    ich   beobachtet  J 
habe,   hängt  dies  wesentlich  von  dem  suffixe  des  schlössgUedies| 
ab;   aUtog  der  adler,   aber  bei  Aristol.  h,  a.  9,  32  u,  a.    ol2 
aktog  meeradler;  ferner /if  An rau?og,  iWöfiVfog  ebenfalls  Aristo 
h.  a.  9,  32;  ßvQaaieTog  lederadler  Anstoph,  Eq.  197.  203,  209| 
fQvnahTog  Aristoph,  Ran.  929;  avQat^yog,  aber  dyntfi^any^ 
Thue.  7,  86,  Polyb.,  Plut.  u*  a*;   vno^tqat^xog  Xen,  An.  3,  U 
32,    Dion,  H.,    Dio  Cass. ;     6vfS%qa%fifog    Xen.    An.    2,  6,    ^\ 
Xoxafog,   aber  vnoX6%aYQg  Xen.  An,  5,  2,  13^);  ^tmqYog,  aJ>erj 
^vyfimqyog  Arisloph.  Plut.   223;   ü^^aUv^   aber    ro  tnnovQäml 
Arat.  438;  o6üvg,  aber  xvvoäüvg  Arislot.  h.a.  6,  20  u.  ö.  Xen.] 
de  re  eq.6,  8,  Galen,  öfter;  Xvx6doinEg\  oÜBlffig^  aber  nat^a-^ 
islfüg  Dem.  p.  1084,  tlfBtddd£X<fog  N.  T.  2.  Cor.  11,  26.  Gal-] 
2,  4;    iaigig,    aber   XoyiaT^Qg   Galen.,   aviatQog   Hipp,    (nad 
Passow),  dagegen  tuTimTQog  und  a^x^^'^Q^^  ^^^^^h  Aread.  p.  86j 
19;  aQd,  aber  xardga  Aesch,  Sept.  706  (ed.  G.  Hermann),  Eu 
Hec.  945,  El  1324  u.  a.;  fin%  aber  x^f^^^^*'^  Eur.  Rhes.  9  u.a. 
notjAJpy  aber  ßovnotfAi^y  Anth.,  nQmrortoifirjp  Byz.  (nach  Passow^ 
gegenüber  dem  homerischen  inmotfi^v;  ob  der  nominativ  aip 


*)  Einige   herausgeber  freilich  oxytoniren  vn9fft^€(Ti^6g^    tftrtfT^crn^ydfi 
vnoAoxayag  an  den  angefuhrlen  stellen  bei  Xen.    leb  bin  nicht  in  der  la 
gewesen,    mir   für   diejenigen    lllle,  wo   lexica  und   herausg.   schwanke 
über  die  handschriftliche  Überlieferung  ein  urlheil  zu  bilden*  — 


Die  aocentgesetze  der  Lamenschen  nomin  alcomposita. 


113 


I 


jrccTf^  wirklich  anzusetzen  ist,  bleibt  zweifelhaft,  da  das  wort 
nur  Acsch.  Choeph.  313  im  vocativ  mpondt^Q  vorkommt. 

Von  einigen  fallen  abgesehen,  habee  wir  hier  im  2.  gliede 
Wörter,  deren  suffix  o  ist,  oder  doch  auf  o  endigt. 

Für  die  meisten  sofüxc  gilt  aber  audi  in  der  nachhome- 
rischen  spräche  die  regel,  dass  das  2.  glied  seine  ursprüngliche 
betonung  bewahrt  ^),  Zunächst  lassen  sich  die  composita  auf 
sufßx  rä  oder  rjy  anführen,  wie  z.  b.  das  bekannte  nmätqaßxfiq^ 
Eemer  djy^f^otcrrjy?  Plat.  Ale.  1.  p.  132.  A.  mid  andere  auf 
*%(^a0t^q;  fiBi£(o^i}fto(pi(Strj^  Aristoph.  Nub,  360;  TtQmta^oiVim^g 
Aristot.  poeL  4,  14  (ed.  vulg.),  Luc.  caL  7,  Glcarch,  bei  Ath, 
p.  257  u.  a.;  nt^anorttm^g  Pol.  3,  65,  10*  73,  3;  ebenso  mna- 
xovTtci^g  u.  a.  Ferner  mit  suif,  £V  z.  b.  Itstoßoivg  Hes-  op, 
429;  avvtnnsvg  Dem,  p,  558,  PolL  6,  158;  ^vtaym^n^  Xen.  de 
reeq.  7,  1  und  Poll.  10,  55;  fkEaoßamXevg  Dion.  H.  Plut.  (nach 
Paasow)*  Ferner  die  feminina,  welche  auf «,  ^  ausgehen,  oder 
deren  suffix  darauf  endigt,  z.  b.  das  häuOge  na^atinav^;  auch 
ivwma^aaxev^  Thuc,  1,  141;  avuäw^id  Aristot.;  aVToy^aftii^ 
Artstot.  melaph.  6,  11,  Eine  ausnähme  bildet  uataga  Aesch. 
Eur.  u.  a.,  dem  gegenüber  Homer  inaqf^  zeigt;  x^M^^'i  ^^- 
Bei  suffix  id  und  lÖ  behält  gleichfalls  das  ±  glied  seinen  ur- 
^rünglichen  accent,  z.  b.  nQüjntonBVTSJi^Qig  Aristoph.  Eirene 
876;  nqonvf^iJLiq  Pol.  6,  23»  8  und  Polyaen.  6,  4,  2;  ^f^lvTite^ig 
Diosc,  Theophr.  (nach  Passow).  Bei  suffix  bIo  (fto)  in  na^a- 
a^fiftQv  nachgerälschtes  zeichen  Plat.  com.  bei  Poll.  10,  24; 
nxvofiavTfjiov  Hdt.  5,  92,  7,  bei  anderen  in  der  form  vtxro- 
^ytslov.  Bei  suffix  qv  und  mp  in  tnnaXixtqtmv  Aristoph, 
Eirene  1177,  Av.  800;  Zriyono^uämp  Machon  bei  Ath.  8.  p.  337; 
ebenso  wohl  novtonoafiäwv^  das  aber  nur  Aristoph.  PluL  1050 
im  Toc.  vorkommt;  omts^Qxuiimv  Hipp,  p,  50,  25.  942,  9. 
Auch  TtQoaytov  muss  wohl  oxytonirt  werden;  die  Überlieferung 
schwankt  hinsichllich  des  accentes,  vgl.  darüber  Lobeck,  paral. 
p.  201  und  545,  Arcad.  10,  20.  —  Endlich  ist  noch  hervor  zu 
heben,  dass  auch  bei  denjenigen  wörtem,  die  auf  o  ausgehen, 


')  Ich  muss  bemerken,  dass  mir  für  die  nach  homerische  spräche 
leine  vollständigen  materialsammiungeii  zu  geböte  stehen.  Berichligungen 
im  eimelneo  muss  ich  daher  erwarten.  Der  hauplsache  nach  wird  atier 
wohi  die  hier  aafgestellte  regel  bestehen  bleiben;  sie  kann  vieUeichl  als 
dienen«    wo    die    handschriftliche   Überlieferung    unsicher    und 

rankend  ist,  — 


114 


Leopol  il  Sehrooder» 


durchaus  niclit  immer  die  accentzurückziehung  eintritt,  z,  bJ 
d^imhkuQYo^  Arislol,  h.a.  9,  32;  tniroßornolog  Eur  Phoen.  28jJ 
TtatQadelff'BQg  Pind,  Isthm.  8  (7),  145  (vg^l.  nai(ßddei(fog  beij 
Dem.  u.  a.).  Manche  compusita  sind  in  ihrer  betonung  nich(j 
sicher  zu  bestimmen  mid  die  verschiedenen  ausgaben 
lexica  bieten  daher  mehrfach  Schwankungen  dar.  Auf  erae| 
Untersuchung  dieser  einzelheiten  kann  ich  hier  nicht  eingehen; 
es  genügt,  wenn  wir  im  allgemeinen  die  regel  lestslellen  können,| 
dass  in  der  nachhomenschen  spräche  diejenigen  substanlivischeii 
immutata,  welche  auf  o  ausgehen,  eine  neigung  zu  möglichsterl 
acccntzurCickzielmng  verrathen,  während  bei  den  meisten  andereaj 
Suffixen  das  Schlussglied  seinen  ursprünglichen  accent 
wahrt  *)«  — 

Wir  sehen  also,   dass  im  Griechiächen  die    betonung   der| 
substantivischen  immutata  in  einer  gewissen  abhängigkcit  von 
dem  Suffixe  des  schlussgliedes  7M  stehen  scheint.    Eine  anale 
erscheinung  lässt  sicli  nun  auch  im  vedischen  Sanskrit    wa] 
nehmen.     Insbesondere  sieht  jnan  dies  deutlich  an  den  za 
reichen  Immutirten  compositis,  deren  schhissglied  ein  abstracti 
auf  U  ist;   diese    betonen  durchaus  in  der  regel  das   1.  gliedt| 
z.  b.  tkvdhüti  imrvdpHi,  SvnmpUi^   viVjasäti  und  viele   ander 
(vgl  s.  5).     Geht  dagegen  das  schliessende  Substantiv  auf  €mü 
ya,  tar,  a  u.  a.  aus,  so  pflegt  der  accent  auf  dem  2.  gliede 
ruhen,  z.  b.  devaMdanaf  hoirshddana,  martabhojana,  somaf 
ahihiUf/af   ratnadlmja,   nrp4tdry   ayoddlmr,  amgastör^  haskartdr^ 
pUfyujM  u.  dgl. 

Ganz  analog  ist  im  Griechischen  wie  im  Sanskrit  der  eia- 
fluss  derselben  suffixe  auf  die  betonmig  derjenigen  bilduiigeii 
welche  als  derivata  von  einem  mit  der  präposition  zusammen- 
gesetzten   verbuni    stammen    (also    nicht    eigen tlicli   compositaj 
sondern  decomposita  sind).     Wir  finden  auch  hier  bei  sufl*.  et 
a  und  fij  %iiq  (entsprecliend  dem  r«,  %^\  sanskr.  tur,  atia,  ya 
u.  a.  den  schlossUieil  beLont,  wahrend  z.  b.  bei  sufi".  ti  (griech«! 
(Ti)  u,  a.  die  präposiüon  betont  wii'd.    Suff,  bv  haben  wir  z.  bJ 
in  dem  homerischen  dn^f^m^vt;  der  Verhinderer  von  dnhqm$m^ 
d^tfKfOQivg  u,  dgl.;  suff.  ä,  fj  in  inaoidj  von  inasiätaf  ti^oxc 


*)  VgL  öbrigens  Gölilnigt  allgoineijie  lehre  vom  accent  der  griecbisdie 
Sprache,  s.  1^79  tll. 


Ke  accentf  esetze  der  homerischen  nominale omposita. 


n^ax^^y  TT^odojfjy  der  anstand  auf  der  jagd  vcm  n^odix^ffAm^); 
Ti^^    in   inaxTJ^    der   Jäger  von    indyto,    vTioö^r^dt^^   der 
dicner  Ton   virQdqdm^  änoXv^avt^^   der   vertilger,  6wn%!^Q  der 
f^iäher,  kundschafter  u.  dgl.     Diesen   letzteren   entsprechen    im 
Veda  die  coniposita  auf  ia}\  welche  in  dem  gleiclion  falle  auch 
oiytofiirt  werden,  &.  b.  prayantdr  der  darreicher  von  yam  mit 
pr6:  pramlär  der  leiter  von  nt  mit  pro:  apavaJddr  der  unter- 
agcr,  abwehrer  von  vac  mit  dpa;  ajmhharidr  der  wegnehnier 
fori  hhar  mit  dpa;  ahhiksltuifär  der  zutheiler,  ahhikhyätdr  der 
bejcliauer  u.  dgl.     Suff,    ana  z.  b,   in   tipasidrana    die   decke, 
wpeipfircatHt   die  beimisclmng,    mMijana  der  auigang,   mihirndn- 
^kma,   adhivikdriftna,   adhishthäna   Xh   dgl,     Suff,   ya  z.  b.    in 
npasOia^  das  herantreten  u.  s.  w.    Dagegen  bei  den  zaldreichen 
Mdungen  mit  einem  abstraetuni  auf  ti  im  2.  glicde  wird  durcli- 
aiB  die  Präposition  betont,  während  diese  abstracta  auf  ii  als 
»Ibdandige  Wörter  oft   genug  gleich   denen   auf  far   oxytona 
tmd;  z.  b.  abhibhüti  die  Übermacht  von  hhü  mit  ahhi  {x^],  bJ(üt()j 
w^astiUi  die   anrufung  von  stu  mit   U2)a  (stiitiX  dmishpdi  der 
bfagesang,   prd^sti    der   preis    (c^asti),   ätimati   der    ubernuith 
(mati),  änunuiti  die  Zustimmung,  prdmati  die  fürsorge,  pramti 
gegenüber  pramtdr,  prdi/aii  die  darreichung  gegenüber  pmyiintdr, 
^ptÜt    üiHi^ruti   u.  s.  w.      Die    entsprechenden    bildungen    im 
•Griechischen     itjüssen     (nach    der    liauptregel)    ebenfalls    die 
prflpoetiion  betonen,  z.  b.  dvünvtiatg  das  aufathmen  von  «V«- 
mpim^   ärdßifjatg    der    aufschub    von  m*aßdlltö,    exßctfftg  von 
iwßuMYm^    £xlf}<fiQ  das    vergessen,    nQü^amg^   vnoGxedig  ih' dgl. 
Ebenso  oiussen  im  Griechischen  die  bildungen   mit  neutralem 
sisffix  gMUT  die  Präposition   betonen,   z.  b.   imoäii^a  die  sohle, 
ale    von    tnodiwj    xardnaritcc   die   ruhe,    beruhigung   von 
anatm^  in i drillt  der  deckel  u.  dgl.     Dem   suffix  p^ux  ent- 
spricht iin  Sanskrit  neutrales  man  (wie  lat.  mm)  und  wenn  ahn- 
Bche  camposita  auch  im  Veda  nicht  häufig  sind,  so  lassen  sich 
doch  einige  und  zwar  mit  entsprechender  bctonung  der  präpo- 
aitioDt  nicht  des  schiussgliedes,  anfuhren,  z.  b,  prahharman  das 


*)  Die  derivaia  auf  ä%  n  sind  wolil  als  femiiiina  zu  masculinis  wie 
•das  xusammentreflen,  die  schladit,  auch  die  fesOiche  zusammen- 

T«»  patikro^t  der  schmäber  (von  kru^  mit  pari],  prahhafUfd  der  zer- 
hnicher,  xerraahner,  pram^nd  zerstörend,  vernichtend,  prabhavd  sich  aus* 
aädoieoil  u.  dgl.  anzusehen.  Den  hildujigen  auf  tv  Ifisst  sich  leider  nichls 
fVtu  tm  Veda  vergleichen. 


116 


Leopold  SchroeUer, 


vorsetzen,  vortragen  von  bJuir  mit  prd;  präyäman  das  vorgAenjj 
vorfaliren    von  yä  mit  prd,^  mgänmn  der  schritt.    Wir   sehen 
also  bei  denjenigen  von   diesen  suffixen,   vt^elche   das  Sanskrit] 
und  Griechische  mit  einander  gemein  haben,  auch  eine  überein-j 
Stimmung  im  accent  der  betreflenden  bildungen;  sobeitaruni 
t^Q^  H  und  <r#,  f^at  und  man;  ö,  ^  war  als  fem,  zu  sanskr. 
anzusehen.  — 

Ueberschauen  wir  alles,  was  wir  auf  dem  gebiete  der  im-j 
mutata  mit  einem  Substantiv  im  2.  gliede  beobachtet  haben,  so| 
kommen  wir  zu  folgendem  resultat: 

Im  Veda  zeigen  die  composita  dieser  classe   das   streben,! 
dem  2.  gliede  seinen  accent  zu  wahren,    doch   sind  die  au^-J 
nahmen  von  dieser  regel  sehr  zaldreich;   insbesondere  betonen  1 
die  composita  mit  einem  abstr actum  auf  ii  im  schlussgUede  fa 
immer  das  1.  glied,  während  bei  Wörtern,  die  SLufana,  tfa,  ftir^ 
a  u.  a,  ausgeht:!!,    meist   die    liauptregel    beobachtet   wird.  — ' 
Auch  im  Homer  finden  wir  deutlich  das  streben,  dem  2*  glied« 
seinen   ursprüngHchen   accent  zu  wahren;    dies   streben   ka 
aber  nur  dann  hervorlietenj  wenn  es  nicht  möglich  ist,  nac 
der   hauptregel   das   L  glied   zu   betonen   (im   gegensatz   da 
zogen  die  mutata  auch  in  diesem  falle  den   accent  möglich 
weit  zurück).     In  der  nachhomerischen  spräche  zeigt  sich  eil 
neigung  zu  möglichster  accentzurückziehnng  bei  denjenigen  sul 
stantivischen  innuutata,  deren  2,  glied  auf  o  ausgeht,  während 
bei  den  meisten  anderen  suiTfixen  (f^iy,  %ä,  er,  ^  und  ä,  irf 
*d,  töp  und  OK,  £iQ  n.  a.)   auch  hier  das  schlussglied  seine 
lonung  zu  erhalten  strebt 

In  beiden  sprachen  zeigt  sich  also  die  tenden^^ 
dem  schlussgUede  seinen  accent  zu  erhalten;  in  beidö^ 
sprachen  ist  diese  tendenz  stark  gestört,  wenn  au  c* 
durch  andere  Verhältnisse;  in  beiden  sprachen  h  ^J 
das  suffix  des  Schlussgliedes  auf  die  betonung  d  ^^ 
compositums  einen  einfluss  und  in  beiden  sprach^' 
erstreckt  sich  dieser  einfluss  auch  auf  die  vom  coföl 
ponirten  verbum  stammenden  derivata. 

Es  bleibt  uns  nun  noch  übrig,   die   immutata  mit  cin^* 
adjectiv  im  %  gliede  zu  betrachten. 

Diese  sind  bei  Homer  wenig  zahlreich;  deimoch  wird  ni^^' 
aus    dem   vorhandenen   nialerial   schliessen   können,    dass   cü^ 
neigung,  den  accent  stets  mögliclist  zurück  zu  ziehen,  in  die^^Ä 


Die  accentgefietze  der  homerischen  nomma]comiK>siia. 


117 


ioDScIasse  sich  streitet  mit  der  neig:iing,  dem  2,  gliede 
n  ursprüiigliclien  accent  zu  walireri.  Zunäclist  führe  icli 
wiiige  adjoctiva  an,  bei  denen  das  ±  glied  seine  ursprüngliche 
letoaung  erhallen  hal,  und  zwar  sind  die  auf  og  fast  immer 
adjeciive  dreier  endung,  liaben  also  auch  hierin  den  ursprüng- 
khcn  Charakter  des  2.  ghedes  bewahrt,  z.  b.  iravt%o<;  3  (avrtog), 
uichl  kvui'Ttoc  (Ygb  auch  das  adv.  xazsvavtior);  inatvog  3 
furchtliar  (mv6c),  sogar  mit  Verletzung  der  iiau|>tregel; 
ebenso  Öatfünaq  blutroth  (qoivoc);  ebenso  äßlr/xiiüg  3  zart, 
schvvacfi;  vvold  auch  dnifjv,  ^i'oc  noch  nictit  flügge  (psottiTocJj 
dessen  %  glied  wohl  aus  nif/vig  verstüinmelt  ist^).  Woniger 
wtchlig  sind  nQOjiQf^yf/c^  xaianQt^vt^Q^  da  ja  auch  die  mutata 
itif  f^  oxylona  sind.  Endlieli  haben  wir  in  einigen  compositis 
lU  schlus^gheder  xAsHig  und  nlv%6g^  welche  durchaus  als  ad- 
JKÜva  in  dem  sinne  »boridmiL^t,  nicht  mehr  als  participia  perfl 
))Uii&  zu  fassen  sind.  Besonders  wichtig  ist  afa^X^lroc  3,  da 
Her  an  eine  getrennte  Schreibung  beider  glieder  rjicht  gedacht 
ww'den  kann.  (Man  vergleiche  hinsichtlich  des  accenles  auch 
Ubei'k,  parah  s.  457  und  die  ausgaben  von  Bekker,  Dindorf, 
^»iick,  Faesi  und  La  Roche).  Daneben  äfaxlmui;^  wohl  im 
Wischluss  an  dyaxkfnuc  mit  Verletzung  der  hauptregel,  welche 
^  denen  auf  xlfjtog  gewahrt  bleibt,  da  xXfiioc  die  ältere  form 
'i  Ferner  ri^AaxAfiroc,  ttjXixlvtuc;  7t^(}txlvt6c;  vat^ütxks'itog 
^  Od.  (i,  22  (vav(ftxhiit}To  Jv^arioq);  ravfftxkvTog^  bei  wort 
i?rPhäaketj,  wird  von  Dindorf  Od.  7,  39  oxylomvi  vav0ixXvtoi^ 
%gen  liest  er  Od.  8,  191,  sowie  13,  IGG  und  15,  415  ravai- 
umt;  ganz  ebenso  Nauck  und  La  Roche,  während  Bekker 
^tsecjuenl  vavnixlvtat  schreibt.  Richtig  aber  wäre  nach  der 
' ''  ':o  von  aYuxXvTüC^  Tf^Xtxkvrog^  7T€Qtxlvt6g^  )^av(fixlB'iv6g 
jt  nur,  conseipient  pavutxAvräg  zu  schreiben.  Dass  man 
^i'<Ji»tÄvrog  in  ein  wort  schreiben  müsse,  war  auch  Herodian*s 
*^lit  (cf.  Lentz,  Herodiani  techntci  reliq.  praef.  s,  48),  weil 
^  ddiv  plur.  bei  Homer  vtp^ci  oder  risadt  laute,  während  er 
Wreniit  dav^i  xAt'rd^  schi'eiben  will,  da  er  composita  mit  dem 
m\\  vtTwirfl.  Vgl  aber  eigeiinamen  wie  W^ijUi'xoc,  l^(i^t^oog^ 
«^«^»io;  u,  dgl,,  auch  Bekker,  Homer,  blätter  I,  s.  IbtK  Auch 
l*  Roche  trennt,  w^äJirend  Bekker,   Nauck,  Dindorf  und  Faesi 


'}  tfnugiyviioc    ibt    wütil    direkte   alijeituii^   von   *lem    mit   iler  |>rrnio- 
*  cocDlionirteü  verbutn  Qtyiüi. 

I  fttr  vnTffL  %r»dir.  K.  F.  iV.  i,  g 


118 


Leopold  Sehroeder» 


äov^ixXenoi;,  SovQtKXvtog  lesen.     Ist  die  Schreibung  in  ein  wort 
nicht  nothwenclig»  so  ist  sie  docli  gewiss  correct  und  den  erst- 
angeführten  compositis  auf  xXhtoq^   xlvrig  analog.     Der   ana-  m 
logie  nach  inüsste  ferner  II.  22,  51  Smfiftxjivtog  betont  werden,  * 
wie  auch   die   lexica  von    Daiiini-Rost   und  Passow   schreiben,      , 
Doch  finden  wir  gewöhnlich  oi'ofxdxlvroc  betont;  so  bei  Dindorf,  m 
Bekker,   Faesi,   La  Roche,    Die  hetoiuing   niuss  sich  nach  der    n 
analogie  der  übrigen  composita  auf  aIviüc,    nicht  etwa  nach 
derjenigen  von  Yh^ofiax^inoc  richten  (cL  Lobeck,  paral.  s.  457).  ■ 
Indessen  ist  es  für  uns  hier   das  wichtigst!?»   zu  wissen,    dass  ^ 
jedenfalls  einige  sichere  oxytona  auf  x/fiWg,  nXtfrog  bei  Homer 
vorhanden  sind.     Endlich   sei  noch  das  adv.  imufivye^wg  an- 
geführt, von  einem  adj.  intü^nfsquQ^  das  später  z.  b.  bei  Hesiod 
vorkommt.  ^ 

Es  giebl  mm  aber  auch  eine  reihe  von  compositis,  in  denen  ■ 
das  schliessende  adjectiv  seinen  accent  nicht  bewahrt,   sondern 
möglichst  zurückzieht,    z,  b.  navanalüc   neben  an€iXu<;^   dixcov 
neben    ixmv^   fisaatu6Xtog   neben    itohug^    naf^noixikog   neben 
noixiXüg^    7tavmükö<;    neben    aioioq*    wohl    auch    innnSufStia 

Wir  finden  also  bei  den  homerischen  inimutatis  mit  eigent- 
lichem adjectiv  im  2.  gliede  theils  den  accent  des  schlussgliedes 
bewahrt,  theils  möglichste  zurückziehaog  des  accentes. 

Dagegen  ist  die  accentzurückziehung  so  gut  wie  ausnahms- 
los durchgeführt  bei  den  sehr  zahlreichen  compositis  mit  einem 
participinm  auf  %o  im  2*  gliede.  Die  participia  auf  %o  sind 
bekanntlich  oxytona,  z.  b,  nm^toc^  xötr^^rj^,  tJ/aTr^iro^,  oqvnctoc 
u.  s.  w.  (cf.  Leo  Meyer,  vergl.  gramni.  11,  s.  304);  dagegen  im 
compositom  so  gut  wie  nie,  z,  b*  nolvd^firoq  (gegenüber  d^fftui;)^ 
iufiQaTog  und  rtolvrj^aTog  (gegenüber  i^ardc),  evnoifjtoCf  mtodf- 
daitrog^  dtilEiJroCj  ötpiTSksttTog ^  ai^OfpoQvxrog^  drd^ßfroCr  cJff- 
iei'r^ro^,  dtifirjtog^  dödx^vrog  und  nolvSiixQviog ^  tW^i/'jyioc, 
däj^Qijog,  dxQeiarrogj  dxoQJ^rog^  dfiir^ftoc,  dnvQ^f^tog,  ufibi^^iog^ 
d^idsixetog^  dxaQtffTog^  Bvniaxog^  nalivdyQBtog  u,  dgl.  *). 


*)  xXtiTOi^  xlvTog  sind  bereits  eigentliche  ndjecliva  in  dem  sinne  >be- 
r&hint«;  dagegen  hat  n^oxXvto^  l).  W,  204  den  accent  der  participia;  es 
heisst  »früher  gehört*  in  Verbindung  mit  tTita,  IL  9,  .'541  nnlpsie  man  mit 
Passow  nnd  Lobeck,  paral.  s.  4*>ß  JovfttXTtjttif  beloncii,  nicht  Jor^igenfriJ»'^ 
wie  Bekker,  Dindoif,  Faesi  nnd  La  Roche  tliun.  Doch  hi  es  besser*  die 
Worte   zu    trennen»    da   die   participia   auf  to    in    der    compo^ition   zweier 


Öie  accenlgeselze  der  homerischen  nominakomposita. 


119 


Da   das  Jnaterial   der  Iiomerischen   spräche  für  immutata 
Olli    eigentlichem   adjectiv  im  2.  gliede  so  dürftig  ist,   müssen 
wir  dafür  auch  die  nachhomerische  spräche  zu  rat  he   ziehen. 
Die  traditionelle  granimatik  stellt  accentznnickziehniig  als  regel 
auf.  gestattet  aber  auch  in  vielen  fallen   beibehallung  des  ur- 
sprünglichen  accentes,    namenllic]i   wenn  das  compositum    ein 
adjecÜMim  dreier  cndungen  bleibt*     Da  nnn  aber  feste  regeln 
über   diesen    punkt    noch    nicht    existiren^    korineii    wir    nichts 
sicheres  über  den  accent  aussagen,  und  hat  man  sich  hier  zu- 
miisi  wohl   an  sorgfaltige   beobachlung  der    Überlieferung  zu 
lallen*    \^\,  Buttmann,  ausführliche  griech.  spracht,  ),  s.  241 
mi  II,  s.  483. 

Als  beispiele  für  die  accenlzurückziehung  führe  ich  an 
nantfa^oc  PluL  ep.  8.  p.  354.  E.  u.a.;  nafirriv^^og  Aristoph. 
&).  115,  Plat  rep.  6.  p.  489.  D,,  Polk  6,  1G2;  f^^tnot^^og 
Aristot  pol.  5,  9,  eth.  7,  11;  fj^txQonortfQoc  Aristot.  pol  4,  9; 
PmoTTOPijQoc  Arkioi,  pol  4,  9;  Tiaju/i/öpö^  Aristoph.  Ran»  466, 
Eimie  183,  PolL  6,  162  und  8,  134;  nafMmtXmog  Plat.  Theaet. 
p*  181,  B.  PolL  9,  18  und  6,  162  u.  a.;  narx^^^^og  Xen,  An. 
'♦,2,  20,  7,  5,  IG;  f^fiifwx^f^Qog  Plat.  rcp.  1.  p.  359.  €.; 
ftttmliQvlfQog  Aristot.  bei  Alb,  7.  p.  327  a.  e.;  imiQv^^og 
Thüc  2,  49,  5,  Plat,  rep.  10.  p.  617.  A.  u*  a.;  «V^^og  Plat. 
r^>5.  p,  4C1.  B.  Eun  Hipp.  147,  Aesch.  Ag.  738  und  SoppL 
^i7  (ed*  G.  Hermann);  dnl^arog  Attiker  von  Xen.  an;  iitB^i- 


•^un^n  SU  sein  pflegen.  —  Einige  scheinbare  ausnahmen  von  der  regel 
^  die  parüdpid  au/  to  sind  als  direkte  ableituneren  von  dem  mit  der 
P^ipOeilion  coniponirten  verhum  zn  helraehten,  wie  nccQttQ^fjTog^  tara- 
^k»  —  Aus  ßatfliftoydlf  kOnnie  man  ein  homerisches  ßovJLvrog  =  »das 
^ii^nusspaiinen«  ersehiieÄseu.  Dies  käme  jiher  sclion  darum  hier  nicht 
^'Jj^ut^'pnd  in  betracbt,  weil  der  cliarakter  des  participhjms  perf.  pass. 
"l'Tfulls  verdutikelt  ist.  Vielleicht  dürfen  wir  aber  auch  ein  liomeriscbes 
,*''njf\  gm*  nicht  ansetzen.  Das  selbständige  wort  mClsste  nach  home- 
'•to  rt^fehi  ßovAvto^  betont  sein  und  demgemüss  wäre  ßoiflm&y^t  zu 
•Wben  iiarh  analogie  von  «ynft^oi'cTf,  (^t'dauoydt  von  ^ntt^o^^  &iU(tfJog^ 
'^^tr  hat  dadurch  Qhereini^! timmnag  erzielt»  dass  er  aJlc  diese  formen 
l^'»Mionift,  ebenso  wie  ßovivrordf  auch  tjnngopdf^  &aXuftr/yift  indess 
"''Ji'T  Hill  unrecht^  da  wir  hier  ohne  zweifei  bloss  aecusative  haben,  welche 
^^^  ♦  utliti««cbein  *f#  verschmolzen  ?ind.  Das  naihhomerische  ßovlvrog  bei 
*njlriph.  Av,  J500,  Ap,  Rh.  3,  1349,  Luc  Arr.  u-  r.  dflrfte  wohl  erj^t  ans 
hen  Worte  entnommen  sein  und  wird  vielleicht  nur  mit  un- 
'  I  tri.  — 


m 


Leopold  Scliraeder» 


» 


ffXt^Qog  Aristo!,  pol.  4,  9.  Xen.  Gyn  5,  2,  2;   dyxoi^aloq  Tliuc- 
7,  71;  uriiSyv^üg  u*  dgl,  — 

Dagegen  lassen  sich  auch  eine  reihe  coniposita  anführen, 
wo  keine  Zurückziehung  des  accentes  slaUgefunden  hat,  z.  b, 
vnoyaQü7i6i;  Xen.  de  venat*  5»  23  u.  a.»  inixa^Tivlog  h.  lloni. 
Merc.  90,  7iaftfiv(fa^ög  Aristoph.  Lys.  9G9,  ini(fftvysQVQ  Hes. 
sc.  264,  Ap.  Rh.  4,  1005  (das  adv.  entcffivf&Qdii;  schon  Od.  3, 
195  und  4,  072),  dtaiivdaXiog  Aesch.  Pers.  538,  ä*aTivila?Jog 
Aristoph.  Vesp.  328,  nayyXtyxtQvg  Arhiopb.  Lys.  970,  nafA^dilv^og 
Aristoph,  Lys.  9**9.  Eccl.  1043  (dagegen  tgtaßö^kvQog  Siud.  t. 
L  p.  G02);  iktüQUBqüimg  Poll.  7,  94,  Hesych. ,  inh^uxt^ntQg  , 
Luc.  u.  dg).  ■ 

Wir  sehen  also,  dass  bei  den  immutatis  nnt  eigentlichem 
adjectiv  ini  2.  gliede  zwar  die  accentzurückziehioig  liilufig  ein- 
tritt, aber  auch  nicht  selten  das  2.  glied  seinen  ursprünglichen 
accent  bewahrt»  ohne  dass  wir  schon  feste  regeln  über  dies 
yerhältniss  geben  könnten.  Dagegen  zeigt  schon  die  homerische 
spräche  bei  den  compositis  mit  participicn  auf  %o  im  2.  gliede 
so  gut  wie  ausnahmslos  die  zurückziehmig  des  accentes.  — 

Vergleichen  wir  nun  die  composita  im  Veda,  so  fmden  wir 
zwar  in  einer  reihe  von  füllen  das  schliissglied  betont,  z.  b.  in 
ptirmlitsnm,  puniprhjd,  purumandrd^  paru^candrA '),  nuzhämnhd, 
daliihusd'dJmna ,  gayasadhana,  devanifTdana ,  dt/unmavdrdhana, 
smjeandrdf  su^evüf  suprdceias,  sujnäm'j  asatyäj  airträ  u.  a.;  in 
der  regel  aber  wird  das  L  glied  betont»  z,  b,  dffnuutra,  dgvon 
^ümidra^  tanuf^ibhm,  yajmUWtra,  göbandhu,  görabhum^  devdjdnii, 
d&vdhandhn,  samavipra,  Si/tnujdmi,  sabjdmiigra,  svd^candra,  hdri- 
Qcmidra,  mlhhüdra,  siinuihüt,  mi"i2}ra,  mp^%  sämmifßa^  satotnra, 
satonudtafj  pmiarnava^  rümirla^  vicurshani,  vijami;,  virudra, 
visadr^a;  besonders  zahlreich  sind  die  compoi^ila  mit  a,  an  priv., 
die  ebenfalls  das  L  glied  betonen,  z,  b.  Mahhra,  tichidra,  Mrdüa, 
äkavi,  dnrjUj  djasra,  dJdmL  dkmdra^  ddhlm,  dn^mi,  dnagvcidäf 
dnäbkü,  dnüna,  dpracetus,  dmüra,  dnmriya,  dmrdhra  ii.  s.  w. 
Vor  allem  aber,  und  das  ist  für  die  vergleichung  von  grösster 
bedculong,  gilt  diese  betonungsart,  welche  der  der  mutata  gleich 
ist,   als  feste  regel  von   den  in  grosser   anzahl    vorhandenen 


I 


I 


1)  Man  erinnere  sich  aber  bei  «liesen  coinpp*  mit  puru  daran,  rlass 
auch  die  miitata  mit  puru  im  1.  ghede  mit  varliebe  das  schlussgUed  he- 
t  outen. 


Die  accentgesetze  der  homerischen  nomiiiakonipoÄila. 


121 


imiimlalis,  welche  ein  participium  auf  fa  im  %  gliede  haben, 

t  b.  dewikrki,  devdjüta,  devdjäta,  devdjtisktaf  dcvtihlmkia,   tievu^ 

pacta,   dcvdvfUa,    (kvd^/ishki ,    derdhitu,    ddrijüta,    ddridugdha, 

Umhuki,  drvf^hitUf  indrajüta,    imlraprasütUj   indratvotüj  indnir 

dchhla,  ifäbliasiiputa,  fßjdf^i,  g6{Ytta,  cdnohUa,  nfdhütaf  nrsfmki, 

ffüiaf  brdhniasamriüt,  hahhrudkukf,  hhdgahhakta,  paüjushtu, 

'"^'.'^iJutUf  mdnuprit<iy  vakjjüta,  vd'tacodikt,  vd'japrai^üki,  vctja- 

rruiu,  vdrutuqirarishtaj  ^yenujütu^  fpjenahhrtu,  sdhuskrki,  sthnagita, 

k/mncnhOiUf  hdstwjatu,  husiiieyuiu;  anyäkrtu,  miijdjdtu^  tnr^vdgürl'a, 

f\{xddiifrütu,  viQvddrsMu,  vdmdjdiu,  sdnavitia;  tvd'datiu,  tveshita* 

mjiki'Uij  ifnvadatta, yumwki,  ijushimidutki,  i/ushuid'mla,  n'dgürki, 

mpdäüf    svdyaUi;    sviVhdkrta^    vdshatkrki^    purdhiia,    mhhria^ 

' ^  '  ffa,  süsamiddha,  susainskrta,  mihutay  sukrta,  sujdt^i, 

'hi^  suiniki^  suprltü^  dkrkij  dkshiki,  dpM^ 

^iparäjiia^  dparita,  äparih^rta,  dhädMiu,  drishkt,   dsiäa,  dstria 

ü.  s,  w\  *).     Also  auch  ini  Veda  sind  es  gerade  die  participia 

atif  k,  welche  vor  den  übrigen  adjectiven  dadurch  hervorragen, 

*iaffl  sie  in  ihrer  betonungsart  sich  der  der  mutata  an  die  seite 

stellen,  ganz  ebenso  wie  im  Homer  (und  überhaupt  im  griech,) 

g^erade  die  composila  mit  parlieipien  auf  ro  gleich  den  motatis 

iliren  accent  stets  möglichst  weit  zurück  ziehen. 

Auch  diejenigen  participia  auf  ta,  tu^  w'elche  von  einem 

Hiit  der  präposition  coniponirten  verbum    stammen,    sind  bei 

Homer  und  im  Veda  übereinstimmend  accentuirt  ^).     Der  Veda 

b«(0Dt  die  präposition  und  die  homerische  spräche  bemülit  sich 

^«^eiiigstens,   den  accent  niöglichst  w^eit  zurückzuziehen.    Derart 

iäi-LKprdpaki  RV,  h  154,  3;  3,  35,  10;  5,  30,  12  u.  s.  w.; 

mijiola  RV.  5,  41,    13  u.  ö.;    niyata,   üdyata,  viffcäu  u.  dgl.; 

^jÜa  4,  43,  3;  iftkria  1,  164,  15;  d*krki,  pdrishkrhi,  prdhhida, 

t^Ätott,  pdrishiktu,  prdhhrta^  sdmhhriü^  ptbkrtu,  d%hrta,  üdhhrki 

^  viele  andere.    (Eine  ausnähme  ist  z*  b,  nishkrtd  RV.  5,  67,  1, 

*iiirend  1,  20,  6  mshkrki  betont  wird;  samskrki  RV.  5,  76,  3 

^%L).    Hierzu  stimmen   dnrtiiaus  Itomerische  bildungen  wie 

^^f'ijqtCfog,  i^aigezog^  i^^XaTog^  inißnaütüq^  tni^aaxog^  dno^ 

%of,  unii^tiStoQ  u,  dgl.     Doch  sind  auch  einige  ausnahmen 


*)  Die  AusnahTneii  von  dieser  regel  für   fÜe  composita  niit  participien 
I  •'to  komnie«  der  grossen  zahl  der  regelmässsigen  bilduitgeii  gegenüber 
Ptiehi  la  belracUt. 

*)  VfK  die  analoge  erscbeinung  bei  den  substantivischen  immutatis. 


122 


Leopold  Schroeder, 


ZU  Jiotuen,  z.  b,  diafAtzQf^f6c^  isaQaQQtitoc,  xatai^vf^to^^  tfM^fäip&Q%i^,\ 
xaimßatogj  dvitnog  (vgl.  ButLmann  a.  a.  o.  I,  s,  241  )•  —  GanzJ 

anders  als  die  particijiia  auf  tu,  lo  wird  v»  h,  das  participiurn' 
perf.  act.  iiii  Veda  wie  im  Homer  auch  dann  oxytojiirt,   wenn ! 
es  vom    componirten    verbum   gebildet   wird;    vgl.  z,  b,  porv- 
ffivamsam  RV*  10,  14,  1;  iijm/dshm  10,  39,8;  ef/dshhidm  1,  124, 
4;   tlja(j€mvä'n  7,  7,  5^   ttpajmpmishe  10,    117,  i2;  upOtjugmiishah 
1,  53»  9;  nirjiujanvttn  10,  1,  1;  mnwikiivä'n  4,  7,  8j  sa/fjf^iglvd'n  \ 
3,   15,  4;   prajajnkan  3,  J2,  II;   uixipapUvä ttisam  9,    85,    11 
Ut  s.  w.     Dem  eidsprechen  im  Homer  z,  b.  ivaqri^m^^  nQOfSU'\ 
Q^^wg^  naqßßßadi;^  ififtsf^atjüi;  u.  dgl. 

Jedenfalls  kann  es  nicht  xatallig  sein,  dass  Homer  mid  die  1 
Vcden  gerade  in  der  beliandlnng  der  so  sehr  haufigeu  cüiiiposita  j 
mit  partieipien  auf  ia,  ta  im  2.  gliede  eine  so  deutliche  über- 
einstimiimng  zeigen.  — 

Wir   haben   bisher  eiue   klasse    von   eonipositis   ganz  nn- 
benicksiehtigt    gelassen,    wo    atleiri    in    grös.serem    maassslabe 
das  haiiptgesetz,    womöglich    das    1.  glied  zu   betonen,    nicht 
befolgt  wird*    Es  .sind  dies  zusamrnensetitungen,  in  deren  2.  gl  jede 
verbale  adjcctiva  von  der  bedeutung   des   partieipiums   praes,  i 
act.  oder   perf,  pass.  stecken,   welche  selbständig   meist    nicht  j 
melir   vorkommen.     Sie  zeigen   im  Griechischen  meist  suffix  o\ 
oder  f$.    Die  composita  auf  eg  wie  äwiQuf^gj  äXK<^g^  yvyutftitptj^  \ 
u.  dgh  sind  oxytonirt,  unterscheiden  sich  also  im  accent  nicht] 
von    den    sonstigen    adjectivLschen    immutatis    sowie    von    den 
mutalis  auf  eg.     Dagegen  zeigen  die  composita  mit  verbalem 
adjectivum  auf  o  ein  so  starkes  streben,  das  2.  glied  zu  betonen, 
dass   sogar  in   der  niehrjiahl   der  fälle  die  hanptregel   verletzt] 
wird,  z.  b.  dt^XotfoQog  müsste  nach  der  hauptregel  a^^^oyo^^J 
lauten;  dyQoyofAog  müsste  dy^tovQftog^   ainokog  müsste  aoTOiioCfl 
d^'dQtfffoi'og    niQ^sste    €tt'6()ö<forog    betont    sein    u.   s.  w.     Dabei ^ 
linden  wir  folgendes  gesetz  beobachtet;  das  woii  ist  paroxytonou,  i 
falls  die  vorlebie  syibe  kurz  ist,   dagegen  oxytonon,  falls  die-] 
seihe  lang  ist.     Dcmgcmäss   haben   wir   hei  Homer   die    par- 
oxytonirung    in    ßor^ifiog^     ßovKuXog^     ßovl^qoQoc,    ^EmttffOQogA 
jLaofpoQog^  ui^QOfpo^og^  iBlküffo^Oi;^  är^iaopoQog^  ötKuCiiükog^  ^aka^f^- 
niXag^  ovEtqQnQkogy  S^vzofjtog,  vlotopogy  ixaT^ßoAog,  6xij(i6kog^\ 
iXufffjßohjg,  inacßokog^  ^vfiotfi^oqog^  ikvocxoog^  iodoxog^  ^tn*o~ 
dfoxrjg,    xf^aojdü^,    XaufSauog,   loti:QO%uQg^   oimxoogj   Xi^^^^X^^^tl 
AüAzoq^dyag,    ai^mfCiyQg^     ^aioaioxog^    n^mto^onogy    odoinoQogA 


Die  accenlgeseke  der  homeriscLeii  nominalcomposila.  123 

mfrtonaQog^    nat^oq^ovog^    ni^Y^X^^^    ^ov^Qiqüifog,    (tipoto^og, 

Üxytona  sinil  dagegen  d^Q/og,  d^/nwsQyoq^  ivrifitB^yic^ 
ti^iffOQ^  xaxoe^yog,  x^vroe^yög,  oßQtfivsißYog^  rakasQ/og,  d^fiatv- 
*f/öC»  'innf^fAulyüQ,  ^H^gam^^og^  oxfiTt^yog,  avffuitßoCy  vtf*0Qß6g, 

Es  ^iebf  nun  freilich  auch  eine  reihe  von  compositis,   wo 

das  hauptge^clz  beobachtet  ist  ^)^  z.  b.  die  von  «x^  stammenden 

aifk^g^  ^moxog,   yatijoxog;   ferner  nomina  propria  wie  Jr^^o- 

ivMog^  lidydoxog,  TtjAB^axog;  ferner  dyxißoXog^  ivioogy  v£6(Tt()0(fog^ 

i^tairooqog^  naXiiXayag.  naXlvxovQg,  molinoQO^ogj  aaxi(T3i(xlogj 

imnoXog,  (^xcugyog;   bei  einigen  Ist  es  nicht  nnwahrscheinlich, 

lia-o,  sie  als  muiata  zu  erkläi'en  sind,  z.  b.  itfQQoog^  xaXÜQQoog, 

a^ft^ooog^  äXinXooCj  mmroTTkaog^  dydmxßog^  fiQoyoyaCf  oifnyovog^ 

n^XrtfMtfvüg^    noXvr^ojtoc,    7ii>lv<fo0QCj    Tqinivx^g*      Dass   die 

grase  xwischen  den  niutirten  compositis  und  denen  mit  verbalem 

adjecliv  im  2.  gliede  oft  sehr  schwer  zu  ziehen  ist,  habe  icli  in 

meiner  arbeit  >^ijber  die  formelle  onterscheidmi^  der  redetheile« 

s-  39001,  eingehender  besprochen,   ohne  jedoch  leider  damals 

den  accent  gehörig  zu  berücksichtigen.    Jetzt  wurde  ich  bei  den 

fraglichen  bildungen  durchaus  geneigt  sein,  diejenigen,   welche 

das   1,  ghed  betonen,  als  mutata  zu  fassen;  wätirend  diejenigen 

auf  a,  welche  das  %  glied  betonen,  nach  unserer  ganzen  dar- 

legung  keinesfalls  als  mutata  zu  erklären  sind. 

Demnach  zeigen  die  composita  mit  verbalem  adjectiv  auf 
9  sehr  deutlich  die  teodenz,  das  2.  glied  zu  betonen,  \venn  auch 
hauptgesetz  schon  eine  reihe  von  ausnahmen  hervorgerufen 
U  Auf  jeden  fall  ist  es  höchst  auffällig,  dass  nur  diese  bil- 
dongen  in  grösserer  anzahl  dem  liauptgesetze  widerstreben. 
Sic  treten,  was  den  accent  betrifft,  aus  der  reihe  der  irnmutata 
wie  der  muiata  heraus  und  nehmen  eine  Sonderstellung  ein. 
Bedenkt  man  nun,  dass  die  Schöpfung  dieser  composita,  deren 
idütissglieder  meist  nicht  mehr  selbslündig  vorhanden  sind,  wohl 
in  xäemlich  früher  zeit  zu  stände  gekommen  sein  nuiss,  so  liegt 
IS  nahe,  hier  einen  archaismus  zu  vermuthen.  Und  in  der 
Ihal  finden  wir  im  Veda  ganz  entsprechende  composita  mit 
Terbalem  adjectiv,    die  sich  gerade   dadurch  von  den  übrigen 


*)  Die  regeln  der  traditionellen  {^raminalik  vergkni'li*?  man  bei  Göttling, 
ßm.  lelire    vom   accent   der   griech.   spräche  s.  317111.   und  BultmaiiD, 
ttaAfarl  griech.  spracbichre  tl,  s.  482  imd  483. 


Leopold  Schroedef, 

adjectivischen  iriiniutatis  absondern,  dass  sie  fast  durchgängig 
das  2,  güed  betonen.  Diese  verbalen  adjectiva  im  Veda  sind 
Ihcils  ohne  suffix,  fhcils  mit  verschiedenen  suffixen  gebildet  und 
auch  das  dem  griechischen  o  entsprechende  a  zeigt  sich  in  einer 
ganzen  reihe  derartiger  schlussgheder.  Diese  coniposita  aitf  a 
sind  meist  oxytoniii  imd  zwar  ist  dabei  meist  die  vorletzte 
sylbe  lang  (wie  in  hrahmuMrä  u.  dgl.)  oder  legt  doch  von  der 
Steigerung  des  vocals  zeugniss  ab  (wie  mhhuvmmcyam\x,Ag\.)\ 
dadurch  werden  wir  unmittelbar  an  die  griechische  regel 
erinnert,  nach  welcher  bei  langer  penultima  die  oxytonirung 
eintlütt  (wie  in  a^^atoniiyig  u.  dgh), 

Oxytonirte  bifduogen  mit  langer  ijenultima  sind  ?„  b, 
amiirakMdä,  vrirakJuhM,  atiyt^jd,  luhigrdhhd,  (frihagrdbhd,  hastn- 
gräbM,  kshirapäkd,  brahnmkdrä,  mcdhäkdrd,  Jmskardj  devamindä, 
dänupinvd,  tuinhdühd,  tuimnrakshd^  yüimimiskd,  yüpavdhd,  ripra- 
vähd,  radhracödu,  vi^vaminvd,  satrdsdhd,  sahhäsöhd,  mrva^^dsäj 
supdrd,  suvetidf  hirantftqmm  u.  dgl  Beispiele,  an  denen  wir 
noch  die  Steigerung  des  wurzel vocals  watjmehmen  können, 
wenn  auch  die  vorletzte  sylbe  nicht  dadurch  lang  geworden, 
sind  arvahai/d,  Jmfpmjd,  hhuvammjavdj  proshthegayd,  vahycfm/d, 
vrshasavd,  vrsharavd  u.  a.  Sonstige  oxytona  mit  kurzer  penultima 
sind  nicht  viele  anzuführen:  tmlanirujdj  saddprn4^  satrdkard^ 
suiutnbhanl,  huninhhard;  einige  wie  ۊrpd,  rshtb^mrd  lassen  sich 
vielleicht  als  mutata  fassen. 

Paroxyfona  mit  kurzer  penultima  sind  z.  h.  ajdraj  addhha^ 
didishdhii,  düduhha,  dumh^a,  {^ikraddyhi ,  sabarddghn,  stuhigha, 
stikdra,  sutdra,  dushfdm,  dtmfhdra,  sutuka,  sunir^jaf  su^4ka, 
sushdna,  sushdda,  suhuna.  Diese  bildungen  erinnern  uns  an  die 
grieciiischen  ijaroxytoaa  mit  kurzer  penultima  wie  dy^oyo^iog^ 
ßovlijifo^oi ;  indessen  ist  zu  beachten,  dass  dies  meist  composila 
mit  dnsh  und  su  sind,  bei  denen  überhaupt  gern  die  vorletzte 
*  sylbe  betont  wird.  So  haben  wir  denn  auch  mehrere  ebenso 
betonte  mit  langer  penultima:  durddJmntha,  duh^dma,  dihm'^ 
siiddrga,  sudüfjhuj  suvitkif  siishaku,  susheka,  grtapd^ka,  sadha- 
tnadci. 

Im  Sanskrit  ist  also  die  betonung  nicht  so  streng  an  die 
qnantität  der  vorlelzlen  sylbe  gebunden  wie  im  Griechischen, 
dennoch  ist  die  älnVUchkeit  mit  deui  Griechischen  nicht  zu  ver- 
kennen,   da  auch   im  Vcda  bei  langer  endsylbc   in  der  regel 
oxytonirimg  eintritt. 


Ke  accentgeseüe  der  Ijomerischen  nominal  com  posita. 


125 


Auch  im  Veda  haben  \vir,  wie  im  Homer,  einige  ausnahmen^ 
denen  das  1.  glied  betont  wird,  z,  b.  aghdi;anmi  gegenüber 
ratMkshaya;    indessen    lassen   sich  diese  bildun^en 
eicht  auch  als  motata   erklaren.     Die  grenze  zwischen  den 
ivkchen  ünmutatis  und  den  mutatis  ist  auch  im  Sanskrit 
zu  erkennen  mid  der  accent  dürfte  dabei  noch  einer 
II-  _      Lii  Wegweiser  sein. 

Gehen   wir   nun   noch    auf  die    von    coniponirten   verben 

stanunenden  derivuta  mit  sult".  a,  o  ein,  so  finden  wir  zwiseiien 

dem  Griechischen  und  Sanskrit  gar  keine  Übereinstimmung  mehr, 

defm  im  Griechischen  liat  sich  auf  diesem  gebiete  das  liaupt- 

vollkonimene  getlung  verschaffi  und  demgemilss  wird  das 

.,  ^Mcd  b«?tonl  ^),   während  im  Sanskrit  die  oxytonirung  regel 

bL    Bei  Homer  finden  wir  z,  b.  dnot^üirQg,  i^oxog^  iniÖQo^wc^ 

ininionag,  Jtxyovoc^  tnitrxoitog^  inidrQOifog^   iniiopog^   nQOXOog^ 

ifff&^oag,  HQoattyoqy  nsQtÖQo^og^  nsiHjQoytQCj  rnorganoc^  rniiQ- 

#2oc^     Dagegen   im  Veda  z,  b.  anuyäjd,   abhibhmufd,   ahhivegd, 

Mtidrohä,  abhierävdj  apagohd,  apaeyavd,  äddrdj  dnanddj  npmuhjd^ 

\fmnkro^d,  jtraketu,   pmhhndd,  2}rahhangu,    /nriUmva,    vlbdähd^ 

\winspga,  satnjuf/dj  samhddhd  u,  s.  w.    Vielleicht  ist  es  aber  noch 

[iliie  nachwirkung  des  ursprünglichen  gesetzes,  wenn  in  einigen 

(allen  im  Grii^hischen,   wo  die   betonnng  nach  der  haiiptregel 

nichl  slatUinden  kann,   oxytonirung,   nicht  möglichste  accent- 

ZEDTÜckziehung  eintritt,  z.  b.  in  i^ji^oißuq,  inr^p^ot^oq^  ina^myog,  — 

Vedische  composita  mit  verbalem  adjeciiv  im  ±  gliede  zeigen 

" —    noch   ausser  a  verschiedene  andere   suflixe;   z.  b.  sulT.  as 

rechend  griech.  $c)  in  ttwishvamisj  kshctnisd'dJias,  sajoslms 

tt  dgi.     Suff,  van  in  uijrayavan,  rathayavan,  vasudavan,  f;ata- 

lUpany  smfügvaHy  bahusuvan  u.  dgl.     Sufll  mm  in  mnitraddm- 

Ihona,  mämspticmmf  amwacfTtaua  u.  dgl.     SofT,  in  in  brahmu- 

iärm,    iTO^octfn«,    bhüriposMn  u.  dgl     Suft  i  in    tuinshvdn% 

nätivdnif  durgfhhi^  vastramdthij  havirmdthi^  vdjasdni  o,  dgl 

ttäiifigsten  aber  sind  die  cymposita»  bei  welchen  das  %  glied 

suOix  gebildet  ist,   entsprechend  einfachen  adjectiven  wie 

schädigend    u.    dgL;    z,   b.   dhanmld\    mhhodd\    ntyidd\ 

Tf  retodhä\  vayodha,  devaya,  dvvahu,   rathuyuj,  vacoyt^, 

^mlkmpf^y  hrdispf^,  raymdh^  vayovfdfij  rayivfd,  vacovid,  varivomd^ 

mlf  rocftnasthä' ,  vh^vafür,  vHraiür,   viqvapüsh^    vrtrahdnj 


1  S*  Müch  Gatilin^,  a.  a.  o.  a.  318^  anm.  1. 


Leopold  Schroedei", 


sapatnahän,  su/rtict  hamräd  u.  s,  w.  An  wurzelnt  die  auf  kui'ze 
vocale  aiisIaiilL^n ,  tritt  ein  sufYixales  t,  z,  b,  a^ajÜ,  grcuitajU, 
^rnvojit,  saJmsrajU,  lokakH,  vayaskrt,  varmadhrtUf  vajrahhri, 
havttmitriU,  devarrüt  u,  dgl. 

Cotnposita,  welche  den  sanskrilischon  bilduogen  ohne  suIBk 
entsprechen,  sind  im  Griechischen  wenig  zahh-eicfu  Aus  dem 
Jlonier  ist  mit  Sicherheit  hierher  gehörig  nur  ßovnl^^  IL  ti,  135 
Ochsenstachel,  eig.  »die  oclisen  schlagend,  trefTendc;  auch  hier 
ist  das  Schlussglied  gegen  das  hauptgesetz  betont!  dnoQQbi^^ 
nu^aßkonp  schielend  IL  9,  503,  naqunkii^  Üd.  5,  418  und  440 
sind  nur  derivata  von  dem  mit  der  präposition  coinponirlcn 
verbuni.  Dennoch  sind  sie  für  uns  von  Aviclitigkeit,  da  aucli 
im  Sanskrit  die  entsprechenden  hildungen  stets  das  s^chlussglied 
betonen,  z.  b.  ahkibhii\  uhhifdj,  abhidruh^  iip\}^\  uimsi/rc^  p^rmjmlh, 
prtthhn  u.  s.  w.  Sind  nun  auch  die  angefülirten  homerischen 
biidungen  ganz  vereinzelt,  so  ist  es  doch  nngemein  wichtig,  dass 
sie  alle  gegen  das  hauptgesetz  das  3.  glied  betonen.  Dasselbe 
gilt  für  einige  homerische  eomposita  mit  suffixalem  t,  die  ich 
den  sanskritischen  auf  i  vergleichen  möchte,  ^ßl^g-i  froc  nicht 
geworfen,  daher  ungebraucht  (vom  pfeile);  dyvoig,  miog  un- 
bekannt; däfi^c^  ^tag  unbezwungen;  txxp^g^  ij-cüg  unermüdiet; 
intßk^g,  ^lüg  der  riegel  (eig.  das  vorgeschobene).  Gerade  des 
accentes  wegen  darf  man  diese  eomposila  nicht  als  Verstümme- 
lungen von  biidungen  mit  participiis  auf  to  anselien.  Auffällig 
ist  freihch,  dass  das  t  hier  gerade  an  lange  vocale  tritt,  sowie 
die  passive  bedeutung;  doch  vergleiche  man  das  bei  Hesychius 
und  Suidas  angeführte  x^tQf^ßQf'k,  ^^og  bände  verzehrend,  nagend, 
reibend  (von  dedfiog  gesagt),  wo  sich  also  active  bedeutung 
zeigt.  Auch  haben  ja  im  Sanskrit  einige  der  entsprechenden 
composita  passive  bedeutung,  z.  b.  deva^rtU  »►von  den  göttern 
erhört««.  Es  ist  sehr  gut  denkbar,  dass  ursprünglich  sufflxales 
i  süwolil  an  kurze  als  an  lange  wurzelvocale  treten  konnte  und 
dass  dann  im  Sanskiit  das  eine,  im  Griechischen  das  andre  zur 
regel  wurde^ 

Eine  wünschenswerthe  ergänzung  der  si>är'lichen  homerischen 
composita  auf  diesem  gebiete  sind  uns  einige  nachliornerische 
biidungen,  bei  welctien  ebenfalls  gegen  das  hauptgesetz  das 
±  glied  betont  wird,  z.  b.  oiffioonl^^  von  der  bremse  gestochen, 
wüthend  Soph.  EL  5,  Aesch.  Prom.  081,  Eun  Bacch.  1229; 
Qivon^S  trunken  Anlh.  9,  323,  5;  fisi^imm  CalL  fr.  223,  Anth. 


Die  accentg^setie  der  bameriäcben  iiomiiialcompotsiUu 


117 


PI,  306,  3  =  Leon.  Tar.  37  in  Jacobs'  AnUi»  gi\;  ^c«i«irA^ 
Anlh.  9,  141,  1  u.  a.;  duay^onX^^:  atva^t^o»^  Imhmmftvsmt 
Ärisloph- Elf,  41 ;  ^rAaxot^citJ  sacke  zernai^'eml  Ilesyeli.;  Jiatr^pdElf 
ms,  spult  HdU  %  158.  3,  117.  7,  U»9;  .-TUel^üiititp,  ni$vi*oß4^ 
Arcad*  p.  94,  13;  cf.  Lobeck,  parul.  s,  i»9i  und  GöllHng  a.  ft*o* 
s*  33L  Die  angeführten  composila  haben  thuils  acÜve,  Ihciln 
passive  bedeulung* 

In  anderen  coinposilis  zeigt  allerdings  die  nacliliüiiieiisf  lie 
sfirache  schon  zuröck/'jeliLing  des  accents,  z,  b.  tn'xfir^/rr//  (vmin) 
Aristoph.  TheäW.  4-iO;  iioQi4iQitf};  Tiatdof^Hiff  Iaw,  Tim,  11  ntid 
Arcad.  p.  94,  19,  wo  aiidi  (jx^roi^M/j  aiigel'uhil  wird;  xm^joithtfi 
die  weibliche  schäm  drückend  oder  bernlnend  Arislü|dh  Vm\K 
1364;  ßQoxltip  Soph,  bei  Ath.  0.  p.  'kH);  tvißoxlfip  klbiedii'b 
Arcad.  p*  94,  17;  xaiolßhip  ntederschauund  AitIicI.  UA  Alli. 
9,  p.  409;  iniu^  der  niederknnft  nahe  MdL  1,  lUH.  UL  Luc, 
tie  mcre^  cond.  34.  Von  xiQ^^ip  berichtol  Ath,  9,  [t,  409,  dn^n 
die  Iragiker  und  koniiker  vontugsweihe  tt^viip  heloni  liaüen; 
nach  Siüdas  sollen  die  dichter  x^itviip^  die  übrigen  x^fy^^p 
bcbnt  haben.  Ich  möchte  diese  angaben  der  allen  nicht  wie 
GötUing  a,  a.  o,  s.  332  verwerfen,  da  es  .sehr  gut  denkbar  int, 
dass  die  dichter  bei  diesem  Worte  diejenige  accentuation  bo- 
wahrten,  welche  nach  unserer  darlegung  sich  ab  die  unzweiM- 
hafl  ältere  enveisL 

Die  Verwandtschaft  zwiscfaeii  Sanskrit  und  Griecfaiseh  irftt 
also  auch  bei  den  compositis  mit  veiixüem  adjediT  deotlidi  m 
trotz   mancher  mit  der  zeit  emgetretener  ubwekiamgm* 

Veda  wird  nur  tn  dieser  claam  Cut  tnuiier  das  sebhMlfM 
bdont  und  im  Homer  wird  nur  bk  dieser  dsum  das  ligapIgBacte 
ndsi  mthi  beachtet  in  folge  esner  starkes  leodeB  nr  bei omnir 
dei  seldossgliedes.  Dadorcfa  nebizien  sosfofal  i»  Ted»  als  im 
Böfioer  gerade  die^  eooposita  eine  gam  etgenarügis  Ste(iun$r 
ein.  Bei  deo  f«rbaMjielifes  oiiw  soffix  mhtelsididia]^^ 
hoDaerisdie  spracbe  adhoB  oft  uaA  der  haofbwgti^  äoA  fdbt 
auch  hier  noch  imoier  etwa  io  der  halfLe  der  ßOe  der  aeeent 
auf  dem  acbioaifliedie.  — 

Das  resottai  für  das  gaAPt  gAi^  der  adfiN^Gvkeb»!  ia^ 
nmlaAii  wäre  etwa  folgmfes; 

Campoiita  mit  eijpent liebem  adj^ctiv  n     J    . 

ooen  im  Veda  mei^t  das  U  flied;  doch  ku..;^.  ^  ^  > 
4  1  flied  betont  werd^Or    Im  Homer  wie  im  spa    - 


128 


Karl  Geldner. 


ren  Griechisch  ist  es  schon  die  folge  des  hauplaccenl- 
gcseUes  aller  composita,  dass  auch  hier  (wie  ii 
Veda)  meist  das  1.  glied  betont  wird.  Falls  die  all- 
gemeinen accenlregeln  dies  nicht  gestalten,  so  tritt 
bei  Homer  theils  möglichste  Zurückziehung  de« 
accentes  ein  (wie  bei  den  mntatls),  theils  behäll  da3| 
2.  glied  seinen  urspronglichen  accent;  im  nach- 
homerischen Griechisch  waltet  die  Zurückziehung  vor.] 

Composita  mit  participien  auf  ta  im  %  gliede 
zeichnen  sich  im  Veda  durch  die  stärkste  tendenz  zuri 
betonung  des  L  gliedes  aus;  dem  entsprechend  tritt! 
im  Homer  bei  compositis  mit  participien  auf  to  fasll 
ausnahmslos  die  accentzurückziehong  ein.  Auch  bell 
den  vom  componirten  verboni  stammenden  participienj 
zeigt  sich  dasselbe  princip  der  betonung. 

Composita  mit  verbalem  adjectiv  im  2.  glied« 
zeichnen  sich  im  Veda  wie  im  Homer  vor  allei 
übrigen  durch  die  stärkste  tendenz  zur  belononj 
des  schlussgliedcs  aus,  wenn  auch  im  Griechischer 
durch  das  hauptaccentgesetz  der  composita  starke 
Störungen  hervorgerufen  sind,  — 

Aus  dem  allem  sehen  wir,  dass  die  accentgesetze  deij 
homerischen  nominalcomposita  trotz  mancher  abweichunger 
doch  eine  ganz  ünverkemibare  ähnlichkeit  mit  denen  des  Veda 
zeigen.  —  Leopold  Schroeder. 


Beiträge   zur  altbaktrisclien  lexicograpliie '). 

Weder  die  ableitung  von  (q^  (Justi)  noch  die   von   ajta- 
(Spiegel)  ist  sprachlich  mögücli.     Ich  zerlege  das  wort  einfacl 


')  Der  Verfasser  bedient  sich  der  von  Roth  Zeit<«!lir.  d.  deutsch,  morgeiil 
Ge«.  XXV,  1  ff.  Ü15  ff.  befolgten  limsehroibung  des  2endal[di44bets  und 
einer  damit  übereinstimmenden  Umschreibung  des  Devanagari.  — 

Anm.  d.  Red, 


Beiträge  zur  allbaklriHcheu  lexicographie. 


129 


apa-jati  und   knüpfe  es   an  \vz.  jam    mi.     Die  zusammen- 

«tong  apa-jam  (oder  jag  des  prae^sensslaiiinies  =  sk.  jack)  ist 

iiAvesta  geläufig,  wahreiid  sie  dem  saiiskritvvortorbiicli  merk- 

r*iiger  weise  unbekannt  isl,  und  bezeiehnel :  ^^ent^iehen,  bringen 

(auch  mit  doppeltem  accus,  construiert);    anssj>erren,   ver- 

Irnben«.  iL  10,  84 

Jim  daretjhtiscii  nshotkacsho  \ 
apajcUd  luwais  dtUäis  \ 
hmUia  [ugfdnazat;idj  ^bajeUi  avanhe  \ 
eichen  (Mkhra)  der  rechtglaub i^^e  arme,  der  um  sioin  recht 
imeht  ist  (mit  emporgeliobenen  banden)  um  hilfe  anruft«. 
Ul  18,  63  ihrishüm  urvaranäm  ustikJishjeÜhmm  —  vakhshU 
iftfo^ii^  paitidUl  mraikustra.  {Ii4  )  thrishüm  ipenfujao  ffnuniois 
apajagaite  jmUidtti  zaraihiistra,  ihrishüm  narsashaonS  — 
vercthraghnahica  asiiavagkiheca  apajagaite  pmÜjHirgU 
mr&Ausira  >{die  buhldirne)  bringt  ein  drittel  der  wachsenden  — 
k?iuter  um  itu*  waclisthum  durch  ihren  blicke  o  Zaralhustra,  (Gi,) 
sc  bringt  ein  drittel  der  heUigen  erde  um  ilire  bekleidung  durch 
ihren  bHck,  o  Zarathustra;  sie  entzieht  einem  gerechten  — 
manoe  ein  drittel  seiner  stärke  und  Wehrkraft  und  fromm Ig- 
k«ft  durch  ihre  berührmig,  o  Zarathustra«.  Vd.  19,  12  httha 
im0is^)  apajagmii  haca  avaiibäi  vigat  jat  mäzdnjagtimt  »Wie 
^U  ich  die  leichendämonen  aus  diesem  mazdajacnischen  dorfe 
austreiben?  Vd,  19,  8  kahe  vam  vantU  kalte  vaea  apujagfü  — 
mtma  däi/na  anronminjens'^)  }>durch  weisen  wort  willst  du  über- 
winden, durch  wessen  w^ort  willst  du  vertreit>en  —  meine  des 
Aätn  Mainju  geschöpfe?«  Dazu  die  antwort  in  v,  9  ana  vaea 
roHoni  ana  vaea  apajagäne  »durch  dieses  wort  w^ill  ieli  sie 
iberwinden,  durch  dieses  wort  will  ich  sie  vertreiben«. 

Was  nun  unser  wort  apajati  selbst  anbelangt,  so  findet  es 
iich  nur  zweimal  im  Avesta  und  zwar  in  der  nachbarschaft  von 
lonymen    ausdrücken    wie  rmiiha  mord,   mahrka  Verletzung, 
beraubung  und  aetmnh  gew\altthat.     Anj   ehesteti   dürfte 
oh  die  bedeutung  »Vertreibung«  in  den  zusammenliatig 
der  sidlen  passen.    Jt.  1,  M 

^)  Hu«.  napM;  em  linufi^er  fehler. 

^  So  vermuthe   ich  für  anru  maiiijus   des  il  her  lieferten    texte«.      Die 
und  tus  sind   in  den  handsehrifleii  /.n  wledei  hüllen    malen 


130 


Karl  Geldner, 


nipäjois  masJäm  nnmthem  \ 

javavtäiM  mratkustra  \ 

aurtathat  paro  dtismmnjurtf  \ 

md  lern  [urvatkem]  frfljarajol.'i  piafh/ti  | 

mä  duzhhtrefee  sjdnäm  | 

apajatee  mä  jagois  |  amn  nnrem  etc. 
»Beschiniieii  sollst  du  jederzeit  einen  freund,  o  Zarathustra, 
vor  einem  boswÜHgen  feind.  Nicht  sollst  du  ihn  dem  morde 
preisgeben  (vgl.  im  sk.  2  ju  3),  nicht  der  misshandlung  von 
ruubem,  nicht  sollst  du  aussetzen  (wörtlich;  hhitialten)  der 
Vertreibung  den  mann  u.  s.  w.^c  Ich  gebe  der  lesart  ja^ok 
vor  ig^Ls  des  recipierten  textes  den  Vorzug,  da  mir  neben  apajati 
mit  absieht  das  etymon  jar  als  verbum  gewählt  scheint.  Die 
zweite  stelle  J*  G5,  11  ist  ein  anhängsei,  einer  metrisch  gefassten 
bitte  um  nachkommenschaft  angefugt.  Sie  lautet:  naSdsca 
aithm  jägäiti  zjfvMi  mit  {fiathn  noit  mahrMi  noit  ainanM 
noit  apajatee.  Der  Übersetzung  dieser  worle  stellt  das  verbum 
jägditi  einige  Schwierigkeiten  entgegen;  es  erinnert  aber  nach 
form  und  Zusammenhang  —  mag  nun  die  länge  des  d  berech- 
tigt sein  oder  uicbt  —  jedenfalls  arj  das  obige  jf?f/3?-§  und  lässt 
sich  schw^erlich  von  demselben  trennen.  Die  Vendidad-Sädes  lesen 
jäsäite  und  dies  seheint  mir  das  richtige  zu  sein.  Fassen  wir 
tlas  medium  im  sinne  des  medio-passivs,  so  ergiebt  sich  folgen- 
der sinn:  »und  keines  von  diesen  (kindern)  sei  der  beraubung, 
noch  dem  morde,  noch  der  Verletzung,  noch  einer  gewaUthat, 
noch  der  Vertreibung  ausgesetzt  (wörtlich;  biete  sich  dar)«. 

Dürfen  wir  aber  einmal  die  form  jugitife  auch  zu  wz. 
jag  =  jadi,  jam  ziehen,  und  ich  halte  dies  für  unbedenklich, 
so  w^urde  sieh  den  oben  zusammenliest  eilten  belegen  für  a}xt- 
jam  noch  ein  weiterer  anreihen;  ich  meine  J.  11»  5 

jo  nuim  tat  draonö  B%nM  (P.  6.)  vä  \ 

terefjM  vä  apa  vd  jägäiM  V)  | 
»Wer  niir'^)  diese  gäbe  mit  gewalt  abnimmt  fji,  ^j(t  =  sk  gjif) 
oder  sich  selbst  schmecken  lässt ^)   oder  mich   dai'um  bringt.« 


^)  Das  metrum  verlangt,   <lass  jäqM  gelespn  werde,   also  die   gleiche 
lempnsform  wio  zinnt  und  terefjnt 

*)  Die  construktion  von  sjä  mit  doppeltem  arcusativ  ist  echt  indisch! 

•)  Wenn  zn  \vx.  tarp,  wovon  das  partic.  ptLss  ihräfdha  (J.  9. 20;  57, 14)»  | 
gehörend. 


Beiträge  zur  altbaktriscbei)  lejcimgniphio. 


18t 


auch  hier  wieder  der  austlrurk  ijd  m  der  tmrhlmrstliiin 
von  apa-jam  auflriü,  ist  eine  erwünschte  hestilÜKuntr, 

Auch  was  Jasti  unter  ni-jdg  zusammenslelK »  ^vhik\  drin 
ainne  nach  zu  ni-jar.  Man  vergleiche  hesfmders  Vd.  I*J,  Wl 
hawja  zagta  nijäremnö  »(das  bare*;nian)  in  der  liiikm  hcnid 
haltend«  undJt,  13,  95  dmjjunäm  \  jcwmmiheanijärMI^  \  »und 
die  unruhigen  lander  hält  er  in  schranken«.  Weiter  f^h^n  \\v\m{ 
es:  jaözainiiiica  mmajeiü  \  »bringt  sie  zur  nifiew. 

Eine   derartige  dehniing    des    ursprünglichen    a  kehrf   inr 
Qd  öfler  wieder,  ohne  dass  wir  darüber  rechensehuft  vm  y^An^n 
nöchten.    Ich  erinnere  nur  an  pärcndi  nchen  parmdl  (Mk* 
pmmäki)  und  rädlmiti  (radaiti)  Ü,  10,  08  ^  sk.  r^ulall 

ashävairja. 

Die  form  aAäwdirjdoica  J.  58,  4  i»t  nicht  ein  ^tihg<*kürä(^r 
genitlv  sg.  tod  aikm>awJ4Z^€  bedeutet  auch  nicht  pr*4u(rn  würf 
sehende^  sondern  ist  ein  regelrechter  genittv  von  oMhäpairi  Uüm 
ist  ja  eine  ganz  richtige  femininbildung  von  athimm  (neben 
uAmn)  und  buchstäblich  das  indische  riäwa$^,  für  die  rnnwA 
Sbtiche  r^eirase  vi^pajao  aghof/m  ^&iM  t.  b.  J.  W,  8S  ^Am 
gasen  toD»  des  gerecbieii«  itdit  aif  anwer  ildit  tm  wh* 
«erlsiting  aAamkj&o^ca  ^tSis  »dl^  gerechten  ▼dk«t.€ 


}mi  «da  E.  W.  Wot 
Jlttqra4-ttafd  &  Ol 


The  bMfc  A#  llHr 


m.  M.  w. 


itrstami?     Tod 


Ann  ttam  Zmi 


132 


Karl  Geldnen 


Weiterhin  becloulet  urna  »zugehörig,  eigene:  it.  13,  74 
jSßmi  mnnm  jammaide,  äftmao  raoshjaniüm  jammaide^),  »Wir 
verehren  unsere  eigerjen  beelüii  ond  die  geister  (2  (hthui)  der 
Qaoshjant,'^  Aelmlich  Vsp.  11,  3,  Die  ibrni  üpiäo  der  hand- 
schriften  ist  nur  eine  falsche  an  pussung  an  das  folgende  ^wamlö. 
Die  Visperedslelle  liest  die  correkte  form. 

Am  häufigsten  ist  agna  bei  wort  des  wun^e!  verwand  Leu 
framinti  und  bezeichnet  als  solches  die  selbsterzeogte,  leibHche 
naehkonniienschaft ;  J.  00,  7;  G5,  5;  GS,  5  u.  s.  f. 

ärttourvan  3L  Ui  40  ist  ein  bedeutsames  epiihot  der  Fravashi; 
ich  erkläre  es:  w'elche  ihre  anj^^eborenen,  von  iiatur  zugehörigen 
Seelen  haben  d.  h.  zu  welchen  die  menscbenseelen  gehören, 
Da5  stellt  vollkommen  mit  unseren 
über  diese  gonien  in  einklang. 


bisherigen    Vorstellungen 


Wurzel  urvig  und  sippe. 

Dass  das  altbaktrische  urtig  der  lautliche  Vertreter  von 
sk.  vart  ist,  hat  Roth  schon  längst  erkannt.  Ich  versuche  hier 
die  begriffliche  Verwandtschaft  und  Zusammengehörigkeit  beider 
wurzeln  zu  erhärten.  Der  lautwandel  von  vari  in  urm^  setzt 
drei  stufen  voraus»  vare<^y  urvti£,  urvig  ^),  und  alle  drei  kennt 
das  Zend,  die  beiden  ersten  allerdings  nur  vereinzelt:  \)  vareg  in 
arS'Varegaja  >vollkoinnien  rund«  (vgl,  sk,  vrUa)  Jt  4,  7  arsfar- 
gaim  karshmm  frakdraßUi,  arsvargaem  fmmraond  narmi  iisJiava- 
nmt  eine  ganz  runde  furche  soll  man  ziehen,  eine  ganz  runde, 
so  sage  ich  dem  gerechten  manne.« 
2)  urvag  (umig)  iL  13,  93 
jSh^  Bäthaim  vakJisfmeca  \ 
un^ägen  äpd  urvaräogeu  \ 
»Bei  dessen  geburt  und  heranwachsen  die  wasser  und  kraut  er 
Zinn  vorsehein  kamen,«  VgLsk.sammtrtS);  «AA^Am  (»zunahmen«) 
im  tblgenden  satz  setzt  den  gedanken  weiter  fort. 

3)  urvig^)  ist  im  Zend  die  gewölinliche  form  der  wui7.el  und 
theiJt  die  verschiedenen  begrifTsmodificationeo  mit  dem  indischen 


I 


*)  Der  überlieferte  texl  zerreisst  die  zusanimengehiöngkeit  von  ügna 
matuio  und  dahm  {moshjantäm  ilnrch  uniiQlze  Wiederholung  von  jajramatdlß. 

')  Die  tieiden  letzten  sind  im  metrum  einsilbifr. 

*)  Den  fibergang  Yon  t  in  eine  Spirans  unlerlange  ich  micli  liier  nicht 
7,\}  erklfireii.  Nur  weise  ich  darauf  hin»  dass  muH  anch  in  der  FAnidwwrzel 
ie  alUutlische  cü  und  in  qte  sk.  svid  wiederfindeu  wird. 


I 


Beiträge  zur  dtbaktriselien  lexicographie. 


133 


mi.    Grimdbedcutyng  ist  wie  dort  )*rolIeii,  drehen.«    Jt.  13,  89 
ß  paoirjo  cakhrem   unme^ajata    dahntatm   —    der   zAierst   von 
im  dämon  das  rad  (das  symbol  der   heiTschaft)  wegrollte.« 
Vgl.  amrtnjat  mkram  Rv.  2,  11,  20.    Jt.  12,  25  jatcit  ahi  rashnvo 
um  ufta  faerem  hnraithjm  [barem]  \  jui  mf  aiwito  urtm^pnÜ  j 
mäö^ca  Jwareca  |   j*Sei   es  dass  du,   gerecht  er  Rashnu 
äif  dem  giplel   der  (holien)   Maraiii  bist,    um  welchen  meine 
sltme*  mond  und  sonne  sich   drehen«,    baresa  (gen.  sg.  eines 
adj.  Iiare^  =  Im-esani)  ist  eine  in  den  text  eingeschobene  reniini- 
«m  aus  stellen  wie  Jt.  9,  3;  19,  1.  J.  42,  3.  —  Jt.  5,  131 
jo  haenajäo  perethuainiJcajm  \ 
uvii  urvai^ajM  karana  \ 
•Welcher  die  beiden   flügel    des    breit  reihigen    heeres  wenden 
i  k  \h  die  flucht  schlagen  soh«. 

In  Zusammensetzung   mit   praepo&itioneii :    fm-aiwi-urvi^ 
caiB.   zuwenden.     Jt.  17,  15  a^xi  mam  upit  dhuklhja  \ 
frä  niäm  aiwiurvffegajanuka  | 
mereshdikem  €tshis  berejsaiti  \ 
»Bilde  hin  auf  mich,  wende  mir  deine  gnade  zu,  hehre  AM  (lies 
«A'alsvr>caliv).4<  Aehnlich  im  Rigveda  z.  b,  ä  ie  nmno  vavrtjftma 
J»37, 5.  ava-urm^  gelangen  zu,  erreichen  Jt.  5,  62 ;  vgL  abhi-vart, 
ni-um^  zurückkehren,  wie  im  indischen.     Jl.  17,  57 
husOui  Im  (uem  kerefmväni  \ 
a^manem  am  frashü*;äni  { 
mm  avi  niurvae^jdni  \ 
•Was  soll  ich  thun?  Soli  ich  gen  himmel  steigen,  soll  icli  zur 
öde  mruckk ehren?«     So  spricht   die  Aslii,    nachdem  sie  sich 
loo  der  erde  zu  Ahura  Mazda  geflüchtet  hat. 

pairi-ut^ig  umdrehen:  daenui  die  äugen  verdrehen  oder 
4b  geaichl  umwenden  Jt.  14,  5G,  vgK  TBr.  2,  2,  10,  7. 

ftihürvig.  Hier  lassen  sich  analog  dem  indischen  pra-tnrt 
Mv^nde  bedeutungen  unterscheiden : 

§ich  einfinden :  Jt.  10,  9  jatdra  vd  dim  ^)aurva  fr/tjazmU  — 
^htaikm  fraoirig^ie  mithrd  —  »Wo  man  ihn  am  meisten 
itrehrt,  da  findet  sich  ein  Mithra  u.  s.  w.« 

einfallen,  einbrechen  in:  Jt.  9,  31  nta  asmn  fmotirmegaßni  \ 
mrt'dliakanämm  \  qjamijehrta  danhnvo  \  »dass  ich  mit 
-    -.^iialle  in  die  länder  der  Varedhaka  und  des  Qjaonja«. 

IcüMehrifl  rar  vergl.  ßpntcbr.    K.  F.  IV.    t.  \\^ 


134 


Karl  Geldner, 


hinfuhren,  zurückführen:  Jt.  10,  8G 
kddfia  no  fraourvae^<\pnli  | 
ashaJw  paiti  jxmtäm  \ 
»Wann  wird  er  uns  zurückführen  auf  den  rechten  pfad?« 

in  gajig  setzten:  Vsp.  12»  5  hunmja  no  hijata  a^mana 
€^mfmina  hdvana  fraomgimna  frashdvajamnu.  »Seid  uns  wirk- 
sam,  ihr  steinerne  pressen,    Ihr  metallne  pressen,   wenn  ihr  in 
gang,    in    bewegung    gesetzt    werdetc.      Parallel   damit    steht, 
Vsp»  12,  2  hävanajmgm  haomä  hunvantajäa  ashaja  frashuf<^dc 
frashüvajamtmjtlo     »der     beiden    haonia    kelternden     pre^en^I 
welche  nach  vorsetiril't  in  bewegung  gesetzt  sind   und  sich  be-| 
wegen  (von  wz.«*^  savUarJ*.    Die  Übersetzung  »ihr  umgestürzte 
und  wieder  aufgerichtete   mörsor«,   wie  sie  Justi  für  die  erste 
stelle  aus  Vsp*  gibt,    lässt  sich   sachlich    kaum,    etymologisch, 
aber  keinenfalls  rechtterligen.     Auch  gegen    die  erklärung  voa| 
hävana  durch  mörser  hege  ich  bedenken;    sie  ist  dem  späteren 
ritual  entnommen ;    für  das  Avesta  wird  jedoch  die  bedeutung 
*pressplatte* ,    glatte   steine   oder    nielaltne   platten,    zwischen 
welchen  die  somaslengel  ausgeprcsst  wurden,  festgehalten  wer 
den  müssen,    hävatm  ist  im  wesentlichen  dasselbe   gerälhe  wie 
das   wurxelverwandle    üäftishavaim   der   indischen    ritualbüchee 
und  wird  wie  dieses  vorzugsweise  im  dual  gebraucht*). 

Selbst  zu  der  redeweise  bis  hapta  pesJiavd  fraoirigJQi 
tara^ca  äpo  mivajdo  Vd.  14,  16  >zweimal  sieben  brücken  schla 
er  über  einen  ström«  liefert  das  sanskrit  eine  parallele.  Ja 
2,  157  lesen  wir  svämine  jo  'nivedjaiva  ksketre  sehtm  pravar 
iajei  »wer  auf  einem  grundstück  ohne  es  dem  besitzer  vorli 
angezeigt  zu  haben  einen  danmi  errichtet«. 

pairi'fra-urvig  sich  abwenden  von,  umkehren  von*  JL  21,  11 
jat  framrisaiti  jmiri  dusmai^ibja^ca  dii^hükhiaeihjii^w.  duMhvav 
staSibja^ca  i^wenn  man  umkehrt  vom  schlechten  denken,  reden 
und  thun«,  vgl  parjt^varL 

para^irvig  ablenken,  absondern,  sclieiden.    iL  4,  ö 
para  asJiammm  pnilm  nrv(iei;aiÜ  kniha  tlnwatäm.     Wie  scheide 
man  die  pfade  der  gerechten  und  der  bösen? 


*)  Das  Öfter  neben  hdnatm  erw&hnle  wort  tuita  wird  demgctii?Us 
(höläserne    oder   metallne)  kufe»   in  welche    der  ausgepresate  saft    ablilü 
hezeichiicti. 


Beiträge  zur  aitbaktrischen  Itxicograpbie. 


135 


w-wm^  sich  Lrennon,  sicli  sondern,  vgl.  tnurvisti  und  sk. 
vi-rart,  pjä-vart*  Vd,  19,  7  ^wi^jt'  ahmäi  avmJmtu  |  Jo  ^pitdmo 
saraihuströ  \  naii  he  apagtaväne  |  vanukhn  daetnlm  md^dajupüm  | 
iW  öf^oca  mit  ustmienica  |  r^^?'^  baodhaccu  vturvi^äi^)  |  »Ihm 
mtwortete  der  ^pitaniide  ZaraÜmstra:  nicht  will  ich  den  guten 
»aidaja^iiischen  glauhen  abschwören,  so  lange  nicht  sich  mein 
Jeib,  lebenskraft  und  seele  trennen  (d.  h,  nicht  bis  zum  tode)«, 
mü  vertritt  hier  eine  negative  conjunktion,  ähnlich  wie  sk.  fied, 

Ableitungen  von  urvi^. 

Das  adjectiv  urv^istra  in   der  Verbindung  urvisira  patfum 

eilüäre  ich  nicht  durch  »zerstörend,  erschütternd«,   sondern  im 

anschluss    an    die    für  parortirv^  aufgestellte   bedeutung    als 

»Scheideweg *<,     Ein   zum    himmel    oingeliender  gerechter  wird 

I  JL  22,  16  von  einem  friiher  verstorbenen  gerechten  also  gefragt: 

kGsßm  ashänm  apa  ga^o  |  — 

agivatat  hfim  anhaot  \ 

fmmahim  am  aJmm  \ 

iÜ^i^mihcLtat  haca  anhaot  \ 

aWyi^nhuntefn  avi  ahüm  \ 

katha  U  [darexßmn]  tista  abavai  \ 
{t7)  äat  mraot  alimö  majsdäo  [ 

niä  dem  pere^  jim  pere^/ihi  \ 

Jim  khffwcmtem  äithavantem  *)  | 

wmsirem  pantäm  aiwiiem  | 
iWie  kamst  du,  o  gerechter,  hinweg  von  der  irdischen  weit 
mr  himmlischen  Welt,  von  der  vergänglichen  weit  zur  ewigen 
weit?  Warum  bist  du  (so  lange)  ausgeblieben'*)?  (17)  Und 
es  wird  sprechen  Ahura  Mazda:  frage  ihn  nicht  weiter,  den 
thi  fraget  nach  dem  zurückgelegten  grausigen,  öden  scheide- 
iregt.   Und  die  letzten  werte  Averden  im  folgenden  ganz  richtig 


'j  Die  Worte  srheinen  eilist  metrisch  gewesen,  aber  mehrfach  ent^^tellt 
n  sete;  iij  der  drilLen  wUe  mag  hi  ein  ewdsilbiges  wort  verdrSngt  haben, 
li  dw  fGiifLefi  ist  ein  ca  ßberzü hü rh  uml  in  der  lelsrten  gehHrt  die  Variante 
irrtpqydl  (wrwiiQqjdt)  m  den  lext. 
<)  Zu  aeüha  (5de,  wQste)  in  v.  Sl. 

^;  uUa  scheint  hier  und  an   ähnüchen  stellen  wie  J.  4-1,  i  zu  wz,  5 
Mi  des  9^,  zu  gehören  und  ein   lemiuines  Substantiv   mit  id   gebildet   zu 
'  das  TerweUen,  ausbleiben.    Der  Artikel  mta  bei  JuKti  bedarf  einer 
refision, 

10* 


136 


Karl  Geldner, 


glossiert  jat  uf^tui^ca  hao(Uumha^.ra  vturvisÜm  >nänilich  die  Iron- 
nung  (viurvi^)  von  leib  und  seele,  th  L  den  tod«. 

Als  Substantiv  steht  urmslra  iL  8,  S3  parallel  den  aus- 
drücken ^ddra  pbige  oder  wehe,  leid  und  halcMa  verhängniÄS 
und  dürfte  liier  am  besten  mit  gn  xntctct^offtj  wiederzugeben 
sein.  Spiegel  scheint  mir  in  seiner  Übersetzung  den  ganzen 
Paragraphen  ziemlich  niiss verstanden  zu  haben.  Der  text 
lautet:  np<i  dim  adhät  ii/eiti  \  zm janhat  haca  vourukashat  \ 
Ituihrmm^anhemaähivanem  \  ^ddrem  urvistremra  nimrCtiie  \  tistrjo 
raevtiü  qarf'fmnhw  |  {'ddtem  nie  akura  nmzda  \  urvidnmi  dpa  tu-va-- 
rdo^cu  I  hakhlem  dume  mäBdajarne  |  Dies  übersetze  ich:  »darauf 
jagt  (Apaosha)  ihn  (Tistrja)  fort  von  dem  see  Vourukasha 
eine  nieile  weges  weit.  Wehe,  tod!  ruft  der  prangende,  lench- 
tende  Tistrja,  wehe  mir,  Ahura  Mazda,  Untergang  euch,  ihr 
Wasser  und  kräuter,  verhängniss  dir,  o  mazdaja<^nischer  glaube  !<c 

urvae^a.     Die  grundbcdeutung  bleibt  »Wendung« ;  und  zwar 

1)  Wendung,  windung  des  wassers,  wirbe!  vgl  sk.  dvarta, 
Jt,  14,  29  tmmca  güketn  jim  ItaraUi  karS  ma^o  upapo  jo  ran- 
hujüo  düraSpdrajilo  gafrajdo  hamnrövirajdo  vareQOi^iaüanhem 
üpo  urvaSgem  mdrajeUk  »und  die  Sehkraft,  welche  der  wasser- 
fisch Kara  besitzt,  welcher  in  dem  wasser  der  breiten,  tiefen, 
wie  tausend  niänner  starken  Ranliä  einen  haarbreiten  wirbel 
merkt«, 

2)  Wendung  eines  weges  s.  v.  a.  Wendepunkt,  endpunkt, 
dazu  das  adj.  düraenrvaequ  in  die  ferne  sich  wendend,  d.  h,  in 
die  ferne  führend.  Jt.  8,  35  fravazäiti  düraturva^^em  paiti 
pantäm  >^(Tislrja)  zieht  seine  in  die  ferne  führende  bahne 
Jt.  13^  58  itat  te  nüräm  fravazetM  düraeurvae^em  (paiti  pantäm) 
adhwano  urvae^eni  näshetmia,  »Und  fortan  ziehen  diese  (gestirne) 
ihre  in  die  ferne  führende  (bahn)  und  erreichen  den  endpunkt 
ihres  weges«. 

3)  Ein  specifisch  dogmatischer  begriff  der  zarathustrischen 
escbatologie,  in  Verbindungen  wie  apema  oder  ugtenui  urvaii^a 
aidmis,  gajehe,  ddmdis.  Es  bezeichnet  analog  dem  skr,  samvaria 
die  letzte  wendung  und  Veränderung  aller  dinge,  die  schliess- 
licbe  Weltkatastrophe,  bei  deren  eintritt  ein  Weltgericht  end- 
giltig  lohn  und  strafe  den  frommen  und  unfromnien  zuerkennt. 

J.  51,  Oje  vahjo  vanhetis  dasdt  \ja^cdhm  vdrai  rddat  | 
aJmro  khshcdhrd  nmsdüo  \    at  aJimäi  akdt  ashjo  \ 
je  Mi  nmt  Viddiü  \  apenie  mdtms  urvue^e  \ 


\ 


Beiträge  zur  altbaktrisclien  lexico^raphie. 


137 


»Welcher  Ahura  Mazda  vermöge  seiner  roa€ht  gutes  auf  gutes 
dem  gibt,  welcher  es  seinem  wünsche  recht  macht,  und  schlimmes 
auf  schlimmes  dem,  der  ihm  nicht  getreu  ist  (wz.  vldh),  bei 
der  letzten  kalastrophe  der  weit«.  Den  gleichen  gedanken 
spricht  J.  43,  5  aus,  wo  nur  statt  ahhms  das  wort  ddnms  ge- 
lesen wird.     Im  anschluss  daran  hebst  es  V.  6 

jahnü  f;})€nt4  \  thwä  7Hamjft  urva^re  (jaf^o  \  muBM  khshathrä  | 
»Bei  welcher  wendung,  lieiliger  geist,  du  kommen  wirst  in 
deiner  henlichkeit«.  (Ciliert  J,  68,  23).  J,  71,  14  aSti  si 
L^Jlied  vahist4  €tkur6  mamldo  främraot  sarathmträi  aMt^  zi  sara- 
rlnitstra  uriemi  urvaere  gajehe  ffmuruklki  »denn  diese  worte 
Idirle  Ahura  Mazda  als  die  besten  dem  Zarathustra:  diese, 
oZarathustra,  sprich  bei  dein  endlichen  Wendepunkt  desdaseins«. 
Dieselbe  worl Verbindung  auch  Jt.  2L  15. 

Die  eigeul  liehe  zarathustrische  dogmatik  äussert  sich  nur 
^lärlich  und  in  aligemeinen  ausdrucken  iiber  diese  lehre,  sie 
«riedigt  weder  die  frage  nach  der  zeit  des  eintrittes,  noch  gibt 
sie  darüber  genügenden  anfschluss,  ob  mit  der  neuen  aera  das 
böse  princip  für  inmier  aus  der  weit  %^erschwinden  solL  Auch 
hen^cht  in  der  vorsteilung  über  das  Schicksal  der  bösen  seelen 
Zwiespalt  in  den  Gathäs;  bald  erlischt  sie,  löst  sich  in  nichts 
auf,  bald  wii'd  sie  zu  ewiger  quäl  verdammt.  Die  Vorstellung 
von  dem  kämpfe  zwischen  Ahura  Mazda  und  Anra  Mainjus, 
ton  der  auferstehung  der  todten  und  ähnlichem,  welche  man 
daran  knüpfte,  sind  produkte  späterer  Spekulation,  welche 
sich  an  diesem  problem  versuchte  und  ein  bild  von  dem  Vor- 
gang zu  entwerfen  das  bedürfniss  filhlLe. 

urvikhshna  ist  etwas  gedrechseltes,  gedrehtes,  reif  oder 
dergleichen;  vgl.  sk,  vmi  causat.  S).  Jt.  5,  64  nimnga  aothra 
pt$iti^ntikhki  zaranjmrvikhmia  hdmja  »am  fusse  mit  sandalen 
bekleidet,  mit  goldnem  reife,  strahlend«. 

daidika  und  aidju. 
Diese  beiden  w^orte  können  eine  lehre  dafür  geben,  dass 
von  seilen  derer,  weiche  das  sanskrit  möglichst  bui 
le  schiebend  das  altbaktrische  fassl  ausschliesslich  aus  dem 
eranischen  sprachgute  erklären  möchten,  der  neupersische  wert- 
schätz noch  entfernt  nicht  erschöptend  ausgebeutet  ist.  Die  in- 
struktivste stelle  für  duitika  wie  WosLergaard  oder  daidika  wie 
Spiegel  schreibt  ist  Jt.  13,  74,     Hier  ist  eine  reihe   entgegen- 


138 


Kriri  fieldner, 


geseUter  begriffe  je  paarweise  zusammengestellt,  unler  anderen 
auch  daitika  neben  jmrukn,  liö/t*  (jm^nika)  bezeichnet,  wie 
man  auch  aus  dem  Veda  lernen  kann,  vorzug-sweise  das 
zahme  thier,  das  hausthier.  Also  Jt.  13,  74  unmo  purukandm 
daitikanäm  jamttmkU^)  »wir  verehren  die  seelen  der  haus- 
thiere  und  —  der  wilden  Ihiere«,  so  werden  wir  ralheö. 
Aber  lässt  sich  diese  vermuthung  auch  lexikalisch  rechtfertigen!' 
Zwar  bietet  weder  das  sanskrit  nocli  eine  wurzel  innerhalb  des 
zend  irgend  eine  ankuüpfong;  Aber  finden  wir  nicht  in  dem 
bekannten  neupersischen  worte  dadj  dada^)  die  Überreste 
unseres  äaldika  wieder?  Und  dad  heisst  bestia,  fera  rapax. 
Diese  vergleichnng  bestätigt  also  die  für  das  altbaktrische  wort  , 
vermuthete  bedeutung  »wildes  thier«  und  stellt  die  Schreibung 
dakiika  als  die  richtige  fest.  Eine  zweite  stelle  ist  J.  39,  2 
daidikunämca  aidjitnum  hjut  munojazanmidS^y  Was  mag«?*rf;i* 
bedeuten?  Nerioseugh  übersetzt  es  hier  mit  af;i'acärinj  aber 
J.  40,  3,  wo  aidju  in  einem  ganz  anderen  zusammenhange  zu 
stehen  scheint,  mit  je  uUishthatUL  Wiederum  hilft  uns  das  \ 
neupersische  Wörterbuch  aus  der  Verlegenheit.  Dort  ist  aidju 
in  der  form  adjän  oder  adjän  (jumentum  currens,  velox; 
animal  rapax  pingue  nach  Vullers)  erhalten.  Eine  gleiche  be- 
deutung passt  vollkommen  in  den  sinn  und  Zusammenhang  von 
J,  39,  2.  akiju  ist  hier  adj.  und  ein  prädikat  von  daidika. 
Es  bezeichnet  das  reissende  oder  das  herumschweifende  thier, 
verschärft  also  jedenfalls  den  begriif  des  wilden  thieres»  Dass 
aidju  niclit  bloss  auf  diese  bedeutung  beschränkt  war,  zeigt 
eine  richtige  interpretation  von  J*  40,  3,  daidi  at  neräs  nmzdä 
ahurä  ashaotio  asliaananhö  aidjüs  vd^rjSng  daregdi  tehäi  fcer- 
fmti  hakJmuiine.  »Mache,  o  Ahura  Mazda,  die  männer,  welche 
schon  gerecht  sind,  (noch  melir)  nach  gerechtigkeit  strebend  und 
mache  die  nomaden  (eigentlich  die  herumschweifenden) 
zu  ackerbauern  zu  dauerndem  Wohlstände  und  zu  einer  bleiben- 
den gemeinschaft«  *).  Wenn  Neriosengh  an  der  ersten  stelle  aidju 
mit  agvacärin  wiedergibt,  so  verwechselt  er  den  reiter  mit] 
dem  raschen  thier;  er  triflft  aber  mit  dieser  Übersetzung — ^und 


')  Uab^r  die  Wiederholung  von  jasammde  in  dem  texte   siehe  oben 
den  artikel  «pta. 
')  pärsi  dad. 

*)  Jt.  13,  154  bt  Dur  eine  wieder holuny:  diest?r  sLelle. 
*)  d.  h.  zu  einem  ger(^eUen  staatlichen  leben. 


Beiträge  zur  allbat tnscben  lexico^Taphie.  |';^9 

ist  von  Interesse  —  den  sinn  von  aidju  in  J.  40,  3  ziem- 
genau.    Nur   muss   man    unter  den  agvacärin   nicht  die 

Blerei  als  integrierenden  theil  eines  grossen  persischen  heeres 
ter  späteren  zeit  verstehen  —  denn  von  der  abfassun^szcit 
fieses  capitels  bis  zu  den  Achämeniden  ist  noch  ein  weiter 
'  nscher  Sprung  —  sondern  die  zu  rosse  lebenden  räuber- 
;  lEomadenhorden,  wekhe  die  natürlichen  feinde  des  mazda- 
ja^nischen  hirten-  und  bauern Volkes  waren  und  von  diesen 
ganz  treffend  *die  wilden«  genannt  wurden. 


nivanda. 

h,  14,  57  (haomem)  Jim  nivamM  nivandäi  \  tipajeiti  dus- 
minjaot  ä  \  wnivanda  (v.  vand^  %  vid)  begehrer,  räuber?  abl. 
mmniai^  so  Justi.  Aber  gibt  diese  erklärung  einen  befrie- 
denden sinn  ?  ich  sehe  in  nivatulät  ein  verbum  und  zwar  den 
^otijundiv  iniperf.  von  vand,  derselben  wurzel,  welche  auch 
10,  8  haamem  zum  object  hat.  Ausserdem  nehme  ich  an  der 
iTt  apajiiH  anstoss.  Aus  der  lesart  von  K  16  scheint  sich 
Tielmehr  apäUi,  d.  i.  apahoSüi  (vgl,  aporjHnÜ  Jt,  10,  20) 
lu  ergeben.  Darnach  schlage  ich  vor  zu  übersetzen:  »Wer 
h\  (den  Haoma,  pm  ist  =  j6  tm  oder  imetn)  heimführt  und 
iiim  schmeichelt,  der  entgeht  seinem  feinde«.  Der  terapus Wechsel 
nvifchen  umamiti  und  nivandät  ist  eine  concession  an  das 
inelnjm. 

paitita. 

Für  dieses  wort  bieten  sich  auf  den  ersten  anblick  zwei 
6t)Tno!ogten  dai-,  entweder  von  pat  (Burnouf)  oder  von  paiti-i 
lS;tiegel — Justi).  Gegen  die  erste  ableituog  hat  man,  wie  ich 
.  mit  recht,  von  seilen  der  grammatik  einwand  erhoben. 
-n  vijifugung  eines  bindevokals  r  vor  dem  suFfix  tu  ist  für 
das  zend  schlechterdings  nicht  nachweisbar.  Was  Justi  seite  371 
ib  bildüiigen  von  ta  mit  bindevokal  /  zusammenstellt,  entgleitet 
bei  näherer  Untersuchung  unseren  händen.  anashitu  3t  10,  38 
ißt  nicht  in  a^naslt^i-üt  sondern  in  an-d-shi-tu  »unbewohnt«  von 
kkshi  zu  zerlegen,  frerita  wird  im  metrum  stets  zweisilbig 
gesprochen;  i  oder  richtiger  e  geschrieben  ist  nur 
'^^ferstdasste  svarabhakti  der  späteren  ausspräche.  paUi- 
fhnitu  oder  paUighniia,  wie  Weslei*gaard  besser  schreibt,    ist 


m 


Karl  GMtier, 


nicht  participialpei'fect*)»  sondern  eine  durchaus  regelrechte 
dritte  person  des  optativ  med,  =  sk.  j/ratighniki,  zairüa  und 
nm^itu  sind  adjectiva  und  Weiterbildungen  von  sairi  und  nni^^ 
ersteres  im  zend  häufig,  letzteres  nur  in  der  erweiterten  form 
maf^it  (Jt.  14,  41)  vorkomniend.  Auch  hier  kann  also  von  einem 
bindevokal  keine  rede  sein.  In  dieselbe  kategorie  dürfte  scUiess- 
lich  noch  raoidkÜa  Vd.  1,  3  gehören.  Formell  sieht  wenigstens  ^ 
nichts  im  wege  das  wort  mit  sk,  rohita  7ai  identitkieren,  und 
ein  »röthlicher  drache«:  gäbe  ein  passendes  seitenstück  zu  dem 
€t0hi  zairiki  »dem  grünlichen  drachen«  anderer  stellen. 

Sonach   wird   es   mit  der  zurückfuhmng  von   imtiUi  auf  j 
paiti'i   sein  bewenden  haben.     Aber  was   mag   der   ausdruck 
besagen?  Eingehend  hat  schon  Spiegel  im  zweiten  theile  seines 
commentars,  s.  XXVIII  tl.  darüber  gehandelt.    Gestützt  auf  die  J 
tradition  erläutert  er  den  ausdruck  paitäa  durch   »bereut,  ge- 
beichtet« und  beruft  sich  auf  parsi  fxütiti,  welches  Nerlosengh 
mit  pa^*cätt4pa  (reue)    wiedergibt.      Sodann    ven\^eist    Spiegel 
auf   ähnliche   begriffsübergänge    in    semitischen    sprachen   undj 
kommt  zuletzt   zu  dem  resultate,    dass  »diese  auffassung  voaj 
paitita  von   den    Semiten    zu    den    Eraniern   gekommen    sei.€ 
Allein  diese  deotung  hat  manches  bedenkliche  und  wird  durch 
Spiegels  eigene  überget/Aing  der  worte  paUiiu  hP  ciiha  Vd.  3,  69 
»so  ist    die  strafe  gebeiclitct*  geradezu  widerlegt.     So   drücktj 
sich  doch  keine  spraclie  aus.     Ferner  ist  der  begi'iff  »beichte« 
an  sieh  schon  zu  beanstanden.     Von   einer   beichte   steht  iml 
ganzen  Avesta   nichts   auch    nur  andeutungsweise  gesehrieben. 
Auch  die  Evangelien  des  neuen  Testamentes  wissen  noch  nichts J 
von  einer   beichte   im  streng  kirchlichen  sinn.     Eine  derartige] 
institution  würde  ohnedies  In  die  ganzen  Verhältnisse,  wie  sie  uns] 
im  Avesta  entgegentreten»  schlecht  passen;  sie  ist  vielmehr  w^iej 
in  der  christlichen  kirchengeschichte  das  product  einer  späteren  I 
entwicklungsperiode  der  zoroastrischen  religionsgemeinde.    DassJ 


do^l 


*)  Diese  vermeinl liehe  lempiisfomx  hätte  man  schon  längst  als  pure] 
jiktion  aus  der  zendgramiiialik  hiiiaiisweiseii  sollen.  Wer  sich  die  millmj 
Ijibt  die  von  Spiegel  §  5*35  sehier  yiamniatik  aufgeffdiiten  formen  au 
ihre  richtrgkejt  hin  genauer  zu  prülen»  wird  sich  leicht  dberzeugeu, 
dieselben  entweder  einfache  parlic.  pass.  z.  b*  avaberetu,  oder  3  sg,  aorj 
med.  wie  (fmta,  tfaratÜH  aakMa,  vania  sind.  Ob  parsta  Vd.  11,  15 
2  pers,  sg,  wie  thraostä  J.  'M,3;  4«,  7  oder  pL  sei,  will  ich  nicht  entscheiden^ 
Die  stelle  iät  im  Zusammenhang  schwer  veratändiicL 


Beiträge  zur  alihaklri^chen  lexicogmplile. 


141 


&  tradilmnelle  exegese  eine  spätere  Institution  für  die  frühere 
isÜ  anticipierte,    ist  von   ihrem   befangenen    Standpunkte    aus 

.'  f  •    I/^lich»    für   uns  aber  ebensowenig!:  massgebend,    als 

!   I    >'rj,fnfi  seine  ausgebildete  Vedäntapbilosophie   oder  sein 

minutiöses  rltual  in  die  dichtungen    der   alten    indischen  rishi 

nirägl.     Dass  der  begiiff  der  reue  den  alten  Zoroastriern 

-    d  gewesen  sei,  behaupte  ich  keineswegs,    aber  eine  grosse 

rolle  spielte  er  nicht.     Um  von  einer  sündenschuld  entbunden 

m  werden  fordert  das  rellgriö^e  gesetz  des  Avesta  in  erster  hrnc 

dne  äusserliche  sühne,   körperliche  Züchtigungen,   bussen  oder 

mühsame  ausführung  gemeinnütziger  werke.     Dem  hinweis 

aoaloga  in  senntischen  s|.)rache  lege  ich  keinen  sonderlichen 

h    bei;    heranzielumg    und    vergleichung    von    semitLschon 

htiitHjtui>gsGbergängen  oiler  construktioneo  haben  der  zendpliilo- 

iogie  von  jeher  mehr  unklare  und  unrichtige  Vorstellungen  ein- 

petragen  als  wirklichen  aufschluss  gebracht. 

Warum  aber  sollen  wir  unseren  zuverlässigsten  führer  auf 
fSesem  gebiete,  das  sanskrit  des  Veda  verschmähen  ?  Auch  hier 
Msst  er  uns,  wie  ich  zeigen  werde,  nicht  im  stich.  Rv,  8^50,17 
iesen  wir:  ^n^vmiüm  hl pracckisah  praifjanfam  ]  domh 

kf^uäha  (jivase.     Das  heisst:     Ihr  weise  götter  lasset  jeden   am 
',    der  aus  der  schuld  zurückkehrt,  d.  i,  aus  dem  schuld- 
Itnii^s   durch    sühne   und    dergleichen    iieraustntt    in    das 
'.  wie  ein  stehender  ausdruck  des  Veda  lautet,  die  auf 
iloji  lastende  schuld  von  sich  abwälzt.     Eine  ähnliclie  Vorstellung 
r«'-'/    auch    dem    altbaktrischen    ausdrucke  paitlta    zu   gründe 
Darnach    niöctite    ich  den  Worten  jiaiHiu  und  imülti 
iiizelnen  stellen   folgende  deutung    geben:    Vd.  7,  51 
,n*    aetueshäm  jut   (hkhmanäm  avavaniem  mazo  viMnajiU 
he  Umus   anhat  paiiitem    h(^    m<md   anhat    paillt^m   vaco 
ein  skjaothnetn  >urid  wer  mir  von  diesen  leielienstätten  so 
■inebnei,   als  seine   körperlänge  beträgt,  von  dem   ist  zu- 
gekehrt oder  gewichen  jeder  (böse)  gedanke,  gew  ichen  jedes 
(böse)  wort,  gewichen  jede  (böse)  tliat«  d,  h*  die  bösen  gedan* 
'       n.  s,  \\\  sind  rückgängig  gemacht,    lasten   nicht   melir  als 
li   auf  ihm,  sind   wieder  gut    gemacht  oder  ausgeglichen, 
wmm  wir  im  deulscJien  nach  einem  ausdrucke  suchen,  welcher 
im  »ön  von  paitüa   an  allen  stellen  am   ehesten  wiedergibt. 
Der  ausgesprochene  gedanke  wird  durch  die  folgenden  worte 
yumräem  M  manu  u.  s.  f.  >ungescliehen  gemacht  ist  jeder  (böse) 


143 


Karl  Geldner, 


gfedanke«  leicht  variiert.     Die  Worte  nmnSf  msco  und  skjaothnmti 
stehen  prägnant;    dass  nur  von   bösen  bedanken  die  rede  sein^ 
kann,  ist  klar.    Unverändert  kehren  die  nämlichen  Wendungen 
Vd.  13,  7  wieder.     Vd.  15,  1   stehen  nebeneinander  (skjaoihta 
varsta)  frai^sta,  apaitUa,  anmvarsta  begangene,  nicht  gutgemachte, 
nicht  ungeschehen  gemachte  sünden.     Vd.  3,  19  fl.  schreibt  ein 
nach  unseren  begriffen  grausames  gesetz  vor ,    dass  man  einen  ^ 
alt  und  untauglich  gewordenen  leichenträger  köpfen  und  seinen  ■ 
leichnam   den  aasgeiern    vorwerfen  soll     Um    das   grausame  ~ 
dieses  brauches  wenigstens  scheinbar  zu  mildern  ruft  man  dem  ^ 
also  getödteten  folgende  troslworte  nach:  V,  20  aväo  )i%m  paiti^ 
miiJmmU  vU-pem   du^nmfemca   dnzJiMiJiiemea   duzhvarstemca  (21) 
jt^zica  M  anja  agha  skjaotknu  fravarsta  paitita    M   cUha    äai 
jHi  se  anja  aglia   skjaotlma  nmt  fravarsta  paititem  oM    tmrs     , 
javaem  javaMäiuSea  j^dieser  kehrt  um  (hat  sich  bekehrt)  ^)  von  ■ 
jedem  bösen  gedanken,  worte  und  werke.     Wenn  er  noch  andere  ™ 
sfmdeo  begangen  hat,  so  ist  die  strafe  dafür  ausgeglichen,  w^enn 
er  keine  anderen  stinden  begangen  hat ,  so  ist  es  für  alle  zeit 
gut  gemacht*.    Das  soll  wol  heissen;  Wenn  noch  andere  sünden- 
sehuld  an  ihm  haftet,    so  gilt  die  hinrichtung  zugleich  als  die 
irdische  strafe  hierfür;   ist  er  aber  frei  von  anderer  schuld,  so 
ist  die  schuld,    welche  er  durch  seinen  beruf  als  leicheiiträger 
auf  sich  geladen  hat,  für  alle  ewigkeit  von  ihm  genommen* 

paitUi  Vd.  18,  68  (Wer  ein  weib  wahrend  ihrer  regeln 
mit  wissen  und  bewusstsein  beschläft)  hat  anhe  arti  fmtüis 
hat  auM  m;ii  äpcretis  »gibt  es  eine  rückkehr  davon,  gibt  es  eine 
sühne  dafür«  d.  h,  wie  kommt  er  von  dieser  schuld  los,  wie 
sühnt  er  sie?  Man  sieht,  dass  in  allen  stellen  die  ableitungen 
von  paüi-i  im  zend  wesentlich  —  nur  unter  anderem  bilde  — 
den  begriff  der  sühne  involvieren  2). 

Wurzel  bu§,  büg. 

Als  grundbedeutung  ergibt  sich:  losmachen,  losbinden, 
ablegen.     Jt*  1, 17  ahmjtmifmnem  vä  aiwljümifmjamm  aimijäon- 

^)  wörUich  »wendet  sich  gegen«.  paüi-mM  gibt  genau  das  praÜ-i 
der  oben  cltierten  Vedaslelle  wieder,  nur  in  der  coiistrnktion  ~  dort  mit 
abL  liier  mit  accus.  —  differieren  beide. 

*J  Spieijel  mid  Justi  legen  auch  dem  verbum  paüi-i  Vd.  4,  49  die  Be- 
deutung »bereuen«  bei »   indess   ist   die   stelle   im    Zusammenhang    schwer  | 
verstHndlich  und  lässt  jedenfalls  für  die  auslegitng  von  paititu  keine  folge- 
rung  zu. 


Beiträge  zur  allbaktrischeii  lL»xicograi)hie. 


143 


{  hyfüjatmto  »den  gürtel  umlegend  oder  de»  gürtel 
ablegend.« 

Hieraus  entwickelt  sich  der  begriff:  freimachen,  befreien, 
emellen.  äsöhu^  aus  noth  befreiend,  J.  62,  6  und  Jt.  13,  134 
jds  beiwort  von  frazainti  der  nachkonimenschaft,  deren  besitz 
damaligen  zweiten  eine  lebeiisfrage  war  und  Vd.  18,  6  neben 
(siehe' unten),  haokhtar  befreier.  Vsp.  7,  3  ja  nuräm 
fifereptäcif  \  tanvo  haokhtärcm  dtidhäiH  j  »Welche  (genie  des 
Äges)  selbst  in  der  gefangenschaft  (locat.  von  mgerepii)  den 
rn  einen  befreier  der  person  schafil«,  Jl.  4,  3  täo  bügat 
(ishavanem  »er  (lies  h^),  Mu?)  errettet  den  gerechten 
ioaniit.  Jt,  15,  47  haoca  nämu  aJimi^  bukhtis  nünm  ahmi  »ich 
he&m  befreier,  ich  heisse  befreiuog^ ;  parallel  stehen  iarotbaeshäo 
und  ähnliche  ausdrucke.  Auch  bmca  scheint  auf  eine  wurzel- 
foni]  buc  =  bti^  zurückzugehen. 

Weitere  bedeutungsmodiOcationen  von  huj  sind:  durch- 
bringen,  erhalten  (das  leben):  Vd.  7,  71  qaräty  mmt  M  arti 
mrjo  arethem  jat  ustänefn  htm§ajM  »(ein  krankes  weib)  soll 
essen,  denn  das  ist  ein  grösserer  nutzen  füi*  sie,  wenn  sie  ihr 
leben  fristet«. 

Entfernen,  beseitigen:  JL  14,  iGjmpeshmwii  ^dreni  btmgatnti 
cgerqitemcit  (jrmihem  a2tai<ha  apaqanvamti,  »Welche  (sprüche) 
trfbst  einen  dieb  (wenn  s.  v.  a.  peshovdremüit)  verscheuchen 
BDd  auch  die  gezückte  waffe  zurücksch wirren  lassen«.  Auch 
ier  zweite  theil  des  compositums  ^Mrihaogha  Jt  14,  57  dürfte 
llich  unter  diese  wx.  huij  tu  stellen  sein.    Der  erste  theil  rmrl 

\  vorläufig  ein  non  liquet.  Steht  etwa  ^äiri  für  ^äirja 
ond  ist  dieses  eine  bildung  aus  ^ära^  ^ru  =  sk.  ^{xrana?  Der 
a^aininenliang  der  stelle  gibt  keinen  genügenden  aufschluss. 

Nach  dieser  darlegung  halte  ich  eine  Zusammenstellung 
Too  iwjf  mit  sk.  \hhu^^)  für  hinfällig^  auchgoL  baugjan  »fegen« 


'i  Beiläafig  eiiie  kunse  bemerkung.  Ludwig  bemerkt  in  der  vorrede 
Bßö  Tf  hnnd  stüner  RigvedaiSherselzung,  er  habe  der  wz.  bhn^  inehrt'acb 
^  ;  »fegen«  gegeben  und  zwar  geslfitzt  auf  die  bedeutimg  der  wz.  im 

t  :  .  !  ij,  h.  auf  die  bei  Justi  angesetzten  bedeutungen)  und  auch  im  goti- 
«tiflL  Ich  habe  mir  zwei  soleber  fülle  notiert:  10,  106,  4.  1,  33,  *J.  Ander 
«»ten  (hiraneva  bhußjäi)  h^gt  die  deutung  von  hhwjjm  ganz  von  der 
g  des  dunklt'H  worte^s  kirattxi  at>»  Die  öberstetzmig  »besen«,  wie 
hvig  gibt»  ist  völlig  geratben  und  kann  j^ich  auf  keine  weiteren 
Wi\  stützen.    Nacli  Av.  iä),  133,  L  2,  wo  kirmia  gleicbfalls  »m  dual 


Kar)  GüldiiLT, 


in  iishuugjan  lie^t  begrifflich  etwas  weit  ab.  Auffallend  erinnert  \ 
aber  wz.  bu^  in  allen  ihren  bedeutungsnüancierungen  an  st 
mt*c  {vgl.  ämhug  neben  anJiomnc  und  beachte  auch  die  nasa- 
lierung beider  wurzeln).  Damit  will  ich  jedoch  keinesw^egs 
behauj*len,  dass  bmj  und  muc  wirklich  m  idenlificieren  seien,  ' 
Dcigegen  spricht  einmal,  dass  der  Übergang  eines  m  in  b  mit 
Sicherheit  nur  in  solchen  fallen  erwiesen  ist,  in  welchen  ein  nach- 
folgender cousonant  mit  im  spiele  war,  und  zweitens,  dass  sk, 
muc  schon  in  der  gleichen  forai  im  Zend  vorhanden  ist,  aller- 
dings nur  an  zwei  stellen  und  nur  mit  praep.  paitis  =^  paiti. 
Es  sei  immerhin  auf  die  merkwürdige  ähnlichkeit  beider  wurzeln 
hingewiesen. 

Die  indische  wun:el  3bhn4j  wüsste  ich  im  Zend  als  verbum 
nicht  zu  belegen,   wol  aber  in  einigen  Substantiven:  hug  busse, 
entgett  (vgl.  PWB.  3  hhtuf  3)  J.  31,  13  je  va  kagetis  a^nhö  | 
ä  niajiisfäm  aßamaife  hüijcm;    voder  wenn  einer  für   eine  kleine 
verfehiung    die    liöc liste    busse    eintreibt«    (Roth),      baokhshna 
(kwshna)  genuss  oder   was    man    geniesst,   gebraucht,    besitz, 
habe.     Vgb   sk.   hJw^ana,     Jt.  4,    1   asem   dadhäm   huurvatäUi 
narüm    ashaonmn    aväo^    rafnmrca    haokh^hndo^ca   q'tiäo^jca^)\ 
»Ich  verlieh  den  gerechten  männern  Wohlfahrt,  hilfe,  Unterstützung, 
genüssu    und    gedeihen«,      J.    9,    27    amäica  thtvd   —   niävöja\ 
u^mmruje    tunuß    thrimdica  jat  pournhaokhshnahe    »um    krafl  I 
spreche  ich  dich  an  für  mich  selbst  und  um  schubs  für  meiii| 
reiches  besit/.thum<c. 

markant 

Justi:   )«^tröpfetnd?   von   der   feuchtigkeit    in  den   bäumen,, 
Fruchtwasser  pl.  acc.  dpa  —   J.  38,  7*«     Auf  diese  höchst  un- 


gebraucht wird,  krumite  man  elter  veniiuthen,  dass  es  ein  obseöner  name 
der  weiblichen  geschlechb?theile  sei;    also  wäre  10,  106,  4  zu    ühei^selxen ? 
wie  der  weildiche  schooss  mm  gemessen,    1,  33,  9  werden  die  ^vorte  pari  \ 
jad  rodasi   ubhe  abubhwjlh   »als  du    beide  wellen    ausfeglest«    übersetxL, 
aber   1,    100,    14  jai^iu/asram  {'avam    tmtnam  uW^mn  paribhugad  rodoBiA 
vi(;vatah  sim  v^dess  nn  kraft  uuersebrip flieh  preislied  sein  Wohnhaus«    das 
von  allen  selten  uinycbliesst  die  beiden  weiten-    Mit  welchem  rechte  darrj 
der  ribei'se(ztn%  wetni  er  au  der  letzten  stelle  pari-hhug  mit  «umschliessefic  | 
erklärt^  an  eiiici  andere»  stelle,    welche  eine  uiiklicbe  parallele  zu  jener  j 
iislt  dem  gleichen  ausdrucke  eine  ganz  abweichende  deutung  unterschiebeD  ?  ( 

^)  Bis  auf  rafnao^^ca  fast  vollkofumen  indische  worte;  in  SiUiskrit 
übersetzt  lautet  obiger  »atz:  ahath  dadfiäm  sarvattUir  naräm  ridüandm 
avdmica  bho^ammca  suvitaniccL 


^itr9ge  »IT  altbaktrisehen  lexico^aphie. 


löchere  annähme  gründet  Grassmann  seine  erkkirung  des  vedi- 

sumeka:     »segensreich;    ursprünglich;    schön    trluifehid 

[(Zend    rnaekant).*^     Wie  kommt  aher   Justi   zu    der  hedeiitiing 

»Iröpfehidi  ?     Er  schreibt  sie  einfach  Spiegel  nach  und  Spiegel 

wiederum^  den  hier  seine  Lradition  im  suche  zu  hissen  scheint, 

^knüpft  markant  an  sk.  nwka   in  mmcka,    welch   letzleres  wort 

Säjana  nach  einer    wie    gewöhnlieh   verunglückten   etymologie 

mit  trMäananieliafia  umschreibt.  Das  liat  Grassmann  schwerlich 

g^eahnt,    dass  er  nach  einem   umweg  durch  einen  wahren  cir- 

culos   in  demonstrando  zuletzt    doch   auf  die  von  ihm  sonst  so 

wenig  respektierte  commentatorenweisheit    zurückkommt*?     Icli 

schlage   den   entgegengesetzten   weg    ein.      Warum   sollen   wir 

denn   an  der  rieht igkoit  der  im  PWB,  für  sumeka  aufgestellten 

bedeutung   zw^eilehi?     Sie  lilsst  sich  etymologisch  rechtfertigen, 

gibt  auch  an   allen    stellen    einen    passenden    sinn ,    während 

Grassmanns   erklarung   oft    nur    ein   farhloses,    nichtssagendes 

bawort  daraus   macht      So  wird   nmgekehrt  ein   ruekschluss 

fon  $unieka  anf  inaekant  erlaubt  sein.     J.  38,  3   werden  drei 

«rtcn  von  wassern  unterschieden:  apn  maekaintl^m  Jtebvainttsea 

fmätMatM.     Nur  das  letzte  wort  ist  deutlich;  es  bezeichnet  die 

ftkssenden  oder  hervorquellenden  wasser,  das  zweite  ist,    wie 

CS  dasteht^  unverständlich,   ohne  coiijektur^)   wird   man  damit 

nicbl  zurecht  kommen.     Wie    dem  auch  sei,    dem  zusanunen- 

luuig  widerspricht  es  nicht  zwischen  ap6  mat^kainffs  und  frava- 

einen  gegensatz  zu  suchen,  mmkani  zu  simuika  zu  stellen 

darunter  diejenigen   wasser   zu   verstehen,    welche   einen 

len  gmnd  haben,    weder    fortfliessen    imch    in    den  hoden 

Ä!kem,    Bis  wären  sonach  seen,  teiche  und  dergleichen  gemeint. 


mad. 

Dass  neben  den  Substantiven  nmd,  mmlha  »hegeisteruifg» 
raa^d^t  auch  das  verbum  »«od  im  Avesla  zu  belegen  ist,  hat 
Qian  meines  wissens  bisher  iibersehen.    Vsp.  8,  1 


')  Dnrcli  ätidening  eines  einzigen  btichstaben  —  b  In  d  {b  imd  d  sind 
*■  Zm4  tiemlieli  ätinliche  fichririzeichen  und  in  den  tiatidscliriflen  Iiüufig 
^TUwcWll)  wird  aus  dem  hebvaintU  ein  verslilnd liebes  in  den  sinn  nnd 
tm<Tihang  der  stell*?  sicti  schöji  fügendes  hmdvaüU  d.  i*  nacli  der 
i!i3i  gruphischen  eigenthömliclikeit  fMtduvaittM  =  ^sindhuvatis, 
^Uihi  der  vocal  ^  nicht  entgegen,  denn  auch  Vd.  1,  19  lesen  die  meisten 


u& 


Karl  Geldner» 


aSki  vom  madhajm^ia  |  ahi  vcLca  qaäoßanlm  \  ahnrd  UMl 
aslmva  |  »An  diesem  spmche    freue  dich  (=  sk.  mndajasva), 
auf  dieses  (säiigers)  spruch    komme    herb(}i ,  gerftchtor    Almra 
Mazda<<.      Die   beiden    verbalibrmen   sind    woiil    nur    defekte 
Schreibweisen  für  nmdftaJanuJia  uiid  Qadajanulm. 

jaona. 

Für  Jaona  lassen  sich  zwei  geschiedene  bedeutungen   fest- 
stelten.  h 

1)  Lauf,  bahn,  bett  der  flüsse;  richtung.  ■ 

JL  8,  35  j6  avmJhdt  fravazAÜi  \  —  düraPurvae^em  paiti 
pantäm  [  baghohakktem  paiti  jaonem  |  fraikwarstem  j)mH  äfen-  m 
i'Cm  I  »Welcher  (Tistrja)  dort  seine  in  die  ferne  führende  Strasse,  m 
seine  von  Gott  bestimmte  bahn,  die  festgesetzte,  von  wasser 
(d.  h.  dijnsten  und  wölken)  erfüllte  ziehte  Aehnlich  heisst  es 
Jt  13,  54  von  den  bisher  in  ihren  quellen  verschlossenen  ge- 
wässern  und  den  iin  boden  zurückgehaltenen  kräutern :  ä(U 
im  miräm  frafnceiiti  \  mazdadhätam  paiti  pantäm  \  baghSbakJdem 
pßiti  jaonem  u.  s.  f.  und  fortan  fliessen  diese  (gewasser)  liervor 
(aus  den  quellen)  auf  dem  von  Mazda  geschaffenen  wege,  in 
dem  von  Gott  ihnen  bestimmten  bette  —  V.  5ö  ä^U  iäo  nüräm 
fraokJiskjeinti  \  mazd^idhäkm  ™  jaünem  frathwarshm  paiti  sru- 
vänem  »und  fortan  wachsen  diese  (kräuter)  empor  auf  dem 
von  Mazda  geschalTenen^vege,  in  der  von  Gott  ihnen  bestimm- 
ten richtung  (d.  h.  in  die  höhe,  nach  oben)  zur  festgesetzten 
zeit«.  Dieselben  ausdrucke  kehren  auch  Vd.  21,  5  wieder  uod 
bezeichnen  dort  die  bahn,  welche  die  sonne  am  himmel  be- 
schreibt, Vd.  21,  4  ist  der  überlieferte  text  augenscheinHch 
entstellt;  am  meisten  anstoss  erregt  die  form  häm'jmtmhho; 
der  sinn  verlangt  neben  n^ehista  einen  imperativ,  wie  auch  im 
folgenden  richtig  fxiirika^mnnJia  steht.  Die  einfachste  abhilfe 
ist  Mmjaitanuha  d,  L  jqjatmiuha  (vgl  jajata  \\  2)  alsimperat, 
perfp  herzustellen.  Angeredet  scheint  das  von  der  erde  auf- 
sleigende  und  als  regen  wasser  wieder  zur  erde  zurückkehrende 
w^asser  zu  sein.  Darnach  lassen  sich  die  worte:  uechista  häm- 
jaetäonko  jamiemcu  ani  mnica  mmai  avi  jaofiemca  u^ista  pairp- 
imezantihu  ßhe  zäihmm  vakfishaeca  jamiem  dadhM  ahuro  nkigdäa 


hss.   hciidu^  und  J.  57,  29  wenigstens  die  Vend.  Sädes  hcndvd.    An    der 
obigen   stelle  worden  danach  in  der  reilie  angerufen  die  teieliwasseTf  di«  I 
flusswasser  und  die  quell  wasser. 


Beiträge  zur  altbaktrischen  lexicographie. 


Hl 


iiUhungsweise  so  wiedergeben:  »erhebo  dich,  richte  deinen 
nf  zur  erde»  zur  erde  deinen  lauf,  erhebe  dich  .  ,  .  .  dem 
bei  seinem  entstehen  und  zunehmen  Ahura  Mazda  einen  weg 
machtec.  Für  pairihcU-samilia  verzichte  ich  vorläufig  auf  eine 
erkläruug. 

Unter  diese  nibrik  lassen  sieh  folgende  Zusammensetzungen 
rnil  jooYia  stellen: 

hväjdona  wegsam*  Jt.  IG,  3  hva^jamirnnho  pantuno  \  qäpai- 
%rqj6  I  qäiacina  raeura  |  huperetimn  äfs  navaja  ^^wegsame 
plade,  gepfadete  berge,  gangbare  Wildnisse,  überbrückter  ström«, 
seinen  weg  gehend,  unbehindert,  unbeschränkt,  Jt.  14,  28 
beiwort  des  Verethraghna  genius  des  sieges  neben  hvükhsta 
»beliarrlich«  und  Jt.  IG»  1  als  beiwort  des  mazdajacnischen 
glaubens  neben  uptkuirja,  moshuMirja. 

hujiiona  eine  gute  (ebene,  freie)  bahn  habeud,  jierethujaotia 
eine  breite  bahn  habend.  Jt.  13,  29  jmhujaonm  im'dhnjamuio 
rav6fraothnmnd  »welche  (Fravashi)  eine  gute,  breile  bahn  (auf 
ihrer  fahrt)  haben,  im  lauf  schnauben«.  Für  beide  worte 
findet  sich  die  abweichende  lesart  jV*«^ö,  welche  jedoch  an  der 
bedeutung  nichts  ändern  würde, 

va^ojaona  iL  13,  34  seinen  freien  weg  habend,  seinen 
Oreien  weg  gehend;  gleichbedeutend  mit  vae6jä}m  Jt.  10,  GO. 

harmUijamia  lastgang  habend,  lasttragend,  belastet;  vom 
süer  \L  17,  55. 

khsJiapaJaona  Vd,  13,  47   bei  nacht  streifend:  dieb,  band. 
2)  Aufenthaltsort,  heiniat* 

Zunächst  in  den  zusamnienseUungen  hväjaofia  und  ashAjaonck 
li,  3f  4  garmmdnem  almruM  hva^aonem  »das  Garölmän  ist  die 
heimat  des  Ahura  Mazda«.  In  demselben  abschnitte  heisst  das 
Garötman  ashajamiem  der  aufentluilt  der  gerechten.  In  V.  3 
des  gleichen  Jasht  könnte  hvüjaana  concret  den  hausgenossen, 
angehörigen  bezeichnen;  indessen  will  ich  diese  deutung  nicht 
als  sicher  hinstellen. 

Das  einfache  Jaana  wüsste  ich  in  dieser  bedeutung  nur  mit 
xwei  stellen  aus  dem  Avesla  zu  belegen.  Die  eine  ist  Vd.  4, 45, 
Ich  muss  hier  freilich  um  den  Zusammenhang  des  ganzen  ab- 
«hnittes  (V.  44  —  45)  khir  zn  legen  etwas  weiter  ausgreifen, 
lumal  ich  mich  mit  SpiegeFs  fassung  nicht  einverstanden  er- 
klären kann.  Der  text  lautet  bei  Weslergaard:  V.  44  j(üm  idha 
^^ßatd  hämodaena  ^a^än  hmthra  vä  hakfiaja  vä  slmetocinauM  t4 


148 


Ksirl  Geliliier 


näiricinanho  i;r?  khrafucinanho  vtt  jSm  sha^toemanho  (ßm;än  häm 
idhfi  shiii^iem  hämhdrajen.  j^si  näiricinanM  tja^mi  upa  vä  «dtrf- 
käm  vädhajaMa.  jfsi  kkrutnananho  gnfßn  upii  vä  muthreni QyentemX 
manieki   (45)  pournmca  nufme   apü  aparemca  pminimca  riaSmS 
kksli&fnr   a]Miremra   ukhshie   khraihwe   vulrnvanuhe  asluU  ashica 
nmnanlmnu    ti/chshne    khraihiv^    jamiem  ärtf^  mmdhjdi   agnämcaA 
khshafndmeu  avanhahduMa  paiii  arni  paiti  khshafn/'  vii'pctn  d  ahm^t  1 
jat  tdo  fraväo  drengajän  jäo  paurva  aethrapatujo  dretigajän. 

Man  sieht,  die  deutung  der  worte  sliaSidänanht  nMriciftanh, 
khratudfmnh  intsbesoiidere  des  zweiten  ^liodes  dfmnh  ist  für 
die  aülTassung  des  ganzen  massgebend.  Jiisti  fiüirt  dieses  cifmnh, 
wie  ich  auch  thne»  auf  1  ei  (im  sk.  wb.  2  dj  zurück.  Mit 
welchem  rechte  darf  er  dann  den  begriff  der  sühne  noch  in 
das  wort  legen? 

In  den  vorangehenden  paragraphen  ist  allerdings  von  unter-  ! 
schiedlichen  strafen  und  bnssen  die  rede;    mit  V.  44   beginnt 
jedoch  deutlich  ein  neuer  abschnitt.     Den  textordner  mochte 
etwa  seiner  sonstigen  gewohnheit  gemäss  die   ähnlichkeit  von 
hämoskjaothna  in  V.  43    und  hdmodaSna  in   V,   44   veranlasst 
haben    unseren    abschnitt   hier  anzufügen.    Ich   lese   aus   den 
textesworten  nur  eine   beschränkung  des  masses  gewisser  an- 
forderungen,  weiche   man  an   den  mazdajacnischen  priester  zu  M 
stellen  pflegte.    Im  einzelnen  bedarf  der  text  noch  verschiedener  ^ 
Säuberungen.     Ausgehend  von  der  ansieht,   dass  wir  in  citmiil^ 
nur  den  begriff  des  wünschens  suchen   dürfen,  schlage  ich  fol- 
gende Übersetzung  vor:  »wenn  hierher  (zu  eineni  mazdaja(jnischen 
priester)  giaubensgcnossen  oder  brüder  oder  freunde  kommen, 
welche  geld  wünschen  oder  ein  w^eib  wünschen  oder  Unterricht 
(verständniss)  wünschen  (was  soll  er  da  Ihun?)  Wenn  sie  geld 
w^ünschend  kommen,  so  sollen  sie  (selbst)  das  geld  aufbringen^}, 
wenn  sie  ein  weib  wünschend  kommen,  so  kann  er  (der  priester) 
etwa*)   ihnen  ein  w^eib  zur  ehe  geben;   wenn  sie  kommen  um 
sich  unlerrichlen  zu  lassen,   so  soll  er  ihnen  den  heÜigen  text  - 
lehren^),    im  ersten  und  letzten  theil  des  tages,    im  ersten  und  \ 
letzten  theil  der  nacht*),  bis  er  (der  lernende)  es  durchgehend 

")  Man  beachte  den  wechsd  des  nmuenis  zwischen  hätajm  und  vädkrijaeta, 
*)  vä  fakultativ  wie  im  indischen. 
')  vä  vor  mitthrf^m  iPt  wahrscheinlich  interpoliert 
*)  d.  h,  am  morgen  und  ahcnd;  naeme  ist  dual:  die  beiden  thcile  den  j 
erraten  und  letzten. 


Beiträge  zur  mUbaktri sehen  lexicographie. 


149 


iunnier  aufs  noue  wiederholend,  vi-dm  durchlaufen)  niit  seinem 
»eßtande  (khratJma  der  v.  1.)  richtig  (askdi)  begriffen  hat 
'^  zu  mhi,  ukhshja).  In  redlichkcit  und  deniut  (lies 
>Uia  mit  der  v,  1,)  bleibe  er  (der  lernende)  bei  ihm  zu 
?*),  bis  er  es  mit  seinem  verstände  begriffen  hat;  in  der 
aitle*)  der  tage  und  nachte  aber  soll  er  rulien  jeden  tag  und 
jede  nacht,  und  zwar  soll  das  so  lange  fortgehen,  bis  er  alle 
die  Worte  im  gedächt niss  hat,  welche  die  früheren  priester  im 
jtdäcblniss  hatten«. 

Dass  der  laie  sich  in  allen  lebensfragen  gern  an  den  priester 
als  den  Vertreter  der  intelligenz  wandte,  werden  wir  begreiflich 
Wen*     Mit   rein   materiellen    bedürfnissen    des  laien  hat  der 
priester  nichts  zu  schatTen ,    bei   eheschliessungen ,    einem  akte 
^^p  bürgerlichen  lebens,  der  scbon  in  das  religiöse  gebiet  streift, 
'er  seinen  einOuss  geltend  machen.     Verpflichtet  ist  er  da- 
[tn  einem  lernbegierigen  unterriclit  zu  ertheilen.     Der  unter- 
steht freilich  auf  selir  niedriger  stufe;  es  ist  ein  einfaches 
auisches  auswendigleriien  der  heiligen  texte,   Waresindcss 
^  Brähmanazeit  in  hidicn  anders? 

andere  hierher  gehörige  stelle  ist  JL  5,  87.  thwäm 
vadJir^  jaona  \  khshafkra  himhm  gaidhj(miii  \  kikhiwinca 
%itim.  I 

hier  ist  nicht  alles  in  Ordnung,  hväkäo  ist  kein  wort; 

tnäctisten  liegt  hväpno  zu  eniendieren,    derm  p  und  h  sind 

zn  verwechsekide  srhriftzeichen.     Auch  jaona  gibt  keinen 

itde  uns  für  diesen  Jasht  eine  eben  solche  reiche  aus- 

m  handsclu'iften  zu  geböte  wie  für  den  Vendidad,  so  bin 

iijberzeugt,    dass  eine  oder  die  andere  wie  oben  auch  eine 

ne  liefern  würde.     Denn    dies  ist  wollt   die  richtige 

aer  liürfen  wir  an   einen    locativ  juonu  eines  themas 

1  denken?   die  cilierten  worle  übersetze  ich:    »dich  sollen 

lickle  Jungfrauen  im  elternhause  um  besitzthum  und  einen 

liigen  hauäherrn  d.  h.  gatten  bitten«. 

Die  hier  gewonnenen  zwei  bedeiitongen  für  jamia  sind  zu 

en,  als  dass  wir  sie  unter  einem  elymologischen  gesichts- 

fereuiigen  könnten.     Man  wird  künftig  zwei  arlikel  jV^^a 

'}«me  hamlschrift  liest  jaone^  dach  lUsat  sicli  aucli  der  accus,  jaonan 

^niM  vertheidigen. 

')  ich  rennutlie  maüUijöi,  local. 


dk 


Auch 


Eilt: 


MO 


Karl  Geldner, 


aasetzen  und  dem  einen  wz.  ju,  nebenform  zu  ja,  als  etynionj 
XU  gründe  legen,  in  dem  anderen  auf  sk,  joni  verweisen  müssen. 

vereisda 

hat  nichts  mit  einem  fingierten  verbuni  varesdä  noch  mit 
zu  tliun,  sondern  ist  partic.  pass.  ?on  vared  and  mit  sk.  vrd 
identisch.  Jt.  13,  81  jmhe  m%'a  mäthro  Qpento  |  —kdirpa^ca.  ja 
roMhißOJHti  \  grmU  ameshanäm  ^pentanäm  \  verudao  ameshanäm\ 
gpentunäm  »dessen  (Ahura  Mazda'^)  seele  das  heilige  wort  ist  — | 
und  dessen  leiber,  die  er  sicli  anlegt,  die  schönen  (leiber)  derj 
Ameeha  ^penta,  die  erhabnen  (leiber)  der  Amesha  Qpenlaj 
sind«.  J.  46,  3 

kaää  mcusdä  \j(U  ukh$h4nd  agnäm 
ünhius  dareihräi  \  fro  ashahjä  frdrmU 
vereisdäis  gmighäis  \  ^aoskjantäm  kttrcUavö 
iWann  werden,  o  Mazda»  die  erheller  der  tage  hervorkommeo^ 
zur  erhaltung  des  gerechten  reiches,  mit  ihren  erhabnen  warte 
die  Unterweisungen  der  ^'aoshjant«? 

2,   ^ara. 

Neben   dem  Substantiv  ^ra,  welches  analog  dem  wurzel- 
verwandten indischen  rarami,  van^mn  und  raiä  »scluitz»  zuflachts-l 
ort;   Wohnung,     behausung«    bedeutet^),    setzt   Justi   noch  einj 
zweites  adjektivisclies  fara  von  wz.  far  an  und  erklärt  es  durch] 
»liegend,  der  niedere«*     Hat  schon  die  etymologie  ihre  beden- 
ken —  demi  WZ,  ^ar  heisst   entweder  zerbrechen  oder  sich  an- 
lehnen —  so   erregen  die  sonderbarsten    grammatischen   con- 
struktionen,    welclie  besagter  artikel  zuinuthet,    noch  grösseres  1 
befremden.      Nur  eine    locativform  ^airP  wird  belegt   und   im) 
ganzen  sieben  steilen  beigebracht,   von  welchen  die  funr  ersten] 
den   gleichen   gegenständ    behandeln    und  in    itirem   wortlautej 
ziemlich  übereinstimmen.     In  allen  muss  die  ab  Wesenheit  eines 
verbums  naeli   der  Jüsli^sehßn    erklärung    auffallen,    und    ich 
finde  dasselbe  eben  in  {airS  oder  {xiSre  —  zwischen  beiden  schreib-| 
weisen  schwanken   die   haiidschriften  —  das  ich  ohne   beden- 
ken =^  sk.  iwe  3  pl  med.  von    gl   setze.    Audi    ist    der   textj 
bei  Spiegel   und  Westergaard  nicht   immer   gluck  lieh  gewählLi 


*)  rarahu  Jt,  10.  40  ist  bc,  pl.  von  ^aravh,  ^aras  und  dieses  die  altere 
und  ursprünglichere  form  des  indiscJien  ^iras, 


Beilräge  zur  altbaktrischen  lexicographie. 

Ziefal  man  jedoch  die  vanaotenliste  zu  rathe  und  beseitigt  man 
die  vielen  unberechtigten  gleichmactmngeii  der  woiiausgänge, 
Ä>  fallen  die  Schwierigkeiten, 

Voran  schicke  ich  als  die  instruktivste  stelle  Vd.  7,  47 
drägö  Mrumnem  gairS  mmhßhe  irigtaliS  sem^  nikante 
hwainü  und  die  aritwort  darauf  v.  48  pa^m  panca- 
^Mre^ß^m  ^lire  niashjehe  iri^taM  semi  nikanU  IwatBemo 
Neben  mmhjäie  irirtaM  ist  die  lesart  nmshja  iri^ta 
gui  bezeugt  und  an  stelle  von  nikante  liest  wenigstens  im  zweiten 
mUe  die  Ed.  Bomb,  nikanta.  Beide  tesarten  —  der  späteren 
und  laxeren  zendgraniniatik  geläufige  formen  des  nom.  pl.  -* 
aellfiilien  mir  die  einzig  verständlichen  zu  sein  und  müssen  auch 
in  den  folgenden  stellen  festgehalten  werden  %  Darnach  über- 
setze ich:  >Wie  lange  zeit  liegen  todle  menschen  vei^graben  in 
der  erde,  (bis)  sie  zu  erde  werden*)?  Uebcr  tünfzig  Jahi'e 
liegen  todte  menschen  in  der  erde  vergraben,  (bis)  sie  zu  erde 
werden«.  Eine  vergleichong  der  übrigen  slellen  wird  diese 
inflbssung  im  einzelnen  bestätigen. 

Vd.  7,  45  evaniem  drago  ^ruvänem  fjuirf  nmshja  irl^ta 
mmi  mdh&iiS  (lies  nidJtaiaj  raocmaimi-varmu  kvareihrega  zemö 
hnmniu  V.  46  jdredra^o  gair^  masftja  iri^ta  smn^  nidhmte 
(wie  oben)  raoca^mvarmm  hvaredare^a  zemu  bavainti  »Wie 
knge  zeit  liegen  todle  menschen,  wenn  sie  auf  ^)  der  erde  nieder- 
|degt  unter  freiem  himmel*)  von  der  sonne  beschienen  w^erden, 
(bis)  sie  zu  erde  werden?  Ein  jähr  lang  liegen  todte  menschen 
IL  s.w.«     Dass  nidhäUe  zu  keiner  befriedigenden  erkhirung  fülui, 


*)  Sicherlich   ist  dieselbe   ümJerun^    auch   IQr  nikanU  und  anui'kanU 

Vd,  3,  M  geboten:  jat  aiiMo  zam  nikante  ^pimamt  iri^U  (V.  L  ^änagca 

irif<<r)  naraica  iri^ti  {\A,  naraca  iri^ta)  nmmtiti  järcdnHJü  anu^kenU  »wenn 

'"  ' '  er  erde  todte  liwnde  und  todte  meiisclien  vergraben  sind,  ohne  nach 

'liiJben  jähr  wieder  ausgegraben  zu  werden*.  Die  n^ierung  eines  verh. 

doreh  a,  an  ist   im   ganzen   gebiet  der  indagermanischeii  spracJien 

wii8€ns  unerhört. 

*)  Zu  dem  compositum    hioaizetn  vergleiclie  hvaimai^aiüi  gleich  gross 

^  Riebt  in  der  erde,    wie  Jusli  öJDcrsetEt,     Es   ist  hier  ausdrflcldich 
'  ^ifache  todtenstäUe  unterschieden:   uuf  der  erde,    in  der  erde  und 

dakbmaf^,   den  leichenlhfirmen. 
•j  tmtcaoaiunvarena  (richliger  wäre  raoc^üiwt^atma,  vgU  nimatomtoi' 

Vd.  8,  1)   iüt  compositum,    wörthcli:    da?i   himmelsHcht   atur   decke 


II 


152 


Karl  Geldner, 


I 


wird  niemand  bestreiten.  Vd.  7,  49  emntem  drdgo  jmwi 
gairS  mashja  irigta  dakkmS  nidhäta  (wie  oben)  hvafjmw  bavainti, 
V.  50  noii  nü  para  akmät  jat  aSsha  pä\mu  raefhwäi,  *Wie 
lange  liegen  todte  menschen  auf  eiueoi  dakbma  niedergelegt, 
bis  sie  zu  erde  werden?  Nicht  eher  (werden  sie  zu  erde),  als 
bis  er  (der  todte)  sicli  mit  staub  verbinde^  d.  h,  in  staub  zer- 
fällt«. Auf  die  letzte  frage  weicht  also  der  gesetzgeber  einer 
bestimmten  an t wort  aus.  Vd.  3^  8  kva  hifim  aühäo  zemö 
cLshdistem  jat  hü  paiii  fraSstem  gair^  nikantS  (lies  nikanta) 
gpdnaca  irieta  naram  irigta.  »Wo  ist  es  ZAveilens  am  unbehag- 
lichsten auf  dieser  erde?  Wo  am  meisten  todte  hunde  und  todte 
menschen  vergraben  liegen«.  Vd.  3,  12  jcd  M  pmii  (rarstem 
ugkmiti  jakmja  gair^  nikanta  (wie  oben),  gpäfiam  irigta  fmraca 
irigta  »Wo  man  am  meisten  aufgräbt  (den  boden)  in  w^elehem 
todte  huode  und  todte  menschen  vergraben  liegen«. 

Einfacher  erledigen  sich  die  zwei  noch  übrigen  stellen. 
Hier  steht  beide  male  gairS  neben  dem  loeativ  vare^dne,  vareg* 
äna  oder  v&rezena  stimmt ,  wie  namendich  der  gebrauch  in  den 
Gäthäs  darthut,  genau  zu  sk.  vrtjana  und  bezeichnet  theils  die 
viehhürde,  theils  die  umfriedigten  niederlassengen,  dorfschaflen 
und  gemeinden  der  menschen.  An  unseren  stellen  vertritt  es  ■ 
die  letzere  bedeutung  und  gairP  loeativ  von  1  gara  wird  dem- 
zufolge das  einzelne  haus  bedeuten.  Aller  zweifet  enthebt 
uns  J.  35,  7  toi  at  ve  verezjämnin  fracä  vätejdnuihi  ja  te  i^d- 
nmidi  ashaiijä  mt  {uirS  ashakjtt  vereismt^  »das  wollen  wir  thun 
und  anderen  lehren,  soweit  wir  es  vermögen,  in  jedem  hause  und 
dorfe  der  gerech tigk eil,  d.  h.  der  gerechtenc.  Hier  hat  Justi, 
dem  diese  parallele  entgangen  zu  sein  scheint,  beide  formen  M 
unter  die  richtigen  artikel  eingereiht.  Darnach  erkläre  ich 
auch  die  beiden  stellen  in  Vd.  15:  V.  20  ßri  tat  fragagdt  an- 
tare  gaire^  varesänP  kahmäi  mazdaja^matuTm  JiareMwem  harid  (21) 
jö  M  nazdisieni  nmdnem  Hzäugfu  aetahmdjt4S  paiti  hirethrmn 
m^pem  d  ahnt/ä  thrdthrem  kcreMivdi  Jat  arte  joi  rpdna  mgagün 
»Wenn  nun  (eine  schwangere  hündin)  in  ein  haus  oder  dorf 
kommt,  von  welchem  unter  den  Mazdajacniern  soll  sie  obdach 
bekommen?  Wer  am  näclisten  sein  haus  aufgeschlagen  hat, 
der  ist  ihr  obdach  schuldig  und  so  lange  soll  er  ihr  pflege  ■ 
zukommen  lassen,  bis  die  (jungen)  hunde  zur  well  kommen«. 
Hierzu  vergleiche  man  V.  23  fl.  Vd.  15,  17  j^zi  toi  fragagäi 
antäte  gairP  var^mtni  kahnud  muzdajagiianäm  hardhtrm  barät. 


I 


I 


I 


Beitrage  zur  altbaklrischeu  lexicographie 


153 


I 


J18)/i  kaminem  upaiti  ^iätoratüm  vd  a^tätoraimn  vdparudäimt 
iofoml&ämvä  piährämca  he  dadhäiti  vi^em  d  atiniM  tJiräthrem 
naväi  jat  ae^ha  jo  aperefiajüko  uzgarüi,  >  Wenn  (ein  schwan- 
geres raädchen)  in  ein  hau5  oder  dorf  kommt,  von  wem  unter 
im  Mazdajagniern  soll  sie  obdach  bekommen?  Wer  einem 
mädcheri  beiwohnt,  welches  mannbar^)  oder  nicht  niannbai\ 
verlobt  oder  nicht  verlobt  ist,  und  sie  schwanger  macht,  der 
«U  ihr  so  lange  pflege  aogedeihen  lassen ,  bis  das  kind  zur 
weH  kommt«c. 

Wurzel   fa. 
Eine  solche  stellt  Justi  für  das  altbaktrische  auf  und  deutet 
■*^»  »schneiden,   vernichtenc,   weiterhin  in  comjjositis  »beschä- 
men, vertreiben,  zufrieden  sein,  treffen«.    Ausserdem  wird  das 
^J'dische   f«  Zur   vergleichung    beigezogen,    welches    wiederum 
^wdcliende  bedeutuugen  hat.     Sieht  man  aber  genauer  zu,  so 
•^^  man  sich  von  der  unhaltljarkeit   der  in    dem   artikel  i^ä 
lebten  erklärungen  liberzeugen.    Viehiiehr  sind  formen  von 
verschiedenen  wurzeln  hier  zusammengeflossen,  von  welchen 
teiue  einzige  Qd  lautet;  nämlich; 

46,  8  je  vä  ni6i  jäo  |  guefhäo  daidi  aenanhe 

nöü  ah  ja  mä  \  äthris  skjaoHumäis  fro^jät. 
^l*  1, 18  fhdit  dim  nara  imM  ajmi  \ 

ndit  [atthao]  khshapS  oSsmodrütaM  | 
drukksmaimiiho  ava^ät  \ 
nait  akavo  noit  eakavo  \ 
Hier  hilft  uns  das  melrum  über  ade  Schwierigkeiten.    Wie 
»an  siehl,  fallen  auf  frogM  und  avagäi  je  drei  und  vier  silben* 
*ie  vokalLsierung  des  opLativischeo  j  ist  nicht  statthaft     Was 
^ideres  bleibt  noch  übrig  als  fm-a^Miind  ava-a^äi'm  trennen? 
das  ist  ja  der  im  Veda  so  häufig  wiederkeln^ende  optativ 
vrz.  o^.    Jetzt  wii'd  auch  der  sinn  beidei'  stellen  völlig  klar, 
Die  erslere  übersetze  ich:    »Wer  mir  meine  leute  vergewaltigt, 
durch  dessen  thaten  kann  mich   kein  schrecken  treffen    (denn 
^  wd  ilnn  selbst  zum  schaden  ausschlagen)«.   Und  die  zweite : 
►"Jtn  nmnn'^)   sollen  weder  an   dem  tage  noch  in  der  nacht 


I 


I  wiirUid):  den  regeln  unterworfen.  \^\*  sk.  rlu. 
')  leb  vermuthe  naretn,  darauf  weist  auch  die  lesart  nare  vou  M.  L 


154 


Karl  (l6ldtier, 


eines    vom    zorn  verblendeten,    bösgesinnten   speere   (vgl.    sk. 
ankuga)  noch  Wurfscheiben  iL  s.  w.  treffen«.    Hiernach  erledigt  1 
sich  auch  Jt,  13,  72  eine  stelle,  welche  nach  unserer  gemodeftj 
m  sein  scheint. 

2,  fÄAA  (gas). 
J.  31,    18  athä   h  QäsMm   ^mUhishä    »sondern  straft  ihn] 

mit  der  waffe«.    (Roth.) 

3,  gjazhd.     J.  48,  7.     Diese   ganze    strophe    ist   gleichfalls 
von    Roth  Zt.    d.   d.  morg.   ges»  35,   226  Ins   reine  gebracht.] 
Dort  wird  die  erste  zeile  nidjatäm  paiti  remem  Qmhdodüm  (Hss, 
gdiimUf  ^Ushdem)  eniendiert  mid  übersetzt:   *Gegen  Verzagtheit] 
vor  euren  hassern  wahret  euch«. 

4,  if,  ish, 
Jt.  17, 10  katlm  no  avi  ä§agäi  \ 

nmanupaiHs  kai  sditi  \ 
paiti  ^äma  frjä  [paiti]  tanvS  \ 
Dass  hier  die  worte  j^i^i  gäma  zu  paitiqäma  zu  verbindenj 
und  dieses  wiederum  in  paiti-i^ma,  paiti'isMma^  eine  im  Zend] 
gebräuchliche  Zusammensetzung,  zu  zerlegen  ist,  hat  Spiegel] 
bereits  richtig  erkannt.  Auch  Jusli  erklärt  ja:  j^zufriedcn  seiD,j 
wünschen«.  Indessen  scheint  die  ganze  stelle  noch  weiterer 
verbessemngen  zu  bedürfen;  ich  verzichte  hier  darauf'  eine  aii-| 
sprechende  Übersetzung  zu  bieten. 


Die  Wurzel  sru^  ^ru  im  zend. 

Die  indische  wurael  sru  kehrt  im  zend  in  doppelter  formwieder,] 
als  rii  mit  abfall  der  anlautenden  spirans  (^iw)  und  i^ru^^2  ^mi 
im  sk*    Als  verbum  lässt  sich  nur  die  form   gru  belegen   undl 
zwar  durch  zwei  stellen,    von  welchen   Justi  bereits   die  eine- 
registriert    hat.      Vd.   7,    27  J^imo  —  gaiteitmfrah^^    upagmvcUd 
khrüiahS  des   schneebedeckten,   hereinbrechenden,    harten  win- 
ters.    J»  50,  4  ja  hho  {tihnMt  ä  jjaifM   äkäo  aredreng  demäni  J 
garo  graosh&nS.     graoshäne.,   wofür   aus   den  Vend.  Sädes   wol] 
richtiger  puoskaini  zu  entnehmen  ist,  ist  infinitiv,  den  vedischen 
auf  sani  entsprechend  und  zwar  hier  in  causalivem sinn :  »damit] 
er  (Ahura  Mazda)  als  förderer  am  wege  stehe  um  die   recht- 
schaffenen in  die  himmlischen  räume,  in  das  paradies  gelangen  | 
zu  lassen«. 

Die  wurzelform  ru  ist  dagegen  in  ableitungen  weit  verzweigt,  j 
daliin  gehören; 


Beitrag«  zur  alil)aklrtseli«n  lexicographie. 


laul^  eile.    Jl.  17,  12  aSshäm  a^Aonkd  —  ruma  va- 
pil^ajimti  ihre  pferde  ziehen  im  flug  den  wagent. 
raemh  (vgl.  2  {rmus  im  PWB.)  bahn»   freier  weg,  räum; 
freie  bewegung,  freiheit, 

Jt,  3,  4  na^cis  druvatäm  ajSnS  paüis  (faröfimd^iem  ravohu 
mahqjmmem  citkrcm  ahurem  mazdäm  »keiDer  der  bösen  soll  auf 
freien  pfaden  in  da«;  paradies  gelangen,  In  die  wohnung  der 
gerechten  und  zum  lichten  Ahura  Mazda«.  ayV^ne' sdieint  gleich- 
UX\&  eine  infmitivforoi  auf  mit^  wie  ved.  dhürmtie  zu  sein. 

JL  13,  107  io  —  hmHieihja  hmtibja  tamiji^  rarö  aSshisfd  »der 
sich  mit  seinen  armen  am  meisten  räum  schafft  (in  der  schlacht)«. 
iU  13,  99  jo  dru4ja  pa%irvänca  ashäi  ravö  jaHM  j6  ilruga 
juwrraMe»  admi  ravo  vwaedha  »welcher  mit  vordringender 
tetile  dem  gerechten  räum  erzwang,  welcher  mit  vordringender 
kcüle  dem  gerechten  räum  verschaffte*,  jaeshe  (richtiger  jtj^^e 
m  schreiben)  ist  ein  vom  praesensstamme  ja*;  der  wz.  jam 
gebildetes  perfect,  wie  sk.  m^me^  J.  8,  8  rava^cu  —  äfrinämi 
f^^pajäo  (Jtshaond  ^is  äßogca  —  äfrinämi  vtQpajäo  dntmid  ^idis 
»freiheil  wünsche  ich  dem  ganzen  volk  des  gerechten,  bedräng- 
01^  winsche  ich  dem  ganzen  volk  des  bösen«.  Vd.  \^^  !0 
^dfm  me  aetem  naretn  äzo  avi  avagereptem  ravohu  paiti  lizharajat 
»imd  wer  mir  einen  solchen  mann,  wenn  er  in  bedrängniss 
(oder  geradezu:  gefangenschafl)  gerathen  ist,  wieder  zur  frei- 
hert  verhilft«, 

ravazdd  bahn  schaffend,  freimachend: 
VcL  18,  6  fem  dim  mrujm  äthravanefn  | 

uiti  niraot  ahuro  nmzdao  \  di  ashäum  sarafhmira  \ 
jd    haurväm    tara^ca    hhshapmieni  \  Jchratttm    pere^M 
^^^  mhfwanent  \ 

^Hk  äjfobü^em  ratmedam  \  nnvafpercHmi  havaiihttdam  \ 

^lOlb  sollst  du  einen  Ätlu^ava  nennen,  so  sprach  Ahura  Mazda, 
0  gerechter  Zarathustra,  wer  die  ganze  nacht  hindurch  die 
tiditige  belehrung*)  sucht,  welche  aus  der  bedrängniss  errettet 
imd  die  brücke  des  richters  frei  macht  (d.  li*  passieren  lässt) 
did  das  gute  (das  göttliche]  leben  gibt.«  Die  folgenden  werte 
ashanä^eni  pahistanä^em  (mJmiaM  af^hSus)  )»die  zum 
tur  gerechtigkeit  und  zum  heile  {des  paradieses)  führt« 
mnd    wahrscheinlich   ein    späterer    zusatz,    das    vorangehende 


' 


s)  durch  repetiereil  der  heiligen  texte  und  dergleichen. 


156 


Kar!  Geldner, 


havanhudäm  glossierend.    ImvaiJm^)  oder  hvmüiu  d.l  huvmliUp\ 
beides  besser  boglaubigt  als  Immnho,  zerlege  ich  in  huv-anhu  = 
su-asu  »das  gult*  leben«,      hvanhu    und    vafiista  anhu  drucken  | 
wesentlich  den  gleichen  begrifT  aus. 

St  10,  5  komiuen  liintereinandei'  die  aosdiücke  amnhj  ravanh\ 
und  rafnanh  förderung,  belreiuog  und  Unterstützung  zu  stehen.! 

Das  niil  ravduh  cf«npunierte  rava<;mrfU  ist   praedicat   be-l 
stimmler  thierklassen.    Entscheidend  für  die  genaue  feststellungl 
dieses  begriffes  scheint  mir  Jl.  8,  48   zu   sein:    adhairUemäisca 
upairiBemäism  jdca  upä}xi  jucu    upa^ma  jäca  fraptercgän  jdca 
ravafcaräth    Hier  stehen  sich  immer  je  zwei  conträre  begriffe 
paarweise  gegenül)er:  »die  unter  der  erde  und   auf  der  erde^ 
sind,  was  im  wasser  und   auf  dem    lande  (von  upa-Ban)  lebl^ 
was  fliegt   und   was  auf  wegen   gelit«.     Aus  der  nicht  völlig 
klaren  stelle  Jt,  8,  36  aurunaca  gmnshäco  rizhäaraca   rarofco-j 
räto  geht  wenigstens  mit  Sicherheit  hervor,  dass  man  gamshml 
und  rava^mrdi   als   gegensätze    fasste.     Hierdurch    würde    die] 
oben   verniulhete    hedeutung   von   ravai^mrät    nocli    in    soweit] 
moditiciert,  als  ravanh  (wie  ravan)  noch  den  begriff  des  freien] 
wegsanien   tei'rains»  des  ebnen    landes    im    gegensatz    zu    dem] 
schluchtigen  gebirge  involvierte. 

J.  71,  9  und  Jt,  13,  74  kommt  zu  den  genannten  aus-1 
drücken  noch  als  weiterer  tmirmfhuc  hinzu,  ein  etymologisch! 
dunkles  worL,  das  violleicht  kgend  eine  benennung  des  haus-j 
thieres  sein  könnte'^). 

ravan  fhidel  sich  nur  in  der  phrasc  bareshnavd  gairinäml 
§äfnatf6  ramäm  (lies  ramtiäm)  Jt,  14,  21.  18,  6,  J.  10,  17.J 
Vd.  %  23*  5,  1  und  bezeichnet  deutlich  im  gegensatz  zu  den! 
gebirgshöhen  das  ebne  land,  wobei  zugleicli  der  begriff  des| 
bewässerten  landes  (vgl.  sk.  sm  fliessen)  hereinspielL  gäftiat 
rcumäm  sind  sonach  die  niederungen,  die  thalgründe. 

randfraothnmn  im  lanfe  schnaubend:  Jt.  17,  11^  cteshäm] 
üQjmftlid  havainti^)  u^uvo  ravöfraotimtand  »ihre  rosse  sind  rasch^j 


*)  auch  -H.  10,  33;  nächst  verwandt  dariiit  is?t  hvanhvtm  J.  53,  !  iinj 
veremaaBpe  huvHmhumjeni  zu  sprechen  »das  vortreffliche  leben«. 

^)  Bei  der  gk^ichförmigkeil,  wie  sie  daK  Avesla  tu  solchen  classifikalionen  | 
liebt,  dürfte  die  Vd,  %  23  gegebne  einlbeilung  hier  beachlung  verdienen.  1 
Dort  werden  neben  den  Ihiereii,  welche  im  gebirge  oder  in  thälem  lehenJ 
noch  die  in  festen  (?)  hänseni,  also  stallen  befindhchen  aufgezählt. 

■)  So  ist  der  texl  zu  verbessern. 


Beiträge  zur  allbaktrischen  lexicogra|ihie, 


In  laufe  schnaubend,  d.  h.  imier  schnauben  dahioeileiid«. 
Ebenso  Jt.  8,  2  hei  wort  des  Tislrja  und  Jt.  13,  :ä9  der  Fravashi. 

Ein  adjectiv  ratki  »rasch«   liegt  zunaclist  dem  composiliim 
^auf  raschem  wagen  fahrend«  als  epithel  der  Parendi 
gninde.    Als  die  femininforni  dieses  rava  betrachte  ich  rem, 
wenn  schon  eine  stelle  für  Justi's  ableitung  von  ^rayu,  also  für 
noyrf  zu  sprechen  scheint.     Jt,  13,  75  ergeht  sich  der  dichter  — 
jedenfalls  kein  ^a-osser  meister  seines  handwerkes  —   In  einer 
nsammenstellung  von  positiven  und  den  dazugehörigen  super- 
htiven  wie  inJchnu^o  tumisfäf\  Qyent/to  rpenistuo  und  stellt  unter 
anderen  ravis  neben   refifilstm.      Dass   rmcfistdo   dem   Sprach- 
gefühl in  der  that  als  Steigerung  von  ravts  gegolten  habe,    ist 
kaam    wahrscheinlich;    vielmehr    war   der   formelle    Superlativ 
TOD  rava  der  spräche  wohl  nicht  mehr  geläufig  und  an  dessen 
stelle    trat  remjisUi   als  die  sachliche,    nicht    aber  spraclilichc 
gradation*    Zur  rechtfertigung  meiner  obigen   annähme  berufe 
ich   mich   auf  Vsp.  7,  2    revhn  parmulhn  jazamakU  revim  ravo- 
wmmiMnhäm  remm   ravovacwihäm   rcvm   rartkijaofhenäm^)    )*die 
ri9che  Parendi  preisen  wir,   die  rasche,  die  rasch   im  denken, 
lasch   im  reden  und  rasch  im  handelu  ist«.     Dieselbe  Parendi 
hriast  ja,  wie  wir  oben  gesellen,  auch  ramatha  und  dieses  rao, 
fmva  von  ragu  abzuleiten  ist  doch  nicht  statthaft. 

um  nochmals  auf  raoratha  zurückzukommen  so  führt  dieses 
wmi  unserer  \mrzelsippe  noch  eine  gruppe  von  worten  zu, 
welehe  man  bisher  lalschlich  an  1  (;ru  angeknüpft  hat.  Wenn 
Damlicii  neben  raoratlm  der  Sprachschatz  des  Zend  noch  eiji 
paoraikfi  Jt.  10,  30  (im  metruni  viersilbig  also  gravaratha  zu 
lyirechen)  aufweist,  w^as  ist  nalürlicher  als  in  ^ao,  f-rmm  das 
ob^  rava  »rasch«  —  nur  aus  der  anderen  form  der  wiu'zel, 

I1U5  fr«  gebildet  —  wiederzufinden?  praaraiha  ist  zugleich 
itr  Schlüssel  für  ^raotjefm  Jt.  10,  30  Ineben  t^raartUha)  und 
^m^kmu  Jt  13,  40;  17,  II,  die  ich  demgemass  als  »flinke, 
rölu-ige  weiber  —  und  einen  geschmeidigen,  behenden  körper 
habend«  deute.  Und  ^raotanu  seinerseits  wirft  auf  das  benachbarte 
^rmposhemmi^  (iL  13,  40)  erwünschtes  Hehl,  das  nichts  anderes 


Sa  wiftniilhe  ich  als  ui-sprüngliche  lesart.     Ein   lialbwisscinler   ab- 
»fUrvibtr,  der  mtmanhäm  und  vacanhäm  für  (cen.  pl.  ansah,  glaubte  daraus 
verbeflsem  zu  mOssen. 


158 


Fr.  Neumann. 


als  ein  erav(tsh-manäo  (d,  i.  ^ravcLsh-ftmnanho  nom.  pL  ^)  hier 
also  mit  p^mmih,  (jravds  zusammengesetzt)  sein  kann  und 
»ruhrigen  geist  habend <t  bedeutet.  Das  oben  citierte  ravomanatiha , 
ist  die  beste  bestätigung  hierfür. 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  ich  das  altbaktrische 
^rava/ihn  dem  indischen  2  ^ravasju  gegenüberstelle  und  dar- 
nach Vd,  18,  t>5  j(äba  azlmjo  JdishvnewdonM  jatha  vä  mhrhiofihd 
^avanküvö  übersetze:  »(diese  bublerioneii  sind  tödtlicher)  als 
die  sich  schnellenden  schlangen  als  die  raschen  vvölfe«. 

Für  Gm  ige  der  hier  zusammengestellten  redeweisen  liefert 
der  Veda  schlagende  parallelen.  So  lesen  wir  Rv.  10,  74,  2. 
147,  ä  ^ravasjatä  man(isä;  5,  37,  3  (t  gravasjäd  raihah;  5»  56,  8 
ratha  ^ravasju.  Auch  ist  g^'avmju  im  Veda  ein  praedikat  uilder 
thiere  wie  des  adlers. 

Auf  diese  weise  ergänzen  und  bestätigen  sich  die  lexico- 
graphie  des  Veda  und  des  Avesta  wechselseitig.   Dass  Grassmann 
die  im  PWB.   geschiedenen   artikel    Qraüos,    ^ravasju  u.   s.   w. , 
wieder  zusammengeworfen  hat,  ist  ein  entschiedener  rückfall  iaj 
die  indische  schohastenexegese. 

Tübingen  im  Januar  1877.  Karl  Geldner. 


Die  romanische  Sprachforschung  in  den  letzten] 
beiden  jähren. 

Dass  die  prinzifiien  der  vei-gleichenden  sprachAvissenschafll 
und  eiyniologie  sich  vennittelst  der  neuern  sprachen  durch  die 
hier  Üiatsächlich  vorliegenden  und  nicht  in  frage  zu  stellenden 
Zeugnisse  oft  fester  und  sicherer  aufstellen  lassen  als  durch  die  j 
altern  sprachen,  das  ist  eine  vielfach  und  nachdrücklich  auf] 
beiden  seilen  betonte  thalsache.  Ich  verweise  nur  auf  das,  wasj 
Max  Müller  in  seinen  Vorlesungen  über   die  Wissenschaft  der! 


*•)  wie  das   obeji  erwähnte  kväpdo  Jt,  5,   87  —  hmpanhd  und  hm- 
päm  l,  ij%  bf    ängiro  (so  zu  accentuieren)  Rv.  1,  112»  18  =  angiraso  u,  ö. 


Die  romanische  Sprachforschung  in  dm  letzten  beiden  jahreu.     I59 

iffmche  II'»  267  und  Hugo  Schuchardt  io  seinem  aHikel 
»romanische  Sprachwissenschaft«  (zs.  f.  vergL  sprachf.  XXI,  434) 
M>er  diesen  ptinkt  geäussert  haben.  Es  war  daher  im  interesse 
der  ron  ihr  vertretenen  Wissenschaft  angezeigt,  dass  die  zeit- 
Ährin  für  vergl.  Sprachforschung  seit  ihrem  bestehen  auch  den 
romanischen  Sprachstudien  ihre  spalten  öffnete,  und  wird  es 
dlhcr  bei  den  lesern  der  Zeitschrift  nicht  auf  widersprach 
rioaien,  wenn  ich  im  folgenden  der  aufforderung  nachkomme, 
über  die  resultate  und  fortschritte  der  romanischen  Sprach- 
wissenschaft in  den  letzten  zwei  jähren  zu  berichten. 

Blieb   die  zahl  der  publicationen   auch    ziemlich  dieselbe, 

ft  tann  sich  werUi  und  innerer  gehalt  derselben  mit  demjenigen 

itr  vorhergehenden  jähre  in  keiner   weise   messen.     Epoche- 

ende  werke,  wie  die  Saggi  ladini  Ascoli's  und  das  Alexius- 

in  der   ausgäbe  Gaston  Paris'    haben   wir    in    letzter    zeit 

1  aufzuweisen.    Trotzdem  ist  ein  fortschreiten  in  den  resul- 

Q  der  Wissenschaft  nicht  zu  verkennen.     Das  eingehen   des 

etnckeschen  Jahrbuches    für    romanische   und   eng- 

Uche  Sprache  und  litteratur  ~  es  hat  die  immerhin 

iOiche  reihe  von  XV  bänden    erreicht  —  und  der  Rivisla 

filologia   romanza*)    schien  zwar  einen   rijckschritt  zu 

lehnen  und  konnte  anfangs  einigermassen  beunruhigen  und 

iben.    Doch,  dass  dies  nur  scheinbar  war,  dafür  bürgt  die 

le  aufnähme,   welche  die    ankondigung    einer    neuen   in 

land    erscheinenden    »Zeilschrift    für   romanische 

ilologie«  überall  fand ^  deren  redaction  den  berufenen  tmd 

Igen  h&nden  Gustav  Gröbers  in  Breslau  anvertraut  ist, 

femer  das  aufhören  der  Rivista  keine  hemnmng  des  enormen 

hwungs  bedeutet,  den  die  romanistischen  stodien   in  den 

Jahren  in  Italien   nahmen,    das   beweist  die  schöpfung 

lehrstühle  für  romanische philologie daselbst:  d'Ovidio 

Neapel»  Monaci  in  Rom,  Canello  in  Padua,  Flechia  in 

Turin  etc,    Uebrigens  das  ungestörte  weiterblohen  der  Romania, 

iffRenie  des  langues  romanes,  des  Archivio  glottologico  italiano, 

HBhmere  Roman*  studien  und  anderer  dem  vorliegenden  gegen- 

'  L'ewidraeten  periodischen  erscheinungen  konnte  von  vom- 

übige  befürchtungen  beseitigen*   Eine  Diez- Stiftung  — 


')  Dieselbe  wird  numiiehr  doch  weiter  erscheinen  und  zwar  mit  unter- 
;  der  ital.  regierung, 


160 


Fr,   Neunifinn, 


Vgl.  den  Berliner  aufnif  vom  LFcbi-*  d.  j.  (&.  Böhmer,  roman. 
Studien  II,  673)  und  den  gleich  verständigen  wie  taktvollen 
artikel  Hugo  Schuchardts  in  der  heikge  zur  Augsb.  allgem* 
Zeitung  Nr.  49.  1877.  18.  Febr.  —  wird  nicht  verfehlen  den 
Wetteifer  besonders  der  jungern  Romanisten  anzuspornen.  Was 
die  vertheilung  der  leistungen  anbetriEft,  so  gebührt  Deutschland 
nicht  mehr  in  dem  masse  der  vorrang  wie  früher.  Frankreich 
und  Italien  haben  es  ihm  gleiclizulhun  gewusst,  ja  hie  und  da 
es  sogar  übertroffen:  die  bedeutendste  erscheinung  verdanken 
wir  Frankreich  (s.  u.)  In  Spanien  imd  Poiiugal  Mird  noch 
immer  sehr  wenig  für  erforschung  der  einheimischen  idiome 
gethan:  die  letzteren  sind  überhaupt  die  Stiefkinder  der  roma- 
nischen Philologie.  Verhältnissmässig  mehr  ist  fürs  studium 
des  Rumänischen  geleistet,  sowohl  von  einheimischen  als  aus- 
wärtigen.  Die  leistungen  der  ersteren  sind  aber  leider  allzu 
häufig  von  andern»  ausserwissenschaftlichen  Interessen  patrio- 
tisch-politischer natur  getrübt  und  geschädigt.  —  Von  den  ver- 
schiedenen gesichtspunkten,  unter  denen  sprachen  einer  wissen- 
schaftlichen betrachtung  sich  darstellen,  haben  —  um  Schleichers 
bezeiclmungen  zxi  gebrauchen  —  phonologie  und  morph 
logie  und  die  anwendung  der  erstem,  etymologie, 
meisten ,  ja  fast  ausschliesslich  berücksichtigung  gefunden. 
Solche  einseitigkeit  ist  bei  einer  so  jungen  Wissenschaft  nalür 
lieh  und  auch  von  nutzen.  Doch  darf  man  andere  gebiete, 
so  besonders  die  lehre  von  der  Wortbedeutung  und  s  y  n  t  a  x , 
zu  gunsten  jener  nicht  ganz  vernachlässigen*  Beide  sind  gleich 
wichtig  und  gleich  interessant.  Erstere  ist  denn  auch  öfter  im 
zusammenhange  mit  andern  fragen  behandelt  und  angeregt 
worden.  Umfassendes  und  wirklich  bedeutendes  ist  für  die 
syntax  nicht  geleistet.  Doch  fehlt  es  nicht  an  achtenswertben 
versuchen  auf  enger  b^renxtem  räum ,  die  wir  unter  den  oh 
waltenden  umständen  um  so  willkommener  heissen.  »Werthloa 
wird  sichere  ergcbnisse  derartiger  Untersuchungen  nur  der  nennen, 
der  nicht  weiss,  aus  was  für  unscheinbaren  kleinigkeiten  am  end 
doch  immer  sich  aufbaut,  was  man  als  ganzes  styl  eines  Volkes, 
einer  zeit ,  einer  kunstgatlung,  eines  dichters  nennt«  (Tobler)- 
Ein  bedeutender  fortschritt  der  romanischen  sprach- 
foi^chmig  dai^f  nicht  unerwähnt  bleiben.  Man  hat  seit  deii^ 
letzten  jähren  aufgehört  sich  mit  dem  blossen  sammeln' 
von  thatsachen  zu   begnügen,    sondern    vielmetu"   angefangen 


Die  romanische  Sprachforschung  in  den  leUten  beiden  julirt^th     ]^\ 

mxii  auf  die  erklärung  der  grammaUschen  thalsachen  in  uni- 
fussenderer  weise  sein  aygennierk  zu  ricIiloiL  *So  fiihrtL*  Jtiiut 
m  seiiiem  buch  »du  c  dans  les  langue«  ronianes«  die  laul- 
]>il3rsk>logie ,  Lücking  in  seinen  »ältesten  üx  mundurlen« 
(Beftln  1877)  —  wenn  auch  noch  nicht  recht  IjüwushI,  so  doch 
sebcNi  consequenter  als  Mher  —  das  prinzip  der  anabgiu- 
«kktiEig  in  die  romanische  Sprachwissenschaft  ein  u,  a,  w, 
Utas  die  versuche  im  anfang  noch  manches  verfelilte  hieten 
«csdea,  darf  niemand  wunder  nehmen. 

Nach  diesen  allgemein  orientirenden  vorbemerkunfm 
«limte  ich  zu  meiner  speziellen  aufgäbe,  über  die  verschiddenen 
kidaiagen  auf  dem  gebiete  der  romanischen  sprachmaeen- 
«kifl  im  einzahlen  rechenschafl  zu  geben.  Ich  werde  mich 
griSsstioogtichster  Tollstandigkeit  befleissigen.  Dam  man  aber 
tafotsdean  diese  oder  jene  sefarifl  m'cht  erwähnt  findet  *),  werdm 
VUt  denkende  kser  ctitachtildigeD,  Ebenso  wird  man^  boflEi 
kk,  eiiie  nngleidifaeil  in  bithandlmig  des  lAoBes  natfirlieh  eracb" 
(Ol  iDid  Teraeflica.  Beides  aind  maogd,  die  bei  etoer  m  will* 
Boficen  arbeit  kaum  zu  Tcmeiden.  Auf  eifiem  m  wäkm 
UAt  iHKb  aUoi  jciUii  hin  gleiefa  beacUageD  ai  aeni«  M  kiflfli 


Wodcrtüd] 


genatMgkat 


ich 


av  Me 


arie 


bM  fisPMtFr.G.1 
fait  siojesmsai  1  am 


4eia 


fak 


162 


Pr.  Neumatm, 


fable  de  Lafontaine:   Le  rat  de  ville    et   le  rat  des 

champs,  Paris  1876.  XLVII.  269  S.  8*».  —  Der  Ütel  verräth 
schon  einigermassen,  dass  wir  es  mit  einem  curiosiim  zu  Üiun 
haberi*  Es  ist  in  der  Ihat  lächerlich,  die  einzelnen  französischen 
Wörter  nicht  bloss  ins  lateinische  zurück,  sondern  durch  alle 
möglichen  iodo^ernianischen  sprachen  hindurch  zu  verfolgen, 
zumal  wenn  man  einem  dabei  die  grössten  linguistischen  Un- 
geheuerlichkeiten auftischt.  Es  sei  nachdrucklich  vor  dem  buche 
gewarnl,  da  das  hochtrabende  >cours  de  linguistique«  leicht 
verführen  könnte.  Unniethodischer  dilettantismus,  besonders 
unter  den  Romanen  selbst,  hat  nicht  selten  romanische  sprachen 
zum  gegenständ  gewählt.  Meist  nicht  zum  vortheil  der  Wissen- 
schaft. Doch  werden  wir  weiter  unten  einige  scliriften  von 
dileltanten  namhaft  machen  können,  die  bei  gutem  willen 
und  ernstgemeinter  arbeit  doch  einiges  brauchbare  zu  tage 
förderten.  Zwei  schriften  ganz  allgemeinen  zwar,  aber  doch 
auf  die  romanischen  sprachen  bezugnehmenden  Inhalts  mögen 
hier  vorweg  noch  genannt  werden,  üeber  den  günstigen  ein- 
fluss  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  auf  die  granunatische 
beliandlung  der  neuem  sprachen,  über  den  gegensatz  zwischen 
wissenschaftlicher  und  praktischer  grammatik  in  diesen  sprachen 
handelte  Breymann  in  seinem  vortrage  »Sprach wissen* 
Schaft  und  neuere  Sprachen«  München  1876.  S^.  48  S, 
In  den  capitehi:  »Nothwendigkeit  einer  reform  der  unterrichts- 
melJjode«  und  »Mittel  den  neusirrachlichen  Unterricht  zu  heben« 
gibt  er  einige  schatzenswerthe  praktische  fingerzeige,  die  darauf] 
ausgehn ,  die  verwerthmig  der  resultate  der  historisch-wissen- 
schaftlifhen  grammatik  im  praktischen  imterricht  ans  herz  m  \ 
legen,  etwas,  was  Br.  selbst  in  seiner  »»Fren.ch  Grammarj 
based  on  Philological  Principles.  London  1874,  8*  an- 
strebt- B,  sagt  in  seinem  vortrage  zwar  nichts  neues,  doch 
solches,  was  mancljen  niclit  oft  genug  gepredigt  werden  kann,  — 
Das  zweite,  was  ich  liier  im  anfang  noch  erwähnen  wollte,  ist 
der  manches  aufklarende  streit,  der  sich  an  Böhmers  de| 
sonis  grammaticis  accuratius  distinguendis  et  notan- 
dis  (rom.  Studien  I,  295  —  301.)  und  L.  Havets  recension, 
revue  criL  1872.  IL  106  knüpfte.  Vergl,  Böhmer  in  seinen  | 
Studien  I,  5,  027  ft^  und  Havets  antwortRomania  IV,  (1875)j 
4,  503  n. 


Die  Tomanifiche  Sprachforschung  in  den  lelzteti  beiden  jähren,     163 

Ich  beginne   jetzt   mit   denjenigen   erscheinungen ,    welche 

äeh  mit  den  romanischen  sprachen    m  ihrer  gesanimtheit  oder 

JOS  mit  mehreren  derselben   beschäftigen.      Hierher  ge- 

y  aüch,   was  für  die  kenntnis^s  des  Vulgärlateins  geleistet  ist. 

ist  verhall nissmässig  wenig.     Eme  sanimhing  van   platt- 

klänischen  texten  in  P.  Meyar's  recueil  d'anciens  textes 

kas-latins,  prov.  et  franc.  etc.     I,     Paris  1874.   H^,    192  s. 

w  besonders  für  anianger  anregend  und  förderlich.    Hie  und 

dl  berücksichtigten  die  Zeitschriften  das  Vulgärlatein.    So  bietet 

ißoucherie  in  seinen  Melanges  latins    ei  bas-Iatins, 

»ue  des    langues    rom.   l.  V\L   (1875)   eine  Sammlung   von 

1,  die  er  auch  in  separatdruck,   b^leitel  mit  einem 

alle,    erscheinen   Hess   (Montpellier  1875.  8^  41  S.).      In 

bemerkungen  über  phonetik  etc.  hat  er  das  linguistische 

1  a{iebniss  aus  jenen    texten   niedergelegt.     Seine   aufsteiiungen 

lüben  bisweilen  zu  Opposition  anlass.  — 

Ich  nerme  ferner:     Dr.    L.   Siönkel^   verhältniss  der 

ifrache   der   lex  romana   Utinensis   (oder  Curiensis) 

lür  schulgerechtcn  latinität  in  bezug  auf  nominal- 

Bnion  und  anwendung  der  casus.    Besonderer  abdruck 

III*  dem  8,  suppleineatbande  der  Jahrbücher  für  classische  philo- 

hfie  [s.  585 — 645.]      Leipzig,   Teubner   1876.    [Preisgekrönte 

l«krifl,  8.  A.  Tobler's  urtheil,    monal.sbetichte  der   königlich 

FpBiBiscben  akademie  der  Wissenschaften  au:5  dem  jähre  1S75. 

>  i  450 — 456.]    Die  schrift  hätte  für  unsere  kenntniss  des  vulgär- 

^iciTis  und  andrerseits  des  Verhältnisses    zwischen   jenem    und 

'>ij  n^manischen  sprachen  von  grosser  Wichtigkeit  sein  können, 

»Hill  der  Verfasser  die  vergleichung  des  plattlateins  in  anderen 

IRl^dan  des  römischen  gebiets  und  vor  allem  eine  cjnf,'eliende 

[■rihodjsche  bezugnahme  auf  die  romanischen  sprachen   nicht 

W    hätte.      Um    so  erfreulicher  ist   es  daher,    wenn 

[Bi(o  Schuchardi    in    seiner    musterhaflen   rezension    iieit- 

'«iinfl   für   romanische   Philologie  L   S.    111  —  125    dies    ver- 

^umiilss  nachzuholen  sncht.     Wer    wäre    bej-ufener   dazu   als 

Wde  Schuchardi*     Für   eine    vollständige    ausbeute   der  lex 

fiöntana    Utinensis   war    freilich    der    räum    einer    anzeige    zu 

l^-firt     Was    jene    jedocli    an    irgend    bedeutenderen    und 

ß^rn^^anteren  Spracherscheinungen  bietet,    liat    Scli.  klar  und 

iäirtte^idilig    darzustellen   gewusst.     Die    Streitfrage    über    den 

**^*priing   der    romanischen   deklination    kommt   auch 


ir>4 


Fr,  Neumann, 


hier  wieder  zu  spräche  (s.u.  die  besprechung  von  d'Ovidio's 
Schrift  über  diesen   gegenständ).      Seh.    kommt   unier   andern 
zu    dem    resultat:     »hn    Vulgärlatein    Italiens    schwand    s    am 
schluss  der  Wörter,    in    dem   Galliens    und  Raetiens  blieb  es. 
Und   hierauf  vorzugsweise  beruht  die  alte   zweicasusdekli-l 
nation  der  letztgenannten  gebiete«   (s.  118).     Manches  andere' 
koramt  zur  spräche:   gebrauch  von   ille  und  ipse   als    artikel 
(s.  12:2),   ersatz   des  neutrum  durch  das  masculinum  (133)  etc. 
Alles    dies   hätte   Stünkel   schon    berücksichtigen    sollen.      Ein 
besonderer     Vorwurf    triflt     ihn    noch    deswegen,     dass    der 
einschlägigen    werke    wie     Schuchardts    vocalismus    des 
Vulgärlateins,    Rönschs    Itala     und    Vulgata»     Boucheriesj 
Veröffentlichungen   sowie    D'Arbois  de  Jubainville,    decli- 
naison  latine  en   Gaule  ä   Tepopue    merovingienne    nicht    ge- 
dacht wird,  — 

Rönschs   Itala   und  Vulgata    ist    (Marburg  1875)    in 
zweiter  aufläge  erschienen  (vergL  Steinthal  in  der  Zeitschrift  für 
Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  VIIL  4).    Dieselbe  isti 
ein  nur  wenig  berichtigter  ahdruck  der  ersten.  Dies  ist  zu  bedauern,  j 
da  das  buch  durch  bessere  anurdnung  und  methodischere   be- 
haodlung  des  übrigens  reidien  und  überaus  werthvollen  niaterialsl 
hätte  gewinnen    können.     Seine   »Nachlese   auf   dem    ge-f 
biete     rumänischer     Etymologien«     im    Jahrbuch     für 
romanische  und  englisclie  spräche  etc.   XIV  (N.  R.  IL)  173  ff.,  i 
336  ff.,  XV  (N.  R.  IIL)  198  ff,  bietet  einige  nachtrage  zu  Diez' 
Wörterbuch,  welche  Rönsch  hauptsächhch  aus  dem  gebiete  des] 
Vulgärlateins  (besonders  schriftsteiler   aus    der   letzten  zeit  der! 
lateinischen   litteratur)   entninnnt     Wo  er  sich  damit  begnügt] 
zu  sclion  aufgestellten  etyinologien  neue  belege  aus  dem  platt- 
latein  zu  geben,   hat  seine  arbeit  viel  werth.     Wo  er  darüber] 
hinaus  geht  und  eignes  bietet,  erregter  Widerspruch-  Etymologien  1 
wie  crmtidrf'  aui?  etinem  emjert  oder  cor  angere  und  dergleichen] 
sind  denn  doch  unerlaubt.      R.   ist  im   ganzen   zu   w^enig  ro- 
manist.    Nur  ungenügende  kennlniss  der  historischen  ent Wick- 
lung der  romanischen  sprachen  (bes.  bezüglich  ihrer  lautverhält- 
nisse)  konnte  ihn  zu  jenen  Ungeheuerlichkeiten  füliren,   die  erj 
bisweilen  vortragt.     Dies  hindert  uns  nicht  R/s  bedeutung  völlig j 
anzuerkennen:  spräche  der  Itala  und  Vulgaia  ist  sein  gebiet  und] 
sein  buch  über  diesen  gegenständ  wird  von  keinem  romanisten] 
unbenutzt  bleiben  dürfen.    Zm-  kenntniss  des  platllatein  bringt] 


Die  romanische  Sprachforschung  in  den  letzten  beiden  jähren.     Ißg 

noch  emiges  bei:  Vilh.  Thomsen,  Latin  og  Homansk  in 
den:  Opuscula  philologica  ad  Joann.  Nie.  HadTigium 
ctc,  Hauniae  1876  [X.]  305  s.  8«.  pag.  256—266.  Der  Ver- 
fasser knüpft  an  eine  bemerkung  Madvigs  in  den  kleinen  Schrif- 
ten (p.  244,  Leipzig  1875)  an  und  zieht  dann  namentlich  die 
Epistola  Anlhimi  ad  Theodorfcum  aus  Roses  Anecd.  graeca 
el  graecolaL  U.  (Berlin  1876)  sowie  Oribasii  versione  latina 
Bemensi  comnientatio  an* 

Ich  schlies^  hier  an:  Romanische  Wortschöpfung 
von  Friedrich  Diez,  Bonn  1875.  8*».  VL  98  s.  Es  ist  das 
letzte  vermächlniss  des  theuren  verstorbenen  und  als  solches 
von  bleibendem  werth.  Die  frage  der  Untersuchung  ist  die, 
wie  haben  die  Romanen  mit  dem  erbslück  des  lateinischen 
Wortschatzes  verfahren?  Wie  haben  sie  ihn  vermehd,  ver- 
mindert^ modifizirt?  Diez  beschränkt  sich  auf  die  concreten 
Substantive  und  triffi  auch  hier  noch  wieder  eine  auswahl  der 
begiiffe.  Diese  lässt  er  alsdann  in  klassen  nach  art  dermittel- 
alterticlien  glossare  revue  passken  und  beantwortet  dal)ei  die 
fragen:  Welche  lateinischen  wörter  für  diese  begriffe  sind  er- 
balten, welche  verloren?  Welche  und  wie  haben  sie  ihre 
bßdeutung  geändert?  Woher  l>orgien  die  Romanen  um  die 
iuckeo  des  lateinischen  Wortschatzes  zu  ergänzen?  Dem  stoBe 
imch  bielet  D,  nicht  gerade  durchweg  neues,  wohl  aber  manche 
intere^ante  und  neue  gesichtspunkte  ^), 

Ueber  das  gesammte  romanische  Sprachgebiet  mit  reicher 
berücksichtigung  der  spätem  latlnilät  erstrecken  sich  die  unter- 
mcbungen  Karl  Foth's,  die  Verschiebung  lateinischer 
tempora  in  den  romanischen  sprachen.  Strassburg 
187(k  8^  92  s.  =  Romanische  studien  von  Böhmer  (VIII.)  II. 
243  ff.  Ein  werthvoller  beitrag  zur  romanischen  formenlehre 
und  Syntax,  die  in  dieser  frage  nicht  getrennt  werden 
durften.  F.  behandelt  zum  ersten  male  diese  wichtige  frage  in 
ihrem  vollen  umfange  ohne  freilich  alle  Schwierigkeiten  glück- 
fich  zu  lösen.  Lobenswerth  ist,  dass  der  verfaser  bei  der  er- 
Uarung  der  formellen  thatsachen  den  bedeutungswechsel ,  die 
^syntaktischen  und  geistigen  beziebungen  vorzugsweise  in  betracht 


0  t)as  gleichheiitelte  buch  toq   Caroline  Michaelis    findet   maa 
unteQ  beim  spanischen  besprodieii,  da  es  neb  ja  fast  auüdilicariidi 


166 


Fr,  Neu  mann» 


zieht,  während  man  bis  dahin  bei  vielen  der  fragUchen  ver-j 
baiformen  nur  die  lautliche  ähnliehkeit »  also  bloss  das  ausser* 
Uchci  materielle  berücksichtigte.  F.  fugst  so  auf  viel  breiterem  j 
bodö^.  Bei  dem  allgemein  sprachwksenschaillichon  Interesse  | 
4ßr  fr^ge  verdient  die  arbeit  ein  näheres  eingehn  auf  den  Inhalt, ' 
Tfiöipusverschiebung  ist  das  Äihertreten  gewisser  tempora  aus 
ÜBT  ihnen  im  lateinischen  eigenthünilichen  zeitsphäre  in  eine 
andere,  das  in  allen  ronianiSL-hen  sprachen  in  grössenn  oder 
geringerm  masse  stattgefunden  hat.  Es  handelt  sich  um  roma- 
nisclie  verbal  formen,  »die  man  bisher  auf  das  lateinische  plus- 
quamperlectum  beider  niodij  perfect  conj.  und  auf  das  futurum 
exactum  zurückgeführt  hat«*  Nachzuweisen,  in  wieweit  diese 
ansieht  berechtigt,  in  welchen  pnnkten  sie  zu  modifiziren  ist, 
das  bildet  den  liaupttheii  von  Foth's  arbeit.  Bei  der  frage, 
welchem  lateinischen  lempus  mit  welcher  bedeutung  eine  rom. 
verbalforni  entstammt  und  in  welches  romanische  sie  verscho- 
ben ist,  steigt  Foth  bis  zu  den  ältesten  und  frühesten  spuren 
etwaiger  Veränderungen  empor.  Für  die  beantwortung  der 
frage  nach  dem  Ursprung  und  der  entstehung  dieser  ganzen 
erscheinung  werden  wichtige  anhaltspunkte  aus  der  vergleichung 
der  verseil  iedenen  romanischen  idiome  und  basonders  aus  der 
constatirung  analoger  fälle  im  lateinischen  und  zwar  nicht  bloss  ■ 
dem  klassischen  sondern  auch  dem  archaischen  und  vulgäi^atein  1 
gezogen.  Ein  erster  theil  behandelt  die  thatsache  der  tenipus- 
verschiebung.  1)  Der  lateinische  conjunctiv  plusquam- 
perf.,  der  als  conj.  impf,  wieder  auftritt.  2)  Das  plus- 
quamperfect  indic.»  weldies  romanisch  als  rein  präleri- 
tales  tempus,  andrerseits  zum  conditionalis  sich  entwickelt* 
Ein  3.  abschnitt  bespricht  einige  romanische  zeilformen  bisher 
unsicherer  abstammung:  Das  bedingende  futur  im  spani- 
schen, portugiesischen  und  walachischen;  das  neuprovenza- 
tische  perfect;  den  infinitiv  im  italienischen  anstatt 
des  verb.  ün.  gebraucht»  das  impf,  des  conj,  und  perfect. 
ind.  in  der  logudorischen  mundart  des  sardischen.  Auf  einzel- 
heiten  dieses  interessanten  abschnitte  kann  ich  nicht  emgehn. 
Die  fragen  sind  schwieriger  hciklicher  natur,  und  hat  der  Ver- 
fasser hier  nicht  immer  die  sonstige  hesonnenheit  in  seinen 
aufstellungen  gewahrt.  Der  zweite  haupttheil  behandelt  die 
ungleich  schwierigere  frage  nach  den  Ursachen  der  tempus* 
Verschiebung,    und    hier   zeigt    es   sich,   dass   das    lateinische 


Die  rumänische  Sprachforschung  in  den  letzen  beiden  jähren 


tens  spuren  weise  schon  ähnliches  aufzuweisen  hat,    dass 
iis  Vorgang  also  ein  nicht  nur  romanischer  d,  h.  erst  mit  aus- 

'     L^  und  absonderung  der  einzelnen   romanischen  sprachen 

... ,   :i  folge  davon  entstanden  ist.     Der  sehluss  beschäftigt  sich 

limn  mit  der  entwlcklung  der  im  latein  schon  zu  beobachtenden 

uungen    zu    der    romanischen    tempusversc)üebung    und 

...y.iciil  einersuits  die  abweichungen  der  romanischen  sprachen 

%U  mnes  ganzen   dem    latein    gegenüber,    andrerseits   die   ab- 

uigen  der  einzelnen  romanischen   idiome  vom  lalein  und 

nander.     Als   durchaus  befriedigend  und  abschliessend 

beantwortung  der   frage   nach   den   Ursachen  nicht  zu 

Ktehuon;  auch  wird  in  bezug  auf  einzellieiten  an  der  Foth- 

m  arbeit  noch  manches  auszusetzen  bleiben.    So  sind  wohl 

dl"  Partien,  in  denen  er  über  lateinische  erscheinungen  spridit, 

die  schwächsten  in  seiner  arbeit.     Seine  kenntnisse  auf  diesem 

|8biet  reichten  denn  doch  nicht  aus,   und  werden  daher    lati- 

ten    sehr    viel    daran    auszusetzen    finden.      Etwas    weniger 

rholungen  und  etwas  mehr  präcision  des  ausdrucks  wäre 

vorttietl  gewesen.     Trotz  alledem   ist  die  schrift  werthvoU 

fördernd,  — 

In  grossen  zügen  skizzu-end  aber  sehr  anregend  sprach 
irl  Bartsch  auf  der  XXX.  Versammlung  deutscher  phiio- 
m  zu  Rostock  1875  »vom  deutschen  geiste  iu  den 
romanischen  sprachen«.  Man  findet  den  anziehenden 
^^ag  in  den  Verhandlungen  qIc.  s,  37  ff,  (Leipzig,  Teubner 
ist  4*.).  B.  führt  weiter  aus,  was  Max  Müller  in  seinem 
Wfeilze  »Ueber  deutsche  schattirung  romanischer  w^orte« 
'^'ilm  s  Zeilsrhrifl  V,  11— i4.)  an  einigen  beispielen  vorgetragen 
M.  Es  handelt  sich  hier  nicht  nm  die  germani5;chen  elemente 
'fn  romurnsrhen  wortfii^stande*),  sondern  was  B,  ^erhärten  und 


')  Diese  «nd  Gbrigens  in  lekter  zeit  auch  öfter  hehandeU ,    besonders 
"'    *■     . , risiscUeii   ?prnche-     Vergleiche  Martin  Sclmltze,    die  ger- 
n    Elemente  der  französischen  Sprache.     Bertiii   1870, 
iliittatUiHcii  uikI  sdileclil).     M.Scheck,    50tl  t^ernianische 
iiinieüder   1000  germani  s  clie  voca  beln   in   der  fran- 
'ürn    sprarhe,    zusammengetragen    nnd    alpliabelisch    geordnL4. 
,*^'il^iit  1875.  IIL  80  a.  i?r,  16.     Höttenrotl,   gerin.  Wörter  im   Tran- 
|»UcIii>o*  Cölner  reaJschulprogTamin  187G.  4*.  15  a  und  meine  schrift :  Die 
h«^n  elemente  in  der  provenzal.   und  friinz.  spräche 
lirlicn    vorU5]tni$.sen    iiacl)   l>cliftndelt.      I.    ein!,    voc. 

j5j. 


darthon  wollte,  das  ist  die  nachwirkung  deutscher  demente 
auf  den  verschiedensten  gebieten  romanischer  sprachbildungc, 
die  er  durch  Wortbildung  (besonders  ableitung),  syntax  elc. 
verfolgt  und  mit  beispielen  belegt  Durch  die  beschränkung, 
welche  dem  vortrage  ak  solchem  auferlegt  wari  ist  derschluss 
etwas  kürzer  weggekommen ,  als  man  wünschen  durfte.  Denn 
hier  konnni  B.  auf  einen  interessanten  und  bis  jetzt  noch  sehr 
wenig  herütn-leo  punkt:  er  bespriclit  die  bedeulungsentwicklung 
der  Worte  und  die  art  und  weise,  wie  viele  attlateinisctie  worte 
ihre  bedeutung  wesentlich  unter  germanischem  einfluss  ver- 
ändert haben.  Was  in  dem  vortrage  nur  angedeutet  und  ge- 
streift werden  konnte,  wird  hofientlich  Bartsch  selber  oder 
ein  anderer  einmal  einer  umfassenderen  darstellung  würdigen. 

Dialectische  untersuclmngen  beschränken  sich  natörücher 
weise  meist  auf  eine  oder  höchstens  einige  nahe  verwandle 
mundarten.  Doch  ist  hier  eine  arbeit  bibliographisclier  natur 
zu  nennen,  die  sich  über  sajnmtliclie  dialeete  aller  romanischen 
Idiome  erstreckt,  so  weit  sie  irgend  einer  sei  es  grammatischen 
sei  es  iexicalischen  oder  sonstigen  bearbeitung  gewürdigt  sind. 
Sachs,  Uober  den  heutigen  stand  der  romanischen 
dialectforschung,  Vortrag  im  auszuge  gehalten  in 
der  germanisch-romanischen  section  der  Philologen- 
Versammlung  zu  Innsbruck,  Herrigs  archiv  f,  neuere 
sprachen  LIV  (1875)  3,  4.  s.  241—303, 

Sachs  geht  davon  aus,  dass  nur  die  genauste  speziai- 
forschung  der  dialeete  und  die  gewissenhafleste  Sammlung  aller, 
auch  der  scheinbar  für  weniger  geübte  nnwesentliclisten  einzel- 
heiten  eine  tiefere  begründung  romanistischer  studien  unter- 
stützen kami-  Es  ist  daher  ein  lobeos-  und  dankenswerthes 
unternehmen,  bibliographisch  zusammenzustellen,  was  in  jener 
richtung  bis  jetzt  geleistet  Sachs  hat  sich  diese  mühevolle, 
gleich  viel  gcduld  als  umsieht  erheischende  arbeit  nicht  ver- 
driessen  lassen-  Vom  äussersten  westen,  Portugal,  beginnend, 
führt  er  uns  alle  dialectologischen  erscheinungen  in  grösst- 
mögUclister  Vollständigkeit,    hie  und  da    dieselben    mit   kurzen 


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I 


i 


and  diphlh.  Berlin  1876.  X.  69  s.  8*^.  Zu  den  germanischen  elemeiiteji 
im  ilal.  cf.  Ca  ix  in  der  Rivisla  di  liL  rom.  IL  230  f.  sowie  dessen  frühere 
ausführlieht*  erörlernngen  Qber  diesen  punkt  in:  Stigtjio  suUa  sioria 
della  lingua  e  dei  dialetti  d'Uaüa,    Pmna  1872.  8',  s.  XLIX  f. 


Die  romanis^rhe  Sprachforschung  in  den  letzten  beiden  jähren.     169 


kritischen  bemerkungen  begleitend»  vor,  indem  er  dabei  sowohl 
die  dialecte  der  altern   sprachstufe  als  der  modernen  berück- 
dcbligt.    Daco-  und  rhätoromanisch  schliesst  die  obersidU  ab, 
die  jeder  Romanist  gerne   und  oft    befragen  wird,    trotz   der 
IQcken,  die  bei  einer  solchen  schrift   zu  ervvaiien.     Auch  die 
ansichten  und  urtheile  Sachs'  über  dieses  und  jenes  sind  nicht 
immer  zutreffend.    So  ist  mir  —  um  nur  eins  zu  erwähnen  — 
unerkläilich ,   wie    er    angesichts  der    lelstungeii    von   Aseoli 
(Saggi  ladini)  und    des  Archivio   glottologico   behaupten 
konnte,  dass  die  erforschung  der   dialecte  der  alpenthälor  im 
argen  liege.    Ueberhaupt  scheint  er  Aseoli  nicht  im  gebühren- 
den niasse  zu  kennen  und  zu  würdigen;   sonst   hätte    er  sich 
wol  nicht  mit  der  blossen  erwähuung  der  Saggi  ladini  begnügt, 
während   er  doch  weit  unwichtigere  werke  mit  anmerkungen 
begleitet*     Der   schkiss    des   ganzen    ist    besonders   interessant 
durch  den  hinweis  auf  zw^ei  der  gelehrtenwelt  noch  nicht  zugäng- 
liche umfangreiche  werke  über  das   Romaunsch  des  Enga- 
din,   von  w^elchen   er    proben   mitfheüt.      Dieselben   befinden 
sich  im  nachlasse  des  Verfassers,  des  1873  verstorbenen  Zacca- 
ria  Pallioppi.     Das    eine   werk   ist    ein    Dtzionari    dels 
idioms     retoromauntschs     congualos     con     linguas 
parentedas  e  condots  a  lur  provenienza   trcs  Z.  Pal- 
lioppi.     Die  sehr  weitschichtige    arbeit    ist  leider  nicht  ganz 
vollendet     Die  einleitong,  der   buchstabe  Ä  und   8  seilen  B 
bis  bitbiglia  sind  ins  reine  geschrieben,  dann  folgt  ein  sauberes 
conzept  bis  mover.     Die  einleitung   bietet   auf  356  selten  4**. 
reiche  sprachliche  Untersuchungen,    die    nach    Sachs   folgende 
sind:    1)  Rang  und  bestimmung  der  Schriftsprache.     9)  Beto- 
nung.  3)  Arten  derselben.    4)  Dehnung,   5)  Schärf ung.    6)  Ton- 
losigkeiL     7)  Aussprache   und    Schreibung,     8)   Herkunft  aus 
der   römischen   Volkssprache.     9)  Aus  ureinheimischen,   römi- 
schen   mundarten.       10)    Aus     nachrömischer    einwandrimg. 
11)   Aus   griechisch  -  orientalischen   lehn  Wörtern.     Dann  abän- 
derungsw^eise  der  worte   durch   proslhesis,   aphaeresis  u.  s.  w., 
ober  lautwandel  imd  entstehungsgründe.     Dies  muss  genügen, 
um  von  der  reichhaltigkeit  und  wissenschaftlichkeit  des  Inhalts 
zeugniss  zu  geben,  —  Das  zweite  fast  vollendete  w*erk  lautet: 
Die  Ortsnamen  des  cantons  Graubünden,  gesammelt 
und    erläutert   von   Z,   Pallioppi    1862.      1,   entwurf   in 
4  heilen  mid  3  theilen.    L  Deutsche  N.    II,  Romanische  N,    III. 


170 


Fr.  Neumumi, 


Rhaetische  N.  bis  mm  8.  capitel»  dessen  nr,  13  tar  behandelt. 
Nach  dorn,  was  Sachs  a.  a.  o»  üher  und  aus  diesen  beiden 
werken  mitlheilt^  sind  dieselben  sein  werthvoll  für  die  roma- 
nische dialectforschung:  sie  zeugen  von  grosser  hilelligenz  und 
gelehr*?amkeit,  unterstützt  durch  enormen  üeiss,  —  Möchten 
auch  diese  /.eilen  etwas  dazu  beitragen  die  piil)likaLion  dieses 
wichtigen  naehlasses  in  bäldc  zu  veranlassen.  Freilich  gehör! 
dazu  opferwillige  Unterstützung,  da  der  familie  nur  geringe 
mittel  zu  geböte  stchn.  — 

In  Frankreich  ist  man,  wie  schon  oben  bemerkt,  ausser- 
ordentlich rührig  und  erfolgreicli  in  der  erforschung  der  eignen 
niuttersprache  und  deren  schwestem :  man  holt  das  früher  ver- 
säumte nach.  Zuvörderst  und  vor  allem  sei  erwähnt,  das;s 
das  jähr  1870  den  schluss  der  französischen  Übersetzung 
Von  Diezens  rom,  grammatik  brachte.  Dieselbe  erschien 
unter  dem  titel:  Diez,  Grammairc  coniparee  des  langues 
romanes  (seule  edition  franyaiseaulorisee  par  Tauteur 
et  rediteur),  Iraduite  par  Aug,  Brächet,  A.  Morel- 
Fatio  et  Gast.  Paris.  Paris  1872—76.  3  vol.  gr.  8^  Ein 
vierter  ergänzungsband  von  G,  Paris  wü'd  eine  umfangreiche 
einleitung  ober  geschichte  der  romanischen  sprachen  und  der 
romanischen  |)hilologie,  wichtige  zusälze  und  verbesserongen 
zu  den  3  bänden  der  grammatik  und  endlich  ein  sehr  eingehen- 
des inhaltsvei'zeiclmiss  zum  ganzen  werke  bringen.  Wir  sehen 
diesem  bände  mit  Spannung  entgegen.  Ein  schöneres  denkmal 
der  dank  barkeit  koimten  die  Franzosen  kaum  demjenigen  setzen, 
dem  sie  und  die  übrigen  romanischen  nationen  so  onendlich 
viel  für  erforschung  der  heimatlichen  sprachen  verdanken.  Die 
namen  der  drei  Übersetzer  bürgen  dafür,  dass  dies  neue  fremde 
gevvand  des  grossen  meistern  würdig  isL 

Ausserordentlich  fördei'sam  für  das  Studium  der  romanischen 
sprachen  in  Frankreich  ist  die  Ecole  fu^alique  des  haut  es 
etudes.  Die  romanistischon  disciplinen  in  derselben  stehen 
imter  der  bewährten  leitung  von  Gas  ton  Paris;  Arsen  e 
Darm  est  et  er,  den  wir  gleich  näher  kennen  lernen  werden, 
wirkt  hier  als  »repetiteur  des  langues  romanes«.  Dem  zusammen- 
arbeiten de^  leitenden  und  redigironden  Paris  mit  seinen  Schülern 
in  seinen  Conferences  verdanken  wir  ausgezeichnete  und  für 
die  romanische  Sprachwissenschaft  wichtige  werke:  so  seine 
187^2  ei^chieuene  ausgäbe  der  Vie  de  SL  Alexis,  deren  ein- 


Die  romanische  sprach forachtiiiß^  in  den  letzten  beideji  jahivn.      171 


lätting^  das  bedeutendste  ist,  was  bis  jetzt  über  altfranzösische 

spräche   geschrieben    wurde.     1874   erschien  als   16.  fascicule 

der  Bibliothefiue  de  TEcole  des  hautes  etades  die   Oeissige,  mit 

Scharfsinn  und  umsieht  gemachte    arbeit  Charles    Joret's, 

du  C  dans  les  laogues   romanes*  XX.  344  s.  8*^.*).    Der 

?erfasser  ist  wohl  der  erstet  welcher  mit  glücklichem  erfolg  bei 

phonetischen  Untersuchungen  auf  dem  gebiete  der  romanischer» 

sprachen  die  lautphysiotogie  zu  hülte  nahm.     Er  verfährt  dabei 

jedoch  mit  lobenswerther  vorsieht  ond  beschränkung,  stets  und 

vor  allem   der    historisch   vorliegenden   entwicklung    der  laute 

rechnung  tragend.     An  der  band  der  aufslellungen  der  damals 

besten  autotitäten  (Helmholtz,  Brücke)  legt  er  die  physiologische 

uatur  des  lat,    und  rom.  c  klar.     In   4  böchern  behandelt   er 

1)  die  Wandlungen  des  c  völaire;  2)  des  c  palataL  Das  3,  buch 

berücksichtigt  diejenigen  fälle,    in  denen    c  velaire  gleich  dem 

Palatalen  c  behandelt  ist,  und  hierbei  kommt  er  auf  die  intores- 

sanle  enlwickhmg,  welche  die  gutturallenuis  im  normannischen 

imd  picardischen  nahm.    Der  vierte  und  letzte  abschnitt  endlich 

berichtet    von    den    Wandlungen    des   c   in    consonaiitgruppen. 

Das  inaterial  ist  reich»    die   anordnung   gut  und  übersichtlich; 

etwas   mehr   rücksichtnahjue   hätte  die  begründung  der    that- 

Sachen  verdient.    Die  Wirkung  nebenstehender  consonanten  und 

deren  im  zeitlaufc  ehigetrelenen  modificationen  findet  im  4.  buch 

bisweilen   erwähnung.     Die   bedeutung    und    der    einfluss    der 

Stellung  des  c,  ob  im  an-,   in^  und  auslaute,  wird  nur  hie  und 

angedeutet.     Dass  Joret   nicht  in    allen    einzelnen  z^veigen 

romanischen     sprachgruppe     die    für     beurtheilung     der 

gutturalreihe  noihwendigen  kenntnisse   mitbrachte,    wird   man 

bei  der  weitschichttgkeit  des  Unternehmens  verzeihlich  finden^). 

Das  8»  werk,  welches  aus  dem  kreise  der  Ecole  das  hautes 

dtudes    hervorging,    ist;     »Traite   de    la    formation    des 

mots  composes   dans    la    langoe  fran^aise    comparee 

aox  autres  langues  romanes  et  au   latin.   Par  Arsene 

Darmesteter.     Paris   1875.   XIX.   331  s.    %\    (Biblioth.    de 

Tecole  etc.  fasc.  19.).     Das  bedeutendste,    was   die  romanische 


*)  Auch  u-  d  t:  Recueil  de  travaux  oriifinaux  ou  traduits  r^latifs  ä 
la  Philologie  el  a  Tliistoire  literaire.    Nouv.  serie.    8.  fasc, 

')  Zu  Joret*s  buch  vergL  auch  Dartnesteter's  rezension,  RomaniallL 
37S— 398,  die  reich  an  eigenen,  ergänzenden  beobachtungen  ist.  wenn  sie 
auch  aicbl  immer  das  riclitige  trtlfU 


172 


Fr*  Neumaiin, 


Sprachforschung  der  letzten  beiden  jalire  hervorgebracht  hat 
Wenn  es  auch  nach  dem  titel  hauptsächlich  die  französische 
spräche  ist,  welche  D,  in  bezug  aof  Wortzusammensetzung  unter- 
sucht, so  findet  die  schritt  trotzdem  besser  hier  schon  iiire  erwäh- 
nung,  da  der  Verfasser  zur  beleuchtuiig  der  thatsachen  nicht  nur 
das  latein  und  die  übrigen  romanischen  sprachen  in  reichlichem 
masse  in  den  kreis  seiner  beobachtung  zieht»  sondern  sogar  die 
germanischen  sprachen^  selbst  das  Sanskrit,  Persisch,  Semitisch 
etc.,  wo  es  zurklärung  dienen  kann,  berücksichtigt.  Die  breite 
grundlage  umfassender  beobachUing  und  reichlicher,  fast  voll- 
ständiger materialsammluiig,  auf  welcher  D.  seine  Untersuchungen 
basirt,  die  eingehende  classifizimng  des  Stoffes  — ,  alles  dies 
macht  das  buch  wohl  geeignet  ferneren  Studien  auf  dem  ge- 
biete der  Wortbildungslehre  als  ausgangspunkt  zu  dienen. 
Wenn  wir  bedenken,  da^  es  sich  hier  um  einen  ersten  ver- 
such handelt,  dem  fast  gar  keine  vorarbeiten  in  geböte  stan- 
den^ so  werden  wür,  trotz  mancher  auaslellungeii  im  einzelnen» 
der  gelehrsamkeit,  der  umsieht  und  dem  Scharfsinn,  mit  welchem 
der  noch  junge  gelehrte  seinen  schwierigen  stoff  bewältigt, 
unsere  bewunderung  nicht  versagen.  Auf  keinem  der  zahlreichen 
gebiete,  die  ihn  seine  Untersuchung  zu  betreten  zwingt,  vom 
sprachphilosophischen  herab  bis  zum  lautlichen,  geht  er  Schwie- 
rigkeiten aus  dem  wege.  Das  werk  wird  für  lange  zeit  mass- 
gebende autorität  über  diesen  gegenständ  bleiben.  In  punkten, 
wo  er  selbst  noch  nicht  erschöpfend  sein  konnte,  hat  er  die 
richtigen  wege  gewiesen  und  die  lösung  der  betreffenden  fragen 
angebalint.  Auch  in  praktischer  beziehmig  ist  das  werk  muster- 
haft ausgestattet;  man  vergleiche  nur  das  (30 selten  lange  nach 
den  verschiedenen  sprachen  geordnete  verzeichniss  sänmitlicher 
in  dem  werke  citirten  worte.  Eine  gehaltreiche  recension 
des  buches  lieferte  Dr,  Koschw^tz  im  Jahrbuch  für  rom.  und 
engl  spräche  etc.  XV.  (lU.)  229—^244. 

Ich  reihe  hieran  die  besprechung  eines  Werkes,  das  ziem- 
lich denselben  gegenständ  wie  Darmesteter,  freilich  in  ganx 
anderer  weise,  bebandelt.  Les  composes  qui  contiennenl 
un  verbe  ä  un  mode  personel  en  latin,  en  fran^ais, 
en  Italien  et  en  espagnoL  Ouvrage  qui  a  partage  le 
prix  de  linguistique  au  concours  Volney  en  1873, 
Par  Louis  Francis  Meunier.  Paris  1875.  282  s.  8^.,  nach 
des  verlassers  tode  von  Darmesteter  herausgegeben.  Im  gründe 


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mitten  im  besten  schaffen.  Auch  möchte  das  wenige 
Fdies^  beöehang  Ton  ihm  geleistete  zweifei  an  seiner  befahigmig 
m  untef^uebungen  erregen,  die  über  das  materialsammebi 
Innaosgehn.  Immerhin  aber  wird  die  sammluRg  wegen  ihrer 
reidihatttgiett  mid  wegen  mancher  darin  aufgestellten  neu^i 
ctfBiologien  mit  vortheil  benutzt  werden  können  und  slofif  zu  ver- 
^hkbeiid*histonscben  Studien  über  die  drei  romanischen  haupi* 
rekUicfa  bieten.  Meunier  beschrankt  äcb  auf  die- 
composita,  wekbe  Diez  gr.  U^  &  438  als  zusammen- 
Setzung  Ton  phrasen  bezeichnet.  Ein  anhang  bat  den 
^ajefien  zwedt  Diezens  auistellungen  an  jenem  orte  über  bil- 
doQg  Terbaler  composita  zu  widerl^en,  jedoch  mit  wem'g 
gUek.  Diez  erklärt  die  verbalform  in  Zusammensetzungen  wie 
pmie-femUe  etc.  als  imperativ  und  dies  ist  die  allgemein 
aooptirte  ansieht  Für  einige  gibt  Meunier  dies  ebenfalls  zu, 
tn  andern  dagegen,  den  meisten,  sieht  er  nlas  rationelle  und 
ursprängUche  Vorhandensein  des  indicativc.  Seine  t)egründung 
ist  aber  durchaus  nicht  stichhaltig  im  vergleich  zu  dem,  was 
Darmesteter  a.  a.  a  s.  146  ff.  über  denselben  gegenständ  zu 
gonsten  der  erUärung  als  imperativ  ausführt.  Diejenigen  com- 
posita, in  denen  augeoscheinlich  indicaliv  %*orliegt,  leitet  D, 
schar&innig  auf  analogiebildung  zurück,  die  auf  irrthümlicher 
außassung  der  imperativbüdung  als    indicativbildung  basirt^). 


')  iL  Ost  ho  ff  io  sdiiem  tiemnäcfast  efscheiocfiden  bodie  über  verbal- 
ramposita  im  germantschea,  slaviscben.  griechischen  uod 
romatiisrheD  schlägt  ganz  andere  bahnen  fOr  dieerkläning  dieser  com* 
postta  ein.  Da  er  in  früheni  sprachperioden  (und  so  auch  in  der  laL 
nmlteripfache  de«  roroan.)  eine  neig ung  zu  rerbalcomposition  nidit  findet 
md  da  noch  and^^  gründe  tunmkommen ,  m  erklärt  er  composita  ent- 
standen durch  comhininnig  einer  verbalform  und  eines  nomen  als  tmursprüng- 
fidi  und  dorcb  tniafvenlehen  anderer  bÜdungen  erst  jong  in  der  spräche 
enengt  Ihm  sind  sie  ursprünglich  nominakomposita,  die  dann  bei  der 
weiterentwi^m^  der  formen  in  einem  ihrer  theile  mit  irgend  welcher 
vcrbalform  zusammenfielen  und  alsdann  dordi  analogie  andere  verbale 
eompoeita  hervorriefen.  (TmUcfer  ursprünglich  taUa  ferri  nicht  taieat 
/gfni.>  Wir  bekennen,  dass  uns  OsthofiTs  ansteht  durchaus  l>efriedigt 


174 


FV.  Neumann, 


An  einem  iinifassenderen  unternehmen  auf  dem  gebiete 
der  ronianischcn  etyniologie  fehlt  es  in  den  let?ieu  zwei 
jähren.  Doch  mangelt  es  nicht  an  zahlreichen,  zum  Iheil  rechf 
achtenswerthen  versuchen,  welche  bestimmt  sind  das  bisher 
auf  diesem  gebiete  von  Die^,  Scheler,  Brächet  u.  a.  ge- 
ieislele  einigermassen  zu  ergänzen.  So  finden  sich  in  den  ver- 
schiedenen ronmiiisti.^hen  Zeitschriften  romanische  etyniologien, 
bald  einzeln,  bald  in  grösserer  zahl,  jedoch  ohne  bestimmten 
plan  der  gruppirting  vorgetragen,  wie  sie  sich  eben  gelegentlieh 
dem  einzelnen  gelehrten  bieten.  Vor  allen  sind  die  etymo- 
I  o g  i e s  r  o m a  n  e s  vo n  S o p  h  u  s  B  u  g g e  (Komania  IV.  348—369) 
zu  nennen.  Dieselben  halten  sich  vorzugsweise  auf  dem  gebiete 
der  französischen  ?iprache.  Der  vielseitige  nordische  gelehrte 
bietet  hier  vielfach  annehmbares  und  sicheres,  manche  aufstcl- 
lungen  sind  überrasehend  durch  feinheit  und  genialitfd  der 
combination  und  selbst,  wo  das  resultat  als  verfehlt  zu  belrach- 
ten  ist,  bleibeti  seine  bemerkungen  doch  intert?ssant.  Mit  eben- 
bürligen  leislungen  steht  ihm  ein  zweiter  nordischer  gelehrte 
zur  seile,  der  dut'cli  anderweitige  arbeiten  auf  dem  gebiete 
der  romanisehen  philologie  —  cf.  seine  remarques  sur  les 
voyelles  atones  du  latin,  des  dialecies  ilaliques  et 
de  rit alten  in  den  Memoires  de  la  Societe  de  Ling.  IL 
81—144.  —  ruhmhehsl  bekannte  Job.  Storm:  RomanJa  V, 
(1876)  165  ff*  Ausserordentlich  rührig  in  etymologischer  for- 
sehung  ist  der  Ital.  romanist  Napoleon  Ca  ix,  der  umfangreiche 
studi  elimologfci  (Hivista  di  fil.  rom.  II  112,  173  ff.,  ä:38  ff. 
Aleneo  ^)  IL  1,  7.)  lieferte.  Neben  manchem  unsicheren  bietet 
C.  vieles,  was  wohl  kaum  auf  widersprach  slösst.  Sein 
hauptfeliler  ist,  dass  er  dei-  Volksetymologie  und  den  durch 
dieselbe  hervorgerufenen  iinderungf ^n  altzugrossen  spielrauo i 
zugeslchl.  Die  vei*suche  U.  A.  Ganello's  in  der  Rivista  II, 
s.  tu  IT,  sind  von  mehr  als  zweifelhaftem  resullale.  Die 
postille  etiniologiche  von  Flechia  Archivio  glottologico 
IL  313  it  finden  ihres  s[)eciell  mundartlichen  Charakters  wegen 
besser  unten  bei  ital.  dialectlbrschung  ihre  bespreehung. 
Herrmann  Rönsch's  nachlese  auf  dem  gebiete 
romanischer  e  t  y  m  o  1  o  g  i  e  n  ist  schon  oben  erwälm  t  (s.  164). 


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')  Man  findet  die  im  At,  vorgetragenen  eiymotogten  auch  Riv.  IL  173 
mil  knnser  angäbe  de^  etymaas  aafges&hlt. 


Die  ramtuiisehe  s|>rachfors€hiing  bi  dtn  letzten  beiden  jähren.     175 


Werthvolle  beitrage  bietet  die  fleissige  und  gelehrte  Caroline 
Michaelis  in  ihren  nachtragen  und  berichligungen  zu  den 
etymologisdien  versuchen  (Jalirbuch  (ür  rom.  spr.  etc.  XV.  L 
57  ff.  (N,  F.  UI.).  Man  vergleiche  auch  ihre  ei^änzungen 
und  b<H8erungen m  Scheler's  dictionnaire  dkUymologie 
in  Coelho's  bibliographia  critica  de  bist*  e  litt. 
8,369—382,  Wie  die  letzteren,  so  sind  auch  Adolf  Tnbler's 
etymologien  (Zs.  für  vergl.  spiachf.  n.  f.  IIL  414 fT,)  ausschliess- 
Ikb  dem  Iranzösischen  entnommen,  die  wie  alles,  was  Tobler 
faWct«  reich  an  neuen  ideen  und  gei?;tvoIlen  aufstellungen  sind. 
Ddliere  etymologische  beitrage  haben  geliefert:  Schuchardt 
Romania  IV.  253  ff.  (bes.  aus  dem  span.  ladinischen  etc.), 
ViihThomsenib.  257über  t^*dp.  üider^  wovon  auch  Schuchardt 
handelt;  Gas  ton  Paris  Romania  V.  367  (afr.  miufe  —  teu- 
fet^ ==:nialus  faim{ct  Petron)  nichl  — mafc  fadus);  L.  Havet 
^chl  Bulletin  de  la  Societe  de  Ling.  1875,  Nr.  13.  XLVU, 
Too  deh  mots  romans  liros  des  dialecles  italiques 
(fißtutt,  bnfcdo^  ütfatto  und  andeit?  ähnliche  worte).  hi  dem- 
selben Bulletin  nr»  12  tragen  Joret  und  Gaidoz  mehrere  ety- 
mologien vor  (cf.  s.  CXLII  und  CLXXIIl  Devic  *)  endlich 
Miet  M^moires  de  la  Soc.  de  Ling.  Ili  3.  167  einige  romanische 
Worte  aufs  arabische  zurück.  Ob  und  inwiefern  Orlandi's 
Saggio  di  studj  etiniologico-critici.  Forli,  1875. 15^76  s. 
hier  zu  nermen  ist,  kann  ich  nicht  beurthellen,  da  mir 
weder  das  buch  noch  eine  notiz  über  dasselbe  zu  gesiebt 
gekommen  ist. 

lieber  die  etymologischen  vei-suche  im  einzelnen  zu  sprechen 
fÖhrl  zu  weit.  Um  aber  über  das  geleistete  zu  orientiren  und 
lUgteich  das  auffinden  der  einzelnen  etymologien  einem  jedem 
aieli  dafür  interessirenden  zu  erleichtern  mögen  die  einzelnen 
behandelten  Wörter  (der  kürze  wegen  ohne  angäbe  der  spec. 
spräche  oder  dialects)  in  alphabetischer  Ordnung  mit  den  Ver- 
weisungen hier  folgen^)* 


•J  Sein  Didionnaire  ^tyiii-  des  mots  franrais  d'origfne  Orientale  (arabe» 
Iure»  malais)  Paris  1876.  8*.  XV.  279,  soll  unten  bei  >fraii2ösi3c!i« 
iiting  Hilden. 
*)  Die  von  Flocbia  a,  a.  o.  iiuf gestellten  etym»  habe  ich  wej^fgelaiis^Mi» 
liisie  diircti  ihre  all  zu  groa?tf  zahl  die  lii^te  «ehr  anschwpJleii  würden  und 
rersteiL«  schon  an  der  betrelTenden  stelle  durch  alphabetische  anordnung 
ftuftindliar  sind. 


176 


Fr.  Neumaiin, 


Abri    Rom.   IV.   348,   369.     aceeggia  iL    fr.  acec.     Jahrb, 
XIV.    184.     ufokr  afr,  Zs.   f.   vergl  sprachf.     N.  R.  IH.  41Ö.J 
ciffh  Riv,  IL  22S.     affuinaldo  sp.  a{jnilaneuf  fr.     Rum.  IV.  253,] 
aise  ib.   349.     albcrge  Bibl  cnl.  372.    alborotur  Rom,  V.  165, 
alimrif  Mem.  de  la  Soc.  de  L,  IIL  167.     ancidera  Aten.  11.  1.  7,1 
andotulkr  Rom.  IV.  349.     arhnsedlo  Riv,  H.  228.     ar«?a  Jahrb. 
XIV.    i73.    artison   Rom.  IV.   350.    asear  Rom.  V.    165,     asir] 
ib.    166.    a.m^^/rtn^   Riv.    II    229,      aidier    Jahrb.    XIV.    180. 
badigeoti  Rom,  I\^  351,     balchar  ib.  252.     halenare  ib.  Imllade 
Jahrb.  XIV,  184,  ?><mtt.s^flf.  Rom.  V.  167.  foaro^«e  Bibl.  crit.  372. 
begm  Rom.  IV.  351,  beUola,  Riv.  II.  175.   bilenco  Aten  IL  !•  7.  i 
friVoo    ib.   bkhefmK    Jahrb.    XIV*    341.     biscia  Aten.    IL    1.    7. 
hlafard  Rom.  V.  168.     barchia  Riv.  IL  HL     tosco,  icw5,  bossolo 
Rom.  V.    169,    Riv.    IL    111.     haurde  Bibl    orit.    373.     branca\ 
Jahj'b.  XIV.  336.     bram  Rom.  V.  170.     ?>rmM^  Rom.  IV.  351, 
bregar  Rom.  V.   17  L     brinear  ib.  173,     trisrnr  Jahrb.  XIV.  !77. 
brolh  Rom,  IV.  368.    brauaiiles  Jahrb.  XIV,  181,    brom  Jahrb.  j 
XrV.  336.     bruciure,  brmiolare  Rom.  V.  173.     brmco  Riv,  IL  lll. 
&;mY/m' Rom.  IV,  352.     bufalo  Bulletin  d.  I.  Soc,  de.  lin^.  1875. 
13.  XLVIL     bngnola  Riv.   IL  230.     hur,    hujo  Arch,   IL   329. 
hirchio  Aten.  IL  1.  7.     biiristo  Riv  .  IL  230,     busca  Rom,  V.  169-i 
hussare    Aten.    II.     L    7,     bi*ssola    ib.     bttUero    Riv,    IL    231. 
caMlUud   Blhl    crit.   373.     cahier    ib.    374.     cahokr  Rom.  IV. 
352.  ca/a»>  ib.      calamlre  Bibl.  crit.    374.      caUbmse    ib.    375. 
cmiivean  Rom.  IV.  352.     mmwa  Jahrb.  XIV,  176.    cantimplora 
Riv.  IL  229.      mrmj    Jahrb,  XV.  57.     casÄ^o  Jahrb.  XIV.    337. 
custdla  Rom.  V.   174.     catre  ih.  miyelle  Aian.  IL  L  7.     cazcarria 
Rom.  V.  175.    c€/a^a  Riv.  IL  tll.     cerretam  Jahrb.  XV.  200, 
chalatferna   eng.  Rom*  IV,   254.     charree  Bulletin  d.   I.   soc.   de 
Ymg.   1875.   12.  CXLII.    chaticmiic  Bibl.  crit.  375.    chuntepleure\ 
Riv.  IL  229.     chtappare  Aten.   IL    1.  7.     chot/er  Rom.  IV.  353, 
ctaseheduno  Aten.  IL   t.  7.    ckMo  (tose.)  Riv.  IL  231.    eiiidgliü 
Aten.    II.    L    7,      eiscramm    ib.    emino  Riv.    IL  231.    cloparte 
Roin.  IV.  353.     coi«er  Jahrb.  XIV.  344.     coif^re  ib.  337.  comfcaj 
Rom,  V.  175.      emnbk  etc.  Bibl   crit.  375  ff.     cmirata  Jahrb. 
XIV.   337.     coquet  ib.  344.     voriscar  ib.   177.     rormjc  Bull,  etc. 
1875,  12.     C:LXXIL    commchia  ib.  13.  XLVU.     corribo  Jahrb. 
XIV.  341.  corfina  Rom.V.  176.  cmtire  Jahrb.  XV.  59.  cranidreM 
Jahrb.  XIV,    t8L     croio   Alen.  IL   1.  7.    mUr  Rom.  V.    176.  ■ 
daron  Rom.  IV.  353.  dexur  ib.  262  ff.  diu  Rom.  V.  113.  disnare 


Die  romanische  Sprachforschung  in  den  letstea  beldea  jäUi^oik     177 

ib.  177.  —  eböuriffe  Rom,   IV.  354.     mmyxgar  Ituiii.  V.    179. 

tscatba  Rom.  IV.  366.    escolorgler  ib.  354.    esqukher  Dihl.  (rii, 

;J77,     estramaron  Bibi.  cril.  378.     estrun  Jahrb.  XIV.  182.   estmi 

Zs.  f.  vergl  sprachf.  III  (N.  R.)  421.   äwm  Hüin.  IV.  :t:»4.  />kA*r 

Bibi.  crit.  378  ff.   falounk  ib.  355.    /nio^  Bil)L  rr'ii.  380,   //Vy"«f^ 

Jahrb.  XIV.  345.  frmmtr  ib.  fressurti  Rtmu  IV.  355,  /W//tiare  Aloii. 

IL  l.  7,  frinie  Rom.  IV.  356.  frmfpur  ib.  357,  frmco  hdiviK  XIV, 

I7<J*   fuchm  AleiL  II.  1.  7.  f/aMo  Jubrb.  XIV.  171.  (fuchf  Mmiüircs 

etc.  ni.  167.    gatnha  Jahrb.  XIV.  174.    (jaUillitr  Houk  IV.  357. 

^m^K^na  Jahrb.   XIV.    176.     gvumUa   ib.   XV.    191),     r/Z^fr/z/r;  iIj. 

XIV.  175.     ffiheme  Rom.  IV,  357.     //ii<:cr  ib,  358.  Jndrl»,  XIV. 

182.    gire  Riv.  IL  174.    giunare  Jabib.  XIV,  338,  /y«öm>  Riv,  M. 

176.      goenwfi    Rom.    IV.    358.     gonä   HM,   crit    380,      f/w<f(^ 

Rom,  IV,  358.  grasckt  Alen.  IL   K  7.    grcz^o  ib.  grtmfia  Jahrb. 

XIV.  338.  irrt4^kfa  ib.  XV.  198,  fffWJSO  ib.  XIV.  342,  gwukiha 
ib.  XV.  57,  gtmldrappa  Aten.  IL  1.  7.  Af^/*^  RtJiM.  IV.  350. 
iocienea«!  ib.  361.  hure  ib.  36 L  369.  incigliare  Alen.  IL  L  7, 
mgegna  Jahrb.  XIV.  338.     inUumre  ib.  342.    jodiÄre  jb.    IS2. 

XV.  198.  jarre  Rom.  IV.  362.  jatdoi  Zs.  L  verKl*  ^vmiM. 
N.  R,  III.  418.  joder  Rom.  V.  179.  te/d  Riv.  IL  173.  %^i*rß 
Rhr.  IL  173.  fai^r  tb.  Umeart  Ateii.  IL  I.  7.  iamlwr  Jahri». 
XIV.  345.  ferw  Rom,  IV.  262.  /fccö  Jahrb.  XIV.  IW.  Uhrnma 
HoQi  V.  179.  jot&ia  RIt.  IL  231.  Uja  ib.  176.  tumi^mm 
Rom,  IV.  460  (Ä.  Schder).  magagna  Jalirb.  XIV.  171^.  mdl^ 
Riv.  IL  111.  mamm  Jabrb.  XIV.  178.  mamid  ik  183.  minf- 
jma  Rom.  V.  ISO.  ma^e  ib.  367.  mmmmm  Roth.  IV.  M2. 
■ettncir«  Rom.  V.  tSL  memmlnd  lahrfe,  XV,  IM.  müm^ 
Hl  XIT.  184.  myiyalo  Jahrb.  X%'.  57.  mmm  Mteoim  H£. 
UL  ±  167.  wm  Barn.  IV.  3^.  mortaddie  BUL  €iiL  9M. 
Wf^iM  itea.  OL  167.  wmmco  HoaL  IV.  367.  wMmm  (ßp.mm^ 
BfbLcriLSML  mmuhdt  fkmLlf.  tu.  «uyA»  Kpm,  IV.  M7. 
mme  BihL  criU  38L  m«^  firikite  cAe^  I3L  CXUL  ^>r  für, 
IL  112.  Ml  Ol  231.4ite  JUn.  IL  1.7.  f«^irfffw».fV.  2i& 
^M<«r«fe  iakri».  XIV.  2M,  ,ri^  Rmu  fV.  M3.  frjfyiii 
iaiirb.  XiV.  3ML  ptritmm  UMu  XfV.  »4L  ^««b  Rmu  JT. 
3(7.  ^icnfe  ^Ml  XnV  »•.  #£#«  2^  t  wgL  ipmiC 
IL  r,  OL  41%.   f  jwrfl    Hm.  tL  U%   gkim  Rmi.  IV.  WL 

XIT.  tiC    fitt*9  BiHüu  n  1*1. 


178 


Fr,  Keummin, 


179.    redor  Rom.  V.  182.    river  Rom.  IV.  364,  rilhar  ü 
rincer  Bibl.  cril,  38L    ripentaglio  R\\\  IL  228.    Hmllino  Rom, 

V,  182.     romtte  Zs.  f.  vergl.  Sprachf.  N.  R.  IIL  410  ff.  itissare 
Jahrb.  XI\^    177.    sabrenas  Rom.    IV.  365.    smicodmr  Jahrb.  ^ 
XIV.  344.     smufhter  Bibl.  crit.   381.     sbi^joUirc  Aten.  U.  1.   T.f 
scamleUa  Jahrb.   XIV.   340.     seilaeca  Riv.    IL   231.     »eorsonere 
Bibl.  criL  382.     smüUmit  Rom.  IV.  365,     .sercfno  Rom.  V.   182, 
serpilliere  Bibl.  crit.  3S2.    scrqtm  Jalirb.  XIV,  343.    sgomefttarv 
Riv.   IL    175,     sißlm^e  Bulletin   etc.   13.   XLVIL     sima  Jahrb. 
XIV,  179.    sübriqtiei  ib.  345.     sonda  Rom.  IV.  368.     sorwocare 
Riv.   II.   231.    sort^re  Rom.  V.    183,  Jalirb.  XIV.  175.    soeegar 
Rom.  V.    184.     Soubrette  Jahrb.  XIV.   346.    sotimoiÄ  Rom.  V.J 
184.  .'f/w/dö  Jahrb.  XIV.  343.  squarmio  Riv.  IL  231.  stambergan 
Aldi.  IL  1.  7.    siancarc  Jahrb.  XIV.  34Ü.   steniare  Aten.  IL  1,7. 
st^pia  Jahrb.   XIV.   340  f.     stmjmzzare  Riv.   IL   175.     susinaX 
Aten,  IL  1.  7,     Mdwr  Bibl  crit,  378—380.     te/aw(?BulHm  etcf 
13.    XLVIL      iarqmis    Jahrb.  XV.   57.      lerne    Rom.    IV.    :^6. 
terttdia  Rom.  V.  185.     ^^jcö^m  Rom.  IV.  366.  %o  Riv.  IL  23!.  I 
to$€o  Rom.  V.    185.     totüvia  Jahrb,  XIV.   343.    trepcr   ib.    340. 
trindietto  Rom.  V.  186.     tronfio  Aten.  IL  1.  7.    isfjtudun  Rom. 

IV.  255.  /iwJtoio  Jahrb.  XIV.  344.  «Mia  Riv.  IL  112.  vastago 
Rom.  V.  187.  vermiglio  Jahrb.  XIV.  341.  vide,  vider  Rom,  IV. , 
256.  257  —  262  (Thomsen).   mluppo  Rom.  V.  187.    mrare  Rom.] 

V.  187.  mh  Rom.  IV.  266.     priUr  Zs.  f.  vergL  Sprachf.  N.  F. 
IIL  4M  n\     xaranda  Hom.  V.   188. 


Rumänisch. 

Ich  gehe  zur  bcsprechung  derjenigen  erschoinungen   über. 
welche  sicli   mit   den  einzelnen   romanischen  sprachen  besc"häf- 
ligen.     Das  Ö.stliche  romanische  idiom ,    das    rimifmisehe,    mag     i 
den  reigen  eröflnen.     Was  Hugo  Schuchardt  im  arifaug  desfl 
Jahres    1875  sagte,    gilt   im   grossen   und  ganzen   noeh    heulf*: 
>die  zahl  derjenigen,  welche  rimiänische  spräche  und  lilleralur 
zum    gcgenslande    wissenschafll icher    forschong    machen,    wie 
Musäafia,  Picot  n.  a.  ist  sehr  gering;  und  \n  weitere  kreise 
dringt  kaum  ein  schinmier  dieser  arlieiten«,    Iimnerhin,  wie  in 
den  letzten  jähren  die  theilnahme   an  der  rumänischen  nalion 
wuclis,    so   isl  auch   ein  gleiches    wachsen    des    Interesses    an 
runi.  spräche,  litteratur  elc.  zu  eonstatiren.     Frellicti  gehen  die^ 
diesbezüglichen  arbeiten  vielfach   von   andern   als  rein  sprach- 


Die  romanische  sprachforsclmng  in  den  letzten  beiden  jähren.     179 

wisaenachafljjchen  (so  beeonders  von  eibnographischen)  gesiehts- 
puflkten  aus,  wie  atich  andrerseiU  die  objecLi vital  »iiul  die 
löuliate  der  unt^rsucbungen  oft  durch  beioiischuug  ausser- 
wasensehaftliclier  iiiter^sen  beeiuüäclitigL  siud.  AusserliaUj 
(fcf  Donaaländer  finden  rumänische  Sprachstudien  besonderes  in 
Frankreich  pflege.  Sie  sind  gegenständ  der  Vorlesungen 
löQ  Einile  Picot  an  der  Ecole  des  langues  oricntales  vivan- 
ies de  Paris,  Schon  frülier  förderte  er  diese  Studien  durch  seine 
documents  ponr  servir  a  Tclude  des  dialecles 
Büumains,  Revue  de  Linguistique  etc.  V»  Janv. 
Paris  1873.  225  ff.  (auch  separat  erschienen*)),  welche  er  juit 
br2cn  grarnm.  bemerkungen  und  einer  Übersetzung  JjegleiLeLe. 
[fest4be  revue  brachte  voi.  VIII.  3.  Jan.  1870.  167  iL  von 
E.  Picot  eine  leQon  d'ouverture  du  cours  de  langue 
«Ide  litterature  roumaine^  welche  in  schnellen  und  dabei 
«twas  fluchtigen  zügen  über  den  betreffenden  gegenständ  orien- 
tirL  Er  weist  in  seinem  vortrage  auf  die  Wichtigkeit  des 
niüiimischen  für  die  rpnianische  Sprachwissenschaft  liin.  Üa?i- 
aüiie  hat  kostbare  reste  von  lateinischen  llexionen  bcwahrl, 
ttid  man  findet  daselbst  eine  menge  von  worlen,  die  in  den 
Vdtlichen  roman,  idiomen  geschwunden  sind.  Diiss  dem 
QiBchen  jene  unendliche  zahl  von  kleinsten  dialectischeo 
ujgen  abgeht,  wie  sie  Italien  z.  b.  zeigt,  wird  von  r*tcot 
ik  ein  beweis  für  die  singuliere  tenacite  de  la  race  benutzt. 
2o  bedauern  ist,  dass  ein  gelehrter  wie  Picot,  der  vermöge 
Wer  kcnntnisse  am  besten  sachlich  liiitte  sein  können  und 
»Iki,  die  gelegenheit  dieser  vortesung  zu  leidenschallliclieu 
polilifichen  expectorationen  niissbraucht  und  so  z.  b.  die  grüridung 
ikr  Universität  Czeruowilz  fast  als  blosse  vergewalligung  der 
Bumäneii  durch  Österreich,  polilik  darstellt.  Am  schlu>s  einer 
anfciiiiiigs Vorlesung  zu  rum.  sprach-  und  littenitui künde  von 
teijtriigen  Rumänen  zu  sprechen,  welche  1870  im  frz.  beere 
Wiien»  das  heisst  deim  doch  den  Chauvinismus  auf  die  spitze 
Irvikn.  Durcliaus  sachlich  und  daher  aucli  förderlich  ist 
f'|"i' 's  Schrift:  Les  Rooniains  de  laMacedoino.  Paris 
^"'-'j.  gr.  S***  48  s.  (auszug  aus  der  revue  d'antliropologie, 
W.IV,  1875.  385  —  429.)  Die  arbeit  bietet  ein  resiuni'  alles 
w^,  was  an  glaubwürdigem  üIjci"  di(^  Rumr^nen  des  recliten 

*)  cf.  Go«lbo*s  bil>i  ci'U.  L  59. 


180 


Fr.  Neu  mann, 


Donaiiufers  bis  jetzt  geschrieben  ist.  Sicheres  ei'gab  sich  dabei 
nicht  viel,  da  die  bezügiichen  arbeiten  meist  wenig  exact  und 
wenig  verständig   ausgefillirt  sind.     Die   schrift   ist  eine   nütz- 
liche bibliographie  dessen,   was  die  Rumänen  von  Macedonien  u 
betrim.  f 

Ausser  dieser  schon  mehr  ethnographischen  und  hfstorischen 
arbeit  sind  nocli  andere  hier  wenigstens  zu  erwäluien*  Denn 
im  Zusammenhang  mit  der  in  tetzter  zeit  oft  ventilirten  frage 
nach  dem  Ursprung  der  rumänisc^hen  nalion  durfte  die  frage 
nach  dem  Ursprung  der  romanischen  spräche  nicht  ausser  acht  ■ 
gelassen  werden.  Die  lösung  beider  prohleme  kann  niemals  f 
getrennt  geschehen.  Die  arbeiten  von  ehiheimischen  stehen  an 
wissenscliaftlichem  werth  hinter  den  leistungen  auswärtiger  zu- 
rück, welche  letzteren  allein  bestrebt  waren,  durch  die  klare 
darlegung  des  gesanmiten  Sachverhalts  den  boden  zu  schaffen,  ■ 
auf  welchem  der  kämpf  ohne  hereinziehen  von  nebenfragen 
ausgefochten  werden  muss.  Dieses  loh  gebührt  vor  allen  den 
arbeiten  von  Julius  Jung.  Dieselben  haben  vorzugsweise  den 
zweck,  die  ansieht  R Oslers  zu  widerlegen,  dass  Dakien 
in  der  zeit  vom  3*  bis  \2,  jahrh,  keine  romanisch  redende 
bevüikerung  hatte.  Als  Vorläufer  zu  seinem  grössern  werke 
veröüent lichte  er  in  der  Zeitschrift  für  d.  österr.  gymnasien  M 
27.  Jahrg.  1.  2-  lieft  einen  artikel  »Die  Anfänge  der" 
Rumänen«.  (Vergl.  dazu  die  beilage  zur  Allgem.  (Augsb.) 
Zeitung  vom  8.  november  1876.)  Die  Untersuchungen  Jungs 
basiren  auf  positiven  thatsachcn  und  zeichnen  sich  durch  ihre 
besonnenheit  aus.  Dies  gilt  —  soweit  ein  flüchtiger  einblick 
dies  zu  beurtheilen  gestattet  —  noch  mehr  von  seinem  neuesten 
vor  einigen  tagen  erschienenen  haupt werke:  »Roemer  und 
Romanen  in  den  Donauländern.  Historisch-ethno- 
graphische Studien  von  Dr.  Julius  Jung.  Innsbruck 
1877.  8^  XLIV.  310  s.  Der  Verfasser  verwerthet  für  seinen 
zweck  die  rum.  ortsnamenforschung  mit  glück.  Was  das 
sprachliche  anbetrifft »  so  wird  s.  208  f.  die  ansieht  Murgu's 
wieder  vorgetragen,  dass  das  rumänisch- walachische  idiom  dem 
romanischen  in  den  Graubündner  Alpenthälern  nalie  komme,  _ 
so  dass  Rumänen  und  Ladiner  *)  sich  gegenseitig  verständigen  ■ 

^}  J.  Jung  gab  Ausland  1877  Nr.  dD.  ftueh  ladinische  Studien. 
Elbcnda  eröffnet  er,  dass  BitJermann  (Graz)  ein  werk  über  die  Roma- 
nen in  OesLerreicb  (Pustertbal,  Obcrkärnlen  etc.)  vorberdtc. 


