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Full text of "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen"

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Inhalt, 


Di?  iuiltiltive  ihn  ihdiachim  und  Iranbrkm.     Von  Fritz  \\'t>;if 
Zm  Uali&clien  verUaltlextou      Von  U er m  a n  ii  J  a  co b»ii  h  d 
/(isatz      VoQ  W  i  1  h «?  1 111  S  r  h  u  1 7  ö 
Zu  deü  piHODaletxlaQiEeu«     Von  V.  l-\  Ublerib«ck     . 
AbLati?e  mit  ficbeiobarer  bkaiifbedeuiuyj«      Vt>u  F.  N    F-inck 
Zur  griechiacheu  betöftiinnf     Von  F<lti«r»i  n^^nuanii 


Otto  Uarrasiiowitz  In  ijeipzlg^ 

SpeciaibmhhandJuMj  für  Lmguisiik. 


vracb^tncüdcn   ^S  ^rKf. 


rt  aller  wichlig^a 


Ankauf  ganzer  Bibliotheken 

snwie    etuzcicicr    Werke    von    W'iiri. 


Altindisclie  Grammatik 


%      Soeb«!  bt  en»€biefifU 


l^nt.  IM-  Jacütj  >riu'kernas^'l* 
aBaul  LTeii:  Eioleitimfi  im  Worllebre,  RoiniiialkonipositioiL 

IVr  l    Band  (Uotl«tire.  ßi":  8  ^   LXXIX  u.  HI4  8     n,m  M  ,  gel» 

{^1       14^.^11      (•f-;,!L  liTllMl 

Im  Druck  befindet  iidi: 

Die  IVIal(edonen, 

ihr<?  Spraeho  und  ihr  VolkstniiL 

Pmf   Dn  0.  liOlTilltllin  m   Brt^slau. 
Pr«b  «?twa  !.    1 


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Inhalt. 


Seit» 

Die  infinitive  des  Indischen  und  Iranischen.  Erster  teil.  Einleitung  s.  1.  — 
Erster  abschnitt:  Die  ablativisch-genetiyischen  Infinitive  s.  5.  —  Zweiter 
abschnitt:    Die  accosativischen  infinitive  s.  54.    Von  Fritz  Wolff      1 
Zar  italischen  ?erbalrefiexion.    Von  Hermann  Jacob  söhn    ....  112 

Znsati.    Von  Wilhelm  Schulze 117 

Zu  den  pcrsonalendnngen.    Von  C.  C.  Uhlenbeck 121 

Ablative  mit  scheinbarer  lokativbcdentung.  Von  Franz  Nikolaus  Fi  nck  123 

Zur  griechischen  bctonung.    Von  Eduard  Hermann 126 

Neues  und  nachträgliches.  I.  Exegetische  und  syntaktische  fragen  s.  129.  — 
II.  Gelegentiichc  bemerkungen  zur  lautgeschichte  und  wortgeschichtc 

s.  173.     Von  Holger  Pedersen 129 

Zu  autt'i«  und  zur  geschichte  des  wagens.   Ein  beitrag  zur  methodo  dor 

etymologie.    Von  Rudolf  Meringer 217 

Zu  nua^a.    Von  Heinrich  Schcnkl -J34 

Irish  Etyma.    Von  Whitley  Stokos 243 

IJt  vaujoH.     Von  E.  Zupitza 250 

Oech.  koHtd.    Von  Heinrich  Lewy 255 

Indische  etymologicn.    Von  Evald  Liden 257 

Das  starke  Präteritum  des  Germanischen.  1.  Aoristfornien  im  germa- 
nischen Präteritum  s.  266  —  IT.  Die  indogermanische  perfekt- 
reduplikation  s.  268.  —  III.  Der  vcrlust  der  pcrfcktreduplikation  im 
«irrmanischcn  s.  291.  —  IV.  Die  reduplizierenden  praterita  im  West- 
germanischen und  Nordischen  s.  316.     Von  Richard  Loewc    .     .  266 

I»i*-  nomina  auf  -fug.     Von  Hugo  Ehrlich 352 

Ahd-  >.:/i//ar.     Von  Wilhelm  Schulze 100 

Flioige  bemerkungen  zum  beweglichen  «.     \on  ^i^n^t  Lewy     .     .     .     .  419 

Zu  rech,  kastei  «=«  kirche.     Von  Franz  Härder 124 

Ut  fjalvra.     Von  Wilhelm  Schulze 424 

Zur  arischen  wortkunde.    Von  JarJ  Charpeutiui 425 

I»ie  ^  man ''-Sätze.    liandglossen  zu  Z«*.  40  s.  134  iF.    Von  Josel  Zubaty  478 


IV  Inhalt. 

Belia 

Telina.   KaikiDa.    Von  Ernst  Maass 520 

Griech.  iäy6e.    Von  E.  F.  Johansson 533 

Ai.  avfk.    Von  J.  Wackernagel 544 

Gotbch  dia-.    Von  Bichard  Loewe 547 

Gotisch  marikreitu8.    Von  Bichard  Loewe 550 

Etymologica.    Von  C.  C.  Uhlenbeck 552 

Etymologieen.    Von  Ernst  Lewy 561 

Zar  gotischen  grammatik.    Von  Wilhelm  Schulze 563 

Lflckenbüsser.    Von  Wilhelm  Schalze 565 

Berichtigongen 566 

SachregiBter 567 

Wortregister 569 


Die  infinitive  des  Indischen  und  Iranischen. 


Erster  teil.') 


Einleitung. 

§  1- 

Erst  mit  Mlfe  der  yergleielienden  sprachwissenBchaft  ist 
es  gelungen  j  die  entstehung  der  iiidügermanisclien  infinitive 
bistOTiscb  zu  erklären:  es  sind  erstarrte  casus  roo  noimna 
actionis.  Aus  den  europäischen  sprachen  allein  war  diese 
erfeenutnis  kaum  zu  schöpfen,  wohl  aber  aus  dem  Ältindischen, 
denn  hier  sehen  wir  den  erstarrungsprozess  der  formen  noch 
anabgeschlossen  vor  uns;  er  voUzieht  sich  ira  einzelneu  erst 
?or  unseren  äugen.  Diesem  Vorzug,  der  der  historischen 
deutung  der  formen  im  ganzen  zu  gute  kommt,  steht  auf  der 
andern  seile  ein  nicht  geringer  nachteil  gegenüber.  Während 
wir  Eämlich  in  den  europäischen  sprachen  eine  oder  mehrere 
feststellende  ininitivbildungen  besitzen,  ist  im  Indischen  (und 
Arischen  überhaupt)  der  entscheid  nicht  durchwegs  möglich: 
haben  wir  es  mit  einem  inSnitiv  oder  mit  einem  substantiT 
zu  tnn? 

Unsere  arbeit  hat  sieb  also  damit  zu  befassen,  gren2en  zu 
ziehen,  grenzen  zwischen  Substantiv  und  infinitiv. 


1)  Dieser  teil  der  arbeit  itt  in  Giessen  unter  leitong  des  herm  profeasor 
BirlholomaB  entstanden,  dem  ich  auch  an  dbser  steUe  far  seine  nel- 
■Bjäft  onterertilUimg  dank  sage. 

Abgeaehen  Ton  den  ohne  weiteres  Terstlndliühen  abkür^nng^en  wende 
kämt 

^  in  der  b«deQtimg  dea  sEeichens  bei  Barth olomae,  AltiranlechaB  W&rterbneb. 
Bei  brück  —  Delbrück,  Ältindiache  Synl^a, 
Ludwig  «-  Ludwig,  Rigreda;  Uberaetznnj^. 
EfgeliQg  ^  ÜberEetzung  des  Satapatbabrahmatia  in  den  SBE. 
Bloom fletd  —  Obersetinng  doi  Äthan aveda  in  SBE.  Bl  42, 
Die  m  den  tabeUen  hinter  den  einzelnen  in(initi?en  stehenden  klammem 
k^hd  saf  Whitney^  Warzeln  ftberaommen ;  die  eingekiammeTten  f?tellen  be- 
^^^Qiüi,  daai  die  dafür  angegebenen  formen  nioht  alii  iiilinitive  tu  Taäsen  üind. 

r        ■ 


2  Fritz  Wolff, 

Aber  auch  noch  nach  einer  anderen  richtung  ist  eine 
grenzbestimmang  erforderlich,  nämlich  gegen  das  finite  verb. 
Wir  werden  fälle  vorfinden,  in  denen  ursprünglich  finite  verbal- 
formen auf  grund  ihrer  äusseren  ähnlichkeit  mit  infinitiv- 
bildungen  in  infinitivischem  gebrauch  auftreten,  und  umge- 
kehrt Infinitive,  die  sich  völlig  dem  System  der  finiten  verbal- 
formen eingegliedert  haben. 

§2. 

Ich  will  im  folgenden  versuchen  die  criterien  aufzustellen, 
die  uns  nach  der  einen  und  anderen  richtung  zur  Verfügung 
stehen. 

A.  Finite  verbalform  oder  infinitiv? 

1.  Ist  das  fragliche  wort  so  gebraucht,  dass  wir  es  in  der 
Übersetzung  zwar  mit  dem  finiten  verb  wiedergeben 
müssen,  aber  an  verschiedenen  stellen  mit  verschiedenen 
Personen  oder  numeri,  so  ist  dessen  infinitivcharakter 
nicht  zu  bezweifeln.  —  Die  Unmöglichkeit  dieses  nach- 
weises  beweist  freilich  nicht  das  gegenteil.    Vielmehr 

2.  werden  Wörter  auf  grund  ihrer  gleichheit  oder  ähnlichkeit 
in  der  bildung  mit  denen  unter  1.  ebenfalls  für  infiniti- 
visch zu  erklären  sein. 

B.  Substantiv  oder  Infinitiv? 
1.  Formale  gründe. 

a)  Zeigt  das  fragliche  wort  eine  sonst  nicht  oder  nicht 
mehr  übliche  Casusbildung,  so  wird  die  form  zu  den 
infinitiven  zu  rechnen  sein.  Der  erstarrungsprozess  war  in 
letzterem  falle  schon  beendet,  als  die  casusbildung  ans 
dem  lebendigen  gebrauch  verschwand. 

b)  Ein  ähnlicher  fall  wie  der  unter  a)  angeführte  liegt 
vor,  wenn  das  fragliche  wort  wohl  eine  gebräuchliche 
Casusbildung  dai*stellt,  aber  eine  bildung  ans  einem 
sonst  nicht  gebräuchlichen  „stamm^,  das  heisst,  wenn 
es  sich  um  „isolirte^  formen  handelt,  die  dem  er- 
starrungsprozess naturgemäss  leichter  anheimfallen. 

c)  Ist  das  fragliche  woi*t  mit  adverb  oder  präposition 
componirt,  so  weist  das  —  wenigstens  bedingt  —  auf 
infinitivcharakter  hin.  Auch  eine  mit  nomen  compo- 
nirte  form  kann  als  infinitiv  fnngiren. 

d)  Hin  und  wieder  wird  die  vergleichende  Sprachwissen- 
schaft die  entscheidnng  geben  können,  d.  h.  man  wird 


Die  Mfutife  det  Indischen  und  Innisclien 


^M      sagen  dürfea,  eine  Wortbildung,  die  in  der  einen  spräche 
^B      sicher  infiaitivisch  ist,   wird  im  zweifelsfaU  anch  in  der 
H      anderen  als  infioiti?  genommen  werden   müssen.    Vgl. 
^P      2.  B.  vidmäne:  jtSßepat, 
^2.  Syntaktische  gründe, 

a)  Stellung. 
ä)  Parallelstellong  im  selben  satae. 

Steht  die  fragliche  form  in  enger  syntaktischer  ver- 
bindnng  mit  einem  gesicherten  inflnitiv,  z,  b.  ist  sie 
mit  dem  inftnitiv  durch  ca  EUBammen-  oder  durch  vä 
gegenübergestellt,  so  wird  sie  ebenfalls  als  solcher 
bezeichnet  werden  müssen. 
ß)  Parallelstelluug  in  verschiedenen  Sätzen. 

Anch  ohne  dass  eine  solche  Verbindung  besteht,  kann 
durch  den  parallelismus  des  satzbaus  mit  dem  eines 
correspondireüden  satzes,  in  dem  ein  gesicherter 
Infinitiv  vorhanden,  der  infinitivcharakter  einer  form 
wahrscheinlich  gemacht  werden.  Z.  b.  MS,  1,  6*  5 
(94.  8) :  täd  eväm  veditor  nä  tim^n^  kärttwäi  (b.  u.  §  7 
und  §  1&). 

b)  Construcdon. 
ö)  Regirt  das  fragliche  wort  den  casus  des  zugehörigen 

verbs,  so  wird  es  im  allgemeinen  Infinitiv  sein* 
Man  beachte  aber,  dass  im  Indischen  wie  Iranischen 
auch  sabstantiva  verbale  constrnction  zeigen* 
ß)  Andrerseits  beweist  ein  von  der  fraglichen  form  ab- 
hängender genetiv  nicht  deren  substantivcharakter. 
Einmal,  wenn  das  eorrespondirende  verb  auch  sonst 
den  genetiv  regirt*  Aber  auch  yerbindimgen  wie 
dudlmsali  pltäye  muss  man  nicht  notwendig,  wie 
Brugmano  (Grdr*  2,  441  f,)  tut,  substantivisch  (^zui' 
trinknng  des  somasaftes")  auffassen.  Es  liegt  viel- 
mehr der  partitive  genetiv,  wie  frz.  ^hoire  du  via'  vor, 
Ist  ein  abhängender  genetiv  nicht  als  geuetivus 
partitivus  zu  erklären,  so  mnss  die  form  selber  ent* 
scheiden;  denn  es  steht  fest,  dass  auch  ganz  ge- 
sicherte Infinitive  gelegeutlicb  nominale  rection  auf- 
weisen. \¥ilT  den  sulijectsgenetiv  verweise  ich  hierzu 
auf  das  von  Recken dorf  (IF,  10,  181)  ans  dem 
Arabischen  angeführte   beispiel:   „töten   Kaim  seineri 


I 


hruder  Abel^.  Vgl.  auch  die  zahlreicheü  kapitel  Über- 
schriften iti  Firdusis  KOnigsbuch,  wo  analoger  ge- 
brauch vorliegt;  z.  b.  püsux  dodan  i  far^dun  pusa- 
rän  m.] 

y)  Die  sog.  attraction  beim  lufinitiv.  Ich  verweise  wegen 
dieser  erscheinung  auf  Delbrück,  Altindische  Syn- 
tax s»  88  tf»  —  Weim  wir  dub  neben  einer  fraglichen 
form  X  {z,  h.  RV,  2,  29,  6:  avapäda}})  ein  davon  ab- 
hängiges wort  (karta-)  sehen,  das  nicht  den  zu  er- 
wartenden Casusausgang  (ac^usativ)  zeigt,  sondern 
vielmehr  denselben  wie  x  (ablativ,  kartät),  so  schliessen 
wir  daraus  mit  Sicherheit,  dass  x  infinitiv  sei. 

!^)  In  nicht  wenigen  föllen  werden  wir  unser  urteil  auf 
den  Übersetzungen  der  betreflenden  stelle  aufbauen 
können.  Denn  wer  übersetzt,  ohne  sich  viel  um 
gi^ammatische  einzelfragen  zn  bekümmern,  dem  wird 
es  hauptsächlich  daran  gelegen  sein,  den  sinn  der  _ 
beireffenden  stelle  gut  zu  treffen ;  die  ungezwungenere  \ 
Übersetzung  darf  wohl  in  solchen  fällen  für  die 
richtigere  gelten,  Dass  man  freilich  sich  dieses  mittels 
nur  mit  vorsieht  bedienen  darf,  ersieht  man  daraus^ 
dass  der  einzelne  Übersetzer  gleiche  stellen  des  öfteren 
verschieden  wiedergibt.  —  Auch  die  indischen  com- 
mentare  müssen  bei  der  bestimmnng  herangezogen 
werden;  wenn  aber  z,  b.  Säya^a  den  sicheren  In- 
finitiv nidmane  (RV.  10.  88. 18)  mit  vijüänüya  wieder- 
giebt,  so  werden  wir  daraus  schliessen  dürfen ,  dass 
es  nicht  verwehrt  ist,  auch  ein  anderes  fragliches 
wort,  das  er  ebenfalls  mit  einem  dativ  comraentirt, 
als  Infinitiv  aufzufassen. 

§3. 

Koch  auf  einige  andere  punkte  ist  aufmerksam  zu  machen: 
1.  Die  Arischen  sprachen  kennen  keinen  passiven  in* 
finitiv.  Wenn  im  folgenden  von  passivem  inflnitiv  die  rede 
ist,  so  soll  damit  stets  nur  gesagt  sein,  dass  wii^  in  der  Über- 
setzung den  iniinitiy  passivisch  geben,  um  den  Wechsel  des 
agens  zu  vermeiden,  um  für  das  finite  verbum  und  den  In- 
finitiv das  gleiche  agens  zu  erhalten.  Dass  aber  der  Inder  in 
solchen  fallen  den  widerstreit  zwischen  dem  subject  des  haupt- 


Bl«  infitiitiTe  lies  Indischen  and  Iranißcfeen. 

gatzes  imd  dem  agens  des  inflnitiys  ebenso  empfunden  hat,  ist 
sehr  tinwahi-scheinlich ;  man  denke  an  die  lose  (wahrhaft 
^absolute**)  veniendung  der  absoktiva! 

2.  Es  giebt  formen,  die  sowohl  als  casusform  wie  als  in- 
fiaitiv  fmigiren.  Man  darf  sich  also  nicht  scheuen,  im 
gegebenen  fall  ein  wort  dem  infinitiv  znznweiseii^  nur  deshalb 
weO  es  an  anderer  stelle  sicheres  nomen  ist! 

3,  In  sprachen,  die  so  reich  sind  an  möglichkeiten  inflnitive 
EU  bilden  wie  das  Indische  und  Iranische,  wird  sich  der 
Sprecher  sehr  leicht  verleiten  lassen,  „ äugen blicksbildungen" 
zu  schaffen,  die  aus  dem  eigentlichen  rahmen  der  Infinitiv- 
bMnng  heraustreten.  Ich  meine,  man  wird  unter  gewissen 
umständen  singulare  formationen  wegen  ihrer  construction  und 
ihrer  formenähnüchkeit  mit  anderen  sicheren  inflnitiven  eben- 
falls zu  diesen  rechnen  müssen.  —  Überhaupt  ist  zu  sagen: 
hatte  eine  beliebige  wortform  in  irgend  einer  syntaktischen 
fiigung  infinitivcharakter  erhalten,  so  konnte  sie  in  dieser 
eigenschaft  nicht  nur  auch  sonst  verwendet  werden,  sondern 

ich   zugleich   als   muster  dienen  für  weitere  bildungen  aus 
nderen  basen. 


Erster  abschnitt* 
Die  ablativisch-genetivischen  Infinitive. 

Erstes  kapiteL 

Übersicht. 

§4. 

Die  ablativisch -geneti vischen  infinitive,  die  sich  unter  allen 
indogermanischen  sprachen  nur  im  Arischen  zeigen,  weisen, 
was  die  formatiou  betrifft,  wenig  den  beiden  Arischen  sprach- 
Ewcjgen  gemeinsames  auf.  Das  einsdge  av.  sarä  könnte  für 
die  a//-!nfinitive  eine  gemeinschaftliehe  arische  grundlage  wahr- 
idieinlicb  machen.  —  Wenn  man  auch  noch  einige  altiudische 
flt-formen  fTir  Infinitive  erklärt  (s,  u.  §  29)^  so  ist  doch  für  sie 
imd  die  av,  ^7|-infinitive  gemeinsamer  Ursprung  nicht  gut  denk- 
Ikir.  Es  liegt  in  beiden  sprachen  dieselbe,  aber  voneinander 
iBibhAngige  entwickhiug  vor. 


6 


Pritz  Wolff, 


I 


Es  sind  alles  bUdungen,  die  gänzlich  in  ablativisch-geue- 
tiviflchem  gebrauch  stecken  bleiben,  also  niemals  in  den  Voll- 
besitz aüer  dem  infiiiitiv  zukommenden  fimctionen  treten*  Der  - 
gebrauch  weist  mehr  Verwandtschaft  auf;  das  hat  seinen  f 
grnud  in  der  gemein-arischen  sat^eonstTUCtion.  Wenn  wir 
also  eine  tibereinstimraung  der  constraction  nach  den  verben 
des  ftirchtens,  uacb  ai.  Ue^  jAw,  ise  und  in  anderen  fällen  ^ 
vgL  den  gebrauch  nach  präverbien  —  wahmehmen ,  so  kann 
man  daraus  wohl  auf  eine  im  Aiischen  festgewordene  satz- 
construction  schliessen;  fflr  formenverwandtschaft  aber  giebt 
uns  das  keinen  anhält. 

Brugmann  Grdn  2,  1415  (§  1089)  führt  als  arische 
ablativisch-genetivische  infinitivbildungen  an: 

L  aus  wurzelnomlna :  atfdc^. 

2.  -$',  'B^'  zwischen  Wurzel  und  casusen düng:  aenmhö, 

3.  Suffix  ti'i  darstöis. 

4.  Suffix  ft*-:  dhätölu 
Dazu  kämmen  noch: 
3a.  Suffix  tUi  Isfeit 

5.  aus  öt-nomina:  Aar^gM. 
Im  Avasta  sind  solche  Infinitive  nur  in  gau^  geringer  an- 

zahl  (rund  10  formen)  vorhanden  und  als  sichere  infinitive  nur 
auf  gl  und  der  construction  (z,  b.  wegen  der  dabei  auftreten- 
den attraction)  festzustellen.  Dabei  zeigt  das  gÄw,  noch  die 
meisten,  was  vielleicht  damit  zu  erklären  ist,  dass  die  abla- 
tivisch-genetivischen Infinitive  in  historischer  zeit  schon  im 
absterben  begriffen  sind  (ausnähme  hierzu  s.  §  7).  Zu  be- 
merken ist,  dass  auch  das  gAw.  und  jAw.  keine  formation 
gemein  haben. 

Im  Altindischeu  ist  eine  grössere  formenmenge  vorhanden; 
sie  verteilt  sich  auf  zwei  bildungen,  die  im  gebrauch  völlig 
gleichwertig  nebeneinander  hergehen.  Dagegen  ist  ihre 
zeitliche  Verwendung  verschieden.  Während  die  aj^i-infinitive, 
im  Veda  noch  ziemlich  häufig,  in  nachvedischer  zeit  sehr 
schnell  abnehmen,  zeigen  die  fo4-infinitive  in  uachvedischer 
zeit  sogar  eine  zunähme  der  Verwendung*  Scheinbar  steht 
diese  tatsache  mit  der  offenkundig  vorliegenden  tendenz  nach 
Vereinheitlichung  der  infiaitivformationen  in  Widerspruch,  und 
dennoch  kann  sie  wohl  aus  diesem  princip  heraus  erklärt 
werden.    Denn  es  hat  den  auscbein,  als  ob  in  der  entwieklung 


I 


"5  j 


Die  infimtiTe  des  Indiichcin  und  Ifsnisehen.  7 

Ytm  der  maonigfaltigkeit  der  iiifiuitivbildungeu  in  der  älteren 
^rache  tu  der  eiDheitlichkeit,  die  mit  der  tum-form  erreicht 
i^iLrde,  eine  Zwischenstufe  yorhandea  war,  während  derer  eine 
gewisse  Vorliebe  für  die  aus  h*-stämmen  gebildeten  infinitive 
llberhaupt  bestand. 

Ich  gebe  nun  zuerst  die  altindischen  bUdungeii:  1.  -toU; 
2,  -a/>  (dazu  die  av.  wie  sar-^j  aBu-avhÖ);  daun  die  iranischen: 
U  'töu  (anhang;  -töü);  2.  -ut  Endlich  anhang  1:  altindisch 
-at]  anhang  2:  av.  -^lyu* 


Zweites  kapitel 
Die  altindischen  infinitive  auf  -toh. 

§5. 
Allgemeines. 

Pap  in  i  Grammatik  3,  4.  13.  sagt;  Uvare  tosunkamnaUj 
beiBübtlingk  „in  Verbindung  mit  Uvara  die  sufflxe  -^--tos 
w&  -^^OB^  (d.  h.  in  der  bedeutung  von  tum).  Und  3-4.  16: 
hkäptüak^a^.  stheHkp^vadicarilndamijamhhym  tomn  „au  sthäj  i, 
i^^  mdf  car,  hu,  tum  und  jan  wird  im  Veda  -^^tos  gefügt  zur 
■Bezeichnung  des  nomen  actionis^,  —  Schliesslich  noch  1.1,40.: 
^koätornnkasufia^f  „der  absolutiv  auf  — --^t^  und  die  infinitive 
wal -^^iös  und  -=-— o.^"  (sind  indeclioabel)» 

Auf  diese  Sätze  Päriinis  hin,  die  im  zusammeohang 
mit  denen  über  den  iufinitiv  stehen,  werden  die  bildungen  auf 
Aöft  und  -ah  von  den  europäischen  grammatikern  unter  die  in- 
fimtivbildungeu  aufgenommen.  Hiergegen  kämpfte  Jolly,  Ge- 
»cludite  des  Infinitivs,  n.  113  f.  an.  Man  solle  den  autoritMs- 
glaubeu  Päiji  ui  gegenüber  abstreifen  und  diese  formen,  die  im 
gebrauch  völlig  mit  Substantiven  identisch  wären,  aus  der  reihe 
der  Infinitive  streichen,  mit  deren  besonderem  Charakter  sie 
iofthaus  nichts  gemein  hätten.  Schon  Bopps  aussprucb 
(Vfl.  iiramm.*  §  849  —  bd.  3,  250  — )  könnte  man  gegen 
Jally  anführen j  nämlich:  „man  sollte  es  kaum  fiir  möglich 
halteo,  dass  Päoiui  übersehen  hätte ^  dass  -töh  der  genetiv 
to  SttAxes  tu-  und  -ah  die  genetivendung  abstrakter  snb- 
itantiva  «ei**.  (Ich  habe  die  stelle  nicht  yoUständig  citirt.) 
Heate  wird  wohl  atigemein  anerkannt,  dass  beide  bildungen 
n  den  üiinitivischen  zu  zählen  sind.    Ks  sprechen  vor  allem 


s 


Wour, 


dafür  die  mögliclikeit  der  Zusammensetzung  mit  dem  präverb, 
die  verbale  construction  (Delbrück,  Ältindische  Syntax  s,  410) 
uud  endlich  die  bei  den  inflnitiven  auftretende  „attraction'*. 

§6. 

Die  büdiing  der  infinit! ve  auf  -toh  entspricht  der  der  idg. 
abstracten  nomina  auf  tu-  (vgl  B  rüg  mann  Grdr.  2,  304). 
Sie  werden  aus  dem  vollen  verbalstamm  gebildet  {i':e4öb% 
Der  ton  ruht  beim  einfachen  verb  auf  der  wurzelsübe,  beim 
zusammengesetzten  auf  der  vorsilbe. 

Neben  dieser  bildung  {i-:S-toh)  steht  eine  andere,  die 
nur  scheinbar  von  ihr  genetisch  verschieden  ist.  Wir  finden 
in  einer  anzahl  von  infinitiven  vor  der  endung  -tob  ein  -i-  'ein- 
geschoben*.  Dieselbe  erscheiiinng  zeigt  sich  bei  allen  nüt  tu- 
Suffixen  gebildeten  infinitiven,  sowie  bei  einigen  anderen  mit 
consonantisch  anlautendem  suffix. 

Dies  -i-  ist  bekanntlich  in  einem  teil  der  formen  als  tief- 
stufenform  des  langvocalisehen  ausgangs  zweisilbiger  'wurzeln' 
aufzufassen,  geht  also  auf  idg.  0  zurück,  vgL  bhävitoJ}  ans 
*bheu^tous,  2U  einer  basis  *bheuä-. 

Nun  erscheint  das  -i-  aber  auch  in  formen,  bei  denen  man 
schwerlich  auf  zweisilbige  baseu  zurückgehen  kann,  wie  z.  b, 
in  eäritoh,  vaditolL  Die  futurformen  cari^tjati  und  vadi^äti 
sprechen  wohl  nicht  dagegen  (vgL  karw-t^dü  neben  kartum), 
da  das  futurum  durch  aualogiebildungen  schematisirt  erscheint. 
Man  könnte  ja  nun  annehmen ,  die  i-infinitive  dieser  verben 
seien  nach  den  obigen  durch  analogie  entstanden.  Möglich 
aber  ist  auch  eine  andere  erklärung:  vielleicht  nämlich  handelt 
es  sich  um  formen  aus  alten  verbalstämmen  auf  aj-.  Wie  zu 
cär-a-lH  ein  *car-!toh^  zu  g^bk^y-a-jü  ein  grahi-\toh  gebildet 
wurde,  so  zu  *€aray-a-'ti  ein  cari-iioh.  Man  müsste  demnach 
annehmen,  dass  ursprünglich  *cartob  und  caritob  nebeneinander 
gelegen  hätten  und  dass  dann  die  eine  der  beiden  bildungen 
zu  gunsten  der  anderen  sehwand.  Die  tatsächlich  belegte 
doppeltheit  cdritum  und  cartum  lässt  sich  freilich  kaum  auf 
diesen  alten  bestand  zurückführen,  da  letzteres  erst  im  epos 
belegt  ist  Formen  wie  dhäraylttim  neben  {ep.)dharitum  sind  jung. 

Eine  dritte  entstehuugsraöglichkeit  des  -i-  ist,  dass  die 
formen  mit  -i*   die   compositionsformen    der   l-haltigeu  infini- 


I 


Dk  inflnltiTe  dei  Indiieheti  nnd  Jmnmhen. 


9 


ti?e  giod  (s.  n.).  —  Demnach  haben  wir  zur  lautgesetzlichen 
erklärung  der  -i-  formen  dreifacheii  arsprun^  anzunehmen. 

Wurde  ei-st  das  *i-,  das  in  vielen  fällen  gesetzmässig  er- 
schien, alseinwesentiicber  bestandteil  dieser  Infinitive  erapfiindenj 
flo  konnten  leicht  neubOduugen  das  -i-  an  stellen  rücken,  wo 
m  ursprttnglich  unberechtigt  war,  also  formen  zeitigen,  denen 
keine  der  drei  obengenannten  erktärungeu  gerecht  wird. 

Von  diesen  -i-bildungen  sind  (wie  Bartholoraae,  Stud. 
i.  idg.  Sprachgesch.  2,  170  f.  nachgewiesen  hat)  zu  trennen 
die  büdungen  mit  -h.  Sie  gehen  auf  stammauslautendes  ai- 
lorfiek.  —  Wo  neben  i  ein  i  erscheint,  wie  in  §aritol/  neben 
iähtob,  haben  wir  eine  alte  compositionsfoim  dazu  oder  eine 
junge  analogiebildung  (s.  oben)  anzunehmen. 


Über  den  gebrauch  der  infinitive  auf  -toh  ist  wenig  zu 
gagen,  Sie  gelten  als  genetiv-abiative ,  vedisch  wie  nach- 
redjscli,  bis  zu  ihrem  verschwinden.  Nur  einmal  sehen  wir 
nebeneinander,  durch  ca  verknüpft,  einen  iö/i-infinitiv  und 
einen  final-dativischen  auf -tom*  Delbrück  erwähnt  Altind* 
Sjmt  430  diesen  fall,  ohne  aber  die  daraus  möglichen  schltisse 
zu  ziehen;,  die  steOe  lautet: 

MS.  1.  6.  5  (94*  8):  tad  euäf^i  veditor  nä  tveuäift  kärtaväi 
,dag  iit  so  zu  wissen,  aber  nicht  so  zn  tun".  Wenn  somit 
4er  beweis  sonst  fehlte»  dass  die  formen  auf  4oh  für  infinitivisch 
galten^  hier  ist  er  gegeben.  Die  form  veditoh  steht  in  aus- 
gesprochenem gegensatz  zn  dem  sicheren  Infinitiv  kärtaväi^  ist 
demnach  sicher  ebenfalls  infinitiv.  Also  ist  klar,  dass  mehr 
ab  eben  nur  substantivische  ablativ-genetive  in  diesen  formen 
flacken. 

Die  formen  auf -io/i  —  im  RV,  selten  (14  stellen)  —  nehmen 
iß  der  zeit  der  Brähmanas  zu,  wie  Brunnhofer  BB*  10,  247 f* 
wm  SB.  nachgewiesen  hat.  Er  giebt  für  das  SB,  21  stellen  an, 
wA  es  finden  sich  noch  einige  mehr  (s*  u,).  Nach  Brunn* 
lofer  gehören  die  teile,  in  denen  die  infinitive  auf  -töh  vor- 
kommen (käfl^a  1^3,  5,  12—13),  den  älteren  teilen  des  SB. 
4ü;  nur  kä^i^a  9,  das  4  stellen  aufweist,  rückt,  er  zeitlich  an 
fie  vürletzti?  stelle  unter  allen  kän<Jas.  Man  darf  daraus 
sdiUessen,  dass  der  gebrauch  der  infinitive  auf  -toh  in  der 
ftfhmauazeit  noch  in  blute  wai\ 


JM L 


10  Ffite  Wolff, 

Auffallend  ist  hier  überhaupt  das  gewaltige  übergewicht, 
das  die  mit  tu-suffixen  gebildeten  inflnitive  über  alle  übrigen 
zusammengenommen  erlangt  haben.  Man  sieht  den  weg  zum 
ziel,  d.  h.  zur  monopolisirung  des  fum-infinitiys  (s.  o.  §  4).  — 
Vielleicht  aber  liesse  sich  die  frage  aufwerfen,  ob  nicht  in  den 
Brahmaijias  die  drei  inflnitive  -tum,  -toh,  -taväi  als  eine  art 
inflnitivdeclination  —  accusativus,  genetivus,  dativus  —  em- 
pfunden wurden. 

§8. 

Der  genetiyische  gebrauch  der  infinitiye  auf  -toh. 

In  zwei  fällen  haben  wir  im  ßV.  die  infinitiye  auf  -toJ} 
in  genetiyischem  gebrauch,  beide  male  abhängig  yon  l§e. 

RV.  6.  18.  11 :  yäsya  nü  cid  ddeva  Ue  . .  yotoh.  Ludwigs 
Übersetzung  (nr.  542):  „Über  den  der  ungott  (im  commentar: 
der  gottlose)  keine  gewalt  hat,  dich  fem  zu  halten^  zerlegt 
den  satz  unnötigerweise  in  zwei  teile,  indem  er  in  das  yäsya 
eine  doppelte  beziehung  legt.  Wenn  auch  Grass  mann:  „dem 
kein  gottloser  jemals  zu  widerstehen  vermochte^  den  sinn  nicht 
genau  trifft,  so  ist  er  doch  der  richtigen  satzconstruction 
näher  gekommen  und  verdient  Ludwigs  scharfen  persönlichen 
Vorwurf  (Comm.  nr.  542,  bd.  11.  105  f.)  keineswegs.  Wir  werden 
am  besten  mit  Delbrück,  Altind.  Synt.  s.  418  übersetzen: 
„den  fernzuhalten  kein  .  .  .  vermag"  und  haben  somit  eine 
genetivattraction  an  den  Infinitiv. 

**VgL  aus  dem  Iranischen  Y.  44.  15:  yezl  ahya  asa 
päi  mai  xsayehl,  wo  Bartholomae  in  das  ahya 
ebenfalls  wie  Ludwig  oben  die  doppelte  beziehung 
legt:  „ob  du  (darüber)  die  macht  hast,  es  durch  ASa 
von  mir  fernzuhalten''  (Air.  Wb.,  sp.  552).  Anders 
Geldner,  Sitz.  Ber.  Preuss.  Ak.  1904  nr.  38,  s.  1085: 
„sofern  du  soviel  macht  hast,  um  im  verein  mit  A§a 
schütz  zu  gewähren".  Geldner  fasst  mat  als  prä- 
nomen  „zusammen  mit*'  auf,  was  aber  wohl  kaum 
möglich  ist,  da  mai  (wie  die  belegstellen  im  Air.  Wb. 
sp.  1119  zeigen)  nur  direkt  vor  oder  nach  seinem 
beziehungsworte  steht,  niemals  abei  von  ihm  getrennt. 

Ebenfalls  attraction  des  objects  nimmt  Delbrück  fBr 
4ie  zweite  stelle  an: 


B!«  üifltiitiv«  des  Indischen  und  IraiÜBchen. 


[ 


RV.  7,  4,  6 :  iSe  räyäJt  suvtryasya  datoh  ^Er  kann  besitz 
and  tapfere  söhne  geben".  Vgl.  dazu  RV.  7.  56*  15:  mak$ü 
raydl}  mvin/asya  dätu.  Ludwig  (or,  697):  „gebt  schnell  vom 
reichtam  mit  guten  helden*^*  Es  wäre  also  wie  hier  auch  in 
7.  4.  6,  partitiver  genetiv  denkbar 

Wie  hier  bei  L^b  finden  wir  im  nachvedischen  Indisch  die 
infimtive  auf  -toh  in  genetivischem  gebrauch  abhängig  von 
Umrä-  (Delbrtlck,  Ältind.  Synt.  430  f.).  Das  nomen 
Uimrä-,  das  im  EV*  überhaupt  nicht  vorkoronit,  ebensowenig 
UD  SV*,  im  AV.  an  vier  stellen  (davon  drei  mit  genetiv)»  ist 
in  späterer  ^eit  überaus  häufig.  Auffallend  ist  dabei,  dass 
im  AB,  unter  den  dreizehn  stellen,  wo  i^vara-  rait  Infinitiv 
auf  -toll  verbunden  ist,  zehnmal  K-vara-  von  ha  begleitet  ist. 
Auch  im  SB.  kommt  das  vor,  aber  nicht  so  häufig  (unter  zwölf 
stellen  fllnfinal^  davon  zwei  fast  wörtlich  gleiche  stellen).  An 
2wei  weiteren  stellen  des  SB*  (3.  1.  2,  21.  und  13*  &.  LI), 
wo  Delbrück  Uvarä-  ergänzen  will»  steht  ha  ebenfalla. 
AUerdings  wird  wohl,  wie  wir  unten  sehen  werden  (s.  ende 
des  §  8),  die  letzte  stelle  anders  zu  erklären  sein,  —  Über 
ha  vgl.  Delbrück,  Altind*  SyuL  497 ff. 

In  fast  allen  föUen  richtet  sich  fhiard-  in  numerus  und 
geous  nach  dem  satzsubject  (Delbrück,  Altind.  Sjmt.  s.  87  f.)* 
E®  ist  also  der  construction  wie  dem  sinn  nach  als  reines  adjectiv 
gebraacbt  mit  der  bedentung  „fähig,  im  stände**.  Dieser  reguläre 
pbranch  von  Uvarä-  liegt  vor  in  den  folgenden  stellen. 

SB,  13.  L  2.  4:  l^varS  va  m&h  Ariim  ürtoh  „Is  liable  to 
incur  injury^  (Eggeling  5,  277). 

Fast  wörtlich  ebenso  TS,  3.  2.  10,  5;  sa  Uvarä  ärtim 
irtoh  „Er  kann  ins  unglück  geraten"  (Delbrück,  Altind, 
Spit,  s,  430).  —  Weitere  parallelen  sind:  TS,  5,  2.  8,  2,  — 
SB,  10.  L  4.  13  (l^am  ärtim  ärtoh^  das  hei  Brunnhof  er, 
BB.  10  a*  a,  0,  fehlt),  —  Das  subject  steht  im  neutmm 
no4-  B^'  7.  7.  15:  l§varam  ^ai  raihantaram  .  ,  cak$\jüi  prama* 
Aild^f,  Delbrück  „das  r.  kann  das  äuge  ansreissen'^.  Eben- 
so Whitney,  Grammar  §  984a  s.  354.  —  Das  subject  steht 
im  dual  AB.  1,  30.  1 1 :  i§varau  ha  vä  etau  .  ,  yajamänam  hinrntöh. 
^Die  beiden  können  den  opferer  verletzen",  —  Hierzu  eine 
hst  wörtliche  parallele,  ebenfalls  im  dual,  MS.  3.  2,  3  (19, 
14.) :  tä  Uvarä  d^ürdau  ydjamänaifi  hifnsifof^.  —  Ferner  aus 
Wi.  eine   anzahl  ähnlicher  stellen:  MS,  a   7.  8   (87,  4)  -* 


12 


Friti  WolfT. 


3.  8.  7  (104.  4.)  —  4.  7-  6  (100.  15)  -  S,  1.  6  (7.  17)  - 
3.  9.  ä  (116.  3);  in  aUen  fällen  steht  hmntoh.  —  Das  sub- 
ject  steht  im  plural  MS*  3.  8.  2  (94,  1):  päraJico  hi  yäniUvaräl^ 
prdmetoh     ,, Vorwärts  gehend  können  sie  umkommen^. 

Von  diesem  gewöhnlichen  gehrauch,  dass  sich  isvarä-  nach 
dem  subject  richtet,  giebt  es  einige  wenige  ausnahmen^  die  von 
Delbrück,  Ältind,  Synt  s.  88  und  für  das  AB.  von  Auf- 
recht (ausgäbe  s,  428)  und  Liebich,  BB*  IL  301  |  ver- 
zeichnet sind.  Im  nnmerus  abweichend  TS.  3*  1.  1.  3:  tarn 
Uvaräffi  räk^aTfisi  häntolL  Delbrück  s.  88:  ,,ihn  können  die 
Rak§as  töten  "^^  In  diesem  falle  halte  ich  die  abweichnng  für 
dadurch  erklärt,  dass  rdfc^anisi  als  coUeetivnm  empfunden 
wurde;  vgl.  RV.  1.  162:  9:  särva  iä  te  äpi  devm  astn  =  zrayra 
tuvra  TU  an  naga  xmq  d^mtq  Bürm  (Brugmann,  Eurz6  Ver- 
gleichende Gramm,  §  879  s.  643).  AB,  3.  48.  8.  ihmo  Itüsya 
vitte  dem  arantoh  {dma  plural!)  bei  Böhtlingk  Kl.  Ptbg. 
Wh,  bd,  4,  nachtr,  s.  295  sp,  1;  „es  könnte  geschehen,  dass 
die  götter  an  seinem  reichtum  keinen  gefallen  fänden". 

Das  geniis  ist  abweichend  AB.  3,  20.  18:  h^aro  ha  . ,  kotärani 
ya§o  Wtt>h  pdas  ansehen  kann  den  H.  fördern"  (ya^o  neutrura!). 
SB,  5.  L  L  9:  t&Bye§mrdfp  prajä  päptyasl  bhävitoli  (prajä 
feminJ)  bei  Eggeling  3.  3:  „bis  people  (or  offspring)  is  like 
to  become  worse'^. 

Genus  und  numerus  sind  verschieden.  OB,  13.  8,  4,  11: 
UvarS  haitä  anagnicitam  sdmtaptöli  (etä  plural  femJ),  Egge- 
ling 5.  440:  „they  would  be  liable  to  weigh  heavily  npon 
one  who  ~  — *^,  SB.  1.  L  2,  22:  Uvaro  g^hä  ydjamanasya  ,  . 
tarn  präyantam  hm  präcyoiöh  {fft'hä  plural  fem,!)*  Eggeling 
1,  18:  „the  houses  of  the  sacrificer  niight  crush  his  family". 

AB*  1.  25.  13:  Uvaro  glävo  janitoli  übersetzt  Delbrück 
s,  430:  „es  können  knoten  entstehen";  dann  müsste  man  die 
stelle  hierherziehen,  glävah  aber  ist  accnsativ,  wie  auch  der 
common  tar  des  Säyapäcärya  (in  Auf  rechts  Ausgabe 
s,  248)  durch  sein  glmiivUes^n  zu  erkennen  giebt  (janitoli  also 
transitiv  *erzengenM). 

**An  den  stellen  SB.  5,  L  1.  9  —  AB.  2.  20.  18  — 
SB.  13,8.4  11  sieht  Delbrück,  Altmd,  Synt.  s.  88 
Isvarah  als  erstarrte  form,  sozusagen  als  normalform 
an;  ebenso  Speyer  (Ved.  und  Skt.  Synt.  im  Grdn 
d.  Indo-ar.  PhilaL  bd.  1.  heft  6,  s.  66).  Richtiger  ist  wohl 


t>le  biMÜTt  des  tndiicfatn  und  ItüdBcben. 


13 


die  meinang  Liebicbs  (BB,  11,  310),  dass  solche 
stellen  den  Übergang  zum  Substantiv  vorbereiten. 

Das  prädicatsnomqn  richtet  sich  in  casus  und  numenia 
Mxk  Uvard-  und  steht  ^  da  dies  nur  im  nominativ  erscheint^ 
stete  in  diesem  casus. 

OB,  9.  5.  2*  3:  J^varo  ha  Sreyan  bkävitoh.  Egge  1  in g 
t  275:  „is  able  to  gain  the  better"* 

TS»  2.  2.  10»  2:  tivaro  dtiScärma  hhämto}^,  Delbrück:  „er 
kann  hautkrank  werden".  —  Dazu  parallelstellen:  MS,  3.  4  8 
(56.  5).  —  Vgl.  unten  OB.  3.  2,  L  3L 

Der  Infinitiv  hat  in  einer  anzahl  fälle  ein  object  bei  sich, 
teils  im  accusativ,  teils  —  durch  attraction  —  im  genetiv. 
Das  object  steht  im  aceusativ: 

TS.  3.  1.  8.  3:  sä  ihsarä  . .  paänn  . ,  ntrhantoh  „er  kann  das 
rieh  töten*^. 

TS.  3.  2*  4»  5:  iä  enam  iSvarä  hlmsitoh.  Delbrück;  „die 
klonen  ihn  verletzen". 

MS.  3.  9.  3(116.  3):  Umro  '§mto..  UUn  Mmitah  „der  un- 
fromme kann  die  weiten  schädigen "". 

SB.  3.  3*  4*  6 :  iMarä  enmtt  (he^tor  i^uro  nirvedäffi  gantof}. 
Egge li Hg  I.  348:  „(tnaster)  is  likely  to  hate,  to  become 
dtsgiisted  with*^. 

OB.  ä.  4.  L  14:  tamjeh)ar%  külam  mk^Mhöf},  Eggeling 
I.  360:  „is  Uahle  to  crush  his  famüy". 

AB.  13.  5.  L  14:  sä  tiaifiam  Uvaräh  säputrani  sämattoh. 
Eggeling  5.  201:  „it  woald  be  capable  of  devouring  bim 
completely  together  with  his  sons". 

Ebenso  die  parallelstellen  SB.  13,  5.  L  15;  16,  wo  prädag- 
4hoh  (of  bürning)  und  abhimantok  (of  destroying)  steht. 

AB.  1.  25.  13:  Uvaro  glüvo  janitoh  (siehe  oben  s.  12). 

AB.  7-  29-  2 :  Uvaro  hästnäd . »  brakmanatäm  abhyiipaitoh 
,er  kann  darum  in  den  Brähma^astaud  eintreten^.  —  Parallelen 
AB-7.  29.  3;  4. 

AB.  7.  33.  6 :  %§varö  ha  vä  e$o . .  ayuJfi  pratyuvahartoh  »^er 
kiifi  das  leben  verkorken**. 

AB.  1.  10.  2:  Uvartl  hahiam  ni  va  roddJwr  vi  vä  nuUhüoh. 
Lieb  ich  (BB.  11,  301):  „sie  sind  im  Stande  ihn  entweder 
fiimiscblies8eD  oder  zu  zermalmen^. 

AB,  8.  7.  9;  i^aro  ha  sarvam  üyur  aitoh  „er  kann  ein 
leben  erreichen**- 


14 


Frite  Wolff, 


Ein  accusatiT  des  Zieles  steht  SB*  9.  5.  2,  1:  ihmro 
..danritäm  äpattorm  va  kvdütoh.  Eggeliag  4.  274:  ^is  apt 
to  get  into  trooble  or  to  stumble^.    Ferner: 

TS,  5*  4.  12.  3:  isvaro  vä  ä&vo  , ,  pdräm  parfwätam  ßäntoh- 
Delbrück  s.  87:  „es  kann  geschehen,  dass  ein  pferd  in  die 
ferne  geht*^,  —  Fast  wörtHch  gleich  SB.  13.  3.  3.  5. 

Ein  infinitiv  ohne  casnelle  bestimmnng  liegt  vor  in 
AB.  8.  7*  8:  i§mro  ha  tu  puräyn^ah  praitak  „er  kann  Tor 
der  zeit  sterben**. 

Die  casuetle  bestimmnng  ist  durch  composition  ausgedrückt  in 
AB.  1- 14. 5 :  iivaro  hänrnakartoh  „er  kann  schuldlos  machen''. 
Nur  an  wenigen  stellen  haben  wir  eine  genetivische 
attracfcion,  TS.  3.  L  2.  6:  yä  dvaro  vaco  vdditoJji^.  sän  vicafn  »id 
vadet.  Delbrück:  ^iWer,  obwohl  er  imstande  wäre  zu  sprechen, 
nicht  spricht". 

♦♦Delbrück  fasst  väcah  als  genetiv,  was  im  gründe 
auflag  ist,  da  man  entsprechend  väcam  vädet  auch  zn 
väditolj,  den  accusativ  erwarten  könnte.     Er  meint, 
einen  plural  in  väcäh  anzunehmen,  wäre  hart ;  ausser- 
dem verweist  er   auf  TS.  3.  1 .  8.  2 :  vUah  kkälu  vai 
räjnah  prädätor  Uvaräh  „das  volk  ist  imstande  den 
könig  preiszugeben^.  Eine  aUzugrosse  beweiskraft  liegt 
in  prädatoh  mit  der  attractiou  nicht»  da  pra-dä-  auch 
sonst   mit   dem    objectsgenetiv   verbunden   ist;    vgl. 
RV.  8.  52.  5:  ä§vasya  prä  datu  ntüj^  bei  Gras smann: 
^er   schenke  uns   rosse '^.    Aber   eine    andere    stelle 
hätte  Delbrück  erwähnen  können,  die  wegen  ihrer 
ähnlichkeit  im  auf  bau   des  satzes  TS,  3.  1.  2.  6  be* 
stimmen    kann.     Es    ist  AB.  2.  7.  6:    t§varo    häsya 
väco   rak^öbha^ö  janitoh    ^er   kann   dessen    wie    die 
Eak^as  bellende  stimme  ertönen  machen^;  die  folgen- 
den Worte  des  satzes  lauten  yo  ^yani  rak^asm  vücaif% 
vadati . ,  .  ^  also  wie  in  TS.  3.  t.  2,  6. 
Delbrück  ist  kein  beispiel  eines  negirten  i^^wra-satzes 
bekannt,   wohl  aber  zwei  stellen,  an  denen  der  Infinitiv  mit 
der  üegation  («  privaüinim)  componirt  ist»    Beide  stellen  in  AB. 
AB.  3.  18.  11;  UmraJt   parjanya   ^var^toli.    Böhtlingk 
Kl.  Ptbg.  Wb*  bd.  4  naehtr,  s.  295.  sp.  2:  „es  könnte  sein,  dass 
P-  nicht  regnete**» 

AB.  3.  48»  8:  mmro  l^asya  vitte  devü  arantotjt  (s.  o.  s.  12). 


Die  inEnitiv«  des  todlächen  und  InLtua€h«n. 


15 


Zu  den  behandeii^n  stellen^  an  denen  ein  genetmscher 
mfinitiT  von  iSvarä-  abhängig  ist,  zieht  DelbriiclE,  Altind. 
SyBt.  s,  430  noch  einige,  an  denen  man  das  i^arä-  hinzuzn- 
denken  habe. 

AB.  6.  30.  7 :  nmdhjamdinam  abhi  pratyetoh  „er  kann  zur 
mittapzeit  gehen^  Auch  Böhtlingk  (Kl.Ptbg.Wb.bd.4. 155) 
will  Uvara-  ergänzen,  und  so  wird  es  auch  recht  sein;  im 
commentar  (Aufrecht  s.  369)  steht  abkilak^ya  praiyetöh, 

OB*  8,  2*  L  31 :  lato  dtk^iiatj  pammio  hhavitölj  .  .  tMo 
rSämd  pämanäni  jänitoh.  Eggeling  2*  33:  „the  consecrated 
wottld  be  liable  to  be  affected  with  the  itch  < , .  that  olfepring 
»oiüd  theo  also  be  liable  to  be  born  with  the  itch**. 

SB,  3.  L  2,  21;  Uim  hMhhntam  abhijanitor  jäyäyai 
ifart^hmn  mrabadhit  Delbrück,  Syntakt.  Foi^chnngen  3.  25 1 
hatte  übersetzt:  ^eiu  solches  ungeheuer  fortzupflaozenj  hat  er 
den  schöss  eines  weibes  verhindert".  Er  hatte  also  eine  con- 
Hmction  angenommen^  ähnlich  wie  wir  sie  im  Veda  antreffen 
(s,  u.  §  10):  einen  ablativischen  Infinitiv  nach  verben  des 
j.abwehrens**,  Eggeling  2,  11  note  wies  nun  aber  auf  den 
Käflvatext  hin  (sa  tarn  heMjaro  "dbhtitam  dMjanitoh  .  ,  .) 
und  zeigte  so,  dass  man  eine  form  von  lh}arä-  zn  ergänzen 
habe;  er  übersetzt  demgemäss :  „he  wonld  be  likely  to  be  born 
as  a  Strange  being,  such  as  'he  has  expelled  an  embryo  from 
a  waman"'.  JeUt  steUt  sieh  auch  Delbrück,  Altind»  Synt 
s.  430  auf  Eggelings  Standpunkt. 

Ein  weiteres  beispiel,  wo  man  eine  form  von  l^ara-  zu 
ergiiizen  habe,  soll  nach  Delbrück  sein^)  SB,  IS*  5«  1.  1: 
tu  ^üike  hQtävyarti  manyata  Agantor  ilL  Delbrück;  „(wenn 
ril  Agnibotxin  abwesend  stirbt)  so  glauben  einige,  es  sei  noch 
II  opfern  I  in  der  melnnng:  er  kann  noch  kommen".  Er 
Mint  also,  ägantoh  stehe  fiir  ik}ara  ügmitolt,  Eggeling  5.  197 
löte  verwirft  diese  auffassung;  man  müsse  mit  Harisvämin 
igantoh  auflösen  in  äagantoh.  Eggeling  stützt  diese  ansieht 
iiit  einer  beschreibung  (nach  Käty,  25.  8,  9.)  der  sitten  bei 
dem  tode  eines  abwesenden  Agnihotrin.  Damach  vollziehen 
die  lente  eines  in  der  fremde  sterbenden  Agnihotrins  die  opfer, 
lolaiige  bis  sie  nach  hause  gelangt  sind.  Eggeling  über- 
demnach :  „some  indeed  think  that  (his  Agnihotra)  should 


>>  IHt  flellc  fehlt  bei  Brunrifaofer  B6,  10  a.  a.  o. 


lö 


Frffe  Wolff, 


be  offered  tili  they  get  home".    Mithin  gehört  die  stelle  aicht 
hierher. 

Eine  andere  art  genetlTischer  inflnitivconstmctioneii  haben 
wir  nicht  zu  verzeichnen.  Über  die  constructiou  von  madhyä 
im  Veda  werden  wii*  weiter  unten  (§  14)  sprechen  ^'  da  es 
zweifelhaft  ist,  oh  mau  in  den  davon  abhängenden  infinitiven  j 
genetivische  oder  ablativische  zu  sehen  hat 

Der  ablativische  gebrauch  der  inflnitive  auf  4oh. 

Wir  haben  soeben  gesehen,  dass  für  den  genetivischen 
gebrauch  der  Infinitive  auf  4oh  eine  einzige,  allerdings  im 
laufe  der  zeit  modificirte,  gehrauchsweise  vorlag.  Anders 
beim  ablativisehen  gebrauch  dieser  bildung.  In  der  mehrzahl 
der  fälle  sind  die  vedischen  infinitive  auf  -toh  von  verben  I 
des  j,ahwelirens,  fürchtens  und  dgl.'*  abhängig«  Wie  es  mit 
dieser  construction  in  nachvedischer  zeit  steht,  werden  wir 
unten  §  10  sehen,  —  Der  ablativiscbe  infimtiv  nach  deuj 
Präpositionen  pnm  und  ä  ist  im  Veda  auf  einen  fall  beschränkt; 
in  späterer  zeit  ist  dies  der  allgemeingebrauch.  Dazu  kommen 
dann  noch  purästat  und  m-vädnam^  die  aber  nur  selten  belegt 
sind,  —  Über  den  vediychen  —  in  drei  fällen  bezeugten  — 
gebrauch  von  tnadhyä  mit  dem  *a//-iafinitiv  s*  §  14. 

§  10, 
Die  inflöitive  auf  -toh  von  verbeu  abhängend» 

Dass  bei  den  verben  des  „abwehrens,  sich  ftlrchtens,  etc." 
im  Veda  der  ablativ  eines  nomens  in  gebrauch  war,  ist  bekannt; 
es  ist  das  eine  allen  sprachen  gemeinsame  Verwendung  dieses 
casus;  vgl,  Kappus,  Der  Indogermanische  Ablativ  (Marburger  i 
Dissertation  1903)  s,  56  ff,,  wo  auch  auf  ausserindogermanische 
.parallelen  hingewiesen  wird. 

In  derselben  weise  haben  wir  ablativische  infinitive  von 
diesen  verben  abhängig.  So  RV.  3,  54,  18:  yuyota  ho  ana- 
patyini  g&nto}},  Delbrück:  ^rettet  uns  davor  zu  kinderlo^g- 
keit  zu  kommen^.  Beachtenswert  ist  der  von  gäntoh  abhängige 
accusativ,  der  den  verb^en  Charakter  der  form  gmioh  deutlich 
erkennen  lässt, 

RV,  3.  53*  17;  indraJi  pätalye  dudatä^ii  Säritoh,  Ludwig 
(nr.   1003):    „Indra   gebe   die  beiden  pflöcke,  dass  es   nicht 


Bie  iitfiiütire  des  Tnditch&n  and  Iraniicfaen. 


IT 


breche'^;  diese  übei-setzuug  würde  TÜemals  deo  ablaüvisclien 
infimtiF  erkläreDj  und  so  giebt  Grass  mann  (wohl  nach  Del- 
brück, Ältind.  Verbuin  s.  227)  für  dadatäm  die  ilbersetznügr 
^be  wahre '^. 

Hierher  stellt  Ludwig,  Commentar  zu  nr.  1003  (bd.  ü* 
fi&l)  TS,  3,  3»  L5:  idäm  akäm  äditi/dn  hadhnam^/  ä  'vitmnäd 
mmü^jfmi  vi^6  ^agantoh.  Er  übersetzt  den  schlnss  des  satzes: 
^dass  dieses  volk  von  diesem  hier  nicht  abfalle".  Ludwig 
hat  dabei  das  ä  übersehen,  das  den  sinn  verändert,  dva^antalt 
bedeutet  nach  dem  Gr.  Ptbg,  Wb*  „erlangen" ,  nach  deni  Kl. 
^rgelangen  zu";  und  so  werden  wir  übersetzen:  ^so  binde  ich 
die  Aditya's,  bis  jenes  volk  von  jenem  her  gelange".  Somit 
gehört  die  stelle  nicht  hierher  (s.  u.  §  12).    Ähnlich  2.  3.  1.  4. 

Ebensowenig  hierher  gehörig  ist  die  von  Delbrück, 
Altind.  Verb,  s,  227  angeführte  stelle  EV.  10.  5L  6.  Da  Auf- 
recht und  Müller  kftejmoli^  nicht  k^eptoh  lesen,  wird  man 
an  der  richtigkeit  dieser  lesung  nicht  zweifeln  dürfen.  Aller- 
din^  mnss  darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  dass  *k^ipnolu 
wäX  cerebralem  rt  zu  erwarten  wäre* 

Hierher  aber  RV.  L  174.  3;  räh^o  offnhtt  .  ,  .  simho  na 
iame  dpmimi  vdstoh^  Ich  komme  weiter  unten  (§  11)  auf  die 
itelle  zurück: 

A V.  12.  3,  55  ff. :  täni  no  gopäyafmniäkam  ditoli ,  das 
Bloomfield  s.  192  übersetzt:  „do  ye  guard  it  for  us,  until 
we  aiiive^ ;  er  zerlegt  also  äitoh  in  a  und  etol*^  doch  kann  er 
attf  diese  weise  naJß  und  asmäkam  nicht  erklären»  Ich  zer- 
1^  ä'^oh  (^  als  präverb  gegen  ä  als  pränomen) ;  nah  ist  dativus 
ethieus*    Also:  „hütet  ihn  (uns),  dass  er  nicht  zu  uns  komme". 

Der  ablativische  mfinitiv  steht  ferner  nach  einigen  verben 
486  „aufhörens,  ablassens" ;  so  RV*  2.  15,  5:  sä  im  ^nahint 
Aunim  etor  aramnftt  „er  hinderte  den  grossen  ström  am 
limseii^  (Delbrück). 

RV.  3.  38.  3:  ariramad  atamänmfi  cid  etoh,  Ludwig 
(iir,  1S2):  „selbst  den  rollenden  hemmte  er  vom  laufen". 

RV.  4.  6.  7:  na  ydsya  sMur  jdnitor  dvüri,  bei  Delbrück 
narh  dem  Gr.  Ptbg.  Wb. :  „dessen  behälter  nicht  gehindert 
Würden  konnte,  ihn  zu  gebären",  bei  Ludwig  (ur.  333):  „den 
za  gebären  als  den  gewinner  kein  hindemiss  war".  Auch 
Bergaigne,  ReUgion  V^dique  2.  6  f.  mit  note  nimmt  sätnh^ 
ab  genetiv  und  avari  unpersönlich. 


18  Fritz  Wolff; 

RV.  10.  86.  1  (Ludwig,  Infinitiv  s.  63):  vi  M  sotor 
äs^lc^ata.  Ludwig  (nr.  990):  „vom  pressen  sind  sie  ab- 
gestanden". 

Die  construction  des  ablativischen  infinitivs  auf  -toh  ab- 
hängig von  einem  verbum  ist  in  der  prosa  nur  an  einer  stelle 
bekannt,  nämlich: 

äB.  14.  8.  14.  4^):  träyate  hainarn  prärjtäJ}  k^anitohy 
das  M.  Müller  Brhad  Äravyaka  Upani^ad  5.  13.  4  (in  the 
Upanishads  2.  195)  fibersetzt:  „breath  protects  bim  from 
being  hurt**. 

SB.  8.  1.  2.  21  hatte  Delbrück,  Syntakt.  Forschungen 
3,  25  f.  frfiher  ebenfalls  so  aufgefasst;  jetzt  anders  (s.  o.  §  8). 

§  11. 
västoh  RV.  1.  174.  3. 

räJc^o  agnim  a§u$ain  türvayanom  siifiho  nä  däme  äpatitsi 
västoh' 

Schon  das  Gr.  Ptbg.  Wb.  fasste  västoh  als  infinitiv  auf. 
Es  stellte  ihn  zu  einem  verb  7vas  „losstürmen  auf"  und  fiber- 
setzte: „wehre  dem  gefrässigen  feuer,  dass  es  nicht  wie  ein 
löwe  auf  die  werke  (d.  h.  geräthe,  besitzthum)  im  hause  sich 
stürze".  Der  einzige,  der  västoh  in  die  infinitivsammlungen 
aufgenommen  hat,  ist  Brunnhof  er,  KZ.  25.  351.  Wie 
Delbrück  das  wort  an  dieser  stelle  fasst,  ist  nicht  klar; 
jedenfalls  rechnet  er  västoh  zu  den  sogenannten  genetivis 
temporis  (Altind.  Synt.  s.  164).  Oegen  die  annähme  des  Vor- 
handenseins von  genetiven  der  zeit  im  Altindischen  richtet 
sich  Bartholomae,  BB.  15.  200ff.;  und  Delbrück,  Ver- 
gleichende Synt.  1.  357  schliesst  sich  ihm  jetzt  an.  Nur  für 
västoh  macht  er  eine  klausel:  er  will  abwarten,  wie  sich 
andere  zu  der  sache  äussern.  Soviel  mir  bekannt,  ist  seit  der 
zeit  eine  neue  besprechung  von  västoh  nicht  erschienen. 

Uns  interessirt  hier  nur  die  eine  stelle  RV.  1.  174.  3, 
die  Bartholomae,  BB.  15.  211  f.  behandelt.  Es  steht  nach 
ihm  ausser  frage,  dass  västoh  ein  ablativischer  infinitiv  ist, 
abhängig  von  räk$ah\  und  in  der  bedeutung  scheint  ihm 
Geldner,  KZ.  27.  217  das  ansprechendste  gegeben  zu  haben. 
Gel  du  er  übersetzt:  „dass  es  nicht  wie  ein  löwe  die  geräthe 


0  Die  stelle  fehlt  bei  Bnumhofer,  BB.  10. 


le  iti 


ave  des 


ifcüen 


fttUSCl] 


19 


im  hatise  fresse" •  Auch  Ludwig  macht  denselben  fehler,  den 
Bartbolomae  bei  Geldner  und  Roth  (s.  o*  die  übersetxuiiie:) 
tsdeJt»  sim^io  nd  auf  agmm  bezogen  zu  haben;  vgl  Pischel, 
Vedische  Studien  1.  91  ff. 

So  müssten  wii'  übersetzen:  „hüte  uns  löwengleich  vor 
dem  teuer,  dass  es  nicht .  .  **.  Wir  hätten  damit  einen  ver- 
fldeh,  der  nicht  gerade  sehr  gelungen  erscheint;  denn  dass 
man,  um  starken  schütz  auszudrücken,  als  tertium  compara- 
tionis  den  löwen  wählte,  vor  dem  man  doch  wohl  selbst 
sehütz  suchen  musste,  ist  wenig  sinnreich.  Säya^a  erklärt 
e^nso.  Und  in  der  that  lässt  der  vorliegende  text  eine  andere 
deutung  nicht  ZU;  er  sagt:  simko  tjaihu  nirhhayo  virodhim^gan 
hmlum  dhüvatt  Das  wert  dhavati  j,läuft**  scheint  vdstöh 
liedergeben  zu  soUeiu  Der  dichter  der  Strophe  hatte  offenbar 
mehrere  bilder  vor  äugen:  den  löwen,  wie  er  sich  mit  kraft  auf 
die  thiere  stürzt  und  das  feuer,  wie  es  sich  auf  die  geräthe  stürzt; 
aber  er  verarbeitete  diese  bilder  schlecht,  indem  er  dem  löwen 
die  kraft  des  Schützers  beilegt.  Möglicherweise  aber  ist  der 
teit  fehlerhaft  überliefert. 

**Lndwig,  CoTumentar  will  nicht  ^ werke"  j  sondern 
^äcker*^  übersetzen,  womit  er  zugieht,  dass  vastoh 
nicht,  wie  seine  Übersetzung  will,  j,hewobnen*^  bedeutet; 
aber  richtig  scheint  mir  „äcker*^  nicht  zu  sein,  da 
man  dann  ddme  und  dpätfisi  auseinanderreissen  raüsste, 
was  Ludwig  selbst,  wie  mau  ans  seinem  hinweis 
auf  RV.  7.  L  19:  mä  no  dnme  niA  väne  erkenn tp  nicht 
gewollt  hat. 

Das  Kl.  Ptbg.  Wb.  giebt  wie  das  Gr.  vdstoJ/  als 
infinltiv  mit  der  bedeutung  „stürzen  auf" ,  verweist 
aber  auf  Geldners  anschauung  in  KZ.  27.  217. 

Geldner  stellt  dort  dieses  vas-  zu  lat  vescor^ 
ve^er  und  r^as  (*essgeschirr*)  und  im  nachtra^  (a*  a.  o. 
8.  260)  zieht  er  aus  dem  Avesta  vastra-  ,,ftitter, 
weide",  västar-  „Viehzüchter"  hierher.  Beweisend  sei 
V.  5.  20:  3far3d9mf^a  naire  asaone  västr^nu^a  gave 
huMvhe  „nahrung  für  den  gerechten  menschen  und 
futter  für  das  gerechte  thier*"*  Nach  Gel  du  er  hätten 
wjr  also  vah-  „fressen '^  gegenüber  a^ar-  „essen", 

Barth olomae»  Wb.  sp.  I413f.  fasst  üd#far-,  etc, 
ajiders   auf.     Er   setzt   eine    „wnrzel"    arisch   *uat- 


20 


Flitz  Wolff, 


^weiden**  an  mit  der  doppeltam  bedeutimg  „auf  die 
weide  gehen**  und  „auf  die  weide  gehen  lassen  "*,  zu 
ahd.  weida  „weide**  (weitere  literaturangabeD  siehe 
Bartholomae  a.  a*  o.).  västar-  wäre  also  aus 
*ua.t'tar-  entstanden  und  auf  diese  weise  mit  hülfe 
der  doppelten  bedeutung  von  u^t-  besser  erklärt  als 
durch  zttrückftihruag  auf  arisch  uus-  „fressen'*;  denn 
dann  würde  man  doch  für  „hirte*"  vielmehr  (ar.)  *vasitar 
(zum  kausativ  *vasayatil)  erwarten.  Und  was  die 
Schlüsse  Geldners  aus  der  oben  angeführten  stelle 
V,  5,  20  anlangt,  so  sind  auch  diese  nicht  zwingend. 
In  der  that  haben  wir  eine  prägnante  gegenüberstellung 
in  x^ar^^'  „speise"  (Bartholomae,  Wb.  sp*  1868 
giebt  für  af'ur^$a-  die  bedeutung  „nahrtingsmittel,  ins- 
besondre  des  menschen")  und  vastra-  „futter" ;  aber  diese 
letzte  bedeutung  ist  als  eine  secnndäre  anzunehmen, 
die  sich  leicht  aus  „weide"  entwickeln  konnte, 

Dass  trotzdem  die  existenz  einer  arischen  wurzel 
m^-  „fressen**  nicht  in  abrede  zu  stellen  ist,  zeigt 
2vastra-,^)  das  Bartholomae,  Wb.  sp.  1385  mit 
„fresse,  manl,  rächen**  übersetzt  und  zu  ahd.  tdst 
und  mir,  feis  stellt.  Einen  anderen  keltischen  ver- 
wandten fulirt  Strachan  KZ.  32,  320  an,  Baunack 
KZ,  27.  561  ff,  eine  anzahl  griechischer.  Vgl  Leu- 
mann,  EL  Wb,  der  Sanskritspr.  s.  94^  wo  von  der  „an- 
geblich nachgewiesenen  wui^el  vas-  essen"  die  rede  ist* 

Geldner  selbst  giebt  seine  ansieht  schon  Vedische 
Studien  I.  270  f  wieder  auf;  er  nimmt  jetzt  an,  dass 
vas-  ursprünglich  „spiessen  oder  stechen"  bedeute. 
Und  ebenso  fordert  Johansson,  JF.  3,  245,  ahne 
Geldner  zu  erwähnen,  für  unsre  stelle  „stossen*", 
worauf  „essen"  zurückgehen  könnte.  —  Sicheres  wird 
man  ja  nicht  feststellen  können,  aber  falls  „stossen*^ 
die  gruudbedeutung  ist,  kann  man  es  nicht  mit  den 
germanischen  werten  zusammenbringen,  und  das 
spricht  gegen  diese  etjmologie. 


>)  Übrigens  be^bte  man  Im  Aveita  das  nebeneinander  Ton  ^rastra-  kleid^ 
and  t^vastra-  fresde**  in  pEir^lele  za  uiiBerein:  „fiittt^*''  (atoff)  und  fjutter^ 
(gpeiaa).  Die  deutschen  werter  sind  nach  Panl,  Wb.  it.  154  „schon  nr- 
gennanisch  Wühiachemllch  nur  ^of^lig-  lantlicb  identbeh''. 


Dl«  infinitiTe  dca  IndiGchen  und  ImniBi^heir. 


21 


An  unserer  stelle  (RV.  1,  174.  3)  ist  übrigens  die 
bedeutung  „fressen"  nicht  gerade  notwendig.  Man 
käme  anch  mit  „kleiden,  einhüllen"  aus,  das  dann 
hier  bildlich  stehen  würde-  Dauebea  dann  die  dritte 
möglichkeit  nach  dem  Ptbg.  Wb.  (s.  o,). 
Jedenfalls  ist  die  auffassuag  der  form  als  infinitiy,  wie  es 
die  Ptbg,  Wörterbücher,  Brannhofe r,  Geldner  und  zuletzt 
Bartholomae  thun,  völlig  gerechtfertigt  (vgl.  oben  §  10), 


I 


§  12. 
Der  ablatiTiJiche  iMnitiv  auf  -toh  bei  präpo^itioneti. 

Bei  L 


Aus  dem  RV.  ist  eine  stelle  hierher  gehörig.  RV.  1-41.9; 
catnrti^cid  dddamänäd  bibhiyäd  ä  nidkatolh 

Delbrückj  Altind.  Synt  s.  418  sagt  nur:  ^die  bedeu- 
mng  ist  mir  nicht  klar**.  —  Ich  stelle  zunächst  die  vei*- 
»diiedenen  mir  bekannten  Übersetzungen  zusammen. 

M.  Müller  j  Essays  1.  38:  „möge  der  mensch  ihn  fürchten, 
der  die  \ier  (würfel  in  seiner  band)  hält^  bevor  er  dieselben 
fdederwirü*'. 

Wilhelm,  De  inünitivi  forma  et  usu  7  giebt  eine  Über- 
setzung von  Müller:  ^priusquam  iaciat**, 

Geldner^  70  Lieder  des  RV.  s,  20:  „man  scheue  bis  ans 
aide  gottj  der  in  der  band  die  lose  hält^.  Dazu  die  note: 
^dgeotlich  die  vier,  d*  h*  die  vier  würfel,  als  bild  für  das 
«atscheidende  los^  das  erst  erkannt  wird^  wenn  der  wurf  ge- 
faUen  mV*. 

Ludwig  (nr.  93):  „der  dürfte  fürchten  sogar,  wenn  er 
die  vier  (Varuija,  Mitra,  Äryama,  Bhaga)  besitzt^  sie  aus  der 
hand  lassen  (zu  müssen)**. 

6 rassmann:  „den,  der  die  vier  würfel  heget,  scheue 
van^  noch  ehe  der  wnrf  fäUf*. 

Kapp  US,  a.  a.  o.  57:  „der  dürfte  sich  fUrchten,  auch 
wenn  er  die  vier  besitzt,  vor  dem  aus  der  hand  lassen  müssen**. 
Dazu:  „hier  sind  zwei  ablative,  von  denen  der  erste  dada- 
immtäi  an  den  zweiten  attrahirt  ist**. 
^^k  *^L  u  d  w  i  g  und  ihm  sich  anschliessend  £  a  p  p  u  s  sagen, 
^^^^  dass  der  ablativ  äadawinai  durch  attraction  an  den 
^^^B^      Infinitiv  zu  erklären  sei.   Attraction  wird  ja  vielleicht 


Frite  WoMP, 


auch  beim  subject  (ageos)  stattfinden  können^   aber 
Ludwigs  beispiel^  dass  er  Commeiitar  L  98  erwähnt 
um   die   in   dädamanäd   ä   ntdhätoij   vorliegende   con* 
straction  plausibel  ^u  machen,  RV,  2.  29.  6:  trädhvani 
kartäd  avapadaJji.   „rettet  vor  dem  fall  in  die  grübe'' 
(Ludwig  nn  H>8),   zeigt  die  attractiou  beim  object. 
Stände  das  ä  nicht  da,  so  könnte  man  an  eine  sonst 
vorkommende  constrnction  von  bhi-   „sich  fllrchten** 
denken,  nämlich  dass  es  mit  zwei  ablativen  verbunden 
Vird.     YgL  Delbrück,  Altind.  Synt  111  zu  RV,  10. 
138.5  (dtat  aus  Gaedicke):  mdrasya  viijräd  alMhed 
ahh%§nathali   „sie   fiirchteten  sich  vor    dem  keile  des 
Indra,  vor  dem  zerschmettern,  d,  h.  dass  er  sie  zer- 
schmettere**   (s.  u,  §  20)<     Vielleicht  haben  wir  an 
unserer  stelle  (HY.  L  41.  9)  statt  &  nidfuitoh  zu  lesen: 
ämdhatoh;   dann   wäre  es  möglich,   hier  ähnlich  zu 
übersetzen;  etwa:   „möge  er  sich  vor  dem  die   vier 
haltenden  fürchten,  vor  dem  niederlegen,  d,  h.  dass 
er  sie  niederlege**-   Doch  liegt  kein  giltiger  grund  vor, 
die  richtigkeit  des  überlieferten  textes  anzuzweifeln, 
so  dass  wir  ä  als  selbständige  präposition  auffassen 
müssen.    Müller  und  Grassmann  übersetzen,  als 
ob    purn    stände;     wenngleich    es    den    sinn    nicht 
wesentlich  verschiebt,  ist  es  doch  ungenau.    Das   „bis 
ans  ende"  Geldnera  ist  sehr  frei. 
Man  hat  hhl-^  wie  es  sich  im  Veda  öfter  findet,  nach 
Müller  7    Grass  mann   und   Geldner  mit   dem    einfachen 
ablativ  dessen,  vor  dem  man  furcht  hat,  zu  constmieren ;  ä 
nUifiätoh    „bis   er  sie    (die    vier)    niederlegt**.    Dabei  braucht 
nicht  aufzufallen,  dass  aus   dem  ablativ  dddamanät  das  agens 
zu  nidhatoh  gezogen  werden  muss. 

Ganz  andei-s  fasst  Bergaigne,  Religion  vßdique  B,  Ib^ 
die  stelle  auf;  er  übersetzt:  „Qn*ou  craigne  d'etre  enlac6  par 
celui  qui  en  retient  meme  quatre**  (s.  dort  das  nähere);  er 
läset  ä  unüberset2t  (vgl.  Ludwig), 

Es  ist  dies  —  RV.  1.  4L  y  —  der  einzige  beleg  für  A 
bei  den  infinitiven  auf  -toi}  im  RV,  Siehe  noch  aus  dem 
AV*  12.  3,  55ff. :  tarn  no  gopäyatüsm&kam  tUtoli^  oben  §  10. 

In  der  prosa  wird  a  dann  häufiger;  trotzdem  ist  der  ge- 
brauch nicht  sehr  mannigfach  und  auf  eine  nur  geringe  anzahl 


I 


^^  Iß 


ave  des 


nnd  InmiBcli^ti. 


roa  formen  beschränktj  und  zwar  darum ,  weil  viele  parallel- 
stellen  vorhanden  sind* 

Der  Infinitiv  steht  in  vielen  fallen  ganz  freij  ohne  object 
und  auch  ohne  ansgedriicktes  subjeet  (agens). 

MS.  l.  10.  19  (159.  4):  ä  tdmitolL  Delbrück  ^bis  zum 
eischöpflsein*^. 

TS*  6,  4.  5.  6:  yädi  därS  syäd  &  tämitas  ii^fhet  „wenn 
er  weit  wäre»  wilrde  er  bis  zum  erschöpftsein  stehen",  -- 
Ebenso  öder  ähnlich  TBr.  1.  4.  4.  2  (Käs.  zu  Päpini  und 
H.  Ptbg.  Wb.)  -  Tä54.  Br.  9.  L  38  -  13.  1.  1-  17  - 
Lity.  S.  9,  15  —  Äpast.  (alle  im  Kl.  Ptbg.  Wb,)  —  SB.  3, 

SB.  12.  5.  1.  1:  täd  ih&ihe  liotavyam  manyata  ägantor  iti' 
s.  o.  §  8, 

TS.  3,  3.  7.  3:  äiha  käsmäd  aindro  yajM  ä  sartisthMoh- 
Delbrück:  „aber  warum  ist  das  opfer  indraiseh,  bis  es  zu 
ende  ist''. 

Ist  dad  agens  des  infinitiys  ausgedrückt^  so  steht  es  im 
gcuetiv. 

MS.  4,  2.  1  (23.  3):  Ä  .  .  mifyasySdetoh.  Delbrück:  „bis 
suiD  aufgeheii  der  sonne**.  Die  gleiche  Verbindung  auch  Tä^^^J. 
Br-  9,  1.  38, 

MS,  1,  4. 10  (58. 13) :  dulukhaläyor  üdvaditoh,  Delbrück : 
«bis  möi-ser  und  stüssel  ihre  stimme  erheben'*. 

Ebenfalls  hierher  möchte  ich  stellen  TS.  3,  3.  1.  5:  idam 
aham  adibjän  hadhnämy  n  ^mmmdd  arnmyai  ^o  ^vagantoh: 

S,  0.   §    10. 

Das  Prädikatsnomen  steht  im  ablativ;  es  ist  dies,  wie 
Delbrück,  Altind,  Synt  90  sagt,   eine  wirkliche  attraction. 

MS.  3,  5.  9  (59.  5):  ä  medhyad  bhävitah  „bis  zum  rein- 
wcrden''. 

Das  object  wird  verschieden  ausgedrückt,  meistens  durch 
den  genetiv, 

iSB-  L  7.  1.  15:  A  tis^tjtätn  dogdhoh^  Delbrück:  „bis  zur 
melknng  von  drei  kühen". 

AB.  7.  2.  6:  a  Sariräiiäm  ahartob.  Delbrück:  „bis  zum 
herbeibringen  der  leichen". 

Der  accusaüv  des  objecto  findet  sich  TS.  3. 5.  1.5:  kämam 
^  mjanitoh  sambhavauti  „sie  begatten  sich^  bis  sie  (den  gegen- 


24 


Pritz  WoUF, 


stand  der)  liebe  erzeugen''.  —  An  derselben  stelle  noch  ein- 
mal  ähnlicb. 

Die  directe  rede  als  accusativobject  verwendet  findet  sicli 
OB.  1*  5.  2.  10*):  30  ^ähvaryiir  näpavyühareä  &  y^J^ti  väktofi, 
Eggeling  1.  141 ;  „the  Ädhvaryu  ranst  ntter  nothing  improper 
until  he  pronounces  (the  word)  'yaja'**. 

Auffallend  ist  das  erscheinen  des  subjects(agens)-  imd 
objectsgenetivs  hei  diesen  (oj^^-infinitiven.  Dass  es  genetivi 
subjectivi  und  objectivi  sind  wie  im  deutschen  „der  nntergaog 
der  sonne"  und  ^das  herbeibringen  der  leichen"  wäre  ja  an 
sich  möglich  (vgl.  oben  s.  3  ende).  Aber  neben  dieser  annähme 
von  nominal  construierten  Infinitiven  lie^gt  hier  bei  den  abl- 
gen.  infinitiven  wohl  noch  eine  andere  erklärungsmögUclikeit  vor. 

Die  genetive  können  vielleicht  eine  erklärnng  finden, 
wenn  man  annimmt,  dass  die  ^o^i-infinitive  nach  A  nicht  nflx 
ablativisch,  sondern  bisweilen  auch  genetivisch  empfunden 
wurden,  und  dass  wir  dann  eine  attraction  dazu  zu  erkennen 
haben.  S.  näheres  unten  bei  pura.  Ich  meine  daher,  dass 
man  besser  tnt^  nicht  wie  Delbriick  mit  Substantiven  zu  über- 
setzen, sondern  mit  einem  vollen  verbalsatz:  „bis  die  sonne 
untei-geht". 

§  13. 
Bei  puräy  puräst ät^  arväcinam. 

Aus  dem  RV,  kommt,  ebenfalls  wie  bei  i,  nur  eine  stelle 
in  hetracht. 

RV.  3.  30.  10:  ptt^rä  hdntor  bhäyamano  vy  ära.  Del- 
brück „vor  dem  schlagen  verzog  er  sich,  voll  furcht".  — 
Ähnlich  Ludwig  (nr.  497)  und  O rassmann.  Diese  Über- 
setzung giebt  den  sinn  nicht  scharf  wieder;  sollte  der  Ver- 
fasser  es  so  gemeint  haben,  so  würden  wir  eben  den  einfachen 
ablativ  vorfinden.  Man  muss  also  übei'setzen:  „furchtvoll 
verzog  er  sich,  bevor  der  schlag  flel*"* 

Aus  dem  AV.  (19,  56*  2.)  haben  wii^  ebenfalls  ein  beispiel^ 
das  wegen  seiner  an  die  prosa  erinnernden  gebranchswelse 
mit  jenen  heispielen  angeführt  werden  wird;  s.  unten  s.  25. 


^)  Die  steUe  fehlt  h«i  BruimhofeF  a.  a.  o. 


Die  ittfiDttive  Um  ludlBch^n  mul  Iramflcheti. 


u 


Der  gebrauch  von  purä  geht  in  der  prosa  dem  von  ä 
pixallel.    Der  Infinitiv  steht  frei: 

Gop.  Br,  3»  2. 10-  pura  pramritohi^  im  Kl.  Ptbg.  Wb,  bd,  4, 
131  sp,  3:  „bevor  er  ans  werk  geht*^.  —  Ähnlich  Vaitän»  16.  5. 

Das  sabject  st^ht  im  genetiv;  so: 

MS.  1 ,  60.  1 0  (102.  1 ) :  purä  sürya^Sdetoh.  Delbrück: 
^Tor  dem  aufgehen  der  sonne"".  —  Ebenso  MS*  4,  5.  2  (6ö.  10) 
und  Ait.  Ar,  (Kl.  Ptbg.  Wb.)- 

Das  Objekt  steht  im  genetiv;  so: 

AV.  19.  56.  2:  purä  ratryti  janitoh  „bevor  er  die  Nacht 
erzeugte***  Whitney,  Index  verzeichnet  das  wort  nicht  als 
Infinitiv,  wohl  aber  Ludwig,  Infinitiv  s.  44j  es  ist  nicht  zu 
bezweifeln,  dass  er  recht  hat. 

Während  wir  bei  ä  das  object  der  #at-Infinitive  ebenfalls 
stets  im  genetiv  sahen,  liegt  hier  doppelter  gebrauch  vor ;  und 
das,  glaube  ich^  bestärkt  die  annähme,  dass  es  sich  in  beiden 
fällen  um  eine  attraction  handelt,  indem  sowohl  bei  ä  wie  bei 
purä  die  Infinitive  als  ablativische  und  als  genetivische  em- 
pfimden  wurden.  An  und  fUr  sich  konnte  man  den  toh-toTmen 
diese  doppelte  bedeutung  unterschieben,  oh  ist  eben  ablativisch- 
genetiviscber  casusausgang;  und  ausserdem  war  in  einer  an- 
zahl  der  davon  abhängenden  objecte  die  Unterscheidung  eben- 
falls unmöglich,  indem  ja  bei  fast  aUen  nominalstämmen  ablativ 
iiud  genetiv  zusammenfielen. 

MS.  4.  5.  3  (66.  12):  purä  vücaJj,  prdvaditoh.  Delbrück: 
,vor  dem  ertdnenlassen  der  stamme'',  —  Ebenso  AB.  2,  15.  ^ 
-  TS.  3.  2.  9.  5.  —  Delbrück,  Altind.  Synt.  s.  431  nimmt 
cffrd^  als  ablativ,  indem  er  zum  beweis  anführt: 

Tä5i4^  Br,  31.  3.  5:  pura  mghhyait  samp^ctvaditoh. 

Ganz  zuverlässig  ist  diese  stütze  wohl  nicht;  allerdings 
wird  Whitneys  auffassung,  Orammar  §  983,  der  übersetzt 
.before  the  utterance  togetber  of  the  voices**,  also  väghhyaJi 
mit  sam  verbindet,  nicht  zutrefi'en;  wir  würden  dann  den 
iostrumental  erwarten.  Aber  auf  alle  fälle  ist  sicher,  dass  der 
nbjectsablativ  vorkommt.    So: 

.  TS.  6.  1.  3.  8:  purä  dahinübhyö  netoh^  Delbrück: 
,ehe  man  die  opferkühe  herbeibringt***  —  Whitney,  Grammar 
I  983  übersetzt  dieselben  worte  (mit  Stellenangabe  Äpast.) 
i^before  the  gifts  are  taken  away"j  er  nimmt  also  däJQtinabhtfah 
als  snbjeet  und  fasst  den  infinitiv  i^assivisch. 


26  Fritz  Wolff, 

Das  object  erscheint  im  genetiv: 

MS.  1.  4.  5  (52.  14):  purä  vatsänäm  apäkartoh-  Del- 
brück: „vor  dem  wegtreiben  der  kälber**. 

Für  purästad  verzeichnet  Delbrück  s.  431  zwei  stellen, 
die  völlig  gleich  sind: 

MS.  1.  8.  6  (124.  10):  purästaddhotoh  „vor  dem  opfern". 
—  Ebenso  1.  8.  7  (125.  11). 

Eine  stelle  (ebenfalls  ans  Delbrück)  liegt  für  den 
gebrauch  des  infinitivs  bei  arvadnam  vor. 

MS.  4.  3.  9  (48.  13):  ydd  evä  kintcärväcinain  jänitor 
ena]}  karoti.  Delbrück:  Jede  sünde,  die  er  vor  dem  geboren- 
werden begeht".  —  Auch  das  Ptbg.  Wb.  giebt  keine  weiteren 
hierhergehörigen  stellen  an. 

§  14. 

Bei  madhyä. 

**Über  die  entstehung  der  form  madhyä  selbst  scheint 
man  sich  noch  nicht  einig  zu  sein.  Man  sah  es  wohl 
ursprünglich  —  abgesehen  von  älteren  anschauungen, 
z.  b.  bei  Bopp,  Grammatik  3.  286,  der  madhyä 
für  eine  Verstümmlung  von  madhye  erklärt  — 
für  einen  zum  adverb  erstarrten  instrumental  an; 
so  die  Petersburger  Wörterbücher  und  Grassmann; 
Hillebrandt,  Veda-Chrestomatie  s.  107  hält  es  für 
eine  contraction  aus  inadhya  (d.  i.  Sandhiform  ffir 
madhye)  +  ä,  also  locativ  +  postponiertem  a.  Dagegen 
spricht  sich  Bartholomae,  BB.  17.  344  aus. 
Bartholomae  selbst  hatte  BB.  15.  21  no.  madhyä 
aus  *maähya'i-&  hervorgegangen  erklärt,  fügte  aber 
BB.  17.  344  hinzu,  dass  es  auch  instrumental  sein 
könne.  Jetzt  hat  auch  Wackernagel,  Altind.  Gram- 
matik s.  279  Bartholomaes  erklärung  angenommen, 
und  diesem  schliesst  sich  Brugmann,  Grdr.  1.  860 
in  dem  kapitel  über  haplologie,  wo  er  auch  madhyä 
erwähnt,  an.  Neuerdings  aber.  Kurze  vergl.  Gramm. 
§  579  behandelt  er  es  unter  den  instrumental- 
adverbien;  allerdings  steht  über  den  beispielen,  mit 
denen  sich  madhyä  zusammenfindet:  „instrumen- 
talisch oder  locativisch'' ;  man  kann  also  nicht  sicher 
sein,  wie  es  Brugmann  auffasst,  und  warum  er  es 


I>ie  InfimtJTe  des  IndlBchen  oiid  Iranbcheü. 


2t 


nicht  unter  den  locativadverbien  behandelte.  —  Am 
wahrecheinlichaten  ist  wohl  Bartholomaes  er- 
klämng  in  BB,  15.  21  no.;  auch  das  Avesta  stützt 
diese  erklärnng,  wie  Barth olomae^  GIrPh,  1.  232 
noten  zeigt.  Vgl  noch  Jjudwig^  Infinitiv  s.  IL 
Anch  die  hedeutiing  scheint  in  den  wenigen  vor- 
iiegenden  Formen  eher  an  einen  locativ  zu  mahnen. 
Die  form  madhyä  ist  nach  dem  Ptbg,  Wh*  nur  im  RV, 
und  zwar  an  vier  stellen.    Davon  fallt  eine  stelle  für 

llJiTliier  fort: 

*RV.  10.  61.  6;  madhyä  yät  kdrtvam  ähhavad  abhike. 
Das  Kl.  Ptbg.  Wb.  giebt  dafür  die  bedeutung  „  in- 
zwischen'* und  Grassmann  übersetzt:  „was  in- 
zwischen zu  tun  war'*,  tässt  dabei  aber  abhike  aus. 
Ludwig,  der  (nr*  997)  übersetzt:  „als  mitten  im 
verlauf  war  beim  zusammentreffen  der  Vorgang'',  nimmt 
madhyä  als  localis  wie  EV.  1.  115.  4  und  3.  38.  4.  — 
Geidner,  Ved.  Studien  2*  33  zeigt,  dass  abhika-  ^da& 
stürmische  reucontre  der  liebenden"  bedeute.  Das 
lied  ist  ein  ganz  spätes  und  wohl  zum  teü,  wie 
Grass  mann  sagt,  absichtlich  verdunkelt.  Viel- 
leicht  könnte  man  statt  madhyä  liier  madhje  lesen 
und  es  zu  abhike  ziehen :  „mitten  in  dem  liebessturm*' ; 
die  art  des  ausdruckes  ist  ja  im  Veda  häufig,  z<  b. 
BV.  7.  68.  7:  mädhye  samudre.  Jedenfalls  kommt 
diese  stelle  für  uns  nicht  in  frage. 
An  den  drei  übrigen  stellen  steht  madhyä  mit  einem  in- 

initiv   auf  4oli  verbunden:   HV,  L  115.  4  —  3.  38.  4,  beide 

male  mit  kdrtoh;  1*  89*  9  mit  gantoh> 

RV.  1,  89,  9:  mä  no  madhyli  riri-^atäyur gäntoJi,    Ludwig 

IßT.   191):  ^ hemmt  ans  nicht  mitten  im  erreichen   der  (uns 

bestimmten)  lebenslange"* 

Grass  mann:  „brecht  unser  leben  nicht  in  seinem  laufe 

ab^;  ebenso  Bergaigne,  40  hymnes  s.  52:  „ne  blessez  pas 

EOira  vie  a  mi-chemin''. 

Wilhelm,  Infinitiv  s,  7:   «ne  nobis  in  medio  cursuprae- 

icadiitts  vitam^. 

••Die  drei  Übersetzungen  stimmen  darin  übereiu,  dass 
sie  madhyä  gäntoh  zusammennehmen.  Ludwig, 
Infinitiv  s.  44   hatte  übersetzt:   „schädigt  uos  nicht 


28 


Frite  Wolff. 


mitten  unser  bestlnimtaB  alter  zu  erreichen" ;  er  hatte 
also  madhyä  ganz  absolut  iinfgefasst  und  den  infinitiT 
von  rimata  abhängen  lassen.  Auch  Wilhelm  (s.  o.) 
fllhrt  diese  stelle  nur  zögernd  an,  mit  verweis  auf 
RV,  3.54.  18:  tjuyota  m  anapatpAni  gäntoJ^.  Stände 
an  unserer  stelle  nicht  madhya  im  veree,  so  kdnnte 
man  sieher  den  infinitiv  auf  dieselbe  weise  wie  hier 
erklären.  So  aber  muss  man  ihn,  wie  es  jetzt  wohl 
alle  thun,  zu  madhyä  ziehen.  Es  bleibt  die  frage,  ob 
wir  äyuh  zu  rlri^^ia  oder  zu  ifänioli  zu  nehmen  haben. 
Ludwig  wird  wohl  recht  haben,  es  von  gantoh  ab- 
hängen zu  lassen.  Vgl,  mrvam  ät/ttr  eti  Delbrück, 
Altind.  Synt.  s,  167:  „er  erreicht  das  volle  alter" ^ 
so  dass  wir  einen  aceusativ  der  richtung  hätten ;  aber 
auch  als  aceusativ  des  Inhaltes  kann  man  es  auffassen, 
wie  pantham,  ^ium  eti  ^ör  geht  den  weg,  den  rechten 
weg**  (Delbrück  s.  169)  und  brahmacaryain  carati 
„er  wandelt  den  lehenswandel  der  Brahmanen"  (s.  170). 
In  diesem  fall  wäre  apuh  gäntoh  ein  begriff:  „sein 
leben  gehen,  d,  h.  leben '^.  —  Delbrück  s.  418  über- 
setzt unsere  stelle:  „ehe  wir  zum  alter  gelangen**. 

RV.  1. 115.  4:  madhyä  kärtor  mtatam  ^t^m  jobhüra,  Örass- 
mann:  „im  wirken  rollt  den  aufzug  er  zusammen"*. 

Ludwig  (ur.  128):  „die  weitausgespannte  hat  er,  nach- 
dem er  sie  in  unsere  mitte  gebracht,  wieder  zusammengerafft"  • 

Gel  du  er,  70  lieder  des  RV.r  „die  arbeit  ruht,  wenn 
auch  nur  halbvollendet**, 

Gelduer,  Ved,  Studien  2*  189:  „mitten  in  ihrer  arbeit 
rollte  sie  das  ausgespannte  zusammen^* 

Ludwig,  Infinitiv  s.  44  sagt  (vgl.  oben  seine  Übersetzung), 
hier  wie  in  ä.  38.  4  sei  die  bedeutung:  ^postquam  in  medium 
jrrotulit".  Im  comraentar  L  131  f.  nennt  er  seine  Über- 
setzung unbefriedigend  und  schlägt  für  1.  115.  4  und  3.  38.  4 
eine  textänderung  in  adhyäkartah  vor,  das  «ji«|  Xiyofi^vav 
wäre;  wenn  dies  auch  fllr  h  115.  4  textlich  möglich  wäre,  so 
wüsste  ich  doch  nicht,  wie  man  dann  den  infinitiv  erklären 
sollte*  —  Geldners  Übersetzung  in  den  70  liedern  ist  sehr 
frei,  dagegen  wird  die  in  den  Ved.  Studien  wohl  sinn  und 
text  am  besten  wiedergegeben;  vgl*   Yäska  Nirukta  4.  11: 


i 


Dl«  in&iiitire  des  Indiiclien  and  IrgubclieQ. 


29 


karfnaiiam.  Ich  würde  mit  Delbrück  8.  418  „vor 
^StDdung  des  Werkes"  übersetzen. 

RV.  3.  38*  4:  madhyA  kdrlor  ny  adhac  chäkma  dhlrcJi. 
Ludwige  (nr,  132):  ^sie  in  unsere  mitte  zu  bringen,  schaffte 
«eine  arbeit  hernieder  der  weise"    (vgl.   oben  zu   1.  115.  4). 

Roth,  70  lieder  des  RV.  s.  4ü:  „sein  werk  giebt  auf 
der  künstler  mitU?n  drinne^     (Aus  ZDMG.  24.  306,) 

Geldner,  Ved.  Studien  2.  189:  „mitten  in  ihrer  arbeit 
beseitigte  ihr  werk  der  kluge". 

Es  lässt  sich  hierzu  dasselbe  wie  zu  1,  115.  4  sagen; 
aach  hier  wird  Geldner  wohl  am  genauesten  übersetzen. 

Die  Frage  ist  nun:  haben  wir  es  bei  madhya  mit  einem 

»hlati vischen  oder  genetivischen  Infinitiv  zu  thun?  Delbrück, 

Attiad.  Synt,  s.  418  sagt,  der  genetiv  scheint  natürlicher,  es 

Ueese  sich  aber  auch  wegen  der  bedeutungsvenvandtsehaft  mit 

|iiird  der  ablativ  rechtfertigen.    Auch  abgesehen  von  (üesem 

letzten  argument,  glaube  ich,  dass  sich  der  ablativ  erklären  lässt, 

mid  zwar  aus  der  bedeutung  von  madkyä  heraus:   der  sinn 

der  einzelnen  stellen  ist  nicht  „in  der  mitte  von  etwas**  oder 

gÄT  wie  das  Ptbg ,  Wb.  angiebt  ^zwischen" ;  die  bedeutung  ist 

vielmehr    ^mitten   heraus    aus,   mitten    weg    von".     Obwohl 

also  sonst  mmiJiya-   (als  adjectiv)  mit  dem  genetiv  verbunden 

wird,    würde  ich   die  Infinitive  bei  madkyä   als  ablativische 

auffassen, 

§  15. 
Ma  1,  6.  5  (94.  8), 

MS.  1.  6.  5  (94*  8) :  t&d  eväm  veditor  nä  tveväni  käriaväi 
ist  die  einzige  stelle,  an  der  ein  Infinitiv  auf  -toh  die  ablativiscli- 
f&netivische  bedeutung  nicht  mehr  erkennen  lässt  Vgl.  dazu 
oben  §  7, 

§  16. 
Anhang  zu  den  foiti- Inflnitlveii. 

Whitney,  Wurzeln  s.  69  führt  bei  dagh-  ^reichen  bis 
ao-  -daghoh  (SB.)  an,  Es  findet  sich  an  zwei  gleichen  stellen, 
^B.  IS.  L  3»  4  und  13,  2,  1.  0:  }M)ar6  vä  e^afi  pärätl  pradäghoh. 
Eggeling  5.  2H1 :  »,he  would  be  liable  to  fall  (pass)rright 
away**.    Das  Ptbg,  Wb.  sagt,  es  stehe  irrig  praddghoh^  die 


30  Fritz  Wolff, 

richtige  infinitiyform  müsse  *pradaghitoh  lauten.  Im  El.  Ptbg. 
Wb.  heisst  es  „fehlerhaft  für  praddghaJ}'* ^  aber  im  Commentar 
(in  Webers  Ausgabe  s.  1009)  steht  pradagdhob.  Das  einzige, 
was  f&r  die  ändemng  in  *praddghal}  ausschlaggebend  sein 
könnte,  wäre  der  accent. 

Dass  prädagdhoh  die  normalform,  ist  ganz  klar;  aber  das 
oh  allein  wurde  schon  als  genügend  infinitivbezeichnend  em- 
pfunden; wie  oh  :  tob  so  gab  es  ja  auch  aye:iaye\  viel- 
leicht übte  auch  die  scheu,  in  prädagdhoh  eine  mit  dem  in- 
finitiv  von  dah-  „brennen''  gleichlautende  form  zu  schaffen^ 
eine  unbewusste  Wirkung  nach  pradaghoh  hin  aus.  Jedenfalls 
muss  man  pradaghoh  als  lecüo  difficiUor  stehen  lassen. 

Auf  fälle  wie  diesen  wies  der  letzte  —  dritte  —  absatz  von» 
§  3  hin.  Ich  halte  es  deshalb  durchaus  für  unnöthig,  das  über- 
lieferte pradaghoh  zu  ändern.  Es  ist  eben  eine  „augenblicks- 
bildung^,  die  wie  jede  solche  bildung  aus  dem  rahmen  der 
übrigen  syntaktisch  gleichstehenden  formen  herausfällt,  darum 
aber  nicht  minder  existenzberechtigt  ist  als  jene  und  jedenfalls 
nicht  blos  darum  beseitigt  werden  darf,  weil  sie  allein  steht» 


Inflnitire  auf  -toh. 

attoh  (B.) 

+sam9 

SB.  13.  5.  1.  14. 

ärtoh  (B.) 

AB.  8.  20.  18. 

+*«' 

TS.  3.  2.  10.  5  —  5.  2.  8.  2  - 

SB.  13.  1.  2.  4  —  10.  1.  4.  13. 

etoh  (V.  B.  S.) 

EV.  3.  15.  5-3.  38.  3. 

-Hi» 

AV.  13.  3.  55  ff.  —  AB.  8.  7.  9, 

-{-abhyupa^  AB.  7.  29.  2—4. 

+Md  MS.  4.  2.  1  (23.  3.)  -  1.  6.  10  (102.  1) 

—  4.  5.  2  (65.  10)  —  Tä?4.  Br.  9.  1.  38- 
Gop.  Br.  3.  2.  10  —  Ait.  Ar. 

+pra^         AB.  8.  7.  8. 

-hpra^j/*»      AB.  6.  30.  7. 
kampitoh  (B.) 
kdrtoh  (V.  B.  S.)        RV.  1.  115.  4  —  3.  38.  4. 

-Hipä^         MS.  1.  4.  5  (52.  14)  —  Gk)p.  Br.  3.  2.  10- 

-^^nirnix^     AB.  1.  14.  5. 
krämitoh  (B.) 


Die  infinkiTe  des  Indischen  and  Iranischen. 


31 


kfanitoli  (SB.)  SB.  14.  8.  14.  4. 

kfetoh  (B.) 

kfeptoh  (B.) 

(kfeptoh  RV.  10.  51.  6  bei  Delbrück,  Altind.  Verb.  s.  227 
ist  za  streichen,  da  k^epnoi},  za  lesen.) 

kfobdhoh  (^B-) 

äB.  1.  1.  2.  22  —  3.  4.  1.  14. 

EV.  1.  89.  9  —  8.  54.  18  —  SB,  8.  3.  4. 6 

SB.  18.  3.  3.  5  —  18.  2...?  (s.  Brnnn- 

hofer,  BB.  10.  248)  -  TS.  5.  4.  12.  3. 

TS.  8.  3.  1.  4—5. 

OB.  13.  5.  1.  1. 


-Mrt» 
gäntoh  (V.  B.) 


+dv<f 
-Hi« 
^rofttfoi^  (B.) 
earitoh  (B.  S.) 

eyotoi^  (läB.) 

+prd* 
idnitoft  (V.  B.  S.) 


jtet«*  (B.) 
tapH  (SB.) 

tamitoJ!!   (B.  S.) 


«M^oi^  (B.) 

+prdo 
Attoft  (V.  B.) 

+prd*» 
%I^/^  (B.) 
ioeftoh  (SB.) 
<ft«o?r  (V.  B.) 

nefoi^  (B.  S.) 


-MiV 


ip 


Gop.  Br.  8.  2.  10  —  Vaitän.  16.  5. 

OB.  1.  I.  2.  22. 

RV.  4.  6.  7  —  AV.  19.  56.  2  — 

AB.  1. 25. 13  — 8.  7.  6  —  SB.  8.2.1.31 

MS.  4.  3.  9  (48.  13). 

SB.  8.  1.  2.  21. 

TS.  8.  5.  1.  5. 


OB.  18.  8.  4.  11. 

OB.  8.  4.  2.  21  —  TS.  6.  4.  5.  6  — 

MS.  1. 10. 19  (159. 4)  —  TBr.  1.  4. 4.  2  — 

Täp^.  Br.  18.  11. 17  —  Läty.  8.  9.  15  — 

Äpast. 

OB.  18.  5.  1.  15. 
RV.  7.  4.  6. 
TS.  8.  1.  8.  2. 
SB.  1.  7.  1.  15. 
SB.  8.  3.  4.  6. 

RV.  1.  41.  9. 

TS.  6.  1.  3.  8  —  Äpast.  (Whitney, 

Grammar  §  983). 

MS.  8.  5.  1  (47.  17). 


32  Prita  Wolff; 

pattoh  (B.) 

+0"  OB.  9.  5.  2.  1. 
patoh  (KB.) 

6Mtn«o//  (B.)  SB.  3.  2. 1. 31  —  5. 1. 1. 9  —  9.  5.  2. 3  — 
MS.  3.  5.  9  (59.  5)  —  8^4.  8  (56.  5)  — 
TS.  3.  2.  10.  2  —  Ait.  Ar. 

mathitoh  (B.)  AB.  1.  10.  2  —  Ta94.  Br.  7.  7.  15. 
modttoi^  (B.) 
mantoh  (B.) 

+a6M<'  SB.  12.  5.  1.  16. 
mardüoh  (B.) 
metoh  (B.) 

+prd°  TBr.  1.  3.  10.  10  —  MS.  3.  8.  2  (94.  1). 

yotoh  (RV.)  RV.  6.  18.  11. 
rantolf  (B.) 

-W?  AB.  8.  48.  8. 

roddhoh  (B.)  AB.  1.  10.  2. 

vaMoh  (B.)  äB.  1.  5.  2.  10. 

«dditoi^  (B.  S.)  TS.  3.  1.  2.  6. 

+üd<>  MS.  1.  4.  10  (58.  13). 

+prd<»  AB.  3.   15.  9  —  Gop.  Br.  3.  2.  10  - 
TS.  3.  2.  9.  5  —  MS.  4.  5.  3  (66.  12). 

+sampra?   Täp^.  Br.  31.  3.  5. 
varstoh  (B.) 

+0,"  AB.  8.  18.  11. 

vastoh  (RV.)«)  RV,  1.  174.  3. 
veüoh  (JB.) 

veäitoh  (B.)  MS.  1.  6.  5  (94.  8). 
iarücit  (AA.) 

idritoüt  (RV.)  RV.  3.  53.  17. 
safiktoh  (B.) 

sotob  (V.  B.)  RV.  10.  86.  1. 
sMioh  (B.  S.) 

+«0^0  TS.  3.  3.  7.  3  —  Gop.  Br.  3.  2.  10  — 
Äpast.  Sr.  1.  16.  11. 
svaritoh  (JB.) 

häntoh  (V.  B.)  RV.  8.  30.  10  —  TS.  8.  1.  1.  3. 

+Miro  TS.  8.  1.  8.  3  —  Yäsk.  Nir.  6.  2. 


>)  Bei  Whitney  Wurzeln  nicht  nnter  den  inflnitiTen  Teneichnet. 


Die  itifinitive  des  Indischen  und  Iranischen.  33 

*  (B.  S.) 

+a«  AB.  7.  2.  6. 

+pratyava'>  AB.  7.  33.  6. 
litfwtfo//  (B.)  MS.  3.  1.  6  (7.  17)  —  3.  2.  3  (19.  14) 

—  3.   7.  8  (87.  4)   -  3.  8.  7  (104.  4) 

—  3.  9.  3  (1 16.  6)  -  4.  7.  6  (100.  15) 
AB.  1.  30.  11  -  TBr.  1.  1.  8.  4 

—  TS.  3.  2.  4.  5. 

hitoh  (B.  S.)  TBr.  1.  4.  4.  2  —  MS.  1.  8.  6  (124.  10) 

—  1.  8.  7  (125.  11). 
hvdlitoh  (SB.) 

-m"  OB.  9.  5.  2.  1. 

Anhang  (siehe  §  16): 
^ra«         SB.  13.  1.  3.  4  —  13.  2.  1.  6. 


Drittes  Kapitel. 
Die  arischen  Infinitive  auf  -ah. 

Allgemeines. 

Päi^iui  führt  die  infliiitive  auf  ~ah  an  den  oben  §  5  an- 
"fefthrten  stellen  an.  Ausserdem  vergleiche  man  3.  4,  17: 
^pit^doh  kdsun  ^au  s^  und  t^'d  wird  in  solchem  falle  as 
angefügt*";  die  weiteren  worte  s.  in  §  5, 

Die  Infinitive  auf  M^  sind  formell  genetiv-ablative  von 
iurzelnomina,  und  zwar  werden  sie  nur  aus  konsonantisch 
ausläutenden  gebildete  Das  nomen  zeigt  sich  stets  in  der 
ti€fstiüe  der  wurzeL  In  einem  falle  erscheint  die  wurzel 
ndt  dem  präsentischen  nasal:  nikmndali]  das  präsens  ist 
^war  nicht  belegt,  ;aber  aus  dem  rm-particip  "^k^ima- 
m  erschliessen;  vonSchroeder  ändert  allerdings  an  der  be- 
Ireffenden  stelle  MS.  3.  2.  2*  (17.  7)  in  nikmdaljt.  Der  accent 
nihl  auf  der  wui-zelsilbe »  auch  wenn  der  infinitiv  in  der 
XQstmmensetzung  erscheint.  Ausnahmen  sind  ganz  vereinzelt; 
80  jßidhäli  und  ri^äf/^  die  man  gleichwohl  als  inflnitive  fassen 
kian  (vgl.  auch  das  §  20  Über  nid^^t  gesagte),  —  Eine  auf- 
ftUige  bildung  ist  nisßcüi  (zu  sar-)  wegen  seines  -^;  vgl. 
Bartholomae,  BB.  9.  302. 

i  ms  twrgL  Spnwhf-  N.  F.  XX.  1.  3 


34  Fritz  Wolff; 

Der  gebrauch  bewegt  sich  völlig  im  rahmen  der  tob- 
infinitive,  er  ist  wie  dort  rein  genetivisch-ablativischer  natnr. 

Eine  allgemein  infinitivische  Verwendung  hatte  Geldner, 
KZ.  27.  217  in  einem  falle  angenommen,  RV.  10.  95.  4:  Ü90 
yddi  vä^i  hatte  er  dort  übersetzt  „so  oft  er  zu  essen  ver- 
langte". Das  wäre  ein  Infinitiv  abhängig  von  vaS-  „wollen". 
Geldner  selbst  hat  später  Ved.  St.  1.  269  f.  ü$ah  als  nomen 
erklärt.  Es  soll  zu  einem  verb  vas-  gehören,  dem  er  nun- 
mehr die  bedeutung  „spiessen,  stechen"  beilegt.  üßoJ}  bedeutet 
ihm  jetzt  „liebhaber";  er  übersetzt  „so  oft  der  liebhaber 
nach  ihr  verlangt".  Ob  die  Gel  du  ersehe  fassung  der  stelle 
richtig  ist,  mag  dahingestellt  bleiben;  soviel  jedoch  scheint 
mir  sicher,  dass  die  annähme  eines  ai^-infij)itivs,  der  anders  als 
ablativisch-genetivisch  gebraucht  wäre,  nicht  zu  halten  ist. 

Der  RV.  bietet  etwa  25  sichere  belege  des  a/|-infinitiv8. 
Brunnhofer,  der  KZ.  25.  329.  flf.  nur  7  stellen  anführt, 
fand,  dass  blos  die  beiden  Sängerfamilien  der  Bhärgava  und 
Kä^va  die  infinitive  auf  -aJji  anwenden,  und  zog  daraus  Schlüsse 
auf  die  engen  beziehungen  der  beiden  familien.  Da  Brunn- 
hofer aber  nicht  das  gesammte  material  berücksichtigt  hat, 
und  da  die  übrigen  stellen  anderen  familien  angehören,  kann 
von  einer  solch  einseitigen  Verwendung  der  ab-  formen  nicht 
die  rede  sein. 

Auch  in  nachvedischer'  zeit  hat  der  gebrauch  der  ah- 
infinitive  nicht  zugenommen.  Whitney,  Wurzeln  führt  sie 
unter  etwa  20  wurzeln  auf. 

Es  lag  in  der  natur  dieser  büdungen,  dass  sie  nicht  all- 
zuweite Verbreitung  finden  konnten;  sie  vermochten  sich  doch 
nicht  recht  von  dem  boden  loszureissen,  auf  dem  sie  geboren; 
sie  waren  und  blieben  in  einseitigem  gebrauch.  Dass  sich 
die  ^oft-infinitive,  obwohl  sie  keinen  weiteren  gebrauchsumfang 
besassen,  eine  Zeitlang  üppiger  verbreiteten,  haben  sie  sicher 
der  offensichtlichen  bevorzugung  des  Suffixes  tu-  zur  bildung 
von  Infinitiven  zu  danken. 

§  18. 
Ber  genetivische  gebrauch  der  infinitive  auf  -ah. 

Delbrück,  Altind.  Synt.  s.  418  kennt  für  den  RV.  nur 
den  ablativischen  gebrauch.  Doch  kann  man  wenigstens  ein 
beispiel  für  den  genetivischen  beibringen. 


Die  infinitivit  df^^  Indischen  und  Ira^cheQ. 


3& 


EV.  2,  28»  6;  naht  tväd  äre  ninim^  canese  f^denn  ich  bin 
oicbt  imstande  fem  von  dir  die  angen  zuzuthun*^.  Säya^a  giebt 
zwar  nime.?asya,  doch  ist  wie  Lud wig  im  Comm,  (nr.  83, bd. L  87) 
bemerkt  die  anffassung  von  fiinusaJi  als  Infinitiv  vorzuziehen; 
80  thöt  es  auch  Whitney,  Wurzeln  und  Kl,  Ptbg.  Wb.  Wir 
haben  also  eine  construction  wie  bei  den  Infinitiven  auf  -tob: 
(fe  mit  genetiviscbem  inflnitiv.  Noch  in  einem  zweiten  fall  nimmt 
Kl,  Ptbg*  Wb,  einen  genetivischen  infinitiv  an :  apfcah  in  KV.  8. 
4Ö.  9;  ich  komme  darauf  unten  §  21  zurück. 

Ebenfalls  wie  bei  jenen  ^a/ji*infinitiven  finden  wir  in  nach- 
?edischer  zeit  den  gebrauch  von  iSvarä-  mit  infinitiv  auf  -alj. 
Aach  die  beziehungen  von  l§varä-  2\l  subject  und  object  sind 
in  derselben  weise  geregelt  wie  dort  (vgl.  §  8).  Nur  fehlt  die 
m&nnigfaltigkeit,  die  bei  den  Infinitiven  auf  -tofy  erseheint,  was 
ja  schon  in  der  geringen  hänfigkeit  der  a4-inflnitive  seine  er- 
kUmng  findet. 

tivarä-  richtet  sich  nach  dem  subject  des  satzes.  Das 
object  des  Infinitivs  erscheint  in  dem  casus,  der  bei  dem  ent- 
sprechenden verb  zu  erwarten  ist 

MS.  3,  2*  2  (17.  7):  l§varo  v&  e^a  .  .  praßm  paSün 
fdhmndäJ)  (ansg.  nih^idah)  ^der  kann  mensch  und  vieh  durch 
knarren  umbringen**. 

TS.  1,  7.  6»  6:  Uvaräyn  vdi  vratäm  ävis][^am  pradahoip 
jm  nicht  gelöstes  geliibde  kann  zu  gründe  richten**, 

TS.  S*  4.  9.  7:  tü  yät  saha  särvH^  nirväped  tSvarä  enatn 
fradaiwJt  ^wenn  er  diese  alle  zusammen  darbringt^  kdnnen  sie 
ik  verbrennen^.    Ähnlich  TS.  3.  L  L  1, 

SB.  12.  4  3*  4:  üimrou  vä  etäu  nirdähal}.  Delbrück: 
,die  beiden  können  verbrennen"*. 

MS*  3.  6.  6  (67  schlnss):  tänp  enam  Utmräf]ti  pratifmdaljt. 
Delbrück:  „sie  können  ihn  wegstossen". 

MS.  4-  3.  6  (45.  4):  livarär^  vü  etäm  etäni  chandämsi 
nirmfjaif  „diese  heiligen  lieder  können  ihn  wegwischen".  — 
.Umüch  MS.  3,  3. 1  (26.  12)  und  3.  5.  1  (47.  17),  wo  Uvarä  steht. 

TS.  ä.  2.  1.  2:  i^aro  vü  e^ä  päräf't  pradäghcJi  „der  kaUD 
mf  nimmerrückkehr  stürzen".  Vgl.  das  Gr,  Ptbg.  Wb.  <—  Eben- 
n  äß.  13-  1.  ä.  4  und  2,  1,  6^  wo  aber  praddgholi  steht. 
Brannhof  er,  BB.  10.  244  und  Delbrück  s.  431  tühren 
i&e&e  stellen  unter  den  oi^-inflnitiven  an,   ohne  ein  wort  zu 

3* 


36 


Fritz  Wolff, 


bemerken,   dass  das  eine  correctur  ist,    während  Whitney» 
Wurzeln  pradäghöh^  wie  der  text  bietet,  stehen  lässt  (vgl  §  16)* 

MS*  4»  l,  9  (IL  10):  sei  \§vaT6  ^Mnim  tejma  yäjamänasya 
pasün  nird&h^^t*  Delbrück:  „er  kann  wenn  er  nicht  besänftigt 
ist,  dnrch  feuerkraft  das  vieh  de^  opferers  yerbrennen*. 

TS,  5.  4.  4.  3 :  Uvaro  väi  täni  S^icä  pradäkali  „er  kann  j 
üiE  durch  kummer  verbrennen**, 

§  19- 
0er  ablati?igcbe  gebrauch  der  inflnitiTe  auf  -ah. 

Der  ablativische  gebrauch  ist  bei  den  o/t-ininitiven  im] 
RV,  ausgebildeter  als  bei  den  toift -infinitiven  (vgl  §  9  ff.)-] 
Besonders  tiitt  dies  in  ihrer  abhängigkeit  von  verben  hervor J 
Was  ihren  gebrauch  nach  präpositionen  anlangt,  so  erscheint' 
neben  pur&  und  ä  auch  r^e  und  in  nachvedischer  zeit  in  einem 
ffiJle  prak;  die  Verwendung  des  a^j-iaflnitivs  bei  purä  scheint  J 
später  nicht  mehr  vorzukommen  (s.  Delbrück  s,  431).  Äberl 
noch  eine  andere  construction  ist  im  Veda  vorhanden:  derj 
Infinitiv  abhängig  von  nominibus. 

§20. 
]>ie  infliiitive  auf  -oJjl  von  verben  abhängeudi. 

Es  kommt  dieselbe  kategorie  von  verben  in  betracht  wiej 
bei  den  fo^/-infinitiven  (vgL  §  10),  Ich  ordne  nach  deren] 
bedeutung. 

Nach  verben  des   „Schützens":  pa-j  tra-j  rak^-,  pari-tß-^ 

Nach  pa-: 

RV,  3*  5.  3.  (i :  druho  rmili  sampfeaJi  pähi  sürfn  f,schüt^e1 
die  Opferherren  davor,  dass  feind  und  Schädiger  sie  berühren*^.] 
—  Ludwig  (nr.  184):  „nacbstellem  und  befeindung'*.  Besser] 
ist  der  singular,  mit  attraction  an  den  infinitiv  anzunehmen/ 

EV.  3,  39,  4:  vüräsah  pätam  mmän  „schützt  uns  dav0r| 
zusammenzubrechen" . 

KV*  3.  L  9:  tmm  .  -pärnj  adhfed}},    Ludwig  (nr.  294); 
^du  schützest  vor  angiiff^,  ebenso  KL  Ptbg,  Wb»;  wenn  rnanl 
aber  adhf^aJi  als  infinitiv  fasst^  und  es  spricht  nichts  dagegen^l 
wird    man    es  wohl    als   passivischen    nehmen    müssen:    „du 
schützest  uns  davor,  angegiiffen  zu  werden*^. 


Die  infinitive  des  Indiachen  and  Iranischen, 


37 


Auch  nkhi}}  Hesse  sich  als  Infinitiv  fassen,  allerdings  müsste 
es  daim  an  allen  stellen  als  passivischer  infinitiv  genommen 
werden.  Der  accent  würde  gegen  diese  annähme  nicht  allzu- 
sehr ins  gemcht  fallen;  s.  HficUi  weiter  unten. 

RV.  6.  6L  11:  särasvati  nidäs  patu  ^Sarasvati  soll  (uns) 
davor  schützen  angefeindet  zu  werden". 

Den  accent  auf  dem  suffix  finden  wir  auch  bei  rUtaf^f  das 
Whitney,  Wurzeln  trotzdem  unter  den  infinitiven  anführt. 
Dieconstruction  spricht  in  der  that  in  einer  anzahl  falle  dafiir ;  so 
HV.  1.  41.  2:  yäm  .  ,päMi  martyant  ri^äli  ^den  sterblichen, 
den  sie  davor  schützen  schaden  zu  nehmen"*  Ebenso  5. 52. 4  — 
k  67-  3. 

RV.  1,  98.  2:  sä  ?ro  dim  sä  rmih  pätu  näJäam  ^er  soll 
wm  tag  und  nacht  davor  schlitzen  schaden  zu  nehmen**»  — 
ÄkuUch  10.  87,  1. 

RV,  3.  31,  20:  indra  ,  .  pähi  no  risiäJi;  ebenso  6,  24*  10. 

In  RV.  6.  3,  1  haben  wir  eine  form  ämhaliy  die  nur  an 

dieser  einen  stelle  erscheint  und  von  G-rassmann  im  Wb.  für 

einen  ablativ  aus  mnh-  t  j,Enge*^  gehalten  wird*    Man  wird 

oiffhoi^  wahrscheinlich  auch  als  infinitiv  fassen  können* 

y&m .  .  päsi  tyajasü  märtam  amhah.  Ludwig  (nr.  369) : 
^den  du .  .  schlitzest  den  sterblichen  durch  Vernichtung  der  be- 
diiognis^j  was,  wie  er  im  commentar  selbst  zugiebt,  sehr  hart  ist* 
•*Oae decke,  Accusaüv  s.  289  hat  tibersehen,  dass 
das  Gr.  Ptbg*  Wb.  die  stelle  im  nach  trag  erklärt;  er 
tiisst  mit  gegen überstellung  von  mn^iomüc-  „(aus) 
bedrängnis  erlösend*^  in  RV,  10,  63,  9.  und  yä  ,  *  ärßi^aso 
mucäi  in  8.  24.  27  ämhah  als  „speciaHsirenden  in- 
haltsaccusaüv".  —  Die  Ptbg*er  Wb.er  geben  an, 
mfiJial}  stehe  aui  versende  für  iftphasiü/.  —  Geldner, 
Ved.  8t  2.  32,  nimmt  ämhasd  als  grundlage;  ebenso 
stehe  nie  räcah  für  väcasah,  sondern  stets  fiii^  väcam 
Geldner  will  dann  tyäjasa  und  änihasä  asyndetisch 
zusammengehörig  gedacht  wissen,  tyäjas-^  dessen  be- 
deutung  Grassmann  Wb*  gegen  Gr.  Ptbg*  Wb. 
mit  ^wurfwatfe,  angrifl'^  angiebt,  sei  vielmehr  „zom, 
hass,  feindschaft";  s*  aber  jetzt  Oldenberg  ZDMGp 
55*  280  ff,,  der  die  bedeutung  mit  der  des  verbs  ttjaj- 
in  einklang  zu  bringen  sucht,  —  Die  stelle  yäm  , , 
pdm  tydjmü  mufiam  ämh^h  soll  nach  Geldner  zu 


38 


Fritz  Wolfll 


Übersetzen  sein  „welchen  sterbUcben  du  schirmst  vor 
häss  und  not"*  Er  muss  sich  also,  um  diese  Über- 
setzung zu  rechtfertigen,  darauf  berufen,  dass  zwischen 
instrumental  und  ablativ  wechselbeziehung^en  statt- 
finden, und  dass  muc-  häufig  den  instrumental  statt 
des  ablativs  bei  sich  führt;  ob  aber  diese  constrnc- 
tion  auch  bei  pa-  vorkommt,  sagt  er  nicht,  und  das  Gr. 
Ptbg.  Wb.  bat  dafür  kein  beispiel;  auch  sonst  habe 
ich  nirgends  etwas  über  den  instrumental  nach  pa- 
gefuuden.  Der  Wechsel  zwischsen  instrumental  und 
ablativ  bezieht  sich  im  wesentlichen  auf  komparations- 
instnimentale ;  vgL  Speyer,  Ved.  und  Skt.  Synt.  s.  12. 
Das  auftreten  des  iastrumentals  bei  muc-  „lösen,  ab- 
schirren"  dürfte  doch  eine  sehr  leichte  erklärung 
darin  finden,  dass  es  das  gegenstück  zu  yu}-  „ver- 
binden, anschirren"  darstellt. 
Ich  meine,  dass  man  die  stelle,  ohne  eine  änderung  und 
Unregelmässigkeit  anzunehmen,  erklären  kann.  ämhuJ}  ist  als 
passivischei*  Infinitiv  zu  fassen  und  fyäjam  von  diesem  ab- 
hängig; ich  würde  danach  übersetzen:  „welchen  sterblichen 
du  davor  schützest,  durch  feindschaft  bedrängt  zu  werden". 
Aui'  diese  weise  käme  auch  die  bedeutung  von  anihali  deut- 
licher heraus.  Allerdings  ist  zu  bemerken,  dass  dwhah  eine 
nicht  normale  form  zeigt,  da  wir  bei  den  ai -Infinitiven  die 
tiefstulenfonn  *dhah  erwarten  würden. 
Nach  tra-: 

EV.  3.  29.  6:  tradhvmii  no  devü  nijüro  vfkasya  trädhvcoß 
hmiad  avapädalji  „hütet  uns  davor,  dass  der  wolf  uns  fresse, 
hütet  uns  davor  in  die  gi-ube  zu  fallen"*  avapädah  wird 
allgemein  als  infinitiv  gefasst,  karfät  durch  attraction  erklärt; 
vgl.  Ludwig,  Comm.  (zu  nn  198,  bd,  I.  197).  —  Den  ersten 
teil  übersetzt  Ludwig  „rettet  uns  vor  dem  tode  des  wolfes^. 
Dazu  fügt  er  im  comm.  hinzu:  „Säyaoa  nihaiiät;  es  ist  wohl 
der  elende  tod  des  abgehetzten  wolfes  gemeint".  Wenn  über- 
haupt ein  vergleich  vorläge,  würde  er  doch  nicht  in  nijnrali^ 
sondern  in  vfkasya  zu  suchen  sein !  Das  Kl.  Ptbg.  Wb.  verweist 
hn  nachtnig  auf  Aufrecht,  KZ.  27.  609 f.,  der  die  bedeutung 
„verschlingen^  feststellt,  im  übrigen  aber  wie  Grassmann 
im  Wb.  nij^  als  casus  eines  Substantivs  fasst  und  übersetzt  ^vor 
dem  Schlünde    (wörtlich    dem  verschlingen)  des  wolfes  (ver- 


Die  inBnitiTe  des  Indisclien  und  Iramschen. 


m 


fol^ers)".  —  Der  parallelismus  der  beiden  teile  ist  zu  augeü- 
sebeinlich  als  dass  man  iß  dem  einen  faUe  ein  substanti? 
(mjHrah),  im  andern  einen  infinitiv  (avapäd^i)  annehmen  dürfte. 
^kasya  ist  entweder  snbjectivisch  zu  nehmen:  „dass  der  wolf 
fresse'^,  dann  sind  stellen  zu  vergleichen  wie  purä  siXrya- 
ßyiddölij  oder  aber  man  fasst  den  infinitiv  passivisch  „gefressen 
zu  werden"  und  nimmt  dann  nfkasya  als  „vom  wolfe**,  mit 
atlraction  an  nijiiralh  ^ 

Nach  rate-: 

RV.  8.  48.5:  te  mä  rak^antu  visra$a§  cariträt  Delbrück 
&»  111  (wörtlich);  „sie  mögen  mich  schützen  vor  dem  abbrechen, 
vor  dem  flisse". 

**Delbrück  hatte  EV.  3.  29.  6:  trädhvam  kartM 
avapMah  s.  90  übersetzt  „rettet  (uns)  vor  der  grübe, 
dem  faü"^.  Auf  diese  weise  kann  es  den  anschein  ge- 
winnen j  als  ob  beide  fälle  gleichwertig  seien.  Beim 
letzten  haben  wir  in  kartM  ein  object  zu  avapädah; 
in  8*  48.  5  ist  aber  cariträt  nicht  etwa  als  Objekt  zu 
visramb  zu  denken;  hätten  wir  doch  sonst  eine  con- 
struction  im  Indischen  anzunehmen,  die  unserer 
deutschen  entspräche  ^^er  bricht  ein  bein**,  was  eigent- 
lich ist  „ihm  bricht  ein  beiu*'  (vgl  Paulj  Wh.  s, 
80),  msrä^salt  bedeutet  auch  ursprüagiich  eher  „sich 
lösen,  sieh  ablösen,  abfallen*^.  Wii^  müssen  in  cariträt 
das  subject  zu  der  verbalen,  in  avasräsaf}  aus- 
gedrückten thätigkeit  sehen  und  übersetzen  „sie 
mögen  uns  vor  dem  abfallen  des  beines  schützen". 

Nach  pari-yü- : 

HV.  6.  63.  2:  pari  ha  tyäd  vartir  yäiho  ris^h  Geldner, 
Ted.  Stud,  2,  31  „ihr  haltet  jetzt  wache  vor  dem  feind".  — 
(xeldner  verlangt  s.  30  t  für  vartis-  die  bedentung  ^ronde, 
w&chtgang",  für  vartir  yä-  „die  roude  fahren"  (cu^im-ire) 
Er  iibeiBetzt  aber  gamicht  pdri^  das  doch  zu  ya-  gezogen 
werden  mass.  Grassmann,  Wb.giebt  f\lTpari-ya-  die  bedentung 
fhStend  umgehen^.  Und  diese  annähme  wird  wohl  zutreffen. 
Da«  davon  abhängige  rlmh  kann  man  dann  sehr  wohl  als 
(piÄivischen)  infinitiv  fassen,  wie  es  auch  Ludwig  im 
Gmm.  (zn  nn  50  bd.  L  58)  trotz  Säyaijas  hhmakmya 
Wrafr  will. 


40  ^^^r         ^"ntz  WoW 

Nach  yie-. 

RV,  3.  33,  1 :  mä  nah  sfm/asya  samdfso  ynyothüh  ^hiadei?" 
uns  nicht  die  soBne  zu  sehauen**;  süryamfci  ist  attrahirt  aa 
den  infinitiv  (vgl  §  12  u.  13).  Ludwig  führt  ini  Comm* 
(zu  nr.  708  bd.  ü.  266)  zum  beweise  des  infiuitivcharaktei"« 
von  sanidßa}}  die  folgende  stelle  an, 

TS.  1.  6,  6.  1:  samdi§a$  te  mä  chitsi  „man  störe  mich  nicht 
dich  zu  schauen'*.  Es  ist  das  einzige  mir  aus  nachvediscber  zeit 
bekannte  heispiel,  das  den  Infinitiv  auf  -ah  nach  einem  verb  zeigt* 

Nach  bhl-: 

RV,  10*  138.  5:  indrasya  väjrad  abü/hed  ahhUnäthalt. 
Delbrück  s.  111  y,sie  fürchtete  sich  vor  dem  keil  des  Indra, 
dass  er  sie  zerschmettere"  (vgL  8>  39  zu  RV*  8.  48.  5)* 

RV*  10*  92.  8 :  stiraS  cid  &  harita  asya  riramad  —  indraä 
ä  kä&  cid  hkayate  tämyasal^  —  bhimmya  vf^o  jathärad  al)hi- 
^mso  —  divMive  sähuri  stmin  nbadhitafi. 

Ludwig  (nr,  239):  „dem  Svar  sogar  hat  er  die  falben 
angehalten,  vor  Indra  fürchtet  sich  jeder  als  vor  dem 
stärkeren;  der  aufhaueh  aas  des  furchtbaren  stieres  bauche 
donnert  tag  für  tag  siegreich  unbehiuderf*. 

Grassmann  übersetzt  die  erste  hälfte  ähnlich;  die  zweite: 
*,vor  seines  bauches  sausen  des  gewaltigen  Stiers  (d.  h.  scheut 
sich  jeder);  der  sieger  donnert  ungehindert,  tag  ftir  tag", 

Kappus,  Hg.  ablativ  s.  67  (wo  die  stelle  unter  den 
Verben  des  schalls  angeführt  wird:  „der  ausgangspunkt  des 
schalls  Im  ablativ"):  wie  Ludwig* 

Grassmann  und  Ludwig  (ebenso  das  Gr.  Ptbg,  Wb.) 
nehmen  ^AkUväsat^i  als  nominativ  eines  nomens  „der  aufhaueh, 
das  aufstossen'*.  Delbrück,  Altind.  Verb.  s.  227,  W h  i t n  e y, 
Wurzeln,  Kl.  Ptbg*  Wb.  geben  es  als  Infinitiv  an;  letzteres: 
„ablativischer  infinitiv,  vor  dem  herblaaen  (sich  fürchten)*^; 
ebenso  Grass  mann  in  der  Übersetzung.  Delbrück,  Altind, 
Synt*  hält  die  stelle  für  zweifelhaft  —  Somit  hätten  wii'  hier 
wahrscheinlich  einen  Infinitiv»  abhängig  von  hkayate^  das  man 
aus  der  ersten  sti^ophenhälfte  ergänzen  muss* 

Nach  stabh' : 

RV.  3,  17.  5:  ästabhmin  niMyäya  dyäm  avasräsaf.i  ^er 
sicherte  durch  kunstvolle  befestigung  den  himmel  davor  ein- 
zufallen". Kl.  Ptbg.  Wb.  „ne  decidat".  VgL  aus  dem  Ave^ta 
Y.  44.  4,  unten  §  26. 


Bie  MöitiTe  am  Indiachen  un^  Tranischeö. 


41 


Vielleicht  hierher,  nach  ubj-: 

RV.  4.  19.  0 :  ätarpmjo  vüßa  utja  ürmim ;  nach  Gi\  Ptbg* 
Wb,  (7.777)  „Infinitiv  oder  adjectiv";  nach  Roth  (70  Lieder) 
ii^iutiT,  ebenso  Bartholomae,  BB.  9.  302,  Man  würde 
d^in  zu.  übersetzen  haben :  ^du  sättigest  die  fluten,  du  hieltest 
de  davon  ab  zu  entströmen*^,  Kaegi  (70  Lieder  s.  66): 
,Die  fluten  stilltest,  hieltest  du  zusammen^*  Ludwig,  der 
ach  im  Comm.  gegen  die  auffassung  als  Infinitiv  erklärt 
(or.  519):  „du  sättigtest  die  rinnen^  triebst  an  die  wellen". 

Wir  sehen,  dass  der  iufinitiv  auf  -aJjt  nach  verben  im 
Veda  häufiger  ist  als  der  auf  -töJi-  —  Aus  der  nachvedischen 
3£pit  kenne  ich  nur  eine  hierher  gehörige  stelle,  TS.  1,  6,  6.  1, 
die  ich  seite  40  angeführt  habe. 

Der  ablativiHcbe  Infinitiv  auf  -ah  «ach  präpOHitioneu« 

§2L 
Nach  L 

Der  gebrauch  des  a/>-infimtivs  bei  ä  ist  selten  (Delbrück, 
Altind.  Synt.  erwähnt  ihn  überhaupt  nicht),  vedisch  wie 
nachvedisch* 

RV.  1.  15L  5:  ä  nimniüa  tisäscü^  „bis  zum  vergehen  der 
morgenrote" ;  vgL  MS.  4  2.  1  (23.  3) :  ä  tu  smyasySäetoJi  „bis 
zum  auf  gang  der  sonne**;  freistehend  erscheint  mit  derselben 
ted^tung  &  nimrumf)  in  RV*  1,  161.  10, 

Hierher  möchte  ich  noch  eine  andere  stelle  ziehen, 

RV,  8.  40,  9:  väsvo  vlrasyäpfco  yä  ftü  sädkanta  no  dhiyo 
mbhantam  amfakS  same,  Brnnnhofer,  KZ,  25.  344  führt 
ipfcoh  unter  den  infinitiven  an,  allerdings  als  einen  nicht  ganz 
ddieren:  ebenso  ör.  Ptbg.  Wb.  mit  der  bedeutung  „sich 
sittigen** ;  Kl.  Ptbg.  Wb.  gieht  an  „genetivischer  inflnitiv ;  um 
m  füllen,  —  sättigen  RV.  8.  40.  9^.  Delbrück  erwähnt 
die  stelle  weder  altind.  Verb,  noch  altind.  Synt.  Grass- 
mann  im  Wb,  bietet  „Adj,  erfüllend,  durchdringend**;  Lud- 
wig (nr,  754)  übersetzt  „an  einen  guten  (um  gutes  an  einen?) 
beiden  wanden  sich  diese  unsere  lieder,  die  sich  mm  erfüllen 
idlen:  hindern  lassen  sollen  sich  alle  die  anderen  un- 
bedeutenden^. Qrassmann  überträgt  den  schhiB  „zerstieben 
*)B  der  feinde  schar*^.  Vgl.  Ludwig,  Comm.  IL  299,  wonach 
üe  Wortstellung  für  beziehung  von  apfcali  und  dhUjali  sprechen 
wU.  Ludwig  muss  also  wie  Grass  mann  ein  santi  ergänzen 
luid  sieht  dann  in  äpfctj^^  ein  adjeetiv  wie  jener. 


42  Fritz  Wolff, 

Wie  aber  kommen  Brunnhofe r  und  die  Ptbg.er  Wb.er 
zu  der  auffassung  von  apfcah  als  infinitiv? 

Ich  glaube,  wenn  man  statt  apfcah  liest  *äpfcah  und  es 
in  ^  +  pfcah  oder  n  +  apfcah  auflöst,  lässt  sich  die  stelle  im 
selben  Sinn  wie  die  obigen  erklären.  Eline  ähnliche  Auflösung 
sahen  wir  oben  (§  8  Ende)  Eggeling  zu  dB.  13.  5.  1.  1 
Yomehmen  (Delbrück  ä-gantoh,  Eggeling  ä  ägantoh).  Auf 
diese  weise  erhalten  wir  hier  die  Übersetzung  ^  . . ,  bis  unsere 
lieder,  die  sich  nun  erfüllen  sollen,  den  guten  beiden  (Saya9a 
tavendrasya)  zuMeden  stellen  (eig.  sättigen)  .  .  **. 

Auch  aus  nachvedischen  texten  führt  Delbrück  a  mit 
infinitiv  auf  -aJ}  nicht  an.    Ein  Beispiel  ist: 

AB.  8.  20.  7:  a  visrasah  „bis  zur  gebrechlichkeit  des 
alters".    Im  Kl.  Ptbg.  Wb.  wird  visr^  als  infinitiv  angefahrt. 

§22. 
Nach  purä,  j^e,  prak. 

Es  kommen  nur  wenige  stellen  in  betracht. 

1)  purä: 

RV.  8.  1.  12:  purä  jatrubhya  atfdah  „ohne  die  glieder 
zu  zerspalten**;  die  attraction  wie  in  3.  29.  6  (s.  oben  §  20). 
Ebenso  wörtlich  AV.  14.  2.  47  und  SV.  1.  3.  2.  1.  2. 

RV.  10.  97.  11:  ätmä  yähmasya  na§yati  purä  jivagfbho 
yatha.  Ludwig  (nr.  1026):  „es  schwindet  der  Schwindsucht 
dämon,  als  wie  vor  dem  der  lebendes  ergreift  (dem  tode)"; 
vgl.  Wilhelm,  De  infinitivo  s.  8,  wo  eine  Übersetzung  Roths 
gegeben  ist.  Im  Comm.  U.  559  findet  Ludwig  den  rechten 
sinn  der  Strophe  und  übersetzt  „ehe  er  noch  gleichsam  an  das 
lebendige  greift".  —  Die  bildung  eines  solchen  Infinitivs  mit 
nominalcomposition  braucht  nicht  aufzufallen;  wir  finden  der- 
artige compositionen,  die  sicher  infinitivisch  gebraucht  wurden, 
auch  in  anderen  klassen. 

Wahrscheinlich  wird  man  hierher  auch  RV.  1.  24.  4  und 
8.  78.  6  ziehen  dürfen. 

RV.  1.  24.  4:  SaSamanäli  purä  niddh,  Ludwig  (nr.  81) 
„geopfert,  noch  ehe  der  tadel  kam". 

RV.  8.  78.  6:  sä  ynanyüm  martyanäm  .  .  cikl^ate  purä 
nidä.^  ciklßate.  Ludwig  (nr.  616)  „den  zom  der  menschen 
spürt  er  auf;  ehe  noch  (ihn)  tadel  trifft,  spürt  ers  auf ;  siehe 


Die  inGnilive  dei  Indlscben  und  Iranischf^n. 


43 


dazu  nach  Ludwig,  Comm.  bd.  ü.  177*  —  Besonders  ün 
letzten  fall  scheint  die  auffassun^  von  nidaJj  als  infinitiv  eiu- 
leuchtend.  Ludwig  scheut  sich  oflfenhar,  den  infinitiv  passivisch 
zu  nehmen;  mir  scheint  es  das  natürliche,  da  sonst  ein  ageos 
fehlte;  also:  „bevor  er  getadelt  wird**;  s.  oben  über  nidäh^  §  20. 

Sicher  hierher  gehört  VS,  L  28:  purä  krurasya  visfpah 
^ohne  dass  sich  die  Rohheit  verbreitet''  (zu  PäniniS,  4.  17.). 

AB.  3*  6.  14  (Yajug-Vers) :  pnra  nähhya  api^asal^  «ohö^ 
den  nahe!  wegzuschneiden"  (Gr.  Ptbg.  Wb.)^  Delbrück  s.  431 
sagt,  der  ablativische  gebrauch  bei  pura  scheine  in  der  prosa 
nicht  belegt  zu  sein. 

2)  ][ie  an  zwei  vediachen  steUen, 

RV.  8,  h  12  (=  AV.  14.  2.  47  =  SV.  L  3.  2.  L  2):  f*.^ 
eid  (ü^hUrimh  (purä  jatruUiya  ätfdal}.).  Delbrück  „ohne 
irgend  ein  verbinden",  KK  Ptbg,  Wb.  nimmt  a^  als  Substantiv, 
was  wegen  des  parallelismns  mit  dem  folgenden,  durch  pura 
eingeleiteten  Satze  nicht  wohl  möglich  ist. 

RV,  8*  27.  17:  jrte  sd  vindate  yudha}i  ,,ohne  zu  kämpfen 
trwirbt  er**.  Auf  diese  stelle  weist  Bartholomaej  KZ.  28, 
23  hin,  zum  vergleich  mit  Y.  3L  Ib:  hanara  västryehyä  ae^mioM 
{%,  unten  §  25). 

3)  präk  ist  anscheinend  nur  an  einer  stelle  belegt, 
Eathop,  6.  4:  prak  sarlrabi/a  visrmah  „bevor  der  leib  zu- 

ammenbricht"  (Kl.  Ptbg.  Wb.). 


§23. 


f  Der  abist ivische  infinitiv  auf  -ah  bei  nominibu!«. 

ll         Ftr  diese  construction ,   die  bei  den  to/^-infinitiven  nicht 
I    Torhanden  war,  verzeichnet  Delbrück  s.  418  einen  einzigen 
I    fall,  des^sen  sinu  auch  nicht  einmal  deutlich  sei. 
I  RV,  10,  108.  2:  atiskädo  bhiyäsa  tan  na  avat    Ludwig 

k(pr.  992)    „aus   furcht   (vor    der  schmach)   übersprungen   zu 
Bferden   hat   das   (wasser  selber)   uns   geholfen".     Die   con- 
itraetion  ist  nicht  sehr  auffällig,  wenn  man  in  betracht  zieht, 
wie  die  verba  des  furchtens  behandelt  werden, 

§  24 
inh&iig  zu  den  a/^infliiitiveu ;  Iraui»che  o^Hinflnitivei 

Hau  hat  die  bildung  der  (arischen)  a??4nfinitive  auch  auf 
irmischem  gebiet  gesucht  und  datur  hier   und  da  belege  ge- 


44 


PtHe  Wolff, 


bracht.  Die  eiozige  form,  die  wohl  sicher  hierher  gehört^ 
mr^,  von  Bartholomae,  KZ.  28,  22  allein  unter  -a§  aas  den 
Gäthas  aiigefiihrt.  Die  bildung  von  mn)  ist  die  gleiche  wie 
die  der  indischen  formen :  sar^  geht  znrtick  aul'  ^^^ro^  (s.  dazu 
Bartholomae,  KZ.  27*  204);  wenigstens  werden  wii*  das 
in  antilogie  zu  den  indischen  formen  annehmen  müssen;  sie 
entspricht  also  ganz  der  von  nijurdl^i.    Die  stelle  lautet: 

y,  49.  3:  tu  vüv}mL^  sar^  -^uya  (so  J»  etc.,  N,  A*  isyüi) 
manavJWf  das  Bartholomae,  Wh.  sp*  1565  übei-setzt  ^dram 
verlange  ich,  dass  man  sich  an  Vohu  Manah  anschliesse''. 

**Fiir  das  verb  as-  giebt  Bartholomae,  Wl>,  sp.  342 
die  bedeutung  ^streben,  verlangen  nach".  Dass  der 
geneüv  nach  den  verben  des  Verlangens  indo- 
germanisch ist,  zeigt  die  iibereinstimnmng  der  ver- 
schiedenen sprachen  in  dieser  constj'uction ;  vgL  gr. 
öQdyö^ai  Ti»'og  etc*  Bei  dem  mit  ä£-  etymologisch 
verwandten  ai.  ihate  finden  wir  ebenfalls  den  Infinitiv; 
s.  Gr.  Ptbg.  Wb.  1.  867. 

Die  constniction  manavhö  mrj  (statt  des  in- 
stmmentals  manavha)  ist  völlig  identisch  mit  der  im 
altindischen  vorliegenden  attraction;  s,  die  literatur- 
angaben bei  Bartholomae,  Wb.  sp.  1565.  Im 
Ördr.  Ir.  ?h.  §  257  ist  sar^  nicht  angetlihrt 

Wenn  Gregolre,  KZ»  35.  111  sagt  „Qnel  qua 
soit  le  sens  qne  Ton  donne  k  mrä,  le  genitif  vav~ 
Jmis  manavhö  en  depend",  so  kann  man  ihm  ent- 
gegenhalten: wenn  man  sar-  f,  die  ihm  allein  zu- 
kommende bedeutung  „Vereinigung"  giebt  ^  nicht  wie 
Darmesteter  1-  322  no,  „Je  dMre  la  maitrise  de 
V.  M,"  übersetzt,  —  so  würde  man  doch  eher  einen  in- 
st mmental  dabei  erwarten;  denn  unter  den  neun  von 
Bartholomae,  Wb.  sp,  15(J4  angeflihrten  fidlen,  in 
denen  sar-  ein  object  bei  sich  hat,  steht  dies  vier- 
mal im  instrumental,  und  unter  den  übrigen  fünf 
malen  findet  es  sich  einmal  neben  dem  genetiv  sarö 
(y.  31.  21 :  xsad^'ahyü  mrö  .  .  vazdvar^),  ein  zweites 
mal  (Y.  35*  8;  amhya  ,  .  sairi  mahya  mr^zme)  ist 
der  genetiv  aus  dem  gründe  erforderlich,  weil  sar- 
in  correspondenz  mit  V9r&z7ma-  (mit  genetiv)  steht, 
und    scblieülich    an    einer   dritten   stelle   (Y,  53.  3: 


Die  mfinitive  dts  Indiseben  und  IranisclieD. 


45 


vav}i^us  ^paUyastlm   manavhö , ,  dat   saf*dm)    ist   der 
accusati%^  saram  schon  selbst  von  einem  nomen  ab- 
hängig, so  dass  die  construction  schwerfällig  geworden 
wäre,    wenn   aach  noch  ein   von   sar-  verbal  ab- 
hängiges object  hiezugekommen  wäre. 
Barth olomae    hatte   BB,  9.    302    noch    zwei    andere 
IbmieD   za    den   genetivisch- ablativischen   bildiingen    auf  -a/> 
geeteUt:   tmr^iö  und  frayratö.    Würde  auch  die  construction 
eme  solche  annähme  zulassen,  so  dürfte  ihr  sicher  die  büdung 
der  formen  entgegentreten,  besonders  bei  letzter.    Ist  das  4- 
auch    in    msrdtö   noch    einigermassen    zu    erklären   —  siehe 
Barth  olomae,  a»  a*  o,,  wo  er  für  die  bildung  auf  aL  visfta}.i 
BV.  4.  19-5  {s.  0,  §  20)  verweist,   —  so  ist  es  bei  frayrätö 
Undenkbar,    Und  so  fasst  er  es  denn  jetzt  (\Vb.  sp.  977)  als 
locativ    zu    frap-äfay-    (raof:^at^hqm    fr^    „beim    erwachen    des 
ti^slichts"),  wie  schon  Geldner  Studien  s,  141   that;   vgl. 
uoch  Bartholomae,  BB*  9,  311  uo,  7-  —  Die  fassung  von 
wi»rBtö    als    genetivisch -ablativischen    inflnitiv    auf    -ak    hat 
Barthotoma e  schon  Grdr.  Ir.  Ph.  §  257  no.   aufgegeben; 
s.  uuten  bei  den  locativischen  Infinitiven, 

Es  bleibt  also  nur  ein  einziger  sicherer  beleg  fiir  die  alt- 
inftüitive  im  Iranischen  übrig:  sar^  Y,  49.  3. 


§  25. 
inliaiig  zu  den  er^-iiiflnitiveu:  av.  amavhö  Y.  31.  1&. 

Ebenfalls  ein  «i-infinitiv,  aber  kein  aus  einem  wunsel- 
iLomen  abgeleiteter,  ist  das  av,  aenavhö,  das  Bartholomae, 
KZ,  2S.  22  als  infiiiitiv  aus  dem  präsensstamm  mit  suffix  -sah 
gebildet  erklärt;  Bartholomae  betont  allerdings  dabei  (s.  19), 
dies  der  präsensstamm  nicht  belegt  ist  Im  Grdr,  Ir.  Ph. 
aber  ist  die  bildung  nicht  mehr  unter  den  Infinitiven  erwähnt, 
Q&d  auch  im  \Vb*  ist  aenavhö  als  casus  eines  namens  erklärt. 
Rragmann.  Grdn  2.  1415  (§  10^9)  führt  es  allerdings  als 
intinitiv  an»  thut  dies  aber  jedenfalls  nur  eben  im  anschluss  an 
i^arth olomae.  Über  die  bildung  von  apjmvhö  s,  n,  bei  den 
daüvischeu  infinitiveu.    Die  stelle  lautet: 

V.31*  ib:  t/5  mit  jyöiüm  havar^  muasil  västryehyü  a^navh) 
fomm  tnraal(''a  adrujyantö.  Bartholomae  hatte  KZ,  28.  23 
.ohae  dass  er  des  frommen  ackerbanem  herde  und  leute  ver- 


46 


Fritz  Wolff, 


gewaltig!^,  übersetzt.  Im  Wb.  sp.  611,  62  dagegen:  y^der  seinen 

lebensunterhalt  nicht  findet  ohne  gewaltthat  an   des  banem 

thieren    nnd    lenten,    der    (ihm    doch)    kein    arg   thut".    — 

Darmesteter(l.  231):  ^(quelle  est  la  ponition  dn  malfaitenr) 

qui   n'accepte  point  de  ranc^on    ponr  la  vie;    de   celoi   qoi 

opprime  le  labonreor  qui  a  maltrait6  ni  tronpeaox  ni  hommes*'. 

**Darmesteter  zerschneidet  den  satz  in  zwei  theile,  er 

macht  aenavhözam  nominativ,  was  ihm  schonGr  6goire. 

KZ.  35.  110  vorwirft  (s.  dort  auch  die  anmerkungen). 

Aber    auch    dieser   lässt  von    (isnavhö  nicht  pasätis^ 

vlraaJUfaj  sondern  vostryehya  abhängen.  Darmesteter 

geht  dabei  von  der  anschauung  aus  (gestützt  auf  aus- 

führungen  im  Dinkart),  dass  es  sich  um  einen  mann 

handle,  der  aus  lust  am  morden  menschen  tötet  und 

nicht  davon  ablässt,  auch  wenn  ihm  entschädigungs- 

geld  {Juxnard:  han-  mereri"!)  angeboten  wird. 

Von  asnavhö  hängt  also  pamis  viraati^  ab,  und  man  thut 

wohl  am  besten,  diese  als  attrahirt  an  oBnavhö  zu  erklären 

und  somit  dies  als  Infinitiv  aufzufassen,  d.  h.  Bartholomaes 

frühere  auffassung  (KZ.  28.  23)  wieder  aufzunehmen. 

Wir  haben  somit  bei  hanard  dieselbe  construction  wie  bei 
rte  in  RV.  8.  27.  17:  ^te  sä  vindate  yudhäb;  s.  o.  §  22. 


Infinitive  auf  -aJ}. 
A.  Altindische. 


{amhah 

RV.  6.  3.  1.) 

{ii?ak 

RV.  10.  95.  4.) 

-Hibhy^ 
kamah  (B.) 

K.  26.  1. 
K.  26.  2. 

kmnäjaJi  (B.) 
""gämal}  (MS.) 

MS.  3.  2.  2   (17.  7.)    Ausg.  ^kmdaft^ 

gfbhah 

+jiva'' 
jurah 

RV.  10.  97.  11. 
RV.  2.  29.  6. 

ttm  (V.) 

Pän.  S.  4.  13. 

+a« 

RV.  8.  1.  12  —  AV.  14.  2.  47 

SV.  1.  3.  2.  1.  2. 


Die  infinitive  des  Indischen  und  Innischen.  47 

Hraaah  (£•) 
däghab  (B.) 

+jwa»         TS.  5,  2.  1.  2  —  TB.  1.  3.  7.  7 
(SB.  18.  1.  3.  4  —  13.  2.  1.  6; 
der  tezt  hat  °däghoh.) 
iähah  (B.) 

+nir«  SB.  13.  4.  3.  4  -  MS.  4.  1.  9.  (11.  10)  — 

Tänd.  Br.  3.  17.  3. 
+pra»         TS.  1.  7.  6.  6  —  3.  1.  1.  1 
—  8.  4.  9.  7  —  5.  4.  4.  3. 


+MIH»        RV.  3.  33.  1  —  TS.  1.  6.  6.  1. 
dhftah  (EV.) 

-HP»  RV.  3.  1.  9. 

{mm  RV.  1.  24.  4  —  3.  34.  15  -  6.   87.  6 

—  6.  14.  5    —   6.  61.  11  —    8.  78v  6 

—  9.  29.  5  —  9.  61.  30  —  9.  70.  10.) 
H&dah  (K.) 

+praet»       MS.  3.  6.  6  (67  schluss). 
padah  (V.  B.) 

+am«         RV.  3.  29.  6. 
'furah  (K.) 
ficah  (V.  B.  S.) 

-HT  RV.  8.  40.  9. 

H-Mm-         RV.  3.  35.  6  —  TS.  1.  1.  1.  2. 
««?«*  (RV.) 

+ni''  RV.  3.  28.  6. 

mfjah  (B.) 

+«ir*  MS.  3.  3.  1  (26.  12)  —  3.  5.  1  (47.  17) 

—  4.  3.  6  (45.  4)  —  Tä94.  Br.  3.  2.  3. 

mrieah  (RV.) 

+ni'>  RV.  1.  151.  5-1.  161.  10. 

ywOtäh  RV.  8.  27.  17. 

mäh  (RV.)  RV.  1.  41.  2  —  1.  98.  2  -  (3.  26.  4) 

—  (3.  34.  9)  —  (3.  35.  6)  —  8.  31.  20 

—  5.  52.  4   —  5.  67.  3  —  6.  24.   10 

—  6.  63.  2  —  (10.  36.  2)  —  10.  87.  1. 
likhah 

-Mn»  Päfl.  8.  4.  13. 

>f«<*(B.) 

•bM(K.) 


48 

Fritz  WolC 

idralt  (B.) 

-Hipi« 

AB.  3.  6.  14. 

hidthah  (RV.) 

+o6Äi« 

RV.  10.  138.  5. 

imal^  (V.) 

+a6Äi» 

RV.  8.  1,  12  —  AV.  14.  2.  47. 

hiäsaJf,  (RV.) 

+o6Äi» 

RV.  10.  92.  8. 

«fta« 

-Mn» 

RV.  4.  19.  5. 

efpah  (B.)      . 

+«i° 

VS.  1.  28. 

«Ädda«  (RV.) 

+aM? 

RV.  10.  108.  2  —  Ait  Ar.  17.  14. 

"spfm  (B.) 

«rosaft  (V,  B.  ü.) 

-Mtvo* 

RV.  3.  17.  5. 

-KH» 

RV.  3.  39.  4  —  8.  48.  5  —  AV.  19.  34.  3 

—  AB.  8.  20.  7  —  Kathop.  6.  4. 

B.  Altiranische. 

(frayratö). 

(mantö). 

sarä 

Y.  49.  3. 

Anhang. 

asnaohö 

Y.  81.  15. 

Viertes  kapitel. 
Die  fibrigen  ablativisch-genetivischen  infinitive. 

Zu  den  besprochenen  ablativisch-genetivischen  inflDitiyen 
des  Avesta  kommen  einige  andere  von  abweichender  Gestalt, 
die  aber  wie  jene  im  gebranch  zn  den  indischen  stimmen. 
Zur  bildnng  s.  n.  bei  jeder  einzelnen  art. 

§26. 

Iranische  inflnitiye  auf  -töis. 

Eine  bildung  ähnlich  der  der  altindischen  inflnitiye 
auf  -toh  ist  die  im  gAw.  vorliegende  auf  -töis.  Bei  der 
geringen  anzahl  der  belege  (im  ganzen  yier  formen)  lässt  sich 
das  Prinzip  der  bildung  nicht  mit  Sicherheit  feststellen.  —  Zur 


Inßnitite  dm 


en  und  Iramietoen, 


49 


bildnng  von  frorBtöis  vgl  GIrPh*  L  182  bei  28;  für  darstöis  und 
hnn.pürMöii  verweise  ich  attf  Bartholomae,  IF.  9.  264. 

Die  vier  formen  sind:  avapctsUü  \\  44.  4  —  fröratöis 
\\  46.  4  —  darMöiSf  hSm^parHow  Y.  33.  6. 

Y.  4ft.  4:  at  img  dr^gvd  tßng  aMhyä  vaidrhig  pat  gd 
frördtöu  „der  draggenosse  hält  die  for derer  des  A§a  davon  ab 
das  rind  zu  tordern'*  (nach  Bartholomae,  Wb,  sp,  1024).  — 
KZ.  28.  23  hatte  Bartholoraae  frörBnföw  gelesen  und  dar- 
nach die  stelle  anders  aufgefasst,  s.  dort.  —  Wir  haben  es  hier 
syntaktisch  mit  der  s.  16  ff.  besprochenen  und  belegten  eon- 
stxuction  ^u  tliun:  ein  ablativischer  Infinitiv  ist  abhängig  von 
einem  verb  des  „Schützens,  abwehrens" ;  s.   auch  unten  unter 

^■^  Y.  44.  4;  kasrtä  daratä  zqm . ,  avapmtoiL  Bartbolomae, 
^iFh.  sp.  173  ^wer  wahrt«  die  erde,  dass  sie  nicht  herabfiel". 
V  **Die    conslruction    ist    wie    eben    in    Y.    46.   4  zu 


beurteilen.    Wenn  Gr^goire  KZ.  35.  109  sagt  „Le 


sens  Premier  du  verbe  (tenir,  fixer  et  non ;  empecher) 
est  eucore  trop  clair  pour  qu'on  en  fasse  [dßpendre] 
nn  Infinitiv''  (vgl.  Darmesteter  L  288,  der  selbst 
ttot€  angiebt  ^a  fix6  contre  la  chute"),  so  hat  Bar- 
tholomae,  Wh.  sp.  173  no.  dagegen  vedische 
stellen  geltend  gemacht,  die  seine  auft'assung  der  ave- 
stiscben  stelle  rechtfertigen.  Sjutaktisch  genau  ent- 
spricht EV.  3.  17.  5:  ästahhMüt  .  .  dyäm  avasräsalj. 
Für  den  sinn  und  die  sinnliche  anschauung  vergleiche 
mau  BV.  1.  105p  3r  mo  m^-svar  äva  pädi  dwäh. 
Y.  '13.  6:  täJöi  ^izyä  (N.  A.  uyai)  ahura  nia^d^  dars- 
*ÄMr  h^m^paniöisi^ä,  Barth olomae,  Wb.  sp,  700:  „(so) 
verlange  ich  diese  deine  beiden,  o  Ahura  Mazdah,  zu  erschauen 
(aimlich  A^a)  und  zu  rate  zu  ziehen  (nämlich  Vohu  Manah)".  ~ 
Zur  constmction  vergleiche  das  oben,  §  25  zu  aenavhö  ge- 
sagte. —  Darmesteter  1.  246  übei'setzt  etwas  anders  als 
B  a  r  t  h  0 1 0  m  a  e ,  aber  auch  mit  einem  infinitiv;  „  *  -  je  d^sire  de 
im,  0  Ahnra  Mazdah:  te  voir  et  t^entretenir".  Um  so  wunder- 
barer ist  es,  dass  Gregoire,  K2.  35.  109,  der  sich  sonst  doch 
KtetB  auf  Darmesteter  beruft,  nichts  anderes  zu  sagen  hat, 
)ds  JiJm,parstöw  et  darMöis  dependent  du  verhe  irgaV^.  Und 
damit  meint  er  es  bewiesen  zu  haben,  dass  sie  keine  Infinitive 
sind! 


50 


Ftitz  WoW, 


Wir  haben  also  unter  den  vier  gAw.  infinitiven  auf -föil: 
zwei  genetivisclie,  abhängig  von  '^ityß,  die  im  altindischen 
keine  entsprechung  finden,  und  zwei  ablativische,  die  mit  ihrer 
abhängigkeit  von  verben  des  abwehrens  sich  ganz  dem  indischen 
gebrauch  anschliessend 

§  27. 

Anhang:  Iraninehe  infiiütive  auf  -töU. 

Im  jAw<  fehlt  die  infinitivbildung  auf  4öü^  dafür  erscheint 
hier  ein  anderer  casus  aus  dem  ^i-stamm  in  infinitivischer 
fiinction:  die  form  4öiL    Sie  ist  auch  nur  dreimal  belegt. 

Barthol omae,  Wh.  unter  den  betreffenden  stellen,  sowie 
schon  vorher  Gr^goire,  KZ.  35*  111  vermut-en,  dass  -töit  in 
-iöis  zu  ändere  und  somit  die  formen  zu  den  eben  behandelten 
gAw.  zu  stellen  seien.  Dies  wird  wohl  das  richtige  sein. 
Denn  während  doch  -töü  ahlativische  gestalt  zeigt»  erwartet 
man  an  den  betreffenden  stellen  vielmehr  einen  genetivischen 
iüfinitiv.  Sind  sie  aber  richtig  bezeugt,  so  haben  wir  jeden- 
falls jüngere  bildungen  in  ihnen  zu  sehen,  denn  bekanntlich 
ist  um  Uriranischen  die  ablativbildung  wie  im  Indogermaniscben 
auf  die  0'(a')stämme  beschränkt.  —  Brugmann,  Grdr* 
kennt  diese  form  gamicht;  heisst  das,  dass  er  sie  zu  den  töU- 
infinitiven  stellt? 

P,  33  (D armesteter  3,  61):  nm^a  ,  .  im^fa  fraBütoU  nöü 
apmütöil  drayqnifJina  gUmanqm,  Darm  es  teter  „il  ne  peut 
plus  aller  en  avant  ou  en  amöre  de  ce  lieu  de  trois  pas".  _ 
Ebenso  Bartholomae,  Wb.  sp.  1709t  Wir  sehen  hier« 
das  verb  aps-  (:ai.  tse)  mit  einem  infinitiv  verbünden,  nnd  das 
spricht  noch  mehr  fUr  die  annähme  -töi^  zu  lesen,  da  wir  wohl 
eiae  dem  indoiranischen  gemeinsame  construction  bei  aes-  er- 
warten können,  S.  noch  Bartholomae^  Wb.  sp.  26  no,  3, 
der  gamanqmj  im  falle  einer  änderung  der  inflniüve  in  Höis^ 
als  durch  attraction  erklärbar  bezeichnet. 

N.  9  (Darm  es  teter  3.  84):  +/i^  -^xsayete  ^ana  (Hds, 
haxsade  vana^  aber  Pü,  ^tön  pätixMh;  s.  Wb.  sp.  a53) 
.  ,haxtöü.  Bartholomae  (sp*  1745)  „so  darf  er  .  .  mit  ibra 
gehen '^.  Darmes tet er  „il  pourra  suivre^.  —  8*  zur  stelle 
Bartholomae,  IF.  12,  llHf  Auch  hier  würde  die  von 
Bartholomae  (und  ör^goire)  vorgeschlagene  änderung 
in  *hajMB  der  syntax  entsprechen,  da  das  mit  isaHe  gleich- 


Die  infini^Te  des  IndjecbfE  tmd  IraniE^hen. 


"bedeutende  je^ayete  wohl  auch  eine  gleichartige   coDStructioii 
trwarteE  lässt. 

§  28. 
Infinitive  auf  -ut. 

Brngmann,  Grdr*  fährt  die  hildimgen  auf -a:^  als  infinitive 
nicht  an.  Nach  Bartholomae,  KZ.  28.  23  haben  wir  im 
gAw,  eine  einzige  hierher  gehörige  form,  die  aus  der  wurzel 
gebildet  erscheint.  Auch  ini  Ordr.  Ir.  Ph.  führt  er  nur  diese 
eine  an,  während  er  jetzt  im  Wb.  noch  eine  zweite  —  aller- 
dmgs  unsichere  —  aus  dem  jAw.  beibringt, 

We  gAw.  form  darasät  zeigt  die  vollstufe  der  wurzel 
mit  dem  suffix  -ät  und  erscheint  in  ihrer  anwendung 
Y,  S8.  13^  völlig  der  form  entsprechend,  als  ablativischer  in- 
finitiv.    Die  stelle  lautet: 

Y.  33*  13:  1/5  is  pät  darasät  asahya.  Barth olomae, 
Wb,  sp.  697;  ^ider  es  ihm  wehren  wird  das  ASa  zu  schauen*^. 
Der  genetiv  amhya  ist  nicht  weiter  aufMlig,  s.  oben  §  12 
und  13. 

Aus  dem  jAw.  stellt  Bartholomae,  Wb.  sp.  177,  aller- 
fings  zweifelnd,  avasyai  dazu,  d.  i*  ava  ^asyät  zu  qs-  „hin- 
lelaogen  zu"^.  Die  bildung  ist  sehr  auffällig  und  kaum  allein, 
wie  Bartholomae  will,  durch  beeinfiussung  seitens  der  vor- 
hergehenden 3.  sg.  avasyäi  zu  erklären,  derart,  dass  etwa  ein 
ertliches  *ava.^ai  gestanden  haben  mag,  das  im  ausgang 
em  angeglichen  worden  wäre.  Die  stelle  lautet: 
Tt*  li  18 :  mit  dim  . .  avasyät  mU  aküvö  <  .  nöit  vlsanfe 
u§m  av€t$yät.  Bartholomae,  Wb.  sp,  1327:  ^ nicht  ver* 
Mgen  .  .  steine  (ihn)  zu  treffen"^. 

Wir  sehen  also^  dass  es  sich  nicht  einmal  um  einen  ab- 
lativisch-genetivisch  gebrauchten  infinitiv  handelt;  dadurch 
wird  die  bUdung  noch  unwahrscheinlicher, 

^Geldner  N.  A.,  in  den  noten  zu  avusyät,  verweist 
auf  Yt.  13*  72;  dort  lesen  wir;  mit  dsäm  ar0mQsüt& 
ava^yat  „nicht  treffen  ihn  ,  .  geschleuderte  steine"- 
Sollten  wir  nicht  zu  Yt.  1.  18  in  nöit  visante  asänö 
amm^cU  eine  parallele  derart  haben,  dass  vmnte  ein 
verderbtes  attribut  zu  amnö  darstellt,  während  mit 
avam^äi  das  regirende  verb  einfach  wiederholt  wird? 
Darmesteter  2.  339  scheint  es  so  aufzufassen;  er 

4* 


52  Fritz  Wolff, 

hat  zwar  in  seiner  Übersetzung  nur  einmal  „atteindront^ 
(avasyat),  giebt  aber  vis9nte  asanö  mit  „pierres  de 
fronde**  wieder. 

§29. 
Anhang  1. 

Auch  im  Indischen  liegen  formen  auf  -at  vor,  die  viel- 
leicht ebenfalls  als  infinitive  zu  fassen  sind.  Allerdings  darf 
man  nicht  etwa  deshalb  arischen  Ursprung  der  at-hüdung  an- 
nehmen; denn  die  wenigen  bildungen,  die  etwa  so  erklärt 
werden  können,  dürfen  schwerlich  höheres  alter  beanspruchen. 

TS.  5.  2.  5.  2 :  iyärn  vä  agner  atidahäd  ainbhd.  Delbrück, 
Ai.  Synt.  111  „die  erde  fürchtete  sich  vor  Agni,  dass  er  sie 
verbrennen  könnte";  s.  dazu  ans  dem  Veda  RV.  10.  138.  5: 
indrasya  väjrad  abiJ)hed  abhihiätha]}  (s.  §  20).  In  beiden 
fällen  haben  wir  eine  ablativische  attraction:  agneh  (ablativ 
nach  Delbrück)  und  vdjrat 

OB.  1.  1.  2.  3:  asurarak^asebhya  äsaitgäd  hibhay&in  caknih. 
Delbrück  111  „sie  fürchteten  sich  vor  den  A.,  dass  sie  sich 
an  sie  heften  möchten". 

TS.  3. 4. 12. 3:  abhiparyävartäd  dhy  äbhibhet  „denn  er  fürch- 
tete sich  davor,  beschlichen  zu  werden".  Auch  hier  attraction. 

In  RV.  1.  52.  10  kann  man  svanät  vielleicht  auch  als 
Infinitiv  auffassen,  obwohl  das  beistehende  äheli  durch  asya  als 
genetiv  gekennzeichnet  ist:  dyätis  cid  asya  .  .  ähel}  svanäd 
äyoyavlt  Ludwig  (no.  967)  „sogar  Dyaus  wich. zurück  vor 
dieses  drachen  brüllen;  vgl.  in  §  13  MS.  1.  6.  10  (102.  1): 
jnirA  süryasyodetol}. 

§  30. 
Anhang  2. 

Noch  eine  andere  bfldnng  hatte  Bartholomae,  KZ. 28. 23 f. 
unter  die  gAw. infinitive  aufgenommen:  „suffix  *'tha8ya]  aus 
der  Wurzel  gebildet;  einmal  belegt:  vlöi^hya^. 

Y.  30.  2:  *ä  vardnd  vidi^ahyä.  Bartholomae  hatte  das 
a.  0.  24  übersetzt  „bis  oder  ehe  ihr  zwischen  den  beiden 
glaubenslehren  unterscheidet",  unter  verweis  auf  RV.  1.  41.  9 
und  1.  151.  5.  Jetzt  liest  aber  Geldner  in  der  N.  A.  wie 
schon  BB.  14.  24  vahista  .  .  avardnd  vlöi&ahya,  und  Bar- 
tholomae übersetzt  jetzt,  Wb.  sp.  1437  „das  beste  für  die 
entscheidung  zwischen  den  beiden  glanbensbekenntnissen". 


Die  infinitiye  des  Indischen  and  Iranischen.  53 

Somit  fällt  diese  an  und  für  sich  wenig  wahrscheinliche 
infinitiybüdnng  fort;  vgl.  Gr6goire,  KZ.  35.  111. 


Die  ablatiTisch-genetiyischen  infinitiye  des  Iranischen. 

(s. 

aach  nnter  den  aMnflnitiyen.) 
1,  Infinitive  auf  -töis. 

avapastöis 

Y.  44.  4. 

darstöis 

Y.  83.  6. 

frördtöis 

Y.  46.  4. 

hm.parstöls 

Y.  33.  6. 

2.  Infinitive  auf  -töit. 

sütöit 

■Hipa' 

P.  23. 

+fraf> 

P.  33. 

haxtöU 

N.  9. 
3.  Infinitive  anf  -at. 

iardsM 

Y.  83.  13. 

awsyat 

Yt.  1.  18. 

Anhang  1:  Altindische  formen  auf  -at 
otidahat  TS.  5.  2.  5.  2. 

ämgäi  SB.  1.  1.  2.  3. 

Miiparyavartdt  TS.  3.  4.  12.  3. 

(mnät  RV.  1.  52.  10.) 

Anhang  2:  Iranisch  -»ahya. 
(mdidahya  Y.  80.  2.) 


I 


54  ^^^V  Frftz  Wolff, 

Zweitor  abschmtt 
Die  accusativischen  infinitive. 

Erstes  kapital, 
Obersicht 

§  31. 

Während  die  ablativisch-genetirtschen  mflnitiye  anf  die 
arischeD  sprachen  beschränkt  sind,  zeigen  die  arischen  accusativ- 
inflnitiTe  entsprechungen  auch  in  anderen  idg.  spraclizweigen, 
so  dass  man  wohl  berechtigrt  ist,  einen  teil  der  bildung:  als  idg. 
anzusetzen  (vgl  Brngmann,  Grdr.  2.  1413  £).  Dies  umso 
mehr  als  auch  der  gebrauch  der  accusativischen  formen  auf  -inm 
im  Alüudischen,  Lateinischen,  Baltoslavischen  zum  teü  über- 
einstimmt, insofern  sie  gleichmässig  bei  verbeu  der  bewegung 
gehraucht  werden  (vgl.  Grdr.  2.  304),  AutTallend  ist  dabei 
allerdings,  dass  das  Avesta  die  f?*m-infiiiitive  überhaupt  nicht 
und  das  Vedische  nur  in  selir  beschränktem  masse  kennt. 

Auch  die  aus  wurzelstämmen  gebildeten  accusativischen 
Infinitive  auf  '(a)m  zeigen  im  Avesta  und  im  Altindischen  so- 
viel ähnlichkeit  der  bildung  j  dass  man  ebenfalls  wenigstens 
auf  arischen  typ  schliessen  darf;  über  andere  idg.  verwandte 
vgL  Grdr.  2. 1414.  Auch  ans  sonantisch  (d,  i.  auf  o^)  auslaut€n-  m 
den  Stämmen  gebildete  infinitivformen  sind  in  beiden  sprach- 
zweigen belegt.  —  Ob  die  aus  abgeleiteten  stammen  ge- 
bildeten f?m-infiuitive  für  arisch  gelten  können,  ist  zweifelhaft. 
Im  Avesta  sind  wenig  solcher  foruien  vorhanden,  im  Alt- 
indischen  überhaupt  keine  ganz  sichere ,  wenn  man  nicht  — 
was  allerdings  wahrscheinlich  ist  —  in  den  periphrastiscben 
bildungen   wie   mdäm    cakära   alte    infinitive   erkennen    will 

Dass  sich  diese  annähme  empfiehlt,  zeigt  die  entwicklung 
jener  constructionen.  Nach  Whitney,  Grrammar  §  1070— 73 
ist  von  den  drei  bildungen  ^äi^  eakara^  baihfwa,  äsa  in  der  ■ 
älteren  spräche  die  mit  kar-  sozusagen  die  einzige  (es  sind  ^ 
nur  2— S  Verbindungen  mit  as-  bezeugt,  s.  §  1073d);  später 
gewinnt  die  bildung  mit  as-  immer  mehr  an  boden,  während 
die  mit  kar-  abnimmt;  bhü-  ist  überhaupt  äusserst  selten. 
Man  kann  daraus  schliessen,  dass  die  ^m-büdungen  ursprüng- 
lich   von    kar-    abhängige   accusative    waren:    ihäifi  cakära 


{ 


Die  mfinitiTe  dei  Indisch«!!  und  Ir&aiaehen. 


„er  hat  das  sehen  gemacht",  d.  h.  „er  hat  sehen  gemacht^; 
Da  wir  auch  sonst  infinitive  bei  kar-  finden,  liegt  es  nahe, 
in  den  £Ein  -  bildnngen  ebenfalls  inflnitive  zu  sehen.  Erst 
nachdem  diese  formen  in  der  Verbindung  mit  dem  perfect 
aus  kar-  erstarrt  waren,  konnten  sie  auch  in  dar  Verbindung 
mit  den  perfecteu  aus  as-  und  hhü'  zur  Verwendung  kommen. 
Es  ist  von  Wichtigkeit  zu  beachten,  dass  auch  anfeinem  andern 
gebiete  der  forraenbildung  die  drei  verben  kar-^  as-,  hhü-  zum 
theil  wohl  schon  seit  arischer  zeit  in  Wechselbeziehung  stan- 
den, nämlich  bei  der  composition  mit  verben,  i.  b.  jAw,  saoöUmye 
aad  ai,  hrühmamhhnija\  s,  dazu  Whitney,  Grammar  §  1091  ff. 
md  GIrPh.  §  263.  —  Standen  die  drei  bildungsmöglichkeiten 
(mit  hiT'^  üS'^  hhU')  an  dieser  stelle  gleichwertig  nebeueinander, 
80  konnte  ihr  gegenseitiges  fftreinandereintreten  auch  auf 
andere  gebiete  —  ^m-bildungen  —  übertragen  oder  zum 
luiQdesten  in  diesen  erleichtert  werden. 

Wahrend  nun  im  RV*  die  bildungen  auf  -am  überhaupt 
nicht  bezeugt,  im  AV.  nur  mit  einer  stelle  (gamayäm  eaJiära) 
btlegt  sind,  werden  sie  im  SB.  schon  ausserordentlich  zahlreich 
(s,  Brunn  hofer  BB.  10.),  allerdings  im  grossen  und  ganzen 
ik$Am^  vidAnif  bibkayAm  beschränkt.     Nun   kann   aber  die 
düng  ganmymn  caküra  des  AV.  nicht  den  ausgangspunkt 
eser  büdnugen  darstellen,  da  gamayäm  deutlich  aus  einem  ver- 
balstamni  abgeleitet  ist;  es  müssen  andere  einfachere  bildungen 
Torhergegangen    sein;    und  da  uns   die  Veden  davon    nichts 
geben,  muss  man  annehmen,  dass  wir  in  gamayäin  cakara  einen 
tos   anderen    diatekten    einge^ihrten    typus    vor   uns   haben. 
Wir  werden   wenige   Zeilen    weiter    unten    sehen,    dass    den 
Kansas  7  und  8  des  SB.  die  fmn-infinitive  völlig  fehlen;   wir 
en  ebenso  hier,  dass  wieder  gerade  diese  beiden  Käindas  (T 
und  *<>  ausserdem  noch  6)  keine  dieser  peripbrastischen  büdungen 
kennen,  während  4e  lq  den  übrigen  Käudas  des  SB.  sehr  häufig 
mud!  Nun  besitzen  zwar  jene  beiden  Käntjas  überhaupt  wenig 
iaflmüve,  aber  dennoch  wird  man  wohl  nicht  fehlgehen,  aus 
diesen  gründen,  dem  fehlen  der  periphrastischen  tzm-bfldungen 
sowie  der  ini^i- Infinitive,  den  in   den  Kä^cjas  7  und  8  vor- 
liegenden dialekt  flir  einen  dem  vedischen   näher  verwandten 
anzusehen. 

Delbrück,  AL  Synt  426    will  fftr  die  periphrastischen 
bOdtmgeu  von  vOä^i  cakära  ausgehen ;  er  lässt  dabei  aber  unsere 


56  Fritz  Wolff, 

form  gamayäm  cdkara  ganz  ausser  acht.  Nun  wird  man  ja 
vielleicht  in  der  that  in  vidäin  cakära  den  ansgangspunkt 
der  entwicklungsschicht  zn  sehen  haben,  zu  der  auch  gama- 
yäm  cakära  gehört;  man  darf  doch  aber  nicht  ausser  acht 
lassen,  dass  wir  in  der  form  des  AV.  einen  bedeutend  früheren 
beleg  dafür  vorfinden. 

Das  Avesta  zeigt  eine  anzahl  äm-bildungen,  die  aus  ver- 
schiedenen präsensstämmen  hervorgegangen  sind.  Ihnen  kann 
das  Altindische  keine  völlig  entsprechenden  zur  seite  stellen; 
doch  vgl.  ai.  patividyam,  das  in  seiner  bildung  den  avestischen 
formen  am  nächsten  steht. 

Ebenso  ohne  ai.  entsprechung  sind  die  seltenen  avestischen 
infinitive  auf  -tim.  —  Falls  man  V.  16.  46  tnasdamm  (so  alle 
hds.  bis  auf  L4  und  Kl)  lesen  müsste,  könnte  man  es  mit 
ayanam  in  RV.  8..  33.  7  vergleichen ;  s.  dazu  die  germanischen 
infinitive. 

Brugmann,  Grdr.  2.  1414  ff.  ftthrt  als  accusativische 
bildungstypen  an: 

1.  aus  Wurzelnomina:  §t(bham,  dam. 

2.  Suffix  ti-:  astini^). 

3.  suffix  tu-:  dhätum, 

4.  suffix  io-:  "Vidyam. 

5.  suffix  iä'i  af'airyqn. 
Dazu  kommt  noch: 

6.  aus  präsensstämmen  gebildete:  -daranam. 

Über  die  zeitliche  Verwendung  der  verschiedenen  Infinitiv- 
bildungen  im  indischen  lässt  sich  nur  sagen,  dass  allein  die 
fiew-infinitive  im  zunehmen  sind.  —  Im  iranischen  sind  die 
meisten  der  bildungen  jungavestisch. 

Der  gebrauch  der  infinitive  ist  in  allen  bildungen,  soweit 
sie  überhaupt  mannigfaltigkeit  zeigen,  und  in  den  beiden 
sprachzweigen  ziemlich  übereinstimmend.  Zwei  gebrauchs- 
weisen  stehen  sich  überall  gegenüber:  die  final-supinale  und 
die  einfach-infinitivische  (besonders  in  abhängigkeit  von  verben 
des  könnens,  wollens,  Wissens).  Daneben  treten  vereinzelt  un- 
abhängig gebrauchte  (d.  i.  konjunctivisch-imperativische)  in- 
finitive auf. 

Ich  gebe  nun:  1.  die  altindischen  bildungen  auf  -ttim;  2. 
die  arischen  auf  '(a)m  (anhang  1:  -anam?;  anhang  2:  nijadtm; 

>)  Kein  Infinitiv;  s.  §  68. 


Die  iBfimtiTe  des  Isdi&chen  tmd  IranisclieB. 


57 


^bang  3 :  'yam) ;  3,  die  auf  -am :  a)  einfache,  b)  aus  präsens 
ttämoien;  4  die  iranischen  auf -iim;   und  zuletzt  als  anhange 
Ä :  die  fonnen  auf  -at  (-atj. 


Zweites  kapiteL 
Die  altindischen  Infinitive  auf  -tum. 

§  32. 
Aligemeines. 

Pl^inisagt  3.  3. 10  r  tutnumwulau  kriyaifätn  kriyarthayäm, 
bei  Böhtlingk:  „wenn  ausgedrückt  werden  soll,  dass  eine 
hÄßdliing  einer  anderen  wegen  geschiebt ,  so  bezeichnet  der 
infinitiT  auf  -^—ium  oder  ein  nomen  agentis  auf  ——iika  die 
iß  tier  Zukunft  gedachte  handlung" .  Ferner  3, 4,  %b :  Mkadhf^ajflä- 
ghlfihatarabhalabhakramasaharhäsfyarthesn  tumun  ^in  Verbindung 
init  hk-  u.  s.  w.  und  mit  einem  verbum  in  der  bedeutnng 
da  sein'  steht  der  inflniliv  auf  ——tiim^,  —  Vgl.  ausserdem 
pR^ini  2.  3.  Ib  -  3.  3,  158;  167  —  3,  4  9;  66. 

Über  die  bildung  der  iiim-inflnitive  Jässt  sich  dasselbe 
sagen,  was  zu  den  fo^-forraen  (s.oben  §  6)  bemerkt  werde.  Zur 
büdung  von  jlvüttim  ygL  KZ.  39.  492 ;  jtmtum  stellt  eine  nach 
jöngere  bildung  dar.  Schon  in  nachvedischer  zeit  (in  den  Bräh- 
Bä^m  und  Sütras)  treten  infinitivbildungen  aus  dem  ^causaF- 
^mme  auf.  Auch  hier  ruht  der  accent  wie  bei  denen  ans 
der  einfachen  wurzel  auf  der  Wurzelsilbe,  sofern  sie  nicht 
romponirt  sind;  in  diesem  falle  auf  dem  präverb.  Eine  aus- 
nähme bildete  der  accent  in  äp^/ayäi/itum  der  MS. ;  es  ist  aber 
erst  so  von  Schroeder  aus  äpy&yäyditiim  corrigirt  Sind 
mehrere  praverbien  vorhanden,  so  ruht  der  hauptton  bald  auf 
dem  ersten  bald  auf  dem  zweiten. 

In  späterer  zeit  —  in  der  zeit  der  alleinhenschaft  von 
^liifii  —  kann  zu  jedem  verb  ein  inflnitiv  gebildet  werden, 
H^er  selbst verständUch  geschieht  das  nicht  mehr  durchweg  in 
HBJJII  lahmen  der  alten  bildungs weise. 

r  Im  gebrauch  der  fwm  •  infinitive  sind  vom  HV,  an  im 
I  gnMen  und  ganzen  zwei  weisen  zu  unterscheiden.  Die  eine 
l     ieigi  noch  die  in  der  infinitivform  steckende  accusativfiinction 


58 


Frite  Wol«^ 


deutlich;  sie  drückt  das  ziel,  die  richtang  aus  und  hat  schon 
ini  EV*  ganz  die  bedeutung  des  lateiiiischen  supinums.  Die 
zweite  gebraachsweise  könnte  man  die  des  „eiafachen  iaflmtivs** 
nennen ;  es  sind  constructionen  wie  deutsch  „ich  kann  geben**. 
Besonders  nach  den  verben  ^^ak-  und  arh-  ist  sie  ausserordent- 
lich häufig.  Beachtung  verdient  die  thatsache,  dass  dabei  in 
der  raehrzahl  der  fälle  der  satz  negirt  erscheint.  Nur  ein  ein- 
ziger fall,  und  zwar  aus  der  älteren  prosa,  ist  nur  bekannt, 
in  dem  der  infinitiv  auf  'timi  unabhängig  auftritt;  s.  unten  §  38. 

Die  häufigkeit  der  formen  nimmt  ständig  zu.    Der  ÄV, 
hat  schon  mehr  formen  auf  -tum  als  der  RV.  (wenigstens  ver- 
bal tnisBmässig;  an  sich  ist  die  zahl  in  beiden  die  gleiche).    Im 
SB*  entsprechen  nach  Brunnbofers  Zählung  (BB*  10,  252)  die 
*wtn-inflnitive   dem    dritten    teil   aller   übrigen   bildungen  zu- 
sammengenonimeu.     Dabei  ist  auffallend,  dass  sie  in   Kä^da 
7  und  8,  die  Brunnhofer  sogar  zu  den  allerjüngsten  zählt,  _ 
gänzlich  fehlen.    Vielleicht  spricht  das ,   wie  es  ja  das  plötz-  | 
Hebe  aufblühen  der  f«m-bildung  überhaupt  thut,  für  die  an- 
nähme, dass  die  ^an-infinitive  ihren  siegeszug  von  einem  dia- 
lekt  oder  von  einer  dialektgi'uppe  ans  genommen  haben.     Und 
zwar  gehören  demnach  Käiif)a  7  und  8  (ebenso  wie  die  Veden) 
zu  denjenigen  dialekten,  die  nicht  als  ausgangspunkt  der  hmi- 
infinitive  aazuHehen  sind.  S.  noch  oben  §  31  über  anderes  ge-  j 
meinsame  der  beiden  Kä^^as  und  der  Yeden.  ■ 

In  der  späteren  spräche  übernehmen  die  f ?iti*-infinitive  die 
gebrauchsweiaen  aller  übrigen  infinitive*).  Auch  nach  verben 
des  ^furchtens^,  in  denen  man  ablative  erwartet,  finden  wir  tum- 
infinitive,  vgl.  Hoefer  s.  99  f.  —  Da  ein  lat  satz  wie  non 
potest  necari  im  Altindischen  vielmehr  durch  na  Mkyafe  han- 
tuni  ausgedrückt  wird,  so  sollte  man  meinen,  dass  passivische  üi- 
finitive  überhaupt  nicht  vorkommen.  Dem  ist  jedoch  nicht  so; 
vgl.  narho  matpurusair  ufdum  ^ nicht  ist  er  wertj  durch  meine 
diener  geführt  zu  werden **  (Hoefer  s.  87).  Dabei  ist  der  in- 
strumental sehr  auffällig;  er  beweist  klar^  dass  eben  netum 
wirklich  passivisch  empfunden  wurde.  —  Hoefer  führt  eine  an- 
zahl  von  eigenthümlichen  Verwendungen  der  f^im-infinitive  an, 
ohne  aber  immer  dafüi*  überzeugende  erkläruugen  zu  geben. 


I 


*)  Eine  auefiihrliche  danitellung'  des  gt^biaucbea  findet  sich  bei  Hoefer,] 
Vom  Infinitiv  besoaders  im  Sanskrit  s.  62—123* 


Die  MmÜre  des  Indischen  und  Ir^acben. 


59 


§  33, 

Der  supinale  gebrauch  der  iiifn-infliiltiYe. 

Peutsches  beispiel:  „ich  mache  mich  auf  zu  gehen*^). 

Es  ist  auffällig,  dass  der  accusativische  (zielaccusativische) 
duurakter  der  tum-inÜmÜYe  im  EV.  nur  au  zwei  beispielea 
mm  vorscheiu  kommt; 

BV.  1.  164.  4:  kS  mdväffisam  npa  gät  präßfu^  ^tdt  „wer 
wird  an  den  wissenden  herantreten,  am  darnach  zu  fragen''.  ~ 
Datö  lied  gehört  nach  Grassmann  zu  den  spätesten  stücken 
des  RV. 

RT,  10.  2,  3:  d  devfnmm  äpi  phithäm  affannm  yde  chaknä- 
mma  tad  dnii  prävo4kum  „wir  sind  gegangen  auf  den  pfad  der 
fötter,  um,  so  viel  wir  können,  vorwärts  2u  gelangen"  (Del- 
Vrftck  s.  417). 

Ebenso  wie  an  diesen  beiden  RV.-stellen  stehen  die  ttim- 
Mnitive  auch  sonst  bei  verben  der  bewegung  (s-  u*)»  Aus 
dem  AV.  gehören  hierher  AV.  »•  9,  4  =  EV*  L  164.  4;  AV,  19. 
59.3  =  RY.  10.  2.  3  (s.  o.);  ausserdem: 

AV,  IL  5-  3:  täm  jafdm  dra^^am  abhisämj/dnti  devnh. 
Bloomfield  r.  215:  „when  he  is  bom  the  gods  gather  about 
to  sae  him'^. 

AV.  13.  4*  31:  vaSäm  upapräyanti  yäcitiinh  Bloom- 
field 8.  177:  „they  come  to  heg  for  the  sterile  cow*^. 

AV.  18.  4.  63:  äyatu  no  g^h&n  havir  ättum  „kommt  her 
ansern  häusem,  um  das  Havis  zu  essen''. 

Nicht  ganz  klar  ist  mir  die  stelle,  wo  Whitney  im  Index 
zum  AV.  dätum  als  Infinitiv  nimmt: 

AV.  6.  122*  2:  dädatali  praydcchanto  dätum.  Soll  das 
lltiisen  „gebend^  reichend,  um  zu  geben"?  Auch  hier  hätten  wir 
dann  einen  supinalen  inftnitiv  nach  einem  verh  der  bewegung 
iuznnehmen  (jjra-yam-  „hinreichen"), 

E>er  gebrauch  in  der  prosii  stimmt  gänzlich  mit  dem 
Vedischen  überein;  siehe  Delbrück,  AI  Synt  s,  428»  dem 
ich  die  folgenden  beispiele  entnehme: 

TS.  6.  3.  1.  6:  hotitm  di  „er  geht  zu  opfern"- 

SB.  3*  1.  1.  4:   derayftjanaffi  jo^a^itum  aima   „die  opfer- 
te zu  besuchen  gingen  wir". 

SB,  3*  2,  3.  1:  drd.^(nm  ä  gacchanü  „sie  kommen  herbei, 
um  SQ  geheü^. 


* 


60  Fritz  Wolff, 

Hierher  auch  OB.  12.  4.  4.  1,  wo  RV.  10.  2.  3  citirt 
ist,  und 

SB.  4.  2.  4.  9:  eväitad  drä^um  ägacchanü  ,  .  yäSaJ}. 
Eggeling  2.  300:  „they  approach,  forsooth,  to  behold  that 
glory". 

MS.  4.  6.  8  (90.  5) :  sarfwatsaräm  etäu  kälpayitutß  pläyete 
^sie  beide  eilen  sich  das  jähr  zu  schaffen''. 

MS.  1.  10.  15  (155.  15):  vj^rätfi  hdntum  upapUycUa  „sie 
nahten  sich,  um  Vrtra  zu  töten". 

OB.  8.  6.  2.  6:  pätava  veditum  „fliegen  wir  (beide)  hin, 
um  nachzusehen". 

MS.  4.  5.  6  (72.  1) :  hotum  upodcdi^than  „sie  erhoben  sich, 
um  zu  opfern". 

MS.  8.  8.  2  (94.  1):  ye  somam  apyayäyitum  uddsthtih 
„welche  sich  aufgemacht  haben,  um  den  Soma  quellen  zu 
lassen".    Über  den  accent  von  apyayäyitum  vgl.  oben  §  32. 

Die  tum-inflnitive  in  ^einfach-inflnitiTischem^  gebraneli. 

(Deutsches  beispiel:  „ich  kann  gehen".) 

§34. 
1.  Bei  &dk'. 

Der  einfache  infinitiv  bei  §ak-  ist  in  der  älteren  spräche 
unter  allen  am  häufigsten.  Im  RV.  findet  er  sich  noch  nicht, 
dagegen  treten  uns  schon  im  AV.  einige  füle  entgegen. 

AV.  4.  18.  6  (=  5.  31.  11):  tm  SaSAka  kärtum.  Bloom- 
field  s.  70:  „he  has  not  been  able  to  accomplish  them". 

AV.  12.  4.  18:  dätum  ced  äiakad  vaSAm.  Bloom field 
s.  175:  „if  he  has  prevailed  upon  himself  to  give  away  the 
sterile  cow". 

Der  gebrauch  in  der  prosa  stimmt  zu  dem  der  AV.-bei- 
spiele.  Die  mehrzahl  der  fälle  bilden  negative  Sätze;  objecto 
beim  infinitiv  sind  nur  als  accusative  vorhanden. 

A.  Positive  Sätze. 

SB.  4.  6.  7.  21 :  Saknoti  caritum  Saknoti  haivd  hharyän 
bhärtum,  Eggeling  2.  440:  „he  is  able  to  perform,  he,  for- 
sooth, is  able  to  support  his  dependants". 

OB.  5.  2.  3.  4:  yäs  tat  kärma  §akn6ti  kärtum  „der  das 
werk  thun  kann". 


lies 


liaebeD  m 


Ir&nifcben, 


;i 


MS,  4.  7.  7  (102»  15):  yädi  äaknoti  gräkltum  (zwei  mal), 
Nlbr^ck  s*  428:  „wenn  er  fassen  kann*^, 

SB,  3*  4.  2,  6:  yä  etasya  vratdi}i  ^aknoti  caritum.  Egge- 
Hng  1.  362:  „when  one  knows  to  keep  his  law^  —  Ebeaso 
4.  6.  9.  5. 

SB.  5.  2.  5,  4:  saknati  vai  tat  kmium.  Eggeliug  3.  55: 
^Ümt  he  is  able  to  do**,  —  Ebenso  5,  2,  5,  8;  12. 

SB.  fi.  7.  L  20:  ayam  utmä  SaknoH  sthMum.  Eggelin^ 
3.  270:  „for  that  seif  is  able  to  exist", 

SB.  10,  2»  1*  1:   ütpatitum  ^akmwanti   „sie  können  auf- 

AB.  7,  5.  1:  tue  ced  vyapanayituffi  Saknui/at.  Delbrück 
^g.  429:  ^wenn  er  das  abgiessen  kann", 

SB.  L  4,  5-  1:  bhärtum  väm  iakeyam.  Eggeling  L 
128:  „may  I  be  able  to  handle  you", 

SB.  6,  3.   L   39:    tvät/ä   mydm   agnuii  ^akema  khnnitum 
^mä  mal).    Eggeling  3.  202;  „by  thee  may  we  be  able  to 
dif  out  Agni**, 

SB.  4,  1.  4.  2;  täfali  ^aSäkaivä  bnihma  miträ  x^e  k^aträd 
^vaninät  sthätum.    Eggeling  2,  270:  ^then  Mitra,  the  priest- 
hood,  cottld  stand  without  Varuna,  the  nobility". 

SB.  14*  9.  2.  8 :  kathäm  a^akata  mad  j^te  ßvitum.  D  e  1- 
krück  s,  429:  „wie  habt  ihr  ohne  nüch  leben  können**?  — 
Ebenso  14.  9.  2.  9;  10;  IL 

B.  Negative  Sätze, 

MS-  4.  6,  8  (90.   18):   m  ite  marüdhhyo  ^^ahiod  vlryäfn 
41»  f^nicht  ohne  die  Marats  konnte  er  die  heldentbat  ans- 


MS.  4,  5.  9  (77i  4):   nä   iak^ümo  jtmtum    j^wir  werden 
nicht  leben  können", 

TS.  3-  5.  2.  3:    nä   Saknuva  äitum   „wir   beide   können 
^nicht  hinzagehen", 

^B      ÖB- 3,  5,  L  17:  nMakim  äpakramitum.  Eggeling  2.  114: 
^B  conid  not  go  away*". 

^™      SB.  4.  2.  2.  11:    apigfhya  näsike  nä  hiühartuf^i  Saktwti, 
Eggeling  2.  291:   „hence  one  cannot  utter  the  sonnd  'hin' 
j     after  closlng  his  nostrüs",  —   Ebenso  1,  4.  1,  2. 

SB.  4.  2.   L  5:   etäv  eva  nä  SeJctir  äpahanhim.     Egge- 
ling 2.  279:  ftthey  could  not  drive  away  these  two'^-  —  Äha- 


62 


Fniz  Wolff, 


lieh  4.  2.  4.  19   «   1.  1.  4.  17  ')   -   MS.  4,  6,  3  (8L  1) 
4.  5,  8  (75.  1)  —  TS,  6.  2.  3.  L 

SB.  14.  L  1,  6:  idam  yä^'o  vimur  na  Sa^äka  sämyantum. 
Eggeling  5.  442:  „Vi?mi  was  anaWe  to  codItoI  that  glory 
of  bis".  —  Noch  einmal  ähnlich  ebeudort* 

SB,  3.  1*  4.  26;  näinam  ^ahnoty  Myantum,  Eggellüg 
1.  300:  „he  caanot  Hft  it*^,  —  Ähnlich  1.  1.  1.  18^)  —  AB.  3. 
28-  2;  3. 

AB.  1,  7,  3:  »Ml  }micana§(iknuvan  karium  ^sie  konnten 
nichts  thtm^  —  Ähnlich  OB,  6,  3.  1,  14. 

SB,  4.  6.  4,  1;  nä  §aMka  sämhatum,  Eggeling  2,430: 
„he  was  unable  to  raise  himself".  —  Ähnlich  1*  6.  3.  36. 

AB.  3.  14,  2;  tarn  .  .  .  nasaknöt  sattum  „er  konnte  ihn 
nicht  setzen"* 

AB.  3.  14.  2:  tan  näSaknod  vyavaitum  „er  konnte  das 
nicht  trennen"^. 

SB,  11.  4.  2.   19:  tväm  .  .  näiaka  ädätum. 


5.  61:  „thou  hast  not  been  able  to  take  up". 


Eggeling 
Eggeling 
Eggeling 


SB.  1.  4.  L  13:  tam  nä  SaSäka  dhärayitum. 
1.  105;  „he  was  nnable  to  hold  him  back*^. 

SB,  1.  4,   L  40:    evd  na  sekur  dk^rvitum> 
1,  113 f.:  „they  were  nnable  to  injnre  thera**. 

SB.  9*  5.  1,  5:  na  tvdbhipattufn  Sekid.L  Eggeling  4.  255; 
yjbut  they  could  not  lay  hold  of  it"*  Ebenso  auch  9.  5.  1.  6;  9. 

SB-  10,  4,  1.  5:  na  §ah^yavaJi  prajäh  präjanayittim.  Egge- 
ling 4.  342:  „we  shall  be  nnable  to  produce  creatures"*  —  Eben- 
so 6,  1,  ].  3. 

TS.  6.  4.  10,  1 :  tS  ^nyo  ^ny&ffi  nMahmvann  ahhibhavüum 
.sie  konnten  einander  nicht  übertreffen^. 


I 

i 
I 

I 

I 


i 


§35. 

2.  Bei  arh-. 

Die  anzahl  der  stellen,  an  denen  arh-  mit  infiniti?  anf 
-tum  erscheint,  ist  fast  so  gross  wie  die  mit  i^ak-.  Schon  im 
RV.  giebt  es  eine  stelle.  Allerdings  will  Grassmann  in 
seiner  iibersetznng  (1.  544)  die  betreffende  Strophe  als  später 
zugedichtet  nehmen,  und  zwar  gerade  wegen  dieser  constracüon 
von  arh-.    Die  stelle  lantet: 


0  Fehlt  bei  BrnnDbofer  fiB.  10. 


Die  iniiütiT«  des  bidiecban  und  Iraniichen, 


63 


ET.  5*  79.  10:  hhüyo  vü  dättm  arhaBL  Delbrück  s.  417: 
,CKler  du  kannst  mehr  gehen^. 

Aus  dem  AV*  gehören  drei  stellen  hierher: 

AT.  10.  L  26:  nä  tvä  nikartum  arlmtL  Bloom field  8.  75: 
^he  is  not  able  to  put  thee  down**, 

AV,  19.  22.  21 :  tma  arhati  hraJmuhjü  ^pdrdhitum  „er 
kann  mit  diesem  priester  wetteifern**.  —  Ebenso  AV,  19.  23.  3Ü, 

In  der  prosa  begegnen  uns  nicht  so  yiel  negative  sätze 
wie  bei  Sak'^  dagegen  eine  anzabl  fragesätze,  die  nach  ihrem 
mhalt  negativsätzea  ähneln.  Im  übrigen  stimmt  der  gebrauch 
mit  dem  bei  Sah-  völlig  überein. 

IÄ,  Positive  Sätze, 
6B*  6,  7.  1.  1:  salyäm  vä  etäfft  yäntum  arJmti   Eggeling 
S6B:  „the  tnith  is  able  to  sustain  that",  —  Ebenso  6.  7- 
3;  7;  12  j  13, 
TS*  5*  L  3*  4:  mänasa  .  .  täm  äptum  arhati  „er  kann 
jeae  dnrch  geist  erlangen*'.  —  Ähnlich  TS.  5.  2.  7,  4  —  MS. 
L  IL  9  (171.  II). 

AB,  6.  23.  5:  aJnnani  tantum  arjiati  „er  kann  die  feier- 
tage  dehnen'*, 

MS.  3.  1.  5  (6.  6):  etän  manii^ä  yäntum  arhanti  „das 
können  die  menschen  gewähren^. 

P^  MS.  1. 10. 19  (159. 10) :  ünnetum  arhalL  D e  1  b r ü  ck  s.  428 : 
,er  vermag  weg^snflihreü". 

MS.  4.  4,  6  (56,  11);  etdm  sägdhum  arhati  j^ev  kann  ihn 
auf  sich  nehmen^. 

AB.  8,  12.  5;  indro  viryam  kartnm  arhati  „Indra  kann  die 
Iddenthat  vollführen",  -  Ebenso  8.  17,  b. 

TS.  7.  3,  1.  4:  mdna  vä  imay^  sadyälj  pdryäptiim  arhati 
wmmk  päribhavitum  ^der  geist  kann  diese  plötzlich  erlangen, 
jer  gieist  Kbertreffen^, 

SB.  13.  6.  1.  41:  sä  ha  väi  brahmä  bhävitum  arhati 
DilbrELck  s.  428:  „der  verdient  ein  brahman  m  sein**. 

B.  Fragesätze. 

6b.  IS,  4.  2,  16:  kä  w  hyetäm  arhati  pratyävartayitum. 
Egg eling  5,  359  :  „Who,  forsooth,  is  able  to  turn  him  back"*? 

SB,  S.  3,  4,  9:  ko  hy  iiäm  ärhaty  ahhyäroffimm,  Egge- 
Hilf  2-  78:  „for  who  is  worthy  of  mounting  beside  Mm**. 


64  Fritz  Wolff, 

AB.  1.  6.  7:  ko  Whati  mantißyab  sarvam  satyam  vaditum. 
Delbrück  s.  428:  „wer  vermag  als  ein  mensch  die  volle 
Wahrheit  zu  reden"? 

OB.  14.  9.  1.  11:  ko  hi  tvaivätn  hruvantam  drhati  pratya- 
khyatum  „wer  kann  dich,  der  du  solches  sagst^  abweisen"? 

SB.  2.  1.2.  11:  ko  hy  etäsyärhati  gühyatß  näma  grdhitum. 
Eggeling  1.  285:  y^Who  dares  to  nse  his  mystic  name"? 

TS.  2.  1.  b.  2:  ko  Whati  sahäsram  pa§An  präptum  „wer 
kann  1000  stück  vieh  erlangen"?  —  S.  gleich  bei  C. 

C.  Negative  Sätze. 

TS.  3.  2.  9.  7:  nä  hl  .  .  pa§um  ärhaty  äptum.    S.  eben. 

&B.  2.  4.  1.  10:  täin  eva  7iärhati  vdktum.  Eggeling 
1.  359:  „he  dares  not  say  to  him"  (zwei  mal). 

SB.  13.  1.  4.  2:  na  i;a  imänt  käScana  .  .  ätyetum  arhati. 
Eggeling  5.  285:  „for  no  one  (creature)  is  able  to  go  be- 
yond  it".  —  ÄhnUch  13.  7.  1.  15. 

SB.  6.  4.  1.  8:  7i6  haitäm  anyo  divo  varimA  ydntum 
arhati.  Eggeling  3.  216:  „and  him  assuredly  none  other 
than  the  width  of  the  sky  can  contain".  —  Ebenso  7. 4. 1.  9^). 

MS.  1. 11.6(168. 5):  nd  vä  etdn  manusyä  yoktum  arhanti, 
Delbrück  s.  428:  „das  vermögen  die  menschen  nicht  anzu- 
schirren". 

AB.  8.  23.  10:  na  vai  tan  inartyo  jetum  arhati  „nicht 
kann  das  der  mensch  besiegen*'. 

§  36. 
3.  Bei  dhar-. 

Der  gebrauch  ist  wie  bei  §ak-  und  arh-.  Im  RV,  kein 
beispiel.  Ludwig,  Infinitiv  s.  64  hält  sittuyn  AV.  6.  17.  1 
für  einen  infinitiv. 

AV.  6.  17.  1 :  evä  te  dhriydtani  gdrbho  dnu  sütum  sdvitm-e. 
Bloomfield  s.  98:  „thus  shall  thy  embryo  be  held  fast,  to 
produce  a  child  after  pregnancy";  ähnlich  übersetzt  Florenz, 
BB.  12.  269;  Ludwig  selbst  bietet  jetzt  (Rigveda  3.  477): 
„so  werde  der  keim  von  dir  gehalten,  die  geburt  zu  gebären*^. 
Es  ist  demnach  klar,  dass  8{itum  nicht  als  Infinitiv  anzusehen  ist. 


1)  Fehlt  bei  Brannhofer  BB.  10. 


Iklll 


he«  wm  Imiufltliwi. 


65 


Beispiele  aus  der  prosa.  Solche  mit  negaüon  seheinen  hier 
nicht  vorzukommen ;  Delbrück  Yerzeirhiiet  einen  fall,  wo  der 
intitutiv  mit  der  privativpaHikel  verbunden  ist, 

TS.  6.  5.  9.  1:  tarn  adhHyata  hotum.  Delbrück  s.  429: 
,er  entscMois  sich  ihu  zu  opfern". 

SB.  14,  4*  3,  32:  tanl  (nändich  kflrmmp)  jmttim  duährire 
,diese  (werke)  kennen  zu  lernen  begannen  sie'*, 

SB.  II,  4.  L3:  Um  hu  tdta  eva  prd^ium  dadhre.  Egge- 
liug  5.  52:  ^and  began  to  question  him",  —  Ebenso  14.  6. 1.  4. 

SB.  10*  6.  5*  6:  ^äriram  ^myitum  adhrh/ata.  Delbrück 
s-429:  pder  leib  begann  zu  schwellen".  —  Ebenso  13.  4.  4.  6, 

SB.  10.  6.  5.  5 :  tdttad  ätttim  adbriyata,  E g g  e  1  i  n  g  4,  403 : 
M  set  about  devouring". 

SB.  1.  6-  2.  2:  tarn  anve^tum  dadhrire.  Eggelingl,  161 : 
flthey  thereupon  set  about  searching  for  it".    Ebenso  1*  6. 4  2, 

SB.  3.  3.  3.  I :  tä  kmnAfft  sämpe^um  dadhrire.  Eggeling 
h  S42:  pthey  sought  to  crush  Mm**, 

0B.  9,  5,  1*  19:  anyät  kartum  dadhrire.  Eggeling 
4.358:  „they  began  doing  something  eise";  vgl  dort  seine 
EOte  zu  Delbrück  s.  429.     Ebenso  auch  9.  5,  1.  20;  21. 

SB,  L  4.  1.  11:  täm  xghhir  hvayitum  dadhre.  Eggeling 
1 104  f, ;  rthe  began  to  invoke  the  latter  with  verses  of  the 
%-?eda\ 

OB.  10*  2,  2.  1*):  täm  dm)&  yajümaiva  yastum  adhriyanta, 
Eggeling  4.  304:  „and  the  gods  set  about  offering  him  up 
in  sacrifice", 

Brunnhofer  BB.  10.  239  führt  noch  SB.  3,  3,  2.  8  an, 
ich  kann  jedoch  die  steUe  nicht  finden. 