« 


Die  romanische  Sprachforschung  in  den  letzten  beiden  Jahren.     181 


könnten»  (?)  Von  gemeinsamen  eigenthümlichkeiten  beider  wird 
booßders  die  betont,    dass  sie  im  gegensatz  zu  den  übrigen 
fIBEL  spraclien  weit  melir  klassisclie  worte  recipirt  haben,  wo- 
br  er   einige  beispiele  gibt.      Diese   frage    sclieint    niii*    ainer 
mm   methodischen  Untersuchung   bedürftig.     Ich  reihe   hier 
iD  Lorenz   Diefenbach,    die   volksstämme  der  euro- 
päischen Türkei.     Frankfurt  a*  M,  1877,  8**.,   wo  s.  54 ff, 
Ton  rum.  spräche  gehandelt  wird,    Eben^^o  finden  die  Rumänen 
-ichtigung  in  der  Ethnographie  von  Ungarn  von 
,.  Uunfalvy,  übersetzt  von  Prof.  J,  H.  Schwicker. 
Budapest  1877.  8®.  s.  334  ff.    Hunfalvy  recapitulirt  die  ansich- 
Uaii  vom  Ursprung  der  Rumänen ,  weist  nach ,   dass  das  rumä- 
nische Volk  und  seine  spräche  nicht   im  Iieutigen  Siebenbürgen 
sondern  in  Rumelien  enistanden  sei.     Zwei  andere  capitel  be- 
richten von  den  liistorischen  spuren  der  Walachen  und  den  frem- 
_^  Wörtern  in  ihrer  spräche  ^),  Von  einiieiraischen  erscheinungen 
henroi-zuheben   B.   P.  Häsdeu,   istoria  criticä  a  Ro- 
minilorü  din  ambele  Dacie»    tomü  I.   Bucuresci    1873-   4**. 
XU  all  s.    Die   erste  lieferung  von  t.  IL  erschien  1874.   HL 
Jfc  s.  ferner   1875    eine    zweite    ausgäbe    des    ersten    theiles, 
Üiüunea  11,  revedutä  si  forte  adaiisä.    Er  handelt  s.  238—243 
\m  Ursprung  des  namens  Vlach,  289-^308  von  den  bildungs- 
«pochen   der  rumänischen  spräche  etc.      Hasdeü  erweist  sich 
ak  tüchtiger  historiker  und  philolog,   als  der  entschieden  be- 
'leiilrMidsle  unter  den  einheimischen  forschem.  Als  philolog  hat  er 
*«tii  hie  lind  da  schon  früher  mil  erfolg  bethätigL    Seit   1870  ist 
9  heraiisgeber  der  Co  I  um  na   lui  Traian»  einer  Zeitschrift, 
iifche    culturhistorisch- linguistischen   interessen  gewidmet   ist* 
kk  en^'äkne    daraus:     Häsdeü,    Untersuchungen    über 
ft^ailiv  und  dativ  des  alten  dakischen.     Frollo  (dem 
*ir  unten    noch   einmal    begegnen),    neue    versuche    die 
*^rlhographische  frage  zu  lösen.     Majorescüs  istro- 
fum.   Wörterbuch.      In    seinen    rein     sprachlichen    unter- 
^Khongen  stellt  sich  Hasdeü  auf  den  breiten    boden   der  ver- 


'j  kh  verweise  auch  auf  die  ausführliche  kritik  der  Ronijlnischcn 
Studien;  Untersuchungen  zur  altern  Geschichte  Romäniens 
'aoRoIk  Rßsler.  lLeif>zig  1871.  8°.},  die  Xenopol  in  den  Convorhiri 
M«i»Yoii  Jassi  1875.  Nr  5,  G.  159-173,  ^»20  —  229  bot,  wieder  ahpe. 
♦»dt  in  dem  Journal  Rünuiimln  28—31  October  1875, 


fr.  Ndumann, 


IrleicheDdeo  indogermanischen  Sprachforschung,  freilich  ohne  sie 
überall  genügend  verdaut  zu  haben,  m  dass  seine  sprach- 
wissenschatt liehen  leistungen  (bes.  otymologien)  meist  mehr 
guLon  willen  als  vvirkliche  annehmbare  resullate  zeigen.  Manche 
wichtige  punkte  der  rumänischen  Sprachwissenschaft  erfordern 
allerdings  ein  recurriren  auf  die  andern  indogermanischen  sprachen, 
so  2,  b,  die  herleilung  rumänischer  Wörter  aus  dem  dakischen, 
die  bei  dem  mangel  an  dak.  litteratur-denkmalen  schwierig 
und  gefahrlich  isL  Von  Häsdeü's  hnguistischen  leistungen 
erwähne  ich;  Principie  di  filologia  comparativä  ario- 
europeä  cu  aplicatium  la  isioria  limhei  romäne. 
Guts  tinut  ta  Facultatea  de  Litere  si  Filosofiä  din 
Bucuresci.  Tom.  I.  Istoria  filologei  comparative 
Nr  L  Bucuresci  1875.  II.  32  s.  8*  Ferner ;  Fragmente 
pentru  Istoria  Linibei  Romäne.  Elemente  Dacice, 
LGMuj.Cn  Postscriptum  despre  D.Cihac  si  apendice 
D.  Emile  Picol.  II.  GMob:  bulgarul  Imhav;  serbul  ubav; 
persianul  khüb;  sanscritul  "^svnbhu;  grecul  öoyoV,  <^f^f^^f 
a^fftpog;  latinul  sibtis;  irlandesul  sab;  germanul  swäbe. 
Cu  apendiee  despre  tjMtfj  si  vlj.  Bucuresci  1876  (IV) 
1b  s.  8  K 

Ein  für  die  geschichte  der  nnnänischen  spräche  ausser- 
ordentlich wichtiges  capitel  behandelt  Edelsp acher  Äntal 
Rumun  elemek  a  magyar  nyelvben.  Budapest  1875. 
35  s.  8*",  Mit  lobenswerter  geduld  und  Sorgfalt  hat  E,  alle 
diejenigen  worte  zusammengestellt,  welche  in  die  ungarische 
Sprache  in  folge  des  Verkehrs  zwischen  Walachen  und  ihren 
nachbarn  eingang  fanden*  Er  zählt  im  ganzen  124  Wörter, 
wovon  14  wiederum  abgehn,  welche,  ursprünglich  magyarisch 
oder  slavisch,  zu  ihrem  ausgangspunkt  zurückkehrten,  nachdenr 
sie  das  Rumänische  durchschritten.  Etwas  mehr  kritisches 
verfahren,  so  z,  b,  eine  Scheidung  zwischen  den  rein  rumä- 
nischen elenienten  und  den  zweifelhaften  wäre  der  sonst  recht 
anerkennenswerthen  arbeit  von  nutzen  gewesen.  Nicht  genau 
geschieden  ist  Ursprung  aus  dem  latein  oder  rumänischen, 
ebensowenig  ein  sicheres  kritcrium  für  beide  aufzustellen  ver- 
sucht. Auch  hätte  besser  betont  werden  können,  was  allgemein 
magyarisch,  und  was  nur  Provinzialismus  ist.  Wenn  der  Ver- 
fasser endlich  den  liistorischen  schluss  zieht,  dass,  weil  die 
rumänischen    Wörter    im    magyarischen     sieh    nicht    in    alten 


Di^  romaimdse  sprachforsehimg  in  den  letiten  beiden  jähren.     IgS 

finden,  R Oslers  theorie  dadurch  bewiesen  werde,  es 
erst  9eit  dem  13*  Jahrhundert  romanisch  sprechende 
dorthin  gekommen,  so  Ist  dies  bei  dem  mangel  an  alten  denk- 
tnaleis  doch  mehr  als  unsicher.  Eine  brauchbare  bibüographie 
Ms  gegenständes  ist  der  schrift  beigegeben.  —  Einen  wertvollen 
heHraf  mr  rumänischen  grammatik  lieferte  G.  D.  Georgian, 
essai  sur  le  vocalisme  roumain,  precede  d'one  etude 
historiqae  et  critique  sur  le  Roumain.  Bucaresl  1876. 
8^  X.  105  %  Der  erste  theil,  welcher  auf  dem  titel  schon 
nS  angekündigt  wird  and  der  den  zweck  hat  über  m- 
mlnische  spräche  und  Sprachforschung  im  allgemeinen  zu 
ürientiren,  ist  meines  Wissens  bis  jetzt  noch  nicht  erschienen. 
Nach  dem  inhalL^verzeiclmisset  welches  der  Verfasser  vorläufig 
^bt,  scheint  dieser  theil  sehr  intei'essant  zu  werden.  Möge  er 
recht  bald  nachfolgen.  Die  vorliegende  schrift,  mit  welcher  der 
fofaseer  in  Leipzig  promovirte,  beschäftigt  sich  mit  einem 
der  interessantesten  punkte  in  der  rum.  grammatik,  dem  vocaÜs- 
mas.  Die  metliodisch  und  strengwissenschaftlich  geführte  Unter- 
suchung des  gegenständes  zeugt  davon^  dass  G.  eine  gute  schule 
durchgemacht  hat.  In  Paris  war  er  eleve  de  TEcole  des 
haotes  Etudes,  in  Leipzig  schüler  von  Curtius,  Leskien,  Hübscb- 
mami  u.  a.;  die  an  beiden  orten  erworbenen  gründlichen  und 
breiten  sprachwissenschaftlichen  kenntnisse  kamen  der  arbeit  zu 
pile.  In  einer  Vorbemerkung  orientirt  er  im  allgemeinen 
über  rum,  buchstaben;  er  gibt  da  seine  transscription  des 
cyrill.  alphabets  und  weist  vorläufig  auf  die  charakteristische 
Ihatsache  hin,  dass  das  rumänische  vier  vocale  mehr  besitzt 
als  die  andern  romanischen  sprachen:  r,  tt,  ea,  oa.  Dann  legt 
^  in  einem  kurzen  abriss  natur  und  geschichte  der  einzelnen 
ÜMite  klar.  Die  weitern  abschnitte  II — V  handeln  ausschliess- 
üdi  von  denjenigen  factoren,  welche  bei  der  modificalion  der 
einzelnen  vocale  wirksam  waren.  Zuvörderst  der  einfluss  des 
aecents :  in  den  übrigen  romanischen  sprachen  bringt  der  accent 
auf  einem  vocal  diphthonge  hervor;  im  rumänischen  sind  es 
aber  keine  wirklichen  diphthonge,  weswegen  der  vertasser 
stall  des  grammatischen  ausdrucks  »diphthongirung«  einen 
andern:  »ouvrir«  wählt.  Weiterhin  spricht  er  von  den  wirkimgen 
der  liquiden  (48 — 63)  und  von  vocalischer  atü^action  (63—76), 
um  dann  mit  der  besprechung  desjenigen  Vorgangs  zu  schliessen, 
der    die    grösste    Verheerung  im  rumänischen  vocalismus    ver- 

13» 


ursacht  hat:  ich  meine  den  einfluss  der  nasale,  ein  phänomen, 
das,  schon  im  lateinischen  vorbereitet,  die  verdumpf uing  vor- 
hergehender vocale  zum  resullat  hat.  Der  Verfasser  gibt  seinen 
Untersuchungen  eine  historische  basis:  Sprachdenkmale  der 
frühem  Jahrhunderte  werden  für  seinen  zweck  ausgebeutet. 
Seine  aofslellangen  sind  hier  und  da  einer  tiefern  begründung 
bedürftig.  Sein  französisch  ist  nicht  gut  und  wenig  gewandt, 
in  folge  dessen  manches  durch  mangel  an  präcision  dunkel 
bleibt.  Auch  am  Schlüsse  dieser  schrift  s.  93 — 101  findet  man 
eine  nützliche  bibliograpliie.  Wir  wollen  hoO'cn,  dass  wir  dem 
Verfasser  noch  öfter  auf  diesem  gebiete  begegnen, 

T.  Maiorescü,  dessen  istrormnänisches  Wörterbuch  wir 
schon  oben  kennen  lernten,  machte  in  seinen  Critice,  Bucarest 
1874  XV,  466  s.  8^.  schon  früher  gedruckte  linguistische  ab- 
handlungen  wieder  zugänglicher.  Ich  erwähne;  )frDie  rumänische 
Sprache  in  Österreich,  Zeitungen«.  »Ueber  Schreibung  des  ru- 
mänischen« ,  worin  er  sowol  das  phonetische  als  das  etymo- 
logische system  bekämpft.  Der  letztere  artikel  führt  uns  zu  einer 
frage,  um  die  in  Rumänien  mit  grosser  leidenschaft  gestritten 
wird:  der  orthographischen  frage.  Deutschland  mit  seinen  or- 
thographischen schrillen  und  conterenzen  ist  nichts  gegen  das» 
was  in  dieser  faeziehung  von  Rumänen  geleistet  w4rd.  »II  est 
temps  de  mettre  un  terme  ä  tous  ces  systemes  d*ortliographes 
possibles  et  impossibles,  qui  surgissent  chaque  jour  et  qui  ne 
fönt  qu  'accroilre  la  confusion  qui  existedeja«*).  Umso  wärmer 
müssen  wir  eine  arbeit  bogrüssen,  welche  die  frage  nüchtern, 
durchaus  sachlich  und  verständig  behandelt.  G.  L.  Frollo, 
0  nouä  incercare  de  sotutiune  a  problemului  orto- 
graficu.  Studiu  filologico  —  criticu.  Bucarest  1875* 
330  s.  Der  Verfasser,  der  schon  rühmliclist  bekannt  ist  durch 
andere  arbeiten  auf  dem  gebiete  der  romanischen  philologie, 
so  durch  ein  rumänisch- italisch- französisches  Wörterbuch*), 
behandelt  die  frage  rein  philologisch  mit  zuhölfenahnie  der 
historischen  spraehbetrachtung,  rumänischen  lautiehre  etc.    Als 


')  (*ihtte.  diction.  d'^lym.  daco-romaiie.  Frankfurt  a.  M.  1870,  s.  X. 

')  Ob  der  letzte  tlieil  dioses  grossen  Werkes  sclion  ersthienen,  weiss 
ich  nicht.  Ein  2.  wrirlerbucli  erschien  von  G,  M  Antoiieseou,  dict 
rowmain'frnnQais  ei  fr.-r.  recueilli  dans  les  mpinmirs  «lict,  franq.  S  part, 
Biicare^t  IS74  W.  V.  324.  tm.  s. 


Dir  romanbehe  Sprachforschung  in  den  letzten  beiden  jahreji.     t^ 


fffcKrier  anhänger  des  phonetischen  Systems  antwortet  er  den 

wtindungen,  welche  die  Vertreter  der  etymologischen  schreib- 

ise  jenem  gewöhnlich    ?ai  machen    pflegton   und  stützt  sich 

lei  auf  autoritaten  wie  Diez,  Ascoli,  Schuchardt,  Mussafia. 

flas  eresammturtheil  von  prof*  A,  Graf  (Rivista  di  fiL  rom.  ü, 

:jutet:   »Solo  a  prendere  in  mano  il  suo  volume  si  vede 

jn  «^  parte  della  linguistica  a  cui  egli  sia  estraneo»    Gon 

^carsitä  di    lavori  filologici  sul  rumeno,   queslo   volume, 

iH  giuste  osservazioni  e  di  notizie,  che  noii  si  potrebbero 

i^uV4je  altrove,  e  un  buon  contributo  alla  scienza,  e  un  servigio 

rm  a*  suoi  cultori«. 

Schliesslich  sei  hier  die  entdeckung  eines  jetzt  unter- 
gegangenen rumänischen  dialects  erwähnt.  Man  findet  darüber 
Indem  ethnographischen  werke:  Notizie  naturali  e  storiche 
^air  Isola  di  Veglia,  compilate  dal  Dr.  Giambattista 
Cubich.  Triest  1874  75,  L  256.  IL  161  s,  8^  Noch  vor 
einem  menschenalter  ist  in  der  stadt  Veglia  ein  dialeet  ge- 
sprochen, der  den  grundstock  der  dortigen  bevölkerung  als 
romanischen  konnzeichncL  Ein  dorf  in  der  nähe,  Poglizze, 
;  LLü  ehemals  rumänisch.  Biondelli  erklärt  dies  nunmehr 
•öin  slavischen  verdrängte  idiom  identisch  mit  dem  in  der 
onigegend  von  Temesvar,  Auch  Ascoli,  Archivio  glott.  L  435 
«öm.^  ff.  spricht  von  einem  altvegliotischen  diaiecte,  in  dem 
«ch  unverkennbai'c  spuren  des  allrmnänischen  (wal.)  fanden 
fflid  welches  gewissermassen  den  Übergang  zu  den  ladinischen 
«Vi,wt(>n  der  italischen  alpen  gebildet  habe.  Man  muss  dieser 
knng  grosse  trag  weite  beilegen,  *msofern  dadurch  die 
Gleichartigkeit  der  grundlage,  auf  welcher  die  ladinischen 
iecte  in  den  alpen  sowohl,  als  die  südfranzösischen  mnnd- 
ti-n  und  das  catalanische,  andrerseits  aber  auch  die  istrianer 
vigeDthüuilichkeilen  und  das  rumänische  derneuzeit  erwuchsen» 
ihrer  geographischen  Verbreitung  nach  bis  an  die  Balkanhalb- 
insd  aiisser  zweifei  gesetzt  erscheint«  (cf.  Biderniann  in  den 
6«L  gel.  anz.  1876  st.  37.  s.  1159), 

Rhäluromanisch. 

Bevor  wir  zur  italischen  Sprachforschung  übergehen,  mägen 
hier  einige  bemerkungen  über  das  bezüglich  des  rhätoromanischen 
pdeistete  platz  finden.  Es  ist  das  nur  sehr  wenig.  Umfassendere 
darslellungen  wie  Stengels   vocalismus  des  lat.  elementes  in 


den  wichtigslen  roni.  dialecteu  von  Graubüudeii  UBdTyrol  (1868), 
oder  Schuchardis  fälle  bedingten  lauLwandtls  im  Chur- 
wfdschen  (1870)  sind  nicht  aufzuweisen.  Einzelne  bemerkungen 
zu  diesen  dialecten  finden  sich  zerstreut  in  diesen  und  jenen 
arbeiten  über  andere  gegenstände.  So  bieten  Schuchardts 
rexenslonen  oft  wertvolle  notizen,  die  ihn  als  einen  der  besten 
kenner  jener  dialeele  dokunientiren.  cL  s,  118  der  ztsehr,  für 
rom.  philoL  I,  wo  er  gelegentlich  einer  anzeige  von  Stünkels, 
lex  Roniana  Utineasis  (s.  s.  163)  liber  die  resle  der  zwei- 
c  asu  s  dec  l  in  a  ti  u  n  im  O  be  r  w  a  1  d  is  c  Ken  G  r  a  u  b  ü  n  d  e  n 
sprichL  Pallioppis  leislungen  sind  schon  oben  erwähnt.  Zu 
nennen  wäre  nur  noch  E.  Böhmers,  Preidicats casus  im 
r hat o romanischen  in  seinen  romanischen  studien  VU. 
s.  310—220  (2.  band).  Zu  GarischVs  aufstellmig,  dass  im  | 
sogenannten  oberländiscJien  dialecte  (cf.  dessen  wöLierbuch, 
Chur,  1848,  s»  XXIX,  Gram,  ib.  1852.  s,  143)  adjectiva  wie  par- 
Ücipia  ein  s  im  männlichen  geschlecht  sgl,  annehmen ,  wenn 
sie  hinter  dem  subfitanliv  als  prüdicat  mit  dem  verbnm  stehn, 
gibt  Böhmei-  beachtenswerthe  erlänterungen  und  ergänzungen. 
Böiniier  hat  hiermit  und  durch  seine  »Churwälschen  Sprich- 
wörter« (ib.  157  UV)  die  kcnntniss  jener  mundarten  sehi' 
gefördert* 

Italienisch. 

ilalien  kann  stolz  sein  auf  seme  leislungen  innerhalb  dtt 
gebietes  der  romanischen  Sprachforschung.  Es  kann  unter 
seinen  romanisten  gelehrte  ersten  ranges  namhaft  machen: 
Ascoli,  Gaix,  Flechia  u.  a.  Dazu  hat  es  nicht  nur  eine 
Rivisla  di  filologia  romanza  aufzuweisen,  sondern  es 
besilzt  in  dem  Archivio  gloUologico  ilaliano  sogar  ein 
organ,  welches  einzig  und  ausscUiesslich  der  erforschung  der 
italienischen  dialecte  gewidmet  ist.  Die  arbeiten  dieses  letzteren 
werden  wir  unten  auch  mit  ganz  besonderm  lobe  auszuzeichnen 
haben.  Ein  hauptthema  der  italienischen  romanisten  bildet  die 
sogenannte  Streitfrage  über  die  italienische  spräche,  die  frage 
nach  dem  Ursprung  dessen,  was  man  als  italienische  spräche, 
lingua  italiana  im  allgemeinen  zu  bezeichnen  sich  gewöhnt 
hat.  Die  eigenart  der  Stellung,  welche  die  italienische  Schrift- 
sprache in  bezog  auf  Ursprung  und  weiterentwickloiig  einnimmt, 
macht  die  lösung  dieses  problems  selir  interessant ,    aber  auch 


Die  romantscbe  sprach far^hung  in  <teii  lelzlen  beiden  Jahren.     J87 

jteiflj  schwierig.    In  grossen  zügen,  auch  für  den  nicht  sprach- 

wt^äenschafllich    gebildelen    verständlich    orienlirt    Nap,  Caix 

is  seinem    aufsatze:     »Die    Streitfrage    über     die    ital 

«prache^  in   K.  Hillebrands  Ualia,   Band  III.    121  —  154 

fUipüg  1876,  8**.).     Der  sich   lieler    dafür  interessirende  vgl. 

?tJü  deniselb^i    N.    Caix,    la    i'ormazioue   degÜ    idiomi 

/«alUTarii     in     especie    deirilaliano    dopo    le    uliinie 

ricerche  in  der  Nuova  Antologla,  ottob,  c  nov.  1874^).    Der 

T  hall  zwar  auch  das  Toscaiiisehe  und  speziell  das  Floren- 

für  die  basis  und  den  grundslock  der  litterarisdien  spräche 

UalteBS,   bekämpft  aber  energisch  die  aus  diesem  facluni  her- 

:eD  übertrieben  puristischen  consequenzen  Manzonis  und 

anhangen  Was  die  diaiecte  des  nordens  und  Südens,  welche 

Ü  dem  13,  Jahrhundert  lilterarisch  culLivirt  wurden,  was  das 

latein,  was  das  sicilische  hesmideis  durch  ^ie  Hohensluufischen 

IjfÜLer  an   sprachgut  zum  allgemeinen   lund    der  italienischen 

«diritlsprache  beigesteuert  haben,   das   ist  als  organischer  be- 

äUndttheil  derselben  ebensogut  anzuerkennen  und  zu  bewahren» 

Mi»  die    keltiÄchen,    germanischen  etc.   elemente    in   den   rom. 

ipnchen*    Was  Caix  vor  jenen  puristen  besonders  auszeichnet, 

das  ist  sein  bestreben  die  frage  wissenschafllich  d,  h.  vom  stand- 

pnakl  der  historischen  sprachbetrachtnng  ans  zu  lösen.     »La 

<|QiiüoDe  si   riduce  in  ultimo  ad  una  quisÜone  storica«.     Nur 

tmter  röcksichtnahme  der  bisherigen  ent Wicklung  der  italienischen 

titleratursprache  war  eine  entscheidung    darüber   möglich,    ob 

ae  fortentwicklungslahig  oder   nicht.     Die   milerlassung  dieses 

Yifirfihrens  führte  Manzoni  und  die  seinen  zu  jenen  masslosen 

«oiequßnzen  und  eben  derselbe  fehler  machte  manche  sonst 

gut  gemeinte  werke  über  diesen  gegenständ  zu   ziemlich    wert^ 

kmsu    So  trug  Prof.  L.  Gel metli  in  seiner  schrifl:  la  lingua 

fiarlala    di    Firenze  e  la    lingua    letteraria   d'Italia. 

Studio  compai'ativo  dclla  quistione.    2    parti   Mailand 

iOT4  (2)  343,  (2)  469,  8^,   zur   eigentlichen   lösung  der   frage 

mir  weatg   bei-    trotzdem  wird    man   das   buch  wegen   seines 


>}  Zum  streite  fiber  die  itaHeniflche  schrifispmche  und  der  Stellung 
Aet  icademie  de] In  CrascsL  in  demselben  cf,  II  V  o  c  a  b  o  1  ar  io  n  o  v  e  1 1  o 
4«\U  Crusca.  Studio  iessicogranco,  filologico,  economico  di 
P.  FinfanL  MUanu  1877.  Ferner  Giov«  Tortati.  Ü  vocaboUrJo 
itlUCruscft  e  UD  suo  critico.    Fireose  1876*  U^  VUL  368  s. 


188 


Fr.  Neumitnn, 


reichen  interessanten  stotls  und  dur  glücklichen  behandlung 
mancher  nebenliegender  fragen  gern  zur  band  nehmen.  Der 
aufsatz  von  Baudi  di  Vesrae  »La  lingua  ilaliana  e  il 
volgare  topcano«  im  Propugnatore  Anno  VII  4,  5.  3  —  90 
ist  ein    unfrwchlbarer    versuch    die   echtheit    der   berüchtigten 

,  Carla    d'Arborea    aufrecht    zu    erhalten.      Die    forlsetzung 

■  VIIL  1—36  unlernimnit  den  beweis,  dass  die  sicilischen  dichter 
im  sogenannten  vulgare  üh^tre  geschrieben  hätten  und  nicht, 
wie  man  sonst  ^)  annhnmt,  im  sicilischen  dialect. 

Mit  fragen  aus  der  italienischen  grammatik  im  allgemeinen  — 
abgesehen  von  specieller  berücksichtigung  der  dialecte  —  be- 

|Schäfligen  sich  noch  folgende  schriRem  Nap.  Caix  bietet  in 
seinem  aufsatze:  Le  alterazioni  generali  nella  lingua 
italiana.    Rivista  de  fiL  rom.  IP.  1875.  s.  71  flf.  interessante 

ibelehrungen  über  die  allgemeinen  im  italienischen  wirksamen 
Sprachgesetze,  deren  kenntniss  verbunden  mit  der  speciellen 
lautlehre  allein  eine  sichere  grundlage  für  etymologische  Studien 

r35u  bieten  im  stände  ist.  Es  handelt  sich  um  diejenigen  lalle,  wo 
idie  Sprache  in  der  bildung  oder  auspragung  der  Wörter  von 

'ihren  eigenen  gesetzen  abweicht  und  sich  ganz  von  dem  gefuhle 
des  Wohllautes  oder  der  Zweckmässigkeit  leiten  lässt«  *).  Diesen 
kleinen  gefühlsäusserungen  der  spräche  im  italienischen  nach- 
zuspüren bezweckt  Cai.x's  sehrift.  Er  bandelt  von  Assimi- 
lazione  vocaliseher  wie  consonantischer ,  welche  er  je  wieder 
in  progressive  und  regressive  scheidet,  IL  Dissimilazione. 
Während  im  lat.  besonders  t  und  r  sieb  dissimiliren,  ergreift 
die  Wirkung  dieses  gesetzes  im  ital.  (tose.)  auch  andere  conso- 
nanten:  /  wechselt  mit  r  oder  n,  2?mit/'.  cmits  etc,  IIL  Rad- 
dop piamento  e  ripetizione  hat  toscanisch  nur  im  an  fang 
der  Worte  statt  und  besteht  a)  in  der  Wiederholung  des  vocals 
der  ersten  silbe,  wenn  diese  mit  mota  cum  liquida  anlautet 
(schiribi:  scribi),  b)  In  wiederhokmg  des  ersten  buclistaben 
oder  der  ersten  silbe  verbunden  mit  andern  Zufälligkeiten  wie 
assimilation,  dissimüation  etc»  (mvorio:  Hvorio).  Die  entgegen- 
gesetzten Wirkungen  haben  IV.  Sdoppiamento  e  sempli- 
ficazione.   eine  ait  dissimilation ,    welche  die    Unterdrückung 


*)  cf.   unten   ilie   besprechung   von  Caix's  recension   des  contrasto  di 
Ciollo  d^Älcamo  ed.  Ancona. 

')  cf.  Diez  elym.  wrtb.  XXU. 


Die  romantscbe  Sprachforschung  in  den  letzten  beiden  jähren.     189 

(mehrfach  im  worle  vorkommenden)  consonanten  oder  die 
tilgung  einer  ganzen  silbe  (am  häufigsten,  wenn  sie  im  anfarig  des 
iroiis  uiederhoU   ist)   zum    resultale  hat.     Kürz  behandelt   er 
den  eintlus?  der  analogie  (V.)  und  spricht  dann  VI,  von   der 
misch utig  zweier  Wörter,    welche    verwandten    gedankcn 
mm    ausdruck  dienen,    in   eins.     Er   schhessl   seine   abhand- 
hmg  mit  einigen  beispielen    von   Volksetymologie    (an    sich 
ۀie   art  analogie),    dem    lieblingsgebiet   des   Verfassers.     Das 
Caix  den  einfluss  derselben  ira  allgemeinen   zu  hoch  anschlägt 
imd  sich  in  folge  dessen  über  lautgesetze  hie  und  da  etwas  leicht 
hinweghilft,    ist    schon   oben    bemerkt.      Ueberhaupt    scheint 
m   tins  in  der  Sprachwissenschaft   zu   einer  modekrankheit  zu 
W^den,    mit   Volksetymologie   zu    operiren,   ein  willkommenes 
Edd  für  den  dilettantismus.     Wir  sind  durchaus   nicht  gegner 
der  einführung  des  princips  der  analogiewirkung  in  die  Sprach- 
wissenschaft, sondern  möchten  nur  dem  hie  und  da  auftauchen- 
im  dilettantischen   missbrauch  derselben  entgegentreten.     Wir 
rrachten  es  vielmehr  als  einen  fortsctii-itt    der   Hnguistik,    dass 
man  endlich  anfangt,  diesem  princip  zai  der  ihm  zukommenden 
geltnng  zu  verhelfen,   und  bekennen  uns  zu  den  gläubigsten 
▼erehrem  der  analogisten  —  man  verzeihe  die  neubiidung  — 
Leskien,   Oslhoff,   Sievers,    Paul,   Brugman   auf  iodo- 
nischem  gebiet.     Fiir  diese  sei  nachdriicklich  darauf  hin- 
\f  wie  lehrreich  in  jener  bcziehung  und   überhaupt   für 
&  meibode  der  vergleichenden  Sprachforschung  das  studium 
ifcr  romanischen  sprachgruppe  ist.     Nicht  minder  verdienstvoll 
mid   fordernd   sind   Caix's    osservazioni    sul    vocalismo 
italiano.    Firenzi  1875*  32  s.  8**.     Es  handelt  sich  besonders 
tun  die  entuicklung  der   unbetonten  vocale.     Caix   fasst    hier 
alle  die  ansichten  zusammen,  welche  er  einzeln  in  dem  wlssen- 
sdiafllicheii  streite  gegenüber  J.  Storni *s    remarques   sur 
fes  voyelles  atones  du  latin,   des  dialectes  italiques 
el   de   ritalien  (Mem,  de  la  soc.  de  ling.    IL   3.   80 — 144) 
ailwickelt   hat  und   welche  wohl   geeignet  sind,    Storm's  mit- 
unler  etwas  zu  schnelle  behauptungen   und  kühne    conjecturen 
Mif  das  richtige  mass  zurückzuführen.     Der  streit,   von   zwei 
so   ebenbürtigen,   höclist    bedeutenden    gelehrten    mit   grösster 
frtDdlichkeit  und  Sachlichkeit  ausgefochten,  kann  füi'  die  wissen- 
nur  klärend  und  fördernd  sein. 


m 


FV.  ffeumaim. 


Man  vergleiche  äuch  Caix's  inhalUeiehe  recension  dd^ 
i^Conlrasto  di  Ciullo  d'Alcanio  risL  sücondo  la  lezi- 
01) e  del  codice  Vat  3793  con  coniinoiiti  e  ilL  di  A, 
d'Arieotia-  Bologna  1874.«  in  der  rivista  0.  177  it.,  welche 
besonders  von  s.  186^  an  einige  auf  die  Schreibung  in  den  reimen 
geslützte  sprachliche  uotersuchungen  bietet.  Dieselben  sind  be- 
stimmt einige  aufetellungen  d'Ancona's  in  seinein  übrigens 
ninsterhaflen  ^  sprachlichen  anhang  »delEa  lingua  in  che  fti 
scrilto  il  coiitraiito«  zu  widerlegen.  Derselbe  behauptete:  dio 
sii'itischen  dichter  des  13»  jahrhini(ierl.s  schrieben  in  ihrem 
hei inath liehen  dialecte  und  nicht  im  vulgare  illnslre.  Wenn 
die  Codices  diesen  dialectiächen  Charakter  nicht  rein  bewahreD, 
so  ist  dies  auf  die  redinuog  der  abschreiber  zu  setzen,  welche 
je  nach  ihror  heiniaÜi  die  spräche*)  alterirten,  ja  bisweilen  vöUig 
transcribirteiL  Die  französischen  Ibrmeii  beweisen  ferner, 
dass  die  spuren,  welche  die  herrschatt  der  Normannen  in  der 
mundart  der  insel  zui'ückliess,  in  der  mitte  des  13.  Jahrhunderts 
noch  nicht  erloschen  waren.  In  bezug  auf  diesen  letzten  punki 
bemerkt  Caix:  ^poiche  il  modello  che  imitava  era  francese  cosi 
egli  si  lasciö  andare  tino  ad  accogliere  pai^ole  del  tutto  francesic 
Allein  wie  man  einerseits  in  bezug  auf  ton  und  Charakter  der 
dichtungsart  eine  directe  nachahmung  von  friuizösischen  mustern 
kaum  in  dem  rnasse  zugestehen  wird,  in  welchem  N.  Ca  ix 
dieselbe  in  seinem  aufsatze  »Ciullo  d'Alcamo  e  gli  imi- 
talori  degli  romanze  e  pastorclle  provenzali  e  fran- 
cesi  (Nuova  An  toi.  nov.  1875.)  für  den  siciL  dichter  in  an- 
spruch  nimmt,  so  wird  man  auch  zugleich  mit  der  theilweisen 
negirung  dieses  Zusammenhangs  bezüglich  ^jener  sprachlichen 
Ihalsache  der  natürlicheren  erklärmig  d'Aneonas  eher  beistimmen. 
Französische  wort  formen  würde  Ciullo  doch  nur  in  dem  falle 
direcl  seinem  vorbilde  zu  entnelmien  veranlassung  gelrabt 
hatten,  wenn  er  auch  —  was  am  nächsten  lag  —  in  intialt 
und  ton  demselben  aufs  aller  engste  sich  anzuschliessen  ge- 
zwmigen  gewesen  wäre;  Aber  weder  nach  der  einen  noch 
nach  der  andern  seile  wird  man  Ciullo  solcher  geistesarmuth 
zeihen  können*     Dass  der  dichter  in  reinem  steilisch  geschriei 


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*)  Begreiflicher  weise  wurden  dieselben  am  meisten  loscanisirt:    Tos- 
eana war  ja  vom  ei^de  des  IS.  Jahrhunderte  an  der  vororl  von  Italians 

litterarischer  thätigkeit. 


Die  romanische  sprachforscbung  m  den  lelzleii  beiden  jähren.     191 


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habe,  wird  ebenfalls  von  Caix  bestrilteD,  Er  glaubt  vielniehr 
in  der  spräche  Ciullos  eine  misch ung  verschiedener  elemente: 
sicihsch,  toscanisch,  apulisch  zu  erkennen.  Den  ursprnng  dieser 
mtschung  ftiidel  er  Iheils  in  jenen  Ursachen,  aus  welchen 
überhaupt  die  mischiing  jeder  poetischen  spräche  und  somit 
auch  der  italienischen  resnltirt*)  Llieils  m  dem  bestreben  des 
dichters  sich  der  lingua  volgare  zu  nähenL  Die  mischung 
emzig  dem  copisten  in  die  schuhe  schieben  zu  wollen  ginge 
iiichl  an,  IsL  derselbe  ein  Toscaner,  woher  dann  die 
apulischen  formen,  oder  war  er  ein  Äpulier,  woher  dann  die 
sicilischeo  und  toscanischen  ?  Caix  lasst  den  dichter  somit 
nicht  in  seinem  dialect  sondern  im  volgare  illustre  schreiben. 
Seine  beweisführung  hat  etwas  sehr  bestechendes,  scheint  mh 
aber  die  frage  doch  noch  nicht  nach  aUen  selten  hin  endgöliig 
abgeschlossen  zu  haben.  War  wirklich  schon  um  1225 — 1250» 
als  die  italienische  dichtung  in  Sicilien  ihre  ersten  bedeutenderen 
versuche  machte»  eine  so  allgemein  verbreilete  dichter-  und 
liUeralm-sprache  in  Italien  in  dem  masse  vorhanden?  Die 
Sprache  der  sicilischen  dichter  ist  im  vergleich  zu  dem  der 
spätem  florentiner  doch  nur  als  ein  höchst  schwacher  versuch 
zu  einer  schritlsprache  zu  bezeichnen,  der  nur  hie  mid  da  das 
heiniathhche  idiom  aus  dem  Wortschätze  benachbarter  dialeete 
zu  bereichem  sich  bestrebte.  Und  was  Ciullo  anbetrifft,  spricht 
da  nicht  der  eminent  populäre  und  speciell  sicilisch- populäre 
Charakter  seiner  poesie  dafür,  dass  er  auch  in  der  volksmmidart 
seiner  heimath  dichtete?  Sollte  nicht  der  umstand,  dass  in 
den  übrigen  mittelalterlichen  ütteraturen  die  corrumpirung  des 
^rachstandes  eines  textes  durch  die  absdireiber  zu  den  aller- 
geläufigsten  thatsachen  gehört,  auch  für  die  annähme  analoger 
Verhältnisse  in  der  italienischen  litteratur  sprechen?  Doch  ge- 
nüg; man  sieht,  die  an  Ciulio  —  und  so  überhaupt  an  jedes 
ältere  denkmal  --  sich  knüpfenden  sprachlichen  Untersuchungen 
streifen  nahe  an  jene  brennende  frage,  die  Streitfrage  nach 
dem  Ursprung  der  italienischen  Schriftsprache.  Nur  solche  ernst- 
hafte historische  Sprachforschung  wie  die  Caix's,  nicht  aber  dilet- 
iantische  specuiationen  werden  dieselbe  zu  lösen  im  stände  sein* 
Für  die  kenntniss  der  ältesten  italienischen  sprachstufe  ist 
wichtig:    11    ritmo    cassinese,    von    Ignazio  Giorgi  und 


1)  Gf.  Caix's  della  form*  degli  id.  lelL  eic  s.  36  S, 


199 


Fr.   Neumaun, 


Giulio  Navone.  Rivisfa  elc.  II.  91  ff,  besonders  der  § 
welcher  von  Navone  einen  |jhilologischen  commentar  bringt. 
Das  denkina!  gehört  mit  Sicherheit  nach  dem  süden  Italiens, 
wahrscheinlich  nach  Canipanien.  Ein  directer  einfluss  des 
lateinischen  alterirte  den  dialektischen  Charakter  m  etwas. 
Ebenfalls  anf  eine  spracherscheinnng  im  alten  italienisch  be- 
zieht sich  G,  Grobe rs  aufsatz  »Lo  li  —  ü  i  ini  altitalie-  J 
nischen,  Zs.  für  roni,  Phil.  L  108.  Gr/s  scharfsinnige  erör-  ■ 
terungen  ergeben  als  regel  für  den  gebrauch  der  zwei  artikel- 
und  pronominalforuien  in  den  ältesten  hdsn.  der  iliv.  Com,: 
lOj  li  steht  vor  beiiebigeni  aiilaut  und  hinter  beliebigem  aus- 
laut,  U,  i  vor  einfachem  corisonanten  und  nur  hinter  vocali- 
schem  auslaut. 

Ein  grösseres  gebiet  aus  der  italienischen  grammatik  be- 
handelt Prof.  Dr.  F.  Demattio's  fonologia  italiana* 
Pagine  dettate  giusta  i  risultati  dellc  plu  recenti 
investigazioni  Hnguistiche,  sopratulto  germaniche 
conie  introduzione  e  chiave  allo  studio  della  gram-  ■ 
malica  storica  ed  alle  recerche  ctimologiche,  Inns- 
bruck 1875.  64  s.  S^,  *),  Der  Inhalt  des  buches  entspricht  nicht 
den  erwartungen,  welche  der  anspruchsvolle  titel  erregt.  Wenn 
der  Verfasser  auch  nichts  eigenes  zu  Ijieten  beabsichtigte,  so 
hätte  er  es  doch  vermeiden  müssen,  Diez  in  der  weise  wört- 
lich wiederzugeben,  wie  er  es  bisweilen  thut.  Ueber  Diezetis 
grammatik  geht  er  nichi  hinaus,  selbst  nicht,  wo  er  es  konnte 
und  sollte.  So  sind  Ascolis  arbeiten  unberücksichtigt  gelassen, 
obwohl  sie  doch  das  Ä  und  0  desjenigen  sind,  der  sich  mit 
itaf.  grammatik  beschäftigt.  Dazu  ist  die  form  nülssig,  keine 
präcise  methodische  anordnung  des  Stoffes,  alles  bunt  durch- 
einander, hl  einer  schrift,  in  welcher  der  Verfasser  nichts 
selbständiges  bietet,  sondern  nur  fremde  ansichten  recapituhrt, 
ist  klare  darstellung  doch  eine  der  billigsten  anforderungen, 
welche  man  an  dieselbe  machen  kann.  Von  demselben  Ver- 
fasser rührt  her:  Morfologia  italiana  con  ispeciale 
riguardo  al  suo  sviiluppo  storico  dalla  lingua  primi- 
tiva  latina.  Innsbruck  1876.  8^  VII.  i23  s.  Zur  itaL  Sprach- 
geschichte schrieb  auch  U<  A.  Ganello:  Sulla  storia 
della  lingua  italiana.  Padova  (wann  ?).     Ueber  einzelne 


*)  CT.  Schuchardt,  liter,  centralbt  1876.  148. 


Die  romanische  Sprachforschung  in  den  letzten  beiden  jähren.     ]93 


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speeielle  punkte  aus  der  ital.  grammalik  (Passiven  Inf.  Präs.; 
Präposition  a;  Gerundium)  handelt  Hermann  Buchholz, 
Archiv  für  d.  stud.  d.  n.  sprachen  LIV,  2.  (1875)  183  ff. 

Wegen  der  beachtenswertiieit  Originalität  des  Inhalts  sei 
die  kleine  schrift  von  Prof.  Bart*  Zandonella  erwrdinl: 
Saggio  suila  ritmica  dei  dialetti  italiani.  Florenz  1874. 
13.  gr.  S^,  Er  weist  auf  die  bedcutung  des  rhythmus  für 
das  studimn  der  ital.  nmndarlen  hin:  Alle  sprachdifierenzirung 
hebt  an  mit  diflereozirung  des  rhythmus,  welche  wiederum  von 
den  Veränderungen  des  menschlichen  Organismus  und  mensch- 
licher lebensbedingungen  unmittelbar  abhängig  ist.  Der  godanke 
ist  weiterer  beachtung  imd  behandlung  werth. 

Vielfachen  bezug  zur  italienischen  Sprachforschung  bietet 
auch  Gustav  Meyers  aufsatz  »romanische  Wörter  im 
kyprischeii  niittelgriechisch«<,  imjahrb.  für  rom. spräche 
und  ütteralur  XV  (HI.)  s,  33  ff*  Diese  romanischen  elemente 
sind,  was  die  liandelsbeziehungen  etc.  leicht  erklären,  vorzugs- 
weise itahschen,  besonders  venezianischen  Ursprungs.  Einige 
sind  dem  französischen  entnommen.  Wie  die  tran^criptions- 
weise  lateinischer  wörler  im  altgriechischen  für  die  lautlehre 
beider  spraclien  manchen  nicht  unwichtigen  schluss  gestattet 
hat,  so  wird  auch  der  gegenwärtige  gegenständ  für  die  roma- 
nischen Sprachforscher  nicht  minder  interessant  sein  wie  für 
grScisten  und  linguisten  im  allgemeinen,  Meyer  gibt  zunächst 
ein  alphabetisch  geordnetes  verzoichniss  (nomen  und  verbum 
getrennt)  der  romanischen  lehnwötier  mit  angäbe  der  romani- 
schen parallelen,  wobei  er  sich  auf  das  ital.  prov.  franz.  be- 
schränkt. Die  form,  welche  vermuthlich  ins  griechische  hin- 
übergenommen ist,  hat  er  —  soweit  hier  überhaupt  sichere 
entscheidung  möglich  war  —  vorangestellt.  Dann  folgt  eine 
^sicmatiscbe  darstellung  der  hauptsächlichen  lautersf  heinungen, 
die  bei  der  übernahmt»  der  romanischen  Wörter  für  ihre  Ver- 
änderung wirksam  waren. 

Ich  komme  zu  den  speciell  dialeetologischen  arbeiten  auf 
italienischem  Sprachgebiet,  Ich  erwähne  zuerst  eine  arbeit,  die 
zwar  von  einem  speziellen  dialecte,  dem  modcnesischen,  aus- 
gehl, welche  aber  zugleich  wegen  reichlicher,  interessanter 
excurse  auf  das  gesanimtgebiet  der  romaiüsclien  sprachen  von 
weiter  gehender  bedeutung  isl.  Ich  meine  ti,  Flechia^s 
Posiille  el  inmlogiehe.    1.  Archivio  gloU,  H.  IL  1—58,  II.  ib. 


in 


Fr,   Nemnanii, 


313—384.  Flechia  knöpfl  seine  bemerkmigen  an  ein  im 
öbrig^n  ziemlich  mifelelmassiges  werk  ober  den  modenesischen 
dialect:  an  den  Saggio  di  un  glossario  Modenese  ossia 
studii  del  conte  Giovanni  Galvani  intorno  !e  proba-  J 
bili  origini  di  alquaoli  idiotismi  della  ciUä  di  Mo- f 
dena  e  del  suo  contado.  Modeiia  1868.  16".  582  s,*)  Wort 
für  wort  geht  er  das  glossar  durch  ond  knöpft  daran  seine 
umfänglichen  etymologischen  bemerkungen.  Durch  seine  weiten 
über  das  gebiet  der  rem.  sprachen  hinausgehenden  sprachwissen-  , 
schafllichon  kenntnisse  —  er  ist  auch  der  verfass.  einer  sans-  j 
krit-grammatik  —  ist  er  grade  zu  etymologischen  Studien  in 
ganz  besonderem  masse  berufen,  zumal  da  er  mit  seiner  grund- 
lichen gelehrsamkeit,  mit  der  ins  einzelste  gehenden  kenntniss 
der  roman.  und  speziell  italischen  lautgesetze  eine  Sicherheit  und 
besonnenheit  verbindet,  mit  welcher  wol  selten  ein  gelehrter 
über  gleiches  wissen  verfugt  hat^.  Vermöge  dieser  eigenschaften 
bietet  er  in  seinen  etymologien  auch  durchweg  annehmbares*  Ein 
eingehn  ins  einzelne  ist  bei  dem  character  der  arbeit  hier  un- 
möglich. Jeder  romanist  sollte  dieselbe  studiren^  wer  sich  aber 
speziell  mit  itaUenbchen  dialecten  beschäftigt,  für  den  ist  sie 
unumgänglich.  Ich  will  bei  dieser  gelegenheit  nicht  versäumen 
auf  Fiechia^s  frühere  beitrage  zur  romanischen  sprachforschmig 
wenigstens  mit  nennung  der  titel  hinzuweisen:  Pos  Ulla  sopra 
un  fenomeno  fonetico  (cI^^Ü)  della  lingua  latina, 
Torinol871;  Di  alcune  forme  de'nomi  locali  delTIta- 
lia  superiore  ib.  1871;  DelTorigine  della  voce  sarda 
NuragJw  ]h.  1872;  Nomi  locali  del  Napoletano  derivati 
da  gentilizj  italici  ib.  1874.  Unerwähnt  dürfen  auch  die 
wichtigen  Zusätze  und  berichtigungen  nicht  bleiben,  welche 
Flechia  Ai'chivio  glott.  IL  396  zu  Ascolis  aufsatz  De! 
posto  che  spetta  al  Ligure  nel  sistema  dei  dialetti 
Italiani  ib.  111—160  lieferte.  Dieselben  beziehen  sich  be- 
sonders auf  die  tonlosen  vocale  und  auf  die  in  der  anmei^kung 
s.  132  ff.  von  Ascoli  gegebene  darstellung  der  sardischen  dia- 
lecte  und  des  sicilischen.  In  der  Rivista  11,  S52  finde  ich  end- 
lich  unter    den   recenti    publicazioni    eine    arbeit    Flechias 


*}  Zum  Modeziesischeii  cf.  auch  Mescbieri,  vocabulario  Mlraii- 
dolese  —  Itiiliano  XX.  288  p.  16*     Bologna  1877. 
')  Yergl*  das  urleil  Aseolis  über  ihn  Archivio  11.  395. 


Die  romanische  sprachforsehung  m  den  letzten  beiden  jähren.     195 

ver2etchnet,Intorno  ad  una  pecoliaritä  di  flessione  ver- 
bale in  alcuni  dialetti  lombardL  Roma,  (aus  den  Atti 
della  R.  Accad.  dei  Lincei),  welche  mir  aber  leider  noch  nicht 
m  gesteht  gekommen  ist* 

Unter  den  dialectologlschen  leisttingen  Italiens  nehmen  auch 
A?colis  Ricordi  bibliografici  im  Archivio  glott.  itaL  II 
395—458    einen   höchst   hervorragenden  platz   ein.     Dieselben 
b^Tgen  einen  so  miendüchen  reichthum  von  wissen,  eine  solche 
menge  von  belehrong  und  aofklärung  sowol  ober  italische  als 
gemein  romanische  Sprachverhältnisse,   dass  sie  kein  romanist, 
zoinal  wenn  er  grammatiker  ist,  wird  ongelesen  lassen  dürfen, 
bt  doch  Ascoli  derjenige,   »dem  nach  Diez,   wie  wir  andere 
neidlos    anerkennen ,    die    romanische   Sprachwissenschaft    am 
meisten  zu  danken  hat«.    (Schuchardt,)    Da  sie  ein  zusammen- 
hängendes ganze  nicht  eigentlich  bilden^  sondern  nur  aus  einer 
itichen  zahl  einzelner  bemei-kungen  ohne  bestimmten  plan  be- 
stehn,  so  würde  es  zu  weit  führen,  auf  den  inhalt  im  speziellen 
einzugehen.     Um   jedoch    cinigermassen    in  dieser  hinsieht  zu 
Orientiren,    lasse  ich  die    titel  derjenigen   werke  folgen,    über 
welche  Ascoli    referirt:    sie    reflectiren    die  einzelnen   themata 
seiner  ricordi.     Zuvörderst  handelt   er    von    Adolf  Mussa- 
fia's    beitragen    zur    italienischen    dialectologie  *): 
darstellong  der  romagnolischen  mundart  (1871),  jener 
ersten   vollständigen    analyse  eines    italischen  dialectes,    deren 
sich  die  romanische  Sprachwissenschaft  rühmen  kann.     (Arch, 
4O0 — 404.)     Beitrag    zur    künde    der    norditalischen 
tntindarten  des  XV,  Jahrhunderts  128  s.  4*».  (1873).    Der- 
selbe enthält  5  wichtige  italienisch- (speziell  ^venezianisch) deutsche 
glossare  aus  jener  zeit  mit  M.'s  bemerkungen  dazu,  reiches  kost- 
bares material    fürs  etjrmologische  studium  der  ital.  dialecte^) 
(404^410).    Endlich:  Cinque  sonetti  antichi,   tratli  da 
un    codice    della    palatina    di    Vienna,     (1874.)     Seite 
412—416   unterwirft   Ascoli    alsdann    Caix's   Saggio   sulla 
sloria  della  lingua  e  dei  dialetti  d'Italia  con  un'inlro- 
duzione  snpra  Torigine  delle   lingue  neolatine  Parma 
1871  1.  LXXfI.  160.  8^  einer  billigen  und  wohlwollenden  crilik. 


*)  Sie  finden  sich  in  <leo  «lÄung^ifherichten  der  Wiener  akademie. 
*)  Vergl.  auch  Nap.  Caix's  rezeTision  über  tlai*s«»Jhe  wprk  m  der  ris^ista 
•f  ffl.  rom.  0,  1,  (1875)  *.  TiTj  ü\ 


m 


Fr.  Neumann, 


Gerühmt  wird  besonders  die  recapitulation  und  crUik  der  ver- 
schiedenen ansichten   und    theorieii    über   die  entstehung    der 
verschiedenen    neulateinisehen  Idiome   und   das,   was   er    über 
germanischen  einfluss  beibringt.    Zu  bemerkuogen  von  grosser 
ausführlichkeit    und   gnindlichkeit  sieht  sich  Ascoli  durch   die 
Schrift;  Sull'origine  dell'uoica  forma  flessionale  del 
nome  ilali ano,  studio  di  Francisco  d'Ovid io,  Pisa  1872. 
59  s.  veranlasst.     Die  frage  ist  wichtig,   die  behandlung  durch 
d'Ovidio   anregend  I  wenn  auch  nicht  erschöpfend.    Die  allge- 
mein giiltige   ansieht    über    die  Vereinfachung  der  lateinischen 
declination  zur  romanischen  ging  bis  jetzt  daliin,  dass  ein  be- 
stimmter casus  die  übrigen  nach  und  nach  verdrängt  habe,  um 
sie  dann  alle  zu  vertreten:  als  diesen  normalen  casus  betrach- 
tete man  den  aceusativ  des  lateinischen.    Die  sache  schien  so 
einfach  und  ohne  Schwierigkeiten,  dass  sie  lange  unbeanstandet 
blieb :  man  glaubte  genug  gethan  zu  haben ,  durch  annähme     i 
irgend  welcher  geheimer  sprachtriebe  das  factum   zu  erklären,  fl 
Ein  tieferes  eingehn  in  das  probleni  niusste  jedoch  schwierig-  " 
keiten  von  grosser  bedeutuiig  zu  tage  fördern.  Diesen  fest  ins  äuge 
gesehn   und  ihre  lösung  angeregt  zu  haben  ist  das  verdienst 
d'OvidioVs.   Nach  ihm  beiuht  die  »unificatione^  der  lat.  no- 
minalflexion  auf  einer  allmälichen  angleichung  (attrazione  analo-  _ 
gica)   aller  casus   aneinanden    Wir  haben    es   also   mit   einer  f 
analogiewirkung  zu  thun,  deren  resultat  sogar  (für  die  plural- 
(lexion)   je   nat:h    der    verschiedenen  gegend    verschieden   sein 
konnte.  *  Ascoli  stimmt  mit  d'Ovidio*s  theorie  überein;  da  die 
beweisführung  und  begründung  des  Verfassers  aber  an  manchen 
punkten  der  crgänzung  bedarf,  so  sieht  er  sich  veranlasst,  diese 
aus  seinen  eignen  beobaehtungen  zu  nnternehnien.   Seine  recen- 
sion  geht  daher  eigentlich  über  die  grenzen  einer  solchen  hinaus  ■ 
und  gestaltet  sich  zu   einem   selbständigen  ganzen   über  jenes 
thema  (s. 416— 438).     Hat  d'Ovidio  hauptsächlich  die  lösung 
der  frage  angeregt,  indem  er  das  ziel  imd  die  wege  dazu  wics^B 
so  ist  Ascolis  verdienst  andrerseits,  dieselbe  wirklich,  so  weit 
es  möglich,  geliefert  zu  haben.     Beide  ergänzen  sich   und  wer 
sich  über  die  frage  orienliren  will,  wird  weder  des  einen  noch 
des  andern  entrathen  können  *). 

^)  Die  grosse  hedeutung  des  gegenständes   hat    eine  anzahl  zum  theitj 
sehr  umRlnglicher  rezensioneu  verursacht.     Schuchardt  hi  Kuhn*s  zeit-, 
Schrift  XXII.     107  —  180;    et   auclj  ztschr.  für  romanii^ohe  Phil  I,  115  ffj 


Dii 


sprachforschtiof  in  deii  leisten  beiden  jähren«     197 


VVktei 
diesel 


kurzeiu  rühmenden  besprechung  würdigt  Ascoli  Gio- 
vanni Papantis  I  parlari  italiani  in  cerlaldo  alla 
fesla  del  Vcentenario  di  niesser  Giovanni  Boccacci. 
Omargio.  LiTOrao  1875.  XIV*  736  s,  8^,  durch  welches  der 
itafieoischen  dialectologie  ein  bedeutender  dienst  geleistet  worden 
ist  Es  ist  mehr  als  eine  blosse  curiosität,  wenn  uns  der  heraus- 
Boccacciosche  novelle  in  etwa  700  verschiedene  ital.  dia- 
ie  übersetzt  bietet  Für  manche  mundartliche  nuancen  bieten 
linguistischen  spezimina  überhaupt  das  einzige  geschriebene. 
Die  Übersetzungen  gewinnen  an  wert  noch  durch  die  sprachwissen- 
schaftlicben  bemerkungen,  welche  einige  Übersetzer  ihren  partien 
beigegeben  haben.  Mängel  sind  bei  einem  solchen  werke  zu  natür- 
lich* So  lässt  die  phonetische  wiedergäbe  der  laute  hie  und  da 
SQ  wünschen  übrig,  abgesehen  davon,  dass  eine  gleichmässigkeit 
in  dieser  beziehung  bei  den  160  niitarbeitem  und  mehr  unerreich- 
bar war-  Trotzdem  werden  die  romanisten  Papanti  immer  dafür 
dank  wissen,  dass  er  sich  einer  so  nützlichen  arbeit  unterzogen  hat, 
die  im  sammeln  so  unendlich  viel  geduld  und  ausdauer,  in  der 
ausfOhrung  und  anordnung  ebensoviel  inteltigenz  mid  Scharfsinn 
erfordert,  >E  una  collezione  la  sua,  che  sola  basterebbe  a  dai*e 
alimento  a  piü  d'un  volume  di  buoni  sludij  e  la  sigla  Pap. 
per  la  quäle  noi  la  verremo  citando,  sara  certamente  d'ora 
innanzi  una  delle  piü  frequenti  ad  occorrere  nelle  scriUure  che 
concemano  i  veniacoli  italianit,  so  schUesst  der  competenteslc 
aller  critiker  auf  diesem  gebiete  seine  rezension. 

Beiträge  zur  kenntniss  der  romanischen  Alpendialecte 
brmgen  (s.  439— 443)  die  rezensionen  von:  Parallelo  fra  il  dia- 
letto  beilunese  rustico  e  la  lingua  italiana  di  Giulio  Nazari; 
Belluno  1873,  109  s.  8<*.  —  Da  Pelmo  a  Peralba,  almanacco 
cadorino  di  Antonio  Ronzon  (11  dialelto  cadorino*  p.  114 — 132) 
Ven.  1872.  —  Un  teslo  friulano  deiranno  1429,  edilo  du  A. 
Wolf  (Estrallo  dagli  'Annali  dell*  Istiluto  tecnico  di  Udine*) 
Udine  1874.  27.  s,  —  Gior.  Maurizio.  La  Stria,  ossia  i  stin- 
quäl  da  Tamur,  tragicomedia  nazionale  bargaiota.  Quädar  dii 
costüm  da  la  Bragaja  cnt  al  secul  XVI.    Bergamo  1875,  VI, 


To  hl  er  in  den  GöUinger  gelehrten  anxmgeii  1872.  Stück  48,  189Ü— 1907; 
Mussafia  in  der  Romania  L  492-^499.  P,  Meyer  ib.  489.  Flechia 
m  der  Rivista  torinese  L  89-^ KM);  2r.O-fi8:  IL  187—300.  Canello  m 
4*r  Rivisla  di  Rl.  rom,  I.  129-133, 

J£#ltii<fbrin  mr  vi^rpl.  Spmchf.    N,  F.  IV.    «.  14. 


m 


Fr,  Neamanii, 


187.  ß^  lU  seilen  widmet  Ascoli  den  are  tinischen  Di 
lecten,  anknüpfend  an:  h  Poesio  giocose  nel  dialetto  dei  Chia- 
najoli,  di  Raffaeli-Luigi  Billi  di  Castiglion  Fiorentino;  Areuo 
1870*  II.  La  Castagna,  Innario  di  Michelangiolone  Cerro  da  Tor- 
nia;  Fircnxo  1870-  Der  aiiikel  ist  ausserordentlich  wichtig, 
insofern  es  sich  hier  um  dialecLe  handelt,  die  noch  wenig  odei' 
garnicht  erforscht  und  bekannt  shid.  Dieselben  umfassen  die 
gegeiid  des  hochbassins  der  Tiber,  und  der  benachbarten  ein^ 
scl^nilte  und  abhänge  des  Appemn  nach  dem  adrialischen  mearc 
zu*  Diese  mundarten  können  etwa  ala  südliche  grensse  der  M 
vo  m  ag n 0 1  is c  h  e n  gruppe  der  gallo-itahechen  dialecte  angesehu  ■ 
werden,  doch  immerhin  nur  als  annähernde  gi^enzlinie*  Wir  haben 
somit  eine  neue  gruppe,  eine  »met  auro-pisaurinische^, 
als  deren  charakteristikon  Ascoli  s.  444  bezeichnet:  la  esplosiva 
palatina  nelle  antiche  formole  ce  ci  ge  gl  (<J,  g\  alla  quäle  lo 
schietto  romagnuolo  conlrapone  invece  la  riduzione  assibilala 
(if,  i).  Er  sucht  alsdann  in  grossen»  aber  meisterhaft  gezeich-  . 
neten  zügen  den  gi-undcharacter  des  aretinischen  dialects  in  f 
einer  vergleichenden  beschreibung  zu  Oxiren,  welche  für  weitei-e 
erforschung  des  dialects  als  ausgangspunkl  dienen  kann:  Unter 
den  hier  berührten  sprachlichen  erscheinungen  hebe  ich  noch  her- 
vor die  erzeugung  von  kji  (ci)  Ij  nji  aus  ti  U  nif  ein  factum,  das 
besonders  für  die  bildung  der  plurale  in  i  von  Wichtigkeit  wird; 
ferner  eine  morphologische  besonderheit  ist  die  grosse  häufigkeil, 
mit  welcher  syncope  des  particip  perfecti  der  ersten  conjugatiou 
(iocco  ^  tocmiij)  statt  hat.  Doch  konnte  A,  auf  10  seilen  nur  an- 
deuten, resp.  richlung  und  wege  für  weitere  erforschmig  zeigen : 
Möge  sich  hierfür  recht  bald  ein  gut  vorbereiteter  dialectologe 
finden. 

Den  schluss  der  Ricordi  bibliografici  bilden  zwei  unter  dein 
lilel  »Saggi  siciliani«  vereinigle  recensionen  über  Fiabe,  No- < 
velle  e  racconli  popolari  sicilani,  raccolli  ed  illu- 
strati  da  Giuseppe  Pitre.  Con  discorso  preliminare, 
gramrnatica  dell  dialetto  e  delle  parlate  siciUane, 
ßnggio  di  novelhne  albanesi  di  Sicilia  e  Glossario.  4  bände,  M 
CCXXX  421.  4-03.  4i}6.  456.  8*.  (cf.  Liebrecht  im  Jahrbuch  ' 
für  rom.  etc.  lileralur  N,  F.  HI,  (XV,  s.  397  if*)  und  die  canti 
populaii  di  Noto,  stndii  e  raccolta  di  Corrado  Avoho,  Noto 
1875.  Uns  geht  hier  hauptsächlich  nur  das  erste  der  genannten 
schrillen  an.    Hat  zmiächsi  und  hauptsächlich  cullur  und  sitten- 


ebiehte   des  sicilischen  Volkes  iDteres^e    an  dieser   neueslen 
W  des  rühn^lichsten  fleisses  von  PÜrv,  so   trägt  doch  auch 
audrefseits  die  Imgiustik  dabei  reichen  gewnn  davon.    Vielleicht 
ist  nicht  zu  billigen,  dass  der  sprachwissenschaftliche  theil  weiter 
Dkbts  ist  als  die  Übersetzung  eine^  alteren  werkes  über  diesen 
gcg^istand:  Wentrup,  Beiträge  zur  kenntniss  der  sizl- 
üanisehen  mundart  (cf.  Herrig s  archiv  fur*s  Studium  d. 
neuere  S|irachen  XXV,  153),  eine  arbeit,  welche  zu  ihi'er  2eit 
tmd  in  einigen  partien  auch  noch  heute  recht  verdienstlich  ist, 
die  aber  im  grossen  ganzen  doch  nicht  mehr  auf  der  höhe  der 
heutigen  Wissenschaft  liehen  dialectforschung  steht.    Dies  schmälert 
jedoch  nicht   den   werth  des  buehis  von  Pitre,  dem  man  um 
so  mehr  dankbar  sein  muss  für  den  aufwand  von  liebevoller 
Sorgfalt  und  gelehrsamkeit ,   als  er  ja  nicht  eigentlich  romanist 
von  fach  ist.    Den  gerügten  fehler  macht  er  einigermassen  da- 
durch wieder  gut,  dass  er  einen  abschnitt  eigener  arbeit  über 
Phonetik    der   verschiedenen   nmndarten   (CLXXXIV— CCUI) 
und  zur  formen  lehre  (CCIV— CCXXX)  beigefügt  hat,  die  frei- 
Üch  auch  nicht  hohen  sprachwissenschaftlichen  ansprüchen  genügen 
^  Werden,  die  aber  zusammen  mit  Ascolis'  bemerkungen  zur 
^"^iciliani sehen   I an t lehre  (Archivio  glott,  II.  145  anm.  ff.) 
die  kenntniss  dieser  dialecte   zu  fördern  geeignet  sein  wird.  — 
2tir  sicilischen  Dialectologie  vergleiche  man  auch  di  Giovanni, 
^^lla  stabilitä  del  volgare  siciliano  dal  secolu  XII  al 
P  ^esente.     Nuove    Effemeridi  Siciliane  1876   fasc.  VIL 
''^Ji,  febr.    Der  aufeatz  enthält  mehrere  interessante  facten,  aber 
*Xjcb  vieles  selu^  strittige.     Manches  entzieht  sich  unserer  beur- 
*"*>eilung  überhaupt   wegen  des  mangels  an  edirlen  alt-sicilia- 
*^ischen  texten. 

^  Zu  schluss  unserer  erörtcnuigen  ülx^r  die   Untersuchungen 

^  ^-alischer  dialecle  stellen  wii-  die  besprechung  zweier  arbeiten  über 

^^^undarten,  welche  nicht  mehr  eigentlich  it  alienisch  genaimt  werden 

^^ürfen:  C.  Nigra,   Fonetica  del    dialetto  di  Val-Soana 

x^Canavese)   con  on'appendice   sul   gergo  Valsoanino. 

-Archivio  glott.  IIL  1.  1 — 60.     Es  handelt  sich   um  einen  dia- 

1  ect,  der  von  der  bevölkerung  von  4  gemeinden  im  canavesischen 

^^iemont  (8500  Individuen)  gesprochen  wird.     Die  Untersuchung 

ist  sehi*  exact  und  strenge,  nach   dem  rauster  der  Ascolischen 

^aggi  ladini.     Das  patois   kann  noch  zur  italischen  gmppe  ge- 

rechuet  werden,  weist  jedoch  seiner  geographischen  läge  gemäss 


4 


300 


Fr.  Neumann^  romanische  Sprachforschung. 


manche  züge  aus  den  benachbai-ten  roman.  Idiomen  auf.    »ül 
dialetb  valsoanino  forma  uno  dei   distinti  anelli  delln  cat 
che  da  un  lato  amaoda  i  dialetti  italiani  subalpini  ai  francesi^ 
e  ai  provenzali»  e  dall*  altro  ai  ladini  della  sezione  d'occidentG< 
Der   dialect   gehört    eigentlich  schon  jener  gruppe  an,    welche] 
Ascoli  mit  dem  namen  3»franco-provenzalisch«(  bezeichnet.    Er  btl 
interessant  durch  einige  äussei-st  eigenartige  erscheinungen.  Der] 
Jargon,    das  kauderwelsch,   gesprochen  von  den  einheimischen J 
wenn  sie  von  fremden  nicht  verstanden  sein  wollen,  bedient  sie 
besonders  des  mittels  der  einschiebung  von  oth  ath  Üh  (th  ==  eng!.] 
ih  in  thinck)  z.  b.  port-oth-jer  =  poriare  (s.  53.)  —  Die  zweite 
erwähnende  arbeit  beschäftigt  sich  mit  dem  mentonesischen  dia-l 
lecte,   der  im  wesentlichen  provenzalisch  doch  sehr  bedeutend! 
genuesisch  angehaucht  ist:  I.  B,  Andrews  essai   de  gram* 
maire   du   dialecte  Mentonais   avec   quelques   contes 
Chansons   et   musique  du   pays.   Nice   1875,  80  s,   8. 
R.  Merzdorf.  Jenaer  Lit,-Z.  1876,  art.  515,  und  Paul  Mey« 
Romania  IV.   492*     Wenn  die    arbeit  auch  eigentlich  spracl 
wissenschaftlichen  anspruchen  nicht  genügt,    so    ist    doch 
gute  Wille  des  Verfassers  zu  loben;  die  arbeit   wird   immerliil 
als    materialsammiung   nützlich    sein.     Dasselbe  gilt  von   de 
selben    Andrews    vocabulaire    fran^ats  *  mentonail 
Nice  1877,  [:2|  174  p.  8^ 

Ich  nenne  zum  schluss  noch  ein  paar  Schriften  die  mil 
nur  dem  titel  nach  bekannt  geworden  sind  und  über  W€ 
ich  trotz  meiner  bemühongen  näheres  nicht  erfahren  konnleS 
D.  Mannerino,  Lezione  sulle  differenze  cd  analogic 
della  lingua  (italiana)  coi  dialetti.  Napoli  (wann?);j 
A.  Güth»  dieLehre  vom  Conjuncti  vus  mit  Anwendung 
auf  die  ital  Sprache.  Berlin,  Weber  34  gr,  8".  Auch  den 
Revue  crit.  1876,  No.  44  Umschlag  erwälmten  aufsatz  von 
Vasi  in  derRivista  Europ.  1870  October  über  den  dialect  (nec> 
laiin)  von  S.  Fratelfo  (?  Sizilien)  hatte  ich  nicht  gelegenheit 
cinzusehn  *). 

tieklelberg,  April  1877,  Fritz  Neumann, 


*)  Wälirend  der  correclur  kann   ich   nachtragen:    Fr.    d*Ovidio,    ilj 
akuni    t-asi    di    rarJdü|*i>ianieiito    ik*lhi    cünsonaiite.    Rom.    VL    199  It 
N.  Gnix.  Vuci  \m\\^  \\Ah\  Tiisione  ili  4iif*  (#»mi.    7.^    T   inm    RUH,  |,  4jt 


In  (iii&errm  V^erkge  ist  erseUienen: 

H.  Steinthal 

er  Urspnmg  der  Sprache  im  Zusammenhange 
mit  den  letzten  Fragen  alles  Wissens, 

Eine  Darstellung,  Kritik  uiid  Fortentwicklung  der 

vorzüglichsten  Ansichten. 

Dritte,  aberinaU  erweiterte  Auflage. 

gr.  BK    ^eh.    Preis  6  Mark. 

Berlin.  Fer4.  Pttmnüors  Yorlftgi^biicliliaiidlaii^r 


3ti  tiTiffrtm  |?frtogc  iji  crft^iencn: 

(irrt})id)tc  öcr  römiftt|fii  .CürrtitUL 

Pr  @i^mnß(ieit,  Rotiere  lBi(t)mtg^anftaIttu  utit»  )um  Stlbftiinttrrt^t 
$rof.  Dr.  §buatb  ^titiß. 

3iücilc  Slwflagc. 
.5  ftau«  gegeben 

Dbctlel)rer  Di-,  ^^fiat  ^eiffftxt 

$ic  *»Babtydyc  ^atibcSAcituiifj«   i>om  21.  ?luguft  uvttrcitt  barübet:    »iJmc 

jtdiitnct,  TOfli^f  bevartige  tSbotarteriftütn  mif  Übciv;eugcubcr  Sa^r^eit  jit 

itrrrn  ffTmcAtf,   wie  bie§  in   üorlicgcnbcm  SEßerfc  bem  5B«faffcv  gclmigcn 

iftiiibfftcn  al3  eine  bir  ©renje  btß  Irabttiünellen  über- 

H*  nieit  liberpgelnbe  bcjcid^ncn.    3^^  ^'^^  '^^Qt,  mic  bic 

!,  fann  fie  getroft  üor  ibrtr  3Jhife,  ber  ernft  bUcfeu- 

t  nidjt  511  leugnen,  bic  Strenge  uub  (:Memi[fcnt)aftig- 

L  |Lu)  \2on  ^Ibfe^nitt  ju  'Älit^nitt,  bic  Summe  etned  tic- 

:u6   ij!  gar  ni^t  gu  ücrfenncn.    2)0(^  übet  bcin  ^tcfi'e, 

ui  fc^ircbt,   mc  »ber  t^eift  ©cjttcö  über  ben  ^löaffrnt«, 

:ibe  öJcni«!?,  mti  ber  ^itrd)bringnng  bc§  3)tc^tcrS  begabt, 

.    iKtl  md|t  minber  Haren  'JUigeS  fiebt,  M  bic  O^egenaiart 

Jjcr  S^erfüffcv  gicbt  ^pertraitS  ^a\x^  jenem  tbatlraftigen  nnb 

L  iioilt,  Uernebt  in  einer SBcife  i%n  inbitiibnalifircn,  mie  foldjeS 

iUa  iiub  mit  mcbr  ^türfc  gciftiger  2)iirc^bringuug  nic^t  Icidit  gefcbf^en 

!^'fr  (\Jfbilbrtf ,   n>drfjcr   Dor  einer  trodencn,   npinentlatoriicben  Xat' 

ßiAl  m\v  fitjeut,  icie  bor  einer  joldjcn,  nsiicbc  poctiit^ei'iceuscn 

ufern  J^n  l  nbt,  njirb  bicr  ein  S3ud;  finben,  jpclc^em  alle  SJor* 

I  adjten  iTjqniupt^^^ücrrrS  cigentbümlic^  fmb,« 

f^Ä^ternri^rtyc  igcntralbtatt*  1877  9fr.  37  beginnt  bie  SBcfprec^ung  be« 

ibcrmaßen:    »Den  borliegenbcn  Bti^l^tgbanb  »on  artuiil« 

td^lc  bat  D.  ^cioffcrt  niit  gleid^cr  Äcnntnig  unb  Sorg- 

ccT  n   cun)   auvH    nahctifani^    r  '"     tije  nid^t  in  (o  umfaftenbcr  nitb  ein- 

ctrttbec  Art  beaibcitit,  irit  c%  aub,  über  tveldjcn  bereite  früljer  bc- 

^w  üi.^  —  %\i^  bic    ,,.,.|v.,.,it  für  bo4  t5(jpmnarul  2Be[en«  nrtlieiU 

rr-^efte  1877  feljr  günfitg  über  bieö  altert. 

vttiin,  gerb.  2)ttmm[er^  l^erldgebnti^aiibtans 

^arrwiu  6:  c^ofeniann. 


ilrntnq$  (Sarabv   nif»  unif-r  f*Uik*^°  W^t^pv  ^u^hf^f^^k*  ^»;!if 

rdjvr  dl  1| 

tragen^    Aüü  rten  Abhaudliing^ti  Ü4^r  KCinigL  jUciidemk! 
WksMischafleü  tm  fkrlin,    1%    geh. 
Cölrr«  (t'r.  fililL  ^ttinnil)»  Kanli?  Theorie»  der  Erfiifirung. 

C^^fir  för.  phil    fimnflaiOt  Dk*  .'fj'slemöf i^hen  Bcgrlflb  In  E;u^ 
\i  rtßHi  fiacb  itirüm  Verhültni^  zum  kffti! 

f. 

81 1^  jBche  Formeln  zui^amir 

^  M 

(Sri!  .    Lieli^T  drij  ür-tin^'   '''i'  '-  Au» 

Bertili.     Si-cii^slc  8.     kpIl  f. 

}i  -m  der   Wiisen- 

^nriit-^    Prr?f  T^  .  f.),  Uobor  dm  Bi^'ff  dw*  Psycliölr  jk.  A« 
H  ri  Axt  KOnigU  Aludernic  dcrVVi  :!£^ 

föjanm^Pwf,  I>r.|tt.),  üöbw*  den  Ursprung  der  SHen.  Z\ 

i^MjHim  i^t^f.   Hr.  |H  ),  Ueljer  die  Idaeti  üi  dei*  Gcfchiohkv 

jCfl'*^^""^-  t^ri^^   ^''    fl^  ■'    ^^^^  Lehen  der  Seele  tüMonop-af 

ii  und  Ge*ic'lr.e.    Zwdte,   erwaW 

ih  TF*.    .v,M..f>..-     I.Band,    gr.  y,    ffeh.      7.ä.üt 

yi  11.^     (Bd. 'II  unler  der  Prt'saii*) 

Stfi'  .  ''   ''     ^'      '^     '"      ■   •'     --'-".      ,    .      ,   ,^^ 

r-.  .  .  .. 

♦i*'r  Kunst,     g'   '"^^     K^'H*  i* 

Shi  I  tr  ( 2ii  gitfl ),  Kants  TeIi?oIa(jie  und  lluv  ürkcnnltii8s>'lhix)rt  - 1  UthrA 

Äürli!ll|(it  (|)t»r  I^J*'  fl*)»  AbrisR  der  Sprachwisicmelmft  ii 

Tb'il     bir  Spraclii*  im  Allere  weinen,     prr.  8.    peli. 
tmtftn  i€üü)^  Dii* 

Knhvii'klmig,      I  Ittrausj^^irgt*ben   vati   Prof.   Ui%   AI,   L&xi^ru&j 
Bffliii.  Pffl  Viltiiffiters  ftrhfihitekliiiiiUttAf. 


W«llMr.  —  lf¥f'^IMi«^4rti(^]t«tAl. 


ZEITSCHRIFT 

FfR 

VERGLEICHENDE 

KACHFORSCHÜNG 

AUF  DICH  GEBIETE  DER 

►OGERMANISCHEN  SPRACHEN. 

TOT  W.  A.  KVmS,  AUGUST  LESIOElf 
UlHl  JOlLANlfES  SCHMIDT 

hehausi;E(;eben 

VON 

Dr.  ASALBERT  EUHIf, 

Jß  BERLIN 

PERD.  DÜIHMLERS  VERLAGSBUCHfUNDLUNC 

nAiiBwrt7  rxD  eossM-Utv 

J87& 


BAND  XXIV.    NEUE  FOLGE  BAND  IV. 
DRITFES  HEFT. 


Inhalt. 

Keltische  Studien.    I.  Zur  Wortforschung.    Von  H.  Zimmer  .    .    .    .  901. 

Zur  Päli-grammatik.    Von  demselben S20 

Ueber  den  einfluss  des  hochtons  auf  den  griechischen  vocalismu;*.  Von 

Gustav  Me^^er !29& 

Die  achte  conjugalionscIaKse   des   altindischen  und  ihre  entsprechung 

im  griechischen.    Von  K.  Brugman 255 

Ueber  einige  altindische  verba  der  V.  und  IX.  conjngationsclasse.  Von 

demselben 286 

Einige  alterthümliche  perft'ctbildungcn  des  griechischen.    Von  Georg 

Mahlow 293 

Gr.  Imttv  =  skr.  ac^vayo.    Von  »lac  ob  Wackerna  gel 295 

Die  ursprungliche  floxion   des   optativs   und   der  auf  ä  auslautenden 

präsensstämme.    Von  Johannes  .Schmidt 303 


In  unserem  Verlage  ist  erschienen: 

Des 

ApoUonios  Dyskolos 

vier  Bücher 

Über  die  Styiitax. 

Uebersetzt  und  erläutert 
von 

Alexander    Butt  mann. 

{j^r..  8.  gell.  Preis  9  Mark. 
Ferd.  Dümmlers  Verlagsbuchhandlung 

(Ilarrwitz  ic  Gossniann)  in  Berlin. 


In  unsoreui  Verlage  ist  erschienen: 

in  Moiiographioen  über  seine  Erscheinungen  und  Gesetze 

von 

Prof.  Dr.  M.  Lazarus. 

Zweite,  f?rweilerle  und  vermehrte  Auflage. 
BjukI  I  u.  II.    jrr.  S.     geh.  ;i  ./(.  7.50.     In  Leinwand  gebunden  ji  ^M.  9. 

Inhalt:  IJanri  L  Bildung  und  Wisrenschaft.  —  Ehre  und  Ruhm.  — 
Der  Humor.  —  Ueber  das  Verhalten  des  Einzelnen  zur  Gesammtheit. 
Band  II.  Geist  und  Sprache,  «'ine  p-sydiolo^ischo  Mruiographie.  (Ein- 
leitung. Die  Wechselwirkung:  zwischen  *  Seele  un»!  Leib.  Ursprung  der 
Sprache.  Die  Erlernung  und  Fortbildung  der  Sprache.  Eintluss  der  Sprache 
auf  den  Geist.    Die  Clongrueriz  von  (teist  inid  Sprache  und  das  Verständniss.) 

Ferd.  Dlhinnlers  VerUigshuchhandUing 

(Uarrwitz  &  Gos.smann)  in  IJerlin. 


Keltische  Studien, 

L    Zur  Wortforschung. 

Durch  Windisch  zuerst  in  das  Studium  des  altirischeu  und 
luvvh   in  keltische  studicn    üljerhaupl    eingeführt,   habe   ich 
jtdeni    hauplsüchlich   an    der   band    der  Granmiatica  Celtica 
h  eingehender  mit  den  keltischen  sprachen  beschäftigt.     Je 
fcr    man  in  diesen   sprachen  vordringt,  um  so  mehr  wachst 
bewunderung  gegen   die  beiden  niänner  Zeuss  und  Ebel, 
m  wir  jenes  riesenwerk,   das  sich  so  bescheiden  und  stolz 
?ich   »Grammatica   Celtica<t    nennt,   verdanken.     »Das  un- 
^blicbe  werk   birgt  in  dem  was  es  ausspricht   und   in  dem 
rauf  es  hindeutet,  manchen  noch  ungehobenen  schalz«,  sagt 
Iberer  von  Grininis  denischer  graniniatik.     hn  eigensten  und 
vollsten  sinne  gut  dies  wort   auch  von  Zeuss- Ebels  keltiselier 
jjrainmatik.     In  einer   reihe  von  Studien    ober  verschiedene  ge- 
biete  der  keltischen    sprachen    will    ich   den   versuch    maelien 
diesen  und  jenen  der  jetzt  noch  vergrabenen  schatte  zu  lieben. 
Und  wenn   ich   in   dem    einen   oder   anderen  punkte   mich  in 
ierspruch  zu  Windisch  setze,  so  habe  ich  wohl  von  ihm  am 
ligsten   missdeutung  zu  bcfiüichten;   er  weiss  ja  am   bellen, 
gerade  in  diesen  Studien  das  »dies  diem  docet«  seine  goi- 
ng  hat,    und   nichts   weniger   angebracht    ist   als    in    verba 
Ristri  jurare.    Vorausschicken  muss  ich  noch,  dass  in  den  fol- 
Rniik^n  Studien,  wenn  nicht ^durch  die  sache  unumgänglich  eine 
*    i>g  geboten  ist,  nur  die  Gramniatiea  Celtica  (ZE.)  für 
.  "  cilirt  wird.    Windisch  vertahrt  insofern  anders,  dass 
^  häuQg  die  quellen  selbst  anführt,  oft  auch  bei  ZE.  sich  nicht 
']♦*  belege    beibringt.    So  lange  jedoch   der  stand  der 
-  Studien  in  Deutschland  der  ist,  dass  es  noch  grossere 
ntiivfrailütsbibliolheken  gibt,  die  von  wirklieb  wissenschaflliction 

*««»^tom  m  vjirÄi.  Bpruclif.   N.  P.  IV.  a.  |5 


202 


Heinrich  Zimmer, 


werken  über  keltisch  kaum  mehr  als  ZE.  besitzen,  scheint  mii 
obige  beschränkung  geboten,   zumal    da  auch  kein  index 
Grammatica  Celtica  bis  jetzt  vorhanden  ist. 

Zu  CuHius,  grundz.*  nr.  15  slellt  Stukes,  Remarks  (s,  beitrj 
VIIIj  310)   ir.  döich^  daig  verisimilis,    und  Windisch  nimmt  it 
stud.  VII,  377   diesen   vergleich    unter   diejenigen   etyniologieij 
auf,  »die  ihm  vollkommen  gesichert  zu  sein  scheinen €,    Glei€h.<j 
wohl   ist  diese    etymologie    des    ir.   wertes   unhaltbar,     Neh 
doiek,  (lokh,   doig   verisimilis  (ZE.  74,  234,  305.  346.  349,  48»| 
494,  747,  749.  1022),  comp,  dochu  verisimilior  (ZE.  276.   353 
359.  493.  497,  639,  645.  9S0),  indoidi  probabili  modo,  fort 
(ZE.  608)  findet  sich  toidi  probabilis,    acceptus  (ZE.  234,  354. 
475.  488.  639.   71 J,  861  !036),    äoidi   improbabiiis  (ZE.  234*, 
354.  475.  862),   comp,   toehu   verisimilius  (ZE.  920).     An   ein 
verhältniss  wie  ir.  troc  miser,  misertus  (ZE.  23.  18  L  501.  646) 
kymr.  tru  miser  (ZE.  99.  136.  141.  1057),  nmiru  gl.  eheu  i* 
valde  iniser  (ZE,  94.  148.    1056),   körn,  troc  tru  miser,   areii 
tru  iniser  (ZE,  100,  144.  145.  1072)   zu   ir.  drog,  droch  malu 
(ZE.  857.  358.  918),  kymr,  drwg  malus  (ZE,  1057),  corn,  drc 
drog  malus  (ZE,  142,  892,  1057.  1072)  d,  h.  an  zwei   mmjel 
hafl  verschiedene  worler  ist  bei  doidt,  tokh  nicht  m  denken  J 
ihre  Verwendung  ist  ganz  gleich,   vergl  z,  b.  ba  tokh  deU 
conveniebat   tibi  eliam  wk  29  **  mit  indoiüi  eperi  detsiu  nt 
convenit   dicere   tibi  wb,  5**  (ZE.  639).    Wir  haben    daher  \% 
dem  anlautenden   d,  t  den   rest  der   in  coniposition  so  hau 
auftretenden  padikel  flo  (ZE.  873)  zu  suchen,  und  nach  ir.  lautJ 
gesetzen  kann   doidi^  ioidi  aus  "^do-edi^  "^do-sech,  ^do-fech  ent-j 
standen  sein»    In  letzterem  falle  ergibt  sich  die  bedeutung  »2 
sagend^  ansprechend«»  verisimilis  ungez^vungen,    Wurzel  fac  is 
hinreichend    belegt    von  Stükes    und  Windisch:    beitr,   VII,  IS 
Cmlius  grdz,*  nr.  620,  beitr,  VlII,  444;  zsclir.  23,  208, 

Zu  der  in  allen  indogerman,  sprachen  viel  verwendete 
Wurzel  siü  vermag  Windisch,  grdz.*  nr.  216  nm-  zwei  belege  ai] 
dem  irischen  beizubringen  inascssam  (vergl  schon  LottnerJ 
beitr.  II,  322)  und  scsmi,  sossad  turris,  positio  (ZE.  49.  I83]j 
716);  auchStokes,  beilr.  VIII,  326  begnügt  sich,  die  verwandten 
Wörter  der  britannischen  sprachen  hinzuzufügen.  Im  irischeq 
liegt  die  würzet  stä  sowohl  in  verbal-  als  noniinalbildur 
überaus  häufig  vor.  In  einfacher,  nicht  reduplicieder  gestalt, 
ursprünglich  bindcvocallos  flecÜeri,  wie  in  gr,  inlnTdi^m^   ahc 


Keltische  Studien. 


203 


ääm,    wird   dieselbe  als   biilfsverbiim    verwendet :  ^)   atfö  sunt, 

itm  sumus,  ni  f<td  non  eslis,  ni  tat  non  sunt,  ebenso  in  con- 

joncüvformen  (ZE.  487 ff);  häufiger  jedoch  tritt  schon  im  altir., 

wie  bei  gr.  iniüra^im  gewöhnhch,   Im   ahd,  noch  selten  (steis, 

Meü),   Analogie  der  «-stänimc    ein,   so  dass   dann   attnu,  oMi, 

aUaam^  atiwd,  attaal  etc.  flectiert  wird ;  im  neuir.  täim,  iäk,  tose, 

kmtam4i,  iuthaoh  tfHd  (O'Donovan  p.  2fl8)  endlich  ist  jede  spar 

ite*  ursprünglichen  flexioii   verschwunden.     Andere   composita 

sind  arida  siiperest,  remitaat  praesunt,  desta,  teMa  deest  (ZE.  490)^ 

frisiiiU  frisom  gl.adversarii  (ZE.875.  50;i),  friMii  {ms  frith-tM) 

cofitraria  est  (ZE.  875);  vergleiche  Siegfried,  beitr  VI,  18,   Viel 

b&tiliger  ist  jedoch  die  redoplicierte  form  sesta-;  das  anlautende 

M^  In    den  oben  angeführten    nominalbildungen    noch   erhalten, 

ist  irischen  lautgesetzen  gemäss  hinter  der  ursi^rünglich  vocalisch 

atialaulenden  praeposition  air  (*pari)^  mit  der  diese  form  fast 

immer  verbunden  erscheint,  geschwunden;  das  inlautendes/  ist 

iliert  zu  ss  imd   weiterhin   zu  s  vereinfacht:    fimmirissid 

ypiod)  perstatis  (ZE.  437.  627),  airisml  aus   *parirmtite 

^  lal.  sisiitis,  tairesfet  sie  werden  still  stehen  (beitr.  VII,  64), 

ffiatairissed  obsisteret  (ZE,  886.  445),  fcyrsa^uirissedar  in  quo 

perslot  (ZE.  51,  438,  476.  629),  tri  accmnol  nüdule  cmkrisedar 

imdamcn  durch  die  Verbindung  vieler  demente  besieht  die  weit 

M  6r  (ZE.  652,  718.886);  iress  instantia,  fitles,  kessach  fidelis, 

JretcAr  fides,  fidelitas  (ZE.  10.  49.  225.  24 L  487.  800);  die  grund- 

hedeulung  von  iress  zeigt  am  besten  die  Verbindung  hires  creitnte 

las  fidei  (ZE.  242),    taraissej  torisse  fidelis,  firmus,  securus 

765),  conipar.  tarissiu   fumior  (ZE,  275),  isiorm  lacdeh 

lasiHn    cuivis   »es  ist    feststehend    bei  jedem«    (ZE.  644), 

smi  posilio,  Status,  constanüa  (ZE.  5.  10.  S60.  627,  771), 

^»rft^medi    conslans   (ZE.   75.  226.   493.   495.   705,   770.  811), 

Imrism^^M   foilior  (ZE.  74.  276.  1032),  nephthairismceh  incoii- 

jtans  (ZE.  861),  iiephthairkmiche  instantia  (ZE.  811),  tairis.'m'id 

'    ■   '       in  medf/ntairismid  gl.  niediaslinus,   hanterismid  gl.  ob- 

.ZE.  793);  iah'mem'^)j  das  sich  noch  in  dem  compositum 

';  Der  gleiche  gebrauch  dieser  wursjel  in  den  roman.  sprachen,  sowie 
im  mittel-  und  tieiüranlschen  ist  hml&iigllch  bekannt. 

«I  Am  deutlichsten  tritt  die  bedeniiin^  des  wortes  ML  15*  (ZK  10if>) 
kcrror:  »Qood  vern  ait,  noo  abäit,  non  stetil,  iim>  sedit,  auimae  motu» 
eorporalthiis  «ipnnt  indiciis»  gl.  .L  techt  7  tnirisent  7  mtidti  treht  (fftf$x<i^h 
IfitniieflrM   i7trf#^iiil.    titittr  (ffToi), 

15» 


Heinrich  Zimmer, 


grienfairissem  solstitium  (ZE.  10*  18)  findet,  könnte  auch  von 
der  erweiterten  wnrzel  siam,  hier  ebenfalls  redupliciert,  abge- 
leitet werden.  Für  die  britann.  sprachen  ist  dieselbe  von 
Stokes,  beilr,  VIII,  326  nachge^viesen  und  aus  dem  irischen  ge- 
hört dazu  mit  süffix  na  gebildet  tmmn,  geriet,  tamoin  truncus 
(ZE.  776.  225),  das  vollständig  dem  altn.  stafn,  ags,  stemn, 
stefn,  alts.  stimm  entspricht  (zschrtlL.  21,  432),  Zu  vvurzel  stä 
ziehe  ich  weiterhin  noch  eine  reihe  von  Wörtern,  die  auf  den 
ersten  anblirk  weit  abzuhegen  scheinen:  ni  foisUw  non  susÜJie- 
bant  (ZE,  486.  634),  fosisefar  confilebor  (ZE,  460),  ßmidersu 
gL  profitere  (ZE,  442),  afuroissestar  gl  confessos  (ZE.  465), 
fosissetw  m  dem  satz  iris  in  niris  fosissetar  imbathis  gl.  per 
fidcm  Tr.  43  (ZE.  652.  440)  und  fosissetm'  confitentur  Ml.  132  a 
(ZE.  439),  ßmflti  confessio  (ZE.  31.  68.  212.  264.  625.  800), 
fuismedacfi  confessor  (ZE.  SOO).  Wie  das  deponentiale  s-prae- 
teritum  afuroissestar  zeigt,  hal>en  Avir  *fo-isse-  (d.  h,  fo-sisse-)^ 
*f(hsissü  zu  theilen,  also  die  praeposition  fh  mit  der  reduplicier- 
ten  Wurzel  stä  vor  uns.  Da  fo  nach  Ebcls  ausführungen  beitr. 
I,  309  gleich  gr.  vna  ist^  so  entspricht  die  irische  composition 
dem  gr.  v(pi(Sz^(ii  vollständig  dem  laute  nach  und,  was  füi* 
meine  deutung  den  ausschlag  gebend,  auch  der  bedeutung  nach. 
Von  der  grmidbedeotung  x^uiiter  etwas  treten,  übernehmenc 
xivävvavgf  cf^^fjpj',  noXsftov  entA\ickelte  sich  einerseits  die  des 
auslialtens,  widerstand  leistens,  vnutstdtmg  gegensatx  tfsi'yQt^E^, 
andererseits  die  des  Versprechens,  verheissens,  vcrlohens,  so  fast 
nur  bei  Homer;  crstere  bedeutung  hat  ni  ßisiiis,  letztere  alle 
übrigen  formen.  In  fuismctlach  wird  wohl  wieder  die  weiter- 
gebildete \mrzel  sfam  vorliegen;  unbedingt  von  derselben  ge- 
bildet —  wie  foditiu  von  \\\  dam^  tuistm  von  w.  seni,  airiiiu 
von  \v.  cm  etc.  —  ist  ßhitm  A\'egen  des  constanten  t.  —  Mit 
dem  ZE,  657  olme  beleg  angeführten  Substantiv  esse  status, 
locus  ist  wohl  nur  das  seite  10  aus  compositis  wie  airess  etc. 
erschlossene  gemeint;  sollte  dasselbe  sich  jedoch  in  dieser  form 
ausserhalb  der  composition  nachweisen  lassen,  so  wäre  sein 
anlant  gegenüber  sessam  zu  erklaren  wie  der  von  amal  gegen- 
über smnaÜ  etc.  (ZE.  51.  718)  d.  h.  s  im  Zusammenhang  der 
rede  geschwimdcn. 

Beiträge  II,  159—173,  grundz,*  nr.  216  haben  Ebel  und 
^Vindisch  Wörter  gesammelt,  die  zur  rndogerni,  würzet  attgh 
gehrmni;  vergl.  noch  Stokes  beiichltgung  beitr.  VIIl,  305,  Win- 


I 
I 


Keltische  Studien. 


205 


dfch,  sttid.  Vll,  372.    Das  interessaniesle  worl  ist  ihnen  dabei 

ffll^igen:  Colmäns  hjmnus  18  fZE,  633)  lesen  wir  mcaching 

tfmlak^  faitlumf  annia  IpmU  ex  omni   perieulo  liberet  nos 

fioria  nominiö  Ignati;    ing  periculum  ist  dativ  und  ein  alter 

«Mlamm  —  fehlt  auch   bei  Ebel,    beitr,  VI,  222  m  —  gleich 

'^t1liJ^ch  amhits  bedrängniss,  gefahr,  gn  äxoc,  got.  agis  etc. 

Mit  diesem  imj  periculum  iiiclit  vm  verwechseln  ist  ein  an- 
iteres  ^imj  in  den  compositis  (Uing  inipossibilis  (ZE.  862.  1034), 
iecming  (de-cuming)  impossibilis,  mirus  (ZE.  345,  775.  862). 
^teg  woi1  gehört  zu  der  von  Joh*  Schmidt,  zschrft.  23,  269 
prochenen  wuniel  ah,  die  sowohl  der  bedeutung  als  der  laut- 
len  gestalt  nach  in  den  keltisclien  sprachen  wahrhaft  proteus- 
n  Verwandlungen  unterworteo  ist.  Die  form  ing  verhält 
m  cmikcim  possum  (ZE.  429.  870),  cmiic  potesl  (ZE.  172. 
I,  870),  mtwcai  possunt  (ZE.  172.  870),  conkcub  potero 
458).  cotdlcc  polest  id  (ZE.  873)  wie  cumaing  polest  zu 
possumus,  cumcat  possunt  (ZE.  432.  433),  d.  h.  die 
war  durch  einwirkung  der  liquida  zum  tönenden  laut 
►rden  vor  dem  eintritt  des  irischen  —  nicht  allgemein  kel- 
—  lautgesetzes,  dass,  wie  im  altnordischen,  n  vor  a 
tajd  t  schwindet.  Aus  anderen  indogerm.  sprachen  ist  dieser 
tacültaUve  lautwandel  hinlänglich  bekannt;  s.  Weber,  Ind. 
^lud.  l  70,  Omina  und  Port.  s.  343,  Benfey,  Or.  und  Occ. 
tl,7l7,  Justi,  liandbuch  der  Zendspr.  §  100  (s.  364),  Curtius, 
tmi/J  437.  522,  661,  Corden,  beitr.  53,  83,  1=^  77,  126,  207, 
teilen  und  forscli.  XIII,  49.  288  fl". ;  aus  dem  keltischen  wer- 
tei  im  verlauf  noch  beispiele  zur  spräche  kommen. 

Zu  der  hier  berührten  wiwze!  nk  ank  stelle  ich  ein  wort, 
das  seiner  bedeutung  nacli  weit  abzoliegen  scheint:  alth*.  adnacul 
^pülcrmn  (ZE.   768.  beitr-   VII,  64),    cammlnaml   conset>ultura 
(331  704.  880).     Da  vom  grabe  die  rede  ist,  so  denkt  man 
unwillkürlich    wie  Stokes,   Ir.  gl  693   an  gr.  rinvc,  altb,  napi 
fekhe,  leichnam.    Aber  schon   der  status  durus  des  guttmalen 
tefal  auf  ausfall  eines  n;   sodann  lassen   sich  mehrere  verbal- 
formen, die  deutlich   auf  ein  wur/elverb  hinweisen,  nicht  tren- 
nen; anuil   nomlnacastar   (pinmodo   sepcliretur  (ZE.  481),  not- 
«rfncwfaf  sepeliris   (beitr.  VII,  64;  vergL  ZE.  nachlr.  zu  481), 
rkiib  gl.  condendis,  cadaveribus  (ZE.  480).     Die  wiu'zel  ak 
der  jorm  nunc  mit   verschiedenen  pracpositionen  entwickelt 
^  vergl.  Ut.  neszU,  altsl.  nesti  —  die   bedeutung   übergeben, 


206 


Beinrieb  Ziimner, 


iradere:  doitidnagm'  gl.  tribuitiir  (ZE.  50,  471.  S85),  dormdnadU 
Iribuit     (ZE.    455.    885),    dobuhmkh  gL   distribuit,    titidtmgtar  ■ 
praebetiLur    (ZE.  455,  885)^    mad   doitidf tost  dar   si   tribuerenlur 
(ZE,  50.  477.  627,  885),  atonmasie  gl.  a  vobis  deduci  in  Jüdae- 
anij  afdmnindnasiar  gl,  deducar  illuc,  memi  iindnised  nisi  tra- 
didissel,    dmidnindnasim    traderelis    eam,    dmid/^hifidnmnse  tra-  d 
derem   eum  tZE.  50).    Es  ist  daher  "^^idnac  das  übergeben  des  " 
feichnauLS  in  die  erde^  adnacul   sepultura,   sepulcnmi.    Die  be- 
deüloiigsentwicklung  ist  äbnlich  der  von  lat.  cmidere,  hat  aber  fl 
ihr  schlagendstes  seitenstück  in  got,  gaßh  begräbniss,  gafdh43m  ™ 
begraben  zu  der  in   allen  gerni,  sprachen  vorhandenen  wurzel 
falh  übergeben,  überlassen. 

Beiträge  VIII,  353  stellt  Stok es  ir,  ftdhu  stigmata,  cofotheosa 
gl.  nt  mordeam  (ZE,  1005)  zu  gr.  oiVJw,  mtetli;  Windisch, 
stud.  VU,  379  wünscht  weitere  belege  dieser  irischen  wurzel 
vüL  Eine  irische  wurzel  vot  gibt  es  nicht;  ahäm  ist  wie  ahd. 
wundmi  denoniinativ  von  einem  particip  der  wurzel  mw,  das 
in  got.  vundSf  skr.  dväta-  vorliegt;  ihm  entspricht  irisch  foih* 
Die  wurzel  van  suche  ich  im  kellischen  noch  in  folgenden 
Wörtern:  ir.  fttin  in  arco  fuin  dorn  dkt  ich  erflehe  den  tod  von 
meinem  gott  (Corrn,  gL  s,  arco,  beitr.  VI»  462),  kymr.  guant 
percussit,  ew  a  guani  pen  palack  ille  percnssit  caput  P,  (ZE.  524. 
Ir,  gl  59,  anm.),  fpmvan  pugnaro  (ZE,  898),  murehawc  aym- 
wanaivd  athi  equesqui  concurrit  tecura  (ZE.  524),  körn,  y 
ffthymuyancis  ipse  se  percussit  (ZE.  898). 

Hesych  bietet  Ixardp*  inti^vfielv;  Fick,  wörterb.  P  28 
stellt  hierzu  sanskrit  ih^  ihate^  Jhü  wünsch,  verlangen.  Zu  dieser 
wurzel  ziehe  ich  altir.  cmirmgset  dia  nmriuibsi  gl,  illorura 
abundantia  vestrae  inopiae  sii  supplernenlum  d.  h.  dass  sie 
bäten  gott  für  euch  (ZE.  624,  468,  225),  imigdit,  imidite, 
aurtmigÜw,  unmigtlte  oratio,  precatio  (ZE.  7.  75.  54,  247.  G24. 
812)  aus  air-con-ig.  Auch  naJierassigei  dognime  aiiashere  nicht 
sollen  im  Widerspruch  stehen  deine  thaten  dem,  was  du  sagst 
(ZE.  440.  444)? 

Mit  lat,  mger  verdrossen,  mgrinimiia  küninierniss  vergleichen 
sich  ir.  airegmn  quaerimonia,  quaerella,  aregi  quaeritur,  ar^mm 
(piaestus,  araeget  quaerentium,  anaramgi  gl.  conquerens,  araticiget 
quod  quaeruntur,  cgvm  clamor»  cmikhki  gl.  quod  congeniiscit, 
sdiuus  (ZjE.  5.  8,  344.  434,  435.  771.  868). 


Keltische  Studien, 


207 


ä  Jacob  Griram,  Deutsche  mythol.  P  432  deutet  man 
Mt  genn.  Thwsm  allgemein  als  die  »durstigen,  vveingierigen*, 
liss  hierin  eine  so  besonders  treffende  bezeiehnung  gerade  der 
lieGen  liege,  leuchtet    mir  wenig  ein;    durst   in   holiem  grade 
hatten  die  Germanen  überhaupt.^)    Das  wort  stellt  sich  vielmehr 
zn  einer   reihe   von   keltischen    verwandten:     altir.    irm,    gen- 
tmn  heros,   vir   fortis   (ZE.   18.  37.  166.  223.  260.  306.  776. 
«3.  1020),   comparat.  tressa  forlior  (ZE.   37.  277),  Superlativ 
tfmam  fortissimus  (ZE.  278),  nkymn  traha  arrogantia,  exaltatio, 
llkymr.  didraha  animo  carens,  limidus,  traJiaawgf  trahawl  arro- 
gtns,  (rahawc  oppressor,    irech   fortior,    traws  vir  ferus,  treys, 
(Ftif  oppressio,  ireissaw  opprimere,  tremiur  oppressor  (ZE*  37, 
IM,  299.  816.  828).     Welches  ist  nun  die  allen  diesen  v^wtern 
201  gründe    liegende  bedeutung,    haben   sie   noch  weitere  ver- 
wandte im   kreise  der  indogennanischen  sprachen?     Ebel  be- 
ZE.  37:  In  combinatione  tamon  originaria  thr  lege  non 
exstat  tenuis  in  hib.  vet.  adi.  irm  (i.  e.  tresfi)^   comp. 
Iwtt»  tressa  (fortior),  camb.  traha  (audax,  strenuus),  quod  vix 
dSftrt  a  gr.  i^gaatk.    Windisch  jedoch  zu  grundz.*  nn  315  ver- 
Trtrfl  diese  etyniologie  der  keltischen  Wörter  »des  abweichen- 
den anlauts  wegen«. 

Schon  ehe  mir  die  keltischen  Wörter  bekannt  wurden, 
li^e  ich  in  bezug  auf  die  ableitung  des  germanischen  Wortes 
Ale  ketzerische  ansieht.  Der  anlaut  in  mtid»  titrscy  türse  — 
NoUl  kcta  dero  Iteidenon  mU  tursa  kann  aus  bekannten  grün- 
<l<*n  hier  nichts  beweisen  —  lässt  sich  schlechterdings  mit  der 
etyniologie  Grimms  nicht  verehiigcn.  Es  ist  geradezu  unbe- 
P^iflich,  wie  die  oberdeutschen  stamme  den  klaren  zusammen- 
iiit  durri,  dursi,  dursta^j^  durstan^  wenn  ein  solcher  lU"- 
,  -.ich  bestand,  sollten  zerrissen  haben;  viel  eher  ist  denk- 
ste, Asss  im  altn.  und  ags.  ursprunglich  verschiedener  anlaut, 
lleicht  nicht  ohne  einfluss  von  Volksetymologie,  zusammen- 
lÖen  ist,  Mhd.  turst  kühnheit,  keckheit,  Verwegenheit,  türste 
verwegen,  türsfic  audax,  praesumptuosus  weisen  türse 
rt«8e  löT  germ.  wiirzel  dars,  indogcrm,  (Ümrs  niuthig,  köhn^ 
sein.    Die  altn.  und  ags.   formen  sprechen  gegen  diese 


^\  «Das  trinken  ist  ein  böses  alte^  herkommen  in  Deutschland^  wie 
^  Rflmer  Cornelius  schreibt ,   hat    zugenommen    und   nimmt   noch    zu«. 


zusamnienstellung  gar  nicht  so  sehr  als  es  den  anschein  hat; 
denn  man  wird  nicht  umhin  können  z.  b.  alLn.  ihrüdr  stark 
mit  Joh.  Schmidt,  voc.  II,  264  dem  lit.dfrwte  fest  gleiclizusetzen 
und  samint  allii*  trua^  alts.  trüm,  ahd.  trüwen,  triuwi,  trat 
mit  skrt.  dhruvä  fest  stehend,  beständig,  '^vurzel  lihar  zu  ver- 
binden; ferner  isl  got,  vij>rus  lamm,  ahd,  widhar  gl.  keron. 
hammel  =  ii^qig  lo^iag,  x^tog.  liPqa;  (Sirciäwv^  tofAtag^  svt^ovx^^ 
Hesych-,  skr.  vadkri  entmannt;  in  ags.  ihrlste  ^  skr.  dltrshta 
dreist  (Joh,  Schmidt,  voc*  1,  17!)  haben  wir  sogar  in  einem 
zu  derselben  wm-zcl  gehörigen  worte  den  anlaul  des  altn,  purs, 
ags.  pyt's.  —  Aber  die  keltischen  laulgesetzel  wird  man  mir 
einwerfen.  Nun  die  keltischen  lautgesetze  haben  wir  noch 
lange  nicht  alle  erkannt,  wie  ich  in  einer  anderen  stiidie  zeigen 
werde;  hier  genügt  es  auf  einige  anlautende  keltische  tr  gleich 
ursprünglich  dhr  zu  verweisen:  altir.  trmtt  tmm  gravis  (ZE.  13. 
26 L  485.  499.  628.  911),  comparaf.  trmnmu  gravior  (beitr,  VI, 
463.  note  5),  döhtrmnma  gravat  vos  (ZE.  178.  213.  329.  614), 
nehihfrirommad  (ZE.  648J,  (rrnndtride  gl.  jecur  i.  e,  cor  grave 
(ZE.  857),  tnmmin  gravitatem  (ZE.  476),  efrmmm  levia  (ZE.226. 
476.  862.  1016)  gehören  zu  lat.  firmuSf  skr,  dltarma;  eine  ent- 
lehnung  des  irischen  aus  dem  ags.  tr^m  stark,  fest,  dessen  t 
wie  das  in  triiaf  irmwi^  treöve  (J.  Schmidt,  voc.  II,  264),  ist  bei 
der  grossen  Verbreitung  der  Wörter  wenig  wahrscheinlich  und 
wird  durchs  folgende  direkt  widerl^t.  Neben  lat.  ßrmus  liegt 
farnm,  das  von  Leo  Meyer  (s.  Cortius,  grundz.*  nr.  316)  aus 
grondform  dharmü-  mit  Gurtius  Zustimmung  erkläil  wird.  Mit 
den  latein.  coinpositis  confarmiSj  defomm  halle  man  nun  zu- 
sammen altir  cutrnmme  similis  (ZE.  651.  765.  740.  872.  911. 
1015),  cutrummus  similitudo  (ZE.  469.  651.  788*  872.  stanim- 
bildung  as-hi),  codudruimmdgidir  gl.  exaeciuet  (ZE,  184.  439. 
719.  1090),  cochtänimnkiigthi  gl,  comparaliones  (ZE.  184),  ro^ 
aiirommmgüstar  aequijiaravit  (ZE.  465),  cmnir umnuMiiid  maequaiio 
(Ir.  gl  903),  fortrumnui  opporlunitas  (ZE.  872),  Srmmm  dissi- 
milis  (ZE.  872).  Oben  habe  ich  für  altir,  inkf  miser,  kymr. 
im,  körn,  troe^  tru,  arem.  im  belege  gegeben;  man  füge  noch 
folgende  Wörter  hinzu:  altir.  irögdn  misellus  (ZE.  273.  1057), 
tromr  (d.  h.  trog-cur  miseri  amans)  miserieors  (ZE.  62,  99), 
ärocar  immisericors  (ZE.  467),  tröcaire  misericordia  (ZE.  23* 
62.  tOO.  149.  247.  365.  465.  469.  652.  780.  919),  kymr.  tru^ 
caraac  gl.   mitia  (ZE.  91.    100),   arem.    irmz,   iruant   miseria, 


I 

I 


i 


KelUsche  sUidien. 


209 


pielas(ZE.  100.  145.  836),  kymr.  trugared,  areiiK  tmgarez  miseri- 

»rdia  (ZE,  100.  836.);    auch  Trogm,   Tmjmi  (ZE,  23.  1057)? 

Dieses  so  gewonnene  kellische  irögor  ist,  vom  suffix  abgesehen, 

gleich  altb.   drighu  arm,    tlmTi/ödrkßu    die    beLtler  ernährend, 

irim  bettel,  drittiku  armuth  mit  ausgestossenem  g;  die  grimd- 

form  war  wohl  dharghn-,  und  kellisch  ö  ist  entstanden  wie  in 

ffisch   crodatu    dorities    (Joh.  Schmidt,    voc,    11,   370).      Diese 

hekpiele  werden  vor  der  band  hinreichen,  mich  vor  deui  vor- 

aurf  der  nichtbeachtung  keltischer   laulgesetze  zu  schützen.  — 

Uli  triscli  trm,  aus  Iresnu-    hervorgegangen,    vergleiche  ved. 

dkfshtm  külm,  tapfer,  muthig;  das  derii  conipar.  und  superlat. 

tmsa,  trcssam  zu  gründe  liegende  adjectiv  kcum   nicht  gleich 

gr,  ^^acrc,  lit.  drqsüs  sein,  da  sonst  a  geschwunden  wäre,   es 

wd    skr.  dfirshtä   keck,    frech,    ags.  thrlste    entsprechen;    bei 

kymn  fruha   ist   beides   möglich;   kymr.   treys^  treis  enls[>richt 

ganz  skr.  (JfirHhfi  kühnheit,  ahd.  gatarst,   mhd.  turst  kiiliriheit, 

k«cklieit,  Verwegenheit. 

Im  aiischluss  an  Stokes,  Ir.  gk  846  stellt  Windisch,  grundz.* 
Ho.  407  die  bei  ZE.  vielfach  belegten  iriselien  Wörter  dmdbadar 
«fcmonstratur,  dmiaäbat  (|yod  demonstrat  zu  gr.  iffi^i^  i^alvm  etc. 
tind  führt  sie  auf  eine  erweiterte  wuiise!  had.  Die  form  dmutd- 
hatte  ihn  eines  besseren  belehren  können ;  Windisch  theill 
elbe  do-n-udbüd-t  und  Fick,  wörterb.  F  685  folgt  ihm 
hierin.  Aber  dies  ist  nicht  möglich,  weil  das  verb  coraponierl 
^ ;  es  muss  also  conjuncte  flexion  eintreten  (Stokes,  beitr.  VI, 
<6€.  ZE.  425),  So  fasst  auch  schon  Ebel  die  tonn  richtig 
[tXil  43t);  das  fehlen  der  epenthese  kann  dagegen  nicht  ein- 
^H'endet  werden,  da  conjuncle  tlexion  ohne  dieselbe  mehrfach 
^Qrkomrat:  frisnarc  quod  inficit,  nitorhm  non  prodest,  asber 
'^icit,  füdam  von  patJtur  (ZE.  430.  431).  Zum  tiberfloss  sind 
noch  zwei  formen  zur  hand,  die  das  Vorhandensein  der 
el  in  der  form  bat  zweifei  tos  zeigen:  dimdbit  demonstras 
•E.  61,  429.  990)  und  dd  aratadlmäher  inso  cur  demonslratur 
(ZE,  358)*  Diese  so  gewonnene  wurzel  fcol  ist  identisch 
lit  laL  fat  in  faUeor^  fas-sus,  cmi-fes-siOy  über  welche  Pott, 
^Unelw.  1,  261  ff.  zu  vergleichen.  Mit  iat.  co^i-fesstö  ist^  von 
vorgetretenen  praepositioneji  abgesehen,  laut  für  laut  gleich 
'fech  Utid-bsiu  confessio,  demonstratio  (ZE,  181.  346.  436. 
^1^.  t*26.  638,  641.  881.),  mid  der  irische  mönch,  der  den 
^^^  Prisciani  St.  Galli  glossierte,  ahnte  wohl  die  verwandt- 


J 


210 


Heinrrch  Zimmer, 


Schaft  beider  Wörter  nicht  mehr  als  er  zu  nefasHs  dUktö  106** 

die  glosse  duuihsih  sehrieb  (ZE.  863);  letzteres  ist  daL  plur, 
eines  stanimes  besä-  aus  -hestu-,  -heUa-  gleich  fassus. 

Irisch  mib,  noeb  sanctus  (ZE.  31.  215.  216.  223.  226), 
n6ibe  sancütas  (ZE,  31.  212.  312),  notkid  sanctiOcaüo  (ZE. 
652.  919),  nmbde  saiicüficatus  (ZE.  718),  rmidib  sanctificavit, 
rmiüibml  sanctificatus  est  (ZE.  3L  703)  haben  in  den  h'aiiischen 
sprachen  ihre  entsprechungen:  altp.  naiba  schön,  gut,  neupers. 
niw  schön,  gut,  mit  sufiix  ha-  erweitert  pehlevi  n%waky  neup* 
ntk  schön,  gut. 

Zu  den  bei  Frck,  wörterb*  I*  171  unter  y^ntan%  mania  am 
hals  getragenes  kleinod,  amulct,  halsband«  aus  verschiedenen  indo- 
germ.  sprachen  zusammengestellten  ^vörtern  tritt  auch  eine  ganze 
reihe  aus  den  keltischen  sprachen.  Den  alten  i-stamm  dürfen 
wir  noch  in  dem  compositum  nmintorc  torquis  (ZE.  791)  suchen, 
dessen  zweiten  theii  Ebel,  beitr.  11,  154,  Windisch,  grundz,^  462 
als  entlehnt  betrachten.  Ags,  mefie,  alts.  nmii^  ahd.  mtmni 
entspricht  muinae  gl.  torquis  (ZE,  791).  Nach  den  Griechen 
soll  bei  den  Kelten  das  halsband  o  ^apidK^g  heissen;  dies  be- 
stätigt altin  mumce  torquis  (ZE.  248.  302,  791,  916),  das  ab- 
gesehen vom  genus  entspricht:  zwischen  nc  muss  ein  vocal 
geschwunden  sein,  da  ursprüngliches  wcnie  im  irischen  erhalten. 
Mit  einem  anderen  suffixe  weitergebildet  ist  ir.  amuifide  gl 
collarium  (ZE,  791,  aus  afi-  (artikel)  muinde)^  endlich  mmnM 
Collum,  ccrvix  (ZE.  769,  Ir.  gl  744)  aus  nmniclu-,  wie  durch 
kymr.  mt/nwgl,  mynwißjl,  plur.  mymjgleu  Collum,  cervix,  nkynir. 
mwmvgl,  {>!ur.  7nfjnf/glau  {ZE.  769,  820.  Ir.  gl,  744)  er- 
wiesen wird. 

Auf  dieselbe  wurzel  wie  skr.  balu  gewalt,  starke,  kraft, 
baiJtjmm  stärker,  kräftiger,  ksL  hoUj  major  führt  irisch  aäbol, 
ifidadbol  gl.  valde  (ZE.  609),  atdblujod  intentio,  signlflcatio  in- 
tenüva  (ZE.  992),  scm  aidbligthe  thecJdas  gl  intentivus  (ZE.  982)* 

Die  von  Job.  Schmidt,  Voc.  II,  269  besprochene  griech, 
lat.  deutsche  wurzel  bhru,  entstanden  aus  bhur  wallen  vom 
feuer  und  wasser,  liegt  auch  im  irischen  vor:  bnäh  fervor,  furor, 
rabies  (ZE.  641.  1004),  hruthnaußim  furo  (ZE.  435),  bruthnigthe. 
foHoisdJw  gl.  igne  exanimatus  (ZE.  479,    Beitr.  VI,  473  note), 

Altir,  fonnühfthe,  fonmikhUmi  gl,  abscondita  (ZE.  25.  479. 
1015),  rumügsai'  gl.  suffoderunt,  altaria  tua,  i,  e.  abscondiderunl 
(ZE.  25.  464),    uidfonmiichdeiad  gl.   absconditae,    exiremitatis 


I 
[ 

I 

I 


Keltiscfae  Studien.  Sil 

(ZL  26,  256.  t0l5),  fornMOdeiu  occuliaUo  (Z£.  $04),  müchni 

|t*  proditores  protervi  (ZE,  25,  776.  lOttS):  allen  diesen  Wörtern 
Bt  der  begriff  des  versteckten  und  heimlichen  gemeinsam  imd 
diarakteristisch.  In  den  gernian*  sprachen  haben  sie  ihre 
indte:  ahd.  f7iüA&^  grassare,  praedare,  fai^üchU  hehiiudo, 
ttSocatio,  müJieo  latro  (Grafif  II»  655),  mhd.  vemuJcheii  heimlich 
Ulf  die  Seite  schallen,  verbergen,  nmnkel  heimhcher  streich, 
hair  nrnidui-  heimhch  (Sehnietler  II,  544),  nrnm-Jiseln  heimlich, 
in  boshafter  weise  yniherschleichen,  nrnukett  heimlich  bei  seile 
gebrachter  vorrath  (Schraeller  II,  545.  548),  holländ.  nwnkelm^ 
heimlich  reden. 

Die  bei  Ciirtius,  grundz,*  no,  468  besprochene  wurzel  nm^k^ 
m  der  tat.  marcere  schlafif,  welk  werden,  tnarcor,  nmrcidus,  gol. 
Smmrgfan  verkümmern,  verkürzen  geliören  (Fick  P  720),  Ist 
mal  im  keltischen  zu  belegen:  altir.  m&rc  ruga  (ZE.  61.  224. 
1«2),  bd  tnergach  uter  rugatus  (ZE.  6L  809.  1052),  kymr, 
M»^  nkjTJir.  tmnjdd  subst.  debilitas,  adj.  flaccidus,  )mr(ji~ 
dUbm  evaneseo  (ZE.  6K  ta5.  140.  506.  1052). 

Zu  gr.  dqauy  thue,   ö^äfia  etc.  weiss  Curtius,  grondz.*   no. 

2ti7  nur  lit.  daran  ich  thue  aus  dem  weiten  kreise  der  indogerni, 

ipraeben  zu  vergleichen.    Die  wmxel  ist  stark  im  irischen  ver- 

fa^en.    Dieselbe  praesensbüdong  wie  in  d(j«w,  daraü  liegt  vor 

in  fodera  efflcit  (ZE.  248,  434.  651.  748.);  nat  tt-sulYix  gebildet 

^■ttd:  demaim  lacio,  conderna  ut  faciat,  cümleniainn  ut  facerem, 

ut  facialis,  nkkrmtt  non  facimü,  aniaden'tmis  ne  face- 

ins,  m  demsaiar  non  fecerunt  (ZE.  350,  365.  432.  466.  446. 

746,  990),  iodemam  supplicimn  (ZE.  771).    Aus  dem  neu- 

n    gehört  hierher  das  defective    und    obsolete   fo  deara 

i  induced  (O'Don.  p.  257)  und  das  simple  past  und  consuehi- 

^-i^fiai  pasi    des  subjunclive  niood  des  verbünis  deanaim  1  do, 

make:  go  n^deämas,  go  n-de<fmais  etc.  und  go  n-de^mainn^ 

*tHhäinM  etc,   (O'Don»  p.  230  ff,);    in  den   nachgewiesenen 

fimnem   liegen  die   von  Windisch,   zeil^chr.   23,   263   vcr- 

,    genau    entsprechenden    correlale  vor,     an  eine   ver- 

:hafl  mit  der  wurzel  gan  {Windisch   I.  c.)  ist  fiir  diese 

nicht  zu  denken. 

Quellen  und  forsch.  XIII,    295,    anm.   17  habe    icli   altn, 

achmutz,    koth,    lehm   mit  den  lautlich   sich    deckenden 

"^Wtm  ags.   seär  trocken,    scdrjan   stccare,    arescere,   nd.   scJr 

^'WtiÄ,  alid.  sören  marescere    vermittelt   durch    die  annähme, 


212 


Beiniich  Zimmer, 


die  aus  Ortsnamen  erschliessbare  bedeutung  »morastiges  land« 
sei  im  altii,  die  ursprüngliclie,  woraas  erst  die  allgemeine 
»sclmiutz«  sieh  cntwickeUe:  moorland  kann  nun  im  gegensatz 
zu  dem  früher  unter  wasser  stehen  recht  wohl  sautr  trocken 
genannt  werden.  Ganz  dieselbe  bedeutungsentwicklung  weist 
das  altir.  auf.  Beiträge  VIII,  351  vergleich!  Stokes  mit  altb- 
kislm  gi\  i^xvoq  richtig  irisch  sesc,  kymr.  hesp  dry,  barren; 
vergl,  Studien  VII,  379.  Zu  diesem  sesc  verhält  sich  altir.  sescen 
pal  US  ~  cosescmi  indacor,  asescen  ducor  usque  ad  paludem 
duarum  gruum,  e  palude  d,  gr.  ZE,  246  aus  Goid,  p.  84  — 
der  bedeutung  nach  wie  altn.  murr  moor  zu  ags.  sedr  trocken. 

Die  nächsten  verwandten  des  altn.  ninr  freund,  ags.  vine^ 
ahd,  alts.  wmi,  fremid,  speciell  blutsfreund  liegen  im  irischen 
vor:  altir.  fini  cognati  (ZE.  53),  fhigalcht  gl  parricidalia  arma, 
cmbms  affinitis,  colhiesta  aümis  (ZE.  55.  997).  Der  Wechsel 
zwischen  f  und  b  wie  in  fedan  joch ,  infiik  gl.  in  vinculis 
(ZE.  1042)  zu  cobedeu  conjugatio,  cobds  coiu[mges  (ZE.  871)  von 
Wurzel  vadh;  s.  Stokes,  beitr.  VIII,  352,  Windisch,  stud,  VII,  373. 

Mit  lit.  rcnmif  remii  stützen  dem  causale  von  rinm,  rlmti 
ruhen  decken  sich  nach  wurzel  und  praesensstammhildung 
altir.  fuirmi  ponit,  forrmm  posuit,  forulrim  posoit,  forruimtis 
sie  mögen  bauen  (ZE.  25  L  435.  463.  715,  874).  Aus  dem 
neuir.  gehört  hierher  das  gewohnheitspraesens  fuirnmin  he  puls. 

Grundz.*  no.  408^  werden  zu  griech.  f/cE^og  pflüg,  laU 
foräre,  ags.  horian  bohren  ir,  doherrtJm  tonderelur,  decalvetur 
(ZE.  28.  481)  und  berrfhaid  (berraid  L  c.  ist  nur  ein  versehen) 
tonsor  (ZE.  28.  233,  794.  800)  gestellt.  Diese  Wörter,  denen 
man  noch  herrad  tondere  (ZE.  239.  485.  639,  658),  bertü 
tondit  euin  (ZE.  463),  herrihar  tondeatur  (ZE.  72),  noberrthe 
calvaretnr,  rober tiha  catvalus  esset  (ZE.  481*  923)  zuiCigen  kann, 
finden  im  slavischen  ihre  correlate  nach  laut  und  bedeutung: 
ksL  obntij  obrijq  tondere,  hritva^  briet  §r^oi^  novacula,  pohrij 
tonsor,  russ.  briM,  britva,  briik  etc.  Da  slav.  rl  hier  aus 
ir  =  ar  entstanden  ist  (Joh.  Schmidt,  Voc.  II,  493  anm.),  irisch 
rr  aus  rj  durch  assimilation  wie  in  ferr  (Ir.  Gl.  1 1 16),  so  ist 
berja-  die  gemeinsame  grundform  des  pracsensslmuines,  der  im 
irischen  wie  sonst  noch  oft  schon  als  wurzel  behandelt  wird. 

In  den  beitrügen  zur  künde  der  indogerm.  sprachen  I,  166 
stellt  Bezzenberger  gerni.  vrisan-  der  riese  xu  altind.  vdrshjyants, 
varshishtha  der  höchste,  gi'össte;  statt  es  nun  vfshan  gewaltig, 


Kellische  sludien. 


S13 


gross,  männlich^  bei  dem  schon  im  PeLersb.  w.  auf  varshman 
gipfel,  varshühfha  verwiesen  ist^  gleich  zu  setzen,  wie  Frölide 
ibd  250  Haut,  erklärt  er  es,  gemäss  der  Gott.  g.  anz.  1876. 
s,  373  von  ilmi  aefgfestellten,  aber  mehr  als  unvvalirschctnlichen 
Ihuorie,  als  kCirzun^  eines  coropositums  vrka-hmti-.  Diesen 
durch  ubereinslinnnnng  des  indischen  und  germanischen  für 
die  indogenn.  uispruche  sicher  gestellten  «t^-stanml  weist  aueli 
das  ii*ische  auf:  altir.  fairdfig  aniplus  (ZE.  257,  h\  gl  640), 
eslabar  eadi  fairsing  (ZE.  80  K  856.  862),  haand  fairsi^igtmnm' 
naigi  gl.  magnanimitate  (ZE.  248.  631.  811.),  falrmige  ist  in 
Colmans  liymnus  45  glosse  zu  hthu  spaee,  greatness,  grandeur 
(Ir.  GL  644).  Der  alte  an-  stamm  ist  hier  mit  suffix  ka  er- 
weitert, das  entweder  dem  schon  in  die  a-stämme  libergeföhden 
VQ/rmna-  (vergleiche  rmihinche  hilaritas  ZE.  15.  70.  809)  oder 
direct  angefügt  wurde,  aber  in  der  oben  besprochenen  weise 
sein  h  unter  eintluss  des  nasals  nicht  bewalirte.  Letzteres  ist 
das  wahrscheinlichere;  dieselbe  Weiterbildung  liegt  noch  vor 
in  foditimfe  jjatientia  (ZE.  019.  800}  von  fhfUUu  tolerafio 
(ZE.  264  k  stamm  fhditan-l 

Sein*  umstritten  ist  die  etyinologie  von  altji'.  ithim  edo 
(ZE.  51.  63.  429.  1025),  itfiid  edil,  arub  MÜtes  ne  eilat,  ifhmmv 
edax  (ZE.  359.  43  L  441.  63.  780.  1040).  Gewöhtdkh  stellte 
man  diese  formen  zu  tat.  edo  (Ebel,  beilr.  11,  162.  ZE.  63); 
eljisprache  erhob  hiergegen  Stokes,  heitr,  VII,  27  nole:  >Uhim 
hat  nichts  zu  thun  mit  edo^  sondern  ist  ein  derioininativ  von 
UJi  (frumentum)  =  zend.  piitu;  vergl.  auch  ibid.  VII,  53. 
Völlig  unbegründeten  Widerspruch  setzt  dein  Windisch  entgegen. 
Beitr*  VIII,  5:  »Dass  i^Äund  itJmn  wurzelverwandt  sind,  ist  aucli 
mir  wahrscheinlich,  aber  nicht  so^  dass  das  verb  als  ableitnng 
des  Substantivs  aufzufassen  ist;  dagegen  spricht  die  specielle 
bedeutung  von  ük  und  die  viel  weitere  von  Uhim,  dagegen 
spricht  ferner  der  keineswegs  denominative  Charakter  dieses 
Verbs,  das  bisher  immer  als  zur  I,  series  (tat.  3.  conj.)  gehörig 
gegolten  hat.  Ich  möchte  daher  ir.  ithhu  mit  ksL^?/^«/«'  mihren, 
pitotnü  gemästet  ziLsammenstellen.  Der  diesen  formen  zu  gründe 
Hegende  primäre  stamm  pita  ist  vielleicht  eine  Weiterbildung 
von  pi,  pi  schwellen,  derselben  witrzel,  zu  welcher  Justi  das 
allb.  pitti  nah rung  stellt«.  Hier  sind  doch  einige  liöchst  beilenk- 
liclie  trrthfimer  untergelaufen.  Von  einem  primären  verbnm 
kann  bei  V^^],  pitnü  keine  rede  sein,  dasselbe  ist,  wie  schon  das 


214 


Heinrich  Zimmer, 


pfftedens  pitAJq  zeigt,  doch  so  sicher  denominativ  wie  lat.  aniore, 
irisch  carad;  sodann  ist  es  eine  wolilhekannte  thalsache^  dass 
die  ksl  i  in  vergleichbaren  Worten  nur  Ht.  y,  e,  et,  ai,  goth. 
<?»\  ai  entsprechen,  also  päninitlich  einmal  lang  gewesen  sind 
und  zum  theil  ans  vorhistorischen  i-dipMhongen  hervorgiengen 
(Joh,  Schmidt,  Voc.  I,  13).  Es  liesse  sich  also  höchstens  ein 
primärer  praesensstamm  ^7te-  annehmen;  altir.  *  in  ithitn  ist 
aber  kurz,  deim  ni  hefhat  ne  edant  (ZE.  303)  verludt  sich  zu 
ithim  wie  gen.  etiia  zu  Uh,  Was  ferner  den  einwand  anlangt, 
dass  ithijn  eine  viel  weitere  bedeolung  habe  als  ifh,  so  ist  doch 
nichts,  was  uns  zwingt,  diese  bedeulung  dem  ith  ursprünglich 
zuzuschreiben;  es  wird  einfach  »nahrung«  bedeutet  haben  wie 
skr.  päiij  wovon  ved.  pitilf/  nahrnng  begehren;  ja  selbst  wenn 
ithim  ursprünglich  blos  auf  das  »getreide  verzehren«  eingeschränkt 
gewesen,  so  ist  doch  die  entwicklung  zur  allgemeinen  bedeutung 
»nahrung  zu  sich  nehmen,  essen«  nicht  sonderbarer  als  in  ved. 
gaf?^-  leidenschaftlich  begehren,  kampflustig  sein,  gavishti  karapf- 
begierde,  gefecht.  Dass  bei  Zeuss  und  Ebel  bisher  Uhim  immer 
als  zur  series  I  gehörig  gegolten  hat,  beruht  doch  einfacli  auf 
der  Identifizierung  mit  adrui,  (%h;  denn  unter  den  mit  anlauten- 
dem ith-  bei  ZE,  Ijelegten  formen  gibt  es  nach  meinen  Samm- 
lungen, und  ich  glaube  sie  fiir  vollständig  halten  zu  dürfen, 
keine  einzige,  die  gegen  oder  auch  für  Stokes  ansieht  spräche. 
Es  ist  mir  daher  auch  nicht  klar,  woraus Windisch  —  erführt 
die  formen  Uhim,  ithidj  itkes  auf  —  auf  den  »keineswegs  deno- 
minativen  Charakter  dieses  verbs«  schliesst.  Eine  form^  die 
Stokes,  beitr,  VIlj  53  selbst  beibringt  und  die  von  Ebel  in  den 
nachtragen  zu  p.  470  aufgenommen  ist:  arishertur  mdic  uisnig 
fuick  istms  bind  in  Mrinn  (es  sagten  die  söhne  Uisnechs,  sie 
würden  keine  speise  in  Irland  e^sen),  scheint  gegen  die  annähme 
von  Stokes  zu  sprechen.  Allerdings  wird  das  s-futurmn  ur- 
sprünglich nur  von  wurzelverben  gebildet;  doch  ist  die  bildung 
schon  mehrfach  aus  ihrer  alten  bahn  gewichen,  wie  die  erhal- 
tung  des  %vui'zelconsonanlen  vor  dem  s  in  den  von  SiokeSi 
beitr,  VII,  52  ff.  angeführten  Beispielen  zeigt.  Wenn  nun  neben 
praesens  coniccim  possum,  emmcai  possimt  die  futura  conicub 
polcro,  cmiicßmmis  possemus  und  conisiniar  possimus,  conistais 
possent,  neben  riceu  venio  sowohl  i^fed  veniet,  ti-cfa  veniet, 
nmicfea,  rmiiruh  als  coniisscd  ul  veniet,  tairsei  etc.  liegen 
(ZE.  429.  172.  870.  468.  458.  417.  504.  7üS.  360.  50.),  nimmt 


I 


KetUftche  Studien. 


215 


es  etwa  wunder,  wenn  nach  dieser  analogie  die  spräche  ein- 
mal ein  isüiis  bildete  *)  ? 

Zum  überiluss  fülirl  Windisch  selbst  den  beweis,  dass 
iikim  wirklich  ein  schwaches  verbum  ist,  ohne  dass  er  sich 
deeBen  bewusst  wird ;  er  sagt :  »die  stammesverschiedenheit  von 
i&im  und  diesen  ebengenannt cn  formen  fcstar,  estir  edit)  gelit 
klar  daraus  hervor,  dass  eass  (spatere  Schreibweise  für  css)  in 
der  von  Stokes  angeführten  stelle  durch  Uheadli^  das  entsprecliende 
passive  praeteritum  von  ithim  glossiert  Avtrd«.  Nun,  so  sicher 
laL  ixmaim,  got,  salböps^  irisch  rockarmi  von  denominativen 
Verben  herkommen,  so  sicher  kann  auch  nur  itlieadh  von 
einem  solclien  abgeleitet  werden. 

Es  besass  also  das  altirische  ein  primäres  verb»  das  laut- 
lich skr,  admi,  lat,  cdo^  gerni»  ckm  entsprach;  zu  ihm  sind 
die  formen  estar  edit  (ZE.  248,  251.  468),  eass  er  wui*de  ver- 
zehrt (beitr,  VII,  59),  impessigl  obesi  cordis  (ZE.  60.  479)  belegt, 

ordern  hatte  dasselbe  ein  von  Uh  abgeleiletes  denomioaUves 
dessen  formen  immer  mehr  die  vorherrschenden  wurden. 
Herzu  mögen  zwei  Ursachen  besonders  mitgewirkt  haben.  Ein- 
^msd  geht  der  zug  durchs  irische  seine  primären  verba  alknäh- 
lich  in  die  flexion  der  abgeleilelen  überzuführen,  was  im  neu- 
irischen bis  auf  einige  sogenannte   unregel massige  verba   auch 


■)  Eine   solche    Isildung   ist   nicht   aiiffallender    als   das   reduplicierte 
Hturum  m  conchechrat  iion  amabuiit  (ZE.  3ü5.  453.  740)  und  das  perfecl 
^mchair  non  ainavit  (beitr.  VII,   IS)   von  dem  denominativuui  carad.     Es 
stehen  diese  s»€her  belegten  formen  auf  gleicher  stnfe  mit  griech.  hüduugen 
wie  itfUtifjtiVi   ot'r«,  ohuftty,  ißitay  etc.»   es  ist  also   niclit  der  geringi^te 
grund  vorhanden,    sie  anzuzweifeln ,   wie  von  Windisch^  zeitschr.  23,  222 
chieht.     Interessante  analogie  bietet  anch  das  nenirische:    die  gewöhn- 
liche fütuTbilduftg  ist  das  ÄJ-futurum  -faid.  -fid;  die  mehr  als  zweietiü^igen 
verba  auf  igim  und  uigim  Ijitden  jedoch  ihr  l'uLur  auf  eothad:  foiiUigim^ 
foüiseöchad;  ausserdem  bilden  noch  mehrere  nicht  auf  igim  endende  verba 
ihr  ftitur  mit  eo  in  paenultima^  hibhrm7n^  I  speak:  iaibhe&rad^  marbhaim^ 
^mareöbfmd,  congbham:  coingeMiad  etc,    O'Donov.  p,  194  fT,  Letztere  form 
liefert  uns  den  schlQssel  zu  den  seltsamen  Inklungen;    es   entspricht  aMir, 
9  amgabaim,  redupl.  fiit.  congibm.  dinglb,  nogehaind  etc-  (ZE.  453). 
[flieh  analogie  dieser  im  altir.  ziemlich  häufigen  hildung  hei  wurzelvcrben 
sie  mau  in  marbhaim,  das  denomiuativ  von  marbh  mortuns  ist,  tna  als 
tTkel,  rb  als  wurzel  und  bildete  wie  -gcobhad  ein  -reobhtid;  ja  in  foiU- 
das  wie  gr*  aUaaiJta  von  allo-  von  dem  adjectiv /oifi«  (aus  svamas 
(=  aJtb»  qarenanh  gbnz)  -\-  siiffix  ttt  ♦'ufslnndeii)  .ihgHeitcf  isl,  liptrnrhlete 
mau  H^  al'  wurzel  und  ^^^Wäiin  so  fin  riiliir  fmlhrtirimd. 


216 


Heinrich  Zimmer, 


völlig  erreicht  ist.  Sodann  fiel  eine  reihe  von  formen  bei 
beiden  verben  lautlich  so  nahe  zusammen,  dass  die  einzige 
differenz  in  der  tonlosen  und  tönenden  spirans  bestand.  Nach 
analogie  von  camb:  carfmn,  forbafutr,  torbmur:  forfenar,  fi 
fmülwr,  forheir:  fafera,  aiOichumbaei  aidckumßie,  würzet  ßdi 
fitltir  sapientis,  inchobaid  gl.  concinnenler:  ns  chohiiithiu  gl» 
concinniore  u.  a.  beispielen  (ZE,  62)  kann  ni  Jielhat  ne  edant 
(ZE.  303}  recht  wohl  zu  wurzel  ad  gehören.  Es  ist  eben  f,  th 
obigen  beispielcn  unvollkonirnencr  versuch,  die  tönende  spiran« 
auszudrücken.  —  So  wurde  die  würze!  ad  allmählich  ganz  au» 
der  verbalilexion  verdrängt,  bis  sogar  das  ilu*e  stelle  einnehmende 
Uhwi  auch  in  der  norainalbildung  sie  ersetzte:  Ühemar  edax. 
Lautlich  identisch  mit  skr.  admwra  ist  dies  wort  nicht,  wie 
Fiük,  zeitschr.  21^  367  annimmt,  wohl  aber  reicht  es  hin  zum 
beweise,  dass  das  irisclie  das  dem  indischen  admara  entsprechende 
lautliche  äquivalent  besass. 

Die  iudogerm.  wurzel  cm  ist  grundz.*  no.  419  mit  ir,  €mM^ 
kymr.  anadyl  aus  den  keltiselien  sprachen  belegt  Hierzu 
kommen  noch  einige  interessante  Wörter:  ir.  co  o&muia  usque 
ad  suspiria  (ZE.  165.  BAI,  792)  gleich  kymr,  twhencü  gemitus 
(ZE,  1098.  Nachtr.  zu  840),  meit  anima,  vita  (ZE.  ibid.);  rr- 
trofmim  cadi  n-omtnd  schwerer  als  jeglicher  seufzer  (Lebar  na 
hnidre  29^  nach  Slokes,  builr.  VI,  463  note).  Sehr  verlockend 
Ist  ferner  allir,  Ä.  oei  zelus,  aemulatio  (ZE.  18.  69.  336.  6«. 
653.  658.  747.  920.  922),  elmd,  aefrad  libido  (ZE.  224.  433. 
705.  706)  liierher  zu  ziehen  wie  ahd.  anado,  andOj  anta  zelus, 
altii.  nndi  geist,  alts.  andOj  ags.  finda  aufgereglsein,  zom. 
Einsprache  ei'hobt  dagegen  gall.  Jantumurus  (Glück  78),  d; 
vollslfmdig  mitlelir.  edmur  gl.  zelotypus  entspiiebt  (l\\  GL  635), 

Eine  wuj'/el  /o»w/  liegt  vor  in  aliir.  mti  dodfofiffod  is  qui 
id  juravit  (ML  36'*),  kn^u  juro  (beilr.  VI,  462  n.),  taraioissed 
per  quem  juraret  (ZE.  5t,  654.  708.  342.  469),  (ristossam  ab- 
juravei  jums  (ZE.  51.  407.  1005);  letzteren  beiden  formen  s<:lüiessl 
sich  weiter  an  dncuiUif  juravit  (ZE,  449,  654.  708).  Windiscli 
halt  es  zeitschr.  XXIII,  218  für  unmöglich,  dass  diese  form  zur 
Wurzel  fotig  gehöre;  der  glossator  von  wb.  33'^  hatte  jedodi 
offenbar  das  gefüliL  das^i  iuratoissed  mid  ductiitig  s-conjunctivi 
und  perfecl  dt^rselben  \v'urzi4  seien:  mtan  duramigcrt  diu  du 
tthradutni  ummthsin  duruUuj  t4irais  fadek^in  aniirdm  iiedi 
hnaMiu  faratQiSsed  gL  Ahraliamae  promittens  deus,    quonia 


Keltische  sludien. 


217 


aem  habuit  per  queni  jiirarel  majorem,  jiiravit  per  semet 

Es  gibt  auch  in  der  that  nichts  was  die  Verbindung 

ducuitig  mit  wurzel  fofi(^  verbiete.     Die  zusarnmenziehung 

dtfcng  fXL  tig  ist   nicht  wunderbarer   als  von    doHinc   zu 

fa^  tmtiased,  ro-anc  zu  riccu^  comicci  etc,  oder  wie  die  von 

rindisch  selbst  beitrage  VlII,  3  statuierte  —  und  gewiss  mit 

—  von  tuit  aus  do-fo  +  wui^el  paL  In  bezug  auf  die  in 

zweimal  vorliegende  parlikel    rfo   steht    die   form   auf 

er  stufe  mit  inti  dothuit  fair  is  qui   incidit  in  eimi  (ZE. 

965)  d.  h*  man  vergass  hier  wie   noch   in  vielen  anderen 

dass  in  tut^,  tig-  contractionen  vorliegen  und  behandelte 

wie  wurzeln^)»     Dies   finde  ich    bestätigt    durch    mehrere 

ite   formen,    die  sich  in  O'Davoren's  Glossary  s,  fo  7 

bieten;   der  ganze  artikel  daselbst  lautet:    To   7   toing  7 

I  7  tiihsai  A.  luige.  ui  est  forUihsat  doM-  diumsaigh  7  rL  no 

iis  na  geUaidi  diumasach  for  euch   7  adeir  fos  ni  tltliis 

formna  f.  f.  7  ata  titsaiter  luighe  la  sandkichu.     Diese 

lösarumengehörigen  formen  werden   erklärt   dm^ch  luige  d.   i- 

urandum,    lestimonium,  sacramentuni  (ZE.   229.  cf.  firluge 

229),  wozu   zu  vergleichen  ist   iongtisa  Inga  ich  schwöre 

^ikm  eid  (O'Don.   supp.  s.  v.   tongaim);    to  ist   HL   sg.    act, 

Ä-fuliirum,  toisai  ID.  plur.  desselben  tempus;   tithsatj  wozu  das 

tepici  foriithsai  donnaig  diumsaigh  (juraverint  fures  superbi), 

H  pliiT*  act.  des  redupliciert^n  s-fulurums;  tiisaiter  im  beispiel 

^^mäer  luighe  la  sandiachu  (jurabuntur  sacj'amcnta  apiid  avaros) 

Bl  plur,  pass.  desselben    tempus;    dotoingfulis   IIL    plur,    des 

Wutur.  secund.  und   tithis  endlich  wird  mit   Efael   (ZE,    1095, 

^lacbträge  zu   470)    als    IL  sg.   act.   des  reduplic.  s-futur.  zu 

iteii  sein.      Dürfen  wü-  tong  atong  (O'Curry,    Lenges  mac 

lig  445  n)  mit  Stokes,  beitr.  VI,  462  note  in  tmigu  tmg 

(jaro  sacramcntum)  ändern,   so  haben  wir  ein  Substantiv  der 

^unrl  fofig.   —  Diese  wurzel  fmuf  gehört  zu  ved.  vaghM   der 

^'doLii^nile,  betende,   gr.  hv%üi£ai,  laL  voveo  für  vogveo  (s.  Roth, 

ttitsdir.  19,220);  imigu  aus  dofmigu  bedeutet  daher  »ich  gelobe 

L  111,211«,    Das  n  der  irischen  wurzel  erklärt  uns  auch  die  länge 


*)  DieB  igt  im  neuir.  eine  ganz  gewCJhnliche  erscbeinimg ;  so  ist  die 
^  wureel  Uq  raise,  praes,  töfjmm,  tögair  etc. ,  me  schon    der  iuiiiiitiv 
iß  (=   altir.  töffl/nl^    togabtU)  JKiigt,,    in    Wirklichkeit   w.  gab   mit 
mt,  CO  tocbaä  ul  Lollat  (ZE.  487), 

«m  fOl  vergi  Byrsehf.    N.F.  IV.    3.  |q 


218 


Heinrich  Zimmer, 


des  a  im  indischen,  mghM  ist  aus  vangMt  ebenso  enlstanden 
wie  mdhü  aus  sandhü,  wurzel  nadfi  ans  natidh\^  etc.  Joh. 
Schmidt,  vocal.  I,  34  fT. 

Zu  lat.  lukö,  laiebra  gehören  altk.  diltai  negat  (ZE.  991, 
873.  437),  arandüf^xd  ut  neget  (ZE.  991).  äoriltisd  (ZE*  464. 
873,  991 J,  (Ultuth  negaüo,  abnegatio,  offensio,  scandalum 
(ZE.  71,  802.  803.  873.  991.  t005},  äüludchu  nogatore^  (ZE.  809), 
Das  irische  verbum  ist  aucli  in  der  praesensstamiiibildiing 
identiscli  mit  lat,  latere. 

Goidclica  p.    131    vergleicht   Stokes   altir.    0h   in  dofaith 
gUh  gäitJw  cfc/*e  he  weot  the  wending  of  a  swift  wind  (Fiaccs       i 
hymri,  39)  mit  gr.  ßdtfig.    Dies  wäre  das  einzige  keltische  bei-    ■ 
spiel  (s.  grundz.*no,  634)  der  in  verschiedenen  indogermanischen 
sprachen  so  weit  verbreiteten  wuniel  gam;   selbst   dies  ist  mij-       i 
sehr  unwahrscheinlich.    Wenn   wir    im   ange  behalten,    dass   ■ 
fast   IQ  allen  fällen,    wo  im  graeko-itaL  anlautendes  g    durch 
gv  hindurch  zu  t;  (ß)  geworden  und  wo  das  keltische  vergleich- 
bare Wörter  bietet,   diese  ebenfalls  an  dem  wandel    theil   ge- 
nommen haben  —  ir.  bö  gleich  bos,  jSanc,  bin,  beo:  vivus,  biad 
victus:  ßiowoc,  ben  in  conipos.  bani   dor.  jS«va,  ßav^xog  — ,  so 
werden   wir  bei   den   keltischen   sprösslingen   der  wurael   gcim 
nicht  auf  aohuiteodes  g  sehen  dürfen.     Ursprüngliches,    anlau*   M 
tendcs  V  wird  im   irisclien  für  gewöhnlich  durch    /'  vertreten,   ' 
in  einer  reihe  von  beispielcn    finden  wir    doch    auch  b;   siehe 
oben  bei   ir,  fini  und  ZE.  54  ff.     Umgekehrt  kennen   wir  als 
Vertreter  des  durch  gv  hindurch  aus  g  entstandenen  v  bis  jetzt 
nur  b;  der   zu   erwartende  wandel   in  /'  tritt  uns  bei  würze! 
gam  entgegen:  ir.  imniud  advenlus,  discessio,  secessio  (ZE.  227,    ■ 
802.  916).     Das  wort    ist  infmitiv  zu   einem  verbum,    dessen       \ 
praesens  Uiniu  (aus  *d(>f(miu)  lauten  würde.     Dieser  praesens- 
slamm,  der  lat.  venio,    gr.  ßaivm  völlig  gleich  ist,    liegt  weiter   ■ 
vor  in  mittdir.  fuinrnm,  funmid:    insinn  ait  M  funend  grian 
an  dem  orte,    an    dem    die   sonne  untergeiit  (beitr,  VI,  469), 
altir.  fuined  occasus  siderum  (ZE,   435.  644.  709).    Während 


')  Der  nasal  der  irischen  wiirzelform  fong  erklärt  aucli  den  dipbthong 
von  ftf/OjWiw  aus  Ji^jfo^c*  (wie  B*v/<yiirr^fert»c  il  L  G.  8185 b  lehrt).  Es 
verhalten  sich  nämlich  j:*t»jf :  skr.  vägh:  urspr  *vanght  \t.  fong  wie  H?*iör: 
skr.  9ädhit-g:  urspr.  *8andhU'Sf  ag^,  sund  oder  wie  ß^funo^:  ahnl^.  brqk^ 
nfiH.  Voc.  I,  181;  n,  336,  —  J.  S. 


Kelüschp  Studien. 


219 


OD  laleinischen  und  germanischen  die  wurzel  gam  ihre  bedeu- 
tang  »gehen«  m  »herzugelien ,  kommen«  specialisiert  hat ,  ent- 
wickelte sich  mi  irischen  die  entgegengesetzte  »weggehen«,  von 
dirn  gestimen  »untergehen«»  Erwägt  man  niin,  dass  g(da- 
k  Alharva-veda  die  bedcutiing  »^dahingegangen ,  gestorben« 
Ui  dass  auch  ßairui  bei  Sophokles  und  Enripides  öfter  die 
prägnante  bedeutung  »sterben«  hat,  so  wird  es  höchst  wahr- 
cbeinlich,  dass  das  oben  zur  wurzel  van  gezogene  altir.  fuin  der 
lod  hierher  gehört  und  ursprünglich  »Weggang,  daliinscheiden« 
haeiclmete.  Wenn  ich  recht  sehe,  lässt  sich  die  nach  analogie 
xm  W,  bin  zu  erwartende  form  be^i  wirklich  auch  im  irischen 
jiKhweisen :  ML  44*  findet  sich  die  glosse  ißihmd  h  ingraifmed 
(|iit»?*?quatur).  In  toibneä^  das  für  dofü-hemd  steht,  haben  wir 
kül  lur  laut  ein  griech,  ßmvitm^  lat.  vmiJtü  (aus  *gvani/afät). 
All  diese  gestaitiing  des  anlauts  der  wurzel  und  an  die  kürzere 
lerm  gä  schliesst  sich  nun  auch  das  von  Stokes,  beitr.  Vm, 
Ul  beigebrachte  ir.  beim  A,  ceini  step. 

Es  lohnt  sich  wohl  der  mühe,  einen  näheren  blick  auf 
fil  lautliche  Umgestaltung  der  wurzel  gam  in  verschiedenen 
Wpgerm.  sprachen  zu  werfen,  Griecb,  ßaiym,  tat,  vetiio,  umbr* 
venerit,  osk.  Mm-bened  coiivenit  stimmen  überein  gegen 
&  andern  indogerm*  sprachen,  die  die  wurzel  erhalten  haben, 
in  dem  wandel  des  anlautenden  gutturals,  zweitens  in 
im  auslautenden  n,  drittens  in  der  praesensstammbildung  mit 
JB.  Bei  der  frage  nach  der  Stellung  der  keltischen  sprachen 
im  kreise  der  indogermanischen  sind  solche  Übereinstimmungen 
mit  dem  griecliischen  und  italischen  wohl  zu  beachten.  Es 
'  passt  diese  Übereinstimmung  noch  zu  manchem  andern,  was 
seit  meiner  bekanntschaft  mit  den  keltischen  sprachen 
dachtet  habe.  Ich  trat  an  dieselben  heran,  nachdem  ich 
mit  den  arischen  und  germanischen  sprachen  eingehender 
chäAigt  hatle;  ich  hoflle  nach  Ebels  bekanntem  autsatze 
Ilj  137  — 194  reclit  viele  berührungen  mit  den  letzteren 
finden.  Ausser  den  allen  eoropäischen  spraclien  gemein- 
kennzeichen  konnte  ich  jedoch  im  keltischen  nichts 
lecken,  was  dasselbe  näher  zu  den  Germanen  als  etwa  zu 
Ideti  Ariern  stelle. 

Bertin,  April  1877,  Heinrich  Zimmer. 


t*]^ 


220 


Heinricli  Zimmer* 


Zur  Pali-grammatik, 

Vor  nunmehr  beinahe  vierzig  jähren  wies  Adalbert  Kuhn 

in  der  Zeitschrift  für  die  künde  des  morgenlandes  III,  76  ff» 
(1839)  zuerst  auf  den  grossen  gewinn  hin,  der  der  Sanskrit» 
granmiatik  erwachse  aus  einem  sorgtaltigen  Studium  der 
Irischen  eigenthunihchkeiten  der  vedischen  lieder;  eine  reihe 
von  Jahren  nacliher  legte  er  dann  in  den  beitragen  III,  1 13  K 
450  ff,  IV,  179  ff.  al5  frucht  eindringender  Studien  die  »sprach* 
liehen  resultate  aus  der  vedischen  metrik^  dar,  die  in  allen 
hauptpunklen  allseitige  zustinnnung  fanden.  Welch  reiches 
gewinn  die  silbenzählung  auch  für  eranische  grammatik  ab\virft 
zeigt  die  kürzlich  erschienene  arbeit  Karl  Geldners  >über  dH 
metrik  des  jungem  Avesta«.  FürsPäli,  dem  nächst  der  vedischen 
spräche  unstreitig  wichtigsten  dialecte  in  der  ent Wicklung  del 
indischen  spräche,  liegt  schon  eine  reihe  von  jähren  im  Dharama- 
padani  ein  umfänglicher  metrischer  text  vor,  ohne  dass  mar 
bis  jetzt  ernstlich  den  versuch  gemacht  hätte^  etwaige  metrische 
eigenthomlichkeiten  sprachlich  zu  verwerthen ;  freilich  allzu 
einladend  dazu  ist  die  uns  vorliegende  gestalt  des  lextes  nicht 
Neuerdings  haben  wir  nun  in  dem  L  bände  des  Jätakabuchet 
(London  1875)  wieder  ein  grösseres  metrisches  stück  erhalten 
in  welchem  uns  Buddha  in  eigener  person  seine  ganze  vo^ 
geschichte  erzählt.  Dasselbe  ist,  bis  auf  den  kleinen  rest  dei 
metrischen  stücke  des  Avidürenidäna  und  Sanükenidäna,  in  ein* 
heitlichem  metrum,  dem  yioka  abgefasst;  derselbe  zeigt  jedocb 
noch  alle  die  freiheiten,  die  wir  an  der  vedischen  Anushtubb 
Strophe  gewohnt  sind.  Die  metrische  form  der  verse  ist  ine 
ganzen  sehr  gut  erhalten ;  gerade  dies  fordert  besonders  herausj 
Störungen  einer  näheren  prufung  zu  imterziehen.  Einige  inter- 
essante sprachliche  resultate,  die  sich  daraus  ergeben,  will  icl 
im  folgenden  mittheilen. 

Das  wort  purisa-  der  mensch  kommt  9 mal  vor:  ID.  24 
26.  28.  30.  36.  66,  67.  138,  und  ist  an  allen  stellen  des  metrum 
halber  pursa-  zu  lesen,  In  vers  10.  36.  138  wäre  auch  anden 
aushülfe  vorhanden,  in  den  übrigen  6  sLellen  bleibt  die  lesun| 
^mrsa-  jedoch  allein  mögliclL  Dies  so  gewonnene  jmrsu^^  fuj 
das  wir  wohl  ein  noch  älteres  parsa  voraussetzen  dürfen,    is' 


Zur  Päli-fi 


221 


mth  die  einzige  form^  aus  der  ohne  gewalUhätigkeit  die  ver- 
«Jiiedenen  gestaliimgen  im  Sansiorit,  Pili,  Präkrit  sich  erklären 
Mssm.  Einerseits  entsteht  aus  ihr  durch  assimilation  wie  vassa- 
ws  wfÄÄa-  etc.  das  Abliidhänappad.  227  vorkoniraende  posa- 
(fit  Sonart,  Kaccäy.  p.  338),  andererseits  durch  svarabhakti 
mit  verschiedener  ßrbung  päl.  imrisor,  p^irim-,  präkr,  purisc^, 
skr,  purusha-  und  2>?lr?isÄ^-;  letzlere  form  steht  auf  gleicher 
stttfe  mit  dhürusluidam  Taitt,  Br.  I,  2,  1,  12  (Benfey,  Orient 
und  0(c,  m,  25,  27),  dlmniahähau  T,  S.  I,  2,  8,  2. 

Im  Veda  heisst  bekanntlich  die  erde  noch  häufig  iwthtfl^ 
md  auch  an  stellen,  wo  prthivJ  geschrieben  ist,  verlangt  das 
oietrum  die  ältere,  kürzere  form  ohne  den  vocaleinschub 
(R?,  VII,  34,  7 ;  Av.  11,  29,  5).  Gleiches  treffen  wir  in  unserm 
texte»  puihvl  statt  ptdhavi,  putkuvi  der  handschriften  ist  zu  lesen 
in  182.  184. 

Eine  weitere  in  Rk-  und  Atharvasamhitä  häufig  auftretende 
erscheinung  ist,  dass  auslautendes  m  vor  anlautendem  vocal 
diJiert  werden  rauss  und  die  beiden  vocale  zu  contrahieren 
mi  (A.  Kuhn,  beitr.  IV,  1 97.  Petersb,-W.  s.  iva).  Fürs  Päli 
hai  schon  A.  Kuhn,  beitr.  IV,  209  mehrere  fälle  aus  dem 
Dtammap.  beigebrachL  So  ist  auch  hier  127.  132.  137,  142. 
U7.  167.  ffodi  bodJhlm  pattv  icchasi  zu  lesen,  wo  jxitfnm  ic^^msi 
abrieben;  veigl.  Dhammap,  p.  405.  hukkule  putltv  icchtm 
lEr  patitum).  Femer  ist  1 79  sogar  geschrieben  sancunna- 
waliää  tottha  annamunn  rqmißmUitä  für  aünanmnnam,  wie  auch 
ie  prosaei'Zählung  hat :  gkuiadtni  ktdälabhajanani  pavaitanfüni 
MmnaMam  paJtarantani  mmnavicunnäfn  ahesum,  Ilienmch 
•ini:  dämm'  üpekhüparamim  statt  des  den  pada  überfüllen- 
ianimmwm;  185  putmpi  nmhhivandiyum  för  www  uhhi-,  211 
fkiämn'  abhimmayo  für  ekfuMmmm  und  189  phiisa  khippam 
kihf  uUamarh  für  hodliim  nUmtiam  zu  lesen;  vgl.  Senart,  Eaccäy, 
f.  I6-.18. 

Dass  das  Päli  an  der  eigenthümlichkeit  der  vedischen 
J^^rache^  bei  der  composition  zweier  themen,  von  denen  das 
"■  'i>ch  auslautet,    das  andere  mit  einem  vocal  beginnt, 

ijienstossenden  vocale  nicht  zu  contrahieren  sondern 
toch  nasalierung  des  ersten  vocals  zu  trennen  und  an  stelle 
te  nasalvocals  dann  nasalierung  durch  consonantisches  m 
tlttai  zu  lassen,  theil  nimmt,  hat  E.  Kuhn,  Pälign  63  mit 
inehrereo    beispielen    belegt.     Hierzu    kommen    einige    neue: 


mbbakiimmumupflgatu'    (14),     sivaviunjasa^    (27),    iuivc 
paffatü'  (41);  ja  47  bieten  alle  handschiiflen  agamanaikmaggti' 
während  die  prosaerzalilung  {igttnmfmnmgga'  haL 

Das  wort  für  » tausend«  sahmsa-  kommt  in  unserni  texte 
•21  mal  vor;  9mal  (81.  91.  94.  tOl,  102.  118,  176.  184.  194) 
in  der  Verbindung  dasasahassor^  7  mal  (12.  56,  204.  205.  207. 
213.  220)  satamhassa-,  Imal  sahassikch  (90),  2  mal  namdikoti- 
mhassa-  (206,  209),  dasaptsamsaha^sch  (211)^  ghatänekasalmssani 
(179)*  An  15  stellen  verlangt  das  metiaim  die  lesnng  liassor, 
eine  stelle  (56)  lässt  auch  eine  andere  aushülfe  xn,  geschützt  ist 
sahmsii-  nur  an  5  stellen  (90.  179.  207.  211,  220.),  Durth 
einsetzung  einer  andein  form  für  20  vlsaü  in  damvisanmihis- 
sätmm  —  also  dmavisatihassanam  —  Killt  von  letzteren  ein 
weiteres  beispiel  (211)  weg;  179  lässt  sieh  füi'  ghdmickmnhassüLni 
auch  ghaiii  mieJcahassnnt  lesen;  aus  vergleich  von  81,  91^  94 
wird  eine  lesung  dasaliassiku  lokutnki,  worüber  noch  einmal 
weiter  unten,  in  90  walu^scheinlich  gemacht.  Mag  man  diese 
änderongsversuche  immerhin  verwerfen,  die  thatsache  bleibt 
bestehen,  dass  in  der  überwiegenden  mehrzalil  der  falle  hassa^ 
statt  sahassn-  zu  lesen  isl  Wie  die  form  erkläi'en?  bi  der 
Verbindung  mit  dasor-  hat  die  sich  gleich  darbietende  annähme, 
dass  zur  Vermeidung  einer  kakophonie  das  eine  su  geschwunden 
sei,  viel  wahrscheinliches,  wemger  schon  in  saMhassa-;  ganz 
ausgeschlossen  aber  ist  dieselbe  bei  der  form  navakuiiJmssänafh 
für  namhäisah  Das  skr.  sahasra-^  pUli  sahmsa  in  sorhasror 
zu  zerlegen  ist  und  sa-  wie  in  sanskrit  sc^krf,  gr,  i-xarop  eins 
bezeichnet,  zeigt  aeoL  x^^^^^i  ^r  ^X**'^*^*  (Joh.  Sclmüdt,  ver- 
wandtschaftsverh.  22).  Dürfen  wir,  trotzdem  dass  auf  indischem 
und  eranischem  boden  noch  keine  spur  der  sicher  einst  vor- 
handenen form  hasra-  nachgewiesen  ist,  annehmen,  dass  in 
indischen  dialecten  neben  sa-hassa-  noch  hassa-  bestand? 
Folgende  verse: 

Khiiuisavehi  mnmleM  patipajjif  anjasmh  Jino  (56.  215) 
Devä  dibbehi  iurif/ehi  manmsä  munnssakeM  ca  (59) 
Na  Jcampati  bhumvük'hi  sakaljMne  va  titfhtäi  (163) 
kommen  metrisch  vollkommen  in  Ordnung,  ^venn  wk  der  reihe 
nach  khJnasam^  dibbe,  manussake,  hhusaväte  lesen.  Volle 
berechtigtmg  für  diese  auf  den  ersten  anblick  etwas  kühne 
änderung  erhalten  wir  aus  42,  wo  überlielert  ist:  upogamim 
rukkhamfdam  gune  dasah'   upagalumi  gum    kann  hier  nur  in- 


I 


I 


Zur  f^II-grammatik.  JH^ 

«IrutiienUl  plur.  sein  und  so  fasst   es  auch  der  coiiimenlalor, 

der   das  Avasäna   mit    ^channam    fmtikkhipltvä  dusahi  gumhi 

9fttam  rukkfiannllam  upagato  sniitU   ums^chreibt.     Diese  hand- 

«Imflliche  überliererung    weist    uns    ferner  aus,    wie   in    12: 

hmhi   saddchi    aimnUam  anna^^futsamä^utam   zu    emendieren 

r-'      ~    **<  h  sacide  (lasahff  amtnttuni,  wobei  besonders   auf  die 

n  .-  Sichere  worlstcIUmg,    die  wieder  gewonnen  wird,   zu 

achlen  isl.    Wie  sind   nun    diese    formen  auf  e  m  erklären? 

Es  sind  die  alten,  regelmässigen  instrumentale  enl- 

üprerhend   den   skr.    formen  auf  ais.    Auf  sprachwissen- 

ithafllicher  seile  freilich  pflegt  man  die  vedischen  formen  auf 

ihkis,   die   päli-  und  präkrillormen  auf  eÄi,  ehim  als  die  aus 

ii>dogerm.  urzeit  bewaiirtcn  formen  anzusehen,    aus  denen   die 

auf  ais  erst  enlslanden.  Allein  die  ubereinstimiBung  des  Sanskrit, 

Allbaklrisdien ,    Litauischen  erweist  sicher  schon  füi*  die   indo- 

fenuanische   grundsprache    eine    form    auf  äis;    es   geld    nun 

gigen  alle  eiiahrung    anzunehmen,    dass  daneben  die  urforin 

mibkiß  noch  soll  bestanden  haben,    ja  dass  dieselbe  im  Veda 

noch  vorkomme  und  im  Pull,  Präkrit  und  Altpersischen  wieder 

die  allein  herrschende  geworden  sei.     Für   die  entstehung  des 

am  aus  aibhis  lässt   sich   auch   nicht  das  geringste  angeben; 

feuUiche   enl Wicklung    kann    nicht    vorliegen,    da  ja  daneben 

mihhytts  etc.  bestehen  bleiben;   noch  viel  weniger  ist  an  form- 

liberiragung  zu  denken*    Alles  jedoch  erklärt  sich  gut,    wenn 

wir  für  die  indogerm.  grundsprache  als  instrumental  plui\  der 

A-cftämme  einzig  ais  ansetzen.  Der  parallelismus  zwischen  instrum* 

flor*  und   dat.-abL   phu^aliSf    insliv-dat.  abl.    dualis    bei  den 

#-,  i-,  w-    imd    consonantischen   stännnen    führte   verschiedene 

${irachen    dazu   im    sonderleben  den    besagten   casus    bei  den 

a^änimen  umzubilden,     hn  Veda  liegen   beide  formen    noch 

odieneiiiander;  gleiches  w^ar  noch  der  fall   in   dem  dem  PäJi 

in  gründe  hegenden    dialecte  von  Ujjayini;    die   alten    fomien 

auf  e  hat  uns  das  metrura  oben  gezeigt,  formen  auf  eki  finden 

sich  z.  b.  126.  131.  136. 


Wenn  man  m  folgenden  halbversen: 

Tod  imassa  Lokanaihassa  i^irqjjhissäma  snsanam  (82) 
Täh*  eva  cakisu  bhümlsu  stlani  pariptmya  (134) 
Q^faüekifm  mranam  tassa  D72^fnkar<issa  SatfJm^w  (198) 
Tüna  ffoffena  jmuikayam  madaii  Mahamuni  (202) 


m 


Heinrich  Zimmer, 


Ye  ked  tena  smnayena  jalmnti  manusam  hhavam  (214) 
Djpmkkardssa  Bhagavaio  sdsanmh  mwisodliitam  (21 2) 
ima   riJi"   imassa,   aitu   für  adum,    ia    für   Uissa,    ts  für    tmui^ 
Dt^mmkura  für  Dqmfhkarassa  liest,   so   ist  den  anforderungen 
des  mcLrums  genüge  geleistet. 

Pott  hat  sclwii  längst  darauf  hingewiesen,  da«  die  con- 
gi'ueoz  zwischen  Substantiv  und  adjectiv  einfach  eine  form- 
Übertragung  vom  Substantiv  auf  das  adjectiv  ist,  eine  art  ge- 
dankenreim  hervorgegangen  aus  dem  streben  der  spräche, 
»die  innere  bezielimig  zwischen  accidens  imd  Substanz,  d*  h. 
das  drinsem,  die  inhaerenz  von  erstereni  im  zweiten  gleichsam 
wie  ein  Spiegelbild  auch  für  die  sinnliche  anschaiiung  zurück- 
zuwerfen und  wiederzugeben«  (Gramm.  Geschl.  bei  Ersch 
und  Gruber,  Encykl.  I,  62,  398*).  In  der  weiteren  entwick- 
limg  des  indogernianischen  sprachstammes  können  wir  nun 
mehrfach  beobachten,  wie  einzelnen  ghedern  desselben  die 
in  früherer  periode  erworbene  fülle  zui'  last  wird;  dieselben 
entledigen  sich  ihrer  wieder  und  es  genügt  ihnen  die  gramma- 
tischen beziehungen  zweier  zusammengehörigen  Wörter  —  ad- 
jectiv und  Substantiv  etc-  —  an  dem  einen  Mos  zu  bezeichnen. 
So  hat  im  engl,  plural  great  iowns  gegenüber  dem  singular 
ßreat  town  nur  das  Substantiv  ein  zeichen  füi*  den  plural.  In 
den  ältesten  irischen  Sprachdenkmälern  lesen  wir  schon  beispiele 
wie  dütm  hallaih  für  dmuüh  haUmhy  mdia  bemih  für  cocArnZ» 
hesaib,  hima  fockmdih  für  hunaih^  hofmisMdniemiihJimimgabcdaib 
etc.  für  hmmih  (ZE.  216);  im  neuirischen  sagt  man  ausnahmslos 
6  na  hdrdaihh,  6  tm  tmllaihh  ete.  d.  h.  die  endung  des  Sub- 
stantivs genügt  auch  für  den  artikel  Das  adjectiv  ferner,  wenn 
es  dem  Substantiv  vorausgeht,  entbehii  bereits  im  altirischen 
der  fiexion  fast  vöHig;  mir  sind  nur  drei  beispfele  eines  voran- 
stehenden fleclierten  adjectivs  bekannt:  inna  doercm  fröich 
gl.  vaccinia,  isna  ilrocko  doini  gl.  malos,  saini  loa  saini  aimsera 
proprios  dies  propria  tempora  (ZE.  918,  858).  ZE.  918  wurd 
anders  hierüber  geurtheilt:  »Adjectivum  omnis  flexionis  expers 
saepius  praemissum  inventtur  substantivo.  Est  autem  haec 
constructio  nihil  aliud  nisi  compositio  adjectivi  cum  substan- 
tivo, cjuam  in  linguis  celticis  inagis  usitatam  *iuam  in  aliis  com- 
probat  infecta  consona  subslantivi  principalis  in  phiribus  cxemi>hs, 
Compositio  igitur  statuenda  est,  etiamsi  separatae  sunt  bae 
voces  in  codicibus,  ut:    ni  miu  ni  nim  ar  nöib  briaßiraiib  rcia- 


Zur  Päli-grammatik. 


225 


hrasiar  er.  pro  ar  mnhhriathraih^.  Ich  finde  es  nwhv  als  un- 
wahrscheinlich, dass  dcts  irische  noch  jenem  proethnischen 
fandpunkt  so  nahe  siehe,  dass  es  stalt  vorgesetzten,  ileciierlen 
Cadjectivs  karmadhärayaconiposition  /.eige.  In  einigen  belspielen, 
die  sich  nicht  genau  mehr  sondern  lassen ,  n)ag  jene  conipo- 
sition  wirklich  vorliegen;  gerade  die  Irennung  beider  Wörter 
in  den  handschriflen,  die  für  gewöhnlich  eine  reihe  selbst* 
ständiger  Wörter  zusammenschreiben,  zeigt  uns,  dass  man  noch 
fiihJte,  getrennte  Wörter  zu  haben.  Die  infection  des  anlautenden 
eonsonanten  des  Substantivs  vermag  allein  diecomposiUon  nicht 
zu  erweisen;  eine  grosse  anzahl  von  casus  iautele  vocalisch 
aus  und  war  ebenfalls  geeignet  infection  hervorzurufen, 

WiLS  mich  nun  bestimmt,  diese  erscheinungen  auch  dem 
Pali  zuzutrauen ,  ist  einfach  der  umstand,  dass  fast  sämmtliche 
neuindischen  sprachen  zu  derselben  stufe  gelangten,  auf  der 
bereits  das  altirische  ist  oder  zu  der  es  sich  im  mittel-  und 
neuirischen  entw'ickelte.  »Bengali  and  Oriya  do  not  change 
the  forme  of  Ihe  adjecfive  at  all,  whether  for  gender  or  case; 
the  adjective  is  |)laced  just  before  the  Substantive,  and  one  case- 
ending  does  for  both.  Ilindi  gives  to  those  adjectives  w^hich  end 
in  ä,  a  feminine  in  *,  and  an  oblique  singular  in  e,  but  does 
not  make  use  of  the  oblitjue  form  of  the  plural.  The  Guja- 
rali  adjective  has  all  tbree  genders  with  the  typical  terminatioiis, 
Ihe  feminine  remains  uncbanged  for  number  and  case,  except 
Ihat  it  optionaity  adds  to  ihe  plural  the  universal  o.  In  Ma- 
ratht  Ihe  adjective  iakes  the  typical  endings  ü^  1,  e  for  the 
Singular,  e,  |/fl,  ?  for  the  plural;  Ihis  type  of  adjective  is  the 
only  one  that  changes  for  gender:  all  others,  whether  ending 
in  vowels  or  consonants,  remain  nnchanged«  Beames,  Comp. 
Gramm,  ü,  241  ff. 

Sind  die  hier  gezogenen  Schlüsse  nicht  zu  gewagt,  so  ist 
uns  vergönnt,  einen  blick  zu  werfen  auf  die  art  und  weise, 
wie  aus  einem  der  indischen  dialekte,  dem  von  Ujjayini  nach 
der  höclist  wahrscheinlichen  ansieht  Westergaards  und  E,  Kuhns, 
sich  die  kirchensprache  der  südlichen  Buddhisten,  das  Päli 
herausbildete;  wir  sehen  vor  unsern  äugen  eine  entwicklung 
sich  vollziehen,  wie  sie  schon  einmal  mehrere  Jahrhunderte 
früher  im  geschichtlichen  verlauf  der  indischen  spräche  eintrat. 
In  einer  viel  trüberen  zeit  besass  ein  uns  nicht  ufdier  bekannter 
indischer    dialekt,    aus   dem   das  Samskiiam   gebildet    \™rde, 


226 


Heiiirich  Zimnwjr,    Zur  Püti-grammaük. 


instrumentale  pliiral*  auf  dis  und  cbhiSt  von  denen  bei  p'ammai.l 
regeluiig  der  spräche  letztere  aus  uns  noch  unbekannten  grün-j 
den    aus    der     klassischen    spi'ache    ausgeschlossen    \vTirden;| 
ebenso  hatte  der  dialekl  von  UJLJayini    solche    auf  c   und  ^Wpj 
imd  da  letztere  vermuthlich  im   laufe  der  »eil  das  übergewic 
bckonniicn    hallen,    erlangten    sie   bei    der    ausbildimg   dieses] 
dialektes   zum  Paü  alleinige  gültigkeil.     Die   vediscben   liederJ 
von   den    goltbegnadelen    Rshis    der  vorzeit    geschaut,   war^ij 
durch  ihre  heiligkeit  vor  unilbrmierenden,  grammatischen  bestre-| 
bungen  geschützt,  daher  in  ihnen  jene  formen  auf  ais  und  «sfefci 
nebeneinander;   keine  rücksichlen  derart   lagen  vor  gegen  die| 
schon    vorhandenen    religiösen   Schriften   des  Buddtiismus, 
Buddhaghosha  und  seine  nachfolger  das  Päli  schufen,  es  ^%nn*den^ 
demnach  auch  aus  denselben  die  formen   auf  e  ausgeschieden*^ 
Fernerhin  liebte  es  der  dialekt  von   Ujjajrini  schon  öfters 
dem  Substantiv  vorgeselzlen  |ironomen,  adjectiv  oder  apposilioki 
an  dem  ersteren  allein   die  flexion  m  bezeichnen  *).     Buddha-? 
ghosha  und  seinen  nachf olgern,  die  ohne  zweifei  klassisch  (fe 
bildet  waren  d.  h.  Sanskrit  verstanden ,  musste  dies  als  ein  zu 
starker  barbarismus  erscheinen,    der  zur  schrifisprache  keine 
emlass  erhielt.     Die  Volkssprache   Hess  sich  dadurch  in  ihre 
enlwicklung  nicht   auflialten    und  sank  damit   gegenüber  den 
Päli  in  dieselbe  Stellung^  die  die  Bhäshä  vor  Buddhas  auflretei] 
zum  Sanskrit  einniilim. 

Berlin,  April  1877,  Heinrich  Zimmer. 


Ueber  den  einfluss  des   hochtons  auf  den 
griechischen  vocalismus  ^). 

Die  folgenden  blätter  beabsichtigen  einen  versuch  die 
kainite  Spaltung  des  indogermanischen  a  in  griechisches  a,  «, 
zu  erklaren.     Seitdem  Georg  Curtius  in  seiner  bekaimten 


^)  Hierher  faOt  auch  die  coDJeclur  dasahassika  lokamhi  90. 

*)  Die  vom  Verfasser  befolgte  Umschreibung  des  Sanskrilalphabetj 
stimmt  —  kleinere  abweichungen  bei  seite  gelassen  —  principielJ  mit  da 
in  d.  zeitsciir.  XY»  tOO  ge^^ebetien  uberein. 


GuaL  Meyür,  Ueber  rl  einflusg  d.  hochlons  a.  d.  griech,  vocalbinuh.     227 


handlimg    ȟber   die  Spaltung    des   a-   lautes    im   griechij^chen 
und  lateinischen    mit    vergleichung    der   übrigen  europäischen 
jlieder  des  indogermanischen  sprachstammos«  in  den  berichten 
der  k.  sachsischen  gesellscliaft    der  wisserischatlen   vom   jähre 
f864  tabellarische  Zusammenstellungen   darüber   gemacht   hal^ 
dias  ursprüngliches   indogermanisches   a    in  den   europäischen 
^'^^^-^hen  als  a,  e,  o  erscheint  und  wie  weit  einzelne  si>r achkreise, 
iers    Griechisch    und   Lateinisch,    in    der    erhallung    des 
aJten  a  sowie  in  der  Umwandlung  desselben  zu  e  und  o  überein 
stimmen,  ist  für  die  erklärung  dieser  erscheinung  nichts  wesent- 
Sches  gest^hehen^  so  dass  Curtius  nocli  in  der  4,  auHage  seiner 
»grundzüge«  s.  432  sagt:    s^Eine    feste    regel   für  die  Spaltung 
des  a  wird  schwerlich  aofzufiiiden  sein«.     Weder  Fick,   der  in 
»Der  schrifl  über  ^dte  ehemalige  Spracheinheit  der  hidogermanen 
Giiropasc   das  vielfache   zusammenstimmen   von   europäischem 
e  gi^nüber  arischem  a  als  einen  haupt beweis  für  seine  theorie 
fon  einer  europäischen  grundsprache  benutzt,  noch  Joh.  Schmidt, 
der  in  Kuhns  zeitschrifl  23,  333  i\\  diesen  beweis  zu  entkräften 
sacht«    haben  die  gründe  des  Vorgangs  untersucht.     Brugmans 
g]oUogoiiische  Untersuchungen  im  9.  bände  von  Curlius'  Studien 
streifen  hie  und  da  an  diese  frage,  doch  so,  dass  ich  mehrfach 
glkgenheit  haben  werde,    meiner    abweichenden  ansieht  aus- 
dmck  zu   geben.      Ich    beschränke    nüch    in  der  vorliegenden 
ontersuchung   zunächst   auf  den    griechischen   vocatismus    und 
iichalte  mir  für  eine  andre  gelegenheit  den  nachweis  vor,    in- 
wieweit die  hier  gefundenen  gesetze  mit  den   in  den    andern 
europ&idcben  sprachen  zu  beobachtenden  analogen  erscheinungen 
äimmen  oder  raoditicationen  unterworfen  sind. 

Der  Übergang  eines  indogermanischen  a  in  griechisches 
1  und  0  beruht  nach  meiner  ansieht  im  wesentlichen  auf  be- 
tonmigsverhältnissen  und  zwar  lässt  sich  als  einfache  regel 
smächst  das  gesetz  aufstellen,  dass  hochtoniges  a  in  «,  tief- 
ten^ in  a  übergeht  Ich  brauche  dabei  nicht  aosdrücklich 
za  erwähnen*,  dass  ich  nicht  jedes  griechische  s  und  o  mir 
auf  diese  w^eise  entstanden  denke.  Die  physiologische  erklärung 
Vorgangs  beruht  ohne  zweifei  auf  dem  von  Hehnholtz 
Wire  von  den  tonempfindungen  ^  s»  162  ff.  nachgewiesenen 
m  der  vocale,  der  bereits  von  Scherer  zur  geschichtc  der 
Qlscben  spräche  s.  127  ni  und  nach  ihm  von  Verner  in  K,  Z. 
23,  133  für  die  erklärung  des  Übergangs    von  a  in  c  auf  ger- 


228 


Gustav  Meyeri 


Dianischerii  Kprach^ebiele  fruchtbar  geniachl  worden  ist.  Der 
eigenlon  der  vocale  liegt  in  einer  aufsteigenden  lonreihe,  in  der 
folge  u,  Of  a,  i\  i  vom  ungestrichnen  f  bis  zum  viei'gestrichnen  d. 
Der  acccnt  der  indogermanischen  einzelsprachen  wenigstens  in  den 
älteren  phasen  ihrer  entwickelung  war  ein  rein  musikalischer 
(oder»  wie  ihn  Verner  K.  Z.  23,  115  anm.  nennt,  clu'omatischer), 
der  erst  im  laufe  der  Sprachgeschichte  entweder  in  einen  rein 
cxspiratorischcn  oder  wenigstens  mit  exspiratorischem  eleraente 
stark  gemischten  übergegangen  ist.  Ein  in  einer  höheren  ton-  M 
läge  gesproclmes  a  erhöhte  seinen  eigenton  {zweigestrichenes  b  ■ 
oder  bei  hellerer  ausspraclie  dreigestrichnes  d)  bis  zu  dem  von  ä 
(der  von  Helmholtz  zwischen  dreigestrichnem  d  und  as  an- 
gegeben Avird)  und  weiter  zu  dem  von  e  (dreigestrichnes  6), 
noch  weiter  /,  mid  wandelte  in  folge  dessen  selbst  seine  klang- 
färbe  in  die  derjenigen  vocale,  denen  diese  eigentöne  eigentlich  ■ 
zukommen.  Umgekehrt  sank  der  eigenton  eines  tieftonigen  a 
zu  dem  von  o  (eingestrichnes  b)  nnd  führte  für  dies  a  damit 
die  klangfarbe  von  o  (weiter  u)  herbei.  ■ 

Die  nachfolgenden  zusannnenstellungen  haben  den  mangel 
an  einer  wissenschaftlichen  darstellung  der  altindischen  betonungs* 
gesetze  mehrfach  als  einen  recht  fühlbaren  erscheinen  lassen. 
Denn  es  ist  niclit  zweifelhaft,  dass  bei  Untersuchungen  über  indo- 
germanische accentverhältnisse  vom  Sanskrit  ausgegangen  wer* 
den  muss,  so  ^venig  auch  verkannt  werden  darf,  dass  die  ur- 
sprüngliche accentuation  auch  hier  schon  mehrfache  alterationen 
erfahren  hat.  Miste!  i*s  lehre  vom  ginechischen  accent  bewegt 
sich  durchaus  auf  dem  internen  gebiete  der  griechischen  spräche 
und  kann  überhaupt  als  wissenschaftliche  leistung  kaum  in  M 
bctracht  kommen.  Das  Litauische,  dessen  betonungsverhältnisse  ' 
durch  Kurschats  feine  beobachtung  jetzt  mehrfach  sicherer  ge- 
stellt sind  als  früher,  gibt  sehr  werthvolle  aufschlüsse,  wäiirend 
leider  über  die  betonung  derjenigen  slavischen  sprachen,  die 
sich  eine  freie  accentuation  erhalten  haben,  die  zuverlässigen^ 
mittheilungen  erst  recht  späi*lieh  vorhanden  sind*  ■ 

Hochtoniges  a  ist  zu  s  geworden   in  den  wurzelsilt>en  von 
praesensstammen : 

lesb.  tpfi*  =  **(y^f»  hom.  iatft,  iati  *)  —  ai,  d^mi  äst  dsH* 


*)  So  ist  das  wort  betont  überall,  wo  es  wirklich  einen  hochlon  hal;j 
im  zusanuiieuhang  der  rede  werden  beide  silben  Ueftoaig,  eine  betoau 


tJftber  den  einfluss  des  bochtons  auf  den  gri&ch,  vocalismus.      229 


M-«  ich  esse  vgl  ai.  dt-U  (IL  edo  lit,  ^mi  abig,  jamt  aus 

*idmi  got.  itan  air.  t^Aim). 
^^1»  vgl  ai.  fjäm-ati. 
ißi(lYH  =  ai.  vdr^-aM, 

tniftti  =  ai-  sa£a^  vgl.  It,  sequor  lit,  «ciW» 
IftftH  =  ai.  sdr/>-ei^t  vgl.  IL  serpo, 
ilttat  =  ai.  sdh-ate  vgl.  goL  sifji^. 
(fei  =  aL  jdS'(Ui, 

S-«*  =  ai»  räks-ati  er  beschützt. 
Ei^f-^  d'fAiXy-u  =  ai.  mfgati  vgl,  iL  mulgeo  (u  wegon  0 
alid.  mildiu  lit.  »*e/it*  ablg.  nüimL 
\fk%at  =  ai.  ndsak, 

\  nica'8%a$  =  ai.  päUjate  vgl.  ablg,  j>eA'/j. 
i  ni%afAa$  vgl.  ai,  pdtanti  sie  fliegen  lt.  ^^e^o. 
üjtinTOfAUt  vgl.  ai.  pd^jatL 

^itfifit  =  ai.  stMgati  vgl  IL  %o  lit,  Ä"%i/f  ahd.  rfe/j;w. 
mcVci  =  ai.  s^<iti€i^i. 
|f%f  =  ai.  bMrati  vgl  lt.  /cro  ain  Jmi«  ablg.  berq  goL 

aüber  dem  praesens  qi^-m  steht  das  adjectrv  (fo^d-g 
das   substantivuiii   tpo^to-g   abgäbe,      Ersteres  stimmt 
er  oben  aufgestellten  regel,   letzteres  scheint  zu   wider- 
Aber  es  scheint  auch  nur  so.     Beide  iioraina  sind 
id  mit  dem  sußuc  a,  das  ursprünglich  durchaus  den  hoch- 
Hut  sich  hatte.    Erst  später  hat  sich  sowol  im  Altindischen 
fim  Griechischen  die  Scheidung  vollzogen,    dass  im  grossen 
I  rt  ganzen  die  sogenannten  nomina  agentis  das  suffix  betonten, 
noraina  actionis  die  stanuiisilbe ,    indessen  nicht  ohne  dass 


nie  existiert»  der  gravis  ist  zeichen  der  Lierionigkeit  des  ganzen 
Genaueres  hierüber  werde  ich  unten  im  bßsprecluiiig  der  accent- 
lisse  einiger  praepositionen  zu  henierkeii  haben.  Das  i  der  dnal- 
armen  i<n6v  fauiy  imi  gegenüber  ai,  sihm  mm\s  sihn  beruht 
logiebildung  durch  den  einfluss  des  singuiars,  ähnlich  wie  im  la- 
die  urspnlngliche  flexion  esum  es  est  sumus  *stis  sunt  dadurch 
ist,  dass  die  zweite  pei-son  pliu-al  durch  den  cinfluräs  der  ±  singu- 
m  m  t^Ht^  die  l.  sin^lar  durch  den  einfluss  der  t.  plurai  zu  sum  ge- 
"•'tei  tsL  Ebenso  im  Lilauisehen  cswa  esta  esme  kste  durch  einßuss 
rm  isti.  Denn  die  pracsensHexion  dieser  wurzel  war  im  Indo- 
en  ohne  zweirel  eine  stainmabstuiende.  Der  3.  plurai  sdnti 
g4!niiu  mit  *  =  hochtonigeni  a  *ciint  =^  dor,  boeoL  *Vri  aU, 
föiri  lät  analogiebilduitg. 


m 


Gustav  Meyer, 


recht-  zahlreiche  ausweichuogen  von  dieser  regel  als  zeugen 
des  ursprüoglichen  zustandes  übrig  blieben,  hhard-  =  g^ago- 
hiess  ursprünglich  sowol  tragend  als  auch  getragen;  das  suffix 
schloss  wie  mehrere  andre  (z.  b,  -ta-  -^m-)  anfangs  active  und 
passive  bedeotung  in  sich;  die  Verschiebung  des  hochtons  diente 
dann  der  dillcrenziernng,  Nomina  ageiitis  mit  dem  accent 
auf  dent  suffix  a  sind  im  sanskriL  z.  b*  agd-  ni,  treiber  arkd- 
m,  glänz,  strahl  itui-  stark,  mächtig  kard-  machend  Icsurd-  m. 
schermesser  ghand-  in.  zermalmer  UhamM-  singend  kirä-  rasch 
iödä'  m»  stachler  tradd-  in.  eröffner  durd-  zertrünunernd  divä" 
n*  himmel,  tag  nadd-  m,  stier  (eig.  brüller)  pravd-  schwebend 
plaviU  ni.  kahu,  boot  }xmdhd'  nu  band  bimrd-  bringend 
biwgä-  freigebig  makhd-  känipfer  Tnahd-  gross  mrgä-  m, 
wild  (mnj  ninherstreifen)  tneghd^  m,  wölke  jodhd-  m.  Streiter 
rokd'  m.  licht  vaälm-  tötend  vard-  m,  freier  (eig.  der 
wählende)  t^rdhd  m.  förderer  vrii^d-  m.  iu'irde  golcd-  stark 
guM'  rein,  hell  (j'eM-  liell  /jtvj^fi- weiss  sa/i<i- siegreich.  Dagegen 
sind  von  nominen  mit  passiver  bedeutung  oder  von  sog.  no- 
mina  actionis  z.  b.  folgende  mit  hochtonigem  suftix  gebildet: 
ankd-  m,  haken  midhä-  blind  (nach  Grassinann  eig.  bedeckt) 
ard-  m,  radspeiche  grbhd-  m.  wohnstätte  gJtand^  das  erscl)lagen 
ki/fl^d-  ni.  anlauf  (iag)  toM-  n.  nachkomracnschaft  yiüäti-  m. 
das  brüllen  padd-  n,  tritt  hadhd-  m,  die  bedrängnis  hudtmd-  m. 
boden  bhörd-  m.  bürde  bhogd-  m.  die  Windung  rnagM-  n.  reich- 
thum  nmrkd-  m,  die  versehrung  jmmir  verschwistert  j^i^d-  n. 
joch,  gespann  vrdM--  n.  förderung  vflM-  m.  spruch,  lied  südd- 
xn,  das  sitzen  svard-  m.  rauschen. 

Umgekehrt  finden  sich  auch  unter  den  paroxytonierten  bil- 
dungen  dieser  art  nomina  agontis,  wie  Ichdtidu-  glänzend  (ganz 
identisch  mit  fckandt't-  singend)  dyußm-  milchend  drdghor  trüge- 
risch pdda-  m,  fuss  hMga-  m.  der  zutheüer  m&dor  m,  der 
berauschende  trank  jdnia-  m.  zöge],  lenker  ^ka-  m.  lichL 
So  hat  das  griechische  ro^i-g  Weideplatz  die  ursprüngliche 
accentuation,  aus  der  sich  das  q  gegenüber  dem  *  des  praesens 
vSfiw  erklärt,  bewahrt,  w^ährcnd  das  entsprechende  ai.  ndma^ 
m.  weide  den  hoclilon  verschoben  hat.  Ebenso  setzt  öo^Q-q 
haus  ein  ursprüngliches  äofio-g  gegenüber  dem  praesens  dSfi-u 
voraus  und  das  zusanniicntreffeü  mit  der  betonung  des  ai.  ddnia- 
haus  muss  als  zufallig  gelten*  Dagegen  zeigt  ai,  ankd-  m*  haken 
die  allere  betonung  gegenüber  gr.   Syno-g   Pur  *i)iei-c,    hharä* 


Ueher  den  einflass  des  hochtons  auf  den  griech.  vocalismus.       231 


und  ^^^i-g  tragend  Jiaben  den  ursprungliclien  acceiiL  gewahrt, 
bhdro'  m.  das  erlangen  ond  {fi^o-g  die  last  ihn  unabhängig 
von  einander  verschoben.  Auf  grund  von  accentverhältnissen 
also  hal  sich  im  Griechischen  das  bekannte  verhältiiiss  zwischen 
dem  vocalismus  der  praesens-  und  nonnnalslannnc  heraus  ge- 
bildet, wie  es  in  ß^ix'^  ßQ^X^^  j'i/f*Jro^cr*  ^dvo-g  yov^^  di^m 
ä4f$o^g^  SS^idä  do^a^  x^ixca  xQoxfj^  xkimm  xXott^^  xThivm  -xr6vQ'^^ 

ninm  noxa-g,  ndfxn<a  nQ^ni-^^  nh^ofiat^  nopo-gy  niQ%^tö  -noQi^O'g^ 
nkixm  nkoxo-g  nlox^^  ax^nzofiai  tSxono-g^  {SuiiQüi  ana^Q-g 
ttJtaQa,,  ctiXÄfo  tSi^ökog  <SiQk^^  (ti^iffif)  ci^uqü^g  Ctqotp^^  Mhx-ov 
toxo-g^  %i^vm  %0fi6c  tifw-g^  %Q6nm  tQüitu-g  TQono-g^  T^itf-w 
tQO^d-gt  TQixd)  (Qüx^^^  ^i^ox(>'?f  {ffßoftat  (foßoc^  i'n€-(f(i)v&y 
^ipa-g^  fi^m  ffo^o-g  (fü^o-g^  (f^siQm  ifi^oQO-g  tp^oQd^  ^tiym 
^ijro-^  vorliegt ;  vgl.  die  Zusammenstellungen  von  Fick  in  Bezzen- 
tiergers  beitragen  1,  11  IK  NaUlrlich  hat  sich  dies  verhiUtniss 
im  laufe  der  zeit  zu  einem  durchaus  constanten  und  in  folge 
dessen  durch  analogie  wirkend*m  heraus  gebildeL 

Nun  werden  wir  auch  kaum  fehi  gehen,  wenn  wir  das  in 
pcrfecten  wie  yiyoya  diäoQxa  lii^otpu  gegenüber  praesentischeni 
y^K-  df^x-  ^Q^^'  erscheinende  o  ebenfalls  auf  den  eintluss  der  tief- 
lonigen  sitbe  zurück  führen.  Und  zwar  scheint  dies  o  zunächst 
in  den  phiralpersnncn  entstanden  zu  sein.  Das  ai*  flectiert 
fQ§Ana  (im  Rigv,  noch  ä  z.  b.  JcaMra  vgL  Delbrück  ai.  v,  116) 
ja^ammä^  dadär^a  tkidarfjmiUj  hahdndhu  hahandhimu.  Das  Ger- 
manische erweist  die  aUerthömlichkeit  dieser  betonnng  (Verncr 
K*  Z.  23,  112),  So  dürfen  wh-  für  das  urgric^hische  ein  ^ätduQxa 
(über  das  a  vor  q  vgL  unten»  auf  den  vocal  der  redupücations- 
Silbe  konmit  es  hier  nicht  an)  ^deäogxa^ig  voraus  setzen. 
Später  wurde  d^dognafieg  betont  und  das  o  auch  auf  den 
Singular  übertragen*  rh^atpa^  das  als  Variante  für  %i%i^Qifu 
von  TQinm  einigemale  bei  attischen  rednern  überliefert  ist 
(s.  Veitcli  Greek  verbs  s.  v,),  ist  vielleicht  ein  rest  der  alten 
flexion  *f€t^dffa  ^tstQüifaf^Sg.  Die  homerischen  perfecta  mit  o 
haben  dasselbe  durchweg  vor  v  g  A,  mit  ausnähme  von 
Jbf^^ü-§y  in-ev-fi^^-iv,  das  schon  durch  seine  dreisilbigkeit 
flicb  als  anders  gestaltet  erweist.  Aus  ^nanavS^a^ig  konnte 
^mnorl^afiic  oder  "^nsnada^ig  werden  (vgl.  miten),  daher 
mna^vtu  und  Aristarclis  ninaade,  M/da  Mmlimä  wird 
wiedergespiegelt   durcli   n^^it^ya  *nfifvyfup,   vgl.   irsffvyfitmg. 


i 


Nach  bibheäa  bibiMmd  sollte  man  *ninn^a  ^nBmi^^iv  erwarten, 
es  erscheint  abei'  nino^a  ^nin^p^Bv,  Dies  o*  in  ursprüngHeh 
hoehlonigor  silbe  verdankt  seine  cntstehung  wol  dem  bestreben 
den  wurzelvocal  nii  periect  von  dem  des  praesens  in  älinlicher 
weise  zu  scheiden,  wie  bei  dtdoqna  gegenüber  ödQxofäat; 
aucli  können  foläa  fifoixa,  wo  das  o  sich  aus  dem  einlluss 
des  j  erklären  lässt ,  auf  nino».&a  XilQma  duSoma  (richtiger 
ädädotxa)  —  nur  diese  konirneo  bei  Homer  vor  —  gewirkt 
haben,  Uebrigens  kommt  ein  übertragen  von  formen  des 
Singulars  in  den  plural  und  umgekehrt  im  gricchisclien  perfect 
auch  sonst  vor.  Vgl  nachhom.  ioiyfMSP  ioixa^tp  otdafäey 
und  andrerseits  Bixep  {=^  ^dfistBv)  für  Iq^ksv  bei  Aristophanes 
Vögel  1298  1). 

Hochtoniges  a  ist  ferner  in  «  übergegangen  in  der  Stamm- 
silbe von  nominen.  Ich  betrachte  zunächst  die  mit  dem  suffix 
-m-  gebildeten  neutra.  Es  entspricht  yirog  al  gänas-  iäoc 
ai<  sddas-  ikxog  ai.  dr^-iis-  (?)  j:inoQ  ai.  rrf&is-  l^eßog  ai.  rd^as- 
(entweder  ursprünglich  "^igdßag  betont  oder  iQBßog  ist  =  ^drgc^"^ 
so  dass  das  zweite  «  svarabhakti  ist)  xXijog  ai.  p^dvas-  fjtipog 
ai.  mdtias-  viqog  ai,  ntihhas-  nSog  ai.  pdsas-  tiloq  ai.  tdras^ 
tevog  ai.  tdnas-  (nachkommenschaft,  die  bedeutungen  stimmen 
nicht,  aber  die  form  ist  identisch)  <pUyog  ai.  bhiin/as-,  Ueber- 
haupl  zeigen  die  neutra  auf  -og  ursprünglich  -as-^  die  samml- 
lieh  die  Stammsilbe  betonen,  in  derselben,  soweit  überhaupt 
vocale  der  a-  reihe  in  frage  kommen,  nur  a  (hierüber  später) 
ond  €,  Letzteres  erscheint  in  den  von  Leo  Meyer  vgl  gr»  2,  110 
zusammengestellten  Wörtern  noch  in  ßiXog  ßiv^og  ßgi(fiog  (vgl. 
ai.  gärbhor-  msc.)  ädoc  (wol  —  dfstog  w,  d/*)  Syxoc  bXbyxoc 
BVtag  i^xog  Id^og  hoc  ^igoc  xi^dog  U^og  fjtllog  vifjiog  niv^og 
^t^og  a^ivog  axilog  (firiog  ttyoc  zexag,  if  geht  zurück  auf  *7, 
o  findet  sich  nur  in  ogog  berg  oxoc  wagen  of^kog  förderung, 
nutzen  ovetSog  schimpf.  Hiervon  sind  die  beiden  letzten  drei- 
silbig, müssen  also  auf  ursprüngliche  zw^^isilbigkeit  reduciert 
werden,    gerade  wie    in  flByx^^g   eines   der   beiden  s  lautliche 


*)  Hier  ist  die  lesart  freilich  nicht  sicher»  der  \\a\.  tial  }x§y,  Diüdorf 
schreibt  nach  dem  scliol.  pifav.  Auch  tlxag  bei  Alkman  frg.  80  ist  zwar 
anecd.  oxon.  1,  287,  4  und  4,  308,  li*  überliefert,  aber  Bergk  sclireibt  nach 
an.  oxon.  4,  415,  ^  oUa^,  —  Die  anschauungen  Bragmans  stud.  9,  314  ff. 
Ober  das  griechische  perfect  vermag  ich  nicht  zu  theilen,  kann  aber  hier 
nicht  näher  darauf  eingehen. 


i 
I 

4 

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I 


Ueber  den  einfluss  des  hochtons  auf  den  griech.  vocalismus.     233 

fifitwicklong  sein  musS|  mag  auch  die  etymologie  des  Wortes 
noch  problematisch  sein  (vgl*  Fick  P,  750)  und  in  nikayQq 
pfilvveder  t  oder  ce  srv^arabhakli  ist  (J.  FL  Schmidt  griech.  syno- 
»jDÜk  1,  64S  halt  übrigens  das  wort  für  semitisch)»  Svudoq 
hat  man  auf  eine  w,  nid  (ai.  nid  verspotten  goi  naitjan  schmähen) 
znrudcgefülirt,  vgl,  Fick  1,  652,  dem  prothelischen  o  kommt 
ab  ursprünglich  kein  hochton  zu.  Ebenso  wird  sich  die  saclie 
im  ifklog  verhalten,  das  freilich  etymologisch  dunkel  ist;  denn 
die  verglejchungen  von  Fick  t,  490  sind  kaum  befriedigend. 
iWgie  nicht  \\\  hhar  im  griechischen  durchweg  q^  so  könnte 
mn  versucht  sein,  -ifikog  dazu  zu  stellen  als  »ertrage  ^ 
nutzen^  vgl.  tfOQtfxog.  Ivansk^'^  Hesych.  und  Wahl  de  graecae 
radicis  <f>iq  vario  usu  p*  27.  So  bleiben  nur  o^oc  und  afoc, 
Für  ersteres  liegt  die  zu  erwartende  form  mit  s  vor  in  der 
kesychischen  glosse  txt^^iv,  äq^ats^y^  die  M,  Schmidt  ohne 
Ausreichenden  grund  den  Boiotern  zuweisen  will  In  dem  msc. 
il^  erklart  sich  a  aus  unserm  gesetze,  die  betonung  war  ur- 
sprünglich *6%6'(;  grundform  ^vagM-;  in  Sx^g  =  "^väghas-  ist 
rfas  0  ohne  zweifei  durch  eiofluss  des  anlautenden  v  entstanden, 
das  im  Griechischen  mehrfach  einen  solchen  verdumpfenden 
cinfluss  auf  die  klangfarbe  eines  hochtonigen  a  gehabt  hat, 
^gl.  die  w.  ßoq-  aus  gar-  gvar-  (lt.  voro)^  x^üq-  aus  ähvar-^ 
'^ißfAtu  aus  var-,  ogortai  =  ai.  vdrante^  qq%v^  vgl  ai.  vdrtikä 
•  waclitel,  lesb.  oQccva-g  =  ai.  väruna-.  Ebenso  in  Jlifiea-^ 
olf;  Ut.  mlka-s  urslav,  vUkii  (J.  Schmidt  vocal.  2,  20)  zeigen 
fen  aus  rf  von  idg.  vdrJca-  ai,  vfka-  hervorgegangenen  erhöh- 
en laut,  w^älirend  für  das  Griechische  eine  grundform  ^volko- 
"vSihh  *vluko-  anzusetzen  ist;  über  german*  volfa-  vgl  Verner 
23,  136.  Nicht  anders  foi-  aus  hoclitonigem  väi-  in  olia 
ai»  ved(i^  qIvq'Q  aus  jroiro-c,  oixo-i;  (hier  ist  der  accent  vielleicht 
>xicht  einmal  ursprünglich,  vgl.  al  vegd-  msc.),  otq^m  beschlafo 
C"^.  abktr,  tnp  vaejmUl),  mtfm  {\\\  vi  gehen,  führen).  Und  so 
**A1  endlich  auch  0^05  berg  für  ^oqog.  Auf  anlautendes  / 
''•löt  die  ionische  nebenform  Ibrm  ov^oc,  die  neben  oQog  steht 
^6  ^^arag  neben  lesb,  S^arog  =^  ai.  v&rw^a-^  ov^Qq  w^ächter 
öfiiben  w-  var,  otndm  neben  sk*  vüia-  geschädigt,  Qiqov  urin 
i>ebeß  at  t^-  wasser.  Die  Zusammenstellung  mit  ai.  girir  berg 
^'1:    flfom    und    herleitung    aus    einer    zwisehenform    yfoqog 

t'^nius  grundz,*  350)  ist  unhaltbar;  vielleicht  gehört  dasw^ort 
^  w.  xür  (oQam),  so  dass  der  berg  als  »warte«  benannt  wäre, 


wie  ffxan^fi  (zu  ^Hintupt>a%)  in  der  bedeutung  *berg«  ab  und 
zu  Tnorkommt,  vgl,  Euripides  Phoin.  232  ov^nm  ükomal  i^srnv, 
Sophokles  Frgmt*  229  G^fi<nsav  anonmv  Zj^vdg  ^A^mov  vom 
Athos;  auch  J  275  wg  d'or  uno  ßxün^r^q  ^ISbv  piqog  ainoXag 
dv^Q^  E  111  oüöQv  T'  fJBQüetdsc  cJriJ^  iStv  o(fx^aXfiol(ftP  'HfMeyog 
Ev  üxanifj  lEvaümv  ini  otpuna  mvtüv  bedeutet  es  nichts 
andres. 

Treten  die  neutralen  a^-stänime  als  zweite  glieder  m  eine 
bühiivrihi-zösammensetzung  mit  su-  ein,  so  behalten  sie  meistens 
ihren  acccjit:  ved,  sn-nidTia^'  wolgesinnt  m-vdrUctS'  schönen 
glänz  habend  (vgl  Garbe  in  KZ.  23,  513).  So  erkläil  sich  auch 
iv'fjbsvi(;'  für  ursprüngliches  *f i'-|ti«v«g-.  Gewöhnlich  ist  im  ved. 
sanskrit  in  bahuvrihis  das  erste  glied  mit  seinem  ursprüng- 
lichen aceente  betont,  z.  b.  tjartä-mandS'  holdgesinnt  vigvA- 
manas-  auf  alles  den  geist  hinrichtend  rsi-manas-  eines  sangers 
sinn  habend  gätd-veddfi-  kenntniss  der  wesen  habend  grdjüt-fta- 
varicas'  schönsten  glänz  habend  u*  s.  w.  (Garbe  a.  a.  o,  s.  502  ft\). 
Der  griechische  accent  in  «r-f»«vjjc  u.  ä*  erklärt  sich  aus  einer 
angleichung  an  die  unzusamniengesetzten^  die  letzte  silbe  oxy- 
tonierenden  adjectiva  auf  -os-,  vgL  ai.  apAs-  tätig  neben  dpas- 
arbeit,  ttmhds-  gross  neben  m^has-  gi'össe,  j(^ds-  verehi-end 
neben  jd^as-  Verehrung,  jagds-  glänzend  neben  jd(;u$-  glänz, 
rakMs-  unhold  neben  rdk^s-  beschädignng,  vedlifis-  huldvoll 
duvfis-  vordringend  u.  a.  m.  Im  Griechischen  sind  derartige 
unzusammengesetztc  bildungen  nicht  häufig  und  zum  teil  nicht 
durchsichtig;  klar  sind  <ia(f*Sg-  (fntSSg-  q^adig-^  werfen  aber 
für  unser  lantgesetz  nichts  ab»  Nach  diesem  muss  ein 
stammhaftes  a  (falls  es  nicht  erhalten  bleibt,  wie  in  <yag>ac-) 
fn  solchen  auf  der  suffixsilbe  hochtonigen  adjectiven  als  o  er- 
scheinen, und  hierzu  stinnnt  tretTlich  hom.  doUig'  zusammen- 
gedrängt (wol  für  ttjol-K-^c-)  7-u  eUm  aus  *j^>L-va>.  Neben  diesem 
Worte  erscheint  bei  Leo  Meyer  vgl.  Gr.  2,  119  ein  dftXis^' 
zusammengedrängt  oder  wirbelnd,  was  f  t3  mg  aga  rmp  fno 
noccl  MuyifSalQg  mqpm'  uekl^g  ^EqxQ^ivmv  gelesen  wird.  Ich 
zweifle  nicht,  dass  für  dieses  an  und  für  sich  und  besonders 
neben  dem  häufigen  dolllß  höchst  befremdltclie  wort  das  aus 
der  überlieferten  lesart  des  Aristophanes  uov^fsälQv  äqvt^* 
diXXijg  zu  entnehmende  (xanadlor  mqvtrs')  dikk^  einzusetzen 
isl,  ^ein  Wirbelwind  von  staub«. 


% 


i 


I 


Ueber  den  einlluss  des  hochtons  auf  den  griech.  vocfllismiis.     235 

Analog  hochtonigeni  «,  tieftonigem  o  bei  den  nomina  mit 
suffix  -<iS'  haben  wir  als  steigerungslaul  von  ti,  also  für  ur- 
sprüngliches nUj  hochtonig  «r»  tieflonig  ov  zu  erwarten.  Ersteres 
^^cheiet  z.  b,  in  Ccr^^oc  w.  ft^  t€v%oc  w.  rt^  und  ebenso  in 
tpivioq,  für  das  eine  w,  %p\f  (m-sprünglich  ^pii)  durch  tfwS-oq 
lüge  erwiesen  wird.  Das  adjecliv  tpsvöS^"  ist  hiermit  identisch 
und  erst  verhältnismässig  spät  durch  betonungsverschiebung 
von  dem  Substantiv  differenziert,  vgl.  die  ausführungen  von 
Bnigman  in  der  abhandlung  »zur  geschichte  der  nominalsuffixe 
-m-  'J€tS'  und  -^m-^  oben  s.  39;  besonders  Jat.  vetus  m 
seinem  Verhältnisse  zu  gr.  ^hoq  idg.  i^iMs-  ist  hiefik*  instructiv, 
Homer  kennt  ^tetfäjg  noch  nichts  denn  J  235  kann  man 
schreiben  ov  y«^  ^ni  ifttvSä&&i  Trat^o  Zfvg  ttS^&x^  ä^myoq. 
Ein  ursprünglich  mäiinliches,  dem  neulrum  tpEvdoc  entsprechen- 
des adjectiv  müsste  iftovdrjc  iaulen  (vgl.  uiiHfdm  a^ovd^);  und 
es  scheint  dass  wir  dasselbe  in  dem  bei  Hesychios  und  Suidas 
als  kretisch  überlieferten  ^favdta,  iptvdf/  erkennen  diirfen,  da 
Q^  =  U  =  V  (also  ^  tfwäia  von  ^wdf^c)  als  kretisch  nicht 
bekannt  ist. 

Ferner  ist  stammliaftes  hoch  toniges  a  in  folgenden  nomina 
za  M  geworden: 

a-riQ-sg  die  männer  =  ai,  ndrus  (vgl.  umbr*  fwrf  viros 
air.  nert  virtus). 

ä'Cti^'  stern  =^  ai.  st4r-  vgl.  It.  s/^K«  got.  staimo  kymr. 
«ft»  arem.  skr^y 

yIvvc  ^  ai.  /wf»w-  f.  got.  himm-s. 

ft^-avT'  greis  vgl  ai,  gänd-  participium  von  w.  gar,  ge- 
brechlich, alt,  greis. 

ÖBhfv-f;  vgl.  ai.  gtMihfi'  m.  mutterleib,  leibesfrucht  und 
gr,  fiqiffüg. 

iih^-g  vgl  ai.  döBina-  (lit.  demne  die  rechte,  ablg.  d^s%m% 
lt.  dexter  got.  taihsva-  air.  dess,  die  letzten  von  ai,  verschiedene 
bildungon  wie  die  giMechische,  aber  alle  auf  huchlonige  Stamm- 
silbe weisend). 

iay6-g  gewand  =  ai.  vdsana-  n.  kleid, 

idavi'V  speise  =  ai.  Mann-  n.  futter. 

i^gn-c  =  ai.  vMhri'  verschnitten. 

*)  Wenn  Bra^man  stijd.  9,  3JII7  recht  hat,   di?  Iwidpn  wr»rter  von  den 
t.  m  alhineii  und  as  schies^^mi  abzuleiten,  sn  ist  -ar-   und   4flr-  surfiial. 

17* 


236 


Gustav  Meyer, 


§1^  aus  j:i(tfkat'  vgl.  ^sftiAatam  ifjtdTta,  Hesych.  =  ah 
väsmatir  n,  gewand. 

inv^o-q  =  al  gvd^ura-  vgl.  lit,  szesrnra-  ablg.  svekrü  got. 
svaihran-  lt.  socer  aus  ^weeero-  com.  hvigereti. 

iyog  alt  (auch  ivog  z.  b.  CIÄtt.  11446,  63.  470,  10)  ^ 
ai,  sdfM'  alt  vgl  It*  senez  gol  sineig-  lit,  sena  aii\  seth 

tr%6QQ-y  das  innere  =  ai.  änkirü-, 

ii!i~g  =  aL  vdmi-  trefflich  (anders  jetzt  Fick  in  Bezzen- 
bergers  Beitr,  1,  58  =  altgall.  avi-  gut;  indess  spricht  der 
mangel  des  /  gar  nicht,  wie  Fick  meint,  gegen  eine  grundform 
^shv-  im  Griechischen). 

lx*-9  sclilange  =  ai,  dhi-* 

Innog  aus  "^Sn^o-g  =  ai.  dgva  vgl.  11,  cquus  alts,  ehu  air. 
eck  aber  lit.  aszvä  stule  apreuss.  astGimm  pferdemilch. 

nvi^ag  vgl.  ai.  k^äp-  finsternis  und  cxinto  ich  bedecke 
{w,  skap). 

^ii^v  =^  ai,  niddhu-  süss,  süsser  trank,  honig  vgl.  ahd. 
metu  ablg.  medü  lit.  ^mdurS  honig. 

fii iag  vgL  ai.  mdla-^  schmuziges  gewand. 

/i/fXtro-?  aus  *(jtB'dJQ-g  =  ai.  rnddlija-  vgl.  lt.  «ncdttis  got. 
mtd/is  ablg.  nwida  f.  die  mitte  =  "^rnedjor  air.  medön  medium, 

vejfv-^  VBnf^Q-g  vgl.  ai.  na^a^i  er  verschwindet. 

VBQ-g  =  ai.  »rfva  vgl,  lt.  nomis  aus  *tictJö-5  gol.  niußis 
aber  lit.  wdfiicts  ablg.  m^  s.  J.  Schmidt  KZ.  2H,  338» 

vinoä'Bg  d-ysjpti^g  vgl,  ai.  wajJO^  lt.  MepöS  u,  s.  w.  mit 
europäischem  e,  s.  Fick  Spracheinheit  s.  190. 

niCa  —  ai.  pdäjä  f.  fusstritt,  fussspur. 

ns^o-g  =  ai,  pädja-  den  fuss  betreffend. 

TTf^atKo-^  vgl,  ai  prgni-  gesprenkelt. 

nriQva  vgl.  ai*  pdrSni  wo  die  länge  des  a  auf  dem  einfluss 
des  r  vor  conson.  berulit  (J.  Schmidt  vocal,  2,  238).  europäisch 
auch  sonst  e:  got.  fairBna  ablg,  plema. 

tixrmv  =  ai.  taksan-  holzarbeiten 

ziQf^p  vgl.  ai.  tdruxia-  jung. 

tiq^mv  =  ai.  ^r?*«a»-  das  hinübersetzen. 

r/^i^a  asche  vgL  ai.  t6pm-  n.  wärme  t&paJti  er  brennt  und 
lt.  tepüT  ablg.  ^epltl  warm. 

tfi^^a    das    getragene,    die   leibesfrucht   i^  ai.   hhdrtn 

das  tragen. 


lTeb«r  den  uinüuss  des  hochtons  auf  den  griech.  vocalismus.      237 

Hierher  gehört  auch  äil^oq^  wenn  es  wirklich  ==  ai-  säfja- 
^  (Fick  I,  230).  Es  muss  dann  auf  eine  grundform  *sa«yirtrt- 
'=  ^iviriar  =  sArjor  zurückgeführt   werden.     Anders   Curtius 

f-H"       Dazu  kommen  ferner  die  Zahlwörter: 

i^ilc  =  ai,  trdjas, 

nivTS  =  ai.  pdnEafh-.  e  ist  em-opäisch ,  s.  Fick  sprach- 
einheit  193. 

ff  ==  ai.  sdä-,    e  ist  europäisch,  Fick  Spracheinheit  1 99. 

ivvict  —  ai.  nävan-,  e  ist  europäisch  bis  auf  brit.  »law, 
l  Schmidt  KZ.  23.  337  ^). 

6ha  =r  ai*  dd^n-.    e  ist  europäisch,  Fick  sprachetnh.  188, 

l^b,  x^^^o*  gemeingr.  x*'^'»*  grundform  *x^(tXo-  vgl.  hom. 
hmxlloi,  vgl,  ai.  sa-hdsra-. 

Endlich  die  adverbia  und  praeposiiionen: 

p  =  ai.  gha  ha. 

ff*  =  ai.  dÜ  vgl.  lt.  et  aber  air*  aüh  =^  *aH. 

xh^  =  ai-  idfn, 

ni^ä  ultra,  wol  instrumental  zum  pronst.  m.pdror  entfernter. 

X^ig  =  ai.  hjäs  vgl,  lt.  heri  got.  gistra- 

ini  s=  ai.  dpi. 

m^i  =  ai.  pari  vgl    lt.  per   (elisch  ftcif  nolifim  GL  1 1). 

rVi^  =  ai.  uj)dri  vgl.  It-  5-iiper  aber  goL  ufar, 

i-  als  augment  =  ai.  ä-  z.  b.  Sipsgov  ==  ai.  äbJmram^ 
ifi^oyta  ^===  ai.  dhharanta. 


*)  Das  Verhältnis  vim   /»'i'*«  zu  nävan-  ist  allerdings  noch  nicht  auf- 

^efcJärt.    Ich  glaube,  dass  wir  für  das  griechische  auszugehen  haben  von 

«mer  form  *iyj^a'  =  *dnvan-^    die  sich   zü  ndvan-  verhält  wie  op^alo^ 

IL  wmtiHcu$  air*  imbliu  zu  nLnäbhi-s  ahd.  naba  apr.  tiaöiSf  wie  \t  unguis 

mir*  iM{fa  zu  ai.  nakha  ahd,  nai^ai  lit.  nof^as  ahlg.  no0uU  u,  a. ;  vgl.  hieröher 

bec  J.  Schmidt  KZ.  ^,   26<i  ff.     Eine  form  dnuan-  wird   zum   öherfluss 

iMstäilgt  durch  armen,  inn,  das  aus  *ttit7a«  ^envo»  entstanden  ist,  s.  Hübsch- 

maiin  K2»  23,  33.    Auf  *?v/ef-  gehen  die  formen  ivya-  (im  hom.  ^»'rjjitorf« 

I  f    174)  Wrce-   (im    bom.  itraio^  Ion.   tlyaxüßtoi  Herod.  %   145)   l»'ce>   (att. 

imnms  It^jfouioi)  zurück.    Schwierig  ist  nun  die  bestimmung  des  verhält- 

Ton  IkW«  zu  hßct-.     Es    liegt   nalie    hierin  die    vorauszusetzende 

*aiiai7ai«  «u  sehen  (vgl,  anak-  zwischen  ank  und  nak-,  mianum- 

mman'  und  naman-^  u.  s.  w.),  aber  ich  weiss  das  doppelte  y  nicht 

[«rli&ren.    Sollte  es  blos  durch  analogie  nach  ivptt-  hineingekommen 

I?    Auch  ivtyfinovta  ist  mir  nuch  unklar»    das  bei  Homer  B  602  aller* 

leiehl  in  iyyn^oyra  geändert  werden  kann,   aber   mscliriftüch   z.  b. 

U  444,  19,  taf.  von  Herakleia  1,  36.  2,  4t  sicher  bezeugt  ist 


238 


OuBtav  Meyer, 


Wie  aus  den  bisherigen  zAisammensteUuiigen  hervorgeht^ 
ist  der  ursprüngliche  hochton  im  griechischen  mehrfach  ver- 
schoben worden.  Hierzu  gehören  indess  nicht  die  [iraepositionen 
ifii  =^  äpi  ifi^i  ^=  pärL  Dieselben  sind  vielmehr  ^uch  ita' 
griechischen  überall,  wo  sie  wirklich  mit  einem  hochton  ge- 
sprochen wurden,  d,  h,  in  der  sogenannten  anasLrophe,  mit 
dem  hoctiLon  auf  der  ersten  silbe  versehen  gewesen,  also  IVr« 
7r^^#,  ebenso  wie  auch  ant}  -=  ai.  äpa,  vno  ^^  ai.  üpa^  naga 
=*  ai.  pdrfi,  äva  vgl.  ai,  ämi-.  Die  Vorstellung,  dass  diese  prae- 
positioneE  im  griechischen  den  hochton  auf  der  letzten  silbe 
gehabt  hätten,  ist  nur  aus  der  übrigens  nicht  allgemein  durch* 
geführton  gewohnheit  der  grammatiker  hervorgegangen  den- 
selben,  wenn  sie  im  zusammenhange  der  rede  tietlonig  gewor- 
den waren,  das  zeiclien  des  tieflons  auf  die  zweite  silbe  zu 
geben,  das  ebenso  der  ersten  zukam,  aber  im  innem  des  Wor- 
tes nicht  gesetzt  zu  werden  pflegte.  Gewisse  handschriften, 
z,  b.  der  Laurentianus  des  ÄpolJomos  Rhodios,  schreiben  diei 
zweisilbigen  praepositionen  ebenso  ohne  accent  wie  die  ein- 
silbigen «*^  eV  *J,  Die  complicierten  and  zum  teil  widersprechen- 
den angaben  der  gramniatiker  über  die  sog*  anastrophe  s,  bei 
Göttling  lehre  vom  accent  s.  376  ff.  Das  Verhältnis  ist  ganz 
richtig  bereits  erkanrd  von  F.  Scholl  in  den  acta  soe.  philol, 
Lips.  VI  65,  vgl  Corssen  ausspr.  2,  875.  Zur  ital  sprachk.  454. 
Auch  die  neuesten  gegenbemerkungen  Misteiis  (erläuterungen  zur 
allgemeinen  theorie  der  griech*  betonung  s*  60  fl.)  haben  diese 
auffassung  nicht  widerlegt ;  vor  allem  hat  er  die  anastrophische 
betonung  dadurch  nicht  erklärt,  dass  er  sich  »denkt,  der  ton 
habe  sich  zu  symbolischer  andeutung  des  aufgenommenen  ver^ 
balbegrifis  zurückgezogen<t. 

Ich  stelle  nun  diesen  föllen  mit  «  =  ai.  d  noch  einige  mit 
Q  =  tieftonigem  a  gegenüber :  die  bildnngen  mit  suffix  -4-  und 
-ds-  sind  bereits  besprochen. 

ßgotO'^  =^  ai.  niHä  aus  *t)iart4'  (ved,  mdrtu  dar  sterbliche 
hat  den  accent  verschoben). 

doiS-g  =  ai.  dvajd'  zwiefach. 

äohx6-g  =  al.  dmjiuir-  aus  *darghd'  lang. 

fo^TjJ  Vgl.  ai.  v^ratd'  n.  heiliges  werk  (Flck  I  '/21 1  nach  Bopp), 

'HSaiQt  in  dmuoctok  u.  s.  w,  für  '*noth*  vgl.  ai.  ^läii-. 
ixcno»  s,  unten. 


öfAß^a-g  =  ai,  abhrä'  n,  wölke,  dunst. 
ofAQ'C  =^  ai.  samä'  gleich* 
ö£f7  vgl.  ai*  tir^o-  ni*  kraft,  saft  aus  "^varffa-, 
og^Q-c    lak.    ßto^^oQ  =^  ai,   ürdkvd-    aus    ^vardlivd-    aul* 
richtet. 
IqvviAk  =  ai.  nw/iw  grundform  *arfiümi 
6aa€  aus  ^oxi£^  Qütto^at^ 
aoge  liL  ci&l-^  (vgl.  it.  ocalm  ablg^.  o£;o), 

ocrf^o»"  vgl.  ai.  asthdn-  knochen  (lt.  os  ossum), 

nidaq  acc.   plur»  ^^  ai.  padds.     Im  griechischen  ist  die 

-'-"  *Mch  nur  den   casus    mit    hochtonigem   suffixe   (den    sog. 

-  Uen  casus  des  ai.)  zukommende  Stammform  generalisiert 

wrden  und  hat  z.  b.   auch   aus  dem  acc*  sing,  das  dort  m 

cm'iU'tende  *ni6a  =  ai.  }4d(mi   (wol  für  ^pMam  durch   ein- 

llüss  des  accents,  dem  dabei  freilich  ein   stark   exspiratorisches 

ebienl  beigelegt  werden  muss)  verdriingt,  während  im  latein. 

form  der   casus   mit  hochlooiger   Stammsilbe  pedr  durch- 

ing^).     Dasselbe    ist   der    fall   in    oddrrag  =^  ai.  d^ids  aus 

gegenüber  It.  dentem  =  ai.  ddntam'^), 

Tfoho-g  gi*au    vgl,    ai.   palitd-  grau.      Dagegen   entspricht 

niiXi-g  Vit  palva-s  falb. 

Tfoiu^  Stadt  =  ai.  pwri^  bürg  lil.  piß-s  bürg,    . 
mlv-g  viel  —  ai.  ptmi-  aus  *jpar»i-. 


*)  (f anz  nmgekehrt  ßmgman  stud.  9,  3<>9:  »gr*  TidtT«  verdrängte  älLereH 
«»^♦f,  iL  ptdis  alleres  podetH*.  Ihm  ist  o  in  jiocTf«  iinmittelbBr  =  ai.  ö. 
Auf  die  twLonuiig^s Verhältnisse  erkJärt  er  s.  373  nichts  zu  gehen;  in  seine 
tmahbAngig  von  diüsen  genmchte  laiilphysiülogische  untei'scheidung  von 
^th  als  dfct  grundspraclilichen  a  vermag  ich  ihm  nicht  zu  folgen, 

■)  fcs  liei  diesem  slamme  wirklich  noch  die  ursprüngliche  idenÜtilt 
»ii  »lero  päftic  ad-dtd-  essend  gefühlt  wurde,  bezweiüe  ich  bei  dem  sonst 
^•»fdiuclieiiden  ahfaU  des  anlauts  und  halte  da«  o  in  g^ovs  für  protlietisch. 
•"i<-  kl  gr.  i6ü>n-  d,  i.  äda-nt-  vgl.  unten;  oi>  lt.  edcnt-  wirklich  = 
'^^^  i»t  muss  zweifelhaft  bleiben,  german,  tenda- {fivk  'Ä,  114)ist  =  ai. 
^•<«*.  Auf  augtiblich  aeol.  itfoytii  zahne  ist  nicht  vjol  m  geben:  wenn 
vidier,  igt  es  eine  volkselymologische  anlehnuBg  an  das  verburn  i^m. 


240 


Gustav  Heyer, 


noata-^  —  al  kaiUM-  der  wie  vielteH 

nfofw-g  =  3lI  paratnd'  der  erste, 

TtQOteQüP  "  ai.  pttUardm  weiter  vorwärts. 

ataQVVf^i  =  ai.  strfujmi  gruiidfonii  *stamämi, 

ini  =  ai.  üpa  herzu,  herbei,  über  die  griech.  belonung  s,  öJj 

mpoq  aus  \füavi-c  =^  ai*  vasfiä-  n.  kaiiipreis. 
Ebenso  ist  tieftoniges  langes  a  behandelt  in 

«jcv-g  =  ai,  a^  schnell  vgl.  lt.  ^k^. 

«Sfiö-g  =  ai.  amd-  roh  vgl.  ir,  öm  roh  *). 

I>em  von  uns  gefundenen  gesetze  widersprechen  nun,  wie 
es  scheint,  zntiächst  einige  Wörter,  deren  o  zu  dem  im  ai.  hoch- 
tonigen  a  nicht  stimmt.  Von  diesen  lässt  sich  bei  dreien  wahr* 
scheinlich  machen,  dass  im  Sanskrit  wie  im  Griechischen,  na- 
türlich unabhängig  von  einander,  eine  Verschiebung  des  hoch* 
tons  statt  gefunden  hat,  so  dass  die  ausnahmen  nur  schein- 
bare sind.    Es  sind 

vvxti-  w§  =^  ai.  ndkti-  nacht. 

Sft-g  =  ai.  dm  schaf. 

noat-c  =  ai.  2)dti-  herr* 

Die  übrigen  europäischen  sprachen  zeigen  in  diesen  Wörtern 
durchaus  nur  a  oder  o,  keine  einzige  ein  auf  ursprünglich 
hochtoniges  a  hinweisendes  e.  Vgl.  It.  nocH'  air,  ifmod  hac 
nocte  ablg.  ^mit  HL  tmkü^  got.  nahts  —  IL  otns  ir,  oi  abig.  ovtca 
lit.  avis  got  avistr-  schafstall  ^),  a  auch  im  lt.  amUae  und  gr 
c?j:i-  in  aindXot;^  wenn  meine  erklärung  in  Curtius  studien 
8»  120  ff.  richtig  ist  —  It,  potis  got  -fapB  st.  fadi-  lit.  pcA$ 
selbst.  Die  ursprünglicJie  betommg  avi-  nakti-  ist  im  litauischen 
am-s  naktl-s  treu  erhalten.  Die  litauischen  auf  der  endsilbe 
hochtonigen  i-stämme  tragen,  soweit  man  das  aus  genau  ent- 
sprechenden ai.  Wörtern  sehen  kami,  sonst  dm*chaus  die  ur- 
sprüngliche betonung:  vgl  aii-s  äuge  ai.  üMi-  äuge,  gmfv-s 
verwanter  ai.  (jücuti-  m.  verwanter,  pWi-s  burg^  schloss  ai.  Dri- 
burg, w^ü'S  teuer  ai.  agni-  feuer.    Abweichend  ist  nur  ssmT%^ 


^)  tfTo^G  soll  ai,  stänrnn-  iiiund  AV.  5,  13,   5  aus  Hian^tmn'  w.  ^^n 

tönen  entsprechen  nach  Benfey  bei  Heymann  das  l  der  idg.  sprachen 
s,  13  a.  2.  Aber  tlie  bedeutnng  des  Sanskritwortes  ist  ganz  unsicher*  das 
Pelejnsburger  Wörterbuch  übersetzt  es  mit  >weg€. 

*)  abd,  t^m-  in  fwwt  schafstall  eirtf  Schafherde  ist  jüngere  entwicklung, 
vgl*  die  nebenfonnen  uuuüt  ouuiM  auuuiu  (Beiienberger  KZ.  22,  t?78). 


Uebcr  den  einßuss  des  hochtons  auf  den  griech.  vocalismus.     241 


[herz  g^enüber  ai.  hdrdi-j  aber  hier  weist  die  betonung  in  der 
Qexion  deutlich  darauf  hin,  dass  dei'  ersten  silbe  ein  geslossner 
Ion  zu  gründe  liegt,  der  nur  seinen  platz   nicht  in  allen  casus 
izu  behaupten  vermochte  (vgl.  Kurschat  grainni,  d.  lit,  spräche 
f  569).      Nun  weist    aber    auch    die    Jlexion   von  päis  selbst 
IpbSBchat  a.  a*  o.  s«  242)  auf  die  betonung  der  vollen  norainativ- 
]9tsnn  pafus  hm  (vgK  ebda  s.  195),  so  dass  wir  also  auch  hier  als 
idg.  betonung  iw/i-  gewinnen.     Hiezu   stimmt  auch  nach  dem 
Iran  Vemer  gefundenen    gesetze    die  von    diesem  als  unregel- 
BoSaag  registrierte  Lautverschiebung  in  germao*  /arfi-  (KZ,  23,  1 19, 
wo  UL  patis  unrichtig  ist).     Das  suffixuni  'ti-,  mit  dem  männL 
foU'   weibl.  nakti'  gebildet    sind,    war    ursprünglich,    wie   es 
sdieint,  überhaupt  oxylonirt,  vgl.  ai.  ijMM'  m.  verwanter  und 
Ae   feminina    üU-    förderung  ksaii-   glut   Häi-  wohnsitz  klrii- 
praSf   rühm  <iürti-  lobüed  äfati-  gedanke  p(Mi-  gekochtes  ge- 
ridil   psti'    trunk    hhakti    Verteilung    hhüti-    tüchtigkeit   hhrii- 
pflege,  unterhalt  nudi-  gedanke  miti-  errichtung  ViU-  das  em- 
pfangen, gemessen   raJti  gäbe  nti-  das  strömen   f^asti'  loblied 
•aW-  erlangung  sikU-  ausgiessen  skdi  lobgebet  sphati'  das  fett- 
werden  sruti-  ström  heti-  wurfwaflfe  u.  a.     Diesen  gegenüber 
sieben  allerdings   schon   im  vedischen  Sanskrit   die  masculina 
^i^   schlauch   tVifdi-   erschütterer   rAnü-  erfreuer  säpti-   ver- 
a,  ross,  die  feminina  eti  ankunft   iänti'  schnür  trpti^  er- 
ähMi-    quelle  rdnii-   erquickung  ^dMi-   kraft  (neben 
J-)  ^iii-  erhörung  u.  a.    Fm*  das  hyslerogene  der  paroxy- 
ng  spricht  der   umstand,    dass  dieselbe    im   classischen 
Suiskrit  immer  mehr  um  sich   greift,    vgl.  Benfey  vollst,  gn 
t.  162.     Hie/u  stimmt    german.   -dir    neben  seltenerem  -^-, 
%  Vemer  KZ.  23,  124. 

Ferner  steht  nQoii  gegenüber  ai*  präti  zu,  gegen.    Da  nqati 

weh  den  angaben  der  alten  grammatiker  der  anastrophe  nicht 

5hig  war   (Kühner    Ausf.    gr.    t,  259),    so    haben    wir    hier 

tinen  grund  die  oxytonierung  nicht  füi*  wirklich  in  der  spräche 

»beridig  zu  halten,   wie  wir  das  oben  für  andere  zweisilbige 

^positJoneB  nicht  zugeben  konnten ;  dann  ist  auf  griechischem 

Oden  idg.  prdÜ  zu  "^nqati  geworden  und  dies  zu  it^ütL     Auf 

Sie  griechisclie  form  mit  hochtoniger  erster  silbe  scheint  hin- 

ßweisen  die  form  rngn-^  die  sich  in    der  fomi   ne^tidojxe  = 

^^iimMs  auf  zwei    pamphylischen  inschriften   aus  Aspendos 

Ndj  die  G.  Hirschfeld   in  den  monatsber.  der  Bertiner  aka- 


242 


GaaUv  Meyfif, 


demie  1875  s*  123  f.  herausgegeben  hat.  Siegismund  freilicl 
in  Curtiiis  Studien  9,  94  sieht  in  dem  e  :» einen  hysterogeneil 
lautwandel  unter  dem  einfluss  des  nachfolgenden  ^«.  | 

In  ÖTTro-g  ^  ai.  sväptia-  ist  i;  =  j:ci,  über  dieses  vgl*  obei^ 
ßoßoc  ßQfi  ßuj:m¥  gegenüber  ai.  (fär^as  gäin  gavömi  haben  dii 
ursprüngliche  oxylonierung  der  casussuffixe  gewahrt,  Uebrigeni 
ist  auf  das  o  des  Stammes  ßof.  das  /..  b.  aucli  im  noßi.  pU 
ßüfBg  (ai.  gdixts)  erscheint,  gewiss  das  v  nicht  ohne  einflual 
gewesen,  ona  =  ai,  vaJkim  zeigt  das  o  der  casus  mit  hoch« 
tonigem  suffixe  generalisiert  wie  nad-,  Füi'  di^A^vm  =  aü 
ddnmne  wird  sich  unten  ursprünghches  damdnenk  wahi'scheinjJ 
iich  ergeben,  ebenso  für  Sva^ia  =  ai.  fhdnmn-  urspr.  näw*a^*J 
(das  griech.  wort  ist  genau  =  airnnhän-  vgl  i.  Schmidt  KZi^ 
23,  267).  Schwierigkeiten  bleiben  bei  ydvv  =  ai.  gdnu-  tu 
knie  und  doQv  =^  ar,  däf^i^  n.  holz.  Ich  glaube,  dass  die  bereits 
vedischen  nebenfonnen  (jüii-  m  ahhi-güü'j  mitd-^lu-,  gnu-bädkß 
und  dni-  ni,  n.  holz  auf  nebenfonnen  ganu-  daru-  mit  tieft» 
toniger  erster  silbe  scfiliesscn  lassen,  denen  dann  die  griech« 
formen^  nur  mit  nachträglicher  Verschiebung  des  hochtons,  genaö 
entsprächen,  lieber  das  ü  von  (fd/nii-  däru  s.  J.  Schmidt  vocal. 
1,  39.  2,  241.  Uebrigens  wird  das  nebeneioanderbestehei 
wenigstens  von  *gdmi-  nnd  *günu-  bereits  in  der  idg,  ursp 
durch  It.  genu  gr*  y&tn'mp,  yoparmi'  Hes.  ^)  einerseils,  gut. 
andrerseits  wahrscheinlich  gemacht,  vgl.  auch  abktr.  shfm-  gr! 
fvv^  nQüxin\  darü-  wird  wiedergespiegelt  in  abktr.  dnh-  got« 
triu  gr.  äQv-i;. 

Dagegen  bleibt  SIq-c  ^=  ai.   särva-  all  zunächst  noch  ab 
ausnähme  bestehen. 

Das  Griechische  zeigt  ferner  in  Wurzelsilben   ein  unn^et 
massiges  f,    d.  h,  ein  solches,    dem   iiu  ai,   tieftoniges  a  ent 
spricht.     Von    diesen    ITdlen    sind    wenigstens   im   Griechischeia 
hochtonig,  so  dass  Verschiebung  des  accenLs  und  dann  wirkuna 
des  neuen  hochlons  angenommen  werden  kann,  folgende:        'i 
\ 


n 


^)  s.  Fick  in  Bezzenberj^ers!  beitrugen  1,  59.  Ficks  I>ehaupUin^',  o 
aiif  griectiischera  boden  dyiTliweg  jünger  als  f,  vennag  ich  aÜentings  nicfc^ 
nachzusprechen,  hoiot.  ^^^x^^ttvoi  T^f<| öi^rof  ^piko^  (stud.  9,  IB)»  at^ 
KfQXVQa,  tlelpli.  tIdMs,  heia  kl.  IßJ^^ir^myta.  i^(f€o,  dttfEtgov  Hesych- 
*tTjni^H^op  auf  einer  rhodisdn^ii  töpferinsthrift  im  "A^nraiov  1%  228  no.  91  u, 
sind  mir  klare  beweise  vom  gegenleil.  Yocale  iirit  starker  lippentätigki 
(ein  soleber  ist  ö)  gehen  überall  leicht  in  solche  mit  schwächerer  liber. 


Üeber  den  einfluss  des  hochtoiis  auf  den  griech.  vocalismiis*     243 


lf(f^  ii^üfl  thau  vgl.  ai*  varM-  n,  regen. 

x^jac  vgl.  ai.  hnhvh  rohes  fleisch. 

/*//a^  vgl.  ai.  niäJuU-  muhd-  gror>s,  aber  auch  mdhi-  gross 
nidhaS'  n.  grosse,  vgl.  auch  got,  milcü-  corn.  nuäjhya  inaxiiuus. 

niJi^nv'Q  =  ai.  imra^ü'  heil,  axl.  vgl.  indessen  das  damit 
ohne  zv^reifel  identische  ai.  ixir^u-  krummsäbel,  sichel,  so  dass 
sich  als  idg.  pdrktt-  ergibt 

ni^vat  =  ai.  panü  (so  betont  das  Petersb.  wb.  nach 
graniniattkerangaben). 

(Trcl^a  aus  *a%iqm  =  ai.  Start  unfruchtbare  kuli  oder 
frau.  Die  sk.  betonuiig  ist  die  gewöhnliche  der  feminina  auf  l, 
got*  s^iVö  \L  stenlis  scheinen  auch  auf  hochtonige  staiinnsilbe 
m  weisen, 

lesb.  %iQtO'g  =  t^hog  vgl,  ai*  tdtjor  der  driUe.  lt.  ieHius 
ablg.  tretij  lit.  trecsors  njachen  idg,  tdrtia-  wahrscheinlich, 
olifleich  german.  pridjan-  der  ai,  betonung  zu  entsprechen 
scheint  (Verner  KZ.  23,  1)8). 

thtaQ^g  =  ai.  Hati'äras-.  im  dor.  tizoQEg  hat  sich  das  lief- 
lonige  a  weiter  zu  o  gesenkt.  Die  ai.  betonung  wird  durch 
rusat  Mi^re  (Kay ssler  lehre  vom  russ.  accent  s.  59)  und  germ. 
frfpÄr-  (Verner  KZ.  23,  117)  als  alt  erwiesen,  trotz  des  im 
europaischen  bis  auf  lt.  qnaUnor  dmxhgehenden  c.  Vielleicht 
ist  im  griech,  der  accent  des  femininums  ai.  Mtasr-  lit.  keturios 
beim  aufgeben  einer  besonderen  weiblichen  form  auf  das 
masculinum  übergegangen. 

Auch  im  griechischen  steht  «  in  lieftoniger  silbe  in  iyyv^ 
=  ai.  aiiAü  enge. 

BYni  ==^  ai.  o/^m.  vgl.  armen,  es  got  ik  lt.  ego  abig,  ofA 
KL  ^  ese  (J.  Schmidt  KZ,  23,  338). 

BTTTd  =  ai.  saptdfi-,  e  ist  emopäisch,  s.  Fick  sprachein- 
beit  t98.  Die  betonung  des  classischen  Sanskrit  säpkin-  enveist 
^ch  deutlich  als  durch  die  analogie  von  pdMan-  dd^n-  beein- 
llussl,  grade  wie  ditath-  für  ved,  astutv-, 

uvi^  aus  Herzog  *x€v;o-c  =  ai.  günjd-  aus  ^kvanjä-.  Die 
idenlificierung  von  itsoc  mit  ai.  siitjd-  (Gurtius  grundz,*  207, 
Pick  1,  226)  wird  durch  das  kyprische  ^B%fj:fx(v)6^tö  in  der 
inschrift  eines  armbandes  bei  Siegismund  stud.  9,  102  widerlegt. 

Bevor  icti  untersuche,  in  wie  weit  sich  das  erscheinen 
von  <  und  o  in  snffixee  aus  unsier  regel  erklären  lusst,  nclime 
mA  eine  rausterung  der  (alle  vor,   in  denen  sowol  hochtoniges 


244 


Gustav  Meyer, 


als  auch  tielloniges  a  dem  tonerhöhenden  und  ionsenkenden 
einfluss  des  hochtons  und  Üeflons  widerstanden   und  seine  ur* 

sprüngliche  klaugfarbe  bewahrt  hat. 

Hochtonigcs  a  ist  im  gricchisühen  c«  geblieben  in  der  mehr- 
zahl  der  fälle  vor  uasat  und  r. 

1)  Vor  nasal  in  geschlossener  siibc: 
äfYeko'^  vgL  m.dngiras-  (die  identität  ist  nicht  ganz  sieher)* 
äyxoq  n,  Ihal  ^  ai.  awÄos-  n.  biegang. 
äyxBt  =  ai.  MJiuti. 
äfisöoc  Schulter  bei  Hesych.   für  ♦«jutfo-c  =  ai.  dthsa- 

Schulter,    tifko^  wol  aus  ^dmo-s, 

ävra  vgL  ai*  dnta-  m,  nähe,  grenze. 

ävti  =^  ai.  dfUi  gegenüber, 

äyd^og  =^  ai,  tifidlias-  d.  kraut, 

Y(^f*f^  vgl.  ai.  gdmbha-  m.  fangzalm,  dem  freilich  genauer 
y6ft(f)o-g  entspricht.    Das   wort    ist  eine  bildung  von  w.  gabh 
gamhh  nach  etwas  schnappen,  zermalmen,  also  eigentlich  ganAhd-- 
betont  gewesen,  vgl  oben,  yo^fog  hat  also  regelmässigen  voca-  _ 
lisraus  und  verschobnen  accent  wie  das  ai.  wort,  ■ 

Hierher  gehört  auch  die  verbalendang  -am  -äüi  =  -dnH, 
s.  unten,  ferner  Ixamv  Hesych.  =^  ai.  vim^xiti'  zwanzig,  daraus 
j^inüxi  j:ixä%t  j:§ixoCt. 

2)  Vor  nasal  in  offner  silbe: 
äfia  instrura.  zu  ai,  sdm  zugleich  (Kuhn  KZ,  2,  128), 
dv-  privativum  ^^  ai,    an-  vor  vocalen.     Geschwunden  ist ' 

der  nasal  in  «-  ==  ««,  wie  Brugman  stud.  9,  300  wol  richtig 
bemerkt  hat,  zunäclist  in  fällen,  wo  o-  tieftonig  war,  z.  b. 
adrogkd'  ax^^jdiyg'*  *^*^^  ^'  ^5*-  d^ni^  verallgemeinert  vor  alle 
consonantiseheo  stamme  gesetzt  worden  ^). 

dvd  (vielmehr  dpa)  vgl.  ai.  änu  nach. 

tdvtrta*  ^  ai,  idmii^, 

3)  Vor  r  (X)  in  geschlossener  silbe: 
dXnti  vgl,  ai.  r^-  (aceenl  nicht  zu  ermitteln)    rrjor   eine 

anlilopenart  (ahd,  eluho  anord,  elgr  Curtius  131)* 
&qYVQü-c    VgL  ai.  drguna-  weiss,  licht. 
aQXTQ-g  ^=  aL  fksor  hÜT, 
d^mv-  ==  ai,  vHan-  männlich  (ion.  i^asp-). 


«)  Vgl.  daau  J,  Scbmidt  KZ.  23,  271  f*  -  Änm.  d.  red. 


üebar  den  einfluss  des  hochtons  auf  den  griech.  vocalismiis.     245 


hUta  avka^  =  ai.  vf'kor  pflüg  (?  die  Zusammenstellung 
W  nach  Fick  1,  214), 

xa^ia  vgl.  ai,  hdrdi-  n.  hrdaja-  n.  lierz  (armen,  sirt  got. 
I  härk  abig.  sric&f^  liL  ssirdis  mit  unursprünglieher  betonung, 
I  &  ol)en,  zeigen  die  erhöhung  zu  c), 

4)  Vor  r  in  offner  silbe: 
nä^a  Vgl.  ai.  ^iros-  aus  *i'^ras-  haupt. 
naqd  (vielmeiir  Trance)  =  ai.  pärü  fort,  weg,  über  (vgl  lt. 

I  ftF  got.  fair  lit,  per). 

Jokr.  ^a^o)  ^  ai.  bhdrämi  neben  gemeingriech.  yl(>w  u.  s.  w, 
|D)ciiäo,  um  das  hier  gleich  zu  erwähnen,   lokr.  naid^a  =  ai\ 
and  geraoingriech.  nati^u. 

5)  Vor  explosiven  in  geschlossener  silbe: 
ä^Qo-g  ==  (i^ra-  m.  feld,  vgL  IL  ager  got.  akr-s. 
v^oikai  vgl.  ai.  Jdfjati  er  verehrt, 
axfiov'  —  ai.  dgmin-  m.  stein,  vgl  lit,  akmu, 
aKQt-Q  =  ai.  df;ri'  f.  ecke  (öx^ic  hat  wenig  gcvirähr,   aber 

^  ^l  \l  oinbr.  0€ri-  berg). 

al^ov-  vgl.  ai.  rtX'^ä-  m.  achse.   vgl   lt.  axts  ahd.  aJisa-  lit, 
[ttU  ab  Ig.  o^T. 

äiperog  aus  ^ätfvoc  vgl  dfrsiog  =  al  dpnaS'  n.  besitz. 

ndi^to-g  ^  ai.  intrja-  grundf.  pdlrta-. 
[thm  vor  0  +  cons,     ^cfcfir«  *—  ai.  lyrf^Aa  gehe. 

6)  Vor  explosiven  in  offner  silbe: 
üyfi  =  ai.    djja^i    er  treibt.   A'gl   lt.   aßo  anord.    aka  air, 
agit. 

ayog  =  ai*  jä^as-  n.  Verehrung. 

ttiwü  (vielmehr  äna)  =  ai.  dpa  ab,  fort,  vgl  lt.  ab  goL  «/l 
ßdci-^g  =  ai.  srd^i  L  gang. 
nXatag  =^  ai,  präthas-  n.  breite. 
i-ajCt'-c  wird    allerdings   mit    ai.    Uhi-   eilend    identificiert 

Crassmann  KZ.  12,  104.    Curtius  grundz.-*  498.  Fick  l,  86), 
aber    erstens  doch   wol  die  ursprüngliche  betonung  der 
BÜva  auf  '\i'  und  ist  zweitens  in  hinsieht  auf  seine  aspirata 
mit  berücksichtigung  von  abktr,  tandsta-  sehr  fest,  stark, 
ausfalls  eines  nasals  verdächtigt). 


tu  £fQ€  =  al  d^as-  n.  und  ^(frv  =  ai.  vOitu-  n.  enüfpricht  d  lioch- 
d.    Die  debnuijg  ist  wol  im  Sanskril  uinirsprfHiglich . 


246 


Gustav  Meyer, 


Eine  erkläning  dafür,  warum  in  diesen  ßUen  a  trotz  des] 
darauf  ruhenden  hochtons  erhalten  bleibt  und  nicht  zu  i  er* 
höht  %vird,  weiss  ich  nicht  ?ai  geben.  Für  die  Verbindung  eines 
a  mii  nasai  oder  r  -(-  consonant  könnte  man  daran  denken, 
dass  hier  der  dauerlaut  mit  an  dem  ht3€htoo  pai'ticipiert  (Sieyers 
grundzüge  der  lautphysiologie  s.  120)  und  dass  dadurch  der 
ehifluss  desselben  auf  den  vocal  abgeschwächt  wird.  Eine  an- 
gebliche a-vocalische  natur  des  r  kann  man  jedenfalls  nicht 
gellend  machen,  denn  grade  vor  q  erscheint  hie  und  da  dialek- 
tisches €  gegenüber  selbst  tieftonigem  a,  vgl  ion.  att.  Uqoq 
neben  boiot.  thessal.  elisch.  lakon,  herakL  kret.  ia^og  oder 
lot^og  =  ai.  iSird-^  lesb.  x^hog  ^i^tfoc  neben  gcmeingriecJiisch  ■ 
x(}diog  ^«^(Toci  neuion.  t^cf^v  neben  hom*  att,  ä^a^y  *^Q^^^* 
neuion.  %i<SiSh^iq  neben  att.  titsaaqeg^  att,  t^inoi  tqiifw  tqi^xm 
üiq^ifm  neben  dor.  neuion.  T^oTna  iqtiifm  tQaxm  cz^äifw^  hom. 
(ii^aUQor  arkad.  ^S^Bi^Qoi'  neben  aü.  ßd^as^^oi^  arkad.  ^Eqiwv 
neben  alt*  W^/wk,  att.  t^fov  neben  elisch  ßuqYo^^  attisch  niqi 
neben  elisch  naq^  paphisch  h^  neben  hom.  uqu  (Bcrgk  de 
tit.  arcad.  p.  VIII)  u,  a.  ■ 

Die   erhaltung   eines  ursprünglichen  a  \n  tiefloniger  silbe  ^ 
ist  fast  ftusnahinslos  beschrankt  auf  die  steJJung  vor  iiasat  und  r. 
Die  einzige  wichtige  ausnähme  ist: 

nuiiiQ  =  ai.  pitr-  klg.  fmMr-^   wo  a  auch  in  den  andern  ] 
europäischeu  sprachen  erscheint,    tiie  das   wort    überhaupt 
halten  haben  (lt.  pater  got.  fadar  air,  (dhir). 

Der  nasal  steht  in  offner  silbe  in 

raw-  =  ai.  tanü-  lang,  ausgedolmt.  Das  griechische  wort 
kommt  nur  in  Zusammensetzungen  vor,  es  ist  aber  wol  nicht 
zwetfeiliart,  dass  die  betonung  tayv-  war  wie  l>ei  den  andern 
adjectiven  auf  -i'-.  Die  übrigen  europäischen  spraciien  haben 
mit  einer  stammerweiterung  zugleich  Verschiebung  des  accenfs 
eintreten  lassen,  wie  die  durchgangige  erhöhung  von  «  zu  e 
beweist :  urslav.  fintkü  urgerni.  penva-  pcnvjch  (an.  punnr  ahd* 
dufmi)  lt.  tenms  kymr,  ft^ncu  letL  tlwa-  aus  ^tinm-  ^tema^} 
(worauf  lit.  imvas  dünn  bei  J.  Schmidt  KZ.  23,  339  berohl 
weiss  ich  nicht)^  also  europäiseJi  Mnva-, 

In  geschlossner  sübe  ist   der  nasal  vor  dem   hochton  fast' 
inuner  ausg€*tallen.    Erhalten  ist  er  in  dfHfi,  wenn  dies  wirklieli 
mit  ai.  ahhi  identisch  ist  (Gurtiusgr.  294);  aber  die  binloyt nng<^n  j 


Vaher  den  einfluss  des  hochton^  auf  den  griech,  vocalisinus.     247 

ini  so  Yerschieden ,    dass   ich    Grassmann    beistimme»    der 
imkrh  mm  Rigv.  sp.  82j  ahhi  nur  mit  It,  otf  vergleicht. 
Aiisgefaüeii  ist  der  nasal  in: 
fa(Tt^^  v^\.  ai-  ^aihdra*  n.  bauch  und  11.  vmter, 
ixctfip  im-tiaiio§  u.  ß.  w*  =  ai.  f^fdä-  idg.  kanU-  vgl  It. 
«ftiÄitf/i  gut.  Äwwi  lit.  ssimias  ablg»  s^^  kymr,  m»^  air.  cet. 
rtfra-s  =  ai*  ^a^f-  w.  fem,  also  giandforrn  Hanta-, 
i'lax^V'Q  =   ai.   ra(jhn-,     Nasa!   wird  erwiesen    durch  ht. 
Ä«jca-^   (stanimerweiterung   mit    Verschiebung    des    hochtons, 
L  otC'U  bei  %ayv-)   vorgei-m.   lenld-  fgot.  felhh  leiehtsinn  ahd. 
Uk  i,  Schmidt  vocal.    I,   52);    vielkiclU    gehört    auch    abktr. 
fBi^  leicht,    dazu.    Als   wurzel    betrachtet    man    ai-    luflgh 
ipringen. 

^^«<rt'-c  vgl.  al.  dhrmü';  das  grieehiscJio  wort  steht  Mr 
_  ^^avav-c  und  ist  iden lisch  inll  lit.  rf/Tf«f/Us\ 
^B' ir«xt'-C  vergleichen  Fick  1,  155  und  Grassmann  Wörter b. 
om  Rigv.  sp.  902  mit  ai.  hahi-  tütht;  tlass  dies  für  hamhu- 
4eht,  erweist  der  Superlativ  bdmhistlm-  HV.  4 IG,  y.  Curtius 
iruiwb.  276  dagegen  stellt  es  zu  lt.  pingui-s  für  "^pem/ui-s 
{^.paku  das  sich  dann  zu  na%i-q  verhalten  wurde  wie  knuis 
Ol  lurv-,  wie  lit.  Ihufmts  zu  i'kaxv-q.  Ich  stehe  nicht  an  die 
nas(dierle  form  in  dem  lionjerisclien  adverl>iuni  nd^xv  wieder- 
BKrkemien,  vgL  Curüus  grundz.  510, 

nlatv-q  =  ai.  prthü-  lit»  platü-s.  Den  nasal  dürfen  wir 
in  iL  planta  fusssohle  und  vielleicht  m  plmduii  ;uis  ^plmihiH 
(J- Schmidt  vocaL  1,  179)  erkennen. 

Auch  für  datsv-Q  wird  durch  lt.  densu-s^  für  fiai^v-g  durch 
fhi^in;  nasal  in  der  wur/xd  erwiesen,     hi  Ifapr  häufig  steht  a 
•^r  oinfuchem  nasal  wie  in  %uvv-.     Lieber  luxi*-^  s.  oben. 
Vor  r  ist  tieftoniges  a  erhaben  in: 
ßaQif'C  =  ai.  ßurtl-  aus  "^garu-. 

figadi^g  aus  *(ia^dv-c  =  ai.  mr^iif-  weidi  abig.  mladit. 
flieher  gehören  aucli  ßQuxt^-g  für  ^^aq^v-g  {\\\  fmrgh 
^li  KZ.  17,  269),  xQ€tTv-g  vgl.  jci^d^TOs-  und  ai.  kdrfu-  m. 
%ke,  der  starke,  und  raqffv-.  Ich  erwähne  hier  gleich  auch 
^It  to^c/-^  (spätere  form  is^6-g^  durcli  assimilierenden  einfluss 
!■  ks »  !•)  =  ai.  isird-  für  Hmrä-,  obwol  hier  a  nicht  der  würze! 
HtehOrt.  Die  belonung  von  ai.  hdln-  =  naiv-c  verm*T^  ich 
^^pkl  XU  konslalieren. 


248 


Gustav  Meyer, 


Ich  wende  mich  nun  zu  der  Untersuchung,  in  wie  wd 
die  von  uns  aufgestellte  regel  zu  dem  erscheinen  von  b  und  < 
in  suffixalen  silben  sich  stellt.  Sehr  insti*uctiv  ist  in  dieser  bei 
Ziehung  besonders  das  suffix  ursprünglich  'tar-.  Im  ai.  ha 
dies  suffixum  meist  den  hoch  ton  auf  sich^  z.  b*  pitf*  vatii 
mätf  mutier  pätf-  beschützer  jätr-  Verfolger  u.  s.  w.  Abei 
schon  im  Rigv.  stehen  neben  einander  dätr-  gebend  und  datf 
geber,  ähMf'  setzend  und  dhüth  schöpfer,  ilimidir'  und  dhnatf^ 
Schmelzer,  p6tr-  und  poif-  reiniger,  «xH/ir-  und  vodkr-  fahrene 
sthdtr-  wagenlenker  und  sthatr-  stehend,  här  und  hdr-  treibei 
der  rosse.  Und  ebenso  sind  paroxytoniert  gMr-  sieger  Uistf^ 
Zimmermann  tvdsir'  Tvastar  ddir-  Schnitter  näpif-  abkömmlioi 
hhnitr-  bruder  metr-  aufrichter  der  opfersäule  Mtr-  opferer  u.  a 
Dieses  Verhältnis  ist  im  griechischen  wiedergespiegelt  durch  -?*^ 
-Tiyp-  einerseits  und  -zog-  andrerseits:  dätr-  ist  =  äwt^g-  tu 
dm%iQ-j  dutr-  ^=  «fwro^-.  Das  Verhältnis,  das  in  der  ai.  flexioi 
zwischen  -/r-  'tur-  und  -tär-  besteht,  darf  man  im  griechische! 
nach  den  nivellierenden  tendenzen  in  seiner  flexion  nicht  wieder 
zuflnden  erwarten.  Genau  entsprechen  zunächst  nur  die  ver 
wantschaftswörter:  ai.  pitäram  =  natiqa^  milturam  ^  (i^iti^i 
(ebenso  auch  devdram  =  dai^a  und  vgl.  gathuro'  bauch  nij 
YuatiQ^},  aber  hhräiaram  =  q^Qdtoqa,  Dem  accusativ  dätdrm 
entsprlcld  allerdings  Smtfj^a^  aber  ich  bezweifle,  dass  ai.  ü  hief 
ursprünglich  war  (vgl.  J.  Schmidt  vocaL  1,  40.  2,241)  und  daai 
man  ihm  Smx^Qu  unmittelbar  gleich  stellen  darf,  vielmehr  scheiti 
das  11  hier  vom  noiiiinativ  äm%^Q  auf  die  andern  casus  über 
gegangen  zu  sein.  Ebenso  ist  a,  sing.  Mtnram  neben  dal 
hotre  für  *h4tfire  speciell  indisch  und  es  entsprichf  genau  daiwoQm 
Das  -Tto^-  des  nontinativs  erscheint  verallgemeinert  in  pb^ctmq^ 
Lokrisch  natdqay  elisch  na%dg  hat  den  a-  laut  vor  r  gewahrl 

Aehnliche  Verhältnisse  treten  uns  bei  den  stammen  aU 
•an-  -nirni-  entgegen.  Ich  lasse  hierbei  zunäclist  die  neutn 
auf  '7nm}r-  {=  -mant^)  aus  dem  spiele.  Die  nomina  auf  -an 
sind  im  Sanskrit  zum  teil  paroxytona,  häufiger  oxytona;  vg 
ä^an-  m.  stein  ähan-  n.  tag  udhmi-  n.  euter  vi-^dman  ve? 
Ziwillingt  idkSan-  m,  holzarbeiter  prati^tvan  m.  gegner  im  würfe! 
spiel  jtivan  jung  josmi-  L  inädchen,  geliebte  rd^an-  ra.  kÖn| 
vfSan-  zeugungsfähig,  männlich  mit  den  oxytonis  okMn-  n 
äuge  ostMn-  n.  knochen  äsäti-  n.  mund,  rächen  ukMn'  m,  stia 
}tddn'  ih  woge  krandiP'  wirksam  dadkdn-  n.   molken  nakid\ 


Ueber  den  einfluss  des  hoehtons  auf  den  griech,  vocalismus.     249 

H.  nacht  (nur  in  nakidbhis)  püMn-  name  eines  gottes  mag^dtP' 
Jrn.  mark  mahdn-  n.  gi^össe,  fülle  mürdhdn'  m.  schädel,  haupt 
'diiejfi^  n.  leber  jüsdn-  m*  n.  fleischbrühe  rJrkin-  n,  liaupt 
$!^fi-  m.  huiid  saWidti'  n.  Schenkel  Ebenso  schwankt  die 
betoniiDg  bei  den  muön liehen  sUlnimen  auf  -nmn-i  d^tian^ 
fcls  Oman-  genösse  hhd^man'  kauend  su-irnkmaH'  schön  fahrend, 
aber  weit  häufiger  sind  die  oxytona:  üimdn-  lebenshauch 
c^mdn-  kraft  ümmi-  guiist  darmdn-  zerbrecher  dümdn-  gehet 
äraghmdn-  länge  dharmdn^  träger  hmhnmi'  beter  hhümän- 
fülle  ma^mdn-  grosse  ra^mdn-  zügel  vadmdn-  sänger  mirkndn- 
höhe  sadnidn-  der  sitzende  smndn-  soniabereiter  simdmän- 
sussigkeit*  Im  griechischen  haben  wir  nyn  für  hoch  toniges 
-a« — man-  -$v-  -inv-,  für  tieftoniges  -ov-  */*öi'-  zu  erwarten. 
Im  grossen  und  ganzeo  finden  wir  dies  Verhältnis  auch 
wieder,  nur  dass  durch  generaiisierung  des  a  der  sogenannten 
starken  casus  die  sache  etwas  complicierter  geworden  ist. 
So  entspricht  äxfiov-  dem  ai.  dpnmi-,  aber  das  griechische 
kennt  keine  stammabstufung  mehr,  so  d^ssäjif*üyaq  =  d^nands^ 
aber  auch  axfiova  ^  ät^nrnuim  ist*).  Ebenso  %ixj;ov-  =  ai. 
idkMU'j  ferner  Öatfioi^-  nvBV^ov-  al^ov-  kundig  (ivtifiov-  zl^fiov- 
((>qd6^oy  u.  a.  s.  Leo  Meyer  vgl,  gr.  2,  275.  Dagegen  ist  nun 
ein  stamm  wie  das  oxytonierte  hrnJimän-  beter  z.  b.  noi^iv- 
hirl  (grundform  "^paitnäfi-  vgl  lit,  pemü  gen.  phmns  liirtenjunge). 
Als  flexion  desselben  haben  wir  entsprechend  der  ai.  gen. 
ytükmdfms  dat.  braknmuie  acc,  brahmfimm  u.  s,  w.  anzusetzen 
«rsprünglich  notfiirog  nmi^iv^  ^no$^wra^  indem  das  lange  üj 
wol  nicht  ohne  einfluss  des  folgenden  nasals,  zu  ü  geworden 
ist  (wie  im  gen.  plur.  -mv  =^  -am)^  vgl  It*  heniö  fmrnnos 
^mmei  hemönem  (J,  Schmidt  KZ*  23,  368)  von  einer  grundform 
^l^amdn-,  ^nm^un'a  aber  sowie  ^jioifttTtvtg  wurden  uniformiert 
iu  notftiva  no$pirig.  Andrerseits  aber  vrarde  diese  starke 
grundform  -fimp-  =^  -nidn-  ganz  durchgeführt  bei  nominen  wie 
^ftm-  hauten  n^v^^mv-  Schlupfwinkel  h^mv-  wiese  tikafjtdir' 
Wehrgehenk  xftftmi'-  stürm ,  winter  n.  a.  (L.  Meyer  2,  276). 
Aoffallend  bleiben  hierbei  nur  ^ye^mv  fi&fioroc  und  xt^dsftmp 
^^iffii^oc*    Hier  müssen  wir  wol  annehmen,  dass  die  tlexion, 

*)  üebrigens  hat  auch  das  vedische  Sanskrit  diesellie  noch  nicht  durch- 

fthrt,  vgl.  acc.  s.  arjamdnam  nom.  p,  arjamdnas  von  arjamdn'  busen- 

nd.  a.  s.  püidnam  von  püidn-f  a,  s.  Vfsanam  neben  vfmnam  n.  p,  vfianaa 

m  tfson-.  Vgl.  auch  päli  a.  s,  attanam  E.  Kuhn  beitr.  z.  Päligramrn.  73. 