Das  eine  voü  Delbrück  angefflhrte  beispiel  mitnegirtem 
iafinitiv  lautet: 

SB.  10,  4.  1.  18:  änaihiharfmß  dhriyante,  Delbrück 
I.  429:  f,man  sebickt  sieh  an  nicht  herbeizubringen". 


I 


§3L 
Bei  anderen  verben. 


Während  wir  oben  in  den  §§  34—36  sahen,  dass  der  RV. 
Ton  dem  später^  in  der  älteren  prosa,  so  weiten  gebrauch 
der  mfinitive  auf  4um  bei  iaJc-^  arh-^  dhar-  noch  so  gut  wie 


*1  F^t  \m  Brunnhofef  BB.  10. 


66 


Prite  Wolff, 


ganiichts  kennt  (von  allen  drei  gebrauchsweisen  hat  er  im 
ganzen  ein  beispiel!),  so  haben  wir  hier  —  im  gebrauch  bei 
anderen  verben  —  im  KV.  eine  fast  noch  grössere  niannig- 
faltigkeit  als  in  der  älteren  prosa.  Aber  die  wenig  zahl- 
reichen beispiele  verbieten,  besondere  Schlüsse  zu  ziehen.  Hier- 
her  gehören; 

RV.  5,  36.  1 :  sd  &  gamad  ifidro  yS  väsUnäm  nketad  dätum. 
Delbrück  8.  417:  „Indra  komme  herbei,  der  die  absieht  hat 
guter  zu  schenken*",    väsanäm  ist  partitiver  genetiv. 

RV*  6.  9.  2:  n&häm  täntum  nd  vi  janämy  otum^  Grass- 
mann: j,  nicht  weiss  fich  recht  zu  spannen  noch  zu  weben**. 
Ähnlich  Ludwig  (no.  375).  Kaegi  70  Lieder  s.  102) 
übersieht  das  doppelte  na  nnd  verfehlt  deshalb  den  sinn: 
„den  faden  weiss  ich  nicht  zu  weben".  Ebenso  RV.  6.  9.  3. 
Vgl  hierzn  ans  der  prosa: 

AB*  6*  23.  5:  ya  enam  yoldtim  ca  vimoktum  m  veda  „der 
sie  (die  feier:  aMnam)  zu  binden  und  zu  lösen  weiss". 

RV.  1.  91,  6:  tmffi  m  soma  no  vd^o  jwätuffi  nd  maramahe 
„wolle,  0  Soma,  dass  wir  leben,  nicht  mögen  wir  sterben*". 
Wohl  accusativus  cum  infinitivo,  vgl.  KZ.  39.  491  f. 

Einen  infinitiv  werden  wir  auch  anzuerkennen  haben 

RV*  6.  47,  10:  indra  mila  mähyam  ßvätum  icha  „sei 
gnädig,  Indraj  such  mir  zu  schaffen,  dass  ich  lebe".  — 
Ludwig  und  Grass  mann  übersetzen  jlvätum  als  nomen. 
Der  infinitiv  ist  hier  jedenfalls  möglich,  weil  es  sich  ja  nicht 
um  das  abstracte  leben,  sondern  nur  um  die  action  des  lebens 
handelt;  doch  muss  darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  dass 
iS'  gerade  in  der  angenommenen  bedentung  öfter  nomina  acti- 
onis  bei  sich  hat;  vgl.  EV.  1.  80.  6;  4.  18.  10;  5.  30.  7;  6.  6.  1. 
jivätum  in  RY,  8.  47.  4:  ärusaia  k^dywm  jivdimn  ca  „sie  ge- 
währten Wohnung  und  lebensunterhalf^  ist  reines  substantiT. 
Dagegen  lässt  sich  aus  der  prosa  eine  stelle  anfuhren,  wo 
jiväUim  wegen  seiner  Verbindung  mit  jyok  sicher  als  infinitiv 
zu  fassen  ist,  nämlich 

OB,  12.  8.  1.  20:  diJiö  jySff  jwätum  waim  dadhäti  Egge- 
ling  5.  237  übersetzt  frei:  „he  also  confers  long  life  on  them"; 
wörtlich!  „lange  zn  leben  gewährt  er  ihnen". 

Ras  von  Ludwig,  Infinitiv  s.  64  angeführte  sotum  EV. 
8. 19.  18  ist  sicher  Substantiv,  wie  auch  schon  Brunnhof er^ 
KZ,  25*  344  sagt;  es  ist  mehreren  Substantiven  coordinirt. 


Infinitive  de«  Indiiclien  und  Iraniiehen. 


67 


Auß  dem  RV.  bleibt  noch  eine  stelle  übrig,  die  Del- 
biöck  s.  417  für  uDdeutlich  erklärt, 

RV»  3.  48.  1 :  sadyo  ha  jütS  v^^abhah  kantnaJß  präbhartum 
amä  ändJiasah  sutdsya.  Ludwig  (no.  958):  „sogleich  wie 
er  geboreil,  hat  der  junge  stier  ?erlaiigt  zu  nehmen  vom  ge- 
kelterten safte '^_  Ähnlich  auch  Grass  mann»  Nun  hat  aber 
^ira-lthar-  nicht  die  bedeutimg  von  „nehmen";  pra-hhar-  heisst 
fldÄTbringen".  Für  avat  giebt  G rassmann  Wh,  als  bedeu- 
mug  an  7, gern  annehmen,  sich  wohl  gefallen  lassen*",  so  aach 
das  Gr.  Ptbg,  Wb*  „wünschen,  gern  haben".  Also  werden 
wir  den  lofinitiT  passivisch  fassen  müssen:  „er  hatte  sich  ge- 
faüen  lassen,  dass  ihm  dargebracht  wurde".  —  prähhartnm 
wild  allgemein  (s.  Delbrück,  Ludwig,  Grass  mann, 
Wilhelm,  Brunnhof  er  etc.)  für  einen  Infinitiv  gehalten- 

Ans  der  prosa  gehören  ausser  den  schon  oben  angeführten 
rtellen  hierher: 

SB.  10.  5*  2.  6:  täsmäd  agnim  nädriyata  pärihantum.  Egge- 
iiag  4.  368:  „one  need  not  therefore  mind  destroying  Agni". 

SB.  9,  L  2,  16:  nädriyeta  ,  .  kärtunh  Eggeling  4  173: 
,k  ueed  not  care  to  make", 

SB.  3.  6.  3,  17:  täsmän  nädriyeta  pärivartayitum  Del* 
kTfiek  s.  429:  „deshalb  lasse  er  sich  nicht  angelegen  sein, 
mä  rings  das  haar  zu  scheeren*'. 

^Täp<J.  Bn  13.  6.  9;  Ihantum  naUffisata.    Delbrücks.  429: 
rechnete  nicht  darauf  zu  töten  *^, 
AB*  4.  8-  3:  na  ha  iam  dadhx^atur  . .  vaktum.  Delbrück: 
rSie  wagten  nicht  zu  ihm  zu  sagen". 

SB.  4,  1.  4.  9;  nä  cakame  häntum,  Delbrück;  „er 
wfinschte  nicht  zu  töten". 

SB*  5.  L  L  13:  kämäyeta  väi  räjä  mmrä4  bhdvitum* 
Eggeling  3.  4:  „a  king  might  iudeed  wish  to  become 
efflperor*'. 

AB.  3,  39.  1:  nanv  akammjataitum,  Delbrück  s.  429: 
^er  wünschte  nicht  nachzugehen". 


m 


§38. 


Ber  inflnitiv  auf  -tum  In  imabhängigem  gebrsneh. 

Wir  haben  oben  (§  32)  gesehen,  dass  dieser  gebrauch  in 
»ptterer  aeit  öfters  vorkommt.  Aus  der  älteren  zeit  kenne 
ich  uir  ein  beispiel,  und  zwar  aus  der  prosa. 

5* 


68  Friti  Wolff, 

SB.  11.  6.  2.  5:  sa  hoväcagnihoträm  .  .  veditnm  iti. 
Eggeling  5.  114:  „and  he  said  ,is  it  to  know  the  agni- 
hotra'?". 

InflnitlTe  auf  -tum. 


attum  (V.  +) 

AV.  18.  4.  63. 

SB.  10.  6.  5.  5. 

anitum  (B.) 

äptum  (B.  +) 

TS.  3.  2.  9.  7  —  5.  1.  3.  4  —  6.  2.  7.  4. 

MS.  1.  11.  9  (171.  11). 

+pdry' 

TS.  7.  3.  1.  4  (zwei  mal). 

■hprä" 

TS.  a.  1.  5.  2. 

asitum  (B.) 

etutn  (B.  +) 

^tr 

SB.  18.  1.  4.  2. 

+anu 

AB.  3.  39.  1. 

+t;ya»o» 

AB.  S.  14.  2. 

+ä- 

TS.  2.  5.  2.  3. 

edhitum  (B.) 

e?tum  (B.  '+) 

+dnif 

OB.  1.  6.  2.  2  -  1.  6.  4.  2. 

otum  (RV.) 

RV.  6.  9.  2  —  6.  9.  3. 

kärtum  (AV.  +) 

AV.  4.  18.  6  —  5.  31.  11  —  AB.  1.  7. 

3  —  8.  12.  5  —  8.  17.  5  —  OB.  5.  2. 
3.  4  —  5.  2.  5.  4;  8;  12  —  6.  3.  1. 
14  —  9.  1.  2.  16  —  9.  5.  1.  19;  20; 
21  —  MS.  4.  6.  8  (90.  18). 
+WI»  AV.  10.  1.  26. 

+hhio         OB.  1.  4.  1.  2  —  4.  2.  2.  11. 
kälpayitum  MS.  4.  6.  8  (90.  5). 

kramitum  (B.  +) 

+dpa?  SB.  3.  5.  1.  17. 
Jchdnitum  (B.  +)  SB.  6.  3.  1.  39. 
khyätiim  (B.  +) 

+pratyä'>     SB.  14.  9.  1.  11. 
gamtum  (B.  +) 
gatutn  (B.  +) 
goptum  (B.) 

grähitttm  (B.  +)  SB.  2.  1.  2.  11  —  MS.  4.  7.  7  (102.  15) 

(zwei  mal). 


^^1 

Bm^^E^^^7\*  «MMi^~jr^<  ^r^^^^H^^^^^^^^^^^^H^^^^^^^^^^^^^^^^I 

^             Die  infinltiTe  des  Indiichen  und  IrameeheD.                      69             ^^H 

earitiim  (B,  +) 

SB.  2.  4.  2.  6  —  4.  6.  7.  21  —  4.  6.  9.  5.            ^| 

dettum  (B.  +) 

^H 

jauayitum 

^^1 

+pra* 

SB.  6.  1.  1.  3  —  10.  4.  1.  5.                            ^M 

ßvätum 

RV.  1.  91.  6  —  6.  47.  10  —  (8.  47.  4)  —           ^1 

SB.  lä.  8.  I.  20.                                               ^1 

jkiiim  (B,  +) 

SB.  14.  9.  2.  8;  9;  10;  11  —  MS.  4.  5.           ^1 

9  (77.  4).                                                              ^M 

ßm  {B.  +) 

AB.  8.  23.  10  —  TS.  6.  2.  3.  1.                      ^H 

iSfüyUum 

SB.  i,  1.  1.  4.                                                   ^H 

ßähm  (B,  +) 

SB.  14.  4.  3.  32.                                                   ^1 

f^idum  (B,) 

RV.  6.  9.  2  -  6.  9.  3  —  AB.  6.  23.  5.           ^M 

dihidhmn  (B*  +) 

äB.  3.  3.  2.  8.                                                    ^M 

hMhum  (BO 

^H 

ahm  (V-  +) 

RV.  5.  36.  1    —  3.  79.  10  -  AV.  6.           ^M 

122.  2  —  13.  4.  18  —  SB.  11.  4.  2.  19            ^M 

—  IS.  7.  1.  15.                                                   .^M 

Jroi^fitwi  (AV.  +) 

AV.  11.5.3- SB.  3.  2.  3.1 -4.  2.4.9.           ^M 

dh&him  (B,  +) 

^H 

^^i^ 

Bhäg:.P.  7.  8. 18  (Kl.  Ptbg.  Wb.  3. 1&3  8p,2).           ^M 

iWrayifwm 

SB.  1.  4.  1.  13.                                                   H 

^firiHfwn*  (SB*) 

äB.  1.  4.  1.  40.                                                    ^H 

^wi^tVum  (B.  +) 

^H 

^wyapa° 

AB.  7.  5.  ].                                                         ^1 

n€tum  (B.  +) 

^H 

+fin° 

MS.  1.  10.  19  (159.  10).                                      ^1 

jMiWiim  (B.) 

^H 

+Äe^ 

SB.  10.  2.  1.  1.                                                     ^H 

pmum  (B-  +) 

^H 

4^I&M^ 

SB.  9.  5.  1.  5;  6;  9.                                             ^H 

jorÜMtn  (JB*) 

^H 

ftftmn  (B.  +) 

^H 

+5attt^ 

SB.  3.  3.  3.  1.                                                     ^M 

fjfäi/ayitum 

^H 

+fl° 

MS.  3.  8.  2  (94.  1).                                              ^1 

jiraifuiii  {V.  Hr) 

RV.  1.  164.  4  —  AV.  9.  9.  4  —  SB.  11.            ^M 

4.  1.  a  —  14.  6.  I.  4.                                         ^1 

ih^um  (B.  +) 

^H 

^'Mreiiirt  (Y.  +) 

SB.  1.  4.  5.  1  -  4.  6.  7.  21.                             ^M 

tpra' 

RV.  3.  48.  1.                                                       ^1 

70  Friti  WOB, 

bMmtmm  (B.  +)  OB.  6.  1.  1.  13  —  18.  6.  1.  41. 

+abhi'>  TS.  6.  4.  10.  1. 

+p<ino  TS.  7.  3.  1.  4. 
bkettnm  (B.  +) 
matum  <B.  +) 
moMum  (B.  +) 

+«•  AB.  6.  23.  5. 

ydtOum  (B.  +)  SB.  6.  4.  1.  8  —  6.  7.  1.  1 ;  3;  7;  12;  13 
—  7.  4.  1.  9  —  MS.  8.  1.  5  (6.  6). 

+üdo  AB.  8.  28.  2;  3  —  OB.  1.  1.  1.  18  — 
3.  1.  4.  26. 

+86^"  äB.  14.  1.  1.  6  (zwei  mal). 

yägtum  (B.  +)  ^B.  10.  2.  2.  1. 

yäeitum  (AV.  +)  AV.  13.  4.  31. 

yokhm  (B.  +)  MS.  1.  11.  6  (168.  5)  —  AB.  6.  23.  5. 
ro^um  (B.  +) 

+abhyä'>  SB.  8.  3.  4.  9. 

väktum  (B.  +)  AB.  4.  8.  3  —  SB.  8.  4.  1.  10. 

vaditum  (B.  +)  AB.  1.  6.  7. 
variayitutn 

+pan»  OB.  8.  6.  3.  17. 

+präiya'>  SB.  18.  4.  2.  16. 

veditum  (B.)  OB,  8,  6.  2.  6  —  11.  6.  2.  5. 
vo4Jium  (V.  +) 

+prä'>  RV.  10.  2.  3  —  OB.  18.  4.  4.  1. 

-HWMjprd»  AV.  19.  59.  3. 

Sväyitum  (B.)  SB.  10.  6.  5.  6  —  18.  4.  4.  6. 

sägdhum  MS.  4.  4.  6  (56.  11). 

saUum  (B.)  AB.  8.  14.  2. 
«dtum  (JB.) 

(8Ä«Mm  AV.  6.  17.  1). 
seddhum  (B.  +) 

{sotum  RV.  8.  19.  18). 
stohmi  (B.  +) 

sthätum  (B.  +)  OB.  4.  1.  4.  2  —  6.  7.  1.  20. 
snatum  (B.  +) 

spärdhitum  (AV.  B.)  AV.  19.  22.  21  —  19.  23.  30. 
syänttum  (B.) 
svaptum  (B.  +) 


1.  hätmn  (B.  +) 

2.  h&tum  (B.  E.) 

fcfffmium  (B.  +) 
hfkum  (B.  S,) 

Jlp^titfi  (B.) 


Di«  laEnitiTe  des  Inditehen  an3 


M&  1.  10.  15  (155.  15)  -  4  5.  8.  (75.  1) 

—  4.  6.  3  (8L  1)  -  SB.  4.   1.  4.  9  - 

Tä^i  Bn  l:J,  6.  9. 

SB.  4.  2,  L  5. 

SB.  4.  2.  4  19. 

SB.  1,  L  4  17. 

OB.  10,  5.  2,  6. 


SB.  10.  4  L  18. 


&B.  4  6,  3.  36  —  4  6.  4  L 

MS,  4  5.  6  (72,  l). 

TS.  6.  3.  L  6  —  6,  5.  9.  1. 

SB.  4  4  1.  IL 


Drittes  kapitel 
Die  ifido-lranisctien  Infinitive  auf  -(apn, 

(Aus  wurzelstämmeii). 

§  39. 
AUgemeines. 

F  ä  ^  L Q  i  sagt  3.  4.  12 :  §aki  namullmmulaiu  das  B  ö  h  1 1  i  a  g k 
übtrsetzt:  „in  verbmdutig  mit  Sah-  haben  im  Veda  —  —  am 
and  —^am  die  bedeutung  ¥on  *«m". 

Was  im  §  17  zur  bilduag  der  geaetinsch-ablativisdiefl 
nitive  auf  -ah  gesagt  ist,  das  gilt  auch  hier.  Normal  ist 
dip  tiefstut'engestalt  der  wurzel.  Andere  formen  miissen  für 
jangp  gelten.  Bei  nareifäm  (RV,)  ist  das  ganz  offensichtlich. 
Anfeilend  ist  mmoham;  üh-  ^movere"  zeigt  im  II V.  sonst 
keine  einzige  verbalform  in  der  hochstufe,  die  nur  in  wenigen 
idten  auftretenden  nominalen  ableitungen  belegt  ist.  Man 
tian  es  allenfalls  auch  als  absolutiy  fassen;  Pischel»  Ved. 
Stni  1.  39  ff.  wiU  alle  hochstufigen  bildungeo  der  absolutiv- 
Uifie  zuweisen.  —  Ebenso  näyam  (RV.)  (s.  u.  §51)  und  mläyam 


Fritz  Wolf, 


(AV.),  Überhaupt  wird  das  absolutiv»  das  ja  in  vieleE  fällen 
im  gebrauch  kaum  vom  infinitiv  zu  unterscheiden  ist^  das 
muster  für  diese  bilduugen  abgegeben  haben ;  so  jedenfalls  fiir 
öeu  iufluiüv  vihhajam  der  prosa.  Die  hildting  von  upasiMyam  ■ 
neben  ""stMm  zeigt  die  ja  häuiig  genug  zu  beobachtende  ver- 
wirrung  der  n-  und  rrfj/)- wurzeln.  Auf  den  eintluss  des 
mit  nasal  gebildeten  präseusstamnis  weisen  avarändham  und  ■ 
avalümpam.  —  Zu  beachten  ist,  dass  hier  im  gegensatz  zu  den 
ablativiscli  *  genetivischen  wurzelinfinitiven  auch  solche  aus 
sonantisch  auslautenden  wurzeln  erscheinen. 

Ähnüclies  wie  für  das  Indische  gilt  für  das  Iranische. 
Obwohl  sich  im  Avesta  nm-  eine  Meine  anzahl  von  sicheren 
aceusatiyischen  infinitiven  aul^  (arisch)  -(a)m  vorfindet,  wird 
man  doch  wegen  ihrer  der  indischen  ähnliehen  Ibrmatiou 
scbllessen  dürfen,  dass  sie  bereits  im  Arischen  existirt  haben. 
gAw,  dam  und  jAw,  ""harasBrn  zeigen  eine  bildungsweise,  die 
völlig  zu  der  der  indischen  formen  stimmt;  ebenso  snaäBm. 
■^ahvm  kann  hier  nicht  als  sicher  angeführt  werden ;  denn  selbst 
wenn  es  in  dieser  gestalt  belegt  wäre,  bliebe  noch  der  zweifei, 
ob  es  nicht  vielleicht  zu  den  fm-infiuitiven  gehört.  ''Haa^m 
zeigt  dehnstufenform. 

Der  hauptton  der  indisehen  formen  steht  regelmässig  auf 
der  wurzelsübe,  auch  in  der  komposition;  ausnahmen  bilden 
nur  varmjäfUj  das  seinen  accent  wolil  unter  dem  einfluss  von 
vareydti  erhalten  hat,  sowie  vüjambhar^äm  und  upaväkäm. 

Der  gebrauch  der  Infinitive  im  Indischen  stimmt  ganz  zu 
dem  der  t^m-infinitive.  Hier  wie  dort  haben  wir  einen  final- 
supinalen  infinitiv,  daneben  einen  einfachen,  meist  in  abhängig- 
keit  von  *§ak-i  an  einzelnen  steUen  scheint  es,  dass  Infinitive 
von  participien  abhängen;  in  einem  falle  ist  wohl  ein  prädica- 
tiver  infinitiv  anzunehmen. 

Ähnlich  ist  der  gebrauch  im  Avesta,  Auch  hier  sind 
drei  infinitivarten  vorhanden:  der  einfache,  finale  und  unab- 
hängige. 

Die  (aJm-iu&mtivB  sind  im  KV,  ziemlich  stark  vertreten, 
lassen  im  AY.  schon  sehr  nach  und  gehen  in  der  prosa  auf 
eine  ganz  geringe  anzahl  von  formen  zurück.  Brunnhof  er» 
BB.  10*  234  £  verzeichnet  aus  dem  SB.  nur  zwei  stellen 
(in  der  tabelle  s.  252  giebt  er  drei  an). 


Die  infiniliye  dei  Indisehen  und  Iramschen.  73 

a)  Die  Indischen  Infinitive  auf  '{a}m. 
L  Der  finale  gebrauch  der  fa/m-lafiiiitiTe. 

In  der  mehrzahl  der  falle  ißt  der  inflnitiT  von  verben  des 
^fehens'*  abhängig  (i-y  car-,  yä-J.  In  zweiter  linie  kommen 
dann  andere  verben  der  bewegung  in  betracht  (vi-,  di-,  sar-), 
and  schliesslich  erscheint  der  finale  infinitiv  auch  bei  verben, 
die  eine  tbätigkeit  ausdrücken  (ciid-,  pil-  etc,). 

§40. 

Bei  den  rerben  des  ^jgehens^. 

Dieser  gebrauch  findet  sich  oft  im  KV.  und  AV,    Aus  der 

kenne   ich   nur  ein    beispiel,    aus    dem    SB.;    ob  er  in 

deren  prosatexten  vorkommt,  weiss  ich  nicht;   Delbrück 

fthrt  keine  hierher  gehörige  stelle  an.  —  Ich  gebe  nunmehr 

die  stellen  an,  indem  ich  von  den  einfachsten  und  sichersten 

tttsgehe: 

■      Aus  dem  RY.: 

H      BV.  10.  69.  9:   yät  mmpfclmm  mänti^ir  vUa  äyan   „als 

^ifle  menscheustämme  kamen  (um  dich)  zu  befragen**. 

;  RV*  7.   86*  3:    üpo    emi    cikitü^-ö    vipfcham.    Geldner 

70  Lieder  8.  6):  „ich  gehe  zu  den  weisen,  sie  zu  fragen". 
^B     SV.  8*  48.  10:   iäsmä  indram  pratiram  emy  äytüt   „um 
^HS  leben  zu  verlängern  gehe  ich  Indra  an^. 
^"      RV.  3.  24.  6:  putmr  yäta   u  äyan   lad   ml  lyur  ävUam. 

Lfldwig  (no.  726):   „sie  sind,  wober  sie  gekommen,  dorthin 

2[irückzukehren  fortgegangen**, 

RV.  3.  36,  6:   dcha  räjäna  ndma  ety  ävftam.    Ludwig 

(qo,  790):    ^hin   zu  den   beiden   königeu   naht  die  anbetung 

limkebren'*. 

RV.  3.  62*  13:  devhnäm  eti  ni^k^äm  ftämja  ymim  asädam. 

Delbröck^  Ai.  Synt.  417 :  „er  geht  zum  Stelldichein  der  götter, 

am  sich  auf  den  schoss  des  Opfers  zu  setzen"^.  —  Ähnlich 
&2,  1. 
RV.  4.  9. 1 :  iyitha  barkir  mädam.  Müller,  SEE.  46.  348: 

.thoQ  hast  come  to  sit   down   on   the   saerificial   grass".  — 

Mnlich  8.  1.  8. 


74  Frits  Wolfl; 

RY.  4. 51. 6:  Subham  yäc  chuhhrä  u^äsaS  cäranti.  Ludwig 
(no.  9):  „wenn  geschmückt  die  ü§as  zu  glänzen  beginnen^.  — 
ÄhnUch  1.  23.  11. 

RV.  5.  57.  2:  svayudJiä  maruto  yothana  §uhham.  M  All  er 
SBE.  32.  340:  „with  your  good  weapons,  o  Maruts,  you  g< 
to  triumph"!  —  Bergaigne,  40  Hymnes  s.  48:  „portan 
de  belles  armes,  ö  Maruts,  —  vous  allez  d^ployer  vota:^ 
parare". 

RV.  7.  82.  5 :  ugrdh  Subham  anyd  tyate  „der  andere  zieh 
als  held  aus,  um  zu  glänzen^. 

RV.  1.  164.  8:  ndmasvanta  id  upavakäm  lytil}.  Bar 
tholomae,  BB.  15.  217  no.:  „verehrungsvoll  gingen  si< 
anzurufen". 

RV.  10.  85.  15:  yäd  äyatam  hihhas  pati  vareyäin  süryän 
üpa.  Ludwig  (no.  906):  „als  ihr  kamt,  ihr  herren  det 
glanzes,  zu  der  Werbung  der  Surya"  (d.  h.  „um  um  die  S.  zi 
werben"). 

RV.  10.  85.  23:  anxharä  fjaval),  santu  pänthä  yebhil, 
sdkhayo  ydnti  no  vareydm  „  .  .  die  wege,  auf  denen  unser« 
freunde  gehen,  um  zu  freien"  (Ludwig:  „zur  gattenwahl") 

RV.  1.145. 4:  upasthüyam  carati.  Müller,  SBE.  46.  164 
„he  goes  to  greet  them".  —  Grassmann  Wb.  sp.  258:  „in 
finitivisch".  Ludwig,  Comm.  (zu  no.  287  bd.  L  282)  wil 
üpa  sthäyam  lesen.  —  Wenn  Bollen sen,  ZDMG.  47.  58( 
upasthäyam  als  ältere  vollere  form  f&r  den  dativ  upasthäyi 
von  upastha-  erklärt,  so  ist  eine  Widerlegung  wohl  unnötig. 

Dieselbe  gebrauchsweise  zeigen  aus  dem  AV.: 

AV.  6.  66.  1:  ye  seyiabhir  yüdham  äydnty  asmän  „welch< 
mit  beeren  heramiicken  uns  zu  bekämpfen". 

AV.  6.  103.  3:  aml  ye  yüdham  aydfiti  ketün  kiivänika§di 
„diese  welche  die  banner  reihenweise  aufrichtend  herankommen 
um  zu  kämpfen". 

Zu  AV.  4.  16.  2  s.  u.  §  41. 

Aus  dem  SB.  gehört  vielleicht  hierher 

6B.  7.  2.  1.  9:  praläyam  eti,  wo  Böhtlingk  Wb.  pralä 
yam  als  absolutiv  nimmt.  Ebenso  auch  Delbrück,  Ai.  Synt 
404  und  Eggeling  3.  321  („remains  concealed").  Es  kam 
aber  ebensogut  Infinitiv  sein:  „er  geht,  um  sich  zu  verstecken" 
Vgl.  zur  construction  aus  dem  Germanischen  z.  b.  Reinke  d< 
Voss  vers  70:  Do  quam  dar  eyn  kleyn  hundeketi  ghan. 


Di©  infiiiiÜTe  de»  Indiflchen  und  Iraniachen. 


75 


§  4L 

Bei  anderen  rerben  der  bewegim^. 

Die  gebrauehsweise  ist  dieselbe  wie  bei  den  verben  des 
„gehens*^  in  §  40.    Aus  dem  RV.  ^ehörea  hierher: 

RV.  4»  17.  13:  iparü  retn*^  maghävä  samöham.  Ludwig 
(üo*  518):  „staub  treibt  er  auf  ihü  zusammenzuwehen".  Del- 
brück s.  404  fasst  sflttM*  als  absolutiv. 

BV.  9*  3.  1:  em  *  •  diyati  abhl  drfhjäuj/  asädam,  Ludwig 
(00.  794):  „ei-  fliegt,  sich  zu  den  holzkiifen  zu  setzen*^.  — 
Ahnhch  9.  30.  4,  wo  asi^adat  steht* 

RV.   9.   62.    16:   väjam   wäsarat   cam^i^i   &akmaumadam~ 
Ludwig  (no.  852):  „er  ist  gleichsam  zur  ki*aftthat  (scblacht) 
I     gegangen,  mit  kundiger  stärke  in  den  pressschalen  seinen  sitz 
m  nehmen".  —  Ähnlich  9.  lOL  14. 

EV,  9,  TL  1:  hi^my  äsädam  veti  „der  starke  geht  sich  zu 
jseteen**. 

^^  BT.  9.  7L  6:  iyeno  nä  yoniffi  sädanam  dhiyu  kiiätn 
^^rafj^äyam  osadatn  devä  Smti  Ludwig  (no,  861):  „wie  ein 
Hhlka  nach  seiner  statte,  dem  durch  Weisheit  geschaffenen 
^■(tze,  dem  goldenen,  eilt  der  gott  zu  sitzen".  Man  beachte 
^nier  die  Terbindung  sädanam:  äsädam. 

kAm  dem  AV*  kann  man  hierher  vielleicht  stellen 
AY,  4.  16.  2:  yds  ti^hati  cäraÜ  yä§ca  väMati  yo  niU- 
m  cärati  yäh  pratm}kam.  Das  KL  Ptbg,  Wb*  fasst  nila- 
m  xrnd  p'afiWcam  als  absolutiva:  „sich  ¥ersteckend"  und 
^schleichend",  Ludwig,  Rigveda  3-  388:  „wer  steht,  wer  geht, 
wer  versteckt  wandelt,  sich  duckend'^.  Grill,  100  Lieder  des 
äV.  s-  32:  „  .  .  ,  ob  er  verkrieche  sich,  ob  er  entlaufe*'; 
Kaegi,  Rigreda  s.  90:  „  .  .  ,  wer  ein  versteck  sich  sucht 
und  wer  davonläuft";  ähnlich  auch  Bloomfield  s-  88.  Da- 
gegen beachte  M.  Müller,  Essays  L  40:  „  ,  *  ob  einer  sich 
verstecke,  ob  einer  gehe  niederzuliegen  oder  aufzustehen"*, 
Vgl  noch  Bloomfield  s.  389  ff. 

Offenbar  stehen  sich  doch  die  beiden  teile  yh  tUfkatt 
cärati  und  yäsca  mit  dem  rest  des  satzes  als  corre- 
spondirend  gegenüber*  Der  zweite  teil  scheint  eine  aus- 
fuhmng  des  eisten  zu  bilden;  i^tliati  *er  steht*  wird 
erläutert  durch  väncati  ^er  duckt  sich',  cärati  wird 
mit  dem  gleichen  wort  wieder  au^enommen;  nil&yam 


76 


Friti  WoMf, 


und  pratäftkam  geben  alsdann  den  zweck  an,  zu  dem 
man  die  handlangen  {vatlc-  und  aar-)  vollführt.  Dem- 
nach scheint  Müllers  Übersetzung  den  sinn  am 
besten  getroffen  zn  haben;  allerdings  verkennt  er 
wohl  die  teilnng  des  satzes,  denn  er  lässt  beide  — 
nilayam  und  pratfifikam  —  von  cärati  abhängen. 
Ich  möchte  übersetzen:  „ob  einer  steht  oder  geht,  ob  einer 
sich  dnckt,  um  sich  zu  verstecken,  oder  geht,  um  sich  fort^u- 
schleichen",  —  Zu  Hiüyam  vgl  pral&yam  SB.  7.  2.  L  9  (s.  o. 
§  40),  zu  pratäiikfim  vgl.  AV.  5.  13.  8  (s,  u,  §  43), 

§42. 
Bei  anderen  Verben,  die  keine  bewegimg  ausdrucken. 

Wir  finden  in  einigen  fällen  einen  finalen  infinitiv  bei 
verschiedenen  verben,  die  eine  thätigkeit  ausdrückeu,  ausgeführt 
zu  dem  zweck,  ein  bestimmtes  ziel  zu  erreichen.  Aus  dem 
RV.  gehören  hierher: 

RV.  10,  88,  18:  nopaspijatti  vaJp  pitaro  vadümi  pichämi 
mli  kavayö  vidmäne  kam,  Ludwig  (no,  431):  „nicht  mit  euch 
^u  wetteifern j  o  väter,  rede  ich;  ich  frag  euch,  o  weise,  um 
es  m  erfahren"*,  Ludw^ig  übersetzt  upmpijam  mit  „wett- 
eifern'* nach  Säya^a:  spardhmjuktam  vacanam  ncyate.  Das  Kl. 
Ptbg»  Wb,  giebt  für  upaspi}- t  „etwa  scherz**  an,  das  Gn 
Ptbg<  Wb*  fügt  dem  liinzu  „oder  infinitiv**.  Das  wird  den  sinn 
besser  treffen.  Da  die  beiden  sätze  (vadümi  .  ,  p^chämi) 
parallel  stehen,  und  da  ini  letzten  vidmäne  sicher  infinitiv  ist, 
wird  mau  auch  upaspijam  als  solchen  lassen  nilissen* 

RV,  9.  8.  3:  indrasya  soma  rädhase  piinam  Mrdi  codaya 
ftäsi/a  yonim  (isädani.  Grassmann;  ^^des  Indra  herz,  o  Soma, 
treib  gereinigt  du  zum  schenken  an,  zu  setzen  sich  im  schoss 
des  rechts**, 

RV,  9.  25.  6:  ä  pavasva  .  ,  arkäsya  yonlm  äsädam* 
Ludwig  (no,  815):  „läutere  dich,  nieder  an  des  liedes  st&tte 
dich   zu   setzen*".   —  Ebenso  9.  50.  4  und  9.  64,  22  (itäsya). 

RV.  9.  101.  15:  häriJj  pamire  anyata  vedhä  nä  yonim 
Usädam,  Ludwig  (no.  891):  „der  falbe  hat  sich  in  die  seihe 
eingehülltj  als  priester  an  seiner  statte  zu  sitzen**. 

Eiuen  finalen  infinitiv  sieht  Ludwig  auch  in 


I 


Jlfl 


^TB  de«  Indiseh^Tt  un^  iranifichen. 


77 


EV-  0,  85-  11:  ßihtnt  rihanti  matdyaJs  - .  .  k^änrntii  sfhä^, 
Ludwig  (üo.  875):   „lieder  küssen  den  jungen,   dass  er  auf 

Idie  erde  sich  seiike*"* 
k         **Vgl.  Ludwig,  Infinitiv  s.  511  nnd  Comm.  IL  3Ö7, 
I  wo  er  ausführt,   dasa  götter  und  menschen  sich  nach 

I  ihm  (Soma)  sehnen,  dass  er  auf  der  götter  flehen  zum 

I  himmel  emporgestiegen  war,  und  dass  nun  die  mensch- 

r  liehen  Sänger  ihn  wieder  zur  erde  herabrufen.  S.  dazu 

I  die  erste  halfte  der  Strophe:    nahe  miparimm  npapa- 

I  pt'wänmfm  giro  venänüm  akfpanta  pftrvfhj  das  Lud- 

I  wig  übersetzt:    »»dea  auf  des   himmels  rücken   ge- 

L  flogenen  adler  hatten  (so   Comm,)  viel  stimmen  von 

■  verehrenden  (göttern)  angefleht". 

I  Eine  weitere,  hierher  gehörige  stelle  dürfte  sein 
I  EV*  10»  80*  1 :  ag}iih  säptim  väjambhardni  äwläty  agnir 
m&m  h'fUyant  kamiani^thäm.  Ludwig  (do*  429):  „Agni 
giebt  das  kraftnahrung  erbeutende  zugross  (so  Comm,),  Agni 
den  berühmten  zur  that  sich  erhebenden  beiden".  Es  ist  da- 
bei zu  bemerken»  dass  Jcarmam^thäm  wohl  am  besten  mit 
Lad  wig  (Comm,  zu  no.  429)  als  haplologische  kürzung  aus 
hfmani-nlf^thäm  zu  erklären  sein  wird,  worauf  schon  das 
dentale  a  weist.  Dann  konnte  man  allerdings  ohne  weiteres 
beide  Wörter :  karmani^thAm  und  vajambharäm  nominal  nehmen, 
Äier  der  sinn  scheint  mir  doch  eher  flir  infinitivische  auf- 
fissong  zu  sprechen.  Ich  würde  danach  mit  finalem  Infinitiv 
ibersetzen:  r^Agni  giebt  das  zugross,  damit  es  kraftnahrung 
erbeute«  den  beiden  < .  damit  er  inmitten  der  thäügkeit  stehe^. 
Aus  dem  AV,  kann  man  wohl  ebenfalls  eine  stelle  hier- 
berziebeu, 

AV*  7,  50,  5:  äjai^am  tvä  säifüikhitam  äjai^am  utä  sam- 
Tudham,  Bloomfield  &-  151;  „I  have  conquered  and  cleaned 
Üiee  out(?);  1  have  also  gained  thy  reserve"  (s,  d.  noten 
&.  549);  dort  ist  Henry  citirt:  „(je  t'ai)  gratte  de  fond 
wi  comWe(?)  et  j'ai  gagn6  l'enjeu  total (?)",  —  Grill  (s,  72): 
,ira8  du  einstrichst,  gewinne  ich  ab,  gewinne  was  du  zurück- 
bdöeltest'*.  Ludwig^  Eigveda  3*  455:  „ich  hab  dir  abge- 
Mmmen  das  zusammengekratzte,  ich  hab  dir  abgenommen  das 
»iwmniengescharrte " , 
^^  ••Ludwig  und  Grill  stellen  sammdham  mit  sätfi- 
^^L Hkhitam  auf  eine  stufe,  was  nicht  denkbar,  denn  als 


78 


Fntx  Wolff, 


part*  parf  pa^s.  würden  wir  srnnrufWiam  erwarten 
(wohl   mit  accent  auf  der  vorsilbe).     Nach  Grills 
Übersetzung  wäre  tvä  instrunjental,  was  uach  Whitney 
Grammar  §  492  nur  im  RV.  vorkommt.  Das  Kl.  Ptbg. 
Wb.  (b.  225  sp.  2)  giebt  für  sämlikhita*   an:    ^spiel- 
ausdruck*'  {imtiUkh-  sonst  y^schröpferi*');  fnr  sanmtdh- 
(7,  3-  sp.  1)  „Spielausdruck,   etwa  art  des  einsames** 
(sanirtidh-  als  verb  „festnehmen  etc."). 
Whitne^r  nimmt  im  Index  zum  AV*  sanirüdhani  als  infinitiv, 
und  ich  glaube^  dass  so  der  sinn  am  besten  getroffen   wird: 
^ich  habe  dich,  nachdem  ich  dich  geschröpft,  besiegt,  und  ich 
siegte,  um  einzuheimsen''. 

Ludwig,  Infinitiv  s.  51  will  noch  eine  weitere  stelle  in 
derselben  weise  auffassen. 

AV,  18.  4*  5:  dhruvA  dadhara  piihwtm  prati^ßäm  prafU 
mAm  lökä  f/hiiapiHha],i  svargäh  kämmfikamam  yäjamünaya 
duhräm.  Ludwig  nimmt  dort  pratifmm  zum  ersten  teil  und 
siebt  einen  Infinitiv  des  zwecks  darin.  Nun  haben  wir  oben 
(§  36)  gefunden,  dass  nach  dlmr-  accusativische  infinitive  auf 
'tum  vorkommen;  in  allen  jenen  fällen  aber  ist  dhar-  intran- 
sitiv. Dagegen  kann  man  zum  vergleich  mit  unserer  stelle 
anfuhren  AV.  6.  17.  1:  evä  te  dkritjaiäm  gärbho  änu  sütnm 
sävitave.  Ludwig,  RigredaS. 477:  „so  werde  der  keim  von  dir 
gehalten,  die  geburt  zu  gebären^  (s.  §  36  weiteres  zur  stelle)*  — 
Man  sieht  dass  die  anffassung  möglich  ist;  was  aber  sollte 
pratimäni  bedeuten  ?  —  Ludwig  selber  fasst  später  (a.  o.  3,  489) 
die  stelle  anders:  „die  Dhmva  hält  die  erde  als  festen  Stand- 
ort; als  entgelt  (pralimäm)  sollen  die  ghytabedeckten  Svarga- 
weiten  jeden  wünsch  dem  opferer  fliessen  lassen"^, 

§  43. 
3.  Der  inflnitiv  ist  abhängig  von  partlcipien. 

Ebenfalls  in  finalem  gebrauch  scheint  in  einigen  fallen  der 
Infinitiv  von  participialforraen  abzuhängen ;  im  übrigen  schliesst 
sich  der  gebrauch  ganz  dem  in  §§  40—42  behandelten  an, 

EV,  5.  55.  1  if.  (refrain  im  ganzen  liede):  siibkam  yatäm 
ämi  rätha  aviisata,  Müller,  SBE,  32.  333:  „when  they 
went  in  triumph,  the  chariots  followed",  Bergaigne,  40 
Hymnes  s,  45:   „ä  la  suite  ont  roulfe  lenrs  chars,  quand  üs 


I 

I 


Bie  ittfinitiTe  dcE  IndiRchün  und  Ir&niBclieu. 


79 


Tont  d^ployer  leur  panire".  (VgL  oben  §  40  RV.  5>  57.  2 
mit  Bergaigne's  übei^setzung).  Aach  Ludwig  Comm.  (zu 
HO.  689)  nimmt  ^ibham  als  infimtiv. 

RV.  1,  60.  5 :   tdnh  tvä  va^äm  .  .  prä  imnsamo   niatibkir 

^aiamnsaii    at^^üm    nä    vdjamhharäm    marjäyantaJ.L     Ludwig 

(HO*  259);  „als  solchen  preisen  wir  .  .  dich  mit  liedem,  wie 

erinen    renner,     der    kraftnahruBg     einbringt,     dich    glänzen 

machend*'.     Müller,     SEE.  46.  52:     „rubbing    thee    as    a 

swift  racer  that  wins  the  prize".    Ich  glaube,   dass  man  wie 

oben  RV,  10*  80.  1  (§  42)  vajamhharäm  als  infinitiv  fassen 

darf:  ^ihn  Eicbmückend  wie  einen  renner,  damit  er  den  preis 

eftange*".    Allerdings  muss  ich  auf  eine  parallelstelle  aufmerk- 

mm  maclien :  RV.  9.  87,  1 :  ä^am  nä  tvä  vafmam  marjäyantalL 

RV.  9,  84-  2;   kpwän  m^iq%tp  vicftam.     Ludwig  (no. 

*i74}:  ^Verbindung  und  lösung  bewirkend**.  —  Ludwig  führt 

die  stelle  Infinitiv  s.  54  an*    Es  ist  aber  nicht' klar,  ob  er  die 

formen  wirklich  für  infiuitive  hält.    Säya^a:  saniyuktam  und 

rmnkiam.     Ich    denke,    man  kann    übersetzen:    ^lösen    und 

¥ereiüen    machend'^    (frz.    „faisant    unir    et   s^parer").     Vgl, 

AV,  6.  117.  1  und  6.  119.  2:  päMn  vicftam  vettha  (veda). 

AV-  5.  13*  8:  pf'(xtm\ka}n  dadrimimn^  särväBäm  arasäiß 
^mm.  filoomfield  s.  28:  ^of  all  those  whc  have  run  to 
iheir  hidding-place  the  poison  is  devoid  of  force".  Vgl*  oben 
l|  41)  AV.  4.  16.  2.  Man  kann  wohl  ebensogut  praiänkam 
ik  infinitiv  nehmen:   „alle  die  liefen,   um  sich  zu  verbergen". 

§44. 

3.  Der  eiiifaclie  infinitiv. 

Auch  der  einfache  Infinitiv  („ich  kann  gehen")  kommt  bei 
Terschiedenen  verben  vor.  Am  häufigsten  hängt  er  von  §ak- 
ih  {das  sich  hier  nicht  so  oft  wie  bei  den  tiem-infinitiven  mit 
der  negation  verbunden  zeigt),  daneben  in  einigen  MIen  von 
■?•,  das  dann  wohl  in  einer  *4aft-  verwandten  bedeutung  („int- 
pdrare')  steht.  Im  RV,  findet  sich  weiter  der  infinitiv  nach 
«rfc-,  aber  nur  einmal  in  einem  liede,  das  Grassmann  gerade 
wefen  dieser  construction  für  sehr  jung  hält*  Aus  der  prosa 
ftirt  Delbrück  mehrere  beispiele  daför  an;  die  satze  sind 
>De  uegirt.  Unter  den  übrigen  verben,  bei  denen  der  einfache 
infinitiv  steht,  tritt  va.^-  „wollen"   und  md-  ^wissen"  hervor. 


80 


Frite  Wolff. 


§45. 
Der  einfache  inftnitiT  bei  Sak-,  aS-,  arh-. 


findet 


RV: 


I 


der  mfiaitir 

KV.  1.  94,  3:  ^akema  tvä  mmldham.  Müller,  SBE.  46. 
108:  ^raay  we  be  able  to  üght  thee^.  Ludwig,  Comm. 
{bd.  I.  270)  macht  darauf  aufmerksam,  dass,  wemi  man  die  ge- 
wöhnliche constructiou  von  §ak'  mit  dem  iufinitiv  aniiimmt, 
der  siirn  der  stelle  Utte,  da  Agni  bereits  breunend  g^edacht 
werden  müsse. 

BV.  3.   27-   3:    ägne   sakema   te   lyaythn   yämatfi   devdspa 
vajhmh     Maller,  SBE.  46.  2%:   „may  we  be  able  to  bridle 
thee  the  strong  göd".    Ähnlich  3,  5.  L    In  beiden  fällen  steht    „ 
das  object  von  yämam  im  genetiv.  Das  gleiche  gilt  vielleicht  für  ■ 

RV.  1.  73.  10:   Sakenm   rayäh   mdhüro  yämam  te.    Del- 
brück^  Altind.  Syat.  417:    „möchten   wir   deine   reichtumä^-    i 
rosse  festhalten  können  *".     Darf  man  etwa  —  vgl.  die  ehenfl 
behandelten  stellen    —   in  sndhürah  eüien  genetiv  singularis 
sehen  ? 

HV,  9.  73.  3:  dhträ  ic  chekujr  dharune,^  ärdhkam.  Lud- 
wig  (no.  863):  „die  weisen  haben  vermocht  das  feste  zu  er- 
fassen''. 

RV,  10,  44,  6:  nä  ye  Sehir  yajüiyäni  n&vam  ärtiham. 
Delbrück  s*  417:  „welche  es  nicht  verstanden,  das  schiff 
des  Opfers  zu  besteigen". 

Aus  dem  AV.  gehören  hierher  zwei  stellen,  an  denen  iak- 
negirt  auftritt: 

AV,  5,  18,  7 :  lim  «f*  ^aknoü  nihkhidum.  Bloomfield 
s.  170:  „is  unable  to  digest  her^ ;   s.  dazu   die  noten  s.  432. 

AV.  8.  8.  20:  mä  §akan  pratidhäm  i^m.  Bloomfield 
s.  119:  «may  they  be  unable  to  lay  arrow  on  (the  bow)"*! 
Ebenso  AV,  11,  10,  16,  Jedenfalls  das  sicherste  beispiel  von 
^»jm-infinitiven  ans  sonantisch  auslautender  wurzeL 

Aus  der  prosa  giebt  Delbrück,  Altind>  Synt.  429  f, 
unter  j^na  Sak-'^  folgende  stell eu  an, 

MS.  1.  6.  4  (91.  16):  a^nini  väi  devä  vihkäja^fi  näSoknU' 
van  „den  Agni  zu  verteilen  vermochten  die  götter  nicht "*. 

MS.  1,  10*  14  (154,  4):  indro  väi  v^iräya  vajram  iidyämmn 
7iä&aknot  „India  vermochte  nicht  die  waffe  gegen  den  Vftra 
aufzuheben*^. 


Ifcfcan 


attire  des  Tndifl<;hen  und  Tnnisclien. 

MS.  1-  10»  12(152.3)'  prajApatir  vä  amiädyam  avariin- 
dham  nASaknot  „P.  konnte  nicht  die  nahning  zurückhalten''. 
Ähnlich  TS,  3.  3,  7.  1  und  5.  4.  L  2  (avarfidham), 

MS.  1.  6-  5  (95,  2):  agnir  t/ai  ,  .  tiU^am  apalümpam  nA§ak- 
liol  „Agni  vermochte  die  hülle  des  embryos  nicht  abztireissen**, 
MS*  1,  6,   3  (89,  9):   oßadhayas  tä  atiti^Ughi^ami  atk^t^- 
ffi  nMalcnot  „obschon  er  diese  kräater  übensteigeti  wollte, 
I    konnte  er  sie  nicht  tibersteigen", 
l  Der  Infinitiv  bei  a^-  findet  sich  im  RV,  an  zwei  stellen, 

I  EV,   10,  62,  9:   nä   täm   aJ^noti   kfis  canä   dira   Iva   sänv 

^^rähham.    Delbrück,  Altind.  Synt  417:   „niemand  vermag 
^fhn  zu  erreichen,  so  wenig  wie  des  himmels  höhe**, 

RV.  10.  92,  7:  indre.  hhujmji  kzkmiänäsa  aSata  „bei  Indra 
kfloneü  die  sich  darum  bemühenden  genuss  erlangen "** 

Der  inflnitiv  bei  uä  arh-  findet  sich  im  RV.  nur  einmal, 

RV,  4.  55,  7;   fiahi  .  .  ärkamdsi  pramhjam,    Delbrück 

s-  417:  „.  ,  scheint  zu  bedeuten:    -wir  dürfen  nicht  ausgehen 

lasjien'**.   Grassmann,  RV.-Übers,  1.  536  hält  den  vers  wegen 

dieser  modernen  construction  von  arh-  für  jung. 

Aus  der  prosa  führt  Delbrück  für  den  infinitiv  bei  m 
«rÄ-  an: 

MS.  4.  8.  3  (110,  4):  nä  hi  tasmad  arkanti  somaplthmn 
mkritfam  ^denn  nicht  können  sie  deswegen  den  Somatrunk 
loskaufen". 

§46. 
Ötr  einfache  infinitiv  bei  verschiedenen  anderen  verben* 

Der  einfache  infinitiv  bei  V(i§-  findet  sich  im  RV, 

RV.  5,  34,  5:  nd  paficähkir  da.^äbhir  vaety  äräbJmm.  Lud- 
wig (nr.  535):  „nicht  mit  fünfen,  nicht  mit  zehn  wünscht  er 
Anzugreifen", 

RV.  5*  46,  1:  7iAgya  vaSmi  vimücaT^  nä'üftam  pmah 
j^tticht  will  ich  mich  wieder  von  ihr  lösen,  nicht  mich  von  ihr 
wenden" • 

Der  infinitiv  steht  weiter  bei  1  vid-^  veda  zeigt  dabei  eine 
Wtotungj  die  sich  mit  der  von  SakHoH  nahe  berührt. 

BV.  4.  8.  3:  sä  veda  devä  änämam  devan.  Müller^  SBE, 
46.346:  ^he,  the  god,  knows  how  to  direct  the  gods".  Ebenso 

AV,  6.  119.  2:  sä  ethi  pä§än  mcftani  veda  särvän, 
Ludwig,  Rigveda  3.  442:   „er  versteht  all  diese  stricke  zu 


82 


Frfe  Wallt 


lasen".    Ähnlich  AV.  6.  117.  1  {veitha).  —  Hierher  wohl  aach 
die  von  Bartholomae,  IF.  1.  498  angeführte  steUe 

RV.  8*  24.  24:  vetthä  hi  furitlnam  .  ,  jmrkYJam,  Lad* 
wig  (no,  597):  ^du  weisit  alles  Untergangs  Vermeidung*^. 
Der  genetiv  n**  steht  dieser  auffassnng  schon  deshalb  kaum  im 
wege,  da  pariv^j-  auch  sonst  den  genetiv  bei  sich  hat. 

In  der  prosa  ist  der  iDflnitiv  bei  nä  vid-  bezeugt 

MS.  3,  8.  6  (103.  10):  ^6  .  .  dvititjam  afmm  amrtin' 
dham  nd  vidyAi  „der  nicht  versteht,  das  zweite  bittgebet  zu- 
rückzuhalten"* 

Vielleicht  gehört  hierher  eine  weitere  EV.-stelle,  wo  vida- 
fha}}  steht,  das  zu  vind-  ,,flnden**  gehören  soll  Das  Ued  ist 
sehr  spät  und  zum  teil  gänzlich  unverständlich.    Es  heisst 

EV.  10.  106.  9 :  h^hänieva  gambhäre^u  prati^häm  pädmm 
0üdhmfi  tärate  vidathaJjt,  Ludwig  (no.  72):  ^als  grosse 
werdet  festen  grund  in  den  tiefen,  wie  füsse  dem  die  tiefe 
durchschreitenden  ihr  fiuden^.  —  Vielleicht  muss  man  vidä- 
thai^  mit  Säya^a,  der  jünlthah  anglebt,  zu  vid-  „wissen" 
ziehen;  was  für  eiue  form  aber  wäre  vidathalt?  Mau  hätte 
dann  zu  übersetzen  ■  „ihr  werdet  verstehen,  festen  fuss  zu  fassen 
in  .  -  ". 

An  einer  anderen  stelle,  RV.  5.  47.  7 :  aSimähi  güdlmm  uiä 
prati^tMm  wird  allerdings  pratkihäm  als  uomeu  zu  fassen  sein. 

In  zwei  fäJlen  scheint  ein  inflnitiv  bei  dha-  vorzuliegen. 

EV.  3.  2.  9:  täsam  ekam  ädadhur  märtye  hhüjam.  Müller, 
SBE.  46.  229:  „of  these  they  have  placed  one  among  Üie 
mortals  for  their  enjoyment",  Bergaigne,  Rel.  Ved.  1,  113: 
„ils  en  out  d6pos6  une  chez  les  mortels  pour  qu^ils  en  jouis- 
sent**.  VgK  zur  construction  aus  dem  Avesta  Y,  51»  17 :  yqm 
,  *  dätü  * .  nia^dd  ahurö  amhyä  üMyui  gar^sdim^  bei  Barth o- 
lomae,  Wh.  sp.  378  und  344:  ,, welcher  .  .  Mazdah  Ahnra 
es  gewähre,  zum  besitz  des  A§a  zu  gelangen**, 

EV.  3.  31.  10:  jäte  nli^häm  ädadhur  gom  vir  an,  Lud- 
wig (no.  498):  „sie  Hessen  die  beiden  sich  erheben,  als  die 
rinder  sich  zeigten'*.  Dazu  im  Comm.  (II.  66):  jjäte  fjö^t 
statt  jatem  go^n'^^).  Grass  mann:  „über  das  geborene 
(den   nachwuchs   der  kühe?)    setzten  sie  einen  aufseher  und 


1)  Ludwig  hftt  hiev  bereite  das  prmnp  der  erscheinnug  erkannt,  die 
ipäter  TOD  Butb,  Über  gewisse  Kürzangen  des  Wortendes  (VerfaandL  dcfi 
VII,  OT.-Congrcg^es)  eingehendeT  beliandelt  wurde. 


I 


I 


^ 


Mner  aber  die  kühe  (?)",     Ein  grosser  teil  des  liedes  ist 

DkeL 

§47. 
Ein  prädicativer  infinitiv  auf  -(a)m  liegt  Tor  in 
RV.  3.   1.  4:    tväm    aryamä    sätpatir    ymya    samhkv/jam. 

idwig  (no.  294):   ^dii  bist  Aryaman,   der  wahre  herr,   des 
gemessen  isf.     Müller,   SBE»  46*  186:   „wliom   I  may 

joy^    Bergaigne,    40  Hymnes  s.  4:    „pour    celui    doBt 

l  partages)  le  festin**. 

•*Bergaigne  will  ein  verb  ergänzen,  das  den  accu- 
sativ  samhhujam  regirt;  er  sagt,  das  Ued  sei  an 
Tielen  stellen  sebr  knapp  gefasst  und  verlange  öfters  das 
verb  zu  ergänzen.  —  v*  Bradke,  Dyaus  Asura  s. 
53  übersetzt:  „dessen  ich  mich  freue"  und  meint, 
es  liege  eine  corruptel  vor,  indem  vielleicht  der  4<  päda 
die  fortsetzung  des  relativsatzes  verdrängt  habe, 
Müller  (s.  190)  wieder  ist  der  ansieht,  es  sei  statt  ydsya 
sambh&jam  zu  lesen  yUsi  sambh°.  Er  fuhrt  BV.  6.  7L  6 
als  parallele  an,  wo  statt  k^äyasya  deva  hhür^p  zweifel- 
los k^äyasi  zn  lesen  sei.  Der  correcturvorschJag  stammt 
wohl  von  Aufrecht,  KZ.  27,  6101  Für  unsere  stelle 
möchte  ich  jedenfalls  die  vorgeschlagene  änderung 
nicht  empfehlen,  zumal  da  sie  noch  weiter  geht  als 
die  Aufrecht'sche,  —  Ludwig  ergänzt  „ist",  und 
das  wird  das  richtige  sein.  Wir  haben  oft  Infinitive, 
die,  scheinbar  unabhängig,  von  einem  zu  ergänzen- 
den asti  oder  bhavati  abhängig  zu  denken  sind;  d.  h. 
eben,  der  infimtiv  ist  prädicativ  gebraucht.  Säya^a 
hat:  yasyütryamno  dnnam  sambJmjam  mmtataihujam 
vyäpakant  bhavati  und  yasya  dhanam  sambhiijatth  sam- 
yak  hhogäya  sädhu  grahitfr}äm. 

ZuKätze. 

Tihangsweise    wiU   ich   im   folgenden   eine   anzaU   von 
len  zusammenstellen,   die  von  dem  oder  jenem  gelehrten 
fb  (ajm-iüfinitive  gehalten  werden  oder  wurden, 

^L  §48. 

^^^t  1.  güham. 

^Lldwig,  Infinitiv  s.  53  fiihrt  gükam  RV.  1.  67.  6  als 

iiififlitiy  an.    Die  stelle  lautet: 

6* 


84  Fritz  Wolff, 

guhä  guham  galt.  Müller,  SBE.  46.  63  macht  auf 
yudhä  yudham  und  purä  puram  (beides  RV.  1.  53.  7)  auf- 
merksam. In  den  drei  fällen  haben  wir  ein  zusammenhängendes 
gefllge:  „durch  kämpf  zum  kämpft,  d.  h.  „von  kämpf  zu 
kämpf,  u.  s.  w. 

§49. 

2.  samidham. 

Wir  haben  oben  §  45  zu  RV.  1.  94.  3 :  Sakema  tvä  mmtr 
äham  dies  als  Infinitiv  kennen  gelernt.  Wilhelm,  De  inflnitivo 
s.  7.  will  es  ebenso  in  RV.  7.  2.  1  fassen. 

RV.  7.  2.  1:  jti^äsva  nai}  samidham  agne  adya.  Ludwig 
(no.  778):  „geniesse  heute  unser  brennholz,  Agni".  —  Ebenso 
lautet  5.  4.  4.  In  zwei  weiteren  fällen:  3.  6.  1  und  10.  70.  1 
steht  neben  samidham  das  attribut  imäm^  in  10.  69.  10  ist 
asya  davon  abhängig,  und  schliesslich  in  3.  37.  6  ist  keine 
weitere  beziehung  zu  samidham  vorhanden.  In  allen  fällen 
hängt  es  von  jus-  ab. 

Man  wird  es  fiberall  ausser  an  der  zuerst  erwähnten  stelle 
(1.  94.  3)  als  nomen  fassen  mfissen. 

§50. 
3.  bhäram. 

Ludwig,  Infinitiv  s.  53  giebt  die  form  bhdram  zu  RV. 
1.  117.  18  und  5.  29.  8  als  Infinitiv  an;  Brunnhofer,  KZ. 
25.  353  schliesst  sich  ihm  für  1.  117.  18  an.  —  bhäram  er- 
scheint im  RV.  an  vier  stellen,  an  dreien  abhängig  von  hü-; 
bhära-,  das  in  verschiedenen  casus  belegt  ist,  bedeutet  an 
diesen  stellen  nach  Grassmann  „loblied,  anrufuug^,  während 
es  in  den  meisten  anderen  casus  „erlangen,  erbeuten,  Schlacht^ 
bedeuten  soll.  —  Die  vier  stellen  sind: 

RV.  1.  117.  18:  hmäm  andhäya  bhäram  ahvayat  sä  vfÄflS^. 
Ludwig  (no.  28):  „heil  dem  blinden  zu  bringen  rief  diese 
wölfln\ 

RV.  5.  29.  8:  käräni  na  vi§ve  ahvanta  devä  bhäram  in-- 
draya  ydd  ähitn  jaghäna.  Ludwig  (no.  530):  „ein  preislied 
gleichsam  riefen  dir  alle  götter  zu,  einen  gesang  gleichsam, 
dem  Indra,  dass  er  den  drachen  tötete".  Ludwig  schiebt 
unberechtigt  1.  ein  „dir"  ein,  2.  ein  zweites  „gleichsam".  — 
Es   wird  gestattet   sein,    bhäram   wie   oben   als  Infinitiv  zmx 


Di«  infinltiTt  dts  Indiiehen  imd  IraniJicli^n. 


85 


lisseB  und  za  Übersetzen:  „es  riefen  alle  götter,  ein  preislied 
fleiehsatn  dem  Indra  darzubringen,  weil  er  »  .  "* 

RV.  n.  66.  1:  hitvf^  bhdram  na  kärbmm.  Ludwig  (no, 
610):  ,wir  rufen  gleichsam  den  nährer  des  dichters***  —  So 
nach  Säyai^iar  bhaHäram,  Grass  mann:  „ich  ruf  ihm  einen 
jnbelgruss*".  Die  that^ache,  dass  auch  hier  hhäram  bei  Imve 
steht,  legt  es  nahe,  das  wort  wie  an  den  vorhergehenden 
statten  zu  fassen;  doch  macht  karhiavi  alsdann  erhebliche 
Schwierigkeit  Man  könnte  allenfalls  ibersetzen:  „wir  rufen, 
gleichsam  ein  jubeil ied  darzubringen*** 

BV,  10.  44,  5:  ä  }u  iämskidm  sväüm^  hhäram  A  yähi 
süminah,  Ludwig  (no.  637):  „ich  will  beten  zu  des  Soma- 
l»esitzers  darbringung,  mit  gutem  gebete  komm".  ^  Säyana 
fiebt:  tarn  bJmraffi  yajüam  ü  yahu  Die  auffassnng  Saya^a's, 
woDach  hhäram  Mer  als  zielaccusativ  zu  ä  yähi  zu  nehmen 
wire,  scheint  die  nächstliegende  zu  sein* 

§  51^ 

4.  näyam  (myamy  uAyäm), 

Es  kommen  in  betracht: 

1)  näyäm  RV.  6,  24.  10  —  6.  46,  11   ^  9.  91.  L 

f)  natßm  RV,  1,  12L  13  —  I.  130.  1  —  G.  3.  3  ^  8, 
2.  28  —  8.  33.  13. 

Die  stellen  sind  ausführlich  behandelt  von  Pischel,  Ved, 
Slai  L  37  ff.,  dann  von  Bartholomae,  BB*  15.  217  ff., 
zuletzt  von  Oldenberg,  ZDMG.  Do.  283  f.  Pischel  will 
IQ  allen  8  stellen  nctyäm  als  absolutiv  lesen;  Bartholomae 
iit  sich  über  die  aceentstelle  nicht  im  klaren,  will  aber  m 
foraal  ebenfalls  gleich  fassen,  trennt  dagegen  nach  der  be- 
dentung  I.  Infinitiv,  2.  absolutiv.  Oldenberg  hat  von  vorn- 
herein  insofern  eine  andere  ansieht,  als  er  zwischen  nayäm 
lad  iiäyäm  scheidet;  näyäm  ist  nach  ihm  (wie  schon  das  Gr. 
Plbf.  \Vh.  und  Grassmann  im  Wb*  wollten)  accusativ  von  fiaya- 
.flUirer**.  An  den  übrigen  o  stellen  will  er  näyam  lesen, 
im  an  drei  stellen  (1.  130.  1  --  8.  2.  28  —  a  33.  13)  die 
WeittuBg  y,ftihining*'j  an  den  beiden  übrigen  (1*  12L  13  und 
S.E.  3)  «weg,  auf  den  jemand  führt  oder  geführt  wird^  haben 
«H  —  Mit  der  ersten  bedeutung  „fährung"  kommen  wir  zu 
«iwr  deutnng  der  stellen,  die  von  Bart  hol  omae*s  auffassnng 
lieht  sehr  verschieden  ist. 


86  Fritz  Wolff; 

Ifie  Schwierigkeit  der  erklärang  als  infinitiy  oder  absolutiy 
liegt  darin,  dass  einerseits  die  am-infinitive  im  allgemeinen 
nicht  die  dehnstufe  zeigen,  und  dass  andererseits  die  absolativa, 
denen  solche  dehnung  geläufig  ist,  nur  in  der  komposition  auf- 
treten. —  Näher  auf  die  stellen  einzugehen,  verzichte  ich. 

§52. 
5.  nirnijam. 

Wilhelm,  De  inflnitivo  s.  7  ftthrt  unter  den  infinitiven 
nirnijam  RV.  9.  68.  1  und  9.  95.  1  an,  und  Brunnhofer, 
KZ.  30.  504  stellt  nirnijam  ebenfalls  zu  den  infinitiven.  Die 
form  ninyijam  —  daneben  sind  aus  nirnij-  auch  andere  casus  im 
RV.  belegt,  so  der  dativ  nirnije  (auch  als  Infinitiv)  —  kommt 
im  RV.  13  mal  vor.  —  Das  Gr.  Ptbg.  Wb.  giebt  für  nirmj-  f. 
„glänzender  putz,  schmuck  etc.**  an.  Dass  diese  bedeutung 
nicht  für  alle  stellen  zutrifft,  weist  Pischel,  Ved.  Stud.  2. 
114 f.  an  der  band  der  stelle  RV.  1.  113.  14  nach:  dpa 
kx^rjiäni  nirnijam  devy  ävaJ^  Er  stellt  als  bedeutung  „gestalt" 
auf  und  nimmt  n°  als  synonymen  von  rüpa-.  Doch  wird  man 
auch  die  früher  angenommene  bedeutung  daneben  gelten 
lassen  müssen;  vgl.  RV.  9.  82.  2:  ghxtäm  väsanal,i  pari  yasi 
nirnijam,  Ludwig  (no.  872):  „in  ghfta  dich  kleidend  gehst 
du  in  eine  schöne  hülle  ein*".  Möglich  wäre  allerdings  auch 
hier,  nirnijam  zu  väsanaJi  zu  ziehen,  etwa  „in  ghrta  als  ge- 
stalt  dich  kleidend".    S.  noch  weiter  unten. 

Unter  den  13  stellen  sind  4,  an  denen  ein  adjectivisches 
attribut  bei  nirnijam  steht,  so  auch  an  der  von  Wilhelm 
angeffihrten  stelle  9. 68. 1.  An  4  weiteren  stellen  steht  es  als  ob- 
ject  von  kar-  in  beziehung  zu  gal.i\  so  auch  an  der  zweiten 
Wilhelm 'sehen  stelle,  9.  95.  1:  ki'nute  nirnijam  gäh  ^er 
macht  milch  zu  seiner  hülle".  Zu  8.  19.  23  muss  nirnijam 
ebenfalls  als  nomen  genommen  werden. 

An  den  4  übrigen  stellen  wäre  die  möglichkeit,  nmiijam 
als  Infinitiv  zu  fassen,  gegeben. 

RV.  9.  82.  2  (s.  0.)  könnte  man  auch  übersetzen:  „in 
ghfta  dich  kleidend  gehst  du,  um  dich  zu  schmücken". 

RV.  1.  25.  13:  bibhrad  drapim  hiranydyatfi  väruno  vasfa 
nirnijam  „tragend  ein  goldenes  gewand  kleidete  sich  Varu^a, 
um  sich  zu  schmücken". 


Die  infinitive  des  Indischen  und  Irsniachen. 


87 


BV.  9.  86,  46:  girä  yädi  mrtujam  ^gmit^o  yätjüh  „wenn 
sie  singend  mit  dem  liede  zu  schmücken  gehen", 

KV.  I>.  108.  12:  sä  smtutah  kavtbhir  niriujani  dadhe  „er, 
ron  den  Kavi  gut  gepriesen,  macht  sich  daran  sich  zu 
schmücken*^. 


§  53, 
6,  Verschiedenes. 


^V  §B.  6.  3-  3.  5:  enaif*  deva  e$ü  lokSßU  vigräfmm  aichan. 
Die  form  mgräham,  die  nach  Brunnhofer,  BB.  10.  242  inflnitiv 
sein  soll,  ist  hier  wohl  als  absolutiv  zu  fassen  mit  der  beden- 
tnng  „snccessive*^  (Kl.  Ptbg.  Wb.);  so  übersetzt  Eggeling 
3.  207 :  „for  the  gods  searched  for  him  in  these  worlds  part 
liy  part**.  ^^^^_^ 

Ef  Ai,  äram  wurde  früher  als  infinitiv  angesehen,  ebenso 
tY.  ar9m.  S.  die  literatur  bei  Barth olomae,  Wb.  sp.  188  f. 
skdam  RV.  4:  7.  7,  das  Delbrilck,  Älünd.  Verb.  s.  228 
unter  den  Infinitiven  anführt,  ist  hier  wie  sonst  überall  adverb 
mit  der  bedeutung  „stets^. 


RV.  3.  55.  8:  antar  matU  carati  nimdhafti  goh,  Grass- 
^ann:    „es  dringt  sein  sinn  ein  in  der  weltkuh  spende'^.  — 
BraanhofeTj  KZ.  HO.  504  nimmt  nk^idham  als  infinitiv,  was 
kaum  riclitig  ist.     Auch  das  Kl.  Ptbg.  Wb.  giebt  „spende*^. 

a)  Die  indi^^chen  inflnitlre  auf  -{a)m^). 
fi  KV.  3.  33.  7. 


RV.  L  94.  3  —  (3.  37.  6  —  5.  4.  4-7,  2, 1). 
KV.  4.  17.  IB. 

MS.  4.  8.  3  (110.  4). 


^  Die  in  ruttdeik  klammoni  eüig^e&chlos&eneii  eteUen  sind  nicbt  Infinitive; 
iwi  denen  in  eckigen  ht  d^r  infimtivcharakter  müg'lieii. 

^  ßif^tlicb  mcht  hierher  gehOtig-  ä.  s,  96  unten  hei  anhang'  1, 


88 

Frite  Wolflf, 

Jchidam  (AV.) 

+nih° 

AV.  5.  18.  7. 

(guham 

RV.  1.  67.  6). 

{gräham  (B.  +) 

+«1" 

OB.  6.  3.  3.  5). 

cftam  (AV.) 

+vi° 

RV.  9.  84.  2. 

+8am'' 

RV.  9.  84.  2  —  AV.  6.   117.   1   - 
119.  2. 

6. 

tät\kam  (AV.) 

+pra'' 

AV.  4.  16.  2  —  5.  13.  8. 

tiram  (KV.) 

+pra'' 

RV.  8.  48.  10. 

dhäm  (AV.) 

+pr<Ui'' 

AV.  8.  8.  20  —  11.  10.  16. 

nämam  (RV.) 

+a» 

RV.  4.  8.  3. 

{nayam) 

[nir'^ijam 

RV.  1.  25.  13  —  9.  82.  2-9.  86. 
—  9.  108.  12]. 

46 

pfcham  (RV.) 

-M?i* 

RV.  7.  86.  3. 

+8am'' 

RV.  10.  69.  9. 

[bhdram 

RV.  1.  117.  18  —  5.  29.  8-8.  66, 
—  10.  44.  5]. 

.  1 

+vajam'> 

RV.  1.  60.  5  —  10.  80.  1. 

bhäjam  (B.) 

+vi'> 

MS.  1.  6.  4  (91.  16)  —  TB.  1.  1.  5. 

6. 

bhüjam  (RV.) 

RV.  8.  1.  4  -  8.  2.  9  —  10.  92.  7. 

(mim 

+iwa<i'» 

AV.  18.  4.  5). 

miyam  (RV.) 

-fpro» 

RV.  4.  55.  7. 

mucam 

-l-«i° 

RV.  6.  46.  1. 

yämatn  (V.  B.) 

RV.  1.  73.  10  —  3.  5.  1  —  8.  27.  3 

+»d«' 

MS.  1.  10.  14  (154.  4). 

ytu2/iam 

(RV.   1.  53.   7)  -  AV.  6.   66.   1  - 
103.  3. 

6. 

räbham  (RV.) 

+a° 

RV.  5.  34.  5  —  9.  73.  3  —   10.  62. 

9. 

Die  infinitiTe  des  Indischen  und  Iranisclien.  g9 

idham  (AV.  B.) 

+ot«i»         TS.  3.  3.  7.  1  -  5.  4.  1.  2. 

+8am'>        AV.  7.  50.  5, 
mäham  (B.) 

+a«i»         MS.  1.  10.  12  (152.  3)  —  8.  8. 6  (103. 10). 
tham  (RV.) 

-Hl»  RV.  10.  44.  6. 

lyam  (AV.  B.) 

+«»«  AV.  4.  16.  2. 

+pra'>         OB.  7.  2.  1.  9. 
Htnpam  (MS.) 

+aw»»         MS.  1.  6.  5  (95.  2). 
:areydm  RV.  10.  85.  15;  23. 

vOkam 

+upa'>         RV.  1.  164.  8. 
tiÄim  (RV.) 

+0"  RV.  2.  24.  6. 

t/jam 

+pari'>        RV.  8.  24.  24. 
vftam 

+0»  RV.  8.  36.  6  —  6.  46.  1. 

iuiham  RV.  1.  23.  11  -  4.  51.  6  —  5.  55.  1  ff. 

—  6.  57.  2  -  7.  82  5. 
mdam  (RV.) 

+a»  RV.  8.  62.  13  -  4.  9.  1  —  8.  1.  8  — 

9.  3.  1  —  9.  8.  3  —  9.  25.  6  - 
9.  30.  4  —  9.  50.  4  —  9.  62.  16  — 
9.  64.  22  —  9.  71.  1;  6  -  9.  82.  1  — 
9.  101.  14;  15. 
tiham  (B.) 

+uP>  TB.  1.  1.  6.  1. 

icam 

-W»  RV.  2.  37.  1  —  7.  16.  11. 

iidhatn 

nif/o  RV.  8.  55.  8.) 

'iaham  (MS.) 

+att»  MS.  1.  6.  3  (89.  9). 

'fäm  RV.  9.  85.  11. 

+nHto         RV.  8.  31.  10. 
+karmanih'>  RV.  10.  80.  1. 

+prati''       [RV.  10.   106.  9]  -  (RV.  5.  47.   7  — 
AV.  18.  4.  5). 


90  Fritz  Wolff; 

[sthäyam  (V.  B.) 

-      +upa^         RV.  1.  145.  4]. 
spijam 

-{-upa^         RV.  10.  88.  18. 

b)  Die  iranischen  inflnitiye  auf  '(a)m. 
§54. 

Über  den  gebrauch  der  accusativischen  Infinitive  auf  '(a)m 
im  Avesta  lässt  sich  bei  der  geringen  anzahl  der  sicheren 
formen  nicht  viel  sagen.  Das  wenige,  was  man  erkennen  kann, 
zeigt,  dass  der  gebrauch  der  formen  mit  dem  der  altindischen 
übereinstimmt.  Wie  schon  oben  (§  39)  bemerkt,  haben  wir 
finalen,  einfachen  und  unabhängigen  Infinitiv  zu  unterscheiden. 

Finaler  gebrauch  liegt  an  drei  stellen  vor;  eine  davon  ge- 
hört den  Gä^'s  an. 

Y.  49.  10:  tatda  mazda  dwahml  ä  -^dqm  (N.  A.  adqm) 
nipdvhB  .  .  -^mqzajxsa^ra  (N.  A.  trennt)  vazdavhä  -^avdm  -^-ira 
(N.  A.  in  einem  wort).  —  Geldner,  KZ.  28.  402  will  aväml 
rä  lesen;  „avdml  =  avämi,  von  va  =  van-  +ä;  ra  zu  skr.  ra, 
m".  —  Darmesteter  (1.  324)  hält  sich  ganz  an  die  Pü., 
die  in  avämlra  das  wort  „sterben"  sieht;  sie  thut  das  aber 
doch  nur,  weil,  wie  Bartholomae,  Wb.  sp.  372.  no.  2  zu  ira- 
bemerkt,  mp.  mlrst  „er  stirbt"  an  die  av.  form  anklingt. 

Bartholomae  (sp.  684  und  372):  „und  das,  o  Mazdah, 
will  ich  in  deinem  haus  in  verwahr  geben  . .,  dass  du  darüber 
wachest,  grossmächtiger,  mit  beständiger  thatkraft**.  —  Q^gen 
die  construction  ist  nichts  einzuwenden;  die  form  könnte,  wie 
Bartholomae  betont,  auch  zu  den  ^m-infinitiven  zählen. 

V.  18.  6:  2/Ö  .  .  .  xratütn  pardsät  asavamm  .  .  ahicnasam 
asa.nasam  vahista .nasam  vahistahe  avJi^its.  Bartholomae 
(sp.  536  und  1402):  „wer  . .  die  fromme  Weisheit  ausforscht .  . 
um  das  (andere)  leben,  um  gerechtigkeit ,  um  das  beste  des 
besten  lebens  zu  erlangen".  —  Darmesteter  (2.  242)  nimmt 
die  drei  ""nasem  als  adjectiva  oder  absolutiva,  die  sich  auf  xraimm 
beziehen  sollen:  „interroger  la  sagesse  sainte,  laquelle  .  .  lui 
fait  atteindre  le  monde,  le  monde  des  saints,  le  monde  excellent 
du  paradis".  Ähnlich  auch  Geldner,  Sitzungsber.  Preuss. 
Ak.  1903.  422.  Doch  fällt  so  der  zweck  der  frage  gänzlich 
fort.  Vgl.  zur  construction  aus  dem  Altindischen  RV.  10.  88.  18: 
pjrchämi  vah  kavayo  vidmane  kam  (§  42). 


Di©  infinitiY©  des  ladiachon  ond  Irmn lachen. 


Weiter  fasst  Bartholomae  als  infinitiv  aof: 

4*  17:  yö  nars   ma^am   iisahistaiti   mtai   hß  ägBrsptam 

Bartholomae  (sp.  310):    yjWenn   emer   sich   erhebt,   einen 

mann  zu  schlagen,  so  begeht  er  damit  eine  bediohung^.  — 

Nach    Bartholomae*s    übersetznng   soll    nars  von   Etm&^m 

abhängen;   es  wäre  das  eine  construction^  wie  die  bei  Brug- 

maiin,  Gr.  Gr.^  § 444  s»  ^390  angeführte:  ^n^ivm  tiv  Kgati^fffp 

nvrT^r^at  T^g  xtfpcd^g  avtfjg  „ , . »  er  habe  ihr  ein  loch  in  den 

köpf  geschlagen**.  ^  D  a  r  m  e  s  t  e  t  e r  2»  53 :  „quand  un  homme 

se  l^ve  rarme  en  inain,  11  a  .  /.  Er  zieht  also  nars  zum  relativ- 

pronomea;  im  Itbrigen  ist  seine  Übersetzung  „rarme  en  raaiir 

iiiclits  anderes  als  eine  nmschreibung  von  „pour  frapper''*  — 

snadtjL-  adj,   bedeutet  nach  Bartholomae  (sp,  1G27):   „der 

schlage  führt  gegen  —  (gen.)**. 

**Könnte  usahistaiti  auch  transitive  bedentung  (etwa 
„aufheben^)  haben,  so  wäre  die  inögUchkeit  vorhanden, 
ma&9m  nominal  aufzufassen;  aber  auch  die  folgenden 
Worte  des  textes  widersprechen  dem;  yat  frakisaiti 
aetal  he  avaoirishjn,  wo  Bartholomae  nars  snaii-em 
nach  yat  ergänzt  und  übersetzt  (sp.  168):  „wenn  er 
{auf  den  mann)  losgeht  (ihn  zu  schlagen),  so  begeht 
er  damit  einen  angriff"* ;  auch  frasyav-  ist  eben  nur 
intransitiv  (Wb.  sp,  1714f)*  Hier  übei^setzt  Darme- 
steter  (ebenfall  ergänzend)  „quand  il  braudit  Tarme*^; 
er  will,  wie  er  in  der  note  aiigiebt,  „avec  rinten- 
tion  de  frapper"  ergänzen, 

§  55. 

Einfacher  infinitiv  liegt  vor  in 

Y.  44-  16:  öit^rä  möi  dqm  -^ahrnnMiLratüm  (N,  A.  trennt) 
^du  Bartholomae  (sp.  285) :  „durrh  ein  gesiebt  versprich 
flÜT  den  das  leben  heilenden  iichter  zu  bestimmeu".  —  Auch 
Öeldner,  KZ-  28.  206  fasst  thim  als  infinitiv,  Gregoire 
scheint  KZ.  35.  84  bei  seinen  ausführungeu  die  infinitivform 
praiidhAm  (AV-  8.  K  20  —  11, 10.  16)  übersehen  zu  haben.  — 
Aach  die  bedeutnng  von  ka&.§'  „versprechen^,  die  Gri^goire 
tticfct  anerkennt,  ist  jetzt  durch  Bartholomae  Wh.  (sp,  4S0) 
dchergest^llt,  Über  ahumMsj  das  B  a  r  t  h  o  1  o  m  a  e  (sp.  285)  im 
anscMuss  an  Geldner,  KZ.  28.  206  erklärt,  hat  jetzt.  Geld- 
0  er  wieder  eine  andere  ansieht  aufgestellt,  Sitzungsber.  Preuss. 


Fritz  Wolff. 


Akftd.  1904  s.  10921  Er  tibersetzt  (s.  1085):  „versprieli 
mir  durch  ein  sichtbares  reichen  gleich  einem  ^uten  regenten 
den  Ratu  einzusetxen".  bi^  soll  die  fiinction  des  ai,  -vät  (s. 
Whitney,  Grammar  §  1107)  haben,  sodass  ahumbi.^  —  ttl  an 
den  accnsativ  siugularis  gefügt!  —  soviel  als  yaM  ahd  (ahum) 
wäre;  eine  sicherlich  mehr  als  kühne  annähme,  Im  übrigen 
wird  dadurch  an  der  fassung  von  dam  nichts  geändert. 

Bartholomae  fasste  früher,  KZ.  28. 1 7  noch  eine  andere 
stelle  in  derselben  wxise  auf: 

Y.  45,  10:  hijal  .  .  i^öiM  .  .  xM^röi  höi  haurmtä  amara- 
tafa  ahmai  stöi  dqn  t^v'm  utayaith  AF.  2,  180  übersetzte  er: 
^da  er  versprochen  hat  .  .  ,  zu  verleilien".  Auch  Geldner, 
KZ.  28.  194  nahm  d(in  als  infinitiv  und  betonte  noch,  dass 
man  nicht  ohne  weiteres  in  dqm  ändern  dürfe.  Jetzt  sieht 
Bartholomae,  Wh.  sp.  684  —  wie  auch  Geldner,  Grdr. 
2*  31  —  in  di{n  vielmehr  einen  locativ  von  datn*  „haus*^  und 
übersetzt:  „da  er  versprochen  hat,  dass  uns  in  seinem  reiche 
Wohlfahrt  und  Unsterblichkeit,  in  seinem  hanse  kraft  und  bestand 
werden  sollen";  vgl  zu  doi  unten  bei  den  locaüvischen  infinitiven- 

Zu  ma&d^namm  V,  15.  46,  das  nach  seiner  construction 
hierher  gehören  würde,  a.  den  anhang  (§  58), 

§56. 

Einen  freien  —  Imperativischen  —  infinitiv  nimmt  Bar* 
thülomae  für  2  stellen  an,  die  aber  keinen  hohen  syntak- 
tischen wert  beanspruchen  können: 

V.  9.  14:  gaonmPZ9m  pa^daeta  npai^h9r9e9m  ayat^haetiBm 
m  sriim  m.  Wb.  sp.  180s :  „rindsurin  sollst  du  dann  giessen 
in  ein  gefäss  aus  eisen  oder  blei".  Ebenso  hatte  er  es  schon 
AF.  2.  140  no.  nnd  Grdr.  §  255  aufgefasst.  So  übngens 
auch  schon  SpiegeTs  tihersetzuug.  —  Gr^goire,  KZ.  35.  88  ver- 
weist auf  Justi,  der  in  upa^}\^rBmm  ein  adjectiv  „zu  giessen" 
sieht,  gaomaftia-  scheint  aber  masculinum  zu  sein,  sodass  der 
satz  dann  ohne  snbject  wäre.  Wenn  Gr^goire  behauptet,  dass 
imperativiseher  gehrauch  de^  Infinitivs  sich  nur  bei  häufig  vor- 
kommendem snfiixe,  das  „nettement  caracteris^"  sein  müsse, 
nachweisen  lasse,  übersieht  er,  dass  eine  anzabl  selten  gebrauchter 
locativischer  Infinitive  tatsächlich  in  solcher  venvendung  be- 
zeugt ist  —  Darmesteter  (2.  163):  „tu  prendras  ,  .  **,  was 
doch  im  gründe  dieselbe  grammatische  auffassnng  wie  die 
B  a  r  t  h  0 1 0  m  a  e  's  voraussetzt. 


Die  infinitive  des  Indischen  nnd  Iranischen. 


93 


* 


i 


0  ist  aufztitassen : 

'.14.  11:    kqstr^m  paitwMr;?iBm   -^rar^sayanim   (N.   A. 

hak^rM    BrazaUm    hah)fi^t    ßaranim.     Barthülomae 

p,   1308):   V, einen  spaten    soll   man  giessen   für  den  werk- 

tigen  (bauern),  ein  teil  silber^  ein  t^sil  gold  ^    Darmesteter 

:  216):  ftöne  beche  pour  creuser  et  labourer**;   er  sieht  also 

auch  in  var^eayantam  einen  infinitiy,  fasst  aber  beide  anders 

aaf;  mrsi^  kann  schwerlich  Infinitiv  sein. 

Ebenfalls  einen  nnabhängigen  infiintiv  vermutet  Geldner, 
KZ,  28,  194  no,  in 

Y*  47.  1:  ahmai  dqn  hanrväta  amdr^tatü  tnaidä  x^^-adra 
Wrmaiti  ahurö.  Geldner:  „Mazdah  Ahura  verleihe  uns  *  /; 
Barth olomae,  AF.  2.  182  und  KZ.  29.  562  nimmt  dqn 
ate  3.  pL  conj,  act.,  ebenso  tut  es  Darmesteter,  und  so 
übersetzt  auch  Bartholomae»  Wh,  sp.  7t 2,  indem  er  eine 
^eonstmctio  ad  sensum^  annimmt :  „es  wird  uns  Wohlfahrt 
und  Unsterblichkeit  verleihen  Mazdah  Ahura  Im  verein  mit 
XSa^ra,  mit  Ännati'^.  Ein  sicherer  entscheid,  ob  Infinitiv 
oder  verbalform  vorliegt,  ist  wohl  nicht  zu  treffen;  auch  der 
mstmction  nach  sind  beide  auffassungen  möglich. 


I 


§  67. 


Kl 


Ich  führe  hier  noch  einige  formen  auf,  die  früher  ebenfalls 
ßr  infinitive  genommen  worden  sind. 

1.  aj^am;  s.  die  üteratur  bei  Bartholomae,  Wh.  up.  IbÖ* 

2.  ürBtn  W  43.  10:  a|  tu  möi  däw  a59m  hyai  ma  zaozao- 
m\  nrma'ttl  haf^imno  it  nr9nu  üi-am  ist  zuerst  von  Geldner, 
KZ.  SO.  319  und  328  als  infinitiv    angesehen  worden,   wih- 

er  es  KZ.  27,  243  no.  als  ace.  aus  ära-  ^  gegen  wart"  be- 
itimmt  hatte,  Bartholomae  nahm  es  AF,  2*  16ü  als  ver- 
Wlform,  hat  es  aber  dann  im  Grdr*  als  Infinitiv  angeführt. 
Jetzt  (Wb.  sp.  183)  Übersetzt  Bartholomae:  „samt  Ann. 
ihm  zügei^ellt  bin  ich  jetzt  hergekommen"  (d  +  ar^m,  L  Sing,); 
vgL  auch  Gr#goire,  KZ.  35,  86  f, 

3.  xsniim  Y.  4S.  12  und  5:1  2  wurde  von  Geldner,  KZ.  28. 
IM  und  30,  534  als  infinitiv  gefasstj  ebenso  von  Bartholomae 
imGrdr.  Im  \Vb,  sp.  559  aber  gilt  es  als  uomen.  Die  auffassung 
d«r  form  als  nomen  ist  in  einem  falle  (Y.  53^  2)  dadurch, 
Am  sie  in  raverbindung  mit  einem  nomen  steht,  notwendig. 


94 


Prite  W^M, 


im  andern  durch  einen  von  ihr  abhängigen  genetiv  begünstigt; 
s,  Gr^goire,  KZ,  B5.  87. 

4.  fravak^m  Y.  19.  14  und  30.  3  wurde  von  Bartho- 
lomae,  BB.  15.  218  und  Grdr,  als  infimtiv  genommen,  was 
sehr  wenig  wahrscheinlich.  Im  Wb,  sp<  995  gilt  es  als  nomen ; 
s,  Gr^goire,  KZ.  35.  87  f. 

o,  fjam  Y.  4:t  1  hat  Bartholomae,  AF.  2,  140  als 
Infinitiv  zu  ffay-  „gewinnen"  betrachtet;  im  Wh,  (sp.  503)  ninunt 
er  es  als  accusativ  von  gaya-  flehen", 

6,  *duJ'äp8m  V.  13.  3.  So  wurde  früher,  als  die  N,  Ä. 
noch  nicht  erschienen  war,  von  Bartholomae  gelesen,  der 
das  wort  im  Grdr,  als  Infinitiv  anführt.  N.  A.  liest  jetzt  mit 
den  besten  handschriften  didapim]  and  so  auch  Bartho- 
lomae im  Wb,  Die  stelle  lautet:  yaesqm  awJiat  diiiaptm 
fHnvatp9r9tam  (Wb,  sp.  756):  j^für  welche  die  C.-brücke  schwer 
beikömmlich  sein  wird"*«  Wörtlich:  „welchen  ein  schweres 
beikommen  zur  C.-brücke  sein  wird^.  Die constructian  —  dinvtd- 
pjratüm  hängt  als  object  von  dem  Substantiv  dtiiapim  ab  — 
ist  etwas  hart,  aber  im  Avesta  nicht  allzu  auffällig.  Gr^goire 
(s,  BHt)  verkennt  diuaplm;  er  sieht  darin  den  accusativ 
eines  adjectivs;  es  ist  vielmehr  nominativ.  Somit  sind  text- 
änderungen,  wie  sie  Grfigoire  vorschlägt,  nicht  notwendig. 

Anbaog  1. 

§58, 

Ein  Infinitiv,  der  nach  seiner  blldungsweiäe  völlig  isolirt 
steht,  sei  anhangsweise  hier  mit  angeführt:  maBd-manam, 

V.  15.  46 :  yej^i  va^n  ma^dayasna  pö.daa^Mam  maB&nmn^m^ 
Bartholomae  (sp.  1 107) :  „wenn  die  Mazdahanhänger  wollen, 
dass  ein  läufischer  (liund)  sich  paare".  Wir  haben  hier  einen 
der  wenigen  belege,  die  das  Avesta  für  die  acc.cinf.-construction 
beibringt  (Bartholomae,  \Vb.  sp.  1382). —  Die  bOdung  von 
ma§$^HaHc^m  ist  nach  Bartholomae  auffMlig,  und  dem- 
nach die  stelle  nicht  völlig  sicher.  Wenn  etwa  —  was  Bar- 
tholomae sp.  1107  no.  in  erwägung  zieht,  —  mit  JpJ,  Mf2 
mm^anam  zu  lesen  wäre»  so  hätten  wii^  eine  art  der  infinitiv- 
bildung,  wie  sie  im  Germauischen  üblich  ist ;  dann  könnte  man 
zum  vergleich  ans  dem  Indischen  eine  stelle  heranziehen,  au  der 
Wilhelm,  De  Inf.  s,  7  allerdings  unter  zweifeln  einen  Infinitiv 
sieht: 


I 


Bie  infimtiTe  des  Indis^clieD  und  Iranischen.  95 

EV.  3.  33,  7:   ayann  ipo  \janam  khämanäl}.    Ludwig 

"(no.  1002):  „hingingeii  die  ströme  nach  ihrem  lanf  begierig;'^.  — 

Es  liesse  sich  aber  wohl  ebenso  gut  äyanam  als  inflnitiv  ab- 

hingig  vom  particip  (s.  0.  §  43)  nehmen  und  übersetzen:  „hin- 

g:iQgen  die  wasser  begierig  zu  strömen"*/ 

Anhang  ä. 

§  59. 

Als  gauÄ  vereinzelt  stehende  infinitivbildung  hatte  Bar- 
tholomae^  Grdr*  §  255  nij(id^i?m  angenommen.  Siehe  dazu 
Grigoire,  KZ.  35.  92.  Jetzt  liest  Bartholomae  (Wb. 
1081)  mit  Fl  +ßijafe»i,  das  er  für  ein  absolutiv  hält;  es  ist 
mit  asti  verbunden ;  die  stelle  lautet : 

Yt.  13,  71:  ya^a  nü  sat^nuM  hazaiowm^a  .  .  -^arsanqm 
(N.  Ä»  pairi^tanqm)  +mjat9m  hyäi,  bei  Bartholomae  (sp, 
877):  „als  ob  eüi  mann  auf  hundert  und  tausend  , .  ähren  ein- 
ÄcUflge'*;  s.  auch  seine  note  zur  stelle. 

Anhang  3. 

§60, 

Isolirt  stehen  auch  zwei  von  Bartholomae,  BB.  15. 
24ä  f.  als  inflnitive  bestimmte  altindische  formen  auf  -yam.  Das 
-^  stammt  aus  dem  präsensstamm  (vgL  martindham  s,  72) ; 
das  [kurze  a  ist  vielleicht  dem  einfluss  der  accusativischen 
wurzelinfinitiYe  zu  danken. 

KV*  10.  102,  11;  p<int;fWeya  patwidyam  äuat,  das  Bar- 
tholomae übersetzt:  „obwohl,  sozusagen  Verstössen,  gelang 
es  ihr  doch  den  (einen)  gatten  zu  finden "*,  Vgl.  Ludwig, 
Gjmm.  n,  486.  —  Zur  construction  nach  a§-  macht  Bar- 
I  b  o  1 0  m  a  e  auf  ähnliches  bei  Delbrück  (s.  417)  aufmerksam 
{s-  o*  §45).  Auch  Brugmann,  Grrdr*  2.  1416  fassi  patmid^ 
jfom  als  in&iitiv. 

RV,  7.  6.  2:  kavim  .  .  kinvänti  Säm  rajyäfft  rodasyoli. 
Bartholomae:  „den  weisen  regen  sie  an,  zum  heü  die  herr- 
schaft  über  beide  weiten  zu  fuhren",  —  räjyäm  ist  offenbar 
final  gebraucht  und  also  als  infinit! v  aufzufassen;  dem  würde 
M^  Ludwigs  auffassung,  äamrajpäm  als  compositum  zu  lesen, 
lAdtt  widersprechen,    VgL  Ludwig,  Üomm.  I,  367. 


96 


Prite  Wolff; 


Aas  dem  Avesta  würden  nach  Geld n er,  BB.  12.  160 f. 
als  entsprechende  bildnngen  zamm  Y.  31.  4  und  sramm 
Y.  S8.  7  dazu  zu  nehmen  sein.  Dagegen  schon  Bartholomae, 
BB.  13.  89  no.  und  sonst;  vgl.  auch  Gr6goire  s.  91  f. 
Im  Wb.  wird  fatnw*  als  nom.  sing,  neutr.  von  eaoya-  (sp. 
1655  f.),  sr9vlm  als  accusativ  von  sravay-  (sp.  1643)  gefasst 


b)  Die  iranischen  inflnitiye  auf  ''(a)m. 

-^avdm 

Y.  49.  10. 

{aram) 

{apam 

-^duio 

V.  13.  3). 

(äram 

Y.  48.  10). 

(gasm 

Y.  48.  1). 

{xsnüm 

Y.  48.  12  —  58.  2). 

dqn 

(Y.  45.  10)  —  47.  1. 

dqm 

Y.  44.  16. 

näsdm 

+asa. 

+ahu. 

V.  18.  6. 

^^MihiSta. 

(väkdm 

^fra^ 

Y.  19.  14  —  aO.  3. 

sna&dm 

V.  4.  17. 

hBrdZdm 

+wpat?° 

V.  9.  14. 

-hpaifis. 

V.  14.  11. 

Anhang  zu  den  Indo-Iranlschen  ("a^tn-inflnltiyen. 

Anhang  1. 

Ir.  mae&nmwm 

V.  15.  46. 

Ai.  äyanam 

RV.  3.  33.  7. 

Anhang  2. 

Ir.  {nija^i 

^m 

Yt.  13.  71). 
Anhang  3. 

Ir.  {srdmm 

Y.  28.  7). 

{zdvim 

Y.  31.  4). 

Ai.  patividyam 

RV.  10.  J02.  11. 

rajyäm 

RV.  7.  6.  2. 

ÜTe  Am  lud  lachen  and  Ir&iiiscion, 


97 


Viertes  kapiteL 

Die  Indo-iranlschen  Infinitive  auf  -am. 

§61. 
Allgemeines* 

Neben  den  im  dritten  kapitel  behandelten  aus  wurzeU 
Smmen  gebildeten  Infinitiven  auf  '(a)m  kennen  die  arischen 
prachen  —  insbesondere  das  Iranische  —  auch  solche  aus  ab- 
geleiteten Stämmen  mit  der  endungf  -um.  Es  sind  zwei  ver- 
sehiedene  bildungs-  (ableitungs-)weisea  zu  scheiden: 

L  Die  bildung  aus  wnrzelst^mmen.  Das  Avesta  zeigt  zwei 
h^iBpMe :  g^rBbqnif  y9nqm.  —  Ob  dem  Altindischen  entsprecheüde 
bildungen  eignen,  ist  fraglich.  Man  hat  die  periphrasHschen  bil- 
dmgen  wie  nidtm  kar-  hierhergestellt;  so  Jolly,  Infinitiv  s. 
126  und  nach  ihm  Brunnhofer,  BB,  10.  2S4ff.  Wenn  ja 
aucb  die  Wahrscheinlichkeit  da^*  spricht,  dass  anfangs  diese 
formen  infinitivischen  Charakter  besassen,  so  muss  man  sie  doch 
nacli  Whitney,  Grammar  §  1073  und  Delbrück,  Altind. 
Synt.  8,  426  davon  trennen,  da  sie  eben  diesen  ursprünglichen 
iflfinitivcharakter  nicht  mehr  aufweisen-  Im  Veda  ist  die  bil- 
duBg  bis  auf  das  eine  gafnayäffi  cakära  (AV,)  nicht  bezeugt  — 
Dagegen  liegt  die  möglichkeit  vor,  mit  Ludwig  einige  andere 
formen  hierher  zu  stellen.  So  aus  dem  AV,  särjiividam  und 
rielieicht  aus  dem  KV,  va$am  (und  vänäm\  Wenn  also  Bar- 
tbolomaet  IF.  3.  20  no,  gegen  Pischel  recht  hat  zu  be- 
haupten, dass  die  periphrastischen  Verbindungen  ""am  asa  nicht 
sicher  als  arisch  bezeiclmet  werden  können,  so  ist  damit  noch 
nicht  gesagt,  dass  die  formen,  d*  h,  die  Infinitive  auf  -am  es 
mcbt  sind. 

2,  Die  bildung  aus  prÄsensstämmen.  Aus  dem  Altindischen 
Hart  sich  keine  den  avestischen  entsprechende  bildung  belegen. 
^'u^  das  oben  erwähnte  gamaymn  cakära  (AV.)  könnte  man  hier 
mröhren.  Die  möglichkeit  wäre  ja  auch  hier  vorhanden,  dass  die 
form  (nicht  die  syntaktische  fiigung!)  arischen  Ursprungs  wäre. 
iJ^nn  gamayäm  ist  —  au  und  für  sich  betrachtet  —  eine  so 
auffallende  bildung,  da,ss  man  sie  nur  unter  der  Voraussetzung 
begreift,  dass  andere  dialekte  einfachere  und  ältere  formen 
en,  die  als  mnster  für  die  bildung  gamayäm  dienen 
konnten.    Vgl.  übrigens  ausführlicher  darüber  oben  §  31. 


Piitst  Wolft 

Im  Ävesta  haben  wir  aus  verschiedenen  präsensstäinnieii] 
derartige  bildimgeu ;  dem  gamayäm  entsprechend  geformt  ist 
raEayqn ;  ähnlieh  yaoidaijqn.   Daneben  stehen  andere  bildungen 
wie  vytmi,  d^r&nqm  etc.  ■ 

Der   gebrauch    der    inflnitive    ist   ziemlich    mannigfaltig,  T 
schliesst  sich  aber  doch  im  allgemeinen  dem  der  andern  accn- 
satiyischen  infinitive  an.    Wir  haben  auch  hier  zu  scheiden  ■ 
zwischen    einfachem    infinitiv  (besonders  nach  sand-  *videri'), 
finalem  und  unabhängigem.    Dazu  kommt  dann  noch  der  ge- 
brauch bei  ah'  „sein",  wo  eigentlich  dativischer  infinitiv  zu. 
erwarten  wäre.    Es  zeigt  uns  das,  dass  überhaupt  die  accusati-  M 
vischen  infinitive   eine  weit  grössere  entwicklungsfähigkeit  als  ^ 
z*  b.  die  genetivisch- ablativischen  besassen.  Anzunehmen,  dass 
man  in  diesen  ^m-formen  instrumentale  Infinitive  zu  sehen  habe, 
was  an  und  für  sich   möglich  wäre,  ist  nicht  ratsam,  da  der 
grösste  teil  der  formen  ganz  im  rahmen  der    übrigen   accE- 
sativischen  infinitive  gebraucht  wird. 

Die  inflnltiTe  auf  -dm. 

a)  Zn  wnrzelstämmen. 

§62. 

Der  gebrauch  der  wenigen  avestischen  formen  stimmt  sni 
dem  der  oben  behandelten  accusativischen  (a)m  *  infinitive. 
Es  liegen  nur  zwei  „einfache'*  infinitive  vor. 

Y.  ä4,  10:  ahijä  vavhm^^^  marianhö  m/aoSanä  vaofat  §9^9- 
h({m  htiitratm  8p9fitnm(^ä  armaitim.  Barth olomae  (sp.  524): 
„an  dieses  guten  sinnes  werken  hat  der  einsichtige  festzuhalten 
erklärt  und  an  der  heiligen  Ärmatay*^.  —  So  schon  Bartho- 
lomae,  KZ,  29.  588  und  Grdr, ;  auch  Darmesteter  nimmt 
ff^TBhqm  als  infinitiv.  Anders  Gr^goire  (s.  93),  der  mit 
Justi  ,,die  ergreifung"  übei'setzen  will  und  in  syaoBmia  einen 
instrumental  erkennt.  Er  übersieht  dabei,  dass  syao^nü  durch 
M  mit  dem  accusativ  armaiüm  verbunden  ist.  Seltsam  bleibt^ 
dass  Gr^goire  schliesslich  doch  die  steUe  mit  einem  infinitiv 
wiedergiebt:  „le  sage  dira  d-embrasser  Vohu  Manö  par  Tacte*^! 

Yt   10.   71:  ^naf}Sa.6im  (N.   A.  trennt)   y^num  $adafjeiti,  m 
Bartholoma e   (sp*  1559):    „und  es  ist  ihm  nicht  so,   als  ob 
er  einen  schlag  fiibre",     Darmesteter  (2,  462):    ^ne  con- 
sidere  pas  comme  un  conp***   Wenn  man  aber  die  vorhergehen- 


« 


4 

J 


Die  inflnithft  de«  IiiiüichQii  und  IraniBchen. 


99 


den  Worte:  uMia  manyete  jaynvd  „nicht  glaubt  er  geschlagen 
2ti  haben**  (so  Bartbolomae  und  ebenso  D armesteter) 
in  betracht  zieht,  wird  m8.n  yanqm  mit  Bartholomae  verbal 
fassen  müBsen.  —  Zur  construction  nach  sand-  *7ideri'  vgl, 
Wb.  8p.  1559  f. 

Ob  ans  dem  Altindischen  hieher  formen  zu  stellen  sind, 
ist  zweifelhaft.  Whitney,  Graraniar  §  1073  führt  gamay&m 
öiteni  anf,  das,  wie  wir  schon  sahen,  nicht  als  Infinitiv  be- 
traditet  werden  kann.  Dagegen  zieht  Ludwig,  Infinitiv  s. 
52  and  Comm.  z.  RV.  (s.  u.)  drei  andere  formen  zu  den  in- 
fiiiitiven,  nämlich 

AV*  5,  30.  13:  mtu  prü^d  aitu  mäna  äitu  eäkmf  ätho 
bähm  §ariram  asya  säfftvidam.  Bloomfield  s.  60:  „his 
breath  shall  come,  bis  soul  shall  come,  bis  sight  shall  come, 
ind,  too,  bis  strengtb!  TOs  body  shall  collect  itself*, 
Bloomfield  nimmt  also  wohl  sänwidam  als  unabhängigen 
iofioitiv;  man  könnte  auch  aitu  nochmals  ergänzen  and  dann 
den  mfinitiv  als  einen  supinalen  auffassen.  Vgl.  auch  Lud* 
wig^  Infinitiv  s.  52. 

RV,  5*  2.  6:  vmäm  räjanani  vasatini  jänänam  draiayo  n% 

kihur  mafiye$u.  Ludwig  (no.  342):  ^dass  er  erheUe  (Comm, 

1. 327 :  „dass  er  bewohne")  die  wohnung  der  leute,  haben  den 

köüig  die  Aräti  (oder;  andere  als  die  Atri,  die  Bhpgu?)  bei 

den  sterblichen  eingesetzt".    Grassmann^  der  vas-  „f.  oder 

m-  wohnplatz,  haus"  angiebt,  übersetzt:   „der  häuser  kdnig^ 

ilin,  der  menschen  Wohnsitz,  ihn  hielten  fest  .  .  ".    So  auch 

Möller,  SBE.  46,  366:  ^him,  the  king  of  dwellings  (?),  the 

dwelling'place  of  people  -  ,  "* 

Diese  Übersetzungen  geben  —  bis  auf  die  Ludwig 's  — 
Si  ja  Dia 's  vasaiüm  prät)inäm  wieder.  —  Anders  Pischel, 
Ted,  Stud,  L  210;  er  lässt  jananam  von  dräiayah  („nach- 
»tellnngen")  abhängen  und  stellt  vamm  (als  accusativ  aus  vasä-) 
zu  x^asüdim  (Adj.),  und  übersetzt:  „die  nacbstellungen  der 
menschen  haben  ihn,  den  könig  unter  den  sterblichen,  wohnen 
gemacht''.  vasAm  vamtUt  wäre  eine  Verbindung  wie  ßtinijayati 
(D  ei  brück,  Alünd*  Synt  s.  168  f).  Möglich  wäre  ja  diese 
ianahnie,  aber  die  von  Ludwig  bleibt  doch  ebenso  walir- 
idieiiiljch. 

Noch  eine  dritte  stelle,  ebenfalls  bei  dhu-f  fasst  Ludwig 
in  gleieber  weise  auf« 

7* 


100  Fritz  Wolff, 

RY .  10.  46.  5 :  näyanto  gärbhatn  vanäfß  dhiyain  dhuh^  das 
er  (no.  427)  übersetzt :  ^herbeif&hrend  den  jungen  schufen  zum 
gewinnen  sie  ihr  lied**;  vgl.  noch  Ludwig,  Comm.  I.  410  f. 
Wie  übereinstimmend  die  Ptbg.er  Wb.er,  Grassmann  und 
Bergaigne  übersetzen,  bedeutet  gärbho  vanäm  „die  frucht, 
der  söhn  des  holzes";  Grassmann  verweist  auf  gärbho  mrii' 
dhäm  in  RY.  2.  1.  14.  Sonach  ist  wohl  Ludwig's  auffassung 
der  stelle  unrichtig. 

Es  bleiben  also  nur  die  beiden  anderen  stellen  übrig, 
deren  construction  die  auffassung  der  dort  enthaltenen  formen 
als  inflnitive  möglich  erscheinen  lässt. 

Indo-iranlsche  Infinitive  auf  -am;  a)  aus  würze  1- 
Stämmen  abgeleitet. 

a)  Iranisch. 
yanqm  Yt.  10.  71. 

g^rabqm  Y.  84.  10. 

b)  Indisch. 

(vanäm  RY.  10.  46.  5). 

vasäm  RY.  5.  2.  6. 
vidam 

-^säm^  AY.  5.  30.  13. 

b)  Zu  abgeleiteten  stammen. 

§  63. 

Hierher  gehört  eine  anzahl  aus  verschiedenen  präsens- 
Stämmen  gebildeter  formen.  Aus  6  präsensstämmen  sind  9 
formen  an  zusammen  40  stellen  belegt.  Der  gebrauch  ist 
kein  anderer  als  bei  den  übrigen  accusativischen  inflnitiven, 
bemerkenswert  nur,  dass  der  prädicative  Infinitiv  an  einer 
grösseren  anzahl  von  stellen  erscheint. 

1.  Einen  einfachen  Infinitiv  haben  wir  an  4  stellen. 

Y.  18.  19:  ava  wö  aeis  .  .  paröü  pairi9n9m  avhvqm 
'^■ava.ddrdnqm  (N.  A.  ^nqn)  sadayeiti.  Bartholomae  (sp. 
1560):  „es  ist,  als  ob  Äzay  mir  die  lebenskraft  ganz  und  gar 
entzwei  sprengte**.  Zur  construction  vgl.  Yt.  10.  71  (§  62) 
und  die  folgenden  stellen. 


Die  infinltire  de«  Indjeeheu  und  Iraaieeli«D. 


101 


■ 


^ifor^nam  gehört  zu  eiBem  {erschlossenen}  präsens- 
stamm der  11.  klasse  aus  dar-  „spalten".  Anders 
Geldiier,  Sitziingsber,  preuss.  Aiad.  Wiss.  1903 
s,  425),  der  pairi^na-  als  „ lebensfaden"  auifasst 
und  übersetzt  „von  ihrem  lebensfaden  losreissend". 
Aber  man  würde,  wie  Bartholomae,  Wb.  s.  1560 
no.  sagt,  in  diesem  fall  den  ablativ  verlangen.  Wieder 
anders"  Darmesteter  (2.  246)  mit  noten,  s.  d.  — 
Auf  eine  parallelatelle  weist  Bartholomae  hin, 
näuüich  auf  Yt,  8*  54:  pairika  ,  .  paröit  pairi^- 
iiam  avhvqm  avaJiisUyät  „die  P.  würde  , ,  die  lebens- 
kraft  .  .  ganz  und  gar  entzwei  spalten"  (sp.  865), 
E  3.  7  (in  Haug's  ArdaViraf-ausgabe  s.  282):  $rityä 
^raosia  vyusq  mdayeitL  Bartholomae  (sp,  1479): 
Jm  der  Vollendung  der  dritten  nacht  sieht  man  die  morgen- 
röte  aufleuchten".  Darmesteter  (2*  652):  „ä  Taube".  —  ''nsq 
(oder  auch,  wie  zu  H.  3,  25  belegt  ist,  ""tib-qm)  ist  ein  aus  dem 
iocboativstaram  von  vah-  „ülucescere"  gebildeter  infinitiv;  die 
jKifistniction  wie  oben.    Ebenso  H.  3.  25. 

Y.  9,  4:  yat  karo^mot  aivhe  xSa^raSa  ,  ,  avhaoSdmne  dpa 
nmire  x-'airyqn  jf^ar^^am  +ajyam>iam  (N,  Ä.  üjay°).  Bar- 
tholomae (sp.  1874):  ^dass  er  in  seinem  reiche  machte  .  , 
mein  vertrocknend  wasser  und  pflanzen,  zu  essen  unversieg- 
Üche  speise".  Ebenso  auch  Yt,  15,  16.  Büdung  ans  der  26. 
iNbeiiBklasse.  —  So  auch  schon  Geldner,  KZ.  25.  581  no., 
fiirlholomae,  BB,  J5,  243  und  sonst;  vgl.  besonders  BB. 
16,275,  wo  Bartholomae  die  erklärung  J»  Schmidt*s  (auf 
üe  Gr^goire,  KZ.  35.  93  f*  zurückkommt),  'jt^airyqn  als  par- 
Ödp  zu  nehmen  abweist*  —  Zur  construction  vgL  HV.  7.  21  3: 
kfom  indra  s-rämiavA  apas  kal^i  und  andere  in  KZ.  39.  496  ff. 
V,  8»  10:  dva  dim  nara  isöide  ,  .  upa.skamham  viHöaeSva 
im  jmti  idvhd  ^amö  nidai^yqn.  Bartholomae  (sp.  395f,): 
.£wm  männer  sollen,  indem  sie  ihn  festmachen,  .  .  ihn  über 
dner  kalkunterlage  auf  die  erde  hinlegen".  Bildung  aus  der 
5*  prüsenskJasse.  Auch  Geldner,  KZ,  25.  581  nimmt  m~ 
iaidpqn  als  infinitiv.  —  Vgl.  zur  stelle  Bartholomae,  IF. 
2.  U2  f. ;  zur  consti^uction  (nach  a^^*  stehen  sonst  ablat.-genet. 
itive  s.  0.  §  27)  vgl.  V.  8.  100:  isaeta  me  yaoidMÜlm  Jhr 
it  mich  purificiren'*  (Wb.  sp.  26),  wo  ebenfalls  ein  accu- 
siüriicher  infinitiv  vorliegt.  —  Gr^goire   (s.  97)  will  mit 


102  Frite  Wolff, 

Darmesteter  ^ils  döposeront*"  übersetzen,  also  nidaidyqn  als 
flnite  yerbalform  nehmen  wie  in  V.  6.  29 ;  31 ;  um  dies  aber 
thun  zu  können,  muss  er  eine  lücke  nadi  isöide  annehmen. 

Geldner,  KZ.  25.  581  hat  auch  raoSayqn  V.  6.  6  als 
inflnitiv,  abhängig  von  vas-  „wollen^  gefasst.  Ebenso  Bar- 
tholomae,  AF.  2.  140  no.  Aber  im  Wb.  (sp.  1496)  setzt  er 
ein  adj.  -hrao^a-,  raoidya-  „urbar  zu  machen''  an,  was  wegen 
der  drei  folgenden  HayaBäa-iD&mÜYe  richtig  sein  wird.  Formell 
so  auch  schon  BB.  15.  244.  Vgl.  jetzt  Zeitschrift  für  deutsche 
Wortforschung  6.  231. 

§64. 

2.  Ein  finaler  infinitiv  dieser  bildung  wird  fftr  Y.  3.  1  an- 
zunehmen sein. 

y.  3.  1:  yat  ba  paiti  na  asava  frayat  .  .  aocsta^Sa  dae- 
naya  vaöa  framrü  mi&rdmöa  .  .  *jai&yqm  (mit  den  meisten 
Hss.,  N.  A.  jai^yq)  ramaöa  x^astram  „wenn  ein  frommer  mann 
einhergeht  .  .  in  Übereinstimmung  mit  der  guten  lehre  reci- 
tirend,  um  den  Midra  zu  bitten".  —  Es  ist  eine  bildung  aus 
dem  präsensstamme  (26.,  y-klasse)  zum  verb  gad-,  Grögoire, 
KZ.  35.  97  will  mit  Meillet  und  Darmesteter  jaidyq 
als  partizip  nehmen  und  framrü  gleichordnen  (framrü  in 
diesem  falle  falsch  für  framnivq) ;  s.  aber  gegen  die  annähme 
derartiger  participialformen  Bartholomae,  KZ.  29.  562. 

§65. 

3.  Eine  art  prädicativer  Verwendung  liegt  vor  in  der  Ver- 
bindung des  Infinitivs  mit  ah-  „sein**.  Diese  construction,  die 
häufig  beim  dativischen  inflnitiv  vorkommt,  erscheint  auch  in 
einigen  fallen  mit  accusativischem  infinitiv.  Vgl.  Bartho- 
lomae, IF.  3.  19.  ffier  sei  gleich  auf  KV.  2.  1.  4  (§  47) 
verwiesen,  wo  eine  ähnliche  construction  vorliegt,  wenngleich 
asti  dort  nicht  ausdrücklich  bezeugt,  sondern  zu  ergänzen  ist 

Yt.  13.  50:  yat  he  avJiat  c^airyqn  ajyamnsm.  Bartho- 
lomae (sp.  1874):  „dass  ihm  zu  essen  war  unversiegliche 
(speise)**.  Zur  construction  vgl.  Bartholomae,  Wb.  sp. 
269 ;  zur  form  s.  oben  §  63.  —  Noch  eine  andere  zweifelhafte 
—  weil  verderbte  —  oc^^airyqn'Stelle  will  Bartholomae  im 
Wb.  hierherstellen,  allerdings  mit  correcturen: 


Die  inflnitire  dea  Indischem  tmd  Irmnlschen. 


103 


Yt,  19.  32:   yeiähe  xm^üSa  -^ot^'airyqn  ^dö  (N,  A,  x'^air- 
In  aslu)    uye  a^ar^de  ajyamne,    Bartholomae  (sp»  267): 
„durch  dessen  herrschaft  es  speise  und  trank  nnversiegüch  zu 
geniessen  gab^, 

I  V*  6.  42  f. :  ftal  tu  haoma  yaoMayqn  avhofi  .  ,  ?  yaoi- 
dayan  auhmi.  Bartholomae  (sp,  1233):  „siod  die  Haoma's 
m  pmificiren  ,  .  ?  sie  sind  zu  purificiren".  —  yaoidayqn  ist 
lue  bildung  aus  der  27.,  ?/-präsensklasse  zu  yaoidä- ;  die  hand- 
Whriftea  schwaiiken  überall  zwischen  yaoidyqn  nnd  yaoi- 
ikyan  (s*  die  Zusammenstellung  bei  Grog oire  s,  95  no.);  Bar- 
tholomae wollte  früher,  BB.  15.  243  f.  durchweg  ymzdyqn 
lesen.  Geldner  liihrt  schon  KZ,  25,  581  yaoidayqn  als  In- 
finitiv auf.  —  Grögoire  (s.  94  If,)  versucht  verschiedene 
mdere  erkläruiigen  (theils  als  adjectiv.  theils  als  particip),  die 
ai>er  nach  ihm  selbst  auf  Schwierigkeiten  stossen,  sodass  er 
sich  schliesslich  veranlasst  sieht  vorauszusetzen  „que  yaaidayqn 
äv&it  cess^  d'etre  conipris  grammaticalement**  (!). 

Ebenso  sind  folgende  parallelstellen  zu  V.  6,  42  f.  aufzu- 

:  V.  7,  11 1  (wo  vastra  statt  haoma);  V,  7.  28 f.  (aesma); 

\  7.  32  f   {yava^a  vastrada) ;    V.  7,  73  f  (tasta  ämdiarma) ; 

7.  16  t  (g^tus);  V.  8.  33  f:,  35  f.,  97  f.  {mra);  ebenso  (tiam) 

133 f.;  7.  25 f. j  aber  die  antwort  lautet  hier: 

ayaoidayqn  ai^Jian  „sie  sind  nicht  zn  puriflciren**,  wo  ay** 
Bitßrtich  ebenso  als  inflniüv  au%efasst  werden  niuss.  — 
Wenn  Gregoire  (s.  94)  es  als  besonders  unwahrscheinlich  be- 
^pichnet,  dass  eine  mit  der  negation  componiite  fonn  als  in- 
Saitiv  zu  nehmen  sei,  so  übersieht  er  das  ganz  gesicherte  Vor- 
handensein solcher  Zusammensetzungen  im  Altindischen,  vgL 
Delbrück,  Altind.  S}Tit.  s.  430. 
^K  Ohne  daas  eine  tbrm  von  ah-  „sein"  hinzugefügt  ist,  steht 
^■BT  infinitiv  an  folgenden  stellen. 

^■^  V.  7.  29:  aM  yaoMaymu  Bartholomae  (sp.  1233): 
^H&  solcher  weise  ist  die  purifikatiou  vorzunehmen^.  Darme- 
^Beter  (2*  103)  übersetzt:  „il  sera  pure^  (wahrschemlich 
pBö,  weU  der  commentar,  wie  er  note  angiebt»  ^au  baut 
d^im  an"  hat;)  —  Ebenso  V,  7,  33;  74;  75  (4  mal);  Darme- 
steter  (2,  113):  ^ils  seront  purs*'.  —  In  V.  8.  22  will  Bar- 
Kjlomae,  Wb.  sp.  124  yao^dayqn  als  unpassende  zuthat 
Bstrichtiu  haben. 


104  Plitz  Wolff, 

y.  5.54:  paiii  avada  yaoSdayqn,  Bartholomae  (sp.  1233): 
„auf  diese  weise  sind  sie  wieder  zu  purifidren".  —  Ebenso 
V.  8.  36. 

§66. 

Ein  einziger  fall  bei  dieser  infinitivbildung  zeigt  einen  un- 
abhängigen, conjunctivisch  gebrauchten  Infinitiv. 

V.  8.  100:  barazyaogdt  vaöö  rasayqn.  Bartholomae 
(sp.  1527):  „so  (soll)  er  mit  lauter  stimme  den  ruf  ergehen 
lassen^.  Bildung  aus  dem  causalstamm  (30.  präsensklasse)  zu 
rä^',  BB.  15.  244  las  Bartholomae  raeyqn,  sonst  ebenso. 

Iranische  inflnitiye  auf  -am  aus  präsensstammen. 

tisq  oder  tisqm 

-H)y^  H.  2.  7;  25. 

"^jai^yqnt  V.  3.  1. 

dai^yqn 

+wi°  V.  8.  10. 

•^dardtiqm 

-{-ava  paröü  V.  18.  19. 
yaoedayqn  "  V.  6.  42 f.  —  7.  11;  23;  25;  28 f.«;  29; 

32f.»;  33;  73f.»;  74;  75*;  76f.*  - 
(8.  22);  33 f.«;  35  f.«;  97  f.«. 

-Hio  V.  7.  24;  26. 

^paiti^       V.  5.  54  —  8.  36. 
{raoSayqn  V.  6.  6). 

razayqn  V.  8.  100. 

oi^airyqn  Y.  9.  4— Yt.  13.  50  —  15.  16  — 19.  32(?). 


Fünftes  Kapitel. 
Die  iranischen  inflnitve  auf  'Um. 

§67.     . 

Eine  infinitivbildung,  die  als  accusativische  der  gene- 
tivischen auf  'töis  und  der  ablativischen  auf  -töit  entspricht, 
ist  die  auf  -Um.  Sie  ist  wie  diese  auf  das  Avesta  beschränkt 
Es  sind  nach  Bartholomae  Wb.  nur  zwei  formen  belegt, 
die  sich  in  der  bildungsweise  den  andern  aus  ti-sufläx  gebil- 
deten formen  anschliessen. 


Die  luflnitht  des  IndiBchen  und  Irmechtn. 


105    * 


Der  gebrauch  der  beiden  fbrnien  ist  für  accusativischen 
Infinitiv  ungewöhnlich;  sie  finden  sich  bei  j'M(;yy  and  aes%  wobei 
man  eher  einen  genetivischen  iafinitiv  erwarten  sollte ;  daaa 
aber  dabei  auch  accusativische  möglich  sind,  zeigt  oben  (§  63) 
V.  S.  10.  Mao  beachte  auch,  dass  im  späteren  Indisch  die  infini- 
ti¥e  anl  -tum  nach  iwara-  erscheinen. 

Früher  wurde  noch  eine  reihe  anderer  formen  als  in- 
finitivisch aufgetasst;  Bartholomae  im  Wb,  denkt  jetzt 
andefB  darüber  (s*  u») 

§  68. 

Die  beiden  stellen  sind: 

V.  8*  100:  isaeta  me  yaoHäitlm,  Bartholomae  (sp,  26)- 
pihr könntet  mich  purifidren".  Darmesteter  (2. 144):  „veuillez 
mt^  purifier**.    Zur  coostruction  vgl.  V.  8<  10;  siehe  auch  Grdr. 

Ȥ  255,  wo  literaturangaben. 
Yt»  17.  15:  vasada  ahi  xmyamna  fannye  x'^aranavhe  +dät- 
Ü«  (N*  A.  däiie,  aber  ProL  s.  XLIV  b,  nach  Fl  daitim). 
Bartholomae  (sp.  728):  „nach  gefallen  vermagst  du  deinem 
leib^  herrlichkeit  zu  verleihen''.  —  Darmesteter  {2.  603): 
^lu  as  le  ponvoir  k  ta  volonte,  par  la  gloire  an  toi  d^posee**, 
Alio  däite^  wie  er  wohl  liest,  soll  particip  sein,  bezogen  auf 
^($tmavhe]  wir  würden  doch  dann  dätai  erwarten.  Bar- 
tholomae 8p*  728  no.  will  :£^arana^h€^  den  dativ  statt  des 
iccQSätivs,  durch  attractlon  erklären  und  verweist  dazu  auf 
^m^i^e  und  auf  Delbrück,  Altind.  Synt.  a  88*  Aber  sicher 
lieft  doch  liier  nicht  die  gleiche  erscheinung  vor,  die  man  sonst 
ils  ättraction  bezeichnet. 

Ich  füge  nun  noch  die  formen  hinzu,  die  man  früher  für 
Infinitive*  hielt,  indem  ich  nur  die  stellen  angebe^  wo  darüber 
gehandelt  ist. 

mtim  Y.  33.  2:  als  infinltiv  bei  Bartholomae,  BB.  13. 
Hit  und  danach  bei  Brugmann,  Grdr.  2,  1415;  jetzt  bei 
Bartholomae«  Wb,  sp*  213  als  accusativ  zu  astay-;  so  schon 
bei  Geldner,  BB.  14.  21. 

Wim  Y.  4fi,  2:  als  infinitiv  bei  Geldner,  BB,  14.  1 
will  bei  Bartholomae  im  Grdr.;  jetzt  im  Wh*  (sp,  377)  als 
i^ctisativ  von  iMay*, 

upa.maitim  V.  5.  53 C  (4  mal)  —  Ustryeintim  V.  5.  4;  7 
iim  Wh,  -t^miarayantim)  —  sraBsycmÜm  V*  8*  34 :  als  infinitive 


106  Fritz  Wolff, 

bei  Bartholomae,  IF.  3.  19  und  im  Grdr.;  jetzt  im  Wb. 
(sp.  391,  340,  1632)  als  absolutiva;  vgl.  Grögoire  s.  90  £ 
Das  Indische  kennt  diese  inflnitivbildungen  nicht;  vgl.  aber 
RV.  8.  27.  11:  idä  hi  va  üpustutim  idä  vamasya  hhakt&ye 
.  .  asxk9y  änyam  iva,  wo  man  üpastutim  wie  hhaktäye  ids 
inflnitiv  fassen  kann:  ^nnn  am  ench  zu  preisen,  nun  um  euch 
am  schönen  antheil  zu  geben,  liess  ich  los  die  gleichsam  un- 
versiegliche". 

Die  Iranischen  inflnitiTe  auf  -tim. 

{astlm  •  Y.  33.  2). 

(astryeintlm  V.  5.  4;  7). 

{istlm  Y.  46.  2). 

(upa.maittm  V.  5.  53flf). 

{sraBSyeintlm  V.  8.  34). 

-^däitim  Yt  17.  15. 

yaozdaitlm  V.  8.  100. 

Anhang  zu  den  accnsatiTischen  inflnitiTen. 

(a^bildungen.) 
§  69. 

Als  die  einzige  im  Avesta  vorkommende  bildung  dieser  art 
nimmt  Bartholomae,  Wb.  sp.  943  "^barat    Die  stelle  lautet 

y.  9.  51 :  öis  hau  as  .  .  yö  me  asadayat  fradaddm  apa.- 
barat  .  .  yas}c9m  upaMrat,  Bartholomae  (sp.  1560):  „wer 
ist  der,  der  mir  sichtlich  gedeihen  wegbringt,  krankheit  herzu- 
bringt".   Ebenso  übersetzt  Darmesteter  (2.  171). 

Die  construction  ist  nicht  auffallig;  wir  haben  oben 
mehrere  belege  des  Infinitivs  nach  sand-  „videri"  gefunden; 
und  da  sämtliche  bei  Bartholomae  Wb.  angeführten  stellen 
nach  sand-  accusativischen  infinitiv  enthalten,  wird  man  viel- 
leicht die  beiden  formen  ebenfalls  für  solche  zu  nehmen 
haben.  —  Der  form  nach  wäre  auch  die  möglichkeit  gegeben, 
sie  für  locativische  Infinitive  zu  erklären;  Bartholomae, 
Grdr.  §  260,  2c  weist  bei  den  afi-infinitiven  (fraSati)  auf  die 
vedischen  auf  -at  hin,  ohne  dabei  schon  die  obige  avestische 
form  zu  erwähnen;  wir  hätten  dann  die  parallele,  ati:at  =  ani:an. 

Zur  form  von  ""barat  verweist  Bartholomae  auf  die 
von  Ludwig,  Rigveda  6.  264 f.  zusammengestellten  und  für 
Infinitive  erklärten  altindischen  formen  auf  -at   Davon  werden 


Di«  mfinkiTe  de»  ladüchen  and  Iraniaclien« 


107 


irdvüt  srjdt  adätj  ßi^oi  toö  Grassmann  als  conjimc- 
tiT«  au%efasst:  die  übrigen  hält  Lau  man  alle  fllr  accus,  sing. 
Deatr.;  derselben  bildung  gehören  nach  ihm  an:  dravät  und 
irakyät,  die  er  für  adverbien  nimmt,  —  Grass  mann  fast 
dtßtgät  als  adverb  zu  einem  at-stamra,  die  übrigen  als  adver- 
bien aus  dem  neutrum  eines  zum  teil  unregelmässig  gebildeten 
anf-stamms;    paiayät  soll  nach  Grassmann*  eine  abkürzung 
Tüö  patayäUakham  sein ;  es  folgt  mündayätsakham ;  s.  u*  s*  109* 
Zuerst  fällt  auf,  dass  Grass  mann  in  seiner  Übersetzung 
von  den  verbalformen,  die  doch  3.  sing,  sein  müssten,  die  eine 
(BV,10,  37.  11)  mit  einer  3,  dualis,  eine  andere  (1.  174,4)  mit 
eiaer  2*  sing,  und  eine  dritte  (7,  56.  10)   mit  einer  3.  plar, 

^-übersetzt  (hier  vnW  er  allerdings  den  ausgang  -at  in  -an  ändern). 

^K      Drei  weitere  stellen  sprechen  sehr  flir  die  infinitivische 

^Mtflassnng  der  formen. 

^     EV.  S*  36*  o:  fvärn  asya  brahmanäd  ä  t]^t  piba,    Lud- 
wig (no.  790):   „aus  dieses  Brahraa^ia  gefässe   trink  bis  zur 
Üttignng".     In  vers  4  hiess  der  schluss:  pihägmdkrät  täva 
ihs^ä^  tipmihi   ^aus  dem  Agnidhragefasse  trink,    sättige  an 
deinem  anteü  dich".    Wenn  so  dicht  nebeneinander  auf  der 
einen  seite  tfpinihi  .  ,  piba  und  auf  der  andern  seite  t^pät  .  . 
ßa  steht,  dazu  auf  beiden  Seiten  der  ablativ  eines  zur  selben 
hedeutungskategorie  gehörenden  Wortes,  wird  doch  gegenüber 
t!pnu}n  „sättige*^  die  form  tfpät  nicht,  wie  Grassmann  und 
weh  Bergaigne  annehmen,   die  ganz  verblasste  bedeutung 
:,tächtig,    zur  genüge,   lustig",   {,bais  tont  ton   soül')   haben 
tonnen,  —  AVir  haben  nach  &  öfters  den  Infinitiv  gefunden 
(8. oben  §  12,  21),  allerdings  einen    ablativischen;  immerhin  liegt 
w  die  möglichkeit  vor,  auch  hier  einen  intinitiv  anzunehmen. 
EV,  8.  2*   23:    bhärä  piian    nan/aya  ^ bring  dem   mann- 
haften zu  trinken";  Ludwig's  Übersetzung  (no.  586)  isoUrt 
pibai  gänzlich  ;, er  bringe  dem  mannhaften,  er  trinke".  Grass- 
mann *s  Übersetzung  ist  falsch,  —  Zur  coustruction  verweist 
Burtholomae^  Wb.  sp.  943  no.  auf  lat  bibere  da  und  die 
weiteren    bei    Delbrück,    Vgl    Synt   2.   4<34    angeführten 
Beispiele, 

KV.  10.  116*  1:  pibä  somam  inahatä  indriyäya^ 
pibü  v^räya  karttave  Sani^ha; 
piha  räye  ^^ävase  hüyaniünai}^ 
piba  mädhvas  t]fp(ld  indrtt  vf^iW}a. 


108 


Fiiti  Wolff. 


Die  4  strophenzeilen  sind  so  symmetrisch  angelegt  —  m 
jedem    ist  füi*  piha   eine    besondere  zweckbestimmuBg   anj 
geben  — ,   dass  man  neben   den  sicheren  inflnitiven  hafi 
und  Sävase   und  dem  ebenfalls  finalen    indriyäya  anch  tfpä\ 
eben  nur  in  finalem  sinn,  d.  h.  als  infinitiv  wird  fassen  dürfen. 

Weiterhin  wird  man  in  derselben  weise  nehmen  können 

RV,  3,  22,  1 :  t^-pät  sonuun  apibad  vk^mtnü  i^iädm  pathä^ 
va§at  ^um  sich  zu  sättigen,  hat  er  den  Soma  getrunken,  den 
gepressten,  mit  Visi[iu  zusammen,  soviel  er  wünschte*^.  M 

KV*  3»  IL  15:  txpät  somam  pahi  draJtydd  mdra.  Lad-" 
wig  (no.  484):  „o  Indra,  dich  zu  sättigen,  zu  stärken,  sollst 
du  den  Soma  trinken**»  —  W*  Schulzens  Vorschlag  in  KZ,  27. 
6()6,  drahyät  zu  genn.  dringkan  zu  steOen,  ist  trotz  dem,  was 
bei  Brugmann,  Grdr.''  1.  633  f,  über  den  indogermanischen 
Wechsel  zwischen  Media  Aspirata  und  Media  gesagt  vnvä^ 
wenig  wahrscheinlich* 

BW  3.  32.  2:  tjpdd  d  v^asva.    Ludwig  (no.  499):  „bis 
zur  Sättigung    tränke  diclt*^.     Vgl,   oben   10.  116,  L    Vorher 
geht:  piba  somam  ranmä  te  mädäya  „trink  den  Soma,   wi 
haben  ihn  dir  gespendet»  dich  zu  berauschen*^. 

RV.  7,  32*  5:   h'ävac  chrntkarna   lyate  vmüjiäm,     Lud~3 
wig   (no.  5H4):    „zu   hören   wird   angegangen,   der   (scharf) 
hörend  ohr  hat^  um  gutes  ,  ."*     Besser  scheint  ^  mir,  §rdvat 
von  krutkarnüi^  abhängen  zu  lassen:   „wer  ein  hörend  ohr  hat- 
zu  hören  .  .  "*  \ 

RV.  6.  47.  6:  d}i][^dt  piha  kalMß  mmam  indra.  Ludwig 
(no.  570):  ^nm  zu  wagen,  ü  Indra,  trink  Soma  aus  dem 
becher"^ ;  d,  b.  um  eins  deiner  Wagestücke  auszuführen* 

BV-  8.  21,  2:  üpa  tvä  kdrmann  ütdye  sa  no  yüvayräi 
€akraina  yo  dhi^ät  Ludwig  (uo.  596):  „bei  heiligem  weite 
zur  hilfeleistuDg  (rufen  wir)  dich,  dieser  unser  jugendlicher, 
der  gewaltige  ist  genaht,  der  zum  angriff  ist".  —  An  den 
beiden  letzten  stellen  nimmt  Ludwig  dhisäi  als  in&nitiT,  sam 
8  weiteren  ist  es  bestimmt  syntaktisch  teils  adverb,  teils  ace. 
sing,  des  neutrum;  man  wird  es  deshalb  auch  hier  nicht  mit 
Sicherheit  als  infinitiv  fassen  können.  Oben  (6.  47,  6)  könntaj 
es  adverb  sein,  hier  auch  3.  sing,  konj.  Freilich,  gerade  dies( 
schillern  der  bedeutung  spricht  wieder  füi-  den  infinitiv-' 
Charakter, 


I 

Ler 


I 


Di«  in&ittive  des  Indisehen  und  IrsnlHcheti 


RV,  10*  20.  5:  jm&d  dhavyä  mämt^asyordhväs  tasthau, 
Ludwig  (no,  424):  „zu  geniessen  des  QienscheQ  havya  hat 
empor  sich  erhoben  .  .^.  Grassmauo  übersetzt,  als  oh 
JKfol  partizip  wäre  „wenn  er  speist"  (es  würde  dann  jti^an 
stehen  müssen);  im  Wb*  nimmt  er  es  als  3»  sing,  koiy,,  wag 
die  coastruction  verbietet, 

RV.  10»  37.  11;  asmaJmm  deva  nbhdyäija  janmane  §ärma 
yfifichata  dpipäde  cätti^pade  adät  pibad  urjäijamanam  äHtam, 
Ludwig  (no.  129):  „verleiht  imsem  beiderlei  geschlechtern 
.  .  Behüte,  zu  essen  und  zu  trinken  kräftigende  speise", 
Grats  mann:  ^sie  beide  mögen  .  .  essen  und  trinken**. 
Bergaigne,    40  hymnes  s.  64 f.:    „qu'üs  mangent  et   qu'ils 

.    biveat^. 

^H     Unklar    sind   die  beiden   folgenden   stellen;    eine  dritte, 

Hl*  115*  5  fällt  foit,  da  nicht,  wie  Ludwig  liest,  d^M,  sondern 

^WH&f  im  teite  steht. 

H  RV.  10.  6L  5:  präthwtä  yäsya  viräkarmam  i^iiät.  6 rass- 
in an  n:  „dessen  männliches  glied  sich  varstrebend  ausgedehnt 
iiatte^  —  Ludwig  (no.  997):  „um  zu  schnellen**;  seine  über- 
letKong  sonst  ist  falsch.  Das  ganze  Ued  ist  „dunkel  und 
seliwülstig**  (Grass mann)* 

RV,  1.  4*  7 :  em  ä^wn  ä^äve  hhara  ,  *  patayäyi  mandayät- 
9aMmn.  Ludwig  (no*  443) r  „heran  den  raschen  bring  zum 
laschen  .  ,.  der  fliegen  macht  (dass  er  fliegen  mache)  den 
frennd erfreuer**  *  Ludwig  meint*  S  ä  y  a  p  a  's  pafayantam  wäre 
möglich,  aber  auch  der  infinitiv  wegen  des  alten  accentes 
dankbar.  Grassmaun  will  in  der  Verbindung  patayän 
mnndanyätsahham  das  sakhani  auch  auf  patayät  bezogen  wissen, 

KU  das  wahrscheinlichste  ist. 
An  drei  anderen  stellen  scheint  die  annähme  eines  infini- 
y*n  bedenklich  wegen  des  dabei  auftretenden  yät,  das  Lud- 
wig allerdings   an   einer  stelle   auch    als   infinitiv   (von  -i-) 
ainLmi! 

EV.  7.  56*  10:  priyä  vo  nama  kuve  *  .  ä  yät  ffpän  ma- 
nifö  ,  .  Ludwig  (no.  697):  „eure  teure  namen  rufen  wir 
imo  überdruss,  Maruf.  —  Ludwig  im  Comm.  sagt,  yät  sei 
Hpleoiiaatisch ;  Grass  mann  zerlegt  t^pän  maruta  nicht,  wie 
r^der  worttext  will,  in  ti^pat  mandOf  sondern  in  ffpan  nmndo^ 
^r  übersetzt  aber  mit  der  2*  pluralis!  —  Im  übrigen,  meint  er 
(1.  583),  sei  der  vers  metrisch  fehlerhaft. 


HO 


Frita  WolC 


RV,  4.  27.  3 ;  s^jäd  yäd  asmu  äva  ka  hipd}  jy&m  ki§ämif^. 
Ludwig  (no.  961):  ^da  bat,  dass  er  auf  ihn  schösse,  losge- 
schneUt  die  sehne  K.^.  Roth,  ZDMG.  36,  358:  „als  schwellend  , 
.  .  lossgeschossen",  Bergaigne,  ReL  V6d.  3.  328  stellt  s^jät  m 
und  k^ipät  auf  eine  stufe:  y,soit  qu'il  Tait  laiss^  partir  ou  i 
qn'il  ait  lache,  pour  le  frapper,  la  corde*^. 

RV.  1.  174.  4;  sijdd  ärnamsy  äva  yäd  yiiddhä  gas  fi^had 
ik&ti,  Ludwig  (Comin,  zm  no.  479;  n.  47):  „loszulassen  die 
Wasser,  loszugehen  mit  kämpf  auf  die  rinder,  hat  er  den  wagen 
erstiegen*^.  Er  nimmt  also  sxjAi  und  ydt  als  ttiflnitive  {yät  za 
eti  ,er  geht*!)  Wozu  soll  nach  der  Übersetzung  ava  ge- 
hören? —  Grrass mann  übersetzt:  „lass  fluten  strömen,  wenn 
zum  karapf  du  eilst,  besteig  die  rosse"*.  Wenn  auch  gäk  als 
2.  sing,  gelten  kann,  so  ist  dies  doch  für  $XJ^  ^^d  ti^hai  üb-  fl 
möglich!  Im  Wb,  zieht  Grassmann  äva  zu  Bxjät  und  zu 
qhhy  was  aber  wegen  der  accente  unmöglich  ist;  ava  gehört 
zu  ämatnü.  Säya^a  fasst  gäh  wie  Grassmann  auf:  yud- 
dhena  m  gaJjt  gacvJmn  tadarnmmjudakämj  ava  sßat  aväs^joi^; 
er  zieht  also  äva  zu  s^jät,  —  Bergaigne  faest  in  ReL  VM- 
2*  185  srAii  als  „vaches"  wie  Ludwig.  —  pät  als  Infinitiv 
Ton  i-  „gehen**  zu  nehmen,  ist  sicher  unrichtig;  man  wird  es 
als  conjunction  fassen  und  übersetzen  müssen:  ^^dass  er  er- 
giesse  die  wasser  und  die  kühe  im  kämpfe,  soll  er  besteigen 
die  falben";  so  etwa  auch  Bergaigne  a.  a.  o. 

In  einer  an^ahl  von  ßillen  scheinen  die  at-formen  in  der 
bedeutung  von  absolutiven  zu  stehen;  so  dravätj  das  Grass- 
mann fUr  das  ueutnun  des  partizips  drdvat  mit  geänderter 
betonnng  hält  und  j,flugs"  übersetzt* 

EV.  L  44  7:  sä  ä  valia  ,  .  devan  Uiä  dravät  Ludwig 
(no,  255):  ^als  solcher  führe  im  laufe  die  göttar*". 

RV.  1.  2.  5:  täv  ä  gätam  npa  dravät  Ludwig  (no.  710): 
„kommt  in  gestrecktem  lauf  heran"*  Ähnlich  3*  35*  2;  6.  45. 
32;  8.  5,  7.  —  Zu  einer  anderen  stelle^ 

EV.  8.  49,  5;  ä  na  stomam  üpa  dravät,  wo  Ludwig  (no. 
665):  ^brausend  komm  zu  unserm  Stoma"  übersetzt,  bemerkt 
er  im  Comm*  (II.  223):  „infiniti?  als  imperativ?'*.  Man  wird 
es  besser  wohl  auch  hier  als  absolutiv  fassen. 

RV.  8.  97.  4 :  ata.'?  Iva  girbhir  dgugäd  indra  keMhhiJi  mtr- 
tävan  ä  viväsatL  Ludwig  (no*  627):  ^Ton  da  mit  den  nach 
dem  himmel  gehenden  liedern,  Indra,  mit  den  mähnigen  falben 


I 


mfl 


mmm  und  IramscBen. 


111 


ladet  gleitiisam  dich  der  saA  bereitet  hat**,  Danach  würde 
man  ia  dyngät  ein  absolutiv  zu  sehen  haben.  Vielleicht  aber 
ist  dy°  in  der  steÜEOg  zwischen  glrbhik  und  keJtibhili  als  kür- 
tmg  voD  dyugädbhih  zu  nehmen.  Beispiele  für  dieselbe  er- 
gcheinung  im  Äve^a  s»  bei  Bartholomae,  Wb.  sp.  1789  m. 
(unter  Hiar^ia*),  Grassmann  übersetz  „vom  himmel  her*^ 
mtd  giebt  Im  Wti.  „zum  Mmmel  gehend". 

Haben  wir  nun  im  obig^en  manches  gefiinden,  was  unsicher 
ist  und  manches,  was  sicher  zu  unrecht  den  infinitiven  zu- 
gerechnet wurde,  so  wird  doch  im  allgemeinen  Ludwig*s  an- 
scliiiiung  (Comm*  bd- 1.  255.  no.  255)  das  richtige  treffen.  Er 
sagt  dort:  ^es  durfte  eher  (als  ein  particip)  eine  alte  form 
seiji,  die  in  ihrer  Verwendung  zwischen  particip  und  Infinitiv 
«taheid,  wie  die  formen  auf  -at»,  teils  Infinitive,  teils  partici- 
pieB,  teüs  gerundive  wurden**  < 

Tabelle  zum  anhang. 

ai-fonnen. 

I.  Äyesta: 


44ipa.         V.  9.  51. 
+t4pa.         V.  9.  51. 

n.  Altindisch. 

m  Rv,  m  37. 11. 

{mk  RV.  10.  61.  5). 

-Nlyf*^  RV.  8.  97.  4). 

jmi  RV.  10.  20.  5. 

ifpit  RV.  2,  IL  15  —  3.  22.  1    -^   3.  36.  5 

-  3.  32.  2  -  (7.  56.  10)  —  10.  116.  L 

{kmoi  RV,  1.  2.  5  —  1.  44.  7  -  3.  35.  2  — 

6.  45.  32  —  8,  5.  7  —  8.  49.  5). 

iffshiH  RV.  3.  11.  15. 

%9^  EV.  6.  47.  6  —  8.  21.  2, 

{piüo^  RV.  1.  4.  7). 

fftai  RV.  8-  2.  23  —  10.  37.  IL 

\mi  RV.  1.  174.  4). 

hmfA  RV.  7.  32.  5, 

imt  RV-  1.  174.  4  —  4,  27.  3). 


112 


Henninn  Jwwbcolin, 


Zur  italischen  verbalflexion. 

L 

Das  verhäJtniss  von  lat,  serva/re  zu  dem  in  serttu,  ameriahi 
usw,  erhaltenen  umbrischen  verbalstamm  ist  noch  nicht  auf- 
geklärt. An  ihrer  Zügehörigkeit  zur  selben  wurzel  wird  man 
um  so  weniger  zweifeln,  als  sämtliche  arti^n  des  gebraucbsJ 
die  das  simpIex  seritu  anf  den  Iguvinischen  tafeln  aufweißt, 
auch  bei  lat.  servare  sich  aufzeigen  lassen.  Für  pedu  seritu 
IL  a  24  sind  parallelen  aus  dem  Lateinischen  nicht  nöthig.  Äbel| 
auch  in  der  gebets-  und  auguralsprache  ist  servare  in  älterer 
zeit  verwandt.  Entsprechend  dem  salvom  seritu  auf  den. 
Iguvinischen  tafeln  heisst  es  salvom  servare  Cato  agr.  141  il 
einer  uralten  gebetsformel  und  oft  in  den  Acta  Arvalium,  dai 
älteste  erhaltene  zeugniss  findet  sich  zum  jähre  27 :  Corp.  VI 
2024  <ßalv>os  servüv<erit>.  Avem  servare  gebraucht  Enniui 
ann*  80»  81  und  danach  in  ähnlicher  weise  Vergil  Aen.  6,  20( 
(vgl  Norden  Äeneis  VI.  p.  186,  226),  Cicero  hat  div,  2,  TS 
aves  de  caelo  servare^  div,  1,  36  caebim^  sulera  servare,  Vergi 
georg.  Ij  335  caeli  memes  et  sidera  servare  und  so  öfter.  DasS 
im  allgemeinen  öhservare  das  simples  in  dieser  verwenduni 
abgelöst  hat,  ist  bekannt. 

Auch  die  ^-äexion  des  umbrischen  compositums  anserm 
(bez.  ameria-)  gegenüber  der  i-flexion  des  einfachen  verbi 
bietet  eine  noch  ungelöst*?  Schwierigkeit.^)  Jedenfalls  rnuä 
man  sieh  hüten,  das  verhältniss  von  ans^iatut  :  seritu  ohn< 
weiteres  m  parallele  zu  setzen  mit  dem  von  lat.  occiiparei 
capioj  stispicari  :  speeiOi  wie  es  z.  b.  Brugmann,  Ber.  d.  sächS 
Ges.  1897,  144  anm.  thut;  während  diese  in  die  ff-flexion  über-! 
geführten  lateinischen  verba  den  nackten  stamm  zeigen  gegenübet 
dem  Simplex,  ist  in  ausermtit  der  Übergang  vom  i- praesens  aui 
erfolgt.  Welche  präposition  in  an  von  anseria-  stecke,  erklärt 
noch  Brugmann  (L  F.  XV.  74)  für  fragUcb.  Aber  auf  defl 
Iguvinischen  tafeln  lässt  sich  ein  unterschied  der  bedentung 
zwischen  compositum  und  simplei  constatieren,  der  aufs  deut- 
lichste zeigt,  dass  an  nur  =  d^q>£  sein  kann,  anserid'  kommt 
überhaupt  nur  in  an  Wendung,  wo  es  sich  um  beobachtung  des 
vogelflugs  handelt.   In  demselben  sinne  wird  seritu  an  folgen- 


1)  Ein  erklSniDgiTentich  bei  r.  PlanU  IL  271. 


Zur  Itiliftchen  T«rba1iti!on. 


113 


im  stellen  gebrauclit:  VI.  a.  11:  arsfmiur  .  .  .  todreir  tudems 
m  podruhpei  seritu\  es  folgt  eine  aufeählung  der  tuderor 
tötcof  (fiBes  urbici).  Dann  heisst  es  weiter  VI.  a,  15:  bondra 
mUy  ttiäeroj  porsd  mbra  screihtor  senty  parfa  dersva^  curnaco 
dergmi  iiefntu.  snira  esto  ttidero  peieo  merstOf  peica  mersta 
imtiu  Überall  also  wird  die  beobachtung  innerhalb  eines  be- 
stimmt abgegrenzten  gebiats  Torgeschrieben,  während  eine 
snlche  beschränkung  nirgend  angegeben  ist,  wo  anseria-  ge- 
braucht wird.  VgL  z.  b.  I*  AI :  este  perskftim  aves  amet'iates 
<^ietH  pernaies  pustmes^  VI.  AL  este  persdo  aveis  aseriater 
endu,  parfa  airnase  dersva,  peiqu  peica  merstu.  Vor  allem  deut- 
Ueh  springt  der  unterschied  in  die  angen  VI,  B.  48:  ponepoph 
%fw&  herie^,   avif  aseriutu  etil  .  ,  .  eriront  tudertis  avif  seritu 

EJalmlich  innerhalb  derselben  grenzen ,  innerlmlb  derer  das 
itadtgebiet  gesühnt  ist.) 
Bei  einer  solchen  vertheilnng  des  gebrauchs  kann  meines 
Imchtens  ein  zweljel  nicht  darüber  aufkommen,  dass  gegen- 
aber  der  im  simplex  in  der  auguralaprache  eingetretenen  rer- 
«agang  des  bedeutungsnmfanges  die  Zusammensetzung  mit  an 
tose  beschxänknng  der  bedeutiing  wieder  aufhebt,  mithin 
mm  Terallgemeinernden  sinn  haben  muss.  Es  ist  also  ^ 
uftfL  Ob  es  aber  am-  oder  amf(i)  vertritt,  ist  nicht  auszu* 
machen,  man  könnte  immerhin  nach  analogie  von  umbrischem 
omt:,  tue  -  in  umero,  in  dem  ein  durch  syncope  zusammen- 
getretenes ms  zu  ns  geworden,  meinen,  ein  ^am^eriatu  sei 
iber  amfseriatu  zu  am^eriatu  :  anseriutu  geworden,  wenn  eine 
solche  anffassung  für  die  lautfolge  mfs  auch  nicht  gerade 
wahrscheinlich  ist*  Aber  aach  wenn  mau  in  aji  ursprüngliches 
am  sacht,  bleibt  es  fraglich,  ob  es  indogermanischem  am  ent- 
spricht (vgl.  W.  Schulze,  Eigennamen  542  anm.  3,  auch  Brug- 
mann,  Abriss  468)  oder  aus  der  Stellung  vor  anderen  conso- 
aanten,  wo  es  sich  lautgesetzlich  aus  amhhi  entwickelt  hatte, 
Ibertragen  ist. 


Zu  den  verben  des  lateinischen,  die  ein  schwanken 
zwischen  erster  und  dritter  conjugation  zeigen,  gehört  lavare^ 
ZQgleicb  das  einzige,  bei  dem  nebenformen  nach  einer  anderen 
äIs  der  gewöhallchen  flexion  einigermassen  häufig  belegt  sind. 
Dias  die  tbematiscbe  flexion  die  ursprüngliche  war,   lässt  sich 


Mkekwin  T^r  TirgL  Sprüht  K.  F.  XX,  L 


8 


114 


Hermftiiti  Jft<H>bsoba, 


sowohl  wegen  gr.  xifto  (neben  Ao/*üj)  als  auch  besonders  wegen 
der  flexiOD  der  coniposita  wie  ahluere^  düu&re,  eitlere,  poUuere 
nicht  bezweifeln.  Die  formen  nach  der  dritten  erscheinen 
den  späteren  als  eine  alterthambchkeit,  vgl  Diomedes  granun.  ■ 
L  381,  Prisdan  ü.  471,  sie  haben  ausschliesslich  transitive 
bedentung.  Eine  ausnähme  bilden  nur  VaL  Flacc,  4,  229 
lamtur  patriaß  tibi  victor  ad  amnes,  ein  beispiel,  das  natürlich 
in  keiner  weise  mehr  beweiskräftig  ist^  und  Lucilins  245  aim 
bulga  cenatf  dörmitf  lavit,  von  Noniuä  p.  78  citirt.  Aber  hier 
haben  der  archetypus  der  von  Lindsay  sog.  zweiten  familie 
und  F^  lavat  gegenüber  dem  lamt  des  Leidensis,  und  es  er-  J 
scheint  mir  berechtigt,  die  vom  Leidensis  abweichende  lesart  ■ 
als  die  ursprüngliche  anzusehen,  sodass  auch  Lucilius  nicht 
gegen  den  sonst  durchgehends  beobachteten  Sprachgebrauch 
verstiesse.  Vielleicht  ward  in  lavit  geändert,  weil  es  den 
schein  der  aJterthümlichkeit  für  sich  hatte.  Übrigens  ist  zu 
beachten,  dass  diese  stelle  des  LuciUus  unter  den  als  Zeug- 
nissen für  die  dritte  declination  angeführten  nicht  beigebracht 
wird. 

Ist  so,  wie  ich  meine,  der  gebrauch  einfacher  thematischer 
formen  bei  intransitiver  bedeutung  gan2,  jedenfalls  so  gut  wie 
ganz  ausgeschlossen,  so  erleidet  ihre  Verwendung,  wie  die  er* 
haltenen  belege  unzweideutig  ergeben,  noch  eine  weitere, 
recht  auffallende  einschränkung.  Es  lässt  sich  in  bezug  hier^ 
auf  die  regel  aufstellen:  die  dritte  conjugation  ist 
allein  dazugelassen,  bez.  blieb  da  allein  erhalten^ 
wo  die  auf  die  Wurzelsilbe  folgende  silbe  im  flexions- 
Schema  der  dritten  conjugation  kurz  war.  Nicht 
nur  ist  keine  thematische  fonn  überliefert  bei  ursprünglich 
langem  und  in  «einer  Quantität  erhaltenen  oder  secundär  ge- 
kürzten voeal,  es  gilt  dasselbe  auch  für  positionslange  silben. 
Nirgends  fiihren  auch  die  grammatiker  abweichende  Zeugnisse 
an  (cf.  Neue  m.'*  258  l\  Es  heisst  demnach  wohl  lavis,  lavü, 
tavimus^  lavitiSf  lavHo^  luvitef  touiti^r,  Iötf?ere,  laverem%  aber 
stets  lavanty  lavemj  lavaiam^  tavabo. 

Um  mit  Plautus  anzufangen,  so  hat  er  häufig  intransitives 
lavat^  lüvant^  lava^  hvare  usw,  (Die  stellen  verzeichnet  Lorenz 


*)  Die  h^hge  bei  Neue  IH."  258  E.  lüe  hanptfimdEieUe  ist  Nonins  503/504, 
^gh  aüch  466. 


Zur  itallech^D  verbalflexion. 


115 


znjB  Pseud*  iO.  vgL  auch  Langen,  Beitr,  197,)*  Dagegen  in 
tiansitiTer  bedeutung  steht  Psead*  10  eas  (seil*  tabellas)  lacru- 
mg  iavitj  in  A,  u.  P*  überliefert  und  von  Diomades,  Priscian, 
Nonius  nnd  Servins  bezeugt,  Truc.  902  qime  puerttm  hvit  and 
Amph*  1102  pii^os  lavere  iiismtf  W0  Noniua  allein  die  richtige 
tonn  giebt,  dazu  Most.  lU  venu  imber,  perlavit^)  parietes, 
Dariach  hat  Sejffert,  Stud.  Plaut.  6  auch  Cure,  580  quae  latri- 
imm  Uipü  für  lavaf  schreiben  woUeo,  sodass  Plautus  bei  trans- 
iÜTer  bedeutnng  nur  die  dritte  conjugatdon  kenne.  So  weisen 
Jich  aUe  bei  den  scenikem  belegten  formen  des  verbs,  die 
der  regel  entsprechend  nach  der  dritten  conjugation  flectiereu 
Mimen,  thematische  flexion  auf,  und  überhaupt  ist  vor  Properz 
4,  9,  58  (dum  membra  lavat)  bei  dichtem  kein  fall  bezeugt, 
in  dem  eine  der  in  betracht  kommenden  formen  des  freilich 
recht  seltenen  verbs  nach  der  fl-conjugation  fiectiert.  Das 
gBt  ffir  alle  stilgattnngen,  filr  die  tragoedie  sowohl  wie  fttr  die 
bmoedie^  Catull  hat  sie  in  einem  Spottgedicht  wie  Lucrez, 
Vcrgil  verwendet  sie  in  der  Aeneis  wie  in  den  Georgica,  Hö- 
rn in  den  carmina  ebenso  gut  wie  in  den  satiren  und  epoden. 
Bei  SaUust  bist.  II.  56  (Maur.)  steht  drcumlavitur.  Aber 
Cito  agr.  hat  neben  fünfmaligem  lavito  zweimal  lavato  und 
iwar  ohne  unterschied  der  bedeutung*).  Gegen  den  versuch, 
daeu  bedeutungsuntersehied  zwischen  lavere  und  lavare  zu 
bostatieren,  wie  es  z.  b.  noch  Heinze  in  der  dritten  aufläge 
von  KiessUngs  Horaz  zu  carm.  2,  3,  18  thnt,  hat  sich  bereits 
Diomedes  gramm,  I,  B81  mit  vollem  recht  gewandt:  quidam 
jer  i  lamt  pro  umectat  et  coinqainat  inteUegi  volunt,  sed 
ftnEtra;  id  enim  signiöcat  quod  lavas  per  a.  Vgl  z^  b.  ausser 
den  Plantusstellen  Enn.  scaen.  8S  puerumqite  tit  laverentj 
Rtin.  86  wianm  lavite. 

Während  Cato  neben  lavitö  also  lavata  gebraucht,  existiert 
bd  ihm  als  conjnncüv  nur  lavet  (laves)^  zweimal  in  trans- 
itiver, zweimal  in  intransitiver  bedeutnng,  einmal  passivisches 
Immiur.  Terenz  hat  Phorm*  186  laterem  la/ves.  Vor  allem 
i&ttnictiv  aber  lUr  die  verteOnng  der  formen  ist  Yergil:  in- 


^)  In  p^lavit  TerbesBtrt  RitBcM  überliefertes  lavit. 

*i  kwh  ViTTo  beseligt  linf.  9,  106  paemm  rtutiii  lavat  {F  tum)  tmd 
•rwifhül  iD  diieer  wt»üe,  wo  er  über  lavare  tmd  toart^sprieht,  die  tbem»- 
tabu  fenoen  überhaupt  mcbl 

8* 


116 


Hermmnn  Jacobaohn,  Znt  italiBchen  rerbftlfl«iioxi. 


üeser 


transitiv  ist  das  verb  nur  georg.  L  387  studio  lavandi,  traas- 
itiv  steht  Aen,  7,  4B9  Uvabat^  ecL  3,  97  lavabo,  Aen.  6,  219 jj 
12,  722  iat?anfj  dagegen   lavit  georg.  3,   221;   359.     Äen.   3,1 
663;  10,  727,  und  dass  ein  bedeutungsunterschied  bei  dieser 
Verteilung  nicht  die  geringste  rolle  spielt,  kann  einerseits  Aeu 
10,  727  zeigen: 

sanguine  largo  eoUa  armosque  lavant, 
andererseits  3^  663: 

luminis  eflfossi  flnidum  lavit  inde  cruorem, 
schon  von  Diomedes  an  der  eben  citiertan  stalle  als  beweis 
verwertet.  ■ 

Daher  hat  Lachmana  zu  Lucrez  p*  379  das  aus  Titinius 
überlieferte  vestmimita  qui  levas  (Nonitts  245,  9)  gewiss  mit 
recht  in  laves,  geändert.  Die  einzige  ausnähme  von  der  regel 
bildet  lavi  bei  Pomponius  53  (Nonius  245,  39),  bei  Fronto  p. 
220,  310  ungut  et  lavi  lovis  et  Solls  manibus,  als  analogie- 
bildung  nach  Uivere  leicht  verständlich,  an  letzter  stelle  nock 
gestützt  durch  unguL  lavari  haben  Cato  agr.  2,  3  dolia 
vari,  picari,  villam  purgari  eqs,  und  Varro  rust.  2,  2,  18  quo 
minus  (lana)  vel  infici  reete  possit  vel  lavari  vel  putari.  Da-I 
zu  kommt  das  particip  laventibus  bei  Amobius  7,  32  ad  sordetj 
eluendas  laventibus  aquis,  ebenfalls  in  keiner  weise  geeignet,] 
die  gültigkeit  der  regel  zu  erschüttern, 

Uüd  nun  vergleiche  man  sonunt  neben  sanit  und  sönere%^ 
um  zu  sehen,  dass  eine  solche  vertbeilung  nicht  zufällig  sem 
kann. 

Dass  bei  intransitiver  bedeutung  nur  —  oder  fast  nur  — | 
die  a-conjugation  angewandt  wird^  ist  bereits  gesagt.  Auf 
schwanken  zwischen  aktiv  und  medialem  passiv,  das  wir  be 
iutransitivura  finden,  möchte  ich  hier  nicht  eingehen  und  m 
das  hervorheben,  dass  bekanntlich  Plautus  das  aktivum  ge* 
braucht,  nur  zweimal  die  passiven  formen  dicht  hintereinander 
in  den  baccheen  im  anfang  des  Poenulus,  und  zwar  hier  in 
Verbindung  mit  einer  reihe  anderer  passiver  ausdrücke  (et 
Langen  beitr.  291)*  Cato  hat  lavare,  ebenso  Terenz*  Eon, 
595")    haben   Bembinns,   dj    B   und   Donat   lavamur^    CEFFJ 


i]  Belege  bei  Neae  HL»  260  f. 

^)  cape  hoc  äabellaiD  .  .  .  ,  dorn  l^ramus.   Ubi  nos  IftTerimos,  si 


lavftto. 


Wnbdin  Scholle,  2aaatz. 


117 


kmmtis.  Man  schreibt  jetzt  äUgeraeiü  lavamus^  doch  findet 
kvamur  vielleicht  eine  stütze  in  der  stellnng  im  versaus- 
range  (ebenda  luvet  Eun,  582.  laves  Phorm.  186).  Dagegen 
schwankt  Varro  ling.  9,  106  zwischen  lavare  und  Uvari,  bei 
Cicero  habe  ich  nur  lavari  gefunden,  und  Horaz  hat  einmal, 
epigt.  K  6,  61,  intransitives  luvemur. 

So  weit  die  thatsa^iheo*  Eine  erklärung  vermag  ich  nicht 
m  geben.  Man  ist  versucht,  die  vertheUung  der  farraen  irgend- 
wie in  Zusammenhang  zu  bringen  mit  dem  wandel  von  ov-  in 
st?-  in  vortonigen  silben,  und  es  mag  daran  erinneit  werden, 
lass  ein  verb  lavo  das  einzige  nach  der  dritten  war,  das  av 
Tor  der  endung  hatte  gegenüber  gravare,  auch  cavare,  und 
da$  einzige  femer,  dessen  stamm  in  einer  gewissen  periode 
der  lateinischen  spräche  auf  kurzvokal  -i-  vollarticuliertem  v 
I  laiging,  (vgl.  indess  Solmsen  Sind,  128  ff.  über  flovo^  plovo), 
I  neben  vivo  mit  langvocal  und  t?;  vgl.  Eutychius  gramm.  V, 
I  484,  22.  Aber  den  thatsachen  von  hier  aus  gerecht  zu  werden, 
I    ist  mir  nicht  gelungen, 

I         München,  2.  12.  1904,  Hermann  Jacobsohn. 

L     ^ 

Die  eben  mitgetheilten  beobacJitungen  über  den  gebrauch 
d^r  rerschiedenen  formen  des  verbums  lavo  geben  mir  anlass 
in  aufinerksarakeit  des  lesers  noch  eine  andere  thatsache  zu 
empfehlen,  die  nicht  so  bekannt  zu  sein  scheint,  wie  sie  am 
ende  am  werden  verdient.  Zu  den  composita  abluo  allim  cir- 
mmbio  coUuo  dihw  eluo  perluo  proluo  reluo  snbhm  verzeichnen 
&  lexika  aus  der  Überlieferung  der  repubükanischen  und 
taguBtelschen  zeit  kein  simpIex  lue.  Nur  vereinzelt  wagt  es 
defa  im  epos  der  kaiserzeit  hervor/)  trägt  aber  dann  auch  ganz  die 
Hge  einer  lebensunfähigen  willkürschöpfung*  Umgekehrt  giebt 
es  in  älterer  zeit  kein  einziges  mit  lavo  zusammengesetztes 
praesens,  das  vom  herrschenden  sprachgebrauche  wirklich  an- 
erkaimt  wäre.  Einmal  hat  SaJlust  circumlavitur  gewagt,  hist. 
fr.  2,  d6  Maur.,   und  bei  Plautus  Most,  111   hat  Ritsch]  per- 


^)  Solm&eEi  Stud.  t,  Ist,  LantgeBch.  127.    Anch  in  einem  in&chnftlicben 
^pifumm  iit  luunt  {am  fiuwU)  hergeatallt,  Baecheler  Carm.  epigr,  1036,  6. 


118 


Wilhelm  Bcbdzep 


lavü  aus  überUefertem  lavit  gemacht,  om  dem  verse  aufzohelfenl 
Trifft  die  conjectur,  die  icli  durch  keine  bessere  zu  erseta 
weiss,  das  wahre,  so  kann  es  sich  nur  um  eine  augenhliel 
bildung^  handeln,  die  sich  der  soast  geltenden  regel  entziel 
Längst  hat  man  aus  dem  formenbestande  erscMossen,  dass  si 
lavOi  das  der  compositionsföhigkeit  entbehrt,  und  abluo  aWi 
usw*,  denen  das  Simplex  fehlt,  gegenseitig  recht  eigentlii 
ergänzen,  das  beisst  dass  abluo  alluo  lantgesetzlich  (Ühi 
*a6iot?o  ailovo)  aus  *aÄtet*o  allat^o  entstanden  sind,  wie  d^ni 
aus  dS  7WVÖ,  Der  gegensatz  yon  lauUtB:hüiäiis  Plaut,  Poe 
232-  316,  den  man  mit  clatidererindudere  in  parallele  seta 
darf,  zeigt,  dass  auch  die  participia  düütus  eliltus  prolüUd 
das  ergebniss  rein  lautgesetzlicher  entwicklung  sind  und  g« 
ohne  weiteres  in  das  paradigma  des  verburas  lavo  einßigi 
Anders  steht  es  mit  den  perfecten  auf  -üi;  für  aUü^o  Ven 
Äen.  2,  720  und  ähnliche  formen^)  ist  in  dem  nrspriinglicta 
paradigma  kein  platz,  sie  können  nur  aus  deu  durch  den  accel 
umgestalteten  praesentien  auf  -luo  durch  nachträgliche  nil 
hüduug  entstanden  sein.  Aber  wie  alt  ist  diese  neubildui 
im  Lateinisctien?  Neue- Wagener  3*,  407  versagen,  wie  in  fa 
allen  fragen,  die  aus  dem  landläufigen  Schema  der  noch  gai 
mittelalterlichen  Vulgärgrammatik  herausfallen.  Ich  selbst  kai 
sie  vor  der  ciceronianischen  zeit  nicht  nachweisen.  Bevor  sk 
die  neuen  formen  durchsetzten,  muss  man  notwendig  ehw 
fiectiert  haben.    Nun  lese  man  Plautus  Budens  578 

Ehe  an  te  paemtet 

in  mari  quod  elavi,  ui  hie  in  terra  iterum  ehiam? 

^  Elnas  tu  an  exuugnare,  ciccum  uon  iuterduim. 

537 

Iure  optumo  me  elavisse  arbitror**) 

1307 

sed  quid  tibi  est?  —  Hac  proxima  nocte  in  mari  elavi^ 

Asiu.  135         ^d 

nam  in  mari  repperi,  Mc  elavi  bonis.  ^^ 

>)  perqw  kiret  Pmpera  &,  6,   74  Vahlen  't    Honst  perluo.    lacruntk  p^ 
luif  ßnechelDr  Cirm.  epigr.  I54d,  4. 

«)  Nene-Wagener  S*,  538.     SolmaeD  a.  a.  o.  92. 

*)  adlMrunt  Baecheier  Cann.  epi^.  1211,  S. 

*}  me  elavisse  hat  Fleckeiaea  aas  me  lavme  bergesteUt. 

^)  et  alii  bt  überütfeii  :€lavi  Pias, 


Znsais. 


119 


k 


Man  bezieht  elävi  auf  ein  präsens  elävö,  das  in  Wirklichkeit 
gar  nicht  existiert,     Stichus  669 

volo  eluamus  hodie,  peregrina  omuia 

relinque,  Atheiias  uunc  colamus.  sequere  me. 
Dazu  du€  Aul.  270  eluUo  Pseud.  162  elui  Capt  846  Poen,  199 
mndo  eluendo  Poen.  223  J)  Andererseits  ist  bei  Plautus  keine 
irm  des  späteren  perfecttypus  auf  -lui  nachzuweisen.    Es  ist 
also  evident,  dass  zu  seiner  zeit  noch  eluo  und  elavi  im  ver- 
bände eines  einheitlichen  paradigtnas  hei  einander  standen. 

Zwischen  dem  perfeetum  und  dem  supinnm  bzw.  dem 
paissivparticip  hat  das  sprachgefüiil  lebendige,  mannigfaltig  Mn 
uüd  her  wirkende  beziehungen  geschaften:  das  s  von  mcrsris 
^p^ms  stammt  aus  mersi  sparsi,  das  ?  von  secr&tus  aus  secrsvif 
TOD  U'ctiis  aus  fexi,  das  ä  von  strävi  umgekehrt  ans  stratus. 
So  i^nrd  es  begreiflich ,  dass,  solange  ein  perfeetum  elavi  be- 
stand, durch  seinen  einfluss  auch  das  participinm  elautm  neben 
d(^r  lautgesetzlich  umgestalteten  form  elutus  gehalten  werden 
koante-»)    Trin.  406 

comessum,  expotum;  einssum:  elotnm  in  balineis 
gebt  die  Überliefemng  in  elotnm  und  ehdum  auseinander,  Ku- 
i%m  699  wird  elautae  geschüfezt  durch  lauhtm  70L 

Als  ich  vor  vielen  jähren  zum  ei'Sten  male  den  Rudens 
Ibs,  jrappirte  mich  sogleich  die  deutliche  Zusammengehörigkeit 
Tön  eluo  und  elavi.  Jetzt,  wo  ich  bei  zufällig  dargebotener 
gel^nheit  diese  zeiien  in  den  druck  geben  will,  constatire 
ich  mit  hülfe  des  Archivs  für  lateinische  Lexikographie  1,135, 
im  Langen  schon  1883  für  Plautus  das  averbo  elm  elavi 
dautm  eitlere  aufgestellt  hat.  Nur  sieht  er  die  dinge  etwas 
tohistorisch  an,  wenn  er  von  einer  Vermischung  zweier  para- 
äipiata  redet:  Ea  ratione  Plautus  forraas  verborum  eluendi  et 
%arnit  videtur  commiscuisBe  eqs*')    In  der  that  ist  es  doch 


In 


^)  An  ionetigen  compositen  finde  ich  noch  düut  l^udens  1108  dihwnt 
ftl6  protue  Cure    123. 

*)  Dr^  Jftcobgolm  mächt  mich  darttof  aufmerkBam,  das  duo  tinter  d«n 
"■f^mpofiita  auf  -Itio  das  einzige  ist,  daa  wie  lavere  auch  intransitiv  oder  neu* 
^rü  gebraucht  werden  kann.  Dadurch  itand  es  dem  siroplei  näher  als  die 
tbrlgijt^  iodasB  man  wohl  auch  an  einen  coöcunierenden  einflus?  von  fawhwt 
Ulf  dautns  denken  darf  Decb  ist  zu  betonen^  dass  die  rerwandtschaft  2;wi9chen 
•■pl«!  und  compositum  im  praoaens  die  Terdnnklnng  der  ursprün glichen 
^MÖbftD  nicht  hintan^uhalt^n  vermocht  hat, 

')  Analect.  PLaatin.  p.  III  7  (Indei  lectionum  der  akademie  m  Mineter  188a). 


Wilh<*liii  Schulze   Züfifttz. 

nnr  ein  einzigea   paiadigma,    da   eltw    die   regelrechte    fort- 
getzung  des  ursprünglichen  ""elävo  ist. 

Die  einlieit  des  paradigmas,  die  für  am  sprechenden  eine 
psychische  realität  ist,  aus  den  durch  die  Überlieferung  wahl- 
los verstreuten  einzelstücken  zusammen^susuchen  ist  noch  immer 
ein  nützliches  geschäft.  Grammatik  und  lexikon  können  sich 
in  diesem  punkte  am  schwersten  von  dem  traditionellen 
schleudrian  losmachen,  weU  sie  die  darstellung  allzusehr  von 
hlos  formalen  erwäguugen  beherrscht  sein  lassen.  Sonst  würde 
man  nicht  fortfahren,  z.  b.  «Srfw  xatiS^a&ov  (Homer),  SXxm 
ti^vaa  (Hippokrates)*),  hibo  jmtiim^  calesco  conmlui,  fracescit 
f'onfracuit^)  und  manches  andere  von  ähnlicher  art  ansein- 
anderzureissen,  oft  ohne  auch  nur  mit  einem  woile  die  duFch^ 
den  Sprachgebrauch  sanctionirte  Zusammengehörigkeit  anzu- 
deuten,*) Die  lonier  haben  zwischen  nlhtr  «Atw^rat  *navigare* 
*fahren'  ^)  und  nXmttv  nXmifut  *natare'  ^schwimmen'  ■)  eonsequent 


um  I 

-I 


')  Da«ö  ttlximn  aeme  endang  von  f/jjjt-on  bezo|:eii  hat,  wk  Brngiaann 
lehrti  wird  non  orst  recht  be^eiflich. 

*)  pdtum  pötiii  pöturus  mit  pntnre  tu  TerbindeD  ist  eio  unfaf ,  der  nnr 
lange  allenfaÜe  pasäiereTi  darfte«  als  m&n  die   wnrzel  p?^  im   redaplicirtea 
|iraesenfi  biberc   nicht   erkancte.     sd^   cxorto  pottmi   Ijpiito  trad]  propcllunti 
Varro  r.  t.  2^  %  10  ab  occasu  parvo  trUertHiUg  interposifo  nd  bihctidum   ad-  ] 
peUunt   11   meridmno  tempore  semel  agere  pot%i%H  »aiis  habtnt  12.     Proper» 
5,  1  a.  14.  B,  m  32  Ovia  metam.  h,  45L  453. 

^)  DasB  die  perfecta  auf  *m^  soweit  sie  tn  praeaentien  auf  -mcn  ^hCrcn, 
in  älterer  zeit  nur  componirt  anftreien^  hoÜe  ich  in  anderen  Küsammeii^ 
hängen  später  einmal  nachzuweisen.  Noch  beiTacittu  crfjbrescit :  in*  pfrarebruit 
^  *)  Wemi  ahd.  ^tahan,  wie  hänßg,  'erschlagen'  *töten^  bedentot,  entüimmt 
es  sein  paB&ivpartirip  dem  paradigma  dee  synanymen  irslahan  [im  Beownlf 
dagegen  ohne  nnterBchiod  sUg  »kegefi].  Besonders  deutlich  Notier  1^  lOft 
Hper^  wö  sMIien  ^üog  crddgcnön  rasch  aufeinander  folgen.  In  anderer  be- 
dentnng  heiest  es  aber  gadagan  :  in  cmd  la  siahanne,  in  erud  gndagan  ni 
ward  Monsee  fr   21,  18;  40,  7, 

^)  Homer  hat  nUt^iy  7tUutMftf&€ti  dninkta  ^mnluis  {imnlmQn^),  Herodot 
nl^tiv  nkiüü^ü^tH  nlwffni  Titnlütxtyat,  Das  falnmm  ist  ako  Tom  aoiisto 
nnabhängig, 

B)  i^t(x^vnX(i^(i9^  wird  denominatir  sein,  ame  YerachoUenem  Jaxovftlm^, 
Vgl  klendsskr  Äventyri  ed.  H.  Grering  2,  81  (B7. 33)  sd  ga^maär  ßöar  allr  f. 
tärum  d.  i.  *fichwimmt  in  tbränenV  In  dei^elben  bedeutong  kann  flytr  i  tdrum 
ebenda  10,  55.  Die  wnrzeln  pln  [an.  ßöa  ags.  fiowan  mit  nnursprünglichem. 
14;,  gut.  fiüdm\  nndi^feu  [an  fi^^  erweitert  in  an.  ftwta]  sind  ijTionym,  schwerlicli 
identisch.  Heiland  3917  thit  imu  thann  fliotnu  sktduu  fan  is  Ikhamon  lib^ 
biendi  fod.  Lat.  plörarc  verhalt  sich  zu  an.  fida  (i  tdrum}  flöä  etwa  wi# 
ftorere  mhd,  bluost  zn  ahd.  bhtotn  bhwt  pL  blwaÜ. 


C.  0.  ^Mmbeck,  Zd  den  penonalendimgeiL 


121 


Zu  den  personalendungen. 


unterschieden,  und  ich  glaube  zeigen  zu  können,  dass  Ursprung- 
lieli  /i^^uv  ß^lai  intransitiv,  fegdetv  /^f|at  dagegen  transitiv 

»braucht  wurde.*)  Aber  dazu  müsste  ich  weiter  ausholen. 
Wilhelm  Schulze. 
Aus  guten  gründen  hält  Hirt  (IF.  U,  46)  die  durch  -i 
Md  -ai  charakterisierten  locativ  und  dativ  für  verhältnis- 
lissig  jung.  Auch  das  Verhältnis  von  gr,  noSi\  aind.  padi 
und  gr.  jt^M^A  ^^^-  P^^^  ^^  S^'  otKot^  aind,  ddme  und  gr. 
h^,  avest.  m>krkäi  erklärt  sich  am  einfachsten,  wenn  wir  die 
mkiigung  von  -i  und  -ai  m  die  periode  nach  der  aus- 
mrkuüg  der  vocakchwächuugsgesetze  und  nach  der  Spaltung 
4er  ursprünglichen  t^-stamme  in  die  historischen  ü-stämme  und 
coEsouantstämioe  versetzen*  Dagegen  muss  der  gen,  plur.  gr. 
^orf«f,  aind.  padämj  der  ja  von  gr,  ^ftöv,  ved»  caräthäm  nicht 
Terschieden  ist,  schon  zu  der  zeit  entstanden  sein,  als  der 
stÄnm  nocb  vocalisch  auslautete  (idg.  -6m  aus  -ö-a'm). 

Wenn  Hirt  (a,  a,  o.  70  ff)  aber  dieselben  -i,  -ai  in  den 
personalendangen  -mi,  -dj  -ti^  -nti :  -saij  -iai^  -ntai  wiederfinden 
wiB  (das  -ai  der  1  pers.  med.  beurteilt  er  anders),  so  kann 
icl  das  nicht  fiir  wsdirscheinlich  halten.  Es  giebt  bei  seiner 
aoffassung  zwei  möglichkeiten.  Entweder  ist  die  anfügung 
^on  'üi^  das  dann  noch  kein  tiefstufiges  -i  neben  sich  hätte, 
älter  als  die  vocalschwächungsgesetze ,  welchenfalls  sich  -tai 
fwar  wohl  aus  -to-äi^  -ti  aber  gar  nicht  erklären  liesse.  Hirt 
ttgt  selbst  (a*  a.  o.  70):  „es  dürfte  zunächst  hinlänglich  fest* 
stehen,  dass  in  den  personal  endungen  ein  mit  der  betonnng 
wechselnder  ahlaut  vorliegt,"  Wenn  -ti  die  tiefttufige  form 
von  -tat  ist,  so  wird  es  nicht  zugleich  die  mit  einem  i  ver- 
sehene tieMufige  form  von  -to  sein  (vgl  Hirt  a*  a.  o.  14  t), 
(an  einen  doppelten  Ursprung  für  die  so  charakteristischen  i- 
dnngen  anzunehmen,  dürfte  keine  empfeblung  verdienen. 
*)  ^iiiir  ist  erst  ftn«  (iili»  ^4Uiy  neo gebildet  worden.  /QiUtk'  gehOrt 
4  II.  drakhfati  {dari}  sraMtjati  [tag!  Mapsyati  [kalp^  Liebich  Pa- 
Qim  77]  b  fme  reihe  und  beweist  wohJ,  dasB  die  metiktbeBifi  der  Uquidft 
T  TTvettuiiich  ist.  Von  der  jetzi  her  rechenden  &a:^&atiiig^,  die  o^idi  aiii  Q^^ity 
*^*hiUX  ist  eiweüMch  gerade  das  g^genteU  richtig. 


122 


C.  C.  ühleiibeck,  tn  den  peraonftlendim^eii. 


Oder  die  anfiigtiiig  von  -ai  Md  -i  ißt  janger  als  die  vocal 
achwäehim^gesetze.  Dann  geraten  wir  in  andere  schmerig- 
keiten.  Warom  hat  man  im  activum  -i,  im  medium  -ai  be^^op 
2ugt?  Bei  Hirts  auftassnng  hat  ja  -i  nichts  mit  activbedeE^ 
tung  und  -ai  nichts  mit  raedialbedeatung  zu  schaffen.  Und 
warum  wurde  die  partikel  auch  im  medium  an  das  active 
Hherei,  uicht  an  das  mediale  *bher€to  gehängt?  Dass  nach 
der  ausbildnng  des  vocalismus  durch  schwächungs-  und  del 
nnngsgesetze  -t  als  activendang,  -to  als  medialendung  galt, 
doch  nicht  zu  bezweifeln. 

Ich  halte  -dj  -tij  -nti  für  die  tiefstufen  von  'Sa%  4ai,- 
woran  sich  eventuell  —  nämlich  falls  'fnai  neben  -ai  ein  hohes' 
alter  beanspruchen  darf  —  auch  ~mi  als  tiefstufe  zu  -mai  an- 
scUiessen  könnte,  aber  für  -s,  4,  -nt  ist  meines  erachtens  eüj 
doppelter  Ursprung  wahrscheinlich*    Einerseits  entstanden  sie 
in  der  vocalsehwächungsperiode  aus  -so^  -tOf  -ntOj  andererseits 
legt  das  bekannte  Verhältnis  von  air,   do-beir  zu  berid  trotz: 
Hirt  (a.  a.  o.  74)  die  Vermutung   nahe,    dass    in  verhältnis- 
mässig später  zeit  die  in  i  auslautenden  formen  des  praes,  act. 
nach  praepositionen   und  nach   dem  augment  ihr  i  verloren 
haben  ^pro-feÄeref,  ^S-hheret  aus  *pr6-bhereti   *6-bhereti)  und 
dass  so  eine  neue  reihe  -5,  -t,  -nt  zu  stände  kam,  welche  mit 
der  schon  vorhandenen  unterschiedslos  zusammenfallen  musste. 
So  entstand  bei  den  tni-verba  auch  -m  aus  -mi^  dessen  ver^ 
hältuis  zu  '(m)ai  unklar  ist.    Eine  brücke  ziinschen  den  pri- 
mären und   secundären   personalendungen  des   medium  (-sa^ 
4a% :  -so,  -to)  vermag  ich   aber  Dicht  zu  schlagen^  obwohl  id 
von  ihrem    gegenseitigen  Zusammenhang   fest  überzeugt  bin, 
Offenbar  haben  wir  es  hier  mit  uralten  bildungen  zu  üinn* 

Auch    mit   mancher  anderen   Vermutung  Hirt^  kann  icl 
mich  nicht  befreunden.  So  möchte  ich,  angesichts  der  analogii 
zahlreicher  nicht-indogermanischer  sprachen,  nur  solche  persoi 
nalendungen   von  den   begrifflich    entsprechenden  pronominal' 
Stämmen  trennen,  welche  sich  aus  lautlichen  rücksichten  damit 
durchaus  nicht  verbinden  lassen.    Es  wäre  ein  merkwürdiger 
Zufall,  wenn  die  personalendungen  der  ersten  und  der  dritt-en, 
person  nichts  mit  dem  m-  und  dem  ^-pronomen  zu  tbun  hättenj 
Durch  seine  bemerkung  über   die  festsetzuug  des  m  m   der 
ersten  person  (a,  a.  o,  79)  wird  dieses  von  Hii"t  selbst  teil^ 
weise  anerkannt.     Und  aus  dem  umstände,  dass  das 


F.  N.  Fiack«  Ablative  mit  scheinbarer  lakativbedeatnng. 


I 


zweiten  person  nicht  an  das  begrifflich  entsprechende  pronomen 
anklingt,  könnte  man  auch  folgern,  dass  im  indogrerinanischen 
ein  altes  mit  s  anlautendes  pronomen  der  zweiten  person 
4as3erhalb  der  Zusammensetzung  mit  den  als  verbum  fiingie- 
renden  basen  durch  das  bekannte  *tem  Ctü)  verdrängt  wäre. 
Dieses  selbst  ist  vermutlich  eine  Weiterbildung  des  demonstra- 
tiven *t€,  *tö  (s.  Brugmann,  Demonstrativpronomina  30)  und 
es  liegt  deshalb  sehr  nahe  das  s  als  kennzeichen  der  zweiten 
person  mit  dem  ebenfalls  demonstrativen,  in  der  flerion  mit 
*h  abwechselnden  *so  in  Verbindung  zu  bringen.  So  wäre  es 
m  gründe  vielleicht  doch  dasselbe  element  wie  das  s  des 
mns  transitivus  (vgl  aber  Hirt  a,  a,  o.  59). 

Die  erw^ung,  dass  sich  zahlreiche,  nicht  durch  personal- 
pronomina  charakterisierte  nominalformen  (bzw,  casusformen) 
im  verbnm  finitnm  festgesetzt  haben,  ist  nicht  im  stände  wahr- 
Hchdnlich  zu  machen,  dass  das  ganze  verbum  finitum  in  solcher 
weise  zu  erklären  sei  Zwar  glaube  auch  ich  an  den  durch- 
las nominalen  Ursprung  des  indogermanischen  verbum  finitum, 
aber  die  verbalformen  sind  meines  erachtens  wenigstens  zum 
teile  mit  pronouiinaleleraenten  (poasessiv-suffixen  ?)  versehene 
nomina. 


Leiden,  22,  Febr.  1905, 


C.  C.  ühlenbeck. 


k Ablative  mit  scheinbarer  lokatiTbedeatung. 
Wie  bekannt,   hat  Hübschmann,  Zur  Casuslehre  243 
eraehiedene  ablativformen  aus  dem  Awesta  zusammengestellt, 
«ie  eine  unverkennbare  lokativbedeutung  zu  haben  seheinen, 
wie  beispielweise  ^emaM  in  dem  satze  mpamn  varesem  BemaM 
^wri/ai^m   voBnaiti   '(der)   ein  pferdehaar  auf  der  erde  liegen 
Hlfidit'  Yt  14,  3L     öeldner,  Drei  Yasht  75   will  das  an- 
Vldidnend  besonders  stark  auf  eine  lokativbedeutung  weisende 
9a^em   nun   allerdings   beseitigt   wissen,    ohne   jedoch   den 
^Tid  anzugeben,   und  Delbrück  Yei-gl  Sjnt.  I  201  kuiipft 
*a  diesen   Verbesserungsversuch  sowie  an  andere  vorschlage 
Rr  text-   und   tibersetzungsänderuugea    (KZ.    25,    194,    Drei 
T^tslit23)  —  über  deren  berechtigung  vom  rein  philologischen 
sUndpmikt  ich  mir  übrigens  kein  urteil  erlauben  darf  —  die 
^feisichtliche  behauptung:   *.  ,  so  werden   sich   die   meisten 


F,  N,  Finde, 


der  beio:ebrax'hteii  stellen  b**seitigen  lasseel     Jedenfalls  liegt 
ein  alterthümUcher  gebraueli  des  ablativs  nicht  vor.' 

Delbrücks  freudiger  Zustimmung  zu  jedem  versuch  der 
beseitigung  derartiger  formen  scheint  die  Überzeugung  zu- 
grunde zu  liegen,  dass  diese  beseitigung  wegen  der  ab- 
sonderlichkeit  der  überlieferten  beispiele  nach  mOglichkeit  ver- 
sucht werden  müsse.  Ihm  scheint  der  erwälinte  satz  über- 
haupt erst  durch  die  von  Geldner  vorgeschlagene  ansschaltnng 
de^  sayaneni  verständlich  zu  werden.  'Wenn  dabei  mit  Geld* 
ner  (Drei  Y.  73)'  —  so  heißt  es,  'sayanem  auszuwerfen  ist^  I 
so  wäre  der  ablativ  wohl  begreiflich:  der  beugst  nimmt  das 
haar  sozusagen  mit  seinem  blick  von  der  erde  auf.'  Und 
doch  hätte  ihn  schon  ein  flüchtiger  blick  auf  einen  lateinischen  ■ 
Satz  wie  a  smmtu  et  a  bonarum  cmisa  stare  (Cic)  und  auf 
ähnliche,  schon  bei  Diez»  CTraram,  d*  rora*  spn  881  angeführte 
moderne  beispiele  wie  di  quelkt  costa  nacqne  un  sole  (Dante, 
Par.  11,  49)  etc,  darüber  belehren  können,  dass  der  angeführte 
satz  aus  dem  Äwesta  auch  mit  seinem  sayanmn  verständlich 
bleibt.  Die  behauptung,  dass  auf  jeden  fall  ein  alterthümlicher 
gebrauch  des  ablativs  nicht  vorliege,  scheint  aber  auf  der 
annähme  zu  beruhen,  dass  diese  ablative  mit  scheinbarer  lo- 
kativbedeutung  nur  im  Awesta  vorlägen.  Dies  ist  nun  aber 
keineswegs  der  faU*  Sie  finden  sich  vielmehr  auch  in  den 
beiden  sprachen,  die  —  vom  iranischen  abgesehn  —  von  allen 
älteren  idg.  idiomen  allein  trotz  stellen  weisem  form  verfall 
einen  scharf  gesonderten  ablativ  aufweisen,  also  auch  für  die 
vorliegende  frage  allein  sicheres  bieten  können,  nämlich  im 
indischen  und  armenischen.  Vom  griechischen  darf  oder  muss 
man  wohl  absehn  ^  da  die  schon  auf  einen  kleinen  kreis  be- 
schränkte Scheidung  des  durch  gleichstellung  mit  dem  gen- 
sing* als  ablativ  gekenusseichneten  f/^-c;>i>'- casus  von  dem 
durch  gleichstellung  mit  dem-  dat»  sing*  zum  loc.-instr.  ge- 
stempelten auch  noch  durch  die  wenn  auch  seltene  genitivische 
verw^endung  der  form  auf  tpi,  tptv  beeinträchtigt  wird.  Hin- 
sichtlich der  ai,  beispiele  darf  ich  mich  auf  einige  ganz  un- 
zweifelhafte fälle  beschränken  und  fitr  weitere  belege  auf  die 
sorgfaltige  Zusammenstellung  aller  im  Rigveda  vorkommenden 
singularischen  ablative  der  "".o-stämme  und  pronomina  bei 
C.  Kappus,  Der  Idg.  ablativ  41 — 90  verweisen,  äriic  dt 
mn   bhayatam   asya  SMnüt   *auch  fern  seiend  soll  sein  feiiid 


I 


IHttiT«  mit  scbf^inbarer  lokaÜTbedeutitiig« 


.    bew 


Bich  fürchten'  RV.  X  42,  6.  duräc  cid  ä  vasato  asya  kärt^ü 
'auch  fern  wohuen  nah  seine  ohrea'  RV.  VI  38,  2*  ye  änti 
iQräd  upanayam  e^am  *die  luiter  ihnen,  die  nah  oder  fern 
mi,  (vernichte)  von  oben  her  herankommend'  EV.  X  91,  4* 
kdra  pra  iio  räikam  ava  paSc&c  eit  säniam  adrivalj  'Indra, 
hilf  unserem  wagen  vorwärts,  auch  wenn  er  hinten  ist,  stain- 
bewehrter'  RV.  VIII  80,  4.  retodhä  äsan  nmhimäna  asant 
lihä  iwmtat  prayatüi  parästat  'samenspender  waren,  kräfte 
.ren,  selbstzersetzung  nuten,  streben  oben'  RV,  X  129,  5. 
Irte  ann.  beispiele  liegen  wohl  in  einem  engeren,  dem  aus- 
imgspnnkte  der  ganzen  bewegung  noch  näher  liegenden 
krdae  als  die  ind*  nnd  iran,  belege.  Vielleicht  das  beste  ist 
äle  iibersetzixng  des  griech.  iv  a^xft  durch  i  skzbawi,  z,  h.  i 
ikihmB  arar  astvae  zerkin  ev  serldr  'iv  a^xi\  irtoinotv  o  ^iog 
m  ov^mvöT  xai  rfjp  y^p'  Gen,  1,  1,  i  sk^bam:'  er  bmw  **t 
iuü  *?**  o  loyog'  Joh.  1,  1.  na  m^  i  sk^banB  at  astvae  'ovro^ 
^V  ip  ag;rfi  nqiiQ  rav  *^ioi'*  Joh,  1,  2,  während  man  in  anderen 
Men  an  einen  mir  übrigens  gauz  unwahrscheinlichen  einfluss 
der  ai^schrift  wenigstens  denken  könnte,  z.  b.  bei  dem  satze: 
^itiiam  hanitt  ^nd  nma  i  xa^  erkus  avazaks^  mi  yajme  n&ra 
^  mt  yäfiekS  '^röirf  üiavgovvTat  avp  atJrc^  (Wo  k^tirat,  £tg  in 
iitmv  Mai  lU  e|  thi^vv^itov'  Matth.  27,  88.  Die  beiden  parallel- 
steilen  Marc,  15,  27  nnd  Luc.  25,  BS  weisen  statt  der  prae- 
[K)siton  i  das  für  derartige  fölle  wohl  häufigere  9nd  auf;  ev 
^nd  nnm  hamn  i  xaf.  erkns  avaeakSf  ml  &nd  ajm&  ev  mi  9nd 
flAek^  Hora  *'xui  am  avTM  aTuv^ovaiv  6vü  ktiGTagj  eva  in  6i^my 
>ai  ha  i^  iv(avvu(0y  avion  Marc*  15^  27*  and  fianin  ina  i  xa( 
er  efaragoTcsnf  Bömn  Bnd  ajm&  eo  ^omn  snd  j(ixm&  xa^e{nn 
*4Kti  iüT&vgmeav  uvtqv  3t at  ttjvf;  xtxxöv^yovQf  ov  ^kv  int  j>g(a)^ 
Ir  f$  a  (laiifTi^^v'  Luc.  23,  33,  Auch  erstarrte  ablative  wie 
1  mray  'über'  und  dergleichen  sind  heranzuziehen.  Angesichts 
dieser  beispiele  dürfte  es  nun  wohl  wahrscheinlich  werden, 
dass  der  gebrauch  der  von  Hübschmann  angefUhrten 
twestischeu  ablative  nicht  nur  textverderbnis  darstellt,  sondern 
wirüiches  altes  erbgut,  und  der  lokativische  sinn  ital.  adverbien 
mit  ablativischer  form  wie  osk.  ehtradf  lat.  ^ra  und 
ihnlicher  dürfte  geeignet  sein  die  vermnthung  noch  zu  stützen, 
und  wenn  auch  ein  theil  derartiger  formen  das  fUr  den  alten 
äH.  charakteristische  d  erst  in  anlehnnng  an  andere  wOrter 
«rhalttn   haben  sollte,   so   bleibt  doch  eine  locativische  ver- 


126 


Eduard  Hermum, 


wendang  alter  ablative  Voraussetzung  für  die  bildbarkeit 
solcher  ibrmeü  wie  auch  itlr  den  zuHammenfall  mit  dem  loc. 
überhaupt  Was  nun  aber  den  iu  der  Übersetzung  zu  tage 
tretenden  locativischen  sinn  der  erwähnten  ablativformen  an- 
betrifll,  so  wird  man  diesen  für  einen  nur  scheinbaren 
halten  müssen,  da  die  in  frage  kommeuden  sprachen  ja  er- 
sichtlich den  abL  im  aUgemeinen  scharf  vom  loc.  scheiden, 
also  doch  wohl  kaum  für  einige  fälle  eine  ausnähme  machen 
werden.  So  wenig  man  einem  lat.  a  dextro  cornu  (z.  b.  Caes,, 
bell.  GalL  I  52 :  ipse  a  dea^ro  cornu  - . .  proelium  commisit} 
locativische  bedeutung  beilegen  darf,  —  weil  diese,  wenn  sie 
einen  ausdruck  verlangt,  schon  einen  findet,  z.  b.  Caes.  belU 
Gall,  II  23:  cum  in  dextro  cörnu  legio  diiödecima  .  .  .  cofistitisset 
—  5  SO  wenig  darf  man  offenbar  auch  awestischen,  indischen  und 
armenischen  ablativformen  eine  locativbedeutung  zuschreiben, 
da  fiir  deren  ausdruck  ja  eine  besondere  form  vorhanden  ist 
und  in  allen  unzweifelhatlen  fällen  ja  auch  zur  Verwendung^ 
kommt  Die  angeführten  beispiele  sind  eben  nur  zeugen  für 
einen  einstigen  umfassenderen  ablativgebrauch,  für  eine  ein- 
stige bevorzugung  der  angäbe  des  ausgangs punkts  des  sat^- 
vorgaiip,  die  ja  bei  den  meisten  belegen  übrigens  auch  durch- 
aus natürlich  erscheint,  Rechts,  links,  oben,  unten,  nah,  fem 
und  dergl.  ohne  einen  ausgaugspunkt  zu  denken»  ist  ja  doch 
ein  kaum  vorauszusetzendes  kunststück,  und  der  kleine  feUer 
*von  rechts*  statt  'rechts  von*  nicht  gerade  schwer  zu  begreifen. 

Charlottenbnrg,  den  14.  juni  190&. 

Franz  Nikolaus  Finck, 


Zur  griecMsclien  betonung. 

In  seinem  jüngsten  aufsatz  über  die  griechische  betonung 
(Idg.  Forsch.  16,  71  ffl)  hat  Hirt  sein  schon  früher  auf- 
gestelltes gesetz,  der  akzent  der  vorletzten  more  {^c^)  werde 
unter  gewissen  bedingungen  auf  die  drittletsste  more  (^wu) 
geschoben,  weiter  gestützt  und  Solmsens  einwände  (Berl  phiL 
Wochenschr.  1903,  1004)  zum  grösseren  teil  zur ückge wiesen. 
Hirts  hypothese  hat  so  entschieden  an  Wahrscheinlichkeit  ge- 
wonnen,  zu  ihrer   Verteidigung  lässt   sich   noch  hinzufügen: 


Zur  gnechii^chen  Vetonong', 


ßflfi^n,  dvyatdga  erklären  sich  durch  anlehnuDg  an  nati^a; 

isolierte  formen  wie  x^vf^^    navTa/ov  etc,  spredien  für  die 

riditige  beurteilttng  des  Unterschiedes  von  TioSmy  und  nai^mv. 

Völlig  gesichert  ist  aber  das  gesetz  immer  noch  nicht ;  manche 

punkte  bedürfen  noch  weiterer  stützen. 

Durchaus  verfehlt  ist  jedenfalls  die  herleituug  von  ^^^u- 
ßtvü^  aus  *fpi^o߀vr)!;,  Handb.  195  hatte  Hirt  *das  gesetz  auf- 
gestellt, dass  sich  im  Griechischen  ein  nebenton  auf  der  vor- 
letzten Silbe  entwickelte,  wenn  der  nrsprilngliche  akzent  dem 
dreisilbengesetz  nicht  entsprach/  Wäre  das  richtig,  dann 
konnten  q^rj^i  und  tpr^ai  nur  hinter  dem  oijtonon  enklitisch 
!,  ebenso  *(>i  und  nW,  Die  anderen  formen  des  Indikativs 
der  zweiten  singularis  hätten  dann  in  denselben 
steUitngeü  ebenfalls  ilire  enklise  eingebüsst,  hätten  sie  aber 
nach  dem  Hirtschen  morengesetz  (wC^  >  o^w^)  hinter  dem 
proparoxytonon  und  dem  properispomenon  wiedererhalten; 
TieUeicht  auch  hinter  dem  perispomenon-  Hinter  dem  par- 
rnytonon  aber,  z*  b.  in  *kvxoi;  i'aztv,  wäre  die  Verschiebung 
der  akzante  auf  die  drittletzte  des  wortkompleies  (of)  wegen 
des  tonas  auf  der  vorausgehenden  silbe  nicht  möglich  gewesen ; 
wie  sollte  dann  gerade  kmog  iariv  entstehen  (das  Hii-t  übrigens 
ohne  rechte  begriindung  als  ivxog  irtTtv  erklärt,  Idg*  Forsch. 
16,  74)?  —  Gerät  man  so  nicht  in  einen  abgrund  von  nicht 
£ti  erweisenden  hjpothesen? 

Wenn  ffirt  Idg.  Forsch.  16,  90  sich  sogar  zu  der  Vermutung 
Tersteigt,  auf  jeder  vorletzten  silbe  habe  sich  einmal  ein  se- 
kimdärakzent  entwickelt ,  so  führt  das  zu  noch  grösseren  un* 
■USglichkeiten :  dann  mlissten  <pTjfii,  fp^jai,  si^i,  st&i  immer 
trtiiotoniert  sein. 

IDer  ausgangspunkt  dafür,  dass  rfigofie^o^  auf  ein  *^^*(>o- 
ßM^  zurückzuführen  sei,  ist  für  Hirt  die  Schwierigkeit,  die 
betonnng  von  amorttnc  ans  *aTtoTi(fn:  =  ai.  äpacitij  abzuleiten: 
ten  im  Griechischen  könne  sich  der  sekundärakzent  nicht  auf 
einer  more  entwickeln,  die  dem  haaptakzent  unmittelbar  folgt; 
'imottm^  müsse  erst  zu  *dnojioi^  und  dieses  zu  ajioTtaiQ  ge- 
worden sein.  Diese  Schwierigkeit  besteht  meiner  ansieht  nach 
pr  nicht,  Ersthch  meidet  die  betonung  nicht  zwei  aufeinander 
folgende  moren,  sondej-n  der  akut  meidet  zwei  aufeinander 
foigeade  silben,  Hirt  hält  sich  (Idg,  Forsch.  16,  90)  an  das 
Wspiel  avitpt&ni^  jig.    Nach  moren  gemessen  sieht  dieses  so 


128 


Edtittrd  Henmnn,  Zur  gri«rbisclie[i  beton 


aus  wüiow/0/w;  wäre  *äv$gwnn^  tiq  zu  betonen,  dann  stiessen 
demnach   gar   nicht  zwei  betonte  moren  zusammen*).     Auch 
das  nebeneinander  von  iViiro^   *V?iV  ci^l^'6  und  Xayav  ttvo^ 
ü/iJi>/\j/0     oder     von     jj^/o«     Tig    uv*u/wu/^>   und    iXXmq    mmi 
^61^^;^'^  u.  s.  w.  zeigt,  dass  hier  nicht  nach  moren,  sonder 
nach   Silben    gemessen  wird.     Zum   andern    stehen    orthotona| 
und   eukljtika    inbezug   auf   das    dreisilbengesetz    nicht 
auf  gleicher  stufe.     Betonungen  wie  aXkca;  nm^,  ayud^ov  rtv0;,\ 
ttaX^y  rivtj^v  laufen   dem   dreisilbengesetz   bei  andern  Worte 
schnurstracks   zuwider.     Der  Grieche  machte  also  in  semen 
Sprachgefühl  einen  untei-schied  zwischen  entlitikon  und  ortho 
tonon.     Was  hier  in  diesen  beispielen  beim  enkütikon  erlaubli 
ist^  wäre  beim  oilhotonon  unerhört.     Solches  unterscheidungs-j 
verm()gen  im  Sprachgefühl  versteht  sich  auch  sehr  wohl:   ein 
orthotonon  bleibt  immer  unverändert  ein  wort,  z.  b.  fp$i^üß^vü(;\ 
das  enkütikon  dagegen  hängt  nicht  so  fest  an  dem  voran 
gehenden  wort  wie  eine  endung;  zwischen  ioj'o^  ng  kann  sie 
noch  ein  anderes  wort  einschieben :  Xofoq  alioc  n^,    Waruii 
sollte,  wenn  so  unterschieden  wird,  nicht  auch  das  geset 
dass  der  sekundärakzent  sich  nicht  hinter  der  akuierten  silli 
entwickeln  durfte,  bloss  auf  die  Verbindung  des  enklitikoiis  mi^ 
einem  andern  wort  beschränkt  sein?    An  sich  kann  sich  j| 
doch  selbstverständlich  ein  sekundärakzent  direkt  hinter  den 
hanptton    entwickeln.     Ich   finde   es   also   verständlich, 
*afy€log   tk   nicht   entstand,   obwohl  *aneji(5iQ   zu 
und   weiter  zu   ^'aKottütQ   und    zu   anoxwt^  wurde.  —   FäUf 
somit  der   anlass   zu   der  kühnen   hypothese,    t^^qh^^yng 
^fpd^üfthöi;  zurückzufilhren ,   so  wird  man  die  hypothese  seil 
gerne    autgeben,     [Damit   ist    aber   auch  zugleich  Hirts   ver 
knüpfung  der  lateinischen  und  griechischen  betouuug  der  bode 
entzogen  und  andererseits  Pedersens  hypothese  (KZ.  38,  S36  f  J 
der  weg  ^^eebnet] 

Bergedorf  Eduard  HermauE. 

1)  S,  77  und  91    ist  Hbersell«»,   dus  •*#Jli»>*'or  ^  &tiv^¥tiy  wäre; 
s£ weite   sübe    hat    zwei    moren.     Wie  p&äit   das   zu   der  ausfilU^en   pgl«i 
(77t  anm.  1)  ^e^cn  Solmson"?    S.  74  wird  sogar  ifv^i/l  iütty,  ^oiyii    i^%k 
betont   und    damit   otw^s   begtündet.     In  t^m^   truty  sind  dreii    rückt   vit 
moren  nnbetont    S.  76,  ä  t.  a.  ht  die  *ers1^\  nicht  die  ^zweite^  deklinatii} 
S.  91  j    17  T.  tt.  *älteT\  nicht  Jünger*  gemeint.    Die  betonang  ^^^F^o^crd« 
S.  90  bedürfte  des  zneatzes,  dass  hier  lotft  zur  folgenden  aUbe  za  zählen 
Oder  meint  Hirt  *iifQo^it^oio,   wie  er  H&ndbii^b   i9o  schreibt?    D&e  wQi 
JÄ  ipt^umyQto  erg^eben.  ^_^_^_^^^ 


Die  4R   Versammlung  deutscher  Philologen  und 

Schulmänner 

f!    Di^D^tar  <l^n  X  bis  Freit-ag  den  Tk  i^ktobifr  IIKI5 

1  M      ii  tUi;   Herren:  Sthalrat    Pmft*Ä«or  Ih\ 

Brot  ►r^  UDtl  IhroL  Dr.  Wemlkitiil-Kiel 

\^*i  *tH     A'*^    Pl<*tiarisitjtuiigeti    haben    zii^^r&ügt    <lie 

flerrtni:  h,  r'otixe.    l>i*^ls,   Otiffr.kt*n,    HUk*r  vom 

urbucü,    Lenz,    Licbrwark»    Met«,    Oldenburg, 

1  tfte    für    ilit*    indosrerma-niseha 

J*v*aLr,  ;    ._      -'.i-\Auiit:     liln^rnoinnu'Ti  ■    Prof     Ihv     Kn'tsrh- 

•  li  Prc»ff5Hsor  l>r.  W  ncken  n^e 

nd  TbtiTJib.  -e  siud  in  Ans- 


Verlag*  von  Betither  &  Btichard  in  Berlin  W.  9. 

ifrjr  <lH<*i»t.  Bllilk»^m|*ll1e  ^ifnl  die  V  Mfrnl« 

rxeiii|ilarp    f^rirrlflVii*      Ihe    ii>H8r«tnhge 

li  urtir  ■rlt^ii.    Wir  ii^Ken  itrjs  ^liihor  iti 

.    11,    .        .!■.     iif  u,  tlie  Atisrliatfiirig  ru  t:r]ciirht''?rrt.  ■^llld  Wir  Lkevu, 

B qnd  I  X  (1887  1896)  der  Orient  Bibüographie 

Jinn«*   «uhAkrl liiert  Mlrtl.     Ihr.  Kxfiedtiion 

Mll  iili*f»r  Offortr  fjmj  dir  frHhvrvn  t^rri^Miiigtibolf  fri»«flit'n! 

Hir    ]]iic!iBi4!^heiide   W#fke   t^ii   auf 

Üenf«*>,  TlHMXlur,  UftÄamuidU»  Scliriften.  Aua^e^AhU  n  h^raii«- 

■^  -       ■    ...;.,...^^ -   ..........      ....,...,,:...  ,^M. 

^   '    san*krut'1iili"[o£    Sdir^firiij      II.  Sprach wlftsensr.haftllcbfji 

Jil    ScIj  büoi»,     IV    Schriftp»   ver- 

uhalrK  n    Bfinden    v*m    hr,  *i(*orcr 

I      I        I  nur  zum  lii^^hertet-n  Ladf^iirebe. 


Kolirifhf;  IL,  Blbili>thiM*ii  t^eoz^raph,  Piibu'Htluat*. 

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Griechischen  Sprache 

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Oflltiiiiri^rK  Villi ü im hoi*fk  k  Riiprfcht. 


Nenes  und  nachträgliches. 

L  Exegetische  nnd  syntaktische  fragen-  (§§  1—6: 
211111  AltiraniHcheii;  §§  7—21:  subjektlose  8ätze;  §§  22—32: 
giottogoiii^ches  über  die  subjektkonstruktiDu  und  das 
gnimiiiati84!he  g^euus  im  Id^. ;  §§  3S--39:  da8  passiv  im 
Idg.;  §§  40—46:  das  itulokeltis^he  paä»iv), 

§  L  In  der  grossen  Darias-mschrifl  kommt  einmal 
ein  wort  dSi^  vor  (Bh.  186:  kära  hya  Nadintabairahyä.  Tiffram 
adarayüy  avada  aiMata  lUa  ahis  naviya  aha).  Der  Zusammen- 
hang dieses  Wortes  mit  ap.  abiy  aw.  aiwi  aind.  abhi  gr.  u^ipl 
liegt  auf  der  band  und  ist  schon  von  Oppert  angenommen 
worden.  Die  bildungsweise  des  Wortes  ist  von  Johannes 
Schmidt  Pluralbild»  s*  359  erläutert  worden;  danach  ist  üUb 
in  der  endimg  mit  gr.  i^fpl^  identisch.  Über  die  bedeutung 
des  Wortes  sind  aber  verschiedene  ansichten  geäussert  worden. 
Die  noch  bei  Spiegel  sich  findende  auffassung,  wonach  dies 
oik^  mit  dem  folgenden  naviya  zu  verbindeu  wäre  (,auf 
schiffen')  ist  gewisEi  nicht  haltbar.  Schon  Fr.  Müller  WZKM  I 
ä2  hat  erkannt,  dass  ahis  ein  adverbium  sein  muss.  In  seinem 
^Altiran.  Wtb.  s.  94  übersetzt  Barthol omae  das  wort  mit 
,dabei'.  W.  Foy  hat  in  der  Übersetzung  dieser  stelle  ge- 
schwankt. KZ,  XXXV,  35  übersetzt  er:  ,und  dabei  war  eine 
iotJUe' ;  dass  aber  die  annähme,  navitja  wäre  eine  art  kollektiv 
za  dem  bekannten  worte  für  ,sclüff%  wenig  wahrscheinlich  ist, 
hat  er  ZDMG  LIV,  371  erkannt;  hier  Übersetzt  er:  ^es  hielt 
den  Tigris  besetzt,  dort  stand  es,  und  ausserdem  war  es  auf 
einem  schiffe';  er  fasst  also  naviya  als  lokativ  des  Singulars 
mit  der  nachgehängten  Partikel  -äj  was  nach  der  babylonischen 
Übersetzung  {ma  muxxi  ,  ,  ,  ,auf,  in  ,  ,  .*)  unbedingt  richtig 
sein  muss  (weshalb  in  der  elamischen  Übersetzung  nach  dem 
Ideogramm  für  jSchiflf  die  genetivendung  -im  steht,  vermag  ich 
nicht  anzugeben).  Man  mag  sich  darüber  wundern,  dass  die 
aofiiihrer  mit  ihren  kampfvorbereitungen  so  sehr  im  rückstande 
wesen  sind,  dass  ihnen  nur  ein  schiff  zur  Verfügung  stand; 
A  SO  leichter  erklärt  es  sich  aber,  dass  es  dem  Darius  ge- 
^en  konnte,  über  den  fluss  hin  überzusetzen.  Aber  die  an- 
ime  Foy'Sj  abis  bedeute,  , ausserdem',  leuchtet  mir  nicht 
.    Eine  derartige  Verwendung  des  wortes  scheint  mir  weder 


Hdger  Pedei 

aus  der  arisclien  bedeutimg  der  uoerweiterten  präposition  (j^ 
gegen*)  noch  aas  der  uridg,  bedeutung  (,nm*)  erklärbar  zt\. 
sein.  Da  aber  andererseits  die  bedeutung  , dabei*,  die  semasio-^ — 
logisch  leicht  zu  begreifen  wäre,  nach  meinem  gefiihJ  ftr 
den  zusammeahaug  der  stelle  viel  zu  blase  ist,  so  nehme  ich 
an,  dass  wir  für  das  Iranische  eine  auch  sonst  vielfach  zu  be- 
obachtende bedeutUDgsentwickJung  anzunehmen  haben,  wonac 
abiS  ,auf  der  entgegengesetzten  seite*  bedeuten  würde.  Da 
aufrührerische  beer  hatte  also  das  rechte  ufer  des  Süsses  be—  5 
set^;  das  schiff  aber  lag  am  linken  ufer;  so  konnte  man  det 
Persem  in  doppelter  weise  den  Übergang  erschweren, 

§   2,    Wörter    mit    der    ursprängUchen    bedeutung 
kommen  oft  in  mannigfachen  Verwendungen  vor,  die  daran 
beruhen,   dass    der  ursprünglich  vorausgesetzte    zirkel   durei" 
einen  haJbzirkel  (oder  einen  noch  kleineren  theü  des  zirkeis) 
ersetzt  wird.    Der  halbzirkel  kann  entweder  die  front  oder 
die  flanke  eines  gegenständes  umspannen.    Im  ersteren  falle 
entsteht  leicht  die  bedeutung  ,bei\  die  z.  b.  bei  dem  russischen 
akolö   sehr  häufig  ist;    bei  Berneker  Russisches  lesebuch^ 
s,  65  finden  sich  drei  beispiele,  von  denen  ich  liier  das  erste! 
anführe:  jeffo  .  ,  .  stävjat    Skolo  jäMka   ,sie   stellen   es    (daal 
pferdj  ein  Spielzeug)  in  der  nähe  des  kastens  auf.    Die  ver-| 
muthlich  zunächst  bei  verben  der  ruhe  entwickelte  bedeutung] 
wird  nun  mit  verben  der  bewegung  verbunden  (,gegen*):  russ. 
öperetbsja  0  petilu  ,sich  auf  das  geländer  stützen^.     Hierauf  1 
(und  nicht  etwa   auf  dem  zusammenfalle   mit  einer  anderen] 
Präposition,  Delbrück  Vergleichende  syntax  I  676,  679)  be-J 
ruht  auch    die  bedeutung   von  aind.  ahhi  ap.  abiy  aw.  aim. 
Wenn  aber  der  halbzirkel   die  flanke  des  gegenständes  um-    , 
spannt  (,ein  hinderniss^  den  feind  umgehen^),  so  entsteht  diefl 
bedeutung   ,auf  die   andere   seite'   (und,    mit  noch   grösserer 
reduktion  des  zirkelfragmentes ,   ,vorüber*,   z,  b.  im   5ech.  sli^ 
jsme  kölem  kosiela  =  mitna  kodel  ,wir  gingen  an  der  kirchafl 
vorüber*;  auch  dän,  om  iml  ,an  [etwas]  vorüber*)*    Von  den 
verben  der  bewegung  überträgt  man  die  so  gewonnene  be- 
deutung auch  auf  Verbindungen  mit  verben  der  ruhe  (etwa:  ,eT 
wohnt  um  die  ecke'),  wodurch  die  bedeutung  ,auf  der  anderen 
Seite*  entsteht.    Ich  erinnere  hier  an  dän*  07üme  ,dort,   wohin 
man  durch  eine  (mehr  oder  weniger)  umdrehende  bewegung 
kommt*   (omme  i  den  anden  gade   ,m  der  anderen  Strasse')» 


Heines  nnd  oacbtiSelicbes. 


131 


I 


Ans  dem  Rassischen  führe  icli  an:  ja  Hvu  s  nim  oh  stenn 

oder  my  iivjom  ob  stenu  ,wir  wohneD,  er  auf  der  einen  seite, 

ich  auf  der  anderea  seile  der  wand'  (auch  eerez  stenu).    Für 

meinen  zweck  am  instruktivsten  sind  einige  mittelkjmrische 

Beispiele  aus  den  Äncient  Laws  and  Institutes  of  Wales ;   so 

Bodk  I  Chap»  VI:   ar   troydauc   yam  edyskyl  ac  ef;  ar  medyc 

emon  e  kolouen  yam  etan  ac  ef  ,the  foot- holder  on   the  side 

opposite  to  the  king's  dish;  and  the  mediciner,  at  the  base 

of  the  piUar  opposite  to  him,  on   the  other  side  of  the  fire' ; 

1  VlU  3  J7^  en   eneuat  [yv]  yam    etan  ar  hrenyn  ,Ms  place 

in  the  hall  is  oppoäte  to  the  king,  on  the  opposite  side  of 

Üie  fire*;  ähnlich  noch  I  SI  3,  I  XII  3,  I  XVI  3  (S.  5,  8, 

12,  14,  17  in  der  ausgäbe  von  1841)* 

§  3.  Die  rein  lokale  bedeutnng  ^auf  der  anderen  seite' 
kaai]  sieh  nun  aber  weiter  zu  ^entfernt  von*  und  anderen 
ü^ativen  bedeutungen  entwickeln.  So  schon  in  dem  altir, 
beispiel  Wb.  14  d  37 :  ntdan  chomnili  frtsna  preceptmi  atob- 
«ejabi  artimchellni  ,wir  sind  nicht  den  lehrern  ähnlich, 
welche  hinter  unserem  rücken  (in  unserer  abwesenheit,  ohne 
unser  wissen)  zu  euch  kommen'  (vgl,  hierüber  Verf,  Äspira- 
tioBen  i  Irsk  s.  114,  Stokes  und  Strachan,  Thesaurus 
Palaeohibemicus  I  597  und  die  dort  angefllhrte  litteratur, 
Atkinson  The  Passions  and  the  Homilies  from  Leabhai^  Breac 
1 1!21  unter  timchell).  Wie  sehr  die  bedeutnng  schon  in  dem 
tier  angeführten  altirischen  beispiel  negativ  ist,  geht  daraus 
liervor,  dass  man  artimcheUm  russisch  mit  hez  nas  ,ohne  uns* 
wiedergeben  könnte  (vgl*  russ»  kto  pHchodil  hez  menjd  ,wer 
ist  in  meiner  abwesenbeit  hier  gewesen* ;  bes  tebjä  prinesli  pisbmo 
,m  deiner  ab  Wesenheit  hat  man  einen  brief  gebracht  S  s.  das 
Wtti,  der  russ,  Akademie  unter  bes).  Eine  sehr  negative  be- 
^taug  liegt  auch  in  dem  deutschen  um  das  lehe^i  bringefij 
immen  vor.  Und  schliesslich  erinnere  ich  an  die  allbekannte 
Verwendung  des  gi\  dftffk  ,get rennt,  von  einander'  und  als 
priposition  i^tfig  hilvmv  , weitab  von  jenen*  Od,  14,  352, 
to^jffo;  a^ipiq  ,ohne  kleid*  Find.  P*  4,  253. 

§  4,  Eine  solche  negative  bedentung  Uegt,  wie  ich  glaube^ 
Mdi  hn  Iranischen  vor.  Mit  dem  altpers.  abu  identisch  ist 
m^uer  ansieht  nach  das  aw.  aibw  Vd.  3,  24:  nöit  n  im  zd 
ü  ^  dor^j-a  akarUa  saBta,  ya  karsya  karHvataj  aibis  tat  vap- 
hm  üiwisöid^ne;  iia  €aräiti  hitraoda  yä  dari^ya  apud^a  aeiti, 

9* 


i; 


dere«!. 


aibis  toi  vanh^m  arMnö.  Der  siim  dieser  stelle  ist  im  grossen 
ganzen  klar  genug:  die  erdft,  welche  nicht  bebaut  wird,  weil 
ihr  ein  bebauer  fehlt,  ist  ebenso  unzufrieden  wie  das  Junge 
weibj  das  kinderlos  bleibt,  weil  ihr  ein  gatte  fehlte  Man  fasst 
jetzt  gewöhnlich  aibü  als  ein  ans  der  präposition  aibi  -  aiwi 
und  einer  verbal wurzel  bestehendes  komponiites  adjektiv  mit  der  _ 
bedeutnng  jverlangend,  heischend^  In  der  auffassung  der  darauf  | 
folgenden  casus  gehen  aber  die  ansichten  anseinander*  Geldner 
tibersetzte  KZ  30,  &22:  „Denn  nicht  ist  die  erde  froh,  welche 
lange  brach  lag»  die  döch  [van  einem  landmann]  beackert 
wei'den  soUte,  solches  von  einem  guten  bewohner  wünschend. 
Ebenso  ein  junges  schönes  weib,  das  lange  ohne  kinder  geht, 
solches  von  einem  guten  mann  wünschend,"  Dieselbe  Über- 
setzung gibt  Jackson  Ävesta  Reader  s.  44;  im  glossar  s.  51 
lligt  er  aber  hinzu:  „Otberwise  aibis  must  here  be  taken  pre- 
positionally,  i*  e.  aibis  tat  .  .  .  aibis  tat  ,in  this  case  ,  .  ,  in 
that  ease*,"  Bartholomae  Altiran,  Wb,  3,  94  übersetzt* 
^Gutes  darum  heischend  beim  bewohner''  und  „Gutes  darum 
heischend  vom  mann^.  Ich  glaube  mit  Bartholomae,  dass  tat 
ein  adverbium  ist ;  die  bedeutung  düifte  jedoch  sein  ,und  zwar*. 
Mit  Geldner  fasse  ich  vavh^m  nicht  neutral,  sondern  persön- 
lich. Die  annähme,  mwisöi$-He  wäre  mit  vavMm  syntaktisch 
gleichartig,  möchte  ich  am  liebsten  vermeiden.  Die  von  Geldner 
selbst  1894  in  einer  Vorlesung  vorgetragene  Übersetzung  von 
vauhnts  aiwisöi^w  ^ durch  die  bebauung  eines  guten*  kann  ich 
deshalb  nicht  annehmen,  weil  ich  unbedingt  aibi^  als  Präpo- 
sition auffasse  und  den  genitiv  als  davon  abhängig  betrachte* 
Ich  übersetze:  „  *  .  .  eines  guten  [mannes],  sie  zu  bebauen" 
und  vergleiche  aim-xsm^fw  ,zu  bewohnen*  Vd,  2,  25,  aibis  - 
bedeutet  meiner  ansieht  nach  jOhne',  Also:  „dies  ohne  einen  ^ 
guten  mann  zur  bebauung'*  („dies^  weil  ihr  ein  guter  mann 
zur  bebauung  fehlt")  und  „dies  ohne  einen  guten  galten" 
(„dies,  weil  ihr  ein  guter  gatte  fehlt").  Die  Stellung  des  ver- 
muthüch  enklitischen  toi  an  der  zweiten  stelle  des  Satzgliedes 
zwischen  zwei  eng  zusammengehöligen  Wörtern  dürfte  nicht 
aufiallig  seiUj  vgl  Wackernagel  IF  I  333—435, 

Das  aw.  aibis  hat  demnach  die  privative  bedeutung  des 
gr.  afttpig,  das  altpers.  abis  hat  die  lokale  bedeutung  desselben 
griechischen  Wortes. 


I 


I 


Keues  und  nacbtrag-liches. 


133 


§  5<  In  der  altpersiscben  inschrift  folgt  auf  die  oben  be- 
j^prochene  stelle  eine  Schilderung  der  art  und  weise,  in  welcher 
Darius  sein  beer  über  den  fluss  setzen  lässt:  ijöä^uä  adam 
kiram  maMähuva  avükanamj  anujam  tid^oiarim  akunavmn^  ani- 
y^tya  m[pä  patitj]änayanL  Mit  hülfe  der  Übersetzungen  hat 
man  längst  erkannt,  dass  ein  theil  des  heeres  von  kameeleüj 
m  anderer  theil  von  pferden  getragen  wird.  Wie  aber  die 
Wörter  fiir  ,kameel'  und  ,pferd*  in  der  altpersischen  stelle 
büßten,  ist  strittig.  Gegen  dam  ,kameer  (ygL  atad.  daksa- 
,\Ws  stier*)  ist  jedoch  kaum  etwas  einzuwenden  (Bar- 
tholomae  Wb.  421  liest  nstra-);  und  ,pferd*  wird  jedenfalls 
a^  gelautet  haben.  In  asabäri-  (so,  nicht  ashari  wegen  npers, 
mr{ir;  denn  dass  -sb-  zu  upei'S.  -sv-j  -stw-  geworden  wäre,  ist 
mir  nuglanblich)  liegt  wohl  eine  dissiniilation  vor^  die  von  dem 
foll&nden  b  bewirkt  ist;  auch  in  vi$a-  neben  vispa-  aind. 
ti^'  sehe  ich  eine  dissimilation  (die  von  Bartholomae 
Grdr.  I  226  für  Dar,  Fers,  d  14  huda  vi^ihis  bagaibis  vor- 
pacUagene  leExing  (viStiibis)  und  Übersetzung  ,niit  allen  göttern*, 
die  von  Fov  KZ  35,  67  gebilligt  worden  ist,  muss  heute  als 
ganz  an  wahrscheinlich  gelten;  slav.  vbsh  ,aU*  hat  idg.  s  und 
stimmt  zu  lit  vhas^  wie  neuerdings  von  mehreren  forscbern 
üaebgewiesen  worden  ist:  Meillet  MSL  VIIl  291,  XI  9; 
Lörentz  KZ  37,  264lf.;  Brandt  Juhil,  sbora,  v  destb  MiUera 
i*  1—3  des  Sonderabdrucks)»  Verschieden  von  asabäri-  und 
ma-  ist  np.  sag  ,hund*  neben  med,  (rnaxa  (Vermischung  der 
nut  kv'  und  der  mit  fcn-  anlautenden  Stammformen).  Neben 
den  kameeleu  und  pferden  wii*d  aber  meiner  ansieht  nach  ein 
drittes  mittel  genannt  Man  muss  übersetzen:  „Ich  setzte  (das) 
beer  auf  ma.küi  einen  anderen  theü  machte  ich  von  kameeleu 
ifetragen,  und  noch  einem  anderen  theile  führte  ich  pferde  zu^. 
Parallel  in  bezng  auf  die  Verwendung  von  antya  ist  die  unten 

Iaoch  zu  besprechende  stelle  Bh.  I  95:   „Ich  schlug  (das)  beer 
(Ite  Nadintabaira  sehr ;  ein  anderer  theil  wurde  ins  wasser  ge- 
rieben "^  (I)arius  tödtet  den  einen  theil,  der  andere  wird  ins 
lliBser    getrieben).    Über    miMimvä  hat  Foy   KZ  37,  553 
«lue  sehr  plausible  vermuthung  ausgesprochen ;  er  erkennt  das 
i^'ort  in    dem    elamischen    mas-Jca-um    wieder,    wonach   dann 
hmm  zu  lesen  wäre  (ein  ^maska  ist  im  Pei*sischeu  kaum 
In  diesem  maskahuva  suche  ich  den  begriff  ,schläuche^ 
n  Fr.  Müller  WZKM  XI  252   mit  unrecht  in   dasaharim 


184 


Holg«T  Pedereen, 


suchen  wollte.  Ob  das  altpersische  ma$ka  mit  gr,  da^ig] 
,schlaiich^  ßSfxxog  ,fell*  Res.  urverwandt  ist  oder  aus  dem 
assyrischen  mmku  ,haut'  entlehnt  ist,  entscheide  ich  nicht.  Die 
bedeutungseutwickeinng,  wodurch  das  verbum  avakanam  die 
hier  nöthige  bedeutung  bekommen  hat,  lässt  sieh  im  einzelnen 
nicht  verfolgen,  scheint  mir  aber  nichts  unwahrscheinliubes  zvl  . 
enthalten,     [Vgl  jetzt  Justi  IF  Anz.  XVn  108,  125].  | 

§  6.  Am  Euphrat  stellt  sich  Nadintabaira  wieder  dem 
Darius  entgegen.  Der  erfolg  ist  aber  nicht  besser  als  das 
vorige  mal;  Darius  schlägt  sein  beer  und  wirft  einen  theil 
desselben  in  den  flnss,  wo  er  vom  wasser  fortgerissen  wird 
(käram  tymn  Nadmtahairahyä  adam  ajanam  vcrnya;  am7ja 
wpvyü  [ajhfyafja,  apmm  parahara;  ich  lese  mit  Fr.  Müller 
WZKM  Vn  257  vasiya  statt  des  von  den  meisten  forschem 
vorgezogenen  vashj).  Die  letzten  werte  dieses  bericbts  haben 
den  erklärern  Schwierigkeit  gemacht.  Noch  Foy  hat  KZ  35, 
36  äpmm  als  *apis  Hm  aufgefasst,  wobei  *äpis  der  nominativ 
eines  ^-stammes  wäre.  Indessen  darf"  man  unter  keinen  um- 
ständen in  dpi'  einen  andeion  casus  als  in  äphja  suchen;  in 
beiden  fallen  haben  mr  den^  loc*  sing,,  in  dem  einen  falle 
mit  der  enklitischen  partikel  -ä,  in  dem  anderen  ohne  dieselbe. 
Daraus  folgt,  dass  parahara  subjektlos  sein  muss;  also  wört- 
lich ,es  riss  ihn  (karam)  fort  im  wasser*, 

§  7.   Diese  altpersiscbe  ausdrucksweise  erinnert  schlagend 
an  eine  bekannte  und  interessante  konstrnktion  im  BussischeUj 
wofttr  ich  einige  beispiele  hierherstelle:   teflevijmn  jego  ponesU . 
na^ad  (Smirnova    in   Severoyj    vestnik    december  1893)    ,derl 
Strom    trug    ihn   zurück*;    vetrom    otmhit  golos    (L,    Tolstoj, 
Metelh  VllI)  ,der  wind  trägt  die  stimme  fortV;  vStrom  meslo  krym 
(Makarov*s  wtb,)  ^d^r  wind  riss  das  dach  weg* ;  vetrom  slomÜa  J 
dva  dereva  oder  veter  Momil  d.  d.  (DbTs  wtb,)  ,der  wind  hat j 
zwei  bäume  gebrochen';  büreju  domälo  ma^tu  (Makarov)  ,derj 
Sturm  zerbrach  den  mast*;  vetrom  rciBdülo  mjakinu  (Makarov)' 
,der  wind  hat  die  spreu  zerstreut*;  jeleli  nas  sane^jSt  snegüm 
(Tolstoj,  Metelb  YIII)  ,falls  wir  vom  schnee  bedeckt  werden*; 
kanäl  eaneslo  Üom  (Makarov)  ,der  kanal  ist  von  scMamm  ge- 
füllt worden*  (und  mehr  beispiele  bei  Makarov  unter  zanosiU) ; 
rjötii  tdk  ötob  mebeli  ne  peretjorlo  verjovkoj  (Dal)  ,binde  so,  dass 
das   seil   das   möbel  nicht   beschädigt* ;    golövä  vsja   hiäla  v 
Vöde  ,  ,  ,  .  töhko  konec  krämago  platkä  pläval  i  S7wdlö  je 


Neues  und  lUtöhtrSgliches. 


1^' 


(Wagner  [kot  murlyka],  Bez  sreta  XX)  ,der 
mntter)  lag  ganz  im  wasser;  nur  ein  zipfel  des 
rothen  tuches  scliwammj  und  wurde  von  dem  strömenden 
irasser  bewegt*  (eig,  »fortgetragen*,  imperfektiv);  u  menjä 
vßh  grädom  vs^io  poU  (Makarov)  ,der  hagel  hat  mein  ganzes 
feld  verwüstet^ ;  vsjo  solncem  soigU  (L.  Tolstojj  Kak  ßertjonok 
kraJQ^ku  vykupal)  ^alles  wurde  von  der  sonne  verbrannt'; 
olnifskom  merija  podogret  (Gorhkij,  DruÄki)  ,die  liebe  sonne  wird 
mich  aufwärmen* ;  otca  derevotn  ubih  (L.  Tolstojj  Cem  Ijudi  zivy 
^ein  bäum  hat  den  vater  getödtet*;  sttdno  hdom  sresalo  (Dal) 
idas  schiff  wurde  vom  eis  eingeschraubt^  zerschmettert* ;  mrom 
ikki  veäjSt  (Makarov)  ,die  hitze  krümmt  die  bretter*;  mdo- 
rogcj  vedjot  nogu  (Makarov)  ,der  krampf  zieht  das  bein* ;  öt 
mpsok  achotmka  povrjalo  na  Htätelej  soversmno  novym  düchom 
(Skabieevskij,  Istorija  novejäej  russkoj  Hteratury)  ,ein  ganz 
iieuer  geist  wehte  die  leser  an  ans  dem  tagebnch  des  Jägers* ; 
i  vejulü  mogilbnym  chlddom  ot  nepödmznago  Ucä  (Lermontov, 
Demon  11  15)  ,nnd  die  kälte  des  grabes  wehte  von  seinem 
ttnbeweglichen  gesieht*;  sve^im  lesnym  veterkom  povejalo  v 
^(5  (Zasodimskij,  Graf  Boregar  i  Agnesa  Tusenelt  VHI)  ,ein 
frischer  wald-wiudhauch  wehte  zum  fenster  herein* ;  dtmstym  tep- 
16m  povejalö  ot  zfjtnli  (Turgenev,  ABja  II)  »eine  duftige  wärme 
wellte  von  der  erde* ;  kordbh  ^aiieslo  bürejii  nä  meh  (Makarov) 
Mr  Sturm  hat  das  schiff  auf  eine  Sandbank  getrieben* ;  kakimi 
fuMami  BoneslS  vas  k  nam  ,quel  bon  vent  vous  amene  chez 
1018*  (Makarov);  mysSnka  sapachom  pirmki  pHvleklo  (Krylov, 
Tolk  i  m}*§onok)  ,der  duft  des  schmauses  lockte  das  manschen 
heran*;  ot  vysokoj  travy  pächlo  veCernej  svesestbju  (Smirnova 
I  l)  ,abead-fHsche  duftete  vom  hohen  gras^  Mehr  beispiele 
findet  man  in  den  praktischen  grammatiken  und  bei  Miklosich 
Vergleichende  grammatik  IV  692  und  352.  Von  seinen  bei- 
^den,  die  im  ganzen  mit  den  oben  augeführten  gleichartig 
«ad,  möchte  ich  hier  eins  besonders  hervorheben:  podnimülo 
^mlija  svjatym  dtichom  ,der  heilige  geist  erhob  den  Vasilij*. 
Vgl  ferner  Jagic  Denkschriften  d.  Wiener  akad,  XL  VI  nr. 
^  s.  19^ — 20.  Es  handelt  sich  durchweg  um  subjektlose  sätze, 
worin  das  verbnm  aktivische  form  hat,  während  das,  was  wir 
als  «ubjekt  auffassen,  im  Instrumentalis  steht;  dieser  subjekt- 
iDütnimentalis  ist  immer  ein  unpersönlicher  begriff,  meist  der 
tiame  einer  naturerscheinung. 


136 


Holger  PederB^n, 


§  8.  Diese  konstraktion  kommt  uns  recht  fremdartig  vor, ' 
Nur  die  falle  mit  dem  verbum  jxic/uutiö  ,riecheii'  lassen  sich 
2:11m  theil  in  anderen  sprachen  nachahmen  (podle  pt'^Slki  mjodom 
pachnety  podle  iuM  navSsom  »bei  der  hiene  riecht  es  nach 
honlgf  beim  käfer  nach  mist*;  £:de^b  pachnet  gorelym  ,il  sent 
le  brul6  ici*);  diese  falle  aber  können  selbstverständlich  nicht 
der  ausgangspnnkt  der  ganzen  syntaktischen  eigenthümlichkelt 
sein;  vielleicht  sind  sie  sogar  ganz  fem  zu  halten.  Offenbar 
ist  der  russische  subjektlose  satz  mit  dem  das  Subjekt  ersetzen- 
den Instrumentalis  die  fortsetzung  eines  uralten  typus»  Als 
eine  fortsetzung  desselben  typus  betrachte  ich  auch  den  alt- 
persisclien  satz  apimn  parähara,  Nur  ist  hier  der  ursprüng- 
liche Instrumentalis  durch  einen  lokatJv  ersetzt  worden.  Wie 
geringfügig  diese  ändern  ng  war,  kann  man,  glaube  ich,  noch 
ndt  hülfe  des  Kussischen  nachempfinden.  Wenn  wir  z,  b.  bei 
Vjazemskij  (Staroje  pokolenije)  lesen:  kak  mnogo  sverstnikoo  j 
ne  stäloj  kok  mnogo  mlädäich  ui  soslOf  kotorych  ütro  rcucvetalo^  m 
kögdä  nas  znSjngm  poldnem  zgh  jWie  viele  altei-sgenossea 
sind  schon  gestorben,  wie  viele  von  den  jüngeren  sind  schon 
hingeschieden,  deren  morgen  sich  entfaltete,  als  uns  die  schwüle 
mittagszeit  verbrannte',  so  ist  hier  der  instrumentalis  ^n6jnyfn 
poldnem  doch  wohl  mit  sohtcem  in  vsjo  solncem  soiglo  parallel ; 
es  würde  aber  an  dem  sinn  der  ganzen  stelle  nur  weidg  ändern^ 
wenn  ma^  snojnym  poldnem  als  adverbielle  Zeitbestimmung  (wie  J 
pozdnej  osenbju  ,im  späten  herbst'  Goriikij,  0  ßoile,  jämyin^ 
dnjmn  i  tjomnöj  nocbju  ,am  hellen  tag  und  in  der  dunkeln  nacht* 
und  ähnliche  bei  den  dichtem  nicht  seltene  ausdrücke)  anffksste* 
Zu  bedenken  ist  übrigens,  dass  die  gebrauchssphare  des  nackten 
instrumentalis  (wie  auch  des  nackten  ablativs)  im  Altpersisehen 
schon  etwas  eingeengt  ist  —  eine  art  Vorbereitung  für  die  bald 
nachher  einbrechende  Zerrüttung  des  casussystems*  M 

§  9-    Einen  direkten   beweis  dafür,  dass  der  subjekt-in-  ■ 
strumentalis  uralt  ist,  bietet  meiner  ansieht  nach  das  Awesta. 
Hier  gut  nämlich  die  von  Geldner  KZ  31,  319  ff»  (vgL  auch 
Caland  KZ  31,  256)  nachgewiesene  regel,   dass   die  namen 
der  genien,  welche  nentra  sind,  als  subjekt  im  instrumentalis 
stehen;  so  z,  b.  Y,  29,  2  und  3:   ada  tmä  g^u^  p^rvsat  asami 
,  .  .  ;  ahnmi  aSä  -  ♦  .  paitl  mravat  oder  Y.   30,  7   ahmäi^ai 
xsa^ra  jasat  mananha  vohü  aiäCa    ,zu  ihm   (Gayo   Marstan)! 
kam  zu  hülfe  X5,,  V.  M.  und  Ä/ ;  Y.  48, 1  ye^l  adüü  ctsa  drußm 


Neue«  und  Aaehtriglieliei. 


137 


,waiin  dtirch  die  Vergeltung  ASa  die  Driij  überwunden 
wird\  vgl.  y,  60,  5,  Yt.  19,  95. 
§  10.  Die  Übereinstimmung  zi^ischen  dem  Äwestischen 
QDd  dem  Eussischen  ist  so  schlagend,  dass  sie  vollkommea 
geögt  um  einen  ausgedehnten  gebrauch  vou  subjektlosen 
mhm  für  das  Urindogermanisdie  festzustellen.  Entscheidend 
ist  die  übereinstinimuög  im  gebrauch  des  Instrumentalis;  auf 
rudere  arten  von  subjektlosen  satten  (wie  kosti  maß  Umit  vse 
Üortkij,  Y  stepi  ,es  schmerzt  in  allen  meinen  knochen'  vgl, 
Makarov  unter  lomitb  oder  da  ja  znal^  äo  lij  Ho  jego  tak  vot 
vimg  vybrodi  sjuM  is  morja-io  OorLkij,  Makva  ,wusste  ich 
denn,  dass  er  plötzlich  so  ans  dein  meere  hierher  hinauf- 
geworfen werden  sollte*  vgl.  Makarov  uuter  vyhrmyvato)  gehe 
ich  daher  gar  nicht  ein.  Wenn  im  Slavischeu  nnpersöuliche 
hpitle  ohne  rüeksicht  auf  das  grammatische  genus  als  subjekt- 
iiistnimentalis  fungieren  können,  während  im  Awesta  das  neu- 
trale genus  entscheidend  ist,  so  halte  ich  den  äwestischen 
Mfrachgebrauch  für  den  älteren,  schon  deshalb,  weil  man  dar- 
Wm^  leicht  die  slavische  regel  erklären  kann,  während  um- 
gekelirt  die  awestische  regel  als  eine  entwickelung  aus  einem 
dein  slavischen  entsprechenden  Sprachgebrauch  schwer  ver- 
Etäudlich  w^äre.  Ich  kann  also  nicht  Delbrück  Vergleichende 
Syntax  III  37  beistimmen,  wenn  er  die  grenzen  für  die  sub- 
jektlose Verwendung  der  urindogermanischen  verba  sehr  enge 
^eht  (mit  Delbrück  stimmt  Brugmann  Kui-ze  vergleichende 
tiramm*  s.  G25  und  629)*  Dass  im  laufe  der  liistorischen  zeit 
nicht  selten  ein  snbjektisches  verbum  subjektlos  wii"d/)  er- 
schwert zwar  die  Untersuchung  des  problems  ungemein,  kann 
aber  für  das  ergebniss  nicht  entscheideud  sein.  Solche  ver- 
»ciiiebüngeu  finden  sich  überall  auf  dem  gebiete  der  syntax; 
diiaiis  aber,  daas  beispielsweise  der  dativ  bei  lat.  noceö  nicht 
^t,  der  dativ  bei  adjütö  auch  vom  rein  historischen  stand- 
piokte  jung  ist  folgert  doch  niemand,  dass  der  gebrauch  des 
«ialiFg  bei  verben  mit  der  bedeutung  »helfen*,  ,dißüen*  u-  s,  w, 

*)  SSa  den  jimgen  aübjektloeen  verbon  gehört  ofFeiibur  d.  es  gibt  (dän.  der 

I  und  dsfi  gleichbed«ut^iid(^  luddentscho  ea  hat;   vgl,  Hermann  Paul, 

Wtb.f    HaUe    1S97    and    Jacob   GriTnm    Deutsche    Grammatik, 

»ntloh  1898  IV  266;  ebeuBo  wobl  nserb.  und  altsprb.  ima  .es  ßibt*,  bulg. 

M  gtbf ,   poln.  niema  .ee  gibt  nicht' ,   ngr.  ^x^'   t^»  gi^t%  alb,  ka,  ital. 

^  H  d  ^  fr.  (2  y  a. 


'Holder  PedenBeiij 

nniirsprüngflich  wäre.  Ich  habe  nicht  die  absieht ,  liier  das 
ganze  problem  der  subjektlosen  sätze  zu  diskutieren;  ich 
mache  jedoch  noch  darauf  aufmerksam,  dass  subjektlose  sätze 
ganz  ähnlicher  art  wie  die  oben  besprocheDen  russischen  und 
iranischeE  beispiele,  jedoch  ohne  den  subjekt-instrumentalis,  auch 
in  manchen  anderen  indogennanischen  sprachen  vorkommen. 

§  11,  Für  das  Irische  verweise  ich  auf  Sara uw  Irske 
studier  s,  124,  Beispiele:  arnach  coraihur  immotk  7  macktkad 
,that  it  may  not  put  him  in  Stupor  and  admiration'  (^  ,  damit 
er  nicht  in  yerwunderung  gerathe')  Ml  68  b  9;  domrcUai  i 
cHmsmmd  for  mo  dergud  ,1  chanced  to  be  resting  on  my  bed' 
Ätkinsan  Passions  and  Hoioiliea  s,  G68.  Mehr  bei  Sarauw 
und  bei  Stokes  und  St  räch  an  Thesaurus  Palaeohibemicus 
I  545  fussnote  f,  Strachan  The  Gaelic  Journal  (Lisleabhar 
na  Gaedhilge)  nr.  164  s.  543  unter  docuirethar.  Ich  füge  hin- 
zu, dass  rö  ä$ gnoS  moir  inninffin  isin  LU42a2  (Windisch 
Irische  Grammatik  s,  121)  ,di68  mädchen  wuchs  mit  grosser 
Schönheit  auf  trotz  des  accnsatiys  hiningin  (nom.  inämffen) 
wohl  ganz  richtig  ist;  ro  ds  ist  transitiv  und  subjektlos; 
eigentlich  ,auxit  puellam'.  Die  alte  subjektlose  konstruktion 
wird  jedoch  früh  missverstanden,  so  dass  man  manche  ur- 
sprünglich transitive  verba  als  intransitiv  fasst.  So  ro  la  dim 
i  socht  mor  inti  Mac  Datho  Windisch  Irische  Texte  s.  97 
,Mac  Dath6  gerieth  nun  in  ein  grosses  schweigen  (blieb  lange 
woitlos)';  ro  lä  ist  ursprünglich  transitiv,  aber  inti  lässt  sich 
nur  als  nominativ  fassen;  ähnlich  dnralatar  inda  hapstail  inoen 
tegdais  lat.  ,erant  omnes  pariter  in  eodem  loco^  doraMar  doih 
da  dhaJl  lat.  ,ecce  duo  caeci'  Atkinson  1.  h  Ich  kann  es  heute 
TÜcht  unternehmen,  diese  frage  für  das  Irische  mit  grösserer 
Vollständigkeit  zu  erörtern;  noch  weniger  kann  ich  auf  das 
Britannische  eingehen  um  z.  b*  zu  untersuchen^  ob  die  häufige 
Verwendung  desselben  verbums  als  transitiv  und  als  intransitiv 
im  Bretonischen  {brasaat  ,agrandir,  croltre'  u.  s.  w*)  mit  den 
angedeuteten  irischen  Verhältnissen  im  Zusammenhang  steht. 
(Vgl.  arm.  banal  ,öffiien,  sich  öffnen*,  hebd  ,ausgiessen,  sich 
ausgiesseu'  u,  s,  w.) 

§  12*  Sehr  reich  an  subjektlosen  Sätzen  ist  das  Alt- 
nordische. Bei  Fritzner  Ordbog  over  det  garale  norske 
sprog  findet  man  ohne  mühe  unter  den  verschiedenen  in  be- 
tracht  kommenden  verben  eine  grosse  anzahJ  von  beispielenj 


I 


I 


I 


I 


Nem^  und  njictitrfigliclies. 


139 


m  dafis  ich  hier  nnr  ein  paar  sätze  zar  veranschaulichang  anzu* 

fähren  brauche:  kann  lofäf^l  .werhit  mjgk  &k  for  til  mimmr 
weB  yJlarlag^  ok  kastar  i  gegn  straumi,  ok  tok  i  sundTj  er 
hmn  brä  vib  sver6imi  (VoIsuDga  saga  kap.  XV)  ,er  lobte  das 
s^:llwe^t  sehr  und  ging  zum  fluss  mit  einem  büschel  wolle  und 
wirft  ihn  gegen  den  ström,  und  er  ging  entzwei,  als  er  das 
Schwert  dagegen  bewegte  (als  er  ihn  mit  dem  Schwert  be- 
Jilirte*)  (wörtlich  ,es  nahm  ihn  ent2Wei*);  sveimiinn  brä  upp 
nÜ  hmdimiij  ok  tok  hana  af  hänmn  ok  hgfutU  af  komm- 
pnum  (Njäla  kap.  157)  ,dBr  jimgling  erhob  die  band  (um 
eineü  gegen  den  könig  gerichteten  hieb  abzuwehren),  und  sie 
wurd**  ihm  abgeschnitten,  und  dem  könig  wurde  der  köpf  ab- 
geschnitten*;  ffä^  tok  af  vet^rit  (Yolsunga  saga  XVII)  ,dann 
hörte  der  stürm  auf  (vebrit  ist  accusativ);  konunffrinn  hrä  üt 
vib.  ok  gerir  rauf^an  a  at  sjä  ok  prütmn  (J6msTikinga  saga 
bp.  XII)  ,der  könig  änderte  dabei  seine  (gesichts)farbB  und 
wird  roth  anzusehen  und  geschwollen'  (wörtlich  ,es  macht  ihn 
fOÜi');  hrtb  mikla  ger^i  at  pmn  (Nj41a  kap.  15S)  ,ein  grosser 
Sturm  erhob  sich  gegen  sie*;  jarl  s^tii  suä  rau^an  sem  blS6 
(Günalaugs  saga  ormstungu  kap.  6)  yier  fSrat  wurde  so  roth 
wie  Wut*;  Ölafr  konuttgr  $t^  i  lyptingu  &  Orminum,  bar 
hann  hätt  mjgk  (Heimskringla  ed.  F.  Jönsson  I  441)  ^er 
tönig  0,  stand  auf  dem  hinterdecke  auf  dem  schiffe  Onnr,  er 
ra^.  hoch  hinauf  (wörtlich  ,es  trug  ihn  hoch*);  er  peim  gaf 
h^  (oft,  z.  b-  Gunnlaugs  saga  ormstungu  kap,  5)  ,als  sie 
gimstigeu  wind  bekamen'  (wörtlich  ,als  es  ihnen  günstigen 
wind  gab*);  hgggit  kom  ok  i  steininnj  ok  fal  bata  eggimm 
Herrarar  saga  ok  Heibreks  kap.  U)  ,der  hieb  traf  auch  den 
iteia^  und  beide  kanten  der  schneide  wurden  unsichtbar*  (wört- 
Iki  ,68  barg*);  rak  skipit  upp  ä  Uirur  (Gunnlaugs  saga  orms- 
tongi  k&p.  10)  »das  schiff  wurde  auf  das  lehmige  ufer  ge- 
trieben*; pä  keyr^i  ä  land  upp  um  tmtt  eina;  ok  var^  pur 
hrijit  mgnnunif  eim  skip  braut  aUt  i  sjnin  (NjMa  kap,  153) 
,8ii  wurden  eine  nacht  ans  land  geworfen;  die  leute  wurden 
Jerettet,  aber  das  schiff  wurde  ganz  zerschmettert*;  sseni  raunir 
hf  d  sfhan  (Gunnlaugs  saga  ormstungu  kap.  4)  ,wie  es  sich 
später  herausstellte*  (wörtlich  ,wie  es  später  beweise  brachte*) ; 
^pesm  skilr  skipti  peira  (Gunnlaugs  saga  ormstungu  kap.  13) 
tt  endigen  ihre  Streitigkeiten*.  Dass  skilr  in  dem  letzten 
1-4  le  transitiv  ist,  ist  deshalb  sicher,  weil  skipti  als  plnral 


HoIg«r  PedeiBcn, 


aiitzufassen   ist;    indessea  kommt  skilja  schon   in   der  alteu 
spräche    auch  intransitiv   vor    (wie  dsaim    , wachse'   im  All- 
irischen)»    In    anderen    fallen  wird    das  verbum   erst  spätei^ 
als   intransitiv   an^efasst   (z,   h.  dän*  stormen  tager  af  ^defl 
Sturm  nimmt  ab*) ;  in  noch  anderen  fällen  ist  das  alte  subjekt- 
lose transitive  verbum  im  Neudänisehen  durch  ein  subjektisches 
passivisches  verbum  erset^st  worden  (deshalb  könnte  möglicher-^ 
weise  dän*  iler  gives  ^es  gibt'   an  das  altnordische  subjektlose 
gefa  anzuknüpfen  sein,  wenn  man  es  wagen  darf,  es  von  dem 
deutschen  es  giht  zu  trennen ,  das  noch  im   16.  jalirhundert 
selten  und  erst  vom  17.  jalirhundert  an  häufig  ist).  I 

§  13.   Der  parallelismns  des  altnordischen  Sprachgebrauchs  ' 
mit  dem  Irischen  und  mit  dem  Russischen  ist  schlagend.    Die 
von  Lund  Oldnordisk  oixlfojniugsl^re^  Kopenhagen  1862»  s,  26| 
gegebene  regel,  wonach  die  subjektlose  Verwendung  besonders 
bei  solchen  verben  vorkommt»  welche  die  Wirkung  einer  natur* 
kraft  (wind,  meer,  hitze),   einer  waffe  oder  eines  Werkzeuge^ 
(schwert,  spiess,  axt),  einer  Stimmung  oder  eines  gefühles  be-  ' 
zeichnen,  summt  in  wesentlichen  punkten  mit  der  im  Eussischeu 
geltenden  regel.   Miklosich  Vgl.  giamm.  IV  353  nimmt  sogar 
an,  dass   auch   der  snbjektinstrumentalis  im   Nordischen   vor^ 
kommt  und  beruft  sich  dabei  auf  das  beispiel  hjstr  nn  ddumn^ 
i  bddti  go^in  ,es  schlug  mit  feuer  in  beide  götzen';  er  hat  aber 
unrecht;  der  Instrumentalis  vertritt  in  diesem  und  vielen  älm- 
liehen   beispielen  nicht  das  subjekt,   sondern  (nach  einer  be- 
kannten germaniseh-slavischen  regel,  Delbrück  VergL  Syntax 
I  258  §  120)  das  objekt.     Ähnliche  subjektlose  konstruktionen 
mit  objekt-instrumentalis  kommen  häufig  vor,   nicht  nur  brf 
Ijüsta  ^schlagen*,  sondern  auch  bei  anderen  verba  des  bewegen« 
(z,  b.   bregta  ^schwingen*;    vgl.   auch  dreif  sandinum  =  fauk 
sandrinn  ,der  sand  stob*   Fritzner  I  266  sp.  1);  vgl.  auch 
svä  mikit  $em  hamim  potti  fyrr  fyr^  j6k  nü  miMu  d  (Morkin^ 
skinna  10  b^  ed.  Unger  s.  63)  ,so  viel  ihm  früher  im  wege 
stehen    schien,    vermehrten  sich   seine   bedenken  jetzt  sehi 
(wörtlich  jes  vermehrte  mit  vielem* ;  der  instrumentadis  ist  hier^ 
mit  dem  vor  einem  komparativ  stehenden  maass -Instrumen- 
talis verwandt).    Dass  es  in  allen  diesen  fällen  beim  über« 
setzen  nahe  Hegt,  den  instrumentaüs  zum  subjekt  zumachen, 
ist  zuzugeben;  aber  gleichzeitig  muss  man  dann  die  transitive 
bedeutung  des  verbums  in  eine  intransitive  bedentung 


i 


2 


NctieB  unü  nachträg'Helim. 


141 


Eißen  objekt-instnimentalis  finde  ich  auch  in  dem  russischen 

salze:  »  lugov  ijmtd  mpachöm  svele-skosennago  sPtja  ,von  den 
wiesen  weht  der  duft  des  Msch-gemähten  heues'  Gorbldj^ 
Jarmarka  v  Goltve. 

§  14.  In  den  bis  jetzt  betrachteten  beispielen  war  das 
nach  unserem  gefühle  zu  ergänzende  Subjekt  unpersönlich; 
bpiiö  wörtlichen  Übersetzen  würde  man  im  Deutschen  es  als 
«Objekt  verwenden.  Es  gibt  aber  im  Altnordischen  auch  subjekt- 
lose gätze,  bei  denen  sich  nur  ein  persönliches  subjekt  (,man*) 
kinziidenken  lässt  Dies  kommt  u.  a.  in  Sprichwörtern  und 
sprichwörtlichen  redensarten  vor :  opt  sparir  leitum  pats  heßr 
Ijufum  hugat  (Havamäl)  yoft  spart  man  für  feinde,  was  man 
freunden  zugedacht  hat'  (voraus  geht  allerdings  hier  matr)\ 
m  er  iÜs  gengis  nema  heiman  hafi  (Droplaugar  sona  saga  kap* 
101  ,man  ist  ohne  unglück,  wenn  man  es  nicht  von  hause  mit 
hat*;  eiffi  veit  hvar  mamti  mwtir  (Sturlunga  saga  ed.  Vigtusson 
I  21)  ,man  weiss  nicht,  wo  man  einem  manne  begegnet'*  Oft 
jM  ,man  solP:  pesd  hestr  et*  kominn  frä  Sleipnij  ok  skal  hann 
mndliga  ttpp  fai^a  (Yolsunga  saga  Xlir)  ,dies  pferd  stammt 
vott  Sleipnir,  und  man  soll  es  sorgfältig  grossziehen*;  skal 
hmrki  Hl  spara  af  värri  hendi  staifestu  ne  manna  forrat 
(öuanlangs  saga  oiTüstnngu  kap*  5)  ^dazu  soll  von  unserer 
s^ti*  mcbt  an  besitz  oder  bäuptlingschaft  gespart  werden*;  ei 
Atd  haltr  ganga^  mitan  hS^r  fwtr  eru  jafnlangir  (Gunnlangs 
saga  ormstungn  kap,  6)  jmau  soll  nicht  hinken,  so  lange  beide 
fliasi  gleich  lang  sindS  Bremer  in  einem  Vergleichssatz:  sva 
Wi  $ver(^  sem  i  vatn  of  hrygf^i  (Häkonarmäl  5)  ,das  seh  wert 
schnitt  so»  als  wenn  man  es  gegen  das  wasser  schwänge'. 
Im  heutigen  Dänischen  ist  diese  subjektlose  konstruktion  nicht 
metr  gebräuchlicb ;  das  sie  enthaltende  Sprichwort  det  skal 
UUgt  krßge^  söm  god  krag  skal  blive  ,man  niuss  früh  das 
krümmen,  woraus  ein  guter  haken  werden  soll*  wird  daher 
^mchiedenüich  umgedeutet  oder  geändert,  indem  man  ent- 
weder kr&ge  als  intransitives  verbura  auffasst  (so  Molbech 
in  semenr  Wörterbuch;  vgh  Wiwel  Synspunkter  for  dansk 
*prügisere,  Kopenhagen  1901,  s,  42  f.)  oder  es  durch  das 
lüäviacbe  kreges  ersetzt* 

§  15*  Solche  subjektlose  ,man*-sätze  finden  sich  nun  auch 
b  Slavischen.  Im  heutigen  Russischen  gibt  es  allerdings  nur 
^  eine  beispiel  nevmtb  ,man  weiss  nicht*.    Zahlreiche  bei- 


142 


Holg^  Ptodeiieiit 


Spiele  lassea  sich   aber  aas  dem  Slo venischen  und  aus  dein 

Westslavischen  beibriDgen,  Bei  Sket  Slovenska  slovstven* 
gitaukaza  sedmi  in  osmi  razred  sredüjeh  ^ol,  Wien  1893  finde  id 
s.  124  in  einem  auszug  aus  dem  Vorworte  zu  Marko  Pohlin'j 
Malo  besediSfce  den  folgenden  satz,  den  ich  mit  der  von  Sket 
etwas  modernisirten  orthograpliie  anführe:  zakaj  se  ni^e,  lubi. 
KrajnCf  ie  zdamiej  poprej  doliusedl  ter^  koker  be  pihnelf  ßj| 
velikf  en  cel  popolnema  dikcijönarijum  spkaVi^  ,  weshalb  hast  dfl 
dich  nicht,  lieber  Slovene,  schon  längst  hingesetzt,  und  in  eineiB 
angenblick  (wörtlich  ,als  wenn  man  hauchte*)  ein  grosses,  em 
ganz  vollständiges  Wörterbuch  gesehrieben*.  Dieselbe  redenai 
art  finde  ich  den  würterhüchem  von  JaneziC  und  Pleterl^ 
nik  als  kakor  bi  pihnilf  juhnil  (^mnckBen*),  iretiil  (^bliii2en% 
kotf  ko  bi  trmil  (Sket  211,  219;  ko  bi  z  o^fmi  miffnü  Sket  2Ö3) 
wieder*  hl  gilt  im  Slovenischen  für  alle  personen;  dass  aber 
die  angeführten  redensarten  (wenigstens  ihrem  Ursprünge  nachj 
vgl  kar  bi  z  ot'mi  trenil  =  kar  b  o^m\  tretm  PeterSnik)  nichl 
die  2,  sing.,  sondern  die  ;i.  sing,  enthalten ,  wird  ans  der  folgen«^ 
den  darstellung  ganz  klar  werden*  Ferner  bietet  Sket  s.  13Ö 
aus  dem  Wörterbuch  von  Gutsman  das  Sprichwort  mlin  me^ 
kar  mu  naspe  »die  mühle  malt,  was  man  ihr  aufschüttet*;  be 
Pleter§nik  erscheint  dies  Sprichwort  aber  als  mlin  melje, 
se  mu  uaspe  ,wie  man  in  den  wald  bineinruft,  so  schallt 
wieder',  was  darauf  deutet,  dass  die  subjektlose  koustruküoi^ 
den  Slovenen  heute  in  diesem  falle  anstössig  geworden  ist. 

§  16*  Eine  reichhaltigere  Sammlung  von  beispielen  besitze 
ich  für  das  Westslavische.  Als  mir  nämlich  die  historische 
bedeutung  der  mir  bei  meiner  Cechischen  lektüre  mehrfach 
aufgestossenen  koastruktion  klar  geworden  war,  ohne  dass  idi 
in  den  mir  zugänglichen  grammatiken  irgend  eine  bemerkunffl 
darüber  finden  konnte,  wandte  ich  mich  brieflich  an  Zubat^ij 
der  mir  dann  in  der  liebenswürdigsten  weise  in  einer  reihe 
von  briefen  (12,  februar  —  22,  märz  1904)  eine  fülle  von 
beispielen'),  literaturhinweisen  und  eigenen  bemerkungen  übn 
das  Problem  mittheilte  (es  stellte  sich  dabei  heraus,  dass  der 
ausgezeichnete  böhmische  Sprachforscher  ebenso  wie  ich  dea 
subjektlosen  Sätzen  eine  grosse  bedeutung  für  die  indogeJ 
manische  syntax  zusehrieb).  Am  häufigsten  kommt  die  subjekt^ 
losigkeit  in  irrealen  Vergleichssätzen  vor:   C.  ale,  jako  kdyb 

1)  Die  übenetsung  del'  helBpide  rtÜirt  in  der  reg el  von  mir  her. 


Neues  UDd  nachtrS^Iichfs. 


143 


h  m  mne  hoäil  —  mtisim  tii  do  postele  (Neruda,  Sebranö  spi^y 
I  33  in  d**r  erzähinng  Tyden  v  tich^m  dorne  IV)  ,aber,  als 
wenn  man  es  anf  mich  geworfen  hätte  —  ich  mms  jetzt 
scUafen  gehen*  ^  mysUte^  ie  ho  Utovala?  Fan  Buk  iachran^  nl 
m  mela  rddaj  jakohy  jl  predelul  (ebenda  s,  41  kap.  V)  ^glauben 
Sie»  dass  sk  ihn  (den  treulosen  bräutigara)  betrauerte  ?  Gott 
btbflte,  sie  liebte  schon  Sie,  als  wenn  sie  verwandelt  wäre'; 
fodlf  jakö  by  mu  nohy  podrUl  oder  jako  by  ho  do  hJavy  ukodd 
(Zubaty)  ,er  fiel,  als  wenn  mau  ümi  die  ftisse  unten  weg- 
geschnitten hätte'  oder  »als  wenn  man  ihn  auf  den  köpf  ge- 
schlagen hätte*;  £tratil  se^  jako  by  kämen  do  vody  hodil 
tZübatj)  jer  ist  verschT^Tinden,  als  wenn  man  einen  stein  ins 
Wasser  geworfen  hätte*;  cesta  rovnä,  jako  hy  hiäem  mrsJd 
(Zubaty)  ,ein  weg  so  eben  wie  ein  Peitschenknall' ;  iyl  jakoby 
ItQ  (^paril  (ZubatJ)  ,er  war  wie  verbrüht*  d.  h.  , voller  schäm'; 
j^  tarn  tak  daleko^  cq  by  kammem  dohodU  (mit  der  scherz- 
ISÄften  fortsetzung:  a  ostatni  doh^hl,  Zubaty;  in  dem  Wtb.  von 
Kott  wird  coby  kamet^em  dohodil  aus  Haranta  z  Pol2ic,  Cesta 
do  Jernsalema,  1608  angefllhrt)  ,es  ist  so  weit,  dass  man  mit 
eanem  stein  hinwerfen  (und  das  übrige  laufen)  könnte*;  nel 
ßy  napoHtal  pet  oder  nei  by  fehl  hjec^  tu  byl  pryö  (Zubaty) 
M  Ott,  bevor  man  bis  zu  fünf  hätte  zählen  (oder  ,das  w^art 
*üee  aussprechen')  könneUj  war  er  schon  fort*.  Zubaty  beroerkt, 
im  man  bisweilen  nekdoj  kdo  oder  dovek  als  Subjekt  in 
solchen  sitzen  hört;  statt  nel  by  (byl)  napo^iial  pat  kann  man 
aich  nel  napoöilal  pet  sagen;  in  den  Sätzen  mit  jako  kann 
k  dagegen  nicht  fehlen.  Die  subjektlosen  ,man*-sätze  sind 
we%stens  in  einer  grammatik  beschrieben:  Mlnvnice  jazyka 
fftskäio  pro  äkoly  stfedni  a  üstavy  uöitelske  von  M*  Blazek 
(Uiil  F,  Bartoö.  Die  betreffende  steUe,  die  raii'  von  Zubaty 
Dtdigewiesen  und  mitgetheilt  ist,  findet  sich  in  der  den  zweiten 
thefl  bUdenden  syutax  von  BartoS  (11  Skladba,  sepsal  F.  BartoS 
*  Brunn  1889)  s.  ö.  Hier  wird  als  beiispiel  angeführt:  bolest' 
prestda,  jak  by  tifal  ,der  schmerz  höri^  auf,  als  wenn  jemand 
Iji  weggeschnitten  hätte* ;  und  m  dem  darauf  folgenden  übungs- 
slkk  stellt:  co  by  pet  }mpo<fitalf  byl  jsem  na  nustf}  ,ira  nn  war 
ich  auf  der  stelle**  Im  Slovakischen  kommen  ganz  ähnliche 
MiKikücke  vor,  wofür  mich  Zubaty  auf  die  sprichwörtersaium- 
taig  von  Ä-  P-  Zätnrecky  (Slavmskä  prislovi^  porekadla  a 
ÜwiPrag  [lt>97]j  herausgegeben  von  der  Akademie)  verweist. 


Holger  Pederai 


I 
i 


WO  sie  in  hülle  und  fllUe  vorkommen :  räd  je  tomu^  ako  fohy 
mn  zlatu  koeu  dal  IV  320  ,er  ist  darüber  so  froh,  als  wenn 
man  ihm  eine  goldene  ziege  gegeben  hätte*;  len,  akaby  ha 
oharil  lY  267 ;  (^oby  sJcaloit  dohodil  a  ostatnie  dohehol  XVT  724, 
Für  das  Polnische  hat  mir  der  polnische  Sprachforscher 
Kazimierz  Nitsch  (durch  die  Vermittlung  von  Zubaty)  die 
folgenden  beispiele  mitgetheilt:  prosto,  jak  strMU  ,so  gerade 
wie  ein  gewehrschuss'  (im  Wtb,  von  Linde:  jak  strMUl 
^schnell');  jak  uciql  »wie  weggeschnitten*  (bei  Linde:  gdy 
pr^velwko  söbie  stanq  dwoje  drmmj  a  jedm  mmknwsz^  nk 
wiair  nie  moie,  wif^Uca  ce^U  $il  jego,  jak  uciql  »wenn  zwei 
thiiren  sich  gegenüber  befinden^  und  man  die  eine  zumacht, 
vermag  der  wind  nichts  mehr,  ein  grosser  theü  seiner  krtfte 
(ist)  wie  abgehauen' ;  jak  iiciqfj  ani  shivka  dalej  .plötzlich  still, 
kein  einziges  wort  mehr*);  jak  b  bicia  tr^asnaß  ,wie  ein 
Peitschenknall*;  eichoj  jak  makiem  ^asial  ^so  still,  als  wenn 
mau  mit  mahn  besäet  hätte*  (Linde  fllhrt  unter  mak  aus  dem 
Syloret  von  Waclaw  Potocki  an;  Skoro  matka  wes^la.  jako 
zasul  makiem j  Cfwc  dotqd  igrah  iartowal  i  broH  ^sobald  die 
mutter  hereiutrat,  (wuide  er  still,)  wie  wenn  man  ihn  ver-B 
schüttet  hätte,  obgleich  er  bis  dalün  gespielt,  gescherzt  und  ^ 
getobt  hatte')  \  pisto^  jak  wymiöÜ  ,leer  wie  ausgekehrt*  (Cech. 
bylö  tarn,  jako  hy  vymetl);  ubrame  leiy^  jak  ulai  ,die  kleidnng 
passt  wie  gegossen'  (Linde:  reka,  jak  2t  srebra  ulaij  pahis^kl 
powahne  ^die  hand  wie  aua  ailber  gegossen,  die  fingerlein 
reizend*).  Eigenthümlich  für  diese  beispiele  (und  für  andere 
ähnlicher  art  wie  jak  pioro  opalil  ,wie  man  eine  feder  ver- 
brennt* ^schnell'  und  odrwi  predsej^  nit  pioro  opalU  ^er  betrügt 
schneller,  als  man  eine  feder  verbrennt' ;  jak  s  procy  mysirzelil 
,me  aus  einer  Schleuder  geschossen*  d.  h.  ,auf  der  stelle, 
spornstreichs*  Liude  unter  str^elüCf  opaliCf  hicz)  ist  dem 
Cechischen  gegenüber  das  fehlen  von  by,  by  scheint  jedoch 
bisweilen  auch  hinzugefügt  werden  zu  können;  wenigstens 
bietet  Linde  jakhj  uaiqf^  was  er  auch  mit  einem  beispiel  aus 
der  literatui'  (des  18»  Jahrhunderts)  belegt:  niecliie  poczcmnj 
czlowiek  slow  kilka  wyrBecee  na  czyjq  pochwale,  wnet  jakoby 
tmqlf  ponure  milc^enie  ivszystkich  w  tym  ponedzmiu  ogarnie 
,es  spreche  ein  ehrlicher  mensch  einige  werte  zu  jemandes 
lob,  sofort  bricht  es  ab,  ein  düsteres  schweigen  ergreift  aDe 
die  anwesenden^;  ferner  gibt  er  jakby  ulal;  dafür  hat  erzwar 


I 
I 


ym.m  und  nmh 


iicnei. 


keine  belege,  aber  er  hat  wenigstens  ein  paar  beispiele  mit 
gi^by:  talijka  smagla,  ramiona  gdyby  nlal  ,die  taille  schlank, 
die  arme  wie  gegossen*;  fraceekf  gdyby  ulaif  ^Aex  frack  wie 
pg08senS  corka  to  paäska;  jak  gdyby  jq  idal  tiü  podobieAstwo 
,das  ist  Ihre  tochter;  wie  zum  ebenbüd  gegossen*;  schliesslich 
ilt  er  unter  opalic:  dicto  cititis^  pierwej  niili  sloivo  tJüyrzekl^ 
jdkoby  pioro  opalil  (wo  wohl  auch  tvyr^eJcl  als  Subjektlose  ,man*- 
ferm  zu  fassen  ist;  das  beispiel  stammt  aus  dem  lexicoB  Latiuo- 
polonicum  von  Mfczyiiski  1564;  Linde  citirt  zugleich  Cnapiusz, 
Adagia) ;  bei  dem  anderen  beispiel  tak  gladko  sklamai,  jaJc  gdyby 
pmko  opalil  ist  die  konstruktion  nicht  evident  ,er  log  so  glatt, 
als  wenn  man  (oder:  er?)  eine  feder  verbrenntet 

§17.  Statt  des  irrealen  Präteritum  kann  im  Öechischen 
iDch  ein  präsens  stehen:  jako  kdyi  biäem  mrskne;  holest  pre- 
Msty  jaka  kdyi  uine\  jako  hdyi  ho  opnfi  n.  s*  w.  (Zubaty). 

§  18.  Neben  den  subjektlosen  irrealen  Vergleichssätzen  ist 
fär  das  Cechische  und  SlovaMsche  noch  auf  andere  arten  von 
leberjsätzen  aufmerksam  zu  machen  (vgL  oben  slov.  mim  mele  kar 
mu  nmpe).  Bei  Truhläf  Vybor  z  lit.  öesk^,  doha  novä  s. 
348  (in  dem  gedieht  V  skalin4ch  von  EliSka  KrÄsnohorskä) 
fiadet  sich  das  beispiel:  tvrdä  püda,  tvrde  Hilf  krumy  chleb 
jm  mäh  syti;  z  nese^myeh  rostmi  lopot  kUsky,  jei  by 
sp^>f%tal  ,harter  boden,  hartes  leben!  hart  erworbenes  brod, 
dii  wenig  sättigt;  (als  die  frucht)  von  ungezählten  mühen 
tioken  ähren  hervor,  die  man  zählen  könnte**  Aus  der 
spricliwörtersammlnng  des  (1403  verstorbeneu)  Smü  FlaSka  z 
Pirdttbie  (Proverbia  Flasskonis^  generosi  domim  et  baccalarii 
Pratensis;  handschrift  aus  der  2.  hälfte  des  15.  Jahrhunderts, 
gedrückt  in  Wybor  z  literatury  desk^  I  1845)  führt  Zubat^ 
ti:  mnohö  by  bylo  plätna  jmieth  by  chtel  ka^demu  vsta  za- 
rfridt  s.  845,  9  ,es  wäre  nöthig  viel  lein  wand  zu  haben,  wollte 
niaii  jedermann  den  mnnd  verdecken,  verstopfen* ;  hy  vedl  osla 
k  Partie,  komoü  z  mho  nebude  s.  843,  20  ,auch  wenn  man 
«äftea  esel  bis  Paris  föhrt,  so  wird  trotzdem  kein  ross  ans  ihm*» 
ffier  könnte  zwar  by  rein  grammatisch  als  2.  sing,  (^  modern- 
ftech.  bySf  poln.  byf)  anfgefasst  werden;  es  ist  aber  ganz  ge- 
vi»  3.  sing.  Eine  weitere  reihe  von  beispielen  hat  Zubaty 
ilr  im  ftnschlnss  an  die  slovakischen  beispiele  bei  ZMurecky 
titgetfceOt  die  ich  mit  Zuhaty's  bemerkungen  anführe:  i  tarn 
tiie,  hie  ko  nezaseje  IV  282   >er  wächst  auch   da  auf  (^ech. 


i4e 


Holgvr  Ptdenen, 


I 


v^ejde)f  wo  man  ihn  nicht  säet*  (von  einem  zudringlichen 
menschen;  für  einen  Cechen  verständlich);  M^  ho  stn%  tarn 
tr^  IV  636  ,wo  man  ihn  hinstellt,  da  bleibt  er  stehen'  (ftech. 
kde,  katn  ho  postavif  tarn  ho  take  naße  ,wo  man  ihn  hinstellt, 
da  findet  man  Um  aoch',  von  einem  wenig  rührigen  menschen  - 
hier  ist  anch  der  hauptaatz  subjektlos,  vgl  unten) ;  kef^  mu  ruht 
nedrialf  metko  hy  roih&dsal  IV  454  ,wenn  man  ihm  nicht  die 
band  hielte,  würde  er  alles  verschleudern*  (dech.  wäre  mdglicbr 
kdyby  ho  nedrielf  vsecko  hy  ro2:düV) ;  nehodmi  je  iba  aby  ho  obesü 
n  324  jer  verdient  nur,  erhängt  zu  werden'  {tech.  ne^ashuH 
oder  neni  hodm,  leda  aby  ho  eastfelilj  obesil  ,er  verdient  nur 
erschossen,  erhängt  zu  werden*);  nenie  hoden,  ahy  mn  vodtf 
podai  II  328  ,er  verdient  nicht,  dass  man  ihm  wasser  reicht* 
(auch  öechisch);  chce^  aby  mu  viäy  jednu  notu  hüdol  IV  154 
,er  will,  dass  man  ihm  immer  eine  note  spiele*  (nicht  CecMsch, 
aber  für  einen  Cechen  verständlich). 

§  19.  In  hauptaätzen  findet  sich  der  subjektlose  gebrauch 
besonders,    aber   nicht   ausschliesslich   in    Sprichwörtern    and 
sprichwörtlichen  redensarten.    Ein  Cech.  beispiel  wurde  schon 
oben   angefahrt  ßam  ho  postavi,    tarn  ho  take  najde).     Bei 
Barto^  1.  L  finden  sich  die  folgenden  beispiele;  s  podwosti 
nejdäl    dojde    ,mit  ehrlichkeit    kommt    man    am    weitesten*; 
siareho  vrabce  plevami  neoHdi  , einen  alten  Sperling  kann  man 
durch  Spreu  nicht  belisten* ;  slibü  se  nemiji  ,an  den  versprechen 
kann  man  sich  nicht  satt  essen*;  ^a  penue  vmcko  dostam  ,fiir 
geld   kriegt  man  alles*;    da  toho  kopce  nevyjede    ,auf  diesen 
hügel  kann  man  nicht  hinauffahren*«     In  dem  ersten  beispiel 
hält  jedoch  Zubaty  dojd^  (2,  sing.)  für  das  allein  übliche  und 
vermuthet,   dass  dojde  vielleicht  speziell   mährisch  ist,     (Das 
zweite  beispiel  Itilirt  Jagic,  Beiträge  zur  slavischeu  Syntax, 
Denkschriften  der  Wiener  Akad.  XL  VI  1900  no.  V,  s.  22  mItJ 
der  Variante  neolidU  an).    Auch  einige  von  den  anderen  bei — 
spielen  klingen  Zubaty  fremdartig;  am  meisten  sind  ihm  ver — 
traut  die  negativen  sätze  und  ausdrücke  wie  tarn  dodane  vseckoM 
,dort  (an  jenem  orte,   üi  jenem  laden)  kriegt  man  alles*.     Auf^ 
dem  Slovakischen  gehört  hierher:  zbledmdf  ani  hy  sa  mu 
nedoreml  ZätureckJ  IV  248  ,er  erblasste,   (so  dass)   man 
nicht  bis  zum  blute  hatte  schneiden  können'  (auch  ßechisch 
bei  Kot t  im  wtb.  krve  hy  se  na  nem  nedofezal)^  na  toho  slov* 
mohöl  hy  hory  staväV  V  102   ,auf  seinem  worte  könnte  ma: 


I 


J 


l^eum  und  uachträgllcliea. 


147 


bauen*  ,er  hält  sein  wort*  (liechisch  nach  Zubaty:  na 
'shvo  by  mohl  hory  stavet),  rolnisclie  beispiele  (nach 
Nitsch) :  starego  wroUa  na  plewy  nie  slapie  (oder  £:lapiesB)  ,einen 
liten  Sperling  erhascht  man  nicht  mit  spren';  glow^^  muni  neprse* 
frije  ,init  dem  köpf  durchbricht  man  nicht  die  mauer*;  plac^etn 
uhiy  nm  naprawi  4urch  weinen  richtet  m^i  keinen  schaden 
an';  kijemmlka  nie  eabije  ,mit  einem  stock  erschlägt  man  den 
wolf  nicht* ;  prsed  karq  boiq  nie  tfici^knie  »vor  der  göttlichen 
strafe  kann  man  nicht  flüchten';  prostq  droffq  najl^iej  dojdsie 
(oder  dojd^ies£)  da  celu  ,auf  dem  geraden  wege  kommt  man  am 
besten  zum  ziele*  (die  2,  sing*  ist  in  solchen  Sprichwörtern 
seltener).  Ferner:  dojdzie  tarn  tq  drogq?  dojdüe  ,kann  man 
auf  diesem  wege  dorthin  gelangen?  Ja*;  priejdeie  tfiy? 
pt^zie  ,kanü  man  hier  durchgehen?  Ja*;  pnejedeie  tq  drogq? 
m  prseji^deie^  droga  zanihtifta  jkann  man  auf  diesem  wege 
durchfahren?  Nein,  der  weg  ist  gesperrte 

§  20.    Jagiö  L  l  führt  sorb,   reka  ,on  dit*  an,  und  er- 
klärt eech ,  pry  'man  sagt'  aus  pravi ;    Sobolevskij   Zürn . 
mißist  narodn.  prosveäö.   CCCXLIX  162:  altruss,  dejets  ,man 
sagt*,  re^e  ,man  hat  gesagt,  man  sagt*  (über  eine  entsprechende 
Verwendung  von  pmta  ,man  schreibt'  s.  Jagic  und  Sobolevskij ; 
Miklosich    VgL  gramm.  IV  265).     VieDeicht  soll  man  mit 
Jagic   auch    das    wohlbekannte    altbulgarische   (und   gemein- 
diTiiche)  ne  {ne-ksto  Jemand*  u.  s,  w.)  hierherziehen;  es  wäre 
imn  aus  *neve  kontrahirt,  worin  ve  -  vMa  ,raan  weiss*  wäre. 
Hirt  IF  XVII  289  f,  nimmt  au,  dass  man  von  alters  her  im 
äjtvischen  nacJi   der  negation  eine  verbalform  mit  sekundären 
piidimgen  gehabt  hat  (je  für  jesU%  .und  er  könnte  hierin  viel- 
leicht recht  haben  (mit  Hirts  ausführungen  L  L  s.  287—292 
%  ich  übrigens  absolut  nicht  einverstanden;  die  endung  der 
3.  mg.  'ta  halte  ich  noch  für  eine  rein  lautliche  entwicklung 
I    ^18  -U,  und  Ich  glaube  jetzt  ein  ganz  klares  daraufbezügliches 
Utttgese^  formulireo  zu  können ;  hier  kann  ich  aber  nicht  dar- 
auf  eingehen;    auch    die    Thurneysen'sche    deutung   des 
iiischen    tu  h^te  ich  nach  wie  vor  fiir  verfehlt).     Das  alt- 
liordische  neJckvefr  jemand'  erklärt  man  aus  ne  veit  ek  hverr; 
Mglich  wäre  es  wohl  auch  von  jie  veit  hverr  auszugehen  (und 
dabei  veit  als  3,  sing*  zu  fassen).    Die  hier  gebilligte  analysa 
%s  ilavischen  ne  in  ne-ksto  u.  s.  w,  und  des  an.  nekkt^err 
^d  durch  dag  anders  geartete  ir,  ne-ch  Jemand'  lit.  nekadä 

10* 


148 


lolger  Pedfrtwn^ 


,niweilen*  (kada  ne  kadä)  nicht  gefährdet.  —  tSher  sttbjektio! 
,man*-sätze  im  Indischen  s,  Speijer,  Sanskrit  sjTitax,  Lejdei 
1886  §  12,  Delbrück.  Altindische  Syntax  s.  231;  ähiiliche| 
im  Iranischen,  s,  Bartholomae,  Arische  forschiingen  II  88 
und  im  Umbrischen,  s.  Brugmann  Grdr  11  1391, 

§  2L  Ich  habe  im  vorhergehetiden  die  ,es'-sätze  und  dk 
,man*-sätze  auseinandergehalten.  Indessen  lässt  sich  diei 
Unterscheidung  nicht  immer  durchführen.  Der  altnordischi 
satz :  var  pat  i  Igg  seit,  at  af  ^'^hjläi  taka  hUmggngur  (Gumw 
laugs  saga  ormstungu  kap,  11)  ,es  wurde  gesetzlich  festgesetis^ 
dass  man  die  Zweikämpfe  abschaffen  sollte*  erinnert  einerseit 
an  die  ,man*-sät3Ee  mit  dem  verbum  skal\  andererseits  abei 
kann  man  diese  Verwendung  von  af  taka  absolut  nicht  voi 
dem  oben  belegten  tekr  af,  tSk  af  in  ,eß*-sätzen  trennen.  Um 
wenn  man  bei  Hälek  in  dem  gedichte  Goar  diese  zeilen  (Troll 
läj  s.  276)  liest:  dve  vele  pnou  se  hradu  vySf  ta  jedna  dävnai 
ranou  puklat  jak  hy  ji  kUnem  ra^ra^il  ,zwei  tbiirme  ragej 
über  der  bürg  hinauf;  der  eine  ist  durch  eine  alte  wunde  ga 
borsten,  als  wenn  man  ihn  durch  einen  keü  gespalten  hätte* 
so  fällt  es  auf,  dass  man  eigentlich  nur  das  mascnUnnm  dei 
verbalform  ins  neutrom  zu  ändeiii  brauchte  um  einen  regel 
massigen  russischen  ,es*-satz  mit  subjekt-iustrumentalis  zu  gg 
winnen.  Und  neben  die  Öechiscben  sätze  jako  kdyhij  to  m 
mne  hodil  und  jak  by  tifal,  die  das  plötzliche  eintreten  oda 
aufhören  eines  (physischen)  zustandes  bezeichnen,  lassen  siel 
russische  sätze  mit  dem  Terbnm  im  neutrum  stellen.  Beispiel 
findeu  sich  bei  Dal  unter  mimätb:  hoU  net,  kak  ri^cSj  mjäm 
,es  gibt  keinen  schmerz  (d,  h,  ,der  schmerz  hat  aufgehört*),  äl 
ist  wie  mit  der  band  weggenommen*;  s  tech  por  on  ttie  n 
vrjöif  kak  nikSj  mjdlo  ,7on  der  zeit  an  lügt  er  nicht  mehr 
es  ist  wie  mit  der  band  weggenommen*.  Die  ahnlichkeit  diesi 
Sätze  mit  den  angeführten  Cechiscben  Sätzen  wird  dadnr^ 
nicht  aufgehoben,  dass  im  Russischen  kak  nicht  zum  verbunj 
sondern  nur  zu  rukoj  gehört,  (Nebenbei  möchte  ich  auf  di 
grosse  ahnlichkeit  des  russischen  smmetf  snjalo  mit  an.  tM 
af  tok  a/"  aufmerksam  machen;  vgL  noch  das  beispiel  plotin 
vodoj  snjäh  (Dal)  ^i^B  wasser  hat  den  dämm  weggespült'). 

§  22,  Es  unterliegt  wohl  keinem  zweifei,  dass  die  ,m 
Sätze  und  die  ,man*-sätze  ursprünglich  nur  eine  kategorie  gi 
büdet  haben,  nud  zwar  eine  kategorie  von  Sätzen,  die  eh 


Neuei  ond  naclitrtgliclieB. 


149 


vollsiäiidig  subjektlos  waren  ^  wie  unsere  iDfinitive  es  heute 
sein  können.  Wir  müssen  Delbrück 's  früherer  ansieht  (Synt. 
forsch.  5,  4)  beistimmen,  dass  es  im  Idg,  verbalaosserungen 
gegeben  hat,  „welche  wirklich  als  subjektlos  gedacht  sind, 
i  i.  welche  nach  der  absieht  des  sprechenden  nichts  als  er- 
sdidnuBgen  ausdrücken  sollen,  welche  also  einer  anschaunng 
entsprechen  I  bei  welcher  eine  sonderung  in  den  träger  de? 
handlußg  einerseits  und  die  handlung  andererseits  gar  nicht 
TOtfenommen  worden  ist.""  Man  darf  getrost  auf  grund  der 
tbatsachen  eine  solche  ansieht  aussprechen  ohne  deshalb  ver- 
pfiichtet  zu  sein,  über  die  personalendungeu  der  dritten  person 
des  singnlaris  vermuthungen  aufzustellen*  Ich  halte  es  (auch 
Dach  den  ausführuugen  von  Hirt  IFXVn  36—84)  für  wahr- 
scheinlich, dass  der  anfang  des  idg.  Systems  von  personal- 
endtmgen  auf  suflSgirung  yon  pronominalformen  beruht.  Aber 
andererseits  betrachte  ich  es  als  selbstverständlich,  dass  das 
ganze  system  nicht  aus  einem  gusse  ist;  auch  wenn  man  in 
den  endungen  der  1,  und  2,  person  suffigirte  pronomina  an- 
ffteünt,  braucht  man  nicht  das  4  *ti  4o  -tai  der  3.  sing,  un- 
letliagt  als  pronominal  aufzufassen.  Und  selbst  wenn  man  in 
im  4-  dieser  endungen  ein  ursprüngliches  subjektsprouomen 
lerkennt,  so  ist  daraus  für  die  lehre  von  den  subjektlosen  Sätzen 
ilut  niebts  zu  folgern.  Denn  sobald  dies  muthmassliche 
Htjektspronomen  in  seiner  bedeutuug  so  abgeschwächt  worden 
tar^  dass  man  es  auch  dort  verwendete,  wo  das  snbjekt  schon 
ÄQderweitig  ausgedrückt  war,  so  konnte  es  auch  auf  die  sub- 
jektlosen verha  übertragen  werden  ohne  eine  geändeile  auf- 
füssung  derselben  zn  veranlassen.  „Das  suffii  der  dritten 
Ptrson  findet  sich  bei  diesen  verben  nur  darum,  weil  jede 
Glitte  person  nach  der  ausbildung  der  flexiou  ein  suffix  hat", 
l^merkt  Delbrück  a.  a.  o. 

§  23.    Den  unterschied  zwischen  mascuUnumj  femlninum 
liDd  nentrum  kannte  das  idg.   verbum  nicht.    Einen  formalen 
iliiterschied  zwischen  ,es*-sät2en  und  ,man*-sätzen,  wie  er  in 
4et  modernen  slavischen  sprachen  vorliegt,  konnte  es  also  nicht 
geben.    Als  aber  das  periphrastische  Präteritum  im  Slavischen 
Wlich  wurde,  musste  in  jedem  einzelnen  satze,  der  ein  Prä- 
teritum enthielt,  die  wähl  zwischen  dem  masculinum  und  dem 
nentrum  getroffen  werden.    Das  Russische  hat  vielfaeli  diese 
^M   anders    eutschiedeu    als    das    Westslavische    (und    das 


150 


Ho1g«r  Pedertem, 


Slo venische),  und  davon  dürfte  es  nicht  ganz  unabhängig  seil 
dass  die  verschiedenen  sprachen  die  verscbiedenen  uisprünglicli 
gemeiasameu  typen  von  subjektlosen  Sätzen  nicht  im  gleiche^ 
nmfange  erhalten  haben.  Aber  auch  ohne  tlas  vorhandenseiij 
eines  periphrastischen  tampns  konnte  eine  ähnliche  wah^ 
zwischen  dem  masculinuni  und  dem  neutrnm  in  allen  einzet| 
sprachen  von  den  ältesten  perioden  ihrer  geschichte  an  noth- 
wendig  werden,  wenn  der  satz  ein  prädikatswort  oder  eind 
apposition  enthielt.  Im  Indischen  [und  fast  ganz  ebenso  inj! 
Griechischen;  vgl.  hierüber  den  nachtrag]  kann  man  fälW 
finden,  wo  ein  subjektloser  ,man*'Satz  ein  masculinisches  parti^ 
zipium  (väsann  aranyanyäm  säydm  jjdkruk^ad^  Ui  manyati 
KV  X  146,  4  ,wenn  mau  abends  im  walde  verweilt,  so  meinl 
man,  es  bat  jemand  geschrien*)  oder  ein  pronomen  wie  eSä  m 
der  bedeutung  ,hier*  enthält.  Ob  dieser  letzte  typus  urindol 
germanisch  ist,  ist  mir  einigermassen  zweifelhaft  {noch  zweifelJ 
hafter  ist  es  mii*^  oh  die  Verwendung  verschiedener  demoaa 
strativpronomiua  direkt  in  der  bedeutung  ,manS  die  sich  fQl 
das  Indische  nachweisen  lässt,  urindogermanisch  ist);  dii 
Verwendung  des  paitizipiums  dürfte  dagegen  nach  allen  ai» 
zeichen  als  uralt  zu  bezeichnen  sein,  und  auch  von  den  subjek^ 
losen  Sätzen  wird  sie  ursprünglich  nicht  ausgeschlossen  ge^ 
wesen  sein.  Dann  wird  das  partizipium  natürlich  in  Aeä 
,man'-8ätzen,  solange  die  grammatische  kongmenz  bestand^ 
hat,  masculinische  form  gehabt  haben.  Die  darin  liegend! 
halbe  andeutung  des  suhjekts  wird  aber  nicht  aus  der  xai 
sprünglichen  anschaunng  hervorgegangen,  sondern  ganz  eini 
fach  durch  äusseren  (grammatischen)  zwang  zu  stände  gebracU 
sein.  Der  subjektlose  satz  wird  älter  als  die  kongruenz  seiaj 
sieht  er  doch  aus  wie  eine  erinnening  an  die  zeit,  wo  dol 
unterschied  zwischen  nominalen  und  verbalen  formen  viel  gm 
ringer  war  als  in  der  historischen  zeit,  eine  erinnerung  m 
sprachzustände,  die  sonst  im  Idg.  durch  spätere  entwickelungejj 
g-rflndlich  verdeckt  worden  sind,  während  sie  in  verschiedene^ 
nicht-indogermanischen  sprachen  deutlicher  durchscliimmem  oda 
klar  am  tage  liegen. 

§  24.  Der  oben  im  Slavischen  und  Iranischen  na 
gewiesene  gehrauch  eines  snbjekt-instrumentalis  erinnert  lei 
häft  an  eine  eigenthümlichkelt  verschiedener  nicht-indog6i| 
manischer  sprachen.    In  den  kaukasischen  sprachen  gilt  vie 


Neues  und  n&ehtrlglichta. 

ie  regel,  dass  bei  transitiven  verben  das  Subjekt  im 
instrameotalis  steht  (Schiet ner  Versuch  über  die  Tbusch- 
vsprache  §  252  und  an  den  entsprechenden  stellen  in  seinen 
darstellungen  der  anderen  nordkaukasischen  sprachen).  Ich 
führe  hier  nur  ein  awarisches  beispiel  an  (Schiefner  Awa- 
rische  Studien  §  133):  w&eas  bfmla  ^u  ,Au'  bmder  kauft  ein 
pferd'  {näniB  ist  instrumentalis  Ton  wac  ,brnder*).  Im  Kasi- 
knnulkischen  wird  statt  des  instmmentaUs  der  ^enitiv  ver- 
wendet (Schiefner  Kasikumükische  Studien  §  117).  Vgl 
Schuchardt  Über  den  passiven  Charakter  des  Transitivs  in 
d«Q  kaukasischen  Sprachen  (Sitzungsberichte  d.  k.  Akad.  d, 
Wiss.  in  Wien,  pbil-hist,  Cl.  CXXXIH,  1895).  Ähnliche  zu- 
stiade  finden  sich  auch  anderswo  z.  b.  im  Tibetischen  (L  J, 
Schmidt  Grammatik  der  Tibetanischen  Sprache,  St.  Peters- 
hürg  18^9,  §  159)  oder  im  Eskimoischen  (wo  das  Subjekt  im 
l^tutiv  steht,  wenn  das  transitive  verbum  selbständig,  nicht 
durch  ein  suffix,  ausgedrückt  wird).  Vgl.  W.  Thalbitzer, 
Förhandlingar  ridsjätte  nordiska  filologmötetj  üppsala  1903  s*  60, 
F.  N.  Finck,  Sitzungsberichte  d.  kgl  preuss*  Akad.  d,  Wiss. 
1905  s,  280  ff.,  Uhlenbeck  KZ  XXXIX  600  f. 

Eine  ausdrucksweise  wie  die  oben  angedeutete  bildet 
nea  ersatz  für  das  passiv.  Instruktiv  ist  in  dieser  beziehung 
ne  sonderentwickelung  des  Altarraenischen,  Hier  fungirt 
ils  i^aitizipium  der  Vergangenheit  eine  form  auf  -eol,  äie  so- 
wohl aktivische  wie  passivische  hedeutung  hat,  was  sich  dar- 
m  erklärt,  dass  es  ursprünglich  ein  verbalnomen  war  (wie 
ia«  -HO-  und  -io-partizipium  §  34).  Das  sufflx  ist  einerseits 
idsch  mit  dem  aus  dem  Slavischen  bekannten  -lo-,  womit 
^tort  ein  partizipium  der  Vergangenheit  gebildet  wird,  anderer- 
*<*its  mit  dem  4  des  armenischen  iufinitiva  {sirel  gen*  nreloy 
^i:1iea*  u.  s.  w.);  nur  ist  dies  suflix  hier  an  einen  aorist- 
^tamm  getreten  (vgl  KZ  XXXVm  212):  sireal  (dre^eM) 
igBliebt,  geliebt  habend*  (-o-stamm)*  Das  suffix  -lo-  ist  wohl 
traprünglich  adjektivisch  (deshalb  konnte  es  zur  erweiterung 
'-  dten  -nU  Partizipiums  verwendet  werden,  s.  KZ  XXXIX 
'■::  im  Armenischen  ist  e^  (wohl  in  der  neutralforra)  auch 
Mtttivisch  verwendet  worden  (sirel  ^lieben*),  und  es  ist  nicht 
tmiiT^^schlossen^  dass  auch  die  form  auf  -eal  in  manchen  Mlen 
"ix^prilnglich  substantivisch  fimgirtej  so  namentlich  zum  theü 
k  der   Verbindung  mit   dem    verhorn    suhstanüvum    als  um- 


Halger  Ftderseu, 


^^B  schreibtiBg  des  Präteritums.  Bai  dem  so  gebildeten  prätentum 
^^m  steht  das  subjekt,  wenn  das  verbtim  iatraositiv  ist,  im  nomina- 
^B  tiv,  weEn  es  transitiv  ist,  im  geiiitiv  (Malchasianc  Grabari 
^H  hamajainnt'iuna,  Tiflis  1892  s.  36 f,,  Meiilet  Esquisse  s.  96). 
H  [VgL  Meiilet  MSL  XI  385;  375 f.  (flexionslosigkeit),  Sehn- 
H  ehardt  WZKM  XIX  208  (udische  paraUele)], 
B  §  25.     Da  es   nun    im   Urindogermanischen  kein  passi? 

■  gegeben  zn  haben  scheint^  so  könnte  man  sich  darüber  wundero, 

■  dass  der  subjekt-Lnstrumentalis  so  eng  begrenzt  ist.    Die  nr- 

■  Sache  dieser  erscheinung  lasst  sich  ahnen.  In  einer  vorhistorischen 
I  Periode  haben,  wie  ich  vermnthe,  die  folgenden  regeln  ge- 
I  gölten:  bei  intraasitiven  verben  stand  das  subjekt  in  der 
f  (n.  a.  auch  als  Objekt  fungirenden)  gmndform  (hei  o-stämmen 

die  form  auf  -om^  bei  den  -a-,  -h-,  -r-stämmen  die  historische 
nominativform) ;  bei  transitiven  verben  stand  das  objekt  in  der 
grundfonn,  das  subjekt  aber  im  genitiv,  wenn  wirklich  von 
einer  thätigkeit  desselben  die  rede  sein  konnte,  also  wenn  es 
der  uame  eines  lebenden  wesens  war;  dagegen  stand  es  im 
instrumentalis,  wenn  es  ein  unpersönlicher  begriff  war.  Die 
beiden  sätze:  „der  brnder  tödt^t  das  thier"  und  „der  banm 
tödtet  das  thier**  wurden  also  als  „des  brnders  tMertödten'* 
und  „durch  den  bäum  thiertödten"  ausgedrückt.  Dabei  ist 
der  snbjektsgenitiv  natürlich  als  possessiver  genitiv  aufzufassen 
(auch  dann,  wenn  Delbrück  VergL  Syntax  I  186 f.,  333  mit 
seinen  mir  äusserst  zweifelhaften  ansicbten  Über  die  älteste 
gebrauchssphäre  des  genitivs  recht  haben  sollte). 

§  26.  Allmählich  differenzirte  sich  jedoch  der  subjekts- 
genitiv  (der  casus  activus)  von  dem  genitiv  in  seinen  sou^gen 
Verwendungen,  und  zwar  theils  durch  die  Wirkungen  eines 
verschiedenen  ak^ents  (casus  activus  etwa  *qlQp-s  ,dieb*,  genitiv 
*5^0's),  theils  durch  morphologische  neubildung  (casus  activus 
^ekuo-8  ,pferd%  genitiv  "^ehie-sio  oder  *ehio-sio).  Nachdem 
sich  in  dieser  weise  ein  selbständiger  casus  activus  entwickelt 
hatte,  konnte  dieser  casus  seine  gebrauchssphäre  erweitem, 
sodass  er  auch  bei  intransitiveD  verben  als  subjekt  fungtrte; 
eine  Zeitlang  wird  er  in  dieser  funktion  mit  der  grundform  regel- 
los abgew^ei:hselt  haben,  bis  schliesslich  bei  den  o-stämmen 
die  grundform  auf  die  nicht -subjektivische  Verwendung  be- 
schränkt und  dadurch  zum  accusativ  gestempelt  wurde. 
Die   endung  -m   wurde   dann    als   accusativendung   auf   die 


Nillee  and  nüchtTägliches. 


153 


tibrigen  stammklasseu  übertragen;  so  trat  beispielsweise  eine 
ftriD  ^ekua-m  ,die  stute'  (acc.)  an  stelle  des  älteren  ^eh^r  das 
aar  noch  als  nominativ  bewahrt  blieb,  in  dieser  verwenduQg 
aber  den  casus  activcs  ganz  verdrängte  (der  casus  activus 
kiinnte  hier  eventuell  deshalb  weniger  lebenski'äftig  gewesen 
sein,  weil  er  vielleicht  dem  geaitiv  allzu  ähnlich  war;  vgl. 
aber  weiter  unten). 

§  27,  Bei  den  o-stammen,  den  sufiMosen  konsonantischen 
Itämmen,  den  i-  und  a-stämmen,  kurz  überall,  wo  nicht  die 
gnmdfonn,  sondern  der  casus  activus  als  noniinativ  verwendet 
wurde,  bestand  ein  unterschied  zwischen  benennungen  von  un- 
belebten gegenständen  und  von  belebten  wesen.  Überall,  wo 
m  sprachlicher  unterschied  dieser  art  vorhanden  ist,  zeigt  sich 
aber  die  eigenthümUchkeit,  dass  gewisse  bezeichnungen  un- 
belebter gegenstände  den  bezeichnungen  der  belebten  wesen 
grammatisch  gleichgesetzt  werden.  So  im  heutigen  Englischen, 
wo  die  Pronomina  he  und  she  (ini  ge^ensat^  zu  tt)  für  die  be- 
lebten wesen  vorbehalten  sind,  trotzdem  aber  z.  b*  von  sclüfifen 
oft  genug  she  verwendet  wird.  Im  Eussischen,  wo  nach  einer 
allbekannten  sla\dschen  regel,  die  (masculiDJschen  und  plura- 
Sachen)  beasdchnungeu  belebter  wesen  den  accusativ  durch 
äen  genitiv  ersetzt  haben,  wird  diese  eigenthümlichkeit  ge- 
It-geutlich  auch  auf  nicht  belebte  gegenstände  übertragen.  Von 
^  clmj  ,peuis^  und  dem  damit  gleichbedeutenden  jeldäk  findet 
sicli  im  accusativ  neben  der  regelmässigen  form  (gleich  dem 
flaminaüv)  auch  cliüja  und  jeldakd  (belege  z.  b,  in  dem  buche 
Meidu  druzbjami.  Smeänyja  i  pikantnyja  Stuki  domaäuich  poetov 
fioggii,  Eonstantinopel  (Galata),  Simomus  &  Co.  ohne  jähr, 
*-6,  40,  IG),  Ähnliches  findet  sich  im  Polnischen ;  bei  Sören- 
»ea  Polnische  Grammatik  §  40  bem.  1  und  C.  W.  Smith 
Grammatik  der  poüiischen  Sprache  s.  195  werden  einige  hier- 
kergehörige  falle  verzeichnet:  mit  den  belebten  wesen  werden 
gleichartig  behandelt  Wörter  i^ie  trup  ,leichnam',  geldbezeieh- 
öimgen  wie  talarj  giildenj  dakatf  rubele  die  namen  der  spiel- 
kift@ii,  die  namen  der  tanze  {polskij  ma^urekj  krakotviak,  me- 
«Ket;  auch  russisch  pljasätb  trepaka  ,den  trepak  tanzen', 
^V^mtb  gapaka  ,den  (kleinrussischeu  tanz)  hopäk  trampeln* 
Ötttikg,  Jarmarka  v  Goltv^),  ferner  kulak  ,faustschlag*, 
ttkirehaniec  jrippenstass,  fnssstossS  ßgiel  ,possenstreich*,  drapak 
jEE&tzbesen'  In  dei^  redensart  dat-  drapaka  ,reissau5  nehmen^ 


154 


HoIg^T  PeÄersen, 


(vgl.  russ.  tumäk  ,liauseiizuiigeu,  thunflsch,  faustscMag'  and  iix 
der  letzten  bedeutung  z.  b.  datb  kömf(4ibö  tumakä  ^eineni  ein^ 
auf  den  köpf  versetzen*  wtb.  von  Koiransky,  poludv  jieimovef-  ^^ 
tmgo  tumakä  ^als  er  einen  kolossalen  fanst^eblag  erhalten  hatt^fl 
Mattet,  Bezglasnyj ;  Hob]/  datb  pinkd  etomit  ffeloveku  ,um  diese^^:^ 
menschen  einen  fnssstoss  zu  versetzen*   Gorbkij  V  stepi;  öc^d 
auch   datb  komü  raeä  jemandem  einen  hieb  versetzen'  wt  ^^ 
von  Makarov)t  die  namen  einiger  bäume  und  pflanzen:  Ärt^^ 
deha  ,eine  eiche  umhanen\  u^yrwae  bodaka  ,einen  dornenstrain^^jj 
aufreissen*  j  ^jeiö  kaw&na  ,eLne  melone   essen' ,   ^naleie  gr^"^}^ 
,eiiien  pilz  finden'  (russ.  najti  ffrihä).    In  den  bis  jetzt  ^uf, 
gezählten   fällen   dürfte   es   evident   sein,    dass  eine  Personi- 
fikation vorliegt;   wenn  man  eine  vollständige  aufzablung  de- 
artiger fälle   nnternebmen    wollte,    würde    es    allerdings    eft 
zweifelhaft  sein,  ob  nicht  ein  wirklicher  genitiv  vorliegt,   wie 
Brandt    Kratkaja    fonettka  i   morfologija    pokskago    jazyfca 
s.  17  mit  recht  bemerkt, 

§  28,    Auf  ferner  liegende  beispiele  fär   die   personifika- 
tion  unbelebter  gegenstände  —  wie  die  Verwendung  Ursprung' 
lieber  nomina  agentis  als   nomina  tnstrunienti ,  worüber  Pm  " 
krovskij   Semasiologifieskija  izsledovanija  v  oblasti  drevulc^ 
jazykov  (bd,  XXIII  der  Ußonjja  zapiski  Moskovsk,  univers  — -^ 
ist.-fil  otd)  n.  70  f*  gehandelt  hat  —  brauche  ich  gewiss  nicb^^ 
einzugehen.     Was   ich   schon    angeführt   habe,    genügt   voll^^' 
kommen,  um  das  Vorhandensein  eines  casus  activus  in  wörtei-*^ 
wie  idg,  *pöd-s  ,fuss',  *odonf'S  ,zahn*j  *nau-s  ,schiff  begreiflich^  " 
zn  machen.  So  waren  die  beiden  kategorien,  die  ich  der  kürz^  ^ 
wegen  als  das  thätige  und   das   unthätige  genus  bezeichne*^ 
möchte,  schon  von  allem  anfange  an  nicht  nach  streng  logische*:  ^ 
linien  gesondert ,  und  es  kann  nicht  überraschen,   w^enn  di-  ^ 
unlogischheit  der  vertheilung  sich  mit  der  zeit  immer  mehr  verbrei^^ 
tete ;  von  der  zeit  an,  wo  der  casus  activus  zum  blossen  nomin^^ 
tiv  geworden  war,  mnsste  bei  neubUdungen  und  entlehnungen  di^^ 
wähl  zwischen  dem  thätigen  und  dem  unthätigen  genns  nac^^^ 
ganz  unklaren  analogien  stattfinden. 

§  29,    Das  unthätige  genus  ist  der  keim  des  historische 
neutrura*     Auch    der   keim   des   historischen   femininnm 
schon  von  den  allerältesten  anfangen  an  im  Indogermanische 
bestanden  haben.    Ein  femininbildungssuffix  gibt  es  bekani^^^ 
lieh  in  sehr  verschiedenen  sprachen,  auch  in  solchen  sprach^^^* 


Neues  xmä  oachträgücljes. 


155 


r 


die  ein  grammatisches  geschlecht  nicht  keanen,  Es  wird  da- 
ler  auch  schon  in  einer  fernen  Vorstufe  unserer  Ursprache  ein 
feauninbildungssuffix  gegeben  Iiaben,  und  zwar  war  dies  sufflx 
?ermuthlich  -a;  weshalb  paare  wie  lat.  equus  :  equa  nicht  als 
die  fortsetzung  eines  uralten  typns  anzuerkennen  wären, 
fbste  ich  nicht.  Das  suffix  -ja  mit  den  altemationsformen 
i^  und  -t  (vgL  KZ  XXXVIII  404)  ist  aus  -a  durch  denselben 
Torgang  hervorgewachsen,  auf  dem  wiedenim  das  -m  von 
fr,  noTvta  oder  an.  äs-)jnja  ,göttin*  neben  äss  ,gott'  beruht, 
l  h,  dnrch  Verschmelzung  mit  einem  vorangehenden  snflSi, 
Das  suffix  -a  hatte  neben  der  femininbildung  gewiss  auch 
Ändere  funktionen  (z.  b.  die  funktion  der  kollektivbildung). 
Da  aber  dem  sprachbewusstsein  die  Personifikation  unbelebter 
gegenstände  durchaus  geläufig  war,  so  konnte  leicht  das  ge- 
fiihl  aufkommen,  dass  bei  allen  Wörtern  auf '^,  die  nicht* 
belebtes  bezeichneten,  eine  femininische  Personifikation  vorläge. 
Und  als  dieses  gefühl  in  der  grammatischen  kongroenz  seinen 
anadmck  gefunden  hatte,  war  das  historische  drei-geschlech- 
tige  System  der  indogermanischen  sprachen  fix  und  fertig* 

I  30.  Es  entsteht  hier  eine  chronologische  frage:  ent- 
stand das  gefühl  der  Personifikation  bei  den  nicht-belebtes  be- 
zeiclmenden  -^-stammen  erst  zu  einer  zeit,  wo  aus  zufälligen 
Milden  (§  26  schluss)  die  grnndform  bei  dieser  stammklasse 
ih lominativ  den  casus  activus  besiegt  hatte?  oder  war  dieses 
g^efobl  schon  vor  dieser  zeit  vorhanden  ?  Wegen  des  parallelis- 
^iis  mit  den  semitischen  sprachen  gebe  ich  der  letzten  mög- 
Üchkeit  den  Vorzug:  auch  im  Semitischen  gibt  es  bekanntlich 
^in  genos  femininum,  wozn  nicht  nur  die  bezeichnungen  weih- 
licher wesen»  sondern  auch  eine  reihe  von  anderen  Wörtern, 
^kni  n.  a.  gerade  die  kollektive  gehören  (wenn  das  femininum 
im  Semitischen  gelegentlich  unser  neutrum  mitvertritt,  so  mag 
^i«8  auf  der  kollektivbedeutung  desselben  beruhen;  vgL  meine 
'^enuüthung  über  das  neutrale  idg.  -d  KZ  XXXIX  468).  Ich  habe 
Behon  längst  (ZDMG  LVII  560  f)  die  ansieht  ausgesprochen, 
äass  zwischen  einer  reihe  von  sprachstäramen,  welche  die 
Sreizen  von  Europa  und  Asien  übersehreiten,  eine  noch  wahr- 
1  lAiQbit'e  Verwandtschaft  besteht  (und  habe  für  diese  sprachen 
^  fe  bezeiehnung  ,nostratische  sprachen'  vorgeschlagen).  Ich 
Jw  Branche  daher  nicht  zu  verhehlen  ^  dass  ich  es  für  möglich 
^L    Wte,  dass   der   parallelismus   des   idg.  und   des   semitischen 


I 


156 


Holger  P^dei^m, 


femiamums  auf  einem  historischen  zusammenbang  beruht 
Sollte  dies  der  fall  sein,  so  niüsste  das  genns  fomininum  jeden- 
falls  im  IndogennanischeE  sehr  alt  sein,  und  gerade  das  ge- 
fiiM,  dass  alle  Wörter  auf  -a  einem  genus  femininum  gehörten, 
könnte  mit  dazu  geholfen  babeu,  die  auch  hier  einst  vorhandene 
Unterscheidung  zwischen  einem  thätigen  und  einem  unthätigeE 
genus  mit  verschiedener  Subjektkonstruktion  aufzuheben. 

§  31.  Diese  ansieht  halte  ich  nicht  nur  mit  rücksicht 
auf  fremde  sprachen,  sondern  zugleich  aus  inneren  gründen 
für  nöthig.  Denn  in  einigen  fallen  lässt  sich  das  historischei 
neutrum  und  mcht-neutrum  nicht  aus  dem  gegensatze  zwischen 
einem  thätigen  und  einem  unthätigen  genus  erklären  (so  z.  b^ 
bei  den  &-,  n-^  r-stämmen:  tcog,  yhog;  ajafmv,  ;f«>«).  Hier 
hilft  nur  die  annähme  eines  alten  in  der  Yokalisation  der 
grundfonn  zum  ausdruck  gekommenen  gegensatzes  zwischei 
kollektivischen  und  nicht-kollektivischen  formen  (vgl.  etwj 
arab.  "^äin-un  »auge*  plur.  a^jän-tm).  Da  die  kollektivische] 
formen  als  feraininisch,  also  als  persönlich  empfunden  wurden^ 
vielleicht  auch  die  vokalisation  der  grundfonn  mit  den  personen- 
hezeiclmungen  gemeinsam  hatten,  so  war  es  nur  natürlich, 
dass  bei  diesen  stammklasseo  in  bezug  auf  die  nominatiyfonofl 
eine  ähnliche  entwickeln ng  wie  hei  den  -ä-stämmen  stattfand. 
Danach  blieben  nur  die  nicht -kollektivischen,  nicht  -  belebtem 
bezeichnenden  Wörter  als  keim  eines  genus  neutrum  zurückifl 

§  32.  Als  Supplement  zu  den  vorstehenden  glottogonisehen« 
ausführungen  verweise  ich  auf  KZ  XXXIX  468j  wo  ich  das 
eigenthümliche  bewegliehe  -m  der  grundform  der  idg.  0— 
Stämme  mit  dem  gleichfalls  beweglichen  auslautenden  -n  d 
Mandsch,'MongoL -Türkischen  identiftzirt  habe.  Ich  dachte  d; 
mals  auch  an  die  arabische  nunation,  die  beim  determinirtei 
Substantiv  fehlt  {farasun  ,eiD  pfevd*,  al  farasu  ,das  pferd*)C! 
und  ich  will  jetzt  diese  vermnthung  nicht  verheimlichen.  FallJ 
das  idg.  -s  des  geniüvs  (und  des  casus  activus)  ursprünglicr^ 
ein  artikel  war  (was  nicht  ausgeschlossen  ist,  da  eine  ver« 
Wendung  des  artikels  beim  genitiv,  während  er  beim  regend 
fehlte,  mit  mehreren  lebendigen  sprachen  parallel  sein  würde"^ 
so  wäre  die  indogermanische  regel  für  das  vorkommen  d^ 
beweglichen  -m  mit  dem  Arabischen  parallel*  Dass  die  endun^ 
des  idg.  acc.  plur.  -m  auf  -m  -f  pluralzeichen  beruht,  da.-:^ 
man  unter  der  Voraussetzung  annehmen^  dass  -ms  im  auslai 


u — 

3 


N«u«  mdnsehträgUchei. 

Efl -N5  geworden  ist    Ich  habe  a.  a*  o.  auf  Uhlenbeck  IF 
HI  170  verwiesen,  will  aber  hier  ausdrücklich  hervorheben, 
dass  der  kern  meiner  ansichten  älter  ist  als  Uhlenbecks  aufsatz 
nad  privatim  von  mir  schon  längst  ausgesprochen  worden  ist. 
§  33*     Ich  habe   oben   §   25  ausgesprochen,   dass   es  im 
Oiindogennanischen   kein   passiv    gegeben   zu   haben   scheint. 
Woiigstens  lässt  sich  anf  dem  wege  der  Sprachvergleichung 
keine  spar  eines  passivs  nachweisen.    Die  mittel,  wodurch  die 
einzelsprachen  ein  passiv  gebildet  haben,  sind  verschiedenen 
alters,  zmn  theil  sogar  sehr  alt,  in  keinem  falle  aber  als  urindo- 
germanisch  in  anspruch  genommen  oder  in  anspruch  zu  nehmen. 
Zu   den   ältesten   mittein   gehört   wohl   die   passive   Ver- 
wendung   des   raediums  (Delbrück  Vgl.  syntax  n  432  £). 
Aber  trotzdem  steht  es  ganz  fest,   dass  die  ursprüngliche  be, 
dentang    des  mediums    eine  ganz  andere  gewesen  ist.     Alt- 
iber  nicht  ursprünglich  ist  femer  die  passivische  bedentung, 
gewisser  besonderer  verbaler  stammbildnngen,  in  erster  reihe 
der  -^-form  (gr,  aor,  auf  -rjv,   arm,    präsens  auf  -im),  woran 
^ch  vielleicht  die  -io-form  des  Arischen  (Delbrück  n  435) 
suBchliesst  Der  ursprüngliche  sinn  der  -5-form  war  aber  nicht 
passivisch,  auch  nicht  immer  intransitiv  (mau  erinnere  sich  der 
-^-verba   mit   der   bedeutung    ,habea^    KZ  XXVm  20:i,    lat. 
^en^e  n*  s,  w.)  sondern  ist  eher  etwa  als  resultativ  und  (für  die 
J^risenS'form)  als  permansiv  zu  bezeichnen  (also  verwandt  mit 
4er bedeutung  des  -^o-partizipiums  nach  Brugmann's  deflnitiou 
tT  V  93);  daraus  entwickelt  sich  unter  umständen  leicht  eine 
intransitive  bedeutnng,  und  das  intransitive  verbura  konnte  wie 
-*flch  sonst  (vgL  gr.  dno&aptty  vno  rtv^;)  passivisch  verwendet 
^^erdeuj  wozu  namentlich  die   gegensätzliche  association   mit 
^J&ßsitiven  formen  beitragen  mnsste.    Über  die  nenarmenische 
^tssivbildung  mittelst  eines  -v-  vgL  Earst  Historische  gram- 
*3mtik  des  £ilikisch*Armenischen  s.  297. 

§  34.    Ziemlich  jung  ist  wohl  die  Umschreibung  mit  hUlfe 

des  Partizipiums  anf  -to-  und  -no-,  die  z.  b.  im  Lateinischen; 

im  Deutschen,    im  Albanesischen  (G*  Meyer   Alb,  Gramm. 

I  123)  vorliegt.     Ursprünglich    waren    diese    partizipia,    wie 

^rugmannlFVin  bemerkt,  gegen  die  genera  verbi  völlig 

imtral.    Beispiele  für  die  aktivische  Verwendung  dieser  ver- 

W-adjektive^  auch  wenn  sie  zu  transitiven  verben  gehörten, 

^  schon  Brugmanu   beigebracht*     An  ein  paar  dort  nicht 


158 


Holger  Pedefsefi, 


benieksichtigte  that^achen  möchte  ich  hier  erinnern,   weil  es 
möglich  ist,   dass  sie  als  weitere  beispiele  für  die  alte   akti- 
vische  Verwendung  des  partizipiams  zu  deuten  sein  künntaD* 
Ziemlich  unsicher  ist  eine  solche  deutung  für  die  bekannte  that«  ■ 
Sache  der  albanesischen  granimatik,  dass  der  aktivische  iiifini- 
tiv  mit  dem  iu  rede  stehenden  parüzipium  (in  der  regel  mit 
-«0-,  seltener  mit  -to-  gebildet)  gleichlautend  ist  (d§ns  »gesagt, 
sagen*,  pas^  ^gehabt,  haben*).     Auch  wenn    der  infinitiv  mit 
dem    gleichlautenden    partizipium   etymologisch    identisch   ist»  - 
könnte  die  aktivische  Verwendung  sekundär  sein  (auf  der  sub-  | 
stantivirung  beruhen);  die   etymologische  identitat  kann  aber    ' 
nicht  als  unbedingt  sicher  gelten,  wie  ich  schon  IF  Änz.  XU 
93  ausgesprochen  habe ;  es  wäre  z.  K  möglich,  dass  das  parti- 
zipium  auf  'to-f  'iw-^  der  inflnlüv  aber  auf  -tU,  -ni-  beruhte 
(Vgl.  besi  ,glaube^  aus  ''bhend^tU,   s,   KZ  XXXVI  308).    Er- 
wägenswerther   ist    ein    eigenthümlicher    slavischer    Sprach- 
gebrauch, wonach  das  neutrum  des  -m-  und  4o-  parti2ipiuins 
als  subjektlose  transitive  ,inan*-form  des  Präteritums  verwendet 
wird.    So  namentlich   im   Pohlischen,    vgL   Sörenseu  Poln.  _ 
Gramm.  268 f.,  C.  W.  Smith  Gramm,   der  poln.  Spr.  227  f.: ^ 
tiktadmiö  gramatyki  fiheoficsne  ,man  verfasste  (impf.)  philoso- 
phiscbe  grammatiken'  (Baudouin  de  Courtenay»  Szkice  jfzyko — 

znawcze  I  3);    ro^poczeto    hadaiiia    ßsjologiczne   ,man    begann 

physiologische  forschungen'  (ebenda) ;  gdyby  mif  zapytano  (Bau — 
douin  de  Courtenay,  My^li  nieoportunistyczne  s.  3).  An^^ 
Miklosich  Vgl.  Gramm.  IV  364t,  839  ersieht  man,  ddä^^ 
dieser  Sprachgebrauch  geraeinslavisch  ist.  Vgl  noch  Jagic  ■ 
Denkschriften  XLVI  nr.  V  s,  2L  In  den  meisten  der  heutigeiK^ 
slavischen  Schriftsprachen  ist  er  allerdings  stark  zurückge^s 
drängt.  Im  Kussiscben  kommt  er  in  negirten  Sätzen  iQm:z 
{divna.ja  sHa  kakoj  ne  dano  nikotmi  ,eine  wunderbare  kraft""^ 
welche  niemandem  gegeben  ist*  Jazykov,  Samson);  darauf  i^^ 
aber  nichts  zu  geben^  da  im  Russischen  überhanpt  alle  mög^ 
liehen  negirten  ausdrücke ,  die  irgendwie  ein  nicht-sein  bo^ 
mchnen,  mit  dem  genitiv  verbunden  werden  können  {)^^ 
nade}um  cio  nlkakoj  istorii  ne  vyjdet  »ich  hoife,  dass  keiicrz; 
geschieh te  herauskommt*  Turgenev,  Otcy  i  deti  XXIV;  f-^ 
vspychnet  mysü  ,kein  gedanke  wird  aufleuchten'  Pu^kin,  Je-^ 
genij  Onegin  VII  48;  ne  proslS  nedelij  on  tiii  ispölnil  svo^^^ 
eaddcii  .keine  woche  war  vergangen,  als  er  schon  seine  am^ 


Nouefi  und  nacbträglkhes. 


159 


gäbe  ausgeführt  hatte*  Potapenko,  Svjatoje  iskusstvo  V;  nikogdd 

ne  rascvetülo  takogo  m^etkä  ^niemals  ist  eine  solche  blume  auf- 

gäblQibt'  Zasodimskij,  Graf  Boregar  i  Ägne&a  Tuseiielb  VIII; 

m   stenoJH  V  komnate    sosednej    ne    ^vu^älo    preinich  golmop 

^hinter  der  waod  ira  nacbbarrimmer  erklangen  nicht  die  früheren 

summen*  Nikonov,  Niva,  beilage  febraar  1901;  ne  du^ilosi  da 

u   Vladimira  donm  TH^bski'wh  mo^iWüch   hogatyrej  ,es   waren 

nicht  2U  hanse  \nadimirs  mächtige  russische  beiden*  HUferding, 

Bylin.  I  27 ;  kljatv  ne  septälosb  vtüi  ,keine  eidschwüre  wurden 

im  geheimen  geflüstert'  Medvedev  bei  Salbuikov,  Eusskije  poety 

u  sto  let  s.  484;  nikakich  popytok  ne  predprinimälösb  Skabi- 

^evskij,   Istorija  novej^ej  russkoj  literatury  ^  s.  13;   vgL  Mi- 

klosich  VgL  gramm.  IV  499). 

Dagegen  hat  man  im  Hussischen  noch  den  akkusativ  bei 
verschiedeneu  verbaladjektiveB :  sräzu  rndno  ^eloveka  ,man 
a^t  (erkennt)  sofort  den  mann*  MamiUf  Dikoje  si^astbje  XIX ;  jej 
tei  ialko  Iryla  etu  chorosentkuju  dSvot^ku  ,es  that  ihr  so  leid 
m  dies  niedliche  kleine  mädchen^  Kot  murlyka  (Wagner), 
J^jubovfc  velikaja  II  {ialko  =  lah^  das  gleichfalls  den  akkusa- 
Ör  regieren  kann).    Vgl.  Miklosich  VgL  gramm.  IV  366. 

Mit  der  akkusativ*kon3truktion  beim  -*oY-"o->parti2ipium 
*^  Slavischen  vergleicht  Miklosich  Vgl  gramm  IV  365  mit 
**^€ht   gr*    doxrjxdov   iüri    rijp    a^^t^r,    lat.    aeteruas  poenos   in 
^H^e  timendum.    Man  könnte  noch  daran  erinnern,  dass  das 
^^teinische  gerundinm  überhaupt  aus  dem  nentrum  des  gerun- 
*i4Ts  entstanden  ist.    Offenbar  ist  es  eine  alte  regel,  dass  das 
**eiitmm  verschiedener  verbaladjektive  (ebenso  wie  die  Verbal- 
substantive Miklosich  IV  376  f.,  Delbrück  I  386  f.)  mit 
^em  akküsativ   verbunden   wird.     Diese  konstrnktion   beruht 
^^rohl    darauf,    dass    das    verbaladjektiv   substantivirt  werden 
konnte  und  dann  wie  andere  Verbalsubstantive  (mit,  ursprüng- 
lich aber  gewiss  ohne  kopula)  prädikativ  verwendet  werden 
konnte.    Ein  solcher   Sprachgebrauch    sieht  ans  wie  eine  er- 
ÄBaeniug  an  die  zeit,  wo  die  verbalformeu  überhaupt  nichts 
^h  prädikative  Substantive  waren.    Ein  theil  der  Substantive 
"^amrde  auf  die  prädikative  Verwendung  beschränkt  und  differen- 
zirie  sich  formell  (durch  Verschmelzung  mit  pronominen  u.  s.  w.) 
^'öa  den  übrigen  Verbalsubstantiven,  die  ihrerseits    gleichfalls 
^e  eigenthümliche  morphologische  entwickelung  (kasusbildung 
^  8.  w.)  durchmachten,  trotzdem  aber  nicht  mit  einem  schlage 


160 


H(ilg«r  PedetB^n, 


von  der  kopulaloseo  prädikativen  Verwendung  au^sgesehlossen 
wurden.    (Über  das  -io*partizipium  im  Arm.  s.  §  24). 

§  35.  Jung  ist  zweifellos  die  passivische  Verwendung  der 
reflexiven,  d.  h.  der  mit  einem  reflexiven  objektpronomen  ver- 
bundenen verba  (z.  b.  im  Skandinavischen,  im  Baltisch  -  Sla- 
vischen^  im  Romanischen).  Die  identität  des  Subjekts  nnd  des 
Objekts  bei  dem  reflexiven  verbum  kann  zu  interessanten  syn- 
taktischen erscheinnngeti  führen.  So  vor  allem  zur  Verwen- 
dung eines  reflexiveu  verbums,  wo  man  auf  das  objekt  kein 
gewicht  legt,  wo  die  aufmerksamkeit  sich  allein  auf  das  Sub- 
jekt konzentrirt.  Es  entsteht  so  eine  im  prinzip  und  bisweilen 
auch  in  einzelheiten  dem  medium  sehr  ähnliche  Verwendung, 
die  im  Slavischen  häufig  ist,  russ.  z.  b.  on  Ijubit  stroiU.^  ,il 
aime  k  bätir'  Makarov  (vgl.  ebenda  unter  mesto:  idesb  m 
choroU  stroUbsja;  mesto  nerovno  ,il  n'est  pas  bien  de  bfttir 
ici;  le  terrain  est  inegal*);  on  ne  kusajetsja  ,er  beisst  nicht' 
(beruhigung)  Turgenev  Asja  11 ;  stueätbsja  v  dveri^  ,an  die 
thür  klopfen';  lytbsja,  kop6thsja  ,herum\^ühlen* ;  ja  ne  iotöaB 
namlsja,  Ho  ska^ätb  jej  ^ch  war  nicht  sofort  darauf  gefasst, 
was  ich  ihr  sagen  sollte*  Turgenev  Asja  XI  (so  oft  nacho- 
dihsja)  ferner  ohesf^ätbsja  ,ein  versprechen  geben'  (mit  einen 
infimtiv  als  objekt;  die  aufmerksamkeit  wird  hier  von  einen 
etwaigen  dativ  abgelenkt),  celitbsja  ^zielen*  (dän.  etwa 
Sit  sigte*);  auch  bei  intransitiven  verben  kann  diese  konzeiL^^ 
tration  auf  das  Subjekt  stattfinden:  vidnetbsja  ,sichtbar  sein*  -= 
starMbsja  ,alt  werden*.  Ich  will  diese  eigenthümUchkeit  hie^3 
nicht  weiter  verfolgen  (vgl  Miklosich  IV  267  ffi);  nur  b^J 
merke  ich,  dass  ausläufer  desselben  Sprachgebrauchs  auc^v 
z*  b.  im  Deutschen  vorkommen  (z.  b.  dch  in  eine  fr  au  vc  ^ 
li^en  russ.  vljiiUtbsja  u.  s.  w.)>  Wo  sowohl  auf  das  obj^^ 
wie  auf  das  Subjekt  nach  druck  gelegt  wird,  wird  bekannt  U^^  ^ 
im  Slavischen  nicht  das  enklitische,  sondern  das  betonte 
flexivum  verwendet  (vgl*  Miklosich  IV  264:  asL  pometaji 
s^  Qintitat^  pometajetd  sehe  ^/nru  iavTov),  Dagegen  wird 
enkUtische  reflexivum  zunächst  reflexivisch  ohne  betonung  ^Mli 
Objekts  verwendet  (russ,  britbsja  ,sich  rasiren^;  hierher  at^^c 
hritbsja  ,sich  rasiren  lassen^);  femer  kann  es  aber  aieb  zk^^ib 
ausdruck  des  passivs  verwendet  werden,  aber  wie  in  andecr"^fl 
sprachen  ursprunglich  nur  da,  wo  auf  das  logische  (oft  i:mü- 
erwähnte)  Subjekt  kein  gewicht  gelagt  wird  (etwa  weil  es  «^ii 


Nea^s  und  nachträgliches. 


161 


lebloser  oder  abstrakter,   oder  ein   unbekannter,  wechselnder 
be^ff  ist),    wo   also   die  autnierksanikeit   auf  das  logische  ob* 
fekt  (das  grammatische  Subjekt  des  passivs)  konzeiitrirt  wird, 
Beispiele   fiir   solche   passivische   ausdrücke   zu   geben   dürfte 
überflüssig  sein;  sie  kommen  in  anderen  spiachen  genau  eben- 
so   vor   (franz*  ks  vers  sappreiinent  plus  facilfimmt    qm   la 
p'ose;  le  sigmd  se  donne,  la  baniere  s'ouvre;  d»  es  verdeht 
nch  V071  selbst  n,  s.  w.)    Ich  möchte  aber  hervorheben,   dass 
die  ausserachtlassung   des    logischen  Subjekts,  worauf  dieser 
sprachgtsbrauch  beruht,  nicht  bei  jedem  logischen  objekt  gleich 
leicht  und  natürlich  ist;  am  leichtesten  ist  sie,  wo  das  logische 
Objekt  ein  unpersönlicher  begriif  ist.  schwieriger  aber»  wo  es 
fiicli  um  einen  persönlichen  begriff  handelt,  weshalb  denn  auch 
die  paH^ivische    Verwendung    eines    reflexiven    verbums    der 
ersten  oder  zweiten  person  Bich    bedeutend  schwieriger  ein- 
stellt als  die  entsi»rechende  verwertdung  der  dritten   person. 
Sehr  natürlich  ist  es,  dass  die  passivische  bedeutung  in  sub- 
jrtilosen  Sätzen  besonders  leicht  eintritt,   vgl.  Miklosich  IV 
361  (asL  otävrzetd  sf  vmm  ,aperietur  vobis';  bulg,  .^/n  i^e  ,dor- 
Mitiir';  serb.   ide  se  ,itur;  pije  se  ,bibitur');   vgl  noch  i^ech, 
Ikiedo  sveia  ,man  (-  ich)  ging  in   die  weite  w^elt*  Hejduk 
bei  Trnhlir  s.  ;^01 ;    ttdy  se  Um  stmd  rktelo  pö§eptati,    £e  .  . 
tdiilurch    wollte    man   also   andeuten,    dass  .  J    Langer   bei 
Tnjhlär  s.  241;  spi^^kum  lern  dostävalö  se  i  nemaUhö  ü^asten- 
^t^i  .diesen  büchern  w^irde   auch  eine  bedeutende   theüuahme 
2a  theit'  Rjbiöka  bei  Truhlär  s.  271;   nhy  se  spishm   iemto  co 
naim  neßtrsihö  ejedhalo  prnchödtt  ,daniit  man  diesen  büchern 
4k  gTdsatmögliche    Verbreitung    verschaffte'    ebenda    s.  270; 
«(*  imtane  sc  hisky  hilS  lebce  ,ßs   möge  dem   weissen  schädel 
Ibbe  HU  theil  werden'  Nemda  bei  Trulilär  s.  29L 

§  36.  Es  ist  nicht  wunderbar,  dass  diese  subjektlose 
T^rwendung  des  reflexiven  verbums  als  ein  präsens  zu  dem 
in  §  34  bi*sprochenen  subjektlosen  prädikativen  -no-  und 
^io- Partizipium  empfunden  und  demgemäss  u»  a,  mit  einem 
ilkwativischeu  objekt  verbunden  worden  ist  Beispiele  fiir 
ikia  erschein ung  finden  sich  bei  Miklosich  IV  5ßä,  Jagic 
L  l  Sv  2L  Wenn  man,  was  nach  meinen  ausfuhrungeu  in 
|34  niSthig  ist,  von  den  negativen  Sätzen  absiebt,  so  ist  unter 
^m  modernen  sprachen  das  Polnische  die  wesentlichste  fnnd- 
^H  für    diese   konstruktion.     Die   Sache   wird   ausführlich 

ZflUiefaim  rat  ^Arf  U  npnoht.  N.  F.  XJL.   I.  \l 


162 


Holder  PederBfin, 


besprochen  von  Sörensen,  Polnisi-he  Grammatüc  s.  ^ 
C.  W.Smith,  Grammatik  der  polnischen  Sprache  s.  227,  Ich 
führe  hier  nur  ein  paar  beisipiele  för  die  ,man*-bedeutnng  des 
reflexiven  verbums  nach  diesen  grammatiken  an:  jest  gif 
sklonnym  mvieriyc  .man  ist  geneigt  zu  glauben* ;  kmdy  sif  #wa 
08obi§cie  atUora  »wenn  man  den  Verfasser  persönlich  kennf: 
calq  kdqik^'  czyta  si^  Jak  powie^c  ,daa  ganze  buch  liest  sich 
wie  ein  roman'.  Vgl*  noch  gdy  mf  jest  go^podarefm  w  swojej ' 
nauce  ,wenu  man  (=  ich)  herr  seiner  (meiner)  Wissenschaft 
ist'  Krnszewski  bei  Baudouin  de  Conrtenay,  Ssddce  jfzyko- 
zuawcze  s.  99. 

§  37.     Ich   habe   angenommen,    dass   diese   konstraktioQ 
diu*ch  die  associadon  mit  dem  transitiven  prädikativen  -wo-  und 
-io-partizipinni  unterstützt  worden    ist.     Dass  sie  aber  auch 
ohne  eine  solche  stütze   ins  leben  treten  konnte,   zeigt  das 
Italieniscbe »    wo  eine  ganz  entsprechende    konstmktiou  sehr 
Üblich   ist:   56   lö   trova  ripetuto  ,es   findet  sich  wiederholt*,  i 
(Gekicb,  La  Zedda,  Spalato  1899  s.  22);   non  mi  si  accusi  di 
arroganza  ,maD  beschuldige  mich  nicht  der  Selbstüberhebung" 
(tiorecchio^  La  questione  albanese^  Catanzara  1898  %.  49);  d 
e  sewpre  in  hocca  al  lupo  ,iiian  befindet  sich  immer  im  rächen 
des  wolfes*;  si  ^  dctiri  dl  non  far  toriü   ad  alcuno  ,man   kr^- 
slcher,   dass  man  niemandem  unrecht  thut^  (beide  sätze  belK 
Lorecchio,    La  qnestione   albanese  s,   86);    si  era  inesorainlm^ 
,mau  war  unerbittlich'  (La  nazione  albanese  1900,  nr.  l2s,iS)^ 
d  e  rimciti  ,man  hat   erfolg  gehabt*    (La  nazione  albanese 
1900,  nr.  6  s,  5).     Abweichend    vom    Slavischen    steht    da 
prädikatsadjektiv  im  plural;   ,man*  ist  wie  im  Slavischen  bis 
weilen  mit  der  ersten  person  gleichbedeutend,  und  durch  ein^ 
interessante    neuerung    kann    in  solchen  fällen  ein  noi  ,wir-^ 
hinzugefügt  werden :   che  noi  non  si  rimünga  Alhanesi  ,damir  J 
wir  nicht  Albanesen  bleiben*   (La  naz.  alb.  1900,  nr.  6  s.  5)^ 
Ich  verweise  übrigens  auf  Kr.  Nyrop  Itaüensk  grammatit^ 
§§  263,  89,  96,  254,   wo  man  reichhaltige  beispielsammlunge^ff 
und  die  beschreibung  einiger  weiteren  eigen thümlichkeiten  de:^" 
italienischen  konstruktion  findet:  nicht  nur  woi,  sondern  auctt 
tutti  kann  zu  der  ursprünglichen  subjektlosen  konstruktion  als 
Subjekt  (ursprünglich  w^ohl  als  apposition)  hinzutreten^  in  be- 
sonderen tfillen  kann  das   prädikatsadjektiv  auch  siagularisci     „ 
sein:  ei  deve  essere  lieta  d*esser  madre  di  iali  figli  ,mau  muss  ■ 


Neues  vnä  nacbträglleheB. 


t^ 


froh  sein,  mutter  solcher  söhne  zu  sein'  n.  s.  w.  Von  Njrop's 
I>efepielen  fiihre  ich  noch  an:  si  msito  msierne  le  coUfziöni 
M^n  Uat  (-  wir  haben)  zusammen  die  samnilungeu  besehen*; 
lo  ii  dispreB^a  ,er  wird  verachtete  Besonders  möchte  ich  her- 
vorheben, dass  in  der  dritten  person  die  transitive  (subjekt- 
ive) und  die  subjektische  konstruktion  des  reflexiven  verbums 
im  passivischen  sinue  mit  einander  wechseln:  si  vende  dei 
lihri  und  »i  vmidono  dei  libri  ,man  verkauft  bücher*;  si  face- 
mm  viofiffi  in  Oriente  ,man  hat  reisen  im  Orient  gemacht*. 
In  der  ersten  und  zweiten  person  kann  dagegen  die  passivische 
sübjpktische  konstruktion  des  reflexiven  verbums  nicht  vor- 
kommen; sie  ist  nämlich  überall  da  ausgeschlossen,  wo  sie  zu 
luehrdeutigkeit  führen  könnte;  „gänzlich  untersagt  ist  sie, 
mm  das  subjekt  ein  persönliches  fiirwort  ist"  (Vockeradt 
§  2;^1),  Dagegen  ist,  wie  schon  die  obigen  beispiele  gezeigt 
haben,  die  subjektlose  konstruktion  hier  ganz  häufig  (vgl.  noch 
ei  ri  era  perduü  d'oceJäo  Nyrop  §  89  ,wir  hatten  uns  gegen- 
mtig  aus  den  äugen  verloren*)* 

§  38,    Man  könnte  fragen,  ob  die  parallele  entwickelung 
im  Slavischen  und   im  Italienischen    nicht  etwa   auf   gegen- 
seitiger beeinflussung  beruhen  könnte.    In  dem   slovenischen 
Wörterbuch  von  Pleter^nik  wird  unter  i?e&e  angegeben»  dass 
^e  subjektlose  transitive  konstruktion  des  reflexiven  verbnms 
beeouders  an  der  italienischen  grenze  üblich  ist  (während  sie 
in  der  slovenischen  Schriftsprache  vermieden  wird).    Die  bei- 
^ide  bei  Miklosich  zeigen  jedoch^  dass  die  konstruktion 
im  Slavischen  so  alt  und  so  verbreitet  ist,  dass  von  einer  eut- 
l^uug  aus    dem    Italienischen  absolut   nicht   die  rede  sein 
kann-    Und  der  etwaige  slavische  einfluss  auf  das  Italienische 
W  doch  gewiss  viel  zu  gering  gewesen  um  diese  konstruktion  im 
lulieuischen  hervorgerufen  haben  zu  können.  Die  entwickelung 
msm  also  auf  beiden  seiteu  spontan  sein  ;  aJlerhöehstens  könnte 
IMa  annehmen,  dass  der  an  und  für  sich  zufällige  paralleUs- 
Dias  mit  der   nachbarsprache  sowohl   im  Slavischen  wie  im 
Itaüenischen   die  eigentbümliche   konstruktion  gestützt  haben 

§  39.  Da  ich  mit  meiner  au:^ählung  der  verscliiedenen 
öitlel,  wodurch  die  indogermanischen  sprachen  das  passiv  aus- 
dröcken  oder  ersetzen  t  auf  absolute  Vollständigkeit  keinen  an- 
sprach mache,  so  übergehe  ich  ganz  den  lettischen  debitiv  (vgL 

11* 


Balge r  Pedenon, 


Endzelin  BB  XXVI  66—74  und  PrellwitE  BB  XXVHI 
319)   sowie  die   Verwendung  der  2.  sing,   als  ,nian'-form  im 
Slavischeu   (rtiss,  po   ctUym  dnjam  sUva  ot   tehjd   ne  ndym 
jganze  tage  hindurch  hört  man  kein  wort  von  dir*  Zasodimskij, 
Graf  Boregar  i  Agnesa  Tusenelt  s,  89 ;  i  dale  ffluposti  smm^ 
V  tebe  ne  vstretisb^  m)et  piistSj  , sogar  eine  dummheitf   die  des 
lachens  werth  wäre,    findet  man  in  dir  nicht,   du  öde  weif 
Po§kin,  Jevgenij  Onegin  VII  48 ;  zapretnyj  plod  vam  podamj; 
a  b&t  togo  vam  raj  ne  raj  ,man  soll  euch  die  verbotene  fmcht 
gehen;  ohne  sie  scheint  euch  das  paradies  kein  paradies  zu 
sein*  PuSkiüj  Jevg.  On.  VIII  27;   ein  in   dieser  weise  mis 
gedrücktes  ,man*  ist  oft  =  ,ichS  vgl  z.  b,  die  KZ  XXX Vn  230 
unten    ausgeschriebene    stelle;    so    auch    mit    maskuliuisetieiD 
genus  im  munde  einer  frau:    ach^  i  noöb  ie,  haijidki  moi! 
vosJclikntila  Lidija    Viktorotma;    öUego  v  iaküjn    no^b  bymjä 
tak  Öiidno  na  dme?   i  chorom  i  grüstnö!  tnk  by^   käJetsja  i 
uletM  kudä4ö  ,ach,  welche  nacht!  rief  h,  V.  aus;  weshalb  ist 
einem  in   einer  solchen  nacht  so   wunderbar  im  herzen?  au- 
genehm   und    zugleich    wehmüthig;    es    scheint    als    ob  mm 
geradezu  irgendwohin  wegfliegen  möchte*  Sbornik  na  pomo^ 
n&aöCimsja  ^en^dnam   Moskva  VMl   s,  234).     Noch  viel  ui- 
bedenklicher    übergehe    ich    die   in    manchen    sprachen  vor- 
kommende Verwendung  der  3.  |>]ur.  in  der  bedeutuiig  ^mao'; 
ein  so  ausgedrücktes  ,man*  ist  in  der  regel  weniger  aUgsuiein- 
gtiltig  und  schliesst  u*  a,  den  sprechenden  aus;  nur  selten  ist 
es  im  Eussischen  einem  ,ich'  gl  eich  wert  big  (jntaju:  ty  pot^M 
i  ispugäJsja;  no  neuiSli  ty  ne  podozrevälf  dto  i  tdfjä  tjubiü^ 
„ich   weiss   es:    da   hast   geliebt  und   hast  dich    erschrecken 
lassen;  aberahntest  du  denn  nicht  dass  du  auch  geliebt  warst 
(von  mir)?"   Turgenev,   Nakanune  XXIII;  slomjat  UbS  haskn 
,ich  werde  deinen  köpf  zerschmettern'  GorbkiJ,   Malbva;  Tgl- 
das  häufige  govorjät  tebe  ,tebS  skäeano'  ,ich  sage  dir*). 

§  4ü.  Dagegen  ist  es  unbedingt  nöthig  das  italiscb- 
keltische  passiv  zu  besprechen.  Hierüber  besteht  eine  an- 
regende Untersuchung  von  H,  Zimmer  KZ  XXX  224— 2fß, 
Er  nimmt  bekanntlich  an,  dass  der  ausgangspunkt  der  ganzen 
formation  eine  3*  plur,  act.  war,  welche  eine  endung  -or  oder 
-f  hatte,  und  welche  auf  die  Verwendung  im  ,man''Sinne  ^• 
schränkt  wurde.  Diese  beschränkung  ist  nach  Zimmer  sekan- 
dar ;  da  sie  aber  sowohl  für  das  Italische  wie  für  das  Keltische 
Eüzunehmeu  wäre,  so  könute  immerhin  eine  Versuchung  ^ 


NcfHeB  nnd  B^chträfllches. 


16& 


diese  beschräiikimg  schon  für  die  arzeit  anzunehmen. 
fm  nähere  nntersuchung  des  ganzen  problenis  ist  daher  fär 
meine  zwecke  nöthig. 

Nach  Zimraer's  theoiie  rauss  die  im  Lateinischen  vorliegende 
fleiion  des  passivs  durch  alle  personen  unursprünglich  sein. 
Man  muss  nrspnmglich  für  alle  pereonen  eine  einzige  trans- 
itive form  gehabt  haben.  So  ist  die  Sachlage  wirklich  in  den 
brilannischen  sprachen  nnd  im  Nenirischen.  loi  Altirischen 
aber  nicht,  nnd  das  ist  ein  haupteinwand  gegen  Zimmer,  Aller- 
diags  feommt  das  passiv  im  Altirischen  in  der  L  und  t.  person 
nicht  vor,  sondern  diese  formen  werden  durch  die  3.  sing*  mit 
infigirtem  objektspronomen  ersetzt  (tio-m-berar  ,man  trägt  mich' 
n&-t-befar  ,man  trägt  dich*  u.  s,  w.);  aber  die  3.  sing,  wird 
nicht  mit  dem  akktisatlv,  sondern  mit  dem  nominativ  eines 
«nbfitantivs  verbunden,  und  es  gibt  eine  3.  plur  (3,  sing.  6mr, 
iöierör,  3.  plur*  hertir,  doheftar).  Die  konstrnktion  mit  dem 
nominativ  müsste  nach  Zimmer  eine  entgleisnug  und  die 
3p  plar.  müsste  neu  gebildet  sein.  Die  fonnenbildung  und  die 
bn^truktion  ist  ferner  beim  Präteritum  genau  dieselbe  wie 
Wm  präsens  (imm-um-ruidbed  ,ich  bin  umschnitten  worden*; 
3.  sing*  döhreth  »wurde  gegeben*,  3.  plur.  dobretha)-^  da  dies 
tempQs  auf  dem  alten  -io-partizipium  aufgebaut  ist^  müsste 
Wer  eine  reihe  von  analogiebildungen  vorliegen.  Schliesslich 
Mi  hervorzuheben,  dass  es  im  Irischen  ein  durch  alle  personen 
tler  alten  sabjek tischen  tempora  durchkonjugirtes  deponens 
|ibt  Bei  Zimmer's  hypothese  kann  man  absolut  nicht  umhin, 
4u  deponens  vom  passiv  loszureissen.  Das  passiv  soll  darauf 
beruhen,  dass  eine  pluralform  auf  -r  sich  in  der  bedeutnng 
ym  der  pluralform  auf  4t  -at  (herit  ,sie  tragen*,  do-herai  ,sie 
gsben')  differenzirte  nnd  zu  einer  ,man*-form  wurde.  Das 
l^nens  soll  dagegen  darauf  beruhen,  dass  zunächst  im  per- 
fektum  die  pluralform  auf  -at  sich  mit  der  pluralform  auf  -r 
küntaminirte ;  und  thatsächlich  findet  sich  in  dem  aktivisehen 
perfektum  eine  3.  plur.  auf  -atar  {rogadatar;  auch  1,  plnr, 
^^Q^adammar);  eine  ähnliche  kontamination  glaubt  Zimmer  auch 
iffl  lat.  amav^utit  annehmen  zu  dürfen.  Es  ist  aber  nicht 
recht  klar,  wie  von  diesem  ausgangspunkt  sich  ein  durch- 
kaojugirtes  deponens  entwickeln  konnte;  nnd  obgleich  Zimmer 
*ich  für  seine  ansieht  über  das  junge  alter  des  deponens  auf 
üe  torm  der  endungen  des  präsens  scheinbar  mit  recht  be* 


Holi^er  P( 


mfen  kann  (passiv  3,  mng,  -thir,  -thar,  deptvnens  3,  sing,  -w», 
-adaj%  HO  bleibt  es  bei  seiner  erklärung  ganz  räthselhaft,  wes- 
halb gerade  die  alten  medialen  verba  im  Irischen  deponente 
form  haben  {srjchur  »folge*,  lat.  sequor,   gr.  ^'ffo/i«/,   aind.  saci). 

§  41,  Es  braucht  kaum  ausdrücklich  heiTorgehoben  zu 
werden,  dass  der  altirische  zustand  mit  dem  heutigeu  italie- 
nischen und  slavischen  reflexivum  schlagend  parallel  ist.  Das 
italienische  passirische  reflexivum  (§  37)  wird  wie  das  irische 
passiv  nur  in  der  6,  sing,  und  3.  pliir.  verwendet;  die  prono- 
mina  der  L  und  2*  person  müssen  wie  im  Irischen  im  akkusa- 
tiv  stehen,  obgleich  ein  Substantiv  als  Subjekt  im  nomiuativ 
steht  oder  wenigstens  stehen  kann.  Nicht  viel  andei"S  liegt 
die  Sache  im  Slavischen;  und  hier  fuugirt  als  Präteritum  zum 
passirischen  reflesivum  ein  -to-parti2ipinm  (oder  ein  -tm-  par- 
tizipinm),  das  den  akkusativ  regiren  kann  (§  3ö,  §  34),  ganz 
wie  im  Irischen  dem  r-pasdv  ein  -^r/-partizipium  sich  als  pra* 
teritum  zugesellt  und  mit  dem  akkusativ  der  pronomina  der  L 
und  2;  pei^on  verbunden  werden  kann.  Und  neben  dem 
passivischen  reflexivum  des  Slavischen  steht  ein  mit  ähulicheu 
mittein  gebildetes ^  aber  in  allen  personen  gleichmässig  vor- 
kommendes medium  (dem  aber  die  präteritumsbildung  durch 
das  4ü-  oder  *^^o-partizipinm  fremd  ist)j  genau  wie  im  Irischeu 
dem  r-passiv  ein  r-deponens  gegenüber  steht  (dem  aber  die 
präteriturasbildung  durch  das  4ö<partizipium  fremd  ist)* 

Die  syntaktische  Übereinstimmung  ist  so  gross,  dass  man 
mit  vollem  rechte  behaupten  daif ;  das  irische  (und  überhaupt 
das  keltisch -italische)  r-passiv  kann  nur  aus  einem  reflexiven 
verbnm  eutstanden  sein, 

§  42.  Nun  behauptet  allerdings  Brugmann  IF  V  110 
(einer  allgemein  herrschenden  ansieht  ausdruck  gebend),  dass 
„die  seit  Bopp  oft  vürgetragene  und  verfochtene  nieioung^ 
die  italischeu  geuera  verbi  seien  durch  Zusammensetzung  der 
aktivtbrmen  mit  dem  reflexiviironomen  se  eutstanden,  aus  be- 
kannten lantgeschichtlichen  gründen  völlig  unlialtbar  ist,  wenn 
sie  auch  heute  im  kreis  der  klassischeu  philologen  immer  noch 
anhänger  hat."  Nur  selten  ist  aber  eine  unter  allgemeinem 
beifall  ausgesprochene  kategorische  behauptung  so  grundfalsch 
gewesen  me  diese  behauptung,  die  in  wirkliclikeit  ganz  in  der 
luft  schwebt  und  jeder  faktischen  grundlage  entbehrt.  Wo 
sind  denn  die  bekannten   lautgeschichtliiheu  gründe?    Aller* 


I 


Heues  and  nachträ^Uclies. 


167 


dmgs  kennt  das  Uritalische  und  das  Keltische  im  wortinnern 
keinen  solchen  Übergang  von  .^  in  r,  wie  er  hier  anzunehmen 
wäre.  Wie  kommt  man  aber  dazu,  vom  wortinnern  Kch Hisse 
auf  den  saudhi  zu  ziehen  ?  Ebenso  gut  könnte  man  doch  be- 
haipten,  die  anter  den  indischen  philologen  verbreitete  meinnng, 
im  das  r  von  dnmjmtir  im  aus  s  entstanden  sei,  aus  be- 
liimten  lantgeschichtlicheu  griindeu  unhaltbar  sei,  weil  .s  im 
wortinnern  nicht  zu  r  wird,  Es  ist  aber  eine  thatsache,  dass  im 
sandüi  auf  schritt  und  tritt  in  den  verschiedenen  sprachen 
ajidere  gesetze  herrschen  als  im  wortinnern.  Die  thatsache 
Hast  sich  nicht  ableugnen ;  durch  eine  reiu  physiologische  be- 
irachtQBgsweise  lässt  sie  sich  aber  auch  nicht  erklären ;  sie  ge- 
\iW  daher  zu  den  klarsten  beweisen  fiir  die  namentlich  von 
Baudouin  de  Courtenay  immer  wieder  hervorgehobene 
thatoche^  dass  die  lautgesetze  durch  und  durch  einen  psycho- 

^klgi.schen  Ursprung  haben.  Und  nur  hierdurch  erklärt  sich 
loch  die  von  Johannes  Schmidt  KZ  XXXYIII  1—52  so 
schön  nachgewiesene  thatsache,  dass  prokli tische  Wörter  ein 
aderes  Schicksal  haben  können  als  ganz  analoge  lautgimppen 
ii  wortinnern-  Man  mag  liier  ein  physiologisches  motiv 
(sebnellere  ausspractie)  dazwischen  schieben;  die  wirkliche  ur- 
saciie  bleibt  doch  psychologisch:  eine  geringere  psychologische 
werth-betonung.  Damit  hören  die  lautgesetze  allerdings  nicht 
aaC  ausnahmslos  zu  sein;  sie  müssen  aber  bisweilen  anders 
/ormulirt  werden  als  bisher-  Wo  mir  recht  ist,  hat  noch  vor 
einigen  jähren  ein  angesehener  Sprachforscher  die  ansieht 
tprtreten,  dass  der  sandhi  sich  lantgesetzlich  nicht  anders 
ib  das  wortinnere  gestalten  könnte.  Eine  solche  ansieht 
«*oIlte  künftig  nie  wiederholt  werden. 

§  43.  Ein  prinzipielles  und  apriorisches  bedenken  gegen 
die  annähme,  s-  sei  im  anlaut  eines  enklitischen  wörtchens  im 
üritalischen  und  Keltischen  immer  oder  unter  speziellen  be- 
dinguügen  zn  r-  geworden,  existirt  also  nicht.  Übrig  bleibt 
also  nur  zu  untersuchen,  wie  die  faktisch  vorkommenden 
formen  im  einzelnen  zu  erklären  sind,  wobei  noch  darauf  zu 
achten  ist,  ob  sich  vielleicht  ein  spezieller  ausgangspunkt  des 
J&atwandels  nachweisen  lässt,  von  wo  aus  er  sich  analogisch 
irbreitet  haben  könnte- 

Die  Untersuchung  mnss  vom  Altirisehen  ausgehen ,  weil 
Wer  die  alterthtimlichsten   formen    vorliegen.    Die   fälle,    wo 


168 


Holger  Pedereen, 


man  nnr  das  -r  wegzuschneiden  braucht  um  eine  alte  n 
personalendung  versehene  form  herauszubekommen,  könm 
zunächst  ausser  betrachi  bleiben,  weil  sie  auf  späterer  weiu 
Wucherung  der  einmal  entstandenen  endung  beruhen  könn« 
Auszugehen  ist  aber  von  den  formen,  die  vor  dem  -r  schei 
bar  keine  personal  endung  haben*  So  findet  sich  im  präse 
herir  ,wird  getragen',  doberar  ,wird  gegeben'  (woraus  di^ 
talmrr  ,denen  gegeben  wird^).  Hier  kann  es  wiederum  nie 
zweifelhaft  sein,  dass  man  nicht  von  der  konj unkten,  sonde 
von  der  absoluten  form  auszugehen  hat*  In  der  konjunkl 
form  konnte  das  reflexive  pronomen  ursprünglich  nicht  suffigi 
sondern  nur  infigirt  werden.  Wie  ich  schon  KZ  XXXVI  SC 
ausgesprochen  habe,  beruht  der  unterschied  zwischen  absolut) 
und  konjunkten  Ibrmeti  im  Iinschen  zwar  in  seinem  kern  a 
der  ererbten  difförenz  zwischen  primären  und  sekundär 
endungeu,  er  ist  aber  in  weiter  ausdehnung  nur  das  produ 
einer  systembildenden  weiterwucherung  und  so  auch  gerat 
bei  den  passivformen.  Bei  berir  darf  mau,  falls  die  annahn 
einer  primären  endung  zu  nichts  führt,  von  der  sekundäre 
endung  ausgehen.  Die  primäre  endung  fuhrt  aber  zu  nicht 
also  ist  von  *bherä;  se  auszugehen.  Aus  dem  auslautenden 
war  im  üritalischen  -d  entstanden  (Brugmann  Grundrisg 
912);  dies  darf  man  ohne  weiteres  auch*für  das  Keltische  a 
nehmen*  Aus  *bhered  se  ist  berir  entstanden.  In  der  zweit* 
sehe  wäre  eigentlich  von  -ajed  se  oder  eventuell  -ad  se  m 
zugehen.  Die  daraus  entstandene  form  muss  aber  ein  so  a 
weichendes  aussehen  gehabt  haben,  dass  sie  nicht  erbalö 
bleiben  konnte;  als  eine  neubildung  eintrat,  wurde  ^glei 
die  personalendung  wieder  eingeführt  (caHhir).  Wie  i 
KZ  XXXV  3.6  nachgewiesen  habe,  besteht  neben  den  form* 
des  passivs  und  des  deponeus  auf  -ir  in  der  3.  sing,  und  plt 
eine  relative  form  auf  -ar  (in  der  dritten  serie  -er).  Die 
formen  können  auf  irgend  einer  analogiehüduiig  beruhen;  i 
könnten  aber  schliesslich  auch  lautgesetzlich  sein  und  dara 
beruhen,  dass  zu  formen  wie  ^hlm'ed  se  noch  dasjenige  relati" 
pronomen  hinzutrat,  das  im  Irischen  meist  geschwunden  i 
(und  nur  durch  die  folgende  lenition  seine  existenz  verrät h),  te 
weilen  aber  in  der  Verschmelzung  mit  einem  auslautend 
vokal  des  vorhergehenden  Wortes  als  -a*  oder  -e-  zu  tage  tr 
(KZ  XXXV  361  §43)  und  möglicherweise  mit  dem  cyrnrisdi 


Keiles  und  nachtrAgiJches. 


169 


a  identisch  ist.  Ich  wage  es  nicht,  die  urkeltische  form  dieses 
pronoiuens  zu  rekonstruiren ;  jedenfalls  aber  eathielt  es  einen 
hinteren  vokal;  falls  es  vokalisch  anlautetet  hat  das  proüoraen 
*ie  vielleicht   davor  sein   eigenes  -e  aufgegeben*     Es  musste 
also  eine  form  mit  nicht  momllirtem  -t'  (aus  -d  s-)  entstehen; 
das  historische  berar  ,der  getragen  wird*  kann  also  wohl  laut- 
psetzlich    sein.     Die   imperativform    berar    ,werde    getragen* 
(i&berr  ,werde  gegeben')  könnte  wohl  anf  einem  -a-  konjmiktiv 
%hemd  se  beruhen,  der  auf  iniperativische  ftinktion  beschränkt 
wurde,  während  im   paradignia  des  syntaktischen  konjunktivs 
eine  neubildiing  ßetihir)  eintrat   An  die  übrigen  passivischen 
ond  deponenten  -r-formen  brauche  ich  nicht  viel  worte  zu  ver- 
lieren.   Ich  bemerke  nur,  dass  ich  die  ansieht  Zimmer' s,   dass 
Jie  3.  sing,  des  deponens  jünger  i&t  als  die  3,  sing,  des  pas- 
Bivs  ohne  weiteres  anerkennen  kann.    Das  alte  medium  muss 
also    eine    Zeitlang    neben    nenentstandenen,    reflexiven    und 
passivischen  -r*formen  bestanden  haben.  Als  aber  schliesslich  jeder 
Utdeutungsunterschied   zwischen  den  neiigebildeten  reflexiven 
formen  und  den  alten  medialformen  verschwunden  war,  wurden 
^eide  arten  von  formen  theils  kontaminirt  teils  zu -einem  para* 
4igma  kombinirt,  wodurch  das  historisch   vorliegende  irische 
«ieponens  entstand.    (Über  eine  mittelirische  neubüdung  vgL 
Zimmer  KZ  XXVIII  342—48). 

Was  schliesslich  die  deponente  form  der  3.  plnr,  des  akti- 

"frischen  perfektums  betrifft,  so  behalte  ich  hier  Zimmer*s  ansieht 

"fcei.  Das  Irische  wird  im  perfektum  wirklich  eine  dem  indischen 

-ur  (dadür  ,sie  haben  gegeben*)  entsprechende  endung  erhalten 

laben,    die   mit  der  gewöhnlichen    pluralendung   kontaminirt 

TTörde,    Dass   das  cymr.  givyr  ,er  weiss'  eine  umgedeutete  3, 

jlun  perf.  sein  kann,  halte  ich  für  möglich;  die  bedentung 

^man  weiss*  könnte  die  semasiologische  brücke  zwischen  dem 

pliir.  und    dem  sing,  gewesen  sein.     Nicht  ganz  einfach  ist 

^Jlerdings  die  lautliche  frage.    Vgl.  Zimmer  KZ  XXX  273. 

§  44.  Es  bleibt  noch  übrig,  diejenigen  formen  de^  iriacbeu 

passive  zu  besprechen,  die  nicht  zur  r-formation  gehören.    Die 

ionjnnkten   formen  des  Präteritums,  die  im  sing,  auf  -d,  -th^ 

im  plur.  auf  -tha   ausgehen   (z*  b,   du-ro-lged  ;remissum   est*, 

Altin  do-ro-lgetha),  hat  man,  wie  schon  oben  hervorgehoben, 

längst   ans  dem  -fo-partizipium  gedeutet  (Grrammatica  Celt.  ^ 

Zl  t).  Daneben  bestehen  absolute  formen,  die  man  zuerst  im 


170 


Rolger  Pederaeix, 


Mittelirisdien  beobachtete,  wo  jedoch  schon  manche  ver- 
mischuugen  vorliegen  (Zimmer  KZ  XXVIII  363—570);  sie 
kommen  aber  schon  im  Altirischen  vor  {ffabthe  ,wurde  ge- 
nommen', hrethae  ,wnrde  getragen'  IF  Anz.  XII  97),  Natür- 
lich ist  hier  wie  sonst  viellach  die  unterscheidimg  zwischen 
ahsoluteD  und  konj  unkten  formen  sekundär,  und  zwar  müssen 
die  absoluten  formen  neu  gebildet  sein;  die  Zimmer'sche  ver* 
muthung,  dass  sie  auf  dem  -Ho-partizipium  beruhen,  durfte  M 
richtig  sein.  Das  fehlen  der  mouillirung  des  th  einer  form  wie 
brethae  ist  dann  eine  überti^ogung  von  formen  wie  gahthe,  wo 
es  lautgesetzlich  war  (vgl.  verf.  Aspirationen  i  Irsk  s.  6 f.)  ■ 
(Einige  mittelirische  neubildungen  behandelt  Zimmer  KZ 
XXVm  348—352,  352—363), 

Übrig  ist  das   sogenannte  präsens   secundariiim ,    dessen  f 
singnlarform  auf  *the  (no-ber-the)  ausgeht.     Ob  man   hier  zum 
zweiten  mal  das  -^io-partizipium  in  anspriich  nehmen  darf,  weiss 
ich  nicht.   Die  pluralform  ist  mit  dem  aktiv  gleichlautend  (no- 
ber-ih);  sollte  es  eine  ursprüngliche  aktivische  pluralforra  im  I 
^man'-sinne  sein,   die  mit  dem  passivischen  paradigma  kombi-  " 
nirt  wurde,  wobei  die  bedeutung  der  pluralendung  umgedeutet 
worden  wäre?    Übrigens  ist  es  bei  mehreren  von  den  spär- 
lichen   belegen   möglich    zu   zweifeln,    ob    die    form    wirklich , 
passivisch   ist  (z,    b.   Sg.    6  a  6   forceinnfitis  anmann   inie  gl, 
necessario   terminalis   nominnra    inveniretur;    anmann   könnte  j 
doch  auch  der  akkusativ  sein). 

§  45,     Die  lateinischen  -r-formen  zeigen   alle  vor  dem  -f  j 
eine    deutliche    personalendung*      Trotzdem    wird   das   r  ur-j 
sprünglich  in  formen   entstanden  sein,  die  mit  ir.  berir  ,i 
getragen^    bm*ar   ,es  werde  gebogen*    parallel    waren.     Und* 
diese  Voraussetzung  wird   durch   umbr.  ferar  ,man  trage'  ier 
,man  wird  gehen*  bestätigt  (Brugmann  Grundriss  II  1391). ■ 

§  46.  Das  -r-passiv  ist  vielfach  als  beweis  fQr  eine 
nähere  verw^andtschaft  des  Keltischen  mit  dem  Italischen  in^ 
ansprnch  genommen*  Auch  ich  bin  der  ansieht,  dass  derfl 
parallelismus  \iel  grösser  ist  als  etwa  der  heutige  parallelis- 
mus  zwischen  dem  Slavischen  und  dem  Italienischen  in  der 
Verwendung  der  reflexiven  formen  (vgl  §  38).  Es  liegt  nicht 
nur  ein  syntaktischer,  sondern  zugleich  ein  lantgeschichtHcher 
parallelismus  vor,  den  ich  mii'  nur  durch  eine  historische  ge- 
meinschaft  erklären  kann.  —  Ich  hebe  zum  schluss  hervor, 


Netzei  und  nschtt%!ielics. 


171 


leine    deotung    der  italokeltisclien    -r-formen  zwischen 
imiD^r  und  seineri  gegnern  die  mitte  hält,  jedoch  so,  dasa 
alle  die  scharfsinnigsten  und  genialsten  beobachtungen  Zimmer's 
ihm  giiltigkeit  behalten. 

Nachtrag, 

Ich  verdanke  Zubaty  den  hin  weis  anf  die  s,  150  erwähnte 
indische  erseh einung,  dass  in  einem  subjektlosen  ,man*'Satze 
ein  roaskulinisches  partizipium  oder  pronomen  stetien  kann* 
Zugleich  hat  er  in  einem  späteren  briete  (27.  mai  1905)  auf  die 
Mannten  griechischen  „man"-sätze  verwiesen,  die  ich  bei  der 
aasarbeitung  meines  aufsatzes  leider  ganz  aus  den  äugen  ver- 
bren  hatte.  Am  schlagendsten  mit  dem  Slavischen  und  Alt- 
nordischen parallel  sind  die  epischen  beispiele,  vgL  Krüger 
dialektgramm.  §  61,  4,  1  und  Ameis  zu  IL  22,  199  u.  s*  w. 
Ke  beiden  optati tischen  beispiele  bei  Krüger  (Ovi^d  xbv  hv&m 
Tifjjf  yf  ^ivQQ  y-tti  /Jt^f^g  o^ontf  11,  13,  287,  Ovx  äoa  ßovvop 
f^v  *Eoi6tüP  fivngf  uXX'  ini  futav  Hat  6m'  tiJ*  ftdv  mv  inai^ 
flinut  ro^üa;j  ^  d'inificuftqj^.  Hes.  "E  12)  erinnern  an  die 
iltriordischen  sätze  mit  skal  Ein  maskulinisehes  partizipium 
findet  sich  in  dem  letzten  von  diesen  beiden  salzen;  vgl.  die 
iiüfige  fnrmel  o^rroi'   t*   flyrnv^  ßü^ouQ;  ein  pronomen:  mg  6' 

f¥  (ivfi^fii  nv  Svvaj fii  ff fvynpxa  ßtwxttv*  qvt  ap'  o  tov  6vPUTari 
iMmftvfHP  üv»'  6  dmmti'  H,  22,  199--20O;  ein  adjektiv:  r^d* 
^Hif  UV  jCioi  vvjCTi  ntt^sSouBfv  fixeXt>g  avi^  Od.  20^  88*  Bei- 
qiiele  aus  der  späteren  zeit  finden  sich  bei  Krüger,  Att.  Gramm, 
§61^4,5  und  in  anderen  gi'ammatiken;  besonders  bemerkens- 
weith  sind  satze  wie  aui  yao  ffctdtXoiv  ini  t^v  iüx^trjy  itaipo- 
fif  aftmv&itfit  Aristot.  de  part.  anim.  I  3« 

Es  war  mir  bei  der  ausarbeitung  meines  aufsatzes  ganz 
Uar  gewesen^  dass  die  subjektlosen  ,man*-sätze  einen  gewissen 
Mtbeil  an  dem  zusammenfall  der  3.  sing,  und  3.  plur,  im 
Baltischen  gehabt  haben  können.  Auf  die  subjektlosen  sätsse 
dieses  gprachzweiges  ging  ich  aber  nicht  ein;  wegen  der  von 
Zob&tf  gegebenen  böhmischen  Übersetzung  mochte  ich  jedoch 
jetzt  ein  lettisches  beispiel  nachtragen,  worin  das  verb  schwer- 
Ueh  von  anfang  au  pluraliscb  gedacht  ist:  jo  bermt  per^  jo  bems 
rmd  ,awi  vic  dite  bije^  tim  vice  diie  plä^&  je  mehr  man  ein  kind 
Bdd%t,  am  so  mehr  weint  das  kind\    Zubaty  bemerkt,   da^i 


172 


HoIg^T  Pc^erBCBi 


man  im  Böhmischen  allerdings  eher  UjeS  sagen  würde;  vgl 
aber  das  Sprichwort  cim  t??c  $e  s  havnetn  maie^  tun  vie  smrdi 
je  mehr  man  im  mist  herumwühlt,  um  so  schlimmer  riecht  er^ 

Hier  noch  eine  kleine  nachlese  yon  ftechiscben  beispielea: 
po  tmt'  nerozeznä  kravu  od  hone  ,in  der  nacht  kann  mau  eine 
kuh  Yon  einem  pferd  uicht  unterscheiden'  (Zubaty) ;  und  aas 
Mähren  (mitgetheilt  durch  die  vermittelung  von  Zubaty):  wecA 
iö^  to  nesmi  ,lass  das,  das  darf  man  nicht*;  (o  nemuh  ,^ 
kann  man  nicht';  lakomjhQ  stolara  vokoUi^ne  nenajde  pSOlcheo 
tischler  findet  man  in  der  Umgebung  nicht*;  tole  nekoiipi  ^ni 
V  Brne  ,das  da  kauft  man  nicht  einmal  in  Brunn'.  In  der  alt- 
<^echischen  Übersetzung  von  Marco  Polo's  Million,  heraus- 
gegeben von  Pra^ek^  Prag  1902  finden  sich  zahlreiche  beispiele; 
Zubaty  führt  an:  tak  daleko  jako  by  mohl  m  sedm  dni  tyÖ* 
,so  weit  man  in  sieben  tagen  gehen  kann^;  okolo  toho  mhhi 
turkyssiYü  najde  mnoho  ,um  diese  Stadt  herum  findet  man  viele 
türkise' ;  po  sedmi  dnech  jest  pak  jüi  vserJco  doluoVt  tok  ii 
Icdva  dolti(w  sende  ve  dvü  dni  ,nach  7  tagen  muss  mau  stets 
hinabsteigen,  so  dass  man  mit  noth  hinunterkomrat  in  2  tagen'. 
Schliesslich  verweist  Zubaty  mich  auf  einen  altrussischen 
,man'-satz  mit  maskuiinischem  partizipium :  smotrichomSy  iaiö 
sja  poklonjajutb  v&  chrame;  pofdomvsja  sjadethf  i  gtjadith  seft^ 
i  oimnw  jako  besens  ,wir  sahen^  wie  sie  sich  ira  lerapel  Ter 
neigen;  wenn  einer  sich  verneigt  hat,  setzt  er  sich  und  schaut 
hin  und  her  wie  ein  toller*  (Nestor,  jähr  987), 

Sehr  interessant  ist  die  thatsache,  dass  im  Finnischen  ein 
ganz  ähnlicher  Sprachgebrauch  herrscht  wie  im  Altskandins- 
vischen  und  im  Slavischen.  Ich  verweise  auf  Setälä,  VmsU 
spräkets  satslära,  Helsingfors  1903,  p-  4:  sen  kohta  iuwH 
eVä  känessa  on  älyä  ,das  liört  man  sofort,  dass  er  scliarfsinn 
besitzt';  hänen  sanoihinsa  ei  voinut  luottaa  ,man  konnte  sieb 
auf  seine  worte  nictit  verlassen':  häntä  ei  mitenkaän  olisi  hd- 
htt  Bairaakd  miekekd  ,maö  hätte  ihn  keineswegs  für  rioeo 
kranken  manu  genommen'.  Besonders  häufig  ist  die  sub- 
jektlose Verwendung  bei  den  verben  man  und  saaianj  die  ^^ 
an,  skal  ziemlich  gleiclibedeutend  sind,  wofür  ich  aus  ümsch 
geschriebenen  arbeiten  von  Mikkola  ein  paar  beispiele  liielifir- 
Stelle:  ei  myoskään  saanut  pauna  toimeen  Böömissa  tner^^ 
ttiomiöisiuimen  päätoksiä  ,man  durfte  auch  die  entscheidüng^o 
eines   fremden  gerichtes  iu  Böhmen  nicht  ausführen*;  pappf- 


liene«  ona 


llcli0i. 


173 


vifhja  ei  saa  mtjydä  ,inan  darf  die  priesterämter  nicht  ver- 
kaQfen';  kansallistumw  oli  min  vakvisUinut^  että  nyt  pikemmin 
mattoi  puhfia  kanmUisylpeydestä  .das  oationalitätsgeföhl  war  so 
eistarkt,  dass  man  jetzt  eher  yon  nationallioclimutli  reden 
koonte'*  Auch  das  folgende  beispiel  erinnert  an  das  Indo- 
g^manische:  Monpoika  on  kuin  seljapim;  jafa  enemmän  f^itä 
kttmif  ntä  paksiimpaan  kiiorf^m  $e  peittyy  ,der  bau  er  ist  wie 
m  bolunderbaum;  je  melir  man  ihn  scitält,  mit  um  so  dickerer 
rinde  bedeckt  er  sich*  (Mikkola).  Vgh  noch  tanf^kalaisessa  rmw- 
m  htionKta  toiseUa  pwtUn  Hamlei-tarim^  toisdia  puülen  Didrik- 
tQmn  sekoittisia  ,im  dänischen  gedic  t  bemerkt  man  ein  ge- 
misch  einerseits  von  der  Hamlet-sage,  andererseits  yon  der 
Didrik -  sage^ ;  mutämnat  kohdat  mitiä  eläväsÜ  muisttitiavüt 
K^iäervö-iarHaf  varsinkin  jos  ottaa  huömioon  eman  towm  hu' 
luH  ,einige  punkte  hierin  erinnern  lebhaft  an  die  KuUervo- 
sa^e^  besondere  wenn  man  einen  j^e wissen  anderen  gesang  in 
betracht  zieht'  (Mikkola.)  Ob  der  Sprachgebrauch  alt  ugroflnnisch 
i«t,  oder  auf  indogermanischem  (germanisch-slavischem)  einlluss 
^^iraht,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden. 

^Hiani 

I     kaiisch 


IL  (ieleprentliehe  bemerkungen  ttir  lautgeschichte  nnd 
I^rtgeBchichte* 

§  1.  (Verner's  gesetz).  Als  ich  meinen  au^atz  jZnr 
lenüehre*  KZ  XXXIX  232  ff  schrieb,  worin  ich  s.  243— 24G 
"Nachzuweisen  versuchte,  dass  Verner's  gesetz  aus  einem  mnsi- 
kalischen  akzent  zu  erklären  ist,  war  es  mir  entgangen,  dass 
8chon  öauthiot  MSL  XI  198  ff,  dieselbe  ansieht  aufgestellt 
kitte.  Ich  will  es  nicht  unterlassen  wenigstens  jetzt  nach- 
traglich auf  die  vorzüglichen  ausftlhrungen  dieses  gelehrt-en 
binmw eisen.  GautMot  zeigt  zugleich,  dass  die  bekannten  )aut- 
g^cfaichtlichen  theorien  von  J.  Wackeraagel  (über  -rs-  im 
Griechischeß;  ov^a,  ia^n^)  und  Barth olomae  (über  -rt-  im 
Awesta:  kBf9ta',  maSya-)  mit  dem  musikalischen  Charakter  des 
ahentee  gut  stimmen. 

§  2-  (Idg-  qh  und  q'^h  im  81  avischen).  leli  habe  IF 
T491  die  ansieht  autgesteUt,  dass  idg.  qh  und  q'*h  im  Slavischen 
ab  dt  auftreten,  eine  ansieht  die  n.  a,  bei  M  ei II et  MSlj  IX 
m  und  Etudes  sur  l'^tjTnologie  et  le  vocabulaire  du  vieux 
tlafe  s.  174  beifall  gefunden  hat»  Gegen  diese  ansieht  wendet 
M  neaardiogs  übleobeck  IF  XVU  95  ff. 


174 


Eotg0r  Pedet^n, 


Zanächst  führt   Uhlenback   s.  95   einige    apriarische    er- 
wäguDgen    an,    die   meine   ansicM   nnwahrscheiElich   machen 
sollen.    Er  behauptet,   dasf>  nach  meiner  anffassuug  (die  dann 
allerdings  unwahrscheinlich  wäre)  „im  Slavischen  das  kh  niebt 
nur  durch  seinen  Übergang  in  ckj  sondern  auch  schon  durch 
das  erhalten  der  aspiration  eine  sondei-steUung  (den  übrigen  tenaas 
aspiratae    gegenüber)    eingenommea    hätte***     Er   stellt  also 
meine  ansieht  chronologisch  in  der  folgenden  weise  dar: 
I.  kk    th    ph 
U.  kh    t     p 

ni.  X  ^  t    p 

Eine  solche  Chronologie  habe  ich  aber  nirgends  angedeutet 
oder  empfohlen ;  mit  meinen  ansichten  stimmt  nur  die  folgende 
aufstell  ung: 

I,  kh    th    ph 
n,  X       th    ph 

m,  X    t    p 

Aber  auch  von  diesem  missverständniss  abgesehen,  schetal 
UUenbeck  es  noch  als  au^ilig  zu  betrachtenj  dass  qh  und  f  I* 
anders  als  Zh  th  ph  behandelt  worden  ist.  Hierin  bat  er 
aber  unrecht;  denn  es  lässt  sich  empirisch  nachweisen,  im 
die  weit  hinten  im  munde  gesprochenen  versclilusslaute  be- 
sondere leicht  spirantisch  werden;  und  diese  erscheinung  ist 
phonetisch  sehr  leicht  zu  erklären:  weit  nach  hinten  ist  es  viel 
schwieriger  emen  vollständigen  verschluss  zu  bilden  als  ki 
den  weiter  nach  vorne  gesprochenen  lauten*  Ein  besonders 
klares  beispiel  dafür,  dass  ein  hinteres  k  besonders  leidit 
spirantisch  vnvd,  bieten  die  türkischen  sprachen,  in  deneü  riel- 
fach  k  bei  hinteren  vokalen  spirantisch  geworden  ist,  während 
&  bei  vorderen  vokalen  sowie  auch  t  und  p  verschlusslaute 
bleiben ;  dies  ist  z.  b,  im  Cuwaäischen  noch  vor  dem  eintreten 
der  eigenthtimlichen  vokalgesetze  dieser  spräche  gesehelieQ. 
Noch  häufiger  ist  in  den  türldschen  sprachen  eine  entsprechende 
verschiedene  entwickelung  des  g  bei  hinteren  und  bei  vorderen 
vokalen  (vgK  Vilh.  Grönbech,  Forstudier  tu  tyrkii?k  lj*l* 
historie,  Kopenhagen  1902  s,  151).  Ich  könnte  mich  auch  auf 
das  Mongolische  berufen,  wo  vor  hinteren  vokalen  nur  x  und 
y,  vor  vorderen  vokalen  nur  k  und  g  auftritt  (I*  X  Schmidt, 
Grammatik  der  mongolischen  Sprache  §§  12 — 14).  Iid  Ma- 
gyarischen ist  das  ur-ugrofinnische  k-  vor  hinteren  vokalen  zi 


NoDes  und  nacbträglioheB. 


175 


h-  geworden,  vor  vorderen  vokalen  als  k-  geblieben:  finn, 
liak  ,fisch*  magy.  hal;  finn.  käst  ,haiid'  mag3^  kez  (vgL  Setälä, 
Yhteissuomalainen  ääunehistoria  s.  8).  Ich  übersehe  dabei 
keifleBwegs,  dass  es  im  Magyariscbea  auch  noch  andere  interes- 
sante änderungen  der  ur-ugrotiniiischen  verschlnsslaute  gibt 
{p'>f-  und  verschiedene  fiir  den  inlaut  geltende  gesetze); 
aber  diese  gesetze  ändern  an  der  ans  hal:kea  zu  ziehenden 
lelire  nichts.  Und  brauche  ich  daran  zu  eiinnern,  dass  im 
Holländischen  f/  spirantisch  ist,  d  und  b  aber  nicht  (vgl. 
Sweet  A  handbook  of  phonetics,  Oxford  1877,  s.  141  £)? 

Wir  brauchen   uns  aber  überhaupt  nicht  vom  81avischen 
111  entfernen.     In  mehreren  slavischen  gegenden  ist  g  über  y 
tu  einem  stiüimhafteu  h  geworden,  während  d  und  b  erhalten 
geblieben  sind,  so  im  Kleinrussischen  und  im  Cechischen,    Ich 
eriBüere  hier  daran,  dass  nicht  nur   die   verschiedenen  artiku- 
lationssteilen,   sondern  auch   die    verschiedenen   artiknlations- 
titen  dem  spirantisch- werden  gegenüber  sich  verschieden  ver- 
galten. Am  leichtesten  werden  spirantisch  die  aspirirten  tenues, 
Ferhältnismässsig  leicht  auch  die  mediae,  am  schwierigsten  die 
t'mm  tenues,  weil  bei  ihnen  der  verschluss  am  energischsten 
Und  straffsten  ist.    Beispiele  hierfiir  lassen  sich  nicht  nur  aus 
<lem  Slavischen    und  zum  theil  ans  dem  Türkischen  sondern 
ÄBch  ans  dem  Armeuischen,  aus  dem  Neugriechischen  und  aus 
^m  Urgermanischen  anführen. 

Also:  die  annähme,  dass  idg,  qk  q"h  im  Slavischen  zu  x 
geworden  ist,  hat  apriori  an  sich  absolut  nichts  unwahrschein- 
Mches,  Es  kommt  also  auf  die  belege  an.  Mit  den  belegen 
st^ht  es  aber  so  gut,  dass  ich  wohl  sicher  hoffen  darf,  meinen 
bochgeschätzten  holländischen  kollegen  leicht  für  meine  ansieht 
S^winnueii  zn  können. 

Ulilenbeck  fiihrt  für  seine  ansieht,  dass  qh  und  ffh  im 

Sliräcben  zu  k  werden  nur  ein  beispiel  an,  das  er  selbst  als 

C^zlich     unsicher     bezeichnet:     asl.     kleüda    ,  Verleumdung, 

^9duiiähung'  gr.  /ä^iJjj    ,scherz,   spotte     kleveta    ist    aber    mit 

«riaem  im  Slavischen  durchaus  lebendigen  suffixe  von  einem 

ifetbnra  abgeleitet,  das  uns  im  Russischen  als  kUvätb  ,picken 

Km\  dem  Schnabel)'  klevätbsja  ,hacken,  beissen'  entgegentritt. 

^eiin  ühlenbeck  femer  altsl.  Mits  ,schild*  zu  gi\  o/J^ts  stellt 

tsUtt  zu  lat,  scütmn  ir.  sciath  cymr.  ysf/wyd%  so  handelt   es 

^  ntir  um  eine  ganz  ferne  Wurzelverwandtschaft,  deren  wahr- 


176 


Holger  Pedersen, 


scheinlichkeit  ich  gamicht  zu  untersucben  brauche,  da  schon 
die  neugriechische  (und  die  urgermanische)  parallele  es  als 
möglich  erscheinen  lässt,  dass  S'Ji  s(fh  anders  betiandelt  worden 
isfc  als  qh  <fh,  Gr.  inx^Luä  kann  man  daher  auch  mit  asL 
iskra  jfunke*  kombimren  (vgl,  jedoch  KZ  XXXII  273)  oke 
dabei  meine  theorie  zu  gefährden. 

Es  kommt  also  nur  darauf  an,  ob  Uhlenbeck's  kritik 
meiner  belege  für  slav,  x  aus  qh  q'^h  zutrifft  oder  nicht,  Idi 
habe  eine  ziemlich  lange  reihe  von  belegen  aufgestellt;  ich 
halte  sie  noch  alle  aufrecht^  bin  aber  weit  entfernt,  sie  alle 
als  gleich  sicher  zu  betrachten.  Da  meine  theorie  nicht  dureli 
die  Widerlegung  einiger  peripherischen  etymologien  widerleg 
wird,  wenn  nur  eine  anzahl  von  absolut  sicheren  beispielen 
übrig  bleibt,  so  halte  ich  mich  nicht  für  verpflichtet,  alle  meiae 
etymologien  hier  noch  einmal  zu  vertheidigen.  Ich  überlassne 
vielmehr  ohne  weitere  Wortverschwendung  den  fachgenoäseii 
die  beurtbeitung  derselben.  Nur  mit  rücksicht  auf  asl*  s^^ 
jgrau'  fi.  sery  p,  szaryi  an.  harr  ,altersgrau*  gr.  ;rf)roo;  Merkel' 
halte  ich  es  für  unbedingt  nöthig,  auf  Uhlenbeck's  gegen^ 
bemerk  ungen  einzugehen,  weil  diese  einen  faktischen  irrtlmm 
enthalten,  der  vielleicht  nicht  von  allen  indogermanisten  be- 
merkt  werden  wird.  Wie  ich  schon  auseinandergesetzt  habe, 
lassen  sich  die  westslavischen  formen  nur  unter  der  voraiis^ 
Setzung  mit  den  südsla vischen  und  russischen  formen  vereinigeD, 
dass  sowohl  i?  wie  s  aus  ch  durch  die  jüngere  palatalisation 
entstanden  sind,  Uhlenbeck  schlägt  jetzt  aber  vor,  die  west- 
slavisehen  formen  von  den  ost-  und  südslavischen  zu  trenflen: 
für  jene  setzt  er  den  anlaut  B-,  für  diese  k*  an;  unter  dieser 
Voraussetzung  lasst  asL  sei^B  sich  zu  aind.  garä-  ,bunt,  scheckig 
stellen.  Auf  die  methodologische  frage  will  ich  nicht  eit- 
gehen;  eine  reihe  von  slavischen  formen,  die  vom  slavischen 
Standpunkte  aus  als  absolut  identisch  betrachtet  werden  müssea, 
auseinanderzureissen ,  um  für  einen  theü  der  formen  eine 
auswärtige  etymologie  zu  finden,  ist  allerdings  ein  verfahreo, 
wovor  ich  bei  meinen  Universitätsübungen  meine  znMrcr 
ernstlich  warne;  es  hat  z.  b,  einmal  einer  von  meinen  ^' 
hörem  den  Vorschlag  gemacht,  man  solle  an.  haun  ,bohne'  von 
den  lautgesetzlich  entsprechenden  deutschen  und  engli^^ften 
formen  trennen,  um  es  durch  eine  vorausgesetzte  grancüorm 
*bhabhuna  mit  laU  faba  zu  vermitteln;  ihm  habe  ich  dringend 


HeüeB  und  nicli 


[iCfiM.. 


177' 


3sa  beherzigen  gegeben,  dass  man  immer  zunächst  den  engeren 
kreis  von  sprachen  zu  vergleichen  habe,  ehe  man  sich  an  ferner- 
liegende vergleichungen  wagt,  dass  man  also  unbedingt  davou 
süksehen  müsse,  flir  an.  bann  eine  grundform  aufzustellen,   die 
Miicht  zugleich  für  die  deutschen  und  englischen  formen  passt. 
X)er  grundsatz  dürfte  einleuchten;    ich  will  mich  aber  nicht 
^weiter  darüber  verbreiten.  Denn  es  genügt  hier  vollkommen,  die 
nach  Uhlenbeck  für  das  Westslavische  aufzustellende  grundform 
etwas  näher  zu  betrachten,  Sie  soll  mit  h-  angelautet  haben; 
v^m  flir  ein  vokal  soll  aber  darauf  gefolgt  sein?    Ein  idg,  e 
k&nu  es  nicht  sein,  weil  dies  schon  nrslavisch  nach  i  zu  «  werden 
tuusste.     Das  polnische  a  in  szary  lässt  sich  nun  allerdings 
^gleich    gut   aus    urslav*  a  und    auj*    urslav.  S  erklären;    das 
■pfichlscbe  e  in  sery  lässt  sich  aber  aus  a  absolut  nicht  erklären; 
n^h  einem  j  oder  einem  j-haltigen  konsonanteu  wird  a  be- 
kanntlich im  Cechischen  nur  dann  zu  e,   wenn  auf  den  vokal 
\tm  ursprünglich  unmonillirter  konsonant  folgte;  deshalb  z.  b. 
nominativ  Jan  ,Johann*  neben  dem  vokativ  Jene,  dem  diminu- 
n^  Jmik  u,  s.  w.,  U.S.W,  (vgl  Genauer  Historickä  mluvnice 
1  92)*     Eine   grundform ,    die   mit  idg.  *Aiöi-   oder  *kiat-  an* 
Isatete,  darf  man  aber  ebensowenig  für  fi.  sery  p.  ssary  auf- 
llen ;  denn  oij  ai  wäre  nach  i  über  ei  zu  urslav.  i  geworden, 
lUte  jemand  bereit  sein,    nun   auch  ö,  SeriJ  von  poln,  szary 
ea  (etwa  für  das  Cechische  ^kie-^  für  das  Polnische 
anzusetzen),  so  rauss  ich  darauf  aufmerksam  machen,  dass 
auch  mit  drei  urslaviscben  formen  nicht  auskommt,  da  doch 
iucb  osorb*  siry  zu  erklären  ist.    Wenn  er  nicht  noch  eine 
rierte  grundform   (welche?)  aufstellen  will,  gelingt  die  sache 
okht    Kurz,  es  besteht  nur  eine  moglichkeit:  ash  strs  L  sery 
OflOrb.  eery  poln.  si'ary  können  nur  auf  eine  grundform  zurück- 
gllien,  die  mit  x  anlautete  und  einen  diphthong  enthielt.   Und 
idoii  dies  eine  wort  genügt  vollkommen,  um  slav*  x  aus  idg. 
jA,  ^h  zu  erweisen. 

Auf  Uhlenbecks  einwände  gegen   meine  etjTnologie  von 

ha  gehe  ich  nicht  mn.    Dagegen  muss  ich  die  hemer- 

Ton  Meringer  IF  XVII  117  berücksichtigen.    Seine 

semasiologiscbe   bemerkung   s.    117  ^    ist   natürlich    durchaus 

nchüg.   Unrecht  hat  er  aber,  wenn  er  das  slavische  wort  aus 

i  (schwer  nachzuweisenden)  germanischen  w^orte  entlehnt 

liast.     Unrecht  hat  er  schon   deshalb,    weil  die    grund- 

EiUicbnft  tat  Tetgt.  Sprtti^hr    S.  F.  XX    S^  |2 


178 


Böiger  P«denen, 


I 


bedeututig  des  slavischen   Wortes  nicht  ,zocIie\  soDdern   ganz 
einfach  ^ktiiittel,  ast*  war;    es  kann  daher   nicht  aus  einem 
(nicht  existierenden)    germanischen   wort   mit   der   bedeutnng 
,zoche*  entlehnt  sein;  es  war  weder  ein  kulturwort  noch  ein 
lehn  wort    Allerhöchstens  könnte  man  daran  denken,  dass  die 
bedeutnngsentwickelung,  wodurch  das  wort  im  Slavischen  ti.  a. 
die  bedeutung  ,hakenpäug'  bekam,  durch  den  anklang  an  ein 
gennamsches  wort  (etwa  das  wirklich  eiistierende  ahd,  suohha^ 
stiöhhüi  ,aratiuncula')  begünstigt  worden  ist.    Ein  echt  slari- 
sches  wort  bleibt  sovha  aber  auch  so*     Dass  ich  dafür  nicht 
eine  wui^zeletymologie  bereit  habe,  betrübt  mich  absolut  nicht. 
Zu   den   sicheren   belegen  für  slav.  x  aus  qh  q**k  rechnf 
ich  noch  asl.  dwteti  ^wollen*  arm*  xatid  ,ardente  brama*  gi\ 
/itig  u*  s.  w.    Ganz  peripherisch  war  meine  yermuthung,  lat. 
amäre,  famm  könnte  auch  hierhergehören.   Ich  bin  ganz  bereit, 
diese    peripherische   vermuthung,   sobald   sie   widerlegt  wird, 
aufzugeben.     Mit  grosser   Verwunderung   lese    ich    aber   IF 
XVn  96  1,  dass  diese  vermuthnng  nach  Uhlenbeck's   „aus- 
ftihrungen  über  die  Vertretung  der  teuues  aspiratae  im  Latei* 
nischen  (IF  XIII  213  ff)  als  dlirchaus  verfehlt"  zu  bezeichnen 
ist.    An  der  angegebenen  stelle  findet  sich  allerdings  ein  auf-  fl 
satz  von  Uhlenbeck  über   die  atigedeutete  frage;  der  anfsatz 
gipfelt  aber  (s.  219)  in  dem  bekenntniss,  dass  Uhlenbeck  weder 
über  die  Vertretung    der    t^nues   aspiratae    im    Lateinischea  ■ 
noch  überhaupt  über  die  idg*  tenties  aspiratae  irgend  etwas 
EU  behaupten  wagte;  „nil  scire  tutissima  fides";  und  auch  der 
leser  konnte  nach  der  lektüre  von  Ühlenbeck's  aufsatz,   deir 
kein  neues  material  brachte,   absolut  nicht  gezwungen   sein^ 
seine  etwaige  frühere  ansieht  zu  ändern*    Ich  habe  den   im 
ganzen  nur  referirenden  aufsatz  Ühlenbeck's  gern  gelesen,  habe 
aber  darin  eben  mir  ein  referat  gefunden;   und  jetzt  soU  das 
ganze  problem  durch  diesen  aufsatz  entschieden  sein !  Ich  halte 
es  vielmehr  nicht  nur  aus  physiologischen  gründen  für  wahr- 
scheinlich, sondern  zugleich  ans  etymologischen  giünden  für  ab- 
solut sicher,  dass  die  idg.  tenues  aspiratae  im  Lateinischen  als  f 
und  h  (und  deren  fortsetzer)  erscheinen.    Dies  hier  näher  zu 
erörtern  bin  ich  nicht  verpflichtet.     Vgl,  jedoch  unten  über 
hm^Gs  und  §  4  über  fungfis^  —  Mit   bezug  auf  die   sonstig« 
lautforra  des  asl,  choteti  sei  es  mir  erlaubt,  hier  noch  hinzuzu-    ■ 
fügen,    dass  ein   o  als  Vertreter  eines  u- farbigen   silbischen  I 


I 


Neaei  xmä  nachtriglicheB. 


179 


BMals  Eoch   in  einem   bis  jetzt   über&eheneti  klaren  beispiel 

TOrliegl..      ÄsL   groza   bedeutet  ,horror*^    ebenso  russ.  grom, 

ugroza;  riiss.  grozä  liat  aber  daneben  die  jedenfalls  ältere  be- 

deutung  ,gewitter,  donnert    Das  wort  lässt  sich  daher  voü 

a&L  grbmiti    t.    hrmiti    ,donnern*    asL   groms  ,donner'    nicht 

trennen.  Eng  verwandt  ist  es  auch,  wie  längst  von  M  i  k  lo  s i c h 

erkamit,   mit  lit,  gnmudiiii  gruntsti  .di'ohen*.    Aufiallig  ist  es 

zwar,  dass  dem  litauischen  ^d  im  Slavischen  nur  z  entspricht; 

eine  solche  entsprechung  ist  jedoch   auch  sonst  bekannt ,  vgl. 

IF  Y  36  und   Mi  kl  o  sich  Vgl.  gr.  P  271,   wo   noch   auf  lit 

gmistu  griftiEdaü  griihstt  ^sinken   in  wasser,   schlämm'  neben 

\m  gidchbedeut enden  asL  gr^^m^ü  russ,  grjä^nuU  verwiesen 

wird.     Die    kombination    von  asL  groza    mit    lit.    grumsdHü 

koünte  früher  als  unsicher  gelten,    weü  das  verhältniss  der 

Tökale  unklar  war;   dieser  verdächtigungsgrund  besteht  aber 

bBQte  nicht  mehr.    Aufzugeben  sind  also  die  etymologien  bei 

Oethoff  Parerga  s<  44  und  bei  Zupitza  KZ  XXXVII  398. 

{Das  gesetz  Zupitza's  über  slav.^  aus  s  kann  aber  trotzdem  richtig 

m;  zwei  neue  belege  nach  r  will  Uhlenbeck  KZ  XXXIX 

ä99  wahrscheinlich  machen.    Mt  unrecht  nimmt  er  aber  an, 

dass  hierdurch  eine  revision  der  ansichten  über  slav.  ch  aus  s 

md  den  in  diesem  puakte  besteheuden  Zusammenhang  mit  dem 

Arischen  aöthig  werde,    i  ist  im  Slavischen  (ausser  vor  ver- 

icUosslanten,  IF  V  77)  zu  ch  geworden;  der  entsprechende 

itimmhafle  laut  f  ist  dagegen  niemals  etwa  zu  y  verschoben 

'Orden;   wie  das  erhaltene  s  vor  verschlusslauten  historisch 

4  A  auftritt,   so  erscheint  auch  i  als  slav.  e]  anders  könnte 

ttim  es  überhaupt  nicht  erwarten.  Die  alternation  s:€h  ist  im 

^Tischen  gelegentlich  zu   einem  mittel  der  wortbüdnng  und 

ißt  bedeutungsunterscheidnng  geworden,  wie  Baudouin   de 

Coirtenay,  Szkiee  jfzykoznaw^cze  1  259  schon  nachgewiesen 

bL    Deshalb  kann  ch  (aus  s)  gelegentlich  auch  nach  e  und  a 

itdien;   an   dem  lautgesetz,   dass  idg.  s  nur  nach  i  u  r  k  zn 

A  wird,  ist  aber  absolut  nicht  zu  rütteln). 

Uhlenbeck  hat  IF  XVII  99  uud  95  noch  ein  paar  von 
lir  vertretene  et3rmologien ,  die  mit  der  ^/i-frage  in  keiner 
fierbiüduüg  stehen,  angegriffen.  Die  gleichung  ash  chlado 
lit.  smltas  .kalV  wird  kurzer  hand  als  ^ willkürlich*^ 
^lehnet,  weil  Uhlenbeck  szdUas  von  lit.  szalnä  asL  sktria 
J^  nicht  trennen  will*    „Wäre  es  nicht  um  chlads  unter- 

12* 


180 


Holg«r  FttderBen, 


1 


zubringeiif   so  würde  es  keinein   eingefallen  seiü,   ^älfc^  von 
srnhiäj  aksl  slana  zu  trennen  und  sein  anlautendes  sz  aus  idg. 
ks  zu  erklären^.    Dieser  satz  ist  unbedingt  richtig;   er  kanu 
auch  so  ausgedrückt  werden:  „Wenn  man  das  heutige  Litaaiscb 
ohne  irgend  eüien  seiteabUck  auf  verwandte  sprachen  etymo 
logisireu  darf,  so  kann  smlias  von  ssalnä  nicht  getrennt  werden". 
Dies  verfahren  ist  nun  aber   einmal  nicht  erlaubt;   mau   darf 
niemals  nach  wurzeln   suchen,    ohne  auf  die  historische  and 
vergleichende  Sprachwissenschaft  rücksicht  zu  nehmen.    Wahn- 
sinn gehört  nicht    zu  tvahu^  wähnen ^  alb,*tiirk.  sevda  ,liebe* 
gehört  nicht  zu  ttirk,  sevmek  (sävmäk)  ,lieben*  (ZDMG  57,  5B6)^   ■ 
d.  Glicht    gehört    nicht    zu    sticken,    hantieren    nicht   zu   Äan/CT 
(Brngmann  IF  XVII  17Q),  bret  dimezdl  junges  mädchea"^^ 
(aus  fr-  demoiseUe)  gehört  nicht  zu  dimesd  ,heirathen'  (worübe^^ 
vgl,  V.   Henry    Lex.    6L    du    breton    moderne);   alb.    leho\ 
.Wöchnerin*  (griech*)  gehört   nicht  zu  lehem   ,vverde  geboren' 
türk.   syklät   »pesanteur,    peine,   importunit^*»    alb.   mkkt   ,ui::^- 
behagen'  ,lange  weile'  (arab.,  von  paqala)  gehört  nicht  zu  türk^. 
.sykylmak  .Unbehagen,    lange  weile  empfindenS   da  dies   ecB=Lt 
türkisch  ist  {sykmak  ,presser');  die  ähnlichkeit  war  aber  gro^ss 
genug,  um  einen  forscher  wie  G.  Meyer  (Et  Wtb,  s*  384)  ^sa 
täuschen.    Im  Dänischen   steht  agem  ,frucht  der  eiche'  neb^su 
fg  ,eiche*  genau  wie  bog  ,frucht  der  buche*  neben  bag  ,büch^'; 
und  trotzdem  ist  agem  (got.  akran)  mit  eg  absolut  nicht  v^aa-- 
wandt 

Was  die  bezeichnung  der  gleichung  ash  chlada :  lit*  szäl^^as 
als  „willkürlich^   betrifft,   so  erlaube  ich  mir  darauf  zu  r^r- 
weisen,  dass  dieselbe  deutung  auch  in   der  bald  nach  mein  ^m 
aufsatze    erschienenen    arbeit    von    Mikkola  Baltisches  tm^nA 
Slayischey  (t'inska  vetenskaps-societetens  förhandlingar  XL-*^) 
s.  44  vorgetragen  ist,  also  wenigstens  zu  denjenigen  willkürlL^^h- 
keiten  gehört,  die  auf  einmal  von   mehreren  Sprachforschern 
einleuchtend    gefunden    werden.     Auch    die    sowohl   von   K»ir    , 
(KZ  XXXVIII  395)  als  auch  von  Mikkola  (Baltisches  uJidJ 
Slavisches  s.  39)  und  von  Mansion  Les  gutturales  grecqtJes 
s,  98  gebilligte  kombination  von  aal  sirs  ,verwaist*  lit.  $zmrfs 
,wittwer*    sBeiri  ,wittwe*  mit  gr.  xn9^^  1^*-  herm  wird  von 
Uhlenbeck   IF  XVII   95   verworfen,    vermuthlich    nicht    nur 
wegen  seiner  verliebe  für  wurzeletjrmologien  (hier  bietet  mh 
ein  indisches  ha-  ^verlassen' !) ,  sondern  zugleich  weil  ein  id^. 


N«tiee  und  nficbtriglicbee. 


181 


*ih^o-  *Pk^ro'  (vgl.  serb.  dröte  ,die  waisen*,  siromäi  ,die 
annen*,  Strotan  »verwaist',  sirot^äd  ,die  waiseoS  derpii  akzent 
aaf  ein  idg.  ti  oder  /  weist)  seinem  wünsche,  die  existenz  der 
idf*  tennes  aspiratae  gänzlicli  abznleugnen  (IF  XIII  219), 
aicht  recht  zustatten  kommt, 

§3*  (Die  armenischen  lehn  Wörter  im  Türkischen.) 
Deijenige  theil  meines  aufsatzes  KZ  XXXIX  3B4— 485,  der 
über  die  armenischen  lehnwörter  im  Türkischen  handelt  (s. 
W2 — 465)  ist  von  bern]  dr.  Bernhard  Munkäcsi  in  der 
idtichrift  Keleti  szemle  V  352—357,  vgl.  347—349  be- 
^rochen  worden. 

a)  Ich  war  natürlich  bei  der  abfassnng  des  betreffenden 
tbechnittes  vor  allem  bestrebt  gewesen  die  als  armenische 
lehnrörter  in  anspruch  genommenen  türkischen  Wörter  nach 
biften  allseitig  zu  beleuchten.  Ich  darf  jetzt  nach  Munk^esi's 
kaprechung  annehmen,  dass  mir  dies  einigermassiMi  gelungen 
ist;  denn  er  hat  im  grossen  und  ganzen  nur  dasselbe  materiaJ 
ins  feld  geführt  j  das  auch  schon  bei  mir  verzeichnet  ist.  Was 
er  aeues  beibringt,  wird  im  verlauf  meiner  darstellnng  be- 
sprochen werden.  Mit  einer  gewissen  enttäuschung  habe  ich 
jedoch  bemerkt,  dass  er  über  diejenigen  türkischen  Wörter, 
ten  geschiebte  mir  unklar  war  (wie  osm.  gäm  ,zaum^  s.  462), 
liebt  nur  nichts  entscheidendes,  sondern  überhaupt  nichts  vor- 
getragen hat. 
I  b)  Obgleich  nun  aber  Munkäcsi  dasselbe  material  wie  ich 
J  benutzt,  so  hat  er  daraus  zum  theil  gau2  andere  folgerungen 
I  «1»  ich  gezogen.  Auffällig  ist  en  mir  gewesen,  dass  er  that- 
I  ^heu,  die  mit  meiner  hypothese  stimmen,  und  deren  fehlen 
^fir  meine  lehre  geradezu  verhängnissvoU  sein  würde,  als  ar- 
^punerite  gegen  mich  verwendet.  Ich  habe  bekanntlich  eine 
nähe  von  türkischen  Wörtern  als  aus  dem  Armenischen  ent- 
Wmt  bezeichnet  und  dabei  auf  eine  periode  verwiesen,  als 
ten  termin US  ante  quem  ich  nach  der  lautlichen  fonu 
to  Wörter  das  jähr  5CM}  vor  Chr.  angesetzt  habe.  Munkäcsi 
w&det  nun  mehrfach  ein,  dass  die  betreffenden  werter  gemein- 
ttridsch  sind,  über  das  ganze  türkische  Sprachgebiet  verbreitet 
>iiMl.  Dies  wäre  allerdings  ein  sehr  schwer  wiegender  ein- 
»tßl  falls  man  annehmen  dürfte,  dass  die  Türken  in  der 
?eri(Mie  H300— 50(j  vor  Chr.  Konstantinopel  beherrschten,  bei 
Kaxaa  wohnten,  am  eismeere  sassen,  eine  annähme,  die  eben- 


ii 


Holfer  Peäonen, 


80  wahrscheinlich  ist  wie  etwa  die  atmahme,  dass  die  Slaveii 
in  jener  periode  Madivostok,  Archani^elsk,  St.  Petersburg  und 
Prag   beherrscht    hätten.     Derartiges    nimmt   aber    Muakäcsi 
selbstverständlich  nicht  am.    Die  ungeheure   Verbreitung^  der 
Türken  ist  ebenso  wie  die   ungeheure  Verbreitung  der  Slaven 
ganz  sekundär*    Auf  dem  ungeheuren  gebiete  der  türkischen 
Stämme  sind  noch  heute  die  sprachlichen  unterschiede  so  gering, 
dass  man  vielfach  geneigt,  ist,  eher  von  verschiedenen  dialekten 
als  von  verschiedenen  sprachen  zu  reden ;  und  auch  wenn  man 
die  am  meisten  abweichenden  sprachen  (das  Jakutische  und 
das  CuwaSische)   mit  heranzieht,   daif  man  sagen,   dass  sich 
auf  dem   türkischen  gebiete    keine    grösseren    differenzen  als 
etwa  auf  dem  slavischen  gebiete  voi'ftnden.    Und  wie  die  im 
9*  Jahrhundert  nach  Chr.  entstandene  altbulgarische  slavischeJ 
Schriftsprache  von    einigen   speziellen   punkten   abgesehen    in^ 
ganzen  gerade   diejenigen  formen  enthält,   die  man   nach   deBET' 
vergleich nug  der  sämmtlichen    modernen  slavischen  spracheszi 
als  urslavisch  ansetzen  miisste,  so  enthalten  die  aus  dem  ^  . 
Jahrhundert  nach  Chr.  stammenden  von  Vilh.  Thomsen  ent- 
zifferten Orchon-inschriften   noch  im   wesentlichen  die  als  wm:-- 
türkisch   anzusetzenden  formen.     Da  die    sprachentwickelui:»^ 
nicht  immer  mit  der  gleichen  Schnelligkeit  verläuft,  so  ist  ^ss 
natürlich  nicht   möglich   durch    rückbereclmnng  den   genauso 
punkt  zu  finden,  wo  noch  die  türkische  ui-sprache  als  ga 
einheitlich  bestand,   und   wo    die  spraclüichen  vorfahren  4 
jetzigen    türkischen    Völker   noch    als    ein    nicht  allzugross 
irgendwo  eingeengtes,  einheitliches  volk  ein  der  grossen  w 
unbekanntes  dasein   fristeten  (wobei  es  ganz  gleichgültig  ist 
ob  dies  volk  isolirt  dastand  oder  etwa  durch  eine  lange  kette 
von  später  sprachlich  verschollenen    bruderstämmen   mit  d«tj 
Mongolen    verbunden    war).      Wenn    wir     annehmen,     da^J 
die   erste    bekann tschatt    der  Chinesen   mit   den   vermuthlid* 
türkischen   Hiung-nu  mit  der  ausvvanderung  der  Türken   aQs 
ihrer  nrheimath  in  Verbindung  steht,  und  wenn  wir  die  zeit, 
die  für  die  Wanderung  von  einer  recht  fernen  nrheimath  bis  ^ 
den  grenzen  des  chinesischen  reiches  nöthig  war,  nach  maass- 
gäbe  der  historisch  bekannten  Völkerwanderungen  berecho^^ 
so  werden  wir  an  der  annähme  absolut  keinen  anstoss  nehm^^ 
können,  dass  die  sprachlichen  vorfahren  der  jetzigen  türkiscbeß 
Völker  nach  in  der  von  mii*  angedeuteten  periode  {deren  ter- 


I 


Neues  und  ßachtri^Ucfisfl, 


183 


ante  quem  das  Jahr  500  vor  Chr.  ist)  als  einheitliches 
Volk  in  der  nähe    der  Armenier  lebten.     Sollte  jemand  aus 
turkologischen    gründen  meinen   terminus  ante  quem    etwas 
weiter  zurück  (etwa  600  oder  700  vor  Chn)  verlegen  wollen, 
80  habe   ich   dagegen   nichts,    Haben   die   Türken   in  dieser 
I     Periode   lehn  Wörter   aus   dem    Armenischen   autgenommen,   so 
Blässe  n  diese  lehn  werter  heute  auf  den  verschiedensten  punkten 
Hles  türkischen  gebietes  nachweisbar  sein,  ganz  ebenso  wie  es  mit 
^4e&  im  anfaug  unserer  zeitt^echnung  aus  dem  Gotischen  ins  Sla- 
mhe  übergegangenen  lehnwörtern  steht,  die  jetzt  von  Vladi- 
vostok   bis  Prag  verbreitet   sind  und  an  ableitungen  ebenso 
reich  sind  wie  die  echt  slavischen  Wörter  (lehrreich  sind  auch 
liie  ur-ngrofinnischen  entlehn ungen  aus  dem  Arischen  wie  finn. 
^sda  läpp.  &iiöUe  magy.  siä^  ,huüdert\  deren   alter  allerdings 
nicht    bekannt   ist;    älter   als   unsere  iranische   Überlieferung 
(Diifiseü  sie  nach  der  sprachlichen   form  sein;   ur-ugrofinnisch 
wurde  z,  b.  etwa  *iata  ^hundert*  gesprochen).   Auffällig  wäre 
6fl  dagegen  gewesen,    wenn   armenische  lehnwörter,   die  vor 
dem  jähre  500  vor  Chr.  aufgenoumieii  sind^  nur  eine  geringe 
feographische  Verbreitung  hätten.  Ich  habe  mich  daher  natür- 
j     lieh  bestrebt  den  gemeintürkischen  Charakter  der  armenischen 
lehnwörter  nachzuweisen.  Ich  hätte  erwartet,  dass  ein  etwaiger 
geguer  mir  vorgeworfen  hätte,  es  sei  mir  dies    nicht  immer 
irelangen.   Dass  aber  gerade  der  gemeintürkische  Charakter  der 
Wörter  und  ihre  ableitungsfilhigkeit  (Munkacsi  s.  ;iö6)  als  ein- 
tÄfld  gegen  mich  verwendet   wird,  kann  doch  wohl  nur  auf 
I     äoem  lapsns  c^lami  meines  gegners  beruhen. 
'  c)  Was  die  historische  seite  der  frage  betrifft,  so  muss 

ich  natürlich,  nm  meine  hypothese  aufrecht  zu  halten,  den  Ur- 
t3rken  ziemlieh  weit  nach  westen  gelegene  wohnsitze  zu- 
schreiben. Hierzu  bemerkt  Mnnkäcsi:  „Auch  ich  halte  es  für 
dorchaus  walirscheinlich,  dass  die  entwickelung  der  altaischen 
sprachen  nicht  im  fernen  osten,  sondern  in  der  nähe  der  ur- 
llten  westasiatischen  kaltur  nnd  im  Zusammenhang  mit  ihr 
Itattgefunden  hat.*^  Über  diese  Zustimmung  kann  ich  mich 
latürlich  nur  freuen;  jedoch   muss   ich  nachdrücklich  hervor- 


eben,  dass  ich    gar   nicht  von    den    ^altaischen"   sprachen, 


■p^ndern  nur  von  den  Türken  gesprochen  habe.    Dass  aus  den 

^iefitlichen    Wohnsitzen   ^noch  nicht   folgt,    dass  die  Armenier 

*?inst  auch  nachbarn  der  Türken  gewesen  sein  müssen",  gehe 


184 


Hotgor  Federsöö, 


ich  selbstverständlich  zii;  eins  folgl^  aber  daraus:  dass  meüie 
hypothese  sich  innerhalb  der  grenzen  der  u,  a.  auch  von 
Mnnkäcsi  als  möglich  anerkannten  Verhältnisse  bewegt;  er  ist 
also  gamicht  dazu  berechtigt,  meine  vermuthung  schon  apriori 
als  „sonderbar"  zu  bezeichnen  (s.  352). 

d)  Ich  habe  in  nieineüi  aufsätze  s.  463 — 460  eine  Über- 
sicht über  die  sich  irgendwie  mit  der  meinigen  berührenden 
entlehn ungshypothesen  (beeinflussung  der  Türken  von  anderen 
Seiten  her,  einfliiss  der  Annenier  auf  andere  Völker)  gegeben. 
Zunächst  musste  es  mich  natürlich  sehr  interessiren ,  dass 
mehrere  ausgezeichnete  und  methadisobe  Sprachforscher  (u,  a. 
Setälä  und  VilL  Thomsen)  es  für  möglich  und  wahr- 
scheinlich halten,  dass  die  ugroiinnischen  sprachen  in  sehr  alter 
zeit  lehn  Wörter  aus  dem  Armenischen  aufgenommen  haben.  MuB- 
k4csi  batte  gegen  diese  ansieht  polemisirt;  der  Schwerpunkt  seiner 
Polemik  ist  darin  zu  suchen,  dass  er  das  tnv  finn*  orpo  ;waise' 
(arm*  orb)  charakteristische  o  anch  in  solchen  Wörtern  nach- 
weist, die  nicht  armenisch  sein  können  (finn,  kota  ,hütte'  awest. 
kata-  jkammer*,  finn.  ora  ,bohrer'  aind.  ärä  ,ahleO*  Wenn  er  da- 
neben auch  auf  den  vokalismus  des  Magyarischen  {ärva  ,waise\ 
häe  jhans*,  ar  ,BchuhahleO  ein  gewisses  gewicht  zu  legen  scheint^ 
hat  er  kaum  recht;  nicht  nur  in  bezug  auf  die  quantitat, 
sondern  auch  in  bezug  auf  die  qualität  wird  der  magyarische 
vokalismus  un ursprünglich  sein*  (Vgl,  magy.  hmin  ,zn  hauhe* 
finn,  Arotom;  ein  Wechsel  zwischen  a  und  o  liegt  allerdings 
sicher  vor  bei  dem  iranischen  lehuwort  finn.  sami  ,horu' :  läpp, 
fJoarwe),  Wie  Mnnkäcsi  sich  übrigens  mit  gleichungen  wie 
finn,  nuori  jung'  arm.  lior  ,neu,  jung,  oder  finn,  oris  ,hengst 
arm.  orj  (j  =  ;j)  ,männlich  (von  thieren)*  abfindet,  weiss  icli 
nicht.  Ich  woDte  und  will  aber  zu  dieser  frage  noch  nicht 
selbständig  Stellung  nehmen, 

e)  Was  die  fremden  einflüsse  auf  das  Türkische  betrifi't, 
so  habe  ich  zunächst  anerkannt,  dass  das  Türkische  lehn  wort  er 
ans  dem  Sumerischen  enthält.  Dies  stimmt  durchaus  mit  den 
ansichten  von  Mnnkäcsi,  der  gerade  aus  diesem  gründe  geneigt 
ist,  die  ursprünglichen  Wohnsitze  der  Türken  in  der  nähe  der 
uralten  westsasiatischen  kultur  anzusetzen.  Auch  gegen  die  von 
manchen  forschem  angenommenen  und  gewiss  nicht  abzuleug- 
nenden berölirungen  der  Armenier  mit  dem  babylonischen 
knlturkreis  scheint  Mnnkäcsi  nach  s*  349  keine  bedenken  zu  hegen. 


N«a«i  und  naehtrfif  Uches. 