Z«h«ehrlfl  für  vpr^fl    RprnrUf    N.  F.  TV.   Z.  jg 


250 


Gustav  Meyer, 


vom  nominativ  ausgehend,  sieh  nach  der  analogie  von  anptmt 
äuftorog  gerichtet  hat  ohne  rücksiclit  auf  die  betonung  U 
nehmen.  —  Ganz  dasselbe  zeigt  sich  bei  sufKix  -a»*-  -rfn- 
Ersteres  ist  ^  -ov-  z.  b.  al^op-  brennend  nimov-  reif  %q^qqi^ 
JUichtig  al^Qv-  achse  oder  mit  Verallgemeinerung  des  starnmei 
der  starken  casus  -mv-  in  xUdmv-  woge  ^17x001'-  mohn  u,  a 
(L.  Meyer  2,  138  f.);  letzteres  -h*-  in  uvx^p-  nacken  d^iy^ 
Widder  ddip-  drüse  oder  mit  Verallgemeinerung  des  starke 
Stammes  -mr-  in  dyxmy-  krümmung  dymv-  kämpf  aimj^  zeit 
ramii  ßor ßulr-  drüse  x'^^v-  leibrock  u.  a,  (L.  Meyer  a.  a.  o.| 
Stämme  Avie  d^t^yop-  heirer  xamy-  haodhabe  dr^dor-  naehtigat 
&ix6r-  bild  dTayov-  tropfen  u.  a.  sind  zu  beurteilen  wie  4^^«/iat» 
und  utjötfiüv-,  während  umgekehrt  d^ai^v  agaBrac  und  ziQp 
itQ&i'oc  ihr  e,  wie  es  scheint»  der  anutogie  von  wörlern  wil 
ccv)(ji'  avx^^'^^^  TTOifiTJv  nmitivog  zu  verdanken  haben.  i 

Die  neutra  auf  -^nan-  sind  zum  allergrössten  teile  paroxy 
tona,  z.  b.  ägmun-  bahn  ädman-  speise  eman-  bahn,  ganj 
Jcdrnuin-  werk  gdnman-  geburt  irdman-  beschützung  t('tkmanf 
junger  getreidehalm  (üiman-  das  geben  ädman-  band  dhdrnuinß 
stütze  dhdnmn-  silz,  statte  nämmi-  riRme  pätman- Üug  hrdhnan^ 
gebet  bh4rftmn-  tragen  bhAinan-  erde  manfnan-  sinn,  geia 
nmmmn  weiche  stelle  des  leibes  jdman-  gang  röntan-  baai 
äühnan-  anrufung  rdrman^  panzer  vdrsnian-  höhe  vdsman-  gö 
wand  ve^mun-  haus  ^dhnan^  kraft  säkman-  geleit  sddman-  siti 
sdmaiP-  gesang  siMman-  Standort  sjumun-  band,  riemen  spdtimam 
siLssigkeit  hunntan-  hieb,  schlag  hmmfi-  erguss  des  opfers  hdmam 
das  preisen.  Indessen  finden  sich  doch  auch  einige  oxytona, 
wie  prerndn-  liebe  vidmän-  Weisheit  hefudn-  eifer,  und  untei 
den  männlichen  stammen  auf  -rndfi'  haben  einige  durchaui 
dieselbe  bedeutung,  Avie  o^mdu-  kraft  midti-  gunst  dfmuin-  dal 
geben  draghmdn-  länge  hhürndtP-  fülle  magniän'  grosse  varsmdfh 
höhe  svadnidn--  süssigkeit.  Wenn  wir  nun  sehen,  wie  der  infini 
tivisch  gebrauchte  dativ  mdmane  dem  griechischen  ßidfierat  gana 
genau  entspriclit,  wie  sich  ferner  ebenso  düvdne  und  äijBvm 
ganz  genau  decken,  so  werden  wir  auch  kein  bedenken  tragen 
dürfen  do/^fi'«*  nicht  mit  dem  im  Rigv.  belegten  ddmanCj  sondeni 
mit  einem  vorauszusetzenden  "^dilnrnne^  ct^iA^vm  und  idfäevoi 
nicht  mit  den  von  sihdnian'  und  adman-  abzuleitenden  sthdmam 
und  ddnuim,  sondern  mit  ^sthümdne  nnd^'admdm  zu  identificierenj 
kurz  die  griechisctien  Infinitive  auf  -fiBvm  -$vat  auf  oxyloniertl 


üeber  den  einfluss  des  hocbtons  auf  den  griedi.  vocalismus.      251 

notnina  auf  "man*  -dn  zurückzuführen,  die  natürlich  nur  in 
einigen  wenigen  exeniplaren  vorhanden  gewesen  zu  sein  brauchen, 
m  dass  sich  die  analogie  an  sie  anlehnen  konnte. 

Den  neuLris  auf  *wviw-  entsprechen  im  griechischen  ferner 
dfe  neutra  auf  -fiai-,  z,  b.  msmun-  =  el^at'  aus  ^fiapt^ux- 
und  weiter  aus  '^ffafiapt-.  Da?  a  ist,  weil  ursprünglich  nasal 
vor  dem  r  stand,  erhalten  wie  in  den  oben  besprochenen  Wurzel- 
silben, Als  schlussgliecler  von  Zusammensetzungen  erscheinen 
diese  stamme  wie  im  Sanskrit  mit  aufgeben  des  /  und  erhaltung 
des  iiasals  und  zeigen  das  suffix  in  der  zu  erwartenden  gestalt 
'f^v-  z.  b.  Bv-Bipop-  gut  gekleidet. 

Einem  folgenden  nasal  verdankt  das  a  einer  tiefton  igen 
Silbe  seine  erhaltung  auch  in  ivi^ia  ==  ai*  ndvan-y  d4xa  =^  ai. 
(%iM-,  nhtä-  in  nspräxotfiot  =  ai.  panUan-,  Warum  in 
nm%  i  eingetreten  ist,  weiss  ich  nichL  Ebenso  hochtoniges  a 
in  mra  =  ai.  saptdn-,  -a  ist  =  -am  auch  im  acc.  sing,  der 
consojiantischen  stamme^  z.  b.  natlQa  ^=  ai.  pÜdram.  Auch 
was  den  acc.  plur*  -ag  betrüTt,  so  nehme  ich  jetzt  meine  zur 
geschichte  der  idg,  stammbildung  s.  88  ausgesprochene  ansieht 
zurück,  wonach  das  soffix  desselben  bei  consonantischen  stammen 
von  anfang  an  nur  -as  gewesen  sei,  obwol  auch  Osthoff  in 
Paul  und  Braunes  beitragen  3,  38  dieselbe  teilt.  Denn  ich 
bin  nicht  im  stände  mich  mit  den  gut  überüefcrten  kretischen 
formen  <fotrlnapg  in$ßakXQVTavq  utat^qavq  (Heibig  dial.  cret,  19) 
so  leichten  kaufs  abzufinden,  wie  es  Osthoff  a.  a.  o.  s.  197 
UTid  nach  ilmi  Bvugman  stud.  9^  299  tun  *).  Ich  bin  sogar 
geneigt  in  dem  bei  Homer  einigemale  auftretenden  -üg  {no^mq 
^240  Tqmäc  M288  ihidi^Taq  Y  Ah  nafipiXayag  /  6,  s.  Harte! 
hom.  stud.  1^,  104)  einen  durch  die  ums  geschützten  rest 
einer  alleren  quantilät  zu  erkennen.  Der  Bii^vmc  Jt^fjtoaMrf^g 
iv  rw  ä'  ßfim<>i  bei  Herodian  1,  272,  28  hat  ein  solches  -üg 
in  der  thesis:  SyiPn  d^  r^äg  ^yov.  Vielleicht  hat  es  die- 
«flbe  bewandnis  mit  altattischem  hm^äg  Aristophanes  frösche 
653  gegenüber  jüngerem  ffoviäg  Euripides  F^lekira  276.  Dies 
'tt?  ist  übrigens  zum  teil  ursprünglich  hochton  ig  gewesen: 
Tiiiag  ^  ai,  padds, 

^)  Eetir«>y  Mit  in  seiner  neuen  schrifi  über  das  idg.  thema  des  srahl- 
TWt^i  s.  Ä   anm.  auch  an   -ms    als    ältester   endiing   Fest.     Ebenso 
min  stud.  9.  29H, 

18* 


252 


Gustav  Meyer, 


Das  nominalsuffix  -ana-  bildet  im  ai.  entweder  abstrad 
substaniiva  oder  nomiiia  a^entis*  Im  ersten  falle  ist  im  klassischej 
Sanskrit  gewöhnlich  die  Wurzelsilbe  betont,  bei  den  letzten,  wen 
sie  Substaniiva  sind,  die  Wurzelsilbe,  wenn  adjectiva,  die  lelzl 
Silbe  des  suflixes.  Ich  habe  bereits  in  meinen  iiasatischei 
praesensstämmen  s,  57  darauf  hingewiesen,  dass  dieser  untei 
schied,  obwol  er  sich  im  griechischen  wiederfindet,  unursprung 
lieh  sein  müsse,  und  in  der  tat  erscheint  im  Rigv,  nebeneinande 
äßtana-  und  ^otw^id-  gläozend,  riMhana-  und  rodkanä-  i 
umwalluug,  verschluss,  bdndhmm'  heisst  fesselnd  und  als  ntl 
Verbindung,  valiand-  redend  und  der  sanger  u.  s.  w*  In  beidei 
fallen  ist  das  erste  a  des  Suffixes  tieftonig  und  erscheint  in 
griechischen  vor  dem  nasal  in  den  weitaus  meisten  föllei 
als  a^  nur  selten  als  0. 

Eigentümlich  ist  das  b  des  participialsuffixes  -^*ro-,  ded 
das  lange  a  des  ai.  -tminü"  gegenüber  steht,  z.  b.  vdrtamand 
verweilend  Mhhamanu-  empfangend  u.  s.  w.  (L,  Meyer  vg 
gr.  2,  286.  Delbrück  ai,  v,  232),  Ich  möchte  die  vermutun 
wagen,  dass  das  griechische  b  und  vielleicht  auch  das  jeden 
falls  unursprüngliche  ai.  ä  ihre  entstehung  dem  nebenhochtoi 
oder  mittelton  verdanken,  mit  dem  aller  wahrscheinlichkei 
nach  die  erste  silbe  des  zweisilbigen  suffixes  gesprochen  wurd 
und  der  zwischen  den  beiden  umgebenden  tieftonigen  silbef 
hier  dieselbe  Wirkung  hervorbrachte  wie  sonst  der  hochton,  sn 
dass  also  aus  idg,  dädamäna-  ai.  dädanuhm  urgriech*  Öiäüfj^si^a 
(später  nach  eintritt  des  dreisilbengesetzes  dtdifAsro-)  w^urd« 
Dieselbe  entstehung  des  b  dürfen  wir  dann  vielleicht  auch  f( 
das  comparativsuffix  ai.  -fara  gr.  -tbqo-  annehmen. 

Das  secundärsuffix  -vant^  trägt   im  vedischen  Sanskrit  i| 
folgenden   lallen  den    hochton:    aJcmnmt-    mit    äugen    begahi 
agnivdi-  am  feuer  befindlich  arfcivdf-  slrahienreich  asfhivät-  uJ 
kniescheibe  astkmvut-  mit  koochen   begabt  aimanvdt-    beseeM 
udanvdt-  wasserreich  datv&t-  rnit  zahnen   versehen  dadhanvdi 
saure  milch  enthaltend  ähvasmanvät-  mit  rauch  versehen  nrvdi 
männerreich  padvdt-  mit  füssen  versehen  pti§anvdt-  von  Püsal 
begleitet  raßvat-  und  revat-  mit  schätzen  versehen  viäürdt-  i| 
der  mitte  befindlich  somävdt^  soma  enthaltend.     Die  mehrzah 
hat  zurückgezogenen  accent,   die  ursprünglichkeit  der  oxytonie 
rung  wird  aber  erwiesen  durch  die  vocalisation  von  gr,  ~^fnn 


Heber  den  einfltiss  des  hochtons  auf  den  griech.  vocalismus.     253 


(L.  Meyer  2,   603  ff,) ,    das    auch  den   ursprünglichen    accenl 
nicht  behalten  hat. 

Das  participialsuffix  -ani-f  an  verbalwurzeln  der  a^conju- 
galion  antretend,  hat  bald  betonten  wurzelvoca]  vor  sich,  bald 
tragt  es  selber  den  hochton^  s.  Delbrück  ai.  v.  231,  Das  ginecb. 
-ort'  entspriclü  natürlich  nur  der  ersten  betonung,  also  tfi^avT^ 
=  ai.  hh&rant'.  Für  betontes  -dni-,  wie  es  an  die  nicht  durch 
a  erweiterte  wurzel  tritt,  haben  wir  -^jt-  zu  erwarten,  und  so 
ist  in  der  tat  ai.  säni-  ^=  tvt-  in  tprag  h'xaüc^  auf  den  tafeln 
von  Herakleia  I,  117.  17B.  104  naqipiw^  Atknian  fragm.  64, 
in-  ist  natürlich  niclit  ^^  sdnU,  sondern  aus  iovt-  entstanden» 
das  nach  analogie  der  o-conjugation  gebildet  ist  und  Verschie- 
bung des  accents  erfahren  hat  wie  iai^-  gehend  (nicht  =  ai. 
)Mr)^  ixoi^t-  (auch  aL  t*fa7-)  und  die  participien  des  2,  aorists. 
Für  n^ii^-  hätten  wir  ai.  *dadh-dnt--  zu  erwarten^  statt  dessen 
erscheint  dddhat-,  wol  mit  Überführung  des  als  einheit 
empfundenen  Stammes  dadk-  in  die  a*  conjugation  (also  eig. 
dMhornt)  und  Verallgemeinerung  der  schwachen  Stammform. 
Aelmlich  scheint  das  Verhältnis  von  ai.  dddha-nti  dädhaii  (eig- 
=  *u^o-ifti;  zum  ausfall  des  nasals  vgl,  tMmii  Rv.  162,  6 
Ihdrafü-  gen.  bhdratas)  zu  tt^ii^ti  Tti^iT(f$  =  "^^dadh-dtiti  zu 
sein,  vgl  ii^t  =^  ai.  sdnii  und  qi^orti  f^qovat  ^^  ai,  bhära-nti^ 
ßU^Jora*  =  ai.  rdksa-nti  «(;xot?(;i  =  ai.  arha-nti  ßaanovat  ^^  ar, 
^tUha-nti  ^iovct  =^  ai.  srava-nti  tQicv&t  =  ai,  trdsa-^iti,  ^i- 
^mat  =  ai.  hhära-nte  sjorzat  =  ai.  säha-nte  u,  s,  w.  Wie 
^iadfninti  zu  dddha-nÜ  geworden  ist,  so  ist  ai.  tanv-dnti  zu 
*iüntHinti  geworden  im  gr.  Tawot'cri,  ^\,  jufkgHinti7Ax*jümJa-nti 
in  lat.  jungimtf  ai.  pms-dnti  m  ^pimm-nü  in  lt.  innstmt 
Auch  griech.  -ant  -äat  gibt  hochtoniges  -dnti  wieder,  daher 
bt  die  von  Herodian  1,  459  ausdrücklich  überlieferte  betonung 
i(rro(ri  ==  icrrctj^r*  ursprünglicher  als  die  von  ai,  Usthanti  (zu 
denken  als  ti^thu-nti).  Ebenso  xtxQcifJi  ntiAnXätfi  u.  a.  *äcr* 
htt  den  accent  zurückgezogen  wie  tfi€P  h$,  ebenso  ^ijypvä&t^ 
im  Verhältnis  zu  tmivdnti;  diese  Zurückziehung  (^^yinmvTt)  gab 
dann  veranlassung  zum  Übergang  von  «  in  o  (q^fmomi)  und 
demgemäss  zur  Überführung  des  verbs  in  die  o-conjugation. 
^^iafS§  dMitai  sind  analogiebildungen  j  wenn  iäai  wirklich 
eine  ursprüngliche  form  ist,  was  mit  rücksicht  auf  irrt  =  ai. 
9inH  mehr  als  zweifelhaft  ist,  so  ist  es  auch  idvzt  gewesen 
^*a8äntL    Analog  ist  vim^dtif  zunächst  ==j:4afa>'ri,  xg\.tnai*Tip 


tav  Meyer, 


I 


I 


I 


Hes.,  daraus  j:ium$  fUmi  jtaho^*.  Ohne  dehnuiig  fallt  n  vor 
consonant  nur  vor  der  tonsilbe  aus,  in  hoehloniger  silbe  bleibt 
es  erhalten,  nach  der  taiisilbe  fallt  es  nur  mit  dehnimg  aus; 
daher  ist  äat,  das  eiiiigemale  im  perfect  vorkooimt,  erst  aus 
-äer*  verkürzt  (Curtius  verb.  2,  166),  für  -«ra*  -äto  haben  wir 
-ä%at  -äro  als  Vorstufe  anzusetzen  wie  -«c  für  -äg  im  acc.  plur* 
Im  slawischen  steht  ursprünglicliem  -anti  -i^tY,  ursprünglichem 
-anU  -qii  gegenüber,  vgl  jafktt  =  ai.  ad-änti  mit  vesqtl  = 
ai.  väha-ntL  dad^it  sie  geben  ist  =  *dad^nti,  ai.  dddati  für 
"^dMa-nti  =  gr.  didomt^,  sqtX  gegenüber  ai*  sdnti  gr.  ii^i  ist 
in  die  analogie  von  veffqti  übergegangen,  wie  im  lateinischen, 
das  diesen  unterschied  gar  nicht  mehr  kennt,  mnt  gegenüber 
unibr,  sent  osk*  sei.  Vgl.  über  alle  diese  Verhältnisse  auch 
J.  Schmidt  KZ.  23,  362.  Brugnians  auscinandersetzungen  über 
-anti  stud.  9,  294  kaim  ich  nicht  für  richtig  halten.  Ich  bin 
übrigens  weit  davon  entfernt  diese  fragen,  in  welche  mannicli- 
fach  complicierte  Verhältnisse  mit  hinein  spielen,  hier  endgültig 
lösen  zu  wollen,  sondern  begnüge  mich  in  diesem  zusamnien- 
hange  auf  sie  hingedeutet  zu  haben.  Ebenso  schwierig  steht 
es  mit  dem  vocalismus  andrer  personalsuffixe  des  verbums. 
Das  e  der  l.plur.  -^£c  -i^Bv  könnte  man  versucht  sein  zimäclist 
aus  solchen  formen  herzuleiten,  wo  das  suffix  hochtonig  war, 
vgh  (i)(i^H  mit  ai.  smdsi  smds,  X^%v  mit  ai,  imäsi  imäs,  tdfA^p 
mit  ai.  viämd.  Ebenso  -ta  in  der  2.  plural:  (i)CTi  ==  ai,  stM, 
§T€  =  ai.  itlid.  In  formen  wie  (fi^a^H  =  ai.  bhdrämasig 
(fyi^eze  =;  ai.  bhuratha  kam  ihm  vielleicht  wenigstens  ein  neben- 
hochton  zu  oder  es  wirkte  die  analogie.  Äi,  -thds  der  2.  dual 
ist  im  griechischen  nicht  vorhanden  (vielleicht  =^  U.  -tis  m  der 
2.  plural?),  -TöF  ist  die  tieflonige  secinidäre  endung  ^^  ai. -to» 
(Delbrück  ar.   v.   41);  ebenso  im   Optativ  z.  b,   ai,  sjdtmn  = 

Ich   wende    mich    noch  einmal   zu    den    nominalstämmea 
zurück  um  einen  blick  zu  werfen  auf  das  «  =  a  in  den  ge-*^ 
steigerten  casus  der  u-  und   /-stamme.     n^%v-g  entspricht  ai, ' 
bähü'f  hat  also  den  ursprünglichen  hochton  verschoben,    also 
Tijx^Bg  j=  ^ntixij^sc  ^  ai.  hühdvas.      Dazu  kommen  die  zahl- 
reichen  adjectivstämme  auf  -f*-,   z.  b-  jJcJ^f^c  =-  ai.  svoddms^ 
Vorbilder  genug,   an  die  sich  auch  bei    ursprünglich    paroxy- 
lonierten  stammen  die  analogie  anlehnen  konnte.    Die  steigern-^ 
den  v-slämme  sind   übrigens  im   griechischen  nicht  zahlrdd 


I 


lieber  den  emnuss  des  liochloDs  auf  de«  griech.  vocalismus.     255 

vgl.  z.  b.  yipvH  mit  ai.  Mnavas,  Ebenso  bei  den  i-stämmen: 
nach  Wörtern  wie  kavä^as  die  weisen  von  kam-,  purdjas  biirgen 
von  puri-  =  nikaeg  für  noUj^c  richteten  sich  die  andern 
Stämme. 

Wir  haben  eine  h>edeufende  anzahl  von  Erscheinungen  des 
griechischen  vocalismus  mit  grösserer  oder  geringerer  waJirschein- 
lichkeit  aus  dem  einfluss  der  ursprüngticlien  beton ung  erklärt 
und  da  eine  feste  regel  aufzuzeigen  versucht,  wo  l)isher  Willkür 
zu  herrschen  schien.  Vieles  bleibt  freilich  trotzdem  noch  dunkel: 
idi  habe  bald  im  eingang  betont,  dass  ich  niciil  glaube  mit 
diesem  erklärungsmittel  alles  lösen  m  können.  So  weiss  ich 
den  Wechsel  zwisclien  o  und  «  in  dem  sogenannten  thema- 
tisclieu  VQcal  der  o-conjugalion  nicht  zu  erklären*  Ebenso 
wenig  weiss  ich  eine  befriedigende  lösung  für  die  frage,  warum 
in  den  männhclien  imd  sächlichen  rt-stämmen  das  a  durchweg 
in  0  übergegangen  ist.  Unerklärt  bleibt  ferner  das  &  im  vocativ 
dieser  o-stäinme  und  im  imperativ  der  a-conjugalion,  un- 
erklärt das  -f  c  im  nominaliv  plural,  das  -og  im  genitiv  singular, 
dem  so  oft  hochtoniges  -äs  gegenübersteht;  unerklärt  das  s 
iii  der  flex^ion  der  neutralen  -as-  stamme  (*fjkivB&og  =^  ai. 
n^imsas).  Ich  weiss  nicht  einmal  im  bereich  der  von  mir  be- 
handelten erscheinnn^en  zu  erklären,  warum  z.  b.  dpa  zu  äno^ 
aber  dpi  zu  Ing  geworden  ist:  Breal  mem,  de  la  soc.  de  ling, 
1  169  führt  den  unterschied  auf  den  assimilierenden  einRuss 
des  vocals  der  folgenden  silbe  zurück.  Indessen  es  ist  immer 
iiiter  arles  granunatici  gerechnet  worden  et  nescire  quaedam, 
Graz  im  juni  IS77,  Gustav  Meyer. 


Die  achte    conjiigationsclasse    des    altindischen 
und  ihre  eotsprechung  im  griechischen. 

Unter  dem  namen  der  VIII.  conjugationsclasse  iasst  die 
^flskrilgrammatik  eine  reihe  von  verba  zusammen,  die  in  den 
specialfonnen  an  denselben  stellen  o  und  u  aufweisen,  wo 
^  V,  classe  n6  und  nu  hat,    z.   b.  tan-o-nii   tan-u-fnäs   von 


256 


Karl  Bni^man, 


Wurzel  ian  »dehnen«.  Von  den  Indern  werden  zu  d 
classe  gewöhnlich  zehn  wiii7.e!n  gestellt ,  die  alle,  aussei 
»machenc,  auf  n  ausgehen.  Vgl  Westergaards  DhätM 
§  30  und  Böhtlingk  zu  PaiL  VI  4,  37.  V 

Bei  vier  nun  von  diesen  verba  Hegt  die  zugehörigkell 
V,  conjug,- classe,  d.  h.  also  bildung  des  praesensstaii 
mittels  «ti,  klar  am  tage  und  ist  auch  allgemein  anerkj 
Z.  b.  bei  hshiT^ii,  welches  sich,  vom  sprachhistorischen  sj 
punkt  aus  betrachtet,  in  kshi-mUi  zerlegt  und  mit  dem  gr 
ff^i'W-^ta  im  wesentlichen  identisch  ist.  Wenn  bei  dii 
und  den  mit  ihm  zusanmiengehörigen  verba  der  nasal 
praesenssuftixes  auch  in  den  allgemeinen  tempora  angetr 
wird,  z*  b.  im  Tut.  kshenishtjäti ,  so  beruht  dieses  auf  dei 
kannten,  vielfach  zu  beobachtenden  erhebung  des  praei 
Stammes  zum  verbalstamm.  Man  vergleiche  über  c 
sprachgeschichtlich  als  angehörige  der  V.  classe  aufzufasse; 
verba  Bopp  kr  iL  gramni.  §  343,  Benfey  kurze  sanskrit-gm 
s,  30.  81,  or.  und  occ.  III  19  f.  213  ff.,  Pott  et.  f.  ü*  64 
Gustav  Meyer  die  mit  nasalen  gebildeten  praesensstämme 
griechischen  s.  6  ff. 

Was  dann  die  übrig  bleibenden  sechs  verba  betrifft 
haben  diese  allen  versuchen,  sie  an  die  V,  classe  anzuschlie 
sich  bis  jetzt  hartnäckig  widersetzt,  und  die  vergeblichkeit  c 
versuche  hat  kurzlich  Delbrück  dazu  bestimmt,  sich  wiede 
von  manchen  forschem  schon  definitiv  abgethan  geglat 
praesenssuffixes  u  der  indischen  graininatiker  anzunel 
(altind.  verb.  s.  155  f.).  Die  in  frage  kommenden  verba 
tanöti  »dehnt«,  kshamli  > verletzt«,  manuie  »meint«,  t 
»hat  gern,  huldigt«,  sanoti  »erzielt,  erlangt«,  kardti  »mact 

Das  u  der  fünf  ersten  verba  erklärt  Bopp  für  eme 
stümmiung  von  nu;  das  «,  sagt  er,  sei  wegen  des  sehe 
der  Wurzel  selbst  vorhergehenden  nasals  unterdrückt  we 
Benfey  spricht  sich  an  der  zweitgenannten  stelle  der  k 
sanskrit-grammatik  dahin  aus,  die  VIIL  classe  sei  eigentlicl 
fünfte,  in  weicher  der  ntisa!  des  im  praesensthema  I 
getretenen  nu  in  die  generellen  formen  gedrungen  sei;  or. 
occ.  III  214  sagt  er:  )»man  möchte  fast  vermuthen,  dass 
praesensthema  kinu  schon  eine  sehr  alte  Umwandlung 
tan-nu  sei«,  wahrend  er  weiter  s.  216  f.  mehr  dazu  neigt, 
tmhu^  zu  theilen  und  dieses  als  ein  durch  anfügmig  des  su 


J 


Die  achte  conjugationsclasse  des  alt  indischen  etc. 


257 


Be  Wurzel  entstandenes  ^  als  praesensstaium  verwendetes 
uinaUheraa  anzusehen  sei.  Pott  a.  a,  o.  ist  der  Überzeugung, 
man  die  VIII.  cLisse  zur  V.  classe  schlagen  nuisse,  doch 
ISäSt  er  sich  auf  eine  nähere  analyse  von  ianöii  nicht  ein. 
Gustav  Meyer  a.  a,  o.  s,  7  zerlogt  tamtr  in  tor^u-^  in  dem  glauben« 
das  particip  ta-td-  sowie  die  griechischen  formen  Ti-ta-tta^ 
fi-ra-fAUi^  i'Td'l^^i^  ta-to-c  erwiesen  aufs  deutlichste  die 
oistenz  einer  vocalischen  wurzel  tu.  Curtius  verb.  P  168  lässt 
es  dahin  gestellt,  ob  iunnft!  für  "^ian-nti-te  stehe,  oder  ob  in  ihm 
die  knrzere  wurzel  fa  vorliege.  Auch  Delbrijck  endlich  kommt 
1  a.  o.  nicht  aus  den  zweifeln  heraus  und  erklärt ,  wie  bereits 
«»gedeutet,  man  müsse  die  möglichkeit  offen  halten,  dass  in 
imh  ein  praesenssuffix  u  stecke. 

Delbrück  scheint  bei  der  frage,  wie  man  tanoti  aufzulösen 
habe,  grösseres  gewicht  zu  legen  auf  das  danebenstehen  des 
verbum  karöti,  von  dem  er  mit  vollem  recht  behauptet,  dass 
e*  lautgesetzlich  mit  seiner  nebenform  krmti  nicht  vermittelt 
Verden  könne;  indem  er  alle  versuche,  karöti  als  identisch  mit 
kr^ii  TM  erweisen,  als  mislungen  ansieht,  meint  er,  für  karoti 
üud  ebenso  für  iamte  (rgv.  X  76,  2)  sei  eine  praesensstamm- 
Mdung  mittels  des  suffixes  u  »zweifellos  anzuerkennen t. 

Ich  gedenke  nunmehr  nachzuweisen,  erstlich  dass  jene 
libf  verba  tanoti  bis  smioti  ganz  regelmässige  und  in  nichts 
voti  den  gewöhnlichen  bildungsgesetzen  abweichende  verba  der 
^'^  classe  sind,  und  zweitens  dass  die  beiden  praesentia  Aaro/t 
ttnd  tarnte  weder  ein  suffix  nu,  noch  auch  ein  suffix  u  ent- 
halten, sondern  eigentlich  zur  IL  classe  gehören  und  zu  dem 
tischensatz  u  auf  rein  lautlichem  wege  gekommen  sind. 


L 

1.  Nach  dem,  was  Delbrück  s.  93  ober  participia  wie  ^aM- 
^m  taUf  hatä'  von  haUj  ijaiii-  von  (fatu  bemerkt  hat,  kann  nicht 
der  mindeste  zweifei  mehr  darüber  obwalten^  dass  sie  ursprüng- 
lich einen  nasal  enthielten.  Es  hat  z.  b.  hnüi-  auf  demselben 
^eg  sein  n  eingebösst  wie  die  3.  du.  fnäds  (vgl.  die  3*  sg. 
Wn/t),  gaid-  auf  demselben  weg  sein  m  wie  die  2.  pl.  gathd 
(^.  die  3.  sg.  dgan  d.  i.  *ägant  ^ä-gam-t).  Dasselbe  verhält- 
^  der  staramabstufung  finden  wir  beim  partic.  Jcrtd'  und  der 
1  pL  krihd  gegenüber  der  3.  sg.  kär-ti  von  kar  »machen«  oder 


258 


Karl  Bmgman, 


bei  itd-  und  Uhd  gegeniiter  äi  von  i  3>gehen«  u.  s.  w.  ^).    Der 

nasaisch wiind  in  taid'  =  gr.  xit%6-  laL  tento-  hat  zahlreiche 
analoga,  wie  z.  b.  in  riM-m  =  gr.  ^xato-y  lat,  centthni  got,  hund^ 
und  ich  glaube  es  slud.  IX  285  ff.  (vgl.  aiidi  ztschr.  XXIII,  589) 
durchaus  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben,  dass  wir  z.  b.  für 
iutä'  als  idg,  grundform  ein  itjtd-,  d.  li.  ein  intd-  mit  silbe- 
bildender nasalis  (nas.  sonans),  anzusetzen  haben.  Dieses  silbe- 
bildendo  n,  aus  dem  in)  arischen  und  griechischen  der  kurze 
a-vcical  erwuchs,  steht  im  indischen  aileiithalbcn  auf  gleicher 
linie  mit  r.  Ausser  den  schon  angeführten  formen  von  würze! 
Jcar  vergleiche  man  auch  krtd-  und  krii-  gegenüber  tatä^  und 
tdti-.  Weiter  z,  b,  drti'  »balg,  schlauch«  von  dar  »reissen«, 
dessen  wurzelgestalt  auf  derselben  lauLstufe  steht  wie  die  wurzel- 
geslalt  von  abakir,  dtreta-  »gespalten«,  gr*  S^aro-g  da^Mto-q 
daq<Si-Q  und  got.  ga-tatirpi-  »das  zerstören«,  wonach  sich  z,  b. 
ein  idg.  dtia-  »zerrissen«  mit  sübebildendem,  vocalischem  r  als 
genaues  analogon  zu  tntd-  ergibt  (stud.  IX  385).  Der  parallelis- 
mus  zwischen  den  lautgestaltungen ,  die  ich  aus  ursprachlicher 
nasalis  sonans,  und  denjenigen,  die  ich  aus  ursprachlicher  liquida 
sonans  erklaren  zu  müssen  glaube,  ist  in  den  einzelsprachen 
durch  zahlreiche  formationen  hindurch  ein  so  augenscheinlicher, 
dass  wer  den  ursprachlichen  r-vocal  anerkennt  damit  auch  den 
ursprachlichen  nasalvocal  anerkennt  und  umgekehrt^). 


1 


*)  ha-  und  kr-  sind  die  schwachen  stammformeu,  wie  sie  vor  conso- 
naiiten  erscheinen,  vor  %'ocalen  tritt  dafür  ghn-  und  kr-  ein,  t,  b.  3*  pL 
ghn-äiiti  und  kr-dnti.    Auch  hier  ulso  ein  ynverkcnnharer  parallelismos. 

*)  Man  gestatte  mir  hier  eineu  kleinen  nachtra^  zu  stud.  IX  385.  Im 
griechischen  erscheint  tlie  ursprachliche  liquida  sunans  (ri  und  f*,  vgl. 
zeitschr,  XXIV  17)  bald  als  ^ö  und  la^  hald  als  o^  und  cd.  Die  ersteren 
formen  mit  der  vocalentfalimig  hinter  der  liquida  sind  wol  für  die  regel* 
massigen,  d.  h,  in  niigesiörter  eiitwicklung-  entsprungeneu,  zu  hallen,  z,  b. 
in  7i((Tf}tiat,  cF^arofi  tJijaxov^  mfiTiXctfiiy,  die  man  mit  aind.  pürshu,  dfti-^ 
adr^am,  piprmas  vergleiche,  und  e«  scheint,  dass  in  formen  wie  dtt^joe, 
^ida^tm,  klua^tTttt  (neben  f^ußQiattt],  tut^nfiy  (neben  ir^ftntjy^  von  rignw) 
die  Stellung  des  q  hinter  et  durch  die  anderen  formen  desselben  verbal* 
sfystems,  wie  di^m,  itiuoQf^  liQnm,  bedingt  ist.  so  dass  man  Wirkung  des 
unif*»rniieruiigsLriet»es  mizu nehmen  hätte.  Aehnliehes  auf  germaiüschem 
gebiet.  Z,  b.  in  got»  baurgum  baurgans  und  htdpiim  hiüpati^,  die  in  der 
würzet  dereinst  liquida  sonans  hatten,  ist  die  vocalentfaltung  vor  dem 
r  und  I  aufgekommen  mit  rücksichl  ai/f  bairga  barg  und  hüpa  halp,  da- 
gegen in  6r«Ä:fliw  »gebrochen«  (vgl.  fero/irw-m  =^  aind,  bkrätr-bhi/as)  hiuier 
dem  f  mit  rücksicht  auf  brika  brak.  Die  participia  brukam  (dazu  uBbruhum 


Die  achte  conjug 


des  alliodischen  etc. 


259 


Erwägt  man  nun,  dass  in  der  V.  conjugationsclasse  des 
altindischen  die  wiirzel  stets  in  der  ungesteigerten,  resp.  ge- 
schwächten form  auftrilt  und  dass  z,  h.  von  ei  »aneinander 
reihen,  aufschichten*  ei-no-mi  ei-HH-mdSy  von  kar  »machen« 
kf'Hd^u  kr-ntA-mäSi  von  vor  »eng  umschliessen ,  bedecken« 
Vf-i^n  vr-fm^mds  gebildet  wird,  und  combiniert  man  diese 
Mhatsache  mit  der  andern  thatsache,  dass  die  participia  wie 
irUi-,  vrtd'  mit  tatA-  (d,  i.  Hntd-)  auf  gleicher  linie  stehen,  so 
ergibt  sici  die  gleictiung: 

vrtä-:  vrnuml  =  tatd-:  tanoml,     mit  andern  Worten: 
tanomi  geht  auf  "^tfj-no-mi  zurück. 

Damit  sind  meines  ermessens  alle  jene  schwierig- 
J^eiten  gehohen,  die  bisher  der  einordnung  des 
'öfiJm*  in  die  V.  classe  hindernd  im  wege  standen, 
Es  ergibt  sich  nun,  dass  tan/jnd  zu  iamshyami  und  iatäna 
Sfenuu  in  demselben  verhällniss  steht  wie  kmkm  zu  kariskijami 
und  mkära.    Man  muss  sich  dabei  nur  vergegenwärtigen,  dass 


^"^ebruchen  werden«)  und  ifuätmB  »getreten«,  welche  tu  brika  und  ahd. 

Wk   in  demselben  Verhältnis  stehen,    wie   im  altindisehen  grhh  zu  grabh^ 

*•  l*.    im  pt\  ja^rbhüs  zu  jagrabha   (vgl   auch  smhupüs  zu   Bushmi'pa  und 

•^•^^i^clAÜÄ  zu  vivi/adfta),    stehen  im  golisihen   vereinzelt  da,    haben   aber 

ihre   ebenbilder  in  den  ahd.  participia  droskan,  prosian^  prottan,  roMan, 

*P*"oMa«,  trofmu  trohhan,  mhd,  geschrocken.    Das  aus  diesen  formen  mit 

^w?lierheit  zii  eritnetimende  lautgesetz  nfllhipt  uns  stohhan  » gestochen «  imd 

»Ä^an  »gefochten«,  statt  deren  '^'utehlKjn  {mhd.  diah  noch  geBtethen^  Wein- 

"Old  mhd*  gramm.  s.  3(11*)  und  *vfhtfin  zu  erwarten  war,  und  ebenso  mhd» 

$f losen  neben  gdesen,  getvogcn,  gewoben  (Wein hold  a.  a.  o.)   fQr  aiialogie- 

liilciaiigeü  anzusehen.     Ebenso  ist  im  gotischen  vrikam^  statt  dessen  man 

'^iwili  der  analogie  von  ahd.  rohhan  ein  *vrukans  tu  erwarten   hatte,    als 

*®^bildnng   nach  gibans^  pigam  u,  b*  w.^    und  im   hochdeutschen   tretan, 

^^TXi  im  gotischen  regelrechtes  Irttia««  gegen öherstelit,  als  neuhilduni^  nach 

*^l><Mi  u.  s,  w.  aufzufassen.    Vgl.  auch  ags.  sprccen  ==  sprocen.    Ich  mache 

weiter  noch  darauf  aufmerksam,   dass  das  got,  praesens  trudan  »treten* 

(^KI.  Leo  Meyer   got.  spr.  s,  550)   und    sein   anord,    ebenbild   trodha   mit 

^'^^J^em  M-Tocal  aus  aller  analogie  herausfallen.     Liegt,  wie  Fick  (III*  125, 

''8^  1*  618)  annimmt,    die  wurzel  dar  »laufen«  zu  gründe,    von  der  z.  b. 

^^-  dt^^affKot  herkommt,  so  könnte  man  an  einen  verbal  verwendeten  no- 

'^'nalslamm  *dr'td'  denken  und  wir  hätten  dann  ein   neues  analogoji  zu 

P^-tn^  =   ptec-te-re   u.    s.  w,     (Spraehwiss,    ahliandl.    ans    G,    Curtius' 

^T^^tnin,  ge<ellsch,  158  IT.).     Bezüglich   der  Stellung  der  liquiida  verhielten 

'^'"h    got.   tru-da-  und   anord.  fro-dha-  zu  anord.  nmr-dh^  as.  mor-dh^  ahd. 

n»or*c|  n,  »tod»  mord«  (=  aind,  mr4d'  n.  »tod«)  ebenso  wie  gr*   cf^a-ffl-j 

^  ^v^i^q  »geschunden«. 


260 


Karl  Brugmai), 


I 


die  drei  anfangslaute  von  tumml  und  diejenigen  von  tanishjami 
vom  elymologischen  Standpunkt  aus  belraehtet  verschieden- 
artig sind.  Im  griechischen  ist  diese  verschiedenartigkeit  sofort 
zu  erkennen:  denn  während  dem  immte  die  form  Td%wi:a& 
entspricht  (vgl  %at6'  gegenüher  tafd-)^  steht  dem  tanishf/ä'mi 
die  form  zivm  gegenüber.  Das  tat^  ^^  tep-  des  futurum  ist 
ursprachliches  i-üin-. 

Unsere  auffassung  von  tanute  und  tärrtm  macht  die  an- 
nähme nothwendig,  dass  das  arische  büdongsgesetz,  demzufolge 
in  der  «?i*classe  die  Wurzelsilbe  in  schwacher  lautforni  erscheint, 
ursprünglich  auch  für  dcis  griechische,  also  doch  woi  öberhaupl 
für  alle  idg.  sprachen  galt.  Ist  diese  annähme  haltbar  gegen- 
über dem  umstand,  dass  im  griechischen  die  verba  auf  -vvp$ 
vielfach  gesteigerten  wurzelvocal  haben,  wie  z.  b.  äfixwpri  und 
CTiQpvfjLi?  Je  nachdem  diese  frage  mit  ja  oder  mit  nein  zu 
beantworten  ist,  erhöht  sich  oder  vermindert  sich  die  Wahr- 
scheinlichkeit unserer  aufiassung  von  zdrutm  als  reflex  eines 
ursprachlichon  tn-nu-tai,  m 

Wer  davon  überzeugt  ist,  dass  in  dem  mechanischen 
lautwandel  gesetzmässigkeit  herrscht,  und  von  dieser 
Überzeugung  geleitet  den  griechischen  verbal  bau  genauer  be- 
trachtet, muss  erkennen,  dass  in  ihm  die  formenassociation 
und  neuschöpfung  —  nenschöpfung  vollzieht  sich  nur  auf  dem 
Wege  der  analogie  —  eine  weitaus  bedeutendere  rolle  gespielt 
hat  als  man  gewöhnlich  annimmt.  Es  wirken  nicht  nur  die 
einzelnen  personen  der  verschiedenen  numeri  und  die  einzelnen 
modi  und  tempora  umgestaltend  und  neugestaltend  auf  einander 
ein,  sondern  es  kommen  vielfach  auch  ganze  kategorien  von 
verbalformaiionen  neu  auf,  die  sich  in  keiner  weise  direct  ins 
grundsprachliche  zurückübersetzen  lassen  und  die  zum  grossen 
Iheil  nur  auf  weiten  umwegen  zu  dem  zurückgeführt  werden 
können,  was  den  namen  einer  idg,  grundform  verdient.  So 
haben  denn  auch  die  wurzelvocale  im  verbum  durch  die  Wirk- 
samkeit der  analogie  vielfach  ihren  ursprünglichen  lautstand 
eingebüsst,  und  namentlich  häufig  ist  der  fall,  dass  verbalformen, 
in  denen  der  wau'zelvokal  von  der  ui^eit  her  auf  höherer  laut- 
stufe steht,  anderen  formen  mit  schwachem  vocalismus  die  ■ 
höhere  lautstufe  zuführen.  Während  z,  b.  ninvuia^  und 
nv<jTiii;,  von  der  wurzel  nvd;  und  iTrim^fitp,  niat6g  und 
niiSTig,   von  der  w*urzel  ni&^    regelrechte  alte  bildungen  sind, 


I 


Die  achte  conjugationsclasse  des  altin dischen  etc. 


261 


die  man  ohne  weiteres  ins  gnindspraehliehe  zurückübersetzen 
darf,  gilt  diess  nicht  von  j^Bvctiog  uml  rrwmg  und  von  Ti&n^tüztu 
md  TtHGtiog.  Letzlere  sind  analogiebildongen  nach  ntv^ofAm, 
nmofioi  und  nui^ca^  miüm  und  Innüa,  In  analoger  weise 
doc'ümentieren  sich  als  neubildungcn  d.  h.  als  analog! ebil düngen 
cVr^o-diyro-^  gegenüber  cJct ly,  (Tri'-dero-?;  fifBinm  (analogie- 
liidung  statt  ^fif^votat^  vgl.  xte^-z^rcei  statt  lytrirai  stud.  iX  310), 
pvatiic  und  yiva^q  gegenüber  uind,  jujmkef  pisktä-,  jüshti-, 
lat  gtistäre,  got.  gokußU-;  didt^txtat^  änuduntoi;  und  ätll^^q 
g«|:enüber  aind.  didi^e,  dishtd',  dishti-j  lal.  diefu-Sj  tnhd.  in-siht 
(TgL  Fick  1*  104);  c/t^io-g  gegeniiber  aind.  hhrtd-  (regehnässig 
wäre  *y^öro?,  vgl.  dgarig  von  di^m]  u,  s.  w.  ü.  s.  w. 

Sonach  steht  principiell  nichts  der  annähme  im  wege,  dass 
l  b.  dsixvvfit  von  w.  dik,    ^€v^iWjt^  von  w.  jug  und  orrd^vr/ii 
»on  w*  ster  (^5^f^,    statt   deren  man  dem  indischen   bildungs- 
pTtDcip  gemäss  ^Öticvvfit,  ^^vywfi^    (vgl,    z.   b.    prushmte   von 
Prusk  >spritzen«)  und  ^üt^apv^i.  f=  sinmmi)  zu  erwarten  ge- 
habt hätte,  neubildungen   sind   nach  der  analogie  von  solchen 
ronnationen   der  wurzeln  dik  jug  und  .^r  (stür)y   in  denen  die 
lautgruppen  d^/x  fft'/   und  cTTop   schon  von  früher   her  vor- 
handen gewesen  w\iren. 

Gestützt  wird  diese  annähme  durch  folgendes.     Wenn  bei 
ner  a%Uog  (jV414)  und  atiTo^  (^484)  nebeneinander  stehen, 
ist   die   erstere  form,   die  in  aind.  ci-tii-  ihr   analogon  hat 
Ogl.  auch  T*tfi-  =  citi')^   ohne  allen  zweifei  für  die  ursprüng- 
liche zu  halten  und  für  a-tJiQq  anlehnung  an  ztüm  und  ^ilüa 
tafld  andere  formal  ionen  mit  altüberkomnienem  l  (h)  anzunehmen. 
In  gleicher  weise  ist  denn  auch  sicher  die  praesensbildung  i *  w- 
pi«ve«*  bei  Eurip,    Or.  323,    die    bezüglich   der   lautstufe    ihres 
Kcelvoc^ils    zum  aind.    cinoH  stimmt   (vgl,  Grassniann    wtb* 
Dter  1  ci),  alterlümlicher  als  das  homerische  t* i^r/iofi.    Letzteres 
^^erhält  sich  zu  tivvfit   wie    C^vyrviii   zo    dem    vorausgesetzten 
*ivYvv(it.    Danach  muss  dann  w^eilcr  auch   das  Verhältnis  des 
durch    Übergang    in    die     fl-conjugation    entsprungenen    rlvm 
(Solon  fr.    13,  31,    Pindar    Pyth.    2,  24,   Theogn,  740,   Aesch. 
Protn.  112  u*  s.  w.)  zu  seiner  iiomerischen,   auch  Tlieogn-  204 
«Tscheinenden  nebenform  ripo}  beurtheilt  werden*  —  Dem  aind. 
hhirnö-ti  entspricht  (f^t-nt-l^m  sowie  das  nur  bei  Hesych  üfaer- 
lieterte   und  wol   auch   mit   kurzem   \vurzelvocal   anzusetzende 
^h-vv-^.    Daneben  dann  wieder  nach  der  a-conjugation  fi^Uvm 


(Pindar  Pyth.  1,  94,  Islhni.  7,  46,  Soph.  Aj.  1005  u,  a.)  und 
liomerisch  fi^tvM ,  letzteres  mit  annähme  der  in  if&iam  und 
iq>i^laa  zu  recht  bestehenden  höheren  stufe  des  \vurzelvocals; 
man  beachte  auch  ifälro-  =  Icshiid',  tpdt^i-  =^  kshiti-  sowie 
(f-^üf^  d,  i,  *ipi}QJ'fi  »schwindsochl«  gegenüber  aind.  kshay-d- 
»abnähme,  Untergang«.  Mögliclier  weise  knüpfen  (f'^tvm  und 
(fi}iv(o  nicht  an  tfi^tw-  an,  sondern  an  ein  der  vedischen  form 
kshi-na-mb  gleichäteheades  ^ff^t-rr^-fit;  da  hinsichtlich  des  wurzel- 
vocals  für  die  IX.  classe  dasselbe  bildungsprincip  besteht  wie 
für  die  V.  classe,  so  wird  in  der  sache,  auf  die  es  uns  hier 
ankonnnl,  nichts  geändert.  —  Dem  homerischen  xtrvTmy  an 
welches  sich  xlvioi  anschliessl,  steht  im  indischen  ^Anute  gegen- 
über (vgl  Curtius  verb.  P  168.  267),  folglich  ist  ein  älteres 
*iciptfrai'  vorauszusetzen.  —  Wenn  Pott  und  mit  ihm  andere 
ßJvita  »nothKÜchtige«  richtig  an  das  aind.  ji-nä'-ti  »überwältigt, 
utderdrückt«  anschliessen ,  welches  obne  zweifel  mit  ßia  zu- 
saounen hängt,  so  i&l  ein  älteres  ^/tih^jy^i  oder  *ßtpv^t  anzuneh- 
men, —  Wegen  des  *  als  Steigerung  von  i  in  den  vier  letzten 
Verben  vergleiche  Gustav  Meyer  »über  den  Übergang  von  ü 
in  #  im  griechischen«  in  Bezzenberger's  beitr.  I  81  IT- 

Hiernach  erweist  sich  die  mehrfach,  zuletzt  von  Curtius 
verb.  P  249  ausgesprochene  ansieht,  ttra)  und  q^tpw  gingen 
durch  verniiltlung  von  ^ttvrm  und  *y^irr(ö  auf  *r#i'/-w  und 
*<f0nif'O)  zurück,  als  unhaltbar;  denn  es  liegt  auf  der  band, 
dass  das  Verhältnis  von  rivm  zu  tipü}  nicht  abgesondert  be- 
trachtet werden  darf  von  dem  Verhältnis  von  rtw/nt  zu  tttn^fi^. 
Mit  den  formen  KQtvm  und  xlh'm  —  darauf  hinzuweisen  wird 
vielleicht  nicht  unnütz  sein  —  hat  es  eine  ganz  andere  be- 
wandtniss.  Neben  diesen  kommen  *xQtym  und  *xXhm  nicht 
vor,  und  die  lesb.  formen  x^hrai  und  xlhnm  lassen  im  verein 
mit  dem  umstand,  dass  das  futur  x^trdß  und  xlh*m  lautet, 
keinen  zweifei  darilber,  dass  "^xQivjm  und  *xlnj{ß  die  griech. 
grundformen  des  praesens  sind. 

Gewinnen  wir  demnach  ttvvfisvm  und  if^ivii>m  als  genaue 
analoga  zu  tavvttu^  so  dürfen  nun  wol  auch  noch  ntd^w^at 
und  p.€tQrccfjtat ,  letzteres  =  aind.  junrnniij  als  Vertreter  des 
ursprachlichen  bildungsprincips  der  praesentia  mit  nasalsufßx 
gelten;  wegen  der  stelhmg  des  q  vergleiche  man  daQr6g 
diäaQxat  u.  s.  w.  oben  s.  258.  Weitere  ins  einzelne  gehende  be- 
trachlung   der  grieeh.  vv-  und  yö-praesentia   unter    dein    in 


Die  ächte  conjugaÜmiselasse  des  altindiscben  etc. 


263 


ie  stehenden  gesrchtspunkt  miiss  ich  anderen  übcrlagsen,  ich 
halte  durch  obige  auÄcinandersetzungen  die  annähme  für  hin- 
reichend begründet  dass  alle  praesentia,  die  wie  d^invvftt  und 
ttwfii  die  wurKelsilbe  nicht  auf  der  niedrigsten  lautstnfo  zeigen, 
neuschöpfungen  d.  h,  analogiebildungen  sind. 

Wir  kehren  speciell  zu   tan   zurück.     In  derselben  wei.se 
wie  z.  b.  in  pür-shu  und  pitr-d\  in  pitr-slukf-  und  pUr-artha'^ 
in  bibhr^m/ts  und   hibkr-aii   der  Wechsel   zwischen  vocalischem 
und  consonantischeni   r  dadurch  bedingt  ist ,    ob    der   darauf 
folgende  laut  ein  coosonant  oder  ein  vocal  ist  (vgl.  stud.  IX  364), 
erscheint  tan  auf   der   schwächsten  laulstufe  bald   als  ta-  d.  i. 
h?-,  bald  als  tfh-.    Datier  steht  die  3.  pl.  aor.  med.  ätn^aia  zu 
den  beiden  (von  Panini  II  4,  79   überlieferten)  singularformen 
fdorfh^^  und  aiu-ta  (vgl.  mit  dem  letzteren  da«  ved.  dmatii  von 
wan  unten  unter  3)  genau  in  demselben  Verhältnis  wie  dkr-ttta 
tn  dkr-thih  mid   dkr-iu   von    hir;    vgl.    auch    gkn-änti    gegen 
h-thd  {s.  258).    Auf  höherer  lautstufe  stehen^  dem  altindischen 
und  ursprünglich  indogernmnischen  verbalen  stammabstufungs- 
besetz  zufolge,    die  entsprechenden  siogularformen    des  activs, 
^n^im  dtan  (itan  und  dkar-am  dkar  dkar.    Im  perfect  haben 
^ir  in  den  starken  formen  die  wurzel  in  der  gestalt  ta%n,   in 
^tdniha  mid  t^dä'fm,    denen  griech,  ^zeTouag  und  ^tiiorB  ent- 
frechen  w^ürden,  vgh  den  nominalslamm  tänor  ^  toro-,    Da- 
^^ben  haben  wir  regelrecht  tn  und  in   in  den  schwachen  for- 
'ßOfi,  und  zwar  sind  die  medialen  formen  sowol  durch  das  in- 
dische wie  das  griechische  vertreten ,    vgl.  trän-e  und  lita-zm, 
iiti    griechischen    wurde   der    activplural    *ziiäii%p    zu    lauten 
l^ben  (vgl.  ^ifiora  fiSfia^fP  unten  unter  3},    es  ist  dafür    die 
^övibildung  titäxa  eingetreten,   die  das  ganze  activ  beherrscht, 
^^'^äxä  ZU  rhäfim  wie  tqi>ina  zu  t^'Jifim, 

Das  <s  in  den  formen  %Bxdv\>atm,  jdinci}^^^  tmwaaay  und 
^tiL  ist  erst  durch  die  analogic  anderer  tf-stämme  eingeffdirt 
forden.  Vgl.  Leskien  stud,  H  119,  gegen  den  icli  meine  an- 
''^hliie,  als  sei  hier  wie  auch  in  tlxvccat,  änoxanviStfm  u.  s.  w. 
**^  CT  aus  praesensfonnen  nach  art  von  «i-rrw  und  ctqvtm  zu 
^klären  (sprach wi$sensch<  abhandL  s.  160  f.),  nicitt  mehr  auf- 
'^ht  erhalte. 

2.  Zum  praesens  kshaftoti  »verletzt«  stellt  sich  das  ptc. 
***a<d-  in  derselben  weise  wie  t-atd-  zu  tan^Hi.  ai  als  wnrzel- 
^'^cal  und  den  wui-ze!schliessenden  nasal  zeigt  z,  b.  die  sigma- 


264 


Karl  Brugmanf 


tische  aoristforra  kskanishihfis  atharvav.  X  1,  16  (acL  a 
Pän,  VII  %  5,  vgl.  Max  Müller  gramm.  s.  249  anm.  1),  die  zu 
den  formen  des  einfachen  aorists  akshathds  aJcshafa  in  demselben 
Verhältnis  steht  wie  atanishtu  ?m  ataia  (vgl,  Pan.  II  4,  79).  Die 
einfachen  aoristfornieii  haben  ilii-e  genaue  correspondenz  im 
griechischen.  Dem  akshata  entspricht  dn-ixtätOj  wozu  die  1.  sg. 
act-  xcttintär^  3.  sg,  xattxrä^  pl.  Ixiäftev,  ixtäy^  inf.  XTafiBvaij 
ptc.  xrägy  med.  Kiäailut,  xiä^tvog ,  alle  homensch.  Im  ganzen 
medium  sowie  in  den  schwachen  formen  des  aciivum  geht  das 
griech.  ä  ebenso  wie  das  a  von  akshaki  auf  oasalis  sonans 
zm-ück.  Dagegen  sind  die  singularformen  Maiixtäy  und  xatiutä 
mit  der  aind.  2.  3.  5g.  Man  zu  vergleichen. 

Diese  singularfornien  sind  ein  deutlicher  beweis  dafür,  dass 
es  unstatthaft  ist,  die  in  rede  stehenden  aorislformen  aus  einer 
vocalisch  auslautenden  würzet  xta  von  der  art  der  wurzel  üta 
»stehen«  zu  erklären.  Denn  abgesehen  davon,  dass  der  ein- 
klang  von  akshata  und  txiäto,  den  wol  niemand  für  zufällig 
erklären  wird,  die  richtige  deutmig  von  txiäp  von  selbst  an 
die  band  gibt,  hätte  ja  auch  von  einer  w.  xia  nur  *ixtä¥ 
"^ixifiv  gebildet  werden  können,  und  anzunehmen,  dass  ixtav 
nach  der  analogie  von  txTufiev  u.  s.  vv.  für  älteres  ^txxäv  ins 
leben  getreten  sei,  wäre  schon  darum  äusserst  kühn,  w^eil  in 
den  mit  slammabstufung  conjugiercnden  aorislen  von  voca tischen 
wurzeln  sonst  nur  die  starken  fonnen  ins  gebiet  der  schwachen 
eindringen,  nicht  umgekehrt,  vgl,  z,  b.  f^jJr^K  statt  und  nebea 
älterem  ^ux^v  nach  der  analogie  von  ß^v  (Joh.  Schmidt  Zeit- 
schrift XXIII  2B3).  Nun  beruft  man  sich  freilich  zu  gunstea 
der  w,  xta  auf  den  hom.  conjunctiv  x%im^iv^  und  man  könnte 
vielleicht  auch  geneigt  sein  Fick's  gleichung  »aind.  kshatc^  n- 
Verletzung  —  got  skapa-  n.  sc:haden«  (wtb.  P  235.  8ü2)  gel- 
tend zu  machen.  Indess  ist  die  letztere  auf  jeden  fall  mislungen, 
da  einerseits  das  ind.  w^ort  nur  aus  würzet  kshan  erklärt  wer- 
den darf  (vgl.  zeitsclir.  XXIII,  590  über  mtd-),  andrerseits  aber 
die  zurückführung  von  skapa-  auf  skan  gegen  die  lautgesetze 
ist;  die  beiden  Wörter  können  auf  eine  gemeinsame  grundform 
nicht  zurückgeführt  werden.  Eine  wurzel  ska  als  neben-  oder 
grundform  von  aind,  kshan  ^^  gr.  jerfi'  ist  überhaupt  nicht  er^ 
wiesen,  xtm^ev  muss  aber  in  engste  beziehung  zu  imav  und 
ixzatQ  =  akshata  gesetzt  w^erden,  folglich  haben  wir  es  als 
eine  analogiebildung  nach  art  der  vocalischen  wurzeln  anzuselieti« 


I 
I 


I 


Als  analoga  zu  ätmi-am  dtan  ätan  hätte  man  im  griechi- 
schen kulgesetzüch  freilich  *tMiti^'Ct  *tATBv-g  ^i'xtav  zu  erwar- 
ten mit  €  =  öl.  Es  ist  anzunehmen,  dass  €  durch  das  alle 
schwachen  formen  belierrschende  und  aus  nasalts  sonans  ent- 
sprungene a  verdrängt  wurde  und  dabei  die  1.  und  3.  sg, 
(wol  auch  die  2.  sg»,  für  die  es  leider  keinen  beleg  gibt)  eine 
Umgestaltung  nach  der  art  von  tct^u  und  forjy  erfuhren,  indem 
man  die  1-  pers.  auf  i'  ausgehen  Hess  und  der  3.  pers.  den 
schliessenden  nasal  entzog.  So  beruhen  also  itcxär  und  £x%ä 
auf  einer  contamination  der  llexionsweise  der  consonantischen 
mit  derjenigen  der  vocalischen  stamme.  Diese  auffassung  er- 
Mlt  eine  gewichtige  stütze,  wenn  der  hesychischen  glosse 
ifav'  i^irsTo  zu  trauen  ist.  Dieses  lya^y  welches  schon  Gurtius 
Verl),  1^  192  mit  txrä  zusammengehallen  hat  und  von  dem 
noch  weiter  unten  unter  8  die  rede  sein  wii'd,  repräsentiert  nem- 
li€h  noch  die  stufe,  wo  zw^ai-  schon  das  in  den  schwachen  formen 
entstandene  a  in  das  gebiet  der  drei  starken  eingedrungen  war, 
diese  ihren  auslaut  aber  noch  nicht  nach  dem  niuster  von  iat^y 
{^^;  tQtfi  umgebildet  hatten*). 

Fut  xiBvm  und  aor.  tmuvu  wie  tbv^  und  hiiva.  Die 
feturformen  mit  a,  wie  Mazaxraviovfft  Z  409,  sind  entweder 
mil  Gobet  Moemos.  N.  S,  III  270  für  verdorben  zu  hallen,  zu 
welcher  ansieht  auch  Curtius  neigt  vb,  11  303,  oder  —  und 
diess  ist  das  minder  wahrscheinliche  —  die  sprechenden  selbst 
vermengten  Hteim  mit  xaro)  von  xairm^  etwa  so  wie  im  alt- 
hochdeutschen das  neben  anthdii  aufkommende  antluzi  (nhd. 
öwWife)  auf  einer  Vermischung  zweier  Wörter  beruld,  welche  im 
gotischen  vlits  und  hidja  lauten  (Andresen  deutsche  volks- 
etymol.2  34). 


^)  Die  3,  pl.  inray  scheint  kein  reiner  reflex  der  idg.  gm nd form  m 
^D.  Man  vergleiche  aind*  *akshu-iinj  wie  man  narh  analogie  von  agm-an 
^^'^  ffam^  akr-cni  von  kar  u.  a.  zu  erwarten  hätte.  An  der  form  ägan 
f^v.  IX  3S,  b  hat  imar  keinen  genfigenden  anhält,  denn  erstlich  steht 
^^  fest»  dass  sie  eine  3,  pL  und  keine  3,  ag.  ist,  und  wenn  sie  auch  sicher 
"^  *ine  3.  pL  zu  halten  wäre,  so  Itftnnte  immer  noch  in  frage  kommen, 
^"  Jie  nicht  von  gä,  der  n ebenform  von  gam,  herzuleiten  sei  (vgL  Delbrück 
^"'  ^iu  Auch  das  particip  xrayi-  ist  an f fallend  t.  b,  gegenüber  ghn-at- 
*^tenti*  und  kr-at-  *  machend  *»  Man  wird  also  wol  Itmav  als  analogie- 
Ntlung  nach  ieiay  und  XTÜvt-  als  eme  solche  nach  ßT«rr-  zu  betrachten 
*"*^«i,  wie  der  conj.  xrita^utr  ganz  sicher  nach  irriw^**'  n.  dgl,  gebildet 

2»Ili«hfm  llir  vprgL  Sprucbf.    N.  F.  IV.    3, 


266 


KftrI  Brugmaitp 


Perf.  caJcsM'ita  =  littoPB  (Aeschyl,  Herod*)*  Neben  lelzti 
rem  die  schwaclie  form  iMtäxa  (Polyb.).  Dazu  passt  auch  da 
horaer.  tior,  ixtä^fjK  Die  formen  äuextär^ai  {Polyb,),  laray^ 
(Aristot.,  Mcuand,)  und  änonravi^fjvm  (Dio  Cass.)  haben  meifiäi 
Überzeugung  nach  nicht,  wie  Gnrlius  vb*  II  211  meint,  de« 
alten  nasal  »sorgsam  erhalten«,  sondern  müssen  als  ne» 
Schöpfungen  d.  h.  als  aiialogiebildimgen  angesehen  werden. 

Dem  plc.  kshatU'  entspricht  xtajo-  Das  letztere  verzeichnet 
Kühner  P  626,  doch  oline  beleg. 

Neben  dem  praesens  nteiym,  das  sich  mit  rfit'tm  vergleicht,' 
stehen  die  formen  ntBirrfii  oder  msivvvfn,  yrenvio,  irrm'jui  od« 
x^h'vvfit^  xmwo}.  Natürlich  sind  diese  nicht  als  reine  reflexe 
von  idg.  grundfornien  anzusehen.  Wie  sie  zu  stände  gekommen 
sind,  kann  nicht  eher  festgestellt  werden  als  bis  ermittelt  ist 
ob  die  schreibimg  mit  einem  oder  mit  zwei  v  die  echte  U 
(vgl  Kühner  P  640.  854,  G.  Meyer  nasalst.  33  und 
berger's  beitr.  I  84,  Curtiiis  vb.  P  169  t). 

Dem  aind.  kshamti  würde  ein  *arTaw<ri  entsprechen,  uw 
es  islwol  möglich,  dasszu  diesem  das  von  Hesychius  überliefert 
utat'itv*  xtuveiv  in  demselben  verhältniss  steht  wie  itvm  ö 
tivvfn^  doch  wer  weiss  ob  nicht  KiäpBiy  aus  itcapeiv  vei* 
derbt  ist?i). 

3.  Mannte  von  w.  fnan  »meinen«.  Die  schwache  wunds 
form  z.  b,  in  der  2.  du,  perf.  vm-nm-äfhe,  in  der  schon  erwähl» 
len  3.  sg.  aor.  ä-nta-t4i,  in  nm-ti^  »sinn«  und  in  dem  im  vedischeC 
noch  nicht  belegbaren  partic.  ma-tü-.  Das  substant*  maÜ'  is 
identisch  mit  lal.  nwnü-  und  got,  ga-mundi-,  das  partic.  maii 
mit  gr.  ccrzo-fiaro-g  »selbst gedacht,  freiwillig«  und  lat.  cm 
meniH'S  »zusanmiengedaeht«  (Fick  P  165).  Also  ge^vinncn  wir  dil 
grundsprachlichen  stamme  mnti-  und  rnntd-  (vgl  stud.  IX  3i5) 

Da  Homer  zu  ^fpora  den  plural  fjtifiap,e%^  bildet,  so  kanö 
nicht  zweifelhaft  sein,  dass  die  letztere  form  sammt  ^^Vtf; 
ßifAamtB  lÄifiamtog^)  der  Stammform  mn  zuzuweisen  ist.    Döfl 


^)  Der  umstand,  dass  die  erklärung  atf  nV«k  ein  infinitivus  praescntH 
ist,  wflrcle  der  arinabine  einer   verschreibung   statt  xrttvtly   iiicbl  iüi 
stehen.     Vgl  Ciirtius  «tiid.  IX  Af^iL 

•)  Ob    in   den   formen  ^kftüm  n  7*4.    ufutiorf  JV  197    und  ftritüi^ 
F  818  nacliwirkung  des   sufllxaiilauts  /  oder    eine    dehnung    mein 
anzunetmien  ist,    lässt   sich  nicht  sicher  entsrheiden,     WegeD  des  # 
fitfitt(Sjf  vgl.  zeitschr.  XXIV  80. 


Die  achte  conjugationsclase  des  altindischen  etc* 


Wl 


fiipafifp  entsprichl,  bis  auf  den  Wegfall  der  reduplication, 
das  genaueste  das  goL  tfian  mmh-um  »glaube« ,  denn  das 
I  im  Singular  ist  ebenso  wie  das  gr.  o  regelrechter  Vertreter 
m  02,  mun-um  aber  steht  zu  mun-da-  in  demselben  verhältniss 
\ifta*f$€V  ZU  -fna-ii-, 

ebergang  in    die  flexionsweise  der  sigmatischen  stamme 
iirt^addato^   ini^etffrog,    /iacfirft'w    {neben   dem   homer. 
)^  fi€t(Stti^  f neben  iiaT^Q'  4nl<ix9noc^  iml^r^imv^  ig^vrijtjg 
i  He^ychius).     Auch  f^atofim  und  iiao^iai  ?ind  neubildungen. 
ergieiche  ^^datsaro^  i^aaioc  und  i^doftai  neben  tQ€tp.at  und 
über  die  zeitschr.  XXIH  587  fi\  ausführlich  gehandelt  ist. 
Vanöti  von  w,  ran  ^»gewinnen,  gern  haben,  huldigen«. 
aor.  vanishai,  perf*  act.  vavdnthu  vavana,  med,  tmvne.    Ein 
ter  aorist  ohne  thematischen  vocal   ist  die  Imperativform 
an  fünf  stellen  des  rgveda.   Sie  zeigt  unregelmässiger  weise 
die  schwache  Stammform,  vgl.  krsJwd  von  kar  »machen«, 

von  puj  »verbinden«,  dhishvd  von  dhtl  »setzen«  *). 
on  dem  partic.  vätd-,  neben  welchem  das  nomen  aetionis 
(Schob  Prin.  VI  4,  37)  stellt,    und   dem   desid.  viväsaH 
Unter  6  die  rede  sein. 

>ie  atnd.  w.  van  hat  zahlreiche  correspondenzen  auf  euro- 
l&ichem  gebiet.  Diese  europäischen  verwandten,  deren  giiissten 
M  man  bei  Fick  P  210.  768.  UF  287  zusammengestellt  fha- 
iL^igen  neben  den  oben  angegebenen  bedeutuiigen  des  ind. 
^^uch  die  bedeutung  des  vcrletzens,  wie  aoch  das  ind.  van 
feTsinn  des  besiegens,  überwrdtigens ,  unlcrwerfens  und  das 
rtaJctr.  van  den  des  schlagen?,  kämpfeos  hat.  Dass  die  be- 
kfeütüiigsdiffei-enzen  uns  nicht  dazu  bestimmen  dürfen,  zwei 
^Mji  Pan  aufzustellen,  zeigt  Grassmann  wtb.  sp.  1203  L  Für 
^■e  «wecke  kommen  folgende  europ*   bildungeu  in  betracht. 

^^  Was  das  tianta  in  r^v.  1  139,  10  hök't  yakshad  vamno  vanta  va'rtfam 

■L  ist  noch  üicht  festgestellt,     Ruth   und  Griis.smann   fassen  es  als  3.  pL 

W.   Dasß  es  als  solche  aus  *vafi-atü  (vgl  ajan-ata)  »msanimen gezogen« 

*iwie  Grassmanti  annimmt,  kann  ich  nicht  glauhen.    Vergleichen  Hesse 

^  imts  4^an^   von   dem  s.  1^65  anm.    die  rede   war,   falls  diese  form 

'^'  '     iiie  3.  ph  ist  und  von  gam  kommt,  oder  auch  die  3,  pl.  rante 

*{,  welche  schon  Roth  zoitschr.  XX  71  verglichen  und  auf  ran* 

•1«)  zurückgeführt  hat.     Liuhvig  fasst  ißanta  als  ±  pL   des 

[  unechten  conjunctivs:   »Dpr  Hotar  spreche  die  Yajyü;  aus 

te|•ilae  gewinnt  den  trefflichen«.   Formell  siebt  dem  nichts  entgegen» 
aaut.t  fut*»hl  von  gam^  yänia  von  yam. 

11** 


268 


Kart  Brugmaiu 


Gof.  mi-mmatids  »sich  nicht  freuend,  betrübt«;  ahdt 
got.  vimmn  »leideii«,  ahd  giwinnan   »durch  arbeit,    m 
langen«;    got.   vurnkh^   ahd.    fvufU   »wund^,    as.   wunda,   ah 
umnta  )^ wunde«. 

Got,  vunda-  ist  identisch  mit  deoi  gr.  stamm  *^ato-,  Al 
deutlichsten  liejft  dieser  vor  in  ^aTaXar  ovXai  Hesychius' 
Indem  das  /  auf  das  folgende  a  verdunkelnd  einwirkte,  ert 
stand  die  form  *j:oi6'^  an  welche  sich  ßm%dZiiv'  (idilfn*  Heä 
wfuirj  (lesb,  tüi:4j.Xa),  oiVaw,  ovraCt**^  äot^to-^  anschliesse 
{v^L  stud.  IV  135,  175,  Joh.  Schmidt  voc.  II  Slü).  Mit  pr< 
Iheiischera  a  entstand  *rt-/aTo-,  woher  das  pindarische  avit 
(vyM-)und,  mit  Wegfall  des  j  und  contractioo  der  beiden  ^ 
die  gewöhnliche  form  a Viy,  sowie  das  abgeleitete  verbum  dp 
Tatf^ffj*   l^kdnzen^at,   dydTtjfiai'  ßSßlafk^at  bei   Hesychius  m 

r  =  ^' 

Mit  den  letzteren  formen  hängt  aufs  engste  das  homerisd 
ddatoq  »unverletzt«  zusammen,  welches  tp  91  und  %  ^  ^ 
dmttog,  dagegen  H  271  als  ddätog  erscheint,  und  weiterhin  dl 
homerische  verbum  für  »schaden«,  für  das  man  ak  praesei 
dam  anzusetzen  pflegt.  Die  zu  diesem  praesens  gestellten  fo 
men  zerfallen  in  zwei  gruppen: 

a.  Formen,  welche  zu  einem  wurzel verbum  van  f 
hören,  dessen  schwache  form  vn  als  ce-/a  erscheint.  Die  hte 
her  zu  stellenden  bildungcn  sind  zum  theil,  eben  so  wie  d 
formen  von  man  )*deiikeii<  und  ram  »lieben«  (vgl,  s.  267),  da 
Sigmatismus  verfallen.  Aor.  aaüs  ~^^  tp  296,  aacrof^vw 
G  237,  wofür  La  Roche  auf  die  autorität  der  besten  hani 
schrinen  hin  d<Jac  schreibt  (vgl.  dtss  X  öl),  daad^t^v  -^^"^ 
l  116.  Hierzu  als  ^^particip  das  schon  genannte  dadta^M 
die  andern  auf  */«ro-  ===  got.  tmnän^  fussenden  ableitunge^ 
Mit  Sigmatismus;  ddis^fip  mit  kurzer  erster  silbe  Tt36,  ddti^ 
mit  langer  erster  silbe  h.  Ger.  246  und  aairroV*  ayafiapr^Töi 
dßXaßdg  bei  Hesych, 


')  Mail  will  die   lesart  des  codex  in   yaudai  ändern.    Vgl.  Alireo« 
53  und  M.  Scbmidt's  udnolaÜo.    Diibei    halle  berücksichtigt  werden  mÖ 
sen,  dass  das  wort  möglicher  weise  dem  strengen    dommus  angehört, 
welchem  falle  yaitiAtti  m  schreiben    wäre;     denn    «uViUij    ist    nicht  Jui 
epenlhese  des  i  aus  *(Jttiifi  entstanden*  sondern  durch   ersatxdehnung  i 
nächst  aus  *foTtUn  =  Jesb.  tjjiilltt  (stnd.  IV  121).    Einen  zwingenden  gnil 
zur  ändenuig  des  Überlieferlen  yuraXat  kann   ich   übrigens  nicht 


Die  aehte  conjugatfonsclasse  des  altindischen  etc. 


269 


b.  Formen^  für  die  ab  praesens  dam  anziiselzen  ist^  eine 
ueubildimg^  die  sich  mit  pdo^ai  und  i^dm  vergleicht,  Erhalten 
i«t  dieses  praesens  nur  im  homerischen  dmmi  T  91  ätv^,  f 
»mcf^  dätai  und  129  avriv^  fj  ndrtaq  dütai.  Dazu  die  aoristc 
iatiav  —  ^  n  68,  ddtSaxQ  ^     ^  ^  /  537,  ddnaTo  -  -^^  ^  A  340 

das  schon  erwähnte  ddarop  w»  ^  o  3*  271, 

Besondere  Schwierigkeiten  macht  das  erste  a  von  ddmoc 
und  ddärag.  Man  sollte  *dp-därQg  und  ^dv-düTog  erwarten, 
wie  es  bei  den  tragikeni  dy-äio-c  heisst,  welches  zwar  ^als 
eompositujn  zunächst  von  arif  abzuleiten,  aber  doch  vom  ety- 
Eolog-ischerj  Standpunkt  aus  mit  ddärog  identisch  ist.  C4lemm 
nunait,  um  die  Schwierigkeit  zu  beseitigen,  ein  redupliciertes 
^faßa%o-g  an  und  lässt  davon  mit  d  privativum  '^d-jaj^aro-g 
pliildet  sein  (slud.  VIII  64(T,),  Ich  kann  dem  nicht  beistimmen, 
aniDal  weil  eine  solche  redupticationsbildung  an  sich  wenig 
irÄhrscheinlichkeit  hat,  und  zweitens,  weil  es  unmöglich  an- 
jdil,  das  zweite  a  von  ddmog  und  ddätog  von  dem  ersten 
BTon  aäa€  und  äctaap  zu  trennen,  für  letzteres  aber  die  ent- 
liehuiig  aus  einer  reduplicationssilbe  /«-  nicht  im  entferntesten 
tihrscheinlich  gemacht  werden  kann.  Fick  bemerkt  im  wib. 
1*210:  »d-\-a-j:azo  ^  «-f/aro-,  daher  d-  und  nicht  c?i^<«. 
Das  soll  wol  heissen:  weil  man  ein  geföh!  datur  hatte,  dass 
4is  prothetische  a  von  dfä-  und  fffä-  ein  blosser  stimmton 
t4re  und  die  wurzel  consonantisch  anlautete,  darum  wählte  man 
diegeslalt  des  negierenden  praefixes,  die  vor  consonanten  einzu- 
treten pflegte.     Eine  mir  nicht  sonderlich  einleuchtende  deutung. 

Zu  einer  definitiven  entscheidung  über  die  form  bin  ich 
nicht  gekommen.  Doch  scheint  mir  so  viel  sicher,  dass  sie  im 
rosammenhang  mit  dem  homerischen  ddüx^vog  »nicht  zu  er* 
Imifen«  (QuintusSmyrnaeus  danach  auch  ddnletog  und  dd<j7TST0c) 
bHrachtet  werden  muss,  dessen  zurückfuhrung  auf  *rt-ffof-*TX«^<*"^ 
^Clemni  stud,  VIU  69  f.)  ich  ebenso  wenig  billigen  kann  wie 
iij'ienige  von  ddatog  auf  ^d-fa-ßt^to-g.  Auch  wird  man  das 
bomer,  äairzoc  (x^f^Q^g  ««tttoi)  los  äuge  zu  fassen  haben,  das 
tnan  tmr  ungeni  von  ämofiat  {würz,  ap,  lat.  apismr  u.  s,  w.) 
brennen  wird,  und  endlich  sind  auch  dodftog  (Hippokr.),  dofx^og 
(AristotM  Theophn),  ao^Fog  (Plut,,  Luk.),  äoTTtog  (—  di^ajog 
Antiphon  nach  Harpokration  p.  24,  11  Bekk.)  in  anschlag  zu 
^nngen,  deren  wurzeln  ganz  unzweifelhaft  von  alters  her  vo- 
oliach  anlauteten  (vgl.  Gurtius  grundz.*  350.  698), 


270 


Karl  BrugmiLD, 


Ob  die  dehüung  des  prothetischen  vocals,  also  des  zweite 
a  in  dääTQi;  ond  aoätog  eine  nachwirknng  des  weggefallenen 
j:  oder  eine  dehnung  meti'i  causa  ist,   lässt  sich  ymv  mit  nich^ 
entscheiden.    Das  ä  von  äace  darf  wo!  ebenso  wenig  mit 
augnient    in    Zusammenhang   gebracht  werden  wie   das  ä  vc 
äiüP  A  532.   0  388  (gegenüber  map  mit  a  A  463,  2^  222)  und 
von  diaaiiiP  y  ^^U    ataa   i    342    (gegenüber   ä€(fay    mit  a 
490  =  0  188),  sondern  IM  gleich  dem  ä  von  aaarog  und  aaäro 
und  von  tUid'^'  ^519   (gegenüber  äitSe   mit  a  yf  l)  entwede 
durch  den  spuanten  oder  durch  die  Stellung  in  der  arsis  bedingt»! 

Es  bleiben  noch  zwei   von   Hesych  überlieferte*  formen  zu| 
erledigen,  die  von  unserer  wurzel  nicht  getrennt  werden  könne 

Zunächst  ddßaxjor  ußlaßtic;  muss,  wenn  es  unverseh 
überliefert  ist,  zu  der  form  äatnov  in  dasselbe  verhältniss  ge 
setzt  werden,  in  welchem  z.  b.  iyätital^ctfiirat  zu  nüdcümM 
oqmldztii  zu  ItiviaaQ^sv  (Curtius  vb.  II  270  ff.)  steht,  und  vn 
haben  es  für  dorisch  zu  halten.  So  nrtheille  schon  Butlma 
Lex.  P  233,  Was  wir  bezüglich  des  er  privativum  von  de 
homerischen  Wörtern  ddätoc  und  ddätog  bemerkten,  müsst^ 
auch  von  ddßaxiag  gelten. 

Die  andere  glosse  ist  ddantt'  ßlaniEi^  q^^^etqn.  Dies  scheii 
eine  bildung  zu  sein  wie  ßdax£i,  ßocxa^  laxsk  üaxn^  ndax^ 
(das  letztere  für  *nai}'üxai,  vgl  Polt  el,  l  W  642,  643.  lolu\ 
Schmidt  voc.  I  93,  Curtius  vb.  I'*^  2B7),   welche  das  urindqger 
manische  princip,  wonach  die  praesensbildende  silbe  ska  an  Ak 
schwache  wurzelform  antritt^  ebenso  bewahrt  haben  wie  di< 
entsprechenden    aind.   Wörter    gacduiti  von  gam,   ydcchati  vofl 
yam,   rcchdii  von  ar,    iccMti  von    ish  u.  a.     Die    zwei   lelzH 
genannten  verba,  zur  VI.  cL  gehörig,  haben  zugleich  auch  denl 
ursprachlichen  acceot    behalten,    in    welchem    der   gnind   zurj 
schwächeng  der  Wurzelsilbe  zu  suchen  ist.    Wie  nun  jrf(5cÄöW| 
und  ßdcxti  auf  ein  gm-shd-ti  zurückzuführen  sind'),  so  wä]*«  f 
ddiSxBi  ins  grundsprachliche  übersetzt  ein  vn-shd-ii.   Während 
den  lautverhältnisseii  nach  hierzu   das  ahd.  wunsc  (vgl  forscä 
=  aind*  j?rcc/id  »frage«,  ^hdkiT,  pertQka  >preis«,  urspr.  j^ri-^i^)  j 


ij  Wer  das  indische  iiiid  das  griecbisclie  wort  fiir  idenlbrii  li^ltt 
muss  von  gam  (nie hl  von  fjä)  ausgehen,  Deuo  eine  herleitung  der  iö"' 
praesensfortn  von  gä  ist  unmöglich. 


ite  oonjngab 


anrndiseb 


n 


trefflich  passt,  liegt  es  doch  in  der  bedeutang  weit  ab,  unige* 
kilsrt  stimmt  umnsc  in  der  bedeatung  genau  zum  aind.  vändiär, 
vi^ikktUi,  kann  aber  in  der  lautgestaltung  diesem  nicht  unmittel- 
bar gleich  gestellt  werden. 

5.  Sanofi  »erzielt,  erlangt«.   Dazu  aor*  sanishcUj  perf.  sa- 
$^na,  partic.  msavds-,  sdnitar-. 

Zu  mnoii  stellt   das    griechische    wieder  ein    genau   ent- 
sprechendes Seitenstück,  in  a**t»/*#»   wozu  ätnfOi  und   äyw.    Als 
nachwirkung  des  anlautenden  8  ist  der  spiriius  asper  des    als 
"    "i   gut  bezeugten  äyvm    anzusehen,   welcher  auch    durch 
^#g  (d.  i.  *xaOavHQy  dnhtc,  ^iaTtmm;  bei  Hesychius  (cod. 
m^aqvstt;^  dimBiq^  emend.  von  Lobeck  paralip.   p,  80  adn.   17) 
KjskiLzl  wird.    Da  die  combination  von  dvtm  mit  samtig  welche 
kh  für  durchaus  geboten  halte  und  die  auch  von  R.  Fritzsche 
slud.  VII  384  vertreten  wird,    von  Curtius  in  seinem  vb.  P 
ISl  nur  mit  einem  »vielleicht«   bedacht  ist,  so  sei  es  gestattet 
fitifas  näher  auf  die  bedeutungsverhältnisse  einzugehen,   deren 
betrachlung,  denk'  ich,  alle  zweifei  verscheuchen  muss. 

Ich    finde    in   dreifacher    beziehung    bedeutsame    überein- 


a.  Intransitiv:  Ankunft  an  einem  ziel  Rgv.  VIII 
H,  18  ijaishnui  adyd  dsandma  ca  dhhünm  dnägasah  vaydm 
»gesiegt  haben  wir  heute  und  unser  ziel  erreicht  [d.  h. 
Böaem  sängerlohn  haben  wir  bekommen,  vgl.  Delbrück  alltnd. 
lemp.  s.  15*  83],  ledig  unserer  schuld  sind  wir  geworden«. 
DI 3t,  7  sasana  nmrifo  fmahhir  makhasifän   »es  gewann 

held  kämpfend  sammt  den  Jünglingen,  neml.  den  Ängiras^. 

79,  1  sdnishanta  no  dhif/ah  ^^erfüllen  sollen  sich 
unsere  gebeten.  Mit  der  zweiten  dieser  drei  stellen  vergleiche 
Ji6  tt  TiiQ  •^fdQ  tff^ovem  t£  xal  ovx  iim  dtanSQCfai^  ovx  dvvm 
f^9yt^vif\  inü  ij  noXv  tfi^tfQog  iaty*  »ich  erreiche 
^icht  das  ziel,  komme  nicht  durch  mit  meinem 
fi^h'og€.  Mit  der  dritten  tt  373  oil  yaQ  oim  xqvtuv  ye  fwoi'- 
^^  avvacBCx^ai  tuSb  iQya^  ich  glaube  nicht,  dass,  so  lange 
üeser  (Telemachj  lebt,  unsere  Unternehmungen,  nemiich  die  be- 
^erbung  um  die  band  der  Penelope,  sich  erfüllen,  ans 
^it*i  kommen  werden«  und  e  2411  ^  ^th*  tßfj  n^o^  Swfia 
tajl^tffio  dta  ^mmv^  aviuq  6  tdpmo  düvQir  i^amg  Si  qI 
^nto  Iqyov  »rasch  kam  ihm  die  arbeit  ans  ziele. 


Karl  Bm^aiit 


c,  Transitiv: 
aus  der  bedeulong 
erlange,    erreiche, 


b.  Transitiv;  es  tritt  ein  acc.  des  ziels  hinzu,  und  so 
entsteht  die  IransiL  constriiction.  hn  Veda  ist  z.  b.  nicbt  selten 
die  Verbindung  vajam  san  *  beute,  labuog  oder  woMand  er- 
zielen d.  i,  erlangen«*  Bei  den  attischen  tragikem  ^äXaf^op 
ävvsiv  »das  brautgemach  erreichen«,  vgl,  auch  Soph.  Ai.  608 
Haxdv  ilnid^  f^mv  tzi  fit  not  dvva£$y  tov  änot^onüpl 
äiäfjlop  ''AidaVy  Eurip.  Suppl.   1142  noravoi  d*  fjvvuav  top 

einem  etwas  zukommen  lassen*  Wie 
»ich  erziele  mir  etwas«  die  bedentung  »ich 
gewinne«  entspringt,  so  geht  andererseits 
aus  der  bedeutung  »ich  eraele  einem  andern  etwas«  der  sinn 
»ich  verschaffe,  ich  lasse  einem  etwas  zukommen,  ich  schenke« 
hervor.  So  erklärt  es  sich  durchaus  einfach,  dass,  was  beson- 
ders im  vedischen  hervortritt,  dasselbe  wort  die  entgegen' 
gesetzten  bedeutungen  »ich  bekomme«  und  »ich  schenke«  in^ 
sich  vereinigt.  Z,  b.  rgv.  VI  54,  5  püskd'  ga*  äni)  etu  fia> 
püsMi  raksJuitv  urvaiah  püsh£  vd'jam  sanotu  nah  »Pushaa 
gehe  unseren  rindern  nach,  Pushan  schütze  unsere  rosse,  Pu 
shan  erziele,  verschaffe  uns  kraft«.  Vn  37,  5  sdnitäsi 
jyravdto  d/u^üshe  »du  (Indra)  erzielst,  verschaffst  rasche 
fortschritte  dem  frommen«,  Soph.  PhiU  711  nX^p  i^  cSxvßoXmp 
£1  TTOze  To^mi*  nrapalg  iülg  drt'tfsis  yatfTQt  q^^OQßdp  »ausser 
wenn  er  mittels  der  pfeile  dem  leib  nahrung  erzielte, 
verschaffte«,  vgl.  1145  xotvdv  ^vvcev  fOdviTC^vcJ  iq 
«fiXovg  dgmfdt*. 

Es  dnd  nunmehr  für  die   griechischen  Wörter   noch"  einigt' 
die  äussere  sprachform  betreffende  fragen  zu  erledigen. 

äpr^$  erscheint  bei  Homer  nur  einmal^  «213  ^mro,  häu- 
figer bei  Theokrit  und  den  späteren  epikern,  nur  einmal  bei 
Homer  auch  das  praesens  apvm,  J  56,  Aor,  ^vvübp,  a^iJercif, 
dpvaiq^  dp^pvTog  (Soph.  EK  16G).  Die  sigmatischen  formen 
äpvitcaif^at^  ävvffaat  (Hom*  Hes,  Pind,  u.  a.),  ^vvtrfjtm  (Xenoph. 
Polyb.  Paus.),  rp^vai^t^p  (Hesiod  u.  s.  w*),  awatog  (Xenoph.), 
(Iptjpvfiiog  (Hom.)  vergleichen  sich  den  entsprechenden  formen 
von  idvvfii^  wie  tarv&üatf  es  sind  analogische  neubildungen 
Aus  dem  attischen  dvmm  den  Sigmatismus  zu  erklären  ist  nicht 
statlhaR. 

Das  homerische  dpo$vo  (ä)  2  473,    wozu  sich  äpo§g  (ä}^ 
bei  Aesctiyl.   fr.  156   gesellt,    vertiält  sich  zu   dpvfu  dpvt»  wiei 


Wim  zu  ttvi^fii.  Möglicherweise  hat  chm  ein  getreues  ebenbild 
im  indischen.  Dort  sind  nemlich  vieüeicht  die  staranie  sand- 
und  säwi^,  von  denen  im  Veda  die  formen  saneyam,  smmna,, 
sAmty  dsanat  u.  a.  vorliegen^  aus  einem  ^sn-na-tt  (vgl.  ki^hi- 
^*-H  neben  kshi-nö-ti  s.  261  f.  nndjän^Uy  von  dem  ich  weiter 
UDlen  werde  wahrscheinlich  zu  machen  suchen,  dass  es  für 
äJteres  ^jamyti  steht  und  auf  ein  *git-na4i  zurückgeht)  her- 
vorgegangen, durch  denselben  übertritt  von  der  IX*  in  die  VI- 
resp.  L  classe,  den  wir  bei  pni-ti-ii  »er  füllU  neben  und  aus 
Pf-tki'-^i,  bei  pdnate  gegenüber  gr*  nßopuiai  und  sonst  wahr- 
netimen. 

arm  erscheint  bei  Homer  auch  mit  fc,  wie  Ä  251  ärttm. 
Diese  dehnung  erfahrt  a  nur  in  der  arsis,  und  so  ist  sie  ent- 
weder rein  metrischer  art,  wie  die  dehnung  des  ersten  a  von 
cr^amTo^  u.  dgl.,  oder  durch  irgend  welchen  analogisclien  an- 
^luss  entstanden*  Man  wird  an  (flfävw  (neben  attisch  poe- 
tischem (fOäym)^  Ixaydi  und  x*x«J'*«>  (neben  attisch  poeUschem 
xiyxdrm^  Vgl  Gortius  vb.  P  254)  erinnert,  deren  langes  a  nicht 
als  blosse  metiische  länge  angesehen  werden  kann.  Die  ansieht, 
im  mit  langem  «  gehe  mittels  "^ävyt/i  *aiy:tö  auf  eJvi'w  zu- 
rück, hat  für  mich  ebensowenig  überzeugendes  wie  die  oben 
s.  262  besirittene  identificierung  von  %hw  und  tfi^trca  mit 
^utTw  und  ^x^iFi'üj. 

6.  Einer  besonderen  besprechung  bedürfen  noch  die  zu  san/fti 
F(^hÖrigen  formen :  partic.  sätd-,  nom,  act.  fem.  sMi-  >gewinnung«, 
desider.  sishdsati  und  die  bei  Pän,  11  4,  79  (vgl.  VI  4,  42)  als 
n^benformen  von  asanisJähäs  ö^atusÄfa  angegebenen  formen  asd- 
O^s  asdia.  ^  Das  gleiche  ä  /.eigen  die  unter  4  s,  267  erwähnten, 
^  näheren  erläuterung  für  diese  stelle  aufgesparten  fonnen 
»öd-  (neben  dem  nom.  act.  fem.  vati^)  und  vivdsaü  von  mnoth 

Delbrück  stellt  diese  d-formen  vb.  93  mit  jdid-  von  ja», 
^aiä-  von  khan  und  maiami  von  man  zusammen,  recurriert 
W  Erklärung  derselben  auf  p  a  r  a  1 1  e  I  w  u  r  z  e  1  n  sä,  vä,  ja,  khä, 
^mi  und  bemerkt  dazu  s,  94:  »Für  diese  annähme  spricht  be- 
^ders  m4*tavai  I  164,  28,  während  mdntavai  nicht  den  ge- 
^i^gsten  grmid  zu  emer  änderung  dargeboten  hätte,  und  das 
^^•siderativum  vivasaii.  Wäre  es  von  van  abgeleitet,  so  hätte 
vivämsaii  zu  vermuthen,  und  es  wäre  zu  verwundern, 
die  sehr  geläufige  Verbindung  dms  spurlos  verschwunden 
^^*  Ich  meine  also,  dass  die  Inder  neben  den  formen  jan  etc. 


1 


274 


Karl  Brugman» 


auch  ja  elc.  als  gleichbedeutend  im  sprachbewusstsein  hall 
und  dieses  resoKat  stimmt  überein  mit  dem  oben  ermillel 
factum,  dass  die  Inder  ein  bewusstsein  von  wurzeln  auf  d,  a 
nicht  von  solchen  auf  a  gehabt  haben  aiüssen«.  Diese  i 
fassung,  mit  der  ich  mich  im  ganzen  einverstanden  erkläre, 
darf  fnr  unsern  speciellen  zweck  einer  erläuternden  ausführu 

Bei  dem  gegenwärtigen  stand  der  vergleichenden  spra 
Wissenschaft  kommen  wir  vielfach  über  den  ansatz  von  paraU 
wurzeln  nicht  hinaus.  Wir  finden  ofl  formationen  nebeneim 
der,  deren  wurzelt  heile  offenkundig  etjinologisch  nahe  verwat 
sind  und  doch  lautlich  nicht  zu  einer  einheitlichen  foim  ooi 
biniert  werden  können,  hidess  nur  dann  sollte  man  von  i 
rallel wurzeln  reden,  wenn  die  Verschiedenheit  der  nicht 
trennenden  kernhaften  worttheile  sich  schon  als  eine  uriiK 
germanische  herausstellt*  Es  wäre  also  z.  b.  ganz  verkehrt,  t 
den  Wörtern  r/C^>  und  vtntm  die  parallelwurzeln  yty  und  ' 
zu  entnehmen.  Denn  rt(i  ist  nur  eine  jüngere  uragestalti: 
von  nig  und  kann  also  in  der  wurzelperiode  unserer  spracl 
keine  existenz  gehabt  liaben.  Dagegen  kommen  wir  z,  b.  fll 
den  ansatz  von  parallclwurzeln  gä  und  gam^  im  sinn  i 
gehen,  vorläufig  nicht  hinaus,  und  so  ist  hier  Jener  termii 
scheinbar  wenigstens  gerechtfertigt.  Die  erstere  form  liegt  z 
vor  in  den  aoristen  aind,  agät  ^=^  gr.  tß$^,  ferner  in  aind.  jit 
=^  ßiß^Ch^  vi-gänuiii-  n.  ^^  ß^l^^  und  in  lat.  Miere,  die  and 
z.  b.  in  aind.  gamaii,  gr.  (iairm,  lat.  vcnio^  aind.  gcUd-  = 
ßmö-  lat.  'Vcnto-^  aind,  gaii-  =  gr.  /äfa^ii-,  got  ga-q^impir  ai 
gäcdmti  =^  gr.  ßaaxit  \)»  Wir  müssen  demnach  annehn 
dass  schon  in  der  zeit  der  idg,  Urgemeinschaft  eiiie  reihe  ' 
formen  bestand,  deren  kernhaftes  element  gä,  und  eine  and 


')  Zu  welcher  von  twiden  wurzeln  die  perfeciformen  ßfßdtte^  (je 
falls  eine  neiiibil*huig),  ßißttaayj  ßtßaiikt^,  ßißatai  zu  ziehen  sind,  ist  ual 
denn  man  kann  sowol  tardfity  von  stä  vergleichen  als  auch  ^l/icr/iir 
man.  Der  sing.  ßißt}X€£  ist  unter  keinen  umb^lilnclen  massgebend»  dein 
beweist  nur,  dass  die  Griechen  ßißctftfy  mit  t^rafAky  gleicharlig  fühl 
aber  nicht,  auf  welchem  weg  ßfßaptv  entstand.  Gleiches  gilt  von  ißd 
(vgl.  ierct'&tiv  und  hu-(hn'),  und  selbst  die  homerisdien  aoriste  ßintiif  \ 
vnfQßuaay  kann  man  in  den  verdacht  nehmen,  dass  sie  zu  gam  gehöJ 
denn  sie  könnten  mit  dem  imperf.  des  vedischen  (jdnti  d.  i.  *f> 
ideniis^ch  sein,  so  dasä  ßajtiv'  zu  gatam  sich  ebeaso  verhielte  wie^ 
;tu  gatd'. 


Die  acbte  conjug^itmiisclasBe  des  altindbchen  elc. 


275 


mBe,  deren  kernhaftes  elemeot  gam  war;  diese  bildungen 
können  schon  damals  sich  zu  einer  art  von  verbalsystem 
asammengeschlossen  haben,  ähnlidi  wie  im  Griechischen 
ti^fp  und  DaIi*  nebst  zubehör  sich  zu  einem  verbum  er- 
gänzen. Dass  nun  die  beiden  wurzeln  gä  und  gam  irgend- 
wie wieder  vermittelt  werden  müssen,  liegt  auf  der  band,  es 
fehlt  uns  zui'  zeit  aber  noch  jeder  anhält  dafür,  in  welclier 
weise  dieses  zu  geschehen  hat.  Man  betrachtet  gemeiniglich 
die  Verschiedenheit  als  eine  bis  in  die  wurzelperiode  zurüek- 
rdchende.  Man  sollte  sich  dabei  aber  doch  deullicher  als  es 
gewöhnlich  geschieht  zum  bewiisstsein  bringen,  dass  es  ebenso 
anders  sein  kann  und  die  Verschiedenheit  des  kernhaften 
[Iheils  erst  in  der  zeit  der  ausgebildeten  flexion  entstand. 
Der  einblick  in  die  entstehungs%veise  solcher  dilTerenzen,  wie  sie 
uns  ursprachliches  gamti  agamt  und  (gäti  ?)  agäi  dar- 
bieten, falls  wir  wirklich  mit  recht  diese  differenz  in  die  ur- 
isprache  verlegen,  ist  uns  durchaus  verwehrt.  Wenn  wir  hier 
M  wurzeln  gam  und  gä  sprechen,  so  kann  das  wort  *wurzel< 
eben  so  gut  missbräuchtich  angewandt  sein,  wie  es  missbräuch- 
lich  verwendet  wird  einerseits  in  fallen  wie  griech.  vifi  »benetzenc 
llDd  andererseits  in  solchen  wie  aind.  prcch  >fragen<^  (letzteres 
*eht  bekanntlich  für  ^prk-sk-^  das  sk  ist  dasselbe  wie  in 
$kckaii    =  (idaxtt). 

Wenden   wir  diess  nun    auf   unsere  obigen   fälle,   wie  sä 

Oeben  san,  an,  so  ist  klar,  dass  unser  lautgeselz,   wonach  von 

•a»  das   partic.   ebenso    ^satä-   zu    lauten   hätte   wie    es    von 

hm  bUd-  heisst,  als  solches    nach  wie   vor  anerkannt  werden 

Umss,    Es /ragt  sich  aber  jetzt  noch,  ob  in  suid-  neben  simöH 

mid  in  den  gleichartigen   fallen  die  doppelte  gestalt  des  worl- 

kems  in  derselben  weise   sich    als   ursprachlieh  erweisen  lässt, 

wio  c^  bei  gam  und  gä  der  fall    zu    sein    scheinL     Kann    das 

'irs[irachliche  nebeneinandersiehen  irgendwo  nicht  nachgewiesen 

^'«'rden,  indem  die  doppelheit  nicht   in  mehreren  sprachen  zu- 

Ifleich  vorhanden   ist,    so   ist    die  möglichkeit    in   betracht  zu 

Ziehen,  dass  die  a^i-form  oder  die  ö^forni    erst  auf  dem  boden 

d*.t  einzelsprache  entstand,  was  dann  natürlich  nur  durch  ana- 

l^^e  geschehen  konnte. 

Die  ursprachlichkeit  der  parallel  wurzeln  könnte  man  wol 
*ui  ehesten  zugeben  bei  man  md,  skan  sh't  und  van  vd.  Denn 
oiowrfewaf  und  (Mi-mäti-  stellt  sich  gr.  fA^tt-g  (Fick  P  166), 


276 


Karl  Brugman, 


! 

zu  khcUd-,  khäydte,  khä-  L  (quell,  briinnen)  wol  x^wwng  m 
anderes  bei  Fick  P  235,  zu  mltd-  moäsaii  vielleicht  lit.  rain 
lett  väti-s  »wunde«  (Fick  P  768). 

Dagegen  haben  wir  an  den  verwandten  sprachen  für 
wurzeln  keinen  irgend  genügenden  anhält  bei  sä,  ferner  beiji 
ui  jätä'f  jmjdte,  jiU  (kind,  geschöpf),  bei  hl  in  Mijdie  und  bc 
dem  oben  noch  nicht  genannten  ghd  In  ghät<i-  adj.  »schlagend« 
subst.  m.  »schlag,  lödtung*  neben  hdnti  hatd-  hatya,  Hieris 
vorsieht  geboten  und  zuzusehen,  ob  die  differenz  nicht  erst  au 
dein  einzelsprachlichen  gebiet  entstanden  ist. 

Man  könnte  zunächst  daran  denken,  dass  das  indische  die 
möglichkeil  der  doppelbildung,  die  es  bei  tnan  mä  u.  s.  w.  äui 
alter  zeit  ererbt  zu  haben  scheint,  später  auf  andere  wurzeh 
übertrug,  so  dass  z,  b.  jtltd'  und  jäijdt^  analogiebildungä 
wäi-en  nach  khdid-  und  khäydte.  Weitere  Umschau  schein 
aber  doch,  wenigstens  für  ein  paar  der  in  rede  stehenden  * 
bitdungen,  einen  anderen  weg  zu  weisen.  Es  scheint  nenilici 
die  d-form  in  einigen  fallen  mit  dem  ä  der  umgestellten  wunrf 
formen,  wie  mnä^  jüd,  dJimä  tu  ähnl  im  Zusammenhang  z( 
stehen.     Darauf  fuhren  zwei  umstände. 

Erstens.  Aind.  jaü-  »geburl,  stand«  und  das  da^on 
abgeleitete  jäij/a-  »»edel,  echt«  können  nicht  getrennt  werden 
von  lal.  näiio  d.  i.  *gnäii-o,  got.  knodi-  und  dem  genau  dassellX 
wie  jäiya-  bedeutenden  yrricw-g  (vgl.  Fick  1*67).  Da  die  m& 
tathesis  bei  einer  reihe  von  solchen  wuraehi  wie  gan  siebet 
schon  ursprachlich  eingetreten  ist  uud  die  übereinstinmiung  voD 
Griechisch,  Lateinisch  und  Gotisch  keine  zufällige  sein  kani^ 
so  käjne  man  zum  ansatz  eines  gnd-ti-  als  der  grundfonai 
der  ebeogenannten  substantiva.  Daraus  lässt  sich  aber  aini. 
jdti-,  so  viel  ich  sehe,  nur  erkklren  durch  die  annähme,  di 
die  grosse  masse  von  formen,  die  unmittelbar  von  jan  ai 
gehen  und  in  denen  auf  den  anlautsconsonanten  sogleich 
vocal  folgt,  dazu  geführt  hätten,  dass  man  in  ^gnäti-  oder  ♦jil4*| 
den  nasal  fallen  liess,  so  dass  jdü^  eine  contamination  von*ii 
und  *jati'  wäre.  Dazu  konnte  auch  noch  der  dilferenzieruni 
wirken,  indem  juä-  auch  »kennen^t  bedeutet*  Vielleicht  ist  jÄ' 
m,  »blutsverwandter«  noch  jenes  "^jnäiir-  =^jäti-  (vgl.  B.-R-) 

Zweitens.  Ein  scheinbar  entgegengesetzter  und  doch  *| 
princip  durchaus  gleicher  fall  liegt  vermutlich  beim  prae^öl 
Sig,  jä-nä'-mi  pl,  jä-m-mus  von  w.  jau  jnä  »kennen*  vor.  Di^ 


Die  acbte  conjugationaclasse  des  aliindischen  etc. 


277 


sieht  ganz  siiigulär  da  und  ist  bis    jetzt    noch    unauf- 
teklärL     Sie  dürfte  wol    in    folgender  weise    zu    deuten    sein. 
der  wuraelform  f/aw,    welche   als  mn  im   altbaktrischen, 
b.  in  ava-mnan  3  pl.  impf,  conj,,   als  iin  im  lit.  zinoH,   als 
im  gol,  kunnan  u.  s,  w,  vorliegt  (s.  Fick  P  67  f.),  können 
uns   im  indischen  ein  ^jn-nd'^i  gebildet  denken,  woraus 
Btzlich  *janäfi  werden  musste.    Wte  nun  hei  w.  jan  jnd 
fen«   die  vereinzelte,   auf  jnä*  beruhende  bildung  ihre  ge- 
nach  der  analogie  der  ungemein  häufigen  form  jan-  ab- 
ndert    zu    haben    scheint,    so    veränderte    bei   w.  jan  jnä 
mn*  die  vereinzelte,  auf  jan  beruhende  bildung  ilire  gestalt 
den  zahlreichen  bildungen  von  jnä,   mit  andern  Worten: 
ä'mi  nahm  ä  an  nach  der  analogie  von  jnusyMi,  jMyäte^ 

u,  s.  w. 
So  könnten  also  —  (Jiese  möglichkeit  kann  niemand  in 
de  stellen  —  durch  alleilei  gegenseitige  beeinflussongen  bei 
en  forinen,  für  die  Delbrück  doppel wurzeln  ansetzt,  in  die 
prünglichen  Verhältnisse  schwankuiigeo  gekommen  sein,  die 
Allerlei  analogien  schufen,  nach  denen  sich  nun  wieder  neue 
formen  bildeten,  und  man  wird  gut  thun  mit  dem  ansatz  von 
doppehvurzeln,  wie  ja  jan  »zeugen«,  ghu  ghan  (han)  »schtagen«, 
W  to«  »dehnen«  nicht  den  sinn  zu  verbinden,  als  reichten  die 
[jildungen  bis  in  die  uridg.  zeit  zurück. 
7.  Zu  den  bisher  besprochenen  hildnngen  der  nt*-classe  von 
nasalisch  auslautenden  wurzeln  kommen  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  noch  zwei  aus  dem  griechisclicn,  für  die  ich  In  andern 
idg.  sprachen  keine  parallelen  finde. 

Zunächst  x«*'*'«*^''  ß^^*^  bei  Hesych.    Dass  dieses  praesens 

niit  xdaxco^  xaivm  zusammenhängt  (G,  Meyer  nasalst,  s.  50  und 

Curtius  verb.  P3I5),  lässt  sich  aus  stellen  wie  Soph.  Ai.  1227 

^idura  ^^ficttcc  %aiP  ^fswr  x^r^iv  schliessen.    Wenn   das  zu 

^■pde  liegende  *xö'*/t**  ^^^  verbum  von  derselben  art  ist,  wie 

^tefAi,  so  ist  es  entweder  als  eine  griech.  ncubildung  nach  der 

«Jt  von  tdvvfäi  anzusehen,   oder   es    geht  in   die  proethnische 

zeit  zaruck.     Eine  entsclieidung  ist  nicht  zu  treöen.     Der  pa- 

elismus  xdtfKm :  xatvm  =^  ßdnuüt :  ßaivm  ergibt  übrigens  wol 

für  xaaitm  den  Wegfall  eines  »,  so  dass  das  a  von  Xf^ö*x£d 

I  nasalis  sonans  enlsprimgen  wäre. 

Zweitens  kommt  in  betracht  yä^vfim  ^kh  erheitere  mich, 
mich«.    Bei  Homer  z.  b.   fdvvTm  N  493,    fc<rvtfaita$ 


278 


K.irl  Bnigman» 


^504^),  Eine  etymologie  von  dem  wort»  die  mit  den  laut* 
und  wortbildungsgesetxen  des  griechischen  im  einklang  stünde* 
kenne  ich  nicht,  nur  so  viel  steht  wol  fest,  dass  das  wort  mi| 
ydrog  »glänz,  erquickinig«,  yat^vm  »glänzend  machen,  erheitemj 
ergötzen«,  yaräm  »glänzen,  sich  erheitern«  im  engsten  zusammen-' 
hang  steht.  Erwäge  ich  nun,  dass  yd-yv-rm  durchaus  dai 
gepräge  eines  allertürnlichen  Wortes  hat,  und  dass  es,  aul 
eine  \\\ga  mit  ursprünghchem  vocalischen  aoslaut  zurückgeführt^ 
ohne  analogie  dastünde^)  —  auch  das  indische  kennt  kein! 
derartigen  /i-wurzelB  nach  cl.  V.  — ,  so  ist  es  mir  durchaus 
wahrscheinlich,  dass  auch  hier  wieder  eine  nasal  würze),  alsoö 
ein  (Jan  oder  gam^  zu  gründe  liegt.  Da  es  nahe  liegt,  zu  ydytfrai 
auch  d-yarog  ^freundliche  inikk  zu  ziehen,  so  durfte  gan  di^ 
Wurzel  sein  und  nunmehr  auch  licht  fallen  auf  das  bisher  un4 
aufgeklärte  ä-yrnftat.  Ich  verniuthe,  dass  a-yarat  ebenso  aul 
ein  gn-tai  zurijckgeht,  wie  ^-gatai  auf  rm-tat,  dyazi^ 
(hymn.  Apoll.  515)  steht  dann  zum  ati.  dyaütog  wie  igato^ 
zu  i^a<ft6g^  die  praesentia  dymoficch  dyaofim^  äyd^m  sowie 
äy^  w^ären  zu  beurtheilen  wie  i^doftai  und  t^og^  und  dyd(f<faTM 
wie  ^gdctauTO.  Vgl.  s,  267,  I 

8.  Endlich  mögen  noch  zwei  griechische  verba  von  nasal-^ 
\Mirzeln  zur  spräche  kommen,  die  zwar  kein  praesens  mit  nn 
bilden,  aber  in  den  andern  tempora  bildungen  aufweisen,  di€ 
zu  den  oben  besprochenen  zu  »w-praesentien  gehörigen  tempus^ 
formen  genau  passen.  Diese  bildungen  mögen  aJso  zur  stül 
der  obigen  ausföhrungen  kurz  abgehandelt  werden. 

Die  fomien   InB^rapf  qdvog  >*mord«,    'qoyo-g   in  compp; 
^mörder«   maclien  es,   in  Verbindung  mit   ags,  batui^  botm  m* 


*)  Das  in  später  gracität  auftretende  ydyvvfint,  welches  nach  Kühtiel 
I'  790  aucli  in  haiidschriften  bd  Massikern  vorkommt,  kann  für  die  fragi 
nach  dem  nrsprung  des  honierist^hen  y^vtfTm  nicht  in  ant^chlag  kommeoj 
VieUeicht  hahen  wir  es  nur  mit  der  Calschschreibung  eines  unvolkslüra' 
liehen  litteraturwortes  zu  thuu, 

*)  HV^chstens  liesse  sich  vielleicht  vei^leicheTi  das  kret  crartfiifd-tttff  Oi 
L  2556,  66  von  oja.  Dabei  ist  aber  m  erwägen,  dass  die  gewöhnliche  au!^ 
fassungf  wonach  fff€ti*vm  ciiie  bildung  wie  r^i^i-^^i^w  ist,  durchaus  7.weii"€l^ 
hafter  natur  ist.  Mir  scheint  das  verbum  ein  denoininativiiin  nach  art  vo 
tt^iiwy  ftJvojj  if^nvat  (Curtius  vh.  I*  365)  zu  sein  und  auf  einen  staniOS 
CTitvv-  (vgl.  äind,  sthänü-  »stehend,  uniteweglich«,  sttuYna-  n.  »stand«,  g# 
tfv{?)-<fTfiyo^  »schiechtgesteht»  unglücklich«,  Fick  1*  24o)  zurückzugehen. 


Die  achte  conjugalionsclasse  des  altmdisclien  etc. 


279 


»iJiörder«,  alid.  hano  m.   »tod,   mord,  verderben«,   ^oi*   banja 
»WTjnde^j  air.  betüm  »feriot,  im  höchsten  grad  wahrschemlich, 
^s  fa%6-    und  niffarat  den    formen  taro-  und  jttatm   un- 
iDftlelbar  gleichzuslelJcni   sind.     Das    homer,    ntqr^fsofiai    muss 
km  als  neubildung  nach  art  der  a-wyrzelo  gelten,  ühiilich  wie 
i^ir  oben  xiivßfxsv  als  neubildung  aufzufassen  hatten.     An  dem 
kesychischen  nafo^r   xttivac,    welches  Gurtius  vb.   II  25  be- 
spricht,  hat,    wie  ich  beiläufig  bemerke,  der,  welcher  wegen 
1(nic  und  niifa%at  eine  vocalische  würzet   hha  atisetzt,  keine 
^^,     Denn   mit   bestem    fug   nimmt  R.  Fritzsche   an,  dass 
^iitftüv    dem    praesens  nitfvm    nachgebildet    ist,    indem    man 
^/^teres  gewissermassen  als  n^q-vm  fühlte  und  nun  durch  das 
^erhältniss  %i^v(a:  xa^imv  zu  der  neubildung  nmfwr  kam.    Viel- 
feicht  stammt  diese  form   aus  der  spräche  der  spatern  epiken 
Vgl.  stüd.  VII  206. 

Da  yiyüve  und  aind.  jajatm  sich  decken,  so  ist  es  erlaubt 

T^afuv  mit  fAifjtctfA^r ,    woäu   der    singular   ^Sfiova,    auf   eine 

^ufe  zu    bringen.     Das  pindarische  ye^axeir  ist,  als   x-perfect, 

Unfälle  fälle  eine  griech.  neubildung,  beweist  also  nichts  gegen 

die  anknöpfuDg  von  yi^afier  an  gan.    Den  aorist  ^yap*  iy^vitü 

''C!^wähnten  wir  schon  oben  s.  265  bei  gelegenheit  von  unixta\ 

^r  lässt,  falls  die  Überlieferung  in  Ordnung  ist,  auf  einen  plural 

[^»jrd^er  schliessen  und  muss  seinerseits  nach  analogie  der  schwa- 

elieji  formen  für  *?)'tv  (t  l  ^sy^v-T  eingetreten  sein.    Statt  des 

Tiur  bei   Hesiod  vorkommenden   yirTo  =  iyivirf}  (vgl.  Rzach 

dial  des  Hes.  s,  460)  hatte  man  *yäro  erwartet,    vgl.  ixtaro^ 

daher  kann  die  form  nicht  sehr  alt  sein,  sie  ist  nach  der  weise 

▼ofl  UxtOj  dixto,  txTo  gebildet.     Ein   partic.   *^ofrd-   wäre  die 

B'^naue   entsprechung  des  got.  -Jcunda-  in  qinorkundu'  ^^w^eib* 

gthoren<  mid  des  anord.  kundr  m.  »solm«.    Man   sucht  es  in 

»•^^crreo^,  welches  bei  Horner  als  bei  wert  von  kleidongsst  ticken 

^braucht  wu^d,  indem  man  annimmt,  diess  stehe  für  ^r^^-^arffo-^ 

*JJid  bedeute   >»neu  geworden,    neu«    (Buttmann    lex,    P   203, 

''ritsch  slud.  VI  132,   Curtius  vb.  11  355).     Mir  ist  diese  ety- 

^logie  nichts  weniger  als  einleuchtend,   erstlich   weil  die  an- 

'^^me,  riy-  stehe  hier  für  r^iy-,  alles  festeren  anhalts  entbehrt, 

Seitens  weil  vsfi'yivi^g,  welches  im  wesentlichen  dasselbe  wort 

^n  müsste,  nur  »neugeboren«  bedeutet ,  z.  b.  als  attribut  von 

**P^i,  und    man    für   vf^yaztog  ein  theil weises    aufgeben   der 

bedeolung    annehmen    müsste   —    denn    kleider 


380 


Karl  Brufman, 


werden   nicht,  sondern   man    macht    sie  — ,    und   drittens 
weil  an  den  betretrenderi  Honierstellen,  wo  sich  unser  wort  als 
epitheton  von  kleidungsstucken  findet,   kein  näherer  anlialt 
die  bcdeutung  *neu  (?emachU  zu  finden  ist,  sondern  auch  anderel 
überselzungeo    einen  guten    sinn   geben.     Ein  ^yato-  halte   jciij 
sonach  bis  jetzt  für  unerwiesen, 

IL 
Wir  haben  gesehen,   dass  die  achte  conjugationselasse  dei-J 

Inder,  so  weit  sie  auf  «  auslautende  wurzeln  enthtdt^  nicht  auf- 
recht erhalten  werden  kann,  sondern  mit  der  fünften  zusammen- 
fSlit   Es  bleiben  nur  noch  karöH  und  das  von  Delbrück  diesem 
beigesellte  vedische  tunäs  übrig. 

Ich  bin  mit  Delbrück  gegen  viele  andere  forscher,  wie 
bereits  bemerkt,  darin  einig,  dass  die  annähme,  karoH  sei  mit 
dem  daneben  stehenden  krnuU  identisch  und  habe  hinter  dem 
f  ein  n  verloren,  imhallbar  ist.  Ein  solcher  laütwandel  slüD 
oime  alle  analogien  da.  Sollen  wir  nun  um  jener  zwei  for 
willen  eine  praesenskategorie  aufstellen,  deren  bildungsprijicip' 
anfügung  von  suffix  u  an  die  wurzel  wäre?  Ich  glaube,  wenn 
nicht  Delbrück  der  ansieht  gewesen  wäre,  tunoti  nebst  cod* 
Sorten  und  kur&H  nebst  tarnte  stützten  sich  gegenseitig,  würde 
er  nicht  seine  ansieht  über  karöti  und  tarute  so  positiv 
gestellt  haben.  Mich  dünkt  sie  gerade  schon  wegen  der  v< 
einzelung  der  falle  höchst  unwahrscheinlich.  Keine  einzige < 
übrigen  idg.  sprachen,  auch  das  griechische  nicht, 
h-gend  eine  praesensbildung,  die  zur  annähme  eines  praesea 
Suffixes  u  berechtigte.  Dieses  auf  zwei  Wörter  einer  einsoel- 
sprache  zu  basieren,  ginge  nur  dann  an,  wenn  andere  erklä- 
i'ungen  des  u  sich  als  dorcbaos  unmöglich  erwiesen*  Letzteres 
ist  nicht  der  fall 

Das  u  von  tamk  ist  ohne  zweifei   dasselbe  u,  welclies  in 
taruUir-   »uberwinder«,    tdrutra-  »überwindend,  siegreich«, 
rmha-  »überwinder«,  ferner  in  tdmsJiank,  tamshanta^  tat 
(vgl.  Grassmann  wtb*   sp.  527)   und  tarushyakis  (partic.) 
tritt,  lauter  vedischen  formen.     Diesem  u  begegnen  wir  fer 
in  arushatif   uruHhyati  von    w.  ar  »in  bewegung  setzen«  (N^** 
ghantuka  II  14)»  welche  formen  schon  Benfey  or*  u*  occ.  111254? 
mit  ffirute  verbunden   hat,    wol    auch  in   amshä-  und  <ir«?^'* 
wofern  nemlkh  Grassmann  sie   richtig  zu  ar  stellt.     Und  en^* 


Die  achte  conjugaLionsclasä«  des  alttDdi&cheu  etc. 


281 


lieh  auch  in  värtUri-  »schützerint,  vdrunu'-  »allumf asser«,  neben 
denen  mit  «  in   derselben  weise  varütdr-  und  vdrüfJm"  steht, 
wie  neben  iamsha'  auch  tdrüshas-  steht  und  für  taruidr^  auch 
fortor-  überliefert  ist  (Pän.  VII  2,  3i).    Vgl,  Joh.  Schmidt  voc. 
H  219.    Das  u  von  tartäe  als  praesensstammsuffix   anzusehen 
L^t  danach  überhaupt  schon  von  vorn  herein  nicht  unbedeiikUch, 
Erwagt  man  nun  weiter,  dass,  worauf  aocli  Job.  Schmidt  a.  a.  o* 
hinweist,    neben  t^rtddr-  und  vdrutrl'  jauch   tarUar-,  varitar- 
mme  iarikv^  (n.  »bot,  schiff«),  varitar-  vorkommen,  und  dass 
auch    anderwärts   Öfters   unter  *gam   denselben    Verhältnissen, 
unter  welchen  bei  tamie  u.  s,  w.  u  und  ü  zwischen  würzet  und 
suCfix  auftritt,  die  vocale  i  und  *  erscheinen,  z*  b.  gvas^'-ti  (^as 
>athraen«),  jan-ishva  {jan  »einengen«)  u.dgl.  (Delbrücks,  186)» 
jathi-tdr-,   C4td-i4f}r-,   sav-i-tdr-  und  grhh4-td',   hav-i-ifi-,  hdv-t- 
mn-  u.  s.  w.    (Üelbröck  s.  187  f.),  so  wu'd  man  diese  vocale 
ioi  wesentlichen    für   gleichartig    halten    müssen.     Benfey  und 
Job.  Schmidt  sehen   in  dem  u  von  im'uie  u,  s.  w.  svarabhakti. 
Wir  hätten  es  also  bei  n  (ü)  gegenüber  i  (l)  nur  mit  verschieden- 
artiger  färbung    desselben    lautelementes   zu  thun.     Dabei   ist 
indess  doch  noch  ein  punkt  wol  in  anschlag  zu  bringen.    Neben 
täru&ha-  steht  das  n.  tfimS'  >überlegeiiheit«,  und  dieses  ist  doch 
gewiss  von  derselben  art  wie  pänts-  n*  »knoten,  gelenk«,  wo- 
»eben  ^jarttshd-  ^»knotig«,  vdpus-  »schönes  aussehen«,  woneben 
^püsha-  ^herrlich«  u.  dgl     Was  das  us  von  neutris  wie  tm^ts- 
ist,  liegt  noch  im  unklaren,  eine  blosse  Stimmentwicklung  darin 
^  sehen  haben  wii*  vorlaufig  kein  recht.    Nun  ist  aber  anderer- 
seits iarüshas-  in  der  auftassung  nicht  zu  trennen  von  iurütar- 
*^d  dieses   nicht    von   taritar-,   grhMtd-  u.  s.  w*     Es   ist  also 
^Qtweder  anzonehmen,  dass  ein  suffixales  n  und  eine  stimmton- 
entiviekiung   n  anfangs   selbständig  neben  einander  bestanden 
^^    dann  in  der  sprachauffassnng  in  einander  rannen,  oder 
"Äss  ein  u,  welches  von  anfang  an  suffixaler  natur  war,  sich, 
^  ^\x  sagen,   in  die  rolle  eines  hilfsvocals  hinernlebte  und  nun 
^  Hilfsvocal,  bald  kurz  bald  lang,  an  den  stellen  auftrat,  wo 
^_Q%t:    ein  *  oder  \  gebräuchlich    waren    (tar-i'tra',    tar-l-^tar-). 
Jl^    entscheidung  weiss  ich  nicht  zu  treffen,   jedesfalls  aber 
.JJ^t'cn   wir   behaupten,    dass  die   sprechenden,    als  sie  tande 
^^ten  (die  form  kommt .  wie  bemerkt)  nur  ein  einziges  mal 
*^T»    möghcher  weise  handelt  es  sich   also  sogar  nur  um  eine 


282 


Karl  Bru^paan, 


mente  iaru-  eben  so  wenig  als  einen  «t-staram  im  gefuU  halten" 
wk  sie  zur  zeit  der  bildung  des  praesens  gvos-i-ti  einen  «-stamm 
fvas-i'  im  gefühl  hatten.  J 

Was  dann  zweitens  die  flexion  von  kar  nach  der  VIIL  e!," 
betrifil,  so  ist  zunächst  die  thatsache  nälier  ins  äuge  xu  fassen, 
dass  unrailtetbar  vor  den  mit  m  und  i;  anlautenden  personal- 
endungen  sowie  vor  dem  ^ä  des  optativs  niemals  ein  u  erscheint. 
Ee  hcisst  also  z.  b*  inniiei"  kur-vth,  kur-niäs  und  kiiryä%  von 
welchen  formen  die  zweite  bereits  im  rgveda  vorkommt,  wäh- 
rend der  opiativ  nach  Delbriick  vb.  s.  95  doch  wenigstens 
schon  im  gatap.  br.  und  ait.  br.  geläuüg  ist.  Diese  Tormen 
stehen  nun  im  Widerspruch  mit  der  bekannten  regel  der  aind, 
grammatik^  dass  *  und  n  vor  r  und  r,  wenn  diese  der  letzte 
oder  vorletzte  laut  einer  Wurzelsilbe  sind  und  ein  consonant 
nachfolgt,  dehiiung  erfahren,  nach  welcher  regel  z.  b.  von  pnr- 
»bürg«  der  instr.  pL  pürbhis  gebildet  wird.  Job.  Schmidt  ei 
klärt  das  im  voc.  II  %*M  durch  den  ansatz  älterer  formen  *b 
ruväs,  ^kunmids  und  *kurwßat,  indem  er  annimmt,  dass  di 
Vereinfachung  zu  kurvds  kurmäs  und  knryä*t  eingetreten  sei 
einer  zeit,  in  welcher  jenes  lautgesetz  nicht  mehr  in  wirksam 
keil  war.  Ich  kann  dieser  immerhin  scharfeinnigen  deutung 
nicht  beipflichten.  Erstlich  ist  zu  erwägen,  dass  das  in  rede 
stehende  lautgesetz  auch  sonst  mehrfach,  besonders  im  vedischen^ 
ausnahmen  erleidet,  für  die  eine  erklärung  von  der  arl  jener 
Schmidt'schen  erklärung  nicht  aufzubringen  ist,  z.  b.  jt^arvis- 
und  ajuryd-  von  jur  s^gebrechlich  werden«  und  tÜirvds-  und 
tuiufirvdni'  von  tat  »durchdringen«  (vgl.  Benfey  Or.  u.Occ.  III  27). 
Dazu  kommt  dann  noch  im  speciellen  der  umstand,  das  die 
ved*  Optative  turyatj  käuryd'i,  jugunjcti  (von  gur  »erheben, 
preisen«)  und  der  bei  Pän.  VIII  2,  79  angeführte,  in  der  lit- 
teratur  noch  nicht  belegte  optativ  elmri/ät  (von  chur  »ritzen«), 
welche  alle  ebenfalls  jenem  dehnungsgesetz  ausgewichen  sind, 
in  ihrer  formation  dem  kunjift  zu  ähnlich  sind,  als  dass  man 
sie  m  der  deutung  davon  trennen  könnte.  Für  alle  diese  wur- 
zeln tur,  guTy  chur,  kur  ist  die  unursprimglichkeit  des  tt-vocals 
erwiesen,  schon  das  zwingt  uns  sie  in  der  betrachtung  eng 
zusaomienzuschliessen.  Icli  kann  daher  eine  erklamug  des  oi>tal. 
hu/ry^ty  die  nicht  zugleich  auf  turyd't  u.  s,  w.  anwendbar  ist, 
nicht  tur  wahrscheinlich  ansehen.  Zunächst  ist  die  wahrseJieb- 
keit  dafür,  dass  kuryä't  nach  dem  r  nie  ein  u  besessen  hat. 


Die  achte  conjugÄtionsctasse  des  allindischen  elc*  283 

IKds  kÜEtere  gilt  aoch  ganz  entschieden  für  die  indicaüv- 
formeti  tmrvds  und  hunnds,  welche  oian  vielfach  auf  *kuruväs 
und  *iwnifwds  zumckführt.    Für  die  verba  der  V.  und  VIIL  cl., 
deren  wurzel  vocalkch  ausgeht,  gilt  die  regel,  dass  vor  den  mit 
m   und   V  beginnenden  personalendungen  das  ti  der  silbe  nu 
nach  belieben  ausgeworfen  werden  kann,  so  dass  z.  b.  mnumds 
und  mmmäs,  dnuvds  und  cmvds  neben  einander  stehen.     Be- 
denkt  man  nun,    dass  diese  regel   erst    im  nachvedischen    in 
^»reiterem  umfang  (in  wie  weitem,   kann    ich  leider  jetzt  nicht 
ermitteln)  auftritt  und  dass  nach  der  art  des  summs  im  rgveda 
niir  hmmahe  (VI!  16,  4,  X  84»  4)  gebildet  erscheint  %  und  erwägt 
man  ferner,  dass  die  annähme,  sunmds  sei  aus  stmumds  ent* 
sUnden,   auf  bedeutende  lautliche  Schwierigkeiten  stösst^  da  u 
sonst  in  dieser  weise  nicht  attslallt  (ich  wüsste  höchstens  sM' 
^frau«  =^  *su'tn  beizubringen),   so  liegt  die  Vermutung  nahe, 
dasB  die  doppelformen  wie  sunmds  und  summds  gar  nicht  in 
dem  verhaltniss  zu  einander  stehen,  in  das  man  sie  allgemein 
l*Hngt,    sondern    dass    erst   kurvds  und   kurmds  neben 
^nruthds,  kuruihd  u.  s*  w,  den  anstoss  dazu  gaben, 
'^eben  krnuthd,  sunuthd  u.  s.  w.   die  formen    krnmds, 
Sunmds  u.  s.  w.   zu  stellen.     Es  liefen   dann   die  analogic- 
*>üdungen,  wie  so  oll,  neben  den  älteren  laulgesetzlichen  (krmt- 
*wa^  u*  s.  f.)  lier,  ohne  diese  zu  verdrängen. 

Man  erwäge  nun*  Den  optativ  ktirtjat  aus  einem  ^kurnyai 
herzuleiten  ist  einerseits  unthunlich  wegen  hiryat  etc.  und  ist 
ÄUch  deshalb  schon  unwahrscheinlich,  weil  alle  andern  an- 
Cehdrigen  der  VIII.  und  V.  classe,  wie  z.  b.  sumiifä%  stets  u 
bewahren.  Dass  kfMrmäs  und  kurvds  u  eingebüsst  hätten,  ist 
auch  schon  an  sich  nicht  recht  glaublich,  weil  die  formen  ^h^ 
rumds  nnd  ^kurmds  nicht  existieren,  und  wird  vollends  un- 
wahrscheinlich durch  den  optat.  kuryai,  von  dem  sich  kurmds 
and  hmrvAs  doch  sicher  nicht  trennen  lassen.  Daraus  leite  ich 
die  berechtigung  ab,  diese  formen  mit  Grassmaon  und  Delbrück 
^Ur  IL  conjugationsclasse  zu  ziehen  und  mit  formen  wie  diishyat, 
^^kimäs,  d/vükvds  auf  gleiche  linie  zu  stellen. 

Nun  scheinen  aber   die  formen  mit  n,  wie  htnfthds  iu- 
''^•Äi  a*  s.  t,  am  singutar  karimii  eine  mächtige  stütze  zu  haben. 

*)  manmahe  und  «fmamnaAi  wird  man  wo)  mit  Delbrück  s.  Dl  auf  die 
*w«faehe  mintel  m  li«riehen  haben,  v^l  aganmahi  von  gijtw, 

:J0* 


284 


Karl  Erugmaii. 


Inders  doch  wol  nur  scheinbar.  Der  singularstamm  karö-  ist 
erst  nachvedisch,  und  es  hindert  nichts  anKunehmen,  dass  er 
eine  analogiebildung  nach  sund-j  fand-  ist*  Ist  in  kuru-tha  das  ■ 
u  blosse  svarabhakti,  so  ist  der  schwache  stamm  ktwu-  mit 
dem  starken  stamm  fear-  von  idnni  k/irshi  ktMi  in  Verbindung 
zu  setzen ,  und  man  muss  dann  annehmen ,  dass  der  singular 
karmni  als  analogiebildung  die  elemente  kar  in  antehnung  an, 
Mrmi  angenommen  hat. 

Ist  sonach  überhaupt  noch  die  Wahrscheinlichkeit  vor- 
handeni  dass  wir  in  kunt-  einen  praesensstanim  mit  suffix  u 
vor  uns  haben  ?  Gehen  wir  von  der  annähme  einer  f*-farbigen 
Stimmentfaltung  hinter  r  aus,  so  erklärt  sich  die  gesammte 
Unregelmässigkeit  des  in  rede  stehenden  verbum  sicher  viel 
emfacher. 

Wir  haben  dann  anzunehmen,  dass  kuru-  im  princip  die- 
selbe bildung  ist  wie  das  ät-^  welches  im  vedischen  in  krihäSf 
krdM  u*  a*  erscheint  und  als  schwache  Stammform  jenem  kär- 
in  kdrmi  zur  seite  tritt.  Die  elemente  kr-  und  fmr-  stehen  eben 
so  netten  einander  wie  pr-  und  pur-  von  jpar  »füllen«  u.  ähnl., 
worüber  auf  Benfey's  mehrfach  genannte  abhandlung  und  auf 
Joh.  Schraidt's  voc.  11  zu  verweisen  ist,  Diegesetze,  nach  denen 
in  solchen  fällen  in  der  schwachen  stamm-  resp.  wurzelform 
bald  blosses  r  (consonantisch  oder  vocalisch),  bald  ur,  bald 
auch  bei  derselben  würzet  ir  (z.  b.  ptc,  tdri'tr'tit'aSj  opt.  tur- 
yä'nmf  ptc.  ti-tir-vas)  erscheint,  sind  noch  nicht  gefunden.  Hier 
liegt  entweder  dialectmischung  vor,  oder  was  sich  zunächst 
unter  ganz  bestimmten  Verhältnissen  lautlich  entwickelt  hatte, 
ging  auch  auf  andere  formen  über,  in  denen  es  auf  bloss  mecha- 
nischem d.  h.  dem  lautgesetzlichen  weg  nicht  entstanden  wäre. 
Auch  noch  das  sei  bemerkt  bei  dieser  gelegenheit:  solclie  doppel- 
und  mehrfache  formen  wie  kr-  ktir-  kuru-  werden  wir  wol  nie 
alle  ihrem  Ursprünge  nach  zu  erklären  im  stände  sein,  und  wir 
werden  es  wol  nie  dahin  bringen,  alle  einflüsse  bloss  zu  legen, 
die  zu  solcher  varietät  in  der  spräche  hinführten;  das  darf  uns 
aber  nicht  davon  abhalten,  jene  weit  verbreitete  anschauung, , 
nach  weicher  innerhalb  desselben  dialects  auf  rein  mechanischem 
weg  aus  ein  und  derselben  form  scliwesterformen  entstehen  und 
diese  dann,  ohne  io  der  bedeutung  von  einander  abzuweichen,  ■ 
eine  neben  der  andern  ihren  eigenen  weg  weitergehen  können, 
für  eine  irrige  zu  erkläi^en,  Icli  behaupte  also,  dass  ganz  bestimmte 


Die  achte  conjugationsctasse  des  alttndisciten  etc. 


285 


anlasse  vorbanden  sein  mussten,  die  zu  jenen  parallelformen 
führten.  An  dialectmischaog  wird  man  erst  dann  denken  dürfen, 
wenn  eine  erklärung  aos  lautlichen  Verhältnissen  innerhalb  des* 
selben  dialects  sich  als  önoiögÜch  erweist.  Eine  solche,  auf 
bestimmte  einzelne  laut  Verhältnisse  recurrierende,  anzubahnen, 
mögen  die  folgenden  bemerkungen  dienen. 

Dass  in  jenen  föllen  wie  kurm4s,  huryat^  iuryat  u.  s\  w, 
(s.  282)  das  u  trotz  der  folgenden  doppelconsonanz  kurz  blieb, 
möchte  ich  daraus  deuten,  dass  hier  die  lautgruppe  ur  eine 
andere,  dem  blossen  r~vocal  näher  stehende  ausspräche  hatte 
ab  sonst.  Man  hätte  nach  den  sonstigen  fallen,  in  denen  r  als 
schwache  form  von  ar  erscheint,  die  formen  *Ä:nw(i5,  *^r^^'^u,  s,  w. 
erwarten  können.  Es  scheint  aber,  als  oh  die  spräche  r  auch 
soa<;t  vor  gewissen  dauerlauten  vermieden  hätte:  es  heisst  z.  k 
hi-ydie  und  nicht  "^Jcr-i^dte,  wie  man  dem  allgemeinen  bildungs- 
gesetz  des  passivum  nach  erwartet  hätte.  In  derselben  weise 
seheint  auch  a  als  Vertreter  der  nasalis  sonans  vor  *w,  v  und  f/ 
unbeliebt  gewesen  zu  sein:  von  han  heisst  die  t.  du.  hanvds 
(2.  haihds  3.  hatds)^  L  pl.  hunmäs  (2.  hathd)^  der  opt.  hantfat, 
das  pass.  han^dte,  von  van  die  1 .  pl  pf.  act.  vavanmä  (vgl,  ^ki- 
fM»/E*«v),  das  ptc.  vavanvtis'  (vgl.  {iBpaok),  eben  so  von  tan,  han 
und  (fam  tatanvds-,  jaghanväs-  und  jaganvds-  gegenüber  sasavds- 
von  mn  oben  s.  271.  Dass  neben  einander  kurmm  und  krihdf 
^^<inmds  und  haihä  stehen,  scheint  fast  darauf  hinzudeuten,  dass 
<^ie  ursprachlichen  r-  und  nasal vocale  im  sanskrit  eine  doppelte 
**ebandlung  erfuhren»  je  nachdem  ge'wisse  dauerlaute  oder  ein 
^^P'osivlaut  darauf  folgte.  Das  ist  auch  lautphysiologisch  sehr  wol 
"^ffreiflich.  Ich  will  die  sache  nicht  weiter  hier  verfolgen,  son- 
°^^*n  nur  zu  näherer  Untersuchung  angeregt  haben. 

Es  wurde  danach  sich  nun  auch  ein  einfaches  mittel  zur 
^''^larung  der  formen  ktirtähd  n.  s,  w.  bieten.  Nehmen  wir  an, 
^^^^  man  zuerst  conjugierte;  kärmi  kdrshi  Mrfi,  kurvds  krthds 
^^<iSf  kurmds  krthd  krdnii^  so  wäre  sehr  gut  der  fall  denkbar, 
^^^s  man  dann  ur  auch  in  die  anderen  personen  mit  r  ein- 
2^ingen  Hess,  wo  nun  aber  wegen  der  physiologischen  beschaffen- 
"^^^t.  des  tonlosen  suffixanlautes  sich  ein  u  entfaltete,  so  dass 
**^^rnen  wie  kuruthü  entstanden;  danach  dann  der  sg.  karmni. 
Mag  die  letztere  Vermutung  sich  als  richtig  herausstellen 
^^^r  niclit  —  zu  ihrer  näheren  begründung  bedürfte  es  einer 
^^^'^'assenden  Untersuchung,  die  ich  jetzt  nicht  anstellen  kann  — , 


Karl  Brugman. 


jedesfalis  ist  der  beweis  gebracht,  dass  das  u  in  der  nach 
Vni,  cL  gehenden  praesensbildimg  von   kar    als   eine  stimm-^ 
entfaltung  angesehen  Averdeii  kann. 

Gegen  suffix  u  und  damit  für  ^limnientfaltung 
spricht  endhch  auch  noch  der  umstand,  dass  im  praesens  indic* 
die  wumel  selbst  stammabstufung  aufweist.  Das  ist  sonst  nur 
die  *art  derjenigen  verba,  in  denen  die  per&onalsuffixe  un- 
mittelbar an  die  würze!  antretem  Von  einem  mit  K-suffijfi 
gebildeten  stamm  hätte  man  entweder  sg.  karönti  plur,  karumdä 
oder  sg.  ktirdjm  plur.  kurumäs  erwartet,  \ 

Der  deutliehkeit  wegen  fasse  ich,  was  sich  mii*  ober  kamH 
als  wahrscheinlich  herausgestellt  hat,  noch  einmal  km^z  zu-^ 
saimnen.  Es  standen  von  anlang  an  zwei  priiicipiell  ver-i 
schiedene  praesensflexionen  neben  einander»  krnoti  nach  cL  U 
und  kürfi  nach  cL  U.  Die  schwachen  formen  des  letzteren 
verbum  halten  dreifaclie  gestalt,  kr-^  kur-  und  kr-^  je  nachdeni 
eine  expJosiva  oder  eine  continua  oder  ein  vocal  folgte,  z.  bJ 
krthd,  kurtmis,  krdnti.  Nun  ging  hur-  ins  gebiet  der  formell 
mit  A7'-  über,  dabei  entwickelte  sich  hinter  dem  r  ein  ff-vocal, 
so  dass  kuru^  entstand.  Diese  letztere  form  wurde  dann  m 
den  schwachen  formen  der  V,  cL  wie  krnti-  mnu-  auf  gleich 
linie  gestellt,  und  das  führte  weiter  zur  verdrängimg  des  sinj 
kärti  durch  ein  nach  der  aii  der  V.  cl,  geschaffenes  karöii 

Damit  ist  denn  die  VUL  conjugationsclasse  des  allindischei 
überhaupt  als  eine  besondere,  von  den  andern  dem  wesen  nacfc^ 
verschiedene  classe,  beseitigt:  die  ihr  zugezahlteo praesentia  sin" 
theib  xm*  V,,  theils  zur  IL  classe  zu  schlagen. 


Leipzig,  10.  Juli  1877. 


Karl  Brugman* 


Üeber  einige  altindische  verba  der  V.  und 

IX.  conjugationsclasse. 

Dieselbe  art  des  nasalsclnvujids,  welche  ich  oben  für  ia 
mit  u.  s.  w,  dargethan  zu  haben  glaube,  ist  auch  für  einig« 
auf  explosivlaute  ausgehende  verba  der  V.  und  IX.  cl.  anzi* 
nehmen,  was  man  bisher,  so  viel  ich  weiss,  übCTsehen  hat. 


Uebcr  einige  altitid.  verba  «fer  V.  im4  !X,  conjugationsclasse.     287 


.i,^.A,. 


Ich  gehe  von  einem  meines  erachtens  ganz  sicheren   fall 

aus,    Dass  das  praesens  badhnä'ti  »bindet«  sich   zum  perfect 

habdndha  ebenso  verhält  wie  mrdnati  zu  nmnuirda,  Irpnotl  zu 

|Weffpa,  ährshtidü  zu  dadJhdr&ha  und  demgemäss  auf  ein  ^hndhr- 

ü^-ii  EUinJckzuführen  ist,  wird  wol  niemand  bestreiten,  der  die 

m^  von  tatd-  aus  *intd-  u.  s.  w.  zugibt.    Denn  dass  diö 

uJh  schon  von  der  Ursprache  tier  ihren  nasal  als  integrie- 

len  bestandtheil  mitbrachte,  zeigen  nicht  nur  die  unmittelbar 

bdbdndhu  sich  stellenden  formen  hhantsyath  bafidhishifat% 

\yatt  {=  abaktr,  handayedi),  hindhmm-,  bdndhu-,  sondern 

zahlreiche  fornjen  der  verwandten  sprachen^  wie  gr,  nip-- 

15  »verwandter«,  miitfia  =^  ^jist^^-fia  »tau,  band«,  lat*  offene 

lum,  offeiidix  >band^»  \\\..  bendras  ^^gemeinsam«,  got.  bindun 

[«  und  as.  ahd,  band  ^band^c  =  aind.  bundhd-  abaktr. 

»band,  fesseU  (vgL  Job.  Schmidt  Voc.  I  126  f.  Fick  IM55). 

US  folgt,   dass,   wie  wir  z.  b,  für  die  w,  tars  »dürr  sein« 

die  dreifache  ursprachliche  gestalt  trs-  tairs-  tnzrs-  anzusetzen 

haben,   die   uns   z.  b,   durcli    die   drei  gotischen  verbalformen 

ifE^fs(tur»Ufn  -pairsa  -para  treu  repräsentiert  \vird  (vgl,  gr.  id^a- 

«0»  diQXQfia$   diSoQna^    In^ai^üv   TiiqÜm    nToXtiiOQ^og),   ebenso 

tine   urspmchliche   dreiheit    hhndJi-    ihuimUi-    bhaindh-    anzu- 

""''"  ^  rn   ist,  redectiert  z;  b.  dm-ch    got.  bundum  Unda  bmid. 

y]\  gehen  ausser  hfidhn^ti  auch  das  passiv  badhydte  und 

tos  partic.  baddhd-  (=^  abaktr.   apers.  ba^ta-)   auf  die   form 

HiMÄ-  zurück   und  stehen  auf  gleicher  stufe  mit  trpydte  und 

von  w,  tarp,^) 

Nach    der  analogie  von  tastämWia  :  tastabJms  (w.  stambh, 

VDt6il)  sollte   man  zu  baböndha  als  schwache  Stammform 

erwarten-  Die  formen  babdndha  :  babadJiüs  würden  hin- 

lichUich   der  gestaltung   der  wm^zelsilbe   genau    den  gotischen 

formen  band  :  bundum  entsprechen  {bimdun  :  babadhüs  =  hund: 

^m),    babmlJi^  scheint  indess  nirgends  vorzukomraen»  sondern 

^ir  finden    wir    einei*seits   babandJi-  (z.    b,  babandJitis)    und 

j^ils    bedk-  (z.  b.  bedküs).    Jenes  beruht    auf  einer   ver- 

inerung  der  starken  Stammform,  wie  wir  sie  auch  im 

Ischen  vorlinden,  wo  z,  b.   ein  älteres,  zmn  Singular  ni- 

lehrt    in    der    krit»  gramm,    der   skr.-spr.  §   34-7,    das  praes. 
»  hftU«  den  nasal    der  wurzeläUbt^    »in   folge  der  abstosstingskrafl 
der  klassensylbe«  verloren.     Was  soll  dajin  aber  für  baähyäte 
^^Mdkäf  das  raotiv  des  aasatschwunds  gewesen  sein? 


388 


IfLTl  Brugroan, 


leineä 
ildery 
ȟbel 
55  ff.] 


nopi^a  regelrecht  sich  stellendes  *ninai^i^sp  (homerisch  noch 
ninac^E  und  nsnax^vta)  durch  n^nap^ctfa^v  verdrängt  worden 
ist  (stud.  IX  385).  Dagegen  ist  bedhtis  nach  der  analogie  von 
nasallosen  wurzeln  gebildet,  vgl  z.  b.  ^uknoU  :  ga^ä^ka  ^skiis; 

Ob  das  praeter*  pm/f/-rtfictwrfAöf,  welches  B.-R,  aus  dem 
Harivam^a  3449  anfuhren  ^),  das  prakr,  bandkämi  und  daa 
abaktr.  baMdmi  im  verein  mit  dem  got.  binda  aus  einem  ur- 
sprachlichen präsensstamme  bJmitidJt'ar  herkommen  oder 
einzelsprachliche  producte  sind,  lasse  ich  unentschieden. 

Ehe  ich  nun  zu  den  andern  verba  übergehe»  die  meines 
erachtens  genaue  analoga  zu  bmlhnaii  =  *biiM-nd'-ti  bilde: 
muss  ich  einer  zuerst  von  Ä.  Kuhn  in  seinem  aufsatz  » 
die  durch  nasale  erweiterten  verbalstämme«  (zeitschr.  11  455 
aufgestellten  und  seitdem  vielfach  angenommenen  theorie  ge^, 
denken.  Dieser  theorie  zu  folge  ist  bei  präsentien  von  cott- 
sonantisch  schliessenden  wurzeln  mit  suffix  nu  oder  nu  vielfacli 
der  nasal  des  suffixes  durch  epenthese  in  das  innere  der  wurael«' 
silbe  versetzt  worden.  Für  eine  grosse  reihe  von  fallen  ist  diese 
annähme  nicht  abzuweisen,  wie  z.  b.  für  aind.  yunjmäs,  trmpdti^ 
limpäti,  muncML  gr.  nv^i^draptm^  iat.  jungo^  ntmpo  u*  s*  w. 
Vgl,  Joh.  Schmidt  voc.  I  30,  In  einigen  lallen  hat  man  indess 
eindringen  des  nasals  aus  der  suffixsilbe  ohne  hinlängliche  bei 
rechtigung  angenommen,  und  zwai'  gerade  auch  bei  denjenigeii 
verben,  auf  die  es  uns  hier  vor  allem  ankommt.  Ich  muss,  um 
diess  zu  klarer  anschauung  zu  bringen,  etwas  weiter  ausholen. 

Es  zeigt  sich  im  indischen,  griechischen  und  germanischen 
ein  durchgängiger  parallelismus  hinsichtlich  der  behandlung  der^ 
ein  i,  n,  eine  liquida  oder  eine  nasalis  enthaltenden  wurzeln^ 
Wenn  wir  r  als  den  Vertreter  der  urindogerm,  liquidae  geltec 
lassen  {wahrscheinlich  gab  es  ja  in  der  grundsprache  zwei  odei 
noch  mehr  r-Iaute),  so  erhalten  wir  aufgrund  der  fünf  sonanten 
i,  u,  r,  n,   iß  folgende  fünf  ursprachliche  vocalreihen:  | 


1 

ai% 

Oit 

r          oir 

OiT 

u 

aiu 

a^u 

n          am 

aiU 

m 

üim 

a2m 

')  Unten  s.  392  wird  uns  vediscli  tmmthtUi  neben  imstknaH  vob 
manth  begegnen. 


üeher  einige  altind.  ved}a  der  V»  und  IX.  ronjugationsclasse.     289 

Die  exislenz  dieser  parallel  laufenden  voealreihen,  über 
deren  entstehung  wir  nichts  behaupten,  wird  durch 
folgende  Zusammenstellungen  hinlänglich  klar  erwiesen. 


Aind 


mM  $rdv€Ui        susrd'va 

hkrta-  bhdrati        babhara 

häd-  hanishydii  jaghana 

^M-  gmmUi        jaganm 

GoL 

sieiga  stetig 

biuga  baug 

mmpum      vairpa  varp 

(*rmfpum     *virpa) 

huf^um        binda  bmid 


dtid-       cäaii  cikeiu 

biiddha-  bödhati  bubodjia 

wUd-      vdrtate  vavärta 

baddhu-  bandhishtfdti  babdndki^ 

GrieclK 

r#-To-  tBi-üm  nOi'V^ 

ihnov        kl  mm  kfloina 

^Xtix^ov       fXivßofim  fil^küvi^u 

hdqaMOV      dS^MQfiai  S^ÖoQxa, 

ina^ßr      nstüopat  ninovi^a. 


Das  einzige,  was  in  diesen  vocalreihen  auffallen  könnte,  ist 
das,  dass  in  der  i-  und  der  ti-reihe  des  altindischen  der  ai-  und 
der  aa*diphthong  bei  consonantischem  wurzelschluss  in  einen  laut 
zusammengefallen  sind  und  dass  demgemäss  eMail  und  cikäa, 
UähaH  und  buhodha  denselben  diphthongen  aufweisen.  Es  liegt 
eine  dreifache  möglichkeit  vor: 

L  aii,  uiu  und  a^i,  oaw  fielen  im  indischen  überall  laut- 
gesetzlich  zusammen  in  ai  (ej,  au  (o),  und  in  cikayu  und  smr^va 
*ang  das  ä  nach  der  analogie  von  bcdthara,  jaghana u.s.  w.  ein. 

2,  Die  entwicklung  des  dy  in  dkaya  und  des  dv  m  m$rd'va 
^  die  lautgeselzliche,  und  die  Übereinstimmung  von  cikäa  mit 
^^^  und  von  hubMha  mit  hödhaü  im  vocal  der  Wurzelsilbe  ist 
**^ndär  und  durch  die  analogie  von  vaDdria  :  vdrtate  Ufid  ha- 
^^'•«tta  :  bandkishffdti ,  wo  der  zusammenfall  von  air  und  Of^r 
^^  von  Ol»  und  oiti  lautgesetzlich  stattfand,  hen^orgenifen, 

3.  Sowol  dka'pa  als  auch  cikäa  sind  rem  lautgesetzlich 
^^^^^tanden,  und  es  war  irgend  ein  lautlicher  umstand  vorhanden, 
*^lcher  in  den  Verbindungen  ati  -\-  conson.  und  a^u  +  con- 
*'^-  die  enifaltung  des  a^  zn  ä  verhinderte;  die  analogie  von 
*''*'*ärta,  wo  die  geschJossenheit  der  dlbe  die  entwickjung  vou 
***  ^  a  bedingte,  würde  dann  ein  ^cikityta  {a%i  mit  t  consonans) 
^  Vorstufe  zu  cikäa  vermuten  lassen. 


290 


Karl  Briigman, 


Welche  von  diesen   drei   niögüchkciten  das  richtige  iv 
lasse  ich  dahin  gestellt*  Arn  wahrscheinlichsten  ist  mir  vorläufi] 
die  letzte,   und  jedesfalls  möchte  ich,  angesichts  von  öberei: 
stimmungeil    wie  gr.  (^t'ro-g  {/€(j:)m  Qü(j-)Q-q   mit  srutd-s^  .^r4-' 
vämif  sräva-Sj  von  der  annähme  lautgesetzlicher  entstehung  von 
cikä*tfa   und  susnVva  nicht  eher  abgehen,    als    bis  zwingende 
gründe  dagegen  vorgebracht  sind. 

Aus   dem    in   rede  stehenden  allgemein  indogermanischeii 
parallelisnius  der  u-  und  /-wurzeln  einerseits  und  der  nasal-  und* 
liqiiidawurzeln  andererseits  begreift   sich,  warum    es  bis  jetzt 
noch  nicht  gelungen   ist,  indogermanische  wurzeln  auf  i  oder 
u  "f  Uquida  oder  nasal,  oder  solche  auf  l  oder  u  -j-  liqu.  odeii 
nas.  4"  conson*  nachzuweisen»    Als  letzter  oder  vorletzter  lauP 
einer  Wurzelsilbe  sind  eben  die  liquidae  und  nasale  ganz  das* 
selbe,  was  sonst  die  vocale  i  und  u  sind,  und   wie  diese  sich 
nur  mit  vorausgehendem  a  verbinden,  so  auch  die  liquidae  und 
nasale.     Wir  können  also  jetzt  mit  um  so  grösserer  sicherheii 
behaupten,  dass  in  allen  den  fällen,  wo  wir  in  der  wui^elsilbe 
ursprüngliches  i  oder  ursprüngliches  u  -\-  nas,  4'  conson.  an* 
treffen,  also   in  fällen  wie  aind-  Ihnpdti^  der  nasal  nicht  voif 
alters  her  im  innern  der  Wurzelsilbe  gestanden  hat. 

Andrerseits  ergibt  sich  aus  unserer  belrachtung  klar,  dasi 
man  nicht  den  mindesten  grund  hat,  nasalierte  wurzelformeri 
wie  bimndk  von  der  grundsprache  fern  zu  halten,  üeberhaupl 
muss  man  die  Vorstellung  aufgeben,  als  ob  die  >nasalierung« 
der  wurzeln  allenthalben  eine  art  von  unursprunglicher  zuthal 
zum  wurzelvocal  sei,  die  der  )'steigerung<^  w^en,  der  » 
vcJ^starkung«  wegen  oder  wie  man  das  sonst  nennen  mag,  e: 
folge.  In  wur-zeln  wie  Muindk  ^binden*,  shcmd  »steigcnc  u 
ist  der  nasal,  nach  allem,  was  wir  wissen,  ein  ebenso  wesent 
lieber  bestandtheil  wie  das  r  in  wurzeln  wie  diirk  ^sehen 
vari  ^wenden«  u.  s.  w.  Wenn  er  fehlt,  so  ist  er  entwedei*  ai 
laut  gesetzlichem  v^^%  geschwunden,  wie  in  badhid'H  und 
hoddhA-,  oder  es  bat  eine  neubilduog  nach  der  analogie 
von  unnasalierten  wurzeln  stattgefunden,  wie  bei  bedJim 
nach  ^eküs  u.  ähnl.  Umgekehit,  wenn  der  nasal  in  einep 
a^wurzel  erscheint,  die  ihn  von  der  urzeit  her  nicht  hatte ^ 
ist  er  auch  hier  ent wieder  als  auf  lautlichem  weg,  meiste; 
durch  epenthese,  oder  als  durch  analogie  eingedrungen  a 
zusehen,  also  -auf  denselben  beiden  wegen ,  auf  denen  er  ai 


üeber  einige  altiiKl.  verba  der  V.  und  IX.  cünjugalionsclasse.     2ÖI 

so  vielfach  in  wurzeln  auf  i  oder  u  -f  conson.  hineingekommen 
ist.  Alle  erklärungen  nasalierter  formen,  die  von  dem  gedanken 
ausgehen  f  dass  in  der  nachgrundsprachlichen  zeit  in  unsern 
indogenn.  sprachen  nasale  der  Steigerung  oder  silben- 
Verstärkung  wegen  beliebig  eingeschoben  worden  seien,  halte 
Ich  schon  im  princip  für  verfehlt.  M 

Es  wäre  eine  sehr  dankenswerte,  freilich  keine  leichte  aul- 
gibe,  festzustellen,  für  welche  indogerm.  a-worzeln  der  nasal 
k  derselben  weise  wie  bei  w.  bhandh  als  altüberkommener  nnd 
(bnim  conslituierender  faetor  anzusehen  isl ,  und  in  welche  a- 
wttizeln  er  erst  später  auf  einem  der  zwei  genannteo  wege  ein- 
gedrungen ist.  So  viel  steht  uiir  schon  jetzt  ausser  allem  zweifei, 
dass  man  vielfach  zu  rasch  und  ohne  auf  die  andere  möglich- 
kdt  die  gehörige  rücksicht  zu  nehmen  sich  für  na  cht  rag - 
hches  hineinkommen  des  nasals  entschieden  hat* 

Zu  diesen  letzteren  fallen  gehören  meiner  ansieht  nach 
diejenigen  aind.  verba,  welche  ich  mit  ImdknuH  von  w.  bhmulh 
auf  gleiche  hnie  stellen  zu  müssen  glaube:  skübhmTü  ÄkabhwUi 
»befestigt,  stützt«,  siahimati  stabhmti  dass.,  mathmffi  >f[uirlt, 
röhrt«;  vielleicht  gehört  endlich  hierher  auch  (kthhuki  »schädigt, 
tluacht«. 

Für  skahhnäti^^  *^kmbh^n(T'ti  und  skuhhyUi  ^^  ^shnhk- 
^ü  spricht  eäskänAlmf  skambftd"  m,  »stütze,  stützender  i>feiler< 
=  abaktr,  ^kemba-  und  das  gleichbidcutende  skdmbhanti'  n. 
Regelrechter  nasalauslall  also  auch  in  der  schwachen  form  des 
perfectstammes,  die  nur  durch  das  im  AV.  IV,  2,  3  als  Variante 
ittRV.  X  121,  6  t<isiabhäne  auftretende  caskabhäne  belegt  ist 
ferner  in  skabßiitd-  und  sknbhäfßSi  Das  praesens  skdmhkate 
(ühatup.  10,27)  verhält  sieb  zu  skabhti^Ui  skabhnöU  wie  turpaü 
2U  iifps4iit  äMrshf.di  zu  drsliiML     Sichere  vergleiche  aus  den 


')  Diese  Uieorie  von  der  *äleigerung  durcli  iiasalierung«  beruht  auf 
derselben  falschen  Vorstellung  von  dem  leben  der  spräche,  die  sich  so  oft 
Mch  da  geltend  machte  wo  es  sich  um  »Steigerungen«  des  a^  i  und  u  han- 
delt Wer  z,  h,t  un»  das  u  von  ^stmog  gegenHber  dem  t  von  lat  dictU'S 
^^  aind.  dish^-s  zu  erklären,  anninimi,  iHe  Griechen  hätten  den  wurzel- 
v«cai  in  ihrem  particip  »gesteigert«,  druckt  sich  entwetler  sehr  äusserlich 
*•*  oder  hat  überhaupt  keine  klare  voi-stellung  vom  tbalsächlichen  verhall 
''^l^mieisleMü  ist  das  letztere  der  fall).  Die  Wahrheit  ist  ohne  zweifei, 
^**  bei  den  Griechen  das  h  von  solchen  formen  des  verbalsystems  aus, 
^  "ieneto  e$  von  alters  her  bestand  ( Ji l^ca  u.  s,  w.),  in  das  particip  ein- 
'**8«  iftiXTof  ist  also  eine  analogiehilduug.  • 


292 


Karl  ßnierman. 


europäischen  sprachen  fehlen,  und  so  haben  wir  zwar  immer 
hin  kein  recht  ein  urindog.  skambh  aufzustellen;  wenn  wi 
aber  überhaupt  einmal  eine  wurzel  für  jene  arischen  wörte 
aufstellen  wollen,  so  darf  sie  nur  als  skambh  (skmbh),  nich 
als  skabh  angesetzt  werden* 

Dass  stabhnd'ti  und  stabhnöti  eine  wurzelform  sfmM 
repräsentieren,  zeigt  die  starke  Stammform  des  perfecls  tastdnAM 
wozu  regelrecht  der  plural  tasiabhüSt  ferner  sidmbhate  (Dhätop 
10,  26),  stmnbhw/aii  und  die  substantiva  stambhti-  m.,  stdm 
bhana-  m.  n.  =  abaktr.  ^tembarm-  m.,  alle  drei  »stütze«  to 
deutend.  Die  medialen  perfectformen  ttistambhe,  tastmiiki^ 
(vgl.  B.-R.)  zeigen  eindringen  der  starken  Stammform  ins  ge 
biet  der  schwachen.  Nasalwegfall  ausser  in  stabhnaH  m 
tasiabhüs  auch  in  ästabimt  (vgL  Inad^ov  neben  nit'^^og  und  ni 
novx^a),  stabhitd-,  dabdhd-,  siabhdydü,  Htnbhfnjdni'.  Aus  dö 
europ.  sprachen  bietet  sich  vielerlei  zur  vergleichung  dar,  woröbfi 
man  Curtius  grdz>  212,  218,  517,  Joh.  Schmidt  voc,  I  1281 
154  ff,  und  Fick  P  248,  821,  IP  275,  494,  III*  345  nachseta 
Die  entscheidung  über  Zugehörigkeit  oder  nichtzugehörigkeit  zun 
ind,  stambh  ist  bei  vielen  der  hier  verzeichneten  Wörter  reclj 
schwer,  wenn  nicht  geradem  unmöglich.  Da  die  meisten  einfi 
nasal  in  der  Wurzelsilbe  aufweisen,  wie  gr.  «tfrf/if/rj^  und  li 
stambfk:<  »grob«»  so  begünstigt  diess  die  annähme,  dass  in  da 
grundsprache  überall  ein  nasal  vorhanden  gewesen  wzt^] 
und  jedesfalls  ist  die  ansieht,  dass  die  indischen  formen  mi 
stabh'  noch  die  alte  nasallose  form  der  wurzel  repräsentierea 
und  der  nasal  in  die  formen  tustdnMa  u.  s,  w,  später  e« 
eingedrungen  sei,  gar  nicht  zu  begründen. 

Neben  mathnatl  haben  wir  das  perf.  •^namdniha,  woS 
sowol  der  regelmässige  plural  nmmathüs  als  auch  fnamanihm 
und  jnethüs  (vgl.  oben  bahanMüs  und  b&ihiis  zu  bcMncOun 
futur,  manfMshijdti,  ferner  maniM-  m,,  manthin-  m,  »rührtrank^ 
mdntimfm'  m.  i»bulterslässel«.  Schon  im  vedischen  neben  moM 
i%  des  praesens  mdnUmtL     Regelrecht  nasallos   sind  aussi 


')  Wenn  üTaffigj  <nt(ffvX^,  denen  ^<^h.  Schmidt  a,  a,  o.  lit.  s^mbifä 
»kämm  «Jer  tmiibe*  vergleicht,  zu  unserer  wurzel  gehören»  so  fallen  aSi 
für  die  ursprünglichkeit  des  nasals  schwer  ins  gewicht.  Denn  offenbar  va 
häU  sich  ffiaifvlti  2U  arifi^vloi^  nicht  anders  als  nä9os  zu  ttiV^^  (t| 
$7Ttt^op  lind  jjtiaofiat),  sie  würden  also  das  neben  ei  nand  erliegen  der  stä 
Btmbh  und  sühf^tbh  m  griethischen  beweisen. 


ücber  einige  altind.  verba  der  V.  und  IX.  conjugalionsclas^e.     293 

mm/hiis  auch  mathydie,  matJiai/diip  nmihfa-  (vgl.  ^dsya-  von 
(op  »preisen«,  dr^ya-  von  darf  »sehen«,  an-apa-tyrjyä-  von 
•»7  »umwenden«  u.  a.),  ntathilä-,  maihtm-  »ei-schütternd«,  ma- 
W-  >in  bewegang  s<?tzend'^:.  Da  zum  ind.  nwnth  aus  den 
«srop,  sprachen  sicher  anord,  mmidall  >di'elihölz  •,  nlid.  mmigeU 
Ur(A.  Kuhn  herabkunil  s,  14),  lit.  mcnture  i^quirk  und  abulg. 
ifA;  ^ta^arrw.  tnrbo«  gehören  (Guiiius*  337,  Fick  V^  lfi9),  so 
n  wol  das  gr.  fi6itog  »schlachtgewiihl-'f  und  das  abtüg. 
$q  »ägitari«,  die  man  ebenfalls  vergleicht,  falls  sie  über- 
^rgehören,  als  auf  einem  übertritt  aus  der  «-reihe  in 
ihe  beruhend  betrachtet  werden. 
Zweifelhalt  bin  ich,  wie  bereits  angedeutet,  hinsichtlich 
iirfli  3»sehädigt,  täuschl<'f.  Dazu  haben  wir  zwar  dam- 
'i.  ddmbhmm-  »beschädigend«,  danihhä-  m.  >^betrugc<,  di- 
ishu-  :c'jemanden  zu  hintergehen  rm  sinne  habende:,  dam- 
»betrüger«,  damhhaka-  »betrügend« ;  und  dahhffdte,  daMha-, 
',  dabhrd-  wurden  ganz  regelrecht  ihres  nasals  verlustig 
Igen  sein.  Indess  heisst  das  perfect  im  vedischen  dadahha 
i,  später  erst  daddmbha,  und  die  abaktr,  3*  sg,  med.  impf. 
Id  wie  das  caus.  3.  sg,  praes.  d^hayiiü  weisen  eben- 
auf  unnasal iertes  dablK  Im  arischen  übertritt  aus  der 
le  in  die  a-reihe  airzunehmen  ist  ebenso  gut  möglich  als 
umgekehtte.  Es  müssten  also  die  europ.  sprachen  den 
lag  geben*  Indess  sind  alle  vergleiche  unsicher.  Die 
menstellung  mit  got.  dumbs  (vgl  Joh.  Sclimidt  voc.  I  30. 
wörde,  wenn  sie  richtig  ist  für  urindogermanisches  dhambh 
eiL 


Leipzig,  15.  November  1877, 


Karl  Brugman. 


Einige  alterthüm  liehe  perfectbildungen  des 
griechisch  eo. 

J&i  vocalisch  auslautenden  wurzeln  hat  im  griechischen 
erfeclum   mit   x  eine  ältere  biklung  verdrangt»    von   der 

[noch  einige  reste,  z.  b.  in  ^ata^bi%  öiid$fiBi\  xixXrlft^  üb- 
u,  s.  w-  erhalten  haben.     Mit  dieser  bildimg  stimmen  die 


S94 


Mahlfjw, 


enlsprechenden  formen  des  altindischen  perfects  völlig  überein;  vgl. 
didhinui,  ninima  TS.,  nimtfätj  sudiimiaj  cictjashe,  juhure  u,  s.  w., 
im  classischen  sanskrit  nur  die  participia,  cikivams,  sushuvofßs^ 
und  vereinzeltes  wie  susnima^  ^ugruma,  auch  altbaktr.  gugruma, 
Icta^^p  entspricht  ebenfalls  den  formen  wie  dadima,  iasfhima, 
in  denen  das  i  entweder  Vertreter  des  wurzelvocals  a  oder 
besser  sogenannter  bindevocal  ist.  Aus  ursprünglichem  dadamd^ 
tdstjmnd  schwand  das  unbetonte  a  der  wurzel,  wie  überall  im 
perfectum,  und  dann  drang  aus  solchen  formen»  in  denen  das 
i  entstanden  war»  z.  b.  su^cimaf  paptinm,  sedinm,  dasselbe  auch 
in  d^dinui,  tasthinm  ein,  ebenso  Avie  in  petima,  iklima.  Die  äl- 
tere  stufe  zeigt  sich  in  dmlrire,  diidvam^  daätire^  und  im  femi-  ■ 
ninum  der  participia,  dadusJn  aus  *dadvasi,  *dadava*n.  Die 
übereinstinnnung  der  beiden  sprachen  in  dieser  perfectbildung 
ist  also  offenbar,  und  wenn  sich  auch  im  griechischen  für  den 
sing,  iiid,  act.  sichere  formen  noch  nicht  haben  nachweisen 
lassen,  die  als  Vorgänger  der  mit  le  gebildeten  angesehen  werden 
könnten,  so  wird  man  doch  niclit  zögern  dürfen,  zu  behaupten, 
dass  auch  hier  eine  der  indischen  analoge  bildung  die  ursprüng- 
liche war.  Vergleicht  man  nun  vivesha  vkishmu  mit  nino&i^a 
infnii^ftav^  iotxa  ttitzöVy  so  ergiebl  sich  daraus,  dass  ira  griecln- 
sehen  für  das  perfeclum  der  steigerungsdiphthong  von  »  o#  ist; 
also  rnuss  das  alte  perfectum  von  df/i,  gebildet  wie  didhaja 
dMhma,  lauten  dtÖj^ota  dldfin&y.  Und  diese  formen  sind  beide 
erhalten.  *64djma  ist  nämlich  im  ionischen  regelrecht  zu  *dW- 
fotx^  «JeWoot,  äeiäm  geworden.  Bei  Homer  kann  man  für  dsüm 
überall  noch  äsiSüa  lesen. 

Ausser  der  1.  sg.  äBtdm  findet  sich  keine  einzige  form  nach 
der  M-flexion ;  denn  öftdofjtsv  Dio.  Hai  ant.  6,  37,  dsiden  Anth, 
Pal.  9.  147  sind  seit  Buttmann  allgemein  verworfen,  dfiäm  er- 
scheint ferner  ausser  bei  späten  nachahraern  [Apoll.  Rhod.  3. 
481,  Quint,  Smyrn.  2.  46]  nur  bei  Homer  und  zwar  nur  in 
der  formet  öeiSo}  ^{^  und  nur  am  anfang  des  verses,  vgl  K  39. 
A  470.  N  745.  B  44.  T  24.  Y  30.  X  455.  b  300.  419.  473. 
^  122;  offenbar  also  war  dsi&m  schon  in  homerischer  zeit  eine 
völlig  veraltete  form,  die  in  der  lebendigen  spraclie  längst  an- 
deren bildungen  plafz  gemacht  hatte  und  ihre  erhaltung  nm* 
der  sängertradilion  verdankte.  G.  Curtius  grundz.  607,  verb. 
U.  180  erklärt  ÖBidm  als  verkürzt  aus  "^deiöim^  das  er  für  ein 
perfectum   mit  präsensflexjon  hfdt;  aber  schon   der  aiterthüm- 


Einige  alterthß  ml  ich  e  perfectbildungen  des  griechischen.  295 


lichkeii  der  form  wegen  wird  man  der  annähme  einer  so  un- 
regelinä^sigen  entslehung  kaum  beistimiuen  können. 

Bei  wurzeln  niif  dem  auslaut  a  kann  man  dieselbe  bildungs- 
weise annehmen.  Die  beiden  zusammenstossenden  a  in  der  J. 
UTid  3.  person  sing,  mussten  trüb  contrahirt  Averden;  es  ent- 
spricht also  einem  indischen  babkä,  baWiau  genau  uitf>ij  bei 
Hesych,  das  ebenso,  wie  n4(f>jp'£y  durch  den  aorist  ifdv^  glos- 
sirl  ist.     Anders  Cur  Uns  verb*  IL  25. 

Endlieh  scheint  ein  diittes  perfectum  derart  verborgen  zu 
sein  in  dem  iinsccava  des  bekauoten  lakonischen  berichls^  vgl. 
Ahrens  II  483.  147.  äneacova  soll  gleich  dniö^a  sein;  aber 
der  zusanmienhang  erfordert  an  der  stelle  durchaus  ein  per- 
fectum und  in  der  ihat  steht  bei  Xenophon  dnidiSvTat^  indem 
eine  den  späteren  Griechen  bekanntere  form  für  die  ihnen  un- 
verständliche gesetzt  wurde*  Entscheidend  ist  füi*  die  erktärung 
von  dmaaova  das  sicher  überlieferte  a  desselben;  eine  form 
Von  üav^  mit  a  in  der  Wurzelsilbe  kann  nichts  andres  sein,  als 
p€rt',  act,,  ebenso  wie  in  einer  wurzel  mit  i  der  diphfhong  oi 
allein  diesem  tempus  angehört.  Man  braucht  in  dnaacova  nur 
denejidvocal,  der  gar  nicht  sicher  überliefert  ist,  zu  verbessern; 
^«D  miaaovB  steht  mit  äUAü(j)a  auf  einer  stufe.  Da  uniti<fovs 
^ü  den  sogenannten  perfecta  II  gehört,  ist  seine  inti-ansitive  be- 
deutung  nicht  auffallend,  vgb  Buttmann  aust  spr.  IL  82, 


Berlin, 


Georg  Mahlow. 


Gr.  Inn^v  =  sin*,  ä^vayo. 

XJeber  die  griechischen  nomina  auf  -Bvg  hat  meines  wissertö 
^1^2t  gehandelt  Leo  Meyer  in  Bezzenbergers  beitr.  L  p.  20 — 41. 
_  lietrachtet  dieselben  hier,  wie  schon  in  seiner  vergL  gr,  2, 
»  als  gebildet  durch  ein  secundäres  sufÖx  v  aus  themen  auf 

^  und  coR'^onanten,  und  bezeichnet  17/  als  ursprünglichen 
T^^mauslaut  und  »versehen  mit«  als  gmndbedeutung  des  mit 
'^*  -t?a,  'Vani  zusammengehörigen  suffixes.  Allein  die  ver- 
**^l€dcnen  Schwierigkeiten,   welche   sich   von  seiten   der  form 

^%«fenstellcn,  auch  ganz  ausser  acht  gelassen,  ist  diese  deutung 
^^linehmbar.     Mag  sich  mnn'^  duich  >mil  pferden  versehn«, 


25d 


^ 


2m 


Wackemagel, 


jfOfiBv^  durch  »mit  weide  versehn«  übersetzen  lassen,  und  ei 
anzahi  weiterer  nomina  ähnlich,  was  soll  ot'Qtt'g  als  das  mi) 
bergen  versehene  maullhier,  der  t^ans^^vg  nvmv  als  der  mit 
tischen  versehene  htind  und  gar  d^mrivg  als  der  mit  den  besten 
versehene  held?  Mit  Meyer  zu  übersetzen  »der  mit  dem  besten, 
dem  vorzüglichsten  zu  thon  hat«  heisst  völlig  die  bedeutung  dei 
Wortes  verkennen.  Die  gerade  bei  Homer  besonders  stark  vei^ 
trelene  classe  von  solchen  Wörtern  auf  -ft^c,  die  nach  antikeia 
ausdruck  durch  naqaa%^^a%$tSfjtuq  d.  h.  ohne  starke  bedeutung®^ 
ändernng  gebildet  sind  (vgl.  Curtius,  grundz.  p,  597)  ist  nach 
der  Meyer'schen  hypothese  vollkommen  unerklärbar.  Ebenso 
wenig  als  diese  ist  aber  die  von  Curtius  vertretene,  zuerst  von 
Schleicher  empfohlene  heranzlehung  slavischer  verba  auf  -ovaii 
zu  billigen.  Polt  (E.  F.  II,  I,  985.  2,  1240  C)  und  Meyer  (a.a*0. 
p,  24)  haben  sie  hinlänglich  widerlegt.  Benfey's  identißcierung 
von  '€iK  mit  suffix  n  scheitert  vor  allem  an  der  secimdäreil 
natur  der  betreifenden  nomina,  von  denen  selbst  die  zweisylbn 
gen  wie  wie  tfüQsiCj  ^;f«i^c  etc.  durch  ihren  o-vocal  sich  als 
denominativ  zu  erkennen  geben  (vgl.  Meyer  p.  26).  So  bleib 
die  längst  gegebene  Zusammenstellung  von  -^v  mit  ski\  -yn 
Dasselbe  bildet  z.  th.  primäre  nomina:  irqjyUj  jan^,  tanyn 
(s)täifUf  dusyu.  {iruhtju,  dJmijn  (freigebig),  dliayu  (gefrässig),  p^yKj 
'jßyUf  bhujyiij  mamjn,  mütju  (blöken,  blöker),  müyu  (zauber)^ 
mäyu"^  (gallo),  ißjyu,  vayu^  (^mulhyu^  sakytL  Dahin  gehören  dia 
primtiren  nomina  actionis  des  liLhauischen,  wie  tyrius  stnid« 
gyrius  rühm  u,  aa*  (Schleicher,  hdb.  p.  108),  ferner  goth? 
ärunjus,  griech.  vlvg  (Baunack  in  Gurt.  stud.  10,  90.  91)  und 
nmv^  nicht  aber  die  Wörter  auf  -6i;c,  da  diese  stets  3ecundil| 
imd  niemals  nomina  actionis  sind.  Ganz  zu  sondern  hievon 
ist  dasjenige  -yUj  welches »  als  vedische  eigenthümlichkeit  von 
P.  3,  %  170  besprochen,  sich  an  verba  auf  -ya  anlehnt,  wol 
also  mit  dem  an  desiderativstämme  tretenden  u  zusammenzu- 
stellen ist.  Zunächst  zu  erwähnen  sind  bJHJJayati'bhnjayn^  hh4lr 
vaytiti-hhävayu,  inanfmyati-nmnMyu^  niandayati-tnandayu.  Ebenso 
schliesst  sich  dhärayu  wol  an  das  causativ  dJiarayati  an;  Soma^ 
als  dessen  epithet  es  Rv.  9,  67,  1,  der  einzigen  stelle,  wo  es 
vorkommt,  belegt  ist,  kann  leicht  als  »erhaller«  bezeichn 
sein:  vgl  9,  2,  5,  wo  Soma  als  vishtumbho  dhat^im  divah  bi 
zeichnet  wird.  Roths  von  Grassmann  acceptierte  herleiti 
aus  dJiarä  setzt  eine  unwahi'scheinüche  kürzong  des  auslauts 


Gr,  inmv  —  skr-  dgvatfo. 


297 


'  fmasL  Endlich  hrnäyaii  —  durhpfiäifu.  Meist  aber  sind  die 
ßi  UQnde  liegenden  oder  voraussetzbaren  verba  denominativ: 
mmia  —  sunmäi^äti  —  sumnäj/u,  tnanä  —  manayäti  —  nmnayü, 
iAn  —  vampäti  —  vasüyü,  nämas  —  mmmsydti  —  namasffu, 
ulm  —  udamfdti  —  udanyu  u.  s.  w-  Hiermit  vergleictit  sich 
nnkhst  abaktr.  aidm  —  a^uy^Ui  —  anhuyu,  dann  die  Üthaui- 
fcben  secundären  nomina  auf  *ju  (Schleicher  p,  108),  endlich 
_  die  griechischen  auf  tvi;\  oiteog  —  oixiti  —  o*x€Vf,  ffi^og  — 
^Hjf««  —  ^^evg^  iQwi}  —  aTZtQmiBi  —  dnt^w^pg,  rfkog — tsXhi  — 
wr-fij.  Nicht  denominativ  ist  das  mit  skr.  rghüydU  zusammen- 
gehörige Q^x^ii,  dq^htm,  das  dem  namen  des  die  ganze  natur 
in  »^rregimg  und  bewegung  bringenden  Orpheus  zu  gründe  zu 
liegen  scheint  {Oqtptvq  =^  yghayüs). 

Allerdings  lassen  sich  für  die  wenigsten  unserer  nomina  die 

zugehörigen   verba  auf  -im  nachweisen  und  nichts  berechtigt 

nns  jeweilen    das  betr,  vorbuni  als  verloren  gegangen  zu   be- 

Imehten.     Der  satz^  dass  das  sutllx  -svg  auf  -im  beruht   und 

Blit  ihm   bildungsgleich   ist,   wird   dadurch   nichl   angefochten. 

fk  meisten  verba  auf  'ito  gehen  auf  a-stämme  zurück,  ebenso 

die  meisten  notnina  auf  -^rc:  xulxog  —  *%alnejifc  —  %akxivg^  ni- 

|0|Ut^ —  KtqafAfvg^  dgtatog  —  dQiüzevgy  isQoy^  —  U^^vg,  skr.  pro- 

Mmtha —  Oqo^avi^svgM.%.  w.  Hieher  gehöii  auch ßa<SiXBvg\  durch 

lue  femininalformen  ßatsiltj,  ßatSilig^  ßaaChnaa  wird  *ßd<idog 

ik  zi\  gründe  liegend  erwnesen;   von   dieser  form   muss  daher 

bei  allen    deutungsversuchen   ausgegangen   w^erden.     !n    -Xs^g 

te  wort  Xaog  oder   auch  Xäac   zu  suchen,   ist  schon  darum 

unerlaubt»  weil  alle  sog.  verbalcomposila,  wie  dy^cilaüg^  äsq^i- 

«ifC,  tafiBaixQmg  (anders  freilich  die  auf  -17^  Tvie  ^tSiBu^g)  das 

mie  glied    betonen,    wir    also  ßauiXBvg    zu  erwarten   hätten, 

löinitThin  scheint  auch  bei  einer  grundform  "^ßdütlog  die  deu- 

^ong  >  Volksführer  €  bleiben  zu  können  (vgl  'Oydadag^  ^mutlog 

^s^hflag).     Einen   titel  nacli   art   der  eigennameo  gekürzt    zu 

Mlien  darf  uns  nicht  wmider  nehmen.  —  Manche  verba  auf  -im 

«intl  manche  nomina  auf  -tvg  sind  aus  ö-stämmen  herzuleiten. 

Neben  unukim  aus  dmUti^  ffwrim  aus  (fmvtj  stellt  sich  zQanB" 

W;  aus  tQdns^a,  flQV^rfvg  aus   nQVfivf^,   dfia^ivg  aus   äf^a^a 

i^beri  ifpivCTita   aus   tpfvarijc  stellt    sich  Navtfvg    aus   vavtiig^ 

»nontfif-^  aus  inontfig  und  die  zahlreichen  thierischen  patro- 

i^ymica  auf  -id^vg^  die  nichts  sind  als  erweiterungen  derer  auf 

'^'^tc.    Aus  stammen   auf  -*c  gehen  hervor,  mit  *im  für  -icjm 

tottehrin  fljr  xtt^X.  BprwhU    N.  F.  TV.    3.  3| 


n^ 


Wacjlceniagel, 


z,  b.  teJLita.myl^i^,  und  enUH'cjcbend  niit  -*vc  für  -tcjvi  W^t^ 
von  o^of,  i%vhi-iä  von  l'jt*''^-     "**•"  ^^^^  endlich  für  ~jm  aiM 

entsprechend  -ti'«  für  -jit;  im  anscliluss  an  verschiedene  coq 
sonanlische  stännne:  vgl.  latoQ-iw,  (^(tov^im  einer-  und  äo^an 
iv^,  Y(fafifiax-tvg^  EXatQ-6vg  (von  «Uccr^^)  anderseits  (so  aoo 
vedisch  tsA  —  isha^äU  —  k^hayü).  Wie  aber  hinwiederum  an 
numiXog  Ttmxi^O)^  aus  xa^a^Oi;  xa^al^m,  kius  (idCHavog  ßaöMmH 
(Gudius  Vb.  L  p.  363  ff.)  wird,  finden  wir  das  mittelst  sorof 
ydii  auf  sarana  zurückgeheride  sarcuiyü  (n,  -yus)  griech.  durd 
bQirvg  ntclit  durch  iQUivg,  analog  den  übrigen  Wörtern  3^ 
-yti  wiedergegeben.  Das  fcniininale  gcsdilecht  des  wartQ 
mochte  hier  beslinimeod  sein  (vgl  Pott,  E,  F.  2,  l,  987  n.)   . 

Aus  diesem  parallelismus  erklärt  sich  die  bekannte  ei 
scheioung,  dass  in  überaus  zahlreichen  fällen  verba  auf  -im  ur| 
auf  -*t'<ö  nebeneinander  stehen  (Lobeck,  Rhemat.  p.  99  ff,).     , 

Das  altindische  -yü  und   das  griechische  -Wg  enlspreck^ 
sich   aber  nicht  bloss   darm,    dass   beide  auf,   meist   denoiiS3 
native,  verba  auf  -ya  resp,  -ia>  zurückgehen,  sondern  auch 
der  bedeutung,  welche   sie  den  aus   ihnen  gebildeten  vvörtö 
geben.     Im  Sanski'it  bezeictmen  die  durcli  -yu  gebildeten  wöi*' 

1)  mit  Vorliebe  den  etwas  suchenden:  a^vayu  rosse 
gehrend,  (;ravasyü  ruhmsüchtig.  Ihnen  entsprechen  im  gri« 
sehen  i%v€v-(iA)  die  fussspiir  suchend,  vielleicht  dii^is 
dem  kampfpreis  naclijagend. 

2)  im  anschtuss  an  1)  den  etwas  oder  jemand  Ueben< 
jemandem  anhangenden:  ilevayü  die  götter  verehrend,  tva\ 
dich  liebend.  Hieher  scheinen  griechische  ethnica  wie  'jti§iu 
äQBt%  Ayttex^q^  Jfi^%qiBvqy  ^ivCi^uxivg,  Kanaavd^Bvg,  lk\ 
hi^ka^ivg^  ^sXsvxsvg  u.  aa,  zu  gehören.  'AXE^ui^äg^lg  sind  eigenl 
lieh  die  anlmnger  Alexanders,  'Ale^dvdQtta  {In  bezug  auf 
bildung  des  wortes  vgl  ^H^anketa)  die  aus  ihnen  gebildete 
lonle.  Aehnlich  schon  in  älterer  zeit  0$faXstg  die  bew^oi 
der  sladt  Ühydlua,  deren  heros  0iyalfßg  heisst,  und  wol  ai 
0mxblg:  die  leute  des  heros  0(tmog  u.  dergl. 

3)  den  etwas  pflegenden,  besitzenden,  bewohnenden:  t^ 
jayii  (nach  Grassmannj  güterreich,  udanyu  w^asser  enthalten^ 
vandhunlyü  einen  wagensitz  habend,  durotiayü  wohl  =  duroijttA 
mdi  hhuvanyu  die  well  beherrschend,  herr.  Dem  entspreche! 
lithauisch  Wörter  wie  bttdias  in  noth  betindlich.  stuirgliu 
und  Kahlreiche  griechische  nomina. 


<tr.  inniv  =  »kr.  d^^aifO. 


299 


0.  den  etwas  handhabenden  bezeichnen:  tnnEvg  reitet, 
ö^ot^ftf^  ackerer»  «ju«J«t»?  (ulinnaiin,  rfixrr^t^^  fischer,  ^'^«Hfit^^ 
fischer,  n^afiattvg  schafhirU  aj'i^i^t'c  Schirmherr  der  Strassen* 

6.  den  etwas  besitzenden:  dovocx«'^  eig.  rohrreich,  ßQsvg 
aus  Jeder  geniaeht  (mit  ergänzuiig  von  iiidg  =  lederriemen). 
r.  den  bewohner  von  etwas:  Oixaltev^  in  Oechalia  woh- 
nend, nebst  den  hunderteii  von  gjeichgebüdeten  ethnicis,  nidisvg 
bewohner  der  ebene,  aiytaÄBvg  am  uter  lebend,  ff'^atQt$vc  in 
einer  phratrie  seiend,  einer  phratrie  aiigehörig,  dsxadev^  zu  einer 
d^urie  gehörig* 

4j  den  etwas  bearbeitenden,  besorgenden,  hervorbringen- 
den: adhvaryü  die  heihge  ceremonie  vollziehend,  primmyü  schlacht 
schlagend,  apasyil  ein  geschäft  verrichtend,  vacasifil  lieder  dich- 
tend. Dem  entsprechen  lithauisch  ihn^ius  fensLermacher,  Araß- 
B««  kessel  Ol  acher,  pMmus  (von  puäas)  töpfer  u.  aa.  Griechisch 
a.  xakxevg  erzarbeiter,  schmid,  xf^iapa??  thonarbeiter, 
^itvtgvq  lederarbeiter,  Hi^nsvq  gärtner, 

6,  YQafA^ativt;  Schreiberei  besorgend,  ti^si&q  die  iV^cr  ver- 
gehend, 

r.  av^qa^tui^  kohlenhrenner,  O/m'g  »winzer«, 
5)  den  etwas  darstellenden,  sich  als  ein  derartiger  beneh- 
®P^den:  tfumm  jung,  y^wanyii  jugendlich,  vlra  held,  mrayü 
^^  heldenhaft  benehmend,  i^rA-a  wolf,  tTi^^/y?!  wölfisch ;  dagegen 
^^^fa  und  iandrayü,  mwidra  und  mandruyü,  bhlma  und  bht- 
^öyti  stimmen  fast  völlig  liberein.  Zahlreich  sind  die  entsprechen- 
^^^  bildüogen  im  griechischen,  äXtoc  im  meer  lebend,  altu^g 
^on  berufe  wegen  im  meer  lebend,  fischer,  -yQtiqog  schreibend 
n^^Bvg  Schreiber,  -ßatfog  färbend,  ßa^svg  farber,  -j'iifyö^ 
^J^Titeend,  yXvfferc  t>ildhauer,  o^oc  haltend,  oxtvg  riemen,  -y<S- 
^^  tragend,  (pogsvc  träger,  ^vioxog  =  ij^vo^erc,  ä^tiftog  =  ^Qt- 
<^«^c,  Ai(fiotp  -=  M^iOTTsvg.  Vgl.  auch  Ciirtius  Vb.  1,  362:  »die 
^^^ba  auf  -frw  bedeuten  von  tiaus  aus  alle  sich  verhalten,  sich 
benehmen  nach  art  irgend  einer  person.«  Unrichtig  schreibt 
-^^iiijUs  diese  bedeutung  nur  den  verben  zu;  sie  liegt  schon  in 
^^*   ihnen  zu  gründe  liegenden  nominibas, 

Dass  trotz  der  identität  von  -pü  und  -£vg  nur  das  eine  In- 

a^^^    ini  skr.  reflectiert    wird   (durch   agrayti)  —   denn   selbst 

''^hde  (Bezz*  heitr*  1,25t)  wird  B^its^vg  nicht  direct  an  vrshayü 

^^tlüpfen  wollen;   auch  die  gleichung  hhuranyü  =  (^Qqmvsvg 

^^K  bedenken  —  und  dieses  eine   in  den  zwei  sprachen    in 

21* 


VurkernagH. 


verschiedenen  bedeuluiigsnuaticen  sieh  xeigt,  kann  bei  dem  se- 
rundärQri  eharaktor  diost^r  l)ikhjiigen  jiiehl  wunder  nehmen. 
Pagegen  wird  es  sich  fragen,  ob  alle  flexionsformen  der  noniina 
auf-ti^V  Jnil  der  hier  vorgetragenen  denlnng  derselben  sieh  ver- 
einbaren lassen. 

Im  nominaliv  isl  in  sanniiUichen  dialecten  -t^vc  belegt,  der 
genaue  rollex  von  indischem  -fitßüs,  Daneberj  über  isl  eine 
nominativform  -tj^;  melirfach  bezeugt,  ziinäLlist  itisclirifLlicli  für 
arcadi&eh  (Yi)aif>ic  Fouearl  3H8  a  341  e  iaf/f^g  ri40  d»  UK  itQijg  IJ38  h 
I*  30,  34,  52 j  und  cyprisch  {n^rj^  auf  T.  VlIL  ti  bei  Sehm.), 
sodann  durch  Priscian  6,  92  der  geslützt  auf  Herodian  (I,  14, 
12  Lb5.)  O^qf^c,  U'r%,  Tväf^g  anführl  (Alirens  diall  2,  236). 
endlieh  durch  lateinische  Übertragungen*  wie  ülizes.  Dieses 
-lys  geld,  wie  Ahrens  (Philol.  35>  16)  sehon  bemerkt  hat,  auf 
-#/i'c  zurück,  ganz,  wie  vdc  auf  vävc  (Ahrens  diall.  2,  243  n.), 
»Vcü^jua  auf  *^mr^a^  i^dUfxa  auf  r^mvfia^  eJ^i/  auf  mv^tj  {=  skr.  vära)  j 
mit  einer   hehandlung  des   v,   die  derjenigen  des  i  dpsxipmwi^  ■ 

das  bekannthelj   auch   in  * 


Tür  durelians   analog    isL     Das  ^ 
den  meisten  tiblinueri  casus  erscheint,   vergleicht  sich  /unäclist    i 
dem    ^  Unit   w   in    der   flexion    der    verba   auf  im-    und  -6a  m 
(aeol.    nal^m^    irtt^riw^    dätxf^tt;    honi*    «?Tt*ir/rjy^\    mvi^fjfjiByai^ 
(Taöi,    vnpMorTtg^    idfjmovna;    delph .    a£aq>ar(t}l€m,  ^aüufm'iv) 
sodann   dem  a    in   skr.  rUtyü  neben  rtnyü  von   fia^  sumnäyu 
neben  siimna^ü  von  mimna,  vrkäyu  von  vrka^  ogMyü  von  agha, 
mttrayü  von  mitra. 

Wir   müssen   demnach    als  llexionsstamm   -^jv   aufstellen. 
Dai*aus  ergiebt  sich,  wenn  wir  a^vay6^  und  fidiQQ  vergleichen, 
als  gnmdfonn   des  genetivs  -^4f<^c  oder  -ti^og.    Am  nächsten 
kommt  jenem  cyprisch  -jy/a?  in  ßaadf^oc  (Inschn  von  Idahon 
z.  6,   8.   17,   ferner  auf  der  biüng.  z.    1,  endlich  auf  taf.  VIU 
3a,   z,  1)   vergl    ÄiT#t/f«ff   (Idak   z.    1)   ^Hdahfiftg  (Idal.   z,  2)* 
wozu  nach  Schmidts  aufl'assung  eines  Zeichens  noch  ein  ferneres  | 
beispiel  kommt  (Id.  z.  31  '/fda/#5f*).    Schmidt  und  Sigismund- 
Deecke   lesen   -^/og,    -ißig,    -ißt,    was   durch    die   nominativ- 
form auf  -jjc  widerlegt  wird  (Ahrens  philot.  35,  16).     An  die    i 
form   -ijjiQg  schliesst  sich  zunächst  an  hom.  und  cyprisch  -fo« 
(vgl.  altatt.  oix^ög)  ^^  boeot.  thess.  -ttoc  =  aeoL-iyo?.   Aus  -^og 
resp.  *^oc  neuionisch  und  neulesbisch  -iog  resp.  -sog  (vgl.  Merz- 
dorf  in  Curtius  sludien  9,  p.  22t).     Ganz  analog  ist  die  be- | 
handlang  des  genetivs  der  Wörter  auf  -xX#/g,  dessen  grundform 


Gr.  limtv  =  skr.  ä^ayo. 


301 


*-iif#05  homerisch  und  aeolisch  zu  -xI^qc  entspr.  boeotisch 
-nlsioc  wird,  neuionisch  dagegen  zu  -xlioc  verkürzt  ist  (Meiv.- 
dorf  a.  a.  o.  p.  222  ff).  Attisch  ßa^tkimc  aus  ßamkijoc  hat  sein 
analogon  in  K^Bo'tqvloc  das  durch  *hQiiü(fvXog  auf  "^ K^ti^eoffvlog 
«öTÖckgeht.  Dorisch  ßatttUac  hai  wiederum  in  den  dorischen 
(und  arcadischen)  geneliven  auf  -sei^o?  (Ahrens  diall.  2,  235. 
Merzdorf  a.  a.  o,  p*  223)  sein  analogon :  jenes  sowol  als  diese 
geht  entweder  durch  kürzung  auf  das  aus  -jy* oc  contrahierte  -ifoc, 
oder  durch  hyphaerese  auf  -esüg  zurijck.  Das  letztere  liegt  auch 
«lengeneliven  auf  -tioc  zu  gründe,  wenn  es  solche  wirklich,  wie 
überliefert  wird  (Ahrens  diall.  1,  117  n.),  ausserhalb  des  hoeoti- 
scben  gab. 

Wie  der  genetiv   sind  die  übrigen  casus   zu  erkläi^en;   im 
accusativ  wäre  allerdings  statt  ^-f^ia  *-ei;V  zu  erwarten  gewesen 
nach  der  aiialogie  von  skr,  agvay^ilm  und  von  ^dtV.   Aber  ganz 
äblich  findet  sich  bei  Homer  «tV^a  navtop  {Z  291.  J72.  w  118) 
«f^^a  Koknov  (J  140.  (/>  125.  d  435).    Der  von  Priscian  a.a.O. 
am  Ibycus  angeführte  accusativ  'O^fp*   ist,  wie   der  vocativ 
rrijip,  durch  den  wie  ein  norainativ  der  ersten  declination  aus- 
blenden nominativ  auf  -fjc  her%^orgerufen.    Eine  lieteroclisie  in 
ünigekehrter  riehtung  zeigt  sich  in  hom.  l4vTt(faT^a  und  Svcaijmp, 
hn  dat.  plur.  begegnen   uns  vier  bildungen.     Inn^vm  ent- 
spricht genau  dem  skr.  arvaptisku.    Vor  der  vocalisch  anlauten- 
den endung  -^aat  musste  *-i^Sß,  (vgl.  i:ocx««*^<^*  aus  Tax*F-*<^tri) 
contrahiert  *'t/ß  eintreten ;  daher  homerisch  ff^*<TT^*tf tfi,  aeolisch 
ß(i(ft)JiBCüt    (inschr.   von   Pordoselene    z.   7).     Wie   ferner    der 
^^n.  noA*ft)c,  noX^mv  ein  noXtd,  und  wie  jjrf^o?  f^äimt'  ein  f^äiüi 
hervorrief,  so  nun  S^ofiSog,  d^OfAimv   u.  s.  \\\   d^o^im^  Toit^cr» 
f^ofaeck  Eiern.  K  259.  Ahrens  diall  2,  237).    Wie  sich  endlich 
^^  ^fmvwv  €lytjSt'oic  und   zu  yiQÖvtwv  yiqoitok;  gesellte,  so  zu 
^^^tatetüv,    /If^Q^mi'   aetol    MfktTaiiotc  (Mihtatotg)^   U^^io^g^ 
'^  -\aXftsü}v  locrisch  ÄaXftiotc^   zu  Ieqfwv^  0vfjftFOir.   Oüiximy^ 
"'^^Mtimy  delphiscli  h^ioic^  (iH*a7ciQiCy  (JpMx^'oig,  ^a^ti&tg^  endlich 
^  ^laUwy  arcadisch  0$aXioii;  (vgl.  Baimack  in  Cnrtius  studien 
p.  92—94). 
Es  bleibt   der   bis  jetzt  völlig  unerkHiiie  vocativ   auf  -bv 
v%V  Benfey,  entstehung    des   indog.  vocativs   p.   49.     Misteli, 
S^^ch.  beionong  p.    105).     Als  vollkommen  gewiss   darf  zu- 
^^^c^hst  gelten,    dass   die  giiechischen   laut-   und  accentgesetze 
^^tchaus  gebieten    diese  endung  entweder   auf  -sv   oder   auf 


ao2 


Wackernagel, 


•iav  zurückzufühi-en ,  dass  aber  eine  driUe  möglichkeit  nicht 
gegeben  ist.  Sowol  *inniv  als  *inni€v  zeigen  nun  aber  gegen- 
über dem  nominativ  inunU  skr,  af^vaym^  welch  letzteres  mit 
seiner  oxytoriierung  alle  glcichgebildeten  indischen  nomina  za 
genossen  hat^  eine  rückziehiing  des  tons^  die  nolh wendig  aii( 
rechnimg  des  vocativs  gesetzt  werden  muss  (vgl.  Benfey  a.  a.  o.). 
Nun  schwankt  der  griechische  vocativ  zwischen  zwei  betonungen, 
zwischen  der  betonung,  wie  sie  der  betr,  norainalstamm  in  de» 
übrigen  casos  zeigt,  und  der  altererbten,  nur  duith  die  natür- 
heben  longeselze  bes(ihränkten  betonung  der  ersten  sylbe.  Setzen 
wir  also  ^innev  als  vocativform  an,  so  müssten  wir  entweder, 
dem  ifinavc  und  agvmjüs  entsprechend,  *m7r£r  erhalten,  odec 
—  entsprechend  nnv^Q$,  äöslipt  —  Xnn^iK  Dagegen  das  füt 
Hnmv  altentalls  ansetzbare  Hnnfv  hat  durchaus  keine  gewähr,- 
man  müsste  es  denn  mit  dem  völlig  vereinzelten,  wir  wissen 
nicht  welchem  dialect  angehörigen  vocativ  von  KvßBQvat^^^ 
nämlich  dem  von  Herod,  1,  419,  12  bezeugten  xvßsgväteQ  zxx^ 
sammenstellen  wollen.  Es  ist  diese  letztere  form  wahrscheinlich 
zunächst  auf  *3fvßi^pdti^Q  zurückzuführen;  auch  das  aeoüsch^ 
sonst  sehr  bereit  im  vocativ  die  letzte  sylbe  zu  kürzen  und 
z.  b,  ^^ißolBTfQ  bietend,  kürzt  das  auf  langen  vocal  folgende-^ ^ 
niemals  (Herod.  2,  717,  39).  So  scheint  -teq  ganz  hysterogen. 
Sobald  "^inniv  sich  als  unmöglich  ergiebt,  sind  wir  durch 
die  oben  gestellte  alternative  gezwungen,  innev  auf  *innie^ 
zurückzuführen*  Und  darin  dürfen  wir  ein  treues  beispiel  des 
alten  vocativtons  erkennen.  Ein  *tnn^iv  musste  wegen  de« 
länge  der  letzten  sylbe  seinen  acut  auf  die  vorletzte  sylbe  schien 
hen.  Wenn  nun  tninvg  durch  agvuptis  reflectiert  wird,  so 
können  wir  für  Htittesv  skr,  nichts  anderes  als  d^-vayo  erwarten» 
Zu  diesem  resuitat  müssten  wir  auch  dann  gelangen,  wenn 
eine  form  d^vayo  im  sanskrit  gar  nicht  vorkäme.  Nun  ist  diel 
aber  die  normale  vocativform,  folglich  hier  die  Übereinstimmung 
beider  sprachen  eine  völlige,  Hienach  gewählt  uns  Irtn^S^ 
weil  es  auf  Hnn€6V  zurückgeht  und  mit  ä0?a^o  identisch  isty 

1)  einen  weiteren  griechischen  beleg  zu  dem  indogermani^ 
sehen  vocativ- ton gesetz  neben  aäel^s,  nopfjQs^  /udx^iy^«,  näreg^ 
ddBQ,  yivm,  cmitg,  Il6<sitdöv,  ^HqanlUq  (Benfey  a.  a»  o.  p*  42.) 

2)  ein  allerdings  innerhalb  des  griechischen  alleinstehendesg 
aber  darum  nicht  minder  sicheres  analogon  zu  den  guniertea 
vocativen  von  themen  auf  u  (und  i),  die  uns  im  altindischen^ 


Die  ursp.  flexton  d.  Optativs  u.  der  auf  et  ausl.  pr 

alibaktrischen,  gothischen,  lilhauischen  und  slavischen  entgt^en- 
Ireten^  und  damit  einen  sichern  beweis,  wenn  es  eines  solchen 
noch  bedurfte,  fiir  deren  ursprachlichkeil. 

Jacob  Wackerna^el. 


Die  uräprüugUclie  flexion  des  optativs  iiüd  der 
auf  fl  auslautenden  präsensstämme. 

Die  uptativformen  des   verbuni  substanUvuni   In  den  ger- 
manisehen    sprachen  sind    voc.  11,   413    auf  die   gnmdfornien 
l  mau  sia  sJ,  2,  sias  sis,  3.  mi  stf  pl.   L  sim,  ^.  sipj   3.  stn 
^irückgefiihrt  worden.    Dort  handelte  es  sich  nor  imi  die  er- 
Itläu'ung  des  e  der  nordischen  se,  ser  u.  s.  w.,  auf  das  genetische 
verhaltniss  von  sl  zu  sia  wurde  nicht  eingegangen,   weil  deren 
<*rÖrlerung  ym  \ve\i  abseits  vom  wege  der  Untersuchung  gefuhil 
hätte»    Da  nun   Paul  meine  auseinandersetzung  so  verslanden 
hat,  als  ob  ich  b  den  sihgularformen  sowohl  t  als  ia  für  laut- 
gesetzliche  entwickelungen  von  urspr,  iä  hielte  (bcitr.  IV,  376), 
^  sehe  ich  mich  veranlasst  meine  ansieht  hier  km'z  darzulegen. 
Sucht  man  die  verschiedenen  gestallen  des  optaliveiements 
^•if  eine  einzige  und  den  grund  ihrer  Verschiedenheit  auf  eine 
feste  regel  zurückzuführen,  so  ergiebt  sich  das  folgende  efiifache 
P^etz.    In   der  ursjnache  lautete  das  Optativelement   ia  wenn 
^  den  hochton  hatte,  i  wenn  der  hochton  auf  irgend  eine  an- 
d^e  Silbe  des  w^ortes  fiel,   also  z.  b.  3,  sg.  "id-t,  med.  -t-id, 
^^Iche  sich  zu  einander  verhalten  wie  skr.  ^ä-yorti  macht  ge- 
™nen   zu  gi^d-te   gerinnt,  gl-nd-  geronnen,  ^-M-  kalt  oder 
^^  Syd-yatm  überlegen  zu  ß-yA-te  wird  überwältigt,  jl-tä-  uber- 
^äJligj^^      Tempusstänmie,    welche    auf   suffixales   a  auslauten 
^^    ^\,   IV,  X   cl.),    haben   den   hochton  stäts   auf   einer   dem 
pptativelemenle  vorhergehenden  siLbe,   also  das  optativelement 
^  ^Uen  Personen  als  l:  bkära-i-t,  tudä-t-t%  a-l  verschmolz  dann 


*^  Die  annähme»  daas  das  optativisctoe  i  auch  wo  es  hinter  vocalen 
^**^^iiit  ursprünglich  lang  war,  röhrt  von  8€nfey  her  (üb.  d.  entstehunif 
'*'  **•   formen  des  indog.  opt  abk  der  Gölting.  ges.  d,  w*  XVI,  161,  188)« 


304 


ilohaimes  Schmidt, 


ZU  einsilbigem  ai,  in  welchem  die  ursprüngliche  quantital  d 
zweiteo  elementes  so  wenig  bemerkbar  blieb,  wie  in  den  dualea 
der  neutralen  a-stämme  skr.  -e  aus  -a-l  oder  in  den  griechischen! 
femininen  auf  -m,  voc<  -oi  deren  *,  mag  ihre  lierkunft  im  übrigen 
auch  dmikel  sein»  dem  skr,  -t  entspricht.  Andere  gestalten  des 
Optativelements  als  M  und  *  besass  die  Ursprache  nicht,  denn 
in  ski\  hkärey-am,  bhdrvi/^us  gehören  die  auf  1/  folgenden  voeale 
ebenso  zur  personalendung  wie  in  agniav-am,  dl4iy-^,  aus  ihnen 
ist  also  kein  optativelement  iä  zu  entnehmen;  al  vor  vocalen 
ward  ey  wie  äi  in  (Mya-  aus  da-ia-  u.  a»  Die  betonung  allef 
tempora,  deren  stamm  nicht  auf  suffixales  a  (oder  ja)  auslautetei 
war»  wie  jetzt  nach  den  Untersuchungen  von  Holtzmann,  Benfey, 
Verner,  J,  Wackernagel  und  Brugman  wohl  allgemein  aner* 
kannt  ist|  in  der  Ursprache  so  geregelt,  dass  nur  im  siogular 
des  activs  (ausser  den  imperativendungen  -dfti  mid  -tat]  der  ton 
nicht  auf  der  personalendung  ruhte.  Nach  demselben  gesetze 
war  ursprünglich  der  optativ  von  nicht-o-stämmen  betont,  d.  L 
nur  im  sg,  act.  hatte  er  bochtoniges  id,  in  allen  übrigen  formen 
i  vor  betonter  personalendung*  Für  das  medium  bedarf  es 
weiter  keines  nachweises,  da  dadh-t-td  RV,  V,  66,  1,  abaktr, 
akm'duiih*i-ta,  tid-B-lnXQ  gegenüber  s-id-t,  hyü-t  q-yürt,  t-lfi  den 
Sachverhalt  klar  genug  zeigen.    Nur  für  den  du,  und  plur.  act 

es  ist  die  einzige»  welche  ich  mir  aus  seiner  ahhandlung  anzueig-iien  ver- 
mag. Benfey  erklärt  nicht  t  als  zusammen ziefaung  von  iü,  sondern  leitet 
letzteres  aus  ersterem  her,  indem  er  arniimint  es  sei  aus  lä  entstandeiui 
Das6  das  i  von  tä  ursprünglich  lang  gewesen  sei^  ist  zwar  an  sich  nicbt 
unmöiflich,  vcd.  ia  könnte  ja  durch  die  auch  sonst  beobachtete  verkünning 
von  t  vor  vocalen  (Ä.  Kuhn  beitr.  Ul,  119)  aus  %ä  entstanden  sein,  bedac 
aber  festerer  und  zahlreicherer  stützen  als  die  beiden  von  Benfey  bei 
gebrachten.  sahuiB,  wie  Benfey  RV.  X,  148,  2  liest,  ist  nicht  sicher,  denn 
nimmt  man  mit  Grassmann  wtb.  599  ddmr  dreisilbig  an,  so  ist  9a%ä| 
zweisilbig  zu  lesen  ^  somit  bleibt  nur  das  einmal  im  MBh.  erscheinend! 
bhunjtyam,  und  daraufhin  indot^  id  anzusetzen,  scheint  mir  allzu  gewagr^ 
Sollte  iä  auch  einst  langes  l  gehabt  haben,  so  w^rde  trotzdem  die  BeKi- 
fey*sche  auffassung,  dass  -iü4  aus  -l-ä-t  conjunctiv  zu  med.  i-ta  sei,  un,* 
annehmljtir  bleiben.  Ob  in  den  vereinzelten  fallen  zweisilbiger  geKung  dei 
optativiscben  e  im  KV.  {A.  Kuhn  beitr.  IV,  190,  Benfey  a.  a.  o.  18*)  dei 
hiatus  a-r  aus  der  Ursprache  bewahrt  sei,  was  ich  vor  der  band  bezweifleJ 
wird  sich  erst  nach  sehr  umfänglichen  zugleich  grammatischen  und 
metrischen  Untersuchungen  entscheiden  lassen.  Wichtig  ist  dabei,  was  nmi 
schaden  der  griechischen  grammatik  noch  heute  öfter  übersehen  wird»  daal 
das  älteste  griechische  nirgend  hiatus  zeigt,  wo  ein  ci-laut  ursprünglich 
unmittelbar  an  einen  folgenden  vocal  stiess. 


'  ausL  präsensstämme. 


JBüi*  der  ansatz  von  7,  gegen  welchen  das  skr.  id,  yd  zu  sprechen 

«heinf.  ausführlicher  begründet  werden,   Dass  im  griechischen 

i>/ural  und  dual  des  activs  #  aller  als  117,  B-t-ftiv  s-l-ts  älter  als 

^t^fify  «-#^-^«  sind  und  dem  verhällniss  von  *-»i]f-c:  b-U^i^v  das 

ironalaL  ^-ie-s  :  s-Mnm  entspricht,  hat  Curtius  ( verK  II,  83  t)  er- 

taimL  Paul  ( beitr.  IV,  382)  hat  weiter  mit  recht  auf  die  analoge 

iliflierenz  zwischen  abulg.  ja^ftt   aus  *jad-ß  (skr,  ad-tjä-s)  und 

faä-i4t%  für  dessen  i  schon  Schleicher  (comp/  705)  das  mediale 

t  des  arischen  und  griechischen  verglichen  hat,  verwiesen,   Nocli 

Unerklärt  ist  die  kürze  des  -jt  gegenüber  indog.  -iä-s,  an  dessen 

exislenz    die   Übereinstimmung  von  ved,   s-ld-s,  abaktr.  q-yäo, 

B,  ^-Ifj-c,  lat.  s-ie-s  keinen  zwei  fei  erlaubt.   Der  litauische  optativ 
ag,  siiktuntrhei,  pL  1.  -bime  2.  'hite,  du,  L  'hiva  2,  -hita  zeigt 
Idar  einen  gegensatz  zwischen  dem  singularischen  stamme  -M^ 
tiod  plur*  du.  'bi^,  dessen  nichtbeachtung  Bezzeoberger  (beitr, 
%,  g^ch,  d.  lit.  spr,  214)  zu   laotgesetzlich   unmöglichen  erklä- 
raigen  geführt  hat.     -id  lautgesetzlich  für   "^'hiai  scheint  aus 
*4wi5  entstanden  zu  sein,  indem  die  alte  secundärendung  durch 
daÄ  jüngere  sowohl   primäre  als  secundäre  /  verdrängt  wurde 
(Schleicher  comp.  §  306).    Da  ii  lautgesetzlich  zu  %  wird  (z.  b. 
^\  du  liebst^  mit  virides),  kann  hlü',  pl,   hi-  aus  hi-iü'^  hi-i- 
entstanden,   d,   h»   opL  zu  B-ti  fnit  sein   (belege  tiir  htti  bei 
Btezenberger  a.  a.  o.  206);  vergl.  apers.  3  sg.  opt.  biya,    Paul 
lial  also    recht,   wenn    er   die  zusammenziehung   des   optaliv- 
Aments  im  plural  und  dual  für  gemeineuropäisch  hält,  uurecht 
%in,  dass  er  die  3.  pl.  ausnimmt  und  als  grund  derzosammen- 
riehung  die  Stellung  von  ki  im  silbenauslaute  betrachtet.    Dass 
&  r  von  siefit  sur.  welche  auch  Schleicher  und  Gurtius   zum 
Dioduselemente  ziehen,  der    endung    angehören    (vgl   zeitschr. 
XXID»  362),  geht  klar  aus  der  vergleichung  mit  den   übrigen 
gieichzeitigen  plnral-  und  dualformen  hervor.     Das  lateinische 
kal  *^miis  und  ^siPtis  nie  gehabt,  uniformirt  überhaupt  nicht  den 
plural  nach  dem  singular  sondern  umgekehrt  den  Singular  nach 
Ifiral,  ^//nnach  smuSj  also  ist  si^ent  (aus  sl-ent  nach  be- 
__,..: :jr  regel)  zu  Iheüen  wie  sl-f^ms.    Im  griechischen  ist,  wie 
Cortius  zeigt,  ehv   viel  älter   als  «r^ju^r  Btifts^   kann  also  nur 
#/fi'   sein    in    Übereinstimmung   mit   yf(JOi-fii\   yeroi-ato.     Die 
le  flexion  des  plin-als  und  duals  wird  sich  feicliler  beur- 
len  lassen,  wenn  wir  vorher  der  vonCurlius  verbum  V\  200 
um.  erlassenen   aufforderung   nachkommend    einen   flüchtigen 


306 


Johannes  Schmidt 


blick  auf  die  flexion  der  im  sing.  aci.  auf  H  auslautenden  slämina 
der  IL  IIL  IX.  präsensclasse  werfen.  Delbmcks  darstellang 
derselben  (verb,  s.  86  f.  105  f,  151  f.),  liat  den  von  Schleicher 
gewiesenen  richtigen  weg  wieder  verlassen. 

Das  Sanskrit  hat  bei  den  im  singulaj*  auf  ü  auslautende] 
präsens-  und  aoriststämmen  die  ursprünglich  wie  fm  griechischen 
zwischen  singuIar  und  plural-dual  bestehende  durch  die  ver-« 
schiedene  betonung  veranlasste  quantitätsdifferenz  wieder  ver^ 
wischt.  In  der  zweiten  präsensclasse  ist  ein  verhältniss  wi 
tpfi^^i  :  (fä-f^h\  ffä'S^i'  nirgends  mehr  erhalten,  es  heisst  z.  bu 
pä-mif  pd-mäSy  pa-hi.  Wenig  besser  steht  es  mit  der  entsprechen- 
den bildimg  des  einfachen  aorists.  Angesichts  der  genauen 
entsprechimg  der  medialfoi'mcn  dhi-ahvd  =  *H'Q^  d-dhi-ta 
^t^«-ro,  d-di'ia  =  l-do-ro,  d-sthi-ta  ^^  ^b-mä-TO  (vgl.  hoiUi 
g^nä-aav),  ist  kaum  zu  verkennen,  dass  das  sanskrii  wie  das 
griechische  ursprünglich  nur  im  sing,  act,,  wo  der  ton  bei  fehlea 
des  augments  auf  der  Wurzelsilbe  ruht^  langen  vocal  hatle.  im 
plur.  du.  und  ganzen  medium  aber,  wo  der  accent  bei  fehlendem 
augmeote  auf  der  personalenduiig  steht,  kurzes  a  hatte,  welche« 
später,  wie  so  oft  in  tieftonigster  silbe,  zu  i  w^ard.  Wemi  wir 
im  activuni  monotonem  d-gOrm  d-ga4äm  gegenüber  griech« 
E-ßfj'V  ^'ßä-T^v  begegnen,  so  können  wir  darin  nur  dieselbt 
unifonnirung  erkennen,  durch  welche  auch  im  griechischen 
später  iß^tfip  an  stelle  des  homerischen  ißä^^y  trat  (s.  zeitschr. 
XXIII,  282).  Bei  *-  und  «-wurzeln  finden  sich  gleichfalls  ihre 
ausätze:  äana  RV.  VI,  42,  2,  bhema,  dhßma  dhetana  hitu^ 
(Grassm,  wtb.  1663),  ^ota,  sota  sötana,  siöiu  (Delbrück  9Ö] 
für  und  neben  itana,  gruia;  in  ^-U^  abaktr.  faefe^  mitah 
wir  die  ausgleichung  sogar  schon  der  Ursprache  zuxuschn 
Doch  drang  sie  bei  *-  und  ti-wairze!n  nicht  durch,  veraiuthlich 
weil  i-e  und  u-ö  stärker  von  einander  verschieden  waren,  als 
a-ä.  Bei  den  a- wurzeln  dagegen  wurde  sie  in  der  L  pl.  du. 
noch  durch  die  ein  Wirkung  der  stamme  mit  suffixalem  a  (I.  VL 
IV.  X,  cl.),  welche  in  diesen  |)ersonen  a  haben,  besonders  er- 
leichtert. Sie  begann  schon  sehr  früh,  das  beweisen  ved. 
a-dhi-maki  äht-niahi  a-dh%4am  (wz,  dÄa  Grassra,  t369.  670), 
d-gUa  RV.  I,  57,  2  (3,  sg,  med  von  ga  wetzen  BR.  S  ^| 
-(-  sam),  anurmt-mdhe  Ilariv.  4256  npa-mt'maJie  Böhtlingk 
Sprüche^  6277  anm.  von  ina  messen  (s.  BR.  3  nia),  Ihr  i  ist 
in  tieflonigsler  silbe  aus  a  entstanden  %vie  das  von  hi-nd-,  jHf-, 


Die  ai9pr,  flexion  d.  Optativs  u.  der  auf  4  ausl.  präsensstämnie.     307 

-4^  potttt,  §ö^Uhd-  schütz,  pi4U  schütz  (zu  entnehmen  aus 
f«i  nf-piti-  raännerschutz)  =^  abaktr.  pa~Ui^^  ds-tnor  sitzend 
atis  ^ns'ind-,  ved.  äs-änä-,  abaldr.  aovh^ana-  und  vielen  anderen, 
imii  einige  noch  zur  spräche  kommen  werden*  In  diese  aorist* 
InBOi  war  also  das  lange  a  des  sg.  act,  schon  vor  der  zeit, 
in  welcher  a  und  a  tieftonigster  silbeo  zu  t  resp<  i  (s,  o.  dfct- 
49i)  wurden,  gedrungen,  üebrigens  verhinderte  die  analogie 
fc^,  act.  in  der  regel  die  Färbung  von  ^  zu  ?  in  den  auf 
(fcr  endung  betonten  formen,  oder  stellte  das  ü  wieder  her. 
Sh"  diejenigen  kuravocaligen  formen»  welche  durch  lautwande- 
hfen  den  übrigen  entfremdet  waren,  wurden  von  der  aus- 
lllichenden  analogie  nicht  betroffen:  die  3*  pl.  wie  *rf-ja-w/  ^=^ 
ii&f,  *d-pa^t  (mit  betonter  nasalis  sonans)  waren  dgus,  dpm 
liWOTden  und  blieben  so  erhalten. 

Die  formübertragung  konnte  sich  aber  auch  in  entgegen- 
|»teter  riehtung  bewegen :  ädm  :  ^Mat^x  =  *t(J«oc  :  UbtE  konnte 
fiWil  nur  zu  6däs,  äd&tu  sondern  auch  zu  ddm,  ddaiu  ausge- 
(Scben  werden.  Geschah  dies,  dann  wurde  die  flexion  in  Bopps 
tate  hauptconjugation'  übergeführt  und  es  entstanden  die  von 
flmssniann  wtb.  589  verzeichneten  idam,  ädas,  ddat,  ddama 
vd  ptäMB^  RV.  IV,  27,  5,  deren  existenz  nur  unter  den 
ibB)  entwickelten  Voraussetzungen  möglich  ist  und  daher  diese 
myssetzungen  als  richtig  enveist.  Schleicher  war  also  im 
iritatien  rechte,  als  er,  obwohl  ihm  der  grund  der  quantitäts- 
fmchiedenheit  nicht  klar  geworden  w^ar,  für  den  aorist  der 
«nsprache  die  ßexion  a-dä-m,  pl.  a-da-mas  erschloss  (comp> 
^),  nur  dass  statt  der  personalendung  -mas  vielmehr  -mam 
oder  *man  zu  setzen  ist,  wie  ich  Jen.  lil.  ztg.  1878  s.  179  ge- 
i«gt  habe  ^). 

*)  In  metrischen  texten  des  päli  ßndet  sich  als  endung  der  1.  pl  opt. 
dem  gefwöhnlichen  -ma  das  *iioch  alterthfunlichere*  -mu,  i,  h.  janimu, 
i  JCoho  heilr.  z.  pali-gramm.  106  leitet  -mu  aus  *-maa  her,  welches  ah 
mDndirendung  dem  primären  -man  gegenüberstehe.  Eine  seetindär* 
fn^TiDp  -mas  anzusetzen  sind  wir  aber  weder  für  das  altindische  noch  für 
Ache  berechtigt,  ausserdem  würde  das  secundäre  *-mas  woh.1  wie 
^,.  ^.„.uire  im  pftli  zu  -wa  geworden  sein  (a.  a.  o.  94).  Ich  wage  daher 
reraiüthung,  das«  -mit  die  regelrechte  entwicklung  von  ^mam  (oder 
ist  Daß  verhälUiisä  von  *mu  :  skr.  -ma  :  urspr.  -mam  (-man)  ist 
dasselbe  wie  das  von  räjübhi  rajusu  (die  dehnung  des  u  ist  erst 
die  imalogie  der  w-stäinme  veranlasst)  zu  skr.  räjabhü  -iu,  urspr« 
m^«m*hhi9  -imd.    £.  Kuhn  s*  74  memt^  rä^iibki  -sh  »eien  nach  analogie 


Eianneii 


mm 


Die  dritte  präsenscIasse  folgte  ursprynglich  denselben  b^ — 
lonungsgesetzen  wie  die  zweite.    Formen,  welche  diesem  zufolj 
den    liochlon    auf   con&onantiseh    anlaulender    personaleridum.i 
haben,  bewahren  ihn  regelmässig  auf  der  ursprünghchen  stdl 
z,  b.  juhu^mds,  von  ursprünglich  betonten  voealisch  anlautead 
personalendungen  wird   er  dagegen  auf  die  reduplicationssill 
gezogen,  jü/w-ati    Letztere  trägt  ihn  auch  meist  vor  ursprijrn 
lieh  unbetonter  endung,  dddhänü,  doch  erweist  die  vocalisaUois 
der  Wurzelsilbe,  dass  der  accent  ursprünglich  auf  dieser  stand 
wie  er  erhalten  ist  in  juhomi,  bihhemi,  jihrHi,  bibhdrÜ,  mamdt(u^\ 
jajdnat,  daäklmt  (Päi>  VI,  1,  192.  Benfey  vollst,  gr.  s,  371), 
ved.  iydrshij   vavdkshi   (va0,  tnv^s  (vish),    mvydcai)    ciktMJm^ 
yutfdvai  (y«  verbinden).    Nach  der  analogie  von  juJ^mi  juhums  i 
einerseits  und  ti^j^^i  ^ifhfisr^  diäwfit  Siäüfisv,  ^ßlßfjfj^i  *ßißä{av 
andererseits  haben  wir  also  für  das  indische  eine  ursprüngliche 
flexion    ^dadhämi    *dadhamdsi,   "^daddmi   ^dadamdsi  ^),     "^jtgdmi 
'^jigamdsi  anzusetzen.     Erhalten  hat  sich    die  alte   kürze  der 
schwachen  formen  bei  allen  wurzeln  in  den  3.  ph  md.  injperaL  I 
praes,   imperf,   des   act.   und   med.    (Pän.  VI,   4,    112):  ddd^l 
dddatu  ddadus  dddatc  ddduiäm  ddadata,  jahati  ajahfts  {ftä  ver- 
lassen),  jihate   ajihafa  jihatam   (ha  aufspringen),    mimatt  («^j 
messen)  u.  s.  w.  und  in  den  part.  praes.  act,  dddaty  jdhat,  wdl,] 
wie  die  unursprönglichc  Zurückziehung  des  accentes  lehrt,  das  ] 
der  Wurzel  angehörige  a  irrthumlich  zur  endung  gezogen  ward» 


der  «'Stämme  zu  dem  gen  räjanamgehüdeU  welcher  durch  *vocalemschuh*j 
aus  räjiiiijri  entstanden  ^ei.     Aber  die   animlime,   dass  sich  zwischen  deaJ 
palataiiuutpu  j  und  ü  das  ilint'o  von  allen  voealeu  am  wenigste»  homogene! 
u  entwickelt  habe,  slösst  auf  die  grßssten  physioloj^isehen  Schwierigkeiten« 
Do  j  und  n  hthlf  i-farbig   sind,   konnte  der  aus  ihnen  entwickelte   vocal 
nur  i  sein,   wie  er  es   thatsäcldicli  ist  im   gen,  räjino^   loc.  räjim  =^  str. 
rdjüa»,  räjfiü    Daher  scheint  vielmeiir  räjtMam  erst  nach  analog ie  voü 
räjühhi,  rdJHsu  gebildet,  in  diesen  aber  u  durch  das  timbre  dm  in  einst 
tieftüiiigsler  silbe  geschwundenen  nasals  veranlasst  zu  sein,  mtUa-^  muHmant', 
sam-muti'j  navuti-  ^  skr.  matd-,  ftiaU-,  navati-  (a,  a.  o,  ^)  zeigen  u  unter 
gleicher  bedinguiig,  doch  geht  ihm  ein  lahiid  vorher,   dessen   alleinigen 
cinflusae  Kutm  die  tröbung  zuschreiht.    Vgl  iiocii  evu  aus  evam. 

*)  Dies  liegt  nicht  etwa  in  abaktr.  dadtmiahi  intact  vor.   Dessen  «,  vo 
Schleicher  comp.*  760  richtig  ab  uii ursprünglich   bezeichnet,  ist  aus  de 
stimmtoiie  des  m  eidwirktdL  wie  in  va^emi^  u^mahl  (neben  ugnmhi'CaJii 
s.  271),   pr,  vnokhema  Y.  M,  b  (vac).     Dafür  zeugen   die  ±  pl  imperat] 
äacta^  3.  sg.  med.  da^te.    dadentaM  steht  also  motphologiBch  auf  gle 
stufe  mit  dem  weiter  unten  heiiandeHen  skr.  dddmasi* 


Die  UTSpT.  fleiion  des  opiativs  u.  der  auf  ä  ausl  praesensstÄmme.     309 

Indem  man  z.  b*  dddati  nach  analogie  von  jühv-titi  beurtheilte 
und  betoiii«^  eoirückie  man  es  der  einwirkung  der  starken 
tonnen*).  UrspriiuKlich  gehöii  in  allen  diesen  forrnon  das  a 
naturlich  ebenso  zum  tenipusstamme,  nichl  zum  [jersonal-  oder 
[iJiflicipialsnrflx,  wie  die  «,  *,  o  der  griechischen  /(Ttö-it-,  ttS^i- 
•yr-,  6$66'Vi'^  vgl*  pra-jiga-t-m  RV,  I,  150,  2  =^  nQü-ßtßd't^t-ü^ 
IL  //»  ii()9  (Bekk.,  nQoßipmytQc  Ln  Koche).  Ansserdern  k\  die 
im*}  auf  ihre  ursprüngliche  stelle  besch tankt  geblieben  in  den 
vedischen  inipertaLivibrmen  dadJii'SJim  =  %i^b'U,  dadhi-dhvam 
(iüdical.  dadhidhvr  iässt  sich  an  allen  stellen  als  perf.  fassen) 
und  den  schwachen  forinen  des  indicativs  und  iniperativs  von 
hä  lassen  und  daridrä  in  noth  sein  (intens,  zu  drä  laufen): 
jahnrns  4as  -tJms  -hi  -niu  (Pän.  VI,  4,  Utk  117  und  BR.), 
iffidn-mQS  n*  s.  w,  Pän.  a.  a.  o.  Das  i  dieser  formen  ist 
durch  den  auf  die  folgende  siibe  fallenden  hochton  aus  a  ge- 
wandelt, vgl.  oben  dhi-s^w4  ^=  'a^-o  und  von  ha  die  vediscben 
gemndia  hitvt,  Miüd^a.  Das  verhältniss  von  jähämi  (urspr. 
VoÄdmi)  zu  jahimcts  entspricht  genau  dem  von  gästni  zu  gishmds. 
Alle  übrigen  formen  von  wurzeln  auf  ä  der  dritten  präsensclasse 
^«d  un  ursprünglich,  durch  drei  verschiedene  ausgleichungen  der 
^ften  abslufung  zu  wege  gebracht. 

L  Die  schwache  form  (dadha-)  ward  auch  an  steile  der 
starken  (dadhrt'J  übertragen  und  eine  flexion  nach  arl  der 
*<^rsten  hauptconjugation«  ausgebildet,  so  entstanden  ved,  diiditute 
3.  sg,,  däcßianti,  dddhuntu  (Grassni.  668),  dadati  dcuiate  3.  ^., 
^^^nwhe,  daduiam  3,  sg.  imperat*,  adadarita  (Grassm.  589, 
^hlreiche  belege  aus  der  epischen  spräche  bei  BR.),  räraie 
3.  sg,,  mimanti  (md  brüllen),  endlich  tishthati^  pibati,  jighraii. 
I*ie  betonung  alJer  dieser  formen  ist  von  der  3,  pL  der  alten 
flexion  dddhaii  aus  geregelt  worden,  man  w^ürde  aber  irren, 
^ean  man  diese  3.  pL  auch  für  den  ausgangspunkt  der  neuen 
^^*ion  hielte,  denn  dddhati  unterschied  sich  durch  den  mangel 
^^  n  von  allen  übrigen  praesensbildungen  und  fand  keinen 
^tlang  in  der  j^ersten  hauptconjugation*,  nur  formen  wie 
•*•  Sg,  dadJmtv,  dadafüm,  w^elche  mit  Umratr ,  bhüratam  gleich 
^^igten,  konnten  die  neue  flexion  veranlassen* 

U.  Die  starke  form  ward  zur  rcgel  erhoben,  dies  geschah 
"^i  allen  übrigen  wurzeln,  auch  von  einigen  der  schon  behan- 

')  Die   von  Dellirück   verb.  ^15  dem  imperfect  zugreschriebeneii   äaf^ij 
:??^i*l,  jakun  gehören  dein  perfect  an.  ww  der  acc€nt  zeigt. 


310 


Johftnnes  Schmitit, 


delten  finden  sich  formen  dieser  art,  nämlich  van  cfe,  dha,  k 
m.  Dabei  tritt  eine  verschiedenheil  zu  tage:  1)  der  »syst« 
zwang*  erhielt  die  qualität  des  in  die  sehwachen  formi 
dringenden  a  fiuch  vor  betonler  personalendiing  oder  stellte  4 
wieder  her,  2)  das  a  ward  in  lieftonigster  silbe  zu  f. 

\)  jigati  jigomas,  jdhämi  jahama  a^uhotana  RV.,  jtAc 
Pän,  VI,  4,  117.  Das?  diese  flexion  nur  durch  unursprünglic 
ausgleichung  zu  stände  gekommen  ist,  lehren  entsprechend 
formen  von  tiü  und  dh^,  deren  a  wohl  niemand  für  ursprQjiglic 
halten  wird,  da  sich  die  nicht  augmentirten  unter  ihnen  schal 
durch  den  vor  consonantisch  anlautender  endung  regelwidr 
auf  der  reduplicationssilbe  stehenden  accent  als  neubildung« 
nach  analogie  von  dudümi,  dddliämi  verrathen.  Es  sind  ddadä 
RV.  X,  64,  l!2,  ddadhafa  VII,  33,  4  und  die  imperativforoM 
dddata  VII,  57,  6.  dadaiam  X,  36,  10,  dddhaia  V,  32,  13.  f 
34,  4,  G,  ddMafmmX,d(j,  13.  Die  beiden  letzten  erklärt  Gras 
mann  als  conjunctive,  sie  finden  sich  aber  an  den  angeführt« 
und  an  anderen  stellen  auf  gleicher  linie  mit  imperativen 
wendet,  und  da,  wie  die  imperfectformen  ddadaki,  Mi 
leliren,  ihr  a  auch  ohne  annähme  einer  Verschmelzung  des 
junctivelementes  a  mit  dem  tempusstamme  erklärbar  ist,  bl 
die  auffassung  derselben  als  imperative  die  ungezwungenere, 
manchen  stellen  die  einzig  möghche.  Dieselbe  Hexion  von 
und  dhä  fmdet  sich  im  päli  {E.Kuhn  beilr.  z,  pali-gramra. 98 
Dass  im  RV.  keine  spur  der  alten  noch  im  späteren  sanstt 
bewahrten  flexion  jAMmi,  jahimäs  erscheint,  findet  ein  gegd 
stück  in  der  flexion  von  0ls  :  ^flst&na^  gästP,  ^^smahi  RV.,  1^ 
f^as  ersichtlich  erst  durch  uniformirung  an  stelle  des  dem  Rl 
überhaupl  unbekannten  alterthümlicheren  in  lieftonigster  sllll 
entstandenen  ^ish  gebracht  ist,  welches  nach  Pan,  VI,  4,  34  i 
diesen  formen  zu  stehen  hat.  Die  gleiche  uniformirung  waft 
auch  bei  einer  i*-wurzel  dritter  classe  versucht,  jahSta,  jtASM^ 
RV,  mil  aus  jubonü  beibehaltenem  accente  statt  juhnld,  juhnUM 
drang  aber  ebensowenig,  und  wohl  aus  denselben  gründfl 
nicht,   durch  wie  bei  den  i-  und  u-^vurzeln  der  zweiten  classl 

2)  Das  unursprünglich  lange  ^T  ward  in  lieftonigster  sift 
zu  I  in  den  ursprünglich  schwachen  formen  von  ma  messö 
ra  schenken,  ^a  miU heilen,  ^ü  schärfen,  hä  aufspringen  fjArt^ 
ha  verlassen  (jahlnms),  z»  b»  mimiM  :  ntCmätu,  Die  belegU 
türmen  s.  bei  Grassmann,  Delbrück  106,  BR.  lia  verlasse  hl 


lüt  urspr.  fle](ion  d,  optaü9i  q*  der  «of  d  aiLäl  prSsenssiüinme.     ^1 1 

i  nebfln  dem  allen  i  in  dfer  2.  sg.  imperat.  sogar  jakähi,  jaMki, 
jtUd  neben  einander  Pto.  VI,  4,  116.  117. 

HL  Vor  aUen  vocalisch  anlautenden  personalendungen  und 
m  paxtidpialsunixe  -nni'  stand  von  rechtswegen  die  schwache 
1,  da  sie  alle  ursprünglich  betont  sind,  das  a  muäste  aber 
ait  dem  anlautenden  vocale  der  endung  zusanimenfliessen.  So 
sind  I.  sg.  €lade,  mime,  part.  dddkana-,  mimana-  aus  ^dods-e, 
*iadlia-üna  entstanden.  Die  seit  Päru  VI,  4,  11^  allgemein  übliche 
lehre,  da»  der  wurzelvocal,  welcher  noch  dazu  auch  für  diese 
fmen  als  lang  angesetzt  wird,  iror  vocalisch  anlautenden 
(WSiinalendungeD  >aiBgebUen€  sei,  widerspricht  alten  gesetzen 
to  indogennanischen  wie  der  Indischen  lautlehre.  Allerdings 
werden  a  und  e^  wenn  beide  auf  auslaut  und  anlaut  ver- 
schiedener auf  einander  folgender  worte  vertheilt  sind,  gewöhn- 
lich niehl  zu  e  zusammenfiaogeD*  Der  erklärung  von  dade  aas 
*4aäa^  würde  dies  aber  nur  dann  htnderticb  sein,  wenn  die 
f«|eln  des  späten  äusseren  sandhi  sich  mit  denen  des  viel 
Uheren  inneren  überall  deckten,  was  bekanntlich  nicht  der 
Ui  ist  Das  stammauslautende  a  der  »ersten  bauptconjagaüon« 
idmindet  vor  keinem  folgenden  vocale,  vgl  Mdraf,  abhöre, 
Mntfi  aus  -a-i-i,  -o-i,  -it-^hti,  dennoch  hetsst  es  bhire  aus 
*ikitrth€.  Ja  selbst  zwischen  zwei  Worten  findet  sich  die  zu- 
iBiDmenzlehung  von  a^  m  e,  wenn  das  a  einer  prapo^tion, 
das  ^  einer  wurzel  angehört,  z.  K  prejaie  atB  pfo-^aie  Pän. 
^  4,  M.  Entstanden  sind  also  dade,  dädkoma-  in  der  ang^ 
Rriieoeii  weise,  wurden  aber  vom  Sprachgefühle  ^bon  früh 
^  aufgefaßt  wie  von  Pänini^  d.  b«  als  ddä^^  dadk-mor.  Den 
selben  Vorgang  fanden  wn*  in  den  dritten  personen  acL  med. 
wdche  als  däd^i  gedeutet  werden.  Aus  d^i  genannten  formen 
^  abstrahierte  das  Sprachgefühl  die  wnrzelformen  dad,  dadk 
^d  übertrug  sie  von  hier  aus  in  alle  schwachen  formen^  Fär 
*esen  Ursprung  zeugt  noch  mehrfach  der  accent  Consonantiseh 
lautende  betonte  personalendongen  haben  in  der  dritten  wie 
^  der  zweiten  ctasse  den  ton  auf  sich  bewahrt,  dem  eot- 
Vteehend  sind  die  schwachen  formen  von  Aa  im  RV.  £ut 
iMiweg  betont,  dmAmim,  dkatOd,  dhatÜ  u.  a.  w.,  von  da  M 
^  betont  im  RV.  mir  daüM,  diM,  der  seholitri  m  Pkn,  VI, 
1 1S9  führt  auch  dadfdi  an.  Hier  haben  entweder  die  jüngeren 
^''^  /  '  idungen  die  betoming  der  durch  aie  verdruiigtan  or- 
en  rormen  (^dbAs^mte.  ^doikimdm,  vgl  daüd  AväJ 


312 


Johannes  Schmidt, 


Übernommen  oder  die  neuen  einsilbigen  stamme  dadh,  dod  si^ 
den  für  alle  übrigen  einsilbigen  präsensstänime  (II  cl)  geltendj 
betonungsgeselzen  unterworfen  worden.  Dagegen  sind  auf  m 
ersten  silbe  betont  von  dfid  dhdtse  R\\  VIII,  85,  5,  dmOata\ 
40,  2.  VIII,  19,  IL  63,  9  (aber  dadhttä  V,  66,  1),  von  i 
dädvahe  VIII,  34,  16,  dddmahe  IX,  58,  4.  Diese  sind  na 
dädh^lna-,  dddnf!  u.  s.  w.,  welche  bei  vocalisch  anlautendd 
Suffixe  regelrecht  den  accenl  auf  der  ersten  silbe  haben»  betoi 
Vom  conjunctiv  dddhas,  dudhat,  dddhatus^  dddfian,  d&dkase  li 
iich  iiietil  enisclieitieii,  ob  er  nach  ilerselben  analogie  oder  naj 
ier  regel  dei-  zweiten  classe  (dsas,  hänas)  betont  ist*  Könd 
man  bei  consonantisch  anlautender  endung  noch  TielleW 
geneigt  sein  vocalschwund  anzunehmen  und  z.  b,  dadkmi 
direct  aus  "^dadlmnidsi  =  ii^€(it<;  herzuleiten,  so  wird  dies  h 
den  conjunctivformen  wie  dddhas,  dem  opt.  med*  dädhita  tu 
der  1,  sg.  iniperf.  med,  ddadhi  zur  reinen  Unmöglichkeit,  da 
vor  vocalen  nicht  schwindet.  Ob  in  den  2.  3.  duaüs,  i{ 
welchen  im  RV.  vorkommen  dadMtM,  daddthe,  mimöäA 
rarafhäm,  dadhdte,  jihatij  alte  regelmässige  contractionen  yi 
a  -\^  il  zu  ä  abweichend  von  der  »ersten  hauptconjugation« 
neubildungen  aus  dadh  u.  s-  w.  vorliegen,  bleibe  dahingeslell 
die  verschiedene  accentuation  lässt  sich  nach  beiden  richti 
hin  verwert! len,  giebt  also  keine  auskunfl.  Wurael  da  lässt 
neubildung  sogar  in  die  starken  tbrmen  dringen,  dadmi 
den  epen  belegen  BR.,  vergl.  abaklr,  da^ti  u.  a.  Ausser 
genannten  hüsst  aui'  diese  weise  ihr  a  ein  wz.  M,  opt.  ja-h- 
Pän.  VI,  4,  118^). 


*)  Ich  bal>»*  mich  im  vorstehentle»  ilem  lierkonimen  angeschlossen,  il 
die  auf  a  auslaulentJen  wiirzeln  mit  Innrem  vaeale  angeführt.  Alle  vod 
ansalze  ffir  wurzeln  sind  bislier  willkürlich  gemacht,  sicher  ermittelt 
für  jede  nur  die  reitie»  iiineihalU  deren  sich  ihre  vocalisation  bewegt;  welfl 
stufe  der  vocal  der  noch  nackten  würzet  m  dieser  reihe  eingenommen  h 
bleiht  noch  zu  untersuchen.  Durch  exacte  forscbung  lässt  sich  die  voa 
stufe  bis  jetzt  im  gfinstig^sten  falle  nur  för  die  worte,  d  Ji,  die  mit  suffij 
zu  imlrennharer  eiuheit  verwEiihsencu  wurzel formen,  der  ur«f[>rache  utimiti 
bar  vor  itirer  difTerenziruiig  m  diatecte  feststellen.  Die  Qbticbeei  VOd 
ausätze  für  die  nackten  wurzeln,  d.h.  filr  eine  weit  frflliere  spracbptrioi 
geschehen  noch  ohne  jede  regel  Z.  b.  für  indog.  aimt,  mäsi  setzt  maß 
für  vnidam,  vidmüm  tnd  als  wurzehi  an,  für  dsmit  rnnäsi  aber  nicht  4 
von  der  consequenz  geforderte  s  sondern  m.  Es  liegt  nun  wohl  auf  4 
haud,  dass  wer  *,  vid  als  wui'zeli»  ansetzt  auch  da,  ti/iau.  s.  w.  mit 


Die  nrspi\  flexion  d.  Optativs  ti.  Her  anf  d  ausl.  präsensstrtmmo.      313 


Die  neunte  classe  Imtte  einst  denselben  Wechsel   zwischen 

«II  Qnd  na  in  denselben  formen  wie  das  griechische  und  meist 

«ich  das  altbak Irische:   dr-nd-mi,  ^^^tr-ma-mdsi,  ^str-mi-U ,  das 

tat  Schleicher    richtig    erkannt    (comp.*  751.   756),   Delbrück 

(Tcrb,  151)  verkannt.    Den  Zusammenhang  des  im  von  viath- 

m^wm^  pnäy-€igrhnat(i  MBh.   mit  gri^h*  »'ß  in  daf^-va-fim 

'  *  -  hon  Bopp  (skr.  gr.^  §  345  ^   vgl  gv,  P  s.  221)  bemerkt. 

i)  hat  sich  die  alte  kiirze  der  schwachen   formen  1)  in 

1  sg,  imperat*   consonantisch   auslautender  wurzeln,  z.  b, 

welche  sich,  abgesehen   von  dem  aus  dem  stimmtone 

rwachsenen  a  (vgl.  ztschr.  XX III,  i287),  zn  a^-nd-^i  ver- 

Uli  wie  jTiiwi  zu  ^r-no-shi  ^),  2)  wie  in  der  dritten  classe  und 

%m  denselben  gründen  (s.  308)  in  den  3.  pl.  imi  imperat.  praes. 

imperf.  des  act.  und  med.  und  im  pari,  praes.,  act.  str-nd-nti^ 

ir^M-niH,  ä-sir^a-n,  str^nd^U  (aus  -^na-fdi  u.  s.  w.  mit  betonter 

ttdung  -nti  s.  u.),  str-nä-te  (früher  -nu-ie  betont,  vgl.  ri-na-t^ 

BV.  V,  58,  6  pti-na-te  IX,  70,  3,  Välakh.  5,  6;   nur  bei  dieser 

Monung  konnte  der  nasal   der   cndung  schwinden).     Mit  Del- 

ilfick  strndnti  aus  ^stmü-anfi  herzuleiten,  »indem  das  ä  vor  a 

lffl|eslossen   wurde«,   ist   unniögliclh     Von   der   1.  sg.   praes. 

Bcd..  veilisch  durch  gme,  vml,  grlhiF  belegt  (-ne  aus  -na-€), 

im  pari,  wie  stpHind-  (aus  -na-üTia-),  der  1.  sg.  imperf.  med. 

i^r-n'i\  dem  opt  med.  auf  -n-lj-d,  -n-l-tkäs  u.  s.  w.  (im  RV. 

imuiii  zufolge  Grassmanns  Wörterbuch  noch  keine  einzige  form 

teopt.  med.  der  IX.  cL  vor),  den  dualforme^  auf  -i^mthe,  -tMtf?, 

-tlCftdm,  -^iätdm   (ebenfalls  im  RV.  nicht    i)elegt)  gilt  mutatis 

Mandis  genau  dasselbe  wie   von  dmlf  u.  s.  f-  eben  ausge- 

Rtlirt  Lsf. 

Auch  vor  consonanlisch  anlautenden  endungen  traten  die- 
5dben  uniformirungen  ein  wie  in  der  dritten  classe- 

L  Das  na  der  seh  wachen  formen  drang  in  die  starken,  es 
BilsUnd  eine  flexion  nach  art  der  ^ersten  hauptconjugation', 
tk  ved.  pr-m-ti   Rv.    III   36,    6,  pr-v^-ähvam    III,  33,    12, 

*4citf;  ousetzcri  muss,  i1a  tias  a  iii  formen ,  welche  bei  t-wurzeln  i  habeUp 
^  utspradie  fremd  war. 

')  (*b  die  vediscben  imperative  pr-na^  mr-na  und  praii'gfh-na  Hamay. 
l^i  9,  i7  alte  bikfiujgeii  «IjkI,  welche  das  <7  nicht  entwickelt  haben,  oder 
^  V»e  erst  durch  dieselbe  analogits  welche  die  3*  sg.  prndii  u.  s,  w.  schuf, 
***t»ftden  sind,  wird  kaum  zu  entscheiden  sein. 

I^ttiffhiin  mr  VerjTl.  Sprnclif.  N.  F.  IV.  ,1,  ^ 


(iannes  Sclimidt, 


prnaithe  Vü,  ßl,  %  mr-na-sif  a-mi-^ta-nta,  im  MBh-  (n-grh-m-^ 

(Benfey  or,  u.  occ,  III  20.  219,  Delbrück  15+)  slatt  und  nebe^^ 
pr-nd-ti  mr-nd'ti  d-grlMifMU,   mit   Linui*sprünglich  entwickoltei 
a  ish-ana-s  ish-ana-t  ish-tma-nia;  entsprechendes  im  präkrit  ur 
päli  s.  Lassen  inst.  348,  E.  Kuhn  heitr.  z.  paligramni,  99.    [>| 
Inder  leiten  ppj^ti  mnmsi  von  den  wurzeln  jn-n  mrn  nach  rl< 
VIp  classe,    woraus  wir  ersehen,  dass  auch   hier  die   betonui 
der  neuen   flexion   von   der  3.  pL  der  atteu  pr-ntUnti   (aus  pr 
-^^hti  s»  y,)  ausgegangen  ist,  gerade  so  wie  in  den  entsprccbemll 
flectirten  reduplicirlen  bildungen  s,  309. 

IL  Meist  wurde  umgekehrt  das  na  der  starken  formeu  tai 
die  schwachen  übertragen  und  zwar  zu  verscJiiedenen  Zeiten  in 
verschiedener  weise.  1)  Bei  der  ältesten  ausgleichung,  durch 
welche  die  regelmässige  dexion  der  IX.  classe  entstand,  behielten  ] 
die  schwachen  formen  ihren  accent  auf  der  endung,  daher ' 
das  neu  eingedrungene  na,  da  es  in  die  tieftonigste  silbe 
zxx  nf.  In  abaktr.  fri-fUHnc^d  =  skr,  prj-nl^^dsi  und  3.  j 
imperf*  vcrc-mi-ta  =  skr.  vr-ni-ttl  kann  das  na  erlialten 
wie  in  päiiU  und  amilißfia-  gegenüber  skr.  nr-pUi-,  äsifia'  (s,  l 
doch  kann  es  ebensogut  erst  nach  abtrennung  vom 
aus  den  starken  formen  eingedrungen  sein.  Auf  keinen 
es  möglich  mit  Schleicher  und  G.  Meyer  (die  mit  nas,  gebild 
praes.-sL  14)  ni  als  directe  *schwächung^  von  na  zu  erk 
2)  Aus  AV.  VS.  TS.  belegen  Ludwig  infinitiv  134  und  Delbröl 
152  liie  formen  grbknüiii,  pruullti,  strnalu,  panahL  Diese  darf 
man  nicht  etwa  für  die  Vorstufen  von  prinihi  n,  s.  w.  lialten» 
denn,  der  scholiasl  zu  Pan.  III,  4,  88  giebt  prlnnhi  als  beispiel 
zu  Püninis  regel,  dass  die  2.  sg.  imperat.,  welche  regelmässig 
den  hochton  auf  der  personalendung  hat,  vedisch  auch  auf  dem  I 
stamme  betont  sein  kann.  Er  betonte  also  prlndhi,  aber  prlitirfcü 
wie  er  auch  RV.  I,  189,  1  ganz  rationell  tjmjmlki  betonte  gegen! 
ifuyudhi  {yui^ödhl  unsere  texte  a.  a.  o.).  Dies  prltjuVii  verdanklj 
also  ersichtlich  einer  jüngeren  auch  im  präkrit  auftretenden  av 
gleichung  seine  existenz  als  das  alte  *primh%  aus  welehein| 
prlnihl  geworden  ist.  Ausser  der  2.  sg,  führt  Delbrück  noch 
eine  2.  p\.punMa  RV,  IX,  404,  3  an,  welche  er  dem  imperatil 
zuzählt;  sie  kann  aber  auch  mit  Grassmann  als  conjunctiv" 
gedeutet  werden.  Wer  meinen  sollte,  die  vedische  sprachej 
wäre  zu  allerlhumlieh,  als  dass  ihre  regelmässige  flexion  deifl 
IX,  classe  durch  ansgleichung   alter   quantitatsdifferenzen   ent- 


Die  uvsyv.  Oexioji  d.  (iptativs  u.  der  auf  ä  aus].  präsenä»tlnime>     315 


C 


standen  sein  könnte,  der  erwäge,  dass  diese  spräche  in  der 
V.  classe  ansätze  zu  der  entsprechenden  unilbiniirung  des 
rocalisraus  verbunden  mit  einer  uiiilormirung  des  aecenleshal: 
kpiila  neben  knmfd,  krt}6iana,  akniüta,  aknwiana,  Mnötmn, 
hitiSia,  hinokma,  rrnöta,  ^rnotana,  sunofann,  siwSia  neben  suntäd 
(Delbrück  verbum  155,  wo  einige  der  acccntuirl  überlieferten 
foniien  ohne  acceni  verzeichnet  sind  und  vice  versa).  Der 
^iind,  weshalb  in  der  fünften  classe  die  uniformirung  nicht 
durchdrang,  während  sie  in  der  neunten  zur  regel  ward,  ist 
derselbe  welcher  in  der  zweiten  und  dritten  classe  die  unifonni- 
ruiig  der  i-  und  M-wurzehi  verhinderte,  die  der  a-wurze[n  aber 
durchführle. 

Das  allbaktrische  hat  folgende  schwache  foiinen  mit  ur- 
Sjjrünglich  kurzem  a:  in  Übereinstimmung  mit  dem  indischen 
die  3,  pL  pdiii-zanmti  (skr*  jandnti\  o-frineMi  -ntu  (skr. 
mti)^  kervtiüfiie  (3  kar)^  pairl-harmenÜ  (2  hur),  die  1.  sg. 
mrene  (skr.  vpie)^  paiti-j^ertme,  die  ±  sg.  imperal.  percna 
(skr»  prm),  abweichend  vom  indischen  zum  griechischen 
stimniend  paiti  Mnafa  ±  pL  act.  (ßki\jämihd\  fra-onmaia  3.  sg, 
impt^rf*  med-  (skr.  vrnttd)^  pairi-barenanuka.  Das  starke  nä  m 
urspnlriglieh  schwache  formen  übertragen  zeigen  nur  die  schon 
pamimten  frlnamahi  und  verenfdfu  Häufiger  hat  sich  das 
8c{^Jyache  a  nach  art  der  'ersten  haupteonjogation'  in  die  starken 
formen  gedrängt:  a-frJnaUi,  mithnatu  (miiX  himahi  (2  Am), 
9fhitmetn  (3  iar),  part.  nom.  du.  frrmmna.  Bei  der  3.  sg, 
opt.  med.  fraorcnaeta  (2  var)  kann  man  schwanken,  ob  es  die 
alte  indogermanische  bildung  (=^  griech.  pa-i-to)  repräsent irt 
oder  ob  es  zur  ersten  hauptconjugation  (^  griech.  -ro-i-to)  ge- 
hört, sicher  ist  letzteres  der  fall  bei  üT-cinöit^  med.  vi-ctnacta. 
Die  hier  in  der  IL,  Uh,  IX.  classe  nachgewiesenen  forra- 
leichungen,  zu  welchen  sehr  leicht  aus  den  conjugationen 
rötlicher  indogermanischer  sprachen  mehr  oder  weniger 
jagende  analogien  beigebracht  werden  können,  stützen  sich 
inseitig  und  verbieten  die  schon  ausgeglichenen  formen  des 
skrit  der  indogermanischen  Ursprache  zuzuschieben.  Da  die 
^k  einander  widerstreitender  indischer  bildungen  sich  nur  aus 
altgriechischen  regel,  aus  dieser  aber  vollständig  erkläii, 
folgt,  dass  die  formen  der  ui-sprache  nur  auf  grund  der 
öftesten  griechischen  angesetzt  werden  dürfen.  HieiTiach  wird 
die  flexion  der  indischen  Optative  »zweiter  haupiconjugatlonc 


316 


Johannes  Schmidt, 


in  ganz  anderem  lichte  als  bisher  erscheinen.  Der  singuli 
aclivs,  ved.  s-därm,  s4d'$,  s-iä-i  stimmt  zum  griechischen  «-»i 
f-tf-g,  $-^(t),  desgleichen  das  ganze  medium,  z.  b.  dadlt-i 
dädk-J-ta  zu  n^e-r-rü,  dagegen  weichen  dual  und  plural 
acüvs  von  den  ältesten  griechischen  bildungen  ab;  s-iä-ma 
B'l'fisp.  Da  nun  alle  europäischen  sprachen  mit  dem 
chischen  gehen  und  in  der  ganzen  indischen  conjugafion 
plural  und  dual  des  activs  noch  fast  überall  dieselbe  betonun 
und  denselben  stamm  hat  wie  das  medium,  ursprünglich  ab 
wie  gezeigt  überall  hatte,  so  kann  gar  kein  zweifei  sein,  dai 
die  indische  flexion  durch  Übertragung  des  singularstammes  im 
-accentes^)  in  den  plural  und  dual  entstanden,  s-id^m,  s-id^ 
an  stelle  von  altem  s-iä-m,  ^s-i-nm  getreten  ist,  wie  auch  i^ 
griechischen  dr^fitv.  u^tb  später  an  stelle  der  älteren  iifiay,  bS^ 
treten.  Hinsichtlich  des  accents  steht  siäma  für  ^sinid  ai 
gleicher  stufe  mit  ^rata,  jubSta,  krt^ta,  prfndhi  u,  s,  w.  für  ua 
neben  ^rtUd,  jnhtäd,  kmuid,  prinihi.  Nur  in  die  schwache! 
formen  des  activs  drang  ia,  ya,  das  medium  behielt  sei 
schwaches  l,  gerade  wie  im  aor.  die  medialformen  d-rfMi 
ordi-ihas  XL  s.  w.  sich  vor  der  einwirkung  von  d-da-i  rettete! 
während  ihr  die  schwachen  formen  des  activs  verfielen.  1)8 
altbaktrische,  dessen  aciive  plural-  und  dualformen  ich  Dac 
Justis  Wörterbuch  vollständig  anführe,  hat  in  der  3»  du,  dai^pk 
(2  da  =  skr.  dha)  und  den  1.  pL  opt.  aor.  nashtma  (nag  dl 
langen)  ^evtnui  {{tu  hören)  die  alle  bildung  erhalten,  is 
übrigen  aber  nach  zwei  richtungen  hin  uniformirt,  erstens 
das  indische:  q^mna,  qyida,  upd-  pairi'  jatnydmCL^  d^ala  (1 
2  da%  buyanm,  hmjata,  3.  pl.  hyän,  qhym,  upairiHi^shyän  ( 
aufwerfen)»  vi  cacshyän  (mh)f  jamyänj  uz-daithyän,  sogar  einml 
3.  sg.  med,  daidyaüi  neben  daidUa  (1  da),  welches  geeignet  i 
auch  den  eifrigsteu  Verfechter  der  ursprünglichkeit  von  yü  i 
plur.  du.  act.  stutzig  zu  machen.  Die  in  L  2.  pl.  act.  und  > 
sg.  med.  erscheinende  Schreibung  des  moduselementes  als  i 
neben  ^^i  kann  im  hinblick  auf  das  sanskrit,  griechische  al 
lateinische  fiU'  die  reconstruction  der  indogermanischen  fomii 
gar  nicht  in  belracht  konmien.  Das  ya  ist  unter  einwirktJJ 
der  ersten  hauptconjugation  (nur  beim   Schreiber  odör  in  d( 


ifl 


*)  Audi  im  griechischen  i^\nf\  Tt^ttjuty  n^firo  u.  s,  w,  nach  dem  sinjjui 
jk^üt}y  b^toiil,  wie  cFtryttiio  und  inicjatto  letiren. 


Die  ofspr,  flexion  d.  Optativs  u.  der  auf  ß  ausl.  präsensstämme.     JH 

jpsprochenen  spräche?)  entstanden.  Eine  zweite  art  der  uni- 
I  fcraiinmg  durch  überlrapuii^  der  schwachen  form  in  den  singrular 
^fl  n}^en  (hidhis,  daidü  neben  dakipat  (1  da,  ^  da),  vainit 
,!  :;*),  ralut  (t^ilnh),  ihoen  steht  nocii  eine  nberwälügende 
oehrbeit  von  formen  wie  2.  janit/ao,  3.  jamtjai  gegenüber, 
welche  der  alten  regel  treu  geblieben  ist. 

Aber  selbst  im  sanskrit  ist  das  urspnlnghche  f  nicht  ganz 
m  dem  plural  verdrängt-  Alfe  im  shig.  atif  a  auslautenden 
Ifrwsen«-  und  aorisfstämme  (ausser  dem  praes.  ind.  IL  cl  wie 
'  fMi,  pn-nfi)  haben  in  den  dritten  |)ersnnen  des  plurals  die 
schwache  form  bewahrt,  ebenso  die  Optative,  Das  verhält- 
von  syus :  Sf^dt  seheint  zwar  dasselbe  zu  sein,  wie  von  gtts : 
lÄ  ur^pr.  *ga-fjt :  (fd-i  (ßrip  :  ß^X  so  dass  sf/ils  aus  "^s-ki-nf  ent- 
Lianden  wäre»  wie  Cudius  verbum  11,  82  meint*  Möglich  ist 
liese  auffassiing  allerdings,  unmöglich  aber  dann  die  von 
'  öirtius  zugleich  angenommene  ideutitat  von  Sffiis  mit  shv,  Stent 
k  nämlich  st^ds  rus  ^s-ia-^it  entstanden,  dann  ist  es  die  späteste 
llter  indischen  optativformen  und  erst  nach  abtrenoung  von 
4en  verwandten  sprachen  in  unursprilnglicher  weise  nach  dem 
«Osler  von  gus  gebildet.  Dem  verhältoisse  von  indog.  ff^- :  ^a- 
fjA^i :  gof-nt  =  skr.  (fAt  :  güs,  griech.  ß^ :  ßd-v)  entspricht  ja 
tei  den  Optativen  schon  in  der  ursprache  das  von  iä  :  i  nicht 
ein«  von  iä  :  *ia.  syiis  hat  also,  wenn  es  aus  s-kt-^t  entstanden 
ist,  mit  e-i-«v  und  s-i-rntj  deren  e,  wie  oben  {s.  305)  gezeigt 
b(,  zur  endung  gehört,  gar  l<emen  directen  Zusammenhang. 
Sehen  wir  dagegen  das  u  von  sf^is  zur  personalendung,  wie 
wir  das  u  von  bhäretj^tts  mid  die  e  von  B-t-^r,  s-i-etit  zur 
personalendong  ziehen  müssen,  dann  herrscht  nicht  nur  einklang 
nrischen  beiden  hauptconjugationen  des  sanskrit,  sondern  stßis 
fei  auch  wirklicli  identisch  mit  shvf  s^ient  und  eine  der  Ursprung- 
Wehsten  optativformen,  gründe  genug  um  diese  auffassung  zu 
^ropfehJen,  f^l-sp  und  s-i-ml  sind  aus  urspr.  s-J-ßt  (mit  betonter 
nasalis  sonans)  entstanden,  aus  derselben  grundform  ward  skr. 
*H4i,  weiter  mit  der  im  RV.  üblichen  Verkürzung  von  J  vor 
•^Ifendem  vocale  (vgl.  A.  Kuhn  beitr,  lU,  119)  ved*  sm$,  end- 
lich einsilbiges  spiis.  Diese  Wandlungen  des  ?  vor  us  haben 
^  vollständiges  gegenstück  an  denen  des  femininen  i  vor 
^^QCiüiaeh  anlautenden  casussuffixen.  Man  wird  hiergegen  ein- 
*>od«a,  dass  im  medium  /  vor  vocalen  nicht  zu  i.  y  sondern 


318 


Johannes  Schmidt^ 


ZU  Jy  geworden  ist,  z.  b.  ag-iy-a  *),  An  sich  ist  J  vor  vocalen 
beider  %vandlungen  fähig,  wie  das  tomparativsuffix  ui^pr,  -Jans 
lehrt,  von  dem  im  RV.  nebeneinander  die  formen  ndv-ias  I, 
105,  15,  näv-yas  und  ndv-li/as  erscheinen.  Die  diflerenz  zwischen 
a{i-Jij-a  und  a^-y-ws  erklärt  sich  durch  die  verschiedene  Stellung 
beider  formen  im  System:  das  medium,  welches  in  allen  per- 
sonen  *  halle  a^'l-thls,  ag-l-ta  u.  s.  w.,  bevoi-zugte  die  WiUid- 
lung  von  i  in  Ty,  oder  rief  vielleicht  nach  analogie  der  übrigen 
Personen  vor  dem  aus  t  entstandenen  p  noch  ein  i  hervor,  Im 
aetivum  dagegen  war  das  alte  J  aller  übrigen  plural-  und  dual- 
foruien  frühzeitig  durch  iä,  tfä  verdrängt,  es  gab  also  keine 
nachbarliche  form  mehr,  der  zu  gefallen  *s-*-i*s  hätte  zu  *sjyus 
werden  können,  während  sich  die  Wandlung  von  *stus  zu  sijus 
dem  Sprachgefühle  duich  den  so  zu  stände  kommenden  anklang 
von  syüs  :  sydt  an  gns  :  gät  empfahl.  Ein  ganz  vereinzeltes 
übergreifen  der  medialen  behandlong  des  *  in  das  aetivum  zeigt 
das  einmal  vorkommende  duk-ip-dn  RV.  I,  120,  9  (-an  für  -us 
wie  ahibkr-an  RV.  X,  28,  8  statt  des  späteren  abibhar-us). 
Durch  ihre  ungewöhnliche  personalendung  fiel  diese  form  aus 
der  regel  des  Optativs  völlig  heraus,  in  folge  dessen  entwickelte 
sich  aus  ihr  nach  analogie  der  »ersten  hauptconjugation«  eine 
3.  sg.  duhJydi  11,  11,  21,  IV,  41,  5  =  X,  101,  9,  Delbrück 
(verbuni  57,  64,  205)  hält  beide  für  indic.  ixnpcrf.  eines  denomi- 
nativen  verbalstammes  duhjyxt^  für  den  und  dessen  stammnonien 
nirgends  ein  anhält  gegeben  ist.  Als  indicativc  lassen  sie  sich 
überdies  nur  gezwungen  deuten,  namentlich  11,  11,  21  und  sind 
auch  von  Yäska  nicht  so  verstanden  worden,  wie  seine  erklä- 
rung  von  dukiijat  durch  dugdJmm  Nir.  I,  7  zeigt.  Säyanas  mit 
sich  selbst  nicht  übereinstimmende  erklärungen  und  Übersetzungen 
verrathen  nur,  dass  ihm  die  formen  völlig  dunkel  waren.  Ich 
sehe  daher  keinen  grund  didinjat,  duhiydn  nicht  mit  Roth, 
Benfey  (üb.  d<  opt.,  Götting.  abh.  XVI,  197)  und  GrassDiaiiu^ 
für  optativformen  zu  halten.  m 

Vedisch  hat  sich  noch  eine  active  pluralform  mit  /"  als 
moduselement  erhalten,  die  2,  pL  Metanu  aus  *d}m't'tQna. 
Diese  haben  BR.  und  Benfey  als  Optativ  erkannt,  während  sie 


^)  Die  3.  diK  ijpt.  itied.  ist  nach  Delbrücks  sammlunt^en  im  RV.  über>j 
Itaiipl  nicht  hele|prt.  die  2.  nur  durch  trä-8-%-thäfn  mit  der  etidung  -tkäm^  ] 
ükht  'äthäm. 


Die  uffspr.  flerinn  d«  optatiTs  u.  der  auf  ä  aujsL  präsenssUmnie.      319 


Delbröcfc  (verbum   32.  106)  zum   imperativ  zieht  und  millels 
lersatzdehnting«  aus  dltattatia  herleitet.     Die  beiden  stellen »  an 
welchen  dheiana  im  RV.   steht    (VIII.  56,  5,  X,  37,  12)  lassen 
iwar  beide  aufTassungeu  zu,  die  lautlehre  aber  entscheidet  für 
erstere.    In  keiner  der  älteren  indogermanischen  sprachen  wird 
ein  kurzer  vocal  +  doppeltenuis  zu  langem  vocale  -f  einfacher 
tenub,    Speciell  im  sanskrit  entsteht  e   1)  aus  a  -\-  tönendem 
aschlaute:    edhi  aus  ^ai-dhi  (vgl.  abaktr.  ^i  Osthoff  ztschr. 
HIIL  583),  *a5-d7ii;  tmeäln  aus  ^tmaädJn,  der  lautgesetzlichen 
Wandlung  von  tpui£h^ti,  wz.  tarzh  (geschrieben  iarh),  ^)  aus 
jj  vor  <fii,  die  beispiele  hat  Benfey  üb.  jtAeo  abh.  i  Götting. 
iL  w.  XVI,  29  t  gfisammelt,  zu  ihnen  gehört  dJIteki  aus 
hü  3)  aus  a  -{-  nasal:  dn?^  3.  sg.  aor.,  wz,  na/Q  verloren 
Itben  aus  *anan^  ==  ^a-^a-^na^-a-t,  bhresh :  bhramQ,  kep :  kamp 
(foc.  I,  37  f.).    Endlich  die  e  in   perfectformen.    Dass  wir   bei 
diesen  mit  einer  über  ihre  gesetzlichen  grenzen  hinaus  wuchern- 
den analogie  zu  thun  haben,  lehren  formen  wie  ihejire^  bhremus, 
tftms  (Delbrück  118).    So  wenig  wie  diese  auf  lautlichem 
Wege  aus  *babh(a)jire,  *bafthr(a)musi,  *^Uär(a)sm  entstanden  sind, 
ebensowenig  sind  peius,  tenr  n.  s.  w.  lautliche  Wandlungen 
von  paptüs,  taine.    Entstehen  konnte  *~  auch  im  perfect  nur  wo 
^Qe  der  drei  eben  aufgezählten  bedingungen  erfüllt  wurde,  abo 
z.  b.  in  sedüs,  sehänd-  aus  *sazdus,  ^saehmtd-  aus  ^sa'SfaJd-üs, 
J«»-sfa>A-€lfHi-.    Von   hier  aus  verbreitete  sich    eine  analogie, 
ch  welche  e  auch  dahin  verpflanzt  wurde,   wo  es  bei  un- 
Srler  lautlicher  entwickelong  nicht  entstehen  konnte^  z.  b. 
in  peius  ^).    Äehnliche  Vorgänge  des  germanischen  sind  voc  IL 
435  t  445  t  besprochen.     Will  man  also  dheiana  ak  imperativ 
^klären,  so  bleibt  kein  anderer  ausweg,  als  dass  ^  nach  ana- 
logie von  dfi^hi  gebildet  sei  wie  trnäcshi,  tmßkmi  statt  Hrmkdii^ 
*kmhmi  nach  analogie  von  ifnfdhi,  und   das  ist  un  hinblick 

*)  An  anderem  orte  werde  ich  näher  aof  diese  dinfe  ejji|;ehen,  Itler 
*^  Dur  angedeat«!,  da»  l  diirdi  detmimg  wm  aoldien  a  enUtieiii,  ««lebeii 
ii  ^m  euroiiüsciiea  apradieQeoderiailiiadit  Dica  iü  «er  4er  grtliideii 
^^  Welchen  ich  in  einer  demnicfasl  €firiiiioaidiia  itihimfilim  naehzuweiMa 
^ci^cben  werde,  dase  der  m  den  enropüadicsi  iprmdMSi  waltende  unter' 


^^lii^d  zwischen  a(o)  und  t(i)  nrindogcTtnaoiecti  ui  und  aiodi  in  den  artachen 
^^cheti  ernst  Torfaanden  war.  Siatt  der  oN|«n  der  bMürifen  aanaiiiPff 
%en<l«i]  danldlimg  wird  aka  ridHiver  m  m^m  Mini  sfcr.f  iitdk  unter 
()«n  &Qg«gdieDcii  bfdingwngen  eintretende  detoof  von  ctnfir.  o*, 
■^  <  hin  g^äirbleit  #. 


^ 


320 


Joliannes  Schmidl, 


auf  die  übrigen  iniperativfonnen  dhaiiai,  dhattäm,  dhattäm, 
dkaitd,  dhiiUana,  welche  von  dheM  anbeeinflussl  geblieben  sind, 
nicht  wahrscheinlich.  FassL  man  aber  dhefwia  als  Optativ,  dann 
entspricht  es  dem  giuech.  ^s-t-rs  so  genau»  wie  es  bei  der  ver**l 
schiedenen  personalendung  möglich  ist. 

Als  ergebniss  scheint  mir  hiernach  festziistehen,  dass  dk 
Optative  der  Ursprache  sämmtlich  nach  einem  der  beiden  fol- 
genden paradrgmen  llectierl  wurden : 

1.  s4ä-fn,  s-id'S,  s4d4,  n-t-väm,  s-j-ttim,  s-T-idm,  s-J-^dm,] 

S-J-td,  S-J-fd, 

2.  hhara-i-m,  hhara-I-s^  lu  s.  w.,  B.  pI.  bhära-I-nt 
Das  erste  gilt  für  die  zweite,  das  xweile  (ör  die  erste  haupU 

conjngation^  hei  beiden  hatte  das  medinm  in  allen  personen 
Dass  die  personalendungen  ausscliliesslieh  secundai'  waren,  1^ 
sich  wegen  der  Übereinstimmung  der  arischen  sprachen  mit  deill 
germanischen  und  (abgesehen  von  -o#/i*}  dem  griecliischen  niclit 
wohl  bezweifeln;  die  unurspriinglichen  primären  düngen  des  palt  j 
dürfen  uns  nicht  beirren,  s.  R  Kulm  heitr.  />.  pali-gramm.  105ff,| 
Alle   in    den   einzelsprachen    erscheinenden    abweichnngen  von 
obigen   paradigmen   beruhen  auf  formüber! ragungen.     An  den 
so  gewonnenen  ijaradigmeii,  deren  einfache  regel  lautet  t  ui  wo 
das  nioduselement  betont  ist,  /"  wo  eine  andere  siibe  den  hoch- 
ton hat,  scheitern  alle  bisherigen  erkläningsversuchc  der  optatir- j 
bildimg,  sowolil  diejenigen,  welche  das  ausser  dem  altbaklrischeni 
und    slawischen    nirgend   erschehiende   f/a   als    ursprüngliches 
moduselement    voraussetzen    {Schleicher   comp.*  698,   Curtius 
verbum   il,  77),  als  die,    welche    in   dem   modiiselemente   die, 
wurzeln  i  oder  yö  (gehen)  suchen  (Bopp  vgl.  gr.®  §  670,  TU 
Benfey  allgem.  monatsschrift  1854  s.  749,  abh.  d,  Götting.  gcs. 
1871   XVI,   135  ff;)*     Let^itere   gelangen   weder   zur  aufstellung' 
einheitlicher  paradigmen  des  zweifellos  in  der  Ursprache   ischon 
fix    und    fertig   ausgebildeten    modus   noch    vermögen    sie    die 
function  desselben  zu  erklären,     Liesse  sich  s-^id-m   begrifflich 
als  >ich  gieng  sein  =^  ich  wniinsche  zu  sein«  fassen,  so  würde 
B-i&-s   bedeuten    »du   giengst  sein  =  du    wünschst   zu   seine, 
während  sein  sinn,  in  dem  ältesten,  d,  h.  dem  einfachen  salze 
nach  dieser  weise  umsclirieben,  vielmehr  ist  »ich  w^ünsche,  daä&_ 
du   bist«.     Diese   und   andere  Schwierigkeiten  hat  Curtius  mä 
recht  hervorgehoben.     Eine   neue  erklärung   aufzustellen  fübU 
Ich  micli  nicht    berufen.     Die   aufgäbe  der    indogerraanisclw 


Die  urspr.  flexion  d,  <j|*tü!ivs  u.  der  aiifri  aiisL  praseni*statifm€\      321 

sradwtjSBenschaft  M,  nachzuweisen,  welches  die  formen  der 
rsfprsfö'be  waren,  und  anf  welchen  wegen  daraus  dre  der  eiiizel- 
■aehen  entstanden  sind.  Den  begrifflichen  werlh  der  an  die 
fenannten  innzeln  gefügten  fomialiven  elemente  zy  erklären 
id  wir  in  den  allermeisten  filUeii  ebenso  unfähig  und  aus 
Benseitben  gründen  wie  es  die  einseitig  griechische  grammallk 
■■  die  elemente  der  gr-iechisehen  worte  '^u  deuten.  Auf  diesem 
liete  schreitet,  nie  es  einer  gesunden  wissensehafi  zieml,  die 
«rkenntniss  des  nichtwissens  von  jähr  m  jähr  fort. 

Noch  emen  im  vorhergehenden  mehrfach  berührten  puukl 
muss  teil  hier  km'z  erörtern.    In  meiner  anzeige  von  Brugnians 
ihhandtang  stud,  IX,  287  Ef.  (Jen.  lit.  ztg.  1878  art.  691)  habe 
ich  niich  dahin   ausgesprochen,    dass  Brugmans  annähme   von 
ttsaHs  sonans  für  die  Ursprache  nicht  bewiesen  sei,   vielmehr 
Wffk  flite   beigebrachten  falle  die  von  Brugman  in  zweiter  linie 
«fgesteHte    annahtne   eines   an   oder  am,   dessen  a   »auf  ein 
minimum  von  slimmton  reducirt^«  war,   aushelfe.    Hätte  Brug- 
naa  die  3.  pL  und  die  part*  praes,  act.  der  im  sing,  auf  ä  ans- 
haienden   lemposstämme   in    seine   Untersuchung  gezogen,    so 
wÄrde  er  in  ihnen  die  sicherste  stütze  för  seine  erste  annähme 
gefflnden  haben.    Formen  wie  s-dntij  f/mv-unti  tiessen  sich  durch 
4fe  Voraussetzung,    da^    -nti  bei   seinem   antritte   sofort   ein 
tehiraches  a  entwickelt  habe,  erklären,  nicht  aber  formen  wie 
ä^^lUbifo*.    In  dieser  war,  wie  der  schwache  praesensstamm  zeigt, 
die  personalem!  ung  betont.    Auf  dem  *  kann  der  hochton  nicht 
pnihl  haben,    sonst   w^urde  zunächst  sfniaU  entstanden  sein 
< tgl.  Ted.  rina^,  puna^),  später  höchstens  mit  zui'uckziehung 
d«8  »ccentes  ^BifnaÜ  wie  stmdte.    Als  einzig  möglicher  sitz  fe 
iwichlon«;   bleibt   also    nur  die  vorletzte  sübe.    Hätte  nun  die 
enduflg  -dnii  gelautet,  so  \vürde  ^stTna-änti  zu  ^stfmSnH  geworden 
sein  und   tanges  a  behalten   haben,    da   vocal Verkürzung  vor 
•tot  -f-  consonant  im  indischen  nicht  erwiesen  ist.    Die  endting 
^«nn  also  nur  -n^i  mit  betonler  nasalis  sonans  gelautet  haben, 
^'ie  ich  sie  im  vorhergehenden   überall  angesetzt  habe-    Das 
.""^iMtaieteen  von  a  -\-  n  zn  an  ist  analog  dem  von  skr,  a  -f-  r 
*  ör*    Somit  ist  die  exislenz  einer  nasalis  sonans,  welche  sogar 
^  trager  des  wortions  war,  wenigstens  für  die  hier  erörterten 
^en  der  Ursprache  sicher  gestellt,    Dass  die  endungen  der 
uch  hinter  consonantisch  auslaiitenden  stammen  ursprüng- 
ir  mit  n,  nicht  mit  vocal  -^  n  anlauteten, 


•liflfl  fflr  Torgl.  Spracht  N*  ¥,  IV.  3. 


S3 


die  von  Roth   zts(;hr»  XX,  70  C  besprochenen  rantu  RV.  l» 
It   VII,  39,  3,   rante  VII,  36,  3.  vantn  I,  139,  10,   eaf:     ' 
122,  14.    Roth  leitet  sie  aus  ranantUj  rmmnt^,  vatmntn,  *rfis 
i^durch  ausstoss  einer  der  beiden  unmittelbar  aufeinander 
genden  silben  aw«  her.    Obwohl  derartiges  in  anderen  spracl 
geschieht  (Spiegel  gr»  §  82,  L.  Meyer  vgl  gr,  I,  281,  Fick  i\Mht 
XXn,  98,  voc.  11,  435),  wage  ich  doch  diese  »etwas  gewaltsan 
aufhebung  unschönen  glefchklangs«,  wie  Roth  sie  nennt,  fürt 
vedische  sanskrit  nicht  eher  anzunehmen,  als  bis  andere  ana 
falle  aus  dieser   spräche  nachgewiesen  sind.     Namentlich 
ins  gewicht^   dass  ja  ränanti,  rananta,  vananfi,  cäkdnanta\ 
genug    intact    vorliegen  (s.  Grassm.   wtk)*    Ausserdem  ist- 
forra   *cakananiUj   welche   Roths   erklärung  voraussetzt, 
gesichert,  denn  die  einzige  ausser  cakantu  belegte  imperativ 
ist  cnkandhiy  zu  welcher  die  regelmässige  3,  pl.  vielmehr  cUk 
zu  lauten  hat,  diese  widersetzt  sieh  aber  Roths  erklärung, 
sie  die  lautfolge  amm  nicht  enthält.    Deshalb  scheint  mir  ei« 
andere  herleitung,  welche  sich  streng  innerhalb  der  lauige 
bew^egt,    vorzuziehen.     Setzen    wir    nämlich    eine    grundfori 
"^cakan-niu    an,    so   konnte    aus   dieser   cäkantu   werden, 
jyäntham  aus  "^panthan-m  u.  a.  (bei  Bragman  stud,  IX,  SOTT*! 
ebenso  lässt  sich  vaniu  aus  mkn-ntd  erklären  (vgl.  den  imperc 
vdni'Sva),    Neben   rantt^  rantß  liegen  zwar   im  sanskrit  keil 
^bindevocal losen«  formen,  ist  aber  raid-s  =^  igardq  (Brug 
ztschr.  XXIII,  589),    so  ist    rante  =  {qainm    und    fuhrt 
diesem  auf  urspr.  *ram-ni<iL    Die  ausnahmestellung  von 
rante,  vania,  mbmtu  beruht  also  darauf,    dass  sich  der 
lautende  nasal  der  wurzel   mit  dem    anlautenden   der  endu 
sofort  zu  nn  vorband,   innerhalb  dessen  kein  räum  für  entfa 
tung  des  stimmtons  zu  selbständigem  a  war,  w^elches  sich  Uli 
sprunglich  wohl   nur  dann   entwickelte,    wenn»  an  ander^ 
laute  als  a  oder  nasale  trat.    Dabei  ist  ferner  zu  beachten,  da 
in  allen  vier  formen  der  nasal  der  endung  nicht   durch  de 
acccot  gehoben  war  —  in  rante,  ranta,  vanta  war  ursp'  " 
die  letzte  silbe  (vgl,  ved,  riii-eUe,  ll-aii  u,  s,  w.)»  in  alLf 
reduplicationssilbe  betont         daher  um  so   leichter  als   todt^ 
consonant  aultreten  konnte.    Wir  sehen  also  das  n  der  endunge 
der  3.  pl.  je  nach   den   lUBständen   als   consonanten  oder 
vocal,  der  selbst  träger  des  worltones  sein  konnte,  fungiren. 

Johannes  Schmidt. 


Verlag  von  T.  0.  Weigel  in  Leipzig> 

LeJirlnlcher  der  atliiopiselieii  Spraelie 


Professor  Dr.  Aug.  nillmaen. 


itik   der  äthiopischen  Sprache.      185L     gi-.  8* 
(XXIV.  u.  435  8.    geh,  14  oÄ 

Lexikon  linguae  aethiopicae  cum  iiidiLe  latino.  Ailjc^riina 
est  vocftbiiliiriurn  Tigre  diiilecti  septetiitrionalis  compilatum 
a  Werner  Muozinger.  3  partes.  1862  —  1865.  gr.  4, 
(XXXU,  1522   u.  VI,  H4  Sp,)  geli.  80  rÄ 

Die  ganz^  Auflage  des  Werkes  i*5t  auf  Sclireibpapier  gedruckt. 

Chrestomathia  aethiopica  cum  gtossario»  1866.  gr*  8,  (XYl 
u.  2S>ü  S.jl  geh,  9  cÄ 


Guide  francais-arabe  vulgaire  des  voyageurs  et  des  Francs 
vii  Syrie  et  eii  Kgypte,  avec  carte  physique  et  geographique 
de  la  Syrie  et  plan  göomY'trique  de  J^rasalem  anden  et  mo* 
derne  comnie  SuppU-nu-nt  aux  voyages  en  Orient  par  J.  Berg- 
irren.   1844.   4.  (>>24  Sp/)  geh.  (irüherer  Preis  39  cÄ)  24  dK 

Vocabnlaire  de  la  langue  tigre  par  Werner  Munzin- 
ger.  1865,  gr.  8,  (X  u,  93  S.)  geh.  3  cÄ 

Orammatik  der  Neus3n*ischen  Sprache  am  Urmia-See 
«nd  in  Kurdistan,  Von  Tlieodnr  Noldeke.  1868.  gr.  8. 
iXXXVHI   u.   418  S.)  geb.  14  oÄ 

lesaurus  s.  Liber  magnuB  vulgo  ^Liher  Adami**  appellatus 
opus  Mandacorum  sumnii  pondoris.  Dej5cn|)sit  et  edidit  IL 
T' et  er  mann.  2  tomi  (T.  1.  2.  u.  II.)  1867.  4.  (VI  u.  395, 
138  u.  233  S.)  gebunden.  90  cÄ 

De  veterum  Aegyptiorum  lingua  et  litteris,  sive  de 
optima  Signa  hieroglyphica  exjdirarnli  via  atqiie  ratione.  Ac- 
cedunt  iinlices  et  vocabularii  liieroglypbiei  specimeu.  Scripsit 
Maximiiianus  Adolpbus  Uhlemanii.  1851»  gr.  8.  (Vll 
n,  116  SJ  geh.  2  c^Ä  40. 

Linguae  copticae  grammatica  in  usum  scbolarum  acade- 
micarum  scripta  cum  chrestomathia  et  glossariu.  Insertae 
5unt  übservationes  quaedam  de  veterum  Aegyptiorum  gram- 
matica. Auclore  Max.  Ad.  Uhlemann.  1853.  gr,  8.  (VIH 
IL  167  S.j  geh.  5  oM 

Verlag  von  T.  0.  Weigel  in  Leipzig. 


Pfciihcralwetgimg  auf  Zeit. 
Drittes  Verzeiehniss 

hervorragenden 

Werken  der  klassischen  Philologie 

aus  dem  Verlage 

T.  O.  Weigel  in  Leipzig, 

der  Clarendon  Press  in  Oxford,  der  Orldendarselien 
Bnehhandlnng  in  Kopenhagen  n.  A. 

welche  zu 

Onginal-  und  theilweise  bedeutend  ermässigten  Preisen 

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zu  beziehen  sind. 


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Aeschylus.  Quae  superKiint  in  codice  Laurentiano  veterrimo 
quoad  effici  potuit  et  ad  cognitionem  necesse  est  visum  typis 
dencripta  edidit  R.  Merkel.    Oxon.  1-^71.  fol.  "  21.— 

Aesopus.  Fabulamm  Aesopicanim  collectio.  graece.  cum  ncholiis 

^Tuecis  (ed.  D.  Coray).  Cum  effig.    Paria  1810.  8.  7.5i> 

JLndocides.  Sluiter,  J.  Lectiones  Amlocideae.  cum  L.  C.  Valcke- 
na^rii  et  J.  Luzaccii  in  Andocidem  animadversionibus.     TiUjfd. 

Batav.  mu.  a  3.  — 

ApsiniiB  et  Longiniis.   Rhetoric«.  recensnit  J.  B  a  k  i  u  s.    Oxon. 

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Aristophanes.    Comoediae  et  fragmenta,  ex  reoensione  et  cum 

annotationibus  O.  Dindorfii.   8  voll.    Oxon.  18:?r>— 87.  8.  22.— 

Vol.  I.  II.  Textu».    M.  11.- 
Vol.  III.  Annoiatlones.   2  part««.    M.  11.  — 

—  Srholia  graeca  in  Aristophanem.  »didit  G.  Dindorf.  8  parte». 
Oxon.  183k  8.  20.  — 

—  CaravftUae,  J.,  Epirotae ,  Index  Aristophanicus  ex  cod. 
Bo<lleiano  olim  Askeviano  nunc  primum  cditus.   Oxon.  1X2•^  8. 

(Früherer  Preis  ^  «».  — )  3. — 

Baumstark,  A.  Erläuterunocen  zu  Tacitus  Germania.  A11c:emeiner 

Theil.    Leipzii;  187.5.  s.  15.  — 

Bodleiana  Bibliotheca.  Catalo^us  librorum  impressorum  Biblio- 
therae  Bodleianae  in  Academia  Oxoniensi.  4  voll.  Oxon.  H48 
—.50.  fol.  80. — 

Sämmtliche  Werke  sind  neu  und  vollständig. 


4  T.  0.  Walial  h  Ltipzi|. 

Payron,  A.  Notitia  libroruxn  manu  typiiye  descriptorum  qoi  do- 
nante  Ab.  Thoma  Yalperga-Caluiio  Y.  Gl.  illati  sunt  in  Beg. 
Tanrinensis  Athenaei  bibliothecam.  Bibliog^raphica  et  critiea 
descriptione  ilUwtravit  anecdota  pannm  inseruit  A.  Peyron. 
1820.  gr.  4.  (Früherer  Preis  ^  6.  — )  3 

Plato.  The  Apology,  with  a  revised  text  and  english  notes,  and 
a  digest  of  Platonic  idioms  by  J.  Riddell.  Oxford  1867.  8.  8 

—  The  Philebus,  with  a  revised  text  and  english  notes  by  B. 
Poste.    Oxford  1860.  8.  7. 

—  The  Sophistes  and  Politicus,  with  a  revised  text  and  english 
notes  by  Lewis  Campbell.     Oxford  IH^l.  8.  18, 

—  Mitchell.  Index  graecitatis  Platonicae.  Accedunt  indioes 
historici  et  geographici.    2  voll.    Oxon.  1832.  8.  5. 

Plantus.  Gomoediae.  Becensuit  et  enarravit  J.  L.  Ussing.  Vol.  L 
Amphitruonem  et  Asinariam  cum  prolegomenis  et  commentariis 
continens.  Hauniae  1875.  8.  U. 

Poetae  minores  graeci,  praecipua  lectionia  varietate  et  indicibus 
locuplettissimis  instruxit  Tb.  Gaisford.  Editio  nova,  F.  Y. 
Beizii  annotationibns  in  Hesiodum.  plurium  poetarum  fra- 
gmentis  aliisqup  accessionibus  aucta.  5  voll.  Lipsiae  1823.  gr.  d. 

(Früherer  Preis  «^  33.  — )        20. 

PoUnx.  Onomasticon  cum  annotat ionibus  interpretum.  curavit 
G.  Dindorfius.  5  voll.  6  part.  Cum.  tab.  aen.  Lipsiae  1824. 
gr.  8.    (Frülierer  Preis  r^.  72.—)  36L' 

Sarapaum.  Zeitschrift  für  Bibliothekswissenschaft,  Handschriften- 
kunde und  Hlt«re  Literatur.  Im  Yereine  mit  Biblfothekaren 
und  Literaturfreunden  herausgegeben  von  Br.  Bobert  Nau- 
mann. 81  Jahrgiinpce.  Leipzig  1840— 1H70.  gr.  8.  Jeder  Jahr- 
gang von  24  Nrn.    (Früherer  Preis  r»^  13.  (»())  8. 

(Bei  Ahnahmr  fiämmtlicher  M  Jahrpän):«»  AiiMatt  für  M.4:21.  6(i  für  M.  i:i;>.  — ) 

Sophocles.  The  pla^'s  and  fragmentt  edited  with  english  notes 
and  introdurtions  by  Lewis  Campbell.  In  two  volumes. 
Vol.  I.  Oedipus  Tvrannus.  Oedipua  Colonen«.  Antigone.  Oxford 
1871.  8.  14. 

—  Philoi'teta.  ll»Tensuit.  prolegomenis  et  oonnnentario  instruxit 
Chr.  C a v a  1 1  i n .     Lundae  1 S75.  8.  7. 

Steplianus  Byzant.  t;r..  cum  annotat.  L.  Holstenii,  A.  Berkelii 
et  Th.  Pinedo,  et  praefatione  O.  Dindortii.  4  voll.  Cum  tab. 
aen.  Lipsiae  1825.  8.     (Früherer  Preis  .-^  JM».  — )  32. 

BturZy  F.  G.  Opuflcula  nonnulla  olim  separatim  emissa,  nunc  con- 
iunctim  edita.  emendata  et  aucta.     Lipsiae  1825.   gr.  8. 

(Früherpr  Preis  cM  6.—)  3. 

Tadtus,  Com.  Germania.  Besonder«  für  Studierende  erläutert 
von  A.  Baumstark.    Leipzig  1876.  gr.  s.  2. 

Theophilus  ProtospathariTis.  De  corporis  liumani  fabriea  libri 
V.    Edidit  G.  A.  (Ireenhill.    Oxon.  \y^ll.  s.  $. 


Hof •  Ruchdruckorei  (IL  NeubUrgcr)   iu  I)f:»8at] 


In  allen  BuckhaiiilluDgen  i^t  zu  haben: 

Encyklopädie  und  Metliodologie 

der 

Philologiselien  Wissenschaften 

von 

August  Böckh. 

Herausgegeben  von  EmBt  BratuBObeck. 

Xtl  n.  824  S.    ^i\  8.    geh.   .V,  12.— 


Vorwort 

Bdckh    hielt  von   1809  —  1865   in   20   Semestern   Voilesimgen 
tLh^T  Encyklopädie  tler  Philologie,   zu  welchen  sich  im  Ganzen  1606 
Zuhurer   eingezeichnet   haben.     Die   Ankündigung  dieser  VorleBungen 
Iftuiete    ursprünglich:     Encydqpacdiam    antiquliaüs    liHvrarum   cxponct 
red*-  fracfftftär  viam  nr  ratiom^n  mo/istrahtt >  seit  1816:    Enaj- 
tinm  pfiiloJnriicam   ex  sui^  schedis  docebif*  seit  1818/19:    Efict/- 
ei    meihodohffimn    disciplinarttm  philologkarum    ex    schcdis 
'■,  seit  18*11:    Enqfdopaf'dium  d  nirthodokt^iani  dkci23Unan{m 
i  nkiiolofjfkantm  iradct.     Letztere   Bezeichnung    habe    ich    in    dem   von 
iBöckh    für   den   deutschen   LectionskatÄlog   der   Berliner  Univerdtät 
fe€tg et? teilten   Wortlaut   als   Titel    des   vorliegenden    Buches   gewählt, 
worin    das   System   der   philologischen   Wiesenschaft,   welches   in  den 
IVorl^s^ungen   nur   skizzirt   werdea   konnte,  ausführlich  dargestellt  iät. 
Böekh    legte   seinen   Vorträgen   bis   an  das  Ende  ein  1809  ge- 
triebenes Heft  zu  Grunde.     Dasselbe  enthält  einen  in  Einem  Zuge 
atworfenen  Griindriss   seines   Systeme,   den  er   dann  in   freier  Rede 
[«-näfübrte.    Doch  boten  die  Vorlesungen  immer  nur  Auszüge  aus  dem 
[reichen  Material,  welches  in  Randbemerkungen  des  Originallieftea  und 
^uf  einer  grossen  Menge  beigelegter  Zettel  aufgespeichert  wurde  und 
I^Hrelches    Buckh    ausserdem    den   Aufzeichnungen  zu    seinen    übrigen 
_  Vorlesungen    entnahm.      Auß    der   Gesammtheit    seiner    Originalhefte 
sich  mit  Hülfe  der  nachgeschriebenen  Collegienhefte  nachweisen, 
er  beständig  bestrebt  war  das  System  der  Philologie  auf  Grund 
4er  vielseitigsten  Einzelforschungen  auszubauen,  ohne  dass  die  ursprüng- 
Uche  Grundgestalt  desselben  verändert  zu  werden  brauchte.   Dies  wird 
in   der  wissenschaftlichen  Biographie  Buckh 's  nachgewiesen  werden, 
welche  Herr  Professor  B»  Stark  bearbeitet 

In  eine  druckreife  Form  hat  Böckh  sein  System  nicht  gebracht 
(n  den  Original  heften  sind  nur  einzelne  Partien  so  abgefasst,  dass 
ne  f«^  wörtlich  abgedruckt  werden  können,  und  im  mündlichen  Vor- 
trage hielt  CT  sich  geflissentlich  von  der  buchmassigen  Ausdrucks  weise 


fem,    Sollte  daher  sein  Sy-stem  nach   dem  in  seinen  Handschriftis 
vorhandenen  Material  voUötäudig  dargestellt  werden,  so  muBste  ( 
Material  von  dem  Heransgeber  redigirt  werden.    Ich  habe  mich 
schwierigen  Aufgabe  unterzogen,  weil  ich  dieselbe,  wenn  auch 
kommen,  so  doch  im  Sinne  Böckh's  hoffte  lööen  zu  können, 
seit   dem  Jahre   185G    haben   mich   seine  Ansichten    über  das 
thiun   in   meinen  Forschungen   Über   die  Geschichte   der  griechia 
Philosophie  geleitet,   und   ich   kehrte   im  Jahre   1862   eigens 
Absicht  zur  Universität  znrllck  um  sein  philologisches  System  ; 
kennen  zu   lernen.     Ich   hui-te   deshalb  von  1802 — 1866  seine  Tq 
lesungen  über  Encyklopädie  zwei  Mal  und  daneben  seine  slimmi 
wahrend   dieser  Zeit   gehaltenen  übrigen   Collegien   und    kl&rte  ^ 
in  den  Besprechungen  seines  philologischen  Seminars,  sowie  in 
%'ertrauten   persönlichen    Verkehr   über   Alles   auf,    was    rnir 
Vorträgen  dunkel  geblieben  war.    Die  Erfassung  seiner  Methode 
mir  dadurch  erleichtert,  dac^s  ich  in  meinen  philosophischen  Ans 
vollständig  mit  ihm  Übereinstimmte,    und  er  selbst  gab  mir 
holt   die    Versicherting,    dass   ich    ihn    richtig    verstanden    habe. 
vorbereitet  glaubte  ich  den   ehrenden  Aufti*ag  der  Familie  Böc 
nicht  ablehnen  ku  dürfen,  durch  welchen  mir  nach  dem  Tode 
innig  geliebten  Lehrei-^  die  Herausgabe  der  Encjklopädie  anv« 
wurde. 

Die  Quellen   meiner  Arbeit  bilden   zunächst  ausser    dem 
hefte  selbst  Originalhefte   zu  d#n  Vorlesungen  über  griechische 
quitöten,   rtJmifiche  und    griechische  Literaturgeschichte,   Metrilc, 
schichte  der   griechischen  Philosophie,   Piaton,   Pindar,   Dem^  ^^^ 
und   Tereiu.     Ferner    haben    mii*   aus   den   meisten   Jahrgäü 
nachgeschriebene  Collegienliefte  über  die  Encyklopädie  und   die 
chi sehen  Altei-thÜmer  zu  Gebote  gestanden.   Schwierig  war  die  kntis 
Sichtung  dieses  Materials,  weil  B^lckh's  durchweg  in  frühern  Lei 
Jahren   angelegte   Hefte   Mancherlei    enthalten,    was    durch    die   fo^ 
schreitende   Forschung   antiquirt   ist,    ohne   dass  er   nöthig    gefun 
dies   in   allen   Fällen    durch    Noten   oder  Striche   zu  bezeichnen, 
über  seiue  endgültige  Ansicht  ins  Reine  zu  kommen,  mussten  vielfa 
j^eine   gedruckten   Schriften  nebst   den    dort   und   in   andern  Bücha 
sich    findenden   handschriftlichen   Randbemerkuagen    benutzt    wer 
Ausserdem  bestehen  die   Notizen   in   seinem  Haupthefte  selbst  oft] 
^schwer  verständlichen  Hinweisungen  auf  eigene  oder  fremde  Seh 
Ich  hielt  es  ftlr  meine  Pflicht  auch  die  kleinste  Notiz  nicht  unbeac 
zu   lassen    uud   habe   mich    bemüht,   mit   Benutzung   de»   ge$anuill 
mir  zugänglichen  Materials,  das  wissenschaftliche  System    der  Ph 
logie  darzustellen,  soweit  es  Böckh  als  Ganzes  durchgearbeitet 
Nur   der   Abschnitt   über   das    öttentliche    Leben   des   Alterte 
nicht   in    gleichem   Maasse   wie    die    Übrigen   Abschnitte    an 
weil   der  Inhalt  der  Vorlesungen   über   griechische  Staatsalterthtimei^ 
als    Ergänzung  der  EncyklopJldie  besonders  veröffentlicht  werden  so! 
Bei  der  Redaction  habe  ich  die  eigenen  Worte  Böckh's  nach  M«1 
lichkeit  beibehalten  und  wo  dies  der  Form  wegen  nicht  thunlich 
tlie   Gedanken  des   Meisters   in   seiner   Weise    auszudrücken    gesuc 
Noth wendig    schien    es    mir    überall   auf  die    breite   Grundla^ 


cn^te^^t^ch^^ngren  hinznweieen,  anf  -welcher  Böckh  sein  Lelir- 
le  errichtet  hat.  Diesem  Zwecke  dienen  die  Anmerkimgen,  die 
simmtlich  von  mir  hinzugefügt  sind.  Der  Druck  der  Encykloi>ädie 
konnte  daher  auch  erst  nach  der  Herausgabe  der  Kleinen  Schriften 
BöckU  ö  beginnen,  deren  letzte  vier  Bande  nach  seinem  Tode  von 
j  ÖT.  Aseberson,  Dr,  Eichholtz  und  mir  bearbeitet  worden  sind. 
Da  das  Buch  im  Sinne  Böckhs  vor  Allem  ein  Handbuch  ftlr 
4i«  akademische  Jugend  sein  soll,  habe  ich  die  bibliograpliiachen 
Angaben  bis  auf  die  Gegenwart  zu   ergänzen  versucht. 

Ich  hoffe,  dass  die  zahlreichen  Schüler  und  Verehrer  Böckh's, 
^e  die  Herausgabe  der  EncjklopMie  litngst  erwartet  haben,  meine 
nachsichtig  beurtheilen  werden,  weil  sie  die  Schwierigkeiten 
selben  zu  würdigen  wissen.  Ich  bitte  sie  mich  nicht  nur  durcli 
ehende  Receasionen,  sondern  auch  durch  geHillige  Privatmitthei- 
en auf  die  dem  Buche  anhaftenden  Mängel  aufmerksam  zu  machen, 
dt  diese  bei  einer  zu  erwartenden  zweiten  Auflage  nach  Äloglich- 
rii  getilgt  werden  können. 

^iesseUf  den  24.  November  1877. 

Professor  Bratiisclieek. 


riihalt. 

Einleituüg. 

l  I|ie  Tdee  d*?r  Philologie  oder  ihr  Begriff^  Umfang  imd  höchster  Zweck. 

**  Bfgnff  der  Enryklopädie  in  besonderer  Hijisiülit  auf  ilie  Philologie, 
'^iahorige  Versuche  zu  einer  Encyklopil^lh*  dvr  philo! ogi sehten  Wi^yen- 
!«    IV.  Verhiiltiu»a  der  Km-yklopildie  zur  Methodik.    V.  Von  den  Quellen 

lUid  Hfilfsmittehi  des  gesammten   Studiums.    VI.    Kotwurf  unseres  Planes. 

Erster  Haupttheil 
P or m  a  1  e  T  li  e  o  r  i  e   d  e  r    1 1  h  i  1  o  1  o  g  i  s  c  h  e  ii   \V  i  s  s e  u  s  e  h a  f t. 
Allgemeiner  U eberblick. 

Erater  Abscliiiitt:    Theorie  der  Hermeneutik. 

I'ehnition  und  Eint  heilang  der  HermenHiitik.    B'fbJiotjmphie  der  Herme* 

^nttti,    _  i    Grammatische  Interpretation.     II.  Historische  Inter- 

^''**tation.     Methodoiogisvher  j^usatz.  —   HL   Individuelle   Inter- 

£''^*ation.      IV.    Uenerische    Interpretation,       Methodfilotiisehrr 

Zweiter  AbBChnitt:    Theorie  der  Kritik. 

I     _.^i Definition   und   Eiiitheilung    der   Kritik.     Bihlimjf^tphie    thr   KntiL   — 

«^     ■  i'  a  m  m  a  t  i  s  c  h  e   Kritik.     D  i  p  1  o  in  a  t  i.nc  h  e    Kritik.     /.  ifeittt  t(  r  ff  er  IbläO' 

g^'^MiV.  —  n.HUtorist'he  Kritik.  HL  Individualkritik.  IV.Uattuug.s- 

^  il ^, '  ^ i  k,  Mfth odoloff  hvh er  Zusatz.—  Philologische  R e c o n^ t  r uct i on 

**  Alterthnm*^, 

Zweiter  Haupttheil. 

Materia)e   Oiseiplineii  der  AUerthumslehre. 

Brtter  Abschnitt:    Allgemeine  Alterthumslehre. 

1^1    Vorbemerkungen.  1 ,  Charakter  des  gnecMsehen  Älterthima.  1.  S t  a a  t  ;^  - 
^^a     U.    Privatleben.     III.    Cultus   und    KunsL     IV.   Vl'iaaen,  — 


%  Charakter  des  romisclien  Alterthums,  —  W<*ltge8«h!olitU<Ae  B^Äwitnng^ 

des  klassiBchen  Ältertbnms*  —    AUtjemeuxc  Gischahtt  tttr  Altnthinm-tn^^fn' 
»chaft,    Me t h ü tl oJogis v h ir  Zuif u t s. 


L 


Zweiter  AbBOhnitt:  Sesondere  Alterthumelehre. 

Vom   ort'entlit'lii'ii    Lebeu    der  tiriechen   iomI   Körner. 


Allgemeintr  Uelx^blick.     1.  Chronologie.    Läefatut  dtr  Chromthh 
M i  Uttniolof} i ft c h t r  Z n .-< atz,  —  2 .  G e o g ni ji It i e .    L itcratur der  Gt > 
Mtthothilotfi scher  Zusatz.  —   3.    PolitiKcht*   Geöchiebte. 
fhr   ftolittschcn   GeHchkhte.     Met hud alogischer   Zu^Htz.    —    4.    tLii.it-' 
Alterthümev.     Literatur  der  Antiquitäten  im  AUtfemtiHtn  und  der  SUiattt* 
A Iterthiimcr  iti.<bei^ündi'y€. 

11,    Privatleben  der  (j riechen  und  Körner. 

AUgemeiin'i'  Ucberblick.     Literatttr  tTer  Oeschiektt  des  tintikcn    Pritfit' 
kbetk^.   —    1.   Metrologie.      LitcrfitHr   der   Metrotoffte.     Atdianff:    Nw 
tmüik,  —  2.  Ge&€hichte  des  iliisüern  Pri vntlebens  oder  der  Witth' 
«chaft.    a)  Laiidbiui  und  Gewerbe,  b)  HandeL  c)  Hauöwirthrtchai't.    Litcrati 
der   Gciieh iehtf  tkr  JVirthsihfift,  —   3.  1 1  e s € h i e li  t e   des   in ri e r n  P  r i  v n 
leben«    oder    der    Gesellseliaft.     si)  GeselHger  Verkehr,     b)    Erwej 
^eeellaehaft.     c)  Erziehung,     d)  Todteiiweaen,    LiUrQtMr  ätr  Ge^chicftU 
Orifefhcha/t 

111.    Von  der  raisseni  Keligion  inid  der  Kunst. 

L  CüItOB  oder  äussere  Religion.    Allgem einer  üebcrblick.   a)  Der  CiiH 
als  G Ott esdie litt L     h)  Die   CuUhandhmgeru     c)  Der  Cidtiia   aU  religiöse  Ei 
Ziehung,     d)  Die  Mysterien.     Littr^ttttr  der  Geschivitte  des  (.^nltHf<.     Methi 
doJ (Hf i it e h e r  Zu {( a t  z. 

2.   Geschichte   der  Kunst.    Allgenieiner   Ueberblitik,  —  A.   Bilde] 
Künste,     a)    Art  liiteetur.     h\    Plastik.     e>    Malerei.     Mvthodoh)tfi8ch> 
Zusatz.     Literatur  der  KHitManhäolut^ie.  —  B.  Künste  der  Bewegiinif. 

a)  Gjinnaatik.  \\)  Orehestik.  c)  Musik.  —  C.  Künste  des  poetischen 
Vortrags,  a)  ttliapsodik.  b  Chorik.  c)  Dnunatik.  Litaaiur  der  GeschichU 
der  Ikivtifii j<f/^Ä-iV«>ft .     Me t fi tulü! otj t s t h er  Z u :fntz. 

IV.    Von  dem  gesammten  Wissen  des  klassischen  Alterthiuns. 

.Vllgeinriiier  l  eberblick,  l.  Mythologie,  lAteraUtr  der  Mifthidogie, 
Meth odo huf i s e h e r  Z u s a t :, 

2.  G e schiebte  d er  P li  i  1  o s o n h  i e,  LitrrtUur  der  GeaehicMe  der  Jitih* 
üüpkie,     3tethodöIofjiiicher  Zusatz. 

3.  G  e  s  c  li  i  c  h  t  e  d  e  r  E  i  n  z  e  1  w  i  s  s  e  n  s  c  h  a  ft  e  n .  a)  Matbomatik.  b)  Em- 
pirisehe  Natürwisaen«chaft.  v)  Emjiirisebe  Gei^teswissensehaften.  Litrratur 
d^r  Geschichte  der  JtÜHzeheimsen schaffen.     Mf  (hfidolotjisijif  r  Zunatz. 

4.  Literatnrgeächichte.  Geseliieliie  der  grieclii sehen  Literat itr. 
A.  Paesic.   a)  Epos.   b>  Lyrik,    e)  Drama.  —   0.  Prona.    a)  Historiaehe  Pr>     i 

b)  Philosupbiaehe  Prosa,    e)  Kbetoriseke  Prosa.    CiescUkhle  der  rötnisehi 
Literatur.    A.   Poesie,  a)  Drama,   b)  Epos,  c)  I^vrik.  —  B.  Prosa,   a)  Iliut 
risehe  Prosa,    b)  Hhetorisehe  Prosa,    c)  Philoeopbieche  Prosa.    Mcthodo 
g is c h e r  Za^atz.  Bibiiotfraphie  der  L itertft urfjrf^eh iehte.  Anhang :  Epi^rapbik, 

5.  GoBckirlite  der  Sprache,  Ä.  Stöchiologie.  a)  Piionologie.  b)  l\i- 
Ideographie,  e)  Orthographie  n,  Orthoepie,  —  B,  Etymologie,  a)  LexikoloL'^^^ 
bi  Formenlehre.  —  C.  Syntax.  —  D.  Hißt ori^ehe  Stilistik.  Metrik.  Aiff-^ 
ratur  der  Grammräik.     Met h ad oI og i sehe r  Zusatz. 

Schlusswort  des  Verfasser?.  —  Namen- Register. 


Drutik  von  B.  G.  Tcubher  in  Lr)|»xig. 


In  acs«ran  Verlaire  bt  soeben  erschienen: 

Zeitsclirift 

für 

Völkerpsychologie 

und 

Sprachwissenschaft. 

Herausgegeben 

von 

Profesor  Dr.  M.  Lazarus  uml  Professor  Dr,  H.  StainthaL 

X.Bd.    ä.  u.  3.  Heft.    gr.8.    geh.    Preis  4  Mark  S<)  Pf. 


lur    CAiuslehr«.      Von    Frans  Part.  II  words.    With  laree  additlons 

MiBt«ii.  hy  thc  Author  «nd  a  new  preface. 

'.BtT  so^c&anct«  LocatiT    dea   Zielea   im  2.  Oiitlines  of  hcbrev  grauiniar  by  GusUt 

Biff^vr^a  sisd  in  di-n  faonieriiichen  Ge-  Dirki'll.    Kevised  by  tho  author.  and 

ttcbt«^!:.    Von  V.  B  Ol  im  an.  annotated    by    the    tran«l.ntor   8amn«l 

Bb  ProbettOek  von  chinesischem  Panüle-  Jves  L'urtiss.  Ir,  Doct.  of  Philo«.   With 

Bjmaa.   V.:n  Georg  v.  d.  Gabelentz.  a lithographic Table of«omlt.characlera 

o .K«;i..„„    .  .  *'y  Dr.  J.  Kuiiutr.    Von  Fr.  Phillppi. 

B«arthcilungen:  Slüninjren   der  Sprache,  von   .Vd.  Kuss- 

Jlmg.  BCrkh,  Eneyclopädie  und  Mithodo-  maul.     Von  K.  Krnchmann. 

100«    der  philologischen  Wisseniivhaf-  B.  Erdmann,  die  Axiome  der  Geometrie. 

las.  Beraasgegeben  von £. Hratuschvck.  Von  C.  Th.  Michat^lis. 

Vgb  8t  cinibal.  

VThm  pricciplesofhebrewgrammarby  J.  Nachträge  zur  Lehre  vom  Stottern.    Von 

P.  X.  JLacd,  translated  from  the  Dutch  by  Br. 

Bac^nald  Lane  Poole.    Part.  I  »ounds,  Anmerkung.    Von  Steinthal. 

Ferd.  Dümiiilers  Verla^sbocbhanillong 

(Harrwitz  &  Gossmaiin)  in  Berlin. 


Verlag  von  UegmwTiTi  Oosteixoble  in  Jexxa  : 

Das  Verbum 

in  der 

nominal  c  a  in  p  o  »rf  i  t  i  o  n 

im 

tlentsehen,  grierhischeHf  stavinchen 
und  romanischen 

von 

Hermann  Ostho£f 

Dr.  phil.,  Pi-ofessor  a.  «i.  rniversilal  Heidelberjr. 
irr.  8".    biocli.    .Ä  ll,^J<). 


In  der  Hahn'sehen  Vuchhandlantr  in  Hannover  i.st  so  oben  iTsobienen 
id  durch  alle  Buchhandbnijren  zu  l>eziohen: 

Neugriechische  Grammatik 

nebst  Lehrbuch  der  neugriechischen  Volkssprache 
und  niethodischeni  Worteranhang 

von 

Antonios  Jeannarakis. 

LT.  8.    L'eh.     i.Ä 


Verlag  von  Eermann  Bohlati  in  Weimar. 

So  elien  erschien:  ^ 

Kritisclie  Studien  zur  Sprachwissenschafl 

von 

G.  J.  Ascoli. 

Autorisirlc  IJeberseizung 

von 

Reinhold  Merzdorf. 

Zu  Ende  {?eführl  von  Bernhard  Mangold. 

Preis  1»  Mark. 

Litu-slavische  Studien 

von 

Alexander  Brückner. 

I.  Thcil. 
Die  slaviscliei)  Fremdwörter  im  Litauischen. 

IVis  r»xMark. 
Vi'rlajj  von  H«'nn.inn  Coslenoble  in  Jona: 

Altindische  Nominalbiidung. 

TSach  den  Sanehitds 

dar^n?stelll 

vi»n 

Hi'uno  .Ljin<lii<*r,  J  )r.  pliil. 

^v.  so.  hifK-li.  M.  :kU). 


K.  F.  Koohlor  s  Aiiti(iuariuiii  in  Leipzig 

I:*os!s(rass<*  IT. 
Neue  Kataloge:  Nr.   :S(N).    ih*iontalisrIio  S|»ra<*Iion.     l^MX)  Nuunnern. 
..    .'iHl.     KiiropUiscIio  S|inicIi4Mi.     ICMM)  Xuniniern. 
..    :\i)±    AltclHHsiscIio  IMiUolotrio.    \m)  Xunimem. 
:;n:!.    S<*initiM*Ii<'  S|»ra<*li4Mi.     Theologie.     Philo- 
soplili*.     -JiKK)  NiiinnKMii. 
In  der  Fresse:      Nr.  :H)\.    Xiiinismatik. 

In  Vorbereitung:  Nr.  .KC).    IMhUotlH'k  dos  vcrstorlKMicn  llr.  C.J.Toin 

bofir,  PiMlc^ftors  ilerorit'ntalisclien  Sprachei 
an  lit'i'  l  iii\fr.Mt:U  in  Ijinul.  «1('s  Heraus 
ir»*l»».'rs  i\vi>  „(Ihnmicon  Ihn-fl-Atliiri". 


Hierzu  x.woi  HtMliipron  von  T.  O.  Wei^'cl  in  Leipzig  übei 
,,LehrI)inli(.'r  iUt  jitliiopisoluMi  Spraclic  von  IVüCossor  Dr.  Aug 
Dillniiinn*'  und  .^Veizeichniss  von  liorvorrn^^enden  Werken  dei 
klassi.sdien  PliiloIo^Mu'',  sowie  eine  von  U.  (I.  Teubner  in  Leipz]( 
über  Encyivlopädio  und  JU'lliodolojrie  der  philologischen  Wissen- 
-^chaften  von  AujjtiisI  IJöckh.  I  leraiis^a^gebon  von  Ernst  Braluscheck 


Wciiuar.  —  Hof- ßuchdruckiirvi. 


ZEITSCHRIFT 

fOr 
VERGLEICHENDE 

SPEACHFORSCHÜNG 

AUF  DEM  (JEBIETK  DER 

INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 

UNTER  MITWIRKUNG  VON 

ERNST  W.  A.  KUHN,  AUGUST  LESKIEN 

und  JOHANNES  SCHMIDT 


BAND  XXIV.    .\EUE  FOLGE  BAND  IV. 
VIERTES  HEFT. 


BERLIN 

FERD.  DCilJILEIlS  VERLAGSBUCilllANDLUXG 

HAPiIlWrr/.    IM)    (;().<SMANN 

1S7S. 


HERAUSGE<^EBEN  j 

Dr.  ADALBERT  KUHN, 

PROFESSOR   UM)   DIRECTOR    DKS    KÖI.L.NMSiiHKN   GYMNASIUMS   7.V   Bi:üLIN.  | 


I, 


Inhalt. 

Seite 

Iranische  Studien.    Von  H.  HGbscliniann 823 

Zur  griechischen  Vertretung  der  indügermani-sclirMi  nasalis  sonans. 

Von  H.  Osthoff 415 

ana-.    Von  Siegfr.  Goldschmidt ^^\ 


Soeben  erschien  im  Verlage  von  J«  Bacnielster  in  Eiiiicnach: 

De  verbi»  denoiniuativis 
linguae  baetrieae. 

VOI! 

Eugen  Wilhelm. 

Preis  Uä  r)0  ^. 


In  unserem  Verlage  erschien: 

Deutsche  Mythologie 

von 

Jacob  Grimm. 

Vierte  Ausgabe 
besorgt 

vun 

Pjlai*(l  lliigo  IVleyer. 

Dritter  Band. 

(Sehluss.) 

gr.  8.    geh.     Preis  lö  Mark. 

Ferd.  Dümmlers  Verlagsbuchhandlung 

(llarrwitz  &  Goasmann)  in  Berlin. 

Soeben  erschienen: 

Abhandlungen 
der  König!.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 

aus  dem  Jahre  1S7G. 

4».  cart.  TiO.Ä  iK)<\ 

Philosophisch -historische  Klasse.    Preis  17.^.  8(»  r). 

Harms:  Uebcr  die  Li'lire  von  Friodrich  Ileinncli  Jacobi. 

Zeller:   l'eber  tel('olt»gi»<cbe   und    mtjchanisclir»  Nalurerklarung    und    ihre 

Anwendung  aid'  das  Well^'anze. 
Bruns:    Die  UnlerscbritUMi  in  dou  rumiscbeu  Pu'chtsurkunden. 
Gurt  ins:    Di«»  Plastik  der  Ib-lleiirMi  an  (Juollou  und  Brumien. 
Harms:  Ueber  den  Ib^'**^  ^^'^^  Wabriieil. 

Bernais:  Die  unter  Pliibuis  Werken  stehende  Schrift  ^Ueber  die  Unzer- 
störbarkeit des  Wi.'ltalls'.<  nach  ihrer  ursprünglichen  Anordnung  wiedt^r- 
bergestellt  und  ins  Doufscbe  übertragrn. 
Schott:   Uebcr  einige  TiernanuMi. 

Kirch  lief  f:     Zur   Gcscbiclito   des  Atbenisclion  Slaatssclial/.es  im  fünften 
Jahrhundert. 
Berlin.  Ferd.  DUminlcrs  yerlagrsbaelihandliiiigr 

Harrwitz  &  Gossmami. 


Iranische  Studien, 


Erster  theil: 

XTeber  den  lautwerth  des  Zend&lphabetB. 

Mit  dr^i  tafeln  von  Dr.  EuUn^. 

Die  frage,  warm  das  Avesta  verfasst  ist,  wann  und  in  welcher 

schrifl  es  zuerst  iiiedergeschrteben  worden,  ist  bekanntlich  noch 

eine  oÖene.    Wir  haben  bestimmte  gründe,  die  spräche,  in  der 

Avesla  geschrieben  ist,   und  somit  auch  das  volk,   welches 

spräche  sprach,    als  ostiranisch  (ob  geradezu  bactriseh, 

il  dahin)   zu   bezeichnen.     Wir  glauben   ferner   grund   zur 

(labnie  zu  haben,   dass  der  Stifter  der    religion  des  Avesta, 

l^ustra,  der  zeit  vor  dem  Achämenidenkönig  Darius  ange- 

und  da  wir  einige  stücke  des  Avesta  dem   religionsstifler 

mlbsi  zuschreiben  dürfen,  so  können  wir  auch  als  entstehungs- 

Lieit  dieser  stücke  die  zeit  vor  Darius  annehmen.    Es  existirten 

iiho  Uieile  des  Avesta  in  Ostiran  im  seclisten  Jahrhundert  v,  Chr. 

ier   in  noch  früherer  zeit.     Diese  lieder  —  solche  sind  es  — 

fea  lange  zeit   mündlich  überliefert  worden  sein;  als  aber 

religiöse  lileratur  einen  beträchtlichen  umfang  erreicht  hatte, 

man  sie  schriftlich  aufgezeichnet  haben,  sobald  man  nur 

schrifl  hatte.     Denn  nichts  zwingt  uns  dazu  anzunehmen, 

die  Parsen  zu  gedächtnissübungen,  wie  sie  die  Inder  liebten, 

fi  hätten,  wir  dürfen  vielmehr  von  ihrem  practischen  sinn 

ervvarl^iii  dass  sie  ihre  literatur  aufzeiclmeten,  sobald  sie  in  den 

besitz  einer  schrift  gekommen  waren  ^). 

Unter  den  Achämeniden  war  in  Persien  die  persische  keiJ- 
gchriftf  aber  auch  ein  aramäisches  aiphabet  im  gebrauch,  und 


*)  Dafis  dabei   die   Parsenpriester  die  lieder   und  formebi,  die   sie  zu 
tiajidlungen  brauchten,  auch  auswendig  wussteut  versteht  sieb  von 
~Mlb8t^     Vgl.  Masüdi  Prairies  d'or  U,  p.  1^6  (ciürl  von  Thomas,  Nutnism* 
Qmmiele,  N.  S.  Yol  XII,  p.  36). 

ZMtmahnn  mt  vergU  8i»ruM,    N.  F.  IV.    4.  ^ 


314 


H.  HöbschmaDn, 


nach  der  Achämenidenzeit  bediente  nian  sich  in  Bactd 
sogenannten  bactrischen  oder  arianischen  schiift,  die,  aij 
semitischen  hervorgegangen,  zur  Schreibung  einer  in 
spräche  diente.  Die  Ostirariier  konnten  also  lange  vor 
zeit  in  den  besitz  eines  alphabetes  kommen,  mochten  sie 
von  Westen  oder  von  osten  beziehen.  Woher  und  wi 
ein  alphäbet  bekonniien  haben,  wissen  wir  nicht,  wol 
ist  uns  berichtet,  dass  die  heiligen  Schriften  der  Pen 
Alexanders  zeit  schrüllich  aufgezeichnet  waren,  Beka 
die  von  Plinius  überlieferte  angäbe  des  Hermippus  ül 
umfang  der  zoroaslrischen  schriftem  Windischmann  bi 
in  seinen  ,Zoroastrischen  Studien'  p.  291  ftg,  diese  stel 
überhaupt  p.  2tK)  flg.  die  ^stellen  der  alten  über  Zoroastr 
und  kommt  p.  293  zu  dem  schlösse:  »Im  dritten  jähr] 
vor  Christus  kannten  die  Griechen  zoroastrische  nrtea 
jener  beschaöenheit  und  ausdehnung,  wie  wir  sie  na 
noch  vorliegenden  texten  und  einheimischen  Zeugnissen  ' 
setzen  müssen.«  Im  Ardä-VMf-Nämak  (ed.  Haug,  p, 
zählen  die  Färsen  selbst,  dass  ihre  heiligen  Schriften  »da 
Avesta  und  Zend,  auf  zubereitete  kuhhäute  und  mit  g 
tinie  geschrieben,  in  Sta^r  Päpakän  (Pei*sepolis)  im  stadtarc 
niedergelegt«  ^)  gewesen  und  später  von  Alexander  vd 
worden  seien  ^).  Von  einer  schriftlichen  aufzeich  nung  des 
mr  Achämenidenzeit,  sowie  von  einer  auf  befehl  Vali 
Askäniers  (Vologeses  des  Arsaciden)  veranstalteten  sal 
dessen,  was  nach  Alexanders  einfail  in  Iran  von  der  re 
literatur  in  schriftlicher  oder  mündliclier  Überlieferung  noci 
gewesen  wäre,  berichtet  uns  eine  stelle  des  Dinkai't,  die 
Essay  on  Pahlavi  p,  145  Hg.  mittheilt  und  übersetzt.  Ich 
danach  an,  dass  das  Avesta  schon  vor  Alexander  sei 
existirte,  weiss  aber  nicht  zu  sagen,  in  welcher  schrift,  1 
nahe  anzunehmen,  dass  man  sich  der  aramäischen  seh 
dient  habe,  die  freilich  viel  zu  wenig  zeichen  hatte»  j 
lautreiche  spräche  des  Avesta  geti^eu  wiedergeben  fl| 


^)  »madam   tArA-pöetlM   i  vIrAstak  u  pavan  majrä  i  sababä 
dayin  sta;|fr  päpakarm  pavan  karlU  iiipist  /anj^uiünt.«  Vgl.  Masüdlj 

d*or  U,  p.  l^r  (das  Avesta  mil  den  commentaren)  v«*UjOf  b^ 
*)  Nach  Masfldf  a.  a,  0.  verbreiiiii  Alexander  nur  einen  tlieU  d«| 


Iranische  fftudien. 


325 


alle  das  iranische  volk,  als  das  Avesta  zuerst  niedergeschrieben 
urde,  die  geistige  kraft  verloren^  die  es  besass,  als  es  aus  den 
wnplicirlen  keilschriftsystenien  die  einfache  persische  keil- 
tortfl  schuf? 

Als  die  stürme  der  Griechen-  und  ParÜiorherrschaft,  unter 
das  Studium  der  zoroastrischen  Uteratur  gewiss  nicht  blühte  *), 
Iran  hingebraost  waren»  und  die  Sasaniden  in  ihrem 
teli0  altiranische  reügion  und  sitte  wieder  zur  geltung  gebracht 
Men,  wurde,  was  vom  Avesta  übrig  war,  gesammelt,  in  neuer 
ilgemässer  schrifl  niedergeschrieben  und  mit  einer  Übersetzung 
PehJevi  versehen.  Unter  welchem  Sasaniden  diese  samm- 
tmg  stattfand^),  wissen  wir  nicht,  ivohl  aber  können  wir  sagen, 
.ass  das  Avesta  in  der  schrifl,  in  welcher  es  uns  vorliegt,  erst 
der  Sasanidenzeit  niedergeschrieben  worden  ist.  Denn  die 
fcieslaschrifl  ist  aus  der  Pehlevischrift  der  Sasanidenmunzen 
orgegangen  und  steht  dem  jüngsten  Pehlevialphabet,  dem 
böcher^  nahe.  Ein  langer  Zeitraum  war  sonach  zwischen 
vorausgesetzten  ersten  und  dieser  zweiten  aufzeichnung  ver- 
n,  Soyte  in  dieser  langen  zeit  der  Avestatext  treu  über- 
worden sein? 
Zunäclist  ist  zu  constatiren,  dass  die  Pehleviübersetzung 
Uns  dafür  gewähr  leistet,  dass  der  text,  den  wir  überkommen 
wesentlich  derselbe  geblieben  ist,  wie  er  aus  der  sasa- 
[isdien  redaction  hervorging,  abgesehen  davon,  dass  uns  niclit 
tife  das  überliefert  worden  ist,  was  von  der  Avestaliteratur 
lör  zeit  jener  redaction  noch  vorhanden  war.  Wenn  wir  gleich- 
^hl  bemerken ,  dass  der  Avestatext  uns  keineswegs  in  ur- 
fTönglicher  form  vorliegt,  so  haben  wir  anzunehmen,  dass 
&  Umgestaltungen,  die  er  erlitten  hat,  aus  der  zeit  der 
Wdaclion  oder  aus  noch  älterer  zeit  herstammen.  Gar  manches 
^pilei  unseres  Avesta  ist  zusammengewürfelt  aus  stücken,  die 
^khi  zusammengehören,  aus  stücken,  die  schon  jene  redactoren 
*ls  einzige  resle  von   ursprünglich  ganzen   capiteln  vorfanden 


ibben, 


^)  Vgl,  Ardä  Vtrdf  N.  p.  5,  wo  es  von  Jer  zeit  nach  Alexander  heisat: 
*Qüd  ein  dt»  geseties  kundiger  desiiu'  war  Dicht  vorhanden«;  vgL  auch 
^ie|el,  itudien  ober  dasZendaveslo:  zätschn  d.  D.  M.  G.  IX.  p.  175— 176. 

'i  l'uterKliosru  Parviz?  Vgl  Haug*s  E&say  on  Pahlavi  p.  147,  wo  eine 
•^  aus  dem  Dinkart  angefülirt  wird,  welche  besagen  soll:  Kbosni  Parvto 
**^^***d  tlie  most  intelligent  and  best  of  the  Magien  priests  to  make  quite 
•  D«%  otplanation  of  the  Avesta  aiid  Zand. 


lind  die  sie  nun  zusammenflicklen,  um   aus  den   theilen  &i 
ganzes  zu  gewinnen.     Eine  solche  unverkennbare  mosaikarbei#| 
ist  z.  b,  Vendidad  19.    Andere  capitel  des  Avesta  zeigen,  daastj 
sie  Überarbeitungen  älterer   texte  sind-    Aus  manchen  solclten  \ 
Überarbeitungen  können   wir  mit   hülfe  des  mefrums  leicht 
alten  kern  lierausschülcn.     Dies  ist  z,   b.  mit   Vd.  2  der  : 
worauf  Roth  bereits  hingewiesen  hat    War  in  diesem  captt< 
die  Jimasage  ursprünglich  rnit  wenig  Worten  aber  in  gebunde 
rede  erzählt  worden,  so  liegt  sie  uns  jetzt  in  einer  prosais 
form  vor,  die  erreicht  wurde,    indem  man  den  poetischen  tcrf] 
durch  einmischung  von  Wörtern  und  satzen»  etnschiebung  rm 
glossen  und  längeren  zusaLzen  erweiterte.    Sehen  wir  von  den 
in  den  text  gerathenen  randglossen  ab,  so  ergiebt  sich,  daaB , 
die  Zusätze  an  der  richtigen   stelle   und  in  der  richtigen  fomj 
gemacht   sind,    also  von  jemand  herrühren,    der  die  Ave 
Sprache  noch  verstand.    Was  von  Vd*  ^  gilt,  gilt  vom 
theil  des  Avesta.     Unser  text  ist   sonach  schon   in  alter 
überarbeitet,  dabei  aber,  im  ganzen  genommen,  nicht  verderbt^ 
worden.    Die   Überlieferung  desselben  war  aber,  auch  vor  dtfj 
letzten  rcdaction,  eine   künstliche.     Dies   geht   deutlich  aus  i 
Pehleviübersetzung   hervor.      Sie  bezeugt,    dass    ihre  verfaj 
den  Avestatext  nur  noch  halb    verstanden,  dass  sie  aus 
ältesten  theile  des  Avesta,  den  Gäthäs,  zwar  den  sinn  ein 
Wörter  noch  kannten,  einen  satz  richtig  zu  übersetzen  aber 
im  stände  waren.    Das  Zend  war  für  sie  also  eine  todte  sprad 
und  todt  war  es  überhaupt  wohl  schon  lange  vor  der  herrschail 
der  Sasaniden.    Es  lebte  nur  noch  in  dokumenten  und  im  miind^ 
der  priester,  die  trotz  ihi^er  bemühung  das  Avesta  treu  zu  über^ 
liefern  es  nicht  bewirken  konnten,  dass  mit  dem  laute  auch  der 
sinn  der  worte  gerettet  wurde,  wie  es  auch  den  Indem  nicht  gelang, 
mit  dem  Wortlaut  des  Veda  seinen  sinn  getreu  zu  überliefern. 
Freilich   ist  das  Avesta,  wenn   auch   im   ganzen  richtig,  dochl 
im  einzelnen  keineswegs  so  treu  wie  der  Veda  überliefert  worden. 
Dass  man  aber  unrecht  hat,  wenn  man  unsern  Avestatext  für' 
gründlich  verderbt  hält,  geht  schon  daraus  hervor,   dass  die 
feinen  dlalectischen  imterschiede,  die  zwischen  der  spräche  der 
Gäthäs  und  der  des  übrigen  Avesta  bestehen,   bei  der   Über- 
lieferung nicht  verwischt    worden  sind.      Da   der   untei-schied| 
beider  dialecte  ein  sehr  geringer  ist,  so  hätte  er  bei  schlechter 
Überlieferung  noth wendig    verwischt   werden    müssen*      Dieses j 


kt  nicht  geschehen  und  wir  können  darum  der  alten  Überliefe- 
rang die  anerkennung  der  treue  nicht  versagen,  einer  treue^  die 
freilich  mehr  deoi  einzelnen  worle  als  dorn  sinn  des  Avesta  zu 
gute  kani.    Dank  dieser  treue  kannte  man  noch  zur  Sasanidenzeit 
die  ausspräche  der  Zendwoiie  genau»  so  dass  man  für  die  längst 
aiisgesiorbene  spräche  noch  in  dieser  späten  zeit  ein  ihren  lauten 
adäquates  aiphabet  erfinden  konnte,   mit  dessen    huhes  es  uns 
möglich  ist,   die  lautverhältnisse  des  Zend  genau  zu  erkennen* 
Dies  mögen  die  beachten,   welche  der  ansieht  sind*),  dass  das 
Avesta  vor  der  erfindung  der  Zendschritt  mit  Pehlevischrift  ge- 
schrieben war.    War,  wie  es  möglich  ist,  dies  der  fall,  so  musste 
man  neben  der  —  höchst  mangelhaften  —  schriftlichen  traditon 
eine  vorzügliche  mündliche  besitzen.     Ohne  eine  solche  wäre, 
me  jeder  der  Pehlevi  gelesen  hat  wissen  wird,   es  den  Parsen 
durchaus  unmöglich  gewesen,    aus  dem  mit   Pehlevischrift  ge- 
schriebenen A%^esta  unsern  iext  herzustellen.    Ohne  die  annähme 
einer  guten  allen  tradition  kommt  man,   soweit  ich  sehe,  nicht 
aus.    So  gut  wie  die  alte  tradition  war  aber  die  spätere,   der 
wir  unser  jetziges  Avesta  verdanken,  nicht. 

Mit  dem  Untergang  des  Sasaniden reiches  erlosch  die  ge- 
nauere kenntniss  der  Zendsprache,  und  die  Parsen  des  muhara- 
medanischen  Persiens  oder  Indiens  wussten  vom  Standpunkt 
*^er  neupersischen  spräche  aus  die  vielen  laute  und  zeichen  der 
Avestasprache  und  -schrift  nicht  streng  auseinanderzuhallen,  so 
dass  nun  aus  unserm  Avesta,  wie  Lepsius  meint,  einige  zeichen 
K^m  verschwunden  sind,  während  andere  zeichen  einen  andern 
teutwerth,  als  sie  eigentlich  hatten,  erhielten  und  wieder  andere 
*h^en  gebrauchsumfang  erweiterten  oder  beschränkten.  So 
s^hr  aber  auch  unser  text  durch  die  jüngste  tradition  gelitten 
**^t,  so  sehr  auch  einzelne  züge  sich  verwischt  haben,  ein  im 
i^nzen  treues  bild  von  der  spräche  Zoroasters  giebt  er  uns  doch. 
Den  laut  wer  th  der  buchstaben  unseres  Avestatextes  zu  be- 
stimmen, will  ich  nun  im  folgenden  versuchen.  Dazu  stehen 
^s   drei  hölfsmillel  zu  geböte,  nämlich 

i)  die  etymologie  und  die  lautverhältnisse, 

2)  die  Parsentradition, 

3)  das  Zendalphabel  selbst- 


^)     So  schon  Oppert,  Journal  asialique,    1851,  p.  SSI;   11  paraJt  qu*on 
^J*t.a  d'abord  T^criture  du  pehlevi  pour  le  zend. 


H.  HQbüchniaiin, 


I.  Die  etymologie  und  die  lautverhältnisae* 
Bei  der  folgenden  Untersuchung  sollten  die  aus  den 
angeführten  wortc  eigentlich  in  originalschrifl  gegeben 
da  eine  solche  mir  aher  hier  nicht  zur  Verfügung  steht,  so  I 
mir  nichts  übrig  als  die  worte  zu  umschreiben,  wiewohl  c 
diese  Umschreibung  zu  beweisendes  als  schon  bewiesen 
genommen  wird. 

A.    die  vocale. 
a)    einfache  vocale* 

8  1.  _ 

*^j  i,  >  umschreibe  ich  durch  a,  i,  u,  also  als  kurza 
für  welche  sie  aufgrund  der  etymologie  gehallen  werden j 
und  auch  gehalten  werden,  man  vgl.  z.  aspa  mit  skr. 
i^  mit  skr.  mt  u.  s.  w. 

§2. 

i  umscJireibe  ich  durch  c.    Es  ist  etymol.  =  «,  ka 
weder  fim  a  noch  auch  für  i  oder  ii  stehen,  da   wir  für 
vocale  schon  andere  zeichen  haben;  und  da   wir   unten 
für  0  ein  anderes  zeichen  finden,  so  werden  wir  dem  buch3l 
eben  den  lautwerlh  e  zuschreiben.    Dies  e  kommt  vor:fl 

1.  für  ursp,  a:  * 

1)  im  anlaut,  vor  v  an  stelle  des  a  privativum  ^), 
i/fidml  (gäthädO»  cvhldanj  evrBika,  obwohl  auch  anlauteni 
privat,  sich  findet,  vgl  avaena,  avacanh,  2)  inlautend  vor 
Vj  vgL  spenfn,  rmi,  histenti,  mefUi,  barmti  etc.,  an 
patemna,  isemna  etc*;  skenibu,  apema,  dctsema^ 
ismmh,  nemanfh  das  superialivsuflix  fenm  ^  skr.  i<mSr 
parii&Aäat  revi,  tevisL  Doch  findet  sich  häufig  auch  i 
diesen  lauten :  spanyä^  ijantu,  apayaMa,  apuyaidfm^  <ifrajfft 
j^$at/amana  und  x^«y«'»^^««»  afiii^yantmn^  samjant  (in  diese« 
noch  andern  fällen  geht  p  dem  a  voran),  anuxvaniem 
afsmmiaf  upamana^  j^rmianüf  had)nana,  kam,  ravank 
3)  auslautend  regelmässig  vor  n  und  m  (für  ursp. 
pu&refHf  baren  ^)  etc. 


*)  Anlaut  ere  kommt  hier  nicht  in  betracht,  da  mit  €rt  der  1 
bezeichnet  wird. 

*)  Uebrigens  wird  ilieses  e  nach  y  sowie  nach  palatalen  zu  i 
accus,  vom  pronom.  ya^  aus  f/«m  =  gäthAd.  yem,  skr.  yam;  yima  aiu 
=-skr.  yama;  hacimna  ^  ^äilm±  hetcemna  od.  haciniana,  iadÜti^siä 


Iranische  Studien. 


329 


Vereinzelt    kommt  e  =  a  auch   unter   andern   unistanden 

►r,  $0  z.  b.  in  räresya,  intensivst  a mm  der   wrzl.  ra^  schaden, 
»ironro^^iA  schaden,   oder  in  mmm  unsterblich  = /PwriJa,    In 

diesen  fallen  bildet  e  metrisch  eine  silbe. 
U.    als  eingeschobner  vocal  ohne  etymologischen  und  me- 

werih: 
1)  inlautend  regelmässig  nach  ar  vor  folgendem  consonan- 
leii,  wie  in  arejatüi,  areta,  go/ttema,  hj:arel^a^  haremfimi,  dädaresa, 
mni,  zarcdaya,  pare^m,  hßarefhanh  und  in  zahlreichen  andern 
beu^pielen,  aber  nicht,  wenn  s  auf  ar  folgt*);  aräti,  kariia, 
kfitit  ffaäßarsiut  ahmarSta,  iarita,  tar$na,  varim,  duzvarsta, 
kursvare,  ar^n,  ar^uxäa  etc.,  wiewohl  unsere  handschiif- 
aucli  kureivare,  are$intem,  vourubarcMi,  vourujarvstij  bare^nu, 
If&feüar  u.  s.  w,  geben.  Auch  in  andere  consonanLenverbin- 
fen  tritt  c  ein:  dadentahi,  vmxemäj  vasmn,  tisefikihi, 
plhad,  getici  ==  zd.  ^efiä,  skr,  g^nä;  senw^  sprich  zmo  (genit.  von 
•m  erde)  =  skn  jmas^  cU^fmä^  rä^emö%  ja  sogar:  iafeSra, 
hpdra,  us-e^iisiu^  dmjcdäj  yaogei)  etc.  Nie  aber  tritt  dies  c 
zwischen  n  und  gutturale,  palatale  oder  dentale  oder  zwischen 
•  und  labiale  verschlusslaute:  spcntu,  skemba%  2}  auslautend 
tegelmässig  nach  r:  dai^ire,  —  Danach  ist  also  zd.  baresnian 
=  skr.  bralmmn  zweisilbig  zu  sprechen,  während  zd.  dasmm 
—  skr.  da^ma  (der  zehnte)  dreisilbig  ist. 

IIL  c,  wenn  es  unmittelbar  vor  und  hinter  r  steht,  he- 
»iichüet  mit  r  den  r-vocal,  so  dass  erc  ^  skr.  r  ist,  z.  b.  Jcereta 
-äitr.  krta,  fcrc/^  =  skr.  hhria.     e  bezeichnet  also  hier  nur 


mcem^  cina  aus  cenfi  =  skr.  cana:  jima-  thema  des  coiijuiicl.  der 
^Tü,  jam  foptativ-st.  jam-yd-)  =  skr.  gam  gehen,  drasimna  ==  draäemna. 
Altokann  auch  zd.  ctmiwA  =  skr.  caims,  mwmw  =  ursp.  canmmt  von  wrzl. 
W  iein«  und  zd.  a^acmanh  (läUe  darnach  im  skr,  rtacanas  gelautet. 

')  Auch  sonst  noch  vereinzelt,  wie  in  ardvi  (aber  aredu^ä)^  armaiiia 
'lilblehend,  armaeia^  stillsitzend  {arma  =  ramii  =  ruhe?),  vgl.  Geldner, 
Hetrik  i!es  Jüngern  Avesta  p.  32,  drmaüi  aus  arumaiL  —  Wenn  ar  vor 
I  UDü  t?  nicht  zu  are  wird,  so  kommt  es  daher,  weil  jf  und  ü  in  diesen 
»1I«!0  (wie  auch  sonst  häufig)  vocaliscfae  geltung  hatten, 

^)  Wenn  der  stimmton  e  nach  r  wie  auch  vor  den  nasalen  regelmässig 
*^ttlriU^  so  muss  er  selhstverständlieh  sich  auch  zwischen  r  und  den  nasalen 
«alwickdn,  also  muss  ursp.  am.  arm  im  zd.  zu  aren^  areni  werden,  vgl.  parena 
=  'irsp,  paTtta^  während  ursp.  aran-,  arafn-  sich  zu  erhalten  scheint,  nach 
^''«cafrtJKi,  ^ao^öcarann^  fidarana,  karana  zu  urlheilen. 

*)  VgL  Sievers,  Lautphysiologie  p.  lliü:  »Wohl  nie  (tritt  övarabhakli 
^^1  iwifiofacn  einem  näsal  und  dessen  homorgaDem  verschliisslaut«, 


330 


H,  Hflhschmann» 


den  stiminton  des  r*vocals,  wie  es  in  den  beispielen,  die  wir 
unter  nr.  II  verzeichnet  haben»  den  sUmmton  des  consonantisdien 
r  (dädaresa)   oder  der  nasale  n  und  m  (genä,  dadenuihl)  aus- 
druckt,  während   in  Worten  wie   tafeära  etc.  e  niissbrauchlich 
steht  und  demnach  bei  der  Umschreibung  am  besten  wegzulassen 
ist.   üeberhaupt  könnte  e  in  allen  den  fallen,  wo  es  als  blosser 
stimmtoo  ohne  etymologischen  und  metrischen  werth  ist,  in  dePj 
transcription  unberücksichtigt  bleiben.     Da  e  auch  in  et« 
stimmton   ist,   so  setze    ich    statt   ere  blosses   r    und   schi 
kfta  =  skr.  krta,  hrta  =  skr.  hhrin  etc.  —  Die  Schreibung  d«r 
Worte,  die  hierher  zu  nr.  11  und  III  gehören,  beweist  übrigens, 
dass  die  Zendschrift  in  geradem  gegensatz  zur  Pehlevischrift  die 
laute  der  spräche  treUi  fast  zu  treu,  wiedergiebt,   und  dass  m 
keinen  grund  haben  anzunehmen,  dass  die  Perser  die  Zont 
Sprache  nach  ihrer    eigenen   umgemodelt    hätten.     Wäre 
der  fall  gewesen,  so  dürften  wir  er^varten,  dass  der  Perser, 
in  seiner  spräche  weder  ein  vom  a  deutlich  geschiedenes  c 
wie  es  scheint,  den  r-vocal  hatte,  für  zd.  krta  nicht  kä^^, 
dem  einfach  karta,  wie  ja  die  form  im  Persischen  lautet, 
setzt  hätte. 

§3. 
i»  ist  etymol,  =  a  und  steht  für  dieses  nach  labialen, 
in  der  folgenden  silbe  sich  u  findet,  es  ist  daher  für  kurzes  o 
zu  halten.  So  findet  sich  vohuni,  vohu  =  skr.  vtisu,  mo$u  —  skr- 
makSüf  vor  epenthetischem  n:  vmini  für  voru  ^  ursp.  poru,  skt* 
urt4,  pmirva  neben  paurva  *)  für  porva,  pmva  =  ursp.  paifM^ 
(früher),  pottms^^)  =  skr.  paruäa.  Den  einfluss  des  u  der  fol* 
genden  silbe  erkennt  man  deutlich  in  imuni  (altpers.  jpflfi* 
viel),  dessen  o  sich  hält,  wenn  die  folgende  sUbe  ihr  u  bewahrU 
also :  pöuru§,  pmtru,  potiruhpö^  potirunäm,  pofiru^u ,  während  es 
dem  ursp«  a  wieder  platz  macht,  sobald  die  folgende  silbe  ihr 
u  verliert:  gen.  paraos,   nom.   pl.  paravo,     (Vgl.    auch  woyw- 

§4. 
;ü  umschreibe  ich  durch  f.    Es  steht  für  ursp.  a  nach  y 
wenn  in  der  folgenden  silbe  r,  *:  oder  y  steht,  es  tritt  ferner 


*)  Id  paöurii=poufK  und  patmrva  =^  poufwa  ist  regelwidrig  oo 
0  eingetreten. 

*)  In  pourukaspa^  vgl.  Jt.  i24,  ^:  powruawpö  pa^a  pimmiaspo. 


Iranische  Studien. 


331 


auslaut  für  ursp.  ai  ein,  wofür  im  inlaut  ae  erscheint.    Da  in 
dem  diphthong  ae  —  ursp,  ai  das  f  an  der  stelle  von  i  steht, 
ohne  doch  i  sein  zu  können,  so  wird  e  eben   ein  t!-laut  sem 
müssen,  der  dem  i  sehr  nahe  steht.    Denn  gewöhnlich  wird  in 
der  Ihat   a^    anstatt   ai   als  diphthong    gesprochen,   wie  aus 
SieYers,  Grundzüge  der  Lautphysiologie  p.  86  zu  ersehen  ist, 
wo  es  heisst:  »So  bieten,  wenigstens  in  vielen  strichen  Deutsch- 
lands, die  meisten  der  in   der  schrift  auf  -%  -u  ausgehenden 
diphthonge    in   ausspräche  e,   o  als  zweiten   componenten ;  ai 
(eil  Ott,  eu  (äti),  ai  werden  also  z.  b.  als  ac,  ao,  aö  gesprochen 
(wobei  natürlich  im   einzelnen  noch  vielfache  schattirungen  in 
beiden  componenten  zu  beobachten  sind).«    Dass  dieses  f  aber 
den    Übergang  von  den  e-lauten  zu  den  i-lauten   bildet,   geht 
daraus  hervor,  dass  1)  c  in  derselben  weise  wie  i  und  ^*)  auf 
vorangehendes  a  (nach  y)  wirkt,  d.  h.  dasselbe  in  f  verwandelt, 
^gL  Mrayeiti  aus  kdrayati^  y^iükfi  aus  yahya,  zayffip  aus  Eaijane, 
ttod  2)  f  wie  i  und  y  vor  sich   epenthelisches  *  erzeugt,  vgl. 
ABfooäf  aus  astvaif.    Zu  beachten  ist  auch,  dass  f  im  auslaut 
für    a^  (mymfi  für  myanap)  und  für  ya  (y^^,  aber  gäthäd. 
y^hya)  wie  auch  neben  ya  (mmnp>  =  nmänya)  erscheint.     Für 
^ttsp.    vai  ^^  skr.   ve  erscheint   im  Zend   auslautend  uye,    vgl 
duyf  =  skr.  dve.     Wurde  etn*a  f  wie  armenisch  A^  =  e  nach 
der  modernen  ausspräche  ^  te  gesprochen? 

§5. 
Durch  Zusatz  eines  Striches  werden  aus  *ä^,  ^^  >  die  zeichen 

^•^^7  y,  ^  für  die  langen  vocale  d,  i,  ü  gebildet,  die  sich  z.  b. 
in  zd.  äsu  =^  skr-  oqu^  «öxi?,  zd.  jiv  ^  skn  jiv  (leben),  zd.  vlra 
held  =  skr,  mra,  zd.  dura  fern  =^  skr.  dura  finden.  So  ist 
auch  c  die  länge  zu  £,  also  =  ^,  m^  zu  ;ü,  also  =  f,  und  \ 
^  4f,  also  ==  o.  In  der  setzung  der  längen  und  kürzen  schwanken- 
unsere  handschriften,  so  dass  es  in  einzelnen  fallen  schwer  oder 
^möglich  ist,  zu  entscheiden,  ob  ein  langer  oder  kurzer  vocal 
Besprochen  wurde* 

§6. 
*»  steht  im   allgemeinen  da,   wo  wir  es  auch  im  ältesten 
^sfcrit  finden,   soweit  die  dehnung  des  a  nicht  —  wie  z.  b. 
^  den  vrddhibildungen  —  eine  specifisch  mdische  ist.    Dem 

,        ')   In  einem  falle  wirkt  wie  y  auch  der  palalal  y,  iBypjanfi  —  ursp. 


rfiiiidchiiiaiiii. 


Zend  eigen thumlich  ist  der  Wechsel  von  ä  und  ä  In  di 
Worten,  wie  er  sich  ßndet  in:  nipätäm  neben  nipaUirmscQ, 
iärd  neben  ddiarasoat  nisharetdra  neben  füsharetarasrnf 
yaiuro  neben  äiara-^a,  kaidro,  katärim  neben  haiarasei^^  hxkt^ 
remdA,  äjmn  neben  apetnca,  dpa  nebon  apasC€t,  ca^ßärd  neben 
m^ßarascüj  siärem,  st/iro  neben  statemcaf  starmcay  sävare  neben 
mstfoireea.     Die  —  ursprüngliche  —  kürze  des  a  ist  in  diesen 
fallen  *)  durch  antritt  von  ca  oder  ci^  bewahrt  worden.    Wechsel 
von  ä  und  a  findet  auch  statt  in;  t^Ürqß  (nom.)   and  tv^A- 
jofnem   (acc.)    oder   vri^räjmio  (nora.   pl,),    in   ä&rava  (nottk)i 
ä^ramneni  (acc),   ('t&ravano  (nom.  pL)  und  a^awruno^  oAmk 
rwfif  etc.   (skr.  ailiarvan\  in  Anhand  und  ^nAondmt  (acc»  fem.) 
(part.  von  äh  silzen,  skr.  ü$tna\  in  «^tid^rf ,  d^ml^ro  (dal.  gen. 
^on  äsnäkar),  und  äsnatörem  (acc),   <i  trat  ein  für  a  in  wiirjö^ 
s^rfrem  links  =^  ä^tatiQO^,  trdijo  drei  =  skr.  trayas,  ä\ 
skr.  aranmfij  dagegen  blieb  a  in  aii^a  Arier  gegenüber 
ärga^  dvare  thör  gegenüber  skr,  dvdr%    Nebeneinander 
sich  ä  und  u  in  advdnem  und  adßanem  (den  weg),  jene 
gehört  dem  Gäthäd.  an,   diese  dem  jüngeren  Zend,  obwohl 
mit  rücksicht  auf  die  quanütät  des  o-vocales  die  ältere  fonff 
ist.    Auglautendes  a  wird   maochmal  vor  m  gedehnt:  a/kkOi 
instr,  von  ap  (wasser)  -]-  ca, 

§7. 
t  und  4  finden  sich  mehrfach  in  denselben   ITtllen  wie  im 
Sanskrit,  vgl.  §  5,  nur  dass  zd.  i  und  ü  immer  auf  ursp-  i  und  •* 
zurückgellen,  was  im  Skn  bekimntlich  nicht  immer  der  fall  ist^ 
vgL  stinm,  püma,  kiri,  iürv  =  ursp.  stma,  pr^m,  kari,  tarv,  fo 
sehr  vielen  lallen  findet  sich  aber  im  Zd,  i  und  il,  wo  im  Skr* 
die  kurzen  vocale  *,  u  stehen  ^),  vgL  wi-zl  vis  =  skr.  i^%,  i%ä 
=  skr.    t?if«a,  vtduj/(^,  vidvä   von    rid   wissen,    vtsavant 
fAstäspa  n.  pr.,  die  partikel  vi  ^  skr.  t?/  (aber  mfy^Üi,  ry 
viäfto^  i?tfÄatirt*a),  didin$ma  perf.    von    (fvwJ,  /»Jirfa  lohn,  tevUl 
«=  skr.  ^t;t^»,  stidyo  u.  s.  w.,  —  ebenso:  srüta,  frasrüüi  (wrali. 
sr«),  hüüi  (wnil.  A«),   öjwJi^i  ^  skr.  ähuU,  upastüiti  (wtzK  sftt)| 


*)  In  andern  nicht,  vgl  spänasca  die  hunde. 

*)  Das  thema  dmr  hal  sich  docli  auch  erst  aas  den  starken  forme 
des  Ihemas  dvar  entwickelt? 

■)  In  maochen  fallen  ist  im  Zend  (wie  aueh  im  Skr.)  der  lange  voca 
auB  vocal  ond  naaai  entistaiidenf  vgl.  Joh.  Schmidt^  Vocal.  1«  p.  33;  t.  k» 
vi«a»<t=skr,  fnmfal%  zd,  bigay-,  büjaf  für  und  neben  hunj. 


fntusche  sUidien. 


333 


wrz,  1«),  utüf^iHti  (wrz.  i/u\  ax^üiti,  a%^üta  (wrz. 
jjW«)?  AVT7.  iüs,  hMdtf6imaiip,  yiiiSypiti  (wrz*  hid,  yiiS)^  t6^rya 
»slr*  iurtya,  ähüiriä  (gen.  dhurofs),  hralümßK  krnüidi,  urütdi, 
1*4  ^»  (htmd)  etc.  Nach  weichern  gesetz  aber  treten  i  und 
.1  fir  i  and  w  ein  ? 


^ 


^  ist  die  länge  zu  e  und  etymologisch  ^  «  oder  «.  Es 
sich  besonders  im  Gäthad,  und  steht  1)  im  anlaut  vor 
v:  Snax^äf  Smavaütf  Histi;  2)  im  inlaut  vor  n,  w,  v: 
i,  Boh^Hi,  nämSnii,  bendi'a,  vrzSna  (=  zd.  varezuna)^ 
ant,  spini^iu  (superl.  zu  spcnia,  si)a7iffä\  hSngmbem,  jenayd 
(imZd,  z.b.  frhia  menge,  fmiin.  propn,  r^id);  amßma  (neben 
dn/a«>4,  obh'q.  airi/anm^i-),  apemem,  yenuiy  arenqni^ßa,  tjrehnkij 
Ama^);  yevtno  (=zii,yamnü),  Urspr.  anifi,  ans  wird  im  Zd.  zu 
iwA.  im  Gäthäd,  zu  inh  oder  Snfjh,  vgl,  se})h,  sMgh  =  zd,  sank, 
i«kr.  ^ams,  viftha^  =  ursp.  tmn-s-atf  menht  =  nmn-s-i,  menMj 
|lfiijA4=  wtan-s-s«,  conjunct.  rn^ghäi ,  jengkattt  =^  ijam-s-ati,  vgl. 
|ti>anÄeti/w  =^  ursp.  gam^s-antu,  ipt.  aor.  von  gam.  Regelmässig 
i«iilsteht  <?  aus  as  vor  den  mit  b  anlautenden  c.isussuffixen  und 
i  iwar  in  beiden  dialecten :  raocebU,  raocehyo  von  raocank  adebU, 
0hU  u.  s.  w.  Vor  denselben  suffixen  wird  auch  a«  in  einigen 
fillen  zu  ^j  z.  b,  in  asdSbU  (skr.  asthan)^  dAmebU  (däman), 
]ifüm^byä  (dramthan),  Eigenthümlich  ist  das  auftreten  des  i  in 
ifc?»%ö  (von  fm^fid  fem*),  r4dy4,  frSrmaod  =  fm  -\-  rnao$, 
ihrnmya^,  aus  gerva^  =  ffarßatj-^)  entstanden?  S  Ondet  sich 
3)  im  auislaut  a)  für  o  =  as,  vgl,  M,  yi,  vP^  me  (=  ma^sjj 
kte,  nrnze^  par^  =  z.  paro,  b)  vor  m,  n:  any^,akim,  kchrpSm, 
9hfim,  kaMr^m,  jitarSm,  hamSm,  kern,  ihn,  y^n  (=  z.  yim)^  agSnt, 
füfim  (=  z,  acfn  dieser),  tv^n  (=  z.  ftlm  du)j  rapin.  Indessen 
hütet  auch  im  Gäthäd.  das  suffix  des  accus,  sing,  gewöhnlich 
Ifie  im  Zend:  cm,  vgl  urnlnem,  srao^em  u.  s.  w.  Selten  tritt 
^^i*^  für  dm,  an  ein,  wie  es  z.  b.  in  hySm,  hyhi  (optat.  von 
IRein)  der  fall  ist,  c)  in  der  endung  des  acc,  pl.  ing  -=  ursp. 
it  (für  welches  inlautend  mgh  steht),  z.  b.  tef^,  %^^  d)  in 


•)  hademoi  ist  an  den  beiden  stellen,   wo  es  vorkommt»  dem  metnim 
zweisilbig,  also   bl  dafür  mit  andern  liandschrifteii  hademm  (sprich 

VI  lesen. 
Auf  grßmy*  =  skr.   grbhfiy-  t^ehl  es  wohl  nicht  zurück,  denn  aiis 
wäre  wohl  grvatj- =  gurvaij'  entstanden,  vgl.  miryeiie  —  uir-ya-tc. 


H.  HubschmaDJi^ 


der  endun^  des  genitiv  singul.  der  i*-stänime  Sus  =  aas.  Da  i:i:ii 
Gäthäd.  die  auslautenden  vocale  überhaupt  verlängert  werd^:»it 
so  ist  in  einigen  föllen  auch  das  nach  r  auslaulende  e  gedeli^^^ 
worden  (arS  für  are);  da  dies  e  aber  nur  der  stimmlon  des  ^ 
und  gar  nicht  voller  vocal  ist,  so  kann  es  auch  im  Gäthä^^' 
nicht  zu  e  geworden  sein.  Man  hat  daher  ausL  ari  in 
(=  ar)  zu  corrigiren. 

§9. 
In   welchen    fallen   im   Zend   ^,  in  welchen   r  gesprocher 
worden  ist,  kann  aus   unsern   handschriften  nicht   mehr  sicher 
bestimmt  werden*     Man  sollte  meinen,  dass  f  unter  dem  eL 
üusse  eines  vorangehenden  ^  und  nachfolgenden  i,  y,  ^  —  au 
kurzem  a,  und  e  —  unter  denselben  umständen  —  aus  langem  ä  *^ 
hervorgegangen  sei,  dass  ferner    als   auslautender   vocal  e  \i 
Gäthad.i  f  im  Zend   gesprochen  worden   sei.    Man  hätte  ab 
iri^yi^ti,  ux^i/iiti,  aber  juidt^emi  (vgl  vrzffdnü),  danjaymi  (vgl 
ufyäni)  zu  schreiben,  und  ebenso  äijese  yesU  für   das  gewöhn- 
liche ä^ise  yesHj  da  äy^e  das  medium  zu  yäsämi,  y^Mi  aiet 
=  ursp,  umii  ist.     Doch   lässt  sich   nichts   sicheres   über   der 
gebrauch  der  beiden  vocale  in  den  einzehien  fällen  behaupten—^  _ 
Dann  können  wir  aber  auch  sparsamer  im  gebrauch  der  länge- —  fl 
zeichen   sein  und  uns   für   gewöhnlich  mit  f  statt  f  {e  in  dec* 
bisherigen  traiiscription)  begnügen. 

§  10. 

0  findet  sich  z.  b.  in  nivmryeik  (wrz,  mr\  9ß6re§tärc& 
(wrz,  i^ßares)^  nrnrendaS,  doreM  (wrz.  darez\  hisprjseiiteni,  hispo- 
senma  {spas  sehen),  hävoi/ay  mävoya.  Vergleicht  man  den 
nominativ  viSötm  mit  dem  ablat.  v'tddiaö^j  mit  mavoya  die  form 
mdvaijamf  mit  hämya  die  form  Mvayam,  und  bedenkt  man, 
dass  katärö  neben  kaiurasci^,  dpmn  neben  apemm  steht,  so  er- 
giebl  sich,  dass  vlSotm  aus  viSätm,  nidvoya  aus  nidväya,  hävöya 
aus  hdväya,  also  6  aus  ä  entstanden  ist.  In  fallen  wie  nivöi- 
ryeik,  i^ßoreMar  geht  6  freilich  auf  a  zurück.  6  entstand  also 
im  allgemeinen  aus  ä  oder  a  unter  dem  einfluss  vorangehender 
labiale,  wie  in  den  oben  citirten  beispielen,  oder  eine^  folgenden 
Ug  wie  in  mSuru  =  altp.  nmrgu,  vUStus  (aber  vidäiuo^,  wegen 


*)  hl  emigen  fällen  hleibl  ö,  wo  es  in  «  übergehen  sollte,  so  in  oon- 
juRctiven:  paiifyaiti,  pm^%fäiti,  u.  s.  w..  ferner  in  fraj^fäUii,  va$iyaiüm^ 
päir^a.    Warum  ?  p» 


te  Übergangs  von  u  in  ao),  jpotüm  (y^l.  jpdtSm),  vreyöükä, 
txiiofitü,  (jä^odünh  In  ^ßaröM^u  steht  6  für  den  stimmton  e 
\mch  /•),  ilas  wort  ist  aber  Js.  29,  1  zweisilbige  also  ^ßaridüm 
Z2i  lesen.  Woher  das  6  von  aköyä,  hodroyä  und  ähnlicher  worte 
Äomrij[.  weiss  ich  nicht  zu  sagen*).  Im  auslayt  erscheint  6  für 
unip.  tis  oder  aw:  d«c-iJr>  .=  skr»  detHi-Sf  vaeo  rede  =  skr.  t?aca3, 
liro  tragend  =  skr.  hharan,     (lieber  ^  =  o.«?  vgl.  §  8.) 

Nach  dem  vorangehenden  scheint  es,  als  ob  ursprünglich 
f  aus  a  unter  dem  einfluss  von  tf  (i,  f) 

<?    »     a      1         >  »         »     labialen  und  u 

Q     ^     d       *         »  >         >  >  >» 

hervorgegangen  sei,  jetzt  aber  gehen  diese  vocale  in  den  hand- 
sthriflen  durcheinander.  In  der  bisherigen  transcriptfon  haben 
rir  den  längen  e  und  o  den  vorzog  gegeben,  die  handschriflen 
liehen  t  dem  e^  aber  ö  dem  o  vor,  ich  würde  den  beiden  kürzen 
im  vorz&g  geben. 

§  11. 

^  ist  das  zeichen  für  ursp.  un,  am  und  steht  vor  spiran- 

ta,  m,  n,  r.    Es  ist  der  nasalvocai  ä  oder  ä  und  findet  sich 

t  b,  in  nuWrUf  äzdj  tä^ra,  jäfmt,  pästu,  päsnn,  räronmnj  mäm 

(skr.  mäm  mich),  näma-  (ski-,  ndmu  iiame),  2^tscäi^ya  (=  pasca 

'f  aiWfl  +  ycr),  äi&tfa=^  änttfa,     Urspryngüeh  wurden  ä  und  d 

*Uch  in  der  sclirifl   auseinander  gehalten,  denn  der  buclistabe 

,^1  der  jetzt  die  geltung  von  n  hat,  ist  offenbar  von  haos  aus 

^^T  die  länge  ssu  j^*     Jetzt  ist    in  unsern    handschriften  die 

*^terscheidung  von  ä  und  ä  aufgegeben. 

§  12. 

Schwier  zu  bestimmen  ist  der  lautwerth  von  jm*,  das  offen- 

**^r  eine  ligatur  ist,  und  zwar,  wie  es  zunächst  scheint,  aus  d 

H^  Cy  oder,  wie  Lepsius  meint,  aus  tt  -f-  u.    Es  steht  auslautend 

^ur  0$,  as-s,  ans-s,  ant^s^  inlautend  mit  nh  für  ursp.  as.    Ich 

^te  es  für  ein  dumpfes  ä  und  umschreibe  es  mit  Lepsius  dui-ch 

Ä-  Z,  b-  niä  monat  ^  mäs^  rnänha  =  musa  (vor  i  steht  üh  für 

«tt:  u^dmähinif  vgl.  ausl.  as  =  zd*  6^  inl  asa  ==zd,  miha,  asi 

=  2d,  oÄi). 

')  Man  beäf^hte  jedenfalls,  dass  o  in  BßaTöidüm  und,  wie  GeMrier  metrili 
^^  jQn^em  Avesia  p.  45  nachweist,  in  hdvoya,  minmja  (aus  imvya^  mavya) 
Mm^  rnf^igcben  —  wie  ohne  etymotogisclifin  werlh  M. 


336 


H.  HQbschnianTu 


b)  diphthonge. 

8  13. 

Ik*r  diphthong»  welcher  altem  ni  entspricht,  wird  imi 
Avesta  nach  den  Ȋltesten  indischen  sowie  auch  iii  den  ausi 
Persien  stammenden  handsctuiftent  ßj^,  nach  den  VendidadJ 
-sades  dagegen  A>**'  geschrieben.  Letzteren  folgend  umsclireil 
ich  den  diphthong  durch  ar,  also  fKiedd  (sprich  vaidä)  ^  skrJ 
veda,  aeiad  =  altp.  aüa,  skr,  &Utd,  Mit  welchem  rechte  Of  ffil[ 
ai  geschrieben  werden  konnte,  ist  oben  §4  angegeben  wordenJ 

§  14 

Etymologisch  gleichen  werth  mit  a^  hat  der  diphthong  oi^J 
vgL  voistä  =  du  weisst,  neben  va(^:M  ich  weiss,  er  weiss. 

Für  skr.  e,  allp.  ai  erscheint  im  Zend  sonach  of  oder 
In  welchen  iallen  aber  erscheint  m:,  m  welchen  ät?     6i  find 
sich  z.  b.  in:  daidm,  ^oixh-a,  x^ißra^  aißix^Sidnt,  x^^**^'  (^^° 
XU  x$afita,  vgl  skr,   j^mti,    fem.  p<Uni)^   0mida,   isoi^u,    vöif 
vdiidaAf  noid   (neben  fiafjda);    cdi$em,  coiS,  (MM^  toi&a^y 
da^iUüU    voistä    (Gathaformen),    fracarai&e,    zay6ii^^,      Uebe 
haupt   erscheint    im    opt.    act.   der   a-stämme    in   der   2. 
3.  person  singuL   regelmässig  oiä   und  m^,   vgl.    baruis, 
wofür  im    medium    acM   mta  auftritt,   vgl.   yo^af^. 
Auch  erscheint  ois,  m^  regelmässig  im  genitiv  und  ablativ  de 
i-stämme,  vgl.  astoi^^  (jür6i^;  die  «-stamme  liaben  im   locati^ 
sing,  neben  e*  auch  6i,  vgl.  fnaidyoi,  so  besonders  im    Gatt 
z.  b,  i>ßQ%  mitöi  x^^^^^^'     Auch  sonst  zeigt  der  Gäthftd.  bi 
weilen  6i  für  c^  vgl.  <;^ü^i=  zd.  gavt;  (dat.  von  <?aö  kuh),  ncmS 
1  pers.  praes.  med.    von   nam,  ^=  nem^,    jsastdibyä,    rdnoibyä, 
rdnSibyo,  nüi^rSibyo  neben  zd.   zastaeibya,   eastaeibyö   etc.     hn 
allgemeinen  lässl  sich  also  sagen,  dass  6i  für  af  vor  Spiranten, 
insbesondere  vor  den  dentalen  eintritt  (man  beachte  besonders_ 
mtdd-vaisM,  x^a^ta-x^oidfü). 

Als  Steigerung  von  u  erscheint  ao,  auszusprechen  wie 
a%  z.  b.  in  gao^a  ohr  =  altp.   gauia,  skr.  ghaSa.    Wegen  de 
Schreibung  ao  für  au  vgl.  die  bemerkungen  zu  e- 

Wie    6i  neben    ar^   steht  tu  neben  ao.     Es  erscheint   ic 
genitiv  der  tt-stämme,  z.  b,  jjasSn^  von  pasu,  anhiui  von  anhuj^ 
ferner   auch    in    iUm-manaliya    (vgl   hamnafuifiiiä),    d^ui^rav 
(vgl  hmsravanha).      Oü'enbar    tritt   Su    unter   denselben 
dingungen  für  ao  ein  wie  Si  für  af. 


Iranische  st u dien. 


337 


§  16- 

ai  ist  sowenig  wie  aw  jemals  wirklicher  diphthong,  sondern 
a  +  epeTUhelischem  /■  oder  ii,  das  bei  der  ausspräche  wenig  hörbar 
gewesen  sein  muss.  Zd,  ga-i-rl,  ))0'U-ni  ist  also  nicht  wie  gairi, 
poutru  zu  sprechen,  sondern  mehr  wie  guri,  poru,  Daruni 
faialet  auch  die  negat ionspart ikel,  wenn  sie  vor  Wörter,  die  mit 

ithetiscbem  vocale   anlauten,   tritt,  a,  nicht,   wie  vor  allen 

ti  vocalen,  an:  airtMa  =  a  -f-  msüi,  aiityijanhu  ^  a  -j- 
i^^^anha,  aber  aintjl^  =:  cm-is^i. 

Dagegen  können  ui  und  au  sowohl  diplithoiige  wie  auch 
SS  d  ^  epenthetischem  i  oder  u  sein.  Diphthonge  sind  sie  z.  b. 
m  vehrkai  dat.  sing.,  isäi  conj,  med»,  gäus  u,  s.  w. 

Das  epenthetische  i  tritt  ein  vor:  t  i^    d  ä 

p  (fm  ß 

n,  r  (willki^iriich  vor  nt 
und  s), 
werm  ihnen  i,  y  oder  fj  folgen,  vgl.  baraiti,  haväii^yäi,  yazti- 
wmidr,  jaidyemif  aipi,  aibif  aißif  aifiim  (aber  umjo!%  guiri^  ha- 
I  maimii  oder  bavatUL  krfiüi$i,  aber  obiL  Dass  epenthetisches  i 
nie  vor  gutturale  tritt,  rührt  daher,  dass  alle  gutturale,  die  vor 
•  oder  y  zu  stellen  kamen,  im  Iranischen  (wie  im  Arischen 
ubcfrhaupt)  zu  palatalen  wurden. 

E[>entlieti9ches  u  tritt  ein  vor  r,  wenn  diesem  n  oder  v 
folgen,  vgl.  liaw^vd,  ursp,  sarra-Sf  pöuru^  ursp*  imm. 

Die  Steigerungsstufen  von  i  und  u  erzeugen  keine  epenthese, 
dalier  iri^%  aber  rof^^,  unu%  aber  raocanJi,  ärmmii^,  aber  Arnm- 
tdii  (gen.),  miirf,  aber  nara^cuj  pourm,  aber  }mram  (gen.). 

Mit  epenthetischem  i,  u  können  alle  vocale  verbunden 
werden,  doch  kommt  e  -f-  epenth,  i,  u  nicht  vor,  S  +  epenlh.  i 
gleichfalls  nicht  und  eu  wollt  nur  in  gettrva^-.  Wenn  der  r-vocal 
%'or  ^  y  f  =  iy}  zu  stehen  kommt,  wird  er  consonant  und  er- 
zßUgt  vor  sich  epenthetisches  i,  so  in  mirt/fit(\  kinjfitf:,  lies 
füTtyifff^  kfiyfM  ^=  skr.  mriyak,  kriyate.  In  diesen  beiden  fallen 
0eht  dem  epenthetischen  i  nicht,  wie  sonst  immer,  ein  vocal, 
sondern  ein  consonant  voraus,  djisselbe  findet  gleichfalls  statt 
in  wrsü.  s-'i^i  für  sri,  vgl,  sirinaoiti,  und  wrzl  B-u-ru  für  sru, 
Tgl.  ammimoiti^  Sonst  tritt  epenthetisches  i  und  ti  nicht 
nrischen  consonanten  ein,  vgl,  Ar»,  tui^rutjr  u.  s.  w. 


Y)  VgL  daxu  alipers.  dwrm  =?  2d*  druh 


388  ^*  Hübschmann, 

ifi  erscheint  auslautend  für  aye  im  dativ  der  i-stämme; 
ist  kein  eigentlicher  diphthong*). 

Das  Zend  hatte  also  folgende  vocale: 
a)  kurze:  u  o     a  e  ^  i  ä  r 
h)  lange:  ü  od  ä  ^  i  i  ä 
c)  eigentliche  diphthonge:  af  ai  äi 

HO  Su  du. 


B.   die  consonanten» 

§  17. 

ß  =k  findet  sich  z.  b.  in  ka-  pron.  interrog.  =  skr.  ka;\ 
wrzL  kr  machen  —  skr.  kr.  Es  ist  =  skr.  L  Es  steht  im  anlaall 
nur  vor  vocalen  ausser  i  (vor  dem  es  zu  c  geworden  ist)  und! 
vor  V,  das  wie  m  zu  sprechen  ist:  kva,  kinrlüf'a,  sprich  kua^\ 
kuiriniu, 

§  18. 

(e  t  =  skr.  t,  vgl.  tum  du  ^=  altp.  tuvam,  skr.  ivam;  trs 
fürchten  =  altp.  tars,  skr.  tras.  i  steht  anlautend  nur  vor  vo- 
calen und  V,  das  wie  u  zu  sprechen  ist:  tvim  du  (Gäthäd.)» 
spricli  tnem. 

§  19. 

^  p  =  skr.  Pf  vgl.  piki  vater  =  altp.  pM,  skr,  pitd  (nom.  i. 
puxh^a  söhn  =  skr,  putra.  Es  steht  anlautend  nur  vor  vocalen, 
ausser  in  ptä,  piarem  nom.  acc,  von  pikir  im  Gäthäd.  *). 

§  20. 
(P  3  =  skr.  3  föfÄJ,   vgl,  <7rjS  =  skr.  grlh^   altp,   e;^r6.    g 
steht  im  anlaut  vor  vocalen  ausser  i  (vor  dem  es  zu  j  geworden 
ist)  und  vor  r. 

§  21. 

^  d  =  skr.  d  (dhj,  vgl  tftJra  fem  =  skr.  dura,   np.   MrA 
d  stellt  im  anlaut  vor  vocalen,  r,  i/,  i?  (b)^).   Neben  dt?  erscheintj 

')  In  metrischen  stüdcen  ist  dafür  wohl  ay^  m  lesen,  wie  z.  b.  Js« 
8  (SpiegelJ:       d  toö?«  j^fiÄfinAtja  #pitaf7ia 

/Vrt  vtäm  hunvaiiJiva  f^artep  (=  kfartayf). 

*)  Offenhar  haUf  (wie  schon  Bru^man  bemerkt  bat)  püar  den  ae 
auf  der  endsilbe,   also  iiom.   ptä  neben  pitd^  acc.  ptdrem  neben  pÄd 
in  den  schwachen   casus  aber  ruhte  der  accent  auf  dem  casu^ufßx:    da 
pt^/,  acc.  pl  ßro;  vgl.  skr.  pitä,  püuram,  pitri  u.  s.  w. 

■)  Eine  wurzel  dßaoz  (*diüaozh*)\  die  Justi  aufstellt,  giebt  es  nicht, 
ist  dafür  dvui  zu  setzen,  dessen  dv  nach  vc^calen  in  dß  —  der  regel  naeh  - 
übergeht,  daher  atfßao^eH  etc. 


Iranische  shiilieTi. 


339 


im  Gailiad.  auch  db,  geschrieben  dab  oder  deb,  z.  b.  dvapsanh 
==  dabae^fih^  während  im  Zend  neben  dv:  dß  vorkommt  z.  b. 
dr^  '  =  skr,  dvems.    Vgl  unten  die  bemerkungen  über  ^, 

Ol  ..-^._:  WQT  V  in  den  fällen,  in  welchen  es  in  h  oder  ß  über- 
ging,  eonsonanüsches  %  wo  es  dagegen  blieb,  war  es  vocalisch, 
daher  ist  duffmmh,  dtat  (zwei),  daar  (laufen),  duare  (thür) 
u.  s-  w.  zu  sprechen, 

§  522. 
^=  6  =  skr,  b  (bh),  vgl  hdmi  arm  =  skr.  bahn,  band  bin- 
den =  skr,  bcmdh,  pers.  band,  hrdtar  bruder  =  altp.  bratar,  b 
steht  im  anlaut  vor  vocalen,  y,  r  und  vor  i;  in  hva^,  das  aber 
wohl  buoi^  zu  sprechen  ist.  Da  auch  dy  wie  di,  %  wie  U  zu 
sprechen  sein  wird,  so  komnien,  streng  genommeni  g,  d,  h  im 
anlaut  nur  vor  vocalen  und  r  vor.  So  wenigstens  im  Zeud,  im 
G^ttiäd*  finden  sich  im  anlaut  auch  gn,  gm,  dm,  db  (vgl  gnä, 
H,  dmäna,  dhäz,  geschrieben  genä,  getneft,  dm^ätm,  ekbäjs).  Vgl. 
abschnitt  über  y^  tf,  ß^  §  24, 

§  23. 
Die  buchstaben  <*%  ^  ü,  die  offenbar  mittelst  eines  nach 
oben  gericlileten  Striches  aus  den  zeichen  lur  k,  t,  p  gebildet 
ääiid,  umschreibe  ich  durch  x,  O^^f  und  erkläre  sie  für  die  zeichen 
TOD  Spiranten,  während  sie  gew^öhnlich  durch  kk,  th,  ph  uni- 
ijchrieben  und  für  die  zeichen  von  uspiraten  gehalten  wurden* 
Dass  die  betreuenden  laute  In  der  that  Spiranten,  nicht  aspira- 
len  waren,  soll  im  folgenden  nachgewiesen  werden. 

Den  lauten  Xi  ^i  /  stehen,  soweit  sie  im  anlaut  vor  vocalen 
sr  inlautend  zwischen  vocalen  vorkommen,  im  skr,  aspiraten 
yenöher  wie  aus  folgender  Zusammenstellung  erhellt: 

a)  ;C  ^=  kh:  z.  x^ra  esel  ^  skr.  kltara,  %d  quelle  =  skr.  kM, 
ha%a{f  freund  —  skr.  sakJiüg^)\ 

b)  3  =^  th:  a&a,  kH(}a,  t/ad-a^skv,  atha,  kafkd,  t/atM; 
imr09a  =  skr.  artlia,  ddmva  =  skr*  atkarvd,  rai^a  =^  skr-  ratha^ 
0na^  =  skr.  ptath,  gdO^d  ^  skr.  gdthd,  gMa  =  skr.  güiha,  pad^ 
(weg)  =  sVs,path-^  prxht  {fral^aüh  breite)  =  skr.  2^^thu,  fraoi^a^- 
schnaubend  =»  skr.  prothat,  mi^a  falsch  ^=  skr.  müM  falsch, 
verkehrt  (vgl.  auch  z.  mli^ßana  mit  skr.  inithumi  gepaart),  das 
nominalsuffix  &a  in  hjarc'Ja  speise,  BdOa  gebart,  share^a  fuss, 


')  Im  Zend  finden   sieb  noch:  ap/a,    a^za^a^  tnaet^xo,    jfaOtJa   heim 
=  iiJt{i«  /otido,  jfared'rt,  xamhay  writL  jifatf  (^kr.  khad  od,  khäd?\  fm^a  sohle. 

ZsÜMlirlfl  ftr  Tergl.  Spruch  f.  N.  F.  IV.  4*  i& 


340 


H,  Höbschmami, 


kämbräa  zusanuiientragen  =  skr.  tf*a  in  bhrthd,  inärakrthd  el 
hapta^a  =  skr.  mptaOia  %  suff.  a^a  =  skr.  a0m  in  t^x^ 
=  skn  vaksaiha;  suff.  ^a  der  2.  pei*s.  pl,  praes,  act. :  i$ai 
vka^Ox^äj  xMyß^*^'  asat^ä  =  skr.  tha  *). 

c)  sa/i»  huf  =  skr,  ^a/pkOr  hafa  schäum  =  skr.  kapha  (schlell 
^ra/*  =  skr.  trn^  *),  fl 

Daraus  folgt,  das^5  die  arische  griindspraehe  berdj^ 
aspiralen  kh,  ih,  ph  haue,  nicht  aber,  dass  diese  aspiralen  am 
im  Zend  noch  aspiraten  waren.  Die  arischen  aspfraten  könni 
vielmehr  schon  in  der  iranischen  grtmdsprache  ni  Spiranten  ^ 
worden  sein.  Dafüi^  spricht,  dass  wir  sie  in  den  iranisch* 
dialeclen  durch  Spiranten  vertreten  finden,  vgl,  skr.  nakha  na^ 
^=  np,  tkJx«*»,  osset,  nüx:  altp.  x^'<^^  ="  ^*  %aada,  np.  %i 
osset,  %öth  (mutze).  Ueberhaupt  sind  ja,  wie  bekannt,  geraji 
die  sph'anten,  besonders  %  und  f^  die  die  iranischen  sprach! 
kennzeichnenden  laute  geworden.  Damm  scheuten  sich  aui 
die  Zendisten,  dem  Zend  alle  Spiranten  abzusprechen.  ! 
schreiben  Spiegel  und  Justi  zwar  hh  und  ih,  aber  nicht  1 
sondern  /*  und  Schleicher  stellt  gar  die  »spirans/c  in  eine  re! 
mit  den  aspiraten  kh  und  ih^  mit  der  beraerkung,  dass  { 
aspirate  ph  dem  Zend  fehle.  Dabei  entwickelt  sich  f  aus 
unter  denselben  umsländen,  unter  denen  A  zu  x,  ^  xu  ^  wil 
Denn  zd.  x^  ^i  /  sind  niclit  nur  =  arisch  kJi,  th,  ph,  sondi 
gehen  auch  durch  eintluss  bestimmter  consonanten  aus  i,  | 
hervor»  und  zwar  werden  k,  i,p  wor  unmitlelbai-  folgendem  t,  m^ 
^y  ^\  y*  ^t  ^  i'i  %}  ^f  f  verwandelt,  d,  h.  genau  genommen:  k,  i 
werden  vor  allen  folgenden  consonanten  in  Xi  ^»  /'verwandelt, 
kommen  aber  in  der  spräche  nur  die  Verbindungen  von  Jt,  t^p^ 
folgendem  t,  m,  n,  r,  v,  y,  s,  h  vor.  So  wird  aus  %iktu  im  Zc 
%i%Ui,  aus  f4iknm  z.  ta%ma,  altp.  tnxma,  np*  t^ham,  aus  raihkU 
ra^X^uinh,  aus  ptkra  z,  mxra,  altp.  ihtx^^>  np.  osset  surx;  ' 
ki<ära  z.  x^^^\  ^^^  ^^^^  ^^'h^d  i^na:  skyao&na  =^  skr,  cy&id 


')  Dazu  auch  skr.  pra-tha  in  prathmm  =  pra-ifui-ma  (nach  Aso 
während  zd*  fraienia  miUelst  des  üuperlativsiif fixes  tema  auja  fra  gebt 
ist,  also  a»jf  arsp.  pra-tama  zurückgeht. 

*)  Dazu  noch  aißiS^ura,  gae^d  paS^auft,  wrz.  pr^,  ci^  (vgl.  coil 
dnaS'imaid^),  ri9^  (vgl,  iririS-are)^  mi9,  ^aurva,  i^ailj^  ^nnvara  =  ^OW 

■)  Ikzu  k4wfa  berg,  zafan  mund  (Vgl,  zafare,  laftal  nafanh  \ 
näfyün  hamänafa)  =  skr.  »wi6/ii,  vaftM,  wrzl.  9if  reiben,  wnd,  äf 


Iranische  »tudien. 


341 


aus  tm:  i^ra  :  fäo^^ra,  aus  t&:  itß,  /«  b,  %ra^^6  gen.  von  %ratu, 
jm  itUffa:  fuiid^tfa^)^  aus  süapna:  hj:afna,  aus  %rra:  fra,  aus 
rjsifya,  aus  ps  wird  ß^)  oder  /ä;  A/a/s  sclilafen  (=  ursp. 
s),  ^Ä  heiss  werden  (tap),  nrf\  xmfs;  krfs  nom.  zu  kehrpf 
wTzL  <!^  =  9^fV^  äus  f/rfe-s.  Äv  findet  sich  statt  des  ?x\  erwar^ 
lenden  xß  in  kva,  hikvärifwm^  wohl  weil  man  'ktia,  MkndfAem 
sprach.  Vor  y  musste  k  m  den  palatal  übergehen  und  aus  cy 
wujxle  6;y,  vgl.  a^ifd,  comp»  zu  «&<*.  Aus  tt  sollte  ^f  werden, 
dafür  tritt,  wie  in  europ.  sprachen,  stets  st  ein»  wie  auch  aus  ts 

tit  ^s  sondern  s  geworden  ist.   AolTällig  ist,  dass  pi  nicht,  wie 
isoUte,  und  wie  es  im  Persischen  der  fall  ist,  in  ß  übergegangen 
m  pt  geblieben  ist*)^  vgl.  hpapta,  dapta,  grpta,  mpU,  stipti, 

W,  haptuUj  äyapta.  Für  fm  =  pm  linde  ich  keinen  beleg,  so 
f^wie  für  fß  =^pv:  wenn  e^  pv  gab,  wurde  eswold  ah  pu 
beibehalten.  Auch  wo  wh*  ^t;  statt  i^fi  finden  (z.  b,  tvSm  =  du 
im  GiUhud,),  ist  anzmiehmen,  dass  tu  gesprochen  wiu'de  (also 
fccm),  wie  auch  überall  U  für  tij  gesprochen  wurde,  wo  ft/  an- 
slall  iHf  geschrieben  wird,  wie  es  bei  däitya^  urvaUya,  ryaU^a  etc. 
(vgl  Spiegel,  Grammatik  p.  71 --72)  der  fall  ist*). 

Dass  wir  es  ni  allen  diesen  fällen  mit  Spiranten,  nicht  mit 
aspiraten  zu  thun  haben,  leuchtet  ein*  Oder  sollte  jemand  wirk- 
lich khrathbho  slatt  xrad^ßo  sprechen  wollen V  Man  ersparte 
ich  nur  die  mühe,  den  verschluss  bei  der  ausspräche  von  fe, 
f.  p,  wenn  ein  consonant  folgte,  völlig  xu  bilden,  wodurch  an- 
statt der  verschlusslaute  eben  spiranten  entstanden.  Auf  die 
Jfllung  unserer  laute  als  Spiranter^  weisen,  wie  bemerkt  wurde, 
«itich  die  inmischen  dialecte  hin,  die  doch  für  die  beurtheilung 

')  hl  diesem   worte  bleibt  ^,  aiicb   wenn  y  verscbwindet,  cf,  ha%9\m 

')  Oder  ist  /»=^skr*  pfF  VgL  skr.  rapf.  1ji  einem  falle  wird  freilich 
*Udi  Pf  zu  ß^  nänilich  in  fm  =  skr.  papt. 

*)  ft  findet  sich  nur  m  tafia  H.  5,  92,  das  kaum  ricbtig  isL  —  Also 
°*hen  die  (»ersiscben  redactoren  und  Abschreiber  de^  Ävesta  die  eigen- 
***<iialicbkeiten  des  Zend  nicht  ihrer  eignen  spräche  zu  hebe  verwischt! 

'J  *,  ly  l>  +  ^  »*,  n,  r,  «>,  j/,  Ä-5  ergiebt  also  i 

jr*i  x^^  r*»*  xf^  *««,  cy,  x^'X'^ 

Bt    ^m   tkn   &f    &ß   &xf    H      — 

(tu,  ti) 
pt  (fm)  fn   fr    pu  fij  fs-ß, 
"*femnl    kommen  k  und  p  auch  vor  *">  zu  stehen,  dann  wird   k9^  p^, 
'k  j(if^  f»  zu  jf^,  f4,  vgl.  g  24    Ueber  t  +  k  vgl.  d,  nachtrag. 


H.  HObschma 


der  lautverhaUnisse  des  Zend  gewiss  keinen  geringem  wi 
das  Sanskrit  haben.  Ein  ratha  gab  e&  nur  irn  Arische 
Indischen,  seitdem  es  iranische  spräche  gab,  war  raSa  für  ratha, 
wie  xsaihra  für  Jcsatra  eingetreten.  Dass  aber  der  weg  Ton 
kkitra  zu  x^aihra  ill)er  kk^atlira,  von  nkta  zu  Hxia  über  ukUn 
geführt  liabe,  vVird  kein  verständiger  behaupten  wollen.  Ehoifso 
führt  der  weg  von  skr.  träitana  zu  pers.  frHün  (Feridun)  noüi- 
wendig  überzd.  ^m//^w>tm  (oder  ein  allpers.  ^m/Vaww/*),  keines- 
wegs aber  über  ein  thrmiaonu,  ilenii  zAvischen  i  und  /'  lioirt  nur 
^,  nicht  tt  *), 

üebrigens  kajm  t  niclit  zur  Spirans  werden,  sobald  m 
Zischlaut»  s  oder  6',  vorangeht.  So  erscheint  tra  für  %^ra 
unrätra'%  xrafstra,  tva  für  ^ff«  in  mritva^  dästva,  und  di 
lautet  auch  die  2.  p.  perf.  voji  vid  wissen :  vöisUI  anstatt  t?- 
=  lu-sp.  vaid'tha.  OfTenbar  unterbheb  liier  die  bildung 
Spirans,  weil  si^,  si^  schwer  zu  sprechen  sind.  Dagegen  wären 
sth,  §th  ebenso  leicht  wie  si,  §t  zu  sprechen  gewesen,  wie  ja  in» 
Sanskrit  bekanntlich  .*?  gern  hinler  sich  die  aspiraten  erzeugt^ 
vgl  skr.  sihä  =  zd.  stii  stehen.  Also  haben  wir  e,s  im  Zead 
mit  der  Spirans  zu  thun*)! 

Wie  s  und  ^  den  Übergang  von  t  in  ^  verhindern,  so  be^ 
wirkt  n,  dass  folgendes   th  in   t   (anstatt  in  ^)  übergeht,  wei* 
der  verschlusslaul  dem  utisat  näher  steht  als  die  spirans  \ub^^ 
nicht  als  die  aspirate!)^);  daher  ist 

ptmtMSf  panthämf        patha  etc. 

skr.  !  (pantkänam) 

pl,  panihänas^  pathas^  pathäm 

pani4ty  paniäm,  pa^a  (paii^^,  aberpa^^/ 

=  zd.  ,  ,        (pmdänem) 

pl.  pantdnd,      pado,  paOäm. 


4 


1)  Wegen  des  Überganges  von  &  zu  /'  vgl.  Sievers,  Lautphys,  70 — 7L 

*)  aißf/äx^&ra  bei  Justi  (*aiwyäkh8tlira%)  ist  druckfehler  für  aißyäxUra^ 
wie  die  texte  und  liandschrilten  geben. 

■)  Wenn  dagegen  im  Griechischen  7t,  r,  n  (vor  liquiden  und  nasalisa 
und)  nach  a  häufig  zu  /,  %*,  ip  werden  (Curtius,  Grundzüge  p.  49t  flg,),  sä 
beweist  das,  dass  wir  es  im  Griechischen  eben  mit  wirklichen  aspir«lea 
zu  thnn  haben. 

*)  Vgh  Paul,  Zur  Ijautverschiebung  p.  190:  »denn  da  die  nasale  dur 
verschluss  des   muiidcanals  gebildet    werden,    so  schliesst   sich   daran   ein 
explo«ivlaut  leichter  an,   als  ein  reibe!aut,  zu  dem  erst,   bevor  er  gebildet 
werden  kann,  der  verschluss  gelockert  werden  muss^c 


Ij'anische  studien. 


343 


I 


iVatörlich  bleibt  auch  urspr.  /  nach  n  bestehn,  vgl  hrzaütyä, 
mac4i^sä,  mütvo  neben  astvaiifpä  otc.  (Jusü,  Handbuch  p.  363), 
und  es  kann  nur  dann  zur  spärans  werden,  wenn  statt  des  na- 
sal3  zugleich  der  nasal vocal  eintritt:  paläif^ä^  £(Wßa.  Dagegen 
steht  der  nasalvocal  ä  nie  vor  verschlusslauten  sondern  nur  vor 
dau«rlaulen  und  zwar  vor  *,  3,  $,  m,  n,  w,  r,  %,  ^,  f  vgl. 
tähM^mnay  äsuSj  iäsjfdj  äso,  änman,  näma^  rärema^  äpm,  tä^^ra, 
^&fanh.  Treten  sonach  x»  ^t  /  ^n  ^^^^  reihe  mit  den  dauer- 
laviten,  so  können  sie  eben  nur  Spiranten,  aber  nicht  aspiraten  sein* 

§  ^4. 

Die  zeichen  g^  ^,  CM"  umsclu^eibe  ich  durch  Yj  <J»  ß  und 

erkläre  die  von  ihnen  bezeichneten  laute  für  spiianten.    Etynio- 

log-isch  ist  y  =  g,  f//»^   J  =  d,  (Ot^  ß  =^  bh.     Man  hat  sie  bisher 

meiii  füi*  die  tönenden  aspiraten  gehalten  und  dem  entsprechend 

durch  jfÄ,   dk,  bh  umschrieben.     So  erhält    man   z,  b.   ein  zd. 

i^r^c^  (lang),  das  sehr  wohl  zu  skr.  dirgha  passt,  aber  freilich 

Mich  ein  zd,  bagha  gott,   das  schlecht  zu  skr,  hfiOffa  stimmt. 

t^eberhaupt  aber  findet  man,  dass  bei  dieser   annähme  sehr 

oft    einer  indischen   reinen  media  im  Zend   eine  as|ijrate   und 

umgekehrt  einer  indischen  aspirirten  media  im  Zend  eine  reine 

^edia  gegenübersteht     Ist   dies  aber  der  faU,  so  verliert  die 

'^'Qs^^hreibung  der  zeichen  durch  gh,  dh,  hh  am  Indischen  ihre 

stßt^^     Indessen   musB  der  glaube,   dass  wir  es  hier  mit  aspi- 

'  ^^t^n  medien  zu  thun  haben,  für  den  ganz  schwinden,  welcher 

^*J^nkt.  dass  an  stelle  dieser  Termeintlicben  aspiraten  sowohl 

^^^    altere  dialect  des  Zend,  der  der  Gäthäs  (von  einigen  onten 

^^   >:iennenden  GUlea  abg^eben),  wie  auch  das  altper^sche  reine 

^^^ae  zeigt,  imd   dass  sich  überhaupt    in   keiner    iranischen 

^*^che  aspiririe  medien  finden.    Die  aspirirte  media  des 

^  ^ogermanischen  gab  im  Iranischen  ihre  aspiration 

^^  fand  fiel  wie  im  Slavischen  und  Litauischen  mfl 

^  T  media  zusammen,  und  erst  aus  dieser  media  enl- 

^^  i  ekelte  sich  später  im  Zend  die  vermeintliche  afpi- 

^^te,  die  selbstverstindlich  keine  aspirate  iondem 

^  5  ne  spirans  ist 

Indog.  jJhraU  wurde  im  Skr.  zu  «^raM,  nn  Iraniitlien  m 
99^  ^  attpers.  fr«i,  galliäd*  fraft,  zd  ^r^;  «kr,  |piA  —  fffbAd 
9mä,  zd.  ftma;  «kr.  AfyJks  =  galbäd  dawega,  sd,  datt^a;  dkr. 


^. 


^attfiL 


garm. 


gifliid. 


344 


H.  Hübsclimann, 


dugedd,    vA,  duyäa;   skr,  mrga  =  zd,  naya,  neup,  mury 
nw/rf.    Es  fra^4  sich  nun:  i»  welchen  fällen  ist  aus  der  iranü 
sehen  media  im  Zend  die  tönende  Spirans  geworden? 

Im  anlaut  sieht  gewöhnlich  die  reine  media,  auch  vor  4. 
ij  und  i\  vgl  garmm,  gram,  (jrhm,  duydar^  dretoya,  dvar,  bam 
brMur,  brua^^  bparsan.  Daraus  folgt,  dass  r,  v,  y  *)  auf  vorani 
gehende  niedia  keinen  einfluss  ausüben*  Wenn  dagegen  fiij 
skr.  ijnd  im  GtUhad.  gma  (=  gnä)  und  im  Zend  yend  (=  ytn^ 
eintritt,  so  ergiebt  sich,  dass  xd.  y  aus  g  durch  einfluss  des  « 
sich  entwickelt  hat.  Es  fällt  auf,  dass  k%  t,  p  vor  folgendem 
♦i,  r,  V,  y  zur  spirans  werden,  g  (d,  h)  dagegen  nur  vor  n,  docb 
muss  man  bedenken,  dass  die  Umwandlung  der  mediae  in  spiran« 
ten  erst  erfolgte,  als  die  bildung  der  tonlosen  Spiranten  längst 
abgeschlossen  war,  dass  also  beide  Vorgänge  in  ganz  vei* 
schiedene  zeiten  fallen  und  miteinander  nicht  zusammen  hängen; 

Im  in  laut  ist  die  iranische  media  nach  vocalen  in  dii 
spirans  übergegangen,  vgl.  hayn^  ma^ya,  iuf'ya,  dadditi,  madni 
nmSo  (pl,),  pdäa,  aißi  (Gäthäd.  aibi,  skr.  ahhi).  Finden  sii 
nun  diese  Spiranten  auch  vor  den  consonanten  r,  v,  y 
Uyra,  mmibudra,  mdvi,  dadvä,  nmidfßa,  imidymti,  baßri,  h 
aßra,  baßryäm,  so  werden  wir  nicht  annehmen,  dass  r,  t?, 
die  media  in  die  spirans  verwandelt  haben,  sondern  nur,  daai 
sie  die  regelmässig  nach  vocalen  eintretende  Verwandlung  dei 
media  in  die  spirans  nicht  verhindert  haben.  Darum  ebed 
finden  wir  neben  maiSya  den  accus,  maidim,  das  adjectiv  tiM»i 
ömmi^  neben  jmidgäiti  das  parliciiJ  paidimna  etc.  Uragekehrtj 
die  würzet  iran,  bud  erscheint  im  Zend  stets  als  bfiS:  haoäaii^ 
baoäayeiiif  baoäanhj  bmSa,  bmiSi,  und  wenn  nun  von  ihr  aud 
bfiiStjöinuiiSf:  gebildet  wird,  so  hat  selbstverständlich  das  y  nichl 
das  d  erzeugt,  sondern  das  p  hat  die  Verwandlung  des  d  in  J 
nicht  verhindert.  Unterbleiben  muss  die  spirantciibildimg  nacB 
allen  consonanten :  nuwga,  ^mujm,  anda^  band,  gandareßa,  xf^m&oj 
grmbf  xro/öidva^  raoidifa.  Wenn  wir  aber  den  nasal  n  (m)  im 
aolaut  die  spirans  erzeugen  sahen,  so  werden  wir  auch,  wö 
wir  im  inlaut  vor  n  und  m  die  spirans  finden,  annehmen-, 
dass  sie  sowohl  durch  den  vorangehenden  vocal  me  auch  durch 
das  folgende  n,  m  hervorgerufen  ist,  wie  z,  b.  in  fnayna, 


*)  fJv   y   schon    deshalb   nicht,    weil    sie    hier    voculisch  siDd: 


Iranische  Studien* 


345 


t,  jaywyäm,  g^rdtnahi,  gTßnäUi.     Der  grund  zur  Spiranten- 
bildung  ist  hier  eben  ein  doppeller. 

Also:  die  iranische  media  bleibt  im  Gälhädialect;  sie  wird 
Zur   Spirans  ini  Zend 

a)  im  aniaut  vor  n  (und  m), 

b)  im    inlaut   nach   allen    vocaleii    {iLUi;li  r\   gleiehviel   ob 
vocale  oder  consonanlen  folgen ; 

sie    bleibt  also  media  irn  Zend 

a)  im  anlau!  vor  andern  lauten  als  n  {und  m)^ 

h)  im  inlant  nach  consonantcn. 

Wenn  die  media  d  das  2.  gl ied  eines  compositum s  beginnt 
odor  eine  verbalfonn,  der  eine  praeijosition  vorangeht,  anlautet, 
so  Avird  sie  im  allgemeinen  durch  den  vorangehenden  vocal 
iilcht  in  die  spii'ans  verwandeil,  vgl.  dafvodata,  vaiaeva,  iiißi' 
duma,  aißidrnxfa  etc.  Ducti  findet  sich  die  spirans  ä  in  ahura- 
i^t4i,  hjadataf  taradfita,  paradäta^  stiSäta,  mazdaäaiüj  vanimdäta, 
fiu^ä,  huddtii,  hi^^azaääf  vaiiktiSä,  admtija  (neben  aättUya)^ 
t^iöäUt,  nidayrinfp,  niämii,  vld&nkj  mdäiefn,  adßaoimif  vidßmgen, 
f^^ifiaozcH,  astdvidoim  (aber  t^idatoori),  vtdäray-,  —  Wenn  an- 
'iiUtendcni  d  in  zweiter  silbe  eine  spirans  folgt,  so  bleibt  die 
'*iodia  d:  vuliöara,  vtdidämnnd,  nidad*it}  (vgl  mddrat/enj  nt- 
^^^^Mf);  daher  auch:  frddadifac^a  (von  fräd}^  mda^tjA  (von 
^*^J>  rda(}färif  fradadaßu,  vidadaßu,  vm-eda^gafj^üy  varedai^a 
yy^n  vared),  kudat). 

Nach  der  reduplicationssilbe  wird  anlautende  media  ge- 
^'^hnlich  im  spirans:  jayäurvänlwmy  didäray  dadaränem^  vtdi- 
^^^t^mnöj  dadämi^  d^iävä,  diädj,  daidi/anio,  biißmre,  baßryQm 
^f^uhavara  hm^  {ndiaßara),  bißivä.  Doch  findet  .sich  auch  dädu- 
*^^,  jigaurva,  ßgrhmtara,  didvadii  (nicht  diöm^^a^  wie  Justi 
'^giebt),  didplfmüj  und  wie  zu  er\varten,  bäbvare  (für  häßvare). 

Es  giebt  ausserdem    einzelne    fälle,    in   denen    die   media 
S^blieben  ist,  statt  der  reget  gemäss  zur  spirans  zu  werden  ^)  z.  b. 
(Jt»  10,  16),  vtdmgäd-a,  mduSi^iisfiu  (aber  Jt*  24, 15:  vWt^ 

,  freilich  mit  der  Variante  viduS')^  sddra  (besonders  im  Gäthäd., 
h.  10,  138  steht  die  Variante  sddra),  x^"^*^^^  {x^udra  gelegentlich 
als  Variante),  udraj  ndrifUf  aogftzdastenm,  kadfuoaspüj  udaroi^räsa 
(VA  18,  144,  Spieg.  Vai-.  udard)^  vad&re  (richtig  so  im  Gäthäd., 


*)  /laot^d»/*  (bei  Justi)  gehört  nicht  hierher,  im  texl  steht  ••^«#rrt*iÄ. 


34C 


H.  Höbschmarin, 


aber  auch  Js,  9)^);  nach  are  steht  gewöhnlich  die  spirm 
fraspareya,  dareya,  sareda,  areda*  gaüdareßa,  aber  aucl|fl 
media:  araäm,  aredra  (im  Gäthäd.,  in  den  Je5t*s  auch  einm 
(farehtis,  ardvi,    varcdva   (Vd,    13,    83   var.   varedra),   nihlm 

Regelmässig  steht  die  nitHlla  statt  der  spirans  m  dcu  su 
fixen  des  dat,  abL  instr.  pl  und  dual,  h'd,  hyo,  bya:  airyahy 
dmlhnhyo,  anyaei^o,  häzuhja,  nrbyo  etc.  In  diesen  saffixc 
mussLe  h  bleiben  nach  consonantischem  stammauslaut :  frrje^ 
anmvadbyo  u.  s*  w.,  aber  nach  vocalischem  aiislaut  war  pi 
ßyo^  ßya  zu  erwarten,  wie  die  sufBxe  auch  —  ausnahmsweise  ■ 
in  aißyo  (-=  ap-hß).  pädaßr  (wofür  sogar  auch  pddav^  Js. 
87  sich  rmdet),  gmmßf^  hhuß*:  lauten.  Die  erhaltung  d 
media  dieser  suffixe  muss  einen  besondern  grund  gehabt  haben  - 
welcher  dies  gewesen  ist,  darüber  will  ich  miten  eine  vermuthiD 
aussprechen. 

Unter  ganz  andern  umständen  als  den  hier  dargelegt 
ist  in  andern  fallen  die  tönende  spirans  entstanden.  Sie  gii 
aämlich  mehrfach  direct  aus  der  tonlosen  spirans  hervor,  n 
zwar  im  Zend  sowohl  wie  im  Gäthadialoct,  Man  vei^leicli 
dißiaidyäi  (Gatlnid.)  von  diß  ==  dip-s,  aßidäna,  aßidatn  v 
fs  ^^  a]7-s,  cf,  aßcU^rd,  afstadn;  doyid  (G.)  aas  (wx^ä^  vc 
fj6  von  t^axs-,  wrz.  yzar  aus  x^r,  rda^ßrl  aus  fi^ri  —  fi 
Infedra  aus  taf^ra  =^  taptra,  nafeSro  gen.  zum  accus,  naptäim 
yaoxSra  (=  yaöMra)^  vaxeära  (^=  vaktra),  vaxdßa  f=  mifcte 
haxeära  (=  kaktra),  apdxdra  neben  apäxt<ira^).  Aus  j 
musstc  pi}r  und  daraus  f^'hr  Averden,  ebenso  aus  Mr:  k9f 
X^h\  aiLs  ktv  :  k^ß  =^  x*^ß  ^^^^d  in  diesen  Verbindungen  fS", 
wm'de  ^  tönend.     Die  form  vamxSa  (Zand-Pablavi-Glo^ 

^)  Zu  diesen  ausnahmen  tfelißrl  «las  suffix  der  1.  pen?,  ^»1.  praes.  ii 
nichif  obwohl  es  Jiisli  gewötnilich  /miiVff  schreibt;  maidp  hi  dx^:  iiaihito 
die  Zendforni  ist  maidf,  vgl.  hüi^yöimaiJp  Js.  9,  69  (Weslerjj.  9»  * 
ijazamaid^  Js,  5  und  6  (nach  Spiegel«  ausgabt^), 

^)  Die  consonanienverbindung  bd  (aus  pd)  bleibt  gleichfaJU  nach 
ralen :  aUda  (=  apada),  frabda  (^  prapada)^  upabda,  ^ibda,  bitda^ 
dama,  anabdätö,  anavanhabdanna  {svap  schlafen),  aber  doch  drfiß 
13.  tl?  -  gd  erscheint  in  tiotjcdn  (=  avakta  vgl,  ifrida  ^  gti-tc 
weinte),  mrngtdyäi  im  Gäthäd.,  ebeusu  in  duffedfi,  das  aber  im  Zcnd  dm 
lauieL  Für  dd  tritt  bekanntlich  id  ein.  db  findet  sich  in  padebii  (G41hi 
=  td.  pa^cbi^ast'a. 

')  Hierbei"  auch  zd,  tt&fiya  aus  ä^fya  =  df9ya  ^=  dp^-ya  =  skr.  djsü 


Iranische  atuHieu.  347 

entstand  aus  vava%^a  =  vaimk-tha,  die  form  jm%dii  (der  füjifte) 
aus  päx^a  =^  jMnk-iha,  Auftallig  ist  aber  der  Übergang  von  t  in 
^  nach  X  iir*d  /',  wie  ür  sich  in  den  formen  ux^a,  hryda,  ^räßa, 
Jen  pailicipien  von  vac,  hrj,  if^räf  findet.  Oder  sollte  in  diesen 
formen  das  sufGx  ^a  stecken,  wie  es  in  fri^a  neben  frita  vor- 
l:oinint?    Dann  wäre  uxäa  entstanden  wie  pfixSa^), 

Auf  diese  weise  ist  die  tönende  spirans  bereits  in  den 
Gälbäd.  eingedrungen,  dem  fülle  wie  äißmkhjm,  arempii^ßä^ 
aofSG^  didrfm,  uxia,  rafeSmhpä  angehören,  wahrend  in  keinem 
falle  die  tönende  spirans  in  diesem  dialect  aus  der  media  her- 
voi-gegangen  ist. 

Wenn  nun  ß  aus  /;  y  aus  Xt  <J  aus  ^  *)  hervorging,  können 
y,  fi,  ß  etwas  anderes  als  Spiranten  sein?  Man  hatte  nur,  wenn 
majn  gh,  dk  schrieb,  consetjuenter  weise  aueli  hk  und  nicht 
—  ausweichend  —  w  schreiben  sollen,  und  formen  wie  vakk- 
dhbJia^)  (für  vaxSßü)  hätten  gewiss  das  wesen  der  betreffenden 
consooanten  aufgeklärt ! 

Erw\ahnt  sei  zum  schiuasnoch  das  wort  a^snia  brennholz, 
das  zunächst  auf  a^snuZf  dann  aber,  da  seine  würzet  iran.  id 
^=  skr,  idli  (vgl  klhma)  ist,  auf  afdtna  =  iran.  aidnm,  nicht 
aber  auf  ein  afdimut,  zurückgehen  muss.  Ebenso  setzt  fjfssi 
^=  skr.  fjttdi  als  ältere   form  tfföi  —  wie  sie  noch  vorliegt  — 


')  Man  beachte  zu  obipem  wohl,  riass,  wenn  auch  ß  aus/entsLehU  «loch 
fi  lüfbl  aus  p  hervorgelien  kann,  dass  also  7..  h.  /^ü^f^ö»  /^»^»,  /5t?ijSra 
*^  iranisch  /«üi/j,  aber  nicht  auf  x^P  Äunlckziifutiren  sind. 

*)  Oller  auch  umgekehrt  ^  aus  d.  wie  in  ^ga^  aus  zt^ad,  da^  aus  da^ 
(dadtiia<f  von  da^vä}^  uru^  aus  uru^  (wachsen],  i?i>  aus  vii  (wissen). 
^^ida^diti  aus  tjaosdadäiii^  r^ßa  aus  r^ßa? 

*)  Nach  früherer  auffassiing  —  oder  df>ch   ;>threibweise  —  stand  dem 

If^^^iAd.  advnnetn  im  Zend  adfibhanefu.   dem    nom.   tvevi  der  acc.    Mham 

J^ouber!  ~  Man  beachte,  das*,  wenn  d  zn  ^  wird»  ein  darauf  folgendi^ 

Itweder  als  —  vocuUsche^  —  n  (=  u)   bleibt   oder  zu  fl  wird   (ygh 

^^a,  vidvä  —  a^ßatmn,  r^ßa^  Mtayadßein),  wahrend  der  Gäthdd.   im 

^/^^it  dt>  bewahrt:    advän€ni=^zd.  adßanem,  advap^a.     In    diesem   dialect 

^^^  V  nur  nach   3  in  ^  verwandelt:  arimpi^ßa,  i>ßä,  d.  h.  t   wird  vor 

^^^^onantiscbem  t?  in  ^   und  consonantisches  v  nach  i*>  in  ß  verwandelt, 

fegen  t  vor  vocaJischem  v  bleibt  inid  die*?es  t  unverändert  lajsst,  daher 

i  =  tucm  du  =  z.  tum,  ^^ßäfn^^»ßn  dich.    Uragelcehrt  muss  auch  v  in  der 

''f^'^indung  tv  bleiben,  wenn  i  durch   einen  vorangehende»  zischlauL  ver- 

^**^^erl  wird  in  ^  überzugchen,  daher  OBtcant,  sprich  asimmt,  auch  wo  es 

^^•^iffühit;  ii^t.  wie  in  Jü.  o4j,  tO:  avi  ^äm  a$tuaitim  gofO^Sm, 


nicht  aber  yfdÄi,  und  gm  =  altp*  g\id  (skr.  guh)  ein  älter&^ 
^f«J,  nicht  aber  gndh  voraus. 

§  25. 
Das  zeichen  £^  umschreibe  ich  durch  d^  sein  etymologische 
werth  ist  d  oder  /.     Für  die   nähere  bestimmung  seines  laut— 
werthes  haben  wir  folgende  criterien.  ^ 

1)  6  steht  regelmässig  für  auslautendes  t  oder  d,  im  aus- 
laut  stehen  aber  im  Zeud  ausser  den  vocalen  und  sonoren  n, 
nij  r  nur  die  Zischlaute  b,  S  und  unser  f)  ^),  aber  nie  verschluÄ^- 
laute  (ausser  i  nach  sj,  niithiti  muss  d  dental,  aber  nicht  ver- 
schlusslaut, d.  h.  also  dentaler  dauerlaut  sein. 

2)  Wir  sahen  oben,  dass  eine  spirans  nicht  nach  s,  s  stehea 
kann,  dass  also  für  s%^^  Sxf^:  stf  ät  eintreten  mass.  Wenn  nun 
/  im  auslau t  stets  zu  (5  wird  —  vgl.  t(i^ad,  3.  p.  imperf,  acl 
von  im  —  und  nur  nach  4  im  auslaut  i  bleibt  —  vgl,  taM--,  so 
ist  damit  gesagt,  dass  t  durch  ^  verhindert  wii'd,  die  spirans 
il  zu  werden.    Oder  anders  formulirt: 

a)  Nach   dem    Zischlaut   tritt   der   verschlusslaut   statt    der 
spirans  ein, 

b)  nach  dem  Zischlaut  s  tritt  der  verschlusslaul  t  statt  (}  ein,  | 

c)  mithin  ist  S  eine  spirans, 

3)  Wir  besprachen  oben  fälle  wie  vuUMra,  in  denen  eine 
media  nach  vocalen  bleibt,  weil  die  rolgende  silbe  mit  einer 
spirans  beginnt,  und  wir  erklärten  aus  dieser  abneigung  gegen 
Spirantenhäufung  die  formen  frädfij  m  frädadfjitf'i^a,  frädadßu,  _ 
mda^  in  vidai^gSj  tmrcduf}  in  mreiiiKjgat^^aj  vareda^hjiarenanh,  ■ 
rdaSfedri  etc.,  in  welchen  die  media  d  blieb,  weil  d  darauf 
folgte,  während  dieselljen  wurzeln  in  allen  andern  formen  statt 
der  media  die  spiians  d  {varedatim,  frääaticaj  frädeüt^  etc) 
eintreten  lassen.    Dann  muss  eben  ^  spirans  sein. 

4)  För  f)  treten  in  einigen  fallen  die  Spiranten  d  und  ^ 
ein;  vgl.  mpid^U,  i^irmd^if},  ci^mäj  aus  cid  =^  ursp.  cid; 
huhdamt  für  kuda4  a^m^  n&i^  neben  nafida,  tiyst6u)  neben 
d%Hiif6a.  Auch  wechseln  in  den  handschriften  6  und  <5:  paS- 
hyasm  =^  pa^hjasca,  hudbU  neben  ava^bgö  (aber  im  Gathdd*  ^ 
padebts,  dregvödebU  etc).  fl 


*)  Man  beachte  aucli, 
-M)  elntriU. 


m  für  <tf  im   ausluut   vur  k  und  6  ('uii. 


5)  liiläutendes  dv  erscheint  im  Gathäd*  als  du,  m  Zend  als 
in  oder  dß,  AnlaiUendes  dv  erscheinL  im  Galhdd,  als  du  oder 
A;  im  Zend  als  du  oder  ^fc. 

(Vgl.  g.  advänem  =  zd.  adßmieni,  daSvä; 

g.  dvae^anh  und  daba^ß  (^=äbae^6),  \vrz.  <ZitfiÄ  ^  dmbiSy 
datbitä  aus  rftnM,  zd,  dvar  und  ^hü^  dbuf^anh  etc.) 

w  erhält  sich  also  als  halbvocal  (u)  nach  verschlusslauten  ('^ti, 
ih)  und  spiraoten  (äu),  geht  aber  als  consoiiantisches  v  nach 
den  Spiranten  ^  und  rf  in  ß  über  fv>pf,  rffrf^,  wälirend  es  im 
Gäthäd,  nach  d,  im  gewöhnlichen  dialect  aber  nur  nach  (5  in  6 
[  ibefgehen  kann.  Nun  geht  bekanntlich  auch  v  nach  s=  skr, 
f  in  pt  nach  ^  =  skr.  //  in  b  über,  so  dass  also 

consonantisches  v  nach  &  und  J  zu  j!f 

nach  s  oder  /,  ^  zu  p  oder  6  wird» 
woraus  folgt,  dass  e)  in  eine  classe  mit  s  und  i?  geliört,  wie  wir 
auch  unter  nr.    1    d  als  in  eine  classe  mit  s  und  s  gehörig 
fandea. 

^  ist  also  1)  ein  dental^  2)  eine  Spirans,  3)  verschieden  von 
i  und  t^,  aber  ihnen  nahestehend  und  mit  ihnen  wechselnd, 
<)  in  eine  classe  mit  s,  §  und  ss  gehörig. 

ti  steht  im  anlaut  vor  k  und  b:  (U*a^#,  ^Ws  (nebst  ablei- 
lungen),  aipi^baoge,  äjUtim  (ädbUtm),  und  immer  im  auslaut 
öacb  vocalen  für  ursp.  t  oder  d:  barad  =^  abharat j  tm)  ==  tad. 
Der  Gäthäd.  kennt  ^  (da  dv  zu  rf^  wird)  nur  vor  k  in  Skae^a 
ind  im  auslaut,  in  der  form  yaoge^  =^  ,^«üi/t?  steht  es  sogar 
Dach  einem  consonanton. 

Neben  dem  zeiclieo  £^  Ihidet  sich  übrigens  in  den  hand- 
^rillen  auch  das,  auf  tafel  IJI  nr.  34  angeführte  und  durch 
?  umschriebene  zeichei»,  das  offenbar  ans  («  abgeleitet  ist.  Es 
ist  der  entsprechende  tonlose  laut  zum  tönenden  d  und  ist  von 
diesem  aus  unsern  texten  verdrängt  worden.  Lepsius  meint 
^il  recht,  dass  ^  im  anlaut  vor  k,  also  in  Ifkae^  gestanden 
habe,  während  ^  seine  Stellung  vor  b  hatte ;  ob  aber  im  auslaut 
?  für  t  (harai^j  und  ^  für  d  (t<i6)  einü'at,  steht  dahin. 

So  erhalten  wir  neben  d  und  xf  und  neben  s  und  s  noch 
*wei  Spiranten  ^  und  ^,  Wie  aber  dieselben  in  der  ausspräche 
*^ch  Von  jenen  unterschieclen,  weiss  ich  nicht  zu  sagen. 

§  26. 

^  ist  bestimmt  tonloser  palatal  =^  c,  da  es  immer  =  skr. 
'  ^tp,  c  ist,  vgl.  ca&ßär6  =  skr.  advo/ras,  ciA  =  skr.  äd,  altp. 


350 


H,  Hühschmann, 


eil?/.    Es  steJit  anlaulend  vor  vocalen,  einmal  vor  t;  fcmM)  m 
einmal  vor  u:  cü  (Vd.  3,  68). 

ü,  isl    media    dazu  =  j,   vgl,  jt/tt  sehne  =  skr,    jfjä,  j- 
lebeii  =  skr.  ßv.    Anlautend  steht  es  vor  vocalen,  y  und  t;. 


.- 


Zischlaute. 

§  27, 

Ans  ijaläographischen   gründen   wird  sich  *w  als  =  Sj 
als  =  Ä  ergeben. 

s  findet  sich  z,  b.  in  stä  =  skr.  stM,  stu  =  skr.  sf«,  ai 
=  skr.  mäf  spasytiU  =  con-spicit,  zasta  =  skr.  hiiMa,  np.  da 
asti  =  skr*  <isti,  a]tp<  <i5^*y,  np.  cist^  basta  gebunden  =  n 
hmki.  Freilich  ist  unser  «  auch  =  skr.  f ;  dasan  =  skr*  äa^a 
satem  =  skr,  ^utam  etc.,  weshalb  auch  für  s  gewöhnHch  (j  g 
schrieben  wird.  Es  wäre  aber  unsinnigi  wollte  man  annehme 
dass  wirklich  t^tä,  du,  fn4  m^ia,  a^i  ba^tu  mit  palatalem 
gesprochen  worden  sei,  um  so  mehr  als  die  modern-iranische 
spraclien  in  allen  entsprechenden  fällen  dentales  s  haben,  au« 
da  wo  es  indischem  f;  =^  ursp.  k^  gegenüberstehl*  In  di 
arischen  Grundsprache  waren  natürlich  beide  s  geschieden;  a 
sich  die  iranisclien  sprachen  als  solche  entwickelten,  ging  da 
denlale  5  in  A  über,  und  erst  als  dieser  Übergang  vollzöge 
war,  wurde  indog.  ^'^  =  skr,  (•  im  Iranischen  zu  dentalem  s^ 
das  nun  mit  dem  noch  vurhandeneii  dentalen  s  (soweit  e 
durch  consonanten  geschützt,  nicht  in  h  übergegangen  wai 
vollkommen  zusammenfieL  Die  arischen  formen  tismi,  ast 
dakhm  wurden  also  im  h'anischen  erst  zu  ahni  asti,  dak^m 
und  dann  zu  nhmi  asti,  dimm.  Wenn  s  in  einigen  itdlen  aü 
t-s  entstand,  wie  in  mcisifa  lisch  =  skr,  fnaisya,  dregvasA  =  dn^ 
vai'Süj  so  beweist  dies  keineswegs,  dass  ^  hier  wie  fs  ausge* 
spruchen  wui^de,  vielmehr  ntir,  dass  die  lautverbindung  t$ 
nicht  beliebt  war  und  vermieden  wurde,  indem  man  t  vor  1 
fallen  hc^  (vglAatamans^^amant^Sf  dmt<is==cwäat-s),  Kur^u: 
da  t^  in  allen  iranischen  sprachen  als  s  erscheinl,  so  werd 
wir  auch  als  seinen  Vertreter  im  Zend  nicht  ^  oder, 
Lepsiüs  will,  i,  sondern  aliein  ^^  ansehen,  s  =  k^  ersehei 
im   anlaut  vor    vocalen,   n,  tj,  r  und  p  ßp  =  ursp,   k^v). 


*)  Wie  ja  auch  im  Armeniscbt-n  iiutJ  Slavinchen  jfc*  zu  b  geworden  i 
skr.  da^aUj  z.  dasany  arm.  ta»n^  sl.  de^th 


Iranische  studiüi. 


351 


inlaui  vor  und  nach  consonanten,  aber  auch  zwischen  vocalen. 
$  =  ursp,  s  erscheint  ini  an  laut  vor  k\  c,  i,  p  nnd  n  (snä 
waschen,  upcmmdi^  mii  schneien,  $prz  =  skr.  ^>rh,  spas  -=  skr, 
^paq)  und  ebenso  im  inlaut  (vgl.  pusn*:  hinter,  sdsnä  =^  ursp, 
t^ttsn«),  während  es  sonst  inlautend  nach  a,  f,  o  vor  vocalen 
oder  y^  v,  m  in  A  übergegangen  ist.  ,9=  ursp.  if  blieb  also  er- 
hallen vor  den  lenues  und  vor  «. 

§  28. 
Der  tönende  laut  zu  5  ist  J  =  ^.  Es  entsteht  aus  5,  wenn 
dieses  vor  tönende  laute  zu  stehen  konnnt :  aogazdastema  = 
aojos  -(-  d-,  fifarenasdd  =  hfurcfms  -j  da,  muMrajahya  ^=  mas 
"l-d-,  mgrptu  neben  n$paia<};  und  wie  s,  t,  d  ^  t  m  5^  wird, 
so  wii'd  Sf  iy  d  -\-  d  zu  zd:  dazdi  gieb  ^  dud  -f  (f*  (pL  daMa 
=  dod  -{-  ^),  JÄI  sei  =5  4-^^.  Auch  entsteht  ^d  direct  aus 
<<;  a£dibt^  von  osft  knochen  =  skr.  ctsttmbhis.  Umgekehrt  wird 
t,  wenn  es  den  stimmton  verliert,  zu  s,  wie  es  vor  m,  n  ge- 
scliieht:  tfoma  aus  yaz-na,  ma^mm  aus  nia^mna^  astii  locativ 
Von  aian  ^). 

Wie  ferner  /»;*  zu  s,  so  wMrd  ^^^  gh^  zu  r;  r^ato  =  skr. 
^</a/rt,  £k<iwA  =  amhas,  und  wie  A*^«  zu  sp  wurde  (spd  hund, 
^'öeto  weiss,  aspa  pferd^  sj[)€«/^  heilig  =  Ji^van,  JcHaita^  ak^va, 
t^vantaj,  so  wurde  entsprechend  (fhh'  zußb:  ^rftar  sich  krümmen 
^  skr-  hvar,  zhmji^mi  ^  skr.  hvaydmi  *}. 

^  =  jV,  gh^  steht  anlautend  vor  vocalen,  b  (gb  =  gh^v),  r, 
y  Und  m  (in  jeem  ^  ir/r*-  erde  und  dessen  abieitungen). 

j?^=ursp.  s  steht  anlautend  vor  g  und  d:  zijai>,  zdt  (ipt. 
Von  a/*),  sonst  inlautend  vor  g^  d,  h, 

§  29. 
**ü  ^=  ^  findet  sich  z.  b.  in  hmka  trocken  =  altp,  mka,  skr. 
f't^tö,  astema  der  achte  =  skr.  astanm,  neup-  hmtum,  angustu 
^==  skr.  aihguMlui,  tjastn  =^  skr.  w^ö,  ya^^i  =  skr*  t^^i  etc.  Ist 
*'so  dem  zeichen  aus  paläographischen  und  etymologischen 
&^nden  der  lautwerth  s  zuzuerkennen,  so  darf  es  iiiclit  durch 
^  Umschrieben  werden,  wie  bisher  geschah. 

§  30. 
Wenn  i  vor  tönende  laute  zu   stehen  kommt,   wird  es  zu 


*)  GleicliWöhl  lautet  von  zam  erde  iler  gmiliv  ^«10  (geschrieben  ^emö), 
ioer  in  Zusammensetzungen  wird  do€h  aus  rm*a  :  sma.  vgL  /r*ioidt*-«wr« 
"^  klarte  erde. 

')  Doch  hält  <!ich  vocalisches  v  atich  nach  z:  hizva,  sprich  higu 


H*  HObsehmann* 


^  =  ij  Vgl.  duidä  ^=-  duä  -]-  da,  aßidMa  aus  aß-dMa  (äb^ 
af^ac%n\  fragdäta,  niibrta,  midaredmryd^  (aber  ni§i4xm\ 
ßanfteüii,  stiaÜHib^  (von  mai&iS),  dadüebU  (part.  pert  rc 
<ii)i),  yaoidä  (=  yao.^  -j-  *W)»  t^vaia^a  sechsmal,  voti  x<^ 
^riia^  dreifach,  ^Ovat)  dreimal  {^ris  dreimal,  ^ri^u  dritte 
mlida  lohn.  Zu  beachten  ist  der  Wechsel  von  dui  und  dm 
compositen : 
dtiz  steht  vor  vocalen,  (i,  j,  d,  b,  s,  n,  y,  v  (vgl.  duiäpaf  du 

yäirya,  duivarstä) 
dm      *       »    ft,   X/    hf^   ^*   ^^^  ^-  ^  f^'?'^   dmkrta,  duäxraS 

dukilhru). 
(Also  dns  -l  ita  =^  dtiHtaf  mithin  ist  du^iti  niciit  =  dm  -^ 
sondern  kommt  von  einer  wurzel  dui  her  =  dus-^i-ti), 

§31. 

Von  *H3   abgeleitet   ist  offenbar  ^p,  das  ich  durch  f  l 
schreibe*     Es  hat    etymologisch   gleichen   werth    mit  i,  da 
^=  skr.  .i  alLp.  s  ist,  vgl.  ofM  dieser  =  skr.  e^a,  altp.  aiSa; 
pfeil  =  skr.   t^«,  gao^  ohr  =  altp.   gausa^  np.  (70^.     £s  sli 
nur  an  anderer  stelle  als  s  und  zwar  findet  es  sich: 

1)  im  an  laut  vor  vocalen,  uikI  zwar  für  x^-  'S*^*  wohn« 
neben  ^kiti  ==  skr.  Jcsiti  ^ttia  hmiger  =  skr,  kmdh  (^  geh 
=  altp.  %«,  ski\  cy%i).  2)  im  inlaut  zwischen  vocalen; 
pfeil,  dashm  rechts  =  skr.  daksina^),  3)  nach  vocalen,  %>  /I 
vor  vocalen,  u,  m,  t\  y:  (tc^ma,  x$a^a,  draßa,  ar§an,  ge 
ar$nd,  a^n6  gen.  von  asan,  x^^^^f  X^^^^*  X^^^^»  ^^>  ^ 
sa<4y(^t. 

Dagegen  steht  s:  1)  vor  i%  c,  t:  hu6ka,  iiritij  olta 
arstätj  aßd^ra,  2)  im  aiislant:  Mars,  drtixs,  aß  (in  coctt 
arsvacmdt,  aber  auch  ar^u^nahhf  ur^uxda).  Beide  i*  sind  p 
wohnlich  dentalen  Ursprungs  =  »,  da  5  nach  i,  u  und  dein 
Steigerungen  sowie  nacii  Xr  f  t^^s  i,  p  entstanden)  und  f 
s  oder  ^  verwandelt  wii-d.  —  Sonst  entsteht  ^  s  auch  aus 
;f^'  =  ursp.  ks,  sk,  2)  aus  k^  =  skr*  5;,  3)  aus  c  =  ir  vctf 
4)  aus  rt 


*)  Eigejithnmücli  ist  vüihifd  =  ülifryt5»  von  t^ts  =  skr.  vi^. 

'}  In  einigen  lallen  ist  ^  zwischen  vocalen  aus  ri  entstandBii 
=  altp.  urta,  skr.  rfa,  öiata»  —  skr.  riävan,  ame^a  —  skr*  amrUt^  1 
=  altp.  marti^a,  skr.  wartta,  frai^oH  =  fravarth  ptMnä  =  ikr. 
ioÄüf  =  battar,  h^ma  =  k^atta  (hftimr  trinke r  =  hfaftwt),  pe$a 
aus  prta,  pesu  brücke  =^  prtu,  ~ 

*)  Siehe  weiter  unten  tMtfä,  t&fy&  ete.  p.  353. 


or  U 


Inmwche  studien.  353 

lij  eini^n  fällen  wird  anlaut.  s,  wenn  es  nach  partikeln, 
auf  i  u  endigen,  zu  stehen  kommt,  vor  vocalen  in  ^h  statt 
üi  i  verwandelt,  vgl.  niskidöi^  neben  ni^ast4i  (^  m  -f  sad), 
kdhap,  hf*shämbr{h  hmhj^afna,  vWmurvaii  (=  ni  -j-  sarv).  Ganz 
eigenlhnniiicb  —  aber  kaum  rjcliüg  —  sind  die  formen :  ni§mi^ 
nisanhare^ri,  nimnha^atä  für  nUImr-  aus  ni  -\-  SoT"* 

Wenn  es  aber  zwei  s-lautc  s  und  s  giebt,  so  muss  man  er- 
warten, dass  es  auch  zwei  tönende  i-laute  gegeben  hat,  die 
jBQii  in  unsern  Handschriften  zusammengefallen  sind.  Wir 
haben  oben  i  als  media  zu  ^  kennen  gelernt,  allein  i  kommt 
&ocb  in  andern  fallen  vor,  in  denen  es  nicht  aus  ä  sondern 
aus  j  entstanden  ist.  i  ei-scheint  für  j  zwischen  vocalen;  aii 
«Uange^  tut  scharf,  tafjia  schärfe,  draihmia  haltend,  drw- 
Mi  sie  lügen,  haia^  er  gab,  sna^ienti  es  schneit,  na^^iiaiti  er 
entfernt,  ferner  in  roöki,  laozya,  duiaka,  duianh,  daoianha  u.  s.  w. 
Wenn  daneben  auch  j  aiifiriU  wie  in  aojanhj  aojana,  atyjyä^  arc- 
;ojtj/>,  drajanh,  idtjfjanhf  dmjüm,  admjijanto,  f/f^y^iti,  vaf:jmih^ 
» ist  offenbar  dieser  Wechsel  von  j  und  j?  kein  andei-er  als 
te  von  d  und  d,  b  und  ß.  g  und  y,  den  wir  oben  nachgewiesen 
kalien.  Dagegen  tritt  i  für  ./  nicht  ein  im  worlanlaiit  (wo  es 
nur  für  r  vor  n  steht,  vgl.  i«u=  mu)  und  nicht  nach  einem 
Ittfial:  :hiüjaiif(^Hf  drmijayüj  bunjainÜ,  rmjaiii  etc.  Wi^nn  wir 
nuu  oben  fanden,  dass  die  media  nach  vocalen  7x\v  Spirans  wird, 
iber  als  media  nach  dem  nasal  n  bleibt,  und  hier  nmi  zu  dem 
«miHat  kommen,  dass^  nach  vocalen  zu  i  wird,  aber  als  j 
Wich  dem  nasal  ä  bleibt,  so  folgt  daraus,  dass  i  sich  zu  j  ver- 
bot wie  Spirans  (6)  zur  media  (d),  d,  h.  dass  i  die  spirans 
m  i  ist. 

Wie  aber  i  aus  J,  so  geht  in  einigen  fällen  5  ans  c  hei'vor 
(öäiüUch  wenn  y  auf  c  folgt),  z.  b.  in  trmjA  aus  tafmjä  (vgl 
sQperL  towci^/a),  nierai^a4  aus  mmncyd^  (vgl,  mriUiahvha)^ 
^  comp,  zum  superl.  ticiMay  ^  =  altp.  Myu,  skr.  cyu, 
ikfQobna^)  =  skr.  cymbia^  ha$'  aus  fmcy-  =  fuixif-,  obliquer 
«asus  von  haxat^  fremid.    Bedenkt  man  nun,  dass  vor  den  ver- 

*)  Fftr  i^  erscheint  melirfacb  nktf.  Dies  ist  auflälUb',  da  ja  k  vor  y  in 
•  ttfiigehea  sollte  und,  wie  aus  obigem  hervorgehl,  ktj  durch  cy  der  regel 
•<h  tu  iif  wird«  Auch  ist  ja  ikif  =  it/  eiiijpemale  aus  ^y  hervnrge- 
^^m\.  Offenbar  ist  also  nicht  sky  ifesprochen  worden,  uiul  die  ligatur  sk 
[3"*^  <««ler  j^^  bezeichnet  nur  eine  ei{jt»nthümbche  modiricatioo  des  h  vor  i^. 


354 


H.  Hdbsciimann, 


schlusslauten  der  nasal  ü,  vor  den  spiranten  aber  der  iiasalvod 
ä  sieht  {vgL  numiar  und  mäOra)   und  berücksichtig  das  vd 
hältniss  von  tancisi<j   zu  t<Uyä,   von    nier<Utfäd  zu   mrnmmä{ 
so  ergiebt  sich,  dass  s  die  spirans  zu  c  ist.    Also   verhält 
$  zu  c  wie  i  zu  j.    Da  aber  j  der  tönende  laut  zu  c  ist, 
muss  auch  i  der  tönende  laut  m   ^  sein,   und    dieses  Ij 
spLrans  zu  j  und  die  sonans  zu  #•,  ist  jenes  zweite  i,   da 
suchen  und  an  dieser  stelle  mit  i^  bezeichnen  wollen* 

^  und  s^  sind  die  palataien  spiranten.  Da  übrigens  i 
bloss  palataien  uräprnnßps  ist  sondern  auch  aus  5  hervoi^ 
ohne  deslialb  ein  anderer  laut  zu  werden^  so  braucht  aiM&J 
nicht  bloss  aus  j  hervor/.ugehn,  sondern  wird  auch 
=  urspr,  s  entslehen  können.  Wenn  also  ^  tönend  oder ' 
j  spiranl  wird,  so  enlslehL  i^  Wir  können  also  P  ni^ 
nur  annehmen  füi^  aiH^  tü^i  etc.  sowie  für  yüi^em  ^  ui'sp.  yAy^ 
(ihr)  sondeiri  auch  für  die  talle,  wo  es  vor  n  erscheint,  ii 
i'nu  knie,  z^naiar  wisser,  dareihivanii  von  dare^  (vgl,  a^fnä,  ^ 
von  asan)y  ihiüia  schneide  neben  x^mtiar  und  in  der  verbindit 
ßi^  aus  ß,  yi^  aus  x^*  dißz^a  betrug,  aoyi%  yPar  f=  j^^ 
minmyfd  etc.  Dagegen  steht  s  =  tönendes  s  richtig  in  cittfd| 
dii^gaiüti,  duidei^na,  duhüätUa,  in  misda,  aßidutu  u.  s.  w,,  ubd 
da  wo  s  (nicht  ^)  tönend  wird.  Mag  sich  übrigens  auch  J 
den  gebrauch  der  beiden  b  die  grenze  nicht  mehr  besümiö 
lassen:  uns  genügt  es  hier  die  walirscheinlichkeit  dargcthan  i 
habco^  dass  i  und  i^  in  der  spräche  des  Ävesta  vorhandl 
waren,  wenn  sie  auch  in  den  handseliriften  nicht  mehr  vg 
banden  sind.  Schon  Lepsius  hat  mit  recht  die  annähme 
zwei  mcdien  zu  «  und  5  gefordert  und  hat,  da  wir 
zeichen  eO  haben,  dem  andern  i  (unscrm  i^)  das  zeichäT 
zugewiesen,  welches  in  den  indischen  handschriflen  als  y  gl 
während  die  persischen  für  ;/  -^  gebrauchen.  Ich  schlica 
mich  hierin  Lepsius  an. 

Also :  *M^  =  jy     Tfp  =  $ 

§33. 
Die  zeichen    35  und  »  haben  der  sclu-ifl  nach    den 
werth    //  und   uu,   und   stehen   inlautend  da,  wo  ia  den 
wandten   spraclien  if  und  v  sich  finden,  wälirend  anlai 
y  unil    p  durch  /»^  (oder  -^)  und   ^  bezeichnet    wir« 


ahm^j 
eicheSf 


tranbche  sünlieii, 


3S5 


hütendes   y  steh!    nur    vor  voi.ulen   ausser  Cj  weil  r  nach   y 

m  %  geworden  ist  (wob!  aber  vor  e,    vgl.  tjvmt  im  Galliäd.); 

anlatitondes  v  steht  eljenfalls  nur  vor  vocalen,    aucli   vor  dem 

rV(M:al    und    dem    ha)l)vocal     y   {==  iy),    aber    nicht    vor   e^ 

vo  für  ve  eingeLrelen  ist.     Selten  iifidet  sich  das  zeichen 

'Br  inlautendes  y  und   v  im    anlaute    so    in  den    worteii,   die 

i:    iyatdf  iyada  und   um'ä  {ürä  Jt.  lü,  14),  twa  liest,    uva 

belsst   > beide«    und    steht    rdtereni    nlm  (im    Gäthäd.)   =   skr. 

Mft  gegenüber,  dessen  b  zwischen  vocalen  im  Zend  7m  ß  w^erden 

inibiL^te,    ans  ußa  aber  wurde  mit    Übergang  des  ß  zu  t\  der 

aurli  iionst  statthndet,  uva.    Wenn  nun  danacli  ^^  untl  »  den 

hatwerth  iy  und   ?*tJ  liaben,   so  müssen  die  sonst  —  und  aus- 

üL'hliessüch  —    im    anlaut    stellenden  ^*ü  und  ^  einen  andern 

külwerlb  haben,  und   zwar,   wie    zu   vermulben   ist,  den   von 

|tinJachem  y  und  «;,  d,  h,  jene  sind  die  zeichen  für  vocaliscbes, 

ütse  für  consonanliscbes  y  und  t?,  jene  sind   die  zeichen   für 

*  dfcf  halbvocale,  diese  für  die  Spiranten  y  und  v.    Wo  es  darauf 

ankommt»    consonantiscbes  y  und  v  in  der  traiiscription    von 

vot-iliselicm  zu  unterscheiden,  können  wir  für  jene  y  und  v  bei- 

HialLcn  und  für  diese  i  und  u  oder  iy  und  uv  schreiben ;  also 

^a  =  skj-,  yathä,  aber  friya  ^  skr.  ^mya^  bitia  =  skr*  dvi- 

altp.  durnftyn,  ma^m  =  skr,  marUa;  ferner  vUpa  =  skr» 

»,  aber  rfrwm  ^^  skr.  dAitir«,  hiwaret  =  hu  -{-  varcz,  haurvti 

—  ?kr,  sarva^   altp>  haruraf  tttem  du  =^  skr.  ^i<crw*,  altp*  Invam, 

etc.     Wir    haben    oben    bemerkt,    dass   p,    wo  es  sich 

«M<ii  (irn  verschlusslauten  f  A%  /.  p,  g,  d,  h)  sowie  nach  6  findet, 

vocallscli  zu  sprechen    ist,   während  wir  es  nacli  den  Spiranten 

^  lUid  d  in  ß,  nach  den  Zischlauten  s,  s,  ^  wie  auch  im  Gathäd. 

öielirfach  nach  d  in  p  oder  /;  (sp^  sh,  6h,  db)  übergehen  sahen. 

Oas  i\  welches  in  ß^  h,  p  übergin^%   ist  ollenliai'  das  consonan- 

•ische  gewesen:  wo  also  sich  jetzt  noch  inlautend  v  findet,  ist 

^  der  halbvocal    (ti^  uvj.     Anders   hegt   die  sache  bei  y,  das 

^  Weder  zum    versehlussJaut   noch   zur  spiraiis  (von  einem  falle: 

m  aus  yüyam  abgesehen)  wurde»   also  y  blieb,  auch  wo  es 

»•oiisonantisch    war.      fiihiuterides  y   ist  also  sowohl   Iialbvocal 

^Is  auch   consonanL     Als  consonant  zeigt  es   sicli  da,   wo  es 

•^tien  verschlusslant  in  die  spirarts   verwandelL,  wie  in  hai^ya 

-skr.  mtya,   altp.  Juislya:  halbvocal  ist  es,   wo  es  auf  den 

^rnngelienden   verschlusslaut    keinen  einfluss   ausübt,  wie  in: 

towi,  Ufvaiim,  bükt,  ^ritia  (vgl.  skr*  dmihja,  tfiiya),  wie  auch 

*««««1»rtft  rilr  T«reL  8pra*hr.  K.  P.  IV.  4.  !^5 


366 


H.  Hnbschmann, 


Überali  tla,  wo  es  dem  nielruiii  nach  silbe  bildet  %vie  imniel 
in  mtma  =  skr,  n^riia,  die  beide  dreisilbig  sind,  ftai^ga  ver^ 
hält  sich  ako  zu  hitia  wie  &ß(im  (accus.)  zu  ttuhn  (noüi.p 
Danacli  ist,  wenn  man  g^enau  sein  will,  die  Schreibung  %>.v,  f$ 
beizubehallen  und  nicht  mit  ^/,  /?  oder  ^'y,  fiy  zu  vertauschen. 
Wo  1/  und  V  zwischen  vocalen  vorkommen,  müssen  sie  mchl* 
nothwcndigerweise  consonantisch  sein,  sondeni  können  sehr 
wohl  die  geltung  als  halbvocale  haben,  also  ay^m  =  alem,  am 
s=  aüa  *),  Aus  diesen  bemerkungen  erhellt,  dass,  wo  im  inlaul 
nach  der  bisherigen  Iranscript ion,  der  auch  ich  in  dieser  abband' 
lung  gefolgt  bin,  //  oder  f»  steht,  ff  den  lautwerth  ?/  (consonanl 
oder  i  (halbvocal)  oder  iy,  v  dagegen  immer  nur  den  lautwertl 
u  (halbvocal)  oder  ur  hat, 

^7  findet  sich  im  aniaut  nie  vor  r  (Justi's  i>rac  ist  in 
zu  ändern),  obwohl  die  laiitverbindung  vr  im  Indogermanischil 
nach  ausweis  des  Sanskrit  nicht  selten  war.  Dagegen  findri 
sicli  im  aniaut  sehr  oft  urv  und  es  unterliegt  keinem  zweifeli 
dass  dieses  iirv,  soweit  es  nicht  :=  indogermanischem  urih  i 
für  ursp.  vr  eingetreten  ist.  Also  ist  urvaUi  =  ursp.  vrati, 
=  iran.  vraiza.  fm?%s  =  vris  (framris  =^  fra-vris-J, 
=  vraUa,  urväx^  =  vräx^,  anrns  =  vräs,  urväia  = 
Darum  ist  auch  für  Justi's  traß  :  «rvew  amuselzen,  wenn  ai 
urms  erst  aus  rmx  hervorgegangen  ist,  es  findet  sich  in  r 
0a9ä  =  va-vrä^-a-Oa.  Ofl'enbar  war  das  vor  r  anlautende  f 
vocalisch,  vralfa  z.  b.  wurde  also  UraSa  gesprochen,  iUtsxi 
ü  vertauschte  dann  seinen  platz  mit  r:  rUa^a,  worauf  dann  ^ 
der  regel  gemäss  vor  r  das  epentlietische  u  ei^zeugte^  so  dasff 
unsere  form  urvai^a,  sprich  rüa^a,  entstand,  deren  anlaulende« 
u  —  als  epenthetisches  —  keine  silbe  bildet. 

p  ist    in    einigen  fällen    aus   6  durch    ß   hervorgegang^ 
imAva^aci^  =  gäthäcl.    nuiibyn-cä,  skr.   mahyam  aus  fnuhhffüif^l 

')  Vgl  Sievcrs,  baulphys.  p.  89:  »Sletit  ein  dem  ende  der  vocalliüi« 
nahe  liegender  vocal  zwischen  zwei  andern  vocalen,  z.  b.  aifl,  au(h  ^ 
hrmgl  es  ganz  vom  accenl  und  von  der  vr*rtlieilung  der  exspiralion  «^i 
ob  diese  lautfolge  als  «t-d,  du-d  oder  als  d-ldj  fi^tn  oder  endlich  ab  »** 
^4d^  du-üd  empfunden  wird  .  .  *  .  .  streng  genommen  wird  sich  in  je<l^ 
falle  die  existent  eines  haihvocales  nachweisen  lassen;  freilich  tovd^^ 
derselbe  als  solcher  eben  rujr   uüter  gewissen   acceiilhpdingungen  iNtlicl' 

zum  bewusstsein Mit  den  *=pi  ran  tischen  y  und  w,  die  sich  «l"*^" 

i^lürkere  engenhihlunjjeii  häuüg  aus  den  lialhvocaleo  T»  ü  enlwickell  hft^''» 
dürfen  diese  ja  nicht  verwediaelt  werdeji«. 


p 


aus  abmUem  =  a^mUrm  (niclü  krank),  jtfMmrm^  jf 
ti  von  grß  (grfin^iti).  g^alhaJ.  <|m6»  skr,  <tmhh;   f¥\ 
fraljoßiuna,  uva  =  ^Ithatl.  ul>a,  skr.  f*/iAfi.  tfOfM^ift  mlWI 

i^;^ab^v.    Keine  dieser  formen  gehört  doni  (liUhiVd.  an,  \\<^t  ja 

eben  6  nicht  in  ß  ubei-gehen  Hess. 

§34. 

0  ist  r    aus  paluograpliischen    und  spnirliliclu^n  K^'i^ii^l^'i"« 

vgl.   raoeatih  steni  =  altp.  ramaJt,  iip,  nk  Lag.    In  oinigtui  tVilli-n 

stehl   dem   zd,  r   im  spatorn   Indisch   l   g'cgcnübcr:    smr^ijrUi 

=  skr*  gli^i/aii,  zd.  wr^^c  =^  skr.   wi/m/'  (mmeh   hnkrptit        skr. 

sn^lpiaf  sprza   niilz  =  skr.  jdthun,  aber   neupLn's.   mjmrx,     Kin 

reichen  für  ^  findet  sich  in  unser»   texten  nicht,  wtT»halh  man 

anninimtH,  dass  das  Zcnd  das  /   überhaupt   niclil    hullr'.     Dijw! 

annähme  ist  sehr  wahrscheinlich,   da   1)  das  yrthsclii^  Sannkrit 

iks  l  wenig  kennt  und  mehrfach  neben   ilim  noch  da»  idhTfi 

^   Zeigt    (räi   und    lih)    und    da    2)    das    AltperHiHcho    k*nn    l 

l'atle,  das  erst   im   Mitfelpersischcn   auflrilt,    und  /.war   um   ho 

häufiger  vorkommt,  je  jünger  die  spräche  wird.    Audi  ^fimmen 

^^  iranischen  dialecte  so  wenig  im  gebrauch  de«  /  /Jimirnirien, 

<l^ss  man  kaum  das  recht  hat  der  iraniBchen  gmndspffteliD  mti 

^  Zuzuweisen.     So  i>l   e^  wahrscheinlich,  dai  fttieh  A$m  Atl<f> 

'hümhche  Zend  kein  l  hatte  oder  doch  lo  feilen  gebrauchtü, 

•l^ss  die  Schreiber  unserer  texte  es  leicht  üWti^i-hfit*        '    'itch 

*■  ersetzen  konnten.    Da.s  aber  darf  man  ukhf  anri'  .    lafts 

*^  persischen    redadoren  des  Areola   d«9  l  daram  irlimmfrt 

^Uen.  weO  der  laal  ihrer  ögmn  qiratht  fremd  g^mesfen  wänr« 

«leiin  zur  SasaiiidefWJI  gab  m  m  FcrsWim)   jiehcifi  ein  /. 

War  /  in  der  spräche  Torbaodn,  §0  M  mim  atcMim  «Mte 

^m  dtudi  schoid  ier  ipöiem  pjiJiMtheii  mUmnllm  mm  mmm 

Texten  gesehwundeDL  Ife  tod  Lq»fii!9  pwMisfrten  ZmAalpInbeee 

keimen  das  I-zeieben 

?cfi  f  7»  hr  fm  -m 
^,  m  20  «ir>  f«r  i  vhI  9:  Utfptm  Mxsm.  mm  mm.  hrfi 
^  eorptt»^  0«iris  lioff «  wta,  ^fyskrp&^ßaiA  ton  iMr  ^  ^^ 
s^  Moirla  tod  ^  mm-im,  iairhim  geter,  MAfTfuü«»  «idef hsie^X 
Sonst  wird  zwwekesi  r 


1 


sLrmmlon  bezeichnende  e  eingeschoben,  vgl  stareia   für  sinr-la, 
so  ilass  wir  für  nuihrka:  niarvka,  für  vehrka  slIkh'  vcrefca  =^  trbi 
erwarlen  sollten.    Wurnni  In  diesen  lulleji  Ar  eiulrill,  i.st  mir  un- 
klar.   JJass  mit  cre  der  r-vocal  l)ezeiehnet  wird,  ist  schon  lK?merkl 
worden.    loi  allgemeinen  kommt  der  r-vocal  im  Zeiid  ebenso  wie 
im  Sanskrit  vor,  vgl  z.  krtti  =  .skr*  krta,  z,  rzra  ^=  skr,  rjra  etc*. 
Doch    findet  sich  in  einigen   fallen    im  Zend   arc    da,    wo  Uxi 
Sanskrit  der  r-vocal  steht  oder  stehen  wnrde,  so  z.  b*  impart^- 
pas5.  von   wnrzeln   auf  ur:  mreiu,  ataretu  (var.   sfrta)^  osarcfc^« 
ferner   in  uiredaya  herz  ^  ski\  hrdui/a,  mrcd^)   herz  (Js*  3Ä  i 
12,  van  £rd)  =  skr.  knl  ond  immer  vor  ^t,  ^n,  vgl  duimrste^m^, 
aimähurstij    karsfa   (ttir  und  neben  krsta  =  Jcrtia),   farsta  jvg^B^^ 
trmdi)^  frad^ßarMu,  ahmar^a^   arsÜ  =  skr.   rsti,   karsii  ^=  sk:K:*JH 
kHti^  üirsnu  -=  skr,  trsnä,  varimi  ^=  skr.  vrmi  u.  s.   w,     Hit^r   ' 
zeigt  sich  das  Zend  auf  einem  wege,  an  dessen  ende  das  AI  t- 
persische  bereits  angelangt  ist,  welches  den  r-vocal  ganz  durc^li 
ar  ersetzt  hat.    (Nach  bisher igei*  annähme»  vgl  jedoch  p.  *Si7  •) 

Die  Nasale. 

§35. 

j  =  n  steht  anlautend  vor  vocalen,  m,  y,  inlautend  zwisch^^n 
vocalen  und  vor  y  und  v  sowie  hinter  den  Spiranten  undziseli- 
lauten,  auslautend  nach  vocalen.  Es  ist  inuner  ^  ursp.  n,  v%^^ 
am/a  =  skr.  anifa* 

Dies  n  ist  wahrscheinlich  vielfach  von^gj  verdrängt  wc 
den^),  das,   ursprünglich  ä,  die  länge  zum  nasalvocal  a,  je- 


4 


*)  Nach  Rütli.      Zu   zarid   geliöri   zarasdfiiti,  sarasdäy   für   die  il^^'^^ 
irielnim  nach  zarzdftiti^  zarzda  zu  lesen  ist,  wie  Roth  beriierkt  liat.   ße^^^^B 
Rcith's  ahleitung  spricht  allerdings  Jt.  y;!^6:  sarasca  däS,  lies  zar»ca  däd,    0^^^^ 
ila.s  ikich  zarfca  dfif  lu  erwarten  wäre.    Aher  sarsca-dd  könnte  direct  ä^*^** 
Marsdd  hervorgegangen  sein,  als  der  Ursprung  des  cornpositumji  znrzdit    ^*-^^ 
das  Sprachgefühl  hereits  verdunkelt  war.    Vieileiclit  isl  uhrijyens  sami-  r»"^* 
die  spätere,  durch  svarabtiakti  aus  sarej^-  entstandene  Zendform,  die  fcit-^ 
der  altern  form   zarez-  in  die  texte    eintrat,  wie  ärmaUi  für  das  Ml*-^* 
aramaii.    Atidere  fälle  der  svarahliakti  sind  barai  für  bräz,  daraxta 
draxt(tr  vgl.  ferner  Geldner,  Metrik  dejf  Jüngern  Avesla  p.  30. 

*)  Vgl.  Spiegel,  Avesta  (au-^gobe)  I.  h.,  p.  15:  Hierher  ist  der  weiL^^* 
gehrauch  des  l  m  den  filtern  handschriflen  mit   Übersetzung  zu  rech»* 
d€*r  sich  zwar  auf  keine   bestimmte  regel  mehr  Kuriickfilliren  lässt, 
doch  beweist,  dass  iiicht  lange  vnr  der   abfassuj}g   uiisrer  ältesten  haX»*^' 
sehrilten  f  statt  uj  viel  häufiger  gesetzt  wurde  als  jetzt. 


Iranische  st n dien. 


359 


vor  den  verschliisslaulen  k,  t\  t,  g,  j,  d^)  sieht  {vor-  ;?,  h 
naturlieh  m),  während  der  nasalvocal  ä  seine  stelle  vor 

Spiranten  hat.  Ich  nmselireibe  das  zeichen  wie  bisher 
itrch  Ä  :  itaflcan  fünf,  aüda  blind  {füi^  htm  erscheint  hau 
mt,c^tjff,j,d),  n  ist  offenbar  je  nach  der  art  des  folgenden 
liules  gutturaler,  palataler  oder  dentaler  nasal. 

f  ^  fti  ^=  ursp,  m,  vgl  tnidra  ^=  skr.  mitm,  jw/>rrj>2  == 
Al  puirawk  5  vor  m  wird  zai  s:  barcsmau  (ebenso  zn  zu  s^i^ 
■Lianna),  $  vor  ni  bleibt:  af^ma,  als  ob  m  ein  tonloser  con- 
Wiant  wäre,  vgl  auch  yaoymmd^  von  yuj. 

und  '^  umschreibe  ich,  wie  bisher,  durch  ü  und  ii.    n 

it  im  Zend  nur  nach  a  oder  ä  vor  h  vor,  und  zwar  ist 

^  ursp.  as,  äfih  =  ursi»,  ^?.s%  vgl  vanhtis  ^^  t;a^s,  nianaitho 

imnas-as,  nAtthun  ^^  allp,  w/i/we  nase»  haYdnh6=  altp.  bagdha, 

\  hitagiisas.    Wenn  aber  a  zu  o  getrübt  wird,  oder  wenn  auf 

m  i  folgt,  so  tritl  dieser  nasal  niclit  ein,  vgl  vohn,  (ihax^ohvd 

limpt    med.   von   ä-hayfß  im    Gäthad,),    manahi,    jwrrtÄjfncö^ff^ti, 

Ui^/'a,  af-vomähtm  (von  mähha  monat)^). 

ie  aus  oä,  so  entsteht  auch  aus  aniSf  ans  im  Zend  anJi^ 
iäthad.  aber  eithj  engh,  vgl  zd,  m?)A  ^^  g»  ,^<?/f?t,  6vV?//A,  skr. 
faw5,  /;^7iAi  =  nmn-ii-i  (aoi'.  med.  von  wia«),  conjunet.  nirnghiu, 
ri.  jaiiÄ  =  g.  /e%ft>  ursp.  gam-s.  Auch  im  aec.  pl  der  a- 
»lüiume  tritt  im  Gäthäd.  für  ursp.  mm  :  eng  (mit  abfall  des  A 
««im  auslaut)  ein.  Das  5  von  ums  erhält  sich,  wenn  das 
folgende  wort  mit  t  anlautet,  vgl  i/mgstü  ^^  yams-tu  (Js.  45, 14), 


')  Vor  b  steht  diesem  n  nm  in  ffillen  wie  Jtbijyanbyö^  wo  t  oder  d 
Oitfc  fi  ausfiel. 

*)  Ein    Wechsel  von  anh  yiid  ah  lind  et  bei  einigen  «-stammen  statt, 

iwar   liitl  ah  ein.   wenn  tt   auslautet  oder  wenn  mi,  n  auf  w  folgen. 


(aus  dahyu)  in  dahtju  (dual),  dahyüm,  dah^miüm,  dahyunta  und 
nur  im  Gäthftd.    (der   nur  dat?  thcma   dah^u  kennt)  dahijhd  filr 
zd.  danheui, 
ber  ^in/^u  in  ffa^V/tu^',  danhcu^y  datdiaom  etc.,  vgl  audi  üMuredankid^ 

Hcc.  afUarfdah^mn, 
«nsoT  Olli«  in  0^1^771 

aller  a»iÄa  in  öMms',  oifMu^ 
ni)  tfo/ii«  in  ro/ium,  vohunäm,  vohu 
aber  itafiAw  in  vanhus,  vnidu'm^ 
Uich  auch :  t'aii/»u^i<r,  über  voäMii^  vohutiazga,  vohunavaM, 


360 


H.  HflbsdimanDt 


acc,  pK  vorn  pronoraen  ya.    Oflenbar  ist  tig  nichts  anderes 
ft,  d,  h.  gutturaler  nasal,  und  nicht  =  n  -\- g,  denn  im  ausl 
stehen   ja    ausser   yJsch!<ai]ten    nur   nasale,      Audi  ist  %  4 
etymoL  nur  n  -\-  s,     Oder  bezeichnet  eng  den  nasal vocal  Ü 

Boss  vor  n  und  ng  im  Gutkid.  ^  für  a  ei'scheint,  ist  g 
in  Ordnung,  da  ja  im  GaUiad.  a  rcgelinrisslg  vor  nas« 
(und  v)  in  e  nbei-geht. 

Für  (WiS,  ans  sollten  wir,  wenn  a  nicht  zu  e  oder  r>  vf 
eigentlich  äh  erwarten,  da  ja  «m,  an  vor  spiranten  zum  na 
vocal  werden  iiuiss.  Warom  also  steht  zd.  nank  janh  (=  f/i 
ganhs)  neben  zähtfamnaj  \rdvL  fut^  von  zun,  also  aus  jan^ 

Vor  r  wird  atth  =^  ursp.  ns  zu  an:  anra  (^  ursp.  os 
Äarawm  =  skr,  suhasra,  caianro  =  skr,  catasrus  ^).  fl 

Aus  H  gellt  «  durch  einflnss  von  rolgendern  g  hervor,^ 
wie  (*Ä  zu  anh,  so  wird  asg  zu  awÄ.  Wetni  ursp.  asva  im  i 
durch  awÄm  meist  zu  fiiiwÄa*)  wird,  so  wird  auch  asifa  dl 
anhga  zunächst  zn  m'ii-hu  und  von  da  zu  af\ka  geworden  i 
so  dass  also  n  =^  ni  oder  ng  ist*  Man  beachte  \vohl,  da 
nicht  eine  modilkatioo  des  n  sondern  des  h  ist,  denn  t»y  K 
als  solches  bestehen,  vgl  anga.  Dies  ti  fmdet  sich  z.  1 
vanlio  besser  ^=  alt[i.  pahga(h),  danhn  ==  altp.  dahgu,  %f^ 
skr.  ya«ya^), 

§  37. 

€>•  A  ist  ===  persisch  A,  skr.  5,  vgl  Ä^^j/a  =  np, 
sapta,  aJtmäkmi  ^=  skr.  ctsiMkam^  rnanaJii  ^=  skr.  tnanasi 
eotsteht  regelmässig  aus  ursp,  s,  wenn  dieses  nicht  durch 
nachlbigenden  consouanten  A,  c,  ^,  /?,  ji  geschützt  oder  d 
vorangehendes   i,  u   und  deren  Steigerungen  sowie  durch 


1   z.   l 

1 


')  Für  std,  (ianf«  ^leht  Jg.  45,  17:  daügra  (Var,  Janra),  und  i 
anra  steht  im  Gättiad.  €ingra.  Allerding:»  scheint  es,  als  ob  Js,  4 
oflra  und  aiigra  einander  gegenüber  gestellt  werden  sollen»  doch  | 
die  liandst'hrit'teii  für  beide  wort*^  beide  lesarten.  Js,  44,  3  steht 
anra,  Js.  4ä,  15  und  47,  10  (SpJ  nur  ailgra,  —  Jt.  13,  116  steht 
pagai^ihro  (mit  der  Variante  paifanharü)? 

■)  lieber  den  nielrisehen  werth  dieses  anuha  vgl.  Geldner, 
Jüngern  Avesta  p.  50. 

*}  Im  Gäthi^.  tiiidet  sich  n  wohl  nicht,  da  dieser  ffh^  für  $ 
ahyd  (ahgn)  für  aiiAe,  roAyö  (vahtfö)  für  oaMo,  e2a^^u  fClr  ämhu  u. 
bietet. 


ht^ 


Iranische  studieu. 


361 


^tm  k  p)  oder  r  in  s  verwandelt  war.    Im  an  laut  ist  h  abge- 

lllen  vor  m  (nmhi  =  snmsi),   im  inlaut  steht  es  nach  a,  p,  o 

Vor  vocalen,   lialhvocalen    und  y,  t.\  niy   während   6'  vor  n  sich 

erbalt.    Vor  r  steh!  h  ohne  etynioIogLscljen  ^ve^th :  vchrhi  =  trfci, 

mkha  =  inar-^   u.  s.  w.,  dagegen  fällt  h  =  s  nach  n  vor  r 

ab:  hasanra  für  ha^anhra  =  skr.  sahasra  etc.    Im  anlaut  stellt 

^  vor  vocalen,  y  und  r.     Da  aber  der  regel  nach  hv  in  Ä/ 

übergeht»  so  ist  anzunehmen,  dass,  ^vo  sich  noch  kv  geschrieben 

findet,  dafür  hu,  hnv  zu  lesen  ist,  also  htia  eigen,  selbst,  hmre 

mwiQ,     Dagegen   findet  sich  k  -]-  consonantisches  v   mit  dem 

zeichen   tft;  gesclirieben,  das  ich   hier  durch  hf  wiedergegeben 

kbe.     Ich    halte   dafür,    dass   das   zeichen    uns   dem  Pehlevi 

lierübergenommen   ist,    wo  es  die  form  r  und   den  lautwerth 

*»,  hv  oder  %ii,  x«^  liat.     Für  hf  steht    im  Altpersischeii  um 

(«{dch  hua  oder  hva),   im   Neupersischen  *ä.  =  xß.    Es  findet 

ädi  z,  b,  in    hfanhar  Schwester  ==  skr.    svcisar,  hfafna  schlaf 

=^skr.  h'vapna.    In  einigen  fallen  aber  möchte  ich  für /(/:  blosses 

J  (im  unterschied  von  h)  sciireiben,  da  nämlich,  wo  es  —  wie 

mehrfach   im  Gäthadialect   —   füi*  h  vor   tj  steht,    wie  es  der 

&I1  ist  iJi  tlahi^hn  neben  danhm,  altp.  dahyn;  hyM  neben  hydA^ 

Optativ  zu  oA;   5aAj/«<^   Optativ    von   6'«tiA>   ebenso    in  hj:ahyä 

^  mis^ds,  (üiyäi  ^^  astjdi,  nihya  genitivendung  der  a-stämme, 

^  b,   aredrahyä,   ncmahyämakl    von   nemmih  *)    u.    s.    w.      Es 

eint,  dass  im  Gäthadialect  der  labial  bei  der  ausspräche  von 

y  verklang,   wie  er  im  Neupersischen  J)ei  der  ausspraclie  von 

U  verklungen  ist,   worauf  dann  der  hauchlaut  für  h  eintreten 

konnte.    Waiiim  aber  diese  Verwechslung  gerade  vor  1/  eintrat, 

weiss   icli   nicht  7ai  erklaien.     Im    inlaut  erscheint  hj:  nach  a 

^tten,  z,  b.  in  harahfaii  ^  m-sp.  mnisvati,  gewöhnlich  walirt 

^ielmetu'  V  seine  vocalische  geltung,  und  aus  asra  wird  nicht 

Afii  sondern  anhva,  das  dann  meist  zu  amdia  oder  mit  ausfall 

WS  V  zu  atiha  wird,  vgl.  fmnitharma  ^==^  ursp.  sa-Sfmrna,  änu- 

wma  =  ärSvar-naj   avanuhukkmna  aus    ami-svap-j  sanukaiti 

«is  ^asvati,    savanhaüi   aus    ^avasvati^    vtsanha  aus   vi^-a-sva 

(itöixjrat.  med,)  u.  s.  w.    sv  sollte  nach  i,  m,  etc.  zu  äi?  werden, 

wofui* jedoch  slij  eintritt,  vgl  aißi^hfarG^a^  apaUwhfarei^a  u.  s.  w, 

^?t  oben  nüh  für  iti^  aus  ni  -\-  s. 


H  Woh«?r  kummt  /*  in  parchfMp'i 


§  38. 
Excurs:  i-y,  u-v, 

Voraiislehende   abhaiidlung  war  bereits  in   der   weise  wie 
sie  hier  vorliegt  abgelasst,  als  einige  niitlheiiiingeii  von  E.  Sieveps 
raeine  aufinerksamkeit  von  neuem  auf  das  verhältniss  von  con- 
sonantischem  ^  und  d  zu  vocalischem  lenkten.    Sievers  glaubt 
nämlich    erkannt    zu   haben,    unter   welchen    bedingungen   im 
Veda    tj  und   v  consonantisch    (nicht   silbeliildend)    und   unter 
welchen  sie   vocaHscb   (silbebildend)    sein    müssen.      Aus   dem 
material^  welches  Sievers  gesammelt  mid  mir  zur  einsieht  über- 
lassen hat,  ergiebt  sich  allerdings  die  regel,  dass  p  und  r,  WTnn 
sie  auf  eine  lange  silbe  folgen,  vocalisch,  wenn    sie   auf  eine 
kurze  folgen,  consonantisch  sind,  vorausgesetzt  dafes  wir  untei^ 
einer  langen  sübe  eine  solche  verstelm,   die  einen  langen  vocaK 
oder    diphthoiig    eiilhült    oder   auf    doppeleonsonanz    schliesst^^ 
unter  einer  kurzen  eine  solche,  die  einen  kurzen   vocal  enthält: 
und   auf  diesen    selbst    oder  auf  einen  einfachen   consonantei 
ausgeht.     So  stehen  sich  z.  b.   gegenüber: 

coiisonant.  y  und  v  nach 
kurzer  silbe 
gama(Utij f ?/ ,  yaj adhjä i, 
dreijiij  rirkijäm,  viüijatt^, 

dufjasyd,  saipa,  ajKitifu, 
rnanjakii ,  pÜrhhyas, 
gatvl  etc. 


und  vocaL  y  und  v  (durch  %  t^^ 

bezeichnet)  nach  lang  er  silbe  in    — 

apHa,  äpia,  yonüt, 

paritakniia,  pasüa, 

a^viyd,  ä^vkiy 

martia,  prajahhias  (neben 

jyrajdhhi/Hs)^ 
kariua  (neben  kariva)^  jantua, 
nantuay  yädua  etc. 

Die  zahl  der  beispiele,  die  die    regel  bestätigen,   ist  sehr 
gross;   minder   gross,  aber  immerhin  beträcldlich,  ist  die  zahff- 
der  ausnahmen,  die  vielleicht  zu  nicht  geringem  Iheil  ijoetischer*^ 
licenz   ihre  entstehuiig    verdankt,   aber  doch    erst   durch    einer*^ 
erklärung  beseitigt  ^vcrden  muss,  elie  die  rege]  sicher  hingestellt--^^ 
wei'den   kann.      Aehidich   wie   im  Veda  doch  weniger   günstige 
liegt  die  sache  im  Avesta,  wo  der  urspröngliche  silbenbau  der 
spräche  durch  die  willkfir  der  wenig  geschickten  dichter  oflenbar 
vielfach  gestört  worden  ist;  die  zahl  der  belege  ist  gross,  aber 
bedenklich  gross  ist  auch  die  zahl  der  ausnahmen.   Als  beispiele, 
die  die  regel  bestätigen,  führe  ich  hier  an: 


Iranische  studien. 


36S 


b) 


a)   Fälle,  in  denen  y  und  v  nicht  silbe  bilden: 

€tur~va'&a,  dus-nmin-i/Uf  vm-^vain-tfi,  mt-t/a,  malr-yu,  jan-^yä^ 
Jani-tjtM,  anr-vaii-tem,  dad-vä;  vakt/d  bessei',  a^-fjö  schlech- 
ler,  vgl  skr.  vas-t/fiSj  sak-pas,  sawifas  etc. 
Fälle,  in  denen  y  und  v  silbe  bilden  iind  darum  als  vocale 
gelten: 

hä-zU'(f  cL  skr.  hä'hU'fhj  zao*Jra-hi-6j  hi--tnf^'hi''0,  hü-nü-a^ 
$(to-SMiü-tdj  kao'si-miho,  yah-mi-a,  raU-pl-a,  väs-in-Oj  die 
comparative;  rm-ji-o,  yms-di-o,  ao-ji-i^-hlSf  ä-sirahh-a^  vgL 
skr.  ojtpas^  svdtUtjaSj  nedii/as^)  eto. 

Ausnahmen  führe  Ich  nicht  an,   da  mit  anführung  einiger 

TÜciits  gethan  ist,  und  ich  nicht  in  der  läge  bin,  alle  ausnahmen 

hier  m  besprechen.    Ich  muss  daher  auf  die  weitere  begründung 

der  regel  jetzt   verzichten  und  njich  begnügen,   die  Trage  nach 

Üirer  gültigkeit    für  das  Zeud    hiermit   aufgeworfen  zu   haben. 

Einen  punkt  aber  möchte  ich  hier  noch  erödern.     Die  besUm- 

mung,  ob  ij   und  v  silbebildend   sind  oder  nicht,  hat  im  Zend 

noch  einen  besondern  werlh,  der  ihr  im  Sanskrit  nicht  zukommt. 

Sind  nämlich  y   und   v  siltiebildend»    und    also    vocalisch,    so 

haben  sie  keinen  einfluss   auf  den  vorangehenden  conson;nden, 

^^'ährend»  wie  oben  dai-getkan  wurde,  consonantisches  v  und  ^, 

so    gut  wie   andere    consonanten,   vorangehendes   t,  p  in  ^,  f 

verwandeln.     Wenn  wir  also  finden,  dass  däiit/a  dreisilbig  ge- 

'braucht  wird  =  däitm,  so  weissen    wir  nun   aucli   den   grund, 

W^arura    in    diesem    falle  däiitfa  und   nicht  ddii^ya  geschrieben 

^*-     Umgekehrt    können   wir   in   einigen   lallen   aus  den   laut- 

^^**hältniS5en  erschliessen,  ob  y  imd  v  metrische  geltung  haben 

*^er  nicht.    Denn   überall   wo  t  und  p  vor  y  und  v  in  ^  und 

/    lihergehen,  müssen  f/  und  v  die  geltung  von  consonanten  ge- 

^^h\   haben.      So  controliren    sich   zunj  Uk-iI  metrik  und  !aut- 

^^»"hrdlnisse  gegenseitig  und  wir  körmen  mit  beiden  hülfsinilteln 

^^^  einige  falle  wenigstens  die  ursprüngliciie  geltung  von  y  und 

^  im  Altiranischeii  bestimmen^   und  durch   vergleichung  dieser 

'^He  mit    den    entsprechenden    indischen    entscheiden,    ob    die 

*itilerscheidung  von  vocalischeni  und  consonantischem  i^  und  v 


*)  Dietik  sufÜx  hjns,  diis  «rj^firönglicti  nur  an  lan^'e  silJ>eii  antrat,  ist 
'^^^l  später  auch  an  kurze  angetiän^t  worden:  navi/as,  aahijas  »ind  die  ur- 
'»Ptilnglitben  und  ullen  tnldungen,  navii/aSy  sahiijm  die  jüngeren,  durch 
fibertrag u n g  e n tstan dt?neii . 


364  H.  Hflbscbmaiiii, 

beiden  sprachen  gemeinsam  ist  und  demgemäss  in  die  arische 
Spracheinheit  zurückreicht  oder  nicht. 

Ich  will  versuchen,  wenn  auch  mit  ungenügendem  material, 
diese  frage  zu  beantworten. 

I. 

a)  Consonantisches  y  liegt  da  vor,  wo  ursp.  t,  p  vor  ihm  in 
^,  f  übergehen: 

Uh/ejanh,  mit  epenthetischem  i  anlautend,  also  =  ^pjank 
=  skr.  tyajas  {y  bezeichnet  hier  auch  im  Sanskrit  das 
consonantische,  nicht  silbebildende  y), 

rzifya  ==  skr.  tyipya, 

nänhaidya  =  skr.  näsatya, 

revaidyo,  haraidyö  etc.  (gen.  fem.), 

mr9yu  =  skr.  mrtyu, 

hai^ya  =  skr.  satya  ^), 

paixhfäfiH  vgl.  skr.  pcUycUe, 

trfy&A  conjunct.  der  4.  cl. 
Dazu    auch    die   comparative   auf  yatih  =  skr.    ycis,   wie 
vahyö,  a^yo  ==  skr.  vctsyas,  Sanyos  etc. 

b)  Vocalisches  y  liegt  da  vor,  wo  ursp.  t,  p  vor  y  unverändert 
bleiben: 

dditya,  sprich  dätia,  es  ist  dreisilbig,  vgl.  Js.  61,  5: 
däUid  a^snii  buyä 

dditiv  pi^ßi  buyä,  parallel  mit  yesniö  ahi  vahmio. 
naptya  Js.  45,  12  dreisilbig,  also  ^mp-tira. 
^ritya,  Intya  werden  dreisilbig  gebraucht,  also  =  xtrUia, 
bitia,  wie  im  skr.  trtiya,  dvittya; 
Hierher    auch    tna^ya,    meist    dreisilbig  ==  tna^ia    (auch 
nia^idka  viersilbig)   entsprechend  skr.  mar-ti-a,   vgl.   auch 
die  comparative  auf  io  =  skr.  iyas,  z.  b.  nojhdi-d  =  nedtyas, 
aojid  =  qjtyas  etc. 


*)  Nach   Kern  (Le  suffixe    pa    du    sanskrit    classique,   ia  de   l'arien^ 
Mömoires  de  la  societö  de  linguistique  II,  p.  323)  soll  satya  in  der  letzte\>. 
vedischen    epoche   dreisilbig    gewesen  sein  =  satia  >nous  le  savons  p^ 
lepassage  suivant  du  ^latapatha  Brähmana  (XIV,  8, 2),  qui  dit:  —  >leitv^^ 
saiyam  est  trisyllabique«  — .  Diese  behauptung  des  ^tap.  B.  gilt  für     ^^^ 
vedische  zeit  gewiss  nicht.     Und  wohl  auch  für  die  spätere  nicht? 


Studien. 


365 


IL 

a)  Consonantisches  v  lag  im  Altiranischen  da  vor»  wo  jetzt 
Zend  statt  seiner  ß,  b^  p  ersfheint,   also    in   den   ver- 

jindungeii  i^(i,  d'pf,  db,  Sb,  zb,  sp  =  ursp.  ti),  du,  g^V'(jhh\ 
;%  wie  auch  da,  wo  jet/i  im  Zend  hj:  (bei  Justi  q)  =  uvsp, 

^ei'scheinL     So  in: 
i^ßärö  ^^  skr.  mtvdras  ^), 

ikßäm,  iPßat)  =  skr.  tvämp  tvad  (allerdiogs  neben  tufhn^ 
tuad) 

^ßaf'm  ^  skr,  ioesa, 

^ßax^  =  skr.  tvak§j 

duibi^  =^  dbtSy  dbis  =  skr.  dnis^ 

daibÜä  =  dbdd  =  skr.  dmtä, 

dmbUya  =  dbiiya,  bitt/a  ^  ski*.  ddilytif 

2har  =  skr.  hvar, 

ithaypni  =  skr.  hvafjämi, 

s^}ä  —  ski\  gvä, 

aspa  —  skr.  a^va, 

Jifa  =  skr.  sva, 

hjuirpaii^ya^  cf,  skr.  s^üai/am,  svapaii, 

hj:aithar^)  =  skr.  sviimr, 

hfana^ca%ra  cf.  skr.  svanad-rafhaj 
yhfaj)  ^=  skr.  svap^ 
hßs  =  hfid  -\-s  =  skr.  svid, 
y      hfüsura  =  skr.  i'va<^um. 

b)  Vocalisches  v  lag  da  vor,  wo  im  Zend  noch  i^ steht,  z.  b.  in: 
gälvo,    vgl.   Jt.    16,    2:     tishista   ham  (jätuOf    vgl    auch 

mnivo  =  mntudf  loc.  von  zafdiL 
tvim  =  tuetu  (zweisilbig  in  den  Gathäsj,  ski*.  ttmm  (neben 


irrt  Havel,  weiyi  i^i  Memuiri^  de  la  sociölö  de  liuguisti<jiie  11, 
tiaupti^t:  le  latiii  quatuor  siiffit  ptjur  etablir  que  quatrc  se  rlii^Mit 
Hoeuropeeo    kwatwir   et  non    ktcattear.     Lc    gree   Ttttioio    siillt  pour 
que  le  (fenilif    arioeuropet^ii   tHait   eri  ***•*(!  et   non   eji  a^t/tu.     Den 
'^TOieti  sprachen  nacJi  war  Ävaivar»  nieiit  hiiuar,  asi/a,  nicht  cwta  die  iir- 
tkgüche  fomi. 

•)  Justi  stellt  hvdhä  zu  h^mthar^  was  nicht  möglicl»  ist  l)  wegen  des 
hj^i  2)  wegen   des   üA   für   «w/i.     Ffir   /itwi^wl   isit  hvdpä  =  huäpä 


366  H.  Hiilisr-hmann, 

ktKif  sprich  kua,  zweisilbig  nach  Geldnor,  Metrik  d.  jünger*^ 

Avesta  i».  28  =  skr.  küa, 

hva  —  htm  als  «jelhständiges  prononieii,   zweisilbig,  v{f'* 

Geldner,    Metrik    p.    28,  =  skr.    siuj   (neben  s?vi|  al- 

selbständiges   pronomea,   in  der  coniposilion  erschein i 

inj  Sanskrit  nur  stni^zd.  /*paf,  vgl  hfdpaiüya,  hfäda^na- 

ski\  svajxiti,  svayuktiy 

ftrare  =  huare  zweisilbig,   vgl  Geldner,   a.   a,   o.  p.  28 

wo  r  auch  in  dva,  htjrva,  hisvikay  hvovo,  sazva,  dvar  (?| 

als  silbebildend  und  darum  vocalisch  aufgeführt  wird, 

vgl  ossetisch  dua  =  zwei,  dnar  thür). 

hvaspa,  sprich  hiuisjm,  cf.  skr.  svagni  sprich  suagni, 

hi'äpä         >       kuäpä     »       n     svajmfpa  ^  ^im^Hitya, 

hvapo         »       fmapo     >       »     svapasi      >  suapan  etc. 

Dass  auch  das  Altpersische  zwischen  vocalischem  y, 
und  consonantischem   wohl  unterscheidet,  obwohl  es    für  beidi 
gleichnifissig  iij,  uv  schreibt,  ergiebt  sich  aus  folgender  zusammeiv 
Stellung: 

Vocal  y,  V  (iy,  tv  bleibt):       Gonsonanl*  ?/,  v  (ty,  tv  wird 
ai».  martia  =  zd*    m(4ia,    skr.  ^^f  ^'^)* 

nmriiaf  ap,  amisya  =  ursp.  antt-i^a,  vg 


skr.  (tjki'tyaj 
lMisya=  zd,  haÜh/a^  skr.  saä^ 
uväijKÜya  ^^  zd.  kpafpai^^yßi^ 
tivä'fmr^yu  ====  zd.  wr^yu, skrj 

nirfyn, 
^vffm  =  zd.  If^ßdm,  skr.  h^dm. 


O'ifia  ^=  zd.  iJriiuu  skr.  Mhja, 
dvitia  ^  zd.  bitiaf  skr.  dvütya, 
prononi.    im  —    vedisch   ^*a 

(neben  fya)^ 
tiuim  ==  zd.  tuem,  skr.  /««*». 


Was  immer  nun  weitere  forschung  über  unsere  frage  er- 
geben wird,  so  viel  steht  durch  die  hier  nachgewiesene  aufluDige 
überein^tiinnmng  zwischen  Sanskrit,  Zend  und  Allpersisch  fest, 
dass  in  bestimmten  einzehien  füllen  die  arische  grundsprache 
zwischen  vocalischem  und  cousonantischem  y  und  v  bereib 
scharf  unterschiedeii  hat.  Ob  diese  untersclieidung  bis  in  d/e 
indogeniianische  grundsprache  zurückzudaliren  ist,  is*  ein^ 
weitere  frage,  die  zu  beantworten  ich  andern  überlasse.  Ici^ 
bemerke  hier  nur,  dass  im  Gotischen  der  imtersi'hied  beslaf\, 
vgl.  ifiasji}}  und  sokeij}  — =  nas-jip  und  sö-ki-ip,  fiar-jw  uiid  ktA.1 


-<fi'-fe;  dass  ijii  Griechischen  im  anlayt  vocalisrhes  y  zum  Spiritus, 
consoiianlisches  y  dagegen  m  t,  gewcndcn  ist  ^),  cf.  ///rof^^^skr. 
y«H  \\i'?\.  ^%^Y  =  skr,  yuj,  wäiirend  im  inliiut  vocaltsclies  y 
als  i  bewahrt  wird^  ohne  vorangeheuile  gulturale  odei*  dentale 
Zil  njodificiren  (vgl.  äy-to-c^  (nty-to-c^  yölau^  t)[Oia}i\  rf/tf/iwr), 
cofisonantisches  y  dagegen  hinter  gutturalen  nnil  denlalen  ver- 
iclnrindet,  nachdcRi  es  diese  in  bekannter  weise  umgestaltet 
Imt,  \gL  ä^ofiut^^dy-yofAat,  Tiioffw  ^^  lay-ym,  ^^ofiai^^  iä-yo/tat^ 

Dazu  äkXog  =^ d^yo-g  etc* 

Für  die  Iranscription  des  Zeiid  folgt  aus  unserer  Unter- 
suchung, dass  die  zeichen  für  inlautendes  y  und  v  drt'iraeli 
wicilergegebeu  werden  koiniej),  1)  dureli  f,  u,  2)  durch  <?/,  m\ 
S)  durch  y,  v,  vgl,  nui^iu,  friya,  Ituiüya;  imm,  dmva,  aurtmnt 

n.     Die  Farsentradition. 

Dass  die  vorarjgehenden  hesliinmiingen  des  lauhverlhes 
der  Zendzeichen  im  wesentlichen  riclitig  sind,  wird  von  der 
pÄrsentradition  nur  bestätigt.  Die  traditionelle  ausspräche  des 
Zend  aus  modernerer  zeit  ist  uns  l>ekajmt  durch  die  angatien 
Anquetii  Duperron's  (vgl  Burnout^  Commcnlaire  sur  le  Jaciia 
p.  XL — ^XLI)  und  aus  älterer  zeit  durch  ein  Zendalphabet, 
welches  Lepsius  in  seiner  abhandlung  über  ,das  ursprungücbt* 
Zeiidalphabet'  p.  309  abgedrückt  hat,  Daimcb  stehen  nnseren 
btistimnmngen  falgentte  Iraditjonelle  gegenübei-: 

a)  Vocalismus. 

a    i  u  e  0  f  ä  ü  /  ü  f}  o  ('  ä  A 
nach  der  tradition  =  a,e  e  o  e  o  v  ft  ä  t  u  e  */  e  ä  üo 

b)  < 'oiisaimnUsmus. 
h  c  t  p  ij  j  d  h  X  ^fr  i  ß  <J  i^sgiis(ä^} 
nachdci*  lradilion=  k  c  l  p  gj  d  h  %  0  f  y  d  v  d  d  s  s  s  f  s  (y) 

y-iy  V'UV  r  n  n(n)  n  n  m  //  hf  (fi) 
nach  der  lradition=^  y  i  v    ü  r  n    ä      ii  ii  m  k  x 


V  Wie  G.  Schalzo  naehgewiefien  hat  in  .seiner  schriJ't:  Ueber  «las  vm- 
«Mtiitgg  lies   C   2*1    'l<?n    enteprecbendeii  lauten  dßi   vcrw^niltrti  sprachen, 


Hilbschmanit, 


Wie  man  sieht,  weicht  die  traditionelle  li>sujig  von  dt^^r 
isrigen  nicht  wesentlich  ab:  wo  sie  abwdchl,  wird,  wie  fcÄ 
denke,  eine  erwägung  unserci'  obigen  unlcrsuchuiigon  das  uc"- 
Jieil  des  lesers  leicht  auf  unsere  seile  bringen. 

Eine  weitere  hestäliguiig  unserer  ansieht  liefert,   zum  this-^il 
wenigstens,  nn^^^r  drittes  hülfsniitleL 


in.     Baa  Zendalphabat. 

Wenn  Lepsius  der  arjsiclit  war,   dass  das  Pehtevialphab^^Kt 
lus  dem  Zendalpliabet  hervorgegangen  wäre,  so  w^ar  dies  efiiBn 
iwerer  irrtbum,  und  wenn  Spiegel  in  seiner  »Grammatik  dc^ww 

"aUltactrischen  Sprache'  (18(>7)  p-  10  ihn  nicJit  durchaus  verwirBÄt. 
so  führt  er  seine  leser  unnöthigerweise  in  die  iire.    Denn  nactiBfc- 
deni  Lenorniant  im  Journal  asiatique  VI  Sürie,  Tome  VI  (ISti^^S) 
die  geschichte   der  Pehlevischrift  erörtert    hatte,    musste   jed—    er 
sehen    —    wie   es  auch   Levy,  Zeitschrift  der   D.  M*   G.   X. — rAI 
(18ü7)    p.   ifiO  bemerkt    hat   —   dass,    wenn    beide  alphabe^^le 
üherhau(>t  zusammenhängen,  das  Zendalpliabet  aus  dem  Peidev— ^i- 
aiphabet    mid    nicht    umgekehrt    entstanden    sein    muss.      A   ^ws 
einem  aramäischen  alphabete,   das  im   Achämenidenreiche  k    ^ö 
gebrauch   war,  entwickelte  sich  das   Feblevialphabet,  wie  ^fcpHi* 
rs  zuerst  auf  den  nnlnzen  der    Partlierzeit,   dann   in  jünp^i*^?*" 
form   in  den  Sasanidcninschriften  ^ —  und  zwar  in  zwei  arle^ -i^ 

im  sogenannten  Chaldaeo-Pehlevi  und  im  Sasaniden  Pchlevi ^ 

in  noch  jüngererer  form  auf  den  Sasanidenmonzen,  und  in  il  ^* 
jüngsten   in  den   Pehlevihandschriften   finden.     Man   vergL  cÄ  '^ 
aramäischen  alphabete   bei    de  Vogü^,  Meianges  d'archeologsT** 
Orientale,  p.  144—145,  P*  colonne:  cachets  assyriens  VHP  — —^ 
VII"  siccles;  i^*'  colomie,  anciennes  dariques,  V'  siecle;  3'  colonr^»-  ^^ 

pachets  perses,  VP — ^IV"  siecles;  4*  colonne,  monnaiesde  Cilic^^^ 
»frappees  par  les  satrapes  Abdsohar,  Pharnabaze,  Datame,  ^ 
jnsque  sous  Alexandre  le  Grand,«  ferner  das  Pehlevialphat^ 
nach  den  münzen  der  Partherzeit  bei  Levy,  Ztschr,  d.  D.  M. 
XXI,  p*  4f)0— Wl,  taf.  III,  das  der  Sasanideninschriften 
beiden  arten  bei  Tliomas,  Journal  of  the  Royal  Asialic  Socie' 
of  Great  ßritain  and  Ireland,  New  Series  Vol  III  (1868)  p, 

bder  bei  Euting,  Semitische  Schrifttafel  (Strassburg  1877)  N,  2 
und  das  der  Sasanidenmün/^n  bei  Mordtniann,  Ztsch,  d.  D.  J 
G.  VIII,  tafel  V. 


Vie 


Iranische  Studien. 


Die  geschichlc  des  ZeiidalphabeLes,  soweit  sio  dem  zwecke 
iner  uolei-suclmiig:  dieiil,  wollte  ich  durch  eine  kdel  mit 
phabeten,  um  deren  Zeichnung  ich  herrn  Dr.  Eutiiig  bat, 
ireij.  Derselbe  hat  nun  aber,  nicht  nur  meinen  bedilrf- 
sondern  auch  den  inieressen  der  iranischen  iihitologie 
Tüchnung  tragend,  drei  mit  erliiuterungen  versehene  tafeln  ge- 
liefert, von  denen  1  und  II  die  ganze  entwicklung  des  Pehlevi- 
Zendal{»habetes  geben»  so  gut  sie  nach  den  vorhandenen  oiiltehi 
giegeben  werden  konnte. 

Wie  man  sieht,  wurden  aus  dem  semitischen  alphabete 
ms  Sasanidenpehlevi  alle  zeichen  bis  auf  ::,  7,  p,  deren  laute 
h,  Persischen  nicht  vorhanden  waren,  herübei^enomnion,  so 
^  sich  im  Sasanidenpehlevi  ^)  statt  der  22  semitischen  zeichen 
Btn  19  vorfinden,  mit  deren  liülfe  sich  das  Persische  natürlicli 
wür  sehr  unvollkommen  schreiben  Hess.  Ausserdem  wurde  das 
len  für  rr  nur  zur  bezeichnung  des  auslautenden  ä  semitischer 
'te  gebraucht^),  wahrend  In  iranischen  Worten  das  zeichen 
lir  n  den  lautwerth  h  sowohl  wie  x  ausdrückt,  und  da  nun 
Äiich  die  zeichen  für  ü  und  r  zusammengefallen  sind,  so  hat 
das  Srisanidenpehlevi  eigentlich  imr  17  verschiedene  zeichen  in 
Sebrauch.  Im  buclipehlevt  fallen  die  zeichen  für  ti,  A,  x^  ^'^^ 
ftir  ü,  n  und  zum  theil  auch  fiir  r  sowie  die  für  3,  d^  l  in  eins 
-^4isamraen.  Nicht  auf  dieses  Petdcvialplialiet  der  bücher  geht 
das  Zendalphabet  zurück,  sondern  auf  ein  älteres  aus  17zeic)ien 
l>estfchendes  münzalphahet. 

Aus  der  geschichte   des   alphabetes  geht  nun  klar  hervor, 
das3  die  Zendzeiclien,  denen  wir  den  lautwerth: 
*i      h    g    ä    u       s    h       l      k    r      m    n    s    p    p    s    t 
^ischreiben,    aus   paläographischen    gi*ünden   Ursprung!  it^h    dun 
Mwerth: 
«(o>  It    g    d    ü(u)  8    x(h)  i(i)  k     l(r)  m    n    s    p    e    s    t 
^Äben  sollten,  Avrdirend  sie  nach  der  Iradilion   lolgenden   ktut- 
^Pmii  hatten: 

^      h    g     d    0        r     //       V       k     r(l)  m     n     .s    p    r    s    L 

')  Dm  Chaldaeopehlovi  bat  das  p  lieruherKPUommen,  t*H  aber  ofT^nbar 
^^^  »«  s«rajtii4chen  worlen  aiiypweiidel,  vgl.  Haug,  Pablu\i-Piizand-G]o«>s*ary. 
*^  *'•  Zeile  5:  qndmatman 

)  vgl.  har-ü  tfol>n;  fin   das  spüler  ffilsciiliL-b  bar*man  g«lesc«Ji  wunif*. 


370 


R  Hflbsflimnnn, 


Dast;  die  Pelilevizcidicii  für  tl,  ü,  l  im  Zeiitl  zur 
niing  von  a,  ii,  *  verwendet  worden  sind,  worauf  die  IradÜ 
uüi'ii  hinweist,  ist  oben  in  §  1  und  5  durch  die  elymologie  i 
die  Zendbuciistaben  selbsl  nachgewiesen  worden.  Und  soj 
ist  nnan-e  deuinrig  des  Zendalphahetes  auch  durch  iradit 
und  geschichtc  der  schrift  geilüUL  ^M 

Nacli  dieser  darlegung  glaube  ich  es  dem  leser  iü>erTas 
?M  können,  meine  ansichlen  über  die  ursprüngliche  bedeuti 
der  Zendbuchslabea  gegen  die  abzuwägen,  welche  Lepsin? 
seiner  schrifl  ,Das  ursprüngliclie  Zendalpliabel*  (abhandlunj 
der  küuigl  akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  1862)  i 
vieieni  Scharfsinn  entwickelt  hat.  Er  schreibt  mit  unrecht  i 
Zend  aspiralen  zu  und  fasst  die  Zischlaute  falsch  auf,  1 
tstweite  zeichen  für  (j  (taf.  II,  20')  bcdenfet  gewiss  nicht 
rneben  den  zeichen  für  g  und  y  ist  es  überflüssig  und  lü 
eine  Variante  von  (y  (g)  sein,  im  Pehlevi  ist  es  übrigens  ni 
das  zeichen  für  g  sondern  eine  hgatur.  Auch  an  ein  aspiri: 
w*  (taf,  II,  23*)  neben  blossem  n  zu  glauben  wird  mir  schM 
da  ja  schon  ii  immer  an  folgendes  h  gebunden  ist,  Oder  sc 
w*  geradezu  für  n  -f  A  gesetzt  worden  sein  ?  Ob  es  ein  a 
rirtes  r  (etwa  für  hr  in  nmhrka?)  und  ausserdem  noch  t 
/-laute  gab,  bleibt  dahingestellt.  Recht  hat  Lepsius  in  d 
was  er  über  ä,  ä  und  die  beiden  i  bemerkt,  auch  niniml 
vielleicht  nnt  recht  an,  dass  die  Zendschrift  einst  bnchsta 
für  die  nasal vocale  f,  /,  ü,  ü  halte,  doch  kamen  diese  laut< 
der  Sprache,  wenn  überliaupt,  sicherlich  nur  selten  vor^jfl 

Folgendes  ist  also  das  ursprüngliche  lautsysteni   des  lÜi 


--D --' 

— j. — -~'^- 

\\     Ver- 

1 

Sonore 

Halb  vocale 

Liquidae 

Nasale 

schtuss*  i 
laute 

Siäw 

«10    a  e  ^  i  fr  ä 

k    g 

xr 

ü  oää  S  $  t  (ä) 

n 

^    j 

fm 

af'  6i  (fi 

y  t? 

r 

ti    »1 

»i 

ao  f*n  tin 

(i'hj,  fi-uv) 

(i'ö 

n 

t     d 

^4) 

) 

m 

P    i 

ffi 

A 


Iraoische  studien. 


371 


2f^ 


Als  probe  meiner  transcription  setze  ich  hier  zum  schluss 
den  —  ursprünglichen  —  text  von  Js.  11  her,  den  ich  wieder- 
gebe, ohne  die  epenthelischen  i  und  u  und  das  stimmton-e, 
die  doch  wenig  hörbar  und  keinesfalls  wie  die  vocale  *,  u,  e 
gesprochen  wurden»  zu  berücksichtigen: 
1)  ^ätfo  ha^im  aiavanS  |  äfrwacainkd  MtwaMi 

gäuäca  aspasca  haomoBca, 
i)  ,,uta  buyd  afrazaniis  |  uia  dius8ra/f>ä  hacimnö 
^&  tnäm  hfdstäm  noii  ba%$€Ai 
A$  mäm  tuem  ßaona^fM 
näriä  vä  ^märah('  vä  \  Jtavayä  vä  mctrsumydJ* 
3)  ,,wo  bu^d  arvatäm  yüxt<i  \  mä  arvatäm  aßimsta 
mä  mvaiäm  ni^a%ia  *), 
yo  mäm  mvar  noiä  jaiy^M 
porumati  hiüjanmne  \  porunarayä  kur$id" 
^,%Ua  bt*yä  afrazaütts  {  uia  deuisravä  Jummn6 
tfo  mäm  htitsm  dara^fh^ 
^a&a  täy<^i  pe$osärmn 
9mva  oAitii  pe^drö  \  cusem  yo  fuUMnd  ii$ava, 
"US  m^  piia  Jmomäi  dr€um6  \  fra  moo^  ^)  ahuro  masdä 
maö  hisuo  hoy^imi  döi^em. 
yd  mäm  ia$  draonö  sinüd  vä 
trfyä6  vä  ^)  ü^mi  vä  yasuU  \  yad  da^ad  ahum  magäd, 
^id  ahmi  nmäne  zänate  \  d^rava  fuif^da  r€^a^Mä 
fiaeda  västrio  ßuiiyäs. 
ad  ahmi  nmäne  saifäüt^ 
dahakäca  mürakäca  \  porusardo-var^äca  (?)'' 
^ßaxsem  &  ghd  fru  ^ßarso  \  tanjiMdi  haoffiäi  draonS 
m4  d-ßä  hamnfj  haildayä^^) 
ya^a  nmriem  bandaya^  ^) 
yim  tüiriem  franrasyänem  \  maämn^  i^ri4vi  aAhd  mm, 
Uebersetzungen  des  Stückes   findet  man  in  der  Zeitschrift 
Deutschen   Morgenh  Gesellschaft   XXVI,    p.   458   und   bei 


4) 


5) 


6) 


7> 


^Idner  Metrik  p.  86. 


^73  H.  Hübschmann, 

Zweiter  theil: 
Was  heiBst  »iranisoh^f 

8  1. 

Die  vorangehende  abhandlung  ermöglicht  es  uns  zu  be- 
stimmen, welches  die  eigenthümlichkeiten  des  Zend  gegenüber 
dem  Sanskrit  sind.  Vergleichen  wir  das  lautsystem  des  Zend 
mit  dem  des  Sanskrit: 


Zend. 

Sanskrit 

Vocalismus. 

Vocalismus. 

a  e  f 

0  ä  i  $  0  ä 

a    ä 

i 

i                   ae 

6i  äi 

i      l    i     äi 

u 

ü                  ao 

#u  äu 

u    ü    6    äu 

r 

r    f 

(ä) 

(äj 
Consonantismus. 

l 
Gonsonantiamus. 

kff 

X      y   » 

h 

k 

§    kh    gh    n    h     h 

c  j 

$        ii  Ä   V  « 

y 

c 

3     ch    jh    fi    y     Q 

t  d 

1  ^^    ^^.n    \ 

r  (l?) 

t 

d     th     dh    n     r     s 

\  SS      zz 

\        ^ 

t 

d     th     dh    n     l     s 

pb 

f       ß    m 

V 

p 

h    ph     bh    m    V     h 

so  ergeben  sich  mit  rücksicht  auf  die  resultate  der  vorangehen- 
den Untersuchung  über  die  lautverhältnisse  des  Zend  folgende 
diflferenzpuncte  zwischen  Zend  und  Sanskrit. 

a)  im  vocalismus. 

1)  für  skr.  ä  erscheint  im  Zend  ?  vor  n,  ni,  v, 

2)  für  skr.  ä  erscheint  im  Zend  8  nach  labialen   und   vor  u 
der  folgenden  silbe, 

3)  für  skr.  ä  erscheint  im  Zend  ?  nach  y  vor   i,  p,  y  der 
folgenden  silbe. 

4)  zd.  i,  u  ist  =  ursp.  i,  u,  nicht  auch,  wie  oft  im  Indischen, 
Schwächung  von  a  ^),  von  einigen  fällen  abgesehn,  in  welchen 


*)  Vgl.  zd.  stäta  =  skr.  sthüaj  zd.  data  =  skr.  hita,  zd.  gairi  (=  gart) 
berg  =  skr.  giri,  zd.  pouru  (=  paru)  =  skr.  puru,  zd.  frmätnahi  =  skr. 
prinimaSj  zd.  pari,  parö  =  paras-,  skr.  puras. 


Irnnbcbe  sluditin. 


373 


i  sich  schon  in  der  ai^chen  gi^undsprache  aiis  a  entwickelt 
hatte,  wie  in  pitar  vater.    Doch  wird  auch  innerhalb  des 
Zend  e  (=  a  vor  «,  m,  i?)  nach  y  oder  palalalen  zu  i. 
5)   für  skr,  e  (=  ai)  erscheint  im  Zcnd  neben  ae  (=  ai)  auch 
^i  vor  Spiranten,  besonders  vor  den  dentalen, 

für  der.  6  {=  au)  erscheint  im  Zend  neben  ao  (=  au) 
auch  %  vor  spii'anten,  besonders  vor  den  dentalen. 
6>  im  Zend  erscheint  in  bestimmten  iallen  ein  epenthetisches 
/,  ei,  wälirend  das  Sanskrit  die  epenthese  gar  nicht  kennt. 
7)  das  Zend  kennt  wohl  die  (mechanische)  dehnung  von  af, 
ao  zu  m,  m^  aber  niclit  die  vrddhi,  die  (dynamische) 
Steigerung  von  i,  t«,  i,  6  zu  äi,  du. 


h)  im  consonanlismus, 

8)  die  cerebralreihe  des  Sanskrit  fehlt  im  Zend  ganz, 

9)  für  die  tonlosen  aspirateti  des  Sanskrit  fch^  ih,  ph  sind  im 
Zend  tonlose  Spiranten  Xr  ^»  /  eingetreten. 

10)  die  tenues  i,  t,  p  des  Sanskrit  sind  im  Zend  vor  folgendem 
consonanten  zu  tonlosen  spirantcn  x^  ^>  f  geworden  (nur 
pt  hielt  sich), 

11)  die  aspirirten  media  des  Sanskiut  verloren  im  Zend  ihre 
aspiration  und  fielen  so  mit  den  ursprünglichen  medien 
zusammen.  Diese  media  —  von  doppeltem  m^sprung  — 
erhielten  sich  als  media  im  Gäthadialect,  wurden  aber  im 
Zend  a)  im  anlaut  vor  n,  m,  b)  im  in  laut  nach  allen 
vocaJen  zu  Spiranten. 

ski*.  ij,  (jh:    j,  h  {^jh);    d,  tJli;    h,  hh 
=  gathad.      9  )  d  h 

=  zend.  fif,  r;       h  ^^'  ä,  d;      i,  §. 

12)V)      **,  </S  gh^f  die  im  Sanskrit  zu 

^    j      h     wurden,  sind  im  Zend  zu 

s        s         geworden. 


»)  Habe  idi  Zeitschrift  XXUI,  p.  398  —  399  recht,  so  ist  im  Zend 
Ä»    if*    9f^  -\-  9  zu  xi 

)fc^  p*»  ff^*  -{-  8  tu  i  geworden,  wJUirend  im  Sanskrit  in  heid eil 
OJIen  ki  entsU^ht. 

«7^ 


374 


H 

.  Hubs 

ichr 

nann. 

Dagegen 

wurde  ursp. 
Sanskrit  zu 

k 

9 

gh 

3   nK 

h 

aber 

im  Zend  zu 

k  c 

9,3 

13) 


14) 


skr*  s  blieb  im  Zend  s  vor  *,  c,  t,  p,  n,  wurde  aber 
h  nach  den   vocalen  a,  f,  o  vor   andern  consonanten 
k,  €,  t,  p,  n  (as  wird  zu  anh,  ds  zu  änhy  aber  zu   ah, 
vor  i;  sv  zu  hv  oder  hf).     Für  s  ist  nach  i,    u,    de 
Steigerungen,  sowie  nach  gutturalen  und  r  bereits  in  de 
arischen  grundsprache  s  eingetreten.     Im  Zend   ist  x^  'ö 
skr*  k§,  aber  auch  ß  für  ps  eingetreten  und  s  auch  d^ 
bewahrt,  wo  es  im  Sanskrit  —  wie  im  wortauslaut  in  be 
stimmten  fallen  —  durch  h  vertreten  ist.    Im  Zend  ist  zude 
arisch  i  und  ä  duixh  s  und  s,  i  und  i^  vertreten, 

im  Zend  wird  t,    d    -\^  t  ixisi   für  skr*  U, 
d    -\-  d    *  sd   ^ 
t    ^  U     1^ 
d    *  id    * 


1       »     dd, 

»     »    4i 

dk4,  bh-i, 
däh   bdh, 


k\g^ 
fc\  9' 

ferner  wird:  gh-t^    gh^4 
im  Skr.  zu:  jd?*,     dl$, 

(=idh) 

im  Zend  aber   durch  g-t,      g^-t,      d-t^    h-t  (da   die    asp^ 
rirte  media  zur  einfachen  media  wurde), 
zu  %tf        Mf         st,      pt. 

Die  laute  b,  z,  die  im  Zend  aus  s,  ^  vor  tönenden  lauten 
entstehen,  waren  nach  meiner  ansieht  bereits  in  der  arischai 
grundsprache  vorhanden,  sind  also  im  Iranischen  bewahrt, 
im   Indischen   aber  aufgegeben   worden   (vgl.  den  schluss 
dieser  abhandlung). 

15)     a)  zd.  ^  steht  mehrfach  für  skr»  rt, 

b)  ausL  tf  d  ist  im  zd.  zu  A  (^)  geworden, 

c)  consonantisches  v  wird  nach  ^  und  d  zu  jöf  (skr.  tv,  A^ 
nach  8  (^=i*)  zu  jr>,  nach  s  (=jf?S  gh^)  oder  ^  zu. 
(skr,  gü,  jv,  hv), 

d)  skr.  vr  im  anlaut  wird  im  zd.  zu  «-n?  (durch  rv) 

e)  l  fehlte  dem  Zend  vielleicht  gänzlich. 

Der    Gäthädialect   unterscheidet   sich   vom    Zend   in  z^"^^ 
hauptpuncten,  dadurch  nämlich,  dass  in  ihm  I)  alle  auslautenden 


i 


Iranische  studien.  ^^^^  375 

vocale  gedehnt   werden,    2)   die   media   nicht  in  die   tönende 
Spirans  übergeht. 

Nachdem  wir  so  das  Zend  vom  Sanskrit  lautlich  abgegrenzt 
haben,  wird  es  nöthig  sein,  die  lautverhältoisse  des  Altpersischen 
zö  untersuchen,  um  durch  eine  vergleichuog  von  Zend  und 
Alt  persisch  das  lauisystem  der  diesen  beiden  gemeinsamen 
grundsprache  erschliessen  zu  können* 

§  2. 

Ä  1 1  p  e  r  3  i  seh. 

a)  vocalismus. 

Die  altpersische  keilschrift  hat  nur  drei  vocalzeichen,    die 

^^^  d,  I.  u.     Im  anküt  steht   ä  auch  für  kurzes  a,   im  inlaut 

Weiht  ä  unbezeichnet.    Man  schrieb  also  z.  b.  4dm  und  sprach 

«"Äim  ich  =  zd,  aaem,  skr,  aham.    Wo  aber  ä  im  inlaut  und 

**islaut   erscheint,   ist  es  wirkliche  länge,   wie  in  mnd^  sprich 

^'^'^lÄ  meiner  ==  zd,  fnana,  skr.  manta;  äsmänmj  sprich  =  asmanam 

^^  skr,  a^änam, 

^  i  findet  sich   z.  b,  in  pitar  vater  ^  zd.   skr.  pitar,  u  in 

*««*t4i  lügen  =  zd.  dmi,  skr,  druh.  Besondere  zeichen  für  i 
JiHd  f^  hat  die  schrift  nicht,  doch  waren,  wie  ich  glaube,  die 
'^Ute  i  und  ü  in  der  spräche  wohl  vorhanden.  So  ist  doch 
yur  ^if)  leben  mit  rücksicht  auf  skr, /ii;,  zd.  jtvya,  paisi  dv-ast^n 
^^  altp,  ilv;  für  dura  fern  mit  i-ücksicht  auf  skr,  zd.  dura,  np. 
'^^  :  dura;  für  bumi  erde  wegen  skr.  bMmi,  zd.  Mmi,  np. 
^■»»a  ;  bumi  zu  lesen.  In  der  schrift  fallen  also  i  und  i,  u  und 
-  wie  im  anlaut  a  und  ä  —  zusammen. 

Von  diphthongen    erschemt  ai,  au,  äi,  äu  und   zwar  ist 
ai  =  zd.  of  oder  di,  skr.  e. 
au  =  zd.  ao  oder  Su,  skr.  o. 