185 


f)  Ferner  hat  nun  Munkäcsi  schon  längst  angenommen, 
im  es  im  Türkischen  arische  lelmwörter  gibt.  Gäbe  es  wirk- 
lieh alte  (d,  h,  urtürkische)  entlehnungen  aus  dem  Arischen^ 
so  wäre  dies  natürlich  für  meine  hypothese  eine  giinstige  that- 
swbe.  Was  aber  MiinkÄcsi  Keleü  szemle  I  156  f*  vorträgt, 
koBnte  mich  unmöglieh  befriedigen.  Es  findet  sich  hier  z.  K  die 
gleicbung  toboL  tat.  jäldm,  jylyni  ,fischenietz'  aind.  jälam 
jiet2';  wie  soll  es  aber  möglich  sein,  dass  das  indische  j  durch 
ein  türkisches  j  wiedergegeben  worden  wäre?  weshalb  haben 
ie  Türken  nicht  das  ihnen  geläufige  f'  verwendet?  Aus  d^j 
%  ist  das  indische  j  doch  nicht  eutstanden,  wie  Munkäcsi 
sonderbarer  weise  annimmt  Auch  lässt  sich  die  kombinatiou 
sieht  etwa  in  der  weise  retten,  dass  mau  einen  wandel  von 
^  in  ;  Bof  tiirkischem  boden  annimmt;  denn  wo  auf  türkischem 
^Mete  j  neben  j  steht,  da  ist  es  einfach  aus  j  entstanden  (so 
steht  z,  b.  neben  osm.  ^üA  ,bündel,  bürde,  last'  ein  kirgis,  jü/f 
und  mit  noch  weiterer  änderung  Cuwa^,  U%  Sok).  Möglich 
wäre  es  dagegen,  ein  türkisches  /  einem  nenpersischen  s  gleich- 
setzen, weil  das  neupersische  anlautende  j  aus  einem  älteren 
i entstanden  sein  kann;  in  solchen  fällen  wäre  also  das  ttir- 
üAb  wort  nicht  ans  dem  Neupersischen,  sondern  aus  einer 
^as  älteren  sprachform  entlehnt.  Ganz  sonderbar  finde  ich 
iber  die  gleichung  tuw.  j^m  ,\mm'  (nach  Grönbech's  sehrei- 
bnag  j?tn)  magj.  imeg,  ing  np.  ^«ina  ,kleid* ;  zwar  ist  auch  hier  das 
sp.  j  ans  ;  entstanden,  aber  das  gemeintürkische  j  ist  bekannt- 
Hei  im  Cuwaäischen  zu  §  gew^orden,  und  das  heutige  öuw,  ./ 
itt  das  Produkt  eines  ganz  sekundären  lautlichen  Vorganges; 
tichtiw,  j^m  kann  also  nni"  dann  zu  np.  |ama  gestellt  werden, 
tenn  es  aus  einer  anderen  türkischen  spräche  entlehnt  ist; 
dmiber  theilt  Munkäcsi  aber  nichts  mit;  vielmehr  scheint  er 
das  wort  als  echt  finwaöisch  und  als  quelle  des  magy,  imeg, 
i^g  aofzufassen.  Obgleich  ich  also  auf  manchen  punkten  mit 
HiBk&csf s  behandlung  der  lautgeschichte  nicht  einverstanden 
sdn  kann,  bat  er  allerdings  eine  anzahl  von  etjmologien  auf- 
gestelll,  gegen  die  ich  prinzipiell  nichts  einzuwenden  habe: 
fcagit,  jam  ^irdener  trug' :  aw.  yama-  ,glas' ;  alt.  jada  ,zauberstein^ 
Ißäa^  ,2auberer'  ^ag.jadu  ,zauberei* :  kaz.  jadt^^  iadu  ,zauberei*: 
Äw*  ydh**  ,zauberer*;  mm.  jan  ,seite^  np.  ja»  ,richtnng,  seite*; 
^ag,  Jan  kaz.  ia»  ,seele'  np.  jd»  ,seele^  Wenn  ich  prinzipiell 
ttkhts  ge^en  solche  gleichnngen  einzuwenden  habe,  so  bedeutet 


186 


Hülger  Fedeneu, 


das  nun  allerdings  nicht,  dass  irh  sie  alle  als  zweifellos  richtig 
betrachte.  Bei  wenig  verbreiteten  Wörtern  lassen  sich  bei  aller 
anerkennung  des  IraniBcheii  ausgangspunktes  noch  verschiedene 
müglichkeiten  denken,  an  die  Mimkäcsi  gar  nicjit  gedaciit  zu 
haben  scheint;   me   wäre   es,   wenn   z.  h.  irgend   ein   neuper 
sisches  wort  mit  j-  zunächst  darch  den  einfluss  des  mohanune* 
danismus  in  einen  türkischen  dialekt  übergegangen  wäre,  de^ 
selbst  j-  besitzt,  dort  volksthümlich  geworden  wäre  und  nach 
her  in  einen  nachbardialekt  übergegangen  wäre,  wo  man  g^^ 
wohnt  war,  das  j  der  nahe  verwandten  nachbarn  als  mit  de^^ 
eigenen  j  identisch  zu  empfinden?  (Vgl.  etwa  dän*  sky  aus  fraa^^ 
j^is^  wo  die  lautvertretung  sieh  daraus  erklärt,   dass  man  g-^ 
wohnt  war»  fremdes  (deutsches)  s  mit  dem  dänischen  sk  etyitxo. 
logisch    zu    identiflziren).      Von    diesem    gesichtspankte   ai2s 
verlieren  5ag,  jam»  jadu  und  jan  ,seele'  einen  theil  ihrer  übef- 
zeugenden  kraft.     Vgl.   fiuw*  janavar  ,thier*   aus  np.   ^anvar, 
Äimarin  p.  12<    Der  anklang  des   osm,  >ii  ^seite*  an  ü&s 
«tyraologisch    dunkle  np<  s^n  könnte    ganz  gut  zufMlig  sek 
Onm.  jiik  ,bündel,   bürde,   last',  das  einerseits  ein  unzweifel- 
haft altes  türkisches  wort  ist,   andererseits  aber  an  das  idf 
*jt(gom  joch'  auffällig  anklingt,  passt  wegen  des  ü  und  übrigens 
wohl  auch  wegen  des  k  nicht  zum  Iranischen,     Ich  kann  also 
absolut  nicht  finden,  dass  Mnnkäcsi  es  wahrscheinlich  gemacht 
hat^  dass  das  Urtürkische  lehnwörter  aus  dem  Arischen  ad- 
genommen  hätte»    Ja,  ich  muss  hinzufügen:  ich  hatte  bei  der 
lektüre  von  Munkicsi's  aufsatz  überhaupt  kaum  den  eiudruct, 
dass  er  eine  solche  these  aufstellen  wollte ;   es  war  mir  zwar 
klar,  dass  er  die  entlehnungen  in  eine  einigermassen  alte  zeit 
verlegte ;  dass  er  aber  an  die  urtürkische  periode  dachte,  s^ltien 
durch   die    art   seiner    darstellung  ausgeschlossen.     NatÜrUcb 
wäre  es  denkbar,  dass  das,   was  Munkacsi  nicht  bewiesen  W 
und  vielleicht  überhaupt  nicht  hat  beweisen  wollen,   trotssdew 
beweisbar  wäre*   Ich  verhalte  mich  jedoch  in  dieser  heziehuag 
skeptisch,  und  ich  gab  KZ  XXXIX  465  meiner  skepsis  dar^b 
die  folgenden,  von  Munkacsi  sehr  beanstandeten   worte  aiiä- 
druck:  „Auch  wohnten  die  Türken  in  alter  (d.  h.  urtürkischer) 
zeit  vielleicht  nicht  östlich  genug,  um  sich  mit  den  Ariern  za 
berühren*^.     Aus  diesem  anlasse  belehrt  mich  Munkäesi,  i^ 
^arische  nomadenstämme  in  der  mitte  des  ersten  vorchristliclien 
Jahrtausends  (und  wahrscheinlich  auch  viel  früher)  —  wie  di«s 
die  skythischen  eigennamen  und  die    arischen  lehnwörter  iu 


im  finuiseh-magyarischen  sprachen  unzweifelhaft  beweisen  — 
«estUcb  bis  zum  Don  verbreitet  waren".  Von  den  lehnwörtera 
10  den  finnisch- magyarischen  sprachen  sollte  man  in  diesem 
Zusammenhang  nicht  sprechen,  solange  man  nicht  weiss,  wo 
die  Ugrofinnen  etwa  1000—500  vor  Chr.  gewohnt  haben; 
Damentlicb  sollte  man  davon  nicht  reden,  wenn  man  wie 
Mankäcsi,  Keleti  szemle  IV  374  ff*  der  ansieht  ist,  dass  diese 
Iphn Wörter  zum  theil  geradezu  indischen  Ursprunges  sind. 
Die  Skythen  am  Don  haben  im  jähre  500  vor  (-hr.  jedenfalls 
nicht  Indisch  oder  Urarisch  gesprochen.  Auch  schon  der  ge- 
danke,  dass  die  Iranier  sich  Jahrtausende  lang  von  Indiens 
freozen  bis  weit  in  llussland  hinein  erstreckt  und  sich 
trotzdem  nicht  mehr  ditferelizirt  hätten,  als  dass  sie  noch  im 
Westen  wie  im  osten  als  eng  verwandt  leicht  zu  erkennen 
wircn,  ist  auffällig  genug.  Vorsichtiger  und  wahrscheinlicher 
därfte  die  annähme  sein,  dass  die  Iranier  in  ihren  westlichen 
Wohnsitzen  nicht  viel  früher  vorhanden  gewesen  sind  als  in 
der  zeit,  aus  der  unsere  ältesten  darauf  bezüglichen  Zeugnisse 
itAmmen.  Dass  die  Iranier,  die  in  der  mitte  des  ersten  vor- 
cbristlichen  Jahrtausends  in  Russland  gewohnt  haben,  aus  Iran 
oder  den  nächsten  Umgebungen  Irans  ausgewandert  sind^  wurd 
man  auch  dann  annehmen  müssen,  wenn  man  etwa  die  ur- 
kimath  der  Arier  nach  Russland  verlegt,  was  Munkacsi  \ael- 
lächt  mit  der  bemerkung  andeutet,  dass  nach  seiner  f^ansicht 
ta  vordringen  der  altaischen  stamme  nach  Zentral- Asien  in 
eine  ältere  periode  fällt  als  die  der  eiuwandetung  der  Arier  nach 
Eran  nnd  Indien/  Die  Arier  wären  dann  zunächst  sehr  firöh 
w  Bussland  nach  Asien  gewandert  (wie  etwa  die  Insel-Kelten 
IQS  Gallien  nach  Grossbritannien  und  Irland  eingewandert  sind)» 
Ip&ter  wären  aber  einige  iranische  stamme  wieder  nach  Uum- 
U&d  eiDgew^andert  (etwa  wie  die  Bretonen  nach  der  Bretagne), 
aber  die  urheimath  der  Arier  Hussland  gewesen  wäre,  halte 
für  gaoe  unbewiesen;  viel  eher  kommt  Iran  oder  theile  von 
Inn  und  den  nächsten  Umgebungen  Irans  in  betracht.  Das  pro- 
Hem  igt  mit  der  allgemeinen  frage  nach  der  idg.  urheimath 
Hg  verimöpft.  Hier  ist  es  nun  allerdings  mode  geworden^  an 
sgend  eine  gegend  von  Europa  zu  denken.  Es  ist  mir  aber 
ücltt  bekannt,  dass  jemand  flie  von  Johannes  Schmidt  für 
laien  geltend  gemachten  schwerwiegenden  argumente  wider- 
egt  hätte  (vgL  neuerdings  Meringer  IF  XVI  166 f.,   Fick 


188 


Hi^lfer  Peder8«ot" 


BB  XXIX  244  f )  Wie  dem  auch  sein  mag,  ein  beweis  dafiii-, 
dass  das  urttirkische  volk,  das  in  der  nähe  der  Armemer 
wohnte,  auch  nut  den  Ariern  heriihrungen  gehabt  hätte,  ist, 
soweit  ich  sehe,  bis  jetzt  nicht  erbracht.  Was  für  chrono- 
logische und  geographische  Mgerungen  man  daraas  zu  ziehen 
hat,  ma^  meinetwegen  noch  eine  oflene  frage  bleiben, 

g)  Nicht  sehr  aufmerksam  scheint  Munkftcsi  meinen  §  69 
gelesen  zu  haben.  Ich  gebe  gern  zu,  dass  der  inhalt  dieses 
Paragraphen  etwas  bunt  ist;  ich  wollte  hier  das,  was  unsicher, 
aber  aus  irgend  einem  gründe  beachtenswerth  war,  zusammen- 
stellen, um  es  so  von  den  mir  als  sicher  oder  absolut  wahrschein- 
lich geltenden  etymologien  reinlich  zu  trenneu.  Ich  bin  entschieden 
in  meiner  vonsicht  zu  weit  gegangen.  Gegen  die  herleitung  des 
osm,  kapu  orch,  kapyff  oder  des  stammverbums  dieses  Wortes  aus 
dem  Armenisclien ,  gegen  die  erkläning  des  osm,  hart*  jak, 
kari-  ,bauen*  ans  arm.  k'erfem,  gegen  die  deutung  des  osm. 
däri  ,haut'  n.  8,  w.  aus  dem  Armenischen  (vgL  arm.  tet  gen, 
plur,  tfi-ic  ,callo'  und  dazu  Meillet  MSL  VIII  165),  lässt  sieb 
in  Wirklichkeit  nichts  einwenden;  ziemlich  gut  steht  auch  dia 
Sache  bei  osm.  dum  ,dach';  und  so  lange  die  geschichte  des 
osm*  gam  ,zaum^  nicht  in  eine  neue  beleuchtung  gestellt  worden 
ist-,  müssen  auch  meine  darauf  bezüglichen  bemerkungen  un- 
anstössig  bleiben.  Diese  Wörter  geben  absolut  zu  keines 
pathetischen  deklamationen  anlass.  Ich  hatte  aber  in  dem- 
selben Paragraphen  noch  die  frage  berührt,  wie  man  die 
augenfällige  ähnlichkeit  einiger  alten  türkischen  Wörter  mit 
gleichbedeutenden  slayischen  Wörtern  zu  beurtheüen  hat.  Meine 
entscheidnng  ging  darauf  hinaus,  dass  die  annähme  von  be* 
riihrungeu  zwischen  Urtürken  und  Slaven  mir  so  aufiallig  war, 
dass  ich  lieber  z.  h.  das  offenkundige  lehn  wort  osm,  apmk 
jpapper  öuw.  ewes  ,aspe*  (asL  osina  \\L  ap^tmh  ahd,  aspa)  aus 
einem  verlorenen  armenischen  worte  als  aus  einer  vorform  des 
slavischen  Wortes  erklären  möchte ;  über  das  gleichfalls  an  das 
iSlavische  anklingende  givmäk,  gävmäk  ,ronger,  rumiuer'  habe 
ich  mich  mit  dem  allergrössten  vorbehält  ausgedrückt  (ich 
habe  mich  einfach  damit  begnügt,  diejenige  form  zu  konstriüren, 
die  nöthig  wäre,  wenn  man  an  das  Armenische  denken  wollte, 
und  habe  dann  die  weitere  beurtheilnng  deu  lesern  überlassen). 
Auf  meine  behandlang  der  beiden  Wörter  apsak  und  gh>mäk 
muss  sich,    falls    nicht  ganz    gegenstandslos,    die 


I 


aussenmf  ■ 


Neues  und  DMhtrt^Hehea. 


189 


MuDkäesrs  s.  356  bexiehen,  wonach  die  annähme ,  dass  sich 
im  Türkischen  eventuell  sonst  verlorenes  armenisches  sprach- 
gut erhalten  haben  könnte,  „alle  grenzen  der  unmögücbkeit 
Terach winden'*  lassen  soll.  Ich  hebe  daher  ausdrücklich  hervor, 
dass,  wenn  ich  hier  in  methodischer  beziehun^  überhaupt  un- 
TOfsichtjg  gewesen  bin ,  meine  Unvorsichtigkeit  darin  besteht, 
dass  ich  den  slavisehen  einöuss  auf  das  Urtiirkische  abgeleug- 
net liabe,  keineswegs  aber  darin,  dass  ich  das  ,, verlorene 
sprachgut"  für  meine  armenische  hypothese  in  die  wagschale 
gelegt  hätte,  was  ich  nicht  gethan  habe.  Vor  „verlorenem 
iprachgut'*  hat  Munkäcsi  übrigens  nicht  immer  die  gleiche 
forcht  So  hat  er  Keleti  szenile  IT  312  slav.  ksnjiga  ,buch* 
ilfi  aas  dem  Türkischen  entlehnt  bezeichnet,  obgleich  ein  ent- 
iprecheudes  wort  im  Türkischen  nicht  nachweisbar  ist  Ich 
liabe  ihm  KZ  XXXIX  464  beigestiramt,  weil  ich  im  anschlosa 
an  Mikkola  das  woii  als  ursprünglich  orientalisch  betrachtete. 
Meine  weiteren  erörterungen  über  dies  wort  hat  Munkäcsi 
8.349  in  extenso  zitirt  und  hält  sie  also  offenbar  für  richtig; 
wie  ich  bÜligt  er  also  Mikkola's  verweis  auf  assyr.  kunukku 
4egel';  wie  ich  findet  er  also  wohl,  dass  arm,  knik^  ,sieger 
(gesprochen  Imnik'',  wobei  9  ein  älteres  u  oder  i,  hier  jeden- 
bXk  u  vertritt)  dem  slavisehen  kmjifja  formell  nahe  steht 
Wn  ist  nun  aber  die  unmittelbare  quelle  des  von  Mnnkäcsi 
üod  mir  postulirteu  türkischen  woites?  Ich  verweise  natürlich 
direkt  auf  arm*  /mit'.  Es  hat  in  einer  vorhistorischen  periode 
d£s  Armenischen  ein  mouillirtes  n  gegeben  (KZ  XXXIX  407). 
Nichts  hindert  die  annähme,  dass  auch  das  n  von  knU^  in  einer 
TorMstorischen  periode  mouilliil  war.  Dies  nmthmassliche  ifi 
hätten  die  Türken  durch  ihr  nasalirt^s  i  (KZ  XXXIX  451, 
/D-MG  LVII  552)  wiedergeben  können,  und  diesen  türkischen 
laut  hätten  die  Slaven  in  früher  zeit  durch  ihr  nj  ersetzen 
können  (vgL  die  mongolische  wiedergäbe  durch  n  (KZ  XXXIX 
452  unten),  Munkäcsi  wird  von  seinem  Standpunkt  aus  nicht 
auf  das  Äi-menische  verweisen  können,  muss  also  auf  eine  ver- 
lorene Sprache  verweisen;  ich  würde  ihm  allerdings  nicht  des- 
Wb  vorwerfen,  dass  er  alle  grenzen  der  Unmöglichkeit  ver- 
^winden  liesse*  Auf  eine  verlorene  spräche  möchte  ich  selbst 
f erweisen,  am  das  arm.  hiik^  zu  erklären.  Das  i  aus  u  ist 
toalich  zu  erklären  wie  bei  apers.  dipi'  ,inschrift',  das  durch 
düoiiebes  Zwischenglied    aus  assyr.  duppu-  ,tafel^  entstanden 


190 


Holger  FediM^fti. 


ist  (Jensen  ZA  VI  172,  W.  Foy  ZDMG  LH,  128;  im- 
gemäss  mag  das  keilschriftliche  elamische  tup*pi  als  tip*pi  zu 
sprechen  sein).  Die  Zwischenstufen  zwischen  u  und  t  sind 
nicht  belegt;  sie  können  aber  ju^  jiu  ji  gewesen  sein;  dadurch 
wäre  denn  auch  das  oben  angenommene  n  in  knik"   erklärt. 

h)  Mnnkäcsi  wendet  gegen   meine  hypothese  ferner  ein,   ■ 
dass  ein  paar  der  von  mir  als  lehnwörter  ans  dem  Armeniseheii^ 
bezeichneten    wöiter  anch  im    Mongolischen    und   im   Tungi--.^ 
sischen  oder  Mandschuischen  vorkommen.     Auch  hier  benutz'-^ 
Munkäcsi  nur  das  schon  von  mir  verzeichnete  materiaL     WL  ^ 
aber  die  erwähnte  thatsache  ein  einwand  gegen  mich  sein  so^l 
begreife  ich  absolut  nicht.    Ein  theil  der  Wörter  kommt  doc?-j) 
auch,  wie  ich  gleichfalls  erwähnt  habe^  im  Magyarischen  im^ 
im   Sla vischen  vor.    Daraus  folgt  doch  wirklich  nicht,  iaas 
diese  worter  nun  sofort  ur-indogermanisch-ugrofinnisch*turkiscJi' 
mongolisch-mandschuisch  wären*    Vielmehr  bandelt  es  sich  ma 
ganz  offenkundige  lehnwörter.    Die  betreffenden  mongoliscben 
und  mandschuischen  Wörter  enthalten  in  ihrer  lautform  absolnt 
nichts^  was  auch  nur  den  leisesten  schatten  eines  zweifeis  an 
der  möglichkeit  der  entlehunng    erregen  könnte.     Überhaupt 
kann  kein  sachverständiger  daran  zweifeln,  dass  wenigsten  W» 
der  augenfälligen  Übereinstimmungen  zwischen  dem  Mongolischen 
(Mandschuischen)  und  dem  Türkischen  auf  entlehnung  beruhen; 
denn  die  sprachen  sind  in  ihrem  kerne  von  einander  ungeheuer 
verschieden ;  der  gegenseitige  abstand  ist  sehr  viel  grösser  als 
der  abstand  zwischen  den  verschiedenen  idg,  sprachzweigeu 
(KZ  XXXTX  443;  vgl  Grönbech  Forstudier,   s.  4—8,  He- 
llo ran  skij,  GGA  1904,  nr.  6,  s,  491  ff).  Wenn  die  zahlreiehen 
lehnwörter  noch  immer  oft  als  Zeugnisse  der  verwaudtscliaft 
angeführt  werden,  so  bedeutet  das  nur,  dass  die  methode  der 
betreffenden  altaiologen  noch  alles  zu  wünschen  übrig  lasst 
Zu  diesen  antediluvianischen  altaiologen  gebort  aber  selbstver- 
ständlich  Munkäcsi  nicht.     Und  die  form  seiner  äusseruBgen 
über  die  von  mir  als  armenisch  bezeichneten  türkischen  Wörter. 
die  auch  im  Mongolischen    und   Mandschuischen  vorkoniraent 
lässt  vermuthen,  dass  er  gar  nicht  an  Urverwandtschaft  gedacht 
hat.    Wäre   es   möglich   zu   vermuthen,   dass   er   osm,  küju»^ 
jSchaf'    koi^  , Widder'    als   mit   dem   mong,   xanin   ,schaf  Mc& 
»Widder*  urverwandt  betrachtete,  so  wird  dieser  verdacht  doch 
wohl  dadurch  widerlegt^  dass  er  neben  diesen  mongohscfeeo 


Keaefl  and  na<;htr%Hches. 


191 


r 


formen  auch  mandsclu  homn  tungus,  konin  und  mandseb.  Mäa 

tngns.  kuca  anfuhrt;   denn   bei  diesen  letzteren  Wörtern  Uegt 

die  entiebnang  doch   so    auf  der  hand,    dass  wohl  niemand 

daraa  zweifelt.    Wenn  aber  Munkäcsi  ebenso  wie  ich  die  be- 

treffenden    mongolisch  -  mandschuischen   Wörter   sämmtlich    als 

^Üehnt  betrachtet,  so  verstehe  ich  nicht,  wie  sie  gegen  mich 

ins  feld  geführt  werden  können.     Armenische  Wörter,  die  in 

oitilrkischer  zeit  aufgenommen  worden  sind,  müssen  doch  eben- 

m  leicht  me  die  echt  türkischen  Wörter  sich  zn  den  nachbarn 

der  Türken   verbreitet    haben    können.     Ja,    Tielieicht  noch 

leichter;   denn  es  läsat  sich  vielfach  beobachten,  dass  gerade 

die  lehnwdrter  eine  tendenz  haben,  weiter  zu  wandern  (weil 

sie  mit  weiterwandernden  knlturerrungenschaften  und  kultur- 

strömangen  in  Verbindung  stehen)* 

i)  Von  den  allgemeinen  gesichtspunkten  gehe  ich  zu  den 
einzebien    von  Mnnkaesi    erhobenen    einwänden  über.     Diese 
g^ehen  ganz  natürlich  in  der  regel  nicht  vom  ai'menologischen, 
scndero  vom  turkologischen  gesichtspunkt  aus.  Meine  erklärung 
Am  türkischen   favar  osui.  äavar  ,vieh*   findet  Munkäcsi   sehr 
▼eriockend,  verwirft  sie  aber  trotzdem,  indem  er  sich  auf  meine 
oigenen  worte  beruft,  es  sei  aufiföUig,  dass  das  urarmenische  u 
iwn,  tvair  ,mit^t\   gesprochen  tavair  mit  9  aus  i*)  im   Tür- 
kbcben  mit  a  wiedergegeben  wurde.    Ich  hatte  es  als  meine 
Pflicht  betrachtet,  auf  die  auffalligkeit  dieser  wiedergäbe  hin- 
zuweisen; unerklärlich  ist  sie  aber  nicht;  denn  nachweisbar 
hat  in  einigen  fallen  im  Türkischen  eine  vollständige  assimi- 
hänn  der  vokale  von  zwei  aufeinander  folgenden  silben  statt- 
gefimden;   vgl.  orch.  ygad  koibaL  ayys  osm.  a^a^  ,baum^;  kir, 
k^.  tam^/r  jakut.  fymf/r  osm.  danmr  ,ader'  (ZDMG  LVII  5Ö9), 
Ferner  wendet  Munkäcsi  ein,  es  sei  von  mir  hei  der  beurthei- 
litg  des  Wortes  tavar  „ganz  ausser  acht  gelassen  worden,  dass 
du  wort  im  Osttürkischen    (auch  im  Uigurischen)   die  form 
taior  hat  (s.  Radi  off  Wtb,  m  966).  Vielleicht  gehört  es  zu 
OttQ.  krim.  tabym  ,gchaf,  herde*  6agat,  kaz.  tabun  ,pferdeherde*". 
Tkl  eher  wäre  es  möglich,  dass  tavar  volksetymologisch 
mit  tohym^    tahun  m    Verbindung   gebracht   und    dadurch  zu 
^hr  umgestaltet  worden  wäre.    Dass  iahar  nicht  ohne  die  an- 
•ibiiie  einer  analogischen  oder  volksetymologischen  Umgestaltung 
ist  (arnr  idenüfizirt  werden  kann,  muss  doch  wohl  auch  Mun- 
kieri  wissen. 


192 


Holf  er  Federieaf 


j)  Mit  beztig  auf  äsä'k  ,esel'  arm,   6^^  bemerkt  Munk; 
8.  353,  dass  -äk  zwar,  wie  ich  angegebeu  hatte,  im  Türkischl 
ein  sehr  gewöhiilicbes  suffix  ist,  jedoch  nur  im  deverbaleo  g|| 
brauche.    „Solche  beispiele,  in  welchen  niit  -a.k  -ak  vou  eind 
substantivum   ein   anderes   gebildet   ist,    sind   äusserst   selt< 
(vgl  hamk  ,ähre'  neben  has  ,haupt',   kumak  ,sand'  neben  Aii| 
,sand');  demzufolge  ist  es  auch  sehr  zweifelhaft,  ob  eine  dej 
artige  bildung   bei  einem    lehnworte  angenommen  weriM 
kann,"    Ein  ins  Urtürkische  aufgenommenes  lehn  wort  steht  i 
bezug  auf  die  ableitungsmöglichkeiten  auf  einer  linie  mit  d^ 
echt  türkischen  Wörtern;  und  ein  denominatives  -ak,  -äk  i| 
keineswegs  selten ;  vgl.  int  aUmak  ,nehmen*  neben  al-ipn 
nehmen*;   osm.  aps-ak  ,pappel*  kaz.  usak  neben  ^uwa§*   et 
,aspe*  koibaL  o$;  kaz,  osm.  höjräk  ,niere'  neben  kaz.  bojSr 
buör   ,niere*    (dass   Böhtlingk   in  jakut    hÜGr   abfall  eii^j 
suflSxes  angenommen  hat,  hebt  die  gültigkeit  dieses  beispie] 
nicht  auf);  jakut  kätäx  ,nacken'  neben  bochara,  hejin  ,bi 
behind'  taranöi,   altai.  kln  ,nach*  koibal.  kesü  ,nach  üun'  {; 
kenn  +  poss.   pron.;   urtiirkisches   -d-  wird  jakut  -i-,  küf 
-jy'-,  in  den  meisten  dialekten  aber  zu  -j-,  das  schwinden  k 
u.  s.  w. ;  vgL  noch  Böhtlingk  Jakutische  Grammatik  I  l 
Und  sonderbar  genug,  s*  347  nimmt  Munkäcsi  selbst  an,  dj 
ämk  ein  lehnwort  ist  und  trotzdem  ein  denominatives  -ak 
hält  (er  stellt  näralieh  äMlc  zu  snmer.  anM), 

k)  Bei  dem  türk-  worte  kfjtz  ,gans',  das  ich  mit  dem  art 
mg  identifizire,  hatte  ich  auf  eine  bemerkung  von  Badlot 
verwiesen,  wonach  im  osmanischen  nominalauslaut  nur  ^,  aidi 
s  vorkommt  Ich  bemerkte,  dass  das  Osmanische  in  diesel 
punkte  vom  Urtürkischen  prinzipiell  nicht  abwiche,  und  erklärt 
die  erscheinung  aus  einem  urtürkischen  anslautgesetz,  wonaß 
s  im  wortAUslaut  zu  e  geworden  wäre.  Apriorische  bedenke 
gegen  ein  solches  lautgesetz  kann  es  nicht  geben.  So  scheui 
doch  z.  b.  im  Urgerraanischen  jedes  auslautende  s  zu  i'  gl 
worden  zu  sein  (während  im  inlaut  der  wandel  von  b  in 
nur  unter  bestimmten  akzentbedingungen  vorkommt).  Vgl  ad 
Über  aind.  devapatir  Iva  u.  s*  w.  oben  I  §  4^.  Für  den  gril 
chischen  auslaat  will  Hugo  Ehrlich  KZ  XXXIX  550: 
einen  wandel  von  urgr.  -rs  in  -rr  annehmen,  während  im  inlaut 
entsprechender  wandel  nur  unter  bestimmten  akzentbedinguni 
(oder  nach  einigen  gelehiten  gar  nicht)  vorkommt    Im  Bi 


Neues  und  iia«litrfi^licli»B. 


193 


toniscUeii  ist  auslautendes  s  zu  ^  geworden,  inlautendes  s  ist 
dagegen  wenigstens  iu  einigen  fällen  stimmlos  geblieben:  foe 
^aben*  plur,  fochon,  wo  ch  den  laut  s  bezeichnet;  ob  dies  mit 
dem  7on   mir    für   das    Urtürkiscbe   angenommenen   Vorgang 
parallel  ist,  mag  jedoch  zweifelhaft  sein.    Ganz  verschieden 
ist  jedenfalls  die  entstehnng  eines  ^  aus  s  im  auslaut  im  Vep- 
sischen   und   Li  vischen,  s.  Setälä  Yhteissuomalaiiien  äatine- 
lustoria  s,  234  und  237).    Was  die  empirische  seile  der  sache 
betrifft,  so  habe  ich  selbst  als  ausnahmen  von  der  Radlolf  sehen 
regel  eine  anzahl  osmanischer  Wörter  auf  -s  angeführt,  habe  sie 
jedoch  als  wenig  beweiskräftig  bezeichnet,  weil  sie  entweder 
lautmalend  waren  oder  eine  assimilation  (zu  osnu  tas  ^kahl* 
vgl  das  türkische  lehnwort  im  Magyarischen  tar  ,kahl*)  ent- 
halten konnten,     Mnnkäcsi  trägt  zwei  beispiele  nach:  öagat, 
koiian.,  kirgis,  äs  kaz.  is  ,verstand'   baSkir.  is  ,sinn'   Öuwai. 
m  (magy.  esB  ^verstand*)  und  ^agat,   bm  ,nebeP  ba^kir,  bm 
,dampf  osm,  pm  ,nebel\    Das  sind  zwei  sehr  beachtenswerthe 
beispiele,  für  deren  nachweis  ich  herrn  Munkäcsi  nur  dankbar 
mn  kann.    Ich  glaube  aber  nicht,  dass  sie  uns  nöthigen,   die 
Ra41ofl'sche  regel  aufzugeben.    War  e  nur  im  auslaut  aus  s 
eitstanden,   niebt  aber  im  inlaut,  so    muss  es   ursprilnglich 
duen  wecLsel  zwischen  s  und  ^  gegeben  haben,  der  zwar  im 
iDgemeinen  im  noraen  zu  guusten  des  stimmhaften  lautes  aus- 
geliehen wurde,  ausnahmsweise  aber  auch  in  der  entgegen- 
gesetzten ricbtung  ausgeglichen  worden  sein  mag.    Was  den 
4iilaut  des  turk*  wortes  kai  betrifft,  hatte  ich  auf  ZDMG  LVn 
661  verwi&sen,  wo  ich  zu  beweisen  versucht  habe,  dass  man 
ii  türkischen    anlaut    ursprünglich    sowohl    stimmhafte    wie 
^immlose    verschlusslaute  gehabt  hat  (was    eine  abweichung 
vom  Ugrofinnischen,  aber  eine  Übereinstimmung  mit  dem  Mon- 
golischen   sein    würde);    in    den    uns   bekannten    türkischen 
stachen  ist  diese  doppelheit  allerdings  fast  aufgegeben ;  reste 
änd  vor    aUem  im  Osmanischen  Torhanden,     In  dem  worte 
hl  hatte   ich   g-  angenommen.     Nach    Munkäcsi  ^  fehlt   der 
pund*",  hier  ein  g  anzusetzen.    Mit  Sicherheit  kann  ich  aller- 
ittgs  nur  behaupten,    dass  der  anlaut  von  osm.  kae  ,ganz' 
fitod  u,  a«  %r  ,mädchen*)   verschieden  von  dem  anlaut  von 
^m,  kan  ,blut*  und  kar  ,schnee'  war;  dafür  aber,  dass  gerade 
itr  ersten    reihe  von  Wörtern    der   stimmhafte   anlaut  zuzu- 
Kkmbeu  war,   findet  sich  im  Türkischen  allerdings  nur  ein 


194 


Holg^T  PedeweD, 


schwacher  anhält;  aber  andererBeitß  spricht  das  Mongolischf 
dafür,  dass  kan  und  hat  einen  stimmlosen  anlaut  hatten:  kuh 
entspricht  wohl  dem  mongol  cimm  ,blut*;  und  kar  ist  mit  dei 
koUektivendnng  -r  (KZ  XXXDC  445)  von  einem  wort  abge- 
leitet, das  mit  dem  mong.  camm  ,schne6'  identisch  war  (beide 
etjmologien  rühren  von  dn  Vilh,  Grönbech  her;  über  das 
bewegliche  -n,  das  vor  dem  suffix  -r  fehlt,  vgl  KZ  XXXIX 


444  f. ;  für  das  Mongolische  wäre  ein  Übergang  von  k  in  c, 
das  vor  i  zo  ^  wird,  anssonehmen;  für  das  Türkische  müsste 
achwund  eines  s  angenommen  werden;  der  vokaüsmus  des 
Mongolischen  wäre  vom  Türkischen  wesentlich  verschieden  — 
alles  allerdings  annahmen,  die  hei  unserer  völligen  uukenutniss 
der  mongolisch -türkischen  lautgesetze  noch  nicht  bewiesen 
werden  können).  Als  ich  ZDMG  LVH  550  f  für  koM  und  fry-i 
ein  ursprüngliches  g  ansetzte,  schien  mir  dies  mit  dem  arme 
nischen  Ursprung  der  Wörter  nicht  besonders  gut  zu  stimmeni 
Die  nähere  Untersuchung  hat  aber  jetzt  ergehen^  dass  sowak 
die  armenischen  reinen  tenues  wie  die  armenischen  mediae  ii 
Türkischen  im  anlaut  mit  einer  media  wiedergegeben  wurde 
(nur  die  tenues  aspiratae  werden  mit  einer  tennis  wieder 
gegeben).  Im  inlant  liegt  die  sache  anders  (vgh  ortürk»  *q^ 
*an/A  und  osm.  jakut.  oi  KZ  XXXIX  456,  458,  460).  \m 
trage  aber  kein  bedenken,  die  für  den  anlaut  der  armenisch 
lehnwörter  geltende  regel  als  eine  werthvolle  bestätign 
meiner  ansichten  über  den  ursprünglichen  türkischen  anlaut  % 
bezeichnen« 

1)  Ich  hatte  s.  458  türk-  (osm,,  orch,)  j6l  ,weg*  jakut.  8tt4 
6uwaS.  kil  Sd  aus  arm,  nl,  uH  ,weg'  erklärt^  indem  ich  aas^ 
drücklich  einen  u  r  t  ü  r  k  i  s  c  h  e  n  J- verschlag  annahm  und  dabei 
auf  ZDMG  LVII  555  verwies,  wo  ich  übei^  die  möglichkeit  (und 
zugleich  Über  die  Unsicherheit)  einer  solchen  annähme  ge- 
sprochen habe,  Munkacsi  bemerkt  nun:  „Ohne  mich  in  die: 
analyse  der  richügkeit  dieser  behauptung"  (d.  h.  dass  ein  ur* 
türkischer  j-vorschlag  anzunehmen  ist)  ^einzulassen^  will  ich 
nur  hervorheben,  dass  der  anlaut  des  türk.  jol  sich  in  seine^ 
regelmässigen  äuderung  auch  im  jakut.  mol  und  önwaS.  id  ^um 
zeigt  demzufolge  gar  keine  spur  vorhanden  ist,  dass  wir  ei 
hier  mit  einem  j- Vorschlag  zu  thun  haben.**  Also:  das  ;  von 
jol  kann  nach  Munkäesi  deshalb  nicht  in  urtürkischer  zeit  vor* 
geschlagen  sein,  weil  es  (wie  ich  seihst  nachgewiesen  hatte) 


NeoM  imd  nMhtrSgliehtB. 


195 


ortärkisch   ist!    Oder  liegt  vielleicht   in  dem    einwände  das 

hinptgewicht  darauf,   dass  ich   keine  spur  einer  .;-losen  form 

nacligeiiiesen  habe?    Dann  verlangt  Mnnkäcsi  entsclueden  zn 

viel;  was  in  urtürkischer  zeit  verschwunden  ist^  kann  ich  doch 

nicht  anchweisen.   Mnnkäcsi  kann  meine  kombination  von  türk. 

iol  und  arm.  id  angreifen,    aber   nicht,    wie    er   irrthümlich 

j^abt,  ohne  sich  in  die  aualyse  der  richtigkeit  der  hypothese 

einem  urtürkischen  fvorschlag  einzulassen. 

m)    Das    urtürkische    *aryk   (osm*    arpy)    , Wassergraben, 

kaaal*  (woraus  magy.  ärok  .graben,  kanal*).  das  ich  aus  dem 

gieichbedetitenden  armenischen  aru  erklärt  hatte,  will  Muukäcsi 

zinftchst    mit    Öagat.   arna    ,kanal,    den    ein    fiuss   von    selbst 

büdet*   und   weiterhin   mit  türk,  (osra,)  jaryk  ^spalte,  Öffnung* 

verbinden  (aus  dem  tttrk,  ßryk  ist  russ,  jarugm  ,schlucht,  hohl- 

w^  serb.  järuga  ,alveus  de  monte  decurreus*    poln*  jarug^ 

jmiffa  ,tiefer  sumpf,  niedrig  gelegenes  walddickicht*  entlehnt, 

irie  Munkicsi  richtig  bemerkt).    AUe  diese  Wörter  sollen  von 

im  verbum  jar-  »spaltea'  abgeleitet  sein.    Er  wiederholt  also 

die  ganze  von  Vämb^ry  Et  Wtb.  s.  122  f.  gegebene  dar- 

Stellung.    Über  das  dabei  anzunehmende  bewegUche  j-  äussert 

e  sich    sehr   unklar:   er  vergleicht   einei^eits    taranöi  jagad 

^w,  ßweS  neben  osm.  ayag  ,baum\    nimmt    also  ein  einzel* 

sprachliches  prosthetisches  j-  an;    andererseits   vergleicht   er 

ttwiit  Sewar  neben  osm*  ayt/s  ^mund',   was  zu  der  annähme 

riaeg  urtlirkischen  prosthetischen  j-  führen  würde,  worüber  er 

ach  auf  derselben  seite  (mit  bezug  auf  türk.  jol  ,weg*)  so 

tkepdsch   ausgedrückt  hat    Die  sache  liegt  bei  jar-  ,spalten, 

fBDau  so  wie  bei  jol  ,weg*:   von  der  in  rede  stehenden  ety- 

i&ologie   abgesehen  ist  „gar  keine  spur  vorhanden,   dass  wir 

Ä  hier  mit  einem  j-vorsclilag  zu   thun  haben,"    Oder  nimmt 

Vtt&käc^  etwa  an,  dass  in  osm.   aryy  ,wa6sergraben,  kanal^ 

^k  ursprüngliches  j-  abgefallen  sei?  Eine  disknssion  der  lant- 

Üchen  frage    dürfte  übrigens   überflüssig  seih;    tiryy  hat  mit 

ßt'  spalten'  semasiologisch  so  wenig  zn  thun,  dass  man  die 

Mden  Wörter  getrost  von  einander  trennen  darf*     Es  bleibt 

iker  gelbstverständlich  möglich,  dass  urtürk,  *aryk  ^kaiial-  und 

OUB.  jaryk  »spalte*  sich  gegenseitig  formell  oder  semasiologisch 

t^ednflusst  haben  können;  vielleicht  hat  *argk  in  dieser  weise 

«sia  auslautendes  k  bekommen,  statt  dessen  ich  ein  g  erwartet 

^'^.    Dass    das   Vorhandensein    eines   Wortes   arm    ,kannl^ 

13* 


196 


Holder  Fadofien, 


gegen   meine  auffassung  ein  einwand  sein  soll,  ist  mir  äbi 

raschend;   vgl.  osm.  alt.    turna  kaz.  torna  Öuwag,  törnä.  töf% 

kh\  tynm  »kranich*  neben  mong.  toyoriYun^).    Darf  man   foyn 

rifim  und  iMtna  zusammenstellen  ohne  auf  eine  verbal wurzi 

zuiiiükzugehen,  so  darf  man  auch  fiir  aryy  und  anm  dasselli 

thun,   gleichviel   ob  der   Schwund  des  -yy  rein   lauüich  (wf 

ich  glaube)  oder  in  anderer  weise  zu  erklären  ist.    Das  sul|j 

-na^  -nä  ist  wohl  Überhaupt  als  eine  erweite rung  eines  suffixe 

'Un  oder  -in  zu   betrachten  ^    vgl.  osm.   ajin   ,rücken'    scboi 

ägnä  ,8Chultar\     Wir  kommen  also  zu  der  annähme,   dass  ^ 

im  Türk,  neben  "^arijg  ^arug  (woraus  *ar^i)   eine  nebenfor^ 

*ar(y)gyn  *arugin   (woraus  arna  erweitert  ist)   gegeben   baj 

Das  würde  sich  ganz  ebenso  wie  osm*  kößin  neben  orcb.  k^ 

erklären,  vgl.  KZ  XXXTK  452  f.   MunkÄcsi  vermuthet  schlieai^ 

lieh,  dass  arm.  aru  (vgl.  aragamm  ,be wassere*)  aus  dem  TÖ15 

kischen  entlehnt  sein  konnte.    Dies  ist  aber  gänzUcb  unmög 

lieh,  weil  dabei  der  Wechsel  zwischen  -u  und  -og-  nach  arm^ 

nischen    lautgesetzen    unerklärlich    bleiben    würde.      Diesai 

Wechsel  aus  dem  Türkischen  zu  erklären,  ist  gleichfalls  ud 

möglich.    Das  CuwaSische,  das  herm  Munkäcsi  anderswo  (vg 

unten)    als    angebliche  fortsetzung    des    Bulgarischen    dien^ 

leisten  muss,  kennt  allerdings  einen  schwund  eines  auslaute 

den   k:  ura  ,fuss*  osm.  ajak  (r  und  j  aus  nrtürk*  -d-)  (n 

Budenz  Nyelvtudomänyi  közlem^nyek  X  133  vergleicht  Mj 

mit  solche  lehnwörter  im  Magy,  wie  hajo  ^schiff*  osm.  kaX 

gytirü  ,ring'  osm,  jiieük  fcuw*  Söro;  er  führt  auch  magyarisd^ 

wörfer  an,  die  ein  absolut  nicht-^uwaSisches  aussehen  haben,  ^^m 

karo  ,pfahlj  pflock'  osm.  ka^yk^  weshalb  mir  die  frage  ni».^ 

lässlich  zu  sein  scheint,   ob  nicht  hier  eine  rein  magyariäe^ 

lantentwickelung  vorliegt;   Budenz  leugnet  zwar  dies,  beweä 

aber    nicht  die  Unmöglichkeit    der    annähme)*     Darauf   kam 

man  sich  aber  aus  mehreren  gründen  nicht  berufen,  n.  a.  weil 

die  Bulgaren-horden,  die  Armenien  berührt  haben,  nicht  die 

Armenier  so    nachhaltig    beeinflnsst  haben  können,    dass  sie 

ihnen  nicht  nur  ei«  wort  atu,  sondern  auch  noch  ein  daron 


^)  Auf  einer  form  ohne  das  saffii  -wa  beruht  jakut.  tnruja  (211  der  nicht 
ohne  weiteres  klaren  endung  diesei  Wortes  vgl.  BöhtÜngk  Jaknl  Gramm. 
g  269);  Badens  Njelrtadomanji  k^tzlemi^nyek  X  SO  möchte  magj.  da/m 
.kratdch'  als  türkkches  lehn  wort  betrachten  (über  die  Verbreitung  des  Wort» 
Tj^l.  Donner  Vgl.  Wtb.  der  finu.-ngr,  Sprachen  1  137) j  vgL  mong.  to>w«, 


Neues  und  miehträglichüs. 


197 


abgeleitetes  verbum  aufgenöthigt  bätten,   um  ganz  daron  zu 

schweigen,  ob  der  schwand  des  auslautenden  -k  im  Cuwa- 
.%hen  wirklich  alt  genug  ist,  um  in  betracht  zu  kommen. 
(Der  durch  den  Schwund  des  auslautenden  -k  ira  CuwaSischen 
möglicherweise  entstandene  Wechsel  ist  übrigens  heute  durch 
assimiiatiou  beseitigt:  duwa§,  puW  ,fiscb^  =  osm.  balyk^  gen. 
mi^'^h  dat*  2^«iia). 

tt)  Törk,  hjz  ,mädchen'  (mit  urspriinglich  langem  g)  habe 
ich  ans  arm.  koh  ^mädchen'  (mit  oi  aus  öu  aus  ^u  aus  ou) 
erklärt.  Aus  dem  vorausgesetzten  bu  wäre  türk.  g  entstanden. 
Mank^si  erklärt  aber,  dass  hieraus  im  Türkischen  „nicht  y, 
soDdem  ö\  ü  oder  n  zu  erwarten"  wäre.  Munkäesi  scheint 
ako  Dicht  bemerkt  zu  haben»  dass  nach  der  in  der  iudoger- 
manistik  üblichen  bezeichnungsweis©  ^  denselben  laut  angibt, 
den  Munkäesi  selbst  mit  §  bezeichnet  (wofür  andere  gelehrten 
^schreiben)  und  gerade  durch  tatar.  k^^  ,mädchen*  exempli- 
fizirt;  ein  entsprechend  artikulirter,  aber  engerer  laut  ist  y, 
bei  Munkäesi  I,  bei  anderen  gelehrten  i.  Warum  soll  nun  ein 
armenisches  <?  im  Türkischen  durch  alle  möglichen  laute  (ö\  ti, 
«)j  nur  nicht  durch  e  oder  i  reflektirt  werden  können?  j^ End- 
lich ist  Icys  ein  gemein  türkisches  wort,  dagegen  ui"sprnng  und 
^ymologie  des  armen.  koU  unklar** ,  bemerkt  Munkäesi  mit 
pftcht;  er  vergisst  aber,  dass  andererseits  kois  ein  gemein* 
vmenisches  wort  ist,  dagegen  Ursprung  und  etymologie  des 
%k.  hfe  vom  türkischen  Standpunkte  unklar  ist.  Zwar  haben 
VimbiSry  Et.  Wtb.  s.  89  und  Halövy  MSL  XIII  166  f.  kyt 
^  der  Sippe  von  osm,  hyz-mok  ,roth  werden,  zürnen*,  kyzyyn 
hm,  brünstig*,  kyakan^  ,neidisch\  kymmiik  ,rougeole,  scar- 
latine*,  Jtyzyl  ,roth^  gestellt  (und  daran  noch  weitere  ganz 
pbantastieche  annahmen  geknüpft).  Diese  etymologie  ist  jedoch 
ticht  nur  begrifflich,  sondern  auch  formell  unbefriedigend,  so 
man   nicht  nachgewiesen  hat,   dass  die  sippe  von  kyB- 

ein  langes  5  gehabt  hat.  Dann  wäre  es  doch  viel  eher 
laöglichj  vom  armenischen  Standpunkte  aus  eine  etymologie 
fcs  Wortes  kow  (gen.  pl.  ku^w)  zu  finden.  Das  wort  bedeutet 
JtngfrÄuliches  mädchen*  oder  ^kleines  mädchenS  Nach  guten 
i^&Iogien  darf  man  die  letztere  bedeutung  als  die  lu-sprüng- 
&ke  auffassen  (vgl.  über  slav.  dma  KZ  XXXVIII  373),  Be^ 
Jmkt  man  nun,  dass  z.  b.  bret.  hngel  ,knabe'  ursprünglich 
iuhliirt*  bedeutet  (vgl.  neuir.  hmichaiü  ,a  boy,  a  lad;  a  cow- 


198 


Hol^r  FedoTieti, 


boy,  a  herd-boy;  an  uniuarried  young  man*)  und  mit  gr.  ßou-^ 
x^A^c  identiach  ist;  bedenkt  man  ferner,  dass  diese  bedeutungS' 
eutwickeliiug  darauf  beruht,  dass  „la  garde  des  bestiaox  est 
dövolue  aux  enfants**  (V.  Henry,  Lex,  ^t  da  breton  moderra 
8,  47),  und  dasR  die  kleinen  mädchen  noch  heute  ebenso  gat 
wie  die  kleinen  knaben  diese  arbeit  ausfuhren;  bedenkt  maa 
schliesslich,  dass  im  Idg,  die  bildung  von  kurznameu  (Starke 
Die  Kosenamen  der  Germanen,  Wien  1866—67;  Fick,  Di« 
griechischen  Personennamen  'li^74,  fl895,  Zimmer  KZ  XXXH 
158—197  und  die  dort  verzeichnete  litteratur,  dazu  Arboial 
de  Jubainville  MSL  IX  189—191;  Justi,  Iranischem 
Namenbuch,  Marburg  1895,  besprochen  von  Fick  BB  XXHi 
308 f,;  Kretschmer,  Einleitung  in  die  Geschichte  der  grÄ^ 
chischen  Sprache  s*  200  ff ;  Brugmann  Grdn  n  33 f*  u.  s.  w*J 
nicht  auf  die  eigennaraen  allein  beschränkt  war,  sondern  auca 
bei  einigen  mit  den  eigenoamen  verwandten  gruppen  von  appi 
lativen  belegt  ist,  so  liegt  es  nahe  genug  arm.  kois  auf  *g''oti4fi 
,kleine  hirtin*  zuriickzuftihren,  vgl.  zur  endung  gr.  V^yi^,  zi 
stÄmm  gr,  Bovnimv. 

o)  Arm,  ffml  ,dorf ,  das  ich  als  quelle  des  türkiscl 
*€i^yl  (osm,  ayt/l  u.  s.  w.)  betrachte,  hatte  ich  von  agamm  ,ül 
Dachte*    abgeleitet.     Dazu    bemerkt   Munkäcsi:    ^Die    gmr 


hypothese  ist  viel  schwächer  als  dass  sie  noch   eine  and' 
ertragen  könnte^.  Er  hat  dies  oSenbar  nur  deshalb  geäuss^ai 
weil  er  die  wirkliche  Verkettung  meiner  argumente  nicht    ei 
kannt  hat    Die  sache  liegt  so:   L  geui  ist  ein  f-stamm  (tmi 
dem  sekundären  diphthong  eti  im  uominativ);  2.  in  allen   um 
bekannten   ^stammen  ist  das  I  ein  ableitendes  elemeüt^  also 
jedenfalls  auch  hier;  3*  als  wurzel  bleibt  also  nur  g-^  nnd  man 
muss  daher  an  irgend  eine  lautliche  reduktion  denken;  4.  ab* 
faU  eines  anlautenden  vokals  kommt  im   Annenischen   mehr- 
fach vor;  5,  wenn  man  demnach  genl  ^dorf  mit  agamm  ;itber- 
nachte*  verbindet,  kann  man  sich  auf  den  ganz  Ähnlichen  Ur- 
sprung des  sinnverwandten  gr,  alhq  berufen;  6.  da  alXi^  et^^^ 
mologisch  mit  aganim  in  Verbindung  steht,  so  wäre  es  nach 
meiner  deutung  mit  genl^  wenn  auch  nicht   identisch,   so  dock 
aufs  engste  verwandt,  was  mit  der  sonstigen  Übereins timmungj 
zwischen  dem  armenischen  und  dem  giiechischen  sprachschati; 
gut  stimmt.    Es  handelt  sich   also  hier  absolut  nicht  um  eine: 
schwache  grundhypothese,  sondern  um  eine  tadellose  etymoL 


Nenes  oad  nachtrÄglichea. 


199 


Ton  der  man  auch  dann  nicht  abkommen  würde,  wenn  meine 
deatuug  des  türkischen  Wortes  widerlei^t  wäre-   Ich  habe  über- 
haupt zwar  konstroirte  formen,  aber  keine  ad  hoc  konstruirte 
formen  aufgestellt.    Der  Vorwurf  Munkäcsi's  s.  356,  dass  ich 
üe  türkischen  und  arraenischeu  „formen  erst  mit  linguistischen 
kaastgrilfen    und   weitgehenden  klügelcien  zu  einander  naher 
gebracht"  habe,  kann  mich  daher  nur  wundem.    Würde  Mun- 
kacä  es  denn  als  eine  empfehluug  für  meine  hypothese  be- 
trachten,  wenn  die  von  mir  für  die  periode  1000 — 500  vor 
Chr,  angesetzten  formen  sich  ohne  weiteres  in  allen  einzeln 
heiten  mit   den  heutigen  oder    wenigstens   mit  den  ältesten 
historischen  armenischen  formen  deckten?  Nach  &,  348  könnte 
man  es  fast  vermutheu;  hier  liest  man  nämlich  in  der  auf- 
zälilnng  etwaiger  sumerischer  lehuwörter  im  Türkischen  n.  a. 
folgendes:  „Snm.  i6§,  im  ,drei'  --  gemeintürk.  ü(\  Cuwa:§.  viMB 
4m';  ,  ,  ,  sum.  im,  vim  ,zehn*  -  gemeintürk*  an,  ßuwaä.  van 
*zehn*.*^     Ich  sehe  ganz  davon  ab,  ob  die  sumerischen  Zahl- 
wörter hier  richtig  angegeben  sind  (bei  Delitzsch  Assyrische 
Lesestücke*  s.  1101  liest  man:  sum.  eS  ,drei\  (x)a  oder  (x)u 
,2eh&';   vgl  u.  a.  C.  F*  Lehmann   SamaMumukln,    Leipzig 
1892  (Delitzsch  und  Haupt,  Assyriologische  Bibliothek  bd,  VID) 
127  ffO     Wenn  aber  Munkäcsi  richtig  erkannt  hat,  dass  die 
eiotürkischen  formen  ii€  und  on  (richtiger  ön)  sind,  warum 
will  er  dann  seine  leser  mit  den  öüwaSischen  formen  foppen, 
die  doch    erst   rein    sekundär    den    angeblichen   sumerischen 
formen  ähnlich  geworden  sind?    Da  die  ungekünstelte  neben- 
manderstellung  der  duwaSisclien   und   p, sumerischen"  formen 
£Q  einem  anachronismus  von  einigen  Jahrtausenden  führt,  so 
b&tte  ich   hier  unbedingt  eine  kleine  dosis  Ton  linguistischen 
kuDstgrifieu  und  weitgehenden  kUtgeleien  gerne  geseheu.  Was 
ndne  hypothesen  von  den  armenischen  lehnwörtern  im  Tür- 
kischen  betrifft,  so  hätte  ich  statt  des  Vorwurfes  von  lingui* 
ttiichen  knustgriffen  und   weitgehenden  küusteleien  viel  eher 
im  einwand  erwartet,  dass  die  betreffenden  türkischen  Wörter 
fett  historiicben  armeniseben  formen  viel  zu  ähnlich  sind.  Aber 
widi  dieser  einwand  ist  ungefährlich;   es  lässt  sich  nämlich 
nachweisen,  dass  die  lautent Wickelung  im  Türkischen  und  im 
Armenischen  in  mehreren  wesentlichen  punkten  so  parallel  ge* 
vis^n  ist  (abfall  der  auslautenden  vokale,  Schwund  eines  u  (ü) 
od^  j  (y)  m   binnensilben ,   Vereinfachung  von  konsonanten- 


p%ßm 


200 


HulgflT  pMCrMIlj 


gnippen  u*  8.  w.)j  dass  auch  die  armenischeD  lehnwörter  leicht 
im  Tüikisclien  theilweise  dasselbe  lautliche  Schicksal  gehabt 
haben  köiineiJ,  dem  sie  nach  der  zeit  der  eotlehnujig  in  der 
Originalsprache  nnterlagen.  f 

p)  Ich  komme  jetzt  zu  dem  wichtigsten  punkte  von  Mun- 
käcsi's  einwänden,  zn  den  Wörtern  orch,  koi  ,schaf*  arm.  xi^y 
jwidder*  nud  Ü^.  koffkar  ,widder'  arm.  ö^asar  ,schaf ,  Bei 
allen  übrigen  von  mir  behandelten  Wörtern  liegen  nnr  die 
beiden  möglichkeiten  vor:  entlehnung  ans  dem  Annenischen 
oder  leerer  znfalL  Bei  koi  und  ko^kar  kann  von  einem  leeren 
^all  absolut  nicht  die  rede  sein.  Dagegen  habe  ich  es  EZ 
XXXIX  449  fiir  nöthig  gehalten,  die  etwaige  annähme  einer 
entlehnnDg  der  armenischen  Wörter  ^oy  und  o^jcar  aus  dem 
Türkischen  ausdrücklich  (ablehnend)  zu  besprechen.  Gerade  ■ 
diese  annähme  wird  nun  von  Munkäcsi  vertheidigt,  jedoch  wie 
es  scheint  nur  mit  geringer  Zuversicht;  denn  er  deutet  zwei- 
mal (s,  354  z.  9—10  und  z.  25)  an,  dass  er  am  liebsten  einen 
blossen  zufall  annehmen  möchte.  Die  entlehnung  aas  dem 
Türkischen  begründet  er  in  der  folgenden  weise :  „Ist  doch  aus 
armenischen  und  byzantinischen  geschichtsqueUen  genügend  er- 
wiesen, dass  zur  zeit  der  Völkerwanderung  in  Nordarraenieu 
Bulgaren-Stamme  wohnten,  ivarum  könnte  ein  wort  ans  deiB 
begriffbikreise  der  Schafzucht  nicht  von  der  türkischen  spräche 
dieser  Bulgaren  zu  den  Armeniern  gekommen  sein?!  In  be- 
treff des  anlautenden  x  in  xoy  mag  bemerkt  werden,  dass 
einem  postpalatalen  ttirk,  k  auch  im  Öuwaöischen  —  welche 
Sprache  mit  recht  als  fortsetzung  des  Bulgarischen  betrachtet 
werden  kann  —  x  entspricht  (vgL  auch  ungar.  homok  ^sand^ 
=^  türk.  ktimak,  angar,  hiirök  .schlinge'  =  türk.  hiritk  ,pferde- 
schlinge*).'*  Was  zunächst  die  lautliche  frage  betrifft,  so  gebe 
ich  selbstverständlich  zu,  dass  x  aus  k  in  Wörtern  mit  hinter- 
zungenvokaUsmus  sehr  gut  in  dem  von  Munkäcsi  angedeuteten 
bulgarischen  dialekte  zur  zeit  der  Völkerwanderung  vorhanden 
gewesen  sein  kann;  als  beweise  dafür,  dass  es  wirklich  vor- 
handen war,  scheinen  mir  allerdings  die  beiden  von  Munkäcsi 
hervorgehobenen  momente  nicht  zu  gentigen*  Da  auch  in  echt 
magyarischen  Wörtern  anlautendem  ugiofinnisches  k  vor  hinter- 
znngenvokalen  zu  k  wird,  so  können  Wörter  wie  homok  und 
hurok^  wenn  sie  nur  früh  genug  aufgenommen  sind,  auch  auf 
türkische    formen   mit   anlautendem    k    beruhen ^    wie    schon 


I 


N«iieB  und  ii«chtr£g:lichea. 


201 


Böden z  NyelvtudomäByi  közlem^nyek  X  134  ausgesprochen 
kt.  Zu  beachten  ist  übrigens  das  auslautende  fr;  im  Cuwa- 
%hen  wird  in  Wörtern  mit  hinterzuDgenvokalisnius  doch  auch 
auslautendes  k  zn  x  (x^Ux  ,pferdehaare*  osm.  kyl)^  falls  es 
flicht  ganz  schwindet  (die  föUe  eines  schwanken  zwischen  *x 
and  4-5  die  von  AS  marin  Materialy  dlja  izsledovamja  CuvaS- 
äkago  jazyka,  Kazan  1898  s,  51  angeführt  werden,  können  in 
Mgerer  frage  schwerlich  in  betracht  kommen).  Was  das  Cu- 
wiSische  selbst  betrifft,  so  ist  hier  x  allerdings  ältei*  als  die 
revoktion  des  Vokalsystems;  das  alter  dieser  revolution  ist 
iber  noch  nicht  ermittelt.  Die  bekannten  türkischen  lehn- 
wörter  im  Magyarischen,  die  in  Übereinstimmung  mit  dem  Cuwa- 
siscben  (und  nebenbei  bemerkt  auch  in  Übereinstimmung  mit 
llmer  reihe  von  türkischen  lehn  Wörtern  im  Mongolischen:  mong. 
äier  ,ochs*,  vgl  osm.  ökm,  magy.  ökör ;  mong.  ikere  ,zwülinge', 
woraus  mandsch.  ikvri^  vgL  osm.  ikiz,  äkiz,  magy.  ihm")  r  aus 
irtBik.  E  haben,  scheinen  von  problematischen  gleichungen 
ibgesäieo  keine  spuren  der  önwa^ischen  vokalrevolntion  aufzu- 
wogen,") Übrigens  halte  ich  es  absolut  nicht  für  ausgemacht, 
iiss  diese  magyarischen  Wörter  durchaus  aus  dem  CuwaSischen 
stammen  müssen.  Da  die  Mongolen  kein  r  (wohl  aber  ein  j), 
die  ügrofinnen  gleichfalls  kein  b  besassen  (magy.  z  ist  sekundär, 
l  b.  m  $zäi  .hundert'  finn.  saia),  so  könnten  sie  wohl  ein  aus- 
ppn^  stimmhaftes  türkisches  ^  direkt  mit  r  wiedergegeben 
htben  (vgl,  magj^ar  karo  ,pfahl^  osm.  kasyk,  wo  das  erhaltene 
i    k  mit  dem  Cuwa^ischen  schlecht  stimmen  würde).    Mit  dieser 

^^1  ^)  Die  eiazig«  äofinalime  ist  etwa  da.^  magy.  i  in  f&Uen  wie  tinö  »der 
^^Bip  ochs*  osjn.  duna  cowai.  Hna,  tna^.  ir-ni  .schreiben*  mm..  jaz~  cnwas. 
HBK  und  einigen  anderen  wOrtem.  Sonderbarerweise  fi^irt  aber  die  innere 
■ittwhtong  dei  Cnwasischen  ^u  dem  erg ebnisF,  daas  dies  i  auf  dem  aUer- 
jtapfen  der  grossen  euwasiachen  vokalgesetae  beruht  (ZDMö  LVIl  547).  Zti 
*J*lfpn  ifit  übi%enB  hier  mong.  jiru-iCu  »malen^  zeichnen*,  das  sehr  gut  ein 
MJa^liee  lehtiwert  sein  kannte;  j,  worans  Tor  i  ein  j^  entsteht,  entspricht 
>fi  telmw^ftem  oft  einem  türkischen.//  ^il  jähr*  osm.  jifl,  ^^arlik  .wort,  be- 
SÄI*  ffl,  omh.  jartyka-  (Terbalstamm).  Aus  dem  Cuwasi&chen  wird  aher 
Wi  tohl  dafi  mongolißcho  wort  nicht  stammen.  Es  gibt  eine  urtürkigcbe 
^tiUliernitton  a:y  {2DMG  LVU  559)  vgl.  2.  b,  oam.  jaz-  ,nahe  daran  sein* 
^'^*,  bat  es  etwa  eine  türkische  spräche  gegeben,  in  der  die  werter  dmm 
^  jta-  ,8«hreiben'  ein  y  hatten?  Ist  jaz-  .schreiben'  vielleicht  mit  jo^- 
lilif  darwEi  gem"^  identisch  (etwa  nispr.  ^zeichnen')  —  VfL  GrOnbech 
'•«lldier  s-  78, 


Holf^r  Federaen« 


bemerkung  will  ich  übrigens  die  hypothese,  dass  das  Magj^arische 
lehn  Wörter  aus  dem  CuwaSisehen  besitzt,  nicht  beseitigen;  sie 
bedarf  allerdings  sehr  einer  erneuten  methodischen  prütung, 
wobei  die  lexikalischen  Übereinstimmungen  nicht  als  argument 
benutzt  werden  dürfen,  wenn  man  nicht  auch  das  häufige  teblen 
eines  „öuwaiisch"  aussehenden  magy.  Wortes  im  CuwaSischeu  be- 
rücksichtigt. Aber  darauf  brauche  ich  hier  nicht  einzugehen. 
Es  genügt,  dass  ich  an  einem  dialektischen  türkischen  x  ans 
einem  hinteren  k  keinen  anstoss  nehme* 

Ist  aber  das  ursprünglich  anlautende  x  des  armenisclien. 
o^xar  durch  dieselbe  dissimüation  geschwunden,    die  in  itror^ 
,froh'  neben   xrtvx  Torliegt,    dann   mnss  das   wort   im  Arme-- 
mschen  älter  ab  die  armenischen  vokalgesetze  sein,  und  kann 
daher  schwerlich  zur  zeit  der  Völkerwanderung  atifgenommeo 
sein.    Nun  nimmt  aber  Munk&esi  an,   dass  der  Schwund   des 
anlautes  von  o^xar  auf  tüjkisehem  bodeu  stattgefunden   hat 
und  beruft  sich  auf  türk.   ä^kä^  ä^ki  .ziege*  neben   osttiirk; 
keekij  keöi  CuwaS.  kagaga  magy,  kecske.   Ich  wül  kein  gewicht 
darauf  legen ,  dass  die   feuwa^lsche  form  nicht  ganz  klar  ist 
(urtürk.  ("  wird  In  der  regel  im  anlaut  zu  öuwaä.  I,   im  inlaui 
zE  ä);  auch  will  ich   die  möglichkeit  nicht  zu  sehr  betonen« 
dass  es  sich  vielleicht  in  der  Wirklichkeit  nicht  um  einen  (dlssimi- 
latorischen)  abfall  des  anlautenden  k-,  sondern  um   eine  Ver- 
mischung von  zwei  verschiedenen  rtifwörtern  (etwa  äökä  imd 
kedi)  handeln  könnte,  die  sich  zu  einander  nicht  viel  anders 
verhalten  würden  als  ahd.  mcchi  zu  chujti.    Die  deutung  voe 
ädki  keH  als  rufwörter  hat  an  serb.  kec,  keca  ,laut  um  die 
Ziegen  zu  treiben*  (gewöhnlich  wiederholt  kec  kl'c)  eine  gewisse 
stütze  (vgl  G.  Meyer  Et.  Wtb.  der  alb,  Spr.  unter  kets  ,ziege', 
wo  noch  weiteres  material  beigebracht  wird).    Ich  will  aber 
lieber  zu  viel  als  zu  wenig   zugeben  und  leugne  daher  die 
möglichkeit  eines  dissimilatorischen  Schwundes  des  anlautenden 
konsonanten    eines   türkischen    ko<^kar   auf  türkischem    boden 
nicht« 

Historisch  und  kulturhistorisch  igt  aber  die  hypothese  vcid  j 
Munkäcsi  sehr  wenig  verlackend.  Sem  ? !  hilft  nichts ;  die  ^^ 
thalsache  bleibt  bestehen  ^  dass  die  türkischen  Bulgaren  sichre 
als  ein  kulturvolk  absolut  nicht  bewährt  haben ;  sie  sind  z.  b.  aa^^ 
der  Balkan halbinsel  in  den  von  ihnen  beheiTSchten  Slaven  spnr^^ 
los  aufgegangen.  Mögen  auch  die  Magyaren  von  ihnen  beeinflus 


I 
1 


NeaoB  imii  oftcbtrS^tichea. 


203 


worden  sein,  so  darf  man  nicht  ohne  weiteres  von  den  wan- 
dernden Magyaren  auf  die  seit  uralter  zeit  ansässijEren  und 
scliafzacht  ti-eibendeo  Armenier  folgern  (vgL  arm,  garn  ,lamm^ 
gr-  akkasatiy  a^i'a,  arm»  am'  ,schafwolle*  gr,  noxog  ^abgeschorene 
wolle*  lat.  peais  ,8chaf,  vieb*  an,  ßdr  ,schaf ,  arm,  gelmn  ,wolle* 
lat  vdhis  n.  s.  w,)  Dazu  kommt  noch  ein  sprachliches  moment: 
auf  türkischem  hoden  stehen  koi  kajun  ^schaf  und  äoc^,  konkav 
,widder*  unyermittelt  nebeneinander;  auf  armenischem  boden 
l^en  sich  xay  und  o^xur  ohne  weiteres  vermitteln,  xoy  lässt 
sich  aus  *qhoti~,  of-  aus  ^qhotiu-  deuten  (Monkäcsi  behauptet 
—  sogar  2weimal  —,  ich  hätte  o^-  türk*  k&d  ans  den  „ver- 
meintlichen prähistorischen  formen^  von  x&y  gedeutet,  und 
wirft  mir  aus  diesem  anlasse  vor  ^hypothesen  zu  häulen'*;  er 
hätte  sich  aber  die  mühe  geben  sollen,  meinen  aufsatz  zu 
lesen,  ehe  er  darauf  antwortete ;  ich  habe  docli  deutlich  genug 
gbsag^,  dass  ich  xay  und  of-  als  verschiedene,  aber  allerdings 
v<*rwandte  formen  betrachte)*  Die  suffixbildung  in  of-xar  ist 
vom  armenischen  Standpunkte  absolut  verständlich:  zunächst 
ein  auch  sonst  vielfach  belegtes  -x*  (vgl*  noch  gr.  fzfikt^tn; 
»freundlich'  neben  asL  mih  ,lieb',  gr.  xoiptxog  ,drossel'  neben 
poln.  ^ch,  kas  serb.  kos  ,amseP),  dann  das  so  ausserordentlich 
[»roduktjve  armenische  suffix  -ar.  Femer  gibt  es  für  arm,  moy 
eine  tadellose  auswärtige  etymologie :  ir,  cU  ,schaf  aus  *qhetni' 
(wobei  das  -«-  später  von  anderen  bildungen  übertragen  sein 
kann;  die  altemation  e:o  ist  im  Idg.  unanst^ssig).  Und  zu 
.^oy  oder  of^-  gehört  noch  das  regelmässig  gebildete  kollektiv 
^wn  fS€hafherde\  das  allerdings  am  leichtesten  auf  eine  grund- 
form  mit  -e*  (stamm  *qheti€n-)  zurückgeführt  wird.  Kurz: 
^<7y,  o^xar^  xdsft  haben  ein  durchatis  unverdächtiges  arme- 
nisühes  aussehen.  Dagegen  ist  es  vom  türkischen  Standpunkte 
nicht  nur,  wie  schon  bemerkt,  unmöglich,  koi  uud  ko^  mit  ein- 
a^tider  zu  verbinden^  sondern  es  ist  auch  schon  sehr  schwierig, 
ho^kar  neben  kof"  zu  erklären*  Da  die  nominalkomposition 
im  Türkischen  keine  roUe  spielt  müssten  wir  natürlich  in  -kar 
ein  denomioatives  suffix  suchen.  Munkäcsi  hat  aber  den 
Oachweis  eines  solchen  sufiixes  aufgegeben  und  trägt  statt 
dessen  folgendes  vor:  ^Zu  bemerken  ist,  dass  kotVcar  (alt, 
feoekof)  augenscheinlich  ein  kompositum  ist,  dessen  zweiter  be- 
«tandtheü  ein  veraltetes  wort  sein  mag.  Dasselbe  wort  Ter- 
mathe   ich   in   ajgyr  jhengst\   das    neben  jakut.   attfr,   sagai 


204 


Rolfr«r  PedeRMi, 


I 

I 


mkyr  (kott*  askar)  ,heugst*    sich  auf  eine  orform  ^aJl-kyr  •al- 
kar  zuriickfithren   lässt    (v^L   at  ,pferd').     Vielleicht  gehören 
hierher  als  alte  eDtlehnungea  auch:  vogul*  xür,   ostjalc.  teir 
liar  xöTf  ostjak.-samojed.  kor  .männchen,  hengst,  stier'  (t|^. 
auch  grusln,  xari  ingiloL  xk^ar  ,stier').*^     Das  -kar  voo  türk* 
ko^'kar  aas  ainem  ugrofinoischen  oder  kaukasischeD 
Worte  zu  erklären,  das  aus  diesem  gründe  und  nur  aas  diesem 
gründe  ein  türkisches,  im  Türkischen  selbst  verlorenes   wort 
sein  soll,   ist  doch    ein  sehr  bedenkliches   rechnen  mit  ver- 
lorenem sprachgut;  mit  recht  kann  mau  hier  Munkäcsi's  eigenes. 
Worte  zitiren:  „Wenn  wir  mit  annahmen  in  der  methodischer^ 
foi-schung  so  weit  gehen  dürfen,  dann  verschwinden  überhani^^ 
alle  grenzen  der  Unmöglichkeit.''   Die  zurüekliihrung  von  *ijg^^-^ 
jhenpt'  auf  eine  urform  *at-kar  erinnert  lebhaft  an  jene  per^- 
ode  der  sprach mssenschaft,  wo  man  den  begriff  iautge^etz  nod^li 
nicht  aufgestellt  hatte.    Die  urtürkische  form  von  (ijgyr  (vg 
Vilh.   Thomsen    Inscriptions    de   TOrkhon    s*  157   und   1: 
— 190;  dazu  noch  Keleti  szemle  II  241  ff.)  ist  identisch  mit  A^ar 
in  den  Orchon-inschriften  vorkommenden  form  üdgijT\  sie  e^Eit- 
hielt  L  nicht  t,  sondern  rf,  woraus  in  den  meisten  dialekrteiÄ^  j, 
m  einer  kleinen  dialektgruppe  (Äbakan-sprachen)  b^  im  Cu^pwa- 
^Ischen  r,  im  Jakutischen  t  wird;  ein  urtürkisches  t  wäre    da- 
gegen in  allen  dialekten  erhalten  geblieben  oder  höchstens      zn 
d  geworden;  ein  beispiel  ist  gerade  das  fast  in  allen  türkiscliei} 
dialekten  gleichlautende  wort,  ai  ,pferd*  ßuwaS.  ut]   von  eüiar 
Verwandtschaft,  zwischen  at  und  nägiir  kann  schon  ^tib  diesmal 
gründe  keine  rede  sein.    Die  urtürkische  form  von  djfpjr  ent- 
hielt 2.  nicht  ft,  sondern  g\    deshalb  der  Schwund  im  Jaku- 
tischen,    Ferner  enthielt  sie  3.  in  der  zweiten  silbe  keto  ^. 
sondern  ein  y.    Ganz  parodisch  wirkt  die  beruf ung  auf  kott- 
ashar;    die  spräche    des   kottischen  fiinf-seelen-^ Volkes**  wa-* 
doch  nicht  türkisch;  sie  besass  kein  y  (V  oder  e)  s.  Caströr»  ^ 
Jenissei-ostjakische  und  kottische  Sprachlehre^  s*  2;  sie  konnt^^ , 
daher  türk,  e  nicht  besser  als  durch  a  wiedergeben.    Bei  Ca 
strön,  Versuch  einer  koibalischen  und  karagassischen  Sprach- 
lehre,  St.  Petersburg   1857   findet  sich   allerdings   ein  kara- 
gassisches  askar,  aber  2U  dieser  form  ist  auf  Radi  off,  Gramme 
s.  9  und  Proben  der  Volkslitteratur  der  türkischen  Stämme 
s.  XTX  zu  verweisen»  wo  die  ungenauigkeit  der  Casti*en*scheii 
bezeichnung  bdeuchtet  ist:  u.  a.  sehreibt  Castr^n  gelegenüiclc-^ 


Niiiea  und  nachtrtgliches. 


20& 


ütti  y;  das  karagassische  askar  ist  also  etwa  asläh-  seh  lesen, 
Eailloff  erkennt  aacU  in  seinem  wtb.  kein  mkar  an.    Für  die 
eirtürkische  form   darf  man  absolut  nicht  0  ansetzen;  daraus 
wiire   das  faktisch  vorliegende   y  nicht   erklärbar.     Dagegen 
liÄtte  das  wort  ko^Jcar  ein  altes  a;   warum   Munkäcsi    die  al- 
tmche  form  kof^kor  anführt,   ist  unklar;   eine  brücke  zu  den 
\m  ihm   angeführten  ugrofinnischen   wortem  (mit  a  oder  0) 
ist  diese  form  nicht;    denn  das  zweite  0  in  alt.  kotJkor  ist 
durch  die  rej^elmässige  einzeldialektische  vokalharmonie  aus  a 
unter  dem  einfluss  des  0  der  ersten  silbe  entstanden.    Irgend 
ein  grund  adfjijr  als  ein  Kompositum    zn  betrachten    besteht 
nicht     -gyr  (-gir}  gehört  zu   der  zaMreichen  gruppe  von  tür- 
kischen Suffixen,   die  mit   -g-   anlauten;   eine  etymologie   auf- 
zustellen bin  ich  nicht  verpflichtet;   eine  Vorbedingung  hierfür 
wäre  die  ermittelung  der  ursprüngrUchen  bedeutung  („raänn- 
Uches  pferd"  oder  etwa  „renner""  als  poetischere   bezeichnuüg 
d€«pferdes,  besonders  des  streitpferdes?  im  letztem  falle  wäre 
2iisammenbaug    mit   orch,  ad-ak   osm,  aj-ait    ^fnss^    denkbar), 
AUes  spricht   also  dafür,   dass  koi,  kof^  (woraus  magy.  kos), 
ka^kar  aus  dem  Armenischen  entlehnt  sind, 

q)  Ich  habe  jetzt  sämmtliche  von  Munkäcsi  gegen  mich 

erhobenen  einwände  besprochen  und  kann  danach  nnr  zu  dem 

^rgebniss  kommen,  dass  meine  hypothese  bis  jetzt  nnerschüttert 

^t.    Als  eine  empfehlung  für  dieselbe  führe  ich  noch  an,  dass 

^ie  von  mir  als  armenisch  in  anspmch  genommenen  türkischen 

^^^örter   sich  alle    ungezwungen  in   das  bild  einer  friedlichen 

^^nemtultnr  einfügen  lassen.    Es  lässt  sich  indessen  gar  nicht 

^^zweifeln,  dass  es  viel  mehr  armenische  Wörter  im  Türkischen 

ibt  als  die  von  mir  nachgewiesenen.  Denn  eine  systematische 

Durchforschung  des  ganzen  türkischen  Wortschatzes  habe  ich 

^i-icht  unternommen,  und  von  anderen  arbeiten  gedrängt  muss 

*c:^h  auch  für  die  nächste  zukunft  davon  absehen.    Nachtragen 

^Ociöchte  ich  hier  nur  ein  mir  schon  seit  langen  jähren  bekanntes 

"^^^tlrkisches  wort,  das  ich  bei  der  abtassnng  meines  anfsatzes 

^^  ergessen  hatte,  worauf  ich  aber  durch  die  bemerkung  von 

Sehe ftelo Witz  BB  XXIX  69  wieder  aufmerksam  geworden 

^in.    Ann,  tei  gen.  feloy  ,draht,  faden*  jfilum,  stamen,  netum, 

^apülus*  ist  natürlich  mit  türk.  tat  (osm.,  Krim,  Aderbedschan), 

tfaser,  faden^  draht'  »die  kurz  abgeschnittenen  haare  auf  der 

^^  der  frauen'  identisch*    Dass  aber  das  armenische,  schon 


aoe 


Holger  PedsiMD. 


I 


in  der  bibelübersetziing  vorkorameöde  wort  aus  dem  TürkiBchen 
stammen  soUte,  ist  gewiss  unmöglich.  Eine  etymologie  des 
anuenlsctien  wortes  bietet  sieh  angesucht j  wie  fd  »sehne, 
äehniir*  (KZ  XXXIX  413)  wird  das  wort  -ml-  enthalten  haben; 
es  ist  ein  iäg,  ^tenslo-  und  gehört  zu  der  idg.  wunsel  *ten- 
(*ten3-);  vgl  aind,  tdniu-s  /adeu,  schnür,  drabt,  saite',  asL 
i§tiva  ,saite,  sebne\  ir,  tet  cymr,  tant  ,saite*;  formell  ist  das^ 
wart  vielleicht  mit  lat,  tBlum  identisch.  Zu  fei  gehöii:  t'eladir^^ 
,che  suggerisce;  esortatore'.  Die  anklänge,  die  für  iäl  im  Tftr*^ 
kischen  nachweisbar  sind  (etwa  jakut.  iäl-  ,riemen  von  leder^ 
schneiden'  alt-  tu-  kaz.  tel-  osm.  du-  ^nwa^.  ^el-  oder  ofmr:^ 
däl-  jdurchbohren*) ,  sind  offenbar  zufallig.  täl  ist  wie  fora-.^ 
,enker  KZ  XXXIX  462  ein  unzweifelhaftes  armenisches  lebr^ 
wort,  braucht  aber  nicht  zu  den  ältesten  schichten  zu  gehöre^^^ 
[Die  türkischen  lehnwörter  im  Neu -armenischen,  wie 
,wenig*  osm.  Äit?  magy.  kis,  gehen  mich  hier  nicht  an.] 


Die   erste    hälfte    eines  aiifsatzes   von  Scheftelowita 
armenischen  lautgeschichte  (BB  XXVTH  282—313  und  XXIZß 
13 — 71)  erschien  zur  zeit,  wo  ich  meinen  aufsatz  KZ  XXX    IX 
334^485  schon  längst  eingeliefert  hatte ;  die  zweit*^  hälfte    «r^ 
schien  um  einige  tage  später  als  mein  aufsatz«  So  ist  es  mir  'M:m- 
möglieh  gewesen  auf  die  ausfiihrungen  von  Scheffcelowitz  rft.ct- 
sicht  zu  nehmen.    Jetzt  möchte  ich  aussprechen ,  dass  seine 
arbeit  vielfach  von  einem  bedeutenden  Scharfsinn  zeugt,  dais 
sie  aber  ein  durchaus  unfertiges  gepräge  trägt.    Zu  rügen  ist 
schon  die  unmasse  von  fehlem  und  ungenauigkeitan  in  den 
faktischen  angaben.    Jedes  von  diesen  versehen  mag  au  und 
für  sich  entschuldbar  sein;  die  grosse  menge  derselben  bleibt 
aber  ein  Vorwurf  und  zeigt  dass  herr  S.  nicht  die  nöthige  zei't 
und  Sorgfalt  auf  die  ausarbeitung  seines  aufsatzes  verweadet>^ 
hat.    Ein  theil  der  fehler  ist  Übrigens  solcher  art,  dass  nichts 
jeder  beliebige  leser  sie  bemerken  und  korrigiren  kann.    Zwar 
wird  —  um    von   ganz   massiven  fehlem    abzusehen   —  ein 
sorgfältiger  leser  leicht  bemerken,  dass  arm,  asti  ,dasein,  weit, 
weltliche  dinge*  nicht,  wie  Scheftelowitz  s*  20  es  thut,  zu  der 
idg-  Wurzel  *eB'  ,sein*  gestellt  werden  darf;  denn  es  bedeutet 
,hiesig*  und  ist  von  mt  ,lüer*  (zu  als  .dieser*  wie  and  ,dort* 
zu  ain  Jener*)  abgeleitet    Und  wenn  S.  s»  15  arm.  eov  ,meer* 
zu  an.  kaf  ,meer^  kefja  ^hinnntertanchen*  gr.  ßunna  stellt 


ifenes  und  riicl 


Ulli  die  sebelnbar  schlagende  parallele  „arm,  covanam  ,Iiin- 
ratertaucben*^  üinzufiigt,  so  wird  der  vorsichtige  leser  auch 
oke  kenntnisse  des  Armenischen  leicht  aus  dem  wörterbnch 
ersehen,  dass  eovanam  die  angegebene  bedeutung  nicht  hat; 
es  bedeutet  ,sich  wie  ein  meer  ausbreiten,  überschwemmen' : 
ob  die  gleichling  cov  an,  kaf,  die  mir  schon  vor  einigen  jähren 
WOQ  einem  Euhörer  vorgeschlagen  wurde,  richtig  ist,  ist  wegen 
der  vokale  äusserst  zweifelhaft;  einfacher  wäre  es,  mit  Stokes 
TFXü.  191  cov  zu  ir.  g6  ,meer'  zu  steUen;  noch  anders  Mserianc 
in  den  Verhandlungen  des  XIIL  internationalen  Orientalisten- 
longresses  in  Hamburg  1902  (vgh  das  referat  der  diökussion). 
^enn  aber  Scheftelowitz  s.  19  annimmt,  dass  in  arm,  teii  ,ort, 
m  $'  abgefallen  ist,  so  wird  der  fernerstehende  sich  leicht  durch 
^  herangezogene  stdanam  ,sich  hinstellen'  täuschen  lassen, 
«bfleich  in  diesem  worte  s-  die  bekannte  armenische  präpo- 
süon  ^-,  s-  ist. 

Leider  erstreckt  sich  der  mangel  an  sorgfiilt  nicht  nur 

«ttf  das  material,  sondern  auch  auf  die  behandlung  desselben. 

Das  bild  der  lantentwickelung ,  womit  S.  sich  begnügt,  wird 

{«Wiss  die  mitforscher  nicht  befriedigen,    S,  hat  keine  laut- 

S^egetze  gefunden  aus  dem  einfachen  grunde,  weil  er  überhaupt 

fiicht  ernsthaft  danach  gesucht  hat    Nur  in  einem   falle  hat 

CT  vielleicht  ein  neues  lautgesetz  richtig  ermittelt:   er  nimmt 

^  32  fm,  dass  dental  -f  t  im  Armenischen  als  st  erscheint, 

^as  möglicherweise  vor  meinen  vermuthungen  KZ  XXXIX  4^2 

^^n  Vorzug  verdient 

Auch  die  polemik  ist  bei  S.  sehr  wenig  sorgföltig-    Bis- 

^^^ilen  ist  sie  sogar  ganz  gegenstandslos  und  räthselhaft.  S.  38  f* 

«^merkt  er,   dass  idg,  bh  zwischen  ursprünglichen  vokalen  zu 

^    geworden  ist,  führt  dafür  ein  paar  beispiele  an  und  fährt 

Ö^aim  fort:    „Hübsehmann  und  Pedersen   KZ  XXXVin 

^99  und  201  nehmen  an,  dass  bh  auch  sonst  zu  v  wird,  was 

^teer  falsch  ist.     Sämmtliche  hierbei  in  betracht  kommenden 

^t^ymologieo  sind  entweder  iranische  lehn  Wörter  oder  falsch*^. 

^nn  lehrt    aber  Hübschmanu,    dem    ich  an  der  betreffenden 

W>elie  einfach  pedibus  in  sententiam  ivi,  genau  wie  S.,  dass  bh 

uitervokalisch  zu  t;  wird  (und  die  einzigen  richtigen  beispiele 

W  S.  stammen    von  Hübschmann)*     Die  polemik  kann  also 

Lnidit   gegen     die    Hübschmanu 'sehe    regel    gerichtet     sein; 
^  auch  nicht  gegen  seine  beispiele;  denn  die  von  S.  als 


Igl^r  Pederaen, 


f^  I 


iranisch  bezeicBneten  Wörter  sind  schoD  von  Hübsehmann 
iranisch  bezeichnet.    Das  einzige,  was  gegen  Hübschinanu  ge 
richtet  sein  könnte,  ist  die  verfehlte  behauptnng,  dass  die 
menische  adjektiyendung  -vor  iranisch  wäre  (richtig  hei  Hübsct:^^ 
mann  Arm.  Oramm.   I  420),     Was  meint  also  S.  mit  sein^^^ 
polemischeu  bemerknng?    Etwa,  dass  es  niemandem  geling^^^ 
wird,   andere  belege  fiir  das  intervokalisehe  -bk-  als  die  vi^^^j 
S.  gebilligten  aufzuflndeu? 

Als   zweites    beispiel   fiir   die   wenig   sorgfilltige   art   c^^j. 
polemik  bei  S*  verweise  ich  anf  s,  27,  wo  er  gegen  die  0^|. 
ho  ff  sehe    Deutung  des    arm,  tram  ,fest*   mit  den  folgen^^jj 
werten  polemisirt:    „Osthoffs  annähme,  tram  gehe   auf  *(J^~ 
romo  zurück,  ist  unmöglich,  da  es  im  Armen,  zu  *eftram  hUtte 
werden  müssen,  wie  idg,  *bhrat&r(l):  arm.  elbair^  gr.  (jF(^f(/)o^: 
arm.  eibatir(}),^    Osthoff  hat    aber    kein    *rfn*roiwo,    sandem 
*drf(rärm-s  oder  *drm-ümo-*^  angesetzt.    Und  wozu  das  wört- 
chen ,unmöglich*?    Weshalb  kann  in  der  silbenfolge  *drufä^ 
eine  dissimilation  nicht  zu  der  zeit  eingetreten  sein,  wo  die 
ganz  anders  gearteten  silbenfolgen  ^bhrdtBr  und  *bhreut  ^^ 
intakt  blieben?  Eine  solche  müglichkeit  ist  absolut  nicht  abzu- 
leugnen.   Wä.re  eine  solche  dissimilation  trotzdem  nicht  eio- 
getreten,  so  würde  ich  allerdings  als  scblussergebniHs  etwa 
*BHram  erwarten;  Scheftelowitz  hat  aber  andere  ansiehteil  ab 
ich  über  die  armenische  lautgeschichte.     Es  handelt  sich  Wer 
um  die  interkonsonantische  gruppe  -ru-;   bei  Hübschmaai 
finden  sich  zwei  etymologien,    die  nur  unter  der  bedingMg 
möglich  sind,  dass  eine  solche  gruppe   zunächst  zu  -ur-  ge- 
worden  ist.     Ich   habe    daher   KZ  XXXIX  345    ausfährlicki 
untersucht,  ob  eine  solche  metathese  annehmbar  ist;   da  \o^ 
immer   der  tradition  gegenüber  so  konservativ  wie   möglich* 
bin,  so  habe  ich  mein  ergebDiss  in  den  Worten  formuHrt,  da^-^ 
eine  solche  annähme  weder  widerlegt  noch  bewiesen  werdeJ^^^ 
kann.  Aus  meiner  weiteren  darstellung  wird  man  jedoch  leich 
ersehen,  dass  ich  selbst  nicht  daran  glaube;  überhaupt  dürfte 
ein  unbeweisbares  lautgesetz  als  nicht  vorliegend  zu  betrachtei^^^ 
sein-    Um  gegen  alle  missdeutnngeu  sicher  zu  sein,  habe  ict^^ 
in  der  Zeitschrift  der  Wiener  Mechitaristen  Bandes  1905  s.  3^^ 
ausdrücklich  ausgesprochen,  dass  ich  die  annähme  verwerfe^^^' 
Ganz  anders  verhält  sich  Scheftelowitz;  er  akzeptirt  ohne  be    ^' 
denken  die  metathese  (BB  XXIX  54;  vgl  seine  etymologiet 


»t 


NeiiTO  xmi  nsebtrigrlicbes. 


209 


8.  25,  29,  49  und  BB  XXVTTI  309).  Also  wäre  nach  seinen 
«mehten  in  *drnmnn-s  zunächst  -ru-  zu  -ur-  geworden;  aus 
ämm  so  früh  ^tisammeng^ekommenen  *rr-  wäre  gewiss  ganz 
ftinfach  -r-  geworden.  Also  wäre  nach  den  ansichten  von  S* 
ans  *drürämi-s  eben  nur  tram  geworden. 

Nicht  gehaltvoller  ist  die  gegen  mich  (d,  h-  gegen  meinen 
kleinen  aiifsatz  KZ  XXXVni  194—240)  gerichtete  polemik  bei 
Scbeftelowitz.    Auch  da,  wo  er  scheinbar  wirkliche  argumente 
Mbringt,  hat  er  die  sache  nicht  durchdacht.    Meine  ansieht^ 
Mg.  u  erscheine  im  armenischen  anlaot  immer  als  g,  ist  nach 
Scheftelowitz  s,  41  von  mir  selbst  durch   die  gleichnng  arm. 
m  preass*  tüinsus  widerlegt.  Ich  glaubet  eine  gewisse  kennt- 
mss   des   Slavisch-Baltischea    und    eine    sorgfaltigere    lektüre 
lueines  kleinen  aufsatzes  hätte  wohl  herm  S.  in  den  stand  ge- 
setzt, das  zu  ahnen,  was  er  jetzt  KZ  XXXTX  437  ausführlich 
feien  kann.  ^  Bugge  hatte  KZ  XXXII  65  arm,  sung  zu  gr. 
mi^ytiq  gestellt,  was  ich  natürlich  als  richtig  anerkannt  habe, 
Scheftelowitz  will  aber  die  kombination  deshalb  ablehnen,  weil 
«HD.  sitvg  ,pilz'  bedeutet    Dass  die  bedeutungen  .schwamm 
«Im  abwaschen*    und  ^pilz'   sich   sehr  gut  vermitteln  lassen,' 
h4tte  er  aber  fast  aus  jeder  beliebigen  spräche  (u,  a,  aus  dem 
Deutschen)  erfahren  können.    Über  die  weit  verbreitete  sippe 
4es  gr.  tjnoyyog  (in  der  die  bedeutung  jpilss'  sehr  gut  älter  als 
I  tWaschschwamra'  sein  kann)  habe  ich  in  den  Materyaly  i  prace 
^comisyi  jfzykowej  akademii  umiejftnosci  w  Krakowie  I  165  ffi 
i^nafuhrlich  gehandelt  und  werde  meine  ausfuhrungen  hier  nicht 
"Wiederholen.    Ich  bemerke  nur  zu  Uhlenbeck  IFXm  215, 
^a&s  lat.  frtngus  selbstverständlich   kein  griechisches  lehnwort 
i^t ;  als  lehnwort  miisste  es  doch  wenigstens  *piingus  lauten.  — 
fAatn.  unim  ,ieh  habe*  hatt«  ich  KZ  XXXTHI  203  zu  ahd. 
^^onm  u,  s,  w,  gestellt ;  Scheftelowitz  s.  34  will  diese  etymologie 
"Wegen   des  zu  unim  gehörigen  oin    ,gewohnheit*  ,abito,   abitii- 
dine*  ablehnen;    statt  dessen  soll  es  zu  aind*  äpnas  .besitz, 
liabe*  gehören.    Leider  ist  aber  gerade  die  form  oin  eine  un- 
bedingte Widerlegung    dieser  vermuthung  (das  von  S.  selbst 
Mgeführte  k^un   »schlaf  zeigt,   wie   sich  die  gruppe  -pn-  im 
Annenischen  entwickelt;  vgl.  KZ  XXXIX  349—50);  fhr  meine 
Etymologie  Ist  dagegen  oin  nicht  nur  semasiologisch,  sondern 
^Tigleich  morphologisch  eine  erwünschte  bestätigung.  oin  stellt 
«ich  Bch(Sn  neben  das  zu  ahd.  um^m  gehörige  gr.  $vv^  (vgL 

■«liwluiA  f,  m^.  Spaolil  K.  F.  ZX.  f.  14 


Hol^r  PisJersen, 


die  bedeutungsentwiekelung  iü  aind»  okas  ,wöhnstätte*  nel 
s^sh  vyknqü  ,sich  gewöhnen*)  und  zeigt,  dass  Brugmann  B 
richte  der  phU^-hist.  Cl  der  königl.  Sachs.  Ges,  d.  Wiss.  1901  s,  i; 
mit  bezug  auf  eiVif  auf  falscher  föhrte  gewesen  ist.  v,  Patr 
bÄny,  der  IF  XIV  58  f.  gleichfalls  arm.  umm  zu  der  vi 
mir  herangezogenen  sippe  stellt,  hat  daher  auch  ganz  richl 
die  form  oin  als  einen  beweis  dafür  betrachtet.  Ich  mad 
hier  noch  auf  einen  anderen  fall  aufmerksam,  wo  das  Arm 
oische  und  das  Griechische  von  einer  mit  eue-  aalautendeu  baj 
die  gleichen  formen  bewahrt  haben.  Das  sehr  gewöhnlid 
neuarmenische  i^em  ,ich  wUl'  ist  für  die  alte  zeit  nur  zweiO 
haft  belegt;  dass  das  woit  aber  trotzdem  alt  ist,  geht  aus  di 
altarmenischen  kompositum  y-u^em  ,suche'  mit  dem  verbl 
Substantiv  y-oiz  hervor.  Dass  uzem  geradezu  die  neuarmenisd 
form  von  yt$zem  sein  sollte,  wie  Hannsz  Sur  la  langue  4 
Armeniens  polonais  s.  132  annimmt,  leuchtet  mir  nicht  rei^ 
ein;  übrigens  würde  aber  auch  in  diesem  falle  die  etymolog 
die  gleiche  bleiben:  gr,  ev/f^ßen  aw,  ao^da  ^sprach'  lat  vmfi 
aind.  vaghät  ,opferveranstalter*.  I 

Unter  diesen  umständen  muss  ich  es  als  ganz  überjlüsal 
betrachten,  im  einzelnen  auf  die  polemik  bei  S,  zu  antwort^i 
Überhaupt  wäre  eine  durchgeführte  rücksichtnahme  auf  ein| 
ganz  unfertigen  aufsatz  eine  unnöthige  zeit*  und  papier?^ 
scbwendung.  Dass  von  S.  gesammelte  material  könnte  hin  m 
wieder  zu  einer  kleinen  ändemng  meiner  beweisführnng  S 
XXXIX  334—485  aiüass  geben  (KZ  XXXIX  347  habe  ij 
hervorgehoben,  das  eine  metatbeBe  einer  gruppe  von  vä 
schlusälant  und  l  im  ArmeBischen  nicht  nachgewiesen  ist;  ij 
hätte  hier  einen  hin  weis  auf  das  syrische  lehn  wort  arm,  halln 
,schUngen*  Hübsch  mann  Arm.  gr.  I  308  hinzufügen  solli| 
wo  eine  solche  metathese  vorliegt;  daraus  folgt  aber  für  d 
echt  armenischen  Wörter  weiter  nichts,  als  dass  eine  grup| 
von  verschlusslaut  -f  l  damals  nicht  vorkam);  meine  result^ 
bleiben  aber  ungeändert.  Auch  kann  man  den  aufsatz  von  | 
nicht  lesen,  ohne  bei  manchen  von  ihm  falsch  etymologisirtl 
Wörtern  die  richtige  etymologie  zu  finden  (arm»  ardinn  ,strqi 
tura*,  das  S*  s.  33  unter  einseitiger  bedeutungsangabe  zu  li 
pretmm  stellt,  gehört  natürlich  als  nomen  acüonis  zu  g 
aoaQiaxm  arm.  ütnem  ,mache*)*  Aber  darauf  gehe  ich  hit 
nicht  ein;   in  der    Zeitschrift  Randes   werde   ich  gelegenhä 


NeuSB  und  nachträglicheB. 


baben,  auf  die  sich  mir  aus  der  neuesten  Sprachwissenschaft- 
Üchen  litteratur  ergebenden  ergänzungen  meines  aufsatzes 
hinzuweisen. 

Hier  möchte  ich  nur  auf  einen  pnnkt  der  armenischen 
lantgeschichte  hinweisen,  der  wirklich  mit  Schwierigkeiten  ver- 
bunden gewesen  ist:  das  Schicksal  des  anlautenden  idg.  q-  tmd 
r*  im  Ärmenisehen.    Scheftelowitz  BB  XXVHI  302  ff.  vertritt 
in  dieser  frage  die  von  M ei II et  und  mir  abgelehnte  ansiclit, 
dass  q-  und  q"-  zu  arm.  k-  wird.    Alle  seine  beispiele  zu  be- 
sprechen halte  ich  fiir  zwecklos.    Die  kritik  würde  eben  des- 
halb viel  zu  zeitraubend  werden,   weil  S,  selbst  absolut  keine 
kritik  geübt  hat     Ältere  befriedigende  etymologien    werden 
von  ihm  gar  nicht  berücksichtigt;   er  stellt  z.  b.  kolr   ,ast, 
Eweig*  zn  asL  koh  ^pfahl*,  obgleich  Meillet  MSL  XI  185 
l&ngst  richtig  asl  goh  ,ast,  zweig*  verglichen  hat  (von  Meillet 
hat  S.  aber  überhaupt  nichts  gelesen;  er  citirt  ihn  nur  zwei- 
mal, das  eine  mal  nach  Hübschmann,  das  andere  mal   nach 
mir).    Er  gibt  eine   etymologie  von  arm.  kiiU^  ,topf,  gefäss' 
ohne  überhaupt  anzudeuten,  dass  ein  solches  wort  sowohl  im 
grossen  Venediger  Wtb.  wie  bei  Ciakciak  fehlt  (diese  beiden 
^prachqnellen  hat  er  aber,  wie  es  scheint^  überhaupt  nicht  be- 
itutzt).    Als  wirklich  auf  den  ersten  blick  ansprechend  kann 
if^h  von  seinen  etymologien  höchstens  zwei  anerkennen:  arm, 
^^^  ,handvoU*  amd.  kagir  ,handvoU*  und  arm.  katar  (i-:a-staram) 
»feipfel*   alb.  kodrt  (fem.)  ,hügel,   anhöhe**    Vor  diesen   beiden 
^cmbinationen  ist  es  daher  vielleicht  nicht  übei'flüssig  die  fach- 
^«nossen  ansdrücklich  zu  warnen,    ku^  ist  ein  seltenes  armer 
Fisches  wort,  das  von  Ciakciak  in  der  folgenden  weise  erklärt 
"^^ird:  ^erkok'in  ap'k'  jefac  kcealk^  i  miasin  gogajev  orov  lini 
^nrn  mi''.     Die  in  dieser  erklärung    angedeutete  etymologie 
%j^u  k^em  ,unire,   congiungere')   dürfte  richtig  sein.    Zwar  ent- 
^ÄÄlt  die   Wurzel   dieses   verbums  eigentlich  i  (vgl.   kig  ,unito, 
^songinnto*t  -ki^  ,genosse*);  u  lässt  sich  aber  als  eine  entglei- 
^uTig  erklären,    wofür  auch  sonst  beispiele   vorkommen   (KZ 
^^^XIX  410).    Dass  die  dentung  seniasiologisch  ansprechend 
lst|  zeigt  ein  blick  auf  die  übrigen  ableitungen  von  k^em^  z»  b. 
krank*  ha^  j^erku  hack'  kcealk'  i  miasin;  una  bina  di  pane". 
fci?  und  %em  sind  aber  vom  zablwort  ^zwei*  abgeleitet  und 
etitJiftlten  k  aus  du-;  ^  ist  aus  sk  entstanden,  und  kip  ist  mit 
*hi  iwisk    ^zwiefach*    identisch    (Meillet  MSL  VHI  296). 

\ ZI 


Dass  das  suffixale  armenische  -£r  in  der  rege!  aaf  sk  znriick- 
geht,  and  dass  das  Armenische  in  der  yerwendimg  dieses  snffixea^ 
vielfach  zum  Germanischen  und  Slavischen  stimmt,  dhrfte  heut 
anerkannt  sein.  Ich  benutze  die  gelegen heit  um  ein  ueue^^ 
beispiel  dafür  beizubringen.  -o€  ist  im  Armenischen  ein  hau 
figes  auffix  in  ortsbezeicbungen :  eznmior,  emm-  ,ochsenstaU' 
kfoe  ,korb*,  aikiuöf;  alhü^  ,GloacaS  darhn<K  ^werkstätte  eine 
Schmiedes*,  hnon  ,ofen'  (eig.  ,feuerstätte'),  ca^ftof  ,blumeiigartep 
dpror  ,schule'  u.  s.  w.  Die  erklärung  bei  Bugge  KZ  XXX^ 
45  hat  sich  mit  den  lautgesetzen  nicht  in  eiuklang  bring -^W 
lassen.  Vergleichbar  ist  dagegen  das  slavische  suffix  -i$iko  iir^ai 
der  Weiterbildung  -i^<Je  (aus  -Uqie\  worüber  Miklosich  V'^^g 
Gr,  II  274  ff.  handelt :  poln*  chmieliskQ  ,hopfengarten*,  i*.  ^luii-  ^j, 
,feuerstatteS  asL  gnojiste  ,ämetum\  delateliMe  ,afficana*j  u-fJd' — -^^ 
jSchnle'  u.  8.  w. 

Falsch  ist  auch  die  kambination  von  arm.  katar  mit  -^lli 
kodn.  Schon  rein  lautlich  ist  sie  nicht  ganz  emfach;  sie  beir^ühj 
auf  der  annähme,  dass  ein  idg.  -dr-  im  Albanesischen  un^^^er* 
ändert  bleibt,    was  anMUig  genug  ist,  da   nicht  nur  ia.<er< 
yokaügcbes  b  d  g  schwindet  (G*  Meyer  Alb,  Studien  III    ^7)^ 
sondern  auch  lateinisches  b  vor  r  nach  der  hen^chenden    md 
trotz  der  dürftigkeit  und  (theilweise)  Unsicherheit  des  materfa/tf 
gewiss  richtigen  ansieht  verloren  geht  (Gröber's  grundriss  I  8ii> 
und  Hei  big  Die  italienischen  Elemente  im  Alb.,  Leipzig  1903, 
8,  66).    In  italienischen  lehnwörtem  bleibt  -dr-  erhalten  (Hei- 
big  s*  72);  so  auch  ia   dem  worte  hätsedre  ,dracheS  desse 
letzte  quelle  gr,  x^^rrvS^og  ist  (G,  Meyer  IF  VI   106);  ^ 
femer  in  dem  stadtnamen   Skodrs,  bei  Liviös  Scodra;  dies«yi 
name  ist  aber  ursprünglich   nordillyrisch ;  ihn  als  albanesisel 
zu    deuten  ist  schon    wegen  des  o  nicht  möglich.     Dass  i 
einem  ererbten  albanesischen  worte  oder  einem  alten  lateiuischf 
lehn  worte  -dr-  erhalten  bleiben  könnte^  ist  noch  unbewiesj 
und  unwahrscheinlich.    Aber  auch  wenn  mau  von  dieser  lai 
liehen  fragr*  gan^  absieht,  ist  es  vollkommen  sicher^  dass 
ködrs   aus   rumän.  codm  ,wald*   entlehnt  ist*     Herr  dr. 
Sandfeld  Jensen,  bei  dem  ich  aufschluss  über  das 
nische  wort  gesucht  habe,  bemerkt  zutreffend,  dass  die  em 
des  rufoäuischen  wertes  (-u)  unerklärlich  sein  würde,  we 
aus  dem  Albanesischen  stammte  (wo  ködr§  fem.  ist),  wäj 
umgekehrt  alb.  kodr^  aus  rumäiL  codm  ohne  weiteres 


Neues  und  Dachirn^Uche«. 


2ia 


^1 

lieb  ist.    Ausserdem  verweist   er  mich  atif  die  romamstigche 
^f       iitteratur   über    dies   wort     Ich    stimme   mit  Densasianu 
BoEDania  XX Vm  62—64  tiberem,  der  codfii  aus  lat,  quadrttm 
erklärt;  das  wort  bedeutet  ^quartier  de  pain',  ferner  in  alter 
teit  »portion  de  terre  bieu  delimitee*,  woraus  sich  die  bedeu- 
tmgen  ,place  d'uu  village',  /oret^  ,monta^e  couverte  de  forets' 
vollkommeü  erklären.  Die  von  Densusianu  angeführten  stellen 
acis  dem   Corpus    glossariorum    entsclieiden  meines  erachtenB 
<iie  Sache  vollkommen.    Mit  dem  o  (vgl  altfranz.  coron  ,eoiu, 
a^gle,  boQt,  eitr^mit6*)  ans  a  rauss  man  sich  unter  diesen  um- 
^t;äiiden  irgendwie  zurechtfinden;  W.  Meyer-Lübke  polemi- 
siert zwar  im  Literaturblatt   für  germanische  und  romanische 
I^liilologie   I9ül  sp,  299—300  ge^en  Densusianu;  er  erkennt 
An,   dass  z.  b-  ein  lat.  quodratns  aus   quadratus  gesichert  ist, 
'^^iü  aber  den  tibergang  nur  fUr  vortonige  silben  anerkennen, 
^&r  mag  hierin  recht  haben;  ich  sehe  aber  nicht  ein,  wes- 
l»^b  qiiadrum  sich  nicht  nach  qtmdrattts  analogisch  gerichtet 
^^ben  könnte*  Sein  versuch,  quadrum  mit  gr,  nh^a  zu  kombi- 
*Äiren,  ist,  wie  ich  glaube,  undurchführbar*    Wie  man  tibngens 
^4e   Sache   dreht   and  wendet,    eine   möglichkeitj  alb.  hodn 
^Hit  arm.  katar  zu  verbinden,  ergibt  sich  nicht.   In  dem  arme- 
^^iscben  worte  ist  -ar  vermuthlich  wie  sonst  ein  suffix;  in  kaJt- 
It^nnte  die  wurzel  *^3-  (gr*  i-ßti  arm.  kam  ,ich  stehe^)  mit 
^4iiem  -d^suffix  stecken. 

[§  5.  (Der  battisch-slavische  akzent).  Mit  un- 
»■^«At  habe  ich  KZ  XXXVIII  333  gegen  Saussure  ein  bal- 
^tjscb'Slavisehes  akzentgesetz  —  -^  >  —  —  (wobei  —  eine  ge- 
^tossene  länge  bezeichnet)  als  wahrscheinlich  anerkannt*  Lit. 
^r»f?tmm.  gälva.,  acc.  pK  gälvas^  nom*  dual  galvi  von  galvä  ,kopf^ 
Enthalten  die  aus  dem  acc,  und  dat  sing,  und  nom,  ph  be- 
kannte akzentzmückziehung,  die  von  Saussure  in  seinem 
e^enialen  aufsatz  IF  Anz.  VI  157  ff.  als  nachahmung  der  konso- 
ttantiscben  stamme  gedeutet  worden  ist.  Ebenso  bei  den  mehr- 
silbigen Stämmen:  instr.  sing,  äszaka,  acc.  pL  ässakas  von  assa- 
ha  ,gräte\  Bei  den  zweisilbigen  stammen  mit  geschleifter 
'^fwz^Isilbe  hat  Saussure's  akzentgesetz  -  — >--^  gewirkt 
Tmstr.  mergä^  acc.  pL  mergä§,  nom.  dual,  mergi  von  mergä 
B  rWidchen*).  In  bezug  auf  den  acc.  pl.  stellt  sich  also  das 
^k  IWüerhe  nicht  auf  die  seite  des  Indischen  (skr*  acc.  pl.  padä$% 
■^^    »»ttdem  auf  die  seite  des  Griechischen  (noia^). 


214 


Holder  P©46Tsen, 


Das  SlaviBche  stimnit  durchaus  mit  dem  Baltischen  (r.  dual 
6be  nagi,  ygL  KZ  XXXVIII  360;  acc.  pL  nogi;  instr.  sing 
noäbjii  von  noöb  ^nacht*,  lok,  nöt%  gen.  pl  noäeS).  SaussureÜ 
akzentgesetz  hat  aber  hier  anders  gewirkt  als  im  Baltbchen 
weü  die  akzentzuröckziehung  der  vokaMschen  stamme  im  Sl» 
Tischen  mit  intonationswechsel  verbunden  war:  C»  hora  ,berg* 
vzhüru  .hinauf  (KZ  XXXVIII  304);  6.  heäa  p.  hiaäa  (inter 
jektion)  ,wehe*  (erstarrter  nomiuativ  mit  alter  intonadon),  ab€( 
ö.  UM  p.  hiedu  ,nolIi*  (deklinirtes  Substantiv  mit  veraDgemei 
nerung  der  iutonation  der  kasus  mit  zurückgezogenem  akzeut 
über  poiö.  u  als  den  nnnmlautbaren  Vertreter  eines  langen  i 
Tgl.  Brandt  in  der  Fortunatov- Festschrift) ;  altö,  zima  ,a 
ist  kalt^  (erstarrter  nominativ),  aber  lima  ,winter*  (v.  Roa 
wadowski,  Semazyologia  [aus  Eos  IXJ  p.  15;  Gebauei 
Historickä  mluvnice  I  610);  slovak.  ckvala  hohu  ,gottlol| 
chväla  ,lob*  (Kott,  v.Rozwadowski  brieflich.  27.  nov.  1903);  M, 
acc.  ffülvq,  T.  golomt  ,kopf  (Meillet,  FortunatOT-festschrit^ 
ö.  vira  ,glaubeS  vern  »fÜrwahr*  (erstarrter  acc).  ^  und  -  c3[ 
Wurzelsilbe  sind  also  zu  — ,  und  umgekehrt  —  zu  -  geword^ 
analogiebildungen  kommen  natürlich  massenhaft  vor  (serb.  a^ 
sing.  Bimu^  nom.  acc.  pL  ^me  u.  s.  w.).  Saussure's  gesa 
konnte  also  nicht  wirken  in  formen  wie  r.  acc*  pl.  go^y,  tlrni 
dual.  pU€i  »schultern^;  es  wirkte  dagegen  in  r.  acc.  pt  skml, 
jfelsen*  von  f^kalä  (ö.  skdla  s.  $käla\  dual,  mudt  ,hoden*  ($ 
müdö)^  wo  die  Wurzelsilbe  alte  gestossene  Intonation  gehalJ 
haben  mag,  die  bei  der  akzentzurttckziehung  schleifend  wurd^ 
Auch  hier  massenhafte  analogiebildungen. 

Die  akzentzurückziehung  der  vokaliseben  stamme  find^ 
also  statt:  1.  im  acc.  sing,,  wenn  er  vom  nom*  verschiedet 
war,  im  nom.  pl  auf  -s,  acc*  pl,  auf  -m^  nom.  acc,  dual,  nad 
dem  muster  von  nida  noSeg  ni^ag  ni^f,  während  sie  in  dei) 
charakteristischen  formen  der  neutralen  o-stämme  (nom*  acc« 
sing*  pL),  im  nom.  pl.  masc,  der  -o-st^mme  (lit.  devm)  und  la 
den  bei  den  konsonantischen  stammen  endbetonten  kasus  unter* 
bleibt;  2.  in  denjenigen  kasus,  die  in  der  konsonan tischen 
flexion  nichts  entsprechendes  hatten  (KZ  XXXVIII  365  f), 
d.  h.  im  ablativ  (lit  dSvo),  in  allen  nicht  auf  -mi  ausgehenden 
instrumentalforraen  des  sing.  (Ht,  galva^  därht.  von  darbas  pl« 
darbai  ,arbeit*,  r.  nodtjn,  aber  lit.  ssirdimi  von  s^itdls  ,herz*? 
r,  Jcrugom  ,ring8  um*  von  km^  ,kreis*,  gen.  kruga,  uom,  pl 


Nfliiee  nnd  nachträgliches. 


21& 


und  im  dat.  sing,  (was  darauf  deutet,  dass  bei  den 
onantisohen  stammen  im  Baltisch-Slavischen  äbnliah  wie 
m  Griechischen  die  besondere  form  des  dativs  verloren  ge- 
gangen war;  aus  dem  Hussischen  citirt  Brandt,  JnbU.  sborn. 
Ttestt  Mülera,  s.  5  des  sonderabdiucks:   k  etme,  k  stSne^  k 


In   der   gemeinsamen  baltisch-slavischen  akzententwicke- 
Innf  lassen  sich  vier  perioden  anterscheiden : 

1,  Verdeutlichung  des  ererbten  akzentwechsels  (lit»  dnkti 

düJäeri);  bewirkt  keinen  intonationswechsel  *). 
n.  Verbreitung    des   verdeutlichten    ak^entwechsels  (lit. 

galvä  gälvq^  r.  golovä  golotni). 
M.  Das  akzentgesetz  (-  —  und  o  —  wird  *  -^,  ^  —  ;  im 
Slavischen  vielleicht  auch  ^^  —  >  uw^l^^  g.  KZ 
XXXVin  307), 
IV*  Verallgemeinerung  des  theils  ererbten,  theös  in  der 
Periode  III  entwickelten  akzentgegensatzes  zwischen 
o-stämmen  und  a-stämmen  (KZ  XXXVIII  332  f.) :  lit 
masc.  giras  ,gut',  neutr.  g^raj  fem.  gerä;  r.  seU  ,dorf , 
dölotd  .meissel',  pL  sjola,  doUta  vgl.  KZ  XXXVIII  333. 
Dazu  kommen  noch  speziell  slavische  akzentverschiebungen: 
l^-ne  mit  Saussure's  geaetz  analoge  vorwärtsgehende  verschie- 
j^^ng  (r.  vhpLvesjolyj^  -sädit : sadUsjaj  govorirdzgovor^  Upei: 
l^^et,  sküIet:skaH,  s.  KZ  XXXVDI  306—307,  335—336, 
^)  und  zwei  rückwärtsgehende  Verschiebungen  (betontes 
i windendem  a  b  gibt  den  akzent  an  die  vorhergehende  sübe 
*,  KZ  XXX Vin  343  (§  53),  299,  363;  ebenso  gibt  eine  sekun- 
4  ^r  schleifend  gewordene  silbe  den  akzent  an  die  vorhergehen- 
i^  sübe  ab,  s.  KZ  XXXVm  307,  335-336,  358:  russ.  mit^b 
^adeiL,  klafter',  gen.  pL  säien).  Dazu  noch  massenhafte  ältere 
^itd  jüngere  umfassendere  und  vereinzeltere  analogische  akzent- 
fc^gelungen. 


^  S.  EZ  XXX  VII  r  355;  ein  weiteres  beispiel  bildet  der  verbaltyp  na  r. 
S9^iltk  ,hT«iTmen\  präs.  gorjü^  gorit^  klr.  gorjü  tjorit  gotimö:  i^g.  akzent- 
"^^«cltBel  fwischm  dem  gtämm vokal  "l-  und  der^  personalendang' ;  daraus  im 
^IftT.  ikzeDtweohs^l  zwiscbeii  der  anfang^BÜbe  nnd  der  per^onaleDdiing  {daher 
^-  viMb  sl^Mtf  s-  mt^eii  MaU);  bei  geechleiftor  oder  knr^cr  Wurzelsilbe 
^•'irkte  ab^r  Satißsure'B  ^esetz.  Die  kausative  (r.  noHttt  nohi  ^lönii  klr.  nMit 
^M  nMmo)  hfttlen  dagegen  ursprüngliche  anfan^betonuog-  und  geschleiftes 
-^  m  prkem,  b.  EZ  XXXTOI  417.  * 


216 


Eolger  Fedtrseiif  K«iim  und  SBctttriglicliea. 


Das  Baudouin  de  Courtenay^sche  gesetz  ist,  wieicl#"-^i 
KZ  XXXVin  384,  385  nachgewiesen  habe,  älter  als  di^^^g 
moiiopIithoDginiiig  der  ??-„diphthonge*^  und  der  i-diphlhong» -^^^ 
Es  ist  jünger  als  die  akzentnenerung  m,  detm  es  wirkt  u.  ^ 

vor  der  erst  durch  Saussure's  akzentgesetz  betont  gewordene  ^^^^ 
inflnitivendiing  -dti  Eine  nähere  Untersuchung  ergibt  al^i::^^^!* 
femer  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit,  dass  es  gleichfalls  jün^^ge^ 
als  die  akzentneuerung  IV   ist.     Die  toii   dem  Baudouin  ^^ 

Courteuay'schen   gesetze   bewirkte  palatalisation   tritt  in  ^^«ier 
akzentsilbe  ein  und  unterbleibt  unmittelbar  nach  der  akzg-ssnt- 
silbe:  abulg.  licef  r.  lico  ,gesicht^5  aber  Uka  ,chor*,  r.  lik^  ^^^»ea. 
pl_  likov;  r.  vösklicätf>  ,ausrufen\   aber  klikaib  ,rufen';   r.        pg^ 
dvuätb-sja  »kämpfen^  aber  dvigath  ,bewegen^  Eercalo  und  ^^^er- 
TcaU  ,spiegel*,    Sie  tritt  ferner  in  der  zweiten  sUbe  nach  ^«rieiu 
akzente  ein:  abulg.   mcsecb  ,mond\   r.  mhjac^  abulg.  knn^^^dzh 
,fnrst%  lit,  kuningm  ,prieateT^  abulg,  sajecb,  r.  zdjac  ,h^^?e\ 
abulg.  sidbce  r.  serdce  ,herz*.     Dies  erklärt  sich  daraus,     ^a^s 
diese  silbe  einen  nebeuakzent  hatte  (vgl.  KZ  XXXYIQ      ^60^ 
364j  381,  367,  [3^i4];  auf  dem  Umtausch  des  hauptakzentea.    mit 
diesem  nebenakzent  beruht  überhaupt  die  aufhebung  der^  en^ 
klise  bei  nicht  anfangsbetonten  wortfarraen:    r,  na  gorS     ,äuf 
dem  berge*  neben  na  goru  ,auf  den  berg*,  ?gl  KZ  XSX^TT/l 
355),   Auch  die  zweite  silbe  vor  dem  hauptakzent  muss  einen 
nebeuakzent  gehabt  haben ;  sie  war  aber  sehr  oft  die  aniau^- 
silbe   des    wertes   und   konnte   daher  bei   dem    Baudouin  de 
Courteuay'schen  gesetz  nicht  in  betracht  kommen.   Bei  Wörtern 
mit  beweglichem  akzent  war  vielfach  ein  Wechsel  zwischen  1^ 
und  c  u,  s,  w,  zu  erwarten;  er  ist  aber  fast  immer  aiisg^" 
glichen  worden.    Will  man  die  zahl  der  dabei  anzunehmende^* 
analogiebildungen  möglichst  herabmindern,  muss  man  das  Bai^^' 
douln  de  Courtenay'sche  gesetz  möglichst  spät  ansetzen:  ma^^ 
muss  sich  möglichst  weit  von  dem  bunten  litauischen  akzen  -^ 
entfernen  um  sich  möglichst  viel  dem   regelmässigeren  russi  -^Z 
sehen  ak^ent  zu  nähern.  Ein  rest  des  lautgesetzlichen  wechsel^^-*^ 
hat  sich  bei  dem  pronomen  abulg,  dch,  nkn  ^solcher*  erhalten    ^^^' 
k  erscheint  u.  a.  in  der  form  ^iko^  die  nach  der  akzentneuerun^^^:^ 
IV  den  akzent  auf  der  ersten  silbe  tragen  musste  (vgl.  «erb.  -^^ 
tako  ^so');  femer  in   der  ableitung  hikovs,  deren  akzent  nadf^^ 
r.  takovojf  takov^   takova,  takovo  u.  s.  w.  zu  beurtheüen  istf     ^ 
und  schliesslich  enthalten/  die  dreisilbigen  ursprünglich    end- 


w 

'      oefonten 


B.  M^nnger,  Zu  nua^a  and  ?ar  g'eschicbte  de&  ^a^ens^ 


217 


ifdEten  formen  sicechB  sicems  sicemi  (und  die  entsprechenden 
formen  von  vbsb  ,all*:  vbsechs  u.  s.  w)  nicht  die  Baudouin  de 
Comtenay'schen  palatale  (nach  denen  i  statt  e  zu  erwartea 
wäre),  sondern  eine  von  dem  folgenden  e  (aus  oi)  bewirkte 
spätere  palatalisation. 

Die  abhängigkeit  der  palatalisation  (oder  vielleicht  genauer: 
der  Weiterentwickelung  der  mouillirung)  von  dem  akzent,  die 
für  Bandouin  de  Courtenay's  gesetz  charakteristisch  ist,  be- 
gegnet xiuB  auch  anderswo,  z.  b,  im  Schwedischen  (nicht  pala- 
tales  &  in  rike  u.  s.  w.);  darauf  beruht  auch  die  einzige  bis 
ietzt  vorgebrachte  diskutirbare  deutung  der  armeuischen  pala- 
tÄlisation  (KZ  XXXIX  396);  ganz  mit  unrecht  will  Meillet 
MSL  XTTT  244  die  berechtigung  eines  solchen  erklämngs- 
piiii2ips  a  limine  ablehnen.) 

Kopenhagen^  den  16-  märz  1905, 

Holger  Pedersen, 


l 


Zu  u/i«?«  und  zur  geschicMe  des  wagens. 

Ein  beitrag  zur  methode  der  etjtnologie. 

LUtemtmrs    Ginzrot   Die   Wäg-^n    und   Fahrwerke    der   GrieclieD    und 

^'t^llier  München  1817.  ^^  Schröder   Reatleiikon  st.  Wag'en.  —  Heyne    Deut' 

*^^hes  Nabmngsweaen  8.  27  f.  ^  Eich   Dictionnaire  des  antiqoitöB  Rom,   et 

^^  rf^rques  tnul,   ik   rAnglais  sf?.   canrus,  plauiitram,   plo^teUam,   ploxemmn, 

^'%imift.  —  Forestier  La  roue  Paris  Nancy  1900«  —  Hahn  Das  Alter  der  wirt- 

■■^cJiamichen   Kultnr  1905  s.  l^ff.   —   Nc>ire   Das   W©rkieag  nsw.   1880,  — 

vTndiiet  ZU.  f.  EthnoL  1890,  ^  Partwänglcr  Meisterwerke  der  g-ricch.  Plastik 

^^  267  ff.  —  Hoemes   Urgesc^h.  d.  bUd.    Eunat  44Ö  ff.  —  Verfasser  L  F.  XVI 

^*  146.  —  S.  MtllfT  Nord.  Altert.  H  44flr.  —  Graahof  Fohrwerk  bei  Homer 

^adHedod  1846. 

Ich  habe  Sfiala  als  j,eiiiachser^  erklärt  und  das  wort  auf 
^ine  tufortn  * fttii-alc^ia  zurückgeführt.  Da  erschemt  es  nun 
^retschmer  (Zts.  XXXIX  549)  „seltsam",  dass  ich,  der  von 
^Jidereu  fordert,  dass  sie  sich  mehr  um  die  Sachen  kümmern, 
^t  deutung  aufstelle,  „die  zwar  lautlieh  allenfalls  denkbar, 
%W  sachlich  so  unpassend  wie  möglich  ist,"  ''Afia^u  werde 
•dsoi  in  der  Odyssee  als  vierrädrig  bezeichnet,  sie  stehe  im 


218 


E.  Merin^er, 


1 


gegeneatz  zn  dem  immer  zweirädrigen  Streitwagen*  «p/««  ode:^^ 
ü/ja.    Wenn  also  aucli  der  zweirädrige  karren   „nicht  gai^::^,^. 
gefehlt  zu  haben  braucht^"  müsse   man  doch  sagen,  dass  dr^^/p 
vierrädrigkeit  für  die  a^ta^a   ebenso  charakteristisch  ist,   w 
die  zweirädrigkeit  tüf  das  aQfia. 

Ich  antworte  darauf  folgendes.  Wenn  aua^a  in  historisch 
Zeiten  den  vierrädrigen*  also  zweiachsigen  karren  bezeichn-___  ^*  i 
so  beweist  das  nicht,  dass  nicht  schon  der  dem  zweiachsi^^gQ 
vorausgegangene  einachsige  karren  denselben  namen  führt^^ij 
Durch  meine  herleitung  aus  ^sr^-ak^ia  habe  ich  genügend    .^q. 
gedeutet,  dass  ich  die  büduiig  für  sehr  alt,  für  vorgnechs^eA 
halte.     Kretsehmer   selbst   hält   diese   deutung    ftir    „lautU^fj 
allenfalls    denkbar'',    was    geringschätzig   klingt,    aber   oic^t 
tragisch  genommen  werden  muss,  denn  wüsste  er  einen  ein- 
wand, so  hätte  er  nicht  ermangelt  ihn  auch  mitzutheilen. 

Meine  Stellung  zu  den  „Sachen"  hat  Kretsehmer  damit 
nicht  genügend  gekennzeichnet,  dass  er  mich  nur  fordern  lässt, 
dass  man  sich  bei  den  etymologien  mehr  um  sie  kümmere. 
Wenn  man  glaubte,  dass  uns  die  historischen  sachen  immer 
über  die  Wörter^  die  doch  oftmals  sehr  viel  alter  sind,  auf* 
klären,  so  wäre  das  ein  grober  fehler.  Man  darf  nur  Uirer 
entstehung  nach  zeitgenössische  Wörter  und  Sachen  zusammm- 
bringen.  Das  wort  kann  geblieben,  die  Sache  aber  ganz  ändert 
geworden  sein,  Vergleiche  das,  was  ich  über  lisch ^  hdt^^ 
wand  usw.  ermittelt  habe.  Wie  wir  sprachliche  Urformen  er  " 
schliessen,  so  müssen  wir  Urformen  der  sachen  —  nicht  na^ 
der  realen  dinge,  sondern  auch  der  gedanken,  der  Vorstel- 
lungen —  erschliessen.  Das  wird  nur  auf  dem  wege  der  ver- 
gleichuug,  namentlich  durch  herbeiziehen  eines  grossen  ethnogra- 
phischen materials  möglich  sein  und  deshalb  habe  ich  (Mittheil  ^' 
der  Anthrop.  GeSp  Wien  XXXI V  s.  177)  gewünscht,  dass  neheiT^*'* 
der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  eine  vergleichende  sach-  -^^ 
Wissenschaft  entsteht,  zu  der  sich  die  einzelnen  archaeologier^*-^ 
ähnlich  verhatten  würden,  wie  sich  die  Philologien  zur  rer-  "'^" 
gleichenden  Sprachwissenschaft  verhalten,  M 

1)  Coma  Eoacht  mich  auf  eine  echöne  paraUele  aufinerkgam :  franz.  hrmtettm^-^^^ 
(„petite  charrette  a  une  rou©,  qu'on  pousse  dovant  soi"  „fichubkarren''  Dict^^^*' 
teclinol.  par  C.  Rumpf  et  0.  Mothes  Wtesbade  1868  sv,)  geht  aus  'bwr&tit^^''^^ 
her?or  und  besass  urBprüngüch  zvrei  räder.  Körtang-  1427.  Die  ziemlic^^'" 
priButive  koimtniktioEi  eiueä  ähnlicben^  zweirädrigen  kaireas  bei  Föroelier  &. 


Zu  nfitr^a  und  aar  geuchiclite  des  wagetis. 


219 


Der  bauptatiterschied  zwischen  mir  und  Kretachmer  ist 
den  dass  ich  ^^iula  fiir  viel  älter  halte  aJs  dieser.  Meine  er- 
Idknng  setzt  voraus,  dass  es  zur  zeit  der  bildung  des  wertes 
schon  eioen  zweiachser  gegeben  hat,  seine  deutung  als  vier- 
ridriger  wagen  mit  festen  rädern  setzt  voraus,  dass  es  schon 
das  bewegliche  rad  gab  und  dass  wagen  mit  solchen  rädern 
üemlich  verbreitet  waren.  Auch  das  muss  ziemlich  früh  der 
fcli  gewesen  sein.  Für  mich  ist  es  gut  denkbar,  dass  die 
Griechen  zuerst  einen  einachsigen  wagen  hatten,  dann  einen 
zweiachsigen,  der  diesen  namen  übernahm  j  so  dass  später 
neben  diesem  zweiachsigen  der  einachsige  aus  dem  Orient 
tberaommene  und,  wie  seine  räder  zeigen,  kulturell  viel  höher 
stehende  Streitwagen  stand.  Auch  fifia^ixo^  X  146  „mit  wagen 
m  begehen,  fahrbar"  scheint  mir  nicht  vom  vierrädrigen  wagen 
henannt  worden  zn  sein,  sondern  den  breiteren  weg,  wo  der 
karren  fahren  konnte,  im  gegensatze  zu  066;,  der  urspriing- 
liehen  benennung  des  fusswegs,  zu  bezeichnen.  Aus  der  be- 
mchtiung  der  nomaden  als  ufia^oßint  wird  man  wohl  eher  auf 
einen  verbältnissmäsi^ig  grossen  vierrädrigen  karren  mit  dach 
scidiessen  wollen  als  auf  einen  zweirädrigen.  Trotzdem  gab 
««  und  gibt  es  noch  heute  zweirädrige  wohnkarren,  vgL  Ginz- 
foi  I  234.  Diese  können  ziemlich  gi^oss  gewesen  sein,  wie  es 
iie  von  vier  rindern  gezogenen  zweirädiigen  karren  auf  einem 
%jptiscben  bUd werke  zu  sein  scheinen;  vgl.  Rosellini  I  Monu- 
*enti  deU^  Egitto  e  della  Nubia  I  Mon.  storici  taf.  CXXVm,*) 

^of  den   dargestellten   karren   von    barbarenstämmen   fahren 

<^Uch  die  weiber.^) 

Wie  ich  mir  das  nacheinander  von  wagenformen  und  be- 
Äeichnungen  dafür  seit  theUweise  noch  vorgriechischen  Zeiten 
^^nke,  wiU  ich  kurz  angeben.  Vielleicht  dürfen  wir  uns  den 
^erkuf  so  vorstellen.  Der  älteste  wagen,  einachsig  und  zwei 
^'^Ä4jTg,  mag  *uoghos  —  o/o^  geheissen  haben.  Als  dann  ein  zwei- 
^^di%er,  vierrädriger,  aufkam,  wurde  dieser  o/ja  (wenn  der 


*)  Theil weise   reproduciert  bei  W.  Mai  MüÜor,  Asien  und  Europa  nafh 
*tt%ptischpn  Denkmälern.     S,  366. 

^1  Eakanat  bt,  class  in  späten  zelten  die  wagen  im  kriege  wieder  ihro 
ff^iii  TLnpi^n^lJche  roUe  geffpiolt  haben»  und  polix,  oboz  „feldlagor**,  eigpnt- 
^^  Bingenbor^^  (vgl  akaL  übozz  aarcinao}  Mikioaich  Et.  Wtb.  387  bowaltrt 
i^i  tbe  «rinnening  danin. 


220 


H.  KenDger^ 


plural  so  zu  deuten  ist')  oder  o/^oq  genanut,  fiir  den  einacls 

wurde  ^mii'oksiU'U^ala  gesagt    Alsdann  drang  von  Asien 
Streitwagen  ein.  Dadurch  bildete  sich  ein  neuer,  ganz  andes 
gtgensatz:  lastwagen  —  Streitwagen.    Der  last  wagen,   gleL^ 
gültig  ob  ein-  oder  zweiachsig,    wurde  afiu%u  genannt    f^ 
Streitwagen  ao^a  (oder  o/f«  d.  h.  „wagen **  im  allgemeiQe/?|^ 
und  dieser  zustand   hat  wohl  bis  in  die  MstoriBchen  zi^it-ei? 
hinein  gedauert. 

Die  entstehung  von  ^m^aJcsia  „ein achser"  ist  also  meiner 
meinung  eine  ähnliche  entwicklung  wie  die  von  lat*  biröüis^ 
lit,  dviräc^iai  (dvirätisfj  r^fpaKVTeXfnf,  gall.  petorriium^  die  alle 
entstanden  sind,  als  neben  und  zu  dem  zweirädrigen  wageo 
der  vierrädrige  aufkam.  Für  eine  erklärung  von  a^ta^u  aber^ 
die  sich  auf  den  unterschied  von  wageu  mit  festen  rädern  und 
solchen  mit  beweglichen  gründet,  ist  nirgendwo  ein  sprachliche* 
auaiogon  vorhanden,  ttber  die  sprachlichen  Iblgen  des  fest- 
werdens  der  achse  (und  damit  des  beweglicbwerdens  des  rade^) 
vgL  verfosser  IF  XVII  110  und  unten. 

Einen  beweis  für  meine  deutung  von  a^aia  zu  erbringen 
bin  ich  ausser  stände,  doch  bleibe  ich  bei  dieser,  denn  Kretecbmers 
erklärung  befriedigt  mich  noch  weniger.  Besehen  wir  sie  vm 
nähen 

Kretschmer  findet  nur  eine  sichere  parallele  zu  aftaldj 
nämlich  äfmd^vac-  näfia^Qvdg  ist  aus  Sfia  ^^vt  erwacl)S€B; 
es  ist  die  nymphe,  die  ^eins  mit  dem  bäume'  ist.**  Und  hm 
lastwagen  seien  die  räder  mit  der  achse  verbunden,  rDtirew 
mit  ihr,  seien  also  i>a  i'lov*.  Ich  staune,  dass  Kretsdimer 
dabei  nicht  merkt,  dass  man  auf  diesem  wege  zu  einer  er- 
klärung von  ujL4uia  =  wagen  nicht  kommen  kann:  wena 
ifLaS^vaQ  die  bezeichnet,  die  eins  ist  mit  dem  bäume,  die  \mm^ 


*)  Am  leichtesten  begreift  man  die  Wörter  in  plnralfonn,  wenn  m  fcf«**" 
BtÄade  bedeuten,  die  irirklich  ans  gleichen  theilen  bestehen,  s,  b.  Bt 
Hrkkä  „selier©%  girnos  „hm^mnbia^,  deutsch  kosen,  Int.  fore»  von  derflUl«^ 
thflr  htrstammend  wie  ai.  dvärfm  noch  genauer  zeigt,  lat.  bigar,  tfig^ 
quadrigac.  Die  anderen  pluraliscbea  w-örter  z.  b.  ni/ttratt.  lat,  tyurrün  \i^ 
mfiehte  ich  mir  nicht  so  wie  Delbrück  erklären  (t,weil  man  an  die  de&tlirb  uf^^* 
scheidbaren  und  aolbständi^en  [?]  tbeile  des  Wagens  denkt")»  sondern  hier  ^^ 
plur^  coUectivisch  fassen,  was  g-ewiss  möglich  ist,  weil  auch  ein  collectiTtiffl 
|fluraliach  funttioniren  konnte  (.1.  Schmidts  erklärung  Ton  ^jtigä  „gejocb^** 
-.juche").    Sieh  unten  lit.  ratm,  dial.  „gretter"  üuw> 


Zu  Kua^tt  uod  zur  geicb lebte  de«  wagem. 


221 


npphe,  so  müssle  doch  Sßa^a  das  sein^  was  i>a  a§opt  ist, 

was  eins  ist  mit  der  achse,  und  das  ist  auch  uach  KretscUmer 

i  dem  primitivsten  wagen  doch  nur  das  rad.  Nur  die  räder 

sind  S^a  il^fift ;  afiü'^a  könnte  also  nach  der  argumentation 

i-füQ  Kretschmer    nur    das    „rad"    bezeichnen,    niemals    aber 

^vagen** ,    es  könnte  nur  der  name   des  seheibenrades  (ohne 

ipeichen)  sein,  das  auf  der  achse  fest  verkeilt  war. 

Und  weiter*  Kretschmer  verweist  auf  ß  265:  „hier  be- 
pnt  die  heri'icbtung  des  wagens  damit,  dass  sie  die  mit 
riderii  versehene  (evr^n^og)  ä^u^a  herausheben  —  .  .  *  dann 
iden  sie  den  wagenkorb  darauf^.  Hier  sei  also  von  einem 
^lulügeti  der  räder  an  die  achse  keine  rede,  die  u/^a'^a  sei 
«chon  mit  rädern  versehen.  Anders  sei  der  wagen  E  720,  auf 
dem  Hera  und  Athene  fahren.  Hier  beginne  die  zurüstuag 
des  Wagens  damit,  dass  die  räder  an  die  eiserne  achse  gefugt 
Werden.  „Sie  waren  also  vorher  von  ilir  getrennt,  vermuth- 
üch  an  der  wand  aufgehängt,** 

Alles    zugegeben.     Aber  wenn   der  lastwagen   sich   vom 

Personenwagen  hauptsächlich  dadurch  unterscheidet,  dass  beim 

«Isteren  die  räder  schon  befestigt  sind,  beim  letzteren  erst 

^r  dem  gebrauche  befestigt  werden,  dann  miisste^  wenn  das 

^fachlich  ausgedrückt  werden  soUte,   doch  die  spräche  den 

^Tsteren   * ifmxvnktiv  genannt  haben ,   nicht  aßu^u,  denn  „zu- 

*^^meB  mit  der  achse"   ist  der  eine  wagen  wie  der  andere, 

i*ibezug  auf  die  achse  unterscheiden  sie  sich  nicht,  nur  inbezug 

;^Hf  die  räder.    Freilich  unterscheiden  sie  sich  auch  inbezug 

^Uf  die  achse,  aber  nur  insofernj  als  der  lastwagen  mit  festen 

^'Ädem  bewegliche  achse  hat,  während  bewegliche  räder  eine 

tau   w^enboden   befestigte   achse   voraussetzen.     Wenn   man 

K^iit  Kretschmer  Sßu^a  aus  a^a  alion  sich  entstanden  denkt, 

ann  könnte  das  wort  eventuell  noch  den  wagen  mit  fester 

und  beweglichen  rädern  bedeuten  —  doch  das  ist  von 

gesichtspunkte  aus  annehmbar* 

Kretschmer   ist  auf  dem  besten  wege  gewesen  sich  die 

Einwendungen,  die  ich  ihm  machen  muss,   selbst  zu  machen. 

Bi  sagt  am  Schlüsse  seiner  ausführungen :  „einfacher  ist  viel* 

leicht  die  annähme,  dass  sich  afia^a  zu  al^mv  verhalte,  wie 

^m.  ßü&vkitßüQ  zu  liiutßv^  also  nom.  pL  ntr*  eines  adjektiFes 

*i^|oc  s«i/    Das  ist  gewiss  möglich,   denn  solche  bildungen 

sind  schon  indogermanisch*   Wenn  dann  Kretachmer  fortfahrt: 


222 


R.  Mermgier* 


^jtvxla  a^a^a  'Scheiben  verbunden  mit  der  achse'  entsprfichi 
genau  deü  Upnpmm  cühaerentia  axi  bei  Probus",  so  stimme  i' 
vollkominen  zu  und  bedaure  nur,  dass  Kretschraer  aiclit  b^ 
merkt,  dass  damit  seiae  eigene  erklärung  yoü  afnaltÄ  ad  a1 
surdum  gefühlt  ist,  denn  a^m^n  ist  eben  die  bezeichnang  ein^ 
Wagens  und  nicht  die  eines  rades,  einer  Scheibe  od« 
eines  tympanons.*)  1 

Die    ajtiö^tt    der    späteren    zeit   besehreibt  PolL  ^  2^s^ 
Namentlich  der  theil,  der  ««a§jj;ioJfg  genannt  wird,  ford. 
unsere    aufmerksamkeit   heraus:    a^al^no^fg,    vf*  wv  o   a^ 
'iXxtTai    at^fff^oftfpag.     Und    Hcs.    sagt;    uf^a'^inGAfg'    T>ig   w#| 
tBpiag    tu   fi'öri    rm   TOig    a^out    ngnariS-i^iva    üTQf(fr)ßevmg  wwfp' 

avjL  Danach  waren  die  äfialinod^g  theile  des  obergesteWa, 
mit  denen  dieses  auf  die  achsen  gestellt  wurde,  woraus  sich 
ihr  name  ^^füsse"  wohl  begreifen  lässt  Dann  war  aber  zu 
dieser  späteren  zeit  S^ia^a  der  obere  theil  des  wagens,  nicht 
der  untere*  Für  die  Urbedeutung  beweist  das  aUerdiHgs  j 
nichts. 

Kretscbmer  ist  aber  bei  a^alia  nicht  stehen  geblieben. 
Er  bemerkt,  dass  auch  das  plumtrum  räder  ohne  Speichen 
hatte,  die  fest  auf  der  achse  sassen  und  sich  mit  dieser  droliteD. 
,jDieser  offenbar  uralte  wagentypus",  sagt  Kretschmer,  „fiilirt 
uns  die  entstehung  des  rades  aus  der  hölzernen  walze  deut- 
lich vor  äugen ;  um  die  reibungsfläehe  der  walze  zu  Terkleineröt 
wurde  ein  stück  von  dem  mittleren  theil  iires  mantels  ab- 
getrageUi  so  dass  sie  in  der  mitte  schmaler  wurde  als  i^  den 
beiden  enden.*"  Wie  einfach  sich  doch  Kretschmer  das  alle® 
vorstellt!  Übrigens  ist  natürlich  auch  dieser  gedanke  nicht 
neu,  ja  er  ist  bereits  von  einem  emsten  manne,  Forestier  s. 
122  C,  ausfuhrlich  widerlegt  worden,  und  neuerdings  hat  sich 
E.  Hahn  s.  123  dem  pro  teste  Forestier's  „mit  energie"  an* 
geschlossen»  Zuerst  muss  man  Kretschraer's  worte  „um  die  rei- 
bungsfläehe der  walze  zu  verkleinern"  angreifen.  So  bewusst 
und  kenntnissreich  waren   die  erfinder  jener  unendlicli  feroen 


1)  Du  gri&cli.  wort,  daa  seiner  lamtgentalt  nach  dem  f^^a^tt  mn  äba- 
llchsten  i^  djuä^tt^vf,  Hes.  dfifiitv^  „der  an  pfählen  gezogenem  weioittvck  i 
ist  leider  etymologbcb  gan^  ondarehBichti^,  Leo  Mejer  Hndb.  1  220.  -^ 
Daas  ß\Ytn?jUöJ«  den  ersten  vocal  des  ZTreiten  Wortes  nicht  gedehnt  hatt  h** 
seinen  ^ond  in  dem  ursprünglich  spirantischen  anlaol  Waekemagel,  D&^' 
GQngsgesetz  s.  54  f. 


Zu  aßaiu  unä  zur  geschichte  des  v^ene. 


223 


I  in  denen  der  wagen  entstand,  nicht  Schon  Laz,  Geiger 
aaeb  Noire  s.  167)  hat  richtig  gesagt:  ^man  würde  das 
ug  gänzlich  missyerstehen,  wenn  man  immer  in  seinem 
zwecke  die  Ursache  seiner  entstehung  finden  wollte*^. 
I  sagt  sich  so  bequem^  man  bat  aus  der  walze  den 
fen  theil  des  mantels  „abgetragen".  Ja  womit  denn, 
|p  damaligen  Werkzeugen?  Das  war  eine  böse  arbeit 
[  genügender  correctheit  überhaupt  ganz  unmöglich  zu 
p  denn  der  Querschnitt  der  so  entstehenden  achse  musste 

ritriscb  sein  mit  den  daran  verbleibenden    scheiben- 
Das  ist  auf  einer  drehbank  zu  erreichen,  aber  nie 
i 
mmer  mit  freier  band  nach  dem  augenmasse.^) 

(cht  zutreffend  ist  auch,  wie  Kretschmer  sich  die  weiteren 
lale  des  wagens  vorstellt  ^Vielleidit  wurde  der  obere 
tbeil  (die  nfi^ivg)  von  einem  gestell  mit  halbkreis- 
ln ausschnitten  getragen,  in  denen  die  achsen  sich 
I  •  .  ."  VieUeicht?  Nein,  gewiss  nichts  denn  schon 
pziehen  der  zugthiere  wäre  die  achse  ans  den  „halkreis- 
^  ausschnitten'*  herausgesprungen,  und  wenn  da  noch 
lann  beim  ersten  st^in,  der  auf  dem  wege  (den  dama- 
regen  1)  lag* 

jklbkreisförmige  ausschnitte  allein  tliun  es  nicht,  der 
boden  mnss  ösen,    runde  löcher  haben,   in  denen   die 

ganz    amfangen   sind,    damit  sie   nicht  heransbüpfen 

1^    Die  nötigen  konstruktionen  sind  bei  Forestier  s,  15 

rot  angegeben  und  in  ähnlicher,  wenn  aucli  einfacherer 

jhne  raetall,  muss  sie  schon  der  nrwagen  gehabt  haben, 

%n  muss  es  endlich   einmal  sagen:   die  entstehung  der 

^en  Werkzeuge  und  erfindungen  ist  ein  ebenso  grosses 

wie  die  entstehung  der  spräche.    Es  ist  daher  ganz 

tdass  Noir^  z.  b.  ebensowohl  über  das  eine  wie  das 
buch  geschrieben  hat.    Die  meisten  werden  wohl 
n  ober  beides  nicht  zu  schreiben,  und  das  ist  ent- 


be  fragd  an  die  ethnograplien :  gibt  es  irgendwo  EcheibenrSder,  die 
ichnitten  von  bäumen  bergesteUt  Biad?  Vieneicht  in  den  tmpen? 
wm  b&ome  unt  ibron  Jahres  riDgen  wären  dazu  schwerlich  tu  brau  eben, 
te  theiJe  eokber  ring-o  abspringen  müssten.  Ein  rad,  das  wider- 
ig sein  soUj  mnss  am  stimhotz  gemacht  sein.  Daxti  kommt  noeb 
[)a&  alte  rad  ist  »ehr  gross;  zn  seiner  hefBteUiwg  aus  quericbnitten 
\  an  den  entsprechenden  &%en. 


224 


K.  Meringer/ 


1 


schieden  zu  empfehlen.    Wiis  bis  jet^t  an  solchen  erklämng- 
zutage  getreten  ist,    wäre   abschreckend  genug,    sollte  in 
meinen :  das  feuer  soll  der  mensch  erfunden  haben,  als  er  s: 
dass  der  stürm  ein  Schlinggewächs  an  einem  bäume  rieb,        |jj^ 
feuer  entstand  (A,  Kuhn),  der  ofen  soll  nur  ein  amgestttlf^j^^ 
feuertopf  sein,  die  kacheln  sollen  einfach  dadurch  entstan  ^(.^ 
sein,  dass  man  die  Oberfläche  vergrössern  woUte  usw-    Di^^gj. 
weg  der  klugheit  filhrt  direkt  dazu,   dass   man  genetische     zit, 
sammenhänge  zwischen  einem  gothischen  thnrme  und  eineis 
regenschirm  findet    Auch  das  ist  im   ernste  gesagt  worden. 
Wenn  man  mich  zwingen  würde,   eine  meinnng  über  die  ent- 
stehung  des  rades  und  des    wagens   zu  änssern,    würde  ich 
sagen,  im  spiele  ist  der  mensch  darauf  gekommen.    Fora- 
stier  sagt,  eine  mutter  hat  das  erste  wägeichen  erfunden,  EV> 
Hahn  sagt,  ein  müssiger  priester.    Das  ist  im  gründe  imme^ 
derselbe  gedanke  ~  aber  die  auskauft  ist  eine  magere,  eii»-* 
ausflacht. 

Ich  muas  noch  einmal  auf  Kretschmer  znrfickkommen.  E^^ 
sagt  s.  552:  „  .  .  *  und  eben  dieses  gestell  (mit  den  „halt^' 
kreisförmigen  anßschnitten*^,  in  denen  die  achsen  sich  drehten  ^^ 
das  auch  die  vordere  und  hintere  achse  verband,  samir** 
achsen  und  rädern  mag  a^ta^a  geheissen  haben",  Währea^^ 
wir  auf  s.  551  veranlasst  werden,  zu  glauben,  dass  Kretschni^^ 
äßa^a  daraus  erklärt,  dass  die  rsder  a/ia  äli>vt  sind,  komirmt 
hier  eine  ganz  andere  erklärung  zum  Vorschein*  Aber,  wi^ 
es  sich  auch  mit  diesem  widei^prucb  verhalten  mag,  die  netm« 
erklärung  ist  genau  soviel  wert  wie  die  frühere:  wie  soll  4i« 
spräche  dazu  kommen,  den  ganzen  wagen  (ohne  den  kort>) 
gerade  vom  Standpunkte  der  achse  als  ,,deu,  der  mit  d^^r 
achse  eins  ist"  aufzufassea?  Ja,  wenn  die  «^ag«  wemgate«» 
nur  eine  achse  hätte,  aber  sie  hat  ja  nach  Kretschmer  der^ß 
zwei^  was  er  gerade  mir  entgegengehalten  hat! 

Schuchardt  sagt  in  seiner  festschrift  für  Mussafia  („^fc^* 
Schuchardt  an  A,  Mussafia,"  Graz  1905)  s,  23  über  itaL  cwn^^^ 
„lastenwalze":  ^es  ist  nichts  anderes  als  lat.  ciirrus  ^wage*:^- 
nur  umgedeutet.  Sind  doch  die  rollen  mit  den  darauf  ^^^' 
legten  lasten  die  urform  des  wagens".  Mau  muss  dalt==>^i 
allerdings  nicht  an  genetischen  Zusammenhang  denken,  vi  ^^^^ 
leicht  denkt  Schuchardt  bloss  an  die  ähnlichkeit  von  wa^*^ 
und  urwagen.    Wenn  aber  Schuchardt  wirklich  die  genetisc^l'^ 


Zu  auft^n  imd  zur  geacbicbte  des  wagens. 


Urform    des    wagens    in    der    walze    erblicken    sollte,  [dann 
^Türde   kh   ihm    vorhalten^    dass   gerade   wir,    die    wir    zum 
atadium  der  sacheii  auffordern,  nicht  so  reden  dürfen,  denn 
üonst  könnte  mau  einmal  von  uns  sagen»  sie  haben  den  quell, 
den  sie  aufdeckten,  mit  derselben  schaufei  wieder  verschüttet ; 
uad  man  wäre  gegen  nns  im  recht,   denn  dann  fordeiien  wir 
zum  Studium  auf  und  machten  es  gleichzeitig  durch  hypotheseu 
überflüssig.    Und  ital,  curro  „lasten walze *^  beweist  ja  wirklich 
garnichts.   Für  den  Steinmetz  sind  seine  walzen  sein  7, wagen, '^ 
ein  schöner  beleg  für  den  satz,  den  ich  an  anderem  orte  aus- 
spreche: es  verengert    ein   wort  seinen  sinn,    wenu  es  vom 
weiteren  kreis  iu  einen  kleineren  tritt,  wie  umgekehrt 

Vielleicht  will  jemand  noch  ein  sprachliches  kriterium  für 
die  behauptung  verwenden,  dass  das  rad  aus  der  walze  ent- 
standen ist.  Zu  idg,  *r6thös  „wagen**,  *r€thö  ^laufe"  (vgL 
1-F.  XTII  110)  gehört  lit.  ritü  rUti  „rollen^,  und  —  worauf 
es  hier  ankommt  —  ritinis  „rolle",  rwtiwas  „walze",  ritus 
jMlhiiT'^.  Aus  der  tiefstufe  ri  =  ^  (Brugmann  P  472)  hat 
I  lieh  weiter  ein  sekundärer  i-ablaut  entwickelt,  lit.  recnn  resti 
y,mllen,  wickeln"  usw,  Leskien  Ablaut  281.  Für  die  genesis 
des  rades  aus  der  walze,  der  rolle^  beweisen  die  vorliegenden 
büdun gen  nichts,  schon  deshalb,  weil  lat.  rota^  ML  rätas  „rad", 
flring  um  sonne  oder  mond",  ahd.  rad  altertümlicher  gebildet 
mi  als  lit.  ritiniSj  ristüvas. 

Ich  habe  a,  a.  0,,  um  zu  erklären,  woher  e^  kommt,  dass, 
^ben  lat,  rata^  d,  rad,  lit,  rätas^  das  Altindische  iu  seinem 
ratha-  eine  bezeichnung  des  wage ns  bat  gesagt:  „ich  denke, 
dass  *r6thüs  das  wagengestell  bedeutetej  also  die  achse  und 
die  mit  ihr  in  fester  Verbindung  befindlichen  räder,  worauf 
«rst  im  bedarfsfalle  der  wagenkorb  gesetzt  wurde.  Als  die 
rtder  beweglich  wurden,  behielten  die  einen  sprachen  das 
Wort  für  die  räder  bei,  während  die  aödereu  für  ,rad*  ein 
oeae^  wort  benützten".  Füi*  das  neue  wort  halte  ich  x{mko$, 
4  mkrd  usw. 

Über  ai.  raiha-  EV  sagte  ich,   ein  idg.  *rötho  wäre  eine 
kollektive  abstraktbildung*)  und  ^wiese  auf  einen  kulturkreis 


1)  Wir   beeitzeji    ähnliche    koUektivbil düngen.     Der    pfliigTFagen    heistt 
I*  gretia,  greda^    ger^daeh  SchmeUer» Frommann   2,   &1,   käfUt.    grüt^ 
K  ^dti  Lexer  202.    Im  bd.  entsprach«!!  ga'äder^  gerüde. 


l,  Merijig 


hin,  wo  "^rotkos  ,das  rad\  *röthas  .wagen*  bedeutete**.  Dafiir 
könnte  mau  auch  lit.  raial  „wagen"  anführea,  was  aichts 
anders  ist  als  der  plui  al  von  rätas  „rad*" ,  vgL  air»  roih  m,, 
pl.  roith  ^rad**,  „wageu",  aksl.  höh  „rad*\  pL  k^la^  kolem 
^wagen''.  Wenn  aber  jemand  das  ai.  miha-  vom  adj*,  vgl,  aber 
lat  birötus,  lit.  dvirätis  „zweirädrig"»  herleiten  wiU,  so  könnte 
iß&n,  denke  ich,  nicht  viel  eiuwendeiL 

Aus  dem  Ävesta  vergleiche:  Yt.  19,  43:  eom  ra^^nn  .  . 
asmansm  ra^am  Ja^nmaväne  „die  erde  will  ich  mir  zum  rad.., 
den  Mmmel  zum  wagen  machen"  Ältir,  Wh<  576»  —  Sr^ra^a- 
1506  bemerkt  Bartholomae,  dasB  nach  der  angeführten  stelle 
rada-  und  {Taxra-  zusammen  den  väm-  bilden.  Mit  dem  letzteren 
wort  sei  der  wagen  als  ganzes  gemeint »  insbesondere  der 
Wagenkasten,  Sp.  1418  sv,  vasa-  leitet  Bartholonme  dieseaj 
wort  aus  varat  ab  und  zieht  var^itöra^  „mit  rollendem" 
wagen"  (sp,  136«)  heran.  Das  alles  passt  zu  dem,  was  ich 
über  *röthos  gesagt  habe,  aufe  beste. 

Das  von  Plinius  überlieferte  „raetische",  nach  meiner 
meinung  germanische  plaumoratus  (oder  plaumortdum)  habe 
ich  a.  a.  0,  als  *plog\kmoral)az  j,  pflugwagen "*  gefasst,  was  ja 
insofern  passt,  als  diese  art  pflüge  nach  Plinius  rädei'  liatteu. 
Darnach  war  also  auf  germanischem  boden  ^rapaz  im  sinne 
von  „wagen**  nachgewiesen,  und  zwar  von  zweirädrigen  wagen 
ohne  irgend  einen  korb  oder  sonstigen  aufsatz; 

Für  germ.  *räpaz  -  wagen  könnte  man  noch  radt-machm- 
(daneben  rädermacher)  DW  =  „wagner*^  ^inluhren,  Dass  es 
einst  handwerker  gab,  die  bloss  räder  machten,  ist  meines 
Wissens  nicht  tiberlielert^).  Die  radlnmcher  ^  die  neben  der 
wagnern  im  Mün  ebener  Steuerbuch  von  1618  erscheinen,  vgl . 
Schmeller-BYommann  a.  a,  o,,  sind,  wie  das  dinünutivum  raä 
schon  zeigt,  die  spinnradmacher.  Bedenken  könnte  man  aUer 
diugs  wieder  dadurcii  bekommen,  dass  die  wagiier  nicht  eine^^Än 
wagen,  sondern  ein  rad  im  wappen  führen,')  Man  k5nntz=^ 
meinen^  dass  dieses  wappenrad  die  Ursache  war,  die  wagne^^r 
radmadier  zu  heissen.  Ich  halte  das  umgekehrte  für  viel  w^h     ^-^ 


0  Ich  gkulie^  man  dart' aaeb  tiicht  ^agen,  ^mdeumeher  ''hi  \y&xu  ^  ixt 
toto  zu  verfitehen  Dio  boispiele  ti^ehUrf  Hchräner  sind  anderer  art,  äes^^mm 
eis  tiBcli,  ein  seh  rein  »ind  et^as  gan^eE,  aber  ein  rad  mt  gs  nicht. 

1)  Bei  uns  wenigstens.     Leider  i^  die  heraLdik  der  handwerker  uc^^'ii 
nicht  studiert  worden. 


Zu  afin^a  und  zuF  g«»ctiSchte  des  W&g«DB. 


227 


idieinlidker:  radmacher  wurde  nicht  mehr  als  „wagettmacher" 
refgtaideu  und  so  kam  das  rad  in  das  wappen.  Lit.  räc^ius 
»rademacher,  wagner"  zu  rätai,  lett  rati  „wagen**,  oder  auch 
m.  eioem  ^rätas  -  „wagen"? 

Von  den  gepflogenheiten  unserer  zeit  aus  betrachtet,  muas 
es  auffallen,  dass  der  wagen  der  homerischen  zeit  erst  vor 
deiD  gebrauclie  zusatumeugesetzt  wurde.  Man  kann  sich  das 
TOn  verschiedenen  gesichtspunkten  deuten ;  für  das  wahrschem- 
Ik'iiste  möchte  ich  aber  halten,  dass  die  enge  der  räumUch- 
Iceiten,  vor  allem  der  Wirtschaftsgebäude  der  grund  dafui^ 
war.  Der  zerlegte  wagen,  dessen  theile  man  an  die  wand 
ielmen,  vielleicht  sogar  unterm  dach  unterbringen  kannte, 
a&hm  gewiss  weniger  platz  ein,  als  der  unzerlegte. 

Am  spätesten  ist  der  wagen  korb  mit  dem  gestelle  zu- 

Äiimriengewachseii.     Die    prähistorischen    nachbil düngen   von 

wagen  zeigen  ihn  überliaupt  nicht;   ob  er  nicht  existii-te  — 

^aß  aber  sehr  unwahrscheinlich  ist  —  oder  nur  nicht  dar- 

CMellt  wurde,  darüber  muss  man  sich  erst  anf  grund  von  er- 

*ipingen  ein  urtheil    bilden.     Zwischen  korb  und  korb   ist 

*l>er  ein  grosser  unterschied.    Der  korb  des  Streitwagens,  der 

l^^s  begreiflichen    gründen  zuerst  fest   gemacht  worden  sein 

I^Hrfte,  ist  ein  anderer,  als  der  des  lastwagens,  in  dem  waren 

'^^er  weiber  und  kinder  vor  regen  und  wetterunbill  geschützt 

«rden  sollten. 

Der   korb    des    lastwagens    ist    bei    unseren    landwa^en 
<ich  heute  nicht  rest  geworden.  Er  wird  heute  noch  nach  dem 
^brauche  abgenommen  und  wandert  in  den  dachraum   eines 
nppens  oder  unter  ein  fliegendes  dach,  während  der  wagen 
^R  im  freien  bleibt. 

Beim  Personenwagen  ist  aber  in  vielen  iällen  der  korb 

em^achsen  und  der  ausgangspunkt  der  uns  bekannten  mo- 

«meD  wagenformen  geworden.    Wir  können  hier  etwas  ähn- 

^hes  beobachten  wie  beim  tisch,  dessen  gesteil  ursprünglich 

iCht  in  fester  Verbindung  mit  der  platte,  der  „tafel"   war, 

gab  es  ursprünglich  keine  gepolsterten  möbel,  sondern 

kbsen  lagen  lose  auf  usw. 

Gr,  a0^a  hat  Walde  L,  Et*  Wb.  wieder  mit  lat.  armentum 

^^laammengestellt,  was  ich  für  unmöglich  richtig  erachte.    Ich 

|l  ^inbe,  dass  die  alte  erklämng  aus  ayagliTicto  (vgl.  äg^og  „fuge, 

I    ritze*)  das   richtige  trifft    Dabei  ist  es  ziemlich  gleichgiltig» 

I  15* 


Meringef«^ 


Ol)  das   „fugen"   (vgl   ag^io^m)  vom  fiigen   bei 
Wagens,  oder  von  seiner  zusainniensetzung  vor  dem  gebram 
gemeint  ist.    Die  zusainniensetzong  aas  verschiedenen  Uieil« 
bezeugen  auch  die  plnrale  ägfiuTa,  oß^iUf   ox^t.     Der  spiril 
asper  von  a^^a  wird  jetzt  auf  rechnung  von  -o^i-  gesetzt 
Leo  Meyer  I  287,  Sammer  Griech.  Lautstudien   133.    Es 
schwer  zu  dieser  annähme  Stellung  zu  nehmen;  die  oäcbr 
liegende  erklärung  —  tcinloswerden  des  q^  wobei  die  entsteh 
eines  h  sehr  begi*eiflich  wäre  —  ist  nicht  plausibel  zu  macl 

Wenn  nfi^ivg  ufigtp^QQ  wirklich  ein  griechisches  wort      ^ 
oder   doch    wenigstens    aus    einer  idg,   spräche    entlehnt      :^ 
möchte   ich  es  auf  ein  ^periueudh-    (etwa   durch  die  stizzÄi^ 
^rjeatfv^-  *nf§ptv^-)  zurückfuhreu  *)*     „Herumgewunden"  war 
der  korb  allerdings,    denn    seine  älteste    technik  zeigt  flecÄt- 
werk,  wie  heute  noch  so  häufig  und  ai,  trivandhurd'  EV»  yqm^ 
wagen  der  Aävinen  gesagt,  des  sinnes:    „mit  einem  korb  fi*^ 
drei  personen  versehen",  böte  auch  sprachlichen  anhält  J 

Die  Zusammenstellung  von  tift^vtj  mit  lat  pannus^  g<^"^ 
fana  usw.  (Uhlenbeck  Et  Wb.  d.  got  Sprache  sv.),  die  ich  b^^ 
Autenrieth-Kaegi  Schul wörterb*  zu  den  homer.  (red,  finde,  b^^ 
friedigt  mich  vollkommen.  Man  hat,  so  denke  ich,  grosse  hol^* 
reifen  über  das  wagengest*!!  gewunden  und  darauf  eii*J 
schützende  decke  gelegt.  Solche  wagen  finden  sich  heute  noc^^ 
auf  allen  landstrassen.  Vgl  Ginzrot  I  457,  taf.  XXXVII  fi^g 
2  und  passim  im  ganzen  werke.  Eine  prachtform  dieses  typt— ^ 
ist  der  wagen  kaiser  Friedrichs  III<  in  Grraz  (vgh  A.  Schul  "Äs 
Deutsches  Leben  im*  14.  und  15,  Jahrh*  fig.  253),  an  de^:»! 
man  wieder  sehen  kann,  wie  höhere  kunstfonnen  manchnm.  al 
nur  aus  dem  primitiven  Ursprung  des  typus,  der  oft  gaj^ 
anderes  material  verwendete,  erklärt  werden  können.  ■ 

Auch  der  wagen  der  Nerthus  Tac,  Germ,  42  muss  v^on 
solchen  reifen,  die  es  ermöglichten  eine  decke  darüber  an^w- 
bringen,  überspannt  gewesen  sein,  und  man  wird  nicht  irre- 
geh n,  wenn  man  sich  ihn  in  der  art  der  heutigen  wagen  der 
landstrasse  vorstellt,  Vehicidumt  neste  coniectum.  Holtzmann 
übersetzte:  „mit  gewändern  bedeckter  wagen."  Aber  veste  to 
^decke,  tnch,  teppich",  wie  Miillenhoff  DA  IV  472  angibt 
Tacitus  fahrt  fort:  attingereuni  sacerdoti  concessum,  ü  adem 


0  Dabei  können  wOrter  «af*  iyS^  nüt^ewirkt  haben. 


Zu  f^ff^a  und  xor  geBchichte  am  wagens. 


229 


penärali  deam  inteÜegü  vectamgue  bahtis  feminis  multa  cum 
p^nendione  prosequittir.  Das  penetrah  ist  der  überdeckte 
^ragenkorb,  wo  eine  gläubige  pbantasie  sieb  leicht  die  göttin 
anwesend  vorstellen  konnte. 

Anders,  wenn  ancb  äholicb,  scheint  der  kult  der  göttin 
g^eweseu  zn  sein,  von  der  der  Strettweger  (Judenburger) 
^5^agen  erzählt  (IF  X\T  146),  Hier  scheint  die  göttin  verehrt 
^^rorden  zu  sein,  indem  ihr  bildnis,  unbedeckt  auf  der  Platt- 
form eines  wagens  stehend,  herumgefahren  wurde.  Freilich 
ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  das  denkmal  anders  zu  deuten 
ist;  denn  ich  frage,  wie  hätte  der  plastische  künstler^  wenn  er 
etwa  die  Tacitus*sche  feiet  der  Nerthus  hätte  darstellen  wollen, 
etwas  anderes  hervorbringen  können,  als  was  der  Strettweger 
'Waagen  uns  zeigt?  Und  dass  bei  den  Germanen  götterbilder 
hemmgefahren  oder  getragen  wurden,  dafür  haben  wir  ganz 
bestimmte  nachricbten,     Grimm  DM*  88,  21L 

Sehr  interessant  sind  die  skythischen  tonwägelcben,  welche 

Blenkowski  Wiener  Studien  Jg.  24  (1902)  b.  394  ff.  pubHciert 

niifi  besprochen  hat.     Aber  die  erklärung  der  form  ist  Bien- 

köwski  nicht  geglückt*    Der  erste  wagen  stellt  kein  haus  mit 

«nnem  thnrm   dar,    sondern  einen  leiterwagen,    auf  dem  ein 

s^dt  transportiert  wird.    Was  Bienkowski  für  thllre  und  fenster 

Bliebt,  bedeutet  nichts  anders  als  die  Öffnungen  zwischen  den 

Stangen   der  leitern.     Dass  leiterwagen    so   stilisiert  werden 

können,  zeigt  ein  zu  Orbe  in  der  Schweiz  gefundenes  römisches 

Mosaik  (vgl  A,  Oppel  Natur  und  Arbeit  taf.  bei  s.  14*3).  Dass 

öt  sich  um  den  transport   eines  zeltes  handelt,  ersiebt  man 

mi&  Ginzrot  I  taf,  XIII  flg.  2,  wo  ein  Tatarenzelt  auf  einem 

^a^en  dargestellt   ist     Der  zweite  wagen,  den  Bienkowski 

abbildet,  ist  ein  bochgewölbter  reifen  wagen  mit  decke,  wie  er 

iiodi  so  weit  verbreitet  vorkommt.  Nebenbei  sei  bemerkt,  dass 

Bienkowski,  wenn  er  sagt^  diese  Wägelchen  seien  den  todten 

btigegeben  „zur  erinnerung  an  ihre  lebens weise  oder  als  spiel- 

Mig'^,  auf  Widerspruch  stossen    wird*     Wie  man  dem  sess- 

kiften  ein  haus  in  irgend  einer  weise  mitgab,  dem  Seefahrer 

riö  schiff,  so  ist  es  nur  konsequent,  wenn  der  äßulioßtog  seine 

«po|a  nüt  ins  grab  erhält  oder  doch  deren  abbild. 

Lat,  plaustrum  Iphsirtmi  Sommer  Handbuch  s,  92)  darf 
^  wohl  schwerlich  mit  Hchrader  aus  *plaitx-strum  (wegen  |??ora- 
»wtm)  erklären.     Diese  wagen    mit    ihren   holzachsen  waren 


230 


Meiing^r, 


schon  im  altertiim  durch  den  lärm,  den  sie  machten,  bekanr::^!)* 
als  dridentia  plaustra.  Der  lärm  solcher  wagen  ist  so  a--*^^ 
und  durchdringend,  dass  in  Bosnien  seit  unserer  occupat::::^!^^ 
die  Vorschrift  besteht,  sie  eine  wegestunde  vor  dem  orte  ^^ 
schmieren^)*  Der  Spanier  nennt  einen  solchen  kreischen,  ^^jj 
karren  carro  qiie  ctuda.  Darna<2h  böte  sich  die  möglichkeit  ^  ^^^ 
ein  verbnm  anzuknüpfen,  das  einen  schall  machen  hedeixie?; 
kurz  an  plaudere^  plodere.  Allerdings  müsste  dann  das  verBöjn 
einmal  eine  weitere  bedeutung  gehabt  haben,  denn  den  schäUeji, 
die  gewöhnlich  platidere  bedeutet^  gleicht  das  greuliche  krei- 
schen, heulen,  jammern  und  pfeifen  der  hol^wa^en  nicht. 

Im  Oskischen  wurde  das  plarist'njt^m  nach  Festus  Tb.  d- 
P.  560,    17   veia  genannt,    das   man   aus   *u€ghia  erklärt  C^' 
Planta  I  177   u.  ö*)*     Die  altertümliehkeit  des  gegenständ *^^ 
passt  wohl  zu  dem  altertümEchen  wort. 

Besser  als  mit  plaustrum  sind  wir  mit  ploximum  dra:^^' 
Ploodnum    capsam  dixerunt  Festus  Th.  d»  P.  290,  7,     8chc^^ 
Ginzrot  I  133  hat  dieses  wort  fttr  „wagenkorb"  „wagenkastei^^ 
zu  plectere  gestellt^    vgl.   russ.  pletenka    „ wagenkorb *"    (ak^^^ 
Haynvv  Miklosich  L,  P.  sv,).    Auch  benjia  (vgL  Walde  L.  Et*4| 
Wb.  SV*)  bedeutete  einst  nur  den  geflochtenen  korb.     Unse*^^ 
mundarten  kennen  das  wort  heute  noch  und  ünger-KhuU  ve:^" 
zeichnet    neuerdings    bettdd    „geflochtener    wagenkorb*^     Ic^^l* 
komme  auf  das  wort  bald  genauer  zurück,  — 

Als  ich  diese  zeilen  abgeschlossen  hatte,  bekam  ich  er 
Uhlenbecks  Bemerkungen  zum  gotischen  Wortschatze  PB« 
Beitr,  XXX  252  ff.  zur  band.  Dass  meine  „Wörter  urmd 
Sachen"  (IF  XVI  und  XVn),  von  denen  bis  jetzt  zwei  [d^*i 
C.  N.]  theile  gedruckt  sind,  viel  Widerspruch  hervorufen  wenies^«* 
das  erwartete  ich.  Aber  ich  erwartete  nicht  einen  derartig^^ü 
angriff.  Meine  art  mir  die  Sachen  zusammenzureimen,  K  -^*t 
Uhlenbeck  ganz  aus  dem  bauschen  gebracht:  ich  muss  d  -^ 
nachtwächters  eines  Städtchens  der  guten  alten  zeit  gedenks^=^* 
Wenn  der  bei  nachtschlafender  stunde  einen  feuerschein  s^*»^^* 
da  stiess  er  ins  hörn:  feuer!  Und  so  ruft  auch  Uhlenbec 
auf,  feuer  im  etymologischen  schappen! 


B^3H 


^)  Die  boaniscliea  wagen,   die   ich  ^singen"  g^ehflrt  habe,   hftben    ben 
beweg-licbo  rädor.     Vgl.   die   biJder  in   meiner  fichrift:  Dio  Btollnug'  des  h-^:=sK»s- 
niecsben  Hatases  nnd  Etymoiogioa  zam  Eansrath  SBAW  Wien  CXLIV  &.  63  *  _         ^ 


Zn  ituniit  übA  lor  g«8chiehte  des  iraf^i». 


231 


f 


Wand  kommt  von  wenden,  weil  man  sich  dort  umwenden 

^Äouss,  nicht  weiter  kann   (Paul),      Wohmm  ist  sich   irgendwo 

/reuen  (Kluge).     Bett  ist   dasjenige ,    worauf  mau  drückt  (f), 

Thlenheck  nach  Kern  Et.  Wb.  der  got.  Spr.  sv.  badi.    „Der 

'fcegriff   der    gemein  samkeit    beruht    auf    dem    des    Wechsels*^ 

Xfhlenbeck 'scher  eigeuhau  sv.  gamams.    Got.  baür  ist  „gebore - 

:Äier'^  schlechtweg,  ühlenbeck  eigenban;    nach  v.  Grienberger 

<XJnter8nchungen  zur  got,  Wortknnde  s,  13)  ist  baür  ^speci- 

:fi^ches  masculinum  ohne  nominativ-*^  wie  wair,  also  ,die  mänu- 

^che  geburt  .  .  .'*^   Mit  got.  -gairdan  „verwandt  ist  ahd>  gerta 

^vimen*  als  umgürtendes,   bindemittet  *z.  b*  bei  zäunen'  ,  .  .^ 

if.  Grienberger  a.  a.  o.  4*1   „Wie  ahd*  poduma  ,carina8*  ,  .  .  , 

so  sind  byden ,   biute^  biup}^  ,mit  boden   versehene  gefasse'  v. 

Grienberger  50  (wo  gibt  es  andere?)    Matd  ist  das  „organ 

^ura  schliessen"  v*  Grienberger  66  usw,  usw. 

Das  ist  so  ziemlich  die  typische  heutige  art  zu  erklären. 
Sind  diese  etymologien  wirklich  so  schön,  dass  sie  verdienen 
ilöter  polizeilichen  schütz  gestallt  zu  werden? 

Im  detail  habe  ich  wenig  mit  ühlenbeck  zu  streiten.  Nur 
lu  3.  322  möchte  ich  ihm  vei-sichem,  dass  die  gattnng  primi- 
tiyer  keiintuis.se  nnd  gedanken,  die  er  mir  zu  „erwägen"  gibt, 
anch  mir  zur  Verfügung  steht.  Da  ich  auf  alle  die  von  mir 
behandelten  dinge  noch  öfter  zurückkomme,  werde  ich  noch 
reichliche  gelegenheit  haben  zu  den  einzelheiten  Stellung  zu 
nehmen.  So  kann  ich  mich  diesmal  auf  das  allgemeine  be- 
^liiänken. 

Meine  allgemeinen  gedanken  hat  Uhlenlwck  nicht  begriffen, 
Und  deswegen  nehme  ich  ihm  seine  starken  ansf^lle  nicht  übeL 
Das  gewisse  ^dichte  gewolk"^,  von  dem  er  s.  325  spricht,  möge 
^T  eher  in  seiner  nähe  als  in  der  meinigen  suchen.  Ich  denke 
niir:  ein  jeder  lernt  nur,  was  er  lernen  kann,  ühlenbeck 
wünscht  auch,  dass  ich  zur  „strengen  Wissenschaft^  zurück* 
Isehre.  Zur  IThlenbeck'schen  etwa?  Über  das,  was  Wissen- 
schaft ist,  nehme  ich  von  niemand  eine  belehrnng  an.  Darüber 
Übe  ich  selbst  ein  urtheil. 

Ühlenbeck  sagt  s.  322:  „dass  etymologisches  Studium  ohne 
tieferes  eindringen  in  die  realia  des  altertums  nnd  der  gegen- 
^art  undenkbar  ist,  darf  doch  nicht  gerade  als  eine  neue  ent- 
tl^iung  Meringers  gelten»"  Gewiss  nicht.  Aber  wo  hat 
Wiienbeck    solche   Studien  gemacht?     Hätte  er  sie  gemacht^ 


i 


232 


E.  Meringer. 


dann  wäre  er  mit  deiö  leben  in  solche  berührung  gekomme^s;^^ 
dass  seine  etymologischen  erklärungen  ganz  anders  anssfijip^^^j^' 
Hat  er  sie  trotzdem  gemacht,  dann  fehlt  ihm  die  kanst,  f^-^>' 
lehren  der  Wissenschaft   und  die   des  lebeus  in  einklang  ^ 

briBgen.  j| 

Einen    besonders  „abschreckenden**    eindruck   haben  ^^km 
(vgl.  s.  325)  meine  gedanken   über  die   grundbedeutung  *^^/ß^. 
w.  Uf^n  gemacht.    Was  er  selbst  über  diese  frage  denkt,       jj^^ 
er  im  Et,  Wb,  d,  got.  Spr*  sv:  unwimands  niedergelegt.   K  ^^^ 
ihm  bedeutete  die  idg.  w*  u^n-:  „begehren,  streben,  mtib&T'ojy 
arbeiten,  leiden,  siegen  usw*"     Das  „usw/  finde  ich   köstlid 
Die  falle  von  bedeiitnngen  (sammt  dem  usw. !)  kann  doch  nieU 
yon  vorneherein  bestanden   liaben!     Es  ist  doch  gewiss  die 
frage  berechtigt:  aufweiche  einfachere  formel  geht  denn  diese 
fülle  der  erscheinungen  zurück?   Ich  nahm  eine  sinnliche  quelle 
an  und  versuchte  es  mit  „ackern".    Das  ist  eine  hypothese^ 
gegen    die    eine    art    moralischer   entrüstnng    zu    empfiiideD^ 
lächerlich  ist.    Uhlenbeck  sagt,  keine  spräche  erfordere  den 
ansatz  einer  solchen  grundbedeutung.  Da  hat  er  recht.    Wäre 
das  der  fall,  hätte  man  sie   auch  schon  laugst  angenommen. 
Aber  Uhlenbecks  forderung,  dass  die  Urbedeutung  noch  irgend- 
wo (oder  irgendwie  erkennbar)  in  den  historischen  zelten  er- 
halten sein  miisse  —  denn  daraufkommt  es  wold  hinaus  —  ii>t  eben 
der  irrthum,  in  dem  wir  übrigens  alle  gelebt  haben.    Die  Ur- 
bedeutung muss  sich  ebensowenig  irgendwo   erhalten  haben^ 
als  sich  der  urlautstand  irgendwo  erhalten  haben  muss!    Hier^ 
müssen  wir  Urformen,  dort  Urbedeutungen  rekonstruieren. 

Eben  weil  wir  das  verkannt  haben,  wollte  die  bedeutungs- 
lehre  auf  keinen  grünen  zweig  kommen.  Jahrtausende  spraeh^ — 
lieber  und  kultureller  entwicklung  liegen  zwischen  der  indo- 
germanischen Urzeit  und  den  überlieferten  sprachen.     Und  dK-- 
verlangen  wir,  dass  die  grundbedeutnngen  irgendwo   erhalteiK— 
sindl     Mit  diesem  unsinnigen   vorurtheil   muss  man   brechen^p.- 
und  wenn  meine  rekonstruktion  von  uen  -  „ackern**  auch  noch^ 
so  falsch  ist,  den  Vorzug  wird  sie  doch  liaben,   dass  sie  einend 
alten,  heute  schon  ganz  unzeitgemässeu  irrthum  ins   waukew^ 
brachte.   Meine  antwart  mag  missglückt  sein,  aber  die  frage^ 
die  ich  stellte,  ist  richtig,  und  die  wird  bleiben. 

Viel  zu  wenig  hat  man  weiter  bisher  berücksichtigt,  das^ 
die  entwicklung  der  bedeutungen   nUt  der  allgemeinen  kultur- 


Za  tt^tt^a  und  zur  ^esehfcMe  des  wafüns. 


233 


entwicJdiiDg  zusammeühäogt  und  ihr  ausdrück  ist.  Der  besitz 
an  geistiger  und  materieller  kultur  entwickelt  sich*  Jede 
wortbt^deuttiDgsänderuüg  ist  der  ausdruck  eines  theils  dieser 
kiilturändenrng. 

Auf  8.  322  nimmt  mir  Uhlenbeck  übel,  dass  ich  eine  be- 
rtentung  irom  blockbau  auf  den  handel  ilbergehen  lasse.  Ja» 
FarQm  denn  nicht?  Als  der  haudel  sich  entwickelte,  ent- 
standen neue  brauche*  Für  sie  wurden  nicht  neue  wortgebilde 
frd  erfunden.  Man  verwandte  alte  w Orter  bildlich  für  neue 
begriffe«  So  war  es  ilberalK  Alle  unsere  Wörter,  d.  h*  Wort- 
bedeutungen sind  eraporkömmlinge  ärgster  art,  sie  stammen 
ans  den  tiefen  der  kultnr  der  urzeiten  und  haben  sich  mit 
<lieser  gehoben. 

Wie  viel  aber  unsere  heutigen  Urbedeutungen  wert  sind, 
darauf  kann  man  leicht  die  probe  machen.    Man  stelle  doch 
Aue   bis    heute    enichlossenen    grundbedentungen   zusammen! 
Ver  soll  sich  mit  solchen  sprachlichen  nebelgebilden  verständigt 
iahen?    Fast  keine  concreten  bedeutungen  hatte  diese  grund- 
Sprache,  alle  waren  mehr  oder  weniger  abstrakte  begriffe,  mit 
bleuen  man  zwar  philosophieren,  nie  aber  von  den  thatsachen  dieses 
»rijischen  daseins  hätte  sprechen  können.    Mir  scheinen  aber 
doch  unsere  nrahnen  vorwiegend  das  letztere  gethan  zu  haben. 
Warum   gerade  Uhleubeck  mich    angreifen    musste,    und 
warum  er  mir  schon  nach  dem  ersten  satze  in  die  rede 
en  musste,  das  verstehe  ich  nicht.  An  ihn  habe  ich  zuletzt 
acht,  denn  er  entbehrt  der  Originalität.    Jedenfalls  hätte 
warten  können^  bis  ich  mich  einigernmssen  verständlich  ge- 
ht habe,  resp.  bis  er  mich  verstanden  hat.  Meine  früheren 
*rteiten  namentlich:  „Die  Stellung  des  bosnischen  Hauses  und 
"BStymologien  zum  Hausrath"   scheint  er  gamicht  zu  kennen, 
<5enn  sonst  hätte  er  schon  damals  widersprechen  müssen. 

Wenn  man  mir  im  detail  widerspricht,  so  finde  ich  das 
^freiflich.  Einige  Übereilungen  berichtige  ich  selber  schon  in 
»•er  nächsten  fortsetzung.  Aber  unbegreiflich  ist  mir,  wie  man 
I  Btich  der  träumerei  (^märchenwelt''  sagt  IThlenbeck  s.  325) 
beicliuldigen  kann.  Ich  denke,  meine  etymologien  schmecken 
efcer  nach  der  erde,  als  die  Uhlenbeck'schen  schreibtischety- 
roologien.  Meine  gedanken  sind  sehr  einfache.  Ich  verlange 
hm  man  die  etymologie  auf  die  anschauung  gründe.  Bei  den 
tatentangen  verlange  ich,  dass  man  bei  ihrer  rekonstruktion 


234  Heinrich  Schenkl, 

genau  so  vorgehe  wie  bei  der  der  formen,  und  dass  man  1 
den  bedentnngsänderungen  die  sozialen  und  materiellen  y( 
hältnisse  der  betreffenden  zeit  befragt.  Man  wird  das  besi 
verstehen,  wenn  mein  anfsatz  über  die  Wörter,  welche  y,mässe 
bedeuten,  gedruckt  ist  (W  uS  TH).  [I.  F.  XVm  204flE:  C.  ] 
Und  von  diesen  einfachen  gedanken  gebe  ich  nichts  pre 
Kein  Uhlenbeck  der  weit  wird  mich  davon  abbringen.  L 
werde  sie  vertheidigen,  solange  mein  athem  reicht.  Sollte  ii 
in  diesem  kämpfe  wirklich  allein  stehen?  Ich  kann's  nicl 
glauben.  Ich  baue  fest  darauf,  dass  ich  meine  eideshelf^ 
nicht  zu  rufen  brauche;  sie  werden  selber  kommen. 

Graz,  den  12.  april  1905. 

Rudolf  Meringer. 


Zu  afuxgo« 

Fflr  die  feststellung  des  altepischen  gebrauches  des  woi 
begriffes  ä/Äo^a  sowohl  f&r  sich  als  in  seinem  Verhältnisse  : 
uni^vtj  stehen  folgende  stellen  zu  geböte,  denen  ich  die  flbc 
reste  der  antiken  erklärung,  soweit  sie  in  betracht  komme 
anschliesse. 
A  Hom.  H426  (von  derbergung  der  leichen)  avSga  (xanrov  , 

.  .  .  aftal^amv   inaeigav, 
B  M447f.  (Hektor  schleudert  einen  feldstein) 

Tov  ä*  ov  x€  Sv    av€QS  Sfifiov  aginro} 
^ijidioog  in'  äfial^av  an*  otJ^co^  o/Xlaanav, 

Hesych.  6/U^hv  :  xivetv,  ^o/k€v€iv  (=  Suidas);  Gloss.  C^ 
Yen.  A  dnoxtvi^astav    ano    iSa<povQ ;    Etym.  d/A./^(o :  xivco    (da 

Zonaras  tj  xai  fisTaxivtS).    Ausserdem  Hesych.  o/Xrjasiav  (at 
Variante  bei  Homer):  xivfjasiav. 

C  ii,  150  (=  179)  og  X    idvvoi 

-^/Ätovovg  xai  afta^av  ivTQO/ov. 
189f.   avzaQ  o  y*  viag    afiu%av    svtqo/ov    ^uiovf 

nnXiaai  rjvcoysi,  nelgir^a  Si  J^crat  in    avrrjg. 
263  ovx  av  dri  fioi    afJLU%av    itponXiaGaire    xayia 

xavta  6s  navT    inid'Biifr  .  .  . ; 
265  ix  /L16V  äfxa'^av  äfi^av  iiT()o/oy  ^/tiiovfirjv 

xaXfjv  nQ(otonayia,  nsiQivd-a  6€  Srjaat  in  atrffi 


Zu  Sfia^a. 


835 


275  ix  ^uXaftov   Sk   fi^oyrec    ffv^^f^rov   *;i'   ini^vijg 

329  n^6ü^^$  ^iv  ff^iovQi   fAxov  rfrpajft'jfXoi'  ant^v^v, 
447  je«i   äyA«Ä  <fwp^   e^r^   a  TT  jj  y  /;  g, 

478  ivrfffiüT^nv  ^'  in    in^Vfjg 

rlg^ov änmpfi, 

590  f^vv  6'  £Tu^nt  ^ftgay  ivdeoTfiP  in    aji^vriv. 
711  (Andromache  und  Hekabe) 

TiXXiadrjv  in*  u^a'^txv  ivjnny^v  ut^atrai 
718  ,  •  ♦  *    iil§aP  in^Pfi, 

179.  SchoL  Townl.  xai  ufta'^av:  r^v  dn^vtjv  ovtda^  Hn$,  — 
ti'O.  Etym,  MagTl.  nd^tv^-o^:  rj  xai  it^t^ivda  XiytTm*  rr^^aivBi 
^t  to  Tftgdfmyav    ro  inavta   r^q  aai'^T^g^    (^vluv  ^dd.   Cod,   Par.), 

u  ijt  QinmP  n^nkfypiivoy  nXiy^inv,  Qiniv&a.  Dasselbe  mehr 
oder  weniger  verstümmelt  und  vermengt  bei  anderen,  SchoL  D 
ftg:t  hinzu  o  xai  v7i£Qtf^iav  xaXnvatv  (ähnlich  -Eüst  Und  die 

t  band    des    TOWUL).   —    266*    EuSt    a^a%av   ^ih    nai   dn^vr^P 

fuhif  WQ  iXatpoöiifia,  immra  yag  mQ  iixoq  nl  ^^tivHat  wg  n^gi 
u  ^vyiiV    dvaXoymg    et/e  ngog  iXatf^ÖTtjTa    (iffT*   yigi    Kai   ßüBiif 

Townl,  m.  2). 

D  ß,  782  ff.  ot  i'  vn^  i^u^fia^v  ßimg  »f^io* 

yovg  TB 
l^fvyvvaav  .... 
dwtj^ia^  fisv  tq/  y€  ayiVBüv  SonetüV  vkrjv^ 

^£     Od.   ^^  37   ^movovz  KCEf   äfia^av  iipfinXi^uu 

57  f.  otjx  av  (}/)  ^ni  ifponXidfffiaQ 

an  T^y  rjv 
Vtffril^v  ivxvxlov, 
69  f,  ara^  Tüi  ifjWtöec  itponXia ooi^my 

dntiV^y 
i^i^Xijv  fvxvxXüVf  in€^T£^ifi  d^a^vtav, 
72  f»   Ol  ^^i'  a^'  ixTög  dfiaZuy  ivT^n/ov  ^^loveitjv 

onX^QV^  tjiuopovg  3"  vjtayoVj  ^svl^av  d'  vn    anfjvfi^ 
78  xovgr^    6'    iniß^u fj'   an^yrj^  .  * 

88  *Vy  ai  y*  ^ftiovffVQ  ptsv  vnexn^oikvaav  antiPfj^. 
90  f*  rni  J'   dn^   a  ti  jj  y  ly  g 

si^ura  ^i^aiy  l^arro. 


236  Heinrich  Schenkl, 

252  ii/ÄUT     aga   njvl^aaa    ri&H   xaXijg   i%^  dni^Vfi 
260  f.  TOipga  avp  a/Li(pin6Xoiai  fied^  ^/äiovovq  xai 

xaQnaXi/ÄfOQ  fp;|f€a«9af. 
fj,  5  f.  of  p'  vn    anijvtjQ 

fjfiiovovq  ekvov. 
37.  Eost.:  ^[ariov  Se  on  xavxov  afAa%av  xai  ant^vipf  «W< 
xai  OTi  ovx  nnXwg  ufjia%a  rmv  ^f4i6vmp,  dXXä  X9^  ngoaxetad 
xai  t6  fjittiov€ia  xai  ort  nXeloDV  ?j  xQ'J^^i  '^^^  anijvrj  hfxavt 
fjnsQ  Tov  u/Äul^a,  Siic  ro  xaigitaxaTOV  afxa^av  filv  yag  iig  Xift 
ani^Vfjv  ^€  nXiovaxig.  ro  ficvroi  ugfia  i(p^  tnnmv  fAovtov  Bitot 
XdyiaSai.  —  57.  Schol.  H.  P.  itpoTiXlaasiao]  ^Piavog  iiponXioaHa 
Ol  dfÄtosg  SfjXovoTi.  —  70.  svxvxXov]  Schol.  H.  firgo^ov,  xvxh 
yag  oi  rgo/ol  (=  Eust.  ZU  58).  —  ynegtsglfi  dgagvtav]  xtg  nXi\ 
&itf  x(p  inixi&f/Ä€vtf  xfl  afialEfi  nghg  x6  nXiinva  ßagij  (pigf 
BPV;  T^/  nX.  x(o  in,  av(o&€V  fig  x6  Sixfo&ai  xa  ivxidifisva^i 
v\f/9]Xoxax(p,  0  xai  nXip&lov  xaX$Vxai  Y,  27  xw  v7isgav<o  xrjg  afnal^i 
xexgaydmf  %vX(f  dfxo/ninp  x6  enixi&dfASVov  (pogxiov  BEQ^ 
Hesych.  vnfgxsgia  :  x6  avto&sv  xijg  a/tial^fjg  imxt^ifiBVOV.  Apolloi 
Soph.    TO    nijy^a    xijg    a^al^fjg    (=  Suid.  U.  TÜnaeUS).     Eust.    1 

inixfl/ÄSVov  xBxgiytovov  nXiv&iov  xtfi  a%ovi to  d«  vnegxsgi 

agagvtav  ßovXsxat  SfjXovv,  (og  ev  fjgfioaxai  fj  vnegxegifj  x^  a|o 
sixB  xaxa/ÄOvag  ol  xgo/oi  xivovvxai  ii'xs  avaxgi(povxai  xfp  a^ovi.  - 
88   ajtijvtjg]  yg,   ifna^fjg  H. 

F  «,  271  f.  (vom  felsblock,    mit  dem  Polyphemos  seil 

höhle  verschliesst) 

ovx  dv  xov  y€  Sv(o  xai  ftxoa    dfAa%ai 
ia&Xai  xexgdxvxXoi  an    ovdeog  o/XiGonav. 
Eust.  fAri  dv  vno  6vo  xai  eixoat  l^fvytov  fXBxo)(Xin9tjvai,  xovxsa 
/noxXotg  fABXaxiVfi^fjvai,    rj  xai  dXXayg  dfidl^aig  ßaaxaxdijvat ;  Vg 
Hesych.  dni^vfj:  dfia^a'  ol  Ss  J^Bvyog  ^fdiovcov  und  die  ZU  B  ve 
zeichneten  glossen.  —  xfxgdxvxXot :  nxgdxgoxoi  Apollon. 
6  X,  103  f.  (vom  fahrwege  im  lande  der  Lästrygonen) 

r,n€g  afin^ai 
daxv  i*  d(f)'  viprjXwv  6gi(ov  xaxayivBOV  vXviv, 
H     Hes.  ^gya  x.  ^.  426  ff. 

xgianlda/u,ov   d*    dxf/iv  xafivfiv  dexaidgtp    d/naS 
noXX'  inixufjinvXa  xdXa'  (pignv  dh  yvrjv,  ox*  dv  svff^ 
eig  oixov  . 
Proklos:    iaxi   dt  ij   uipig  rj  mgu^ovaa    xag  Xfyojuivag  xvrj 


Zu  aua^a. 


ni 


ß^lbm^^     rag    ^    tov     a^oi^of    «C    r^*'    a^pUa    tätPoiaag 

<^i  JL^'   ,   ^   *   .   ,   fivxovp   ^Sft   rr^v  ndnav  nsgi(pig&iuy    h^itv  k*  Kai 

^'  naAmatag  (wenn  man  die  stücke  aneinanderlegt) ifjXov 

^»-«f  Sri    wug   g'   naAatüJUQ  (er  rechnet   statt  n  rund  3)   ctPaXiaa^v 
^d%  ra  Xiyi^fVa    ylafnaiöiaj    txuaji^Q    uipfSog    rffq    a^ftoa^mg    rtjq 

^*u  (so  Geistbrd  statt  d^tft'äta). 

X  453  ff,   Q  fj'tStov  foLQ  fnog  tinftv*  ßof  ^ig xui  äfiu^otw. 

ipjffJi  S'  dvijg  tpgivag  afi^fiig  nt^l^aüSm  afiul^ap 

i£  692  f,   düpiiP    <J'   (i    x'    in*    apLaiav    vTid^ßiQp    a/^o; 

ufiQag 
a^&va  xctvm^Hg  xai  tpOQtia  ^av^taSiirj. 
-L       'Aan*   273  eviradignv  in    dn^vtjg 

AI    Fragm.  54  (231)  Ez,  rXaxTOtpaywv  ig  yatav  dni^pag  oijci' 

Strabo  VII  p.  302.  iv  t^  xaUv^ivji  r^g  Ti^^ih^h 
Aus  diesen  belegstellen  ergibt  sich  zwar  mit  Sicherheit, 
^ass  die  meisten  dar  in  betradit  kommenden  probleme  schon 
^on  den   alteu   erklärern   ang^eschnitten  worden  sind,   für  die 
^ache  sonst  aber  reclit  wenig. 

Hervorzuheben  ist  zuerst,  dass  die  stellen  A — D  simmt- 
licli  aas  etwas  jüngeren  partien  der  Ilias  stammen,  in  deren 
^testen  schichten  sich  weder  äfui^a  noch  a^^J*-^,  wohl  aber 
«P^a{ra)  Und  Q^Ea  finden.  Sodann,  dass  Hesiod  nur  u^a^a 
kennt;  denn  L  ist  handgreifliche  uachahmung  von  C  (wie  auch 
o^o^a  und  ü/ta  nur  in  der  Aspis  vorkommen),  während  die  zu- 
Tfceisung  von  M  zu  den  naxulaYQi  nur  auf  einer  unsicheren 
Termuthong  Kirchhoffs  beruht. 

Die  Verschiedenheit  des  numerus  bietet  für  die  bedeutung 
^mm  anhaltspunkt;  denn  an  den  vier  stellen^  an  denen  sich 
der  ploral  findet  (B  D  F  G),  ist  unzweifelhaft  jedesmal  von 
ittehreren  getrennten  wagen  die  rede. 

Wichtiger  ist  das  verhaltniss  der  beiden  worte  afia%u  und 
^^^^  (C,  E).  Das  letztere  kommt  nur  in  je  einer  episode  der  Ilias 
lad  Odyssee  vor;  es  ist  seit  Homer  ausschliessliches  dichter- 
*ört  durch  mehrere  Jahrhunderte,  bis  es  erst  im  L  jahrh.  v. 
^.  bei  den  historikera  wieder  eingang  findet     Von  jenen 


238 


Heinrich  ScbenM, 


beiden    stellen    zeigt  E   die   merkwürdige   erscheinung,    dass 
in^v^  mit  ä^mpi  vollständig  gleichbedeutend  gebraucht  wird, 
so  dass  die  beiden  ausdrücke  beliebig  den  platz  wechseln  und 
mit  demselben   verbum  tfponAi^m  verbunden  werden.    Dies  ist 
bereits  den  alten  erklärem   aufgefallen   (Eust.  u.  Hes,   zu  F)  M 
und  wirkt  sogar  in  der  textkritik  nach  (Variante  zu  88).    Sie  ' 
glaubten  dasselbe  auch  für  die  (ältere)  Iliasstelle  C  annehmen 
zu  dürfen  (öchoL  zu  179  u.  Eust  zu  2ü6),  aber  mit  oiurechL 
Denn  hier  heisst,  wie  längst  beobachtet  worden  ist,  das  fuhr- 
werk, sobald  der  obertheil  aufgesetzt  ist,  konstant  dni^vrj ;  und  das 
wiedererscheineu  von  a/iot^'a  in  v*  711  ist  ganz  woUbegründetj  ■ 
denn  Andromache  und  Hekabe  müssen,   um  zu   dem  auf  dem 
Wagenaufsatz  aufgebahrten    leichnam    zu    gelangen,   auf  das 
wagenuntertheil,  d.  h*  wohl  auf  die  räder  (die  eine  rechts,  die 
andere  links)  steigen.    Während  der  ältere  dichter  die  bedeu- 
tungen  von  aua^a  und  «;r^Vj7  scharf  trennt,  scheint  er  im  ge-  . 
brauch  des  letzteren  w  ortes  weniger  sicher  zu  sein.    Es  be*  f 
zeichnet  ihm  in  den  versen  629,  478  und  718  zw^eifellos  das 
ganze   fuhrwerk   sammt   dem    rädergestell;   aber  v*  275   und 
590  mrd  man  bei    nngezwungener  erkläningsweise   nur  auf  j 
den   Wagenkasten    oder    wagenkorb    beziehen    können.      Derfl 
Odysseedichter  hingegen,   der  die  Iliasstelle  sicher  vor  äugen  " 
hatte,  ahmte  sie  Welleicbt  ohne  klares  Verständnis^  nach   und 
hielt  die  begriffe  ufmia  und  dm^pTi  gar  nicht  mehr  auseinander. 
In  C,  der  ältesten  unter  den  7  Homerstellen,   bedeutet 
a/jff^fi  bloss  das  rädergestell*     Blosse  Untergestelle  sind  aucli 
gemeint  in  D  und  G,  wo  vom  schleppen  des  holzes  die  rede 
ist.     Holzstämme   lädt   man    nicht  auf   eine  evlsatog  dn^pjj. 
Femer  müssen  für  solche  zwecke  die  achsengestelle  trennbar 
sein.    Jeder,  der  in  Waldgegenden  geweilt  hat,  wo  noch  viel 
primitiver  holztransport  vor  sich  geht,  weiss,  dass  die  bäum- 
Stämme  auf  zwei  zweirädrigen  achsen  befördert   werden,   die 
je  nach  der    länge  der   stamme    weiter    oder    näher  gestellt 
werden.     Verbindet   man    zwei  solcher   gesteile  durch  einen 
festen  bäum  und  setzt  das  obergestell  darauf,  so  gibt  es  einen 
regelrechteq  'leiterwagen^    Handelt  es  sich  um   eine  kleinere 
führe,  so  begnügt  man  sich  mit  der  Vorderachse  und  einem 
entsprechend  kleineren  aufsatz  (kästen  oder  korb).    Hingegen 
müssen   die  in  A  und   B  erwähnten   ä^iu'iai   aus  sachlichen 
gründen  mit  einem  obertheil  versehen  gedacht  werden ;  von  E 


2q  äßifln. 


239 


ist  es  ausdrücklich  gesagt.    An  zwei  Hesiodstellea  (I,  K)  ist 
die  entseheiduDg  zweifelhaft  und  auch  ohne  belang. 

Andere  bedeutungen   von  «jua-«   treten  uns  in  F  und  H 
entg^en,     Dass    man   einen   riesigen  feUblock   nicht   auf  22 
nebeneinander  gestellten  wagen  fortschaffen  kann,  da  er  —  ab- 
gesehen von  der  breite   der  fahrbahn   —  die  festgefügtesten 
gestelle  zerdrücken  musste,  hat  man   in  alter  und  neuer  zeit 
nicht  verkannt   und  sich  gegen  die    buchstäbliche    erklärnng 
ausgesprochen.    Aber  während  die  neueren  geneigt  sind,  darin 
dne  poetische  lizenz  oder   ein  märchenhaftes  bild  oder  eine 
sdiwlche  homerischer  denkart  und  dergleichen  zu  erblicken, 
Mm  die   alten  längst  richtig  erkannt,   dass  hier  unter  dea 
22  cifitiim  dü^Aiii  Tfigaxvieloi  ebenso  Viele  gespanne  guter  zucht 

IM  verstehen  sind.  Für  das  aus  der  HiasstelJe  B  entlehnte 
i)[manup,  welches  einige  (wie  die  glossen  xtvi^oitav  und  ittvifj 
m  B  zeigen)  einfach  als  fortbewegen*  deuten  wollten,  haben 
andere  (Eust,  zu  F)  die  der  originalstelle  angemessene  vor- 
stsUung  der  hebelwirkung  beibehalten  wollen;  in  diesem  falle 
Ütte  dem  Odysseedichter  ein  büd  vorgeschwebt,  ähnlich 
den  assyrischen  dai'stellungen ;  vorn  die  gespanne,  rückwärts 
a&Qner  mit  hebebäumen.  Doch  ist  es  zweifelhaft,  ob  mehr  als 
du  mechaniscbes  herttbemehnien  des  ausdruckes  vorliegt, 

(Janz  abweichend  ist  wiederum  der  gebrauch  des  wortes 
k  4er  Hesiodstelle  H,  Mit  d^tcuddQfi)  kann,  wie  schon  Proklos 
i*  Plutarch)  ganz  richtig  erkannt  hat,  nur  der  raddnrch- 
t  gemeint  sein.  Daraus  folgt  aber  noch  nieht.  dass 
i^ain  hier  das  rad  selbst  bedeutet.  Denn  die  radhöhe,  welche 
ungleich  das  doppelte  der  achsenböhe  ist,  als  charakteristisches 
maass  für  die  wagendimensionen  zu  nehmen,  ist  sehr  nahe- 
Jj^tind,  da  die  Spurweite  (d.  i.  die  achsenlänge)  so  ziemlich 
iurdb.  die  landesübliche  wegbreite  festgesetzt  ist,  während 
fiddiirchmesser  und  felgenbreite  nach  der  vom  fiihrwerke  er- 
warteten leistung  schwanken*  Immerhin  wird  man  die  mög- 
Uclikeit  eines  derartigen  bedeutungswechsels  (vom  rad  zum 
ridgestell)  nicht  als  ausgeschlossen  betrachten  dürfen. 

Leider  erhalten  wir  über  die  wichtige  frage,  ob  die  räder 

in  der  achse  festsitzend  oder  beweglich  zu  denken  sind  (eine 

frage,   mit  der  sich  die  alte  Homererklärung  ebenfalls  schon 

baschäftigt  hatte,  vgl  Eust.  zu  E),  durch  keine  der  hier  ver- 

^eiduielaE  iteUen  sicheren  aufschluss ;  auch  in  der  etwas  tiefer 


^ 


* 


240 


Heinrich  Sefaeokl, 


ins  technische  sich  einJassetiden  Hesiodstelle  H  ist  keines  dir 
beiden  Systeme  geradezu  aosgesdüossea.  Sicher  ist  nur.  im^ 
die  von  Hesiod  gegebenen  maasse  sich  mit  grösserer  wabr- 
scheinlichkeit  anf  ein  speichenrad  als  auf  ein  Scheibenrad  l>e- 
ziehen  lassen.  Er  empfiehlt  fiir  ein  10*  handbreit  hohes  rad 
3  spannen  (^  9  handbreit)  lange  felgentheüe  im  yorratb  zu 
schneiden.  Soll  an  ein  Scheibenrad^  das  nach  der  art.  des  bei 
Rieh  (tympanum  3)  oder  bei  Ginzrot  (taf.  VI,  1  ^  Forestier 
48)  abgebildeten  aus  kleineren  stücken  zusammengesetzt  ist. 
gedacht  werden ,  so  sieht  man  nicht  ein,  warum  die  rohtn 
hölzer  gerade  9  handbreit  lang  geschnitten  werden  miisseu: 
bei  parallel  gelegten   theüstücken   aber  ist,   wie  fig.  3  zeigt. 


0 

i 

9     1 

.-^^"^        "^"^ 

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V 

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\S — ^ 

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^^-^     _^ 

Stiipa 


Mg.  f 


Flg.  5 


V 


UL 


ausserdem  eine  0,5  handbreit  f^tarke^  also  ziemlich  dünue  m\i- 
fassungsfeige  erforderlich,   von  der  Hesiod  nichts  sagt.   Hid- 
gegen    reichen  solche  klotze  eben  aus,  um  aus  ihnen  die  ßr 
ein  10  handbreit  hohes  rad  benöthigten  vier  felgenstiicke  be- 
liebiger stärke  sammt  Verzapfungen  durch  abarbeitung  zu  g^  I 
Minnen  (s.  fig.  1  u.  2);   wobei  bemerkt  werden  soU,  dassder] 
innere  rand   nicht   immer    in    kreisförmiger   krümmung  sb*- 
gearbeitet  sein  muss  (s.  z.  b.  abb,  2900  bei  Baumeister),   D*] 
für   verschiedene    beanspruchung    des    fuhrwerkes   auch  ver- 
schiedene felgenstarke  und  -breite  erwünscht  ist,   wird  es  er- 
klärlich,   dass    Hesiod   über   die    querdimensionen    der   rol«fll 
a^fiÖBg   nichts  bemerkt.     Grosse    Schwierigkeiten   machen  to| 
den  nächsten  vers  einleitenden  worte  nolV  imxaptTtvka  näU%\ 

^)  Aach  bei  eiiilachst<?r  aus führung  erfordert  die  hereteUüng  des  radestöl 
deo  verzapf cingen  u.  dgl  viele  ein^lteile,  so  dasE  wir  den  '100  hftkörn'  (BI 
ziemlich  nabe  kommen.  Auf  die  neuere  archäolo^BCbe  Utteratur,  besondpi^  | 
den  inhallBreicben  aufsah  von  Miss  Loiimer  in  Joam.  of  HeU.  8tad.  190$] 
«mzn geben  mogs  icb  mir  hier  vertuen. 


Tm  afia^tt. 