Die  schrift  hatte  also  drei  vocalzeichen,  die  spräche  aber 
^^^tte  die  vocale: 

a  d 

i  1     ai     äi 

u  ü    au    äu 

d*,   cm    tritt    im   Ältp,  wie   im  Zend  nur  gelegentlich  als 

^Mechanische  dehnung  für  a%  au  ein  und  hat  mit  der  indischen 
,  "^ddhi  nichts  zu  schaffen. 


leb  glaube  nicht,    da^s  das   Altpersfsche  mehr  vocale  a_ 
die  angeführten   gehabi   hat,  wenigstens  nicht  zu  der  zeit  aJIs 
die   persische  keilschrift  erfimden  wurde.      Denn  einen  gruim<i 
anzunehmen,  dass  im  Altp.  ursp,  a  in  bestimmten  fallen  za      c 
und  0  geworden  sei,  haben  wir  nicht,  auch  berechtigt  uns  d^r 
vocalismos    des    späteren    Persisch    durchaus    nicht   zu   diesi^r 
annähme.    Da   auch   im  Zend  e,  e  und  o  sich  erst  unter  dexTi 
einfluss  der  umgebenden  consonanten  aus  a  entwickeln,  so  kan.n 
es  keinem  zweifel  unterliegen^    dass  diese  erst   im   Zend  seilest 
entstandenen  vocale  c  und  o  mit  europäisch  e  und  o  in  keinem 
genetischen  Zusammenhang    stehen   und  mithin    auch  der  ira- 
nischen  grundsprache    noch    nicht   angehörten.     Ebensowenig 
kennt  das  Altpersische  die  vocale  ^,  4t  0,  oi,  eu,  und  die  setzang 
von  epenthetischem  i  und  u  ist  ihm  gleichfalls  fremd.    Dagegen  i^H 
es  schwer  zu  entscheiden,  ob  das  Altpersische  gleich  dem  Sanskrit 
und  Zend  den  r-vocal  hatte  oder  nicht.    Wii*  lesen  allerdings  jet^il 
im  AUpersischen:  arta=  skr.  ria,  zd.  asa;  arStiä  speer  =  skr. 
rSfis,  zd,  arstii;  nmrMyu (in  uvmnarsiyuS)  =^  zd*  mr^yu,  skr.  mriyU' ; 
Aar^=sfcr.  zd.  krta,  agarbäyam  ^=  skr.  agrhhäyam,  zd,  geur^ 
vaya$,  aäarsfmus  =  skr.adhHmt,  zd< dareinuvafdi^  aparsam ^skrf 
aprcciuimf  zd.  prsmn,  nbmia  ^=  skr,  mblirta,  zd.  hubrtaj  amariifc 
=  skr.   amriycUa,  varnavätiy  =^  skr.  vrnavfdif   varhhm  = 
vehrkätm  (d,  i,  vrJcmm)^  Bädarsi  (eigenname)  =  skr.  dMhrsi 
Aber,   von  den  beiden   ersten  beispielen  abgesehn,  ist  in  allen 
diesen   fallen   a  vor  r  ja  gar  nicht  geschrieben  ^  wie  also 
wenn  hier  r  für  ar  zu  lesen  wäre?    Allein,  wenn  man  bedenk ii 
dass  1)  die  Perser  den  r-vocal,  wenn  sie  ihn  neben  or  nocih 
hatten,  wahrscheinlich  auch  durch  ein  eigenes  zeichen  bezeichn^^ 
haben  würden,  2)  dass  ar   für  r  wirklich  in  ari<i  und  ar^^^^ 
euigetreten  ist,  3)  dass  im   Neupersischen  z.  b.  kard  für  hKJ' 
zd.  krta,  kuraf  (Mrf)  form  für  zd.  Mirpa  (=  hrpa)  steht  u^^^ 
im   Ossetischen   an  wie  es  scheint,  der  regelmässige    vertrete 
von  skr.  zd.  r  ist,  4)  dass  auch  das  Zend  die  neigung  zeilS'^^ 
den  r-vocal  in  ar  zu  verwandeln,  so  wird  man  sich  zur  amiahi^i**** 
neigen   können,   dass  r  im  Altp.  zu  ar  geworden  sei.    Jedo^^ 
einen  sichern  beweis  liefern  diese  argumente  nicht.     Denn 
ist   die  altpersisclie   schritt  mangelhaft,  2)  braucht  r,  wena 
in  einigen  fallen  zu  ar  geworden  ist,  nicht  in  allen  fallen 
or  geworden   zu  sein,   wie   das  Zend  lehrt,  das  ja  auch 
—  skr.  rtüf  arstiS  =  skr.  r^is  hat,   3)  scheint  es,  als  ob    i^ 


Iranische  Studien. 


377 


Neupersisehen  mehrfach  ar  durch  a/ir,  aber'f  durch  ur  Vertreten 
U,  vgl.  huram,  aber  hurd  =  skr.  bharetmi,  aber  bhrta^  ptirsad 
.Äagt  ^^  zd,  prsaiti  gurg  wolf  =  zd.  vfifirka,  aber  gm^md 
s=  skr.  gharmaf  mury  vogel  ==  zd.  mr^fi,  aber  w^at-^l 
U  =  zd.  mahrka^  mard  mensch  skr.  nmrf<i  (murd  gestorben 
=  mrta}  *)  u.  s.  w.,  wälu'end  das  Ossetische  nichts  für  das  Alt- 
[Äfsische  beweist,  4)  kann  im  AUpersischen  das  verhältniss 
fon  r  zu  ar  dasselbe  wie  im  Zend  gewesen  sein«  Bleibt  es  so 
KwälHhaft,  ob  das  Altpersische  den  r-vocal  neben  ar  noch 
ktte.  ?o  ist  er  doch  unbedenklich  der  iranischen  und  arischen 
imndsprache  zuzuschreiben,  weü  er  (neben  ar)  im  Zend  ganz 
ikeaso  wie  im  Sanskrit  vorkommt* 

Der  vocalismus  des  Altpersischen  unterschied  sich  von  dem 
iles  Sanskrit   wesenthch  also  nur  durch  das  fehlen  der  vrddhi, 
_Jß  Yocale  ä%  äu  als  2.  Steigerung. 

^^B  b)  cansonanLismus. 

Die  altpersische  schrift  hat  bekannthch  für  denselben  con- 
sonanten  verschiedene  zeichen»  je  nach  dem  vocal,  der  dem 
consonanlen  folgt.  Hervorgegangen  aus  einer  der  complicirten 
teilschriflgattungen  war  sie  offenbar  von  haus  aus  eine  silben- 
schriH,  die  z.  b.  kein  zeichen  für  blosses  m,  sondern  ein  zeichen 
ffir  Miö,  eins  für  mi  und  eins  für  nm  f>n*,  m\  m^)  hatte»  Zeichen 
für  vocale  waren  also  ursprünglich  nicht  vorhanden,  auf  die 
dauer  jedoch  nicht  zu  entbehren.  Denn  konnte  man  auch 
»»a.  «i,  mu  (mä,  mJ,  mü)  sclireiben,  so  war  es  doch  erst 
diai)  möglich,  mal,  nmu,  überhaupt  a%  au  zu  schreiben,  als 
öian  besondere  zeichen  für  die  vocale  i  und  n  f  =  f,  ü)  erfunden 
hatte.  Indem  man  die  zeichen  für  i^  u  zu  dem  buchstaben  für 
*»•  hinzufügte,  erhielt  man  nun  die  zeichen  t)«at,  wati.  So 
konnte  man  anlautendes  i  und  u  in  der  schrift  ausdrücken,  aber 
«s  war  noch  unmöglich,  das  im  anlaut  so  überaus  häufige 
^  IM  schreiben.  Diesem  übelstand  abzuhelfen  erfand  man  das 
wichen  für  a,  das  ira  antaut  zugleich  für  a  stand,  so  dass  man 


Vgl.    auch    beliici:     inf.    hafaga   nehmen,    praes.    a6<ifin»    parücip 
inf.  miraga  sterben,  pr.  am%f\n,  pari,  murtag',  mi.  kanuga machen, 
rffi,  pari,  kurtag;  buts  hoch  =  p.  Imlmtd  (burs)^  zd*  hrsant;  gdkurt 
pr«fe)  =  p.  gogird. 


nun  nicht  nur  im  anlaut  4  ^>  ^  sondern  auch  im  in«  und  aiE^ 
laut  die  diphthonge  ai  mid  äu  schreiben  konnte.    Da  die  schrill 
keine  zeichen  fü!-  reiiie  consonanten  soedern  nur  für  consonant 
und  vocal  hatte,  so  hätte  es  von  haus  aus  für  jeden  consonanfos 
(z.  b.  m)  drei  zeichen    (z.  b,  ot\  ni\  «**")  geben   müssen.     Und 
doch  gab  es  so  viele  nicht  für  jeden  consonaoten*   So  war  z.  b, 
neben  fc',  A",  neben  g^,  /?"  ein  i',  3'  nicht  vorhanden,   weil  im 
Altpersischen  ti,  gi  gar  nicht  vorkam,  da  ja  schon  im  Arischen 
ki,  gi  zu  ci,  ji  (=  altp,  ci,  si)   geworden    war.     Andrerseits 
kamen  x>  ^»  f  itn  wesentlichen  nur  vor  consonanten   vor  und 
in  den  wenigen  fallen,  in  denen  sie  aus  arischem  Ich,  th,  ph  ent- 
standen waren,  standen  sie  doch  fast  nur  vor  folgendem  a,    so 
dass  die  Verbindungen  xh  X^^  ^h  ^«^  ^1  /*w  nicht  oder  hödxst 
selten   vorkamen.     Also    fehlten    die   zeichen   für   diese    laial- 
complexe,  die  übrigens  später  mit  hülfe  der  vocalzeichen  *  nxid 
u  ganz  gut  ausgedrückt  werden  konnten.    Indem  man  aber    -S^ 
anstatt  ^*  schrieb,  überwand  man  das  princip  der  silbenschjrift 
imd  drang  zur   buchstabeoschrift  vor.    Nur  konnte  man   sloh 
nicht  entschliessen,   in  den  fallen,    wo  drei  zeicben   füi*  eirx^o 
consonanten  vorhanden  waren,  jedesmal  zwei  aufzugeben,  son- 
dern man   behielt  mehrfach  die  drei  zeichen  —  üherflüssig'^r" 
weise  —  bei  und  setzte    neben  dieselben  den  schon  in   ihn^^ 
liegenden  vocal   (*  oder  u)  noch   einmal   ausdrücklich,  schriet 
also  nun  mH  für  m\,  w"«  für  w"*).    Nur  ii  erhielt  kein  eign^* 
zeichen  sondern  blieb  dem  consonantenzeichen  inhärent,  so  do-^ 
also  if'  für  ka  (k)  stehen  blieb,  wie  im  Indischen  z.  b.  ^   föi 
fat.    Darum  ist  auch  die  altpersische  schrift  —  so  gut  wie  <i** 
indische  —  zum  theil  Silbenschrift  geblieben.    Sie  besteht  n.«^' 
—  umschrieben  —  aus  folgenden  consonantenzeichen: 


k    i"      g    g^ 


(i    ff  rf"    ^      n  n^ 


P 


U» 


b         f       m  m^  w" 


*)  Vgl.  «^t»Jfc'><ircr  neben  nbuk^udftr  ^  Nahukudracara,  ««^  neben  «^* 
=  skr.    vig;   x/^itä^p    neben   fHitä^p  ^^  VUtdsp^i^   (m^^a  für  mHHa^      *'*'- 


Irmisclie  i 


Dazu  ein  zeichen,  dessen  laatwerth  wir  nicht  sicher  keimen^ 
y,  dem  im  Zend   &r  gegeDübersieht,    wahrend   in   den   Um- 
schreibungen statt  seiner  ein  Zischlaut  erscheint 
•       Die  altpersische  Schreibart  zu  verdeutlichen  diene  folgende 
probe. 

^atiy  däfyvus  x^tf^V  äch^räeti^  it^ph  kxßmmiii^  ^AyafN% 
hca  pr^i^yt  amäia  ünthy  hosi  pf*utHyi  hyä  ämajm  twma  %ßäy^iffd  äh. 

Dies  ist  zu  lesen: 

^aüif  Därayamii  xiayaditfa  avahyarädiy  vayam  Aaxo*»«- 
tUüjfd  ^ahyämaky  haed  pattwiyaia  amäia  amaky  hcuxtparuviyaia 
l§ß^  amdxam  taumä  xiaffo^kfA  aha. 


Alf p,  k,  i"  =  ursp.  ifc ;  cikumaüaim  =  skr.  ahn^amm,  neup. 

t,  f  =^  ursp,  t  :pitar  vater  —  skr.  pitar. 

p  =  ursp.  p  :p€Uiy  =  zd.  paiti, 

g^  g^  =  ursp*  g,  gh  :  baga  gott  =  zd.  baya,  skr.  bhaga, 
9^uSa  ohr  =  zd,  gao$a,  skr.  ghosa. 

d,  d^y  d*  —  ursp.  d,  dh :  dura  fem  =  skr.  dura,  dar  hal- 
ten ^=  skr.  dhar, 

b  ^=  ursp.  bh :  brätar  bruder  —  skr.  bhräim'. 

X  =  ursp.  Je  vor  §  (aus  s),  r,  t,  m:%md^a  ^=  zd.  x^^^^t 
skr.  Matra,  caxriyä  3.  p.  optat.  perf.  von  har  machen,  dmuxjta 
Belogen,  von  duruz,  skr.  druh;  fnxnia  =  zd.  fnxma  fest,  (%  fiel 
3l>    vor  in  in  iamna  familie  =^  zd.  taoxnmn,  np.  tuxm,) 

X  =  ursp.  kh  :  haxämaniä  von  hax&  ^^  skr.  sakhä  freund, 
X<3it€da  (in  T^m^öMÄi)  =  zd,  x^^^^t  wohl  ursp,  khattda, 

fe  einem  falle  ist  altp.  x  =  zd.  k,  skr,  k :  amäxam  unser  = 
^*  ahmäkmi,  skr.  asfiKf^m  (aber  auch  ossetisch  maxh 

^  =  ursp.  t  vor  r,  t?,  y: 

nti^a  =  zd.  mi^a,  aber  nur  in  den  spätesten  Inschriften, 
^^^t  erscheint  für  ^r  regelmässig  ^,  vgL  p»^'a  söhn  =  zd, 
^'^^^a  u.  s.  w.;  ^vdm  (d,  i.  it'^mw)  =  zd.  ,V/Sam  dich;  x^^y^- 
r*^a  (d.  i.  x^^9*^^)  könig;  (vor  vocalischem  i'  und  if  ^  uv, 
^  ^i^scheint  aber  ^^  vgl  tuvam  du  =  gäthad.  iuSfn,  ^Htiya  der 
^He  =  zd.  ^ritm), 

=  ursp.  th:  yaM  wie  ==  skr.  ya/^,  ai^o^eJ  so  =  ursp. 
^^*--tt4,  pa^im  den  weg,  skr.  jxi^Äi, 


snüttST 


/'  —  ursp.  p  vor  r :  fra  ^==  skr.  pm,  =^  upsp.  pk?  in  \mif^   ■ 
berg  =^  zd.  Icaofa,  pers.  /c<5ä. 

Also  entstand  altp*  Xf  ^*  /"  I)  ^us  ursp.  M,  f7i,  /ja,  2)  ai^s 
ft,  ^,  p  vor  ö^  r^  /5^  m  ond  consonant.  y,  t^  Weitere  fälle  d^s^r 
Verwandlung  von  k,  t,  p  m  jc>  ^,  f  liefern  unsere  texte  niclÄ.^ 
doch  ist  zweifelsohne  anzunehmen,  dass  das  ÄU[),  wie  das  Zerm<i 
kj  ty  p  vor  consonanten  überhaupt  in  %,  ^,  f  verwandelte. 

Für  ursp.  «?,  gh^  d,  äh,  hh  ist  im  Altpersiachen  wie  Lmm. 
Gathad.  (j,  d,  b  eingetreten,  ohne  dass  sich  daraus  die  spiranl^^s-«^ 
Y^  d,  ß  eni wickeil  hätten:  vgl  baga  gott  =^  zd.  baya,  skr.  bha^^cm^ 
sadiydmiy  =  zd.  jaiäi/^mi  ich  bitte,  u.  s.  w. 

Altp.  c  ^  skr,  zd.  c,  vgl,  cä  und  =  skr.  ca,  zd.  m.  F"«Üi 
iranisch  j  tritt  im  Altp.  i  (f)  ein^):  siv  leben  =  skr.  zd.  j^K-^«. 
iam  kommen  =  zd.  jamj  skr.  gantf  mn  tödten,  schlagen  =  zs^^tl 
jaUj  skr.  f/Äat^,  /wi«. 

altp.  s  =  ursp.  5  vor  t ;  a^'%  ist 
=  d,  t  vor  ^ :  basta  gebunden  =  zd*  basUt,  skr.  boM^^ 
=  ursp.  A* :  aspa  (in  Comp,)  pferd  ^=  skr.  agm, 
(visa)  all  ==^  skr.  vi^va, 

altp.  ß  ^^  s  vor  fi ;  Vahjazdätu  =  vaktfos  -|-  Aifei.  ^ 

=^  ursp.  g^,  gh^ :  vazraka  gewaltig,  gross,  gmia  stanL  J^  ~^r 
izdva  (?)  zunge, 
doch  ist  im  Allpersischen  im  anlaut  und  inlautend  zwisch»^ '^^'^ 
vocalen  k^  gewöhnlich  zu  ^,  3^,  gh^  zu  d  geworden,  vgl.  if^^  ^^^ 
sprechen  =  skr.  gaSf  zd.  sank,  ^ard  art  =^  zd*  mrcöa,  &  ^Äs=^- 
gardJms^  muMsta  der  grösste,  vgl  zd.  masanh  grosse,  fen 
daraga  meer  =  zd.  ^ratjanh,  addnd  er  wusste,  zd.  jffon,  skr.  / 
adind  er  nahm  =  zd.  j^meW,  skr.  ajindt,  adam  ich  =  zd.  a. 
skr.  aküm,  u.  s.  w.  (Vgl.  Zeitschrift  f.  vergL  Spr.  XX^^^^^^^ 
p.  395  flg.) 

Altp.  i  =  ursp.  s  nach  i,  %  of,  aw,  x»  ^^  ^8''  kuru§,  dam 
freund,   ddarsnam  er  wagte,  xmik^a,    (In  einigen  fallen   i 
aus  urs{),  ig  entstanden,  vgl.  hasiga  ^^  ursp.  saiga,  anusiga 
amUya,  iwäipamga  ^^  sväipdtga.) 


er 


*)  Dass  z,  nicht  j  zu  lesen  ist,  lehrt  niitiyam  —  ich  ging  heraus,  Jes^ 
nii  =  xd.  niz  (nüh  skr.  mV  («t>;  ist.  Oder  wäre  es  glaublich,  dass  ^ 
ursp.  nU'ägam  im  altp.  nij'tlgam  geworden  wAre? 


381 


M  entstellt  suis  I  tror  tönendep  iMteo,  tgl 
dyam.     (Aber  AOif^a  »  iai  jpimi) 

^  und  t7  stehen  (ur  nrspu  y  iitid  r  im  ankut  und  iohiitend 
tischen  rocalea»  sonst  ersdiemt  dafnr  (fan  iniaal  und  am^ut) 
'V  und  m: 

ya9&  wie,    rayaiii   wir»    aber  Aamm  ^^  skr.    mnm, 

und  zwar  wird  tjr  tmd  irr  f  esclirieben,  aoch  wo  eoosonan- 
tisches  y  und  v  gesproehen  wurde,   vgl  ^nvam  d,  L  ^rdim  = 
^(L  x^ßäm,  accus,  zu  fttrtUM,  zd.  hi^,  Itei;  und  {Mya^rj^  d.  L 
X«*fya^ya  gegenüber  ^Viiya  =  zd-  dritia. 

V  nach  5  =  orsp.  i^  wurde  im  AJtp.  zu  />,  Tgl.  090^  «tqpo. 
attp.  r^  fiy  m  =  ursp.  r^  %  w:  rsiioa  tag,  ndma  name. 
Ein  /  findet  sich  in  unsem  texten  nicht 
h  entstand  aus  s  nach  ä  (wenn  nicht  s  durch  einen  nach* 
'■^Igenden  consonantcn  wie  i  geschützt  war,  vgl  a$iiy  ist):  aky 
*^^    bist  =  skr.  mL    Vor  m  fiel  h  im  an-  und  inlaut  ab:  tt  = 
^^»"-   m,  atira  =  zd.  ahura,  skr.  o^ura,  ebenso  vor  m  {asv^  ich 
*^iri)  und  im  auslaut. 

zd,  Att,  Ä/  =:  altp.  tt»,  z.  b.  altp-  tw«  —  zd.  Atia,  A/a^  skn 
***<*,  sva. 

Im  auslaut  wird  ursp.  t,  d  nicht  wie  im  zend  zu  ,?,  rJ, 
^^»^dem  t,  d  fallt  (so  gut  wie  n  und  A)  ab,  doch  \%ird  ein  dem 
'*  ri  vorausgehendes  a  nach  deren  abfall  nicht,  wie  sonst  im 
^^slaut,  gedehnt. 

Danach  ist  das  laulsystem  des  Altpersischen  folgendes: 


I 


Vocaltsmus. 
a    ä 

i     I     ai    äi 
u    ü    au   du 


Consonanüäimis. 

f^    9    X 
c  ß) 

t    d    ^    n    ^,     ^ 


P    6    / 


m 


Vf  ^f  r,  A. 

Im  vocalismus  stimmt,   wie  oben  nachgewiesen  ist,  das 
^Itpersische  mit  dem  Sanskrit  im  wesentlichen  Oberem,  es  unter- 
scheidet sich  von  ihm  nur  durch  den  mangel  der  2.  Steigerung 
Vind   durch  die  Setzung  von  ar  in  mehreren  fällen,  in  welclien 
Jür  im  indischen   fr  oder  är  erscheint,  vgl  pam  viel  =:^  zd. 
\tru  (=  poru),  skr,  puru^  paruva  früher  =  skr,  pürm.     In 


dara,    (Danach  ist  wohl  im  Pehlevi  nicht  mas^  Aa$,  das  andern 
fnai^j  kaxi",  da^  zu   lesen,  und  wir  haben  nicht   zwei  zeichen 

für  s  sondern  eins  für  s  und  eins  füi*  ^?) 

ji,  (fk^  =  p.  j?  oder  d  (wie  im  Altpersischen):  samt,  gamif^ 
erde  =  zd.  mnt-j  zartn  golden  =  zd.   mranya,  skr.  Airct^ycs., 
jffödöM  geboren  werden,   zd.  mn,  skr.  ja«,  aber  d6st  freund  ^= 
aitp.  dauHar,  p^  zd.  ^«^^  skr.  jt*^,  dänad  er  weiss  ^^  altp,  adä»m^4!Z 
er  wiisste,  skr.  c^rftio^,  zd.  gdnaf;  da  herz  =  zd.  mred, 
hrd  (vgl  zeitschr.  XXIII,  p.  396). 

kh  =  sp  :  usp  pferd,  sipM,  jünger  saßd  weiss  ^=  zd.  spa^^^^^, 
skr.  ^e^,  fmrpisp  jeder  =  Aar  -|-  üisp  =^  zd.  /)at<r{;a  -j-  ms^^:^*; 
sag  hund  =  altp.  ünax-,  zd«  ^.  9 

Dentales  s  ist  wie  im  Altiranischen  in  h  übergegangen:  fm^^^:^^ 
jeder  ^^  zd,  hmirm,  skr.  sarva;  kazär  tausend  ^^  zd,  Jmzani^'^^, 
oder  (vor  bestimmten  consonanten)  wie  dort  s  geblieben:  st^zm-^, 
stära  Stern  ^=  zd.  skire-,  stmkm  stehen  =  zd.  siä  etc.,  na-f^^^t 
andern  vocalen  als  ä  ging  6"  in  ii  über :  gos  ohr  ^^  altp,  gam^^^^) 
zd.  ^00^  etc.  In  einigen  fällen  ist  übrigens  altiran.  i,  i  msaD\ 
Modernpersischen  zu  s,  b  geworden,  vgl,  dost  freund  ^^  al€:^JP* 
damiar,  würz,  zd.  sm,  skr.  jms^  muzd  lohn  =  zd.  mii4a,  sÄ^^^^- 
mtdha,  —  Ursp.  su  wurde  zu  ;e/,  vgl  xf^f^^  Schwester  =  ^^^ 
hfanhar,  ursp,  svasar,  etc. 

Auch  im  Neup,  erscheint  für  ursp.  gh  -]-  t  :  %i 

*       »     dA  -|~  ^  .'  s^ 
>      ,     Ih  \-  t  :  ft^ 

wie  aus  d<k^ian  i^dtüi  ^  diif?/*  im  Skr,),  bas^ai»  {Y  ba^^  ini  Sk . 
girißan   {Y  grbh  im  Skr,)  zu    ersehen   ist.    Für  zd.  pt  ist 
Neup.  inmier  ß  eingetreten, 

l  ist»  wie  nicht  zu  verkennen,  ierst  secundär  aus  r  herv- 
gegangen:  je  jünger  die  spräche,   je  häufiger  l;  je  älter 
Sprache,  je  seltener   L     Häufig    ist   l  aus  rd  entstanden: 
herz  aus  *drd  =  zd.  zaredj  skr.  hrd^  sal  jähr  ^  zd.  sareda, 
rose  aus  vanh,  malidan  reiben  ^  mard-^  hälä  höhe  aus  bard-ä     ^ 
zd.  barezanK  bukmd  ==  hoch  aus  hardand  ^^  zd.  hrzant,  os^^ 
harjsofMi,  hdUu  kopfkissen  aus  &d/-m,  von  bul  aus  bard-  ^  ^^ 
bcirezii  etc.     Bei   dieser   Sachlage  kann    nicht   daran    gedac:^- 


--=^ 


Iraittsclie  Studien. 


387 


werden,  das  Verhältnis  von  i  zu  r  im  Neup.  mit  dem  in  den 
europaischen  sprachen  zu  vergleichen. 

Zur  weiteren  characteristik  des  Neupersischen  ist  noch  zu 
bemerken^  dass  anlautendes  y  in  j  übergegangen  ist  {javän  = 
skr.  yuvan  jungling),  während  dagegen  c  und  /  zum  theil  zwar 
geblieben,  häutig  aber  auch  zu  s  geworden  sind  (röz  tag  = 
lllp,  raucah^  mv-astan  leben  =^  altp.  £tv,  skr.  zd.  jiv),  dass  i 
selten  (=  zd,  j  oder  z)  vorkommt  und  anlautendes  v  zu  b  oder 
■^worden  ist. 

"^Das  Neupersische  geht   sonach  auf  dieselbe   grundsprache 
wie  Zend  und  Altpersisch  zurück. 

Dasselbe  gilt  auch,  wie  man  sich  leicht  überzeugen  kann» 
▼on  dem  Beluci,  einem  dem  Neupersischen  sehr  nahe  stehenden 
äiatect,  vgl,  jelzt;  A  Description  of  the  Mekranee-Beloochee 
Dialect,  by  Mr.  E,  Pierce,  Journal  of  the  Bombay  Brauch  of 
the  Royal  Asiatic  Society  VoL  XI^  1875.  Ein  hauptunterschied 
dieses  dialecles  vom  Neupersischen  besteht  darin,  dass  er  die 
alten  Spiranten  zu  verschlusslauten  umgewandelt  hat,  vgl,  dap  ^= 
zd.  zafan  maul,  väb  =^  zd.  hfafna  schlaf ,  tmps  =  zd.  hj^afs 
schlafen,  hupt  =  neup*  Imß  sieben,  kap  schäum  ^  zd.  kufa; 
^f^  vogel  =  np.  mury;  mmk  =^  np.  smiax  kinn;  auch  in 
Hnwörtern  findet  die  Umwandlung  statt,  vgl,  arab,  fahm  =  b. 
Maw-  elc.  Es  scheint  also,  dass  x  ^-^i  k  (oder  A?),  y  zu  g, 
^  zu  t  (oder  5?),  d  zu  d,  f?M  p,  ß  zxxb  (?)  geworden  ist*  Wälirend 
"n  Persischen  v  im  anlaut  zu  b  oder  g  wird»  wird  es  im  Bei.  durch 
^'ortretendes  g  geschützt,  gvdt  ^=  np,  bäd,  zd.  väta  windj  für 
ursp.  gi^  =  np.  xs  ^i'^tt  im  Bei.  gh\  -v  ein:  gvalidr  schwesler  = 
öp.  xfäJiar,  vat  selbst  =  np.  xj^od,  zd,  hj^aio;  das  auslautende 
t  des  Pehlevi  ist  hier  meist  zu  g  geworden,  vgl  muriag  =  np, 
■Wrtfa  aus  murluk  lodt  (aber  hoch  bttzk  arm  ^=  n|j.  hüsü  aus 
*äÄi*-i).  Ueberhaupt  werden  im  auslaut  die  consonanten  treuer 
l^ewahrt  als  im  Neopersischen,  vgl.  gvM  ^^  np.  biM,  röd  kupfer  = 
'jp*  r6i,  phl,  röd,  skr,  lohuj  für  ursp.  raudlia,  roc  lag  ==  np. 
^j  altp.   raucah,  ärt  mehl  =  np.  ärd,  p^d  fuss  =  np»  pai, 

*\  weifis  =  p.  isp^d,  gvark  woIf  =  np.  gurgy  gokurt  schwefel  = 
9%ir^  Ferner  scheint  in  echten  Beluci-worten  iran,  ^  gar 
oicht^  oder  seltener  als  im  Persischen  —  in  d  übergegangen  zu 
^iiii  vgl.  mn-aga  wissen,  praes. :  a-zän-iu  =  np*  dän-am,  z\  gestern 
^np.  dt  Zur  beurtheikmg  des  Bei.  vergL  noch:  bras^  brät 
'  —  zd.  brätar,  gen.  bräihd,  pis,  pit  valer  =  zd.  jr>itor,  mäs 


m  mr  vwruL  Sprachr   N.  F.  IV.  4. 


38 


amann* 


mutter  =  zd.  mäiar,  majg  gehirn  =  zd*  masga,  var^aga  esseD^ 
trinken  =  zd.  hßar-,  dSm  gesicht  =  zd,  darman;  hand-aga, 
bastag  ^^  zd.  ia^ld^  bmta;  trus  furcht  =  zd.  irs-^  praes.  irmiti; 
häps,  Msp  pferd  ==^  zd,  o^pa,  äpus  schwang:er  =  zd,  apudra; 
vän-aga  lesen  =  np,  xj^'*-*^'*^  sind-ctga,  sistag  ä=  zd.  sctwd, 
np.  bikan-am,  ^ik<xsia, 

§5- 
Kurdisch. 

Unler  den  neu-iranischen  sprachen  stellt  das  Kurdische  dem 

Neupersischen,  mit  dem  es  in  allen  wichtigen  lauteigentüinlich^ 

keiten  ühereinstiramt,   am  nächsten.     Eben  deshalb  aber  kanir-  ^ 
man  die  lehnworte,  die  das  Kurdische  dem  Neupersischen  ent 
nonimen  hat,  nicht  immer  auf  den  ersten  blick  erkennen, 
allgemeinen   unterscheidet  sich  das  Kurdische  vom  Persische 
durch  die  auffallende  kürze  seiner  worte^   die  es   durch   ai 
stossung  von  consonanten  des  inlauts  und  contraclion  der  z« 

sammenstossenden   vocale    erreicht   hat.     Das    lautsystem   d^ 

Kurdischen,  wie  es  Lepsius,  Standard  alphabel  p,  136  nach  df?— 
Zaza-dialect  aufstellt,  ist  folgendes: 


k 

c 
t 

P 


Consonanlismus. 
q         [¥]h 
n    X      r 


n 


n 


m 


y 


w 


Unter  den  vocalen  sind  e  e  ö  %  u  (o)  offenbar  junger^  ^-^n 
Ursprungs.  Die  spräche  hatte  das  bestreben,  das  ursprünglic^^^  ^^ 
u  durchgängig  in  e  oder  ß  zu  verwandeln,  wie  auch  ä  vielf^«-  "^^^ 
zu  i  geworden  ist.  6  erscheint  häufig  in  türkischen  lehn  wort  ^^^^"t 
in  echt  kurdischen  erscheint  es  für  ä  regelmässig  nach  %  ""^^ 
ursp.  st?  (cf.  x^  selbst  =  sva).  Auf  eine  ältere  stufe  zurü< 
gebracht  reducirt  sich  der  kurdische  vocaÜsmus  demnach 
folgende  vocaie 

a    a 

i     i     i  (^  ai) 

u    ü    6  (^  au) 
Keinesfalls  haben  kurdisch  v  ^  und  o  mit  europäisch  e  tu 
0  etwas  zu  schaffen. 


Iranische  Studien.  SS9 

Von  den   eonsonanten   fehlen    ii  und  (P   dem  Koroiänji- 

dialect,  sie  gehören   so  wenig  wie  U,  g  dem  Kttrdischen  von 

Haus  aus  an,  da  sie  erst  aus  k,  j,  d,  n  vor  e  entstanden  sind. 

9  und  h*  sind  semitischen  Ursprungs  (^  und  — ),  finden   sich 

vm  aber  auch  in  echt  kurdischen  Wörtern  (\g\.  Jiirc  bar  = 

sta,  rUa).    w  (im  anlaut)  ist  vocalisches  v,  ^  (für  js)  ist  selten. 

Auf  einer  altern  stufe  war  der  kurdische  consonantismus  danach 


ier: 


e 
t 

p    b 


n 


m 


y,  V,  r,  l 


tfete  diesen  consonanten  entspricht 

kurd,  k,  Cy  t,  p       alUranisch.  h  c,  i,  p 
9f  j,d,  b  >  9  j  d  b 

n,  m  3         n^  m. 

Von  den  Spiranten  finden  sich  nur  x,  /'  und  y^   Von  diesen 
ist  ater  nur  %  =  alliran,  ^^    Denn 

1)  altiranisches  %  =  kurd,  %  im  anlatit  (wo  %  auch  für 
ursp-  SV  eingetreten  ist),  im  inlaut  wurde  es  zu  h  und 
fiel  aus. 

In  einigen  (allen  ist  es  im  anlaut  xu  k  geworden,  vgl. 
h&r  esel  =  zd.  xara,  kmia  lachte  —  np.  x^ndJdöt,  kert 
kaufte  =  np.  ^^rirf. 

2)  altiranisches  ^>  wurde  im  Kurdischen  zu  h  und  fiel  aus. 

3)  aitiranisches  f  wurde  im  Kurdischen  im  anlaut  zu  /*  (fiel 
aber  vor  r  ab),  im  inlaut  zu  v(u). 

Also  ist  kurd.  f  nicht  ^=  altiran.  f\ 
*)  altiranisches  g  w^rdc  im  inlaut  (wohl  durch  y)  zu  i;  oder 

ßel  aus  (also  kurd.  /  nicht  =  altir.  g). 
S)  alliranisches  d  wurde  im  inlaut  (wohl  durch  d)  zu  h(t) 

oder  fiel  aus.    Ebenso  altir.  t  nach  vocalen, 
ß)  alUranisehes  6  wurde  im  inlaut  (wohl  durch  ß)  zu  v  oder 
fiel  aus. 
tJrsp,  i»         ist  im  Kurdischen  zu  s 

g\  gh^   »     »  »  ^  ß  geworden; 

«  bleibt  aber  im  Kurdischen  und  wird  nicht  zu  d  wie  im 
*^ersischen  (vgl.  k.  ßer  =^  np.  du  herz,  sunim  —  dänam  ich  weiss). 


390 


H,  Hfib^hmannt 


l  lindet  sich  neben  r,  ist  aber  selten  und  sicher 
hervorgegangen. 

Um  das  Verhältnis  des  Kurdischen  .zum  Neupera 
erläutern,  lasse  ich  einige  etymologisch  gleiche  wörler  l 
sprachen  hier  folgen,  die  ich  Jiisti's  treilliehem  prograij 
die  kurdischen  Spiranten*  (Marburg  1873)  eninehme,  in 
die  echt  kurdischen  worte  von  den  persischen  lehnwq 
fällig  geschieden  sind: 

Ae-sp  ross  =  np.  as^)^  heiit  acht  ==  np.  hti^t,  hi44 
Stern  ^  np.  sitära  (aus  starak),  hmilr  kanieel  =  : 
haw,  avr  wölke  =  np.  abr,  zd.  aßra,  hin  wolle  =^ 
i^i  allein  =  np.  tanM  (von  tan  person  ==  ursp,  tan 
sprangen  auf  =  np,  xästan,  Rör  roUi  =  np.  surx,  t<me  ^ 
np,  tuyrm,  dot  lochter  =  np.  du%t,  dut  melkte  =  np. 
buk  =  np.  ptixt  (aus  paxt)^  sot  verbrannte  =^  np« 
bitter  ^^  np,  (alx  (aus  tax-ra  von  wrzl.  tanef);  sa,  sm 
np.  sag:  mezi  mark  =  np.  nmfs,  deraü,  derdv  lu; 
daroy,  dau-,  d^k,  dfs  zehn  =  np.  duh^  drä  licht  =^ 
ii  klinge  =  np<  tSy,  srnd,  stiund  schwur  =  np.  sau^ 
haut  sieben  ===  np,  Imß,  d<if  schlinge  =  np,  dihn;  her{ 
np*  faräx^  kev,  koi  berg  =  np.  kok,  zd.  kaofa,  d^v  mt^ 
dahhty  zd>  mfan;  %a«n  schlaf  =;  zd.  hfafna,  htrye  Ai 
sij  zd.  ^ri^  cdkr,  eeher  vier  =  np,  cahdr,  zd.  rad^ßdro;  ntm 
np.  mai,  zd.  madu,  hah  wind  =  np.  btkh  zd,  väta;  M 
fahren  =  np.  karddr,  paijd  baucr  im  Schachspiel  =^  im 
skr.  padML  Berik  brustharnisch  =  np,  zirih,  zd.  sn 
diener  ^  allp.  handaka,  sei  hundert  =  np,  sad,  zd.  ä 
eidam  =  np.  dänUid,  berd  bruder  =  np.  birddar,  m 
np.  däd,  spi  weiss  =  np.  Biped,  sä  freude  =  np.  Md,  jst 
np.  sdd,  pe  fuss  =  np,  pdi,  xo  schweiss  =  np,  xM  ^ 
np,  jeföd,  rfi  sah  =,  np.  dtd,  gü  merda  =  np*  güh,\ 
zer  gelb  =  np.  zard^  hen  faden  =  band,  kCr  (za 
messer  =  np.  kdrd^  pfr  brücke,  zaza  pird  =  zd.  prHg 
kalt  =  np.  sardj  zer  herz  =  np.  dil,  zd,  mreäf  pana  h 
paS^arm,  np.  jmhnd  breite,  didr  erscheinung  =  np. 
mann  =  np,  mardnm,  dini  ich  gebe  =  np.  d\ 
waizen  =^  np.  gandum,  afgh.  yanam,  nüik,  nek  n 
nasdtk,  cf,  zd.  nazdista. 


^}  Der  Übergang  von  m  in  v  (ß  ist  beliebt  im  KurdischöiJ 


Iranische  Studien. 


391 


Aus  dieseo  beispielen  lässt  sich  ersehen,  dass  das  Kurdische 

dem  Neupersischen  sehr  nahe  steht,   nur  lautlich  mehr  zersetzt 

isl  als  dieses,  mit  ihm  aber  auf  eine  gemeinsame  grundsprache 

niruckgehl,  die  hi  keinem  der  ponkle,  auf  die  es  hier  ankommt, 

^*on  der  dein  Zend  und  Altpersischen  gemeinsamen  grundsprache 

vmchieden  war. 

§0. 
Afghanisch, 
Will  man  die  lautverhältnisse  des  Afghanisehen  untersuchen, 
a)  nuiss  man  bei  dieser  Untersuchung  diejenigen  worte  ausser 
betrat'tit  lassen,  welche  das  Alghanische  aus  dem  Indischen  und 
Persischen  (Persisch- Arabischen)  entlehnt  ha(.  Mit  den  indischen 
lehnwurlen  sind  die  beiden  cerebrallaute  /  und  d  in  das 
Afghanische  gekommen,  bleiben  aber  auf  diese  lehnworte  be- 
schränkt. Dagegen  sind  mit  den  arabischen  lehnworten  keine 
deni  Arabischen  eigenthümliclien  lante  in  dte  spräche  gekommen, 
da  eben  die  Afghanen  diese  worte  aus  persischem  munde 
erhielten.  Die  von  den  Afghanen  wirklich  gesprochenen  laute 
sind  folgende: 


9 


Ol 


Vocale. 
a    ä 
(e)  e 
i      i 
(o)  o  (au) 

u    ä 


k 
c 
ts 


(i  4) 


Consonanten. 
h 
X    9 


n    ^    z^ 


8      3 

p    b     m 

Dass  ^  und  ö  mit  europäisch  e  und  o  nichts  zu  thim  haben, 
l^en  deutlicii  die  bemerkungen,  die  Trumpp,  Grammar  ofthe 
Paslo  p,  25  über  diese  beiden  vocale  macht* 

ni  und  au  gehören  dem  ursprünglichen  vocalbestande  nicht 
^1»  au  ist  übrigens  sehr  selten.  6  ist  nicht  Steigerung  von  «, 
andern  Iröbung  von  ä:  z6e  söhn,  p.  zad^  (skr.  jdto),  zov-^ 
geboren  werden,  zd.  mn^  skr*  jan;  traf  bruder  =  zd.  hratar, 
tfi^  Schwester  =^  np.  xj^^^*f  vorai  sommer  =  np*  bahdr^  skr. 
"öÄinte,  6m  unreif  =  skr,  (inm  roh;  po^r  darlehn,  schuld  =  arm, 
^*'''-iA,  zd.  ;Kir  (in  i>r^<i,  pesa)  durch  schuld  verwirken,  Srqh 
»nehl  =  kurd.  är,  np.  drd,  arm.  al-al  mahlen,  v6  wind  ^  zd- 


392 


H«  Hübschmann, 


mdr  multer  =  w*ator,  tsalor  vier  =  zd.  ca&ßi 
hase  =^  skr,  ^uga  (für  f«^),  omA  sieben  =  zd,  Aitp^> 
Steigerung  von  u  erscheint  va  :  yvai^  ohr  =  ap,  gausa,  davi 
jnf.  w-yva/-^/,  ipt.  n-j^raiW*  ==  np*  nioüidan  hören ^  horcb 
(ni^6S-),  rvadjs  (vradz)  tag  =  np,  röz^  altp.  raucah,  yva  kuh  ^ 
zd.  <7ao,  yva§äh  fleisch  =  np,  i7<567.  Als  Steigerung  von  i  erschei 
e  in  mPz^  (aewe)  (neben  nmi^  ü  ram)  ^  zd.  wwt^a  sehaf,  J^« 
popille  =  zd*  dafnian,  aber  auch  i  in  ^in  grün,  blau,  wohl  i 
skr.  0^1  (fem,  zu  (:i/t'ta\  nach  Säyana-Benfey  =  schwarz,  q 
weiss  {aus  gvmi?)  zu  f^'et<ij  zd.  spofta  (dazu  wohl  auch  ^pon 
eisen  ^  osset.  afseynägf)^  iHrah  hart  ^=  rti^ä}^),  zd.  mfj 
iw-mg7^  wollen  (von  t^arai  die  wolle,  suff.  i«gÄ  ^=  zd.  nrw 
ef.  rmiaf^ia  silbern),  niU-ql  to  piss,  ipt,  v6  muah^  zd.  wwtfrai 
(vgl.  nj^ra^^jf,  ipt.  t?Ö  fiyvoz^ah),  v6  mnah  sieh!  ipt  von  rfi 
==  zd.  t^a<'«,  Dp.  Mu'.  Im  übrigen  haben  sieh  die  vocalreihe 
stark  miteinander  gemischt  und  ist  die  geschichte  des  afgl 
vocalismus  dadurch  dunkel  geworden.  Doch  war  der  urspi 
liehe  vocalismus  des  Afghanischen  offenbar  kein  andrer  als: 


Dem  consonantensystem  fehlen,  wie  man  sieht,  die  aspiral 
ganz,   die  cerebrale  t  und  d  finden  sich,   wie  bemerkt,  nur 
indischen  lehnworteo ,   ebenso  kommen  cerebrales  n  und  r 
indischen  lehnworten  vor  oder  sind  offenbar  erst  durch  üidiscb 
einflöss  aus    iranisch  n  und  r  entstanden,    gehören   also  de 
lautsystem  des  Afghanischen  von  haus  aus  nicht  an.    A  schd 
sich  (im  an-  und  inlaut)  nicht  eben  häufig  in  echt-afghanischi 
Worten  zu  finden*)   und  überhaupt  späteren  Ursprungs  zu 
Das  aus  s  entstandene  h  ist  überall  abgefallen  (vgl,  ovah  siel 
Arisches  c  und  j  sind  im  Afghanischen  durchgängig  zu  is 
dz  (auch  i,  i^)  geworden  (vgl,  isamian  haut,  tsalor  vier,  pi\ 
fünf,  rvads  tag,  iai  sehne  ^  zd.  jyä,  ehandai  lebendig  ==i 
jivant'),  mithin  müssen  c  und  j,  wo  sie  sich  jetzt  im  Afghani 
finden,   erst  spät  aus  k  und  g  hervorgegangen   sein  (vgl 
werk,   np.  kdr,  cäräh  ein    langes  messer  =  np.  kärd,  j 
mädchen  =  skr.  kanyä;  mm  fliege  =  zd,  maxH,  w*c  tr< 


*)  Im  auslaui  wird  es  oft  geschrieben,  aber  auch  gesprochenl^ 


Imniäch^  Studien.  gg^ 

zd, hnika,  oder  aber,  die  worte,  in  denen  sie  vorkommen,  müssen 
aus  dem  Indischen  oder  Persischen  entlehnt  sein. 

Danach  war  das  consonantensystem  des  Afghanischen  auf 
jm^t  altern  stufe  folgendes: 

J^(c)   9(i)        X   r 

t$       d^  s    i» 


i         ä        n     l    l     rl 
p         0        m 

afgh.  k,  ts,  t^  p  JS3  alt  iranisch  A%  c,   t,  p 
afgh.  g,  djtf  d,  b  scheint  aus  älterem  k^  ts,  i,  p    entstanden 
zu  sein  (cf,  kibäh  fieber  =  skr.  tapas,  dbqh  wasser  = 
zd.  ap,  pindmh  fünf  =  paümn,  Mqh  schlafend  —  skr, 
supia)  oder  auf  altiranisch  5,  j,  d,  b  zurückzugehen. 
Doch  wurde  meistens 
alliran.  g  im  Afghanischen   im  anlaut  (und   wohl   auch 
im  inlaut)  zu  ^^ 
»        j  im  Afghanischen  zu  i  (i^), 
%       d  hu  Afghanischen  zu  ?, 
>       b  im  Afghanischen  zu  v  (auch  altiran,  (  kann 
durch  d  zu  l,  altiran,  p  durch  6  zu  v  werden). 
Wenn  aber  einerseits  g  zu  ^ 
i   »   i 
b    >    V 
und  andrerseits  d  zu  l  wurde,  so  ist  klar,  dass  d  durch  d  zu  2 
f^worden  ist,  dass  also  die  iranischen  media  der  regel  nach  im 
^ghanischen  zu  spiranten  wurden.     Vgl,  hierzu: 
^  Ä  ursp.  Qf  gh:yar  berg  =^  zd,  gmri,  skr*  giri;  yäräh  kehle 
=^  osset.  yt*r,  zd.  garanh,  dazu  afgh.   Yärai  fresser  (wui^. 
gar,  skr,  girati  verschlingen),  yvä  kuh  =  zd.  gaOj  yvaß^  ehr  ^ 
zd.  gao$a,  yql  dieb,  rauber  =  zd.  gada,  ytd  excrement  == 
zd,   gü&a,    fdrmgit   miltagshitze   =   skr.   g}mmia;   yanam 
waizen  =  np.  gandum,  ydvul  to  have  coition  ^=  x^^^gd-dan; 
Y&iäk  cow-dung    aus  skr.  go-^akri,   yva^äh  fleisch  ^=  np, 
gist  (also  sind  worte  wie  gavazn  ,elk*  =  p.  gava^i  hirsch, 
^Q^ah  Winkel  ^  p.  go^h  entlehnt), 
^  «=  d  =  ursp.  rf,  dh :  yql  dieb  =  zd,  gada,  %vale  schweiss  = 
iikr*  Bveda,  zd.    hjufäa  (Pahl.  Paz.   Gloss.),  P<dai  zu  fuss 
=5=  zd.  pada^  päd,  lür  tochter  =  zd.  duydar,  las  zehn  = 


394 


H.  Hubschmaiiüf 


zd.   dasan,  lüm   netz  =  p.  ddm,  liri^  liri  fem  ^  p.  d^r, 
larql  haben,  halten  =  skr.  dkur,  lam  schwänz  =  p.  dum, 
dumb;  lü  raucli  =  skr.  dküma  rauch,  Urng^h  pupille  =  zi 
da^man   (dazu   sal  hundert   aus  sad  ^  sad,  np,  sad,  zd. 
sota,  %pal  eigen,  selbst  =  zd,  hj:at6,  pldr  vater  =  pitar). 
V  ^=  bh:  vujs  Ziegenbock  =  zd.  bü^a,  pfi}l  tragen,  zd.  bar,  skr. 
bhüTf  war  bruder  =  zd*  hrM-arj  vävrah  sdinee  =  zd.  vafra, 
wU  gebraten  =^  p.  hinjan,  skr.  bhrjj. 
Von  den  tonlosen  Spiranten  ist  im  Afghanischen 
%  geblieben:  nm^  gesicht  =  skr.   miikha,   %ar  esel  =   skr. 
khura,    trt%  fem.   tarxah   bitter  ^=  np.   tal%j  tsarx  =  zd. 
ca^ra  rad. 
d-  zu  l  geworden  (also  duixh  öl):  plan  breit,  p.  pahan^zA, 
pa^ana,   ytd  excrement  ^^zd.  gü3a^   isalör  vier  =  zd, 
€a&ßär6.    Wie  in  dval^  =^  zwei  d  für  l  ei^cheint,  so  auch 
in  drc  —  drei:  rf  f ür  /  =  ^,  offenbar  wurde  ^ri  dfei  zu  ^ 
ätiy  dann  zu  dre  wiegen  des  r  (damit  nicht  Ire  entstünde).  ■ 
/  zu  V :  vavräh  schnee  =^  zd.  vafra^  np.  barf,  svah  huf  =  zd, 
safa,  ovah  sieben  ^^  p.  huß,    AJso  wurde 
altiran.  x     ^^  afgh.  %  und  alliran.  g       zu  afgh.  y 
^  durch  d  zu  I  d  durch  rf  zu  { 

f  zu  t^  b  zu  i\ 

Dass  im  übrigen  das  Afghanische  alle  die  characteristischen 
lauteigenthümlichkeiten  der  iranischen  sprachen,  auf  die  es  hier 
ankommt»  theiU,  geht  schon  aus  den  benierkungen  hervor,  die 
ich  in  dieser  Zeitschrift  XXIII,  p,  41—42  über  dasselbe  gemacht 
habe.    Denn  es  hat 

1)  s  in  h  verwandelt  und  dies  h  der  regel  nach  abgeworfen: 
üvali  sieben  =  zd.  kuptUf  np.  haß,  m%d  grossmutter  == 
arm.  /wiw,  zd.  Jmna;  soe  hase  =  ursp.  k^asa;  und  sv  in 
X*^  XP^  Xf  ^  verwandelt:  x'^f^^^^  Schwiegermutter  ^^  skr. 
^varru  =  $vap-üj  t^^^f-^l  essen  ^=  np.  xur-dan  (wrzl.  svar), 
xpal  selbst  =  zd.  hfato,  ursp.  sva-tuSj  $xßr  Schwiegervater 
=  xs^'^  !'•  X"^'**"f  sfci'.  ^agura  =■  sva^ura,  x^*'  Schwester 
—  np.  xj=ähar,  zd.  hj:anliar,  iidqh,  vüd^  schlafend  =  zd. 
hpapta. 

2)  sß)  =  ftS  e(g)  =  f/S  gh^:mlf  $11  hundert  ~  skr.  ^atam, 
soe  hase  =  skr.  ga^a  für  fa^a,  sür  rotli  =^  np.  swrx,  skr.  gakra, 
sSf  kalt  ^  zd.  saretu,  ds  pferd  ^  zd,  aspa,  x^^^Udk  Schwieger- 
mutter —  *^mgHi,  kaS-ar  jüngerer  bruder,  zd,  kam  klein. 


Iranische  studien,  395 

Fjwi-ar  älterer  bruder  =  zd.  mas  gross  (cf.  op.  Mx  ^  skr, 

^äkhä)^  sor  alt  =  zd.  zar,  skr.  jar  altern,  ssäqh  bekannt  = 

5Ed.  mfitUi  zm  söhn  =  zd.  züiu,  ^üm  schwieg^ersohn  =  zd, 

jeänmiar,  np,  dämdd,  zmakäh  boden  ^  zd.  £em  jjrde,  ^ami 

same,   kern  =  ksl.  j^no,    d.   /:(?rt*,    zqr  tausend  =  zd. 

harnnrüf  p*  Jmzär,  zah  ich  =  zd,  azem,  zrqh  herz^)  =  zd. 

saredf  np.  di7,   zänmh  kinnbacken  =  skr/  jmnbhä,  zimai 

Winter  =  zdt  iwwa,  iahah  zunge,  spräche  =  zd.  hizva^  np. 

mhan. 

Also 

Iran.  A,  c;         g^  j,  und  Iran.  5,      z 

=  afgh.  t%  ^s,  dz;  y,  i,  f  ^,      =  afgh.    s,  J,  xr  /. 
Ebenso  sp  =  Ä'«  ;  s^mi  hund  ^=  zd.  s^«,   np.  sag,  sjytn 
weiss,  cf.  zd,  spa^ta,  skr.  ^riJeta  {vgl.  auch  zabäh  zunge  =^ 
zd*  hizva,  i^^az^  sechs  =  zd,  x^^^^^)- 
3)  ^,  ^  (und  zwischen  %^ocalen  i*)  =  altiran,  ^%  ursp.  s :  §paz^ 
sechs  =  zd.  x^*'^'»  ^P-  ^'^^  yv€Lz^  ohr  =  zd.  gao^a,  mazhik 
maus  ^=  skr,  mtUikaj  £Hräh  hart  (^=  riz^äh)  =  zd*  mfÄ^ö, 
«/*öi'  schnür  =  skr.  snuiä,  sapai  lunge  =  p.  sui  (aus  sm« 
von  skr.   ^as,    ^tis  schnaufen),    i^^A   nachl  ^=  zd,    x^^P? 
sp(tz^äh  laus  =  np.  swjm5,  zd.  spis.    (Auffällig  aber  ist  oz^ah 
Schulter  =  skr.  atksa,   armenisch  m,)    Wie  steht  es  mit 
yasand  kochend  =  zd.  yaf^yaüi  kocliend»  afgh,  yasnä  auf- 
wallen von  zd.  }fäf§,  skr.  yes  (aus  pa-yas)  kochen? 
4«)  kommt  l  zwar  häufig  vor,  ist  aber  gewöhnlich  aus  d  =  d 
entstanden,  während  das  altiranisclie  r  als  r  oder  r  bewahrt 
m  sein  scheint,  vgl  fov^f;  thun,  2^^^^^  vater,  i?ar  thor,  ^^mÄ 
kehle  =^  zd.  garanh,   osscf.  /7fr;  tn^itr  todt  =   skr.   mrtu, 
i^ai  lamm  =  np.  6ara/^,  harrah,  arm,  f?cwi,  gr.  ^aqy-. 
Mag   nun   auch    das  Afghanische   im   Wortschatz,    in  der 
Q^on  und  der  syntax  in  noch  so  hohem  masse  vom  Indischen 
beeinflusst  sein,  nach  seiner   lautlichen  seite  —  und  diese  ist 
doch  wohl   die  ausschlaggebende  —   bleibt  es   eine   durchaus 
iranische  spräche,  ii-anisch  so  gut  wie  Zeiid,  AUpersisch,  Neu- 
Persisch  und  Kurdisch,  und  bildet  nicht,  wie  Trumpp  behauptet 
"Ät.  den  Übergang  vom  Iranischen  zum  Indischen. 

*)  Das  Afghanische  verwandelt  s  nichl  in  d  wie  das  Pei^üii^ehe*  Also 
^ötl  Worte  mit  d  für  2  lehnworte  aus  dem  Persischeii,  audi  wenn  dieses 
«  t^Ächtrl^lich  noch  zu  I  geworden  sein  sollte  wie  in  las  hand  :=  np»  dasU 


H,  Hübschmann, 


§7. 

Ossetisch, 
Wollle  man  den  characler  des  Ossetischen  nach  seinem 
laiUsysteni;  wie  man  es  gewöhnlich  aufsiellt,  beurtheilen,  so 
wurde  man  ihn  als  kaukasiscli,  nicht  aber  als  iranisch  be* 
zeichnen.  Denn  wer  fände  bei  einem  blick  auf  Lepsius  Standard 
aiphabet  p*  138  und  p.  25t  einen  unterschied  zwischen  dem 
iaiitsystem  des  Ossetischen  und  dem  des  Georgischen?  Und 
doch  schwindet  diese  Übereinstimmung,  sobald  man  das  laut- 
System  des  Ossetischen  näher  betrachtet  mid  auf  eine  ältere 
stufe  zurückführt.  Die  laute  des  Ossetischen  sind  —  nach  der 
transcriplion,  die  ich  Zeitschrift  der  D.  M,  G.  XXX,  p,  73  an- 
gewandt habe  —  folgende: 


Vocale. 


^  ,        -3^-0 


ää  ^  4  (geschlossen)  f  S  (o)  ö  (geschlossen)  u  ü  U  U  (—  g,    j  in 

anderen  transcriptionen). 


Consananten» 

Dazu  kommen:  g    It            j 

9 

h 

d»  t^  fl 

g    k    Ich     h 

% 

r 

d.  h.  palatal  afficirte  laute, 

j     c    c 

die  erst  spät  im  Ossetischen 

dß  t$    ts 

^ 

i 

aus 

d    t     th    n 

s 

z 

g    k     n 

b    })   ph    m 

f 

V 

unter  dem  einfluss  des  fol- 

U> r,  l 

genden  vocals  entstanden 
sind. 

Nun  ist  aber  sofort  zu  beachten,  dass  diese  laute  nicht 
einem  dialect  angehören,  sondern  sich  auf  xwei  dialecte,  den 
der  Digoren  und  den  der  Tagauren  vertheilen.    Denn 

1)  für  tag.  t^    steht  dig.  « 

2)  »       ^    d^       >         D    g 

3)  »       >    fia      »         »     nu 

4)  3fr       »     ^        >        1»    Y  und 

5)  für  alleres  tag.  »  tritt  dig.  vore,  i,  idasjüngerei  ein, 
6)^       >        »djB»»       >»t»»        »      di=j     »  . 
7)>       »        %    s    >     ^       »»»»»        »      s  » 
8)i       »         ^    ts   *     y>       »»»>»        >      ^==c» 


Iranische  Studien. 


Also  sind  nicht  nur  q  H  d^  t^  tl  sondern  anch  s  e  j 
c  c  im  Ossetischen  junge  laute. 

Dein  Tag;  fehlt  f  und  ö\  letzteres  ist  aber  auch  im  Digorischen 
höchst  selten  *);  h  findet  sich  überhaupt  nur  in  einigen  partikeln, 
i  ist  durch  kaukasischen  einfluss  aus  dem  allem  y  entstanden, 

kommt  nur  in  fremdwörtern  vor  und  n  ist  =^  ng  (vgl.  anuldm 
Inger  ^  skr.  atiguri,  aiiguU}^  ahar  gefährte  =  an-gar  ^=  hant^ara 
(mit  essend),  arm.  inker  genösse.  Danach  war  das  ältere  beiden 
dialecten  gemeinsame  consonantensyslem  folgendes: 

X   r 


9      k 

kh 

da   ts 

ts 

d     t 

th 

b    p 

— 

—     ni     f 


ij  r  l 


Von  diesen  lauten  sind  *,  ts,  t^  p  nicht  unsere  europäischen 
tenues,  sondern  die  mit  vollkommenem  kehlkopfverschluss  ge- 
bildeten tenues  der  kaukasischen  sprachen  und  von  den  unsrigen 
tlso  wesentlich  verschieden.     Ich  will  sie  dai'um  in  dieser  ab- 
handlung  in  Übereinstimmung  mit  Lepsius  durch  F  ts"  f  p"  (€) 
wieder  geben.    Die  aspiraten  AA  etc.  der  kaukasischen  sprachen 
stehen  den  norddeutschen   aspirirt   gesprochenen   lenues  nahe» 
»Hur  dass  der  hauch  der  aspiraten  energischer  als  im  Deutschen 
isU  (Sievers,  Zeitschrift  der  D.  M.  G.  XXX,  p.  55).     Nun  bemerkt 
aber  Rosen  gerade  über   die  ossetischen   aspiraten,   dass  der 
s»€  begleitende  hauch  so  gering  ist,  dass  man  sie  fast  ganz  den 
*Äimes  unserer   sprachen  gleiclistellen   kann.     Danach  ist  man 
berechtigt,   den  kaukasischen  aspiraten  h\  c,  ts,  ih,  ph  (mit 
*^psius)    im    Ossetischen    die    tenues  k,  c,   ts^  t,  p   gegenüber- 
^^teilen.    Also  ist  das  oben  gegebene  ältere  consonanteusystem 
des  Ossetischen  abzuändern  in: 


9 

k' 

A          X 

de 

ts' 

ts 

d 

e 

t    n     s 

b 

P* 

-m    f 

y  r  L 
Im  allgemeinen  unterscheidet  sich   dieses  system  von  dem 
**^i Irischen  dadurch,   dass  die   palatale  fehlen  und  dass  statt 


0  Wohl  nur  in  der  postp,  böl. 


abschma 


der  einen  lenuesreihe  hier  zwei  reihen  von  lenues  ei'scheiner:^. 
Aber  1)  sind  die  palatale  wie  im  Afghanischen  in  die  affricale-:»! 
übergegangen,  so  dass  also  djs:,  is  direct  aus  altiran*  j,  c  hervo:»:--   , 
gingen,  ^)  sind  die  mit  leichter  aspiration  gesprochenen  tenu^^s^ 
die  regelrechten  Vertreter  der  altiran,  tenues,   während  die  tc^it^ 
kehlkopfverschluss   gcöproclienen   tenyes   erst  spat   durch   ka.vi- 
kasischen  eiiifluss  in  das  Ossetische  gekommen  sind. 
Vgl.  ka  wer  =  zd,  ka,  käd  wann  ^  skr,  kadä,  kanun  machen, 
zd.  karj   karmi  ende  =  zd.   kurana,   kard  messer  =  2^d- 
karcta,  kark^  henne,  huhn,  vgl.  yAkahrkiUa  (=  huhn-esser), 
np«  kargas  geier,  kmun  anschauen  ==  zd.  kcLS,  skr.  feff. 
(sar  haut  ==  skr.  carman,  tsaun  gehen  =  skr,  cyu,  imr^^fi 
leben,  wohnen,  skr.  mr,  tsmfe  äuge  (aus  ca§ti)^  skr.  cr/A > 
sehen,  isujt*2}^ar  vier  =  zd,  cad^fiärd,  fits  kochen,  skr.  pcM^- 
tarstm  fürchten  =  altp.  tarSf  ianäg  dünn,  fein  =  skr.  i^Lttu, 
antaf  hitze,    heiss    (=  sam-tapas),    tanm   jüngüng,    skr. 
tarmia. 
Für  iran.  p  ist  f  eingetreten :   fad  spur  =  zd.  paöa,  farsHf^ 
fragen  =  zd,  prs,  fide  vater  =  zd.  jüt^ir,  fürt  söhn  =^  zd. 
pu^ra,  farat   axt,   beil,    skr.  parat^u,   fatan   breit  =   x<i* 
paDana,  färe  im  vorigen  jähre  =^  skr,  panä,  fmidag  weg 
zd.  jmntan,  fastama  hinten,  nach  —  altp.  pas^^^  zd, 
p{tskd^;  finstm  schreiben  =  skr.  pi^,  (iu  fett  =  zd.  piva' 
fondz  fünf  =^  paüca,  fuss  schaf  =  zd.  pasu  ^). 
Da  i^  fe\  f,  ;/  auch  nicht  die  regelrechten  Vertreter   \^^^^ 
iranisch  g^  jy  d,  h  sind,  so  ist  es  klar,  dass  sie  dem  ursprür^^-t 
liehen  lautbestand  des  Ossetischen  nicht  angehören. 


« 


*)  Im  iiilaul  isl  iiftch  tönenden  sl4itl  der  leniais  häufig  (wie  im  ?•'*'*"_ 
persischen,  siehe  oben)  die  media  eingetreten,  vergleiche 
1)  g  aas  k:marg  gift  —  ur^p.  marka,  iger^  igar  leher  =  skr.  yakrU  ■ 

«</♦  «f?  =  lirsp.  ak :  tünäg  dünn,  fein,  jfara*?  esel,  fandag  weg, 
i2)  dl  aus  ts :  fondi  fünf  =^  zd,  paüca,  Süds-  brennen  =  skr.  pic, 

3)  b  aus  p  :  atnhut/un  faulen  =  zd,  pmjeiii^ 

(i?  ans  f:axsava  naehl  (aus  x^af=  skr.  ksap),  tivd  s\fihen  =  p.  h^^^t* 
äavd  für  dafia  (ivrzl.  dubh),  y  aus  x-  »oyd^^oxt  (w,  fwc)  etc-J* 

4)  besonders  häufig  i«t  d  für   ursp.  t  :  ^*ard  messer  =  zd.    ikarria,   -/^ 
vater  =  pitar,    fandag    vfe%  =  paütan,   barsond    hoch,    sartmd     ^^i 
partjcip.  suff.  -anl,  Bade  hundert  =  zd,  mia,  gald  kfilte  =  B^reUi^  a^^^^\ 
anderer,    fremd  =  otliara,   mnd   mutier  =  matar^  arväde  hruder  ^ 
brdtar^  stud  loh,  rühm  —  zd.  siüiii,  8täd  =  np.  iaidd  aus    stdia    *^ 
standen  elc 


Iranische  Studien. 


399 


Dieses  giebt  sich  nun  als  eine  echt  iranische  spräche  durch 
folgende  eigenthümlichkeiten  zu  erkennen. 

)i)  fehlen  ihm  die  cerebrallaute, 
fe  ist  osset,  X  ^^  ^^^'i'-  X '  X^^^^  ^^el  ==  zd,  xara,  nti^  nagel  = 
I  skr,  nakhüj  np.  mixun,  x^de  mutze  =^  xd,  x^üdfa,  altp.  x^^^i 
P  miex,  lag.  mix  f^fahl  ^=  nf),  mix  O^^^X)  (sogar  nuix  wir  = 
alLp.  amäx<iniy  zd,  ahmäkem,  $^f}mx  ihr  =  zd.  i/tUindküm, 
X^niäkem),  axsava  nacht  =  zd,  x^^l^  rox^-^ät^Mi»  leuchten, 
vgl.  zd.  raoxpia,  axsaz  sechs  =  zd.  xf*'^^^  a^str  milch  =  skr, 
kstra,  axsUst^  hitziges  fieber  =  zd.  xM^^^  geglüht,  ge- 
schmolzen, surx  roth  =^  zd,  suxra. 

AlUran.  f  ist  im  OsseÜscheii  häufig  tönend  =  v  geworden, 
vgl.  avd  (tag.)  =  sieben,  np.  haß,  davd  aus  daß,  part.  von 
äav  stehlen  =^  skr,  dabh,  aber  taß  hitze  (südosset.  Rosen); 
ar-fiffon  von  ar-fiev-un,  al-keffon  von  al-kev-un  (Sale- 
mann,  Kuhns  beitrage  VIII^  p.  G9),  OsseL  /"  =  arisch  j>/t 
in  /5w<^  schäum  (Rosen,  Osset.  spraclilehre  p.  29)  :=  skn 
phena^  vgl.  Ascoli,  Studj  irani  I,  p.  10,  anm. 

Alliran.  ^  wurde  im  Ossetischen  ebenso  unbeliebt  wie  in 
den  andern  riiodern-iranisclien  sprachen,  doch  wurde  es 
weder  zu  h  noch  zu  l,  sondern  der  verschluss  wurde 
wieder  hergestellt,  wodurch  ^  eben  zu  t  wurde*),  daher 
f'aian  breit  ^^  zd.  paOanu,  ari  feuer  =  zd.  aUr-^  arta 
drei  =  zd.  ^rL  fürt  solui  =  zd.  pu^ra,  avie  so  =  zd. 
avalfa  (zd.  i^ß  ist  im  Osset.  durch  fp"  zu  p'p*  geworden: 
imp^par  vier  -^  zd.  m^ßdro). 

Nachdem  in  iranischer  vorzeit  die  aspirirle  media  mi[  der 

einfachen  zusammengefallen  w^ar,  sind  die  iranischen  medien 

(j    d    h 

im  Osselischen  zu  y    d    b,  v^)  geworden: 

l:  für    warm,  yarfu-kunun  wärmen,  skr.  gharnut,  yok,   yog 

kuh  =  ursp.  gau-ka,  yos  ohr  =  zd,  gaoia,  lag.  qur  für  yur 

kehle  =  zd.  garanh,  ary  preis,   WTrlh  =  skr.  argha,  diiry 


Also  arisch  Üi 
altiran.  ^ 


np.  h,  B,  kurd.  Ä,  schwnnd,  afgh.  l^  osset.  t. 
L*)  Das  ossetische  v  ist  vocalisch  wie  das  englische  w. 


44X» 


H.  HQbschmann, 


lange  ==  zd.  dareya,  skr.  dlrgha,  mary  vogel  =  zd.  mrya, 
skr,  win/rt,  nücya  nebel,  wölke  =  zd.  ^ym^ya,  skr.  megha, 

d:  av-dmun  weisen,  zeigen»  wrzl.  zd.  dis,  skr.  dif ;  ad  ge- 
schmack,  wrzl.  twi  essen,  ardäg  häl[le  =  skr,  arrf/ia,  e^amm 
stehlen»  a^tzI.  düW*  ^^^  dliahh,  dua  zwei  =  zd,  dva,  rftwr 
thür  ^==  ursp.  dÄmr,  wMid  (tag.)  honig»  meth  ^=  zd.  nmdu^  skr, 
nuidhUf  afsäd  beer  =  zd.  spdäa. 

b:  barzoyul   lioch  =^  zd.  hrzantf  skr.    brkani    (wrzh   b}uirgh^\ 
haCfun  binden,  fc(*fl  band,  wrzl.  bhundh,  aber  ary  himii:ie\ 
=  zd.  aßra^   skr.   aMm,    arväde   bruder  =  skr,   bhrätüK  ^\ 
dämm  stehlen,   skr.  dabh  '^)  (ft  =  t?  =  f:  arfuk   für   ort^tAk 
augenbraue  =  skr,  bhrü). 

4)  Ä^  ist  durch  s,  g\  gh^  durch  0  vertreten:  das  zehn  = 
dasan^  sadc  hundert  =  zd.  suimi,  aiy-dles-tm  zeigen  = 
diSj  mhl  källc,  frost  =^  zd*  sareta  kalt,  sklmn  brennen»  ^B«r. 
f«*c  strahlen,  glänzen,  särde  sommer  =  zd,  sarediL  s  i^ 
zu  t  geworden  in  farat  axt,  beil  =  skr,  para^u, 

ag  ich  =  zd,  azem^    banond  hoch  =^  zd.   brzani,  zan^^ 
kind,  wrzL  zan^  skr.  jan  geboren   werden,    avzäg  zung^^^i« 
Sprache  =  zd.  Äi>m,  ;?iwm,   dig.   azinG  (^^  azine)    geiler     '^^^ 
=  skr*  hyas,  np.  dt^  zan%ä  erde  (tag.  £f»x)  =  7'd.  j?ew»j  zimä^^^ 
dig,  zumäk*  winter  =  zd,  -efttna,  zurond  alt,  zd.  rai*  ^  sk 
^ar  altern,  mrdfi  herz  =  zd.  zareS,  zomm  wissen»   kennet 
=  zd*  zan,  skr.  jM.     Sonderbar  ist   der  einschub    von 
hinler  z  in  zyar  panzer  (Rosen  p.  36)  =  zd.  zräda^  sonder- 
barer  aber,   dass  auch  das    Afghanische    diesen  einschob 
kennt:  zyarah  kettenpanzer. 

kh  wurde  zu  sp,  das  durch  ifin /ä  übergieng:  afife  stute 
=  tag,  pefSf  zd.  o^/ja, 

5)  8  wurde  zu  /*  und  Oel  ab:  am  zusammen  =^  zd,  Jmm,  skr^srnn; 
SV  zu  X-  X<^i/^**'  nälien  =  skr.  i^w,  lat.  suere;  %Qnun  nennen» 
rufen,  skr.  mvan,  lat,  Sönure,  %odun  lachen  ^=  wrzl.  smd, 
f^doftai;  x«»*-**«  essen  ^^  np.  x*****^^^^*»  wrzl.  ursp.  smr, 
xädüg,  dig.  x^^^d  selbst,  zd.  hjaiOf  %e  eigen  =  skr,  sva,  ^ore 


*)  Man  beachte,   dass  das  Ossetische   (wie   das  Arraenische)    es  liebl, 
cons.  -f  r  in  r  -)-   cons.  umzyslellen,  und   diesem  r   im  anlaul  a  vom»— 
schlagen:  aria  drei»  ari  feuer. 

*}  Im  anlaul  kann  aber  auch  ü  zu  &  werden»  Tgl.  bar  wille  wrzl.  vü 
hun  Wald  =  zd.  vana,  beräy  wolf  =  zd.  vehfka. 


Iranische  Studien. 


401 


I 


er  =  zd.  hpanftar,   skr.   stJasar;  x^yr  sonne  ^  skr. 
stmry  zd.  hvare,  ;(0.?5tf/i  schlafen  =  zd.  hj:afs  aus  svnp-s. 

Das  aus  s  nach  /,  u  etc.  entstandene  s  des  Arischen 
orde  im  Ossetischen  wieder  zu  s,  wie  auch  altiran.  st  zu 

ßd  zu  zd  geworden  ist,  vgl  yos  ohr  =^  zd,  gaomj  skr. 
t,  «r5  bar  =  skr.  rkSa,  axswm  nacht  =  skr.  Ästi^J^  «X'^flt5 
sechs  =  zd.  x^vaSj  axsir  milch  (im  Dig.  wird  s  vor  e  und 
♦  wieder  zu  s^  daher  axsir  inilch)  =  skr,  kstraj  axsüsf 
hitziges  fieber  ==  zd,  x^^^^^*  So  ist  auch  in  der  2.  person 
Bing,  des  praesens  activi  das  suffix  -is  aus  ts  entstanden: 
Jtanin  ich  mache^  kanis  du  machst  =  skr.  krnomi,  krnosi. 
Femer:  disV  part.  zu  praes,  äks-  zeigen  ^=  skr.  disfa,  asf 
acht  =  zd.  asta,  nmd  lohn  ^  zd.  mUda  ^). 

ö)  Alliranisch        x^    ^^s  st,   ß  ist  im  Ossetischen  durch 

X^'-yd,  s^\  sff  fff  vd  vertreten, 
^^Yg),  lexi'  oder  kyd  von  liedz-  (wrzl  lid£)  fliehen  ^  skr.  ric, 
^■^X^.»  ^^M  tag.  stl^d  von  s<5(ir-  (w,  sudz)  brennen  =  skr.  £!wc, 
^Bf^X^\  ^"00  ^7.s  kochen  =^  zd.  ^jac;  ti/sf  aus  diM  ==  skr.  rft^/a, 
^■as^*  acht  =  zd.  uiia;  basf  gebunden  von  band,  tmsf 
galle,  zorn,  aus  nrnd-ti,  cf.  np.  mast,  ar-visf  von  ar-veV- 
^B^n  etc.;  davd  (aus  f?flt/if)  von  rfcitJ  ^  skr.  rfaM,  vgK  sa/i' 
^■^  $avd,  kufton  (Salemann,  Kuhn's  beitrage  VIII,  p.  64  flg.) 

^)  '  ist  erst  aus  r  entstanden:  kalm  schlänge  -^  np,  kirim, 
skr.  krmij  nmlai  tod  =^  zd,  mri^yu,  skr.  mrtyu,  analun  = 
an^aZ-ura  meinen,  glauben,  halten  für  =  afgh.  mi0r^l 
denken  =  arm.  angarel  halten  für,  schätzen,  pers,  angardan 
scliälzen;  mälim  sterben,  aber  ward  gestorben,  7närun 
tödten,  nmruge  mörder,  nal  männchen  =  zd.  nara,  np* 
nar,  sald  kälte  =^  np*  sard,  zd.  sareta;  si^^üle  (dig,  stälu)  stern 
^=  np.  sitära,  zd.  stare;  liedmn  fliehen  ^=  skr.  ric,  np.  jn- 

KX-tan  aus  vi-r^x-tan,  fideltä  pl.  von  fide  vater  =  i>tVar, 
tädelM  pl  von  änj^Jt/  tag.  verwandter^  dig,  arvdde  bnider 
Bgkr.  hhräiar;  dig.  ii<mmä?j' ==  tag.  bnrämäry  nachtigaÜ 
(=  gelbvogel) ;  amddze  flnger  (migul-d^e)  =  skj\  miguli, 
anguri;  vul-dz-äg  fruhjahr,  im  frühjahr  =  altiran.  vahara, 


*)  Die  Verwandlung  von  iraii.  »,  i  in  osset.  «,  ^  läuft  parallel  mit  der 
•Handlung  von  iran,  c,  j  (durch  ti,  dz)  in  osset  tB,  ds. 


np.  hahär,  lit,  vasarä,  lag;  ntäl-äBiig  (tag,)  =  m« 
(dig.)  ameise  =  arni*  mrj4un,  mrjimn,  zd*  maoin. 


Vocalismus, 

Ursp»  ä  ist  im  Ossetischen  im  allgemeinen   als  ä  erhalten^ 
gelegentlich  aber  in  neuerer  zeit  zu  ä  oder  e  geworden» 
vor  nasalen  und  r  sowie  nach  %  =  ursp.  st;  oft  in  S  und  durcVx 
S  auch  in  u  verwandelt. 

Vgl,  as  ich  =^  zd.  azemj  karon  ende  =  zd.  karana,  sc^de 
hundert  =  zd.  saia,  $ar  köpf,  haupt  =  zd.  saranh,  skr.  ftVcw, 
ü-mür-un,  ra-mär-un  sterben,  tödten,  wrzl  mar,  m'väde  bruder 
^^^  zd,  bratar,  mäd  niutter  =  zd.  mätar,  vänm  regnen  —  zd, 
vara  regen, 

gärdäj  herz  dig,  Merde  t^  zd.  eareä,  särde  sommer  =  zd.  sareö^ 
(der  südliche  dialecl,  den  Rosen  dargestellt  hat,  hal  a  für  «« 
sard  sommer,  das  zehn,  zarda  herz),  das,  des  zehn  =^  zd,  tiasa^r 
fide  vater  =  zd,  piiarf  arväde  bruder,  sade  hundert,  dig.  if^^ 
tag.  igar  leber,  heräf  wolf  ^=  ski\  ?Tfoi,  zd.  vehrkaj  anänuil^^ 
Unsterblichkeit  =  dig,  anemalat  ^^  ana  -j-mrffu;  dig.  mälun 
tag.    mälün  sterben. 

h6n  der  tag,  ski\  bhänu  licht,  dig.  dsorun  tag.  rf^iir iTn  spreche 
skr.^/ar,  nom  (dig.  wr/?*)  nanie,  «4wi  ruf,  ansehen  ^=  skr.  näma« 
karmi   ende  ^^  zd.  karana,  fonds   fünf  =  zd.  ^^^tl^a»,    barM 
hoch  =  ski\  hrhanf^  mrmid  alt  =»  skr.  jarani,  fl 

dig.  s-mtd  kenntniss  ^^  tag,  soful^  von  rotJ?<w,  zd,  mn,  dmrC^^^^^^ 
woi'i  von  d^onm,  bun  wald  =  ratm,  6Md  band   (tag.  bUd)  vor 
haffun  binden  (vgl.  Salemann,  Kuhn's  beitrage  VIII,  p,  56—57) 

Ursp.  i  ^=  osset.  i:  finsun  schreiben  =  wrzl.  skr.  pig,  altp 
pii,  axsir  milch  =  skr*,  k.^ha,  mmi  lohn  ^  zd.  mUdOy  arisctf 
i^osset,  i:  ßde  vater  =  zd,  pitar.    Steigerung  uon  i  ist  tf,  - 
(tag,  t):  av-diesun  (tag.  at^-rfJ^-tin)  zeigen  r=  Jid.  a2>a  -j" 
?>tf^Mtit  harnen  =-^  zd.  '»r«{£'-,  w/e^^a  woJke  ^=^  zd.  twafj'a, 
(dig.)  viel,  sehr==zd.  ia/mre  zehntausend  (auch  dig.  <*  in  t^ü 
sehen  =  np.  bin-,  zd.  vafu), 

Ursp.  u  =e  osset.  i*:  /iir^  söhn  ^^  skr^putra,  am-bupm  fäule^^ 
=  skr.  püjjati,  zd.  pmjfßi;  die  Steigerung  von  u  ist  o  (=^  6,  tag.  Ü^ 
yos  ohr  ^  zd.  gac^a,  sodzun  brennen  =  tag.  südzün  =  skr.  föca^^* 

Von  einem  r-vocal  hat  das  Ossetische  keine  spur  inehr:  wo  f 
im  Zend  und  Sanskrit  erscheint,  steht  im  Ossetischen  ar,  vgl.  oT-^ 


Iranische  studien. 


403 


Dar  =  skr.  rksa,  barzmid  hoch  =  skr.  hfhani^  zd.  brzanfy  Jcalm 
^'hlange  =  skr.  krmi,  mäly,  märy,  niary  vogel  ^=  ^d.  mrya. 

Danach  geht  auch  das  Ossetische  anf  eine  grundsprache 
^riiek,  welche  in  allen  hier  hervorgehobenen  puiicten  mit  der 
giundsprache  von  Zend  und  Altpersisch  ubereinslinunLe,  und 
ist  nach  allem  vorangegangenen  diese  letzlere  grundsprache 
Oberhaupt  als  die  iranische  anzusehen. 

§8. 
Sind  wh-  nun  auch  in  der  läge,  angeben  zu  können,  wo- 
durch sich  die  iranische  grundsprache  von  der  indischen  unter- 
schied, so  fehlt  uns  doch  zu  einer  erschöpfenden  definition  des 
Begriffes  , iranische  spräche*  noch  die  bestinnnuog  der  characte- 
rislischen  eigenlhümlichkeiten,  durch  die  sieh  die  arische  grund- 
sprache einst  von  den  i^ibrigen  indogermanischen  sprachen  unter- 
^hied.     Wir  haJ)en  also  die  frage  zu  heantworten: 

Was  heisst  arisch? 

Wie  bekannt,  ist  das  indische  lautsysteni  folgendes: 


Vocale. 

Consoiianlen. 

a  d 

k  g  kh    gh  n  h  h 

i   i  e  äi 

c  j  ch    jh  n  y  ^ 

tt  ü  0  äu 

t  4  ih     dh  n  r  § 

r  f 

t  d  th    dh  n  l  s 

l 

p  b  ph    bh  m  V  h 

Bei  rächtet   man  dieses  lautsystera  mit  ervvägung  der  laut- 
,  **'>ällnisse    der  iranischen   sprachen  und  des  Sanskrit,   so  er- 
£  ^"^l  sich  folgendes  rcsultat, 

P  Von  den   vocalen   ist   äi,  äu  als  Steigerung  von  i,  u,  e,  o 

A^^^  innerhalb  des  Indischen  entstanden:  das  Iranische  kennt 
L  ^  vrddhirung  nicht  und  im  Veda  ist  sie  weit  seltner  im  ge- 
^^'^^ch  als  im  späteren  Sanskrit.  Der  ^vocal  fehlt  dem  Ira- 
^^Cilien  und  ist  im  Indischen  höchst  selten,  f  ist  wohl  erst  im 
^^lischen  aus  r  entstanden  in  analogiebildungen,  in  denen  r 
^^  r  eintrat,  weil  die  muster  ü  für  a,  J  für  i,  ü  für  u  zeigten 
^^tfnam  wegen  sünündm).  Vergh  auch  falle  wie  mrd  p.  408. 
Von  den  consonanten  sind  nacli  ausweis  des  Iranischen 
^ie  lingualen  neu  entstanden,  dagegen  waren  die  aspiralen,  ton- 
los und  tönende,  von  haus  aus  vorhanden,  also  auch  die  ganze 

ZeHMliHft  für  vervK  Sj^nchf.    N.  F.  IV.    4.  tiJtt 


404 


H.  HribschmanT), 


palatalreihc:  e,  j,  rh,  jh  die  im  Sanskrit  durch  c^  j,  ch,  h  vt>^ 
trelen  isL  Denn  die  Sanskrifvvnrte,  die  jetzt  ein  jh  enthall&i 
sind  gewiss  erst  ans  den  Volkssprachen  aufgenommen  wordei 
In  skr.  j  und  h  sind  übiij^ens  zwei  ursprünglich  verschieden 
laute  zusammengefallen,  ein  j  =  zd.  j,  z  ^  ursp.  q  und  ein  f 
=  zd.  ;p,  ursp.  ff\  ebenso  ein  h  =  zd.  i,  #  =  ursp,  gh  und  ein 
Äi  =  zd.  0j  ursp.  (?A^  Da  ./  und  ß  wie  auch  A  und  A*  noch 
im  Skr.  in  bestimmten  fallen  auseinandergelialten  werdeü*)^ 
und  da  sie  im  Zend  streng  von  einander  gesondert  sind»  sa, 
müssen  sie  in  der  arischen  grundsprache  ganz  verschieden  voa 
einander  gewesen  sein,  aber  es  wird  sich  schwer  sagen  iassea, 
welcher  art  jene  laute  waren,  die  den  Übergang  von  indogenUi 
k\  ij^,  gh^  zu  skr.  ^.,  J,  h  einerseits  und  andrerseits  zu  zd.  ^ 
und  ir  gebildet  haben.  Ich  will  diese  laute  vorlaufig  mit  i  i 
und  ih  bezeichnen.  Also  steld  skr.  h  für  jh  und  ifc  der 
arisclien  grundsprache.  Dieser  grundsprache  fehlte  /.  da  i 
der  iranischen  grundsprache  abzusprechen  und  im  Altindiscbeti 
selten  ist.  &*  w^ar  im  Arischen  bereits  aus  s  nach  i,  «v  d&ea 
Steigerungen  und  r,  k  hervorgegangen. 

So  erübrigt  es  noch  zu  fragen,  was  aus  s  und  ^  wui'ii^, 
wenn  sie  vor  tönende  laute  zu  stehen  kamen?  Denn  im 
Iranischen  ist  in  diesem  falle  5  und  s  zwar,  wie  sich  erwartei» 
liess,  zu  £  und  i  geworden,  alier  das  Indische  hat  diese  beiita 
laute  nicht.  Wenn  sie,  wie  anzunehmen,  vorhanden  waren, 
was  ist  aus  ihnen  geworden?  Wenn  s  im  Sanski'it  den  allge- 
meinen lautgesetzen  nach  tönend  werden  muss^  so  tritt  r  an 
stelle  von  s  ^=  tönendem  .s  ein,  wie  auch  in  bestimmten  föllen  ta 
Lat.  und  dialeclisch  im  Grieche  s  zu  r  wird.  Der  weg  von  9t3Hf 
führt  ahcr  nalorgeniLLSs  über  i-^).  Also  ist  im  Sanskrit  }cam-üp!f^ 
durch  kaviz-atjam  aus  kavis-ut/mHf  jifotirbhis  durch  jt/otiMi^ 
aus  jyotisbhis  entstanden.  Mithin  ist  arisch  z  im  Sanskrit  za  '' 
gew^orden.  Dieser  Übergang  von  s  durch  z  zu  r  findet  sifl' 
indess  nur  beim  äussern  sandhi,  denn  wenn  auch  s  in  de^ 
selben  weise  vor  d^n  mit  bh  und  äk  beginnenden  casus-  urw 
personalsiif fixen  behandelt  wird,  so  gelten  doch  vor  diesen 
Suffixen  sowie  vor  dorn  des  locat.  pl.  (sti)  eben  die  regeln  tk^ 
äussern    ?andhi   (vgl.  ÄL  Millier,    Sanskrit   Grammar   U  ed.  P* 

»)  Vgb  Ascoli   corsi  di  glottoK  105  f,  117  f.  iHi  f.     Diese  Xeli^^^^ 

xxm  p.  mi. 

*)  Vgl.  germ.  s  in  tieftoniger  siljie  =  ar  =  an.  and  ivestgerm.  r. 


fmilsdie  Studien. 

(lind  Zeitschrift  XXIir,  p.  386)0.     Da  aber  das  gesetz: 

laute  werden  vor  löneiiden  selbst  töneiul«  im  Sanskrit 

|ne    geltnng    hat,    so  muss    auch    beim    mnern   sandhi 

^geworden  sein,  und  es  fragt  sich  nun,  was  weiter  ans 

s   geworden  i,st,      llicrhei    ist   aber  zu  bedenken,  dass 

Jen  Suffixen,  die  mit  bh  oder  dh  anlauten,  sich  werter 

jffixe  finden,  die  mit   tönenden  verschlosslauten  (g,  gh, 

dh,  ä,  h)  lieginnen,  und  dass  im  in  laut  vor  n^  m,  y,  r, 

beibehalten  wird,  vgl  snä  sich  waschen,  mnad  ungleich 

jener,  sru  fliessen,  svaj  umarmen.    Also  bot  sich  beim 

windhi    uTUig  gelegenheit  zu   einer  Verwandlung  von  s 

Lber  doch  tritt  diese  gelegenheil  in    einigen  ffdlcn   ein. 

^'urzeln,  die  mit  s  anlauten,  auf  einen  tönenden  conso- 

|auslaulen  und  a  als  wurzeivocal  haben,   wie  7.,  b,  bei 

p,  sod,  saK      Diese  werfen   in  den  schwachen   foiTnen 

(feclunis  ihr  a  aus,  in  folge  dessen  s  vor  tönende  conso- 

Lzu  stehen  kommt  und  also  tonend  werden  muss. 
i  genannten  wurzeln  lautelen  also  diese  formen  einst 
'psj,  msd,  sazghK  In  diesen  lallen  wurde  m  nicht  in 
h  auch  wie  sonst  beim  äussern  sandhi  in  0  sondern  in 
l^on  Süd,  sPh  von  sah)  verwandelt^),  ohne  dass  uns  der 

piach  scheint  es»  als  ob  die  erwätinlen  Suffixe  2um  nominalstatnm 
i  dem  freieren  verhällniss  des  !ä.  gliedes  eines  compoaituins  zum 
■  in  dem  eijies  ejgt^uLlidieri  suf fixes  zum  Lheioa  jrestatuleri  lulUeji. 
pian  dies  verlmlinKSs  auch  i'ür  die  suftixe  des  daliv-ahl.-iush*.  pl. 
s  Zend  an,  so  erklärt  sieb  erstens,  warum  die  dentalen  ver- 
lie  vor  ihnen  häufig  in  tT,  das  sonst  doch  nur  im  ;iuslaut  steht, 
(vgl.  bruaMt/äm^  atimvaäbifö^  amrta^bya),  und  zweitens,  warum 
r  saffixe  nach  vocalen  nicht  in  ß  übergeht,  vgl.  airi/ähi/o  cian- 
^  p,  3Ki.  Es  heisst  daiihub\/6  und  nicht  daiihußyd,  wie  es  hcis^t 
b  imd  nicht  bayOßaxta.  Dazu  Scherer  Z.  G.  d.  D.  S.  p.  277  anm. 
|fet,  beiläufig  bemerkt,  audi  noch  in  andern  fällen  aus<f-|-conson* 
I);  vgl.  dhehi  aus  dhnddhi,  Jtd.  da£di\  ncda  aus  naddha  =  7.d, 
ied^  aus  maddhd,  zd.  mazdü;  miyedha  aus  myaddfm  ==  zd.  tnt/azda, 
land  e  aus  ar,  ai  und  vor  folgendem  d  aus  ad,  (Sollte  in  einigen 
fror  d  im  Skr.  wie  im  I ran i suchen  in  2  fi hergegangen  sein,  so  dass 
1j  dhasdhi  aus  dA«e/f?Ai  entstanden  wäre?)  Eigenthümlieli  ist  das 
von  e  für  a  -\-  consoUfint  in  den  schwachen  lortnen  des  perfec- 
ienen  c  durch  phonetischen  process  in  den  meisten  fällen  nicht 
sein  kann.  Denn  peiuM  kann  auf  phonetischem  wege  gewiss 
papiuit  hervorgehen.  Eis  liegt  darum  nahe,  in  diesen  perfect- 
kit  t  analogiehildungen  zu   vermuthen.    Auf  phonetischem   wege 


406 


H.  HObschmann, 


grund  dieser  eigenartigen  Verwandlung  bis  jetzt  bekannt 
Audi  l>ei  äussenn  sandhi  tritt  in  einem  falle  e  für  6  ^=a: 
\m  imperativ  der  \^tzL    m   sein.     Dieser  sollte  eigentlich 
(aus  sdhi)  =  zA.  zdl  lauten.      Dafür  erscheint  jedoch  tAÜn 
ajsdfii,  welches  durch  vorsetzung  des  a  der  wrzL  as,  das  in  dei 
starken  formen  unter  dem  einflusse  des  accentes  erhalten  Waj^ 
aus  zdhi  entstand. 

Anders  wui'de  mit  £  m  drei  andern  fallen  verfahren*  m 
denen  es  ursprünglich  vor  gh,  g  stand.  Für  skr.  majjan  erscheint 
im  Zend  masga,  im  Ksl.  mozgü^  im  Altn*  nwrgr^^  hd,  mark^  für 
wrzl  mujj  im  Lateinischen  mcrg-ere  *),  iin  Lil,  nuisg-irju,  also  ist 
magghan  (sie)  die  urform  von  nmjjan,  tnajsg-  von  tikv)*^)*  Hier 
wurde  also  sghj  sg  zunächst  zu  zj  und  durch  assimilation  von  i  an 
3  zu  jj.  Diese  assimilation  scheint  sein-  spät  slatt  gefunden  zu 
haben,  da  die  Inder  noch  die  wrzl  majj  in  der  form  nvasj  (d.  i. 
mtizj)  keimen.  —  Zu  skr.  rajju  strick  gehört  (nach  Bezzenbergerr 
Beiträge  I,  p.  08)  liL  regM  flechten,  binden,  rezg^is  korb,  wo- 
nach skr.  rajju  aus  ursp.  razgu  entstanden  ist.  Dann  gebt 
auch  skr.  hhrajj  ==  ftig-ere,  das  von  den  Indern  auch  als  Vhmi 
angeführt  Aviid^  auf  hhrazg^)  als  urform  zurück.  In  diesen 
fällen  ist  also  z  durch  folgendes  j  seihst  zu  j  geworden 


ist  e  aus  a  -\-  cons.  entstandeo  in  ned  =  sasd  aus  saac^^  seh  =^  sajth  ^=nmk* 
Aber  aucli  die  verba,  die  mit  ff  vor  a  anlauten,  müssen  e  m  den  sebwacheu 
fortiien  annehmen,  deim  ifaj  muss  stark  ya-yQJ^  schwach  yayj  —y^  (ifj^ 
3,  p.  med,  im  Veda).  i/at:  xfayt  =  yd  (ijetire)^  y€tm  :  yem  (yemüä,  yflwi» 
yaa:  yei  hilden.  Wie  nun  ^venn  man  scliliosst: 
weil  man    von  yaj    :  f/mjtija  Bhertfeji 


yat 

:  ijüifäta      » 

yeU 

yam 

:  ijaydma    » 
:  yayäsa     » 
;  sa»dda     * 

yeii 
nedi 

saii 
90  geslatteie  man  sich  auch 

$ehi    mit  recht  bildete, 

von  pac 
tan 

:  papdca     » 
:  iatäna      » 

peci  für  papci 

iefU  för  iatn^  zu   Iniden 

WiJidiach,  diese  Zeitschrift  XXIII,  p.  345—1250. 

')  Auch  mergus  ^skr.madgu  {wasservogel)  für  wa;r^1? 

*)  Vgl  Ostboir,  diese  Zeitschrift  XXIU,  p.  87. 

';  WiUirend  aher  wiq;j  und  ra^  naeli  aus  weis  der  verwandte«  sprach«''^ 
auf  masy  und  rajy  (mit  hinterem  ^J  zuröctgeheii»  scheint  mir  l/hrffjj  «"^ 
bhrasg^  (mit  vorderem  y\  also  =  arisch  bhrcut  zurückzugehen.  Dies  geW 
hervor  aus  den  fonnen  hhraitum,  bkrUa-,  aus  np.  biriitan  braten,  i^^'^' 
np.  biryim  gebruteri  —  *bardäna  =  *braddna,   part   med.   von  altp  *i^^^ 


Iranische  sludien. 


407 


ä  entsteht  im  Skr.  aus  s  nach  t,  u  etc.  abgesehii  vom  aus- 

Uut,   wo  5  bleibt  oder  nach   den  regeln  des  äusseren  sandJii 

iii  andere    laute    uhergeht.     So   wird    ausl.  s  nach  t,  u  vor 

Menden  zu  r:  kamr  ayam  etc.^  während  im  Zend  in  diesen 

fällen  s  zu  s,  resp.  /  wird.    Einigemal  ist  jedoch  auch  im  aus- 

laut  8  nach  u  m  i  und  dies  s  vor  tönenden  consonanten  in  i 

verwandelt  worden.    So  ist  äüdabha  ^=^  schwer  zu  tauschen  aus 

duidahlm  =  dus  -\-  dahka,  düdw;  unfroram  aus  dtiidäg,   dädhi 

i*osgesinnt  aus  duMht,    düna^a   schwer   zu  erreichen   aus  did- 

-ftara,  dündt^a   schwer   zu  vertilgen    aus   dttiw^a    entstanden, 

wahrend    sonst    aus  vor  tönenden    zu    dur  geworden  ist,    vgl. 

^^ruimmn^  durdhura  etc.    Wie  aus  dm  -\-  iura  durch  dti§  -|-  tara: 

Ai^arö  wurde,   so  entstand  aus  dus-dalha  ganz  entsprechend 

WMÄ^JÄa  =^  dni'dabha  ^^  dtmkihfia,  wofür  dann,  als  i  von  der 

Sprache  aufgegeben  wurde,  mit  ersatxdehnung  düdablm  eintrat. 

So  muss  auch  ^ddM,  aus  sa^  -{-  dJtä  zusammengesetzt,  auf 

^^dhä   zurückgehen;    ebenso  mldha  lohn,    gäbe,    da    ihm    zd. 

^>^iida,  ksh  niizdaj  got.  mizdd  (gr.  ^itfißog  aus  misdha)  gegenüber- 

^^Ghen,  auf  indog.  misdhüf  arisch  miidha^), 

skr.  pituhi  klumpen»  kloss,   bissen  führt  Osthoff  Zeitschrift 

-^XlII  p.  83  auf  die  wrzl.  pis  Qmia^ti)  zerreiben,  zerstampfen, 

'^^hlen     zurück,    so   dass  es   wie  pista  mehl  eigentlich    >zer- 

^ebenes,    zerstampftes«    bedeutete.      Dem    entsprechend    setzt 

'^slhoff  als  grundform  pins-dii  an.    Und  gewiss  mit  recht.    Aus 

t^i^is^da  wurde  pinzda  =  arisch  pinMu,  woraus  im   Indischen 

^*^^£da^  dann  jtiiujk  wurde,    Ersatzdehnung  trat  hier  wegen  der 

^Ppelconsonanz  nicht  ein.    Wo  der  nasal  fehlt,  in  pul  pressen 

'^''^  ^i£d  aus  pis-d  musste  ersatzdehnung  eintreten. 

ntda    nest    entstand   aus   niMu  =  ursp,  nw-da  für  nisda, 
niduBy  d.  fiesf,  lit.  lizdas.     So  wird  auch  vtd  =  fest,   stark 
^Urt  eine  weilerbitdung  einer  würze!  vi^  mittelst  d  sein:  vi§-d 


'^t. 


"^  •  wjLti,  *brai;  aus  afgJi.  vrit  gebraten»  das  iran.   bras   voraussetzt,    vgl. 
^_^^*^*^^  to  piss  ipt.  miiahf  zd.  niü.     Da  arisches   1  im  Zend  tu  s  wird,  so 
^^5ästc  bhrmi  zu  iran.  hroMSS  =  hras^  allp,  brad  werden,  während  das  particip 


»»^, 


^S-  im  Zend  wie  im  XMp,  hrUa  (barMa)  iauleii  mussle.   (Für  iran.  tmuga 


^    ^^leinl  im    BtHuci  majg,  eiiUprectiend    für  braz  :  brij,   inf.   brijuga^  pt 

^j^^  *)  Da  skr.  mldhvaths  von   diesem  mldha  niclil  zu  trenne«  ist,   so  ist 

.^  als  part.  p<irf.  otme  reduplicatitm  —  wie  vidvams  —  tu  fassen,  gelnldet 

^^^^%i  einer    wurzel  midh  =  mü-dh^    von  der   vtldha  =^  misdha   durdj    das 
^^^^tix  a  abgcleitel  ist. 


I 


I 
I 


408 


H.  HObächmann, 


=  viid  ===  wl,  ebenso  hVl  zürnen  aus  his-d  (auch  hi  angehet 
bitten,  preisen  =  U  suchen ^-d^*  krk^  hüpfen,  t^W<i  sich  schämen  1 
Sicher  gehört  hierher  skr.  mrd  verxeihen,  weitergebildet  dur^ 
d  aus  skr  mr^,  also  mml  =^  mrid  =^  tnrdf  zd.  mareid.  Dass 
in  mrd  lang  ist,  ergiebt  sich,  wie  Benfey  nachgewiesen  h^ 
aus  dem  melrunK  Für  dieses  ic/,  tk/ des  Sanskrit  steht  im  Zeij 
stets  das  ältere  ml,  uhh 

i  ist  aber  im  Sanskrit  auch  noch  in  andern  fallen  aua 
gemer/i  worden. 

Wenn  im  Skr,  k,  g  -\'  i  zu  U,  ffh  +  ^  aber  xu  gdJi  wird,' 
und  wenn  (arisch)  i,  Jli  '\- 1  zu  ^  wii'd,  so  niusste  sh  -\-  i  rioUi- 
wendig  m  idh  =  idh  werden. 

Ueberall  aber,  wo  dieses  idh  eintreten  sollte,  ist  i  au^e* 
worl'en  und  der  vorangehende  vocal  zum  ersatz  gedehol 
worden,  vergleiche 

m\dhi  =  miidhu  von  mikh  =  skr,  mih  harnen, 

lidha  =  liidha  von  likh  =  skr*  lih  lecken, 

üiiha  =  uidha  für  vaidha  von  vaih  =  skr»  vah  fahren, 

drdha  =  drzdha  von  rfriA  =  skr,  drh  befestigen  etc. 

(drdha  für  dftllm  wie  w*rrf  für  mrd). 

Wenn  der  dem  i  vorangehende  vocal  ci  ist,  so  wird  de^ 
selbe  beim  ausfall  des  i  entweder  gleichfalls  gedehnt,  wie  iu 
fmiiia  =  sazdha  von  saiA,  skr.  W*  überwältigen,  und  in  6«^ 
von  hamh  befestigen,  oder  auch  a  wird  zu  6  wie  in  surfte« 
mdhum  von  .^aA,  vödhur  von  t?a/#,  oder  «  wird  zu  e  wie  iö 
tp}cdhi  =  irmzdhi  von  /ri/<  ^=  skr*  6*A  xerschmettern. 

i  entsteht  dagegen  nicht  aus  ^  vor  den  mit  dh  und  iA  be- 
ginnenden Suffixen,  da  ja  vor  ihnen  die  gesetze  des  üussi^i'ß 
sandhi  in  anwendung  kommen,  denen  gemäss^  zu  /,  rf werden 
nmss,  so  dass  vor  dh  und  hh  d  für  g  ei^scheint,  vgL  rfe«d#*' 
von  dxns,  dldiddhi  von  di^,  vimddhi  von  vis,  aviddhi  von  ^ 
(av-is-dhi),  sudbhis  von  §a^  sechs.  Da  ddh,  wo  immer  es  eirt^ 
steht,  sich  hält,  so  ist  nicht  mit  Benfey  mtdha  auf  mi0^ 
sondern  direct  aaf  mmlha  zurückzuführen.  Benfey  übersieh' 
eben,  dass  arisch  s,  £  im  Sanskrit  bei  innerm  sandhi  '£^ 
nächst  erhalten  bfioben,  bei  üusserm  s^uidhi  aber  xu  f, 
wurden  *),  während  die  iraniselie  grundsprache  sie  als  i  und 
bewahrte. 


«)  Vgl  pmti    3. 
mdrsti  3, 


p.  praea.  (ukhi  viiUi),  aber  iiil.  midhi  vou  i^rtfi 
p.  praes.  aber  mrddM  etc. 


f 


I 


Iranisclie  stuiiien.  409 

Also  waren  z  und  z  in  der  arisclien  g^rundsprache  vorhanden, 
^as  lautsyslem  der  ai-ischen  grundsprache  war  danaeli  folgendes: 

Vocale:  Liquidae:  Coiisonanten; 

ä  i  ü  r  y  V  r  k  g  kh  gh 

äi  äu  €  j  ch  jh 

i  i  ?  ih  s  M 
t  d  ih  äh  n  s  ß 
p     ph  hh  m 

Und  diese  gnindspraclie  vor  ihrer  Spaltung  in  Indisch  und 
^^a^nisch  haUe  den  übrigen  in  doger  manischeü  sprachen   gegen- 
M^c*r  folgende  characterisüsche  eigenthünilichkeitefi: 

1^  sie  hatte  a  für  indog.  öe^  a^^  a^  =  gr.  a,  f,  o  ^)»  wie  auch 

für  tieftüoiges  an,  am  (Brugman's  nasalis  sonans), 
S)  sie  besass  die  aspiraten  M,  ch,  ^A>  ph,  die  jenen  fehlten, 
S)  sie   hatte  aus  den  gutturalen   vor    i  und  vor  demjenigen 
a,  welchem  in  den  europäischen  sprachen  e  entspricht,  die 
palatale  c,  ch,  j,  jh  entwickelt  ^\ 

-^  *)  Nach  den  andichten  Verner's,  Osthoffs,  Brugman's,  denen  irh  n^ich 

*ib<rhlieisse,  reicht  die  sptiUiing^  des  a  in  a,  e,  o  lum  es  kurz  zu  sagen)  in 
^^«  iiidojjerinai^sche  vorzeit  zurilcL  Wer  diese  ansieht  tJieilt,  inuss  sa^^^en, 
^^ss  die  verschiedenen  mdo^ermanischen  a  (a\  a^,  a*  =  a,  e,  o)  im  Arischen 
^*>  a  zusammenfefaVIen  sind.  Dieses  züsammeu fallen  fand  erst  statt,  nach- 
*^^m  ^ich  bereits  die  arischen  palatale  ans  den  gnüurakri  ejUvvickell  liatten. 
^um  theil  war,  wie  mir  fest  zu  steheii  scheint,  i  und  1/  die  Ursache  der 
^erwandkrng  der  ^Mitturale_ in  palatale,  zum  andern  theil  scheint  a' ^=:  europ. 
^  die  Ursache  der  Verwandlung  gewesen  zu  sehi*  Dies  ist  eine  vermulhung» 
<lie,  glauhe  ich,  zuerst  Vcrner  eiinual  ausgesprochen  hat,  Dinch  sie  erklärt 
icli,  warum  in  der  perfectrednplication  die  yjutturale  durch  palatale  ver- 
treten werden;  der  reduplicationsvocal  war  ja  a'^  =  e  nach  ausweis  der 
europäischen  sprachen.  Auch  der  Wechsel  von  pttturalen  und  palatalen, 
^len  B.  Lindner  in  seiner  schrift:  Attindische  Nominalhildung  p.  13—16 
nicht  erklärt?»  kann,  wird  durch  sie  vallkuiinnen  erkliirt:  die  gutturale 
bleiben  natürlicli  vor  allen  consonanlen  sowie  vor  den  vucalen  a*  =  europ, 
a,  a*  =^  europ.  o^  vor  oi,  au^  u  und  f^  dagegen  gehen  sie  vor  1^  ^  und 
a*,  öH',  aHi  =  europ,  f,  tti,  eu  m  palatale  über.  Man  conjugirte  also  ur- 
»prQnglic'h:  pakä*,  paca^ii,  pacaHi  paka^mas  elc»  und  durch  Über- 
tragung ist  dann  auch  pacd-mi  nach  den  andern  personen  gebildet* 
Das  im  praesens  durchgedrungene  pac  wurde  dann  direct  auch  in  nonn- 
nalbildungen  herüliergenommen  (vgl.  bhujmfin).  Da  nach  Brugman  nnd 
r»8thoIT  die  suffke  a  und  as  stammabslufend  sind,  so  erklart  es  sich, 
warum  vor  ihnen  gutturale  und  palatale  wechsehi;  es  lijess  im  nom. 
päka%  aber  im  gen.  ptica^aya^  ebenso  iju  nom,  t^ag(i%  aber  im  genitiv 


410 


H*  Hilbschraaiint 


4)  sie  hatte  s  und  z  nach  t^  ä,  äi,  äu,  nach  gutturalen  und 
r  in  ^  und  ä  verwandelt, 

5)  sie  hatte  r  nicht  in  r  und  l  gespalten. 

§9- 

Nun  erst  sind  wir  in  der  läge  den  character  der  Iranischen 
grundsprache  im  allgemeinen  zu  hestimnien  und  dadurch  die: 
antwort  auf  die  frage  zu  geben: 

Was  heisst  »iranisch«? 

Die  iranische  grundsprache  hatte: 

A.  1)  a  für  indog,  a\  a\  a^,  und  für  tieftoniges  an,  am. 

2)  die  arischen  aspiraten  kli^  dt,  th^  ph  in  Spiranten  x^  f^) 
/>  f  verwandelt, 

3)  die  gutturate  k,  kh,  g,  gh  vor  i  und  a  =  europ.  e  in 
die  palatale  c,  ch,  J^  jh  verwandelt,  die  bei  aufg^silDe^ 
der  aspiraten  zu  c  und  j  reducirt  wurden, 

4)  s  und  z  nach  »,  Ü,  äi,  d«,  nach  gutturalen  und  r  ira 
und  z  übergehen  lassen, 

5)  r  nicht  in  r  und  l  gespalten,  also  gar  kein  t  entwicfcs^ll* 

B.  G)   Dieser  grundsprache  fehlten  äi  und  du  als  steigeriijrag 
von  i,  Uf  üij  aUj 

7)  sie  theille  mit  dem  indischen  die  Schwächung  von  * 
zu  i  (und  u)  nur  in  einigen  föllen  (wie  in  pitar), 

8)  ihr  fehlten  die  cerebrallaute, 

9)  sie  hatte  die  tenues  k,  t,  p  vor  allen  folgenden  cor 
sonanten  zu  Spiranten  %,  ^,  f  gemacht, 

10)  die  aspirirten  media  hatten  in  ihr  die  aspiration  vei 
loren  und  waren  mit  den  einfachen  medien  zusammen 
gefallen, 

11)  sie   hatte  arisch  J=  indog»  k^   in  5,  arisch  4  ^A 
indog,  g^,  gh^  in  z  verwandelt, 

12)  sie  liatte  dentales  s  vor  k,  c,  i,  p,  n  bewahrt,  nac^ 
ä  aber  vor  andern  consonanlen  in  h  verwandelt,  wälu-eni 
es  sonst  nach  no.  4  bereits  im  Arischen  in  ^  übei 
gegangen  war. 


LU 


$^ajn^a$  etc.    Durch   forrnverallgefueineruni^  tral  dann  arka    neben  arcfi 
üfikas  neben   aili^aß   ek,     Kurs&uiu,   tias  j^^anze  j)roM4?ni   der  palalaniildungp 
lässt.  sich  tiei  jener  uonalime  ganz  WCiiedigefid  lösen.  Und  weldier  andere  ^ 
laut  als  ein   (?-ljiut   konnte  es  wolil   gewesen  sein^   der  nelien  •  und  y  di   --^ 
Verwandlung;  der  gutturale  in  palatale  bewirkte?  ] 


Iranische  Studien. 


411 


J3)  in  ihr  war  /,  d  -j-  t  zu  st,  i,  d  -\-  d  /y  sd 

arisch  i,  i  ^  t  zu  st,  i,  i  -\-  d  zu  M  geworden 
ond  gh  -f-  ^,  iA  -f  t,  dh  -\-  fj  bh-\'  t  war  nach 
no.  10 

1  M 


zunächst  zu 

dann  durch 

zu 


dh 


dt 

M, 

ü 

Vi, 

st 

ß  (i'O  gewor- 

den, während 

ildh 

Mk 

im  Indischen      gdft 
entstanden  war, 
Ji)   ursp»  k^v  war  in  ihr  zu  sj),  (j^v,  ghh  zu  ßb  geworden. 

Nachdem  wir  non  erkann l  haben,  durch  welche  laut- 
eigeuthümlichkeiten  die  iranischen  sprachen  charakterisirt  sind, 
wird  es  uns  möglich  sein,  bestimmt  zu  entscheiden,  ob  das 
Anuenische,  wie  Fr.  Müller  will,  zu  den  iranischen  sprachen 
gitort,  oder  ob,  wie  ich  behauplet  habe  und  gegen  Fr,  Müller 
weiter  behaupte,  es  ein  selbständiges  glied  der  indogermanischen 
«prtichfamJlie  ist. 

Ich  lioITe  bald  auf  diese  frage  hier  zurück  kommen  zu 
können* 


Strassburg,  25.  November  1877. 


H.  Hübschmann. 


Nachträge. 


Zu  p.  329  anni.  ±  Wenn  zd.  armm  =  ursp.  arna  ist, 
^^^  dann  für  skr.  vartitta  =  oiQardcj  mit  denen  man  zd. 
'^OffHa  (zweisilbig)  zusammenstellt,  im  Zend  nicht  vielmehr  varufia 
^  mvarten?  —  p.  331,  §  4,  Ausl  i/a  in  p  contrahirt  findet 
^^h  noch  in  «Af  =  gäthad.  aht/d,  skr,  ast/a;  nusf:  ^^  ipt,  2  p, 
^M  nmf^iti;  nmrvaf:sfi  ^=  ipt,  2.  p.  zu  1.  p.  niurva^syäni;  fraii- 
^**f  iiom.  zu  acc.  fmnrasyanüm  (vgl  airyama  noni,  zu  acc, 
**"lwmaj»ew) ;  hain^  noni,  für  kanya.  Also  ausL  ya  -^  zd,  f, 
^tluld.  ya.  —  p,  332.  Zu  beachten  ist  auch  das  kurze  a  =^  skr.  ä 


412 


H.  Hßbscbmani), 


in  formen  wie  yasanuüdf.  Im  Zend  wechseln  amaJii  — 
amaid^  —  anmidf,  —  p.  333.  frirenaoA  =  fra  -f  mao^  wegi 
frSretmvainti  =  fra  -j-  nmvaititi,  vgl.  rnvaütt,  frSritu  =^  fra- 
rki.  Aber  frärcnlr  =  fra  +  arenir,  —  p,  335,  §  11.  «/^ya  k 
bei  Justi  und  Job*  Schmidt,  Voca),  I,  p,  150  unrichÜK  aufgefassl,-^ 
p.  331^  aiiiii.  zd.  ;caod«  heim  ist  auf  arisch  khaudha  zuröcianh 
führen  und  vun  einer  indog.  würze!  skiidh  =  l^ergen,  verhelfe^ 
herzuleiten.  Dazu  M§v!^m,  mistos,  auch  tat.  cudo  heim  aus  fellenj 
Vgl.  gut.  skauda-raip,  au.  skawlir,  engl,  sheath,  d.  schok  (C)easby^ 
Vigfusson).  p,  340  Ist  x^d  (^  toö)  als  Pehleviforin  zu  bezeichaeiii 
die  neup.  taulele  x<^»*  —  P-  340.  h  t  p  kamen  doch  auch  vor 
anderen  lauten  noch  vor  als  dort  an^^egeben.  So  fand  sich 
fk,  tc,  woraus  zd.  H\  äk,  ^e  wurde,  skr,  ätka  gcwand  =  ii> 
adküy  das  aus  al>ka  entstanden  sein  niuss.  Die  form  afrdk^ 
kt4$U  erkannte  schon  Westergaard  als  pari,  perf.,  glaubte  abef 
afrdiatakn^H  corrigiren  zu  müssen,  welche  form  nicht  ins  metruitt 
passl;  yt.  13,  53:  t^ä  para  ahmät)  hlUcüti  |  fradäiA  afrätajht^s 
daryemcif}  pairi  ^ruänem  ^^  welche  (w*asser)  vordem  dastanden, 
fest,  ohne  dass  sie  flössen,  lange  zeit  hindurclu  Dass  die  for« 
richtig  sei,  erkannte  DarmesLeter»  Haurvatät  et  Araeretat,  p,  13 
anm.  Wr/J,  kik  bildete  ihr  perf.  ariscli  3  p.  s.  ta-ta^-a^  l.pl 
t^'tk-ma,  part.  ia-ik-vas,  fenj.  fa-tk-ml,  woraus  im  Zend  Mh^i 
entstehen  mussle.  Dafür  trat  tadkmi  oder  wold  richtiger  ta^' 
kii^i  ein.  Wie  erklären  sich  aber  nun  die  formen:  frf'dat}caj/(H 
er  Hess  fliessen,  frätaAcuya  lass  fliessen,  (a2)6)  fr(lUv}mm 
(mehrfach  bezeugt)  =^  fliessende  wasser?  Hier  liegt  ku}m  ^ 
tn-tac-u  zu  gründe.  Darf  nian  rchirai/ä,  caus.  zu  väuräik'^ 
viUW'Mtf:  nnd  iitaraijr'di  vergleichen V  Sonach  konnten  t,  k,  | 
wohl  vor  alle  möglichen  laute  zu  stehen  kommen.  —  p.  341.  Oii 
Verwandlung  von  U  in  st,  von  ts  in  s  ist  wohl  älter  als  die  b^ 
sprneheoe  Umwandlung  von  k,  t^  p  in  Spiranten  und  hätte  vott 
dieser  geschieden  wenlen  sollen.  Die  gruppen  tt  und  ts  findefl 
bekanntlich  in  andern  iodogerm.  sprachen  die  gleiche  behandlung» 
Zu  den  beispielen  für  pt  sind  zuzufügen:  ftaptrjdta,  frapir}^ 
(zu  fraptr  vgl.  patrta),  m^apkiila,  vi^karAipta,  viptu,  tuipki,  mp^ 
mtptkh  naplärnn.  Beachte:  zd,  st  aus  tt  =  germ.  si,  zA  V 
=  germ.  hi,  pcrs.  ft  =  got.  ß,  aber  zd.  pt  =^  an.  pt.  —  p.  34ä* 
Wie  im  Zend  t  nach  s,  s  und  n  nicht  zu  ^^  werden  kanJii 
so  geht  auch  im  germ.  t  nacli  den  Spiranten  nicht  iu  ^  übcTt 
—  Arisch  panüian  ging  nicht  durch  iran,  pmi^an  durchi  J^ 


Cranische  Studien. 


413 


aus  panlhtn    im    Zeiid   pät^an    geworden    wäre,    sondern    als 
arisch  pcUh  zu   Iran.  paO^  wurde,  ging  arisch  panthan  sogleich 
in  iran.  p<mUin  ^^  xd.  pantun  über.  —  p.   344*  Anlautend   ym 
aus  gm    findet    sich     in    zd.    /W?  -  ymar)    (ipf*    von    gam)   = 
gälhad»  (fm-cm,  ä-gm-ad.  —  p.  348.    Dass  vtdiiä  für  tndaS  steht, 
zeigt   die    form   videfäi    yt.    6,    3.      vid  :  vind   ^^    bitj  :  huiy\ 
Alle  dern  GaÜiud.  angehörigen  oder  aus  ihm  entlehnten  formen 
{wie  sie  sich   häufig   im   Jasna    und    Vispered   linden)    hüben 
QJiliirlich  auch  nach  vocalen  innner  d.  —  p.  350.     lieber  den 
—  regelmässigen  —  auslalt  des  t  vor  s  im  Griech.  und   Lat. 
vgl.  Herzog,   uuiersuchungen   über   die   bitdungsgeschichle   der 
griechischen  und   lateinischen  spräche  p.    14L  —  p.  3t>L     Mit 
zd»  hf  wird  am  besten  got.  fn?  verglichen,    das  mit  einem  ein- 
zigen zeichen  geschrieben  und  als    einheitlicher  laut   beliandelt 
wird.    Hier  wie  dort  haben  wir  es  mit  h  -\-  conson*  v  zu  thun, 
— '  p.  384.    Neup*  bdd  wind  erscheint  im  Mittelp,  als  bäd  ^^  zd. 
^äfn.    Altp.  /  nach  vocalen    findet  sich  nämlich  im   Mittelper- 
siBchen   (etwa  während   der  zeit    des  mitlelalters)  immer  als  d 
^'iedor,  das  erst  in  neuerer  zeit  zu  d  wird.     Vgl.  auch  Vullers, 
^-•nimmatica  linguae  Fersicae,  p.    lü—  11.     Als  t  zu  d  wurde, 
"insste  also  d  =^  ursp.  d^  dh  schon  zu  h  oder  y  geworden  sein, 
**^   sonst  t  sowohl    wie  d,  dh  in  ä  zusammengefallen   wären. 
-^i^o  zd.   baoidi  —  väia  ^  phl.   boä  —  vät^)  =  niittelp.  hol  — 
^^  =  np.  böi  —  bdd.   Uebrigens  scheint  t  nach  vocalen  in  fast 
^Uen  iranischen  dialecten  zu  d  geworden  zu  sein,  aus  dem  das 
^^etische  s|)äter  d  machte  wie  es  auch  i^  in  i  überfühiie.  — 
^^    spät  bemerke   ich,  dass  iran,  ff,  d,  b  nach  vocalen  in  allen 
P 'Fleeten  zu  j',  cJ,  ^  wurde  (osset,  d  aus  d  wie  neup.  d  aus  ä)  wie 
'*^^    Zend.     Hatte  also  auch  das  Altpersische  nach  vocalen  die 
^t*i Tanten    y,   d,   ß    (ohne  sie   graphisch    von    den    rnedien   zu 
^^lleiden)   und  sind  im  Gäthäd.  diese  Spiranten  erst  durch  die 
^^fidien  verdrängt  worden?     Und  halte  die  iran,  grundsprache 
^^ch  vocalen  nur  Spiranten,  nach  bestimm leii  consonanten  und 
^M-a   im   anlant  die  medien?     Dann  würde  Paul;  ,Zur  Laut- 
"^Orschiebung',  Paul   und   Braune's  Beiträge  b.   1  p.   200  recht 
^^balten.    Ich  kann  leider  diese  frage  jetzt  nicht  weiter  erörtern, 
"-—  p.  399,  osset,  fing  schäum  ^=  np.  finak,  skr.  p/*e*ki,  also  arisch 

*)  bi  welcher  zeiL  die  erwekhuag  des  t  eiiigetrelen  ist,  wird  sich 
*tiirch  die  Umschreibungen  perj^iiscluer  Wörter  ins  Griechische,  Syrisdte^ 
Armenische  beslimnien  la:>sen. 


41i 


H:  Ifflbschmann, 


phaina  aus  siMiina  (lat,  sjmnta'^.  —  p,  405  —  40fj.  Ich  bru 
überzeugt,  dass  fnr  die  indogerm.  grundsprache  das  gesete 
galt:  a  {^^  eiirop.  e)  Oel  in  Wurzelsilben,  sobald  sie  tif^ftonig 
Würden,  nur  dann  nicht  aus,  wenn  die  form  durch  auswerfiu^ 
des  a  unsprechbar  oder  für  das  Sprachgefühl  zu  dunkel  ge- 
worden wäre '),  Also  mu^^le  In  den  schwachen  formen  des 
perfectuDis  das  a  der  Wurzelsilbe  immer  ausfallen  und  fiel 
auch  nach  ausweis  des  Germanischen  immer  aus.  Indische 
formen  wie  paptima,  i^aptus,  üUnire,  jagmus,  jagrhhm  etc. 
sind  wirklich  alte  bildungen.  Aber,  wie  Windisch  mit  recht  her- 
vorhebt, welche  lautverbindungen  musslcn  dabei  entstehen!  Man 
denke  an  die  schwachen  perfectformen  von  wurzeln  wie  pcA^ 
rad  oder  gar  had  (das  in  der  3.  p.  pK  jefUms  hätte  bilden 
müssen).  Solche  formen  zu  vermeiden  behielt  man  entweder 
die  starke  form  bei  (wie  es  im  Griechischen  geschieht),  vgl 
tataksii^,  oder  man  bildete  das  perf,  der  wurzeln  von  der  form: 
conson.  +  «  -f-  conson.  nach  analogie  der  perf.  sasada  ^ 
sedus  etc,  Bildungen  der  letzten  art  finden  sich  im  Rigveda 
(vgl.  Delbrück,  Altiod,  \^*rbuni  p.  117)  im  ganzen  32,  worunter 
16  formen  sind,  die  nach  p»  4<JG  ursprüngliche  bildungen  (von 
den  wrzl.  t^aj,  yaJt^  yam,  sad)^  prototype  sind,  während  also 
16  analogtebildungen  sein  müssen.  Die  ^^^Jrzel  pat  bildet  nach 
ursprünglicher  weise:  papthtia,  paptuSj  impUvän  und  nach  ana- 
logie petathiiSf  petatus,  Wurzeln  wie  gam  behielten  natürlich 
ihre  alte  bildungsweise  (jagmus).  Im  Zend  wniirde  gleichfalls 
der  vocal  ausgeworfen,  wo  immer  es  ging;  dadvd  (da),  jaynud 
(jan)f  ta^kuft^  (takX  vaoxemä  (sprich  vaoxm(()^  vaocäiare  (3.  sing. 
vavam)^  y(n4)md  (güthud.)  =^  pae^ma,  ynHatare^  yöi^ßä  (vsp.  li 
4  Spiegel)  pt.  perf, ,  dazu  fem.  pl,  yaf:ti4sU,  sup.  ya^iustefn^ 
(3.  p.  s,  f/atjata)^  yaf:H*:  (yahh);  vaonare,  vaonyMf  txx/omiSm 
(van),  caxrare  (kar),  cäxf^re  (ca-hin-a),  jafmiyäm,  jaymi^ 
japniistrma  Ojatn),  baßran\  baßriyäm  (bar,  3.  p.  sing,  hatnm)  etc. 
Vgl.  altp,  (Xixrhju  von  km\  Aber  auch  hier  konnte  das  gesell 
nicht  durchgeführt  werden,  da  doch  formen  wie  jxifdma  füf 
jmptimi,  fal^x^na  für  tathmi  etc.  vermieden  werden  mussten.  Dies 
erreichte  das  Zend  auf  dem  einfachsten  wege,  indem  es  die 
schwache  form  durch  die  starke  ersetzte:  manianäüe^  m&0^ 

*)  In  nomiiijbus  (wo  der  systemiwang  fehlt)  wird  häufig  auch  ^ 
entstellung  nicht  ifescheut,  vgl.  std.  iMU  =  skr.  jäu  (in  compas.)  =  kn»e»  *^ 
upahda  aeben  pacfa  (p.  346),  zd.  ayru  =  skr,  agtu  neben  guru  etc. 


Iranische  Studien. 


415 


makiäimna  etc.     Von  wurzeln,  die  mit  5  =  zd*  h  anlauteten, 
wurde  das  perf.  wahrscheinlich  regelmässig  gebildet,  also  von  sad 
wohl :  Äaw/iacJö,  pl.  hazdma?  zd  bleibt  im  Zend.  —  p.  407.  Wenn 
^nida  aus  nisila  entstand,  müssen  wir  doch  für  indog.  si-sd-aii  = 
tu  (Osthoff»  d.    Verbum  in  d.  Nominalcomp*  p.   340)  im   Skr. 
9iijkti,  im  Zend   hizdaiti  erwarten.      Nun   erscheint   skr.   sidati 
=  2d,  Jndaitif  als  ob  schon  die  arische  Grundsprache  die  form 
sldfUi  gehabt  hätte  ?  —  p.  408.     Damit  ist  auch  Fr.  Müller,  die 
Gütlurallaule   der   indog.   Sprachen,  p.  7  Miderlegt,  ^  p.  4Ö9, 
Zu  den  von  Lindner   (AUind.    Nominalbikl  p-  14 — 15)   ange- 
führten fällen  der  erhaltung  der  gutturale  seien  aus  dem  Zend 
öocli    hinzugefügt:    vaoxniä    (sing,    vavaca),    t/aoxniaiSCj   y^O?^ 
(y€MoJQnt^Jj  ia^kmU  (tacmti),    vaoku^f  (^(^h  sasakustenia  (sac), 
kilciU   (hiJcvä,   hi§ku^    aber    hk),    und  mit   k    in    der   redupli- 
cationssilbe  kuxsnuvämL     Also  ehe  analogiebildungen  eintraten, 
galt  für  die  arischen  sprachen  das  gesetz: 

Die  gutturale  blieben  erhalten,  d,  b.  gingen  nicht  in  pala- 
lale  über,  vor  allen  consonanten  ausser  y  und  allen  vocaten 
ausser  i,  a  ^=  e  und  den  mit  a=^e  beginnenden  diphthongen. 
Zum  schluss  sage  ich  herrn  Dr.  EuÜng,  der  stets  so  bereit 
*st ,  aodrer  lasten  auf  seine  schultern  zu  nehmen  >  für  die  an- 
fefligung  seiner  vortrefflichen  tafehi  meinen  besten  dank. 


Slrassburg,  IL  Juli  1878. 


H.  Hübschmanm 


-^ur  griecliischen  Vertretung  der  indogermanischen 
naBalis  sonanB. 

Brugraan  gefälirdet  nach  meiner  meinung  das  resultat 
^incr  wichtigen  Untersuchung  über  die  nasalis  sonans  (Clartios 
^ud.  IX,  285  fl',)  dadurch,  dass  er  die  inconser(uenz  begeht, 
tJine  zwiefache  griechische  Vertretung  der  von  ihm  nachge- 
wiesenen nasalis  sonans  der  indogermanischen  grundsprache 
zumlassen*  Das  eine  mal  soll  a,  wie  in  ^atic,  8xat6v^  dixa, 
niädf  Ttüdag  u.  s,  w%,  der  vocalische  Überrest  einer  ursprünglich 


H.  OstbofT, 


retcoe 


nasalierten,  aber  wegen  ihrer  Lieftoni^keit  im  griechisci 
ebenso  auch  in  den  arischen  sprachen  ihres  nasals  verl 
gegangenen  silbe  sein.  In  anderen  (lillon  aber  soll  dann  ä 
griech.  §  in  der  neinliehen  rolle  als  verlreter  der  nasalis  soi 
auftreten;  beispielsweise  in  a^i'^r-,  das  Brugman  a,  a,  o.  & 
unmittelbar  dem  lat.  artfent-o-  gleichset7.l.  Dies  ist  aber 
Widerspruch  in  sich  selbst. 

Also  eins  muss  fallen,  entweder  das  a  oder  das  c,  wea 
anders  das  gesetz  aufrecht  erhallen  bleiben  soll.  Und  da  kau 
es  denn  nach  meiner  Übersendung  nur  das  *  sein,  welches  seil 
ansprüchc,  der  griechische  reflex  der  grundspraeh liehen  nasal 
sonans  zu  sein,  aufgeben  nmss.  Prüfen  wir  die  falle,  in  welAe 
das  i  von  Brugman  zugelassen  wird. 

Es  existiert  ein  aller  streit  unter  den  spracliforschero 
die  btldungsweise  solcher  griechischer  nomina  wie  t^niti-» 
ßax$tö'r.  Die  einen  sehen  darin  griechische  weilurbildungei 
schwacher  parlicipialstämnie  miltels  suffixes  -o-,  analysienl 
also  t()nft-6'^  6axtt'6'  und  stellen  das  egnti-  dem  skr.  .^ör;pö^ 
der  schwachen  Stammform  des  partic.  praes.  sdrpant-^  gieicl 
Die  Priorität  dieser  unsiclit  gebiihrt,  so  viel  ich  weiss,  Berifej' 
der  sie  in  seiner  kurz,  sanski'itgr.  s.  2:25  zuerst  aufgestelU  hat 
Ihr  angeschlossen  hat  sich  unter  anderen  Schweizer  zeitsclir.  I 
297.  III  354. 

Eine  andere  ansieht  wird  von  Bopp  vergh  gramni,  111' 
s.  i*OG  anm.,  ferner  von  Leskien  in  Curtius'  sind.  II  80,  vor 
Curtius  verb.  d,  griech,  spr.  li  359  f.  vertreten.  Diese  forschd 
zerlegen  vielmehr  f^ne-tv-f  daHB-tii-,  sehen  hier  also  nominal" 
bikhmgen  niit  dem  sullixe  -/u-.  das  angelreten  sei  an  die  bereiU 
zuvor  durch  den  »classenvocak  (so  sagt  Bopp)  oder  »Ihenia- 
tischen  voeaU  -«-  geformte  würze!.  Das  igne-  von  iqni-m 
das  6axs-  von  daift-td-  ist  nach  dieser  ansehauungsvveise  ge- 
netisch  identisch  mit  demselben  hestandteil  in  den  verbalforow?* 
praes.  ignt^B,  aor.  i-daxf-rt.  ^ 

Noch  andere  gelehrte  haben  eine  vermittelnng  dieser  beide 
ansichlen  zu  erreichen  gestrebt;  so  Ebel  zeitschr.  lY  325,  BreJ 
niemoir.  de  la  soc.   de   Jinguist,  III    188,  de    Saussiu^e  el 
III    !99,     Diese    vermittehmgsversuche   scheinen    mir  a 
von  allen  am    wenigsten    gelungene   lüsung  derselben   fri 
fein,  wie  sieh  wol  aus  dem  folgenden  unmittelbar  ergeben 


Zur  griechischen  Vertretung  der  indogenn*  nasaJis  sonans.       417 

Den  streit  nun  über  die  bildungsweise  von  €Q7titq-^  daxtwi- 
halle  ich  meinei^seits  völlig  zu  gunsten  der  von  Bopp,  Leskien 
mul  Ctirtius  vertretenen  ansictil  entschieden  dorcli  Brugniarts 
abhandlujig  über  die  nasalis  sonans,  Uni  so  überraschter  bin 
icb  gewesen,  Brugman  selbst  unter  den  anhangern  der  eigentlich 
^»de  von  ihm  widerlegten  Benfey'schen  ansieht  zu  linden 
a.  a.  0.  s.  330.  Wenn  rara-c  auf  indog.  ^fniä-a  zuruckgelil, 
so  kann  nicht  gleiclizeitig  f()n&t6'V  =^  indog.  *sar}mid-m  sein. 

Deber  das  verbalthema tische  *a-,  griech,  -%-  verlugt  die 
Sprache  ganz  in  der  von  Leskien  stud.  II  80  f.  treffend  geschil- 
tltTten  weise  je  nach  dem  momenlanen  bedOrfnis^  es  bald, 
namentlich  bei  nominalbildungen,  zu  hilfe  nehmend  bald  ver- 
schmähend. Die  an  Wendung  desselben  eienientes  bei  den 
nominalen  -Ü-,  gricch.  -«ji-bildungen,  wie  firk-m-c,  Idi^-^i^q^ 
iimMoi-nsnkogn'^  habe  ich  anderwärts,  verb.  in  noniinalcomp. 
s.    183  ff*,  ausführlicher  besprochen. 

Griechischen  verbaladjectiven  wie  Ue-To-g,  «r^^-rcJ-c?  rtfi^- 
"^i-^,  fifVi-ro-c,  ^^  denen  auch  solche  nicht  mehr  als  verbalia 
ffeföhUe  worter  wie  {J^ele-tu-g,  nd%i-iO'Q,  honier,  cr^idtiVf-TO-c, 
^*f*€itfidKB-tQ-g  gehören,  entsprechen  arische  bildungen  wie  skr. 
^^T^M-,  abaktn  dare^a-t^z-  »sehenswürdig«,  skr,  ^aja-td-f 
^baktr.  ^aza-ta-  »verehrungswurdig<  hinsichtlich  der  bedeulung 
^  genau»  dass  man  das  suRix  -<i-W-  dieser  arischen  iiotnina 
'^^t  (Jein  -e-ro-  der  griechischen  zu  idenlificieren  hat,  demnach 

I*Uch  für  jenes  arische  -atd-  die  herkunft  von  schwachen  formen 
^^  participia  praes.  auf  -ant-  zu  leugnen  hat.  Die  aclive  he- 
,  ^Ulung  aber  von  i^Tn-tü-y  »kriechendes  tier«,  daxf-vo-y 
^■^^issendes  lier«  ist  zwar  eine  seltenere  erscheinung  bei  dem 
p^riicipialsuffixe  -tu-,  steht  aber  mit  dem  Charakter  des  suHixes 
"^  keinem  Widerspruch,  wie  allein  schon  die  bekannten  latei- 
J*^^hen  -/o-bildungen  po-tu-s,  pransa-s,  cenorhhs,  %ura4u-$  darf un 
*^ÖTmen. 

Wirkliche  griechische  erwelterungen  schwacliformiger  par- 
^'»cipiaJthemen  durch  sutT,  -q-  dürfen  wir  dagegen  andererseits 
'^ielleiclit  in  Wörtern  wie  ^rti^ocT-o-c,  xd^mt-o-c  sehen.  Es  muss 
ja  ehemals,  vor  der  Verallgemeinerung  der  starken  Stammform, 
die  declination  des  pari.  aor.  von  ^v^anm  im  griechischen  ge- 
wesen sein:  sing,  noni*  **>crrwr,  gen.  *Jarofr-c»c,  loc.  *^ofP^ar-*, 
aec.  ^av6vx-a.  Wie  es  aber  auch  stehe  um  die  bildung  dieser 
griech.   ^drazü-g,   udfLuto-g,    auf  keinen  fall    dürfen  wir  mit 


418 


IL  OsUioir» 


Gurtius  vcrb.  d.  griech.  spr,  U  359  das  zweite  -«-    derselb( 
für   den  themaliscUen    vocal  hallen    und    dem  -«-  der   vorh« 

besprochenen  -«-To-bildimgen  gleiclisetzen;  im  griechischen  (*r 
scheint  nachweislich  und  in  walu'heil  der  thematische  voca, 
d.  i.  das  alle  verbalstammbitdende  indogermanische  -a-sufiii| 
immer  nur  als  -e-  oder  -o%  niemals  daneben  als  -a-. 

Wätirend  also  das  Griechisclie  für  die  altindischen  verbal 
adjeetiva  dargatd-,  i^ajata-  den  weg  weist  zur  richtigen  «u^ 
Fassung  des  ei-sten  -o-  ihres  sußixes  -ata-,  lässt  sich  dagegen 
von  skr,  jHicaiu'S  »feuer,  sonne«  (kochend,  reifend)  und  mamUhS 
>tod«  (als  vernichtender)  nicht  genauer  bestimmen,  ob  Ihr 
-atd-  =  indog.  -o-^-,  griech.  -e-ro-  oder  =  indog,  -nt-d^f  griedi. 
-öTf-o-  sei,  Bedeutung  wie  form  lassen  beide  annahmen  zu; 
denn  das  skr*  a  ist  doppeldeutig. 

Griech.  aQyiT-  »glänzend«,  in  welchem  Brugman  b  als  Ver- 
treter der  nasalis  sonans  ansieht,  braucht  mit  lat.  arjm/iH», 
d.  i.  indog.  ^argntd-m  nicht  notwendig  etwas  mehr  gemein  zu 
haben  als  die  ^vurzel:  ich  betrachte  agy-i-t-  gleichfalls  als  eine 
miltels  -f-suffixes,  wie  in  a-/^'tij-r-,  do^*-x^f/-r-  u.  a,  (Curtios 
de  nomin.  Graec,  formal,  p.  10,  Bopp  vergU  gramm.  §  910» 
III*  3G2  t),  von  der  durch  den  »classenvocaU  -«-  geformUn 
Wurzelbasis  ausgehende  bildong, 

Anch  WPS  Brugman  sonst  noch  anführt,  z.  b.  cbr^a,  das 
nach  ihm  aBz-fjta  zu  zerlegen  und  im  letzten  gründe  auf  ein 
parlicipiales  *o/€i:-,  die  schwache  Stammform  des  liomer* 
dj:ii'f-£g  (iL  E  52G)  zurückgehen  soll,  dürfte  doch  leicht  auch 
eine  andere  erklärung  finden.  Fick  in  Bezzenbergei's  beilr*  t 
künde  d.  indog.  spr,  I  **()  L  nimmt  eine  secundärwurzel  wrf- 
»wehen«  an  und  zieht  im  anschlusse  an  Windisch  in  Gurtius 
grundz.*  nr.  587  s-  390  vergleichungen  mit  altir.  Un-ßi  >inflat*i 
d(Mi-hh-ß(kim  »inspiramus«. 

Der  hauplstein  des  anstosses  scheint  aber  für  Brugman  die 
vermeintliche  existenz  eines  schwachen  participialstammes  ia^ 
verb*  substant.  in  der  form  griech,  «V-  gewesen  zu  sein;  vergL 
a.  a.  o*  s.  334.  Die  schwache  Stammform  dieses  partjcips  \si 
allerdings  vorhanden  im  Griechischen,  aber  mit  regeljechl  ^^ 
erwartendem  a:  in  dor.  laaca  f.,  das  genau  ^^  ski*.  sai-V  i^* 
abgesehen  davon,  dass  ^a{t<ta  den  von  mir  in  dieser  zeitschr. 
XXIll  581  nachgewiesenen  späteren  wiedervorlritt  des  anla^* 
tenden    wurzelliaften  *-  erfahren  hat.     Was  die  andere  forUJi 


Zar  fnedilsciieii  Tcrtrettuig  der  iDclo^erm.  nasalis 


419 


don  hca,  anbetrifft^  so  kann  iint>edenklich  angenommen  werden, 
daüs  ein  ursprüngUclies  *dc<fa  oder  *ä<y<ya  =  skr.  scU-f  nach 
dem  abfall  des  ehemals  anlautenden  c  sich  in  itfca  umsetzte 
unter  dem  einflusse  der  analogie  der  formen  iaal,  icti  u.  s,  w., 
llso  oOfenbar^  um  den  auf  lautgesetzlicbem  wege  verlorenen 
aoschluss  an  die  iautgestait  der  wurzel  im  verbum  finitum 
wiederaigewinnen. 

Betreffs  it§4-^  endlich  »welches  (Bnigmans  eigenen  worten 

gemäss  s*  334)  nach   ausweis   des   kypr.   "EwBf-dfrJd^m  (stud. 

K  lOä)  für  *iw§f6-^  steht «^  gibt  zwar  auch  Brugman,  wie  man 

^ieht,   die  herkömmtiche   identificierung  mit  dem    participialen 

skr*  saijfd-s,  d.  L  in  indogermanischer  gestalt  *mi^$,  auf^); 

dennoch    ist    seine  darstellung   Ober  iwio-c   zum   schaden  der 

Sache  Ton   diesem  alten  etymologischen   irrglaut>en  t>eeinnusst. 

Mir  scheinen    hv-f^Q-^   und  itt^-o-g   ganz    unverkennbar  auf 

t^nennominabtamm  ^itt^  >wesen«  zurückzuweisen,  von  welchem 

auch  das  verbum  tr-aj«  »prüfen«,  d.  i.    »jemandes    wesen  er- 

forsdien«,    deriviert    sein    kann    in    der   nemlichen  weise   wie 

fhm^a^m    »süss    schmecken«     von    j'iiW-.      Das   erschlossene 

^itv-^  urspr.  ^SfUu-  besteht  seiner  bildung   nach  aus  den  be- 

slandtheilen :  s-,  d.  L  der  schwachen  wnrzelform  von  as-  »sein« 

"f-  ihemaüschem  -a-  +  suff.  -/n-,  zerlegt  sich  also  in  *s-a--tu-, 

dieselbe  bildungsweise  haben    skr,  ved.   kr-d-tu-  m.   »tüchtig- 

^^iU  kraft«,   von  kor-  »machen«  (Grassmann   wörterb.  z.  rgv* 

%    1725),    femer  ved.  Poh-^-iu-  m.   »brauti^g,   hochzeit,   dar- 

*^*tigung«    Ton    pah-    »heimführen,    darbringen«.      Mit    */tr- 

kann  ferner,   wenn   man   eine   auch  sonst  durchaus  zu   recht- 

^^igende   ursprüngliche    betonuog   ^s-a^ü-    anninmit,  gemäss 

^^tuer  zeitschr.  XXIII  97   ff*   im   laute  völlig   und   im   begriff 

^^hezu  das   urgerm.   *sedu',  goL   9id^$,  ags«   mdu  side,   ahd. 

^u  m.   »babitus,  conditio,   indoles^  naturale,  usus,  ritus, 

^oralitas,  jus,  mos«  (nach  Graff  ahd.  spract^sch,  VI  IGO)  iden- 

üiiciert  werden;  eine  etymoiogie,  die  vielleicht  gerade  wegen  der 

übereinstimmenden   stammbildung  mit  -u-  vor  der  seither  üb- 


■ 


*)  Aufgegebeti  wiril  dkaiifae  nmMwdm^  aoeh  von  Gott  Mej^  in 
Fleckeisen^  jahrb.  f.  das.  phiUiL  1878  beft  3.  s.  f09.  Mejrer  nimnit  unter 
anderem  aach  mit  recht  ajulcis  an  der  ^lekhsUUuti^  dea  gneeU,  nntüxjm 
"t^  mit  skr  -fo-:  ein  bedenken,  daa  aueti  mir  acbon  Uogere  zeit  i^ekomtn^ 
war:  grieck  xtt^tif  wird  man  nidil  aüt  «kr.  ^ühj^äm  fOrdcrbm  l^tit  für 
laut  zu  identifidereD  Iwarbgi. 

Stiucknll  fb  ««Bi  9mmM,  H.  r*  VT.  4,  30 


420 


H.  Osthoff, 


liehen  vergleichimg  des  goL  »idu-fi  mit  skr.  svadh^f,  grieeh.  l%^\ 
(A.  Kuhn  zeilschr»  li  134  f,,  Curlius  grundx.*  nn  305,  Fk 
wörlerb,  I  *  838.  ÜI  *  322)  den  vorzug  verdienen  mag.  I 
braucht  übrigens  kaum  gesagt  zu  werden^  dass  widrigen  falli 
selbst  ein  zweifei  an  der  richtigkeit  unserer  vergleichung  de 
grieeh.  *itV'  mit  got.  sidu-  die  richtigkeit  unserer  formalen 
analyse  des  ^izv-  noch  nicht  im  mindesten  berühren  würde. 

Ebenso  wenig  können  wir  ferner  zugeben,  dass  -/«c-  die 
schwache  form  des  suffixes  indog,  skr.  -vant-,  grieob.  -/*w  bn 
griechischen  auf  rein  lautlichem  wege  geworden  sei,  wie  eben- 
falls Brugmari  will  a.  u.  o.  s.  338,  Das  femin.  x^^*^^^^^  ^^ 
dat.  plur.  x^^^^'^*  stehen  allerdings  zunächst  für  *)fa^i/itia, 
*X«^*f  «^-^*j  aber  es  sind  formationen,  welche  die  lautgeset^lich 
entwickelten  *;f«(jice(r<jDt,  *;c€r^m-{r#  verdrängt  haben,  indem  den 
letzteren  durch  die  macht  des  »systemzwangest  das  i  von  te 
starken  form  -j:srt-  her  wieder  aufgedrungen  ward*  Der  wm- 
stand,  dass  in  eben  den  fällen,  in  welchen  das  lautgesetz  ohne 
alle  beeinOussung  durch  ein  forniensystem  seinen  tmgehindertefl 
lauf  nchroen  konnte  (ixator^  dixct^  d-  privat,  u.  s.  w.),  sich  ß 
zeigt,  gerade  dieser  umstand  gibt  uns  ein  recht,  die  abnormitit 
der  laulvertretung  in  fällen  wie  ftrcfa,  x^Q*^^^^^  xaqU-üt  lediglich 
dem  störenden  einflösse  des  syslemzwanges  schuld  zu  gebet». 
Betreffs  x«^*f-ö'*  statuieren  wir  mit  dieser  annähme  ganz  den 
nemiichen  sprachlichen  Vorgang,  wie  ihn  bereits  ßnigman 
selbst  stud.  IX  375  f.  amn,  unter  unserer  vollen  beislimmung 
für  die  ausbildmig  der  dat.-iilur.«fomien  q^^B-fsi,  noifid-ci,  W- 
fjta'<f$  anstatt  der  ehemals  vorhanden  gewesenen  und  laut- 
gesetzlich zu  fordernden  ^qä-ai  (bei  Pindar  erhalten)  uöd 
^nai/jtäfftj  *(Jflf*^.«-cr*  annimnM.  Um  das  b  im  dat.  plur,  att 
TtoXt'tSt  ajrstatt  des  fr'üheren  und  ionisch  gebliebenen  nih^h 
ferner  dasselbe  b  m  jt/^x^'^*^  ^di-at  anstatt  ♦ntyxt^ö'*,  *<5*J«^* 
zu  erklären,  trägt  heuti^ulage  wol  niemand  unter  den  si)räch- 
forschern  bedenken^  den  von  uns  für  x^Q^^'^*  i*^  ansprudi  g^ 
nommenen  erklärungsgrund  herbeizuziehen.  Vgl.  Paul  in  seinen 
und  Braunes  beitr,  z.  gesch.  der  deulschen  s[»r.  u.  lit.  IV  436, 

Analog  zu  dem  a  als  griechischem  reflex  der  nosalis  sonans 
in  tieftoniger  sübe  müssen  wir  natürlich  consequent  auch  «»' 
fm*  die  griechische  erscheinung  der  hochbetonten  sonai»' 
tischen,  d.  i,  silbebildenden  indogermanischen  nasalis  annebm^'^' 
vergi  Brugman  s.  296.     Demnach   ist  i-ac$  »sie  gehen«  ^ 


Zur  griechischen  verlretun^  der  üido|?ertii.  nasaJis  sonans.        421 


^i'uvf  ==  skr.  y-dnti  die  reioe,  d.  i.  lautlich  ungestörte  fort- 
selzun^  der  indogernianist^hen  gnindlbrni  "^p^iu  Demnach  ist 
ch  homer.  k-äat,  grundf.  *«V'avri,  der  lautgesetzlich  treue 
ftbtöniraling  des  indog,  ^s-iiti,  skr.  s-äntt^  wiederum  naturlich 
die  jipätere  wieder vorsetzung  des  i-  in  abrechnung  gebracht. 
Oem  gegenüber  nun  kann  auch  das  dor,  böot.  ^i^i,  woraus 
üU.  f/(7#;  niil  seinem  i  unbedingt  nicht  ursprünglich  sein,  ebenso 
Wenig  wie  tcrtfct.  Osk.  $-ct,  umbr.  s-cnt,  got.  s-ind  und  altir. 
rf  aus  ^S'inti,  mit  denen  Job.  Schmidt  zeitschr.  XXIII  362  U 
das  dor.  i^it  auf  gleiche  linie  stellte,  beweisen  für  die  ur- 
sprünglichkeit  der  dorischen  fonn  mit  ihrem  c-laut  diesmal 
liclils:  mit  den  europäischen  c-vocalen  hat  dieser  fall  gar  nichts 
211  schaffen,  in  der  nasalis-sonans-frage  al>er  hält  das  Griechische, 
irie  in  so  manchen  andern  punkten,  treu  zum  Sanskrit  und 
überhaupt  zum  Arischen. 

I  Diese  Stellung  der  griechischen  spräche  erhellt  besonders 

klar  auch  aus  folgendem  seitens  Brugmans  noch  nicht  verzeich- 
fteleii  beispiele    für   die  nasalis  sonans:  griech.   zarv-   in    den 
bahuvrihis  %a¥vnt§QO(;  u.  a.  (Hugo  Weber  zeitschr.  X  252  t^ 
Verf.  verb.  in  d*  nominalcomp.  s.  148  ff.)  wie  skr.   tanü-  adj., 
^bcr   lat.    ienur-i'S,   abulg,    finü-kü,   ahd.  dunni,   alle  von  der 
^rtindform  Indog.  ^tnnu-.    Mit  diesem  so  angesetzten  indoger- 
ffianischen  adjectiv  tnnn^  verhält  es  sich  nenilich  betreffs  seiner 
^^*eisi!bigkeit  ebenso  wie  mit  der  vierstlbigkelt  des  Sievers^schen 
Musterbeispieles    nhd,    fcc-riWw-^ti>*      Auch   in   tu^'^  fungiert 
^ßfselbe  sonantisch-consonantische  laut  n  abwechselnd  einmal 
^Is  vocal  (sonant)  und  einmal  wieder  als  consonant.     Es  läset 
^*<^h  auch  sagen:  zweisilbiges  t^M^  verhält  sich  zu  einsilbigem 
Hfi^  genau  ebenso  wie  die  zweisilbig  gesprochenen  ii'(j)a,  tu-(vja 
^  den  einsilbigen  tia  (tja),  tua  (tva);  denn  auch  in  den  letzteren 
^Uen  wird  ein  und  derselbe  laut,  i  und  u,  bei  den  verschiedenen 
*-*^prachen  zwischen  den  beiden  kategorien  sonant  und  conso- 
^*^t  hin   und   her  geworfen-     Vergl.  Sievers  grundz.  d.  laut- 
.  **ysiol.  27*    Nennt  man  in  hergebrachter  w^eise  die  GOfieonanteii 
^    Und  V  die   tialbvocale  zu  den  vocalen  t  und  u,  so  verdient 
r^>isonantisches  n  mit  ganz  demselben  rechte  der  entsprechende 
^^bvocal  zu  dem  vocale  n,  d*  i.  der  nasalis  sonans,  genannt 
^^    werden. 

Es  ist  also  auch,  um  zu  den  griechischen  fortDen  des  verbttoi 
^Ul>gtanliviun  zurückzukehren^  für  dor*  ivwi  analogiielie  uxnbil* 


düng  eines   als  ursprünglich   anzunehmenden    grieeh.    "a-äyrmT^ 
späteren  *«rr/  oder  *ayrt  zunächst  in  *frrt  zu  slaluieren.    Di^ 
Umbildung  vollzog  sich  auch  hier  nach  dem  muster  der  sonstig^^-^ 
formen  des  verbums  mit  dem  anlautenden  und  als  charakterlstisc^'J^ 
für  das  verb  geltenden  t-i  nachdem  das  er-  geschwunden,  g^.;|^ 
es  um  so  mehr,  dem   übrig    bleibenden    *aKri  (*ävri)   durc^^ 
herstellung  des  ^'-lautes  sein    ireiiidarliges   aussehen   unter  di6>:s) 
übrigen  personal  formen  desselben  paradigmas  zu  benehmen. 

Ganz   das  nemliche  gut   für    die  starke  participforni  ci* 
irr-   in   dor.   ivT-eg   (Ahrens  dial.   II  323  f.)»   ferner   in  «to^^ 
irt't/g  (Fick  wörterb.  IP  258):   auch  Irt-tg  muss  ein  einslfg^ 
*äpT'Bg    (^mT'Sc)  =^  skr.    s-dninis^    indog.    *s-fji-<is    verdrän^5^ 
haben.    Brugman  selbst  versucht  s,  305  f,  337,  augenscheinlicr  1^ 
weil  es  ihm  selber  unheiiidich  wird  bei  der  statuierten  nieh  ^^' 
fachen   griechischen  gestalt  der  nasalis  sonans,   das  dor.  t^^-^* 
und  das  part.  dor,  ipt-  als  analogiebildungen,  aolehnungen  a^  ""^ 
tt^£-VTt^  ti^i-yt-  zu  erklären,   was  uns  vorläufig   weniger  eir:*' 
Icucldend   vorkommt  als  unsere  annähme,  —  Die  Curtius'scfc^^ 
herleitung  des  dor.    böot.   ivwi,  att.  citfi  aus   einer   grundfor*^^ 
*$a-p(i  (verb,  d,  griech,  spr.  P  147)  können  wir  selbstverständlich-^ 
darum  nicht  hilligen,  weil  aus  einer  so  angesetzten  grondfor 
nach  dem  in  diesem  punkte  wenigstens  unumstösslichen  resuUsr^ 
der  Brugman 'sehen  abhandhing  entschieden  nur,  sei  es  ein  do- 
**-«*>?*,  das  überlieferte  homen  t-datf   sei   es  ein   dor. 
ion.  att.    *i-acri  hervorgehen    konnte,  je  nachdem  die  mittlem 
Silbe  jenes  angenommenen  **V-kti  die  ursprünglich  hachbelon- *  ^ 
war  oder  nicht. 

Wie  die  primäre   personalendung  -aKi^^  in  t-ä<st   und  io^^^r». 
e-ä(fi,  so  ist  natürlich  ebenso  auch  die  entsprechende  secund»^  ^^ 
form  -ap(t)   in   ^<J-iti\  aor.   l-kvu-ay  einzig   beweisend   für   ^e^  ^ 
als  griechische  gestalt  der  hochbetonten   silbebildenden  nasaS^  »^ 
Die  indogermanische  grundform  war  -»Ji,  so  lange  hochbeto:»^^* 
bis  nach  der  festwaclisung  des  augments  in  den  präterituuB^^^^ 
formen  dieses  den  alleinigen  wortaccent  auf  sich  nahm.   Vei:^^'* 
Brugman  stud.  IX  325  anm,  39,     Der  sigmatische  aorist  aÄ=>^'' 
hatte,  wie  das  ebenfalls  Brugman  stud,  IX  311  ff.  schlagend    ^^^' 
wiesen  hat,  von  haose  aus  eine  mithcmatisehe  Stammform,  d-    '• 
kein  verbales  -a-suffix,  daher  denn  beim  antritt  des  ~ni  in    «i^^ 
III.  plur.  das  n  nach  vorhergehendem  consonanten   notwert« 
als  sonant  zu  fungieren  halte. 


Zur  griechischen  Vertretung  der  indogerm.  iiasalis  sonans,        423 


iien  unterschied  zwischen  tieftoniger  und  uoter  dem  hoch- 
stehender silbehildenden  nasalis  macht  auch  die  Zciid- 
Ipi^che,  Und  zwar  findet  im  Altbaktrischen  dieser  unterschied 
denselben  lautlichen  und  graphisclien  ausdnick  wie  im  Sanskrit 
iid  Griechischen,  nur  dass  die  starke  form  (so  nennen  wir  der 
Kirze  halber  die  hochbetonte  nasahs  sonans),  ursprünglich  zu 
0«  ^:worden,  späterhin  nach  speciell  altbaktrischer  tautent-' 
elung  \vie  meistens  auch  jedes  andere  an^  d.  i,  a  -f"  ^h  ^'^r 
iden  t  zu  en  wird.  Man  vergleiche;  abaktr*  III  pku\ 
!i  '►sie  sind«,  päd.  stark  h-ent-,  aber  schwach  k-at-. 
Interessant  ist,  dass  wir  auch  im  Germanischen  noch  die- 
Wahrnehmung  eines  Unterschiedes  der  starken  und  der 
achen  form  der  nasalis  sonans  machen  können.  Got,  s-ind 
entlieh  *^-m^  vergl  Verner  zeilschr.  XXIII  li28)  hat  in  = 
.  £*;  dagegen  in  got.  hund(d-),  ga-mund{i-)  u,  s.  w,  ist  tm 
p.  n  (lieftonig).  Diese  erklürung  des  m  in  s-md  steht  um 
Icherer,  als  es  keinerlei  möglichkcit  gibt,  die  form  hinsichtlich 
in  als  irgend  welche  aiialogiebildung  zu  erklären.  Analogie* 
long  liätte  hier  ja  nur  stattfinden  können  nach  dem  nmster 
thematischen  conjugation,  nacli  iiimvul  bairand,  und  sie 
le  als  resultat  rnistreiUg  ein  ^s-and  herbeigeführt  haben, 
laL  Ä-ttn^,  abulg.  s-qtJ,  Brugman  stud.  IX  301.  An  einem 
ren  punkte  freilich,  wo  wir  im  germanischen  dasselbe  in 
—  indog.  it  anzutrelleo  erwarten  sollten,  linden  wir  es  nicht 
Wb-,  nemlich  nicht  in  der  IIL  p!un  perf.  ind.,  welche  ebenfalls 
ursprünglich  das  casussufiix  betonte  {vergk  skr.  bi^bhid-us): 
^  heisst  got.  hittm,  nicht  Hritin,  Icli  kann  demnach  auch  nicht 
Ulauhen,  dass  Sievers  in  Paul-Braunes  beilr.  V  119  reclit  daran 
W,  jenes  hitun  direct  aus  der  grundform  *(bi)hitn(t)  abzu- 
;  eben  unser  s-ind  aus  ^S'-nt(i)  widerrät  es.  Und  ich 
demnach  nicht  an,  auch  schon  das  u  in  der  IH.  plur. 
auf  analogiewirkung  des  u  der  L  pers.  hitum  aus  "^(bi)- 
'i)  zurückzuführen,  wie  man  bisher  das  n  der  II.  plur. 
auf  formübertragung  nach  der  h  und  HL  pei^.  beruhen 
(vergl  Sie  Vers  a.  a.  o.  anm,  2). 
Die  anderen  europäischen  sprachen  aber  haben  die  beiden 
fcrnjea  der  nasalis  sonans  zusammenfallen  lassen.  So  linden 
Y^'  denn  im  umbrischen  en  in  s-ent  wie  in  desen-duf  »zwölf«, 
^  oskischen  e  in  s-et  wie  in  aragetud.  Von  der  parlicipial- 
'öriij  lat.  osk.  -^-efit-  in  lat.  ab-s-cnt-,  lat.  osk.  prae-s-ent'  lässt 


^u 


H.  (IsthofT. 


a 


sich  ukhi  eiilschoidüu,  ob  sie  auf  die  schwache  oder  auf  d 
starke  grundspraLhiiche  stamuifüniii  auf  iiidog.  s-Bi-  oder  5-0J 
ziitückgehe:  beide  fornieii  mussten  in  ihrer  ilalischeti  forlseUoi] 
notwendig  in  eins  zusammen  fallen. 

Auf  slavisfheni  boden  sehen  wir  hochtoniges  sowol  wi 
tielloniges  n  sich  zu  dem  nasalvocale  ^  entwickeln;  hocbtoaigififl 
*  in  den  formen  der  III.  plur.  unlhem atischer  verbalstämme, 
praes.  d^td-^ti)  jad-^th  aor*  jcis-e  (vergl  Brugnian  s.  3ül),  tief* 
toniges  in  jfJo-wi^O,  des^l.  Von  der  form  des  participiums  da 
Wurzel  ctS'  im  altpreussischen,  norn.  sing.  em^mki'S-in$f  dal- 
emprtkUs-imi'ismu  »gegenwärtig«  wird  dasselbe  gelten  wie  ?oa 
dem  iial.  s-eni-. 

Noch  bleibt  uns  eine  frage  aufzu werfen  und  zu 
Worten  übrig.  Wir  haben  geseheni  dass  $  nicht  der  griecl 
Vertreter  der  nasalis  sonans  in  tieflonrger  silbe  sein  kaoiL 
Könnte  nicht  vielleicht  griech.  0  auf  diesen  rang  neben  dem  a 
für  einige  falle  aaspruch  machen?  Man  wurde  sich,  um  di^ 
XU  behaupten,  auf  solche  fiUle  wie  att.  ätaitoffio*  neben  dor. 
Staxatiot,  att.  tiHoat  neben  boeot.  dor.  jinatt^  ßsinau,  lakon. 
ßiixa^u  vvie  atkad.  Ötnoiar^  ixoiö^ßom  neben  att.  öiu&T^fi 
ixaiofißji  berufen  dürfen.  VergL  Brugman  stud.  IV  72,  Joh. 
Schmidt  z.  gesch,  d.  indog,  vocaL  I  läL  181.  Man  würde 
ferner,  nach  abweisung  des  irti-z,  nunmehr  mit  Kern  zeilsclir. 
VIII  400  in  oo-io-c  den  griechischen  reflex  des  participialen 
skr,  satffd'Sf  indog,  ^^nt^d-s  zu  finden  bereit  sein. 

Das  griech.  0  an  stelle  der  nasalis  sonans  würde  an  sich 
dann  gar  nichts  auflalliges  haben,  wenn  es  in  einem  oder 
in  einigen  griechischen  dialekten  so  aufträlG  wi 
zwar  als  alleiniger  acteur  in  dieser  rolle.  Das  ist  al)er, 
wie  die  angeführten  beispieie  zeigen,  nicht  der  fall  Wir  niüsseft 
uns  folglich  nach  einer  erklärung  der  abweichuiigen  mit  dem 
o  umsehen, 

Lässt  man  das  5<;*o-c  bei  seile,  so  fallt  sogleich  in  dil 
äugen,  dass  es  nur  Zahlwörter  sind,  bei  welchen  daß  « 
so  erscheint.  In  anbetracht  dessen  hat  es  kein  bedenken,  daJ 
a  dui'cli  die  beeinflussung  der  form  -Horta  in  den  zehnem  vol 
30 — 90  zu  erkläi'en.  Ein  siebenmaliges  -xovta  von  wgtaxov^* 
bis  tvii'fjxoi'ta  genügte  mit  seiner  analogie  voUsländig,  um  aü 
einem  *ttxa%i  ein  *£ixoTt  Iierzustellen,  um  ferner  bei  den  ea 
sprechenden    nmndarten    aus    dem    anfänglichen    -i 


Zur  griechischen  Vertretung  der  indogerm.  nasalis  sonans.        425 

*«aTio»,  'xictof  zu  machen.    Im  arkadischen  dialekt  gieng  die- 

^Ibo    Wirkung    jener    -mwa    noch    weiter,    indem    hier  auch 

*««T({i^  und  sogar   die  Ordinalzahl    dixat og  davon   miiergriflen 

bürden.     Im  dorischen  dialekt  aber  hat  das  -xovta  der  zehner 

diese  lautuniformende  kraft  auf   andere  Zahlwörter  überhaupt 

flicht  ausgeübt,    und    so  beAvahrte  denn   in    diesem   falle   das 

dorische     mit    seinem    fixatt    (fiixaxtj   ßtixan)    und    seinen 

^MtHatio^t  if/iaxaiiot  u,  s.  w.  durchweg  das  alte  und  ursprüng- 

Wclie.     Erst   in  jüngeren  dorischen  denkmalern,    auf  inschriften 

UDci   bei  Schriftstellern  nach  Alexander  dein  grossen^  erscheinen 

äiur   dorischem  gebiet  die  formen  dmmtsiQt^  zit^axomoi,  welche 

sich    aber  unstreitig  die  Dorier,   wie   schon   das   undodsche  er 

aasiatt  t  beweist,  aus  dem  nnrnde  der  übrigen  Griechen  einfach 

angeeignet  haben  raüsserL     Vorgl  Ahrens  dial.  II  281  ^), 

Eine  andere  umformende  Wirkung  übte  nach  meiner  meinung 
p4|ftBselbe  -napta  bei  dem  dialektischen  HxavTtp*  tixo<siy  Hesych 
SÄis :  hier  verhalf  es  mit  seiner  analogie  dem  zahl  wort  für  20 
iiachträglich  wieder  zu  seinem  nasa!  in  der  mittleren  silbe. 
I>erui  dass  die  mittlere  silbe  ehemals  tieflonig  war,  beweist  das 
skr.  mmgaii  in  seinem  cinklangc  mit  dem  nasallosen  fixati  der 
Do?ier.  Und  dass  jenes  txarnr  seinen  nasal  aus  urindoger- 
tnatiischcr  zeit  gerettet  habe,  ist  angesichts  alles  dessen  ebenso 
"Wenig  zu  glauben,  wie  dass  die  kretischen  accusative  pluralis 
der  conson antischen  dcclination  <fOi¥lx-at'g^  (ftar^Q-avg  das  v 
djres  casus-suf fixes  aus  urteilen  bewahrt  haben  könnten.  VergL 
vert  in  Paul-Braunes  beitr*  z.  gesch.  d.  deutseh.  spr.  u.  liten 
ni  197  f.,  Brugman  stud.  IX  299. 

Treffe  ich  nun  hiermit  das  richtige,  haben,  wie  riravi-AF 
®^JJJen  nasal,  so  $ixo0t,  Smxotrtoi  ihr  o  von  dem  -xQv%a  bezogen, 
^  bliebe  schliesslich  das  einzige  o^io-g  librig.  Für  dieses  aber 
'^^^Uen  wir,   da  wir  ihm  seine  idenlität   mit  altind.  satyd-s  zu 


E 


*)  MiUlerweile  hat,  während  diet^er  aufsalz  im  maniiscripte  fertig  Ing, 

*^giT)an  selbst  in    dieser  zeitsclir.   XXIV  6S  dieselbe  oben  vorgetragene 

Klärung  des  o  in  den  Zahlwörtern  ffitotr*,  cTmxötfio»  u.  s.  w.  gefunden  und 

►«^prochen*     Für  seine    bemerkujig   ebenda,   anm.  %   dass  namentlich 

Zahlwörtern  association  der  eijJKelnen  formen  sirli  vielfncli  nachweisen 

hali^    icti   an   anderem    nrte*    in   Brngmans  und    meinen    »morpho- 

^Bischen  nntersuehungen  auf   dem    gebiete  der  indog.  sprachen*  I  ^H  tt, 

1     *^^  weitere  arizabl  von  belegen  gegeben. 


lo, 


426  Berichtigungen. 

bestreiten  auf  grund  der  lautgesetzc  vollauf  ber 
einstweilen  doch  die  hofTnung  aussprechen,  da 
anderwärts  baldig  ein  passendes  etymologisches  li 
finden  möge. 

Heidelberg. 

H.  0 


a^id-. 


Zu  dieser  oben  (bd.  23,  271  ff.)  von  J.  Sd 
suchten  form  des  privativen  präfixes  losst  sich  jet 
indischem  boden  eine  parallele  beibringen:  ZDÄ 
habe  ich  eine  anzahl  belege  für  pkt.  ana-  =  a 
sammelt,  von  denen  anahiaa  =  ahrdaya  (Setu,  Häl 
=  adntüa  (Hemac.)  anahonta  =  dbhavat  (Hdia) 
sind ,  anadiliara  =  adirgha  (Setu)  höchst  wahrsch 
cchunna  (Setu)  zweifelhaft  ist.  Gegenüber  dem  so  siel 
consensus  von  vier  idg.  familien  wird  wohl  manch( 
annähme,  dass  diese  form  in  jeder  einzelnen  sprach 
aus  an  sich  entwickelt  habe,  bedenklich  erschein 
ich  sehe,  ist  aber  das  Pkt.  nicht  geoignel,  die  fra 
oder  andern  sinne  zu  entscheiden.  Für  diese  sj 
gleich  unwahrscheinlich,  dass  idg.  ana-  durch  die  i 
des  Indischen  hindurch  latent  geblieben  und  e 
getaucht  sein,  wie  dass,  gegen  alle  indische  anal( 
consonanten  sich  behauptet  liaben  sollte:  diese  letzte 
keit  erhebt  sich  mit  gleichem  gewicht  auch  gegi 
erklarung  von  anor-  im  Zend.  —  Non  liquet. 

Strassburg. 

Sieg  fr.   Goldsc 


Berichtigung  zu  heft  2. 
S.  Iä4,  z.  '■2  V.  n.,  stall:  onclsylbo,  lies:  vorletzter  sylb« 


Woininr.         Ilcif-  Hiirhilriiokerei. 


J^iü 


^^^i 


Km 

\tYm 


'■.1 


r 

TMM 

X|Ula6et6  vcMv  dCdCäSdcfiHWunv. 

7           8 

9        io 

0              0 

13           14           Ifr' 

tt    »c  er 

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otu               38» 

DBrnmlerä  Verlagabuchhandlung  (Uarrwitz 
Biiiiiiiiii)  in  Berlin  sind  femer  erschienen: 

A, ,   Uelver  die  Chronologie  der  attischen  VolksbeschUisse 

'-.     Aus   den  Abhandlungen    der    Krini^'L  Akademie  der 

sdiaften  tu  Berlin  1861.     1862.  2JL 

i»-rkiingen  zu  den  Urkunden  derSchalzüieaster  ,»der  anderen 

(rw/iiffi  föV  aXXmp  ^tmv).     Aus  den  Abhandlungen  der 

^Akademie  der  Wissensclmflen  zu  Berlin  1 SG4.     gr,  4,    cart, 

2  M  2U  ^ 

lieber  die  Rede  vom   trierardiisclien  Kranke.     Aus  den  Ab* 

u   dei'  Königh  Akademie    der   Wissensdiaften   zu    Berlin 

4.     cart,  1  .*  m  ^ 

Ucber  die  Uebeigaburkunde    der  Schatzmeister   der   Athene 

!  Oh  109  1.     Aus  den  Abhandlungen  der  KüDigl.  Akademie 

senschaften  zu  Berlin  IS67.     gr.  4.     cart.        IM  40  i^ 

fcber   die  Tributlisten  der  Jahre  OL  85,  2  —  87,    1.     Aus 

liandluugen  der   Königh  Akademie  der  Wissensdiaften    zu 

1870,  2^4 

[,  Ucber   die  Tributpflichtigkeit   der  Altischen   Kleruchen«     Aus 

Abhandlungen    der   Königf,  Akademie  der  Wissenschatten  zu 

I87S.     gr.  4,     cart.  ]  Jk  U  ^ 

Veh^r   ein  altisches  Grabdenkmal.     Aus  den    Abhandlungen 
Kunif^'I.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  1874.     gr,  4« 

die  Schrift  vom  Staate   der  Athener.     Aus   den  Ab- 

der    Königl.    Akademie     der    Wissenschaften     1874. 

4.     gdi.  '2JkhO^ 

Gcdächlnissrede  auf  M.  Haupt,     Aus  den  AhhandUangen  der 
aigh    Akademie    der  Wissenschaften   zu   Berlin    1873.     gr.   4. 

IJk 
Ueber  die  Hedaction   der  Demosüienischen  Kranzrede.     Aus 
AbhandlungöJ  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu 
1875,     gr.  4,     carl»  2^41 

Zur   Geschichte   des    Athenisdien    Staatsschatzes    im    fünften 

rhundert.     Ans   den  Abhandlungen   der  Konigl.    Akademie  der 

ensdiaflen  zu  Berlin   1876,     gr.  4.     cart.  i;t  ^  20  ^ 

^,  Studien  zur  Geschichte  des  griechischen  Alphabets*  Dritte, 
carlKntete  Auflage.  Mit  einer  Karte.  1877.  8.  geh*  iyJL 
üeber  die  Abfassungszeil  der  Schrift  vom  Staate  der  Athener, 
den  Abhandlungen  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften 

rBerhn   1878.     gr.  4.     geli.  1  .€  50  ^ 

Die     Entsieh ungszeil    des    Herodotischen    Geschichts Werkes, 
akademische  Abhandlungen.     Zweite  Auftage.     1878t     geh. 


1ü" 


Snobtriij; 

Ijidiselie  Literaturgeßcliiehte 


Albreebt  Weber. 

«r,  a  gftlt.  Prei^  O)  Pt 
1?  15  rtl-  D  fi  III  TT!  1 1*  r  n  V 0  rlugöhuchUanillung 


Zc^itschrift 

ti'u 

Völkerpsychologie 

und 

S  p  r  a  e  h  w  i  s  s  e  n  s  c  h  a  f  t . 

PrufüsKor  \h\  M.  Lazaroi  aud  ProJfs«?or  Dr.  H,  Stelo! 


Ili«  UruMlIififf 

1  Jhll    im    Lir 


Mftl 


.  i'tffmit* 


tliftrl4iitui»ir<>t3: 


lirvil    tili»   Fr  rli,i-h'nl  ^L 


niiiic  itvr  KriMüralltfii  niiji  TAlinfedTj 
Ml»liraJi«]li*    V<iit  Ur*  I  ni  m  «  n  ii «  H 

Uitn^IvtX    uiit    Aiioni  rku»,|^1"[l■ 


Zwei 
Ernst  Curtiüs. 

5?ii  Berlin  IHm. 
Gr,  L  cart.  Pn-U  I  Mnrk  f^  Pf. 

F  B  r  di  D  fi  m  ni  1  e  r  i  Verlag^eibuclihandlang 
.Hiinwil?.  (|-  ftQ?.3^m-inn    in  Berlin* 


HIfuitC)  eine  tilerarbciif  Beila^re  ^m  Mayer  &  Jliill«r  in  Berlt| 

Kattilo|[  :I0,  Lingua s'tira. 


ZEITSCHRIFT 

VERGLEICHENDE 

PRACHFORSCHUNG 

AUF  um  GKIULTi;  WA\ 

[DOGERMiliVISCHEN  SPRACHEN, 

i  jiToi  iimvuiKüJJa  vos 

BBHST  W.  M,»  Ktran,  A0O0ST  LMBKmn 
am  JOHAHKBS  SCHMIDT 

'     Sr.  ASALBEBT  KUHN. 

an  init)  iimtcrnn  mw  KAu.xiyiticii  li-nisjkicivMü  ku  ativuv. 


nAüli  XXIV.    NEUE  FOLGE  Bx\ND  IV. 
FÜNFTES  HErr. 


BERLIN 

PEUD.  DÜMMLEllS  VEIlLÄGSBUClUlAMDLUNd 

IIAIlHWrrX   lIKtl  ilOSSNAX» 

lH7b. 


Inhalt. 

Bei» 
Epenthese  vor  A- hinten   im   (rormanisdien  uls  Avirkini^  des  velaren 
oder  palalalen  diaraklers  dos  wnrzelauslautes.    Von  Hernianu 
Möller «7 


In  unserem  Verlage  i>!  orsrliifiien : 

Des 

ApoUonios  Dyskolos 

vier  Küdicr 

Über  die  filyiitax. 

IVbcrselzl  und  erlaulcMl 

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NciH'r  vermehrter  Alidruck.     Zwei   Theile. 
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Akadeinisclic  Vorlesungen 

Indische  Literaturgeschichte 

von 

Albrecht  Weber. 

Zweite  vermelirle  Aiiflaire.    \i\\  s.    ^^eh.    Preis  H  Mark. 

Nachtrag   hierzu. 

LT.  s.     'M\.     l'reis  OO  PI'. 

Ferd.  Dümmlers  Verlagsbuchhandlung 

(Harrwitz  &  (iossniaini)  in  Berlin. 


Epenthese  vor  fc- lauten  im  germanischen  als 
vrirkung  des  velaren  oder  palatalen  Charakters 
des  Wurzelauslauts  \). 

Für  die  von  einem  i  (j)  des  suffixes  bewirkte  epenthese 
ini  germanischen  hat  Joh.  Schmidt  voc.  II  474- — 482  eine  reilie 
von  beispielen  gebraclit.  Einige  boispiele  für  die  von  einem 
eben  solchen  w  (vj  im  germanischen  bewirkte  epentheise  zu  den 
von  Joh.  Schmidt  voe,  11  132  gegebenen  dreien  sind: 

Got,  ^knurs,  nom.  pliir.  fem.  kaurjos,  (stamm  *ät/wW-,  jünger 
^a-,  aus  ^garvi-)  =  lat.  gravis,  Griech*  ßagvg  skr.  gurü-,  grund- 
form  fforti',    (Delbrück,  xeitsehr,  für  dmüsehe  phil.  I  148.) 

An.  meyrr  norweg,  möyr  dun.  nwr  mürbe  (aus  '^nmnri', 
-i^'o^)  =  ahd,  nmrmm.  Grundform  *nmrti'f  wurzel  mar  zerreiben. 
Daneben  ahd.  maro  ags.  fuearu  (aus  "^marva-), 

Ags,  dc'vr  fortis,  strenous,  gravis  (aus  *ikura'  aus  *cfer«a-) 
=  griech.  dguo^;'  iüxvQog,  skr.  Mruvd-  fest  stehend,  beständig, 
beharrlich,  allbaklr.  dfTa- \i\ihu\g.  sU-drfWii  gesund  (Job.  Schmidt 
Toc.  II  128  t),  grundf,  dhar-vd-,  \%t  lat.  firmus,  grundf. 
^dfmr-md-, 

Ags.  b(6r  ahd.  piw  an.  bjorr  hier  (ebenso  aus  ^berm-y 
Die  erklärung  dos  worles  von  Wackernagel  (Haupt  zeitschr. 
VI  12(>1)  und  Gi'injm  (dwb,  I  1822)  aus  lat,  hlbcre  ist  nichl  be- 
friedigend, die  von  Leo  Meyer  (ztschr.  V  3G9)  und  Sclileiclier 
(xü^chr.  VII  224)  scheitert,  vom  anlaut  abgeselm,  am  nordischen, 
welches  ursprünglielies  r  verlangt  C^pivas  n.  und  ebenso  *;/n?«,s* 
gube  an.  *t^r).  Die  wurzel  unseres  Wortes  IsL  die  von  Jolj. 
Schrnidl  voe.  U  2<i9  if.  behandelte  w.  bhm-  oder  bharv  (^  hharn) 
fervere  =^  bhru,  wovon  nihd.  briuwen  brauen,  aucli  wol  ßqviov 


'}  Der  (ihifo^opbischmi    facultal    zu    Kiel    at<H   luitiiliLaiianssctirift   ein- 
steht. 


428  Hermann  Möller, 

das  bicr  der  Thraker  und  Phryger.  Wie  beim  vorigen  worte 
haben  wir  auch  hier  suffix  -nui(n)-  neben  -ra-  in  ags.  beorm 
bierhefe  lat.  fcrnumium  gurungsmitlel,  gegorner  gerstentrank,  hier. 

Dan.  Ml  hohl  (neben  an.  hölr  norweg.  hei)  =  neuengL 
liöllow,  ebenso  dän.  gM  gelb  (neben  isl.  gölr,  gulr  norweg.  gü) 
nord friesisch  gyl  (y  aus  ü)  gelb.  Das  c  des  westgermanischen 
ahd.  gelo  ags.  jeZo  neuengl.  yellow  =  lat.  helvus  ist  dem  nor- 
dischen unbekant,  welches  statt  dessen  u  und  daneben  a  auf- 
weist in  norweg.  Trondhjem  gatd  gelb  (Aasen  ordbog  251  )i  ' 
vgl.  griech.  x^^V-  ^'^  ^^^^  vocale  a,  u,  e,  mit  hinzugetretener 
epenthcsc  au,  ü,  eu  finden  wir  eben  so  neben  einander  in  dem 
von  Joh.  Schmidt  a.  a.  o.  gebrachten  an.  maurr  norw.  maMsr 
m,  ameise  (^maura-s  aus  *nuirv(Jir-g),  schwed.  mpra  sw.  f.  dan- 
»»^e  ags.  mpre  sw.  f.  neuengl.  mire  nordfries.  Sylt  tnfr,  -€?•» 
Amrum  mpr  sw.  f.,  -an  (*mürjan'),  mnl.  miere  f.  (*fneura). 

Ags.  dän  f.  dune  (durch  epenthese  aus  *dunva)  =  sansfer. 
dlidnu  f.  Sandbank,  hervorragendes  festland,  dhanü-  f.  sand^'^s 
hohes  gestade  (Delbrück,  ztschr.  für  deutsche  phil.  I  8,  Curtii^ 
et.*  256,  Fick'  I  115,  Grassmann  wb.  RV.  655).     Die  nor^- 
friesischen  formen    gehn  zurück   auf  dyna  sw.   m.   (y  aus  ^}^ 
vgl.  sanskr.  dhdnvan-  m.  n.  trocknes  land,  festland.     Ohnedi^ 
epenthese,   dagegen  mit   nn  aus  nv   (vgl.   fhunni  lenuis,  00»"»^. 
stamm  an.  kimi-  f.  wange  aus  *icnt;-,  mann-  aus  mane^-u.  s.  ^^^-) 
erscheint    das    wort    in    dietmars.    dünn   m.    (dat.   plur.  1&'7'7 
dünnen  Schiller  u.  Lübben  I,  599),  dem  namen  der  sandhü^*^' 
an    der    ehemaligen   meercsküste  zwischen  der  geest  und  ci^^ 
marsch  in  Süderdietmarschen. 

Nordfriesisch  Amrum  fjit  n.   schieres  fleisch   (aus  *fef*^i^*^' 
vgl.  Amrum  jit  gicssen,  sjü  schiessen)  =  an.  kjpt  (aus  käv^^^J- 

Die  notwendige   Vorbedingung  für  den  eintritt  der  i-  o<i^^ 
«(-epenthese  ist  die  mouillierung  oder  labialisierung  de^folgenci^^ 
consonanlen  (s.  über  diese  Vorgänge  Sievers  grundzüge  derloi-i^^' 
Physiologie  103—108  und  143).     In  den   vorhergehenden  b^'' 
spielen  war  es  das  durch  das  folgende  v  labialisierte  r,  l,  n,   ^' 
welches  die  «^epenthese  hervorrief. 

Nächst  den  r-  und  Z -lauten  und  nasalen  sind  keine  laü'^ 
in    höherem    grade    gleiclimässig    zur    mouillierung     und  zuT 
labialisierung  geneigt  als  die  A>-laute.    Bei  keinen  andern  lauten 
spielen  die  beiden  genanten  Vorgänge  in  der  laulgeschichte  der 
indogermanischen  dialekte  eine  grössere  rolle  und    wir  ündeu 


lese  vor  A*lauleii  im  ^eii 


nnmenllich  von  keinen  andern  lauten  häufiger  als  von  mouil- 
iJerlen  t-laiUcn  in  jüngeren  sprachperioden  eine  regelmässige 
i-epeailiese  bewirkt. 

Ein  vorzugliches  beispiel  der  i-epenthese,  bewirkt  durch 
cinc^  von  folgendern  i  mouillierten  A-Iaut,  aus  dem  germanischen 
hat  Osthoff  ztsclir,  XXIH  428  gegeben:  an,  fHgr  ags.  ffp^c  as. 
/Äyt  ahd.  feigi  zum  tode  reif,  germ*  faigja-s,  grundform  pakjd-, 
Beispiele  der  u-epenlhese^  bewirkt  durch  vor  folgendem  n  labi- 
alis ierte  Ablaute,  zwei  aus  dem  nordischen,  eines  aus  dem  lioeli- 
deuLschen  sind: 

An.  jor  m.  equns  (aus  *cuhaz%  plur.  joar  (aus  *euhaXj  vgl. 
wi*  ftjf*  aus  peiifm).  Ohne  annähme  der  epenlhcse  lässt  sicti 
die  gestallung  des  vocals  nicht  begreifen:  hätte  das  urgenn* 
ditßa-s  wie  im  ags.  eoh  so  auch  irn  n€>rdii?chen  die  silbe  elw- 
bis  zu  der  jöngern  im  nordischen,  englischen,  friesischen  vor 
^»-tiaUigeD  (labialisierten)  lauten  regelmässig  eintretenden  t*-ei)on- 
Ihese  (s.  Joh.  Schmidt  voc.  II  39^  ff.)  gewahrt,  dann  würde 
tier  acc.  sing.  *^,  der  pfur.  *j\?r  lauten. 

Norweg.  schw^ed,  fjügu^  fjfhjo  dän.  fytw  (altdän.  tnufhtv) 
z^vanzig  (aus  *ieufiü)  =  isländ.  ijogu  (aus  *tegü)^  dual  von  an, 
fV^  m.  decas,  germ.  tcgu-s.  Dass  die  genante  fniin  und  ebenso 
^^^^^  gewöhnhche  isl  tuUngu  (in  dem  die  vorletzte  silbe  sich  der 
lausten  assimilierte)  eine  dualform  ist,  ergibt  sich  unmittelbar 
'**^s  der  vergleichung  mit  den  pluralformen  an.  }>rir  etc»  tigir. 
****nbeh  mit  epenlhese  fyrre-trjve  vierzig  (^==  isl.  fjora  iign  acc. 
P'^**-)!  neben  tredivc  dreissig  ohne  epenlhese  (isl.  prjä  tigu 
«^-  idurO. 

Das  hochdeutsche  ahd.  £6ha  mhd.  ßohe  sw^  f,  hündin  nhd. 

*^  (Schnieller  IV  24f8)  lässt  sich  mit  dem  niederdeulsch-frieskch- 

•^ordischen    worte    nd,   teve   nnl.    fe(f  dm,  irme  schwed*  iüva 

^'    f.  hündin  nur    vereinigen,   wenn   man    annimmt,  dass  in 

**tesem   worte   wie  in   afr.  fiäl  =  ags.  hweol  das  f  durch  den 

^*iitSj>rung   eines    labialisierten    velaren,    der  im  hochdeutschen 

worie  die  ti-cpenthese   tiervorrief,  in  den   labialen  consonanten 

'^tstanden    ist.     Die    grundform    ist   alsdann    ^däk-vü  hündin 

(p^biltiet  wie  ^k~m  stute)  von  der  würzet  (lak  beissen. 

Für  die  Wirkung  des  mouillierlen  oder  labialisieiien  lautes, 
tue  epenlhese,  ist  es  der  natur  der  sache  nach  völlig  gleich- 
gültig, wie  die  mouillienmg  oder  labialisierung  zu  stände  ge- 
kommen ist.    Dieselbe  kann  bewirkt  sein 

31* 


430 


Hermann  Möller, 


1)  durch   den  folgenden  vocal,  wie  es  in   den  oben  ang^ 
führten  gormanischen  fällen  der  epenthese  und  den  ihnen  gleich- 
artigen  aus  den  verwanten  dialeklen.  nanienliicli  dem  griechischen 
und  ultbaküischen»  geschehen  \vai%  und  wie  es  speciell  bei  den 
i-laiiten  in  zahlreichen  durch   sie   hervorgerufenen  epenthso- 
ersL-heinungen  jüngerer  spraehperioden   gescheJien    ist.    So  be- 
wirkt z,  b.  das  durch  folgendes  i  oder  e  inouitÜerle  c  des  lalei- 
nischen   im  französischen  regelmässige  i -epenthese,  placenkm^ 
hiC4.rntem    franz.  plaisant,  luisanf.      Der  jüngere  w-nirilaut  des 
nordischen,    englischen,   friesischen   (x.  b.  in  a&\  niugun  mhe^ 
thujun  neun),    wie  er  im   fries,   und  dän.-schwed.   regeloiässig 
namentlich  vor  nki>,  ngv  nach  germ.  c  eintritt,  ist  eine  w-epen- 
Uiese,  der  zeit  nach  viel  jünger  als  die  in  den  oben  angeführten 
fallen  eingetretene  und  hier  also  von  dieser  zu  trennen,  dc»m 
lautlichen  hergang  nach  aber  völlig  mit  ihr  übereinstimmend^)- 

2)  Durch  den  vorhergehenden  vocal,  wie  in  den  von  Job- 
Schmidt  a.  a,  o:  482  f.  aus  fränkischen  mundarten  angeführten 
und  zahlreichen  rdmiichen  lallen  andrer  germanischer  muad- 
arten,   in  welchen  ein  Ä'-laot  das   von  dem   vocal   empfangene 


'}  Von  den  äUereij  germanirichLMi  (aus  urspr.  au  oder  durch  ält^rÄ 
epenthese  enlstandenüii)  nu,  eu  lilietieii  diese  jüngeren  nordisch -eiigliscli 
friesischen  u*epenLhesen  geschieden»  nicht  weil  ihre  l»eiden  beslandtetl^ 
zusammen  nur  das  zeitmasg  eines  kurzen  vocals  gehabt  bitten,  sonc!^' 
nur  dadurch,  tVdSH  in  den  altern  /tw,  eu  inzwischen  iler  eine  beslaridt«?*' 
ursprOngUch  der  erste  dorch  den  mitlautenden  zweiten,  eine  dehnuug  ^^' 
fahren  hatli',  Germ,  t'u  ward  alttiord.  jü,  jö  südfries,  iii,  id  (durcli  >ii^^ 
springen  der  quaiiliülU  aus  cm,  ea  wie  dud  tan  aus  ^doa)  nordfries.  jy  ^f^ 
aus  ü)  und  in  (dieses  neunordfriüs.  t)  ags.  co.  [Ägs.  rd,  eö  sind  «r*,  ^< 
jenes  fiel  zuletzt  mit  ft'  {neuengl.  ea),  dieses  mit  e  (neuengl.  ee)  zusamra^^" 
die  ags.  fo,  eo  dagegen  sind  ä\  c^]  Germ,  au  war  nordisch  i?«,  wie  ai  nordiÄcK 
ai  geworden  (die  hdsdir*  schreiben  m^  aouj.  Ebenso  war  germ.  au  genie'** 
friesiseh-englisch  äu  geworden  (die  nächste  Vorstufe  zum  fries.  ä),  du  uvd; 
nu  erfuhren  dann  im  ags.  die  seihe  Verdünnung,  welche  au  und  u  in  vlel^*' 
mundarten  erfatiren  haben  (u,  stellenweise  nur  u,  t,  b.  ira  griechisclit*'*' 
slavli^-chen,  französischen,  liolländischerj»  nord friesischen,  au  z,  b.  in  »'^' 
mnnnischen  nmndarten.  Im  jüdisch -deutsctien  diakkt  sind  *«  und  *^ 
poln.-jöd.  *y,  woraus  1^  und  öi/,  lit.-jud,  t  und  S  geworden  [das  ♦«  =  ndi^ 
wo,  neben  i  =  rohd,  ie,  u/r,  das  *o«  diphthongiert  aus  mh<l,  a,  ou,  Tieb<"* 
et  (lit,-jöd.  i)  =  mild,  e^  et,  ff,  öu],  vgL  poln.-jud.  töyht  «jp  böyM  »us 
tohü  wa-böhtl).  Die  ags.  Verdünnung  ist  die  selbe  wie  die  dJlniscb  schirm 
dische:  im  dän.-srhwed,  ward  tpt  ei,  wornus  c\  äu  aher  mit  verdünnuni 
e«,  woraus  ö,  eben^io  ward  im  ags.  ei«,  aw  zunächst  «*",  ä\  woraus  ä*. «*, 
vgl.  Mu  Schmidt  U  388  anm*,  406, 


»-eienient  diesem  als  *  wieder  mitteilt.     Die  ältere  periode  der 
germanischen  dlalekte,  in  welche  die  oben  erwähnte  /-  und  u- 
epenthese  zu  verlegen  ist  und  mit  der  wir  es  hier  ausschtiessüch 
zu  tun  haben»   entbehrt  solcher  fälle,   schon  darum  weil  (vgl. 
Sievers  a.  a*  o.  108  oben)  einsilbige  Wörter,  in  denen  voniugs- 
weise  ein  zur  mouilMerung  oder  labialisierung  geneigter  conso 
nant    unter  dem    einfluss    eines    vorhergehenden    diese    modi- 
fication   begünstigenden  vocals   hätte   slehn  müssen,    wenn  zu 
jener  zeit  schon  (was  gewiss   nicht  geschah)  consonanten  des 
Wurzelauslauts  mit  beibehaltung  der  mundarticulation  des  vorher- 
gehenden vocals  gesprochen  worden  wären,  vor  dem  eintritt  des 
vocalischen  auslautsgesetzes  nur  in  sehr  geringer  zahl  bestanden. 
3)  Der  consonanl   kann  vermöge   seiner  natur  die  eigen- 
l^iaften  eines  mouillierten  oder  labial isierten  lautes  besitzen  ohne 
Wb   durch    einen    vorhergehenden    oder    nachfolgenden    vocal, 
soweit  wir    die  geschichte  des  lautes   zurückverfolgen   können, 
bekonmien  zu  haben.     Mouilliert  oder  ?"- haltig  von   haus  aus 
sind  die  dorsalen  und  palatalen  laute,  da  itmen  die  mundarticu- 
lation eines  i  zukommt,  welche  in  der  emporhebung  des  vordem 
teils  des  zungenrückens  und  spalt  förmiger  er  Weiterung  der  lippen 
(s.  Sievers  a.  a,  o.)  besteht,    labialisiert  oder  it^-haltig,  d.  i.  die 
emporhebung  des  hintern  teils  dos  zungenrückens  und  die  ring- 
förmige  conlraction   der    tippen  (s.  ebd.)  mit    dem   u  teilend, 
können  vermöge   ihrer  eignen  articulation  bilabiale  und  velare 
laute  sein.    Jüngeren  palatalen,  die  in  folge  der   lautneigungen 
der  mundart  auch  an  die  stelle  allerer  velai^er   laute  getreten 
sind,  verdankt  z.  b,  die  i-epenlhese  in  den   von   Joh.  Sehtnidt 
angefühlten    alemannischen    ich    mtiersaifjj    nmigcd   (Älüllenh.- 
•Scherer  XCIII),  Akhulm^  aichzig  ihre  entstchnng.    Ein  u  invol- 
ierend  vermöge  seiner  articulation  und  demnach  /«-epenthese 
\virkend  ist  z*  b.   das   westfriesische   (bilabiale)   t^^).      In   den 
neisten  altern  germanischen  mundarten  ist   der  tonlose  Spirant 
Ä  auch  wo  er  früher  palatal  war  velar  und  ü-haltig  geworden, 
cJaher    bewirkt,   in  weitester  ausdehnung    im  augclsäuhslschen, 
tiieses  h  die  selbe  jüngere  «-epenthese  wie  das  !<?^). 


■)  Ostfries.  «?,  w  =  aKwesür.  *euv^  woraus  tot?  i  griova  graben,  iwa 
^^shent  skrioven  tj^eschneben,  ioven  gabeji,  Uova  lassen,  liova  ^laulieii. 

*)  Vergl.  excurs  I.  (Die  excurse,  auf  ilen  wünsch  der  redacLioFi  als  solche 
ans  t*nde  gesetzt  sind  al:s  annierkungeti  geschrieben,  und  der  leser  wird  ge* 
b<?len  sie  nur  als  anmerkungeii  zu  den  IjetrefTenden  stellen  des  lexlfs  an  zusehn). 


4S2  *  Hennaim  Möller, 

Von  haus  aus  i-  und  ?4-haltig  siad  natürlich  vor  allen 
andern  nütlauteni  die  niitlautenden  /  und  u  selbst,  also  die/ 
und  V  (w).  Eine  mundart,  die  der  epenthese  günstig  ist,  wird 
daher  vorzugsweise  diese  beiden  laute,  wenn  sie  unmittelbar 
auf  einen  vocal  folgen,  i-  und  «-epenthese  wirken  lassen.  Die 
epenthese  ist  hier  mit  einer  dehnung  der  niitlautenden  i  und  m 
identiseh*  Das  gcmeingernianische  zeigt  diese  epenthese  oll, 
nämlich  in  den  hekanten  fällen,  in  welchen  statt  eines  erwar- 
teten o;,  ej^  ai\  et;  ein  aij,  eij^  auv^  euv  (woraus  gotisch  aädj, 
iddj,  aggi\  iggv  nordisch  eggj,  iggj,  oggv,  ifggv)  vorliegt^). 

Dem  Palatalen  niillautenden  *  und  dem  bilabialen  mitlau- 
tenden u  zunächst  kommen  ui  der  neigung  zur  erzeugung  vod 
epeothesen  die  ihnen  nahe  verwanten  tönenden  Spiranten  der 
beiden  genanten  reilieo.  Dass  der  bilabiale  tönende  spirant  gernu 
b  (entstanden  aus  dem  tonlosen  bilabialen  /"—  urspr.  p  vor  der 
tonsÜbe)  im  germanischen  mehrfach  w-epenthese  hervorgerufen 
hat  wird  anerkani:  das  bekanteste  Ijeispiel  ist  got.  haM 
ahd.  houpii  as.  MMd  nnl,  Iwofd  ags.  hcdfml  ^^  fries.  haved  (mit 
kurzem  a)  an.  h^fuä  =^  lat,  mput.  Wer  diese  Wirkung  des 
tönenden  Spiranten  h  gellen  lässt,  ist  gezwungen,  auch  den 
tönenden  palatalen  Spiranten  germ.  g  aus  urspr.  palataleiii  i^ 
der  selbständigen  hervorrufung  einer  i- epenthese  für  fähig  JW 
halten  (wenn  er  die  exislenz  eines   urspr.  palatalen  k^  neben 


>)  Z.    h.    alitl.  houwu  ags.  I^dwe  —  slav.  "kova,    gdf.  hHvami;  abd. 
chiuwu   ags.   ccöwe   an.    iygg  =  slav.  üt»^,   iujq,  grdf.   k^dvämi  (s.  JoIl 
Schmidt  ztsclir.  XXIII  34S1,  und  genau  etien  so  au,  9ty§gr  ^yriinniig»  vef- 
driesslidi,  Äornig  iiorw.  suhwed.  däii.  Mtfgg  abjstüsseiid,  abscheulich,  hässli^ 
garsÜg  =  slav.  suj  diiister,  gruiidf.  5ÄVii?ja-,  lal.  acaeriw   (vgl    lat.  «ö<T«** 
=  skr.  navjd*  Unk);  ahd,  zweijo  as.  twHo  got,   tvaädje  aus  •cipa/flin,  vg: 
skr.  gen.  dual,  dvdjös;  got.  iddjils  du  giengst,  iddja  er  gieiig  =  skr*  irop^^ 
Ted.  djä»,    djäi  {wie    as.  dcda^   dedua  —  skr.   irnperf.    ddadhäin,  ddadh^ 
Bezzenberger,  Ktschr,  dUch,  phd.  Y  475.    Im  gotischen  ist  die  1  sing,  d 
3  sing.,  im  deutschen  die  3  sing,  der  1  sing,  gewiclu^n,  wflhrtnd  da^  na 
dische  in  seitieii   endimgen   des  scliwaehcsn  praet.  1  sing,  -a  .1  sing,  -i  A 
urspr.  -dm  und  -ät  auseinandergehalten  Itat.    Das  ags.  eode  leill  die  epe 
tliese  nicht,  dem  plnr.  eodon  entspräche  genau  gcd.  *ijedufi^   doch   ist  i1 
überemstimmung    der  endung  JtufälHg^    denn  die  aualogie   des  schwächt^ 
praet.  hat  im  ags.  and  got.   verschieden   gewirkt:    im   gotischen    forder*^ 
dieselbe  zu  einem  sing,  -a  einen  plur.  -cdun,  im  ags.  dag^en  ist  als 
älteres  *eö  =^  got.  ♦t/a  als  praet.  nicht  mehr  brauchbar  war  im  aUig*  nr^* 
pluj\    nach   dem   vorbild  z,  b»   von  fcode  —  got.  ßjaida  die    endung  -^^ 
plur.  -don  angefügt). 


Epenthese  vor  Jt-laaUm  im  germanischen  etc. 


433 


11  ^•2  anerkennt).  Einem  germ.  -aub-  =  urspi'*  -iqh-  isL 
le  tuutgruppe  gerni.  -aig- ==  msp.  -ak^*  völlig  parallel;  wir 
^rden  unten  verschiedene  solcher  fälle  kennen  lernen. 

In  *euha'£  aus  ehva-Zj  Hmujü  ans  tegü,  Hauhün-  aus  "^tahvän- 
ipdili  und  noch  einigen  ähnlichen  Wörtern,  die  uns  unten  be- 
grien  werden,  ist  die  ?<*epenlhese  durch  einen  velaren  laut 
Tvorgerufen»  der  aber  nicht  von  haus  aus  ein  solcher  war, 
ndern  erst  durch  das  folgende  u  labialisiert,  d.  h.  hier  aus 
terem  palatal,  dem  abkömmling  eines  urspr.  i^,  in  einen  tt- 
llligen  velaren  laut  gewandelt  worden  ist.  Wenn  nun  das 
srtnanische  zu  der  zeit,  wo  diese  «-epenthese  eintrat,  velare 
isass,  welche  nicht  durch  ein  folgendes  ti  sondern  vermöge 
ler  herkunft  labialisiert  waren,  dann  moston  diese  die  selbe 
tpenthese  hervormrufen  im  stände  sein,  Dass  das  gennanische 
Iche  laute  besass  ist  eine  tatsache,  die  nicht  bewiesen  zu 
*rden  braucht:  das  germanische  besass  die  lautverbindungen 
,  ^tv  hv  ^=  lat.  gi\  v^  qu  griech.  ß^  (p^  n  keltisch  ö,  p,  welche 
sht  ein  suffixales  v  enthielten,  sondern  aus  urspr,  velaren 
^gVij  i-^  hervorgegangen  waren,  indem  sich  dem  mit  erhübenem 
fiteren  xungenrücken  und  gerundeten  lippcn  gesi>rochenen,  also 
D  haus  aus  ein  u  involvierenden  velaren  beim  Übergang  zum 
Igfenden  laut  ein  parasitisches  u  unwillkürlich  anfügte,     Dass 

klt  wie  das  h  vor  v  in  germ.  t-hva-z  ein  von  haus  aus 
isierter  laut  wie  z,  b.  der  aus  ursprünglichem  §'^  erwachsene 
tpzeiauslaut  des  germ.  nakvmhi'S  nackt  «-epcnlhese  hervorzu- 
feö  fähig  sein  muste  kann  niemand  bestreiten.  Das  para- 
sche  u  liegt  aber  nicht  mehr  in  allen  ftülcn  als  kennzeichen 
*  urspr.  velaren  wirklich  vor,  in  vielen  lallen  ist  es  ge- 
iMiTjnden,  was  ebenso  auch  suffixalem  v  im  germanischen 
hrfach  begegnet  ist,  doch  ist  es  gleich  dem  geschwundenen 
Bxalen  v  in  manchen  fallen  noch  an  der  dehnung  des  vor- 
JÄhenden  k  oder  g  zu  erkennen  ^).  Im  folgenden  will  ich 
Hiele  der  ?4-epenthese  vor  den  Vertretern  eines  urspr.  velaren 
HF,  ißh  im  germanischen  aufsuchen. 

■n  dem  worte  geiTu.  faigja-z  aus  ^fagja-z,  urs[>r.  pakyd-j 
Hgr  Vertreter  eines  urspr.  velaren  k^  durch  das  folgende  » 
lUiert,  also  aus  älterem  velaren  laute  in  einen  palatalen 
M^ftndelt  worden,  und  ist  dann  als   palataler  laut  iahig  ge- 


Tergl,  e^curs  U. 


434 


HtTOiaini  Möilt*r« 


wesen  eine  i-epenlliese  zu  erzeugen.  Was  ein  auf  mechanischeiu 
Wege  paiatal  gewordener  laut  vermochl  hat,  das  muss  auch  ein 
von  haus  aus  palataler  laut  haben  ausricbleu  können,  wenn 
ein  solcher  existierte.  Besass  also  das  germanische  zu  der  zeit, 
wo  es  in  dem  worte  *fagja^z  das  i-element  des  mouillierUn 
i-lautes  dem  a  als  i  sich  anschliessen  liess,  noch  andre  von 
dem  folgenden  voeal  unabhängige  palatale  als  erbgat  einer 
älteren  spracbperiode,  dann  konte  es  diesen  die  selbe  gelegent- 
liche Wirkung  auf  den  vorhergehenden  vocal  nicht  versagen. 
Dass  das  germanische  solche  laute,  nämlich  ein  AS  [/\  h^  = 
ui'spr.  ^S  g%  k\  einmal  besessen  hat,  wird  zwar  noch  mcht 
allgemein  anerkant;  wenn  sich  uns  aber  im  folgenden  sichm 
fälle  der  ^-epenthese  vor  den  germanischen  entspreclmngen  der 
mindestens  im  indoiranischen,  armenischen,  slavolettisehen  aül- 
wendig  einst  als  g\  g%  k^  vorhanden  gewesenen  laute  ergeben 
werden,  dann  werden  diese  die  ehemalige  exislenz  der  pulaial- 
reihe  auf  germaniöchem  boden  unwiderleglich  beweisen.  Wie 
oben  die  velaren  ein  u,  so  schieben  die  in  einer  i^tellung  des 
mundes  und  der  üppen  artietilierleo  palatalen  leicht  ein  para- 
sitisches i  zwischen  sich  und  den  folgenden  laut:  dieser  nach- 
schlag  des  i  ist  die  Vorbedingung  zu  dem  affricationsprocess, 
welcher,  zuerst  von  Curtius  so  benant,  am  besten  als  palalalia* 
mos  bezeichnet  wird.  Mit  hülfe  dieses  i  kann  man  sich  ein 
germ.  -ai/*-,  -aig-  aus  urspr.  -oA^-,  wie  es  uns  begegnen  wirfi 
noch  leichter  erklären,  wenn  man  sich  als  mittelstafe  zwischen 
dem  paiatal  und  dem  k-lnui  mit  vorhergehender  epentbese 
einen  paiatal  mit  nachgeschlagenem  i  denkt:  wie  oben  in 
nak'*miü'Z  das  u  dem  vorhergehenden  velaren  seinen  «-gehall 
festhalten  helfen  und  kräftigen  muste,  so  rauste  hier  das  i  den 
paiatal  als  solchen  schützen  und  seine  fahigkcit  zm*  erzcugung 
der  t-epenthese  erhöhen. 

Die  durch  die  epenthese  entstehenden  diphthonge  l3JS>en 
sich  a  priori  ansetzen,  denn  sie  müssen  an  allen  orten  und  v^ 
jeder  zeit  die  selben  sein:  ab  weichungen  können  erst  durch  die 
spätere  Umgestaltung  der  so  entstandenen  diphthonge  erwachsen. 
Fm  das  germanisclie  ist  nur  zu  bemerken,  dass  im  alleren  g*^*"* 
manischen  vocalische  länge  vor  mitlautendem  vocal  verkür^^i 
also  ein  äi  zu  ai  geworden  ist,  wie  die  gleich  folgenden  beispic'^ 
der  durch  suffixales  *  bewirkten  epenthese  zeigen  (vgl  dal  g***" 
gihm,  phai  aus  urspr.  -cii).    Die  in  den  vorhergehenden  »^ 


Epenthese  var  Ar- lauten  im  germanischen  etc. 


435 


gendeii    beispielen   aus   dem   älteren    gerumnischen    vnrkoni- 
aidea  diphthongbildungen  durch  epeiithese  sind: 

»vücal  a,a    e,e    o,ö     u 

-f  fi-epenthese  =  au      eu     ou      ü 
-\-  i-epeuthese   ^  ai       ei      ~     — 

Wir  betrachten  nur  solche  falle  der  epenthese^  in  denen 
]&  die  geslaltung  des  vocals  eine  garantie  des  alters  bietet: 
s  resultat  der  epentheso  rnuss  mit  den  abkonunlingen  von 
spr.  ai,  an  zusannuengetroffen  sein  und  zugleich  mit  diesen 
le  lauthche  Umgestaltung  erfahren  haben.  Doch  auch  inner- 
Jb  dieser  altern  epenthese,  der  wir  oben  eine  jüngere  i-  und 
epenthese  entgegengeset/i  haben  (die  jüngere  i*-epenthesc, 
ren  resultat  nicht  mehr  mit  dem  urspr.  au  zusammentraf, 
irch  die  Vertreter  ursprünglicher  Velaren,  kt\  gt^^  und  durcli 
1  erst  in  jüngerer  zeit  velar  gewordenes  h,  die  jüngere  i-eijen- 
ese  durch  jüngere  unursprüngliche  palatale  bewirkt),  lassen 
:h  zwei  verschiedene  pcrioden  der  entstehung  deutlich  unter- 
leiden.  In  der  altern  bestand  neben  germ*  a  (dem  spätem 
^  europ,  ä  ein  germ,  e  (das  spatere  got,  e  deutsch  nord*  d) 

eurap.  e  (lit  c  s!av.  <f  gemeingrieeh,  f/  lat.  e  altir*  {).  In 
r  Jüngern  periode  der  cinzeldialekte  bestand  im  deutschen 
d  nordischen  neben   a  (dem  altern  E)  ein  ö    (das  altere  ä)^ 

gotischen  zunächst  (vorhistorisch)  ein  e  neben  ö,  jünger  uns 
&rllefert  ein  e  neben  6  ^).  Ein  in  der  altem  periode  durch 
^nthese  aus  e,  e  -f-  *  oder  o  -\-  u  entstandenes  ei,  oti  fällt  mit 
m  germanischen  ci,  ou  zusammen,  das  später  i,  ü  wird,   ein 

der  jungem  periode  innerhalb  des  nordischen  aus  ö  -j-  u 
Ißtondenes  öu  lullt  mit  altnord.  ou,  geschr.  in  unsern  aus- 
ben  an,  zusammen,  während  ein  in  dieser  periode  im  gotischen 
s  i  oder  0  -|-  «  entstandenes  eu  und  mt  iu  und  ü  werden  muss. 

Von  den  durch  ein  suffixales  i  bewirkten  fällen  der  epen- 
6se  slammt  aus  der  altern  periode  z.  b.  die  epenthese  in  an. 
Ml  ags.  hä^i  i\  wehestein,  das  wie  ich  glaube  nicht  mit  Delbrück, 
terer  und  Joh.  Schmidt  aus  einer  grundform  "^k^anjn,  sondern 
'S  einem  ^khim-  stannnl,  germ.  hami-z  (plur.  an.  hcinir): 
ÄHti-  ist  mit  dem  im  nordeuropäischen  mehr  als  im  süd- 
fopäischen    beliebten   suflix    -ni-  eine  parallele    bildung    zu 


Vtigl.  eitcun)  111. 


436  Herrimrm  MOlkr, 

k^ä-ii*,  lai.  cüs,  wie  slav.  diJ-nt  zu  dös^  doiatg.    Aus  dei*  jüxtgom 
staniml  die  epenthese  in  folgenden  Wörtern  inil  ai  aus  Ä-fi] 

Ahd,    swei^a    viehhür  =  lat.  prae-saepm    f.   (Varro)  stall, 
hurde  aus   europ.   speJc'^ki,  mhd.   swcig   t  dass,  =  iat.  sw^] 
saeps  f.,  europ.  svekH-  (lat,  ae  aus  e  wie  in  saeculum,  scfiemi^ 
neben  slav.  o-srhü  ovile  =  grieclu  (ftjxug  (dor.  aäx6g^   im  vocal 
vom  laL  slav.  germ.  abweichend),  vgl.  -sicaag  in  nl.  ortsnaiü<3i.  1 

Eben    so   as.   w&gi   n.   neben    wägi  ags.   w^ge  n.  patera, , 
poculurn. 

Ahd.  sciphu  (aus  *saipiü  aus  *s{!ida}  ags,  säpe  sw,  f.  seife  j 
neben  dem    der    epenthese  entbehrenden    nordischen  isL  2?d^» 
norw,  schwed.   .«^o/m.     Das  ^,  welches  die  epenüiese  hervorrief, 
ist  j^ichtbar    im    nordfriesischen   (am  t-umlaut)»   im    dänischen , 
S(ehe  und  im  ünoischen  saippio  (Thomsen  57  der  übers.).    Das 
w^ort  wird  von  Grimm,  H.  ztschr.  VII  460  zu  lat.  sehum  gestellt 

Völlig  ebenso  ahd,  nihd.  hcis  nd.  Ms  afr.  ags.   hds  heiser, 
ohne  epenthese  an.    hdss  iiorw.    has  dänisch  mit    /-und.  A«s.  i 
Die  urgerm-  gestalt  des  Wortes  muss  *hvM-z  gewesen  sein  (aiBJ 
dem  i-slamm  entwickelt  sich   ein  Ja-stamm  in  ahd,  heisi  mhiA 
keise),  grundform  *kMsi'  von  k'hls  husten  (Pictet,  ztächi'.  V  347). 

Nur  nordisch  ist  die  epenthese  in  isl.  greifi  norweg,  grem\ 
schwed.  dän.  grSve  graf    {fiiin.  rcivi   ist  entlehnt    aus  schwed, 
grevc)   Joh.  Schmidt  481  =  ahd,  grävio,  welchem   woHo  man 
die  zeit,  aus  der  die  epenthese  stammen  muss,  ungefähr  ansieht- 

Wir  wenden  uns  nun  tax  den  fällen  der  epenthese  vor  i- 
lauten  aus  dem  altern  germanischen,  die  dem  ursprünglich 
Velaren  oder  palatalen  Charakter  des  wurzelauslautenden  i-lauts 
ihre  entstehung  danken. 


1.  M-epenthese,   bewirkt  durch  den  ursprünglich  Ve- 
lare n  wurzelauslaut, 

1)  Got.  augo  an,  auga  ags.  cu^e  as.  öga  alid,  ouga  n,  ailgp 
(stannn  augan-  aus  "^ag^un-j  Delbrück  zisch r,  für  deutsche  phiL 
I  133),  grundforni  ak^n-  neben  dkH-  n.  XOsthoff,  Paul  und 
Braune  beitr.  III  7),  von  jenem  armen,  ahi,  von  diesem  dual 
slav.  ovi  griech.  oaas.  An.  vind-auga  fenster,  vgl.  griech  offf 
slav.  okno  fenster.  GoL  augjan  as,  ögean  ahd.  ougan  zeigen 
ist  mit  derselben  epenthese  das  caiisativ  der  wui7.el  ak^  sehen: 
das  verb  als  denoniinativ  zu  amß  aufzufassen  (ein  solches  liegt 
vor   im  an.   eygja  »mit    äugen   versehn«)    verbietet   das  ent- 


Epenthese  vor  fc-laulen  im  ^emianisch«n  elc» 


m 


sprocbeiidc  ags.  votvan  zeigen,  welches  der  epenthese  ciilbehrt 
(niwan  aus  *avjan  aus  *agvjan,  praet.  emoth-,  dem  ein  goL 
•öW(ia  entspräche,  wie  nmötcle  got,  nmmlo,  eöwc  schaff  eöwde 
pbanierde,  eowestre  got.  «t*?*s/r,  ^r^^'cw  got,  "^Stramins,  Edw4and 

Ey4and,  Eöwan  ÄviorHes)  *), 

2)  Dänisch  negeti  nackl  neben  schwed.  norweg.  neikm  isL 
nukinn  altwestfries»  und  ebenso  altnordfries.  Jinkm  (woraus  z.  b, 
Syll  nalccn).  Saiiskr,  nagna-^),  slaw  nagii  Vit  nmias.  Das 
dänische  wort  hat  seine  Stammsilbe  durchaus  Wörtern  wie  r&g 
[9  aus  au)  raucli  analog  gestaltet,  es  steht  aber  anffiillig  und 
vereinzelt  wenn  der  vocal  als  ti-umlaut  gefasst  wird,  denn  das 
dänische  pflegt  sonst  nicht  den  w-umlaut  eintreten  zu  lassen 
wo  die  übrigen  nordischen  dialekte  ihn  fern  halten,  und  au>'serdem 
ist  das  resuUat  des  w-unilauts  von  a  vor  verschluss-  und  reibe- 


*)  Das  nh»i.  auijen-zan  duiiij  caniiius,  \\mn  ein  älteres  *aug'Zan  vorauf 
pgimgeü  sein  wird,  —  nnl  oog-tatid  ne.  njc-tooih  ist  gewiss  nur  sdieinbar 
mit  II Dserm  nu^«*  compojiiert,  denn  die  vermutunif  dränijt  sich  auf,  dassder 
mk  tieslandlheil  vieluiein-  dem  lat,  aquo-  in  aqui-folium  entsjpricLt»  urspr. 
fl4*-pfl-  scliarf,  spilsi  von  der  würzet  ak^,  und  die  ursprüngliche  bedeulung 
•1«  keine  andere  war  als  die  des  alid.  svarpk-zafL  Das  geriii*  ^auga-ttttipM 
AUS  'a^va-t(itip£  ijlelU  i^iclj  dann  zu  den  s.  4^9  gesehenen  fällt.'!*  *tituhün- 
lißndu)  ek\  Der  volksyrbul>e  von  <krr  hezäehun^'  des  zalins  m  den  äugen 
wflrde  darui  seinen  gruiid  in  dem  luiinen  haben.  Das  russ.  ykiznoj  zub\\ 
Nn.  zab  padocimj  milste,  wie  dergloictien  sich  häufig  fiiidetT  eine  ilber- 
*toig  des  deutschen  Wortes  sein»  eben  so  franz.  (hnt  aillere^  ilal.  dente 
^^hialc  (dfts  Span,  kennt,  soweit  ich  sehe,  nur  diente  Camino).  Filr  die 
if^cbene  erkJärung  spriclit  das  nordische  jüg-tanm,  ein  name  des  baren: 
/<ii^*  aus  *cuga'  liegt  von  auga  oculus  ab,  verhielt  sidi  at*er  vor  derei>eu- 
Iheso  mit  seinem  vocal  e  zu  *auga-  urspr,  akHm-  scharf  wie  oben  tuLimt 
«u  \ti\.  sähe. 

')  Altbaktr.  mit  abweichendem  anlaut  maghna*.  Das  griech,  yvftyog 
**Ofl  mit  der  nicht  seltenen  verLauschung  von  wurzelau^laut  und  anlaut 
^  *fiV'yy6g  stehn  und  würde  dann  «um  at>aktr.  wort  vollsländig  stimmen 
Haa  r  in  der  gleichen  Stellung  zwisctien  nasal  und  urspr,  gulti-tral  wie  in 
*^pw-,  oVvjif-  aus  0),  fot4r6g  könnte  auch  aus  *yttßi4g  enlslanden  sein  und 
lann  im  wurzelauslsuii  und  suffix  zn  skr.  nagna-  und  /.u  ahaktr,  mttghna- 
)i,  im  atdaul  aber  seinerseits  von  beiden  abweichen  (die  gutt  media 
*^  des  gutt,  nasals?  vgL  Ut.  debests,  devgnt  slav.  dett^lf,  der  gutturale 
^*^^  durch  a^faimilation  an  den  würze  lauslaut  aus  dem  dentalen  enl- 
^»deuV).  Da  alle  andern  indogerm.  dialecte  den  begrilT  *  nackt*  durch 
*^9^<i'^  'nag^Ui-  {air.  nocht}  oder  eine  ]>ildung  jüngerer  geslall  von  der 
*»mrii  wuiiel  ausdrücken»  wäre  ea  sonderbar  wenn  allein  das  griechische 
J*»^*t*s  wurtes  vilVÜig  entbehrte  und  statt  dessen  ein  andres   ihm   eigentüm- 


438 


HeriTiRnn  Möller, 


lauten  o,  wie  in  tlan.  nofieti  (alldän.  noketn)  jeiuaiid,  lor  (alldio. 
logh)  gesefz,  hoved  haupt  (vor  g(j  neudän.  u,  altdäiK  hoggee  Dewi 
hmiffe  hauen  etc.),  das  erst  durch  hinzutretenden  i-utnlaüt*)j 
wird,  wie  in  ßTc  axt,  ogle  natler. 

3)  Island,  hraukr  neben  hrokr  pelecanus  ater.  hr&kr  ver^ 
gleicht  sich  entweder  deni  slav,  kraguj  m,  accipiter,  nisus  (s. 
Joh,  Schmidl  voc.  II  147),  oder  dem  lat,  conms,  das  aus  ^cörgm 
entstanden  sein  kann,  oder  beiden,  in  welchem  falle  als  grund- 
form  k^arg'^ar^  anzusetzen  ist,  zu  der  auch  der  vocal  in  pobu 
krogidec  stimmt:  sicher  ist  in  jedem  falle  der  ursprünglich  velare 
Charakter  des  g.  Da  hraukr  in  der  bedeulung  völlig  zu  hrSlir 
stiumit  liegt  es  am  nächsten  in  ihm  das  selbe  wort  zu  selffl, 
abweichend  gestaltet  durch  den   hinzutritt  des  u-elemenU  in 


k*  =  urspr, 
Jüngern   ü. 


g^   zu    dem    durch    svarabhakti    entstandenen  tf, 


Da  jedoch  das  wort  hraukr  auch  dem  griect 
HQavyoc  spechl  (Hesych.)  slav,  krtiku  corvus  entsprechen  könte 
bleibt  dies  heispiel  zweifeiliafl.  Aber  die  übrigen  germanischen 
dialecte  wissen  von  diesem  werte  mit  au  nichts,  hraukr  ist 
speciell  isländisch  und  gilt  im  neuisl.  für  das  selbe  wort  wie 
das  ältere  jetzt  seltenere  hrokr,  und  die  vocal verschiedenhril 
kann  uns  nicht  nötigen  hraukr  von  hrokr  zu  trennen,  da  ö« 
neben  ö  vor  kv  \n  germanischen  dialekten  noch  in  den  wörlem 
*simk<^  und  »t/iw/t  begegnet  unti  sein  umlaut  an*  ey  neben  ä 
vor  kv  in  an*  beyki  buche  und  ei/kr  pferd  offen  am  tage  liegt 
(in  klug  und  an,  etjkr  ist  das  v  ein  suffixales,  s.  u*). 

4)  In  einem  worte  geht  nu  neben  6  vor  i"  durch  mehivrc 
germanische  dialekle  hindurch:  nnl  spook  n,  spuk,  gespeM» 
spmken  spuken  neben  sponk,  spoekcn  =  älter  nhd*  spuch^  spüchetir 
el*enso  nord friesisch  im  inseJdialekt  Sylt  spuk  Anirum  spik  n- 
spuk,  Sylt  spokt  Amrum  i>puki  spuken  (aus  späk,  späkiat^^ 
got.  au)  gegenüber  dem  festländ.  Mor,  spoiik  spuk,  spoukek  spukea 
(aus  sjmkf  spokelm),  südfries.  Wang.  spauketi  spuken,  3.  sing,  ^>fl 
kerU  {^spokenia).  Schwed.  spok  n.  Vogelscheuche;  däiK  speg  c* 
scherz,  spass  (&  aus  au),  spoge  spassen,  spuken,  spogcUc  a  ^ 


\}  Der  ansichl  Bezzen bergers,  LeITlers,  Edstardis  gegenüber  bell 
ich  mit  eiitscliiedenheit,  daj*a  der  (tbemalische)  t*-umkul  in  den  germnuisdK^ 
diuleklea  das  Ollere,  der  i-unilaut  diLs  jüngere  ist,  dass  es  also  diiJ  ricl*.' 
lilfti  ist,  mit  Holtzrnitrtn  von  dem  i-u«daut  eines  u-umlauis,  uDriclitig  J* 
g^t'en  von  dinii  «-lanlaut  eines  t-umtaub  zu  spredien.  Der  beweis  ist  ä 
einem  anderen  orte  zu  liefere. 


Epenlhese  vor  Är-lauten  im  i^ermauischen  etc. 


439 


orweg,  ^^Jcfa,  apöjfkje  Solör  speike  intr,  nicht  geheuer 
len  (Aasen  741,  die  selbe  vocatgestaliung  begegnet  bei 
ir  noch  in  sßkja^  söijhje  Solör  seike  suchen  dessen 
Jaul  k%  norweg.  spjok  gespenst,  wunderbarer  gegen- 

d,  975  aus  Wilses  wb.  von  1780,  spßk  aus  "^sptnika- 
B-?).  Das  nordfriesische  Ijietet  für  die  voraldinerenz 
seinen  beiden  dialekten  eine  analogie,    und  zwar  nur 

e,  in  dem  worlc  Sylt  klök  Anirum  klük  (aus  klak) 
Ör,  khuk  (aus  ktok)  klug,  welches  eine  bildung  auf 
j-  ist  (s.  u,):  wie  hier  so  werden  wir  in  unserm  worte 
ehe  länge  als  das  ältere,  den  w-diphthong  als  das 
mseho.  Das  wort  kann  ein  alter  as-stainm  sein  (es 
icht  wenige  alle  as-stämine  in  germanischen  dialekten, 
tälfr  und  x,  l.  ags,  ccalf  (plur.  cealfas)  und  naioentlieh 
i  kurzsilbige,  indem  die  endung  des  sianmies  vor  dem 
I  casussuffix  gefassl  ward,  zum  teil  masc.  geworden) 
tr,  pä^as  n,  »Schimmer^  lichtsehein,  kräftiger  andrang, 
!t  stimmen,   wo7A1   nach  Fick^  IV  21  lelL  sptU  blank, 

f,  plur.  glänz,  deren  n  vor  g  neben  sanskr.  a  das  selbe 
n  wie  in  lit.  und  lelt.  üga  beere,  lit.  nmflaH  ==  slav. 
U  nilgas  =  slav.  iiagü  und  niclit  notwendig  aus  an 
fius  blinzelnd,  schielend)  enf standen  zu  sein  braucht 
Butet  gleich  dem  därh  spog  iin  altern  idid.  auch  »Ulr- 
reiben«  (eben  so  wird  auch  gesiwust  von  wildem  lärm, 
icBem  geräusch  gebraucht,  Froinmann  VlI  330):  die 
pdeutete  ursprünglich  beides,  fürs  äuge  ^flimmern«  und 
Ugellen«,  lit.  spengti  gellen  (Fick*  I  831), 

länisch  hm}  c.  neben  schwed.  rior^v.  isl  bok  f.  buche 
1  ein  "^hauka  aus  '^bak''a  zurnckgehn,  kann  jedoch  auch 
imm  sein.  Aber  das  an,  heifki  n.  =  ags.  Mce  zeigt 
»in  Haukia-  aus  *ftd/-:"/a-,  Lat,  fäffus  buche  griech, 
^iseiche,  wrzh  hfuiff^  f^ayetr,  skr.  hhag  part.  hhakid- 
med.  geniessen,  abaktr.  batiha-  teil,  stück. 
iid,  botichan  as,  bökan  ags*  fmiemi  n.  signurn,  porlen- 
heacmi  Seezeichen,  signalfeuer  =  an;  b('fkn  n.  /eichen, 
haun  ^)  Teuer  auf  anliolien  als  warzeichcn  afr.  bPhm 
\oL  c?)  attwestfries.  b/lken  dass,  nnl  bahn  n,  seezeit*hen, 

kürxunjf  wie  h.lurig  vor  tf,  d,  ä,  i\  su  b*  ^ip'nietlrig  altnorfl. 
[»nsonaiit  wit*  iti  f(fwni'  {H{ir.  saune)  vermissen  altnorü.  »aknn. 


440  Hermann  Möller, 

Icuohtlurm.  Dazu  die  verba  as.  böknian  ags.  bScnan  bezeichoen, 
winken  ne.  beckon  winken  und  ags.  bedcnian  bedeuten,  die» 
=  an.  bäkna  winken.  (Ist  isl.  bc^n  ein  fremdwort,  s.  die  M 
Cl.-V.  unter  sigr-bäkn  angeführte  stelle  aus  den  Fornmannasdgv, 
so  kann  es  doch  seines  vocals  wegen  nur  aus  dem  dänischeB, 
nicht  aus  dem  ags.  stammen,  das  dänische  wort  aber  ist  m 
urdänisches,  denn  im  falle  der  entlehnung  aus  dem  nordftie- 
sischen,  der  einzigen  die  angenommen  werden  könte,  da  du 
holländische  und  westfriesische  zu  weit  abliegen,  mäste  der 
vocal  dän.  (S  sein.)  Die  letzte  dem  deutschen  und  nordischn 
gemeinsame  form  unseres  Wortes  lautete  *fcai"n,  aus  weldw 
das  deutsch -englische  wort  durch  epenthese  hervorgieng  (» 
ward  au  wie  oben  äi  zu  ai  in  sweiga  etc.):  das  ä,  gernianidch 
e,  in  der  Stammsilbe  vor  nasal  anlautendem  sufßx  (vgl.  n^^np» 
lat.  pango  Joh.  Schmidt  voc  I  146)  ist  in  an.  holen  afr.  Wm 
aus  germ.  "^bek^'na-  das  selbe  wie  in  an.  väpn  afr.  u^Spen  aas 
germ.  *vepna-  oder  in  ags.  (pfen  abend  aus  Sbnc^  (e  aus  f, 
w-umlaut  von  e),  Dass  unser  wort,  welches  die  sinnlichere  be 
deutung  des  scheinens  und  die  geistigere  des  sagens  in  ach 
vereinigt,  eben  so  wie  das  synonyme  got.  bandva  f.  (von  JfcMi 
(faivfip  durch  -tvä  gebildet)  mit  dem  verb  bandvjan  an.  lemk, 
zu  einer  erweiterung  der  ursprünglich  ungeschieden  leuchten 
und  sprechen  bedeutenden  wurzel  bha  gehört  (Curtius  nr.  407, 
skr.  hha  leuchten  =  griech.  yi?-/*»,  umgekehrt  wie  Grassmann 
bemerkt  skr.  bhan  sprechen  =  (faivu)),  von  welcher  'es  ein  pari 
pass.  auf  -nd-  ist,  liegt  auf  der  band.  Die  wurzel  unseres  worles 
war  *bha'g^,  wenn  eine  solche  wurzel  existiert  hat.  Wie  im 
praesens  des  starken  verbs  germanisches  c  einem  vocal  +  nasal 
der  verwanten  sprachen  gegenübersteht  (tcka  etc.  war  älter 
*tckna,  die  no-stämme  wurden  durch  die  analogie  zu  a-stämmen)t 
so  kann  auch  die  silbe  germ.  tcA'-  griechischem  ffsy/-  in  (f^t^" 
(f^YY^^  und  dem  unbelegten  skr.  bhmig  sprechen  oder  leuchten 
verglichen  werden.  Aber  Bugge  ztschr.  XX  38  gibt  eine  andre 
clyitiologie  des  griechischen  (/sy/oc.  Hat  ein  bhag^  nicht  be- 
standen, dann  war  die  wurzel  unseres  wortes  bha-v  mit  Fick, 
der  unser  wort  zu  ni-ifav-axco  stellt.  In  diesem  falle  ist  das 
germanische  A:"  aus  urspr.  v  das  selbe  wie  in  ahd.  seidiur  ags. 
tdcor  ==  urspr.  daivara-  (vgl.  excurs  II).  Einen  nasal  för 
bhav  zeigt  griech.  (pdj:og  (das  a  aus  sonantischem  n  Brugraan, 
Studien  IX  327),   Curtius  stellt  auch   (f'^YY^^  hierher,  indem  e^ 


Epenth<*se  v<»r  it-lauten  im  gennftni sehen  etc. 


441 


las  y/  aus  j:  entslehn  lässt,  so  dass  sich  fS/yoc  zu 
iß^a^  verhält,  wie  ßii^lfag,  nSrt^ag  zu  ßd&ög^  nä^og  (et,*  587, 
ie  <»  aus  n  stammen  aus  den  obliquen  casus»  die  urspr.  decli- 
Äliori  X,  b.  von  ßtrl^QCy  [iäißog  war  gMndhaSj  gen.  (ihidhasds  elc). 
IFenn  aber  bha-is  die  wurzel  ist,  dann  würde  unser  beispiel 
ler  epenthese  eigentlich  nicht  hierhergehören,  da  der  «-halt  ige 
l-laut  nicht  der  Vertreter  eines  ursprünglichen  volaren  g^  sondern 
ler  eines  urspr,  v  wäre,  dem  lautiiehen  hergang  nach  aber  wäre 
lie  Sache  ganz  die  selbe  wie  in  den  h^nheren  beispielen,  denn 
las  dem  t;  vorgeschlagene  g  ist  sictier  von  vorne  herein  nicht 
iD  ttidifferentes  sondern  ein  labialisierles  gewesen.  Wer  in 
inserni  worte  gcrm.  bt^k^na-j  jünger  haukn  neben  hükn^  neben 
ler  dem  nasal  rechnung  tragenden  vocallünge  auch  das  u  aus 
lern  nasal  erklären  will  der  mag  es  tun  und  demnach  dies 
wlspiel  streichen:  ich  kann  mit  dieser  vocalisierung  des  nasal- 

E  nicht  operieren. 
An.  mjükr  norw.  schwed.  mj4k  weich,  sanft  ne.  nwtk 
,pin  des  nahe  verwanten  nicht  nasalierten  an.  matr  norw. 
wii  milde,  ruhig  fries.  mek  zahm  (Wangeroge  niifk  Sylt  nulk 
tiiirum  meek  Mor.  niek  u,  s,  w.  zahm,  von  tieren)  nnh  mak 
m%  zahm  wol  nicht  mit  Joh.  Schmidt  voc*  1  157  durch  voca- 
liierung  eines  nasals  ^)  sondern  durch  epenthese  aus  ^mpi^o-Äf 
llhlanden.  Eben  so  mit  dem  vocal  a  ("^niak''a')  norweg,  mtmk 
I»  1)  die  flussigkeit  (milch  etc.)>  die  zum  mehl  gegossen  wird, 
1)  der  zasamniengerrdirte  leig  (schwcd.  VestergötL  mök  n.)» 
Iäzu  das  causaliv  norweg.  möykja  1)  das  mehl  mit  dem  ^^wmwA"« 
faweichen,  2)  mit  wasser  verdünnen,  3)  erweiclien,  mildern, 
'wyöt«  machen  (Aasen  484,  522).    Das  k  dieser  wöiter  vertritt 

(•üngliches  k\  wie  im  inlant  aucli  sonst ^).  Wurzel  nuik*^ 
\  Verijl.  excurs  IV. 
I  GoL  sigkvnn  an.  sökkva  sinken  =  lit.  scnkitt  tihkU  alilaiifeii  (vom 
r)^  seicht  werden,  versiegen,  slav.  «^Aili|it  versiegen  Job.  Scinntdt 
^  I  ü4.  An.  myrkr  (acc.  myrkvan)  ags.  mi/rcc  as.  mirki  finster,  an, 
*V^kr  ags.  fwyrc  (germ.  wirrÄ.Vr-,  grundf.  ^mark^m)  fmsterniss,  iin.  wyrhta 
■^ftljulg,  mlrkfmji  finMter  werden,  mrnJtfißnslemis.  AhtL  tvanchm  wiinkcn, 
i*fiel  vak\  skr  p»wA^  Got.  *fllkan  (»loch  vgl,  Bezzcnhergert  a-reilie  50 
^^*h  prael»  fai-Jtök  =  s\a.\ .  jtlak-ati  klagen,  weinen. 

iHs  germ.  If==ur¥fpr.  Ä*  ist  wahrseheinhcli  regelrecht  entstanden    aus 
^^  urder   dem   einfluss  *]eH  folgenden  parasitischen  v  aus   dem  urspr. 
ei»  k  hervorgegangenen  vorgermfinischen  tönenden  ff,  wie  es  in  (ml 
I  hierhergehörigen  fallen  im  griech.  o^le^  ital  vorliegt,  w.  wajfc»  {griech. 


4ti 


Hermann  Miller, 


(idcaudf  sanskr.  moM  (mdMeUe)  zu  leig,  mehl  machen,  zermalmei 
(s.  BR.,  Fick^  I  1G7),  lat»  tmcerarc  weich»  mürbe  machen, 
einweichen,  wassern,  lit  mmkyti  leig  kneten,  slav.  mt^kota  Weich- 
heit, mt^ka  rnehl,  griech.  fiä^a  teig,  iiayt^vq  bäcker.  Das  norir^, 
moykja  stimmt  genau  zum  nicht  nasalierten  slav.  mocüi  air- 
feiichten,  einweichen.  Den  bedeulungsübergang  ixw  ' 
geführten  nuik  zahm  finden  wir  wieder  in  lit.  nianh>. 
bändigen,  moktnti,  mokfjfU  ein  tier  abrichten.  (Gol.  *mük$m& 
in  müka-miklei  sanflmut  aus  ^mSkvs  mit  6  =  ht.  6  laleio,  ä, 
wie  süts  zunäclist  aus  *sötvs?) 

8)  Got.  Uugan  heiraten,  med.  verheiratet  werden,  liugAi 
heirat  kaim  nicht  zu  germ.  Imi-  lügen  gehören,  denn  dies  verh 
bat  gar  nicht  die  grundbedeutung  »verhüllen«,  wie  zu  gunslen 
des  gotischen  Wortes  angenonmien  worden  ist  (germ.  Inf-  lü^ii 
==  slav,  lüg'  entstand  aus  *dhb4gVif  ursprünglich  identisch  mit 
dhriufVi  trügen  ^^  ubaklr.  rfn«/  apers.  duru4  lügen:  die  anlaute 
ü  und  dt  müssen  sich  nach  germanischem  anhiutsgesetz  «o  ' 
vorein  fachen  s,  u.),  ausserdem  kann  got.  Uugan  heiraten  nidil 
getrennt  werden  von  altfries.  logia  sich  verheiraten,  üi-löfia 
verlieiralcn,  part.  lugad  als  mitgift  gegeben:  die  länge  das  i 
ergiebt  sich  aus  dem  entsprechenden  an.  loga  fortgeben,  sg^ 
lo^ian  disponere  und  den  formen  der  neufries.  mundarten*  Die 
würzet  ist  das  velar  auslautende  lagVi  (slav*  les-aii^  logi4i$ 
Ifga-ii  decumbere),  der  verbalstamm  kagai-  ist  aus  ^lefüi' 
durch  epentheso  entstanden.  Dem  gern),  verb  entsprich!  tto 
latern.  ipgdrc  entsenden,  forlgeben,  vermachen,  im  e  WB 
golisclien,  im  ausgange  des  verbalslamms  zum  nord.  ags.  ffißs. 
still miend.     Das  part,  afr.  logad  ist  =  lat.  legätum. 

9)  Islätid*  rtujr  m.  rocken  Ctikfi-^  aas  ^rngH-z),  eben  so 
norweg.  rag  (Aasen  OlG)  neben  rüg,  rog  =  dän.  nuj  schwd. 
rag  in,  ags.  rißc  m.  rocken.  Vgl.  exeurs  IL  Lit  r^^g^s  sUv. 
rüii  m.  rocken  (aus  mgVijü-). 

2.  f-epcnlhese,  bewirkt  durch  den  palalalen  wiipäpI' 
auslant. 

aj  Germ,  (i)h  —  uispr.  ft*. 
1)  Ahd.  zehn  ags.  tu  sw.   L   digilus    i>edis    (aus  Hatiid^t 
grundf.  "^ddkhi).    Vgl.  griech.  öäxivXog,  würzet  dak\  nahe  ve^ 

fäiey  Curtiusnr  455,  ftnyfvst  jMofC«),  vak*  (lat,  vagm,  vagäri),  »w*irir'(Mfin« 
fvittdg  duolyt^  mit  Beiifey.  l^eo  Meyer,  Fkk  hiertiergehßrl),  itank*  (!>*• 
««iiyK-m*),  plak*  iplango}. 


Epenthese  vor  Jt-lauten  im  germanischen  etc. 


443 


das  Zahlwort  mdogerm.  ddkhn  (Curtiuset.  *  114,133). 
isatz  zum  a  der  urverwanten  sprachen  weisen  die 
hs  deuLsclien  und  englischen  worles  mii  not  wendigkeit 
zurück:  läge  dem  ags.  worie  eine  form  mit  kurzem 
ie,  dann  würde  der  vocal  ags.  ed  sein.  Dass  eine 
eingetreten  ist,  ist  demnach  onzweifelliaft,  es  fragt 
ob  dieselbe  durch  den  nrsprynglrch  palatalon  wurzcl- 
bwirkt  sein  muss,  oder  ob  für  das  westgerni.  wort  eine 
in  *diikja  angenommen  werden  kann.  In  seiner  ältesten 
|consonantischcr  stanmi,  urspr.  "^dak^^  t,  erscheint  das 
f  nordischen:  plur.  an.  twr  aus  germ.  *iah-€£  oder 
^irspr.  *däk^-as,  sing,  (nacli  der  öhdecl.)  an,  tä  f.  Leider 
ht  entschieden  werden  ob  das  ai  nur  westgermanisch 
b  nordiscli,  also  ohne  zweifei  gemeiogermanisch  war: 
tche  würde  uns  die  frage  beantworten  können,  wenn 
brt  in  frülier  zeit  aus  dem  nordischen  entlehnt  hatte, 
wahrscheinlicheren  falle  aber,  dass  die  epenlhese  ge- 
panisch war,  kann  von  suffixalem  j  als  grund  derselben 
Ie  sein:  der  dem  nordischen  Worte  zu  gründe  liegende 

^he  stamm  taih-  ist  dann  ^  urspr.  *dak^'  mit  epen- 
kt  vom  palatal  In  dem  unw^ahrscheinlicheren  falle 
1  dass  das  nordische  wort  aus  einem  tafi-  stammt,  so 
|[  weslgerm,  ai  einem  suffixalen  j  seine  entstehung 
iönte,  durften  wir  erwarten  von  diesem  j  noch  eine 
fufmden.  Nach  mouJtliertem  r*  und  1}  allerdings  pflegt 
rlos  zu  schwinden  (haila-z,  ag's,  hU,  aus  k-alja-),  aber 
gleicher    weise    nach    andern    consonanten  ^).     Nach 


wrtene  petulans  zeigt  das  j   (vrainja-  aus  *i}aran'jn-  von   var 
ihenso    das    dazu    geJjörige   sw,    m.    alid.   raneo,   reinno,   retna 

ilex  saL  warannio.  In  ags.  hrrfw^  hrae  neben  hrän\  hftk 
das  in  got,  hfüiva-dnbö  gescliwundene  j.  In  dem  worte  ahd. 
l36)  haben  wir  sichere  spuren  des  j  obwohl  es  in  ags.  säpe  ge- 
jfist 

pn  ahd.  -eidi  (Job.  Schmidt  voc.  11  475)  stammt  aus  *di%,  das 
lai  ja  durch  rormtlbeiiragung  statt  des  rdteren  L  Ahd.  amtiia 
pe  ist,  wie  das  ags.  *tnieUe,  ämrtte  sw.  f,  (neu engl  attmet^  ant) 
feinem  wesigerm,  *amatjftn-  lier vorgegangen:  wir  sehn   das  im 

isteckende  j  am  umlatit  md.  etneiie  iihd.  emse  mnd.  emetf  neben 
adverh.  ajtsflchs.  agaltio  ahd.  a^alnio,  deren  endung  =  griech. 
vgl  die  vertien  auf  -((tjan  =  griech.  -«C**»')»  kann  das  j  nicht 
itn  (die  adverbien  auf  -o  zu  adjectjven  auf  -t  lassen  das  j  im 


44*4 


Hermann  Möller, 


niQuillirlen  k-  oder  Mauten  bt  ein  schwuncl  des  j  nichl  nach- 
gewiesen, wir  hatten  also  statt  des  ags-  tä  oder  mindestens 
neben  demselben  eine  furni  mit  dem  vocal  fs  zu  erwarten^  wewi 
in  diesem  worte  jemals  ein  suffixales  j  seine  stelle  gehabt  hätte. 

9)  Ahd.  reh  n.  caprea  (aus  raiha-)  grundf,  ^rdkh^^  agsi 
räh  an*  rä  t  (ans  raOin)  grundf,  *rdk^a.  ^rdk^a-  entstand  aas 
*arak^a-  und  dies  mit  svarabhakti  aus  ärk^a-,  sanskr,  r(»-* 
ffja-  m.  antilopenltock.  Das  wort  rM  (schon  von  Weber  /tschr. 
VI  330  mit  r^u-  zusammengestellt)  war  vor  der  Spaltung  des  r 
identisch  mit  ahd,  eluh  nxlid.  ekh  a^s.  eolh  nu  aices  (an*  djf, 
=  slav.  losi  m.,  weieht  im  stanmiauslaut  ab),  ebenso  ist  abA 
Hho  ags.  rä  (plur.  rdn)  m.  capreolus  in  seiner  grundform  idm- 
tisch  mit  ahd.  dahi  mhd-  elhe.  Ags,  raJi  an.  rä  f.  stellen  sich 
zu  grieeh.  alx^.  Der  einwand,  dass  die  epenttiese  von  suffixalem 
./  stammen  urjd  rih  aus  rdkja^  =  skr»  f^a-  hervorgegangen  sein 
könne,  ist  aus  dem  selben  gründe,  der  bei  zSha  zur  geltung  ge- 
bracht ward,  zurückzuweisen:  ags  räh  an.  rä  f.  und  ags.  ra 
sw.  m.  w'urden  den  umgelauteteii  voeal  {b  zeigen^  wenn  in  ihnen 
jemals  ein  j  enthalten  gewesen  wäre.  Welches  aussehn  unser 
wort  bei  suffixalem  j  haben  w^ürde  zeigt  uns  das  s\v,  m.  a^ 
rm^e  ahd,  reio  capreolus,  sw.  f.  ags.  r^e  ahd.  r^ia  danmla  (ent- 
standen aus  raigjmi-j  raigjan-)i  die  grundf.  des  ferainim  ist 
*rak\/ä,  das  masculin  ist  dem  altern  feminin  nachgebildet  (vgt 
das  ^vestgerm*  schwache  masculin  des  particip.  praes*). 

3)  Das  [jraeteritopraesens  got.  aih,  aigtim  isL  ä,  eigumüp. 
älif  ä^mi  stammt  nicht  von  einer  wur/el  r'Z^*  =^  abaktr.  tj:  skr. 
J^.  Denn  1)  eine  indogerm.  würzet  ik\  deren  perfect  im  ger- 
manisclien  sich  erhalten  liaben  könte,  existiert  nicht:  durch 
blosses  i  ohne  daneben  vorkommendes  ai  wird  noch  heioe  i- 
Wurzel  bezeugt,  durch  gedelmtes  sanskr*  *  noch  weniger,  abakir. 
ig  und  skr.  Ig  sind  jiingere  bildungen  von  der  wurzel  (^ 
erreichen,  wie  solcher  mehrere  aus  a-w^urzeln  hervorgegangen 
sind.  2)  Wäre  got.  aik  das  perfect  einer  i-wurzel,  dann  müste 
im  plm^al  etc.   kurzes  i  erscheinen,   von   einem  solchen  fuM 


al US cb stachen  fallen),  doch  «ehn  wir  es  im  adj.  alid.  agaleigi  (die  eniluog 
=  griecii.  -athog)  und  iin  got.  agiaiti  n. 

Urspr.  pak^jd'  wird  germ.  nicht  elwa  ^faiga-z  sondern  mit  beharrenJciu 
;  faigia-Ey  ags.  fage.  In  ahd.  swciga  anfrk.  sueiga  ans  *»viik^ä  kann  «U* 
j  nicht  gesehen  werden.     Wegen  des  gol.  aikan  s.  n,  rir.  17, 


Epenthese  vor  ^*kulen  im  germaniscben  etc. 


445 


aber  in  allen  germanischen  dialekten  keine  spur,  Vor 
fcndern  formen  würde  dem  selion  frühe  losgelösten  alten 
■praet.  pass.  unsers  verbs,  ilern  adjecliv  ahd.  eigun  an. 
n  ags.  ä^en  kurzes  i  gebühren,  3)  Wenn  wir  uns  genau 
}k  bedeulung  des  indoiranischen  verbs,  skr.  I^,  1  shig. 
►besitze,  verfüge  über,  hersche«,  abaklr.  ig  »verjnögen«, 
sn  dann  würde  dieser  sinn  durch  das  perfect  so  gut  wie 
jlioben  werden.  Got.  fair-aihan  anted  haben,  fiti^ix^iv^ 
i  in  seiner  bedeutung  gar  nicht  zu  skr,  f£^  herschen,  ver- 
1,  sondern  weist  uns  auf  skr.  af.  —  Das  germanische 
teritopraesens  ist  das  perfect  der  wurzel  nk\  skr.  ag  er- 
len,  erlangen:  got.  a/7/,  aigum  entspricht  mit  der  vom  pala- 

»urzelaiislaut  bewirkten  epentliese  dem  perfect  skr.  d^a, 
:c  habe  erlangt,  besitze.  Prof.  Job.  Schmidt  macht  mieli 
anfmerksam,  dass,  wenn  aih  zu  der  wm7.e]  ak^  gehört, 
enkbar  wäre,  dass  es  dag  perfect  sei  zu  einem  *///«  von 
nasalierten  wurzel  anlc\  vgl  ztschr.  XXIII  2t;9  f.  Aber 
mnahme  einer  neubildung  des  perfects  nach  dem  vom  vocal 
praesens  angezeigten  conjugalionsschema  ist  sicherlich  bei 
Em  verb  bedenklicher,  als  bei  einem  aus  der  gruppe  jener 
len,  deren  praesens  vöüig  verschollen  und  deren  perfect 
der  spräche  gar  nicht  melir  als  perfect  sondern  als  praesens 
hlt  war.  Ausserdem  ist  der  regelmässige  schwnnd  des 
ils  vor  h  in  den  germanischen  dialekten,  die  Vorbedingung 
enLstehn  eines  t  im  praesens,  etwas  verhältnismässig  junges, 
ir  den  englisch- friesischen  Übergang  eines  a  In  o  vor  nasalen 
geschehen  voraussetzt:  ein  gemeingermanisches  praeterito- 
sens  halle  zu  dieser  zeit  gar  nicht  mehr  entstehn  können 
das  praesens  hütte  steh  wahrscheinlich  in  dem  einen  oder 
OT  dialect  erhalten.  Wäre  aber  zu  dieser  oder  überhau ^*l 
irgend  einer  zeit  ein  zu  einem  von  dem  nasalierten  tmk^ 
iiaenden  praesens  gehöriges  perfect  in  die  *-klasse  mit  dem 
ma  t  (oder  älter  ei)  —  ai  —  *  —  i  übergetreten,  dann 
s  dic*ser  übertritt  auch  voll  und  ganz  erfolgt,  dann  müsten 
noch  entschiedener,  als  wii^  dies  bei  annähme  einer  wnrzel 
t*  tun  dürften,  für  den  plural  kurzes  i  fordern  und  das  ai 
part.  pass*  ahd,  eirfan  wäre  noch  unerklärlicher  als  zuvor, 
praetcrilopraesens  muss  man  in  erster  reihe  mit  einem 
lieh  vorhandenen  perfect,  am  liebsten  einem  solchen  mit 
sensbedeutung,  zu  vergleichen  suchen:  zu  dem  einen  schon 

32* 


446  Hermann  Möller, 

in  der  grundsprache  gebildeten  unter  unsern  praeteritopraeseotien, 
vdida,  skr.  vi^da  griech.  olds  got.  vaü,  tritt  jetzt  als  zweite 
dk^a,  skr.  äga  got.  aih.  Dass  dies  perfect  der  einfachen  wurzd 
ak^  älter  ist  als  das  auch  schon  in  der  grundsprache  gebildete 
perfect  der  nasalierten  wurzel  ank^  (Windisch  ztschr.  XXI 408 ff.) 
liegt  auf  der  band.  Im  griechischen  hat  das  praeteritopraeseos 
urspr.  äk^a  zur  praesensbedeutung  auch  praesensflexion  ange- 
nommen: lyx«  (ebenso  wie  dvcoYon  aus  ävioYcc,  Curtius  verb  II 
179,  und  eine  ganze  reihe  ebd.  180  f.  angeführter  praesentischer 
perfecta,  und  wie  im  Jüngern  germanischen  ahd.  2  sing,  ^gid 
1  plur.  eigamSs,  neuengl.  owe,  ebenso  z.  t.  schon  mhd.  U^ 
nhd.  tatige,  im  slavischen  vielleicht  mogq  aus  einem  altem  dm 
got.  niag  entsprechenden  perfect).  ijxw  ist  allen  griechischen 
mundarten  geläufig  (Curtius  a.  a.  o.  181),  das  ihm  zu  gründe 
liegende  *^xa  hat  sich  in  keiner  erhalten,  was  doch  gewiss  der 
fall  wäre,  wenn  dieses  perfect  nicht  ein  erbstück  aus  einer 
altern  sprachperiode  sondern  eine  speciell  griechische  bildung 
gewesen  wäre.  *^xa  war  das  perfect  zu  Ixviofiat  (Curtius  a.  a.a), 
dass  es  aber  als  perfect  zu  diesem  praesens  in  dieser  geslalt 
innerhalb  des  griechischen  nicht  gebildet  werden  konte  ist  klar. 
txviofjiat  »ich  treffe,  erreiche«  ist  wie  Leo  Meyer  ztschr.  XXII 
31  ff.  gezeigt  hat  =  skr.  agnomi,  apiuve  »ich  erreiche«,  *\t(i 
»ich  habe  erreicht,  bin  gelangt«  also  =  skr.  dga,  das  zum  teil 
in  dem  selben  räumlichen  sinne  gebraucht  wird.  Wie  im 
abaktr.  ag  »vordringen,  gelangen,  gehn«  und  wie  in  Ixvko}^^ 
erscheint  auch  in  jyxo)  die  wurzel  ak^  vorwiegend  im  räumlichen 
sinne,  doch  berührt  sich  //x«  in  dem  neuionischen  tv  ipn^^ 
»es  wohl  getroffen  haben«  (rz/c  nohoq  sv  ^xavarjc,  XQVf^^^^ 
Bv  '^xovTsg,  dvvdfAiog  fjxstg  fjtsydXijg  Herodot  1,  30.  5,62.  7,  157) 
mit  unserni  aigan.  Got.  aih,  aigum,  praet.  aihtu  (isl.  d,  eigv^f 
ätta  ags.  iihj  d7;mi,  ähte  as.  plur.  egun,  praet.  ehtu)  verhielt  sich 
vor  eintritt  der  epenthesc  in  den  vocalen  völlig  wie  niag,  magt^? 
praet.  mahta  (ags.  niä^,  ma^on,  tneaJite  ahd.  mac,  magmiSi 
mahta),  die  reduplicalion  ist  wie  hier  so  dort  abgefallen,  indog. 
dk^a  =  a-dk^a.  Das  feminin  auf  -U-  got.  aihts  ags.  aht  ahd. 
eht  eigentum  urspr.  akHC-,  verhielt  sich  wie  got.  tnalUs  au^ 
niakHi-  urspr.  *magVifi'.  Das  nordische  bedient  sich  in  der 
gleichen  bedeutung  des  fcminins  auf  -ni-,  an.  eign  f  besitz 
norweg.  eign  f.  grundbesitz,  grundf.  ak^-ni-,  das  fem.  auf -^/- von 
der  wurzel  ak^  nämlich  bedeutet   im  nordischen    »weltgegend, 


E|)enLhese  vor  Är-laulen  im  germanischen  etc. 