241 


welche  grammatisch  entweder  (wie   es  PeppraüUer  ia  seiner 
tbei-setzimg  thut)    als    selbständiger   satz   mit    ausgelassener 
c^pula    zum  folgenden  oder  als  apposition  zu  atptv  im   vor- 
liergeliendeu  tezogen  werden  müssen.   Die  letztere  erklärungs- 
weiae  echeint  mir  die  riehtige ;  denn  die  hölzer  müssen  zweifei* 
\m  ?or    ihrer    zusammeusetzuog    abgearbeitet    werden    und 
werden    am    zweckmässigsten   grob    zugearbeitet  aufbewahrt, 
weil  sie  so  noch  besser  trocknen  und  beim  bruch  eines  feigen- 
«lückes  gleich  zur  band  sind.   Die  alte  erklärung  scheint  aller- 
dings eineu  weiteren  radbestandtlieU  ins  atige  gefasst  zu  haben, 
imd  zwar  die  nahe,  wenn  d^fpiSea  richtig  hergestellt  ist,  mit 
welchem  wort  Hippokrates  to  tJTointov  rrj^  ^n^g^Q  bezeichnete,  d,  i- 
die  portio   vaginalis  uteri,   die,  wie  jeder  anatomische  atlas 
lehren  kann,  eine  geradezu  typische  ähnlichkeit  mit  der  vor- 
springenden radnabe  hat*)  Ob  nun  aber  dieses  rad  ein  festes 
öder  freilaufendes   istj    bleibt   nach   wie   vor   unentschieden; 
denn  auch  ein  speichenrad  kann  auf  der  achse  festsitzen,  wie 
das  viereckige   achsenprofil    bei   Forestier   flg.  61  u.  84  und 
das  fehlen  jedes  achseustückes  fig,  82  u.  83  verbtirgt. 

Was  eodüch  die  zahl  der  räder,  womit  auch  die  der  achsen 
verknüpft  ist,  betrifft,  so  werden  ti%pütKvnKoi  aßa%m  (wie  bei 
Herodot  I  1458  u.  II,  63)  in  P  erwähnt;  freilich  zeigt  hier  die 
bedeutung  von  afia%a  =  gespann  eine  so  vorgeschrittene,  mo- 
derae  auffas^ung,  dass  auf  diese  stelle  kaum  allzugro&ses  ge- 
wicht zu  legen  sein  wird.  Desto  grösseres  auf  C  (ß  324)^ 
wo  der  von  Idaios  gelenkte  maulthierwagen  ausdrücklich  als 
tn^axvxlog  dnt^vrj  bezeichnet  wird.  An  allen  anderen  stellen 
(ÄQsser  F)  kann  man  ebensogut  einachsige  wie  zweiachsige 
fiibrwerke  annehmen;  gerade  hier,  in  der  ältesten,  ist  die  ein- 
Äclisigkeit  ausgeschlossen.    Auch  die  denkmäler  zeigen  vier- 

►  ndrige,  d-  t  zweiachsige  wagen,  obschon  die  einachsigen  in 
ier  mehrzahl  sind  (vgl.  insbesondere  die  der  "EKroßog  MV^a 
Ätsprechende  fig.  63  bei  Forestier) ;  nnd  dadurch  wird  jeder 
^eifel  an  der  beweiskraft  unserer  stelle  beseitigt.  Denn  dass 
«t)doc  pl-  nvnlu  hier  etwa  dasselbe  wie  das  hesiodische  «^^ 


■)  fjt§Mnu;ivko^  wird  durch  Ejmn.  in  Merc.  90  (&chon  im  altetthum  mit 
dir  fiesiodstelle  cniamnieiigeb nicht;  vgl,  die  Variante  von  M  intTiafMniika 
(Um  ft^tt  47nxitiUjiüA0i^  iüjUQvs)  geschützt;  es  erscbemt  daher  Überflüssig 
vf  dii  mdglicfaen   l6simg-en   fni  x.  und  fm.  v.  einzugehen. 


242 


Hfiänrieb  Sch^nkl, 


(vgl.   Hesych,   aV^rdf^*    ra    xmla    twp   tao/ßr),    TiigixvnXog  alSO 

das  rad,  bezw*  den  wagen  mit  vierteiliger  feige  bedeuten  könnte, 
halte  ich  fiir  undenkbar. 

Für  die  vierzahl  der  räder  ist  von  Kretschmer  auch  der 
name  des  grossen  baren  angeführt  worden,  von  dessen  siebeti 
grösseren  sternen  vier  den  rädern  entsprechen.  Diese  auf- 
fassung  des  Sternbildes  kennt  das  alterthum  in  der  thatj  aber 
sie  ist  nicht  die  einzige.  Vielmehr  ergeben  sich  aus  den 
scbolien  zu  Aratos  Phaeu«  36  f, 

agxTot  a^a   T^oj^otjoat  (? o  i^  xakdovrai  '^^^aiat). 

drei  erklärungen,  nämlich: 

1.    ^la  to  a^ta  r^i^nv  (Maass,  Comm.  in  Ar.  reL  M3,  24; 

344,  3,  4;  345/ 13). 
2*    weil    Ol  f^fri    avTijg    i^rd^eg  a^d^fjg   tvtioi'  i^ovmv  (so 
allgemein    auch  die  schollen  zn  2  483),    ol  ßisv  ini 

Tim    nkivS-iov    jdaaaQig    [nkiyStov    6$    Xdy§Tat    na^a  jn^g 
y^uifidT^atg  nä^  Tii^iya^i^m^f    qI  ^i  rßef^  ini  fifjxng  to>' 

^vft^v  nXtipovmv  (345,  19).    In  den  Odysseescholien  zu 
f,  273  erscheint  diese   erklämng  in  folgender  form: 

ipta'^u    xaXfftai    37  "^jipxtOQ^    dmi    in    rsatia^mv    anrd^mit 
evyttitrai  rgono^  i/iwrtov  nXivB'lnv  xat  aXXtay  r^ttBv  iixtp^ 
i^oyta^v  ^tffiüth  Durch  diese  übereinstimraung  wird  di^ 
Überlieferung  der  Aratosscholien  binläoglich  gegen  diei 
von  Maass  vorgenommenen  einschlebungen  c»y  vor  0^ 
und   Tovg   t^^/üvg  nach   ttTQaymynv)   geschützt ;    manft 
vgL    auch   die   antike    Homererklärung    über    nei^ipc, 
vmgte^iij  und  nXtp^iov  ZU  C  und  E. 
3*    $ii  TO  ix^iy  ayji^a  a^u%fig,  jmv  Ttana^mv  durd^tüv  mvti 
T^o/mv  nagaXtiftßayoftiyü^Wf   lüav  Si  TQi<ay  r^g  ov^äq   avri 
^vßQv;  sachlich  =  SchoL  f,  273  f|  a^^JOie^a»»^  äk  mQnf^k 
tgtt/tay  uai  ^vftov  aßu^ijg  aj^^fim  unorBXttTmM 
Die  erste  etymologisierende  erklärung  ist  ein  produkt  der 
gelehrsamkeit;  düe  beiden  anderen  sind  volkstümlich,  und  es 
wird  schwer  halten  zu  entscheiden,  welche  die  ältere  und  ur- 
sprünglichere ist. 

Der  epische  gebrauch  von  a^a^a  umfasst  also  ein  sehr 
weites  feld:  vom  einzelrad  bei  Hesiod  (wenigstens  als  maass 
der  wagenh&he)  bis  zum  gespann.   Die  ziweiachsigkeit  stellt  in 


Zti  apttt^it. 


243 


z^ei  fallen  (C  und  F)  fest.     Über  das  System  der  radbefesti- 
fUDg  lässt  sich  sicheres  nicht  ermitteln. 

Zum  schlufis  mag  noch  daranf  hingewiesen  werden,  dass 

es  bedenklich  erscheinen  muss,  das  wort  a^a^Qvdc  zum  vergleiche 

heraazttziehen»    Erstens  weil  das  alter  dieses  Wortes  keines- 

wep  hinreichend  sicher  verbürgt  ist,  wie   Kretschmer  selbst 

berrorhebt.    Selbst  wenn  die  bei  Plutarch  de  def.  orac.  c.  11 

auf  das  Pindarfragm,  165  (146)  Sehr,  folgenden  worte  itn  xai 

jfoMi>  alraQ  (so  Wilamowitz  Hermes  :i3,  527  «tatt  uvtaq)  i/i«* 

i^puSdi;  dahin  zu  deuten  sind»  dass  die  Hamadryade  bei  Pindar  ^) 

»dbst  ihren  nameu  nannte  (es  konnte  ja  auch  eine  ausdrucks- 

ireise  wie  die  in  der  gleich  zu  erwähnenden  hymnensteile  yor- 

Üegen),  so  hat  sich  doch  dieser  name  noch  lange  nicht  ein- 

g^ebürgert;   er  begegnet   erst   wieder   in   hellenistischer    zeit 

(ApoUonios    Hhodios,    Myro,    Pherenikos) ,    es    müsste    denn 

Jemand   Anth,   Pal.  IX,  803  wirklich  für   platonisch   halten. 

Zireitens  weil  die  a^aJ(>vc!g  nicht  die  nympbe  bedeutet,  die 

*eiDS  mit  dem  bäume  ist*.    Die  worte  des  homerischen  hym- 

HtLS  auf  Aphrodite  t*  264  f. 

1x1  denen  höchst  wahrscheinlich   der  Ursprung  des  später  ge- 

mchaffenen  wortes  zu  suchen  ist,  zeigen  deutlich ,  dass  es  sich 

latir  mn   zeitliches   zusammenfÄllen   der  lebensdauer  handelt; 

di^be  auffassung  tritt  auch  im  Pindarfiragment  und  in  den 

voQ  Schröder  herangezogenen  schollen  zu  Theokrit  III,  13  in 

den  vordet^rrund.  üeitirich  SchenkL 


Irish  Etyma. 

admat  *timbe^^ 

udmat  'timber,  material',  F61.  Oeng.  ProL  294,  gen.  std  ceck 
^immi  LL.  117^  y,  acc.  cech  n-admat  LU.  35^  11,  now  adhmad. 
Bare  *mat,  from  *mazdo-  is,  like  Ir,  matan  'club*,  maite  *8tick', 
öpate  with  Qerman  mast  and  Lat,  malus  from  *mädiis,  The 


■)  IHt  fvriiialiclieii  scholien  id  ÄpoU.  Rh.  2,  477  nenn««  nicht  Finclir, 
«  ftb  gewihrBiiiftim  für  die  etjmologie. 

16* 


244 


Wbftity  Stokes, 


d  of  the  accented  prefix  ad  would  in  wbat  Germans  woüld 
call  strengaltiriseh  have  beea  assimUated  to  the  m  of  mat:  c£ 
ämnms  *angrifi"'  from  *iid-tftws',  od-midet/iarJ)  But  in  ädmaü 
Vonfession',  ddmall  *waötOö\  ädmolad  *praise\  as  in  admat^ 
this  assimüatioii  does  not  occnr. 

allubair  *echo'. 

Tbe  uBual  Irish  espression  for  *echo'  is  mac  alla^  literallj 
*soü  of  a  clifi*.  A  synonym  is  aUubair  (corruptly  allobair  | 
folabra,  O'Dav,  no.  144)*  This  is  a  Compound  of  all  *cliff 
and  Mair  j  suilbir,  O'Dav*  na*  l!t>L  'bene-loquens*,  'eloquens', 
Ascoli,  Gloss,  paL  hib.  CLI,   where  labar,  Wb.  5**  32,  shotdd^ 

I  think,  have  been  equated  with  Gr,  Xaß^og, 

alt  *]oint*,  ^poem'* 

alt  *artus*  Ml,  44*  2,  Ascoli  XXIII.  pL  alta  na  n-huadh, 
Ir.  Texte  III  128,  aÜ  +  aircetal,  O'Day.  no.  6.  So  Gr.  fidXor 
L  gUed,  2.  lied. 

att  *a  swelling'j  attaim  *I  swelL' 

att  'tumar*,  Asc.  LII  (gl  tuber)  Sg.  61  **  Ib,  acc*  ag.   frisber^ 
üü  *heals  the  swelling*,  Thesaurus  pal  hib,  II.  250  L  M,  ge:^ 
fri  met  in  atta  'from  the  size  of  the  swelliug',  LB.  142"*  4^^ 
wheuce  we  see  that  att  is  a  mm.  or  ueut.  stem  iu  a.  ^ 

As  in  modern  Irish  this  word  is  at,  not  ai,  it  cannot  coi 
from  *ardo-,  as  I  have  proposed  in  ürkelt.  Sprachsch.  24,  S( 
Zupitza,  KZ,  XXXVI,  233.  If,  however,  we  assume  a  pr»  c 
celtic  oxjrton  "^patnü  cognate  with  Gr.  natiofiatj  all  becom^  es 
clear  fi'om  the  phonetic  poiut  of  view-  The  initial  p  is  i  ^e- 
gularly  lost.*)  The  pretonic  n  is  regalarly  assimilated,  Idg.  V(^r§u        h. 

II  167,    The  modern  t  points  to  an  Old- Irish  t,  as  in 
*harp',  eiie  'wing',  Ute  *porridge',  mut  'short\    The  passage 
meaning  from  'I  eaf  to  'I  swell'  is  not  difficult,  especially 
Ir.  äs  ^wuchs'  from  "^pat-to^,,  äsaim  ,wachse*,  from  (pjattü^ 
like  Goth,  födjan^  in  ablant-relation  to  natdoftat. 


1)  See  Thnmeysen,  Herue  C«lliqtLe  VI  lä6. 

■}  I  tike  thiB  opportiimtj  of  EaggBsÜJog  thftt  avotk,  the  GsuliBh  ward 
'potter*,  the  pounder  or  thomper^of  wet  cky,  ib  from  *pavoti-a,  co^ate  ir 


Iiiih  Etyms. 


245 


^ 


bald  *durable\ 

taif,  baidh  ^  Mm,  O'Don,  SuppL  occurs  iu  the  F^lire  Oen- 
pisso,  Aug.  2,  where  the  Ubb  Teothöta  tu  bäid-mi  'Theodota 
that  dnrable  one* ,  rhyines  with  na  tri  maacdin  mäith  -  sin 
Ihose  three  good  youths'»  Here  baid  from  *bhudi  is  probably 
copiate  with  Goth.  batimf  Eng.  better, 

bech(ff)amam^  (beth(s)amüin  ?t  'a  swanm  of  bees', 

The  nom.  pL  of  this  word  occnrs  in  the  Immacallam  in 
d4  Thüarad,  and,  so  far  as  I  kaow,  is  given  corruptly  by  all 
tiie  mss.  Thus : 

Ui  beeha  nminif  LL.  188'  29. 

ik  hethamain  (+  beich).  RawL  B,  502,  fo.  61  ^  h 

ile  beithonmain,  Yellow  Book  of  Lecan,  p.  247  ^  28, 

ni  beth  somumj  H*  3,  18,  p,  549  \ 

Ui  bethamuht,  Egerton  88,  p,  78*'  L 
To  these  may  be  added  0'Clery*s  gloss  beitheanihain  +  beich 


It  seems  to  me  that  from  these  carniptions  we  may  elicit 
Üie  trne  reading,  viz. ,  ili  becMamaini  ^  *many  bee-swanns', 
where  bech^amaini  ia  nom.  pL  of  bech^amain^  a  Compound  of 
AecÄ  *bee'  (from  *bikQ-$)  and  9amain  (ex  *3amam)  *assembly*, 
c<^ate  with  Skr.  snmana^  and  compounded  also  in  cetß)amainj 
ian(^)amau^  Utkelt,  Sprachsch.  p.  293,  If,  as  is  possible,  the 
tme  reading  is  ili  betfiMmainij  we  might  compare  with  the 
ktk  (from  bito-s?)  the  Lith.  bith  %ee\ 


^%a\ 


büar  ^flux',  'diarrhoea' 

T  4  buinnech,  OT)av.  no.  319.  büar  from  "^bhogro-  (or 
*bha^a),  as  büal  +  uisge,  O'CL  (flowing)  *water\  from  *bhog* 
^,  Zimmer,  Celt.  Zt,  1-  98,  Cognate  with  Germ<  buch,  Ags* 
*öcc  (grundf,  bhogi^  Kluge)* 

^^  cathir  ^city\ 

"  It.  cathir  'city'  is  often  connected  with  Cymr.  caer  *urbs, 
'Siiinis',  Bnt  the  two  words  are  etyraologically  quite  separate. 
t,  cathir  comes  from  the  root  bat  'bergen',  whence  also  Lat. 
^^Qem  from  *kat-ti-8i  Brugraann,  Kurze  ve^gL  Gramm,  §  268. 
Bnt  Cymr.  caer  (from  ^kagro-)  comes  from  the  root  hagh^ 
wheQce  also  Cymr.  cae  'clausum\    Oerm,  hag^  gehege.    The 


WMtley  Stokcf7 


I 


Kymric  cognate  of  Ir.  catkir  m  cader  'septum,  Cftstrnm.  locus 
manittls^    (Davies), 

cengim^  cingim  *I  step*. 

This  old  verb,  of  wWch  tlie  imperative  sg,  3  is  ceingeth  ^) 
the  perfect  is  cechaing^  fut,  cichiSj  and  the  infinitive  ceim  (from 
*kengmen)f  has  been  doubtfally  connected  by  Bezzenberg-er^^ 
with  Litb.  keme^öti  ^langsam  gehen'  (Urkelt.  Sprachsch.  u)  ^ 
More  likely  cognates  are  Skr.  khmljatif  Germ,  hinken, 

The  Cymric  reflex  of  the  verb  is  in  the  Compound   rhy\^ 
gyngiL 

An  Irish  form  with  prefixed  s,  scifirfim  *I  springt  Be%tcm^^^ 
=  Gr.  ffifäCü*  from  trxiigjm  {s-kh9ngjö  Kluge).   Otherwise  Zimme?^ 
KZ.  XXX.  63,  note  L 

centhain. 

This   an.  kfy.  occurs  in  the  fifth  poem  in  the  Codex 
Pauli,  Carinthia,  Thes,  pal  hib.  II  294,  1.  10. 
Ai4£  Miüredaich  centhain 

translated  ^Descendant   of  Mnredach  at  every  time\ 
if  centhain  were  cech  thain. 

But   the   emendation,   cech  for   cm,   is  fiolent,   and     ^be 
resnltant  meaning  is  improbable. 

I  propose  to  read  cennthain^  gen,  8g,  masc,  of  an  s^ij. 
*c€nnthan  *long-headed'  (cf,  rayaoSttgog)  or  »thia-headed'  Ol 
TarainoSäg),  As  a  rille  t  is  not  ^aspirated',  when  it  immediat^Iy 
foUows  n  or  l;  but  in  muniher,  Thes.  pal.  hib.  II  XXXII, 
genther,  ibid.  p,  30,  dainthech,  ibid.  p.  361,  moÜhu  ibid.  3ö3 
we  have  the  combinations  nth^  Itk. 


ceol  'music,  melody'* 

ceol  from  *kiuplö-  cognate  with  Goth,  hmfan  .wehklag^i^' 
as  teol  *thief  from  *tiuplo'^  cognate  with  Goth.  im^s  {betl>^ 
ßiufs)y  Ags.  peof. 

ein  *loYe'. 


I 


cm  *love'  *affection\  gen*  cena^  now  written  don,  li^ 
hitherto  been  fonnd  only  in  Late-Middle  and  Modem  Irish.  !B  *^^ 
it  seems  a  genuine  old  word  from  an  urkelt,  *kemi^   cogn»^^^ 


1)  c«»^£/*  am,  St  Gall  Incant,    Tbes.  p»l.  hib.  U  248 


Trish  Etyma, 


1 


with  the  Vedic  eanas  'gefallen,  befriedigang',  cani^fhos  *sehr 
^ädig,  sehr  genehm*,  Uhlenbeck,  who  compares  Av,  cim 
(cinah-)^  cinma  (cinman')  *liebe,  huld\ 

colba  'love*. 


The  roöt  hibh  'to  love*  has  not,  I  think,  been  pointed  out 
in  the  Celtic  langnages.  It  seeins,  however,  to  occiir  in  colba 
(now  cdbha)  *lave,  friendship',  iustrumeatal  sg*  eolbu,  F^L  Oeng. 
Ep.  74.  TMs  may  be  a  Compound  of  the  preflx  co-,  Cymr.  cy-) 
ürkelt.  Sprachsch.  85—86,  and  *lubae,  the  posttonic  u  being 
ejected. 

I  *cor  'sword*. 

f  The  acc.  pl  of  this  T?ord,  cmre^  occurs  in  the  Amra  Chon- 

röi,  H.  3.  18,  where  it  is  glossed  by  sainchenel  ehidibh  'a 
special  kind  of  swordv    It  seems  a  stem  in  s^  cognate  with 

I  Qoth.  hairus^  ON.  hjörr^  Ags.  hearu^  words  wbich,  according  to 
Luft  (KZ.  XXXVI*  145),  are  related  to  Gr.  x^'p«  from  uBgjoi. 


cronn  a  nver-name* 


The  river-name  crond  (leg,  crömi%  LU.  56*  39,  may  come  re- 
Cidirly  from  *krosno-s^  and  thus  be  identical  with  Gr,  n^mpiq 
*qaeü,  bmnnen',  and  cognate  with    AeoK  ^t^iwa. 

cuikhe  *mantle', 

ctülche  4  brat  no  cochall  *mantle  or  cowl*  O'CL  miilche 
flmck  E}\  2,  3L  Thes.  pal.  hib.  IL  315,  From  ""kötikiüf-o?} 
co^ate  with  Germ,  hülle  ex  *hidja.     Idg.  root  kd —  koL 

cummal  'cup\ 

The  acc,  pL  of  this  rare  word,  cumala^  leg,  cumnmla, 
■«ccurs  in  the  Amra  Chonroi,  Eriu  11  3*    The  nom.  sg.  mmmal 
(fram  ^ktimbulo-  or  *kumbala)  is  cognate  with  Ir.  citm  *v6sser, 
^etr.  GL  58j  and  Gr.  xr^/Jjy,  ^HtßoQ,  xvftßaXov. 

des  *arrangement\ 

This  an.  Xiy.  oocurs  in  the  Immacallam  in  da  Thäarad^ 
^ev,  celt.  XXVL  !4,  and  O'Davoien,  no,  759,  glosses  it  by 
*^^u§\id,  It  is  cognate  and  sjmonymous  with  Gr.  diüiq;  but 
^^  Irish  Suffix  seems  -sto  ('Stä?),  not  -ii. 


248 


Whiti*y  €to\m. 


feih  ß  *iB\ 

This  Terb  substaDtive  govems  the  accusative,  and  Sarauw, 
Bev,  celt.  XVIl  276,  after  reminding  us  that  the  root  ml 
means  *to  see\  ingeniously  explains  feil,  fil  as  an  imperative 
meaning  originally  ^voicV.  '*From  voici  to  ü  y  a",  he  says,  ■ 
"the  Step  Ib  not  very  long*\  I  have  lately  found  a  parallel, 
in  another  linguistiti  family,  which  goes  far  to  confirm  Saranw's  - 
tbeory*  Ie  Machuers  Methode  pour  Vetude  de  PArahe  parle  J 
Alger  1887,  the  author  says:  Pour  exprimer  le  verbe  etre  ao^ 
präsent  de  rindicatif  oii  se  sert  du  mot  m  (qiü  a,  ä  propre^  ^ 
ment  parier,  le  sens  de  voir)^  que  Ton  fait  auivre  des  pronom^^ 
aifizes : 

ram  je  suis  (=  me  voici) 

räk  tu  es  (=  te  voici) 

ruh  il  est  (=  le  voici) 

räM  on  raha  eile  est  (=  la  voici) 
and  so  oe.     The  Iiish  ß-us  *they  are\  which  occurs  twi* 
in  the  Cambray  sermOE,   Thes.  pal.  Mb.  11,  246,  247,  seern^j 
exacüy  parallel  to  the  Älgerian  rahotim  Os  sont  (^  leg  voic^:3) 

goirt  *bitt6r\  J 

ffoirt  'bitter'  from  *ghorsti-^  cognate  with  &erm.  gar^ig 
and   perhaps  Lat,   horridtbs  from  *ghorsidtis.    So   tart  *thirsf' 
from  *iar$to',  root  ters  to  be  dry\  is  another  example  of 
extrnsioE  of  s  from  the  sound-gronp  rsL 


inu 


land'. 


iriUj  gCE.  irenn,  dat.  irinn,  assuming  the  regulär  loss  of  p, 
has  been  connected  with  Goth.  fera  *gegend^  seite'.  It  may 
also  be  connected  with  the  PamphyUan  ntj^ta  and  the  Thessalian 
ni^puai  See  Bezz.  Beitr.  XXIV  295,  XXVm  106- 


luan  'mamma\ 


it^l 


luan  I  eich,  Lecan  Vocab,  303,  pl*  acc.  hmine  YBL,  cited 
Bev.  celt  XXVI*  30,  note  1,  seems  a  stem  in  s,  and  may  cotne 
from  ^(pßounos^  cognate  with  pluoy  Tzlm,  plavate^  Ags.  flöwan  etc 

mugh  'bad\ 

mugh  f  olc  *bad',  mugh-memnati  +  drochmenman,  O'Dav.  i 
no.  1223,  mugh-ort  ^culpable  homicide',  gen,  mtigh-uirt  O'Dav- 


Iiiah  El^ma. 

Qö.  1251-    This  rare  word  seems  coimected  with  Lat  mnger 
qm  tllis  male  ludit'j  Paul,  ex  Festo  158* 

mür  'abundance', 

mür  f  iomad  O'CL  occurs  in  the  F^lire  Oengusso,  ProL 
126,  and  the  Amra  Cholturab  chüle,  Hev,  celt  XX.  154.  If,  as 
seems  likelyj  it  is  cog^ate  with  Gr.  fivgiog,  ptv^iot,  Prellwitz's  com- 
biaation  of  these  Greek  words  with  Skr.  bhtiri  must  be  given  up. 

Yreff  *to  dist€Bd\ 

Many  Wsh  derivatives  of  this  root  are  quoted  by  Ascolij 
Bloss.  paL  hib*  CCIl.  To  these  may  be  added  indrach  (ex  *ind- 
reg),  now  speit  ionnrach,  *a  tent  or  plug  used  to  keep  wounds 
mn\  the  British  (Old-Breton?)  equivalent  of  which  is  anre 
fi.  C0lirio,  i.  e*  coUyrio,  dat,  of  mllyrium  *a  roll  of  lint  used 
^  dilate  a  wound*, 

Yseq  1:0  See'. 

ar^secha  \  deoa  ar  sof^ad,  *he  should  see  us  welV, 
Immacallam  in  d&  Thüarad  §  12,  Rev.  celt.  XXVI.  Here  the  ar- 
is  the  common  prepositional  prefix  (not,  as  the  glossator  supposed, 
tlie  possess.  pron.  pL  1),  and  the  secha  is  3d  sg,  a-subj.  of  a 
derivative  of  the  root,  whence  also  Goth.  saihwan^  Germ,  sehen, 

shn  'chain'. 

sim  (leg.  Bim)  \  in  t-idh  bec  bis  a  comat  in  coniainn  ^the 
toüe  chain  that  is  securing  the  cattle^pound',  0*Dav-  no.  1615* 
Here  we  have  the  Irish  reflex  of  Skr.  simd^  Gr,  i^«f  and 

mlj  fol  'floor'. 

*solf  pL  nom.  solaig^  Immacallam  in  dk  Thuarad,  §  194, 
du  ioUgib  Ml,  44\  13,  is  cognate  with  Lat  solum  from  "^svolum 
lud  Geim.  sehwelle  from  *swaJja.  Hera  as  in  m,  seng,  serb 
«tc.  the  initial  sv  has  become  s.  In  the  sister-fbrm  fol  +  bond, 
Lecm  Vocab.  534»  aiM3,  sg-  folaigt  Rev.  celt.  IX.  458,  the  sv 
hm  become  f^  as  in  far-n^  fet^  fiur  etc. 

tescim  'l  ctit\ 

This  verb  is  connected  by  Zupitza,  KZ.  XXXVII 393  note, 
with  Skr.  taksh^  Gr.  tixtiay  etc.,  and  he  says  it  ^  macht  durch- 
AUS   den  etodmck  eines  simplex:  ein  "^do-esc-  oder  dergl.  er- 


250 


E.  Znpftzi, 


scheint  nirgends'*.  Bat  in  a  law-quotation  given  hj  O'Dl 
ren,  no*  787,  we  have  acht  ni  doeskter  *save  what  may 
severed*,  (or  ,cut  out*),  where  doesister  is  the  s-sobj,  s\ 
passive  of  the  deuterotonic  do-escim  (*to-es8-Bmm)^  cogi 
with  Lat.  secare,  securis  ete.  The  Irish  cognate  of  ia 
tijttmv  U,   I  think,  täl  'ascia\  from  ^iäkslo'. 

torathar  ,monster\ 

torathar,  nom.  pl.  torathair  *niOöStrous  births',  ImmacaJ 
in  da  Tlmarad,  Kev*  celt.  XXVI,  48^  points  to  an  urkelt.  *t 
tra-s  in  ablaut  relation  to  Gr,  tigag,  gen.  ti^aTöc  or  in  Ho 
tigaog,  ^H 

ussari  kleath'.  ^B 

The  acc.  sg.,  lissairb,  of  this  rare  word  occnrs  in 
Amra  Chonröi,  Eiiu  II  5,  where  it  is  componnded  with 
pejorative  prefix  do-  -  Gr.  Ji?^-,  Skr;  dm,  Its  nrkelt  ance 
would  be  *ud-sterba^  where  ud  ia  ^  Skr.  wd-,  Goth.  uU 
sterha  is  a  derivative  of  the  root  sterbe  a  sister  of  *st€rp  whe 
Ags.  steorfan,  Germ,  sterben.    For  other  such  paira  {skah 
skap^  rmtb  and  reup^  dheub  and  dfieup  etc.)  see  Brugia^ 
Grundriss*  §  70L 


London,  Aprü  3,  1905. 


Whitley  Stokes. 


Lit  naüjäs. 

u  muss  im  Indogermanischen  eine  geringere 
besessen  haben  als  i,  denn  wenn  beide  in  intervokaüsd 
steUuDg  aufeinandertreffen,  bleibt  w  stets  konsonantis 
während  i  sich  mit  einem  vorhergehenden  vokal  znm 
phthong  verbindet.  Es  heisst  idg.  nett  |  jos,  ai.  närnja-,  aber  ^ 
a*  I  iuü*  kommt  nicht  vor,  vgl  ai,  r^änt-  'reich*  neben  n 
(ai.  topa-  'wasser^  ist  wohl  nicht  echt  altindisch).  In  mehrei 
einzelsprachen  hat  dann  i  offenbar  etwas  von  seiner  seh 
kraft  eingebllsstj  so  dass  die  silbengrenze  in  den  fallen  i 
typns  "^neuios  hinter  das  u  verlegt  werden  konnte,  vgl.  got  n^ 
lit.  na^jm,  abg,  mjb  -  al.  savyd-.  Das  sind  wohlbekan 
dinge.  Es  ist  aber  lohnend,  einmal  naher  zuzusehen, 
welchem   punkte  der  Sprachentwicklung  der  wandel  im  81a 


JM.  m^ta. 


251 


scheu  cmd  m  den  einzelnen  baltischen  dialekten  erfolgt  ist. 
Im  Slavischen  war  heterosyllabisches  eu  noch  nicht  zu  ou  ge- 
worden, denn  aus  ^seuiö-  entstand  nicht  *sujb^  sondern  mjb,  das 
bedeutet:  der  neu  entstandene  diphthongetf  en  eichte  den  anschluss 
an  den  alten,  der  eben  slsju  auftritt.  Es  sei  hier  darauf  hingewie- 
mn,  dass  der  Übergang  von  em*  zu  oua*  jünger  ist  als  die  affek- 
tiüB  der  gutturale  vor  e  (und  anderen  hellen  vokalen),  denn 
das  einzige  *keuO'i  das  mir  bekannt  ist,  zeigt  die  gestalt  *^ms, 
v^l.  alti^eeb.  vs^eüujti  'besuche',  neuöech.  ndvstev  ^besuch*.  Das 
^  hat  hier  begreiflicherweise  das  e  vor  der  beeinflussuog  durch 
tlis  u  geschützt.  1)  Mikkola  IF.  XVI,  m,  100  sucht  in  dem 
v»iev  mvne  in  <^ujq  ^erfahre,  wache  ^  die  wurzelstufe  k^u  nnd 
bemft  sich  auf  lat,  caveo^  indem  er  fflr  das  Lateinische  den 
Übergang  von  ouct*  zu  au^*  leugnet.  Das  leugnen  hilft  nichts, 
veil  die  offenkündigen  thatsachen  zu  stark  sind.  Vielmehr 
«teckt  in  -^eva :  caveo  «oia>  der  gute  alte  ablaut  e .  o.  Lat. 
<«t«o,  gr-  xoe'ftj,  ableitungen  eines  *kouosj  vgl  $^i*oox6oq,  got 
mskaws,  haben  ein  ebenso  unaufl^Uiges  o  wie  toihIc  und  pro- 
aw,  zu  ai*  kavi-  ist  an  r^i^'^  ^u  erinnern. 

Im  Litauischen  ist  u  in  der  Verbindung  euia*  lange  genug 
konsonantisch  geblieben,  um  das  vorhergehende  e  zu  n  zu 
firben^  erst  dann  entstand  ein  diphthong,  jetzt  natürlich  au, 
nicht  iatt.  Es  heisst  also  nailjas  'neu\  Mit  unrecht  forderte 
Osthoff  Parerga  262  die  lautgestalt  niaüjas  für  den  fall,  dass 
Bemeker  richtig  Ut.  tau  für  die  fortsetzung  des  idg,  eU'  er- 
Hirt hätte,  Bemeker  selbst  glaubte  noch  IF,  X,  164  tiaüjas 
dtirch  ablaut  erklären  zu  müssen;  wie  ich  ihn  kenne,  wird  er 
iesen  ausweg  ungern  gewählt  haben,  euio  steckt  vermu^th- 
Bch  auch  in  Irailjas  *blut\  apr.  krawiaf  crautjo^  vgl.  lett.  krewe 
*idiorf  auf  wunden'.*)   Die  Verschiebung  der  silbengrenze  fKUt 


i)  Ein  Utanisches  *ke}fa*  hegt  vor  in  f^wäkut  {kiäwakss)  'eierechaio',  lett. 
^^ida  'schale'  (ztL  ai.  öhavi-  'haat,  farbe\  got.  hitvi  *schem\  ae.  scio  %oUco' 
^*).  Aneh  hier  ist  vor  w  nicht  regelrechtes  a  entstanden,  weil  dag  immer- 
U&  palatiliaiertg  k  (t^I.  z.  b.  Ganthiot  Le  Parier  de  Bnividise,  Paris  1903, 
i«  SQ  dem  e  günstig^  war.  —  Die  aaf  Mui^enbaiier  zurüclcg'ebende  dentnng 
^QH  mvitfv  und  die  spräche bronologiache  folgenmg  daraus  ist  niebt  lieber, 
^«i^ker  thoUt  mir  brieÜich  mit,  dass  er  daa  eechkcbe  Wort  mit  rti^.  na* 
i^£b  mf  die  wunel  yej^-  hezieben  machte. 

^  Üt.  9naujm  'schnell  flieü^eEid^  mms  wohl  verscb winden.  Szyrwid  hat 
^^««,  Neesehnann  straujas,  vgL  lett.  straujach  ^  •jrotn|öi. 


252 


für  das  litauisclie  jedenfalls  vor  deu  beginn  der  Überlieferung^ 
vereinzelte  Schreibungen  wie  7mmiaw€di8  (Bezzenberger  Beitr. 
z,  Gesch.  d.  lit*  Spr,  302)  dürfen  natürlich  nicht  ins  feid  ge- 
fthxt  werden. 

Das  altpreussische  encheiridion  hat  folgende  beispiele  der 
lautfolge  a*uia* :  pogerdawie  b2^ ,  rickawie  16,  rikawie  bOy  hn- 
wia  40j  krawian  16,  4L  88,  Normal  wird  au  durchaus  dorcli 
a?*  wiedergegeben :  atisins  poklauslmanas  miginnons  ^lautin  äusitm 
lauckan  etc.  und  u  zwischen  vokalen  durch  w:  deiimn  §i- 
wamme  tawas  etc.  Nehmen  wir  diese  thatsachen  ganz  bam- 
ios  hin,  wie  es  unsere  pflicht  ist,  so  müssen  wir  sagen,  in  der 
spräche  des  encheiridion  war  das  tv  noch  (kaora  schon  wieder) 
beterosyllabisch.  Das  Elbinger  vocabular  stimmt  mit  seinem 
crmitjö  und  craupawirps  zum  Litauischen.  Im  katechismas  H 
der  heterosyUabisches  w  nach  (kurzem)  vokal  uw  sclireibt, 
finden  wir  dagegen  nicht  nur  neuwenen  und  tautüyschis^  &ondera 
auch  ktddmmey.  In  summa:  für  das  Prenssische  lässt  sieb  die 
ausspräche  auj  überhaupt  nicht  als  die  durchgehende  erweiBei. 
*Neu'  heisst  nawam^  im  ench»  mit  Schwund  des  a  in  unbetonter 
Silbe  nauns^  hier  ist  e  vor  w  zu  a  geworden,  ehe  der  di- 
pbthong  entstand.  Das  Elbinger  voc,  hat  neben  crauyoumiQ 
'haut'  =  lit.  hiautat  und  pmise  'flehte'  =  gr.  n^vnri^  freilich  aüch 
caune  'marder'  -  kimmt^  daraus  möchte  zu  schliessen  seifli 
dass  eti  neben  heterosyllabischem  aw^  eine  weile  noch  mbig 
fortbestand  und  jedenfalls  durch  sein  Schicksal  das  von  m^ 
Btigem  ewj  nicht  mitbestimmen  konnte.  Dem  späteren  preussi- 
sehen  auViüt  'sterben*  =  lit*  liüutes  oder  cramp  ,bime'  = 
kriausBe  ist  nicht  anzusehen,  ob  ihr  l  und  r  moniUiert  wir 
oder  nicht. 

Das  Lettische  sträubt  sich  bekanntlich  nicht  gegen  laat- 
gebungen  wie  tewi  seiüi  krewe  drewe  demi  (Berneker  IF.  X, 
165).  Wenn  es  die  nachkommen  von  *neuio-  *kreuio-  besiss«. 
könnten  sie  nicht  anders  als  mit  n  und  r  auftreten,  leider  bat 
es  sie  verloren*    Vielleicht  hatte  es  einmal  ein  *n'aum  aas 
älterem  *neivam  *neu'   und   machte  daraus  jaim.%  wobei  jauns 
juog'  und  das  nebeneinander  von  jemt  und  n*emt  'nehmen'  i^ 
gleichen  theilen  mitgewirkt  haben  mögen.    In  einer  reihe  voc^ 
Worten  weist  nun  das  lettische  'auj  gegenüber  Htanischem  a^^J 
auf.  Es  sind  dies:  lett.  kr'auju  kr'aut  'häufen*,  kfauja  'häufe "^ 
lit.  kräuju  krautig  lett.  kräujüs  kVätäes  *sich  Süilebnen*:  li^ 


Lii  nanjas. 


253 


tmktmju,  -klduti  (kliautis  *  vertrauen'),  lett*  schauju  schaut 
^sehiessan':  lit.  szauju  szdati  (abg,  aujq  sovati),  lett*   ^chauja 
todvoll*  nebeQ  sm4^:  \\i.  sduja.    Es  geht  zunächst  nicht  an, 
1  b.  in  lett,  Wauju  und  lit.  krätipi  ein  älteres  lett.  *krewjii 
lit,  *krawju  zu  suchen,   letzteres  mit  dem  vor  Verlegung 
gübengrenze  aus  e  entstandenen   a.    Die   intoaation   ver- 
bietet das.    Sie  ist  im  Litauischen  gestossen  und  setzt  einen 
laugdiphthong    voraus.     Diesen    möchte    man  vom    lettischen 
I^LDdpunkt  als  euj,  älter  ewj,  vom   litanischen  als  äuj^  älter 
(vgl.  krowiau  s^owiau  kloiviau)  anset2en,  denn  ewj  konnte 
Ja  auch  im  Litanischen  nur  imtj  ergeben.    Andere  verba  der- 
selben   klasse  (Kurschat  gr.  314  fl\)  zeigen    dies    iauj   auch 
wirklich,  so  liduja :  lett.  Vauju  C^rmiö,  böhm,  leviti,  klr.  liuyh/ 
•^uchlassen')  und  piäuju:  lett.  pVanju  (dazu  tiefstufig  lat.  j/st'io 
Bemeker  IF*  X,  160),     Allein  in  der  einheitlich  aussehenden 
iitaiiisehen    verbalklasse  steckt    offenbar    recht  versclüedenes, 
wie  das  schon  Bezzenberger  BB,  XXI,  310  ihr  angesehen  hat. 
tJem  einförmigen  stosston  des  Litauischen  stellt  das  lettische 
beide    intonationsarten    entgegen;    lett.  gr*äuju    Icaujti  mhjtju 
ktmjus^   aber  krauju  pVanjii   l'außi  schauju.     Das   bedeutet 
gewiss  einen  alten  unterschied,  der  dem  Litauischen  abhanden 
gdtommen  ist*    Uniformieit  sind  auch  in  beiden  sprachen  die 
praeterita^  denn   liowiaii  tawu  und  piowiau  pVäwn    könntui 
ii  dieser    gestalt    einfach    nicht    ursprünglich   sein.     Ablaut 
qualitativer  art  ist  ausgeschlossen,  daher  werden  diese  formen 
sich  ihr  i  aus  dem  präsens  tiäuju  piäuju-^  ihr  ä(o)  aus  dem^prae- 
teritum    anderer  verben    ohne  erweichung  geholt  haben   (alt 
*^imau  *p^wiati).  Dies  alles  gibt  uns  den  muth  und  das  recht 
iJi  unserer  klasse  noch  weitere  unurspränglichkeiten  zu  suchen. 
lit  kduju  kowiau  (mit  vorbehält,  fehlt  bei  K.)  hat  sicher  von 
hm  aus  kurzen  vokal,  vgK  russ.  kiijü  kttj^sb  kujün^  lett.  käujn, 
aber  prät.  käwu^   aisL  hoggua.     Femer   entspricht   dem    lit. 
^t}u  Mowiau  russ.  sujü  sujesb  sujHs  inf*  sovätb   (das  s  von 
^wjri  aus  dem  intinitiv),  vgl.  abd,  sciozan  und  aus  dem  Litau- 
Men  selbst  die  formen  uuszawari  prät.  (Leskien  abl,  312)  und 
f^iawä  *beifaden  beim  weben**  Muss  man  nicht  diese  beiden 
«OS  *k&uiö  ^skeuiö  ableiten?^)    Freilich  die  betonung!    Einem 


1  Mao   denke   auch  an   die   abg'clciteten   verben   wie  kardt^  karatruüt 


254 


E.  Zupitzi,  Lit  tia^ias. 


ebemaUg^en  *sB^mau  (vgl.  k&iaii  zu  keliu)  kann  wohl  der  Aum^ 
gehende  stosston  nicht  entstammen.  Sollten  sich  accent  und 
Intonation  rein  lautmechanisch  verändert  hahen?  Ein  letti-^ 
seh  es  kauju  aus  ^koum  ist  noch  zu  verstehen,  mau  denke 
an  Umks  ^  levxig  (Bezzenberger  a.  a.  o.  3i0)  gegenüber  laiiks^ 
^  laL  lücus^  aber  es  heis^t  andererseits  schauju,  und  dann  ist 
Lettisch  beileibe  nicht  Litauisch.  Allerdings  bietet  auch  dies 
paare  wie  äuk8^tas  'hoch'  und  aük&sias  *der  obere  bodenraura* 
(Bezzenberger  313),  Ich  wage  mich  augenblicklich  nicht 
weiter  in  dieses  schwierige  gelände.  Es  ist  also  jetzt  noch 
nicht  mit  Sicherheit  zu  sagen,  was  &b  mit  den  fallen  von  lett. 
*auj  =  lit  anj  auf  sich  hat. 

Natürlich  hatte  ich  bei  der  besprechung  von  nuUjas  den 
bintergedanken ,  das  lautgesetz:  idg,  tu  ^  slav.  ju,  lit  tau 
von  einer  der  ihm  noch  anhaftenden  unreinlichkeiten  zu  snäubenu 
Dies  gesetz  hat  es  noch  nicht  zu  voller  auerkennung  gebracht* 
Beigetreten  sind  ihm  z.  b,  Porzezinskij  *zür  Gesch*  der  Konju- 
gationsformen  in  den  baltischen  Sprachen'  Moskau  1901,  s.  79  f, 
vgl  Berneker  Archiv  f.  slav.  Phil  XXV,  488  f.  und  Vondräk 
Altkirchenslavische  Grammatik  48  ff.  Aber  schon  Brugm&nns 
Zustimmung  (Grd*  P  nachtn  zu  s,  202,  Kurze  vergl.  Gramm. 
§  145)  ist  nicht  sehr  fieudig,  und  unüberzeugt  geblieben  sind 
z.  b.  Osthoff  Et,  Parerga  260  ff-,  Mikkola  IF.  XVI  95  ff.  und, 
was  besonders  schmerzlich  ist,  Leskien  in  der  letzten  aufläge 
seines  Handbuchs.  Ostlioff  führt  ausser  dem  jetzt  hoffentlich 
erledigten  naUjas  apr.  tauto,  lit  lett.  tauta  *land,  volk'  als  dem 
gesetz  widersprechend  an.  Mit  recht,  normal  müsste  es  lit. 
*c^iaiita  heissen.  Aber  wer  wollte  mit  Zuversicht  behaupten, 
dass  hier  ablant  ausgeschlossen  ist?  Kann  tauta  nicht  *tötitä 
sein?  Oder  vielleicht  "^tauta?  Dann  läge  es  neben  got  piudA 
genau  wie  tavgüg  neben  aish  piorr  'stier*  (Brugmann  IF.  VI^ 
98),  die  läge  des  accents  im  Germanischen  (teutä)  widerspricht 
nicht,  da  sie  der  kategorie  der  a-stamme  im  allgemeinen  zu* 
kommt  und  in  piuda  mcht  eine  alte  spezielle  berecbtigang  zu 
haben  braucht.  Schliesslich  wäre  auch  noch  ^u  bedenken,  oh  i 
nicht  tatita  aus  Heutä  durch  assimilation  im  Baltischen  ent-l 
standen  sein  könnte.  Die  neigung  zu  einer  angleichnng  von  " 
unbetontem  ü  an  a  ist  unbestritten,  freilich  treffen  die  sonder- 
bedingungen,  unter  denen  wäkaras  tvasarä  äst  ctsewa  apr.  assaran 
entstanden  sind,  für  tauta  nicht  zn*    Auf  dälia  ^Stange'  neben 


i 


H.  iewy,  Cech,  kostd. 


255 


i^üOf  pagälba  neben  pagelha  'hilfe'  u.  dergl.  darf  man  sich 
üicht  beriifeu,  denn  liier  entstammt  gewiss  das  e  aJs  das  se- 
kmidäre  zumeist  dem  danebenliegenden  e-verbum.  Übrigens 
ktate  aucli  das  zweite  t  von  *teutä  erhaltend  auf  das  erste 
^wirkt  haben.  Kurz,  ich  fühle  mich  durchaus  berechtigt, 
Ma  als  gegenbeweis  abzulehnen.  Unbequem  ist  laükas 
'blässig':  Itvnoq,  aber  deswegen  künnen  wir  doch  nicht  blind 
'Jigegen  sein,  dass  es  limpsinti,  abg.  Ijtiba,  lett,  taudiSj  abg. 
(ßdi  etc,  heisst. 

Mückola  hat  neuerdings  IF.  XVI,  95  ff.  slav»  ju  Ut  tau 
405  idg.  9u  abgeleitet.     Selbst   wenn   er  mit   einigen  fUIlen 
recht  hätte,  würde  daraus  noch  lange  nicht  folgen,  dass  eu 
nicht  zu  ju  tau  geführt  hat,    denn  diese  können  ja  einen 
doppelten  oder  dreifachen  ursprnng  haben.    Was  Mikkola  bei- 
bringt,  ist  samt  und  sonders  nicht  eindeutig,     unrichtig  ist 
die  glaichsetzung  von  stiaurps  *nordwind'  mit  lat.  caiirns,  da 
pl  ^murt^  einen  langen  diphthong  erfordert,  aach  pmtju  muss  man 
*■  bei  der  grundform  *pBuio  belassen  und  froh  sein,  dass  sich 
mt  fitosston  auf  diese  art  mühelos  erklärt,    Slav.  turs  *stier'j 
ipr.  tauri€  setzt  Mikkola  natürlich  dem  aisL  piorr  gleich.    Ich 
irblicke  darin  gr.  rav^^^g.     nanUnam  vä  u  nö  dhiyaJ^  heisst  es 
schon  im  ^greda,  E.  Zupitza* 


Cecli,  kosteL 

Ztschn  XXXIX,  545  nennt  P.  Kretschmer  das  öechische 
boäd  „ürche"  merkwürdig  und  glaubt,  die  bezeichnung  beruhe 
doch  wohl  nur  auf  einer  gewissen  äusseren  ähnlichkeit  der 
^OD  einer  mauer  umgebenen  kirche  mit  einem  schloss. 

Aber   vielleicht    hat   es  in  Böhmen    einstmals   wirkliche 

lirchen  bargen  gegeben,  wie  deren  in  den  siebenbtirgisch- 

Mehsiscben  orten  einst  gegen  BOO  bestanden  haben  sollen  und 

«och  jetzt    viele    erhalten    sind.    Bei    Bielz-Sigerus,    Sieben- 

trgen  (Heimannstadt  1903),   s,  61  heisst  es  darüber i   „dem 

iSedürfiiis  entsprungen,  sind  sie  schmucklos,  aber  fest,  oft  voll 

malerischen  reizes  und  düsterer  romautik»    Immer  bildet  das 

tottesbans  den  mlttelpunkt  des  kastelies,  doch  ist  dasselbe  oft 


256  H.  Lewy,  Cech.  koatd. 

äusserlich  eher  einer  bastei,  einer  mit  schiessscharten  und  em- 
lauf  versehenen  barg  ähnlicher  als  einer  Idrche.  Hohe  maaeni, 
mit  türmen  und  bastionen  bewehrt,  schliessen  die  kirche  ein. 
An  der  innersten  maner  waren  kammem  angebracht,  in  weldis 
die  dorfbewohner  beim  nahen  des  feindes  flohen,  um  oft  wochen- 
und  monatelang  dort  zu  hausen.  Die  kinder  erhielten  wthrand 
dieser  zeit  im  'schulturm'  Unterricht.^ 

Mttlhausen  (Elsass),  6.  april  1905. 

Heinrich  Lewy. 


Verlng  von  C.  liertelsmann  in  GBtenjIoli. 


r» 


le 


GescMclite  der  Philosophie 

im  Örundriss. 

Kin  üWraiclttliclier  Blick  in  den  Verlauf  ihrer 
Entwickelung^ 

TOD 

Friedrich  Clirlstopb  Poett^ür» 

j^welti'  weslülslifch  verbesserte  iuAaire. 

UiMiU  A.  Die   gri&chiscbe   Ptiflosopluf).     L  Feriod«.    Vöit 

♦r».„i,^  I^U  ^„  ^jßjj  Soiihit^teii.  —  FL  VerlfxJ«,    Von  SfikrÄte»  hu  zu  Ari- 

ift-     1.  Sokrftte«  oud  «^im  Scliüler.     ü,  Pkto  imd  di**  Akademie. 

Mird  die  Peri|>at<^tiker.  —  IJL  ?*jiiodft,  Die  imchaniitotfl]- 

niP,  —    B.  iMi»    rn!iiorft,    rr^r'    und    nuchJtatitiMtht 

Fbilotüfiti  re*    1.  IVrlnde.     Di«  vi»rkanti8che  f'liilfVHoplu*^.     A.  IdoAHi- 

^r...      N    pr^t^trimim*.    C.  8kepii:iömii8,  —  It  Vmnde.    Dia  karttiRclK 

;^clie  FtiiUi*tajihii^      K  Kant»     2    Ffr.hie  und  n*>rlj»rt      i^ 


THp  Alrakkt  d  ctrji  Konip^^udiiims  ht^  in  da*t  Studium  der  Qegchickie 

rtphiÄ'   üQti    damit   in   düs  Stadium   dftr  PhiltiHO|*lii/i  ilberliaupl 

n^     Ks  irtU  Anleitung  daxii   grdiuif  dli»  Haupigedaüken   der 

i*hilo*<j|>hcu   mit    tirieröoi  Vftrstandßii*  au  erfassen»   die  Ein 

.1   derftdben  zu   dnrt:li«rhttut«u ,   und  den  Larmtiiiischcn  Oang, 

r»!    lieh    d4«   Kiuxcdm'   /um   Oati/eö    iri'rbiudei ,   au   prlcßnniin. 

•    d<T  VrrfaMtier   Iti    der  That   dureh  muf  klare 

HsrH  t  ellu  iig^    widclit^^    wenn   tili*    üiich   nicht 

iU  ttiM  den  erslen  (ju^llen  geädiopfi  int«  sieb  doch  meist  aitf  dk 

^''* "».tiou  stützt.    Diu  forüeweude  zweite  AimgÄhR,  dea^n  Iml- 

ncn    nncb   döf   ejretefi   för  die  Bniuehbarkrit   d#!a   nuiibei* 

intsstifr«  r  ..  ittjrt. 

»fiariühe   n  1   und 

*rt.      Kndiirli   ihr    dan    Werk»   v»>lKtii,"s   für  Antttupwf    be* 

.  _i 'i  dificu  empfoblen  w*;rd*sn  dnrf,  durch  eine  iubt^JJüriftch« 

über  dtw  nynort*  Philonc»phie,  »owii»  dureb  ein  Aipbu  belisch  es 

if«r  ferriilktAndigi  worden.        iI*bilf»ssopb.  Mi^üiiL**bd'ie.  XIX,  ft»^ 


Dissertationen 


C.  Kcilelsmann,  ßuohdrnckerei,  iilitci 


Die  infliütive 
des  Indischen  und  Iranisch« 

Ureter  t4»II: 

Vf.  FriiJT.  iioirr. 


liu  Vitrtjign  von  Ü.  Bertehntänti  in  (jütc^rfsliih  i^rMltia 
Bi,  U.  IWIejielert 

Dio  deutsche  Nationalität 

Kleinasiatischen  Galä^ 

Ein  Beitrug  zur  Geschichte  der 
Gt'fmfinen.  Kelten  und  Galater  nnd  ihrer  Namj 

Die  Christenverfolgungen  der  CäsS 

Ms  zum  3.  Jalirhundcrt 

historisch  nnd  ehrnoologisch  nriter^ucht 

I  M)  ort  Ji 


ZEHSCHKIl  r 

VEUGLEICHENDE 
SPK A(  FIFORSriTÜNO 

\IF  ULM  uKld^AL  iH'.L 

L\n(H;RHMANISrHKN  SPRArHEN. 

A-    K  0  H  N, 

E.  KÜHN  nah  W.  SCHULZE« 

_ßAKl)  XL,    NEUE  FOLGE  BAND  XX. 
DRITTES  HEFT. 


GÜTERSLOH, 

Ct)KrrR  rvn  \^frt  u.  voüf  a  BERTELSMANN. 


»«^♦<li«o   *<|it»c!»rTi    bcttaJliiu,  «rtlticn 


I  n  h  a  1 1 . 

ihi^  nUkrkn  prijteriuui}    '  utAcheu.     Von  Blebard  Loewi 

IHi*  uumititt  auf  -tu.     ^    ..  .:  .^t*  Ebrln  li 

lutiig*  hHuerknogen  *üiii  ^ewegllel*#u  *,     Smd   l*.  tum  i.«#» 
1 


Zur  gefiilligen  Beachtung* 


Xarli   fiviiinlsrhaftlirheiii   l^lfrn' '  • 
iüis.r  Zeitsrhritt   vuii   Itanrt  il  iib    . 

Vandenhot^pk  &  Kuprecht  lu  (iljttiüge 

mir  gelietVrt. 


Die  infinitive 
des  Indisclieii  und  Iraniscl 

Erster  teil: 

Die  iiblativisib-geni^ivisehi^n  im<l  die  acciisativigcben  iol 

Prei»  2,4 't  M 

»rlasr  lon  I «  Bi^Halftuiiiiiit  in  Ufitfr^lntiT 


Dissertationen  ^*^.r*",Ä, 

iiuiLiigc^iii  Prem 
€•  BertelBiiüiuii,  ßuehdruckerei,  IfliU^rHloü/ 

HienEU  tjiiie  Bi  >  n  der  Veilagsbuchljaudlimi^  Vanil 

&    Kiipn^dit   in   tiOTiHi;;tn,   welche   fa-uiidlkher   Umcl 

|*fülil<*ri   wirtl. 


Indische  etymologien. 


1.  Ai.  ^äma-.  Dies  woit  kommt  nur  zweimal  —  RV.  I, 
15;  33,  15  —  vor.  Erstere  stelle  i^ewährt  einigermassen 
!b6r6n  atüialt  zur  bestimmung^  des  sinnes: 
liidro  yfitö  ^vasiiasya  rajä 
rdmasya  ca  Qnginö  väjrabäJmh. 
ser  wort  steht  Mer  im  deatlichen  gegensatz  zu  ^^x^gtn- 
'gehörnt\  Ludwig,  BV,  übers,  n,  597  (?gl.  V,  471)  giebt 
es  daher  mit  *  hornlos'  wieder.  Ihm  schliesst  sich  Ol  den - 
bergf^  Religion  des  Veda  138  an:  'Indra  ist  könig  von 
^em  was  geht  und  was  zur  rohe  eingekehrt  ist,  vom  un- 
gehörnten  und  von  dem  gehörnten/  Dazu  passt  es  gut, 
dass  an  der  letzteren  stelle  gamam  v^mbhärii  'der  hornlose, 
mit  noch  nicht  voll  ausgewachsenen  h5mem  versehene  stier' 
TOD  dem  jungen,  schwachen,  in  einer  gefährlichen  läge  sich 
befindenden  Bhujyü  gebraucht  wird  (vgl  Ludwig,  I,  599; 
V,  472).  —  Boehtlingk,  Sanskr.-wb.  in  kürz,  Fass.  Über- 
setzt pÄttta-  mit  'gezähmt,  domesticus',  verbindet  es  also  jnit 
\^myuti  *rnhig  werden'  (vgL  Säya^a  'gamasya  ^antcmja^  etc*). 
Ladh  Tb.  Baunack,  der  das  wort  ausführlich  bespricht 
L^KZ.  XXXV,  527  f.),  geht  von  der  bed,  *ruhig'  ans;  da  er 
Aber  die  betreffenden  stellen  im  ganzen  auf  dieselbe  weise 
ie  die  genannten  forscher  auffasst,  wiU  er  in  den  ge- 
gebenen fällen  gama-  als  *den  geschlechtlich  noch  nicht 
"reifen  (stier)  j  mit  noch  nicht  voll  ausgewachsenen  hörnern, 
dem  die  re^^hte  kraft  und  neigung  zum  kämpfe  noch  fehlt' 
interpretiert  wissen,  wie  er  dementsprechend  gi^gin-  L  c*  als 
'den  zu  voller  kraft  herangewachsenen  stier,  der  nach  er- 
langter geschlechtlicher  reife  auch  voll  ausgewachsene  hömer 
Bnd  kraft  und  neigung  hat^  sie  zu  gehrauchen'  erklärt. 
Meines  bedünkeus  ist  diese  bedeutungsentwickelung  eine  recht 
äschraabte.  und  überhaupt  Hesse  sich  der  tbatsächliche 
f^brauch  von  gama'  kaum  ohne  künstelei  erklären,  fiüls  wir 

Z^lticljrtn  rar  TCTgt  SprMhf,    H.  F.    3CX.   a.  17 


258 


Evald  Lid^n, 


von  einer  ursprünglichen  bedeuttmg  *rtiliig,  gezähmt'  oder 
ausgelien  müssteo-*) 

Die  sich  besonders  durch  den  gegensatz  zu  cr^ffhi-  mii 
grosser    Wahrscheinlichkeit    ergebende    bedeutuug   'iingehörni 
oder  'mit  noch  unausgewachsenen  hörnern'   wird  meines  ei 
achtens  durch  aasserindische  beziehungen  bestätigt,  denn  ^äm\ 
aus  idg*  *i(?mo-  scheint   verwandt  mit  lit  zemait  ssm-ul 
*ohne   hömer'    (G eitler,    Lit   Stud,    115),    sem-ülis 
üim-ulti  t  *ein  rind,  ochs,  knh  ohne  hftrner',  lett.  mafis  m., 
müh  f.   'ein  ungehörntes  stück  rindvieh'*  0    Das  bisher  Tet^ 
tiinzelte  halt,  wort  ist  offenbar  uralt.     Seiner  form    nach    h 
es  eine  ableitung  auf  -lo-  von  einer  basis  "^fm-Ä-. 

Hieran  knüpfe  ich  gi\  xf^aQ^  -ado^;  f  Hom,  u.  s*  w*  (hei 
späten  dichtem  xi^i^ia^)  'junger  hirsch,  im  zweiten  jähre»  im 
alter  zwischen  fff^^d?  und  elö^Fo?  (also  mit  nur  wenig  mP 
wickelten  hörnern)'  aus  *l'eni-ad',^)  wozu  nach  alter  und 
allgemeiner  annähme  auch  awnord.  hind^  ae.  hhid^  mndd. 
nndl.  hinde^  ahd,  hinta  'hirschkuh,  hindin'  aus  urg,  *At>ii^-, 
-iö-j  idg.  ^kem-t-l  (Über  ahd*  hinna  *ds,'  s.  Ehrismann, 
ZfdPh,  XXXIJ,  527.)*)  —  Die  wcibchen  der  zur  hirschfamilie 
gehörigen  thiere  sind  hornlos.  Auf  diese  eigenschaft  be- 
zieht sich  preuss.  glum-b-e  *hindin'  gegenüber  ragingi» 
■hirsch',  eig,  *der  gehörnte*  (vgl  ragis  *horn');  ersteres  gehört 
zu  lit  glkmas  'hornlos,  von  rindern^  schafen,  ziehen',  (ßimi^ 
m.,  gliimt  t  'hornloses  rind,  schaf  etc.*  (vgl-  Osthoff,  EtyiD' 
Parerga  1,  296).  Die  vorgeschlagene  erklärung  von  m^k 
und  hindin  wird  durch  diese  unzweideutige  bedeutungsparallele 
besondei-s  nahe  gelegt,  —  Bei  solchem  Ursprung  versteht  e» 
sich   einfach,   warum   zu   hindin  kein  verwandtes  mascuIiuniD 


*)  Offeubar  uubofricdigead  ist  GrasBinaiiti*»  üborsotzang  (Eig-Ve^'» 
M,  11,34^36):  \hE  arbeitsame  vieb  and  das  ^(i|i5nite'  I.  32.  15,  '^^' 
stirke  «tier'  I,  Sli«  15.     Er  zi<iht  iäma-  zu  *;dmafi  '^ich  mühend 

*)  Atta  dem  ßalt.  ütammtn  fimu  mitliy  Uv.  mvl\  iftitotiV  *ds/,  ThomfBii* 
BerOr*  meU.  dö  fin^ke  og:  de  balt.  Spro^,  s.  22Gh  Die  liv.  form  sntouV  hexettg^ 
fli@  drt^tige  Vorhandensein  des  anlantendeTi  spir.  aueh  im  Lett. 

»)  Wach  ühUnbeck,  PBB.  XXVI»  29©  wäre  ##ufti;-  aua  */#^«f-. 
idg-.  *kevmt'  umg-ebUdet  —  möglich,  aber  unnuthig.  du  divs  saffis  -d-  m  tincrt^ 
iiamon  häati^  begerriict.  vgl  2,  h,  Bn^^L%  PBB.  XH,  428  t 

*)  AL   {^ambüra-   'eine  hirei'hart'  Mbh.  u.  s,  w*    (uns   fawi-m-?)    mwi 
Wohl  fem  bleiben.    Auch  ^amana-  *eiiie  gazellcnart'  Lei*  klingt  gewiss  ; 
y.ufälll^  an. 


eiistiert;  zu  lat.  cervm,  das,  wie  anerkannt,  mit  corim,  gr. 
iff'faf  u*  s.  w.  zusaminenbäDj^,  muss  das  hm.  ce}'va  erst 
äekmdär  gescbafieii  sein  (s.  Osthoff  a.  a.  o.,  s.  297),  Das 
verwandte  germ.  henit-  *hirsch',  eig.  *der  gehörnte*, 
Eomplettiert  sich  dagegen,  seinem  Ursprünge  ge- 
dIbs,  mit  dem  fem.  htndl-,  ursprünglich  'die  hörn- 
ose'*  In  eben  derselben  weise  stehen  prenss.  ragingk  und 
iimbe  semasiologisch  einander  gegenüber. 

Von  verschiedenen  forschern  sind  zwei  weitere  Wörter 
oit  germ.  hinM-  und  gr.  x#ji/dc  zusammengebracht  worden. 
Jejzenberger,  BB*  XXVII,  167  Terbindet  damit  preuss, 
föC.)  camstian  *schaf ,  das  er  auf  *kemad-stlan  oder  *iemfld- 
rfia«  zurüekflihrt*  Semasiologisch  liesse  sich  diese  annähme 
ßt  den  obigen  kombinationen  wohl  vereinen :  die  hörner  des 
BUttarschafes  sind  gewöhnlich  klein  oder  fehlen  ganz.*)  Von 
iriten  der  form  aber  ist  das  fr-  statt  s-  auflaUend.  Falls  die 
deichung  camHixan-hindin  stichhaltig  sein  sollte,  würde  ersteres 
injrt  sich  den  fällen  nnregelmässiger  yertretnug  der  idg. 
»alitale  wie  preuss.  pecku  *vieh'  (ai.  pägti)^  kuru-is  *ochse' 
&IU  zu  lat.  cervus^  ai.  gfnga-),  ackons  'grannen'  (lat.  actis, 
iigi')  u.  s.  w.  hinzugesellen.*)  Meinestheils  möchte  ich  das 
)r«uss.  wort  gan^  bei  Seite  lassen,  theils  wegen  der  abweichen- 
lea  bedeutung,  welche  die  fragliche  gleichung  nicht  besonders 
tolenchtend  macht,  theils  weil  für  camsUan  andere  ebenso 
Nirscheinliche  kombinationen  wohl  möglich  sind. 


P^  Dil  prenss.  safiRx  -ft)stian,  worüber  Leskieiif  Bild.  d.  Nora,  im  Lit. 
md  MikkoU,  Bdt.  n.  Slav.  9  {Finska  Vet^^nsk-Soc.  FOrhandl  XLV, 
AB— 1903)  handeln,  bildet  in  dor  regel  deminutiv^  namon  junger  thiere^ 
^mmtian  'zicMein^  werstian  'kalb'.  Kb  igt  dalier  wahrBchoinlioh ,  duss 
BMHüm  aiBprÜnglich  das  weiblk-he  kmra,  das  jong-e  mutterschaf  be- 
«iebiMt  Mt. 

*)  [SchmeUer-FrommanD,  Bayer,  Wo rterb .  1 ,  1 1 12 :  hum m clhock, 
fimmdgmm  'bock*  widdor,  ziege  ohne  hOmer*.  Cf*  cech.  kmioly  'sinmpf, 
%lltut£t';  kämt,  komolyi  'keine  b^mer  habend'.  Fletorinikf  Sloveneko- 
nÜti  idovar  1,  428  §.  v.  kmnöi  'bdmerlos'  verweist  auf  das  gleichbodeuteude 
Ml  kom&lyj  und  ahd.  hantal  'mutilW.  Dazu  jetat  Hoops  Waldbämne  und 
nitiiqiflansien  im  germanisehen  Altertum  638.  ^  Zu  dem  tok  Falk-Torp^ 
IpSdlogiak  ordbog  over  det  norske  og  det  danske  sprog  I,  269  verzeichneten 
ia4.  hammd  darf  man  TieUokbt  daran  erinnern  *  da^s  russ.  kmith  das 
el*  ende  eiBei  bdkene«  das  wurzelende  eines  haareB.  den  be^enatier  be- 
itel.  —  W.  S,] 

17* 


260 


Erald  UUn. 


Bugge,  PBB.  XII,  428  f,  stellt  den  rora.-germ.  nami 
der  gemse  mit  gr.  xt^ag,  Uhlenbeck,  PBB.  XX,  299  | 
mit  diesem  and  mit  gerra*  hindl  zusammen.  Was  nun  zuertl 
die  deutsche  benennung  (ahd*  gamua,  gamicln^  mhd,  gam 
gümeze)  betrilft,  kann  sie  ans  sachlichen  gründen  scbwit| 
lieh  altererbt  sein,  ,s.  besonders  Much,  ZfdÄ,  XLII,  167  i 
Schrader,  Eeallex.  41  f-,  823  f^)  Die  gemse  lebt  in  dsil 
Alpen,  Pyrenäen  und  Earpathen,  fem  von  dem  alten  v^ 
breituupgebiet  der  Germanen,  andrerseits  ist  ihr  romau.  naii 
(it  camoBia^  sp.  camiiza  gamiisa^  trz.  chamois)  unter  der  foi| 
camox  bereits  um  das  jähr  448  belegt^  s,  Much  a.  a.  j 
Das  roman.  wort  —  und  mittelbar  oder  unmittelbar  auch  d^ 
germ.  —  muss  irgend  eine  indogerm.  oder  fremde  alpeai 
8prache  zur  quelle  haben*  j 

Falls  dieser  name  der  gemse  überhaupt  indogermaniscil 
ist,  muss  jedoch  dessen  Verwandtschaft  mit  der  germ.  b^ 
Zeichnung  für  das  Weibchen  des  hirsehes  offenbar  frajj 
würdig  sein*  Die  blosse  möglichkeit,  unter  annähme  von  be: 
dentungswechselj  mag  zagegeben  werden. 


2.  Ai*  palU  t  'eine  kleine  bauseidechse^  (Eäjanigh,  ett.i 
auch  paÜika.    In  Uhlenbeck*s  Etym.  Wörterb-   unerkl 

WahrscheinUch  ist  fmUi  das  fem.  zu  einem  ^palJa-,  mittel! 
ind.  form  für  *padla-,  *pudra-  eig,  'fuss'  oder  *pädin-,  mi 
fflssen  versehen'* 

Die  eidechse  wird  volksthümlich  —  und  früher  wol 
allgemein  —  zu  den  schlangen  gezählt,  aber  im  gegensatz  ä 
diesen  ist  sie  *die  mit  fllssen,  beinen  versehene'.  Daran 
beruhen  mehrere  bezeichnungen  des  thieres,  wie  nschw*  dia 
fW'fotüj  nnorw.  ßor-fetta^  fir-fot,  dän.  fir-ben  ^eidechse,  lacert 
agUis',    wörtlich    *vierfüss,    vierbeiu\^)    Lat,   lacertu,  lacertn 

)}  Bagge's  erklärang  von  gem^e  vst  »ach  laatlieh  unhaltbar.  Tor] 
Bpro^l.-hist.  Stucl.  tüegfi.  C.  E.  üngor  (Christiaüia  1896),  b.  188»  Filt  i 
Torp.  Etym.  Ordb.  I,  221  v  erlab  den  ea  mit  awnord.  gimutrr^  nachw.  gtm* 
'wiil(ler\  awnori).  gymbr  'jim^es  weiblichem  ichaf  u.  a,,  was  freOich  lantil' 
mriglicb  ist  aber  zur  forausBetzting  hat,  dasB  die  roman.  benennung  uns  d^ 
Germ,  tdaunmen  mUtß,  Ir.  gabar,  cymr.  gafr  'ca|]erf  capra'  ist  mit  ^^ 
genannten  w^irtem  nicht  Fenrandt^  &  Wald«^  Lat,  etym,  Wb.  15  (su 
habina). 

•)  Ygl  auch  Brngmann,  IF.  XV,  8,  n.  L 


Indb^the  Etymologien- 


261 


ddechse'  ist  eigentUoh  s.  v.  a.  *die  mit  beinen  versehene 
(schlänge)  and  gehört  mit  hc&**tm  *oherarm,  arm'  zusammen, 
.'S.  Lid (^n,  PBB.  XV,  51 H:  das  gruudwort  Jacer^  hatte  ur- 
sprüDglich  eine  weitere  bedeutung,  wie  aus  der  Verwandtschaft 
DÜl  awnord,  leggr  (nrg.  *Jfljk-)  *achienbein,  die  länglichen 
kochen  der   gliedmassen\   Imr  (urg.  *lahaz-)  *oberscheiiker, 

rum.  olokh  *schienbein,  bein*  (Liden,  Armen.  Stud,,  Goten- 
terg  1906)  erhellt^)  Gr,  xtaltajfjg  *eidechse'  gehört  nach 
Prell witz  zu  molov  'glied,  bein'. 
Auf  die  existenz  des  vorausgesetzten  ^paHu-  führt,  wie 
ich  glaube,  auch  das  Dhätupäthawort  pallati  gana  'gatäu\  — 
Beispiele  von  ai.  U  aus  dl  sind  bekanntlich  sehr  häufig, 
s.  Wacker  nage  1,  Altiud*  Gr.  I,  §  195.  Ich  erinnere  noch  an 
l^h  fpalli-f  palUkü)  'kleines  doif ,  insbes.  eine  ausiedelung 
i-üder  stimme'  neben  padra-  *dorf,  (Uhlenbeck  a.  a.  o,, 
ä*.  160  lässt  es  unerklärt  und  hält  es  für  ein  lehnwort  aus 
einer  nicht-arischen  spräche.)  —  Vielleicht  sind  palla-  m,  'ein 
pwaer  behälter  ftti^  feldfrüchte'  (Caraka  Sai|ih,  u,  s,  w-)  und 
p^i  *ein  best  getreidemass*  (Comm.  zu  Kätj.  ^r.)  mit  awnord, 
M 'fess%  ae,  fwt,  ahd.  ftw  'fass,  behälter.  kästen'  und  lit* 
ßias  *^topf  veiivandt  und  aus  klass.  ai.  *padra-^  -i  zu  er- 
Ulren;  indessen  ist  wohl  auch  entstehuug  aus  pah-,  püU 
^a  pa*  'aufbewahren*,  pa-tra-  *behälter'  möglich. 


3.  Ai,  jina-  'ein  lederner  sack'  Mänav.  Dharm.  (nach 
KflUüka's  Comm.  -  carmapitta);  jila-  m.  'schlauch*  Gant.  Dharm. 
Im  Etym,  Wörterbuch  von  Uhlenbeck  sind  die  Wörter 
^cht  erwähnt. 

Falls  aus  idg*  *^i-?io-,  *^i-io-  entstanden,  lassen  sie  sich 
^t  air.  l/ian^  bimin  *a  skin,  a  hide'  (Kuno  Meyer^  Contrib, 
^  It.  Lei-  213),  gäl.  biafi  'a  skin^  hide,  pelt  of  wild  animals' 
Äflß  idg,  *g^i'Uö'  zusammenstellen.  —  Nach  Macbain,  An 
%m.  Dict.  of  the  Gael.  Lang.  31  wäre  das  kelt.  woii:  mit 
*«r  wnrzel  *bhei-  (asl  bi-tl  'schlagen',  ii\  hiail  'beil%  nhd. 
"**^  etc.)   und  lat.   findö^  nhd.  beissen  u.  s.  w.   zu   verbinden. 


^)  Ulli en deck ,  Etym.  Wk  d.  altind.  Spr.  14  st^Ut,  Kehr  wenig  Über- 
**«ir**rjcl,  hwprta  mit  ai.  alit^ardtt-  'watäserschlange',  (üaganlu  'gütiger  blut- 
"t*!' isyeaiiUD^ti.     Anders  Fick,  Vgl  Wk  1*,  539. 


262 


Evald  Liden, 


4  ktpavgü'  4ahm  an  den  fassen'  MBk,  YajÜ,,  Paücai. 
n.  s,  w*;  zigeun.  pango^  woher  serb*  hangav  ßagav)  *lahiii, 
hinkend,  clandiis*.  Ulilenbeck,  Etym,  Wb.  lässt  das  wort 
unerklärt. 

Von  dem  Wechsel  sp-  ^  p-  abgesehen,  ist  das  wort 
identisch  mit  liL  spangiis  'schielen d\ *)  wovon  spangiji^ 'm 
schielender  (in  Südlit.);  gewöhiJ.  ein  Schimpfwort,  so  v.  a. 
halbblinder\  —  Leskien,  Ablaut  d.  WnrzeMlb.  im  Lit  345 
iiiiinnt  zweifelnd  Zusammenhang  von  spa^iggs  mit  lit  spingSi 
*glänzen*,  lett.  &pftgut  Ms/  u,  s*  w,  an,^) 

Die  nrsprungliche  bedeutung  der  verglichenen  Wörter  ist 
*schief,  krumm':  vgL  einerseits  lit  räiszas  lalmv  = 
gr,  gütHoi;  *krumm,  gebogen,  besonders  mit  einwärts  ge* 
krümmten  füasen\  (nxvoi;  *krumni,  gebogeii\  mnnd,  imck  (wTij-) 
'verbogen,  verdreht'  (Lid  6n,  Ein  balt*slav.  Anlantgesetz  11  f); 
it.  7'anco  *hinkend,  lahm'  aus  gei-ra*  ^türavka-  zu  nhd,  veyrmknK 
ae,  ummcan  *drehen\  lit.  reFigtis  'sich  biegen,  krümmen' 
(Lid^n  a.  a*  o.,  s*  13);  ai.  kti^i-  'lahm  am  arm'  zu  gr.KvUk 
%rnmm.  gekrümmt';  andrerseits  nhd.  sched^  schidm:  ahi 
scelah  'schief,  krumm,  schräg;  scheel'  awnord.  skidf 
*8chief,  ächeer.  It.  strambo  bedeutet  sowohl  'schiefbeiüig'  als 
*srhielsehend\  piemont.  stranb  *hinkend,  lahm'  (vgl  lat.  strM. 


5.  Äi*  ftrü-  m.  ^Schenkel,  lende'  RV.  u.  s.  w,  (üf^ 
Bhäg.  Pur.),  nrvl  'mitte  des  schenkeis  oder  eine  dort  Ir 
findliche  hanptader'  Sugr. 

Es  gehört  meines  erachtens  zusammen  mit  lat.  vütui 
'auseinandergebogen  j  auswärts  gebogen'  {crnra  Varro,  conntü 
Oy.\  besonders  von  personen  mit  auswärts  gebogenen  schenket 
'dachsbeinig,  ein  grätschler,  teckelchen'  Plaut,  Hör,,  übertr* 
*divergiereuds  entgegengesetzt'  Hon ;  davon  der  zuuame  Vaff^' 
(neben  Virne^) ;  ^)  mricus  'die  füsse  auseinandersperreni  gräi- 

*)  Die  fonn  spantfüs  ist  mir  nur  durch  Solmaen  beiJacobi,  CooiF* 
ti,  Nobeneatz  b,  14  bekannt. 

*)  So  auch  Zubity,  BB.  XYIIT.  252.  Sokundär©  »saijdatwa  f^ 
dieaer  wortgrnppe  (vgl,  ap-npang^  Verblendet',  Zutat 7  &.  a.  0.)  ist  «f^' 
kicht  anzuerkenueu. 

^  Mit  der  besonderB  in  kurKUftmen  häufigen  gemmienmg,  a.  ZuT>it**' 
KZ.  XXX\%  235;  BrugraaTin.  VergL  Gr,  P,  817  f.;  Sommer,  ^  '^ 
2Üß  f  i  Hiiiidb.  d.  kt.  Laut-  u.  Fürmenl.  s.  290. 


Tndiscbe  etymnlogimi. 


263 


ficbehid^  Ov*.  Vitr.,  väricö  'die  fiisse  voneinander  sperren, 
gritschelti'  Vairo,  Quint.;  vära  ^gabelförmige  Stange,  gabel, 
iiuerholz'  Col^  Vitr. 

Zu  gUBSten  der  vorgeschlagenen  konibination  ist  besondere 
liervorzixheben,  dass  vams  mit  zubehör  vorwiegend  von  den 
sehen  kein  gebraucht  wird;  der  sonstige  gebrauch  macht 
deo  eindruck,  ein  übertragener  zu  sein.  Damit  stimmt  ai,  firü- 
woU  über  ein.  Es  werden  bekanntlich  die  bezeichnnngen  für 
srhenkel,  bein  oder  überhaupt  für  glieder  des  körpers  mehr- 
fach von  den  begriffen  *  krümmen,  sich  biegen*  her- 
I  genommen;  das  klassische  beispiel  ist  gr.  ujefio^-  'schenker  zu 
I  mutig  'krumm,  gebogen' ,  vgl  nhd,  schmkel,  mhd.  sehinke 
I  *Ächeiikelj  schinken',  ne.  shatik  zu  awnord.  skakkr  (aus  *fikanka-) 
I  ^seitwärts  gebogen,  schief,  s.  die  Zusammenstellungen  bei 
I  Elirismann,  PBB,  XX,  52  f.  und  Lid#.n,  BB.  XXX 
L_(wo  weitere  literaturaachweise). 

^p  Ich  fasse  vurus  als  idg.  *uä-rö-  und  nm-  als  idg,  *ii-rti- 
iilf;  Suffix  -ru-  wie  in  ai.  af-rie,  gi\  t>ccx-(>i?,  got>  ai-ni-s  hnh-ru-s; 
-nj-j  ra-  neben  -rtt-  wie  in  ai*  a^-rä-m:  ä{;'ru;  gr.  ix-^o-g: 
lit  üsetrits;  lit.  smakrä:  aL  £mä^-ru-  u.  a*  —  Dass  uä-^  ü- 
äIs  wm-zel  zu  fassen  ist,  beweist  die  wahrscheinliche  ver- 
waadtschaft  vod  varm  mit  vätius  *einwärts  gebogen,  krumm, 
von  beinen',  vätia  *ein  krummbeiniger',  vätaa:^  *krumme  oder 
^biefe  füsse  habend'  (Persson,  Wurzelerweit.  67,  174), 

Damit  habe  ich  (BB.  XXX)  wiederum  ahd.  wado  *aura, 
«ulfrago'j  nbd.  wade,  awnord*  vodui^  aschw,  vajnvi  'dicker  mnskel 
Sonders  an  beinen  und  armen'  (urg,  *ifa^yan-)  verbunden. 
Die  beiden  Zusammenstellungen  värus  —  hth  und  vaihis  vatax 
■^  tmde  stützen  einander  gegenseitig  formell  und  semasio- 
'ogisch.  Das  ihnen  zu  gründe  liegende  wnrzelelemeut  wird 
ÄChmi  proethnisch  vorwiegend  mit  bezng  auf  Schenkel  und 
*^henkelähnliche  gegenstände  (vgh  lat*  im^a  ^gaber)  gebraucht 
tarilen  sein, 

*  Ifit  laL  varti.^  u*  s,  w.  steUt  Perssou  a,  a.  o.  (vgl. 
Uppsalastudier  tillegn,  Sophus  Bugge.  s.  189)  vielleicht  richtig 
fett  gf^-väri  *(iuerstangen  bei  der  egge'  und  ausserdem  eine 
oienge  von  entfernter  verwandten  büdungen  zusammen. 

Nach  einer  ansprechenden  vermuthung  von  Froebde, 
ßß'  VIIJj  1Ö3  f,  stünde  varns  in  Verbindung  mit  honi*  nidtg 
«-te^ü/  ß  89,  s*  indessen  Schulze.  Quaest.  ep*  471,  n,  1* 


264 


Ev*ld  UiUt\, 


Die  scholieD  zur  gteUe,  mit  berutuüg  auf  Aristarch»  m€hm 
in  amgoi  ejii  ion*  äprj,  wgaifjf   das  'xw^jj'  bedeuten  soll;  t3(ii^-^^^  ^ 
ist  thatsäcblich    durch    eine    niiletische   inschrift   aus    dem  3 
oder  4.  jahrh.  v.  Chr.  als  ein   gewisser  theil  des  opferthiere* 
bezeugt,  wird  aber  da  vou   xwXrj  ausdrücklich   uuterscMede^  ^-^^^ 

tS^jyO,  B  achtel,  SamraL  d.  gr.  Dial-Iuaclir,  III,  633  l 
echeint  in  der  that  nichts  dagegen  zu  sprechen,  dass  ägt^  odi 
fSoi7,  falls  aus  ^/rngd*  klg.  ^m-rä-^  zu  varm  zu  ziehen  ist, 
lat.  ÄiTra  hat  es  schwerlich  etwas  zu  schaffen,  wie  Becht 
a.  a.  0.  und  Abb,  d.  Gott.    Ges.    188T,  s,  69,  Prell wit^  z^ 
Etym.  Wörterb.  43  vermnthen. 

Von  ai.  urtl-  hat  Johansson,  IF,  II,  26  eine  andere 
Ursprungsdeutung    in    Yorschlag    gebracht.     Er   st^Ut   es      m 
tat,  tirimm  'krümmung  des  pfluges\  osk,  imivii  'curv^a,  flexa  C^)\ 
ai*   iircä*   ^becken,  behälter  (?)*   und   zweifelnd   ürdaru-  et;wÄ 
*8cheffer,   und  er  schliesst  sie  der  wurzel  u^-  (in  lit.  verlu 
'öffnen  und  schliessen',  lat  aperiö  u.  s,  w.)  an.    Uhlenbecl^ 
(Altind.)  etym.  Wb*  32  vergleicht  üni'  und   ürva-   mit    lat» 
urimm,  —  Was  aber  zuerst  uruum  betrißt,  ist  es  nach  mehreren 
forschem  vielmehr  mit  ai*  v^jind-   *krumm,  falsch\    vjnäM* 
^drehen,  wenden',  gr.  {^dfißm,  lat,  vergö  u,  a.  zusammenzusteUeJi 
{aritiim  ans  *L*r^^o-),   s,   Froehde,   KZ,  XXIII,   312;   Bß- 
XIV,  105;  Brugmann,  Vergl.  Gr  P,  599;  Liden,  Ein  halt-' 
slav.  Anlautgesetz  s.   14  mit  n.  4  u,  a.    Anders   Pevssoi^t 
De  origine  etc*  geruudii  lat.  29  f.,  129  f.,  dessen  ausfuhmtift^  * 
aber   mich   nicht   überzeugt   habend)  —  Die  bedeutung  vt^* 
osk.  uritvü  ist  ganz  unsicher,   s*  zuletzt  Bück,  A  Gramm^^^^ 
of  Oscan  and  Umbr,  230,  —  Ai,  ürvä'  ist  aus  versclüedein?  ^ 
gründen    in  jenen    etymologischen    Zusammenhang   schwerütr--* 
anzubringen  ■    über   seine   bedeutung  handelt  jetzt  eiugeheu  -^ 
Oldenberg,  ZddmGes.  LV,  316  ff,;  ein  et3miologischer  ver^' 
such  bei  Schweizer,  IF,  X,  211  t  —  Mit  nrdiirü'  ist  nicht::^-* 
anzufangen,  * 

6.  Ai*  i'k^äla  'Aas  fesselgelenk  bei  hufthieren,  der  fu^^ 
des  pferdes  von  der  hacke  bis  zum  huf  VS.  XXV,  3.    Dafi^*^ 

1)  Unter  den  von  ihm    verglichenen   wfirteni   würde   uruum  begriflU^"'^ 
ziemnch  vcroinzoH  sein,   Sciiio  Kweifel  an  der  labiovelaren  qnalität  tles  ff  r*^^^'  - 
tifjim-i  Ci^rgö  etc.  dnii  iiit'ht  berechtigt,  vgl.  Verf.  u.  a.  o. 


Indische  etymologfien. 


26& 


jtet  TS-  V,  7,  u  achüä  und  ÄV.  X^  9,  t%  ixchärä  (xchäm) 
er  nach  anderen  hdschr.  ftsära-^  alles  prikritische  formenj 
L an  man  im  Album  Kern  (Leiden  1903),  s,  302. 

Fick,  Vgl  Wb,  l\  119  steUt  das  wort  zu  üt  rSszm 
1er  resm)  *fesst?lgelenk',  aber  wie  ich  (*Ein  balt,-slav.  Anlauts- 
m^tz\  s.  12,  in  Göteborgs  Högskolas  Irsskiift  1899)  gezeigt 
L  haben  glaube,  gehöil  die^  zu  ahd,  nho  (für  "^tvnho)  *sura» 
»ples,  locus  corrigiae\  mhd*  rihe  *rist  des  fusßes',  nhd.  reuten 
B.\  mndl.  wrighe^  undL  wreeg  'fussbiege\  ae»  ttwist^  nschw- 
l^e  ^fiissgelenky  rist'  (wurzel  *yrei^-  'drehen').  —  Uhlenbeck 
Utind.)  Etym,  Wb»  33,  242  denkt  an  Verwandtschaft  mit 
,.  rahaii  »bewachen,  hüten',  gr,  mXf^m  'schirmen,  abwehren' 
.  i.  w*,  was  gegen  die  bedeutung  verstösst. 

Als  grundform  setze  ich  für  ffe?flZä  ein  idg.  ^q-s-elü  an 
Qd  ziehe  es  zu  russ.  dial.  äUt^*ikU  'talus'  —  awnord.  hggr  m. 
Lnterbein,  länglicher  knochen  der  beine  und  arme',  langob* 
yi  'oberschenker  (aus  urg.  *kjiz-  n.),  awnord.  1(B}\  aschw. 
ir  n,  'Oberschenkel*  (aus  urg.  Hahm-  n.);  —  lat.  lacer-tiis 
»Ijerarm,  arm'  —  gr,  «?.«^-  n^x^'^  Hes.  —  air.  less  (aus 
^-etpa)  'hüfte,  hanke';  —  preuss.  lagno  *hosen'  (statt  *lukno^ 
kf.  'beiuMng')  —  lit.  illektis  *unterarm,  elle\  alkun^^  etkmi^ 
sllenbogen^ ;  asl  lakfiti^  serb.  läkat,  russ*  ISkoti  (urslav.  *oi/rf?fi) 
süenbogen,  eile'.  Über  die  ganze  sippe  handelt  zuletzt  vert, 
.nnen,  Stud,  (Gotenburg  1906)  und  BB.  XXX,  wo  literatur- 
Achweise  zusammengestellt  sind. 

Nachdem  ich  (a.  a.  o.)  dieser  Wortsippe  auch  arm.  olokh 
Schienbein,  bein'  angereiht  habe,  wäre  sie  also  in  fast  sämmt- 
klien  idg.  sprachzweigen  vertreten. 

Der  präsuffixale  worttheil  (idg.  ^Iq-s-)  von  xl^-älä  ist  die 
schwächste  ablautstufe  des  s-stammes,  welcher  in  awnord, 
'fSfgfr  und  Übt  thatsächlich  vorliegt,  und  welchen  aueb  air,  Icss 
hftfte'  und  wahrscheinlich  lat,  hcus-ta  hmoi'ta  *heuschrecke  j 
^e  art  seekrebs*  (eig.  'schenkelthierclien\  s.  verl,  PBB. 
XTj  5!  6  f.)  zur  Voraussetzung  haben. 

Rotenburg  (Schweden),  iin  decc*mber  1905, 

Evald  Lid^n. 


Das  starke  Präteritum  des  Germanisclien. 


In    lueiuor    Germanischen    Sprachwissenschaft    habe    klM^,^^ 
zur  erklärung  wichtiger  eigentümlichkeiteii  des  genuanischeM^,^^, 
starken    Präteritums    von    den    herkömmlieheti    iheorien    ahcijp;;^^ 
weichende  ansichten  aufgestellt,  die  uoch  weiterer  ausführunge.5ü^^g^ 
bedüifen.     Wenn  ich  auch  bei  näherer  betrachtung  der  hie^^^p^ 
vorliegeuden    fragen    in    verschiedenen    punkten    zu    ander^^  -^j^ 
resultaten  als  in  meinem  büchlem  gelangt   bin,  so  sind  do«^  ,^^^ 
meine   grundanschauungeii   hier  ganz   dieselben   wie   dort  ^^^e* 
blieben.     Meine   theorien   betreffen   sowohl  den  redupUkatio^^Rj^, 
Verlust  im  Urgernmnischen  wie  das  Schicksal  der  gotisch  ncrsfif 
reduplizierenden    präterita    im    Westgermanischen    und    K  ^r^ 
dischen.    Da  auch  die  ansii^ht  besteht,  dass  es  indogermanisch 
auch   reduplikationslose    perfekta   gegeben   hat,    so   gehe     ich 
auch  auf  das  idg.  perfektum  ein.    Zuvor  muss  ich  aber  nocli 
einen  punkt  von  prinzipieller  bedeutung  berühreuj  die  ira^e. 
wie  weit  aoristformen  an  der  germanischen  präteritalbildaiJ^ 
beteiligt  sind. 


I,  Aoristformen  im  germanißcheix  Präteritum, 

Es   ist   von  jeher   ein   beliebter  aus  weg    zur    erklärun^^ 
schwieriger    germanischer   präteritalformen   gewesen,    sie  al^^ 
aoriste  auszugeben:  so  hat  Kluge,  Germ,  Koujug*  137  ahd  -^ 
mr  als  echten  aorist  Joh.  iSehmidt,  KZ*  25,  600  ahd.  sainm^^ 
als  ^-aorist  aufgefasst.    Schon  Zeitschr,  d.  Ver.  f.  Volkskunde!^ 
1,  60  habe   ich   Tiiieh   gegen   diese   auftassnng   gew^andt  imi^^ 
prinzipiell  betont,  dass,  wo   eine  formenkategorie  untei^eht^-^ss* 
alle  ihre  einzelforiiien   niituutergeheu   müssen,    so   w*eil  nicli^^ 
etwa  einige   von   ihnen   gegen   die   übrigen   in   irgend   eine^^ 
w^eise  isoliert  sind.    Eine  solche  isolieining  lag  allerdings  vo^^ 
bei  got.  iddja  und  zwar   nicht   nur   \vegen    seiner  von  deic:^^^ 
gi^os   der   aoriste   abweichenden    bildnngsweise ,    sondern   vo' 
allem    auch    wegen    seines    suppletiven    Charakters,     Da    di- 
aoriste  mit   t-reduplikation   idg.  nicht  hauäg  waren  und  w 
langvokalisch  anslautenden  wurzeln  idg.  *dhedhüm  der  einzij 
gewesen  ist,  so  ist  es  begreitlich,   wenn  auch  dieser  sich 


n 


Richard  Loewe^  Das^starkß  prÄtentum  des  Cennanbchen. 


gigs.  dyde,  afi.  dedüf  ahd.  teta  (und  überhaupt  im  sdiwachen 
Präteritum)  erhalten  bat.  Mit  diesen  beiden  präteriten  sind 
a^aeli  die  germ.  erhaltenen  reste  einzelner  verba  erschöpft, 
und  man  darf  nicht  etwa  die  gegenteilige  ansieht  damit  stützen, 
3ass  im  Italischen  eine  grosse  anzahl  verschiedenartiger  aoriste 
in  das  perfektsystein  aufgenommen  worden  sind;  es  ist  viel- 
juehr  eine  besondere  (wenn  auch  vielleicht  nicht  lösbare) 
Atifgalie,  zu  erfomchen,  ans  welchen  gründen  sich  gerade 
diese  aoriste  erhallen  haben. 

Nicht  bestreiten  lägst  sich  allerdings  die  ansiclit  v,  Fier- 
liugers  vom  aorislischen   ui-sprunge  der  2.  sg,  ind.  prät,  im 
Westgerm.     Denn  bei  der  früheren  annähme  Scherei^s,  dass 
eine  optativform  in   den  Indikativ  gedrungen  wäi*e.  Hesse  es 
sieb  nicht  begreifen,  warum  die  präteritopräsentia  von  dem 
ganzen  akte  verschont  geblieben   sind.    Letzteres  aber  wird 
oline  weiteres   klar   bei    einer  aoristforni,    die,   wo  sie  eine 
ihr  bereits   funktionell   ganz    entsprechende    perfektform    ver- 
drängte,  doch    eine    präsentisch    fungierende    nicht    ersetzen 
Iconnte*    Wenn   der  echte  aorist  im  Griech.  und  Ai.  auch  nur 
ym  verhältnismässig  wenigen  thematischen  verben  vorkommt^ 
so  kann  er  doch  im  Idg.  noch  weiter  verbreitet  gewesen  sein, 
I     ^hgesehen  davon »  dass  doch  recht  gebräuchliche  formen  wie 
|T.  itftyfjr,   iXtnov  hierhin  gehören.    Jedenfalls    steht  lüchts 
<äer  annähme  im   wege,  dass  der   echte  aorist  den   mit  ihm 
ganz  gleichbedeutenden  s-aorist  in  einer  älteren  periode  des 
^erm.,    als    das   perfektum    doil    noch    nicht   aoristische    be- 
detitung  angenommen  hatte,  verdrängte:  dann  aber  musste  von 
j^dem   verbnm  ein  echter  aorist  gebildet  werden.    Als  der 
fichte  aorist   später  selbst  unterging,  niussten   natürlich   alle 
^^ine  formen  untergehen,  die  nicht  besonders  geschützt  waren* 
0er  scbntz  aber  für  die  2.  sg,  ind*  aor.  wurde  dadurch  ge 
^4hrt.   dass  dieselbe   —  allerdings  erst  nach  dem  Schwunde 
^^r  perfektreduplikation    —  sich  besser  in  das  perfektsjstem 
j    *Ih  di*^  entsprechende  peifektform  selbst  fügte, 
^^      Der  grund  für  den  Untergang  der  2.  sg,  ind.   perf.  lag 
^'^ch  Brugmann,  Grundr*  II,   s.  1261    hauptsächlich    in    dem 
^Anstände,  „dass  der  der  personal endung  vorausgehende  stamm- 
P^^Messende  konsonant  so  häutig  verändert  und  dadurch  die 
rTOrni    hmtlich    isoliert    worden    war."     Brugmann    vergleicht 
Jji^mit  gr*  ninopOug  usw*  mit  -«;  für  -^a,  wo  durch  dieselbe 


268 


l^ichard  Leww©» 


Hisaehe  zwar  keine  fonneTivemiiachimg,  wohl  aber  eine  ana- 
bgiebüdimg  nach  dem  ;?-aorist  hervorgerufen  worden  war: 
daher  sind  hier  auch  die  präteritopräsentia  fisfiova,  smxa  von 
der  neuerang  mitergrifFen  worden,  und  nur  das  redupükatlons- 
lose  ojV«  stand  den  übrigen  perfekten  zü  fern,  um  der  ana- 
logiebildung  initzuerliegen.  Eine  andere  art  von  analogie- 
bildung^  die  Brugmann  hiermit  noch  zusammenstellt,  ist  lat, 
fuiudisU  für  HidusM. 

Zur   bevorzugnng   einer   form   auf  -s  könnte   im    6erm_ 
allerdings   auch  noch  der  umstand  mitgewirkt  haben,  dass  ii 
der  %  sg,  des  schwachen  Präteritums  ueben  dem  optativische       t^ 
~s  auch  ein  indikativisches  -5  stand.    Über  -£  für  -$  habe  ic^^li 

dem  nichts  hinzuzufügen,   was  ich  Germ,  Sprach wissenscha r 

145  gesagt  habe* 


II.  Die  indogermanisclie  perfaktreduplikatlon. 
L    Ursprung  der  pert'ektreduplikatiou. 

Nach  Brugmann,  Kur-ze  vgl,  Gr,  11^  s.  543  hätte  die  to^? 
deutung  des  erreichten  zustandes,  welche  das  perfekt  hatf 
nicht  von  der  reduplikatiou  abhängig  zu  sein  brauchen,  si 
dass  allein  eine  anzahl  eigenartiger  personal endungen  im  iorf 
tig.^akt*,  der  a-vokalismus  ebendaselbst  und  die  pailizipial- 
büdung  auf  -ues  das  perfektum  charakterisiert  hätten»  Doch 
können  die  diesen  perfektformen  auhatlienden  besonderen  kenn- 
zeichen,  selb5it  wenn  das  perfektum  aus  gar  keinen  anderen 
formen  weiter  bestanden  hätte,  schwerlich  ausgereicht  haben, 
die  funktion  dieses  tempus  gegenüber  den  anderen  tempora 
genügend  zum  ausdrack  zu  bringen.  Denn  das  partizip  hatte 
ja  gerade  teils  ^^-vokaliamus  (im  nom.  sg,  »lasc,  nach  Willi. 
Schnke,  KZ.  27,  548  1),  teils  Schwundstufen vokalisnms  wie 
andere  präsentia.  Und  die  speziell  dem  perfektum  eigenen 
personalenduugen  hatten  weder  unter  sich  noch  mit  dem 
partizip  etwas  gemeinsames*  Die  aktionsart  des  perfekts  war 
aber  idg.  überhaupt  eine  so  scharf  ausgeprägte,  dass  es  nicht 
gut  denkbar  erscheint,  dasselbe  habe  überhaupt  kein  besonderes 
kennzeichen  besessen:  als  solches  bleibt  dann  aber  wohl 
nur  die  e-reduplikation  übrig.  Ohne  e-redupükation  würde  ja 
auch  die  mehrzahl  der  perfektformen  vollständig  mit  den  ent 
spredienden   formen   der    reinen    wurzelpräsenda    zusammen 


*T)iks  starke  präterilmn  <1ob  Gemiani&ehe; 


ftllen.  Allerdings  gab  es  auch  wurzelpräsentia  mit  ^redu- 
pllkation.  Doch  vermutet  auch  Brugmann,  Grundn  I,  s.  941, 
dass  diese  erst  nach  den  reinen  wurzelpräsentia  und  denen 
iiüt  i*reduplikation  gebildet  worden  seien;  noch  eher  aber 
keimte  hier  libergang  aus  der  perfektflexion  in  die  präsens- 
Aeiioo  stattgefunden  haben,  nachdem  die  betreffenden  perfekte 
r^ine  prä^sensbedeutung  angenommen  hatten,  wie  wir  ja  eine 
solche  besonders  im  Griechischen  häufig  finden.  Auch  ist  die 
ssahl  dieser  ^Tirzelpräsentia  mit  e-redaplikation  verhältnis- 
mässig gering  und  lassen  sieb  solche  mit  Sicherheit  überhaupt 
^'ohl  nur  im  Ai.  nachweisen. 

Die  teilweise  Verschiedenheit  der  persanalendungen  des 
Perfekts  von  denen  der  übrigen  tempora  wird  so  zu  erklären 
Hein,  dass  die  ausbildung  des  ersteren  als  eines  besonderen 
tempus  gerade  zu  einer  zeit  stattfand,  in  der  ältere  und 
Jüngere  personalendungen  mit  einander  im  kämpfe  lagen  und 
daas  dem  bedUrlnis  nach  deutlicher  tempusscheidang  dann 
ÄUch  durch  Verteilung  dieser  endungen  auf  verschiedene  tem- 
pora rechnung  getragen  wurde.  Wahrscheinlich  ist  es  dabei 
kein  zufall,  dass  die  Scheidung  gerade  in  den  gebräuchlichsten 
formen,  d.  h.  im  ind.  sg.  akt  eingetreten  ist:  von  hans  aus 
^ber  haben  die  personalendungen  als  ursprüngliche  pronomina 
keine  unterschiede  des  tempns  oder  der  ^tionsart  bezeichnen 
können. 

Möglich  ^vird  letzteres  allerdings  wohl  bei  den  suffixen 
d^r  partizipia  gewesen  sein:  doch  könnte  auch  hier  die  ver- 
teil nng  von  'iit'  und  -ye§-,  -uet-  in  dem  streben  nach  dent- 
iicherer  tempusscbeidung  ihren  grnnd  gehabt  haben.  Aber  selbst 
lö  ersterem  falle  werden  die  partizipia  auf  -ues-,  -u^h  auch 
iiUr  durch  annähme  der  e?  leduplikation  in  das  perfektsjstem 
eingefügt  worden  sein,  wie  denn  auch  das  Altindische  und 
^--rriecliische  ebenso  gut  im  partizip  wie  in  den  übrigen  formen 
<ies  Perfekts  reduplikation  zeigen*  Wo  die  reduplikation  im 
Partizip  fehlt,  wird  das  wie  bei  anderen  perfektformen  auf 
jüngerer  entwickelung  beruhen. 

Der  9- Vokalismus  des  sg*  ind.  akt.,  der  auf  bestimmten 
l»etonungsverhältmsseu  beruht,  ist  höchstwahrscheinlich  erst 
in  einer  zeit  entstanden,  in  der  das  perfektnra  längst  ein 
Selbständiges  tempus  geworden  war* 


270 


Richard  Loewe, 


im 
He 


^ 


Datur  aber,  dass  die  reduplikation  zu  einem  t^mpuB- 
zeiehen  werden  kann,  legen  anch  nichtmdogermanische  sprachen 
Zeugnis  ab.    Von  den  beispielen,   die   Pott,   Doppelung  205  ff. 

dafür  beibringt,   können  allerdings   das  TscherokesiBche  mid ^ 

tlas  Tagalische  deshalb  weniger  als  parallelen  znm  Tndo*  — ^ 
germanischen  in  betracht  koninien,  weil  diese  sprachen  über-^ — ^*^ 
haEpt  in  den  meisten  ihi'er  tempora  reduplikation  zeigen,  .m^^j^ 
Noch  weniger  darf  wohl  tlie  Kechua  spräche  in  Fern,  welch^^^-^ 
tue  gleichzdtigkeit  durch  reduplikation  ausdrückt,  hier  heran.«::^^^ 
gezogen  werden.  Zur  bestimmung  einer  absoluten  zeit  uo 
zwar  nur  einer  einzigen  dient  dagegen  die  reduplikation  ii 
Formosanischen ,  wo  sie  iiis  futurum  kennzeichnet,  Df 
bildungsweise  dieser  spräche  zeigt  auch  äusserlich  mit  d* 
indogermanischen  die  grösste  ähnlichkeit:  das  futurum  koma 
hier  dadurch  zustande,  dass  vor  die  präsensform  der- — ^g 
anfaugskousonant  mit  folgendem  a  tritt  (e.  b.  cha  chummaa:r^/to 
von  chummmhoj  pi  pia  von  pia).  •  | 

Speziell  ein  Präteritum  oder  richtiger  w^ohl  sogar  ^^m 
perfektuni  durch  reduplikation  bilden  einige  verba  der  PiiBzia- 
spräche  in  Arizona.  Pfefferkoni,  Beschreibung  der  Landseli.Äft 
Sonora,  Köln  179495,  II,  258,  woher  Pott  mittelbar  gesch&i>^^ 
bat,  nennt  zwar  das  durch  reduplikation  gebüdete  tempus  de  ^ 
Pirna  allgiMBein  Präteritum,  giebt  aber  die  bedeutung  von  atr  * 
mumuhat  (zu  muhat  „tOten")  an  als  „ich  habe  getötet",  di^^^ 
von  aiii  ffumiit  (zu  mdt  „sehen")  als  „ich  habe  gesehen^. 
Den  namen  ^Präteritum"  aber  wendet  derselbe  s,  251  auch 
an  auf  fornieu,  die  durch  anhängung  von  ta  an  das  vor  dem 
verbum  stehende  Personalpronomen  gebildet  werden  wie  anta 
^imaK  apta  simatj  die  er  aber  auch  durch  „ich  habe  gewnsst", 
^du  hast  gewussf*  wiedergiebt  (zn  mnat  „wissen",  ani  „ich",  api 
„du"*).  Ein  anderes  präterituin  indess  als  dies  bei  den  meisten 
Verben  mit  ta,  bei  einigen  durch  reduplikation  gebüdete  tempus  ^ 
kennt  Pfefferkorn  überhaupt  nicht.  Sonst  besitzen  wir  von  -^ 
Pirna,  aber  von  einem  anderen  dialekte  desselben,  noch  das  ^ 
von  Buckin«rham  Smith,  New  York  1862,  herausgegebene  ^% 
Oramniar  of  the  Pirna  or  N^vam,  das  ein  1767  nach  Spanien  ^^ 
gebrachtes  mannskript  eines  spanischen  Jesuiten  enthält-  Hier  ^^^^_ 
lautet  nach  s.  19  von  (fi/uiarida  ..contar^  das  prasens  ani 
hiiqniarida  y,yo  cuento^,  das  imperfektum  ani  fmqiiiarid  cada 
^yo  contaba*",  das  perfektum  an   V  haqimri  ^yo  he  contado**, 


Das  starke  prftteritant  ^m  Gennanif^üben, 


271 


p'  V  haquiari  „tu  has  contado"  usw.;  reduplizierte  formen 
eont  das  buch  nicht  Doch  ist  das  perfektuni  dieses  dialekts 
it  dem  durch  anta  simat  repräseiitieiteu  Präteritum  des 
dderen  offenbar  im  gründe  identisch.  Bei  der  dE^rftigkdt 
on  Pfefferkorns  n  achrichten  ist  es  auch  keineswegs  au8- 
Bschlosseu,  dass  er  ein  auch  in  dem  von  ihm  beobachteten 
ialekte  noch  existierendes  Imperfektum  der  erwähnung  nicht 
Ir  wert  gehalten  hätte,  so  dass  hier  die  von  ihm  durch 
enteche  perfekta  übersetzten  reduplizierten  formen  ebenso 
de  die  mit  ta  gebildeten,  die  in  dem  anderen  dialekt  noch 
Is  perfekta  wiederkehren,  auch  nur  erst  perfekta  gewesen 
raren  oder  wenigstens  das  Imperfektum  nocli  nicht  ganz 
erdrängt  gehabt  hätten.  Freilich  bleibt  der  parallelismus 
Sit  dem  Indogermanischen  auch,  wenn  den  pimaisclien  formen 
«s  von  Pfefferkorn  beobachteten  dialekts  bereits  allgemein 
Tätmtale  bedeutung  zuzuschreiben  ist.  Wir  hätten  dann  hier 
a  einer   Indianersprache  ganz  dieselbe   entwicklung   wie   in 

0  vielen  indogermanischen,  in  denen  das  perfektnm  auch 
«ristische  bedeutung  angenommen  hat»  Es  ist  auch,  nach 
nalogie  von  Vorgängen  in  den  indogermanischen  sprachen  zu 
cbUessen,  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  in  dem  einen 
-iiüekte  ganz  verlorenen,  in  dem  anderen  nur  bei  dem  kleineren 
eße  der  verba  vorhandenen  reduplikationsperfekta  älter  als 
iie  durch  Umschreibung  gebildeten  sind.  Sicheres  hierüber 
mri  sich  vielleicht  einmal  in  einer  vergleichenden  grammatik 
ler  sonorischen  sprachen  feststellen  lassen. 

Es  darf  wohl  an  dieser  stelle  die  erörterung  der  frage 
üdit  übergangen  werden,  wieso  überhaupt  redüpükationsformen 
nir  peifektbedeutung  gekommen  sind.  Nach  der  bereits  von 
3opp,  Vgl*  Gr.*  §  515  autgestellten  und  besonders  von  Curtius, 
^erbum*  II,  170  vertretenen  ansieht  wäre  dieselbe  aus  der 
Btensivbedentung  hervorgegangen,  indem  das  perfektnm  als 
Tpm  des  gewordenen,  vollendeten  im  gegensatze  zu  dem 
^t  im  werden  begriffenen  durch  die  reduplikation  einen 
tärkeren  nachdruck  erhalten  hätte.  Dem  gegenüber  ist  jedoch 
^rmxt   hinzuweisen,    dass    die    im    Arischen    imd    besonders 

1  Griechischen  zahlreichen  perfekta  mit  priisensbedeutuni^f 
Bißtens  (oder  vielleicht  immer)  keinen  intensiven  nebensinn 
Üjen.  Wenn  für  das  (griechische  in  manchen  iallen  aus  dem 
isammenhange  einer  stelle  heraus  ein  solcher  iu  sie  hinein- 


272 


Richard  liOetr«, 


interpretiert  worden  ist,  so  liesee  sich  doch  das  gewiss  aueh 
oft  genug   bei    wirklichen   präsensformen  machen.     Bisweilen 
fallt  freilich  auch  bei  den  perfektformen  mit  präsensbedeutuiig 
eine    solche    interpretation    sehr   schwer,    wie   denn   Curtins. 
8.  176  selbst  zugesteht,  dass  die  intensive  kraft  von  ßißQt^i^ 
an  verschiedenen  stellen,  z.  b,  o  334  „weniger  wahrnehmbar'**^ 
und  dass  der  unterschied  zwischen  ninXfi^e  und  nXi^$si,  »i^ijA    ^ 
und    d^alku    überhaupt    Jedenfalls    ein    geringer**    ist.     tjhe^^  r 
ßfßi^xu  bemerkt  er  sogar  s.  177:  „freilich  kommt  die  form  o^a^ 
genug  von  menschen  im  gleichen  sinne  vor,  ohne  dass  e^^n 
besonders    rüstiges    auftreten    in    den   Zusammenhang    pas^at. 
2,  b.  Z  435."     In   uywya  lind  ysyQitpd^  hat  sich  nach  Cnrti^^is 
die  intensive  kraft  überhaupt  verwischt    Ebensowenig  at^^r 
wie    fUr    das    Griechische    ist   ein    intensiver    gebrauch    Aes 
perfekturas  für  das  Ai,  festzustellen*    Selbst  bei  den  „zeitlos^ 
stehendcD  perfekten  mit  langem  reduplikatiousvokaJ,  lür  welch  e 
Delbrück,  Synt  Forsch*  n,   102  f.   intensive   bedeutung    ^m^- 
nimmt,    muss  er  doch  hinzusetzen:    „wenigstens  steht   elji^^ 
solchen  autfassnng  nichts  entgegen''  und  von  den  gewöhnliche^ 
mit  kurzem  reduplikationsvokal  giebt  er  s,  103  ff.  Überhaöp^* 
mehr  beispiele,  bei  denen  „der  intensive  sinn  entweder  nie 
50  deutlich  oder  überhaupt  nicht  zu  erkennen  ist"   als  solcbe 
bei  denen  er  intensiven  sinn  annimmt.    Wo  die  handlung  al^K^ 
„gegenwärtig**  gedacht  wird,  tritt  nach  s.  105  überhaupt  nu^^ 
selten  intensive  bedeutung  hervor,   und  das  einzige   beispiei 
das  er  überhaupt  hier  für  diese  anführt,  ist  davidhäva,  eini 
form  mit  wirklicher  intensivreduplikation,    Dass  es  aber  über 
haupt  nicht  die  gewöhnliche   inteusiv-präsentische  bedeutung- 
sein  kann,   aus  der  sich  die  perfektbedeutung  entwickelt  hat^ 
folgt  aus  den  perfektischen  personalendungen^  dem  peifektischei 
partizipialsuffix,  der  perfektischen  stamm abstufung,   kurz  aiu 
der   rein   perfektischen   flexion    der   präsentisch   fungierendeirr^ 
perfekta,   durch  die   sie   selbst   von    deu   mit   e-reduplikatioL 
versehenen  präsentien  scharf  gesclüeden  sind.    Es  ist  das  ii 
wesentlichen  derselbe  einwand,   den  schon  EohlnianUf    Übe  -^^ 
die   annähme   eines    perfektum    iutensivum   im    Griechiscliei 
Programm  von  Salzwedel  1886,  s.'a  gegen  die  Bopp-Curtiu 
sehe  theorie  gemacht  und  dem  sich  auch  Delbrück,  Grundr, 
L72  t  angeschlossen  hat. 


Das  stark©  prätorituro  dea  Gennanischeji, 


273 


Kotilmantis   positive   aufstellungen   erweisen   sich   freilich 
auch  als  unhaltbar.  Dass,  wie  er  s.  B  aasftihrt,  das  perfektimi 
seine  reduplikation  vom  reduplizierteD  aorist  erhalteti  haben 
.^oll,    weil  es  den  eintritt,  den   anfangspunkt  eines  zustandes 
ixiitenthalte ,    ist    eine    höchst    gezwungene,    unpsychologische 
^^rkJärong.    Zudem   würde  das  perfektum,  wenn  es  sich  wirk- 
lich an  den  aorist  angelehnt  hätte,  doch  sicher  solche  form  an- 
t:  m  en  von  diesem  erhalten  haben,  die  sämmtüchen  aoristen  oder 
<3.<»ch  sicher  einer  grösseren  anzahl   zukamen,    als  es  die  e- 
^«dnplikation  war.   Und  obendrein  kam  doch  die  letztere  auch 
i  X31  präsens  vor,  von  dem  doch  das  perfektum  nach  Kolilraanii 
^5-«rade    differenziert    werden    sollte.     Was    Delbrück    betrifft, 
sto  begnügt  er  sich,  Grundr.  4^  s.  176  1,  die  präsentische  be- 
«iM^ntung  des  perfekts  für  die  ältere  zu  erklären  und  zu  Butt- 
'MXMmns   erklärung  zurückzukehren,    wonach  dasselbe    den    ans 
«i^^ra    vergangenen    ereignis    hervorgegangenen    zustand    be- 
^  «lehnet    Er  übersieht  hierbei  ganz  die  Inkonsequenz  Bütt- 
^■^Kianns,  der,  um  die  bedeutung  aller  perfekta  mit  präsens- 
*:*€deutung  zu  erklären,  von  lidv^na  „ich  bin  tot^,  eigentlich 
^sp^jch    bin    gestorben"    ausgeht,    also    von    einem    sekundären 
W>  erfektpräsens,  wie  Cnrtius  es  nennt   bei  dem  die  materielle 
l:>edeutung    von    der    seines    präsens    {^vfimo^    „ich    sterbe") 
^.urchaus  abweicht  und  aus  der  wirklich  perfektisehen  gerade 
^rst    hervorgegangen    ist.    Weit    zahlreicher   sind    aber   im 
^Griechischen  die  primären    perfektpräsentia ,    die    wie  attisch 
Ätiif^ftyK    „ich  schreie"   neben  y^ga^m   ^ich   schreie"    in    ihrer 
Bedeutung  mit  den  formellen  präsentien  der  gleichen   verba 
S^nau  übereinstimmen  und  wie   uifjßlwsetn   „ich  gehe"  neben 
Mtfiß^mxa  „ich  Mn  gegangen**   zu  ßlcirrKm  „ich  gehe**  von  der 
"^Uich  perfektischen  bedeutung  auf  das  schärfste  abweichen. 
Auf  diesen  fundamentalen  unterschied  hat  allerdings  Curlius 
niit  vollstem  recht  schon  Tempora  und  modi  172  hingewiesen. 
Die    brücke    zwischen   dem    wirklich    perfektischen    und 
dem  primär  priisentischen  sinne   der  perfekta  kann  kaum  eine 
«ödere  bedeutung  gewesen  sein  als  eine  solche,  welche  die 
in  der  Vergangenheit  volkogene  handlung  noch  in  die  gegen- 
^ÄTt  hineinreichen   Hess.     Wenn   Brugmann,   Kurze  vgl.  Gr. 
§  636  homer.  fiißVKB  „er  brüUt**  mit  „er  ist  ins  brüllen  ge*- 
•öiöijieii  ojid  ist  nun  im  brüllen  darin"  übersetzt,  so  ist  damit 
'*^chstwahnsciieinlich   nicht  nur   der  ältere   sinn   des    wertes 


274 


Hichard  Loewe, 


ei 


getroffen^  sondern  dasselbe  hat  vielleicht  in  der  that  noch  ii 
gegensatze  zur  präsensfoi  ro   diesen  sinn  in ,  homerischer  zeii 
für  den  sprechenden  gehabt,  ohne  dass  wir  das  freilich  irgend-  .^^ 
wie  nachweisen   können,    Brugmann   bringt  die  beiden  ver^:^^ 
schiedenen  perfektbedentungen  durch  die  annähme  zusammen.:^ 
däss  das  perfektum  einen  zustand  des  snbjekts  bezeichne^  de 
sich  aus    einer    vorhergehenden   handlang   desselben   ergeh- 
dass  aber  auch  eine  thätigkeit  als  zustand  aufgefasst  werd^ 
könne,    Indess  besteht  doch  gerade  zwischen  einer  thätigk^^  ^y 
und    einem    zustande    ein   so    scharfer  gegensatz ,    dass    m  ^.^^^^ 
dieser  hypotheae  nicht  ohne  starken  zweifei  begegnen  ka^^^^ 
Auch  kann  in  den  primären  perfektpräsentien  deshalb  ni— .i^^^ 
wohl  eine  jüngere  bedeutung   vorliegeu,   weil  sie  grösstent^^iir^ 
onr  in   den   ältesten   uns   überkommenen    Perioden   der   M^lg, 
iprachen,  bei  Homer  und  in  den  Veden,  vorkommen  und  weä 
sie  bei  Homer  weniger  häufig  mit  s^  als  ohne  x  gebildet  siüd 
(Loebell,    Quaestiones    de    perfecti    Homerici   forma    et   usu, 
Leipzig  1876,  58). 

Noch  weit  wichtiger  aber  ist,  dass  sich  die  grieehischB* 
primären    perfektpräsentia  ihrer   stofflichen    bedeutung   iia(>* 
zum  allergrössten  teile  in  ganz  bestimmte  klassen  einreihe!- ^*^ 
lassen.    Nach  Cnrtius,  Verb,*  n,  174   giebt   es   vier   solch^^'^ 
klassen,  erstens  schallverba,  zweitens  verba  des  gesichts-  un^^^^ 
geruchssinns,   drittens  verba  der  geberde,  viertens  verba  de^— ^  J 
afiekts.     Von  schallverben  allein  finden  sich  acht  perfekta  mi     ^*' 
präsensbedentung  bei   Homer    (davon    zwei    in    anderer  foiit^^ 
auch  im  attischen  drama),  wozu  noch  das  der  attischen  pros^^^ 
geläufige    xm^äya^    das    Aristophanische    xixgtjÖT^g    und   da^^^^ 
Hesychische  xt/Xrji4pa$'  xf/of^rw  kommen.  Reduplikationsforme] 
von  schallverben  bilden  aber  ein  seitenstück  zu  denen   voi 


vogelnamen  und  den  namen  von   musikinstrumenten,  me  si^  — jj 
nach  Pott,  Doppehing  51  ff',  in  den  verschiedensten  spräche*^  '*■ 
der  erde  vorkommen  und  ungemein  zahlreich  sind,    NatürlicCT-^ 
kann  die  reduplikation  in  wörtem  wie  z,  b,  lat  rtiadus,  turtu^^^M 
tihila,  ÜnÜnnälmhim  nur  die  Wiederholung  des  tones  bezeichu^^^*« 
haben.    Hier  haben  wir  also   wirklich  einen  punkt,  bei  de^^*^ 
mch  von  einer  noch  vorhandenen  bedeutung  aus  leicht  eii^c^^ 
anknüpfung  an  eine  der  Urbedeutungen  der  reduplikation  g^    ^" 
winnen  lässt,  wie  dies  hier  anch  schon  durch  Loebell,  Qua*-     ^' 
stiones  32  ff.  geschehen  ist.  Curtius  seihst  vergleicht  griechisc^W'^ 


1 


irke  Präteritum  des  Germanis^^ 


reduplizierte  präsentia  wie  ^iogfiv^ai^  idxl^axm,  die  aber  aucli 
nicht  intensiv,  sondern  gleichfalls  iterativ  zu  verstehen  sind* 
Was  die  hierhin  gehörigen  peifekta  von  verben  des  gesichts- 
Sinus  betrifft  wie  SbSöoxe  „sieht  ans,  blickt,  leuchtet",  xdXafine 
„leuchtet",  so  stehen  diesen  unter  nomina  die  farhennamen 
nicht  zu  fern,  welche  nach  Pott  86  ff.  gleichfalls  in  sehr 
vielen  sprachen  mit  rednplikatioo  gebüdet  werden,  die  dann 
ebenfalls  iterativ  das  scMllern  bezeichnen  solh  Curtius  ver- 
gleicht hier  die  griechischen  reduplizierten  präsentia  fia^uaigm 
„ flimmern ",  natqiatiaat  „blicke  rasch  umher" ,  nanjairta  „sehe 
ojuher",  denen  aber  auch  keine  intensive  bedeutung  zukommt^ 
sondern  bei  denen  die  iterative  sogar  aui  das  schärfste  hervor- 
tritt; in  diSrtQxe  und  kskuf^Tii  ist  diese  wenigstens  noch  ebenso 
scharf  wie  in  6&väilXtn  „sehe  mich  nach  jemand  um"  aus- 
g-€prägt.  Auch  die  verba  des  gemehssinns  sowie  besonders 
tue  der  geberde  lassen  sich  leicht  iterativ  denken:  besonders 
deutlich  ist  das  auch  noch  bei  Xelux^i'ag  ^ züngelnd^  und 
j^motr^arai  „sie  flattern"  zn  sehen. 

Hat  man  also  zur  deutung  der  perfektfnnktion  von  dem 
"begriffe  der  wiederholten  hajidlung  anszugeheUj  so  kann  das 
d<)ch  nicht  eine  nur  iu  der  gegen  wart  wiederholte  gewesen 
sein,  da  sonst  sowolil  die  formelle  Scheidung  der  primären 
I>€rfektpräsentia  vom  präsens  wie  auch  die  entmcklung  zur 
^wirklich  perfektischen  bedeutung  unerkllLt'Iich  wäre.  Vielmehr 
'^^d  man  sich  der  erklärung  Ficks,  VgL  Wk  4^  12  aozu- 
schJiessen  haben  (nur  dass  für  das  beispiel  ein  anderes  zu 
^«tzen  ist):  „besonders  aber  triffi  die  doppelung  •  *  •  die 
verbalstämme  ...  bei  der  bildnng  der  perfektthemeu,  um  das 
einfallen  der  handlung  in  zwei  verschiedene  zeiten  zu  be- 
^^ichnen,  z.  b.  da-da  heisst  wohl  ursprünglich:  ich  gab  und 
^*^be,  und  so:  ich  habe  gegeben."  Allerdings  wird  die 
^öipfindung  von  der  Verteilung  auf  zwei  Zeiten  hier  auch  nicht 
^sprünglich  gewesen  sein,  da  bei  thematischen  verben  wegen 
Verschiedenen  Übereinstimmungen  in  der  einzelsprache  wie 
tischen  ai.  sd-Sca4i  und  gr,  i-crn«-ro  bereits  für  das  Idg. 
^ts  vorkommen  von  ß-reduplikation  anzunehmen  ist.  Auch 
^ttrfte  die  zur  bildung  verschiedener  tempora  verwandte  e- 
^dnplikation  älter  als  die  nur  präsentische  i*reduplikation 
^in>   welche  letztere  vielleicht  erst  nach  dem  aufkommen  des 

18* 


276 


Richard  Loewe, 


perfektums   die    intensiv    und    iterativ    pr&sentischen    formen 
deutlicher  von  diesem  scheiden  sollte. 

Wenn  nun  gerade  hei  den  verben  der  sinneswahrnehmuagei 
sich  zuei"st,  wie  es  scheint,  die  empfindung  gebildet  hat,  dasi 
die  handlung  sich  auf  Vergangenheit  und  gegenwart  verteil^ 
so  ist  dabei  wohl  ein  besonderer  faktor  mit  im  spiele  gewese; 
Gerade  mit  den  Sinnesempfindungen  verbindet  sich,   besonder»— ^ 
fiir  das  kind,  meistens  ein  lust-  oder  Schmerzgefühl,   und  d&^   ^ 
konnte  der  weg  werden,   um  aus  der   zeitlosen   vorsteUui^^^ 
die   als   solche   der   präsentischen    am    nächsten    stand,    ew-^^^' 
perfektische    zu    machen.     Selir    treffend    bemerkt    Wegen.  .^; 
Grundfragen  des  Sprachlebens  14  vom  perfektum:  „die  gai:^/^ 
schärfe  der  bedeutung  dieses  terapus  wird  nur  im  gefülilslebeij 
des  menschen  klar,  wo  die  handlung  als  lust^  oder  schme/z- 
gefühl  im  sprechenden  noch  fortdauert,"    Derselbe  hat  hiertin 
auch  s.  15  den  eigentlichen  gegensatz  des  perfekts  zum  reioer^ 
Vergangenheitstempus,  dem  aorist,  erkannt:    „darum  ist  cü« 


( 


grammatisch   ausgebildete   form    des    aorists,    nicht    die  di 
perfekts  das  rechte  tempus  fiir   die  kalte   erinnerung  des 
fahrenen ;   dies   ist   der    sogenannte    aoristus    gnomicus    oder^  ' 
empiricus."     Wegeners  wolle  beziehen  sich  allerdings  nur  auff^^ 
die  eigentliche  perfektbedeutung;  doch   treffen  sie  auch  schoi 
auf  die  hier  gekennzeichnete  Vorstufe   des  idg,   perfekts  zu. 

Der  bei  den  verben  der  Sinnesempfindungen  entstandene 
typus  konnte  sich  natürlich  weiter  verbreiten.  Am  früheste] 
haben  sich  ihm  wohl  die  verba  des  affekts  angeschlossen^  -* 
deren  perfektformen  im  Griechischen  (wie  Sidta,  ^alna^  T^r^^^^  ^^ 
nach  Curüus»  Verb.*  n,  176  ausser  denen  von  verben  de^^^ 
schäUs,  des  gesichts-  und  des  geruchssinns  und  der  geberd<^»rJ 
unter  den  präsentisch  fungierenden  die  einzigeil  sind,  di< 
ein«  bestimmte  bedeutungsklasse  bilden:  ihre  rückkehr  zu 
präsentischen  bedeutung  erklärt  sich  eben  dadurch,  dass  si 
sich  nicht  weiter  als  die  verba  der  Sinnesempfindungen  vo 
dieser  entfernt  hatten.  Gerade  die  verba  des  affekts  konnte 
ja  am  leichtesten  ein  tempus  bilden,  bei  dessen  an  wen  dun. 
das  lust-  oder  Schmerzgefühl  des  menschen  sich  besondei 
geltend  machen  musste.  m 

Durch   die    verba  des    affekts   wird    damit  die  von  de^*^ 
begleitenden  lust*  oder  Schmerzgefühl  in  die  perfektreduplikatic^^^ 
auch  hineingetragene  empfindung  der  Intensität  verstärkt  word^^ 


1 


g 


Das  fstark«^  prateritam  des  Gemtaiusehti! 

sein*  Doch  ist  der  dem  perfektum  anhaftende  inteasitätsbegriff 
höchstwahrscheinlich  bei  keinem  einzigen  yerbum  (ausser  viel- 
leicht,  wo  die  reduplikationssilbe   noch   dehnung  erfiihr)   der 
der  objektiven  Intensität  gewesen,  der  die  stärke  einer  wahr- 
genommenen handluiig  au  und  fttr  sich  bezeichnete:  vielmehr 
haben   wir  es  hier  nur  mit  der  subjektiven  intensität, 
d-  h.  mit  der   starke   des  die  wahrgenommene  handlang  be- 
gleitenden gefühls  zu  thnn.    Diese  subjektive  intensität  ist  ja 
auch  der  grnnd  für  die  redupli^ierung  der  idg,,  im  Ai.  noch 
vorhandenen,    desiderativa;    wenn    sich   aber   nach   Zimraerj 
Kä.  30,  128    dies   desideiativum    im    Air.  zu    einem    futErum 
entwickelt  hat,  so  wird  man  auch  wohl  das  durch  reduplikation 
gebildete  formosanische  futurum  (vgl  s,  270)  ebenso  zu  be- 
mitteilen  haben»    Etwas   analoges   ist  auch  die  doppelsetzung 
emphatisch  gesprochener  Wörter  wohl  in  allen  sprachen  wie 
besonders  des  imperativs,  %.  b.  in  mhd.  wariü  wartf  nhd.  warte 
^^:^€irie^  komm  komm.    Auch  die   Wiederholung  der  negation  zu 
^Jtijer  eigenen  Verstärkung  (Pott  119  t)  geböil  hierhin. 

Bei  den  formen  mit  e-reduplikation  von  verben  der  sinnes- 
^inpfindungen   hat   man    wohl   arsprünglich ,    dem    objektiven 
eindrucke   gemäss,   eine   kleine   pause   zwischen    den    beiden 
^^rch   die  Wiederholung  der  wurzel  gekennzeichneten  sinn  es- 
Eindrücken   empfunden;   doch   hat   sich   vielleicht    auch    hier 
^tc;hon,  zumal  die  reduplikationssilbe,  den  oder  die  nach  dem 
^^"okal  stehenden  wurzelkonsonanten  garnicht  enthielt,   das  ge- 
f^hl  einer  ununterbrochenen  handlang,  die  aus  der  vergangen- 
l^eit  direkt  in  die  gegen  wart  hineinreichte,  gebildet.    Sicher 
*iiusste  eine  solche  empfindung  entstehen,  als  sich  auch  die 
'^erba  des  affekts  dieser  hildungsweise  anschlössen;  erst  diese 
'Verden  das  rauster  zu  weiteren  büdungen  dieser  art  abgegeben 
haben*    Es  konnten  nun  also  auch  gleichartige  formen  auf- 
itanimen  mit  bedeutungen   wie  etwa  „ich  bin  gegangen  und 
K«he  noch",   „ich  habe  gesucht  und  suche  noch".    Unmöglich 
aber  waren  diese  sich  auf  zwei  Zeiten  erstreckenden  perfekt a 
t^i  verben  punktueller  bedeutung  wie  etwa   ^kommen   (ein- 
treffen), finden"*    Nun  lag  doch  aber  ein  „ich  bin  gekommen 
^fld  bin  jetzt  hier'*  einem   „ich  bin  gegangen  und  gehe  noch** 
*^er  ein  „ich  habe  gefunden  und  habe  jetzt"  einem  „ich  habe 
pÄucht  und  suche  noch"   nicht  so   fern,   dass  sich  hier  nicht 
ife  verba  mit  punktueller  bedeutung  nach  denen  mit  durativer 


278 


Bichard  Loewe, 


^0       ^ 


ig 


Iiätteo  richten  können.    Bei  ersteren  dauerte  die  wirkting  ^^^t 
vergangenen  haudlung  in   die    gegenwart  fort,    bei  letzte:^^^^ 
aber  konnte  doch  auch  die  gegenwärtige  handlung  als  e=^ij|^ 
wirknng  der  vergangenen  aufgefasst  werden:  jedenfalls  spi^^j^^ 
in  beiden  fallen  der  affekt  eine  besondere  rolle.    Auch  mu^^^jg 
es    der  spräche   recht  gelegen    kommen,    für   das   so   hä^^g^ 
gebranchte  eigentliche  perfektum  wie  für  „ich  bin  gekomm^^^- 
„ich  habe  gefunden^  kurze,  unumschriebene  formen  zu  erhalf g^ 
Bezeichneten   nun    aber    diese    reduplikationsfomien    bei     den 
verben  mit  punktueller  bedeutung  eine  vergangene  hand/cß^ 
nebst  dem  sich  daraus  für  die  gegenwart  ergebenden  zustand, 
so  konnten  sie  nun  den  entsprechenden  sinn  auch    bei  deo 
verben  mit  durativer  bedeutung  annehmen,  so  dass  z.  b.  ein* 
form,    die   wie  die  vorform    von  gr,  ^ifjtßlütuu   „ich  bin  f^' 
gangen  und  gehe  noch"  bedeutete,   auch  den   sinn  ^ich  bi^ 
gegangen  und  bin  jetzt  fort"  erhalten  konnte»   Da  die  letzte*^ 
art  der  bedeutung   bei    allen   verben   möglich    war   und  sie 
zudem  ungemein  häuüg  gelegenbeit  zu  ihrer  anwendung  bo 
so  wurde  sie  überhaupt  die  allgemeine. 

In  solchen  fallen,  in  denen  sich  das  resultat  der  bandlan 
nicht  am  subjekt,  sondern  am  objekt  zeigt,  wurde  noch  ir 
älteren  Griechisch  nicht  das  perfekt,  sondern  der  aorist  ge^et^^^^ 
z;  b.  in  dem  so  überaus  häufigen  avidqnt^  „er  hat  ein  weittÄ- 
geschenk  aufgestellt,  und  es  steht  nun"  (Wackemagel,  Stuc^^ 
z.  griech.  Perf.  4  ff.);  von  der  ursprünglichen  perfektbedeutun^^Ji 
nach  der  die  beiden  handlungen  gewissermassen  eine  einzi^^g^ 
linie  darstellen  müssen,  ist  natürlich  derjenige  verbalbegrfcnff 
noch  weiter  entfernt,  der  den  an  die  stelle  der  zweiten  han«^' 
luDg  getretenen  zustand  sich  nicht  in  unmittelbarster  welui  ^^ 
an  die  erste  handlung  anschliessen  lässt. 

In  den  einzelsprachen  hat  die  reine  perfektbedeutucz^»? 
als  die  allgemein  vorkommende  und  von  der  bedeutung  A^  ^^^ 
präsensformen  scharf  geschiedene  die  perfektpräsentische  fa-^^^^ 
überall  verdrängt:  die  bei  Homer  noch  verbreiteten  primfiri^'^'^'^ 
perfektpräsentia  sind  attisch  bis  anf  ^i^igaya  verschwunde^^^'^^ 
und  auf  arischem  Sprachgebiete  sind  bereits  im  Vedisch^  -*^^ 
ihre  reste  nicht  sehr  zahlreich.  Ausserdem  bestehen  sie  n,-^*ör 
im  Germanischen  in  einigen  präteritopräsentien  fort,  nel**^^^ 
denen  die  wirklichen  präsentia  untergegangen  sind:  hieröt^=^r 
weiteres  unten. 


Das  starke  Präteritum  des  Gennaüifichen. 


279 


2,  Gestalt  der  perfektreduplikation. 
Es  ist  die  g^ewöhnliche  ansieht,  dass  cUe  perfektreduplikation 
der  konsonantiscli  aulautenden  verba  im  Idg.  von  anfang  an 
aas  dem  ersten  wurzelkonsoiiaiiten  +  e  bestanden  hat.  Ein 
^widersprach  gegen  diese  hypotbese  kann  nur  von  den  mit 
s  +  explosiva  beginnenden  verben  üiren  ausgangspunkt  nehmen  ^ 
da  bei  diesen  fast  allein  in  den  einzclsprachen  abweiehnngen 
vorkommen.  In  der  that  glanbe  ich  diesen  widersprach  erheben 
äu  müssen,  da  mir  der  versuch  Osthoffs,  PBB.  8,  544  ff<  den 
-t^ypus  se-$t  als  nrsprünglich  zu  erweisen  missglückt  zn  sein 
scheint. 

Die  übereinsttmmnng  zwischen  Iranisch,   Griechisch  und 
keltisch,  auf  die  sich  Osthoff  zunächst  beruft,  kann,  falls  sie 
Dicht  überhaupt  durch  eine  zufällig  gleiche  art  von  dissimilation 
«31  es  typ  US  ste-st  zu  erklären  ist,  darauf  beruhen,  dass  in  allen 
^m  sprachzweigen  unabhängig  von  einander  die   sehr  nahe 
li^nde   analogiebildung   nach    dem    allgemeinen   typus   $e-sr 
slÄitgefunden  hat;  natürlich  kann  auch  in  zweien  der  sprach- 
^weige  eine  dissimilation   und  in  dem  dritten  eine  analogie- 
bÜduDg  oder  in  zweien  eine  analogiebildung  und  im  dritten 
^ine  dissimilation  eingetreten  sein.  Wenn  Osthoff  ferner  darauf 
^verweist,  dass  der  präsenstypus  n-st  sieb  nicht  nur  ii^anisch 
lind  griechisch,  sondern  im  gegensatze  zur  art  der  perfekt- 
Tedaplikation  auch  italisch  und   germanisch   findet ,   so   kann 
das  doch  so  zusammen  hängen,  dass  idg.  sti-st  zwar  zu  si-st 
«assimiliert  wurde,   ste-st  aber  unversehrt  blieb,  da  das  i  ein 
2iisammen  treffen  mit  vorbeigehendem  s  mehr  als  das  weniger 
Mlatale  e  begünstigt  haben  wird;  dazu  kommt,  dass  zwischen 
idg.  präsens  und  perfekt  auch  noch  unterschiede  in  der  be- 
tonung  bestanden.    Wenn  dies  richtig  ist,  so  muss  allerdings 
idg.  *si-8ta-mi  im  Äi*  umgebildet  worden  sein,    sei   es  nun, 
dans  es  zunächst  zu   *sii'gta-mi  wurde,    das    dann   dem   all- 
gemeinen   dissimilationsgesetze    des   Ai.    unterlag,    oder  dass 
direkt  tU^hämi  dafür  eintrat.    In   beiden  fällen  ist  der  vor- 
Saog  so   zu    denken,    dass    im    AI.    wegen    der   zahlreichen 
i^eduplizierten  präsenüa  das  gefübl  für  die  reduplikation  auch 
m  *d-gtämi  lebendig  geblieben  war^  dass  diese  dann  aber  so 
gestaltet    wurde,    wie  sie  sonst  (näralicb  im  perfektum)    bei 
den  mit  *■  -f  explosiva  anlautenden  wurzeln  beschaffen  war. 
I^h  wäre  auch  bei  si-st  einzelsprachliche  dissimilation  aus 


I 


Bicfa&rd 

nti-st  zom  teil  im  gegensatze  2ur  behandlung  vm 
dem  oben  angegebenen  gründe  iiieht  unmöglich.    Übrigens  ist 
für  das  Gennanische  der  typua  sid    durch  das  zweifelhafte 
ahd,  sestöm  keineswegs  gesichert  (Streitberg,  Urg.  Gr*  s,  320). 

Nach  Osthoff  hätte  sich  der  von  ihm  als  idg,  bezeichnete 
typus  se-si  durch  angleichung  des  anlauts  der  reduplizierten 
form  an  den  anlaut  sämmtlicher  reduplikationsloser  derselben 
wnrzeisippe,  besonders  demselben  verbalsystems,  in  stehst  ver- 
wandelt, woraus  dann  in  den  einzelsprachen  durch  dissimUatioii 
t€'St  (al.  tmthau),  ste-t  (lat.  sietl,  umbr,  diti),  ste-a  (ahd.  steroi) 
entstanden  wären.  Nirgends  aber  gieht  er  eine  aufklärmig 
darüber,  was  denn  die  Ursache  der  „tiefgreifenden  bedeutuug'' 
gewesen  ist,  den  ^die  einzelsprachlichen  abirrungen  von  dem 
typus  se-st  bei  d*,  sk-,  s^p-wurzeln**  erlangt  haben,  obwohl  er  M 
gelbst  betont,  dass  bei  anderen  wurzelanlauten  derartige  ab-  " 
weichungen  „tiberall  viel  singuläreren  Charakter^  tragen;  was 
er  später  von  letzteren  nennt,  bezieht  sich  überhaupt  nur  auf 
das  Germanische  und  ist,  wie  ich  am  Schlüsse  dieser  arbeit 
zeigen  werde,  anders  aufzufassen  und  auch  besonders  motivieri, 
Dass  in  so  verschiedenen  einzelsprachen  gerade  der  typns 
se-st  sich  zum  typus  ste-d  umgebildet  haben,  sonst  aber  fast 
stet^  bei  zweikonsonantisch  anlautenden  wurzeln  einkonso- 
nantischer  anlaut  gewahrt  geblieben  sein  soll,  ist  völUg 
unglaublich. 

Man  däif  sich  hiergegen  auch  nicht  auf  die  germanische 
alliteration  berufen,  welche  die  anlaute  st^  spf  sk  einkonso- 
nantischem anlaut  gleichsetzt:  wie  nicht  nur  die  einfachste^ 
phonetische  anschau ung,  sondern  auch  die  griechische  und^K 
lateinisdie  prosodie  sowie  die  lateinische  betonung  lehreu^^  . 
waren  st^  sp,  $k  doppellaute,  die  stets  posittonslänge  wirkten^J 
Die  gleichsetzung  von  anL  st^  sp^  sk  mit  einfachen  lauten  ii — 3 
der  germanischen  alliterationsmetrik  entsprang  vielmehr,  fall^H 
sie  einheimischen  ui Sprungs  ist,  erst  der  beobachtung,  da 
in  den  reduplizierten  perfekten  st^  sp,  sk  einfachen  konsonantei 
gleichgalten.  Die  perfektbUdung  durch  präfigierte  reduplikatioi 
fiel  ja  derartig  aus  dem  suffigierenden  und  sonst  nirgend 
reduplizierenden  grammatischen  bau  des  Germanischen  heraa^^^ 
dass  sie  die  anfmerksamkeit  auch  des  naiven  beobachters  aiz  J 
sich  lenken  konnte.  Es  wäre  möglich,  dass  überhaupt  d^::- 
germanischen  perfekta  —  und  dann   wohl,  als  sie  sämmtlii 


I 


un  I  ■■ 

itei^fl 
üo^hI 


>a«  stArire  prätoritimi  <ie«  €brmai«sch©n. 


S81 


flocii  reduplikation  hatten   —  den  anstoss  zum  alliterations- 

prioeip  gegeben  hätten.  Aber  auch  wenn  letzteres  auf  andere 

weise  entstanden  war,   konnte  es   sieh  doch   bei  den  dichtem 

mit  denjenigen  sprachlichen  gebilden  psychologisch  Terknöpfen, 

welche  eine  solche  Wiederholung  des  anlauts  in   sich    selbst 

boten.    Formen    aber    mit    Wiederholung    einer    anlautenden 

doppelkonsonanzj  wie  sie  noch  iu  got,  staishiM^  skaiskaip  vor* 

liegen,    mussteu   neben   solchen   mit   wiederholtem   einfachem 

konsonanteu  jedenfalls   auffallen    und    das   gefühl   wachrufen, 

als  seien  st,  sk,  sp  mit  einfachen   lauten  gleichwertig.    Wenn 

nAch  Windisch,  Ber.  d*  Sachs«  Gesellsch.  d.  Wissenseh.  36,  225 

a^mch    in    der    altirischen    alliterationspoesie    sc   nur   mit  sc 

^lUteriert  (nur  diese  Verbindung  von  s  +   explosiva  kommt 

©igeDÜich  für  das  Ältirische  in  hetracht),  trotzdem  es  hier  im 

^«rfektum   sesraing,  i^escnifid  heisst,    so    liegt  hier  entweder 

eiüe  anlehnung  an  die  angelsächsische  poesie    vor   oder   die 

^Jütarationsart  stammt  noch  aus   einer  zeit  her ,  in  welcher 

tif^r  typos    ske-sk    auch    keltisch    noch    vorhanden    war.    Im 

lauteren  falle  wiltde  allerdings  höchstwahrscheinlich  wie  das 

Sanze  alliterationsprinzip  so  auch  die  gleichsetzung  von  s  + 

^:iplosiva   mit    einfachen    konsonanten   im   Germanischen   aus 

d«m  Keltischen  entlehnt  sein,  diese  jedoch  im  Germanischen 

S€lbit  an    dem    dort  bestehenden   perfekttyp us    ske-sk,   ste-st 

«üe  neue   stütze  gefunden  haben.    Im  übrigen  würde,  was 

^ben  vom  Germanisehen  gesagt  worden  ist,  auf  das  Keltische 

öb^rtragen  werden  müssen. 

Nach    den  vorangehenden    ausführungen   kann  nur  ste-d 

^*r  idg.  typus  gewesen  sein,  der  in  den  verschiedenen  einzel- 

^Prachen   verschieden    dissimiliert    wurde,   gotisch    aber   noch 

^^hilten  geblieben  ist.  Mit  dem  sonst  überall  geltenden  typus 

^e-ÄT  aber  vereinigt  sich  ste-st  durch  die  einfache  an  ti  ahme, 

^&ss  auch  ersteres  auf  ein  sre-sr  zurückgeht,  d,  h.  dass  bereits 

*<%.  der  zweite  konsonant  der  reduplikationssilbe,  ausser  wenn 

*  selbst  ein  verschlusslaut  uud  der  vorhergehende  konsonant 

^Ä  B  war,    dem    dissimilationssch wunde   unterlegen  ist.     Wo 

*Wei  einander  folgende  silben  mit  gleichen  konsonantengruppen 

^*Uauteten,  musste  ja  dissimilationsschwund  noch  näher  liegen, 

^Is  da^  wo  nur  ihre  ersten  konsonanten  einander  gleich  waren ; 

äoch  kommen  gleiche  konsonantengruppen  als  einander  folgende 

^tenaulaute  fast  nur  bei  redupükationsformen  vor,  so  dass 


chard  Loe 


282 


beispiele  flir  das  verschwinden  eines  ihrer  läute  nicht  allzu 
häufig  sind:  es  gehören  hierhio  dissimilationen  im  Iranlechen 
wie  abaktr.  frap'aray&Ü  neben  fra-yrüfrütf^ti  (Brogmanii, 
Grundn  I*,  §  981);  besonders  aber  zeigt  sich  das  deutlich 
gerade  darin,  dass  der  aus  irgend  einem  gronde  von  der  idg. 
dissimilation  verschont  gebliebene  typus  ste-st  fast  m  allen 
idg-  einzelspraehen  doch  diesem  laulwandel  nnterlegen  iit 
Das  idg,  dissimilationsgesetz  wirkte  auch,  wenn  die  gleichen 
Silbenanlaute  durch  i  geschieden  waren  (vgl.  gr.  Tij^mm, 
fifvmnKm)^  und  in  diesem  falle  wahrscheinlich  auch  bei  dem 
typus  sti^Bt  (vgl  s.  279). 

Es  wäre  ja  auch   schwer  denkbar^   dass  gewisse  reda- 
plikationen  bei  zweikonsonantischem  wurzelanlaut  ursprünglich 
dadurch  zust^ndegekommen  sein   sollten,    dass  man   auf  den 
ersten  konsonanten  gleich  den    vokal,    der  den   wurzelyokaA 
variierte  oder  ihm  sogar  glich,  hätte  folgen  lassen,  d*  h.  niitt©''^ 
aus   der   wurzel    ein    stück    herausgerissen    hätte.    Wo  ii^ 
reduplikation  noch  als  ein  natürliches  mittel,  die  vorstcllu»-  -* 
der    Wiederholung    oder    Intensität  jederzeit    hervorzurufec:^^' 
empfunden  wird,   kann  wohl   der  dem  wurzelvokal  folgend-^ 
konsonant^  schwerlich  aber  jemals  einer  der  vorhergehende^  "" 
fortgelassen  werden,   wie  man  denn  z.  b.  nhd.  von  der  mter"^^' 
jektion  smm  ein  m  hru  hrum,  aber  kein  *m  sa  srum  hüde*  — 
könnte. 

Was  die  vokalisch  anlautenden'  verba  betriffi,  so  kam* -^ 
doch  wohl  die  richtigkeit  der  ansieht  nicht  zweifelhaft  sein-rf^^*' 
dass  die  längung  ihres  wurzelvokals  wie  in  ai.  Ma,  lat,  edf^  -**' 
got.  fr-f}t  durch  koutraktiou  mit  vorhergehendem  rednplika^ 
torischem  e  entstanden  ist;  idg.  ^Ha  braucht  auch  nicht  aui^ 
*e-oda,  sondern  kann  auch  schon  aus  dessen  vorfonn  *e-edm^^^ 
kontrahiert  worden  sein.  Der  vortritt  des  blossen  e  vor  di^^-*^^^ 
vokaliscfi  anlautenden  verba  nach  dem  muster  der  konsonantiscr-=^^ 
anlautenden  reduplikation  wiederholt  sich  nicht  nur  im  gar^^ 
aiaih'f  aiauJc,  sondern  hat  auch  noch  eine  weitere  parallel^  ^'^ 
in  dem  erwähnten  futurum  des  Formosanischen,  wo  bei  koD 
sonantischem  anlaut  der  erste  konsonant  mit  folgendem  a, 
vokalischem  blosses  a  vor  das  präsens  tritt:  daher  z.  W^  ^* 
kakumpi  von  himpij  papia  von  pia,  mimmachol  von  umtmuA — ^^ 
(H,  a  V.  d,  GabelenU,  ZDMG.  13,  88), 


Das  starke  prÄtoritnm  des  Gennaniichen, 

In  die  schwuDdstufigen  perfektfornien  des  typus  *Ma,   in 

I   denen   idg,   der   lange   vokal    entweder   zu  <?  geworden   oder 

s<^ar  ganz  getilgt  worden  sein  muas,   wurde  dieser  vielleicht. 

deshalb  aus  dem  sg.  ind.  akt.  wiedereingeflilnt ,   weil  er  wohl 

'  ^nch  für  das  Sprachgefühl  das  wichtigste  perfektischß  kenn- 

I  zeichen,  die  e-reduplikatiou,  vertrat,  die  bei  den  konsonantisch 

:  AQlantenden  verben  in  den  schwundstufigen  formen  unversehrt 

t  geblieben  war.     Bei  der  am  meisten  verbreiteten  wnrzel  es 

j  die  auf  die  übrigen  Wörter  dieser  art  eingewirkt  haben  kann, 

[  fielen  vielleicht  sogar  die  schwundstufigeu  perfektformen  mit 

'  ^^«Tirzelvokallosen    schwundstufigen    präsensformen    zusammen^ 

im  welchem   falle  eine   analogiebildung  in    einem  der  beiden 

^t^mpora   direkt    notwendig  wurde,    im    perfektum  aber,    das 

^Eonst  in  der  reduplikation  ein  einheitliches  kennzeichen  hatte, 

ixäher  lag.    Änsserdem  kann   aber  sehr  wohl  auch  der  durch 

3Li  ättqSa,  anqiima  repräsentierte  typus,  dessen  reduplikations- 

^ilbe  in  den  schwundstufenformen  unter  denselben  betonungs- 

^Verhältnissen   wie   in    denen    von    konsonantisch    anlautenden 

"Verben   gestanden   haben   und   deshalb   von  jeher  unversehrt 

gehlieben  sein  wird,  auf  einführung  des  langen  vokals  in  den 

'typas  ai,  ädim('fj  lat.  rdirnuitf  got.  fr-etum  hingewirkt  haben. 

Der  in  ai.  äfiqSa^  ain  t-änac  erhaltene  typus  selbst  sowie 

der  durch  gr.   eiJjyJfo^   repräsentierte   erklärt   sich    durch   an- 

Uhnung  des  typus   ai.  tda   an   den  in  gr.  iv-iy^^tv  und  dem 

ai.  intensiv  ar-ar^ati  ^er   strömt"    bewahrten   reduplikations- 

typus  und  somit  ans  dem  streben,   auch  für  das  perfektnra 

eine  deutliche    reduplikation   zu   schaffen.     So   sehr   empfand 

waa  also  gerade  die  reduplikation  als  das  zeichen  des  perfekts, 

^*S8  man  ihr  iu  verschiedenen  solchen  perfektformen,  in  denen 

8ie  nicht  mehr  sichtbar  war  und  sich  die  gewöhnliche  konso- 

DAntisehe    perfektreduplikation    auch    nicht    durch     analogie- 

bÜdungen  voUstandig  deutlich  machen  liess^  zur  kontamination 

der  vorhandenen   perfektformen   mit  einer  anderen   art   von 

reduplikation  griff.    Dieser  prozess  ist  so  merkwürdig,  dass 

nitn  die  entstehung  der  typen   aL  anqh  und  gn  iSri^wg  mit 

einander  in  Zusammenhang  zu  bringen,   also   auch  letzteren 

l^reits  dem  Idg,  zuzuweisen  haben  wird. 


Bichard  Loeve, 


3p  Verlust  der  perfektredaplikation. 
A,  Der  typus  al,  vtäa,  gr.  oUa. 

Eine   antwort    darauf,    wieso    bereits    idg,   die   perfe! 
reduplikatieQ  verloren  gehen  konnte,  hat  Hirt,  Der  idg.  Äbla^i  1^ 
194  ff*  zu  geben  versucht,   indem   er  (wie  schon  früher  Jo^^j^ 
Schmidt  und  Osthoff)   für  gewisse   fälle  Schwund   des   red^gf^, 
plikationsvükals  infolge  von  un beton th dt  und  dann  verschiBelzn__jj 
des  reduplikatiouskünöOüanten  mit  dem  ihm  gleichen  aiilaut^^j^. 
den  wurzelkonaonanten  angenommeu  hat.    Doch  ist  die  wCÄjf- 
scheinlichkeit   dieser   annähme  schon  wegen   der   menge    ^et 
dazu    für    die    verschiedeneQ    einzelsprachen    anzunehmen^eii     J 
ausgleichungeu  recht  gering.   Besonders  unwahrscheinlich  ^ber    ■ 
wird  die  theorie  durch  diejenige  form,  die  einzig  mit  sicherheii^ 
schon  für  das  Idg.  als  reduplikationslos  angesetzt  werden  dar^** 
durch  *uöida,    Dass  in  der  letzten  periode  der  idg.  urspraeli^^^ 
*Uoida  überhaupt  kein  muoida  mehr  neben  sieh  gehabt  hab 
kann,  folgt  aus  der  iihereinstimmung  des  Ai.  und  des  Griech^e 
in  welchen  sprachen  sonst  die  perfektredupükation  durchaus 
die  regel  ist    Von  den  reduplikationslosen  perfektformen,  die^ 
sich  vereinzelt  ai*  und  griech,  finden,   lässt  sich   auch   kelu. 
einziger  als  idg.  nachweisen,   da  sich  liier  nirgends  zwischen.-*^ 
beiden  sprachen  eine  Übereinstimmung  wie  bei  v6da  und  oiSa  ^^U 
zeigt.    Nun   hätte   aber  bei   einem  Verluste  des  e  der  redu- —  ^ 
pUkationssilbe  aus  *ueuoidu  nur  *tiuöida  werden  können,  undC*-^ 
dass  *uoida  hierfiir  erst  analogisch  eingetreten  wäre,  hatt^^  t 


doch  nur  auf  umwegen  und  nur  nach  dem  vorbüde  solchei*^^ 
reduplikationsloser  formen  geschehen  können,  deren  vorhanden     ^ 
sein  für  das  Idg,  überhaupt  zweifelhaft  ist,  und  die,   wem 
sie  schon  damals   existierten,   schwerlich  so  wie  *uoida 
gemein  durchgedrungen  waren.    Ungleich  einfacher  ge<staltes^^t 
sich  jedenfalls  die  ganze  sachlsige,  wenn  man  idg.  *uoida  ohu      --ö 
irgendwelche  analogiebildungen  erklärt.  m 

Eine  solche  erklärung  bietet  nun  aber  die  annähme  einef^^r 
haplologie,  die  trotz  Grammont,  La  dissimüation  coli-^*" 
sonantique  J63  fussnote  auch  für  anlautende  silben  mögüc^r^^li 
ist.  Allerdings  sind  die  von  Karoline  Michaelis,  Komaniscfc-^^ 
Wortschöpfung  17  f.  dafür  angeführten  beispiele  nicht  b^  ^' 
weisend,  da  nach  Grammont  im  Eomanischen  überhaupt  häu^^3? 
vortonige  anfangssilben  wegfallen,  ein  Vorgang,  den  man  wah...^»^'' 


i 


Das  itarke  pTfitentom  des  G«Tmaiiisebeii, 


185 


ffclteiiilicli  als  wortkürzang  aufenfassen  hat.  Indess  giebt  hier 
C.  Michaelis  gerade  fiir  den  wegfall  bei  gleichen  silbeii anlauten 
Bo  zahlreiche  beispiele,  dass  sich  wenigstens  an  einer  mit- 
Wirkung  eines  haplologischen  triebes  auch  für  diese  fälle  kaum 
zweifeln  läast.  Eine  wirkliche  Iiaplologie  liegt  dagegen  höchst- 
^'ahrscheinlieh  in  dem  von  0.  Michaelis  mit  frz.  courge  aus 
at  eiicurbita  verglichenen  ai.  earbhata  (aus  ""cacarbhata  ?)  vor, 
iJanz  sichere  beispiele  fiir  eine  solche  sind  aber  ngr,  SdanfiU^ 
ttis  agr.  ^iSatj^aXog  und  ugr,  tidfn  auf  Naxos,  Cypern  und 
rhasos  aus  atjodpxi  (Hatzidakis,  KZ,  33,  119)*  Sicher  ist  aber 
Lüch  agr,  fii^tiv  aus  ßiopfivpftv  -  lal  murmumre^  ahd.  mut- 
murön  auf  haplologisehem  wage  entstanden.  Höchst  wahrscheinlich 
^t  auch  agr,  ^m*vi  aus  "^(.invf^vvi  (so  Leo  Meyer,  VgL  Gr*  1, 
it37,  der  nur  *^ofo-ofv5  ansetzt)  hierhin  zu  stellen;  ein©  Zu- 
sammensetzung mit  üfi-  fiir  aipt-  zu  &Iq,  wie  sie  de  Saussure 
m.  a.  hier  annehmen,  kommt  doch  sonst  nicht  vor,  während 
M»lche  mit  /loi^o;  überaus  zahlreich  sind. 
■  Den  besten  beweis  dafür,  dass  auch  anlautende  sUben 
Ki  der  haplologie  betroffen  werden  können,  bildet  die  that- 
Sache,  dass  sich  beim  fortfall  solcher  vor  gleichem  silbenanlaut 
Blea  solche  eigentümlichkeiten  wie  bei  dem  von  inlautenden 
Silben  iu  gleicher  Stellung  finden.  So  bilden  parallelen  zu 
dem  seltenen  falle,  dass  wie  in  ai,  manak  aus  mananäk  der 
Vokal  der  vorderen  von  der  haplologie  betroffenen  nicht  an- 
lautenden sübe  den  sieg  davonträgt  (Brugraann,  Grundr.  I*, 
^858)  j  für  den  wortanlant  ugr.  kypr*  xatv/n  ^^^  aus  na^ii 
H|^  iTOü,  ngr.  kret  ^^irmlkaytat^fja  ans  *%i-KaTaXXufiul^(j}  (Hatzi- 
*iÄfs  a*  a.  0*)*  Auch  beispiele  dafür,  dass  die  haplologie  zwei 
iillkht  benachbarte  sUben  triflft  wie  in  ugr.  kephallenisch  7?«^«- 
fft^uiv€tai  aas  napa^ivü  -\-  q^aivttai  (Hatzldakis  a.  a.  0.)  finden 
^  auch  da,  wo  die  erste  der  betreffenden  sUben  im  Wort- 
en fang  steht  wie  in  ngr.  ^mapti  aus  ftdaa  -j'  ^'^P*«  (Hatzi* 
*ltüds  a*  a.  o.),  jixkivt  aus  xat axktv£  (Hatzidakis  120),  ngr. 
Äoffjfdg  ^kuhhirt"  aus  ßooßotfxog  (G.  Meyer,  Griech.  Gr.*  §  302). 
Dass  anfangssüben  der  haplologie  unterliegen  können, 
^igt  sich  endlich  auch  darin,  dass  sich  solche  Verluste  hier 
&^itade  in  den  seltenen  fallen,  in  denen  drei  einander  folgende 
^üben  mit  dem  gleichen  konsouanten  anlauten,  nachweisen 
^*sseß,  weil  sie  hier  natürlich  besonders  begünstigt  war.  So 
a^.  Ta0t tifii^ior  aus  *T§iafT fipii^tov.    Iu  einer  haplologie 


286 


Eiehard  Lotwe, 


*TSTpa7if^aj    woraus    berei^ 
form    hergeleitet    hat:   *^* 


bei  drei  einander  folgenden  gleichen  sUbenanlauten  hat  mm 
oftenhar  auch  den  grund  dafür  zu  suchen,  dass  im  Ai.  die 
schon  mit  präsensreduplikation  gebildeten  verba  im  perfektum 
öfters  keine  reduplikation  davon  mehr  aufweisen  (vgL  vivtä-m 
zu  vi-vak-ti  und  andere  beispiele  bei  Brugmann,  Gnindr.  2, 
s.  121H). 

Durch  haplologie  schwinden,  wie  es  scheint,  wie  im  wort- 
iimereu  so  auch  im  wortanfang  nur  nichtbaupttonige  gäben. 
Wenn  attisch  beim  komiker  Amphis  taQ<jov  für  j^TTa^m  er- 
scheint,  so  wird  das  gewiss  nicht  mehr  auJ"  indogermanische 
staramabstufung  zurückgehen,  die  doch  sonst  bei  diesem  worte 
wie  überhaupt  meist  im  paradigma  ausgeglichen  worden  war» 
sondern  im  gegensatze  zu  stetem  T^Vr^^jf^-,  zitTugot,  tixtagui^ 
auf  haplologischem  Schwunde  der  unbetonten  anfangssilbe  be- 
ruhen, die  freilich  auch  im   genetiv  nach  diesen  formen  bai^^ 
wiederhergestellt  wurde.    Auch   TQanet,a  erklärt  sich  am  d^' 
fachsten    durch    haplologie    aus 
Curtius,    Griech,   Etym.-*  488    die 

T^aiTf^a  eben  nicht  mehr  „vierfuss*^,  sondern  ^ tisch**  bedeutet>^' 
konnte  es  sich  im  gegensatze  zu  *r^axj^j  *jgaxv)(Xo;  us^^^- 
die  an  TdTtxQxog  neu  angelehnt  wurden,  erhalten  (in  Tafirr^ßloi^^^ 
aus  *tft(£üj^fi6iHnv  ist  dann  wegen  des  dreifachen  aulauts 
erneute  haplologie  eingetreten;  in  dem  im  paradigma  stehet* 
den  tnagTfj  ist  auch  hier  die  erste  silbe  wiederbergestel 
worden).  Ebenso  ist  homen  rgv^aUta  „heim"  wahrscheinlii 
mit  Fick,  Bezz.  Beitr*  I,  64  aus  *Tfw(jv-tp<iXftu  zu  eiklMi 
wenn  es  daneben  bei  Homer  rfT^aqui^po^  und  t£t ^i^uL 
„mit  vier  schienen  versehen*^  (als  bei  wort  der  xwi^,  d 
helnis)  heisst,  so  hat  man  hier  den  gleichen  gegensatz 
zwischen  rgum^u  und  TitQinfdo;.  Auch  nhd.  [alter  aus  m. 
ftfalter  wird  hierhin  zu  stellen  sein.  Die  gewöhnliche 
nähme,  dass  f\f alter  einfach  durch  anlehnung  an  faltmi  :r 
(alter  geworden  sei,  hat  wenig  wahi-seheinlichkeit,  da  soi 
bei  volksetymologischen  unideutungen  der  unverstandene 
standteil  nicht  ganz  weggelassen ,  sondern  nur  verständlip^  ^^^ 
gemaeht  wird,  wie  das  auch  in  bair.  fmirfaUer,  beifaltm-^^^ 
weifalter,  Bwifalter^  pfeiffalter  neben  lautgeset^licbem  feifalBf-^^ 
(Schmeller,  Bair.  Wb.  1,  716)  geschehen  ist  Dagegen  hat 
Verlegung  des  haupttons  von  der  anfangssilbe  auf  eine  schw( 
mittelsilbe  parallelen  in  nhd.  lebendig,  foreüe,  hornisse,  schlan 


— li 


le 
id. 


Difl  «t&rke  präteiitum  des  Germanifichen. 


28t 


nd  besonders  in  den  mit  ßfalter  lautäholichen  holünder  und 
uchhoJder:  doch  kann  bei  der  ton  Verlegung  auch  der  um- 
and  mitgespielt  haben,  dass  in  fif alter  der  erste  teil  un- 
^rständüch»  der  zweite  durch  aulehnung  an  falten  ver- 
ändiich  schieu. 

Man  wird  daher  auch  zur  erklärung  des  Verlustes  von 
tdaplikatioussüheQ  in  erster  ünie  die  haplologie  heranziehen 
üssen.  Es  ist  sogar  leicht  möglich,  dass  viele  formen,  die 
ch  nur  reduplitationslos  rekonstruieren  lassen,  einmal  redu- 
likatioo  besessenj  diese  aber  durch  haplologie  verloren  haben.^) 
ei  idg.  *mida  kann  indess  kein  zweifei  bestehen,  dass  es 
af  ein  *ueuöida  zurückgeht 

Allerdings  wird  *ueuoida  nicht  die  einzige  idg,  perfekt- 
irai  gewesen  sein,  die  von  der  haplologie  betroffen  wurde: 
och  werden  die  übrigen  formen  dieser  ait  nach  dem  muster 
erer  mit  erhaltener  redupükation  diese  wieder  angenommen 
aben.  Wenn  "^uoida  sich  dieser  analogiebüdnng  durchaus 
nimgen  bat,  so  hat  das  offenbar  daran  gelegen,  dass  es 
ereita  idg,  zu  einem  sekundären  perfektpräseus,  d,  h.  reinen 
T&sens  mit  veränderter  bedeutung  des  wurzelhaften  bestand- 
aili  geworden  war:  denn,  was  jemand  weiss,  brancht  der- 
elbe  nicht  immer  gesehen,  sondern  kann  es  auch  durch  jeden 
diebigen  anderen  sinn  wahrgenommen,  ja  auch  durch  hören- 
agen  erfahren  haben.  Auch  wenn  man  von  einer  anderen 
nffassung  über  den  reduplikationsverlnst  in  *ueuoidaj  z.  b. 
OD  deijenigen  Hirts,  ausgeht,  wird  man  doch  den  gruiid  fiu' 
lie  abweichende  richtung  in  der  ausgleichung  bei  diesem 
forte  daiin  sehen  müssen,  dass  es  im  gegensatze  zu  den 
»eriekten  mit  wirklicher  perfektbedeutung  und  den  primären 
i^ektprasentien ,  die  beide  prä^entia  mit  gleicher  bedeutung 
kr  Wurzel  neben  sich  hatten ,  seihst  als  ein  reines  präsens 
anpfunden  wurde  und  deshalb  gerade  das  hauptkennzeichen 
1«!  Perfekts  nicht  wieder  erhielt.    So  bestätigt   gerade   das 


']  Ilflplologischcr  seh  wund  künttte  auch  V]elfac|i  bei  kompoBitiE  mit  tin^ 
wntpm  einsübjc^en  ersten  beßtandteil  statt^eftinden  haben;  solche  vor^aijf*'e 
^ioiieti  iich  aber  erst  recht  kaam  bemerkbar ,  da  man  sieli  leicht  Jer 
^^iichao};  hingeben  kaim ,  als  habe  sich  die  durch  den  ersten  begtandtcil 
tiemr^^tiifene  bedenton^modilikatioa  des  zweiten  aas  diesem  allein  ent- 
^«It.  Ohne  dass  ich  hh  jetzt  bierfür  beispiele  anzuitlbren  vonnagf  mOchte 
^^  doch  eimnal  die  aufmerksamkeit  auf  soldio  mOgiichkeiton  hijüeakea. 


288 

reduplikationslose  "^uoidUf  dass  eben  die  reduplikation  für  das 
Sprachgefühl  der  lüdogermaneü  selbst  das  wichtigste  kenn^ 
sseicheii  des  perfektums  war* 

Wo  das  Ai,  und  das  Griechische  —  vom  ai.  typM  scdim 
abgesehen  —  vereinzelt  reduplikationslose  perfektlomieQ  auf- 
weisen, werden  dieselben  durchweg  erst  durch  eiuzelspracldiche 
haplologfen  entstanden  sein*  Auf  eine  solche  erst  im  Grie- 
chischen selbst  deutet  so  wahrscheinlich  das  nebeneinandar 
von  homer,  did^njui  und  Si/uTat  aus  *dfJf'/«rö(  und  diy^ff^ 
aus  flifdByfifpnQj  wo  Schwund  und  erhaltung  der  ^edüpIikatiOB^ 
Silbe  sich  nach  dem  griechischen  verbalbetonungsgesetze,  nicht 
nach  der  idg.  be tonung  regeln.  In  formeu  wie  griech.  ki- 
Tiviftai  freilich  können^  wenn  diese  annähme  richtig  ist,  nur 
analogiebildungen  nach  solchen  wie  ^imifvyfjtivog  aus  i^tnxfi^ 
fthng  enthalten  sein.  In  dem  Et.  Magn.  458,  40  bezeugteEt 
der  bauemsprache  angehörigen  d^vfif^t&yn;  (Curtius,  Verbura'  t 
164),  dagegen  liegt  wohl  kaum  schon  eine  analoglebildnng  flach 
anderen  verben  vor,  sondern  es  wird  hier  entweder  die  bapl^ 
logie  noch  vor  eintritt  der  hauchdissimOation  gewirkt  babeü 
oder  ti  vor  einer  mit  &  beginnenden  sübe  weggefallen  Ä 
weil  &  nichts  anderes  als  t  +  A  war.  Im  allgemeinen  sifld 
indess  die  auf  diese  weise  in  altgriechischer  zeit  entstandeneu 
formen  wieder  der  ausgleichuug  zu  gunaten  derer  mit  reda- 
pUkation ,  die  immer  noch  als  das  hauptcharakteristikum  i^ 
perfekts  empfanden  wurde,  erlegen.  Nur  ionisch  und  lesbiscli 
ist  oixa  nach  niKa^ut-p  aus  "^fnixüLfifv  (aus  /f/QixafA^v)  gegmüb%T 
attisch  suiaa  (aus  /d/omn)  durchgedrungen/)  da  die^  perfektttm 
gerade  wie  schon  idg.  *uoida  nicht  mehr  als  perfektum  grefeti- 
über  anderen  formen  desselben  verbalstamnis  empfunden 
werden  konnte,*) 


^)  Die  übereiDsttmmung  zwischen  lotUEch  und  Leebisch  Im  gegeüs**^ 
tu  dem  mit  dem  lonisi^hen  rerwandten  Attischen  erklirt  dch  hier  iOi  ^^^ 
nacbba rathalt  der  beiden  ereteren  di&Iokte. 

^)  J^cheinbar  umgelrebrt  wie  idg.  *^inda  und  lon.'lesb.  ohtt  hit  gfi«clL 
ütxiii/jrti  „ich  b«?sitzö".  4*^  ^^^^  darcb  die  nnumsehriebene  bildung  teii^** 
konjünktivä  und  Optativs  anf  das  doutlicliBtc  als  perfekt prtseü&  dokuiaenä*rt 
und  zwar  ein  sekundäres  perfektpräsens  ist,  zv,  gunsten  der  redapüksiiö^ 
ansgeglichen.  Doch  wurde  das  durch  dissimilationsschwund  dea  anlftoteDd* 
kousonaiit«n  an  steUe  der  perfekt rednpUkation  g^retene  #,  das  in  1^ 
media  blieb,  ao  gut  wrie  diese  als  perfcktkcnnzeieben  empfanden.  ^^^' 
Bcheiulich  war  der  digäimilatiun^chwijnd  bei  den  mit  xr  aulautenden  vM^ 


Das  «tftHre  präerittim  des  Gennaniscbeii. 


289 


Auch  im  Italischen  sind  vielleicht  haplologische  Verluste* 
TOD  redapHkationssilheti  für  einzelne  perfekta  anzunehmen. 
So  braucht  x,  b*  ttdi  fiir  älteres  tetidi  nicht  notwendig  nach  contuli 
(Sommer,  Lat.  Laut-  und  Formenlehre  s.  595),  sondern  könnte 
Ättch  nach  tulwti  aus  tetulisti^  das  durch  haplologie  nach  ein- 
tritt des  dreisilbengesetzes  entstanden  sein  kann,  geschaffen 
worden  sein.  Auch  umbr.  fakust  neben  osk.  fefaettst  ist  viel- 
leicht nach  fakurent  ans  einem  *fefäkurent  (wenn  so  betont) 
gebildet  worden, 

B,  Der  typns  ai*  E^ima,  lat.  sedimiis,  got.  s^tum. 

Eine    besondere    Stellung    unter    den    reduplikationslosen 
Jflrmen  nimmt  der  durch  ai.  sHinui,  lat*  sedimm,  got.  s&tmn 
ref»rasentierte  typus  ein.  Da  die  reduplikationslosen  formen  mit 
*  ab  ablaut  für  idg.  e  im   Ai,  wie  im  Germ,  an  stelle  zu  er- 
wartender  reduplizierter  schwundstufiger   formen   stehen»   so 
tonnen  sie  trotz  der  scheinbaren  Verschiedenheit  ihres  vokals 
Glicht  von  einander  getrennt  werden.    Und  zwar  können  die- 
s^ben,  da  die  reduplikation  hier  verloren  ist.   die  Schwund- 
stufe aber  gedehnt,  nur  anf  irgend  einer  Verschmelzung  der 
^'edaplikationssilbe   und  schwundstuflgen  Wurzelsilbe  beruhen. 
Will  man  bestimmen,  in  welcher  weise  diese  Verschmelzung 
^m  sich   gegangen    ist»   so   wird    man   eben  vor  allem   den 
Unterschied  im   vokal  des  Äi.  und  der  centum-sprachen  auf- 
IclÄreo   müssen.     Dieser  unterschied  aber  wird  dadurch  nicht 
Viar,  dass  man  völligen  Schwund  zuerst  des  wnrzel vokals  und 
dann   des    anlautenden   wurzelkonsonanten   und   zum   ersatze 
**m weder  für  den  einen  oder  für  den  anderen  dehnung  des 
r^dttplikations  vokals  annimmt.    Zudem  lässt  sich  der  seh  wund 
^€3  konsonanten  auf  diesem   wege  lautgesetzlich  nicht  recht- 
fertigen; speziell  hätte  auch  die  lantgruppe  bA^  die  hier  bei 
ä«r  aber  drei  idg.  Sprachgebiete  verbreiteten  und  sicher  mit 
muster  abgebenden  form  der  wui-zel  sed  entstanden  wäre, 


»di  hinjfiger  eingetreten  als  unterblieben  (vieUeicht  urspranglich  von  be- 
i^mu^arhältiüäseu  nbbän^g');  ibnUch  wie  bei  änderen  mit  zwei  ger&usch- 
latrtiD  bftgTiincnclen.  Deshalb  wird  dann  bei  der  grossen  menge  der  ptrfekt» 
^t  ^fw^hnliche  form  dnrch^dnmi^n  sein ,  ant*  dem  difierenzierongstriebe 
it>er  beiiD  perfelctpräsens  die  geitenere  (doch  auch  hier  daneben  noch  «Vrj^^af): 
l*äeii£^  zeigt  fi€k  anch  hier  wie  bei  *y^ida  and  oixa  eine  formelle  difTeren- 
'NOBg  E wischen  perfektnm  nnd  sekundärem  perfektprtaens. 


290 


llichard  Loawe, 


t 


nach  aus  weis  z.  b.  von  gr,  o^h^  goU  asts^  arm,  ast  sowie  ¥oa 
lil  Vt2dmj  ahd.,  ags.  /^e^f  und  besonders  von  dem  zu  dem- 
selben peifekttini  gehörigen  abaktr,  optatiy  haMyat  erhalt^ii 
bleiben  inüssen. 

Dagegen  lösen  sich  die  ftchwierigkeiten,  wenn  maa  statt 
eines  *i>'e-id-me  ein  ^se-s^d-me  zw  gvimde  legt;  gerade  zwischeu 
2wei  geräuscblanten  läi^st  sieb  ja  am  ehesten  blosse  Tokai- 
reduktion  anstatt  vollständigen  vokalschw^undes  annehmen. 
Die  idg,  typen  se-^d  und  se-sjd  sind  dabei  ursprünglich  wahr- 
scbeiulicb  dadiircli  geschieden  gewesen,  dass  ersterer  m 
vokalen  (also  besonders  im  Optativ),  letzterer  vor  konsouanten 
statthatte.  Aus  einem  *se-s&d-me  aber  konnte  dnrch  disBi- 
nülation  des  zweiten  s  gegen  das  erste  se-ad^me  entstehen: 
beispiele  Mr  den  verlast  eines  silbenanlautenden  vor  vokat 
stehenden  konsonanten  durch  dissimtlaiion  gegen  eben  sokben 
konsonanten  einer  nachbai-silbe  kommen  ötlei's  vor^  wie  gr. 
dy^o/^ft  aus  äj'^j'ö/ftj  kypr,  dndX^xa  y^dndy^toya^  (Hesych)  acs 
aTtoki'Afixfi t  arm,  orkor  ^kehle"  aus  *korkor  neben  ko-krd 
(Meillet,  M6ra*  de  la  soc.  de  ling.  8,  160),  neubulg.  agtm-tü 
„die  lammer**  aus  abulg,  agn(ita  ta  (Miklosich,  VgL  Gr  IH*, 
180),  lat,  Cereälis  aus  ^Cef-eraUs  (Osthotf,  PBB.  8,  550),  ngr- 
(auf  Amorgos)  laifre  aus  kakffrs  (Hat^idakiSj  KZ,  3S,  121) 
zeigen ;  den  scbwund  eines  von  drei  solchen  konsonanten  weist 
gr.  UU^^ai  ans  ^XtAiXiifiui  aul  In  den  drei  letzten  ffiUea 
bandelt  es  sich  wie  in  unserem  um  den  verlast  des  letjtefl 
der  gleichen  konsonanten.  Dass  ein  solcher  lantwandel  au 
und  für  sich  überhaupt  keineswegs  so  fern  liegt,  xeigt  Ü^^ 
thatsache,  dass  er  auch  bei  nicht  benachbarten  silben  wie  in 
gr*  xvXtvvxioy  „becherschrank''  aus  *jivlixov/iüv  vorkonuD^ 
(Bnigmann,  Griech,  Gn^  §  125). 

Dass  dieser  dissimilatoriscbe  Schwund  im  allgeraeineD 
leichter  in  nichthaupttonigen  als  in  baupttonigen  süben  ein- 
tritt, lehren  altirisdie  peifekt-  und  futurforuien,  deren  redii- 
plikationskonsonant  im  simplex  nach  ro  erhalten  bleibt,  bei 
weiterem  vortritt  einer  präpositiou  aber  schwindet:  dabei 
z.  bp  ro  fienascj  aber  arob-roinasc  (Rieh*  Schmidt,  L  F.  1,  43  f-^ 
So  kann  auch  in  *se-sBd'mS  das  zweite  $  geschwunden,  in 
*se-s6d-a  aber  gewahrt  worden  sein.  In  ^se^dme  aber  masste 
sich  arisch  das  a  regelrecht  zu  i  entwickeln,  während  ßr 
die  centum-sprachen  die  kontraktion  des  nebentonigen  e  ^ 


Das  starke  präteritom  des  Gerrnftnificheii, 


291 


im  unbetonten  ^  (das  aUein  a  ergab)  zu  e  am  nächsten 

lag;  also   ai.  s&dima  gegenüber   got.  setum  nnd  lat,  sMimm. 

Da  bei  wurzeln^  die  aus  geräuschlaut  +  e  -j-  geräusch- 

laut  bestehen,   neben  dem  durch  ai-  sEdimäj  petimä  und  dem 

durch  ai.  paptimä  repräsentierten   typus  ein   idg*  typus   *pe- 

p&^me  nicht  mehr  nachzuweisen  ist,  so  scheint  der  dissiraUations- 
Schwund  hier  allgemein  gewesen  zu  sein.  Man  wird  demnach 
daa  idg,  dissimilationsgesetz  vielleicht  folgeiidermassen  formu- 
lieren dürfen:  „folgte  auf  einen  anlautenden  geräuschlaat  + 
nebentonigem  e  derselbe  geräuschlaut  +  unbetontem  ^,  so  fiel 
der  geräuschlaut  an  zweiter  stelle  aus,"  Sehr  fragheh  ist, 
f3b  dem  gleichen  dissimüationsschwunde  unter  umständen  auch 
ein  Sonorlaut  unterliegen  konnte,  weil  dann  vorausgesetzt 
werden  müsste,  dass  sich  ^  hier  auch  nach  einem  Sonorlaute 
Yor  einem  geräuschlaute  erhalten  hätte:  got.  tMimn  (wozu 
Mch   da,s   air.  medium   ro  midar)  ginge  dann  Über  "^mBd-me^ 

^me-od-mt  auf  ^me-mad-nit  zuiück.   Doch  liegt  hier  viel  wahr- 

^heinlicher  eine  analogiebildung  vor,  wie  denn  der  weite  be* 
reich  des  typus  *sed-mv  hauptsächlich  durch  analogiebildungen 
m  erklären  sein  wird,  die  ächon  im  Idg.  begonnen  haben. 
Wir  werden  diese  ausbreitung  hier  nur  für  das  Germanische 

jieiter  verfolgen. 

B     III.  Dar  Verlust  der  perfektredupükation  im 
^K  4  Germanischen. 

^^^1.  Die  perfekta  mit  präteritalbedeutung, 

^^V  Ä,  Allgemeines. 

V  Die  erste  grössere  Veränderung  des  germanischen  per- 
fektums  ist  wahrschemlich  die  aosdehnung  des  idg.  typus 
^ed-mS  auf  alle  bis  dahin  reduplizierenden  und  zugleich 
^kshwundstufigen  formen  aller  auf  einfachen  konsonanteu  aus- 
gehenden verba  der  e-reihe  gewesen.  Der  parallelismus, 
Welcher  zwischen  ^'sHimie  und  ^siesit^ume^  *hebtidunie  usw, 
beatand,  führte  wahrschemlich  oft  da^u,  neben  *stesti^ipf 
bebudtp  usw.  auch  ein  *setip  zu  schafien,  so  dass  der  durch 
ai*  paptimä  repräsentierte  typus  im  Germ,  überhaupt  ver- 
schwand. Aber  ausser  der  internen  analogiebildung  tiat  auch 
eine  externe  ein.  Auf  einer  analogiebildung  bendit  es  natür* 
lieh,  wenn  unter  den  auf  einfachen  konsonanteu  schliessenden 


L 


19* 


292 


Ekb&rd  Loewc, 


yerben    aacli    alle    zweikonsonantisch    aülautcnden    wie 
imrikan    den    typus   satum    teilen.     Aber    auch    forineti    dii 
typus,  die  mit  Sonorlaut  beginüen  wie  got.  fwatnm,  sind  eher? 

HDalogisch  füs  lautgesetzlich  aut^sufassen  (vgl,  s,  291).  Sieben 
ist  dies  für  wurzeln ,  die  auf  Sonorlaut  endigen,  der  Merj: 
sonantisch  werden  und  danüt  die  beibehaltung  eines  0  vofi 
sich  überflüssig  machen  konnte:  lautgeset^Iicbe  bildungen  sinffi 
hier  gr.  fu^ainey  =  got*  mnnwn,  femer  gr.  yiya^uVf  nftf^Mraij^ 
^iiaQ^tai  U.  a>  I 

Wenn  auch  die  ausbreitung  des  typus  s&tum  für  einzebiq 
formen  bereits  in  die  idg.  zeit,    für   andere,    wie  durch  lal 
vBnimus  =  got.  q^num  sehr  wahrscheinlich   wird,   wenigste] 
noch  in  die  zeit  der  berühruog  des  Italischen  mit  dem  öei 
manischen  fällt,   so  ist  doch  eine  aualogiewirkung  im  grossei 
massstabe   hier  erst  im  Germauischen  erfolgt.     Dass  hier  di 
ausnahmslos  wirkende   an  a  1 0 g i  e g e s e  t ss    des   Germatiisehei 
bei  keinem  einzigen  auf  doppelkonsonanz  schliessenden  verbui 
durchgeführt  wurde^   ist   eins  der  besten  beispiele  dafür,  wilj 
auch  die  analogiebildung  durch  lautliche  faktoren  in  bestimmtd 
grenzen  gebannt  werden   kann.     Die  ausdehnung  auf  doppel 
konsonantisch  schliessende  wurzeln  ist  deshalb  unt^rbliebei 
um  die  entstehung  überlanger  sUben  zu    vermeiden;    es  hal 
also  derselbe  trieb,  der  sonst  häufig  positiv  zur  lautgesetzliche] 
kürzung  langer   vokale    vor    doppelkonsonanten   geführt  hal 
hier  negativ  die  analogiegesetzliche  durchführ ung  erst-erer  laui 
in  gleicher  steUung  verhindert*    Da  das  analogiegesetz  aucl 
got.  smhan  getroffen  hat,  so  liefert  es  auch  den  beweis  daltii 
dass  zur  zeit  seiner  ausbreitung  entweder  h  oder  das   noi 
unverschobene  t'  noch  ein  emfacher  laut  war;  für  die  ai 
spräche  des  Iv  im  G-otischen   besagt  dieser  umstand  allei 
dings  nichts. 

Wahrscheinlich  erst  nach  vollständiger  durchführung  d 
besprochenen  analogiegesetzes  ist  bei  den  meisten  gerra*  pedl 
fekten  die  reduplikationssilbe  verloren  gegangen,  Gleichwofl 
kann  dieser  verhist  unmöglich  von  dem  für  das  sprachgefü^ 
allerdings  reduptikationslosen  typus  setum  herrühren*  DecSJ 
nach  pluralformen  mit  e?  in  der  Wurzelsilbe  hätten  siugnls 
formen  auch  nur  mit  dem  gleichen  vokal  gebildet  werd- 
können,  und  zwar  hätte  das  um  so  eher  geschehen  müssä 
als  in  urg.  ^Ma^  *etume  bereits  ein   hUufiges  perfektum 


Das  itftrke  prätentam  des  Gennani stehen. 


293 


zugleich  singularischeiD   und  pUiralischem   e  vorlag:  ist  docli 
auch   lateinisch    nach    edimusj   ädl  zu  sedimtis  ein  ssdi  usw* 
gebildet,  worden.    Aber  selbst  wenn  urg.  '^setume  ein  *sesäta 
All  *säla  hätte  umgestalten  können ,    so  wäre  doch  auch  die 
Übertragung  des  reduplikationsverlastes  auf  die  perfekta  der 
fibrigen  reihen  nur  auf  umwegen  möglich  gewesen   (?gL  Holz, 
TJrg.  geschlossenes  e  21  t).    Die  annähme  Bethges  in  Dieteis 
Xaut-   und  Fonnenlehre  s.  360  n*  376,  dass  das  pait,  perf* 
^t.,  dessen  altnordische  reste  auch  bei  den  sonst  germ.  redu- 
plizierenden präteriten  keine  spur  der  reduplikation  aufweisen, 
"von  jeher   diese   nicht  gehabt   und    daher    bei    den    meisten 
"werben  auch  zur  beseitigung  derselben  in  den  übrigen  perfekt- 
formen  beigetragen  habe,  scheitert,  um  von  dem  s.  269  geltend 
gemachten  gründe   abzusehen,   an  dem  isolierten  got.  b^rusjö^, 
das  die   vokalstufe  von  bauranSf  nicht  die  von  bertim^  b&rjmi 
5Edgen    müsste,    wenn    das   part,    perf,    akt.    reduplikationslos 
gewesen   wäre.     Unstatthaft   würde   hingegen   auch    eine   be- 
xirfnng  auf  anorw.  fnü-nomse  sein,  das  nach  Noreen,  L  F.  IV, 
32ö  sein  o  erst  von  nomenn  erhalten  hat.   Auch  aisL  of-gangse^ 
cpkT'stadset  aschwed,  dogse  und  vielleicht  auch  aschwed.  gmngse 
sind  nach  Noreen   324  t  an  andere  verbalformen  angelehnt: 
unter  solchen  umständen  ist  aber  das  gleiche  auch  bei  aisl. 
heuBy  Iiahcj  äleikze  gewiss  nicht  unwahrscheinlich  (doch  ist 
ßr  diese  auch  noch  eine  andere  erklärung  möglich,  w^oriiber 
Leiter  unten).     Bei  den  wenigen   anderen  Substantiven  aber^ 
die  teils    wahrscheinlich,    teils    möglicherweise    nach    Noreen 
hierhin  gehören,  kann,   soweit  sie   mrklich  hierher  zu  stellen 
^nd,  eine  haplologie  gewirkt  haben»  oder  aber  dieselben  können 
^reits  im  Idg.  zu   Substantiven  geworden  sein,  als  sich  das 
mnizip    auf   -ye;?    noch    nicht    fest    an    das    perfektum    an* 
9säilüssen  hatte  und  daher  noch  keine  reduplikation  besass; 
^afürhch  kann  auch  für  irgend  ein  wort  die  erstere»  für  ein 
Eitleres  die  letztere  möglichkeit  zutreffen* 

Auch  aus  einem  schwnnde  des  vortonigen  e  lässt  sich 
<äer  verluM  der  reduplikationssilbe  nicht  erklären,  da  vor- 
eilige »üben  im  Urgerm.  sonst  überall  gewahrt  bleiben*  Man 
ist  hier  eben  deshalb  noch  nicht  auf  die  richtige  spur  ge- 
lommen^  weil  sich  bei  reduplikationsbildungen  sonst  nicht  so 
I  Miifig  vorkommende  lautfolgen  einstellen^  die  deshalb  auch 
B      •eilener  wirkenden  gesetzen  unterliegen  können.  Hierhin  gehört 


294 


Bieh&rd  Loewef 


aber  vor  allem  die  hier  schon  mehrfach  zur  erklärung 
redupUkationsverlustes  in  einzelformen  herangezogene  haplologie. 
Die  haplologie  komoit  nämlich  nicht  nur  bei  eiozelneD 
Wörtern,  sondern  auch  bei  ganzen  formenkategorien  von  Ein 
beispiel  dafür  bietet,  wie  bereits  Angermano,  Die  ErscheinuiigeD 
der  Dissimilation  im  Grieehischenj  Programm  v*  St  Afra  1873, 
s.  6  erkannt  hat,  der  verlast  der  reduplikationssilbe  des  aen- 
griech*  part*  perf.  pass.  (z.  b,  in  ßaftfthvü^^  ypufifiivogy  k^v^- 
fjtivogt  küvüfiipog,  ftu&fjftidpfig).  Nach  Hatzidakis^  Einleitung  in 
die  Nengr.  Gr,  75  ist  schon  das  Byzantinische  vor  dem 
10*  jahrh.  „voll  von  derartigen  formen"^  die  ^ich  oftenbar  aas 
der  Volkssprache  in  die  Schriftsprache  eingeschlichen  habett. 
Aber  derselbe  gelehrte  ist  im  nnrecht,  wenn  er  abweichend 
von  Angermann  diese  fortlassung  einer  ausgleichung  zuschreiblr 
durch  welche  der  stamm  des  präsens  und  futurnms  auch  m 
das  perfektum  gedrungen  wäre,  und  damit  den  verlast  der 
reduplikation  dem  teilweisen  des  augments  gleichsetzt.  Den» 
es  fehlt  bei  der  reduplikation  in  der  ganzen  raittelgriecMscheB 
zeit  ganz  die  umgekehrte,  beim  augment  damals  schon  sehr 
hänfige  erscheinung,  dass  sie  auch  in  das  präsens  und  fiitnniiD 
sowie  in  die  verschiedenen  modi  der  präterita  eindrii^ 
(Hatzidakis  63  ff,).  Das  augment  wurde  höchstwahrscheinlicli 
zunächst  vom  Indikativ  des  aorists  auch  auf  dessen  übrife 
modi  übertragen  und  dann  das  nebeneinander  augmentierter 
und  angmentloser  fonnen  weiter  ausgedehnt.  Beim  perfektum, 
dessen  modi  gleichmässig  sämmtlich  entweder  reduplikatioD 
oder  einen  ersatz  dafür  hatten,  lag  kein  solcher  anlass  vor, 
und  seine  teilnähme  an  dieser  ausgleichung  hätte  auch  nur 
erst  auf  dem  Umwege  zustande  kommen  können,  dass  zuerst 
bei  den  verben,  die  f  anstatt  der  reduplikation  setzt en^  dies 
auch  im  perfektum  weggebliehen  wäre  und  dann  erst  nebeE 
den  formen  mit  wirklicher  reduplikation  auch  solche  ohne 
diese  gebildet  worden  wären.  Die  zahl  derjenigen  vokaÜscli 
anlautenden  verba  aberj  bei  denen  anlautender  präsensvokal 
und  perfektvokal  mittelgriechisch  lautgesetzlich  zusammeu- 
fielen,  war  viel  zu  gering^  als  dass  sie  die  grosse  masse  der 
übrigen  verba  nach  sich  ziehen  konnte.  Es  bleibt  daher  ftr 
den  Verlust  der  reduplikation  im  part.  perf.  pass.  des  Mitt«l* 
griechischen  nur  die  erklärung,  dass  hier  eine  die  ^an^e 
formenkategorie  treffende  haplologie  stattgefunden  hat.    Er§t 


TH%  stirke  prStentttm  des  GernianjBelien, 


295 


oftch  den  auf  diese  weise  verkui'ztaii  formen  sind  auch  kürzere 
fmmen  fiir  solche  mit  i^  eingetreten,  ebenso  da  wo  wie  in 
wr fSaßifikPnQ  reduplikations-  und  Wurzelsilbe  mit  verschiedenen 
konsonanten  anlauteten.  Man  kann  das  lautgesetz  dahin  for- 
lainlieren,  dass,  wo  ein  woit  mit  konsonant  +  nichthaupttonigem 
^  anlautete,  dem  unmittelbar  der  gleiche  konsonant  als  anlaut 
^iner  zweiten  nichthaupttonigen  silbe  folgte,  die  erste  Silbe 
"^egfieL  Weitere  stützen  fiir  dies  lautgesetz  vermag  ich  freilich 
lüicht  anzuführen,  aber  auch  keine  Wörter,  die  dagegen  sprächen. 
^Aber  selbst  wenn  noch  wortformen  unzweifelhaft  volkstümlichen 
'«rBprungs  gefunden  werden  sollten,  die  dem  lantgesetze  wider- 
ssprächen*  so  würde  dies  damit  keineswegs  gestürzt  sein,  da 
neben  haplologisch  entstandenen  formen  nuch  die  älteren  noch 
^ine  zeit  lang  fortzubestehen  pflegen,  wobei  man  es  mit  dem 
mitebenein  ander  von  lento-  und  allegroforraen  zu  thun  hat 
<3rugmann,  Grundr.  P,  s,  859).  Es  brauchen  dann  beim  aua- 
2™:leich  die  allegro formen  nur  bei  einer  bestimmten  Wortklasse 
^mBgt  zu  haben. 

Durch  eine  solche  die  ganze  formenkategorie  treffende 
baplobgie  ist  offenbar  auch  der  verlast  der  reduplikation  im 
Ijart.  perf.  des  Baltoslawischen  (abulg.  ^rttSj  lit.  kiHes  gegen- 
über ai.  rakitväs-)  hervorgerufen  worden*  Mit  Brngmann,  , 
Kurze  vgl  Gr.  11,  §  710  ist  hier  die  durchführung  der  redu- 
plikatinnslosen  formen  schon  für  urbaltoslavisch  zn  halten,  da 
fSer  Untergang  des  perfekts  gerade  bis  auf  das  partizip  und 
die  angliederung  des  letzteren  an  den  aorist  schwerlich  ge- 
trennte akte  des  Baltischen  und  des  Slawischen  gewesen  «ind^ 
der  letztere  akt  aber  den  reduplikations Verlust  bereits  voraussetzt. 
Für  das  Germanische  lässt  sich  das  die  perfektformen 
treffende  haplologiegesetz  dahin  formulieren,  dass^  wo  ein 
iFort  mit  konsonant  oder  konsonantengrappe  {s  +  tenuis)  + 
Bichthanpttonigem  e  anlautete,  dem  der  gleiche  konsonant  oder 
difi  gleiche  konsonant engruppe  als  anlaut  dei'  nächsten  silbe 
f%ta,  die  erste  silbe  fortfiel.  Doch  ist  der  vertust  der  redn- 
pKkttionssilbe  im  Germ,  kein  durchgehender  gewesen.  Wie 
"lÄU  längst  erkannt  hat,  steht  die  reduplikation  germ.  im 
allgemeinen  da,  wo  kein  ablaut  den  unterschied  des  perfekts 
^m  präaens  kennzeichnete.  Gerade  aber  dies  nebeneinander 
^duplizierender  formen  bei  den  einen  und  redupükaticmsloser 
^i  den  andern  verben  findet  in   nichts  besser  als  in  einem 


ächar<i  Loewe, 


einstigen  gleichzeitigeii  Vorhandensein  von  lento-  und  allegro- 
formen  seine  erkläruug*  Beim  ausgleich  zwischen  den  läugerea 
und  den  kürzeren  formen  siegten  dann  meist  die  letzteren 
als  die  einfacheren,  welche  die  durcli  die  Iiaplologie  beseitigte 
Sprechschwierigkeit  nicht  von  neuem  boten.  Wo  jedoch  der 
sg*  perf*  oder  der  pL  perf.  den  gleichen  tonvokal  wie  das 
präsens  aufwies,  genügten  dem  sprachgefiihl  die  verschiedenen 
personalendungen  j  die  weder  im  praseus  etwas  einheitliclies 
gegenüber  dem  peifektum  noch  im  perfektum  etwas  einheit- 
liches gegenüber  dem  präsens  hatten,  zur  kennzeichnung  des 
tempusuüterschiedes  nicht,  der  doch  durch  die  einheitliche 
peifektreduptikation  auf  das  deutlichste  zum  ansdruck  gebracht 
worden  war:  so  gewannen  hier  wieder  die  älteren  formen 
die  Oberhand.  Das  ist  doch  gewiss  auch  an  und  für  sich  eine 
einfachere  erklämng,  als  wenn  mau  annähme,  dms  idg.  redu-  J 
plizierte  und  reduplikationslose  perfekta  neben  einander  exi— ^^ 
stiert  und  von  allen  verben  beide  formationen  sich  viele  jähr— -^ 
hunderte  lang  neben  einander  fortgeerbt  hätten,  bis  endlich«::^ 
nachdem  durch  lautpruzesse  bei  einem  teile  der  verba  de^^ 
ablaut  aufgehoben  worden,  eine  ausgleichung  zwischen  dcs^^ 
doppelformen  erfolgt  wäre. 


I 


i 


B.  Die  einzelnen  reihen, 
a)  Die  e- reihe* 

Nach  dem  gesetze  der  ausgleicbung  mussten  in  der 
reihe  die  reduplikationslosen  formen  siegen.  Nur  weni^^e 
präterita  dieser  übergrossen  klasse  haben  in  umg8kehrt--^r 
richtnng  ausgeglichen ♦  Es  sind  dies  hauptsächlich,  wie  \^^ 
sonders  aus  aisl.  htS  zu  schliessen  ist,  die  vokatisch  auslautenden 
wurzeln  der  ei^^reihe  gewesen,  die  im  präsens  u  aufweise ü> 
Im  pL  prät  konnte  hier  leicht  anstatt  eines  *be-btt-me  n»..^*li 
dem  vorbilde  der  grossen  masse  der  verba  ein  *be-bu'H^m^ 
eintreten  und  dies  zu  *bebüme  kontrahiert  werden.  Ist  djS-^ 
richtig,  dann  war  der  zusaramenfall  der  vokale  des  pl  pir^t- 
und  des  präs.  gegeben,  wodurch  in  erstereni  die  redüplikati<>D 
erhalten  bleiben  musste  und  infolgedessen  auch  im  sg,  pr"^*- 
wieder  durchdringen  konnte. 

Auch  mit  d^  vokalisch  auslautenden  wurzel  der  ei-r^ü^ 
sfcrl  in  ahd,  scrian  verhält  es  sich  wohl  ähnlich.  Auf  *^^ 
spriinglich    reduplizierende    präterita   geht  nämlich,    wie     i^^ 


I 


Dis  Btarke  prätcritom  des  Germinieclsen. 


297 


recht  mehrfach  angenommen  wird  and  wie  ich  am  Schlüsse 
dieser  arbeit  ausführen  werde,  auch  der  r-typus  des  Ahd* 
zurück-  Auf  diese  weise  lässt  sich  auch  gerade  der  gegeusatz 
von  ahd.  screi  und  sairum  begreifen.  Im  opt.  nämlich  kann 
hier  *ske'skri'i'  zu  "^ske-skrl-  kontrahiert ,  damit  aber  die 
Tokalische  Scheidung  vom  präsens  verloren  gegangen  und  die 
reduplikatiou  infolgedessen  gewahrt  geblieben  sein.  Da  aber 
der  opl.  prät,  in  seinen  ablautsverhältnissen  sonst  stets  zum 
jjL  ind.  prät.  stimmte,  so  behielt  auch  dieser  die  reduplikation, 
nicht  aber  der  sg,  prät. 

Bei  konsonantisch  auslautenden  wurzeln  sollte  man  er- 
lialtuug  der  reduplikation  in  den  schwnndstufenformen  bei 
Ain  aoristpräsentieu  erwarten.  Doch  ist  hier  fast  allgemeiü 
4ie  im  sg.  prät  berechtigte  reduplikationslose  form  auch  im 
pl  dnrchgedi*ungen ,  offenbar  weil  in  ungleich  mehr  ganz 
gleichartigen  prätentalbiltfungeu  der  pL  so  gut  wie  der  sg. 
die  reduplikation  hatte  verlieren  müssen  (daher  z,  b.  ahd. 
«putTifitn  nach  band :  hundum  =  sparn :  spurnum).  Doch  scheint 
sich  wenigstens  in  dem  vereinzelten  ahd.  singular  widarspinm 
tsrecalcitrauif*  der  rest  einer  aus  dem  pL  stammenden  redu- 
pUkcitionsform  erhalten  zu  haben  (Felix  Uartmann  in  Dieters 
Laut-  und  Formenlehre  s,  492). 

Nicht  so  leicht  ist  die  erhaltung  der  reduplikation  bei 
fitd,  splwan  in  ^spirum  (mhd,  spiren)  zu  erklären,  falls  man 
hier  nicht  überhaupt  eine  analogiebildung  nach  srrmtm  an- 
zunehmen hat.  Es  wäi^e  indess  denkbar,  dass  man  zur 
^eatung  von  *s^inrum  von  der  wurzelform  spu  als  Schwund- 
stufe zu  speu  auszugehen  hätte,  wie  sie,  dem  lat.  .s^itö,  griech. 
^tÄu)  entsprechend,  vielleicht  im  ahd.  spfiunn  (Tatian  192,  1) 
Vorliegt,  das  indes  nach  Braune ^  Ahd.  Gr.^  §  331  ^  anm.  3 
Wegen  ijespüen  im  Bamberger  glauben  (Mtillenhoff-Scberer, 
Denkm*  91,  49)  vielleicht  auch  als  spüwun  zu  fassen  ist;  eine 
^un&elforra  spä  liegt  auch  dem  nl  spnwen  und  dem  aisL  spyla 
2tt  gründe.  Lautete  das  präsens  ^spü-ö^  der  sg.  präU  "^spe- 
*l*dt|-a,  der  pL  prät.  "^spe-^pu-me^  so  musste  die  reduplikation 
tili  pL  prät.  erhalten  bleiben,  im  sg.  prät.  aber  schwinden. 

Sonst  finden  sich  von  konsonantisch  auslautenden  wurzeln 
»ier  e-reihe  präterita  des  typus  mit  ursprünglich  erhaltener 
*^iip!ikation  nur  bei  einigen  verben  der  ai-klasse  im  Ags.j 
öie  von   Otto  Uoffinann   Fifjag  bb   zusammengestellt  worden 


§d8 


Elchard  Loewe, 


sind.  In  Wirklichkeit  kommt  freilich  von  diesen  formen  mt 
hSöf  in  betracht.  Denn  deoß  Beow.  851  gehört,  wenn  ee 
wirklich  ^färbte"  bedeutet  zu  einem  präsens  *dmja«  neben 
dSü^imi  ^färben*^,  dSa^ung,  dmh.  Auch  bei  onreod  ^iiDbuit" 
(Cori).  Gl.  1129)  ist  es  nicht  Kit^her,  ob  es  wirklich  zu  hreodai^ 
„schmücken"  und  nicht  vielmehr  zn  einem  *readan  hUm, 
fllrbenj  tauchen"  zu  ziehen  ist.  Aber  auch  in  ersterem  falle 
käme  die  form  nicht  für  alte  erhaltnng  der  rednplikation  in 
betraclit,  da  der  aus  dem  reduplikationstypus  im  Weatgenn, 
umgebildete  kontraktionstypns,  me  ich  ausführen  werde,  bei 
den  zweikonsonantisch  anlautenden  wurzeln  erst  auf  aus- 
gleichungf  beruht:  danach  könnte  auch  *hrSod  nur  analogia 
bildung  nach  hSaf  sein.  Eine  solche  analogiebildnng  kann  nar 
bei  dem  für  breat  „brach*'  einmal  vorkommenden  breot  (Beow, 
2931)  vorliegen;  doch  wäre  dieselbe  wohl  nicht  sfustande- 
gekommen,  wenn  nicht  das  bedeutnngsverwandte  knkp 
j,pflückte  ab"  (von  hneapan)  mitgewirkt  hätte-  Zu  hneop  selbst 
wird  in  Jmmpan  das  alte  präsens  trotz  got.  dishrdupan  j,zer- 
reissen"^  aschwed.  nj/tpa  ^kneife"  vorliegen,  die  eine  vom 
ursprünglichen  ph  perf,  ^hnnpume  ausgehende  gotonordMi* 
analogiebildnng  nach  der  umfangreichen  eti-klasse  sein  werden. 
Dass  auch  in  heof  die  erbaltung  der  redupükatiou  wen^* 
stens  nicht  allgemeingemianisch  war,  zeigt  got.  fnifmn.  Man 
wird  bei  heof  an  eine  einwirkung  des  bedeutungsverwandteü 
u'eop  zu  denken  haben :  doch  kann  nicht  wohl  ein  schon  be^ 
stehendes  *hauf  oder  *heaf  nach  weop  umgebildet  worden 
sein,  da  ja  dann  gerade  der  sonst  überall  zwischen  pris«P 
und  wenigstens  sg.  prät.  beim  fehlen  der  reduplikation  vor- 
handene Tokalunterschied  aufgehoben  worden  wäre:  vereiu^eto 
breot  neben  hreotmi  ist  ja  erst  nach  dem  muster  von  hhf 
und  hSöfan  (unter  einwirkung  von  hneop)  möglich  geworden, 
und  hat  doch  auch  gerade  die  vokalgleicliheit  von  heöf  mit 
heof  an  die  nebenform  heof  de  erzeugt.  Auch  bliebe  es  unMaTt 
weshalb  eine  einwirkung  von  mSpan  gerade  nur  im  präteritam 
stattgefunden  haben  sollte,  wenn  es  dort  nur  noch  *kauf  oder 
ViSaf  gelautet  hätte :  wohl  aber  konnte  ein  noch  existierende 
*h€haufa  durch  einfluss  von  *ivewöpa  seine  nebenform  *hmß 
verdrängen.  Immerhin  könnte  es  fraglich  erscheinen,  ob  dB 
solcher  einfluss  stark  genug  war,  die  allgemeine  m 
durchbrechen.    Jedenfalls  wird  man   es   nicbt   als   i 


Dm  Btsffkt  Präteritum  des  GermmniBcbon. 


29d 


bcmchüen   dürfen,   dass   bei   dem  siege  von   *hehaufa  über 

^haufa  noch  eine  empfindnng  voo  der  Urbedeutung  der  redu- 

j^Iikatioa  als  eines  mittels  zur  Iteration  und  zur  verstärktmg 

niitgewirkt  hat,  d,  h.  dass  man  in  *hehanfa  „ich  stiess  klage- 

^^ne  aus"   die  einzelneu  töne  und  deren  stärke  in  der  silben- 

"^dederholung  hindurchempfand.     Ähnlich  ist  von  säuimtlichen 

^griechischen  perfektpräseutien ,   die  ein  wirkliches  präsens  in 

gleicher  bedeutuug  neben  sich  hatten,  in  der  attischen  umgangs- 

sqirache  einzig  xdxmtyn  ^ich  schreie"^   vielleicht  direkt  deshalb 

^sriialten  geblieben,  weil  man  in  seiner  silbenwiederholutig  die 

stärke  und  die  einzelnen  töne  des  geschreia  noch  hindurch- 

^»mpfiinden  haben  kann. 

b)  Die  a-reihe. 

In   der  a-reihe   haben   die  einkonsonantisch   und  die  auf 
2wei  geräuschlaute  schliessenden  präterita  die  meisten  schwierig- 
Gleiten  bereitet     Da  in  sämmtlichen  übrigen  föUen  des  redu- 
l>likationsverIustes,  d.  h.  in  den   verschiedenen  Untergruppen 
der  e-reihe  der  vokalunterschied   zwischen   sg-  und  pL  prät. 
Ätreng  aufrecht   erhalten   worden   ist,    so  ist  es  nicht  wahr* 
»Äeinlich,  dass  die  vokalgleichheit  zwischen  sg*  und  pl,  prät* 
fcei  den   verben    der   a-reihe   mit   atifgegebener   redupUkation 
auf  einer  ausgleichung   zwischen    den  verschiedenen   numerls 
beruht     Meine   Germ.    Sprachwissensch.    127    ausgesprochene 
Meinung,  dass  sich  hier  der  sg.  nach  dem  pL  gerichtet  hätte, 
i^ermag   ich    nicht    aufrecht    zu    erhalten.     Denn    es    würde 
^och  wohli   wenn  die  vokalisch   anlautenden  einkonsonantisch 
schliessenden  präterita  der  a-reihe,  got,  ön,  aisL  6k,  ags,  61, 
l*ei  denen  sg.  und  pl.  schon  idg,  den  gleichen  vokal  zeigten, 
<^as  muster  für   die   konsonantisch   anlautenden   gleicher   be- 
^chaffenheit    abgegeben   hätten,    das    in    der   Umgangssprache 
*Joch  gewiss  sehr  häufige  *et  (ahd,  (T^,  aisl  äf,  ags.  dt)  den 
entsprechenden  verben  der  e- reibe  als  muster  gedient  haben; 
«ausserdem  ist  es  aber  auch  wegen  ahd.  iarj  ianm   von  vorn- 
herein fraglich,   ob  nicht  umgekehrt  in  ön  usw.  eine  analogie- 
hildung  nach  den  konsonantisch  anlautenden  verben   vorliegt 
f^ür  die  ursprünglichkeit  des  sg,  bei  den  konsonantisch  an- 
lautenden  verben  spricht  aber  noch   mehr  das  alleinige  vor- 
liandensein  von  aisL  ox  neben  dem   doppelten  pl.  oxom  und 
^^om:   danach   kann   hier   eben  nur  in  6xom  eine  analogie- 

IMdung  vorliegen. 