447 


isrichtung«,  an.  ätt,  rtU  f.,  pl.  fdÜTj  norweg.  (eit  L  (viel- 
epenlhese  entbehrend),  das  selbe  was  sanskiv  ä'fö  von 
gleichen  wurzel  (nach  BR.  und  Grassm,  von  ak^  in  der 
|iphen  bedeutung  »gelangen <^,  vielleicht  aber  eher  von  tik^ 
Bein  als  ecke  des  hjnmiels).  Das  dänische  bedient  sich 
Br  diesen  begriß"des  Teminins  auf  -n*-,  dän,  egn  c.  gegend, 
|»nthese  aus  der  grundf.  uk^ni-.    Das  fem.  auf  4{-  von  ak^ 

im    hegt    in  der    Verbindung  mit    der    praeposltion  i^ra^ 
Ifra   (vgl.  got,  fninitun   praeL  fr-it   ahd,  fr-e^an  xat- 
iv,  com-edere,  slav,   2wo-hMi)  im  deutschen    in  beiden 
ilten,  mit  und  ohne  die  epenthese,  vor,  als  *aihli'  m  ahd» 
t  t  verdienst,  lohn,   als  ^aJiti-  in  nmd,   mid.  vr-acJd  lohn 
die    Verführung   von    gutern,    die    Fracht,   mhd.    ver-ehter 
ruchtsehiffer,  ver-ehter-schif  frachlschilT,  wie  mhd,  vcr-e^^en 
a),    Ahd,  fr-ehfon  verdienen  ist  abgeleitet  von   dem  part, 
fcif  -td-,  urspr.  akHä-  erworben.      Das  selbe  part.  pass., 
■penlhese,  scheint  vürzuliegen  in  dem  aJitv  t  »praediuuK, 
Kondertes  und  unter  besondern  rechtsschutz  genoiNUieues 
ftid«  der    tiier.    weist ümer.      Das   pari.   pass.   auf  -nä-, 
TüignU'  urspr.  akhid',  von  welchem  das   verb  an.  eigna 
%«m«  ne,  omi  sich  aneignen,  zueignen  abgeleitet  ist,  liegt 
n  ahd,  eigan  as-  Sgan  n.  grundbesitz,  erbteii  ags.  ^en,  das 
dem  umbr.  stamm  acno-  »tundus,    ackerstück«    entspricht, 
►velchem    nach  Joh.  Schniidl  ztschr.  XXIIl  3G0  skr.  amru- 
ateii,  erbteii  abaktr.  dpa-  m.  anteil,  gut  ursprünglich  iden- 
isL     Dem   alul.   eigan  as.  egan  ags.  d^en  u.   aus  ak^nd- 
got.   aigin  ru  ovata   an,  eitßn  n.  zur  seite  genau  ebenso 
neben    an.    magn    ahd.   magan  ags.   mä^cii^    n.   kraft   aus 
tfnd-  an.  as.  ahd,  m^gin  n.  besteht.    An.  eiginn  ags.  %cn 
mgan  as.  Sgan  eigen,   im  gotischen  fehlend,   ist  das  part. 
auf -ana-  (=  sanskr,  anä')^  germ.  at^awa-;r  grundf*  *ak^and'. 
part.   perf.  act,    ist  erhalten  in   ags.  <%8a,  e^esa  allsächs. 
n.  eigentumer,  das  ein  got.  *aigusj{i  wäre,  gebildet  durch 
h  (lit.  'usia-  slav,  -üse-)  wie  got.  plur.  berusjos  und  in  die 
lination  ilbergetreten  wie  das  alle  part.  praes.  (s.  u.)  got. 
ndja  ('Und'ja-  wie  lit.  -ancza-  abulg.  -(isfo).     Das  ags,  e 
oin  zwischen  stamm  und  umlaut  wirkendem  i  gestandenes 

ris  (vgl.  ^ce  ewig  aus  *alüja-  mit   dem  c  wie  in  idcor, 
S   Umlaut    eines  durch   einen  labialisierten  laut   beein- 
m  &  ist,  vgl.   nedhf  zunächst  aus  *tuikv),  —  Wie  neben 


448 


Hermann  Möller, 


got.  maffj   nuigum  mit  dem  gleicheo  a    im    sing,  und  plur.  du 

an.  7nä,  mcgum  im  plur.  den  vocal  e  zeigt  ganz  ebenso  bestelil 

neben  got.  aih,  aigum  isl.  ä,  eigum  im  dänischen,  schwedischen 

und  zum  teil  norwegischen  ein  «,  ^egum    und  zwar  mindestens 

der  piural  ohne  die  epenthese»  daher  aucli  der  zugehörige  singular 

und  das  praeteritum  (an*  a,  äifa  :  fm\  mätfa)  von  der  epenthese 

frei  sein  können.     Im  nennordischen  ist  dieses  ältere  praelerilo- 

praesens  ebenso  wie  im  neuenglischen   uod  zum  teil  schon  itn 

althochdeutschen  völlig  in  die  flexion  des  praesens  übergetreten 

(mit  dem  vocal  des  plurals)^  wozu  die  alte  spräche  schon  durch 

die  Schaffung  eines   iofinitivs   für  die   praeteritopraesentien  auf 

got.  ahd.  as.  ags.  -an  an.  afr,  -a  (neben  dem  älteren  inf.  perf. 

auf  an.  -«,  der  auch  im  nordfriesischen  spuren  hinterlassen  Ital) 

und  eines  activen  particips  (got.  aigands  ags.  di^end  m.  eigen- 

tümer,  vgl.  das  oben  angeführte  griech.  ^nopt-)  nach  der  ana- 

logie  des  praesens  den  ersten   grund  gelegt  hatte;  inf.  uorw* 

ega  (aschwed,    cega  adän.  reghti'^))  schwed.   äga  dän.  eic,  alle 

aus  qja  (das.  norw.  e  wie  das  schwed.  ä  lautend)  neben  alt- 

schwed.   elgha    norw.   eiga  =  isl.  eiga,  part»   schwed.   äganii 

altdän,    ceghmuk  besitzer   neben  isL  eigandi.     Der  selbe  vocal 

des  plui^als   erscheint   im  fem.   schwed.  äga  dän,  eie  neben  isi. 

äga  ags.  <%e  habe,  eigentum.    (Aber  die  oben  angefurten  bil- 

dungen   auf  -n  haben    auch    im   schwedischen  und  dänischen 

den  vocal  urspr.  a  und  die  epeothcse»  schwed.  dan,  cgcn  (altdaru 

eghmi)  adj.  eigen  ^^  norweg*  eigen  isl.  eiginn,  schwed.  igna  däii. 

Sgne  eignen,  anstehn,  ziemen  =  norw\  isl.  cigna:  den  bildutigen 

auf  't  ist  im   nordischen  die  epenthese   nicht  anzusehn.)    V\t 

der   3  plur.    praes.  norw,  ega  schwT^d.    äga   dän.    eie  aus  «^ 

voraufgegangne  ältere  3  plur.  perf.  *fyu  findet  eine  genaue  eot- 

sprechung  in  der  hesychischen  3  plur.  perf.  i'aearr**  ^xarm.  Das 

»  setzt    wie    in   ixrSofiai   und  tnnog  ein  älteres  t  voraus,  e^ 

schliessen    lässt    sich    demnach   ein    europäischer    plur.    perf. 

*e}c^md(si)  etc.  mit  abgeworfener  reduplication,  sich  verhalleD«! 

wie  vülmä(si)^  griech.  l'äfxiy  got,  vUum. 

4)  Norweg.  eigifid  f.  (auch  n.)  eben  aufgekommener  schö^ 
liiig  des  korns  (Aasen  125).  Die  würzet  ist  ak^  spitz  sein.  Dfe 
gleiche  bedeutung  zeigen  von  dieser  wurzel  lett.  amis  keimspite 


*)  Daiiel>eü   rnil   l*er übernähme  des  vocals  des   sing,  ci  in  den  pJ^r* 
altschwed.  äga  aUdsuu  äghte. 


Epeiitliesc  vor  ^-lauten  int  gertQanlsfhen  etc. 


449 


skLmnpi-  m.  faser,  schoss,  slengel  der  soniapllanze,  abaktn  ärus 
n,  slengel  der  haoraapflanze.  Für  norwegische  formen  ohne  das 
-d  Termutet  Aasen  (120)  ein  zu  gründe  liegendes  altnord* 
'eigin.  Diese  kürzere  form  wäre  ein  nrspr.  *ak^and-  =  grieeli. 
inayog  m,»  äxatpu  H  dorn^  slachel,  die  längere  form  cigiml  ist 
eine  ableitung  (durch  -frf-),  wie  griech*  änard^a  t  dorn,  stachel, 
börste,  grate,  äxav^oc  m.  bäi^enklaii:  vgl,  ruas.  osnti  spitze, 
ätachel  und  daneben  abulg.  ostüü  zgtßoXoc,  genus  spinae  russ, 
osÄtl  poln.  o$et  distel  (aus  ^akhifU'),  Keimspitze  und  dorn 
führen  nicht  selten  einen  namen.  Das  wort  hrotM  stachel, 
börste,  sporn  elc.  bezeichnet  im  norwegischen  und  schwedischen 
aach  die  junge  aufkeimende  saat,  ebenso  ist  altnordhumbr. 
hrarä  Luc.  8,  G  die  junge  saaf,  vgl  ferner  lit.  degas  keim, 
dinfti  keimen  neben  dijcfnlf/s  stachel,  dorn,  di/(jHs  stachel icht, 
«tt  tfm-  gras,  grashalm  =  abulg.  trlnU  ahd.  d&m, 

5)  Ahd.  weigar  stolz,  vermessen,  temerarius,  ne  —  hm^e 
wvigiro  non  multum,  i.  e.  non  omnino,  mhd.  unwekjer  adv. 
iiicht  sehr,  ahd.  weigrt  f.  praesumtio,  fastidium,  wekjeron  fastidire, 
^igrisodi  fastus,  mlid.  weigerltchen  adv.  stattlich,  stolz,  trotzig^ 
•föiin.  Das  hrx  lideutsche  adjectiv  ist  mit  epenthese  hervorgegangen 
öQs  einem  urspr.  *vak^rd-  von  der  wurzel  vak\  skr,  vag  praes, 
^Hi  wollen,  gebieten:  zicmlich^  nahe  kommt  unserm  worte  in 
*'^i*  bedeutung  das  slav.  veMlü  fmÖQog^  lularis  =  preuss.  ivcssals 
fröhlich  lelt.  wcscls  ganz,  heil,  gesund,  wozu  veseliti  exhilararc, 

'ite  yai'^o^,  elatus,  veselXno  adv.  UaQQitkitac,  audacter. 


b)  G«rra.  (i)k  =  urspr,  g\ 
6)  Got,  vraikvs  axühog  =  griech,  '^atßog  krumm  neben 
****  i>f ^ind-  krumm,  unrecht,  ränkevoll  Das  griech.  und  das 
'**  adjectiv  stimmen  so  vollständig  überein,  dass  ein  auseinander- 
'^*^sen  derselben  durch  verschiedene  erklärung  der  diphthonge 
'^"Vviss  nicht  zulässig  ist.  Job.  Schmidt  voc,  I  GO  erklärt  das 
'*^^iäeiie  ai  aus  fdterem  vocal  -j-  nasal,  worin  ich  ihm  nicht 
*%en  kann,  für  das  griechische  ai  verweist  er  auf  Curtius. 
■'';^x*tius  (et.*  473),  der  das  gotische  wort  von  einer  wurzelfurui 
^^t  i  herleitet,  findet  in  dem  griechischen  worte  die  epenUiese 
*^es  suffixalen  ?*,  indem  er  */{ja;'ioc,  */^o»j'io^,  '^f^aißtog^  ^a^ßag 
^^  entwickelungsslufen  des  w^ortes  annimmt  (da  der  Übergang 
^es  mouillierten  y  in  (i  unmöglich  ist  hätte  an  zweiter  stelle 
'^ijaßtQi  folgen  müssenj,    Eben  so  erklaii  Delbrück  (ztschr.  für 


450 


Hennann  Möller, 


deutsche  philoL  I  151)  gol.  vraikva-  durch  epentheseaus*t>faiTja-. 
Wenn  dem  kv  =  griech.  (i  ein  jf*  zu  gründe  liegt,  dann  kann 

die  epenthese  nicht  eingetreten   sein,  wenn   nicht  zuvor  das  c 
vom  k  sich  völlig  gelöst  liatte  und  das  k  aus  einem  labialiüierlca 
zunächst  ein   indifferentes  geworden   war:  die  gotische  schrifl» 
die  für  die  groppen  k  -\-  r  und  h  -\-  v  besondere  zeichen  besas?, 
lässt   schliessen,   dass  nicht   allein  dies  im  gotischen  nicht  ge- 
schehn,  sondern  dass  sogar  ältere  palatale,  dann  indifferent  ge- 
wordene, A*- laute  im  gotischen   durch   folgendes  v    labialislert 
worden  sind,  ebenso  wie  es  im  griechischen,  itahschen,  gallisch- 
britischen (iTTTTog  =  cymrisch  ep),  im  nordischen   und  wesfger- 
manischen  geschehen  ist  (s,  s*  429  an,  jdr  und  ahd.  zöfm).  War 
dagegen  das   v   ein   suffixales  dann  steht  es   misslich  ütn  dte 
annähme  eines  ihm    folgenden  suffixalen  j,  und  von  einem/ 
weiss  auch  das  entsprechende  von  Froehde  zlschr.  XXII  25t  f- 
hinzugefügte  lateinische  wart  nichts,  urvus  krumm,  gebogen  aas 
*mrgvos.     Das   griechiscJie   und  das  gotische  wort  lassen  sidx 
unter  einander  und    mit  dem   lateinischen  am   leichtesten  Ter— 
binden,  wenn  wir,  wie  auch  Froehde  a.  a.  o.  es  zu  tun  scheint • 
einen  m-stamra  annehmen,  *mrg^-vä-.    Derselbe  verhält  slcli  ttM 
skr.  prtj-ind-  wie  got,  iaihs-va  zu  skr.  ddkS'ina-  (aus  *dakiinäry 
slav.  dcs-^mi  (das  betonte  suffix  -vä-  bildet    stamme   von  der 
bedeutung  eines  pari.  perf.  pass)*    Im  griechischen  ist  wie  in 
Innag  aus  ^Ixpog  der  ursprünglich  palatale  Jt-laut  durch  das 
folgende  v  labialisiert  worden  und  der  labialisierle  i-laut  in  den 
p-laiü  umgesprungen,  aolisch  ^vßog  (Froehde  ztsctu',  XX1II312) 
dem  tat.  urvus  genau  entsprechend,  ionisch  und  gemeingriedu 
Qa$ßog  aus  *fQtx*yj^6q  aus  ^fqayfüg:  das  *  ist  epenthese,  bewirkt 
vom  palalal  wie  in    den   unlenstehendenden  griechischen  bei- 
spielen  ^).     Die  selbe  epenthese  haben  wir  im  gotischen  traikvs 
und    im  nordfriesischen    in  dem  zu  diesem  adjectiv  gehörigen 
verb  Anu'um  wrkik  Enge  wrike  einen  festen  gegenständ  durcH 
hin-  und  herbiegen  losen  (aus  wreka  ^^  got,  "^traiÄrty'a«,  verbal^ 
stanun  urspr.  *varf)^'vd'jn^)  neben  dem  gleichbedeutenden  nd* 
wtikken   däo.  vrikkc   (aus  "^vrekvjan)   und  ahd,   rw'tjian  nihd< 
nhd.  rücken  [kk  aus  kv,  s.  excurs  II,  ru  =  skr.  r).    Der  (»ala-* 
lale  Wurzelauslaut  wird  erwiesen  durch  das  von  Bezzenberf^*^ 
zu  unserni  worte  gestellte  abaktr-  urvaSza-  »einwärts  gebogtjn« 

*)  VergL  cxcars  V. 


Epenthese  vor  Jk-lauten  im  germanUcheo  etc. 


451 


aus  *rraexa-  (beitn  zur  künde  der  indogemi.  sprachen  I  254). 
Ueber  das  abakir.  ae  s.  atu  Schlüsse  dieses  aufsatzes:   wen  die 
dort  gegebene  darstellung  nicht  überzeugt  der  mag  annehmen, 
dass  das  ae   in  dem   nur  einmal  vorkommenden   worte   für  e 
(langes  e)  stehe   wie  in  raithjäo  neben  rethjao  und  das  re  wie 
in  diesem  rethi-  (Job.  Schmidt  voc.  II  303)  aus  ere  hervorgieng. 
Das  abakir.  wort  entspricht  aber  nicht  unserm  t?fl-stamm,  son- 
dern dem  latein.  valgus,  urspr*  ^varg^d-.    Got*  rmikvs  ist  Luc. 
3»  5  der  gegensatz  von  raihis  gerade,  sv^vg,  skr.  vnjind'  ist  der 
gegensatz  von  nju-  abaktr.  ercm-  gerade.    Diese  gegeusälze  gehn 
bis  auf  die  grundwurzeln  ar  und  var  zurück,    ar  bedeutet  eine 
gerade  Knie   ziehen  (daher  später  vom  pOügen  gebraucht),    In 
■oBrader  linie  vordringen,  var  eine  krumme  linie  ziehen  oder  die 
^^rade  hnie  aufbeben,  also  biegen,  krummen.    Von  diesen  beiden 
wurzeln  sind  weitergebildet  ar-g^  etwas  biegsames  gerade  recken 
und    var-g^   etwas    gerades   biegen  oder   krümmen.     In  Ober- 
Iragener  bedeutung  bezeichnen  die  älteren  wurzeln  ar  und  rar 
den   gegensatz   auf  dem  gebiete   der   Vernunft,  die  erweiterten 
arg^  und  varg^   den  gegensatz   auf  ethischem  gebiete.     Jenen 
gegensatz  zeigen  uns  skr*  rtd-  recht,  richlig,  wahr  abaktr,  arrfa- 
laL  ratus^),  skr.  r/w-  m.  lat.   rltus,   ags.  riht   and  reite,  griecli, 
a^fiog  verstandig,  vernünftig  und  ihnen  gegenüber  abaktr.  vareta 
f.    die   irre,    varaUhja-    unrichtig,    irrig    an.    villr  irrend,    vom 
rechten,  wahren,  vernünftigen   abweichend  (Bogge  ztschr.   XX 
27)  aus  *mrtia-.     Die  oben  angeführten  von  arg^  und  varg^ 
üiiltels  der  suffixe  -li-,  -td-  und  -nä-,  -t'o-  abgeleiteten   wöiler 
dagegen  bezeichnen  den  gegensatz  des  geraden  und  des  krunnnen 
in    sinnlicher    wie   in    ethischer  beziehung.     Die   würzet  varg^ 
ijiogen,  krümmen,    von   welcher  die  besprochenen   mrg^d*  und 
t^ar^H"«- gebogen,  krumm  und  ^kw  vrgind-,  lasst  sich  als  palatal 
auslautend  zur  genüge  nachweisen,     varg^  erscheint    1)  in  der 
kedeulung   »eine  krumme  iinie  zielm«  in  skr.   vrgdna-  n.  um* 
schlossener  (»latz,  umschlossene  kluft^  abgegrenzte  niederlassung, 
gemeinde,  verglichen  mit    abaktr.  mtre^thia'^   verezenu-  schutz- 
Tenvantschaft,  nachbarschafl,  also  auch  in  skr,  vra^d-  m.  zäun, 

»)  Im  germanischen  (doch  soweit  wir  wissen  olme  das  gülische,  dessen 
roiht9  den  bedeutunt^snuifang  des  lat»  fcctus  nicht  Oberscb reitet)  hat 
*rt€ht*^  auch  die  t^edeulung  des  iinspr,  rtd-  überrmmmen:  sein  gegensalx 
in  dieser  bedeutung  ist  *  wrang*  (an.  rangr).  Das  romanische  it.  ragione^ 
tofto  franz.  raison^  tort  isi  Übersetzung  des  germanischen  *rclU*  und  *wrang*. 


4GS 


liüntiaim  Möller, 


umlit'gung,  hürdu,  stall.  Diesem  skr,  vrofld-  entspricht  das  hd 
tücrk  IL  in  mhd.  vm-^werc  vor  der  gtadt  liegendes  gebSfl^ 
äusseres  feslungswerk  und  M-tren,  ncuetigL  -wark,  wozu  aii 
virki  n.  (dän.  in  Dam-virle)  befestigung,  walL  Das  wurzelverfc 
ist  griech.  iff^ytn,  ^ f(f}'ci},  t^yrrpt  scliliesse  ein,  dem  mit  sichlbar 
palatalem  auslaut  slav.  vr^jsq  entspricht  (von  vrl^q  ligare  aiu 
^mnfh  zu  trennen),  in  oiU^vrUq  (iuL  abulg.  -vrt^sH)  schliesseaüf, 
öffne  (vgl.  der  bedeutung  wegen  lit.  at-verti  öffnen  von  der 
synonymen  einTaclien  wurzel  var,  abulg.  t>rH%  schliessen,  Ar, 
vür  umschliessen,  einschliessen,  Cnrlius  nr,  060).  Wie  in  skn 
vpjind'  so  ist  in  ags.  wretic  m.  krümmung»  winkelzug,  hinlerlist 
nhd.  plui\  ranke  das  bild  der  krummen  linie  auf  das  ethische 
gebiet  ybertragon*     Das  biegen  eines   biegsamen   l-  i  iles 

hat  zur  folge  i2)  ein  winden  (nhd.  ranke)^  das  i  ,  nes 
spröden  gegenständes  aber  3)  ein  bi*echen.  Wie  zu  vang^  biegen, 
wovon  mhd.  winkele  wenke  f.  biegung.  (^ne  t€anc,  das  griech. 
^P'Vfih  g^it^^'  ebenso  gehört  zu  varg^  biegen  das  griech,  ^jr^vf^h 
das  nicht  getrennt  werden  kann  von  den  germanischen  Wörtern 
schwed.  vrak  dän.  vrmj  norw.  rak  n*  afries.  "^wrek  (Wangerofe 
ti^rifk)  u,  wrack,  trömmer,  Ireibholz  von  einem  schiffe  (genn» 
vraka-  aus  urspr.  iHirg^d^  das  krumme^  gebogene,  gebrochem), 
schwed.  vrak  m.  der  eisbruch  (der  vocal  =  griech,  ^)  und  dem 
litauischen  per-sl-verMi  durchbrechen ,  iss-si-vefiti  hervor-, 
dürclihrechen  (vom  wasser)^  is^-veriti  abzwacken,  entreissen  (ai 
veriii  wie  neuengl.  to  itremh  opm^  aufbrechen,  u>refu:hing  »>«• 
brecheisen  zu  wrcnch  winden»  drehen,  ags.  w^encean).  Neben 
germ.  traka-  n.  wrack  besteht  ein  ^m'okjch  in  isl.  rek  n.  neuengl. 
wreck:  dieses  wort  zeigt  im  nordfriesischen  die  epenthese, 
Anirum  inHuk  n,  wrackholz  (aus  torek^  e^=  got,  ai).  Dieepen- 
these  wird  nicht  von  dem  j  des  sufllxes  stammen,  derui  in  der 
durch  ein  suffixales  j  bewirkten  epenthese  stimmt  das  nord- 
friesische sonst  immer  mit  den  verwanten  dialekten  Qt>ercin. 
Dazu  das  verb  ne<  wrcck  scheitern  (aus  ags.  *wreccan)  =  Aiüfüiß 
türiak  abbrechen,  in  splifter  ausbrechen  (aus  wreka).  üriecb. 
Qfiuoc  ist  mit  Curtius  von  ^/^yrvfAi  zu  trennen  und  mit  Fick  «u 
vrak*\  abaktr,  vrak  zerreissen,  zu  stellen:  varg^  ist  ein  spliüc*m 
(wie  es  z,  b,  beim  biegen  eines  brettes  erfolgt),,  vrak^  aber  cii* 
zerfetzen,  —  Von  varg^  1)  biegen,  2)  winden,  3)  brechen  i^'t 
verschieden  mr-g^  wenden,  das  in  der  bedeutung  vollstäiiJig 
zu  var-i  wenden,  drehen,  rollen,  abwenden  stimmt.    Saiida 


E(>eiithese  vor  Jt-iauten  im  germaDiSL-hen  «tc»  453 

iraes.  vänjatij  parL  vrktä-  wenden,  drehen,  ablenken,  bo- 
i  =^  laL  vergo  (nl.  ivraki^n  abweichen,  irre  weisen,  wrakifuf 
Ibweichung  der  magnetnatlel)  =  griech.  /^prw,  fffQY*^, 
halte  ab,  halte  fern,  dränge,  lat,  urnueo.  got-  vrika;  skr, 
tirg  verwerfen,  Verstössen  abnlg,  vrigati  werfen,  iz-vnttj\t 
rf  schwed.  vrak  dän,  t^rag  norw.  rak  n.  auswarf,  aus- 
kot,  aas  nU  nd,  wrakvn  dän.  vragc  verwerfen,  Hl,  ränßi 
sein,  vänjas  plur.  vargai  not,  elend  ags.  ivrüc  ih  exihuni, 
k  ne,  ivreMmi  elend;  nasaliert  praes.  skr.  v-rndkH  =^  griech. 
drehe,  wälze,  rolle  (Froehde,  Bezzenb.  beitr.  I  250), 
kreiseb  Die  wurzel  varg^  bezeichnet  eine  yeränderung 
radlinigen  form,  varg^  aber  eine  Veränderung  der  läge 
|S6  ortes.  var-g^  vergere  ist  wahrscheinlich  ebenso  wie 
^rlei-e  eine  selbständige  Weiterbildung  von  var:  solte  es 
r-f?^  ursprünglich  identisch  sein  so  zeigt  doch  ebenso  wie 
trn  fällen  (ak^  scharf  sein,  ak^  sehen;  vag^  neunter  sein, 
Achsen)  die  paialal  auslautende  wurzel  die  ursprüngliche 
|ing,  die  velar  auslautende  die  jüngere  aus  jener  sich  er- 

tDie    bedeutung    »biegen«  ^    auf  welche   es   uns  <les 
praikvs,   Qmßog   wegen  ankommt,  ist   für  varg'^  nicht 
reisen. 
I  Die    westgermanischen    verba    ahd.    rcicfmn  afr,    reka, 
s.  rtecean  porrigere,  porrigi  und  ahd.  weigan  as.  wt^geun 
an  vexare  erklärt  Amelung  (ztschr.  für  deutsches  altert* 
213)  für  ursprünglich    identisch   mit    got.    rakjan   und 
Diese  erklärung    isl    unzweifelhaft   richtig,  doch  karui 
^nthese  unmöglich,  wie  Amelung  will,  von  dem   für  das 
e  verb  charakteristischen  j  stammen*      Denn   das   im 
n    vorliegende  j  war   im  altern    germanischen   und  so 
westgermanischen  bis  in  die  uns   überlieferten  altern 
weder  ein  j  noch  ein  i,  sondern  ein  c  (das  urspr.  -a-jV 
isaiivs  ward  europ.  -ti-ja-,  2.  3  sing.  2  plur*  -e-je-,  ebenso 
später  iiel  wie  im  griech.  *to-,  -*€-,  lat.  -c-  das  j  aus, 
>  junger  -ia-,  -»-,  woraus  goL  -ja-,  -ji-  oder  -ei-),  und 
war   wie  im  gemeineuropäischen  so    noch  im    altern 
ischen  nicht  der  dem  i  sich  nähernde,  sondern  ein  dem 
r    stehender    laut   (s,  excurs  III),    also   zur   erzeugung 
ßlhese  unfähig.    Wäre  das  charakteristische  elemenl  des 
Ivs  der  hervorrufung  der  epcnthese  fähig  gewesen,  dann 
,  wir  neben  den    angeführten  mit  den  wurzelauslauten 


454 


Hermann  Möller, 


geniL  k,  (j  zahlvckhe  causativc  verben  iiiU  andern  wurxelaus^ 
lauten  der  epenlhesc  teilhaftig  sehn.  Von  solchen  aber  fiodcl 
sich  kein  üUn\g(*s.  Ahd,  meinjan  as,  mSnian  ags.  mofian  ist 
nicht  ein  vcrb  auf  iirspr,  'd-ja-,  sondern  ein  älterer  praesens- 
stamm  auf  -ja-  (praes.  skr.  mänja-te  er  meinte  Ags»  Sm 
accendere,  ardere  mit  dem  pari.  pass.  ags.  (thd  as.  Üd  rn.  oder 
n.  feuer  nordfries.  Amrum  kd  n.  feuer  (aus  eld)  norwoj?,  nU 
neben  ehi  in.  (Aa$en  131)  (an.  eldr  könte  der  epenthese  ent- 
behren, aus  *altda-z,  nicht  aus  *alida-z  stammend,  und  ebenso 
an,  JwJfia  ein  goL  VmleUjmi  ohne  epenthese  statt  *haiUujun  sm, 
doch  wird  eher  das  e  in  beiden  lallen  und  in  norweg.  heba- 
isl,  heilsa  Verkürzung  von  el  sein,  dän.  ild  c,  feuer  wie  hüse) 
ist  nicht  genau  =  lat»  tid-oUre  verbrennen  (Fiek  xtschr.  XXI,  3), 
sondern  ganz  ebenso  wie  ags,  dcelan  got.  dailjan  denominalif 
von  einem  schon  der  epenthese  teilhaftigen  t-starani,  ags.  d 
flanima  (aus  ♦«*/«-  aus  *a/*-):  im  lat,  entspräche  genau  ein 
verb  auf  -Tre,  parL  pass.  'itunK  Dass  auch  in  den  uns  be- 
schäftigenden ags-  rwvean,  wte^an  ahd*  reichanf  tveigan  die 
epenthese  nicht  von  dem  j  des  causativs  stammt  wird  ßr 
reichan  durch  das  mit  dem  selben  ai  behaftete  ahd.  ir-rekUn 
bewiesen.  Die  westgermanische  epenthese  kann  also  nur  tari 
dem  ursprünglich  palalalen  wurzelauslaul  stammen*  Dass  alii. 
wcigan  as.  wS(jeaii  ags*  WfßTfin  zur  wurzel  V€ig%  gehört,  lehreo 
die  gleichbedeutenden  von  dieser  wurzel  stammenden  grioch- 
d%htv  lat,  vexäre  (Curtius  nr.  169).  Dem  ahd.  reichan  ag^ 
rm-ean  steht  hi  der  selben  bodeutung  das  schwed*  räcku  dän- 
ret'kke,  praet,  rakte,  reichen,  darreichen  (aschwed.  r« 'H*«Vi  adäii - 
rcekhe)  ohne  die  epenthese  gegenüber,  reichm  ist  also  nichl 
als  das  von  der  epenthese  vor  palatalem  wurzelauslaut  bei 
rcckm^  got.  rakjau  -^  Ht*  razßi.  rcckim  und  reichen  st; 
beide  aus  urspr.  arg^dja-,  nihd,  wegen  bewegen  und 
beide  aus  vatf^hdja-.  Wie  dem  causativ  ahd.  reichan  mh 
rciclien  darrciclien,  holen  stehn  auch  dem  abgeleiteten  verb  ab 
♦r-retcÄöW,  ge-reicMn  mhd.  reiüicn,  vr-rcichen^  ge-reichen  treffei^ 
erreichen,  erlangen  urverwanle  Wörter  ohne  die  epenthese^ 
gegenüber:  rekhon  ist  ^=  nh  raken  treffen,  erreichen  mnd.  fwfo^ 
fries.  *rakla  (in  den  mundarten  sehr  geläufig,  z.  b.  Sater  ^ 
ra'kje  Wang.  räkt  Sylt  rakl  treffen,  erreichen)  =  lat.  rogar"^ 
urspr.  holen,  langen  (Fick^  II  213).  —  In  einem  der  wunt^ 
arg^  regere  entiätammten  worte  ist  die  epenthese  vor  palalalecrl 


allen  germanischen  mundarten  gemein:  got,  reiks-äqx^^ 

f^  consonantischer  sLamni  germ,  reik-  (=  *n' A'-),  europ, 

ndogerm.  rag^-y  lat.  rrjf-  skr,  rfty-,  dazu  got.  reiki  n,  €iQx^ 

«r.  ragjä-  n.  Ware  re/fe  das  einzige  germanisclie  wort,  in  dem 
brasilisches  mit  lautendes  i  vor  k  sich  fände,  dann  könlen 
le  durch  diese  epentliese  vorausgesetzte  mouillierung  des 
lern  vorhergehenden  r  zuschreiben,  da  urgerm.  *reks  zu- 
zh  das  einzige'  genieinger manische  wort  gewesen  wäre,  in 
I  ein  k  im  auslaut  stehend  dem  einfiuss  eines  vorhergehenden 

(c  ausgesetzt  war  {s,  o»  s,  431).    Aber  wir  kennen  jetzt 
so    viele   beispiele   der    von    folgendem    ursprCmglieheui 
I  bewirkten  ?-epenthese,  dass  wir  unbedenklich  auch  das 
reiks  durch  dieselbe  erklären  dürfen    und  uns  nicht  die 
ie  zu  machen  brauchen  eine  ansieht  zu  widerlegen^  die  noch 
inem  aufgestellt  worden  ist  *). 

An.  rdkna  (praet,  -ada)  norweg.  reikna,  rdkna  rechnen 
595,  die  vocale  wie  in  teiknüi  tehm  zeichnen)  neben 
räkna  dän*  regne  ags*  recnian  afr.  rekmiia  alid.  rehhanön 
lefi,  rechnen.  Die  wurzel  dieser  Wörter  ist  urspr,  ar-g^  (fi^ctg^, 
'*J,  die  schon  oben  erwähnte  Weiterbildung  von  af\  aneioander- 
eiii  zahlen,  reclmen  (griech,  aQ-iO^fiog,  altir.  dram  numerus 
ihd.  rhn  Job,  Schmidt  voc*  II  461,  lal.  ra4ns,  ra-fio  got, 
^j6  äq^^i^i^y  ^iy(fc,  ga-ra-p-ans  gezahlt),  von  welclier  das 
m  pass.  auf  -id'  nrspr»  arg^-td-,  unser  recht  in  der  bedeutung 
^Udl,  ausgerechnet,  richtig  (s.  die  anni.  s.  451).  Unser  vcrb 
nen  ist  von  dem  ijart*  pass  auf  -nd-  abgeleitet.  Von  der 
^rünglich  identischen  wnr/el  ar-g^  (nrag^,  ^o^V  ^^%^^^^  wovon 
IT,  arg^-td-  in  der  bedeutung  »gerade  gereckt,  gerade«  lal. 
\43  got.  raihts  hat  sich  dieses  arg^  (jünger  rag^)  zfdilen, 
inen  im  griechischen  und  italischen  durch  die  wandkmg  des 
l  differenziert.  Lat.  lego  sammle,  lese  griech,  Xiym  sammle, 
e,  zähle  auf'),  Uyog  zahl,  rechnung,  berechnung,  rcchen- 

*)  Wegen  Joh.  SchmidLs  erklarung  des  t  in  reih«  s,  excore  VI. 
•)  Leo  Meyer  fflhrt  ÄLnchr.  XXUI,  410  f.  Itym  wegen  des  perf.  tUox« 
«in  ^t/lng  aus  *garg  und  ttXr^'fa  anf  ^glahh  an?5  gitrbh  zurück.  Ah*?r 
t  Terli&lljjismääsig  späten  perfecle  nrjtig«jn  keineswegs  zu  der  onnahinf 
I  vor  dein  {  froher  vorhandenen  cnnsonanten:  durlms  verh  11,  \'Mi 
;  dass  iUioyjftt»  Ui^fAttk^  Uififiuat  die  riUernt  tUtiX^^  ^Utyuut,  tUtjfiftrtt 
we  perfeclfannen  sind.  Acry/rVöj,  liloyxfh  für  welelres  Leo  Meyer  den 
ihm  vertnut^^len  allem  anlaut  gl  nicht  zu  j*tritzen  versucht  hul^  findet 


456  Hermann  Möller, 

Schaft,   Xoyl^ofAat   zähle,  rechne,   berechne.      Graecoitah'sches  / 
steht  hier  nordeuropäischem  r  gegenüber  genau  so  wie  in  laf. 
loqtwp'  neben  slav.  rekq,    wurzel   urspr.  ark\   oder    in   griecb. 
dX(pdp(o,  j^l(pop  lat.  labor  neben  got.  arbaips  abulg.  raboia  poln. 
robota  (Curtius  nr.  398),   wurzel  arbh.    Lat.   legio  findet  seine 
(wie  rcUio  =  got.  rapjd  in  der  endung  genau  stimmende)  enl- 
sprechung  in  norw.  rckkja  schwed.  räcka  f.  dän.  rtekke  reihe, 
schar.     Dem   griech.  Xoyog,  formell  genauem  dem    in   ix-ioff^ 
avX-Xoy^  vorliegenden    feminin,    entspricht  ags.   racu  f.  ordo, 
explicatio  as.  raka  ahd.  rahha  f.  rechenschaft,  rede.     Der  be- 
deutungsübergang   vom    zählen    zum   erzählen,    reden    ist  im 
griechischen    und  germanischen  der  gleiche:    bei    diesem  sich 
häufig   wiederßndenden    übergange  (vgl.  z.  b.   italien.   coiim- 
aus  cominäarc ;  ahd.  zeljan  ags.  tdlan  an.  telJa  zählen,  rechnen, 
ei7.ählen,  ahd.  s:älön  zählen,  rechnen  ags.  taiian  putare  an.  iofa 
reden;  got.  rapjo  zahl,   rechnung  as.  redia  ahd.  redja  rechen- 
schaft, wovon  as.  reäion  ahd.  redjon  reden,  as.  rcditwn  rechen- 
schaft ablegen   ahd.  redinon  reden,  vgl.  mit  diesem  das  erst 
romanische   ital.  ragwnare  erzählen,  reden)  ist   dje  bedcutung 
des  redens  immer  die  jüngere.    Zu  griech.  loyi^oiuxt  kann  laut- 
lich  slinimen   an.   rekja  ags.  rccmn  as.    rckkian  ahd.  rachjaf^ 
borechnen,  meinen,  erzählen,  sagen:  zu  gründe  liegt  alsdann  ein 
ourop.  ^ragHja-  (im  Jüngern  germ.  sind  die  verben  auf  europ. 
'i-ja-,  lat.  'J-rc,  mit  denen  auf  cur.  -e-Ja-  lat.  -c-re,  zusammen- 
gefallen,  auch    einige    alte  -ja-stämme  z.   b.    switzefi,   tcirken 
sind  mit  ihnen  in  die  gleiche  classe  geraten).     Griech.  dU][^ 
bedeutet    zählen,    rechnen   (bei   Pindar),    in    anschlag  bringen, 
orx  ciXtyo)  lat.  neg-lcgo  rechne,  achte  nicht.    Dem  griech.  ahplta 
entspricht  genau  an.  roßkja  ags.  recan  as.  rokean  ahd.  nmchet^ 
(Fiok^  III  249),  zu  gründe  liegt  europ.  *arag^ija-:  ahd.  rtiacMO^ 
ag.s.  recdcäs  ist  genau    das  selbe   was  ovx  dUycov,   neglegen^' 
Das  part.  pass.  auf  -wrf-  von  unsrer  wurzel  liegt  mit  dem  voca.1 
a  vor  im  verbum  passivum  an.  rakna  bezahlt,  erstattet  werden  - 
von  diesem  particip  ist  unser   verb   isl.  norw.   reihia  rechne*^ 
abgeleitet,  in  welchem  der  palatale  wurzelauslaut  die  epenthe:^* 
bewirkte    (*raikna-  =  *rak^na-).     Job.   Schmidt   (voc.  II  4^  *-) 

bei  der  annähme  des  einfachen  anlauls  /  innerhalb  des  europaischen  sei  "»^^ 
genaue  ents])rechun{f,  wir  dürfen  darum  auch  wie  Xarf-  zu  skr.  rabhj  ^  '^* 
so  If-y-  zu  rag^  stellen. 


Kpenthese  vor  jt-lauten  im  german beben  etc. 


457 


^roibt  die  epenthese  einem  dem  kn  ursprünglich  folgenden  j 
»  auch  Fkk  setzt  ein  solches  j  an  (gcrni.  *rakujä'),  Wolier 
►er  das  j  gewonnen  wird  versLeliü  ich  nicht.  Wenn  in  ce 
rerj^nnetme  des  Wiener  Notker  die  sinir  eines  j  steckt,  so  ist 
ßs  verb  ahd,  mhd.  rechenen  zählen,  rechnen  sicher  nicht  eines 
^f  "jdn  sondern  eines  auf  -jan,  gebildet  suis  jenem  part.  pass* 
(F -iia-  (er  rechnet,  grundf-  *rüghiä'jati)  ganz  ebenso,  wie  das 
m  Leo  Meyer  ztschr,  XXIII,  411  besprochene  von  skr,  gatui- 
har,  reilie  aus  ^garntU,  dem  parL  pass,  von  g'^ar  sammeln, 
^geleitete  skr,  ga}}d-jati  zusammenzälden,  zählen,  aufzahlen, 
Erechnen,  dann  (w^ie  äXiy(a  und  rokjun)  für  etwas  rechnen,  auf 
twas  rücksiclit  nehmen.  Isl,  norw.  reikna  aber  verhrdt  sich 
5iner  bildung  nach  m  diesem  ahd,  '^rehnan,  rechetmi  und  zn 
em  ganz  ebenso  gebildeten  got.  rahyan^  von  welchem  unten, 
enau  so  wie  an,  jafna  ahd.  ehanm  zn  goL  ibrijan,  oder  täkna 
p,  Mmian  ahd,  mhhanon  zu  got,  taiknjan  ags.  tttcnan  ahd. 
nhnan  ahd,  mhd,  zeichenen.  Wie  in  jafm  und  tukna  so  ist 
I  mkna  ein  j  unmöglich.  AImL  rehhanan  aber  enthält  kein  j, 
>  Wenig  wie  ahd  cbanm,  und  sein  vocal  ist  nicht  umgelautetes 
soudeni  altes  c:  ahd.  rehhanon  bereiten,  ordnen  ^gs. ^^e-rcamlan 
ponere  afr.  rekenia  dän.  regtie  schwed.  räkna  reclmen  sind 
gielcttet  von  dem  part  pass.  unsrer  wurzel  mit  dem  vocal  6», 
3.  recen^  recmi  (adv.  rec&ne,  ricone)  afr.  rekon  paratüs,  exjje- 
Us,  in  welchem  die  ursprünglictie  Identität  der  Ix^iden  mg^ 
*gere«  und  »legere«  zu  tage  tritt.  As.  rckön  ordnen,  bereiten: 
g-  rccen,  w^ovon  gerecenian  alitl  rehhanm:  ags.  racu  ahd* 
■^  =  got,  tils,  gatils  passend,  taughch,  iiUn:  an.  ioUr  ags. 
w  vectigal  (das  kein  lehnwort  ist,  ein  altes  parh  pass.  auf 
Ä-,  U  aus  In):  ags.  talu  ahd,  mta  xahl,  rede.  —  Dem  gotisclien 
ilt  ein  von  der  wurzel  urspr,  arg^  stammendes  verb,  das 
Serm  rechnen  entspräche,  ebenso  fehlen  raka  f.  /.oyog  und  rakjan 
yiC^c^at  und  damit  hängt  es  auch  zusammen  dass  das  gotische 
n:*  ein  raihts  gerade,  nicht  ein  raihis  richtig  kennt.  Das 
lasche  besitzt  statt  dessen  ein  rahnjan  (grundf.  *rakhiäja')^ 
*fc^eieitet  vom  part  pass.  auf  -nd'  der  w^urzel  urspr.  ark\  das 
*h  zu  unser m  rrehnen  vertiält  wie  loquor  zu  Uym.  Die  wurzehi 
*^Ä'  und  ar-g^  gehn  völlig  parallel  neben  einander  her.  Beide 
Umeln  bedeuten  1)  strahlen,  glänzen,  skr.  ark  strahlen,  arkt', 
'iiU'  m,  strahl;  ärgutm-  licht,  w^eiss,  ^)  ordnen,  skr,  rak^ 
^Mdji^ti  zurechtmachen,    bereiten,    rakatm   f.    Ordnung,   got. 


45()  Hermann  Müllen 

garShms  f.  beslimmung:  lat.  rego;  sammeln,  liL  rmkä^  fvM 
sammeln,  lesen,  rankä  band:  got.  rika  sammle,  grieclu  li^f^ 
\h\  Icgo;  zählen,  rethnett,  gol  rnhnjan:  hd.  rcf-henen,  grmii 
loyiCofj^m;  achten,  russ.  mein  um  etwas  sorge  tragen,  auf  etwa^ 
Sorgfalt  verwenden,  abulg.  rafüi  wollen:  as,  rdkkm,  grieck 
akiywy  3)  recitieren,  singen,  skr,  arH  singen,  r*-  f.,  arhl- m. 
lied;  griech»  iX^yog  (grdf.  ^arg^U"),  uhd.  mhd.  feicA  (grdf,  ^arg^a-, 
s.  u.);  sagen,  sprechen,  slav.  reJ^q,  lat.  loquor:  griech.  iifm, 

9)  Nordfriesisch    im    festländischen    dialekl   ^wcken  mv\\ 
(Mor.  Enge  wl/cne  wach  aus  sw.  m.  "^wehia)^  ^weknia  erwachen. 
(Mor.  Vlnge  mkne),   *wck€r  (Mor.  Enge  wiker  wacker)  =  inst'l- 
dialekt    ^waken  wach  (Sylt  uäken)^   ^leakmia  erwachen    (SylL 
tvakni)^  wakkcr  schnell  (SylL  wakk4)r  schnell,  kk  die  sog.  siliär— 
fnng  vor  r),  ags.  on-wakman  erwachen,  uxic^or  wach,  an.  iHihrnm- 
wach,  vakna  erwachen,  i>akr  wach,  schnell.    Das  den   formeoi 
des    festländischen   dialects    zu   gründe  liegende  ai   (vgl  Mor- 
Enge  ttken  zeichen,  Ihw  bum  eichbaum)  ist  ein  a  mit  hinzuge- 
tretener  epenlhese,  der   selben   die   wir  soeben   in    isL  nor«r* 
rcikfui    gesehen    haben,    bewirkt    durch    den    in    grich.   17*^^^ 
vytaiym  vorhegenden  palatal  (s.  excurs  \^).   Der  Übergang  eines 
kurzen  a   vor  folgendem  k  in  die  sonst  ein    ursprüngliches  <ti 
vertretende   vocatgestalt  ist  keineswegs  ein  lautgesetz  der  fest- 
ländischen mundarten  des  nordfriesischen :  das  festländische  wort 
mit  seinem  den  lautgeselzen  der  mundarten  gemäss  notweodig 
orsprünglich  langen  vocal  sieht  im  gegen  teil  ganz  vereinzelt  da 
und  war  mir  früher  völlig  unerklärlich,    bis  es  mir,  uachdt^i» 
ich  inzwischen  die  epenthese  vor  alten  palalalen  kennen  gelernt 
haüe^  jetzt  wo  ich  nach  langer  zeit  zum  ersten  mal  wieder  diß 
nordfriesischen    mundarten    genauer    anzusehn   veranlaß  btP 
sofurt  als  ein  gelöstes  rätsei  entgegentrat.    Die  epenthese,  durch 
die    das  ai  entstand,   kann   auch   nicht  eine  verhältnissmässlß' 
junge  gewesen  sein,  denn  ein  etwa  um  das  jähr  ICKX)  neu  ent-^ 
standenes  oder  aufgenommenes  ai  ist  im  friesischen  bis  auf  de«^ 
heutigen  tag  als   r-diphtliong  erhallen,   und  ein  ai,  das  aiifg«^^ 
nommen  ward  oder  sich  erhalten  halte,  nachdem  das  gros  Ac^^ 
indogermanischen  und  gemeingermanischen  ai  den   weg  der  c^^ 
t  fülirtc  betroten  hatte  (ai  —  ^  —  H  —  €),  ist  im  friesischen 
geworden  etwa  zu  der  selben  zeit  wo  im  Angelsactisisc'hen  d:5 
ai  (auf  dem  wege  fw^ — äi  —  a)  m  ä  übergieng.    Das  ai  derde»^' 
gotischen  *t>akrs  (grundf.  *vag^rd'),  vaknnn  (aus  dem  parl.pa^^ 


L 


liese  vor  /t- lauten  im  germanische 


urspr.  *v€i4fhtd-)  entsprechenden  nordfriesischen  Wörter  verhält 
sich  also  völlig  wie  ein  ursprüngliches. 

c)  Germ»  (i)k^)  ^==  urspr.  k*, 
10)  Altfriesisch  hWc  m,  schlag  =  ags.  sle^e  as.  ,4cg}  ahd 
slag  plur.  slegi  an.  slagr  pl  -ir  got.  slahs,  stamm  germ.  slagi- 
aus  ^slahi-.    Die  länge  des  e  im   altfriasisclien  ergiebt    sich   1) 
aus  dem  vocalisclien  auslaotsgeselz,  nach  welchem  i  und  n  nacli 
kurzer  silbe  im   fries.  wie  im  ags,  orliallen   bleiben,   2)  aus  der 
altwestfries.  Schreibung  sleck^   3)  aus  den  formen  der  nenfrie- 
sischen  mondarten,  die  zugleich   die  qualität   des  r  =  got,  ai 
beweisen,  Saterland  skek  schlag  Mor,  Enge  slik  m.  schlag,  plur, 
slihi  prügel   (afr.  e  =^  gol.  ^  oder  omlaut   von  6  ist  Saterl  H 
Mor,  Enge  ei).   Gegen  die  erklärung  der  epenthese  aus  der  Wir- 
kung des  sbimmauslatits  i  spiiclit  die    beobacbtuiig,    dass  die 
selbe  epenthese   auch    beim  stannnauslaut  €t  erscheint  in  dem 
Worte  Amrum  slkilv    plur.   -ar  m.  geschlechl,  arl»    verschieden 
von   sliak,    plur.    der  *-dccb,    schlage.      Icli  halle   das  da-   für 
identisch  mit  jenem  sar  (genaueres  an  einem  andern  orte)^  von 
welchem  got.  mir  aus  *mr-ja-  (Joh.  Sciinjidt  vo<\  II  4K(>),  und 
den    wurzelauslaut    für    das    determinativ  A**,  welches    iti    int- 
jSHyio,  fa-c-io,  griech.  ^--x-a,  t-^jy-x-«,  t-äiti-n-a  skr.  dü-f;,   dar- 
hringen,  gewähren,  verleihen  (durtius  et.*  (>4),  oder  iti  \\\\,'plem 
neben  -plus  erseheint:  das  wurzelverb  ist  ganz  ebenso  gebild*^! 
^vie  griech,  o/Jxm  tote,  das  mit  seiner  sippe  des  iti  tler  bwloii- 
tung  wesentlich  abweiclienden  lat,  ah-oleo  mhaife  ab,  tilge  wegen 
(Fick  ztschr.  XXI,  3)  auf  ein  urspr.  ar  zunlckgefuhrt  wird  und 
cüann  dem  skn  ar-g  verletzen  zu  vergleichen  ist  (CurliuH  a,  a,  o. 
63),  das  aber  dem  ihm  wie  in  der  arl  der  bildung   «o  in   der 
V>edeniung  genau  entsprechenden  as.  slahan  afr.  nlü  ugs.  nledn 
orschlagen,  löten   auch   lautlich  zu   identilicieren    kein  urnlher- 
Vrindliches  hinderniss  verbietet    Sonst  findet  unser  v(*rb  nur  im 
Icellischen  eine  genaue  entsprechung,  p<'rf.  altir   ro  §elach  irh 
schlug  nieder    (Windisch  ztschr.  XXIII,  i^b'jj,    JJie  ziviainfnen* 
Stellung  mit  dem  in  der  bedeulung  nicht  fdinmienden  abaklr. 
hareK  werfen  (Fick*  I  227)  muss  ich  ablehnen*). 

1 1  Das  k  erscbeinl  statt  eine«  erwarteten  fgerm.  g  fttft  h,  &im  ttll  noeli 
neben  diesem,  vor  der  anprdiiglklwii  t^wülllie.    §.  üoiri  VfL 

■)  Solle  Ficks  T«ffliklMQ|  rtelitif  mid  der  «iifielMwIiiii  il*iniia44i  ii#r 
Velare  9etii,  dann  mr^te  die  epentfoe«€  fm  afr,  «lalr  m.  frrillclt  von  diern  i 


460 


Hermann  Möller, 


11)  Nordfriüsisch  *fre/mr  sw.  f.  (Amrimi  friahan  U  pl. 
friühmn)  Sommersprosse  Jiebeii  isL  frehna  sw.  f,  sehwed. /Vefaf 
sw,  m.  dän.  fregne  ne.  frcc/de  (l  aus  n,  Halliwell  dict,  fredsm) 
Sommersprosse*.  Das  germanische  worl  ist  schon  von  Bugge 
zeilschn  XIX,  43K  niit  j^'rieeh.  ni^QKvog  {rtQ^Kvog  Hesych-), 
ni^xüg  niil  dunkeln  ßecken  besprengt,  ntqxw^ara'  rä  ini  m 
nQogmnüv  noiXil^mta  (Ilesycli),  skr,  })f{mi-  gesprenkelt,  bunt, 
scheckig  zusammengestellt  worden.  Die  würzet  ist  parJc^,  ülter 
spark^  Spargere,  zu  zerlegen  in  spar  iintiqtiif  und  das  eben  be- 
sprochene? h^,  NeuengL  freulc  sprenkeln,  bunt  machen  <ius  ags. 
*frecian  ist  denoniinaliv  von  einem  dem  griech*  Trigxog  iriscli 
earc  speckled  entsprechenden  adjectiv.  IsL  sprekla  schwcd. 
diaL  spräkla  sw,  i\  kleiner  flecken,  inaser  ist  woh!  {mit  l  aas 
n)  ursprunglich  identisch  mit  dem  oben  angeführten  des  an- 
lautenden s  vor  der  lautverschiebuug  beraubten  worte,  mhd. 
spreckel  n.  lentigo  (rk  schärfimg  vor  I)  aus  europ»  ^^si^fek^nd-, 
gi-undf.  "^sjyarkhid-.  Mhd,  nhd*  sprntgen  mit  färbe  betupfen, 
bunt  machen  mit  dem  regehechten  fi  aus  h  vor  der  lonsilte 
hat  den  ursprünglich  dem  suffix  angehörigen  nasal  in  ik 
stammsilhe  aufgenommen,  gruodf,  ^spark^nd-ja-,  dazu  mhi 
sprcftgeUn  n,  lentigo,  Nhd.  Sprenkel  m.  lentigo,  mhd.  sprenkekU 
lentiginosus,  nhd.  sprenkeln  nuL  i^prcnkden  ne,  sprinklc:  dleS6 
Wörter  verhallen  sich  7xi  sprtmgen  wie  sich  zu  dem  einfachen 
ahd.  farh  ags.  fearh  =  üL  jjdrsms  von  der  selben  wur/el  urspr, 
spark^  das  ahd,  varcheUn  (s,  G raff  III  «»81)  nlid,  ferkd^l^ 
parszüis  verhält.  Dem  lat.  spurcim  (grundf.  "^spark^d-)  vergleich! 
sich  ags.  fmcop  turpis:  ags.  fraceäu  L  torpitudo,  contuuieliä 
(grundt  *2^arkMtjä)  ist  genau  =  lat.  spurcities.  Diese  ff  orter 
zeigen  das  ältere  a  gcgemlber  den  mit  ihnen  aus  dem  gknchöf» 
urspr,  *fpurk^d-  sparsus  hervorgegangenen  oben  angeführten 
Wörtern  mit  t\  Ebenso  selzt  im  gegensatz  zum  isl,  frelmn  »"'* 
seinem  das  e  in  ti&qkvoc  reflcctierendeii  c  das  nordfrie^is^''^ 
Avort  für  die  zeit  vor  dem  eintritt  der  epenthese,  der  es  seine 
gegenwärtige  vocalgestatt  verdankt,  eine  form  mit  dem  vckäI 
a  Toraus,  dem  selben  a,  dessen  umlaul  wir  im  mhd,  siprcni^ 

des  Stammes  rühren  und  aus  diesem  dann  auch  in  den  a^stamm  gednini?^ 
sein,  dann  kftnte  aucti  die  epeiUbese  im  rjordfries.  *WTek  n.  (s  453)^ 
QetiengL  wreck  (uns  ^vral^jn-)  vom  suffixe  stammen,  da  ffir  eine  voü 
suffixalem  i  bewirkte  nur  friesische  epeiUhese  alsdann  ein  weiteres  heiflpi«* 
gefunden  wiire. 


Epenthese  vor  ģ-kiuten  im  germanischen  etc. 


un 


iiaben.  Nord  friesisch  '^freknc:  isl  frehm  =^  nordfries, 
n,  vrikM  (s.  450)  =  isl,  norw.  reikna:  fries.  rekeum. 
Das  von  uns  geforderte  a  liegt  wirklich  Tor  in  norweg.  Ind- 
ierred  (ThroiidlijenisliR)  plur.  fraknor  Sommersprossen,  frahiaU 
öminersprossig  (Aasen  1H9)  ^=  Östland  frckmdt  isL  freknöUr 
fen.  frfffnd,  ebenste  In  dem  mit  diesem  ursprünglich  identischen 
in-  spraglet  bunt  (dazu  spraffle  bunt  machen)  =  isl  sprekUUr 
orweg,  ^preklnit,  zu  norw,  si)reklor  kleine  flecken,  mhd.  sprige-' 
H  spreckek'hf,  sprickeleld  gesprenkelt  (Wie  vor  urspr,  pala- 
lier»  so  ist  auch  nach  solchen  ein  e  neben  a  in  den  germa- 
tefacn  dialekten  häufig  genug,  z.  b,  ags.  ceofi  md,  kerl  neben 
L  Acurl  abd.  diaraly  ahd.  dievar  neben  ags.  ceafm;  ahd.  </i6i/ 
Jb«»!  an.  r/a/^  dän.  ^förf.)  —  Wie  wir  oben  in  got.  vraikvs  = 
Ki^og  die  im  geriiianischen  erkanle  epenihese  im  griechischen 
flöoiiert  gelimden  haben,  ebenso  finden  wir  die  in  unserra 
PfÖfriesischen  worLe  vorhegende  epenthese  im  ÜLauischcn  wieder: 
i  ^f>rHms  mal,  flecken  auf  der  haut,  im  gesichte  (das  sich 
^\  nordfries.  wode  verhält  wie  griech.  nSgxog  zu  n^Qxyog). 
h  litauischen  findet  diese  epenthese  ein  analogen  in  'preuss. 
|f*t^ii5  JiL  essmas  Iclt.  esms  spiess,  grundfornu  ak^md-f  welches 
^^t*l  seinei-seits  die  epenthese  in  griech*  ctlxpr]  (s.  excurs  V) 
riederspiegelt  ^). 

12)  Ags.  ttecan  zeigen,  unterweisen,  lehren  ne.  t^xich^  wo- 
ibcn  mit  g  aus  h  ahd.  zeigan,  isl  nur  um  che  epenthese  reicher 
^Kas  lab  doceo,  zu  dem  es  sonst  im  laut   wie  in  der  bedeii- 

P^^  Joli«  Schmidt,  der  iti  priszas  (voc.  II  491)  den  Übergang  eines  e  in 
*tl|jimmt,  erklart  (ehd.  495)  i^szmas  —  griech.  idxf*^  mit  Cuiiius  (et.*f)68) 
g^  i-umlaiit,  otler  von  einem  i,  das  einst  ^twischen  dem  wurzekiislaut 
^■iem  -ma-  seine  stelle  gehaht  habe,  bewirkte  epenthese.  Das  litauische 
^Hb«  aber  steht  voc.  II  494  f.  ganz  vereinsamt  mit  seinem  ^  als  ein  worl 
^■«(Tenhar  älterem  dattun  nnler  andern  beispicjen  titanischer  epenthese 
•*■  «i,  in  welchen  allen  das  t,  welches  den  iimlaut  liervoirief,  offen  am 
k^ liegt:  nm  in  die^^e  Gesellschaft  zu  passen  ranste  das  worl  die  gestalt 
^^öisrtmfl*  hal«en.  Für  die  zeiJ  vor  dem  verlorengehn  der  föhhmg 
^Hhen  dem  litauischen  und  griechischen  aber  ist  die  aimahme  eines  t 
^B  urspininghehen  mitÜereti  gilbe  xur  erklürung  der  epenthese  unnötig, 
^n  es  gehört  nicht  mehr  i<gehall  dazu,  eine  i-epenthese  zu  erzeugen,  als 
^^lianden  ^ein  munle  um  an  ilie  stelle  eines  k  den  spiraiiten  lit,  9S  zu 
^^en:  auch  ist  ein  Übergang  wie  der  von  *ah'ima'  in  *aikma'  (wie  er  im 
^«iell  griechischen  vorkommt,  s.  Curtius  a.  a.  o.)  !Tir  diese  zeit  schwerlich 
analogienzu  stützen,  während  der  Übergang  von  ^akhna-  und  *prak^a' 
fikhta-  und  *praik^a-  nicht  vereinzelt  dasteht,  s.  u. 

S3* 


462 


Hermann  Möller, 


tung  aufs  vollst fmdigste  stimmt.     Dns  verb,  urspr.  fkik^  _ 

das   causaliv    der    wurxel  dnkK     Ahd.  seigan   ags.  tncan,  riitfj 

West-  nichl  osigermanisch,  gesellt  sich  als  drittes  m  den 

gernjanischen    causativen    mil    e|)enthese  ahd.  weigan,  »"«d 

ags.  wm^atif  rm:an.  —  Isl.  tethi  \\,  not  weg.  teUm,  tikn  seit« 

tMcm  ags,  täcjcii  (ne,  ^fce»)  nordfries.  H^km  (Amruiir 

n.,  plur.  -=,  Mur,   ükmi)   afr.    /M-tm  as.    t&cmi  alid.  je;««-/*« 

zeichen,  also  geriii.  iaUctm-,  ist  das  part.  pass,  der  seilten  wun&el, 

gruiidlorm  duk^-vd-.    Ebenso  gol,  taih^  f,,  das  iiomen  aclioiiU 

auf  -ni',   gj-ufuif.   dak^-ni'.      Üa>'   k  das  hier  iq  ahd,  zeichaM 

neben  dem  regelrechten  g  im  can^ativ  zcigan  erscheint,  tindö 

sein  aiialogon  in  dem  zu  eigan  besitzen  (nr,  3)  gehörigeo  ahd 

eicMn,  elchinen  addiccre,  vindicare,  ur-eichi  n.  proprium:  ekii&i 

verhält  sich   zu  mgan   n.   eigen  tum  wie  umgekehrt  seidui 

zum  verb   seigm,  und   cidtimn    (abgeleitet  vuii  ak^-nd- 

ist   völlig  analog  ilem    m    svkhan   gehörigen    zeicMnen 

taiknjan,     Griecb,    dtixwfit^    von   welcliem    die    germanischö 

Wörter  nicht   zu   trennen  sind  (wahrend  lat.  dlco  goL  ga-kih 

ahd.  silm  der  bedoutung  nach  ferner  liegen),  verdankt  mein4 

Überzeugung  nach  sein  h,  wie  diese  ihr  ai,  der  epenthese,  d^ 

selben   die   wir  oben    in   irsixu),    iy^$niiAti\  ^^Xt^^if   ^*^h   u^^?^ 

sahen-    Alle  abnormitäten  fallen  bei  dieser  erklärung  mit  eirtel 

schlage  fort,  1)  das  ionische  d^eo),  tdt^a^  d&dfy/iaf,  n^oAlnim 

anudi^i^y  vM  denen  sich  die  formen  mit  t*  verhalten  wie  .t*i>< 

zu  nexm^   tr^VEiyfiai    zu    iv^vs/fiat  und    wie  xQ&i(fawVf  ftsi^0i 

zu  den  der  epenlhese  des  *  enlhelirenden   ion.   x^icamy,  (ii^vi 

2)  die  im  praesensstamm  datK-pv-,  verglichen  mil  dem  lateiniscj 

germanischen   deika-,    dem    anschein    nach    enthaltenen   tvä 

praesensbildungen,   3)  das  durch  die  ganze  ilexion  sich  gleid 

bleibende  J'fiif-  ohne  ein  kürzeres  dijf-:  alles  ist  dann  in  schönst 

onhmng.     Das  ältere  Öbx-  erscheint  noch  im  homerischen  pltl 

med.   df^i-di^farai   bewillkomnmen,  praet,  ätidaxio^  dftdixattß 

von  den*  in  der  weise  andrer  »ntensiva  wie  dat-dai-,  ncti-qai 

dn-dtX't  praes.  daiÖäkkw^  natffdaaw,  dttdi(Saofiai,  redupliciertl 

verbalstamme  dfi-dex-;  die  formen  können  praesens  und  imp4 

fect  sein  von  consonantisch  aiKlautendem  unerweitertem  prä 

*)  Uebcr  iiUJi^ttTttt,  ^men^Hioitai  und  4H4i<Txoju<u  handelt   *?o^hen  C 
Meyer  (Bt^/xenb.  beih-.  II  '■im  (T.),  der  ancb  eintf  wurxdi'orm  J*je-  uusüi 
gewinnt,  die  er  mit  skr»  däc  einem  g^tte  ilienen,  büldi|j?eu  verg:lejchl  (i 
<idf  ntier  auch  ans  \nisrer  wuiüpI  äak^  hervorgegangen  ist). 


Epenthese  vor  IMauten  im  germaiUHdieu  etc. 


463 


seiisstainme  (wie  dixttrai^  part.  d^y^BioCy  Curtius  verb  I  151, 
n  144  f.).  Jünger  als  dfEW«xro  {welches  praet.  der  Odyssee 
tehll)  ist  das  der  Odyssee  eigentiiniliche,  der  Ilias  uobekante 
h^iiöx^jQ  bewillkoinninete^  parL  dHdi(fx6p,$voc,  ÖBÖtaxo/asroc 
von  dem  durch  -ffxo-  erweiterten  praesensstatiiine  (detötaxo-  aus 
M«i-rftjf-tfxa-j.  (Wenn  dtidixaTat  etc,  perfect  und  plusquam- 
perfect  sind  dann  verhalten  sie  sich  zu  ihrem  durch  *(7xo-  ge- 
bildeten praesens,  wie  perf,  Sf^idmnu  fürchte  mich  zum  praesens 
auf  -/(>-  Sttdi(Ttiofim  fürchte  inieh:  jiraesens  und  perfect  Iiätten 
dann  die  gleiche  intensivreduphcation).  Neben  dem  homerischen 
inxavouirto  bewillkommneten  besteht  ätxaräta^*  äünatExm 
[Hesych.):  Cui'tios  (verb  1261)  hrdt  es  für  möglich»  dass  dieses 
ebenso  aus  dfx-  (dixi^v^m^^  dsxofim)  gebildet  sei,  wie  jenes 
lös  dstK'f  einfacher  ist  es  ohne  zw^etfel  dies  SExaraofim  eben 
l^hrri  zu  stellen,  wohin  die  andern  oben  angefOhrteo  bildungeti 
^r  gleichen  bedeutung  gehören  {detun^invog  bewillkommnend, 
•  IX  196,  Od.  IV  59)  und  das  dstx-  in  öttxavdofxtu  wie  in 
^*^yvfst  durch  die  von  uns  behandelte  epentbese  zu  erklären. 
'^ss  aber  die  würzet  dieser  Wörter  mit  der  von  dixopm  (aor, 
^n  consonanlischem  statimie  dtxTo)  ursprünglich  identisch  i&l 
^tle  uns  schon  oben  (nr,  1)  ahd.  s^ha  daxtvkog  zeigen  können. 
^i6  das  futur  dfi^m  etc,  und  ästxarciofiui  so  Iiat  auch  unser 
ort  leichen  eine  der  epentbese  entbelirende  form  neben  sich: 
*s  altisL  täkn  n.  zeichen,  täkna  bedeuten,  die  ältere  form 
-•leasb,-Vjgf.  627),  welche  von  der  jungem  mit  epentbese  teikn, 
^kna  verdrängt  wird,  iäku  wird  wie  oben  Mkn,  vajm  seine 
^calgestalt  dem  einfluss  des  mit  dem  nasal  anlautenden  suffixes, 
-^  n-umlaut,  einem  notwendig  alten  vorgange,  verdanken;  zu 
*UJide  liegt  eine  form  mit  e  {^ihk^-nd',  "^ätjch^ä'^  *itkmi-^  über 
ÄS  e  neben  a  s*  u,),  deren  e  dem  «  in  Sixai^-äopm  entspricht.  — 
^ne  indogermanische  «Wurzel,  äik^  zeigen,  von  welcher  die 
iechischen  und  germanischen  Wörter  hergeleitet  werden,  hat 
■cht  eidstierl:  über  lat,  dlco  got,  teilm  und  skr«  dl^.  m  ihrem 
-«•haltniss  zum  urspr.  tluk^  s.  u,  s.  488. 

13)  Abd.  spülcfia  mhd.  Speiche  sw,  f.  mnd.  apeke  nnl  speek 
^gs,  siHk'u  s\\\  m.  ne.  spokc  speiche,  radius  rotae.  Das  ai 
^  nur  westgermanisch*  Das  selbe  wort  ist  in  allgemeinerer 
*dcutimg  auch  ohne  die  epentbese  vorhanden,  ahd.  spacha 
^*  t  spaclio  sw.  m.  stärkerer  bolzspan,  bolzslecken  (mhd,  dürre 
^^hen  dürre  reiser),  jetzt  obd.  siHicJmi  holzstecken,  nnl.  spaak 


r,   Sparren^   handhabe»   hebe^  spa€ik  van  em  mel  rads 
hand'Spaiik   däii.    händspage   hebel.      Die    wurzel   ist  spak^,  in  ^ 
jüngerer  gestalt  ^Mik\  befestigen,  fugen,  wovon  griech.  frf/j^vtf««  ■ 
lat.  panga  (Curtius  nr.  343):  »speieben«  heissen  die  holzeman 
pflöcke  weil  sie  in  die  nabe  und  die  feigen  des  rades  hi  '%h 

werden,  ne,  spokü  heisst   darum   auch  die  sprosse  eii  ?r, 

nnl.  speck  auch  das  miUelholz  einer  Stuhllehne,  spak^  (pok^) 
befestigen  und  $}Kik^  (pah^)  siechen  sind  ursprünglich  identisch 
(s.  u.  s.  4yO),  Neben  jenen  wöHera  mit  dem  vocal  a  halben  wir 
mildem  vocal  c,  durch  epenthesei,  isL  ^nk  t  holxstecken,  norvrcf. 
spik  L  Splitter,  hölzerner  ptlock,  Hste-sptk  schuhpflock,  hjül-ijUk 
radspeiche,  /Aant/'^/jJ/i;  hebel  (Aasen  743),  consonantischer  stamm 
(plur,  an.  .^piiT),  suflixlos  von  spak^  stechen,  befestigen,  wie  au. 
tik  t  Uündin  (p!ur.  tikr)  norw.  schwed.  tik  f.  dass.,  von  dak^ 
beissen.  Hd.  spicke  (?  radius  spycke  Diefenbach  gloss.  lat.-gerii»* 
483)  ==  s^mche  radius.  Norweg.  sinkur  m,  kleiner  nagel  von  eiserm 
dän»  sptger  fries,  nd.  spiker  nnl  spijk^r  m.  langer  eiserner  nag»*^ 
md*  spwhcr  ni.  nagel,  nhd.  *speichernagel«,  vgl  grlecb,  näncalo^^^ 
pflock,  hölzerner  nageh  Daneben  ohne  das  -ro-  norweg.  (GutL — ■ 
brandsdal,  V^ilders)  schwed,  spik  m.  nagel  ne.  »pike  pllocfe  t 
langer  hölzerner  nagel,  nagel,  ebenso  das  verb  schwed,  .^/Js^^ 
nageln,  annageln  nc.  spike  mit  nageln  befestigen  neben  norweg"- 
sptkra  etc.  nageln,  naccaksinv.  Im  litauischen  gehört  z:«-^ 
unsrer  wurzel  pthdnas  siilitler  (im  finger).  Das  /•;  der  angc^^^  J 
führten  germanisclicn  Wörter  ist  als  ursprünglichem  k^  ent:^" 
sprechend  anerkant  im  westgermanischen  nd.  fak  fries.  fek  b(^ 
foßh  n,  fach^  das  »gefügte*  neben  dem  regelmässigen  g  aus  i 
weslgeruL  causativ  as.  ßgkm  ags,  ß-^an  fügen  =  skr.  pOrA] 
binde:  zu  diesem  fach  verhält  sich  das  adj.  an.  spukt 
norw.  schwed.  spak  dän.  spag  zahm  (von  tieren),  wzl  spoi^ 
befestigen,  wie  zu  äofwg  das  adj.  an.  tamr  hd.  ^am,  wzl 
wovon  aiL  ißdr  etc.  n.  bindseil,  grundf.  "^ädm-ira-  (excurs  VT^' 
lÄL  poias  (Ness.  1^95)  fuge,  falze,  hohlleiste  wie  prUm  (eb<3' 
315)  neben  presms  mal,  Hecken,  das  i  dem  griech,  lat,  P 
germ,  k  entsprecliend  V  —  An.  feikn  (in  feikn-siaflr  unheil- 
volle runen  =  ags.  fdcvf^skifas)  ags.  fäcm  n.  dolus,  fraus  as. 
ßkan  ahd.  feichan  n.  trug,  hinterlisl  arglist,  adj,  fekhan  arg- 
listig, betrügerisch  ist  das  pari,  pas^;.  auf  -na-  der  des  if  t?o^* 
behrenden  Avurzel  pak^^  grundf.  ^pak^nd-,  sich  lautlich  gcn»*^ 
so  verhaltend  wie  oben  ^ekhan:  die  bedeotungsentwicklung  '^ 


Epenthese  vor  i^-latrten  im  germatiisehen  etc, 

\te  wie  in  griech.  nüyi^  sehlinge,  falle,  fallstrick,  list, 
tu  ÄU  vergleichen  ist  mhd.  räch  n,  fanggeHeclit  zum  fisch- 
PQgnetz  für  vögel,  vein^vai^f^  il  fangnetz.  Unserem  feichan 
d  subst.  entsprielit  griech.  nvxno^  öolog  {nvxtvdi^  äoXov 

II.  VI  187),  nvmyog  koxog  (II.  XXIV  779),  laL  pugna 
luächla^  {piupiarr,  puffnam  (iure  Plaut,  Terenl.  »machinam 
Ire  ad  faüendunj  ei  tVauclanthini^s):  das  graecoitalische  ti 
I  aus  nasaliertem  (tf  nv^yog  aus  ^^pqkhid',  urspr,  *pakhid-^ 
Wie  laL  pufjua  kämpf  aus  "^pfikSui  aus  "^pak^'nd  neben 
Ma  aus  ^jmkMd  niil  dem  parallelen  suffixe,  graecoital. 
lUrlius  nr,  384)  in  laL  ptuj-nus  griech,  nvy-pijj  nv^  aus 
»ben  slav.  j;t'^//  pugnus  aus  "^fntk^'H',  westgerman.  ahd, 
as  '^fiVfsl  aus  "^funlibi  ^^  »das  erlassen«  zu  fäftan)  aus 
(f-  (vgl.  Joh,  Schmidl  voe.  I  167).  An*  feikn  adj.  imnianis 
iknust  Hyndiuljöd  39),  ßllnlvjr  dass.,  feikn  t  immanitas 
jpai^-wi-j,  gen.  sing.  u.  plur.  feitmry  fcikna  als  adv, 
4sig,  ungeheuer,  z.  b.  füikfui-mikilt,  ags.  ßciie  adv,  mag- 
zeigen  die  bedeotung  des  griech.  nvxmgj  adv.   nvx^wQ^ 

im  nordischen  eine  mehr  hy[jerbolisc!ie  ist.  Wie  oben 
|>en  feikn,  ebenso  liaben  wir  hier  mit  dem  selben  vocal 
t.  afr.  ßken  ( Wangeroge  ßken)  oft  nordfries.  Sylt  fäken 
tken  mnd.  väk*fne  o%  genau  stimmend  zu  griech.  nvxv&p^ 
oft.  Slav.  positHt  navovQyog,  callidus,  pösiv^stvije  n. 
ir/a,  fraus  lässt  ein  verb  *püsiti  vermuten  (=  ags.  feccan 
i  holen,  wozu  ne.  /eich  list,  kniff,  kunstgriff),  zu  dem  sich 
arglist  verhält,  \vie  ^vichan  zu  dovcn\ 
,  An.  dk  ahd,  eih  mnd.  ek  f.  ags,  de  eiche.  Die  älteste  form 
tes  liegt  im  nordisctien  vor,  gen.  sing.,  nom.  acc.  plur. 
*  (aus  "^aikeg)^  also  consonantis<j:her  stamm  germ.  aik-, 
fklärung  unseres  Wortes,  welche  von  der  Voraussetzung 
(,  dass  das  ai  steigerungsdiphlliong  der  /-reihe  sei,  hat 
Inen  anklang  gefunden.  Grassmann  (deutsche  pflanzen- 
nr.  6i8)  erklärt  die  eiche  als  den  3>den  götlern  geweihtenc, 
U*  bäum  von  der  wurzel  jag^  verehren,  heilig  halten, 
erger  (ztscbr.  für  deutsche  philol,  V  i229)  stellt  eik  mit 
HH  rasend  zu  skr.  e<j  sich  regen,  sich  bewegen.  Nach 
außassung  ist  das  ai  ein  a  mit  hinzugetretener  epenlhese 
t  germ.  k  Vertreter  eines  ursprünglichen  k^  wie  in  den 
übenden  und  den  im  excurs  VII  zusammengestellten  fallen, 
D.  aih-  also  aus  einem  urspr.  ♦oA*-  hervorgegangen  (das 


aaiin  Mol 


l==mspr.  JcK  wenn  es  nur  vor  der  ursprünglichen  lonsilbe  er- 
scheint, stamnil  aas  den  sog,  schwachen  casus,  gen-  ^ak^ds,  loc. 
^akH  etc.,  ebenso  bei  den  oben  aufgefulirten  an.  Ük  und  «pit). 
Die  würze!  ak^  beissen,  essen  *)  gäbe  uns  einen  ^essbaum«  i^leich 
der  buche;  ein  fem.  ur^pr.  *aft^-  von  dieser  wurzel  wüi de  ruiiHclist 
>speise€  bedeuleti^  dieser  naine  tnüste  dann  speciell  die  essbare 
frucht  bezeichnet  haben  und  von  dieser  endlich  auf  den  baom 
übertragen  sein.  Diese  etyniulogie  aber  erfahrt  keine  bc^tätigung, 
wenn  wir,  was  vor  allen  dingen  geraten  ist,  unser  ^ak^-  an 
andre  bauninamen  anlehnen,  welche  das  selbe  wuraelelemeüt 
enthalten»  Am  nächsten  vcrwant  scheint  der  nauie  des  ahorns, 
lat.  iiccr  n.,  grundf,  '^ak^as:  die  Wurzel  ist  ak^  scharf  sein,  spiüs 
sein,  treffen.  Das  griech,  S^va  ein  waldbaum,  grundf  ^(ik^Mü 
(die  endung  wie  in  oiava  weide,  grundf,  vaitva)  stammt  von  der 
durch  s  erweiterten  wurzel,  ganz  ebenso  wie  griecL  o|rfe 
grundf.  '^ak^ml-,  gegenüber  dem  gleichbedeutenden  akH-  (lelt 
ass  scharf,  schneidend)  der  verwanten  europäischen  dialekte*)» 
d|i»'iy  egge  (^ak^s-iml)  gegenüber  dem  ihm  parallelen  alid.  «;«& 
(^ak^-itü),  griech.  dl^tpfi  axl  gegenüber  dem  gut.  ak-viz-i  abi 
ach-us  t  Wenn  der  ahorn  von  der  gestalt  seiner  blälter  b^ 
nant  ist,  dann  kann  auch  unser  name  der  eiche,  *a4*-  f.,  den 
>spitzen<  bäum  bezeichnen.  Der  so  benante  bäum  könte  di« 
stecheiche  gewesen  sein  (quercus  ilex  L.,  griech.  uqIvuc^  poto. 
östro-krzcw)  mit  ihren  stachels[)ityJgcn  blättern:  der  lateiiusche 
name  Uex  kann  zu  der  gleichen  würzet  ak^  gehören,  aus  eioeoi 
o-stanmie  (Hk^-lä-)  weitergebildet  (vgl.  ramu^f  rümex^  etc.,  neben 
Ui(^Um  bestand   ein    lUtmn,   Quicherat  addenda   124),  ebenso 

*)  Diese  wurzel  liegt  im  trermaniiichen  vor  in  dem  gemeiruiordiscl>öi 
Worte  agn  ii.  speise,  locks^^eiiie,  esca,  urspr.  pari.  pass.  ♦aJt*ftd-^  rior^ög. 
ognAaun  ohne  speise,  an*  norweg.  egna  mit  speise  versehn,  lockspei^e  *"' 
die  angel  heften. 

*)  Germ*  *<i^a-  scharf,  schneidend  ist  erhalten  in  achwed.  ag  m.  auiwp^' 
grns»  schneide  (cladiuin  mariscus)  *uk1  m  ahd.  mj  harsch,  pcrca  =rUt,  «<** 
nh  honihecht,  ferner  als  ei^stes  jjlied  ei nus  curnposi tum,  wie  jni  \\kl,acipf^ 
ötÖr((lct-,  nicht  tJirc*-  oder  tJr/wt-|>et*«fT,  Braml>ach  lifllfsli.  2t!),  äo  in  ^«cliwetl- 
ahhofte  m.  clän.  aborre^  heide?*  aus  ^aff-borrc  (altschwed.  altdüji.  rnfh-bcf^* 
'bOfTtxs)  harsch,  perca  (der  zweite  bestandteil  ist  nach  laut  und  Iterkao^ 
identisch  mit  norw*  schwed.  etc,  borte  m.  kielte,  auch  seeigel,  aus  *ltH^i^* 
urspr.  Hihar&dn^^  das  mhd,  hars  ags.  btaf^  perca  ist  nrspr.  ^bhdrsa*  "V<"^ 
der  Wurzel  bhar-s,  wovon  skr.  bkrHÜ-  f.  spitze,  zacke,  ecke  =^  au*  burti  ^ 
bffmt  f.  börste).  Vun  der  würzet  ah^  flammt  auch  der  litauische  naiöß  **• 
fisches,  lelt  ateWs  lit.  eszerys  Imrsch. 


Epenlhes«e  vor  A'-lauleri  im  germanischen  eic. 


H37 


'ie  fnlu  pfeiler  (aus  ^^tekHd)  sich  zur  wurzel  puk^  festigen  stellt, 
l*-f,  könle  aber  auch  ursprünglich  die  föhre  (als  »nadelholz«) 
«zeidiuet  haben.  Der  name  gerau  uik-  bezeiclmet  im  hohen 
öfdeii,  bis  wohin  die  eiche  nicht  gedrungen  ist»  die  föhre: 
HS  isl.  eik  bedeutet  nicht  eiche,  sondern  1)  bäum  überhaupt 
ni  ^)  föhre,  und  das  aus  dem  genn.  worte  frühe  entlehnle 
nnische  aikki  (Thomsen  s,  129  der  deutschen  ausg,)  bedeutet 
pinus  procera«.  Ebenso  entsprieht  dem  lateinischen  namen 
er  eiche,  querem^  der  germanische  name  der  föhre,  ahd. 
|k  mhd»  vorJw  etc.  Max  Müller,  vorles.  11.  ^W^),  nur  im 
Pesten  Süden  des  german.  gebiets  besieht  ein  langobard, 
t^a  aesculus  (edict.  Rothari  3Q0),  ahd.  vereh-eih  (Graff  1  127), 
bd.  ferch  eichenholz  (Stalder  Schweiz.  idioL  I,  303).  Ahd.  kmna 
t  »Rabies«  und  *quercus«  (s.  Bezxenb.  beitr.  1  167).  —  Wie  unser 
ame  der  eiche  mit  dem  naraen  des  ahorns  nach  unsrer  auf- 
issung die  wurael  ak^  gemein  liat  ebenso  teilt  der  name  fjuercm 
^  forha  den  wurzelbestandteü  urspr.  k'^r  mit  dem  nordeuro- 
tischen  namen  des  ahorns,  russ.  klenU  an.  hlynr  nhd.  Ime  (acer 
btannidesL.),  mhd Jin-hourn  ohd.  hm-hanm,  Icln'ühQrv^  und  dem 
^Itisch-germnnischen  namen  der  Stechpalme,  körn.  ^-Wm  uicia« 
^m^ktlen  (Z.*  1077)  ^=  ags.  i^holen  ulcia«:  die  bäume  scheinen 
yn  ihrem  harten  und  schweren  holze  l>enant  zu  sein.  Dies  aber 
l  geeignet  unsre  Vermutung,  der  ahorn  lat.  acer  und  unser  germ. 
'*-  seien  von  der  gestalt  des  blattes  benant,  zweifelhaft  zu 
achen,  denn  was  der  föhre  oder  eiche  und  dem  ahorn  gleich- 
'ässig  den  namen  gibt  wird  schwerlich  das  eine  mal  das  holz, 
*s  andre  mal  das  blatt.  gewesen  sein.  Der  griechisclie  name 
•r  eiche,  Sqvc.  dem  das  air.  daur  quercus  aus  ^äark  (Stokes 
*itr.  VIII  307)  wm  zelverwant  ist,  bedeutet  ursprünglich  nur  holz, 
**itn,  nUiQa  d(*fi;  ist  die  fichle,  =^  skr.  dru,  ilürUf  hoiz,  bäum, 
i^nso  hat  der  slavischo  name,  abulg.  dqhü,  zunächst  nur  die 
'deutung  bäum:  das  wort  enthält  vielleicht  das  selbe  dhah 
't  nasalierung,  das  in  abulg.  duthU  fortis,  und.  nnl.  d-eftkj  ge- 
■Ren,  ansehnlicli,  ahd.  taphar  fest,  gedrungen,  gewichtig  vor- 
W*  Aus  diesen  versehicdent^n  benennungen  geht  hervor,  dass 
^uropidschen  dialekte  zur  zeit  der  noch  bestehenden  fiihlung 

P^  Nach  Max  MüJler  a.  a.  o-  all  a.  liegt  den  i*e<Ieutuiigsöbergängen 
^  —  eiche  und  eiche  (tfny^f)  -^  buclie  ein  Wechsel  der  Vegetation,  die 

Inemark  nachgewiesene)  anfeinanderfoly:«  einer  föhren-,  einer  eictien- 

IBQer  hucbenpcriode  zum  i^iuude. 


468 


Hermann  Möller, 


ein  wort,  welches  ausschliessÜcb  die  eiche  bezeichnet  hätle, 
nicht  besassen,  nur  verschiedene  nameo  füi'  den  bäum,  dor 
das  holz,  daf5  j-lrarto«  lieferte.  Auch  das  germanische  aik-  Itaiiii 
nicht  von  vorne  herein  die  bedeulung  »eichec  gehubl  habeu:  die 
im  isländischen  vorlie^'ende  allgemeinere  bedeulung  »baunu  wirf 
die  ältere  sein.     Das  langobard.  ttwdula  robur,  tjii'  Iseht 

dem  lit*  weVi/Ä'  nu  holz,  bmihoiz,  bäum  verwant  zu  _  nam 
g,  d.  spr.  1026).  Das  latein.  röhur,  aller  r&bm  lu  bedeulrit 
harles  holz»  kernholz,  stamm  oder  balken  von  starkem  bolie, 
erst  an  lelzler  stelle  eiche»  sleineiclie.  Fick  deulete  wb*'  166 
die  möglichkeit  an,  dass  röhus  dem  abulg.  dtrahrä  fortis  pota. 
chrohry  wurzol verwant  sei:  diese  von  Fick  selbst  nicht  als  & 
wahrscheinlichste  angesehene  etyniologie  scheint  mii"  das  richtig« 
eher  zu  treffen  als  irgend  eine  andre  von  dem  tat,  wort  p 
gebene  (Kuhn  ztschr,  VI  390  setzt  röhur  =  skr,  radhas  abaktr* 
rüdaiik  opfergabe,  die  vergleiehung  mit  skr*  tabhas  gewallt  uu- 
gestüjn,  zu  dem  lat.  rabcre,  rabiea  gehört,  scheint  Bezzenbergcr 
bei  seiner  etymologie  des  sjiionymen  germanischen  wortes  im 
äuge  gehabt  zu  haben),  Ist  Ficks  Zusammenstellung  richtig, 
dann  gehört  rübur  ferner  zu  dem  mit  abulg.  chrabrü  (was  m 
einem  andern  orte  näher  zu  begininden  ist)  wurzelverwanlen 
hd.  sarf,  sarph  acer,  acerbus  -^  scarf]  scurph.  Mit  röbur  stimmt 
ac^r  ahorn  in  seiner  hildung  uberein:  die  woMe  sind,  da  der 
vocat  tat.  a  auf  ursprünglich  unbetonte  sübe  hinweist,  ak 
neutra  von  ursprünglich  oxytonierlen  adjectiven  aufzufassen. 
mer  ist  ein  urspr.  *ak^<is  das  »sctiarfe* :  im  griechisdien  uni 
germanischen  sind  die  participialsuffixe  -td-  und  -nd-  hinzu|{&* 
treten,  ahd.  ahorn,  m.,  grieeh.  äxaaroc  ^  ai(4pda^vüQ  (Hesych^t 
ctcir:  axaßfüg  =  vefus:  vetushis,  Aellcr  als  die  benützung  des 
holzes  als  niaterials  zum  zimmern  des  hauses  war  natürlich  4e 
Verwendung  desselben  als  vvafle:  ddru,  griech.  öoqv  =^  abal^ti*- 
düuru  Speer,  holzslock  skr,  tMru  holzscheit,  holzstück,  ptek, 
ist  niclil  das  gespaltene,  sondern  das  spaltende  holz,  dann  erst 
der  batken,  das  bauholz,  endlich  im  Jüngern  sanskril  aucl)  ^^^ 
bestimmter  bäum,  eine  kiefer,  an.  (tskr  ags.  äse  war  zunäch^*- 
die  lanze,  dann  der  bäum  von  dem  sie  genommen  wai'tl,  J«^ 
esche,  ogriy  ist  der  speer  (Archiloch,,  Eurii>.),  dann  die  bn^bß 
(Theophrasi),  ebenso  bezeichnete  ui^r.  *ak^ds  das  »spitBe^f» 
i>scharfe^<  (seih  däru  ?)  das  zur  waffe  dienende  holz,  dann  ers< 
den  bäum  mit  dem  harten  holze.    Die  selbe  entwickelung  der 


icdeutung  ist  für  das  uns  beschäftigende  germanische  wort  aii- 
Bmehiiien;  *«/:'•  wird  zunächst  das  bolz  als  waffe  gewesen 
Bein,  dann  bezeichnete  es^  und  diese  fulgeoden  bedeutungen  sind 
Er  das  germ.  atk^  noch  naciixuweisen,  da^ij  hulz  überhaupt,  den 
teilten,  den  bäum,  endlich  einen  beslimmten  bäum,  die  föhre 
oder  eiche,  ak^-  f.  ist  als  zweiter  bestandteil  enthalten  in 
{riech.  Üfily-an-  t  gabel  zum  worfeln  des  getreides:  dass  es 
sicL  sonst  nicht  findet  verschlägt  nichts,  denn  eine  so  einfache 
■Mttng  muss  in  der  grundspruehe  vorhanden  gewesen  sein, 
^Bp  sie  auch  nur  einem  dialekte  bekant  ist.  Als  das  praesens 
^■Wurzel  ak^  treflen  noch  "^dk^-mi  lautete,  da  war  ^ak^-  die 
^Bkchste,  die  von  selbst  sicli  ergebende  benennung  der  treffenden 
Wfe:  einer  Jüngern  zeit  war  diese  bildung  nicht  mehr  möglich, 
eine  solche  bildete  das  griech.  axorr-,  ^ak^-  t  verhält  sich  zu 
^k^man-f  dem  treffenden  stein,  wie  z.  b.  lat,  Mx  zu  Mmen  an. 
lidmi:  die  eiche  war  dem  selben  gölte  heilig,  dessen  waffe  der 
dkhimu-  war,  dem  donoergott,  ebenso  gehört  zu  langobard. 
^uedula  eiche  nach  Grimm  ahd.  lauc-medüi  fulmen,  donnerkeil 
(Graff  II  707),  W^'-  vei'hält  sich  zu  dk^a-  achse  wie  tat.  lihr 
Jtu  au,  lios:  lässl  sich  wahrscheinlich  machen,  dass  das  woH 
öl*«a-,  ak^si'  achse  vor  der  erfmdung  des  wagens  die  bedeutung 

IioIzk,  »balken^  gehabt  habe  (eine  andre  specielle  bedeutung 
w«^tsl  Job.  Schmidt,  die  würzet  ak  32»  für  jene  ältere  zeit  dem 
Worte  zu),  dann  dürfen  wir  die  selbe  bedeutung  auch  einem 
fetniiiin  *aA*^-  beilegen.  Der  name  der  achse  zeigt  die  bedeu- 
^^5holz,  balken  im  latein.  a.ms  (ital.  a^se  t  franz.  ais  ni.)  assis 
^«  t,  starkes  breit,  bohle  und  im  alt  friesischen  axe  t  (dem 
gerat,  welches  in  der  sage  vom  Ursprung  des  friesischen  reclits 

'r  dreizehnte  asega  auf  der  achse I  tragt  und  mit  welchem  er 
'^s  steueriose  schiff  zu  lande  steuert)  ^).  Aus  der  allgemeinen 
leutung  »balken«  konte  sich  die  specielle  bedeutung  »achse« 

^Wickehi,  nicht  umgekelirt  aus  der  specieüeii  bedeutung  3> achse« 
allgemeinere.    Es  ist  das  natürlichste,  dass  n^an  nach  der 


RichUiofen    rechbq.    430    f.,    Oude    Triesche    wetten    ed,    de    Haan 
Sma   U    iib,     aae   wird    im   inii*i    Groiiiuger    texte  durch  rectn  rudcr- 
t^egeben  (vgl,  Vau  den  X  geboden,    ms.   auf  der   Oldeuhurger  IjibL 
^T<fhant  qwtvi  dat  schip  .  .  ,  do  en  httddcn  jjr  netien  rcfncft.    Seat  dar 
en  iuncvfowe    springhmde  .  ,  ,  de   hadde   etien   r einen   up   erem 
^'«c«)  und  von  Wierdsnia  und  Biaiit^ma  178^  »ein  ätöck  holz«  übersetzt 
irend  die  meisten  jQn^erii  eiklärer  axe  tk\s  uxt  fassen). 


erßndung   des   waifens   den  balkea,    welchen   man   zur  actee 
nahm,   Tiiit   dem   selben    namen   zu    bezeichnen    fortfuhr,  mil 
welchem  man  ihn  xuvor   benaoie.     Im  norwegischen,   wo  das 
alle    durch   -la-   erweileite    wort    (an,    pjcuU    allsehwed.  axd 
schwed.    dan,   nordfries,  axvl  ni.   ne.  aulc  achse)  verloren  g^ 
gangen   ist,   hcisst  die  achse  as  m»   d,  li.    »balken«.    Für  die 
benenimng  einzelner  teile  des  Wagens  oder  pQuges  durch  worte, 
welche  zuvor  ^ holzt,  »balkenc  oder  j^baum«  bedeuteten,  Insm 
sich  nuch    manche  beispiele  anlühren,    so  bezeichnet  da»  oii- 
rneiär  bäum    (norweg.  meid,  i-stanim,   schwed.    dän,   medt/yk- 
stainml    speciell,    in   der  Jüngern    spräche   ausschliesslich,  die 
schiene   oder  kufe   des   Schlittens  und    das  mcdulu  langwiede» 
hinlerdeichsel  der  lex  Alaru.  %   ist  nach  Grimm  a,  a*  o.  69ß 
identisch  mit    dem   langobard.    medula   eiche.     Die  bedculurig 
tholz«  für  unser  germanisches  aih-  zeigt  sich  besonders  deutlich 
im  aitTriesischen  in  den  allitterierendeu   formen  ?/mi  ende  ak 
»eisen  und  holz«,  erthe  ende  ek  (westfr.  mit  höre  et^e  mithoUCf 
mit  cerdc  ende  mit  ('ke  bei  Richthofen  41G,  1,  17,  22»  de  Haan 
Hettüina  II  128  »mit  erde  und  holz< :  die  selbe  aihtteration  ist 
erhallen  in  der  md.  formel  die  mh  eich  uml  erde  stM  Schott 
Stadt-  und  landrechte   III  19i,  in  welcher  ursprunglich  gewiss 
nicht  die  eiche,   sondern  der  baom   überhaupt    gemeint    war). 
Hszmie  wiihthe  (f,)  heisst  den  Hustringern  (Richth.  539,  23)  was 
den  Westfrieseii  hotima  witta  (plur,,  ebd.  XXIV  unten,  440^  33) 
hölzerne  stränge,  also  wolil  weidenzweige  (doch  mhd«  eichm  wii  f* 
Strang  aus  eichenzweigen?  s.  Grimm  RA.  683  f.).    Im  altfries- 
nnder  eke  and  umhr  erthc  nni  sarge  und  im  grabe«  bezeichnet 
ek   den   ausgehöhlten  baumstamm.     Schwed.  ek-siock   ist  der 
aus  einem  balken  oder  baumstanim  ausgehöhlte  kahu  ohne  kiel, 
wie  Veliejus  Palerc.  {%  107)  dies  ^navigi  genus«,  »cavatume^c 
materia  alveum«  auf  der  Elbe  sah,  das  selbe  ist  durch  -ja  ab-j 
geleitet   an,   norw.  eikja  schwed.   eku  sw,  f.  dän.  ige,     Gleic 
dem  an.  askr  ags.  äse  bezeichnet  auch  ags.  äc  den  kahn» 
schiff  und  mnd.  ek,  eke   l\   ein   plattes  flussschiif,    diesem  ahi 
steht  zur  scite  das  gleichbedeutende  lläni.  ake^  aeke  nnl.  (lak 
L  fkissschiff  mit   flachem  boden,  in  welchem   das  alte  *öi^- 
holz,  balken,  aus  der  consooanLischen  in  die  fl-dechnatton  üb^t 
getreten,  für  eine  specielte  bedeutung  in  einem  winket  des  i^] 

^)  und  naeke,  naah  wie  mml   asch  und  naack  m.  hölzerne  rchadi»  ^ 
(=esclie):  das  n  rührl  vom  uubeslimmlen  artlkel. 


RB^vSnFrainJnim  germanischen  eB 


I 
I 
I 

I 

I 


^^tiisclieii  spracligebiels  ohne  die  epenthese  erhalten  ist.    Ebenso 

**^XHrhnet  skr.    (Mru   R\\   10,    155,    3   nach   Grassniann    den 

^hwimmenden    balken  oder  kahiL      Das  ags.  eäd   iioter   und 

Öas  gleichbedeulen<1e    deutsche  Jean,   isi.  Jcani  liölzernes  gefass 

dan.  kane  schulten    mnd.  nuK  kane  m.  nnl  kaan  f.  linier,   die 

sich  zu  einander   verhallen  wie  die  participialsuflixe   44-   und 

-iid-,  sind   vielleicht    ableitungen   dieses  selben    germ.  *ak-  mit 

abfall   des    tinlanlenden    ursprünglich    unhelonten    a:    ags.    cäd 

verhielte  sich  zu  diesem  wie  got.  Ituhml  zu  !al,  lux,  —  Von  %/*- 

bauni  ist  abgeleilet  got.  akran  n,  bauinfrucht  md.ackenij  eckem 

(Jenas  ^=  goU  aimn,    dieses    wäre   got.    *akrin,  das  ek  ist   die 

»schärfung'ii  vor  r)    mnd.    ekermij    eekerm  n.  coli  eichen-   und 

buchen frucht,   eicheimast    an,  akarn  diin,  agern    n.   eichel  ags. 

äcem  n,    nnh   akcr  m,   eichel  (wie  nnl  ijzer  eisen):  das  snftix 

-ama-  =  -ra-tia-  ist   das  gleiche    Avie  in  got.   cisarn.    Die  he- 

deutung  eichel  ist  die  jüngste.   Das  nordische,  welclies  nur  diese 

kennt,   bedient  sich  füi*  den  cüllectivhegrif!  dea*  deutsehen  und 

gotischen  eines  andern  wertes,  welches  die  gleiche  bedentungs- 

ent Wicklung   durciimaclite:   ish  aMin  n,   {urspr,  "^ardhami-  das 

gewachsene,  verwant  mit  lat.  atbor  L  aus  *ardkds-)  bezeichnet 

die    baomfruclit    wie  got<  ahan,    dän.    oläen    n.    die   mast  im 

eichen-    und  huchenwalde  und    die  eichen-    und   buchenlVucht 

wie  mnd.  ekef-eUj  schw^ed.  allmi  endÜch  die  eichel   wie  an.  und 

Schwed,    diah    akarn.      Die    lautliche    difTerenz   zwischen    dem 

nordisch-englischen   ak^rn   und    dein    gotisch -deulschen  akran 

ist  ähnlich  der  innerhalb  der  slavischen  dialekte  zwischen  dem 

Abulg.  dqbmra  L  iigna,  arbore?,  silva  und  deui   poln.  dqln'owa 

eichenwald,    russ-  dubrova   neben    dubräva    laubvvald    {s.  Job. 

Schmidt  voc.  II    147),  durch  -^t  von  dem  gleichbedeutenden 

abulg.  dabrU  abgeleitet,   Ijestehenden.    Der   ältere  stamm,   zu 

welchem   im    germanischen  die  suffixe   -tf^f-   und    -nia-  traten 

(dieses  in  ackeram  ni*  eichelmasl  Grimm  weistuni.  I  822  t,  Lexer 

1 18),  ist  vielleicht  in  nmd,  ackir^  erker  L  pL  -cn  nid,  und  nhd. 

ecker  f.  eicliel,  ecker  erhalten,  vgl,  norvveg.  alda  sw.  f.  baomfrucht 

neben  isl,  aidin  n.    Die  fruchl  der  n^lvoc  heisst  griech.  anvküi; 

t:  diesem  kann  (vgl,  Grimm  wb,  III  79)  mit  epeiiüiese  das  nur 

im  deulschen  vorhandene  ahd.  mdiila  mhd.  nid.  nrhd  L  niiL 

e^kel  m,  eichel  entsprechen,  das  wort  ist   dann  eine  ahteitiirig 

Ton  *aÄ:*-  f.  bäum.  —  Unsere  zuruckrüliriing  des  germ.  Utk-  auf 

die  Wurzel  ak^  scharf,  spitz  sc»in,  treffen  findet  nach  der  laut- 


472  Hermann  Möller, 

liehen  seite  eine  stütze  an  andern  sprossen  der  selben  wunel 
Das«?  das  k^  der  wurzel  ak^  durch  ein  germanisches  A:  vertreta 
sein  kann  zeigt  uns  got.  ctkviei  axt  (der  nom.  aus  einer  gmndL 
*rti^-t?as-f ),  dass  dieser  wurzelauslaut  k  gleich  dem  g  in  nr.  J 
und  4  aus  sich  heraus  ein  epenthetisches  i  zu  erzeugen  Termag, 
sehen  wir   an   dem    unter  nr.  12  angeführten  eichdn,  eiAim 
vindicare,  und  ebenso  an  den  folgenden  zu  ak^  spitz  sein  ge- 
hörigen Wörtern.     Schwed.   Sk  pl.  ^kar  m.   radspeiche  =  d&n. 
Sg  pl.  ^er  c.  dass.  d.  i.  »der  spitze«,   »spitz  auslaufende«  => 
urspr.  dk^d'  adj.  spitz  (lett.  ass),  und  norweg.  eika  f.  dän.  ^ 
c.   radspeiche,   das   schwache    fem.  des  selben  adjectivs.    Vgl 
das  von  der  selben  wurzel  stammende  abaktr.  afan-  m.  rad- 
speiche.     Mit    anderer  bildung  haben  wir  schwed.  Sker  piar. 
ekrar   m.   radspeiche,   d.  i.  urspr.  afcVa-  adj.  spitz  (=  griech. 
äxQog  slav.  ostrit  lit.  asgtrtxs  spitz):   dieses  wort  finden  wir  im 
griechischen  w  ieder,  txQta  sind  die  rippcn  des   schiffs,  die  in 
den  kiel  eingefögt    aus  demselben  spilz  hervorragen  genauso 
wie  die  Speichen  aus  der  nahe,  weitergebildet  aus  ixQo-  f»  aus 
e)  =  ak^rd-  (Joh.  Schmidt  w.  ak  54).     Mnd.  ike  f.  bedeutet 
(Schiller  und  Lübben  II  350)   1)  spitzes  instrument,   lanze,  2) 
das  instrument,  mit  welchem  gefässe  geeicht   werden,  3)  das 
ei(!hzeichen  selbst,  mhd.  kh,  khe  st.  f.  das  eichmass,  nnl.  i/t 
ni.  das  eichzeichen,  mhd.  iclwn  mnl.  nnl.  ijken  eichen,  abmessen, 
visieren:    dass  diese  werte  zu  unsrer  wurzel  ak^  spitz,  scharf 
sein,  pari.  perf.  pass.    griech.  dxaxfiiroc^   gehören,   kann  wohl 
nicht  zweifelhaft  sein,  doch  ist  unsorm  worte  die  ihm  zu  gründe 
liegende  form  nicht  mehr  genau  anzusehn.     Den    selben  vocal 
/  haben   wir  neben   dem  ai  unsers   gemi.  aik-   eiche  im  nor- 
wegisch-isländischen dem  ags.  ar-wo'n  mhd.  eichoni  m.  n.  mnd. 
Pkrren   dän.   egern   n.,    mhd.  eichunie   schwed.    ekorre   svv.  m. 
gogeniiberstehenclen  norweg.  (z.  t.  auch  sclnved.)  Ik-om  m.  n., 
isl.  tkorni  norw.  Ikorre  sw.  m.  cichhorn  ^)  (vgl.  oben  norw.  isl. 

*)  Dass  der  erste  liestandteil  des  wertes  unser  germ.  aik-  bäum,  eift^^ 
ist,  ist  nicht  zu  be/Aveifeln  (vgl.  skr.  vrlMa-^äjikü-,  -mnrkaiikä  und  n?"* 
indische  nanien  des  eichliorns,  dazu  norweg.  tre-björn  d.i.  >baunibär< Aa.*icn 
8:j0.  fure-Jias  n.  von  fura  fölireebd.  190):  das  wegen  seiner  roten  färbe  dem 
donnergott  heihge  tier  ist  l)onant  nach  dem  dem  selben  gotte  beilig^'^ 
bäum,  auf  welchem  es  sich  aufhalt,  ebenso  wie  der  hirscbkäfer,  "^^ 
schwed.  tk-oxCy  dän.  eg-hjort  heisst.  Der  zweite  bestandteil  enthält  naf" 
Pictet  (ztschr.  VI  188  f.),  der  mir  die  wahrscheinlichste  erklärung  zu  ^l*^" 


Epenthese  vor  Är-lnu^en  im  germanischen  etc. 


473 


f.):  zu  gniiide  liegt  dem  f,  wenn  nnsre  erklärung  dos  ai 
durcti  epeniliese  riclilig  ist,  ein  e  neben  a  (wie  wir  es  z,  b, 
s^lm  in  griecli.  ^i^tmp  »achsenträger«  oder  »söhn  iUt  achse«  Kuhn 
herabkunH  des  feiiers  G9  anni.,  Joh,  Schmidt  w.  ak  39  zu  iirspr. 
ik^m-  oder  ak^si-  achse  mit  dem  *  wie  in  tirnog^  vgl.  auch  fit. 
I  e«ris=  aszls,  essniü  =  as^mit  eszutai  =  aszutai,  eszer^s  =  lett, 
m'n  Nesselmann  20).  So  kann  mhd.  tvh  f.  eichmass  mit  e 
aus  a  und  epenthesc  von  einem  urspr.  uk^i-  (griech.  aVi^  dxidoq 
l  spilzes  Werkzeug)  oder  auch  von  einem  urspr.  ak^ü-  (lat. 
ö'tuJ  t)  stammen:  das  mhd.  mnd.  -e  würde  in  beiden  fäUen 
jüngerer  Übertragung  der  endung  der  /^-stamme  sein  dasein 
[danken.    Vgl.  unten  s.  487 »), 

^H  d)  Germ,  (i)g  =  urt^pr,  g%, 

JpVlS)  An.  ^ffidl  m,  seeigel,  tgut^ker  norweg.  iyeUkjer  n.  das 
fSme  =  ahd.  igü  mhd,  iijcl  mnd.  nl,  eifel  ags,  U  m.  igel,  griech, 
liL  eiys  slav.  jvM  (aus  "^jczju).  Das  germanische  wort 
urch  -la-  aus  einem  ursprünghchen  fi-stamm  weitergebildet 
Jische  ebenso  wie  oben  o.rtdl  achse  aus  urspr.  dkha-) 
rar  das  deutsch- enghsche  w^orl  aus  einem  fdtem  geim. 
(ags.  U  aus  i^el  wie  ne.  sUk  d.  i.  ags:  *stU  aus  sti^d)^ 
[tiordische  aber  aus  einem  ^dga-,  welches  durch  epenthese 
vorgermanischem  '^eg*Im-  entstand,  Slavolettischer  jtiiigerer 
i<Htanmi  steht  einem  altern  germanischen  «-stamm  ebenso 
teg^nuber  in  slav.  rcpn  lett.  vepris  =  hd.  rhcr,  in  fidlen  wo 
"^r  a-slamm  (odei  weibliche  d-slairmi)  im  ^a*rmaiiischen  in  die 

P:he  declinalion  übergetreten  ist  noch  melirfaclK  Wäre 
enthese  von  dem  im  slavoleltiselien  vorliegenden  suffixalen 
ritt,  dann  wäre  nach  s.  443  annu  nicht  ^eigd-,  sondern 
—^  dos  selbe  vnra-,  das  m  grieclL  HTti-ov^oit  y^/r-ov^of,  mit  rednpli- 
^^Oti  in  slav.  vAvera,  v^oerkn  \\L  mwaraa,  voverc  f.  etc.  steckt:  diesyri- 
■*Pe  bl  in  unserm  vara  +  ««-  nach  der  regeJ  prfolgt,  vgl.  t.  h.  as.  tmdom 
i*-  m$idem  sius  *nntara  +  tid-  üder  -«*-*  (Die  erklänmgj  des  Wortes  als 
^  durch  das  romanische  ins  gcirmanisrhe  gewanderten  (fxiovgog  scheitert 
"telilndii^  an  der  Chronologie,  das  nf?^.  und  tid.  wort  ist  älter  als  'das 
"Gummen  des  »  im  anlant  nenfranz.  /c-  ans  afranz.  esc*,  welcher  die 
•^^igc  gTundlage  für  ein  ins  germanische  0 hergegangenes  ik-  sein  könte: 
^he  giselalt  das  wort  hüben  jnüste»  wenn  es  vvirlilich  nuf  jenem  wege 
W*  JCQfegangeii  wäre,  zeigt  das  ne.  8i/Mirre/,  din'ch  welchem  das  ags. 
"^em  vefdräiigt  ward.) 

Wpgen  des  k=  mf^w.  k*  in  nr.  10— U  s.  exrurs  VIL 


474 


Hermann  MftÜcr, 


^eigja-  entstanden,  und  aus  einem  ja-slamine   wär*^  ^liurr) 
das  nordische  wort  auf  -uU  hervorgegangen. 

e)  Ger nu  (%)k  =  urspr.  g*h. 

16)  Ags,  fc  ego  (die  handschriHeii  bezeichnen  die  länga,  so 
z.  K  riarh  Thort)es  ausg,,  Genesis  27K  281  2*3,  288  u,s.w.: 
im  nie.  und  jetzigen  südongL  ick  ist  die  selbe  kürzung  vor  d 
eingetreten  wie  in  me.  dkh  nt\  ditdi  graben,  me.  rUM  ne.  rü 
reicli)  o?lfries,  iA'  ego  (jelzt  Wangeroge,  Saterland  'd\  vgl  alt 
Wang.  SaL  dik  deicli  gegenüber  dent  afr.  Wang,  Sat.  pik  \m\\) 
nordfries.  ik  (sänatliche  nordfries,  niundarten,  zehn  andetrahl 
weisen  auf  diese  form  ziu-ilek)  =  nordengl.  ic  (Onntcc)v 

ik  altsächs,  //*:  atid.    ih.     Armen,  es  lelt.  es  abulg.  nzu 
asen^  sanskr.  afidm. 

17)  Got.  uf<iikan  verleugnen,  urspr,  »absagen«  (Job.  Si:limidt 
voc.  II  475),  Wurzel  ar/V*  sagen,  sanskr.  }»erf.  dha  armen.  <w^ 
sagen  griech,  f^-^i  praet.  ^-p^).  Das  gernianij^clie  (aus  J  vö- 
schobene)  k  vertritt  ursprünglielies  r/*A  eben  so  wie  in  np, 
ocaHt  de  sclnnerzen,  macian  niaclien,  Uceian  lecken,  an.  mykrl 
misl*).  Amelung,  Scherer  und  Joli.  Schmidt  lassen  aika  aas 
^akja  =^  lat.  öjo  ^entsteh».  Al>er  das  ursprüngliche  praesens 
des,  weil  schun  im  sanskrit,  griechischen  und  lateinischen  de- 
fecliven,  notwendig  aus  der  ältesten  zeit  datierenden  verbs  «J*^ 
sagen  war  olme  allen  zweifei,  auf  die  älteste  und  einfaclisie 
weise  gebildet,  ihj^h^mi:  dieses  praesens  hat  sich  im  griechischen 
ly/**  erhalten  und  an  dieses  nnissen  wir  anknüpfen.  Das  lal» 
ajo  ist  ein  speciell  lateinisches  praesens  auf  -ja-  ebenso  wie 
mvjn  oder  wie  (mfio.  Und  aogeüomnien.  dass  ein  dem  la(.  ^ 
entsprechendes  i*raes»*ns  auf  -ja-  einmal  im  germanischen  €xi' 
stiert  hidle,  so  ist  noch  kein  beispie]  dafür  beigebracht,  dasß 
ein  praesens  der  classe  got,  Irnfja^  hof  etc,  wie  ein  *ai;a,  "^ 


*)  Der  völlige  Schwund  mit  ersatidehnung,  dem  die  vereinfachunif  i" 
eiiiPin  Spiranten  voratifgegaugeii  sein  muss  (welcher  dem  abaklr.  -f  *kr-  * 
erili?pracli\  bt*gegiiet  nur  der  urpr.  palataleii  aspirala,  ausser  ijui  nOfb  m 
enkfi$f  —  *?kr.  pllkdn-  und  in  «5/*Kt>  n„  das  mit  skr*  fih-as^  rjÄ-a«* n. abaktf« 
asan-  tag  den  wurzelbestaudtejl  urppr.  ag^h  gemein  hat. 

*)  Das  diesen  k  zu  gründe  liegende  g^  ist  durchaus  nicht  ver^cbi^'l^' 
von  dem  in  fiiyrtg  armen,  mcis  got,  mikih^  iyto^f  got  ik  (gehört  hicrbö" 
auch  dai5  armen,  s  statt  des  erwarteten  de,  i  in  r«  ich,  iw*r/  sagen?)  ^ 
diese  g^  sind  gleich  alt,  sie  haben  sich  aher  von  vorne  herein  niclit  *n* 
auf  dem  gleichen  sondern  zum  teil  auf  einem  engeren  gebiete  feslgc9«tit. 


le,  seinem  j  des  praesensslammes  den  völligen 
i  die  Wurzelsilbe  habe  gestatten  und  so  die  analogie 
ämnie  habe  verlieren  können.  Der  paesensstamm 
durch  epenthese  germ,  mainja-^  blieb  ein  Ja-stamm  und 
li  so  lange  dieses  -jür  des  praesens  und  das  urspr* 
ii  geschieden  waren  sein  alles  iierfecl  behalten  haben  % 
lann  spater  der  sich  mit  not  wendigkeit  aufdrängenden 
fler  schwachen  conjugatioo»  die  ein  *mainida  forderte, 
nuste:  denuiacli  vvärei  wenn  wirklich  einmal  ein  ^akja 
lätte,  und  das  j  des  praesensslammes  epenthese  her- 
tt  hätte,  ein  gotisches  *aikja,  *aikida  zu  erwarten  ge- 
|s  verb  lautet  aber  a/Ä«,  aiaü\  Legen  wir  dagegen  das 
B  gricrh,  praesens  ijfii  und  das  sanskr.  perf.  äha  vor- 
[B  äg^kmif  perf,  äg^km  zu  gründe  (im  gegensatz  zum  a 
mischen,  gotischen,  lateinischen  weist  das  griechische 
läufigen  abweichung  im  vocal  auf  ein  europ.  eg^hmi 
hnlius  verb  I  149),  so  hat  dieses  verb  im  germanischen 
gn  vorhergehenden  beispielen  die  durch  den  palatalen 
:en  bewirkte  epenthese  erfahren  (das  perfect  zunächst 
I  got.  aih  =  skr.  d^a)i  alle  Veränderungen  in  der  con- 
ergaben  sich  dann  mit  notwendigkeit  i  das  praesens 
I  germanischen  gleich  dem  aller  andern  verben  dieser 
lasse  mit  consonantischem  wureelauslaut,  wie  z,  b* 
^i,  perf.  ldm%  einzig  das  praesens  der  wurzel  m  aus- 
n,  die  form  eines  praesens  mit  dorn  slammesauslaut 
men,  got.  aika,  und  das  perfect  muste  im  gotischen 
Unvermeidlichen  analogic  von  Aai/^,  liaihaii  die  redupli- 
^e  neu  annehmen  und  sich  aiaik  gestalten, 
I' 

(haben  im  vorhergehenden  9  lalle  der  w-epenthese  vor 
lichem  velaren  und  17  falle  der  i-epenthese  vor  ur- 
beni  palatalen  i*-Iaut  aus  dem  germanischen  gesehn. 
er  zeit  ist  in  diesen  lallen  die  epenthese  eingetreten? 
r  eine  reihe  ganz  gleichartiger  falle  aber  von  grösserer 
Dgerer  örtlicher  ausdeluiung  vor  uns  sehn,  dann  trifll 
lSi  dass  das  über  ein  grösseres  gebiet   verbreitete  das 

d&fiische  üntl  dtis  tiurd friesische  b^iilzeri  ein  dem  zur  partikel 
i[eneri  praeleritopraesens  man  in  der  funclion  gleiches  *Mion. 
,  goL  ft'H  iin.  (tt  «gs.  <et  ahd.  eir,  fr*ds  (QratT  I  520,  530)  = 
|#«  lat.  ^di  (ß.  Jessen,  lidskrift  for  filologi  1  905  unten  t), 
I  fltf  verrrl.  Hpmchf,  N.  F.  IV-  &.  34 


J 


iliert,  das  auf  ein  kleineres  gebiet  beschränkte  dan  jüngei^  9ein 
müsse,  nur  in  den  seltensten  Fällen  das  richtige,  mit 
Wahrscheinlichkeit    wird    vielmehr   die   annähme    ^l 
treffen,  duss  alle  gleicharti^'en  falle  gleich  alt  sind,    Haben  w 
neben  gemeingermanischcn  ttillen  der  epenthese  andre,  in  däiea 
die  epenthese   nur  einem  teil  des  germanischen  gebiets  bekant 
ist,  dann  wüi*de  der  schluas  falsch  sein,  dass  von  diesen  die 
mir    westgermanischen    fälle    nach    der    trennung    des   Vftsh 
germanischen  vom  oslgermanischen,   so    die  epenthese  in  b<L 
reicheti  ags,  rtect^m^  dagegen  die  in  ahd.  reiciidn  nach  der  iiwr- 
nung  des  hochdeutschen  vom   niederdeutschen,  andre  nach  der 
des  norwegisch-islfindischen  vom  dänisch-schwedischen  oder  nach 
der  des  englischen  vom  friesischen,  einige  sogar  erst  nach  desr  | 
trennung  des    einen    dialekts  des  norritriesischen   vom  andero 
eingetreten    seien.      Die   mechanische    theorie,    welclie    so  m 
schliessen   lehrt,   ist  leicht  ad  absurdum  tax  führen.     Die  epen-l 
these  ist  eine  erschein ung.   welctie  sich  zu  den  verschiedensten] 
Zeiten  wiederholen    konte  und  wiederholt  hat,  aber   die  durct 
eine  bestimmte    artikulalion    bestimmter   laute   hervorgerufen 
epenthese  ist  an  die  zeit  gebunden,  in  weiclier  jene  artikulaliof^l 
bestand,  und  konte   nicht  noch   in  einer   jungem    zeit  durchl 
Intervallen  weise  eintrefTende   nachzugler  eine  Verstärkung  ihres  | 
contingents  erfahren.    Nehmen  wir  also  an,  dass  alle  uns  vor- 
liegenden germanischen  falle  der  durch  einen  urspr.  palalalen 
^laut    bewirkten   i*epenthese,    wie    gross  oder   klein  auch  ihr 
geltungsgebiet    sei,   einer  zeit  entstammen,  und    die  uns  vor- 
hegenden  fälle  der  durch  einen   velaren  i-laut  hervorgerufenen 
w-epenthese,  so  weit  nicht  die  gestalt  des  vocaLs  uns  ein  kriteriüffl 
bietet  einige  fälle  als  jüngere  von  den  älteren  zu  sondern,  "> 
gleicher  weise  einer  zeit,  dann  ergiebt  sich  uns,  dass  die  zuletzt 
betrachtete    »-epenthese    bedeutend   älter    ist    als  die  von  uns 
vorher    beliandelle    i**epenthesc.      Denn    das    dem  it-laut  an- 
haftende II,  welches  die  «^-epenthese  hervorrief,   ist  uns  im  ger- 
manischen  noch  greifbar  vor   die   äugen  gekommen  und  1»^^ 
geraume  zeit  vor  unsern  äugen  gelebt,  daher  es  nicht  zu  ver- 
wundern ist,  wenn  es  innerhalb  dieser  zeit  mehrfach  epenth«^ 
wirken   konte,    die  Ursache  der  i-epenthese  aber,   das  selb^  * 
welches  in  den  verwanten  dialekten,  im   indischen,   iranisch^"* 
armenischen,  slavisehen,  litauischen  jene  gewaltige  umgestallu 
der  Ä:-laute  bewii*kte,  ist  ein  mehr  mythisches  wesen,  nicht 


Epenthese  vor  fc-lanten  im  germanischen  etc. 


477 


^ho,  wohl  sicher  erschliessbar  aber  nicht  chronologisch 
«n,  Dass  u  hat  den  dehnenden  einfluss  auf  den  A-laut, 
rWir  «eile  433  sahen,  nach  der  lautverschiebung  und  nach 
iehung  eines  tönenden  spiranlen  g  ans  tonlosem  h  znr 
'gebracht,  jenes  i  aber  hat  den  gleichen  einfluss,  wie 
hin  einer  viel  jungem  periode  innerhalb  des  germanischen 
pi  andern  *  bemerken,  wenn  das  im  excurs  VII  ver- 
richtig ist  schon  vor  der  Verschiebung  ausgeübt,  zu 
lit  also,  in  welcher  der  unterschied  zwischen  Germanen 
ihtgermanen  in  der  schärfe,  wie  er  durch  jene  urawand- 
Sogen  ward,  noch  nicht  bestand.  Unsre  beispiele  der 
lese  zeigen  uns  z.  t,  vocale  jungern  datums,  die  der 
ßse  vor  urspr.  palalalen  aber  weisen  keinen  speciell 
Ischen  vocal  auf,  sondern  nur  die  den  europäischen 
a  gemeinsamen  vocale  a,  f^  a,  (~.  För  das  höhere  alter 
>enthesc  spricht  endlich  das  gebiet,  innerhalb  dessen 
peiden  erscheinongen  treffen:  das  grössere  oder  geringere 
kj^iet  der  einzelnen  falte  einer  und  der  selben  laut- 
psHcheinung  gibt  uns,  wie  bemerkt,  kein  recht  zur  an- 
^  eines  in  dem  selben  Verhältnisse  stehenden  von  fall  zu 
lehmenden  alters,  wohl  aber  gibt  uns  die  ausdehnung 
iets,  innerhalb  wt^lcbes  eine  lauterscheinung  überhaupt 
)ar  ist,  einen  anlialbpunkt  das  aller  der  ganzen  er- 
)g  mit  allen  ihren  einzelnen  fallen  zu  bestimmen, 
^as  das  unserni  gormanischen  augan-  aus  ^ag^'an-  genau 
ihe,  das  eindringen  eines  nicht  ursprünglichen  einzig 
[1  k  heraus  erzeugten  u  ins  innere  der  Wurzelsilbe,  ist 
geits  der  grenzen  des  germanischen  gebiels  nicht  be- 
es  sei  denn,  dass  das  lit.  lett-  iiga  =  iat,  €tva  slav. 
%.  nugas  ==  slav.  nügü,  Iat.  m%dus  eine  Wirkung  der 
Ursache  ist.  Wir  dürfen  daraus  schliessen,  dass  diese 
Jiese  etwas  speciel!  germanlschc*s,  aus  der  zeit  nach  der 
der  germanischen  individualität  durch  die  lautver- 
ig  stammendes  ist,  und  dürfen  die  entwicklungsreihe 
^ag'^an-,  augan-  ansetzen,  da  ^ie  ja  auch  (li^^än-, 
imgan-  sein  köote.  Zugleich  mit  augan-  aber  ent- 
übrigen oben  s.  43G  ff.  unter  nr*  2  —  9  verzeich- 
soweit  sie  sieher  sind,  ausser  nr,  6,  ^naukanu-s 
^haukia-  buchenholz  etc.     Es  hat  eine  zeit  gegeben  wo 

th  yiak^ana-s   (oder  nak*'ada-g)  ^    wer  *afi^'*an- 
34* 


478 


Hermann  Möller, 


auch  ^nauk^ana-^  sprach.     Die  formen   lag^en  sieh  sehr  imhe; 
wenn  wir  jene  formen  niil  entschieden  labial isiertem  k  sprechen, 
können  wir  zwischen  ihrien  und  diesen  kaum  einen  unt- 
bemerken*    Mundarten  trennende  unterschiede  können  iIj 
pelten  tbrmen  also  nicht  gewesen  sein»  oder  wo  säe  es  faklisch 
waren  können  sie  nicht  als  solche  zum  bewustsein   gekomniet» 
sein*     Während  aber   *auj'*an-,  jünger  augan-    bei  allen  Ge^ 
manen   durchdrang  und  ^ag^an-  völlig  vergessen  ward,  setzte 
sich  *7iatik'afM-g,  naukana-js  nur  bei  den  vorfahren  der  Dänen 
fest,  die  ulnigen  Gonnanen  enlscWeden  sich  schliesslich  wieder, 
je  nacli  ihrem  dialekt,  für  nak^^mm-z  oder  imk^ada^s.    Es  iäl 
sehr  wohl  möglich,  dass  diese  epenthese  in  einer  solchen  relativ 
jungen  zeit    eintrat,    in  welcher  ein  unterschied  zwischen  dein 
ursprüngliciien  suffixalen  und  dem  vom  Waut  erzeugten  u  uikI 
demnach  auch  zwis-chen  dem  alten  Velaren  und  palatalen  Haut 
nicht  mehr  bestand,  und  dass  also  zugleich  mit  den  genantea 
fallen  aucli  in  ^e\äia-s  equus,  "^tnuhnn-  hundin  (s.  -129),  •aw^a- 
'tanps  augenzahn  (s,  437),  *lauga  lauge  (s,  499  anm.),  *tWÄ»-« 
pferd,  *kl(ii(ka-z  klug  (s»  excurs  VII,  jünger  mit  au  aus  an)  die 
epenthese  eintrat,  so  dass  wir  also  weder  historisch  noch  laul- 
physiologisch  ein  recht  hätten  jene  fiiile  von   diesen  gesondert 
zu  betrachten:  für  die  gleichzeitigkeit  spricht  namentlich  ^attgä' 
tanpjs,  dessen   volksetymologische  anknupfung  an  autjaft-  gewiss 
schon    iti  der   gestalt  *a^va-tanps  neben  "^agvan-  stattgeftinden 
hat,  da  sonst   die  zuerst  in  atMjan-  eingetretene  epenthese  ein 
mittel   geboten   halte    das    lautliche   zusammenfallen    und  di^ 
ideenverbindung  für  alle  zeit  zu  verhüten. 

Aus  älterer  zeit  aber  stammt  unsre  i-epenthese  vor  ur- 
sprünglichem palatah  Wir  haben  folgende  falle  dieser  epen' 
these  gesehn,  die  über  das  germanische  gebiet  hinausreicbend 
in  einem  andern  europäischen  dialekt  ihre  genaue  entsprechung^ 
finden,  einen  germanisch -litauischen  imd  einen  germanisdi^ 
griechischen  fall,  denen  wir  einen  germanisch-kellischen  hins«-*^ 
fügen,  welcher  oben  noch  nicht  als  solcher  zur  geltung  ka«"* 
dazu  einen  lilauisch-griechiscben  fall: 

Lit.  prYmas  neben  nordfries.  fr^kme  f,  aus  *pmii*d-  nelK?' 
*pf'aik^nti-,  =  griech,  ntqno^  neben  jrfQHVÖ^  (nr,  11). 

Lit,  i}smms  aus  *aikhnS',  grieclu  «*x/*^  =  ^^M  (ebd.). 

Gdech.  Qaißo^  got.  vraikvs   aus   *vraig^vä-  (nr.  G).    I^^ 
epenthese  muss  älter  sein  als  der  labialismus  in  ^atßdg^  tnno^^^ 


Epenthese  vor  Jt-kuteu  etc. 


479 


Call.  '$'eix,  -rix  got.  reiks  aus  '^reig-s  aus  *rSig^ 


gaiU 


•rrx  Jat.  ri'x  (nr.  7). 

Dass  jedoch  diese  epenthese  etwas  speciell  europäisches  sei 
ist  im  höchsten  grade  unwahrscheinlich.  Das  /,  weiches  die 
epeiilhese  bewirkte,  hat  sicher  nichL  eine  europäische  rolle  ge- 
ispielt:  gerade  im  nicht  europäischen  teil  unseres  sprachgehiets 
hat  das  *  eine  tiefgehende  Umgestaltung  der  von  ihm  afficierten 
Ablaute  bewirkt  und  in  dieser  Wirksamkeit  hat  es,  die  grenzen 
des  europäischen  gebiets  völlig  nicht  achtend,  ein  beträchtliches 
stück  in  dasselbe  hineingegriffen,  im  übrigen  Europa  aber  hat 
man  das  i  bisher  so  wenig  bemerkt,  dass  man  sogar  darum 
die  möglichkeit  seiner  früheren  existenz  hat  bezweifeln  können. 
Die  frühere  existenz  des  *  für  diesen  tci!  Europas,  in  welchem 
die  A'-laute  weder  von  dem  /-  seihst  noch  von  den  folgen,  die 
das  behaftetsein  mit  demselben  zu  haben  pflegt,  eine  spur  auf- 
tu weisen   halten ,  so  dass  sie,    wenn    sie    wrklich    einmal    mit 

einselben  behaftet  waren,  völlig  geheilt  sein  muslen,  durfte 
an  bezweifeln,  an  der  möglichkeit  dieser  existenz  aber  zu 
:%veifeln  war  unrecht,  denn  ein  laut  kann  allerdings  von  einer 

,ff€ction,  die  ihn   befallen,   völlig  geheilt  werden,  eine  tenuis 
b.  kann  einmal  von  der  aspiration  betroffen  sein,  aber  ohne 

lern    afifricationsprocess,   der    die   folge    dieser    aspirierung  ist, 

.nheimzufallen,  völlig  wiederhergestellt  werden. 

Aber   unsrc  germanischen  beispiele   der   epenthese  zeigen 
e  speciell  europaischen  vocale  e,  v  neben  «,  ü,   keine  Jüngern 

peciell  germanischen,  wie  das  vor  i-lauten  nicht  seltene  o  oder 
\m  (in  a-^vur/-eln)  oder  das  jüngere  ü  aus  r.  Aus  jenen  lauten  aber 
ist  nicht  zu  schliessen,  dass  die  epenthese  etwas  europäisches 
ist,  oder  dass  sie  jünger  ist  als  die  entstehitng  der  laute  <^,  e  aus 
a,  a.  Gesetzt  es  wäre  schon  vor  der  aera  des  c  durch  hinzu- 
tritt der  epenthese  zu  a,  a  ein  ai,  ai  entstanden,  so  konten 
diese  a,  a  trotz  der  epenthese  später  zugleich  mit  den  andern 
€  werden  und  uns,  wie  es  der  fall  ist,  im  jungem  ger- 
Hjanischen  mit  der  epenthese  als  %,  entstanden  aus  ei  und  ^», 
Irorliegen.  Nehmen  wir  an,  dass  zu  einer  zeit,  wo  das  pronomen 
►ich«  in  einem  grossen  teile  des  indogerm.  gebiets  ^aghim 
autele  und  der  könig  im  osten  wie  im  westen  räg^-s  genant 
Vard,  durch  die  die  eines  /  involvierende  artikulation  des  g^ 
ius  diesen  formen  ein  *ai(fhim,  ^räig^-s  sich  ergab,  von  welchen 
ias   selbe  zu  gelten  hätte  was   oben   von    den    germanischen 


480 


Hermann  Möller, 


formen  mit  tt-epenthese  gesagt  ward,  danji  ist  es  ganz  naiürlidi, 
das  später,  als  jene  formen  im  westen  die  gestalt  *eg^dm  (m. 
ekgot  tA),  '^reg^'S  (lat  re^)  annahmen,  diese  zu  der  selben  wil 
die  gestalt  ^el-g^dm  (ags,  ic  fries.  ik)^  *rvig^-s  erhielten.   Für  das 
höhere   alter  der  epenthese  gegenüber  dem  e-laut  spricht  der 
umstand,  dass  die  epenthese  das  a  mehrfach  schützt,    *pra\k% 
*praik^nd'  bewahrt  das  «,    während  in  den  formen  ohne  i\t 
epenthese  *prak^ä-,  *prakhid-  (nqBnvoq,  an.  frekna)  und  {o\m 
die    svarabhaicti)    ^park^ä-,  parkend-   (niqxoc,    nfQwv60  im 
griechischen  und  germanischen   das  a   zu  e  wird,     ^vraig^ 
(wovon  durch  -ja-  abgeleitet  das  verb    nordfries.  if^reka\  bt- 
wahrt  das  a,  während  sich  an  seiner  stelle  wo  nicht  das  i  der 
epenthese  folgt  im  norden  ein  f,  im  süden  ein  «  einstellt  (dän. 
vrikke,  ahd,  rucchan).     Einem  particip  wie  ^dak^nd-  käme  im 
europäischen   als   vocal  der   wm^zelsilbe   entschieden  ein  t^  m, 
das  sich  auch  wirklich  findet  (s.  o.  nr.  12),  wo  aber  die  epen- 
these  eingetreten    ist   behartt    das   a   (gerni.  taikna-  zeicbßß^, 
ebenso   gebührt   dem  part,   ^rag^nä-  (ags.   reeon)  so  gut  wie 
seinem  coUegen  ragHd^  aus  ^argHä-  ein  europ,  e  und  das  von 
ihm  abgeleitete  verb  (rechnen)  liat  demgemäss  im  friesisch-eög* 
englischen  und  danisch*schwedischen  wirkhch  dieses  e,  im  no^ 
wegisch-isländischen    aber  ein   0,    verbunden    mit   dem  t  der 
epenthese.    Die  selbe  beobachtung  haben  wir  mehrfach  gemacht 
und  hätten  sie  noch   öfter  machen  können  in  fallen  .wo  nur 
das  ö  mit  der  epenthese  vorliegt.   Wo  ein  c  neben  a  sich  fand 
da  ist  e  das  normale,   das  a  das  auffallende.    Wir  dürfen  aus 
dem  gesagten   schliessen ,  dass  die  epenthese  älter  ist  als  to 
a-laut  (s.  den  nachtrag)* 

Das  i,  welches  die  epenthese  hervorrief,   ist  nur  für  einen 
moment  sicher  zu  erschliessen,  nämlich  nur  für  den  momCTti 
mit  welchem  im  indoiraniischen  und  slavolet tischen  der  palata* 
lismus  begann,  d<  h.  in  welchem  k'  zu  kj,  woraus  t'j,  ward»  um 
dann  in  kx\  ti,  ts,  endlich  in  x\  ^.  s  überzugehn.     Wie  lange 
das  i  vor  diesem  Zeitpunkt  existiert  hat,  wissen  wir  nicht,  and 
woher  das  i  überhaupt  stanmit,   welchen  grund  der  gegensali 
der   mit   ihm    behafteten    und   der  nicht  mit    ihm   behafteten 
i-laute  hat,    wissen   %vir  nicht.     Die  durch  die  afficierung  mit 
dem   i  bewirkte    epenthese   aber,    dürfen    wir  annehmen,   ist 
gerade  in  dem  moment  eingetreten,  in  welchem  die  ein  i  durch- 
klingen  lassende  artikulation  des   ^-lautes  am  entschiedensieQ 


(iithese  vor  fc-lauten  etd 


otrd  kräftigsten  war.   Dies  ist  aber  der  nioment,  der  eben  jenem 
andern  voraufgieng,  mit  welchem  der  process  des  patatalismus 
tegrann.    Wer  ^imtg^vd-  oder  *prak^nä-  sprechen  will  mit  einem 
so   entschieden  wie  möglich  ein  i  durchklingen  lassenden  palatal, 
doch  so  dass  das  *  sich  noch  nicht  als  selLsländiges  glied  nach 
dem  pa)atal  eingestellt  hat,  *rm/jfjra-,  ^praJcjnd-,  aber  nur  ein 
iuininium  daran  fehlte  der  wird  ^vrai^vd-,  "^praikhaU  hervor- 
bringen.    Die  epenthese  war  in  den  dialekten,   die  den  palata- 
lisrnussich  abspielen  liessen,  in  späterer  zeit  nicht  mehr  möglich: 
die  epenthese  in   lit,  pnszus   kann  nicht  erst   auf   einer  stufe 
^M^p^atm-s  eingetreten  sein,  sondern  ist  in  eine  zeit  hinaufzurücken, 
1*^    welcher  das  litauische   wie  das  germanische  wort  auf  der 
stufe    ^pral^a-s,    "^prak^nd-s   standen.      Wir   verlegen  also   die 
Epenthese  in  eine  zeit  vor  der  entstehnng  des  e-lauts  und  kurz 
^or  dem  beginn  des  arisch-slavolettischen  palatal isnujs,   in  eine 
^^^it  vor  dem  verlust  der  fühlung  zwischen  dem  indogermanischen 
^^>%ten  und  Westen,  in  welcher  aber  schon  regionale   differenzen 
^^ie  ag^äm  n^hen  üg^hdm  u.  dgl  innerhalb  des  indogermanischen 
Gebiets  bestanden.    Wir  nehmen  also  wirklich  an,  dass  in  dieser 
v©n  unserm  Standpunkte  aus  gesehen  frühen  zeit  neben  ^vntgh'd-, 
^prtikhid-  (m  aus  ar  mit  svarabhakti),  r%*-,  *akhHd-  die  formen 
^vraigHd'f  *praik^nä-y  *m^*-^*«»X-*wti- aufkamen:  wer  in  einem 
falle   vor  ^^  k^  ein  epenthetisches   i  sprach   tat  es    in    allen 
fallen,  die  doppelten  formen  giengen,  nor  individuell  geschieden, 
neben  einander  her  und  begründeten  keinen  dialektischen  gegen- 
satz-     Lautwandlungen    treten  überhaupt  immer  in    der  weise 
ein,  dass  zunächst    drei   oder   mehrere  generationen    hindurch 
die  ältei-e    und    die  jüngere  lautform  neben   einander  bestehn, 
nicht  bei  den  selben  iodividuen,  denn  dem  einzelnen  ist  immer 
nur  eine  form  mundgerecht,  aber  bei  verschiedenen  Individuen, 
und  namentlich  bei  den  verschiedenen  generationen.    Die  laut- 
wandlungen  treten  nicht  bei  den  älteren,  sondern  bei  der  jüngsten 
generation  ein,  welche  die  spräche  erlernt:  die  altere  generation 
kann  wohl  neue  woile  aufnehmen  oder  bilden  aber   nicht  sich 
einem  lautgesetz  anschliessen»  sondern  die  altere  lautform  bleibt 
in  der  altern  generation  fortbestehn    und  wird  erst   mit  dieser 
zu  grabe  getragen.     Wer  volksmundarten  kennt,  die  sich  ja   in 
vergleich  mit  den  Schriftsprachen  schneller  verändern,  kann  die 
gelegenbeit  haben  solches  genau  zu  beobachten.    Es  kann  aber 
behn,  dass  die  ältere  form  überhaupt  nicht  ausstirbt,  sondern 


48ä 


Hermann  Mölter, 


in  gleicher  kraft  mit  der  jungern  auf  dem  gleichen  gebiete 
vermöge  der  tradition  fortbesteht:  alsdann  wird  nach  einiger 
zeit  einer  jungem  generation  eine  doppelte,  sich  widerqjrechendc 
tradition  zugehn»  und  es  wird  schliesslich  vom  zatall  abhängen, 
welche  der  beiden  formen  für  jedes  einzelne  wort  innerhalb 
einer  bestimmten  gemeinschaft  den  sieg  davonträgt,  es  könnei 
auch  für  einzelne  worte  beide  formen,  wenn  eine  differenzierung 
der  bedeutung  eingetreten  ist,  auf  dem  gleichen  gebiete  fortleben. 

Gleich  die  epenthese  des  ersten  der  von  uns  herausge- 
hol)enen  falle  findet  sich  jenseits  der  grenze  des  europäischen 
gebiets  wieder:  abaktr.  urvc^äo-  »einwäi*ts  gebogen «^  aus  ^vra^su- 
=  lat,  valgm  (s.  o,  nr.  6).  *praSjsa-  entstand  aus  ^traigH- 
und  dies  durch  epenthese  aus  ^vfajrag^d-.  Das  a^  zeigt  uns, 
dass  die  epenthese  nicht  etwas  speciell  baktrisches  sein  und 
mit  der  durch  ein  *  der  folgenden  silbe  bewirkten  altbaktrischen 
epenthese  nichts  zu  schaffen  haben  kann,  sondern  dass  sie  m 
einer  zeit  eingetreten  ist,  in  welcher  das  ai  der  gruudsprache 
noch  unverändert  bestand.  Wir  nehmen  an,  gemäss  dem  oben 
gesagten,  dass  die  epenthese  in  ^vrauj^a'  und  unsre  in  *vraig^ 
mit  einander  in  historischem  Zusammenhang  stehn.  Das  alt- 
baktrischc  aS  vor  urspr.  g^  in  urva^za-  findet  ein  analogon  in  all- 
indischem  e  statt  a  vor  urspr.  g^  (s*  Grassmann  wb.  z.  RV,  297) 
in  skr.  eg  neben  uq  aus  urspr.  o^S  ski*.  hhrig  neben  bhrü^  aus 
bharag\  skr.  reg  neben  rag  aus  arag^,  welche  ai  in  gleiclier 
weise  aus  der  zeit  vor  dem  vertust  der  fühlung  zwischen  dem 
indogermanischen  osten  und  weslen  datieren,  da  alle  drei  ffille 
der  epenthese  sich  im  europäischen  wiederfinden. 

aig^  aus  agi,  praesens  dig^a-ti  aus  äg^a-ti,  Sanskn  ^j 
praes.  i^gati  sich  bewegen»  sich  regen,  neben  ag,  li^tUi  treibeiit 
antreiben,  vorwärts  bewegen,  schleudern,  =  griech.  in-tif^ 
treibe,  treibe  vorwärts  (vom  winde),  setze  in  schnelle  bewegunKi 
dränge,  betreibe,,  eile  ^-mit  erstarrtem  «««  ohne  daneben  vor- 
kommendes f  (Curtius  verb  I  2^J),  Das  eausativ  skr.  f^^ij*^ 
in  bewegnng  setzen  verhält  sich  zu  dgati  zu  dem  ein  riiuä- 
*agdjati  fehlt,  wie  ahd.  reickan,  wcigan  (s.  nr,  7)  zu  den  wura*?'' 
Verben,  lat.  rego,  mha.  Hierher  gehört  aig^-  aus  ag^-  liep. 
griecb.  «TJ  neben  skr.  agä-j  lujäf  alyfg  wellen,  aiyiaXog  Strand 
(das  yt  wie  in  t^y^ij^?  s,  excurs  V),  alyk,  xatmyt^  sturi»* 
wind  (Curtius  nr.  144j),  vgl  skr.  a^d  ikapod  der  einfussige 
treiber,    der   Stürmer   (genius    des  slurms).     (Skr.    i%  gebort 


Epenthese  vor  it-kuten  etc. 


183 


nicht  hierher  sondern  nach  Grassniann  \vb,  201  zu  aufj  sich 
l>ewegen,   axus.  iinirühren  *)*) 

bhraig^  aus  bhrag^  (ifl^ym,  flugnire)  aus  hharag^.  Dem 
praesensstamin  des  skr,  hhreg,  hhigorfv  (nicht  belegt)  =  hhräg^ 
ührdga-t^  abaktr,  haraz,  hirüzaiii  (s,  Joh.  Schmidt  voc.  II  239), 
fikn  bhrätfä'  abaktr*  haraza-  strahlend,  blinkend  (skr.  bkräg-  t 
.glänz  =  griech.  qloy-  f.),  entspricht  aufs  genaueste  das  ger- 
manische adjectiv  an*  bkikr  ags.  bMc  ahd.  pleih  weiss,  bleich* 
hharg\  bftarag\  bkrag^t  wovon  dieses  Ueikr,  verhält  sich  zu 
eiiiem  ^bhrag-,  wovon  an.  Mnkkr  ater  {=  »dead«  or  »dusky« 
Cl-V.,  das  kk  nacti  excurs  II  aus  i°}  ags.  bläc  ne,  black^  genau 
iso  wie  arg^t  (x^rag^,  rag^  siiberweiss  sein  zu  arag"^,  ^«^^  wovon 
rd§us  iQifiog  rikvis  rökr. 

raig^  aus  rag^  aus  arcigK  Das  skr.  reg^  rfgate  zucken, 
^  beben,  zittern,  hüpfen  wird  nach  Bugge  zeitschr  XX  11  durch 
got.  laikan  axiQiäv  an.  hikn,  von  der  bewegung  des  bützes, 
der  flammen,  der  wellen,  des  windes  gebraucht,  nach  laut  und 
bedeutung  so  genau  reflectiert,  dass  von  der  andern  vergleichung 
des  germanischen  wortes,  welche  sich  nicht  an  die  älteste  son- 
dern an  eine  jüngere  bedeutung  Iialt  und  eine  ausnähme  der 
lautverschiebung  fordert,  nach  meiner  ansieht   nicht  mehr  die 

Ssein  kann.  Das  causativ  skr,  reg<^ja-fi  in  zitternde  be- 
n^  versetzen,  erregen  ist  =  mhd.  lekJwn  sw.  vb  sein 
spiel  mit  einem  treiben»  einen  verspotten,  intr.  hüpfen,  auf- 
springen =  ags.  Itecmn  emporschlagen  (von  den  flammen), 
wozu  ä^4(e€^a  vexator.  Norweg.  veüer-Mk,  im  altern  nhd.  wetter- 
'kidt  m.  blitz,  weMer-kichen  blitzen.  Die  wurzel  ist  arg\  arag\ 
rag^  siiberweiss  sein,  ücht  sein,  strahlen,  wovon  skr.  rdg,  praes, 
rditi  und  rdg^ati  (s,  Job.  Sclnnidt  a.  a*  o.).  Dass  Imkan  von 
einer  o-wui-zel  stammt  zeigt  mhd.  lecken  mit  den  füssen  aus- 
schlagen, hüpfen,  saitare:  mhd.  leckefi  und  Uichm  ^ms  ragHja- 
und  raigäja-  verbalten  sieb  wie  blecken  und  bhidien  (^=  skr, 
bhrOgäja-ti)  und  wie  in  nr,  7  recktm  und  rmcMn,  wegen  und 
iUmgen,  ar-g^,  wovon  skr*  reg  und  got.  laikan,  verhält  sich  zu 
nr'-gVh  wovon  o^ix^oft^i,  dessen  activ  genau  =  mhd,  regim  regen, 
in  bewegung  setzen,  lit,  rdginii  (nasaliert  skr  ramh  beschleunigen 
und  langh^  zu  welchem  mhd.  Ungen  st.  v.  vorwärts  gehn,  lingen 


*)  Beiücksjctitigt    man    ved.   iq-ati  ig-amäna'  BH.  V,  U48,  so   wird 
obige  aiiffasamig  bettepklicli.  —  ,L  S» 


l^0n  sich  beeilen,  twge  eilige  ahd.  as.  lim(f(ir  mhd.  Iwtfjtrtp, 
lungar  adv.  lumfrv  schnell  Flck  P  19(.K  allir.  lifujim  salio)  gern 
so  wie  zu  «r-</*  in  skr.  ra(fjti^  got.  re/A/  sich  verhält  ar-ffH  in 
griech.  a^xv^*  Curlius  nr.  165. 

In  den  eben  gesehenen  lallen  mit  dem  wnirzelaustaul  f 
fanden  wir  im  Innern  der  wurzel  nur  ein  »starresc  a«,  nicht 
ein  I,  dessen  Wechsel  mit  ai  als  kennzeichen  einer  »i-wundt 
zu  gelten  hat.     In  einer  froheren  perlode  des  indog-  fi^n 

hatte  sich  ein  lautgesetz  geltung  verschafft,  dessen  r  if, 

dass  im  innern  der  i-  und  ti-wurxeln  vor  der  tonsilbe  ein  ii  und 
fi,  in  der  tonsilbe  ein  ai  und  au  seine  stelle  fand  nachdem  die 
Wurzelsilbe  bis  dahin  in  allen  tallen  die  gleiche  gestalt  gehabt 
hatte*)*      Wo   in    einem    uns   vorliegenden    indogerDianischea 
wort  ein  ai  vor  der  tonsilbe  seine  stelle  hat^)  und  ebenso  wo 
ein   *  in    der  tonsilbe  erscheint   nmss    demnach    angenoöJmeii 
werden,  entweder  dass  das  wort   erst  nach  der  durchluhnuff 
jenes  geselzes  gebildet  worden  ist  (zu  den  s|)äteren  bildungcn 
gehören  u.  a.  die  causativa  in  ihrer  uns  vorliegenden  gestaJt), 
oder  dass  eine  verruckung  des  accents  statt  gefunden  hat  (t0* 
indogerni.  vfk^a^  aus  *vrkM-)  *)»  oder  endlich  dass  das  wort  die 
uns   vorliegende  lauLliche   gestalt    erst    in   einer  jüngeren  »?il 
erlangt  hat:    dies  letzte  gilt  nach  unsrer  erklärung  von  den- 
jenigen rti,  In  denen  wir  ein  a   mit  hinzugetretenem  epcntbe- 
tischen  i  sehn.    In  den  folgenden  fällen  mit  den  wurzelau^laulen ' 
k^  und  g^h  finden  wir  in  der  ilberwiegenden  zahl  der  bildiingen-^ 
und  zwar  vornehmlich  In  solchen,  die  früher  von  der  beziebung 
zum  wurzelverb  gelöst  sich  ihm  gegenüber  selbständiger  verbaKeai 
das  selbe  ai  vor  der  tonsilbe,  ebenso  wie  wir  es  in  den  selbeJ 
wurzeln    in   den    von   uns   oben   innerhalb   des   germanische 
beobachteten  tallen  der  epenthese  durchweg  gefunden  haheo 
got,  aihj  pliir.  aigumy  nicht  *i<jHm,  germ.  tnlkna-  zeichen  obwol^J 
die  participien  auf  -»w-  wie  anerkant,   ursprünglich  das  sii 

»)  S.  excui^  Vin. 

*)  ausgenommen  jedoch  den  fall,  dass  auf  das  ai  oder  au  und  cbeo^^ 
auf  an.  ar  zu  der  steil,  wo  jenes  gesctr  eintrat,  noch  ein  a  folgte,  wekl*^ 
dann  dem  »siiniprasürana«  zum  opfer  Hei  (s.  den  exciirs),  indogerm,  «Jöt^^l 
z.  h.  entstand  notwendig  aus  *dojava  (aus  welchem  auch  djav*  htt^^Y^ 
^ieng  wie  dant  aus  *a(iimta  u.  s.  w.),  ebenso  entstand  der  gen.  ^^1 
aus  ^g^hafMsda^  und  die  arg*-,  vatg^-  (jünger  rag^-t  trag^*)  mügsei) 
das  ablautfigesetz  eintrat  die  gestalt  arag^-,  varag^-  gcliabt  haben. 

•)  Das  -ja-  des  praesens  trug  vielleicht  früher  den  tun,  vmi^  ^' 
aus  ^ghn'ja-  aus  *g^MJd*  etc. 


vor  I" -lauten  etc. 


485 


etc.  Aber  einzelne  der  zu  den  folgenden  wurzeln 
tenden  bildungen  zeigen  uns  vor  der  urspr.  tonsilbe  ein 
^  dies  entweder  solche  bildungen,  die  mit  dem  verbum 
|ter  fühlung  stehn,  oder  solche  die  zu  einer  gruppe  von 
gleicher  bifdungsweise,  gleichen  Suffixes,  gleicher  he- 
lind  gleicher  function  gehören :  in  solchen  hat  jenes  ge- 
k^h  die  macht  der  analogie  nachträgliche  anwendnng 
L  Wenn  das  einer  epeothese  sein  al  dankende  gof. 
Kirch  die  Cibermaclü  der  andern  perfectpiurale  über- 
«tnem  *iffum  platz  gemacht  hätte,  dann  könte  sich 
1  darüber  wundern:  weit  wunderbarer  ist  es,  dass  dies 
ischah,  und  nur  dadurch  erklärlich,  dass  aißum  als 
form  gefühlt  ^vard  {die  endung  war  die  selbe  wie  die 
ilur.  von  consooantischen  praesensstämmen).  Bildungen 
Uu  beurteilen  wie,  zu  einem  ^eihan  erwerben,  praet, 
^rig,  ein  plur,  *i(/w«i,  ein  part.  pass.  ^tganSj  ein  aiJds  f. 
^  mit  dem  Vertreter  des  kurzen  i  in  der  Stammsilbe,  es 
Äien,  finden  sich  von  den  folgenden  wurzeln  auf  A-*  und 
len  einzelnen  indogerm,  dialekten,  und  es  sind  in  folge 
i- wurzeln  neben  den  ri- wurzeln  angesetzt  worden,  ik^ 
h^,  dik^  neben  dak^,  ig^h  neben  ag%  egere  etc*  Niemand 
■Ms  von  anfang  an  unabhioigig  neben  dak^  ein  dt'ft^ 
prliabe,  keiner  bezweifelt,  dass  jene  w^urzelform  ans 
Eitstanden  ist,  nur  wie  dies  geschchn  ist  noch  nicht 
man  hat  angenommen,  dass,  nachdem  zunächst  in  der 
b  einziger  vocal  ein  a  bestanden  hatte,  dann  als  sich 
lals  zweiter  ein  i  gesellte,  das  dak^  ein  dik^  aus  sich 
b.  Jene  in  folge  der  analogie  entstandenen  i  in  t*tS 
Id  der  grundsprache  abzusprechen:  keine  der  bildungen 
ifaerscht  ausschliesshch  das  indogermanische  gebiet  ohne 
^1  mit  ai  oder  a  neben  sich  zu  haben,  und  wenn  wir 
kthese  nicht  falsch,  d.  h.  zu  spät  datiert  haben,  dann 
ßhlung  zwischen  dorn  indogermanischen  osten  und  westen 
ich  dieser  lautlichen  erscheinung  abgebrochen  worden^ 
iingen  mit  i  aber  sind  auf  dem  boden  der  mit  einander 
iDg  lebenden  arischen  oder  europäischen  dialekte,  ja 
issten  teil  auf  dem  speciellen  boden  der  einzelnen  dialekte 
bläriicb. 

^  aus  «A^   Das  praesens  zu  unser m  dem  skr.  äga  griech. 
{sprechenden   perfect  got.  aH^  liegt  vor  in  lat,  ico.    Mit 


486 


Hermann  Möller, 


diesem  Worte  begegnet  uns  zum  ersten  male  die  epenthese  iiu 
lateinischen,  welches,  wenn  die  erscheinung  so  all  ist  wie  wir 
annehmen»  nicht  einzig   von  derselben   unberührt    seiii  imk. 
*äk^mit  das    älteste  praesens  der  wun^el  ak\   erfuhr  xuglrich 
mit   dem  zu   ihm   gehörenden   perfect    die   epenthese,  *aä^hm, 
woraus   im  s^eitalter   des    e  ^enk^mif   das   im    lateinischen  die 
form  der  a-stürame  annehmen  muste,  ko,    Lat.  Ico  verhält  sich 
zu  skr*  arndmi  wie  dko  zu  griech.  J^ixpr/ui.    Dem  lat.  Im  enl- 
spricht  das   dorische  elxta,  wenn  dieses  nicht  mit  Curtius  ur^ 
sprünglich  ein  perfect  und  ==  tjx«  (vgl  excurs  V),  sondern  ein 
ursprüngliches  praesens    und  =  ixat    ist    (G,  Meyer,    Bezzenh. 
beitr,  i  82  lässt  das  i  aus  £$  hervorgehn :  ob  dies  richtig  ist 
bleibt  zweifelhaft,  doch  verhält  es  sich  zu  jenem  wie  das  v  in 
ötix^'VfAi  zum  urspr.  au)^  die  gleichung  ko  =  Jxtti  ist  schon  von 
Fic:k   aufgestellt    (Bezzenb.    beilr,  I  59).      In  griech.   ixvhiiai, 
ixm*iMi  erreiche  (Leo  Meyer  zeitschr,  XXII  53)  ist  die  ep^entbese 
nicht  eingetreten,  das  #  vertritt  älteres  t.     Unserm  parL  pert 
pass.  germ,  aigarm-z  aus  der  grundf*  *a/c*ciwa- entspricht  griedu 
ixavaq  (vgl.  unser  ifskh  eignere,  :^<jeei[ftiei€)i  das  a  halte  gleich 
dem  a  des  praesens  e  werden  sollen,   wie  es  im  grlt^hi^hea 
geschehn,   ward  aber  im  germanischen  durch   die  eingetxelene 
epenthese    zurückgehalten  (s.  o.}.     ixap6^  und  ebenso   hfunc 
als   |*articipien    von    ak^    erreichen   vergleichen    sich    dem  lat* 
(tphis,  das  in  der  selben  bedeulimg  parlicip  von  ap  erreicliea 
ist*     Dass  das  lat.  aequm  dem  skr,  ek^i-  entspreche,  davon  habe 
ich  mich  der  bedeutung   wegen  nie  recht  überzeugen  könöen 
aequus  stimmt  iu  der  bedeutung  völlig  zu  unserm  germ.  ehmh* 
eben,  dieses  aber  ist   das  |)articip  auf  -nd-  von  ap  erreichen 
(Jafn-Mr,  eben-hö  =  »erreicht   hoch«j,  aus  dem  »erreicht«  er- 
gibt sich  ein  »gleich«  und  ein  »gerade  hinreichend«,  lat  <U!qm^ 
verhält  sich  zu  grieeli.  ixapoi;  wie  germ.  ehna^i  zu  lat.  aptus  (44^^ 
-wo-,  -md-,  -tYi-  sind  suflixe  gleicher  function).  Ich  glaube,  dass 
aequm  mit  unserm  gerro,  aifjna-  aus  nk^iui-  und  dem  griech,  imvi^ 
die  Wurzel  gemein  hat  und  ein  *aik^vdh  aus  ^ak^^ä-  ist  von«*'* 
aus  ak^  erreichen  (vgL  aequäre  aliqt$em).     Dem  lat,  aeqtwrn 
entspricht  alsdann  genau  das  ags.  eä^or,  S^or  n. :  dieses  ist  etil' 
standen  aus  ^aikhäs,  gen»  *aik^U8äs  etc.»  welches  das  neutruifld^ 
part,  perf.  act.  ist  von  aiÄ*  ausaA*  (über  das  suffix  s*  BrugmaO* 
zlschi'.    XXIV  90),  ed^or  zeigt  den  s.  447    unten  besprocheoeö 
ti-umlaut  von  ags.  4  ^^^  hat  den  gleichen  vocal  wie  das  m^- 


Epentheae  vor  ifc-lauteii  etc. 


4H7 


^aikUisja-,  den  i-umlaut  dieses  eä,  bewirkt  durch  den 
)cal  der  eiidung  des  loe.  sing,  -*,  Neben  ed^or-,  aus  dem  noni., 
tid  e^mr-,  aus  dem  gen.  in  ed^m'-stn'dm,  S^or-streäm  haben  wir 
och  eine  dritte  form  in  %-,  eh-strcdm,  hervorgegangen  aus  dem 
ftmtne  in  der  gestall  europ.  "^aikhyes-.  Die  angeführten  ags. 
irmen  bezeichnen  das  wasser  als  das  gekonuiiene  und  gegangene, 
^das  gleich  einem  pfeil  dahergeschossene,  die  selbe  varstelhmg 
■  den  von  der  selben  würzet  slammentlen  namen  akhJä^  an. 
yi-r,  griech.  ^Qntavoq  {loh,  Schmidt  w,  ak  40)  elc.  zu  gründe: 
e  bedeulung  »fläche«  des  lal,  aeqmr  ist  datier  wohl  erst  in 
ngerer  zeit  aus  dem  adj.  aeqnus  hergeleitet,  sonst  wtirtle  das 
rl.  peri\  in  diesem  worte  das  wasser  als  das  die  ebene  fläche 
rreicht  habendet  bezeichnen.  —  Das  die  Wurzelsilbe  aik^  aus 
'  entlmltende  aiJc^md-  haben  wir  schon  gesehn.  Wenn  das 
das  gleiche  ist  wie  in  jyecku  enthält  preuss.  aymlo  nadel  das 
be  aik^.  Unser  'ix'hm  dem  eichmass  gleichmachen  stellt  Birlinger 
iiwäb.-augsb.  wb.)  zu  lat,  leere:  es  ist  vielleicht  bis  auf  das  e 
Den  a  genau  =  lat.  aequüre%  Zu  aih^  aus  ak^  in  der  be- 
llung >treffen«,  wie  sie  dem  wort  ig,  dkhtmn'  zu  gründe 
Jt,  und  wie  sie  in  concreter  ursprunglichkeit  im  lat.  wurzel- 
rb  fco  erhalten  isl,  das  besonders  auch  das  treffen  mit  dem 
Izstrahl  bezeichnet,  stellten  wir  oben  das  germ,  aik-  eiche,  für 

E^  wir  als  älteste  bedeulung  das  *ho!z,  als  treffende 
?nde,  schlagende  oder  geschleuderte)  waffe«  zu  erweisen 
m:  wenn  in  ascia  axl  und  viscum  =^  i^og  (s,  u,)  sc  aus 
t entstanden  ist,  wie  in  vesjxi  =  lit,  vapsä  ags.  wäps  ahd, 
k  (Lottner»  ztschr,  VII  190,  Fick^  I  7G9)  sp  aus  ps,  dann 
j  auch  lat,  aescnlK^,  welches  die  selbe  species  bezeichnet, 
rter  dem  gernu  namen  »eiche«  schlechthin  verstanden 
und  die  gleich  der  germanischen  eiche  dem  gölte  des 
liüers  heilig  war,  aus  "^aik^sala-  entstanden  sein^)  und  mit 
serm  germ.  a*i-  die  Wurzelsilbe  gemein  haben.  Das  lateinische 
i  das  germanische  worl  haben  dann  mit  einander  in  einer 
■isehichtlicben  periode  die  bedeutmigsentwickkmg  holz, 
P^n,  bäum  (föhre),  eictie  clurchgeniacht:  '^aik^saki'  ist  dann 
\  andres  als  ak  ^saki-,  das  nordische  ojidl  aclise,  früher  balken 

Bemerkenswert  Ist  tinl  geijkte  taal  »^»schrtftsprache«, 

anders  Bezzenbertrer  (G.    G.  A.  1878.  7  s.    200  anm.h  der  nculu^ 

Kche«   txx  €^  essen  stellt,  —  Haben   a^cia    und    viscum   (s,  .50f))    sc 

l'ffi*  dann  knnn  auch  nenctdus  i\m  ^Ibe  ac  liaben. 


488 


Hermann  MdUer, 


{&,  469  t),  das  sich  zu  akhi-,  aJc^sän-  grleclL  a|»i'  verhall  wie 
lat  oculus  zu  dkH^,  ak^dn-. 

daik^  aus  doi^  Eine  indogermanische  wurzel  dik^  hal 
nicht  existiert.  Keine  biklung,  deren  Wurzelsilbe  auf  ein  dtaHi- 
zurückweist,  ist  zwei  indogermanischen  dialekten  gemein,  welckf 
nicht  in  einem  dritten  eine  form  mit  dak-  gegenubeistände. 
Ueber  die  gi^enze  zwischen  der  vermeintlichen  »-wurzel  und  der 
vom  eingedrungenen  i  unberührten  a-T^nirzel  hlnw^  reichen 
sich  die  enlsprecliungen  die  band,  erst  wenn  wir  diese  graw 
ignorieren  finden  wir  die  indogermanischen  grundformen. 
Causativ  abaktr.  daegaja  lehre  =  ahd.  zeigu  ags,  (^m,  zurück- 
weisend auf  *daik^djaMh  ^=  lat,  doceo,  grundf.  daJc^djämi  Dem 
praesensslamm  skr.  dtde^-  entspricht  genali  ohne  die  eperithe» 
griech.  dicfax"»  erschliessen  lässt  sich  hieraus  für  unsre  wurad 
ein  indogermanisches  praesens  didakHi  nnt  der  bedeutung  d(S 
causativs,  wer  aber  didakHi  mit  entschieden  palatalem  i^ 
sprechen  will  wird  dies  kaum  können  ohne  ein  didaikHi  hervor- 
zubringen, welches  dem  sanskr.  praesens  zu  gründe  liegt;  im 
griechisctien  hat  der  consonantische  praesensslamm  in  dem  uns 
vorliegenden  praesens  das  inchoative  -cxo-  angenommen,  Wi- 
cnm,  da  die  conjugation  consonantischer  praesenssirunme  bis 
<iuf  geringe  reste  aufgegeben  ist.  Dem  conjunctiv  lat.  (ß«rf 
steht  zur  seile  altir.  dedia,  das,  wenn  es  genau  entspricht,  von 
der  a-wurzel  stammt,  d.  h.  der  epenthcse  enibehrl.  In  West- 
europa ist  die  redupHcation  des  praesens  dldak^-ii^  didaih}4i 
geschwunden  (wie  in  lat.  fort  =  skr.  bhdrÜ  neben  Mbhof^ 
damtis  =  griech,  eJirfa/if  v)  und  der  consonantische  praeseiiKslanioa 
in  die  tlexion  der  «-stamme  übergetreten,  1  sing,  lat-  cfi<ro  got* 
ga-tedia  sage,  verkünde  ahd.  sthu,  dtco  entstand  aus  urspr. 
(dijdakhm  wie  ico  aus  urspr.  *(^hm,  das  perfect  got.  ga^UÜ^ 
aus  ^doddk'^a,  mit  cpenthese  ^daddikM^  ganz  ebenso  wie  %ot* 
aih  =  lat.  ki(t).  Neben  ak^-  und  didak^'  muss  die  grundspraclie 
die  praesensstämme  ak^nu-,  dak^nu^  mit  modificierter  bedealüog 
besessen  haben,  griech.  d^ixpvfit  steht  da  w^ie  skr.  c^aml  -^ 
Die  formen  mit  i,  welche  sich  denen  mit  ai  beigesellt  hat)enf 
erklären  sich  mit  leichtigkeit  durch  die  analogie.  Wenn  i^ 
praesens  didaik^-fi  lautete,  das  perfect  znnäeltst  *daMik%  das 
futur  däikhjä-ti  (skr.  deksjäH  griech.  dcijtf  neben  Sile§  ft^Ü^' 
m-dia  dicet  aus -d^s),  das  nomen  agenlis  daik^Uxr-  (skr.  *#*^ 
neben  ion,  jr^od^xria^)^  das  causativ  {iatÄ  *4/^^*V  i^ben  welcbew 


Epenthese  vor  A^-lauten  etc. 


4«9 


das  ältere  dak^äja-fi  nur  in  einem  winke!  des  Sprachgebiets 
sich  behauptete,  dann  (rat  dies  verbum  mit  seinem  ai  sobald 
sich  tUeses  als  diphthong  völlig:  fest  gesetzt  liattü  in  eine  starke 
gruppe  von  verben  ein,  welclie  den  selben  diphthong  in  den 
selben  formen  zeigten,  und  die  analogie   forderte  von  diesem 

Kum  ein  *  in  den  formen,   in  denen  die  andern   verben  der 
ipe  vor  der  tonsilbe  ein  i  aufwiesen.     Das  griechische  hat 
der  analogie  am  wenigsten  eingeräumt.    Im  sanskrit  inuj?te  sich 
das  perfect    dideru   gestalten,   ilidPQ'  muste    iui   praesens    und 
perfect  vor  der  tonsilbe  dkli^-  werden,  der  aorist,  welcher  mit 
dem  epenlhetisclien  i  zunächst  vielleicht   Indern  mid  Hellenen 
JMeinsam  *a  daik^sät  lautete  (^Ida^f),  ward  durch  Umbildung 
^BfetA  ebenso  entstand  das  part.  pass.  dwid-.    Die  gleiche  ana- 
^Bl  erzeugte  im  lateinischen  die  partieipien  dictt^s  und  kirn  und 
1^ germanischen  den  plur.  praet,  und  das  part.  pass.  zu  gol- 

Keüian  ahd.  zjJuxn,  An.  iiginn  vornehm  (vgl.  Fick  sprachein- 
tl30)  ist  nach  dem  Schema  der  i-classe  umgebildet,  wäiiiend 
di^nm  aus  dekhid'  und  mit  der  epenthese  griech.  dfiaaräofira$ 
pfi  alten  partieipien  dakhiä-,  dak^and-  fortsetzen*  Sanskr.  diMi-^ 
Vfi*  tiJU  hd.  ziJd  lat,  dictiü  sind  neubildungen^  erzwungen  von 
fef  anaJogie^  welcher  zu  widerstreben  die  dialekte  ausser  stand 
n,  griech.  df^ic^  d^i^tg  allein  ist  die  fortsetzung  der  alten 
'^.  Ein  noch  älteres  abstractes  feminin  als  dieses  dakHi- 
t-  ein  suffixJoses  *tü^t/»;^-:  dieses,  ilectiert  *daA^-s,  *cfafr/:*-ds  etc.» 
^ste  sich  nach  eintritt  der  epenthese,  sobald  das  ai  als  diph- 
Png  sich  festgesetzt  hatte,  der  ablautenden  declination  fugen, 
NIchc  zum  nom,  *daik^'$  einen  gen.  dik^ds  forderte  (s,  den 
FO\iTs  VllI)*)  und  dies  geschah  soweit  wir  zu  sehn  ver- 
lögen auf  dem  ganzen  indogermanischen  gebiete.  Im  sanskrit 
^ben  bei  allen  zürn  verbum  in  naher  l>eziehung  stellenden 
taiininen  dieser  kategorie  die  schwachen  casus  über  die  starken 
^a  sieg  davongetragen,  daher  skr.  di^-  L  art  und  weise,  rieh- 
H^  Im  lateinischen  ist  der  geiiitiv  erhalten  in  dicis  causa, 
5i  diesem  feminin  ist  das  verb  dicare  abgeleitet  (mit  dem 
>öcal  der  schwactien  casus,  vgL  väa:,  vocare).  In  den  euro- 
l&ischen  dialekten  wird  dieses  alte  abstracte  feminin  mit  ein- 
tibigem  consonantischeni  stamme  zum  teil  durch  ein  jüngeres 

*)  Gleich  diesem  f?tfcV<*  ist  eine  junife  analogiebiltlung  <1it  gen.  etc.  skr. 
Mi«  g^riech.  Mos,  wenn  iler  stanun  diau-  entsUnd  wie  oben  vermutet 
krC  nud  solcher  an alogiebil düngen  finden  «ich  «oeh  viele. 


4^> 


Hermann  MAUnr, 


auf-a  abgetöstf  im  südeuropäischen  mit  dem  vocal  der  schwachen 
casus  (vgl.  ifv^^^  f^<*)f  ini  germanischen  meistens  mit  dem  der 
starken,  daher  grieeli*  dixtj  (aus  rf/A*-  genau  so  wie  %*r^a  aus 
dfmr-)^  der  einzige  fall  in  welchem  das  griechische  in  einer 
bildung  von  der  wurzel  dak^  das  »  zeigt,  aber  ahd.  seiga  Wei- 
sung, wozu  das  verb  seigön,  in  einer  dem  gotischen  verwairten 
mundart  ^taiga  (bezeugt  durch  finn.  imka  signimi»  divinandi 
Signum,  praesignatio  rei  futurae,  Thomsen  174).  Eben  90  ist 
an,  ei^  ags.  ä^e  habe  ein  urspr.  *aA:^-  f.  Auch  das  Jüngere 
sanskrit  bildete  auf  grund  des  altern  rfiV"  ^^^  ^H*^  richtting. 
Das  altbaklr.  praesens  dig-ja-  lehren,  strafen  versprechen  ist 
(wie  alle  praesentien  auf  -Ja-  von  t-  und  w-wurzeln  wenn  nicW 
dieses  -ja-  ursprünglich  den  ton  trug,  s.  0.)  eine  jüngere  bildung, 
ähnlich  dem  lal.  fugio:  gerade  das  altbaktrische  hat  das  alte« 
unsrcr  wurzel  treu  gewahrt  in  dakM  ein  zeichen  geben,  lehren, 
dakhsta-  zeichen,  fradakMta-  gezeigt,  fradakh^iar'  lehrer. 

(s)paik^  aus  (sJpakK  (s)pak^  stechen,  sticken,  ausschneiden, 
gc^stalten,  schmücken  ist  mit  (s)pak^  siechen,  feslstecken,  be- 
festigen, binden  (s.  o,  nr.  13)  ursprünglich  identisch»  In  jener 
bedeutung  steht  die  wurzel  in  dem  rufe  eine  i-w^urzel  zu  sein. 
Sanski*.  pSf^ild-  konsthch  gebildet,  verziert,  schön,  lieblich,  ge- 
fallig ==  griech,  noixi/.oc  kunstreich  gearbeitet,  bunt  gesticU 
oder  gewirkt,  buntfarbig  entstand  zunächst  aus  paik^ald',  ver- 
hält sich  aber  zu  got.  fagrs  iv9etog  ags.  fä^er  as.  fa(far  schön, 
lieblicli  an,  fagr  aus  ^ptik^rd^,  wie  sich  zu  gr iech.  äxQoc  slat 
ostrü  scharf  aus  aiVrf-  verhält  Eigill  der  schütze  und  wie  z« 
ahd.  weigar  aus  ♦voArVii-  (nr*  5)  slav.  veselU  aus  ♦t'oA'W^-. 
Der  name  des  srhulzen  EitjiU,  in  dieser  gestalt  aus  dem 
deutschen  herübergenommen,  entbehrt  der  epenthese  in  seiner 
nordischen  gestalt  Egill  (Volundarkv.):  die  herlettung  dies» 
namens  aus  einem  ^ak^ald-,  mit  epenthese  ^aikhld-,  findet  eine 
stütze  an  der  bezieh ung  dieses  mythischen  schützen  zu  dem 
gleich  einem  pfeil  schiessenden  wasser  und  zu  dessen  namen 
^giTf  Ecke,  Slnsarog  (Simrock  myth.  §  125,  eigd  als  (lussname 
Wolf  ztschr.  f.  deutsche  myth.  I  3),  Ebenso  ist  }Hiikhtlä'  '^ 
*pak^aU-,  also  auch  skr.  pum-pi^-O'  vielgestaltig  got.  ßlu-ßi^ 
nokvnoUiloq  aus  paru-pdik^a-  =  *part^äkM-,  skr.  pfrana-  wohl- 
gebildet,  verziert,  schön  =  an.  fMnn  aufgeputzt,  blank,  hieicbi 
weiss  norw.  faen  bleich  {vd  faen  erfrischt,  gesättigt)  Aasen 
147  aus  pdik^ana-  =  ^•pdk^miO',     Das   causativ  unsrer  wunsel 


Epenthe.He  vor  Ä'-lauten  fle. 


491 


die  epenÜiese  erhallen  irii  cleut-sclien  fegen,  mhd.  vetjm 
itzen,  reinigen,  geschmückt,  schön  machen,  und  wie  oben 
khMa-  genau  so  weist  hier  das  abaktr.  in  poum-^pakMfa^  reich 
stickt,  zaranja-pakJmsia-  goldgestickt  anf  die  «-wurzel  (s)pak^ 
1.  Unser  Specht  ist  urspr.  "^spakHd-,  A.  h»  »pictns«,  denn 
s  einen  passiven  begriff  andeutende  suffix  vertragt  sich  schleclit 

Ider  bedeutong  eines  nomen  agentis  »späher«,  also  ist  auch 
Mens  der  »bunte«  (Pott,  ztschr.  VI  32),  mit  dem  ^  das 
Dl  «50,  dicö  sahen,  weichem  ohne  die  epenthese  das  einmal 
ommende  ahd,  si^eh  eotsprictd  (Ilallemer  denkm.  I  S290\ 
r  auslaut  ist  wahrscheinlich  der  selbe  wiein/k^A,  exciirs  VII). 
m$  mit  seinem  fem*  pUa  eist  er  ist,  wie  Pott  sah,  ferner  identisch 
it  dem  ahd.  as.  ßh  bunt,  welches  aber  vor  dem  epenthetischen 
das  alte  a  festhielt  (ßh  weist  ayf  ein  "^püik^a-  aus  ^pdk^a-, 
IS  ags-  fäh,  gen.  /VigrV,  varius,  tinctus,  coloratus,  wozu  das 
*rb  fd^an  variarc,  aber  —  im  gegensatz  zu  faJt,  gen.  fäs 
iniicus  —  weist  auf  ein  *paikVi-  aus  '^pak^d-,  die  passive  be- 
Jutung  spricht  mehr  für  die  ursprüngliche  betonung  der  en- 
img) '}.  Für  das  lateinische  braucht  eine  «--^vorzet  nicht  ange- 
önimen  7ai  werden:  pingo  und  ptmgo  sowie  das  praesens  der  ur- 
>rönglich  identischen  wurael,  pango,  stammen  alle  aus  der  gleichen 
PiitidTorm  ^pakhuimi, phigo  kann  t  aus  e  haben  wie  thigo  =  tiyy(a 
öd  cingo^  und  das  part.  puhis  kann  sich  eingestellt  haben  nach  der 

')  Das  seilte  i  wie  k*a,  dfco,  picus,  pka  habeu  noch  spicn,  mtca,  liquor, 
>tcü  bt  =  speca  (Varro  r.  r,  1,  48.  ^  »rostici  ut  acct^perunl  antifiiütus 
^canl  gpccamt),  ilie  »stechende« ,  *apitk^d  Vfui  »pak^  sledien,  ebenso 
'«c«w,  sptcutum:  die  selbe  epenthese  sahu  wir  oben  im  germaoisdien 
tri,  8pik  f.  holz^tecken  etc,  (nr.  13).  Ebenso  isL  mka  ein  bisschen» 
'floaeben,  körncben,  wozu  micidu»  winzig,  ein  *stndk^ä  mit  epenthese 
^  einem  smak^  klein,  schmäclitig  sein  (Fick  spradieinbeii  388),  wovon 
U  imctr  klein   uns  *.smak^a-  (lat   maccrc,  macor,  macilcntus),   lat.  macer 

•  Strm.  magra-i  muger  =t  griech»  ((7\ntxQ6^  an?  smak^rä-^  dor.  mxKoi 
ß  ^^nutk^Vif-,    ahd.    HmOhi    klein,    periug    (wie   spähi    king   von  spak*). 

*  Wurzel  miis&  von  mak*  kneten,  mit  welcher  sie  von  Job.  Stbmidl 
^*  t  108  f.  identificiert  wird,  unterschieden  werden,  Job.  Schmidts 
><?hung  mka  ^=  ahulg.  mqka  meld  ist  sebon  von  Delbrück  ztsebr.  XXI 
fQr  zweifelhaft  erkblrt  worden.  Das  k^  iinsers  ^Brnnkhi-  klein  kanfi  als 
ches  nicht  nachgewiesen  werden,  es  sei  denn  dass  lit,  nuUas  klein,  ge- 
)S  lett.  mafs^  Jit.  fHoi*>  ni.  ein  weniges  (woku  nach  Miklosicli  nnd  Fkk 
*h  atiulg,  mesfnü  junior,  tninot)  mit  ihrer  ganzen  sippe  tiierher  gehören, 
*5|ii  sie  dajB  selJjc  i  enthalten,  wie  poi«»' fuge,  sonst  ist  nur  das  element 
•^  gcmeinsajii,  das  juieb,  durch  4<i-  ileterminierl,  in  gut*  smah  deutsch 

lein,  gering  enthalten  ist,    Uqui  s.  s.  5!21. 

Ürhrlfl  flir  rerjyt  8pr«cbf,    N.  F,  IV.    5.  35 


Henna  nfi  Mölli*r* 


analogi«;   von  ßitus  zu  finijo    von   der    \\nirzel    dttig^h,  da  ein 
*pedtWj  wie  das    fortgeführte    ursj»rüiigliche    parlicip    gelautel 
haben  wurde,  neben  dein  praesens  pingo  aller  analogie  entbehrt 
hatte.   Das  giiechlsche  verlangt  noch  weniger  die  ansetiung  einer 
f-wurzel,  da  ntx^oq  scharf,  bitter,  das  ein/Jge   wort  welclies  ein 
I  zeigt,  aus  ^nBXQug  urspr.  ^pakhrd'  von  pak*  steeben  entsianden  i 
ist  (s.  518  anm.)  elien  so  wie  oben  IxQta^  weitergebildet  aus  nM-,  j 
und  vor  urspr.  velareni  auslaut  hnQnfiq,  ktx^oi  neben  ht^^ii  j 
kixQtoc  ((lurtius*  702).     Sluv-   pismq  n.  yi^cifj^fAa  ist  ein  urspr. 
*pdk^'Umn'  mit  epenthese,  entstanden  ebenso  wie  griech,  dtlfital 
aus  '^ddk^-mm-,    üebor  das  praesens  pisq  s,  weiter  unten.  Dcüm 
slav. />w(i-  m  pisanije  y^aff^  oic,  entspricht  genau  das  altnottl./tt 
rünar  runen  malen  (ß  aus  gerin.  faiha-jj  pUch  in  pXsaii,  [tümn^ 
dagegen   und   pistrü  noixtkoc^)    haben    das   selbe   V   vorder 
urspn  tonsilbe  wie  pisii  liund,  wenn  es  =  griech.  axonv^  urspr. 
^s^fmkUi-  ist  (auch  «^oA*  spähen  ist  aus  dem  urspr-  iquik^  siechen 
hervorgegangen,   es   bezeichnet   ein   anblicken    mit   stechenden 
äugen).    Das  sanski  it  aber  besitzt  ein  verb,  das  mit  allen  äcine« 
formen   enlsctiicdeu   der   i-klasse  angehört,  und  das   sanßtrit 
IrägU  in  diesem  wie  in  andern  fällen,  die  hauptschuld  dnrun, 
dass  eine  i-wurzel,  pik\   angenommen   worden   ist.     NachdefD 
^pdik^as  n*^  skr.  jw^ija»  zierart,  schnmek,  gestalt,  form  =^  abaltrJ 
^MiSgafVi-,  aus   nrspn    ^jjakhis,   ebenso   skr.  pc^a-   schmiict== 
abaktr*  paet^a-  m.   gestalt   (vgl.   an,  kvikr  fäi  lebende  ge^UlU 
nuinn-fai  menschliche  gestalt)  und  die  oben  angeführten  wörtcr| 
die    uns    vorliegende    gestalt   gewonnen  hatten,    so  dass  ^^\ 
pigas  n.,  pvi^ana-,  sti-pe^a-  etc.    sicli  genau    so   verhielten  wie! 
z,  b,  vedas  Tl.,  fmiuna-  n.,  st^^fda-  von  r/d  finden,  und  nachdeiöj 
das  pertecl,  das  indogermanisch  ^pnpük^a  gelautet  haben  niusstj 
woraus  *papiiikhi,  nach  der  analogie  aller  andern  perfectcüüt' 
innerm  r  wie  vivtda  die  gestalt  skr.  pipf^a  angenonmien  haltCr 
war  es  nicht  zu  vermeiden,  dass  in   andern  formen  des  verb^ 
statt  des  diphthongs  vor  der  tonsilbe  ein  i  sich  einstellte,  voran 
im  praesens,  das,  dem  lateinischen  pingo  en Isprechend,  mit  dffli 
praesens  von  vid  und  mit  dem  von  rup,  lup  =  lal-  rutt^  ^ 
der  selben  classe  geliörte,    und  wie   wir  oben   schlössen  indo- 
germanisch *|i«A*waiw*  lautete,  das  sobald  in  den  übrigen  form*'^" 


•)  Das  von  Cijrliys   m.    101    mit  omeni  ?    htPtliergeslelJle  iü.  p^^'^ 
priichtig  ist  tlas  eirlleluite  polti.  pfjH:^ny  (^.  Biitckner  lifii<l;iv,   shid.  I  1^^/' 


E|>€utbese  vor  /;-Jatiten  etc. 


498 


lese  eirUrat  ^pulk^nami  werden  niusle.  Dieses  glich 
den  andern  praeseosfonneo  der  selben  classe  an  zu  einer 
Wjf  diese  noch  die  gestalt  "^vidnämi,  ^rupff^mi  hallen  ^), 
Bmi,  woraus  das  hislori^che  jnm^dmij  wie  vmddmi,  him- 
[Alles  übrige  eotsland  bei  pi^  in  gleicher  weise  wie  oben 
fif,  das  pari*  pass,  j>*X/4*,  das  fem.  pi^  schmuck,  Für  das 
jUsche  ist  auch,  entgegen  dem  oben  gesagten^  die  annähme 
kh,  dasä  \n  pmjo  und pwtiis  die  alten  *jmikhidmij  ^paikHa- 
Bis  a  vor  dem  epenlhetischen  i  erhalten  sind;  im  slavischen 
lä  das  praesens  auf  -/Vi-  an  die  stelle  des  allen  praesens 
^-  getreten,  ebenso  wie  in  plant,  inf.  plaka-ti  griech, 
m  (a  aus  <i)  =  lat.  plango,  grdf,  *plakhiämi,  und  andern* 
von  skr.  pir  m  der  weise  wie  mifhimä-  von  müh  gebildete 
jrff/(«a-  böse  gesinnt,  verj^äteriscJi,  verleumderisch  (die 
feetonong  wird  ^piflind-  gewesen  sein,  wie  sie  für  Vdrmm- 
friecli,  OvQcaog  ersichtlich,  und  für  ärfiuna-  ^veiss  aus  dem 
fönglicli  gewiss  nicht   anders  betonten  arund'  rot  zu   er- 

Een  ist)  beweist  dass  pak^  stechen  im  indogermanischen 
shon  übertragen  von  der  gesinnung  gebraucht  worden 
ech.  7iu^i<;  bedeutet  auch  widrig,  verhassl,  feindselig  etc, 
^uict  ist  als  ein  urspr.  "^pak^dia-H  es  »sticht«  mich,  »widert 
j€  abgeleitet  von  einem  *pak^a-,  junger  ^pckhi-  »stechend«, 
^widrig««,  »leid«  (das  tat.  i  wie  in  vigco,  vigil  von  vag^^ 
von  d<üc^\  darum  glaube  ich,  das  auch  unser  ahd,  gif  eh 
fdcli  ags.  fäh  feind,  wovon  ahd*  ßhida  ags.  faM  Mide^ 
baft,  räche,  =  altir.  occh  enemy  (Stokes  beitr.  VIII  317) 
fiit  Fick  zu  einer  erweiterung  der  wurzel  von  goL  fijan 
2hes  pa-i  mit  unserm  jja-i^  das  erste  dement  gemein  haben 
l),  sondern  zu  unsrer  wurzel  jxik^  geliörl  als  ein  *pdik^a- 
irspr.  *pdk^a',  dem  soeben  für  das  lateinische  erschlossenen 
(ÜF,  von  welchem  auch  peccüre  abgeleitet  ist  (excurs  VII, 
7),  identisch. 
lüy^  aus  mak^  mischen.  Ich  halte  im  gegensatz  zu  Joh, 
|t  voc.  I  G5  den  a-vocal  des  westgermanischen  verbs 
für  das  ältere,  das  ai  und  i  der  verwanten  dialekte  für 
llgere.    Dass  ein  mittels  nasalsuffixes  gebildetes  praesens 

er  vorgegangen  nnch   ilt-m    im    excurs  VIIT    gesagten   dureli    »sam- 
n«   aus  ^vaid-nn-mi,   ^raup-tiä-mi    von    traid,    raup    zugieitli    niil 

insslämmen  wie   *rghW'  (ski\  fnfjti')  aus  *«rj?''««-^  *dnk^Hd  (ü^xt^mt 

fjjejroi'  aus  d  dnk^dm)  ans  dank^'nd-. 

35* 


Hermann  Möller, 

der  Wurzel  mii:^  exklicrl   habe,  welches   »'ineni   germaiii<ifben 
starken  verb  mit  *  im  praesens  zu  gründe  liege,  von  dem  das  j 
causativ  mengmi  seinen  ausgaiig  genommen  habe^   kann  durch  1 
das  ij'riech.  fäyt'Vf^i^  welchrs  selbst  auf  griechischem  bodeneitiel 
jüngere  bilduiig  ist,  nicht  bewiesen  werden*     Altsilchs.  »imawwj 
ahd,  (Isid.)  agfs.  mengan  afr.  menga  weslfries.  mensia  nihd.  mAI 
mnd.  nl  )mngen  mischen,  grundf.  ^maJi^ndja-  (vgl.  oben $!prm^m\ 
ist  abgclDÜet  von  dem  in  aUsachs.  ißnmng   ags,  ^emang, 
n,  commixlio  (neben  nihd.  (jemattr  m.)  erlialtenen  nomen,  uispr.l 
*makhiä'  parL  pass.,  vm  vvt*ichem  altsächs.  anghnang  dazwiscbenij 
an  gimatige  zwisclien,  entsprecliend  ags.,  md  nmnc  mnd   mti 
afr.  mong  zwischen.   Im  slavolcttischen   besteht   das  urspnu 
liehe  causativ  ^ntak^dja-  in    der    mit  der  epenthesc   behafteten 
gestalt  maik^dja-:  lit.  malszyti  Ictt,  mäisii  slav.  mf$ili  mengen, 
mischen.     Im   litauischen   und    leitischen   hat    sich    zu   (fiesem 
causativ  ein  primitives  lit,  misdi  lelL  mist  sich   mengen,  sich 
mischen,    wozu    letL  m!$ira   gemisch,    raengfuücr,    eingestellt, 
ebenso  wie  sich  metner  ansieht  nach,    verführt   durch  das  aafj 
die  selbe  weise  entstandene  lit.  raisg0i  (wofür  jetzt  raisf/yh)=j 
lett,  ruisit  binden  von  der  würzet  mk^  ligare  (skr.  Vof  Grassiuaiffl j 
wb.   1151,  wovon  rarund  strick,  sträng,  zügel»  rarnti-  m*  dass^j 
rapndn^  m.  zügel,  altir.  con^iug  ligo,  cm-reraig  er  band  Windisch] 
ztschr.  XXni  213,  ags.  racen-tedh  f.  catena,  lat.  ligäre,  dasJwirl 
in  Icgo,  das  /  wie  in  (%*7ms  etc),  das  jiriniitive  ht.  m.ffi  lell.  n^  i 
binden  nach  der  analogie  von  ¥iszt%  kmsti^  nsti  neben  kms^^ 
knuisfiti  raitßi  an  die  stelle  eines  ^re$m)j  *reszH=  alllr.  -ntf^p^j 
setzt  hat.    Das  lateinische  tnisceo  kann  unmöglich  aus  der  ana* 
logie  der  verben  auf  -sco  als  einziges  herausgefallen  sein,  n^^ 
ist   also  abgeleitet  von  einem  nonien  *imsrM',  das  aus  *m^^ 
entstand  wie  disco  aus  *tIecsro  mit  dem  i  wie  in  digUtAS,  =  altif. 
cmnmasc  mixtio  (nach  Stokes,  beitn  VIII   308  aus  ^cufn-n^i] 
Diesem  lat,   ^misco-  altir,  ♦wicäc,   grdf.    ^mak^-sk^d-,  ontspricMJ 
mit  a  und  epenlhelischem  i,  dem  e  ohne  die  epenthese  gegen- 
über, wie  wir  es  öfter  sahn  (ebenso  vormute  icli  für  altir*  Ätv 
dem  lat.  pism  got.  fisks  gegenüber  eine  grundform  ^pak^si^l 
das  gemeingennanische   wert   mhd.  tneisch  m.  mulsnim  *)  mnd* 


M  nul  meisch  mit  honig  vermischtes  getränk,  met:  ebenso  lit  m&^\ 
(Ness.  ms,  Ktirs^chal  d  L  wli,  I  230)  Imr  mit  lionig  sfiss  machen,  t»«^**  | 
mit  Ijonig  ^.üss  gemacht  {*tmikHti  aus  ^imJfc'^i),  lelt.  mPsti'ü-i  sasJ^l'i^'* 


Epenthese  vor  Ä-lauten  etc. 


495 


iUsck  ne-  mash  gemisch,  meisch  schwed.  mäsk  in,  malz,  mischung 
|Tgl.  fUisk,  äska)  norweg.  meisk  m.  mischung,  migegohrenes 
)ler*  Die  formen  saiiinitl  icher  germanischen  dialekte  zeigen 
äen  Vertreter  des  germ,  ui  mit  ausnähme  des  dänischen  ntask 
c.  meisch:  dass  in  diesem  die  ältere  form  ohne  die  epenthese 
erhallen  sei,  in  welchem  falle  aych  das  englische  (aber  nicht 
das  friesische)  zur  gesellschaft  das  selbe  a  haben  könte,  ist 
nicht  recht  glaublich.  Dem  abgeleiteten  lat.  mlsceo  entspricht 
ebenso  das  germanische  abgeleitete  nihd,  mcischet^  ne.  nutsh 
mischen,  meischen  dän.  meeske  (aus  diesem  wird  mmk  durch 
eilten  analogieschluss  erzeugt  sein)  schwed.  mäska  norweg. 
meisk^  Das  hochdeutsche  dem  niederdeutschen  und  friesischen 
wie  dem  nordrscben  unbekante  mischen  ist  aus  dem  lateinischen 
entlehnt,  denn  die  I.  praes.  ahd.  miskiu  entspricht  auffallend 
geaau  dem  lat.  nmceo  und  ebenso  buchstäblich  stimmt  das 
5gs.  verb  misciini  (3  sing,  mtscap)^  zu  einander  aber  stimmen 
kide  historiscti  betrachtet  nicht,  Dass  die  vocallänge  in  griech. 
fiifym  von  dem  vocal  des  ?iel  jüngeren  fjtiyi'v^$  stamme  I^ann 
fch  nicht  glauben.  Das  l  in  ^i"?ic,  fti^fia,  f^i^tu^  juFsfro^  fiJxtog 
(iiischr.  aififiitxta)  mahnt  an  das  eben  so  constaote  et  in 
tofK,  dsTyfia^  dtt^ai,  CuH.ius  bemerkt  verb  I  161:  »wer 
^eiss,  ob  nicht  die  inscliriftlich  verbürgte  Schreibung  der  eigen- 
twmen  Aht^tag,  Mti^md^g  die  ältere  war?  /i*if-Ft^-^*;  juix  = 
hiH-vv-fii  :  rfix«.  Ich  erkläre  darum  wie  dort  das  a  so  hier 
äas  f,  vielleicht  ist  das  i  statt  **  kein  andres  als  das  in  reitpik, 
önst  ist  das  7  das  selbe  wie  in  txw.  Der  passivaorist  i^tx^^p 
verhält  sich  wie  idBl%i)fii\  dagegen  hat  i^iyf^p  kurzes  i,  doch 
fPrade  in  dieser  tempusforra,  welche  von  unserni  verb  zu 
>ilden,  was  bei  dstnt^vpt  nicht  geschah»  wob!  namentlich  das  y 
einlud,  der  nach  Curthis  (verb  II  329)  in  diesem  passivstamm 
öufigste  consonant,  gab  es  für  die  vocalische  kürze  Vorbilder 
^Dug,  bei  Homer  konte  limv  =  ^ht<fi^€P  dem  fiiysi^  = 
pt^X^tv  zum  niuster  dienen.  Welche  formen  unsers  verbs  das 
inskrit  aus  der  indogermanischen  grundsprache  erbte,  ist  nicht 
Äehr  ersichtlich,  nehmen  wir  aber  an,  dass  nur  das  causaliv 
^ik^dja-li  ins  sanskrit  übergieng,  dann  war  schon  diese  rine 
*nn  hinreichend,  die  idee  einer  würzet  mi{*  aufkommen  zu 
^en»  und  die  desiderativform,  solte  sie  gebildet  werden, 
^'ile  nur  mimikm-th  nicht  *mimakm-H  lauten.  Ist  das  adjecliv 
^^d-  gemischt T  wovon  das  abgeleitete  verb  mifrä-ja-ti  vom 


496 


Hemiarm  MöUer, 


Sanskrit  neu  gebildet,  dann  konte  es  in  keiner  andern 
gebildet  werden,  bestand  aber  ein  indogertnanisches  ^mak^ 

inil  epenlhese  ^maikh'd-,  dann  wäre  dieses  im  sanskrit  imü 
einer  grossen  zahl  von  adjet'tiven  auf  -rrf-  das  einzige  niä 
gunierter  Wurzelsilbe  gewesen,  hätte  es  nicht  gleich  andern  fnlber 
gesehenen  bildüngen  nachträglich  an  die  stelle  des  diphlhon^ 
vor  der  tonsilbe  ein  i  treten  lassen  *). 

vaik^  aus   vak^,     Wollea,   gehorchen,   folgen,    nachgeben, 
weichen:  diese  bedeutungsentwickelung  machte  die  Wurzel  durcb, 
Das  älteste  praesens   der  wurzel   lautete  vdkhni,  plur.  t4Ä*/rt<fei, 
wozu  das  part.  uk^dnt-  wollend,  begehrend.    Zu  diesem  trat  ein  , 
zweites  praesens  vak^dmi,  sicher  bezeugt  durch  das  part,  ivifcMnl-J 
griech,  /f^edrr-.     Die  vergleichung  andrer  stamme  von  gletcte 
bildung  und  betonung  gestattet  den  schluss,  dass  der  praesens- 
stamm  väk^-  den  activ  wollenden,   der  praesensstamm  mk^i^K 
den  passiv  wollenden  bezeichnet  habe.    Xns  vak^dml,  milepen-| 
these  vaikHmi,  gieng  hervor  griecli,  j^n'xm,  welches  (Curtius  verb  I 
219)  »keine  spur  von  verbalformen  mit  kurzem  oder  anders  i 
steigertem  vocal«  aufweist,  {ix^'og  hat  kein  digamma),  und  toi 
germanische  (altsrichs.)    tv'tku  weiche  {k  =  urspr.  k^  vor  derl 
tonsilbe),    ferner  das  altbuktr.  med.   vl^^e  ich   unterwerfe  niich,! 
gehorche^   diene  und   das  sanskr.   vlrdmi,     lieber  die  form  tlesl 
sanskr.  vv;  ist  kein  wort  weiter  zu  sagen,  denn  das  verb  vir  vcrhälll 
sich  in  allen  formen  eben  so  wie  die,  das  praesens  i?j>rfmi  ebeoj 
iD  wie  das  jüngere  praesens  dirximi:  alle  diese  Übertritte  in  &^\ 
i-reihe  sind  im  sanskrit   natürlich  band  in   liand   mit  einander! 
erfotgt.     Es  handelt  sich  hier  also  nur  um  die  bedeutung.    Dil 
die  schon  früher  von  Pott  gesehene  Identität  von  ßtUm  und  skr.] 
tHjT  bestritten   wird  (Leo  Bleyer,  zeitschr.    XXIl   34  oben)  und 
j^dnm  von  den  meisten  autoritälen  zu  skr.  tili  (urspr.  >>schiittelD*t 
wozu  rficrcrw  und  lit<  vaikyü)  gestellt  wird,  mit  welchem  ich  es 
der  bedeutung  nach  in  keiner  weise  zu  vereinigen  weiss,  so  ist 
zunächst  zu  beweisen,  das  griech.  jtinm  altsächs.  (i^JA-w  =  abaklr, 
vif  skr.  vi^.  ist,  was  einfach  durch  hinweisung  auf  das  nordische 


*)  Aus  dem  selben  gründe  ward  uuBfd  morgenrötc  dii.  aumi^  ^^ 
Ostara  ags.  Edstrc)  skr.  usrä.  ludo^evm.  amds  ausaH-  ward  indvir*«- 
uiä»-^  ti§ds'  durch  die  von  der  analogit;  ^'«^forderte  wid<?rhoUe  Wirkung  «^ 
abluulgeselzes:  in  i\e\\  spruclien,  dpripn  dies  ge.setz  am  lebend iffsl«'«  '^ 
bewust*ieijri'  haflete,  im  indischen  und  germanischen^  ist  die  tiachtiign«^* 
Wirkung  desselben  überbaupt  nichts  seltenes. 


Ej>«nthes^  vor  Ä;-Iäiiten  etc. 


starke  verb  inkja^  veik  geschehen  kann  (vgl  Gl-V.  und  Mübius 
s.  V.),  welches  die  bedeiUungen  des  griechischen,  allbaktrischen, 
alt  indischen  verbs  In  sich  vereinigt,  rikja  bedeutel  intr.  1) 
folgen,  vikja  eptir  cinum  einem  folgen  (räumlich)  =  skr.  anu-fng 
c  acc  einem  folgen,  vikja  eptir  vUJum  gehorchen,  med.  vtkjask 
sich  nach  etwas  richten,  fügen,  sich  durch  etwas  bestimmen 
Jassen  =  abaktr,  rl^  med.  sich  nnterwerfen,  gehorchen,  skr. 
■p|M-4-t^«Y  folgen,  sich  nach  etwas  richten  griech.  thmj  vtkjask 
findlr  af  oräum  rtfi^^fti^at,  vtkjask  eptir  cinti  to  imitate  =:  griech, 
ictxa  habe  nachgeahmt,  bin  gleicli,  S)  nachgeben,  weichen, 
^ikja  tu  samppkki^  einwilligen,  3)  sich  wenden  (sich  zuwenden 
UBd  sich  abwenden),  par  tll  vikja  lo  call  tliere  =^  skr.  i'iV;,  vtkja 
heim  heimkehren,  vikja  iil  hafna  in  den  hafen  einlaufen,  vtkja 
tu  einSf  at  einum  sich  zu  einem  begeben  (daraus  trans.  wenden 
(das  schiff),  bewegen  (das  haupt),  abweisen  =  norw.  ntkja^ 
sw.  V.  zur  Seite  lenken  (die  pferde),  bannen  (durch  zauber), 
schwed.  viku  umwenden,  biegen).  Die  grundbedeutung  »wollen«^ 
ist  unschwer  zu  erkennen.  In  JI.  IH,  520  Si^t  affim  j^sIxb 
iox^^cct  >\vo  sie  im  hinterhalt  liegen  W'olten«  ist  j:$Txt  =  *vakhd 
impf,  mit  openthese:  ö^*f-Bix6  ist  ein  erstarrter  rest  eines  indo- 
germanischen gebrauchs  des  verbs  vak^  wollen  in  relativsälzen, 
wie  er  sich  im  sanskrit  und  altbaktrischen  wiederfindet,  skr, 
jtUra  vdMi  wo  er  will^  jfisja  vdsti  wessen  er  will  (elliptisch,  s. 
Gras^m.  wb.  BiäB  f.,  wo  auch  die  belege),  jdtha  mt^ut  wie  er 
will  (tue  er),  impf,  jdfha  avaijiä  (adv.  jutha-va^dm  nach  be- 
lieben), ebenso  abakir.  impf,  jaihü  hvö  vuint  wie  er  will.  Ui^pr. 
pok^d  »passiv  wollend«,  vgl  skr.  a-va^A-  1)  keinem  fremden 
willen  unterthan,  :ä)  invitas,  ist  mit  epenthese  und  mit  dem  in 
iwäiv  sichtbaren  e  des  praesens  erhalten  in  norweg.  til^v'ik  willig, 
geneigt,  bereit,  das  selbe  wort  mit  a  ist  imser  an,  reikr  norw, 
veik  ags,  trdc  as.  wek  ahd.  weih  nachgiebig,  weich:  unser  mhd. 
nhd.  tr-wciciien  schwed.  bcvikii  ist  nach  form  und  bedeutung  das 
eausativ  zu  vak^  wollen,  ags.  hewmcun  verfuhren,  ags.  W€C€an, 
^c-wmcan  mhd.  gc-teeidien  überwältigen  =  skr.  va^aja-ti  in  seine 
gewalt  bekommen.  An.  väkr  ^)  norw.  vdk  dän.  vm}  schwach  ne. 


*)  Die  nordischen  a  neben  ei  oder  slütt  erwarteter  ti  vor  andern 
(OQsonanten  als  A,  r,  v  sind  nicbt  aus  ai  h  pr  vorweg  an  ^en,  sotideni  sind 
Vertreter  eines  ür5prüiig!ich<^ii  a-lanta.  {laira  =  gut.  laisjan  verhilll  sich 
wie  kkßäif  die  ur&prQnglichste  gestalt  der  ersten  silhe  war  nicht  lai-  oder 


498 


lenniinn  Möller» 


wmk,  wozu  mit  g  an,  ve^a,  vtiBgjmk  nachgeben,  f^tsegmn  nach* 
giebig,  entspriclit,  der  epenthese  entbehrend,  dem  skr,  värti-  R.V 
8,  19,  31,  wenn  dies  von  B.  R.  rtchlig  als  ^botmüssig«,  ^gehorsam« 
gefasst  wird  (Grassm.  s^rauschend^i)»   im  vocal  wie  in  der  b^ 
deuLung  stimmt  zum   nordischen  worte  genau  das  adv.  gri 
i^xa.    Aus  ut^spr.  vak^ä-  ist  mit  epenUiese  ferner  herTorgegan^ 
skr.  vv^d'  ra.  abhängiger  nachbar,  dienstmann,  dazu  gehört  ags. 
vicnian  dienen  (mit  i,  nicht  i).     Das  haus,   indogerm.  ^vak^i-, 
woraus  ^vaikhi-,  ist  das  >dem  willen  unterworfene«,  das  haus 
in  rechtliclier  beziehutig  (germ,  k  =  urspr.  k^  vor  der  tonsilbe 
in  ahd.  mch  m.,  mhd.  wichMlde  mnd.  unc^elde  weichbilds= 
bild  der  ortsgerichtsbarkeit).    Indogerm,  ^vak^-s  t,  gen.  ^mi^äs 
ward  nach  eintritt  der  epeofhese  vaik^-Sj  gen.  vik^ds  (der  urjt»r. 
stamm  *v(ik^-,  mit  epenthese  m<***  in  \\L  vesz-pats,  preuss,acc. 
fem.  wais'jyattin,   der  acc.   in  griech.  jioUa-dtr:  im   sanskr.  wf^ 
f.  haus,  geschlecht,  gemeinde,  pL  untergeljene  sind   die  starken 
casus  durch  die  schwachen  verdrängt,  darum  muste  auch  das 
urspr.  H'ak^'pdtir  sanskr.  nifj-päti-  werden,  slav,  visJ  t  entstand 
aus  consonantischem  vik^-  wie  gas)  f.,  dvirT  f.,  soll  f.  und  andre 
aus  altern  consonantischen  stummen).    Das  gol.  veüts  ist  ein  neu- 
Irum  H'dik^as  aus  ^vfik^as.    Ags,  wie  n.  phir.  castra»  labernacula« 
wovon  wkian  sich  lagern,  castra  aielari,  hospitari,  stellt  ^icti 
der  bedcutung  nach  zu  skr.  ni-vi^  med.  einkehren,  rasten«  sicli 
niederlassen,   sich  lagern,  part.   ni-mitu-  gelagert,  njxt-m^  dus 
lager  aolschlagen,   halt    machen,   caus.    ni-ve^a-   sich   lagern 
lassen,  ins  haus  führen,  einquartieren,   upa-ve^uja~  sidi  setaeii 
heissen  etc.,   ü-ve^aja-    ins   haus    liincinlassen,  bewirten.    In^ 
litauischen  wird  das  causativ  vertreten   durch  vais^hUi  einen 
gast  aufnehmen,    vak^  »wollen«*  erscheint  hier  in  der  specielkix 
bedeutung   »nachgeben«,    >sicli  erbitten    oder  notigen  lassen« 
»sieh  willig  zeigen  zum  einkehren  oder  verweilen«,  das  causati 

rat-  sondern  ar-,  goL  fiÄ<«  aui?  *ar'Sii':  luL  ara  aus  *ar'ti'  =  H/)Wi :  artu9*y 
AusgeDommen  sind  uiir  dieiiainen  aul'  4äfr  mid  'ktkr:  bei  persoueinium^i^ 
wird  liäufiiir  eine  fremd*?  iomi  der  de^  eignen  dialekls  vortrexogen. 

Erirmeil  matr  hier  werden,  dass  die  formen  vtkva,  ykva  =  t%kj%  wt* 
svikva,  s^kva  =  ^vtkja^  3.  sing,  vykr^  prael.  veyk%  part.  ^kvinn^  eb*n^* 
ve^kr=^veikr  wie  kve^kr^  kvei^kva^kvcikr,  koeikja^  Särkvir^Svrrkir  u.?.  ^' 
durch  den  vcnn  ürdaulenden  v  regehnässig  bewirkten  «»-umlaut  des  vpc*^^ 
und  mit  diesem  geschehene  lalrialbierung  d*«  k,  in  folge  deren  sich  hei^ 
Übergang  zum  folgenden  vocal  ein  o  einstelH,  entstanden  ssind,  die  ke  >tfu 
nicht  etwa  gegen  ein  ursprüngliches  k^  etwas  zu  beweisen  vermOgeti. 


nlbese  vor  A-Iauten  etc. 


499 


I 

I 

I 


gewinnt  die   bedeutung  >nöiigen«,   und  der    »wollende«,   »der 
Litte  nachgebende«    ist  der  »gast«.     Lil,  mszeM  zu  gaste  sein, 
ve^niif  ves^ne  weiblicher  giist,  letL  vlsis  gast.     An.   vtkmgr  der 
>heinisucher*   entspricht   in   der  bedeutung   dem  lat.  hosUs  = 
deutsch  (fast      Die  verschiedensten  bedeolunger*!    welche  uusre 
wur-tel  aus  sich  entwickelt,  sehn  wir  in  einer  form   neben  ein- 
ander im  lul.  in-vitm  dSxmv,  in-vUare  nötigen,  zu  gaste  bitten, 
vitare  fern    halten,  meiden  (Cortins  rir.    17   und    !9,  ztschr.  II 
153  r,  inmiare  aber  ward  IVülier  zu  vaJc'^  gestellt,  ganz  andei-s 
Fick  ztscbr,  XX  161,  der  jedoch  mit  recht  invittis  und  inmtare 
für  unzertrennlich  erklärt):  die  beiden    verhen   sind   abgeleitet 
von   dem   in   ithvUus  enthaltenen  vUo-j  das   in  der  bedeutung 
g^au  TAX  ui-spr.  vak^d-f  dem  praesensstamm  zu  fsixm,  stimmt. 
Ich  glaube  nicht,  dass  das  vltt)-  aus  *mcito-  Iiervorgieug,  sondern 
dasä  ilmi  ein  urspr.   "^vukHd-  zu  gründe  liegt,  doch   kann  dies 
hier   unentschieden   bleiben.     Ein  analoger  fall  ist  nUm\  nach 
meiner  ansieht  das  passiv  eines  durch  -ta-  gebildeten   praesens 
Von  fiuk^  (ti'tx')y  urspi",  ^ich  werde  getragen«  (genibuSf  hiculo,  Sjm, 
niis,  ad  sUivra  m  pmpria  rh  etc.)  ^),  ebenso  sitspUio  von  w.  i^pii/c  ^  — 
Wie  die  identilät  von  griech.  ^tust*^  an.    vtkja  und   abaktr.  Pig 
skr.  Vif  und  wie  die  ursprüngliche   Identität  von  t^txstyf   vtkja 
Und  vak^  wollen,  so   ist  auch  die   ursprungliche    Identität  von 
3anskr,  vi^  und  va^  unverkennbar.     Wie   skr.  i?rtf  das  active 
wollen,  das  begehren  bezeichnet,  wovon  mjr«-  ni.   gowalt,  bot- 
luässigkeit,   macht,   ebenso  ü-vtr  sich  zu  eigen  machen,    besitz 
nehmen,   sich  Jemandes  bemächtigen,  part.  abki^vista',  ä-vista-, 
sstwm-ä-tmta',  sam-ni-vUta-   überwältigt,   ergrilTen,   abhängig,   in 
der  band  seiend,    in   der  gcwalt  stehend  (von),     ni-vif;,  nis-vic 
bezeichnet  u.  a.  ein  haus  gründen,  heiraten.    Das  altnord,  -vei{f 
in  weibhchen   eigennamen  ist  wahrscheinlich  ein  urspr.  vakhi 
^*eib,  gattin  (päli  vasa  f.  an  obedient  wife),  das  fem.  des  oben 
gesehenen    adj.   vak^ä-,   vgL   lat.  u.ror   alllat.    voxor    von   der 

0  »ffnixuB  a  genibus  prisci  dixeruiit*  Fest.    Icli  tr^iine  niti  gebären, 
^ieus  geburt  und  die  NtJti  dl  von  ijhtak^  von  unserni  mit,  w.  nafcK 

g^an  :  ghtak*  (vgl.  s.  451>  t)  ^^  sar  fliessini  (lul.  iierrww,  »al,  ialiva^  ahd. 
*^tiii)  :  (s)rak^  |afi.  Icka  ü.  515i,  wovon  *rukWt-  got.  rüjn,  liL  iasznötif 
''alr'ö-  lit.  Idsias,  htszHi  !aL  prolkire  (wie  vvjor),  ddicia dirclitiaiife,  innd. 
•Unl.  ktke  f.  scbwed.  m.  Salzlake,  safl;  •rajfc*u-  aa  hgr  liqtior  schwed.  la^ 
»U.  lak(%  lauge,  absud;  *rak^m-  lat.  liquo-  s.  5!äl  (ainters  beilr.  VIII  44),  mit 
H^p^iitb  ahd,  longa  lauge  an  laug  t>afl,  iauga  =  liquare:  Uli.  Ujc  laug:e» 
ha:a  aquji,  etijcus  itaJ,  kuü,  mustum  lijcivum^  cum«  49a,  IMma  lau|re. 


500 


Hermatin  BlölW, 


selben  wur/el  und  das  griech.  ßffntfTa  anontg  II,  IX,  309):  dafür 
spricht  iiamenllicli,  dass  mit  rann  haus  verbunden  mir  die 
beiden  ei^eniminen  liann-twrr  m,  und  Itann-veig  t  neben 
einander  bestehn.  Von  t^ak^  in  der  bedeutung  »nacligebens 
»weich  seine  stammt  wie  skr.  vd^n-  n.  flüssiges  fett,  va^äßK 
tydsa)  t  adeps  so  unser  wachs  aus  "^viik^sä-  =  griech*  i^6;  laL 
mscuSy  viseum  leim»  vogelleim  (vgl.  Düntzer,  ztschr*  XIIl  11). 
Das  slavolett,  wort  slav,  voskU  lit*  väsBhas  (vielleicht  auch  das 
Uxteim'sche)  ist  ^vakHk^a^  (vgl.  oben  makHk'^ti'  meisch).  Gleich 
ujisern  hd.  weichen  plur,  lern,  ist  von  der  selben  wui-zel  benant 
griech.  ^|t^c  f.  die  weichen,  lat.  viiicera  die  weichleile,  eni' 
ge weide.  —  >Weiehen<*  ist  so  viel  als  einem  andern  plalz 
machen,  also  mit  ihm  wechseln,  aus  der  bedeutung  »weichen« 
der  mit  dem  epenthetisehen  t  behafteten  wurzel  vak^  entwickelt 
sich  darum  ein  »wechseln«*  Lat.  tnc-  f.  Wechsel,  defectiv  we 
die*,  entstand  aus  urspr.  *vak^'  t  auf  die  selbe  weise  wie  dieses 
aus  *ddk^-  i\  Detu  ahd.  wehsal  steht  gegenüber  mit  t  isl.  rfd 
n,  {(%  vhi  kreuzweise,  an  einander  vorbei,  (fjafa'Vtxl  gescbeok« 
auslausch),  ebenso  hat  dem  ahd.  wccka  ags.  teice  an,  vika  Woche 
=  got.  viko  tdiig  (ags.  wica  dienst,  norweg*  pika  ableilung, 
Strophe,  isl  vika  seemeile)  in  irgend  einer  altern  ostgermanischen 
mundart  ein  *vtkd  gegenübergestanden,  denn  tinn.  viikko  wocbe 
(Thomsen  53)  weist  mit  not  wendigkeit  auf  diese  form  KurikJt 
(vgl.  fimi.  riikki  reich):  die  formen  mit  i  und  i  verhalten  sieli 
zu  einander  ähnlich  wie  griech.  ßiixfXoc  und  fhaiog,  die  niit 
t  aus  ci,  d.  i.  e  mit  openthetischem  i  ist  die  ältere  form  nach 
der  tt-reihe,  die  mit  *  ist  die  jüngere  Umbildung  des  wollen 
nach  der  ablautgewohnheit  der  i-reihe,  —  Endlich  gehören 
hierher  lat,  vlneo  und  got.  vedm,  die  mit  lit,  vaikyti^  wie  oben 
bemerkt,  nichts  zu  tun  haben.  Der  w^echsel  ist  ein  kämpfe 
dessen  ausgang  ein  sieg.  LaL  vic-  bedeutet  zuweilen  »kämpf* 
oder  »sieg«  {tfitamsse  tnces  Dana  um  Verg,,  solntur  acris  Äiw«' 
gmia  t^lce  veris  etc.  kann  übersetzt  werden  )» durch  den  sieg 
des  frühlings«).  Abaktr.  vlri"  »ich  unlerwerfe  mich«  liegt  nicW 
weit  ab  von  vincor.  Curtius*  lOG,  135  weiss  die  zuersl  von 
Ebel  ntschr.  IV  205  f.  behauptete  wurzelgemeinschafi  von  ri^ 
und  fiixm  nicht  mit  dem  von  vinco  unzertrennlichen  pcnitt^ 
zu  reimen,  pcr-vkus,  iwr-virax  aber  finden  der  bedeutung  nicn 
entsprechungen  in  den  vei'wanlen  dialekten,  skr.  abhi-ftHiifd'f 
praH-m'Viita'  hartnäckig,   verstockt,  ahd.  weigerihi  verweigern 


Epenthese  vor  it-lauten  etc. 


501 


(s.  \n\  5).      Da    die    wurzel    vak^   sowohl    »acUv    wollen«    als 
»passiv  wollen«    bedeutet,  verbietet  nichts  vinco  und  pervicax 
zu  der  wurzel  in  der  ersten  bedeutung  zu  stellen.    Der  »passiv 
wolleode«,  urspr.  vak^d-,  vtik^ä-j  ist  der  besiegte»   vak^   »activ 
woilent  also  =  siegen.    Das  praesens  lautete  in  dieser  bedeutung 
indo^^ermanisch  väkhtii     Das  laL  hat,  als  es  die  flexjon  conso- 
naniischer  praesensstämme  bis  auf  wenige  reste  aufgab,  dieselben 
zum  teil  in  die  im  lateinischen  beliebte  praesensctasse  übertreten 
lassen,  w^elche  den  nasal  des  ursprünglichen  suffixes  -nä-  in  die 
\vaj7.elsilbe    dringen    lies^:,    wie  piHfio    (aus    urspr,  "^pakhidmi): 
Urapr.  rauj^hml,  d^idußlmü   (skr,  Uhmi,  dvhmi)  ward   lab  HngOf 
fingo,  eben  so  ward  "^vdik^mi  aus  vah^mi  lat.  mnco,  part,  vidus 
(die  länge  des  i,    die    aber  formen  wie  tirnjo  ===  dy/tii,  wo  sie 
nur  vom  nasal  rühren  kann,  mit  solchen  wie  flngo  gemein  ist, 
wird    von    den    grammatikei-n    und    durch    die    romanischen 
sprachen  bezeugt,  ital,   mttore,  piifore,  poet.  pitio,  fUio  etc.    im 
gegensatz  zu  dcHo),     Das  i>eiTect  alUiürd.  vä  ich   >kampnc,  er- 
käJiiprie  (^igr),  erschlug  im  kam[)fe,  erlegte,  tutete«  ^  got*  i;aiA 
Mmprie  =  lat.  viel  ist   das  ursprüngliche   perfect  der   würze! 
^K^   j»ich  wolte  in  meine  gewalt  bringen«,   »brachte  in  meine 
^Hralt«   (während   das  perf.   an.  veik  ags.   wäc   etc.  zu  uncim 
jÄngere  analogiebildiing  ist).    Das  räLsel,  welches  die  uovereiid>ar 
scheinenden  an.    wga  =  ahd.  wlgan,  perf.  an  vd  =  got.  vuih 
lat*  v^ici  boten,  löst  sich  jetzt  von  selbst:   an.  tv(/a>  vuy  ve(fmn 
list  die  fortselzung  der   alten  form  ohne  epenlhese.     Das  ger- 
manische   hat    die    von    ihm    aufgegebenen    consoriantischen 
praesensstämme  In  die  analogie  der  rt-stämme  übertreten  lassen, 
Admi  got,   ila^   so    ward   '^vaik^mi   goU   ve'tha  ahd.  wihUn 
r  die  ursprüngliche  betonung  der  praesensformen  von  conso- 
aanlischeni  stamme  war  im  singular  undplural  eine  verschiedene» 
igernu  sing,  ästi,  Mti,  vdhHi  aber  plur  sänti,  ^ddnl%  tik^dnti: 
bestand  auch  im  germanischen  fort,  so  lange  die  conso- 
[itische  conjugation  bestand,  aucli  wenn  die  stammabstulung 
:egeberi   ward,    wie  der  plur,   altnord.  erum,  eru  =^  griech, 
ffjtiii*,  fäat  zeigte  dessen  /■  später  auch  im  singular  das  s  ver- 
engte.   Die  staunnsilbe  unsres  praesens  lautete  also  mit  auf- 
bener  slammabslufung  germanisch  ohne  epentbese  im  sing. 
A-,   plur.    reff-,   mit  epenthese  sing,   vt^ik-,    plur.    vriif-.     Das 
dische  hat  beim  eintritt  des  verhs  in  die  tlexion  der  a-stämme 
der  form  des  plurals  ausgehend  den  singular  gestaltet,  das 


502 


Herrn  auii  If Oller, 


golrsohc,  der  am  stäi^ksten  unifornjiereiule  dialekt^  bat  umgekehrt 
die  form  des  singulai^s  xur  gemeingülligen  gemacht.  Das  pari. 
praes,  an»  vegamli  k»bch läger  ist  =-  ags,  wi^efid  afr.  as,  ttlgoid 
ahd.  wtgani  krleger.  Im  nordischen  selbst  schien  vtg  n.  kampt, 
tolschlag  abzuliegen  von  vega,  vegandi-  es  steht  zu  «J^a  in  dem 
selben,  nur  durch  die  epenthese  verdeckten  Verhältnis  wie  drtp 
n,  zü  drtjKi,  die  sonst  übliche  Umbildung  des  den  ablauls- 
gesetzen  widerstreitenden  w^ortes  ist  in  diesem  falle  unterblieben. 
Das  selbe  /  Iiabcn  ahd,  as.  t€ig  afr.  wich  ags.  fi?%  kämpf»  krieg, 
das  aber  niase.  und  ein  t-stamm  ist,  und  ags,  wi^a  karapfcr: 
gehörte  das  verb  got.  veifian  von  haus  aus  in  die  i-reihe  dann 
würden  diese  bildungen  den  kurzen  vocal  des  pari.  pass.  zeigen* 
Wenn  altnord,  veffa  Sigurdarkv,  III  38  nicht  »kämpfen«,  sondern 
»nachgeben«  bedeutet,  also  nicht  vinccrc  sondern  ^tntn'  rtflec- 
liert  (daher  Rask  und  Grundtvig\  nicht  mehr  ^  vieyja  setzten), 
so  steht  diesem  von  seitcn  der  form  nichts  im  wege,  dieses 
vega  ist  dann  regelmässig,  ohne  epentliese,  aus  dem  allen 
praesens  vak^ämi  =  jr^/je«  hervorgegangen,  während  t^^  vincm', 
wie  wir  sahn,  diese  gestalt  des  praesens  erst  später  erlangt 
hat.  —  Die  form  betreuend  ist  nur  noch  eine  bemerkung  zu 
^S^aiua  zu  machen.  Dieses  perfect  nahm  die  flexion  an^  welche 
[jerfeclen  von  i-wur/oln  wie  folSa,  ninoti^a  gebührte:  alle 
^kjpiX'  neben  j^^j^o^n-  haben  sich  eingestellt  nach  der  analogie 
der  /*d-  neben  /oid-,  tibti^U-  (erhalten  in  inlntiPfAir)  neben 
ntTioi!^-,  Natürlich  kam  diese  floxion  als  j:ifo$xa  von  der 
ana!agie  öberw^ältigt  ward  nicht  allein  den  genanten,  sondern 
sännntlichen  damals  vorhandenen  perfecten  mit  oi  zu;  dass  sie 
bei  fßlda  und  pißotna  fester  haftete  als  bei  den  übrigen  röhrt 
daher,  dass  diese  beiden  allein  nicht  als  perfect  'äu  einem 
praesens  gefühlt  wurden.  Ursprünglich  aber  scheint  /£««-  (* 
mil  epenthetischem  »)  das  dem  jnd-  entsprechende  gewesen  z« 
sein,  denn  die  am  liäufigsten  gebrauchten  homerischen  teminin- 
fonnen  des  particips  sind  ohne  reduplication /idi^r«  aber /«*»i'*"^' 
und  der  3  plur.  ttsätt^  steht  tt^äat  gegenüber.  —  Eine  jüngere 
bitdung  nach  der  j-reihe  im  germanischen  ist  zum  verb  nor^v. 
rlka  (nachgeben)  das  neulrum  iiorweg,  vik  kleine  annähernngt 
kleine  abweichung,  biegung,  verszeile,  ttt-mk,  iil-mk  n.  bereit- 
wrlligkeil,  hülfe,  dienst leislung  (Aasen  931):  genau  so  wie  dieses 
zum  urspr.  vak^  verhält  sich  das  oben  nicht  erwähnte  ap* 
^e-fic  n.  fraus,  wovon  be-flcüm  decipere,  zum  urspr*  pakK  d*^ 


Epenthese  vor  Ä'-laut<f!ri  elc. 


503 


neolrum  setz!  mit  notwendigkeit  ein  früher  vorhandenes  sich 
wie  ttican  verhallendes  verb  ap.  *fican  voraus  (das  formell 
als  jüngere  erseizung  des  rm-starnnies  durch  tien  a-stamm  zu 
fassen  wäre)  von  der  bedeutung,  in  welcher  die  wuiv.el  im  skr* 
fsf^ufHi'  erscheint  (s.  493), 

aig%  aus  ag^h.     Got,  ctgld,  agllpa  oävvr^y  ^ltil*$g  gehört  xu 
der  wurael  a//M/,  altbakfr.  az  in  ni-as  enge  machen,  zusammen- 
schnüren  (Hübschmann   zur  casuKlehre   102),  zu    welcher  sich 
das  nasalieHe  amj^h   verhalt,  wie  ank^  zu  ak^i  die  bedeulung 
der  gotiseheii  worte  finden  wir  wieder  in  griecli.  äxog  schmerz, 
betrüb niss,   ft;f*'i'juß#,    dyta%i^Q^ai^  dxaxi^fi^VQg  ^zoq,    skr,   dmhfis 
bedrängniss,   anihaU-  angst,   bedrängniss,  not,  krankheit.      Ich 
glaube,  dass  hierher  das  lateinische  mj^f'r  gehört^  das  der  be- 
^deutung  nach  vollkommen  passt;  enge  {anhelitus  Verg,),  gering 
(^pes),  bekümmert   (animus)^  schmerzlich;    a^^re    faeere    einem 
■■phe  tun,  est   mihi  ae^re  es   macht  mir  kunnner,  aegrimonia, 
^K^iudo  kunimer,  gram,     aeger  würde  mit  dem  in  dieser  be- 
deulimg  nicht  überlieferten  a-stanini   got,   ^agls  bedrängt,  be- 
kümmert,   von    welchem   agld    und   aglipa,    von  der   gleichen 
grundform   *ag^hrar  stammen,  woraus  mit  epenthe-^e  *aig%ra-. 
aegrum  unlusl,  verdruss,  acgriits  pail^  (legerr'une  ferre,  stellt  sich 
der  bedeutuiig    nach    zu    giiech,   «x^^o^   n.    last,    beschwerde, 
ü%l>aiim   bin   beschwert,  gedruckt,  unwillig,  ags,  e^Je  moleslus 
(=  got.  aglns)^  e^Ian  molestai^e,  got.  us-agljan  c.  daL  einem  lästig 
Werden.     Das   adv*  aegre  mit  genauer   not,  schwerlich,   kaum, 
Diif   mühe  findet   in  gleicher  weise   seine  entsprechnng   in  got. 
Qylnbit    ävcKoXmc,   aegre    (Mc.    10,   23.    Luc.  18,   M)    zu    aglus 
hfcxeloc,  schwer,  schwierig  (Mc  10,  M).     Ags.  ere  m.  schmerz 
^l  urspr.  *dg^Jmfi  n*  ^)  vgl.  grieclu  d^og  schmerz,    daher    wird 
kuch  mit  ai  hierhergehören  ags.  ik'oi  agilatus,  perteiritus,  (kol- 
Udd^  dcliun  (wegen  der  länge  des  a  s.  Sievers,  Paul  und  Braune 
[>eitr.  V  75):   dtis  Je  ist  das  selbe  wie  in  got.  aikmh     (Abaktr. 
tih-   n.  versteck?  Justi   handb.   6   aus    *äg^has?,   vgl.   skr. 

*)  Das  bei  den  ui-sprunglicheji  05-stärnmen   mit  kurzer  Stammsilbe  an 

stelle  des    umgreluuleteu  ag^s.    (und    altuordliumbr)    e    liervoitreLejitle 

elengl.  und    ueuengL  a  muss  aus  dem   tiom.   und  acc    stammen,  wie 

e  aus  den  uhliquen  casus.    MiLleleiigl.  neuengl.  hatCf  awc,  akc  (ache) 

}Jkete,  e^e,  ea;  (bei  den  masc,  t-slämpieri  wie  ags.  mrte,  stedct  trede 

auch  %\^  me.  ne.  den  nmlnut).     Jenen  fornien  mit  a  Hegen  viel- 

iTormen  auf  -1*  zum  j^rumle,  dem  alid.  sigu  —  ags.  515«  stur  seite  zu 

sJleii.     V^L  Paul,  l\.Br.  belli.  IV  iHi  f. 


504 


Hermann  Möller. 


dMus  enge  kliifl.)  Aus  der  bcdeutung  »enge  sein*'  enlwuM 
sich,  bei  dieser  wie  bei  andern  wurzeln,  ein  »bedürfent,  d:irm 
ein  »begehren«,  aeger  ronsilU  ratlos,  CLsgris  oeulis  (?Tac.liiii. 
2,  20)  neidisch.  Armen,  ni-ag  bedürftig,  arm  (Hübschmann 
a.  a.  0,),  Griech.  «x'/»'  durftigr,  ixct**äv'  imt^vfuir  Hay4 
Lat.  '^effuSf  erhalten  in  ind-igtis  bedfirftig,  Jünger  auch  begierig, 
wovon  egtre,  indhßre,  das  auch  verlangen,  sieh  nach  etwas 
sehnen  bedeutet,  in-spn  ag^hd-,  ist  =  skr,  ehä"  bejriorig,  ver- 
langend AV.  aus  aig^hd-^).  Die  o-wiirze!  zeigt  abaktr,  l«!', 
äidjiu,  während  abaktr.  isjä  ich  wünsche^  isjiiii  er  verlangt 
»ich  verhält  wie  der  praesensslajiini  abaktr.  dicja-.  Diesem » 
gegenüber  entbälL  skr.  tha-tü  erstreben,  begehren  das  selbe  l 
wie  ski\  iQv  ich  vermag,  besitze-^  abakir,  iri  ich  vermag (co4 
t^di).  Skr*  Ire  kann  seiner  herkunft  nach  nichts  andres  sein, 
als  das  medium  zum  indogerm.  öA'mi  ich  erreiche,  der  Ion 
niuss  früher  auf  der  endung  geruht  haben*  Woher  die  län|e 
des  f  in  diesen  formen  und  im  abaktr.  vl^-  haus,  t?*V;^  ich 
unterwerfe  mich  stammt,  ob  es  ein  voraufgcgangenes  ai  vertritt 
ähnhch  den  skr.  ü,  die  für  erwartetes  r>  stehn  (s,  Joh,  ScbmHJl 
voc.  I  141,  der  aber  das  i,  ü  für  das  allere  hält),  ob  e^  eine 
secundäre  delinung  ist,  ob  das  i  zu  l  geworden  ist  durch 
eine  jüngere  vom  folgenden  palatal  bewirkte  epenthese  (die 
cpentheao  kann  eben  so  gut  nach  *  als  nach  andern  vocalßU 
eintreten,  wie  *xitpjM  nttBivm  so  wird  uqivjm  x^tvta,  tesb< 
n%iifvm^  KQtvvw)  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Ich  glaube  aber, 
dass  die  r,  ü  im  indoiranischen  und  griechischen  durch  eine 
ausgleicliung  zwischen  den  ai,  an  ujid  den  i>  u  cnlstandeOi 
hidem  jene  die  quantität,  diese  die  qualität  hergaben:  itmif^ 
nahm  mit  Währung  der  r|uaotitilt  der  silhe  ig.  -nau-  die  qualilat 
des  vocals  von  dBixvvfiev,  ebenso  nahm  abaktr.  vl^-  die  qiialitäl 
des  vocals  aus  den  schwachen  casus  mit  Währung  der  quariiitÄt 
der  starken. 

niaig^h  aus  nuMj%  (amug^h)  niingere.    Das  praesens  sanskr* 
mehaii  abaktr.  maezaüi  aus  mdig^a-ii  entstand  aus  *mdg^ha'i^% 


*)  VieUeJcht  gehört  zu  at/h  auch  aliJ.  eiscön  \\\,  jeszköti  alm(g.  »**•*' 
tmd  das  praesens  skr.  iki<hd'ii  (dessen  beziehungr  t\i  ii  von  jüngerem  W"" 
wftre^  aus  urspr.  *aff^h-$khi-i%mso  würde  sich  die  difTerenz  zwischen  ^^ 
nordeuropaisch*-*n  ai  und  dem  iialisehen  i  auf  einfache  weise  erkliifen' 

*)  Wie  skr.  mtlatmi  aus  *mdg^kämi  so  enbland  durch  die  wirk unH*^** 
palatttls  skr.  iftiikmi,  trnedhi  aas  Umdg^h-nd,   ^imdg^fi-ti  (pJiir.  tfmhaH^ 


Epenthese  vor  Jt-laolen  efc. 


505 


•wui'zel  sehn  wir  im  lateinischen,  litauischen,  germani.schen, 
kl  m^jo  aus  *mehjo,  pei ibcl  mcxi  (nachgewiesen  bei  Joh. 
tlmiidt,  voc.  I  135).  Das  hit.  mlngo  =-- ViL  mezit  aus  *m«wi« 
itin  auf  die  einfachste  weise  aus  der  a-wurzel  hervorgegangen 
jjL  da  "^^mcngo  wingo  werden  moste  wie  j^fym  fingo.  Das  lit. 
K  ni^iti  kann  auf  ungestörtem  wege  niu'  aus  der  et-w«rzel, 
5^,  erwachsen  sein;  dass,  wenn  das  praesens  mit  Joh, 
^hmidt  (voc.  I  78)  sein  c  einem  analogieschluss  verdankte,  die 
irch  dieses  e  geweckte  idee  einer  a-\vnr/.e\  in  so  junger  zeit 
dl  bildungen  wie  mr^m,  mrüi  dünger  tadeii,  mezhii  pl. 
iöger  habe  erzeugen  können,  übersteigt  meinen  glauben.  Für 
B  gennanische  wort  got.  nmihsius  beweist  das  frie^isclio  mius 
•  {auf  welclies  sämnrtlicho  mnndarten  zurückweisen)  ==^  ags, 
sor  den  vocal  germanisch  c,  denn  das  triesische  iu  erscheint 
r  an  der  sielle  eines  altern  e,, nicht  eines  i^).  Gegen  die 
wui'zel  sprechen  auch  die  nordischen  Wörter  an.  norw, 
»fei  schwed,  moeka  dän.  mtige  den  dünger  aus  dem  stall 
laffen,  an.  mtjkr  f.  norw.  mgk  t  dän,  nw(f  dünger  (vor  dem 
ilaut  entlehnt  tapp,  ninkko  Thomsen  53)  %  an.  norw,  mi/kja 

km^ge  düngen,    über  das  k  s.  o.  bei  ailcan.    Das  lit,  mei' 
^Mas,  wovon  imMotl,  vgl.  norw.  mt/kr  (Aa^en  515)^  wovon 
'Sra,  hat  vielleicht  nach  tlem  von  Joh.  Schmidt  zlschr,  XXIII 

mnatdrha,  parL  pass.  trtfhd-),  (Doch  ist  es  möglich,  dai^s  dies  etwas 
Pres  ist  gleich  ikr  wohl  einer  specielJen  raütidart  aiigehöngen  ep«n- 
le  vor  inngerem  in do iranischem  palatal  m  dem  einmal  im  RV.  vor- 
Cimeiiden  ihi-mäja-  =  tihi-inäja',)  [Anders  Juli.  Sr hmidt  Ktschr.  XXIV 
.]     Ebenso  das  t'  im  aor.  von  na^/ 

*)  Dagegen  t^prichl  nicht  das  harlinger  ^piock  speck,  denn  die*^es  iü  ist 

as  speciell  harlin^^isches  (die  übrigen  nuuidarten   weisen  auf  iipik):  die 

ttdart  xeigt  mehrfadi    vor   coDsonanten,    die  znr  lalHnlisieruiig  geneigt 

I,  an  der  stelle  eines  zum  teil  jungen  e  oder  i  dieses  lo,  flwsk  Heiscli, 

k  iiseh»  welches  dem  rnssbchen  io  (s.  excurs  Ij  zu  vergleichen  isL 

')  Das  mu  ist  aus  m  sonans  hervorgegangen  ebenso   wie   im    plural 

praeteritopraesens  ahd.   tnugumis  as.  afr.  mu^n^   (got.  imkf*  s.  44S 

*mükps  aus  *mkVf-?)^  vgl.   das  ru  ans  r  soaans  in  gol,  fruma   neben 

forma,   ahd.   rucchan  (*vrff^v(ija-},    den  participien   got.   brukam   hd. 

fächctit  getroffen  elc.^  dem  praesens  trudan  an.  troda  (*drtd't  ebenso 

knoda  ans  *ghüd-h     Ot>   sicli   im  gerraani.scbcn  das  u  vor  oder  nach 

\  nasal  oder  der  Iiquida  entwickelt  hängt  von  der  analogie   der  nicht 

elauteten  formen   ah,    in  den    meisten  filllen  erscheint    daher  im    ger- 

nisehen   ein   ur,  «/,  w«,  um  wo  r^  n,  in  sitmprasrirafiü  von  ttr,  tm^  am, 

egen  ru,  lu,  nu^  miiwo  es  sampraBürana  von  ra,  na,  ma  war.     [Elienso 

rugman  zlsebr.  XXIV  258  f.  anm.] 


506 


Heiinaiiii  Möller. 


267  ff.  gegebenen  scheina  1.  am,  2.  anm,  4.  nHt  ueiiwerli 
^etneg^h-  (ebenso  ist  das  wo^  des  germanischen  praeleril 
praesens  Vertreter  eines  *amad-^  denn  dem  ahd.  muo^a  t  oWm 
steht  das  ags.  ämeta,  änüa  m.  otium,  quies,  dem  ahd-  nwosij 
das  ags.  efmti^,  cmti^,  ätnti^  »müssig«  gegenüber).  Die  wirol 
(a)magh^h  ist  mit  mad  (Fick*  I  170)  vpn  dem  gleichen  urspr. 
am  weitergebildet.  Das  griech.  i^T%k»^  hat  das  selbe  7  m 
fhtyyvfit.  Griech.  ofitxf^a  =  abaktj*  maertmift-  ist  ein  ursjjr. ' 
*(a)nmi^hmm-.  Das  germanische  starke  verb  an.  m%ga^  meij 
mnd.  mtgen,  mevh  stimmt  genau  zu  indoiranischen»  Mnd,  mt^ 
f.  urin  stimmt  zum  skr.  müfui'  uk  n  abaktr.  maiia-  n,  amiea. 
m^jef.  Eine  jüngere  bildung  nach  der  i-reihe,  wie  s.  502  rit.  W 
das  neutrom  nor-vveg.  mUf  urin,  ebenso  mige  sw,  m,  pcnis?  (bei 
tieren).  Das  älleste  praesens  der  wurzel  mag^h  lautete  walJ^ 
scheinüch  ^miig^hmi:  dieses,  kann  im  lateinischen  (als  *mchntii} 
durch  *mehjo,  woraus  ntejo^  abgelöst  sein,  vgl.  ^o  ^=^  ^fii  oder 
auf  einem  andern  gebiete  slav,  liiq  üt.  lesiü  =  skr.  IthtM, 
aus  diesem  kann  auch  das  nasalierte  mifufo  hervorgegarigen 
sein,  vgl,  Ungo  (vielleicht  setzte  diese  form  im  pUiral  an,  ^lif- 
-fms,  daraus  Hig-nfhjms,  lingimtis).  Die  nasafierung  wäre  dann 
im  litauischen  unabhängig  von  der  lateinischen  eingetreten^ 
Aber  das  lettische  mifnu  aus  ^nwnfnu  ist,  da  es  im  lettisch«» 
nur  noch  einen  genossen  hat,  wahrscheinlicher  eine  erhaltene 
alte  form  als  eine  junge  neubildung,  legen  wir  daher  auch  dew 
lateinischen  ein  *mag%ndmi  imier^  dann  werden  wir  mi«<jfo  eben 
so  erklaren  wie  pingo.  Auf  die  Übereinstimmung  des  g^r" 
manischen  praesensstamnies  mit  dem  indoiranischen  «-stamme 
ist  wenig  zu  geben,  da  im  germanischen  em  r4-stamm  das  repl- 
massige  endergehniss  ist,  auch  wo  ein  consonanlischer  ocierein 
ija-stanim  zum  gründe  liegt. 


E  X  c  u  r  s  e. 

Ext*ur§  I  (zu  seile  431).  Ein  r  und  häufiger  noch  ein  /  (h  ^^ 
unlieküinineri  nm  seine  sonsUge  artieulaUoti,  d,  \u  die  sluUung  <ler  xußg**'* 
spitsiP,  mit  gerundeten  lipfitii  liiid  eihobeuem  liinlore.iu  «uuffenrödtcu  Ir^ 
sprodie»  werden,  also  ein  u  involvieren  und  dann  einett-epenthciäehert^''* 
rufen.  Solche  f,  /,  die  aber  nicht  in  allen  mundarten  in  dergleichen««^ 
dehnung  vorhanden  waren,  erzeugten  im  nf>rdisthen  mn]  engliscü-frieisiäcli«* 
zugleich  mit  deu  M-haKipen  w,  h  nud  den  durch  ein  folgendes  u  Ubi»"" 
sierteii  lauten  tlie  jüngeren  au^  eu,  Deh-i  jOugere  eu  wird  friesiscb  IM  ^^ 
ia  ags.  eo  allnord,  ja  and  durch  jünjtein  (Uexions*)  u-umlauljo.  da*  jung«"* 


Epenthese  vor  Ä-kuten  etc.    Exciirs  I  mii\  11, 


507 


I«  im  frieaisijhen  an  einem  arMJern  orte  «achzuweisen,  wird  ags,  ea  alt- 
ird,ö»  von  Jen  haudschr.  ao  (lig.)  geschrieben.  Das  n^s,  tald^  ebenso  das 
►laprechende  fries,  wort  und  das  sctiwed.-dän,  äld  (ohi)  selzeji  ein  ^uuld 
»aus,  vgK  Braune,  P.  B.  beilr.  IV  553.  Das  ags,  eo  nord,  ja  ist  seinem 
esen  nach  durcliaus  niebts  anderes  als  das  russische  e  (d.  i.  jo):  das 
Jrdisdie  ja  stellt  sich  ein  vor  labialisierten  consonanten  genau  so  wie 
KfüsBische  r,  tritt  at^er  gleich  diesem  nicht  ein  sobald  der  folgende 
^naat  nicht  ein  labialisierter,  sondern  ein  (dnrcb  folgendes  i)  mouillierter 
l  (TgL  Job.  Schmidt  voc.  11  400),  altnord.  mjodr  aber  dal.  midi,  skjoldr 
bcf  plütt  skildir  (weil  das  l  dort  ein  l,  hier  ein  mouilliertes  T  war) 
timn  so  wie  russ.  h'dü  eis  aber  lednikü  gletscher  (mit  mouilbertem  d}, 
frtü  aber  plur.  verti,  tdpli/j  aber  ttpliti  u.  s,  w.  In  ihren  entgegenge- 
!lit«ü  ajjsichten  über  das  nordische  ja  und  jp  haben  Joh.  Schmidt  (voc. 
!  m  ff/)  und  Edzardi  ^P.  Br.  beilr.  IV  13:2  IT.),  wie  rch  glaube,  beide 
seht,  Joh.  Schmidt  indem  er  das  ja  aus  allerem  dem  angelsächsischen 
ül^rechenden  eo  hervnrgebu,  Edzardi  indem  er  das  ja  durch  jüngeren 
-umlftut  jp  werden  lässt.  Denn  das  selbe  ta  aus  iw  zeigt  auch  das  friesiBche, 
JÄser  vor  bestimmten  consonantengruppen,  die  das  tu  halten^  und  zwar 
ttrden  im  friesischen  gleichzeitig  langes  ^t*  und  kurzes  eu  durch  assimi- 
tioü  zu  ea  und  ea^  woraus  la  und  ia,  im  friesischen  ist  aber  im  gegen- 
>lx  ium  nordischen  der  jüngere,  einlaul.ige  M-umlaut  nicht  liinssu getreten» 
18  friesische  kennt  nur  den  altern  zwielautigen  w-umlauL  In  germ. 
*iThtä  arit  bjprt  t.  b.  haben  also  nach  einander  eo  —  ia  —  jp  ihre  stelle 
!habt.    Entstebn  konte  die  >hrechung«  nur  als  cw,  nicht  als  ea. 

ExeoFH  II  (zu  seile  433).  Einige  beispiele  der  debnung  des  Jt.r;  durch 
^  uuui'sprünglicbe  p  sind:  An,  nökkviär  abd.  Tal.  naccoi  Nolk.  naccktt 
^beii  Ülfn  nachoi  (yvftyöq  aus  */jf.'yi>öf  s.  437  aram,  mit  tausch  von  labial  und 
lUural  genau  wie  oi^tn-).  Nb  bakken  nhd.  pacdim  neben  joacArt«  ags.  bacan^ 
"gekehrt  m^.bekkr  ags.  becc  neben  ahd.jjfiA  lorrens  (germ.  *6aÄ;''t-^)  von 
^^*  (kt  foveo^  nach  Ascoli).  Ahd.  nicchcssa  mbd.  niekese  nixe,  fem.  zu 
><i.  niekes  neben  niches  an.  mit  «-umlaut  «i/jtr  (Fick'  I  1!^),  Ahd.  loc  ags. 
c  an.  lokkr  capülus  von  lufj"^-  biegen  (lit  lugnas  biegsam.  Bezzenberger 
0»  A.  1870,  1374  setzt  das  kk  =  gn),  Ags.  roccettan  eroctare,  von  rüg*- 
iecb.  tQtvym  bt.  rifiufjmi  ructo,  iau  =  eu  Job.  Schmidt  ztschr.  XXI ü  353). 
*J,  irucchan  trocken,  pari,  pass,  auf  -ml-  von  dhruy%  aus  dharif*h 
K  Schmidt  voc.  II  337  (mit  afifgebung  der  aspiration  vor  der  lautver- 
iebung  an  6iner  stelle,  vgl.  ags.  die  afr.  diA*  =:  toI/o^  armen.  Jcjahaktr. 
^ffa-  urspr.   dhf'iiff^ha-,  ags.  Mm  an.  boin  =  as.  bodom  griech.  nv^ft^y 

*  bmdhnd'j  greipan  skr.  grbh).  An.  vagga  scliwed.  vagga  dän.  vugge 
ai  BUS  *vpggii,  vgl,  hoggvn  dän.  hugge)  ==  ahd.  waga  wiege,  grnndf. 
'k^d  von  vak^  sicli  liin  nnd  herbe%vegen,  schwanken.  Ist.  nagga  ^= 
^ga  von  nag^h*  Abd.  as.  roggo  fries.  ^rotjga^  also  deutsch -friesisch  r«^ya«- 
>  fug'^an-  gegenüber  dem  englisch-nordiscbün  ^rugi-:  -an-  neben  -i-  wie 
fech.  tUmtf  neben  lat.  axia  u.  a.  (vgl.  OstlioiT  P.  B,  beitr.  HI  7). 

Beweisend  für  die  debnung  des  it-lauls  durch  v  und  den  schwnnd  des 
tiöd  namentlich  die  nicht  wenigen  l^lle»  in  denen  im  germanischen  vor 

*  Uutverscbiebiing  einem  v  ein  g  vorgeschlagen  ist  (i*i?  w*ard  gü^  ebenso 
2«ltMkrm  Ittr  vcr«».  Bpnchf.    N,  F.  IV-   5.  36 


wie  spÄter  im  gollsch-nordis^heii,  z.  I>,  mhd,  karke  aas  *i 
^kargcii^  vgl.  i\s.  harruw  egge),   in  denen  also  ilas  ijacb  ci 
vorliegeiide    A;   das   unursprüng liehe,   das    v    dag   orsiirÖngUch«  bl,  v|t 
Job.  Schmidt  vcM-,  11  2S7  (^  iui  der  sldk  eines  «?  ersc-helul  aucb  ki  «ine' 
niselieri  nnd  peri^iscben»  beiLr,  11  4^8).   Die  dehnnng  leigt  an,  «joJt^n  tiebelk 
ags.  waCa  as.  na^o  alid*  «^ic/io  nachen  (grundf.  *namm^),  htl.  (^itec  lufbfO 
a^.  ctüic  an,  A'iM^T  (=  got.  kvius,  grnndf,   ijSm-),  ganz  ebe!i«o  b^  ipfC 
neben  ags,  s|jtc  an.  apik  n,  speck,  wozu  abd.  li/yar-ypitc/ii  f <  i  JC* 

•öjpit*«',  vgl.  abaktr.  j/t>aM-  n.  feit,  skr,  pimm-  griech.  niwt,  r'i»^ 

über  dem  i  wie  in  skr,  Qivd-  slav,  sivü  lit  ^t/ru«  lat.  i^icma,  der  lutUtat. 
dem  germanisciien  gegenüber  im  skr,  wie  in  p/rfjriwit,  im  europäi^ejji«!» 
m  jciv^oi^  anders  Kuhn  xUcbr,  lU  3^). 

Die  df^hnung  des  /rdauU  dtircb  das  t?,  in  emem   lebnworie  siditl»«r  i 
gol.  ü/waJtAia  =  slav.  ämokvftf  begegnet   ebenso   in   verwatiten  Htf^lek^pn  <f 
tel tischen  in  altir,  macc  —  cymr,   map  (beitr.  VI  47),   im 
Affjtjrof7   ^«itje*?,  oxifo«   Hesycb.   äuge   (//  an5  ^'),    tnnöf  =s  ; 
(»y^  aus  Vv)^  nicht  im  lateinischen  (lat.  qu  macbl  nicht  dk  silbe  kag). 

ExeuTä  III  (zu  «eite  435)*    Mit  i,  ö  hexeichne  ich  hier  diu  Ifinire  tc 
Brikkes  f\  o\  mit  «•.  o  die  länge  von  Brück  es  r,  o. 

Das  urgerm,  «  =  aljd.  uo  got.  ü  wird  bexeugt  darcli  gallische  lebo^ 
Wörter  mit  dem  vociil  «,  JJänuctu»^  bräca  ahd»  TtMinofra,  pri«<iA,  luf- 
genommen  ui  einer  «cit  in  welcher  das  nrgerm.  e  z,  b*  im  natwen  *kr 
Suibi  bestand.  (Aus  dieser  ältesten  j^^it  dmtiert  sich  auch  vielleicht  dfts  deo 
namen  der  Mömäni  wiedergebende  got.  liümöficis,  dann  also  auch  der 
name  der  stadt  got.  ahd,  altsächs.  Ruttia  aJtfries.  llüme  an.  Bäma^ttO^ 
(neben  Röma-borg)^  beweisend,  dass  den  Germanen,  als  dieser  nAUif  O 
ihnen  drang,  was  siur  xeit  der  Gimbern  und  Teulonen  geschehen  sein  naü» 
ein  langes  o  nicht  geläufig  war.  ü  und  dieses  Vi  wurden  Terschobdi  ^ 
und  *ti,  dieses  später  ü  nach  ä,  510  u.)  Elin  gemeingeniu  ö  =  got  ü  W 
also  nie  existiert:  dos  ahd.  uü  ist  nie  ein  u  gewesen,  sondern  aiw  i^ 
mittelstufe  6  hervoi-gegangen ,  die  sieb  auch  für  das  gottseb-nordiid» 
nachweisen  lässt  (dk*  rune  für  u  hi  dem  griech.  m  entnomnicn). 

Wo  immer  ein  m,  oa  —  ia^ua^  it^  uo,  wie  die  entwickluugsmlif' 
sein  pflegt  (die  letzte  stufe  te,  «^  oder  tV,  üo,  woraus  i,  t*),  aus  einfacbcö^ 
c-  oder  o-laut  hervorgegangen  ist,  da  liegt  e,  6^  nicht  c,  ö  ai  ignuni*'- 
Die  a-haltigen  vocale  rc,  ä  ;BrQckes  a",  a°)  und  ä,  ö  werden  jene  «a,  ^ 
diese  ^a,  oa  auf  dem  selben  wege  und  unter  den  selben  bedii)gun|<^n, 
unter  welchen  die  i-  und  «-haltigen  c»  ö  zu  ei,  ow,  und  i,  li  lu  »v  *»* 
(woraus  dann  weiter  ei»  ow  —  «i,  ae4)  werden;  iler  jt  weite  bestand  teil  wei^ 
uns  den  weg  3!ur  erkenntnis  der  specifischen  articulation  des  zu  grumi* 
liegendeu  einfachen  vocals  (s.  Sievers,  grdz.  der  lautphys.  131.  uachwölchem 
diese  diphthoiigierungen  eine  folge  circuinflecüereader  l»etonuDg  sind,  H^* 
Scberer  züDS.  4»jI)).  Ags.  ce  (auch  das  aus  tfo  entstandene,  s*  430 aoni.)  w-ir«! 
ne»  CO  (in  engl,  raimdarten  noch  xwielautig.  geschr.  ec«,  verschiedeii  ^o" 
ee  =^  ags.  i)*  Latein,  ac  wird  roman.  ie.  Das  franz.  oa,  jünger  ua,  gtÄclif**" 
ifit  aus  langem  a"  aus  ai  aui^  ai,  vgl.  das  bairische.  entstunden.  Im  kif«* 
tischen  dialekt  des  iiiiniBcben  und  im  revalschen  ehstnischeQ  geht  knft' 


^foä  und  aa  (d.  i,  a*,  a*)  in  m,  oa  und  weiter  m  ia,  ua  über,  langes  offenes 
^f,  ööj  oo  (aJso  ?— ö)  Lsl  im  finni^clien  allgemein  in  iä,  yä,  ua  und 
weiter  in  t>,  yö,  uo  ubergegmigen  (Thomsen  s.  'st*-!  der  deutschen  ausg.)* 
Altfries,  ä  (d»  i.  a**)  =  got.  au  wii  d  wangerogisch  ü*.  während  altfries,  e,  o 
fu  wangerog.  ai,  a<*  sieh  diphthongieren.  Ebenso  isi  im  j ü tl i st h -deutschen 
Dialekt  Polens  das  aus  au  —  mhd.  ü  enUtandene  *ä  zu  tl'  und  ein  allere.*» 
•ö  =:  tnlid,  ä  zu  ü*  geworden  (die  entsprechenden  Vücüle  der  f-tjejle,  welche 
diese  diphthonglerungnieht  mitmachten,  sind  ü^  aus  at^=mhd.  i\  tu  enstanden, 
und  e  ==  mhd.  {£},  während  e,  o,  wie  wir  s-  430  anm,  saJuii  et,  *o«  wurden. 
Aus  dem  lit.  e  (d.i.  ft^J,  der  dureh  den  toji  bewirkten  dehnuDg  des  kurzen  c, 
entwickelt  sich  ein  rf",  t^*,  geschr.  in  älti'rn  drucken  ea  (ScJileicher  OL 
gramni.  S)*  Aus  ur^^lav;  kurzem  ä  (Job.  Schmidt  voc.  II  170)  entsteht  im 
falle  der  debnung  böhmisches  it.  Slavisch  i  fgriecb.  «i  wiedergebend  also 
^  tt)  wird  im  jungem  slav.  ia  ic  etc.  Im  walacbi sehen  ist  e,  ?i,  jenes 
durch  das  cyrillische  /eichen  des  i^  dieses  durch  cyr,  w  bezeichnet,  (hervor* 
gegangen  aus  urs^pr,  kurzem  oder  langem  e^  o  vor  einem  e-laut  der  folgenden 
eilbe,  welcher  auch  in  andern  sprachen  ein  f,  o  dem  a  näher  brhigt)  zu  m, 
Sa  geworden,  Rusisisch  etc.  ia  entstand  (aus  c)  aus  ^^  ebenso  entstand  lettisch 
I,  £  =  Hl,  tm^  an  in,  un  aus  ?,  ö  aus  ^,  q.  Lit.  e^  u  lett.  T,  u,  nordfries.  Amrum 
ia,  ua,  ;iltiri$ch  ia,  ua  (—  gall.  e,ö),  alle  ^  urspr.  ni^  au  (doch  beruht  lil.  « 
nach  Bezzenberger  mit  verschwindenden  ausnahmen  auf  einem  allem  ^'i-laut) 
■P^Ben  aus  ^,  d  oder  te^  ä  enti^txmden  sein  (fQrs  ältere  nordfries.  lässt  sich 
W^  nachweisen):  ai,  au  wird  ii.  Hu  und  dies  dann  ei,  ö«,  endlich  e,  ö 
(die  sog,  Verengung  setzt  debnung  durch  den  miÜautendeu  voeal  voraus). 
Im  weslffilischen  sind  die  fehlenden  e,  ö  (==  nnd.  te,  tl),  debnung  von 
Älteren  kurzen  c,  o,  zu  ia,  ua  geworden  (Makm  brechen,  sliage  pl.  schlage, 
^uawe  dat,  von  haf  hof,  JelHiighans  westf.  gr.  3t>  IT.,  ebenso  ist  westfäL 
\üa  =  und.  er,  und.  von  gvrm.  u  in  oflner  silbe),  wälirend  die  eben  falls 
fehlenden  alten  e.  6  (vornehmHeh  —  got.  ai,  au)  zu  ai  und  au  sich  diph- 
(thongierl  haben  (aus  dem  au  ensteht  durch  Verdünnung»  s.o.  s.  430  anm.» 
'uordravensb,  äu,  ää,  JelHngh.  ÜW^  diese^s  seiner  enlstehung  nach  durchaus 
zum  ags.  kurzen  ea  aus  au  stimmend).  —  Das  deutsche  abd.  ca,  ia,  te  (in 
chreach  Graecus  etc.)  alluiederfrauk.  nl.  ie  setzt  also  ein  e  und  das  abd,  öa, 
üa,  lio  anfrk.  wo  nl.  oe  (d.  i.  im  nnl.  ü)  als  nächste  Vorstufe  ein  ö  voraus. 
Das  sellM>  ti  wird  für  das  älteste  nordisch  und  ebenso  ein  ö  und  ein  ihm 
paralleles  e  für  das  vorhistorische  gotisch  (oder  einen  diesem  verwanten 
baLltischen  dialekt)  durch  das  ßnnisehe  bexcugl:  got.  e  wird  finnisch  ie 
(Thomsen  49),  got.  altnord.  ö  finnisch  «<?  (ebd.  51).  während  jüngeres 
schwedisches  i  und  6  finnisch  H  und  ou  werden  (ebd.  TjH  wnd  51  anm.). 