300 


Bicliird  Loewe, 


Was  zUDäcbst  den  sg*  perf,  anlangt,  so  ist  es  docli  \m 
gewiss  das  nächstliegende,  mit  den  germanischen  formen  mkh 
anssergermanischen  zu  vergleichen,  in  denen  sich  thatsacblicb 
ein  bestimmter  parallelismus  zu  diesen  zeigt.  Ein  solcher 
parallelismas  besteht  aber  nach  Joh.  Schmidt,  KZ*  25,  12  zu 
got,  fara^  ßr  in  gr,  ^öAaw,  rd^fflu  (don  TddüXa%  wenn  man 
damit  got.  qimaj  qam  und  gr.  rgeq^uif  tirtioqa  vergleicht.  Mag 
man  auch  über  den  Ursprung  dieses  parallelismus  mimT 
meiuung  sein  als  Schmidt,  man  wird  doch  über  die  thatsaclie 
nicht  hinwegkommen^  dass  hier  in  denjenigen  beiden  idg, 
sprachzweigen,  die  den  ablaut  am  hesteu  erhalten  haben,  eine 
Übereinstimmung  hen^scht,  die  nicht  leicht  auf  zufall  bernheu 
kann.  Griechische  formen  wie  d^akXto  neben  perlektea  wie 
Tf^jyJLa  (dor.  Te&äka)  und  derivaten  wie  i^td^jk^g,  ^v&ijl^^  be- 
trachtet mau  allerdings  jetzt  mit  recht  als  schwundstufige 
Präsentia  zu  fl-wurzeln  (so  G.  Meyer<  Griech,  Gr.*  §  55T). 
Aber  genau  so  wie  s^iSr^ltjq,  tv^fil^q  zu  ^aklm  verhält  sieb 
annrid-^Q  ZU  got,  slmpja^  das  also  als  ein  schwundstu%ß 
präsens  zu  einer  idg.  wurzel  skath  anzusehen  ist.  Auch  ^1. 
vada^  ags.  vadan^  ahd.  watan  kann  neben  lat.  vädö^  das  imV 
als  präsens  schwerlich  die  dehnstufe  darstellt,  kaum  andeiB 
denn  als  schwundstufenpräsens  zu  einer  wurzel  mit  a  a^f- 
gefasst  werden  (Streitberg,  Urg.  Gr.  s.  293J,  Auch  andere 
Präsentia  der  germanischen  sechsten  ablautsreihe,  bei  denen 
wir  die  etymologie  nicht  kennen,  mögen  schwundstufenfonneT*  ' 
von  wurzeln  der  fl-reihe  sein.  Völlig  sicher,  dass  eine  wurzel 
mit  idg.  a  zu  gründe  liegt,  sind  wir  eigentlich  hei  keinem 
einzigen  konsonantisch  anlautenden  verbum  der  sechsten  ablautsrJ 
reihe:  doch  besteht  wenigstens  eine  grosse  wahrscheinlichK*^ 
bei  ags.  hladan  (got.  läoPan,  ahd.  hladmi)^  wozu  als  ^^ 
wandtes  wort  nur  abulg.  klada^  klasti  „legen^  bekannt  ^^\ 
während  hei  got.  hafjan  -  lat.  capere  wegen  griech.  «ü1?tj7  *^^ 
bei  got.  skaban  -  lat.  smbere  wegen  ÜL  skfipti  schon  et"^^* 
mehr  zweifei  an  der  ursprünglichkeit  des  a  als  wurzelvol 
zulässig  erscheint.  Nichts  ist  aber  verständlicher,  als 
ursprüngliche  «wurzeln  wegen  des  Zusammenfalls  ihres 
tischen  a,  gleichviel  ob  dies  idg.  a  oder  a  war,  mit  ^^' 
präsentischen  a  aus  idg.  b  der  schwundstufigen  präsentia  ' 
£1 -wurzeln,  da  das  präsens  beherrschendes  tempus  war, 
perfektum    gleichfalls   den    vokalismas    dieser   s-wurzelu 


DftS  starke  p rite ri tum  d^s  G^rmanisclieii^ 


301 


nahmen.  Auch  bei  denjeuigen  verben  der  german.  sechsten 
aWautsreihe  j  die  wie  faran,  fjraban  yon  urst^rtinglichen  e- 
wurzeln  koramen,  ist  ja  der  Übergang  vom  präsens  htsr,  wo 
gleichfalls  a  sich  für  ein  idg.  b  der  Schwundstufe  einstellte, 
erfolgt. 

Ob  hier  in  den  germanischen  perfekten  mit  ö  älteres  ö 
oder  a  vorliegt,  ist  wohl  nicht  zu  entscheiden.  Nach  de  Saussiire, 
i^yst,  prim.  154  f,  war  die  ursprüngliche  flexi on  von  kiAffd-a 
vielleicht  l.  sg.  Uläd^a,  3.  sg.  "^UXmde  und  bestehen  reste  des 
perfektischen  ö  von  einer  ^-wurzel  noch  in  der.   t^i^toy^iipot- 

ß^€ffi€Sv*jfidvt)i,   zd^^^at*   ze&i^iiiüTai   (Hes.)   VOn  d^ayatf    WObel  er 

uatiirlich  das  m  als  aus  dem  sg.  akt.  entlehnt  betrachtet. 
J^uch  wenn  der  Vokalwechsel  ursprünglich  in  der  art,  wie  ihn 
de  Saussure  vermiitetj  wirklich  bestanden  hat,  wäre  es  doch 
^^enig  wahrscheinlich,  dass  das  Germanische  ihm  in  der  zeit, 
.»Is  es  idg.  a  in  ü  verwandelt,  noch  nicht  beseitigt  gehabt 
tiiite.  Bei  der  im  allgemeinen  so  strengen  durchführung  des 
Vokalwechsels  zwischen  präsens  und  perfekt  im  Germanischen 
^vird  man  dann  aber  dem  germ.  ö  hier  wohl  eher  ö  als  ä  zu 
^nmde  zu  legen  haben. 

Wenn  die  einkonsonantisch  schliessenden  a-wurzeln  und 
•^-wurzeln  mit  präsentischem  a  der  analogie  der  «-wurzeln 
mit  gleichem  a  folgend  im  perfektum  ö  oder  ä  angenommen 
liabeii,  so  braucht  diese  analogiebildnng  nicht  vor  den  zwei- 
Icoßsonan tisch  schliessenden  wurzeln  gleicher  beschaffenheit 
lialt  gemacht  zu  haben.  Ob  dies  geschehen  ist  oder  nicht, 
d«riiber  ermöglichen  uns  die  auf  i,  u?  nas.  oder  liq.  +  kons, 
»chliessenden  wurzeln  dieser  art,  die  den  langen  vokal  wieder 
kfttzen  mussten,  allerdings  kein  urteil.  Wohl  aber  zeigen  hier 
^  die  beiden  hierhin  gehörigen,  auf  zwei  geräuschlante  schliesseu- 
*leii  verbalstämme  des  Gennanischen,  tvahs  und  tvask  (got,,  ahd* 
*^olis,  aisl.  oXf  ags»  wSXf  ahd*,  ags.  wösc^;  got  wahsjan  gehört 
Mtauntlich  als  e-wnrzel  zu  griech,  rif^os,  ahd.  ivascan  als 
^'Wnrzel  oder  e-wurzel  mit  ursprünglich  nur  präsentischem  sk 
^  got.  watö,  abg.  vodaJ)  Steht  aber  der  lange  vokal  da,  wo 
^  latitgesetzlich  vor  doppelkonsonanz  erhalten  bleiben  musste, 


0  Klage,  Et.  WL.  b.  v.  wachen  hÜt  die  zns^mmengelidnglcdt  Ton  ahd. 
•*^«»faij  mit  ir.  faiscimt  kymr.  g^a»§ii  „drücke,  prcaae"  für  ebeufio  gut  mdflich 
^ie  die  mit  got.  wolO;  aUer  Wahrscheinlichkeit  nach  hat  sich  ftber  du   von 


302 


Richard  Loewe, 


SO  wird  man  ihtt  ursprünglich  auch  dort  anzunehmeii  haben, 
wo  in  gleicher  Stellung  seine  kürzung  später  notwendig  war. 

Ist  für  den  sg,  perf,  der  verba  der  sechsten  ablantsreilie 
die  dnrchtuhning  der  reduplikationslosen  formen  natüi*licb  auä 
der  Verschiedenheit  des  perfektvokals  vom  präseusvokal  u 
erklären,  so  kann  das  gleiche  doch  nicht  für  den  pl.  perf, 
derselben  verba  gelten.  Für  diesen  wäre  wie  in  der  e-reihe 
so  auch  in  allen  übrigen  reihen  Schwundstufe  zu  erwarteL, 
Die  verba  mit  präsenlischem  a  stiminen  nun  aber  mit  denen 
mit  präsentischem  e  auch  darin  überein,  dass  sie  hier  vor 
einkonsonantischem  aiislaut  langen  vokal  zeigen,  Dasa  #* 
grenze  hier  genau  gezogen  war  wie  in  der  e-reüie,  lehrt  ebea 
aisL  ujsomf  wo  vor  zwei  geräuschlauten  so  wenig  ö  eingetretea 
ist  wie  B  in  ahd.  vulitumf  vluhtnm,  ags.  bnigdon,  aisL  iuUm 
usw. ;  doch  lag  die  analogiebütlung  aisL  oxom  nach  dem  sg.  k 
neben  den  zahlreichen  perfekten  mit  ö  im  sg.  und  ö  im  pl 
ungemein  nahe,  so  dass  es  eher  zu  verwundern  ist,  dass  ml 
lixom  überhaupt  noch  daneben  existiert,  als  dass  westgem. 
hier  und  bei  wa^can  die  formen  mit  ö  alleiuherrscheiid  gt^ 
worden  sind.  Auch  erklärt  sich  die  heransreissnng  von  aisl> 
vaska  aus  seiner  reihe  durch  Übergang  in  die  schwache  kon^ 
jugation  (vaskada)  kaum  anders  als  durch  das  Vorhandensein 
der  ungewöhnlichen  flesion  *6$k^  *uskom;  vaa-a  wird  nur  ebea 
seiner  grösseren  häufigkeit  wegen  nicht  den  gleichen  we^  be- 
schritten haben.  Nun  verhält  sich  ja  auch,  wenn  man  dafi  (* 
des  pL  perf.  aus  a  entstanden  sein  lässt,  dies  a  genau  so 
zum  a  des  präsens  wie  in  der  e  reibe  das  e  der  ersteren  fOT 
zum  e  der  letzteren.  Das  analoglegesetz,  welches  das  ^  w 
pL  perl  der  verba  mit  e  als  präsensvokal  seinen  bereich  aaf 
sämmtliche  einkonsonaütisch  schliessende  wurzeln  ansdeimen 
liess,  hat  also  genau  in  derselben  weise  ein  ä  im  pl.  pert 
der  verba  mit  a-präaens  getroffen ;  natürlich  haben  diese  lormen 
mit  ä  so  wenig  wie  die  mit  ^  reduplikation  gehabt. 

Dafür,  dass  man  in  der  that  ein  solches  analogie|:esati 
auch  fiir  die  a-reihe  anzunehmen  hat,  zeugt  auch  noch  ^ 
einmal  belegte  ags.  form  weoc,  Sievers,  der  dieselbe  Ags,  Gr.* 


der  wurad  ^ad  oder  ^ed  „waeser''  gebildete  wort  filr  „waschen'  uraprflBgl«* 
auch  noch  über  andere  idg-.  sprachoD  aJs  das  Germanische  erstreckt,  daiui 
aber  keltisch  ans  der  bedentung  „ waschen''  die  von  ^ drücken,  pressen*  si^' 
wickelt. 


ke  pr 


am  des  uemioBiscbeii. 


303 


§  302,  aom.  1  neben  woc  genannt,  aber  als  zweifelhaft  hm- 
gestellt  hatte,  hat  sie  Ags.  Gr?  überhaupt  übergangen,  wohl 
weil  er  sich  ihr  Vorhandensein  in  dieser  verbalidasse  nicht 
erklären  konnte-  So  lange  aber  niemand  gezeigt  hat,  wieso 
an  der  betreffenden  stelle  wme  für  woc  verschrieben  worden 
ist,  wird  man  ersteres  mit  Kluge  in  Pauls  Grundr*  P,  437 
Ar  echt  zu  halten  haben.  Ein  weoc  kann  nun  sehr  wohl 
nach  einem  pL  *iüeocon  gebildet  worden  sein,  der  ganz  regel- 
recht auf  der  reduplizierten  schwundstnfigeu  form  *ye-;4ft-w/i 
von  der  wni^zel  y^/t  (idg.  ya/;)  beruht.  Die  form  ist  deshalb 
Dicht  ohne  weiteres  durch  eine  reduplikationslose  mit  a  als 
wnrzelvokal  verdrängt  worden,  weil  sich  das  zugehörige 
t>räseüä  mit  seinem  «-snffix  nicht  in  die  proportioneUe  analogie- 
bOdung  *sakö:  *sakme  =  *{ikabkö:  *skabhme  fugte.  Erat  später 
ergab  sich  auch  ags.  wtkmi  nach  imc  wie  gewiss  auch  erst 
später  ahd.  giwuögum  nach  *giwtioh  {giwaoyj.  Ags,  weoc 
konnte  deshalb  zu  *weoeon  gebildet  werden,  weil,  wo  So  im 
prät,  vorkam,  dies  stets  in  beiden  numeris  zugleich  erschien* 
Eine  parallele  zu  *weo€ön  bildete  in  der  e-reihe  der  gleich- 
falls nur  einmal  belegte  ags,  pL  prät,  frugan  (Sievers, 
Ags.  ör.^  §  389,  anm,  3,  Streitberg,  ürg.  Gr.  §  201),  wo  eben- 
falls bei  n  als  präsenssuflix  die  alte  schwundstufenform  gegen- 
über got.  frehumj  aisl.  frggom  noch  vorhanden  ist;  *friigoit 
vurde  dann  nach  dem  präsens  zu  ^frugnon  (wie  as.  frugmtn) 
lungestaltet. 

Die  ausbreituüg  des  <i-typus  reicht  in  ihren  anfangen 
gerade  wie  die  des  ^typus  mindestens  bis  iii  die  zeit  der 
berühmng  zwischen  Germanisch  und  Italisch  zurück.  Wenn 
Brogmann,  Grundr*  U,  s,  1240  lat*  scübi  und  got.  sköf  identisch 
*«tzt,  so  ist  das  dahin  abzuändern,  dass  nui'  die  plnimle  sca- 
Wmtt#  und  skobum  identisch  sind:  lat,  scabi  ist  erst  nach 
^übimtu'  gebildet  worden  wie  südl  nach  sedimus  nsw*  (noch 
slat  vheühaked  für  fedt).  Dem  a  von  seabimus  steht  unu 
ftbfr  bei  anderen  a-präsentien  ein  b  gegenüber,  so  in  cBpimus^ 
f^cimtiSf  i^cimuSf  p&gimtis,  fr^gimus.  Nach  Brugniann  wäre 
freilich  cifj}l  erst  nach  fert  -  gr.  id^r^xa  gebildet  worden.  Aber 
gesehen  davon,  dass  die  Identität  von  fecl  und  e^xa  doch 
Wohl  nicht  ganz  über  allen  zweifei  erhaben  ist,  hätte  doch 
M  einem  nebeneinander  von  faciöf  ßcimus  und  capiö,  *cäpmu8 
^'fsteres  weit  leichter  zu  *facinms  denn  letzteres  zu  cBpitmis 


chard  Loewe, 


umgestaltet  werden  können,  da  nach  dem  ausweise  von  fodio, 
födimus  und   wohl   auch   von  fugm^  filgimns^   hwöf   iammiiSf 
fundöf   fildimnif   sowie   vincö^   vvnmus,   Ii7iqu0f   liquimus  das 
Latein  überhaupt  dahin  gestrebt  hat,   ein  reduplikationsloses 
perfektum   mit  dehnung   des    präsensvokals   zu    schaffen    und 
man    wohl    ilberliaupt    eher    eine    gleiche    vokal qualität    von 
präaens  und  perfektum  geschaflen  als  aufgehoben  haben  wird. 
Danach  liegen   also   wohl  in   cQpimiLSj  ßrimusj  mitnus  ältere 
formen  vor  als  in  seäbifmis.    Auch  als  eine  bildang  des  Idg. 
ist  wohl  c^pimm  aus  ^ke-Bp-mos  aus  *ke-k9p-mös  wie  sedimus 
aus  "^se-ad-mos  aus   ^se-s^d^mos  zu  begreifen:    smbimus   aber 
dokumentiert    sich    schon    durch    seinen    zweikonsonantischen 
aulautf  der  idg,  in  der  Wurzelsilbe  jedenfalls  nicht  völlig  dnrcli 
dis!^imilation  hatte  schwinden  können,  als  eine  analogiebildung; 
dass  scahö  hier  einen  weg  einschlagen  konnte,  den  facio,  capiö, 
iaeiö  nicht  mitmachten,  lag  daran ,   dass  es  als  ein   präsens 
auf  '0-  mit  denen  auf  -io-  nicht  so  eng  zusammenhing,  sowie 
dass  die  zu  verdrängenden  formen  bei  ihm  einem  andern  typtu 
als  bei  faciö  usw,   angehörten.    Nach  Brugmann  wäre  wahr 
scheinlich   auch  fr&gimus   ursprünglich,    weil  es  got.  br^kun 
von   der   wurzel  hhreg   entspräche,    während   p^gt    erst   uac~"     h 
fregi  gebildet  worden  sein  soll.     Aber  zu  fregimu.s  hätte  do<^=^ 
bei   einem   Übergang   in   die   a-klasse  nur  ein   präa.   ^frag-^-rmö 
nach   c^imns^  capit\  ßcimus^  faciö,   i^cimns^   iaciö  geschaff^^^n 
werden  körmen:  frangö  ist  offenbar  erst  nach  pmigö  weg^^n 
fre<jimus  neben  pr^gimus  gebildet  worden,   wobei  der  begri  ^- 
liche  gegensatz  von  pangö   und  frangö,   auf  den   Brugraa^^on 
hinweist,  neben   dem  gleichen  Wurzelausgange  g  gerade  di^  se 
analogiebildung  und  damit  den  Übergang  des  verbums  in  «3ie    . 
ei'klasse  hervorgerufen  hat.    Seinem  Ursprünge  nach  ist  parm^m 
=  got.  fuha  aus  *fan^ö  freilich,  wie  bekannt,   ein  verbum  t3er 
^*reihe   (vgl.  lat.  pagina,  compäges,  gr,  ni^yvvftt):  danach     ist  j 
auch  in  den  langvokaJischen  reihen  im  pl  perf,  zwischen  z^^ei  ■ 
geräuschlauten  a  für  den  langen  vokal    und    dann    natürlich    " 
genau  so  wie  bei  den  kurzvokajischen  dissimilation  und  kon- 
traktion  eingetreten  Cpe-p^g-mös  zu  *pe-c7g-mö$j  woraus  yr^T- 
ital*  *peg-m0s). 

Eine  analogiebildung  nach  dem  sg.  kann  wie  got,  wöhsf^^ 
KMch  nur  got.  stöpiim   sein.    Der   sg.  stöp  repräsentiert    di& 


Das  sisffke  p  ratet  ti tum  des  Gemtanliehen. 


305 


am  deu  dental  vermehrte  gestalt  der  wurzel  stäf  deren  lang^er 
rokal  im  präsens  vor  »  +  kons.  v<*rkiirzt  worden  ist, 

AisL  u:j:om  geht  zunächst  auf  *u^ihsuvie  zurück,  das  über 
seine    vorform    *ueuuhsume   wegen   seines   vom   präsens   ab- 
weicheoden  wnrzelvokals  gesiegt  hat.  Freilieb  kann  *ueU'U^istim€ 
sein  zweitem  u  nur  erst  wieder  den  vollstufigen  formen  ent* 
leimt  haben,  also  nur  für  wirklich  schwundstufiges  ^m-ult^-me 
eingetreten  sein*    Letssteres   ist   vielleicht   auch  noch  in   ags. 
ff'eaxon   enthalten,    zu  dem   dann   der  sg,   wthx  erst  gebildet 
^worden  w^äre ;  doch  lässt  sich  hier  auch  mit  Sievers,  Ags*  Gn^ 
§  392,    anm,  5   sekundärer   übertritt   zur   flexion   der  redu- 
plizierenden  verba  annehmen:   dann  ist   weox  der  proporüon 
MMealdau:  wea^t^mi  -  hmld:  weox  entsprungen. 

Bei   den   übrigen   von   Kluge   in   Pauls   Grundr,  P   437 

zusammen   mit   weoc   und   weöx  genannten   prateriten    dieser 

i^eihe,   die  noch  die  reduplikation  erhalten  zu  haben  scheinet], 

liegen    wohl   sicher   erst  jüngere    analogiebildnngen   vor.    So 

^tdit  nach  Sievers  Ags,  Gr.®  §  392,  anm.  4  westsächs.  sp^aw 

flockte"    für   altwestsächs,   spon;    offenbar   liegt   in    ersterem 

^ine  Vermischung  nüt  speon    „ spann te"^   von     Auch  hkod  im 

IBeownlf  ist  wohl  nur  eine   analogiebildung  nach   heoldy  die 

clürch   die  lauiähnlichkeit   von   hladan  mit  healdan  verursacht 

^\örden  sein  kann*    Ebenso  ist  vereinzeltes  ahd.  kihliad  wohl 

xiaeh  hlalt  wegen  der  lautähnlicbkeit  von  hlüthan  und  haldan 

KfMldet  worden;  doch  ist  hier  die  möglichkeit  eines  sclireib- 

oder  lesefehlers  für  kihload  nicht  ausgeschlossen  (Holtzmanu, 

^tdeutsche  Gr.  254), 

Die  sg,  prät.  der  a-reihe  von  zweikonsonantisch  schliessen- 
^H  wurael,  die  ihr  ö  vor  doppelkonsonauz  zu  a  gekürzt 
liatten,  bevorzugten  meist,  um  eine  zu  grosse  ähnlichkeit 
«wischen  präsens  und  sg,  prät,  zu  vermeiden,  die  redu- 
Pfeierenden  formen  vor  den  reduplikationslosen.  Im  West- 
e«nn.  findet  sich  nur  eine  hierhin  gehörige  reduplikationslose 
ftriD,  das  dreimal  im  Beowolf  (lÜlO,  1290,  1317)  begegnende 
l^iig:  wahrscheinlich  erklärt  sich  dies  daraus,  dass  auch  gan 
^  präsens  zu  *gesauga  empfunden  worden  w^ar. 

Im  pL  prät,  können  natürlich  auch  die  verben  der  a-reihe 
ton  zweikonsonantisch  schliessender  wurzel  ursprünglich  nur 
^-b wundstufe  aufgewiesen  haben.  Wegen  der  abweiehnng 
4res  Vokals  von  dem  des  präsens  wären  deshalb  eigentlich 

Zfhaebrtft  mr  r»Tgl,  SprKbf,  N.  F.  XX.  ^,  20 


306 


l^ichard  Loew«, 


für  sie  reduplikationslose  fonnen  zu  erwarten,  Docli  sind 
solche  in  den  uns  erhaltenen  germanischen  sprachstufeii  niclit 
mehr  weit  verbreitet.  Einen  sieh  auch  auf  das  West^emi, 
erstreckenden  rest  derselben  bildet  nur  noch  mhd.  luff'en  = 
aifiL  Idupom^  aschwed,  lupum.  Sonst  sind  derartige  fomea 
auf  nordisches  gebiet  beschränkt:  es  gehören  hierhin  aisl. 
stiipom^  agutü,  Hhmi^  mschwed.  huggom  (wozu  3.  pL  runen- 
schwed-  wAu,  Noreen,  Aschwed.  Gn  §  542,  anm.  a),  asehwd 
vulioni^  mschwed.  fullom^  Judäom.  Doch  ist  auch  nordiscli  hier 
häufiger  angleichung  an  den  Singular  eingetreten,  die  gotisch 
und  westgerm»  regel  ist.  Dass  sich  hier  die  pluralforrafin 
nicht  hielten,  hegreift  sich  daraus,  dass  der  sg,  prät,  dm'h 
rednpUkation,  aber  nicht  durch  Vokalwechsel,  der  pL  prat 
durch  Vokalwechsel,  aber  nicht  durch  reduplikation  vom  pra«eDs 
geschieden  war.  Die  Inkongruenz  zwischen  beiden  nninem 
wurde  deshalb  zn  gunsten  des  Singulars  beseitigt,  weil  sieb 
die  reduplikation  viel  deutlicher  als  der  ablaut  als  ein  be- 
sonderes kennzeicheu  bemerkbar  machte. 

Nur  in  einem  falle  (wenn  man  von  den  schwachen  asdiwed- 
vuUa^  aisl.  olH  absieht),  in  aschwed.  lop^  scheint  eine  ni- 
gekehlte  ausgleichnng  stattgefunden  zu  haben.  Freilich  könnte 
Up  auch  als  Uop  (wie  einmal  mschwed.  geschrieben)  geleseu 
werden;  Noreen,  Aschwed,  Gr,  §  542j  anm.  7  glaubt  es  ffii 
diesen  fall  aus  liöp  (nur  mschwed.  zw^eimal  bezeugt)  =  aisl. 
hliop  erklären  zu  müssen,  indem  -i-  nach  anaJogie  der  übrigeii 
Stammformen  entfernt  worden  wäre.  Doch  wijd  wobl  biei 
einer  analogiebildung  ein  laut  eher  hinzugesetzt  als  weggela^eßi 
auch  sollte  man  wohl  an  und  für  sich  erwarten,  dass  m 
häufigeres  Iwp  wie  westnord.  auch  in  den  pl  gedrungen  würe- 
Das  ö  von  mschwed.  loop  lässt  sich  auch  als  dehnung  von  o 
in  geschlossener  sübe  deuten  (Noreen,  Aschwed.  Gr.  §  130)' 
Fasst  man  aber  lop  als  Up^  so  erklärt  es  sich  sehr  einfadi 
über  *hlopa  ans  urg.  *hlupa  nach  *hlupume.  Wenn  hier  die 
ausgleichnng  eine  umgekehrte  richtung  wie  sonst  genomioeii 
hat,  so  hängt  das  damit  zusammen,  dass  im  Altnordis^kn 
und  besonders  im  Altschw^edischen  vielfach  auch  im  singi 
reduplikatiouslose  formen  neben  den  reduplizierenden  da 
banden  waren,  wo  man  letztere  allein  erwarten  sollte.  6*' 
es  aber  ein  aschwed.  Vilmipa  (^  westnord.  hlaupa^  wonad 
anorw.  hlaupom)  neben  *hehhmpa^  so  engte  jede  dieser  beiito 


)ifl  starke  pTftefitnio  des  Geimtfiiselieii. 


307 


formen  den  gebrauch  der  anderen  ein^  infolgedessen  es  einer 
dritten  anaJogiscbeu  form  gelingen  konnte,  beide  zugleich  aus 
dem  felde  zn  schlagen. 

Mit  dem  Vorhandensein  redupUkationsloser  singnlarforraen 
neben  den  erwarteten  reduplizierten  im  Altnordischen  steht 
auch  die  erwähnte  tatsache  offenbar  in  Zusammenhang,  dass 
erstere  auch  im  pl  häufiger  im  Nordischen  als  im  Westgerm, 
vorkommen.  Als  solche  singulare  finden  sich:  aisL  heit  - 
aschwed.  hetj  aisl  simip,  nmenschwed*  hauk  (d.  h,  *hpgff^ 
Noreen,  Aschwed.  Gr.  §  542),  aschwed*  vaU^  fall  Dass  sich 
die  singularformen  hier  nicht  etwa  erst  nach  Proportionen  wie 
gripom:  greip  =  siäpom:  siieip  gebildet  haben,  lehrt  die  B- 
reihe  im  Äschwed.,  w*o  sich  liier  die  nebenfomien  latj  gmt^ 
rüdb  (pl  lätom,  rüdhom)  finden.  Wollte  man  aber  annehmen, 
alle  diese  formen  hätten  ei^t  später  ihren  vokal  vom  präsens 
angenommen,  so  widerspräche  doch  das  sehr  häufige  aschwed. 
Ut  (pL  lötom).  Dies  löt  lässt  sich  ja  überhaupt  nur  durch 
baplologischen  verlust  der  reduplikatioiissUbe  ans  *lelöta  ^ 
got.  laUöt  erklären,    und   wenn  dieser  hier  auch  wegen  des 

L abweichenden  wurzelvokals  vom  präsens  eigentlich  erforderlich 
Vlre,  80  ist  er  doch  gerade  sonst  in  dieser  reüie  nicht  dnrch- 
pführt  worden.  Danach  hat  das  Nordische  und  zwar  he* 
loaders  das  Ostnordische  in  denjenigen  fällen,  in  welchen  das 
Ibrige  Germanisch  die  reduplizierenden  formen  allein  wieder 
durchführte,  die  rednplikationslosen  daneben  bestehen  lassen. 
Daraus  dass  die  ausgleichung  im  Gotischen  in  derselben  weise 
»ie  im  Westgermanischen  ^  aber  abweichend  vom  Nordischen 
uad  besonders  Ostuordischen  stattgefunden  hat,  folgt,  dass 
ae  in  einer  zeit  eingetreten  ist^  in  welcher  das  Gotische  kein 
ostnordischer  dialekt  mehr  war,  sondern  bereits  an  der  unteren 
Weichsel  gesprochen  wurde  nnd  mit  dem  W^estgermanischen 
tm  gemeinsame  entwickelung  durchmachte.  "Wahrscheinlich 
ist  die  haplologie  von  da,  wo  ihr  die  ausgleichnng  am  wenig- 
tten  angehabt  hat,  die  allegroformen  also  wohl  von  anfang 
an  am  häufigsten  waren,  auch  ausgegangen,  um  von  dort 
über  das  Westnordische  ^um  Westgermanischen  und  Gotischen 
^u  gelangen. 

Stets  durchgeführt  wurden  die  reduplikationslosen  formen 
iß  aschwed.  valt,  vuUomt  vielleicht  deshalb^  weil  hier  wenigstens 
^^  Schlusskonsonant  von  dem  des  präsens  {vaUa,  vaüa)  ab- 

20*  ~ 


308 


TScfi 


Loowe« 


wich,  eine  abweichuDg,  die  bereits  vorgermaniacher  herkunfl 
sein  wii*(L    Auch    im    Aisl,    ist   ein   zum  aoristpräsens    i'aida, 
gehöriges    ^revalp^    wohl    wieder    wegen    des    konsonanten« 
Unterschiedes,  einem   *valp  gewichen,   dessen  p  dann  auch  in, 
den  pl.  eingedrungen  ist,   wie   ollom  zeigt    Da  aber  doch  di^ 
Übereinstimmung  des  sg.  prät.   mit  dem  präs.  im  vokal  dei^ 
allgemeinen  bildiingsprinzipe  auch  des  Nordischeo  widerspract;^ 
so  wurde  zu  dem  pL  ein  schwacher  sg. ,   aisL  oUUj   aschwe  ^ 
vulte^  uUe  geformt,   eine   analogie,    die   wegen   des  dental ^^ 
auslauts  des  verbums  um  so  näher  lag.    Wie  es  westnord*   /^ 
dieser  reihe  überhaupt  keine  präteritalform  mit  a  als  wurze/- 
vokal  gibt,  so  steht  hier   auch  ollu  allein^  während  aschwed 
auch  noch  valt  wie  fal  vorkommt  (Noreen,  Aschwed*  Gr,  §  ä43, 
anm*  7), 

Bei  dem  weiter  als  im  Westgermanischen  und  Gotischeo 
gehenden  Verluste  der  reduplikatiou  im  Nordischen  begreifen 
sich  auch  die  anord,  part.  heii^ej  /mfee,  {deilcse  einfach  als 
redupltkationslose  formen,  so  dass  hier  die  annähme  einer 
angleichuüg,  auf  die  ich  s.  293  als  möglich  hingewiesen  habe, 
keineswegs  notwendig  erscheint.  Beim  part.  perf,  war  ja  and 
durch  sein  stetes  s  die  Unterscheidung  vom  part.  präs.  üiit 
seinem  steten  nd  deutlicher  gegeben,  als  das  dnrcli  die 
wechselnden  personalendungen  geseheheo  konnte. 

Die  Tokalisch  anlautenden,  einkonsonantisch  sohliessenden 
präterita  der  a-reihe  scheiden  sich  in  zwei  gruppen,  deren 
eine  durch  got»  ö«,  aisl  6k,  61,  ags.  61  und  deren  andere  darcli 
aM.  iar  repräsentiert  wird.  Letztere  form  kann  nicht  gut 
analogiebildung  sein,  da  sich  ahd.  et^ien  nach  den  einkonso- 
nantiseh  auslautenden  io-präsentien  mit  konsonantischem  aiilaut, 
worunter  sein  reimwort  aiverien,  hätte  richten  müssen:  daher 
auch  vereinzelt  ahd.  uor  (Kögel,  PBB.  16,  502),  Die  älteste 
germanische  form  dürfte  *eraj  entsprechend  lat,  Pgi  und  to-^h 
welches  letztere  sich  nicht  wie  egi  wegen  der  bedeutungsähiüich- 
keit  nach  ßci  hat  richten  können,  gewesen  sein :  vor  *Bra  kann 
dann  wie  in  got.  aiaik,  aiauk  noch  einmal  die  reduplikatioo 
als  e  getreten  sein:  *edra  aber  ergab  *£?^m  (vgl.  ags.  sUp^  ahi 
sliaf,  got-  sai£lep}.  Für  *era  und  lat.  Bgl,  co-^n  wird  ©an 
wohl  an  der  annähme  einer  idg,  kontraktiou  des  P  aus  e  +  ^ 
festzuhalten  haben.  Attisch  ^/a  wird  allerdings,  wie  thertoh 
^f&yo/a  und  a^äga  bei  Pindar  (G.  Meyer ,  Gr.  Gr.'  §  548) 


Dia  starke  prSteritnm  des  GennaniBcbeit. 


309 


hl 


wttlirscheinlich  Diacheu,  smf  *a/a  zorückgehen :  doch  hat  sich 
ja  griechiscli  überhauiKt  das  prinzip  ausgebildet,  bei  vokalisch 
anlauteoden  verben  die  reduplitatioö  dErch  einfache  dehnuug 
auszudriii-'ken,  was  offenbar  von  den  mit  e  anlantenden  verben, 
wo  e  ans  e  +  e  eiitstandeü  war,  ausgegangen  ist. 

Wenn  von  den  vokalisch  anlautenden  präteriten  got,  *et, 
ahd.  ai  kein  e  vor  sich  mehr  angenommen  hat,  so  wird  das 
daran  gelegen  haben,  dass  *etum  durch  den  typus  setum  ge- 
stützt selbst  wieder  *et  stützte. 

Wenn  ahd,  iar  noch  an  die  idg.  urform  anknüpft,  so 
k5nnen  got.  öti^  aisL  oJc,  6lj  ags,  61  wohl  nur  analogiebildungen 
nach  dem  typus  for  sein:  die  präterita  zu  o-präsentien  konnten 
recht  wohl  einen  anderen  weg  als  das  io-präsens  arjun  ein- 
schlagen. Doch  war  der  unterschied  vielleicht  auch  haupt- 
sächlich ein  dialektischer,  indem  das  Ahd.  bei  allen  verben 
die  alten  formen  beibehalten  haben  könnte,  die  nördlichen 
dialekte  aber  dafür  bei  den  o-präsentien  die  analogieformen 
oach  den  konsonantisch  anlautenden  verben  schufen,  das  io- 
präsens  arjan  (vgh  aisL  arda,  ags*  erede)  aber  in  die  schwache 
tonjagation  überführten. 

Von  dem  einzigen  vokalisch  anlauteoden  zweikonsonantisch 
scldiessenden  verbuni  der  a-reihe,  alptin^  ist  keine  prät  belegt ; 
doch  dürfte  es  *aialp  nach  analogie  von  staistald  gebildet  haben. 
c)  Die  e-reihe. 

Die  ^?- reihe  befand  sich,  wie  das  nebeneinander  von 
äschwed.  löt  und  lät  zeigt,  zur  zeit  des  eintritts  der  haplologie 
Wenigstens  in  einem  teile  des  Germauischen  bereits  in  einem 
Vadium,  in  dem  sich  unter  einfluss  von  ^l^an  im  Präteritum 
bereits  g  neben  ö  eingestellt  hatte.  Für  die  formen  mit 
perfaktischem  p  ist  die  beibehaltung  der  reduplikation  das 
Natürliche,  wie  denn  auch  das  Aschwed.  ungleich  häufiger  Iwt 
*ls  lat  aufweist.  Wo  das  Altnord,  ö  noch  gewahrt  hat^  ist 
hier  auch  die  kürzere  form  durchgedrungen,  wie  nicht  nur 
^chwed,  Ut  neben  got.  lailöt^  sondern  auch  aisl.  tok  neben 
KoL  iüitük  zeigt:  offenbar  ist  das  präsens  taka  zu  tok  erst 
ftach  aka  zu  ök  usw-  gebüdet  worden,  wie  denn  aschwed. 
^HcJi  ein    präsens  ItUa  neben  hUa  vorkommt^)    Auffallender- 

*1  Naeli  Noreen,  Äsciiwed.  Gr  §  151  wäre  laiü  tut  unbetontem  lätn 
^tüttoden;  da  aber  nach  ü^inttn  eigenen  soagmB  lata  auch  schon  sehr  früh 
^Ki  b«tojitGr  «teUojig  vorkotnmtT  eo  ist  doch  wohl  die  obige  erkl&rung  vor- 
*^iheiL 


Richard  Loew«, 

weise  ist  aber  die  reduplikation  bei  perfektiscliem  ö  gegeti 
das  allgemeine  ausgleichsgesetz  im  Got,  beibehalten  worden,  •] 
und  auch  das  Westgerm.,  mit  dem  das  Got,,  als  die  baplologie 
eintrat,  eine  gemeinsame  entwickelting  durchmachte  (vgl.  s.  301), 
hat  hier  wenigstens  nach  dem  ausweise  von  as,  ^riot  die 
reduplizierten  formen  bevorzugt.  Der  grimd  für  diese  er- 
scheinuDg  ist  wahrscheinlich  in  dem  Vorhandensein  des  durch 
angUscb  reord  ans  *rerd  repräsentierten  typus  zu  suchen,  das 
nur  nach  seinem  pL  ^rerdum  gebildet  sein  kann  und  nach 
Kluge  in  Pauls  Grundr*  I,  437  als  schwundstufige  form  voll*  - 
ständigen  vertust  des  langen  vokals  aufweist:')  in  einer-^ 
urgerm,  form  *reriume  aber,  in  der  auch  das  zweite  r  zm:^ 
ersten  silbe  gehörte,  konnte  ja  nnmdglicb  eine  baplologie  em-^ 
treten.  War  aber  bei  bestimmten  verben  im  pl,  stets  di^ 
reduplikationssilbe  stehen  geblieben,  so  musste  das  natürlic^^ 
auch  in  deren  sg*  den  sieg  der  reduplizierenden  formen  übe^^ 
die  reduplikationslosen  fördern.  Bei  der  ausgleicbung  zwisch^^j 
Singular-  und  pluralformen  sind  dann  mit  ausnähme  des  Ae 
tischen  tiberall  die  ersteren,  die  sich  besser  in  das  gan: 
verbalsystem  fügten,  durchgedrungen. 

Dem  typus  reord  gehört  aus  der  gleichen  reihe  nur  n(^i 
leort  an,  das  durch  dissimilation  aus  *l€oU  entstanden  itxid 
von  einem  pl.  *ldtnm  ausgegangen  ist.  Es  sind  also  Tvraf 
mit  einfacher  liquida  anlautende  verba,  hinter  einer  welch 6ii 
doch  wohl  auch  schon  idg,  ein  s»  (aus  e)  in  unbetonter  sUhe 


1 


1)  Wenn  Streitberg,  ürg>  Gr.  «.  330  Ägs.  reord  dem  got.  rairuß  jjleid- 
3©tat  aad  für  d&n  ?erlust  des  langen  TokalB  atif  ag'fl,  hwilc,  swdc  «iowie  ,y**^»^^ 
fr<Btw€  r erweist,  so  ist  dem  entgegenzuhalteti ,  das»  doch  der  reg^el  üicb 
uitbctoEiter  vokM  iQ  langier  aUbe  ag^.  erhalten  bleibt,  die  genannten  v^rttr 
also  besondere  erklärüHj^^en  erfordern*  In  ^miwc^  frwticc  lag'  wohl  in  zweiter 
silbe  von  id^.  zeit  her  kurzer  rokal  oder  vokallosigkeit  als  seh  wund  stnfEv  ^r. 
oder  aber  es  sind  fät  den  atiBfall  dea  e  im  A^&.  die  nm^benden  laut^  ^^ 
boding'ende  faktoren  mit  in  betracht  gekommen.  Tn  dem  frapewort  *hir^^ 
aber  wird  die  ente  s^ilbe  einen  stürkeren  wortton,  &Lb  er  im  allgemeine 
üblich  war,  erhalten  haben,  gerade  wie  gr.  t  k  als  fr^epronomeD  seinem  i 
niemab  in  den  gr^viis  ?erwandelt  und  aach  in  den  obliquen  casus  den 
auf  die  Wurzelsilbe  zn rückzieht^  Tm^  aber  die  erste  silbe  einen  noch  itlfk^ 
hanptton ,  als  er  sonst  vorkam,  so  wird  die  ihr  folgende  noch  schwächer  ^ 
andere  onbetonte  Silben  betont  gewesen  sein,  wenhalb  hier  aach  ein  l>^^ 
vokal  voUständig  schwinden  konnte.  Nach  *  hu  Utk  wird  iivh  auch  seiü  ^^^' 
relätivum  *siLälik  in  der  betouting  gerichtet  h&ben  und  daher  Auob  <i^ 
gleichen  wandel  unterbgen  eein. 


Dm  starke  präieritniD  des  Üermanis^hen. 


311 


am  leichtesten  schwinden  konnte.  Dem  entspricht  auch  a^. 
jrutum  ans  ^se-jndiime  (aus  idg.  *gke-gh^d-mi%  in  dem  die 
x^dnplikation  als  selbständige  silbe  yerloren  gehen  konnte 
«ind  bei  dem  sodann  die  rednplikationslose  form  wegen  dea 
^okalnnterscliiedes  vom  präsens  über  die  reduplizierende  siegen 
:iz)Usste;  nur  die  existenz  eines  ^riitum  neben  riäum  konnte 
"Wohl  den  anachlnss  des  elfteren  yerbums  im  Ags,  an  das  in 
^er  bedentnng  vielleicht  auch  damals  schon  ganz  fem  stehende 
-a'eoian  ^fallen"  als  ^reotan  bewirken*  Für  das  Grot.  wäre  hier 
^egen  des  ursprünglichen  pL  *gruhtm  im  Sg.  *gröt  zu  er- 
^warten:  doch  ist  guigröt  zu  ffr&tan  nach  lailöt  zu  iHan  und 
^airöß  zu  r^dan  wiederhergestellt  worden;  das  gleiche  gilt 
auch  für  as.  griat^  griot. 

Unter  den  präteriten  von  vokalisch  auslautenden  wurzeln 

^er  ?-reibe  konnte  *se^öa  (aisl  sera).   das  den  grammatischen 

i»reehsel  zwischen   den  anlauten   der  reduplikations-   und  der 

"Wurzelsilbe  nicht  ausgeglichen  hatte,  von  der  haplologie  iiber- 

li&upt  nicht  getroffen  werden*    Wenn  sich  die  übrigen  präte- 

TiU  derselben  klasse  nach  diesem   einen  gerichtet  haben,  so 

laben  hier  wahrscheinlich  die  der  konsonantisch  auslautenden 

^rzeln  der  e-reihe  mitgewirkt.    Waren  idg,  a  und  ö  schon 

2tisammengefallen,  so  sind  wohl  auch  die  vokalisch  auslautenden 

iferha  der  ^-reihe  mit  im  spiele  gewesen* 

d)  Die  a-reihe* 

So  weit  die  a-reihe  vollstnfige  präsentien  bildet,  entstand, 
^  Veno  das  Germanische  im  sg*  perf,  wie  das  Griechische  zu 
pusten  des  a  ansgeglichen  hatte  (vgL  att.  ndnf^ya  aus  *ninäfa 
^  nt^yyv^i^  lat*  päguiü ^  compäges  usw.),  ein  zusammenfall 
zwischen  präsens-  und  perfektvokal,  der  den  sieg  der  redu- 
PÜkationsformen  bewirken  musste.  Aber  auch  wenn  das  Germ* 
iöi  sg.  peif.  ö  durchgeitihrt  hatte,  trat  dieser  zusaramenfall 
doch  nach  Übergang  von  idg*  a  in  ö  ein :  lag  dieser  also  früher 
*l8  die  haplologie,  so  konnte  sich  nur  das  gleiche  resultat 
*ie  in  dem  anderen  falle  ei^eben.  Daher  got.  fatflök  zu 
*flökan  usw, 

2.  Die  präteritopräsentia* 

Die  haplologie  musste  natürlich  ebenso  gut  die  redu- 
plizierenden präteritopräsentia  wie  die  perfekta  mit  präteritaler 
Deutung   treffen*    Am    deutlichsten    tritt    der    so    bewirkte 


BIcbard  Loewe^ 


reduplikatiOTisverlost  bei  got.  man^  munum  hervor,  das,  wie 
die  übereinstimiDung  von  gr.  fUfwvUf  fn^iuftiv  mit  lat  mmmi^ 
meminimus  zeigt,  idg*  zwar  präteritopräsens  war,  aber  die 
reduplikation  dort  üoch  nicht  verloren  hatte*  Der  veriust 
atellte  sich  natürlich  auch  im  pl.  ein,  wo  sich  das  verbom 
der  bei  den  einkonsonaatisch  sehliessendeii  pratmtaUonDeD 
wrkenden  analogiebildung  entzogen  hatte.  Der  graiid  für 
diese  ausnähme  vom  analogiegesetz  könnte  lediglich  in  der 
abweichenden  präsentisclien  bedentung  von  ^memnme  an  lüd 
für  sich  gelegen  haben;  doch  hat  wahrscheinlich  aucli  der 
umfitand  mitgespielt,  daas  das  ^  von  ^bhe^^me  usw.  zu  dei 
e  des  präsens  *bherü  in  beziehung  gefühlt  wnrde  (vgL  s,  302), 
za  ^memipnS  aber  auch  kein  formelles  präsens  existierte. 

Allerdings  kann  bei  einem  oder  bei  einigen  präterito- 
präsentien  ein  redupllkationsverlust  deshalb  nicht  stattgefiindöi 
haben  ^  als  in  ihm  oder  in  ihnen  von  haus  aus  atheamtisdie 
präsentia  vorliegen.  Sicher  ist  das,  wie  schon  Höfer^  Gotl 
23,  3  f.  gesehen  bat,  bei  nmd.  dam  ^ich  wage^j  konj,  ^nt, 
das  ein  as.  *durmim^  got,  *dmr^mim  -  ai*  ^fi-im-mds  voiws»- 
setKtp  Walirscheinlich  richtig  ist  es  anch,  wenn  man  got 
kunnum  (wonach  dann  kann)  aus  idg,  ^gn-m-me  (vgl  ä 
jä-m-mds  neben  ja-ua-mi)  und  ahd^  iimmm  (wonach  dinn 
ann)  aus  idg,  *n-m-me  oder  ij-nu-me  (letzteres  nach  BragauiQiii 
Grundr,*  §  646)  entstanden  sein  lässt;  doch  besteht  hier  aucti 
die  mögliclikeit,  dass  präsentisches  n  frühzeitig  in  das  per 
fektum  eingedrungen  wäre,  in  welchem  falle  umgekehrt  mum 
analogiebildung  nach  avn  aus  ^enn  für  *aHnum  aus  *mim 
sein  würde.  Bedenklicher  ist  schon,  wenn  Kluge  in  Paul» 
Gruudr.  P,  440  ahd.  durfum  als  Hu-bUdung  aus  *purpum  Ml 
p  aus  pp  aus  idg,  pn  erklärt  und  dem  aL  ffp-j^u-mäs  g^eic^ 
setzt,  da  f  hier  auch  aus  einfachem  p  verschoben  sein  knut 
^ttnd  die  einander  entgegengesetzten  bedeutungen  vöö  durfm 
.wir  haben  üötig""  und  von  tfp-}in-mas  „wir  werden  befriedigt' 
li  nur  schwer  mit  einander  vermitteln  lasseiL  Was  ater 
'Üe  abiigen  prateritopräsentia  des  Germ,  betrifit  die  ffliS?^ 
ükaloger  weise  erklären  möchte,  so  kannten  diese  ai? 
üJKatische  präsentia  alle  nur  wurzelprisentia  gewesen  ^ 
m  äkI  aber  die  wurzelprÄ^sentia  in  der  seit  vor  der 
ilreunung  Überhaupt  verhältnismässig  seltai  gew«fi«ü 
auch  meist  nur  noeb  bei  den  haii^steu  w<wr 


)u  starke  prfttorHmn  des  GeTmuiüehen. 


313 


den,  zu  denen  doch  nicht  alle  germanischen  präterito- 
p^lsentia  gehören*  Zu  den  ein2ehieu  germanischen  praterito- 
präsentjen  sind  aber  in  den  verwandten  sprachen  nicht  nur 
keine  wurzelpräsentia  nachgewiesen  worden,  sondern  es  stehen 
dort  auch  einigen  derselben  andersartige  präsentia  gegenüber. 
So  heisst  es  neben  got.  ga-dar$  ai.  ausser  dhf^-ijo-mi  auch 
är^-ü-mi^  neben  got.  skal  lit.  skeliü  (mt  skelMi),  Letztere 
form  ist  um  so  bemerkenswerter,  als  gerade  das  Litauische 
die  aus  dem  Idg,  ererbten  wurzelpräsentia  festgehalten  und 
sogar  noch  weiter  analogisch  ausgedehnt  hat  (Brugmann, 
Grundr.  n,  s,  911).  An  der  peifektischen  herkunft  von  got. 
gadars  ist  aber  um  so  weniger  zu  zweifeln,  als  auch  ai, 
dadhär^a  „ich  wage*'  und  das  abgeleitete  gr.  TEda^ofjxoL  „ich 
lin  voll  mut"  bedeutet  (Delbrück,  Grundr.  4,  179). 

Es  wii'd  danach  für  die  meisten  präteritopräseutia  wirk- 
ffch  perfektischer  ui^spruug  anzunehmen  sein,  wobei  die  be- 
fcntnngsentwicklung  keinerlei  Schwierigkeiten  machen  kann 
(Tgl.  s*273tf0^  Man  wird  in  den  meisten  germanischen  präterito- 
prÄsentien  idg.  primäre  perfektpräsentia  zu  sehen  und  keinen 
aast^ss  mehr  daran  zu  nehmen  haben,  wenn  das  got.  perfekt 
*ia?  genau  die  gleiche  bedeutung  wie  das  lit.  präsens  skeliü 
liat  Änch  got.  gadars  ist  als  verbum  des  affekts  Tvohl  nicht 
mit  Delbrück  a.  a.  o.  als  sekundäres  perfektprasens  „habe 
ml  gefasst,  getraue  mich",  sondern  als  primäres  zu  fassen 
(Tgl.  s»  276).  Das  Verhältnis  von  *dars  zu  "^dursum  wird  auch 
den  Uauptanstoss  zur  blldung  des  gleichbedeutenden  dam  nach 
*dimmm  gegeben  haben  (bei  kunnmn  und  uminm  war  jeden- 
faUs  ein  so  direkter  austoss  zur  büdung  von  katm  und  ann 
nicht  vorhanden). 

Mit  den  griechischen  und  lateinischen  präteritopräsentien, 
[•die  eine  geistige  regung  bezeichnen  ^  hat  übrigens  schon 
Curäns,  Griech.  Verbnm  2-,  116  germanische  gleicher  art  ver- 
llichen,  indem  er  hier  nicht  nur  got  man  zu  gr.  ^iiftovu, 
Iat_  metnintj  söndeni  auch  got,  ög  zu  gr.  awxn^^^  gestellt 
hat  Allerdings  bedeutet  gr,  ajfa/yj;<«i  wie  a^nf-tm  „ich  be- 
trübe mich**,  das  verwandte  got.  ög  wie  "^aga  (zn  erscbliessen 
tai  mmgamh  „furchtlos")  „ich  fürchte**,  und  der  bedentung 
öach  vergleicht  sich  auch  gr.  <JfJ(«  „ich  furchte".  Doch  müsste 
^40  gotische  wort,  wenn  es  als  primäres  präteritopräsens  aus 
4iiiildg.  herzuleiten  wäre,  doch  wohl  seine  form  "^ig  gewahil 


lichard  Loewe, 

haben,  wie  in  überemstimmung  mit  lat.  ^ffi,  co-gji  and  ahd. 
iar  angenommen  weiden  muss  (vgl*  s.  308).  Es  ist  daher 
trotz  flxti^f^ftai  und  SiSttt  wahrscheinlich,  dass  *^ja  ^nnäeh^t 
im  Germ,  wirkliche  perfektbedeutung  gehabt  hat  und  in  solcher 
sia  *ö,ja  umgestaltet  wurde,  als  für  *da  ein  *öla  usw,  ein- 
trat. Man  wird  dann  fiir  got,  *affa  die  bedeutung  „ich  gerate 
in  furcht'',  für  ög  die  bedeutung  „ich  bin  in  furcht  geraten", 
daher  „ich  fürchte  mich"  anzunehmen  haben.  Dafür  dass  öq 
als  sekaodäres  perfektpräsens  anzusehen  ist,  spricht  auch  der 
umstand,  dass  ein  rest  seines  präsens  wenigstens  noch  in 
iimtgamU  vorliegt,  während  die  primären  perfektpräsentia  die 
mit  ihnen  konkurrierenden  wirklichen  präsenüa  schon  voU^ 
ständig  aus  dem  fehle  geschlagen  hatten. 

Doch  soll  nicht  geleugnet  werden ,    dass  auch  vielleichi 
noch  das  eine  oder  das  andere  germanis^che  präteritopräsene^ 
sekundärer  art  sein  kann.     Hierhin  gehört  wohl  got.  ^aiio/i 
da  die  idg.  würze!  naJc  ^erreichen"   bedeutet,    so   kann    d^ 
ursprüngliche    sinn    ebenso    gut    „es    hat    (den    gewünscht« 
zuBtand)  erreicht"  wie  ^es  erreicht  (den  gewünschten  zustaadV^n*^ 
gewesen  sein* 

Für  die  mehrzahJ  der  konsonantisrh  anlautenden  praterit ^- 

präsentia  ist  nach  den  voranstehenden  ausführungen  red_  ^. 
plikations Verlust  anzunehmen.  Auch  die  ablauts Verhältnisse 
sind  meistens  einfache,  wobei  got.  shihim  wie  munum 
beurteUen  ist  Innerhalb  der  ff-reihe  gilt  das  gleiche  fiir 
^emigan.  Der  zugehörige  singnlar  got.  ganaf^,  ags.  §en&ai 
zeigt  noch  die  kürze  des  vokals,  wie  sie  fttr  eine  a-wurzel 
ursprünglich  erforderlich  war,  mag  hier  germ.  a  nun  idg.  u 
oder  a  repräsentieren:  das  isoliert  stehende  präteritoprasens 
hat  also  den  ersatz  des  kurzen  perfektvokals  durch  eiaen 
langen  nach  dem  mnster  der  perfekta  der  ä-reihe  mit  schwonJ^ 
afcuflgem  präsens  nicht  mitgemacht. 

Schwierigkeiten  könnte  hier  mötan  machen,  insofern  wir 
seine  etyinologie  nicht  mit  Sicherheit  festst^eüen  können.  Doch 
ist  es  das  wahrscheinlichste,  da^^s  die  verschiedenen  modalitäts- 
bezeichnungen,  welche  dem  verbutn  zukommen,  aus  derjeuigß'^ 
sinnlichen  grundbedeutung  bervorgewachsen  sind,  die  n^^^ 
germ,  selbst,  nämlich  in  gol.  gamöt,  vorliegt.  Ein  „ich  hn^^ 
räum"  lässt  sich  doch  aber  wohl  als  ein  ,jich  durchmesse  den 
räum"  verstehen,  so  dass  die  herleitung  von  der  wurzel  ^i 


Daa  starke  Präteritum  dee  Germaniaeben, 


315 


„messen**  in  der  that  einige  wahrscheinüclikeit  hat.   Es  müsste 

dann  freilich  die  dehnstufige  wtirzelform  m^d  zu  gründe  gele^ 

irerdeiij  wiq  sie  in  gr.  fn^6of£ctt  vorliegt.     Der  sieg  der  redu- 

])likationBlosen  form  in  ga-mot  im  gegensatze   zu   hUöt  nsw. 

"Würde  sich  dann  hauptsäcMich  aus  der  präsen tischen  bedeutung 

^es  Wortes  erklären;    das  ö  wurde   dann   nach   dem   muster 

4ler  sechsten  ahlautsreihe  des  Germ,  in  den  pluval  eiugeführt. 

Kaum    aus    perfektischem    Ursprung    kann    das    ablauts- 

irerhältnis   von   got.  ma^^  magum   erklärt  werden*    Nur  wenn 

man  für  den  pL  ein  *memgitm  entsprechend  *rm'dum  (anglisch 

^mrdon)  zu  gründe  legen  wollte,   würde  es  aus  der  eigenart 

^er  bildnng  verstäudlich  werden,   wieso  dieselbe  durch  eine 

«ich  direkt  an  den  sg.  anschliessende  bildnng  verdrängt  werden 

lonnte^   wiewohl  man   auch  in  diesem  falle  eher  mugum  (vgl 

jtbigeres  ahd.  mugum)    nach   analagie    vou    skal,   skulum    er- 

irarten   sollte.    Da   aber   auch    die    existenz   eines    *memgiim 

sehr  fraglich  ist,   so  wird  man  Wer  überhaupt  eher  an  einen 

Übergang  aus  der  präsentischen  in  die  perfektische  flexion  zu 

Heiken    haben.    Doch    kann    das    wort   kein    ursprüngliches 

^warzelpräsens  gewesen  sein,   da  es  auch  in  diesem  falle  im 

pl.  mu'   aus   idg,   m-   zeigen    müsste.    Man   wird   daher  mit 

Bru^mann,  Grundn  2,  s.  1255  mag,  magum  aus  einem  präsens 

mit  betontem  themavokal,  wie  es  noch  in  abg.  moga  vorliegt, 

herzuleiten  haben:  offenbar  war  möi,  das  auch  die  bedeutung 

-ich  kann*^  hatte,  dasjenige  wort,  nach  dem  sich  mo^  iji  seinen 

«"üdungen  gerichtet  hat,   wahrscheinlich  freilich  erst,  nachdem 

*tie  präteritopräsentia    präsentische   infinitive   und   partizipien 

:<Bbildet  hatten. 

Von  vokalisch  anlautenden  präteritopräseutien  kennt  das 
*j^rm.  ausser  ahd.  am}  und  got,  ög  nur  nach  got,  aih^  aignm^ 
^Hs  die  0r  die  vokalisch  anlautenden  perfekta  des  Idg, 
-  '^^^ode  regel  der  einfiihrung  der  vollstufe  auch  in  die  eigen t- 
li  sehwundstuiigen  formen  getreulich  befolgt.  Allerdings 
Ifegt  in  ai*  iSfi  ans  unbekanntem  gründe  noch  die  wirkliche 
Schwundstufe  des  idg.  perfektthemas  dlJc  vor,  das  aus  kon- 
^ktion  des  reduplikatiousvokales  e  und  einer  wurzel  eik  oder 
^Ü  entstanden  ist. 


316  Bicljärd  Lotw^, 

IV.  Die  reduplizierenden  präterita  im  West- 
germanischexi  tmd  Ifordisehen. 

1,  Der  kootraktioustypus. 

Das   Verhältnis,   welches    die   im   Gotischen    noch   redu 
pürierenden  präterita  zu  üen  ihnen  im  Nord-  and  Westgern^::^ 
entsprechenden  eionehraen,   hat  der  forschung  bisher  aussei::^^ 
ordentliche  Schwierigkeiten  hereiteL  Um  diesen  schwierigkeite^^^ 
zu    entgehen,    haben    Brugmann    und    Word    einen    teil    d^^s^ 
nordischen   und    westgermanischen    formen,   nach    denen   ä^^^^ 
übrigen  sich  gerichtet  haben  sollen,  als  unreduplizierte  hildungv^u 
von  langdiphthongischen  wurzeln  erklärt,  was  sich  jedoch  a»^s 
verschiedenen  gründen  nicht  aufrecht  ei  halten  lässt  (Beth  ^g^ 
in  Dieters  Laut*  u,  FormenL  §  196  anm.)<    Aber  auch  dai^ot 
ist  nichts  gebessert,   wenn  Otto  Hoffmann  JVp«g  33  ff.  nur      in 
den  präteriten  selbst  die  langdiphthonge  entstanden  sein  lässt: 
er  geht  hierbei  von  Streitbergs  gewiss  mit  Scharfsinn  aufgesteUt^tm, 
aber  doch  keineswegs  bewiesenem  dehnstufengesetze  aus  i:mti(i 
muss  überhaupt  zur  durchfiihrung  seiner  theorie  hypothese     ai 
hypothese  reiben.    Es  ist  aber  auch  ganz  natürlich,  dass  j^de 
erklär nng  scheitern  mnsste,  welche  die  nord.-westgerm.  forianea 
von  den  got.  trennte:   denn  es  wäre  doch  höchst  wuaderl3ar, 
wenn  fast  allen  im    Gotischen    reduplikationslosen   präterilea 
nordisch  und  westgerm.  die  lautgesetzlich  dazu  stimmen «3en, 
fast  allen  reduplizierenden   präteriten  des  Gotischen  aber  ^iue 
ganz   abweichende    bildungsweise   im   Nordischen   und   \^  est- 
germanischen   gegenüberstehen    sollte.    Vielmehr   deutet  .Dilles 
daranf  hin,  dass,  nachdem   die  Goten  sich  aus  der  nähe     der 
Westgermanen  entfernt  hatten,   d.  h.  an  das  schwarze  ixieer 
gezogen  waren,  das  Nordisclie  und  Westgermanische  geoi^ifl- 
sam   die  reduplizierenden   präteritA  umgestalteten.     Es  maclrt 
auch  keine  j^^chwierigkeitenj    die    vokale   der  nord.-westg-em, 
formen  durch   kontiaktion   des   reduplikatiousvokals   und    der 
wurzelvokale  zu  erklären.  Nur  weil  man  bisher  nicht  gewuM 
hat,  auf  welche  art  and  weise  der  zwischen  redoplikatioiis- 
und  wurzelvokal  stehende  konsonant  geschwunden  war,  hatte 
man  die  erkJärung  von  einem  ganz  anderen  punkte  aus  Ter- 
suchen  zu  müssen  geglaubt. 


Das  starke  präteritam  den  Germamechen. 


317 


A,  Der  konsonantenyerlust. 

Da  in  der  fiir  die  uoibildung  der  reduplikatioBspräterita 
In  betracht  kommenden  zeit  kein  einziger  iiitervokaliseher 
koQsoDant  ausgefallen  ist,  so  bat  niaiij  so  weit  man  hier 
überhaupt  an  der  ideotität  der  gotischen  und  der  nord.-west- 
germ.  formen  festhielt,  die  Verschmelzung  des  reduplikations- 
imd  des  Wurzelvokals  als  einen  lautgesetzlichen  akt  meist 
nur  för  die  vokalisch  anlautenden  verba  angenommen.  Gegen 
fiie  annähme  indess,  daj^s  die  präterita  mit  vokalischem  anlaut 
allein  das  muster  zur  Umformung  abgegeben  hätten,  haben 
Ändere  mit  vollstem  rechte  geltend  gemacht  dass  diese  hierzu 
weder  zahlreich  noch  häufig  genug  gewesen  sind.  In  der 
r-reihe  und  in  der  ^ -reihe  sind  solche  überhaupt  nicht  vor- 
banden, so  dass  man,  wenn  man  von  den  vokalisch  anlauten- 
den Verben  ausgeht,  zu  den  hierhin  gehörigen  präteriten  (wie 
auch  zu  denen  von  fähan  und  Mhan)  nur  auf  umwegen  von 
den  übrigen  reihen  aus  gelangen  kann  (vgl.  Holz,  Urg.  geschU 
e  33  £),  Von  den  auf  doppelkousonanz  ausgehenden  wurzeUi 
der  a-reihe  lautet  vokalisch  nur  got  alj/an  an,  ein  gewiss 
nicht  sehr  häufiges  verbunij  das  überdies  vielleicht  schon  in 
der  zeit,  als  das  Nordische  und  Westgerm.,  aber  nicht  mehr 
das  Gotische,  gemeinsame  neuerungen  durchmachten,  unter- 
gegangen ist,  da  es  aisl.  nur  das  partizip  ahletin^  in  den  ver- 
schiedenen westgerm,  dialekten  aber  überhaupt  nichts  hinter- 
lasieu  hat  (ags*  nur  ealdianj  ahd,  nur  aUmt),  Das  verbum 
QTjan  (aisL  ef'ja^  ags*  eriauj  ahd.  eriati)  aber  kann  bei  der 
Umbildung  überhaupt  nicht  mitgewirkt  haben,  da  es  sonst  vor 
allem  seine  eigene  klasse,  den  typns  hafjan  (aisl  hefja^  ags. 
Ä^Wat^j  ahd.  Mffan)  und  darin  besonders  sein  reimwort  ^mvar- 
itt«  (aisL  ^verja,  ags, ,  as.  swerian  ^  ahd.  stvt^ian)  nach  sich 
Sß^ogen  haben  müsste.  In  der  ai-reihe  kommt  nur  das  seltene 
ahd.  eikhan  „opfern**,  eigentlich  „zusprechen"  (=  got.  *aikan 
iü  afaikan)  in  betrachte  das  gewiss  auch  in  den  übrigen 
dialekten,  in  denen  es  sich  überhaupt  nicht  mehr  nachweisen 
Ifest,  nicht  häufig  gewesen  ist.  Was  endlich  die  öftt-reihe 
Wtrifft,  so  ist  iüsl.  ausa  im  Westgerm,  überhaupt  nicht  nach- 
weisbar, während  dem  aisL  mika  {-  got  aiikan)  ein  ags. 
*'«icia»|  as.  ökiaUf  ahd.  ouhJiön  gegenübersteht:  da  im  Ags. 
gerade  nur  eacen  als  adjektiv»  im  As.  nur  das  entsprechende 
^kan  vom  starken   verbum   übrig   geblieben   ist;   so   ist   der 


318 


Eichard  Loewe, 


Übergang  des  verbnins  in  die  schwache  konjugation  wahr- 
BcheiJilich  schon  ein  gemeinsamer  akt  des  Westgermanischen 
gewesen.  Nur  für  das  Nordische  wäre  es  an  und  für  sich 
nicht  UDdenkbar,  dass  auka  nnd  ausa  allein  die  konsonantisch 
anlanteoden  verba  der  gleichen  klasse  nach  gich  gezogen 
hätten:  doch  könnte  das  bereits  aus  gotonordischer  zeit  stam- 
mende  *haggwan  (aisL  hgggva)  sich  nicht  nach  ihnen  gerichtet-c 
haben.  Eine  form  wie  aisL  hjo  muss  eben  lautgesetzlich  sein, 
ebenso  gut  wie  ap.  heöf  (vgl  s,  298).  Allerdings  Uesseci^Z' 
iich  hjo  und  heof  durch  yerlust  des  intervokaüschen  h  im-^^^^ 
einzelleben  des  AisL  und  des  Ags.  erklären»  An  und  für  sic^^^ 
wäre  das  ja  auch  bei  den  altnordischen  und  angelsächsische^^ 
mit  h  anlautenden  präteriten  der  umgebildeten  ganzen  reih^^ij 
möglich,  die  Bethge  s.  362  deshalb  auch  als  muster  für  (^ie 
Umbildung  mitbetrachtet  hat:  doch  sind  formen  wie  aisl  h^ 
ags,  het  von  as.  hi%  ahd.  hias  nicht  zu  trennen;  die  gaiMse 
Umformung  ist  eben  im  Nordischen,  AngloMesiscJien  m^i 
Deutschen  tiberall  in  gleicher  weise  erfolgt  und  offenbar  äh/ 
einen  einheitliclien  akt  zurückzuführen. 

Reichen   nun  aber  die  vokalisch  anlautenden  verba   ui- 
mÖglich   als   muster  aus,   so   nmss   doch  auch  mindestens  M 
einem  teile  derer  mit  konsonantischem  anlaut  noch  liegend  m 
lautwandel    den    Schwund    des    anfangskonsonanten    oder   der 
anlautenden    konsonantengruppe    der    zweiten    silbe    bewirkt 
haben.     Da  diese  nun  aber  nach  den  allgemein  gütigen  kot- 
gesetzen  erhalten   bleiben  mussten,   so  kann  der  konsonanteD- 
ausfall  durch  nichts  anderes  als  durch  die  besondere  struktar 
der  reduplikationsformen  veranlasst  worden   sein,   die  ja  wie 
zu  haplologien  so  auch  zu  koRsonantendissimilationeu  hänfis^ 
genug  anlass  bieten.    Für  unseren  fall  können  natürlich  ßß^ 
die  ein  konsonantisch   anlautenden  verba  in  betracht  kornJUCB* 
Ein   gleicher  lautwandel   wurde  bereits  s,  2^5    für   das  Ui- 
angenommen,  wo  auch  genau  entsprechende  beispiele  aus  Ter 
schiedenen  Sprachgebieten  angeführt  worden  sind. 

Besonders  kommt  hier  wieder  das  altirische  lautgeset2 
in  betracht,  dessen  bedingung  Richard  Schmidt,  li\  1|  ^ 
dahin  formuliert,  „dass  auf  das  hochbetonte,  nicht  in  vorlet^r 
ßilbe  befindliche  o  eines  Wortes  ein  konsonant  -|-  ^  oder  i  + 
derselbe  konsonant  folgt"  und  für  dessen  Wirksamkeit  in  nicht 
reduplizierten  formen  er  cöimmchlmtd  „Wechsel"  aus  ^com-i^' 


1 


Das  Et«r1t(>  piHtontam  de«  Gemumischen. 


319 


cMöud  und  cäimthecht   ^societas^   aus  *'€om'im'thecht  als  bei* 

spiele  angibt.    Die  gernianische  dlssirailation  hat  mit  der  alt- 

imcheii    das   gemeinsame^    dass   der   schwindende   konsonant 

im  mittelbar   hinter    dem    haupttonigen    und    immittelbar    vor 

eineDi  nichthaupttonigen  vokal  steht. 

Das  germanische  dissimilationsgesetz  lässt  sich  folgender- 
tnassen   formulieren:   ^folgt  auf  eine  aus  konsonant  +  ^  be- 
stehende haiipttonige  anfangssilbe  derselbe  konsonant  +  vokal, 
so    schwindet  der  konsonant  an   zweiter  stelle,**     Die  formen 
des   darcb  anglisch  reordon  aus  *rerdum  repräsentierten  typus 
fconnten  natürlich  von  diesem  gesetze  nicht  betroffen  werden. 
Selbstverständlich  gilt  das  erst  recht  von  formen,  in  denen 
^wi©    in    "^sezöj   woraus   aisl.   sera,   der  grammatische  Wechsel 
zwischen   redupUkatjons-   und    Wurzelsilbe   nicht   ausgeglichen 
worden  war.    In  den  meisten    fiillen   waren    allerdings   nach 
aus  weis  des  Gotischen  solche  ausgleichungen  eingetreten,  wie 
das   auch   ganz  natürlich  war,   da  sonst   die   reduplikations- 
empfindung  gestört  worden  wäre.    Ausnahmen  finden  sich  nur 
einige  bei  s  wie  aisL  sera  und  got»  salzig:   was   hiervon  der 
^rund  war,  dürfte  schwer  auszumachen  sein* 

So  bleiben  als  wirkliebe  aufnahmen  nur  as.  deäa  -  abd. 
feto  und  aisK  rera  übrig*  Was  deda  betrifft^  so  kann  daraus 
entstandenes  *dm^  nach  dHun,  das  wegen  seiner  vokallänge 
der  dissimilation  nicht  mitunterlegen  war,  unter  der  einwirkung 
von  nerida  neben  neridun  zu  deda  wiederhergestellt  worden 
Sein,  Doch  musste  auch  die  singularforni  selbst  von  anfang 
an  erhalten  bleiben,  wenn  die  dissimilation  zu  einer  zeit  ein- 
trat, in  der  urgerm,  anl.  /f  schon  zu  d,  aber  noch  nicht  west- 
g^nn*  inh  d  zu  d  geworden  war. 

Bei  rera  könnte  die  ausnähme  um  so  merkwürdiger  er- 
fiebeinen,  als  sonst  r  gerade  am  meisten  unter  allen  lauten 
Von  den  verschiedenen  arten  des  springenden  lautwandels 
betroffen  wird.  Doch  konnte  eben  diese  erscheinung  uns 
^elleicht  zn  einer  erklärung  verhelfen,  indem  bereits  vor 
ßujtritt  des  dissimilationsschwundgesetzes  die  beiden  r  im 
Kordiseben  in  der  weise  dissimiliert  worden  wären ,  dass  eines 
^m  beiden  palatale  ausspräche  angenommen  hätte.  Dass  die 
beiden  r  des  Altnordischen  nach  bestimmten  lautgesetzen  mit 
ßiuander  wechseln  können,  zeigen  die  altdäniscben  runen- 
^J^sditifLen  des  10.  Jahrhunderts,   in  denen  S  nach  dentalen 


320 


Rietiard  Loewe, 


ZU  r  geworden,  nach  gutturalen  nnd  labialen  aber  sowie  nacU 
vokalen  unverändert  geblieben  ist  (Wiinmerj  Runenschrift  297). 
Da    ferner   in  sprachen,   in    denen    es   zwei   verschiedene   r- 
laute  g:iebt,  auch  ein  im  silbenanlaut  vor  vokal  stehendes  r 
durch    ein    zweites    in    gleicher    Stellung    befindliches    einer 
nachbaralbe  zu  einem  anderen  r-laut   werden  kann,   zeigen. 
gr*  Tdüog,  Ttkfjtor,  TuQig,  Ta^ia,  Tagiag^  nnr  dass  hier  keine 
dissimilation,    sondern    eine    assimllation    stattgefunden    hat 
(Schnitzer,  KZ.  14,  1^65  f.).     Doch    wäre   für  das    Nordische 
auch    wohl    die   m5glichkeit   nicht    ausgeschlossen,    dass    die 
Skandinavier  das  alveolare  r  von  rera  an  das  palatale  von 
sera  und  snera  angeglichen  hätten,   wie  denn  die  in  jungereü 
nordischen  runeuschriften  übliche  Schreibung  des  nom*  sg,  der 
r-stämme  mit  B  im  auslaut  im  gegensatz  zu  dem  r  im  ans* 
laut  der  übrigen   ca^us  nach  Wimmer  a.  a.  o.  vielleicht  der     i 
wirklichen    ausspräche    entspricht   und   einer    einwirkung  der 
casusendung  -B  im  uom.  sg.   mehrerer  Stammesklassen  seioe 
entstehung  verdankt 

Die  nordisch- westgermanische  dissinülation  müsste  freiließt, 
wenn    sie   genau    in    demselben   sinne    wie  die  altirische   ate 
lantgesetz    betrachtet   werden   sollte,   auch   alle   formen,    ^^ 
keine  reduplikatimispräterita  sind,  aber  die  oben  angegeb^ß^ 
lautfolge  besitzen,  in  analoger  weise  treffen.    Beispiele  hieMtirf^ 
weiss  ich  allerdings  nicht  anzugeben.    Aber  es  dürften  ^^icli 
auch  schwerlich  beweisende   beispiele  für  das  gegenteü  ^^^-*uf- 
finden  lassen,  d.  h.  formen,  bei  denen  nicht  durch  cinwiric^^uöK 
einer  verwandten  form   der  zweite  konsonant  hätte  wie  -^er- 
hergestellt    werden    können*     So   kann    gewiss    ahd.   he^^tam 
^häher**   die  erhaltnng  seines  zweiten  h  einer  nebenform         wie 
*hifnra  oder  Viehra  verdanken,   bei  welchen  wieder  an         kon- 
taminationen  mit  formen  nach  art  von  ags.  hi^ora^  aisL  Iss^^egfM 
zu  denken  wäre.    Da  sich  indess  ein  zwingender  bewefe^=^  IB^ 
das  lantgesetz  als  solches  nicht  führen  lässt,   so  kann         hier 
die  frage  nicht  umgangen  werden,  ob  hier  nicht  vielleich^^B  üb 
dissimilation  in  einem  anderen  sinne  als  in  dem  eines  sti'e  ~^Migen 
lautgesetzes   gewirkt   hat.    In   der  that   kommen   ja   g^i^de 
beim  springenden  lautwandel  fälle  vor,  in  denen  derselbe?   nwr 
den  zwecken  des  wortwandels  dient,   so  wenn  die  metatlies/i 
in  gr.  Iv^ijti   aus    ^XvTTj^t   in  anlehnung  an  ikv^r^v  oder  in 
dptfmxm    aus    dßnla/m    in    anlehn uug    an    ififfd   erfolgt  ist 


Das  s^rke  prSteritum  des  Gennanisf^hen.  321 

(Brugmauüj  Griech.  Gr.^  s.  104).  Für  UBseren  fall  Hesse  sich 
denken,  dass  die  djssimilation  deshalb  eingetreten  wäre,  qid 
durch  Überführung  der  kleineren  Masse  der  reduplizierenden 
präterita  in  die  grossere  der  ablautenden  eine  einheitliche 
präteritalbildiing  bei  den  starken  verben  zu  schaffen ;  freUicfa 
wftrde  man  wohl  auch  bei  dieser  annähme  vorauszusetzen 
haben,  dass  die  dissimilation  da,  wo  sie  zuerst  entstand,  rein 
lantge^etzlieh  war,  deshalb  aber,  weil  sie  für  die  starken 
praterita  eine  solche  Vereinfachung  bot,  sich  hier  über  das 
ganze  nordisch  ■  westgermanische  gebiet  verbreitete»  Wenn 
nun  freilich  die  dissimiladon  nur  im  dienste  des  fomienwandels 
erfolgt  wäre,  so  hätte  doch  wahrscheinlich  die  analogiehüdiing 
bei  den  zweikonsanantisch  anlautenden  verben  nach  dem 
mnster  der  einkonsonantisch  anlautenden  noch  bei  derselben 
generation  stattgefunden,  welche  die  dissimilation  seihst  voll- 
zogen hatte*  Da  nun  aber  von  einem  zweikonsonantjBch  an- 
lautenden verbum  noch  ein  redupliziertes  Präteritum  in  nor- 
thumbr.  blefia  (Lindisfarne  gospels  Joh,  12,  22)  vorliegt,  so 
^ird  man  doch  wohl  besser  bei  der  annähme  stehen  bleiben, 
dass  bei  den  reduplizierten  prateriten  im  Nord-  und  Westgerm* 
eine  streng  lantgesetzliche  dissimilation  erfolgt  ist 

Die  form  hhfta  erfordert  hier  noch  ein  näheres  eingehen 
zunächst  deshalb,  weil  ihre  echtheit  von  Sievers,  PBB.  26,  557 
lestritlen  worden  ist*  Dass  bhfla  als  reduplikationspräteritmn 
anzusehen  ist,  hat  nach  Füchsel  Änglia  24,  75  Schick  erkannt 
und  dabei  die  Zustimmung  Pauls  gefunden.  Dem  gegenüber 
hält  es  nun  Sievers  für  wahrscheinlich,  dass  man  es  in  blefia 
nur  mit  einem  Schreibfehler  zu  thun  habe,  indem  das  -fta  des 
Wortes  ans  dem  inmflauU  des  unter  der  angelsächsischen 
Übersetzung  stehenden  lateinischen  textes  zu  erklären  sei  und 
Bein  Zusatz  i  ^Men^*  die  richtige  form  herstelle.  Es  ist  ja 
allerdings  nicht  unmöglich ,  dass  jemand  bei  gedankenlosem 
schreiben  aus  der  Übersetzung  in  den  darunter  stehenden 
grandtext  hineingerät;  aber  zu  den  häufigeren  schreibfehlem 
gehören  solche  versehen  doch  wohl  gewiss  nicht*  Für  unseren 
Ml  wäre  noch  besonders  merkwürdig,  dass  der  schreiber, 
noch  bevor  er  bkmi  zu  ende  geschrieben,  in  das  lateinische 
Wort  und  zwar  auch  gleich  meder  in  dessen  mitte  hinein- 
geraten sein  soUte.  Vor  allem  aber  wäre,  wenn  sich  wirklich 
bei  niederschrift  des  angelsächsischen  wertes  das  lateinische 


Bichard  Loewe« 


eingedrängt  hätte,  nicht  emzmehm,  warum  denn  letzteres 
nicht  auch  bis  zu  ende  geschrieben  wurde.  Merkte  der 
Schreiber  seinen  feliler,  als  er  eben  das  a  von  bleßa  ge^chiieben 
hatte,  warum  korrigierte  er  sich  dann  nicht  sofort,  sondern 
schrieb  erst  on  hice  hinter  bleßa  ^  beyor  er  I  ^ebho*'  on  him 
hinzusetzte?  Nach  Sievers  sind  wenigstens  im  Matthäus«  den 
er  allein  koUationiert  hat,  die  i-zusätze  ^zwar  meist  von 
gleicher  hand,  aber  in  roter  tinte,  d.  h.  offenbar  nachträglich, 
auf  grund  einer  zweiten  vorläge»  eingetragen"*  In  der  that^ 
werden  sich  auch  im  Johannes  die  dort  sehr  häu%en,  durcbq 
l  eingeleiteten  Zusätze  kaum  anders  als  durch  eine  zweii 
vorläge  erklären  lassen,  aber  nicht  in  der  art,  dass  su^ 
korrektureo,  sondern  in  der,  dass  sie  nur  gleichwertige  iibi 
Setzungen  enthalten  sollen.  So  ist  z,  b.  20,  20  gauid  ^'^l 
durch  gefeadon  l  ^Imde  ueron^  14,  31  ampUiis  durch  fordor- 
niaruf  gleich  darauf  löquebatur  durch  gesprtBc  f  sprecmid  u^^^ 
wiedergegeben.  In  unserem  falle  geht  sogar  nicht  nur 
Sebleti'*  on  7*m,  sondern  auch  schon  dem  blefia  on  hiw  ein  / 
voraus,  so  dass  die  gleichwertigkeit  beider  lesarten  hier  dujcfi 
ein  vel-vel  noch  besonders  angedeutet  worden  zu  sein  scheine 
Wenn  blefla  nach  Sievers  in  den  Lindisfarne  gospels  „über 
3(1  normal  gebUdet^  gegenbelege  wider  sich  hat**,  so  lege  kb 
wenig  wert  darauf,  dass  nach  meiner  theorie  die  11  ein- 
konsonantisch  anlautenden  (8  von  säwauj  1  von  ahmumi,  2  vou 
rowan)  garnicht  in  betracht  kommen  können,  sondern  betone 
nnr,  dass  gegenüber  den  IT  formen  dieser  art  von  emimn 
und  den  7  von  blawan  selbst  eben  in  blefla  eine  schon  m 
ältesten  überlieferten  Northumbrischen  absterbende  bUdang 
vorliegt. 

Zur  entstehung  von  ^blefla  bemerkt  Füchsel  richtig,  dJ 
sich  ein  wie  got,  saisö  gebildetes  *be4dö  ags.  regelrecht 
*befta  entwickeln  musste,  wobei  er  bona  aus  *han&  vergleicl 
Die  Wiederholung  des  l  in  der  reduplikationssilbe  möchte 
als   analogiebildung   nach    dem    prasens   erklären.    Jedeut* 
lässt   sich  die  einfügimg  des  l  daraus  begreifen,   dass 
stattgehabter  dissimilation  nur  noch  recht  wenig  reduplizien 
präteritalformen  übrig  waren,  bei  denen  zudem  die  vertei 
über  verschiedene  gnippen  die  empfindung  der  einheit 
mnsste.    Empfand    man    formen    dieser    art  überhaupt 
mehr  reduplikatorlseh  (und  bei  ^beßa  war  das  besonders 


Baa  Btarlcc  prät«nttim  des  Germam sehen.  323 

möglich,  weü  sich  h  und  f  nicht  genau  entsprachen),  so 
milderte  man  ihre  abnormität  durch  angleichung  an  das 
ptsens  wenigstens  im  konsonantischen  aulaut;  fühlte  man 
aber  die  reduplikatiou  noch  hindurch,  so  verdeutlichte  man 
dieselbe  noch  durch  einfügung  auch  des  zweiten  konsonanten 
in  die  redoplikationssühe« 

Trifft  diese  aufiassung  von  blefla  zu,  so  folgt  daraus 
weiter  die  richtigkeit  der  annähme,  dass  das  tv  von  ags, 
llitivan^  bleow^  row'a«,  reaw  usw.  ursprünglich  nur  ein  präsens* 
Suffix  gewesen  ist  (Eethge  §  187)*  Es  begreift  sich  ja  auch, 
liass  das  w  leichter  an  die  für  die  sprachempfindung  ablauten- 
den präterita,  die  sich  gut  in  das  allgemeine  konjugations- 
System  fugten,  als  an  die  ganz  aus  dem  System  herausfallenden 
und  noch  reduplizierenden  präterita  antrat.  Wenn  *befla  nicht 
mehr  reduplikatorisch  empfunden  wurde,  war  es  wohl  iiber- 
liaupt  unmöglich,  dass  es  noch  ein  tv  erhielt,  da  in  diesem 
Mh  nur  U-  als  wurzelhaftes  dement  und  -efia  nur  als 
isolierte  enduug  gefühlt  wurde. 

Bei  den  meisten  nntergnippen  der  reduplizierenden  präte- 
iita  bildeten  die  einkonsouantisch  und  die  vokahsch  anlautenden 
zusammen  die  majoritätp  so  dass  sie  das  muster  für  die  zwei- 
tonsonantisch  anlautenden  abgeben  konnten.  Bei  den  vokalisch 
aiisiautenden  verben  der  ^*reihe  freilich  sind  die  zweikonso- 
nantiscb  anlaatenden  ebenso  zahlreich  wie  die  einkonsonantiscb 
Anlautenden  gewesen  (ags.  bldwan^  cnäwan^  cräwan^  prawan 
Heben  mdwan^  säimih  umvan,  ahd*  najan);  es  ist  aber  leicht 
^begreiflich,  dass  auch  hier  die  einkonsonantisch  anlauteuden 
"Verba  siegten,  da  sich  überhaupt  ablautende  präterita  besser 
aJs  reduplizierende  in  daa  ganze  verbalsystem  fügten*  Doch 
lilogt  die  erhalt  uiig  von  blefla  noch  iin  älteren  Northumbrischen 
"W'Ohl  damit  zusammen,  dass  es  in  dieser  reihe  ags.  mehr 
ÄWeikonsonantisch  als  einkonsonantisch  anlautende  verba  gab, 
freilich  ist  der  drucltj  den  die  übrigen  reihen  ausübten, 
*>ffenbar  auch  der  grund  daflir  gewesen ,  dass  auch  in  der 
<^-reibe  die  kürzeren  formen  durchdrangen,  obwohl  hier  unter 
^^Xk  vokalisch  auslautenden  verben  nur  ags.  rowan^  und  unter 
^^n  konsonantisch  auslautenden  nur  ags,  wvpant  as.  wopia7i^ 
^Ud.  wu&fan  (mhd.  mwfen)  einkonsonantiNch,  in  beiden  gruppen 
*^^in  einziges  vokalisch  anlantc^te  and  obwohl  b(*i  letzterem 
^uf  aga.-as.  gebiet  nur  vom  part*  prät,  nicht  auch  vom  präs, 
^Us  eine  proportionelle  analogiebildung  möglich  war. 

21* 


324 


HichaTd  Loewe, 


B.  Die  Yokalidcheii  Verhältnisse* 

Bei  einer  betrachtung:  der  vokalTerhältnisse  in  den  efi 
zelnen  uaterabteilungen  der  umgestalteten  reduplikatioi] 
präterita  empfiehlt  es  sich,  wegen  der  unter  ihnen  herrschet:^ 
den  wecbselbeziehuagen  möglichst  immer  dieJBDigen  zusammen 
zubehandelD}  die  den  gleichen  kontraktionsvokal  anfweis^^ 
Es  werden  hier  zuerst  die  verba  mit  ^*  als  kontraktionsvot.^ 
dann  diejenigen,  bei  denen  an  stelle  des  b^  meistens  e  oder  x% 
letzteres  auch  eo  steht,  und  an  dritter  stelle  die  mit  eo  ^ 
kontraktionsvokal  besprochen  werden;  zum  scUusse  wird  noc4 
über  die  faUe  gehandelt  werden,  in  denen  e^  an  stelle  eijjes 
erwarteten  eo  oder  eo  an   stelle  eines  erwarteten  e*  auftritt 

d)  B^  als  kontraktionsvokaL 

In  der  ai-reihe  i^Tirde  im  sg.  prät.  e  mit  dem  aus  ai  in 
unbetonter  Silbe  entstandenen  ^  zu  ^*  kontrahiert,  das  im 
allgemeinen  auch  im  pL  durchgedrungen  ist. 

Ägutn.  hit  und  die  aisK  nebeuform  Int  beruhen  nacti 
Noreen,  Äschwed.  Gr.  §  541,  anm,  i  auf  einem  einstigeü  pl 
Viitumy  d.  h.  der  sg.  aisl  hetf  aschwed,  hmt  hat  die  yokal- 
tarbung  des  pL  erhalten»  Da  het  einen  pl.  heiom  bildete»  so 
wurde  nun  auch  zu  heit  ein  pL  heitom  geschaffen.  Eine 
Sonderstellung  gegenüber  heifa  und  leika  nimmt  im  Aisl. 
mdpa  ein,  das  als  starke  formen  im  sg.  prät,  nur  smipni 
im  pl.  nur  suipom  kennt.  Eine  genügende  erklärung  für  die« 
erscheinung  ergibt  sich  wieder  nur  durch  die  annähme,  im 
die  zweikonsonantisch  anlautenden  verba  die  dissimilation  nkb\ 
mitmachten,  die  reduplizierenden  formen  also  etwas  länger 
erhielten.  Während  nun  het^  Miom  ein  hmt^  ^hitom  und  ift. 
Ukom  ein  Heikf  *likom  zurückdrängen  konnten,  vermoehteB 
dies  *8emi^,  *Besttepomj  die  nun  zu  sehr  aus  der  aUgemeinen 
bildungsweise  herausfielen,  bei  stteip.  suipom  nicht:  vielMehr 
rissen  letztere  formen  die  alleinherrsch  aft  an  sich.  Ihre  isolierte 
Stellung  hat  dann  freilich  auch  die  erzeugung  schwaßher 
nebenformen,  die  bald  die  häufigsten  wurden,  veranlasst 

Bei  den  konsonantisch  auslautenden  verben  der  e-refli^ 
waren  die  analogischen  formen  mit  e  im  Präteritum  schofl 
überall  auf  nord.-westgerm.  boden  die  gewöhnlichen  geworden* 
als  die  dissimilation  eintrat;  dass  diese  Umbildung  m  all- 
gemeinen nicht  auch  auf  die  vokalisch  auslautenden  ver^** 
übergriff,  lag  daran»  dass  sie  durch  das  konsonantiscb  ^^' 


Das  starke  prStciitimi  äes  GermomscheTi.  325 

Jatitende  slBpan  veranlasst  worden  war,  Aucli  hier  entstand 
durch  koutraktion  des  e  mit  unbetontem  e  ein  ^*.  Altnordisch 
verursachte  dann  der  zusammenfall  mit  dem  sg.  prät.  der 
ai-reihe  nahen  den  pluralformen  mit  aus  dem  sg.  stammenden 
€  auch  solche  mit  i:  aisL  Utom^  agutn.  lüum^  gritum.  Infolge- 
de^en  drangt  dann  auch  ei  in  den  sg.  (aisl.  leit  reip^  greif, 
asehwed.  let^  r^p^  gr^)  und  von  da  wieder  in  den  pl  (aschwed. 
r^hom^  gr^(om).  Und  um  den  parallelismus  voll  zu  machen, 
hat  sich  aisl,  lit  nach  seinem  reimwort  hU^  agutn,  llt  nach 
hit  gebildet:  wahrscheinlich  hat  auch  das  in  der  mitte  zwischen 
Westnordiseh  und  Altgutniseh  gelegene  Altschwedisehe  ur- 
sprünglich an  dieser  analogiehildung  teil  gehabt,  *Ut  aber 
wieder  wegen  der  zahlreichen  nebenformen  {Imt^  Ut,  löt) 
verloren, 

Beziehungen    zwischen    den    beiden    zuletzt   behandelten 
klassen  haben  auch  im  Westgerm,  bestanden,   wie   sich   am 
deotMchsten  im  Anglisclien  zeigt.    Die  mit  einfacher  liquida 
anlautenden    konsonantisch    auslautenden    verba    der    6-reihe 
haben  hier  die  volle  Schwundstufe  mit  vorhergehender  redu- 
pUkation  erhalten  (vgl  s,  :ilO)  und  auch  in  den  sg,  eingeführt: 
Tßordon^  reord  aus   *rerdunj   *reri^   leorlün^  leort  aus  ^Mhin^ 
*leU,    In   dem   für  l  stehenden   r  des  letzteren   Wortes  wird 
man  schwerlich  mit  Scherer  Zur  Gesch.  d.  deutschen  Spr*  261 
eine  analogische  neuerung  sehen  dürfen,  da  sich  nicht  ver- 
stehen  hesse,   weshalb   sich    das    häufigere    wort   nach    dem 
selteneren  gerichtet  haben  sollte.    Besser  wird  man   znr  an- 
nähme Schleichers  Corapendium*  §  308  anm.,  dass  hier  eine 
Dissimilation    der   beiden   l  vorliegt  ^    zurückkehren,    Osthoffs 
einwand    PBB,  8,  560,    dass    dann  auch  in  Imk  eine   dissi- 
nüation  stattgefunden  haben  müsste,  ist  nicht  stichhaltig,  da 
beim   springenden   lautwandel   alle   den   beiden   in  beziehung 
gesetzten  lauten  benachbarten  laute  als  bedingende  f^iktoren 
mit  in  betracht  kommen:  in  leolc  war  zudem  das  zweite  i, 
weil  es  vor  Je  stand ^   guttural  geworden,   was  sich  deutlich 
darin  zeigt.,   dass  brechung  des   ags.  e  tm  eo  nur  vor  l,  dem 
ein  €  oder  ä,  nicht  aber  vor  einem,  dem  ein  anderer  konsonant 
folgte,   eintrat:   das  zweite  l  von  koh  glich  also  garnicht  wie 
das  von   ""koU   dem    l  des   anlauts.     Wichtig    ist   nun,    dass 
^rerdun  und  ^MtuHj  die  einzigen  einkfmsanantisch  anlautenden 
ploralpräteiitalformen  von  konsonantisch  aui^lautendeu  verben 


Ichard  Loewo, 


der  e-reihe,   im   Anglischen  die  einkonsoEantisch  anlaotendeii^^^ 
verba  der  ai-reihe  nach  sich  gezogen  und  so  die  yeranlassou^^^ 
zur   bildung  von    Viehtun  (hehion)   und    *leJkHn   (lelcon)   ge  ,^^,^ 
geben  haben.    Das  war  nur  möglich,  nachdem  die  ursprün^^^^ 
liehen   singularpräteritalformen   beider   klassen    (red   und  ä^^^| 
wie  noch  westsächs.)  einander  gleich  geworden  waren.    Mer^^-j,* 
würdig  könnte  es  freilich  scheinen,   weshalb  hier  angliseh  d^^g 
pluralformell  in  den  sg-  gediningen  sind,  während   doch  tr^^g/ 
den  übrigen  reduplizierten  präteriten  aucli  im  AngUschen  Vk..^^^ 
ancb  bei  den  hier  in  betracht  kommenden  klassen   aus^rh  :^5 
des  Angliscben  die  singularformen  gesiegt  haben.    Es  lag  ^3ai 
offenbar  an  dem  zusammenfall  von  b^  und  ^*  im  Anglisct^«]] 
infolgedessen  sich  hier  die  präterita  *iet  und  *rerf  von  ib.^^|} 
präsentien  Uta  und  reda  im  wurzelvokal  gamicht  mehr  unter- 
schieden.    Bei  der  völligen  ausgleichuug  der  nuiueri  riclLt:ete 
sich   dann  auch  weiter  im  Anglischen  auch  in  der  ai-kUi^$e 
der   Singular   nach  dem   plural,    weil  dadurch  hier   das    vor. 
handensein  einer  besonderen  klasse  mit  e  im  Präteritum   auf- 
gehoben, also  wieder  eine  Vereinfachung  geschaffen  wurde. 

Einen  beweis  für  das  einstige  Vorhandensein   einer  Ab- 
stufung bei  den  reduplizierenden  präteriieu  bilden  neben  Am 
genannten  nordischen   und  anglischen  formen   auch   die  Ter- 
elnaselten  ahd,  furleisB^  firleiszi,  die  dem  aisi  leit  entspredien 
{Noreen,  Aisl.  u.  anorw,  Gr.*  §  432,  anm.  1)*    Offenbar  siaÄ 
sie  auch  wie  dies  leit  zu  erklären    und    setzen    die   einsti^^ 
existenz    von   *hÜ2iifnj   *lizzum  voraus.     Wahrscheinlich  ga.^ 
es  einmal  eine  zeit,  in  der  im  ganzen  Nord.-Westgenu*  aac;;-^ 
die  konsonantisch  auslautenden  verba  der  ^-reihe  im  pl  prlC^ 
auch  formen  nach  dem  typus  aisL  .^uipom  sowie   die  verb^^" 
der  ai-reihe  auch  solche  nach  dem  typus  anglisch  reordon  iu::-^^ 
pl.  prM,  bildeten:   wo  dann  nicht  wie  gewöhnlich  die  dritte:^^^  * 
art  der  bildung   nach  dem  sg.   siegte,    liiang   einerseits   auff^^ 
nordischem,  andrerseits  auf  deutschem  boden  der  typus  suip&mf^-^ 
in  der  mitte  aber  auf  anglischera  der  typus  reordon  durch. 

Die  der  s*reihe  angehörigen  zweikonsonantisch  aulantBndeu 
verba  got.  sUpatt^  gr^tan^   ags»  ondrwdan  kennen  neben  Ihrei*^^^ 
einstigen   siugularen   ^seslepa,   ^^egröta^   '^'dedröda  als  plural^^'    ** 
ursprünglich    nur   *seslupume^    *ge^utume,    "^dedrudnme    ent---^ 
sprechend    "^ref^iunief    ^leltume    gehabt    haben.     Wegen    de'  ^^^ 
Unterschiedes  vom  präseosvokal   werden   dann  Mar  zanick^^^ 


Das  starke  prfiteritaiii  des  Gennanisclien. 


327 


*^upfime^    ^gnitiime^   *druäume  dorchgedningen   sein.    Über 

*grHtvm€   vgl.  s.  31 L    Für   *drridan   lag  ein   reimverbum  in 

^^an  vor,  so  daas  sich  hier  gegen  die  ansieht  Scherers^  Zur 

Oesch.  d.  deutschen  Spn-  261  von  einer  analogiebildung  keinerlei 

zweifei    erheben   kann:    daher   hier   auch   westsächs.   ondred, 

tmdredon  wie  anglisch  ondre&rd  (ondreard)^  ondreordoih    Kein 

masterverbum  gab  es  dagegen  bei  Blepan.  so  dass  '''shipume 

aach   keine  andern  formen  nach  der  CT*-reihe  (wie  *^rtäume) 

Ixervorrief   und    vielmehr   selbst    überall    mit   ausnähme    des 

Anglischen  nach  der  allgemeinen  regel  dem  vokalismus  seines 

siogolars   unterlag;    im   Anglischen    aber  wurde  das  verbum^ 

um  den  znsammenfall  des  präteritalvokals  e  mit  dem  gleichen 

präsensvokal  zu  vermeiden,  da  eine  analogiebildung  nach  den 

€itikonsonantisch  anlautenden  verben  gleicher  reihe  zu  schwer 

aussprechbaren  ^formen  geführt  hätte,  in  die  alles  aufnehmende 

schwache  konjugation  übergeführt.    Das  zweisilbig  aolauteode 

verbum   der  ai- reihe  ags,  scädun   hat  vielleicht  auch  einmal 

anglisch  (wie  westsächs.)  ein  Präteritum  sced  gebUdet;  doch 

stand    dies   zu   isoliert,    nachdem  im  Anglischen  hei  nnd  Uc 

verschwunden   waren,   abgesehen   davon,   dass   es   diesen  in 

ihren  analogischen  plnralbildnngen  so  wenig  wie  slepa  hatte 

folgen  können.    Auch  hier  trat  daher  schwache  fiexion  ein. 

h)  e  neben  dem  kontraktionsvokal  e^. 

^ft     Iß  der  reihe,  die  hinter  dem  a  nasal  oder  liqmda  +  kons. 

hat,  steht  in  dem  grösseren  teile  des  Nord.-Westgerro*  e,  in 

dem    kleineren    ^^   als   präterit^ vokal*    Wenn   man   von   der 

kontraktionstheorie  ausgeht,   muss   man  natürlich  das  letztere 

aJa  das  ursprüngliche  ansehen.    Dass  ^^  hier  erst  analogisch 

ftr  e  eingetreten  wäre,  ist  auch  deshalb  unmöglich,  weil  sich 

die  verbä  mit  präsentiscbem  monophthongischem  a  -\-  konso- 

Qantengruppe  nur  nach  denen  mit  monophthongischem  a  -f 

konsonant,  nicht  aber  nach  denen  mit  präsentiMchem  ai  oder 

^  hätten  richten  können;  an  eine  lautgesetzliche  entstehung 

des  ^*  aber  aus  e  ist  natürlich  noch  viel  weniger  zu  denken- 

Auch  wird  sich  die  aisL  nebenfönn  heilt  kaum  anders  erklären 

lassen,  als  dass  es  zu  einem   *J^t  gebildet  wurde,  weil  ein 

heit    neben   hei  und  ein   leit  neben   let  bestand;    das  ei  hat 

dann    die  kürznng,    der  das  e*  vor  konsonantengmppe   und 

4oppelkousonanz  unterlag,  nicbt  mitgemacht. 


Wenn  man  ge^eu  die  ursprün^lichkeit  des  e*  den  ein- 
wand erhoben  hat,  dasB  es  nur  im  Ahd.  nnd  aach  hier  nielil 
ausschliesslich  hen^sche,  während  das  Nord,,  Ags.  and  As.  e 
aufwiesen,  so  könnte  eben   diese  majorität  der  dialekte  nur 
dann  in  die  wagschale  fallen,  wenn  dieselben  niemals  einander 
benachbart  gewesen  waren.   Da  aber  eine  solche  nachbarschaft  , 
vor  dem  abzuge  der  Angelsachsen  bestanden   hat,   so  kann 
natürlich  die  kürzung  des  ^^  vor  doppelkonsonanz  auch  nochi 
eine  der  zahlreichen  nordisch- westgerra.  neuerungen  geweser 
sein*    Von    den   übrigen    neuerungen  dieser  art  unterscheide^:^ 
sie   sich   nur   dadurch,    dass   sie   nicht  das  ganze  westgemrzj 
gebiet  getroffen  hat.    Ganz  ähnlich  wie  später  die  vom  alpeizi^^j 
gebiete   aus  vorrückende  hochdeutsche   lautverschiebung   nacr;:::^] 
norden  zu  sich  abgestuft  hat^  so  hat  die  offenbar  vom  ni^^j^. 
dischen    kommende    kürzung    des   e^   vor   konsonanteiigrup  -^^g 
und    doppelkonsonanz    nach    Süden   zu   abgenommen    und      ^^ 
noch  vor  erreichung  der  südgrenze  des  Deutschen  vol]stanc3/^ 
zum  stillstand  gekommen;  natürlich  spielte  aber  hier  wie  i^mDrt 
auch  der  unterschied  zwischen  westlichen   nnd  östlichen   ^e 
bieten  mit, 

Doppeltbrmen,  ja  sogar  dreifache  formen  finden  sich  tijer 
im  Mittelniederländischen,    worüber  Franck,   MnL  Gn  §   lä? 
und   ZfdA.  40,  31  ff.   gehandelt  hat     Derselbe   ist   wohl     ün 
recht,   wenn  er  das  nebeneinander  von  hieltj  hieMen  und  häl 
helden  durch  kürzung  des  <?-  nur  vor  auslautender  konsonaateij- 
gruppe  erklärt,  da  im  inlaut  der  zweite  konsonaut  zur  folgen- 
den ailbe  gezogen  wurde.  Dagegen  ist  es  wenig  wahrscheinlici, 
dass  bei   viel,   viehn   neben    vel^  vellen    nun    umgekehrt  der 
lange   vokal  sich  im  sg,  gehalten  haben  soll:   vielmehr  durfte 
hier   die   kürzung   des  ^?*  vor  anslautendem  langen  l  gleich- 
zeitig mit   der  vor  l  +  kons,  eingetreten,   dagegen   vor  dew 
sich  auf  zwei  silben  verteilenden  langen  l  unterblieben  sein. 
Vor  rin  dagegen    wird^   da  bannen    und  spannen  nur  formen] 
mit  ie  haben,   die  kürzung   sich   überhaupt   nicht  eiDgesteU^ 
haben.    Auch  vor  ^.«f   (in   hm.^en    „bellen*^)   mag   das  gldch| 
überall  geschehen  sein.    Dagegen  ist  von  waUen  vielleicht  nu 
zufällig  nur  wielf  uiden  belegt:  doch  wäre  es  auch  wohl  nicjj 
unmöglich,  dass  hier  wegen  der  Seltenheit  des  Wortes  das  Ij 
den  meisten  verben  der  ganzen  klasse  vorwiegend  oder  ätl| 
vorkommende   ie   (im   Mnl«   haben   sich   unserer   gruppe 


IHs  starte  priteritmn  des  Oermamfcben. 


319 


rerba  der  ßt-reihe  mit  präsentischem  i  ausser  lachen^  ausser- 
dem auch  ivaken  angeschlossen)  wirklich  stets  durchgedrungen 
wäre.  Die  formen  hilt,  hilden  erklärt  Franck  wohl  richtig 
darcli  abenualige  kürzuug  des  ie  vor  auslautender  konsonanteu- 
gruppe,  weshalb  auch  Jäelt^  hieldm  seltener  als  hiltj  hiUen 
seien,  "Wenn  dagegen  hei  vaüen  die  formen  viL  viüen  seltener 
als  viel,  vielen  und  vel^  vdlen  vorkommen,  so  deutet  das  doch 
wohl  darauf  binj  dass  sie  erst  nach  dem  nebeneinander  von 
hielt,  hdtj  hilt  und  hieldeti^  helden^  hÜden  zu  rielf  rel  und 
vielen,  veilen  geschaffen  worden  sind;  als  hilt  entstand,  wird 
*tneU  eben  längst  auch  zu  viel  gekürzt  gewesen  sein. 

Bei  den  verben  auf  ng  zweifelt  Franck  mit  recht,  auf 
si€  die  gleichen  erklärungen  wie  auf  die  übrigen  anzuwenden, 
indem  er  darauf  hinweist,   daas   speziell   das   Flämische   vsl 
und  vil,  hell  und   hilt  und  hielte  aber  aussclUiesslich  vinc^ 
uinghen^  hinCy  hinghen^  ginc^  ginghen  hat;   das  Holländisch- 
Braban tische  wiederum  kennt  nur  ^mc^   mnghen  usw.    Man 
^W'ird  daher  vor  ng  woM  auch  für  den  inlaut  eine  kürzung 
des   B^  für  die  gleiche  zeit,   in  der  dies  vor  l  +  kons*  und 
vor  langem   l   wenigstens  im  auslant   gekürzt  wurde,   anzu- 
nehmen haben.    Francks  hypothese,  dass  e  vor  ng  im   Fla- 
misehen  noch  von  dem  alten  wände!  des  westgerui.  e  in  dieser 
Stellung  mitbetroffen  wurde,  im  Holländischen  aber  nicht  mehr, 
ist  nicht  haltbar,  da  westgerai.  e  vor  vg  schon  um  100  n,  Chiv 
Äü  *  geworden  war  (Streitherg,  Urg.  Gn  §  64,  Bethge  s,  IS), 
der  ganze  umwandlungsprozess  der  reduplizierenden  präterita 
Äher  erst  nach  dem  ahzuge  der  Goten  an  das  schwarze  meer 
l^egonnen  hat.   Auch  kann  das  flämische  i  nicht  wohl  aus  dem 
Optativ   stammen   und   wie  das   i  vom  ahd.  sigristo  aus  mlat. 
^egrista,   ahd.  pßrsich   aus  lat,  persicm  auf  eiuwirkung  des  i 
der  folgesilbe  beruhen,   da  man  nicht  einsieht,    warum  sich 
d^nii  i   hier  gerade   vor   vg  festgesetzt   hat.    Vielmehr   wird 
in  FläraiBcheu   entweder   neu    vor   Dg   entstandenes   e  zu    l 
geworden    oder    B^   vor    vg    von    vornherein    zu    i    gekürzt 
^*orden  sein. 

Sehr  beacJitenswert  ist.  dass  sich  hier  wie  im  Flämischen 
^  audi  im  Altnordischen  i  vor  vg  zeigt:  so  in  aschwed.  ßk, 
mgom^  gik,  gingmn^  aisL  felck  (aus  *ßn*ff)^  ßjigom^  yekh  (aus 
?*'*.'?) I  gingötHf  hekk  (aus  *hing)^  zu  dem  im  pl  nur  noch 
^^ugm  überliefert  ist  wie  jünger  auch  feugomj  geiyom  mit 


330 


Eichard  Loeve^ 


vokal  des  Singulars.  Der  lautwandel  lässt  sich  auch  ganz  wie 
der  entsprechende  flämische  beurteilen*    Die  Übereinstimmung     -^ 
zwischen   dem   nordischen   und   dem   flämischen   wandel   fällte 
80gar  so  auf,  dass  man  an   einen  genetlBchen  zusammeahang 
beider  trotz  ags,  feng^  heng  zu  denken  versucht  ist.     Bestehti 
ein  solcher,   dann  ist  ö*  wahrscheinlich  noch  vor  seiner  all  ^^j 
gemeinen   kürzung  vor   doppelkonsonanz   speziell  vor  vg  ii*:^. 
ganzen  nordisch-anglofriesischen  und  in  einem   teile  des  aiw-^ 
grenzenden  deutschen  gebietes  zu   i  gekürzt  worden,  worac^^^ 
dann  aber  im   Anglofriesischen  das   e   analogisch   wiederhe-^s^^ 
gestellt  sein  niuss  (so  ags,  fenßf  heug  wie  Mend,   *ÄeW,  afri^^^ 
feng,  heng,  geng  wie  hen^  helt  usw.)*  '■ 

Franck  verweist  auch  darauf,   dass  die  kürzung  vor     ^^j^«  % 
überhaupt  geographisch  am  ausgebrei totsten  ist  und  dass  aiz^^-^ 
in  neneren  fränkischen   mundarten  feng  neben  hdt  und  fi^a^ 
neben  hielt  steht:  die   formen  mit  t^  finden  sich  ja  hier  Ti^cb 
Sievers,  PBB.  1,  507   auch   schon   ahd.  in   dem   fränkisehea 
Isidor   und   den   auf  fränkischer  grundlage  berulienden  fwag- 
menta  theotisca  (z.  h.  kafem\  kafmigun^  genc^  gengun,  arhenc^ 
aber  feal^  feahm^  felun;  vgL  auch  Sievers  ZfdPh,  15,  247). 
Auch  fUr  das  Niederdeutsche  ist  siclier  wenigstens  teilweise 
die    gleiche    Verteilung    anzunehmen;    als    die    gewöhnlichen 
formen  für  die  mittelniederd.  zeit  giebt  Liibben,  Mnd,  Gr,  §  48 
speiij  ben,   vel,  welt^   helt^  speit ,  aber  vet^k^  Jwnky  gmik  BXi* 
Allerdings   macht  Franek,    ZfdÄ.  40,  36   selbst   darauf  auf- 
merksam, dass  die  neuniederdeutschen  mundarten  nicht  durck^" 
weg  hierzu  stimmen,  wie  denn  das  Neuwestfälische  nicht  nt*-^ 
in   der  gruppe   fangen  ^   sondern    auch    in   fallen   und   haJäe^  ^^ 
kurzes  e  wie  der  Monacensis   habe.    Ganz  sicher  ist  freilich 
—  und  das  giebt  auch  Franck  zu  —  die  ansetzung  der  kür^^^ 
des  e  in  dieser  klasse  für  den  Monacensis  nicht:  wohl  ab^^^ 
darf  man  dies  für  die  Vatikanischen   brueUstücke  behaupte^^^ 
in   denen   s   lantgesetzlich   in   ie  übergegangen    sein    miisst^^" 
Das  gleiche  gilt  auch  für  den  Kottonianus,   bei  dem  sich  fa^^* 
nur  in  den   ersten    1250  versen    neben   formen    mit  e  solct*-*' 
mit  ie  finden,  in  denen  Franck  die  einniischung  eines  anderes^* 
Sprachtypus  erblickt     Wenn    in   dieser   partie   13  gieng  nr»* 
11  fieng  (von   hähmi  ist   kein   Präteritum    belegt),    aber  n»^^ 
1    hüM    und    1    wield    stehen,    so    wird    man    deshalb    dooft 
schwerlich  anzunehmen  haben,   dass  in  irgend  einer  gegei^^ 


Das  starke  prütcnttun  ^m  Gennanfschen. 


331 


^*  vor  l  4-  kons,  gekürzt,  vor  ng  aber  beibehalten  worden 
sei,  der  kutwandel  sich  hier  also  gerade  umgekehrt  wie  auf 
anderen  niederdeutschen  gebieten  vollzogeu  hätte.  Vielmehr 
dürfte  hier  ^*  wiederum  nur  vor  auslautender  konsonanten- 
grnppe,  allerdings  auch  vor  7ig  gekürzt  worden  und  es  dürften 
dann  durch  ausgleichung  zwischen  Singular-  und  pluralformen 
-wieder  doubletten  entstanden  sein*  Das  häufige  auftreten 
der  formen  mit  ie  bei  fahan  ist  dann  wohl  aus  der  Überein- 
stimmung ihres  präseuavokals  ä  mit  dem  von  sUpan^  latan 
usw.  zu  erklären;  fieng  und  Viieiig  können  dann  auf  ein 
stärkeres  hervortreten  von  gienc  hingewirkt  haben  (ähnlich 
Uolthausen,  As.  Elementarbuch  §  44>5,  §  447  anm.). 

Eine  besonderheit  zeigt  in  der  bildung  der  meisten  prä- 
teritä  dieser   reihe   das  Angelsächsische  mit  seinem  eo^   das 
an   sich  ebenso   gut  der   kurzdiphthong  eo  wie   der  nornial- 
4iphthong   co    sein    kann,    Dass  dies  eo  hier   erst  sekundär 
ist,   ergiebt  sich  aus  der  Übereinstimmung  des  nordischen  e 
mit  dem  auch  deutsch  hier  vielfach  auftretenden  e;   das  in 
der  mitte  gelegene  Ags.  hat  das  e  ja  selbst  noch  in  hhnd^ 
feng^  hetig^  das  ihnen  nächstverwandte  Altfriesische  aber  ancK 
Boch  in  helt  usw. ;  es  ist  daher  von  vornherein  wahrscheinlich, 
dass  wir  es  hier  mit  dem  kurzdiphthong  eo  zu  tun  haben. 
Doch  ist  es  durch  nichts  wahrscheinlich  zu  machen,   dass  in 
%^ld,    wie  Franck  40,  36    die  grnndform   anstatt   *hehald, 
*kealdj   *hBld,   *held  ansetzt,    der   nachschlag  des  e  oder  in 
*he-ld  eine  pause  vor  l  die  brechung  bewirkt  habe.    Dagegen 
Ifest   sich   wenigstens  ein   Präteritum  finden,  das  nach  den 
lantgesetzen  so  lauten  musste,   wie  es  uns  vorliegt;   es  ist 
weolc  „walkte^,  in  dem  e  vor  Ic  regelrecht  zu  eo  gebrochen 
ist.     Nun  wäre   es  ja    an  und   für    sich   mehr    als   unwahr- 
scheinlich, dass  dies  eine  seltene  wort  die  7  übrigen  zum  teil 
recht  häufigen  präterita   auf  //  und   ?  +  kons.  (feoU,   weoU, 
f^old,  heold,  steold,  weold,  smlt)  nach  sich  gezogen  hätte,  wenn 
nicht   begünstigende   umstände    für    seine    einwirkung   hiBzu- 
eekommen   wären.     Ein  solcher  unist^ind  aber  war  die  that- 
aache,  dass  neben  den  ags.  präsentien  mit  ea  präterita  mit 
eo   lagen  (das  wegen  seiner  entsprechung  im  AisL  als  ie>,  im 
ßeutschen  als  eo  nur  als  co  angesetzt  werden  kann),  so  dass 
Schon  die  lantgesetze  der  spräche  eine  proportion  hSatan:  heot 
i  wmlcan:  weolc  liefeiten.    Aber  selbst  schon  ohne  das  be- 


332 


P!eh«nl  Loerwe, 


Stehen  von  weole  hätte  die  proportionelle  analogiebildiing 
beatan:  beot  -  feallan:  feoll  äusserst  nahe  gelegen.  Das  m 
des  Präteritums  drang  eben  überall  durch,  wa  im  präsens  m 
stand,  d»  h,  bei  allen  verben  auf  ü  und  l  +  kons. 

Nicht  so  einfach  wie  für  das  Westsächsische  liegen  diese 
dinge  freilich  für  das  Anglische,  das  zwar  anch  im  präteritniu 
feoll^  heoldy  aber  im  präsens  ftilUin^  haldan  usw,  bietet,  Indess 
muss  auch  das  Anglische  einnitil  die  brechung  des  a  zu  m 
vor  U  und  l  +  kons,  gekannt  haben,  da  es  im  northumhn 
Bealla  =  got*  saljan  einen  rest  davon  bewahrt  hat ;  letztere  form 
kann  auch  nicht  einmal  der  ansläufer  eines  westsächsiscbeu  1 
lautwandels  sein,  da  sie  westsacbs.  mit  umlaut  sieUan^  syÜan 
und  sogar  ohne  brechung  sdlan  lautet.  Umgekehrt  findet  sich 
nun  aber  auch  westsächs.  in  gleicher  Stellung  a  neben  m,  I 
z.  b,  fallan  neben  feallan^  ald  neben  eukl,  halp  neben  healp. 
Die  formen  mit  a  finden  sich  westsächs.  uamentlich  in  den 
älteren  quellen;  doch  fehlt  einigen  Wörtern  wie  balea,  dak, 
fald  auch  in  jüngeren^  in  denen  die  a  sonst  hier  seltener 
geworden  sind,  regelmässig  die  brechung  (Sievers,  Ägs.  6r,* 
§  BO  nebst  anm,  3).  Zwar  ist  das  bei  fald  mit  Sievers  aus 
älterem  ags.  falud^  falmd  zu  erklären;  aber  in  bahn  ist  nach 
ausweis  von  afries.  balca,  ahd.  balko  die  lautfolge  lli  alt.  Es 
iässt  sich  daher  meines  erachtens  die  annähme  nicht  umgehen, 
dass  einmal  im  gesammten  Aga,  für  ursprüngUches  a  vor  I 
-|-  kons,  sowohl  a  wie  ea  stehen  konnte^  ein  zustand 4  wie 
er  sich  noch  im  älteren  Westsächsischen  ziemlich  intakt  ei- 
halten  hat.  Doch  neigt  anch  das  ältere  Westsächsische  schon 
etwas  zum  siege  des  ea,  der  sich  dann  auch  in  einer  jüngeren 
Sprachperiode  wirklich  einstellte,  nachdem  sich  jedoch  aus 
unberechenbaren  Ursachen  bei  einigen  bestimmten  Wörtern  a 
festgesetzt  hatte*  Umgekehrt  hat  im  Änglischen  schon  früh 
das  ea  im  allgemeinen  gesiegt,  in  smUa  aber  schon  zuvor 
das  m  die  allein  herrschaft  erlangt,  VergegenwäiUgt  man  sicJi» 
dass  der  lautwandel  ebenso  gut  wie  die  analogiebildung  aus 
der  spräche  der  heranwachsenden  generation  stammt,  so  kann 
auch"  eine  solche  annähme  ganiichts  merkwürdiges  haben. 
Denn  so  gut  wie  neben  einer  aufgekommenen  analogiebüdung  -3 
noch  die  ältere  form  über  generation  en  hin  fortbestehen  kann, 
so  ist  doch  das  gleiche  auch  beim  lautwandel  möglich,  wem: 
sich  hier  auch  wegen  der  grosseren  mengender  von  ihm  be 


Das  starke  priterittmi  des  GemuuüsclieEL 

tröffe nen  Wörter  die  Ausgleichung  im  allgeraeiiien  schneller 
%'^ollzieht*)  Sind  diese  ausfuhrungen  richtig,  dauii  ist  natür- 
lich auch  für  das  Änglische  bei  (eoll  usw.  die  gleiche  analogie- 
bildong  wie  für  das  Westsächsische  anzunehmen. 

Die  ags.  formen  heonn.,  speonn,  geong  hat  Franck,  ZfdÄ. 
40,  37    zweifellos  richtig  aus  anlehnung  von  *benn,  *8penn. 
S^^S  C^Sl'  afries*  hen^  g^-^^ff)  an  die  präsentia  bonnan,  sponnan^ 
^on^jan  erklärt;  nur  liönnte  dabei  ein  schonvorhandensein  des 
typus   feoll,  heold  das  durchdringen  von  beonn  usw.  noch  er- 
leichtert haben.    Dass  dem  ^eong  ein  ^s^ng  vorausliegt,  geht 
doch  daraus  hervor,  dass  seine  nebenform  §en^de  nur  durch 
kontamination  von  *j^nj  und  eode  entstauden  sein  kann.    Die 
«rbaltiing  von  /"enj  und  hen^^  ist  daraus  zu  erklären,  dass  die 
präsentia  fon  und  hon  ihnen    zu   fem  standen,   um   einfluss 
zu    üben.     Auffallend  ist  indess,  dass  auch  von  Mondän  nur 
blefid  vorkommt.     Das    nebeneinander   von   blend   und  beonn^ 
spBmtn  beruht  vielleicht  nur  auf  dem  zufall  der  Überlieferung, 
indem  von  allen  drei  verben  die  formen  mit  e  und  eo  gleich- 
l>ere^htigt  gewesen  sein  können ;  bei  einem  so  häufigen  verbum 
^wie    „gehen"    dürfte    freilich    *je?J^*)    nicht    zufällig   fohlen, 
sondern   es   wird,    nachdem   es  wie  ja??j,   ^m^de,  j^ö?ij  von 
^^iide  aus   der   Umgangssprache    verdrängt    worden    war^    sich 
^.os  der  alten  spräche  in  die   poesie   wie  seine  drei  neben- 
tfcrmen,  die  schon  zahlreich  genug  waren,  nicht  mehr  haben 
BT-^ttan  können. 

c)  €0  als  kontraktionsvokaL 

Das  e   der   reduplikationssilbe   wurde   mit   folgendem   ö, 
ISl^hviel   ob   dies   urgerm,   ö   (in   der   a-reihe   und   bei  den 

')  Oflenbar  beroht  doch   vaf  solchem  nebenoinander  von   iJteren   mwi 

Jüngeren  laotvertretongen  die  in  vielen  sprachen  beBtebende  Gleichwertigkeit 

^'oti  Uli.  bj  d,  tf  und   mbj   ndf   vg  sowie   tlas  von  Sie  vors,    Phonetik  ^'  §  73S 

tlidmi  pisteUte  Bch wanken  in  der  Sprache   eines  Papna  twischen  k^  ^,  g^  h" 

^&d  kt  Im  voka  ^kafiee'*,  also  vieileicbt  nur  inte rvokaü^ch),  welche  lanto  wie 

*ii«  turpiUjigliche  form  und   verscbiedene  anaiof^jebüdting-eii  neben  einander 

^■tilieii.    Weiteres   material    wird    sieh    wahrscheinlich   noch   aas   genauerer 

^^Mbadsltm^  lebender  tnnnd arten  ergeben.    Auch  da^  wo  m  gpracbdenkmälem 

*kT  ältere  tmd  der  jtngere  lant  mit  einander  wechseln,    wird   sieb  das  nicht 

immer  muB  der  teilweisen   beibebaltung  einer  älteren  Schreibweise   oder  aui 

mischimg  de^  ilialekts  dei  Schreibers  mit  dem  seiner  vorläge,  »ondem  bäoSg 

S^nif  wohl  auch  aas  der  spräche  des  Rcbrelbers  ganz  allein»  in  der  ältere 

otd  jQiiger«  lante  gleichwertig  waren,  erklären, 

^  ^m^  in  der  ags,  genesia  ist  bekanntlich  as. 


334 


BichäTd  lo0we, 


Tokalisch  auslautenden  verben  der  e-reihe)  entsprach  oder  m 
unbetonter  sübe  aus  au  (in  der  att- reihe  und  bei  aisi  btia 
und  ags.  heofan)  entstanden  war^  zu  eo  konbahiert,  das  alt- 
nordisch in  id  überging*  Eine  durchgangsstnfe  tu  ist  hier 
unmöglich,  da  iü  vor  k  und  p  hätte  bleiben  müssen,  während 
es  doch  aisl.  iok  und  hliop  lautet. 

Die  vokaüsch  anlautenden  präteiita  der  rtw-ldasse  im 
ÄisL,  iSk  und  Us,  entsprechen  bekanntlich  genau  got*  aiauk 
und  *atamy  wie  auch  ihre  plnrale  iokoni  und  iosom  den  got 
plnralen  *amikum  nnd  "^amitmm  (vgl.  aimkumy  Der  plural 
dieser  verba  muss  schon  idg.  die  yokalstufe  des  $g*  so  gut 
wie  aisl  ätom  neben  ai  nsw*  erhalten  haben,  so  dass  sich 
sowohl  Singular  wie  plural  ?on  ihren  grundformen  nnr  durch 
den  erneuten  vortritt  der  redaplikation  unte scheiden.  Die 
formen  iukom  nnd  imom  gehen  nach  Noreen,  Aisl  u,  anorw. 
Gr.*  §  9ß  anm.  wahrscheinlich  auf  *i*Aom,  Hisom  zurück:  die 
vorfugung  des  i  erklärt  sich  leicht  aus  dem  gefähle  der 
inkongruenz  im  aulaut  zwischen  sg.  nnd  pL  desselben  tempus. 
Daher  konnte  auch  hhipom  bestehen  bleiben;  das  auf  das 
Anoisw.  beschränkte  liupum  ist  nur  eine  jüngere  analogie- 
hildung  nach  iukiun^  uu^nm.  Dagegen  können  umgekehrt 
*iikiim^  "^usum  nur  nach  klupum  gebildet  worden  sein. 

Ein  grösserer  gegensatz  als  wie  zwischen  aisl.  hliop  und 
Mupom   bestand   zwischen   aisl   hiS   nnd   *huggnm^   weshalb 
auch  hier  i  in  dem  pl.  eingeführt  wurde:  daher  aisl.  hmggom. 
Die  einstige  existenz  von  aisl.  Vwggum  wird  nicht  nur  durch 
mschwed.  htiggum^  runensehwed.  ukii  wahrscheinlich  gemacht, 
sondeiTi  auch  durch  aisL  huggiom  bezeugt ,  das  nach  Noreen* 
Aisl  n.  anorw,  Gr,^  §  493,  anm.  1   ein  *buggom  voraussetzt; 
eine  form  *bugfföm  kann  nur  nach  der  proportion  hio:  ^huggom 
-  hio:  *higgöm  gebildet  worden  sein,  da  hüa  sonst  nirgends 
ein  uu  zeigt.  Die  o  von  aisl,  aschwed,  hmggom^  aisl  bioggom' 
erklären  sich  wohl   durch   Übernahme   der   vokalilrbung  voi 
hiö^  biö^  das  H  von  hiü  durch  eine  analoge  angleiehung 
hrnggiim.    In  aschwed.  hiog  für  seltenes  hiö  (geschrieben  hiw^ 
liegt  nach   Noreen,   Äschwed.   Gr.  §  542^  anm,  2    eine   an- 
lehnung  an  den  pl  auch  im  konsonanten  vor;  nach  anoi 
hioggom  ist  auch  im  sg,  hiogga  in  anlehn ung  an  die  schwach 
konjugation  gebildet.    Über  aschwed.  byggi  u.  a.  vgl  Noreei 
Aschwed,  Gr,  §  59,  10  u.  §  545. 


I 


I 


Daff  Starire  pilteritimi  des  Oennanisetiüii. 


335 


As,  ÄeWj  dem  smi  parallel  geht  (vgl*  mnl*  hieu^  neti) 
bann  nach  Franck,  ZfdA,  40,  39  für  *heo  aus  *hehauw  durch 
einfluss  des  w,  vielleicht  vom  pl.  Vieowun  her,  stehen  i  m  kauu 
hier  also  etwas  ganz  ähnliches  vorliegen,  als  wie  wenn  es  für 
den  as.  notuinativ  treo  auch  treu  nach  trewes,  trewe  kernt 

Die  auf  labial  ausgehenden  praterita  mit  to  ersetzen  dies 
bekänutJich  altoberdeutsch  durch  in,  während  es  die  auf  dental 
aosgebenden    beibehalten.     Ist  hier    der   diphthong,    wie   ich 
ingenommen   habe,   überall   aus   e    -{-   ö  kontrahiert   worden, 
10  kann   nur   eo  ursprünglich  sein.     Die  ursprünglichkeit  des 
e$  folgt  nun  thatsächlich  nicht  nur  aus  einem  vergleiche  mit 
&ii&l.  iSk^  hUop  (vgl  s,  334),  sondern  vor  allem  auch  daraus, 
daas  €0  (io,  le)  im  Altmitteldeutschen  auch   vor  einem  i  und 
M  der  folgesilbe  z,  b.  in  kofam  auftritt,  während  bei  ursprüng- 
lichem   eu   (aus  e  +  u  in  der  Schwundstufe)   doch    hier   tu 
stehen  müsste:  ist  doch   sonst  nirgends  da,    wo   einmal  die 
rednplikation  nicht  mehr  vorhanden  war,  dies  ablautsverhältnis 
zwischen  sg.  ind.  prät  einerseits  und  pi  ind*  prät  nebst  dem 
ganzen    opt.   prät   andererseits   aufgehoben    worden*     Ist   eo 
aber   im    ahd,    Präteritum    überall    ursprünglich,    dann   kann 
freilich  auch  altoberd,  in,  da  wo  es  in  anderen  Wörtern  vor 
eioeni  labial  oder  guttural  hei  einem  anderen  vokal  der  folge* 
silLe  als  i  oder  u  auftritt,   nicht  direkt  auf  altem  in  (aus  eii) 
l^eruhen,  sondern  muss  zunächst  auf  eo  zurückgehen.     Wenn 
^ber  m  in  diesen  fällen  erst  über  eo   entstanden  war,  dann 
**i:aucht  es,  als  es  wieder  ein  in  wurde,  natürlich  nicht  wieder 
^t  altem  in  zusammengefallen  zu  sein.     Waren  aber  altes  m 
^d  neues  tu  von   einander  verschieden,   dann   konnte   auch 
^^txier«s  in  io,   weiter  ie  übergehen  und  so   mit  io,  ie  aus 
^^haltenem  eo  wieder  zusammenfallen,  als  altes  iu  als  solches 
r^^äütdien   blieb,   wenn   es  nicht  gar  schon  zu  ü  kontrahiert 
F^^rden  war.    Nur  so  ist  es  erklärlich,  wenn  Notker  durchau» 
p^ieder  tief^  sUh  usw,  schreibt,  bei  denen  doch  das  verlorene 
^    der  folgesilbe  nicht  zum  zweiten  mal  brechung  hat  hervor- 
rufen können.    Das  vor  labial   und  guttural  stehende  in  der 
^4^toherdeatschen  praterita  hat  hier  ganz  das  gleiche  scbick.^aJ 
P^^e  das  ans  dem  brechungsdiphthong  e^  in  gleicher  Stellung 
«-Itoberdeutsch    entstandene    itij    wie    denn    schon    die    den 
i^>3ergaögsstandpuntt  repräÄentierende  Wiener  gen^is  ebe&io 
Kiit  rief  wie  tief,  diep  bietet  (Braune,  PBB.  4,  ö62)* 


IlicliÄrd  Loewe, 


Das«  die  beiden  im  des  Altoberdeutschen  in  der  that  vo] 
einander  verschieden  %raren,  wird  zum   überfluss  nocli   durc^ 
ein    anderes     inoment    bestätigt.     Ein    streng    oberdeutsch^ 
denkmal  bereits  des  8.  jalirhnnderte,  der  vocabularins  St,  Oalim 
schreibt  nämlich  nach  Braune,  PBB,  4,  561  in  den  vier  tälle^^ 
in  denen  in  ihm   das  dem  altmitteldeutschen   eo    gegen übi 
stehende   iu  vorkommt,  jedes  mal  eo.    Das  erklärt  sich  d« 
nur  so,  dass  das  erst  aus  eo  wieder  entstandene  altoberd. 
dem  eo  noch  näher   als    das   alte   m  stand.     Letzteres 
eben  schon  i  +  ü,   die   Vorstufe  von  ü,  gewesen  sein.    ^ 
ersteres  als  %  +  u  erst  aus  eo  entstand.    In  denjenigen  abei%J 
deutschen  gegenden  freilich,  in  denen  auch  jüngeres  iu  den/ 
eo  nicht  wieder  gewichen   ist,   sondern   diphthongisch   wurde, 
mnss  auch  für  dies  i  +  ü  angesetzt  werden*    Es  smd  dis, 
nach  den  wenigen  angaben  Braunes,  PBB*  4,  5H3  f,  zu  schliessctit 
die  südlicheren  oberdeutschen  mundarten.     Wahrscheinlich  ist 
also  im  äussersten  süden  Deutschlands  eo  vor  labialen  und 
gutturalen    direkt    in   iü   übergegangen:    als    aber    die  laut- 
bewegung  weiter  nach  norden  vorrückte,   übte  doch  das  nocb 
in  der  spräche  der   älteren  generation   vorhandene  und  aas 
dieser  wohl   neben   iU  in  die    der  jüngeren   generation  auf- 
genommene €0  auf  dies  in  einen  so  starken  einfluss  aus,  das^ 
daraus  mittleres  m  entstand,  neben  dem  eo  und  lü  iu  deu- 
selben  Wörtern  verschwanden.    Dies  mittlere  iu  drang  dauu 
noch  weiter  vor,  erlahmte  aber  an  der  grenze  des  Fränkischen. 
Der  spätere  wandel  dieses  m  in  io  im  grdssten  teile  des  Alt- 
oberdeutschen  ist  dann  allerdings  wohl  in  anlehnung  an  das 
benachbarte  Fränkisch    erfolgt,    aber   keineswegs   durch  eine 
literatursprache,   sondern   dadurch,   dass   die  junge  generatioti 
im   oberdeutschen   gebiete   deijenigen   im   fränkischen  gebiete 
nachsprach,  nachdem  in  beiden  raundarteu  nicht  nur  gemßiQ' 
sames  eo  (vor  dentalen)  zu  io  geworden,  sondern  fräntisck 
auch  das  dem  oberd.  iu  entsprechende  eo  natnrgemäss  dem 
gleichen  wandel  mitunterlegen  war:  machte  aber  der  Fräste 
gar  keinen  unterscliied  mehr  zwischen  den  beiden  diphthong^ßi 
sein  oberdeutscher  n  achbar  aber  nur  noch  einen  geringen,  ^ 
lag  es  für  letzteren  allerdings  sehr  nahe,  die  diffarenz  g^^ 
fallen  zu  lassen. 


79a  starke  prtteritum  des  Gennsnücben. 


d)  ö*  für  €0  und  eo  fllr  eV 

las  einzige  konsonantisch  auslanteade  verbtim  der  ä-reihe, 
M  ädi  aisl.  erbalten  hat,  blota^  bildet  seüi  Präteritum  be- 
inDtüch  als  biet,  während  man  doch  *blj6t  =  ags,  hlSot^  ahd, 
ms  erwarten  sollte«  Ist  in  diesem  worte  eine  ganze  reihe 
einem  gfermaniscben  dialekte  völlig  aus  ihrem  gefiige  ge- 
?sen,  so  tritt  doch  auch  sonst  e"^  für  zu  erwartendes  eo  und 
ich  umgekehrt  eo  für  zu  erwartendes  e'  auf.  Alle  ftlle 
Bser  art  müssen  natürlich  im  zusammenhange  mit  einander 
handelt  werden. 

Am  verständlichsten  erscheint  hier  eö  in  as.  griot  (Cotton*), 
iai  (Monac.)  aus  *greot  Die  form  repräsentiert  nach  Roediger, 
FdA,  20,  243  einen  rest  des  got,  typus  lailöt  Die  dissi- 
ilation  des  wurzelanlauts  gegen  den  reduplikationsanlaut 
uss  in  einer  zeit  erfolgt  sein,  als  in  der  p-reihe  die  präterita 
it  ö  noch  nicht  ganz  neben  denen  mit  b  verschwunden  waren : 
ich  *leöta  zu  *Mö  konnte  sich  aber  auch  *greota  zu  *^rstö 
ilden.  Wenn  dann,  als  der  typus  leH  den  tj^pus  *leot  sonst 
änzlich  verdrängte,  von  letzterem  dennoch  *greot  bestehen 
lieb,  so  lag  das  ofl'enbar  an  dem  in  der  bedeutung  setu^  nahe 
erwandten  *weop,  wiop.  Wahrscheinlich  hat  dann  auch  das 
im  anomal  empfundene  *jreo^  dazu  beigetragen  ^  das  verbum 
nian  nicht  in  seiner  alten  flexion  festhaften  und  vielmehr 
a  gnihim  ein  ^eotan  (ags.  ^eafan»  as*  greotan)  bilden  zu 
üien  (vgL  s*  311);  im  Ags.  ist  es   sodann  selbst  von  dem 

fgreoUm  gleichzeitig  gebildeten  ^-mt  verdrängt  worden, 
Haben  eine  zeit  lang  die  typen  UH  und  *leot  neben 
tnander  gelegen,  so  konnten  sich  auch  da,  wo  sonst  präterita 
lüt  e*  existierten,  nebenformen  mit  eo  einstellen,  also  tri  der 
E^reihe.  Natlii-Iich  waren  solche  formen  da  leichter  möglich, 
k  überhaupt  nur  analogische  bildungen  vorlagen,  d»  h,  bei 
§^ikonsonan tisch  anlautenden  verben.  Da  indess  in  der  i?- 
eibe  selbst  das  ^^  das  eo  fast  ganz  aus  dem  felde  schlug, 
»  konnte  letssteres  auch  in  der  ai^reihe  kein  gi^össeres  terrain 
gewinnen*  Ein  eo  zeigt  hier  nur  ags.  mmop^  dem  ahd.,  mhd, 
^^f  gegenübersteht.  Die  ausnahmsweise  bildung  von  mmop 
n«ben  *mi}ep  nach  ^leot  neben  Ut  ist  offenbar  durch  die  be- 
ifeirtungsverwandtschaft  von  swapan  „wegfegen**  mit  verben, 
tei  denen  eö  im  Präteritum  das  normale  war,  begünstigt 
forden;  es  waren  das  blawan  ^blasen**,  wäwan  „wehen ^  und 

2«>»«liHfl  fftr  Tflrgt  Spruttif.  K.  F.  XX.  S.  gg 


338 


Blchftr«!  T.o€Tre, 


vielleicht  auch  mäwan   „mähen",  drnwan  ^drehen '^  (vgl  abd 
sweifan  ^winden**)*   Das  eiBmal  vorkoniraende  partkip  ostvo'^ 
verdankt  offenbar  erst  dem  sweop  seine  entstehung. 

Das  nebeneinander  der  typen  UH  und  *leot  konnte  abe-- 
auch   da,  wo  t^o  ursprünglich   war^  ein  e^  daneben  erzeugei::^ 
So  kommen  denn  ags.  auch   bei  den   vokalisch    aaslautendt^ 
Verben  der  f- reihe  neben  den  präteriten  mit  eo  bisweüen  an^ 
solche  mit  e  vor,   die  northnmbrisch   häufiger  sind   (Sieve^ 
Ags.  Gn^  §  396,  anm*  8);  eine  form  dieser  art  ist  auch  ^^ 
von   Franck,   ZfdA,   40,    38   aus    bhrem    (=  hk  -j-   er  ^  &^^ 
herausgeschälte  afries.  hlB,    Auch  falls  as.  $eu  als  *seii?  a^^j 
zufassen  ist  (so  van  Helten,  PBB,  20,  524  f.),  ist  es  vielleioi^ 
ebenso  zu  erklären ;  freilich  könnte  sich  auch  schon  wie  ne^bg^ 
^lelöta  ein  bald  häufiger   werdendes   "^lelHa  so  neben  *se8Gi 
ein  selteneres  *stsüa  eingestellt  haben,  auf  welches  dann  agSL 
*se  (woliir  sew  mit  dem  w  von  säwan)  durch  die  gewöhnUcie 
dissirailation   zurückgehen   würde.    Neben   den  formen  mit  e 
liegen  in  dieser  reihe  northnmbriach  auch  solche  mit  m  mt 
onenmv  neben  oncnew  und  oncnmw  (für  -eow):  dieselben  mi 
offenbar  aus  denen  mit  e  durch  beeinflussung  des  präsentischea 
ä  entsprungen,    wie   ähnlich  in  der  Soester  mundart  fiir  ia, 
den    lautgesetzlichen    Vertreter   des    totJangen    i-umlauts  von 
germ.  a,  überall  da,  wo  noch  eine  verwandte  form  mit  a  oder 
a  daneben   lag,  das  dem  a  näher  stehende  ea  eingetreten  ist 
(Hollbausen,   Soester  Mundart  §  (JO  f.);  im  Ags.  selbst  habefl 
wir  ganz  dieselbe  erschein  ung  noch  in  dem   einmal  im  Eush^ 
worth  manuskript  begegnenden  prat.  hcH  (Sievers,  Ags*  ör-* 
§  394  anm.),  das  offenbar  für  het  unter  einfluss  von  hdtan  stebt. 

Wie  sehr  überhaupt  das  präsens  im  Northumbrischen  das 
Präteritum  beeinflusst  hat,  ersieht  man  aus  den  zahlreichen 
präterit^lformen  von  u?dbpa^  von  dem  ausser  den  regelrechten 
weop,  wSap  auch  die  durch  koutamination  mit  dem  prä^efls 
entstandenen  wtwp  und  uHFap  vorkommen,  daneben  aber  auch 
mit  völliger  präsensvokalisation  tvö^i  der  nur  hier  W* 
kommende  präsensvokal  (ff  machte  sich  eben  der  sprach- 
empfindung  so  stark  bemerkbar,  dass  er  dem  prinzip  d^^ 
Vokalwechsels  zum  trotz  auch  dti^ekt  in  das  Präteritum  driiigß*^ 
konnte;  doch  ist  man  diesem  gleichlaut  in  der  starken  koii* 
jugation  auch  durch  bildnng  eines  schwachen  Präteritums  tvc^i^' 
(vgl*  heofde  nebeu  heoß  ausgewichen. 


Du  starke  Präteritum  des  GermaniEclteii. 


33!> 


^y  Wenn  das  Northombrische  auch  von  hreQUWi  die  form 
hrewitn  aufweist,  so  ist  diese  bilduiig  wohl  deshalb  erfolgt, 
am  das  prät^r,  hreoiOy  hrmw  vom  präs.  hreowan^  hreawan 
deutlich  zu  scheiden;  aii  und  far  sich  konnte  sich,  wie  sew 
neben  seow^  seaw  bestand,  auch  hretv  neben  hrSow^  hrSaw 
eiBStellen;  bei  einem  verbam  auf  *w  mag  eine  solche  Neu- 
bildung nach  sdwan  am  nächsten  gelegen  haben,  wie  sie  denn 
Sievers  auch  bei  dieser  reihe  genannt  hat.  Das  neben  hretüun 
stehende  hrmmn  ist  wohl  als  hrcrwun  aulzufassen,  also  weiter 
nach  smv  neben  sStv  gebildet  worden.  Nicht  zu  erklären 
Temiag  ich  das  von  Sievers  auch  angefiihrte  hrmmm^  sollte 
vielleicht  hromun  t\ir  hreoimm  verschriebeu  sein? 

Das  e  tritt  nun  aber  northumbrisch  auch  im  Präteritum 
vokalisch  auslautender  verba  der  ä-reihe  auf,  wie  die  Optativ- 
form  sfietta  zeigt:  offenbar  ist  iuer  nach  dem  nebeneinander 
von  seow  und  sew  aut'ti  zu  speow  ein  ^-pfhv  gebildet  worden. 
Ausser  ^petm  ist  nach  Hievers  a.  a*  o.  von  präteritÄllbrmen 
dieser  reihe  im  Northumbrischen  nur  noch  siftcpve  als  3.  sg. 
belegt;  wenn  hier  auch^  wie  es  scheint ,  die  2.  sg.  fiir  die 
3.  sg.  irrtümlich  gesetzt  ist,  so  spricht  doch  das  nicht  gegen 
die  richtigkeit  des  vokals  in  der  Wurzelsilbe.  Nach  dem  neben* 
einander  von  seiv  und  bcbw  ist  hier  also  weiter  neben  *ßetu 
^uch  noch  ein  flwv  gebildet  worden. 

Was  im  Northumbrischen  bei  den  vokalisch  auslautenden 
Verben  der  ^-reihe  voi^g,  das  vollzog  sich  bei  den  kon- 
sonantisch auslautenden  im  Westnordischen,  wo  nach  dem 
Nebeneinander  von  Heöta  und  *lB^ta  neben  *hleota  auch  ein 
*6te*fa  gebildet  wurde,  Aisl  biet  hat  die  ursprüngliche  form 
Wahrscheinlich  erst  verdrängt,  als  diese  *hlj6t  lautete,  also 
im  tonvokal  ivieder  mit  dem  präsens  iibereinstimmte.  Dass 
tich  aber  die  ^*-formen  in  der  a-reihe  nicht  auf  das  Nordische 
l*eschränkt  haben,  zeigt  as.  wPpin  (Cott.  5520),  dessen  f'  doch 
lücht  mit  Sievers,  PBB.  IG,  254  als  eine  kontraktion  von  eo 
ÄUfgefasst  werden  darf,  da  sonst  nirgends  ein  beispiel  einer 
Solchen  schon  im  As.  vorliegt;  die  gewöhnlichste  form  des 
Cotton.  ist  imop^  woneben  wiopuu^  wiep^  tmepi^  wiepmi 
(Sdilüter  in  Dieters  Laut-  und  Formeulehre  s.  466). 

In  derselben  art  wie  Met  in  der  et*reihe  ist  auch  anorw- 
Cund  dalekarlisch)  lep  in  der  <ih- reihe  gebildet  wortlen ;  wenn 
liitr  aber  das  ältere  liop  im  allgemeinen  die  Oberhand  behielt 

22* 


340 


Eichard  Loeir#» 


(aisL  nnr  hliSp)^  so  lag'  das  eben  daran,  dass  es  im  gr^^ß- 
satze  za  *bli6t  im  vokal  von  seinem  präsens  abwich.  Vielleicht 
nicht  durch  zufall  findet  sich  eine  ^^-fonn  in  dieser  reihe  über- 
haupt nur  als  ii ebenform  einer  analogiebildung,  die,  weil  sie 
selbst  erst  die  ursprüngliclie  form  verdrängen  musste,  nieht 
ganz  80  fest  wie  die  lautgesetzlicben  ios^  iok,  hiS  gestanden 
haben  mag. 

Wenn  umgekehrt  merciscb  gerade  für  eine  lautgesetzliche 
form  der  öfü-reihe,  für  westsächs*  Jmni}  ein  keu  (Iipw)  über- 
liefert ist,  so  ist  das  wohl  erst  später  durch  anlehnung  an 
die  vokalisch  auslautenden  verba  wegen  des  hier  im  präter, 
durchgeführten  tv  erfolgt.  Doch  war  die  art  der  anaJagie* 
bildung  ganz  die  gleiche  wie  früher:  seow:  sew  -  hmw:  hm. 
Fasst  man  as,  hmi  als  *hm'  auf,  so  lässt  sich  diese  form  in 
gleicher  weise  wie  merdsch  hin  erklären:  die  nenerung  wird 
dann  aber  schon  vor  dem  zuge  der  Angelsachsen  nach  Bri- 
tannien erfolgt  sein  (dann  auch  wohl  gleichzeitig  as.  st^n  ^ 
westsäcbs,  shv). 

2.  Die  r-typen* 

A,  Der  altnordische  r-typus. 

Im  AltwestTiordischen  bilden  von  den  urgerm.  noch  redü-^^^ 
plizierenden  verben  säraratUche  vokalisch  auslautenden,  sowei»^,! 
sie  nicht  ha  die  schwache  konjugation  ühergegangen  sind,  mi»^_t 
einziger  ausnähme  von  hna  präterita! formen,  die  auf  dan^^, 
bezw.  auf  die  vor  dem  wurzel vokale  stehenden  konsonantet^^ 
die  lautgruppe  er  und  darauf  die  personalausgänge  de!:^  ^r 
schwachen  präterita  folgen  lassen.  Keinerlei  zweifei  besteh  m^t 
hierbei  über  die  herkunft  von  sera^  das  man  allgemein  an— as 
*sez6  herleitet.  Auch  in  rera  sieht  man  mit  recht  noch  ein  ^— ^e 
alte  reduplikationsform,   die   indess   wahi^cheLnlich  eins   ihre^  "^r 


beiden  alveolaren  r  in  ein  palatales  verwandelt  hatte  (s,  319^^"^). 
Unrichtig  aber  ist  es,  wenn  man  nun  mit  Zarncke,  PBB.  l^^tö, 
353  snera  als  eine  direkte  analogiebildung  nach  sera  odfc^^^ 
rerü  betrachtet.  Auch  wenn  man  annimmt,  dass  di^  zweit*"^i* 
r  von  Vera  palatal  geworden  und  so  mit  dem  von  ^era  n^rm 
sammengefallen  war  und  -era  daher  für  die  vokalisch  au^  ^f^ 
lautenden  verba  suffixwert  erhalten  hatte,  sieht  man  nicÄ^-^^k' 
ein,  warum  denn  nicht  auch  gerade  die  verba  der  g- reihe  nrz^rjifl 
der  Ä-reihe  selbst  diese  bildung  angenommen  haben,  warn^^  iin^ 


Bas  starke  präteritain  des  Geroianiscbeti, 


341 


nicht  z^  1>P  auch  md  nach  sä  ein  *nien£  und  floa  nach  r6a  ein 
^flera  gebildet  hat:  vor  allem  aber  hätte  umgekehrt  smm 
selbst,  wenn  es  einer  analogiebildung  erlegen  wäre,  sich  doch 
nur  Dach  seinem  reimwort  Ma  richt^ii  könneu.  Eine  der 
Wahrheit  in  gewisser  richtuug  näher  kommende  erklärang 
von  snera  hatte  Osthotf,  PEB*  8,  554  gegeben,  als  er  dafür 
die  ent Wickel ungsstufen  ^se-snäwey  ^sne-snäwe^  *sne'Säwej  *$ne- 
mwe  ansetzte.  Doch  müsste  es  nach  dem  gesetze,  das  Osthott' 
ffir  das  Urgenn.  annimmt  und  das  ftir  alle  mit  $  +  kons, 
anlautenden  verba  gegolten  haben  soU^  auch  got,  *filai£Bp 
anstatt  saizlep  gelautet  haben;  übrigens  sieht  man  auch  nicht 
ein»  warum  das  gaset?.,  den  zweiten  anlautenden  konsonanten 
in  die  Teduplikattonssilbe  anzunehmen,  nicht  für  alle  kon- 
ßonantengruppen  gegolten  haben  soU;  dem  gegenüber  beisBt 
es  freilich  got.  auch  faifrais,  faiflök. 

Die  Widersprüche  lassen  sich  umgehen,  wenn  man  den 
anstoss  zur  ent  stehung  erst  einer  zeit  nach  der  Wirksamkeit 
des  Vemerschen  gesetzes  zuweist.  Bei  einer  form  wie  *sez~ 
mifja  nämlich  musste  die  empfindung  schwinden^  dass  man  es 
mit  einer  redupliziereüden  form  zu  thun  habe,  um  die  in- 
kongmenz  mit  den  übrigen  reduplizierenden  verben  zu  be- 
seitigen, wäre  es  nun  das  einfachste  gewesen,  den  stimmhaften 
konsonanten  wieder  durch  den  stimmlosen  zu  ersetzen,  wie 
«8  nach  dem  ausweise  von  got,  haihait  und  faifraü^  ftüfiök 
gegenüber  aisL  sera  und  got.  saulBp  bei  den  gutturalen  und 
labialen  ira  gegensatze  zu  *'  (für  ]>  fehlt  es  an  beispielen) 
offenbar  schon  urgerm.  geschehen  war^  wie  es  aber  weiterhin 
auch  bei  a  noch  einzeldialektisch  geschah,  wie  besonders  got. 
mislep  zeigt.  Auch  für  das  Nord.-Westgerm,  ist  eine  er- 
^tzong  von  *sei'lepa   durch   "^sesl^pa    wahrscheinlich,    da  bei 

[  beibehältung  der  ersteren  form  der  ersatz  von  *lelöta  durch 
^leUta  usw.  doch  schwerlich  stattgefunden  hätte.    Aber  jeden* 

I   falls  haben  sich  im  Nordischen  nach   answeis   von   sera   und 

«  B^tera  die  vokalisch  auslautenden  verba  einer  solchen  aus- 
gleicbung  entzogen,  offenbar  weil  bei  ihnen  die  wurzelgestalt 

I  im  Präteritum  der  im  präsens  schon  so  unähnlich  geworden  war 
C^gl-  *s^ö  und  *s€-^ö-a,  *snn-6  und  *s6-znaU'(i  gegenüber 
"^Blep-Q  und  *b*e-^lt'p-a)  ^  dass  sie  eben  nicht  mehr  wui-zelhaft 
empfunden  wurde»  Vielmehr  musste  in  *sezöa  das  s-  als  wurzel- 
bafter   teil,   das   -ezö-   aber  als   präteritalendung    empfunden 


342 


Richard  Loewe, 


werden.  Als  eine  ganz  isolierte  form  aber  masste  dem  spracl 
^efiilil  *se^naija  fii'scheinen ,   welches  zwar  wie  das  zugehöria 


-^ 


präseas  mit  s  anlautete,  das  dem  s  in   diesem   tempus   ii-«::^^^^ 
mttelbar  folgende    u   aber   erst   an   späterer  stelle   aufwi^^^r , 
Diesem  mangel  half  man  nun  dadurch  ab,  dass  man   in  *^^^^ 
num^  das  n  an  die  zw^eite   stelle  des  wertes  versetzte:  *^      ^ 
haben  hier  also  eine  metathesi®  im  dienste  des  fniiuenwanr^    ,^ 
wie  in  griech,  Xv&ijti  aus  ^XvTrjSt  und  a^q^hnm  aus  «/*;ir^^^   ^ 
(7gL  s.  320).    Auch   ist   die    annähme    einer  metathesis         ^f^ 
tacher  als  die  eines  doppelaktes,  einer  angleichnng  der  r^^>j/^ 
plikationssilbe    an    die    Wurzelsilbe    und    einer    darauf    ^oct      i 
folgenden    dissimilation.    Am   besten   begreift   sich   die    lam-      h 
Umstellung  dann,  wenn   man  sie  erst  fiir  die  zeit  nach  der        " 
yerw^andlnng  von  unbetontem  nrgerm.  au  in  d  annimmt:  deim 
ein  ^seEuöa  stand  einem  ^seeöa  so  nahe,   dass   bei  seiner  \m-      AE 
büdung  zu  *Ä7iezäßr  ausser  dem  eigenen  präsens  gewiss  aucl>     W 
das  verwandte  Präteritum  ^sezöa  mitgewirkt  hat:   es   wurd^ 
dann  durch  die  metathesis  direkt  in  den  wurzelhaften  teil  sr^ 
und  das  auch  sonst  vorkommende  tempuszeichen  -esö-  zerleg*^' 
Aber  auch  falls  die  lautnmstellnng  schon  *menauu  traf,  musst^*^'^ 
doch,  naclidem  dann  auch  unbetontes  au  zu  ö  geworden  waf'^l 
das  -p^ö-  von  ^miezöa  mit  dem  von  *sezöa  vom  sprachgeffih^^ 
identifiziert  werden. 

Wenn  in  rera  eine  dissirailatorische  Veränderung  des^  ^^ 
zweiten  r  vorliegt,  musste  ein  zusammenfall  des  ansgange^:^-^^ 
von   *reBöa  mit  denen  von   *seBöa  aus  ^sezda^  '^'sneRöa  ans^— ^ 

*m€zöa   stattfinden.    Auch    würde   sich,    wenn   zunächst  nur * 

*raJ2öa  und  *8€Röa  zusammenfielen,  eine  Umstellung  von  *&eBn6^^ 
zu  *mieB6a  noch  leichter  als  sonst  begreifen.  Wenig  wahr":^' 
scheinlich  ist  es  dagegen,  dass  sich  das  zweite  r  von  ^'rerö^^^^ 
dem  R  von  *seBöa  und  *meBQa  analogisch  angeglichen  har-^^^^ 
da  letztere  beiden  formen  doch  schwerlich  eine  dritte  aus  de^^i^  ^^ 
umfangreichen  reduplikationstypus  herausgerissen  haben  werde^ir^=D* 

Anders  wurde  die  sache,  als  der  reduplikationstypus  dun^-»d3 
den  dissimilätionsschwund  in  zwei  ganz  verschiedene  klÄSs<^^»^fl 
auseinanderging*  In  der  a-reihe  war  infolge  des  vorherige^^^" 
ausscheidens  von  roa  überhaupt  kein  muster  vorhanden,  nac^-ch 
dem  sich  die  zweikonsonantisch  anlautenden  vokalisch  au-^c^s- 
lautenden  verba  hätten  richten  können.  In  der  ^-reihe  em__ji- 
stierte  aber  von  einkonsonautisch   anlautenden  verben   m^^^!- 


Das  starke  prätentnm  deB  Gennaniachen. 


leicht  schon  damals  nur  noch  *ms-an  (aisL  md)^  denen  von 

.zweikonsonan tisch   anlautenden  mindestens  noch  *pre-anj  ar- 

I  ballen    in    aisL  /^m    „sich   heftig^    sehnen**,    eigentlich    ^sich 

«Ireheii^,  und  das  doch  wohl  sehi^  häufige,  später  zum  präterito- 

präsens  kn^tto  gewordene  *kni^-an  =  ags.  cnäwan  (aisL  knä  ^ 

^£1^.  cndwe)  gegenüberstanden.    So   folgten  dann,  als  sich  alt- 

I  jiordisch  die  z weile onsonan tisch  anlautenden  konsonantisch  aus- 

,  lautenden  verba  dem  kontraktionstypns  anschlössen,  die  zwei- 

Iconsoii  antisch  anlautenden  vokalisch  aitslautenden  dieser  ana- 

\  logie  nicht,  gingen  aber,   da  ihre  präterita  sonst  zu  vereinzelt 

gestanden  hätten,  in  die  stets  hilfsbereite  schwache  konjiigation 

I  tlber.     Schwach  flektieren  daher  aisl.  floa  (ags-  flotvan),  hUa 

i  <;trotz  seiner  bedeutung   ^warm  sein*^  woU  identisch  mit  ags. 

IäWo«!«^  ahd.  Oi)lnoen  „brüllen '^),  prä  and  kngtfo  (für  *^ia), 

r  Hur  wo  die  ähnlichkeit  mit  den   verben    des  <?ß-t>^us  eine 

t)esonders  grosse  war,  d.  h,  wo  bei  einer  vokalisch  anslautenden 

^wursel  der  vor  dem  vokal  befindliche  konsonant  an  gleicher 

stelle  auch  bei  einer  T^nirzel,  die  bereits  ein  Präteritum  nach 

dem  eß-typus  bildete,  stand,  trat  nach  dieser  eine  analogie- 

loüdnug  ein:    daher  grera  von  groa  nach  rera  von  roa  und 

^nera,  bnera  von  ffmia^  bnüa  nach  snera  von  sniia.   Schwerlich 

3ber  wärde  hier  ein  einheitliches  prinzip  gewiikt  haben,  wenn 

niclit  der  zweite  r-laut  von  rera  derselbe  wie  der  zweite  von 

»nera  (und   sera)  gewesen   wäre.     Wir   dürfen    also    wohl   in 

der  art  dieser  regelung   eine  stütze  für  die  annähme  einer 

difisdmiJation  der  beiden  r  von  rem  sehen* 

Das  verbum  prä  (und  wahrscheinlich  auch  Vena)  hat  dann 
auch  ma  in  die  schwache  flexion  hineingezogen.  Dagegen  hat 
f>m  sein  kontraktionspräteritum  bio  beibehalten  ^  weil  keins 
der  auf  ü  ausgehenden  verba  in  die  schwache  konjugation 
übergetreten  war, 

B.  Die  althochdeutschen  r-formen, 

Ihrem  wesen  nach  dem  altnordischen  r-typus  nahe  ver- 
wandt, doch  in  ihrem  historischen  Ursprünge  von  ihm  ver- 
schieden sind  die  r-typen  des  Althochdeutschen,  Zamckes, 
PBB,  15,  350  flF.  in}  anschluss  an  Lachmann,  Jak*  Grimm  und 
Hfillenhoff  unteinonimener  versuch,  das  r  der  ahd.  formen 
^oü  neuem  als  hiatusfuUend  zu  deuten,  scheitert  nicht  nur 
daran,   dass  man  nicht  sieht ,  warum  denn  ahd.  nur  einige 


344 


M^liard  Loewe, 


wenige   bestiminta   verbalforinen    dies   r  annebmen    konnteii, ' 
sondern  auch  au  der  thatsactie,   dass  das  m  vou  ahd*  ^m^i 
usw»,  woraus  sieroz  erst  auf  die  angegebene  weise  entsf andeii  I 
sein  soll,  ein  diphthong  war,   wie  am  deutlichsten  sein  über- 1 
gang  in  m  gemeinsam  mit  dem  aus   n*  durcli  a*umlaat  eut- 
stiindenen  m  im  Altoberdeutscheu  zeigt,  nach  Zarncke  s.  354 
selbst  aber  hörte  die  veratilassuug  zu  jenem  r  hei  diphthongeu 
überhaupt    auf*     Auch    fällt    es    auf,    dass    die    in    betracht  J 
kommenden    verba    grösstenteils    mit   b    +    t€nuis    anlauten  ■ 
{Biözan^   scridan,  scrlan^   apurtian^   spiwan  gegenüber  hlöe^an, 
büan^  Ici^zan).     Ferner  steht  von   den   meisten  dieser   verba  f 
fest,  dass  sie  zu  den  ehemals  reduplizierenden  klassen  gehören; 
auch  bei  narian^  spurnan   und  spiwan  glaube   ich  s»  2^7  ur- 
sprüngliche beibebaltnng  der  reduplikation  gezeigt  bezw.  wahr* 
acheinlich  gemacht  zu  haben. 

Bei  behandlnng  der  einzelneu  r-formen  fasst  man  am 
besten  die  derselben  mundart  angehörigen  zusammen.  Am 
besten  beginnt  man  bier  mit  den  alemannischen  formen; 
denn  wie  Zarucke,  PBB.  15,  354  ff.  iu  trefllicher  weise  ge- 
zeigt, hat,  stammen  die  glossen  anasterv^,  kiskreröt^  plertizzun, 
capterusii  sämmtlich  aus  Reichenau. 

Am  einfachsten  unter  diesen  formen  wie  überhaupt  anter 
allen  ahd.  r-formen  erklärt  sich  ahd.  sleroz,  das  nach  OsthoflV 
PBB.  8,  553  über  *8tmiut€^  *Btesäute  auf  "^staistautB  zarlick- 
geht.  Doch  ist  es  unnötig,  mit  Osthoff  iu  got.  "^staishmt  ein 
umschöpfung  aus  *stamiut  zu  sehen :  die  dissimilation,  welche?^ 
aus  ''^stestaute  ein  stesaute  machte,  braucht  nur  einen  einzelnezKr 
teil  des  Germ,  getroffen  zu  haben,  wenn  auch  das  ihr  zeitüclr^ 
erst  folgende  Yernersche  gesetz  sich  wieder  auf  das  gesamm 
Germanisch  erstreckt.  Setzen  wir  *stßstautü  als  grnndfbrm 
so  haben  wir  eben  zur  erklärung  von  steroj^  ausser  den  not 
wendigen  lautwandlungen  nur  eine  dissiniüation  der  beidej 
silbenanlautenden  $t  anzunehmen,  die  ja  an  sich  äussers^^^^ 
nahe  lag.  || 

Nicht  so  leicht  zu  vereinfachen  ist  Osthoffs  erkläruug  vo«:^ 
ahd,  ki-skreröt^  das  über  *skre-Bnnde- ^  *skre'mHde' ^  *skr0sm 
skräude  aus  *s€-skräude  entstanden  sein  soll*  Als  germamsch  M 
grundform  lässt  sich  nur  *ske-skräude  annehmen,  da  nacT^ 
dem  ausweise  von  got.  statstald^  skaislatip  einerseits,  mm 
faifiök^  faifrais  andrerseits  und  nach  dem  vergleiche  mit 


I 
I 


Das  starke  prateritnni  d«s  G«niiuiMChen. 


345 


I 


verwandten  sprachen  wohl  s  ^  teouis  als  wurzelanfang  auch 
in  die  redoplikationssUbe  gesetzt  wurde ^  nletnals  aber  eine 
Hquida,  die  nicht  selbst  an  erster  stelle  stand.  Ein  *ske' 
skrdiide  aber  musste  von  demselben  dissimilationsgesetze  wie 
si^stäute  betroffeu  werden  und  so  "^ske-sräude  und  weiter  durch 
das  Vemersehe  gesetz  *.^ke-£rmide  ergeben.  Neben  einem 
präsens  *skrätidö  musate  nun  dies  ske-^rmde  sehr  anomal 
erscheinen;  die  anomalie  aber  liess  sich  beseitigen,  wenn  man 
das  r  von  *$ke-zrdu(te  —  das  r  neigt  ja  von  allen  lanten  am 
meisten  zur  metathesis  ~  in  die  ei*ste  silbe  stellte  und  so 
ein  *skre-mu4€  (woraus  ahd.  skreröt)  schuf.  Die  form  *skre- 
iuude  verhielt  sich  zu  ^skratidö  genau  wie  *ste-zänte  zn  *stautö^ 
und  es  kann  daher  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  *$te-eaHle  als 
flauster  mitgewirkt  hat.  An  und  fiir  sich  könnte  ^skre^äude 
SQ^dkT  eine  blosse  analogiebildung  nach  *stezäute  sein;  aber 
eulBchieden  war  diese  doch  erleichtert,  wenn  es  schon  ein 
^'ri^gf'äude  gab.  Auch  fällt  es  auf,  dass  in  der  ceii-reihe  ausser 
VDD  iftösati  eben  nur  vott  dem  selteneren  scrötan^  nicht  auch 
van  hlouffan  und  houtvan  ein  präteritnm  des  r-t}T>us  belegt 
ist  Die  metathesis  im  dienste  des  formenwandek  bei  ahd* 
skremt  bildet  eine  genaue  parallele  zu  der  bei  aisl,  mera^ 
das  ja  auch  zugleich  auf  eiufluss  seines  präsens  ond  eines 
anderen  Präteritums  mit  einfacherem  anlaute  beruht. 

Neben   steror   und    skrerot    gehören    den    auf   Reichenan 
zurückgebenden     handschriflen     als    r-prMeritalformen    noch 
^twö^UHj  ptermzun^  eapleritszi  an.     Hiervon  scheidet  jedoch 
^erozun  aus  unserer  betrachtang  ans,    da  es  nach  Zarncke 
s.  336  erst  ans  dem  sg,  stero£  korrigiert  ist,    um  lat-   ^in- 
pingebant"   richtig  zu  glossieren.     Nach  Zamcke  hat  der  pl 
«a  sterv£  in  Wirklichkeit  wahrscheinlich   ^dertiz^an  geheissen. 
tHeBe  form  passt  in  der  that  nicht  nur  zu  plertusun,  mpk- 
^^t^^i^  sondern  ist  auch,  wenn  man  von  der  Wiederherstellung 
^Us  einem  *diru££tu$i  (mit  tiumlant  des  e)  nach  dem  sg.  ab- 
zieht, die  zu  erwartende  fortsetzung  des  scbwnndstaflgen  ur* 
^erm.  *gte$tutfinp^  das  seine  reduplikadou  nach  dem  sg.  fest- 
gehalten haben  kann. 

Bei  piertiznm  bat  auch   Osttiüff,   PBB«  8,  o68  f.  die  au' 

i^^me  einer  angleicbung  der  rednplikationssilbe  an  die  wurzel- 

^be  und  einer  darauf  folgenden   diüsimllation  wegen  der  zu 

gr<kssen  omsUndücUeit  mit  reeht  verworfen.    Aber  auch  alt 


346 


Hichard  Li>rvre, 


einer  veraetzung  des  l  m  die  erste  silbe  ist  hier  nicht  aus- 
ziibommen  ^  da  ans  einem  *bl£böte  niemals  ein  *bl€röt€  hätte 
werdeü  können.  Zudem  ist  es  doch  bei  weitem  das  eiofachste, 
für  alle  r-präterita  des  Ahd.  einen  einheitlichen  tunsprtmg 
anznnehineü ,  was  aber  in  diesem  falle  nur  durch  ausetzung 
einer  analogiebUdung  möglich  ist.  Doch  ist  Osthotfs  pro- 
portionale  analogie  stösan^  skrötan:  *sterö£^  *skreröt  =  pluo^an: 
*pkrtioi^j  woraus  *plerit£  gekürzt  sein  soll  (wogegen  ^ero^ 
aus  ^steröz^  skrerot  aus  *skreröt)^  schon  deshalb  unwahr- 
scheinlich, weil  im  8.  jahrh.  genn,  ö  im  Alemanuischen  meist 
noch  als  ö,  oa^  selten  schon  als  tta,  uo  erscheint*  Vor  allem 
aber  bleibt  es  unklar,  warum  sich  nach  zwei  verben  mit 
offenem  ö  (germ.  an)  eins  mit  geschlossenem  ö  (germ.  ö)  hätte 
richten  sollen.  Die  analogiebUdung  wird  vielmehr  von  da 
ihren  ausgang  genaramen  haben  ^  wo  die  musterwörter  und 
das  sich  danach  richtende  wort  wirklich  etwas  gemeinsames 
hatten:  es  war  das  aber  die  gewöhnliche  präteritalform  mit 
eo.  Weil  neben  jüngerem  steoe  (nach  *heaWj  woraus  hio,  fmt) 
ein  stm^ö^j  neben  jüngerem  skreot  ein  skreröt  lag^  wurde  auch 
neben  pleo^  ein  *pleröz  gebildet.  Lautete  dann  aber  der  pl 
zu  ^erog  *steru2mm^  zu  skreröt  "^skrenitun^  so  ergab  sich 
pl.  von  *pleröe  pJermzim.  Ähnliche  entstehung  von  präterital — 
formen  habe  ich  schon  mehrfach  angenommen;  bei  *pleröz  ha^=^ 
aber  offenbar  noch  die  ähnllchkeit  des  diphthongs  eo  mit  de 
lautgiuppe  erö  zur  neuerung  beigetragen.  Das  -er-  wurde 
d*eT-öE,  sh'-ef'-öt,  als  infix  empfunden;  auch  ein  konsonan tischt 
infix  konnte  gewiss  in  einer  spräche  produktiv  werden, 
für  die  sprachempflndung  von  vokalischen  infixen  ^  in  gesta 
der  ablaute  —  vollständig  durchzogen  war. 

Wie  wir  aus  den  behandelten  Wörtern  sehen,   waren 
die   r-präterita   besonders   in    Beichenan    lebendig    gebliebe 
Wir  werden  daher  kaum  bedenken  zu  tragen  brauchen,  Uint 
noch  ein  merkwürdig  aussehendes  Präteritum  anzureihen,  ds^ 
wie   kisererot   und   ana  sieroB   dem   Eeichenauer   Glossar 
angehört,    das   Gl.  I,  290,   25   stehende   uidar  spirun  ^rec^ 
citraiiit",  in  dem  F.  Hartmann  bei  Dieter  s,  492  ein  auf  ein- 
reduplikationsform  beruhendes  r-präteritum  vermutet.    Der  i 
prät  von  ^purnan   muss   ja    ursprünglich    *ape-spum'Ume 
lautet  haben,  woraus  über  *spe-mrfi'umS,  *^e-snimumS,  ♦j 
^urmmiy  ^sperurnum  ein  ^spirunmm  werden  musste;  gen 


pl. 


Bas  staike  prätentom  des  GermsniBclutii, 


347 


wegen  der  ganz  abweichenden  bilduiig  des  sg.  ^ßarn  konnte 
*spirurmim  auch  einen  sg.  *spirurtt  aus  sich  ei'zeugen^  der 
dann  dureh  dissimilation  der  beiden  r  ein  spirun  ergeben  konnte. 
In  anderen  ahd,  dialekten  als  dem  Alemannischen  sind 
—  von  den  allgemein  gebräuchlichen  scrirum  und  spiren  ab- 
gesehen —  r-präterita  bisher  nur  yon  je  einem  verbum  auf- 
gefunden worden. 

Auf  weiterentwickeluQg  des  alemannisch  noch  unversehrt 
erhaltenen  steröe  beruhen  die  formen,  welche  Kögel,  PBB.  16, 
500  f.  aus  bairischen  Prudentius-  und  Virgilglossen  beigebracht 
hat  Da  nach  ihm  die  handschriften  dieser  glossen  ei*st  aus 
dem  ende  des  10,  und  dem  anfange  des  IL  jahrhnnderts 
stammen  und  auch  die  originalglossierungen ,  auf  denen  sie 
heruhenj  nicht  sehr  weit  zarückverlegt  werden  könnten,  da 
Pfudentius  und  Virgil  ei^t  ziemlich  spät  in  das  schnimässige 
Studium  aufgenommen  worden  seien,  so  werden  wir  auch 
wohl  den  unterschied  der  überlieferten  baiiischen  und  der 
Überlieferten  alemannischen  formen  von  vornherein  in  der 
bauptsacbe  als  einen  zeitlichen  betrachten  dürfen.  Kögel  lässt 
von  den  vier  formen,  die  er  aufgefunden  hat,  stirie  (zweimal), 
dirs,  sterae,  farsierc  (für  *-sterE)  nnr  die  erste  und  die  dritte 
als  wirkliche  sprachformen  gelten.  Doch  verhält  sich  stiri^ 
zu  stiriz  gerade  wie  *$ter2  zu  aieraz,  und  es  wäre  doch  höchst 
merkwürdig,  wenn  in  stirs  und  *farsterz  (wofür  weiter  farsierc) 
dieselbe  art  eines  Schreibfehlers  vorliegen  sollte;  auch  ist  es 
rieUeicht  nicht  ganz  ohne  belang,  dass  stir^  in  derselben 
g^Iosse  in  zwei  verschiedenen  handschriften  steht. 

Das  €  von  steras  fiihrt  Kögel  auf  das  von  sterö^^   das 
erste  i  von  ^tiriz  auf  das  i  von  lautgesetzlichem  *stmi£zum 
Zurück.    Auch  das  a  von  steroB  wird  man  mit  ihm  wohl  aus 
dem  ö  von  steröz  erklären  dürfen,  da  im  Bairischen  der  spät- 
althochdeutschen  zeit  in  unbetonten  silben  a  sehr  häutig  für 
^.ndere  vokale,  auch  für  ö,  vorkommt  (Vogt,  PBB.  2,  265). 
Sei  dem  zweiten  i  von  stiriz  freilich  wird  man  sich  nur  auf 
^as  vielfache  schwanken  der  endsilben vokale  im  Spätaltbairiscben 
Überhaupt  berufen  dürfen:    es  scheint,  dass  hier  das   i  der 
t^ansilbe  und  das  schliessende  -b  des  wertes  auf  den  unbetonten 
^okal  zugleich  eingewirkt  haben ;  vielleicht  ist  auch  das  diesem 
vorangehende  (wohl  auch  im  Deutschen  nicht  palatale)  r  mit 
im  spiele  gewesen,    womit  der   nordische  B-umlaut  zu  ver- 
gleichen  wäre. 


Bidiftrd  Loewe, 


Iß   siirt  und  *äer^  setieinen   koiitaminationen   von    dm 
mit   *stiru  und   *derö£   vorzuliegen-     Es   kann    hier   das  ft 
steröz  und  ^stiroz  neben  stö^ait  als  infix  empftindene  -er-  ur:^^ 
-ir-  au  stelle  de§  g:Ieichfalls  als  infix   empfimdenen  -eo-  ym::^^ 
steo^  gesetzt  worden  sein.     Übrigens  legt  es  auch   die  üb^|., 
lieferung  nahe,  dass  *^fer^  demselben  gebiete  wie  sterc^,  ^^rs 
demselben  wie  sfirU  angehört  hat. 

Ms  rheinfränkische  formen  des  r-tjT>us  sind  uns  nur  uns 
einem  dem   Oberdeutschen   nahen   gebiete  von    Otfrid    biniun 
und  biruwls  überliefert,  die  wegen  ihres  anlautes  nur  aDälogTe- 
bildiingen  sein  können.    Dürfte  man  annehmen,  dass  sich  aisL 
sn/m   einmal   bis  in   das  Ahd,  hin  eistreckt   und   bis   dorthin 
auch  dieselbe   Umbildung  im    Präteritum   wie   im   Nordische n^ 
erfühlen  hätte,  so  könnte  diese  in  der  weise  entstanden  seia  * 
dass  zum  optativ  "^snirtü  ein  ind.  pl.  *snirtmn  gebildet  worde*^ 
wäi'e,   woraus   sich   *miniunin  ergeben  hätte^   welches  nlede.:^ 
einen  optativ  *miruwl  erzeugt  haben   würde,   wonach   dan*^ 
*birmmm  (geschrieben  biruun)    und    birmvu   gebildet   worde^^ 
wären*     Man  ivürde  in  diesem  falle  die  im  dienst  des  formen 
wandeis  im  Ältnordit^chen  und  im  Althachdentschen  ertblgte^^ 
gleichailigen  lautumst eilungen   als  einen  einheitlidien  akt  z^^^ 
betrachten   haben,  dessen   resnltat  nur  in  dem  zwischen  Ält^- 
nordisch  und  Althochdeutsch  gelegenen  gebiete  von  analogi^^" 
bildungen  wieder  gänzlich  vei*schüttet  worden  wären.  Da  sic=^^h 
indes  eine  solche  annähme  nicht  beweisen  lässt,  so  thut  ma^^n 
wohl  besser,   ahd,  biruun  und  birmms  nur  im  znsammenhan^s^^ 
mit    den    ahd.   r-formen    zu    erklären.     In    diesem    falle   i^^ 
aber  nur  eine  analoge  deutung  wie  für  pterti£zun,  caplerur^^^f 
möglich.     Stand  neben  steo^  auch  ein  ^teröz,  so  konnte  neb^^fl 
*beo  (=  aisl.   bio)  auch    *berö  gebildet  werden,    za   dem  1  ^3r 
pL  biruun  (wie  ^stirn^^un;  vgL  einerseits  stirU^  anderersem  ts 
plerusiuii)  lauten   musste*     Ein    biruun   aber  konnte  sich    "ssu 
*b%niwun  entwickeln  (so  ist  biruun  bei  OtMd  auch  wohl  ätm^ 
zusprechen)  und  hiernach  Uruwis  gebildet  werden. 

Dem  Mittelfränkischen  gehört  das  von  Kögel  a.  a.  o,  ^^s 
einer  Trierer  handschrift  Gl.  2,  33,  1  beigebrachte  anagelief^^m 
„indulsere^  an,  das  er  wohl  mit  unrecht  selbst  fiir  zweifelhaft 
hält.     Wenn    das    r  wirklich,    wie  er  vermutet,   für  i  ver- 
schrieben sein  sollte,   so   müsste  doch  auch  dargelegt  werdf^np 
wie^o  denn  gerade  dieser  Schreibfehler  entstehen  konnte*  D«^ 


Dan  starke  prütentnm  des  Geroianisch«!!. 


349 


ie  ftber,  das  ihn  8o  bedenklich  gestimmt  hat^  kann  doch  für 
eine  koütaminationsform ,  als  welche  lierson  zu  oetiiiien  ist, 
iiichts  auffallendes  haben.  In  Hierz  kann  aber  !^^  mit  *ler&£ 
in  der  weise  kontamiaiert  worden  sein,  dass  nur  das  in 
letzterer  form  am  meisten  sich  bemerklich  machende  r  in 
erstere  aufgenommen  wurde;  *Jer^  aber  kann  neben  U^s  nach 
dem  nebeneinander  von  ^skersd  0 autgesetzlich  aus  ^skeskaip 
—  got.  skaUküip)  und  seiner  jüngeren  n  ebenform  *skü^d  ge- 
bildet worden  sein*  Doch  ist  lierzon  möglichenfalls  auch  aus 
Vermischung  von  l(^Ezim  mit  einem  dem  ags,  leorton  ent- 
^rechenden  *lersun  hervorgegangen :  in  diesem  faUe  wäre 
^Mtun  schon  während  des  aufenthalts  der  Angelsachsen  auf 
€lem  kontinent  zu   "^lerttm  dissimiliert  worden» 

Über  das  ganze  abd-  gebiet  ist  ahd.  scrirum^  scrirut, 
£crimn^  opt.  scriri  verbreitet.  Die  Urform  der  1.  ph  ist  als 
'*sk€'.^krime  anzusetzen,  woraus  sich  durch  das  dissimilationB- 
gesetz  und  das  darauf  folgende  Vernei^che  gesetz  ^ske-srlfne^ 
weiter  *ski-^rim€  ergab.  Da  diese  form  neben  dem  präsens 
"^skriö  wieder  ganz  anomal  erschien,  so  wurde  das  r  wie  das 
von  '*^ske*zraude  wieder  hinter  das  .^A'  vei"3etzt.j  so  dass  *hkrieim€f 
weiter  ^nkririm,  entstand;  offenbar  erfolgten  beide  umstellnngea 
gleichzeitig,  und  in  sfrimm^  das  ja  keine  analogieform  sein 
kanuj  liegt  eine  bestätigung  dafür  vor,  dass  auch  skrerot  nicht 
auf  blosser  analogiebildung  nach  steröB  beruht  Zu  einem 
^sh'izhne^  weiter  \3kririm,  gelangt  auf  seinem  wege,  also 
Umständlicher,  auch  Osthoff,  PBB.  8,  554,  daneben  zu  einem 
o|it,  scriri  aus  *skri£ii-l.  Das  ungewöhnliche  des  paradigmas 
*Äiririm,  *8kririt,  *sktirinn  wurde  dann  nach  Osthoff  die  Ver- 
anlassung, dass  sich  zu  scriri  nach  dem  Verhältnis  von  stigi 
zu  digum  auch  ein  scrirum  bildete* 

Nach  scrirum  ist  auch  noch  ahd.  ein  partizip  giscriran 
g^ebQdet  worden*  Mhd.  schrim  und  geschrirn  sind  nach  Zamcke, 
I*BB.  15,  352  fiber  ganz  Hochdeutschland  bis  in  den  fernsten 
Osten  verbreitet  und  haben  sich  dialektisch  bis  auf  den  heutigen 
tag^  in  der  Schriftsprache  hie  und  da  bis  ins  17.  Jahrhundert 
Erhalten*  ,,Der  grund  zu  dieser  langen  erhaltung  aber  lag 
äarin,  dass  man  es  hier  mit  einem  dauernden  bedürfnisse  zu 
t-him  batte^  da  der  unbequeme  hiatus  durch  den  auslaut  des 
Stammes  gegeben  war.**  So  wenig  man  der  hiatustheorie 
^arnckes  im  allgemeinen   zustimmen  kann,   so   getrost   kann 


350 


Bicliard  Loawe, 


man  den  hier  von  ibm  angeführten  satz  voll  iinterschreil»en. 
Denn    es   handelt   sich  ja    hier   nicht  mehr    nm    entstehuiiff, 
sondeni  nur  noch  um  erhaltung  von   r-formen,    und  in  der 
that  hatte  scrirum  vor  der  schon  seit  alters  besondei's  wegen 
des    sg,   sa^ei    nahe    liegenden    analogiebüdung   ^serium  den 
Vorzug;  dass  es  den  hiatus  vermied,     Dass  dem  wirklich  so 
war,  zeigt  nicht  nur  der  Untergang  des  typus  sterös  (wofür 
steoz  mit  diphthong),  sondern  auch  die  tbatsache,   dass  das  r 
von  scrinitn  in  den  sg.  prät,   wo   ein  hiatus  nicht  statthatt^^  J 
nur  da  eindrang,    wo,   wie  das  im  Bairischen  geschah,  da-Äj 
ganze    verbum    das    r   anoehmen    konnte    {schrei/ren  ^    hthrii 
Schmoller,    Bair,  Wb.   11,    594).     Daher    dürfte    Zamcke  iiüi" 
wesentlichen  auch  damit  recht  haben ,  dass  er  den  untergac».  g 
der    j, naturwüchsigen"    r-formen    von   schreien    der   seit  dfeiwi 
16.  jabrh.  aufkommenden  gelehrten  grammatischen  zucht,  die 
ein  gleichraässig  geordnetes  paradigma  schuf,  zuschreibt^ 

Mild,  spiren^  das  sich   erst  um  1100  für  spiun  bei  Otfirid 
und    sptiHun    im    Tatian    findet    (Braune,   Ahd.   Gr.*  §  331, 
anm.  3),  wäre  nach  Zamcke  eine  analogiebüdung  nach  i^chrir^u 
wegen   des  für  ahd,  spiwari  auch  vorkommenden  sp'mn  neben 
scr'ian,    Dass  die  beiden  verba  in  analogische  beziehungen  zü 
einander  getreten   sind,   steht  ja   ausser  zweifei,    wie  denn 
bekanntlich    schon    in    den    Mainzer    Glossen    (9./10.  jahrk) 
erscriuun    „clamaverunt"    vorkommt   (Gl,  1 ,   713,  41),    Nach 
Zamcke  s.  352   hätten   die   doppelformen   splwan   und  s]^m 
es    veranlasst  j    dass    einerseits   schriweHy  schriuu-en    und  3^ 
schriweu ,  geschrmwen ,    andrerseits   ge^iren   gebildet   wordea 
wäre.     Diese  auffassung  ist  in   der  that  zulässig,  da  auch  in 
derselben  Sprachgemeinschaft  i^pmmi  neben  dem  aus  ihm  ent^ 
stfindenen  spian  noch  eine  zeit  lang  fortexistiert^  haben  kann 
(vgl.  8.  332  f.);  doch  ist  es  wohl  der  häufigere  fall,  dass  die 
älteren  formen  neben  den  ans  ihnen  lautgesetzlich  entstandenea 
sofort  erlöschen.    Wenn  spiwarr  sich  nicht  mehr  in  derselhen 
dialekteinheit  neben  splan   erhalten    hat,   so   lässt   sich  ahi 
scriunm  nur  so  erklären,  dass  es  neben  scrirun  gebildet  warf**^ 
weil    es    neben    einem   schon   bestehenden   ^spimn   auch  öß 
spitvun  gab.    Für  diese  letztere  möglichkeit  föUt  der  umstand 
sehr  stark  in  die  wagschale,   dass  sich  die  ti^^-bildungeQ  von 
scrmn  gerade  wie  die  r-bildungen  beider  verba  (vom  späteren 
Bairisch  abgesehen)  auf  die  schwundstuflgen  formen  beschräiA^D' 


Das  starke  präteritam  des  Germanischen.  351 

inimt  man  noch  hinzu,  dass  splwan  mit  s  -f-  tenois  anlautet, 
)  wird  man,  obwohl  die  erklärung  fiii*  die  erhaltung  der 
idnplikation  bei  diesem  verbum  grössere  Schwierigkeiten 
acht,  doch  mhd.  spiren  mit  Osthoff,  PBB.  8,  554  f.  besser 
rekt  aus  einer  reduplikationsform  von  spiwan  selbst  herleiten, 
och  braucht  man  nicht  mit  Osthoff  vom  optativ  auszugehen, 
a  dann  verschiedene  Umbildungen  anzunehmen:  vielmehr 
klärt  sich  mhd.  spiren,  wenn  man  von  der  im  Tatiamschen 
ttuufi  vorliegenden  wurzelform  spu  ausgeht,  ebenso  einfach 
ie  steröz  durch  eine  ganz  lautgesetzliche  folge:  *spe-6!pu-mJ, 
pe-sii-me,  *8pe'eU'ine,  *spezum,  *sperum,  *$pirum,  spiren. 

Berlin,  8.  august  1905. 

Sichard  Loewe. 


Die  nomina  anf  -^s.^ 

Was  von  den  primären  -t^-stämmen ,  die  das  perfekte 
partizip  des  aktivs  bilden,  (ai.  vidvan  vidtisas)  gilt,  das  gilt 
nach  einer  von  mir  aufgestellten  theorie  auch  von  den  ans 
nomina  abgeleiteten  -ue^-stämmen :  ihr  paradigma  ist  als  ur- 
sprünglich abstufend  vorzustellen,  und  der  indogermanische 
Wechsel  ^ekue-vfis  (-uös):  ^elcu^-usos  hat  seinen  reflex  in  dem 
gegenüber  ai.  aSvavan:  griech.  'i7ini}[f(T]o(;.^)  Es  mag  nun  sdn, 
dass  ai.  aghö^  bhagö^^  Vokative  zu  aghavän  hhagavän^  nicht, 
wie  ich  annahm,  reste  alter  abstuf ung  darstellen,  sondern, 
wie  Solmsen  a.  a.  o.  p.  223  will,  von  der  Umgangssprache 
aus  aghavas  bhagavas  verstümmelt  sind  in  der  art,  wie  sie 
mit  begrüssungswörtern  umzugehen  pflegt  (allerdings ist 
agliö?  „schuldbeladen"  kein  begrüssungswort).  Indessen  ge- 
winnt die  morphologische  Voraussetzung  meiner  hypothese  eine 
zureichende  fundamentierung  aus  den  griechischen  Verhältnissen 
für  sich  genommen.  Nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  lässt  sich 
die  vollstufe  eines  -i^es-stammes  in  der  gestalt  *-i^8  in  ivfi; 
*Tvff>(o/(ag  finden.  Ein  klarer  fall  lässt  sich  auch  für  -/i^g  (*-U^) 
beibringen.  Über  die  prosodie  von  vdagi^g  „wässerig"  hat 
Moeris  p.  379  Pierson  die  schätzbare  notiz: 

^^Ydagig  ßgu/v  xo   a  l/iirixcog'  iLiaxgaig  ^EXXfjvixcag. 

Wie    man    auf   grund    der   quantitätsverschiedenheit  ionisch- 
gemeingriechisch  judvog:  attisch  /uavog^)  ^/aavfog  als  Ursprung* 


»)  Vgl.  K.  Z.  38,  53  ff. 

»)  Vgl.  H.  Meltzer,  N.  Philol.  Kandschau  25.  janaar  1902.  p.  36-37; 
Hatzidakis,  Deutsche  Litteraturzeitung  29.  märz  1902,  sp.  783—85;  E.  Schwyier, 
Berlin.  Philol.  Wochenschrift  5.  april  1902,  sp.  433—37;  F.  Kretschmcr, 
Zeitschr.  f.  Ostreich.  Gymnasien  1902,  p.  711—13;  H.  ffirt,  Littorar.  Central" 
blatt  25.  märz  1903,  sp.  455—56;  F.  Solmsen,  Indogerm.  ForschoDgen  XV 
Anzeiger  p.  222—28. 

0  uäyog  Empedokles  v.  230  Stein.  Herodian  II  13 ss  {neQi  (fi/poVwy)- 
T«    (ig    yog    hjyoyia    ö^uioy(t    xad^rcQfvoyiog    lov    y    ei   i)(Oiey    iv  ift  H^ 


le  HOB 


-etfc- 


chste  form  ansetzt,  so  kommt  man  hier  notwendig  auf  Hia^- 
3C"  regelrecht  ist  äolisch  ^5j«^firT£[{i]o[i']  Mitylene  CGIns 
tsc  2,  nr.  lu,  worin/  ohne  dehnung  des  vocals  geschwunden, 
K^jjc  aber  in  der  koine  entstammt  dem  Ionischem  *wiJ«^-/j^; 
US  iudogerm.  ^itd^'Ues  enthält  den  st^mra  vJtoö  in  schwacher 
BStalt,  ist  also  konstituiert  wie  d^a^rj  *a^a^-/ä  ^adh^-uä 
Bben  lat.  a4or  „speit**,  ai*  pitf-mja  „vatersbruder"  neben 
Uar-,  Damit  erhält  die  annähme,  dass  U^r^q  neben  U^itv^ 
rgriechisch  ist  und  -i^g  von  stammen  i\1e  *JoFajc-/^g  bezogen 
at,  eine  festere  kousistenz,  als  ich  zu  hoffen  wagte.  Auf 
CT  anderen  Seite  zeigt  eine  griechische  bildung  voll-  und 
!hwuodstufenform  nebeneinander.  Von  mehreren  selten  (s. 
chwyzer  sp,  435  n.  2;  Solmsen  p.  226)  sind  berechtigte 
irelfel  angeregt  worden,  ob  ans  dem  innerhalb  des  Attischen 
ereinzelten  genitiv  Jlnait^m  (Aristia^  fr,  l,  p.  726  N.)  ein 
Lamm  *IIn(jit6ä/o-  gefolgert  werden  dürfe.  Ebensowenig  läset 
ich  allerdings  nf)oa6ta  m  guasten  einer  von  Solrasen  an- 
esetzten  form  "^Iloauiä-  verwerten.  Es  ist  schlechterdings 
Ludeukbar,  dass  das  Attische  in  diesem  isolierten  falle  den 
Jten  genitiv  eines  masculinen  -ä-stammes  (*JIo^t*d-ao  =  -fw 
=  -m)  beibehalteu  habe.  Ilmei^m  neben  Iloüeidatvog  ist  durch 
Us  Verhältnis  Tvfpm:  Tvtpmvog  erzengt;  die  analogiebildnng 
Imtpfte  natürlich  zugleich  an  bei  der  älteren  doppelheit  der 
akkisative  IJoimScö:  Hocruimva^  Tvq>tü:  Tvtptova,  Im  recht 
g^abe  ich  Solmsen,  wenn  er  meine  dentung  des  dorischen 
genitivs  Uor ft^u,  akkus.  lloruSäp,  vokat.  HoTaSil  als  zn 
könsUich  verwirft.  Man  erkennt,  im  Dorischen  hat  aich 
tlnu^av  in  der  fleiion  nach  "^Eg^ip  (ans  '^EQ^mmy)  gerichtet; 
dft  dem  nominativ  ^Eiyptiv  der  -a -stamm  'E^ftat;  mit  den  casus 
otüqai  'Eouä  'E^fia  'Emtav  *K£iu«  gegenüberstand,  so  sprach 
laUl  auch  neben  notttdav  nontäävüg:  (iTorfuJäc),  gen.  IIq^ 
nd^  etc.  Den  attischen  vokativ  noatt^ov  wird  man  solange 
^  neuschopfung  zu   HoofiScov  nach  'Anillmv:  ^^Anollav  auf- 


^R^f 


vr  th  ä,  ixTlT&ßfi^QP  rti^TO  ?^ovnt^  dftyö^  4  l?^dv  tQUif^^  itPivÄf.  rot^ro 
^  n«(ME  i&h  liTtixoit;  avaiillftm.  PhrynichoB  BA  5Lii  hält  fiäy6f  fftr 
^CtiKli^  Aber  i».  Zon^rw  s.  fjLUy6t^*  dgatoy  ßQ^yi^^  kiyf>tjt3i^  TtilutM^tj^ 
*^ni  roü  iix^ißig  (fr.  61  K.).  iHdteay  (fr  200 K.)  xai  t^tJtcr  umvdxic  t^^ 
iuii^m^  dvji  tmt  fiv^tdxti  {?),  Etymologisch  gehört  juni^/or  za  ftn*^^^ 
(«ofai  »  fidyty^)  ^dQiuie  haut". 

Z*it»Lbiin  rat  r«rgt.  SttnuiM.  K.  F,  XX,   S.  23 


I 


Hugo  Ebrlii^ 

fassen  dürfen,  als  Solmsens  kürzerer  stamm  */lorfiJov-  mcM 
in  einer  anderen  kasusfonn  des  Attischen  oder  znm  minderten 
irgendwie  ausserhalb  dieses  dialektes  nacbgewiesen  ist-  Das 
Thessalische  belegt  in  Larisa  nnTu{A)ff{v]pi  GDI  3464  Jlottt' 
iuvn  1^21  iloTf^JotKi'O  1322,  in  Atrax  nfnHdf\tm]  1324  4* 
Die  mdgUcbkeit,  dass  Ilojfi^nrn  aus  nnt&tdalfliüpi  contrahiert 
ist,  kann  nicht  mehr  bestritti^n  werden,  seit  W.  Schake 
(Gott.  Gel  Anz.  1897.  p.  899)  gezeigt  hat,  dass  -am-  unter 
unbekannten  bedingnngen  ini  Thessalischen  zu  01(01?)  geworden 
ist;  belege  rnfiftrovp  gen.  ph  zu  rop^^hm^  (münzen),  n^o- 
^^tvtovv  Kierion  63  e  Hoffm.,  ^hvrttn^  neben  Yartrog.  So  fehlt 
es  in  Larisa  an  einem  ausschlaggebenden  beispiel  für  die 
behandlung  der  gruppe  -a[/]cö-  (aber    345  4«    räv  ttoivüv  aus 

¥/i[o]üji'|  02  jiun^htit;  —  ^aa&ttttfti;  aus  jftxl/\o-  11  ^lapfto; 
aus  Y«i/]fJi'fiof^  84  W^i'^«oui'  eventuell  gehalten  durch  ^j^^uv^  ^ 
Buöpog),  Denkbarer  weise  war  der  wandel  zunächst  auf  äto  ^ 
vor  inlautendem  konsonanten  beschränkt.  Sollten  aber  fiind^^ 
der  folgezeit  selbst  gegen  diese  oder  eine  andere  eingeschränkt^^ 
formulierung  eutscheiden,  so  wäre  immer  noch  eine  assoziatir^^ 
beeinäusgung  des  st  *IIf}tHdaovv  durch  ^Tvqaavv  ^Tvfüvm^ 
[Tvffivyi'  Hesiod.  Theog.  306,  att.  Tinf^at^]  im  bereiche  d^5^f 
glaubhaften;  der  ansatz  eines  st  *notftdnp-  ist  also  aus  de^u 
dialekten    nicht    za    rechtfertigen.     Ich    führe    demnach   at::.^ 

/Jrmf i*Jaii^    auf   iloTfidaw*',    d.   akkus.   Ilnoit^w  -=■  böot   Ilftfam^a 

anf  *JIaT*<^«w  */Tftir*iJ«/oaö  zurück.  Das  lautgesetz  ^attisc^i 
*^Mfm^  -  -ep-  ausser  in  zweisilbigen  wortformen  [f&yg  -  ^m;, 
vftiäP  zu  vavg)^  ist  mir  freilich  bestritten  (s,  Hatzidakis  sj?, 
784/5;  K.  Eulenburg  indog.  Forsch,  XV  138).  Schalten  wir 
aber  unter  den  belegen  &emQ6g  aus  **>f»/tiiöov,*)  IJuimv  aus 
Ilatativ  aus,  weil  hier  die  kontraktion  durch  den  vokal,  der 


')  Das  material  gestattet  es   beute,   aaszuspreefaeis,   da&s  in   att.  ^ttit^ 
twm  vefBchiedeue  worte  xasammengefloagen  eind,     I.  Das  wort  für  den  li/t- 
beiimtcn   hut  in   allen   muudarten  -(-,   eDthÜt  folgücfa  den  staami  tod  $t9^ 
mit  analogisdi  eingedrungenem   -ii-   wie  ^f',-iculQi^  (et  SolmBen,  Unters,  t 
griech.  Laut-  n.  Versgeach.  p.  22  ff.):  *&tä-ßttQ6g  bedeutet  «ktilt  wiluwid' 
^  lti^t>fitf^fAuiy,    IL  ^im^Qi  ^xns chatler ^  ist  eigentlich  *i^ajnj^^6i;  «uibM 
blickend**  zu  ^iu  „anblick"  und  ei(ic/«u.    Ha  ^  nicht  mit  ü  abxulauten  "^i^t^ 
Bo  wird  ^^ßoi'  Bnv^a  Hei.   (Schuhe,  QE.  13,  n.  5)   echtes  ß  enthaltcD  lui^ 
ni   ^d^pQs   gehören;    auf   die   Hesychglosben   ^4y^^^*   3&v^amä,  ^^r*»^ 
-^tttf^tiaid  ist  kaum  g'ewicht  zu  legra. 


Die  nommi  uif  -«iif. 


mMtk^  varaasgeht,  bedingt  8eiti  kdnttte;  vemolitHi)  wir  auf 
rtftm^o;,  da  als  gmndlbrmeii  *nfAäftt»^i^  (vgl  nßtU^itu  Piudiir 
OL  IX  8i)  und  ^'tifto/af^i^  (vgl.  ioiL  n^uDiiig  HinoduL  11  Ul, 
YII    171)    zur    Wahl    stehen;    ho    bleiben    iniuusrhin    iiUNMor 

HüüuitB 

2.  ^^aii^;  kypr.  ^gä/mP  GDI  86  ji,  .^o^Jfac  (*  cod,)'  i^> 
i^m*     Iltt(f>ioi  Hesych  =  *.%(/ätaM«c» 

3.  Moivtjttvö^  (Kfiivmvdiolg  ^xoiväjmpo^t  nmvuvthvim¥  LakoiUitch 
^vertrag)  Thukydides  V  79,  umpüvi  Pindar  Pytli.  111  fiO^  ^m* 
^iwmv  Üiantheia  (Ozolische  Lokrer)  C|D1  1478  A  4a»  cf,  ivpf^mp: 
Ivi^äojrfc  Pindar  Pyth,  III  48  %v¥ä¥a  Nem.  V  27.  Daxo 
lomtnen  neu 

4.  att  Wrcu;  =  ion.  Im^ü^;  Hesiod   Ttieag«   fj19,   hjtiti^. 

5*  att  ntntmg  =  ion,  nintriti^  (Ilomer  „«kb  kaU42nid^)| 
jit]vr««f^  aus  *  nfUTÜfiii. 

Hau  igt  sieh  yielleieht  nkbt  hinlirjglich  darüber  klar^ 
dass,  W0  einem  attbeben  ^^  dai$  DoriMi:Jje  ein  f/  (/f^^^^fjüber^ 
stellt,  f^r  dieses  m  Ursprung  entwisder  auM  mu  iA^.r  abi^r  aiui 
mm  —  nicht  ffo^  —  mit  debertieit  indfetett  fit  hhrmB  IH 
XAbL  Don  §  24,  3*8  rertni  noeb  die  meinung,  diu 
M  Äo  zn  0  werden  k5&ne. ')  Ei  bat  damit  f^itgeude 
Drd  exzerpte  ans  Inaaiiei  Gfamnialiein  k«D]i«ti  aii  doHiehe 
panizipien  zu  ^iiik«,  £Um  ffimp  ilim.  Orefor  f^orfutli.  fi.  Hb; 

*^up  f§lm^  f^^  Wt^  «'^«H  '  '^^^  ^^^^ 

p.  «M  E  I  II   «»d  Tli^iMrw 
(-  mia  VmkMMm)  p.  Utk: 


SM 


Hugo  Ehrlich. 


antaftivmv  äta  tqv  av  ix{p§^ov(f{  TfjiOOvyTsg  ro»'  Toror  nvXwy 
ntiXäv^  xal(^y  xmläy  [tjffivmtf  aiptvdv  add*  ThesauniS  COrxiQ- 
COpiae]"    nai    ini    xcov   ftern^wv    i^uoimg*    ytkw  yfläp,  4kmr  ikiv. 

Ohne  frage  hat  loannes  Gramniaticus  diese  regel  ans 
TheokrithaüdschrifteE  abstrahiert: 

cf,  Tia^tküLVTa  Theokr.  V  89  w.  3.  Gellius  IX,  9,  5  ma^i- 
XavTfi  Q  (apparat  nach  Ahrens), 

nmg$XaPTa  VIH  73  p,   m.   Q.   yelana  I  36  p. 

Neben  Theokrit  benutzt  eine  unbekannte  quelle  Herakleides 
bei  Eustatbios  Odyss.  p.  1557,  34  ff*,  der  als  dorische  3.  Per- 
sonen pluralis  ytliyti  und  ßnuvtt  bezeichnet;  cf,  Theokr.  I  90 
yelävTi  R.  6,  Dl  Ql  lunt   Alle  erwähnten  textlesungen,  wie 
sie  Ahrens  rezipiert  hat,   sind  richtig.    Nur  setzt  nn^fkavja 
nicht   ein  pr&sens  tlim  voraus,   sondern  eine  unthematische 
hildnng  *i>aut,  wie  sie  bereits  erschlossen   ist  aus  ai^risch  ^ 
noTfliTm  Inscr.  PeL  I  554  e  koisch  iluvroo  GDI  3636  g,  t4,  t%^ 
uoTfli^Toa  15.  1«.  1».    Zu   schreiben   ist   also    na^tlivta   (vooKr:! 
nominatiy  na^iXa^  ana  ^-skä-pi^).    Ferner  hat  Joh,  Schmid*^ 
K  Z.  38,  35  n.  1   *ydka^i  gefolgert  aus  epidaurisch   ötdyilm^  . 
xajmyikififpog  GDI  3339  34.  iä^:  hierzu  j^f^Äf^u  (zum  mascalinuim: 
*Yflmg   *f€kuvtoc)   und    die   3.   pL  fdkavTt.    Von   besondere^Ki] 
werte  ist  uns   nun   das   ^üavti  des  Herakleide^,   weil  es  utz^i 
den  befiind  anderer  dialekte  auf»  trefflichste  erläutert.  Homerisc^A 
ßmtjai  (mit  dem  futurum  intßdfrnfiui)  kann  nicht  aas  /ifn^ir^fl 
entstanden  sein,*)   weil  ßmam  auch  attisch  ist:  ßmaurm  Ati- 
stophanes   Frieden    1154   ß^fjny   (imper,)   Kratinos   fr.  396    I 
p,  121 K.  Es  ist  *ßoanaf  {^ßnianfiat)  anzusetzen,  dementsprechend 
fiir  iou. ,   att,    dor*   ßcoargdm   die   grnudforra    *ßoaar^6w.    Ds 
weiter  dütvßnmjf^g  nias  ß  701  („durch  die  Stadt  rufend*^)  auf 


*)  Der  lautwandel  o^j  —  (a  ist  Homer  abzuaprech^ti.  ti'  05,  wc  die  hMud- 
ichriften  zwischen  ttyt^tüfjtietfxf  PH  ftyycSffttfitf  GMl  und  ily^ftanntj^f  FLW 
liytaünaifi  D  fiyy^aaetaxf  ÜZ  schwanken,  schreibe  man  ayrtaßfuaxt  (iteratiTi» 
imperfekt  zu  ütyyt^aau^,  einer  ableitong  ren  t/yytiig).  Die  tttrumte  dyfmG^ifi 
konnte  leicht  ftadurch  entstehen,  doäH  tty^t^a^axt  darch  seinen  sigmatMKiB 
gtammaaslaut  wie  eine  aoristform  erauhien  und  als  solche  nnn  weiter  coit 
dem  bindes'ocaL  -a-  charakteriäiert  wnrde.  Ich  möchte  aach  daran  i^rinndt^' 
dasB  xaiatjßtüffaL  Herodas  V  39  nach  massgabe  von  Co«*^'  ö[e]/**ö^if  ^uf^^^* 
üli\ß40oy  Hesjcb  »m  besinn  auf  •-u^oita«*  znrückgeföhrt  wird  (prÄsona  *ü^^^ 
*aßtoCiit).  Im  übrigen  gilt  das  lantgesetz  für  ä^  Jüngere  lomsche  mit  äiciü^ 
heit:  äik9yyma«s  *-yifo^attg  vwtsai  =*  voijaat  (^^n  Kiüenbnrg,  I^-  ^'' 
206  ff,). 


Die  nomina  auf  -iv^. 