Latein.  ^»  ö  wirdroman.  t>,  uo  (span,  «cK  Dwransfcdgt.  dass  das  latei- 
nische <f  (gegen  Job.  Schmidt  ztschr.  XXIII  341^  Druckes  e"  (^  ouvert)  war. 
Das  romanische,  welches  ä  wlv  u  behandelt,  bidiandelt  ^  wie  ar.  Das 
romanische  ohne  das  walacbische  imterscheidet  vier  vocalstufen.  1)  lat.  ä, 
«,  2)  lat.  ^,  ae  und  ö  ohne  zugeht^rige  länge,  3)  e^  I  und  ö,  ii,  4)  i  und  ü 
ohne  zugehörige  kürze,  also  ufTenbar  Brückes  a  —  e*^  o^  —  «,  0  —  t,  u: 
wäre  ?  mit  Joh,  .Schiuidt  Brfickes  i*,  dann  f3nde  nach  i  hin  eine  auf- 
fallende häiifung,  zwischen  a  und  e  aber  eine  aufTallende  lücke  statt.  Nur 
tdas  walacbische   behandelt   ^,  Ö  wie  e,  (t  und   ebenso  das  tl  wie  4,  hier 

36* 


510 


Hermann  Möller, 


wur  also  vielleicht  das  i  ein  r  iiijil  ilas  ae  6el  mit  ^  tusammcm.  Bt^üi^ 
war  ferner  da.*»  älteste  germanische  «?  ein  c».  Das  germatiiscbe  und  das 
lateinische  iölü  hatten  den  gleichen  lauLwert  (entweder  mit  Joh.  Sdimldt 
e  a  t  II,  »der  wie  ich  glauhe  f*  o^  9  0%  denn  1)  die  Römer  gfth«n  ib 
germ.  i  6  l  ü  mit  wenigen  ahweichungen  durch  die  gleldioamigvn  kt 
laute  wieder,  2)  germanisclies  i  Ö  %  ü  wird  Fon  den  Romanen  ^enüii  su 
behandelt  wie  laleiniscbes  in  Wörtern,  die  vor  der  romauisclien  ddmuiiit 
der  urspröngliehen  kOrzen  aufgenommen  sind  (heim  :  dmo  yelmo  htaumt; 
'ffid  :  -fredo  -froi;  hosa  :  uom  hiteaa  heuit^;  bürg  :  horgo  burgo  boufjfj, 
3)  in  den  ältesten ,  vorchristticlien,  entlebnungen  aus  dem  lateinbcbcu^ 
welche  an  den  vor  hochdeutschen  consonanten  leicht  kenntlich  «ind,  wirf 
lat«  if  ö  durch  germ.  <^,  Ö  (das  noch  der  w^andlung  zu  I,  ü  anheimßllttör 
11,  m  4~  con$.  nnd  vor  folgendem  t,  in  welches  im  germ.  auch  da^  c  4ef 
endungea  übergeht,  wenn  es  nicht  vorher  synkopiert  wird),  lat.  f^  ü  dwch 
germ.  l,  ü  (welches  noch  zu  e,  o  werden  kann)  wiedergegeben  (x.  N.  lat 
cdlariumy  fenestra,  tnentha^  (jcmma;  p08tiit,  <:orbi$,  poftdu«,  modiu^ ;  fii»tcr^ 
dincm^  piper^  sinapi\  Iticenia  (got.  lukarn)^  puttuft,  Cttpriitiij,  ebenso  w«il<*P 
tu  gleicher  «eit  die  der  tonsiibe  voraufgehenden  langen  vocale  beliÄnddt 
welche  im  germ,  in  die  tonsiibe  rücken  (t,  h.  cer^ia,  secürua)*  Zu  dit 
selben  zeit  wird  lat.  e  in  der  tonsiibe  (zu  welchem  einige  aus  at  entsUio- 
dene  i,  während  ae  im  flbrigeu  noch  diphthong  war  gleich  dem  an,  Caew 
ahd,  cheiitar)  von  den  Germanen  durch  i  (woraus  spüter  ahd.  ui  got  I) 
wiedergegeben  (misa  gescbr.  mettm,  remus^  teguio,  tJt^a^  bita,  Äif^itf, 
Graecus)  ebenso  wie  van  den  Iren  {z,  h.  frenum  aJtir.  Krian):  das  Uli 
war  also  damals  noch  die  lilnge  des  kurzen  ^.  Später  xurxeit  dergoliseJjÄ 
Sprachdenkmäler  (iiachdeni  got.  pund,  kriks  schon  früher  aufgenomtn^ 
waren)  wurden  lat.  i  und  ae  durch  got.  at  (e  ouvert),  lat.  ö  ebenso  dütth 
gol*  au,  lat,  f,  0  aber  durch  got.  r,  6  wiedergeget>en:  um  diese  zeit  also 
bestand  das  oben  angegebene  lautverhältniss,  die  früher  zusammengehörigen 
lat.  e  und  t"  verhielten  sich,  was  uns  auch  die  grammatiker  des  vitTteß 
und  fünften  jahrtiunderLs  bezeugen,  jetzt  zu  einander  wie  gegenwartig  W- 
e  und  e  (die  täte  in.  ac  und  r  bal>en  beim  Übergang  ins  romau.  genau  dif 
selbe  Wandlung  durchgemacht  wie  die  entsprechenden  liL  d  und  ^,1)0* 
und  it  2)  i  und  i^  3)  ü  und  e).  Noch  später  zur  zeit  des  eindringen^  ^^ 
christenlhums  in  Deutscldand ,  nach  der  bd.  Verschiebung  der  A:,  I,  p»  JO 
einer  zeit  wo  die  Deutschen  uiul  die  nördlicheren  stamme  ein  i  Ußtl  ^ 
(jenes  in  den  eben  genanlen  lehnwörlern)«  aber  noch  immer  kein  ^  uiiil  0 
besassen,  w^ard  das  voi^  einfaeheni  cons,  oiler  ti  -\-  cons,  gedehnte  kl  /1  * 
(vgl.  uhd.  j^ffid,  hifjdla,  fäaki  (fanLÜi),  frz.  e.  Christ)  roman.  e,  0  ia  der 
selben  gestalt  f,  <7  aufgenommen  {ahd,  ^(<f6ar,  |/rt<'/*,  spiegal,  /^riäio  »us  tnlil- 
Freuo,  mnh  Pieder  ahd,  Fietar,  prieaUr;  anfrk.  duom  mhd.  iuoni  aus  dma*^ 
ahd.  scaoSn,  alümuoaaH,  mhd,  pruoven,  ahd.  truayo  aus  crocu^\  t\  &  di- 
gegeji,  itj  betonter  Stammsilbe  stehend,  ward  germ,  i,  u  (ahd.  ßrra,  p«**t 
spha,  crida,  stda:  mnr^peri,  mhd,  üre)i  the  entlehn ungen  dieser  zeit  »c*?*''' 
die  irmere  weslroman.  media  mid  tönende  spirans  statt  des  lat  c,  1»  V' 
Dass  das  deuisthe  ö  (woraus  üo)  =  urspr.  u  m  dieser  zeit  nicht  gleif" 
war  dem  laleiu,  und  roman.  6  z,  b.  in  laL  s6tu$  ilal.  aöto  wird  schlagßau 
dadurch  bewiesen,  dass  das   germ,  ö,   ins  romanische  aufgenomHi«!»!  ^^^ 


Epenthese  vor  A-lauten  etc.    Exciirs  IIT  und  IV. 


511 


^  ae  anaJogeiu  von  keinem  lateinisrhen  langen  voeale  eiiig'enomnienen 
alz  aU  länge  des  lat.  kurzen  ilf  besetzte,  obwohl  zum  6  hinflberscliwankend, 
ie  das  ae  zum  r  schwankte,  ital.  spuola,  palchi-Rtuolo  (Diez  1»  3081.  — 
>h,  Schmkll  sc  hl  i  esst  a,  a,  o.  für  das  lateinische,  gerin  ansehe,  slavisdie 
if  deii  laut  wert  des  ^  ans  dem  leichten  überlang  in  l  ohne  den  fautwert 
««es  I  festgestellt  zw  haben.  Und  doch  tindet  dieser  Übergang  im  ger- 
mischen  nicht  anders  al*;  im  litayischen  und  preussiscben  unter  der  ein- 
Irkung  bestimmter  laule  uinl  nach  tiesitinimten  gesetzen  statt.  Im  latei- 
"chen  ist  dieser  fihergang  ausser  von  dem  folgenden  consonanteti  auch 
ch  von  dem  ursprQnglichen  aceent  abhängig.  Ich  setze  Joh.  Schmidts 
iluss  den  umgekehrten  schluss  entgegen:  wo  das  l  in  der  jungem 
*ache,  wie  im  romanischen,  germanischej^  slavi^chen  in  einen  6-laut 
spgeht»  da  war   das  i    kein  i,  d.  h.  nipht  die   kürze   von  i»  sondern    die 

Brocke  fehlende  millehtufe  zwischen  t  imd  e\  oder  auch  geradezu  ehi 

Wo  aber  das  J  ein  e  war,  da  war   das  ^  ein  c".     Wo  z.  b,   durcb  die 

^Ete   einwirkung    eines    folgenden  r,  des  von    allen   consonanten   am 

feten  dem  a  verwanten,  ein  I  zu  c  wird  (wie  im   lalein,  im   gotischen, 

neuengl.),   oder  ein  ^  zu  ä  (wie  vor  r  -f'  cons,  vielleicht  in  Anniniu» 

I  mehrfach  bei  dem  ins  romanische  übergehenden  lateinischen,  mtrcatus 
Oz,  marcht^  ahd.  marchat,  lucema  got.  lul'arti  n.,  cirata  ahd.  chars  n. 
Lckemagel,  umdeuischung  17),  da  war  dieses  i  ein  f"  ouvert,  jenes  l 
bt  ein  •'.  Durch  jenen  Übergang  ward  z,  b,  (irgerm.  *hXr  hier  *A^r, 
l-aiis  h^  (s.  Job,  Schmidt  voc.  II  422  IT,,  die  dehnung  ist  völhg  identisch 
:  der  nbeu  cnvähntcn  dehnung  yov  mitlautendem  t  und  u)  alid.  hiar,  auf 

II  selben  wege  z.  b,  *hiz  er,  */}lz  der  and,  hU\  thie,  germ.  mizdän-  ahd. 
lia^  germ.  müzä  nuruB  ah«l  snuora.  Das  urgerm.  J,  ü  tmd  dai^  nrgerm. 
^ar  das  selbe  wie  das  noch  heute  in  den  meisten  germ.  dialekten  be- 
leJide,  jenes  das  dem  e,  o  sich  nähernde,  ilieses  ein  e  ouvert.  Das 
»he  i  war  verschieden  von  dem  griechischen  kurzen  t  (welches  im 
M&tz  zum  laL  und  germ.  ein  t  w^ar),  aber  gleich  dem  germanischen  f. 
■das  griech.  »  wird  nicht  durcb  slav.  I  wiedergegeben,  das  slavische 
Hfle,  weil  das  griech,  «  abwich,  für  sein  I  eines  eignen  Zeichens,  da- 
Ül  giebt  slav*  l  in  lehnwörtern  germ.  t  wieder.  Das  altbnlg*  e  war 
lleicher  comp.*  110,  Leskien  handb.  3)  ein  e  ouvert,  es  war  die  kürze 
Kf  und  gah  gleich  diesem  gelegentlich  das  griech.  m  wieder.  Joh. 
■dts  schluss  auf  den  laut  des  griech.  *  aus  seiner  in  den  meisten 
Bten  durch  fi  hezeicLuieten  dehnung  ergtebt  indirect^  dass  in  den 
Hlen  welche  die  dehnung  durch  i?  bezeichneten  das  «  ein  ^  ouvert 
■  Wir  dürfen  nach  allem  diesem  ohne  zweifei  dem  europäischen  ?  den 
i^,  i^  ouvert,   beilegen,  denn   allein   des  preussischen  wegen  brauchen 

doch  gewiss  nicht  eine  dialeklische  differenz  in  diesem  punkte  inner- 
b  des  nreuropäischen  zu  constatieren,  da  der  laut  <?•,  wie  uns  heutige 
ndarten  lehren,  zu  a^  nnd  zu  a  werden  kann. 

■Kcuni  IV  {zu  seile  Ul).  Da  wenn  der  Übergang  eines  onft,  enk  in 
Kuit  durch  vocailisierung  des  m»s«lklange«  im  germanischen  möglich 
«auch  nr.  6  und  8  (got.  Umiün,  von  Fick  Or,  und  occ.  3,  370  zu  inngh 
teilt)  demselben  ihre  w-diphthonge  verdanken  könten,  so  sehe  ich  mich 


512 


Hermann  Möller, 


an 'dieser  stelle  2U  der  erkllLruiji^  ^enötigl,  dass  ich  an  diesen  übei|iii{ 
nicht  glaube.  Ich  leugne,  dass  itiuerhalh  des  ^ermaniÄchen  von  den  Uttftffl 
Zeilen  an  bb  auf  die  rms  (Iherlieferlen  älteren  dialekte  jemals  ehi  au  oder 
eu  aus  a  oder  r  +  nasal  vor  einem  diesem  naüul  bomorg:auen  cons^'ir^rifTi 
hervorgegangen  ist.  ELeo  so  weiiijf  glaulw  ich,  dass  im  lat 
PUiutus  aus  *P!antU3  (voc.  1  179)  oder  im  griechischen  avj^^tf  an- 
(ebd.  18S)  entstand,  und  hierin  befinde  ich  mich  in  übereinstiuimuay  mit 
Curtius  (ei.*  279,  580)  dessen  schule  es  öherhau|>l  isl,  die  mich  twinjfl 
diesen  lautühergang  fürs  germanische  abzulehnen.  Die  von  Job*  Schmidt 
voc.  I  170— !73  gegebenen  vergleichungen  halle  ich  ohne  ausnahmt  für 
richtig»  ich  glaube  aber  da(*s  sie  ^u  den  ebd.  1.^—165  he  band  eilen  Maus 
UTSpr,  a  +  nasat  der  Wurzel  oder  den  r«  aus  ar  voc.  II  gehören  und  da» zu 
den  II  diefu  und  au  sich  eingestellt  haben  wie  Job.  Schmidt  selbst  dleiofe* 
seilung  eines  ai  xu  einem  andern  vocal  der  t-reihe  in  weitester  ausdehnuiij 
annimmt  Ich  glaube  also  z.  b,  wohl,  dass  in  einer  frühen  zeit  aus  dhmhh-m 
dhuhh-  hervorgieiig  in  griecb.  tv^log  und  dass  dies  dhubh-  im  germaniächm 
das  wort  got.  dauhs  erzeugte,  aber  nicht  dasa  in  diesem  germanischen  worte, 
sei  es  vor  oder  nach  der  lautverschiebung,  am  zu  au  geworden  isl  (Job» 
Schmidt  I  172).  IcIj  halte  das  u  in  diesem  und  den  andern  hierheiife' 
heurigen  lallen  för  eben  so  alt  als  das  u  in  »trug^-^  wovon  an.  «rlijukö 
griecb,  oiQivyoi^m,  wurzel  ntfan^  (1  161,  aber  ebd*  181  lässl  Job.  Seil  midi 
atQtvyo^m  innerhalb  des  griechischen  aus  Grgiyy'ouai  cnt^lehn).  Wo 
Job,  Schmidt  a.  a,  o,  167—173  vocalisierung  des  nasalklanges  vnrJt-laula 
anniinml  ist  dieser  in  allen  fallen  der  urspr  velare.  Taler  diesen  können  die 
f^lle  mit  «,  in  denen  weniger  vocalisierung  des  nasalk langes  als  entstehußl 
der  einfachen  lAnge  aus  dem  nasalierten  vocal  vorliegen  würde,  richtig  *^ 
klärt  sein:  die  übrigen  sind  an,  nijükr,  das  praeteritopraesens  doug  «ntlfot» 
gadauka.  Das  au  in  rfaw«;  ist  walirscheinlich  jünger  als  das  m  iti  (td^ 
An.  fwjtUr  erkläre  ich  oben  aus  *ii»f^"a-  und  ebenjäo  könte  &d3  i^iirch  gadauh 
haiisgenosse  vorausgesetzte  got.  *duüks  m.  oder  *dfiuk  n.,  das  von  Job. 
Schmidt  gewiss  richtig  zur  litauischen  und  germanischen  wurzeMAo^*  (gemt 
*dak'^-)  decken,  wovon  lit.  denyti  decken,  (ian <;»/£{  bedecken,  datgu  f.,  da»g<itoi 
m,  decke^  ferner  altfries.  diunk  ==  an.  dokkr  norw,  dökk  dunkel  (aui  d^nba*]. 
gestellt  worden  ist,  aus  ^daha-  entstanden  sein:  oline  nasal  liegt  dli» 
Wurzel  dhag'*  vor  in  friea.  nd.  dok  ahd.  luoh  m.  ii,  tuch  (das  aa.  dvkr 
norw.  schwed,  duk  m.  dän.  düg  c  bedeutet  vorzugsweise  »tischlucb«,  ßf^ 
also  vom  decken  benant»  eben  so  gilt  lit.  sU'dq  ähtgii  den  tisch  Mi^ 
stdt-dantjte  tischtuch,  Kurschat  deuts<^h-lit.  wb.  11  t29). 

Anders  als  mit  dem  nasal  vor  homorganem  consonanteit  verhilt  e« 
sich  mit  dem  m  vor  nicht  labialem  con«i>nanten:  fOr  diesen  fall,  wo  skM 
leichler  zu  begreifen  ist,  steht  diemöglichkeit  der  vocalisierung  des  nasil* 
klanges  fürs  ältere  germanische  Test  genug.  Die  von  Joli.  Schmidt  !  173 
vermutete  entsteh ung  von  gavi,  stamm  gat^Ja-,  aus  *gavtja-  lialtc  icü  föf 
richtig.  Wie  as,  tMusiri  ags,  peostre  aus  ^tamstm-  ebenso  enlsland  vUI- 
leicht  an.  tjödr  etc.  n,  bindseil  aus  einem  ^änm-lra'  niiltel  zum  bindto. 


Exeur»  V  (zu  seile  4ü()).   Griech.  «f|,  stamm  «ty-,  neben  skMi^-  ^ 
bock  agä  f,  ziege,  ht,  oiyi  lett,  djls  bock.    Die  annähme,  dass  die  ep^' 


'nthese  va 


IP5?  durch  ein  »  des  slamm«^s  bewirkt  sei  (Curtiu!?  et>  171),  bietet  grÖsi?ere 
JJiwrierigkeit  ah  die  erklärung  derselben  dareb  die  wirkuntj  des  von  haus 
4i»  palataten  eonsonanlen:  bei  zu  grunfle  gelegtem  nom.  *ay»*'  gen.  *«y*/of 
aec.  *ttyif  findet  sich  keine  form,  von  der  die  epenthese  ausgegangen  sein 
Unte,  denn  halle  der  nom»  sing,  den  anstoss  gegeben,  dürften  wir  erwarten 
tUs  *  des  Stammes  erhalten  zu  sehn,  während  bei  zu  gründe  gelegtem 
gen.  'tlyUg  acc.  üync  etc,  (yt  =  mouilliertes  y  s.  u.)  ein  idyS^  ulya  u.  s.  w. 
'luiTJi  alle  ca^us  fast  mit  notwendigkeit  entsfehii  niuste.  Die  mangelnde 
^Übereinstimmung  der  eiidungen  in  den  vei'scliiedenen  indogerm.  dialekten 
'aast  schhessen,  dass  der  im  griechischen  vorliegende  conüonantisclie  atamm 
Urspr,  *aff^-  die  älteste  form  des  Wortes  war. 

ulj^fitii  lanzenspitze,  ursprünglich  identisch  mit  Axfi^  spitze»  würzet  aJk* 
S|ut2  sein:  die  .specielle  bedeütung  knüpfte  sich  an  die  jüngere  durch  epen- 
Iheüe  und  a?<piration  differenzierte  form. 

Ttiinm  kämme,  schere  (Homer  und  Hesiod)  ^^  nintm  (nur  hei  grammt» 
Cürtius  verb  I  239),  liLpcs.:*/  pilücke,  rupfe,  zause,  rttixot  m,  vlies  (Hes>  eb.), 
WttfxeJ  pak*.  Ganz  eben  so  verbalslamm  ivnx^  aus  iytx-^  urspr,  anak^  aus 
cttJtb'  (Job.  Schmidt  ztschr.  XXIII  WJ)^  lit.  neszu  slav.  nestt  trage,  praes. 
€u^i¥Hnttat  =  avfitf4{itjai  (Hesiod),  aor.  i^»fttxii  (die  homerischen  formen 
mit  n  s.  Curtius  verb  H  1285),  opt.  i^hinoi  (IL  18,  li7J  imp,  *Vhx<  Inf. 
hkiniubif  (Homer),  perf.  tVi}*'**y/*cif*,  aon  t]>>ti^^7T^y  (Herodot)  =^  ^Vj}***^'/!«* 
i^*X^*i*''  '^^''-  S**bmidt  voc.  I  l!2^  f.  erklärt  mix-  ans  iukytt-^  ich  vermag 
aber  weder  den  Übergang  einei*  f  -f-  nasal  vor  x  in  h  anzunehmen,  so 
lange  dieser  fall  vereinzelt  dasteht,  noch  auch  tihx-  und  *V*#je-,  aus  pafc* 
und  anak^,  von  einander  zu  trennen.  Der  nasal  in  «V#>'»j»'*yxT«i-  und 
/jrcfy^K^Kfiyxiof*  (Job.  Sclimidt  aao,  123)  neben  iy^fty^tai  und  tyrfyuyfim  ist 
er»t  in  folge  der  analogie  des  aar.  ij^^yxo*'  eingedrungen  [Joh,  Schniidt 
ztjchr.  XX HI  i^Ü9).  —  Das  selbe  **  wie  in  jiHxtü  und  *i'*ix-  liaben  wir  in 
dorisch  *T3CüJ,  wurzel  aä;**  Ist  f'/xtu  ein  perf ecti sc hes  praesens  =  5x<w  (Curtxus 
¥rrb  I  !2I9,  II  181)  dann  ist  das  «  das  oben  s,  44^  besprochene  (wde  in 
iflfttfi  s.  50^;  das  hesy einsehe  "xaKr*  ist  vielleicht  eine  analogieb  11  düng  nach 
11.485,  50^;  i^iccti :  got.  aih  =th  i  as  4*75  anm.):  4?xa»  verhalt  sieb  dann  zu 
%^m  wie  die  ebenso  in  die  flexion  des  praesens  eingetretenen  schwed. 
dän  '•iV  zu  neuengl.  owe,  schwed.  duga  dän.  due  zu  mbd,  touge  nhd, 
f.  Ueber  **xüj  als  praesens  ==  ixt»  s.  s,  4SG  (Txeu  aus  *tU^ah  *ixtity 
tmch  s.  504,  dazu  dann  die  3  plur.  Ixetyrt), 

In  einem  falle  Hfgt  nrspr.  g^  als  mouilliertes  y  in  der  geslalt  y*  im 
jfTiechischen  noch  wirklicb  vor»  i-yijif  gesund,  vyitis-  grundf.  vag^äs-  (s.  Curtius 
tir.  15V,  der  daselbst  ausdrücldicb  das  i  als  ihm  unerkhlrlich  bezeichnet): 
«lie  wuncel  ist  va^*  munier  sein«  skr.  vatj  abaktr.  vai^  causa tiv  skr  vtigd- 
Jami  rege  an,  stärke  =  got.  vakja,  griech.  vy^d^üt  (lal.  vt-gcre  wecken  von 
*fi€tjo-  wach  und  got.  (u^-l^aUjan  verbalten  sich  in  den  vocalen  zu  einander 
wie  ^  4ÖÜ  von  der  epenthese  abgesehen  dän,  vrikke  und  goU  *nraikpjan)t 
ekr.  eägü'  abaktr.  ca ja- kraft,  Schnelligkeit,  ^oL  Vfthw  wachen,  taAmaw  er- 
wachen, *vakr8  an.  vakr  schnell,  ahd.  wechoHer  lebenshaum,  lal.  vigil 
wach,  vigor  lebenskraft  (das  t  wie  in  digitus  und  wie  in  ixvioum  etc.  aus 
e,  vielleicht  unter  dem  einfluss  des  folgenden  palalals,  wie  in  Tifiof,  7C«wj 
X^^0S  das  I  unter  dem   einfluss  des  folgenden    mouillierten  consonanten 


MC^' 


514 


Herrn  ann  IfOlkr, 


entstanden  ist,  vgL  GurÜus*  701  ff,,  doch  s.  u.  s.  518  anra.).  IHe  wiintel  fuj^ 
ist  urverwant,  iiber  nicht  u  n  mittel  bar  zu  samnientustellen  mit  der  von  Cürtluft 
in  der  selben  nr.  beliaiidelten  velar  ausblutenden  wurzel  vag^  waehsca, 

Excnm  Tl  (m  seite  455).     Joh.  Schmidt  erklärt  Yoc.  11  457  dns  got 

ei  in  reiks  durch  den  Übergang  eines  alteren  ri  in  ri,  den  er  für  die  roo 
ihm  ebd*  457—4^2  bebandelten  germ.  ri,  fi  aus  europ«  er,  el  aniun^hraiR 
geneigt  ist.    Dass  die  er,  et  durch  t>,  t7  hindurch  zu  ri^  li  geworden  aien 
halte   ich  für  unmdgUch  so  lange  nicht  ein  lauigesetx  gefunden  ist,  nadt 
welchem  die  er,  cZ  nur  in  diesen,  nicht  in  andern  Rillen  (ausser  unter  b«>- 
kanten  bedingungen)  in  ir^  ü  flbergiengen ,  denn  die   metathesis  trtU  im 
germanischen»  soweit  uns  bekant  ist,   facultativ  ein,  es  ist  aber  nichl  an- 
nehmbar, dass  zumlcbst  facuUaliv  er. zu  ir,   dann  aber  lautgesetzlich  i>  in 
ri  geworden  sei.    Dennoch  isft  es  zweifelhaft,  ob  die  ri,  H  zunächst  atis  ri, 
U  hervorgegangen  trind.     Ein  i,   das  dem  i  nahe  stand,  konte  dunrli  die 
melathesis   erst    enistehn    nachdem   die   kürze  Bröckes  e  geworden  ww, 
dies  war  aber  in  der  vorhistorischen  zeit,  in  welche  Job,  Schmidt  s.  468 
mit    recht  diese    metalhesen  verlegt,    noch   nicht   geschehen    und  isl  im 
gemeuigermanischen   überhaupt  nicht  geschehen   (s,  excurs  HI),    So  Itnge 
die  kurze  Brückes  c*  war,  inuste  durch  die  melathesis  dessen  lioge  |«rm. 
i  enistehn  (das  deutsch  und  nordisch  ä  ward)  wie  in  germ,  ßri-  hd»  ^' 
drehen  aus  tcre-  (Joh.  fc^chmidt  II  455).    M^n  künte  zweifeln,  ot»  «l^n  ^^  ^ 
überhaupt  ein  ct%  d  und   nicht  vielmehr  ein  son  an  tisch  es  f ,  i  ^=  skr.  r  ai 
gründe  liege.     Den   lateinischen   von  Joh.  Schmidt  360  ff«   tjehandellen  ri 
Hegt  sonantisfhes  r  zum  gründe  (primus  aus  prmä%  \h.p)rmas  ags, /bma 
got  fruma,  ritu8  aus  r(«-,  griech.  agr^-t  tristis,   die   vocaltÄnge  durch  das 
roman.  i  bezeugt,  nel>en  skr.  trMä-),  et>enso  wie  dem  laL  ir,  it  (himea^himvk 
neben  abulg.  grihiü  russ.  (fornecü,  firtnus,  hirmim,  viUm),    Aber  die  ger* 
manischen  ri,  /(  sind  wirklich  aus  er,  el  hervorgegangen,  denn  sie  standw» 
wie  der  folgende  consonant  in  den  meislen  fäUen  zeigt,  in  der  ursprünglicbe« 
toDsilbe,  got.  reisa-n  skr.  ärm-ti.   Die  stuf<»nfolge  war  nach  meiner  ansieht 
weder  er  tre  ri  ri  noch  er  ir  iri  ri,  sondern  er  eri  tri  rt:  diesvarfthbnkti 
nahm  die  ge^talt  •  an,   wie  z,  b.  in  UßuB  =  artus,  das  selbe  i  sehn  wir 
im  numen  der  Fri»ii,  weh-bem  ri  aus  eri  aus  er  gegenüber  das  nord,  Fri^ 
das  n  zeigt-.     Zugleich  mit   rt  aus   cri  entstand  rai  aus  ort  im  ciiusstii»' 
raisjan  aus  *ar&rja'  etc.,  an.  kreiß  ifa^no^  {Mi.  Schmidt  462),  an.  /*rflf<* 
ags.  Jträßan  zu  tark*  (mit  Joh.  Schmidt  I,  55,  der  aber  di<?ses  i\  ai  durch 
die  Wirkung  eines  nasals  erklärt:  überhaupt  machte  ich  manches  atisdem 
ersten  teile  des  voc.  lieber  in  den  zweiten  versetzt  sehn). 

Angenommen  aber,  das  ri  in  rci^an  sei  wirklich  zunächst  aus  ri  he^ 
vorgegangen,  so  bleibt  damit  unser  wnrt  reiks  so  unerklärt  wie  luwf- 
Wie  kommt  es,  dass  von  allen  Wörtern  mit  europäischem  i  nur  die» 
eine  wort  von  jenen  rc,  te  auf  der  stufe  re-  angetrofTen  w^ard,  um  J»no 
die  Wandlung  in  ri-  mitzumachen  ?  Denn  alle  andern  europäische«  uf)^ 
urgermanischen  ?  werden  deutsch  und  nordisch  ä,  auch  nach  r,  l  (tnh''^ 
kläfier  [\L  glebys  armvoll,  abd.  sirtUa  slav,   strHa), 

Pick,  Bezzenb.  beilr,  II  ^)7  ff.,  giebt  soeben  eine  Zusammenstellung  J''r 
puropäiscben  it  in  weicher  er  alle  möglichen  t  und  ri,   auch  sogar  die  4* 


these  vor  it4aulen  etc.    Excurs  VI  und 


'n  f*?tl.weiti/an( während  doch  verschiedene  solcher  ai auch  in  seiner  »reihe  a,  ri< 
*ii  finden  gewesen  wären),  aus  i  enLstanden  seir*  lässt.  Ein  »europäisches  ^< 
'iegt  den  ^•iechiscbeii  h,  t,  lateinischen  i,  slavischen  t,  litauischen  j^,  ai, 
ffotiscben  <i,  ai  (Fick  306)  nicht  zum  gründe,  ich  bestreite,  daf^s  irgend  ein 
^  «lurch  einen  Übergang,  der  wirklich  ein  »uumoti vierter*  genant  werden 
nncisle,  tu  eij  i  geworden  ist.  Die  meisten  i  und  et  Ficks  sind  schon  auf 
s*ndre  weise,  durch  epeiithese,  metathe^is,  ersalzdehnung  elc,  erklort, 
**iehrere  der  ri  finden  hier  ihre  erklärung.  Von  Ficks  gennaniscljen  t  ist 
liir  nur  für  das  in  got.  setpus  eine  befriedigende  erklärung  nicht  tiekaiiL 

Exenr»  VII   (zu  seite  459  (T.)-     Das  selbe  k  =  urspr.  k\   tlas  wir  ia 
»ir*  10— H  sehen,  begegnet  uns  in  den  folgenden  wßrtern. 

An.  leka^  Iah  lecken,    stillare,  caus.  ags.  kccan  nhd.  lecken  irrigare, 
Tgl.  lit.  lauu  'iti  lecken,  tröpfeln,  hUms  m.  tropfen  {=  hd.  hich  sperma?), 
^viJ  (^)tak^  AUS  Bark  It  s.  s.  499  anm..  59  L  —  Got.  friks  au.  frekr  ahd.  fr  eh 
gierig,  mit  Joh.  Schmidt  voc.  I  64  von  der  wnrzel  prakK  —  An.  iaka  ags. 
tnc^n  nehmen,  vgl.  griech.  dtxofim,  slsLV.desiti,  dosiHündeu,  annehmen. — 
An.  xpakr  klug,  speki  f.,  npckd  L  Weisheit  neben  dein  von  der  selben  wurzel 
flammenden  aber  in  der  bildung  abweichenden  ahd,  spähi^  späht^  sptihida, 
(Anders  Fick  zeitschr.  XXII  l*i,  spakr  zahm  jedoch,  das  Fick  auch  herbeizieht, 
obwohl  die  bedeutung  sich  niiht  fügt,  ist  ein  andres  wort,  s/s.  464.)  —  An. 
^kr  norweg.  öifk  m.  pferd  (dazu  norw.  ötfkja  L  stute),  germ.  *dkvi-z^  woraus 
im  norweg.-isl.  durch  epenthese  *a<iA:i-r;  das  entsprechende  friesiische  wort 
liai  als  vocal  den  t-umlaut   von  6,   das  norw. -ist.  wort  verhält  sich  also 
»im  friesischen  wie  s,  439  das  nordfr.  *l*^*iA;  zn  an.  klökr.     Das  wort  ist  ein 
altes  adjectiv  (daher  die  geschlecbLsdifferenz,  das  isL-norw.  worl  ist  masc, 
das  schwed.-dän,  und  das  friesische  tieutrum),  also  nichts  als  das,  wie  im 
Jatein.  und  germ.  bei  den  adjectivischen   «-stammen   regelmässig,   um  ein 
•i  vermehrte  alte  äk^ü-  schnell,  dessen  masculin  im  sanskrÜ  ganz  ebenso 
substantiviscli  verwant  wird,  ü^-s  der  »rcnner«,  dos  ross.     Im  nordischen 
bezeichnet  das  wort  ein  zugpfercl,    dann  (im  schwed.  und   isl )  überhaupt 
ein  Zugtier,  das  friesische  aber  und  ebenso  das  nordachleswigsche  nnd  das  nor- 
wegische wort  (Aasen  9<>.'J)  bezeichnen  das  pferd  überhnupt,  und  dieses  dürfen 
wir  als  das  ältere  ansetzen,  da  die  Verwendung  des  pferdes  zum  ziehen  (n.  den 
«bschnitt  über  das  pferd  bei  Hehn)  eine  relativ  junge  ist,  mit  dieser,  nehmen 
wir  an,  gewann  das  alte  w^ort  für  >vpferd«  die  bedeutung  »Zugtier«,  in  der 
es  später  vom  Sprachgefühl   zu  aka^  6k  gestellt  ward,  —  Das   westgerxn* 
verb  ags.  löcian  fries.  *l6kia  and    lucon  neben  dem  das  nach  meiner  atif- 
fassung  regelreclite  g  aus  /*  zeigenden  ahd.  luogin  lugen,  blicken  wird  von 
Joh.  Schmidt  voc,  11  '440  anm-,  47!ä  zu  üt.  regeti  sehn  gestellt,  aber  weder 
der  vocal  noch  einer  der  consonanten  stimmt  genau,   und  am  wenigsten 
stimmt  die  bedeutung,   denn  lugen,  look  etc.  wird  von  allen   mtmdartcn, 
die  beide  wßrler  bei^ifzeu,  streng  von  »ehen^  »ee  unterschieden»  diesem  ent- 
spricht in  der  bedeutung  lit,  regrii^  jenem  zwelgii  oder  imreti.    Ich  glaube 
dass  luqen  zu  den  w^lrtern  gehi^rt,  die  nach  dem  germanischen  (mit  dem 
lateinischen  in  mehreren  punkten  ilbereinstiutnienden)  anlautsgesetz  ein  tl 
zu  l  vereinfachen  mußten  {leder,  grundf.  ^ddr-tra-  von  dar  schinden^  lang 
lat.  Umgm  =  altpers.  dranga-^  aus  drang^ha-  {*darg^hnd-)  neben  darg^hd-. 


516 


Herrn nnn  Möller» 


wtlch^  elymoloj/ie  mivenheiitt^n  w)(ieri*pru<'ti  fimiet),  vgL  ^.  ^\t,  an-  ^»t* 
rnanisiche  wurzelsilLrf-  verliall  sieb  «lami  zum  ur^pr.  </(irJt'  genau  ^o  wielÜ 
tak{f8  lett.  lä^ü  bar  xu  ^'riech,  t'(txro^  =  skr,  fksa-,  dn<  gnech,  <f *^)fo üöi pt?rt 
tfiiSoQKtt  enUprrclit  dein  g^eriru  verb  in  der  bedeututi^  v61Uk-  t)les«  etj* 
moloifie  ejijpflehU  die  wiederaiifiiftbme  der  ana Ingen  von  Hopp  und  Uo 
Meyer  aufgestellten,  von  Job.  Scbraidt  voc.  I  89  abgewiesenen  glelfkm 
^oL  IHk»  in  sva^kiks  so  aussehend  etc.  =  skr,  dr^a-  (JoJu  Scbmi^U 
gleicbung  yot.  leik  =  skr»  hVi/ja-  lasse  ich  hier  unangetastet,  obwolü  4i» 
völlige  gleidibeit  der  |?riindht*t'rifT£%  die  Job.  Schmidt  zu  leigeti  suM, 
mir  iiiclU  einleuchten  will  lleik  ebenso  =  oagno-  ?]):  das  I  Ist  das  viwi 
Job.  Schmidt  voc.  II  457  ff.  bebandelte,  Mc  verbrdt  sich  zu  tdcim  mc 
an.  men  HfmHffa  tu  ags.  Drömnga  mcfie  (Beow.  1^)),  d.  h,  wje«f,  W 
zu  ar,  uL  Genau  das  gleiche  consonantenverhfiltni.^ss  wie  hd,  Imgm- 
nd*  locön  zeigt  dus  adj,  luhd.  ktuoc,  -gen  =^  mnd.  kUk  nl.  klotk.  Dt  du 
germanische  den  milaut  Ü  nicht  duldet,  60  ist  n  priori  anzunehmen,  im 
entweder  das  i  abfallen  oder  tl  zti  kl  werden  muss,  Jene^  i:$t  in  dem  vvrb 
tuoffen,  dieses  im  adj.  khoc  [vgl.  Tbomsen  s.  v.]  geschehen.  In  der  k- 
deutung  verhält  sich  kluoc  mnd.  klak  geistig  gewant,  litstig,  sehlau,  ftuniu 
luoijeny  lüt'ian  wie  z,  b.  abd.  spähi  zu  spthön,  klug  ist  urspr.  *Jafk^, 
diiö  nach  laiigi'r  silbe  ausgefallene  i^  wird  durch  die  im  iioi-dfriesischert  ciii* 
getretene  w-epentliese  bezeugt  (s.  o,  s.  439),  vgl  skr-  -elf  j*e>aii- vertmut  «ut 
ubaktr^  pflff/efrrf«?««' vorau.<sebend.  (Den  unlaut  kl  auH  <f  linde  icbauciiio» 
nord.  klteäi  n.  aus 'A/^/ita-»  grundf.  ^dtirtia-,  und  im  westgerm.  ags,  c ^  m 
ans  ^khi/tüz  u.,  grundf.  *(ffifftrÄ  n«;  die  nähere  begründung  muss  au  dieser 
stelle  unterbleiben.)  —  And.  fft-mc6n  appropiufjuure,  accederc  (nnd.  msJcn 
lieuwestfries.  naekje),  f/i-nikeda  appropimpmvil  (psalni  54,  19,  fi*  tES), 
dieses  ^  alLsacb:?,  nähida:  das  schwanken  der  conjugalion  rührt  <M«r, 
dass  das  verb  frülrer  der  conjugation  der  von  t4-ätänimeu  iibgeleit«!«^ 
Verben  folgte  (^  lat.  -wo,  -uere,  part.  pass,  -«^u*,  praesensstaratn  ursfff. 
'ü-Ju'}.  Die  früher  dieser  schwachen  M-coojugation  angebrtrigen  verbco 
haben  im  inf.  im  jigs.  die  endung  -wnn  (fräitean),  jünger  -wian^  im  aII* 
Sachs,  nach  kurzer  strimmsilbe  -wan  {nkadowan,  gebildet  wie  z.  b.  Ut 
sia-tu-eri),  junger  -wam  (h&n),  im  gotischen  -vjon  (nehvjmu  ßkadvjafi,  taiijw^ 
vgl.  lal.  vohere  grieeh.  tUi^tt':  das  j  ist  nicht  das  alte  j  der  ableilui»|f» 
welches  im  germ.  wie  im  griecb.  und  lat.  ausfiel,  sondern  jüngere  üb«f* 
traguog,  die  ältere  form  ohne  das  j  zeigt  uns  das  im  got.  nehüundja  i-Mi" 
—  lat.  -cnt-  skr.  -at-  ans  -nt-  mit  n  sonaiis)  steckende  dem  abd, 
adv.  ejitäprechendi?  part  praes.  eines  *nthvan  =  ahd.  tidkan  mhd. 
altbuchs   ntlhan?  (3  sing,  uähid]  an,  m). 

Wober  das  germ.  k  =  urspr.  Ar*  stamrnt,  ist  schwer  zu  sagen  D«* 
k  k«jijte  ebtmso  wie  das  k  —  nvs[iT,  k*  (s.  441  anm.)  aus  vorgerraaiiiichtfli 
g  verschoben  jHjin.  Aber  wahrend  dort  in  fast  allen  fällen  dieses  voraus 
gesetzte  <f  wirklieb  vorliegt,  findet  sich  ein  solches  hier  mit  sicberht'il  uuf 
in  zwei  fällen,  wurzel  (8}pak^  nr.  13  f7ri}y>'i'/i*,  pango)  und  (5)/jfW^'  nr.  M 
(spatgo),  in  dieticn  beiden  frdlen  begegnete  uns  auch  sogar  im  litauisch«» 
ein  i  neben  dem  sz.  In  diesen  beiden  fällen  also  könte  vor  drr  Iäii^* 
Verschiebung  ein  f/*  neben  dem  k^  bestanden  haben,  für  die  andern  fll'" 
aber  müssen  wir  eme  andre  erkläruiig  suchen.    Die  erkllUung,  welcM  ifli 


Epenthese  vor  ^-lauJen  etc,    Excurs  VII, 


517 


[geben  geneigt  Inn,  grijiTdet  sich  auf  die  hypothese,  dass  gi^^lehnte  (oder 
oad)  der  herkömmhcheii  Kraphiscbfin  begleich niing  gemniierle)  lenues  itii 
permaniscbeii  unverschob<^ri  gebtieben  al>er  später  verkOrüL  worden  sind: 
Srorgerm.  k,  t,  p  =  genu.  h,  /i,  /,  aber  vorgerm.  kk%  tt,  pp  —  germ,  k,  t,  p. 
bie  beobachtung.  dass  da^  gemeiiigernianische  keine  afTncalen  als  Vertreter 
Uterer  gedehnter  tenues  besitzt,  nöligl  uns  zu  dem  Schlüsse,  dass  solclie 
entweder  nicbl  existierten  oder  uriverschoben  geblieben  sind.  Daas  ge- 
Sdmte  tennes  den  lautlichen  Wandlungen  widerstehn,  welchen  die  kurzen 
erbten,  sehn  wir  in  sehr  vielen  sprachen.  Eine  hestätigung  nnseres  salzes 
bieten  die  ur-sprünglichen  tennisaspiralen.  wenn  ijolcbe  mit  Grassmaini  im 
fenunnischen  durch  einfache  tenues  vertreten  werden  (suffix  der  2  dual, 
tot  'tu  =^  Eanskr,  -thas,  ^  sing,  pcrt  got.  -t  =  griech.  &a  abaktr.  -Ihä 
Äöalu'.  'tha  Grassm.  zlbchr,  XII  109,  alid,  md.  houf  as.  hOp  alV.  hf'ip  ags. 
Udp  m.  =  Vit  kaüpas  slav.  kupu  cumulus  abaktr.  laofa-  m.  berg  neben 
Ifid,  hüfo  mhd.  hüfe  häufe,  vgl*  griecli*  xvffo^  u.  Imckel),  Kräuter,  zur 
lim  Verschiebung  7H,  ninunt  an,  tlnsa  ilie  urspr.  medialaspiraten  im  ur- 
femianjschen ,  indent  das  h  verloren  gieng,  durcli  ersatKdehntnig  m  ge- 
lehnten medien  wurden,  welche  in  einer  Jüngern  zeit,  nachdem  die  kurzen 
Dedien  lenues  geworden  waren^  Verkürzung  erfuhren.  Ist  dies  richtig, 
lanti  luusten  als  die  gh,  dh^  bh  gff,  bb,  dd  wurden  zu  gleictier  zeit  die 
SÄ,  ih,  ph,  wenn  sok^he  existierten,  kl\  tt,  pp  werden,  und  zugleich  mit 
Njün  gedehnten  niedien  nmsten  dicbe  gedelmlen  tenues  in  einer  Jüngern 
Mt  gekürzt  werden,  wenn  sie  der  lantverschiebung  widerstanden  hatten, 
Wr  gerni.  k  =  urspr.  k^  erklUrt  sich  auf  grund  des  gesagten  leicht: 
to  palatale  k^  ist,  wie  es  hau ftg  geschehen,  vor  iler  lautverscbiehung  durch 
bl  Ihm  anhaftenden  parasitischen  i-laut  gedehnt  worden,  Ar'  ward  kkK 
h  dehnnng  ist  ähnlich  der  irnjerhalb  des  germanischen  erst  in  einer  viel 
»äteren  zeit  eingetretenen  du  ich  das  mi  Häutende  n  bewirkten  ts.  excurs  11). 
ie  selbe  dehiiung  des  urspr.  palatalen  k^  scheint  in  einigen  fällen  in»  la- 
inbchen  eingetreten  zu  sein:  vacca  =  sanskr.  va^ti,  grund  f.  vakhi  (wo 
^n  einer  dehnung  des  cousonanten  durch  vorhergehende  vocalische  länge, 
k»  im  latein.  mehifach,  wie  auch  in  anilern  sprachen,  stattgefunden  hat, 
thi  die  rede  sein  kann),  ocea,  grundf.  *dkhi  von  der  wui7.el  ak\  viel- 
lebt  auch  peccäre,  das  dann  znr  würzet  pak^  (nr.  13,  ags.  fäcmdtBd  pec- 
lunrj)  gehört  Is.  s.  493 j.  Auch  im  altirischen  haben  vielteiclit  einige  c 
m  ch  den  seihen  grund.  Wenn,  wie  wir  bemerkt  zu  haben  glauben, 
LS  g*»rm,  k  ^  urspr.  k^  nur  vor  der  ionsilbe  erseheint  —  kein  heispiel 
riebt  mit  nohvendigkeit  dagegen  —  dann  wüide  daraus  folgen,  dass 
ir  grund  des  k  m  der  zeit  vor  der  verrückung  des  accents  zu  suchen  ist: 
»ikbar  wäre  e«,  dass  das  in  dem  it*  enthaltene  i  leichter  vur  dem 
lionten  vocal  als  unmittelbar  nach  demselben  von  dem  k  sich  ablösend 

I  element,  das  einen  zeit  teil  für  yich  in  ansprueb  nlhme,  zur  gel  tun  g 
immeu  konte. 

(Am  Schlüsse  des  aufsatzes  bat  sich  uns  ergeben,  dass,  die  richtigkeit 

II  hier  veiinuteten  vorausgesetzt,  nicht  die  dehnung  des  k^  durch  das 
rn  anhaftende  t,  sondern  die  epenthese  das  ältere,  also  z.  b.  nicht  da/u'^firi-, 
^kkHid',  *daikknd',  tnikna-,  sondern  d(^^nä',  daik^nd-,  *daikknä-^  taikna- 

ftlwickelungsreihe  war.) 


ns 


Hermann  Möller, 


Eiciir«YlII  (zu  seile  481),  Ich  glaube,  duss  die  vermifintliche '^t«Jp^ 
rung  ff»,  an  dtis  allere,  der  vermeinlliclie  jfrundvocal  t,  u  das  jöTipr^  ist, 
lind  dass  i,  u  in  tanlo!*cr  sÜhe  ans  ni,  nu  hervorgieng  genau  so  wie  dii 
Folianten  n^  w,  r  in  dem  gleidien  falle  aus  an,  am^  rtr  ;s.  Brugma».  «tutlien 
IX  324  fr*)»).  So  erklärt  sich  am  leichteslen  dass  in  der  i-  und  ii-mhe 
die  »Steigerung«  die  selbe  funclion  bat  wie  in  der  a-reibe  der  grundvoctl, 
uod  der  •gnindvoeaU  dort  die  selbe  funclion  wie  in  der  fl-reihe  \» 
Schwächung  oder  der  schwund,  Urspr.  äi-mt  verhält  sich  ganz  wjeiin«, 
dagegen  i-mth^  i-finti  ganz  wie  s-mdg^  s-dntL  *Gehn«  biess  ai,  nicht  i,  *o 
sicher  wie  >äein*  a»,  nicht  r  (das  impf,  laulel  wie  hier  ttsam,  ^a,  so  dort 
4iam,  5««)*  ö*»  nicht  i,  verhalt  sich  zu  ja,  wie  ad  mdil,  dit»  ru  t'Jü.iw. 
Kurzsilbige,  d*  i*  auf  einen  consonanten  ausgehende  wnrieln  *ind  so  ^l 
wie  as  sein,  ad  essen  aucbaigehn,  nai  lObren,  «rrt«  fli essen  (diesen  wiinel- 
formen  hat  schon  Leo  Meyer  ztscbr.  XXI  343  n\  ihrem  rechl  Terbolfen), 
der  langsilbigen,  auf  zwei  consonanten  ausgehenden  wurzeln  gibt  es  wr 
gestaften  1)  hhandK  2)  rf«rJt».  3)  t>aid,  4)  hkaug\  Hie  Wurzelsilbe,  wie«e 
hier  in  tonlosem  zustande  eraclieint,  rid-,  bhug*-  (z  b.  aor.  iß^Jor^  (S^-t/w 
aus  d  vidäm,  d  hhughim)  steht  völlig  auf  einer  stufe  mit  drk^-  {i4^fw 
aus  «  drk^dm)  und  bhndli-  (fnrtf^ov  aus  d  bhndhdm).  Man  kann,  wenn  min 
wiU|  vaid  und  bhaug^  t-  und  M-wuntehi  xu  nennen  fortfahren,  hat  diiui 
aber  auch  hhar  und  dark^  r-wurzeln,  wie  e«  consequenter  weise  Miklosidi 
tut,  (s.  gram  in,  11  vi),  und  bhandh  eine  nasal  würzet  zu  nennen.  Map  li»t 
die  zahl  der  t-  und  t*-wurzeln  darum  verhältnissmä^^ig  gering  gefund«fit 
weil  man  sie  ungerechter  weise  an  dergesaramtzahl  der  übrig<?n  a-wumlfl 
mass»  wührüiid  man  sie  an  der  der  nasalierten  oder  der  r-wunseln  bfttle  mwsw 
mössen.  Ich  schlage  vor,  mit  Grimm  bhndh-^  drk*-^  vtd-t  bhug^-  d«o 
ab  laut  von  bhandh^  dark\  vaid,  bhaug*  zu  nennen:  Grimm  sah  als« 
diesen  ausdruek  schuf  in  den  volleren  dem  praesens  zustehenden  foriDeo«!* 
ältere,  wie  er  überhaupt  vieles  in  genialer  weise  geahnt  bat,  was  nach  ilitn 
eine  Zeitlang  aufgegeben  schliesslich  doch  siU  richtig  erkant  wird.  AlW 
ist  der  ausfall  eines  a  [oder  wenn  das  e  schon  indogermanisch  war  eine* 
e]  in  unbetonter  silbe*).  Der  indogermanische  ahlaut  flndet  wie  5e»i)«r 
Ursache  so  seinem  resultate  nach  ein  genaues  analogon  an  der  i*' 
band  long    der    tonlosen    vocale    des    lateinischen    in    den     romanischen 


0  [Die  selbe  ansieht  isl  schon  aufgestellt  worden  von  L,  Geiger,  oTSif' 
und  enl Wicklung  der  menschl.  spräche  I  Stuttgart  I8ti8,  s*  164  IT.,  4i9  ffJ 

*)  Das  a  oder  c  gieng  in  unbetonter  silbe  zunächst  in  eine«  r»d«* 
eierten  oder  Svä-voca!  über  (vgl.  Job  Schmidt  Jen,  lit.-ztg.  1877  nr^  ^ 
coL  734**  f.\  der,  wo  .'«ein  ausfall  tinmöglich  war.  und  wo  nicht  eine  liqw'l* 
oder  ein  nasal  die  silbentrngung  nhernehmen  konte,  als  solclier  beharren 
muste  und  dann  in  den  einüeldialekteti  wieder  zum  vollen  vocal  vrerdei« 
konte.  Brugmana  ag  war  vielleitht  ein  •,  pUer*  (nm^Q  skr.  p*<<if-),  i<^^' 
(ifjtno^  skr.  sthitd-).  Das  germ.  e  des  parL  pass.  (hd.  ^fz-^ctcn,  (/rgehtn«^^ 
war  ein  *,  das  nord.  ^rgu  =  7xm*T*  (b,  448  doch  s.  s.  M3)  entstand  aö* 
•k^nL  riffijMj  etc.  war  vielleiclit  dh*dhe»ii\  ttw^oc  s.  402  u.  dgl  warfJt**^ 
slav.  pisü  hund  sp*khi'.  Wer  sich  an  indogermanischem  r,  »^  m  söö^iw 
stösst  kann  dafür  in  den  meisten  lUllen  ein  älteres  ♦r,  *'«,  'm  setwa. 


Epenthese  vor  lr*lauieti    etc,    Excurs  VIIL 


519 


llekten  *)»  Ablaut  ist  genau  das  seihe  was  »sanipradärawa«.  Zugleich 
it  itn^  ar,  «i,  au  wurden  na,  ra^  ia^  ua  in  dem  gleichen  fiiUe  zu  w,  r,  i, 
!  auch  diese  zweite  form  des  »siiniprasarana«  i^il  allgemein  indogermanisch, 
1  aller  in  Europia  in  stärkerem  masse  als  die  erste  durch  die  analogie 
ider  aufgehoben  worden.  Die  indügermanische  redupUcationssilhe  gewann 
n  gestalt  durch  sampra.^arana,  vi-vdidu  entj?tuntJ  aus  ^cai-vaida  wie  -ia- 
is  -fl-ia-  in  bihimigen  wie  dk^via-  (ä^ia-t  7iintog),  -Ira-  aus  -ta-ra-  etc. 
ET  Ablftul  fand  im  indogermanischen  so  gut  wie  in  der  conjngalion  auch 

der  decünation  statt:  zum  nom.  dant»  zahn  lautete  der  ^cn.  dntds 
,  ßrugman  a.  a.  o.  3S4)t  zu  ^dark^s  aublick  drk^ds  (»^bd.  395anm.)»  ganz 
*n90  lautete  zu  rauk*8  licht  (lat»  lux)  der  gen,  ruJtVi*  (skr.  ruk-  f.,  die 
«B  der  siog.  schwachen  casus  hat  im  sanskrit  die  der  starken  verdrängt). 
k  formen  der  indogerm,  dialekte  addiert  zeigen  uns  eine  flexion  vaik^» 
i*<M  (skr.  vi^-  f.,  der  acc.  in  griech.  coixa-tf*).  Wie  in  der  conjugalion 
lenso  erscheintauch  in  der  declinatton  ein  langes  ü  neben  dem  kurzen  a: 
>in  fii-fii  *fa-juiv  etc.,  t^xtü  *Tc<3f»ji^,  lat,  sctr^o,  aio  got.  skaba^  alaeic.  neben 
!in  perf.  mit  ci,  und  in  der  declination  flas  a  ebenfalls  kQrzung  von  ä  in 
^prönghch  tonloser  slJbe  ist  (wofQr  die  meisten  falle  sprechen),  vgl.  voc, 
ma  von  tf^and^  vakhi  kuh  aus  *väkM  die  »brüllende*   da  sonst    *uk*ä 

erwarten  gewesen  wUre,  oder  oh  das  a  debnung  des  a  ist,  ist  näher  ui 
tiersuchen*).  Die  indogermanische  declination  war  vdkh  gen,  vakVis, 
^i  gen.  paddß   (lat,  vöc-  und  nordisch  ags.  fries,  fot-  gegenüber   dem 

*)  Dem  fort  aber  ftf^*  aus  *lü&i  (s.  Osthofif  zlschr.  XXIII  579  f.)  ver- 

eidil  sich  itaL  esce  (lat.  exit)  aber  uscite^  usctre.  Der  indogermanische 
Bclisel  von  ai  und  i,  au  und  u  ist  nach  iinsrer  erklärung  das  selbe  was 
ia.  quitro  {ht.  quatro)  aber  queretttas^  r/iwrer,  ilal.  odo  ^her  adite,  udire 
li  audire).  Nach  der  von  Scherer  zGDS  19  tf*  gegebenen  erklänmg  da- 
J«n  ist  dieser  ablau l  das  selbe  was  itaL  suole  (soht)  sohte,  rieijf  (venit) 
^itf,  span.  su^le  solemos,  vienr  venimos  (vgl.  excitrs  11 1):  die  von  Sc  herer 
genommene  dehnung  des  *,  u  nnd  daraus  entstandene  dipbtliongierung 
uhn  ztschr.  XII  143)  milste  älter  seiii  als  das  at  neben  o«. 

■)  1a  jenem  falle  ist  der  Wechsel  von  ä  und  a  das  selbe  was  ital. 
tewo  chiamäre  (lat.  chimüre),  in  diesem  das  selbe  was  ital.  ämo  (lat. 
fco)  amärr»  För  jenes  bin  ich  geneigt  mich  zu  entscheiden.  —  [In  dem 
ejte  zwischen  Collitz  (DeKZ.  heitr.  II  291  ff.)  und  Brugmann -Osthoff 
orph,  unters.  I  2CI7  ff.  anm.)  stehe  ich  auf  Collitz  seile.  Dass  in  einer 
stimmten  periode  des  urindogermanischen  säramlhche  vocale  es  mit  der 
inlität  gehalten  hätten  wie  im  gemeinroroanischen  oder  Jüngern  slaviscben 
öle  ich  glauben,  dass  aber  ein  einzelner  vocal  des  indogermanischen 
itelzeitig  gewesen  sei  kann  ich  nicht  glauben.  Wenn  das  indoiranische 
Ui  hfuirilfitas,  ahharnmn^  Uakdra^  pädam  mit  Brugman  uiidOstlioff  durch 
lUiche  entwickeiimg  aus  indogcrm.  rit  hervorgegangen  wäre,  so  dass  es 
h  verbieite  wie  das  im  hebräischen  in  offner  silbe  oder  in  geschlossener 
Untier  zu  d  (langem  ä,  q'dmi%)  gedehnte  a  (piilhach),  dann  würden 
Jog^rin.  ai  und  mit  Wahrscheinlichkeit  auch  i  und  u  im  indoiranischen 
ollher  silbe  die  nämliche  dehnung  erfahren  haben,  wie  im  hebräischen  t 
^  n  unter  den  selben  bedingnngen  zu  c  und  ö  geworden  sind.] 


Hi*rmäjin  MölUr, 


griecb.  JoTT-  und  na^-,  lat,  vac-  in   üociirc,  v^l.  nee-,  neeäitf,  hU  röt 

urspr  *riUa  *ra8(u:  lüt*  slammalislurunii?  lebt  noch  im  ifidoirar»!- 
griech.  acc.  *k  türra  neben  ttH^-on-  aus  •fiJt'a  '«Jfe'ajr).  Ätle 
wurwln  können  dieses  a  entwickeln,  auch  die  mit  den  wm-iti 
[id  u:  indogernu  ghius  g^aeiis  (aus  gMw-  entwickelte  sich  d.:^ 
:}rt,  (gegenüber  ^f>foc  bovis)^  naus  *navdB  (auf  das  kurz«  a  Ussl  i}tt 
deutsche  nachrn  aus  *nf?ran-  sebltessen),  das  ä  steht  also  nicht  auf  eint 
stufe  mit  dem  ai  und  uu  (vjjl.  skr,  pert  nimija^  jujdva  genau  wie  pap^ 
uvtWa).  Zu  den  consonantischen  stammen  dant-^  ^fnaig^h^  (gen»  wig'Att*, 
grieeti.  yttf^t^s  lat  tiivis),  päd-,  mit  dem  act%  -m,  verhüll  sich  aaäh* 
ännta-,  das  nurdeuropaische  *«rtf<7*A<i-,  saiii^kr.  iHida-  genau  »o  wie  die 
dritte  persun  des  perfecta  indogerm.  -ci  zur  ersten  auf  -m:  du*  -a  i»l 
in  nomen  und  verbum  vielleicht  Älter  als  der  durch  schwand  des  a  iDtoD« 
loser  Silbe  eulslandene  consonuntische  stamm,  bkara-  bt  nach  Rd 
(Bezienb,  heitr.  U  "^  f )  älter  als  hhar-,  und  das  sufflx  -ant-  der  participici 
wie  d-dnt-  kann  nnr  in  -an-ta-  zerlegt  werde«.  Die  !•  und  «--»timait. 
Wi^lcbe  im  YocüLiv  u.  s,  w.  ein  ai  und  au  geigen,  sind  wahrschnnlirb  alU 
slAmme  auf  -ai  und  -au,  Daffir  i^p rieht  das  -naa  der  pra« 
auf  -fiM  ('nnu-mi  nber  -«i*-m*^b).  Genau  so  wie  zu  den  coosm 
stummen  die  mit  ihnen  wechselnden  o-stamme  einer  älteren  scbiclit.  *» 
verhalten  sich  m  den  i-  und  i< -stammen  die  filteren  ai-  und  au-äliBun«» 
zum  YOL%  dgHtai  z.  b.  und  zum  gen.  indogerm.  a^^tiai«  verhalt  sich  <lffC 
nom.  aghiis  aus  **«^Vi(>i>»-Ä/i  wie  xu  jenem  «lonia  uiid  dem  gen.  d{a)iit^ 
der  nom.  dt'tnti  aus  **ddnt(ahad, 

DüSB  diese  einfache  erklär ung  des;  ahlauts  nicht  schon  hlngsl  xurgtilttt"! 
gekommen  ist  rührt  nui  daher,  dass  man  über  dfu*  wesen  eine*  voe«W 
und  eines  consouanlen  unrichtige  Vorstellungen  hatte. 

Der  formelle  unterschied  zwischen  den  indogermanischen  uod  «l^i 
semitischen  wursteln,  welcher  jede  vergleichung  unmöglich  machte, 
nicht  vorhanden.  Es  gab  und  giebt  im  indogerraanisehen  imr  o-wurtettt 
Innerhalb  der  indogermanischen  a-wurjteln  nehmen  die  »i-c  und  .n-wumln^ 
die  selbe  steHe  ein,  wie  unter  den  semitischen  die  mit  j  und  t  als  fflit* 
lerem  wurzelconsonanten.  Wurzeln  älterer  gestalt  mit  nur  fwel  coW* 
nanlen,  wie  (den  spiritus  lenis  als  consonanten  raitgezfthlt)  die  inio 
germanischen  kurzsilbigen  wurzeln  {bfiara  tragend  etc.),  liegen  wie  bekiil 
auch  im  semitischen  zum  gründe.  Die  grosse  masse  der  indogermÄniscb« 
wurzeln,  die  langsilbigen  (ein  t,  «,  ein  r  oder  einen  nasal  enthÄltettdeo 
sind  triliteral  wie  die  s^emitiHehen.  Das  ungescbiedene  indogernuüiisftol 
praesens  und  perfect  (ohne  reduplicatioji  und  personalpronominaji  t  »* 
arag^a  silberweiss  seiend^  •dey'nca  leuchtend,  hat  genau  die  gestait  J^ 
nackten  semitischen  perfccts  qatala  ele.  (wahrend  der  indogcrmwij«W 
orisl  und  das  semitische  imperfect  einai^der  der  bedeutung  «ach  *'*^ 
lleichbar  sind):  die  3  sing,  des  perfects  entbehrt  im  indogernnuii*^^ 
ne  im  semitischen  des  pronomens,  und  hat  seiner  gewiss  nie  bedurfl  *» 
da8  nomen  als  subject  dient  (vgl.  R  Möller  Or.  occ.  3,  333  ff.). 

Kelling  auf  Aken,  februar  1878- 


Ep€nlhe#>e  tor  it- lauten  etc»    Nä  cht  rag. 


521 


Nachtrag   (zu   seile  475—483). 

^Mit  H.  Cüllitz  (Bezz.  beilr.  II  305),  Verner,  Osthofl^  (morph. 
unleF^uch.  I  ItÜ  f.),  Joli,  Sehinidi  (ztschr.  XXIV  319)  glaube 
ich  jetzt,  dass  das  e  als  ä  (Bruokes  a")  scJion  inclogermaniseli 
gewesen  ist.  Demnach  ist  das  s,  480  gesagte  dahin  zn  andern, 
das?  nich^  das  a  durch  das  ilini  zugesdlto  /'  der  ei)enLhese  von 
•der  wandhing  zu  e  zurückgehaUen,  sondern  das  ä  vor  dem 
cinlrilt  der  eponthese  durch  das  dem  folgenden  A'-lant  inhä- 
^jg^nde  i  zu  «  gewandoh  worden  ist,  sowolil  in  den  zahlreichen 
,  in  welchen  wir  etn  a  mit  folgender  epeiithese  neben 
r  rnit  epenlhese  oder  häufiger  ohne  dieselbe  gesehen 
,  als  auch  in  den  eben  so  zahlreichen,  in  denen  uns  vor 
folgendem  ursprünglichen  palatal  statt  eines  erwarteten  e  oder 
»eben  solchem  c  ein  a  begegnet  ist,  ohne  dass  die  epenthcse 
oingetreleii  wäre  {üjo  neben  ^fxl  aus  *cy%nüj  major  got,  maim 
t^n  ^ei^mp,  nmgnus  neben  fiSyctg  mikilSj  got.  vakan,  hd.  wach 
laf.  "^vego-,  vegerc^  vigilj  got.  mim  neben  pixvg^  lit.  lasznöti 
Pein  neben  ahd,  reganön  regnen,  ahd,  louga  neben  lat.  *Kg«o-, 
^,  lifjtior  s.  499  anm.  ^),  lat.  aquo-  scharf  rieben  an- j%- 
7  aus  "^ekhd-,  ä^tqog  elc*  neben  tuQta  47iJ^),  macer  ahd. 
if  nel)en  üfuxQug  aus  ^smck^rd',  ädittvlog  ahd,  £iha 
li  tllßittiSf  tvahs  neben  viseum  fiog  500,  dun»  spragki 
isl.  sjfreklStir  461,  slav.  /o5¥  neben  mhd,  elcÄ,  u.  s.  w., 
leicht  ebenso  an.  taka  neben  grtech.  dfxQfim  slav.  ffe<7i 
öl5,  ufM  etc.  neben  tnkiyuy  483,  abulg.  a^^il  lih  «>^^  neben 
teil,  e»,  lit.  a.s-?rd,  mMuiai  neben  esjsutai  pferdehaare  etc.  473, 
WTüen.  (cum  decem).  Ist  auch  der  entgegengesetzte  uber- 
i^ng  eines  a  zu  e  vor  folgendem  palatal  eine  gewölmhchere 
^f^heinung  (isl.-norw.  tckinn  etc.,  span.  krht\  eje  ans  lat. 
^km,  (wem)^  so  kann  doch  der  Übergang  eines  ä  zu  a  vor 
^'Heni  folgenden  in  einem  A:-laut  enlhallenen  /  nicht  auffallen, 
•^^^nn  wir  sehen,  dass  ein  vorhergehendes,  alleinstehendes  oder 
'*^em  consonanten  anhaftendes  mitlau lendes  i  (i)  sehr  liäufig 
folgendes  ä  in  a  vei- wandelt    (im  angelsächsischen  und  im 

fiqui  ist  meiner  arisii-ht  nach  ein  verb  auf  -uo  (*ü'ja-h  abgeleitet  vom 
tune  an.  Ipgr  etc.  (anders  Fick,  =  abaktr.  riÄ?,  das  ^  riA*  lassen). 
f-rti-  :  'eld-  r  -t?«-j,  «x^o? .*  EgiU  490:  öi^mo-  =:^  ahd.  rw?  —  loet^iro 
44?>:  letL  weseh  ganz,  heil:  skr,  mfi?a-. 


522  Hermann  Möller,  Nachtrag. 

inseldialckt  des  nordfriesischen  geht  ä,  €e  nach  j  in  a,  d  über, 
ags.  ^eär  aus  *j(er,  ceaf  aus  *kjäfy  sceap  afr.  skep,  ebenso  wird 
im  altnordischen  e,  a  nach  kj,  gj,  hj  zu  a,  rf,  kjamm  aus 
^g^etnpan-^  l  gjär  neben  flf«r  gestern,  im  slaviscben  ist  ^nach 
j  und  den  aus  ^,  S,  x'  entstandenen  i,  <5,  i  in  a  übergegangen, 
im  polnischen,  polabischen  und  nicdersorbiscben  erseheint  nadi 
mitlautendem  j  q  statt  q,  Schleicher  polab.  spr.  §  75,  Leskien 
slav.  arch.  I  179,  ich  glaube  auch  dass  unser  ahd.  chard  an. 
karl  neben  ags.  ceorl  kerl,  dessen  Wurzelsilbe  =  g^  in 
y^Qcov,  s.  Thomsen  s.  138  f.,  ags.  ceafor  neben  afr.  *8U99r 
(s.  ;e?et;cr  Schiller  und  Lübben  II  413)  ahd.  chevar  aus  *g^ä>lH^ 
von  g^abh  beissen,  essen  (gerni.  fr  aus  bhr  wie  germ.  />r  ans 
dhr  in  got.  viprus)  und  andre  solche  wöiler  ihr  a  statt  c  dem 
anlautenden  ursprünglichen  palatal  verdanken,  k^arla-e,  Vofmri 
aus  k^erla-js,  kfefrurz,  worüber  an  einem  andern  orte  mehr). 

Die  i-epenthese  vor  urspr.  palalalen  ist  in  gleicher  weise 
nach  zeit  und  ausdehnung  etwas  indogermanisches,  wie  die 
ti-epenthese  vor  velaren  etwas  germanisches.  Diese  ist  der  xeit 
nach  etwas  germanisches,  obwohl  augan-  das  einzige  gemein- 
germanische beispiel  ist,  aber  z.  b.  die  epenthese  im  caus. 
augjan,  obwohl  nicht  angelsächsisch,  ist  notwendig  eben  so  alt: 
teiiniiius  ante  quem  ist  das  v  aus  gv,  Sievers  P.  B.  btr.  V  149. 
Zahlreicher  sind  die  gemeinindogermanischen  falle  der  i-epen- 
these  vor  pakitalen.  Terminus  ante  quem  für  diese  i-epenthese 
ist  der  palatalismus,  terminus  ad  quem  der  ablaut. 

Kiel.  Hermann  Möller. 


I 


Berichtigungen. 

S.  459  zeile  12  1.  Saterl.  e  statt  Saterl.  ei. 
S.  505  anni.  12  zeile  3  1.  *mukv8  .>tatt  *m{ikv8. 


tii  unserem  Ti?rla^e  sind  sö^beti  ersdiienen: 

Die  Formen  der  Ethik 

von  ^ 

Friedrich  Harms. 

[qs  tSeii  Abbaudlungen  üer  K^L  AI:  ad  ernte  d,  VVi^9t«Ti*diu1"leii  jeu  lit?rliti  1878. 
gr,  4.     gel».     Preiä  2  Mark. 


U  e  1>  e  r 

die  Psychologie  von  Joliaan  Nicolas  Tetens 

Priedricli  Harms. 

Ans  Jen  Ablmtjdiunfen  der  KgL  Akademie  d.  Wisseiisrliüflfti  m  Rwrliu  IK78. 
gr.  4.    geh,    Preis  I  Mark  50  VW 


Die  Namen  der  Meere 

in  den  as.^yrijj^ch  en  luj^chiul'ten 

von 
^ft.  Sehradevm 

Aus  dea  AJihjiiidhingen  «Im  Kgl  Akademli*  d.  WisäeriBchriften  lu  Berlin  1878, 
^i\  i.     ^^^'h.     Frei-?  1   Mark  tiO  Pi. 

Ferd.  Dömmlers  Verlagsbuehhatidlung 

(Hamvilz  A:  Go^smaimJ  in  Berlin. 


Bei  8,  Itirzot  in  Leipzig  orscliien  sor'Jieii: 
Uittelhochdentsches 

Taschenwörterbuch 

voll 

I>r.  3L  Lexer^ 

2:2  Bogt']i,     Prpis:    tr<'*jeflt'l   i  Murk.  trobuntlpn  5  Mnrk. 
YorriilhijGr  in  »Il<»n  liaidilimtdlarigen« 


3tn  ^crlocif  ton  ^rlcdri«^  |9ret»rtt  \u  ^mitn^i^ttfdg  ift  [orben  «■fd^ieticn 
in  oUen  ^udjl^ant'luuctni  :>u  babcn: 

Sünilcii  der  (ßegcnionft. 

<S*^mnaftal  T tieft t»t  d,  T  .  l'^itt^liiöf  mrlirftfr  t:ifti"ljrtni  t^WknirtJöflf«, 

'^mtixt  (rerbrfTrric  iinli  urrmelrtc  2Mvk%u 

gr,  ö,    <^fln    i?rfiS  2  SUfarf  8()  ^H- 
Die  ^^ottjre'enbigftit ,  fdjon  nad)  Jat^tcgfrin  eine  jivntc  ^uflaije  doit  bicjnn 
*^U(Jbe  ÄU  oeranftaltcn,  ift  ein  iBnuci^  fviitn  iBraudjibatrctt.     I^affclbc  ift  in  bei 
Xbat  uiient^cbrUd?  für  istte,  bereu  ^^eruf  dite  ^tfd^äfti^iiiijj  mi!  felbftanbijct 
ffftletfrftCT  ©d^riftacbeil  trfotbert. 


Morphologische  UnterBnchnngen 

indogerBianisehen  Sprachen 

V'JTi 

Dr.  Hermafin  OsthoiT 
Dr  Karl  Brugman 


Antiqimriiits- Buchhandlung  in  Leipzig, 

llrt>.-.<^';.  u'LnvüliUfS  LaKi'V  vor»  Werl,  n  ,o<k  hUk-i^  Zw?  •i7'-fi  «f»!   S|vrArJfc- 

Geschichte  der  Orieeliischeu  Litomtiir. 

Prof  Dr«  Edüird  Munk. 

Dritte    A  ti  f  l  a  g  e. 

Richard  Volkmannp 

SrEt«r  f  hau. 

Ton  HoDtüf  hb  auf  litc  AiitUfiiire  d^r  AtUecliim  Pro««« 

Kr»t(«  Abtfuünng.    ffr  R    geh*    Prüti  3  Hark. 

¥nL  Hfintitilrnt  fi^rbi^tilttLt^hlijinilltiif 
(ilfirrwitits  &:  rrnf^mniiii)  in  B^^rtin. 


SCHRIFT 

VEFIGLEICHENDE 

PRACHFORSCHÜNG 

AUF  DEM  GESICTE  DER 

[NDOGEliMANISCHEN  SPRACHEN. 

vnrrB  mitwibkünq  vok 

BBirST  W,  A.  KUHN,  AtI0tIST'  LESKIE» 
DXO  JOHAKHES  SCHMIDT 

umAvmmmEü 
Bt.  ADALBEKT  KUHN, 

DIR]   DUlG(.Tl»l«   Dia  HÜiiJtUCBIll  ItlMHAilWmt  it  BdtLUl. 


UAMj  XXIV.  NEUE  FOLGE  BAND  IV. 
SKCHSTES  HEn*. 


BERLIN 

FKMI».  in>MMI-EHS  VKULAGSHÜCHHANDLÜNG 
{uiiiiwnr  VHD  QoaausH 

tan. 


Inhalt. 

^  u-~-hr  <?tadien.    Von  R.  Zimmer 

I  ingen  aus  dem  Äve«ta.    Voo  Karl  Geldner  .•.*..• 

L*,-"  i  .^ii  urspnuij^  des  homemcheii  versraasses.  Von  Fred€>ric  Alleii 
Ueber   eini^'e   endi tische  nebeiiformen  der  personalprünomina.     Von 

Jacob  Wackerna^el .   .    , T/r2\ 

LÜeber  den  ^'^l^a  ^^^  ^^  ^^^  Präkrit    Von  Herm.  Jacohi  ^ 

-Sacb-  und  Wortregister.    Von  jllois  VanfSek   ....,». 

In  unserem  Verlage  ist  soeben  erschienen  : 

Zeitschrift 

fßr 

Völkerpsychologie 

und 

Sprachwissenschaft. 

Herausgegeben 

von 

Professor  Dr.  M.  Lazarus  und  Professor  Dr.  H.  Steintbal 

XL  Bd.     L  Heft.    gr.8.    geh.    Preis  2  Mark  10  Pf. 

Dft»  ruufte  Ruch  MoHe.     £1q  Bettrag  sur 

opii«cb«ii  Fr»et«*    Voo  H.  BteinthjiU 
Zur  Volte üdlclitung.  Von  H.  Stointh&l. 

[MK   Rttckaicht   kiif:    Duugtjr  H.,  Dn, 

Kuiidifi     und    RolmsprUehc    *u«     dem 

Vogtlttnde.    Mit  2t  Vogtland.  Schiiftder- 

lidpfl^Melodl«]].] 


Dfc«    leb    im    L«b«n   der   Völker,     Von 

a  FlUgr«!.     Erift«  Hülfte. 
DwrBtulhintr  und  Kritik   der  B^ckhitehen 

E»cyklDpfidl<^    nnd    Mt-thndplui^Ie!    der 


PhSloIofte'  VoQ  H*  Stein IhftL  Er«lac 

Artikel. 

BeartellDiiB«ii: 
Maria   Carriere,    die   lUtltehe  W(»t|ort|- 

nang.     Von  Dn  h.  Wrl»- 
Julius  Ifappft,   dio  AnUj^e  dem  Meniebm 

lür  Rf  li^on  vom  grgvMWÄrKguli  SI*ji4* 

punkt   der  Völkerkunde   «ue.    Von  X. 

B  ruohmenn. 
KuchttAi^  rytuT  Vulk«dichluns*^.      Voo  B. 

SielDthitl. 


Ferd.  Diimtniers  Verlagsfauchhandlung 

(Harrwitz  &  Gossmann)  in  Berlin, 


1878. 


Verlag  Ton  B.  &.  Teubner  in  Lelpsig. 

jknonyiiii  vid^^o  Scyhicis  Caryandensis  penplum  maris  intern]  cum  appendie 

iteruiM  recensuit  ß.  Fabruius,     [41  S.]    gr.  8.    geh.  n,  Ji  l.  20. 
llistoteli»  Ethica  Nicomachea  edidÜ  et  commentario  continuo  in^tratill 

G.  Ramsauer  Oldenburgensis.     Ädiecta  est  Fr.  Süsemihuu  ad  editorf»m| 

epiirUila  critica.     [VIIl  u.  740  S.]    gr  8.    geh.  n.  A  12.  — 
Becker,  Paul,    über  eine  dritte  Sammlung  unedierter  Henkelinschritleu] 

uuB  dem  sQdhchen  Hussland  und  üher  Dumont^s  Inscriptioris  c^r^t 

de  üit'ce  (t'iiris  1871).  Besonderer  Ahdruck  aus  dem  zehnten  Suj ; 

bäind  der  Jahrbucher  für  classische  Philologie.     [S-l  — 117u,  »t 

gr.  H.     geh.  n,  .A  3.  *iO. 
Baermanii,    II.,    drei    Studien    auf   dem 

Hechts.     Be^sonderer   Abdruck    aus   dem 

Jahrhöcher  T.  classische  Philologie,     gr,  8. 
üllitolt*   Georg:,    die   Lukedaimonier    und 

Erster    Band       BJa    zur    Begründung    der 

[VIH  II.   186  S.]    gr.  8,     geh,  n.  A  11  - 
(*ano,  «Julianii  i^uKtav»  Vurgesehichte  Roms.  Erster  Theil.  Die  Kellen 

LVl  u.  tiöi  S.  mit  l  hihogr.  Tafel.J    8.    geh*  n.  A  18.  — 
Uraeirer,  Dr.  A#^   Direclor    des  Gymnasiuroa   m  AuHch,    L ist <>rT^rhi 

^\ijtax     der     lateinischen     Sprache.      Erster    Birn  Vc 

[XXXÜ  u.  G71  S.)    gr.  8.    geh.  n.  A  12.  — 
I*ri  »welio,  *fr»t  hl  divMtrn  jAbre  voll^Utodtg  9evt»r4eii«  B«nd  er^eltt^ui 
l«t  tttmcr  Auftftjpo. 


Gebiete    des    attisetiei] 
IX.   Supplementbaude   «kff 

geh.  n.  A  ±  - 

ihre    Bund« 
athenischen   ^► 


Keltische  Studien, 

2«    Die  pri¥ati¥partikel  an  in  den  keltiachem  Bprachen. 

Job.  Schmidt  hat  diese  xeilschnft  ^3,  271  flf.  den  beweis 
erbracht,  dass  sätHmlliche  formen,  in  denen  das  verneinende 
praeHx  mi-  in  den  indogermanischen  sprachen  erscheint,  im 
sonderleben  der  sprachen  aus  der  grundform  an-  entstanden 
sind.  Die  keltischen  spractien,  die  er  unberücksichtigt  liess,  be- 
stätigön  seine  aufl'assung  nach  allen  selten  und  empfangen  neues 
cht  durch  dieselbe^):  aufTallende Unregelmässigkeiten  schwinden, 
soll  nach  Z.^  42,  860  dieses  verneinende  praefix  von  der 
allgemeinen  regel,  dass  nasale  vor  den  tonlosen  lauten  l\  tyS^f 
im  allir.  schwinden  mit  dehnimg  de.s  vorhergehenden  vocals  in 
betonter  silbe,  eine  aosnalime  machen ;  fernerhin  soll  dies  vor 
/'  ausnahmsweise  erhaltene  n  nicht  m  werden  durch  assimi- 
lation,  wie  vor  h,  hk  r^  l:  also  ausnähme  liber  ausnähme! 
Ein  eingetiender  vergleich  des  neuirischen  und  gälischen  sowie 
der  britannischen  sprachen  löst  diese  und  noch  andere  im 
verlauf  zu  beröhrende  ralhsel. 

l)  Vor  vocalen  ersclieint  die  parlikel  ausnahmslos  in  der 
form  an.     Einige  beispiele  genügen  hier: 

Altir.  amclds  inscienlia  (Z.^  G3L  860)  zu  eola  gnarus, 
eulas  sapientia  (Z.^  35.  75.  259.  623.  1002),  anirUihe  inobediens 
{X,^  802)  zu  irlithe  obcdiens,  airle  voluntas^  aufam  paratus, 
rolrladigestur  obedierunt  (Z  "^  5.  S02.  80:5  u,  ö.).  Kymr.  ami- 
i&nm  gl.  perjuria  (Z.^  103.  893)  zu  ir.  oeth  jusjurauduai»  gol, 
aifis;  corn.  muiuhH  gl.  procella,  uniach  infirmus  (Z.^  1072, 
1073.  893). 


»)  Seitflern  hat  nocli  Goldsctnnidl,  ZDMG.  XXXII,  ^Ml  IT.,  atm-  privans  für 
a-  jirivans  vor  consonanten  ans  dem  prlikrt  nachgewiesen.    Vgl.  otn^n  ^t.  i;i6. 
SS«ltM!hrin  Alf  y^T^h  Bpni^'hf.  S.  F.  IV.  «,  37 


Heinrich  Eimmm*, 

2)  Vor  consonanten  hat  die  parlikel  a.  sowohl  die  form  fiii- 
als  b.  die  daraus  enlstafidene  ««a-.  Im  ersteren  falle  (a)  treten 
die  sonst  geltenden  lautgesetze  ausnahmslos  in  kraft: 

a)  n  vor  folgendem  /,  r,  m  wird  m:  altir.  amlaJkr 
miilus  (Z,*  780.  SGü.  8G3),  neiiir.  gäl  amhlahkair  dumb, 
speechless,  nk.  aflafar  dumb,  corn.  aflauar  gh  infans,  glmutus 
(Z.^  81.  K94)  zu  lahar  in  ir.  sulbair  eloquens  =  kymr.  khlar, 
körn,  latmrafj  loqui^  arem.  da  lauard  ad  dicendura  etc.;  altir. 
amreid  iniquus  (Z.»  C42.  656.  860)  zu  reid  planus  (Z*  35o, 
265.  490.  650.  718);  mkynir.  o/fcs  tncömTnodiHii  (Z-^  893)^  kom. 
aflfffhySf  afhfthyijyon  miscr,  misei  i  (Z.^  894j.  Wenn  nkymr.  neben 
aftes  auch  ardles  etc.  vorkommt,  neben  afrif  innunierus  anrifA 
deformis  u.  s,  w.,  so  beweist  der  status  durus  (U,  rh),  dass  \\\^ 
ganz  jungte  Zusammensetzungen  vorliegen;  hierüber  weiter  unüii 

^)  Vor  den  tenues  k,  t^  p  rauss  nach  den  irischen 
lautgeselzen  der  nasal  schwinden,  in  den  britan- 
nischen sprachen  bleibt  er  und  verursacht  in  den 
jungern  phascü  desiiiutio  nasalis.  Diese  reget  trifft 
vollständig  zu:  nur  hat  man  die  aus  dem  altirischen  hierbef- 
geliörigcn  beispiele  verkannt: 

ctuailngühc  gl  indignatus  (Z.^  479.  862),  errvHämaUn^ 
iük  gl.  deo  indignante  (Goid.'*  46),  ctmmma  levia  (Z,^  8tj2.  1016), 
ärumme  dissimilis  (7./^  872),  eiu)  Insokms  (Z.^  234.  711  ItJÖi. 
102i)),  eiol  Unwille  (Goid,^  182),  etrocht  bright  (Goid.«  15S), 
ärociik  brightncss  (Goid.  150.  Fls  AA  57*  138,  163.  Lü,  33V 
34'),  ecosc  habitus,  mos  (Z/^  i>60.  67.  655.  842.  ItXH).  e«* 
indecens  (Z.^  8«iL',  30),  vmdare  absens  (Z."^  ISO.  233.  862.  (lOid* 
137),  ecrtfZ<irc*i5  abscntia  (Z.^  180,  788.  862),  ecraibfkch  ungläubic 
(Fis  Ad.  170,  247),  ecinteeh  infiiiitus  (Z.^  712.  862),  emfi%» 
infinilateni  (Goid.  32),  tcolr,  ec/fir  incongruus  (Z,^  269.  7(0- 
862.  1001.  1022),  ecöimiicJi  inusitatu55  (Z.^  862.  182),  ecriehih 
eerirlHlac  infinilias  (Z.^  311  428,  862.  989),  ekrichmchtJuf  infmit"^ 
ecriduhäu  infmitum  (Z.^  804.  862.  913),  ecumlmht  incoinmodiio^ 
(Z«.  862),  emmeht  impotens  (Z.«  27.  180.  486.  800.  8G2),  emaSiy 
ecnmilf  insolens,  rcmmlfm  irisolentiur,  /i^nailte  in.^olentia  (Z.'2l2* 
234.275.  715.  862.  915.  1001.  Goid.  8.  27).  evnmUUfidir  in^ole^cit, 
mrna  eemaUtiißtar  ne  insolescant  (Z.*  439.  862):  alle  S\^ 
formen  sind  ans  ani^,  mu^-  entstanden  wie  ir.  cM  =  kymr.  ^<^"' 
det  =  kymr.  danf,  tct  ^  kymr,  tmit,  ec  (mors)  =  kymr.  «t»^**^ 
Ganz  anders  udheüt  Ebel  hierüber  Gr.  Gelt  862:  er  sieht  fiberall 


Kd tische  3tiidi«n, 


525 


iasselbe  praefix,  das  im  kymr.  eh-,  aUgall,   c,e  orschoint. 

be  liegt  mm  noch  im  iriselien  mtihrraeli  in  der  regulären 
or;  esamtm  sine  limoro  -^  ^alL  Exsohnus.  kymr, 
|||if  (intrepidus),  escara  iniriiicus  =  Jcorji,  cskm\  ukynir,  mjarant, 
^fmit  iniraicus;  rsrmitnid  cxpers,  esrcchfuid  exlex,  (mlahar 
fnplüs,  solutus,  i'slabre  amahilia  (Z.^  862.  894).  Dass  aus 
lesem  altkeltischen  ex-  im  irifichen  in  freier  Stellung,  d.  h, 
^  dass  es  mit  einem  folgenden  worte  in  enge  verbindting 
jlrii  i  werden  konnte,  ja  musste,  ist  klar  aus  sc  =  sex,  ri  ^=^ 
ix,  aire  (nom.  aus  ulreks),  mo  ^=  mox.  Ganz  anders  steht  es 
Mocb,  wenn  auf  ein  solches  aus  hs  entstandenes  .s  noch  ein 
ocal  folgt;  hier  bleibt  s  erhalten  :  tiassii,  teisi^  (eis,  timm  etc.  = 
nilu,  iS rf  i'Jf  IC  etc*  ^ ).  Man  beachte  au  cl i ,  dass  bei  e  n  g  e  r  v  e  r  - 
(indung  mit  einem  folgenden  wort  .^  bleibt:  neben 
M(Z.*52.  231)  steht  nwsrega  bald  wird  er  kommen  (Z.^  418, 
■|  iiio5Wait,sö  bald  werde  ich  kommen  (Z.*  451,  1032),  ni 
mms  .i.  ni  rop  mach  tms  (Goid.  173);  es  ist  also  in  der 
r*mimatischen  formel  das  s  gewahrt  worden  und  es  sollte  in  der 
locli  viel  engeren  nomiualconiposition  geschwunden  sein?  Und 
precben  nicht  alle  der  regel  genau  entsprechenden  erhaltenen 
•ftispiele  wie  esoniun,  esmra  deutlich  dafür,  dass  in  etualang, 
tfdm,  ccttir  etc.  dieses  es  nicht  stecken  kann?  Auch  das  ver- 
ient  beachlung,  dass  bei  Ebels  aofYassung  dem  praefix  es-  (ex) 
J  den  gadelisclien  sprachen  ein  fast  gerade  zu  unalrsehhares 
ßbiet  überwiesen  wurde,  während  aus  den  britannischen 
Sachen  tuit  aller  mühe  kaum  ein  halbes  dnlzend  beispiele 
•*  89i  zusammengetrai^en  sind^).  Denn  was  entsprichl  in  den 
ritannisc^lien  s[irachen,  soweit  nachweisbar,  den  obigen  altir. 
"^^mg,  Strom,  vcoir  etc.?  Dasselbe  was  ich  für  die  gadehschen 
hinaussetze  ant-,  ank-,  nk.  annk-,  anmjh'  die  regulären  vertreterp 
'so  zu  altir.  *äualang  indignus,  aus  äuailngithc  folgend»  steht 
»yinr.  aniiAüi/ii^n/;  unworlhy,  annheihfngämvd,  annheilyngrwyäd 

*)  Nur  die  111.  persoii  rrinjuncter  Hexioii  ilhfischreilel  dies  gesetz 
**,  atri,  coli  gegenüber  der  ahsoluten  torm  <*4'ä;   lii«>r  ist  n  (.r)  frilhe  in 

*  üiifllaui  golrelen  durch  tlas  aiisUmtgesetse. 

')  Auch  doij  vvarnimgsrur  (KDoiiovans?,  Ir,  gramin.  273  darf  man  nictil 
^i^sehen:  »fö»  a  negative,  which  is  to  bc  diatitiguished  from  ihe 
^^going  —  ti  or  m     whidi  genorally  eclipses  tbe  iniUal  consönant  of 

*  "Word  witli  xvhirh  it  Is  nunpounded  —  inasmuch  as  H  is  filwnt/s 
^rt,  whilf  ihr  othef  i»  invariitbJp  long,  and  never  ha»  ihe  «» 
^Jgi^  accident :  caraid  afriend,  rMCaraid  nn *»rirmy,  eoMirm  imnrmed«. 

n7* 


52i; 


Heinrich  Zimmer, 


uinvorthirioss,  annheilyngn  to  rentier  iiiiworthy  d,  L  al 
lumg  etc.;  cf.  mk.  teilmifj  di^nus,  tcilyngdfiwt  dignitas  (Mab.  .1, 
^98,  Z.^  ICH).  Goid.  27).  AHir  Mromr  immisericörs,  aus  /rowr 
d.  h.  ir('Kj-mr  miserirors  (Z.^  iG7.  Zlschr.  2i,  202,  3(*8),  nÄ 
mdinkuir  UDiiiercifiilness,  eadMcmre  criielty,  gäl.  catmcaw  urnl 
«^roeaiV  cruelty,  iiiliuiiianity  =  nkymr  annhrnffar  pitilesa, 
annhr%maraw(f  unnierciful,  annhrugaräu  to  beconie  unmerciful  de. 
AJtir.  ecaiH  iiidecens  -=  iikyinr.  annrjhaen  wilhout  a  eoat,  m> 
ffhaeneti  wilhoul  a  covering,  annfjhwntdig  uncovci-ed;  cf,  tieuir, 
mmi  cum  falcHieiit,  aumar  cnHoii,  motiohn  I  concoal,  hide 
(OTieillyj.  <Jder  dem  ir.  rnnteck  rnfmitu?,  eccintigi  intinilüs 
aus  cenn  capiU,  firüs  gleich  kyrnr.  penn  entsprichl  kymr*  mr 
ntJwfmwd  wilhoul  a  liead,  ora  close,  anmhmwMl  Avilliout  a  d'jse, 
anmheimo*k(lf(j  indofioile.  Ir,  eantuM  impoieus  (an-rnmHtehi)  — 
kyrnr.  anngJuffmfk  wiHioiU  weallh ,  umighjfoethmvg  indigeirt, 
Ir,  ecfidarc  abseiis,  (ktnlarctis  absenlia:  kyiur.  annghtifhdiiffk 
wilhüivL  an  ubject,  annyhynddnjcliol  uiii-epresented,  ir.  etrmbd^ 
zu  m'abtid  fides  gleich  kyrnr,  unnghrefijdd  inipiely,  amighrrfyddmft 
impious,  irreli^'ious,  annghrefyddwr  au  irrellgous  mau  u,  s.  vr. 
Es  geJiöre»  demnach  alloZ/^  86:2  mit  t-co-f  ü-cmi-,  e-cmhfMWih 
noeh  aufgefiilirlen  heispielo  nicht  m  der  partikel  c^-  sondern  ai 
an-  7^^  8(i0,  Beispiele  ans  uuUelk.  sinti  noch  «////»/tf^^r  demtriÜa, 
nghifghoruH  deuierüia  fan-C'),  t^jaÄihgweir  partim  instnictu?; 
körn,  nnamdftgs  di^^senl  iens,  ancres  iuquies,  ankeviß  üWivioni 
dalus  (Zr  Sl)3.  804^  ai*em,  nnmuffauH  immemor»  ane&ttß^ 
oblivisci,  (Z-'-'  S94,)  —  Es  lässt  sich  nuu,  wie  ich  glaube,  tm 
übernusÄ  noch  aus  dem  neuirisclien  erweisen,  dass  da?  c- »» 
den  allir.  wörlern  nicht  --^  es-  sein  kann,  sondern  aus  att-0^ 
standen  ist,  OlJonovan,  Ir.  granun.  273  sagt:  »et  or /«  a  afga- 
tive  parlicle,  whieh  gefterallff  ecUpscR  the  initial  dfn- 
sonant  of  the  ward  with  whieh  is  compoundedf  if  l 
adniits  of  echpsis  as  irmaireach  merciful :  mUrtjcaireach  umnercifüV 
mulkhi  ralionai:  enjciaUda  irratloual^  coiy  jusl:  eagcoh  Imhl 
erdibhthcach  pioiis:  eagcraibhthcach  impious  etc.« 

Weicher  unterscliied  besteht  demnach  im  neuir.  oucli 
zvvisclien  fir  d-totam  our  waves,  hhur  g-eosa  yonr  feet,  p 
g-cuiridh  dm  inay  God  put  und  einem  äidlrJmin'a^h  unmercifui, 
eagcmiblttftmt'h  iminous?  Gar  keiner;  denn  die  kürze  des  voc*b 
in  go  g-cuiridh  und  ühu hellen  beispielen  nebeu  der  länge  in 
SfuUrdcaircach  beruht   darauf,  dass  iu  go  (conj  der  nasal  s^^ 


Keltisclie  Studien* 


527 


toDsilbe  stand,  also  üi  unbetonter  silbe  sieh  der  fol^'enden 
uU  anähnelte  und  sie  sich,  während  in  den  beispielen 
riallda  etc.  an-  den  Ion  trug  nach  aller  regel  der  indoger- 
nischen  sprachen. 

Und  besieht  etwa  ein  lautHcher  unterschied  hu  neuir. 
ischen  den  altii\  formen  ce/,  tet^  def,  ec  (aus  mnt,  dant, 
tm  wie  im  altkynir.  noch  er li allen)  und  etrumnia,  cirocar^ 
uibdedt?  Man  sehe:  neuir.  cettd  tmd,  mg  neben  cadirom, 
}^aihhtheai'h;  es  tritt  also  aucli  hier  absolut  keine  differenz 
rvur;  in  letzt crem  falle  schreibt  man  nur  noch  den  von  der 
5litulto  iiasali.s  (eclipsis  bei  den  ir.  grammatikeni)  betroffenen 
it  neben  dem  entstandenen,  weil  er  wie  in  go  g-aüridh  in 
derer  silbe  stand.  Zuweilen  ist  aber  auch  noch  dieser  nnter- 
lied  fürs  äuge  fallen  gelassen  und  man  schreibt  sowohl  mfff 
j  der  tod  als  aucii  neuir.  gäh  eagsumhtul  dissimilis,  cagsandi- 
M  dissimilitas  (altir.  etsmuU  diversus,  dissimilis;  cf.  cosmil 
Ullis).  Nun  wird,  wie  mir  dünkt,  eine  erschoinung  des  neu- 
schen  und  gälischen  coiisonantisinus  klar,  die  bisher  allen 
begreiflich  blieb,  wei!  nicht  unter  den  richtigen  gesichts- 
nkt  gestellt*  Es  sinken  näinüch  im  neuIr,  und  gälischen 
vielen  fällen  allir.  lenues  zu  mediae  (nalurlich  unaspirierten) 
^,  Sieht  man  die  falle  näher  an,  so  sind  es  nur  solche 
ities^  vor  denen  im  altir,  ein  nasal  geschwunden  war*),  also 
^f  ceud  (altir,  cä),  deud  (allir.  dei),  dg  (altir.  oac,  oc,  corn. 
mc)^  IcMj  (altir.  Icic)^  dcug  (altir.  dmc,  ded),  ßcfwad  (altir. 
\ä)  etc.;  aber  neart,  marc,  ok^^  stire  (altir.  nefi,  rnarc,  ok, 
t\  Es  ist  also  klar,  dass  wir  neuir.  cead,  deady  eag  auf 
?elbe  stufe  zu  stellen  haben  wie  6  a  d-tdmkf,  hlmr  g<osa, 
h  wir  haben  destitutio  nasal is  (eclipsis)  im  auslaut 
•  Wörter,  wobei  nur  die  von  der  erschemung  betroffene 
ais  nicht  neben  der  media  geschrieben  wird  wie  im  anlaut. 

Ich  glaube  somit  aus  dem  altir.  selbst,  aus  den  britannischen 
ichen  untl  aus  den  neugadeiischcn  dialecten  den  beweis  er- 
cht  zu  haben,  dass  in  dem  allir*  e-  privans  vor  tonlosen  con- 
anten  nicht,  wie  allgemein  angenommen  wird,  es-  (—  altgall. 


')  Die  wemi^eii  andern  ITdle  (Z.*  76)  sind  entweder  scheinbar  —  die  im 
.  neben  <fö  geschriebene  tenuis  t  etc.  t>ezeidinete  nur  die  nichJ-ispirierte 
pracbe  der  iricdia  —  oder  die  media  ist  wie  in  gilt,  rcachd^  scackdf 
meaehd  gegen  nmw.reacht,  seachi^  efofnfiicAC  ebenralls  unter  einwirkung 
i  €OP«>Dajit«n  derüi^lben  grui>pe  entätaodeii. 


528 


Heinrich  Zimmer, 


m-,  kytnr.  ß/i-)  zu  suchen  isl,  sondern  das  vei-neinende  pradii 
um-  (s=  brit.  an-,  indogemi.  an-).  Man  beachte  düch  noch 
folgende  grieiehungen  aus  dem  neuirischen  und  neukyinricchöi. 
Neiiir.  mn,  eti^j  (der  tud  =  utlir.  tv):  eoi/craibhUieach  (=  ailir* 
icraibdeth)  =  nk.  angcu  (dissolution,  death)»  angeuawl  (deadly, 
mortal):  annffhrefydd  (ineligionK  nnn^hreffßldawl  (irreligii 
d.  h.  man  hal  im  neuir.  nnd  neukymr,  hier  nocli  das 
bewahrl,  dass  das  mi-  in  ^atk-^abud  ein  ursprünglich  sel^ 
ständiges  glied  des  Wortes  war,  das  an  von  anc  (ic,  anm) 
aber  nicht. 

Ich  habe  bis  jetzt  nur  von  der  Verbindung  des  an-  mit 
folgender  guttural-  und  dentaltenuis  gesprochen.  Die  mdogertD. 
kibialteiiuis  ist  wie  Ebel  zuerst  kurz  und  bundig  zeigte  In  den 
keltiscticn  sprachen  spurlos  vefsehwunden  (Btntr.  1,  307—311). 
Alles,  was  Pictet,  Slokes  und  andere  über  erhaltenes  p  ff)  T0^ 
gebracht  haben,  ist  durchaus  haltto«!;  hierin  stimme  Ich  mit 
Windisch  völlig  iilieix*iii  ^),    Wo  daher  in  den  britann,  spraclien 


')  Für  erlialtunK  tles  p  im  irischen  rohrl  Stukes  Beiti\  VIU.  333  ein 
beispiel  ins  fehi:  »The  p  of  rrnfio^ni,  panco  elc,  is  preservetl  in  the  Öld- 
Iri^b  ürphainiu  (gl.  cnucer,  morbus)  Z.*  !t68,  where  paimu  \s  i'deoltoftf 
wilh  ([lerliaps  borruweiJ  fram)  pasiio^  \u\d  ür  (J.  o/c  CoraUc)  is  cofoste 
witb  nv^ta,  pfts*..  Aiicli  Jieses  beispiel  schwindet:  ph  isl  wie  iii  dtphiki^ 
gl.  diHiiideo  zu  debuüh  ädtuith  alterrati«),  tichthnch  conlenliosug,  in  iieyÄ- 
lieben  «^6-,  noiph  gleich  ueuh\  aoihh  eine  tiejieichnung  der  lönendtn 
Spirans,  die  irn^neüir*  und  ^ik\,  bh  jreschrieben  wird  nnd  die  im  AUif. 
trotz  Windii*chs  consUinlem  leugnen  (Onmd«.*  \m,  M%  ifijß,  t\x,  lÄ 
Beitr.  lur  Gesch.  d,  d,  Spr  4,  318)  in  demselben  umfang  vorhanden  wir, 
wie  im  neuirischeiu  wa^*  schon  Nigra,  Glos.sae  Hiberiiicae  p.  XIÜ  (IWI 
erkannt  und  Ehel  Z.'  <>!2  iX.  für  jeden,  der  lernen  will,  erwiesen  hil 
(vgl.  auch  Stokes,  Beilr.  VI  11,  3Ut?.  308).  Eine  andeii;  ««chreibung  de?  inft' 
cierlen  6  ist  im  altir.  f  uie  carfammar,  icfc,  üoirfed  neben  mtuh,  cam^ 
maif  :  cammtib  (Z.»70l.  6i*),  fofera  ptofert  (Z.*G00):  aubiur  dico,  efoftfnw 
dam  US  etc.  Untt  st»  wird  denn  auch  do  ürfuisia  gL  ttd  cacjcer  9g.  56* 
(Z»*  73)  geschrieben*  Wir  kommen  somit  auf  eine  gruiidform  ^ur-haM* 
Letzteres  ist  noch  erhalfen  in  neuir.  hais  »lust,  lechery«  (OR.),  es  liegt  w 
gründe  dem  uAy mi .  bnHanl,  neukymr.  basdardd,  »►spross  der  geilbeit  «J^f' 
Unzucht«  (kyinr.  tarda  a  sproul,  iarddell  a  spring,  tarddrUu  to  iss<i** 
tarddoU  springing),  desj?en  bisherige  etymoJogien  (üls  de  hast,  kiod  ^ 
saumßatteb  Diez  l,  ^7;  ftrimm  DVVß.  I,  1150)  sich  seilest  ricbU^it«  ^^^ 
weiteren  verwandten  dieses  wortes  begegnen  uns  im  Vedat  bhaiad  t!» 
schamlheile  des  weibes  (Rv.  X,  86,  7.  Av.  IX,  4,  13.  X,  %  3L  V.  8.  i^ 
ö*  m,  8).  ür  ist  entweder  tir  frisch,  grün  (Z.*S33;  tir«feZ.«79l.  iiftfiftA*' 
virere)  oder  ür  A.  aic  (Düil  LaiÜiJie  136.  Goid.  77),  ihr  X  e€th  fiole  (Sm** 


p  auflritt,  ist  es  entweder  ^leidi  Etlleui  k  (kv)  oder  lehnwort. 
Die  regcl  wiid  vollstiindig  bt:fulgt,  wie  obiges  anmhennodcdig 
indifinitt:  zu  jmin=  irisch  venu  au^woisL  Wenn  niiUelk,  einmal 
am}}nodaur  non  (jossidens  (Z,^  207.  8113)  guscli rieben  wird,  so 
ist  dies  nur  eine  ungenaue  bezeicbnung  wie  nk.  anmhriotiuwl 
unapproprialed,  anmhnodaivr  one  Liiat  is  not  a  firoprieior  ausweist 
neben  nk*  priawd  pro]>er,  püssessed,  üwned,  priawdaivr  a  pro- 
prietor,  a  hereditary  possessor  of  land,  niiUelkyinr*  priawt 
prupriu^,  sponsus,  maritus,  körn,  priot,  pryt'S,  prpas^  areni.  jiriei 
maritus  (ZJ  843);  vergleiche  noch  nik.  amurch  conteniptio,  nk* 
imtnharch  disrespetl:  parch,  nk*  anmhlant  childlcss:  plant  = 
aJir.  dafid,  anmheeh  sioless,  inniucculate  :  pech  peccatuni*  In 
allir.  an^prome  improbitas,  amprmn  improbus  (Z/^  i'S.  1S(). 
860)  neben  prornfklir  probabitui*,  promihc  probus  liegt  direkte 
iedergabe  des  latein«  vor,  kann  also  keineswegs  ah  ausnähme 
Ton  irischen  lautgesetzen  betrachtet  werden.  Eine  naehwirkung 
des  alten  indogernmnischen  p  hat  sicli  jedoch  hier  noch  schön 
erhalten.  Es  hegt  auf  der  band,  dass  im  urkellischen,  ehe  das 
anlautende  p  geschwunden  war,  bei  vortretenden  an-  der  nasal 
labial  werden  niusste,  also  die  Verbindung  amp-  enisland.  Z,^ 
860  wird  nun  angegeben,  dass  die  negative  partikel  an-  »interdum 
ante  vocales«  als  «mi-  vorkommt.  Dies  i>il  doch  höchst  sonderbar! 
Das  einzige  aus  dem  altir.  beigebrachte  heisi>ie!  ist  uinires, 
amaireSf  amiress  infidelitas,  amiressachr  amJdressach  iofidehs.  In 
meiiien  Iruheren  Studien  (oben  s.  2ü3)  liahe  ich,  ohne  diese 
wunderbare  erscheinung  zu  beachten,  iress  ünnilas,  instantia, 
fides  aus  ptm-sesf^i-  erklärt.  Kann  es  überhaupt  noch  ein 
5ctdagenderes  zeugniss  tor  die  richtigkeit  meiner  etymologie 
geben  als  umhiressach  Infidelis  aus  *am-jmriüesf€i'ka'^)?     Auch 


: 


Chormaic  s.  tir^  vgl.  SlükL»s  dazu).  Vrphfittiiit  bedeutet  daher  etymologisch 
entweder  die  »frisclien«  folgen  der  uiizuchU  oder  die  »höseii*  fnlgen  der 
Unzucht. 

*)  Wetiu  Wiiidisch,  Beitxv  VIII,  15  die  iiMsiclit  Sclileidiers  und  Ebels 
(Beitr,  in.  Ot)  ajiUL^SSI)»  dass  die  anlautenden  /i,  die  sich  mhitair,  /i(ffAoetc, 
geschriebeti  finden,  reste  des  allen  p  seien,  luil  der  bemerkung  abweist, 
da^  dasselbe  auch  vor.wörtern  erseheine,  die  nie  consonantisch  anlauteten, 
so  ist  dies  eine  sehr  hillige  Widerlegung:  diese  beobadituntr  entfc'tdit  iiiernan^l, 
der  nur  lUO  aJtir.  Wörter  kennt,  wird  also  auch  Schleicher  und  Kbel  nicht 
enlfun^en  sein.  D^^ran  kann  kiium  ijezweifelt  werden,  dass  das  alte  p 
einst  ebenso  versebwunden  ist  wie  in  vielen  Ullen  indogerin.  I  und  k  in 
tue  lorischer  zeit  in  den  keltiseheti  .sprachen  verloren  t'ehen,  wenn  auch  zum 


J 


530 


Ütfinrich  Z\mnm\ 


hier  hat  schon  Ebel  vor  20  Jahren  scharfsinnig  das  richtige 
^eahnL  Er  schreibt  Beilrage  I,  311:  »Die  fomi  am-,  dio  das 
privative  an-  m  gaK  amiress  (unglaube),  amiressadi  (uDgläubig) 
anriimml,  könnte  dem  später  abgefallenen  p  von  irts  ihmi 
Ursprung  verdanken«;  in  Z,^  liut  er  dit^e  beobachtung,  wie 
es  seheint,  selbst  vergessen. 

Wir  kommen  nun  y)  zur  beti^achtung  der  fölle,  m  denen 
an-  vor  ein  mit  media  anlautendes  wort  (g,  d,  h)  tritt.  Im 
altir,  und  den  älteren  stufen  der  britann.  sprachen  musslen  die 
Verbindungen  einfach  erhalten  bldben,  nur  statt  w  gulluraler 
und  labialer  nasal  eintreten  vor  den  betreflenden  raedien.  In 
den  spätem  stufen  tritt  dann  »destitutio  nasalis«  ein.  Hierher 
gehören  also  altir.  mußan  imrnundus,  iinglaine  immunditia  (Z.* 
247.  860),  andach  nequitia,  andgid  nequam  (Z,*  338.  340.  GÜÜ 
639,  793.  S60),  mulgidiu  noquior  (Z.'^  275.  793);  die  vielfach 
autlretende  form  angUL  angaid  erklärt  sich  aus  phonetischer 
Schreibung  der  destitutio  nasalis.  Nach  einer  neigung  des  all- 
irischen vor  nasal  mit  folgender  media  *  an  stelle  eines  alten 
a  zu  setzen,  aueli  ohne  dass  umlaut  dabei   im  spiele   ist  (vgL 


theil  nach  aiiclern  gesetzen:  tenuis  (p),  lonJose  spirans  (/),  tontot^er  fOdl 
(h)^  vgl.  Hoffory,  Zt^ichr,  23»  554  (T.i  waren  die  stufen.  Da  nun  das  allir. 
des  8.  und  9.  Jahrhunderts  eine  iiistorische  Orthographie  in  vielen  piiitklefl 
hat,  90  fragl  i>ich  dodn  ob  nichl  die  zu  damaliger  steit  allerdings  uiiregel- 

pm&ssige  setzung  de^s  /*  im  anlaut  ihre  enlstehung  einer  zeit  verdaiikl,  in 
der  »Ji  vielen  Wörtern  der  tonlose  vocal  noch  erklang.  Hier  kann  die  in 
den  Wh.  glosisen  öfters  auftretende  sclireibung  amhitesach  nach  dem  obeu 

k gesagten  doch  m  denken  gehen.  Und  steht  nichl  auf  der  \o%\  Brü^h. 
Jounial  nf  ttie  Royal  Hi^ütor.  aiid  ÄrchaeoL  Ai^sociat.  of  Ireland  Juli  IB'^ 
zuletzt  beltandellen  hi Unguis  (latein-ogham)  von  Killeen  Cormac  zu  lei«i>* 
IVVENE(S)  DRVVIDES 

UVANÜS  AVEl  SAHATTOS.  _ 

d,  h,  nacli  Slokes  schöjier  deutnngp  Heniarks?,  Second  Ed.  84:  (lapis)  juveuis 
nepoti«  sa|>ientiae**  Aeei  i.«?!  gen.  sg,  von  "^aveon  enkel  =  altir.  tm- 
sahattos  niörbte  ich  nirbt  als  suhstantiv  fassen,  sondern  sda  geij.  sg.  mws 
parlic.  praeseritis  von  einem  praeHensslamni  mit  a  (sapere)  neben  lal.  9<xpw, 
germ.  ȧfja-.  Es  stellt  auf  gleicher  stufe  mit  tte  =  tepens,  nom.  plui* 
iiü  und  hat  die  starke  form  m  den  oblicjuen  casus  wie  cara  (gen*  carat)*. 
*sapanias.  Neben  dem  h  ist  interessant  das  doppelte  tt^  das  ebenfalb 
wieder  zu  den  sehreibungen  der  ältesien  handschriften  ctt  (aeinulalio), 
iniuU  in  aemulatione  (galL  ImUn-monm),  kiec,  occus  älininU;  inscbrifllich 
kennen  wir  ein  topf  er  Tettcus,  Tettius  (d.i.  ^tapanta,  tapantya%  tq}er^t*u^ 
der  erhitzer^  erwAmier :  löpferj  Fröbner,  inscr.  terr,  coct,  vas.  947  ff.,  Süpt 
Tettm  ist  vielfach  tlberliefert  Z*  69.  Beitr.  111,  355. 


I 


I 


altir.  t/«i-,  imm~  =  gall  ainhi-  gi\  d^y» ,  iad-,  inn-  ^  gall.  afkfe-, 
ing  periculuni  ^^  skr.  amJuts,  hufe  ^=  unguis,  ja  im  lehiiwort  4iif7e>i* 
=^  ancara),  erscheint  an  vielfach  hier  in  form  von  in  :  incUrb 
incertus,  inderbus  Incertiludo,  imkrhümnaclä  diffidenlia  (Z,*  60. 
244.  700,  78S.  860.  983J;  Indinie  iiik|yilas  (Z-  26.  U^,  631, 
749.  860):  rf/r(/<?  rectitas,  cHrhu^h  rede  (Z.^  225.  G09.  81^3.  879. 
979.  lfX>8,  1049);  indUged  illegiüinus  (Z.»  793.  860):  d%ed  lex; 
ingnad  insolens,  insolilus  (Z.^  303.  860.  F.  Ad.  12t  122):  gtidih, 
gndd  consuetus  (Z.^  16.  25.  71.  94  u.  s.  w.  gall  -gnatus  :  Bodoo- 
pmUiS,  Cinhigtiatius  Beitr,  III,  436  ff.);  ingir  tristitia,  niaeror 
(Z^  655.  560):  gaire  risus  (Z.^  260.  Goid.  128.  132);  intu- 
drachtui  gl.  invili  (Z.^  860)  ti^t  keine  ausnähme,  da  htdtachtui 
für  döfhuiracJdai  steht  (dofuthareair  optavit  Z.'-*  451,  883, 
dofuthrisse  velira  Z.^  50.  466.  626.  duthradd  volunüis  Z.^  50, 
793.  797.  Goid.  155.  Ztschr.  23,  217).  --  Ans  den  britann. 
sprachen  nenne  ich  nikynir,  annoeih  insipiens  (doeth  ^  doctus), 
anniwedd  endless,  infinite  (altk.  ditced  finis  =  altir.  dmd,  ded), 
unnuw  atlieist  (dmu  deus  ^=  allk.  diu,  altir,  diajy  annynog  un- 
manly,  coward  (alfk.  dijn^  corn.  den,  areni.  den,  homo  =  altir. 
duine)  =  neuir.  anduine  a  wicked  man;  unngradd  withoul  a 
degree,  anngrailmd  ungraduated,  anngrcddfawl  degeneratSng. 
Für  die  verbinilon^  der  negativen  partikel  an-  mit  anlautendem 
b  vermag  Ebel  nur  ein  beispiel  beizubringen  atis  dem  altir, 
issindamhctJm  gl.  beati  quormn  remissi  sunt  iniquitales  (Z.*  860); 
auch  mir  ist  kein  weiteres  beispiet  bekannt.  Aus  dem  gälischen 
kommt  hinzu  aimbeart  poverty,  want,  indi;?ence,  aimheartach 
poor,  needy,  indigent,  aimbeartas  povmiy,  indigen€e(cf,  Stewart, 
Gaelic  gram  mar  §  142j.  Nicht  so  seilen  sind  die  beispiele  im 
britannischen,  obwohl  auch  hier  wie  wir  sehen  werden  die 
2.  form  ana-  eintrat:  ambremaul  nunprivilegiatus,  das  Z,'^ 
207-  893  aus  dem  mkynir.  angeführt  wird,  ist  schwerlich  ein 
beispiel  von  vernachlässigter  infection;  es  ist,  wie  das  aus  der- 
selben quelle  stammende  und  oben  besprochene  ampriodaur, 
nur  eine  im  kymr.  ungewöhnliche  bezeichnung  der  destitiitio 
nasahs,  an  die  ir.  sclireibung  ur  m-bdrdf  da  m'huailßnn 
erinnernd;  nkymr.  schreibt  man  vegdmässig  afimrcinniHwl  un- 
privileged,  anmreinniad  a  depriving  of  immunity.  So  noch 
nkynu\  ammi  wiüiout  honour  (bri  altir.  brig),  anmrwd  un- 
heated,  unboiled,  crude  (brwd^  altir,  bruih  fervor  oben  s.  210), 
anmlas  insipid,  tastless  (bliks). 


981 


Heinrich  Zimmn 


b)  ana~  erscheint  vielfacli  als  vemeinetides  pniefii  in  dtli 
keltischen  sprachen.  Den  Ursprung  wird  es  in  solchen  v«-| 
bindungun  genommen  huben  wo  n  vor  tönenden  laut  trat 
So  altir*  hitnad  origo»  (hi  bunttd  gl.  a  principati  (Z.^  14.  ilh.  I 
223.  031-  G42.  801)  neuir.  gaeL  htm  (aus  ^bttfid)  rool,  4odJ 
stumpf  bottoni  und  hmuidh  origin,  stock:  lat.  fundm,  sLrll 
hudhfux;  ferner  neuir.  banahh,  banabhin  a  sucking  pig:  fcon^l 
banbhun^  banbhin  idem,  nkyinr.  banw  a  swine,  a  barrow  pigJ 
tanu^f'^  a  sow;  altir,  setiim  sonus  (stamm  ^eiiiwaii-);  vgL  nodij 
O'Donov.  h*.  grannn.  57.  Z.^  105  ff.  Als  durch  die  laulgeseliej 
im  sondcrielien  der  einzelnen  keltischen  dialecte  das  vor  coiiäO-l 
nanlen  erhaltene  an-  in  der  oben  dargelegten  weise  alteriertj 
wurde,  da  fing  man  an,  das  afiu-  a!s  ein  selbständiges  negaÜT-l 
praetix  zu  fassen  und  verwendete  es  zur  vemeinung  vun  wöNI 
tern,  vor  deren  anlaut  nach  den  gesetzen  der  keltischen  sprachen  | 
nimmermehr  aus  an  ein  amt-  geworden  wäre*  Dies  ana-,  dessen  | 
auslautendes  a  selbstverständlich  in  den  keltischen  denkmälenil 
nicht  mehr  erhalten  ist,  aber  mit  eiserner  consecjuenz  aus  deoj 
Wirkungen  fotgt,  die  es  am  anlaut  des  zu  ne^erenden  woriesj 
bewirkt,  kommt  in  dem  älteren  sprachstadium  in  folgeDdeD] 
fällen  vor, 

et)  Vor  Vf  b,  m,  g  d.  h.  ir.  f,  b,  m,  g  kynir.   gw,  ft,  ft^  9*\ 
Altir.  rtn/is5  inscitia,  anfis^Ui  ignarus  (Z.*  53.  749.  860),  <nif(nr^\ 
bUw  imperfeclus,  anfoirbiMu  imperfectio  (Z.'hGO.  F.  Ad*  IW), 
anfi'rmi  injustus,  anft  rinne  injustitia  (Z.*  9 IG.  F.  Ad»  166),  ew 
feM4mmh  infelix  (F.  Ad.  1(1).     Die   annähme  einer  grundforni 
^a/f/hvidti-  etc.  schliig'l,  wie  schon  eingangs  erwtihnt,    den  laut* 
gesetxen  des  irischen,   wonach  n  vor  /'  ausnahmslos  schwindet» 
ins  gesicht;  s\ii    wird  widerlegt    1)  durchs  neuirische   und  güL 
Hier  heissi  es  anfhim  ignorance,  anfhiosach  ignorant,  unloüght, 
anfldaUh  a  tyranl,  usurper,  w^osolbst  die  aspiration  nur  möglich« 
wenn  ein   vocal    vorherging;  2)  das  kyinrische:  nkymr.  Äfiiwr 
utitrue,  lying,  false,  anunrnmedd  untrulh,  anwvrth  without  valw^  | 
anwert}miifj  ünvalued,   anwladgar  unpatriolic,  anwleddaitd  uii- 
festival,  anwJffb  not  wet,  humid,  ant4rr  a  forry  UTelch,  antonf^iüä 
inelTeminate  können   aus  gwir^  fiwirionmid,  gwerth,  gwerOn^^ 
gwladgar,  gwleddawd,  ßwlyb,  gwreiguiwl  =  altir.  /fiV,  feH^  ßiiAi  | 
flexi,  flmch,  fraec  nur  entstehen    durch  infection   eines  vorhei'* 
gehenden    vocals;    3)  das   altirisclie   selbst:    anbsvd   instabife 
motabilis.  mendax  (Z.»  ^%  55.  236*  238,  "ilb),  combmd  instabi- 


Hier  (F.  Ad.  108),  Diese  formen  gehören  mit  foss  ruhe  (Goid. 
93.  121),  fosmim  maneo,  habito  (Cfoid*  M)^  äo  fhdss  zum  bleiben 
(Goid  1S7),  d<md  eis  foiss  hominibus  qui  moranlur  (Z.'  481), 
aroössa  quae  manet  Z.^  SM.  434.  1048,  Goicl,  26),  neuir.  fosad 
stayjng,  restin^,  mittelir.  (hstuchl  securilas  {L.  ü.  34a)»  miLttl- 
und  neukynir.  ffosated  to  place^  put  (garcosam  Z.^  963)  zur 
indogerm.  wurzel  ras  weilen,  bleiben,  sein.  Was  aber  aus 
einem  *an^vtistutfi-  geworden  vvure  im  iiUirisclien,  das  zeigen 
die  weiter  hierher  gehörigen  formen  altir.  cobsud  slabiiis  (Z.* 
4f.  55.  236,  238,  496.  718.  741,  794),  cobsuide  firmitas  (L.  U. 
34*),  wbsaidechi  firmitas  (Z.^*  260.  Goid,  150.  F.  A.  77).  Hier 
ist  cobsud  aus  *con-vastatn-  entstanden  wie  cobds  compages, 
atbaid  passend,  canH'kuhaid  harmonioosi  cubaUhm  gL  concioniore, 
cobeden  conjugatio,  vobdelach  cognatus,  proximus,  cobudlm  com- 
raunia  {Z:^  275.  495,  64^.  744.  87t  890.  1046.  Goid.  102. 
r.  Ad,  60,  266)  aus  con  +  \''vadh  Z.»87L  Stokes,  Bettr.  VIII, 
352.  Zlschr.  24,  212.  Es  verhält  sich  also  das  1^  in  anhsud 
inätabilis :  f  in  fosad  staying,  resting  ===  mittel-  und  nenkymr.  w 
in  anwasfat  (Z.^  892)  anivasiad  iniquus:  gw  in  tfwasiad  even, 
steady,  continued,  constant,  d.  h.  6  ist  die  tönende  labialspirans 
(neuir.  /h)  zu  /",  die  auch  sonst  in  den  alten  glossen  vorkonunt 
und  vielfach  durch  h  ausgedruckt  wird:  tarb,  dclh  etc.;  Stokes^ 
Beitr.  VIII,  30S. 

Fälle»  in  denen  die  form  mm-  vor  anlautendem  b  erscheint, 
sind  mh*  aus  dem  altirischen  nicht  zur  hand.  Aus  dem  neuir. 
ort  hierher  amhhead  au  evil  decd  (abej*  gäl.  aimheart  siehe 
n  aus  ^an*b),  imbhuun  unsteadlness,  anhhninmchd  weakness, 
instability  (bunn  dauerhaft  Goid,  149),  ainbhmsach  ill-bread, 
umnannerly,  rüde  (allir,  hes  mos),  gäl,  anhhias  a  bad  taste,  an 
insipid  taste,  aber  nkymr.  mnukis  iosipid,  lasteless;  der  mrler- 
sehied  besieht  daiin,  dass  die  gälisehe  grundform  ^anublm-  war, 
daher  aspiratlon  des  h,  die  kymr.  grundform  ^an-hkiS'  daher 
d^Liiulio  nasalis.  Wie  im  neuir.  und  gähschen,  die  beide  kaum 
mehr  als  dialekle  derselben  spräche  sind,  welche  vor  400  jähren 
nbch  gleich  waren,  wie  da  neuir.  mnbhearf  (d*  i,  ai*«fr-)  ^=  gal, 
(rimheart  (d.  i.  ffnb')^  so  hn  nkymr.  selbst  anfreinnüiwl  unprivi- 
leged  :  anmrehmiawl  id,,  anfri  disrespect  :  unmri  id.  (d.  i.  *nna- 
irigpi-t  anbrigi-).  Weitere  beispiele  für  mm*  vor  anlautendem  b 
sind  niitlelk.  anuonhedigeid  ignobilis  {bonhedig  7J^  893),  nkymr. 
mfodd  displeasure  ==^  körn.  anm4h  mala  voluntas  (boddj. 


J 


534 


Heinrirh  Zimmi*r, 


Beispiele  für  ana-  vor  anlautendem  w  ?ind  Z.*860  aus  dem 
allir.  nicht  belegt;  aus  tieiii  miHt^lii*.  ist  mir  zur  band  ammm 
roughness  (F.  Ad.  79.  1G8,  mine  smoothness  ibid.  79,  min  teuer 
Z.2  3:2.  Ir.  Gl  430.  L.  U.  33**)  -=  neuir.  ainmhinn  lUggdl, 
rongh,  eoarse;  nkytur.  f«i/iyrjt  vvithout  j^a^nlleness,  morose  scheint 
zu  allk.  nmpi  urbanus,  benevolus,  Jcymm^nas  benevolentia 
(=  ir,  main)  zu  gehören,  die  ainmine  entsprechende  foriii 
musste  anfvin  lauten  (cf.  com.  mmn  tenuis,  exüis,  arem.  mom, 
altk,  mein  Z,*  99.  104.  106).  Mitlelk.  ammh  Hberis  orbus,  kora. 
anuahiU  sterilitas,  nkymr.  anfah  kinderlos  (Z.'*  893.  894);  mittelt 
anvüifmwl  imniensus  =  nk.  anfeMrawl  {meidyr  a  measüre);  nL 
anfad  non  bonus  (ntad  =  ir.  maüh). 

Für  ana^  vor  anlautendem  g*  lassen  sieh  aus  dem  altir. 
keine  belege  bringen,  da  die  tönende  spirans  nur  in  den  selteneren 
lallen  von  der  media  graphisch  geschieden  wird.  Im  neuir, 
schreibt  O'R.  intjhhm  dirty,  aber  daneben  mit  eclipsis  itigglam 
uncleanness.  Das  kymrische  bietet  eine  reihe  .sicherer  beispiele 
für  mm-ij-:  iikymr*  auodinch  without  adultery,  anodincbus 
unadulteruus  (altk.  tjodhieh  furnit'atio»  godinda  puella  merelrrx» 
altir.  goithimm  futuo  Z.'^  13.  37.  435.  708),  mmir  ill  report,  infaniy 
(gnirjj  umdwed  without  calliog»  analwedttj  uncaüed  (corn.  ^i^ 
clamor,  gelwcl^  gylwd  clauiare,  gtjlwtjs  clamavit,  arein.  gutM 
vocale  Z,^  83),  nk.  anaUu  im|)o?:sib!e,  impotent,  atiaUuedä  in- 
abilify»  impotency  (altk.  corn.  arem.  gallaf  possum,  corn.  (lal- 
luidoCj  arem.  gallotidek,  gaUoedus  potens  Z.*  83*  84.  95.  98), 
aneuawg  not  fatse  (altk.  gvH.gau  falsas,  corn.  gow  falsus,  gml^ 
eriat  falsidicus,  arem.  gaou  lalsus,  error,  altir.  f/dii,  c/^i,  i/e?  falsüs 
Z.«  33.  56.  83.  95.  107.  118.  354  u.  ö.),  anlan  not  cleftn. 
impure  iglan,  altir.  ghm  cf.  neuir.  inghlan  O'R.),  anlew  not 
brave  or  courageous  [gUw  fortis,  strenuus,  attkymr.  in  Ellgl&^^ 
Crkwlwgt,  aremor.  Glmtdanet  etc.  Z.^  109.  110),  imlogw  not 
bright  (f/%/r  ^  altk.  glmu  gl  lit|uidum,  mitlelk.  <?/o<'w7  pellucidus, 
arem.  gloeu  in  Wäenglofu  Z.^  lOG,  alHr,  gle  splendidus  Z.*  57. 
250.  471  u.  ö.). 

ß)  Vor  c  im  altirischen;  ancreiem  inlldelilas,  af^crettneck 
tmcreUmech  infidelis,  muride  injuria  (Z,^  180.  225.  860.  911 
994).  Dass  hier  nicht  von  ursprünglichem  nc  die  rede  sein 
kann,  liegt  auf  der  band;  was  daraus  werden  musste  uodt 
wie  ich  glaube  gezeigt  zu  haben,  auch  geworden  ist,  ergel)en 
die  beispiele  unter  %  a,  jöf.    Zwei  möghclikeiteu  der  erklärung 


JiegeD  vor:    Wir  haben  hier  die  fonii  ana-  der  iiegativparlikel, 

die  sich  aus  an-  in  der  verbindong  anc-  vor   der  Wirksamkeit 

des  irischen   lanlgesetzes,  tlass   nasale  vor  teniios   ausnahmslos 

j, schwinden,  sporadisch  cntwickeU  halle,  wie  z.  h.  aus  der  wurzel 

laue  (comaircc  tutela  Goid.  78  aus  *eom-pari'anm-)  die  wurzel- 

fomi   anac  (aincch  protectio,  dat,   plur.   inrhaib  Z.*  476.  483, 

Goid.    07,    fiofiankh    adjuvat    nos    Z.'^  4:^\   610,  afhrid,  aingid 

prolegit    Z.^  431,   Goid.   102  =   noanaig  Goid,    104,   anucM   ,L 

anffestar  servavil   Goid.    1^3.  gh  63,     Z»^  302,    855,    rananacht 

juvit  eum  Z/-'  330,  455,  ainsinnn  prolcgat  nos  Z\  6S4,  rmtnain 

protegal  nos  Z.^  415,  niifiam  non  prolegct  eos  Z.^  33^,   ni  ain 

fnon  proleget  Z.^  364.  4*36,  rrmkiin  protegat  nie  Z^.  467,  ronansei 

proteganl  nos  Z*^  M>S  u.  s,  \\\).    Hiergegen  scheint  ?x\  spredien, 

dass  in  den  übrigen  beispie len  die  aspiraliou,  die  bei  der  form 

ono-  die  anlautende  tenuis  ergreifen  nnisste,  nicht  bezeichnet  ist 

Es  ist  jedocli  nicht  ausser  acht  zu  lassen,  dass  gerade  in  dieser 

hinsieht  viellaches  schwanken  lierrscht  in  den  ällesten    irisclien 

jdenkmrdern;  man   schrieb    noch    hrmbg   die    tonuis    frj,    wäh- 

rend  sie  in  der  ausspräche  sicher  schon  ih  war.    So  steht  denn 

auch  Wb.  i26*  anchrist   gl,  ille  iniiiuus  wirklich  mit   aspiration 

{jWährcmi  iiö'*  colkhiin  nancrist  (Z.^  86*"*),  und  im  neuir.  heisst 

es  regelmässig  aindirmlmmh  infidelity,  unbelief,  ainchreklmheach 

infidel,  unbelievirigj  (tinchriostamhnU  uiilike  a  Christian,  anchroklhe 

wicked  or  bad  heart  (vgl  O'Don,  h\  GramuL  271),  ghl  aincheart 

jjUnjust,  iniqnitous.     Es   lasst  sieh    die  saehe  aber   auch  anders 

auflfasscn.    Aus  beispielcn  wie  wji/m- neben /?ä.^,  anfmrbffw  imben 

foifhtkc  etc,  kann  man,   nachdeüi  die  alten  verliinduiigen  -anc^^ 

\^nU  re^ilär  zu  -&-,  -ä-  geworden  waren,    also  eine  negativ- 

Partikel  e-  scheinbar  vorlag,   ein  an  abstrahiert  und   auch   vor 

anlautendes  k  gesetzt  haben;  für  die  erslere  au (tassung  sprechen 

I jedoch  das  altir.  anchrist  und  die  neuir.  und  neugüb  formen. 

Ans  dem  kymrischen  sclieint  liierher  zu  geliüren:  andred 
an  unlrodden  spot,  uninhabited;  Coed  Andred^  (Uer  Andred 
ithe  wald  of  Kejit:  tred  a  place  of  resort,  a  bandet. 

Interessant  ist  es  zu  beol)acliten,  \xw  die  nenkeltisclien 
sprachen  mit  diesen  verscliieitenen  itn  laufe  der  zeit  durch 
laulgeselze  völlig  ungleich  gewordenen  abkömnilingen  des  alten 

verfahren* 

Nach  ü'Brien  soll  es  im  neuirischen  10  negativpartikeln 
;ompositis  geben,  die  er  in  folgenden  sctuilerversen  angiebt: 


53« 


Bemrieh  Zfmmtr, 


fjfeamk  agus  an,  anA,  eag^  eas, 

e,  mä  d&^  di\  ni  hard  dimhea» 

ing,  nii\  m  modh  ceUge 

deich  näi'uUadh  nm  gaai'dhilß^*. 
Hit  aufischeidung  von  neamk,  di^^  mt,  cos,  die  altir.  ndh,  nejßk^ 
äi\  mi\  CHS  enbprechcn  (Z.^  SGL  802,  HM),  bleiben  noch  tfi^, 
a/n^*,  Cfpg-f  c-,  /'ad-,  it^-  als  dio  ndi'hkoniiiieri  des  allkelÜäclieiiÄ»-. 

1)  an.  Regulärer  verti*eter  des  alten  an-  ist  dasselbe  iai  neu- 
iSrisdien  vor  vocalen  {ain-colach  Ignorant)  und  vor  den  medienA 

^  (andligkiheach  unlawful);  altem  ana^  entsprechend  vorcoDso* 
nanicn,  wenn  es  den  folgenden  consonant  aspuiert  (ainbheaH 
an  evil  deed,  anfhios  i^morance,  aititi^inn  rugged,  anchrmdk 
wicked  or  bad  hearl).  Von  hier  aus  lc»ste  man  dasselbe  los 
und    negierte    wörler   damit,    vor  deren    anlaut   es  sich  laut- 

[  gesetzlich  nicht  halten  konnte:  antrdth  unseasonable  time,  m^ 
üachd  di.-^pleasure,  antoü  (mala  votuntas);  aus  allem  *ana-t^ 
müssle  neuir.  anthoil  werden,  aus  *anioil  aber  eadtoU  =  aliir. 

jiMi  (Goid.  182)*  So  liegt  denn  ntm  neben  neuir.  ßadiräcaif 
gäh  eairocmr  cruelly,  die  altir.  eiromr,  d,  i,  *joLn-ir-  enlsprecheiv 
die  ganz  junge  neubildong  gäl.  antrorair  mercilessness,  aukif* 
caireach  merciless,  cruel  und  ähnliches.  Wie  schon  bemerkt, 
lassen  sich  i^Kir.  anfreiertf,  annrlde  el>enso  unfiassen. 

2)  amh-.  Berechtigt  fanden  wir  diese  form  um"  vor  r,  l 
und  vor  dein  scheinbar  vokaliscli  anlautenden  ires$  fides;  in 
lelztereni  erklärte  sie  sich  aus  der  sehr  alten  Verbindung  *^^ 
'IMrisesta'  (incoiistantia).  Im  neuir.  liat  sie  ebenso  wie  &i^ 
die  grenzen  überschritten,  iXchen  den  richtigen  neuii*.  pL 
aimhlemi  misfortune,  neuir.  gäl.  arnJUabfuiir  mute,  dumb.  aiair 
reidh  wrong   bildet   njan    nun    auch    neuir,    aimhghlk   uriwise, 

1  aimhghliooais  imprudence,  fooly,  amhdheom  unwillingness  (O'Don, 
271);  und  nach  analogie  dos  allen  andtiressacj*  entstand  ei» 
neuir,  amhulchach  beardless  zu  altii\  nlcha  genet.  tdchrm  barba 
{Z.^  3(j4  fl',).  Oder  sollte  hier  etwa  nocli  ein  richtiger  fii\gei7^ 
vorliegen  liber  den  ursprünglichen  anlaut  das  etymoh  i»ooh 
ganz  dunklen  uidta?  soviel  ich  weiss  erscheint  im  neuir  »ind 
nengäl.  amh-  sonst  nicht  vor  vocaliscli  anlautenden  Wörtern. 

3)  eag  und  4)  e^id  können  nur  vor  c  respeetive  t  slokn; 
eag-c-,  md-t-  ist,  wie  schon  beniorktt  die  eorrecle  bezeicb«UPg 
der  destitulio  nasalis  in  den  uHon  Verbindungen  nk-,  nt-,  Sk 
haben  jedoch  schon  ihr  gebiet  überschritten:  neuir,  eAidhhkuiähs 


Keltische  studi«fi. 


537 


ingratiiade,  endlü^tddhmrh  imgrateful,  eadßimlaififf  iofolerablo. 
In  einigen  föllen,  wo  der  etymoL  ziisararnenhnng  geschwunden 
st,  schreibt  man  den  von  üpv  vchp^k  betrotTenen  con?K>nanten 
nicht  mehr:  neuir.  e/t^fsaniJmii  dissirnilar,  various,  cagmmhla, 
sanMaciul  diversity,  eagmmhlughudh  divorsifyiii^,  gä).  euq* 
ttiü,  eugsamhktchdf  eHgsamJdachadJt  ideni  ^=  aitir.  ersamil 
rsu«,  dissimilis  {an-eosmll,  cosmil  similis),  ecsamfus  diversitas 
{cosnmiliiis  similitas).  Es  stehon  also  dre  Schreibungen  des 
neuir.  und  neugäl,  auf  derselben  stufe  wie  neuir.  mg,  gäl,  eufl 
=  altir.  et%  neuir.  gül.  6g  =  altir.  tk,  ncnir.  eead,  dmd,  fidtead, 
gu],  ccud,  dcud  =  altir,  €et,  da,  fkJiet.  Vcin  solchen  schrei biingeii 
(vgL  noch  neuir.  eadrorht  piain,  ciear,  edrodiia  brightness  =^ 
aUir.  elrocJä,  efrorJde  Goid.  Ui(X   155)  abstrahierlo  man  nun 

5)  die  negalivpartikel  e,  die  je  nach  dem  vocal  der  folgenden 
%\\\\e  auch  ei  oder  ea  geschrieben  wird.  Schon  im  Sanas 
Chormaic  lesen  wir  sub  enmin:  e  din  ffkUtdtad  >c  zur  Ver- 
neinung«. Die  verirrung  ist  schon  älter;  allir.  Mirt  ocnirt  in- 
firmus^  arnenertmi  infirmilatem  nostram  ( Z.^  8G2.  708)  erklären 
sich  nur  durch  vorseb.uiig  von  c-,  das  man  aii^  Mfom,  cmin  otc, 
abstrahierte,  vor  twrt:  eine  lautliche  enhvickkmg  ist  absolut 
jUjiinöglich.  Aus  dem  neuir.  gehören  hierher  ea-daingimi  defen- 
^gtess,  eadaigneachl  weakness,  insecurity:  altir,  daingm  fortis, 
■eeurus,  tbrtilieatio  (Z.^  25.  777),  dmngvigim  gl.  nioenio  (Z.'^  25, 
35.  77(*),  daingnigther  gl.  munilur  (Goid  25.  43),  hi^e  nundtm- 
\mmgfmhß  gl.  cum  nos  munieris  (Goid.  25.  40),  daingnlgilm 
%  ninnilorn,  rnd-aingnkfestar  muntvit,  co  nuindauKßvgt^se  gl. 
Ut  coinmunias  (tioid.  43.),  dhuüfa,  dinga  colhs  (Z,^  2(>5.  272, 
r'.  Ad.  110),  indingmiäi  j.  kmniniffib  (Goid.  174),  Im  gälischeu 
emilich  hat  cn-,  ao-.  dies  sind  die  Schreibungen  für  iriscli  ea-, 
ptUe  dumme  durchbrochen:  emmri  injui^tice,  iniqnity:  ir.  edgceart^ 
euciaUnrh  fnohsh,  senseless:  ir.  eigckillda,  ^U.euirmn  not  heavy, 
light:  ir.  eudtrom.  Es  ist  also  hier  scheinbar  destitutio  nasalis 
jikiii  eingetreten ;  dies  ist  höchst  sonderbar,  da  doch  gäl,  dctid^ 
txmd^  eug  (aog)  ir.  dmd,  cead,  mg  entspricht,  und  da  wir  spuren 
der  destituUo  nasalis  in  handFchriften  haben,  die  die  Irenmmg 
des  gadelischen  in  neuir.  und  galisch  noch  überragen,  ^u  dem 
allen  kommt  noch  ein  wichtiger  punkt.  In  dem  schon  oben  an- 
jelölirten  mgsimdmil,  eugsumhlachd  sehen  wir  wie  im  neuir.  vag- 
tmAuU  den  regelrechten  verlrefer  von  allgadelisch  tksamil, 
und  es  wird  niemand  zweifeln,  dass  das  daneben  Torkommende 


538 


Heinrich  Zimmer, 


gäU  eucüsnAal,  eueom^huil,  dissimilar,  mmsmhalachj 

dissimilarity ,  inec|uality  weiter  nichts  ist  als  eine  ganz  jonge 
ziisanimeniückiing  eines  abMralnerten  eu-  und  des  ?•  'i^^n 

casmlml,  cosmIadL  Und  so  sind  meines  crachlens  a:  ._  "«i, 
euceart  etc.  aufzufassen»  neben  denen  die  regdreehlen  formen 
verdräJij^t  sind, 

6)  iny-  ist  nur  sclieinbar  negation;  es  ist  das  alte  Ofh, 
das,  wie  wir  sahen,  schon  im  altir,  mehrfach  vor  d  imd  c^  zu  i»- 
sank  in  folge  einer  auch  ?onst  zu  beobachtenden  laulneigimg; 
also  neuir.  gäL  ingir  aßeclion,  grief,  soirow  =  allir.  inpr,  neuir. 
hm/nmlh  wonder,  surprise,  miracle^  iongnaidhim  1  \vonder=alÜr. 
ingmid,  neuir.  iotidufhra^  negligence  (cf*  altir.  ifuitärachiai).  Die 
grenzen  des  altir.  sind  nur  in  sofern  überschritten,  als  g^ 
legen  11  ich  inri'  vorkommt,  wo  in  alter  i?i>rache  noch  ang-:  gll 
inglan  dirty,  fillhy,  neuir.  iwjglain  uneleanness,  ittgglan  dirty 
(s.  O'Brieii,  O'Reiliy  schreibt  inghUin  neben  inggUüne):  altit 
anglan  immundus,  angkmte  iinmunditia. 

ich  will  hier  schliesslich  noch  auf  eine  erscheinung  tm 
neu  irischen  und  gillischen  hinweisen,  die  den  besprochenen 
vorgangen  ganz  gleich  ist.  Die  altir.  conjunction  ton  (ut,  qUiXl 
aus  cono^)  assimilierte  vor  der  verbalpartikel  der  volleüdela 
handlung  ro  häufig  ihr  n  dem  r,  also  neben  vmiroghal  n\  suüianl 
eotirotwrtumm  ul  conti  rnjernus,  vmirohai  ut  sinl  erscheint  c&m^ 
nmiamm,  mrmp  ut  sit  etc.  (Z.*  414  493*  710).  Im  neuir.  und 
gab  erscheint  gnr  als  eine  vollständig  selbständige  form  neben 
gu,  gun  und  ist  nach  Shaw,  Gaelic  language,  ICKJ  eine  Wand- 
lung von  gu  sfbefore  words  beginuing  wilh  a  vowel»  and  the 
consonants  Sf  b,  p,  f]  iw,  nc ! 

Ich  wende  mich  nun  zum  neukymr.,  wo  neben  der  xum 
grössten  theil  festgehaltenen  regel,  wie  wir  sahen,  doch  auch 
ähnliche  irrwege  gelegentlich  eingeschlagen  wurden  wie  im  neo- 
irisclien  und  gälischen.  Die  gestalten  des  verneinenden  an*  mi 
hier  nicht  so  mannigfach  als  in  den  neugadelischen  dialekteDi 
weil  das  auslautende  n  in  den  beitilirlen  consonanlengruppen 
weniger  Umänderungen  unterworfen  war;  dieselben  treten  riel- 
mehr  am  zweiten  consonanten  der  gruppe,  also  am  rinfan^t^iu^ 
des  zu  negierenden  Wortes  zu  tage. 

1)  Das  vor  anlautendem  l  und  r  entstandene  a/-  wird  h>>- 
gelöst  und  vor  Wörter  gesetzt,  bei  denen  eine  solche  Wandlung 
des  aw-   unraögh'ch.     Nur   wenige   fälle  kommen  vor:   afnms 


Keltische  sludieii. 


589 


iincandidi  impudent,  afneued  indifferency:  viel  hauliger  ist  das 
alte  verhältniss  gewahrt:  annerth  inipoleoce,  infirniity,  anncrthu 
to  reuder  mipotent  (allk.  uerth,  corn.  nerik,  areui.  nais,  ultir, 
neri  vis,  valor),  mmeiliduad  a  being  unseparated,  anneillduaw 
to  desisl  froin  division. 

2)  an^  wird  vorgesetzt  ohne  am  anlautenden  consonanteri 
eine  Veränderung  hervorzuruten :  «Mr/f/t^t/r/ without  arentor  tem% 
anrhunjgmlwij  illacerate,  imrhmßjkid  a  being  untoriL  Aus  einer 
grundforin  *an-rwtjg  (*an-rhwi/[f)  hatte  entstellen  müssen  ufrmjg 
und  so  kommt  vor  nkynn\  (tfrwygmlwij  illacerate,  afrwi/gawl 
illacerate,  aß-wt/giad  illaceiation;  aus  einer  grnndfortn  ^ana-rwyg 
(*ana-rhwyg)  hätte  werden  müssen  anrwgg  und  .so  gebildet 
kommt  vor  (mrad  graceless,  without  vir  tue;  anraid  without 
necessity,  üumih  wittiout  voracbusness.  Ebenso  konnte  aas 
allem  *öw-/-  nur  werden  nkymr.  afl-f  aus  mm4-  nur  ««/-;  di«.« 
Terbindung  anU-  ist  lautgesetzlich  nicht  ym  erklären:  anlks 
without  benefit,  anUosgadwif  incombustible,  anihsgcduf  unig- 
naied,  anltim  without  colom*;  daneben  richtig  fi//tv^  disadvantage, 
loss  (=^  mkymr.  aßes,  neuir.  gab  aimhlms  bort,  detrinient).  E» 
sind  demnach  an-rkwi/g,  anlless  neben  nfrwpg,  afless  moderne 
zusammenrückungen  von  an  und  rhwyg^  Hess  wie  im  gab 
eucomihuil  neben  allem  eugsamhuU;  die  regel  Z.'  205:  »posl 
parliculara  an-  destiluitur  m,  non  tanguntur  11,  rh*  ist  daher 
hinfällig. 

Ebenfalls  blosse  zusammenruckung  liegt  vor  im  kjTnr,  an' 
terth  the  time  of  the  day  when  vapours  are  dissipated:  thc  fore- 
noon,  anterthatcl  relative  to  the  moming.  Aus  ^tm-tarih  mtiaste 
nkymi\  "^annherih  werden  wie  annheilumg,  annhrugar  u.  m«  w*; 
aus  *ana4arth  aber  nkymr.  anderih  wie  andred  uninhabited« 

Es  ergiebt  sich  also,  dam  daa  Temeinende  praefix  a/^ 
nirgends  in  den  keltischen  sprachen  weder  im  gadeliscben  noch 
im  britannischen  zweig  eine  wirkliche  aasDahnie  i^on  den  f^ten 
lautgeselzen  macht.  Ueberall  wo  mkbe  torziiliegen  jicheinen, 
tassen  sich,  häufig  in  demteUND  dialektt  die  rfgnttieD  tenm 
nachweisen  uod  die  ursaeben  etkmsoen^  denen  |Bne  \ 
au^ahmen  ihre  entftehmf  rerriaiitoi. 

Naefatiaglkfa  oocb 
zu  neioen 


540 


Heinrich  Zimmt*r, 


Seite  204.  Hie  sirinlielie  betleutung  von  fit-aia,  die  in 
fSimtis  sustinebanl  noch  vorliegt,  hat  auch  das  Substantiv  ßmm 
(^fo^seskuma-)  beistand:  fbrftSe$(UH  rUj  fUtmUUa  »im  schütze  des 
königä  der  creaturen*  Colman's  Hwin.  52:  fomßessmt  Am 
diblhmib  »unter  ihrer  beider  sclmtz  mögen  wir  sein«  Brocciin'* 
Hymn.  lOG.  Demnach  steht  aucli  io  fornoesrnm  dun  innochi 
r>nuiQr  seinem  sehutx  wollen  wir  sein  in  der  riacht«  oessam  für 
fh<KSsatn  wie  Slukes  sehreilU  Colm.  Hymn.  ^;  die  gloä^  j;u 
letijterer  stelle  ist  foruoeRüin,  also  das  oben  aus  Z,*  mehrtaclj 
niit  der  bedeulung  confessio  belegte  foisitin, 

Seite  i06.  conroigsct  wird  von  Nigra,  Gloss.  Hibem.  cod. 
Taur.  pag.  XVI  aus  ^cmirogcd-sd  erklärt,  was  mir  auch  wgta^ 
scheinlieher  dimkt. 

Seite  i210.  Zu  adhol  etc.  füge  noch  hin^^u  mdbtiu  vasler 
(F,  Ad*  57),  dibliäe  gl.  senuira,  dibUdccM  decrepitudo,  inipoteötia, 
neuir,  diblidheadid  Goid.  59,  woselbst  schon  Stokes  auf  de-hUk 
verweist,  —  Zur  wurzel  bhut%  bhru  gehört  auch  das  Him 
Windisch,  Curtius  Grundz.  no.  415  mit  ifgiag  verglichene  allir. 
tipra  fons  aus  ^do-aUh-bramnif  ferner  altir.  topof*  fons  (Z.*  W. 
340.  Si^j.  1035)  aus  do-fo-aith-barva',  sowie  die  von  Stokes, 
Beitr.  V^lII,  'Sil  erwähnton  toiprinnit  inflnunt,  doeprenmi  gl- 
aflluant,  doreprcndscnt  emicuerunt,  doncprmnci  quo  liquefiunt 
(Goid.  70).  Es  liegt  in  letzterem  verb  dieselbe  praesensstamm- 
bildung  wie  in  gerni.  hrennan^  ved.  pmiti,  invati  vor.  Bei 
dieser  gelegenheit  will  ich  eine  auf  dem  alten  indogerm,  accait 
beruhende  erscheinung  der  keltischen  sprachen  erwälmen,  ^^ 
man  bis  jetzt  noch  nicht  beachtet  hat,  In  den  wurzeln  auf 
auslautendes  ar  (keltisch  ar,  al)  tritt  vor  folgendeiö 
consonanlisch  anlautenden  suffIx,  das  den  accenl 
trägt,  entsiirechend  skrt.  r-,  altbaklr.  ere-,  germ.«*"- 
im  keltischen  re,  le  ein;  ist  jedoch  die  Avurzel  betoiil 
so  unterbleibt  die:?.  Also  von  l'^  bhai' tragen :  altir.  dobre& 
datum  est  (-=skrt.  bhrtd)  und  mitsuffix  //,  das  wie  smrtt^  pitidt 
den  ton  trug,  hrith  die  gehurt ;  die  grundform  war  also  *Wfi 
wie  auch  ahd.  giburf  nach  Yerners  regel  ausweist •  So  clafh  celatio 
(*cleti-)  y  €q],  srcfh  ^series,  ordo,  comsreUi  conslructio,  C4>ff»iirti 
consert-'ndus:  Ysü\\  hleith,  bkth  attritio  (mrti):  f/'mel.  Da^ 
sogenannte  <f-praeteritum  trug  den  accent  auf  der  wuncl^'ÜJt^ 
daher  robert,  robart  er  trug,  romeilt  moluisti  etc,  Aacli  das 
Altgallische  ist  hier  wichtig,  woselbst  icli   drei    beispiele  dieser 


Keltische  Studien. 


541 


nachweisen  kann:  altir.  brdh  Judicium  steckt  im  gall* 
^ergo-bt'ctus  name  der  obersten  behörde  bei  den  Aeduern,  die 
las  recht  über  leben  und  tod  hat  Caes.  B.  G,  I,  16,  4:  judicio 
cax  (Z.^  857 ;  vergo-  [woher  Vergilhis  wie  Vhidilius  von  mtido- 
Vindobona,  Vindonisse,  Virilkis  von  mro-  in  Vtromandm,  Viro- 
,  Virmiamis  elc.  Glück ,  Kclt.  Namen  186]  =  kymr, 
ef!icax%  ir,  ferffavh  iratus  zu  gr*  jtQYüv,  ^QY^h  Glück, 
^ell.  Namen  131);  hrefh  (=^ '^hrekl-)  ^elmii  wie  feWa^Aar  verbum 
gr.  jQ^tqa  zur  wurzel  var  sprechen:  Spruch»  Judicium  und 
X    völlig  gleich  germanisch    "^vorda-,   dessen    frühere  form  ja 

Eeraäsä  dem  Verner*schen  gesetz  *vcHd  ist.    Das  zweite  beispiel 
US  dem   Altgallischen    liegt   vor    in   Aagusfo-ritum:   "^ritu    ist 
Itb.  pereiu  brücke,  althd.  fürt  (grundform  "^fertü  :  *pertu;  p  ist 
UgalL  geschwunden  wie  iu  Are-fnctrim,  Are-late  =  gr.  itagä), 
iiiens   endlich  altgalL   brigi-  (=  n\  brigh  coUis,   kyrar.   b$% 
cm,  bryy  arem.  bre  monnt,  hill,  kymr*  hry  altus)  mons  in  Bri- 
iani  (alpenvolk  Plin,  III,  20,  24:  moulicolaej,  Arcbrig-ium  Itm. 
t.,  Tab.  Peut.:  iu  monto  situm)  =  germ.  borgi-;  Brigantium, 
'regetion  tflädtc  In  Riitieo,  Gallien,  Spanien  (Glück  128,  Zeus* 
'63.  797):  \ulbrhant,  alth*  bcrezaut  hoch;  Bniianim  (Bregenz) 
ved.  brhatJ,  altb.  berezaiti;  vgl,  die  altbriL  Briganies  (Ann* 
B,  Z±  Ptoh  II,   1.   2:   höhenbe wohner).     Weiter  hierher  ge- 
lödge  gramraat.  calegorien   sind   die  praesensslanmibildungen 
mit  na,  nu,   in    denen  entweder  das  suffix  oder  die   personal- 
mdung  den    ton   trug.      Ein    beispiel    lernten    wir    kennen    in 
hiprinnü    gl.     intluunt;     fernere     sind    araehrinini    diJliciscor, 
rin  interiil,   rrina^  qui  niarescat  =  skrt.  ^nuimi  (perfectum 
\r);    renimtti  do,   arrcnat    rcddunt  =  skr.  prndmij  pp%ai%; 
'mim   omo,   crmms  qui  emit  ^  skr.   krinämi.     Wenn   neben 
lir.  crefiim,  crenas  corn.  pernas  steht,    so    beweist  dies  nicht, 
las  altir.  crenim   im  sonderleben   aus  *cemim,    '^cermim  ent- 
anden   ist,   sondern   es   ist    nur    eine  andere    gesfaltnng   des 
in  allen  fällen   »chon  im   Indogerm.  vorhandenen    r-vocals  aus 
r-,  wie   ags.   beoman:  got.    aftn.    alts.    ahd.   brmmen,      Altir, 
mhmd  implelio»  comahmdar  iinplel,  cotmdntüuar  implemus  etc. 
eben  Idn  plenns,    Mne  plenitudo,  Idmid  impletiot   kymr.  Uawn 
lenus,  guiiJdaun  irae  plenus,  Umieit  plenitudo,  llewni  implere, 
fconi.    arem.    lean,  laeri    plenus   beweisen    nicht   wie   Schmidt 
fVocal.   11,  370   annimmt,  dass  hn  Ir.  noch   ein  alnci-  bestand; 
formen  comcdnad  etc.  stammen  von  einem  ilenominativ  von 

88* 


542 


Heinncti  Zimmer.  Keltische  Studien 


conUän  \mp\ei\u,  das  aus  denselben  gründen  wie  ahd.  mfim 
auf  erster  silbe  Ijelonl  wurde  —  dagegen  in  indirenm  etc. 
trug  das  verbum  den  ton  — ;  in  folge  dessen  vmrde  in  tief- 
loniger  silbe  das  lange  n  gekürzt  und  schwand  ganz  wie  z.  k 
in  dem  iehnwort  kM  (-=^  tdötum)  der  dat,  plur.  tWcüh  laulel 
Das  a  in  conmlnad  etc.  ist  daher  nur  entstanden  um  die  un- 
aussprechbare gruppe  cmnlnad  (idlaib)  sprechbar  m  machen. 
Weiteres  muss  icli  mir  jetzt  versagen ;  ich  hoflFe  in  einer  der 
nächsten  sludien  die  accentgesetze  der  altkeltischen  dialecte 
ziemlich  besliraml  darlegen  zu  können:  die  ergebnis.se  für  den 
vocalisiuus  dieser  sprachen  sowie  räthselhafte  gebilde  der 
formenlehre  sind  mir  augenblicklich  selbst  noch  nicht  alle 
übersehbar,  Bemerken  will  ich  nochi  dass  sich  alür.  bräk 
Judicium,  altg*  hrefa-:  altir,  hrMh  Judicium,  allk.  braut,  nkymL 
hrawd  Judicium,  corn.  hrues,  arem,  hmsy  judicare,  altgalL 
Bratn-spantium  (Mamiu-bratiuSf  Cassi-bratias)  verhält  wie  skrt. 
prthu:  prathii/anis,  mräu:  mradlyams;  altir.  Un  numenis:  W« 
plenus  =^  altst,  mrät:  brati  etc. 

Seile  !212.  Zu  8e$cen  palus  füge  hinzu:  isescnib  in  palo- 
dibus  F.  Ad.  110, 

Seite  218.  Zu  fuined  occasus  vergleiche  F.  Ad,  17  und 
Stokes  anmerkung  zu  der  stelle. 

Berlin,  Mai  1878, 

Heinrich  Zimmer* 


Uebersetzimgen  aus  dem  Avesta. 

I.     Vendidäd  3.  22.  17. 

Eine  Übersetzung  des  gesammten  Avesta  muss  auch  heute 
noch  misslingen:  die  lexikalischen  und  grammatischen  hilfsmütel 
sind  noch  zu  unfertig,  und  die  texte  auf  ihre  zahllosen  <?nl" 
Stellungen  und  zuthaten  hin  noch  zu  wenig  geprüft  und  kritisch 
durchgearbeitet.     Gleichwol   lässt   sich  in   einzelnen  abschnitten 


Karl  Geldnev,  üeberseUungen  aus  dem  Ävesla, 


543 


schon  jetzt  der  gedankeiigang  vollständig  bis  ins  detail  mit 
Sicherheit  erfassen  und  der  text  in  seiner  wirklichen  alten  ge- 
stalt,  seine  Zusammengehörigkeit  oder  spiitere  zusanmienslöcke- 
lung  klar  machen,  wenn  auch  fiir  einzelne  deiiinngen  der  alte 
salz  »dies  dieni  docet«  in  geltung  bleibt  Eine  genügende  anzahi 
solcher  akschnitle  beabsichtige  ich  im  folgenden  iji  nbersetzimg 
mit  kurzen  erläulernngen  zu  geben,  welche  zugleich  als  eine 
probe  dienen  können,  was  sich  wirklich  aus  dem  Ävesta  er- 
klären lässt,  inmitten  des  unfruchtbaren  hin-  und  herredens 
über  die  arL  wie  man  dasselbe  erklären  solle. 

Vend,  3.  Dieses  capitel  ist  in  seiner  jetzigen  coniposition 
deuthch  das  resuHat  späterer  Überarbeitungen.  Den  grtmd- 
gedanken  bildet  eine  reitie  von  betrachtnngen  und  Vorschriften, 
welche  die  heilighaltong  der  erde  eingab,  und  zwar  eine  solche 
reihe  von  i — 11  und  eine  zweite  in  12 — 13,  22--23,  34—35, 
welche  in  §  '23  fast  wörtlich  mit  jener  ersten  (in  §  4)  zusanmaen- 
trifft.  Diesem  grundstocke  sind  an  passenden  anknrqifungs- 
punklen  eint;  nicht  unbeträchtliche  anzahi  von  Interpolationen 
und  excursen  eingefügt  und  zwar  §  14  vorschrillen  über  das 
tragen  von  leichen,  §  15  —  äl  dessgleichen  über  wohimng  und 
lebensende  des  leichenbestatters,  von  24  —  33  längere  excurse 
über  den  segen  des  landbaues  und  als  anhang  36  —  38  diverse 
strafen  für  Unterlassungssünden,  deren  strenge  eine  spätere  band 
noch  ejnigermassen  mildern  m  müssen  glaubte  40—42.  —  Die 
Verfasser  haben  hie  und  da  reminiscenzen  aus  älteren  metrischen 
stücken  in  den  prosatext  eingeflochten  z,  k  §  11.  42  u.  a. 

i.  ^Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wo  ist  es  auf 
der  erde  zuvörderst  am  annehmlichsten?«  Darauf  antwortete 
Ähura  Ifazda :  ^Da  wo  ein  frommer  mann,  o  ^pitamaZaralhustra, 
mit  brennholz,  opfergras,  milch  und  presssteinen  in  der  band 
auftritt*)  und  aus  innerster  Überzeugung^)  sprüche  aufsagt  und 
den  w^eitgebietenden  Mithra  und  den  Räman  Qä^tra  anruft^),« 

2,  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wo  ist  es 
zum  zweiten  auf  der  erde  am  annehmlichsten?«     Und   es  ant- 


')  fra*i  ganz  in  der  hedeututig  des  sk,  pra*i  vom  aiiftretön  des  fiink- 
Üonierefideii  priestei-:^,  vgl  Rv.  I,  14-i,  1* 

')  dkhsti,  tjewöljnlich  in  der  bedeutung  »friede«,  steht  hier  iiocli  in 
der  iirsprQngticheren  von  eiDverstruidlriiss,  einvernehmen;  wOrUich  also:  in 
fihereinstimmung  (abl)  mit  sfiänpm  innern  (2  daena). 

*)  ^mdfiijSt  ist  nom.  sg.  den  part.  praes.  von  gad. 


544 


R&rl  Geldner, 


wertete  Ahura  Mazda:  >Da  wo  ein  frommer  mann  sein  haus 
gebaut  hal,  worin  feiier,  vieh,  weib,  kinder  und  reichihümer 
sind.  3.  In  solchem  hause  gedeiht*)  fürder  das  vieh,  gedeihi 
die  frömmigkolt,  gedeiht  das  feld,  gedeiht  der  hund,  gedeiht 
das  weib,  gedeiht  das  kind,  gedeiht  das  fener,  gedeihen  alle 
genfisse  des  lebens').* 

4  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  vvesen!  Wo  isl  es 
zum  dritten  auf  der  erde  am  annehmlichsten  ?€  Und  es  ant- 
wortete Ahura  Mazda;  »Da  wo  man  am  meisten  körn  und 
futler  und  truchttragende  gewächsc  bauen  hlssl,  o  (^Ipitsma 
Zarathustra,  und  wo  man  einem  wasserarmen  boden  wzsm 
zufuhrt  *)  und  einen  sumpf  trocken  legt.« 

5,  »Gereclitcr  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wo  ist  es  zum 
vierten  auf  der  erde  am  annehmlichsten?«  Und  es  antwortete 
Ahm^  Mazda :  >Da  wo  kleinvieh  und  zugthiere  aich  am  meisten 
vermehren*).« 

6,  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wo  ist  es  mm 
fünften  auf  der  erde  am  annehmlichaten?«  Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:  »Da  wo  kleinvieh  und  zugthiere  am  meisten 
harnen.« 

7,  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen !  Wo  ist  es  auf 
der  erde  zuvörderst  am  unangenehmsten?«  Und  es  antwortile 
Ahura  Mazda:  »Auf  der  liöhe  *)  des  Arezüra*),  o  ^pitötna 
Zarathustra^  weil  dort  die  teufet  aus  der  wohnung '')  des  satans 
ihre  Zusammenkünfte  halten.« 


'}  Ich  sehe  in  frapithtca  ein  adjecl.,  dessen  correkle  enduag  vor  den 
neutren  ashettt  und  vn^irem  mul  den  femininen  näirika  und  hugjditii  den 
vomusgehenden  maac  frapithwo  fälschlich  angeglichen  wurde  und  ver- 
bessere demnnch  fr apitfimrm  ashem^  —  va^rem,  frapithwa  näirika^— hn^ei^ 

*)  titt^amhuffyMtu  ist  alter  fehler  för  t'ffpa  hi^j^  oder  vUipihigi\ 
nns  sielten  wie  jl.  5,  IS^rj  hier  eingedrungen. 

*)  äi  als  ^^elbstständiges  wort  gibt  keinen  sinii;  ich  rocke  dotier  «W- 
pemm  npan,  itpetnäi  anapem  zusamnaen:  npana  ist  hier  wässeriges»  suropfif^ 
land,  anrlptma  wasserarm,  dflrre«^  laml,  zu  ap. 

*)  u{--^azanti  (Var,  siicnti,  scnii)  halte  ich  für  eüie  verstümmdung  »^ 
iUanenti,  vgl.  suananti  jt.  13,  15;  zUamU  jt.  13,  142;  Häonm  vsp.  l  3- 
•    •)  griüa  =  up.  ffariuah,  girivah ,    was  högel  wie  berg   (kOh  » 1>«C* " 
pmtah  i  baland)  becleutel. 

•)  Name  eines  fahelharien  berges. 

')  Diese  oder  eine  verwandte  bedeutung  ihssl  sieh  aus  dein  sraBannD*"' 
hange  raulhmassen;  vgl.ärurjo  nrnfintf^^  dtmämKi^ähnL  Einer  jusaiflitJÄ*' 
Stellung  mit  ak,  grha  möchte  ich  jedoch  nicht  das  wort  redeiv    Vgl  gol.  0^ 


Uebersetzungeii  ans  dem  Ävesta. 


515 


8.  ^Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen !  Wo  ist  es  zum 
zweiten  auf  der  erde  am  unangcneliiristenV«  Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:  »Da  wo  am  meisten  todte  lumde  und  todle 
inensclien  eingescliarrt  liefen  *).« 

9.  »Gerechter  scliöpfer  der  irdischen  wesen!  Wo  ist  es  zum 
dritten  auf  der  erde  am  unangenehmsten?«  Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:  »Da  wo  man  die  meisten  leichenlhürme^)  baut, 
worauf  lodte  menschen  gelegt  werden.« 

10.  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen !  Wo  ist  es 
zixm  vierten  auf  der  erde  am  nnangeoehmsten?«  Und  es  ant- 
wortete Ahm^a  Maxda:  »Da  wo  es  die  meisten  Schlupfwinkel 
der  satanscreaturen  gibt« 

11.  ^Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wea^i!  Wo  ist  es 
zum  fünften  auf  der  erde  am  unangenehmsten?*  Und  es  ant- 
wortete Ahura  Mazda: 

^Da  wo  eines  gerechten  maimes       [o  ^^pilama  Zarathiislra] 
weib  und  kind  den  staubigen  sengenden 

weg  in  die  g'efangenschalt  zieht       und  jammernd  seine  stimme  erhebt.«. 


ti,  »Uerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wer  macht 
es  zuvörderst  der  erde  zu  grossem  danke  ?«  Und  es  antwortete 
Ahura  ilazda:  AVenn  man  so  oft  als  irgend  möglich  den  boden 
umgräbt,  in  welchem  todte  huode  und  todte  menschen  ver- 
scharrt liegen  ^).<^ 

13.  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen:    Wer  macht 
es  zum  zweiten  der  erde  zu  grossem  danke?«    Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:     *Wenn  man  so  viel  als  möglich  leichenthümie 
!  einreisst,  auf  welchen  todte  menschen  tiegem« 


14.  Nicht  soll  ein  mensch  allein  einen  todten  tiagen,    Wefih 
einer  allein  den  todlen  trilge,  so  würde  sich  das  leichengespenst 


»)  Der  texl  ist  bereits  oben  s.  15S  verbessert  worden. 
>)  (ktlchma-usdacBn  ist  coini>f>Biluni. 

*)  Vgl,  oben  s.  I5ä.    Die  föim  der  iintworl  ist  hier  und  im  folgenden 
,  tief  i\^t   frage   nicht    ^nm   conciim;    auf  die   worte    16  khahtidenjeiU,  wer 
micbt  m  dank,  wird  geantwortet :  jat  ba  pttili  wo  man.    In  dex  öbersetÄunif 
ist  diese  incoiiseriueiiz  verraiedeu. 


546  ^^^^  Qeldtter, 

aus  nase,  äuge,  zunge,  backe,  mund  undbein^)  des  todtan  ati 
ihn  hängen.  An  deren  ^)  nägel  heftet  sich  das  leicheDgespensit 
und  alsdann  sind  sie  in  alle  ewigkeit  unenlsühnbar. 


15.  »Schöijfer!  Wo  soll  die  Wohnung  des  leichenwartfö 
sein?«  Und  es  antwortete  Ahura  Mazda:  >An  der  wasser- 
ärmsten, unfruclitbarsten,  [geeignetsten  *)],  trockensten  stelle  im 
bodens,  wohin  am  seltensten  klehivieh  und  zugthiere  ihres 
weges  kommen«  [und  das  feoer  des  Ahura  Sfezda  und  nach 
Vorschrift  gestreutes  opfergras  und  ein  frommer  mann*)], 

16.  »Schöpfer!  Wie  weit  vom  feuer,  wie  weit  vom  wasser, 
wie  weit  von  gestreutem  opfergras,  wie  weit  von  frommen 
menschen  entfernt?«  17,  Und  es  antwortete  Ahura  Mazda: 
Dreihmidert  ^)  schritte  vom  feuer,  dreihundert  schritte  vom 
Wasser,  dreihundert  schritte  von  gestreutem  opfergras^  drei 
schritte  von  frommen  menschen  entfernt.  18*  Dort  an  solcher 
statte  sollen  die  Mazdagläubigen  eine  ringmauer  bauen.  Und 
fortab  sollen  die  Mazdagläubigen  nur  noch  hingehen  um  dm 
Jeichenwart  speisen  zu  bringen,  nur  noch  biBgehen  um  ihoi 
kleider  zu  bringen.  19.  In  dieser  wol verschlossenen ,  ganz  ab- 
gesperrten behausung  *)  soll  der  leichenwart  diese  speisen  zu 
sich  nehmen  und  diese  kleider  tragen,  allezeit  bis  dass  er  alt, 
gebrectilich  und  zeugungsunfähig  wird,  20.  Und  wann  er  alt, 
gebrechlich  und  zeugungsunfähig  wird,  so  sollen  ihm  die  Mazda- 
gläubigen so  wuchtig,  rasch  und  geschickt  als  möglich  an  einen 


»)  frashumaka  gehört  wol  zu  /ra-shu  ^  sk.  pra-qju, 

»)  te  ist  glosse. 

•)  wol  nur  interpolatiou- 

*)  Eine  durch  don  fol^^eodeii  §  veranlasste  iolerpolation»  die  sich  scboo 
durch  fehlerhafte  eonstruktion  verräth. 

*)  thri^ata  ist  dreihundert,  nicht  dreissig:  im  ah,  ist  ^  i?i;*n*(i,  ivi^0^ 
vant  zwanzigfälttg),  30  thri^at,  nom,  thni,äg  (thri^^athumn  dreissigfälti^lr  ^ 
pancägaif  inst,  pl  panca^aßis  {panca^'athioan  fünfzig  faltig;  poiicd^rt^ 
vd»5,  27  ist  acc,  statt  des  nom.);  iäOO  ist  vi{*ata(vilA7A)*  500  pemca^'-^ 
Nur  so  erklärt  hahen  die  obigen  distanzen  einen  sinn. 

•)  d,  h,  iniierhalh  dieser  mauer.  njurmda  ist  =  sk.  niruddha  (W  * 
rudh)t  gebildet  wie  verezda  =  vrddha  und  ist  wie  jenes  entweder  eine  er* 
weichung  aus  uru^t^i  (vgl.  daide  neben  dagtc)  oder  geht  durch  «'"* 
xwiBchenßtufe  urud-da  auf  die  gnmdform  rudh-ta  zurück,  wie  d»^ 
(du^hdhar)  auf  dugh-tar. 


UebersetzuDgen  aus  dem  Ävesta. 


547 


grossen  pQock^)  festgebunden  riogs  um  den  hals^)  den  köpf 
abhauen  und  seinen  leichnam  den  aller^efrassigsten  unter  den 
aasfressenden  creaturen  des  guten  geistes,  den  geieni,  vorwerfen, 
also  sprechend:  »Dieser  hat  sieh  von  jedem  bösen  gedanken, 
Worte  und  werke  bekehrt.  21.  Wenn  er  noch  andere  sönden 
begangen  hat,  so  hat  er  sehie  strafe  dafür  abgebiisst;  hat  er 
keine  anderen  sünden  begangen,  so  hat  dieser  mann  för  immer 
und  ewig  gebüsst").€ 


22*  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wer  macht 
es  zum  dritten  der  erde  zu  grossem  dankeVt  Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:  »Wenn  man  so  viel  als  möglich  Schlupfwinkel 
der  satanscreaiuren  zerstört.« 

23.  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen  1  Wer  macht 
es  zum  vierten  der  erde  zu  grossem  danke?«  Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:  »Wer  am  meisten  körn  und  fuüer  und  frucht- 
tra{;ende  gewächse  bauen  lässl,  o  Cpitama  Zarathuslra,  und  wer 
einem  wasserarmen  boden  wasser  zuführt  und  einen  sumpf 
trocken  legt.« 


24.  Denn  das  land  ist  nicht  annehmlich,  welches  lange 
brach  daliegt  und  doch  [von  einem  tandmann]  geackert  werden 
sollte *). 

25-  Wer  die  erde,  o  ^pitama  Zarathustra,  von  links  nach 
rechts,  von  rechts  nach  Unks*)  bearbeitet,  dem  sendet  sie  ein 


')  Ick  trenne  upa  mitim  barezanhäm ;  baregamha  ist  adj.  von  barezanh 
{vgl.  nogatiha^  qarenanha^  tetnarlha  u,  a,  f,);  miti  (so  Westerg.)  oder  tnoettt 
(nach  der  Qberlieferten  lesart  maiti)  stelle  idi  zu  sk»  1  mi\  vgl.  methi. 

*)  wörtlich:  m  der  ganzen  lireile  (umfang)  der  (ha]s)haut,  wofern 
pägta  überhaupt  die  hedeutuDg  haut  zukommt, 

*)  Siehe  oben  s.  142. 

*)  Hier  sind  im  original  eine  reihe  unzuBammenhängendeiv  IheiJweise 
sinnloser  hruchslücke  angefügt :  Ihnen  ist  das  von  dem  gute  zu  tjesrlzen  — 
hier  da^  holde  weib,  welches  lange  kinderlos  blieb  —  diesen  ist  das  von 
dem  gute  —  die  mann  er. 

•)  D.  h.  durch  vollständiges  hin-  und  herhewegen  des  hodens,  dashinuca 
und  hdtfjaca  sind  adv,  inslr.  von  daghinät:  und  hävjäCt  sk.  dakshinattc, 
bäsvo  ist  gen*  du.;  wörtlich:  mit  dem  linken  der  arme  "'  '  tbls,  mit 
d^xti  rechten  der  arme  nach  links» 


548  lAri 

geschoik  ^)i  so  iile  ein  frecmd,  wfthretid  Bt  idfatt  auf  g^potatata 
Utfer*)  stillliegt,  seinem  freunde  um  ifam  dne  freodeni  idmM^ 
seinen  söhn  oder  dn  ehrengeschenk  sendet 

flS.  W6r  die  erde  bearbeitet  [o  Q^itaite  tantlniMrt] 

Toü  links  üaeh  fecbUi,  ttih  redti*  uildi  Bnft*— «) 

Qanutf  sprsefa  die  erde:  o  mann,         der  du  vAük  bearbeüesl 
yon  links  naoh  reehts,  von  rechts  nach  links, 

27.  wahrlich  in  fülle  will  ich  hier     [den  landen]  spenden*), 
wahrlich  belastet  will  ich  kommen  *) ;     lauter  fhicht  soll  inah  titternten, 
an  körn  mehr  als  man  tragen  kann. 

SS.  Wer  die  erde  nicht  bearbeitet,     o  Q[)itama  Zarathostra, 
Ton  h'nks  nach  reditS|  voa  redits.nach  links  -^ 
Darauf  sj^rach  die  efde:  »o  mann,       der  da  midi  nicbt  beätbdtot 
yon  links  nach  rechts,  von  rechts  nach  links, 

S9.  wahrlich  du  stehst  dort  an  die  thflr  eines  andern  g^ehot 

unter  den  um  brot  bettelnden. 
Wahflich  aft  deinem  munde  vorbei     Werden  die  brodebüdett  ^leiiai  ge* 

MirCD, 
[di^  werden  denen  gebracht,]  welche  in  der  fOlle  des  iMilMi 

leben  ^.c 


30.  »Schöpfer!  Was  ist  eine  förderung  des  Bfazddiläidttfi»^ 
Und  es  antwortete  Ahura  Mazda :  »Wenn  man  fleissig  körn 
baut,  c)  ^Ipitama  Zarathustra.  31.  Wer  körn  anbaut,  der  baut 
die  frömmigkeit  an,  der  leistet  dem  Mazdaglauben  nach  kräflen 
Vorschub,  der  stärkt  den  Mazdaglauben  um  8)  hundert  aufwa^ 

*)  gaana  hier  und  vd.  22,20  muss  sva.  geschenk,  ehrengabe  oder  auch 
tribiit  bedeuten  und  hat  mit  dem  sonst  vorkommenden  gaona  nichts  genlefn. 

*)  man  verbinde  gtaretagatus  zu  einem  compositum. 

*)  vantave  inf.  von  van;  die  Übersetzung  »um  es  zu  hebalten  (.besitzen)« 
würde  nicht  zu  dem  folgenden  puthrem  passen. 

*)  Auch  hier  zeigt  der  text  wieder  einen  riss;  zwei  Fragmente  sind  un- 
geschickt aneinander  gefügt. 

•)  ä'fra^  =  sk.  ä-parc. 

•)  aent  ist  zweisilbig  und  1.  conj.  der  wz.  t  oder  jd;  ich  zweifle,  ob 
die  form  richtig  und  nicht  vielmehr  jini  zu  lesen  sei.  Welcher  von  den 
verschiedenen  lesarten  berethi,  bcre€M,  bereftha  der  vorzug  tu  g^befi  **• 
ist  schwer  zu  entscheiden,  berethi  wftre  loc.  eines  subsl.  h>^etha  (l>öt). 
beretha  derselbe  casus  von  berelhi:  unter  einer  last;  bereM  instr.  Jnlt 
gleicher  bedeutung. 

')  Siehe  metrik  des  jüngeren  Avesta  s.  82. 

•)  ich  ergänze  hinler  gatcm  imd  haganrem  eiu  paitiy  welches  ff^ 
<les  folgenden  paiti  um  so  leichter  ausfallen  konnte,  also  gatm  f^ 
paiUstanäm, 


Uebersetzußgen  aas  dem  Avesta. 


54$ 


tungen ')   und  tausend   darbringungen  ^)   und  zehntausend  ge- 

hetsübungen.< 


so  schwitzen  die  leutel; 
so  husten  die  teufel; 
so  jammern  die  leufel; 
so  farzen*)  die  teufeL 


32.  Wenn  das  körn  erscheint  *) 
tk'enn  dk  schwinge  erscheint, 
wenn  der  muhl stein  erscheint, 
wenn  der  teig*)  erscheuit, 

Dort  treibt*)  man  die  teufel  zur  Ihür^)  hinaus 

in  dem  hause,  wo  man  teig  macht. 

Das  maul  sollen  sie  sich  töc!iljg  daran  verbrennen! 

In  die  flucht  jagt  man  sie  insgesaramt '), 

Wenn  es  viel  körn  gibt 

33;  Und  dann  soll  man  folgenden  sprach  sich  merken: 
»Der  hungrige  hat  keine  kraft  zu  fleissiger  frömmigkeit,  noch 
m  fleissigem  feldbau,  noch  zu  {leissiger  kinderzeugung.  Denn 
vom  brot  lebt  die  ganze  menschheit,  ohne  brol  muss  sie  sterben«. 


34,  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wer  macht 
es  zum  fünflen  der  erde  zu  grossem  danke?«  Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:  >Wenn  man,  o  Qpilama  Zarathustra,  auf  erden 
einem  frommen  manne  dient  und  ihm  treu  und  redlicli  das 
seine  gibt,  35,  Wenn  aber,  o  ^Ipilama  Zarathuslra»  auf  erden 
jemand  einem  frommen  manne  dient  und  ihm  nicht  treu  und 
redlich   das  seine   gibt,   so  soll   es  ihn  von   der  heiligen  erde 


')  d.  b.  das  sich  vorstellen  im   beiliger  statte  znni  dienste  der  götter, 

*)  paitifiara  oder  besser  paUidra  nach  jt.  t»,  3,  wo  paitidnt  durch  das 
metfum  geschützt  ist,  znwz.dar  {dhnr)  'r  paüi,  darreichung  einer  gäbe  an 
die  götter. 

')  dajat  eliva  zu  wz.  di  in  der  bedeutung  »erscheinen,  zum  Vorschein 
kommen«. 

*)  Zu  ^undn  vgh  np.  gimdah  unter  B)  bei  Vullers,  wo  die  einschrtlnkimg 
der  bedeutung  wol  nur  mü  der  spitzfiiKligkeil  eines  lexicographen  beruht 
und  ghundah  3)  =  massa  farinaria. 

*)  So  nach  der  weit  besseren  Variante  peredhen  (sk,  pard  ni^ö^to). 

•)  Lies  aipi-gamti  nach  der  v,  L  aipi-ßun  jagen,  treiben,  auch  vd.  13, 15, 

')  mithmltj  v.  l.  methmlt  (niaeihnät?)  ist  abh  eines  subst,  mithna 
(metithna)  =^  mtiith<ma, 

*)  Ich  trenne  häm  urmcJäoiM  ^ndaj^ti;  /lÄm-fflrf  causa t.  ziisammen- 
Ireiben,  durcheinander  jagen,  ürvifjäonh  com  parat,  aus  der  wz.  urvi^:  am 
meistert  in  die  Ünchl  sich  wendend.  —  tliehend.  nach  der  der  wz.  btlufig 
iunewohneiideu  bedetitung. 


530 


Kftrl  Geldner, 


hinunter  fegen  in  die  finslerniss,  in  das  verlies  M,  in  die  hölle, 
auf  lauter  foltern'),« 

36.  »Gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesenl  Wenn  ia  der 
erde  todte  hunde  und  todte  menschen  verscharrt  liegen*)  ohne 
binnen  einem  tuilben  jähre  wieder  ausgegraben  zu  werden,  was 
für  eine  strafe  steht  darauf?«  Und  es  antwortete  Ahura  Mazda: 
*Man  gebe  dem  schuldigen  fünfhundert  hiebe  mit  der  peitsche 
und  fünfliundert  mit  der  rulhe.« 

37-  »Schöpfer!  Wenn  in  der  erde  todte  hunde  und  todte 
mensdien  verscharrt  liegen,  ohne  binnen  Jahresfrist  ausgegfraben 
zu 'werden,  was  für  eine  strafe  steht  darauf?*  Und  es  antwortete 
Ahura  Mazda:  »Man  gebe  dem  schuldigen  tausend  hiebe  mit 
der  peitsche  und  tausend  mit  der  rulhe.« 

38.  »Schöpfer!  Wenn  in  der  erde  todle  hunde  und  todte 
menschen  verschurrt  liegen,  ohne  binnen  zwei  jähren  au^ 
graben  zu  werden,  w^as  für  eine  strafe,  was  für  eine  busse»  wiu 
für  eine  sühne  gibt  es  dafür?«  39.  Und  es  antwortete  Ahura 
Mazda:  »Dafür  gibt  es  keine  strafe,  keine  busse,  keine  söhne, 
weiJ  die  that  unsühnbar  in  alle  ewigkeit  bleibt.« 


[40,  Doch  auf  eine  art:  Je  nachdem  einer  den  Mazdaglaul)?« 
ehrt  und  achtet  oder  ihn  nicht  ehrt  und  achtet.  Denn  denen, 
welche  ihn  ehren,  wird  der  Mazdaglaube  auch  diese  sünde  tilgen, 
wenn  sie  fortan  kein  unrechtes  werk  mehi'  üben.  41.  Denn 
seinem  Verehrer  tilgt  der  Mazdaglaube  krankheit,  löge,  frommefi- 
mord*),  todteogräberei,  o  (^^pitama  Zarathustra;  er  tilgt  eine 
unsühnbare  that,  er  tilgt  ein  hart  zu  sühnendes  verbrechen»  w 
lilgt  alle  Sünden ,  die  dieser  je  begeht.  42,  Ganz  ebenso,  o 
<^pitama  Zarathustra,  säubert  der  Mazdaglaube  einen  frommen 
matm  von  jedem  bösen  gedanken,  w^orte  und  werke,  wie  ein 
kräftiger  windstoss  aus  suden  das  firnianient  säubert,] 


*j  vaishanh   {vitikhshatlh  oder  wiQanh)   hängt  wol  mit  «aitüMOm  *V 

zusammen,  vgl.  j.  5;^,  9. 

-)  WörÜicb:  auf  lauter  spilxe,  siach«licht(*  luaUen.  Der  teit  K-bo"^ 
irgend  t^iii  inarterwerkzeag  im  äuge  zu  haben. 

*)  Vgl  note  zu  §  8. 

*)  Die  Worte  {^p^jeiti  jntugknUn  tiabe  ich  ab  krilisoh  verdfichlig  «>** 
Spiegel  weggeldägcn. 


Uebersetzimgen  aus  dem  Avesta. 


551 


V^end.  22.  Ein  episches  fragnienl  durchweg  in  gebundener 
rede,  welches  ebensowenig  als  cap.  II  zu  dem  .sonstigen  cliaiakter 
des  Vendidiid  passen  will. 

Ahura  Mazda  hat  sieh  ein  neues  schloss  gebaut  ui^d  wird» 
im  begriff  dorthin  überzusiedehi ,  von  dem  bösen  geist  mit 
krankheit  behext  (1 — 2).  Er  will  sich  anfangs  durch  den 
Mälhra  Cpcnta  (das  heilige  wort)  gegen  reiche  belohnung  heilen 
la^cn  (3  —  5);  allein  Mälhra  ypenüi  erklärt  sicti  solchem  an- 
suchen nicht  gewachsen  {(3),  Nunmehr  entsendet  Ahura  den 
Nairjö^-anha  (wie  Mäthra-<^penta  gleichfalls  eine  Personifikation 
des  heiligen,  göltlichen  wortes)  mit  der  gleichen  bitte  um  hei- 
lung  zu  Airjaman  (7 — 18).  Dienstbereit  erscheint  Airjanian  mit 
einer  anzahl  ehreogeschenke  für  Ahura  auf  dem  götterberg  und 
beginnt  seine  Vorbereitungen  mr  beschwörung  der  krankheit 
(19 — 20).  Hier  bricht  das  stück  ab.  —  Die  handschriften 
fügen  an  das  ende  des  capitels  nicht  ganz  ohne  sinn  eine  be- 
schwöruogsformel  wider  krankheiten  an^  welche  jedoch  aus 
vd,  20,  9  flf.  entlehnt  ist  und  in  der  Übersetzung  entbehrlich  war. 

1.  Es  sprach  Ahura  Mazda  [zum  Ct>itama  Zarathustra], 


»Ich  der  sch*5pfin*  Ahura  Mazda 
als  ich  jen(^«5  schöne,  leuchtende, 
will  ich  ausziehen»  ühersiedehi  *), 

2.  Da  erspähte  mich  der  verderhhclie 
und  that  mir  neun 

und  neuntausend  und  ne\ininal 
Und  nun  sollst  du  mich  heileii, 

3.  Dafßr  will  ich  dir  auf  einmal 
ausdauernde  laufer  ")  schenken  *). 
tausend  huriige 

4.  Ich  will  dir  dafür  auf  einmal 
ßicht  ahgängige  Itöhe  schenken, 
tausend  stQck  hehendes*) 

5.  Und  ich  will  dich  segnen 
mit  liebem^  kräriigem  segen. 


der  geher  der  guter, 
prächtige  schloss  gehaut  hnUi\ 

unheilvolle  böse  geist 

und  neunzig  und  neunhundert 

zehntausend  krankheilen  an. 

du  das  heilige  himmhsche  wort. 

tausend  rosse,  hurtige 

Dafür  will  ich  dir  auf  einmal 

grosshöckerige  karaele  schenken. 

tjiusend  un  versiegt  ich  e 

Ich  will  dir  datur  auf  einmal 

klein vieh  aller  arten  schenken. 

mit  schnnem,  kräftigem  segen 

welcher  das  mangelnde   voll   mach! 


*)  Den  Worten  usajeni,  päraßni  liesse  sich  indessauch  einecuifachere 
fassung  geben  nämlich :  da  will  ich  ausgehen,  eine  fahrt  machten.  Zu  par 
vgl,  jt.  13,  157, 

*)  Hier  und  im  folgenden  ist  deutlich  ein  fehler:  aurvatO^  kareto  für 
I  jfen*  plur,  aurvatämt  haretäm.  Ein  €ompo?situm  aurvatoderetitaka  ist 
undenkbar. 

')  Die  wovie  jazäi  —  a^kaoni  sind  sinnlose  interpolfitinn,  die  sich  auch 
ini  folgendeD  wiederholt, 

*)  höret  =  sk.  «r/»  wx.  Aar  =  sar. 


Hill  Geldnmv 


den  iiichi  lurinleii  utraßkeu 


das  heilifef  himmlische  wort: 

mt  köunte  ich  vertreiben 

und  neunhundert  und  neun Uu:i«ui 


md  dm  kwibMi  fwind  mfl^t« 

6.  Ihm  antworiele  darauf 
»Wie  WliiiKte  ich  b^en, 
deme  nenn  mid  nenmSg 
«ad  naoiUDal  aelBiiaiiattid  krankh^U^n?« 

7.  Zum  JfadljAoadha*)  a^aeh  der  sdidpfer  Ähura  Mazda: 
«Nalljö^aÄI^  ▼«ntftiidli^,  manche  dich  auf,  fahre 
mm  AiijunifUD  iiw  tiam^                        solclufs  enthiete  (S)  d^ni  Airji 
al^  Chat  dir  der  (feredhte]  Aimra  tu  wissen 


»»Ich  der  sehOpfor  Ahimr  Xaada, 
aie  Uh  dicMS  aditee,  levditeiide, 
will  iok  aoaiiaheii,  Obenied^. 

9.  D«  «rapUite  j^icb  der  Terd^- 
üche 
und  that  mir  neun  und  neunzig 
und  neunmal  zehntausend  krankhelten 
Und  nun  soM  du  mich  heilen, 

-10.  Ich  will  dir  doftr  auf  einmal 
aupdauenide  Itufer  aehenken. 
taus^  hurti)|e 

11.  Ich  will  dir  dafür  auf  einmal 
nidit  ahgingige  kflhe  aehenken. 
tausend  stfick  behendes 

12.  Und  ich  will  dich  segnen 
mit  liebem,  kräftigem  segen, 
und  das  volle  überschäumen   lässt; 
den  nicht  kranken  erkranken 

13.  Diesem  geböte  getreu*) 
Nairjd<2afiha  der  verständige 

14.  Solches  entbot  er  dem  Airjamaii : 
»»Ich  der  schöpfer  Ahura  Mazda, 
als  ich  jenes  schöne,  leuchtende« 
will  ich  ausziehen,  übersiedeln. 

15.  Da  erspähte  mich  der  verderb- 

liche 


der  geber  der  guter, 
pr&chtige  schloss  gebaut  h»ife, 


unheilvolle,  böse  gebt 

und  neunhundert  ond  neunUi 


mM 


du  dor  liehe  Airjajxuui. 
taua^  roaae,  hurtife 
I^  wiU  «r  dalttr  md 
groiehödGprige  kmoialft 
taua^d  uny^^Udie 
Ml  win  &T  daftr  auf  dnmal 
kleifiTieh  atter  arten  seheiAeii. 
mit  schönem,  kräftigem  segen, 
welcher  das  mangelnde  voU  madit 

und  den  kranken  gesund  macht« 
machte  sieh  auf  und  führ 
zum  Aiijaman  ins  haus. 
Also  thut  dir  Ahura  zu  wissen: 
der  geber  der  guter, 
prächtige  schloss  gebaut  hatte, 


unheilvolle  böse  geist 

und  neunhundert  und  neuntausend 


und  that  mir  neun  und  neunzig 
imd  neunmal  zehntausend  krankheiten  an. 
Und  nun  sollst  du  mich  heilen,  du  der  liebe  Aiijaman. 

!6.  Ich  will  dir  dafür  auf  einmal      tausend  rosse,  hurtige 
ausdauernde  läufer  schenken.  Ich  will  dir  dafür  auf  einmal 

tausend  hurtige  grosshöckerige  kamele  schenken 


>)  Ich  vermuthe  nairjö^anhem. 

«)  paitia^i  iBi^paüjjägH  j.  53,3.  vsp.  16,  S  und  bedeutet  das  bleib« 
bei,  festhalten  an;  die  Schreibung  mit  t  statt  j  ist  eine  nachwtrkuag  ^ 
metrischen  form. 


F«u»  dem  Avesta. 


Uusetul  ut)V#rsiailklie 
Ich  will  iiir  dsttür  auf  emmtJ 
kleinvieh  aller  arten  sclj^nken. 
mil  so hd nein,  krnf tigern  segen, 
welch *jr  tlis  ruaii^flntle   voll    rjaaüht 
den  nielit  krniikpn  Hrkriuikf^u 

das,s  iiacb  rascUcr  falat 

auf  dem  berge  ('petitöfrn<;:na'i 


I      17.  Ich  will  dir  dafär  auf  eiaiitai 

^icht  4Lb^äii^jge  küht;  schenken 

itAusend  stock  behendes 

'      18.  Ürid  ich  will  dich  segnen 

'  mit  tiebetu,  krättiifpni  segen, 

Uuid  daM  volle  fjberschäumeii  Ifisst; 

ppii  den  kj'aitkf^n  ^^eüund  maiht,-< 

p    19*  Und  alsbald,  nichl  lan$e  daraul' 

I  geschah  es  *), 

!  der  Hebe  Airjaman 

I  auf  der  höhe  Qpentöfrai^na  anlangte. 

I  20,  Ein  geschenkt)  von   neun  hengsten  braclite  der  liebe 

Airjainan  mit:  ein  geschenk  von  neun  kanielen  brachte  der 
liehe  Airjaman  mit;  ein  geschenk  von  neun  bullen  bracble  der 

iHebe  Airjaman  mit;  ein  geschenk  von  nenn  stuck  männlichen 
kleinviehs   brachte   der   liebe  Airjaman    mit,      Neon    ruHien  ^) 

^rächte  er  mit,  neun  furchen  zog  er.  — 

I  Vend.  17.  Dieses  kapitei  ist  von  den  bisherigen  anslegern 
'total  missverstanden  worden,  weil  sie  unier  der  reichen  aus- 
wahl  von  Varianten  die  verkehr leslon  lesarten  sich  aussuchten 
und  die  richtigen  in  der  variantenlisle  unbeachtet  stehen  tiessen. 
I  Der  gesetzgeber  verbietet  im  allgemeinen  als  höchst  ge- 
■ttfirlich  abgeschnittene  haare  und  nägel  anf  dem  boden  Hegen 
Belassen  (1^3)  tmd  fiihrl  dann  die  mit  der  vergrabung 
der  abgeschnittenen  haare  (4 — 6)  mid  mit  der  vergrabnng  der 
abi^e^hniUenen  nägel  (7 — tO)  verbundenen  ceiimonien  im  ein- 
jtelnen  aus.    §  11  ist  anhang,  auch  vd.  IG,  IS. 

K  Es  fragte  Zarathusira  den  Ahura  Mazda:  »Atmra  Mazda, 
heiligster  geist,  gerechter  schöpfer  der  irdischen  wesen!  Wie 
bereitet  der  mensch  zu  seinem  grössten  schaden  den  teufein  eine 
frcude*)?«    2,  Und  es  antwortete  Ahnra  Mazda:  (ß)  *So  jemand, 

•)  Ich  lese  a^  noä  tat  darcghcm.    Eine  var.  bei  Spiegel   hat  dgnöitai, 

*)  Qpftttdfragna  (plur,),  wörtlich  ►rath  der  heiligen«,  reprSsentirt  hier 
ikn  ««rani  sehen  Olymp, 

')  Ueber  gaona  ^^iehe  zu  vd.  H,  lÄ». 

*)  Zum  ausslecken  der  kreise.  Dnch  bleibt  vüf.Utj6,  woför  eine  jjruppe 
?0D  handschriflen  vacgajö  bietet,  seiner  bedeutnng  nacfi  imsiclwr,  In  dcai 
I  !iO  ist  die  metrische  Unm   t heilweise  gestört. 

*)  Der  text  ki  ütTenlwir  verdorben;  ich  ventintbe  aus  der  losaH  von 
IC  ft  doeri  aasn  jaiii  neben  daivö  aoshö  jaiitiU  eine  verslQmmeluHK  und 
verstf'txnrjtr  der  laute  dir  finhm  zao»h€^*Uti,  vgl.  dat-poiu^ia  j.  *^%  4, 


1 


554 


Karl  6eldnei% 


o  gerechter  Zaratbustra,  unter  euch  menschen  die  haare  kSmml 
und  die  haare  schneidet  und  die  nägel  beschneidet  und  die 
abfalle  ^)  der  haare  und  nägel  dort  ^)  am  boden  liegen  bleiben'). 

3.  Dann  rotten  sicii  an  diesen  stellen  *)  des  erdbodens  die 
teufel  zusanimen,  dann  rottet  sich  an  diesen  stellen  des  erd- 
bodens das  Ungeziefer  zusammen,  welches  die  menscttöti  läuac 
nennen,  welche^)  das  körn  in  den  scheffeln  und  die  kleider  iii 
den  truhen  fressen. 

4.  Darum  wenn  du,  o  Zarathustra,  dort  unter  den  mensdiet) 
die  haare  kämmest  und  schneidest  und  die  nägel  beschneidesl, 
so  sollst  du  sogleich  die  abfalle  zehn  schritte  weit  von  fronunen 
menschen,  zweihiyidert *)  sc:hritte  weit  vom  feuer,  dreihundert 
schritte  weit  vom  wasser,  fünfhundert  scliritte  weit  von  der 
opferstreu  wegtragen, 

5.  Und  dort  sollst  du  ein  loch  graben,  emen  finger  tief  in 
festem  boden,  eine  spanne  tief  in  lockerem  boden  und  sollst  sie 
hineinlegen  und  dazu  folgende  feindeverderbende  worte  auf- 
sagen» ü  Zarathustra: 

Für  sie  (die  kuh)  hat  ja  Mazda  die  kräuter  wachsen 
lassen*     (j.  48,  G.) 
6*  Mit  einem  messer  sollst  du  ringsherum  furchen  ziehen, 
drei  oder  sechs  oder  neun  und  das  Ahuna  Vairja  aufsagen,  drei 
odei'  sechs  oder  neun  mal, 

7.  Für  die  nägel '')  sollst  du  ein  loch  ausserhalb  des  hausen 
graben,  so    tief  als  das    vorderste   gUed  des  kleinen  fingers; 


^)  raisma  (so  zwei  hss.)  gehört  zu  rikhth  ^^  ric  und  bedeutet;  ^f^ 
liegen  Isleibt,  abfalle,  öherbleihsel  oder  es  ist  jine  adverbielle  bildußg  üfld 
pleonastisclie  Verstärkung  von  i*i,  vgL  paitiricjd  j*  U,  17. 

*)  lies  aruihva  mit  L  i,  als  locat  pL  des  pron*  fuia;  entweder  tst<lA* 
folgende  vjarthähca  zu  ergänzen  oder  andhva  ist  ads^erbiell  gebraucht 

■)  Ich  trenne  upa  Uio  sajeinti  (so  die  Vend.  S.)  li  L  ixtjeifUi  (oder 
medium)  ?  si  ist  Huch  sonst  Öfter  för  ft  verschrieben  z.  h.  vd.  3^  'U  in  ^^ 
mehr^ahl  der  hss. 

*)  vjartha  nicht  vi'\~artha,  sondern  iJirekt  aus  wx»  Qr-\-vi  gebilil^t« 
bedeutet  hiev  statte,  ort;  jt.  13,  134  das  durcbdringenf  eingeheü  in  f^*)' 
nrn  endliches  eingehen  in  das  paradien. 

*)  Jim  masf^dka  ist  sinnlose  repetilion  aus  dem  vorangehenden  sÄtichen 
und  hat  ein  einfaches  ja  verdrängt. 

*)  VgL  die  note  m  vd.  3,  17. 

*)  Qrvühja  ist  dativ,  Wätirend  die  oerimonie  §4  —  6  nur  fflr  die  ä^ 
(iUe  der  haare  galt,  gilt  die  folgende  cerimonie  von  §  7— lü  nur  ffli"  ^'* 
OigelabfäUe.     Spiegels  Übersetzung  scheidet  beide  nicht  gehörig. 


Uebei'setziingen  ans  dem  Avesta. 


555 


dahinein   sollst    du    die    Überreste  der   nägel   legen    imd    dazu 
folgende  feindeverderbende  worlc  aufsagen»  o  Zaralf luslra: 

Wie  ich  bei  dem    reichen   in  aufrichtigem   wohvollen 
gehör  finde*),     (j.  33,  7) 

8.  Mit  einem  niesser  sollst  du  dann  ringsherum  furchen 
ziehen,  drei  oder  sechs  oder  neun  und  das  Ahuna  Vairja  auf- 
sagen drei  oder  sechs  oder  neun  mal 

9*  »Dir,  o  vogel  Ashözusta  (freund  des  frommen),  biete 
ich  diese  nägel  an;  dir  überlasse  ich  diese  nagel.  Diese  nägel, 
o  vogel  Ashözusia,  sollen  deine  kiiriien  und  seh  werter  und  bogen 
und  schnelJheUederle  pfeile  tmd  schleudersteine  wider  die 
mazanischen  teufel  sein.« 

10.  »Wenn  man  diese  nägel  nicht  dem  vogel  überlässt,  so 
werden  sie  den  mazanischen  teufetn  lanzen  nnd  Schwerter  uod 
bogen  und  schnellbefiedeHe  pfeile  und  schleudersleine*).« 


II.  Alle  die  sind  schlecht  und  betrügen  sich  selbst,  welche 
die  lehre  missachten;  alle  die  missachten  die  lehre,  welche  nicht 
darauf  hören;  alle  die  hören  nicht  auf  die  lehre,  welche  un- 
fromm sind:  alle  die  sind  unh'omm,  welche  Verbrecher  sind» 

*)  Ich  li4»l)e  <len  Verfasser  dieses  sttlekes  stark  im  verdactil^  dass  er 
fnyc  (L  pers.  med.  von  \vz.  fr«)  för  pine  casusform  des  suUsL  {iru  tiält, 
was  an  anderen  stellen  ü.  b.  jt  14^  7  seine  richtigkeSt  hat.  Und  da  erwarte 
man  noch  von  tausend  jähre  späteren  coramenlatoren  ein  richtiges  ver- 
ständniss  der  Gälhäs! 

*)  Der  i\iii^i%paiiidafvama£ait^an  ist  «n  diesem  orte  ganz  widersinnig. 


Tübingen,  August  1878. 


Karl  Geldner. 


566 


Frederic  AlWn» 


Ueber  den  Ursprung  des  homerischen  versmasses. 

L 

In  keiner  bezielningr  i*eliiiien  die  homerisrhen  gt^säii^e,  im 
vergleicli  mit  der  ungesehrk*benen  sagoiipoesie  anderer  Tülk?- 
stämme,  eine  hervorragendere  Stellung  ein  als  in  der  Vollkommen- 
heit dt-r  äusseren  form.  Nie  wurde  Aqui  dichter  ein  berrlich**re;s 
Instrument  in  die  hände  gegeben  als  der  hexanieler  def 
griechischen  epus.  Ich  brauche  nicht  erst  an  die  fielen  Vor- 
züge dieser  versart  m  erinnern.  Diese  überlegen  heil  wiitl  nun 
um  so  merkwürdiger,  wenn  wir  bedenken,  das5  das  h^xamrte^ 
versmass  die  sehöfitfung  des  heüenischen  geisies  rn  seiner  kiiMl* 
heil  ist;  dass  es  unter  einem  der  schrill  unktitidigen  Volke,  fem 
von  allem  litterarii-chem  einfluss  erwachsen,  Stellen  wir  das 
versma^d  der  Uias  und  der  Odyssee»  mit  seiner  ächw^ungkrafl, 
seiner  manuichfaltigkeit  und  seiner  ausgebildeten  feinheil,  ikKi 
schroffen  rbythtnen  z.  b.  des  Beowulflicdes  der  Angelsadi|fc 
gegenüber  (denn  die  homerischen  gcdichte  sind  in  ihrer  stell^^| 
zum  Volke  und  zur  btteralur  am  ehesten  mit  diesem  und  ähn- 
lichen volksepen  zu  vergleichen),  so  wird  man  wohl  zugeben, 
dass  es  kaum  ein  glänzenderes  denkmal  des  dem  hellenisrhefl 
Volke  innewolmenden  kunslsimies  gibt* 

Aber  sicherlicli  nimmt  der  hexameter  nicht  erst  mit  aen 
uns  überlieferten  dichUmgen  seinen  anfang;  er  reicht  weücr 
zurück.  Denn  die  homerischen  gedichte  setzen  eine  ausgedt^hnle 
balladen[)oesie  voraus.  Es  kann  heutzutage  nicht  zweifeihad 
sein,  dass  sehr  viel  beim  Homer  älter  als  Homer  ist, — slehenJe 
epitheta,  formelhafte  Wendungen  und  dergl.,  die  von  sehr 
hoher  antiquität  zeugen,  und  zum  theil  ganz  andern  Sagenkreisen 
angehören  *).  Fragt  man  was  für  einen  rhytbmus  diese  vor- 
homeriscben  bal  laden  gehabt,  so  genügen  schon  jene  erstarrten 
verse  und  plirasen  zu  zeigen,  dass  dies,  wenigstens  bei  den  i^^ 
Homer  unmittelbar  vorausgehenden  gedichlen,  im  gründe  kein 
anderer  gewesen,  als  der  homerische. 


')  Ich  erinnere  nur   an  ßin  ''ff^weltintj,   welche  formel  gewiss  Ifiiwfl 
gelegentlichen  erwähnungeii  jenes  beiden  ihre  existenz  verdunki 


is  epische  versmass  jsI  also,  so  zu  sagen,  die  erste  ge- 
gebene thatsache  der  griechischen  Üüeratnr*  Nichtsdestoweniger 
muss  es  eine  geschichte  gehabt  haben.  Es  ist  ebensowenig 
wie  die  griechische  spräche  seilest»  zu  welcher  es  so  schön 
passt,  mit  einem  sprung  ins  dasein  gekommen.  Kein  einzelner 
mensch  hat  den  daktylischen  hexameter  aus  der  luft  erfunden. 
Vielmehr  ist  seine  Vollkommenheit  das  resullat  einer  langen 
entwicklung-  Den -Griechen  w^ar  die  poesie  nie  etwas  neues. 
Si^  und  ihre  vorhellenischen  ahnen  hatten  ja  inmierpoesie  und 
damtl  st^Ibstverstandltch  irgend  ein  versmass.  Aus  diesem  ein- 
facheren, roheren  metruni  ward  allmählich  der  liomerische 
vers*  Die  homerischen  gedieh te  stehen,  sanimt  ihrem  metrum, 
ain  ende  eines  langen  enlwickelungslaufes  in  der  poetischen  kunst. 

Suchen  wir  spuren  des  processes  zn  entdecken,  durch 
welchen  das  homerische  versmass  geworden  was  es  ist,  so 
können  wir  nur  von  einer  seile  licht  erwarten  —  von  der  ver- 
gleicbung  der  frühen  poesie  anderer  und  verwandter  Völker. 
Wir  werden  schlüpfrigen  boden  betreten,  und  die  grösste  vor- 
sieht nöthig  haben.  Doch  unter  viel  unsicherenj  di^irfen  %vir 
docli  hoQ'en  einige  thalsachen  feslzostcllen  die  uns  zu  schlössen 
fühi'en  mögen ♦  welche,  werm  auch  nicht  völlig  sicher,  doch 
wenigstens  in  hohem  gratle  w^ahrscheinlich  sein  werden» 

Die  vergleichende  metrik  ist  noch  ein  fast  unerforschtes 
gebiet;  und  die  einzigen  vorarbeiten,  von  denen  wir  irgend 
welche  leitende  gesichtspunkte  zu  gewinnen  erwarten  dürfen, 
sind  zwei  von  einander  unabhängig  goscbriehene,  vor  etwa 
zwölf  Jahren  erschienene  abhaiidlungen.  Die  eine  ist  das 
schriftchen  von  Bartsch,  »Der  saturnische  vers  und  die  alt- 
deutsche langzeite«.  Der  Verfasser  erörtert  das  wesen  des  satur- 
niers,  und  macht  dann  auf  die  ilhidichkeit  der  beiden  be- 
treffenden verse  aufmerksam,  w^oraus  ihre  Identität  gefolgert 
wird:  fugt  auch  am  Schlüsse  mehr  oder  weniger  treffende  ver- 
gleichungen  von  indischen  und  griechischen  rhythmen  hinzu. 
Die  andere  ist  der  sehr  anregende  theil  der  einleitung  zu 
Weslphars  Allgemeiner  Metrik  (im  zweiten  band  der  zweiten 
aufläge  von  Hossbach  und  Westphafs  Melrik  der  Griechen  s. 
11  ff,),  worin  der  Verfasser  die  ältesten  bekannten  versmasse 
verschiedener  indogermanischer  stamme  erörtert  und  vergleicht. 
Er  gelangt  zum  schUiÄ^e,  dass  es  ein  iodogernianisches  metrum 
gab  —  dass  das  indogermanische  urvolk  wenigstens  eine  feste 

39* 


J 


>58 


Frederic  AI  Ion, 


versforrii  gehabt,  die  bei  Tersclnedenen  stäniinen  verfolgt  werden 
kann.  Es  nmss  unsere  erste  aufgäbe  sein  Westphal  über  einen 
Iheil  dieses  gebiet  es  zu  folgen,  seine  auseinandei*sehungeu  in 
aller  kur2e  zu  prüfen  und  hie  und  da  zu  ergänzen, 

IL 

Westphal  unterscheidet  drei  arten  der  versification  bei  den 

indogeniiaiiischen  Völkern.  Er  nennt  sie  die  »lediglich  silbenzah- 
lende metrikc,  die  »quantitirende  melrik«  und  die  »accentuirende 
metrik«.  Die  drei  iu1en  nnlerscheiden  sieh  in  der  weise  wie  sie 
die  spräche  dem  rh>1hmischen  sclienia  anpassen.  Der  rhythnjus 
existirt  im  geiste,  ganz  unabhängig  von  der  spräche.  Die  spräche 
ist  das  {fvi^fuCofi£vot%  das  der  dichter  in  die  rhythmische  gestalt 
bringt  —  auf  das  er  den  rhyüunus  aufpnlgl.  Dabei  kaDii  er 
auf  verschiedene  weisen  verfahren.  Einmal  kann  er  die  quan- 
tität  berücksichtigen,  d.  h.  sich  der  natürlichen  längen  und 
kürzen  der  spräche  bedienen,  damit  ihr  beim  Vortrag  möglieW 
wenig  gevvalt  in  betreff  der  silbendauer  anguthan  werde:  er 
setzt  eine  sprachliche  länge  da,  wo  der  rhylhmus  eine  länge 
erfordert  (dies  wird  in  der  regel  der  fall  sein  bei  den  iclUä- 
tragenden  silbon),  und  eine  kürze  wo  der  rliythniüs  eine  kürze 
erfordert.  Dadurch  entsteht  was  wir  eine  quantitirende  versi- 
ficalion  nennen.  Oder  er  kann  auf  den  w^ortaccent  rücksichi 
nehmen  —  den  vers  so  bilden,  dass  der  hocldon  des  worlcs 
mit  dem  rhj^hmischen  icluszusammentrittt:  das  ist  eine  aecen- 
tuirende  versification.  Oder  drittens  kann  er  keinem  von  diesen 
grumlsätzeu  folgen,  sundern  die  spräche  ir!  das  rhythmische 
Schema  gleichsam  mit  gewalt  zwingen,  ohne  rücksichi  anf 
quanlitrd  oder  accent :  es  wird  ihm  gleichgültig  sein  ob  sein 
rhythnnsclier  i(  los  auf  eine  lange  oder  kurze,  eine  betonle  oder 
unbetonte  silhe  frd it:  er  lasst  es  sich  nur  angelegen  sein  dk* 
rechte  silbenzahl  zu  liahen.  Wie  diese  letzte  arl  des  vci*sbaues 
die  kunstloseste  und  unbeholfenste  ist,  so  ist  sie  auch  dieaIte^ 
thüm  Irr  liste. 

Diese  silbenzühlende  metrik  findet  sich  in  raner  und  iw- 
modificirtei'  geslalt  nur  noch  l»ei  dem  iranischen  stiunme.  W*? 
verschiederien  melra  des  Zendavesta  sind  sämmtlidi  nach  diesem 
princip  gebaut;  die  reihen  haben  eine  bestimmte  sil benzahl  ^^^ 
schliessen  mit  einem  wortende,  werden  auch  nach  bestimnilen 
Schemen  zu  strophen  vereinigt ,  aber  ohne  jede  beziehung  a^f 


lieber  den  ui*$priing  des  homerischeu  versiuasses, 

worlbetonung  oder  auf  quantität.  Auch  die  neuesten  Unter- 
suchungen (Karl  Geldner,  »über  die  metrik  des  jüngeren  Avesta«, 
Tübingen  1877*)  haben  dies  durchaus  bestätigt.  Von  den 
versmassen  des  Avesta  kommen  für  uns  hauptsächlich  die 
sämmtlieh  aus  achtsilbigen  reihen  besiehenden  strophenarten 
des  sogenannten  jüngeren  theils^)  in  betrachL  Von  diesen  führt 
Weslphal  nur  eine  einzige  an,  das  metrum  eines  stuckes,  welches 
einen  epischen  eharakter  tragen  und  »ein  rest  alter  epischer 
poesiec  sein  soIF).  Es  entspricht  dieses  versmass  gewisser- 
massen  dem  vedischen  annshtuhk  Der  vers  ist  aus  zwei 
reiben  von  je  acht  silben  zusammengesetzt : 

ccc  =  =  .   c  c     I     zzzzzzzz 


Die  reihe  wird  nicht  nur  durch  feste  cäsur  bezeichnet, 
i?ondern  auch  durch  einen  gewissen  sinnesabschluss.  Der  vers 
ist  im  sinne  sowie  im  rhythmu?  ein  ganzer  satz  in  zwei  iiln\isen. 
Bekannthch  ist  dies  auch  in  den  vedischen  metra  der  fall. 
Sinn  und  metrum  begleiten  sicli  immer:  die  zwei  verstheile 
stehen  einander  ebenfalls  wie  zwei  satztlieile  gegenüber. 

Es  fragt  sich  nun  wie  dieser  vers  vorgetragen  wurde. 
Und  hier  haben  wir  uns  vor  der  irrigen  meinung  zu  hüten, 
dass  die  Zendgedichte,  w^eil  sie  nur  nach  silbcnzählender  art 
gebaut  sind,  desshalb  keine  rhythmische  eintheilung  der  teihen, 
keine  arsis  und  tliesis,  gehabt  haben.  Der  ausdruck  »silben- 
zahlend« ist  von  selbst  ein  wenig  irre  führend.  Die  Zählung 
der  Silben,  wenn  sie  auch  für  den  dichter  beim  bau  der  verse 
das  massgebende  war,  kann  unmöglicli  das  bauptmoment  beim 
Vortrag  derselben  gewesen  sein.  Die  Zendverse,  wie  alle  an- 
dern, müssen  einen  rhythmus  gehabt  haben,  und  das  wesen 
des  rhythmus  besteht  in  einem  nach  Ijestimmten  zeitintervallen 
wiederkehrenden  nachdruck.  Mit  recht  legt  Westphal  hierauf 
gewicht.     »Ein   rhythmus  aber  muss  in   ihr«   —  der  Avesta- 


')  Ich  kenne  das  werk  Dur  durch  auszöge  die  mir  raein  freund  Charles 
Laiimaii  aufs  gutigste  miigetheill.  üemselbej^  verdanke  ich  auch  fernere 
auskunü  bezüglich  der  Zendseliriflen,  von  denen  ich  selber^  sowie  von  der 
Zendspniche,  keine  kenntniss  besitze. 

')  Der  über  doch  sehr  altes  niaterial  enthalten  soll,  und  ÄWar,  wie  ich 
von  kundigtT  seile  erfahre,  gerade  jetw  partien  die  sieh  ganz  besonders 
durch  einen  volksUiüra liehen  eharakter  auszeichnen. 

*)  Es  scheint  aber  mehr  als  ein  solches  stück  zu  geben« 


(MO 


Frederic  Allen, 


poesie  —  "^geherrscht  haben,  denn  wozu  wäre  soiisl  die  gleich- 
förniigkeit  der  silbens'.ahU  der  casur,  und  der  versanzahl  m  der 

Strophe  so  genau  beachtet?«  Entschieden  hat  sich  Geldner  im 
obenerwähnten  werke  geirrt,  indem  er  einen  eigentlichen  rhytliinm 
den  Zendgediühten  abspricht.  »Ich  habec,  sagt  er»  »nm  im 
Statist is<:4ieh  zahlener^ebnissen  die  feste  Überzeugung  gewonnen, 
dass  weder  in  der  sitbenniessung  noch  in  der  vertheilung  von 
betonten  und  tonlosen  silben  ein  festes  gesetz  waltete:  ein 
gleiehmässig  wiederkehrender  tonfall  wie  eine  geregelte  veN 
theilung  von  hebungen  und  Senkungen  auf  bestimmte  sitben 
bleibt  somit  für  diese  dichtungen  gänzlich  ausgeschlossen.« 
Aber  das  folgt  ja  gar  oichL  Wer  sagt  uns  etwa,  dass  ein 
rhythmischer  iclus  nur  da  vorhanden  sein  könne,  wo  die  quan- 
tität  oder  der  wortaceent  des  verses  sieh  danach  richtet? 
Vielmehr  war  es  eben  das  Vorhandensein  eines  rhylhnius  da* 
den  ansatz  und  den  grund  zu  jenen  gesetzen  der  »silbenmessung« 
und  der  »vertheilung  der  betonten  und  tonlosen  silben*  gab: 
es  sollte  nämlich  das  gesprochene  an  das  schon  vorhandene 
rhythmische  schenia  besser  anbec|uemt  werden.  Geldner  meint 
ferner,  dass  gleichheit  der  silbenzahl  und  eintonnigkeit  im 
strophenbau  eine  für  den  primitiven  dichter  genügende  grund- 
lage  der  gebundenen  rede  sei.  Für  don  dichter  als  dictilung^ 
principe  ja:  für  den  vortragenden  und  die  zuhörer  gewiss  nicht 
Schon  desshalb  nicht,  weil  die  gleichheit  der  silbenzalil«  wofera 
sie  nicht  durch  rhythmischen  Vortrag  unterstützt  wird,  dem  Zu- 
hörer gar  nicht  vernehmbar  wäre.  Das  menschliche  gehör 
vermag  nicht  eine  giup]je  von  acht  silben  als  ein  ganzes  geoÄU 
zu  fassen*  Man  weiss  nicht  ob  man  sieben,  acht  oder  zehn 
silben  hört.  So  wäre  die  gleichheit  der  reihen  ganz  und  gar 
zwecklos  und  unnütz,  falls  diese  reihen  nicht  durch  den  rhythinus 
in  kleinere,  dem  obre  leicht  fassbare  einbetten  —  also  in  tefs* 
füäse  —  getheilt  waren  *), 

»)  Eine  art  lielMjn^'en,  nur  iiiclit  auf  »bestininile  silben-i  vertheilU  hllt 
auch  Geldner  in  der  ZeJidpoe?tc  fOr  möglich.  »Es  köniile  eine  besilmrnte 
anxahl  von  hcbniigtn  iJiiitirlmlb  der  versÄeilt-  streng  eingehalten  wonto» 
sein,  und  die  norinalzabli  falls  sie  Oberhaupt  vorhanden«  kann  imS-sitbig^ 
metrnm  nur  drei  gewesen  sein.  Es  ist  gewiss  nicht  EufäHig  und  aIllle^ 
wellig  kaum  tu  erkliiren,  dass  luif  die  nielirzahl  der  zeileo  drei  woTit 
resp.  drei  hauptbegrtfTe,  mithin  auch  drei  hauptaccente  fblleiL«  Also  ^^ 
art  accentuirender  poesie.  Ein  rhythmus  aber,  bei  dem  die  Icl^n  an  kelö^ 
besUmmlen  versaleUea  gebunden  sind,   sondern  je  iiacli  fier  wethsM«a 


Es  kann  also  keinem  zweifei  uiiteiiiegen»  dass  es  in  den 
reihen  der  Zendmetra  eine  regelmässige  abwechslung  von 
schweren  und  leichten  lakitheilen  gegeben  hat.  Was  nun  unsern 
oben  angeführten  vers  insbesondere  betiiffl,  so  dürfen  wir 
gewiss  sein,  dass  von  den  acht  sllben  der  reihe  jede  zweite 
durch  einen  rhythmischen  nachdiuck  hervorgehoben  wurde; 
somit  bestand  die  reihe  aus  vier  ihythmischen  theilen,  die  wir 
versfiisse  nennen  dürfen.  Jeder  fuss  hat  eine  thesis  und  eine 
arsis.  Ich  bemerke  im  vorbeigehen,  dass  ich  diese  technischen 
ausdrücke,  insofern  ich  sie  nicht  durch  andere  ersetze,  im  an- 
tiken und  eigentlichen  sinne  gebrauchen  werde:  also  arsis  für 
den  leichten  takitheil,  die  senkumj,  wie  ihn  die  deutsche  metrik 
mit  Vorliebe  benennt;  thesis  für  den  schweren  taktlheil,  die 
ictussilbe  oder  hebung. 

Unsere  aclili^ilbige  reihe  hal  vier  icten,  ist  somit  eine 
tetrapodie.  Zweifelhaft  kann  nur  sein,  ob  die  geraden  oder 
ungeraden  silben  die  ictustragenden  sind;  mit  andern  Worten, 
ob  die  reihe  iambisch  oder  trochäisch  zu  lesen  sei.  Diese  frage 
lässt  Westphal  unbeantwortet.  Und  doch  hig  die  antwort  ganz 
nahe  zur  band.  Die  lösong  gibt  die  vergleichung  der  indischen 
versmasse.  Schon  Westphal  hat  auf  das  verhältniss,  das 
zwischen  den  vedischen  und  den  Zendmetra  besteht,  hingewiesen, 
freilich  ohne  daraus  die  berechtigten  Schlüsse  zu  ziehen.  »Fast 
sämmtlicbe  Zendmetra«,  heisst  es  s,  17,  »finden  sieh  mit  genau 
derselben  silbenzahl,  derselben  cäsur,  und  derselben  anordnung 
zur  Strophe  in  den  Vedagesängen  der  Inder  wieder, <c  Und 
wenn  auch  hiermit  fast  zu  viel  gesagt  wird,  so  ist  andrerseits 
durch  Geldner's  forschongen  eben  für  jenen  Avestatheil^  aua 
welchem  unser  vers  stammt,  dieses  verhältniss  in  ein  neues 
licht  gestellt  worden.  Denn  nicht  nur  der  amisMubk-Ycvs  fmdet 
sich  hier  wieder.  Die  achtsilbigen  reihen,  welche  in  diesem 
theile  allein  im  gebrauche  sind,  verbinden  sich  in  gruppen  von 


h*?tonüng  hin  uiirl  her  springen,  ißt  eben  kein  rhythmus.  Wie  ilbrigens 
fieldnt^r  die  ZendpcM?sic  recitirt  wissen  will  kann  man  aus  seinen  eignen 
werten  entnehmen.  »Dersken  wir  uns  diese  dinbtnnireu  nach  art  der  feier- 
lichen reciUtton  langsam  nitd  eiiitonig  mit  vollem  au'^hulien  der  sehluss- 
pause  vorgetragen^  sollte  da  einer  weder  durch  rhythmus  noch  reime  und 
i  ftUiteratlon  verwöhnten  Zuhörerschaft  nicht  auch  diese  einfache  form  der 
|K>esie  in  ihrer  strengen  dtirchföhrang  an  das  ohr  geschlagen  und  einen 
uiigewr>hnhchen  uml  erhaheneren  eindruck  hinterlassen  haben»  als  jegliche 
emfacbe  proiaV« 


562 


Frederlc  Allen, 


3,  4  oder  5  zur  süophe,  so  dass  wir  genau  die  sekenstöcke  i\i 
den  gäjatth  anushtubh,  und  pankii  genannten  strophea  des  Vedü 
vor  uns  haben. 


8+8  1  ....    8  +  8  ( 


anmhtuhh,   q  ^   q  / 


■  pmkk 


Aus  diesen  drei  strophenforinen  bestehen  nach  Geldner 
alle  metrischen  partien  de^  jüngeren  Avesta. 

Bei  diesem  Sachverhalt  sind  wir  durchaus  berechtigt  den 
gruodrhythinus  der  Vedanretra  auf  die  entsprechenden  Zeiid- 
Verse  zu  übertragen.  Unmöglich  hätte  dieselbe  achtsilbige  grund- 
reihe  (denn  ein  uralter  zusanmienhang  zwischen  dem  Zend- 
und  dem  Vcdn-vers  ist  ja  zu  erkenoeii)  bald  trochäiscb  bald 
ianibisch  gesungen  werden  köfinen.  Sind  doch  die  icten  eben  das 
feststehende  des  rhylhmus:  sie  verschieben  sich  nie:  dieeinraal 
geschaffene  versform  erleidet  nur  durch  vertust  —  seilen  auch 
wohl  durch  hinzufügung  —  von  rhythmischen  eleinenten  ünde- 
rung.  Nun  ist  es  für  die  vedischen  aehtsilbigen  reihen  aus- 
gemacht (w^ie  wir  gleich  sehen  werden),  dass  sie  steigenden, 
nicht  fallenden  rhytlimus  hatten.  Demnach  sind  auch  im  Zend* 
verse  die  icteo  auf  die  geraden  silben  zu  setzen: 


Die  ältesten  versmasse  der  Inder,  die  der  Veden^ 
sprechen,  wie  gesagt,  auf  merkwürdige  weise  den  metra  der 
Zendgedichte,  sind  aber  um  einen  schritt  weiter  vorgerückt. 
Sie  zeigen  die  ersten  anfange  der  quantitirenden  vei'sification, 
namentlich  am  schkiss  der  reilie.  Der  erste  theil  jeder  reihe 
ist  gegen  die  silbenniessung  eben  so  gleichgültig  als  die  Zend- 
verse;  aber  die  letzten  silben  haben  meist  bestimmte  quantität: 
jede  reihe  endigt  entweder  _  -  ',  oder  mit  Verlust  einer  silhe 
_  ü.  hl  der  ersten  dieser  endnngeti  sind  offenbar  die  lang^i^ 
silben,  ultima  und  antepaenultima,  die  ictustragenden ;  und  di^ 
bestimmt  den  rhythmus  der  gairzen  reilie.  Die  zweite  kata- 
lektische  endung  entbehrt  der  kurzen  paenultima,  ,  {^)  i. 

Die  gewöhnlichen  reihen  der  V^edametra  sind  tetrapodi«» 
und  tiexapodicn,  mit  steigenden^  (iamhischem)  rhythmus,  tlieüs 
mit  vollständigem,  theils  mit  katalektischem  schluss.  Von  d^" 
tetrapodischen  metra    ist   die   «««^AftiM  •  strophe    die    für  uns 


üeber  den  Ursprung  dm  homerischen  versmasses. 


563 


wichtigste.  Die  slrophe  besteht  aus  zwei  dikolischeii  versen, 
deren  reihen  in  der  rege!  voUsläiidig,  mitunter  aber  auch 
katalektisch  sind: 

^  ;  =  £  =  .(.)  i  1  =  = .  i  = .  (_)  i 

Indratf^  vigvä  avlvfidhant  \  samndmvjafcasafn  giraJi 
rathUamam  rathinäm  j  v^gänäm  satpntim  paiim. 

Die  g^jatn-  und  />ffM/i-slrophen  sind  nur  modißcationen 
von  diesem:  jene  lässl  auf  einen  dikolischen  vers  eine  einzeln- 
stehende reihe  folgen;  diese  verbindet  eben  so  eine  einzelne 
reihe  mit  zwei  vorhergehenden  dikolischen  versen,  Hexapodische 
reihen  haben  u.  a.  die  sehr  gebräuchlichen  gagati-  und  irishfubh' 
Strophen:  beide  verbinden  zwei  reihen  zu  einem  versc  und  zwei 
vei-se  zu  einer  strophe;  erstere  hat  vollsländigen,  die  andere 
katalektischen  reihenschluss. 

Das  mmsJiiuhh-m^Uwm  ist  von  allen  diesen  uiistreilig  das- 
jenige, welches  am  deutlichsten  den  Stempel  der  aUerthumlicli- 
keit  trägt.  Dies  behaupten  wir  nicht  nur  wegen  seiner  Stellung 
zu  den  Zend-metra,  sondern  auch  wegen  der  einfachheit  fieiner 
zahl  Verhältnisse.  Und  zwar  ist  es  eben  diese  versfürm»  der  wir 
ganz  besonders  einen  epischen  charakler  viiidicireii  dürfet^ 
Denn  einerseits  im  Avesta  ist  sie  die  in  e|jischen  partien  vor- 
zugsweise gebrauchte  forn»,  und  andrerseits  wird  die  miushtuhh* 
Strophe,  etwas  modificirt,  unter  dem  naineri  f;l6ka,  zum  ntelienden 
versmass  des  indischen  epos* 

Wir  haben  gesagl,  dass  die  letrapüdi»che  reihe»  wiwcjtd  in 
dem  anushtuhh  wie  in  der  goQuM  und  der  jjufikii,  zuwi^ll^n 
katalektisch  erscheint.    Zum  beispicl,  «tatt  der  rjunrialform 


Indram  vi^ä  avlvfidlimU, 
begegnen  reihen  wie 


i 


ndkliamatfi  mthtnäff%: 

und  es  kann  nicht  bcfzweifell  wer(h?fi,  dii«ii  hiiir,  wi«  luri  d*»r 
kataleris  griechischer  iainbcn,  nicht  diif  HiwlfiHifidi»  *<ldii«4 
Silbe,  sondern  die  vorleide  Mehle  iJU*<j  diu  MiUmtUi  M  \  liidorn 
die  zeit  durch  Verlängerung  d^  forbtrif^CKt^n  flimlit  iiiiiigi#- 
füllt  wird.    Dean  natOrlicberwelü  mumm  41m»  uiivulklAiidlgirfi 


564 


"Ic  Allen, 


reihen  dasselbe  fA^y^Oag  und  dieselbe  ictuszahl  haben  wie  jene, 
deren  Stellvertreter  sie  sind»  Diese  Unterdrückung  der  vorletzten 
leichten  silbe  ist  eine  wichtige  erscheinung,  der  wir  immer 
wieder  begegnen  werden. 

Weslphiil,  nach  einiger  beschreibung  der  quantitirenden 
poesie  der  Griechen,  der  Römer»  der  späteren  Inder  und  Iranier» 
welche  w^ir  hier  übergehen  können^  wendet  sich  alsdann  mder 
ältesten  versfurni  der  Gentiaiien,  der  alliterirenden  lungzeik  von 
dem  Beowulf,  der  Edda,  dem  Heliand  und  einigen  liochdeulschen 
denkniälern.  Hier  tritt  uns  das  accentuirende  princip  des 
Versbaus  entgegen.  Der  quantität  wird  auf  keinerlei  weise 
rechnung  getragen,  w^oh!  aber  dem  wortaccent.  Es  ist  geselz, 
dass  die  tonsilbe  eines  jeden  Wortes  zugleich  als  ictussilbe  des 
verses  dienen  muss,  obwohl  nicht  jeder  iclus  nothwendig  eine 
betonte  silbe  ist;  auch  unbetonte  silben  können  unter  gewissen 
bedingungen  den  icUis  tragen, 

Waium  die  Germanen  diese  versificationsart  aufgenommen, 
während  die  Inder  und  bekanntlich  die  Griechen  die  quanli- 
tirende  weise  vorgezogen  liaben,  liegt  klar  zu  tage.  Die  arf 
ihres  wortaccenles  war  eine  andere.  Bei  den  Indern  und  den 
Griechen  war  der  accent  kein  nachdruck  der  stimme  sondern 
eine  erhöhtmg  des  tones.  Beim  gesangc  —  und  die  frohere 
poesie  war  ja  immer  eine  gesungene  —  verschwand  nun  dieser 
accent  gänzlich;  die  melodie  bestimmte  die  tonhöhe  jeder  silbe, 
So  griffen  dtese  Völker  ganz  natui*gemäss  zu  der  silbenmessung 
als  leitendem  princip  bei  der  rhythmisirung  ihrer  spräche.  Der 
deutsche  accent  dagegen  war  ein  starker  Stimmnachdruck,  der 
beim  singen  ebenso  deutlich  hervortrat  wie  beim  sprechen.  In 
der  jK)esie  erforderte  nun  auch  der  rhythmus  einen  nachdruck* 
so  wurde  es  absolut  not h wendig,  dass  die  beiden  nachdrücke 
nicht  in  Widerspruch  geriethen;  sonst  musste  der  vers  «n 
einer  reihe  von  ungeregelten  stössen  werden.  Für  die  Deutschen 
war  also  der  accentuirende  versbau  einfach  eine  noth^e^* 
digkeit,  wie  für  jedes  volk,  dessen  spräche  einen  starken  nach* 
druckaccent  besitzt.  Auch  die  Griechen,  als  ihr  accent  in 
der  byzantinischen  zeit  zu  einem  nachdruck  ward,  fanden  sich 
genöthigt,  ihre  quanlitirenden  verse  aufzugeben  und  sich  dem 
accentuirendcn  princip  anzuschliessen. 

Die  deutsche  langzeile  sondert  sich  in  zwei  hälflen  durth 
eine  stark  ausgeprägte  cäsur,  und  jede  hälfle  enthält  vier  ict^ 


Ueb€r  den  Ursprung  des  IiomerigcUen  versmasses. 


565 


er  Hebungen,  Die  leichten  silben  oder  seokungen,  die  zwischen 
en  hebungen  stehen,  werden  oft  unterclrfickt  und  die  hebungen 
die  lücken  verlängert.  Hierin  steht  der  gormanische  vers 
ti  starkem  gegensatz  zum  indisclieri  und  iranischen.  Freilich 
^hen  wir  schon  im  Sanskrit  den  anfang  dieser  synkopalion, 
ndem  die  dem  letzten  ictus  vorangehende  senkmig  unterbleiben 
konnte.  Gerade  diese  silbe  fehlt  auch  im  germanischen  verse 
iisl  regelmässig,  so  dass  die  reihe  mit  einem  gewichtvollen 
llonfall  von  zwei  ieten  schUesst.  Aber  auch  alle  anderen 
Senkungen  können  wT?gbleiben,  Nichts  ist  gewöhnlicher  als 
reihen  die  nur  aus  vier  silben  bestehen,  deren  jede  einen 
ctus  trägt: 

mödes  myrthe  \  manna  cpine. 

Als    allgemeines    scherna    der    deutschen    langzeile    setzt 
WestpUal  an: 

=  (z)  c  (=)  -:  (=)  i  (.)  I  i  (.)  =  (.)  i  (--) :  (c) 

Und  bringt  es  sodaon  mit  dem  epischen  Zendmetrum  auf  folgende 
Ireise  in  Verbindung: 

zend  -    3>  c,    c,  ;    ,,  ,    j     \    z    ^,  z    zi  z    c^  z   ^ 
deutsch 


t)  ;  (c)  £  tJ  i  (3)     I     i  (.)  6  (.)  z  iz)  z  (z) 

Hein  hiergegen  müssen  wir  entschieden  einsprach  thun.  Die 
'ergleichung  hasirt  auf  der  yorausselzung,  dass  im  Zendverse 
rer  rhythmisctie  ictos  (denn  darauf,  dass  er  einen  rhylhmischeQ 
eliis  gehabt,  besteht  Weslphal  selbst)  auf  den  ungeraden  silben 
Hihte  —  dass  der  rhythrnus  fallend  oder  quasi-trochäisch  war*), 

ber  wir  fanden  gute  gründe  zu  gtauben,  dass  das  umgekehrte 
ler  fall  war.  üeomach  mußten  die  beiden  Schemen,  falls  sie 
tbefhaupt  vergleichbar  wären»  so  zusammengestellt  werden  : 

Zend  zzzzzzzz         lw£wi^i;;i 

utscb 


t)£(.)H.)iUI       i{z)i(^i(z)6(^ 


*)  Es  ist  auffallend,  daa^  W,  die  S-sitbige  Zeadreihe  einmal  zur 
«Äen  8-ailbigeu  reihe  des  Sanskrit,  und  ein  andres  mal  2Ur  vemieinl» 
irochdi^chen  8-silbigeii  reibe  deö  deut^ätiien  stellt.  Ich  kann  nur 
ndnen,  er  hab«  sich  durch  seinen  ei^^enen  ausdnack  t si] benzäh lend« 
aufleben  lassen. 


566 


Frederic  Allen, 


Dies  macht  aber  schwierigkeil.  Die  vier  hebungen  stimmen  20 
einander,  nicht  aber  die  Senkungen.  Sollen  wir  einen  geoetischa 
Zusammenhang  beider  verse  behaupten,  so  njuss  die  erklürung 
gegeben  werden,  wie  der  eine  oder  der  andere  eine  leichte 
silbe  eingebüsst  und  dafür  eine  andere  am  anderen  ende  der 
reihe  erhalten.  Dafür  dürfte  der  beweis  schwerlich  zu  liefern  sein* 
Indessen,  dass  obiges  das  waiire  Schema  des  germanischen 
Verses  sei»  glaube  ich  überhaupl  nicht.  Was  erstens  den  anlant 
der  reihe  anbelangt,  so  heben  die  hälflen  der  langzeile  allerdings 
gewöhnlich  mit  dem  iclus  an,  doch  nicht  immer.  Es  fehlen 
keineswegs  flUle,  wo  eine  silbe  (oder  silben)  dem  ersten  idas 
vorangeschickl  wird  —  also  ein  auftakt,  wie  man  es  nennt* 
Fügen  wir  diesen  auflakt  dem  schema  wieder  bei,  so  bringen 
wir  unscrn  vers  insofern  in  einktang  mit  dem  Zend-  und  Veda- 
vers.  Ich  bezweifle  nicht,  dass  diese  anakrustischen  vei^  den 
älteren  vorger manischen  gebrauch  vorsl eilen.  Wie  der  an- 
lautende leichte  taktlheil  spater  so  häufig  aufgegeben  ward, 
li^  auf  der  band.  Die  altdeutsche  poesie  erstrebt  vor  allem 
einen  männlichen,  etwas  schroffen  ton:  dies  wurde  dadurdi 
gefördert,  dass  man  gleich  mit  dem  ietus  anüeng.  Zweiten«, 
bezuglich  der  Schlusssenkung  nach  dem  vierten  ictus,  so  ungern 
ich  mich  auf  oinem  gebiete,  wo  ich  wenig  zu  hause  bin»  mit 
allzugrosser  Zuversicht  ausdrücken  rnöchle,  so  muss  ich  doch 
gestehen,  dass  ich  dem  faktischen  vorkommen  derselben  gegen- 
über mich  sehr  skeptisch  verlmlte,  und  an  ihre  ursprünglichW 
überhaupt  nicht  glaube.  Heyne  scheint  sie  im  Beowulf  nicht 
anzuerkennen;  auch  Bartsch  würde  sie  wohl  nicht  begünstigen, 
denn  in  der  oben  erwähnten  abhandlung  gedenkt  er  nirgends 
einer  solchen  silbe,  führt  alle  beispiele  ohne  sie  an,  und  setzt 
stillschweigend  voraus,  der  deutsche  vers  sei  in  seiner  grundform 
auf  die  vierte  hebung  ausgegangen.  Vilmor  und  Grein  dagegen 
in  ihrer  »deutsehen  Verskunst«  haben  diese  Schlusssenkung  föf 
die  aUhochdeutsche  alliterirende  poesie  vielfach  angenommen* 
Aber  von  den  stellen^  wo  sie  zu  stehen  scheinen  könnte,  ver- 
schwindet schon  der  grösste  theil»  sobald  wir  mit  Lachmann 
(Kleinere  Schriften,  I,  s.  423,  vgl,  auch  359)  jene  sonderliche 
freiheit  der  mitteldeutschen  dichtung,  eine  doppelkürze  (resp* 
kürze  -\-  länge)  an  die  stelle  von  einer  langen  silbe  als  scbluss- 
hebung  zu  setzen»  auf  die  ältere  poesie  überli*agen  *).   Von  to 

*)  Z.  b.  ffurttm  Hh  sw^rt  0nä^  HildebrandsHed  5. 


lieber  den  Ursprung  des  homei  »sehen  versmasses. 


5fi7 


übrigen  derartigen  stellen  lassen  wohl  fasl  alle  eine  andere 
seansion  leicht  zu  ^).  Solilen  aber  dcnooch  ein  paar  fälle  übrig 
bleiben»  so  möchte  ich  sie  für  verderbungen  oder  vereinzelte 
freiheilen  ansehen,  und  sie  wurden  midi  in  der  ilberzengnng 
nicht  irre  machen,  dass  der  deutsche  vers  in  seiner  echten  ur- 
sprünglichen gestalt  stets  auf  den  ictus  auslautete. 

Wir  dürfen  also  WestphaFs  sdiema  des  deutschen  epischen 
verses  berichtigen,  und  sodann  unter  die  entsprechenden 
iranisclien  und  indischen  verse  auf  folgende  weise  setzen: 

indisch     z^^izi{S}^\z6z6-zU± 

deutsch    (.)  £  (.)  ;  (,)  £  (.)  i     1    (r)  ;  (z)  i  (::)  i  (r)  i 

Und  daraus,  meine  ich,  wird  es  jedermann  klar,  dass  die  ge- 
meinsamen vorfahren  jener  drei  Völker  ihre  epi- 
schen bailaden  in  einem  verse  gesungen,  der  aus 
zwei  scharf  gesonderten  reihen  bestand,  deren  jede 
Yier  icten  und  vier  leichte  silben  hatte;  und  zwar 
begann  jede  reihe  mit  einer  leichten  silbe  und 
sc  bloss  mit  einem  ictus.  Ferner  sehen  wir,  dass  sowohl 
die  Inder  als  auch  die  Germanen  die  gewohnheit  liatten,  die 
vor  dem  letzten  iclus  stehende  senkung,  um  einen  volleren 
schluss  zu  erzielen,  zu  unterdrücken. 

III. 

So  weit  sind  wir  Westphal  bei  seiner  Übersicht  über  die 
indogermanisclie  versification  gefolgt.  Es  bleibt  nur  noch  seine 
behandlung  <ler  italischen  metra  übrig.  Diese  werden  wir 
jedoch  vorläufig  bei  seite  lassen»  und  wenden  uns  jetzt  zum 
griechischen  bexameter  selbst.  Vor  allem  müssen  wir  suclien 
ein  möglichst  wahres  bild  von  sei  nein  wesen  zu  gewinnen,  und 
zwar  nicht  sowohl  vom  Standpunkt  der  technischen  griediischen 
metrik»  als  vielmehr  von  dem  gesichtspnnkt  der  allgemeinen 
metrik  aus. 

Es  weiss  jedermann,  was  für  ein  wichtiges  dement  des 
heroischen  versmasses  die  ctisur  des  dritten  fusses  ist.    Erstens 


')  Z.    b.  HildeUrandslied   13,    wo    V.    und    G.    vhind   in    chüninrvichti 
messen;  Lachjnaiin  aber  viel  besser,  wie  mirsclieinl.  chind  inchtunncrichi'. 


Frederic  Allen, 


t'elül  sie  fast  nie.  Im  buche  A  der  Ilias,  611  Versen^  enibebren 
nur  8  einer  cäsur  im  dritleti  fusse^);  in  #  der  Odyssee,  566 
Versen,  nur  3;  in  den  beiden  ersten  büchern  der  Odyssey  gar 
keine.  Es  lässt  sich  keine  andere  cäsur  nüt  dieser  an  beständig- 
keit  vergleichen.  Am  nächsten  stehen  in  dieser  beziehung  die 
beiden  cäsur en  in  und  nach  dem  vierten  fiisae,  die  ihephlhe- 
mimercs*  und  die  »bukolische  cäsur«.  Allein  scbon  unter  den 
ersten  1*X)  versen  der  llias  begegnen  wir  17,  welclie  weder  die 
eine  noch  die  andere  haben.  Zweitens  whd  an  dieser  vers* 
stelle,  wie  bekanrit,  der  hiatus  besonders  häufig  zugelassen. 
Drittens,  in  d^r  überwiegenden  mehrzahl  von  versen  zeiclioet 
sich  diese  cäsur  dorch  den  sinn  als  s.  g.  hauplcüsur  aus;  der 
vers  theill  sich  dem  sinne  nachgerade  im  dritten  fusse  in  zwei 
häiften,  sei  c*s  nach  der  Ihesis  oder  zwischen  den  beiden  kürzM) 
der  arsis.  Freilich  gibt  es  eine  anzahl  verse,  bei  denen 
dies  nicht  der  fall  ist;  wie  viel  gerade  hält  schwer  zu  sagen, 
weil  hier  der  individuelle  geschmack  eines  jeden  lesers  niil 
ins  spiel  kommt.  Von  diesen  abweichend  gebildeten  versen  bei- 
steht die  wichtigste  classe  aus  denen,  welche  die  haupipiiuse 
nacli  der  lliesls  des  vierten  fusses  haben,  meist  mit  einer  andern 
pause  im  zweiten  fusse  verbunden ,  so  dass  der  vers  in  drei 
theilr  zei'fallt; 

V/r(jf*(Jj5^^  rf  I  ßdra^  äpäQmr  \  aal  dtoc  l/xiAAfi'g. 
Im  buche  A  sind  etwa  50  verse,  die  ich  beim  vorti'ag  so  zu 
theilen  geneigt  w^äre:   ein  anderer  könnte  mehr  oder  weniger 
finden.    Eine  zweite  arl  bilden  diejenigen  verse,   w^o  die  haupl* 
pause  in  die  s.  g.  bukoli>che  cäsur  fallt.    Deren  zähle  ich  u^g^ 
fähr  60  in  A,    Diese  pause  überschattet  die  pentheraimeres  viel 
weniger  als  die  vorige:  sie  trägt  oft  den  Charakter  nicht  sowohl 
des  hauptscheidepunktes  des  verses,  als  vielmehr  eines  zufälligen 
braches  innerhalb  des  zweiten  gliedes;  so  dass  man  z.  b. 
ij  TOI  S  y^  mc  j:fiTio)r  I  jr«f*  aQ*  tC^vOf  rotir»  d*  dvidt^ 
immer  noch  Iheüen  könnte,  ungeachtet  der  rhetorisch  wichtigeren 
pause  nach  l-'J'iro,    Doch  auch  wenn   wir  diese  verse  mit  der 
andern  classe    zusammen    zrdden,   so  ergeben  sich  im  ganzen 


i 


')  Bekker  (hom.  blälter,  s.  143)  sugt  ü:  es  sind  aber  noch  iwm  {^^ 
179),  ui  denen  die  cäsur  durch  enclitica  aufgehoben  ist.  Ich  mu»  also 
raisstraufii  hegen  gegen  die  daselbst  gegebene  seftblung,  wonach  e«  18^ 
verse  dieser  arl  in  der  II las  und  71  in  der  Odyssee  geben  soll. 


Ueber  den  Ursprung  des  homerischen  versmasses,  569 

nur  HO  verse  auf  tilL  Die  zahl  der  verse,  welche  sich  onge* 
£wujigen  im  diiUeri  fusse  theileii,  beläuft  sich  nach  der  aller- 
kleinsten  berech nung  auf  fast  foiif  sechstel  Und  auch  jene 
.  übrigen,  die  sich  nicht  so  theilen,  behallen  —  was  wohl  zu 
I  beachten  ist  —  die  eäsur  des  dritten  fusses^  oflfenbar  als  etwas 
tradilionelles,  immer  nocli  bei.  Auch  da,  wo  diese  cäsur  nicht 
ihre  gewölmiiche  bedeufniig  hat»  bleibt  sie  noch  bestehen. 

Alles  dies  weist  denthch  darauf  hin,  dass  der  daktylische 
hexameter  einst  viel  sclifirfer  und  constanter,  als  wir  es  beim 
Homer  sehen,  in  zwei  halften  geschieden  war  ~  dass  auch  er, 
wie  die  oben  betrachleten  vedischen,  Zend-,  und  deutschen  verse, 
aus  zwei  gesonderten  reihen  bestand.  Und  3:war  verstehe  ich 
unler  reihen  niclil  die  x^Xa  der  griechiselien  lyrik*  die  ganz 
unabhängig  von  dem  sinne  bestehen,  sondern  wirkliche,  *lurch 
festen  einschnitt  tx-ständige  pausen,  und  nouli  dazu  durch  den 
sinn  gesonderte  versabschnitto.  Denn  auch  im  griechischen 
müssen  die  versabsciniitte  ehemals  auch  Sinnesabschnitte  ge- 
bildet haben.  Die  jetzige  mannichfaltigkeit  in  der  gh'ederung 
des  epischen  verses  kann  unmögiich  von  anfang  an  vorhanden 
gewesen  sein.  Sie  widerspricht  ja  dem  ganzen  wiesen  der  frühen 
poesie.  Der  vers  dui'fte  nicht  bald  hier  bald  da  die  sinnespause 
zulassen  —  sich  bald  in  zwei  bald  in  drei  abschniUe  Iheilen: 
die  gedanken folge  überhaupt  durfte  sich  dorchaus  nicht  unab- 
hängig von  der  metrischen  eiutheilung  entwickeln,  Satzbau  und 
gedaiikengang  waren  sonst  einlacher,  eintöniger;  beide  waren 
durch  die  metrische  form  bedingt.  Mit  jener  stehenden  cäsur 
in  der  versnätte  fiel  gewiss  in  alter  zeit  eine  stellende  sinnes- 
pause zusammen.  Ei\st  mit  der  zeit  wurde  dieses  band  gelockert, 
und  es  trat  eine  künstlichere  manniclitaltigere  gliederung  ein. 

Somit  isl  der  epische  hexameter,  seinem  iimeren  wesen 
nach,  ein  aus  zwei  getrennten  reihen  bestellender  vers.  Be- 
trachten wir  diese  beiden  reihen  be^sonders. 

Jede  hat  drei  icten,  ist  also  eine  tri|>odie.  Jene  ictussilben 
oder  thesen  sind  stets  lang,  und  werden  in  beiden  reilien  durch 
je  xwei  arsen  oder  leichte  taktt heile  auseinander  gehalten, 
welche  nie  fehlen  dürfen,  und  deren  quantüät  ebenfalls  be^limnit 
i^t  —  sie  bestehen  aus  je  einer  länge,  wofür  zw*ei  küi*zen  ge- 
setzt W'Crden  können,  nie  aber  aus  einer  einzigen  kürze.  Im 
anlaut  weichen  die  reihen  von  einander  ab;  die  erste  nämlich 
laugt  stets  mit  dem  ictus  an,  die  zweite  dagegen  anakrustisch, 


tL 


570  Freden c  Allen, 

indem  dem  ersten  actus  ein  auRakl  vorangeht:  dieser  auflakt  ist 
nach  umständen  entweder  eine  kürze,  oder  eine  läng€|  od« 
zwei  kür7.en: 

. I  nO'Xvrqonoif  ö^  (jtilXa  noXXd, 

.  , I  iltj'X^tadiü)  l^x*^^^?' 

I  ii'Qop  ntoXUi>QOV  ln§Qifty. 

Im  auslaut  können  die  reihen  entweder  übereinstimmen  oder 
nicht.  Die  zweite  lautet  inunex  trochfiisch  aus:  sie  lässt  eine 
leichte  Silbe  auf  den  letzten  ictus  folgen.  Die  erste  reihe  kaim 
nun  auf  dieselbe  weise  enden  —  so  sind  beide  reihen,  bis  auf 
den  auflakt  der  zweiten,  identisch: 


nQ'XvtQOfiQv  Sg  fiäla  noXXa  — 

oder    die    erste    reihe    kann    gleich    mit    dem 
schliesscn : 


dritlen 


Verse  wie  dieser  letztere  haben  —  ao  pflegen  wir  m 
reden  —  die  »männliche«  casur  des  dritten  fusses;  verse  der 
vorigen  art  die  »weibliche«  cäsur.  Die  einiheilung  des  ver?es 
scheint  in  eine  etwas  verschiedene  stelle  zu  fallen.  Aber  wir 
müssen  uns  dui-ch  diese  ausdrucke  nicht  täaschen  lassen.  Der 
technischen  metrik  ist  diese  cäsnr  ein  einschnitt,  der  ein  ehe- 
maliges ganzes  in  zwei  Lheile  sondert;  historisch  gefasst,  ist  sie 
so  zu  sagen  eine  fuge,  wo  zwei  selbständige  theile  xusaiameD- 
geselzt  worden  sind.  Fassen  w^ir  dies  ins  äuge,  so  stellt  sich 
das  verhältoiss  beider  versarlcn  wesentlich  anders.  Das  was 
wir  die  männliche  cäsur  nennen,  erscheint  nun  als  eine  kata* 
lexis  der  ersten  reihe  —  eine  kalalexis  freilich,  die  dorch 
eine  erw^eiterung  des  auftaktes  der  zweiten  reihe  wieder  gü< 
gemacht  wird,  aber  vcrniothUch  ist  das  eine  Verfeinerung  ^^ 
erst  mit  der  zeit  eintrat. 

Die  erste  reihe  lautet  demnach  entweder  kataleklisch  öwf 
den  schweren   Uikttheil   aus,    oder    troehäisch    mit    folgenJeifl 


üeber  den  urspnuig  des  homerischen  verstna 


571 


leichten  lakttheile.     Diese   beiden  formen    werden    schwerlich 
leich  alt  sein.    Denn  wir  müssen  iniiner  fesLlialten,    dass  die 
ielförmigkeit  des   epischen    verwes   keine    ursprüngliche   war; 
ine  vielen   phaseo   müssen   auf  einen  einfachen  und   unver- 
änderlichen typus  zurückgehen.    Welche  war  also  die  Ursprung- 
liehe»  die  trochäische  oder  die  katatektische  endnntT?    Ich  glaube 
das  meiste  spricht  för  die  trochäische.     Denn  einerseits  ist  der 
^erlusl  eines  rhythmischen  elementes  wahrscheinlicher,  als  die 
fwillkürliche  hinzufügung  desselben:  und  andererseits  ist  es  eine 
ganz  natürliche  voransselzung»  dass  die  beiden   reihen  anfangs 
gleichen  anslaut  hatten.    Dabei  ist  es  .sehr  beachtenswerlh,  dass 
die  trochäische  cäsur  bei  Flomer  numerisch  überwiegt.  Ich  zahle 
in    A   mäiuil.  cäs.  d»3.  fassea   Sä4ß^  weilil.  357;   verhältniss  100  :  145, 


am, 

243; 

100  : 

11(5, 

349, 

485; 

im 

139, 

177, 

367; 

100 

151. 

IM, 

184; 

ICJO 

l:^. 

272. 

2^11; 

\m  - 

107. 

Also  überall  eine  nicht  unbeträchtliche  mehrheit  der  weih  liehen 
,ۊsuren,  die  im  buche  a  bis  auf  B  zu  2  steigt*). 

Ich  will  nicht  allzuviel  gewicht  auf  diese  zahlen  als  einen 
beweis  für  die  priorität  der  trochäischen  endung  der  ersten 
tüihe  legen.  Man  könnte  einwenden,  die  numerischen  Ver- 
hältnisse der  männlichen  und  der  weiblichen  cäsur  seien  durch 
die  eigenthündichkeiten  der  griecliischen  spräche  selbst  bedingt, 
idie  unzweifelhaft  an  kurzen  endsilben  reich  ist.  Wai'en  die 
beiden  verstypen  —  gleichviel  wie  entstanden  —  einmal  im  ge- 
ibrauche  festgesetzt»  so  konnte,  w^ürde  man  sagen,  ein  vor- 
I herrschen  trochäischer  endungen  in  griechischen  Wörtern  jenes 
|resultat  herbeiführen.  Ein  solcher  einlluss  ist  allerdings  nicht 
undenkbar.  Allein  in  solchen  Sachen  war  bei  den  Griechen 
viel  weniger  die  blosse  bequcmlichkeit  das  massgebende,  als  das 
rhythmische  gefühl  und  das  festhalten  an  schon  vorhandenen 


*}  Bekker,  hom,  bl älter  p,  144  gibt  die  zälilen  für  mehrere  bficher  ilvv 
Dias  an.  Mir  sinil  sie  mir  bei  der  aniiahnie  t erstand licli,  dnss  er  die 
tiiklisis  ganz  vernachlässigt,  Z.  b.  in  A  stftldt  er  2V)8  penltieiiiimeres  statt 
jneiner  MG^  was  nur  dann  möglich  isl,  wenn  man  verse  wie  TialJtt  d*  ip&§ 
Ivütii  1*  tf'ilvjy  ft<  r*  uTjotyct  ^i^tü&ta  mit  tlarunter  zfihlt!  Bei  meiner 
iifthlung  bin  idi  Hoffmann*»  grundsatze  gefolgt,  da=i?  zwischen  einem 
enklitikon  (oder  ^«V,  tSi)  und  dem  vorhergehenden  worte  keine  cäsur 
^slallfnjdet. 


Z«lU<ihria  nir  viTifK  Spiüchf.  K.  F.  IV.  Ö. 


40 


572  Frederic  Allen, 

herkömmlichen  normen.  Hat  doch  die  spräche  es  Termodit, 
die  männliche  cisur  im  zweiten  fiisse  etwa  ffinf  mal  so  hln% 
als  die  weibliche  zu  machen.  Aber  auch  abgesehai  von  jenem 
zahlverhältniss  werden  wir  die  prioritfit  des  troch&ischen  seUmBes 
aus  den  oben  angedeuteten  allgemeinen  gränden,  werngsbos 
als  eine  wahrscheinliche  hypothese,  anzunehm^i  beftigt  sos. 
Als  die  normalform  des  hexameters  wollen  wir  somit  den  ersten 
vers  der  Odyssee  betrachtai,  worin  die  beiden  reihen  ^ekben 
auslaut  haben. 

Nur  noch  eins.  Die  quantität  sowohl  der  schlussnlbe'der 
ersten  reihe  als  auch  des  auflaktes  der  zweiten  ist  bei  Homer 
bestimmt    Beide  mfissen  kurze  silben  sein: 

fAOvaä  I  ;ro- 
damit  ein  regelrechter  daktylus  gebildet  werde.  Allein  dieses 
ist  offenbar  nur  eine  folge  der  engeren  Verbindung  der  rdboi, 
welche  allmählich  statt  fand.  In  früheren  zelten,  als  noch  eine 
breitere  kluft  die  zwei  reihen  trennte,  wird  diese  bedingoog 
schwerlich  existirt  haben.  Vielmehr  lautete  die  erste  reihe  eben 
so  gut  wie  die  zweite  auf  eine  »syllaba  ancepsc  aus;  und  der 
auftakt,  wie  andere  auftakte,  war  gegen  die  quantität  gleich- 
gültig.   Man  wird  also  z.  b.  neben  einem 

ävdga  fAO$  Ivvsns  fAOvifa  \  noXvtQonov  8g  fjuiXa  noXia 
auch  etwa  ein 

avSga  fiot  Itfnete  (iovaat  |  ßovXijipOQOv  Sg  fjuila  noUd 
zugelassen  haben.    Für  unsem  vorhistorischen  hexameter  dürfen 
wir  nun  folgendes  Schema  aufstellen: 


IV. 

Weiter  zurück  können  wir  die  geschichte  des  hexameters 
ohne  hilfe  von  aussen  nicht  verfolgen.  Dafür  müssen  wir  uns 
zum  italischen  volke  wenden.  Die  Italiker  sind  die  nächsten 
verwandten  der  Griechen.  Wenn  irgendwoher,  so  dürfen  wir 
von  ihnen  auskunfl  über  den  entwickelungslauf  des  helle- 
nischen vcrses  erwarten. 

Die  Römer  ^)  hatten  in  älteren  Zeiten  bekanntlich  einen 
vers,  der  satumius  hiess,  eine  beliebte  versform,  welcher  vor 

^)  Und  nicht  die  Römer  allein:  Vesüne  dünam  didca  \  cummos  cHuf 
volskisch,  auf  der  broncetafel  von  Antino. 


I 


Ueber  de»  iirsprunK  d^s  homeriscbeii  vergroasses.  573 

der  eiTibürgeniüg  des  griecliischen  daktylischen  hexameters  durcli 
Ennius  ein  ge\vis5?er  grad  lillerarischer  aiisbildiing  ?Ai  Üieil  ward* 
Was  das  wesen  dieses  salurnischen  verses  und  seine  mass- 
gebenden regeln  betnfit,  5^0  ist  dariiber  viel  gestritten  worden: 
jetzt  aber,  nachdem  K,  O,  Midier  dtireh  die  entdeckimg  von  der 
Unterdrückung  der  Senkungen  den  weg  gebahnt,  haben  die 
untersüclmngen  von  Ritschi,  Büeheler,  Spengel  u,  a.  die  sache 
einigen  nassen  ins  klare  gebracht»  so  dass  man  wohl  in  der 
hauptsache  henlzulage  dariiber  ehiig  ist*  Nur  sollte  der  ge- 
brauch des  ansdnicks  salurnisch  fester  bestimmt  sein.  Wir 
werden  das  wort  im  engeren  siJine  anwenden,  und  verstehen 
darunter  nicht  alle  aÜitalischen  verse  schlechthin,  sondern  nur 
eine  gewisse  bestimmt  und  scharf  ausgeprägte  versform. 

Es  giebt  aber  zweierlei  moinungou  über  die  entstehung 
dieses  satumischeti  rhythmns.  Während  nämlich  die  einen 
darin  das  uralte  nationale  metrum  der  italischen  Völker  er- 
blicken, behaupten  die  andern,  er  sei  von  den  Griechen  ent- 
lehnt. Auf  diese  frage  will  ich  indessen  hier  nicht  eingehen, 
wenn  sie  auch  für  unsere  Untersuchung  äusserst  wichtig  ist. 
Namentlich  hofib  ich,  dass  es  mir  weiterhin  gelingen  wird,  die 
ent Wickelung  des  saturriiejs  aus  einem  älteren,  roheren  versmass 
darzuthun,  das  unläugbar  national  ist  und  gegen  welches 
niemand  den  verdactit  griechischen  Ursprungs  hegen  wird, 
Voriäulig  will  ich  den  italischen  Ursprung  des  saturnischen 
Verses  voraussetzen,  wovon  ich  fest  überzeugt  bin,  ob  ich  gleich 
nicht  abgenc^igt  wäre  die  moglichkeit  zuzugeben,  dass  griechischer 
einfluss  bei  der  letzten  und  vollendetesten  gestaltung  desselben 
thätig  gewesen  sei. 

Die  erhaltenon  reste  saturnischer  poesie  sind:  (1)  insf^hriflen; 
nämlich  vier  Scipioneiigrabscliriften,  das  denkmal  des  M.  Cae- 
cilius,  die  weihinschrift  von  Sora,  und  der  Tilulus  Mummianus; 
zusammen  38  verse  enthaltend:  (2)  die  brnchstucke  von  der 
Odyssee  desLivIusAndronicusund  desNaevius  »Bellum  Punicum«, 
etwas  id)er  70  ganze  verse^  worunter  viele  kritisch  sehr  unsicher 
sind.  Dazu  führen  Oellius,  Varro  und  die  grammatiker  aus 
verschiedenen  quellen  noch  einige  verse  an.  Die  insclirifllichen 
verse  allein  sind  es,  die  einen  festen  anhattepunkt  bieten,  da 
nur  diese  über  allen  verdacht  der  verderbtheit  erhaben  sind. 

Der  salurnische  vers  ist  unverkennbar  dikolisch;  seine  zwei 
reihen  stehen  viel  deutlicher  auseinander,  als  die  des  griechischen 


574 


FiedüHc  Allen» 


hoxameters.  Beide  reihen  sind  Inpodisch.  Der  vers  Isl  quan* 
tilirend,  aber  mir  Mieilweiso;  beslimmt  ist  nur  die  messuu^  der 
ictussilben.  Diese  ictussilben,  drei  in  jeder  reihe,  sind  lang, 
können  aber  dnreh  doppel kürzen  ersetzt  werden.  Die  inneren 
leichten  takttlieile,  die  zwei  Senkungen,  die  iji  jeder  reihe  die 
drei  iclen  auseinanderhallen,  dürfen  je  eine  länge,  eine  kürze 
oder  zwei  kürzen  sein.  Die  zweite  dieser  beiden  inneren  Sen- 
kungen wird  bisweilen  nnlerdrückt*  die  andere  selten  oder  m 
Die  beiden  reihen  endi^^en  in  der  rege!  einander  gleich,  nanientlidi 
auf  eine  einzige  dem  letzten  ictus  Tolgende  leichte  silbe.  Ein- 
geleilft  wird  die  erste  reihe  dureh  einen  ein-  oder  zweisilbigen 
auftakt;  die  zweite  beginnt  dagegen  gleich  mit  dem  ictus. 
Danach  ergieht  sich  für  den  saturnius  folgendes  Schema*); 


----(-) 


i^):^- 


Gnaivöd  patre  profffidttts  \  fortis  vir  sapiensqtw,    (Scip.  i). 

tie  quaimtis  homrc"'   \   quei  mlnUs  sit  mafidutus.  (Scip.  iv). 
f(teiif}  facleis  supcrusses  |  gloriam  nmj6nwL     (Scip.  iü)* 
quei  äp^ce"*  insiffUt^"*  dkilis  |  fldminis  gessistei.    (Scip»  iii>. 
Tauräsiä"^  Cisaüm^*   \  Sämniö''*  eSpil    (Scip.  i). 
sen&t  freUU  piet&tc  \  ddlocutm  siimmi*     (Naev.). 

Es  hat  niemand  meines  Wissens  auf  die  grosse  ähnlichkeil 
zwischen  diesem  schema  und  derjenigen  form  des  griechischen 
hexanielers,  welche  wir  als  die  gruiidforrn  erwiesen,  aurmerksam 
gemacht;  und  doch  ist  diese  ähnÜclikeit  unverkennbar,  fc 
sind  wesentlicli  nur  zwei  Verschiedenheiten.  (I)  Der  gebrauch 
der  einzelnen  kürzen  im  saturnier,  welcher  ihm  einen  trocha- 
ischen  Charakter  verleiht-  Die  doppel kürze,  die  im  griechischen 
verse  so  vorwiegt  und  demselben  den  daktylischen  rhythmus 
aufprallt,  ist  im  salurnier  seltener.  Die  obigen  beispiele  liabe 
icli  als  bi^onders  daktylisch  absichtlich  gewäliH,  Der  griechische 
vers  bewegt  sich  spondeisch  oder  daktylisch,  der  saturnierspon- 
deisch,  daktylisch,  oder  Irochaisch.  (2)  Der  anfang  der  reihen: 
im  salurnier  lautet  die  erste  anakrnstisch  an,  im  hexaineter 
die  zweite.  V^Ttausclit  man  die  zwei  thoile  des  saturniers,  so 
hat  der  vers  fast  ganz  den  klang  des  hexameters: 


*)  Dass  tlnr  liiatas  oft  veriiaohlUsaigt  und  die  vocale  hinsichtlich  ^f 
qiiaiitil&L  iT^irli  tiUerthrimlicher  weise  behandelt  werden,  töt  »ellistT^ 
stündlici». 


Üeber  den  ursprimgr  des  homerischeT»  veramiisses,  575 

f&riis  mr  sapimsqm  \  Gnaivdd  patre  progyidttis. 

quei  mimts  ^it  mamldtus  \  nc  gtmiratis  hmidrmn, 

lidloci'dus  mmmi  |  senex  freiüs  pictdtc, 

si  d^  Qvtm  TOVT^  iattVy  \  iftoi  (AF/J.Bt  tfilop  slvat, 

Oder    umgekehrt   durch    vertauschung  der  beiden    reihen    des 
Hexameters  bekommen  wir  sehr  gute  satui'nier: 

Erwägt  man  diese  auffallende  ahnlichkeit,  so  wird  man, 
denke  ich,  scliwerlich  umhin  können,  einen  genetischen  zo- 
sanimenhaiig  der  beiden  verse  zu  verrauthen*  Freilich  nicht 
hl  dem  sinne,  als  %väre  der  eine  von  dem  anderen  durch 
wirkliche  Umstellung  hci'geleitet.  Es  scheint  als  hätten  beide 
reihen  einst  anakrustischen  aofang  gehabt,  und  sich  s|jiUer 
dadurcli  diflerenzirt,  dass  einerseits  die  erste,  andrerseits  die 
zweite  reihe  zu  anfang  gekürzt  ward.  Doch  kommen  wir 
später  hierauf  zurück. 

Noch  eine  eigenthünilichkeit  des  saturniers  darf  nicht  über- 
sehen werden.    Es  kommen  namentlich  verse  wie  folgender  vor: 

}wnc  ointf*  ploimme  cmt-  |  senfi/mt  R[(nu(fnij 
worin  die  trennende  c^lsur  gleich  nach  dem  dritten  iclus  kommt. 
Dies  verstehen  wir  natürlich  als  eine  Verkürzung  der  ersten 
reihe,  während  die  zweite  ihren  auflakt-  beibeliäll.  Die  beiden 
reihen  stimmen  jetzt  im  anlaute  unterscheiden  sich  aber  im 
auslaut.  Verse  dieser  art  sind  nicht  sehr  häutig;  es  sind  vier 
deulb'cbe  falle  auf  den  inschriften.  Ihre  analogie  zu  dem  hexa- 
meter  mit  »männlicher«  cäser  springt  sofort  in  die  äugen. 
Verse,  deren  reihen  durch  kernen  einschnitt  getrennt  sind,  be- 
gegnen äusserst  selten,  wenn  sie  überhaupt  zugelassen  wurden. 
Man  best  gewöhnlich 

(juibü^  sei  in  longa  Itctm-  \  sei  Übe  tUwr  vita 
auf  der   dritten  Scipioneninschrift :   zu   dem  kommt  noch    aus 
Naevius 

pariem  exirciU  in  ea:pe-  \  ddiönefn  diicU. 

Von  jenem  er&leren  wird  aber  miten  die  rede  sein. 


576  Frederic  Allen, 


Glücklicherweise  ist  die  geschichte  des  satamischen  venes 
etwas  weniger  undurchdringlich  als  die  des  hexameters.  Es 
ist  möglich  von  dem  process,  durch  welchen  der  satumier  in 
seine  jetzige  gestalt  gekommeui  einigermassen  eine  YorsteDimi 
zu  gewinnen.  Und  vor  allem  mässen  wir  die  von  Westphal 
und  Bartsch  aber  die  messung  und  den  vertrag  des  satumiers 
vertretene  ansieht  eingehend  prüfen.  Jene  gelehrten  and,  wie 
es  scheint  unabhängig  von  einander,  zu  der  meinung  gdangt, 
die  schlusssilbe  jeder  reihe  sei  keine  Senkung,  scmdem  vidmehr 
ein  ictus,  vor  welchem  eine  Senkung  unterdrückt  wi»rden  sei 
Demnach  bestände  der  vers  nicht  aus  zwei  tiipodien,  sondern 
aus  zwei  katalektischen  tetrapodien.    Also  nicht 

nuUüm  dabünt  Metelli  \  NaM6  paäae, 
sondern 


»       * 


malum  dabütU  MetilU  \  NaMö  poitai 

Dieser  vollere  tonfall  ist,  wie  mir  scheint,  unsem  obren 
äusserst  befriedigend.  Für  mich  muss  ich  gestehen,  dass  ich 
unwillkürlich  geneigt  bin,  satumier  auf  diese  weise  zu  lesen, 
und  mich  fast  zwingen  muss,  sie  nach  strenger  tripodiscber 
messung  wiederzugeben.  Allein,  so  sehr  auch  die  WestphaFsche 
auffassung  unserm  rhythmischen  gefühle  entspricht,  so  verbietet 
uns  dennoch  eine  wichtige  thatsache  zu  glauben,  dass  die 
Römer  wirklich  ihren  yers  auf  diese  weise  in  der  regel  recitirt 
haben.  Es  ist  nämlich  gesetz,  dass  vor  einer  synkopation,  oder 
unterdrückten  arsis,  keine  thesis  aufgelöst  werden  kann.  Das 
gesetz  hat  seinen  grund  in  der  natur  der  dinge:  die  betreffende 
Silbe  muss  sich  in  die  zeit  der  fehlenden  arsis  dehnen,  kann 
also  nicht  durch  kurze  silben,  die  solcher  dehnung  unfähig  sindt 
ersetzt  werden.  Nun  zeigen  die  erhaltenen  saturnier  sehr  oft 
auflösungen  der  vorletzten  silbe  einer  oder  der  andern  reihe; 
ja  sogar  wird  gerade  diese  ictussilbe  am  allerhäufigslen  aufge- 
löst.   Reihenschlüsse  wie 

honös  famd  virtusque  \  glöria  dtque  ingenXum, 
und 

qxuire  lubens  te  in  grhn%um  \  Scipiö  rec%p%i 


Ueber  deti  Ursprung  des  hoiueriscben  vet^smasses. 


577 


sind  durchaus  gewöhnlich.  In  den  3S  Inschrift Uchen  saturniern, 
unter  12  auflösongen,  gehören  8  der  dritten  thesis  einer  reihe. 
Wären  nun  die  lialften  des  satumiers  regelmässig  als  tetra- 
podien  mit  jenem  vollen  loiifall  gesproctien  worden,  so  hätten 
gewiss  diese  auflösungen  nie  statt  finden  können. 

Dazu  kommt  noch  ein  zweiter  grund.    Wie  wären  bei  Jener 

tetrapodischen  messung  diejenigen  verse  aufzufassen,  w^elche  den 
einschnitt  gleich  nach  dem  dritten  ictiis  liaben?  Die  nächst- 
folgende Silbe  liesse  sich  nicht  mehr  als  einfache  anakrusis  zur 
zweiten  reihe  nehmen;  wir  müssten  sie  zur  ersten  reihe  als 
schlussthesis  rechnen:  also 

hmic  0(110"**  plüfrumS  o6n-  \  sentiöfd  Bomdnt 
Somit  entbehrten  all  diese  verse  der  die  reihen  trennenden 
cäsur.  Oder  halten  wir  noch  immer  an  der  bedeutung  der 
cäsur  als  scheidepunkt  der  reihen  fest,  so  würden  wir  die 
fraglichen  verse  so  zu  theilen  haben,  dass  dem  ersten  gliede 
drei»  dem  zw^eilen  fünf  icten  zukämen.  Beiden  annahmen 
stehen  erhebliche  Schwierigkeiten  entgegen. 

Doch  wü-d  hierdurch  die  moglichkeit  nicht  ausgeschlossen, 
dass  die  reihen  des  satmniers  ursprünglich  tetrapodisch  geweseHt 
Denn  wenn  sie  auch  im  letzten  entwickelungsstadium  unmöglich 
immer  so  vorgetragen  w^urden,  wie  Westphal  und  Bartsch 
meinen,  so  ist  es  immerhin  denkbar,  dass  dies  früher  der  fall 
war*  Und  wirklich  weist  mehreres  darauf  hin.  Schon  die 
form  der  ersten  reihe,  '  /  :  '  '  i  ',  hat  etwas  bedenkliches. 
Wir  nennen  das  technisch  eine  »hyperkatalektische«  reihe:  sie 
beginnt  und  schliesst  mit  der  arsis,  so  dass  sie  eine  arsis  mehr 
als  Ihesen  hat.  Die  griechische  metrik  kennt  zwar  noch  in  der 
lyrischen  poesie  solche  hyperkatalektischen  reihen,  aber  in 
immer  verschwindc-ndem  masse.  Dass  dies  die  ursprüngliche 
gestalt  unserer  rhythmischen  phrase  w^ar,  ist  unwahrscheinlich. 
Nun  möchte  ich  die  leichtigkeit  hervorheben,  mit  welcher  eine 
auf  den  ictus  ausgehende  tetrapodie  sich  zu  einer  tripodie  ver- 
kürzen konnte,  sobald  die  uuslassung  der  dem  schlussictus 
voraasgehenden  senkung  zur  festen  gewohnheit  geworden  war. 
Der  breite  schluss,  den  jene  synkopation  liervorbringt,  z,  b.  ifmlüm 
dabuni  Metelli,  ist  zwar  rhythmisch  sehi'  befriedigend,  klingt 
aber  schleppend,  und  wird  bei  beständiger  Wiederholung  ein- 
tönig und  lästig.    Ganz  besonders  wäre  das  der  fall  bei  versen 


578 


Fk^deric  Aliens 


die  bloss  gesprochen,  nicht  gesungen  wurden.  Ich  meine  sogar, 
ein  solcher  schluss  könnte  sich  unmöglich  in  recitirten  vefsen 
lange  unversehrt  erhalten.  Der  vortragende  würde  unwnUkörlidi 
über  die  gedehnte  vorletzte  silbe  hineilen,  um  möglichst  schnell 
zur  Schlusssilbe  zu  gelangen:  diese,  durch  jene  Verlängerung 
nicht  mehr  vorbereitet  und  unterstützt,  würde  ihren  ictus  ganz 
oder  theil weise  verlieren,  und  zur  Stellung  eines  leichten  takt- 
theiles  herabsinken.  Dieses  lässt  sich  aus  der  deutschen  oder 
englischen  bal laden poesie  erläutern*  Man  nehme  beispielsweia 
folgende  stanze  —  ich  wähle  zuerst  eine  englische,  weil  ich 
dabei  im  stände  bin,  mich  mit  melir  bestimmtheit  über  die 
faktisch  übliche  Vortragsweise  auszudi^ücken  — : 

»  Ye  mariners  of  England, 

Umt  g%tard  our  native  scas; 

whose  flog  Ims  braved  a  ihoasmid  years 

the  baiUe  atid  the  breejset. 

Die  erste  zeile  hat  streng  genonuuen  die  rhythmische  gellu 
einer  letrapodie.    Sollten  wir  diesen  versen,   ihrem  nalürücb 
rhythmus  gemäss,  eine  melodie  anpassen,  so  könnte  die  erste 
phrase  davon  nur  die  form 

J^IJ/IJ.^IJ.  IJ  oder  JIJJIJJIJIJ 
haben:  und  dass  dies  der  eigentliche  imd  normale  rhythmus 
der  zeile  sei,  dessen  sind  wir  uns  bewusst-  Aber  beim  lesen 
verkürzen  wir  unwillkürlich  jenen  schluss:  es  heisst  nicht  mehr 
>ife  nmriners  of  Engldml,  sondern  ye  märinörs  of  Jß»yIo«rf*j' 
also  etwa: 

.^i  J  ,^1;  ;^l  J  J^l  /  -^"-  JtJJIJjlJJIi 

Um  ein  deutsches  beispiel  anzuführen,  so  ist  in 
Lenore  fuhr  um's  morgenroth 
empor  am  schweren  träunum 
die  zweite  zeile  wiederum  so  eine  katalektische  teLrapodiet 
die  man  jedoch  beim  lesen  zu  einer  tripodie  verkürzt,  (ianz 
so  wäre  es  nun  möglich,  dass  die  reihe  tmtlüm  rföW«' 
MetelK  ^  i  ^  :  ,  ^  i  altmählich  zu  malüm  dabünt  MeiMi^ 
^   L  ^  -  ^  1   -  modificirt  worden  wäre. 

Dass  etwas  derartiges  in  der   Wirklichkeit  geschehen,  und 
feiner,  dass   die  Römer  den  älteren  rhythmus  nicht  aus  rlen 


Uelier  den  Ursprung  de^  homerischen  versmasses. 


579 


äugen  verloren  hatten,  sondern  das  bewiis-stsein  noch  leslhielten, 
dass  die  gewöhnlich  als  tripodien  gesprochenen  versreihen  ihrem 
Ursprung  nach  tetrapodien  seien  und  gelegentlich  durch  tetra- 
podien  ersetzt  werden  können,  davon  scheint  es  einen  hand- 
greiflichen beweis  zu  geben  —  nämlich  das  bestehen  wirklicher 
letrapodischer  reihen  unter  den  erhaltenen  saturniern.  Es  sind 
dies  unsynkopirte  reihen,  die  die  Senkung  vor  dem  vierten  ictus 
bewahrt  haben,  so  dass  sie  jener  verkiirzungstendenz  nicht  aus- 
gesetzt sind.  Nach  der  gewöhnlichen  ausdrucks weise  schliessen 
sie  kretisch,  nicht  trochäisch.  Es  mag  sich  mit  dem  zeugniss 
des  Atilius  Fortunattanus  (Westphal  s.  42)  über  verlängerte 
salurnier  verhalten  wie  es  will:  auch  unter  den  erhaltenen 
Versen  gibt  es  mehrere,  wo,  trotz  aller  bemühungen  der  ge- 
lehrten sie  zu  beseitigen,  diese  kretische  endung  nicht  zu  ver- 
leugnen ist.  Wühl  die  sichersten  belege  bei  Naevius  und  An- 
dronicus  sind; 

:  jmerdrum  mdnlhtis  \  wiißdum  ptdcerrime, 
nwd  puer  quid  verbi  |  ex  tuo  6rc  audio? 
Sacra  in  mmisä  penätium  [  6rdine  pmmntur. 
Und  wenn  auch  bei  diesen  die  niöglichkeit  von  corroptelen  vor. 
liegt  {audivi  ist  im  zweiten  vorgeschlagen  worden,  und  pemHum 
im  dritten  sehr  leicht  möglich),   so   gewähren    die  inschriften 
eine  sichere  stütze.     Sie  bieten,  nach  beseitigung  von 

hö$2fea  gratum  est  quom  upüd  meas  |  risiiUstei  seedes 

(mon.  Caec.) 
wo  mects  einsilbig  gelesen  werden  kann,  folgende  beispiele: 
ded&  Tempestdtebils  ]  aide'"  meretofd  vötanL  (Scip,  ii), 
donü*^  danünt  Hercohri  \  nmxsume  rnSn^to.  (Ded.  Sor,) 
ab  häsce  rÄ  hene  gesias  |  qu6d  in  bäh  vSverdt  (Tit.  Muni.) 
Man  hat  auf  allerlei  weise  versucht  diese  hartnäckigen  stellen 
wegzuerklären.     Um  noch  unglücklichere  einrälle  zu  übergehen, 
wollte  man  in  den  beiden  ersten  versen  zweisilbige  Senkungen 
am   schluss   der   reihe    erkennen*     Dahinaus   läuft   auch,    was 
neuerdings  Christ,   Metrik  d,  Griech.  u.  Rom.  ss.  397  u.  401, 
ziemlich    unklar  über    Hercolei  geschrieben   hat.      Ein  solcher 
ausgang  der  reihe  ist  aber  weder  an  sich  wahrscheinlich  noch 
durch  belege  nachweisbar  ^).    ^lerdings  hat  Spengel  bei  diesen 


*)  Jener   vers  der   Nae  vi  an  »scheu  grabschrift,    den    Gellius  so  angibt: 
oblUi  iunt  Bamae  l&qm-  \  er  laHna  Iktgua,  ui  ja  ganz  andi^rer  art,  da  die 


580 


Frederic  Aikii, 


zwei  Versen  zu  einem  wahrhaH  heroischen  mittel  gegriffen  j  er 
lässt  den  accent  sich  auf  diß  paenuUinm  verscbiebent  die  durch 
die  kraft  des  ictus  verlängert  sei :  also : 

äadet  Tempcstatebus,  und 

dcnü"'  danüfU  Heroöki. 
Mir  scheint  das  aber  rein  lunnöglicb,  und  ich  sehe  nicht  ein, 
wie  wir  umhin  können,  die  existenz  st»Icher  letrajjociischeii 
reihen  unter  unsern  saturniern  einzuräuraeiK  Ich  stimme  hierin 
mit  Bartsch  öberein,  der  übrigens  mehr  solche  fölle  findet, 
als  ich  es  vermag.  Ich  betrachte  diese  verlängerten  satumier 
als  anticiuitälen:  sie  sind  eben  eine  noch  fortlebende  altere  form, 
In  welcher  die  auf  den  dritten  iclus  folgende  Senkung  noch 
nicht  unterdrückt  ist.  Das  auslassen  dieser  Senkung  war  zwar 
zur  allgemeinen  regel  geworden,  aber  die  rege!  wurde  nicht 
mit  absoluter  consequenz  durchgeführt.  Die  dritte  zeilo  jener 
oben  angeführten  CarnpbelJ'schen  ballade  dient  vortrefllicli  als 
beispiel  der  volleren  gestalt  des  saturniers,  wie  die  erste  xeile 
die  gewöhnliche  form  vergegenwär-ligt.  Und  wie  leicht  die 
beiden  reihenforraen  —  'die  volle  unsynkopirte  tetrapodie,  und 
die  synkopirte  zur  tri|>odio  hinneigende  tetrapodie  —  als  gleich- 
geltende sich  gegenseitig  vertretende  rhythmen  zusammen  stehen 
können,  das  tritt  in  jener  balladenstanze  klar  zu  tage,  wo  jede 
der  fraglichen  reihen  sich  mit  einer  folgenden  tripodie  vereiniglf 
um  zwei  isochronische  perioden  zu  bilden*): 

Ye  mdriners  of  £ngländ  \  fhat  tjudrd  mir  ndtim  seds, 
ivhose  flog  Juis  hrdved  a  thousand  pedrs  |  the  bditle  dnäfhe 
Wirschliessen  nun,  dass  die  ausgangssilbe  der  sata 
nischen  reihe  anfangs  eine  ictustragende  war, 
späterhin  aber,  in  folge  der  fast  immer  eintretenden 
synkopaLion,  zur  Stellung  einer  ictuslosen  herabsankt 
oder  doch  wenigstens  herabzusinken  geneigt  war» 
so  dass  man  beim  recitiren  die  reihen  gewöhnlich 
als  tripodien  sprach.  Diese  zwischen  hebung  und  Senkung 
schwebende  silbc  haben  wir  oben  mit '  bezeichnet,  wie  man  i« 
der  altdeolschen   poesie  jene  schwächere  ijHension   des  tones, 


MM 

füta™ 


doppelktlrze  als  anakrußis  fuiigirt.  Hebrigenü  hat  mau  die  üherlieferttDf 
anb'ezweifell,  uiitl  obUti  Eönufc  Idquier  \  sütd  latimi  lingua  oder  ähnlich» 
schreiben  wollen, 

*)  Vgl.  KUüh  da«  vQn  Bartsch,  s.  39,  aagaführte  deutsch«  Volkslied. 


Üeber  den  ursiirung  des  homerischen  veramasses,  581 

welche  einer  als  hebunj?  iun^irenden  unbetonten  silbe  zukommt» 
anzudeuten  ptlegt.  Es  wird  mir  erlaubt  sein,  auch  ini  aiisgang 
lateinischer  reihen  dasselbe  zeichen  anzuwenden;  Daturlich  ohne 
dabei  für  die  so  bezeichneten  deutschen  silben  ganz  dieselbe 
Vortragsweise  behaupten  zu  wollen,  die  ich  jenen  lateinischen 
schlusssilben  zumuthe. 

Es  kann  niemand  enlgehen»  dass  der  saturnier,  wenn  man 

seine  alte  clausel  wiederherstellt,  mit  dem  oben   bescliricbenen 

deutschen  und  indischen  verse  wesentlich  identisch  ist.    Das  ist 

die  summe  jeuer  abhandlung  von  Bartsch.     Allerdings  besieht 

tioch  dieser  untersctiied,  dass  der  deutsclie  vers  freier  behandelt 

iRrird;  die  sjrnkopation  ist  häutiger  und  der  auflakt  fehlt   oder 

Steht  nach  belieben.     Aber  auch  dieser  unterschied  vermindert 

pich,  wenn  man,  wie  Bartsch,  mehr  Otfrid  und  das  mitteltioch- 

jdeutsche   epos    als   Beowuli'  oder    die   Edda   vor    äugen    hat, 

>enn  in    diesen  späteren    phasen  macht  sich  eine   neigung  zu 

jestimmleren  nnd  vüllständigeren  rhythmen  geltend:  besonders 

•werden  nämlich  der  synkopation  schranken  gesetzt,  so  dass  es 

Jeicht  wird  zu  einzehien  saluruiern  genaue  seitenstücke  zu  finden, 

wie  die  folgenden,  die  ich  Bartsch  entnehme: 

virtim  mihi  cametia  \  insece  versiUüm 

do  was  midi  kdmen  Hdrimüoi  \  wöl  mit  ttiscnt  mdnfwn 

Taurdsiä*'*   Cisaünä"*   \  Sdmni&"  cepU 
er  leUit  mit  (jilusii  |  thih  zer  Iteimtvisti 

und  in  der  volleren  tetrapodischen  form: 

i  Sacra  in  jtwnsd  pmdlum  \  otdine  ponuniür 

I äaB  s(  ze  rehttr  maie  in  \  wM  gemfden  Inlndhn, 

\         Wi 


VL 


Wir  können  uns  indcösen  nicht  damit  begnügen,  auf  die 
allgemeine  ähnlichkeit  zwischen  dem  saturnier  und  dem  deutschen 
verse  hingedeutet  zu  haben.  Man  könnte  zw^ar  schon  daraus 
mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  eineu  Zusammenhang  des  ersteren 
mit  jenem  indügernianischen  urvers  folgern,  den  wir  früher  er- 
schlossen. Doch  sind  zwei  puakte  noch  unerledigt.  Ersteos, 
das  regelmässige  fehlen  des  auftaktes  beim  zweiten  gliede, 
während  das  erste  glied  ihn  ebenso  regelmässig  behält.  Zweitens, 
die  zweisilbige  Senkung,  die  weder  der  urvers  noch  das  älteste 


582 


Fretleric  Allen, 


deutsche  oietruiu  kennt;  jiiit  anderen  Worten,  es  handelt  sich 
um  die  entstehnnj?  des  daktylischen  rhythmus  im  salurnier. 

Wir  müssen  also  versuchen  in  die  gesehichte  des  sfitumiei? 
etwas  tiefer  einzudringen.  Dar«  kann  aber  imr  dann  geschehen, 
wenn  uns  reste  einer  noch  alterlhünilictieren  itah'schen  poesie 
zur  vergleichung  vorliegen.  Solche  reste  fehlen  zum  glück  nicJil 
gänzlich. 

Es  ist  das  verdienst  WestphaFs,  gezeigt  zu  haben^  dass  iö 
der  altitalischen  poesie  vielfach  das  accentuirende  princip  mass- 
gebend war.  Damit  ist  das  rfühscl  von  dem  wesen  jener  curtnim 
der  rdtesten  zeit  —  denn  dem  Altlateiner  sind  alle  bestiinmleti 
formein  carmhia  —  wohl  endgültig  gelöst^).  Man  hat  mit 
allzuviel  Zuversicht  angenommen,  dass  diese  carmtna  allesatm^ 
nisch  abgefasst  gewesen  seien.  Das  ist  aber  nicht  baltbar;  man 
müsste  denn  das  wort  saturnisch  im  allerweiteslen  sinne  ge- 
brauchen. Manclies,  was  von  derartigem  überliefert  worden  ist, 
lasst  sich  weder  in  das  Schema  des  saturniers  noch  ülierhaupt  iu 
ein  qnantititirendcs  schema  bringen.  Ich  will  aber  über  diese  ganxe 
Sache  auf  die  ausführung  Westphals,  a.  a.  o.  s.  25  f*,  36— 45^ 
58 — Gl,  verweisen,  ohne  seine  argumente  im  einzelnen  zu  wieder- 
holen. Es  zeigt  sich,  dass  einerseits  die  ältesten  erhaltenen 
denkmäler  den  accentuircnden  Standpunkt  noch  nicht  verlassen 
haben  (diese  denkmäler  werden  wir  demnächst  zu  besprechen 
bähen),  und  dass  andrerseits  dieselbe  art  des  Versbaues  in  der 
spätem  volkspoesie  (soldatenlicd  aus  dem  vierten  Jahrhundert, 
christliehen  hymnen  n.  dgl)  wiederautlaucht ;  wälirend  sogar 
in  den  dichtungen  der  ktassisclien  zeit  der  wortaccent  als  mass- 
gebendes nioment  für  den  versbau  allerdings  in  den  hinlergrund 
tritt,  aber  nicht  ganz  verschwindet,  da  häufiges  zusammentreffen 
des  wortaccentes  und  des  metrischen  ictus,  zumal  an  bestinimlen 
Tersstellen,  nicht  nur  bei  Plautus  und  Terenz  sondern  auch  in 
den  gefeilten  versen  der  augusteischen  dichter  fast  zur  regel  ge- 
worden ist,  und  die  Überreste  der  volkspoesie  aus  der  klassiscbeo 

*)  Gegeij  «lie  rliythmiscbc  fasHung  «iieser  fnlheslen  carmina  smdfwir 
zweifei  aiisgesproctien  worden,  aber  obiie  genügenden  grund;  und  TtM 
wird  wohl  die  herrschende  meinung  wiedergehen,  wenn  er  sagt  (LitlerntUJ- 
geschichte  §  51);  »W^aa  in  der  ältesten  zeit  von  geschriebenem  Ql)ef  döi 
Charakter  von  regislern  hinausgieng,  hiitte  ühiie  Zweifel  alles  eine  gewiss« 
rbytbmiscbe  haltung,  und  war  in  so  fern  ein  carmen*.  Besonders 
muss  dies  für  die  iteii  vor  der  eintühruog  der  sctu^ift  gegolten  biLbezw 


Üebei"  den  Ursprung  dps  homeriseheti  vergmasse?. 


Periode,  wenn  sie  sich  auch  der  herrschenden  quanLitirenden 
dichtungsweise  anzuschüessen  scheinen,  doch  auch  hesländi^e 
nlcksicht  auf  worlbelonung  zeigen;  also  eine  Vereinigung  der 
beiden  principien  erstreben.  Hierüber  kui7,  aber  treffend  TeutTel, 
Lilteraturgeschiclite  §11,  Gewiss  ist,  dass  die  accenlnirenden 
Hymnen  von  Ambrosianus  und  andern  nichts  neues  einfiUn^ten; 
sie  haben  nur  wiederaufgebracht,  w^as  von  alters  her  dem 
italischen  volke  das  einfachste  und  begreillichste  princip  des 
Versbaues  gewesen.  Man  könnte  fast  glauben,  diese  volksthüm- 
liche  arl  des  dichlens,  immer  die  lonsilbe,  auch  wenn  sie  kurz 
war,  als  thesiszu  verwenden»  sei  nie  ganz  ausser  gebrauch  ge- 
kommen, nur  lange  zeit  von  der  kunslnitissigeren  dichlung  in  der 
weise  verdrängt  worden,  dass  keine  reste  davon  geblieben  sind* 
Was  den  saturnier  insbesondere  anlangt,  so  stellt  er  in 
dieser  beziehung  mitten  zwischen  den  früheren  accentnirenden 
versmassen  und  den  gräcisirenden  metren,  die  die  quantität  in 
ihre  vollen  rechte  einsetzen.  Er  ist  höchstens  halbquantitirendt 
wie  wir  oben  sahen.  Nur  in  betreff  der  ictussilben  nimmt  er 
rücksiebt  auf  länge  und  kürze.  Auch  gegen  den  wortaccent  ist 
er  nicht  ganz  gleichgültig,  Er  zeigt  gewöhnlich  übereinstimnmng 
des  hochtones  mit  dem  dritten  ictus  beider  reilien  und  dem 
ersten  ictus  der  zweiten  reihe.  Von  diesen  Übereinstimmungen 
mögen  erslere  fast  nothwendig  sein,  weil  die  vorletzte  silbe  der 
reihe  in  der  regel  eine  lange  paenultinia  ist  Dagegen  kann  das 
anhatten  des  tones  an  dem  anfang  der  zweiten  reihe  kaum 
etwas  anders  als  ein  festhalten  an  alter  tradition  sein.  Zum 
beweis  nun,  dass  das  alle  dichtungsprincip  noch  lange  im  saturnier 
fortwirkte,  führe  ich  eine  anzahl  verse  an,  die  wir  als  volks- 
mässige  saturnier  bezeichnen  dürfen*  Sie  sind  sonst  in  allen 
punkten  ausgebildete  saturnier,  nur  dass  sie  die  betonte  kürze 
noch  vereinzelt  zur  thesis  dienen  lassen: 

tum  te  pd6  pismn  peU  )  quid  nm  fügis  Gdlle?^) 

terra  pesicm  teneto  \  sähts  kfc  maneio  ^). 

f%e  Mmum  ex  alieno  |  legitö  in  armum  ^). 


*)  Fest  US,  s.  285.  SpoUvers,  vom  reimrius  dem  mirmillo  *iuf  der  arenii 
ufen.     TeulTel    (LiUeraturgrescliichte   %  11,  3)  sblit  darin   mit   recht 
itwmtschen  (nicht  sotatli sehen)  rhythmus.     Die  erste  reihe  hat  «och  die 
volle  tetrapodische  tonn. 

*)  Zauberspruch  gegen  fussschm erzen,  Varro  de  re  ruslk-a,  I,  %  27. 
•)  Festiis  8,  V.  armata. 


584 


Freil^rir  Allen, 


dies  te  quinqtte  cälo  |  Jüno  Cdpella, 

sqitnn  (Ws  ie  mlo  \  Juno  C/wella^), 
Bilcheler,  Jahrbb,  für  Philol.  87»  s.  331,  bringt  ftir  di(^  ver- 
nieiiiliicho  lange  in  sulm,  cälo  nichts  bei,  was  überzeugend  wäm 
Auch  in  den  oben  als  muslergöRig  anerkannten  &alurnrern  gicbt 
es  stellen,  wo  wir  den  gleichen  gebrauch  jedenfalls  vermuthen 
dürfen.  Um  zwei  beispiele  anzuführen,  steht  im  Titulus 
Mumniianus 

ob  hdsce  rSi  betie  gestas  \  qnod  in  bella  vdmrdi 
deutlich   auf   dem   steine,   obwohl    man  quod  is  hat  ergänzen 
wolien.    Dazu  nocti  jener  schon  erwähnte  räthselhafte  vers  der 
dritten  Scipioneninschrifl: 

(juHmS  sei  in  h'mfja  Urrds-  |  n^ä  übe  ütier  vUa, 
welcher  sich  doch  ganz  schön  ordnet 

quibäs  sei  in  Imigd  Ikuimet  |  Hbfi  ütier  vita, 
wenn  man  nur  die  erste  silbe  von  t^he  als  thesis  nehmen  darf. 
Es  ist  bezeichnend,  dass  diese  freiheiten  fast  alle  entweder  im 
ausgang  der  reihe  oder  am  anfang  der  zweiten  reihe  vorkommerii 
gerade  an  jenen  versstellen,  wo  der  wortaccent  überhaupt  In 
Saturn iern  beachtet  wird. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  jenen  ältesten  resten  italiscber 
poesie,  die  wir  vorsaturnisch  nennen  dürfen.  Davon  ist  di^ 
mstruetivste  probe  jene  lustralionsformel  bei  Cato  de  re  ntötif^ 
cap*  141,  Ich  stimme  durchaus  Westphiil  bei  in  seiner  ansieht 
von  dem  wesen  dieses  Carmens,  das  er  >ein  schönes  denkmal 
altnJmischer  bauernpoesie«  nennt.  Die  richtige  Scheidung  der 
reihen  ergibt  sich  von  selbst  durch  den  sinn  und  die  häufig^' 
aliiteration,  Der  bau  ist  offenbar  dikolisch,  aber  mit  gelegent- 
lichen einzelnstehenden  reihen.  Die  verse  fügen  sich  in  kei^ 
cpiautilirendes  sehenia,  gestatten  aber  unschwer  einen  accentuiren* 
den  Vortrag,  wobei  jeder  halbvers,  wenn  man  die  schlusssillH' 
mit  rechnet,  vier  icten  erhält.  Ich  schreibe  dieses  gehet  ab. 
Die  rhythmisirung  der  reihen  ist  von  mir,  die  eintheilun^  l^ 
reihen  von  WestphaL 

Mars  pater  U  precbr^), 

qufthofjuc  üil  Ries  \  voUns  projntim 
mihi,  dimw  \  fämiliaique  nusiräc. 


1)  Calationsformeln,  Varro  Je  1.  1.  VI,  27. 
*)  Doch  wohl  JftifK  j^ütef  prlcor  iL 


lieber  den  Ursprung  iles  homerischen  versmasses.  585 

qu^üs  rSi  erffb 
5  dgrum  terräm  \  fündümqtte  meum 

$Aamtatirilid  \  cirmmägi  jü&si, 

4ii  tu  mörbbs  |  msos  invi^isqnhy 

viduertäietn  \  vdstHüdinhnque, 

cäldmitdtes  |  intemperiäsque 
10  prohibejisis  defendm  \  ät^erruncesqmj 

itt  fniges  frtmentä  \  vinSta  i>trgtütäquh 

grandire  duhttqm  \  evcnire  sirts, 

past4rcs  pPcuaqnh  \  mha  serpds$ls, 

duisque  dmmhn  sahUhn  \  rMeiudinemqtw 
15  mihi  dStm  \  fdmjliaeqm  ndsirae. 

hanimce  rh-nm  ergo, 

ftindi  terrae  \  dgrtque  fnei^ 

lustrdndi  hisfrlque  \  fadhidi  ergo 

sie  üH  dixi 

SO  [Mars  })äterj  mdcth  \  Imce  JdeientihiiS  *) 

suHntnurüilms  \  hnnrnkindis  mth 

Die  lonsilbe  eines  jeden  wortcs,  gleichviel  ob  lang  oder  kurz, 
dient  zur  thesis.  An  einigen  stellen  (8,  9,  14,  18)  stehen  andere 
kürzen  als  ictussilben;  dies  sind  aber  meistens  wyrzelsilben 
denen  ein  nehenton  wohl  zukommt.  Die  kurzen  llicsen  sind 
etwa  ein  viertel  von  allen:  die  übrigen  haben  je  eine  langte 
oder  wenigstens  zwei  kürzen.  Einige  verse  (i,  10,  tl,  16,  21) 
sind  ganz  regelmässig  in  der  quantität 

Aber  abgesehen  von  der  quanlitat,  sehen  wir,  wie  der 
rhjihmus  dieses  verses  sich  zu  dem  des  saturniers  verhält»  Die 
drei  icten  mit  nachfolgender  schlusssilbe  sind  dieselben:  diese 
Schlusssilbe  ist  selbstverständlich  auch  eigentlich  ein  ictus,  vor 
dem  die  Senkung  unterdrückt  ist,  wie  im  satarnier.  Ein  paar 
mal  (0,  20,  21)  ist  die  synkopation  am  Schlüsse  ausgeblieben. 
Die  Unterdrückung  der  Senkungen  ist  weniger  beschränkt  als  im 
saturnier;  es  finden  sich  halbverse  die  bloss  aus  icten  beslehen 
(3,  5,  17).  Andrerseits  kommen  die  zweisilbigen  Senkungen  des 
saturniers  nicht  vor.  Der  auttakt  wird  nicht  nach  saturnischer 
norm  verwendet,  sondern  tritt  nach  l>elieben  an  die  spitze 
beider  reihen»  In  all  diesen  abweichnngen  vom  salnrnischen 
ma^stabe  stimmt  der  römische  volksvcrs  genau  zu  dem  ältesten 


")  In  den  handschnften  stoht  ftuoviiattrflibuft  Jactmitibas. 


S86 


Prederic  Älleii, 


deutschen  langvers.  Doch  in  beireff  des  auflaktes  kann  mm 
schon  den  ansatz  zum  saturnischon  gebrauche  erkennen«  indem 
die  erste  reihe  öfter  als  die  zweite  anakrustisch  beginnt.  Ich 
finde  nur  einen  fall  (11)  des  auftaktes  beim  zweiten  gliede, 
während  die  erste  ihn  in  der  hälfte  der  verse  erhält.  Der  10, 
12,  13,  14  und  18  vers  haben  genau  den  rhythmus  des 
saturniers. 

Man  muss  ohne  allen  zweifei  Weslphal  recht  geben,  wenn 
er  in  diesem  altitalischen  accentvers,  der  einerseits  mit  dm 
altdeutschen  alliterirendcn  verse  so  gut  wie  ganz  identisch  ist, 
andrerseits  nichts  undejs  als  »die  primäre  accenluirende  versform 
aus  welcher  der  prosodirende  saturnius  eine  weitere  entwicklung 
ist«  erblickt^  wiewohl  er  den  process  dieser  entwicklung  nicht 
näher  beschreibt.  Die  änderungen,  die  jener  vers  erfahren 
ZQUsste,  um  zu  einem  regelrechten  saturnier  zu  werden,  sind 
offenbar  diese:  (1)  Das  quantitirende  princip,  sei  es  durch 
griechischen  einfluss  oder  nicht,  wurde  für  die  iclussilben  ein- 
geführt: somit  mussle  das  accentuirende  princip  theilweise  aaf- 
gegeben  werden.  (2)  Die  synkopation  wurde  darin  beschränkt, 
dass  die  erste  irmere  senkung  jeder  reihe  unversehrt  bleiben 
mussle.  (3)  Der  auttakt  wird  regelmässig  bei  der  zweiten 
reihe  fortgelassen  und  der  ersten  reihe  vorgesetzt-  (4)  Dit 
zweisilbige  senkurig  wird  zugelassen. 

Die  nämliche  Catonische  schrift  enthält  aufh  andei-e  gebels- 
fbrmeln,  aber  säninitlicli  von  geringerem  umfang  und  weniger 
gut  erhalten.  Sie  sind  indessen  offenbar  derselben  art  und 
lassen  sich  nach  leichten  ändorungen,  die  schon  die  vergleichung 
der  verschiedenen  stucke  an  die  band  gibt,  in  dieselbe  fonu 
bringen.  Auch  in  den  umbrischen  gebeten  der  Iguviniscben 
tafeln  liat  Weslphal  dieselbe  versificationsart  erkannt:  hier  tritt 
die  alliteration  stark  hervor,  und  der  kretische  ausgang  ist 
häufig: 

hirsitti  irimiiü  \  soniiti  sdvitü. 

Ein  anderes  stück  desselben  Stoffes  ist  dieses  durch  Festus  c^ 
haltene  »antiiinum  Carmen«: 

kibemo  pulvere  \  vSrno  lu(b 

(frändid  fdrra  |  camilU  ntSies* 

All  diese  fragnienle  sind  von  ganz  gleicher  beschaffenhe 

mit  dem  Calonischen  lustrationsgebet.    Dagegen  gibt  es  andere, 

die,  wie  mir  scheint,  den   Übergang  zum  saturnius  gewisse^ 


Ueber  den  Ursprung  des  homeriscliea  versmasses.  587 

massen  vermitteln.  Livius  hat  XXV,  12  zwei  längere  weissaguogs- 
carniiDa,  die  den  nanien  des  alten  vates  Marcius  fuhren,  und 
V,  IG  ein  ähnliches  von  unbekanntem  verfassen.  G.  Hermann 
(Elem,  doctr.  metr.  s.  614  tf.)  hat  sie,  mit  zahlreichen  änderungen, 
in  satornier  der  strengsten  art  verwandelt.  Gewiss  haben  sie 
nie  jene  form  gehabt,  doeh  verrathen  sie  deutliche  spuren  von 
rhythmus  und  von  dikolischer  gliederuiig,  und  zerfallen,  ziemlich 
in  ihrtra  jetzigen  zustande,  in  solche  rudimentäre  saturnier. 
Ich  habe  xwei  von  diesen  stücken  eingelheilt  so  gut  es  gieng^), 
und  glaube  einige  verse  mit  Sicherheit  ausgemacht  zu  haben, 
Sie  sind  der  Catonischen  lustratio  ähnlich,  stehen  aber  dem 
regehechten  saturnier  schon  um  einen  schritt  näher.  Mehrere 
verse  sind  vollkommene  saturnier,  w*je: 

tum  tu  insisie  aMäx  \  hostiüm  mtlriSj 

meniör  quam  per  tot  ännbs  j  obsides  ürhhn: 

ex  ed  tibi  kis  fdtts  \  quae  nunc  pdnduntür  '^)  u,  s,  w. 


und 


Ap(Mini  vovendos  |  censeo  ludos. 

iis  ludis  foüiäidis  |  praesit  is  praitbr '). 


nam  is  äivüs  exsiingmi  \  perduelles  vestros, 
während  andere  stärker  synkopirt  sind: 

beüo  perfedb  \  dfjfiüm  ämplüm; 
oder  gleichgöltigkeit  gegen  die  quantität  zu  gunsten  der  betonung 
zeigen : 

cave  in  mdrc  mandre  \  suo*)  flümme  Anas, 
cum  popuhis  dedi^rtt  |  ex  pübli€<i  pdrthu. 
Demselben  Marcius  wird  ferner  der  spruch 

postremus  loqndns  |  primüs  taciäs 
zugeschrieben,  sowie  der  rät  hsel hafte  vers 

qimmvis  moventhim  (?)  \  ilmnum  negumdte, 
was  ich  hier  erwähne,    weil  es  obiger  ansieht   vom  wiesen  der 
poesie  dieses  Marcius  zur  bestätigung   dienen   mag.     Es  wird 


>)  Westpbal's  abliaiidlting  »über  die  aU«?ste  form  der  römiachen  poesie«, 
worin  er  dieselben  rhylbmisirl  baben  soll»  war  mir  leider  nicbt  zugänglich. 
»)  Die  bss.  hie  quac  nunc  panduntur  fatis, 
*)  So  bei  Macrobius,    Livius  praeerii  praetor  w. 
*)  *tio.^  Oder  gur  mit  HerrDann  Bu^jpte  flümme  »ifUf 


Fredcric  AWen, 


vielleicht  nklit  zu  gewagt  sein,  wenn  wir  in  diesen 

den  ansatz  zu  den  quanlitirenden  saturniern  erblicken,  und  sie 

somit  einem  etwas  späteren  stadium  als  jene  Catonischen  gebde 

zuselireiben. 

Ich  habe  noch  nicht  von  den  saliarischen  hyninen  und 
dem  lied  der  arvalischen  brüderschafl  gesprochen.  V'on  jenen, 
trotz  aller  anf  die  spärlichen  reste  aufgewendeten  bemühiin^t 
gibt  es  meines  erachtens  nur  einen  einzigen  vers,  dessen  sinn 
und  rhythmische  niessung  uns  klar  sind: 

mme  tonds  Leimste  \  prae  tet  fretnofiü. 
Ein  vollkommner  paturnier  (falls  nicht  cuml^  zu  lesen),  nur  am 
die  zweite  reihe  vorn  synkopirt  ist.     Dagegen   Ist  das  Carmen 
arvale  metrisch  instructiv.     Ich  möchte  es  lesen: 

enös  Loses  juvdte. 

neve  lue***  ru^  Mdmiar  \  fdns  inciirrere  fn  ple(ires. 

sdfiir  fu  ßrc  Mars.  U-  \  wew  sali  sia  Mrber* 

semtineis  dUcmei  |  ädvocdpit  otJwctös. 

enös  Mamtär  juvdtk 

triümpe  triumpe  iriümpe  \  triümpe  triuinpe. 
Die  versc  sind  saturnier,  aber  rohe.  Zwei  sind  tnon^i,  wie 
wir  sie  im  Carmen  des  Calo  sahen.  Ferner  glaube  ich  an  drei 
stellen  kurze  betonte  thesen  zu  erkennen.  Der  dritte  vers  kann 
freilich  satur  fu  ßr^  Mars  gelesen  werden,  wenn  jemand  da? 
dem  Charakter  des  alterthünilichen  hedes  angemessener  findet 
Im  zweiten  vers  möchte  ich  auf  den  beiden  wichtigen  Wörtern 
lüem,  rUem  gleicherweise  den  ictiis  ruhen  lassen,  trotz  der  kurte 
des  n.  Liest  man  tieve  lu^'"  nie**,  so  ist  das  nur  eine  partielle 
erleichterung.  Nach  dem,  was  wir  gesehen,  kann  die  obige 
scansion  nicht  befremden.  Möglich  aber,  dass  lues  Ufld  f^ 
in  alter  zeit  das  u  lang  gehabt,  wie  fäi.  Nvve  ist  allerdings 
ein  seltsamer  auflakt ;  es  mag  aber  im  wesentlichen  wie  «^ 
geklungen  haben. 

Es  giebt  auch  anderes  material  aus  dem  man  solche  urs»* 
turnier  wiederherstellen  könnte.  Allein  diese  auscinandersetzungcn 
haben  uns  schon  zu  weit  von  unsorm  hauptgegenstand  gefäbr** 
Bei  aller  Unsicherheit  im  einzelnen  durfte  doch  aus  dem  vo^be^ 
gehenden  feststehen  der  Zusammenhang  des  kunstmassigen  sa- 
turnius  mit  einem  uralten  accentuirenden  vers,  der  dexiselM 
grundrhythmus  hatte.  Wichtig  für  unsern  zweck  sind  zweierlei 
beobachtungen.    Erstens,  das  saturnische  gesetz  desauf* 


Veber  den  Ursprung  des  homerischen  verstnasses, 

taktes  war  nicht  von  alters  her  vorhanden:  der  auf- 
takt  kani  anfänglich  der  zweiten  reihe  ebenso  gut  wie  der  ersten 
zu,  konnte  aber  auch  in  beiden  unterbleiben.  Zweitens:  die 
zweisilbige  Senkung  war  der  ältesten  italischen 
poesie  wohl  eben  so  fremd  wie  der  deutschen;  erst 
allmählich  kam  sie  in  gebrauch.  Wir  sehen  sie  erst  vereinzelt 
ira  arvalischen  Hede»  sodann  in  den  vaticinaÜones;  häufiger 
nachher  im  vollendeten  saturnier.  Man  sieht,  dass  zwischen 
daktylischem  und  trochäisch  -  spoodeischcni  rhylhmus  keine 
unüberschreitbaren  schranken  gesetzt  sind:  sie  können  sich 
mannigfaltig  berühren  und  der  eine  kann  sich  gleichsam  aus 
dem  andern  entwickeln. 

Nur  noch  ein  wort  über  die  oben  (am  schluss  von  IV)  be- 
rührte saturnierart,  welche  die  erste  reihe  verkürzt  zeigt.  Sie 
kommt,  so  viel  ich  sehe,  zuerst  im  arvalliede  vor,  Mao  kann 
sich  ihre  entstchuitg  auf  zweierlei  weise  denken:  entweder  so, 
dass  zu  einer  zeit,  wo  der  auftakt  der  zweiten  reihe  noch  ge- 
legentlich zukam ^  die  erste  reihe,  vor  folgender  anakrustisch 
anlautender  zweiter  reihe,  ihre  schon  schwach  klingende  schluss- 
thesis.  sei  es  der  diffeienzirung  halber,  oder  um  xusammen- 
stossende  leichte  takttheile  zu  vermeiden,  aufgegeben  habe; 
oder  andrerseits  so,  dass  nach  feststellung  der  gewöhnlichen 
versfonn  der  erste  theil  verkürzt,  und  dem  zweiten,  um  den 
Verlust  zu  ersetzen,  der  auftakt  wiederum  vorgesetzt  worden 
sei.  Mir  scheint  erstere  annähme  die  bei  weitem  wahrschein- 
Uchere. 

vn. 

Die  ergebnisse  der  bisherigen  Untersuchungen  sind,  kurz 
gefasst,  folgende.  Es  besteht  zwischen  dem  heroischen  vers- 
mass  der  Griechen  und  dem  römischen  saturnier  eine  un- 
verkennbare ahoi  ichkeil,  die  uns  kaum  an  ihrer  Verwandtschaft 
zweifeln  lässt;  der  saturnier  aber  ist  mit  Sicherheit  auf  den- 
selben uralten  dikolischen  balladcnvers  zurückzuführen,  welcher 
der  epischen  poesie  von  Indern,  Iraniern  und  Germanen  zu 
gründe  liegt:  ferner,  die  stufen,  durch  w^elche  der  saturnier  das 
geworden  was  er  ist,  sind  noch  zu  erkennen.  Wir  haben  jeden 
grund  zu  glauben,  dass  auch  der  epische  vers  der  Griechen  von 
dem  nämlichen  urvers  abslammt,  und  eine  ähnliche  geschichte 
gehabt  hat    So  dürfen  wir,  gestützt  auf  das,  was  wir  über  den 

41» 


S90 


Frederic  Allen, 


satumier  wissen,  versuchen,  ons  einigerraassen  einen  begriff  von 
seinem  entwicklungslauf  zu  machen,  indem  wir  dabei  festhalten^ 
dass  wir  für  unsere  folgerongen  ini  einzelnen  nur  einen  ge- 
wissen grad  von  wahrscliemlichkeil  werden  beanspruchen  können. 
Stellen  wir  den  epischen  urvers  und  die  schon  erschlossene 
vorgeschichtliche  form  des  hexameters  zusammen,  so  sehen  wir 
was  wir  für  eine  kluft  zu  überbrücken  haben. 

.i  c  i  =  ;  =  i|  =  i=  i  =  i  =£ 


Die  Verschiedenheiten  sind  diese: 

(I.)  Die  reihen  des  griechischen  verses  sind  Iripodien,  nicht 
tetrapodien.  Aber  der  satumier  hat  uns  belehrt  wie  eine  letra- 
podie,  durch  fortwährende  synkopation  am  ausgang  und  folgea- 
des  herabsinken  der  schlussthesis,  sich  faktisch  zu  einer  tripodie 
verkürzten  kann.  Jene  synkopation  war  schon  im  indischen 
und  deutschen  häufig. 

(2.)  Die  thesen  des  griechischen  verses  sind  in  der  quantitat 
beslimmt  —  stets  lang.  Dies  ist  aber  selbstverständlich  bei 
eineoi  quantitirenden  metrum,  wie  es  das  griecbische  sehr 
frühe  ward. 

(3.)  Die  arsen  des  urverses  sind  entweder  eine  lange  oder 
eine  kurze  silbe,  aber  nie  zweisilbig:  die  inneren  arscn  des 
hexameters  sind  eine  lange  oder  zwei  kurze  silben,  nie  ciiie 
kurze.  Hier  gibt  der  satm*nier  wiederum  aufschluss:  ei-  bat 
alle  drei  arten  zusammen;  wir  sehen  da  die  doppelkürze  mil 
ihrer  daktylischen  bewegung  erscheinen  und  dann  häufiger 
werden;  die  einzelkürze  ist  aber  nocli  nicht  aufgegeben. 

(4.)  Die  erste  reihe  entbehrt  des  auftakles.  Auch  den 
saturnier  satien  wir  im  verlauf  seiner  entwicklung  den  auflakl 
von  einem  gliede  weglassen  und  beim  andern  behalten.  Nur 
war  es  da  die  zweite  reihe,  die  diesen  Verlust  erleiden   niu^le. 

Von  allen  abweichungspunklen,  so  beträchtlicli  sie  auch 
scheinen,  sind  wir  im  stände  rechenschaft  abzulegen,  und  zwar 
findet  jede  der  vorauszusetzenden  Veränderungen  ihre  erläuterung 
in  der  gescliichle  des  italischen  saturniers. 

Es  bleibt  nur  übrig  unsere  resultate  zusammenzufassen,  indem 
wir  den  verlauf  des  hellenischen  verses,  so  wie  wir  ihn  uns 
vorzustellen  berechtigt  sind,  von  anfang  bis  zu  ende  verfolgen. 


Ueber  den  ur^prunf  des  homerischen  reremassfe«.  591 

Der  urepische  vers  der  Indogermanen 


gBb.  um  einen  breiteren    und  g'ewichtvolleren   scbluss   zu  er- 
zielen, die  letzle  Senkung  jeder  reihe  regelmlsgigr  auf: 


Die  schlussthesis  verlor  dadurch  den  ictus  und  sank  zur  Stellung 
einer  Senkung  herab: 


Durch  einführung  des  quantitirenden  princips  wurde  die 
quantitM  von  (1)  den  ictussilben,  und  (2)  den  inneren  Senkungen 
jeder  reihe  fesfgesefzt.  Die  ictussilben  mussfen  stets  lang  sein; 
die  inneren  arsen  wnirden  nun  mit  den  thesen  isochronisch  ge- 
macht; die  länge  behielt  man  für  diese  arsen  bei;  auch  die 
doppelkürze  Hess  man  zu;  die  einzelne  kürze  aber  ward  (gewiss 
nicht  auf  einen  schlag  sondern  erst  nach  und  nach)  ausge- 
schlossen. Sowohl  die  natur  der  hellenischen  spräche,  als  auch 
die  raannigfaltigkeitsliebe  hat  dazu  beigetragen^  diese  z\veisilbigen 
arsen  zu  vermehren.  So  wird  der  daktylo-spondeische  rhythmus 
dem  versmasse  fest  aufgeprägt.  Auftakt  und  schlusssilbe  jeder 
reihe  bleiben,  wie  solche  silben  überall,  noch  unbestimmt  in 
ihrer  quantität;  aber  wir  werden  wohl  nicht  irren,  w^enn  wir 
für  dieses  stadium  gelegentlieh  zweisilhigkeit  des  auftaktes  an- 
nehmen, wie  wir  sie  im  saturnier  und  im  altdeutschen  langvers 
sahen.    So  steht  nun  der  vers  in  dieser  form: 


I    ^ 


also  etwa 

Aber  die  genaue  Übereinstimmung  der  beiden  glieder,  die  eine 
gewisse  eintönigkeit  zur  folge  hatte,  gefiel  jetzt  nicht  mehr. 
Die^  eintönigkeit  w^urde  dadurch  erleichtert,  dass  man  den  auf- 
lakt  der  ersten  reihe  w^egliess: 

irrz  =  ^=  I  ^^=^^-^. 

In  diesem  stadium  entstand  nun  eine  secundäre  form  des 
Verses,  die  sich  von  der  normalform  durch  katalexis  der  ersten 
reihe  differenzirte.    So  stehen  nebeneinander  zwei  formen: 


592      Frederic  Allen,  Uebe?  den  Ursprung  des  homer. 


b) 


vXiffpÖQOv  8q  fidlo 


b)  ^^v$y  &ui§  ^id  I  ^äQi^tfpiXov  MbvbIuqw 

Schliesslich  wurden  die  zwei  reihen  näher  aneinander  ge- 
rückt; die  zmschenpanse  wurde  vermindert.     Die  cäsur  blieb 
noch  bestehen,  aber  man  sprach  die  beiden  gl  jeder  in  unmittel- 
barem Zusammenhang,  und  so  entstand  das  gefuhl,   dass  der 
daklylo-spondeische    rhythmus    nothwendigerweise    durch  den 
ganzen  vers  ohne  Unterbrechung  fortlaufen  musste,  ungestört  durch 
die  sjilabae  ancipites  in  der  mitte.    Die  zusamnienstossenden 
enden  der  reihen  mussten,  so  zu  sprechen,  genauer  an  einander 
angefügt  werden.     Dies  konnte  in  der  form  a  nur  dadurch  ge- 
schehen» dass  die  schlusssilbe  der  ersten  reihe  und  die  anakrusiä 
der  zweiten  immer  hin  wurden^  damit  sie  zusammen  nur  die 
zeit  einer  einzigen  arsis  in  anspruch  nehmen,  und  mit  der  ror- 
hergehenden  thesis  einen  regelrechten  daktylus  bilden  konnten, 
I  Dagegen  war  es  bei  der  form  h  nur  nöthig  die  einzelkune  von 
der  anakrusis  der  zweiten  reihe  auszuschliessen.    So  gelangen 
wir  zu  den  vollendelen  formen  des  hexameters; 


Cincinnati. 


Frederic  Allen. 


üeber  einige  enclitische  nebenforraen  der 
personalpronomiDa, 

T  geht  im  griechischen  unter  sehr  verschiedenen  beding 
in  ö-  über,  und,  wo  der  Übergang  eintritt,  ist  er  bald  panheü^ 
nisch  bald  auf  bestimmte  dialekte  beschränkt.    Während  z.  b. 


Jacob  Wackemagel,  Ueber  einige  enciitische  nebenrormen  etc,     593 

^XSyovTJa  sein  tj  in  allen  mundarten  in  <r  wandelt,  bildet  es 
ein  gemeinsames  characteristicum  des  ÄeoHschen»  Ionischen  und 
Arcadisch-cyprischen  im  gegensatz  zum  Dorischen,  Böotischen, 
Thessalischen ,  dass  in  ihnen  auch  vor  *  t  in  0  übergeht. 
Aeolisch  ttiX^vmai,  ionisch  xfXBvmat,  arcadisch  xBX§vmv<ft  sondern 
sich  scharf  von  dorischem  xslBVini'rt  böotischem  xsltvmrUi  ab. 
Einen  ähnlichen  gegensatz  der  mundarten  zeigt  in  der  behand- 
lung  des  einem  j:  vorausgehenden  t  äotisch  n$c<sv^iQ  homerisch 

'  nifJVQSQ  ionisch  i^cüaQ§q  gegenüber  dorischem  t^Qq^Q,  böo- 
tischem nh^ctq^g,  dem  allerdings  neuattisch  liziaq^q  (vgl. 
nqdtxtß))  sich  zugesellt.  Denselben  Übergang  von  %  in  g  bieten 
üunoq^  von  Kuhn  (ztschr,  15,  399)  zutreffend  mit  skr.  ivacoB 
zusammengestellt,  und  die  Wörter  auf  -«rt'v^  =  -tsjov^  aus 
4v&na;  nur  wissen  wir  nichts  ob  dem  angedeuteten  gegensatz 
der  mundarten  entsprechend  für  diese  Wörter  in  echter  Doris 
fMoq  und  'tvpfi  gesprochen  wurde  oder  nicht.  Um  so  schönere 
gelegenheit  diesen  gegensatz  zu  beobachten  gewährt  das  mit 
der  lautgruppe  iv  anlautende  pronomen  der  zweiten  person^ 
dessen  formen  wir  für  alle  hauptmundarten  kennen.  Bestimmt 
stellt  sich  hier  altiscii  öoiT,  fsoi,  aS  dorischem  rio-t^v,  toi,  %i 
(vgl,  böot.  T$y)  entgegen»  und  wir  dürfen  gewiss  sein,  dass, 
hätten  die  Derer  noch  einen  dual  besessen,  er  von  tmserm  pro- 
nomen sicherlich  nicht  cTf/^w  =  *ajm  aus  *i/aJ  würde  gelautet 
haben.    Dasselbe  c,  das  im  attischen  erscheint,  zeigt  sich  auch 

j  in  den  andern  mundarten,  welche  sonst  t  vor  j:  in  a  ver- 
wandeln: vgl.  äolisch  iSB^BP,  {füi,  {fi,  croc;  homerisch  <ri^«y 
'0810  'aio-atv,  ftoi,  aif  äug;  neuionisch  <r^i',  0oi,  üi^  aoc.  Auch 
das  merkwürdige  hesychische  das^mq'  ini  nov  gehört  hieher, 
wofern  es  von  Baunack  (Gurt,  stud,  10,  72)  richtig  als  ad* 
verbium  des  Possessivpronomens  der  zweiten  person  gedeutet 
worden  ist.  Denn  muss  auch  das  wort  zunächst  auf  d^a^ßtag 
zurückgeführt  werden,  so  geht  doch  dieses  selbst  wiederum  auf 
*daj:(ag  =  ^ffw^  zurilck;  der  weg  von  dcfjimc  zu  düüSrnq  ist 
genau  derselbe  wie  der  von  *«Vj:a,  der  hypothetischen  griechischen 
grundform  des  Zahlworts  neun,  auf  die  trra  u.  s,  \\\  zurückgehe 
(vgl.  armenisch  inn  aus  envan  bei  Hübschmann  ztschr.  i23,  33), 
zu  dem  gemeinüblichen  ivria.  In  beiden  fällen  hat  das  digamma, 
bevor  es  von  dem  ihm  vorausgehenden  consonanten  durch  Vor- 
schub eines  t  getrennt  w^urde,  denselben  in  einer  w-eise  modi- 
ficiert,  dass  er  doppelt  geschrieben  wurde  (vgl  altsachs,  siUian, 


SM 


Jacob  Wft€l[emag€U 


thriddia,  hebbian,  willju  goL  tvaddjt^,  iddja  anord.  seggißa, 
hggja^  eggja,  Jiößgra  u,  s.  f.,  ferner  den  sogen,  varnakrama  der 
Inder:  ^khfa,  ptäfra,  kan^ra  für  ^alya.  jmtra,  kanva). 

Neben  diesen   sigmalischen  formen  finden   sich   nun  aber 
in  denselben  mundarten,  die  im  Zahlwort  »vier«  niemals  etwas 
anderes  als  einen  Sibilanten  zeigen,  formen  die  mit  r  anlauten. 
Am   häufigsten   bei  Homer,   der   rfoc,   rsoio,  Tsiv,    rot  bietet. 
Von  diesen  ausnahmen  sind  drei  nur  scheinbar.     Denn  gerade 
wie  die  vergleichung  von  ffjelQ  lehrt,  dass  <raro  auf  rf-sto  lu- 
rückgeht  mit  unmittelbar  auf  t  folgendem  diganima,  geradeso 
erweist  if^dg,  neben  dem  sich  kein  /^eoc  zeigt,  dass  wc  nicbt 
auf  rj^'Bog   kann  zurückgeführt  werden,   also   aus    rffoV  ent- 
standen sein  und   mit  altind.  fnva  lat.  iuus  zusammengehören 
muss.     Hier  hat   also  der  ^-laul  niemals  ein  v  hinter  sich  und 
daher  zu  einer  Verwandlung  in  <r  keine  veranlassung  gehabt, 
Hiemit  erledigt  sich  auch  tfoTo  {S  37.  4B8  idvGGafAh*o$o  ftaföf, 
das  ursprünglich  nichts   ist  als   der   genitiv   des  possessivnms. 
Ganz  ebenso  muss  das  dritte  der  obengenannten  Wörter,  utv,  aus 
TffftV   hergeleitet   werden;    es    aus  r^^iv   zu    deuten    verbleien 
dorisch  #^*r,  pv,  ferner  i^^Jr  -iifup  -äfji/u(i*J,  vf^ir  -vptv  -i^pW» 
^f^(^),  in  denen  allen  vor  der  dativendung  -iv  der  pronominale 
stammaoslaol  unsichtbar  geworden  ist 

So  wenig  hienach  r^ag  rfofo  rfiv  mit  t^naagfc^  nkr^H 
und  <T<ä^,  ^iio^  aoi  im  Widerspruch  stehen  und  so  schön  sie 
geradezu  die  auf  letztere  zu  bauende  lautregel  bestätigen,  so 
unvereinbar  mit  der  letzteren  ist  ro*,  die  enclitische  nebenfonti 
zu  dem  von  Homer  nur  orthotonisch  gebrauchten  <Joi,  Ab 
gmndform  dafür  *roßi  anzusetzen,  wäre  dreifach  gewaltsam^  da, 
wo  zwischen  t  und  j  unseres  pronomens  ein  vocal  auftritt,  er 
släts  €  und  nie  o  lautet  (vgl  ausser  den  obigen  formen  dorisch 
tBavq,  Tfof\  XBQC  höotisch  xbovc,  tiovq,  foc),  da  ferner  solcti» 
€  der  eontraction  unzugänglich  ist,  da  endlich  "^^Top  notwendig 
dative  wie  *^>i\  V'  fordern  würde,  die  im  Griechischen  niemals 
und  nirgends  vorhanden  gewesen  sind.  Ganz  ebenso  wie  in 
aoi  muss  demnach  in  to#  das  dtgamma  unmittelbar  hinter  dem 
T  gestanden  haben.  Und  doch  soll  es  hier  ebenso  wirkmigslo? 
gewesen  sein,  wie  in  tetr  und  ir*oV,  wo  es  von  t  durch  ein  f 
getrennt  war.  Wie  löst  sich  das  rätsei?  Man  könnte  in  f«w 
eine  antiquiliU  der  homerischen  spräche  sehen  und  es  als  einen 
durch  Sänger  brauch  vererbten  Überrest  aus  einer  zeit  betrachteiii 


Heber  einige  enclitische  nebenformen  der  personal protiomi na. 

WO  selbst  das  Ionische  jenen  Übergang  von  rj  in  or/  noch  nicht 
kannte,  —  wenn  nur  ro*  als  antiquität  gelten  könnte.  Aber  ganz 
wie  bei  Homer  ist  es  enclitische  nebenform  m  rroi  im  Neuio- 
nischen, wie  hunderte  von  stellen  erweisen  (Bredow,  quaest. 
p.  281 ).  Es  ist  sogar  im  Attischen  bewahrt»  nach  Nägelsbachs  un- 
zweifelhaft richtiger  deuLung  der  enclitischen  parlikcl  to*  als  eines 
ursprunghchen  dalivus  ethicus  des  pronomens  der  zweiten  person 
(vgl.  Gauer  in  Gurt.  stud.  7, 140  ff.),  und  kehrt  endlich  im  Aeolischen 
wieder,  ebenfalls  neben  orthotonischem  tfo»'  (Apolh  de  pron.  104  c). 
Ausser  diesem  encÜtischen  rm  kennt  das  Aeolische  allerdings 
noch  eine  mit  r  anlautende  form:  loa.  gr.  244*  2  di^ri  Sh  rov 
«r  [sc*  Tt^iactv  qI  Aiokilc]  %u  r  üv-tv,  fig  üf-fig  x4.  Das  tv 
geht  uns  hier  nichts  an;  um  so  überraschender  ist  das  accu- 
«ilivische  tS,  Hermann  und  Ahrens  versuchten  es  als  enclitisch 
nachzuweisen  auf  gruud  von  Herodian  tt,  fiovijg.  A^S.  39,  27 
dpaÖQdfiMfifv  irri  tu  n^oxetfAevoj ,  nagad^^fisrot  tu  rvlff,  Stt^q 
ovx  tip  nctga  l4trtxolg,     dXXd  ^Sfjtrjjzat  ^antfO)  iv  dfVjfQw 

iym  d'  int  fiaXO^axdr  rvXatf  fSnuMm  fAiXsa' 

jfar  fit}f  le  Ttüayxac  uüTiüMa 
ov  ^aQ  ä  ti  aih*Seafiog,  Ahrens  deutele  die  letzten  worte  dahin, 
es  habe  in  der  stelle  der  Sappho  ein  enclitisches  tb  dagestanden; 
wenn  nun  Hejodian  dasselbe  als  conjunction  aufzufassen  ver- 
biete, so  könne  nur  das  pronomen  der  zweiten  person  gesucht 
werden,  Ahrens  liest  daher  li'  t«  tvka  xadnoifotaa  (diall  1, 
124,  261).  Allein  Lehrs  hat  richtig  erkannt,  dass,  nach  dem 
ganzen  Zusammenhang  der  stelle  zu  urteilen^  in  dem  zweiten 
fragment  ungewiss  gewesen  sein  muss^  ob  t^  vXar  oder  tvlat*  zu 
lesen  sei,  dass  also  Herodian  mit  seinen  Worten  oi'  ydQ  6  ti 
civdits^oi;  nur  die  lesung  rv'lar,  nicht  aber  einen  pronominalen 
arcusativ  tu  empfohlen  haben  kann.  So  lallt  jede  bereciitigung 
äoliscb  tB  in  dasselbe  verhältoiss  zu  <r^  zu  stellen,  in  welchem 
To»  zu  tfo*  steht,  dahin. 

Eine  richtige  Würdigung  des  tb  wird  durch  die  fassung  der 
stelle,  worin  es  uns  überliefert  ist,  verhindert.  Es  fallt  nämlich 
auf,  dass,  während  (Sv  und  tv  für  sich  allein  einander  gegen- 
übergestellt sind,  dem  ni  und  r§  das  wort  bIc  vorgeschoben 
erscheint,  man  fragt  sich,  wozu.  Denn  im  allgemeinen  setzt  der 
grammatiker  so  wie  hier  <fv  ti'  jeweilen  bloss  die  beiden  dialek- 
tisch verschiedenen  formen  entgegen.  Natürlich  fallen  hiebei 
ausser  belracht  sjutactische  regeln  oder  solche  regeln,  wie  die 


• 


SM 


ilafoh  Wackemftgel, 


über  die  aliische  crasis  von  tö  ifidvtop  in  d^otfAdr$ov,  ti  Mvfut 
in  rovrdvfia,  oder  die  über  die  ionische  psilosis  in  in*  tftnmp 
für  iff  Innmv  oder  endlich  die  über  die  homerische  Imcäis. 
In  allen  diesen  fallen  sind  ersetzungen  und  Veränderungen  eines 
Wortes  durch  dessen  Verbindung  mit  andern  bedingl  und  daher 
die  miterwähnung  dieser  andern  erforderlich.  Ferner  ist  für 
sich  zu  beurteilen  ein  deulHch  vom  übrigen  sich  abhebender 
abschnitt  p.  !ä41'  28  —  241^  S27,  worin  die  7täx)fj  des  Ionischen 
an  band  homerischer  beispiele  systematisch  abgehandelt  werden, 
und  ebenso  p.  S42'*  16  ff,  (passim)  in  solchen  regeln,  durch 
welche  eigentümlichkeiten  der  homerischen  spräche  der  Doris 
vindiciert  werden  sollen*  In  beiden  abschnitten  ist  häufig  dem 
dialektisch  veränderten  wort  ein  anderes,  das  an  einer  hofne- 
rischen  stelle  demselben  gerade  benachbart  ist,  beigefügt;  oft 
weil  das  betreffende  wort  eben  nur  in  solcher  Verbindung  ?o^ 
kommt,  fiwt^v}  nur  in  fiwrvxctc  fTmovg  (p.  241"  7)  Seviita  nur 
r  240  dtVQm  ^Ip  ^novxo  (p.  i41^  14  vgl.  Herod,  n,  ^ov*  hl* 
26,  32),  Tti>^(*fVQg  nur  Ä  34  %$iPf}n%vüv  ivtiu  naXct  (p.  241*^  15), 
nicht  selten  aber  auch  ohne  solche  veranlassung.  Es  wird 
gelehrt,  stati  iha^tov  sage  man  ionisch  litqatov  ij^ct^,  statt 
7taQTtf}Qq  nQatfQoq  Jtofjt^dfjq\  dorisch  sei  die  dehnung  in  Ich 
*£rraXuf}  und  die  apokope  in  Tjfiitt^op  rftJ,  alles  dies  obgleich 
tifQuxag^  nQd^fQOQj  «Vo^,  d(ö  auch  In  andern  Verbindungen  sich 
zeigen.  Wenn  tlg  tb  bei  Homer  vorkäme  und  die  darüber  han- 
delnde stelle  in  einem  dieser  beiden  abschnitte  sich  fände,  90 
wäre  demnach  auf  die  vorausschickung  von  «iV  kein  gewicht  zu 
legen.  Da  aber  keine  dieser  beiden  bedingungen  zutrifft,  so 
bleibt  das  «*V  und  damit  auch  das  ts  rätselhaft.  Es  sind  aar 
wenige  stellen,  die  sich  noch  vergleichen  lassen*  So  p.  245"  9 
wo  to^g  ^smg  statt  rovg  ^tovg,  totg  ävl^^mnoig  statt  %oii 
etv^Qttinovg,  (tmq  Innmg  statt  %oiq  tnnövcj  toTci  &BotCt  statt 
tülc  ^eorg  als  äolismen  bezeichnet  werden:  aber  der  artikel  kann 
kaum  als  selbständiges  wort  gelten-  Noch  erklärlicher  ist  dessen 
beifügung  p,  244**  24  wo  äoli?ich  S  ifogy  r6  ttaVf  f  (ftf  attischem 
6  ü6c,  IQ  fJov,  ^7  (f^  gegenübergestellt  sind.  Merkwürdig  ist 
p,  240'  17  al  naqaki^ipftg  tuiv  aQüEviKoiv  dpti  ^jjkvxtiiy  *itip9$f 
€iai'  roreri  d$  t&QnofkipQ$(fi  fiilag  ini  ianiQog  fl^iv.  oi^i  fw 
ifJTti^ct.  Ecnegog  im  sinne  von  ianSga  kommt  allerdings  öfters 
vor,  aber  nur  in  dem  angeführten  vers  a  423  =  o  306  mit  deut- 
lich erkennbarem  masculinen  geschlecht,  daher  ist  das  eitleren 


• 


( 


üeber  einige  enclUische  nebenfarmen  der  personalpronomina.     597 

der  ganzen  stelle  wohl  motiviert.  Ist  auch  vi  nur  an  einer  be- 
stimmten stelle,  wo  eig  ihm  vorangeht  belegt  und  daher  dieses 
beigefügt?  oder  sollen  wir  239'  19  und  ult.  heranziehen,  wo  i£ 
otov  für  ix  xiVog  und  vno  <j$mr  für  vno  ci^tülp  als  attisch  be- 
zeichnet sind^  obwohl  fragendes  otov  und  üimy  auch  in  ande- 
ren Verbindungen  belegt  sind  (wegen  vno  aimv  vgl.  Ar.  Lys.  730), 
wo  also  die  präpositionen  bloss  als  stützen  der  obliquen  casus- 
forraen  beigefügt  sind?  oder  ist  das  sig  %i  corrupt  wie  so  viel 
anderes  in  unserm  texte?  Vor  anderweitigem  aufschluss  bleibt 
die  stelle  dunkel  und  damit  entsteht  die  nötigung  äolisch  xi 
einstweilen  ad  acta  zu  legen. 

Kehren  wir  zu  %Qt  zurück.  Es  liat  sich  gezeigt,  dass  an 
der  einzigen  stelle,  an  welcher  diese  form  ein  v  gehabt  haben 
kann,  hinter  dem  z  sich  keine  spur  eines  solchen  zeigt,  indem 
die  Verwandlung  von  t  in  er  fehlt.  Daraus  folgt  notwendig: 
zu  der  zeit,  als  in  andern  formen,  speciell  in  dem  orlhotonierten 
♦r/uf  r  in  ff  übergieng,  war  in  der  enclitischen  dativforni  das  v 
nicht  mehr  vorhanden,  die  letztere  also  in  einer  gewissen  sprach- 
periode  eben  durch  dieses  fehlen  des  v  von  der  orthol onierten 
form  verschieden,  Dass  enclisis  Schwächung  veranlasst,  dafür 
liefert  gerade  das  griechische  Personalpronomen  zahlreiche  bei- 
feie. Ich  erinnere  an  dorisch  tv  aus  tj:s,  an  dffac  aus  mfiag^ 
^,  vfAug  aus  ^f^i^cgy  v^iag  oder  ^/*«c,  iffi«^,  r^inv^  vfnp  aus 
^f^iv,  vfAltf,  an  juot%  fiot^  /i£  neben  «^or,  £/^o«,  i^i,  an  den  aus- 
scbluss  der  enclisis  von  volleren  formen  wie  <ryi'0i,  far,  ii. 

Fragen  wir  aber^  wie  alt  die  Schwächung  im  dativ  des 
Pronomens  der  zw^eiten  person  sei,  so  geben  zwar  die  andern 
griechischen  mundarten,  weil  sie  den  Übergang  von  rß  in  ff/ 
nicht  kennen,  keinen  aufschluss,  w^ol  tritt  uns  aber  der  enclitische 
dativ  des  arischen,  t^  im  Sanskrit,  taip  im  Altpersischeii,  tt^,  töi 
in  der  spräche  des  Avesta  mit  demselben  fehlen  des  v  entgegen 
und  erweist  durch  seine  Übereinstimmung  mit  griechischem  zot, 
dass  bereits  die  grundsprache  neben  orthotonischem  kni  encü- 
tisches  tai  kannte.  Allerdings  geht,  während  im  Griechischen 
neben  tot  ein  *tfot  refleclierendes  am  steht,  in  den  arischen 
sprachen  dem  te,  töi,  taiy  eine  gleichartige  orthotonierle  form 
ab,  Avestisch  thwöi  und  skr.  ive  sind  locative.  Ebenso  liegt 
die  sache  in  der  ersten  person.  Wohl  haben  wn'r  im  Sanskrit 
neben  enclitischem  me  auch  ein  urthotoniertes  niS.  Aber  an 
der  einzigen  stelle,  wo  es  vorkommt,  ist  es  entschieden  locativ: 


llpie 


Jacob  Wackerniigel, 


VS.  4,  22  h^e  rd^o  mi  räi/ah  (citiert  Väj.  Pr,  1,  97,  auch,  ol^ 
wohl  im  AV*  nicht  vorkommend,   Ath.  Pr.  1,  77.  vgl,  die  mir 
unverständlichen  bemerkunjjen  Webers  ind*  stud,  13,  8).  Allein 
in  beiden  sprachen  beruht  dies  einfach  darauf,  dass  die  einmal 
vorhandene  orthotonierte  dattvform  durch  die  gleichwertige  auf 
hhya(m)  verdrängt  wurde,  gerade  wie  im  dorischen  neben  /*ai 
bloss  ifiiv  nicht  ^/*oi  belegt  ist.    Dass  auch  dem  Sanskrit  prono- 
minale dative  auf  e  nicht   fremd  sind,  erweisen  asme^  yuslm, 
die  sich  gegen  astmbhtfam,  ynshmdhhyam  länger  gehalten  haben 
als  *me,  *tv^  gegen  mähijam^  fübhyam.    Als  locative  entsprechen 
(ismS,  yuahme  dem  ^gebräuchlichen  me,  tve:  mit  diesen  sind  sie 
wohl  als  aus  dem  possessivstamm  (vgl  avestlsch  ahma  unser, 
ma  mein,  ihtm  =  ved,  ira  dein)  gebildet  zu  betrachten,  wie  lat» 
meij  tui  \l  s.  w,,  griech.  Tfo7o,   zd.  mahyä  }\  49    (50),  6  und 
sva-hi^a^  in  beiden  arischen  sprachen  als  personale  gebrauclilt 
aber  nur  in  avest.  Jwävotja  y.  58,  9  (59.  30)  als  solches  fleclierl* 
Dieses  locative  asme  fehlt  dem  Präkrit  (Pischel  J.  L.  Z,  1875  p,  317). 
Unter  allen  umständen  sieht  tat  als  enclRische  dalivform 
für  die    grundsprache  fest.     Im   Griechischen   hat,   gerade  vrie 
z.  b,  in  ötifjtm^  der  dativ  die  funclionen   des  locativs  mit  über- 
nommen.     Den  arischen  sprachen  ist  diese  Vermischung  fremd. 
Dagegen    zeigt  hier  tvAöi-ialy  gerade    wie  me-möi^maiy  neben 
dativischer  auch  geneiivische  function.    Benfey  (»die  indog.  en- 
dungcn   des  gen.   sing,   lana,  fas,  7a<    p.  40)  setzt  die  lelztere 
als  ursprungliche,  die  datrvische  als  daraus  hervorgegangen  an. 
Und  allerdings  zeigt  das  Allpersische  vollständige,  die  indischen 
Volkssprachen  fast  vollsländige  und  die  vedische  und  volkstüm- 
lich-sanskritische spräche  häufige  absorption  des  dativs  durch 
den  genetiv,  und  das  Avesta  zeigt  ahnliches,    obwol  auch  um- 
gekehrte vertaoschung  (vgl  Hubschmann,  casuslehre  p.  273  f. 
221),   sodass  eine   in   diesen  sprachen   erscheinende  form  von 
zugleich  genetivischer   und    dativischer    function   durchaus  das 
präjuiliz  für  sich  hal,   ursprünglich  ein  genetiv  zu  sein.    Allein 
wenn  zwei  casus  zusanmienfliessen,  so  kann  gerade  beim  pro- 
nomen,   das  von   analogien   unabhängiger  ist   als  das  nomen, 
leicht  einmal  der  fall  eintreten,   dass  nicht  der  gewöhnlich  ob- 
siegende casus,   sondern   der  sonst  verdrängte  sich  behauptet. 
Ein   schönes  beispiel   hiefur  liefern    homerisch    ifsS&f%\    «r/^fy, 
txPBP  äol.  t^£t^ft\  0^i^t)\  /^^*>'  dor.  /u/^fv,  reine  ablativformeni 
aber  auch  geneUvisch  gebraucht,  obwol,  als  genetiv  und  ablaüv 


Ueber  einige  enclitische  neb^nformeii  der  personalpronomina,     599 

zusammen  flössen,  in  allen  sonstigen  föllen  die  genetivform  durch- 
gedrungen und  trägerin  auch  der  ablativischen  function  ge- 
worden ist.  Schön  stimmt  hiezu  avestisch  qato  vd.  15,  37  (11) 
md  ,  .  .  kaine  .  ,  .  qatö  garewem  rae$hai/a4  genelivisch  ge- 
braucht, obwol  im  alJgemeinen  eher  der  ablativ  geneigt  ist 
dem  genetiv  zu  weichen  (Hübsch mann,  ciisuslehre  236.  228), 
Unserm  tt^  noch  viel  näher  liegt  aber  ein  anderer  fall,  iahhyam 
ist  zweifellos  eine  echte  dativform  und  im  altern  Indisch  durch- 
weg nur  dativisch  gebraucht  Trot>:dem  bietet  Paraskaras 
Grhyasütra  1,  6,  2  mama  tuhhya  ca  samvmumam,  also  tuhhya 
dem  genetiv  nmnm  parallel  Und  dass  wir  dies  nicht  als  Zu- 
fälligkeit ansehen  dürfen,  lehrt  das  Päli,  wo  die  auf  mahyam, 
UMHfam  zurückgehenden  dativformen  mmßmm  tuyhuni  häufig 
in  der  bedeutung  des  genetivs  gebraucht  i>ind  (Kuhn  85,  8ü). 
Was  aber  luhhyam  zu  erleiden  fähig  war,  dasselbe  konnte  auch 
tai  erleiden,  und  bei  beginnender  Vermischung  der  zwei  casus 
auch  den  genetiv  absorbieren. 

Diese  absorption  ist  den  arischen  sprachen  gemeinsam. 
Später  fallen  andere  gebrauchserweiterungen.  Im  Indischen 
dienen  nm^  te  schon  früh  für  den  iostromental  mit^  so  in  Acokas 
erster  Inschrift  von  Delhi  (Corpus  inscript.  indic.  1  p.  106) 
z.  2.  Saddavisati  vasa  abhisite-na  me  iyam  dhammaUpi  likhapiUl. 
Dem  schliessen  sich  Päli  (Kuhn  p.  86)  und  Präkrit  (Lassen 
p,  330.  828)  an.  Im  Avesta  sind  mCf  te  instrumentalisch  nur  in 
RUIen  gebraucht,  wo  sich  dieselben  ohne  Schwierigkeit  auch  als 
dative  fassen  lassen;  z.  b,  yt.  5,  77  yai  nie  avavat  daevat/arna' 
mm  füjat^m  vgL  yt.  10,  87  t/ahmüi  khshnato  ,  . .  ibiaiö  havaUi 
mUhrö  (Spiegel,  grammatik  p.  300*  Hübschmann  p,  223). 
Sicherer  sind  die  beispiele,  wo  unsere  enclitica  accusalivisch  ge- 
t>raucht  sind,  wofür  zu  beachten  ist^  dass  in  den  hoddbistischen 
Gäthäs  die  dative  makya  tuhhya  tnhhjam  (Kern  jaarlelling 
p.  97)  und  im  Pali  die  genetive  nmmam^  tavam,  amhüktm,  tu- 
mhäkain  (Kuhn  p.  85)  accusalivisch  gebraucht  sind;  y,  67  (08),  1 
ueUii  tc  avayäm  duifiuhi,  y,  70,  62  (71,  Vii)  ashavanem  lEashamiat 
mtrunni  (nach  Justi),  wol  auch  y.  1,  59  (21)  a  te  afUie  fracu 
giuyif  nicht  aber,  %vas  Spiegel  anfuhrt,  yt.  4,  1  yö  te  jurAiü 
ameshanäm  rpetdmmm  (vgl  yt*  14,  2  ahmdi  paoiryo  äjacat) 
noch  yt.  5,  63  nwshu  mc  java  avmhv  (vgl,  yt.  10,  24  yahmai 
mithrö  ja^^aiti  avaiihe  und  yl.  13,  1).  Ein  ablativisches  te  er- 
kennt JusÜ  y.  35,  21  (7)  2^0  te  i^atmide  (vgl.  Hübschmann  p,  232). 


mo 


Jacob  Wackeraagel« 


Die  altpersischen   keilinschriften  zeigen  keine  gebrauchserweite 
riing  von  maii/  und  taiy  über  genetiv  ynd   dativ  hinaus. 
scheinbar   instrumentale    (3^,  46)  .  .   amaiy    amijfafdy 
agti  kartam  kunn  nicht  zahlen,  vgl.  58,  A  23  tt/a  mana 
idä  tUa  tyamai^  aiHiiaram  kartam,  UJid  das  oben  für  de 
Sätze  im  Ävesta  bemerkte» 

Soweit  von  dem  Schicksal  des  tf  und  des  ihm  verschwE 
ten  ifi^  in  den    arischen  sprachen.     Es   ist   aber   diesen  zwei] 
encliiicis  noch   eine   dritte  form  als  durchaus  gleichartig  anzü-J 
reihen  nämlich  indisch  se,  allpersisch  Äaiy>  aveslisch  h^,  höi,  sei 
she-.     Jenes  gehl  merkwürdiger  weise  den   ältesten   denkmalern 
des  Indischen  völlig  ab;   es  fehlt  in  den  Veden  und  denj  clis- 
sischen  Sanskrit,  ebenso,  so  weit  sich  erkennen  lässt,  den  A^oka- 1 
inschrillen,  und  endlich  dem  Päli.    Dagegen  ist  es  dem  draiiien- 
präkrit  geläutig  und  zwar  als  (dativ  und)  genetiv  aller  drei  g^ 
schlechter  im  sinn  von  asi/a  ast/äs,  tasifa  tasj^as,  etasya  etasjfli, 
wie  die  einheimischen  granimatiker  sich  ausdrücken  (Varar.  6»  11 
Hern»   3,  81),   d,  h.  als  anaphorisches   pronomen    (vgl.  Lassen,] 
institutiones  327,    Bopp  vgl,  gr  2,  126).    Genau  stimmt  biemj 
der  gebrauch  von  smy  in  den  altpersischen  keilinschriflen,  w' 
es,  xufallig  nui'  im  masculinum  belegt,  mit  dativLscher  (M»  H3 
hausaitf  khsatram  frobara)  und    mit  genetivischer  (20,  77  al» 
t^adsaiy  fratamä  anuslyä  ahahtä)  funclion  belegt  ist*    Es  stionütj 
also    beideroiis  gut   zu    te    resp.    taiy,   das  ja    in   erster  liniej 
für  den  geneliv  functioniert.    Das  ist  im  Avesta  noch  deullicljCT»] 
Hier  ist  he ,  gerade  wie  nu' ,  te ,  in  erster    linie  dativ  und  ge- 
netiv;  und  zwar   dativ   des  masculinunis  z.  b.  vd.  13,  S2  (30) 
ava  he  (sc.  dem  hunde)  barayen  täsiem  dauru,  des  remtDintiinsl 
z,  b.  vd.  7,  172  tr.   (70)  yesi-ra  A^  häm  tafnö  jagot  avi  Um^l 
MöishnuyCf  ySm-ca  he  dva  yat^ka  avi  acisio  ajagät  yo^m  üAikUoi 
poQca  iarshno,  qarat  ctP^ha  nairika  üpem,   genetiv  des   niasCQ*] 
linums  z,  b.  y.  9,  87  ff.  (28)  yö  cisca  *  .  .  (a$mnhao  a^limoihföJ 
geurüaija  he  poäam  zmare,  pairi-shs  mki  vereimidhi,  ^fafhta»"' 
-she  rnano  kerenüidhif  des  feniininums  z,  b.  yt.  17,  21  fwurflfö 
tarn  ujm'histat  yö  gpUüfno  sarathuströf  upa  he  ^rayaia  t>Ä5*öA*" 
Wie  fernerhin  me  als  insirumenlal  gefärbter  dativ  erscheint,  so 
h^  vd.  3,  68  und  70  (^2l)y(zi-ca  hS  anya  agha  skyaoihna  /ramr^*  1 
paiiUa  hS  cUhaj  Oat  y^js^i-s^  anya  agha  skyaoihna  nöit  fravari^i 
paüitem  u.  s.  w.   Wie  f/^,  kann  he  auch  als  accu^aliv  fungierisn,! 
und  zwar  im  masculinum  vd.  3,  45  (14)  yiei-sS  aim  barcU  ji4\ 


Üeber  einige  enclitische  neheDformen  der  persortalpronomlna.    601 

vd*  19,  4  (1)  druhhü  he  (den  Zarathuslra)  pairidvaraf, 

'♦B»  19,  78   (23)  f/nt  hP  rMr/im   baghödatanäm  aiwi-raocayäcmte 

(vgl.  Hübschmann  p,  195.  275),  im  femininum  vd.   15,  32  (9)  ft\ 

ptUhräm-ea  he  dndhaiti.     Wie  endlich  U'  einmal   alilativ  ist,  so 

auch  hi  vd.   19,  6  (2)  drukhs  hß  ^tareto  apadvaraL 

Die  Übereinstimmung  ist  eine  völlige.  Aber  nicht  nnr  syn- 
tactisch  steht  SE  mit  ww^,  te  auf  gleicher  linie,  sondern  auch  in 
der  endung  (skr.  me  i^^^^se,  altp.  mmy  Uüy — saiy  avest.  im  möi 
t&  iöi — he  höf)  und  der  betonuog.  Der  accent  von  präkritisch 
$e  lässl  sicli  niciit  feststellen;  die  grammatiker  schweigen;  zu 
betonen  isl;  dass  es  im  allgemeinen  den  satzanfang  meidet,  aber 
doch  nicht  iminer,  so  z,  b.  nicht  ^ak.  25,  6  Bö.  (anders  bei 
Pischel). 

Allein  wenn  sc  nicht  enkliti.sch  ist,  so  ist  dies  ein  vergessen 
des  ursprünglichen;  zu  klar  ist  der  Sachverhalt  in  den  iranischen 
denkmälern,  um  dies  zu  verkennen.  Im  Avesla  meidet  hB  nicht 
bloss  den  satzanfang,  sondern  wandeil  auch  bei  vorausgehendem 
auslaul  i  seinen  an  laut  in  s,  sh,  was  selbständigen  Wörtern  nie 
begegnet,  wol  aber  zweiten  gliedern  von  compo&ita;  es  ist  also 
wie  diese  mit  dem  vorausgehenden  worte  unter  einem  ton.  Im 
Altpersischen  erscheint  miy  stals  mit  dem  vorausgeheiideo  wort 
zußatnraengeschrieben ,  und  unter  dessen  tautlichem  einlluss. 
Selbständig  müsste  es  haltj  laoten;  das  s  ist  gleicii  zu  beurteilen 
wie  das  s  sh  desselben  worts  im  Avesta,  aber  von  den  fällen, 
wo  es  lautlich  geboten  war,  auf  alle  ausgedehnt  worden*  Daher 
haben  wir  nicht  bloss  itfahaip  und  hausaiy,  sondern  auch 
avathäsaiiff  pa^ärasaif  uiasaitj  statt  avathdhaiff  u.  s.  w.  Aber 
|[anz  analog  ist  niijasadayam  (52,  36)  für  myahadayam  wegen 
des  lautlich  gebotenen  nismlayami. 

In  rücksicht  auf  alles  dies  kann  sc-saip'hvj  wie  Bopp  scharf- 
sinnig erkannt  hat  (vgl.  gr.  2,  120),  nur  dem  reflexivpronomen 
angehören,  das  allein  den  pronomina  erster  und  zweiter  person 
gleichartig  ist  (vgl  mihi  tibi  —^  sihif  ifilv  teiv  —  j»is  avest. 
mavoya —  hvavöya).  Als  probe  für  die  richtigkeit  hieven  kann  die 
nachfrage  nach  einer  eigen! um lichkeit  dienen,  die  das  reflexivurn 
vor  allen  andern  pronomina,  auch  den  persönlichen  voraus  hat. 
Es  unterscheidet  die  zahlen  nicht,  hat  für  singular,  dual  und  plural 
dieselben  formen.  Gilt  dies  nun  auch  für  se?  Auf  den  ersten 
blick  allerdings  nicht.  Im  Präkrit  ist  sP  nur  für  den  singular 
belegt  und   als  zugehörige  pluralform  gilt  sim   (Varar,   6,   12. 


i 


602 


Jacob  Wackernagel, 


Hein.  3,  81),  neben  welchem  auch  sanam  vorankommen  scheint: 
Weber,  bhagavati  I,  422  A.  1,  vgl,  E.  Müller,  jainapräkil  p,56* 
Ebenso   ist   aUpersisch    saiy  singularisch;    im   plural   tritt   an 
dessen  stelle  Säm,  das  genetivische  (4,  14  aätimsam  khsOffaiki^ 
ätiam),  dativisclie  (20,  83  atcUkasam  aükoham)  und  einmal  «►• 
gaff  wie  avestisch  he,  accusativische  (30,  6  adamsam  ajatum) 
function  hat.      Allein   im   Avesta    findet  sich    von  einem  *häm 
oder  *s/iäm  keine  spur;  hier  ist  A^  entschieden  auch  pluralisch: 
vd.  2, 41  (19  u.  11)  itfim  fracarcnta  pa^vag-ca  ^ku^d-ca  nrnsktfür 
~ca  hväm  unu  milm  Mooslwni^ca^  tjatha  katha-ca  he   saositö,  vA 
6,  63  (29)  ,  .  .  (nagavo)  .  ,  ,  yuvat  cval-m  he  zagt^wib^a  hoA- 
geurvat/ä?^,  aetavat  apaf  haca  ni$hbarayen,    yt,    10,  \^  ahmya 
väshe  vasäofiti  cuthwarö  aurvoMö  .  ^  .  te  pararafäoiihö  Maranacm 
jHxiU&nukhtu^  Oai  h  e  apara  ere^afaena,  wolil  auch  vd.  6,  1^  (7J 
aekidJm  hPaHc  inazdaifarnaailhao  semö  pttiri-  sluiyanta,  aPtufütäm 
agtum-ca  varef;änM:a  rpätnävi-in  müthrän^ca  vaiilitUüiänKa,  Und 
ganz  ebenso  muss    auch  nach  dem  zeugniss  eines  von  Hemac* 
3, 81  cilierten  granimatikers,  das  nach  einer  gutigen  raittheiluag 
von  proL  Pischel  zwar  durch  beispiele  nicht  belegbar  aber  doch 
ganz  glaubwürdig  ist,   prükritisch  i^e  auch  plurulisch  gewesen 
sein:  idamUuiur  äituipi  sv  adcgmu  kc^cid  kcMd   Damit  ist  aber 
dieansetzung  von  se  als  einer  form  des  reflexivums  zu  völliger 
gewissheit    erhoben.      Das    präkritische   ^im    (vgl.   t:sim,   Usimt 
kesim  u.  s.  w,)    und  das  altpersisc^ho  sdm  aber  sind    als  spate 
formen  zu  betrachten,  gebildet  als  das  singularische  se,  smy  für 
den  plural  nicht  nielir  dienlich  zu  scheinen  begann,   und  darift 
griechischem  tJifsaq^  atfwr,  aef$ai  völlig  analog. 

Wenn  se  dem  retlexivum  angehört,  so  hat  es,  wie  (e  ig. 
kü  in  der  zweiten  persoo,  ausfall  des  v  erlitten,  und  zwar  wie 
dieses  erlitten  in  seiner  eigenschaft  als  encliticum.  Fernerhin 
Verlust  der  reflexiven  bedeulung;  denn  $e  ist  niemals  reflexiT, 
imuier  ariaphorisch.  Die  wenigen  entgegenstehenden  bei- 
spiele des  Avesta  erledigen  sich  leicht,  vd.  19,  25  (7)  tköii  hi 
ajßatjaväne  vaüuhim  damäm  ntazdaym^nlm  ist  M,  wenn  richtig 
Überliefert,  wohl  mit  der  tradition  auf  Ahura-Mazda  tm  be- 
ziehen, jedenfalls  aber  nicht  mit  Josli  durch  mir  wiederzugeben* 
yi.  5,  l!27  ha  he  maidhlm  nyäzayat  fassen  Justi  und  Ilubsdi- 
mann  (p,  163)  h^  als  reflexiv:  »sie  schnürte  sich  die  Bfiitte.« 
Aber  dürfen  wir  dasselbe  nicht  auf  kainlno  kehrp  bezieheti? 
Denn  um  dessen,  des  vcm  Anähita  angenommenen  leibes,  mitte 


lieber  einige  enclitische  nebenformen  der  personalpronomina,     603 


handelt  es  sich.  Anclernralls  wäre  hier  eine  abirnm^  des 
Sprachgebrauchs  m  statuieren,  wie  solche  in  manchen  theilen 
des  Ävesta  öfters  begegnen. 

Dass  ein  reflexivstainm  anaphorisch  gebraucht  wu'd,  hat 
durchaus  nichts  auffallendes.  Es  genügt  auf  Windischs  aus- 
führongen  (Gurt*  stud.  %  334  ff.)  zu  verweisen.  Mehr  dürfte 
die  beschränkung  dieses  gebrauchs  auf  die  enclitische  form  und 
die  der  enclitischen  form  auf  den  anaphorischen  gebrauch,  die 
in  s^-mitf-hc  vorliegt,  überraschen.  Allein  sie  beruht  auf  einem 
grundsprachlichen  tongeselz;  sie  findet  sich  auch  im  Griechischen. 
Bekannt  ist  Aristarchs  regel,  dass  das  pronomen  der  dritten 
person,  wenn  reflexiv,  stäts  orthotonirt^  wenn  aber  anaphorisch, 
encHtisch  sei,  eine  regel,  die  Aristarch  selbst  in  der  praxis  seiner 
lextkritik,  hernach  Herodian  auch  in  der  theorie^  dahin  berich- 
tigt hat,  dass  auch  das  anaphorische  pronomen  orthotoniert 
werden  könne,  Avofern  ein  besonderer  nachdruck  darauf  liege 
(Lehrs,  quaestioiies  epicac  U5  IT.);  %  heissL  also  in  der  regel 
sich,  l  immer  ihn  (sk).  Daher  die  bestimmung,  dass  bei  Homer 
tiifmf,  <jf/#,  ü(f€  und  atfonp  der  dritten  person  nie  anders  als 
enclitisch  vorkommen;  denn  sie  sind  aoch  ausnahmslos  ana- 
phorisch. Und  dasselbe  accenlgesetz  gilt  fort,  solange  dieses 
pronomen  überhaupt  weiterlebt.  Daran  schliesst  sich  an- 
deres an. 

Dindorf  und  Bäumleio,  und  schon  längst  vor  ihnen  Trypho, 
ßnden  es  höchst  abgeschmackt,  dass  M  204  nüif^B  yd^  avtov 
iXQvia  xaid  ait^^og  na^ct  dft^yv  das  pronomen  athay  von  der 
tradition  inclinirt  wird  und  sonst  durchaus  nirgends*  Allein 
dieses  avtov  ist  gerade  ein  merkwürdiger  beleg  für  die  tendenz 
pronomina  der  Identität,  sobald  sie  zu  bloss  anaphorisclien 
herabsinken,  iJires  tons  zu  berauben.  In  artog  ist  dieses  herab- 
sinken bei  Hom^r  erst  im  beginnen  (vgl.  Windisch  a.  a.  o. 
347  f.);  es  konnte  daher  die  enclisis  nicht  an  einer  menge  von 
stellen  eintreten;  dass  sie  our  an  einer  stelle  eingetreten  ist, 
beruht  auf  dem  frühen  wueder vertust  derselben  in  der  spräche, 
auf  dessen  veranlassung  hier  nicht  einzugehen  ist.  Der  paralle- 
Usmus  von  avior  mit  dem  in  gleicher  weise  anaphorischen  und 
enclitischen  i  lässt  sich  aber  noch  tiefer  begründen,  avto^  wird 
gewöhnlich  mit  av  »hinwiederum«  in  Zusammenhang  gobracht 
und  zugleich  mit  oiVo^;  es  ist  aber  nicht  abzusehen,  wie  eine 
Partikel   des  gegensatzes,    die  mit  Wörtern  wie  lat,  auf,  auteni 

Ä*lUehHft  fOr  TernK  ßpraefif.  N,  F.  IV.  ß.  4t 


604 


Jacoh  Waekernaget 


2iisammfnh^^t,  geeignet  5?ein  soll  em  pronomen,  dai?  identitÄt 
roit  einem  schon  genannten  hervothebl  und  »selbst«  l>etleutel, 
zu   erzeugen.     Windischs   ausführungen  a.  a,  o,  p.  362  —  366 
erklären  die   sache  nicht,     Rücksicht   auf  die   formen  unseres 
pronomens  in  andern  dralekten  als  dem  attischen   fuhrt  besser 
mm  aiele»    Hesych  überlietert,  dass  bei  Cretern  und  Lakonen 
ttH  statt  €ith6g  gebräuchlich  gewesen  sei :  diesc*s  avg  ist  aber  in 
der  zeit,  aus  der  uns  noch  dcnkmäler  erhalten  sind,  nicht  mehr 
in  selbständigem  gebrauch  zu  tieffen,  sondei'D  nur  noch  als  öp- 
starrter    noniinativ    in    cretischem    tv^afii^n   vnlQ    av^    mha; 
iv%äi'j  delphischem   HVQtt^Qt(fa    avg   avidg,   ton^    xataXt^ndm 
naQ*  avq  avziv  u.  s,  w,  aber  auch  aus  dieser  Stellung  späterhin 
durch  citi)rog  verdrängt;  delphisch  jfr^#*rc>iT€^'arroc«iVtoi'U.s.  w, 
(vgl.  über  diese  Verbindungen  K.  Keil  Rh.M,  18,  262  und  Geo, 
Curtius  in  den  Leipziger  ber.  1854  p,  225  f.).   av^  kann   atier 
unier    keinen    umstanden    aus   avtuq    »zusamraengeschrrnnpfl* 
sein,  wie  Wirtdisch  p.  3G5  u.  aa*  annehmen,  ist    vielmehr  für 
uns  ein  zeugniü  von  einem  altern  stamm  avt-^  dessen  Vorhanden- 
sein durch  das  adverbiunj  av%Uay  wo  wir  deutlich  einen  locati? 
ßi?ri  und  ein  daran  getretenes,  denselben  zum  temporaladverb 
stempelndes  -xa,   wie  in   dorisch  «jr«,    no^a   u.  s.  w-,  unter- 
scheiden können  (»eodem  ipso  tempore«),  schön  bestätigt  wird* 
Allmählich  erst  geschah  es,  dass  dieses  avt-  durch  pronominal- 
flectiertes  uvio-  verdrängt  wurde.     Die  allere  Stammform  zeigt 
somit     keine    Verwandtschaft     mit     dein     demonstrativen    i^ 
Die  delphischen  insclnifien  gewähren  norh  ferneren  aufschlu^s, 
indem  sie  statt  crrr- mehrmals  «fir-  bieten:  nvQUvovücL  avqmni, 
uiq  ii%mv  xvQ$fVBiv,  aig  dwaig  (Curtius  a.  a,  o,  p,  226).    Dieses 
ohne  weiteras  als  aus  «iV  corrumpierl  zu  betrachten,  ist  nicM 
viel  weniger  gew^altsani  als  die  herleitung  von   avg  aus  arfof. 
dwäc  darf  mit  demselben  rechte  sich  neben  avtäg  gesellen^  ^^ 
äohsch  (SQctroc  neben  ion.   oi^Qavagj  neoion.  w^«  neben  attisch 
©i'^c*,  dorisch  öUci|  neben  «lUc«?.     Da  nun  aber  diese  letzteren 
formen  auf  ig.  varanu  resp.  vära  und  valak  zurückgehen,  können 
auch  a  IT -und  wr-  nur  in  altem  vai-  ihren  gemeinsamen  Ursprung 
haben,  dessen  vocal   am  einfaclisten  als  kurz  betrachtet  wirA 
Dessen    länge   aus   ionischen    actnvroif^    imtnav    u.    s,   w.   mR 
Windisch  (a.  a.  o.  266)  zu  folgern  geht  darum  nicht  an,  weil 
jene  ionischen  formen  zu  den  entsprechenden  attischen  0§avt9t% 
imi'tQv  sich  oQ'enbar  gleich  verhallen  wie  ion*  to^rrv,  dr^f  tu 


Üeher  einige  endiUsche  nebenformen  der  personalpronomina.     605 

alt.  tavio,  dv^Q  und  also  aus  tsia-athov,  U-adtm  contraliiert 
sind;  der  im  genetiv  ursprüngliche  diphlhong  gieng  auch  in  die 
andern  casus  über,  vgL  ßredow  p.  200. 

Der  alle  nominativ  lautete  also  ^faq.  Soweit  zu  gehen  ge- 
statten und  gebieten  die  im  Griechischen  selbst  wirklich  vor- 
handenen formen. 

Gehen  wir  über  dieses  gebiet  hinaus,  so  stossen  wir  auf 
den  avestischen  nominativ  hvüi;  i^cr  selbst«,  der  mit  */ac  ^^ 
deutungsgleich»  und  wenn  wir,  was  völlig  erlaubt  ist,  dasselbe 
als  aus  "^dfäq  hervorgegangen  betrachten,  sogar  identisch  ist. 
Der  aceusativ  zu  avg  =  "^j^äq  nmss  danach  (vgl,  niivta)  "^ßdvta 
gelautet  habeo*  Ob  hiedurch  auf  die  von  Hesych  gebotenen 
dvttXQv^*  Tov  av^ov  tfovg,  dwaxag^  ävTaxig  (?)  und  dvi^f^fiSQOp* 
a^fifQoy  und  tivtalXig  (?)'  tavi^g  i^g  ^^i^ag,  welche  num  seit 
Ahrens  (diall.  2,  272) aus  avtetovg,  aihaxdg^  aizak^g,  av^^fitgor, 
avialiig  verschrieben  glaubt  ^  nicht  ein  günstigeres  liclU  fällt, 
will  ich  nicht  entscheiden.  Aus  genitivformen  wie  *j:mug  — 
*avtog^  *faimv  —  *ainmv  konnte  sich  die  gewöhnliche  flexion 
von  avTÖg  ebenso  leicht  entwickeln,  wie  z.  b»  die  von  vUg  aus 
vlog^  vl(Av.  Das  adverbium  at'^j  »ebenda«  scheint  direkt  auf 
svadhi  zurückzugehen,  vgl  skr.  svaJus  avest.  qaiö,  den  etwas 
seltsamen  a-lauL  aber  seinem  anschluss  an  avrog,  dessen  a  durch 
die  ursprüngliche  nasalitüt  des  starames  bedingt  ist,  zu  verdan- 
ken. Durch  diese  hcrleilung  gelangt  aviog  in  eine  ihnj  durch- 
aus gleichartige  worlgruppe  hinein;  seine  bedeutungen  werden 
sofort  verständlich  und  seine  eigenheiten  werfen  auf  den  einfache- 
ren stamm  sm  ihr  lieht  zurück.  Das  gilt  insbesondere  von 
dem  oben  besproclienen  enclitischen  avioK 

Derselbe  zusamnienhang  zwischen  anaphorischer  bcdeutung 

und  enclisis  xeigt  sich  auch  beim  demoostrativpronomen.     Ich 

erinnere  an  die  reget  des  Sanskrit,  wonach  das  in  der  classiscfaen 

irache    stäls    tonlose    cna    und,    wenn    tonlos,    auch    mmäA^ 

it  n.  s,  w,  nur  gebraucht  werden,  wenn  sie  auf  schon 
erwähntes  zurückweisen  (vgl,  ßenfey  vollst,  gr,  §  77G  VI, 
Windisch  254  ff.). 

So  erledigen  sich  alle  bedenken,  die  sich  gegen  die  er- 
MSrung  von  se^saiy — A^  als  encli tischer  nebenform  zu  dem  in 
griechischem  ßüJ  vorliegenden  orthotonierlen  dativ  sim  erheben 

tAn   den  dativ-genetiv  sai  reiht  sich   nun   feroers  die 
45* 


apracJ 
WfßMt 


aceusativform  sim,  deren  eigcnheiten  uns  am  deutlichsten  in  der 
vedischen  spräche  entgegentreten  und  von  Grassmann  schön 
erkannt  worden  sind.  Es  ist  gleichgültig  gegen  geschlecht,  also 
ein  pcrsonalpronouien,  und  gegen  numerus,  also  ein  reflexiT- 
pronomen;  es  ist  wie  st  anaphorisch  und  enklitisch:  RV.  1,  95,  3 
viröcamänam  pari  shim  nayanii  (^^agnim).  7,  78,  2  prdti  sh%m 
agnir  jaraU  f=  ushdsam),  1,  37,  6  yAt  slm  örüarn  n6  dhm.u 
(himmel  und  erde).  6,  48,  4  arvdmh  slm  kmohy  agnS  *f 
(,=  devdn),  3,  7,  3  ä  slm  arohat  sut/dmä  bhdvantth  f=  agt^ä 
d^ts).  5,  31,  9  nish  shlm  adbhf/6  dhdntatho  nish  shadhdsihäi 
(,==  tanuin^).  Merkwürdig  an  diesem  sJm  ist  noch  manches, 
so,  dass  dasselbe  dem  relativ  beigefügt  wird,  um  ihm  in  der 
ruck  Weisung  auf  etwas  bereits  erwähntes  behilflich  zu  sein: 
ferner  die  fahigkeit  auf  etwas  erst  nachher  erwähntes  hinzu- 
weisen, w^ovon  nacliher  mehr.  Genau  entspricht  ihm  avestisches 
him:  als  acc.  sg.  des  masc.  yt.  15»  40  äal  htm  jaidhffen  avat 
üyaptmn:  duMdi  nö  vayo  yo  uparokairyo  u,  s.  w.  vd.  13,  85  (31) 
fra  hiftKif  (den  hund)  nidaremym;  des  fem.  yl.  13, 100  yö  hlm 
^tätäm  hitäm  Imitim  nzvashuf  hnca  hunüiwyö^  ni  htm  da^ 
maidtiyfnsh^dhcm  (nämlicli  die  dncnä),  y.  49  (50),  2  katM  ma^ 
ränyöskereiJin  gäm  isha^'öit^  yi  htm  ahfMi  vä^travaitim  ^ 
ugyat;  so  noch'  y.  29,  2  (?).  43  (44),  14.  60,  16  (61,  5).  yt. 
22,  10.  als  acc.  plur,  visp.  5,  4  (4,  2)  yamtmid^  vattimmea 
adäm  vankvinica  ashlm  vanhmmcn  eigilm  vQnhvimm  dn^atüttm 
,  ,  .  a  htm  vufWtayanmhL  Besonders  nah  berühren  sich  aber 
das  vedische  slm  und  das  aveslische  hlm,  indem  sie  voraus- 
weisen. Zu  RV,  5,  31,  9  nish  shlm  adhkyd  dhdmatko  niA 
shaddsthan  magMtio  hrdo  varathas  tdmafi^si  gesellt  sich  vd. 
3,  67  (20)  avao  Elm  paiti  mithnaUif  vlgpem  duzhmatem'Ca 
dushükhiem-ca  du^hvarstem-ca  (»jener  bereut  es,  nämlich 
alle  üble  gedanken«  u.  s,  w.),  yt.  5,  1  ff*,  yazaesa  mi  hltn,  gpiiama 
mrathustra,  yam  ardvjm  Qüräm  anühitäm  (»preise  mir  sie, 
nämlich  die  Anähitac).  yt.  2,  V^yö  hlm  dn^ti  ddranem  yöi  hapia 
ameshä  fpenta  hukhshaträ.  So  vielleicht  auch  y,  43  (44),  90. 
Hier  folgt  das  betrefTende  nachgesandte  Substantiv  dem  verb; 
noch  vorangehend  ist  es  RV.  3,  38,  3  nt  shlm  id  äira  gühyä 
dddhanäh.  8,  89,  7  ni  shlm  vrirdsya  mdnnani  vdjram  (ndro 
aplpatat  und  vd.  2,  22  (8)  nöii  htm  gtitavö  vindetK  Es  ist 
höchst  bemerkenswert h,  dass  im  Avesta  he  ganz  ähnliches  zeigt 
wie  dieses  sffn — hfm  und  dadurch   seine   Verwandtschaft  be- 


lieber  einige  encli tische  nebeiiformen  der  personalpronomina*     QQ^ 


kundel:  y,  52  (53),  2  at-ca  höi  f;cantu  mananhu  .  .  khshnüm 
mazdai  (sie  sollen  ilim,  dem  Maxda»  darbringen;  vgl.  Hübsch- 
mann p.  186n.).  vd.  8, 239  (107)  hü  h  e  arti  aperdis  aipiparemnai 
idha  ashaon^  (*das  ist  für  ihn  die  sühne,  forden  sühnenden 
reinen),  vd.  19,  8  (3)  nöil  he  aoshö  pairivaemlmi  ^pitamüi 
sarathusträi.  y.  43  (44),  IG  af  höi  vohu  ^aoshö  jaiiiü 
matianha,  nmzdä,  ahma  i  t/ahmili  rm}n  kakmäicJf  {»möge  zu  ihm 
Qraosha  mit  Vohuniano  kommeOi  zu  dem  zu  welchem  du  immer 
willst,  oMazdat;  vgl  Hubschmann  p.  222).  yt  13,  78  tüo  hi 
tatirvaifatem  thatshm,  a  />  r  a  h  e  m  u  i  n  ijeus  d  r  v  aiö,  vd  -  1 3 ,  86 
(31)  para  hü  irishinio  raeshem  cikapat;  vgl  auch  vd.  6>  12  (7). 
Noch  eine  eigenlhündidikeit  von  slm  scheint  Arm  zu  teilen; 
yyat  hlm  (y.  46  (47),  3)  möchte  mit  yat  s^im  des  Veda  zu  ver* 
gleichen  sein.   Vgl,  das  -sh  des  Pehlevi. 

hJm  ist,  wie  sich  gezeigt  hat,  als  pluralischer  accusativ 
belegbar.  Aber  wie  die  Inder  neben  ihr  se  im  plural  sim 
setzen  und  im  Ältj^ersischen  ploralisches  Süiy  vor  dem  nach- 
gebildeten säm  ganz  verschwunden  ist,  so  treffen  wir  im  Avesta 
zu  Mm  nachträglich  einen  dual  hl  und  einen  plural  hls  hinzu- 
gebildet. Vorausweiseiid  ist  hl  y,  30,  3  Äl  vc^yo  akan-ca  »beides 
das  gute  und  das  böse«,  roekweisend  dasselbe  y.  43  (44),  18. 
Weniger  verständlich  ist  dieselbe  form  y.  31,  10,  32,  14,  Ob- 
wohl an  ersterer  stelle  kl  ziemlich  alt  überliefert  ist,  mochte 
es  doch  talschlich  für  htm  stehen,  das  auch  anderwärts  durch 
M  verdrängt  ist:  ai  hlm  ayäo  fravarda  vägfrlm  fshuyafdmu 
»da  wählte  sie  ihn  von  den  zweien,  den  feldbauer«,  hlm  ist 
hier  vorausweisend.  Im  acc.  plural  ist  wie  bemerkt  statt  des 
alten  Alm  öfters  hu  gebraucht,  als  masculiuum  vd.  5,  44  (13) 
yaf  Als  fra  vayo  )miän  (»wenn  die  vögel  auf  sie  zufliegenc). 
y.  64,  16  (65,  4)  yaozeüii  ifl^pe  haretao  ....  yui  hls  avi 
fraiacaäi,  yat  hJB  avi  frazhgaraiü  ardvl  güra  an^iia.  vd,  19, 
39  (12)  kutha  hls  kermavam  haca  amulhät  dntjat  femmura  yt. 
10,  32  paiii  nö  mofkräo  vinaimha,  paiti  hls  yastüo  vlganuha, 
häm  hls  cinmäne  kimmdiUj  nt  hls  dagva  garo  nmün^.  y*  33,  10 
vlgpäü  ^töi  hnjiiayö  yäo  zi  ämihare  ,  *  .  thwahml  hls  zaosht  ä- 
hlmkhshöhvä.  yt.  10,  27  avardäo  hls  apivaiti  neutrum  y.  54,  15 
(55,4)  u^amyän ya  iüwtu  ye^ya  yathahls  fmduthat  niojsdoo.  yt. 
8,  35  ist  his  corruptel  und  so  wol  auch  yt,  19,  67. 

Dasselbe  slm  (dem  characler  der  schrifL  gemäss  ohne  he- 
Zeichnung  der  Quantität   des  i)  begegnet  uns,   und   zwar  mit 


Jacob  Wackeruiigel^ 


allen  altributen  eines  encliticums,  im  Altpersischen.  Oeflers  als 
acc,  sing,  des  mascülinuras  z.  b.  20,  75  hamviisim  kära  avaim 
(idas  gunze  beer  sah  ihn«);  einmal  als  solcher  des  femininyms: 
52»  36  Auramazda  ffoihü  avaina  imam  bnmim^  pa^nvftdim  memä 
frabara  * . . .  adamsim  gathva  niymadayam;  einmal  als  solcher 
des  neutrums :  8,  62  kJisatram,  iya  . , .  aha,  ava  adam  paiipadom 
akunavam,  adamslm  gathva  avärtäyam.  Im  übrigen  ist  das  Alt- 
persisclie  eine  stufe  weiter  als  das  Avestische.  Es  kennt  s^ 
gar  nicht  mehr  für  den  plural ,  sondern  hat  hier  dafür  sis 
(=  avest,  hls)  eintreten  lassen  ;  es  giebt  freilich  nur  einen  beleg: 
24»  52  avaddsts  uznmyapatiy  akunavam;  aber  es  stimmt  dies 
verfahren  völlig  zu  der  oben  besprochenen  Verdrängung  von 
pluralischem  saiy  durch  sam  in  demselben   idiom* 

slm  —  hjm  gehört  zu  sc  —  saiy  —  hv;  also  verlangt  es  nebeo 
sich  eine  orthotonierte  form  *svim,  aus  der  es  durch  den  emfluas 
der  enclisis  hervorgieng.  Allerdings  bieten  die  arischen  spraeben 
weder  ein  solches  ^svlm  noch  ein  entsprechendes  *»am,  *Mim, 
dafür  aber  das  griechische  Hp  als  accusativ  (Apollon,  pron. 
10€  B.),  das  zu  *svlm  sich  nicht  anders  verhält  als  ioi  zu  *svm\ 
daran  reiht  sich  das  von  Corinna  accusativisch  gebrauchte  m 
(Apollon.  105  B).  Zu  beachten  ist  auch  der  nominatiT  I»  der 
wegen  seines  spiritus  asper  und  des  mangels  eines  nominatlv* 
Zeichens  nicht  mit  lateinisch  is  darf  zusammengebracht  werden; 
die  bedeutung   athog  »selbst«,  die  er  entschieden  z*  b.  JIT  410 

wenn  die  ganze  Ilios  selbst  hinsänke«)  hat»  einer  stelle  freilich, 
wo  statt  I  die  meisten  ti  lasen  (vgl  Apollon.  70  B),  weist  uns 
entschieden  auf  den  retlexivstaram  hin,  dessen  nominativ  nichts 
anderes  als  »selbst«  bedeuten  kann  (vgl,  avestisch  hvd  ond 
griechisch  avTog). 

Es  erhebt  sich  schliesslich  die  frage,  ob  der  in  arisch  icd 
und  3Tm  als  folge  der  enclisis  nachgewiesene  ausfall  des  dem 
stamme  des  reflexivums  zukommenden  v  ebenso  wie  der  von 
arisch  iai  als  grundsprachlich  betrachtet  werden  darf.  So  sehr 
man  geneigt  wäre  dies  anzunehmen,  ein  beweis  lässl  sicli  nicht 
erbringen.  Das  Griechische  spricht  eher  dagegen,  insofern  ab 
der  gebrauch  von  a»  mit  diganima  bei  Homer  und  ohne  digamnm 
bei  den  spätem  ausser  beziehnng  zu  dessen  doppelbedeutung 
als  reflexivum  und  anaphoricum  zu  sein  scheint»  und  Hesychs 
glosse  tp'  öiiV^  aihijv  avtov  Hvnqiot^  allerdings  für  den,  der  jV 


i 


"»»» 

mp 


Üeber  einige  encliiische  nebenformen  der  personalpronomina. 

dem  noniifiativ  *  Kugesellt,  eine  grundforni  sim  für  diesen  aceu- 
sativ  erweist,  weil  digamma  sonst  im  eyprischen  erhalten  bleibt, 
aber  ebenso^'ut  al>  beweis  für  die  existenz  des  im  Lateinischen 
bewahrten  im  gefasst  werden  kano.  Und  das  Lateinische  kennt 
zwar  ein  anaphorisches  pronomen  der  dritten  person;  denn  für 
was  anderes  solllen  die,  doch  wohl  cnclltischen  accusalive  sum, 
SOS  gehalten  werden   als  für   in  die  a-declination   über- 

ngene  schwesterformen  zu  arisch  s%m  und  sai  und  griechisch 
ütu  oi^  h  da  sie  sonst  nur  heterociitiselie  bedungen  zu  dem  im 
lateinischen  verlorenen  deoionäirativnoniinativ  sa  sein  könnten. 
Aber  das  anlautende  s  jener  formen  kann  sehr  wohl  oaeh- 
trägUche  Schwächung  aus  $v  sein,  ebensowohl  als  im  possessivam 
der  dritten  person  in  den  formen  sis^  sas  (Neue  2,  136), 
welche  auf  stamm  sva  zurückgehen,  während  bekanntlich  suus 
avestischem  hava,  griechischem  i6g  entspricht. 

Wenn  tni,  nicht  ivai,  die  indogermanische,  und  toi,  nicht 
ffai,  die  urgriechische  form  für  das  enclitische  pronomen  der 
zweiten  person  im  daliv  war,  wenn  dem  entsprechend  äolisch, 
homerisch,  neuionisch  und  in  der  hieher  gehörigen  partikel  auch 
attisch  dieselbe  tot,  nicht  tso$,  lautet,  so  liegt  auf  der  hand,  dass 
das  enclitische  tsm  des  attischen  sein  sigma  von  den  übrigen 
formen  mit  etymologisch  begründetem  n  übernommen  hat.  Dies 
kann  als  analogie  zur  erklärung  eines  andern  falles  dienen. 
Dass  V  dieselbe  fähigkeit  wie  i  gehabt  habe,  vorausgehendes  f 
in  c  zu  wandeln,  ist  höclLst  fraglich.  -crtViy,  weil  zunächst  auf 
Cfoytj^^tvana  YMVückgeliend,  spricht  nicht  dafür,  sammlliche 
Wörter  auf  -rv^  entschieden  dagegen;  homerisch  d^atdog  mit 
skr.  vatula  zusammenzusiellen,  wie  Fick  und  Brugman  thun, 
verbietet  diestarke  bedeutungsdiflferenz  (vgl  Clemmin  Cu,  studien 
3,  302).  So  steht  der  nom.  sing,  <sv  für  jv  völlig  vereinzelt  da 
und  Curtius  (verbum  2,  5^84)  bezeichnet  den  darin  vorliegenden 
lautübergang  mit  recht  als  einen  sporadischen*  Am  besten  thun 
wir,  wenn  wir  ihn  überhaupt  nicht  anerkennen.  Denn  die 
Aeolier  sagten  tv  nach  loannes  Alexandrinus  u.  aa.  ausdrück- 
drücklichem  zeugnis  (vgL  Ahrens  1,  124),  und  auch  Homer 
zeigt  in  der  selteneren,  altertümlicheren  der  beiden  von  ihm  ge- 
brauchten formen,  tvpt^,  noch  den  alten  f-laut.  Daraus  folgt, 
das  auch  lonier  und  Aeolier  ursprünglich  wie  die  Dorer  iv  sagten, 
und  erst  später  ans  den  obliquen  casus  das  er  herübernahmen. 

Basel,  Jacob  Wackernagel 


610 


Herni.  Jacobi, 


i 


Ueber  deo  (^loka  im  Pali  und  Präkrit 

Bemerkungen   über  Ün  Zimraer's  abhandlong: 
»Zur  Paiigrammatikc. 

Dr,  Zimmer  hat  in  seiner  abhandlung:  »Zur  Paligrammatikt 
oben  p.  220  fgg,  durch  silbenzählung  aus  Päli^ioken  manche 
indische  Urformen  zu  eruiren  versucht,  indem  er  es  unler- 
nimnit  »raetrisch  anstössigec  ^loken  durch  Substitution  conjec- 
tureller  urfurmen  zu  berichtigen  und  dadurcli  die  Paligramniatik 
zu  bereichern.  Gegen  die  methode  ist  nichts  einzuwenden, 
wenn  nur  die  metrischen  gesetze  genügend  beachtet  werden. 
Dr.  Zimmer  hat  aber  den  fehler  begangen,  den  in  der  spätem 
indischen  poesie  angewendeten  ^Jlloka  als  norm  auch  für  das 
Päli  anzunehmen,  und  hat  dabei  übersehen,  dass  die  gesetze 
des  ^loka  im  laufe  der  historischen  entwickelung  und  in  folge 
seiner  ausbildung  in  verschiedenen  literarischen  classen  manig- 
faltige  änderungeu  erfahren  haben.  Darüber  hat  am  ausführ- 
iichsten  gehandelt  Prof.  Gildemeister  in  seiner  vorzüglichen 
abhandlung:  »Zur  Iheorie  des  4^1oka«,  in  der  Zeitschrift  für 
die  künde  des  morgenlandes  bd.  V  p.  260  fgg.  Das  ergebniss 
seiner  Untersuchung  fasst  ProL  Gildenieister  in  folgenden  werten 
zusammen : 

»Man  kann die  Geschichte  des  ^loka  mit  ziem- 
licher Sicherheit  verfolgen,  und  drei  wesentlich  unterschiedene 
Perioden  seiner  Ausbildung  erkennen.  Die  erste  von  diesen 
repräsentiren  uns  die  Hymnen  des  Rigveda,  in  welchem  sich 
die  Entwicklung  des^loka  aus  dem  jambischen  Dimeter  und  der 
Anfang  des  Rhythmenwechsels  zeigt,  während  das  entschiedene 
Vorherrschen  desDijambus  an  der  zweiten  Stelle  das  charakte- 
ristische Merkmal  dieser  Stufe  bleibt.  In  dem  zweiten  Stadiunit 
dem  der  Upanishaden,  ist  der  Gegenschlag  des  zweiten  und  be- 
schränkter des  dritten  Fusses  schon  ganz  vollständig  zu  dem 
schönen  System,  wie  es  in  den  Epen  erscheint,  ausgebildet: 
zugleich  aber  sind  die  später  ausgeschlossenen  in  den  Veda- 
hyranen  unbedenklichen  Füsse  noch  gültig,  wenn  auch  selten, 
und  der  Bildungstrieb  ist  so  mächtig,  dass  er  selbst  anfangt 
über  den  dem  Princip  nach  streng  begrenzten  Umfang  der  j 
Silbenzahl  hinauszugehen  und  fünfsilbige  Rhythmen  zu  schaffen.  ■ 
Die  dritte  Stute  ist  die  des  epischen  Ooka  im  engem  Sinne;  ' 
hier  hat  ein  feineres  rhythmisches  GefCihl  auf  gewisse  Füsse  als 
störende  verzichtet  und  die  Freiheit  auf  eine  durch  die  Natur  des 
Metrums  vorgezeichnete  Gränze  wieder  beschränkt*  Auch  diese 
Beschränkung  hat  ihren  historischen  Verlauf  gehabt,  der  sich  noch 
deutlich  in  dem  ^loka  des  allen  epischen  und  des  Kunst^stiles 
ausprägt*    In  jenem  linden  wir  noch  den  fünfsilbigen  Fuss  an 


i 


I 


t 


Ueber  den  Qloka  im  Fäli  und  PrÄkrit. 


zwei  Stellen  in  einiger  Anwendung,  der  bei  den  KunstdiclUeni 
bis  etwa  auf  einen  oder  andern  absieh Hichen  Fall  aufliörl;  in 
diesem  ist  eine  noch  weiter  gehende  Beschränkung  auf  den 
anlispastischen  und  choriambischen  Rhythmus  nicht  zu  ver- 
kennenc.  a.  a.  ü.  |x  S279,  280,  Eine  uriLerüiichung  des  von 
Fausböü  (Dhammapadani  p.  439  sq.)  aus  den  354  <^llüken  des 
Dhammapadam  zusanuneugestelUen  iiiaterials  crgiebt  nun,  dass 
die  Päht^loken  ungefäiir  auf  derselben  stufe  stehen»  wie  die  der 
Upanishaden,  Denn  hier  wie  dort  herrscht  dieselbe  freiheit 
in  der  anwenduog  von  rhythmen,  welche  im  epi-<chen  (^loka 
an  gleicher  stelle  verboten  sind,  Ferner  sind  die  fünfsilbigen 
fusse  nicht  bloss  an  erster  und  zweiter  stelle  wie  im  epos  und 
Manu  (Giidemeister  a.  a.  o.  p.  269  fgg.),  sondern  auch  an 
dritter  und  selbst  vierter  stelle  gestattet • 

Aehnlich  wie  das  PaJi  verhält  sich  das  Jainaprakrit.  Die 
freiheit  in  der  wähl  der  füsse  ist  dieselbe.  Sogar  einen  erslen 
epitritus  an  zweiter  stelle  statt  des  dijambus  habe  ich  mir  ver- 
zeichnet.    Sütrakritänga  I,  %  25. 

puftho  vcih  piiraniJ^amnmm  aviyattum  khu  sävajjam. 

Was  nun  die  fünfsilbigen  füsse  angeht,  welche  Dr.  Zimmer 
als  Störungen  des  metrunis  empfindet,  so  sind  sie  im  Jaioa- 
präkrit  noch  viel  häufiger  als  im  Dhammapadam.  Ich  gebe  Int 
folgenden  ein  verzeichniss  fünfsilbiger  füsse  aus  IKM^Uoken  (82 
aus  Sütrakritänga  I»  1—4  und  26  aus  Uttarädhyayana  I). 

An  erster  stelle.    ^1  ßlle. 
^   ,  -  ^       fia  myam  kadam  na  annehitn  I,  2,  3. 
javhw  mifja  jahä  sanäil  1,  2,  6. 
pariyänitßmii  stonkamM  1,  2,  7, 
tiduvä  aluimnutm  avajje  I,  *2»  20, 
apariggahe  aiidrumbhc  I,  4,  3, 
tnvartiupannasambhäiam  I,  4,  5. 

-  -   -  -       vitute  fhaiHJja  uppmmm  U.  1,  6. 

amisa$m  tm  kuppijjä  U,  1,  8. 

caiüna  äsafmm  dhtro  U.  1,  21. 

fut  lavijja  pi4tho  sävajjam  U,  1^  25. 

-  -  ^  rtmte  vigayagaddhl  ya  I,  4,  11. 

dtihoü  te  tut  vinassamU  I»  I,  16. 

ahiyappä  hiyajipannäne  I^  %  9. 

anavajjam  atahim  tesim  I,  2,  29. 

viimyam  pdukarissämi  U.  1,  1. 
^  ^  w  -  -  apariniänam  mjänäii  I,  4,  7. 
. -  pasdifapcht  nii/dgattln  U.   1,  20. 

-  -  '  --       dsatutgtm  na  pmchijjd  U.  1,  22. 

,  -    citkim  (ummtum  acitintn  vä  I,   1,  2.  (?) 
-----   $amjaitjamtam  iahä  iesim  I,  2,  3. 
'    ähami  canhdäliafti  kattu  U.  1,  11. 


612 


Herrn.  Jocobit 


Ad  zweiler  sielle.     2  fälle. 

-  -  -   bhäsadomm  m  jHirihare  U.  I,  24. 
"  —  -  evam  dtissUajkMimw  U,   1,  4. 

All  dritter  stelle.     8  talle. 

-  -  -  -  na  nikasijjai  kaiihut  U.  1,  7, 

-  -  -  -    vayamm  kche  inmo  pm^o  U.  1,  13*  (?) 

-  -  -   ^lÄ^iwi  u  na  Jcmjäi  vi  U,  I,  20. 
'    «rt  nisiijja  kayäi  pi  U,   1,  21. 

aduvä  annehi  ghöyuc  I^  1,  3, 
aduva  hmpaniti  fhdnao  I,  2,  L 
oäut;^  pamthänutjdnim  L  2,  19. 
mViri^a  mmpalbfiti  ya  I,  4,  9. 

An  vierter  sielle.     1  fall 
-  -  '  -       suttw}i  aithum  ru  fudubhaifatn  U.  1,  23. 

Wir  haben  also  in  110  Präkrit^loken  (21  +  2+  8+1=) 
32   mal    füiifsilbigeu   fuss,   wäliretid    in    den    354   Qloken  dei 
Dhaniinapadaiii    dieselbe    erscheinung:    ebenfalU   ((>  +  14  +  4  ' 
-|-  7  =)  32  mal  einfriÖL     Beaehteoswerth  ist  die    vertheilung 
der  fälle  auf  die  einzeliieu  füsse.     Im  Dh.  finden  sich  die  fünf* 
silbigen   füsse  vorzüglich  am  ende  des  päda,  während  in  den 
heiligen  schriflen  der  Jainas  der  an  fang  des  pada  vorzugsweise 
den  fünfsilbigen   foss  aufweist.     Das  Päli  zeigt  also  mehr  das 
bestreben  die  im  princip  des  nietrums  begründete  silbenzabl  zu  i 
bewahren,  das  Jainaprakrit  dagegen  stärkeres  rhythmisches  ge- ' 
fühl,  insofern  es  die  für  den  rhythnius  charakteristischen  füsse 
(2  und  4)  viersilbig  lässt.     In  dieser   hinsieht   nähern  sich  die 
Präkiiti^'loken  den  epischen,   während  die  des  Päli   noch  näher 
zu  dem  vedischen  versmasse  stehen. 

Betrachten  wir  nun  den  von  Dr.  Zimmer  wegen  der  guten     „ 
erhaltung   seiner   metrischen    form    gegenüber  dein    Dhamma-  ■ 
padaui   gepriesenen   text   im  eingange  der  Jätakas.     Die  fünf-  m 
silbigen  füsse  sind  hier  sehr  häufig,  etwa  viermal  so  häufig  als 
im  Ühammapadam,  und  zwar  vorzüglich  an  erster  und  dritter 
stelle,    also   ganz   wie  in   den  Jainaschriften,     Die  anzahl  der 
fünfsilbigen    füsse    lässt    sich    wegen    der   mangelhaften  hand- 
schriftlichen Überlieferung  des  in   rede  stehenden    textes  nicht 
genau  bestimmen.    Nach  abzug  aller   derjenigen  falle,    welche 
sich  in  einfacher  weise  emendiren  lassen,  bleiben  in  den  ei'sten 
110  gioken  der  Jätaka  dennoch  (20  +  7  +  15  -f  0=)  42  fünf- 
silbige   fösse  übrig!     Der   Jutakalext  charakterisirt   sich  somit 
durchaus  als  ein  secundäres  produkt. 

Nach  der  vorausgehenden  auseinandersetzung  ist  dies  ein- 
leuchtend, dass  wir  nicht  ohne  weiteres  berechtigt  sind,  einen  j 
<^loka  mit  überzähliger  silbenzabl  für  verdorben  zu  halten.  ■ 
Ebenso  wenier  berechtigt  ist  man,  einen  solchen  vers  zu  emen*  ™ 
diren,  wenn  nicht   gute  gründe  dafür  sprechen.     Für  erlaubt 


{ 
* 


Ueber  den  fglloktt  im  PäM  und  Pr^krit, 


613 


halte  ich  es,  den  füiifsilbrgen  ftiss  io  einen  viersilbigen  zu  ver- 
wandeln: 

1)  Durch  elision  eines  eingeschobenen  vocals.  Die  be- 
rcchligung  hieran  lässt  sich  durch  die  nothwendigkeit  desselben 
Verfahrens  in  andern  versnrlen  naelnveisen.  Znweilen  isl  dies 
auch  beim  Cloka  selbst  sofort  klar.  So  z.  b.  Sutrakrilafiga 
I,  2,  2+         ' 

(dkävaram  pumkkMi/a  m  kiritßäväi-duri^axmm, 

hier  muss  selbstverständlich  darsanam  gelesen  werden.    So  auch 
Jätaka  29 

na  gavesati  tarn  äcuriyam  na  so  doso  mnäyake 
Hier  ist  äcartjam  zu  lesen,    da  sonst  der  ei^le  päda  zehnsübig 
würde. 

3)  Durch  Verschiebung  vocalischen  anlauls  in  die  nasal 
auslautende  silbe.  Auf  diese  weise  sind  die  oben  mit  einem 
fragezeichen  markirten  fälle  zu  lesen.  Den  beweis  für  die 
richtigkeit  dieses  Verfahrens  geben  solche  fälle,  wo  die  ver- 
schleifung  aucti  in  der  Schrift  zum  ausdmck  gelangt  ist.  Aus 
dem  Pnlkrit  führe  ich  folgendes  beispiel  an: 

mt^atn  ^iipätfae  päi^,  aduvä  annehi  gMyae  ^=  swtjfom  oK- 
pätaffsi  präfmn  aihavä  anyair  ghdlayei. 

Anders  müssen  w^ir  urtheilen  über  den  versuch,  durch 
Substitution  von  sonst  nicht  nachweisbaren  formen  den  fünf- 
silbigen  fuss  auf  vier  silben  zu  reduciren,  Prof.  Gildemeister 
scheute  sich  für  die  epen  und  Upanishaden  eine  form  "^bhoti 
statt  bhavaii  zu  erschliessen,  obgleich  durch  annähme  derselben 
die  zahl  der  fünfsilbigen  füsse  an  zw^eiter  stelle  von  SO  auf  4 
vermindert  worden  wäre.  Ob  demgegenüber  Dr*  Zimmer  be- 
rechtigt ist,  aus  dem  Jätakatexte  nach  dem,  was  über  dessen 
metrische  beschaffenheit  oben  gesagt  w^orden,  die  sonst  nicht 
nachweisbare  form  pursa  statt  purisa  zu  erschliessen ,  will  ich 
dahin  gestellt  sein  lassen.  Ganz  entschieden  leugne  ich  aber, 
dass  Dr.  Zimmer's  übrige  annahmen  auch  nur  eine  spur  von 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  haben. 

Die  instrumentale  pluralis  auf  e,  welche  Dr,  Zimmer  in 
drei  verse  einsetzen  will,  sind  an  den  betrelTenden  stellen  ent- 
weder gar  nicht  noth wendig  oder  sogar  unmöglich,  khtxidsavehi 
vimcäeM  (56,  215)  ist  metrisch  gestattet,  da  der  fuss  -  ,  .  _  r 
an  zweiter  stelle  häufig  ist;  cf.  Dhamniapadara  p.  440.  devä 
dihbehi  hitiifehi  {^%) :  hier  hitur^ehi  zu  lesen,  nicht  rfifek*.  Auch 
sieht  man  nicht  ein,  warum  von  zwei  zusammengehörenden 
Worten  das  eine  den  insirumentalis  auf  e,  das  andere  auf  ehi 
haben  sr^lltc,  majuissä  mmmssakehi  cu  (ebendaselbst):  wollte 
man  mit  Dr.  Zimmer  nmnnssake  ca  lesen,  so  hätte  man  am 
Schlüsse  des  halb<^lokas  statt  eines  dijambus  einen  dichoreus! 
Und  im  nächsten  beispiel  na  kampati  hhmavätehi  wurden    wir 


614 


Sachregister. 


durch  Dr,  Zitnnier's  lesuiig  hhusavdte  einen  an  zweiter  stelle 
seltenen  ionicus  a  minori  statt  des  an  dieser  stelle  hergebrach- 
ten antispastu^  erlialten.  Beiläufig  will  ich  bemerken ,  dass 
Dr.  Zinifner  unrecht  hat  zu  behaupten:  >für  die  enlslehung 
des  äis  aus  aibbis  lässt  sich  auch  nicht  das  geringste 
geben*,  Kalpasütra  114  bietet  folgende  instrumentale:  h(M^^ 
divamiffh  Ixihüim  f)akkhiUm  hahü'm  mtsähn  bahüim  uüiff%  ftoUif» 
ayandim  bahüim  samvaccJiaräitn ;  der  Übergang  von  öAi»j»  diim 
jn  um  dim  ist  dem  überlange  von  aibhis  m  äis  ganz  analog* 
Die  annahine  der  form  *hassa  statt  saJiassa  entbehrt  allen 
grundes.  Bei  der  häufung  der  kürzen  in  dasasaheissa  sakm- 
hassa  haben  fünfsilbige  rhylhnien  nichts  anstössiges.  Ebenso 
wenig  stichhaltig  ist  der  gruod  zur  annähme  des  unflectirten 
adjeclivsi  jirononiens  etc.  Geht  man  die  angeführten  verse  durch, 
so  findet  man,  dass  die  fünfsilbigen  füsse  meist  gut  begründet 
sind.  Wenigstens  liegt  nirgends  ein  zwingender  grund  zu  än- 
dern vor.  Unflectirte  worte  sind  zwar  in  Prakrittexten  nicht 
gerade  selten,  et  meine  ausgäbe  des  Kalpasütra  p.  101,  dodi 
ist  die  flexionslosigkeit  nicht  auf  bestimmte  grammatische  kate- 
gorien  beschränkt. 

Ich  schhesse  mit  der  w^arnuog,  nicht  zu  viele  Urformen  von 
dem  Päli  und  Prakril  erwarten  zu  wollen.  Einzelnes  alterthum- 
liehe  hat  sich  erhalten»  im  ganzen  aber  ist  Pali  und  Prakril 
eine  jüngere  form  des  Sanskrit. 


Münster  i.  W.,  19.  August  1878. 


i 


Herrn.  Jacobi. 


I.     Sachregister. 


Accüoi:  siehe  Bahuvrihi^  Hodiloa, 
Perfectum,  Stämme»  Vokale. 

Ana  Strophe  238. 

Arisch  40:i  IT. 

A  8  s  i  m  i  1  a  t  i  o  n :  rj  ~  ff  im  irisch  Jlli!, 

Aspiration;  ÄrA,  th,  ph  der  arisch, 
gruiidspr.  wobl  zu  hpiranten  in 
der  iraik  Giundspr.  340  f. 

Avesta  (öbersetzungeD)  542  (T. 

BahuvrUi!  31)  f.  102;  ^i'mdu  43; 
accent  der  as-stämme  SiJ34. 


Bezeichnung  formale  des  i^^ 
40  fr.  —  s.  SubstanÜva. 

C  siehe  IC. 

Dehnung  des  ib,  g  durch  unurspf* 
t>  507  t 

Diphthonge;  im  Zend  338;  «f 
wi  (allpers,  ai\  skr«  e)  336;  oO,  *• 
(«leigeruiig  von  t*)  336;  di,  «** 
^37;  €p  338  —  ai  im  fries-  *S8; 
fiM,  ftt  im  nonl,  it.  enuK  fri^ 
506  f. 


615 


Tcr- 


UDd 


ÜTflDdTa  101 

ÜTlgU   lOi  t 

Enklisis  eneufl 

EpeDlbese  des  mh 

II   im    ZeiKl  337;    4ct   •  mb 
4^f.  —  Epenib*  v«ir  k-UaUi 
gennati.  4t7  IT;   beviritiBif 
4i9  flf.;    die  daraus 
diphth.  434  r.    1)  if-  epadh,  4M  f. 
durch  n  I  bewirkt  50Sf  f)f-«peothj: 

a)  germ*  (i)A  —  «rspr.  t*  443 if.; 

b)  germ.  (i)it  ^  ttr^pr.  g^  449  IL; 

c)  germ.  (ijJ:  =  orspr.  ir*  45^  iL 
al5  f.;  d>  gcnn.  (i^  ^  tinpr. 
g^h  473  f. ;  e)  irerm,  (i)i  =  nrsfir, 
^*A  474  Gr.;  zeit  und  at^d^^hnm^ 
dieser  epenth.  475  ff.  5il  f. 

Futur Qin  im  neuirisch.  31^ 

Genus:      differeniieraof 
hältnksmässig  jang  4i. 

Grundspracbe  für  Zeod 
Attpers.  ¥am  Ind,  uxiierschieden 
38!2  f.;  tratiiscbe  410  f.  —  s.  Laut- 
system. 

Hocbtoo:  eüifluas  des?*  auf  den 
jjriech.  vokalismos  tS6  flL;  it,  #  in 
den  Wurzelsilben  ?oa  praesens- 
Stämmen  ^^  ff.;  in  der  Stamm- 
silbe Ton  norainen  i32  ff,;  a  =a 
Tor  nasa]  und  r  344  f.;  a  ^^^  i,  • 
in  suffixsillien  34^  fT. 

Iranisch  s.  Grundsprache. 

Karmadharaya  lOä. 

Kasus.  —  Dativ  absorbirt  durch 
den  Genet5II8;  Dat.  pronominaier 
auf  e  im  skr.  598  —  Plural :  Dat. 
im  griech,  420;  Akkusativ  auf 
*«(  251;  Instrumental  der  a- 
stamme  in  doger  m,  >ü«8  333. 

Keltische  Sprachen  319. 

Komparativ  s.  SufBxe. 

Komposita  adjeetivische  33  f. 

Kongruenz  zwischen  subst.  u.  adj. 
334  f. 

Konjugation  der  VIIL  kl*  im  skr, 
und  ihre  entsprechung  im  griech. 
355 ff,;  der  Ü.  IIL  IX.  kl.  im  skr, 

303  rr. 


Kons^B&MleB:  mpmkU  media 
4es  mdoftwm.  mr  vcdia  im  irmn. 
slaf.  El,  aas  dieser  im  Zend 
«pALer  die  sptraas  343  ff.  —  Kon- 
mmmOtn:  tl^pers.  377  fil;  neupers. 
3S4S.;  lieliid3S7f: ;  kurdisch 388 f.; 
aljii^a.  393  f.;  ossetiseb  396  ff. 
—  KonsODAAlen  im  Zend: 
k  338;  I  338;  pS^B;  ^338;  d  (de, 
itt)  338  f.;  ^  339.  —  Spiranten 
iiiii9fjiriel»ea :  g  =  kh;  ^  =^  th; 
f  339  ff.  (vgl.  413);  y  =  g,  gh; 
^  =  d.  dh;  ß  ^  bh  343;  spirans 
tuende  aus  der  iran.  media  344  ff. 
(die  media  geblieben  345  f.) ;  spir. 
tdn.  mehrfach  direct  aus  der  ton- 
losen (Im  Zd.  u.Gathädial.)  346  f.  -* 
(f.  t  umschr.  durch  ^,  ^  348  f. 
413.  —  c  tonloser  palatal  349  f.  — 
j  .350,  —  Zischlaute:  «  urspr, 
erhalten  vor  den  tenues  u.  vor  fi 
350  f.;  j  =  urspr.  s  anl.  vor  g, 
d,  sonst  inl,  vor  <y,  d,  b  351;  i 
35U  ,vor  tön.  zu  i  351  f.;  ^  =^  « 
353,  zwischen  zwei  vok.  aus  ri 
(anm.);  $  anl.  in  ih  statt  f  353; 
i  aus  j,  c  353  t;  i*  354.  —  y  inl. 
==  y  kons  od>  t  halbvok.,  r  ml. 
=  11  lialbvok.  od.  U9  355  f.;  « 
anL  nie  vor  r ,  anl.  urv  =  indo- 
german.  urv  od.  urspr.  t»r  356, 
f  einzeln  aus  h  durch  jt  356;  r 
3.57;  /  wahrscheinl  nicht  im  zd., 
r  zu  Ar  vor  k^  p,  sonst  zwischen  r 
und  den  folg.  kons,  e  etngescbotien 
357  f.  —  Nasale:  n,  tl  358f.;  m 
359;  n,  n  359;  üiih,  d/iA,  a/k,  gfithi 
mk.  High  359  f.  —  A  pers.  A,  skr. 
5  360  f.  413;  i,  y«  ti,  t?  363  ff.; 
y,  tj  kons,  vok,  364  t 

f»  6  wechseln  im  ir.  313. 

q  graekoitid.  nnl  durch  gv  im  ^  ifl) 
218. 

j\  c  im  altpers.  366,  in  der  arisch, 
irmndspr.  366 j  ;  im  goth.  ^  e 
^3  Ü 

I  selten  im  ved.  skr.^  nicht  im  alt» 
p»?rs.,  kaum  in  der  iran.  gnmdspr. 


616 


Bichregiftt^r. 


Bbli  l  graekoital,  =  nnrrteurop,  r 
45G, 

n  fldiwindet  vur  c,  i  im  ir.,  altnd. 
905. 

V  unl  =  ir.  /»  b  «18  (siehe  j). 

t  zu  <r  59S  AT. 

Konsonantengruppen:  <fAr  = 
kelt.  tr  308;  WC  nrspr*  nie  im  ir. 
erliallen  mi 

Konsonantismus  im  zd,  und 
altpers.  öhereinFlimmeiid  382;  in 
der  parsentradttion  367. 

Kontraktion  alswurxel  behandelt 
im  ir*  217;  von  a  +  e  am  I  im 
skr.  311, 

Lautgesetz  u.  Latitneigun^  4 CT* — 
9,  Wurzeln. 

Laiitgruppen:  y:ermau.  ri,  U  aus 
fr,  el  514, 

Laulsy^tem:  urspr  des zend  370 f., 
vergl.  mit  dem  des  skr.  372  ff.; 
des  altpers.  381  f.;  des  neupers. 
384  ff.;  des  afghan.  391  ff.;  des 
kurd.  388  ff,;  des  osseL  396  ff.; 
des  ind.  403;  der  arischen  grund- 
spr.  400. 

Lautwandelf  dessen gesetzmftsscig' 
keil  260. 

Liquida  sanans  ursprachL  —  gr* 
(fa,  la  oder  a^«  al  25S  anm. 

Nasale  s.  Koiisoimriten.  — vokalische 
der  indogerm,  gi'undspr.  3;  nasalis 
sonans  für  die  urspr»  nicht  be- 
wiesen 321;  deren  verlrelung  im 
griech.  415  ff.,  im  zd.  423»  im 
german.  423,  in  den  andern  europ. 
spr.  423  f.  —  nasülirung  der 
wurzeln  2fK>,  —  nasalschwund 
257  ff.  286  ff.,  im  german.  445.  -- 
vokalisierung  des  na^alklanges 
511  f. 

Nomen:  nomina  agentis  (u.  actiotxis) 
im  skr,  230;  nom.  im  griech.  auf 
'^vf  295  ff.,  -i}f  300»  -xl^g  300  t; 
-cri  (ti)  417;  -ro  416  f.       # 

Optativ:  urspr.  flexion.  dement 
gÄ,  t  in  der  urspr.  303  ff.;  ergeh* 


mss    und    paradigma   3)0, 

Pereon  al  e  ndu  ngen* 

Pdli  99  r.  220  ff.;  <loka  im  M 
und  Prdkrit  610  ff. 

Parallelwarzeln  f74  f..  vgl.!». 

Participium  per  f.  aeL  09  ff.; 
im  skr.  70  ff.  Si)  ff.,  griech.  73 f. 
80,  althaktr.80,  kelt.  (wohl  unter- 
gegangen) 81 ,  ital.  (verloren)  81, 
germ.  81,  slav.  81  ff.,  baltisdb 
87  ff.;  grundspr.  92  ff. 

Pehlevi -aiphabet  s.  iafel  L 

Perfectum:  o  im  griech.  dufch 
einftuss  der  tieflonsübe  i3t  f ; 
alterthüml.  im  griedu  293  ff.  - 
s.  Participium. 

PerBoualendungen  ^54  --Ifl 
ind.  praes.  acl.  91  j  1.  pL  opl.Hwi, 
-mu  im  pMi  307;  endung  -ttm, 
-ttHi)  420  ff,;  sonstige  personal- 
end  ungen  ^4. 

Personalpronomina:  enlilil 
nebenlormen  ders.  592  ff. 

PrnesensstÄmrae  auf  cl,  fleiJ<W 
ders.  303  ff, 

Praeleritanhd.  (des  16.— lajahrh.) 
79. 

Präkrit  s.  PälL 

Privali  vpartikel:  nna  (prtkr. 
arid)  426.  ^  an,  <ma  im  keil 
523  ff.:  z)  an  tt)  n  vor  t,  r.  ü 
wird  fit  524;  ß)  n  vor  k,  t.  p 
J5€hw*indet  im  ir.,  bleibt  jedotb 
im  britann.  u.  bewirkt  in  ^ 
jung.  spr.  destituUo  nasaKs  621  fl^; 
y}  n  vor  jp,  d,  b  :  im  aUir.  u. 
alt.  brit,  bleiben  die  verbind,  tf 
halten,  nur  statt  n  gutL  od.  Üb- 
nasal,  später  deatit,  naaalis  o80 f.  — 
b)  ona:  «)  vor  i?,  &,  f»,  g;  4"* 
beissl:  ir,  /",  b,  w,  g;  kyrar.  ^, 
b,  m,  g  532  ff.  ß)  vor  c  im  altif. 
534  f.  —  nachkommen  des  altkelt 
an:  i)  an  536,  f)  amh  536,  3)  «df 
und  4)  ead  586,  5)  «  (aueh  «i,  «n 
gespr.)  537,  6)  %  5^  —  o«  im 
neukymr.  538  f. 


Prothesis  des  a  268, 

Romanische  spraclif orf rliung 
158  ff. 

Schwund  völliger  mit  ei'satzdehn. 
474.  —  s.  Nasale, 

Spi  ran  teil  s.  Konsonaulen. 

Stairimabstufuiig  I  ff* 

Stimme:  auf  -as  8  AT,  21  PT.  46  ff.; 
-jaa  51  ft. ;  -vas  69  ff.;  betonung 
der  i-süimme  ^-10  f. 

Steigerung  durch  Nasalierung  29 1 , 

Substantiva:  geschlechtsweclwel 
47  f.;  lat,  auf  -Bs  32. 

Suffixe,  —  Indogerm.i  as  1  IT.; 
tar  248;  ja^  1  ff.  51  ff.  97  ff,; 
vmtt  420;  van  1  ff.  69  fi.  79  IT  — 
Sanskrit:  att  %iS,  atm  252,  ant 
253,  m  232,  tara  252,  ti  (nrspr. 
wohl  oxytonO  241,  ^f,  tatt  tar 
%i8,  vgl,  49  f.,  man  24Ü  f.,  mant 
72,  rndtui  252,  ^i*  296.  2tJ8  f,, 
Uönl,  vat  70  IT.,  252.  420.  — 
Griechisch;  ty  249  f.,  k  232, 
»V  295  ff.,  ffVT  jn  252  f.  420, 
fiar  251,  /i**'  /ioy  249.  251,  f4fyo 
»2,  o  (erweiterung  voiipartic.  st.) 
417,  üjLtyj  56,  Ol'  249  f.,  oyr  253, 
iFpi'iy  593.  609,  r*^»  tij^»  to(>  248, 
Tf^o  252.  —  Lateinisch:  (>«50, 
ifso  56.  —  L i ta ni s€ h:  ju  296  f.  — 
Sla  vischj  ota  (fem.  ahslr)  36.  — 
Keltisch  (imch):  ka  212,  «211. 
—  Suffixe  des  Komparativs 
54  ff,:  altbaktr.  skr.  jas  55,  67, 
lat  io9t  w  55  f.,  kelt.  tu,  u  57, 
Tm.  ijs-an,  oi-cin  57,  slav.  {jus) 
f,  je  o8  f..  altpr.  {ajis)  aü  58  f., 
lit.  eg-ni'St  jaüa  60,  gr.  jq$*  61.  — 
s.  Substantiva. 

Taipurushft  102. 

Vtrnakrama  594. 

Verba  auf  fw,   tvm   nebeneinander 

298. 
Verbal  adjectiva      (arisch     -ö/d, 

griech.  -fro)  417  f. 
Versmass;  homer,,  diissen  Ursprung 

556  ff. 


Vokale. 

a  iiidogerm.  =^  «,  *,  o  226  ff.;  a 
tiefton.  des  skr,  =  griech.  o  238  ff., 
=  *  242  f.;  erhalten  fast  aus- 
schhess!.  vor  na^ul  und  r  246  f.; 
n  im  zd.  328. 

ä  im  zd.  331  f.»  urgerm.  =^  ahd.  uo, 
gol,  ö  506;  ä  wechselt  mit  ä  332. 
411  f. 

ö,  ti  im  zd.  s=  urspr.  liit,  am  335, 
412. 

ä  irn  zd.  335. 

c  im  xd.  =  urspr.  a  328,  ein- 
geschoben ohne  etym.  u.  metr. 
werth  329,  bezeichnet  mit  r  den 
r- vokal  329  f.  —  f,  o  lat,  — 
roman.  »>,  uo  509. 

t:  im  zd.  331  f.,  =  «,  a  333.  — 
etirop.  514;  t,  ö  —  eo,  oa;  ia,  «a; 
i>,  m  508  f. 

f  im  xd.  =  urspr,  a,  «i  330  f^ 
ausl.  ^  /«  4t  1, 

^  im  zd.  331  f.,  neben  p  334. 

t  im  zd.  328;  i  slav.  =^  lit,  y,  tl,  ^t, 
fii,  goth.  fi,  ai  214. 

1  im  Äd,  stets  =  urspr.  t  331  f. 

o  im  zd.  =  a  330;  ö  =  ä  od.  a 
334,  —  s.  <f. 

li  im  £d.  328. 

ü  im  Äd.  stets  ^^^  urspr.  w  .331  f. 

r,  f  vokalisches  3j  r  =  altp«rs,  ar  (?) 
376. 

Vokalismus:  s.  Diphthonge;  des 
Zend  in  der  parsentraditiod  367, 
altpers.  375  ff,  dessen  verhältniBS 
zu  dem  des  skr.  377,  38t  f.,  peu- 
pers,384,  kurd.  388,  afglian,  391  f., 
nsset.  396.  402.  —  vokalismus  der 
praes.-  und  nominaLsL  im  griech. 
231.  -^  s.  Hochton. 

Vokalreihen:  ursprachl.  288  f, 

Vokalsteigernng:  *  zu  i  im 
griech.  261  f.  —  s.  Wunieln. 

Vokalslufen  den  roman.  (ohne 
das  walach.)  509  f. 

Wurzeln:  verschiedf^nhcit  der  ge- 
stflllung    des  wnrzelvok.   2j   laut- 


m 


Wiiita0MRii^» 


gesetx  tm  iiiiiem  der  Uidogann. 
wi.  484  t  51S.;  indo|«nii.  n. 
mmU  WS.  fiia  -^ '  Tokal^ngatm 
fir  die  wx.  31S.  —  or  (kelt  or, 
oQ  aoel  in  kelt  wi.  yor  kon* 
sooantisdi  anl.  betonten  mkfL  s= 
«kr.  f ,  altbktr.  ere,  germ.iir,  kelt 
re,  le  (diee   onterMelbt  hei  un- 


betonter wx.)  510  L  -^  u.BmM- 
wiineln* 

Zahlwörter:  aesodalioii  der  for- 
men eS» 

Zendalphabet  968  ff.;  laolimth 
desB.  &»n^  hietor.  taM  (i.  lafdl 
H),  sTstem.  tafel  (a.  laM  QE). 

Zisehlante  a.  Konaonanten. 


IL     Wortregister. 


A*    Arische  apracheB. 


1. 

dm^ü  447. 
diiaa9i4. 
dmkoH  244.  G06. 
diMaa  46.  905.  508  f. 

dk8ha2^. 
ak8h4,  'an  239. 
dgan  265.  267. 
aghavant  72. 
ankd  239. 
dnkas  244. 
dngiras  244. 
ocetd  31. 
<V  245.  482. 
ajd  482.  512. 
djra  245. 
dt«  237. 
od  229. 
ddafM  235. 
od^Ai«  70. 
odmara  216. 
admi  215. 
odAts^vana  134. 
dn-,  dnu  244. 
dndgas  33. 
dfUa,  dnt«  244. 
dntara  236. 
dndhas  244. 
c^a  245. 


djMW,  apd$  84. 
1^*237  f. 
c^fMM  845. 
apiordi"  96. 
oMSief. 
oMImd««  85.  275. 
abhiyuj  35. 
o^AtvaW  133. 
(O^^a^h*  35. 
abhrd  239. 
dmaH  35. 
dmlvd  35. 
ayd'8  24  f. 
ar,  aru'  280. 
drd<t  35. 

arc  u.  s.  w.  457  f. 
drjuna  244.  457. 
afp  459. 
avagd  497. 
dvdta  206. 
dvi  240. 
df  a5lt  35. 
apnd'mt  486. 
dgman  245. 
dfft  245. 
dgva  236. 
aff7q;u  299. 
osAtdu  239. 
asd'ihds,  -ta  278. 
a«<Adn  239. 


dmiSSdf: 

dldai2tö.474. 

diW886. 

daid2IO. 

dyMf  29. 

dvarta  136. 

d'Vig  499. 

d(;a  447. 

apd447. 

0^240. 

iha  (perf.)  474. 

«1^482. 

iec^idi«  504. 

ishird  247. 

«sA^i  35. 

igU/it.  504. 

lA,  {Ad  206.  504. 

lipa  240. 

updri  237. 

upa-f^  498. 

«if  dtuu-  27. 

ushaaya-  21. 

iMAd«  21  f.  25.  2a  70. 

usra  23. 

U8ra  496. 

tt<i  241. 

ürjd  239. 

tirdAvd  239. 

fXraAa  244. 


Wortregister. 


G19 


f  c  458. 

rnomi  239. 

rnvati  540. 

rUi,  riü  451. 

rcoy  r^ya  244.  444. 

eka  486. 

ej  482. 

efavon^  7G. 

ra*  241. 

f  Aa  504. 

iMtard  239. 

jla/i^/ki  240. 

jfcam  237. 

Aard<tu.s.w.280.285 

/jartu  247. 

^a/i/a  247. 

Urii  241. 

^u£»;a  99. 

kuru'  284  ff. 

ibiw«»  280. 

krtyä  35. 

^ra<u  419. 

^Tat7t^  243. 

kshan  263  f.  266. 

^-sAap  236. 

kshayä  241. 

A'sAa^i  241.     * 

kshi'  241.  261  f. 

khdtd  u.  s.  w.  276. 

gdcha  245. 

^a7»d  457. 

^d<i  245. 

gdrbha  235. 

gaviahti  214. 

i/aw/-  214. 

<^d,  ^om  274. 

giri  233. 

(;rur  282. 

//im*  247.  427. 

gürti  241. 

^Aa  237. 

ghäta-  276. 

caAra  239. 

cakshana  266. 

catvara«  243. 

cdA;aii(u  322. 

ci  261. 

cÄwr  282. 

Zeitscbrift  fOr  vcrgl 


jathdra  247. 
Jan  (kennen)  276  f. 
Jan  (zeugen)  277. 
jabh,  jambh  244. 
jämbha  244. 
järat  235. 
jarcw  25.  31.  45. 
jätd  u.  s.  w.  276. 
jänu  242. 
jindti  262. 
iwr  282. 
yu/*  310. 
jnäü  241. 
t  f.      jüü'  242. 
jyeshtha  85. 
^dÄ;u  245. 
täkslvan  236. 
^atd  247. 

^a«-  244.  259  f.  263. 
iäks  46. 
taitü  246.  421. 
tänti  241. 
top-  236. 

tdmas  u.  s.  w.  11. 
iaru'  280  f. 
tdfuna  236. 
^drman  236. 
tavds  31.  45. 
^ava^  67. 
tug  23  f. 
/r%a  243. 
tfpti  241. 
ti?  597.  599. 
tyajds  31. 
^rfiycw  237. 
irCmihäm  318. 
tvaco«  593. 
^vdvont  76. 
dam  808  80. 
daitsAind  235. 
ddnta  239. 

dodÄndtt  u.  s.  w.  293. 
dd^an  237. 
da^osi/d^i  46. 
cid  310  f. 

daru  242.  467.  471. 
dag  459. 
did^^  488  f. 

Sprachf.  N.  F.  IV.  ß. 


dig  489  f. 

dir^Äd  238. 

durmanas  34.  39. 

duvds  35. 

d^Aii/dn-  318. 

dr/t  241. 

dhhtha  (dh-)  85. 

drapsd  12. 

dravinO'  das  2G. 

df M  467  f. 

druh  a5. 

di7ai/d  238. 

dvish  35.  71. 

dveshas  35. 

dAarau-  428. 

d/tamia  208. 

dha  310  f. 

dhärayu  296. 

d^t^i  241. 

dÄtUt  241. 

dhrshtlhd  u.  s.  w.  208  f. 

247. 
dhetana  318  f. 
d^da'  241. 
dhruvd  208.  427. 
dAvams  71. 
dhvaräs  35. 
ndA;^»  240. 
fiahha  237. 
na^d  437. 
ndpd^  236. 
ndb?ia8  50. 
ndro^  235. 
ndva  236. 
ndvan  237. 
ndgati  236. 
nas  229. 
na6At9  237. 
ndman  242. 
md  35.  233. 
ni'Vig  498  f. 
nfinanad  34. 
pakii  241. 
pac  229. 
pd^can  237. 
pat  229. 
pdt»  240. 
pädyä  236. 
4S 


Wortregister, 


il^- 


pi^ti  214. 
pt%  214. 
piir^a  245. 
piguna  4S3,  503. 
I^i  24L 

pmra  m. 

fa  4tKX 
pu*,  pü*rmha  2'2L 
pyrrh  270.  2T5. 
prna  318. 
pfthü  247. 
pf^rt  221. 
pfgni  236.  460. 
pfpa-  492. 
pegcUd  490. 
p^f  (M  492. 
pratordm  240. 
prdti  241. 
prati-ghfna  313. 
pratfinana  35. 
praty-abandhai  288. 
proMa«  245. 
prdma^i  35. 
pra-vari  133. 
bdthhisht?M  247. 
6adAfiati  u.  s.  w.  287. 
6an(2Ad  287. 
6a2a  210. 
bdliyams  210. 
&aAu  247. 
bedh'  287  f. 
6AaA:fi  241. 
bhagavant  72. 


/^Aor  229.  245, 
bftärgas  4ö. 
bhürman  2$B. 
AA^f^anl  72. 
bhitfüM  31«  45, 
i»/tti/  14^5  f. 
/iAüii  24L 

i^/ir^*  241. 

bhfshti  4tiö* 

/^Ar4;  483* 

tMac  442. 

mrüfä  2tätj# 

wne*  241.  266. 

riwii^urä  13. 

rmUmni  13. 

T^mfAmUt  292  f. 

7nddhu  236. 

wfM/Aya  236, 

wm*,  mrt266r21&f.W0. 

mö«tA  288,  29S  f. 

jndTki  238, 

mä/^i.  236. 

rM.>;j.7,«f  M.  343. 

moAas  31.  34.  243. 

mdhi  243. 

mdtoüai  275. 

mäs  70. 

irn^i  241. 

mtcrd  495. 

muc  145. 

tnrj  229. 

mrna  313. 

mfnamt  262. 

mrtd  238. 

mrdü  247. 

me,  fne  597.  599. 

medhas  26. 

meAa  506. 

tnihati  504. 

j/(V'  245. 

yäjaa  245. 

ydpa«  34. 

i/apds  31.  34. 

yaa  229. 

t/dva<  76. 

yüvat  53.  71. 

j^uran  53. 


rumh  463. 
rdlÄÄ  229. 
TükähaM  34,  36, 
mlbMot  31.  34.  ^ 
rtf^Aii  247. 
rac-  457. 
fdjag  483. 
ra#da  322. 
ntnta  322. 
rdwlt  241. 
f-ante  267.  ?22. 
reif  494. 
f  fl  310. 
raj  455.  483. 
rä«{  24L 
riti  241. 
re>  4«3. 
lan^h  247.  483. 
raJ  513. 
vatsd  12« 
tJal*ard  12. 
t^ddAf  t  208.  23& 
4?£i»i  267. 

fi'ffttin*   4-3, 

vanto  267.  322. 
vom  229.^ 
vayodhd's  26. 
t?ar  (schützen)  281. 452. 
vdruna  233. 
t)ar;  229.  452. 
vari  132  f. 
t)drta»  233. 
varsAd  243. 
vdrsfh^yarhs,     -iehfiui 

212  f. 
t7ar«Aman  213. 
vag  449.  499. 
vapa  499  f. 
vdsana  235. 
t;d«u  236. 
vasu-gravas  33. 
t7a«nd  240. 
vdwian  236. 
vahcUü  419. 
vd^Äd*  217  f. 
vd^Ad  271. 
t?d<d  276. 
vdr  233. 


P             Wortregister. 

^^"           621    ^M 

väpd  498. 

sfl^229. 

3.  PrAkrlt.              ^H 

vastu  245. 

sahmra  222.  237. 

JtAujja  99.                          ^^M 

Mwf  «*i  244, 

s«^«,  -£  241.  273, 

piirisa  221.                         ^^B 
bandhämi  288.                     ^^H 

vidmn  TU  er.  89 1. 

,sac//ii*  218. 

vi'Vart  13ö, 

sikii  241. 

8fifiat;/  602.                          ^^^1 

f?iV  496.  49a 

siMrtsaei  273. 

svp  600  n\                   ^^H 

vff!-^d<i  4^»8. 

Ä«m  mi 

vf^  24L 

»umdnas  31. 

4.  Altper»bcli.           ^^| 

vfka  23a.  2'l^j. 

ÄttmeÄ«  14.'>. 

toiV  597.  601.                           ■ 

üfjMM*  449  ff. 

suptitfiian  39. 

naiba  210.                           ^^H 

fyf^han  212.  244. 

frtt^Awt'wsA««  86. 

maiij  GOL                           ^^^| 

t^i^  233. 

.9ttArc2  40. 

sat)/  600  IT.                         ^^H 

vedhäs  !2G. 

Ali' n/a  237. 

^fj)  607  f.                            ^^M 

vcfa  233.  4»8. 

s^A-aM-  2*11. 

■ 

^tt-t?afi  135. 

BkamM^  291, 

5.  Altbaktriscli.                 ■ 

iPToJa  451. 

«eoii  229. 

a  (negat.)  337.                           1 

vratd  238. 

ttoi^A-  ^m. 

a»cj^»  137  r.                              ■ 

f4m«a  öu. 

9im-  235. 

aesaiifi  503.                                1 

paM  241. 

^iarr  243. 

aoJchkt  140.                         ^^H 

pata.  238,  247. 

9tamdn  240. 

arem  474.                           ^^H 

farana  lölK 

ff^ti  241. 

anashitft  139.                        ^^B 

farynan  lö<J. 

*<rrt^mt  240. 

apaj/aii  128  f.                      ^^H 

pa»«  24L 

stJuig  229. 

ayäo  80.                             ^^H 

cd  (raittheilen)  310. 

,^(Awmi  278. 

areta  451.                           ^^H 

fdi  (schärfen)  310. 

sthai^.  278. 

arftia  411.                           ^^H 

cdlä  150. 

^;3/wli  241. 

ars'varepatfa  132.              ^^H 

jifojr  11.  ^5. 

«1-ttft  241. 

ava^urpif  133.                   ^^^| 

cUshii  -n  IIL 

mtdami»  71. 

avoderfto  140.                   ^^H 

fümfd  243, 

9«ata«  605. 

accm  472.                           ^^| 

pravoi  u.  s.  w«  158. 

mmiias  46. 

aaAdyaona  147.                  ^^H 

prüii  241. 

9i7apna  242. 

ashaiHÜri^a  131.                  ^^H 

ft?dfwra  236. 

sraüaa  71. 

ainanh  .31.  34.                     ^^| 

«^M  237. 

svmdf-,  BvAsf'  53. 

<l£t  504.                               ^^M 

»amvarta  136. 

Aa  2:^7. 

üfrivacanh  3L                   ^^^^ 

taibft  222. 

hdnu  235. 

«ipm  131  f.                          ^^1 

äae  229. 

AäniJ  u.  s.  w.  276. 

ci^ndun^ai«  132.                 ^^H 

ÄO^i/«  243. 

Äd  (aufspringen)  BIO. 

Ü2/A  504.                            ^^H 

8a<5^a-fmrfl8  M. 

hü  (verlassen)  310. 

ip  444  f.                              ^^ 

«««fl  236. 

hardi  245. 

MTf^icfa  136.  450.                     V 

san^Jit  271  IT. 

hrdaifa  245. 

urcaf  (ufüf^f;  132.                   1 

sapitm  243. 

/iVt*  241. 

Uff tf  132  ff.  ^                           1 

1         ^fij?ft  241. 

hyäs  237. 

(irpt^f  ra  135  f.                            ■ 

1        saiysani  24. 

Mrin'fcA^Ana  137.                    ^H 

1        sdm  244, 

2.  Pill. 

M^^a  135.                              ^H 

K       Dama  239. 

puMt  100. 

azanh  46,                             ^^B 

■      Bm<m^  29a 

purisa  220  f. 

aro&H?'  143.                                ■ 

■      94Xf|>229. 

poaa  221 

kshapayoöna  147.                    1 

a      Kirpfl  242. 

sahassa  222. 

ganAar  53.                                H 
43*'                                 ■ 

rnnnr»  %>. 
)dfm  41S 

7ShÖp 

wanhac 

m  242, 

.nfraihanh  31 
U^nia  245. 

.,  Ufi  mX  599, 

11. 
ihraogtfi  140, 

äofhAanA  80* 
dmdika  Ulf. 
dai^a^a  4Ö8. 

^j^am/i.  '«/*  Am. 

däuru  468. 
dusmananA  34. 
düraeurvae^a  136. 
d^ufi-pravoiiA  33. 
drt^Ätt  209. 
driwi,  -ha  209. 
df  tt-  242. 
drükhsmananh  31. 
drva-  427. 
drvao  80. 
dvu^A  338. 
dvaeshanh  34. 
nar^mananA  34. 
tia^u  205. 
ni'oz  503. 
ni-ump  133. 
ntvaada  139. 
paitighnita  139. 
pattfto  139  fif. 
pairi'urvig  133. 
pairi-fra-urvip  134, 
poeca  492. 
para-urmp  134. 
parata  140. 


H^                   Wortrpgistf^r. 

^^1 

|)*ei*  213 

ifapör^aofia  147.        ^^^| 

powfttjpaArA^/*^«  49L 

«t-nfirif  1B5,            ^^M 

pefetkuitiiiAia  147, 

Pip  233.                    ^W 

p*Ti?f  ^«  270, 

i^ieWpao  80.                     1 

fm-wrpif  13a. 

©%Ä  4S*6.  500,  mi.           ^ 

/•f fi^Äia  Ö5. 

per^tmn  451, 

fra£tiinii  132, 

«rfe^<la  IfiO.            .^H 

fradakkMa  41MK 

f^oe  452.                  ^H 

/VtTlf«   13iK 

fanha  80.                  ^H 

taoÄAiflf  urj. 

cöra  150  ff.               ^ 

baQk»hna  144. 

fu  153. 

ftaoctt  143, 

j'4irt&ao^Ä3  143, 

/i«Ma  287  f. 

cke^nba  291, 

i^arfljs  4m. 

fl«m6ana  292. 

baremdyaona  Hl, 

frao-  157, 

^m".  ^iV  143  f. 

ffaua-  157  f. 

9,               maaaÄi  144  f. 

cm  154  ff. 

maim  506. 

se,  ihi  600  ff. 

iTWw*Mff™ff "•  "       Vw"  -B-4 

^ffc  459.                 ^H 

WM'WPjPWV^ffW''    *#^lrtFi' 

^fit^ana  UR             ^^1 

maf Äffa  4iJ7, 

hkku  212,                  ^ 

»j£*^(ifio  26* 

Äim,  /»;,  hh  606  1.           1 

i,               ffiiwi,  madha  145. 

Au^aotid  147, 

r«ßf?Vii  140, 

A/,  /i-ii  j^;nt-»fr. 

mahyd  598. 
me,  moi  601. 
yö^f«  (yaeshe)  155. 
yaotw  146  ff. 
raocdoaifc;it;af6fia  151. 
raoraiha  157. 
raoidAi^a  140. 
ravanh  21.  155. 
ravasdä  155. 
rat7an  156. 
ravagcarät  156. 
ravöfraothman  156. 
fddanA  35. 
fu  154  ff. 
ruma  155. 
reiijistäo  157. 
reÄ/ya  247. 
vaxf  513. 
t?an  267. 
V(wiia  140. 
t7afai<%a  451. 
varezäna  451. 
vare^a  451. 
var«fa  140. 


hibvaintU  145. 
Avayoona  147  (bis). 
Aodvof/a  598. 
Ät?ap  605. 

6.  PehlTf. 

nttoak  210. 

7.  Nenpersiseh. 
ac^dn,  adjün  138. 
dad,  dada  138. 
niib  210. 

nif(;  210. 

8.  Anneniscli. 
ahn  436. 

aael  474. 
«d  243.  474. 
inn  237.  593. 
tiiexr  506. 
niaz  504. 
si'f«  245. 


Wortregister. 


623 


daaros  268  ff. 
ttaßaxtoi  270. 
ttanitiog  269. 
«amog  269. 
«atff  u.  s.  w.  268  ff. 
«Vtfjf«  270. 
dacmroq  269. 
ttitcxitog  269. 
ffcrai  269. 
(tyit/Liat  278. 
«yai'oc  278. 
ayaratf^«*  268. 
ayy«ilo(  244. 
äyxos  244. 
äyyvfji^  452. 
«yoj  245  (bis). 
cfyoff  245. 
cry^o;  245. 
äyxdtvQog  23. 
«fy/ü*  244. 
uyta  245. 
(?<Vlio;  237. 
«w«  270. 
äfj/ua  418. 
c^fcUi;-  234. 

ä^ofÄM  245. 

a^tf^Ao?  609. 

«/y-  482. 

«/(f-  28. 

«/^ff  28. 

an  482.  512. 

«*o>'  270. 

alnokog  240. 

al^ioi  275. 

a//^ii  461.  513. 

alti  28. 

auMva  449. 

cex«v^-«,  -oj  449. 

tixayos  449. 

äxaoiog  468. 

cfxcc/-  472.  503. 

«rx^ij  513. 

ax/uaty  245. 

dxovi-  469. 

ax^if  245. 


B.     Griechisch. 

Äxpoff  472.  490. 

axvAoc  471. 

dUy-  456. 

<?Ai|ai  229. 

SXxti  244.  444. 

c?>Uo<r<r(u  215. 

dltfaytü  456. 

a^»  244. 

d/uUyta  229. 

d/utQym  229. 

SfAkaog  244. 

a^^i  246. 

ffV-  244. 

<^va  244. 

avoTf^^xfifio-»  51. 

crvoTo;  269. 

^AvdQofAivfig  34. 

«Vi^«;  235. 

dytipiog  236. 

avii»'o^«>'  231. 

dy&fifitQov  605. 

«»'^o?  244. 

ai^cc  244. 

dvxaxdg  605. 

dvrakkig  605. 

c^jacrovf  605. 

«1^1  244. 

SvvfjUy  dvvtoy  avta  271  ff. 

c^lii^  466. 

aloiv  245.  488. 

dodfjiog  269. 

a'oa^(  234. 

donxog  269. 

^o^y^o;  269. 

docfAog  269. 

flfoüTOff  268. 

dnicaova  295. 

OTTO  245. 

SnrofÄfu  369. 

c?^tT-  418. 

ce^t^^o;  244. 

dqiitov  31. 

c?^K-  31. 

"^(»Jjff  31. 

dQtd'/uog  455. 

ÜQXTog  244. 


&QC(V'  244. 
aqrtog  451. 
«l(»/i}  484. 
aVtf^o);  593. 
d<ft(/Li(f>rig  292. 
rftff^^  235. 
«(TTv  245  (bis). 
«TV  268. 
ar»rof  261. 
«J«Ta  268. 
av&ivTfig  422. 
«tJ«*  605. 
avilal  245. 
aig  604. 
avTixa  604. 
avJo/uccTog  266. 
avToj  603  f. 
litffyog  245. 
difynog  245. 
r?/ij>'  504. 
«/*of  503. 
d^yvfdat  503. 
af/off  46.  205.  503. 
y*/?«-  274. 
/Jtt^iJc  247. 
jSaiVo)  219. 
ßagvg  247.  427. 
ßactJUvg  297. 
/}ff<r»;  245. 
/9atfxe  245. 
/Jii'^off  247. 
ßia  262. 
|3i(feo«  91. 
ßtyiü)  262. 
jSoj:-  242. 
ßoXofiat  233. 
|Jo^  233. 
ßovkvioydi  119. 
/S^aefvc  247. 
ß^axvg  247. 
ßQtvxog  218. 
i$^^(foc  235. 
B^itffvc  299. 
ßQOTog  238. 
/»^vfo»'  427. 
/Jctf^oj  239. 


Worlregiit^r. 


f^  3E44. 

M(i  u.  &  w*  ^77  r. 
Im  «». 

t 

u¥  t79. 
tm  u.  s.  W.  iÖ. 

*^w*'  24*2, 
.,fl»oc  ä7t>. 
flf  342. 

1^  S42. 

riritt¥6s  437.  607. 

ir^-  ^S.  2(>S. 

.-(fm  294. 
(fc»x.,  (ffx.  462  f.  488. 
dixa  237. 
dtXtffvs  235. 
cfcliof  235. 
Skdaüxto  488. 
(fixjj  490. 
cfoAOf  238. 
doUxog  238. 
(fd^v  242.  468. 
d^ato  211. 
cf^odff  427. 
cr^üff  242.  467. 
dvga^üty  32. 
dvgTcit^S  33. 
Svg/Ltty^S  34. 
dvCTfiyog  278. 
?,  I  603. 
lat'o;  235. 
Ia<r*  u.  s.  w.  421. 
ia<föa,  iöaa  418  f. 
ißdffd^xoyta  242. 
iy«y  265.  279. 
lyyv^  243. 
idayoy  235. 


ii^a^  MS, 
4pie>'«  2i9.  4äi  r, 
/i?eic  208.  235, 
fMia?  73.  77. 

tTie«  486,  513. 

#1'  608. 
ff»'i«»to(F»oi  i,*i7. 
ttvat^^  S37* 
»r^m  463  f. 
fif,  th  (es)  7S, 
btöffli'  3t£,  i3i.  247. 
lifTitF  u.  s.  w.  26&  f. 

^xfi;»'  41H}  f. 
/^«i/M<  247. 
iltyeg  458* 
^i^j'jf-  36.  ^m. 

il&ijtos  75. 
^/ictt)  229. 
^^d(  594. 
haxoötot  237. 
lyoTOf  237. 
^vcx-  513. 
iytyiixoyra  237. 
^»'via  237.  593. 
ivytdx^Jiot  237. 
^vKiJxoyra  237. 
r»^of  236. 
iyjtQoy  236. 
^•^«ff  422. 
iyri  421  f. 
?|  237. 
fotxa  497. 
iovito^  -aay  75. 
lo^rij  238. 
^Treiyoi  482. 
inifAMdaio  267. 
intvi^yo&fy  231. 
intifyoy  278. 
^m'  237  f. 
inifjiacfos  267. 


f;To/icti  229. 

iTint  243. 

i^ttfim  n.  s.  w.  f9  ä(57 

/^icf lif  3f£. 

I^jjflf  483< 

l^ir^r  398. 

i'^tfjj  !243. 

Idtof  78. 
lf«Cäi  419. 


4111. 


Iffoff  34.  243.  419. 
»T4  237. 
ito^  \% 
hvtttic:   i]^ 
fiSiQytrixoKfay  78. 
tt^g  218. 
f  JxZcn;  33. 
tdlaxa  245. 
^vc  34.  236. 
tdxfQVS  31. 
evxof^M  217  f. 
iX^Cquy  233. 
i/?voff  473. 
l/iff  236. 
I/o»  229. 
IttiMc,  l$Toc  23. 
%iog  23. 
la)(^d^o(  23. 
fifotxa  502. 
/«Jx«  497. 
/«#x-,  Jix^$iog  500. 
J^tixoe*  244. 
/fixt;!«  500. 
/««xöi  496. 
fixoyj'  496. 
/iroff  38.  235. 
/IxaT«  244. 
J^oixttdi  498. 


Wortregister. 


625 


Cre^uUyijc  46. 

Cito  229. 

nxa  498. 

•«»  446.  485.  513. 

ifdaQ  474. 

^^i  474  f. 

j}oIoff  23. 

W  76. 

jJQacctcTo  29. 

jjw^  21  fif. 

&afÄv  247. 

-^«v  598. 

^o^  233. 

^(»«tfi'c  207.  209.  247. 

»QTya^  469. 

T  608. 

iagog  247. 

frttf*  420. 

2(fof  46. 

IdQws  30. 

/(fvlo»  81. 

Uqos  247. 

r^^K  208. 

Ixai'off  486. 

Ixayriy  244.  425. 

ixfft^o)  273.  486. 

tx/uiyog  486. 

Ixviofim  446.  486. 

fx(»»a  472.  492. 

^Wioy  473. 

Wj  487.  500. 

nvg  500. 

'Inmda/uov  242. 

jTnit»^  299. 

TTTTTOff  2.36. 

Tttttov^o;  473. 
Icxyog  212. 
f/«v«>'  206.  504. 
xaXog  247. 
xa^a  245. 
xaqdia  245. 
xcv^o;  247. 
xatfft»'«!;  271. 
xmaiyig  482. 
xiK  237. 
xfi'foc  419. 
xttfoq  243. 
Xi^xt;^«  242. 


xtv&ui  412. 
xi}T(U(i(  275. 
xivvxah^  xiyito  262. 
**;ir->  «•)'/-ff»'w  273. 
xXivto  262. 
xv«>«ff  236. 
-xoi/T«  (30—90)  424  f. 

XO^tfl}    11. 

'XoCioi  238. 

xoTf^o;  239. 

x^flffvff  247. 

XQiag  243. 

x^iVo)  262. 

xjafAtvM  u.  s.  w.  264  f. 

xrav-,  xny-  266. 

xt'xAoff  239. 

xvtfog  99. 

iL«y/«vo>  455. 

liy(o  455.  458. 

ioyiCofim  456.  458. 

^oyof  455. 

Avxoff  233. 

/uaysvg  442. 

/iäC«  442. 

/icti-,  /ud-ofia»  267. 

/Lta^ya/utu  262. 

uac<f<o  442. 

^atfr-ci;ai,-ij^  267. 

^ar-evoi,-^^  267. 

^«ya;  243. 

^i^  236. 

JlfM^'ac  495. 

fitiorog^  fjititop  85. 

^iJlftf  236. 

fxifAdtog  u.  s.  w.  266. 

/uifioya  266  f. 

^^<r(rof  236. 

^^TK  275. 

fAiyyvfAk  494  f. 

fAix-xoq,  'Qos  491. 

/uiffyo)  495. 

^o^of  293. 

^oA»;  44. 

yifiytyng  279. 

»'«x^o;  236. 

vtxvff  205.  236. 

Wo/ifti  229. 

Wo(  236. 


yino^ig  236. 
ve'ef'oc  50. 
ynydnog  279. 
WCw,  Wtttoi  274. 
ruf  240. 
l«Vo?  61. 
(?/S*Ao?  242. 
nyxog  239. 
oVfJLof  242. 
odovg  239. 
ojiK  240. 
o5  608. 
oUa  233. 
oJxo?  233. 
olyog  233. 
oftr&i  233. 
of<fa>  233. 
oXQig  245. 
oxTüi  239. 
okixta  459. 
5^of  242. 
o^/9(>off  239. 
df^X^ta  506. 
o^o;  239. 
o/UffaJLog  237. 
ot'i^cfos  233. 
oyo/ia  242. 
S^iyfl  466. 

^Triä  436. 
o^avof  233. 
oQttoj  233. 
o^i}  239. 
o>^oc  239. 
Sgyv/Lti  239. 
^^oKia»  233. 
oQOs  233. 
g^rvl  233. 
'0^<f«i;ff  297. 
S^X^ofAM  297.  483. 
otftoc  424  f. 
oöct  239.  436. 
ocaofiat  239. 
oVWo»'  239. 
ov^ov  233. 
ovQog  233. 
ovrr^.  206.  2.33.  268. 
6<fflog  233. 


4  465, 
.;  ^Jl 

re  S45  t 
^.^  245, 

279. 
Pf  M7. 

sjeo*'  513. 
An-,  niyt~(a  5tS. 
r^I^iia  3S7. 

TTli'^lfiaf  287. 

ninoy&a  287  f. 
TTi^ä  237. 
TTc^»  237  f. 
mgxyoe  236.  460. 
Ti^^xo;  460. 
nf^i&(0X6  241. 
TW^T»-  241. 
Tiigvct  243. 
7r<<r<r-,  nic-VQtg  593. 
TTltfcra)  229. 
nijuQtq  593. 
nixofAM  299. 
7ri(^i7  295. 
nttpiicofjiah  279. 
TT^yt'v/i»  464. 
wix^off  492  f. 
TiAcrro^  245. 
TTilaTi;;  247. 
TiAcJcTTo;  85. 
nokxUos  490. 
TTOilio;  239. 
noXig  239. 
TTOilvf  239. 


?iwr*f  S24Ü, 
riöfffflg  S40. 

nQtHvos  160. 
n^U^ßvs  62.  64. 

yfplf  *>4p 
ffp(5jM0£  ^40. 
^^^C>  TT^oii  76.  ^L 
n^^ft^ütf  1240. 
?tfojf*'i;  212. 

^pyi/jj  465* 
n0it^$if&^,  -r&C  4ö5. 
ir^  465, 

I^of  45ä. 
^ifißo)  453. 
^\ijy*a'jw*    15^. 

^a^ßos  453* 
<rcrxo;  593. 
a(t(f,ig-  35. 
cximo/uM  229. 
oxtnü)  236. 
oxiovQog  473. 
«rxomij  234. 

<ro0,  tfoi, tfi  u.  s.  w.  593  ff. 
ffTr^iJv  474. 
ffiav»-  278. 
CTcuf^g,  'vltj  292. 
tfTiyw  229. 
cutga  243. 
cri/uifvloy  292. 
tfT^vfti  229. 
(TTo^a  240. 
cioQvvfjii  240. 
<r<f «  u.  s.  w.  603. 
xav'y    tccyv-    244.   246. 
263.  277.  421. 
TttQifv-  247. 
rat 6g  247. 
ra/tJf  245. 
Ti  (acc.)  595  ff. 


fi^ima  51- 

riVof  46. 

rie,  Ttv  u.  s,  w.  5413  t 

Ti^tiv  ä36, 

rl(»ueiiy  236. 

riif^^a  S36. 

r*»'-,  fiKf^  ^1*  JTJ 

rot  594  (r* 
fpiJc  !ä37. 

T^/f  of  343* 

Ti\  Trxi'ij  6^39. 
vßog  99. 
iV'^c  458.  5)3. 
mi(i  337. 
^/tyuf  242. 

|/7fO     2^. 

vtfi<ntjfn  204. 
<^j:o;  46.  440  f. 
(^ivo)  209.  440. 
ffccQog  212. 
rfct^ctf  245. 
(fatdSaay  75. 
<y>«yy-  440  f. 
<^'(>^a  236. 
!f4Q(o  229.  245. 
<p;yof  439. 
(f^^/ui  209.  440. 
(^at^oi  273. 
ff&t-  261  f.  278. 
rf^Uy-,  (fAoy-  46.  483. 
(f'Ot'o^  278. 
(fOQogy  (fOQog  229. 
<f^€»'-  30. 
Xttiyw  277. 
;^ri(rxai  277. 
X4X-,  ;r«a-#o»  222.  !Ö7. 
XtQfitjy,  X^Q^^  31. 
/^v  61. 
/^«ff  237. 


I 


Wortregister. 


627 


XQ9ff0x6fni  40. 

;re^30. 

V^HNf-  35.  38  f.  i35. 

\ff9vdia  235. 


*i2»a>^  487.  490. 
o^xrc  i40. 
Miioc  240. 
i}'i«*(  244. 


«re^  240. 
«T-  604. 
tinui  206.  268. 
wnAiUr  268. 


c. 

1.  LateiBiseli. 

ab  245. 

aboieo  459. 

acer  (ahorn)  466.  468. 

acipenser  466. 

ocu«  (honihecht)  466. 

aeger,  aegru  206.  503. 

aineus  16. 

o^ ju-or,  -u«  486  f. 

aes  16. 

aesculus  487. 

ager  245. 

a^o  245. 

ajo  474. 

angar  46. 

aptscof  269. 

aptus  486. 

aquifölium  437. 

arfco-s,  -r  49.  471. 

cwcia  487. 

asais  469. 

atirora21.23.30.46.48. 

avtZIo«  240. 

axis  245.  469. 

fce^rrc  274. 

bicarpor  32. 

ca(iat;ef  81. 

cen<i«m  247. 

cerebrum  11. 

CVre«  32.  44  f.  49. 

ctn-iSy  -er  45. 

cammentus  266. 

condere  206. 

canfessio  209. 

confarmis  208. 

Cttcum-ts,  -«^  45. 

endo  (lielm)  412. 

debüis  540. 

<lec-Of ,  -u«  46.  48  f. 


Italische  sprachen. 

(siehe  s.  176fir.) 
deformis  208. 
degener  32. 
den8  23Q. 
densus  247. 
dexter  235. 
dtcare  489. 
dict8  cau^a  489. 
dico  488. 
dt^»h<«  494. 
disco  494. 
docco  461.  488. 
edo  213.  215.  229. 
e^eo  504. 
ego  243. 
e^Mti«  236. 
et  237. 

facüumed  74. 
/ii^tis  439. 
/Vrtfor  209. 
/att9fu9  47. 
favor  46. 
/Vro  229. 
/?n^o  492. 
firmt$8  208.  427. 
j^aflff 0  483. 
Flora  48. 
/brare  212. 
forma  208. 
/W^-or,  -«r  46.  49. 
genu  242. 
^»a?tM  499. 
gravis  427. 
Aeit'tM  428. 
Am  237. 

hones-  30.  46  f.  49. 
ico  485  f.  487. 
i/<»a;  466. 
indigua  504. 
tnvt^are  499. 


incitus  499. 
jfCitöCu/Mm  32. 
/up^H-  53. 
jus  21. 
/fföor  456. 
late-re,  -bra  217. 
^^ar<?  442. 
legere  455.  458. 
/e(^'o  456. 
ligare  494. 
/tguor  491. 
/oguor  456.  458. 
macer  491. 
tnacerare  442. 
wiarc-  211. 
vMgnanimus  39  f. 
t/ios  56. 
medtua  236. 
mejo  505  f. 
twofitt-  266. 
mic-(i,  'idus  491. 
mingo  505  f. 
misceo  494. 
mwmcorrf-  40. 
tno/es  44. 
mülgeo  229. 
natfo  276. 
neglego  456. 
Nemestrinus  20. 
n^po9  236. 
m(or  499. 
novti«  236. 
ttOA;  240. 
nubes  44. 
o6  247. 
ocior  240. 
ocrt-  245. 
oc(o  239. 
oculus  239.  488. 


MO, 

ta  4B4,  191. 
wrr  St. 
care  4iJ3, 
m.  24fj. 

0,  -«i**  491. 

n  4sa. 

n  (preiler}  4ö7. 

w^o  401.  4^*3, 

t^iiii  247. 

st'i^  494. 
ptanta  (sohle)  '247. 
plautus  241* 
pleben  45. 
~pkx  45Ö, 
ploirume  taltl^)  H5, 

-piiw  4ri^* 

polis  240. 

pf t*ci**  62,  64, 

pub'cs,  -er  32. 
pwer  96. 
pugn-a,  -us  465. 
pu2t7-t9,  -er  457. 
pumil'US,  -0,  -to  96. 
püngo  491. 
pus  21. 
guat^uor  243. 
quere  U8  467. 
ffldo  455. 
ratus  451.  455. 
rectMs  455. 
rig-  455. 
fff^o  458. 
r»<u8  451. 
robtis  468. 
ro^o  454. 


tumpo  492. 
rw«  gl. 
ffcdi-*  44. 
Brntx  296. 
«fgiM^  229* 
»trpo  fSÖ. 

sofirjr  46. 

fforor  ItS. 

Hpk-a,  -um^  'Uium  4111. 

»pi*fcuu  460. 

Mtmiü  US. 

<fi»|?ff  237, 
taeUr  IL 
etff?o  229. 
tempert  20. 

im^irae  11. 

imuii  246  f.  421. 

(f7K>f  236, 

ieriius  'AiS. 

tetricus  11. 

umbüicus  237. 

un^t>  237. 

ur^eo  453. 

urvus  450. 

ua;or  499. 

valgus  451. 

r/?^eo  513. 

Vfftio  219.  274. 

venter  247. 

Fenw«  32.  43  f.  45.  49f. 

veni*8tU8  43. 

vergo  453. 

t7e»|)a  487. 

vetus  32.  38.  235. 

Vetus-,  Vetwr-ius  38. 


ße^arc  454- 
f?i<;*  500, 
viff-U,  -or  51$. 
riiico  500. 
viitecfa  500. 
f^äcM-w,  -s  487. 
«iMM-is,  -er  i&. 
i7oro  23a. 
tjoij^o  217» 
voxor  491^.  _ 

ä.  ItAllenlneli 
cofitare  456- 

fugionatt  456. 
ruffionr  45  L 
löffo  461, 


3.  Fraiuor^ijK'h- 

ai*  4*59. 
raitf^m  151. 
t&rt  451, 

1   as1d»e1i. 
ampru/id  75 
Fluusa  48. 
iTerri  44. 
kum-bened  219. 
Fe-ffifc«  12. 

5.  YolsUseh. 
VeUström  20. 

6.  Umbrisch. 
acno'  447. 
a^esne«  16. 
6entt«e  219. 
Cerfo  44. 

n«r/*  235. 
ocri'  245. 


D.     Keltische  sprachen. 


1.  Altkeltisch. 
Arebrigium  541. 
Arelate  541. 


Aremorica  541. 
.4t«^u«(ort<um  541. 
avt-  236. 


i^ratiMpaMtiMm  542. 
BregeHon  541. 
öfftd  542. 


Wortreijister. 


699 


brip'  541. 
Cassihratius  542. 
JantumaruH  "JlH. 
Mandubratius  542. 
VfTffiUua  541. 
VcfffObtHui  541. 
Vindilius  541. 
Ktn/iKif  54  L 
virO'  541. 

2.  KjrniritH'li. 

anadijl  216. 
itt/mwanawd  ^JXM* 
bfawd  542, 
cöfit  247. 
<lt(Jr«Aa  207* 
drw^  202. 
eneit  21(>. 
^ttan<  206. 
ffuithlaun  54L 
/«f*p  212. 
fiaw»  541. 
tlewni  541. 
Jlomid  54 L 
mergiä  21t 
«««r^AaAam  211. 
merifdd  211. 
wmHrri  202. 
if)wnK7^2  210. 
m2/>Mt7^I  210. 
mynwg^l  210. 
^trrtw  235. 
ifWtf«  246. 

/roÄf»  11.  s.  w.  207,  20*J. 
^ra«?5  207. 
ireeh  207. 
<rm  307.  209. 
treis8'au\    iur  207. 
<f  ««^ö,  -m  209. 
fr^y«  207.  209. 
tru  202.  208. 
frucarattc  208L 
trufiared  20^. 
<«;/ieneii  2irt. 
Ifnii^im  206. 

bfue$  542. 


dfoch^  draff  202. 
kvifferen  2343. 
Jttiw  467. 
/<Mti,  ^Ktn  541- 
moghf/a  243. 
pemoÄ  541. 
iro€,  tru  2(>2.  2tJH. 
ytAytnu^omi^  206. 

4.  ArmoriieU« 

öfi««y  542. 
A7'/<tw  467. 
kun,  tuen  54  L 
.H(er  2:35. 
iru  202.  208. 
in*(i»i  208. 
trucs  206. 
tritgarcs  209. 

5.  Irisch. 

afl6öi  210.  540. 
adnachtib  205. 
ftdnocu^  205  f. 
afuroksestar  204. 
aidbUgod  210. 
aidbliu  540« 
-(a<7  245. 
air  203. 
atf^j^fffif  206. 
aimÄtVi  2(J3. 
«itfittu  201. 
im  29. 
mih  237. 
ijwmi  204. 
amuindr  210. 
anrtJ  216. 
cmafanegi  206. 
arocArtfitm  541. 
araeget  206. 
oram  455. 
urofuieniafd  21L 
aroHdütad  218. 
afrtrt^'<7<!<  206. 
rtraff7f/ö/iait^  20S>. 
aregit  -aom  206. 
amoilfniiniff  211. 
arrenat  541. 
ar^ia  20S. 


m^bcr  209. 
<t«c«cAt«</  205. 
tif{2ofM4Mcfiia«£ar  206. 
niontnasU'  20i^». 
a«tt«  ü.  s.  w.  203. 
awfiaiffthe  20») . 
6an/ertj»i»id  203. 
6tiw  211», 
6f«t»»  279. 
bcrim  229. 
il^tfrfad  212. 
berrni  212. 
bt-rrthaiä  212. 
bvrfihüT  212. 
6/e»rA,  6k*A  540, 
6miA  542. 
/irti/i  540. 
örwiA  210, 
bfuthnaigim  210, 
brtilhnigihe  210. 
cc«  247. 
cict^A  544), 
cc»^^«fi  212. 
cobcden  212. 

-gtfti  20B. 
co/btAeosa  206. 
cat/me#.  -ta  212. 
comadnacul  205, 
coma^ß^d  u.  s.  w.  541  f. 
comrtlAi  540. 
comireth  540. 
comlrtimjwiti^i««!  208, 
conchechrat  215. 
eonätrna,  *inn  211. 
CorK-L'flt  205.  214. 
cofUchta  20B. 
congaömm  215. 
(TOiiic  205. 
conücim  205.  214. 
cotncßmmis  214. 
co«fct#/o  205.  214. 
contjnmar  214. 
cemiirtai«  214. 
con-riug^  -teraig  494. 
conroigaet  206.  540. 
eonierijtrdar  203. 
cofi<w««d  214. 


j%c€  2U.i. 

n-im^  *<iA  54  U 

^  Uh 

.latu  20P, 

mfiififß  205* 

*mmmc  4ihL 

4f  467. 

ii«rfiaiivi  211. 
Elfm«eilaf  21). 

dess  2B5. 

diitadchn   u.  .■=;,  w.  218 
</ö-  217. 
doadöadar  2**9. 

doberrthe  212. 
dobreth  540. 
dobtramma  208. 
<iocÄu  202. 
dodfongad  216. 
doeprennat  540. 
doicÄ,  dot^  202. 
doindnagar  206. 
doindnaich  206. 
daindnasatar  206. 
donadbat  209. 
(2oftatn>8td  203. 
dondfiindnastesi  206. 
dandnindnisense  206. 
doneprennet  540. 
doninfedam  418. 
doreprendsent  540. 
dorütiset  218. 
dorindnacht  206. 
dotoingfidis  217. 
dro^r,  drocÄ  202. 
duaibsib  210. 
«Jucwta^f  216  f. 
corc  460. 


i-ittÄ  215. 
/-cA  236. 
rritKiw  21  tj. 
^(;e»i  206. 
ü-w^ör  215. 
*"/.  o-!*(  216. 
ffOi'cA  202. 
(ä^rdd»  fifffrfiej  216. 
^iföear  208* 
^^runtm-a,  -c  208. 
fair  ging  2  IS. 
/'«fdan  212 
/err  212. 
jitt^^ökÄa  212. 
^m  212.  2ia 
.^leÄir  3t6. 
/b  304. 
/Wpfa  211, 
fQdüinge  212. 
/0(iteifi  204.  212. 
foesam  540. 
fmii-sigim,  -seochüd2lfj. 
f/dsitig  204,  540. 
AiKfifJM  204. 
/(>wjr  218. 
formüichdetu  211. 
formuichthai  210. 
formüigthe  210. 
forruim,  -tis  212. 
forsanaisissedar  203. 
forirumme  208. 
foruirim  212. 
fosisefar  204. 
fogisidersu  204. 
fosisaetar  204. 
/b»<ä  540. 
frimorc  209. 
fristawUsed  203. 
/'mtat^  203. 
fristossam  216. 
/'n«at<  203. 
/"MW  206.  219. 
/utwed  218.  542. 
fuinnen  218. 
fuirmi  212. 
fuismedach  204. 
/'unend  218. 
/wtÄM  206. 


ffifA  218, 

^n'c^^aim«etn  204. 
tö#€  494. 
fc^d  214. 
idol  542. 
im^Jiii  237. 
•mpf»»»  215. 
}>tas«««ai«  202. 
mcAo^fiiti  216. 
mtAnn  541. 
indad^l  210. 

indokA  202. 
^f^/^tf*-  212, 
««^  205. 
in^fl  237. 
iiin^d  240. 
ifesche  u,  s.  w,  2(JB. 
tnii-^d^,  -cAie  206. 
i*f*c«i&  542» 
fJiai*  215. 
i^tortfif  203* 
iiheadh  215. 
ithfmnr  2ia  21 
ttÄtm  213  ff.  229. 
Wn,  -c,  -od  541  f. 
2tn  542. 
lingim  484. 
/tit^tf  217. 
mar^^Aatm  215. 
medön  236. 
m6d(m(atrf»t»»d  203. 
vierc  211. 
mergach  211. 
mucAni  211. 
mumae  u.  s.  w.  210. 
nebthörtrammad  208. 
nem  16. 
nephtairis-mech, 

203. 
ne»'<  235. 
nicAatr  215. 
nidam  209. 
ntdentat  211. 
m  tod,  tae  203. 
nitor^an  209. 
noadnacaatar  205. 
noberrthe  212. 


1 


micAe 


Wortregister. 


G31 


nöiö  u.  s.  w.  210. 
n-omaid  216. 
notaänastar  205. 
octy  ocht  239. 
oech  493. 
ot  240. 
6m  240. 
remitaat  203. 
renmm  541. 
rtcci*  214. 

roaitrommaigestar  208. 
ro-anc  217. 
roberrthe  212. 
roithinche  213. 
ronicfea  214. 
ronicub  214. 
ronöib,  -ad  210. 
ro  9f2acA  459. 
rumu^^a^  210. 
sai/iaZ  204. 
sen  236. 
«WC,  -en  212. 
8f'S«m;i  204. 


aessed  202. 
«es^a-  203. 
8tumat  53. 
sossad  202. 
sre^A  540. 
taid'bsiu  209. 
(atm  u.  s.  w.  203. 
tavresfet  203. 
tairismech,  -u  203. 
tofft«s«m  203. 
tdtrset  214. 
tarn  203. 
tomon  204. 
taraisse  203. 
taratoissed  216. 
tarisaiu  203. 
a'c/a  214. 
tindnagtar  206. 
^tn£2ttt>e<2  206. 
«fw/c«  418. 
<ipra  540. 
«ttoaaer  217. 
fteÄw  217. 


tiüisat  217. 

to,  «owai  217. 

tochu  202. 

todemam  211. 

%  217. 

foiÄfied  219. 

f(HcA  202. 

toing  217. 

e($tmi«d  218. 

^otpntiftit  540. 

tang  atong  217. 

^on^  216  f. 

topar  540. 

<orts«e  203. 

trm  207.  209. 

tressGf  -m  207. 

«roc  202. 

<rdc-ar,  -aire  208. 

<rd^,  -dw  208. 

trom,  tröm  u.  s.  w.  208. 

trumain  208. 

iu%8tiu  204. 

urnaigthc  206. 


E.     Germanische  sprachen. 


1.  Gotisch. 

a/'245. 

afaikan  474. 

a^'«  46.  205. 

aglaiti  444. 

a<7Z-o,  tj5a  503. 

a^Zu^a  503. 

oX/au  239. 

aigin  447. 

at'Ä,  at^um  444  ff.  485. 

aiMs  446. 

ai^»  443. 

akran  471. 

aÄTs  245. 

aqizi  466.  472. 

arbaips  456. 

au^o  436. 

arw^f-  240. 

bairan  229. 

bandva  440. 

fcan/a  279. 


baugjan  143. 
berusjoa  81. 
&tndan  287  f. 
dra^A;  (draggk)  47. 
dum&8  293. 
/iagrr»  490. 
/atr  245. 
fair-aihan  445. 
/äff je?na  236. 
-/aj&«  240. 
^i«/atA«  490. 
^sA;«  494. 
gafilh,  -an  206. 
gamaurgjan  211. 
^afntmdt  266. 
'garapans  455. 
garehms  458. 
^ateiAa  488. 
^>tra  237. 
Aatr^o  245. 
Atmd  247. 


ik  243. 
iton  229. 
A;atfr8  427. 
kinnus  235. 
Ä;fiftt  242. 
knodi  276. 
A;unnan  277. 
7ai^an  483. 
leihts  247. 
Ztti^an  442. 
ludja  265. 
ma^,  -um  448. 
maihBtu8  505. 
man,  munum  266. 
midjis  236. 
miX*t7  243. 
muÄ;a-fifO(2et  442. 
nahts  240. 
naitjan  233. 
namo  47. 
nin;t>  236. 


WortregblfiT 


m^  .467. 

1  458. 
»  469. 
Iif-f  41B. 

e^  380. 

»mah  41*1, 
KkrrVü  243, 

Imkm  4*52, 
Jnti  242. 

magfian  603. 
nmhfiuqjan  144, 
t7rttÄ  501. 
t?aÄ:-an,  -wan  513. 
vei^  500. 
veiha  498. 
t?»Ä»  500. 
vinnan  268. 
wj&fi«  208. 
v^f'e«  265. 
vraiqs  449  flf.  461. 
vrika  453. 
vun(ia-  206.  268. 

2.  Althoohdentseh. 
ocÄiM  466. 
a^  466. 

agcUeiZ'i,  -o  443  f. 
ahom  468. 
aA«a  245. 
ameiza  443. 

anado,  avMfo,  aft^o  216. 
ant'lutti,  'luzi  265. 
&and  287. 
bano  279. 
6oticAan  439. 


itei^y«  229. 
dimtar  II.      ^ 
diMtii  246.  421. 

^^e{a  466« 
f  A(  446. 
r.ivhüa  4TL 

-rt<il  443. 
«tgati  445»  447. 
e^  Am. 

piscon  504. 
Hak  444. 

rwl,  240. 
farh  im, 
farmüchit  211« 
ßh  491. 

/«'ft/a  465. 
fcichun  464. 
/^i^^  429. 
/c^rAd  467. 
/fMf.  -f/»t  44  Ti 

gcUurst  209. 
^^{o  428. 
^»6tir<  540. 
flrt/«Ä  493. 
giioifman  268. 
i^a  473. 
tA  474. 

irreichdn  454. 
2eicA  458. 
WU  247. 
lungar  484. 
marawi  427. 
maro  427. 
mengan  494. 
mennt  210. 
me^u  236. 
miTcAu  229. 
müh-eo,  -hon  211. 
muoxr-a,  -«^  506. 
na6a  237. 
na^oZ  237. 
namo  AI. 
Östara  496. 
ouga  436. 


p«»*  4i7. 

rtic^ijan  456» 
roMa  456. 
r€dja  456. 
rIA  441 
r^sAAanofi  455  f. 
rüm  444. 
mc^Mtti  453  f. 
rim  im. 
Tuathen  45& 
rcfcrAort  450. 
seipha  443. 
tilti  419. 
dag  459. 
«mdAi  491. 
sdffefi  gll* 
spocAa  468» 
jtp^i,  ^«A  4SI. 
8pm4iha  463, 
^lom  203. 
swciffa  444. 
faiiiwt  467. 
ttij^hfir  4*^7. 
^atiA  47. 
trittirt  208. 
trut  208. 
ef^K7^20a 
^4reicht  462. 
wa/*»a  487. 
traf  cA«/tn  460. 
trecAa  500. 
wechoUer  513. 
treA«ai  500. 
ioeigan  463  f. 
tt^et^ar  449.  490. 
weigeron  449. 
wtf^  449. 
weigrisödi  449. 
tretA  497. 
toereheih  467. 
trlcA  498. 
«HdAor  20& 
toig,  -ant  502. 
UTtnt  212. 
mmddn  206. 
touiMC  268.  270  f. 
tount,  -a  268. 


Wortregister. 


633 


zaldn  456. 
ziha  442. 
zeichan  462. 
zeigan  461. 
zeljan  456. 
zihu  488. 
2röAa  429. 

3.  MitteliHMslideiitscli« 

bars  466. 

bolwerc  452. 

6rfttU7«n  427. 

eicÄei  471. 

eich'Orn,  -ume  472. 

ek;A444. 

emeize  443. 

erweichen  497. 

gemanc  494. 

geweichen  497. 

icÄ,  -c  472  f. 

i/jfci  473. 

?dz<?n  484. 

/ccifccn  483. 

^'cA  458. 

i^cÄen  483. 

linge  484. 

Zinsen  483. 

lunger  484. 

met^cA  494. 

mengen  494. 

munkel  211. 

f  e^«i  483. 

Speiche  463. 

spreckd  460. 

sprengetin  460. 

sprengen  460. 

sprenkeleht  460. 

sprigeloht  u.  s.  w.  461. 

fwr«^,  tuf »tf  207. 

tttf  8«  207.  209. 

tör«t-tf,  -ic  207. 

unweiger  449. 

vacA  465. 

«7c^-,  weige-n  454. 491. 

weigerlichen  449. 

vencvach  465. 

t(7enX;e  452. 

vereÄ^er  447. 


verezzen  447. 
vermüchefi  211. 
totnÄ;e2  452. 
üor-trcfc  452. 
^oÄe  429. 

4.  Netthttehdealaoh. 

aneh'^^  265. 
au^e  436. 
au^en^eran  437. 
c&cr  473. 
eiche  466. 
em«c  443. 
erweichen  497. 
/acA  464. 
/c^en  491. 
ferkel  460. 
//o»  44. 
irtn-  467. 
lene  467. 
mangelhölz  293. 
//MiucA^tf^n  (bair.)  211. 
»nauA^m  (bair.)  211. 
mengen  493  f. 
meucheh  (bair.)  211. 
misc^ien  495. 
ranX;e  452. 
ranke  452. 
recAnen  455. 
recht  451.  455. 
8CA0<6  412. 
Specht  491. 
sprengen  460. 
Sprenkel,  -n  460. 
s^oin  53. 
trocA«  500. 
weichen  500. 
wetterleich(en)  483. 
isreicAen  462. 

5.  AltsAcliftiBGli. 

a^dtöto  483. 
ancio  216. 
2»aiid  287. 
bökan  439. 
ec90  447. 
e^on  447. 
eAu236. 


fagar  490. 
/eflft  429. 
fih  491. 
/'eJkon  464. 
fögian  464. 
gimang  494. 
tÄ  474. 
lungar  484. 
mengian  494. 
mw»  210. 
o^a  436. 
raA;a  456. 
rekkian  456. 
reÄJÖn  457. 
röÄrtVin  458. 
8/aAan  459. 
»Ze^'  459. 
stamn  204. 
<cÄ:an  462. 
truön  208. 
wegean  453. 
weA;  497. 
?!?*((;,  -afwi  502. 
?(;tÄM  496. 
wini  212. 
?<7un(fa  268. 

6.  Xenniederdentseh. 

nak  (nnl.)  470. 

aker  (nnl.)  471. 

o«cA  470. 

bäken  (nnl.)  439. 

dünn  428. 

eekel  (nnl.)  471. 

e^eZ  473. 

ek-,  eck-,  ek-eren  471  f. 

ijken  (nnl.)  472. 

?A;c  472. 

kaan  (nnl.)  471. 

A;ane  471. 

mak  (nnl.)  441. 

men^fn  494. 

misch  495. 

mijfe,  -n  506. 

monkelen  (nnl.)  211. 

noeA'e,  tiaafc  (nnl.)  470. 

nasch  470. 

dpaaA;  (nnl.)  463. 


^y,jxtr  inni.j  464, 
\^mk  u.  s,  w>  I nnl.)  438. 
^mküm  (^^  h)  4G0. 

ichüde  •; 

W^m  (n        453. 

T,  Antr        liNi!*^i'li« 
(k465.  4 

dgen  447. 

«g-  ^Acce^i  483, 
d^nian  447- 
<l/i,  ffg^n  444. 

ämeta  n,  s.  w>  üOli. 

mc  408,  470. 
ftana*  bomi  278. 
&fi*coii  43!** 
^ji*ari(  41j*>, 

{jfjician  fi()2. 
beör  427. 
beorma  428. 
56t(7<ccan  497. 
62dc,  5Z(ic  483. 
fortan  212. 
byrst  466. 
cdd  471. 
deör  427. 
dun  428. 
edgc  436. 
eag-,  eg-or  486  f. 
Eästre  496. 
ecc  503. 
eg/-e,  -an  503. 
^S*^»  ^ge«a  447. 
eg-,  eh-stredm  487. 
eo2Ä  444. 
/accn  464. 
/•oÄ  491.  493. 
fa^e  429.  444. 
fä^ian  491. 
/VcÄ(f  493. 
/•«arÄ  460. 
/egan  464. 


ftaceäu  460. 

/V«£?0^  4ß0. 
gtßc  502, 
grmawy  494* 
gew^rertfi  497, 
fmlen  4li7. 
Är^«j  0.  s,  w»  44Ik 
If^  47'L 
il  473. 
k'<?t^«H  483, 
/4giaii  442, 
iungor  ^^, 
mraru  437* 
mme  210. 
moni^an  494. 
frtfö*K  505. 
Gti-umknitm  466. 
fiicc»-  friiA  494* 
racu  456, 
r<nc^an  4&S  f , 
rtügn  444. 
r<i/i  444, 
recan  456. 
ri'cra»  456, 
rec-en,  -on  467. 
rccnion  455. 
rc(f  »a  456. 
riht  451. 
ryge  442. 
sdpe  443. 
«^dr,  -;(in  211  f. 
sid'Uj  -e  419. 
«2edn  459. 
«Ztfgc  459. 
^/joca  463. 
«<c/n  204. 
stetm  204. 
«und  218. 
tä  429. 
^icen  462. 
tocan  461.  488. 
talian  456. 
icWan  456. 
toll  457. 
frum  208. 
prtste  208  f. 
^1/r«  208. 
wäc  497. 


io^i>c^fi  497. 

w^^an  453  f, 

^^f  4S7. 

wie  498. 

füicc  500- 

ffftda»  498. 

wwnian  498, 

ipIj,  -f ?t4  502, 

wint^  äl2. 

«cfrdc  453. 

wrarn^  443.  , 

fCTrttc  452. 

8.  Frle^if^ch. 
biken,  buken  439, 
ek  470, 

^icÄ  493. 

/'aiten  465. 

fek  464, 

•/ra-nf  460  f, 

Sfyi  428. 

*it,  1^  474, 

k^6k  u.  ^*  w,  439. 

logia  442. 

meÄ;  441. 

menga,  menzia  494. 

mtua;  505. 

n^r  428. 

naA;<m  437. 

rc&a,  retsia  453. 

reÄ;enia  455  f.  461. 

8lä  459. 

s^Ä;  459. 

«/toA;  459. 

spök  u.  s.  vv.  438. 

teken  462. 

<;t<  428. 

ut'logia  442. 

^weken  u.  s.  vv.  458. 

wIcÄ  502. 

toriak,  lorike  450.  452. 

9.  Englisch. 
fredk  460. 
Ao2^ot(7  428. 
wire  428. 
sheaüi  412. 


Wortregiater. 


635 


-toark  452. 
toreck  452.  460. 
yellow  428. 

10.  Altnordlsolu 
Isländisch. 

fi,  eigum  444. 
(Egir  487. 
aka  245. 
ailam  471. 
(üdin  471. 
andt  216. 
askr  468.  470. 
d»,  re<<  447. 
auga  436. 
6dikn  439  f. 
heyki  439. 
iyV^rr  427. 
hlakkr  483. 
2^2c<At  483. 
öurs^  466. 
eiäa  443. 
«^in  447. 
eiginn  445. 
ft^n  446. 
eiV/na  447. 
eik  465.  467. 
ctit;a  470. 
eikr  465. 
e/^  244.  444. 
erum  501. 
/o^  490. 
fäinn  490. 
/et^  429. 
/•«Am  464  f. 
flestr  85. 
/VeAma  460  f. 
freknöUr  461. 
^fst  11. 
Mi/ftf  467. 
hraukfy  hrökr  488. 
tjTiiA  473. 
ikomi  472. 
>ör  429. 
^oftt  471. 
kundr  279. 
}<^a  483. 
Uga  441. 

Z«iUchrifl  Ar  T«rgl. 


mäf  megum  448. 
maib*  441. 
maurr  428. 
iwetMr  470. 
ifi^yrr  427. 
miga,  meig  506. 
fi^'üib*  441. 
moka  505. 
mditduU  298. 
mykr  505. 
yiaibnn  437. 
f  d  444. 
rakja  456. 
f  oÄrtta  456. 
rangr  451. 
retfe  451. 
mAma  455  f.  461. 
rek  452. 
rel^a  456. 
räflff  442. 
«aiirr  211  f. 
skaudir  412. 
«2a^  459. 
smär  491. 
«paAr  464. 
a/>IA;  464.  491. 
sprekla  460. 
spreklöttr  461. 
«to/h  204. 
<<er  443. 
<aZa  456. 
teikn  462. 
«eö'a  456. 
tigitm  489. 
<IA;  464. 
Oö<f r  464. 
tjogu  429. 
<oKr  457. 
irüa  208. 
«tti^tt^u  429. 
tAriidf  208. 
thufmr  246. 
tAwrs  208. 
v&  501. 

««ä/o,  -#*  498. 
Vieginn  498. 
vaib'nn  458. 
«aA^-fto,  -r  456.  618. 

Bpraehf.  IV.  ft. 


vdAr  497. 

v^^a  u.  s.  w.  501  ff. 

-vctflf  499. 

veikr  497. 

t7i^  502. 

vika  500. 

vikingr  499. 

vfAya,  vetA;  497. 

riUr  451. 

vind-auga  486. 

vinr  212. 

vtrA:t  452. 

vixl  500. 

11.  Norwefisch. 
a<^-2at«8  466. 
ä8  470. 
6rodd  449. 
egna  466. 
eigind  448. 
et^  446. 
ctifca  472. 
«A;;a  470. 
fäen  490. 
/•raAin^«  461. 
/raAfnor  (pl.)  461. 
giU  428. 
Aand-8ptA;  464. 
hjül'sptk  464. 
l^rfA:;er  473. 
ik-orriy  'Orre  472. 
maib  441. 
mauk  441. 
mawr  428. 
mmA;  495. 
mig,  '€  506. 
mjuA;  441. 
moka  505. 
möykja  441  f. 
möyr  427. 
myÄ,  -r  505. 
naken  437. 
f aA;  452  f. 

reik-,  rik-na  455  f.  461. 
rekl^a  456. 
mt«-8ptik  464. 
rti^,  rüg  442. 
«poA;  464. 
41 


^ 

Wortregister. 

-^ 

r 

mjük  441. 

f^Äjöri  472,             fl 

[  11.  ^, 

43». 

mockn  W5. 

e^n  447.                   ^ 

lU-üf,  -*^ 

«1. 

myta  42ö, 

/r^i^iie  m  t             * 

-in 

nnhn  437, 

fyrre-hjve  429. 

nicira  461}* 

jra;428. 

ft. 

my  442* 

iktfl  428 

g-u. 

rükna  Mih  f. 

fcdfie  47L               < 

bjm 

*paÄ:  4434 

mo^  5ÜÖ.                 * 

;  ifi*^. 

Ap\k-fi,  ^ra  464. 

»Hör  427, 

1 

^pt;/;  4ii8. 

muge  505. 

üpmUa  460. 

ift^re  428.               < 

1  Ol 

i^cÄ'cn  4*i2. 

fi^^fm  437.              ' 

^lA:  4*i4. 

«;rfen  471. 

19.  Sehwedl 

mh. 

0'%-t*,  -ö  429. 

nekkt  456.              ^ 

abborrc  46fj. 

f lAa  497. 

rc^c  4ö5f.            • 

äff  466, 

1^0^%  tJT^Ä  452  f. 

rti^  142. 

aghborre  4tiG, 

Ä|ja5^  464.                 J 

ällon  47  L 

V^.  Dinkeh. 

sjjij^er  464,              ^ 

fe^fvefcfi  407. 

fp0ij  U,  S.   MT»  4-^. 

borre  mi 

ö^OfTf  466. 

spraghi  461. 

hrodd  449. 

a^ff«  471. 

irf^i^Ptf  429.             ^ 

c*  u.  s.  w.  472. 

aßhborre  4^ 

tyve  429.                  ^ 

ika  470. 

?.«!*»  431J. 

1?%  497. 

ek'Siock  470. 

bo</  W^. 

trag  4ä2  IT. 

/rdAm«  460. 

Danevirke  452. 

onA;A:e  450.  461. 

mäsc  495. 

ei^,  -c  472. 

1 

b\    Le 

ttisch-slavische 

sprachen. 

1.  Altprenss 

Iseh. 

aar,  csr  243. 

eszmas  461. 

astoinan  236. 

asz%8  245. 

ciy»  473. 

a«8Ä:itt7Mw«  88. 

cwr^ras  472. 

gentis  240. 

auZatiun«,  aülai 

uns  89. 

aaetum  239. 

t«r-,  iszsi'Veriti  452. 

ayculo  AST. 

(wrra  236. 

yaana  53. 

aysmis  461. 

a<-t;cra"  452. 

Je»z^•(5<t  504. 

dauns  89. 

dugti  87. 

keturios  243. 

A;2an^t-i^iin8,  -ti 

n«  88  f. 

atwrrd  23.  496. 

Vengvas  247. 

fir«ons  89. 

av\8  240. 

maxBzyti  494. 

nabis  237. 

6enrfr<w  287. 

manksztyti  442. 

«tätin^  89. 

btv^  88. 

maia«  491. 

taykowuns  88. 

rfarati  211. 

m^dua  236. 

t<7a»-paea'n  498 

1. 

dat?^s  88. 

m^liu  229. 

weMofe  449. 

deszin^  235. 

menture  293. 

rfr^M«  209.  247. 

mesztas  494. 

2.  Litauis 

ch. 

drutas  208. 

f?i€5r<f  494. 

aW«  239  f. 

^dmi  229. 

mcitM,  m«iM  505. 

akmU  245. 

eszer^s  466. 

m^i/o«  505. 

^H 

'             Wortregiider- 

637       I 

^^  mmktfti  442. 

värffti  453. 

(lofrf ofa  36.                      ^H 

nussti  4ai. 

väszkufi  500, 

/?f/ra  233.                          ^H 

1         ttwk-)nti,  'ißi  442. 

t?es-s:rii  499. 

iskaii  ,ji()4,                        ^^H 

1         mozis  4UL 

t?^iir«->,  -^  4^9. 

t:-t'r£ii7a  463.                  ^^^ 

P          miga^  237. 

pisi-pats  498. 

jVi^r^l  229.                          ^H 

miA-fis  2W. 

t?)/^/»«  233, 

j>it  473.                            ^^H 

"          w«*y(W  230, 

Vöd'-s  276. 

junota  36.                        ^^| 

n^s/ti  21)5. 

ijoveri  473. 

h'iali  U2.                         ^H 

nwf^ag  437. 

itfidtt  2T7. 

/%a(r  U2.                          ^M 

QZijt  512. 

imogiis  l>2. 

loal  4i4.                             ^1 

pdie^ew  23^i 

^oi^^t  442.                          ^1 

patRsas  'töO. 

3.  LettiSült. 

mnka  44'2«                         ^^H 

^arszeÜH  4ö0. 

««cVä  466. 

mcdn  236.                          ^^H 

ptissina^  464. 

dftn  512. 

»t^iiia  236,                       ^H 

pafs  24(). 

aant^  448. 

m^'£»  494,                        ^H 

]jer  2-io. 

ass  466.  472. 

me^ma  491.                    ^^| 

per-w-üeriti  452. 

e«  474. 

mtikota  442.                     ^H 

»         pe#jn"«  513. 

?8m8   'Uil. 

m^iia  293,                          ^H 

pi/i«  239  f. 

mfiisit  491% 

f»/<<d[u  247.                       ^H 

pisinus  492, 

rtifi/s  im. 

9ii^<£  229,                        ^^B 

^fa/M«  247, 

rni^tVnH  'i94. 

tmjciii  442.                       ^H 

1         preams  4öL 

wiÄi  'i94. 

MoCiii  «f  293.                  ^H 

ni^infi  463. 

wiiÄira  494. 

na^ii  437.                        ^^| 

raüi^ii  494. 

raiNie  494. 

ne^ft  205.                       ^H 

raftiträ  458. 

mt  494. 

nopiifi  237.                      ^H 

raij^Li  454. 

spugulaH  439. 

müi  240,                       ^H 

frwiiii  212, 

fiptti  439. 

?tO(;r«  236.                       ^H 

renJti^,  rmkii  458. 

Uwa  246- 

o^-fi,  Vq  '^1^*              ^1 

ftmi*  212. 

U7fi(iji  276, 

ükm  436.                       ^H 

rJsfti  494. 

wepriii  473. 

oArci,  oci  239.  436.           ^H 

rügt)»  442, 

K?i^8c/«  449. 

08l  245.                           ^H 

«ritu  229. 

tt3t5i»  499. 

osmf  239.                         ^H 

aina  236, 

o^/rord  53,                     ^^H 

9<;»^  53, 

4.  Altbiügaristh* 

onifü  472.  490,              ^H 

1           spengii  439. 

asü  243.  474. 

o^utri  449.                       ^H 

1          stambns  292. 

bera  229. 

olti.vrU(|  452.                ^H 

«(^^»tt  229, 

biaifota  36. 

ovrea  240.                      ^H 

sümberaa  292. 

6o/v  21*J 

ptk(i  229.                        ^H 

»f^jT^ura  286. 

6r<?Än«/4  218. 

p^itl  465.                         ^H 

8.;im^crjt  247. 

^ricr  212. 

pifiw^  u.  s.  w.  492,             1 

1           s^trci/Ä  47.  240.  245. 

hritmi  212. 

fjilq  493.                         ^J 

tamsä  IL  3,  w.  11. 

cÄfa6fÖ  468, 

j}t«a£i  213  r,                   ^H 

tenoo«  246. 

crunotrtou  39. 

pitomü  213.                     ^^^1 

treesaa  243. 

diibr-avot  -ä  471, 

pfjrfrM  492,                      ^H 

*          u^U  240. 

diihü  467. 

pleßuaßdß.                     ^H 

vaivar€is  473. 

desinu  235. 

poertj  212,                   ^H 

fa|7J(d  487. 

dltigoia  36. 

postr»  465.                    ^H 

vatgoB  4l>3. 

ifö/>n  467. 

rnhntn  4r>n.                      ^^H 

_^ 

^^B^ 

BB^     ^ 

638 


Wortregister. 


raciti  4ö8. 
rekq  406.  458. 
ruzi  442. 
aesira  53. 
airota  3G. 
grüdlce  245. 
starosta  36. 
SttdravM  427. 
«tS^o  247. 
svekrü  236. 
tepfö  236. 
tinükü  421. 


»<7)rl  473. 
veselü  449.  490. 
i7f«l  498. 
voakü  500. 
rr<5/t  452. 
vHgati  452'f. 

5.  Russisch. 

6rt7-J,  -tc,  -ra  212. 
cV^yrf  248. 


dubr-  öva^  ««iva  471. 

.9o2opa  48. 

klenu  467. 

omtf  448. 

osötü  449. 

roÄ»  468. 


6.  Polnisch. 

dqbrotoa  471. 
osift  44d. 
rohota  456. 


Berichtigungen. 


Seite 


1  Zeile 

1    5  0. 

lis 

„zur  frage  des  Ursprungs   der   germanischen 
n-declination". 

■S,l      „ 

11  0. 

o-sirovti  st.  o-siTova. 

57      ,. 

21  0. 
12,  21 

juven-i,  lit.  jnun-a  st.  jüven-i,  lit.  jaun-a, 
lis  Z6DS  St.  ZD6S. 

74      ,. 

16  11. 

lis 

avd^tq  st.  ttl^iq. 

79      „ 
124      „ 

8  0. 
2  u. 

pflag  st.  plag. 

vorletzter  syl]»e  sl.  endsylbe. 

137      „ 

5  u. 

la-st  st.  fasst. 

18i>      „ 

18  0. 

Go*f6g  st.  aoffoa. 

183      !, 

ia5     „ 

200      „ 

19  0. 
19  0. 
13  u. 

2  0. 

aicvifog  st.  ciovifog. 
Untersuchung  st.  untersuchnng. 
entdeckung  st.  entdecknng. 
della  St.  delhi. 

!2t22      „ 

16  u. 

,, 

dass  st.  das. 

,. 

15  u. 

i-xaroy  st.  i-Xttxoy. 

229      „ 

1  0. 

Hmi  st.  Mmi. 

239      „ 

11  0. 

rtwmi  st.  itiötni. 

240      „ 

4  0 

sirnomi  st.  siniömi. 

250      ., 

18  u. 

vdkman  st.  dvkman. 

327      „ 

12  0. 

tradition  st.  traditon. 

4r>8     „ 

459      „ 

19  0. 
12  0. 

Ji?riecli.  st.  grich. 
Saterl.  c  st.  .Saterl.  ei. 

497      „ 

18  0. 

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11.  St.   Jl. 

5(^      ,. 

9  u. 

*mxikva  st.  mükvs. 

508  „ 

509  „ 

16  n. 
18  11. 

lat.  0  s.  u.  st.  griech.  w. 
20  st.  2<K). 

516      .. 

17  0. 

ist  das  in  [  ]  geschlossene  zu  streichen. 

Weimar.  —  IIof-RuchUruckerei. 


VerUg  Ton  B.  G.  Teubner  in  Leipiig*    1378. 

Eurliiidbi    fatiuUe    edidil    HcöotFus   Paw«z,      Vol,   L     Pars   I:    >h"^'  ' 
[X  u.  63  SJ    grr.  S.    geh.  ii.  ^  3.  -- 

fiirk  11  wird  >lctMftiit  vfilliallt'ii. 

iierher^  A.,  et  A.  Oreef,  Lexicon  Taciteam.    Fase,  H*    [S.  llS— i24.J 

Lrnichclni   in  6—  7   UMfrruogcn  4  ,M  .1.  60. 

OrjunJimth'E  Üraeci  rerogniri  el  üpparatu  critico  instructL  VoL  1.  Fae«.  L: 
Apuliüüii  DyscoJi  quae  snpersutit.  RecirnsueruiiUuppiiratum  cnlicuui, 
cr^mmentarium,  indices  adi<?€eiuiit  Kichardus  Scjinfidkr  et  Glistavps 
Ihuo.  Vol.  L  Fasel,  ApoMonÜ  seripla  miiiora  a  Richabj*d  Schiiuuero 
edila  continens.     fXVl  u.  ^64  ö.]     gn  8.    geh.  d.  -^.  10.  — 

U^rfierdeii,  II.  Tdn,  Eniendalionesi  Ae-j^hyleae.  Commentatio  ex  siipple- 
meiilis  annalium  philologicomm  seorsum  expressa.  [S.  IIS^IBS.J 
gr.  8.    geb.  n.  Jk  l.  20. 

He^iodl  L'armina  receosuit  et  commentanis  instruxitCAROLusdoETruNGiusf* 
E4itio  tertia.  quam  curwvit  Ioaknes  Flach.  [XCVIIl  u.  444  S.]  gr.  8. 
treh.  ^  6,  60. 

Zur  RIltljothi'CÄ  Ür»vca  cnr,  Jacoh§  et   /*»»»/. 

Romti  FlAccii,  Qu^  upera     Reienäuerunt  O.Keller  et  A.  HoLD£a.   Edttio 

minor.    fVlII  u,  25^  SJ    gr,  8,    \^*ih,  n,  ^  4.  — 
Kahn,    LVr.    Ktnll,    Ober    die    Entstehung    der   Städte    der   Allen. 

K'imt'tiverrassimtH'  ujid  Hyuoikisnios.   (Vln.  454S.]  gr.  8.  geh.  n.  ^  10.  — 
Lt^xicau  Mottierieum  composneruni  C   CArELLE,  A.  Eberhard.  E.  EnERH.iRo, 

B.  GiSKicE,  V.  H,  Kocit,  C.  Ml'Tzbauer.  Fr,  Schnorr  de  Garülsfeu»  cdidit 

H.   Ebelfnc.     VuL    IL     F,uc,   V.   VL     [S.   225-336]     gr.   8,     geh. 

{h  Fase-  .A.  2-  — )     n.  UK  4  — 

Dvr  SciOiiNN  von   Vt>I.  1  eri-cheJtit  »pÄJ^r. 

MiinimHen,  Angabt,  Delphika.     [335  S.]    gr,  8.     geh.  n.  ^  8,  — 

miller«,  Lac»,  ret  nielricae  poetarutn  Latinorurn  praetf^r  Plautuni 
vi  TfTeijiunn  summaiium.  In  usum  *>odahuin  Inj^tiluli  bistorici 
phdologici  P^-Lropulitani.     [IV  u.  82  S.J     gr.  8.     geh.  n.  ,M   L  60. 

Müller^  Lttr.«9  Orthographiae  et  prusudiao  latinae  summarium.  In 
umm  sodalium  Iiis^tiluti  histonci  pbiiubgici  Petropulitani.  [HH  8  | 
gr  8.    geh.  n,  ^  l.  20. 

KJtAcli«Hi,  Frlderki,  opusrula  philologica  Vol.  TV:  Ad  epigraphicam 
i-t  v-*rainiiialicjmi  latinani  spertantia.  FaiEDBicti  Rnsr.nL'ä  klein»^ 
pli  '  '  1  e  Schriften,  Vierter  Band:  Zur  lateinisfhea  Inschriften- 
i»  kundt'.     [XVI   u.  8(»  S]      ^r.   S.     Mit    eiüem   Mih^   von 

2,1  «.Ln  V,     rrdVin  in  gr.  4     geh.  n.  JL  25. 

tto»etter,  Dr,  Wilhelm  H.,  Prute^ior  an  der  Fürsten-  imd  Landesscliuh* 
zu  ^t.  Afra  iti  Meiosen»  Hermes  der  VVifidgotl,  eine  Vorarbeit  zu 
ein«»m  Handbuch  der  griechischen  Mythologie  vom  vergleichenden 
Standpunkt.     [X  u.  133  S]     gr.  8.    geh.  n.  Jk  3.  60 

Schmidt,  Dr  J.  IL  llehriieb,  Synonymik  der  griechischen  Sprache. 
Zweiter  Band,     [XVI  u.  648  SJ     gr.  8.     geh.  n.  Ji  11  — 

Et«  ffrlitei    B»iikI  wird  das  Werk  bi  iiolilk«fc<!'n* 

Srhubert,  K,,  die  Quellen  Plularchs  in  den  Lebensbeschreibutigen 
des  Eunienes,  Demelrius  und  Pyrrhus.  Besonderer  Abdruck  aus  dem 
IX.  Snpplemenlbande  d,  .lahrb.  f'  class.  Philologie,  gr.  8.  geh.  a.  ^  5. — 

IBenll  Grammatici  quiferuntur  in  Veigilii  oarmina  commentarii  recensuerijni 
■      Geom'^iub  Thilo  et  HkRMANifus  Hacjen.   Vol,  L   Fasr.  I.   Aeneidos  Hhrorum 
■     l~IU  4«nnrneiilarii  recensuit  GiionoiDs  Thilo.    [VI  u.  4^  S.]     Lex.  8. 
1     geh.  n.  .Ä  l'L  - 
BM^Htt  Coriielü,  »te  origine  et  wtu  Gerrnftnoriim  liber.    Recensuit  Ai.rBßii 
TIoLUER      f:»»»  S  1     gr.  8.     geh.  n,  Ji  ±  — 
TibiiUK  AlbiU  elegiarum  hbri  IL    Accedunt  Pseudotibulüana.  Recen^uit 
A^-iHiLiL'^  Baejikkn^.    [XXVI  u,  88  SJ    gr,  8,.  geh.  n.  Ji  2.  80. 
Vtttilcok,  Ahii»,   Gymnnsialdirektor  zu  Neuhaui?  in  Böhmen,  Fremdwörter 
im   Griechischen   uüd    Lateinischen.     [82  S.]     gr   8.     geh.  n. 
iSni^Uer,   Mjix,    Latium    und  Rom.     Forschungen   Aber   ihre  gera^bsaine 
I       Gefcbichte    und  geg»* inseitige  Bezl«^l»injgr'n  bis  Jtuni  Jahre  3*i8  v.  GVir. 


Aiiti(iuariats-Buchlian(lhing  in  Leipzig. 

Special  i  tat :    Lhi  f/  H  fsfik. 

(ipossfs.  i^ewählli's  L;«w'»*r  vuii  \Vork»'ii  au*?  allfii  Zvvf'iijoij  «lt»r  Sprach- 
wissensrliaftcii  iirul  iWv  dassisclien  Fliil<iloi;ie«  worulufr  jrilirlii'li  ii>'-lir*.'rv 
SpHcial-d.italML'»'  iTsclu'iiHMi,  die  aul*  ViMlaii^vn  j^ratis  uinl  fraiico  zu/« -ijui-it 
w«»nli.Mi. 

AnUraufganaer  MibiiotheHren,  s^owie  einzj'Ini-rWfrk«-  vmiW.  r*li. 

(Ji'll.  Ain'rbioluiij;<*n  WmU'ii  «iiu*  ii-ollt*  und  coulaiil«»  KihMÜ^'un,.' 


Uoi  S.  liirzi'l  in  Leipziiu:  i^l  soithcn  or^chiont'n: 

Kurzgefasste 

Irische  Grammatik 

Mit    I  j  (*  s  e  j«  1.  i"i  c  1<  e  11 

Ernst  IVunUsch. 

i:r.  s.     \\o\^:    \  Mark. 


hii  ViThfL'i-  (l«'r  Fr.  Zorn*-«  li.'ii  Fiurliliaiullnnj;  in  Nürnberg  i-t  <«...■!■•. 
•  TMliioM«'!!  lim!  iIuitIi  j»''li'  <»«li(|t'  llurliliamllun'^  zu  l)«?zichcn: 

Nümtergisches  Handwerksrecht  des  le.  jahrhundons. 

Schildj-niiiuTn  aus  «loiii  NüinlxM'i^^iT  (iownbrk'ix'n.  \.i«  ii 
aic.liivalisclirii  J.)ncninrnlon  bcarhoitel  von  Dr.  J.  Stock- 
bauer.  Iloraus^fciii'lxMi  vom  Bayri.scluMi  ficwerbonwis' ur-: 
in  Nünibcr;/. 

Dr.-  Iiih.ilt  i:il>t  wir  UAj\'.  „Sas  Meisterstück,  die  Schau.  Keister 
und  Lehrjucgcn.  Meister  und  Gesellen,  die  Meister  unter  sich,  UaterisLlien- 
Einkauf  und  Handel",  ^•>Illi:  «in  -i-tuMi«-^  HiM  iLt  (lainalijjtii  Il.m.Sv.-rK- 
/u-»;i*inl«'.  IJiI'IimIIs.  ki'i: .  Mii>«'«Mi.  Hi-»f nrikt'iii .  Kabiikaiiteii  uiui  >  Ji-wim'»»- 
iM'ilu-n'li'ii  u  ji-  jfjlriii  <ii:l»il.ii'f»'n  liüilti-n  «Jir^c  ScIiiMiriiin.u't.'n  von  imli-  : 
Int<T«-«M'  .M'Ui.     I*n*i-  1  M;iik. 

Vnn  {\vu  rrnluT  rr^chioniMion  Häntlon  tlur  ZiMlsi-lintf  i  .; 
viTiilciclicmlr  SprachlniMlinn^' stulicn,  mit  Aiisnabmo  «lor  Wüv.yk 
II  —  VII.  wulclh.^  vollsländi^' VLTirriHen  sind,  noch  li^voniplai»; /.ii; 
V<Tlü;!unir. 

D.T  Vvi'\<  i>|  liir  dl.«  Iländr  I.  VIII  — XX  je  OMark;  XXI. 
XXII  j(.  hi  Mark;   XXIII,  XXIV  ]v  IC,  Mark. 

I)a- (Ipsaninilt'f'ji-i-tcr  zu  dun  Cändrn  I — X  ko.sh-t  \  M.jik. 
da<j' ni.ir».'  bir  dir  l}:Jnd(^  XI— XX  S  Mark. 

Ferd.  Dümmlers  Verlagsbuchhandlung 
I  Ilarrwitz  «S.  <i«»ssniann»  in  P»iM*]in. 

lli»T/.u  Kal.ai«.;i  Xo.  :ih)  von  K.  F.  Köblor's  Antiijuarium  in 
L..'i|.)/Jü'  und  cini;  Literarisciu'  lIcMJai::!'  von  T.  O.  Weigel  in  Li-ip/itr. 

Vixslnvar    —   H- 1  -  i'uchdiurki-riM. 


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