357 


*aotvßmfjg  *arrTi;^oa-rag  zurückweist,  SO  steht  dies  nomen  2U 
ßmQTBM  geuaa  wie  inn-tjli-Ta  zn  ikanTod^o.  Wiederum  werden 
wir  also  auf  ein  uothemaüsches  präseus  "^ßaä^i  geführt,  und 
in  der  that  kann  das  imßwjm  des  ionischen  gedichtes  Theokrit 
Xn  35  üui*  als  dessen  passivform  Cimtßoa'tai)  gedeutet 
werden:  die  3.  person  plur.  act.  dazu  ist  ßoa-vti  (so  zu  be- 
tonen), cf,  i'^a-vti  Theokr.  VII  97.  Nicht  anzutasten  ist  auch 
jinmiT*  Theokr.  XV  148  Sianupafi^g  Aristoph.  Achamer  717; 
denn  wie  attisch  nupijy   lehrt,   Hegen   zu   gründe  "^nupiovri 

^Stanttvanfug  (cf,  neiyäo^v  IliaS  J'25   netväovTi  il  758   nuvaovta 

-2  162).  Im  übrigen  aber  hat  sich  Ährens  durch  hyperdorismen 
der  mannskripte  täuschen  lassen;  im  Theokrit 

1^       $7etaaä  V  6  d.   e,   G. 
^fe      iujdüca  k,  p.  V.  vulg. :  richtig  im^tta}; 
H     inalä  IV  28  k.  (pr.)  a.  p.  16.  M,  Y,  Antt.  Schk,   Seh. 
^■all  in^ia  8*:  richtig  inalm  k.  a  sec.  DK  Q^; 
^^      dfiayxtaat  X    16  DUr  K;  dfidvi^aai  richtig  vnlg. 
l  [VI  41  derselbe  vers  interpoliert,  in  k.  fehlend :  d^avt^aat 

B\  p.  V.  9,  L.  M^  Q.  J^cJiTiuai  (*).  8),  D,  y.  Med,  Aid.  CalL 

ififiuiyTtftQi  lunt]* 

Pol! EX  IX  74    rai^    d^£tav    xai    tuy  aotpiav  vtxävrt  (richüg 

f  onjuvTti;  (richtig  o^iTmvTfg)  Epichann  fr.  164  Kaib-  bei 
Athen.  Vn  309  E; 

inffyvdfitpiii  (richtig  i7iffyü(of.ifvm)  Sophrou  fr.  60  Xaib* 
W  ApoOoB.  de  prön.  ll^b  (tiberliefert  in  einem  Parisinus 
2548  Xn.  sO* 

Die  Byzantiner,  welche  ihre  regeln  teils  auf  grund  solcher 
terderbungen  machen,  teils  selbst  deren  Urheber  sind,  ver- 
äieDen  natürlich  kein  gehör;  vgl.  Au»  Ox*  III  241  n  ff:  oi 
ftt^  ^ai^i§tg  T^inovai  tq  w  lig  a.  n^corog,  nguTüg*  in^lmj 
inQta^  Sjtgmv^  äxgaw  (aber  ngim  Epicliarm  &,  1^7  Eaib,  bei 
Pollax  IX  80); 

SehoL   Theoer.  IV  28:    ^nal^al    to    d'^i^TC^o»'    n^oGtanop  t(w 

Wo*Jato  «vo^cra    iy^atpoi    iy^dif/a'^    ovwta    xüi    ro    dnul^Gt    dpri    JQV 

EM.  579  19 1  l^^q>ißokov^  rixe  fivyxonfi  Mivikag  xai  j^oavkag 
^'tf  ngdütt  TOü  o  xai  et  itg  a  ftaxfoVf   ti^g    iXi^uo    ik^'^a    in^la^ 

i 


3S8 


Hug-o  Ehrticb, 


Wenn  demnach  Eulenburg  a*  a.  o.  g^rundformen  wie  *3(u- 
/flpog  *Ti/i«/o^oc  konstruiert,  so  stützen  die  dialekte  diese 
ausätze  nicht.  Es  wird  ja  ziemlich  häufig:  vorausgeBetzt^  dass 
die  ä-stlmme  als  erste  kompositionsglieder  ihren  auslant  zn  a 
schwächen  können;  ein  beweis  ist  nicht  zu  tiihren.  Ernstlich 
in  hetracbt  kämen  nur  zwei  belege:  erstens  homerisch  l^ijfa- 
ihiof,  Idlx^-  ist  aber  der  akkusativ  zu  dlxi;  cf  Herodian  zu 
E  299  (bei  Ahrens  Dial.  I  121):  Tpt5<^coi'  di  iv  t^  nütitm  nt^i 

xfiüfjv    x^ixa    xai    tf^v    aXxi^v    ilnu    mg    nugnm.     Syntaktisch 
fungiert  ^Altca-  als  akkusativ  der  beziehnug:   „schnell  in  der 
abwehr.*"  Eine  analoge  auffassung  ist  nahegelegt  für  zweitens 
^güwQffg  Hiaa  X  69  =  3vgm^6Q  Herodot  I  120  =  aoL  ^^m^ttg 
Sappho   fr.  98 1,   auch   dies   ein   kasuelles   kompositum:   sein 
erstes  glied  ^v^ä-  ist  der  akkosatiy  eines  wurzelnomens  *dvg-, 
welches    sonst    vom    Griechischen    aufgegeben    ist    (eine   ver- 
einzelte spur  nur  in  ^'p-J«*   *|eo  Hesych),  aber  durch  ander^^ 
zweige  der  indoeuropäischen  sprachfamilie  gesichert  wird,  vgL    . 
z.  b.  altnord.  dytr  pL  ^tür"'  *dur^s^  litauisch   dürys  pL  ^tür**^* 
st  *dur-.   Nach  ^gat^a^og  hat  sein  synonymon  *fivXätaong  seilten 
ä  analogisch  verkürzt  (Ilias  0  530,  <P  681),  aber  nicht  einms^kJ 
gemeiugriechisch ,   da  bei  Hesych  noch  nvXivoog  s  *jtvkrjm^^^^ 
steht   (Wackernagel   K.  Z.  27,  263).   —   Irgend  welche   vomt^ 
Standpunkt  der  griechischen  lautgeschichte  unwahrscheinlicl^e 
konsequenzen  schliesst,  soviel  ich  sehe,  das  gesetz  "^äjm  ^  at^p^ 
cö  nicht  ein.    W^en  attisch  ^Alx^imv  'A'Ax^tfmviSai  hatte  icsl 
geglaubt  ein  urgriechisches  *Wlif^iJ/Gji'  annehmen  zu  müssen 
trotz  dorisch  Wijfjii«&>F  Alkmanfr.  71;  daran  haben  Hatzidakri« 
und  Eulenburg  mit  recht  anstoss  genommen.  ^Alxpiawv  flektier*^e 

AXxfiuarQg  ^AXn^ianvt  ^AXu^anva  {Akx^aopa  Utas  ilf  394  [A]Ji^^^ 
fiäovt    Delphi   BCH  24,  142    z,  B).     UkH^umnäui    beruht   also 

Ungesetzlich  auf  ^Alx^dnyiäai,   "AXxf^imvog  etc*  auf  ^AKxftanm^^^ 

*i  -a;  folglich  hat  der  nominativ  ji^xpiieav  sein  f  in  anlehnavig 
an  die  casus  obliqui  bewahrt.    Auch  Solmsen  bestreitet  aller- 
dings   für   IJoüfidtoy   entstehung   aus   flnju^äfm*,    „bei   dem 
freilich  der  akzent,   wenn  er  so  richtig  ist,  schwierigkeit^ö 
macht"  p.  226*     Er  erspart  es    mir  also,    auf  die   schwäcJie 
seiner  eigenen  ansieht  aufmerksam  zu  machen*    HauftSc^  boü 
ebensowenig  eine  grundform  ^/loreida/od«    voraussetzen  wia 


< 


Die  noTiifnA  auf  -fe/c. 


359 


M%mt(i)m  ein  *xtJXJ7/oaa.    „Es  ist   wülküT ,   diese  formen   yon 
Stämmen  auf  -/<iv-    von    ßlfj/ß   eind    atjSovg    nnd    ähnlichen 
bildungen  von  stammen  auf  -ny-  loszureissen*'  p/227.    Aber 
UnijfiS^  ^vn$m  sind  von  den  werten  auf  -öJ  -nuc,  welche  in 
allen    fällen   femininä   sind,    durch  ihr   geschlecht  hin- 
länglich gesi^hieden.  Nach  Hatzidakis  schliesslich  ist  nmH6m¥ 
-im  (statt  des  von  ihm  verlangten  -idmv  -Sko)  an  W^ro^Acui^  -ai 
angelehnt;  der  akzentschwierigkeit  wird  nicht  gedacht.    Zu- 
sammenfassend lässt  sich  nach  dem  allen  sagen:  die  annähme 
der  Stammformen   *JloT«(if«/^-  *nntu6ä-  ^IlüxuHm-  ist   nn- 
begründet.    Zu  unrecht  angefochten  ist  der  ansät«  Umni^m 
AUS  */ror€(*fa;offa;*)    also   bleibt    nichts    anderes    übrig,    als 
U^ai^^i^Q  auf  */ToTirfä*/<T-io^  zuröckzurühren,  und  eine  schwache 
t^erm  der  abgeleiteten  -yo^-stämme  ist  aus  dem  Griechischen 
heraus  erwiesen. 

In  den  ^f-stämmen  sind  zwei  urzeitlich  getrennte  kate- 
S^orien  zusammengeflossen;  abgeleitete  -ues-  -lio-f-stämme  wie 
Mumtvt  Innf^Qt;  -  ^\nnf^f3nq  und  primäre  wurzelnomina»  die 
liiuter  /  kein  <j  verloren  haben:  Z*t';  W.  Aim\  ifk^vq  W,  hhUy^ 
CK,  Z,  38,  61  n,  l);  ngfoßfvq  (etyraologie ?) ;  ajgng  „un- 
erschütterlich" Euphorion  fr,  94,  Kaib.  epigr.  1046  it  (zu  r^im 
'W.  treu  Schulze  QE.  317  n.  4);  vgl.  auch  den  adverbieU 
^^hrauchten  neutralstamm  vndg-fftv  („übermässig**  =  vnfoqvm;) 
^T,  bheu  Aischylos  Ag.  371,  Pers.  820,  Diese  primären  stamme 
Sudeten  ihren  vokativ  von  anfang  an  auf  et",  wie  Ztv  be- 
'Weist,  wogegen  bei  den  Sekundärableitungen  ^innfjjü<;  =  ai. 
<Mhavas  statt  innsv  vorausgesetzt  werden  muss;  dieser  dualis- 
^nus  der  vokativbildung  ist  aber  zu  gunsten  der  wurzelstämme 
li^eitigt.    Demnach  können   Z^v  lit^iv  ihrer   betonung  nach 


>)  leb  habe  n&TtiJH/uitf   al«    «den  waaserTejehon"    gedeutet   und   sehe 

ktme  TenmlBflsm)^,   meine   meinaa^  za  Stidem   {tJoi-tt^tt-   «m    tioiq-    t\x 

3i^fBii^<    und    -#iJ«-*   za   ai*   imln    ^tropfen")*     Dafür t    daas   .TOFrtudir   aus 

"^^(^«ü*  entstäDdeti  ist,  lässt  tich  folfeüdes  anfUbieu.    itQ7n^4?  hftngt  mit 

j'HrtQ^  las^mmeii.   Dies  vort  hat  man  ^war  Dut  ai.  pathi  „pfad*  Terglicben, 

*ii  die  vyQff   xflfv^n  Homens   eriimemd;    aber    di@    auslaa^img^   gerade    det 

Wöiondicben  naerkmak  in  der  sprachHcheQ  be^eicb nötig  ist  käum  tu  ertra^eü. 

BiU  kh  aXmo  richtigor  kombiniert,   so  wekt    ^rdvrt^c  mit  notwendi^^keit  &ut 

*TO'm(ü«  düjch  die  nasalinfigierutig--  denn  dre&e  tritt  nur  bei  j^olcben  wurzeln 

^  treibe  auf,   welche  i  ^   r  l  m  n  enthalten:    ai.  vadh  ^Btosseii* :   got 

^'^jm  , wanden"!  ^i-iit^tx^^:  4fiyxtiy  etc. 


360 


Hüfo  Ehriicli, 


recht  wohl  mit  A^x^t  verglichen  werden;  das  grundsätilicbe 
meiner  theorie  wird  damit  in  keiner  weise  berührt  (gegen 
Solmsen  p.  224).  Über  die  allgemeine  frage  der  vokativ- 
hetonimg  ist  allerdings  klarheit  schwer  herzustellen,  ehe 
man  nicht  sich  über  die  genesis  der  Substantive  auf  -m  -of^ 
rechenschaft  abgelegt  hat.  Ich  gehe  davon  aus,  dass  in  ur- 
indogermanischer  zeit  ein  lautgesetÄ  bestanden  haben  mnss, 
wonach  ?,  o  zwischen  r^  i,  «t>  w,  u  und  betontem  io  ie  schwand  u. 
i)f9at^(ü  *i/ß^H'^  *^/,^i<>  {^X^^oq)  älter  *egdhr€'i6 ^  *q^iXÄu 
{ip^atf    (piküQ)    "^bhilio   *bhil^i6   ^fp/^u>   (^f^jUwg)  *SigfÄim  indog 

ä^vBvto  {dgpemg  =  "^d^pfj/og)  *«(»v*^/ito  idg.  *Up^^'U^i^  (K*  Z.  38,  64  r^-^) 
ßiydxkm  aus   dfdl/tu}  ^  wegen  des  lautlichen  s.  Schulze  Q^^? 
82  ff.  —  {dyXafig)  *aglii^io.    Hier  ist  nicht  etwa  ein  nebe  :^. 
einander    konsonantischer    und    vokalischer   stamme   wie  1^^/ 
Caput:  altnord.  h^fod  ^haupt*^  aus  *kaputom  im  spiele;  tle^^^ 
selbständig  tritt  eben  ein  ^i^^-  *bhil'  ^g^hemi-  etc.  nicht  ^uf. 
Es  besteht  nun  nach   fonn   und   bedeutung   eine   ähnlichkajit, 
zwischen  den  Worten  auf  -a»  -ov;  und  der  vedischen  kategorje 
nadi^  jiadias  (nadyäs)   „Anas".     Freüich  ist  hier  verschieden' 
artiges  vereinigt:    nomina,    die  zu   -i-stämmen   in   beziehm]^ 
stehen:  spjtU!  „sichel** :  s^ni,  ahU  „ein  dämon":  ahi  ^schlange^j 
apathi4  jjWanderer*^ :  puthi   „weg",   äputhi    ^auf  dem   w^e*-1 
Ferner  wiirzelnomina:   dÄi^   „gedanke*^   avest.  ^i*-jö  „f^5*^ 
living^'  etc.    Uns  gehen  nur  movierte  stamme  an  wie  kalyanß 
(hilyanu)    „schone  frau"    and   abstracta   wie    tapani^   „hitae" 
d^his  ^damm^,  eigentl.  „das  graben^.     Maskulina  finden  sich 
nur   wenige    und    erklären    sich    wohl    durch   Übergang  der 
abstrakt-   in   die  konkrete  bedeutung:   praw§  „aufraerks«3i"i 
eigentl.    „aufmerksamkeit'^,    rathi.}    „wageulenker"    (gegeiisatz 
arathl^),  eJgentL  „das  wagenlenken'^,  cf.  griech*  injtita  (eigeüü 
„beritten  sein"*).    Andere  feminina  fungieren  maskuliniscb  a!* 
zweite  glieder  eines  kompositutns:  sabasra-stari^  „mit  tausend 
kühen"  {stari^  ,>kuh"),  hiranya-vaSi^  (vak^  nbeil**)   „mit  pl^ 
denem   heil*^j   m-pravi^   „sehr  aufmerksam**,   dm-pritm^  ^un- 
aufmerksam^ zu  prävi^   „aufmerksamkeit^*     Auch  die  bohüö* 
auf  -Ol  sind   feminina,    bezeichnen    abstrakta    und    weiblich*^ 
wesen,  sind  teOs  primär,  teils  sekundär:  sekundär  >jx^  (»?/''«)» '^ 


^]  leh  kaim  es  mir  nicht  Teru^n,  wxd  einen  versteckten  bel«f  f^  ^' 


I 


1 


Die  nomint  auf  -fv%. 


3(U 


imtjtm  „abwesenheit*^  Herodot  IX  85,  iimtm  „wohlheiltideu'^ 
von  eiuem  St  *iaTff-  ^das  seiü** ;  ^tffitmvfi  „erlddit«rün(r** 
wohl  ans  *^aaTöJ  erweitert  (-r^jjrw;  Latona\  zn  ^m^m  „k^chter 
werden",  ^gaCaro^,  FoQyti:  fQ^iyu^  uud  kosenamen  wio  Mv^nti» 
Primär  sind  etwa  Xc;^c^,  na^tjlf^  fixm.  Ich  nehme  an»  ro{tyt4(i) 
ist  kontiahiert  aus  *rfiQf(ja  -j-  -^  J"^*'y<'>[tl'»^  fUiB  T^jj/rt  [  -io«, 
-öfj[^  -&iös  war  gesetzmässig  hinter  explasivlauteii  und  Mibilimt« 
4  -ios  hinter  r,  ?»  m,  w,  y^  (so  dass  iapanias  auH  *'tapana  +  fair 
reduziert  wäre)*  Die  -.^-lose  nomiiiativbildung  dm  Üriedibchen 
tnaebt  einen  altertümlicheren  eiudruck  bIb  die  Higmuüiiehti  dm 
vedisehen  Sanskrit;  hier  kann  sie  von  den  beiden  aiidwren 
klas&en  der  i -stamme  übertragen  sein,  denen  iti«  von  hauaii 
aas  zukam:  spm'  etc.  (bei  den  ö-etämmeii  neben  tunu:  tanüH) 
und  den  wurzelnomina  wie  dhi^  (vgl  gn  xfg  lat*  im^  dazu 
-ihti^}.  Ähnlich  fasst  man  ja  das  vt^rtiältnis  von  lat.  maierii'u 
(dm  spes  nachgebildet)  zn  lit.  ioM  auf;  und  grieeh,  /Xun^ 
kann  schon  der  küi^e  wegen  nicht  nr»prünglich  Ki^iii.  Gegen» 
aber  lM)na  aus  Xf/ja  +  l  zeigt  der  vokaiiv  Xfjrol'  >  *U^fi  +  f 
eine  akzentznrückziebung  am  eine  more,  ebenso  Z§v  gegen- 
aber  Zivi.  Und  damit  scheint  das  betonnng»geiiet2  de»  vokativjt 
für  nnkomponierte  nomioa  angegebeo:  ai.  mipä:  vok.  ßäntya 

gr.   naj^g  nirtg    (statt    ^nttTi^)^    ^voj^^  *3£tig\   atL  im^  g^<^n 

IM«  ijflJ,'  verändert  nach  dem  vokativ  *^q^  «  *im^;  Utaitfieb 
iBfü?  ms  "higfim  statt  ugnoi,  mitmü  &Qi  *mmoQ  Matt  mmidi. 
Im  Groivvffiifldieii  ist  die  regel  nodi  bei  mtanlklitn  üd»* 
dutiT«!  Iieobachtet:  dmk  gen*  ifaoAa  rok  cttolr  (HaOMss  Ardt 
C  dft¥.  PhiL  T,  326j.  ZiäuEuncMetaii««!  hti^iwgw,  r«4flp&^trt» 
emgesdiloseot  iefacint  das  get€U  2^  trtfeii:  disr 


EiOXEOXE  («cl  JML*   Mi 


1.  «w 


Hofö  EhrMdfa, 


ton  weicht  iin  vokati?  auf  die  letzte  silbe  des  ersten  $ 
zurück:  vgl.  )?r,  ä-Stlfpo^:  aiikff,  /Tffit-xA^^:  nfoinlfn 
TiÖTjjg:  iUünora  aL  HkUvAn :  dkifvas.  Nähern  sich  diese  for- 
mElieniDgen  dem  wahren  Sachverhalt^  so  mnss  das  Indisclie 
uniformiert  haben,  eine  meinung,  die  schon  Kretschmer  aus- 
gesprochen hat*) 

Dass  sich  im  vokativ  der  37/-stämme  von  a  keine  spur 
findet,  lässt  sich  verstehen.  Man  könnte  aber  erwarten,  diesem 
für  die  sekundären  nomina  auf  -U%  statnrahaften  laut  wenig- 
stenp  in  ausserpräsentischen  formen  der  verba  auf  -ttm  zu 
begegnen.  Bisweilen  liegt  der  grund,  weshalb  diese  erwartung 
getäuscht  wird,  zu  tage,  d^vfvm  «(^i-fvr^c,  rtlevr^  gehören 
zu  Stämmen  auf -ij/o  ,  nicht  auf  -tj/n-;  so  gehört  vielleicht 
mXiim  MiXtvTiaw  zu  K§li(/)k  (könig  von  Eleusis  b*  Cer.  146,, 
Aristoph,  Acham.  55).  Mehr  derart  bei  Herodian  zn  Ilia^ 
V  160:    fylfTi   ftaXifTta   x^StöQ    ian    vfxv^:    nve;    ißagv^mr    mtrj^s^ 

K^Stvoa.  ra  yuQ  li^  Äj  X^ynvxm  QyifiUTU  naoa  ^sjum  fivnßiv^^ 
Ma^agfiovia  Kai  t»w  i  nttQalfjyoptBva  i^yfoi^m  Äfi«,  tpmXfi^tM 
iftmkift^    o/fv<x>    (>;ffof  ttai  iv  nltüvu^r^m  toi/  7$  ia^ihg*  uai  na^i 

0  6'  in  lo/föto  ni'ig  (Hes.  Theog,   178),    dXX'  nvv  y§  ßnQvtip^ 

01  nX&lnvQ  aviyvafTdv  nXiopatjpov  iadi^i^nvm  xov  €  äate  nap« 
t^v  ^.fj/oti  ytPix^y  —  ix  X^^ov  ti^ttt^Spjtje  (D.  ji  379)  —  Xo^on* 
yiviis&ai  xai  Xo/J^m,  ot^roig  Sk  Xfita  toy  ngfmgr^^dvffp  xarsra 
Qj^f^atog  QVTö^  tav  Mi^^ivto  ro  wao  «uro  o»'ö^«j  Xdyca  Sk  w 
jei^dfoCt   o^titorritftjfrfTat. 

Sieht  man  davon  ab,  dass  in  umkehrung  des  gescUcbt- 
Liehen  Verhältnisses  überall  das  verbum  zum  prius  gemacht 
wird,  so  streifen  diese  bemerkungen  immerhin  recht  nahe  an 
die  Wahrheit  heran*  x^fSfo^  ist  allerdings  vielmehr  aas  m^Sh^ 
geschwächt.  Aber  richtig  wird  der  Zusammenhang  zwischen 
f(oXBV(o  (Aristoteles  h.  a,  2,  11;  Theophrast  fr.  171,  9  Wimmer; 
176—178)  und  *^cöXf(/)fjf  hervorgehoben  (Äristot  h.  a.  %  ^^ 
37),  richtig  kann  Xn/jvmmit  Xoj^£(/)df  verbunden  sein.  Neben 
den  danominativen  auf  *-fftj^i  die  sich  mit  den  sl  avischen  »uf 


t)   Att.   n6ytiQf   ß6-/9t^ite   sind   rieUeicht   nenbilduögea ;    icb   halte  aü* 
oinem  ortoU  zurück. 


Die 


»nf  -fvr. 


363 


-ujq  decken,  K.Z,  38,  64  n,  2,  sowie  denen  auf  *-j^tai  könßtea 

m  sich  auch  solche  auf  *- 7/^1*01  bestanden  haben.    Aber  ein 

statistischer  nachweis  ist  nicht  zu  erbringen.   Denn  da  einmal 

ein  legaler  Wechsel   zwischen  -ues-  (-us-}  und   -va-stämtnen 

festgestellt  ist,  so  ist  flir  jeden  konkreten  fall  die  annähme 

zulässig,  dass  die  denominative  bildung  nicht  auf  dem  -u^s-^ 

sondern  auf  dem  -yo-stÄmm  fiisst:  hg€Vix>  (iSöevTo)  nicht  auf 

iä^itf^t  sondern  auf  *ifpJ7/o-  (cl  hgij  =  '^tf^rjä),  ßufjtUvm  nicht 

auf  ßamUvq,  sondern  auf  *ßaatXrifo-  (s,  Schulze,  QE,  490)  etc. 

Ein  weiterer  einwand  gegen  die  neue  throne:   Ich  habe 

siCp  80  sagt  Solmseu  p.  223,   durchgeführt  „um  den  preis  der 

irerletziing  eines  unbezweifelbaren   griechischen  lautgesetzes'*< 

Auf    der    Kölner    philologenversaramlung    hat   Solmsen    nach 

Indog,  Abz.  6,  154  sich  zu  der  meinung  bekannt,  im  Grie^ 

crhischen   habe  die  gmppe   vokal  +   if  -f  5  +  vokal   das  u 

festgehalten,  wenn  der  akzent  auf  dem  ersten  ruhte,  es  sonst 

Aufgegeben*    Obgleich  ich  den   Vortrag  nur  nach  dem  referat 

Icenne,  glaube  ich  das  material  genttgeud  zu  überblicken,  um 

stur  Sache  eine   bestimmte   steUung   nehmen    z\x  können.    Es 

ist  von  den  präsentia  ixnva*  yevta  *Gai  d^oaim  nicht  mit  gewiss- 

lieit  zu  sagen^  dass  die  lautgesetzliche  entwicklung  bei  ihnen 

ohne  Störung  verlaufen  sei;  wir  wissen,  dass  die  verba  auf 

-fw  *-*/(ü  zeigen  raÜBstettj  wenn   nicht  das  futurum  sich 

mit  seinem  einfluss  geltend  gemacht  hätte.    Das  homerische 

material  fügt  sich  der  regel   überhaupt  nicht     L  Es  heisst 

ttxov^a  (^  got.  hatisjan   „hören"),    aber   auch   axov^   (inaxnvng 

Besiod   op.  29),    2.   Es   heisst   ijmg  =  ö/^oJg;   zum   gleichen 

stai&me  ziehe  ich  lävoq,  bei  wort  von  xu(ia£Tfoo<;^  ndnlng,  xtg 

^teppich**.    Das  wort  sucht  Solmsen,  K.  Z.  32,  539  mit  imm- 

^tUt^vQog   bei   Alkman,  Partheneion  69  zu  vermitteln,    havi^ 

Ml  zwar  für  ifavo^  stellen;   Alkman  setzte  aber  dafür  layo- 

ein,  weü  gewöhnlich  in  seinem  dialekt  einem  gemeingriechischen 

-fit'  -(K-  entsprach.    Diese  Voraussetzung  trifit  nicht  zu.    Im 

Lakonischen   ist   ek  aus   *€oa  zu   tj  kontrahiert^)    So  findet 

ttdi  nti^mMi]  Alkman,  Parth.  3  Evjd/^fj  e,   -jj  lUj   eW/y  fr.  25  i^ 

«»*ij  fr.  58  f,  daneben  freilich  itdäta  fr,  W  (und  fiiX^a  fr.  ♦105 

Cms.  =  adesp.  fr   81  B.*;   liinX]kf  fr.  33  s??),    Dies  -sa  ist 

L)  Dtgegen   tä    aaa  *ifn    bUeb   üffea.     In  Hemkloia   Beben  /iitj   I   tu 
^  ^^t  TL  li.  ji^,  47,  gl,   Jitf^Qgu  l  141    (d&t.  pL  ^ff^QtQis  I  17A,  &lso  aom. 


864 


Hugo  Ehilich, 


aber  nicht  notwendig  echt  lakonisch,  gehört  vielmehr  der 
gemeinsprache  der  dorischen  poesie  an»  vgl.  -tu  nebea  -^  bei 
Pindar,  Speziell  bei  einem  dichter^  xlem  Apoll,  de  pron*  396  C 
das  attribut  awi^x^g  aioXit^onv  giebt,  wird  man  Eonäcbst  an 
einen  äolisnms  denken*  -ij  wiederum  kann  nicht  bometisch 
sein  (so  Solmsen),  weil  im  text  des  epischen  Sängers  nur  -e« 
zu  dulden,  -ij  erst  in  attischer  zeit  eingedrungen  ist  (K.  Z. 
88>  81).  Dazu  nimmt  die  Solmsensche  erklärung  keine  rücksiebt 

auf  f^p  fr*  76  s,   tj^t-faKOV*    ^auiltTxoy  ^axmvr»;  und  ßfjgi'/ahiW 

To  fimQtivS^öv'^)  AuKmvt^  Hesjch  {ß  =  /).    Das  letzterwähnte 
wort  hat  das  besondere  interesse,   dass  in  ihm  der  st.  x«^**-* 
der   im   Griechischen   ans   seiner   grundbedeutnng   y^glän^eni^ 
hell"   sonst  nur  den  sinn   des  metalles  abgezweigt  hat,  hie^i- 
die    auch    anderweitig   belegte    bedeutung    ^griinzeag,   kohl** 
bewahrt:    cf.   altbulg,   ilak^    *0iolqos    „kohl**,    UXmu'  Aw/tti*« 
0^vy€Q  Hesjch  *ghelqia.    Gleichfalls  zeigen  inschriften  kontra- 
hiertes   ^:    KlffifSvtj   Taiuaron    GDI  4508*   (nach    ende  de^ 
Peloponnesiachen    krieges),  /4t^   Herakleia   GDI   4629  I  m. 
Also  ist  iavn-yXifpuQfyq  ^mit  strahlenden  äugen"  von  lävi;  m 
trennen;   ^mvü-    ^strahlend**   ist  vermutlich   der   stamm,  der 
homerisch  iaivm  „erhitzen"  zu  gründe  Hegt,  cf*  m^nv  „brenneD^ 
md^fitl  „glänz"*    iüvo;,   von   ähnlicher    bedeutung   („strahlend, 
glänzend*'),  geht  auf  ^^avo^  *a^navnz   znriick.    Nicht  erfüllt 
ist   die   bedingung,   an   welche   Solmsen  den  Schwund  des; 
geknüpft  glaubt,  in  jjioc  (v*  ^P'^W'  0  365i  ^  152),*)  Unter  da 
homerischen   beiwörtem   des   Sonnengottes  findet  sieh  ketaes 
von  etymologisch  durchsichtiger  art,  das  nicht  in  hinblick  auf 
das  natursubstrat  gewählt  wäre.    Also  beisst  jJjo^  „gläuz^aä*' 
=  *«/ffio^-,  vgl  i^tü-,    3.    Neben   J*Aij   „spätnachmittags  Hi*s 

0   111    Steht    dUelo^    0  232,     ^fifli^v    ^^a^    g   606,     äiiHiffm; 

^  599.  Neue  Varianten  sind  durch  die  AmmoniosscholieD  zu 
0  111  ans  licht  gefördert  und  von  H,  Diels,  Rh.  M,  56,  29 1 
treffich  beurteilt,    Diek  stallt  her: 


<)  Wenn  in  der  gnechischen  gemeinsprache  (iüBchriften  und  papyri)  ^ 
225  T.  Cbr,  ebenfÄOs  oU  anftritt,  so  ist  das  eine  jnng"e  nenbildnng  Tarn  ^' 
turdf.  die  mit  doriflch  ülf  nichte  ^mein  hat;  so  richtig  Keil  Herrn.  25>  GflS^ 
Eohner-Blasii  I,  483,  CrOnert,  Memoria  Graeca  Heren! aDODsis  p.  167  mi^  ^^ 
(lalacti  Sommer  G riech.  LaatEtadien  p,  16)* 


Bie  nomias  auf  -ft;^.  365 

pQ  Od  Ol   Vfxinv^ti  r[fkaa[ym   nghq  Si^\Xnv. 

[ig  ia  ?i^|coVijv  deBikr^v  nkeift[yfi;  ^ifjfivg]imv 

^cf.  EM«  261  ^7   kdytrat  ^eikij  xai  Aitilrj  nai  dietlTj), 

Als  älteste  form  des  Stammes  ergiebt  sich  SeBlog,  die  bei 
Homer  metrisch  zu  SEUiog  gedehnt  erscheiat,  wie  Mfkop  = 

*äiilftVj   ^ftfkii^aag  =  *6£€kt^nag]   detDBECb  ISt   Jf/Aij  aus  *Sstkrf 

koütrabiert     öhkog  aus  "^ievtr^kog  vergleiche  ich^)  mit  Tedisch 

dö§ä  (^-stamm)  ^abend,  dunkel",  avest  daasa-tara  „westlich^, 

We^en  SuEkt^  uod  ^f« Ai^  kann  ich  auf  Diels  verweisen,  der 

die  faeimat  dieser  doubletten  im  jüngeren  epos  oder  der  älteren 

ionischen  dichtung  sucht  und  sie  für  knnstprodnkte  erklärt: 

durch  ^iiiki^  wurde  dcMflg  weiterflektiert ;  S^nkt;  iJfA  17  erinnert 

an   ff  ig:   EiVj   Kgf^Tij:   K^^tij.    Rein   als   konstruktion   wäre 

aacb  ein  ^Ssvaeaka  -  Ssfikti  möglich:  das  Indische  hat  einen 

o^-stamm  do^as  („abend"),  aber  so  vereinzelt  {u^asö  dö^asaSca 

Atharvaved.  16,  4,  6)^  dass  man  an  eine  fleiivische  umbüduog 

nach   dem   oppositum   ii^as   („morgen")    glauben    möchte;    es 

\%ärd  demnach  bei  der  Diels'scheu  auffassung  sein   bewenden 

haben.    4.   äa  I  337   =   (att.  Sa)  äoL  S^vh  ^Sfvau  Schulze 

QE-  p,  62,  77:  ai,  dö^a  „mangeP,  du4yati  „verderben".   Auch 

eine  auf  das  weitere  griechische  gebiet  hiuausgreifende   be- 

trachtung    erweist    die    Solmseosche    regel    als    nnznlänglich. 

5.    Die  urgriechische  flexion  des  Wortes  für  „das  ohr"   muss 

gewesen  sein:  *o/ng  *m/fjaTöQ\   während  S/oq  aus  att  oig  (0) 

dor.  m  0  ohne  weiteres  folgt,  pflegt  man  für  den  genitiv  ^ovaar&g 

anzusetzen.    In  der  that  überiiefert  Herodian  II  921  is  oaro?: 

das  ist  aber  vielleicht  eine  neubildung  vom  nnkontrahierten 


1 
1 


*)  Die  g^leiche  etymologie  schon  bei  Sohasen  Unters,  p.  81.  Solmscn 
siksf^ntoiert  allerdings  4itil6^  mit  Herodian  I  161  i ;  aber  dieser  konnte  über 
die  betonung*  des  Homerwortea  nicht  woiil  etwaa  wissen,  Digegen  weist 
ilas  remimnum  Jtilfj  [akzent  nmh  HerodiMi  n  110  la]  =-  VftA^  mit  seiner 
l>aroiytoiiiening^  auf  maakidimi^eheB  *(fjt'*ior  VEurück  :  denn  das  von  SolDneii 
m  hfllfe  gerufene  j.geeotz",  wonach  ein  *dtiltj  den  akstent  hätte  zurückwerfen 
mftssen,  sehweht  vöUi^  in  der  Imft  (wie  auch  Bezzenherger  in  seinen  Beitr. 
30*  175  m  1  urteilt).  Es  ifd  doch  kaam  eine  frage,  dass  it^ät/tr  7fa(4uiy 
<5riiiy  auf  ^Snifdmß'  ^na/iJtatf  *<Jdjtuy  zurückgehen, 

«)  Freilich  ist  die  traditioneUe  betonung  nicht  durch  ein  ^nverifissiged 
latikerzengnis  gedchert. 


Wxgo  Ehrlich, 


tiominatiT   *ong  ans   vgl.   iiutog   von   Hog  Sophod.  fr.  305 1 

p*  202  N*^    fjniutoq    VOD    onfo;    {omaTaaoi    XenophanaS    fr.    37 

Diels),    Auch  homerisch- äolisch   üvat^g   {Ovar lag  bmder  und 
nachfolger  des  tyranoen  Itfennes  von  Kyme  nach  Nikolaos  von 
Damaskos  FHG  III  387;   8,  Fick  B.  B.  26,  J23  E)  ist  nicht 
eindeutig.    Denn  es  lässt  sich  beohaclitenf  dass  im  Äolisctien 
urgriechische  vokailänge  -|-  /h  aus  /«r  sich  zu  kurzem  vokal 
-f   V  entwickelt;  ""^it fvog  =  ^jigr^ng   ^''A^fißjng'^   auf  ^'Aq$j^% 
geht  "A^ivi^;  schwerlich  zurück,  da  homeriBch  ''Aitta  nach  dem 
Zeugnis  des  attischen  vrfjiij  hinter  £  nicht  j,  sondern   a  ver- 
loren  hat.    Mit  bezug  auf  koisch   und  sizilisch  Gvmju  (KobJ 
GDI  3636  6^;  Epicharm   fr.  21 4  Kaib.)  möchte  ich  daher  ver^ — 
muten  f   dass  die  in  rede  stehende  erscheinung  eine  weiter^^ 
Verbreitung  hatte.   Jedenfalls  ist  ^^jammg  genügend  gesichert 
maing  Herodian  11  921  i^;   wata    Balbilla    Dissert.   Argentot**, 

lY  1*J^;  iiuttA  iitla^  oix«;  mu^ty.  iiniv\  iit^ßu^ta  Hesych;  aft^fm^^ 
Theokrit  I  28;  taatod^^ii€i^:  aVuJfin^«*  ^mQiitg  Suldas  (- watc^t^ 
9qnw,      uHnvftftpLat*     Atapnt^     Photlos,     matm&^ata*      miovtjn^^^^ 

Hesych),  a,iu  (cod*  äraY  tlta  TaftavTiioi  Hes.  kanii  nur  ans 
tö*>T«,  nicht  aus  *oar«  entsprungen  sein')  {*uvaäia  bei  Schulze 
QE,  38  n*  1  als  grundform  mir  nicht  wahrscheinlich),  Ici 
lese  daher  0FATIE2  ^üf  ChaUds  (Kretschmer  Gr.  d.  att. 
Vaseniuschr,  p,  64)  als  Sijati^g*  mtmpTa  Ilias  ¥^  264.  513 
Hesiod  op.  659  erregt  anstoss;  aber  verderbung  aus  ^orar'^iina, 
wie  man  herstellt,  ist  nicht  recht  verstäudlieh,  da  ovarog  ganz 
geläufig  war;  ich  stelle  her;  maiofptu.  Aus  *£o/oaTö  ist  im 
Attischen  gegen  Solmsens  regel  wTa  geworden*  Die  end- 
betonung  lütog  alti  stellte  sich  natürlich  erst  nach  vollzogener 
kontraktion  ein,  welche  '^^mg  (-  hom,  oraro^)  wie  den  gemtiT 
eines  monosyllabons  erscheinen  Hess;  so  schon  bei  Bomer 
neben  offenem  x^iaiog  (metrisch  gedehnt  aus  a^iätog)  kon- 


1]  *oa  wird  ]m  Gmchlschen  nur  %u  m.  nQu^to^  gebt  demnach  mit  dor 
böoi  jt^rh^g  eioher  aof  *jtiiu/jt(TQi  zurück.  Euleuburg  IF.  XV  143,  ^^ 
ftach  kypr.  liiiwtmifAm  fltii^ttjo^  heraazioht«  vemachlfisaigt  zum  schui^ 
dor  ßa*:he  SchulKe  QE.  p.  22  n.  3.  iJchalz©  weist  ©inen  zweiten  ftmu» 
*  ^  f  f j  cü  T  o-  >  d  er  2ü  /J  4 ,7  ptJo  jf tu  g^ehö  rt ,  nach :  d  axu  höo t .  //  y  w  i  d;*  rrjf  **-  k)|i 
IlinüfQtiptü,  namentlieh  klar  *rf*af-vf(>*ijro/;  Hitwiw  -i43  (Nereide),  kam»*ßi* 
aus  n^ütf^utiftiu  ^da6  BchickBal  kennend*'  ^  N^^i^rng  X  46  (vgl  KZ^  «^ 
71  oatenl,  ähnlich  II^üjuvs  adB  ti^mjQfin^n^  CIA.  II,  568.  13  (^fom% 
Etwft»  anders  ale  Eulenburg  Brogmann,  Knne  vgl.  Gramm,  nachtr,  zu  ^~  3^' 


ihiertes  xoaro^.    Es  ist  eine  annahuie,  die  man  seinerzeit 

ich  einer  akzenttheoiie  zuliebe  gewagt  hat,  die  sich  aber 

Im  standpankt  der  griechiscben  laatgescbicbte  wenig  empfiehlt, 

hss  die  indogermanische   endbetonuug  ^taaio^   sich   in   mtog 

rekt  fortsetze  (Wackernagel  K.  Z.  29,  140),')    Schliesslich 

6ise  ich  6.  auf  das  fiiturum  zu  x^*^-  X^^  ;fio^at  =  *;rf/*fta 

5ff/cio^«i:  gemeingrieGhisch  scheint  -/fj-  als  -v  nur  in  einem 

lue  erhaltea:  in  am^  aus  *Ac*uAoc  -  lit  saUsm  „troeken*^; 

hr  aber  ist  die  einzigartige  bedingung  im  spiele»  dass  der 

fchthong  zwischen  zwei  hauchlaüten  stand.   Für  das  Äolische 

^t   Solmsen    ein    Spezialgesetz:    vokal  +  /w  =  vokal  +  ^\ 

Bnn  der  spezifisch  äolische  ton  auf  Ihm  rnhte:  w^ma  (amvai 

Ippho  fr.  2  t*)  gegen  Evan^i^Q  (beiwort  der  Artemis  in  Mitylene 

mmm  Dat,   eins.   fasc.  2  n,  101  s  (103)  lOo.  106;  beiwort 

ir  Isis  113),  ^Ynaitnoq  (beiwort  der  Athene  in  Mitylene  jenseits 

les  EuripoSf  ^Ynaxom  Dat.  n*  476  »).    Die  gegenbeispiele  sind 

fe  Jahrhunderte  später  als  das  Solmsen  scheinbar  günstige 
ipiel  belegt,  so  dass  man  sich  in  erster  linie  fragen  mnss, 
für  das  schwinden  des  v  etwas  anderes  als  der  unterschied 
ier  zeit  verantwortlich  zu  machen  ist.    Auch  dient  Solmsen 
wenig    na^am\    das    I,    das    in    nuQ^iA   =  att*  nu^ui   nuQriiQV 
apjyig     dor.     y^aXuoita^mn^     (nicht     -«ag)     =    ion.    yaXnünigjim; 
wird    auch    in    nagava    aus   *na^avja  *na^avia   einmal 

rhanden  gewesen  sein.  Zur  erhaltung  des  v  wirkte  also 
anderes  motiv  als  die  läge  des  tones,  der  hier  ebenso* 
wie  in  ''A\>iv(ig  den  vorausgehenden  vokal  traf.  Im 
hen  wurde  -/er-,  nehme  ich  an,  zu  v 
,  hinter  kurzem  vokal  in  älterer  ^eit  allgemein:  ix&vm, 
Eresos  CIns.  f,  2,  526  A  i«  B  t«,  «Wei'j?  MityL  6  %i 
T.  Chr.); 

,  hinter  langem  vokal  nur 
.)  wenn  er  im  anlaut  stand :  avm;  ovttTa, 
i)   wenn   ihm   velarer   vokal  +  ^   vorausging:  "A^tvog 
a  gegen  fi^^i^Uiq  ijp^f?; 


(it  ^iSjtittioi  sL  *0|^*  vgL  fot.  <msd  gen.  attsim  „ohr"  st,  ^Hfßen-. 
lucho  aOhr"  ist  nicht  ot^^  gleichsusetzeii;  Älter  wh  i^r  aitigiilar  iet 
\*uii  *ucki  *j||«f  Tom  i-etamm,  cf.  lit.  ausis  kt,  imtis,  ond  ich  Ter- 

&h  licho  m  *uchi  tiAch  dem  verhütnii  oko  („augc*")^  dual  *(M  — ^ 

bscb  zugefügt  ht 


Enga  Ehrlidi, 


i 


vergleiche  die  gegensätzliche  behaDdliing  von  pi  hinter 
yelarera   and   palatalem   vokal  r   xaigtx>   *;pap£co,   aber   ff&^u^m 

(ygamg  scheidet  als  unbezeagt  gänzlich  aus;  sonst  ähnlich 
schon  K  Z.  3ö,  63  n.  2.)  — 

„Endlich  die  auffassung  des  37  von  -lyr-  als  gedehntem 
auslaut  von  cio-stämmen  scheitert  an  der  hoiuerisch-äolischen 
flexion  der  eigennamen  mit  -f-,  nicht  -1^-  {Tväiüg  Tvdii  Tvdfm)'' 
Solmsen  p,  225.  Die  hier  ausgesprochene  landläufige  meiimng 
ist  namentlich  durch  Hoflmann  Dial,  11  545  verbreitet,  der 
vom  Äolischen  sagt: 

„Im  gegensatze  zn  den  appellativis  bilden  die  eigeniiameiÄ:^^ 
a.  s.  w,  meistens  aUe  kasus    von   dem   stamme   auf  -f^(^tv) 
l4)fillBvg   '^;f/XXf/og:*^    Was   nun   das   Äolische   des   6.  ja 
hufiderts   betrifft,    so  konnte  sich  Hoffmann  nur  auf  ^llrfiit    ^j7 
fr.  4b B  berufen: 

Wir  haben  das  fragment   schärfer   ins   äuge   zu   fassec^  -n, 
um   einzusehen ,    dass   ]4/Jkk6u   bei   einem  lesbischen  dicht^fc^^r 
auch  anders  gedeutet  werden  kann*    Die  mythische  versio-^^n, 
welche  Alas  zu    einem  abkömmling  des  Zeus,  mithin  sein^     an 
vater  Telamon  zu  einem  söhn  des  Äiakos,  bruder  deß  Pel&=^=iM 
macht,  kennt  Homer  noch  nicht,  wohl  aber  mit  Älkaios  Pindt  arl 
Pyth.  Vm  100  ö.  und  Bakchylides  XU  (XIII)  97  ff,:   sie    ^st 
augenscheinlich  dem  nachhomerischen  epos  entnommen.     Nio^/ 
nur   nach   der   stofflichen,   sondern   auch   nach   der  formalem? 
Seite  hin  sied  die  Lesbier  vom  epos  abhängig,  wie  W,  Schn&a 
Gott,  gel  Anz.  1897   p.  887—91    gezeigt   hat    Dafür   liefert 
auch   dieser   vers   einen   beleg.    Atag  nicht  *"Atatg  wird  als 
äolisch  bezeugt  durch  Herodian  II  405*9  =  Choerob,  98,  16  ff.; 
das   ist   die   form    des   epos   (Meister  DiaL  I  78),    Und   eiß 
akkusativ  Ai'uv  (wie  K^ovi^ay  zu  KoovßaQ  gebildet)   setzt  ja 
den  norainativ  Aiug  voraus.  Vielleicht  ist  auch  jener  aus  dem 
ionisch  epischen  mischdialekt  übernommen^   da  diesem  analoge 
raetaplasmen  vertraut  sind:  &6äv  zu  Qohq  Hesiod  fr.  144  Ez., 
AiA^-)'fv^g  zu  "AiAäg  opp.  383.    Dass  nun  in  diesem  verse, 
der  seinem   gehalt  wie    seiner   form   nach   den   einfluss   der 
älteren  dicbtung  bekundet,  der  akkusativ  \4xmm,  so  wie  er 
ist,  aus  dem  nachhomerischen  epos  mit  ionischer  Verkürzung 
des  rj  entlehnt  ist,  kann  mit  fug  als  wahrecheinlich  bezeichnet 


^en.  Denn  1*  grade  L^;ft(Ä)Äfi'f  flektiert  bei  Homer  durch- 
Iteod  -^ng  -35t  -i^rt  (statt  ^AyillBt  versBcbluss  V  792  lies 
ykl0,  2.  Herodian  II  673  st  ff.  (Choerob.  209,  18)  weiss 
Jjhts  ?on  der  angeblichen  flexionsverschiedenheit :  Ifftiov, 
f  ta  iig  £v^  Ai^ynvTU  nivTS  xi/fffig  intds/oPTat  hi  tov  s  xai 
U^tPtBg  mn¥  jijfikXdüg  ßamXinq"  dia  %m  t  nui  cö  ItfTTixcSg  mo¥ 
^iXlimg  ßaailemg*  im  tov  fj  Kai  q  na(ia  rofg  ip/aintQ  "Imaty 
pr  Idj^tXkl^og  ßaatXijog  ofimtog  6e  xat  utt^a  rof^  jitnlivaiVf 
%*  of  Aiokflc  n^anct^oSüroFoütJ«',  ^A/ikXtjag  ßaaiXr^o^  XiymTiQ* 
hi  ik  Tot^  pBmidpötg  ^imai  ^ti  xjjg  ft  Sttp^ofym  nmi  tov  ö 
jtf  \4xiXX&toQ  ßaütXitogf  ofiolmg  de  naga  To^g  Vimrd^&ig  jiio- 
miiPt      dXXa     naXiv    ot     jitoXitg     n^nnug&lt*vovatv      ^A/JXXitOQ 

miksiüg  XifavTig,  3,  aber  ist  die  Hoffmannsche  regel  dtirch 
i  N i^g^id fg  von  Sappho  Charaxosode  t*  1  überhaupt  uro- 
jltosaen,  so  dass  sich  behaupten  lässt:  im  Äolischen  war 
r  zeit  des  Alkaios  and  der  Sappho  ij  vor  vokal  noch  nicht 
{rkürzt,  einen  bereits  früher  erledig:teii  fall  ausgenommen 
L  Z.  38,  61  n.  2):  dass  nicht  /,  sondern  c  oder  i  in  dera 
ilns  verloren  gegangen  war:  nXdag  *nXifag  ddas  *djjeö.  Bei 
pi  ij/'StÄmmen  war  demnach  tj  erhalteo  und  blieb  es  bis  in 

letzte  drittel  des  4,  Jahrhunderts  v.  Chr*  Damals  jedoch 
de  —   das   ergeben   die   lesungen   des   Corpus  insniarnm 

2  (1899)  —  ly  vor  vokal  zu  i  verkürzt,  wo  es  bis  dahin 
gesprochen   war   (f  ein  geschlossener   e^lant,    $  und  u 

hrieben,   vgl   oben   Herodian)*     Erst   um   Christi   geburt 

:en  attische  formen  wie  ßaoiXimg  ein.  Also  Mitylene 
f.  2  n,  6  (nach  Boeckh  324  v,  Chr.)  hat  noch  9  ßaai- 

1«  ß[aüiX]r^mg   41   ipfjag  15.   47   ßaoiXi^a    45  ßaai\Xfing.     Aber 
j.    Yh.    Chr.)    b  7    T^a6ayn{}it4yai    h    it    ^^üfiuti    t4  -fuH 
i^Sati     75  a  i   [y^^f^^j]  |  (Jafii  b  %   Yji)i\iQBiü  (GDI  166  u  ^ 
u   steht  nicht  eiQ{i)^aatv,  sondern  u^ovuniootv).    Auch 
n.  645  (ca.  319 — 17)  hat  noch  A  1   \ßaü]tk^fnm   13,  »t 
ag\   dagegen   649   A  45    ßaaiktag  B  %i   [ß]maikii§^  B  37 
tu;  (it  =  i);  wie  sich  durch  ixifjt  Ä  40  yräqu^t  A  41  aus- 
war  in    Nesos   damals   vor  1   noch   keine   verklirzung 
iten.    In  anderer  weise  begrenzt  war  der  lantwandel 
ai;   1Ö5  9  Hof&nann  (4.  j.  v,  Chr*)  it  Aifaüad^  neben 
a^M^  10  aQv^aStöv:  also  vor   f  früher  als  vor  anderen 
ingetreten.    Eresos  526  (letztes  drittel  des  4,  j.)  hat 
Lg  ßa&iXiog  D  «&  ßauikiog  [beide  male  las  Hoffmann 

Twi  Ternl.  Bpnclif.    N.  F.  XX.    X  24 


370 


Hmgo  Ehrlich, 


unrichtig  ßaatXimi;\  B  a»  ßnaiXdcav*^  548  t  Kawi^Bfg  i[Ktii]na- 
ptjtbP  MityL  26iOt  bei  Hoffmann  angeführt,  ist  genitiv  von 
KaifJMQijit  =  Köi<japf*«  „Cäsai Spiele",  vgl.  schreibnngeö  wie 
iafüXf^u  tvnißf^a,  gehört  alöo  nicht  hierher).     Demnach  sind 

ßaaikfog  [d]vriy^a[(p]fiiQ  21  a   etC.    SO  gut  äolisch  als  Atyndtfim. 

Man  bemerke,  dass  -io^  auf  einer  äoÜKchen  inschrift  des  4,  j. 
nicht  aus  der  koiv^  stammen  kann;  denn  Attika  hat  -df^^  erst 
vom  letzten  vorchristlichen  Jahrhundert  ab  (Meisterhatis  Gr.  d. 
att  Inschr.^  p.  140)*    Und   wenn  in  mancheu  gegenden,    die 
gemeinhin   die   keine    verwenden,  nämlieh  in  Messenien  und 
im  südwestlichen  Kleinasien,  spät  (in  chnstUcher  zeit)  formen 
wie   ßa^tUo<;   aufüeten,   so    stellt   Schweizer    Gr,    d,    Perga-^ 
menischen    Inschn    p,  148    richtig    fest,    dass    hier    die    ein« 
heimischen,    dorischen    uud    ionischen    dialekte    nachwirken  ^^ 
Endlich  merke  ich  noch  eines  an.  Auf  der  erwähnten  insclirif^^H 
von    Eresos  526  A  3$  (um   3S3  v,  Chr.)   steht    ;Tt*^'ij/Sffi;,     Aäzi^ 
sich  könnte  das  der  nomin.  plur.  eines  «Stammes  sein,     Abe^^ 
das  wort  fär  den  Gesandten  flektiert  im   Äolischen  als  ^,ß^^ 
stamm:  GDI  318  a»  no^oß^tu  acc.  sing,  (*/  =  f),  wie  auch  b^* 
kanntlichim  nächstverwandten  Böotiscben:  n^ujytuq^  Ionischem  n 
(Hesiod   Scnt.  Heracl.  245)   und  im   Attischen:   dual   n^^ng^^ 
ans  *n^i<Tßrii  Aristophanes  fr.  ii39  I  p.  551  K  (ChoeroK  440^ 
14  =  Herodian  I  325),   Aischylos  Suppl.  693  (Schulze  QE.   Gl 
n.  4).  ngiaßdQ  ist  also  aus  *ngfaßpjfQ  gektirzt  Wenn  Hoffman^ 
aus  dem  äolischen  gedieht  IlatStttf*  Theokr.  XXIX  »t  jix*^*-**^ 
anfuhrt,  konnte  er  auch  znfögen  ss  apdprmv,  3«  otvlfimg,  jila- 
xara  XXVIII  10  dvdiJiioti;:  fäUe^  die  beweisen,  dass  in  dem 
jmigäolischen    dialekte,    den   Theokrit   schreibt,    der    wandel 
ohne  die  für  Nesos  beobachtete  einschränkung  galt    Das  ist 
der    tatbestand,    wie    ihn    wesentlich    die   Inschriften   veran- 
schaulichen.    Was    aus   anderen    mundarten    zugunsten  einer 
besonderen   flexion   der   nomina  propria  beigebracht  wird,  ist 
noch  weit  zweifelhafterer  natui\   Bechtel  B,  B.  25,  100  erkläit 
so  "AXaatxfjg  (Fisatls)  aus  *^^kaoüdtg  gegenüber  eUsch  ßmmlvt;* 
^^AXaavrjfg  anzusetzen  steht  ohne  weiteres  frei,  da  auch  sonst 
die  Pisatis  gegenüber  Elis  ihre   dialektischen  besonderheit«D 
hat    Brugmann  Griech,  Gr.^  p.  185  stellt  die  hypothese  auf* 
attische   patronymika    wie    midtvc   dXmnftttSiig   seien    m^^ 
gleich  homer,  'Atyfv^  flektiert  worden.  Es  scheint  bisher  einj 
analyse    dieser    bildungen    nicht  vorgenommen   zu   sein.   S' 


Die  ncmtina  awf  -fu^. 


371 


können  als  beweisstücke  dafür  dienen,  dass  die  patroaymikal* 
fcfldiiDg  der  eigennameii  iTv^^vi:  Tvdiidrjg)  in  alter  zeit  ancli 
aaf  das  gebiet  der  appellativa  übergriff  vhSfti;  nnd  mt&-fivg 
aus  *v'uS-4iftg  sind  gemeinschaftlich  von  *vi-iSfig  ^sohnessohn** 
abgeleitet,  vgl.  iiffipiuB-QVQ  mit  uviypiidriQ  Pollux  3,  28,  ferner 
mXi.  "!Atäijg  a  ion,  ^^idtig  aus  *At-l^rii;  (aiu)  „söhn  der  erde"; 
^nch  der  konsonantische  stamm,  aas  welchem  sich  -li-r^g  er- 
^weitert   hat,    ist  gelegentlich    noch   lebendig;    ion>  ""^Ung  = 

^Ai'i^-;    dlaiTisxig     „fuchsjUDges"     (^dkmnfmtH-rig):    dliünfniäfVQ. 

Somit  braucht  man  -tSivg  voü  den   übrigen   appellativis   auf 

-fvf,  die  ja  ebenfalls  von  nominalstämmeB  ausgehen,  nicht  zu 

sondern.    Eine  andere  urgriechische  Zweiteilung  der  flexi  on, 

als  die  oben  konstatierte:  nämlich  der  abgeleiteten  r^/  stamme 

und  der  wurzelnomina,  ist  nicht  zu  rechtfertigen.   Die  spräche 

Homers  beansprucht  als  ein  mischdialekt,  der  obendrein  ele- 

mente   verschiedener  Jahrhunderte   vereinigt,   auch  in  dieser 

frage   eine   eigene   Stellung.    Bei    Homer   hat   ^Ax^mg    (dazu 

\Hoficov  -  \4T()€ßmp,^ATQfiAf^q)  durchgängig  kurzen  vokal  vor 

dem   kasussuffix   und    wahrscheinlich   aus  urgriechischer  zeit: 

^At^ivg    ist   ja    wurzelnomen.     Ganz    vereinsamt    steht    nun 

Tvitvg    Tv^iag:   aber   der   akkusativ    Tvdij   Dias   J  384   aus 

*Ti?diya  (K.  Z.  38,   85)   weist   darauf  hin,    dass    Tü6dng  aus 

•l'uJjjoc  verkürzt  ist*  Einen  grund,  weshalb  in  diesem  heispiel 

die  ionische    erscheinung   so   energisch   auftritt,   vermag  ich 

öicht  anzugeben. 

Es  verlohnt  sich,  die  Homerischen  Verhältnisse  durch 
einige  zahlen  massige  angaben  zu  beleuchten*  Wenn  es  auch 
^cUtig  ist,  dass  die  kurzvokalische  flexion  auf  -iog  -u  -ia 
Q^ezu  beschränkt  bleibt  auf  die  eigeunanien,  so  wird  doch 
^ie  deutuug,  die  man  dieser  tatsache  gewöhnlieh  giebt,  dass 
ii*iinlich  die  eigennamen  von  hause  aus   nur  so  flektierten, 

I durch  die  Statistik  minder  begünstigt,  als  man  anzunehmen 
Pflegt,  Meine  tabelle^  die  nach  Haupt  De  nominum  in  -^Ig 
^xeunt^um  flexione  Homerica  und  Gehrings  index  Homericns 
^asammengestellt  ist,  ermöglicht  einen  überblick  über  das 
^'orkommeu  langvokalischer  {-f^ng  ijt  etc,)  wie  kurzvokalischer 
flexionfiformen  bei  appellativen  wie  bei  nomina  propria* 
24^ 


^^^^37^^^^^^ 

Bn^ 

I. 

^ 

^^^H 

AppsllfttiTIk. 

YOlnL 

Kun- 
*0taU. 

Nr. 

AppBU*ti^». 

vokaL 

^1 

^^m 

aXt^g 

2 

0 

13 

fü^p^ 

11 

0 

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a^ipifpQ^§vg 

3 

0 

14 

Witn/f 

7 

°    1 
0    ■ 

^^* 

aneQmBvg 

0 

0 

15 

üv^Bvg 

4 

^m 

d^tarsig 

30 

0 

16 

h^g 

12 

0 

H 

ßaatXivg 

84 

0 

17 

nav^ü^OPevg 

3 

li 

H 

ßoevg 

0 

0 

18 

nofinevg 

ä 

H 

dovuxivg 

1 

0 

19 

nog^fievg 

1 

o^n 

H 

^vinyfvg 

4 

0 

20 

TOirdJg 

28 

^ 

H 

finEQQniig 

1 

0 

21 

T^ocTifCcfig 

3 

ca*fl 

^^_ 

lE^^vg 

5 

0 

22 

q^ovsvg 

3 

^-  0 

^^m 

inneig 

15 

10 

23 

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1 

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xi^aßBvg 

0 

0 

24 

X^^>^^^^          

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n. 

^H 

NuuüfiA  p»pEift, 

Lug- 
TokpL 

Xan- 

Kr. 

Koul&ft  ptopriK. 

tnUL 

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^jfidüüivntg 

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46 

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1 

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Ai^iQnBvg 

1 

0 

47 

&rj<Tfvg 

0 

2'} 

■ 

"AlmBVg 

2 

0 

48 

^läof4(V£vg 

35«) 

» 

■ 

^AfiaQVfxevg 

0 

l 

49 

^ilttiv£vg 

3 

■ 

AvTifpavevg 

1 

0 

50 

Itv^oviig 

1 

0 

■ 

'Ar^fvg                1 

0 

16») 

51 

lip€vg 

0 

L    ^1 

■ 

^Atpapivg 

3 

0 

52 

Katytvg 

0 

L  ^1 

■ 

"AxiX{X)ävg 

139 

1*) 

53 

Kanayivg 

3 

1  ^1 

■ 

B^iC£vg 

3 

0 

54 

KonQEvg 

1 

1  o| 

H 

VfiWivg 

0 

0 

55 

K^fl&€vg 

2  k   0| 

■ 

JovXixiivg 

2 

0 

56 

A^Qvt^g 

2  «  Ol 

■            36 

Jm^itvg               1 

0 

1 

57 

M^XavEvg 

1    1 

0 

■ 

^Xat^m.% 

0 

0 

58 

M^XavBeig 

^     1 

0 

■ 

lEvimvg 

2 

0 

69 

Msviädeig 

^     1 

0 

■ 

^w$vg 

1 

0 

60 

MfimüTwvg 

0     ' 

n 

■ 

^7r€lf£vg 

0 

0 

61 

NavT^vg 

0      ^ 

0 

H 

^(»a^ir^ 

0 

0 

62 

NtjXivg 

5 

1 

■ 

'E^ex^m 

2 

0 

63 

Ntg^vg 

0 

0 

H 

*ETi(ov$vg 

0 

0 

64 

X>6v(j(u)mjg 

269 

3') 

■            44 

Ei^vad-^vg 

3 

0 

65 

D&^vüP€vg 

1 

Im 

^^^       45 

HtiiPBvg 

2 

0 

66 

■ 

Va^ig 

14 

t 

]l9iai]ia  ptopirlft. 

Lang* 

YükAL 

vqIuL 

s«. 

Kcwbift  fiopto. 

Kon- 

votal. 

OfFitJ; 

3 

0 

77 

n^vftrevg 

0 

0 

Oi/MXi(vg 

3 

0 

78 

Tlpto^tvi 

0 

0 

X)tp£vg 

0 

79 

np(ürtv( 

0 

l 

X)T^mfT£vg 

0 

80 

Sakfuüveig 

l 

0 

Uayonsig 

0 

81 

Siuiy9tvg 

0 

0 

Jlfpatvg 

0 

82 

Ttidtvf 

0 

35") 

rii^XtvQ 

17 

12*) 

83 

Tv<f(aei'( 

0 

2 

IIit&$i^ 

0 

84 

0^ytii 

0 

0 

nffPTBvg 

0 

0 

85 

0vXtvi 

1 

2 

Ilng^tvQ 

0 

1 

86 

Ühnctvf 

4 

0 

540 

82 

Es  ergiebt  sich:  22  appellative  liefern  225  belege  der 
gprokalischen,  3  der  kurzvokalischen  flexion ;  49  eigenaanieii 
>  für  jene^  82  för  diese.  Die  zahl  dieser  82  belege  redu- 
rt  sich  dnrch  wahrseheiiiJiche  konjekturen  (s.  n.  4,  7,  9) 
r  auf  andere  art  (n.  5)  auf  74,  die  zti  14  eigeimamen 
lören.  Aber  Ur|»«lg  und  Tv^fvg  nehmen  von  jenen  74 
jin  51    in  anspruch.    Diese  beiden   worte  stehen  fttr  sich, 

übrigen   verbleiben   den   12   restierenden  eigennamen  23 

piele  der  vokalkiirzmig,  die  damit  als  eine  bei  Homer 
th    seltene,    moderne    erscheinung    charakteri- 

rt  ist. 


i  r  mtitosr. 

ei  H«ipt  Mit  J  195. 
^^tJUfl  *i'  792  (veresclüuäe) ;  es  kann  l^tilp  gelesen  werden, 
fijaia  1  mal  (A  265)  in  einem  veree^  den  Ven.  A  ansl&dst. 

Haupt  fehlen  die  stellen  /V  297.  330.  387.  469.  470. 
^^xiaiäf^^;  B  566.  '/^  678;   man  lle«t  »«it  Thiersch  meiet  M^jetar^J^; 
Üerte  akkusativ    Mr^xtaiq  O  339   ist  nicht   in  betncjit  fCüKogen; 
*Mnxia i^fi  KZ,  38,  85. 
IvüoiQ^  1  mal,   Wttotvs  1  mal,    tJ^uooitt  1  mal   (q  301).     f  212 
F  jfltet  t?trt;ö(Ff  {'Odi^tTia  PXDüHV).    Wvau   2  mal  {f  388. 
ker  Wvctii  mügücji  ift  XJivOpi   vgL  n.  4.  —  Die  irtellen  f  lU 
b«]  Hanpt 

rir,)joi   lieEt   man   iett  Thierscl]   an  4  stellen    M  488,   II  2h 
B>  gew^hnllcb  fl^ijjof. 
kontrahierte  akknaatlT  Tv4i  jiBMui  nicht  elnf  erechnet ;  rgi.  n.  7. 


1 


Hago  Ehriicl 


Eine    aüffaüüng    demnach,    welche    das    fj   von    jtmmr; 
^  ruderholz"  ^)  unter  dem  gleichen  gesichtswnkel  ansiebt  wia 
das  t]  von  *xiaiirifmv  =  xwTTfoji',*)  d.  h.  vokaldehüting  durcl^u^ 
folgendes  u  voraussetzt,  hat  kein  bedenken  gegen  sich;  si^^ 
wird  auch  dadurch  gestützt^  dass  in  Tjargoic  M^rpm^  =  *p^tf-u(^) 
*mätt'U(s)'  der  stamm  vor  dem  if-stiffix  gleichfalls  gelängt  ist^;.^;:;^. 
die  gleiche  beobachtung  macht  man  an  Tvtpmv  aus  ^Tvfpm-^^tn^^. 
da  dieser  dämon  klärlich   eine  hypostase  vulkanischer  kräfl^tet^ 
darstellt,  so  ist  Tvtpmp  mitsamt  Ti^ffuwy  notwendig  auf  rvtp       ,„. 
„rauch'^  zu  beziehen  (K-  Z.  ^H,  96  n.  2).  Meine  gleichsetzn^^J 
des  Stammes  von  niiQtac  und  lat.  paträstei^  -  *paträve$t€r  ^rist 
von  Schwyzer  sp,  436  n.  3  gebilligt,  ist  andrerseits  aber  ai^^fj] 
auf  Widerspruch  gestossen,  s.  Stolz  K.  Z.  38,  425—30^  Solra^^stn 
ebenda  450  ff.j  Idg.  Anz.  p.  227-    Beide   leugnen    den    iiW-  er- 
gang von  üv€  in  ä,  ä  aas  ävö  statuiert  Solmsen  für  lat.  nn^^br. 
Mars  ^  Mävors,^)  mulö  =  mavolo  quossum  =  qvavorsFum  (  zmnr 
hinter  lippenlaut).    Da   auch  pah^aster  mit   einem  labial        ^q. 
lautet,    der   durch    die    konsonautengruppe  hindurch    gew^^rtt 
haben  kann^  so  ist  man  kaum  behindert,,  patraster  auf  *|/^  #/^, 
vösier  z uiiickzu fuhren ;  hier  wäre  der  Triphthong  rav  zum  rtt 
vereinfacht.    Was  im  übrigen  gegen  den  lautwandel  fiv^  iu  ^ 
eingewendet   wird,   schlägt  nicht   durch.    Es  kann  nicht    ie. 
hauptet  werden,  dass  die  kontraktion  unter  aUen  umständet 
eingetreten  ist;  cf.  eadavef^  papavpr.  Damit  entfallt  aber  ukbt 
die  möglichkeit  einer  spezialformuliernng.   Beispielsweise  tagt 
Skutsch  B.  B.  23,    100,    d^iss    im    Lateinischen    -ri-   zu  -er- 
wurde:  testamenitim  ans  ^tristnmentum ^  ter  =  *tri8  cemn  ^^ 
*üritiOf  certtis  ^  *critos,  tesHs  =  *tristis;  ich  fäge  hinzu  cerrui 


4 


1)  Heroclot  V  m     Äriötoph-  Lji.  422. 

*}  ^  xui^fifg  Tbeophrast  h.  pl.  4.  1*  4;  5,  1,  7, 

°}  So  ^ni  man  die  beiden  namensformen  miteinander  Termitteln  roöclite, 
scheinen  mir  noch  nicht  alJo  Schwierigkeiten  gelöst;  «s  ist  nämlich  noch 
«ine  dritte,  Mamurn,  z\a  beachten.  Mamen^  kennt  Varro  de  L  1.  5,  73  «Li 
EftbiDlsehe  gottheit,  nach  Paul.  ex.  Fest.  p.  lÖS  M.  (ans  Alfias  de  heUo  Punico) 
und  p.  ISl  ist  das  wort  im  Oslci^chcn  gleich  Mars^  wie  auch  Mamrrcm 
(=  *MamcrUmiii)  ein  osldschoa  pränomen  sei  (p.  131).  Dazu  vgl.  Schuhe 
Zur  Gesch.  lat.  Eigennainen  464  ft*;  man  wird  Mmnvr»  am  UeUsten  anf 
*Mar^nti%  zurtckfllhron  und  das  Marnm%-  des  Arvalliedes  rergloicheD,  Man 
llitbe  alao  eine  alte  redapIiKiorte  bildung  vor  sich,  die  auf  eine  wunel  ^mer 
{mors)  wieset  mit  Mamra  aber  nicht  kombiniert  werden  kann.  Zur  s«]ben 
wunzel  stellt  sich  dann  Marä  st.  *tnft-, 


Die  nominft  auf  -tvg. 


375 


^zemeiche**  =  *ceTeos  *crieos  *gifrj«os;  vgl.  griech,  rti^iyog 
„Steineiche"  (zuerst  Hesiod  opp.  436)  =  "^ninovr^q  *q^ri8nos. 
Aber  doch  trJbtis  tribuo  t7'lm€stris  triplex  trlpiidium  tnvium; 
al&o  wurde  -ri-  nur  vor  dental  (d,  e,  s,  n^  r  =  £)  zn  -er-. 
Vielleicht  wurde  aoch  äv^  nur  zasammeni^ezogen,  wenn  dental 
—  und  eFentuell  l  ~  folgte:  mnüram  ^  ^amüv^sam,  animann 
=  ^anermvents,  paträster  =  *patravBster,  möglicherweise  mfdim 
=  fnäväim,  -äster  nicht  -äster  ist  mit  gutem  gninde  an- 
gesetzt; ein  kurzes  a  in  urlateinisch  unbetonter  Mibe  unter- 
lag der  Schwächung  zu  €.  et  scanrlOf  coiiscendo^  mgentrmn  - 
griech.  nTdyatjTpoy,  An  dem  Verhältnis  pater:  patrastür  er- 
^riichs^  wie  früher  ausgeführt,  das  suffix  -üsier^  welelies  minder 
lichtig  ein  deteriorativsuffix ,  treffender  ein  fiuffix  der  sn- 
mähenmg  genannt  wird  (s,  Wölfflin  Arch.  f-  lat,  Lexicogr,  12, 
419  ff.).  Solmsen  ist  über  -üster  andrer  meinung.  Nach  dem 
Torgange  von  Meister  zu  Herodas  IV  46  (p.  T(J9)  vergleicht 
«r  laißaar^ow  ^fresssack"  etc.  (Üeutgche  Litterat urzeitung 
1899  sp-  1591,  Idg.  Auz.  p.  227),    Aber  kaifiaoTfinv  htXititftpfyy 

^nimtiitjQnif    nj^faftTgt^y    /fi^aarmw    Bind    deutlich    ableitougen 
vom  Verbum  (c£  Ättif/ft^uoj,  äfliaCa»,  ftnna^m,  fit^/t^m,  /ufia^uk^ 

^io^atgf^y:  ^f^tJQm^  vmßvnr&ny  Herodas  VI  6:  ßim).  Ein  ver- 
dunkeltes kompositum  iA  wohl  I^{*f-anT^üy  ^  kastln  ^,  eigeutl. 
„mit  qnerbalkeD  zaawnciigefllgt^  -aurpuF  zu  «rr#<j»/ji  Her- 
mippos  fr.  2  I  p*  225 K.  ==  Si-äC^tt9m  ^gewebe  atifziehn''^  itf^ia 
Sophron  fr.  79  Kaib.  =  Siu<rfiu  „anlziig",  ti-anri;  ^auii  dem 
gewebe  hingende  faden*',  r^t^t'^y  dor.  arptim  „göwebe**»  boroer. 
fji.iJT-pifio;  ,,dicht  gefugt  ^  hintereinander''.  Uigrieefaifdi  iit 
itipuarpny  (zn  luff^^f  ^mhr^)^  verdorbene  leioingan  iind  f^ixa- 
tn^t^,  all  4föif>^  im  sDgeuÄnnten  Etymologictim  Oudümnin 
p.  14  (Sitti  AitiL  t  lat  Lexicogr.  «,  ftOH):  iMbrisib  utfux^^üq 
oder  W/ttf^'a;  (^e*  mmmhmmmj  ipItfriaeUidi);*)  t^^mnm  atf^t- 
«t^a;  Catena  in  Mt  3^  p.  ^56:  ichnfb  aijr4fi^t>;,  Henidäi 
rv  02  ist  rkdiiip  ww^ä^ffm,  sieht  mS^ifwi^ay  imlif'  Cruiiui 
e«L  alt.  adü.).  Verandt  fteht  Httumu^f^  AotkiMboi  M 
AtbeiL  XI  p.4fiSA:  ^immrf  awdmi  Latgieiielien  4rum 

^ballter^    mglekhhir  wm   *€9pii   +   tra^:  /  ^^.         ^^^^^"^ 

^ni^tjter    «fUber^    (r&^)    fie»iffct|    wibrend    mk^mutirum 
^brefli»»»'  griechiiAef  proreolMS  lil  {*ir«y4i^i'ir(^«r),    R« 


0  Biiift  in  mirmrti^  miX.  umB.m  i^^kläm  UUm^kÜmä^ 


376 


Hugo  Khrliebi 


führt  also  keine  brücke  von  -aai^typ  zu  -äster;  Bicht  nur  ist 
die  qnantität  der  (i- vokale  eine  verschiedene,  es  liegen  im 
Lateinischen  ausnahmslos  Substantive  oder  adjektive  (meiöt 
der  ö-deklination)  zu  granäe. 

Lateinisch  *patra-ves'  oder  -vös-  ^  ^pitf'Ues-  (-uos-)  stimmt 
also  zu  griech,  Ttar^o)/-  =  *p^tfus->  Zu  allem,  was  über  die 
längende  Wirkung  des  -u-  gesagt  ist,  kommt  hinzu,  dass  aucli 
das  auftreten  der  dehnung  beim  augraent  iitoptoy  =  ♦j-J-^/o^aor) 
und  bei  der  perfektreduplikation  an  nachfolgendes  digamma 
gebunden  ist  (K.  Z.  38,  69  n»  2),  Die  Mle  wie  etmQy&f  lassen 
sich  uro  einen  vermehren:  Odyssee  X  191 

X£(X«    dk   /^ot    Hßnta    (/}fjffTat.     SchoL    ZU    X   191 1    r^iTtm: 

^atm    GHXDÜWpc,  T^  ^ajai  pc.  H"  ^jm   F  ihm  T  pc. 
F*  U^  $Im(jLi  K  (jj  superöcr*)  ifffr«*  P. 
flüxm  geht  auf  */i^jfüTat  zurück.  — 

Nach  Eretschmer  a.  o.  p.  711  ist  von  mir  ^zwar  manches 
für  die  möglichkeit^  meiner  annähme   über   die   nomina   anf 
-fvc   yjbeigebracht" ;   doch   ist  von   Uini  eine  neue  theorie  aut- 
gestellt,  auf  die  einzugehen  wir  nunmehr  gerüstet  sein  dürften. 
Eine  heziehung   zwischen    -fi5<o   und  altbulg.  -ujtij   lit,  -dwjtt 
wird   auch   von   Eretschmer   anerkannt.    Aber   über   die   art 
dieser  heziehung  war  er  insofern  noch  nicht  zu  voller  klarheit 
durchgedrungen,  als  ihm  entging,   dass  -ujq  von  hause  aus 
zu  nomina  auf  -ovs  gehört,    wie   -iia}   zu    solchen   auf  -f/o-, 
-jy/o-.  Ein  beweisender  fall  ist  von  mir  aufgezeigt  (K.  Z.  3§, 
64  n<  2):    damjq   darmati   zn   russisch   darmoj  „geschenkt^,  ■ 
altbulg.   ""darovö^   zu   entnehmen   aus   daräv-im   j^geschenkt"*, 
darov-iü   „schenken".    Das    beispiel    trägt    den    Stempel    be- 
sonderer altertümlichkeit;  ich  habe  etwas  auszuholen.  Solmsen 
hat  K,  Z.  32,  513  ff.   zweifelfrei   dargethan,    dass   auf  Kreta  J 
der  tthei^ang  von  antevokalischem  c  in  t  zu  einer  zeit  statt*  ' 
fand,  wo  intervokalisches  digamma  noch  erhalten  war.  Einzelner 
Schwierigkeiten  ist  Solmsen  indes  nicht  heir  geworden.    Es 
handelt  sich  L  um  ßo^iav  Gortyn  GDI  5016  u  gegenüber  att 
ßogdäQ.    Solmsen  will  es  nicht  wort  haben,  dass  zwischen  f 
und   «   ein  /  geschwunden    sei.     Aber  jedenfalk    muss   die 
homerische  skansion  Boojf^j;  -  Boo^pjg  ebenso  ausserhalb  der 
diskussion    bleiben   wie  die  attische  ausspräche  ßntj^a;  (vgL 
oTtg^%  =  üTtQEog)  neben  ßügiag.    Es  ist  die  gleiche  Ursache, 
die  in  beiden   dialekten  unabhängig  die  gleiche  Wirkung 


I 


rirkung  ge-  M 


Die  nomin»  mf  -ivc. 


377 


zeitigt  hat:  nämlich  die  physiologische  natnr  des  r^  die  eine 
konsonantische  ausspräche  des  nachfolgenden  £  (=  j)  beförderte« 
Auch  ist  es  unstatthaft,  ßogdaq  mit  ^Egfi^^  zu  vergleichen: 
die  grundformen  ähneln  sich  nicht,  da  ^E^fir^g  -  dorisch  ^E^ftiäg 
aus  ^Eg^aäQ,  dagegen  ßo^iag  nach  unserer  heutigen  kenntnis 
des  attischen  dialektes  aus  "^ßo^ijäg  entstanden  sein  muss. 
2,  hat  Solmsen  einen  beleg  fiir  e  aus  c  übersehen:  Usgiatf^iKüvu 
Lato  GDI  5075  64,  cf.  sizilisch  nf^iaregimif  aus  ^-f/^v:  [ÄpulejusJ 
de  medicam.  herb,  c*  4  nomen  herbae  colmnharis  a  Oraecis 
dicitiir  hierobotanef  Siculi  dicunt  perestm'eon.  Dioscorides  IV  61 
ifpii  ßatavij'  ol  Se  mptüThQ^mva  ixaABaav.  [Diese  Stellen  ver- 
einigt in  Xaibels  Comici  Graeci  snb  glossa  220  a.]  3.  braucht 
nun  xfPiWc  =  itgitog  Oaxos  5128  7  nicht  bezweifelt  zu  werden. 
4,  belegt  Gortyn  GDI  4983  i  dmgiuv,  nach  Solmsen  bildungs- 
verschiedeu  vou  attisch  dwgni.  Allerdings  hat  man  schon 
sehr  früh  ^^{OQfta  geschrieben:  zuerst  CIA  I,  8,  20  (nach  444), 
IV,  1,  a,  25,  a,  5  (nach  444),  dann  II  add.  1,  b,  23  (c.  403) 
neben  ^cageo.  1,  b,  32.  Das  kann  auffallen,  weil  sonst  die 
Orthographie  fi  für  $  im  5.  Jahrhundert  überhaupt  nur  3  mal 
auftritt :  EIOJ^  -  &oq  vase  Kretschmer  Gr.  d.  att.  Vaseninschr. 

p.  136  fiavTua}y  =  aayTttav  CIA  IV3    1,  b,  373,  99  ^aftnjgitmg 

IV,  I,  bj  491,  35,  b,  1.  Trotzdem  ist  der  ansatz  dtogita  = 
Hm^fiTld  kaum  notwendig,  umsoweniger  als  nur  der  a-stamm 
dmgüp,  kein  e^-stamm  ^Sa^gfa-  existiert.  Dass  $  so  früh  eine 
geschlossene  ausspräche  hatte,  bewirkte  der  voraufgehende  r- 
lant,  daher  auch  Aa^nTgiimg,  Ist  also  mit  ^mgia  als  der 
alten  form  des  wertes  zu  rechnen,  so  ist  die  grundform 
Hüigtfi  -  kret.  ^rngta.  In  den  vier  erörterten  fäDen  des  Über- 
gangs von  f  in  *  sind  die  bedingungen  die  gleichen:  es  ist 
digamma  ausgefallen,  dem  £  geht  g  voraus.  Demnach  hat  der 
kretische  lautwandel  zwei  zeitlich  getrennte  akte:  der  eine 
spielte  vor  dem  Schwund  des  intervokalischen  digamma,  der 
andere  nach  dem  Schwund  und  vollzog  sich  hinter  inlautendem 
g,  *Smgf/a  weicht  in  keiner  hinsieht  ab  von  altbulg.  darova-ti 
{*dörSvä-)^  russ.  darovoj  {^dör&vö-).  Wird  also  Zugehörigkeit 
von  -ujq  zum  suffix  -uo-  mit  recht  behauptet,  so  fehlt  eigent- 
lich jede  berechtigung,  mit  Kretschmer  bildungen  auf  -iig  wie 
vigwtevg  „ZU  den  besten  gehörend",  die  ausser  -rjjo-  -f/ft- 
neben  -iim  stehen,  als  postverbal  zu  betrachten.  Zweitens 
hat  das  dogma  einer  verschiedenen  flexion   der   eigennamen 


378 


Hng0  Ebrlirlj» 


und  appellatiye,  wie  gezeigt,  keinen  bestand.  Nur  dann  dürfte! 
man  wegen  homer,  Tv6snQ  TvUi  an  einen  stafnin  *Tt4vc 
appellieren,  wenn  diese  kurz  vokalische  flexion  mit  Sicherheit 
ins  Urgriechische  zu  projizieren  wäre.  AIko  wird  auch  Tirhv 
nicht  der  alte  vokativ  dieses  n-stammes  sein  (vgl.  nach 
Kretschmer  ai,  ^ümis  ^sohn**,  vok.  mm).  Die  ursprüngliche 
nominativbildung  dieser  stamme  wird  angeblich  durch  Tv^v^ 
u,  dgl.  (li'St)  auf  vasen  repräsentiert;  aber  es  sind  auch  I 
kurznamen  der  handschriftlichen  litteratui*  wie  '*ln7irc  "^Innvn; 
zu  berücksichtigen  ^  nach  deren  analogie  iiian  TvSvq  ebenfalls 
lange  ultima  geben  wird.  Drittens  aoU  die  abwandlon^ 
-fjfog  -rj/i  -flffj^  vom  lokativ  ausgegangen  sein,  der  mit  ai. 
simuu  verglichen  wird*  Hier  haben  wir  den  fall,  dass  ehie 
an  sich  annehmbare  hypothese  durch  die  tatsachen  wider- 
legt wird:  der  einzige  vokalstamni,  der  bei  Homer  -i^^c  -^ 
flektiert.,  ist  der  i-stamm  nnXig;  att  amimg  w^Jj^ftoc  sind  gewiss 
nach  noXfmg  neu  gebildet;  also  gebrach  es  der  van  Kretacbmer 
suppOBierten  neuregelung  an  einem  auknüpfungspunkt.  J 

Am  nächsten  berührt  sich  meine  tlieorie  mit  der  Brog-  " 
mannschen,  insofern  namentlich^  als  auch  diese  die  formation 
der  *iio-stämme  und  deren  zusammenhänge  mit  anderen  suffix-  | 
kategorien  ins  äuge  fasst.    In  der  beurteihmg  des  einzelnen 
sind  wohl  verschiedene  wege  möglich.    So  bezieht  Bnigmanu 
die  Suffixe  litauisch  -ovas^   ßlav.  -ava,  lit.  -yv^^  slav.  -wn  auf 
Verbalstämme,  und  wo  ein  nexus  mit  nominibus  unleugbar  ist^ 
betrachtet   er  ihn    als   eine    neuerung  der  einzelsprache :  lit  - 
iinovas  „kenner'*  zu  Mnafl  „kennen",  valdovm  „herrscher'^  zu( 
valdaü  „herrschen**,  analogisch  "^sarff&ms  „Wächter"  (in  sargo- 
vuiis)  etc.    Ich  kann  aber  die  bemerkung  nicht  unterdrücken^ 
dass  auch  die  entgegengesetzte  ansieht   ohne  gewalt   durch* 
zufuhren  ist:  -ovas  ursprünglich  denominativ,  sekundärer  weisei 
mit  verben  in  beziehung  gesetzt:  vgl.  mit  vadovas  ^fuhrer** 
serb.  Vi/j-vöda   „ herzog "^^   mit  *mrffövas  lit  sarga  got.  saiirga 
„sorge"'.    vaMövm  kann    deverbativ,   aber   auch   denominativ 
sein:  cf.  urnordisch  rhoalt^  (Stein  von  Vatn  700—725  p,  Chr) 
=   isl    Hroaldr  =   ahd.    Hrodmmld.     Nach    valdovas    konnte, 
wenn  man  es  zu  valdafi  zog,   iinovas  (Hnaü)^  weiter  *gerams 
ptrinker*^  {gerovüis)  lydoims  „geleiter"  geneuert  werden.    JmM 


Slavisclien   hat   man    z 
schölle'',    Imluxvd 


b,   fffudam   „rauh"    zu  ginda    „erd- 


„schmeichlerisch"    zu   laska   „sclimeichelei" ; 


Di«  nomlna  anf  -ft*r. 


379 


1      ^ 


da    es    auch    Idskaü    „schmeichele**    gab,    analogisch    bajavB 
(bHJati),    del.av3    (dtlati),    veHt^avJi   {veUäaii)   u,    dgL   m.     Kein 
zweifei  besteht  wegen  herkunft  aus  uomina  für  das  suffix  -ovä 
-  slav.  -ava:  Tümkm4  ^ännel"  zu  rankä  „haod",  mime  „Ort- 
schaft**  zu  miä  „ort**,   kalnov^  „bergwerk"  zu  kdlnas  „berg**, 
slav-  dqbrava  ^wald**  zn  dabr^  ^(bauin",   pohi.  chmurava  „ge* 
wölk**  zu   ehmnra  ^  wölke *^    (Leskien   Bild,  d,  nom,  3:^1),    So 
war    auch   gimdyvf^  j,gebärerin**    im  bewusstseiu  mit  gimdyti 
^?ebären"  verbunden;  aber  Vorbild  war  tmhjvv  „amme'*,  das 
man  zu  ämdyii  ^säugen**  zog  statt  zu  dem  nomeu,  welches  in 
Wirklichkeit   der  ableitung  zu   gründe  lag:  üildis   „nahrung 
der  mutterbrust**.   Dasselbe  bild  wieder  im  SlaviRchen,    Vnbivs 
i^'ubifi)  ist  deverbativ,  klar  denorainativ  dagegen  tatlvs  {tatb)^ 
boja^nwii  (bojasnb),   und   z.  b.  mijdiv5  konnte,  wenn  statt  mit 
myslit   ^gedanke"   mit  mysiiti   „denken"  verknüpft,  als  muster 
für   rubiv^  chodim  dienen.    Das  alles  bleibt  nun  in  gewisser 
weise    problematisch,     solange    wir    uns    im    rahmen    dieser 
jungen  ent Wicklungen  halten.   Mängel  offenbart,  die  Brugmann- 
sche  deverbativtheorie   erst  dann,   >veim  wir  die  vergleich ung 
EU   hülfe  nehroen:  ein  *uoldhäuos  -  valdova^  ausserhalb  des 
Litauischen  würde    man    notivendig  als  ableitung  von  einem 
-o-    -a-stamm    ansehen.     Und    dasjenige    suffix,    welches    im 
Italischen  —  das  ist  ein  zweig,  der  uns  tausend  jähre  früher 
lüs   das   Baltisch-Slavisehe   bekannt   wird  —  slaviscbem  -tvs 
korrespondiert,  nämlich  -ivos^  ist  direkt  unverständlich,  sobald 
man  seinen  ausgangspunkt  beim  verbum  sucht,     -mos  gehört 
zum  nomen  und  zwar  Ä)  zu  -io-stämmen,  B)  zu  Substantiven 
auf  -i-  *ti-.     A)    liQinvos:  lixittSf  primitwos:  primitiae,   redi- 
^vös:  redivia  (vgl,   L,  Lange   Gurt.  St.   X   225  ff.),    secivom 
{mibsmvfis):    altbulg,   ^eHvo    „heil**:    sedit   st.  *sBkiQ-    ffftectio^ 
lat,   i-siciumj  pro'siciae  ombr.  pru-segia  Ignv,  tafel  II  A  23. 
B)    fiementivos   (Cato):    seme^dis^    raptivos   (Plautus):    deutsch 
Maß    aus    ^capfis,    snh-ditwos    (Plautus):    *dafis    -    ai,   diti 
^gahe",  däiwos  (Varro):  *statis  in  statim  gr.  fTtmotgr  geftetivm 
(Varro):    yivfot^  -  *ffVBTt^.     Eine    eingehendere    betrachtung 
macht  cadims  {recidivos)  nötig.     Man   pflegt  die  bedeutungs- 
eutwicklnng  des  verbums  citdere  unter  den  grundbegriff  des 
■feillens  zu  stellen,  ohne  so  zu  einer  haltbaren  etymologle  zu 
gelangen.    Anders    wird   das,    wenn    man    als    ursprüngliche 
bedeutung  ansieht  „schaden  leiden,  zu  gründe  gehen,  unter- 


SDfü 


gehen".  Der  sinn  des  „fallens,  Sinkens**  fixierte  sich  yieUeicbf 
zunächBt  in  gebrau ehs weisen  wie  „sol  cadif^^  d.  h.  „die  sonne 
vergeht"  oder,  da  man  das  gestim  unter  dem  horizont  ver- 
schwinden sah,  ^die  sonne  sinkt"^*  Es  bietet  sich  nnn  ohne 
weiteres  die  ankniipfnng  an  calumitm  aus  cadamiias,  incolumm 
ans  Hncadtimis  Hncalamis  "^incelumw^  griech.  xaSapLn^^  tM^fki^, 
2aXa^iv<i>oi  Hesych,  v^^^m  dor.  x«<i(ii  ^vei"sehren**.  (Aon 
ninixiiitv  -  lat,  cecidi  *€€cadL)  Zu  gunsten  der  dargelegten 
anfiassung  lässt  sich  geltend  machen,  dass  der  verbalstamm 
cad-  im  Umbrischeo  „zerschneiden^  (also  eigentlich  ^ver- 
letzen **)  bedeutet  Zwar  tafel  von  Iguvinm  VI  A  17  heisst 
arsferturo  nonme  mrsitu  sicher  „ffaminem  nomine  appeiktto'*; 
cardtu  =  caritu  zu  lat  calare.  Aber  I  B  33  JII  21  VII  A  43 
hat  man  bisher  keinen  glücklicheo  sinn  znstande  gebracht. 
m  21  ap  I  vuku  ktikekes^  iepi  persklumar  karitu 
vrird  von  Bücheier  tibersetzt:  ^jUht  aedetn  mccendet,  iHteribi 
ad  suppUcationem  mcixto.''  Über  die  bedeutnng  von  iq?i  i»t 
er  (p.  157)  in  zweifel;  ein  derivat  des  pronominalstammes  i- 
ist  das  nicht;  iepm  11  A  32  von  verwandtem  stamme  steht 
nnmöglich  für  *ie^  prn  j,pro  eis,  ante  ea^;  denn  in  Ver- 
bindungen, an  denen  eine  postpositive  pi^position  teil  Imt, 
ist  das  -.^  der  voranstehenden  ablative  ganz  fest,  iepi,  naci 
nrnbrischem  lautge^etz  ^  *iqipr,  vgl  ostemmdi  VI  A  20 
jjOstefidentur^  aus  ^östensmi-ter  j  entspricht  dem  lateinischen 
iecur  -  ai,  yakfi^  Da  das  Umbrische  auf  indogerm.  *ieijmi 
zartick  weist,  so  ist  ein  ähnlicher  ablant  der  snüixe  zu  koQ* 
statieren  wie  für  ai-  üdhar  ^ndhet^i  griech,  ovBa^  ^öudJif,  ahd' 
fuir  ^puuer:  griech*  nvg,  11  A  3:?  tibersetze  ich  also  iepru 
erits  tmini  kuveitu  „iecinora  deis  nimm  congerito^^  III  21  j,t*Ji 
a^em  saccendet^  iecur  ad  saenßtium  caedito  (soll  er  die  leber 
zum  Opfer  zerschneiden)**.  I  B  33  pune  purtinsuSf  käf^i 
pufe  apruf  ]  fakurent^  pu^e  erus  iera.  Büeheler:  j^cum  pof- 
rexeri^^  vöcatOj  ubi  apros  fecermi^  tit  eriiB  dei/  Ich  ittt^r^ 
pretiere:  cum  porrexeris^  caedito  qiws  apros  fecerint^  ifl  ä^ 
det,  VII  A  42  ape  |  purdinmust^  carsitu  pufe  ahrofis  fantfBitli 
piise  erus  \  dersa:  ffUbi  porrexerit^  caedito  quos  apros  fec^Mt 
ut  dei^  det^  In  der  deutnng  von  eru.^  als  ^deiB""  (^  *mif^\ 
dativ  pluralis  eines  M-stammes  *cn*-,  älter  ^aisu-)  bin  ich  ^'^ 
mehreren  zusammengetroffen  und  halte  sie  für  sicher.  Bücheier 
p<  69  gründete  seine  interprelation  j^qiwd  dis  datur  perad^^ 


Die  nomii»  auf  -tv^. 


mcris''  nameQtlich  auf  II  A  27  kafles  tuva  tefra  |  terti  ertis 
prusekatu.  Hier  werde  zwei  teilen  des  opfertieres  (tefra) 
als  dritter  das  ents  entgegengesetzt»  Er  übersieht  aber,  dass 
man  zu  terti  aucli  tefrom  (=  tertiam  partem)  ergänzen  kann. 
erjis  ist  kein  neutralstamm  wie  lat*  opus  ius,  weil  die  jüngeren 
tafeln f  welche  auslaatendes  -s  zu  -r  werden  lassen»  *erur 
schreiben  müssten.  Schliesslich  stC^sat  man  sich  daran,  dass 
IV  A  13  {inuk  ererbt  umtu  I  putrespe  erus)  das  wort  die  nur 
an  dieser  stelle  passende  bedentung  eines  adverbs  „um  willen" 
haben  soll.  Grade  dieser  passus,  meine  ich,  entscheidet  für 
mdne  Interpretation,  Es  werden  im  vorhergehenden  zwei 
gottheiteo  (*Puemuns  und  Vesima)  vereint  augerufen;  daher 
übertrage  ich  den  satz  IV  Ä  13:  ^ftum  sacrarium  unguito 
idrique  deo,  Dass  die  Römer  den  plural  des  pronomens  in 
anderem  sinne  als  die  Umbrer  anwenden,  ist  kaum  von  be- 
deutnng.  Alle  stellen  verbotenus  anzuführen  lohnt  nicht*) 
Man  bemerke  die  neugewonnenen  beispiele  dej  genitirus 
partitiTUS  wie  VTI  A  38  vestisiar  erus  titii  „vestidae  deis  dato*^ 
cf  I  A  33  VI  B  16.  38.  —  Zu  umbr.  karitu  „caedito**  stimmt 
gut  lat,  mstrare  „schneiden,  verschneiden",  stamm  casira' 
^käd — |-  trä-;  fern  halte  man  ai.  Sütstra  „messer",  grundform 
^hestro',  von  einer  wurzel  der  e-reihe  (griech.  itdm  ^spalten" 
etc.)-  Nach  all  dem  spricht  wohl  einiges  dafür,  dass  cadivos 
an  den  nominalstamm  cadi-  f^calamitas^  anzuschliessen  ist, 
der  ans  oskisch  mdeis  j^calamitaiis*^  (genitiv)  Tab.  Bantina 
17  «  folgt.*)  Ein  klares  deverbativ  findet  sich  nicht  unter  den 
adjektiven  auf  -ivos;  denn  vocivos  „leer"^  (Plautus)  bat  zwar 
kein  nomen  *voci-  mehr  neben  sich,  aber  auch  keinen  verbal- 
stamm, wie  etwa  *votire]  nocivus  „schädlich''  scheint  erst  in 
der  kaiserzeit  aufzukommen,  ist  demnach  jünger  als  nocuus 
ttfid   durch   das   nebeneinander  von  vacivm  und   vacutts  ins 


')  VI  B  2ö  isee  pcrstko  erws  ditii :  ^item  pedesfre  (i.  e.  quod  ad  pcdem 
fXatur)  deis  dato/'  Oder  persitko  —  *perkcsHkom  zu  persnimu  ^precator" 
^*^  Ist.  prccarium  «g-ebetspende'*?  —  Mit  erus  woUte  Bflcheler  p.  152 
**^ermi9  m  6  zusunmeDäteUen  (^  mos).  Die  eteUe  ist  Qoeh  nicht  ricbtig 
^rklirt.  m  4  £  inuk  uhtur^i  urUs  puntis  \  frattr  ustentuta ,  purt  fratru 
*nersm  fast  \  kunfimklf.  -Tum  üHütortni  ürtiä  pöniibtis  frat^m  oÄfmrJun^^, 
^wi  fratrmn  tnos  erit  coUegio.'  Man  erwartet  est  staU  mt  Äiiiziigefaen  ist 
äaTon,  dass  $nersiis  ntir  filr  *medsus  Stefan  kaiuL,  älter  *medsvoft:  das  ist  der 
nom^ag.  mase.  zu  mersuva  ^solita^  EQ  11.  28  im  sume  des  oskiscbon  meddu;, 
purt^  geht  also  auf  uhtriru  „mictüran^  qiti  fratrum  meddkc  erit  CQlk^'^, 

*)  Otto  IF.  XV  26  eriimert  an  dpo  i^at.  stüU-ddium  ma  *-cädiun^. 


Hufo  Ekrlieh, 


leben  gerufen.  Wenden  wir  die  lehre  des  Italisehen  anfi 
BaltiscL-Slavische  an,  so  sind  wir  darauf  verwiesen,  aach  -iv^ 
'pvt^  ans  nomeu  anzuknüpfen.  Und  ich  präzisiere  meine  ein* 
wände  gegen  die  theorie  Brngmanns  über  -fii;  dahin:  h  Ei 
giebt  in  den  indogermanischen  sprachen  keine  ableitangen 
ans  dem  verbalstamm  in  der  weise,  wie  tf^nijfig  zu  tfn^dm 
gebildet  sein  soll.  2.  Es  giebt  in  den  indogermanischen 
sprachen  keine  ?f-stämme,  denen  sei  es  nominal-,  sei  es  fertige 
Yerbalstiimme  zu  gründe  lägen,  wie  es  ipo^tvg  *bhore*U'  einer 
sein  soll.  1) 

Meine  lautlichen  Untersuchungen  nötigten  mich,  das  problem 
der  homerischen  textkritik  zu  beriahren  —  ein  schritt,  den  kk 
ungern  that,  wohl  wissend,  wie  schroff  sich  auf  diesem  gebiete 
die    meinungen   gegenüberstehen.    Man  kann   den  metrischen 
beobachtnngen  Naucks  ihr  verdienst  zugestehen  und  ist  trota* 
dem  nicht  gezwungen,  die  sprachliche  crkJärung  in  abhängig- 
keit  von  diesen  beobachtuugen  zu  versetzen.    Dass  eine  silbe 
gewohnheitamässig    in   die    Senkung    gestellt    werden    kann, 
weil  ihr  vokal  sich  einmal  aus  zwei  kürzen  vereinigt  hat,  ist 
gewiss,  ebenso  gewiss  aber,  dass  für  die  Stellung  eines  wortes 
im  verse  auch  andere  faktoren  massgebend  sind.    Inwieweit 
fühlte  sich   die    alte    poesie  an   die  usuelle    Wortstellung  ge- 
bunden? Maclit  es  für  die  metrische  behandlung  eines  wort«« 
einen  unterschied  aus,   ob  es  einem  System  von  kasus-  oder 
verbalformeu  angehört ,  und   werden   etwa  solche  Systeme  ija 
verse    nach    möglichkeit    gleichmässig    behandelt?     Das   sind 
fragen,  die  immerhin  der  er  wägung  wert  sind.    Nauck  findet 
dass  die  paen ultima  in  'HpuKlf.nQ  *H(ß(t3ckfjt  ^HgaxXr^a  nie  iu 
die  hebung  tritt    Von  den  Worten  auf  -nlfjg  waren  aber  die 
iambisch  anlautenden  nur  versgerecht,  wenn  sie  eben  so  ye- 

St-eUt    werden:    'Aytixl^OQ    z/mxlfjng    'Entttkijog    QiKlijog  gr|-L-|w; 

ihrem  eintlusse  unterstand  ^Hguxl^g.  Der  genitiv  itg^mv  hat 
14  mal  die  Stellung  -\^.  Nun  habe  ich  es  unternoininenT 
sämtliche  spoudeische  formen  von  Worten,  die  mit  muta  + 
liqnida  anlauten,  auf  ihre  metrische  Verwendung  zu  präföo. 
(H.  h.  =  Hinter  hebung.  —  H.  s.  =  Hinter  Senkung;  nom^ 
imd  Klntt^  sind  nicht  aufgeführt  >  ebensowenig  formen  dt 
verkarzter  endsübe  wie  ä^i^mt  etc.) 

1)  N.  van  Wijka  ausführtmgen  IF,  XVII,  296  C  bewegen  mh  doFcbw*? 
10  den  bahnen  neuerer  theüiien^  die  m  aUg^ememer  anerkenniuig  tiicbt  gv* 
langt  Bind. 


Die  nomiiui  auf  -tut. 


383 


Wortfoim. 

1 

i               Wortfonn. 

1 

2 

ygi^fag 

1 

ßH^ßag 

1 

SfUfai 

2 

17 

ßknffdtiq 

2 

6ft(p<5y 

1 

ß^W^ 

1 

ifitfäi 

6 

7 

ßkmap^ 

2 

i/ieomr 

4 

7 

ßXmdgjp 

1 

iguivu^ 

1 

ßglaag 

1 

ifiti(p9i] 

1 

ß^WT^g 

3 

Optpimy 

8 

1 

ßgtifitig 

2 

^(fTi^m 

2 

ßQWfitjP 

3 

öp;!«j? 

1 

rkaiuti 

1 

GgfiX^v 

1 

rkawav 

1 

ö'QtjVtOV 

1 

Ho^y 

1 

^gijvvy 

1 

rXot«^ 

1 

^Qtoaxtov 

2 

7^P1^ 

1 

d'gtoaßifp 

3 

riflV 

2 

»Xarrn 

1 

3 

Tkiaarr' 

1 

xXayyijg 

1 

rXü9T9ig 

1 

xXayyti 

1 

1 

rlmofig 

1 

xXay%ag 

1 

r^Aaatu 

1 

xXaita 

2 

flmanaq 

2 

xXaisig 

3 

r^a»fioi 

2 

»Xalfi 

1 

f      r^aßmoTg 

2 

xXaUiv 

4 

1 

T^ftfinrag 

1 

xXauoy 

ö 

P^VIJP 

1 

xXaiova' 

1 

6 

rt^totü 

2 

xXav&fonj 

2 

r-^ 

1 

xXdntji 

1 

r>^ 

2 

xXdy/ai 

2 

1 

»O/iyjr 

2 

xXfjdtjv 

1 

r^oi^g 

3 

6 

xXfl^Qfl 

2 

y^^in 

1 

xXfiig 

2 

y^^ai 

3 

xXfitö' 

2 

1 

y^^unol 

1 

xXfiQif 

1 

6 

y^^t^tmr 

1 

xXfjToi 

2 

y^^mnwg 

2 

xXiv(ov 

1 

y^Hnxai 

1 

xXlvag 

1 

y^ai^i 

1 

xXivdri 

1 

y^ftoitii 

1 

xXiOfiff 

1 

2 

384 


Hogo  Ehilkh, 


Wortfonn. 

i 

.  »1 

d 
^ 

■j                WortfomL 

1 

xkiGfiovg 

8 

»givag 

1 

6 

xyr^fifl 

1 

Kgniofiov 

1 

xvrffiijv 

1 

1 

xgoaaag 

1 

xvfjfjiat 

5 

Kgovvovg 

1 

xvvi^iag 

2 

ngnvvm 

2 

xvfULii:^ 

1 

xgowovg 

1 

KV  fj  (Li  ovg 

2 

2 

»gvßSfjv 

2 

xvijaTi 

1 

xgvnVQ 

1 

xviatj 

1 

1 

xgvnxtov 

1 

xvlofjg 

7 

xgvy/ai 

1 

xviaji 

5 

xgvy/oD 

3 

XPiiTfjV 

2 

xgvq>&/j 

1 

Kvcoofp 

1 

nkayxrag 

1 

1 

Kvfaaotfvg 

1 

nXal^ei 

1 

XQainwai 

1 

nXal^cov 

2 

xgamvmg 

5 

nXayx&fj 

1 

xgaTiov 

2 

nXayx^k 

1 

xQflaaav 

4 

10 

nXetoi 

2 

XQfltOV 

55 

nXaloig 

2 

XQfloVT* 

1 

nXeifj 

2 

Kgi^Stov 

1 

1 

nXeCai 

2 

XQfJfiVOl 

1 

nXaieiv 

1 

xQfjjuvovg 

1 

nXeiovg 

1 

XQtlVfl 

3 

nXeiaxfi 

1 

xQJjVTjg 

3 

nXBlGTfjV 

1 

xgi^vfi 

2 

nXBtaxai 

2 

xgrivriv 

6 

nXetaroi 

8 

XQTjVai 

1 

2 

nXeiGTOvg 

1 

2 

xgfjvieov 

1 

nXexT^v 

3 

KgtjrdSv 

1 

10 

nXfXToVg 

2 

Kgy^ 

1 

nXsvgmv 

1 

Kgi^Tfi 

1 

3 

nXcvgig 

3 

KgriTriQ 

nXsvgöiv 

1 

Kgi^Tfiv 

nXfjyfig 

2 

xgid-al 

nXpjyf, 

1 

xgid-icov 

nXriyi(ov 

1 

xgi&ag 

nXfjdvg 

2. 

xgivwv 

1 

nXpj&vl 

3 

^^^^^     Die  nm^%  »trf  -ei-*-. 

385         1 

1 

1. 

1 

r3 

^               WortfoniL 

1 

1 

2 

9 

ITgmgtvg 

1 

1 

1 

1 

ngdgrig                     1 

1         1 
1 

^M 

1 

1 

1 

Ttgmuod'' 

2 

^^H 

L 

3 

ngwTM 

2 

10 

l 

^^H 

■ 

fe 

1 

ngdim 

1 

2 

^^1 

r 

^ 

1 

ngiirtj 

1 

^^H 

1 

1 

4 

7ig(J}T£<X>V 

1 

1 

H 

1 

1 

TlgmTw 

1 

^^H 

L 

1 

1 

2 
2 

H 

H» 

2 

tkuiijg 

2 

3 

^^H 

^ 

2 

rXuifi                       : 

s; 

^^H 

6 

TÄiJröi 

1 

^^H 

1 

r^»}!«; 

1 

^^H 

2 

Tß^Ör^V 

1 

^^H 

1 

T^CüAy 

!    1 

^^H 

1 

rgi^im 

1 

^^H 

2 

10 

1 
1 

TgiAf/aq 
r^*^a«:  (2) 

rgitTtrat 
\             tgr^TO^g 

1 
1 

1 
3 

■ 

■ 

1 

rgi^/jf 

M 

^^1 

f 

3 

2 
1 

jginkfi 
Tgoii;^^' 

I 

1 

r 

7 

& 
2 

1     ,1, 

• 

H 

mmß 

^19 

1         Tgii^g 

1      2 

^^1 

^^ 

^'   1     I 

Igmmv 

46    168     1 

^^^1 

1 

1 

Tg^fOü 

11    41 

^^1 

1 

1 

2 

1             Tgm/^^ 

1  1 

^^1 

1 

10 

\             rgmm 

1  1 

^^1 

Lk. 

t} 

2 

)             rgiiofi; 

1 

^^1 

■p 

ifc*< 

.   l 

tfXoiaß^v 

2 

^^H 

r  1     * 

1  1         fgaSftiap 

I; 

^^1 

1         1 

tfgfjtffid' 

1        1 

^^H 

W    XX-  Jl. 

25 

" 

»86 

^ 

Ingo  l';hr]ich, 

n 

1 

Wortfonn, 

IT 

j                 Wortibnn, 

2 

^     1 

^^a&aan' 

1 

X^mgag 

i; 

f^fjIQfi 

1 

xe^^^FTi 

3i 

f^r^t^a^ 

1 

X^miüfJtwtv 

5 

^^laau 

1 

X9^vart 

1, 

f^ijag 

1 

X^^imv 

i 

XUh^ 

1 

X^tm 

1    9 

XXaii'fi 

1 

Xg/ßf^fk 

1    1 

/luivm 

7 

4 

XQtaai 

1| 

j^Xaipag 

8 
l 

X^^tfi 

1 

^X^vPf^v 

18417081 

8      , 

Es  ergiebt  sich:  onter  900  messen  wie  xgn^v  ^\-^  108, 
den  L  ftiss  füllen  184,  andere  fusse  8,  Anf  eine  klaie  fonnel 
gebracht  heisst  das:  die  homerische  technik  hat  eine  snfc- 
schiedene  abneigung,  spoudeische  formen  mit  dem  anlaiit  oiola 
-f  iiqiiida  innerhalb  des  verses  anf  eine  senknng  folgen  m 
lassen.  Am  liebsten  wird  daher  die  stellnng  —  |-«-  gewühll 
in  rnnd  */fi  oder  80*^,0  aller  fälle,  demnächst  stelhiDg  m 
L  fnsse  (rund  */5  oder  20%).  Nach  dieser  berechnnn^  wäre 
also  zn  erwarten,  dass  x^tmv,  14  mal  gebraucht  11  mal  -;- 
gemessen  würde,  d,  h.  3  mal  weniger  als  es  thatsächlich  der 
fall  ist.  Man  stellt  MpenBv  gleichmässig  hinter  eine  hebimg^ 
weil  andere  kasusformen  (xgfag  ^^iü  mqs'}  so  stets  und  uot* 
gedrungen  verwendet  wurden:  (-«-)i/w.  In  der  erforschanj 
solcher  individuellen  bedingungen  ist  wohl  noch  nicht  genttg 
getan.  Was  ich  sagen  will,  ist:  treffen  sich  metrik  m^ 
Sprachforschung  m  ihi'em  ergebnii,  so  hat  die  sprachforschnnf 
den  nutzen ;  jedenfalls  aber  soll  sie  ihren  weg  gehen  und  mi 
nicht  den  dekreten  der  anderen  disziplin  widersprachslo?^  unter- 
werfen. 

Zum  einzelnen  überzugehen,  hier  zunächst  zwei  äussenrngeHf 
die  meine  meinung  nicht  deutlich  medergeben*  „Er  inöss 
neben  ^Uog  ddf^g  i'kiog  üTidog  xgdag  langvokaUsche  nebenfonneii 
KX^og  n*  s-  w,  annehmen"  (Schwyzer  sp.  437).  „Er  stellt  tls 
ursprünglich  auf  formen  wie  *xX^/Oi;  *Sf^[i]og  "^anfjog  *Jt(>jf/'^Cf 
die  nirgends  in  den  verwandten  sprachen  einen  anhält  flßden 
nnd  sich  auch  mit  den  vom  GriechlBchen  selbst  g^hotw^ 
ablantsformen    nicht    in    einklang   bringen    lassen"    (SohiisßD 


Bie  noudna  auf  -tv^. 


387 


p.  226).  Nicht  sind  von  mir  neben  ionisch  anUc  (nicht 
attisch!  Wegen  Enlenburg  IF.  XV  133)  und  ion.  att  xoiag 
lang^okalische   nebenfoimen  aagenominen ,   sondern  ich  führe 

andüg    auf    *(jniJG^    =    cn^taQ    ZUfÜck,     wle    tt^iag    ÄUf    *x(>^/öj 

(im  Attischen  a^iäg  statt  *jfpiä?  nach  fi^äg  Sdnag  etc. ;  et  xiai 
statt  *»*«  aus  x^ai  nach  natdfvaat  etc,).  Dass  der  ansiatz 
♦airjyos  in  den  verwandten  sprachen  keinen  anhält  findet, 
Fermag  ihn  nicht  zn  diskreditieren;  denn  der  stamm  hat 
bislier  keine  etymologische  beziehnng  ansserhalk  des  Grie- 
chischen, und  was  die  ablantsformen  des  Griechischen  selbst 
anlangt^  so  verliert  Solmsen  über  attisch  an^lutov  ^fint^ia-Xatov 
kein  wort.  Den  dativ  andtjat  verwertet  Solmsen  (Unters,  z. 
fiiech.  Laut'  und  Verslehre  p*  90)  zur  Unterstützung  einer 
theorie,  wonach  ionisch  $s  in  geschlossener  silbe  zu  f  ge- 
worden wäre.  Aber  1.  BnXia&ui  (Dias  T  172.  V  159)  geht 
nicht  aus  *onlhad^tti  hervor,   sondern  verhält  sich  imu  wie 

ftltit    (*iy4Acij)    zu    ipikdtöf    yrjfiaL    ZU    fa^im    U*   S.   f .  ^    d.   h.    in 

htl^^ai  aus  ^ünXtpfiai,  (cf,  thess*  ""AnXmv  aus  '^'jinlmv  neben 
^Antikmv  ans  ^^AuiUmv)  hat  der  stamm  vor  dem  präsentischen 
-t-Buffix  die  verkürzte  gestalt,  wie  sie  für  nasal-  und  liquida- 
itämme  die  regel  bildet;  mit  ^sopl-ietai  stimmen  bis  auf  die 
wnrzelfonn  iberein  ai,  saparyati  =  lat,  sepelm  idg,  *sepel-ieti 

2,  Das  'iiauQv  des  iterativs  soll  in  -stTMov  übergegangen 
sein.  Allerdings  ist  tpö(}h-uKov  seiner  bildung  nach  älter  als 
fi^mnop:  soU  nach  dem  gesetz,  das  in  ^tdi-aHov  zu  tage  tritt, 
im  verbum  auf  -ita  ein  iterativ  verliehen  werden,  so  mnas 
daa  suffii  -axov  an  den  präseus^tamm  treten:  das  ist  *q}ogf-[i\f-. 
So  wenigstens  analysierte  das  Sprachgefühl  auf  einer  älteren 
stufe  der  morphologischeD  entwicklung.  Ein  Grieche  der 
fanmeriscben  zeit  aber,  und  wir  müssen  bedenken,  dass  die 
il*jrativformation  damals  noch  durchaus  produktiv  war,  konnte 
iu^ht  umhin,  dem  paradigma  ffügd^m  tpogistQ  (pogd-it  ^^n^d-o^tv 
fügi^itf  <poQdovüt  Statt  ^tpo^it"  *^o^f-  als  das  stammhafte 
ojiterznlegen.  Auf  die  weise  setzte  sich  tpagiaxov  an  die  stelle 
des  unverstandenen  tpogh-axor.  Eigentlich  derselbe  fall  liegt 
Vor  in  3,  Kioxno  Od,  tp  4t,  uagfudaxtr  S  521,  nach  Solmsen 
=*  *MiinMfjo.  Das  Griechische  weist  in  seinen  meisten  ge- 
^Ultangen  auf  *je£t-  nicht  *xr^i-  als  normalform  der  wui^el: 
^ffrcii  s  iL  ieie  ^er  üegt",  *k^tai^  koiyunkt.  xitja$  =  '^nHil-ita* 

25* 


588 


Hüffo  FhTÜdi, 


(Schulsse  QE.  380);  am  einer  thematischeü  bildung  gehört 
tdüPTitt  {X  510  X  341  31  232)  =  ai.  hyante,  sing,  hyati 
(xt&[i]ai  hat  dehnstufe  wie  r'7t'ß>)'  Von  Khpiai  ging  ein  it^rati? 
*xiinxfTo  auä;  dazii  bildete  sich  das  allein  tiberlieferte  xi-fmix^ 
nach  der  analogie  von  tfo^ii<iititü:  (po^daxttfi  \h  dgL  m>  l 

4.   anin&t   nicht  aus  *fTn$£aüt;   sondern  zu  "^^anhoai,  ver-  ' 
kürzt   aus    rjjf^cfjfi*,   kam    anifrm    hinzu   nach   massgabe  des 
Verhältnisses,  welches  sich  hei  den  übrigen  fir-stämmen  dar 

bot:    itndiijfjt:  timüm.     Nicht  SO   isoliert  Wie  ünin^;  steht  xWfls 

innerhalb  der  verwandten  zweige.  Und  bei  näherem  zueehea  i 
stellt  es  sich  heraus ,  daas  nicht  *x^nfa^,  sondern  die  im  ■ 
handbuch  zu  handbuch  fortgeführte  konstruktion  *xpt/a^  es 
ist,  die  nirgends  einen  anhält  findet  Das  Geimanisclw' 
belegt  durch  ahd.  mh*  hräiver  („roh**,  siehe  Kluge  s.  v.)  den 
ablau t  *hrmm-  *hrawo~  =  indogerm*  *qreuo-  *qr9uo-,  ])m 
reduzierten  stamm  *qr^ti-  zeigen  litiiuisch  kraüjas  (^bluf)  - 
ai.  hravya  („fleisch")  aus  "^kwuio-,  irisch  vrua^d  ^fest"  *ftfat«ip 
*gf0t*-dis*  Endlich  ai.  kram^  („fleisch")  differiert  von  gr.  t^m 
=  *nö^fn^  nicht  nur  im  ton;  grundform  ißt  nicht  *qr^^^. 
sondern  *qr9UBs,  welche  sich  vollkommen  deckt  mit  t^< 
xoiaQ  Hesych  =  *3C(*a/ac« 

Meine  ansfiihrungen  über  homerisch  ^lio;  und  -xi^;, 
welche  darin  gipfelten,  dass  ich  für  den  neutralstamm  «ine 
äbstufung  ^xlij/üq  *xU/efTog,  für  -xk^g  eine  dehnstnfe  -Ml^ß^i 
erschloss  ~  vergleiche  die  ö-stufe  in  lit.  .^elovi  „rühm'',  sliv 
alava  *Boua  —  sind  nicht  auf  fruchtbciren  boden  gefaJlen. 
Vielleicht  kommen  die  dialekte  mir  zu  hülfe.  Im  delphisch- 
phokischen  dialekt  bleibt  1.  tä  ans  *frTä  *hu  ankontratüert' 
xgvma  =  att.  /pv^^  ÖDI  2501  ai  (380  v.  Chr.),  tir*«  1918t 
1984  6  (priesterschaft  11  U>3  v.  Chr:)  rdkfu  2642  a«  (15^ 
v.  Chr.)  iaptyiv  Phokis  (Elatea)  Inscn  Graec.  IX,  2  nr.  111« 
(2,  H.  d.  4.a.  H.  d.  3.  j,  v.  Chr.)  i[a]QiPaq  Ilelpbi  2506  « 
(Äichon  Hieron  c,  278)  ia^iväc  BCH  24,  87  03  (Archen  Hieron 
c.  278)  ia^iv^c  BCH  24,  130  CoL  I  i»  (Ärch.  Dion  33fiö); 
p.  474  CoL  II  ti  (Aich.  Theon  3287)  p.  491  s  (Arch,  Chan^ 
xenos  330/29).  2<  fjä  aus  *r^aa  *r}fa  wird  zu  jy;  jia^'f^p  2502 
137.  148  ^p  2518  7  2652  &  (3.  pers,  plm\)  =  böot.  *iW  •J«' 
(homerisch  ^iv  ist  zwai\  wie  man  glaubt,  eine  piuralfoFDi* 
fungiert  aber  nur  singularisch;  schwerbcb  ist  daher  ^*  ^ 
^£p  entetanden)«    Ferner  der  akkusativ  der  uomina  auf  -tk' 


Di«  noQiiDa  &!if  -mg^ 


389 


ßamlfj  {=  ßaaiXr^a)  6tc.  Im  delphischen  dialekt  flektieren  die 
werte  auf  -af^jfg;  gen.  -kX^o^  dat  ^xXu  akkuBatiy  -x;iif  z.  b, 
monl^  GDI  2502  B  »i  (Archen  Menaichmos  32^/1  v,  Chr.) 
-11A17  kann  nicht  ^-icAfca  zur  Vorstufe  haben  nach  1.;  aus-;rX^a 
wurde  -itlij  mit  kontraktian  der  ersten  beiden  vokale  nur  in 
einem  strengdorischen  dialekt;  also  ist  fiundform  *-jfAj7a  nach 
2.,  älter  ^-nlfim,  wie  ^xlin^  -xXn  für  *-xX^oq  *'xXrjt  st^hn.  — 
Meinen  auseinandersetzungen  über  *jign^  hätte  ich  nichts 
zuzufügen,  wenn  sie  nicht  dadurch  minder  überzeugend  wirken 
müssten,  dass  eine  gesamtauffassung^  die  ihnen  zur  eigent- 
liehen  unterläge  dient,  fiir  den  leser  verschleiert  bleibt.  So 
verweist  Schwjzer  (sp.  437)  unter  ablehnung  meiner  idee  auf 

Schtdzes    kapitel    über    die    ati^oi    aniq^aXot    XayuQol   fufinvgoi. 

Die  freiheiten  des  ersten  und  letzten  fusses  werden  QE-  p.  8 
so  festgestellt: 

„Versus  epicus  admittit  brevOTi 
I,  in  prima  arsi 

n,  in   prima   thesif   si  fit  in   pnmi   alten usqne    pedum 
compage  diaeresis 

DI*  in  ultima  arsi:" 

Einen  schritt  über  Schulze  hinaus  scheint  Dauielsson 
(Zur  tnetrischen  dehuung  im  älteren  griechischen  epos  p.  49) 
Zü  gelangen,  indem  er  zeigt,  dass  der  letzte  fuss  des  Verses 
tatßächlich  in  Homerischer  zeit  nicht  defekt  war,  dass  viel- 
mehr seine  hebung  eine  metrische  dehnung  erfahren  hat, 
deren  ratio  freilich  nicht  deutlich  sei.  Dass  in  Wirklichkeit 
der  einzige  vers,  der  die  dehnung  nicht  graphisch  ausdrückt, 

M  208   T^täeg  d'  iogiyfiaaVj  onmg  iÖQp  rnoXop  ofpiv 
sehr   früh   mit   troehäischem   ausgang   gelesen   wurde,    dafUr 
bürgt  mir  die  nachahmung  des  Hipponax  fr*  49  s : 

In  einem  überaus  lehrreichen  kapitel  seiner  Unters,  z. 
griecb.  Laut-  und  Verslehre  („Zur  lehre  vom  digamma'' 
1».  126  £,  vor  allem  p.  136)  bringt  Solmsen  etwa  ein  halbes 
Imndeil  atixot  Xayagoi  zusammen.  Die  richtige  beobachtung 
Bartels  nämlich,  dass  bei  Homer  anlautendes  digamma  eine 
söbe  auf  kurzen  vokal  +  konsonant,  wenn  sie  in  der  Senkung 
steht,  nicht  verlängert  —  dnag  (ßinng  ~  erweitert  Solmsen 
dahin,  dass  auch  anlautende  mute  H~  liqnida  hinter  thesis- 
vokiU  stets  schwache  position  bilde:  uXsro  ^^ipa^§yQg.    Bisher 


390 


Ha^  Ehrlich, 


glaubte  maOj  dass  aiüautende  rnnta  +  li^nida  bei  Home^*^ 
ausser  in  worteu  yon  iambischem  anlaut  so  gut  wie  stat%,^ 
Position  bUde;  vgl.  La  Boche  Homer.  Unters.  I,  p.  21,  25,  3^^^ 
Eg  war  also  für  einen,  der  über  diese  dinge  reflektierte^  aU^^ 
veranlassung  gegeben,  sich  die  werte  mit  vernachlässigt^^ 
Position  auf  ihre  metrische  form  anzusehen. 

Meine   tahellen   fiissen   auf  La  Roches  Sammlungen, 
sich  aber  aus  Gehrings  index   vervollständigen  lassen. 
stellen,  die  in  note  ohne  weitere  bemerkmig  angeführt  Hi^>-^ 
fehlen  bei  La  Eoche. 


A 


L  lambisch  anlautende  worte  bilden  positio  debll;^^ 


StoUen. 

Stellen. 

n 

Klvwatfty^aT^fl 

4 

d'^ivmp 

2 

^^ 

xXi^fjpai                 j 

2 

^^6yoi(n(¥) 

2 

xXvSmr 

1 

&(t6yotg 

3 

xlti)^ovtr 

2 

d^^OVOl 

1 

KXicavdg 

1 

^Qoytp 

3 

nXitöv 

2 

Spafiiiawr 

60    ' 

nXdovna 

1 

K^öyitay 

42«) 

M 

nksovffug 

1 

K^oyioyQC 

2 

m 

nXiiüif  (noXvg) 

1 

Kgm^üin 

4 

nXuxmav 

1 

Kgoyov 

15») 

ßftotwv 

44*) 

x(»aTa(i^ 

9 

ßoototiJt{v) 

28") 

x^axatt^v 

1 

ßgütoto 

n 

xgaratti 

2 

ß^OTOi 

1 

x^atatig 

ßgoTüig 

1 

Kgaruiiy 

ß^fAyhmg 

1 

n^ajaiig 

ß^a/Joya 

4*) 

x^atmyv^Xm 

ß^ayjovfg 

1 

u^istyHrjg 

^^axtay 

5*) 

M^^yetap 

dguit  ovta 

3 

xgvfpffäoy 

df^thiürt^g 

1^) 

xgtü^y 

AgvaVToq 

1 

xgaiiVTmtiay 

^(»trai^Ta 

1 

ngaSaiyoptiyti 

m 

6^6fiovg 

1 

xgmiatyofi.ey^y 

m 

^fOt'Dir; 

11 

n^otnrt^g 

1 

Die  nomins  uf  -«v;. 


391 


SteUen. 

SteUen. 

>fxTJ 

1 

ngoamna 

7«) 

weifAiva 

14") 

ngoaiinuat 

1») 

^ffXB 

1 

ngoam 

4M) 

^dvfiifiai 

1 

XQttntt^a 

4 

oq  aXXiiXinfg 

30") 

Tpans^tii 

3 

iXki^Xag 

1 

rpawiCjj 

5 

dXX^Xjiaiv 

1 

XQüintZefV 

13«) 

SlXfjg 

1'«) 

rpanc^at 

2 

^iXtov 

1 

rganiZfe 

9 

^igoiiiii 

1 

XQanwxo 

1 

"HXiSog 

1») 

XQunmvxai 

1 

*  •* 

3»*) 

XQttnia9ai 

2 

^oirny 

1 

xgunttofttv 

3 

idi 

1 

xgiyovg 

1 

ovit'i 

1") 

xgi<pn 

2 

ov^avop 

4") 

xgiatpav 

3 

ov  fityaXij- 

11»') 

Tgtxiis 

1 

TOQa{9vft6v) 

xgixti 

1 

0»  lix^i 

1 

xgixrig 

1 

<o  iauof 

4 18) 

xQtxetr 

1 

xovQtay 

1») 

TQl^XOVXtt 

3 

'oao«|a5 

3 

xgiijxoai' 

1 

>9aijvian' 

13 

xgiijxoaiotaii' 

1 

»Mtivia 

163»«) 

xgt)]x6aioi 

1 

HmavSitt» 

1 

XQixoMte 

1 

>ooav4i/r«7>' 

2 

xgonotf 

1 

^oaünura 

1 
1") 

XQOipov             ^_ 

1 

munov 

564 

n.  Fälle  anderer  art 


•^  (nAcfo;) 
^axa 

OtfUP 

•9W 


1 
1 
1 
2 
1 
1 
1 


Sgayftaxu 

9p6yoe 

Sgfpiwv 

XQVty 

K(fi»og 

tcgSxt 

XQttXU 


302 

nxkgo  Khtiieh, 

J 

1 

StoUeB. 

SteU«n. 

x^ivafi§¥og 

1 

ngoQ  ftat^iq 

M^dTOg 

1 

7Tpü>rac 

Jlgiafiiäaü 

2 

Ti^^toy 

1       1 

fl^ia^uifi 

3»6J 

n^üatpaud'ai 

ll^ia^idfjv 

5^^ 

T^sftoy 

j 

n^iv 

5 

r^/rog 

1            i 

n^O 

P«) 

TptMiiaioiV 

1              1 

40      ! 

»)  «f»  360,  463.  '!'  439  stehen  MachMch  bei  G^hring  unter  ßo9T9im 
«)  S  32&,  n  148.    Streiche  bei  La  Etoche  ^B21. 
^)  il  505.  565  (G.  unter  ßg^iQio)  ateht  ^^ordc. 
*)  M  889,  iV  Ö29, 
»)  B  308. 

T)  .i  571.    Streiche  bei  G.  i2  714. 

•)  P  441,  T  340,  «  386,  y  BS,  ^  399.  406,  J  303,  o  477. 

•)  JV  346,  O  187.    Bei  L.  R.  streiche  i'  441,  r  340  (s.  n.  8), 

»^)  rf  67. 

^^)  Da  die  pripoeitioii  mit  ihrem  nomen  einen  woiikCrper  bildet,  ist  nqoi 
unbedenldicb  bieriier  gestellt.    Bei  L.  H.  fehlen  il  142,  >^  165. 

t*)  if  456. 

^n  ^  347. 

'*)  .  26. 

1»)  *  459. 

»«)  ©  364,  l  17. 

*T)  «  355.  464.  —  Dte  reflexivntti  vereinigt  sich  iried^nun  mit  macm 
iiiibsteiiti¥um  tn  elnetn  eueren  komplex. 

i«)  Die  steOen  aind:  O  35t,  Sl  783,  *  106  (fehlt  b«i  L.  B.),  m  m. 

"•)  P  726.  

«)  «  ^2,  ^  507.  —  //  706  fehlt  G. 

«)  -r  24 

»«)  *  85,  o  332,  T  361. 

«)  H  212. 

»*)  i  642,  ^^  368. 

«)  #  542,  *  92,  ^  174.  0  137. 

»*)  N  80. 

«T  Af  316,  O  604 

w)  >V  799. 


Während  sich  also  positio  debiUs  564  mal  mit  iambisch*'' 
form  des  wortanlauts  verbindet,  lassen  sich  nur  40  ftlle  i^- 
bringeDs     in    denen   metrischer   zwmg   nicht   wiitsam  «w- 


Die  nostint  snf  -ivf. 


39S 


I 


Dorchmustert  man  aber  diese,  so  ist  bisweilen  assoziativer  ein- 
ÜUBB  von  Wortgestaltungen  der  ersten  ait  nicht  zu  verkennen: 
<^nktin ta  richtet  sich  nach  ^nlinow,  ^^^opog  nach  w^oyoi^f, 
^K^ivoc  nach  ^fK^ivfiin,  ^j^itoc  nach  ^Tf^lriov,  ^Jn^6  t'  aXV  nach 

^nQO    «grcag    und    evident    ^n^ooffiaa^fu    nach    wnitOßiivSa,     Im 

ganzen  ist  tatsächlich  Vernachlässigung  der  position  ira  wort- 
anläut  dem  dichter  ein  zugestandiüs,  das  er  widerwillig  dem 
verse  macht  Man  mache  auch  die  gegenprobe;  und  wird 
finden,  dass  nicht-iambisch,  z.  b,  trochäisch  anlautende  worte, 
ohne  dass  die  versstelle  eine  rolle  spielte,  vorangehende 
kürze  konstant  Terlängern;  so  n^mtQg  T^mg.  Die  hypothese 
Solnisens  mit  allen  ihr  anhängenden  folgerungen  ist  demnach 
yerfehlt. 

Sollte  es  nun  nicht  möglich  sein,  den  lizenzen,  welche 
Schulze  in  der  tat  an  der  ersten  und  sechsten  versstelle 
nacbge wiesen  hat,  ihr  auffallendes  zu  nehmen,  indem  man  sie 
den  sonst  bekannten  metrischen  dehnungsgesetzen  HomerB 
unterordnet?  Es  sind  folgende  (vgl  im  allgemeinen  Scihalz« 
QE.,  Danielsson  a.  o.): 

\.  Darch  den  iktus  veriängeit  werden  kann 

L  eine  von  drei  oder  mehr  kurzen  silben,  welche  ent- 
weder in  demselben  worte  oder  in  zweien ,  die  gleichsam 
einen  wortkörper  bilden,  unmittelbar  aufeinander  folgen, 

n.  in  antispastischen  werten  die  sübe,  welche  den  längen 
vorausgeht^ 

nx  in  bakchischen  werten  die  silbe,  welche  den  längen 
¥orausgeht  (Danielsson  p.  33  ff). 

B.  In  der  Senkung  kann  jede  kürze  als  länge  fungieren, 
welche  innerhalb  eines  Wortes  zwischen  zwei  längen  steht. 

Man  findet,  dass  die  gesetzmä^i^eit  der  metrincheo 
dehnuog  in  diesen  vier  regeln  au%ebt,  wenn  man  einen 
fruchtbaren  gesichtspunkt  beachtet,  den  bereit»  Schulze  in 
anwendung  gebracht  und  Danielsson  hie  und  da  weiter  ver^ 
folgt  bat  Es  handelt  sicli  um  den  begriff  des  syntaktischen 
Wortkomplexes. 

Mehrere  worte  können  metrisch  eins  werden 

a)  in  engen  syntaktischen  komplexen, 

b)  durch  vokalelisioti ; 
ein  besonderer  fallbn)  eotitelit,  wenn  zwischen  vokaliichem 

wort-ans-  und  aaUnt  eine  einalUfe  Partikel  elidiert  wird. 


394 


Hogo  Fhfliflli, 


Yielleicht  zu  sehr  wird  von  Schulze  nrgiert,  dsm  im 
versbegiun  einige  male  metrische  dehnung  durch  die  schrÜt 
nicht  angedeutet  wird:  enixnvQQ  pt  42B  ^^ifv^lri  ^119  inu^fi 
X  379  ^^  2  a  13  5^  452  ip  2b  o)  482.  In  folgen  ?on  drei 
oder  mehr  kürzen  (A  I)  oder  von  bakchischer  form  w.^  (A  HI) 
konnte  man  diejenige  silbe,  die  den  iktus  bekam,  auch  wohl 
laugen,  ohne  dass  der  buchstabe  dazu  aufforderte.  Melriäch 
einheitliche  komplexe  bilden  in  erster  linie  proklitika  mit 
einem  starkton  igen  worte:  eiV  iy^^f^  ^iy  "AlSao  fiVi  Sv^^t 
*iVi  d^opf  vniie  aXa  (Schulze  Qe/ 216  ff,).  Hierher  fallen 
auch  diijth^^anliüc  t  3&T  =  H  2bl  =  A  435  iiijih^g 
^mfirtj^OQ  z/  135  TOP  STsgov  £  266  rec  hb^i   xaXa  0  352  t6  ^a  vir' 

/r228.*)  &VTI  ipvijdaq  =  yaxfac  Hesiod^h,  310-  Sc.  m,l61 
(QE.  p*  434).  Näturgemäss  ist  auch  die  Vereinheitlichung  eines 
Wortes  mit  einem  anhängenden  enklitikon:  an^tfi  fim  K  285 
^  anio  fim.  Ebenso  beliebt  ist  es,  ein  ac^ektiv^it  seinem 
Substantiv  mit  htilfe  des  verses  gleichsam  zu  vei'schweissen : 
daher  «?«  nf^vXvp  ZfAiXt^v  K  517  =  p  67  n^vlv^  StaXitg  (an 
diesen  stellen  schreibt  Schulze  p,  448  noXlov  noUig),  movlifp 
i(p  vfQrjv  j£  27  =  d  709  (^£pa  noXk^^y  P  269  movXvp  Mor.  C&nt. 
novXjjv  S)  if/^a  novXvv  E  776  =  9  50:  Schulze  statt  nmkvp 
"^novXav.  Aber  ^iue  änderung  ist  nirgead  notwendig;  überall 
bezeichnet  -01-  metrische  dehnung  gemäss  der  regel  A  I; 
und  novXvp  ar^itTüv  Ö  472,  wo  die  länge  so  nicht  gerecht- 
fertigt werden  kann,  hat  eiu  rhapsode  nach  novXip  S^aJIo? 
gewagt.  Analog  beurteile  man  nun  X9^^^f^  xivaa  ^  na^ia 
(Schulze  p.  433);  ipaejaolrwfiTs  J  löo.  E  Sb9T0  308  (p.  387); 
aioXov  otpip  M  208.  Tjnter  den  begriff  usueDer  wortverbände 
fallen  ferner  Jcp^»^  diSovvut^  ^  ^tSöt^at  i2  425,  iSuevm  adtjp 
E  203  (=  m3fjv  p.  452);  etwas  freier  piiam  Xvu  ij  I^^bUU 
XtH  p.  320),  i^y€t€jinag  Hesiod  Opp.  263  (p.  451).  Ali 
metrisch  gedehnt  fasse  ich  weiter  xXv^  (-  ai.  Snidhi);  plur. 
xXvre  =  MXvt§  schou  nach  Schulze  p,  390.  Hinter  xXv^  icAvrf 
steht  bei  Homer  entweder  ein  enklitikon: 
xXv^i  fiäv  A  ^1  =  Abi 
^Xv»l  f,a  £  115  IC  278  ß  262  d  762  ?  324 
xXvrd  fioi  ^  239  iji§v  Aristarch)  MXiwi  fim  0  172 


I 
I 


»)  Ferner  8c  itXtjs  X  236  (v-*^). 


I 


Die  BomitiA  «uf  -im.  395 

oder  eio  vokativ: 

)ilv&i  upol  /I  514  £  445 
kXv^i  IloaMtdaoif  ^  55  i  528 
Kkvdi  aii  W  110 
nlvTf  Kaoiyyritai  2  52 
nXvtt  qiikot.  B  56  I  495 
xÄvf£  (fikm  ef  722. 

Der  faU  Am  enklitikoos  ist  uns  von  amto  ^ot  her  bekannt; 
und  enklitisch  lehnt  sich  anch  der  vokativ  an  das  den 
salz  anlautende  verhum  an.  Das  vedische  Sanskrit  (siehe 
WMtney  Indische  Grammatik  §  593,  §  314)  und  das  Griechische 
Homers  hannonieren  hierin  in  überraschenderweise;  ein  vers- 
auf ang  wie  itXv^  ß()ojwv  inittm^Q^  hymu-  h.  8,  9  wäre  für 
Homer  nicht  möglich. 

Dass  durch  vokal elisioii  zwei  worte  quasi  zu  einem 
Verschmelzen,  kann  man  aus  mancherlei  anzeichen  entnehmen; 
so  kommt  es,  dass  in  der  Verbindung  Ndutö^'  t^tio  =  igis 
^611  die  metrische  dehnung  auf  die  zweite  statt  wie  ge- 
wdhnlich  auf  die  erste  der  drei  kürzen  gelegt  wird ;  dasselb*^ 
motiv  liegt  vor  für  die  messungen  xdax'  in*  dn^ioioiv  v  *T 

=  «ar'  (Schnlza  p.  380),  liaT^  dvyyijrovg  2  596  (p.  386), 
Durch  ©lision  einer  einsilbigen  partikel  wird  worteinung  er- 
reicht Z.  b.  ß  1  XvTo  6'  aydt^  =  Xvto  (</^w-),  ^t  J'  U^jfi^ 
o  222  ^  ^i.  Gehäufte  belege  aber  für  die  auf  p,  393  unter 
^)  b)  b«)  rubrizierten  regeln  gewinnen  wir  erst  mit  der  he- 
trachtung  der»  wie  wieder  Schulze  erkannt  hat,  metrisch  be- 
findeten quantitierangen  SJfwp  und  «i'^i».  Zunächst  vStog  steht 

a)  in  engen  komplexen 

ayX'aiv  5<Jaip  B  307   0  345  1   140 

iX/iv^iv  Z^wQ  a  511  f  100  t  227.  470  ^  238.  240,  431  a  294 

uaXXiQQoay  vSa^g  B  752  M  33 

fiiXav  vSmQ  n  161   0  202  *5  359  C  91  ju   104  v  409 

tß^ipLQv  vSmg  ^453 

2Tvrk  Ut^Q   O  37   H  271    f  185   (vgl.  Daüielsson  p.  16) 

aviiiQ^  Tt  nai  tJdcyp  y  300  ^  277  0  482 

mitd  S§  ol  v6(j^g  S  435 
(verbnm  +  Subjekt) 

&vaßißgv/jy  vStog  F  54 

o£W  v^m^  Q  209 


396 


Hugo  Ehrlich, 


(verbum  +  objekt) 

io)^ipu  y^typ   P  747 

oiai^^r  vdwQ  y  429 

Xhi  vii^^  /  15  /I  4  385. 

h)  hinter  einem  wort,  das  elision  erleidet 

f|i;fü5'  viva^   T  470 
Tai   Sh  ßisd^    vimg  v  153 
X$gai   ^  itp'  if^ca^  t)  213  (cf*  hm) 
b«)  hinter^elidierter  parlikel 
C«  6'  m\mi}  0  365 
9e^fieT£  d*  vdcog  &■  426 
<t£()/£cio  ä'  vScag  ^  348   ^  437 
ialp€TO   d'  vSm^  X  359 
nokv  J*  "Kdcöp   C  86, 
Diesen   45   fällen   stehen   4  gegenüber,   die    s^ich   keiner 
lionn  fügen: 

{igvSaivsto   i)  )   ul'^aji  väm^   <]^  21 

(X^ifii^iov)  mXiy  v3{o^  V  420 

xac  i;<fa>^   ti   110 

jfa^'  v()'ca(»  0  14. 

Dass  avj^Q  seine  paenultima  nicht  auf  grund  einer  eigen- 
tumlichkeit  der  sechsten  hebung  verlängert,  ist  deswegen  von 
vornherein  zu  vermuten,  weil  das  wort  einen  spondens,  wenn 
auch  meist  im  letzten  >  so  doch  an  vier  stellen  im  vierten 
fusse  bOdet. 

Hier  tritt  nun  unser  erklärungsprincip  in  krafL 

a)  ß^ozog  av^p  fi  77 

Bxot  avi^^  {verb.  +  subj.)  M  382 
bö)  im  6'  dviJQ   ^  112 
nagit  y  dvi^g  n  45 

Der  rest  des  materials  gruppiert  sich  folgenderraassen: 
a)  ai^ijiog  avjjp  P  520  ft  83 

ainoXog  dv^g  ^  275 

/iotixoXog  dvfi^   ^  845 

ßgoTog  dvr^^  ft  17 

j^dg6ayog  dv^g  B  701   JT  807 

imßQvxoXog  «yjyp  X  412  p  235  ^  199  ;f  268.  285 

jra(iT££>o;  dv^g  S  242.  271   v  393 

otoi  n$g  afjfjp  n  97.   115 


(verbum  +  subjekt) 

ägnaüfi  avf^Q   ^  319 
ßaX§v  dv^i*  jj  6 
eg/^Ttii  dv^g  K  341 
iv/iiiu   dvti^  S  484 
fjyayfv  up^q  y  383 

itto  dvj^p  n  148.   177 

ovTuatv  i^J^Q  £  361 

nüft  dr^g  ^f  169.  209 

TSanaTut  dvj^p  o  400 

jn{}vmaiTai  aViJp  f  249 

yipfr'  dvi^g  B  553 

£ßaA     cevjjp   ji  475 

^/TTfi'  dv^g  Q  707 

oiJ  j'ö^  in    dv^g  ß  bS  g  537  (csf*  a) 
b  a)  dvi(/a  iV  dvii^  N  131   /7  215. 
VereiBzeltes: 

dpyvfjfp  ttl'ijp  C  232  V'  159 
e}iߣVüt  uvt^p  V  470 
tiPnjj   dn     aimvfi^;   fl    725. 

Das  gesetz  ist  gewahrt  m  44,  verletzt  in  4  fallen;  ganz 
ähnlich  st^Ut^  sich  das  Verhältnis  oben  bei  v6mp  dar,  so  dass 
raaii  die  regel  Widrigkeiten  wohl  späteren  sängem  aufbürden 
darf,  welche  die  altert  tiraliche  verskunst  nicht  mehr  voll  be- 
herrschten.  Hauche  einzelheiteii,  die  man  bei  Schulze  be- 
handelt findet,  können  ebensowohl  sprachlicher  als  metrischer 
interpret4ition  unterliegen.  In  ßogitjg  1  5  (fwrjes)  ßogifj  ¥^195 
(horjei)  ist  die  erste  silbe  durch  das  konsonantisch  fungierende 
f  posilionKlang  geworden.  Hesiod  Opp.  596  lese  ich  tgii  vSutoQ 
als  Tghg  v^ctTog.  Das  Griechische  hat  eine  neigung,  die  man 
bis  in  die  inschriften  verfolgen  kann^  den  auslautenden  kon 
sonanten  einsilbiger  worte  bei  nachfolgendem  vokalischeni 
aulaut  zu  geminieren;  vergleiche  bei  Homer  ipvtm  =  iv-£nt, 
ivvenifiat  =  iv-fuifjoi  (dagegen  hat,  glaube  ich,  iwmiyatti; 
etymologiscli  berechtigte  geminat^)-  ^^tf/ö?  ^  47  njj  (schreib 
^fi)  H  340  I  245  möchte  ich  für  konjunktiv  des  perfekts  (zu 


398  Hugo  Khrlich, 

^a-d^a,  elisch  ^a-tm)  halten,  trvq^ewg  (geiiitiv  x  389)  =  ^m- 
^pifOQ  *'fpfjf6g  ist  wohl  die  gruiidform  von  avtpfog:  zn  *fn/^^ 
ipio-Xiog  „lager^,  altnoid.  hol  „Wohnort**,  indo^erm*  *fcAöfo* 
*hhöleuo-f  noch  älter  *hhöulo-i  wurzel  hheu  „leben**,  3oiaxn; 
^xog  und  attisch  f  dorisch  9äitog  sind  nebeneinander  un- 
begreiflich»  wenn  man  iiiclit  d-öitfi^  (Soph.  OR.  2  AeschyL 
SuppL  o75K,  Empedocl  v,  18  St^ein)  gegen  Schulze  p,  435^ 
abti^ennt;  siehe  Passow  s.  y.  &6^xüg  =  9mxog  aus  *^aj:mwog  lautet 
ab  mit  S-axoQ  =  *^ufäKog:  indogenn*  "^ähäuöko-  ^dhan^ko-,  ovSov 
(^weg'')  ^  196  mag  sich  ein  rhapsode  gestattet  haben,  der 
iSog  als  nebenform  von  oMg  „schwelle**  kannte  (cf.  ^^iJ/axo^ai:  ■ 
didhico^ai  u.  ä.)j  daher  die  quantitätsverschiedenheit  auf  das 
gleichlautende,  aber  unverwandte  wort  für  „den  weg**  über- 
trug. Über  iay^  A  559  s.  K.  Z.  38,  69  n.  2,  über  ui&vtai 
oben  p.  388-  ßuftai  ^  eilen  "^  und  tt^jiu  „  senden  **  werden  hin- 
f^ichüich  der  guantität  des  i-vokals  gewöhnlich  so  beurteilt 
(Schulze  p.  437),  dass  man  dem  ersten  verbum  langen,  dem 
zweiten  kurzen  vokal  als  ursprünglich  zuweist;  diesen  ntiter- 
schied  hätte  das  Attische  umgekehrt.  Ich  habe  bedenken, 
/iifiai  ist  doch  wohl  bilduugsgleich  ätiptui^  einem  unzweideutig 
athematischem  verbum.  Zudem  hat  fh^ai  das  präterituni  jjm 
-  *€-u\i^i\  deshalb  scheint  mir  auch  der  vokal  des  präsens 
von  natur  kurz  zu  sein;  idg.  ^uXie-mai,  regulär  also  l^a$^ 
M  274  "iiVTm  Jll  r.  ^04<  Messungen  wie  X^tq  ie^ivog  id^j&tiv 

(v*-)  iBT^  ivt  ^i$yapütg  v  344  iiv  d^i^fuv  M  68  tst'  dxövritKtai 
N  585  ^^11  359  geben  ilber  die  wirkliche  beschafenbeit  des 
Iota  keine  auskauft,  da  überall  metri  causa  gedehnt  sein  kann ; 
Ityr  alk^lmy  N  501  =  II  761  setzt  bei  hßai  bereits  verlust  i 
des  digamma  voraus,  zeigt  also  nach  attischer  art  augmentnm 
temporale.  Auch  trjfu  hat  bei  Homer  syllaba  anceps,  *  kann 
kurz  sein,  ist  lang  z.  b.  in  ttraat  ^192  atplnaai  17  126  iipki^ 
A  bl.  Die  Quantität  der  redupUkationssÜbe  schwankte  meines 
erachtens  seit  der  urzeit;  '^sl-sBinL  So  wird  auch  iaQßai 
(ifjtgQg)  von  Homer  mit  langem»  von  den  attikem  (Euripides, 
Arlstophanes)  und  Empedokles  mit  kui^em  1  gebraucht;  bei 
Äischylos  und  Sophokles  wird  i  gemessen,  aber  es  steht  dahin, 
ob  das  die  alt- attische  weise  ist*  Nun  zählt  iao^ai  zu  deß 
Verben,  die  aus  der  atheniatisehen  in  die  tbematische  flexioa 
Übergegangen  sind:  bei  Homer  noch  ^iä^i^vog  31  139.  193,  auf 
Kypros  ta^^at  GDI  59  A  s.    *iufiat  steht,   was  man  bisher 


I 


^ 


Difi  nominft 


-ttfr. 


nicht  erkannt  hat,  fiir  ^at-aa-^ai  (att  ^iAofiat  lautgesetzlich 
für  *hthaio^mt  cf.  avog  ans  *havhüg):  zu  latBiiiisch  ^ä-jm^. 
Damit  ist  auch  *s%semi  legitimiert  und  drittens  (og  vmiv) 
jit-^mvax§  IC  478  neb€Q  nXfavtfxat  erläutert*  Aus  dem  dar- 
gelegten ergiebt  sich,  weshalb  ich  mich  bemühte,  dar  spon* 
deiscben  messung  y/p^c  ^ine  sprachliche  begrtindnng  zu  geben. 
Man  siebt,  ütiyoi  äxi^pakoi  und  ft^iov^m  sind  nicht  notwendig 
anzuerkennen.  Es  könnte  sich  nur  fragen,  ob  ein  defekt  der 
ersten  Senkung  mit  grösserem  rechte  zugelassen  wird.  Dafür 
sprechen  namentlich  drei  beispiele:  ^  493  Atav  Idofni^Bv  n 
{Wackernagel  ^iai'ir')  m  299  mv  ä$  (al.  di},  am)  vrjvq,  %  327 
HK^p  avat(xXioQ\  Schulze  avotalioq.  Diesem  beweismateiial 
hinreichende  tragföbigkeit  zuzusprechen  oder  zu  bestreiten,  ist 
dem  subjektiven  belieben  anheimgegeben. 

Berlin,  deo  15.  augnst  1904. 

Hugo  Ehrlich. 


mi 


simgur. 

Die  eltero  eines  verheirateten  matines  hieseen  für  die  in 
den  neuen  familienkreis  übergetretene  frau  im  indogermanischen 
altertum  svekuros  und  svekriis.  Die  accentstelle  ist  gesichert 
durch  die  vollkommene  lautliche  identität,  die  zwischen  m. 
ivähiraJi  [av,  zvami^rö]:  svaMHi)}  und  ahd.  siiehur  TatJan 
185, 11  Otfrid  4,  17,  31  mehor  Ahd,  Gl  2,  332,  54  [ags.  stmor]: 
siiigar  Tatian  44,  22,  48^  1  Otfrid  3,  14,  54  [ags.  Meeger, 
ÄCC.  siüegre]  besteht.^)  Denn  dass  ^uigar  zu  beurtheilen  ist 
wie  himgar  Tatian  78,  7.  97,  2  Otfrid  2,  4,  4.  16,  13  u.  ö. 
wintar  Tatian  134,  L  145,  14  midar  Ahd.  GL  1,  48,  9.  2,  9,  60. 
364,  9.  371,  21  dat  sg,  mthare  2,  562j  38  nom.  pL  tvidan 
3,  10,  27.  449,  41  gen,  pl  tviäaro  2,  250,  55  [got  hvhnts 
wintnis  ivi]}nis]%  also  auf  ein  altgermanisches  "^swiffvu^  zurück 
gehti  hat  Paul  aus  den  yokalverhältiiisgen  von  mefmr:  suigar 
zwingend  demonstriert.  ^) 

In  verschiedenen  sprachen  bewährt  das  femininum  eine 
zähere  lebenskraft  als  sein  männliches  pendant*):  arm.  skesrair 
kymr.  chwegrwn  nhd.  Schwiegervater  sind  ei'st  aus  oder  zu 
i^ke^ur  chwegr  srhwitgerfmutter]  neugebildet  worden**)  Einer 
Ähnlichen   entwicklung   begegnen   wir   bei   den   Ostgermaneo. 


i3 

1 


1)  Venier  Z  23,  117. 

a)  Bratine  Ahd.  Gr,*  g  216».  229^ 

*)  PB  6,  81.     Ags.   swagtr  mit  e   m&   weder  — ^  fd  mprus  oder  teUm-^^^ff 
--  ahd.  dtroch  zittaroeh  [titturuh  Ahd,  GL  2,  242,  47]. 

*)  Dam   DelbrüelE   VerwamltschaftBiiaiuen  140  [=  518]   Schoof  Z^ikachrv  mM^t^ 
f.  hochd,  Ma.  t,  284  OSchrader  Schwiegermutter  a.  Hagestolz  89.  118. 

^)  Hübscbinanii  Arm>  Gr.  1,  491  (s&csur  selbst  freijicli  ist  vorher  an  dt^  W-^Am 
später  verschollene  laasculinani  ang-eg-lichen  worden,  wie  txvQfi  an  ^^i/pds^^f -:^  ^j) 
Stokes-Bezzenberg-er  U  rite  lt.  Sjirachschatz  322.  Im  Slavischen  hat  mj^kry  ^LK^».seii 
k,  das  in  der  konsonantengruppe  wahrecheinlich  durch  disäumlation  lant^^s^v^^siil 
geBctxlich  entstanden  i^ar  {ähnlich  wie  in  Ut.  klamaü  miakrä  poln.  gwia^d^^^^^^ 
vgL  dazu  Meillet  Etudes  mr  VHymolo^e  et  le  Tocsibulairc  da  vieai  daiiy^r  J3«' 
1,  178).  aach  an  dai^  iDasdüirdsche  »veh^  oder  mjek&rz  [üL  szisrttraä]  thfjfr  ■ 
gegeben.  —  Übrigens  beweist  die  ieicbtigkeit  des  austaaaches  zwischen  dff^M^  « 
gutturalen  eiplosiven  und  den  palatalen  spiraüten,  die  sich  hier  offen bar"«^^^*^ 
doch  wohl,  dass  für  diese  ostindo germanischen  Spiranten  noch  lauge  d^M:^  ^ 
aussprachswert  etwa  unserer  tcA-laute  gegolten  haben  mnss.  Wer  parallelem  Ä'^  1*1 
für  die  ganze  pntwicklnngsgeachichte  dieser  Spiranten  suchte  findet  sie  rie^s 
leicht  am  bequemsten  in  deti  iranischen  Pamir dialekten  bei  einander,  wo  aioi 
irar  *esel'  sowohl  sn  Iffr  wie  zu  kam  umgebildet  hat.  Geiger  Gnmddss  d^-^ 
iraiL  Philologie  1,  2,  302. 


üitd 

Ktamm^)  in  gl 
alte  tnasknlmi 
noch  kraft  geati^ 


hat  f^r  wAmm  «nt^HUMi«  iWitAf 
Sita  tmwHtifl^  h  mt  4(i^  ^^k 


liehe  foim  zn  ttbertmiftn,  lUwtl  »lnj*r  ÄUih  m4ui^  ii^H*^  ^t   '   ■••^ 
ausgespielt    Deno  goL  .^tiYiiJim  lAt  nur  i^itH>  iiHt^li  livK       ' 
aoalogien  geschaftVtie  neubiUUiiig  iuin  frintHlnuiM  iii^tiAiii,  mi\^ 
<lie  zweisilbigkrit  seiner  form  ht^wniNt,  illn  nM\  (ml in   tMHulHi^l 
%aren  auknüpfung  an  dan  iii^sprlln^lltiu^  N^i^Aontj«  wlitiniiiUil/^ 
Ii0   norden   ist   man   ohne   nnubiltlnnM:   iiHMtfokiMiiuiitii,    lidlmn 
man  skli  mit  dem  mehrdeutigt*!!  mtitp  iM'liair   litliiinnim  IH^  llt 
Best  man    bei    Ulfilas:   na   tarn  imh   mvnihm    hnjftßn^    U\   il(»l 
islindiscUeD  bibel  heis^t   um  dafür:   Mit  var  mtttfui  i*fiifiht*> 
Die  enge  verwand tachaft  des  (JoUrnlinii   iiüil  Am  HmiHäiimi 
hmwibrt  sieb  anch  liier,  m  gut  wiit  In  tU^r  gmymu  Imfitminuilw 
^mMMäkit  der  morte  mef/»  und  nuif/r^  diit  v^IHtf  umi^f**  Wi^MH 
eefct  ab  im  WesmermAnimhm.*) 


■#f> 


ViattMr^W^MtfttMWMMVMAM" 


^-«.■<. 


^*- 


402  Wilhelm  Schulze. 

indes   die   beiden   familien   einander  schon  so  nahe  gerfickt^ 
dass  die  altererbten  bezeichnnngen  anch  für  den  mann  und 
seine  beziehnngen   zn  den   verwandten   der  frau  anwendbar 
werden:  swailiro  ist  Mtth  8,  14  die  mntter  der  fran,  10,  35 
dagegen   die  mntter  des   mannes^),   moder  Jconu  und  moder 
manns  unterscheidet  die  isländische  bibel,  der  die  alten  termim 
ganz  abhanden  gekommen  sind.    Man  wird  annehmen  dürfen, 
dass   dieselbe    doppeldeutigkeit  für   alle    mit  suehur:    baigar 
formell  oder  begrifflich  zusammengehörigen  geim.  Wörter  ^L 
Unser  neuhochdeutsches  schwager  [mhd.  swager]^  das  aacb 
in  der  fremde  als   lehnwort   aus   dem   Deutschen   an   vielen 
orten  heimatsrecht  erworben  hat,  ist  meines   Wissens  bisher 
nur  aus  quellen  belegt'),  in  denen  die  alten  unterschiede  der 
endsilben vokale    bereits    verwischt   sind,    aus    handschriften 
frühestens  des   12.  Jahrhunderts:  sivager  mager-  sororius  [di. 
mann  der  achwester]  Ahd.  Gl.  3,  68,  21.  177,  2  suagir  levir 


iHeidt  i  svHimq  ialüie  Jaszkicwicz  S?otb.  dajnos  421.  1  cf.  296,  8.  1019,  7: 
iszsid&da  änt  swodbös'  yn/uiaxoytm  Lc  20«  34  kaa  iszdiM:  ut  wijra'  6  yafii^y 
1  Cor  7,  38  im  NT  V.  j.  1701].  iiudUü  [ui  jdunu  Joszkiewicz  aao.  207,  13  - 
uijdunu  dUti  394,  7;  vgl.  mieiii,  nuteketi  ui  wyro  (vcyrt^  199,  7.  264,7. 
307,  16.  309,  7  Mc  12,  26  hn  NT  v.  j.  1701 ,  Min  ejH  ^sich  verheiraten' 
Jnszkiewicz  425,  8]  slav.  [alovcn.  russ.  poln.  cech.}  othdati,  rass.  vydaU  zämni 
poln.  tcydaö  za  mqi  [vgl.  rass.  vyjti  zämui]  got.  in  fragibtim'  4fjvr,aiivu(vi 
Lc  1,  27.  2,  5.  Daneben  überall  auch  das  simplex,  zb.  Yäjöavalkya  ed. 
Stenzicr  1,  66 

mkjftpradlyate  katiyä,  haratnatäfii  cauradamtflabhäk. 
dattämapi  harefpUi-vacchreyamäcedvara  airo/cf, 
kanyndnnam  und  kanylipradanam  (Dahlmann  Das  Mahäbhärata  101. 117  s.  252)» 
Recht  von  Gortyn  8,  20  jimoog  iTo^Tog  /J  dtfiXtiitj^  an.  gefa  JGrinmi  RA.*  580 
Bninner  DRG  1,  75  {(jjafvaxta  'of  marriageable  age  to  bc  given  away) 
Bjömsons  *neuvermälilte'  heissen  im  original  ^dc  Ny-gifte\  wente  de  erbenom^^ 
Metele  teere  gyn  elike  rechte  geghcvene  husfruice  Hänsclmann  Mittelnieder- 
deutsche beispiele  nr.  44  s.  37.  U7id  was  ain  edly  frotv  und  wart  gegeben 
aincfn  edlen  heren  Leben  der  Schwestern  zu  Tflss  ed.  Vottor  17,  2  (50,  10)- 
data  ejit  s.  v.  a.  nupsit  Ovid  metamm.  6,  436.  Der  übertritt  in  lüe  familio 
und  das  haus  des  mannes  kann  natürlich  auch  von  der  anderen  seite  angesehen 
worden,  im  Slavischen  sind  otzdati  vydatb  und  rzdati  [slovcn.,  cech.]  *i" 
matrimonium  dare'  'donner  on  manage'  synonyma  [sorb.  ndafi  ndhiniU'^ 
vgl.  poln.  corke  w  Imzy  dorn  wydac,  MW  10,  85.  26  gfhän  gaccha  gjrhäpd^'] 
yäthäsab].  Miklosich  Syntax  410.  Die  Inder  stellen  activischem  prayaccJta^ 
'dat  in  matrimonium'  ein  mediales  upayacchatc  *acci])it  in  matrimoniiuu 
gegenüber. 

')  Delbrück  Indogorm.  Vernandtfichaftsnamen  150  («  528]. 

«)  DW  9,  2176  (Braune  aao.  §  235 »  Wümanns  DG  1  \  32.  2,  277  KJu^ 
Etymol.  Wört«rb.o  356  Franck  Etym.  Woordenbook  1225). 


|d!.  frater  raariti]  424,  19  (megerinne-  fratris  iixcr  364,  30), 
überall  neben  sweher  Hmger^)^  mit  denen  fs  auch  die  tn^igunff 
theilt,  in  die  analo^ie  der  konsonantischen  stamme  fafer  mnotpr 
fiMer  überall  treten.')  Bei  der  gi'ossen  lautähnlichkeit,  die 
zwischen  sweher  swi^fer  simget*  besteht,  ist  es  kaum  zn  ver- 
widen,  jedenfalls  nicht  verwunderlich,  dass  die  bedentnngen 
m  ende  durfheinandeif allen:  stveher  levir  Ahd,  GL  3,  427,  !♦ 
Mmffer  socrns  [fik\  715,  42  schfvage^*  ftir  schweherDVf  ^K  218(> 
Sehoof  2W.  Das  Mittelniederdeutsche  hat  alle  ftmküonen  von 
fitreher  stüiger  f^ivager  in  der  6inen  form  swage^^  zusamraen- 
fliessen  lassen,  und  der  plural  von  mvager  bedeutet  hier  das- 
selbe, was  im  Alt  indischen  ^muräft  oder  im  Lateinischen 
soceri  [VergU  Aen.  2,  457],  Dämlich  die  *schwiegerelteni*.  *) 
Merkwürdiger  ist  die  bedeutung  'gener',  die  srtmger  gelegent- 
lich zeigt  [Ahd.  Gl.  3,  390,  38  SchiHer-Lübben  4,  482  Sehoof 
an  der  eben  citierteu  stelle],*) 


»)  Die  schrelbdiLgen  »u'^eMr  mmgir  heg^pim  3,  425,  14.  426  ^  !^  s 
427,  SS.  662*  65,  67  [vgl  zb,  tcidar  wider  imdir  Palander  AM.  Thienjamen 
lae,  leicher  Ahd.  GL  3,  338,  26  tekinr  cekhir  303,  7.  320,  6.  424,  L  30 
«tttt  zeichnr  üchhur  2,  ö.  L  22,  11,  4,  204,  17  leilüior  znchor  zehckor  2. 
7.  X  17,  16  s.  370,  21,  375,  1.  3,  424,  2t  30.  4/l48.  64,  deren  u:  o  wohl 
£u  bi^urtlieUen  ist  wie  das  in  ahd.  nnhhtti  nnrhot  nakof].  Gan^  voreiniclt 
*«ijur  [neben  mieher  and  zdukir}  in  einer  Schlettstädtcr  handschrift  de« 
12.  jahrbtindertä  3*  425,  15  (424.  30).  Wenn  OScbmder  Schwieg^rmntti^r 
üful  Haifefttoh  7*  67  gmäe  diese  fonn  bevorzugt,  kann  das  imr  ein  veraehon 
»'ein.  —  BeaebtoBijweTthe  roischlonnen  sind  »tiet/fr  und  tmir  (beide  i—  Hitfhi^.r\ 
Ahd,  GL  3.  68.  10  [DW  9,  2180  Sehoof  aao.   1,  277], 

*)  JGrlmm  DG  1,  605  n.  Abdr.  Bratinc  aao.  §  234=»  DW  9.  2176.  2180 
Igeü.  Huigtr  NoÜrer  1,  74,  2  Piper:  mjUrhtiH  miereg  nndt'  ftöHrht^o  mtiger, 
ßöethiu»  vm-rt^wi  gen.  pL.].  Der  amgelautete  jvliual  stemger  kann  ebenfalls 
liufcb  tv4!«f  briiiiirr  veranlasst  sein,    S.  ancb  Wilmanns  DG  2,  276, 

')  Delbrück  Vgl  Syntajc  1,  I31i  172.  Im  fspAteren  Latein  patren  *elt©rii' 
fHirsrhfeld  xa  CIL  XIII  1196],  fratr^  "^ea^hwhtef  Buecheler  carm.  epig'r. 
1^]B>  3  [äjmn.  ht^rrnnrnm],   gemimm  QuiHnm  Invenal  U,  106   von  Eonrnloii 

tUemoB  (Wiäüowa  Religion  141*]. 
^}  Im  Dlini^cben  reden  —  oder  redeten  id^^li  früher  —  die  'gegen- 
llier^  (wj4'  Frymaiin  und  H^dif  er  in  GKellers  Fähnlein  der  Hieben  Auf- 
•^bfeefi  genatmt  wertien!  mit  m'tyger  an,  xmd  das  verbÄltnis  de^  bfüntigams 
^^^  faiiuiie  ^iti^r  braut  hej£.st  m-v}gmtkap  [Holberg«  Erafuinß  Montanue  1,  5. 
^'  6.  4^  2].  Schwager  im  sinne  von  ^gegenfichwäber^  auch  in  Tieeks  novelle 
^^^  jahnuftriLt'  Ges.  Nov.  4,  20^  Dan.  svogn*  hat  in  volksthäml Jeher  spräche 
**i^h  <JiB  früher  anbekannte  hvigt^^mn  mitvertnrten  mü&ien,  und  mn^ekehrt 
*■**  ntigninäe  die  Ircdenton^  V"on  ttvoget'Mk**  't^chwü gerin'  sngenonimen  [Vid^n- 

2a' 


404 


Willielni  Sübülzf, 


Dass  sweher  stviger  mvägm^,  die  das  naive  empfinden  der 
sprechenden  immer  zusammengeordnet  hat,  auch  etymologiäch 
verwandt  sind,  hat  man  bis  vor  kurzem  wohl  allgemein  ohne 
Widerspruch  angenommen.  Schon  JGrimm  verzeichnete  mvag^: 
snehnr  suigar  als  einen  bemerkenswertheu  tall  des  ablautes 
e:  e.^)  Johannes  Schmidt  brachte  ihn  in  Zusammenhang  nicht 
blas  mit  got  qino:  qen^^  ahd.  spebön:  späht  und  anderen 
ähnlichen  paaren,  die  mir  indes  nur  eine  rein  äusserUehe  I 
aualogie  zu  gewähren  scheinen,  sondern  auch  mit  büdungen 
me  got  sihuntehund :  taikunj  nihd.  hnoBt:  hast,  deren  vokal- 
dehnung  schwerlich  blos  zufällig  an  die  bekannten  Yrddhi- 
erscheinnngen  des  Indischen  erinnert '^)  Schon  längst  hatte 
de  Saussure  —  im  anschiuss  an  Schleicher,  der  auch  das  ver- 
hältnis  von  taihun:  -tehund  richtig  beurtheüen  lehrte  —  be-  ■ 
obachtet,  dass  der  gegensatz  von  got.  dags  und  fidur-dogs  mit 
merkwürdiger  treue  den  quantitätsunterschied  von  ved.  mräd-: 
sata-^üradah  reflektirt.^)  Die  eigentliche  domäne  dieser  von  den 
indischen  grammatikern  als  Vitldhi  bezeichneten  vokaldehnung 
ist  aber,  wie  bekannt,  die  sekundäre  nominalbüdung.  agaii 
heisst  das  erz,  äynstt'  ist  alles,  was  aus  erz  besteht,  und  das 
substantivirte  ayasam  kann  jeden  aus  erz  verfertigten  gegen- 
ständ bezeichnen:  grade  so  bedeutet  im  Mittelhochdeutschen 
hiioBt  den  aus  bmt  hei'gestellten  strick.  Skr.  ^amra-^  das 
zufällig  erst  spät  belegt  ist,  heisst  so  viel  als  *dem  schwäher 
gehörig*.  In  alter  zeit  würde  es  nach  der  üblichen  regel,  im 
unterschiede  von  seinem  grundworte  M>ähtraJfif  auf  der  endung 
betont  worden  sein,  VgL  Gotama}}  Gantam&h..*)  Jede  denkbare 
beziehung  zum  svasurah  kann  durch  ein  so  gebildetes  ad- 
jektivum  zum  ausdruck  gebracht  werden;  es  ist  deshalb  attch 
nur  ein  zufaU,  dass  die  bedeutung  *schwager,  brnder  des 
m&nnes  oder  der  jfrau',  die  wir  an  einer  anderen  adjeJcti vischen 


skabemee  Selskabs  daneke  Ordbog  6,  983].  Es  huiitcH  sich  n^ttrlich  dtirtli' 
aUM  tun  enttebmmgen  aas  dem  Kiederdeatscbeii. 

*)  DG  t  eOÖ.  2,  62  n,  Abdr  —  Noreen  Abriß«  d.  geriii.  LanÜehi«  74 
Klage  ördr.  d.  ^erm.  PbUoJoine  1 »,  408. 

»)  Urhoiinat  der  Indo^erm,  (aus  den  Abb.  d.  BerL  Akad.  1^0]  26. 

^)  Competidium*  370.  —  Memoire  16ö.  VgL  Bocbtel  Eaaptproblem« 
175».    Anders  Wackemagel  Ai.  Gr.  2,  1,  101. 

*)  Beiapiele  bei  Edgren  On  Vrddhi-derivatii^efl  in  Samcrit  13  [Act»  tuuTef«. 
Land.  XVU  1880—81] 


Alid.  miogur. 


405 


ableitung  desselben  Wortes,  an  §vahirtjah  beobachten,  an  der 
form  .^(i^nra*  nicht  zur  entwickelung  gelangt  ist.  Denn  'bruder 
des  manues  oder  der  frau'  heisst  ja  nichts  anderes  als  *sohn 
des  Schwiegervaters'^),  und  die  vrddhirten  adjektivbildnnffen 
aaf  -a-  haben  im  Indischen  sonst  ganz  gewöhnlich  die  funktion 
des  patronyniikons :  A§vamedhfih  söhn  des  *ħvamedhalL  Neben 
diesen  patrouymika  auf  -a-  giebt  es  noch  eine  kategorie  anders 
gebildeter,  in  der  sich  dehnung  des  vokals  mit  dem  antritt^ 
eines  i*suflSxes  verbindet;  Ka^yajiih  söhn  des  KcLsyapah.  Man 
versuche  einmal  dies  bildungsprincip  anf  germanische  Ver- 
hältnisse zu  übertragen  und  erinnere  sich,  dass  im  Nordischen 
die  bewobner  zb.  des  Laxärdalr  nie  anders  heissen  können 
als  Laxdffflir,^)  Da  haben  wir,  ganz  wie  in  den  indischen 
patronymika,  däla-:  doli-  neben  einander.  Das  Altpersische 
gewährt  eine  noch  genauere  parallele:  FatiSfhpwan-  *be- 
wohner  von  '^Paii^(h)Hvar\^)  Werden  wir  nun  nicht  auch 
den  muth  finden,  flU^  das  Ältgerinanische,  wieder  nach  alt- 
arischer  analogie,  das  wortpaar  .s^tvf^hnras  'Schwiegervater'; 
megiiniz  ^zum  Schwiegervater  gehörig,  söhn  des  schwieger- 
Taterg'  zu  fordern,  um  das  für  die  geschichtliche  zeit  bezeugte 
nebeneinander  von  sw^er:  swager  vei-ständlich  zu  machen?*) 
Jönge  hat  für  stväger  eine  grundfonn  *m^kr6s  erschlossen; 
sie  ist  morphologisch  ganz  im  verständlich  und  von  den  sprach- 
vergleichern  deshalb  mit  recht  abgelehnt  worden.^)  Der  ansatz 
von  *stypktir6s  wird  durch  die  belegten  to lernen  ebenfalls  ge- 
stattet; er  erklärt,  soviel  ich  sehe,  alles  —  und  erklärt  es 
ohne  zwang,  freilich  unter  der  Voraussetzung,  dass  die  keime 


*)  In  St^ing^s*  Peräian-Engliflh  Dictiotiftty  460  finde  ich  maarpüntf 
*a  wifes  brother\  wortlich  *sohn  des  Bcbwiegerrat^^raV 

>)  Cleaübj-Vigfüsifon  95  bv.  dnlr.  Die  abkürznng'  des  enteti  gliede«  er* 
ttduint  zb,  aoch  in  Eeykjanes*.  Reyknt'dnt/ar,  Väpnafj^räi-:  Vdpußrdhtgar, 
M^Mjordr:  Eyfiräingar,  Borgarfjgidri  Bm'gfirdinijar^  Hjnritarholt:  Hjarä- 
hylHngar  usw.  Dio  erklünmg  ist  bei  Xfn  .lojl*?:  jVfOiioJlfrjgf  zu  Ruchcu. 
Em  Nordisehen  isl  man  freÜi^^h  radikaler  verfahren  und  hat  in  der  alileitung- 
tdcht    blo^s    casuHt^nffijCf ,    i^ondorn    auch    wortbiJdungiselemente    nnterdrückt: 

*)  Foy  Z  37,  524  Hom  38,  290. 

*1  Delbrück  aao.  161  [—  529]  übergetzt  das  deateche  üchirafffr,  nnter  der 
"v^iisassetjcuDg,  dass  es  mit  fn^furähn'  Tcnrandt  M,  'znm  sthwäher  gehArig^ 
CT  weiÄiä  die  fonncn  nicht  zu  i^ermitteln. 
^  Delbrücii  an  der  eben  genannten  ittHe. 


L 


Wilhelm  Sehulzi«, 


der  indisch-iranischen  Vrddhibildungea  schon  in  geniSn-mST 
ganuaiiischer  zeit  gelegt  wurden  sind.  Aber  wer  bat  denn 
ein  recht,  diese  varaussetznng  a  priori  für  unzulässig  zu  er- 
klären? Über  ihre  zulässigkeit  entscheidet  nicht  unser  vor 
gefasstes  meinen^),  sondern  einfacli  das  Torhandeui^ein  od^r 
fehlen  etymologischer  gleichungen,  die  sie  nötig  machen.*) 

Ich  habe,  um  die  frage  zu  erledigen,  nui'  noch  zu  be- 
weisen, dasa  die  form  *m?^kvr6fi  von  der  Überlieferung  nicfit 
bloss  erlaubt,  sondern  gefordert  wird.  In  der  vorrede  m 
Th.  Mommsens  ausgäbe  des  lordanes  f  Auct  ant.  VI]  p.  XL  VII 
§teht  folgendes  zu  lesen:  Ueidelbergensis  921  (nobis  H)  scriptos 
saec,  VIII  potius  quam  IX  in  Germauia  (nam  ad  cognaium 
p.  43  j  22  adsctipta  est  glossa  Theoüscii  sn^igar)^  fortasse 
Fuldae  unde  plures  Codices  similis  scripturae  veueruut  in 
nioiiasterium  S,  Martini  Mogoutiaci  a,  1037  conditnin.  In 
Fulda  ist  auch  die  Tatianübersetznng  entstanden,  in  den 
30er  jähren  des  9.  Jahrhunderts,  sodass  wir  jetzt  für  diese 
zeit  und  diesen  ort  die  vollständige  reihe  mehttr:  mügar: 
magar  bei  einander  haben.  Die  glosse  ist  also  sicher  all 
genüge  um  den  scblnss  zu  gestatten,  dass  mu^ir  nach  der 
ursprünglichen  vokalisation  seiner  endsilbe  utimittelbar  zu 
Hiiehitr  ^sweJniTaz]  gehört,  von  i>nif/ar  [^'sfvigrta]  aber  weiter 
abzurücken  ist.  Und  erst  recht  wird  klar^  dass  der  zusammen- 
klang  von  mvayer  mit  hrimder  f'ater  muoter  dohler,  wie  es  im 
Tatian  natürlich  immer  heisst,  erst  das  ergebnis  einer  jüngeren  _ 
entwicklung  ist.  Angesichts  dieses  neuen  Zeugnisses,  das  die 
Germanisten  au  einem  von  ihnen  vielbetretenen  wege  un- 
beachtet haben  liegen  lassen^),  darf  niemand  mehr  täugnen 

1)  vBrftdke  ZDMG  40,  362.  Heute  wir*!  mm  im  princip  AllgenieL 
geneigter  &om*  der  indiach'iratiiaebe«  Vrddld  ein  hohes  aller  zmaj^estebea 
MeiBet  Ijitroduet.  227  Brogmann  Kun^e  Tgl.  tir.  337. 

3)  An.  ki^ääa  fNoreen  Äbrisg  d.  ur^emi.  Lautlehre  74  Aachwed.  Gr. 
§  65.  7]  verhält  stell  za  agi&.  cwidu  i^ioiiu,  ahd.  quitl  {Kluge  Festg:n]!£9 
Bähtlingk  60]  unj^eMir  wie  das  ai.  adjectivurn  jätuf^a-  %\i  jatti-  'lack^  od  ^^er 
genauer  za einer  terBchoUenen  nebenform  Jö^k?-;  vgl.  mdnH'\  «winitf-:  nt4ntqiL  ■  ^ 
Urgenii.  *^rdj6trf>a-  abgeleitet  aus  *Mc(mJ4-?  0er  vorluat  dos  w  wie  in  v  ^•^ 
tfata  [got  gahvi^  lett..  f^atwa  lit,  gäbet]  tjata  [tinn.  ta^va]  simhi  [läpp,  ifpti^^^^ 
^vulfOf  YTheiBäen  Den  ^otiske  sprogUasseB  indHydelse  p&  deti  fiusVe  1^.  1&^^^/ 
Die  bildttng  von  kvääa  hi,  abgeieh^n  von  der  Vrddhi,  dieselbe  wie  die  i*"^  ^^ 
tjara.   Beeser  noch  stimmt  au  üir  das  Verhältnis  von  al  pävm-  und  pärir^'^^' 

^}  Am  rande  verzeichne  ich  noch  eme  versteckte  ahd.  glosge,  die  freiLf  ^^ 


AM.  mttgttn 


40T 


das8  mhd*  smiger  eio  altes  wort  ist  iiiid  laut  für  laut  mit 
ai.  §va^tra~  ^ziiin  schwäher  gehörig*  (ibereinstiniTiit,  während 
es  Beine  bedeutung  ebeiiHo  voUkomraeü  mit  ai.  ^m.^nrt/a}i 
'brader  des  m^uiiiew  oder  df*r  frau'  theilt*)  Der  cogimiuM  des 
kaisers  Leo,  von  dem  an  dei*  angeführten  lordanesstelle 
berichtet  wird,  ist  Basiliscus,  ein  bruder  der  kaiseriiL  also 
in  der  that  sein  ftthimfff^'  gaiiü  in  dem  nns  geläufigen  sinne. 
Äucli  sonst  kommt  cognafn.^-  in  dieser  specielten  bedeutung  vor, 
wie  Delbrück  aao,  149  f=  527]  nachweist«)  Schon  im  Alt- 
deutschen hat  .mratjer  also  im  wesentlichen  dieselben  funktianen 
erfüllt  wie  heute,  indem  es  den  brnder  der  frau  [f'ofjnatttf^] 
oder  des  mannes  [kvlr]^),  aber  auch  —  mit  einer  leicht- 
begreiflichen ansdehnuiig  des  ursprünglich  gewiss  enger  uin- 
gi-enzten  schwaRerschaftsverhältnisses  —  den  mann  der  Schwester 
[aororiie.^]  bezeichnete.  Da  straffer  von  haus  aus  adjektivisch 
war  und  eigentlich  alles,  was  irgend  zum  .^wehef^  gehörte  oder 
zu  ihm  iü  beziehnug  stand,  in  seine  bedeutungssphäre  hinein- 
ziehen konnte,  begieilTt  es  sich  leicht,  dass  das  wort  gelegent- 
lich im  Mittelniederdeutschen  auch  vom  neflen  der  irau  ge- 
brancbt  wird  und  überhaupt,  wie  die  Wörterbücher  ausweisen, 
lue  neigutig  zu  einer  umfassenderen,  nicht  auf  die  nächsten 
grade  eingeschränkten  Verwendung  an  den  tag  legt.  Immerhin 
merkwürdig  bleibt  es,  das«  vereinzelt  selbst  der  Schwiegersohn 


iiji^htii  neiOK  lehrt,  ZwiRchen  (a]!.  M  aiid  55  *h&  2.  buchte«  der  tsögenanntßn 
FVedegBT^chen  chrcmik  ächieb«n  mohroi^  handlich  ritten  die  worte  täljfua'  «cretio 
«Iq.  Krii&ch  MG  Ecripl  Morov,  2,  10  »v.  76  an.  Das  wort  iit  attch  sonst 
<^fit  b«2eiigt  und  noeh  liouto  im  Ober^leuti^heii  nicht  aasgestorbeD.  Dpt» 
nu^acülinii^^bc  tfjjpm  lUraff  6,  fiM]   ist  fiir   tlas    KomanLsehe   nicht  (fan^  ohn* 

t)  Deecke  Die  ikMit^^chen  Vcrwandtficbafisnämcn  220  (das  von  ihm  ml* 
^^t^hjtt  umgclatitetü  ^Uf'i/cr.  da^  er  mit  ivtt^ut^tfai}  in  Zusammenhang  brin^ 
ia^  m  viel  ich  sehen  kann,  unbe^eu^  v^l.  AhtL  GL  S,  ä64  n.  3).  —  Das 
"^^tliAltnii  der  formen  ir finita*  und  Ai^ü&nrtfa-  if^  ganz  wie  bei  mänu^a-  und 
^*4jriii||/fr'  'nieiiHcb*  eig,  *tnent^€hensohn\ 

^  co^jKihut  'scbwa^or'  ht  auch  in^^  UomaiiiiEche  Qbergeganj^en,  und  von 
^Ä  mni  tbeil  weiter  im  Sluvii^rhe.  Pu scann  Etjmol.  Wörterbach  der  rumin. 
Sprache  1 ,  38  BV.  ntmtmt,  Nenianjt^  Cakavifich-kroatiiche  Studien  1  [Sitmngs- 
^*^r,  der  Wien.  Akad.  philos-lÜHtor.  CK  104.  bd.  188St  397  kotijädo  'mmü 
*•>!  moiis  frater,  aorons  man  tu»'. 

*)  unter  TerdräAgnn^  de»  uralten  ze^ihhur  zciehm*  [a^.  M^^üt],  da»  nur 
■*<idi  durch  ahd.  flössen  beaeng;!  ist.    also  friili  dnrch  mcn^er  enet^i  zu  »ein 


408 


Wilhelm  Schuhe^ 


[gene7\  sonst  eidtim]  zum  mvager  wird;  m  ist  das  vielleicht 
der  stärkste  ausdmck  iür  die  aUgemeitie  antwickelungstendenz, 
die  die  vetschwäi/mien  familieti  immer  näher  aueinauder  rtiekt 
und  immer  festere  beziehungen  zwischen  ihnen  achaHt:  indem 
die  Schwiegereltern  ihrem  Schwiegersöhne  denselben  namen 
geben,  mit  dem  ihre  tochter  den  bruder  des  mannes  anzureden 
gewöhnt  iät^  stellen  sie  für  das  gefühl  des  verwandtschaft- 
lichen ssusanimenhangs  beide  auf  die  gleiche  stufe.  ^) 

Ich  kenne  die  entscheidende  glosse  der  lordaneshandschrift 
schon  seit  jähren  und  habe  die  naheliegenden  oder^  wie  mir 
scheinen  will,  selbstverständlichen  konsequenzen  tiir  grammatik 
und  Sprachgeschichte  sofort  gezogen.  Sie  heute  voi^zutragen 
veranlasst  mich  der  kürzlich  in  den  Indogenuanischen  For- 
schungen 17,  11  SS.  erschienene  aufsatz  OSchraiters  'über 
bezeichnungen  der  heiiats verwand tschaft\  in  dem  der  versuch 
gemacht  wird,  zwei  deutsche  verwandti^chaftsworte,  ^chumgej^ 
und  mJcelf  durch  die  annähme  einer  entlehn ung  aas  dem 
Slavischen  zu  erklären*  Unter  den  argumenten  tigunrt  auch 
die  augeblich  späte  besseugung  des  wertes  i^^wager.  Das  fallt 
jetzt  natürlich  fort*)  Aber  auch  abgesehen  davou  muss, 
glaub  ich,  jeder,  der  sich  für  den  bestand  des  altgernianischen 
Wortschatzes  einmal  im  zusammenhange  das  Verhältnis  des 
debet  und  credit  klar  gemacht  hat,  eine  anschauuug  tUr  un- 
zulässig erklären»  die  in  Wörtern  von  gut  deutschem  klänge 
wie  i^waffer  und  mindnli  entlehnungen  aus  den  auch  lautlich 
weitgenug  abstehenden  slavischen  formen  s-vojaks  und  vöntiks 
erblickt.  Um  auch  nur  die  lautgestalt  des  deutschen  emnrkilt 
eninkel  ssu  rechtfertigen,  sieht  sich  Schrader  genötliigt,  das 
lit.  anükas,  das  ans  einer  russischen  dialektform  tiiit  o  [vgl 
klr.  onüh]  entlehnt  ist.  und  das  poln.  lümJc  zu  gleicher  zeit 
zu  bemühen,  das  erste,  um  das  erforderliche  aulauts-^i  zu  ge* 


1)  Die  bezekhnüiij^eti  des  *&chwieg©rsohn«\  die  freüich  von 
meiet  einen  all  gemeineren  ^üin  haben  ('verwandter',  ^helrat^vetn-andtor'), 
nehmen  gern  auch  die  bedeutuiig  *^cliwa|^r*  (^maun  der  sclmeater")  in  iich 
auf,  Delbrück  aae.  155  L^  äS^J]  *So  anch  lett.  fitüU  und  iran,  znmütm*- 
[nach  Hom  Gnindri8&  der  iran,  Philologie  1,  2,  17J, 

')  Der  zufalle  der  die  j^an»  isoliert  auftretende  glosse  de«  Heidelber^nsL^ 
geschaffen  «nd  ei  halten  hat*  rückt  mit  einem  schlage  daa  wort  um  mehrere 
Jahrhunderte  hinauf.  Nur  ku  oft  vergeasen  wir,  dasä  gröiie  strecken  aUer 
Qberliefening  Ton  solchen  KuMlif^keiteu  geradezu  beherrscht  dnd,  and  Ter> 
wechseln  das  alter  der  bezeugmig  mit  dem  alter  dcg  worteä^ 


I 
I 


Abd.  mtüffur. 


409 


winnen,  das  im  SlaviscbeD  selbst  nicht  aufzutreiben  ist^  das 
ssweite,  um  deu  nasal  der  zweiten  ailbe  zu  erklären,  der 
wieder  im  Litauischen  fehlt.  enitichiU  ist  in  Wahrheit  ein  von 
den  etymologen  auch  nie  verkanntes  deniinutiv  des  grossvater- 
namens  ano.  Dass  uns  menschen  von  heute  diese  bezeicbuung 
des  enkels  fremdartig  anmutet,  ist  noch  lange  kein  grund,  sie 
:ils  unverständlich  zu  diskreditiren.  Bei  den  Indogermanen 
(und  nicht  blos  bei  ihnen)  empfängt  der  söhn  unendlich  oft  den 
namen  grade  des  grossvaters*);  griechische  väter  nennen  den 
männlichen  nachkommen  gar  nicht  selten  läytlnar^og^)  (in 
ionischer  abkiirzung  ^ArTtnäg)^);  bei  den  Germanen  beisst  der 
enkel  der  ^kleine  grossvater':  ist  es  nicht  mit  häuden  zu  greifen, 
dass  ältester  indogermanischer  denkweise  der  enkel  als  ^ersat^' 
CdwtintiTgoQ)*)  oder  *abbild'  (eniiichül)  des  alt  und  stampi 
gewordenen   oder   schon   vorher   gestorbenen   grossvaters  er- 


*)  Dbhs  die  sitbe,  den  sobn  statt  nach  dein  gross vatc*r  direkt  nach  dem 
Yiler  zn  benennen, «in  Griechenland  erst  allmählich  bnden  gewinnt*  wird, 
wie  ich  glaube,  einmal  die  Statistik  lehion.  [Vgl.  Wattke  Deutscher  Volks- 
aber^laube  M97 :  kinder  soU(^n  nicht  auf  den  namea  der  noch  lebenden 
eitern  getauft  werden.    Wellhauscn  GGÄ  1895.  95G  ] 

*)  Da  die  eltem  den  namen  geben,  ist  Trtxrt^o  In  Vfrii.7«r(jo^  gewiss 
von  ihrem  $tandpimk^  aus,  nicht  von  dem  des  kinde^  geseben.  Selhet- 
vei^tändlich  ist  auch  i^vjinn/fno^  möglich  und  kommt  wirklich  vor  t^i^i- 
yirtis  i4tfMlytiMfQ^  aind  synonyma  von  *^ii'ji/fftt{>o^. 

')  *Ai'rt,iä^  -i>4'**^*fii  Dittenberger  Sylloge»  11  m  (Halikamass,  Ausgang 
de»  5.  Jahrb.,  Fick-Beebtel  20.  62).  Zur  bUdung  vergleiche  CIL  X!  3480 
M.  Senboiii  Xkomne  §.  Trehiciwi  Bn^ticelianus  f.  H  M.  Farraciiis  Nico- 
mttk^  iftpfoH)  in  1719  IMm-oH  l>ioca(^ni  CUix  [di,  UQy4i  Jtoyi'i^ou];  mit 
noch  stärkerer  körzung,  wie  sie  in  dem  namen  des  '/ajfJLr?^  *,i<i}eltj7TtMoit 
KCurtius  Z.  Ge&ch.  u-  Topogr.  Kleinasiens  (Ahh.  Berl.  Akad.  1872],  63 
(I^lck-Bechtel  30),  lia%läg  Uaxlänu^$fi>g  BCH  2,  184  oder  ancb  des  i4*jtiufh 
M^ffjtitJuj(>oy  BCH  12,  257,  Jtoi^vatU^  .ftoft'aoJüiriötr  Michel  Ö56  B  IBt 
^l/{)«f  Wt*«xif^tfoi'  Bev.  arch.  1875  (voL  29),  307  m  ta^e  tritt,  CU.  IX  6100 
Antttii  AiitipfjtH  Tyrii  f  («daiu  Buecheler  lih*  M.  36,  338,  der  an  den  Philo- 
sophen Antipatros  von  Tyros  erinnert].  Der  name  '-/^rf/i^ipos:  war  offenbar 
anch  bei  den  Semiten  beliebt  [s.  die  aninerkung  ^.  410  ']:  bekamst  aind 
noch  Antipatros  von  Sidon,  der  epignimmatikor ,  und  der  gleichnamige 
vater  dei  künigs  HerüJe&.  in  dessen  famitie  die  identitÄt  von  \4v^(nuifiQ^ 
und  \4%*it  iüs  unmittelbar  deutlich  wird  [Z  33.  221  anm.,  Wilcken  bei 
Paulj-Wisßowa  L  25091.  —  T>io  herkömmliche  accentuation  ^lytinif*;  hat 
ucbwerlicb  aoBteichende  gewAhr.     jBechtel  8a.  5727  schreibt  ".ittutti^^ 

*)  'Xinder  zeugen  heilst  ersate  t^chaflen  ttLr  die  gestorbenen',  deshalb 
höft  es  im  jenüeita,  wo  der  tod  seine  herrschuft  verloren,  naturgemäss  auf. 
Lc  20,  ä6  mit  Wellhausens  note. 


4tO 


WlUiebn  ScMze, 


scheiat,  dessen  nameo  fortssufillireü  er  auserseiien  wird?') 
iSentimal  darf  inaii  das  natürlieh  nicht  nelimen:  uni  männer 
und  vieli,  aSvUm^i  putrliunji  virävanta^i  gomantmft  ray'tm^  bittet 
der  noch  streitbare  Inder  des  vedisehen  Zeitalters  seine  g^ötter: 
er  mochte  wohl  giund  z«  dem  wünsche  haben,  dass  den 
abgang  an  wehihaften  luRnnern,  den  alter  nnd  tod  vernrKachen, 
ein  reichlicher  ersatz  durch  männliche  geburteij  deckte.^)  Das> 
diese  YOrstellung  des  ersatzes  sieb  speciell  an  das  verbältnii; 
von  grossvater  und  enkel  heftete,  liegt  in  der  natur  der 
dinge.^)  Ob  auch  elemente  des  seelenglaubens  und  des  ahnen- 
kaltes mithineinspielen  und   dieser  TorstelUmg  eine  besondere 


*)  Der  Phoonikier  *Atfjtiimi}ü^  ^^ii^q^^ioluv  aus  Äakalon  ist  in  Ath(*n 
gfestorbeii  und  bpstattet;  auf  aaincm  gmbmal  ist  neben  dem  grietrluächcn 
auch  der  einheimische  iiainp  erhalten,  r*iriffl2n^  72  O©-  ^^''*  ß^ 
ÄhdoBtarti  [so  nach  CIS  I  1,  15  =  CIA  II  28;i6  —  EHoffmann  Sylloft 
epigr.  gr.  nr,  108].  Hebr.  QQ  hei^t  'n»Eiie\  ascb  'nachrahm,  ftodetiken';  dl*  ■ 
Orientalisten  müssen  entstchoiden ,  ob  die  hier  voÜKOgene  gleich&etxung'  tle? 
damit  identischen  pensoncnnämt'nE^  und  def«  ^f^cbischen  ^A>'tiit€tjno^  nicht 
über  beide  giieder  der  g-leichnng  Ucbt  zu  verbreiten  geeignet  ist  [freilirb 
auch,  ob  die  lesujig  Euverläasig  Ist,  Ath.  Mtth.  13,  311].  'Er^atx^  als  nuEtr 
NOldeke  Beiträge  xnr  iemit.  Sprach  Wissenschaft  98.  100.  ■ 

')  Nachkommenschaft  und  viehbesitz,  pa&ti  und  prajd,  R-ehörra  iuch  in  * 
der  fol^zeit  immer  eng  zu^^ammen;  aber  je  länger  je  mehr  wird  man  dalci 
ausschJiesölich  au  die  hedcutung  gcda<!bt  haben,  die  das  vom  söhne  zu  toH- 
ziehende  manenopfer  fär  die  iieelc  des  heimgegan^enen  Taters  und  ihn» 
grabeBmhe  nach  indischem  glanben  besass.  VgL  0  Seh  rader  Reallex.  438. 
der  mir  indes  dies  motiv  etwas  zn  einseitig  betont  zn  haben  scheint.  Ad« 
dem  Worte  patra^  hat  die  etymologisierende  spekuktion  der  Inder  sehom 
frübEoitig  die  wnrze)  trä  *retten'  heransgehilrt  [Qu.  ep.  527 ;  Brhadätaajikar 
npan.  1,  5,  17;  Dahhnann  Das  Mahäbbärata  73.  75.  139]. 

3)  Erst  dnrch  die  gehurt  eines  enkels  scbeint  das,  ich  möchte  ftagm. 
persdnhche  fortleben  des  individunms  gesichert  [Roh de  Psjebe  491  "j.  Eäth^a- 
npan.  1^  2S  (alle  glÜcksgOt^r  j^nsammeufaseend) 

äatäyu^a^  jmtrapaidrän  t^iß^v^ 
bahün  pn^n  limtDdmistyam  (liväBf 
in  DoosBens  Übersetzung  [Seebad g  Upanisbads  270] 

^Währ  hundertjährige  kindor  dir  und  enkeL 
Viel  horden^  elefanten,  gold  und  rosse/ 
\gl  KV  10,  85,  42.    EHoffiuann  Sylloge  epigr.  gr.  105. 

rijQtttaM/  ftyixsov  ntti^fftg  itai^i^it^  ini^üüWttv 

Ofid  fast.  2,  428 

iam  äo^er  optatmit  nomen  habebit  ari. 


Ahd«  suagur. 


411 


tkrbe  oder  inteniäität  geliehen   habend,  kann  ich  nicht  fest- 
stellen. *) 

Noch  ein  drittes  altgermanisches  verwandtsehaftawort  bat 
man  der  entlehnimg  aus  dem  Slavischen  verdächtigen  wolleo, 
got.  nijjrjitf^  d&8  man  mit  sl*  n&tij  iS^hfi^twg  zu  identificiren 


*}  Ich  haito  es  indes  fUr  iiiit^Heh,  hier  ein  paar  ^üon  nu^^^uschmben,  ad» 
dem  alten  teKtamentö  und  den  reden  des  iBaioa.  Sie  mögen  ^^i^'h  gegenseitig 
erilutem.   Buth  4,    10;    xtd    fi    'Pqlu^    t<5*^    Mittttßljtv  jt^y  yv^aUa  M&tilutv 

ix  jm^  dätlff^y  atfroC  x^i  (x  j^g  tfvl^^  laav  t^ifröv  [TgL  Nam  27,  4,  lum 

aosdruck  aach  Mtth  22,  M  fti^nfSTt^ßH  a/t^Qfßu  ifp  «{Jtlqm  atJtov  mit 
WeUhaQsenä  note:  tiyaaiijaat.  (a^pH)  <*>'ö"«  (onj)  und  rfi^ffiFrjJijßi  nni^fA^ 
(^t)  ^hid  gleichbedeutend],     Isiiios  2,  36:    xnt  tym  ufy  6  .jotyr^e-   ixtiydv 

*'vßQ^  4  ttixQ^  at^toC  ytyrjjtKif  xai  tilivjiOKytn  i&ttiptt  tt^tm^  4xtiyöv  tt 
xtü  fitrtvjnv,  Xfü    ini^q^tt  xttl^y  ini^*^XHf  xm   la  fVnire  jffti  lulXi*  jnrViit 

^>*'  fo  ^üiaioy  TO  7!«(;jiltiif^^»'  itt*r^T  7ti2tfikfTO ,  jdfttttiCttytft  iF  fii/rOK 
f^JinfcTr;  jrrfi  n^t'tJ^'i^fot^  ^-fei'Jlf  ifff  ^itr/raif^Ofri.  Im  gleichnamigen  eniel  lebt 
eiwm  vom  großsvater  fort,  die  Tolle  verniehtimg  der  existenz  wird  erat  duitsli 
die  vemiebtang'  nach  des  namens  besiegelt  {vgl.  die  daüinstio  memoriiie  FmXj 
4%  2059).  Dem  alten  testamente  sind  die  formein  ^^tiXiiijutt  tu  Qy^ßiu  f^Jrou^» 
liiolfitat  fo  ova^tr  aihov  geläufig.  1  Sam  24,  22  *ßi  *'ti'  ^uöo6y  fiQt  4v 
AvoiM  OTi  oi'x  i^tiAfä-fttvtSttg^  io  tut  iq tut  fiov  d.iiatit  uou  xtti  o^x  tiqtti'tii^ 
irt  &routi  fiQv  4x  roti  ofjrob»  fot^  nm^tos  ^ov  (dif^e  formelhafte  rerbindmig 
ven  (f;tfQur(  und  ^^of^tc  mit  dem  begriffe  der  TemichtuDg  ist»  wenn  mich 
medne  erinnenmg  nicht  täuscht,  im  Semitischen  auch  anderwfirts  ^«'elaufig) 
Der  name  ist  viel  mehr  als  ein  blosBCä  reichen  der  Persönlichkeit  oder  de« 
dingeii.  In  *naroen'  und  *ge&talten\  nämäni  nnd  rüpn%n^  ent&ltct  nach  der 
Ui>amsadlehre  sich  die  weit  fBrhiidäraTiyaka-upan.  1,  4.  7  —  Denik^en  JJ94]'; 
die  erlöBung  vernichtet  beides.  Mun4aka-upan.  ä,  2,  8  -^  Deosj^en  558: 
ytUhä  fiodyn^  »yartiiamünu^  mmitdre  'starbt  gacchtinH  nämarüp^  vihdfja 
taihä  mdvannamampädtnmuktal^  parotparam  purft^amupaiti  divifam. 
'Wie  ströme  rinnen  und  im  ocean,  aufgehend  name  mid  gestalte  verschwinden. 
So  geht,  erl&et  von  name  und  geetalt,  der  weise  ein  zum  göttlich  hiiehnten  gei^/ 
Far  alle  formen  primitiven  denken:^  wird  der  sa^  geltung  haben,  den  kfirzUch 
WeUhausen  dem  verse  Mtth  5,  9  beiKeschrieben  hat:  'Der  name  deckt  aiel 
mit  dem  wesen  nnd  int  die  o0enbarung  des  wesens.^  ÄDieterich  Mitbrma- 
ütnrgie  110  »&.  I7S.  In  dieser  an^schauuni^  Ue^en  auch  die  wurzeln  mUer 
«1^mologifl«hcn  ^^eculation. 

=)  [Dies  war  geschrieben,  ehe  mir  Dteterichs  freondschaft  die  onter- 
äuchungen  über  'mutter  erde*  im  sonderabdmck  aus  dem  Archiv  för  Keligians* 
Wissenschaft  Vlll  zugi&bgiicb   machte  (jetzt   separat  unter  dem  titel  'Mutter 


412 


WUbelm  Schtdi«, 


seit  langem  gewöhnt  ist.  Da  netij  sicher  zu  ahd,  nevo  mß 
gehört,  muBs  es  ein  p  verloren  haben.  So  gesetzlich  dieser 
konsonantenverlust  im  Slavischen  ist,  ebeuso  unerhört  erscheint 
er  Tom  Standpunkte  der  germanischen  lautgesehichte  ausJ) 
Deshalb  erklärt  neuerdings  Much  das  gotische  mpjb  *var- 
wandtet^  ohne  alles  zögern  für  ein  lehnwort.^)  AVer  genauer 
zusieht,  fühlt  bald  heraus,  dass  hinter  dieser  anlBteUung  sich 
eine  recht  sonderbare  zumuthung  an  unseren  glauben  Ter- 
birgt  Die  Germanen  mtissten  ein  slavisclies  wort  von  ganz 
specieller  bedeutung,  dessen  serbische  fortsetzung  netßk 
noch  heute  den  'schwestersohn'  bezeicimet,  entlehnt  haben, 
um  daraus  ein  ganz  allgemeines  wort  fltr  den  begriff  der 
Verwandtschaft  zn  machen.  Denn  es  kann  nicht  nachdiilcklich 
genug  betont  werden,  dasa  nipjis  im  Germanischen  nichts 
anderes  bedeutet  als  'verwandter'  schlechthin,  ohne  jedes 
ansatz  zu  einer  specialisiriing  des  verwandtschattsgradeSt  wie 
sie  tur  Hf^^o  und  netij  charakteristisch  ist*  Im  gebrauche  des 
Wortes  ist  nichts,  was  die  ableitung  grade  vom  stamme  nepüt- 
auch  nur  begünstigte,  geschweige  denn  forderte,  Got.  nifgi» 
ist  fsvyy^r^g^  t^^jo  fjvyyevigy  t;anipjö$  avyyfvtt^,  ähnlich  steht 
es  im  Altnordischen,  und  im  Altenglischen  gar  hat  sich  dßr 
bedeutungsumfang  des  Wortes  nippas  so  erweitert,  dass  am 
ende  nichts  übrig  geblieben  ist  als  der  ganz  allgemeine  sinn 
*mÄuner'  oder  'menschen'* 

ni-pjis  ist  nach  form  und  bedeutung  das  gegenstiick  ztt 
frama-ßeis'^):  es  bezeichnet  eigentlich  alles,  was  innerhalb 
des   haus-,   Sippen-,   Stammesverbandes  steht.    Man    kann   tu 


< 


©rde'  1905,  25.  34).  Wor  den  dort  entwickelten  Gedankengängen  g-efojgt  ist 
und,  riar-h  Dietcrichö  aiiwoiBünp.  auch  die  ^uFamnicnsU^IJungen  Jirer^eks  in 
den  Mittb.  d.  Srihles,  Ges.  f.  Volkskunde  1,  30  ^9.  beherzig,  wird  nicht 
zweifeln,  dasB  die  im  texte  vorgetragene  erklärunff  in  der  tba»t  bWiq  ntio- 
nflliftiB<:b  ist  und  nicht  anf  den  urgrund  der  aitte  hinabreicht  Der  nrsprfiiig- 
lichRten  anffafisnng  ist  jcdenfaUa  die  gleichnamigkeit  von  entel  wnd 
vater  eine  gewähr  realen  fürtieben^  j^ewcfaen.] 

H  Job.  Schmidt  wollte  den  konäonanteDverln^t  ^v^^^^U  ans  den  hh-\ 
herleiten^   m,  nätihluiah.    Neutra  11  anm.     Mir  scheint  das  wenig  probalw^L 

K)  Deutsche  Stammesknndo^  [Rummlung  GöHoben]  37,  wo  zugleich.  eb*n* 
falk  ohne  2n  reichen  Jeu  grund,  el.  svekrfj  m:ehr^  als  germanische  lehnwert« 
beae lehnet  werden.  Üben  s.  400  anm.  5.  (Dagegen  Jlllte  ich,  trotK  Meilkt. 
d.  iy<XHCr  för  entlehnt,  üo  got  wio  das  lit.  pvkm) 

•-)  l^elegt  sind  nur  framapjana  früinapjai  framapjaim  frttmitpj&nf 
frattwpjm. 


J 


AM.  iuagur. 


413 


einer  art  von  gleichung  vereinigeii  nifißs:  irmakundai  Mtth 
10»  25.  35  [im  ariginal  mxtanot]  -  framapeis:  ags»  feorctmd, 
G-if  feöTcund  mon  odde  fremde  hutan  wege  gemid  tvudn  tfonge 
[Ihne  20,  Gesetze  d.  Angelsachsen  ed.  LiebermanE  98].  Wer 
bei  der  übersetÄung  vou  got.  airpa*  guma-  himina'  ufarhimina- 
itiHrt-  qinaknnds  den  etymologischeD  bedeutungswerth  des  zweiten 
gliedes  urgirt^  fälscht  die  wahre  meinang  des  Ulfilas  und  seiner 
Zeitgenossen.  In  der  that  ist  -kimds  fast  ganz  schon  s^nr 
geltung  einer  suffixsilbe  lierabgesunken,  wie  fast  durchweg  im 
Angelsächsischen  und  auch  im  as-  godkundJ)  Aus  Alfreds 
Übersetzung  der  Cnra  pastoralis  ed*  Sweet  genügt  es  ein  paar 
stellen  auszuschreiben  wie  130^  t>.  8  worldcunde  domas  ~  da 
eordleean  ding  136,  Is*  eordUcam  dingnm  -  worldfMndra  dinga. 
Den  gegensatz  nipjis  innakunds:  framalmiB  feorcimd  kann  man 
ohne  Schwierigkeit  in  altindische  woite  und  Verhältnisse  über- 
tragen, wenn  man  den  im  Petersburger  Wörterbuch  l^  373 
aus  der  Väjasaneyi-Samhitä  5,  23  citirten  satz  mit  seiner 
gegenüberstellung  von  amätyah  \amä  ^daheim'  ^zu  hause*]: 
ni^ty^h  [mh  'hinaus^]  vergleicht,  amä-tgcü^  bedeutet  den  ^haus- 
genossen,  angehörigen',  ni^-tyafy  den  ^auswärtigen,  fremden'. 
Auch  als  beiwort  des  'besitzes',  vedah,  kommt  am&iya-  in 
adjectivischer  function  vor,  sh  no  vedo  amätyam  agni  raksaiu 
viivdtal^    utäsm&n   patv   äi\hasGd,i    RV   7,   15 »   3.')     Wer    zur 


t)  JGiiiDin  DG  %  554  Kluge  Stamrobildon^lehre«  §  241.  In  godakvmdsr 
tdytrij^  Trf  19,  12  hört  man  freilich  d^  'geboren*  noch  deutlich  heraus.  — 
Fiu  dem  aa,  tpäkund  entsprechendes  adjektivTim  hat  auch  im  Althochdeutschen 
nicht  gefehlt«  aber  da  zei^  es  zwei  bemerkensirerthe  eigenthümlichkeiten^ 
Dem  t  TOD  kihmt  natura  Ähd.  GL  1,  IIB,  26  [ai.  jäti-]  $teht  hier  meist  d 
(aoe  fh)  gegenüber  fGraff4, 419]*  und  in  der  Benedictinerregel  c.  20  [Hattcmer 
J,  71]  liest  man  dcf'  cotchnndiun  msü  (—  divinae  gratiae).  Wenn  diese  spur 
«inei  -ja-stammes  f erlässlich  ifit,  scheint  es  mir  natürlich,  dass  beide  ah- 
weicbnngen  des  Althochdeutschen  von  dem  aa,  ags.  got.  tT|>us  mit  einander 
in  Zusammenhang  stehen-  -hindft-  {kikant)  verhält  öicb  zu  -kunPja-  genau, 
wie  aa.  aiä  (got  idtk  it.  aldi-)  tn  got,  alßxMj  aber  aüch  wie  ai.  Jätä-  gr. 
-yvqr<ig  lu  jäUju-  yf^at&f.  Der  nominativ  kok^itid  (~-  difinut)  Morb/Hjmn 
6,  6t  4  [Sievere  3G]  mässte  eine  kontaminationsbildnng  lein.  VgL  cammanchuttt 
cAi*«i  (^  masculum  U  2,  23)  Ahd.  Gl.  h  733,  26. 

*)  Ich  sehe  keinen  rechten  grund,   vtih  and   amdtyam   zu  trennen  und 
das  iwelte  wort  mit  'hausgenoasenschaft'  tu  überaeitten.  Vielmehr  scheint  mT, 
diS8  bei  streng  zweigliedriger  auffagsung  deü  gebet«  die  gegen uber^telloAg 
des   besitxea  {vedo  amätyam)  und  der  menschen  (mmän)  wirksamer  heraus- 
i       kommt 


414 


gleichen  sippe  nabhH^  gehört,  ist  adnftbhiJ^i,  wer  ausserhalb  su^liu 
vielmehr  tikty^üs^  lü,  Vd^\  ii.  Synocyiu  voö  nkttja-  Ul  rimi^a- 
't'remd\  G,  75,  19,  8,  1,  13;  mät  mkhyhd  äratjtim  nAhhim  (mi 
*von  der  eigenen  freundsrhatt  gehe  ich  za  fremder  sippe* 
10>  124,  2,  Der  gegeiisatz  zw  ärane  *m  der  fremde'  ist  wieder 
amä:  sä  tto  amä  so  ärane  tu  pühi  \{\  l»3,  16.')  Jetzt  könuen 
wir  auch  ai*  m-tya-^  über  dessen  analyse  das  gleichbedetiteode 
«e-jft-  entscheidet'),  in  seine  geschichtlichen  und  grammatischeii 
ziisamnienhäuge  Jnueinstelleji.  Im  gebrauche  berührt  m  »icli 
gelegentlich  mit  amMtja-  and  sein  gegensatsE  ist  ebenfalk 
äm^-:  mlimn  vi%  miyam  rarmtaranum  ^^  U^^  >fiW4  ^fftiS 
mk^mä  äih^dthm  tat  5^  H5,  7  aramm  wi  nityam  3,  53,  24 
[Geldner  Ved.  8tud.  2,  160]  par'mdijam  hy  nranasyu  rekm 
nityamfa  raynh  pdiayah  m/ünm  7,  4,  7  (vgl.  4,  41,  10),  mt^a9^ 
räytHt  ist  das  seitenstück  zu  vedo  mnätyam^  luid  drafia^/« 
rekiialt  ki)nute  man  sich  wohl  auch  durch  m^tymya  rekmU 
vertreten  denken.  Mit  anderen  Worten;  ni  in  miya-  muss  etws 
das  gleiche  wie  amt)  und  das  gegen theil  von  uflt  bedeatei^E::^^ 
und  in  der  that  verhält  es  sich  zum  gr,  ^vt  (ai,  twi  in  iftiiJbrr^i.^^ 
formal  genau  wie  ai.  pidhanam  zu  ijti&rf^a.^)  Wie  im  Lateiniache-^a 


>)  Es  koEimt  auch  amä  —  draui^  rar»  6^  2i,  10  [Mgh  d«zu  m4  tm  däm 
mü  vdna  äjahürthn}}  7,  l,  19  *ün  hause  —  im  waldo'].  Das  ^iibstantif  arw^ffcmtH 
bedeatet  'wdr],  wildnis,   odeV    Wenn   man    bedenkt,    daas   den    ulfilatÜJf^L»  «u 
verbindani^en  min  au^junn  jftftp  Mc  1,  35  [ft^  tQtjfKtp^  t^no»^]  ana  tu^jct  »m 

ntadim  45  {tn^  ^\njfioti  rri.ioj^')  im  Französischen  (htut  *m  lUu  marle^  (Uvm 
ffc*  li^ttj^  ecartrii  entspricht»  wird  man  vurmuthen  dürfen,  dass  genn.  mi'f»Jtt- 
211  der  bekannton  praoposition  au  |lst.  anfiro  nnfugio]  gehört  und  urspr&Jiir- 
lieh   ^abgelegen'   bedGutet43     aupt^ui  ist  su^   dv^n  formen  auPjtjmma  ttnpjfim 
aupjtinii  aupjtftf»  and  ahd.  ödi  erachloBBen ;  die  altnordiäche  nebcufono  ffti^ 
dei^kt   flieh   mit   ^r:    ttvtd*;,    über    dcsaen    bcdeutun»f    ich    iju.  ep.  ^50'  ^ 
«procheo  habe  (v^L  noch   Woigel    Diasert.  Vindobon.  ä,  119  Kaelk^r  lMi*t 
Sind.  3,  2TS).     I^as  aufik  von  auptiit  stimmt  in  form  ond  funkt^on  genau  «i 
ai.  4ya-  Whitney  §  1245;    veig-leiche  ih.  ujMttyaM   'am  ftissos   eines  berp» 
gelegenei    land'.     Zugeburige    femimna    liegen    in    "AuTftüün  'AfiK^am  [-i 
/nicaa    uiifiii0(i   [vgl.    tu.   djtiit^a'-]    t^vttati    [ai.    mnuhfa-\    vor     Z  29*  ^ 
B«rl.  Fhüol.  Wochenschrift  1800,  1506.     Da^u  kommen  die  adverbia  aoöoo^" 
d/flaoio   *rac'j    f;m.     Vgl  BeK^etibe^rger  BB  27.  159:  Xur  Gesch.  lat,  Eir"* 
namen  541*.    Andtirs   Brngniajin    IF  17^  3öl ,    deaseii    deatimg  von  *tto^^" 
uifttffoa  als  'nach-einlieger*  ich  koinon   glauben   entgegejuub ringen  vtmuir 
LaL  tn-fi«M»  etwa  *abweicbung\  t^ikftauL 

*)  Ai.  tijiatyak  —•  gf*  tiuoy^fo^.     dak»im^ll<*h   "    ^(rlAfjfi?iÄt;di  {t^- 
die  TOn  Piscbel  Vcd.  Stud.  2»  78  angaführt^^n  bti>Ueü)* 

*)  i-Vi  za  *V  [ai.  nntdr  finttdm  ^  A'*#fioi^l  wie  rf;tt-^f**  stu  got.  «t^*" 


-^ 


Kirnffur. 


M( 


und  Griecbiscbeii  die  adjectiva  domestiem  mw$iffg,  haben  sieb 
aaefa  iin  Sanskrit  die  synonymen  aUffa-  nija-  zu  der  bedt^ututig 
von  muts  tthog  sv(i'^)  entwickelt,  und  wie  in  proprms  tmt  mch 
zu  dieser  bedeutiiug  die  Vorstellung  des  *dttU(^mden\  *b6* 
»t4ndigen'  üiüzugefunden  ^) :  denn  im  wesen  des  eig^ntbumH 
Uegt  eSj  als  zeitlicb  unbegrenzt  gedacht  zu  werden,^)  In 
dieser  bedeutung  verwendet  der  Pgveda  das  wort  nUt/a-  gern 
von  den  «ich  immer  wiederholenden  leistnngen  des  Opfers, 
auch  von  Agni,  dem  iipronvaii  (/fhäjmtih  *dein  hausvater,  der 
nie  sein  haus  verlässt'  [8,  60,  lt*J^"*)  Sonst  wird  eö  im  l^igveda 


^t*ff  za^ieoL  Am.  ii^o  [li.  par^d-].  Auch  ni*nM-H  [lat,  atdus  h*!.  nfni]  ht 
vieUekht  ebar  der  ort  det  eiDsitzenfl  ab  des  niedertüitzeins  [vj^l,  dixa 
wk.  ni  w:,  utjhhu-].  Katflrllch  trenne  irh  am-  fyt  tti  iv  d  [Ebel  Z  5^  IH5 
U\l  Schmidt  26,  23  a.  27,  mi  WScholze  29,  264  Mihlow  AEO  79]  ton 
dem  gewöhnlichen  ai.  n%^  dae  in  abd.  nidar  usw.  steckt  [Wackemagei  Ai  Gr. 
2.  I,  73J. 

*)  fiÜyc  tah'  tfi'firditeafff  *rc  ^iw^  KV  t,  2^  IL 
^  Terensi  And  na  959  [mit  Donata  and  Hpengek  mmerlcon^j 
e^  deomm  vitam  eapropter  sempitenuei  «aM  arfoitror 
qtiod  %oJaptateB  eomm  propme  snnt 
Paaii  Kock  Eh.  >(.  43.  S4,    Flantus  Most,  224  «.  \iAem^Ufiiu.m  —  proprium). 
—  Btte«*  heier  earm.  epigr.  185«  2 

Tire  in  dies  et  horaa,  oam  proprinm  evt  nütil. 
DasQ  UdMoa  6St  101  ed  Man  Hom  m,  2,  2,  12Ö  ü.  («pitt.  2,  2,  168  m), 
mte  bei  Nonias  36211.  [^7B  Linda,). 

*)  Ib  etnar  bekannteii  thetfalJBfhen  iiiachrift  atm  FhandJi»  [OEolbittBii 
2,  4$  nr  65]  hieist  ea  *4itvxat9'  —  ^g^***'  nai^ui^fttw  $*tu  ,tdptu  ^ff^tf&t'. 
Aadenrärtii  m9ti  ^im^^r  hi*^  l^itlenhen^r  Hjrlbfe'  425«  14  fSttrnt^  ifi 
.^mfqix^H  17St  11'  19  {out  de«  lteraiu}f«ben(  aniD<»rkuiigJ.  Xeuopfaoji  jaAnior, 
S,  %  S  nmqipu  r«  ii*<  ;i|»<ia^V«imi.  TäffituN  ann,  IJJ,  64  t^fm  patrimm 
mimm  earetiamt  Yl^kä^M  tteicbe  kh  mkh  nifhu  wtmi  mir  m\tk§  MUm 
ak  ikiiisluiii  nd  hiitHigwiig  der  etjnokfii  tucluiMii.  die  kh  n»ol£rJt 

fiM  ^alm  üIm  hiini»  IdittA'juanu  «rjttt 
Tibdl  £.  4.  äi  aefa  «nittt.    B«adMlir  cum  i^^ij^r   t^«  ;^ 

qwitM  et  ^  all  «rl»  «MÜgfl  aua  woto«. 
oft  mgM  M.  pr^p(i^4mm  *^m  4m  M§40jtdfmfH  «rüM't  iM 

«f&iiitf««r«f  MiiViiivitd  jijimmm  ii«i«f  lüfiflwf 

VQfti'  i^wiMi  fWdb  9itt    «rie  kmiw^^itMi 
fai  »1 

V^  4»  niMiii  ia  4ae  ittt  alaW4#  i(^«i^  |<  W;  4   7,  I,  3! 


rvi^r  ^o^ 


416 


Wilbehn  Schuhe, 


vom  besitze  des  menschen  und  beRonders  aueh  von  seiner 
Verwandtschaft  gebraucht;  es  eracheiut  als  attribut  neben 
rayilt  4»  41,  10,  7,  4,  7.  8,  56,  2;  rekiMi  8,  4,  18;  äh^ab  3, 
53,  24;  vajt  5,  6,  1;  veSah  5,  85,  7^);  /ipilß  7,  88,  6;  patih 
1,  71,  1;  mnuh  1,  66,  L  166,  2,  185,  2.  10,  39,  14;  tokam 
^,  2,  11;  tänayam  3,  15,  2.  7,  1,  21.  Damit  ist  die  brücke 
geschlagen,  die  gradeswegs  zum  gotischen  mpjis  ^verwandter* 
hinüberführt.  Der  etymologe  darf  es  durch  hmakund&-  mmmni^*) 
oder  auch  durch  inkHnjar  ryvfiq>vkdtrjQ  [1  Thess  2,  14]  über- 
setzen. Schon  vor  mehr  als  zwanzig  jähren  hat  Zimmer  die 
Identität  von  ai.  uitya-  und  got*  nipjis  festgestellt,  freilich 
ohne  sich  über  den  ursprünglichen  wortsinn  zu  äussern.*) 
(jrehör  aber  hat  er  meines  Wissens  bei  niemandem  gefunden. 
Mir  scheint,  dass  schon  die  einfache  gegenüberstellung  der 
paare  ai.  nUi/a^:  ut^ya-  [von  nili  'hinaus*],  got.  nipjis:  fram^^ia 
[von  fram  *feni  von  — ']  die  saehe  zu  Zimmers  gunsten  ent- 
scheidet Über  das  suffix  -ijo-  habe  ich  in  der  anmerkung  l 
zu  s.  414  gesprochen.*)  nitya-  und  uam  [grundfonn  ävrjm] 
zeigen  dieselbe  bildung;   im  wortkem  verhalten  sie  sich  zu 


»)  Geldner  Ved.  Stud.  3,  iSö  ^. 

*)  Auf  den  ddphisichen  freiloßsungsarkonden  wedweln  tVJoj'irij«'  und 
Gix^yfvtjg  lar  bazeichnung  des  vema.  Anders  ist  d^  kret  fy^o&t^in  ddla 
m  beurtboilen^  das  im  recht  von  Gortyn  2»  11  cineti  gegensatz  zu  ^ädtt^vauiret 
bildet  unti  deshalb  wohl  tue  jongfräoliche  ^  *iin  E^chntze,  in  der  zuröck* 
gezoponheit  des  hause?i  gehaltene^  aklavin  bezeicbneii  muss.  V-g-L  schol 
Eurip,  Alk.  989  hQ^Hi:  t)^^  lOtV  titft]ßovg  axoiitivs  l^yovtftt^  and  besonder« 
Heeiod  op.  519 

ovniit  ?oyfi  f^tfiit  tioIv^Qv^qv  \-i(f^odit ^^ . 
verm,  die  sich  unmittelbar  wie  eine  inte rpre tat ion  der  kretisdteit  gesetie^;- 
BteUo  lesen.  Kret.  ^V<fö*/(ftör  iit  wahrscheinlich  aus  ^yJüo^idto^  entstandon 
das  fl[lr  Epidauras  bezeugt  kt,  Dittenberger  Syllogc  *  938,  19.  32  rtJydoo^lSifi 
'eiügeweide^  Eine  karzerc  form  ttif6a3^i(t  steht  bei  den  LXX  nnd  in  der 
ijiachrift  BGH  22,  378  | Karlen).  Zu  gründe  liegt  wohl  ein  aas  weitrerbratefeon, 
do<!h  manchmal  verkanntem  dor.  ^V'Jtif  erweitertem  adverbiaiu.  Vgl.  Hemd 
op.  523  fVtTo.**  olxov  520  tfo^mt^  fyjttti&i  (oder  Svioa^i),  7Mm  wecha«!  d*T 
kürzeren  und  längeren  ableitung  4itta^ttfttt  Sophron  fr.  ÖO  titi^  dui^ff^ftr 
Epicharxn  90  Kaibel  tmy  iiiiiO&imy  nodmy  Semon.  ^B^. 

^)  2fDA  19,  449. 

*)  Ob  man  ans  got>  fmmadd  ein  adjectirum  fri^madeU  ersehlies&fia  darf, 
weiss  ich  nicht,  Yieüeicht  verhalt  aieb  frumaddn-  zvl  lAt  primitme  ilmlidi 
wie  gr.  yk^x^v-  zu  ylutcatt. 


I 
I 


I 


einander  grade  so  wie  ai.  pt-  und  got,  if-  in  i/iuma;  das 
Griechische  hat  in  ivi  ini  beidemal  die  volleren  fonnen  bewahrt. 

Die  analyse  und  interpretation  von  ni-tya  ni-ja,  die  ich 
hier  versucht  habe,  scheint  mir  unmittelbar  bestätigt  zu  werden 
durch  ein  av.  Zeugnis,  auf  das  ich  erst  nachträglich  aufmerksam 
geworden  bin,  Baiiholomae  Altiran,  Wörterb.  1086;  ni-s^nta- 
*ein(d.  h  im  haus)geboren\  Dass  dies  kompositnm  mit  ai> 
mja  zusammengeBtellt  werden  muss,  hat  Bartholomae  schon 
IF  Anz.  12,  27  konstatirt. 

Das  soffix  von  mtya'  ist  in  ähnlicher  Verwendung  auch 
im  Litauischen  nachweisbar*  sw^czias  [grundform  '*'sive4ja-s] 
heisst  *gast*,  bezeichnete  aber  gewiss  ursprünglich  den  *ti*emden\ 
wie  die  bedeutung  des  lett.  stveschs^)  und  des  lit.  adjectivums 
BwStimds  *fremd'  lehrt*);  es  gehört  wohl  mit  gr.  iuag  ßenag 
[*ff/f-xa^]*)  zusammen.*)  Die  adjektive  tvidutmis  mrseutinis 
paskutlnis  sind  ans  kürzeren  formen  erweitert,  wie  die  Super- 
lative ividucsiänsias  mrseucsiäunas  p(zshtcziäitsias  beweisen; 
dass  formen  mit  einem  c^-safflx  za  gründe  liegen,  lässt  das 
paar  dabarceu  'jetzt':  dabartinis  errathen.'*)  Die  erschlossenen 
widucsia-  uirsmcsia'  paskucma-  sind  aus  den  adverbien  ividut 
wirszm  paskut  auf  ähnliche  art  entstanden,  wie  i^ftidm^ 
(ä^^o^eo)  aus  aQ^oL^    Das  suffiz  -utinis  hat  im  Litauischen 


*)  Lctt  me»chä  /«»*  —  Ut  swetim&j  ihnije  Act  7^  6. 

*)  i  9tKÖiü  ^aielff  j  mcHmq  kdek  Jnezkieincz  Svotb.  dajnot^  1042,  5 
{vgh  185,  a.  379,  3.  420,  11  -  421»  2).  VerhAlt  aich  mü^imis  in  miczim 
wi«  got.  midumü  zu  mi^jls^ 

a)  Jöbaiinefl  Schmidt  Nentn  älS. 

^)  und  weiter  mit  lat.  §h  in  aolvo  socors  mif  dm  wie  prGd-^  mne^  du 
wie  9ä.  vina  gebildet  ist?  Etwaigen  zusammenhiLn^en  mit  dem  refleiiTum 
weiter  mchzugehen  habe  ich  tioch  keinen  rechten  muth.  Die  begrifie  'aeibst* 
und  ^aUein'  ^hüren  nicht  blat  im  Sl».  [tam%\  nnd  E>iimBch-Bretomacheii 
[ZeOK-Ebel  408,  zh.  bret  pa  i^do  he-unan  otc  iyiyijü  xata  /xiyag  Mc  4,  10 
mhan  he-uvan  (v  iavi^  5,  30]  zusammen.  VfL  <idj4f  b.  414  anm.  1.  Tiett 
mmthii  heisst  'besondet^,  abgesondert,  allein':  Act  23,  19  seicisehkl  atsgitjitt 
tiraxu>24^ag  itat^  Miay  (lit.  nktru,  i  Mzäl{\.  —  Ganz  anders  über  awiczUM 
Solmsen  Ünterrach.  z .  griech,  Laot-  o.  Verslehre  203  (OSchrader  Sprachvergl. 
II.  ürgesch.»  204). 

ft)  Nachweise  bei  Leskien  BÜd.  der  Nom.  un  lit,  2&7  f—  407]  idabar^ 
tirm  nicht  blos  1  Tim  4,  8,  sondern  auch  2  Tim  4.  10).  Dm  dort  mit 
angeführte  %üi»öHna$  gehört  aber  fennnthlich  einer  ganst  anderen  wort- 
bildangskategone  an:  aL  mnatana-  lat.  diuHnwt  gr,  4niitv€tv6f, 

»)  Vgl   ai.    vi:    gr.  ß-itos,  yiQtprt   yotfifJ^ttn    {foOtfKo^m},   (y  Z**9^* 


WiIheliQ  Sditilzet  Ahd.  nmigur. 


daon  zn  wuchern  Ijegoimea,  ^ahitlni^  und  pirnmünis  nach 
pa^kutmh^)^  ankszfuthns  Uüd  lemiäittis  nach  it^ir^rtetiiii**') 
Die  kürzere  suffixforra  zeigt  sich  am  deutlichsten  ini  sub- 
stantivii-ten  femiDiniim  apacsiä  ^der  untere  lheil\  neben  dem 
auch  die  üblichen  ableitungen  apactmusim  apathm  in  der 
spräche  bestehen.*)  Im  Lettischen  entspricht  das  durch  k- 
eiüschüb  entstellte  apakscha  *TiiitertbeU\  dem  sieh  weiter  noch 
tkscha  'inneres*  prlkscha  *vordertheir  gesellen*  apaksch  lA«* 
prlksrh  haben  die  funktion  von  präposiüonen  und  sind  »chan 
von  Bielenstein*)  richtig  analjsirt  worden.  =') 

Berlin,  dezember  1904  (febrnar  1906). 

Wilhelm  Schulze. 


! 


iyX^t^^^iOf  (fy^ti^iC^)  [att.  iv^^ioy  gegenüber  dor.  i^uäßfidnt],  ätj^^m 
^iX^ddtQs.  Ohm  s.  416  amn,  2  S,  jetet  Bmgmann  IF  16.  1901  491,  d« 
mdm  vergeasen  bat,  dass  die,  hoff  ich,  richtige  ©rklämng  von  /fJioi  seh 
ron  mir  in  der  Borl  PhU.  Woi-hensctirift  18%,  1$68  gegeben  worden  b 
Caei^ar  b.  g.  4,  1  pnvati  m^  ta^rati  agri  apud  raft  fi4^  «st;  dis  ifit  die 
iQologiBcb*xatreffeiide  abei^etzung  dee  gr.  ßdtag. 

*)  Ij€  14,  8   dni  pit*nmtinw8   teietda   10  mt  pa^ktitiniQ»  wktÖ»  NT 
j,  1701. 

')  iemntinh  feblt  bei  Knrschat  tuid  LeBHen.  Im  Niojta  kalendorio^  l^i^lj 
metams  (TUieje  1904)  lese  Ich  s.  30  temuftnüii  jwriu  randen»  $htagt$tiai  c^  ad 
gleich   darauf  mrMim\t  dm^ffmiYi  £0  das3  der  gang  der  analogiBchen  tk^^o» 
büdung  schon  durch  die  gegenÜbersteUung  deatüch  wird.  Mieiiniü  und  L^^ 
babeii  das  wort  bereit»  versseichnet. 

*)  Hi&*ezm  Zubaty  IF  6,  279  (MeiUet  Mi^m.  de  k  Sodm  de  ling.  9.     U 
11,  184;  BrugmaDD  Demongtratirpronom.  116). 

^)  Lett.  S]ir  2,  312.  315.  Das  lit.  UiczwBj  daa  Earscbat  nach  Kess«^ 
mann  au^  Brodow^ki  mit  der  bedtütung  'emgeweide'  anfilbrt,  Ter^he  M 
tireilicb  nicht.  Au  gr,  ^t^-g  darf  man  doch  nicht  denken,  nnd  Jofaanssoju 
scharfsinnige  anaJjfle  [IF  3,  Mä]  wiU  mir  auch  nicht  recJit  einlenchteo. 

^)  apiicziä  gebort,  wie  Bielenatein  bemerkt,   zunächst  zu  lit.  pö  lett.  ps 
■&1.  pud»  'unter',  die  man  doch  nicht  ohne  weiteres  mit  aL  dpa  gs.  ^^& 
identiücleren   darC    Es    liegt    nabo,    diese   gleichnng   ao^ustcUeii;   ai.   v^^ 
gr.  vjio  [Brugmann  Kurze  vgl.  ür.  463];  lit.  apacsiä:  pd  =  ai.  ubHaü  'bcitlf' 
lii  o^K  äl.  ifba :  got  bai.  Aber  ich  fürchte,  man  ger^th  ea  auf  emen  boli^ef 


419 


Einige  bemerkungen  zum  beweglichen  s. 

Trotz  der  arbeiten  von  Siebs')  KZ,  37  und  H,  Schröder 
PBB,  29  ist  die  frage  des  beweg-lichen  s  wohl  noch  nicht 
ganz  erledig.  Mit  nur  wenigen  beispielen  möchte  ich  einige 
Vermutungen  belegen^  die  vielleicht  die  sache  fördern  können, 
wenn  auch  ihre  absolute  richtigkeit  kaum  zu  beweisen  ist. 

L  Die  zuletzt  von  Zupitza  HZ.  37,  387  behandelten 
konsonantenschwankungen  im  an-  und  auslaut  der  wurzeln 
sind  auch  durch  die  annähme  des  beweglichen  s  nicht  be- 
seitigt. Siebs  nimmt  für  ai,  hrd-  und  gr.  ttapSia  eine  grund- 
form  mit  sk(li)  an  (300),  wobei,  ftr  mich  wenigstens,  der 
einzelsprachliche  schwand  des  s  unfassbar  bleibt;  aber  gleich 
sein  musterbeispiel  (299):  schallen  u.  s.  w,  zeigt  neben  idg. 
*^Ä,  '*'skß),  *k  auch  g:  kallön:  gaüus  (s,  Zupitza  KZ,  37,  391). 
Es  bleibt  also,  wie  mir  scheint,  der  urspraehliche  Wechsel 
zwischen  Je,  g,  kh^  gh  u,  s.  w.  bestehen  (die  erklärung  Zupitzas 
ist  gut  denkbar) ;  jede  form  konnte  mit  s-  (bezw.  ^')  versehen 
werden. 

2*  In  vielen  fallen  scheint  es  sich  nicht  um  ein  ^-präfix, 
sondern  um  „wnrzelkomposition"*)  mit  Vereinfachung  der 
konsonantengruppen  im  anlaut  zu  handeln. 

Eine  grosse  anzahl  der  mit  .st-  anlautenden  wurzeln 
scheint  die  wurzel  st(M)  'stehen*  zu  enthalten.  Es  folgen 
einige  beispiele,  meist  im  anschluss  an  die  schon  genannten 
^beiten  von  Siebs  .und  Zupitza  und  an  Zubaty,  tlber  gewisse 
mit  8t-  anlautende  wurzeln  im  BaJtisch-Slavischen.    SitÄungs- 


>)  AUen  beispielen  braacht  man  nicht  bdzQ^iiini«ti.  got  mc^rB:  kaitruB 
i.  b.  wird  niemand  glauben  (b.  Uhlenbeck  PBB.  30,  312);  vgl.  lett.  moBre 
'ziehbalkeTi  am  bnimien^  (Leskieii  Abi.  B48)  im  abbut  mit  lat.  sUra  u.  s.  w. 
(t.  Leekien  a.  a,  o.). 

')  Diese  annabme  ist  weder  besondere  neu  noch  kühn.  Erklärt  doeb 
Brogmami  (IF.  12,  154)  bringen  te  eine  Verbindung  von  *bhtr'  und  *€nk- 
Iv (T^cu,  ^ptyxQy)  {tJhlenbecL  PBB.  30,  270).  Und  wenn  Schroeder  (FBB.  29, 
486 — 87)  von  werten  spricht »  wo  vor  den  reimenden  be&tandteil  aUe  mög- 
lichen «präfixe^  gesets&t  gind,  so  kOmien  wir  das  beinahe  auch  „wurzel- 
kompeeition"  nennen.  Ohne  zwang  lasBen  sich  viele  worte  ^erleg-en,  z.  b. 
*preus'  (mhd.  friomn  n.  a.  w.)  ans  *per'  {nipLnqtiut  n.  s.  w.)  and  '"em-  {urfre 
lit  dmÜM  kühl  werden);  lat.  jiode»  ans  *$€l~  {$€ht,  kalt)  +  *ak-  *ßcharf 
(:  aiil.  hld,  kkgmn  reiben?  nach  Noreen  Aisl  Qt.*  §  491,  a«'  *  ^-*  daa  j? 
tnt  inalogieprodukt). 


430 


EniBt  LewT, 


I 


ber-  d,  böhm.  Ges.  d,  Wisseiisch.  phii-hist  Kl,  18^5,  lur-  XVI 
(die  trennung  jener  wurzeln  iu   zwei  hauptgruppen   ist  wohl 
kaum  begründet).     Wegen  der  bedeutungsübergänge  darf  ich    ■ 
auf  Zübaty  verweisen.  % 

Lit.  dauiiü  *stossen'  (Zupitza  Gntt.  199):  sd.  tuj:  M,  stock 
(iüuge®  381),  idg*  '^'dug-,  Hug-,  ^stuff-  aus  "^st-tug-, 

Ai,  darpä  'Übermut';  aisL  diarfr  'verwegeu,  frech'  (Zapitza): 
Ut  tafiiti  'gedeiheu':  lat,  stirpSf  M.  sterben  (idg.  d^  dft,  t,  st). 

öot.  dunibs  *stumm',   aksL  dqbs  (ob  eiche  oder  bäum  im 
Slav-  die  ältere  bedeutung*)  ist,  s.  Leslden  bei  Osthoff  J 
Etym.  Par.  1,  177,  ist  für  die  etymologie  gleiehgiltig) :   mhi  | 
mmffe  *penis':   aksL  tqpa   'stumpf :  lett.  si^bs  'hoher  bäum- 
stumpf,  ai.  stambh  *stützen\  stamba  ('gras)bäschel^  schöpf,  hd. 
stumpff  slav.  stqpiti  ^treten*  (dh-^  d-^  f-,  st-  mit  auslaut^wechsel). 

Dieselbe  gruppe  unuasaUert  hd,  tapfer:  gr.  Si^pm  'kiieteii\  ■ 
hd.  sappeln:  ^iapfeti^  aksL  stobora  'säule\  lit*  sti^brps  'gefalltm* 
baumstamm',  slav.  stopa  *tritt'  (db-,  d-,  t-^  st-). 

Got  dauf^  *verstockt\  hd*  toben:  lett  stid/s  'stumpf, 
abgebrauchter  besen*,  ai.  stohkas  'Starrkrampf- 

Lett.  dilia  'Schienbein*  u,  s.  w,  (s.  Leskien  Ablaut  d. 
Wurzelsilben  im  Lit  323);  gr,  tolimij  'knäul'  (g,  Prellwitz 
324):  lett.  sttdbs  'betäubt*,  lit.  stdbti  'schal  werden  (von  ab- 
gestandenem bier)\ 

AksL  drqg*f  'stange%  aisl*  drmigr  'bursch*  (Johaiisaon 
KZ*  36,  374);  lett.  Strangs  'mutig,  frisch*,  hd.  strunk. 

Wie  in  diesen  werten  der  begriff  der  Starrheit  hei-vortritt, 
eo  in  andern  mit  ^k-  anlautenden  der  begriff  des  Schneidens: 
*sek'  (secare), 

Hd.  graben:  gr.  y^at^ca,  hd*  kerben:  ai-  karpara  'schale':  lat. 
scrobis  'grübe',  hd*  scharf  (s.  Zupitza  155)  (gh-j  g-,  fr-,  sk-  aus 
*5fr  +  gh-,  g-,  fr-). 

6ot.  gil^Mi  'sicher:  ai*  avakutpatt  'zerteilen',  ahd.  scaltan 
^stossen'  (s*  Johansson,  PBB.  14,  313). 

Ak&hgols,  hd.  kahl,  aksL  glava  ^kopf:  lat  calvus:  hd*  schale. 

Gr.  ;f(»ojua<}oc  'geknirsch%  hd*  grimm:  ahd.  krimman 
'kratzen':  hd.  schramme  (Siebs  318,  322)  (gh-,  g-,  sk-). 

Gr*  yla^eo  (lat.  glaber?):  lat*  scalpo^  mhd.  schelfe  S 
(Zupitsa  Gntt.  152)* 


I 


')  Wenn  man  Bbeiltupt  dtvon  sprechen  dwf. 


'schale'  I 


EiTiiir^  bem^rknn^^n  xtim  bewf^g-licheii  »^ 


4i\ 


AgB.  gielp  ^öbennut,  trotz*:  ai.  ßlpati  ^murinelt,  redet': 
lit,  kalbti  ^reden':  lit  skMiu  *ein  gerücht  verbreiten',*) 

Hd^  griifBe^  g^ie^^  aisl.  hytm  'to  munnur'  (Zupitsfa  Gutt- 
212):  hriota  *schBarcbeii-  (ebd.  208):  ags-  scrmdian  'seh  Beiden*, 
Ist.  scrüta  (ebd*  157)  (gh-,  g-^  ft-,  ak-). 

Diese  beispiele  liesseo  sich  aus  Zupitzas  gutturalen  sehr 
vennehren. 

Unter  den  mit  s^*  anlaatendeo  gruppen  erscheinen  viele, 
die  etwa  den  begriff  'drücken'  bezeichnen.  Eine  passende 
Wurzel  8p-  kann  ich  aber  nicht  finden;  soll  man  etwa  an  ps-i 
ai,  pm  (:  bhm)  denken  dürfen?  Oder  igt  es  denkbai>  dass 
»p-  aus  s(k)  +  p'j  fr-  u,  s,  w,  entstanden  ist? 

Ags*  bmtan  ^schlagen,  stassenV:  gr.  anivStOf  lit.  äpäudiu 
^drücken',  hd,  spie^s  (ahd.  spio^);  vgL  die  reimworte  sttidiumj^) 
lur^lerejstossen;  truderefStrauits]  aisL  briSta  ^brechen*:  hA.spr&s$f 
lit  spriaudhi  'zwängen',  lett  spraude  *zäpfchen*  (Leskien, 
Ablaut  309). 

Lat  frangere^  hd.  brechmn  gr,  sß^a^t  *krachte'  (Johansson 
KZ,  36,  345):  hd,  sprechen  {hh-,  i-,  sp-), 

Lit,  feiWfi  'poltern',  lett  WWet  *reden\  hd,  pdtern\^  nrnd. 
palie  'läppen,  stück'  (Siebs  302):  hd<  spalten. 

Gr.  qialayl,  hd.  balkeu,  block,  aisl  b^laka  (s.  Zupitza,  Gutt 
213):  Bi,  phalaka  'brett\  lat  falx  *sicher:  gr;  ndkMxvt;,  bL  parhi 
Mppe,  sicher/)  ahd.  fdga:  aisl.  spialk  'diinna^  ntütk  bolz' 
(Siebs  303)  (ää-,  pk-,  p-,  sp-),^ 


*)  Di«  Widen  kippen  {yXii*fw,  gielp)  dod  ^trö»  Idmiütcit  l>i#8#Ib«fi 
1ati%Tiipp«ii  bezeichnen  Am  breeben,  schneidea,  seMtf«»  unä  dm  dsmit  ? «r- 
bnndene  gerinidi,  dann  aoch  dm  ^re^^ben  (t^L  Ulil^iib^ek  FBB.  30.  371- 
2^2  2MU  t.  b.M  ^pradla«:  frrecAeii;  lett  btidit  redend  lit  ^tMit  poltern^ 
^t  hti^^an  (Nileicd)  ^tcMafen',  tiue.  rmAm  'g€TtiM\  mt^irit'  IfKthai' 
(s.  lOkloddt  Dster  miiltvi):  ÜL  6J«iitt  «tfbUUJeii';  üt  ^rim^  *iM  vor- 
MngiB*:  fll  6ni9liiu  *fpf«ebfii';  etpva  mefa  «eear^t  Mfen^t 

^  Fnilwiii   Wi    ietzt    för    irjifJ^    oad    $fmdmm    ein«    grandforn 

*)  Wenn  poUerm  «du  ononulopcMtiHlMi  icWhrort*  ^fOnfe«  aOä.  ro 
jedoch  aodt  lit  hüd^  mgtMai  icQ  M^  m  od  doeli  tetk  davoti  cdton 
llter,  wie  in  nuiKiicin  vort  iltnHcber  nt ;  rgi  1. 1».  ilMip«ni  mii  lit  dofUnm, 
4m  vfln  IwHiM,  AbL  BGB  mgefUtit  und  iirii  Wiea  jamma 

^  Tgi  iL  Midni  «t ,  Ist  eiiil<7:  M.  «dkiOecr  (,  dM  i 
«ird,  f.  2^lla  €irtt  ISO/^  mM.  Iiwt   teiwe^  al  kd^  *mt^^m^;  bL  a^ 


Lat.  fiudef^  hd,  beis&en^  boot:  lettp  spM  (sped-)  *drtcken^ 
(Leskien,  Abi*  284}»  lat,  sjmmi.^  arm.  p^at/t  *holZj  spiesa'  (ag«, 

3,  In  einigen  fäUeii  scheint  ein  Wechsel  zwischen  s-^  w  ■ 
und  0  im  atilant  vorzuliegen.  (Thumb  IF.  Anz,  14,  9  beroertt 
aber  alb.  herk%  lat,  stdcns,  gr.  Uxm,  lit.  veUdt^  dass  sie  „wohl 
imter  einer  ursprüaglicheii  anlauts-trias  w,  5-,  u-  vereinigt 
werden  mtissen^;  was  er  aber  eigentlich  damit  meint,  weiss 
ich  nicht  ganz  genau.)  Hier  nur  zwei,  der  bedeutung  wegen 
(und  weil  atavu  so  viel  ich  weiss,  bis  jetzt  ganz  allein  stand I 
sehr  verlockende  beispiele: 

Äi.  afaiHj  lat.  salttis,  hd.   wtüd  (germ,   *wa^^);   für  das 
snfflx  von  afavi  vgl.  r^dua  :   r^Svg, 

Idg.  ^oqu-  ^auge':  ^»-eq^  (hd.  sehm^  sagen):  *u-eqi^  'sprfiehen*  j 
(gr.  tfWog  ih  B.  Vf.}.*)     Über   den   bedeutnngsiibergang   zuletzt] 
Uhlenbeck    PBB.  30,    305 j    vgi  noch   lit.   ivelgiü    ^blicken': 
ivelqstu  ^plappern';  lett.  spüffolas  'glänz,  funke':  lit  spefifftil 
'klingt  in  den  obren';  vielleicht  auch  Ht,  renin  'schau cb':  ahd, 
rahhön  'sprechen'  (:  alid.  ruoh,  ruohha  'achtliaben' :  lat,  rogäre)? 

Den  Wechsel  zwischen  sk-  u.  s.  w.  und  w-  scheint  Schröder 
aber  ohne  grund  anzunehmen;  znm  mindesten  müsste  er  die 

*)  Hierher  atich  —  wohl  offenbar  —  hd.  pßug  und  pßßck.    Freilich  «luef 
ganz   paeEondc   form   fuidet  sich  ausserj^enn.  nicht;  oder  ygV  Fick  11*  188? 
Vgl.   aach   noch    Kluge*'    108:    mhd.   ralgefi   'omaGkeim,   graben'!     Die   bt- 
deutofig-en :   'radfeige*  und  *egge^   kann  sehr  wohl  einmal  ein  wort  gehabt 
haben. 

*)  Boot  eig.  *bolz,   einbaum'    bat   bereits  lid^n  {b.  äeme   Stad.  i.  m.  tt.1 
i'ergl.   Sprachg0Bch.  34)   mit   ann.   p'ai/t  Änsammenges teilt.    Vgl.    vieUeicMl 
lat.  rätis  *floes':  ahd.  ritota  'nite,  etange*  (lat.  rrifiiits;  rädix'^  und  arm.  l&^il 
*holzflos&,  schüTskiol,  boot'  (t^ehpftelowitj  *   Bß.  29,  M),  ^las  viplloicht  zu  iiLI 
laz<iä   *itock'    zu    stellen   i»t,   worin   herr   Dr.  Schoftclowifci  mir  b«i$timmt ' 
Wenn  IfUfla  and  slav.  loza  'rebe'  beziohungen  m  einander  haben»  so  sind  pii» 
jedenfaUft  noch   unklar.     Daas   die   herkünft   des   slav.  z  nicht  ^o  eiüfarh  i«ti 
hat  Züpitaia  KZ.  37,  396  gezeigt.     Mui?s  demi   eigeatlieh  üt  pyida,  pyzä  l 
dav.    lehiiwort   s&m'i     Lit.    hnrzdim   *rührig*    (Leskien    Bild-    d*   Nom.   2a6)J 
erinnert  stark   an   akil.  örsra,   rnee.  barsöj  *schneU\     Vienekht  stehen  die 
dinge  irgendwie  in  beriehung  mit  <lem  outen  unter  4*  behandelten, 

')  *Of/v-i  srhtn  hat  auch  Holthaueen  IF.  14.  341  zusammengestent  (wit 
friüier  Bchon  Ben%,  (iriech.  WunelJei,  I.  220).     Wenn  Uhlenbeck  PBB.  27, 
337  gegen  Holthannen  das  feste  o  von  ^oqi*-  anf&hrt,  m  ist  zu  bemerken,  dmt 
die  praetiie  einer  periode  angehören  können,  in  der  der  abkni  nmk 
anegebüdet  war 


Einige  bemerktingen  nun  beweglichen  r. 


423 


H 


»' 


t 


aimahme  über  das  gernianisclie  ausdehnen,  wozu  eine  be- 
luerkun^  Solmsens  (Untersuch,  z.  griech.  Laut-  und  Verslehre 
209,  aniiL  2)  lust  machen  könnte,  wonach  die  anlautsgruppe 
'*foff-  in  \ier  gestalten  ins  Grieeh,  kam,  als  km-f  ks-^  su-^  *- 
(und  hsu-  kann  natürlich  mit  sku-  wechseln).  Wenn  Schröder 
2.  b.  m\  35  neben  ^skrat-  Teissen,  ritzen'  got.  ivratön  stellt, 
so  möchte  ich  an  lit.  randtu  radau  'finden'  (r-  aus  ^L'r-  nach 
liiden's  gesetz)  erinnern**) 

Auch  was  man  sonst  an  idg,  praefixen  gefiinden  hat, 
scheint  mir  meist  nui'  auf  ungeniigenden  etjmologien  zu  be- 
rohen.  Ähd.  hahm  *hechse'  (Zupitza  Gutt.  104)  and  ahsa 
'Ächse\  achsala  'achsel*  (ebd.  187)  z,  b,  möchte  ich  verbinden, 
aber  nicht  mit  hüfe  eines  t-präfixes,  sondern  unter  annähme 
von  redupUkatioii  (die  Verschiedenheit  der  gutturale  macht  bei 
einem  so  alten  Vorgänge  nichts  aus):  ebenso  ai.  eähu:  fih-n 
'äuge';  vielleicht  lat.  rodes:  lit.  äklm. 

4.  Wenn  mit  s-  und  ohne  s-  anlautende  wortgruppen  fast 
überall  nebeneinander  liegen,  so  muss  dieser  parallelismus 
auch  in  den  suffixen  erscheinen,  die  doch  zum  grossen  teil 
auch  einmal  selbständige  worte  gewesen  sind  (ganz  deutlich 
ist  das  ja  z.  b.  bei  den  'wurzeldeterrainativen'  d,  dhf  bh,  wo 
man  *auch  von  'wurzelkomposition*  sprechen  könnte). 

Gr*  ifi'ff^oj  *cuanus*:  «^i/^to  'verbergen-,  "^kmi-e-dh-,^) 

Ai.  mudgara  *hammer':  ndl  moker  *hammer'  (Uhlenheck 
Ai.  Wb.  227). 

Hd.  knospe  {^knn^ha-^  vgl.  gol.  a^g6:  hd.  asche;  dazu  wohl 
auch  hiorpel  knirps):  lat,  gmnma  {*gemhmaf  Schmidt,  Kritik 
lä4,  anm.  1)  {*§ene'hh-  neben  "^gene-bh-  Zupitza  147). 

Ist  die  aosführung  4,  richtig,  so  würden  wir  ein  gutes 
'öittel  der  wui-zelzerlegung  gewinnen. 

Berlin,  dezember  1905.  Ernst  Lewy, 

')  wrütm:  raml!^  bat  auch  IL  Traatmiuiii  gefunden  und  jetzt  BB.  29, 308 
»Wiffentacht 

')  Zo  *km-  *bedeck©a'  {ai.  kunäti  'bedeckt',  llt.  kümtn  'leib\  vgl.  ai. 
^^fl  1«ib*:  lat.  gall.  eay^im  *haua'  [Uhlenbeck  Got.  Wb.«  87:  hweilmi];  aül 
'*«<wr  'hjyit,  ge8t*lt\  hd,  hemdr  [:  m^hmn]  Zupitz»  Gutt.  182;  *kett4':  mss. 
W  'B^k\  lat.  colew^f  bd.  hohtj  lit.  kätdas  'kiiochen',  k^^alas  'derBchale' ; 
*W»- :  ai.  ko$a  *bebältcr',  lit.  kUiiiMm  "dIV  bd.  kam,  hom' ;  *keii4- :  hd,  haut, 
M<t,  hüttt,  lat.  sctäum  'echUd*,  lit.  kiautai  'getreid&achalen')  gehurt  oflfenbar 
h  kuvitis  *8ich  Bchanjeu'  (vgL  z,  bed.  *stham%  oben  xvaßQ^),  Die  konstraktion 
m  H^im  PBB   30,  33S  scheint  anbegEündet. 


424 

Zu  cechisch  kostet  =  kirche. 

Ztschr.  XXXIX  545  erwähnt  P.  Kretschmer  das  techische 
kostel  „kirche^^),  und  XL  s.  255  sucht  H.  Lewy  zu  zeigen, 
dass  damit  ursprünglich  wirkliche  kirchenburgen  gemeint 
gewesen  seien,  wie  sie  noch  in  Siebenbttigen  nachzuweisen 
sind.  Auch  in  anderen  gegenden  finden  sich  solche  kirchen, 
die  als  kastelle  oder  bürgen  bezeichnet  werden  können,  z.  b. 
auf  Bomholm.  Die  dortigen  vier  alten  rnndkirchen,  die  Ny-, 
Nylars-,  Oesterlars-  und  Oleskirke,  machen  mit  dem  festen 
türm,  den  ganz  kleinen  lichtoffiiungen,  die  man  eher  für  scfaiess- 
scharten  als  fttr  fenster  halten  möchte,  mit  den  gewaltigmi 
dicken  mauern  mehr  den  eindruck  von  bürgen  als  von  gottes- 
häusem.  Die  älteste  von  ihnen,  die  Nykirke,  ist  1287  erbanti 
als  Bornholm  unter  der  heiTSchaft  des  erzbistums  Lund  stand. 
Da  die  geistlichen  mit  den  dänischen  königen  fortwahrend  in 
kämpfe  lagen,  so  suchten  die  erzbischöfe  bei  dem  bau  der 
kirchen  die  zwecke  der  Verteidigung  mit  der  kirchlichen  auf- 
gäbe der  gebäude  zu  vereinigen.  Die  festen  tfirme  dienten 
als  kastelle,  als  verteidigungs-  und  Zufluchtsstätten.  Das 
oberste  Stockwerk  bildete  eine  mit  schiessscharten  und  zinnen 
versehene  plattform,  um  welche  sich  rings  an  der  mauer 
entlang  der  wächtergang  zog.  Im  türme  wurden  die  waflEen 
der  zugehörigen  landbevölkerung  aufbewahrt,  die  in  notfUlen 
durch  ausstecken  einer  fahne  zusammengerufen  wurde.  Kirchen- 
schifif  und  altarraum  sind  im  osten  angehängt  und  haben  nur 
sehr  kleine  dimensionen.  Weitere  angaben,  auch  über  den 
baustil,  bietet  u.  a.  Griebens  Führer  durch  Bornholm. 

Berlin.  Franz  Härder. 


Lit.  galwä. 

Wer  den  vers  Act  21 ,  24  in  seiner  öechischen  fassung 
aufmerksam  liest,  hat,  glaub  ich,  die  etymologie  von  lit.  galwä 
asl.  gUva  ^kopf  in  der  band :  Iva  lvgijaa)>Tat  rijv  xetfaXi^y  äby 
oholili  hlavy.  galwä  zu  sl.  goW  yv/Äv6g  und  ahd.  calua'  cal* 
Vitium,   wie  lat.  ralva  'schädel'  zu  ccUvos.    ELewy  o.  s.  420. 

Wilhelm  Schulze. 

M  [\gl  auch  Aich.  t.  sl.  Phil.  28,  159.     -  W.  Soh.J 


mnn  m 


Studio«  zur  üesclückte 

Griechischen  Alphabets. 

Von 

A.  Kirelilioff. 

Mit  tiü^t  Kurte  u.  xwct  Alphabet  tafeln.    4^  ttmgeRrb    A\iiL  H  .\l 


flinr  (\w  Eßtstehungszeit 

Uerodotischen  Gescliichtswt^rkes. 

Zwei  iikHdeniibclie  AbliarKilnngeo 

A.  KirehlioO'. 

31it  einem  Aüdanger  Über  die  Zelt  von  fferoHoi«  AufcEitttalt  in  S|>artii, 
1  Auflage.    i/tO  M. 


Mythologische  Studien. 

Vfiii 

Adulbert  KahiL 

ü#riiuiigf'geli«n   vt>u  Ernst  Ktiiin, 

Inter  Ba^d:  Die  Seralkuolt  i%%  Feoers  nad  des  ßOttertraiLks. 

3*  rerm.  Abdruck,     Ö  M. 


Beiträge  zur  Pali-Grammatik. 

Vnt] 

EfDHt  \V.  A.  Kulm. 


\M[   liiilHü.  ilii> 


I 

f 

^L,.,  .,  . .  -.  -  -^^  m  1' . 

fiiHtlniroii,  Vuntlenliot'rk  k  ttuprc 


Die  infinitive 
\  des  Indisclien  und  Iranischi 

Villi  FritK  n  oirn 


A^  Itiipiiirht   tu  If dllliiiri'ti ,   mt^klvi^   fVeiii^iJtirlif?  fiVf^rhruu^ 


Zur  arisclieii  wortkunde, 

L  Av,  hav'  *kocheD^  rösten', 

Vd.  8.  73  lautet  in  der  Öeldnersehen  ausgäbe:  yat  mte 

yät  mazdayama  päda  ayantam^)  vä    ta<}int9m^)  va  da7-afnmm 

va  vasBmmm    va  atram  nampak^m  frajasan  —  nasüm   hqm. 

pm^an  nasüm  kävayqn  —  kii$a  te  vor^zyqn  aete  yöi  mazdaymiiu. 

Dies  wird  von  Bartholomae,  Air.  wbch,  158.    1375.   1782  fol- 

g^ndermassen  übersetzt:  *wenn  die  Mazdähanhauger  schreitend 

Mer  laufend  oder  reitend  oder  fahrend  zu  einem  feuer  kommen, 

womit  man  eine  leiche  kocht  ^)  ~  sie  kochen  eine  leiche,  sie 

schmoren  eine  leiche  —  ^ie  sollen  da  die  Mazdähauhänger 

verfahren?'      Das    verbum    havayqu    wird    somit    hier    mit 

•schmoren'  wiedergegeben.    Eine  andere  form  desselben  ver- 

'^   ms  findet  man  in  Y*  71.  8,  die  in  extenso  so  lautet:  yöi 

^    /'jk^rant^nti    vlspmn    dtiSmat^m   yöi  uipükBrantanti    vispam 

dtiJüxtam  yöi  aipiJc^rantdnti  vlspäm  duivarst^^ni  mqfiay^n  aiie 

ya^a  ätars  Jni^kam  aesnwm  yaoidät^m  hupairlsUm  aipikBr^n- 

taiti  havayeiti''')  daiaiti  =  (Bthl.,  Aii\  wbeh.  17  B2)  *die,  welche 

alles  übel  gedachte ,   alles  übel  gesagte  und  alle  schlechten 

taten    zerschneiden,   gerade   so   als   ob   das   feuer  trockenes, 

ritttell  vollkommen   gemachtes,   wohl   ausgesuchtes   holz   zer- 

at4lckt,   schmort»  verzehrt*.     Beide  diese   formen   setzen  eine 

prÄsensbüdung  havayeimi,  ein  intensivum  einer  wurzel  hav- 

*gchinoren\  voraus.  Ein  dritter  beleg  der  wurzel  liegt  in  V,  7,  55 

vor,  wo  jedoch  der  text  verdorben  zu  sein  scheint;   es  steht 


«)  padayfint^m  P  10.  Pt  2.  L  l.  2.  Bt  h 

*)  tadantsm  K  L  Jp  l.  ebenso  V.  tj.  26  tadanttm  K  1^  waa  mir  tUer- 
din^  eine  gewisse  üeachtiing  zn  rerdienen  scheint^  vgl.  Barthclomae  EF.  12, 145, 
Air.  wb<ih.  628 

»)  Die  ftr  xms  ein  wenig  befremdend©  vorBtellung',  dase  dfta  feuer  ©in© 
l0ulie  'l£ocht\  hat  ja  |:^on»iie  parallelen  im  ÄltimMscbcn ;  vgl.  %,  b.  EV,  10. 
J6,    1-  2   ifüdä  tf'^fifti  kr^dvö  jatäv^dö  'wcim   du  ihn  fortig   gekocht  hait,  o 

*}  aim  K  5.  P  6,  vgl  Yt.  14.  62* 

^)  hnvayeitt  Mf  1.    hnmiti  Pt  4  J  6.  H  1. 

y^mlimahtm  für  reigL  Bpncht.    N,  F,    XX.    4.  gg 


Jarl  Oiftrpentier, 


nämllcli  3  p.  opt.  akt,  hujßr9s  =  ai*  *suyür^)  statt  2  p.  *hu' 
yata  -  ai.  *stiyata,  was  jedoch  vielleicht  dnrcli  associatioi]  an 
das  Vorangehende  yöi  mahjüka  statt  an  yUiam  in  den  teit 
hereingekommen  ist.  Die  bedentung  steht  auch  hier  fest, 
Die  form  huyäras  setzt  ein  präsens  *haoiti  nach  der  sch 
genannten  wnrzelldasse  Tor/) 

Man  könnte  geneigt  sein  anzunehmen,  dass  diese  wnrzel 
hav  *kochen,  rösten'  eigentlich  nüt  der  wnrzel  hav-  'keltan, 
auspressen'  ^  ai.  mnoti  das*  identisch  wäre.  Aber  dies  wird 
meines  erachtens  durch  zwei  umstände  widerlegt  Erstens 
kommt  von  dieser  letztgenannten  wnrzel  nur  die  präsens- 
bildung  ^su-neu-nu  vor:  aT*  Jumav-f  hunv-  =  ai*  sfinav-,  smv- 
(denn  die  andere  avestische  bildung  hun-  =  etwa  ai.  *mniti 
ist  wohl  mit  Bartholomae,  Air.  wbch.  1781  f.  so  zu  erkläreü, 
dass  die  partieUe  lautliche  identität  der  wurzel  mit  den 
wurzeln  hav-  'antreiben'  -  ai.  suvdti  und  hav-  ^gebären'  = 
ai,  süte,  wo  die  präsensbildung  hutm-  heimisch  ist,  eine  gleich- 
artige bildung  bei  hav-  *keltern*  herrorrief),  während  —  wie 
oben  erwähnt  ist  —  hav-  *küchen,  rösten'  nur  die  bildungen 
haoUi^)  und  hnvayeiti  kennt  Zweitens  scheint  av.  hunath  : 
ai.  minSti  gerade  ein  terminus  technicus  für  die  keltemng  des 
soma  zu  sein,  wie  auch  aus  den  belegen  j  die  sich  hei  Bar- 


I 


I 


')  Die  steUe  IaQt«i:  tfa&a  .  .  .  yüi^m  ^ni  mah/aka  ^av^^a  n^ßMa 
Auiy/in>S  gq^i^a  j'^mt9m  amraiH,  d,  li,  (Btiil.  Air.  wbch.  1783)  Vie  ihr,  die 
menechen  .  .  .  ep  eisen  sclunort  und  ^ree  ÖeiBcb  es^\  Die  traditioii  schwaiüft 
iwiBchen  huyär^^  Jp  1,  Mf  2-  M  2.  Br  1,  hüyür^i  Pt  2,  hujfUrü  L  L  ä 
und  hüyäri^  K  1* 

*)  Die  optaüvbildungen  mit  r-formativen*  die  zuletzt  bei  Btngmmn^ 
Grdr.  II  1388  ff.»  Kz.  vgl.  Gramm,  s,  ö96  if,,  Sommer,  Lat  h.-  ond  F-lebre 
e.  527  ff.,  Bartholomae,  GIPh.  I,  U  921  212  und  Tliumb,  Handbuch  292  f 
296  ajim,  bcbandt^lt  sind,  sind  nicht  gctitl^end  aafi^eklärt.  Ich  bemerke  dilt 
hier  g'egen  Barth oiomae,  dass  es  mir  tmbeg-reißicfa  ist,  warum  man  av.  formen 
von  dem  typna  hßr^f  liuya^-^i  fUr  *  älter'  ak  die  altindi  sehen  von  dem  ^Ui 
gamyur^  syür  halten  6olL  Enthalten  doch  die  altindigchen  fonn«a  dm 
optatiTformang  in  der  fiLr  diese  perBon  gebührenden  ablaotsstufe  -|*»  wahrend 
die  avcstiFchen  formen  mit  ihr^m  -yä*  sich  als  güm  junge  neubildtmftn 
kundgeben.  Eine  andere  tateache  ist,  dass  *ur  in  syür  zweifelsohne  nicht  , 
hierher  gehürt>  da  der  akzent  wohl  auch  früher  auf  der  endimg  ruhte.  ■ 

A)  HftD  möchte  ja  vielleicht  einwenden,   dass  diese  präfensbilduug  dareh  m 
hav-  'gebären^  das  im  Altindischen  sein  präsens  nach  der  wurxelklafise  hUdei, 
»^U,  herbeigeführt  Bein  kann.    Aber  diese  wurzel  bildet  im  Are^ti^cben  m 
himü'  ^  ai.  *sunäfif  *suntti. 


Zar  arischen  woHlmide, 


427 


tholomae,  Air.  wbch,  1781  und  Böthlingk-Eoth  7,  1019  ff. 
inden,  za  sehen  ist-  Da  es,  soviel  sich  daraus  sehen  lässt> 
^ar  keine  einzige  anwendung  der  wiirzel  hav-  :  eu-  'keltern* 
ausserhalb  des  genannten  bezirkes  im  ganzen  Altindoiraniscben 
findet^  scheint  es  nur  nicht  geraten  eine  Identität  dieser 
wnrzel  mit  der  in  den  oben  angeführten  Avesta-stellen  be- 
legten Wurzel  hav-  'kochen,  rösten^  zu  behaupten.  Wir  haben 
somit  meines  erachtens  hier  eine  vierte  wnrzel  *seu'  zu  kon- 
statieren. 

"Was  die  etymologie  der  würze!   hav-  'kochen,  schmoren, 
rösten'  betrifft,')  finde  ich  verwandte  Wörter  in  der  germa- 
nischen wortgruppe  für  ^sieden^  :  aisl.   siopa  'sieden,   kochen', 
(vgl.  s^iüpa  matf  skitr^  half  usw.   mit   dem   av.   :r^^ari(^ti  j^a^ta 
hiiyürss  *speisen  schmoren'  Vd,  7,  55),   ae.  sedfxm   dss.,   ahd, 
siodan^  mhd,  nhd.  sieden.    Damit  gehören  zusammen  aisL  seyp 
'brausendes  wasser',  seyptr  ^a  fire-pit,  kochgrube',   weiter  sop 
'fleischsuppe ,    siedendes   wasser,   worin   man   fleisch  gekocht 
hat',  sojnm  'gekocht  werden*,  und  got,  saups  *opfertier',  aisL 
saiiPr   'schaf,  auch  anderes  kleinvieh*  (Gräg&s  484  ff.),  wozu 
nschw^.    dial.   so  'schaf,    stor-söar  *kühe',   gmig-sö  *dorfstier, 
ein  stier,    der   von   den   bewohnern   eines   dorfes   gemeinsam 
gefüttert  wird'  usw,  siehe  bei  Rietz,  Dialektlei.  586  *"  f.  (vgL 
auch  Falk-Torp,  Et.  ordb.  II,   147),    Unter  annähme   einer 
Wurzelvariation  *seu'  :  *sy-e*  stellten  hierher  auch  ahd.  swedan 
'abdampfen'j  ae.  smittd^  *dampf  Fick,  \Vbch,*  III,  326,  361, 
Koreen,   Spr^kvet.  sällskapets  förh.   1882—85  s.   120  f.    IMes 
scheint  ja  sehr  wohl  möglich  zu  sein  und  würde  dann  eine 
zweisilbige  basis  Heu-e-  erweisen.^)    Ebensowenig  abzulehnen 
sind  die  kombinationen  Johanssons  PBrB.  15,  237,   der  got- 
mipjon   'prurire'    {im  die  bedeutung   vgl*   ai.  pUm-   *brand'j 
^lömti  *brennt\  zu  lat,  %irtirire}  und  supns  *magen',   eig.  wohl 
*verschmelzung',     ebenso    wie    aisl.    miipa     ^brennen',     ^ipa 
*S€hm erzen',    mip   'gebratene    schafknochen*  (Sturl.  I   159  f.). 


1)  Scheftelowits.  ZDMG.  59,710  verbindet  lim-  mit  gr.  fl'w,  was  natQr* 
Hch  g«-  nicht  eticbhftltig  ist  (ivm  -.  dfraft). 

•)  Solm&en,  Unter».  271  it«nt  Bivahul  in  gr.  tiitp4)f^  nytt\urty  «iT^ß* 
yAöl  Um.  usw.,  W8ß  iber  natüilich  zu  u/%ui  osw.  gehört^  Tgl.  Pereson,  Stadieii 
35.  228.  282. 

>)  Bemeker,  IT  10.  IGO  steUt  zu  döpa  &qc1i  111  mtumü,  nüü»ti  'w^ten*, 
ttuUti  'anhaltend  wtlteD\  wm  woM  mt^gllch  w&re. 

28* 


42ft  -« 

jhif.z<^  *ai^  TTTKiäinL  'ri-fft-  ttel  n&  ack  TJirihirfci  ii  it. 
irif^t-  'ziEi»yiii  jiöiaiit  -ncL  -»n»*"  T.  32.  7.  Ti.  I3l  2  vieder- 
inAan  Zxr  ^^rTjuv^ycit  fMSttc  Iisa&eiL  wiTäS  imi  gififhp,  ■» 
Mi'^   Yh^L-Tyr},  Ejl   ;ru.   IL   SI&.   ^i    ±«A!ft   TieDädit 

mit  leftL  *i>7xV  'rfifcaii.  ka2c'  luauHBabSA  wird.  iBdotaitikel 
ix^it  *K*h  r/ri  Filk-Torp  IL  Sd^b  sAum  aiir  iSKTkaift  ndes 

fluiu».  «Trir,  I*  70O.  T5«>-    Er  Teraat  am  z«m.  •^«^  KL 
>f^^cAir^.  iz^fta^.  iZHJ^i  -%faiiL4r?a.  brikcii*  nier  iiBBahae  ebff 
fcaiHit  *4^i*-.    dfe  im  gcfm.  •**?*»#-  >  "Äfv^  ^^wb  wfiric 
¥a  füfhtisA  mir  aber  höchst  mskhrr.  am  nkht  nrndtip  n 
JtageiL  zo  b&haapteiL  dass  i;^  im  gi&rm.  ^  swebai  hat  Dean 
da»  einzige  etwas  sichere  bei^ieL  ahd.  didLsoiii  Hmü*  n  üt 
fa^zyft'i  'behaaen\  gr.  rmmv  -Zimmermann'.  aL  f4il?-,  aT.  te^ 
^^Mythn   asir.,  beweist  nnr  die  behandlnng  im  inlant  mid  ist 
aiu^b  etwaif  nnsicher,  denn  es  kann  ebensowohl  <  ^deteola 
^  *Uhl^tlo'   s^in.  TgL  orgerm.  *frf-p^<i-  >  ahd-  icadaL  ir^»'> 
fi^-pf/i-  >  nhd.  rod/fe/  nsw.    Was  die  behandlang  im  aslant 
angebt   findet  sich^   soviel  ich  weiss,    kein   einziges 
das  einen  Übergang  vcn  kp'>  s  erweisen  kann,  denn  ahd. 
as.  s^hal  'wohn-sitz',  ahd.  sidilo  -baner .  das  Bmgmann,  Grdr. 
V  635.  T(iO  zu  ai.  fe^Jri-  usw.  zieht,  gehört  natürlich  zu  W- 
'.sitzen'*;  i\z\.  urgerm.  ^set-Ja-  <  ^sed-thy-  =  ai.  sattni'  'eine  grosse 
HomafV;ier*,  av.  hastra-  Versammlung').    Dagegen  finden  sich 
vifflleicht    belspiele,    die    eine    ganz    andere    Vertretung  von 
anlautend'^m  kp-  im  Germanischen  env'eisen:  es  scheint  mir 
nämlich    einleuchtend    aschw.   giju^y   nschw.   gös    *Lucioperca 
Handra'  zu  ai.  Umh-  'speise',  gr.   iyßi;  'fisch'   usw.  zu  stellen 
(Johansson,  PBrB.  13,  117  ff.,  Zupitza,  Gutt.  204,  ühlenbeA, 
Ai.  et.  wbch.  71  ^  Tamm,  Et.  ordb.  268,  Falk-Torp,  Et,ordb. 
I,  228.  232,  anders  aber  kaum  richtig  Ehrismann,  PBrB.  1^' 
221i);  got.  fjinna  *niensch'  gehört  ja  zusammen  mit  lat. /to»»^ 
UHW.    zu    lat.  Inimus,   gr.  /ßußiaXo-   /a/tiat,   ai.  ksäm-   'erde'- 
Diese  beiden  beispiele   scheinen   eine   Vertretung   von  gd(h}" 
innerhalb   des  (Termanischen  durch  einfachen  guttural  zu  er" 

>)  So  do  Saussure  MSL.  0,  246  ff. 


M 


Zur  arischen  wortkunde. 


429 


weisen,  und  man  könnte  dann  Termuten,  dass  k^-  >  h  ent- 
wickelt wäre.  VieUeicht  lässt  sich  auch  ein  weiteres  bei- 
spiel  beibringeni  got.  himslf  ae.  hüsel  *opfer\  ne,  homel 
'abendmahl^  stellt  man  gewöhnlich  zu  av.  spdnta-  'heilig',  lit. 
s^W€fltasJ  akslv.  svftfl  dss.,  s.  z.  b.  Schade*  I^  431,  Feist^ 
Got.  elym.  294,  Bemeker,  Preuss.  Sprache  325,  Zupitza,  Gutt. 
50*  187  usw.*)  Aber  eine  viel  mehr  ansprechende  etymologie 
scheiut  mir  die  von  Mekler,  r^pag  s.  247  ff.  ?orgetragene  zu 
sein,  nach  welcher  hunsl  vlelmelir  *schlacht-opfer\  *schlacht' 
wäre  und  zu  gr.  xuivm,  i'xapüp  'schlagen,  töten'  gehöre.  Aber 
xa/fco  <  *uav-fm  <  k^Ho  ist  wohl  nur  eine  innerhalb  im 
Griechischen  entwickelte  nebenform  zu  xr*/m  *töten\  wozu  ja 
weiter  xtovo^  'mord',  apägo-nTaairj  *niännerschlacht\  ai*  kmn&tl 
^vernichtet,  verwundet',  und  hunsl  Ti-ürde  somit  urspröngUch 

<  ^hp^}Ulö'  (vgl  mautfi  <  *ip}jt-W')  entwickelt  sein. 

Demnach  ist  es  meines  erachtens  ziemlich  sicher,  dass 
siöpa  usw.  nicht  aus  *kpeut-  entwickelt  sein  kann  und  somit 
nicht  za  lit  szusH  gehört.^)  Ebenso  abzulehnen  erscheint  mir 
die  kombination  mit  akslv.  prkyfmtii  'dörren,  verwelken', 
6ech.  vednouü  Suchern'  bei  Falk-Tort*,  Et.  ordb.  n,  337  f. 

<  *'($)u^nd',  was  weder  der  bedeutung  noch  der  lautlichen 
Verhältnisse  wegen  besonders  einleuchtend  scheint.  Falls 
jedoch  einige  Verwandtschaft  besteht,  kann  ja  dies  nicht 
wesentlich   auf  die   obige  kombination  einmirkeiL     Ich   iehe 

t)  Prof.  Bezzenberg^r  bst  mich  gOtif«t  dsrmf  aufmeriUm  ffffisellti  dm 
tr  BB.  21. 151  fossn.  fol  ktmd  mh  dem  oben  «nrünit«»  ^  mmtü  Vls^oft, 
bfühe;  lelt  imtu  ^er4e  häm,  tdimore'  zuMnnn^ftüleUt  jiftt.  Die«  lii 
iiaQtkbt  ob«no  mO^cb  wie  «üe  w/tpmlo^  IMknv  jetoiikllt  vM  bmmm 
ila  dk  ]indliii%e  zosamntcaiteUiiiit  IBÜ  MmßHiiat  ovw. 

*)  I>ftg«geii  knüllt»  i«  dit  litidacli«  wort  fllx  tleb  Mbr  wohl  «in  H$. 
hp  entluHaii.  Dmm  dks  «^d«  ariiflltuek  «^m  'mp  ffttai  und  «U  4k 
plante  ^b«iia|il  dtti  M^mtim  uif  Bill»  ftrtawit«  xa  hakm  *cb#io«ii,  jß 
Tiell<ÄcM  jmr  «»  milliBritio»  mHAm  Iwt*  WMm,  km  «in  *mfi  mäf  wM 

dwe  dmt  knie  m  4m  Mim  ipiifhi«  ihüfcnpl  :>-  »4«stt  nNin,  «fbiml 
de  in  dtQ  CcAtuft^^pmdM«  «iw  «ivM  li^rtfii  bibmdhiiig  tffUnwi.    !>■« 

>  Mb«.  wn^lwfiUi  pldUfw  fHlclMfl  iit  iWli  wyd«, 

■■*  .y^P'^'  ^^C*  ^^ÖSB»  flOMMIf  ttUm    VMnMB4Jv|    WHI  IBV  Wc^w  ^^^■■^^■■■w 

wt»  A  >  M.  I  s  iimwi  liifliii  irvdiM  wM*).  J/ftt  a^rmniiMb*  gfbt» 


J&rl  Ctiarp«iifaiir, 


somit  in  döpa  <  urgerro.  ^aeupa-na-  ein  t-präsens  snir  wunel 
*seu-  kochen,  rösten,  brühen'  in  aT.  hav-  ^schmoren,  kochen'. 
Über  f'Terba  s.  beispiele  bei  Brugmann,  Grdn  II  1038  f. 

2*  Ai,  camarä-  *bos  grnnniensV 
AL  mmarä-  (JJjy.  3,  131)  bedeutet:  *bos  gronniens*  ep. 
kl.  lex.  —  'sein  als  fliegenwedel  gebrauGhter  schwänz*  ep, 
lex.  —  'eine  bestimmte  grosse  zahl'  lex.  (wohl  sicher  ein  mit 
camarä'  in  den  vorher  genannten  bedentnngen  nicht  ?er< 
wandtes  wort)  —  'ein  zusammengesetzter  stier  lex,  (TfL 
cämara-  in  der  bedentnng  *stiel  des  fliegenwedels'  lex)^). 
Dazu  gehört  die  ableitung  enmara-,  das  nur  ^schweif  des  boa 
gninniens,  der  als  fliegenwedel  gebraucht  wird*  ep.  kl,  let 
bedeutet-  Da  die  bedentnng  'büfFel,  ochs'  wohl  die  älteste  U, 
möchte  man  vermuten,  dass  das  wort  mit  camuni-  'eine 
hirschart'  lex.,  zusanunenzusteUeu  sei,  was  jedoch  wegen  der 
Varianten  mmüru-^  mmura-  lex.  nicht  gan^  sicher  ist 

Eine  etymologie  des  Wortes  ist  mir  nicht  bekannt.  Ich 
erkläre  camarä-  aus  indogerm.  *fcem'^i-?o-  und  vergleiche  a 
am  nächsten  mit  gr,*  xt^dg,  st.  xi^tiS-  *hinde\  womit  ffi&ii 
gewiss  richtig  ahd,  hintan  aisL  ae.  hind  'binde'  <  *kem-i^' 
zusammengestellt  hat,  vgl  Kluge  ^  168,  Prellwitz  143,  Nortea, 
Urgerra,  lautl  152,  Zupitza,  Gutt.  207,  Tamm,  Et.  ordb.  30*1». 
Falk-Torp,  Et  ordb.  I,  289  ^*)  Was  die  stammbildung  dieser 
Wörter  betrifft,  erweisen  sie  ja  zusammen  einen  konsonaat- 

^)  Man  machte  Tielleicht  vennuten,  traa  mir  mein  lehrer«  prol  Johüi^D« 
wugwrprocben  hat,  daes  cafitnrd-  eigentlich  'lÜegeDw&del,  ftchwani^  Wwtt 
mid  iomit  eigentlich  mit  der  aippe  von  pflanzem:iamen  zusammengeli^rap  ^ 
n.  $^  durch  ai.  kamala*  ' Lotus* ^  camat^ika-  ^Bauhinia  Tariegata^  L.  (wofD 
Wohl  mich  ernnpü-  *BftuMiiiii\  campaka-  'Michelia  campaka'  L.  obwoW  ^ 
abieitnng  unklar  iHt)>  ahd,  htmtra  *nicswurz\  lit  kf^nerai  Sraaserdost',  «te^- 
i^nerita  'nimmxn',  ^emerb  *gift*  usw,  (vgl.  ZnpItKaj  Gutt.  IIB,  wo  littentor» 
Uhlenbeck,  Ai.  et.  wbch.  43^.  88  **)  repräSDutiert  ist.  Dies  ist  freilich  mö5li<^' 
jedoch  m^^ichte  ich  glauben,  dass  es  auch  ursprünglich  ein  wort  camarä'  *octe 
neben  *canuim-  'bnsch,  pflanze'  gab,  was  mir  zum  teil  wegen  des  rorhlin^^' 
eeina  bedeutungsi^erwandter  Wörter  (i.  unten)  glaublich  ist.  Die  beiden  if^rt*^ 
k<tmien  jedoch  auf  einander  in  der  bedcotung-  eingewirkt  haben. 

»)  Bezzenberger,   BB,   27^  167  f.  Terbindet  mit  ^ijwwtF-  nnd   hind  ul^^ 
apr.  canistian  'schaf,  waa  er  ans  *kfmafUtian  oder  *k4m€i4ktian  betlei*^*' 
möglich  wäre  wohl  ebensowohl  eine  fonn   ^kem-d^fimit   was   ich  vorzieht' 
weil  ich  das  -«-  ron  xi^rtd-  als  liemlieh  gicher  ^  ^  «ntstandea  betracit^' 
Übrigens  habe  ich  gegen  diese   zusammen stellmig  nichts   einzuwenden; 
verträgt  sich  ja  auch  mit  meinen  auieinanderaetsungen  sehr  wohL 


Zur  anschea  wortlniiide. 


431 


imm  *kem-d!t-f  sind  aber  in  verschiedeEer  weise  ausgebildet. 
Mnäa-  ist  ja  nur  eine  thematische  ausbildung  des  konsonant* 
Stammes  in  seiner  einfachsten  form,  weon  ich  mich  so  aus- 
drücken darf,   *kem4-^  während  gr.  xefiaS^  meinea  erachteus 
ein  älteres  *k€m-t^-d-  voraussetst  ^).    Es  gehört  somit  in  den 
hÜdungstypns    von    tiernamen,    die    ursprüngliche    -t-    oder 
-d-stänime  waren  und  dann  in  verschiedener  weise  entwickelt 
sind.    Eine  spezielle  abteilung  dieser  stamme  scheint  mir  die 
2H  sein,  die  u.  a.  von  x^fiaS-  repräsentiert  und  besonders  bei 
uamen  von  'horntier,  rind'  zn  belegen  ist*    Es  gehören  meines 
erachtens  zu  diesem  typus,  der  eine  kontamination  von  -n* 
tind  -di^-stämmen  voraussetzt,  u.  a,  folgende  beispiele:  air*  elit 
^hirschknh'  <  "^el-fj-ti-  oder  ^el-ii-di-  (mit  einer  erweiterung 
des  konsonantstammes  in  i-stamm,   die  z.  b.  wieder  in  aksiv» 
y^dl  begegnet*);   s.  weiter  unten),    zu  *el-m-  'horutier'  in 
Türm,  ein  *hirschkuh\    giv  iXarp^g,  ilko^  <  *iX'p^^    akslv.  jelenl 
'Mrsch',  lit.  ebif!  ^hirsch'  nsw,  vgl  Osthoff,  Et.  Par.  I,  293  ff. 
Weiter  gehören  hierher  lat*  armentum  'grossvieh*,  aisL  jgrmuni 
dss.  <:  *a'erm-y-^;   einen  -7i-stamm  weiss  ich  nicht  sicher  zu 
belegen  (falls  gr.  S^ua^  wie  es  Walde^  Lat.  et,  wb.  45  wiU, 
eigentlich  'spannvieh'  bedeutet  und  hierher  gehört,  kann  es  ja 
der  N-stamm  sein;    dies   ist  aber  meines  erachtens  unsicher, 
um  so  mehr  weil,  falls  die  etymologie  richtig  ist,  das  t  der 
casus   obUqui   vielleicht  ursprünglich   ist),    die   Zugehörigkeit 
Äü  diesem  bildungstypus   ist  aber  deutlich.    Ein  drittes  bei- 
spiel  Sude  ich   in   ahd.   hrind,   ae.  hride7%  hnjäer  *rind'   aus 
"^kr-en-t-   *kr-ii-t-    zu    giv   kret.  m^za   usw,   'vieh'    <   *HgaTa 
(Lagercrantz,    Nord,    stud,    tili    Adolf   Noreen    452  ff.,    vgl. 
Johansson^  BB  18,  26*)?  das  wohl  trotz  Lagercrantz  zu  xi^a^ 
gehört.     Weiter  findet  sich  bei  Ps,  Arist,  de  mirab.  ansc,  XXX 

^  '}  über  jff/ittV  handelt  hier  oben  a.  257  ff,  LJdön,   der  zu  gana  anderen 

■^Utaten  kommt 

J^r  ^  D»  air.  dk  -^  *ei-^-rt-  'Mreehtah'  bedeutet,  möchte  m^sx  vennaten, 
^tm  die  f-ableitimgen  dieser  stamme  ai^priliigUch  dazu  dienten,  feminina 
m  EDBäkulinea,  die  oiierweiterte  t-  oder  ff^etämme  waren ,  ?u  bilden.  Dies 
Jst  jedoch  wegen  dej§  äusserst  spärlichen  materials  schwierig  zn  beurteilen, 
hesoDdere  darum,  weil  die  konienantstämme  so  überaus  selten  in  nngeitfirter 
^ibflrllefenin^    Toriiegen.      Dass    die   l-ableitung   jedoch    im    Keltischen    in 

\  <U<«r  terwendnng  lebendig  war,  ^elgt  die  »oUstäntlige  büdttngsQbereinstim* 
*Wtoj  mschen  cjmr,  dain  'hirscbktih*  -=  '*'d-^ni  und  ai,  nr-[Atß  *  rötliche  kuh^ 
^'^-  Vgl.  auch  die  i7w)-;)-erweitemng  in  alb.  niaze  Veibliches  f(Üle^^  dr&ue 
^Mnchkuh'. 


L. 


432  «'^ 

dne  skfdkiädie  heftanjotg  dts  rantien,  rifm^^m^  die, 
jriKli  ihrer  etymokfie  ganz  nkkr  läL  TgL  ToaosckelL  Kritik 
d.   ilt.   DJtkr.   iber  den  Xordea  fkrth.  H  2«  £,   Scknder, 
BeaDez.    373  1,    sicher    diesen   bfldnagaijpng   r^rtsatiert 
Andere  haspide  sind  woU  das  nock  nngedeatete  apr.  UenU 
iodiW»  sowie  aach  ahd.  irinaf.  aisL  riMadr  hrisent*,  woraber 
niletzt  Schrada,  BeaUex.  690  fl   Die  bei  Fr^Ade,  BR  20, 206 
Torgetragene  gieichsetznng  des  wortes  mh  dea  gr.  i«r^, 
Od.  14,  aO  ist,  faDs  dieses  wirkUch  'nttjg'  bedeotet,  sicher 
abzulehnen.    Anders  wäre  das  TerUttnis,  £aJls  imr^m^  "stflin- 
bock'  oder  ähnliches  bedentet,  aber  es  lisst  sich  wohl  nicht  Ton 
iop^og  jonges  haar'  scheiden.    Aach  das  gr.  ßHu^a^^  bei  Fs. 
Ar.  Hirab.,  sicher  nicht  ein  echtgriechisches  wort,  reprisoiti^ 
wohl  in  irgend  einer  weise  diese  bfldong.  Ein  weiteres,  nicht 
beachtetes  beispid  findet  sich  in  alb.  dreme  ^irschkoh^  (i^ 
drfni  'hirsch")   <  *dhrendjfl  (zur   etymologie   lidäi,  Stodien 
6b).*)    Schliesslich  gehört  wohl  hieriier  auch  das  nschw.  dial* 
Witid,  brinde  'elentier'  <  ^br-en-t-,  das  zunächst  mit  messap. 
ßgdmop  =  rj  «cgal^  jov  ila(fov  Strabo  VI  282,  ßgipdov  '  ikaft» 
Bes.,  alb.  brini  *stim,  hom',  (lat.  front-  'stirn')  zosammengehört 
(Xoreen,  Urgerm.  lautl.  137,  Walde,  Lat.  et  wbch.  247);  das 
alb.  wort  gibt  hier  den  •ii-stamm,    brpn  ist  <  *&r-{i-  ent- 
standen.') Mit  diesen  worten  gehören  wohl  in  irgend  einer  weise 
auch  pr.  braydis^  lett.  brlds  ^elentier'  zusammen,   obwohl  sie 
vielleicht  eine  andere  stammbildnng  yoranssetzen,  vgl.  Schrader, 
BeaUex.  372.    Zn  dieser  kategorie  von  tiemamenbildongen  ge- 
hörten wohl  auch  die  musterbeispiele  des  aksly.  -f  ^-paradigmas, 
etwa  stemt'  *catulus',  zrebet-  'faUen',  oiroM-  *kind'  usw.,  vgl. 
Johansson,   BB.   18,  21,  Beitr.  gr.  sprk.   117   (wo  auch  lite- 
ratur)  und  weiter  Persson,  BB.  19,  282  f.,  Hirt,  PBrB.  22,  231  f. 
und  Osthoff,  Et.  Par.  I  247  f.    Mindestens  zum   teil  für  be- 
rechtigt   halte   ich   die   bemerkungen   Osthoffs   ebend.    gegen 
Brugmann,  Grdr.  ü,  596. 

Dass  die  oben  berührte  bildung  eine  kontamination  von 
älteren  -n-  und  -rf,t-stämmen  repräsentiert,  scheint  mir  darans 
hervorzugehen,  dass  wir  in  gr.  xoovSoq  *haubenlerche',  germ- 

1)  Der  etymologie  Bezzenbergers  BB.  27, 176  kann  ich  nicht  beistimm^^* 
*)  Vgl.  drenze  :  dreni  —  ßQiviiov  :  alb.  hrmi. 

•)  Persson  in   seinen  Vorlesungen  vereint  lat.  front-  mit  ir.  hroim  ^^of^ 
stamm'  und  aisl.  hrandar  'acroteria  navimn  ac  domumn'. 


£iir 


ben 


433 


Vierut-  in  aisl.  hjgrtr  ußw.  (vgl,  Johansson,  KZ.  30,  347  £, 
wo  aach  über  aisl  hnitr  *  Widder'  <  *£-r-H-rf-o-.  Anders  über 
dieses  wort  aber  nicht  stichhaltig,  Fick,  wbch.^  IH  8d),  soviel 
ich  sehe,  eine  deutliche  zusamraenfüguBg  eines  -u-  und  eines 
-d-stammea  haben. 

Einen  andern  bildunptypns  repräsentiert,  wie  oben  er- 
wähnt wurde,  aisl.  hind  <  urgerm.  *}wnda-  <  *kem4-.  Dieser 
findet  sich  wohl  wieder  in  ae.  colt  *tiei junges,  füllen',  aschw, 
holder  junge  brut'^)  :  ai.  gwii-  ^junger  stier'  (Zupitza,  Gutt.  148, 
TJhlenbeck,  Ai,  et.  wb,  76,  78,  vgl  Bartholomae,  IF,  anz,  12,  24) 
<  *gol-d-\  lat.  ariä'  *  Widder*  :  lit.  ^^tis  *lamra\  vgl  Walde, 
Lat.  et,  wbch.  44  und  vielleicht  auch  in  got,  gaifs,  aisl,  geit 
*ziege'  :  lat,  haediis  'böcklein'  (eine  mir  unannehmbare  wurzel- 
analjse  der  Wörter  bei  Prell wita,  Et,  wbch.^  s*  v.  /at^^i 
Walde,  Lat  et»  wb.  281)  <  ^ghatd-  (urgerm.  V^i-^  flektiert 
als  konsoaantstamm).^)  Weiter  gehört  wohl  hierher  auch  aib. 
nujFet  mme  'weibliches  fiillen'  <  *man-d'ia,  nhd,  dial.  pien^ 
Imfruchtbare  knh'  >  "^mm-d-  (das  wort  ist  wohl  nicht  echt 
{ermaniseh,  vgh  Walde,  Lat  et.  wbch.  366,  G,  Meyer,  Alb, 
Ht.  wbch,  276),  Besonders  häufig  ist  aber  dieser  bildungs- 
:ypiis  bei  vogelnamen,  wovon  ich  hier  einige  erwähne.  So 
letzen  lat,  anat-,  ahd,  anut^  aisl,  ond,  ae.  (ened^  lit,  dntisf 
äkslv,  qty^  ai,  atU  *ente'  einen  ursprünglichen  konsonantstamm 
^nn-aÄ-,  *an-t'  voraus,  wozu  ein  *na4'  vielleicht  vorliegt  in  gr, 
tnjüom,  väaaa  ^ente'  (zuletzt  hierüber  Walde,  Lat.  et.  wbch.  28)» 
Äi.  äti'  darf  man  jedoch  vielleicht  besser  mit  Tamm,  Et» 
>rdb,  86^)  auch  zu  aisl,  tp/^,  nschw,  äda  *eider'  ziehen.  Das 
germanisch' alavische  wort  für  *8chwan',  aisl,  glpt,  alpt  neben 
äkslv.  russ.  lehedlj  eigentlich  ja  'der  weisse'  (zu  alhus  usw., 
^gl,  Walde,  Lat»  et.  wbch.  17),  setzt  eine  ähnliche  bildung 
^alhh-(e)d-  vor,  während  russ,  lehjadj,  poln.  labed^  <  urslav, 
^Uhedi  der  anderen  kategorie  gehört.  Neben  idg,  *ghan'S-  in 
ai,  hivma-y  gr»  /jjV,  lat.  anser  usw,  *gans'  findet  sieh  min* 
destens  ein  germ.  ^^an-d-  in  ae.  ganot^  mhd.  gante^  ahd, 
ganm£o  usw.  (lit.  gändras  *storch'  ist  wohl  lehnwort),    Weiter 

*)  Nicht  hierher  gehörig  nach  Lid^n  rF.  19. 

>)  VieUeicht  ^jeh/Jrt  auch  aißL  kip  'junge  ziege*  hierher.  Man  könnte  es 
«ft  *^t-t-  erkläJ-eii  vitid  mit  av,  ga4\cä  'hüntün^  kombinieren.  Vgl.  für  die 
kiHeutnn^  aid.  hnpna  *jtiiige  zieg-e^  :  Jat.  i^aitdm^  Osthoff,  Et,  Vzx.  I,  250  f, 
ÄJsderE  Aber  kip  Falk-Torp,  Et.  ordb.  360^. 

')  Wo  beacbtenswcrteB  über  die  stammbildimg'  von  germ,  ^anud-^  *anid-. 


L 


434 


Jar!  Charpäütier, 


finden  wir  ein  *ered-,  *er-d-  m  gr.  ^Qioiiig,  lat.  ardea  'hlher' 
nschw,  ärta  *eDte\  nslv.  rSda  *storch*,  vgl,  OsthoflF,  Et  Par, 
I  1B6.  Solmsen,  Unters,  76.  Gr.  mk$t&&-  *a3liimba\  obwohl 
es  aussergriechisch  nicht  zu  finden  ist,  setzt  wohl  emß  der 
erwähnten  bUdiingstypen  vor  (es  ist  unsicher  welche,  denn 
-uä-  kann  ja  sowohl  <  -ad-,  wie  aus  -pd-  entstanden  sein). 
SchUesslich  möchte  ich  gern  dieselbe  bildungsweise  in  einigeo 
neuschwedischen  und  isländischen  vogelnamen  wiederfinden: 
aisL  $i€pa,  glein-a  *mÜ7Us'  <:  urgerm.  *^l-ii-  scheint  mir  nicht 
mit  Noreen,  Urgerm.  lanÜ.  21,  Tamm,  Kt  ordb.  217  b,  Falk- 
Torp,  Et  ordb.  I,  234  zu  ags*  glida  'gleiten*  und  dessen 
Sippe  zugehören,  sondern  ist  eher  mit  gr,  ;rfX'«d*roy*)  'schwalbe, 
ut^X^^-^it  ^^-Z^'^  ZU  vereinen;  die  wurzel  findet  man  wohl 
mit  Persson,  Studien  49  und  passim  in  gr.  ia/li^m  ^schwurreo* 
wieder,  vgl.  auch  Walde,  Lat  et,  wbch.  288;  lat,  himnio 
*schwalbe'  setzt  übrigens  eine  hierhergehörige  Stammbildung 
voraus ,  obwohl  die  etymologie  nicht  klar  ist.  Neben  urfm. 
*sl'i^'  steht  *^l'aii-S-j  *^l-m-d-  in  nschw.  dial.  glanta,  dän. 
gletäe^  glinfe  *milvus\  eine  bildnng  nach  dem  sef^öJ-typos, 
Aisl.  gj6p7'  *Pandion  haliaetus^  norw.  diaL  ßske-(g)jofdX  nschr 
diät  judü}'  (s,  über  dieses  wort  Hellquist,  Nordiska  studier, 
B.  187  ff)  (wozu  vielleicht  nschw.  ytidunge  *altes  männchen 
von  eider*  <  * gii-d-n-^ä"  <  ^ghu-t-n-kö-  vgl,  ai,  vartah* 
*wachter  usw.)  neben  aschw.  gjuse  usw.  erweist  zwei  wech* 
selude  stamme  *ghu*d-  und  ^ghu-s-^^)  vgl.  ^gfimi-s-  anä 
*ghan'd-  in  ai,  kfhhsa-  :  ahd»  ganaz^ö^  vgL  Falk-Torp,  Et. 
ordb.  I,  228.  Nach  diesen  beispielen  zu  urteilen  scheint  es, 
dass  diese  bildungen  besonders  im  GermaniEchen  wohl  ver- 
treten sind.^)    Im  Griechischea  und  zum  teil  im  Lateini&chen 


*)  Vielleicht  auch  germ   *^u-t-  in  nachw.  öial*  ^utar,  afad.  crin^gtm,  Tgt 
Hellqüiat  in  Nord.  Studier  üll  A.  Nor&eti  s.  187  f. 

*)  Weil  es  lucbt  nmmttelb&r  das  vorliegende  berührt^  erwähnte  ich  la^' 
nicht  die  fäUe  von  ti^rnamenbildting,  wo  etr -stamme  mit  anderen  iiifflx«ii  ^ 
d!t  erweitert  sind,   oder  vielleicht  richtiger   mit   anderen   konflonatttstluaat^o 
wechselten.    Ich  brauche   nur  an   die   nicht  ungewöhnliche   erweit^nm^  oü* 
h  oder  bh  zvl  erinnern*   die   k.  b.  in   gr.   i;ülv/aßog   *taacher\   lat.  pfünmbHf 
mlumbaj   aga.  f^ulnf^e   tanhe'    (tut   etymologie  vgL  PreUwit«^  BB.  22,  lOi 
Halthausen,  IF,  10.  112,  Lid^n  Stadien  05;  warum  das  wort  auf  lateinisclieT 
entlehnong-  beruhen  soU,  wie  es  Pogatecher,   Feetachr*  t,  YTH.  allgem.  deul- 
scheu  Philologenvers.   1898,  s.  103  ff.,   Wald,   Lat.  et.  wbch.  134   wiB,  ¥er- 


Zur  ariflcheit  woriänmde. 


435 


(anat)  sind  sie  als  konsonantstämme  erhalten  geblieben.  Da- 
gegen scheinen  sie  im  Altindischen  (ati-f  gaii-),  im  Keltischen 
(dit)  und  im  Baltisch-SIavischen  (lit.  erytis,  aniis,  akslv*  lebeix) 
in  die  i-deklinatioii  übergegangen  zu  sein,  was  vielleicht 
darauf  beruhen  könnte,  dass  gewisse  casus  in  dem  ursprüng- 
lichen Paradigma  von  einem  i-stamme  gebildet  wurden.  Akslv- 
qiy  ist  ein  fz-stamm* 

Ich  habe  oben  ai.  camara-  <  *kmn-fj4o-  und  gr.  x^^uarf- 

<  *Kf^i-n-S-  erklärt;  einen  /i-stiimra  finde  ich  auch  in  einer 

skTiEchen  Wortsippe »   die  ich   hier   anreihe,     Arnes,  komonb^ 

fiech.  komoif\  'pferd',^)  apr.  mmnet  dss-  werden  von  Joh.  Schmidt, 

Kritik  138*)  mit  lit,  humiU  'stnte',  humd\}s  ^füllen*  <  *feo6- 

mon-  erklärt  und  mit  dem  zweiten  gliede  zu  lat.  manmts  'kleines 

pferd'  gezogen.")    Für  kimiSU  habe  ich  in  Le  Monde  oriental 

I,  22    eine   andere    etymologie   zu   begründen    gesucht,    und 

was    die   gleich nng   komoiib  :  mamius   betritt ,   wird   sie   von 

Walde,  Lat<  et.  wbch,  366  mit  vollem  recht  in  zweifei  gezogen. 

komouö  :  camnet  erweisen  einen  w-st^mm,  etwa  *kom-efi'f  der 


stihe  ich  nicht),  akslr.  golqbi  uiw.  vorUegt.  Erweiterung  mit  k  liegt  vor 
iji  ai.  vartaka^  VachteF  igr*  oqtv^  i§t  wie  x^^vdo^  in  beurteilen)  usw. 
ObrigeoB  bemerke  ich  zum  schluäs»  dass  ich  in  den  obi^n  angeln  ander- 
»etamg^n  vielleicht  hie  und  da  versäumt  habe^  literatiirfamweismigen  ein- 
x^f^iTtn.  Ich  hait-e  es  aber  uicht  für  notigi  da  die  tatsachent  mit  denen  ich 
operiere,  allgemein  bek&unt  eeio  dürften,  obwohl  ich  hier  eine  mehr  über^ 
ttichtllche  znsatmnensteUung  und  Ordnung-  der  fSUe  gegeben  habe,  die  wohl 
tucht  gan2  überflÜBsig  sein  mag. 

*)  Vielleicht  hierher  auch  akslv.  konu  *pferd*»  wenn  -^  ^kom^n^bj  was 
lÄiir  glaublich  ist  wegen  der  au afQh rangen  J.  Schmidts  Kritik  138  ff  Jedoch 
^um  es  anch  -^  *kop-nb  Bein  (vgl.  kopati  'schneiden')  ♦  was  vielleicht  mit 
^.  stdnoty  in  zuaanmienhang  steht. 

»)  Vgl.  Lcekieu,  Sachs,  abh.  XIII  uo,  6  a,  534. 

■)  Das  Vorderglied  würde  somit  nach  Schmidt  u.  a,  mit  kohyla  'stnte^ 
Xmd  weiter  mit  lat  cabülhijs  *pferd\  cuhö  Vallach'  (gl.),  kelt.  *kabaUo  scn- 
ftaoimengehriren.  Da  ja  diese  w5rber  wohl  sieher  ursprünglich  anseeriade* 
^rmanjsfhes  enthalten  (die  vennntnng  Waldes,  Lat.  et.  wbch.  76,  von 
^mem  Zusammenhang  nut  ^a^ihä'  *huf ,  aisl.  köfr  das.  usw,  tiberzeugt  mich 
^ar  nicht),  kiinnte  ja  so  etwas  mögUcb  aein.  Jedoch  scheint  mir  das  vor- 
Üegende  besondere  Schwierigkeiten  zn  bereiten:  denn  erstens  zeigt  die  sippe 
Ton  caballuß  eine  im  grossen  und  gaiizen  dorchgehonds  identische  stamm- 
büduitg  und  weiter  wäre  es  doch  gan2  monströs ,  wenn  man  ein  lehnwert 
*koh(uh  mit  einem  gleichbedeutenden  slav.  *fnonit  componierte.  Solches  darf 
loeb  Dicht  ohne  ganz  schlagende  beispiele  behauptet  werden. 


436 


Jttd  CfbsTpiEiitw, 


betrete  des  Tüirzelvokalismus  mit  ^kernen-  in  camard-  mi 
ü§uaS-  ablautet. 

Man  könnte  vielleicht  einwenden,  eine  gleiehnng  *pferd  — 
ochs  —  hirsch'  wäre  in  semasiologischer  hinsieht  nnbereehtigt. 
*Ochs  —  hirsch'  kommt  ja  natürlich  gemeinsam  nuter  'honi' 
tier'  zusammen,  doch  'pferd'  scheint  nicht  hierher  zu  gehören. 
Aber  lat.  illyr,  mannus  ^kleines  pferd\  alb.  mss^  mm  'mäDn 
liebes  füllen  von  pferd  und  esel',  mize,  ^naze  ^weibliches  füllen' 
<  *mandiä  gehören  mit  mhd.  menz  *mifi*uchtbare  kuh'  za- 
sanunen,  und  erw  eisten  somit  einen  bedeutungswechsel  *pferd  — 
knh*.  Lat  armenium  wird  sowohl  von  ochsen^  wie  auch  tod 
pferden  gebraucht,  und  aisL  jgrmum  bedeutet  'pferd*  and 
*rind\  Ich  kann  somit  darin  kein  hindernis  ftir  die  etymo- 
logie,  die  ich  oben  zu  befanden  gesucht  habe,  sehen. 

3*  Ah  ga^pa-  'graskeime\ 

Ai  ^por  (poqja-  U^ädis.  3,  28)  bedeutet  ^graskrime, 
junger  trieb  von  reis'  usw.  Dazu  gehört  ^a^^iüjara-  *gelb- 
rötlich  schimmernd  wie  junger  rasen'  VS*  16,  17,  58  (TS.  W 
sa^piüjara-)    <  *pa^pa'pifijara-j    vgl    Wackernagel,    Ai.  P- 

I  226,  Uhlenbeck,   Ai.  et.  wbch.  30Gb.    Das  wort  ist  etymo- 
logisch unerklärt^  denn  die  gleiehung  Leo  Meyers,  Vgl  p. 

II  601  mit  lat,  caespes  *rasen'  ist  natürlich  nicht  stichhaltig 
(s.  Walde,  Lat.  et.  wbch,  82). 

Eine  indogermanische  Verbindung  I  +  j?  müsste  ja 
eigentlich  arisches  ip  >  ^p  geben,  was  im  Altindischeo  ^1^/ 
im  Iranischen  ^p  geben  würde.  Jedoch  ist  dieser  lautwandel, 
der  ja  nur  ein  ganz  eingeschi-änktes  gebiet  hatte,  dotcli 
analogie  und  systemzwang  fast  ganz  beseitigt.  So  heisst  ks 
2.  b*  ai»  vi^-pati-^  av.  tnspaiti  durch  anschluss  an  mf,  ri^- 
statt  des  richtigen  *vi^-päti-j  *vis-paüi  usw.  Innerhalb  des 
Avestischeu  vermag  ich  kein  einziges  beispiel  des  ungesliJrten 
lautwandels  zn  zeigen,  dagegen  finde  ich  im  Älündisch^o 
eben  in  gospa-  ein  solches.  Es  steht  somit  meines  erachtea^ 
für  *f^-i5)-a-,  was  ich  aus  älterem  ^M-hp-o-  herleiten  möchte- 
ich ziehe  nämlich  hierher  das  germ.  *Äa6-  <  "^hop  -^  m  ahi- 
ha/vor Oy  aisL  aschw.  hafre  *hafer,  avena  sativa\  was  bishe^ 
etymologisch    unerklärt    ist.*)     Die    ältere    zusammensteUnng 

i)  D&äs  4^8  wort  mcbts  mit  dem   agntn,  hagrt^   tuiHp  (!w)  hikra^  scliir'^ 
norw*  dial»  ha^rt   'avena*   zu  tun  bat,   ist  durch  die   aosfuhnm^n  Zupitia^ 


1 


Zur  nT^clieii  wortkim^t. 


437 


mit  aifutn.  hagre  'avena'  ist  von  Zupitza,  Gutturalen  s*  31 1 
mit  recht  zurlickgewiesen  worden  (vgL  unten),  aber  sein 
eigener  Vorschlag  ib.  32  fussn.,  das  wort  mit  lat.  cibiis  zu 
vereinen,  scheint  nicht  überzeugend,  vgl.  Walde,  Lat.  et. 
wbch*  118,  Die  bedeutungen  *hafer'  und  *junges  gras^  gras- 
keim' nsw*  lassen  sich  ja  sehr  wohl  vereinen. 

Andere  ai,  Wörter,  die  denselben  lautübei-gang  intakt  er* 
halten  haben,  weiss  ich  nicht  zu  geben;  am  ehesten  möchte 
man  wohl  vermuten,  dass  ha^pa-^  vä^pa-  'träne,  dnnst'  ein 
solches  wort  wäre;  jedoch  weiss  ich  wegen  der  wunderlichen 
Jautlichen  gestaltuug  des  wart  es  nichts  darüber  zu  sagen.  >) 

^4.  AL  klidyati  'feucht  sein', 
i,  klidyati  'feucht  sein,  feucht  werden'  kl.  lex.,  pt,  Minna' 
geworden,  feucht'  kl.  ep.  lex.  wird  von  Froehde,  BB. 
8,   162   mit  gr,   nladog  *feuchtigkeit',    nlada^o^  ^feucht',   zu- 


O'tttt  32  überzeugend  tiochge wiesen  worden.  Auch  die  ^uammnensteUiing 
Zofritsis  mit  ir.  mirce  *avena\  der  Falk-Torp,  Et.  ordb.  I  277  mit  nicht 
"^rfftigeo  gründen  widersprechen,  ist  wohl  aufrecht  zu  halten.  Ai.  kaca- 
'fampthaar*  (Falk-Toq>  aao.)  bleibt,  so  licl  ich  sehe^  besser  fem.  Denn 
^lüichnngen,  die  auf  solchen  bedentiiu|^en  fassen,  müssen  besonders  evident 
^ein,  am  angenommen  werden  tti  kGnnen,  Geg:en  die  verbind an^  von  hamrö, 
h^afre  mit  hafr  als  ^bocksgras'  bei  Tamm,  Et  ordb,  193^  FaUc-Torp  aao. 
^gi  die  treffende  hemerkang  Kluges^  155  Auch  Noreens  or^eUe  Ver- 
bindung —  ügm.  lautl  148  —  von  hagre  —  Imfre  mit  iat.  avenu  darf 
tiatHrlich  nicht  in  betracbt  komment  vgl.  Pedersen,  IF.  6,  42*  Walde,  Lat.  et. 

')  Ich  m^^chte  hier  «bwohl  mit  grösster  reservatioH  ein  beispiel  anführen, 

^lus  möglicherweise  Jtp  ^  ^p  oder  aber  skp  =i-  ^cp  ^  $p  entJiält,  nämlich  ved. 

^H^pitä-.     Gewöhnlich   übersetTt  man  daa  wort  mit  'g^ofahr,    not'    (BE.  Grass- 

^Matm).    Ludwig  erklärt  m  mit  'das  weit  aas^espannte'  nnd  ähnUeh^  gesteht 

mber  selbst  ku  (Der  Rigveda  4,  IIB.  230),   «iass  diese  Übersetzung  eine   g&nz 

'^illkar liebe  iat.    Man  hat  auch  eine  etymologie  tUr  die  bedöutnng  *gefahr* 

dargestellt »    indem    man    es    mit    gr.   ajiiy6^   'mager^   und    air.  Heim   *eiiliB* 

Vergleicht,  vgL  Uhlenbeck,  Ai.  et.  wbch.  290  a.    Das  Wort  ist  in  liY  7,  60.  7 

.joärmm  nö  asya  vi^piiäsya  par$an  und  8,  72,  3   dti  nö  vi^pitä  näitbkir  ap6 

"ma  par^atho^  belegt.    Es  scheint  mir  Mn  besten,  diia  wart  mit  'schlncht, 

^hgnmd'   KU  ilberuetzenj   vgl  BV  2.  27*  5  pari  i^idbhrcva  duriiÄni  vrjyäm 

«ind   Bomit   könnte    das   wort   -=   *^iskpätö'   entstanden   sein    imd   mit   gr. 

^ttjiiior  ^gruben'  (za  oxtlfitta  mit  volarem  k)  geboren.     Dies  ist  jedoeii  nur 

und  gar  tmaichere  Vermutung. 


1S8 


J«n 


bwpentleT, 


sammeügestellt ;  er  erklärt  ai,  Mid-  <  *t|d-').    Die  etymologie 
ist   meines   eraclitens  ganz  richtig,    aber   die    lantlicheü  Ver- 
hältnisse sind  wohl  etwas  anders  zu  fassea  als  es  Froehde  tut 
klidyati  kann  man  nicht  wohl  von  af.  kladivant-^)  *feacht^ 
in  AV  7.  90,  3  (avüsthäsya  kladivatah   ^anhiräsya  nitödma}}) 
scheiden,  und  dies  scheint  mir  zu  erweisen,    dass  man  klid- 
<  *q^M'   erklären   muss.     Die   formen   mit   a   ai,    kUdayaü 
^befeuchten*  kl,  lex.,  kl&da-  Feuchtigkeit'  ep,  kl.j  kledana-  adj* 
*feucht  machend'  lex.  (als  suhst.  n.  'phlcgma,  scMelm'   ep.  E 
lex*)  sind  somit  in  indischer  zeit  entstandene  ablauisentgld- 
Bungen,  was  ja  nicht  befremden  darf.    Man  bildete  kledayoii 
2U  klid-f  wie  man  vedayati  zu  vid-y  ve^ayati  zu  vig-^  cBtüye^i 
zu   cit'   nsw,   hatte,     klid-   ist   somit  =  gr.   nlaS-  <  ^nUt- 
(Lid^n,  Studien  zur  al  u.  vgL  sprachgesch.  s.  49  Terbindet 
nXii^og  mit  *pel'^  *pI'  in  ai.  palvald-  *teich',  gr,  ujjXog  *lehmV) 
lat,  pahis  *snmpf ,  üt  p^Uce  *bruch\  lett.  pel^e^)  *pfiitze,  p. 
niilHog  '  nf^log  Hcs.,  slh.  pelk  'pflitze'  USW.,  was  mir  weniger 
glaublich  scheint,  da  eine   ti-erweiterung  *pl-d-  oder  *pM- 
ausserhalb  des  Griechischen  nicht  erwiesen  ist).   Mit  ai.  Mii% 
hhdivant-  vereine  ich  auch  urgm.  *Äia-?i-rfa-  <  *klo'U-i6-  m 
mL  ae.  htand  ^urina'  eigl.  'feuchtigkeit'  (anders  aber  meines 
erachtens  minder  richtig  Zupitza,  Gutturalen  118)»  Die  vmte^ 
wäre  somit  *klödf'f  *klad-, 

5.  Ai.  libujä-  *gchlinggewich8** 

Äi.  lihiijü'  'Schlinggewächs,  liane*  kommt  vor  KV  10- 
10,  13.  14,  wo  es  im  gespräch  zwischen  Yama  und  Y&mi 
heisst  (v.  13)  at^yä  küa  tväffi  kak^n/eva  yuktäfk  pari  ^jäi 
Itbnj^a  vfk^äm  und  (v.  14)  anyäm  n  ftt  tvwih  Yamy  a«ya  ^ 


1)  Übet  TtJLRcToc  vgl.  auch  Besezenberger,  BB.  27^  I7ö^  der  lett  pliäi^^ 
^b&den-f  piideH%8   ^glittetiif^'  usw.  heran debt     Ei   ist  hier  schwierig  ^ 

entecbeidoiig  zu  treifes,  jedoch  kalte  ich  die  von  FrOhde  tmd  mir  ^^^ 
WDiteto  etymologie  für  ebensowohl  mögLieh. 

*)  Es  gehört  dies  tJi  den  -ra*t^ab]oJt«ngejj  mit  yerliogerteiD  vokil  ^^^ 
dem  süffijo  wie  k*  b.  di^vavant-  (neben  dqvavant-)i  gr.  ^fcr/j-üf  -^  *^f^^' 
/iyt-  nebea  ^ioo^^  idktivant-  "iDÄchtig*  asw.^  vgl,  Whitnej,   Gnumn.»  414. 

^)  Anders  aber  meines  erachtens  unrichtig  über  nfjl6s  iSeinmer,  Grit^^' 
laatstad.  s.  741 

*)  Aßdßra  über  dieees  wort  Bezzenbergert  BB.  27 ^  löO  ftissn.  (fgl  *0C^ 
Fick,  BB.  22f  231),  wsb  mir  aber  wenigstenä  Kweifelh&ft  scheint 


Zur  atitehen  vortkunde. 


439 


tväfh  pari  svajäte  Ubujeva  vrhdm.  Weiter  ist  es  in  AV6<8^  L 
Kän^.  35  TMBr.  12.  13,  11  belegt. 

Das  wort  wird  von  de  Saussare  MSL.  5,  232  mit  akslv« 
lobsmii^)  *küssen'  zusammengestellt,  was  ja  sehr  probabel 
aussieht^  meines  erachtens  aber  wenig  glaublich  ist.  Denn 
lolmmti  katio  wohl  zusammeD  mit  lohuö  *kiiss'  nicht  von  lat. 
hmho  *lecken\  ahd.  Uffan  dss.,  aisl.  lepja  'wie  ein  hund 
^nken'  usw.  getrennt  werden  (s.  bei  Vaniöek,  Et  wbch*  250, 
Cnrtias,  Grundztige*  363  und  zuletzt  Walde,  Lat.  et,  wbch» 
322).  löU^B  enthält  freilich  ein  idg.  *labn^',  was  aber  am 
nächsten  mit  gr,  Xatpvaatü  *Yerschlinge'  <  *labß)a^4ö  zu- 
mmmengehalten  werden  muss.  Sonach  scheint  es  mir  voll- 
kommen berechtigt,  die  etymologie  von  Ubiija-  in  einem  anderen 
zusammenhange  zu  suchen.^) 

Man  darf  wohl  nicht  daran  zweifeln,  dass  es  mi.  Wörter, 
wenn  auch  in  geringerer  ausbreitung,  als  man  früher  an- 
zunehmen geneigt  war,  innerhalb  der  vedischen  ütei^atur  gibt, 
und  es  scheint  mir,  dass  wir  in  Ubitja-  ein  solches  finden. 
Ich  erkläre  es  nämlich  aus  *librjä-;  von  einem  solchen 
mi*  lautübergang  finden  sich  im  RV.  mindestens  zwei 
einwandsfreie  beispiele,  nämlich  küiiaru'  *lahm  am  arm*  BV. 
3-  30,  8  (zum  späteren  ft?cj,ii-  dss.,  Wackemagel,  Ai.  gr.  I  21) 
Hnd  pmiya-  'günstig'  RV.  2.  43,  2,  pn^ya^gandha-  ^schön 
duftend'  RV.  7.  55,  8  (das  der  bedeutung  wegen  etwas  un- 
sichere küfa-  RV.  1,  46,  4  lasse  ich  hier  bei  seile).    Hihrjü^ 


^)  Ei   fragft  sich,   ob  Blav.  ioh^  wirkMch  -*  ai.  Uh'  -^  *i^b'  entstanden 

A^iii  kann.    Vielmehr  deuten  gewieae  zeichen  dahin,   da&9  man  eher  ein  tLav. 

%   &b  ein  0  &!&  Vertreter  desä  idg-.  9  ansehe q  darf.     Vgl.   darüber  zuletzt  Ost* 

;iioff,  Et    Par.  1 ,  264  1  mit  treflender  kritik  der  aoffiweung  Hirte^  Ablaut  8. 16. 

*)  Warum  man  diese  Wörter  von   der  edppö  von   labium   'lippe'   trennen 

*oil,  wie  e»  Walde  a.  a.  o.   will,  begreife  ich   nicht   recht.     Eher   gcheinen 

^ir  mehrere  verhäitnigse  darauf  zu  deuten  ^  daes  die  w(;rter  verwandt  Bind. 

Bo  finden    wir   einen    wecfaael    *lab(h)-  :  *lap(h)-   in    lambo  x  apr.    tapiniä  ; 

^(fi'dffiti  i  lamtv  'lechze,    schlürfe^  -^  Hanjifj   (warum   dieü   zn  Xala^,   lett, 

^^t  gehören  seil,  ist  nicht  t\i  sehen),  und  *ic&;|p-  in  ^6fi*m  :  pehl.  Itip  *lippe\ 

^^l  WaJde,    Lat   et   wbch.   Mb   mit   Litt.    Weiter  ergeben  rieh  folgende 

■täumie  bei  labium  t  (lö&s^a  'kuäs'  bedeutet  wohl  eigentlich  iippe',  denn  ein 

•oUiier  stamm  ist  nicht  bei  abstrakten  werten  gew^ihnüch)  *tcb-lö-  in  labtutif, 

e^na.   *tibja-,   *lebr(h  in  labrum^  *kb-e&-  in   nhd.   kfi^e  und   vielleicht  lat. 

I  ^^ibmtm  (Wdde  a.  a.  q.),  und  dazu  Mgt  sich   woh)  das  *lob'ti-§-  in  slav 

ie^u^   daa  deutlich   ^ein   -§'  aui  einem  uraprüngBchen   rn-paradigma  er- 

^^\m  hat 


440 


Jiri  ChafT>«nü©r, 


das  somit  die  echt  altiodische  form  wäre,  ist  weiter  aus  idg, 
*Uhr§'^  entstanden. 

Ich  möchte  das  wort  mit  lat,  lährmca  {utm  oder  vUk] 
*die  wilde  rebe'  verbinden.  Dieses  wort  ist  zweimals  io 
verschiedener  weise  erklärt  worden.  WhartoD^  Et,  lat.  5(1 
verbindet  es  mit  lahrum  als  'die  an  den  rändern  der  weiD- 
berge  wachsende',  was  von  Walde»  Lat  et.  wbch,  316  mit 
recht  zurückgewiesen  worden  ist,^)  Aber  mit  Waldes  ebenäa 
zweifelnd  aufgestellter  etymologie,  lalmtsca  wäre  die  'hm* 
liehe  (nicht  unter  aufsieht  und  pflege  wachsende)'  zu  gr,  ka$^k 
'heimlich',  scheint  es  mir  nicht  besser  zu  stehen,  Sie  ist  laat- 
lich  richtig,  wenn  la^^o;  nicht  aus  *laT-o-^o-  entstanden  i«t, 
aber  das  scheint  mir  auch  alles  zu  sein,  was  man  Mgeü 
könnte,  um  sie  gutzuheissen,  Semasiologisch  scheint  sie  m 
sehr  wenig  einleuchtend*  lährusca  möchte  ich  aus  *l^hrucscü 
erklären  und  dies  weiter  <  *lährg-skö'\  man  kann  ja  ein- 
wenden, dies  würde  ein  lat.  Hakitmca  >  *lähusca  geben,  aber 
es  seheint  mir  gar  nicht  unwalirscheinlieh,  dass  ein  mUl 
^lähr(§)ska  sich  zu  Väbrosca  >  läbrusca  entwickelte,  um  *e 
schwer  sprechbare  lautverbindung  in  Haktrsca  zu  venneiden- 
Nach  lährusca  sind  wohl  atntBca  und  a^nuscüf  namen  Ton 
verschiedenen  weinrebearten,  gebüdet.  Was  das  sufQi  -sh- 
in  pflanzennamen  betrifft,  vergleiche  man  z,  b,  lat  viseum  < 
"^vicsüum  :  gr.  i^og  ,mistel';  lat.  mculm  <  *aig-seo4o'  :  gr.  aifa^^i 
'schwai'zpapper,  aiyiXm^f  ^eichenart',  urgerm.  ^aika-  usw.*) 

Noch  ein  lateinisches  wort  reihe  ich  hier  an,  nämücJi 
lUhuTnnm  'der  breitblätterige  bohnenbaum,  Cytisns  Labmmöm 
L/,  was  ohne  etymologie  bei  Walde  a.  a,  o.  dasteht.  Icli 
erkläre  es  <  *läbornO'  <  *Uhr'Uo-.  Es  scheint  aber  mir 
ziemlich  deutlich,  dass  wir  hier  in  Ubttja  :  lübrusca  :  l^mmf^ 
die  spuren  eines  einstigen  paradigmas  *?ff&?-^,  gen.  *hhnes  t^ 
sehen  haben,  d.  h.  noch  ein  beispiel  des  von  Johannes  Schmidt 
in  seinen  Pluralbildungen  aufgestellten  typus  der  neutraleQ  t>' 
Stämmen.  Die  von  Schmidt  angenommenen  beispiele  sini 
idg.  *isrg*  *^mies  *blut'  in  ai,  (m%  gr.  ec^p»  lat.  asBer  nsW* 
(s.  ziüetzt  Walde,  Lat.  et.  wbch.   48)  und  *jpef-r'j^>  '^p(e)tm* 


{ 


i 


^)  Dageg'&n  machte  ich  nicht  verneinen,  dass  vieUeicht  die  inssere  '. 
geataltmi^  von  labrmca  durch  Icbrum  beeinflnsst  geworden  ißt, 

')  VgL  weiter  *ob-s1*o-  iü  iirgann.  *mka-,  arm.  ha^i  tu  *ö«-i-  io  Ui 


Zur  anaehea  wortlnuide.  441 

'feder,  iiüger  in  ay.  fra-pfc?r£ya>ii-,  gr*  nxigv^  usw.  Dazu  fügt 
Johansson,  Beiträge  s.  1  ff,  sechs  neue  beiBpiele,  nämlich  *qcirgt 
"^qß^nes  *fels*  in  gr.  nirga,  lat,  tri-quetrusj  aisl.  huepra  usw,, 
*östhfgf  *3sthne$  'bein'  wegen  gr-  aetgayaloQ,  oatgmxor,  oirtmxo^ 
usw,,  *9kfg^  (ä}kms  *horu'  in  gr,  iHmvu,  ^Ax^ayavT-t  x^ayympt 
ai*  {fnga  UBW.^  *leuqr9^  Hnqms  *lichf  in  lat  hLC^rna^  gr, 
kvictißuvt-,  "^pelrg^  *p(e)lnes  *fels*  in  gr.  ndlXa,  nekioQ  usw.  und 
*paurg^  *pimes  *feuer^  in  ai.  pavaka-^  arm,  hur^  gr,  nv^^  got 
fön  usw.  Noch  ein  beispiel  ist  von  Bartholomae,  IF.  II,  118 
füsm.  3  aufgewiesen  worden,  nämlich  ai.  mastak^  *schäder, 
tnmtwka-  'gebira',  av,  mastBrayan-  *8eJiädelwand'  (zur  etymo- 
logie  TgL  Johansson,  TF.  14,  321  und  Walde,  Lat.  et.  wbch. 
379),  Wir  haben  somit  in  diesen  beispielen  namen  von 
körperteilen  (blnt,  schädel,  bein,  flügel,  horn),  von  fels,  Ucht 
und  feuer.  Hier  wäre  auch,  wenn  die  obige  gleichung  das 
richtige  trifft,  ein  indogermanischer  pflaQ2enname  von  derselben 
büdung  aufgewiesen, 

6.  Al  ghöta-  *pferd\ 

Ai  ghötu-  *pferd'  lex,  —  ghötaka-  dss.  Paflcat,  lex.  — 
ghöHka-  *stute'  (nnbelegt)  ist  eine  etymologisch  unerklärte 
Wortsippe;  denn  ghötati,  uya-ghöfati  'umkehi*en*  Paflcat.  Dhp., 
womit  es  Uhlenbeck,  Ai.  et,  wbch.  86*  zweifelnd  verbindet, 
bedeutet  wohl  einfach  'gehen'  oder  *umdrehen*  und  scheint 
mir  keineswegs  von  ghut-  'fussknöcher  (lex.)*)  zu  scheiden^ 
dessen  weitere  Verwandtschaft  mir  unbekannt  ist. 

In  gköfa-j  ghötaka-  sehe  ich  Weiterbildungen  eines  älteren 
*ghöla-,  vielleicht  mit  dem  in  tiernaroen  gewöhnlichen  -1-% 
d.  h.  das  wort  hätte  war  ein  konsonantjstamni,  etwa  *gh6t-^ 
der  dann  thematisch  geworden  ist,  ein  im  Indiftchen  wohl 
nicht  allzu  ungewöhnlicher  Übergang,  Dies  "^ghölü'  nun  < 
älterem  ^gheulo-  oder  *ghoulü-  vergleiche  ich  mit  mhd,  gtd^ 
nbd.  gaulj  eigentlich  *eber,  männliches  tier  überhaupt',  aber 
im  Neuhochdeutschen  auch  'pferd'  und  teils  *»chlechtes\  teils 
^stattliches  pferd',  vgl  Klage,  Wbch/  13&b,  l>ie  ursprüng- 
liche bedeutuhg  sowohl  von  *glwlii*  alü  gt*rm.  ^^aula-  ist  wohl 


L 


■)  Auch  ghimtii  dw.  (lei,). 
*)  VgL  den  Artikel  mmard-. 


ui 


Juri  Chärp^MerT 


'männcheDt  männliches  üet\^)  Nur  eine  etymologie  des  gem. 
Wortes  ist  mir  bekannt:  Berneker,  IV.  10,  159  kombiniert  es 
mit  lit.  Jaiilys  'eber\  ai»  köld-  -eher'  (was  aber  nach  andern 
mip  <  krö4a-  ist,  vgl.  ühlenbeck,  Ai.  et»  wbch*  66  b)  nnter  der 
annähme,  es  sei  die  form  ein  korapositionshinterglied,  was  mir 
aber  ganz  unannehmbar  scheint,  da  keine  zasammensetÄUBgea 
mit  *-^anla-  Bich  im  Gennamschen  finden. 

7,  Ai.  apvA  *krankheif. 

In  RV.  10.  103,  12,*)  —  der  vers  lautet  so:  amkm 
dttam  pratilöbhäyantl  grhanmgüm  apvB  pärBhi  I  abbi  priki 
nirdaha  hrtsü  ^kair  andhh}ämitrns  tämasa  sacaniäm,  ¥as 
von  Ludwig,  Der  Rigveda  2,  675  meines  erachtens  ganz  ein- 
wandsfrei  so  übersetzt  wird:  'der  feindlichen  scharen  mm 
betörend,  greif,  Apvä,  ihre  leiber  und  geh  hinweg;  /  greif  sie 
an;  brenne  sie  im  herzen  aus  mit  glutaDj  die  feinde  sollen  k 
lichtloses  dunkel  geraten'  —  kommt  das  wort  apvA  vor* 
Zweitens  ist  es  in  AV.  9*  8,  9  belegt,  wo  der  vers  lautet: 
hanmQnhh  te  äfig^hhyö  ''pf^üm  antarodarüt  i  yak^mocüiam  m- 
taritmanö  bahir  nirmmdrayämahe,  d»  h*  etwa  'die  gelbsücht 
aus  deinen  gliedern,  die  apva  ans  deinem  bauche  /  die  kraiik- 
heit  aus  dem  ganzen  leibe  beschwören  wir  aus\*)  Der  AV. 
weist  somit  auf  die  betonung  apvä ;  dagegen  hat  Nigha^tu  l 
3.  5>  3  äpva.  Was  die  bedentung  des  Wortes  betriffi,  mA 
wohl  die  erklärer  darin  überein,  dass  es  eine  krankheit  M- 
zeichnet;  welche  aber,  darin  sind  sie  nicht  überein.  Säyill* 
zum  RV»  sagt:  he  apvB  päpäbhimanini  demtB  etc.,  er 
sieht  somit  darin  etwa  einen  krankheitsdämon;  Yäska,  Nif* 


^]  Ich  bemerke  hier  voriäafi^  als  eine  etymologbche  dtematire,  ^^ 
man  vielleicbt  ai,  gh6»aü  *tönt»  nift  aas*,  ghdpa-  länü'  aas  ^ghtml-s-  ertlirw 
nud  zu  ^erm.  *^aiäan-j  *^tilan-  in  aisL  gola^  nonr.  dial.  ifftula  *lieiileo'.  ai?*- 
giöla  *heiilen  des  windee',  aisl.  gd,  norw.  gut,  gol  dgK.  {vgl.  Falk'Torp»  £*■ 
ordb.  I,  268*)  ateU^n  kennte.  Ndd.  gmkc,  nhd.  gu»cht  *mund*,  die  Froeti^flN 
BB.  17,  309,  Zupltea,  Gutt,  97,  Ulilenbeck,  Äi.  ei  wbck  86*  hierb«m«)it 
ecbeinen  mir  wt^nig  einleuchtend  and  gr*  mtfndn^m  'verktinde'j  dos  FroeJid^ 
and  Zopitza  hicrherzieben*  vermag  ich  nicht  von  der  wurzeJ  *tÄ^*  "sigi^Eit 
verkünden'  zu  Echüiden, 

^)  Dai  lied  ist  an  Indra  gelichtet, 

*)  Whitney,  Ätharva-Veda  —  Harv,  Or.  Ser.  vol  VTH  p,  560  llb«twtxt; 
'jellowness  from  thy  limbs,  apvä  from  thy  beUow  within,  the  j^ohpHü-  maker 
itom  tby  seif  wltbici  we  eipei\ 


6,  12  R  sagt:  ^apva  yad  ^nayä  viddkö  *pamyats  vyäähir  va 
hhayam  vü  /  apv^  parehityapi  nigamö  bJmvati*^)  und  gibt 
somit  öiehrere  deutiingen:  L  yad  enaya  tnildhö  'paviyaU,  was 
deutlich  eine  erklärung  des  bezüglicheo  verses  in  AV  sein 
soll,  während  2.  vyädhir  va  und  3,  bhayam  va  deutlich  die 
EV-steUe  betreffen.  Neuere  erklärer  fassen  es  gewöhnlich  als 
*inagenkraiilüaeit,  diarrhöe'  und  Ludwig,  Der  Rigveda  5^  558 
leitet  es  aus  ap-  *wasser'  her*);  dagegen  übersetzt  Bloom- 
field,  SBK  42,  325,  601  'impnrity',  wobei  er  deutlich  an 
Q'pv-ä'  :  punaü  'reinigen*  denkt.^) 

Dass  apüä  nicht  'magenkranldieit'  bedeuten  kann,  scheint 

mir  die  RV-stelle  zu  erft^eisen ;  es  trifft  vielmehr  die  erklärung 

Säya^äs  dag  rechte:  cqwä  =  'krankheitsdämon^  was  eine  sehr 

gute   erklärung  gibt:  'die  feinde,   o  krankheitsdämon,   greife 

an,    (von  uns)  geh   hinweg*);   greif  sie   an,   brenne   sie  im 

hei-zen  aus  mit  gluten'  usw.    So  bedeutet  es  wohl  in  AV  9. 

9  ganz  allgemein  'ki^ankheit,  pestilentia,  lues\    Dann  wird 

aber   die   Zusammenstellung   mit   ap-   *wasser'   tunföUig,    was 

mir  auch  aus  anderen  gründen   glaubhaft  ist.     Man  könnte 

ja  vielleicht  apvä  als   *wassersncht'   fassen,   und   Ton   solcher 

wird   ja   auch   in   den    vedischen    texten    gesprochen.     Aber 

der    wassersüchtige    wird    immer    als    von    Varupa    gestraft 

dargestellt,    er  ist,    wie  es   heisst,    varmtagrhltüj    vgl,  RV. 

I,  §9    (was  jedoch   ein   etwas  unsicherer  beleg  ist  und  von 

Ludwig  ganz  anders  erklärt  wird,  vgL  Der  Rigveda  4,  91)*); 

AV,  4,   16,   7    gaUna   pltgüir  abhi   dMhi    Varunäinam   mä  te 

n^eq/anfiavAn    nfcak^ah   !   ästäm  jülma    udäram   p'a^U^ayitvä 

hoga  ivabandhräh  parikfiyämünaJjy^}  Alt,  Br,  7»  15  atha  häik^- 

>)  Die  Btellc  ht  bei  Ludwig,   Der  Hi^tda  5,   558  dtiert,    aber  bis  zur 
tiiEfervtfindllckkeit  durch  dmckfehler  entsteUt. 

')  Hat]  vergleicht  apva  :  üpvant-^  av.  äpnt-. 

')  Dann  hätte  es  wohl  doch  *apuvä  geheiEBen,  vgl  Äimliche  ableituDgen 
»Hft  einfachen  wnnseln  wie  priyd-j   sruv-ä-  usw.    Freilieh  Uest  man  im  RV, 
^fr  lOB,  12  apuF.  ^fe  apii(tji,  dies  Varm  ja  jedech  niehts  he  weilten, 
^B  *)  Dies  irt  ja  ein  gewahiilicher  wonscb;  vgl.  z.  h.  AV.  5^  22. 
^^    *}  Der  vere  2  yäd  ^mi  prastphürami  U^a  dftir  na  ähmatö  adrinaj),  j  mrld 
9Hk§iUra  mfltiya  i^cheint  jedeeh  kaom  eine  andere   dentung  zuzolasBen,  nnd 
wM  dum  durch  v.  4  apdm  mädliyB  tasthivMmaiti  unterBtfttzt 
-^     «)  Whitnej,  Harv.  Or.  Ser.  Yll  p.  178;  'with  a  hnndred  fetters,  o  Vamna, 
H^  tboü   bridle  Hm ;   let  not  the  Speaker  of  tmtruth   eiicape  thee^   a  men- 
viteher;  let  the  villain  dt  letüng  Ms  beUow  f&ü  [apart],  like  a  heopleHs 
teuelt  bemg  etit  round  about\ 

29* 


444 


J«!  Charpwrticf, 


väkmh  fmru^o  jagräha ;  tamja  hödaram  jajüe^  Qat,  Br.  12,  7, 
2(  17  vfjrHHö  m  Ptam  grhnäti  yah  pnpmanä  grhitö  bhavati 
(Bei  BR  6,  725  stellt  uBter  den  belegen  über  dies  feblerhaft 
auch  QBr,  13,  3,  8,  5:  es  heisst  nämlich  dort,  dass,  faDs  im 
opferross  durch  wasser  getötet  wird,  soU  man  eine  komspende 
fttr  Varmia  anrichten,  Varunö  vä  eiam  grhnäti  yö  >^?i  mrh 
yate.  Das  gehört  somit  nicht  hierher).  Wäre  nun  an  diesen 
stellen  etwas  solches  beabsichtigt,  wäre  sicher  apvA  als  eiae 
gefähnin  oder  eine  strafe  Vaninas  dargestellt,  was  ab€r 
niemals  der  fall  ist  Somit  scheint  mir  ausgemacht,  im 
üpvA  (äpm)  nur  etwa  'krankheitsdänion,  Ines'  ist; 

Ich  erkläre  apvä  <  *üp-uä  (oder  *^-y^)  und  gehe  füj 
die  Wurzel  *^.<}p-  von  einer  allgemeineren  bedeutung  'schaden, 
Unheil,  damnum',  was  sich  einerseits  in  'körperliches  Unheil'^ 
*krankheit\  andererseits  in  ^materielles'  =  *  verlast,  schadeß' 
entwickeln  kann.  Somit  vereine  ich  das  wort  am  nächiten 
mit  av.  aßa-  'schaden,  unheU'  in  V.  13,  10  yam  .  ,  tat  tüywi 
va  rahrkö  m  ha^a  goBSabyo  parabaraiti  dma  aSUf  jmiti  aß 
iHkayal,  was  von  Bartholomae,  Air.  wbch,  464.  701  so  übe^ 
setzt  \Wrd:  'wenn  .  .  ein  dieb  oder  wolf  aus  dem  anweseu 
fahrendes  gut  fortschleppt,  so  soll  er  dann  für  den  schaden 
aufkommen'*  Hier  steht  somit  aß5  a.  pL  m*  =  etwa  ai 
^apsa(n)  in  der  bedeutung  Mamnum*;  das  wort  enthält  eme 
thematische  ableitung  eines  -e^-stammes  *^-es-,  die  in  anderer  I 
weise  ausgebildet  in  av*  aßmun-  n,  ^schaden,   nach  teil,  leid' 


wiederkehrt^);  dies  wort  ist  in  Y.  4*3,  17  belegt,  wo  «s 
heisst:  ya^*a  v^  aßmäni  smghanl  mit  auaßmam  usw.,  was 
Bartholomae,  Air.  wbch.  104,  Die  Gathas  des  Avesta,  Strass- 
burg  1905,  s,  80  übersetzt:  *wo  ich  nur  eure  nachteile  melden 
wiU  —  nicht  die  vorteile^  usw.  Bekanntlich  sind  ja  bfldnngflo 
wie  das  hier  angesetzte  "^ep-s-mefi-  nicht  ganz  gewöhnUchßi 
und  gewisse  foischer  z.  b.  Br6al,  Dict.  et.  lat*  s.  232  Ter- 
neinen  ganz,  dass  das  snffix  -men  anderswo  als  hinter  reinea 
wurzeln  auftreten  kann.  Jedoch  scheint  es  mir  nicht  möglich 
z.  b.  gr.  n^Jofm  von  a/tfr^ig  ZU  trennen  und  dass  der 
bildungstypus  auf  -s-mo-  ursprachlich  ist  und  wohl  von  ^ 
Stämmen  ausgegangen,  daran  kann  ja  kein  zweifei  sein*    Ich 

1)  über  dies  wort  handelt  auch  J.  Schmidt,  FlaralbUd,  102  t,  dem  je- 
doch die  richtig©  bedeutmig  nicht  klar  w»r.  Vgl  auch  Baitbolomfle,  Äf- 
Forsch.  I  79. 


ZTir  trificheo  wor&imde. 


445 


muBS  somit  bestimmt  von  den  ausfühningen  Brugnianns, 
Grieche  gramm.^  s,  186  abstand  nehmen.  Auch  sind  wohl 
nicht  alle  germanischen  hildungen  von  dem  typus  ahd.  rosamo 
ans  *rt*dh-s-tne?2-  za  "^reudh-es-  in  gr.  egBv^oc  d.  *röte\  vgl 
genn.  *ntrfft-s4o-  in  ahd,  rost^  as,  rast  usw.,  so  zn  er- 
klären, wie  es  Brugmann,  Grdr.  II  351  tut.  Vielleicht  ist 
auch  afsman-  ein  idg.  beispiel  von  t«e/i-er Weiterung  eines 
e^-stammes. 

Ich  habe  somit  oben  zwei  verschiedene  stammhilduogeii, 
Hp-ii-  und  *^-(e)s-  zu  erweisen  gesucht.  Eine  dehustufe 
*öp-  scheint  mir  vorzuliegen  in  lit.  opm^  da»  ^schwach,  ge- 
brechlich, leicht  verwundet'  bedeutet,  eine  bedeutuug,  die 
sich  ja  sehr  wohl  mit  der  oben  angenommenen  von  ^krankheit^ 
icbadan,  unheil'  vereinen  lässt.  Dieses  wort  ist  von  Bezzen- 
iierger,  BB.  1,  164  mit  gr.  r^nioQ  zusammengestellt  worde33, 
was  mich  ganz  und  gar  nicht  überzeugt,  denn  ich  vermute  für 
i^mog  einen  anderen  Ursprung,  Dagegen  stellt  es  Bezzen- 
berger  aao.,  dem  auch  Prellwitz  folgt,  auch  mit  gr.  ^n$iiavQq, 
das    ^gebrechlich ,   schwach'   zu   bedeuten   scheint  (H*   8,  104 

^ntiiavog  ^i  vv  toi  di^antav^  ß^adi^g  äi  lOt  tnnoi;  Od,  8,  310 f. 
uvrag  iymyi  /  j^TiiSavog  y^po^jjv^)^  was  vielleicht  nicht  un- 
riehtig  ist,  wenn  es  nur  gelingen  möchte,  die  absonderliche 
liililung  des  griechischen  Wortes  zu  erklären.  Eb  ist  ja  wohl 
bekannt,  dass  der  büdnngstypus  rjTuSavi^  uud  der  am  nächsten 
Terwandte  nlaq>vSv6g  innerhalb  des  Griechischen  nicht  be- 
sonders stark  vertreten  ist  (sämtliche  heispiele  findet  man  bei 
X*.  Meyer,  VgL  gramm.  II  551).  IJm  die  bildung  zu  erklären, 
geht  Brugmann,  Grdr,  11,  135  f.  von  oittSavug  aus,  was  er 
aao,  sowie  Gr.  Gn*  240  und  Schulze,  Qu,  ep.  376  in  ov-rtd- 
ciKo-  zerlegt  {uä  =  quid)^  was  unzweifelhaft  richtig  ist.  Da- 
gegen Gr,  Gr,'  188,  190  setzt  er  die  Wörter  auf  -^mo^  in 
nächste  Verbindung  mit  den  Wörtern  auf  -ßo^p,  z,  b.  fiBiMy 
iisw«f  aber  wir  kommeu  hier  nicht  weiter,  denn  das  J  ist 
auch  hier  ebensowenig  erklärt,  vgl,  Gr,  Gr,"  204<  Meines 
Trachtens  sind  aber  die  w^örter  auf  -^avo-  nicht  unter  eine 
regel  zu  bringen*  Ich  brauche  hier  nur  die  homerischen  hei- 
spiele zu  besprechen*    ovTt6ap6g  ist,   wie  eben  erwähnt,  ge- 


1)  Von  dem  halten  HophaiBtos^  warum  man  et  auch  aJs  mit  ^loiT-   'ikis' 
verwandt  tti  erklären  gesucht  hat. 


BÜgend  erklärt,     pr^etfavo^   (D.    19,  325    ftvena    ^ty$fmvfjg  *Eki* 
vqg  Tgmah  TiTölifiit^mf  in  der  späteren  literatur  z*  b*  ^.  f^^^^ 
Ap,  Rh,  4.  1343,  auch  buchstäblich  z.  b,  p,  ^r^^'rX/ff  Änth.  Pal 
9,  384)  ist  wohl  sicher  mit  lat,  frigidm  zu  kombinieren  (vgl 
Stolz,  Hist  Gramm,  229).    ntvitiSavjf  *schm erzlich,  beiBsend'*) 
enthält  wohl   em   nfvxtö-,  dass  mit  nhd,  fechten   zusammen^ 
zuhalten  ist,  falls  Lagercrantz,  KZ,  34,  404  ff.  im  recht  ist, 
Tgl  Osthoff,  Et.  Par,  1,  375.    Auch  wäre  uax^^vi^   Oeiwort 
von  atyft^oQ  Od.  7,  106,   die  anderswo  ßax^fj  genannt  wird) 
wohl   mit   got,    magaps   'Jungfrau'    zu    kombinieren,    falls  die 
ausfiihruugen  Wiedemaons,  BB  28,  62  ff.  das  richtige  treffen 
(vgl  auch  W.  Meyer,  KZ  28,  175),  was  mir  nicht  unmöglich 
scheint,   weil  man   dann  an  einen  ursprünglichen   konsonaat- 
stamm,  etwa  *maqet-  als  die  Grundlage  für  magaps  denieu 
künnte,   und   solche  bilduiigen  sind  ja  in   dieser  bedeutnngs- 
funktion  nicht  so  ungewöhnlich.    okQ(fv6y6<;  (ü,  5,  6H3*  23,  101 
Od.  19,  360  mog  6'  olo^vcJyoy  i'^tnsv)  und  sein  Terhältnis  zti 
ikofpv^oiiai  ^wehklagen,  jammern'  weiss   ich   nicht  mit  einer 
parallele  zu  beleuchten*^)   Schliesslich  bleiben  zurück  rjmiapi; 
*8chwach,  gebrechlich'   und  dlanadvog  'schwach,  unbedeutend' 
(z*  b*    n.  4,   330   K£faAXr^rmy   crix^g    ovn    äXanaSvai,    04  iä, 
373  (ßoBg)  T^v  jc  ü&ivoQ   ovx  aXanaSviv  usw,     Das  letztere 
wort    ist    natürlich    nicht   von    akanä^o}   hergeleitet,   sondern 
beide   setzen   gemeinsam   ein   älteres  dkanai-  vor*    Was  i^ 
aber  dieses  äkaTiütS-  und   was  ist   ^ns^^  in    ^naiavog?  leb 
möchte,   natürlich   mit   einiger    reserve,    eine    erklarung  u 
geben   suchen,    die    mir   nicht  prinzipiell   unmöglich   scheint- 
akanaS-  kann  <  *dkan-t^-6-   entstanden  sein;  so  kann  aacb 
jjne^nvoQ  nach  n^vx^davog^  ^tfiSamg  umgeßLrbt  sein  und  fiif 
Älteres  *f}7iaö-av6-   stehen,    was  ein  ijnai-  <  'jyV-p-i-  mtt 
halten   würde.     *ikan-n-^-    und    •jfn^^  d-  bedeuteten  beide 
etwa  'Schwächling,  kleiner,  schwacher  mensch'  und  somit  sehö 
ich  hier  eine  mögUchkeit  diese  büdung  mit  dem  tjpus  akst?- 
iten§t',  otro^t'f  irih^t-  usw.  zu  verbinden,  die  ja  &st  aU^ 
^kmd,  tierjunges'  d.  h.   ^kleine  gegenstände'  bedeuten,*)    Es 


^)  Ü.  10,  S  moki^oiQ  f^^ytt  ffio^a  yiivxedtt^oio.  Beiwort  tod  t^öAt^^ 
Opp.  Hai,  %  23. 

*)  üter  die  etymologie  der  Wörter  (arm,  oib  ^klagelied'  uaw*)  rgl  Kci 
BB*  1.  64.  Penaoti,  Stadien  245  fusan.  2. 

^)  Ea  sind  wohl  diese  eine  besondere   art  van  idg.   deminntivbnditsg^^ 


Zur  &ritcli0n  worünuide. 


447 


scheint  mir  sogar  möglich  eiD  gr.  ^aS-  dem  aksly.  -ft-  ganz 
gleichzusetzen,  denn  nach  gewissen  anzeichen  scheint  es  als  ob 
im  griechischen  t  in  der  nähe  von  ^^  in  J  übergegangen  wäre, 
TgL  gr.  niXtivog  neben  neXityo^  zu  ai.  palitä-;  ein  *aXanaTyi- 
wäre  somit  in  äXanaivo-  übergegangen.  Ich  bemerke  auch, 
dass  vielleicht  die  unerklärte  d-bildung  der  griechischen 
patronymika  denselben  Ursprung  hat,  d.  h.  hei  den  >?-stämmen 
ihren  ansgangspunkt  hatte;  ein  ©aar/tttJ-  kann  aus  *0£ffri- 
0-S-  entstanden  sein.  Besonders  beleuchtend  scheint  mir 
hier  die  dialektische  bildung,  die  das  ^  unmittelbar  an  die 
stärkere  form  des  ^i-stammes  anreihte,  z.  b.  böot,  'E^fiadvSa^ 
eub,  ^Inndv^f^g,  thess.  KUoviäQ  usw.  Wenn  man  den  söhn 
mit  dem  Vatersnamen  oder  einer  ableitung  desselben  benannte, 
war  wohl  erst  die  meinung  'der  söhn  des  N/  =  'der  kleine 
K,\  z.  b.  Kkeov^dt;  war  *der  kleine  KUmv'  usw.  Es  scheint 
mir  dies  ein,  wenn  auch  nicht  ganz  Überzeugender,  so  doch 
möglicher  beitrag  zur  beleuchtung  dieser  schwierigen  frage* 

Nach  dieser  digression  fasse  ich  jetzt  das  oben  auseinander* 
gesetzte  zusammen.  Es  scheint  mir  nach  der  obigen  aus- 
fiihrung  über  die  Stammbildung  von  ^ntdamt;  nicht  unmöglich, 
auch  dieses  wort  mit  erhaltung  der  Bezzenbergerschen  ssu« 
sammenstellung  in  der  hier  behandelten  sippe  von  ai.  apv% 
av.  afm-^  aßman-  und  lit.  opus  einzureihen.  Man  würde  so- 
mit hier  eine  wnrzelstufe  ♦^  anzusetzen  haben,  debnstufe  zu 
"^^  in  dem  s-stamme  van  aßa-. 

^^  8.  Ai.  tiryaflC'f  tiragcä. 

Es  haften  bekanntlich  an  der  erklärung  der  ai.  formen 
von  dem  typus  pratic-  usw.  besondere  Schwierigkeiten,  die 
nicht  ganz  weder  durch  die  theorie  Osthoffs,  MTJ  4,  249  ff. 
Hoch  durch  die  Johannes  Schmidts,  Pluralbild.  s.  388  ff  bei 
»dte  gebracht  worden  sind.  Während  Osthoff  und  mit  ihm 
Bragmann,  Grdr.  IT  241  ableitungen  mit  dem  suffixe  *-qm>- 
Von  dem  typus  ahhl-ka-^  antt-ia-,  lat.  antiqimSj^)  die  in  das 
parad^ma  pratt/aflc-   hereingezogen   worden  sind,    in  diesen 


')  Walde,  Lat.  et.  wbch.  36^  428  f.  fasst  auch  l&t,  anttqutis,  postlcus  als 
liitdimgeti  mit  *3q¥-  %uge*\  es  fragt  sich  aber,  oh  dies  nicht  gewöhnlictie 
-Iko^ibldtanfet]  von  *anti,  *poRti  mit  verlängertem  stammTokal  sind.  Man 
"V^ilkidie  büdmigen  wii»  lat.  carplnit»  :  ai.  kfpi^ü'  {tqtL  BB.  30t  W^)t  u- 
tu  *dQmü-j  lat,  op-pi}rtünu8  :  porifr*  oßw. 


448 

lüdimgen  sehen,  erklärt  J.  Schmidt  >  dem  sich  Bartholamaet 
GlPh,  I  1,  96  f.,  IF,  3,  15  usw.  anschliesst,  pratlc-  als  am 
prati  -f-  *^qu  'äuge'  za  ngia-LUTiov  mw.  entstanden,  Siete 
über  die  frage  zuletzt  die  zusammenfassende  behandJung  hei 
Thumb,  Handbuch  b.  219  f 

Welche  der  beiden  auffassnngen  die  richtige  ist,  läset  ach 
wohl  schwerlich  entscheiden,  und  es  ist  nicht  meine  absieht, 
hier  auf  diese  schmerige  frage  näher  einzugehen**)  Ntir 
möchte  ich  dagegen  protestieren,  wenn  Tbamb,  KZ.  36,  I99ff^ 
Handbuch  s*  200  ans  ai*  Hryaüc-,  tiragc-  eine  stütze  für  die 
theorie  Osthoffs  entnimmt.  Denn  meines  erachtens  lassei 
sich  diese  formen  anders  und  besser  erklären  als  es  Thuisb 
tut  und  in  einer  weise,  die  eher  eine  stütze  für  die  anffassong 
J.  Schmidts  geben  möchte* 

tiryanc-  wird  von  Thumb  aao*  und  Flensbiurg,  Die  Bm 
ter-  etc»  65  ff.-)  als  eine  analogiebildung  nach  prutyaflc-  m9i. 
erklärt.  Dies  scheint  mir  aber  entschieden  falsdx  zu  leiii, 
denn  iiryanc*  ist  fast  mehr  eine  der  ältesten  dieser  bildungeü, 
da  man  sie  in  einer  anderen  sprachfaniilie  wiederfindet »  w^^ 
eine  solche  bildnng  wegen  des  mangels  an  weiteren  beispidin 
nicht  eine  jüngere  analogiebildung  sein  kann.  Ich  mochte 
nämlich  th-yaüc-  <  Hiri-uflc-  am  nächsten  mit  lat.  irW 
n*  traf,  trahaf  *trans'  zusammenstellen;  bekanntlich  ißt  j& 
trünSf  was  seine  entstehnng  angeht,  unerklärt.  So  erkJÄreß 
es  Fick,  Wbeh/  I  60,  H  130.  ?.  Planta,  Gramm,  I  314-  505 
<  Hrns^  was  ja  ganz  unmöglich  ist,  weil  dieses  höchstens 
ein  Hrös  geben  konnte*^)    Vanidek,  Et,   wbch.    105.    Stob» 


^)  Ee  bandelt  sich  hier  um  teUwetge  Bchon  ursp rachliche  IcontraktiolltBr 
die  TU  an  durch  keinerlei  modomore  und  siehe  rere  beiEpieJe  stützen  1[^> 
Jedocb  ist  ee  g^nz  natürlich,  dass  z.  h,  ein  *pfati*iitt/if*  itu  Altindi^eh^ii  ^^ 
male  anders  als  *prat^-  pratlc-  geben  kann;  es  scbeint  mir  auch  dentÜcli. 
ehwobl  dies  Öfter»  nicht  beachtet  wird^  das  der  diphthong  *9i  im  Altin^scN^ 
-^  l  wird,  nnd  somit  Me  wie  ai,  dhmü-  :  (üiii(i)-  als  analogiebÜduag«»  ^ 
betrachten  sindj  *#i=-fUogt  Toru,  »-  m:  tgs  ^^^  *^it-  :  gel  aigaft,  ^^ 
^deichsel,  Steuerruder'  -^  *^i8d  :  urdav,  *ojes-,  gr.  0^,1  (Beezen berget,  GöA- 
1896  s.  967  anm„  Lid^n,  Stadien  61  f.)  und  vermutlich  auch  in  ai.  1^ 
'drang*  not,  landcsplage'  (ep.)  ^  gr.  *aift-  m  atat-ßväiag  law*  {^  teit 
BB,  30.  161  E). 

")  Vgl.  Perason,  IF.  mz.  12,  16  f, 

*)  Ein  *tf}iSj   das  man  vieUeieht  geneigt  sein  möehte  uixDBebEen,  |ibl 
irohl  ebenso  ein  ki  *träi. 


Zur  »riBchen  woTtkunde. 


449 


Hist.  granun»^  314  und  Brugmann^  Kz*  vgl  gr.  478  erklärea 
es  <  HrävL%  pt,  pr.  zu  ^trare,  was  ja  lautlich  möglich  wäre, 
aber  anderswo  auf  schwieiigkeiteu  stösst,  \gL  v.  Planta, 
Gramm.  505.*)  Ich  möchte  träns,  u.  traf  <  Hr-ank-s  er- 
klären, was  wohl  weiter  <  Hr'8vq^s  entstanden  ist*  Was 
die  bedeutung  betrifft,  lässt  sie  sich  sehr  wohl  erklären:  z*  b. 
ein  Hranks  eo  bedeutete  'ich  gehe  quer,  in  die  quere  gerichtet'; 
dann  sagte  man  weiter  z,  b.  Hranks  mare  eo  usw.  und  so 
wurde  Hranks  >  Irans  allmählich  als  präposition  aufgefasst» 
Was  jetzt  tiry-anc'  betriflft,  so  ist  es  wohl  zunächst  aus 
Hrri-€^vqf*  entstanden;  Hrri-  ist  aber  nicht  eine  nachbildung 
von  praü  usw.,  sondern  in  folgender  weise  entstanden.  Es 
gab  ein  adjektiv  *tira-  <  Hr-ro-^  das  in  üräs  in  eigener  weise 
fortgebildet  Torliegt,  s.  weiter  nnten;  seine  kompositionsform 
hiess  etwa  *t(e)r-i'  mit  dem  gewöhnlichen  ersatze  eines  -ro- 
Stammes  durch  einen  i-stamm  in  komposition  (vgl.  2.  b.  av* 
spidra-  .  spiti ,  döidra-j  gr.  xvS^ag  :  Kvdi-uvitgu  usw.*)  Jetzt 
kombinierte  man  diese  beiden  fonnen  und  so  entstand  ein 
*irri',  das  im  Altindischen  in  tiry-aflc*  vorliegt.^) 

Jetzt  möchte  mau  aber  einwenden,  dass  es  wunderlich 
ist,  dass  man  nicht  die  formen  von  Hiric-  findet,  und  auf 
diese  einwendung  basiert  auch  Thujnb  seine  erklärung,  dass 
tiryaHc-  eine  stütze  für  die  suffix-theorie  Osthoffs  abgibt.  Ich 
Möchte  gar  nicht  verneinen,  dass  es  merkwürdig  aussieht, 
dftss  die  formen  dieses  Stammes,  die  sich  wohl  einmal  un- 
zweifelhaft fanden,  ganz  ausgestorben  sind.  Jedoch  lässt  sich 
dies  vielleicht  erklären,  falls  man  eine  andere  erkläruug  für 
tira^cä  als  die  bisherige  annimmt.  Dieses  wort»  das  deutlieh 
mit  pa^cä  und  neea  zusammengehalten  werden  muss,  ist  ver- 
schieden erklärt  worden*  J,  Schmidt,  KZ.  25,  97  sieht  in 
*ۊf  av.  'da  die  partikel  *gif^,  die  auch  in  lat,  abs-que^  gr. 


))  de  SaoBBur«,  M^m.  267  anm.  setzt  trana  ^  gt.  t^ayi^j  w«£  mich 
Diefat  besonders  überzeugt, 

*)  S,  Cdand,  KZ.  31.  267.  32,  692.  GGA.  1893,  398.  Bartholomae, 
ZDMG.  48,  165.  GIPk  I  1,  löO.  W.  KJ.  PMl,  1898,  1060.  IR  9,  259.  11, 
116*  Ah.  Wbch.  pftfislit].  UQb&cltmann,  IP.  Atiz.  11,  49  fusen,  Wackemagd, 
Vem.  Beitr.  8  C  Ai.  Gr,  H  1,  59  fF.  Bmpnaim,  Gr.  Gr.»  208.  IF.  10,  86. 
Kl.  vgl.  gr.  304  f.    Stoh,  Wiener  Stad.  14.  255. 

')  V(fl.  ?ed.  ^vittct'  EV.  10,  46,  8  zn  ^vit^-ark,  das  für  *gm^a-<m£ 
ipdti-  —  ay.  »piti-}  Bartholomae,  IF.  B,  15  fosBti.  2, 


400 


JäiI  Ch&rpfittier, 


0-T€,  dor.  S-if«  wiederkehrt.  Zabatf,  IF.  7,  183  f.  erklärt 
(nach  Pott,   Et,  F,   P  472;   dagegen  J.  Schmidt  aao,  n.  3) 

pa^cä  usw,  <  *pQ-sque  Eod  sieht  in  -Bq^-  eine  form  von  *sBq^ 
'folgen'  (so  auch  UMenbeck,  Äi.  et.  wbch*  161a).  Wieder 
anderes  findet  man  bei  ZnbaU,  KZ.  31^  19*  60.  Dagegen 
Bartholomae,  Stud.  2,  5*  In  ai.  tira^cä  <  ^iras-cä  sehe  ich  in 
tiras'  ^  tirm  den  lokativ  eines  -^^-stammes  'ohne  endung*  ^)  -^mt 
worin  icli,  zum  teU  mit  Bartholomae,  den  lokativ  *qB(i)  zu  einem 
ai.  *aci'  oder  *in-  'ange'  =  lit*  akh,  akslav.  )o^  (dual.),  gr. 
oüü$  <  *oK4-f,  sehe,  d*  li,  ich  nehme  ein  ursprüngliches  para- 
digma  etwa  *a'^-  oder  *6qi-  lok.  *g^  an,  was  ja  gar  nicht 
tmmöglich  sein  würde.  In  pagcä  sehe  ich  mit  Brugmann, 
Kz.  vgl.  gramm,  s,  477  ein  pas-  <  *jjos  =  lit  pm  'an,  M 
und  vielleicht  akslv,  po  *nach,  hinter\  das  jedoch  auch  anders 
erklärt  werden  kann.*) 

Man  hatte  somit  teils  ein  paradigma  Hryanc-^  *tinc',  teils 
ein  adverb  tira^cä,  das  aus  zwei  lokativen  zusammengesetÄt 
war  wie  z.  b.  lit.  tüjaüs  ^sogleich'.  Als  man  aber  die  lokatiT- 
bedeutuüg  des  wortes  zu  vergessen  begann,  was  wohl  durci 
das  allmähliche  verschwinden  des  lokativs  auf  -a  {apiäu  ist 
ja  schon  im  EY,  ungemein  häufiger  als  uffnü)  nnterstQt^ 
wurde,  fing  man  an  das  wort  in  das  paradigma  ti^yanc-  ein- 
zuführen und  da  die  instinimentale  auf  -a  auslauteten,  setzte 
man  es  als  instrumental  ein;  dann  begann  man  allmäblicli 
zu  flektieren  L.  tira^cS  usw.^  was  jedoch  erst  verhältnismässig 
spät  ist.    Im  EV.  ist  tira^cä,   das   L  61,   12;  2<  10,  4  ni 


')  Freilich  suKi  ja  -s-erwcitemn^n  ?on  prlpositionen  und  ÄhnL  wie 
ifmK^f  usw.  (lix^ttft^  ist  vohl  eher-»»],  ag^ii-bhi^  mw,)  sehr  gewötmÜi^tiei 
iliir  ich  ssiehe  doch  die  hier  oben  dargestellte  meiiiung  dieser  vor,  da  ich 
Bonet  ein  älteres  *tira  als  präposition  nicht  wohl  erklärexi  kanii. 

*)  Nachdem  ich  obiges  niedergesehrieben  hatte,  ht  die  xusuma^D- 
Btellmig'  der  hierhergehörigen  wortgnippe  in  Waldes  Et.  Wb.  b.  4Mi  *t- 
schienen.  Dadarch  werde  ich  an  die  auiteinand ersetz ungen  Bartholomi^ 
ZDMG.  50,  723  erinnert  Obwohl  die  landläufige  erklärong  von  pmt  ^ 
aus  *pf}M  erweit^jrt  wohl  die  beste  ist  —  ich  will  eber  sagen  einfiichste  -^ 
aehe  ich  doch  keinen  gtnnd ,  wamm  man  den  ansatz  Barthalotaaae  m^ 
idg.  *pQgt  als  'morphologifich  unwahrscheinlich'  bezeichnen  soll  Tatsächlich 
sehe  ich  keinen  eindgen  triftigen  einwand ,  den  man  dagegen  rorbnn|co 
kßnnte^  und  vieUeicht  erledigt  sich  gerade  dadurch  besser  die  nnlengbi' 
wonderÜcbe  tateacho ,  dass  man  in  einem  ganzen  apnchgebiete  —  dem 
italischen  —  nur  die  *mit  t  erweiterte'  form  poit  findet 


Zur  arJBchen  wortkonde. 


451 


10«  70,  4  belegt  ist,  nur  adverb ;  tira^ct  kommt  als  eigenname 
(eines  mann  es  I)  RV.  8,  84,  4  vor,  tira^ctna-  *m  die  quere 
gerichtet'  10,  129;  5  und  firagcdtu  adv,  *quer  durch'  4.  18,  2 
und  9.  14,  6*  Der  lokativ  tiragc^  ist  erstmals  in  (^at  Br. 
2,  3,  2,  12  belegt.^)  Eine  andere  erklärung  dieser  flexiouj 
die  bei  Thumb,  Handbuch  s.  200  angedeutet  ist,  tiberzeugt 
mich  nicht,  denn  sie  scheint  nicht  durch  parallelen  begründet 
zu  sein. 

t9.  Ai  bala-  Veiss*. 
Soviel  ich  weiss,   ist  nicht  ausreichend  darauf  aufmerk- 
sam gemacht,  dass  wir  im  Altindischen  ein  wort  baia-  'weiss' 
haben,  das,  wenn  auch  das  einfache  wort  nicht  ganz  sicher 
II  belegt  istj  doch  unzweifelhaft  in  ableitnngen  sich  Torflndet. 
H^    Was   das   einfache  wort  belangt,    möchte  ich   folgende 
^^rmutung  aussprechen:  es  werden  genannt   nenn   schwarze 
Väsudeva  bei  H,  695  f.  O^äsudeya  bei  den  klassischen  schrift- 
steilem und  den  lexikographen  besonders  ein  name  des  Kr^a) 
und  deren  briider  heissen  ib.  G97,  698  nava  ^iklä  halali  *die 
neuD  weissen  Baias',    Wenn  man  nun  in  haläf^a-  sicher  ein 
bala*    *weiss*    vor   sich   hat,   hegt   es   nahe   auch  hier  boMfi 
einfach  als  'die  weissen'  zu  fassen,  d.  h.  die  Väsudeva  waren 
*die  schwarzen',  deren  briider  man  gewijhnt  war  *die  weissen' 
za  nennen;    es  könnte   vielleicht  bala-   hier   das   erste   glied 
eines   kompositums   sein,   ein   kurzname,   dessen  vollere  form 
etwa  Hala-dma-f  ^hala-hlimtaT'  oder  ähnlich  war.  —  Auch  in 
dam   pflanzennamen   hala   ^Sida   cordifolia,   Samtpappel'  (les.), 
«ine  malvacee  mit  grau-  oder  weissfilzjgen  blättern,  wäre  es 
'Wohl  nicht  all^u   fernliegend   etwa    ein    ursprüngliches  *hala- 
jfußpa-  oder  ähnliches  zu  sehen,  dann  mit  kurznamenbildung 


^m     >)  Eggeling,  SBE.  Xn,  341  überaeUt  'iidewaji'. 

^^    *}   Odef   iogar  *baln-pu^pa-   mit   nnem   ersten   gliede   *bülä  ^  etwa 

'  ^ei»lieit'  (?gL  mahä-rnja*f  das  entweder  *8eine  majegtSt  der  kOnig'  bedeutet, 
«dw  Tieneicht  'majeetas  regia'  und  ans  einem  araprängücherep  *ttiäkä'räijä- 
cotstanden  iit.  Nach  einigen  ist  auch  säkhä  «twa  *3ocieta&,  freimdachafl^  nsw,  \ 
jodoeh  liehe  ich   hier  eine   andere   auffaBBUHg  vor).     Die   knjiBamenbildung" 

i  "M  ftbligenB  hei  pflanzennamen  beBondoTB  stark  vertreten;  man  vergleiche 
S.  b.  a^ni  :  agnimukha  *Plnmba^o  ^ejlanica  oder  Semee^qiQ«!  Anacardium\ 
aru^akamaia-  usw.    Beiajiiele  laaaeii  sich  zu  honderten  linden. 


462 


Jtrl  Gbarpeßtiör, 


Vollkommen  sicher  findet  sich  aber  hdlu-  'weiss*  m  haU- 
k^i-ü'  'weiss*  TS.  TBn  ep.  kl*  lex,  *weiss'  f.  hala-k^-i  dss,, 
baluk^a-gu-  *der  mond^  lex.  Neben  diesem  findet  sich  auch 
einmaliges  paUk$a-  'weiss'  VS.  24,  4,  was,  wenn  es  nur 
eine  verschreibttog  ist,  wie  BR  annehmen,  wohl  doch  tob 
palita'  *graUj  weissgran*  beeinflusst  ist,  übrigens  aber  auch 
ein  dieser  sippe  aogehöriges  woit,  das  mit  baläk^a-  nichts 
anderes  als  die  bildung  gemeinsam  hätte,  sein  könnte-'»  Was 
die  bildnng  des  wortes  baWmi-  betrifft,  so  steht  es  meines 
eraehtens  auf  derselben  stufe  wie  die  griechischen  färben- 
bezeichnungen  aido*%pf  ^^kü-^,  mvo-^fj^  ^p^-tp^  vm^o-ip  usw, 
d,  h,  ai.  -k^-  -  gr,  -71  ff-,  denn  das  a  m  ai^o-n-g  usw.  fasse 
ich  nicht  ds  eine  nominaüTendung,  ist  idg,  -qus-  und  ist  mit 
ai.  äk^'  'ange'^  ay.  asi-  am,  uew.^)  zusammenzuhalten,  ygL 
Hirt,  Handbuch  der  griech*  L,  u.  FL,  s.  206,  baU-lnm-  enthält 
somit  bala-  'weiss*  +  k^-  'äuge*  (mit  thematischer  ausbildung), 
also  eigentlich  'weissängig'  >  *weiss  aussehend'  >  *weiK* 
ganz  wie  gr,  al^o-ng  sich  aus  ald^o-  *fetirig'  +  -na-  %ng^\ 
fiijlQ-n^  sich  aus  ft^ko-  *apfer  +  -;icf-  *auge'  (Od,  1.  IW  _ 
^ilX&na  xagniv  vom  weizen)  usw.  zusammensetzt,*)  f 

Dies  über  haläkm-*  Weiter  machte  ich  bata^  'wdsa' 
auch  in  haladyä  'Sida  cordifolia'  Termnten,  vgl.  oben  hd^ 
*Sida  cordifoUa'.  Ein  etymologisch  unerklärtes  wort  ist  bal&kä, 
büUJca-  (ü^,  4,  14,  1)  VSp  ep.  kl.  lex.  'eine  kranichart'  (eine  ■ 
unsichere  Vermutung  bei  Johansson,  KZ.  36,  344  fussn.  1)^). 
Könnte  man  etwa  vermuten,  dass  man  so  eine  weisse  kranicb- 

»)  G?,  tfi^^DfXwdf  darf  nicht  ein  idg.  *ögj>-  erweisuo^  denn  ©a  ist  wohl  _ 
^  *i^7in-^al^6-  entatanden,  b,  Bnigmann,  Sfichs.  Ber.  1^7,  6.  3S  C    Gr  ■ 
Gr.*  s.  127*    Auch  aeol.  djcTailofi  dor.  dnxil^g  können  nicht  genügend  Am 
ansatz  einer  solchen  wnrzel  rechtfertigen,  ygl.  Jehansion,  BB.  18,  25,   Anders 
Walde,  Lat  et.  wbch.  428.  M 

^)  Was  die  hom.  epiüieta  des  jnlx^^  vm^t^xp  tmd  jji'oif^  anseht,  dnd  m  1 
ja  hetreffB  ihrer  etymologie  etwas  dunkel,  sind  jedoch  unzweifelhaft  in  der- 
selben weise  gebildet,  vm^^-  in  vwqQ-iig  kann  ja  übrigeos  sehr  wohl 
^  *ymiQQ-  entstanden  Bein  tind  2n  ai,  nila-  'dnn]celblan,  dankenkrbig'  ge- 
hören (so  Benfejf  Wunselles*  II  ÖS,  weiteres  teilweise  sehr  unsicher  bei 
Lid^D,  Stadien  s.  69 1).  ^vf^-  in  qyti~ng  möchte  man  lieneicht  ak  ein 
ft^ö^  -c  *«iO^*'ci-  fassen,  was  sich  mit  lat  aEniw^  ags*  irrere  \on  se  gemachf 
vereinen  Hesse,  oder  eher  ist  vielleicht  ion.  jä>'o»/'  ^in  m-gr.  *uvmp  -^  Vüo* 
fo-jta-  =-  *dfo-¥ü-  >^  *Äa-*'o-  =^  *ttyo-.  Eine  andere,  jedoch  kanni  stich- 
haltige et^TnologJi  gibt  Bezzenberger,  BB.  1.  338. 

>)  Wieder  ander?  Kiedennann  IF,  anz.  18,  18- 


Zur  anscilen  wortlcunde. 


453 


art  benannte.  Das  lässt  sich  wenigstens  ebensogut  wie  andere 
vermtitungen  aussprechen. 

Eäne  ablautsstufe  *hala-  weiss  ich  nicht  zu  belegen,  denn 
hier  ist  es  unmöglich,  eventuell  solche  Zusammensetzungen 
Ton  solchen  mit  häla-  *kind  zu  scheiden.  Jedoch  liegt  es 
nicht  ganz  abseits  zu  vermuten,  dass  bala-pii^pl,  -pti^^ikä  lex. 
*eioe  art  jasrain'  eher  die  *weisse  blume*  als  die  *kinder* 
blume'  bedeutete. 

Eine  ansserindische  anknüpfüng  weiss  ich  nicht  zu  geben. 
Ich  bemerke  nur,  dass  man  neben  diesem  "^b^iHo-  ein  idg* 
*hMlo-f  bhölo-  *weiss*  hat,  das  in  ai.  bhala-  'glänz',  akslv. 
bMu  'weiss',  aisl.  bäl  ^Scheiterhaufen',  lit*  balti  *  weiss  werden', 
cymn  bat  'weissgesicbtig',  gr*  (paliog  *licht,  weiss'  usw.  vor- 
liegt.») 

iO*  Av*  angra-f  anra-  'feindlich,  böse'. 

AT.  angra-  (gäth.),  avra-  (jb,y.)  'feind,  feindlich'  kommt 
in  dieser  bedeutung  nur  Y.  43,  15.  44,  12  vor;  sonst  steht 
es  immer  in  Verbindung  mit  nmin^ii-  als  avrö  niaintjus  *der 
arge,  böse  geist',  gegner  des  Ahura  Mazda  (s.  bei  Bartholomae, 
Air*  wbcb.  104  f.),  was  durch  mp.  ahraman,  arm,  Iw.  arhmn 
fortgesetzt  wird.*)  Dazu  gehören  nach  Bartholomae  aao.  und 
GIPh.  I  Ij  166  f.  mit  anm.  2  aus  dem  Ävestischen  folgende 
Wörter:  qsta-  m.  *hass,  feindschaft'  <  ^am-tha-  nach  Bartho- 
lomae, Air.  wbch.  361,  astai  int  'zu  befeinden'  Y,  46,  18; 
daneben  ap.  ahi-frastay-  'strenges  gericht'  Hb.  4,  14  mit  der 
korapositionsform  der  ra-stämme  auf  i  (vgl  zuletzt  Wacker- 
nagel, Ai.  gr*  II  1,  59  ff.)  und  arika-  <  ^ahrika-  (Air*  wbch. 
189  wo  litt.)  ^feindlich  gesinnt'  Bh.  1,  8.  10;  4,  13.  Auch 
in  dem  vedischen  damonennamen  vymfisa-  vermutet  Bartho- 
lomae, GIPh.  I  1,  161  ein  dieser  zu  sippe  gehöriges  wort, 
was  wohl  zweifelhaft  sein  mag. 

Die  etymologie  des  wortes  ist  wohl  nicht  ganz  klar: 
soviel    ist  jedoch   sicher,    dass   man   av.   angra-,   avra-   aus 


«)  VieUeicht  verhält  aich  gr.  ßalUg  'sch#e1dg*  (in  der  H.  ßnlioc  ein»  dej- 
phrdfi  d««  Achilles):  bala-  wie  t^aUo^  z  cymr.  btü,  ^ttl6s  luw.  Oder  ist 
ea  Tielmehr  da:»  richtige,  das  wert  mit  ßrtlXto  *werfen'  za  vereinen?  Man 
möchte  dann  an  ausdraclce  wie  z.  b.  nschw.  apflkmtad  'mit  bellgimuen 
ftecken  versehen'  (vom  pferde)  denken, 

^  Über  np,  ahriman  i.  Baithobmae,  Air,  wbch.  10^. 


454 


Jwl  Ch&rptntier, 


einem  arischen  *as-m*  herleiten  muss,  was  weiter  aus  ^tp-ro 
oder  *ri.^4o-  entstanden  sein  darf  (die  kompositionsforra  ap. 
ahi-  kann  einen  ursprünglichen  stamm  *us*rö'  nicht  ganz  slchei 
steüen»  denn  ahi-  kann  zu  ap,  ara-  nach  iüteren  mustern 
gehildet  sein).  Somit  sehe  ich  ein  verwandtes  wort  in  dem 
noch  unerklärten  aisl.  HZr,  illr  'schlecht,  böse  (ge^ensatz  g^); 
fetttdlich,  böse  gesinnt,  hassend;  unangenehm;  klein'  (vgl.  gr. 
xwKoc),  aschw.  Ü-,  ill-  dss.,  nschw.  ill-  (z.  b.  ilhdäd  'freveltaf 
usw.)  üla  advn  norw.  ilia»  ndän.  ilde.^)  Diese  Wörter  leite 
ich»  um  sie  mit  aüra-  <  ^^^isro-  oder  ^iis-lo*  zu  vereinen, 
aus  idg.  "^miselö-,  was  natürlich  urgermanisdi  ein  HnsÜt^ 
geben  würde.  Dieses  Htmla-  entwickelte  sich  weiter  im 
Nordischen  zu  HnBUa'j  woraus  man  wohl  ein  aisl,  paradigma 
EOm.  Hnnilf  dat.  Hlle  erwarten  möchte,  und  daraus  mit  ans 
obliquen  kasus  zuröckgebildetem  nora,  iUr  usw,  (illr  ist  wohl 
mit  Noreen,  AisL  gramm.'  §  122,  2,  Tamm,  Et.  ordk  384 
als  durch  kürznng  in  position  entstandeu  zu  fassen). 

Die  völlige  bedeutungsidentität ,  sowie  die  wenigstens 
mögliche  fast  völlige  formelle  Identität  {avra-  <  *w6'-fo-,  iilr 
<  "^em-elo')  scheinen  eine  nicht  geringe  stütze  für  die  rich- 
tigkeit  der  obigen  etymologie  zu  liefern. 

IL  Av.  xrdvhaya-  ^erschüttern', 

Av-  xrävhayeiti  *erschüttfem'  (belegt  ist  nur  2  pl  pv. 
xrdvhayete  Yt  10.  36)  gehört  nach  Bartholomae,  Air.  wki 


1)  Ältere  detttmigenj  wovon  keine  äberzengend  ist,  bei  Tonim,  Ei  oHb. 
383  f.  Auch  Falk-Torp,  Et.  ordb,  1  328,  der  das  wort  mit  gr.  6Uviit  nt^ 
tint,  scheint  nur  nicht  überEeugeiid.  Nur  möchte  ich  eine  ältere  otymaJogi* 
hier  berücksichtigen.  Klnge»  PBrB,  8,  525  hat  iür  mit  dem  air.  iM  ^ 
*niedr%\  cymr.  com.  iid,  bret,  üel  dsa.  kombiniert.  Dagegen  veibrndH 
Thamejien,  KZ.  30*  491  die  keltischen  Wörter  mit  lat.  irtiMS  'der  nntaisti'i 
dofi  ans  *im'mQ-  erklärt  werden  kann.  Jetzt  scheint  mir  folgendes  möglidi 
Sowohl  für  ftv.  avra-  wie  auch  ftir  ^sL  Ülr  hindert  mchte  eine  tirsprüni^ 
liehe  bedentimg  *tuedrig\  datm  'böse,  feindselig^  nsw.  anzusetzen,  nm^- 
habe  ich  aus  *f^-,  ilir  -e  *pn«-e-f^  erklärt.  Jetzt  möchte  ich  anfb  kalt 
*iwsfejto-  -c  *^e)lö  erklären»  sowie  sich  lat.  imun  ja  aus  '^ps-mo-  erklir(*^ 
laest.  Somit  erhalten  wir  teils  eine  form  *m<s(e)*lchj  *^4o-  mit  -fo-,  d* 
Irgendwelche  funktionjsgleiehheit  bat  mit  der  ^ableitung  in  lat  UUi»  isst., 
teils  eine  form  *^-mi>^  mit  dem  superlativsoffiie  -ttto-,  Das  dement  *^ 
ist  wohl  in  *en-s-  zm  teilen  und  geht  zuletzt  auf  irgend  einen  pronominale 
stamm  zurück .    Auf  dies»  hat  mir  Prof.  Johansson  aulmerksam  gemacbt 


Zur  ansehen  wortfcimde. 


455 


539  znnäclist  mit  aiwrast^anut^fna-  'der  am  allermeisten  an- 
treibeudej  anregende'  Y.  13,  3,  Vr.  3,  5  zusammen,  xrdvha- 
yeitl  setzt  ein  ar,  "^krasayati  vor,  a^xrax^'amtt&jfia'  enthält 
die  Partikel  ds-  *sehr,  viel'  (über  deren  etymologie  vgl. 
Bartholomae,  IT*  9,  282,  Air.  wbch*  229)  und  xrajd^'amitBnm-, 
den  Superlativ  eines  "^xfäx^ana-  <  ^Jcräsvanu-;  die  beiden 
Wörter  sind  nach  Bartholomae  aus  einer  arischen  basis  *kras- 
'erschüttem,  antreiben'  hei^uleiten,  weitere  etymologische  er- 
klärung  gibt  er  aber  nicht. 

Meines  erachtens  gehört  dieses  arische  *kra$'  mit  urgerni, 
*hröi'  'rühren,  in  bewegung  setzen'  nahe  zusammen ,  das  in 
aisL  hrera  ^rühren',  ags.  hreran^  as.  hrörjan  und  ahd.  ntormi 
dss.  alles  <  nrgerm*  *hrözjana'^  vorliegt»  Sowohl  xrävhayeiti 
wie  auch  die  germanischen  werter  enthalten  somit  io-bild|ngen 
in  ihrem  verbalsystem.*) 

Was  die  weitere  etymologische  anknüpfung  der  germa- 
nischen Wortsippe  angeht^  ist  sie  wohl  nicht  ganz  klar,  vgl. 
Kluge,  Et,  wbch.^  323  a.  Zum  grössten  teil  mir  ganz  nn* 
annehmbares  bringt  Sommer,  Griech.  laotstud.  s,  74,  der 
(ikslv.  kruZiti  ^abbrechen',  gr,  x^ovixt  *st08sen\  sowie  das 
in  der  bedeutung  etwas  unsichere  gr.  ;t^««'®  H-  &>  ^^6  ^-t 
Herod.  6,  75,  Nie»  Th<  277  vergleicht,  was  sehr  wenig  ge- 
eignet sein  möchte  jemand  zu  aberzengen.-) 

12.  Av.  fräd'  *f ordern,  gross  machen'. 

Av-  früd'  bedeutet  nach  Bartholomae,  Air,  wbch<  1012  f. 
L  akt.  *etwas  fördern,  vorwärtsbringen,  gross  machen'  z*  b. 
yä  me  fradayät  rimanami^a  vUamäa  Y.  62,  5  'die  mir  das  haus 
und  den  stamm  förderte'  —  2*  besonders  mit  beziehung  auf 
goJB^-  gebraucht  z.  b.  vohü  manavhä  yehyu  hjaö3anüis  gae&ä 
asä  frädant9  Y.  43,  6  *mit  VM,  durch  dessen  tätigkeit  haus  und 
hof  von  A^a  gefördert  werden',  mt  me  garjM  fraäaya  — 
vüTBdaya  T*   2,  4   'dann  fördere  und  gib  mir  Wachstum  an 


1)  Nachdem  ich  diei  niedergeschrieben,  eehe  ich,  dass  dieBelb@  Etymo- 
logie von  Scbeft^lowitz,  ZDMG.  69  aof gestellt  worden  isl  Da  aber  Scheftc- 
lowitz  keine  nähere  begTündung  oder  beeprecbang  gegeben  hat,  lasse  ich 
meinen  artikel  hier  abdracken. 

3)  Aach  glaube  ich  nicht,  dasB  die  eljBiologi©,  die  mit  urgerm.  *hröi- 
jamir  gr.  xt^ittyvvfit,  oi.  0rta-  *gemiBcht\  ^ayati  usw.  verbindet,  da» 
ncfatife  trifft 


barpentier, 


haus  und  hof  —  3.  med.  'wachsen,  gedeihen'  z.  b.  Y,  10,  4, 

Vgl  weiter  Zusammensetzungen  wie  fradai  .  ^a^M-  *der  die 
lebewesen,  den  lebendigen  besitz,  haus  und  hof,  hab  und  gut 
fördert*,  beiwort  Ton  Ahura  Mazda,  A§a,  Haoma,  Srao§a  u,  a., 
fraiat  .  ßav-  name  einer  gottheit,  die  die  kleinviehherden 
mehrt,  frädat ,  nar-  eigeonarae  Yt.  Id,  122  fraSat  .  narahe  .  • , — 
asaonö  'Fr.s  des  rechtfertigen*,  fräSal  .  vai^hav-  eigenname  ib.  f 
1:^1,  fraSat  ,  vlra-  'männer  fördernd*,  narae  einer  gotthät, 
fruMt  .  x'^armah-  eigenname  s.  bei  Bartholomae  aa,  1015, 
fräSat .  vtspqm  .  hujyätay-  ^der  alles  fördert,  was  zum  behag- 
licben  menschenleben  gehört*,  name  einer  gottheit*)  I 

Dieses  frad-  wird  von  Bartholomae  als  aus  fra  ^  dfä)- 
'geben*  entstanden  betrachtet ;  er  weist  auf  fra-da-  (Air.  wbcli. 
120  J)  hin,  das  neben  der  bedeutung  ^verleihen*,  die  dem 
ai.  prä-da-  allein  geläufig  ist,  auch  die  von  ^hervorbringen, 
HchaffeUj  fördern',  med*  *  vorwärts,  in  die  höhe  kommen'  hat. 
Dies  ist  meines  erachtens  ganz  richtig,  und  ich  erwähne  das 
wort  nur  um  den  vorsehlag  zu  machen,  ob  es  nicht  das  beste 
wäre,  das  vielbehandelte  got.  f7*asts  *kind,  nachkommenscbaft' 
hierher  zu  stellen.  Das  wort,  das  2,  Cor.  6,  13  frasttm 
und  Rom.  9,  4  frasti-sibja  belegt  ist,  somit  was  das  genos  M 
betrifft,  nicht  ganz  sicher,  würde  dann  <  urgerm.  "^fra-t-d-i-  " 
<  idg.  ^pro'd'fit-i-  z\x  erklären  sein,  was  eigentlich  etwa 
'förderung,  hervorbringung,  mehrung'  bedeuten  würde.*)  Andere 
erklämngen,   die   wesentlich   auf  dasselbe   ausgehen,    formell 


^)  Auch  tömmt  vor  fräda-  n*me  eines  MargianeTS  Bh.  3,  2.  4.  2.   was 
mir  ein  kunname  aus  einem  *frada  +  j  zu  mm  scheint.     Wir  haben  hier 
wahre cheinlich  ein  beispiel  dea  kompoaitionstypüä,  der  durch  gr*  ti^x^-xaxo;, 
ilxixituiy  usw.   vertreten  ist.     Vgl   weiter  fra&a'savah-  Vr.  19»  2,   4^  gar  M 
nicht  aus  *fra.7af-savah-  entstanden  zu  sein  ü rauchte  wie  ea  Bartholomae,  OlPh.   | 
1  1,  180.  Air.  wich.  98S  wiU  j  vaiäspa-  name  Yt.  13. 102  wäre  wohl  etwa  m 
ai.  *vak$ad-a^'a-f  d,  h,  es  enthält  ein©  participialbilduiig'  zum  «-aori^.   Denn 
dasB  diese  kompositionsvorderglieder,  2.  b.  gr.  f^QX^-t  v^P«^  ^J^™'-  participi* 
gind,    ist   mir  von   vornherein  sehr    wahrscheinlich;    auch    die    imB^inander-   ■ 
aet^imgen  Brugmarmi  IF.  18.  68  ff.  überzeugen  mich  nicht  | 

')  Äi  prdtii-  -i  *pro-d-H-  wird  bei  BR  mit  'hingäbe*  übersetzt,  scheint 
aber  eher  in  Äit.  Br.  2.  40.  8  'mehmng,  fördenmg'  m  bedeuten.  Haof 
2.  157  übersetzt  die  stelle  pratt'tr  vä  yäjyä  punyäiva  lak^mr  so:  *Tht  Y. 
18  a  gift^  meritoriouB  and  fortune\  was  mir  freilich  nicht  gan^  richtig  schdiit; 
eher  ist  es:  *Y.  ist  förderang'  msw.  Dieses  wort  ist  jedoch  natürlich  eine 
rein  Indische  bildung,  denn  ein  ans  rorap rachlicher  zeit  ererbtes  *ßto-fi-ti* 
würde  sicher  ein  ai.  *prdßfi'  gegeben  haben»  vgl.  Johansson»  H^.  14.  2S5E 


Znr  trieehen  wortktmde. 


457 


^l>er  Ton  der  Mesigen  verschieden  sind,  gibt  Osthoif,  PBrB, 
20j  89  ff.,  wo  auch  ältere  deutuBgen  eingeheiid  besprochen 
sind,  weshalb  ich  darauf  verzichte,  sie  hier  weiter  zn  er- 
örtern. ^) 

13.  Av.  da^dahvant-  'einsichtig'. 

Av,  {fasdahmnt'  ^einsichtig,  verständig'  (nach  BartholoTnae, 
rb.  538)  kommt  vor  in  Y.  31 ,  3,  wo  es  heisst:  yqm  dd 
ä^^at^a  asüt'ä  <föis  ränöHya  xsmltdm  j  hyat  urvatdm 
^a£dönvhvad^byö  tat  mazda  vldvanöi  vaö(*a,  was  Bartholomae, 
Die  Gathaa  s,  181  übersetzt:  'was  du  als  belohnung  durch 
den  (heiligen)  geist  und  das  feuer  bereiten  wirst  —  und 
durcli  Aäa  gelehrt  hast  —  den  beiden  parteieu  (eigentlich 
kämpfern),  was  die  bestimm  ung  für  die  verständigen  ist,  das 
tu  uns  kund,  o  Mazdäh*.  Hier  bedeutet  das  wort  somit:  'wer 
religiöse  einsieht  besitzt,  pietätsvoll,  fromm'.  Weiter  kommt 
«s  vor  in  Y,   44,  5:   tat  &wu  parasä  ^n^sMöi    vaoM  ahnrä  ! 

k9   yä    iisä    ar&m.pid^ifa   xSapät^^    (nämlich    däf}    yd 

manaoBris  medövghvantdm  ars^hya.  Bartholomae  ib,  s,  59 
übersetzt:  ^danach  frage  ich  dich  —  gib  mir  recht«  künde, 
o  Aliura!  —:..  .  Wer  (nämlich  schuf)  den  morgen,  den 
mittag  und  die  nacht,  die  den  verständigen  an  seine  pflicht 
gemahnen^*  Der  sinn  des  wortes  ist  auch  hier  derselbe,  wie 
in  dam  oben  angeführten  belege:  f^aedmghvanfdm  heisst  der 
reiigilSs    einsichtige,    der    durch    das    eintreten    von    morgen, 

S'ttag  und  nacht  an  seine  gebete  und  Opfer  gemabBt  wird* 
I  Das  wort,  das  etymologisch  ungedeutet  ist,  zerlegt  sich 
natürlich  in  ^a^dah-vant-  'wer  mit  öiMah-  begabt  ist*;  foBdah- 
muss  somit  etwa  'religiöse  einsieht,  pietät'  bedeuten*  Das 
wort  würde  wolil  einem  ai.  ^h^dus-  oder  *eedas'  gleich  sein^) 
und  ist  offenbar  entweder  aus  <  ^k'esdhei^-  oder  "^k'eddhes- 
entstanden.  Welches  von  beiden  ist  natürlich  nicht  möglich 
zu  entscheiden. 

Mit  cazdahvani'  möchte  ich  vergleichen  das  noch  un- 
erklärte griechische  wort  «Va^r^aXo^.  Dies  wird  gewöhnlich 
'frevelhaft'  und  dergL  übersetzt,  was  auch  dem  sinn  der 
stellen  ziemlich  wohl  entspricht.    Nichts  jedoch  hindert,  soviel 


H    I)  Weit« 

H   >}  EveDtt: 


*J  Weiteres  darüber  auch  bei  Osthoff,  Et.  Ptir.  1^  196,  wo  litterator. 
*)  EyeDtaeU  "^kedhoä-,  c^tlhm*. 


458  Jvl  Charpentier, 

ich  sehe,  eine  ursprünglichere  bedeutung  anzusetzen,  die  der 
von  datdahvant'  sehr  nahe  kommt,  nämlich  'unfromm'  <  'wer 
von   seinen   pflichten    gegen   götter    (und   menschen)   nichts 
weiss'.    So  sagt  z.  b.  Priamos,  H.  22,  41 7  ff.  von  Achill,  der 
eben  Hektor  erlegt  hat  und  jetzt  die  leiche  vor  den  augei^ 
seiner  eitern  nach  seinem  wagen  schleppt: 

Xlaaoojti*  dviga  rotTroy  araodtikoy   oßgifiOBgyov 

ijy  nmg  ^Xixitjv  aiSiaattai  xai  ikeijatj 

y^Qag'  usw. 

Ebenso  spricht  Menelaos  H.  13,  631  ff.  Zeus  an: 

631.  Zfv  natsg 

633.  oto^  dt]  avdgtaai  ^^agÜ^iai  ißgiattjaiy, 

TgcoaiPf  täv  fiivog  aiey  dtiadaXov  .  .  .  USW. 

Er  wundert  sich  somit  hier  darüber,  dass  Zeus,  der 
allwissende  und  rechtfertige  gott,  solchen  schandbuben  helfen 
will  wie  den  Troern,  'deren  sinn  immer  gottlos  ist'.  In  der 
Od.  7,  60  werden  die  Giganten  Xaog  itaa^aXog  'ein  gottloses, 
frevelhaftes  volk'  genannt;  3,  207.  18,  143  wird  von  den 
freiem  gesagt:  ataa^aXa  fifjxctvomvrai  'sie  verüben  gottlose 
taten ;  Od.  16,  85  f.  sagt  Telemachos  zu  Eumaios  von  dem 
verkleideten  Odysseus: 

xeiae  d*uv  ov  /niv  iyd  ys  fiira  fiyriarr^gag  ifofn 

SQx^o^ot^'  XirjV  yag  draa&aXov  vßgiv  ixovaiv 
^dorthin  unter  die  freier  möchte  ich  ihn  nicht  gehen  lassen: 
sie  sind  von  einem  ganz  gottlosen  Übermut'.  Und  in  der 
Od.  8,  166  antwortet  Odysseus  dem  Phaiaken  Euryalos,  der  ihn 
in  schamloser  weise  schmäht,  und  somit  nicht  nur  ihn,  den 
gast,  sondern  auch  den  Zeus  Xeinios  aufs  gröbste  beleidigt: 

gf^v',  ov  xaXiv  ismeg'  draa&aXt^  dvSgi  i'oixag 
'freund,  böse  reden  führst  du;  du  scheinst  mir  ein  gottloser 
mensch  zu  sein';  'frevelhaft'  wäre  hier  nicht  das  rechte. 

Neben  draadaXog  kommt  vor  djuad^aXia  'gottlosigkeit, 
frevelhafter  sinn'.^)  So  z.  b.  spricht  Sthenelos,  der  söhn  des 
gottlosen,  übermütigen  frevlers  Kapaneus,  in  H.  4,  405  4 
Agamemnon  an,  der  eben  die  väter  der  beiden  gepriesen  hat: 

^/Lteig  TOI  nardgcov  /ndy*  d/Lteivoveg  sv/ofÄtä^  slvui' 

^/neig  xai  Qijßfjg  fiog  ftXojuev  inxanvXoio, 


1)  Bei  Homer  immer  im  plural. 


Zur  vjiclieii  wortkimde. 


459 


Also  (409)  *sie  (die  väter)  gingen  durch  ihre  gottlosig- 
keitea  zu  gründe'.  Man  vergleiche  mit  dieser  rede  die 
schildenmg  der  sieheu  kouige  hei  AeachyloB  und  inshesondere 
die  des  Kapaneus  (Theb.  410.  414  ff,)' 

Kana^BvQ  i'  in'  ^JiXixT^utaiy  iikfjx^  nvkaig, 

HBQtat^VQV  ivcn^^^ctPT  UP  ifinfyßt^y  <T)Fid^itP, 
Tag  J'  aat^antig  t$  xai  Mipetvyiovg  ßokug 
fiBüfi^ß^ivoVüiv  ^^vkXnBütv  noaüTJxitdiV, 

Es  gibt  sich  dann  von  selbst,  wie  die  dttMaSaXiai  bei 
Homer  hier  aufeufassen  sind.  Od.  1,  34  spricht  Zeus  von 
den  ftjuoB^aliai.  der  menschen»  21,  146  f,  wird  gesagt  von 
dem  rechtfertigen  freier  Leiodes: 

ttTuuSaXiat   d$  oi  oi^ 

'er  allein  hasste  die  gottlosigkeiten'  usw.  Od,  21,  67  wird 
gesagt  von  den  freiem  iJ/  uxaa&aXittg  inu^öv  xaniVf  *8ie 
sind  durch  ihre  taten  gefallen^  und  Penelope  äussert  ebendort, 
dass  es  einer  der  unsterblichen  sein  mnssj  der  ihnen  den  tod 
verursachtye.  In  Hes.  Th*  209  wird  von  der  mrairdaXla  der 
Titanen  gesprochen,  und  in  Herod*  II  111  wird  berichtet  von 
dem  ägyptischen  könige  0£pmg,  wie  er  seine  äugen  verlor- 
Der  NU  schwoll  wie  gewöhnlich  an  toi'  ifi  ßauiXia  Xd~ 
fovai  TOvti^y  araü^aXifi  /{»^(fu^fvoy,  Xußivta  ui/M^  ßuXtfv 
i^  fitaag  Totf  ihag  tov  notaiiov,  ftira  il   avtiita  Jtaptivta  avjuv 

tovg  oq^SaXfioig  ttfpXm^^pai,  Hier  wird  €8  mit  gewün^hter 
deuüiclikeit  ausgesprochen,  dass  uT<^üBaXiu  eigentlich  'religiöse 
freveltat'  und  ähnliches  ist,  denn  es  war  natürlich  die  hlindheit 
eine  strafe  wegen  der  versehrung  de«  fluHigott^.  Es  scheint 
mir  somit  deutlich,  dass  ciT«<r^aAii^^  uian^mkm  überall  ar- 
sprünglich  auf  irreligiösiea  benehmen  hinweist. 


))  Sa  mit  ]>«iiel*M>ii  is  idirtib«n  itstt  dem  f««Okiil]di«ii  ä^^i^r  *b«iHf', 
TgL  IL  JS,  736  jf<  f*   ti^^i  *J^^^y   (gew.  <fft*ö*')   l  m    d^i^d^^  li»*j4i^ 

30» 


460  *^^^  Charpentier/ 

Ich  möchte  das  wort  zerlegen  in  d  privativom  +  »aa^a- 
Xo-,  worin  ich  am  ehesten  eine  -Xo-ableitung  von  dem  mnster 
ai.  plvalä-  :  ti/cov-,^)  d.  h.  ein  *ra(T^-^-Xo-  sehen  möchte. 
"^TacT^-ji-  ist  wohl  aus  *t€o&'1}'  entstanden;  ein  *aTia^Xo; 
könnte  nämlich  sehr  wohl  zu  driad^aXog  assimiliert  worden 
sein  (vgl.  J.  Schmidt,  KZ.  32,  321  ff.,  Hirt,  Handb.  115). 
Man  findet  somit  hier  wechselnde  -es-  und  -en-stämme.  Von 
älteren  deutungen  des  worts  ist  mir  nur  bekannt  die  Benfeys 
Wurzellex.  1,  50.  Er  sucht  das  wort  mit  arjy  zu  verbinden, 
indem  er  es  aus  dr-ar-  erklärt,  was  natürlich  nicht  stich- 
haltig ist.  Auch  die  Verbindung  mit  drakog,  dTiToXXm  usw. 
lässt  sich  wohl  nicht  weiter  in  betracht  ziehen. 

Was  die  wurzel  der  Wörter  betrifft,  ist  es  mir  nicht 
möglich  etwas  darüber  zu  sagen.  Nur  scheint  es  mir  mög- 
lich in  ^^ez'ih-es'  und  "^qaez-dh-en  eine  wurzelableitung  zn 
sehen,  die  wohl  die  wurzel  *dÄ5-  'setzen,  stellen,  legen' 
enthält,  ganz  wie  man  unzweifelhaft  mit  recht  ai.  m^hAy 
av.  ma^dah-  <  *miiZ'dhe-  herleitet.  Welcher  wurzel  aber 
man  das  dement  ^qr^ez-  anreihen  könnte,  entscheide  ich 
nicht.«) 

14.  Av.  driway-  'flecken'. 

Av.  driway-  'flecken,  muttermal*  kommt  vor  in  V.  2, 29 
ma  a&ra  drkvis  .  .  .  mada.öim  anyqm  daoi^tanam  .  .  avraii^ 
mainy^usy  d.  h.  'nicht  hier  flecken  .  .  .  nicht  auch  andere 
merkmale  ...  des  bösen  geistes'.  Daneben  kommt  es  vor 
in  V.  19,  43  als  name  eines  dämons:  driwxs  dasvö  und  in 
V.  7,  2  in  der  Zusammensetzung  akarandm  .  dritvyd  'überall 
mit  rauttermalen  bedeckt'. 

Caland,  GGA.  1893  s.  400  weist  auf  ai.  drmbhü  als  eine 
mögliche  etymologische  anknüpfung  hin,  indem  er  mit  Dame- 
steter,  Et.  Ir.  I  83  das  wort  <  *drimhi-  erklärt  (Darmesteter 
vergleicht  mp.   darlm   'flecken'  (?)).     Das  ai.  drmbhü  scheint 


*)  Bragmann,  Grdr.  II  189  anm.  1. 

*)  Man  möchte  etwa  daran  denken,  für  das  wurzelelement  *^<»-  eine 
Verbindung  mit  *oq**-  'äuge'  zu  finden,  speziell  dann  mit  dem  es-stamme  ö 
ai.  ak-^-d-  'würfol'  (eigentlich  'mit  äugen  versehen',  lat.  alea  gehört  sieber 
nicht  hierher),  ak-^-i-  *aage',  akslv.  oöes-  usw.;  *q**e8  -f  dha  würde  dann  be- 
deuten 'das  äuge  (worauf)  werfen'.  Jedoch  ist  natürlich  dies  wie  die  meisten 
derartigen  wurzelanalysen  sehr  unsicher. 


Zar  ariBcben  wortkuod* 

ßTT'ein  sehr  zweifelhaftes  wort  zu  sein,  auf  das  man  keine 
etymologische  vennutungen  gründen  kann»  NacbBR*  3,  725.  730 
kommt  es  vor  in  folgenden  formen:  drffhhü  f.  'dounerkeil* 
H.  an.  2,  310.*)  Med,  bh.  5  —  *sonne'  H.  an,  —  'schlänge' 
Med.  —  Weiter;  drnphü  U9.  1,  95^  nach  Üjjval  *schlange*  — 
drnlMt  U9.  1,  93.  Pat  zu  P.  6,  4,  84  Siddh.  K,  ebend. 
Vöp<  3,  59,  Nach  QKBr.  und  Wilson  hat  diese  form  die- 
selben bedentungen  wie  drghkü]  beide  lesen  aber  in  Med. 
cakra  statt  vajra.  Schliesslich  kommen  auch  drmphü  *schlange' 
SchoL  D?-  1,  93  und  drmbhü  V^,  1,  93  vor.  Ks  ist  somit 
deutlich,  dasSj  falls  man  überhaupt  dahin  gelangen  kann^  eine 
sichere  bedeutung  des  absonderlichen  Wortes  festzustellen, 
diese  am  ehesten  *schlauge'  sein  würde,  was  sehr  wenig  mit 
decken*  gemeinsam  hat. 

Dagegen  wäre  es  vielleicht  möglich,  einen  Zusammenhang 
zu  finden  zwischen  av.  driway-  als  name  eines  Daeva  und 
dem  altindischen  dämonennamen  dfhhlka-^)  in  RV<  2.  14,  3 
.A^varyavali  j  yo  dfbhlkam  jaghana  yo  gä  udäjad  äpa  hi 
tmläm  vah  usw*,  was  Ludwig  (487)  übersetzt:  *Adhvaryus, 
der  den  Drbhlka  getötet,  der  die  rinder  heraustrieb,  und  den 
verschluss  öffliete',  falls  das  wort  nicht  mit  drbhati  'ver- 
knüpfen,  binden'  oder  darbJiaU,  dmbhayati  'sich  furchten 
(Dhätup.)  zusammenhängt. 

Eine  bessere  anknüpfung  für  driway'  <  *draWii-  findet 
sich  vielleicht  in  der  wurzel  ^dhrebh-^  die  besonders  in  den 
germanischen  und  baltisch-slavischen  sprachen  vertreten  ist. 
Es  gehört  hierher  aisl.  draf^  uorw.  schwed.  draf  *abfair,  ags. 
drwf  dss*,  ahd*  trebir  'abfaU,  besonders  bei  der  kelterung' ^ 
besonders  passend  zur  bedeutung  von  driwmj-  sind  Wörter 
"Wie  aisL  bUp-drefjar  ^blutfiecken'  <  ui*gerra.  *drübjöz^  worin 
Hian  auch  einen  dem  i-stamme  in  driway-  verwandten  jo- 
Ktamme,    urgerm.    ^drabja-    <   "^dkrobli-io-    findet.      Weitere 


1)  Nach  BE  citiert  \  in  Jem  Iudex  den  AnekSrtbasamgmha^  den  Zachariae 
iß  Eii^i^  Uijädiga^asütra,  Wien  1895,  b,  1  ff.   g-e^eben  hat,   fehlt  das  wort. 

■jf  Ludwig,  Der  Eigyeda  3,  162  Echeint  daran  zn  zweifeln,  ob  dfhhika- 
%irklich  ein  dämon  ist.  FreiJich  kann  man  ja  daran  zweifeln,  es  seheint 
jedo<:li  nahe  zu  liegen,  da  er  in  so  uninitteJttarem  zagammenbange  mit 
^mla-  genannt  wird.  Auch  SSyana,  dem  man  jedoch  in  sotehcn  dingen  nur 
tia  sehi  mäsHigeä  vertrauen  schenken  kann,  glossiert  hier  ärhh^hd  nämä- 
•Mntl.    über  drlfhlka-  handelt  auch  BrannhofeT,  Iran  und  Turan  b-  81  ff.  207. 


462  Jvl  Charpenider, 

der  bedeatang  wegen  nahe  verwandte  Wörter  finden 
sich  in  den  hierhergehörigen  mss.  droln  Hörnchen',  aksly. 
droMi  'zerbröckeln'  sowie  lit.  drimbu,  drlpti  *ia  Uumpen 
fallen'  z.  b.  snSgas  drii/^dni  'der  schnee  filllt  dicht'  (Aber  die 
litauischen  Wörter  s.  ühlenbeck,  PBrB.  16,  563).  Eine  zn- 
sammenstellnng  der  germanischen  Wörter  findet  man  bei 
Kluge«  397a  (mit  verfehlter  etymologie),  Tamm,  Et  ordb.  98a, 
Falk-Torp,  Et.  ordb.  I,  lila. 

15.  Ai.  raräta-,  lal&ma'  *stirn'. 

Ai.  raräta-  n.  bedeutet  *vorderkopf,  stim'  VS.  TS.  Br. 
Sutra;   in   derselben  bedeutung  kommt  vor  raratl  Bh.  P.  2. 
1,   28  —  rarätl  bedeutet  weiter  auch   'gewinde   von  gras, 
welches   am    östlichen   eingange   des  Schuppens  fftr  die  so- 
genannten havirdhäna  angebracht  wird'*)   Äit.  Br.  Qat  Br. 
Sütra.    In  deraelben  bedeutung  kommt  auch  vor  das  von  dem 
adj.  raratya-  *zur  stim  in  beziehung  stehend'  Pär.  Grhyas. 
substantivierte  rarätyä  Br.*),  das  auch  'horizont'  bedeuten  soll 
in  Qänkh.  Br.  18,  4.    Weit  häufiger  besonders  in  der  späteren 
literatur  sind  formen  mit  l :  laläta-  AV.  Br.  Sütra.  ep.  kL  lei 
—  lalataka-  *stim,  eine  schöne  stirn'  lex.  —  lälatikä  'stirn- 
schmuck'   Pä9.    lex.    und    mehrere    Zusammensetzungen  wie 
Mätäksa-   *auf  der  stirn   ein  äuge  habend'  ep.  usw.  s.  bei 
BR.  6,  514  f. 

Mit  diesen  worten  hat  man  schon  längst  folgende  vereint 
(s.  bei  Uhlenbeck,  Ai.  et.  wbch.  259),  was  mir  ganz  richtig 
scheint:  laläma-,  laläml  *mit  einem  stimflecke  versehen*  AV. 
TS.  Br.  ep.,  und  später  überhaupt  *mit  einem  hellen  fleck 
versehen'  MBh.  —  weiter  substantivisch:  'schmuck,  zierde' 
ep.  kl.  lex.  —  f.  lalamt  ist  bezeichnung  einer  unholdin  in 
AV.    1.    18,  1    {nir  Idk^myam  lalamyam  nir  ärtttim  stwamasi) 


*)  Somit  eigentlich  'das  zur  stirn  gehörige'.  Vgl.  zur  bedeütong  aisl- 
brandar  pl.  'acrotcria  domuum  ac  navium',  das  man  wohl  nach  Perason  nut 
lat.  front'  vereinen  darf. 

«)  Vgl.  Äit.  Br.  1.  29,  15—17:  'sa  (adhvaryur)  rarOfyam  ^mäi^ 
^nubrüyäd.  vi^^am  iva  hi  rüparh  raratyäh  c^klnm  iva  ca  kr^VMm  iw  ca. 
vi^afh  rüpam  avanmddha  ätmani  ca  yajama7iäya  ca  yatraivath  vidvän 
Btarh  rarätyam  ik^amavkd  'mmha  usw.  Zur  bedeutung  des  Wortes  an  ä&set 
stelle  gibt  anweisungen  Hang,  Äitareya  Brähmai^a  11  66  fussn. 


Zur  tdachon  wort^nde. 


463 


und  weiter  *ein  best*  ohreaschmack'  lex.  —  'blässe,  stirnfleck' 
lex,  nsw.  Weiter  finden  sieb  Mämaka-  *blumenkranz'  lex.  — 
lula77imi-  'schmuck,  zierde'  —  'mal,  zeichen,  baimer,  flagge, 
2ierde;  schweif,  hom,  pferd'')  lex*  —  lüUtmikd'  Pap*  nnd 
Mäfikä-  %n  der  stirn  befindlicb'  Sütra;  'auf  die  stirn  (des 
herrn)  schauend'  =  *ein  aufmerksamer  dien  er*  lex.  usw. 

Dass  die  beiden  wortgruppen  zusammengehören,  scheint 
ja  deutlich  r  sowohl  die  nahezu  identische  bedeutuug  wie 
auch  die  reduplizierte  bildung  deuten  dahiu.  Es  fragt  sich 
aber,  wie  man  das  lautliche  Verhältnis  inbetreff*  der  Wurzel- 
silbe fassen  soll.  Man  möchte  ja  vielleicht  denken,  raräta- 
zerlegte  sich  in  *r(im-£o-,  laUma-  in  "^Mä-mo-  d.  h*  sie  ent- 
halten eine  stammstufe  *te-  oder  *rff-  mit  verschiedenen  sufflxeu 
weitergebildet  Dies  wäre  ja  sehr  wohl  möglich;  ich  möchte 
aber  das  Verhältnis  etwas  anders  fassen:  Mama-  zerlege  ich 
in  ^lal^m-ö-,  d.  h-  die  Wurzelsilbe  fasse  ich  als  *lam'  und 
erkläre  dann  rar  Ata-  <  *la-^hto-  mit  ü  <  ^^i^) 

Ich  möchte  jetzt  die  wortgruppe  mit  dem  etymologisch 
unerklärten  aksiv,  mss.  lanita  'mayeiv  mala*  supr.  367, 
'naöuu  gena'  ib.  296  usw*  verbinden  (ohne  etymologie  bei 
Miklosich^  Et,  wbcb.  160),  Die  bedeutung  ist  wohl  Vange'  < 
^offene  fläche  im  gesiebt^  woraus  sich  auch  sehr  woM  die 
bedeutung  'stirn*  entwickelt  haben  kann.  Was  die  lautlichen 
Verhältnisse  betrifft,  fasse  ich  das  wort  als  aus  einem  älteren 
^Iilm~m40'   entstanden,^)   mit  dem  primärsuffix  -ni-,    was  in 


')  Pies^  bedotttang-en  bat  aaeh  laiäma-  bei  leiicogTaphon.  —  Anch 
liommt  vor  kilämagü'  als  s<: herzhafte  Benentiimf  ^m  peois  VS.  23*  S9  ^ 
^tBr.  13  5,  2*  7  in  den  zoten,  die  rwiscben  den  prieatem  und  den  frane» 
dm  k&BJgs  gesprochen  werden  beim  AfTsmedbA. 

>)  Vgl,  die  bei^piele  von  a  aua  langen  soDtntidcbeu  nasalen  bei  Wäcker- 
oigel  Ai.  gr.  I  14  f.,  Bmgmaim,  Grdr.  P  420-  Einige  sind  fireLlich  oaaicher 
cKjer  Sogar  unrichtig;  so  i.  b.  ist  wohl  aL  äti'  'wasservogel,  ente*  sicher 
mcht  -=^  *^ti-j  Bondem  geh^jrt  zn  aisL  (Sprj  nsehw,  dial.  äda  'eider*,  steh« 
oben  B.  433 ;  ai.  järä-  %iihle'  in  jämätar*  'eidam'  Lemnacin^  KZ.  3^,  13  f. 
lebcint  mir  mindestens  omicber  usw.  Die  grosse  masse  der  beisplele  jedoch 
ist  einwandsfrei 

*)  Die  lantgmppe  -mn-  nnd  ihre  entwiekelnng  im  Siaviicheti  ist  ftus- 
Itlhrlicb  behandelt  worden  von  J.  Sehmldt,  Kritik  d.  Sontintetitheon&  s.  137  C 
Obwohl  ioh  dem  resnlttit  der  nnterauchimg  von  Sehmidt  s.  147  teilweise 
^aox  beiümmt  widersprechen  mom,  iat  es  mir  dot^h  deutlich,   dasa  er  ganz 


'4BI 


Jiil  Ch«rpeiiticT, 


törperteilnameu  nicht  gerade  ungewöhnlich  kt ;  man  vergleiche 
z,  b.  ai.  prUiii-  ^hinterbacke ,  hiifte*,  ay.  sraoni-  äss,,  hL 
clünis,  ai*  pSni-  *uterus',  arm.  trunk^  (g.  truni-c)  *schieiibeiiie, 
waden\  gr.  xXovig  'steissbein',  lat  pBnis  'membrum  virile', 
crinis  'haar\  lit,  kulnls  *fersc'  usw.  Auch  eine  erweitenuig 
von  f^n/i- Stämmen  mit  fo-sufflsen  ist  nicht  besonders  un- 
gewöhnlich ^) ;  das  woi  t  hat  wolü  die  urspriingliche  bedeutmig 
*ziir  wange  gehörig'  oder  ähnlich.  M 

Es  fragt  sich  jetzt^  ob  man  nicht  von  einer  allgemeinen 
bedeutung:    *lichtei    ebene    fläche    im    allgemeinen'   ausgehen 


im  recht  ist*  wenn  er  eine  vortr^tung'  des  -inn-  durch  -n*  innerhalb  de«  Sl»- 
YiEcben   behauptet,   nnr   muss   mdnes   erachte  de   diese   behanptntigr   als  dit 
einzig  richtige  angenommen  irerden ;  denn  dass  -mn-  :=-  -m-  entwickelt  wftr8|, 
Bcheint  mir  nicht  mit  trilHgen  giUnden  behauptet  werden  zd  könneiL    Wm 
die  einzelnen  beiBpieLe  Schmidts  angeht,  scheint  mir  tXnq  ^spalte'  :  gr,  riftirm 
ganz   ein  wandsfrei   zn    sein   mid  ebenso  jeBnü   'aus   gerste*   -c    ^-rnnvi  in 
jfHmu  (das  wort  gehört  nach  lid^n  mit  gr.   6iinrq  w^amsmk,   was  mir 
einleuchtend   scheint);    auch  poln.  jenwc  ^gefangener*   ist  wohl  ^  *jcmnVL 
Dagegen  gehört  wahrscheinlich  koni  ']tferd'  nicht  zu  ArcmkmK  das.   ((Er  du 
lettt-ere  habe  ich  oben  eine  andere  etjmologie   zu   begründen  ge^udit;  hmi 
ifit  wohl  am  ehesten  -^  *kohn\  ^  *}mp-n\  *waUach'   und  gtiiOrt   zu  hüpah^ 
ekopiii  'schneiden'  usw,  nach  Johansson).     Auch  slina  ^apeiche!^   neben  mss. 
siimdkü  *schnecke*  (ScJmudt,  Vocal.  11  269  f.  Kritik  119)  kann  nichts  h^ 
weisen,   denn  wir  haben   wohl   einen   stamm  "^(sißi-n-  auch  in  lat*  lifw  'be- 
scbmiere\  gr.  tikifta  -^  ^dliftiü  'äalbc' ;  ebensowenig  beweisen  dnl  "nflt^yist 
^tka^  :  ai.  iffümä-  'icfawan,  dunker,  vgl.  nSmHch  auch  ai.  pjlnä*  *faIco\  nud 
jii'na  ^schäum'  i  lat.  npüma,  denn  ai.  phhia-  kaim  man  nichts  trott  Schmidt, 
-c  *phfmna-  erklÄren.    Kicht«  beweisen  für  einen  Übergang  *mu*  in  -m  Äüe 
wie  nma  *winter"  :  ai.  Aawan->  denn  wir  haben  einen   stamm  ^§h(e}{m(h  in 
ai.  himä-,  gr.  Jijo-;f*^*o-r^  lat*  ÖHmi*  usw.    Auch  die  participia  praee,  fts^- 
Ton  dem  t}'puB  vezomü,  HL  t^amas  beweisen  eelches  nicht,  denn  die  iul 
formen  wie  n.  per^nihmu  Ubis'.  können,  soviel  ich  sehe,  nicht  ^  *-mno~  mX* 
standen   sein,  obwohl  Schmidt   solches  behauptet.     Es  ist  mir  auc^  vah^ 
ic heinlieh,   dasi  wir  spuren  didses  t^io-p&rtixips  in  lat*  dimens  und  vthemei>9 
haben-  freilich  erklärt  Osthoff,  A.  f.  LL.  4*  463  ftissn,  diese  Wörter  aui  *dij^ 
men(o)s  und  *r ehernen (ö)s  *-  ai.  päyamana-  und   vähamana-^   wa«^  ja  nicht 
unmöglich  seheint.     Aber  mir  fällt  es  schwer  zu  erklären,  warum  mau  werter, 
die    doch    eine   passivische   bedeutnng   gehabt    haben    müssen^   in    eine  so 
entschieden  aktivische  fledon  wie   die  des  -e^t^paradigma  übertragen  hä^^ 
sollte.     Es   scheint  mir  besser,    die  Wörter  als  partizipieUe  kontaminfttiöuä- 
hildungen  zu  betrachten  :  vehement'  — =  vehe^m-  ^  akslv,  resomut  +  t(kni'^ 
dement'  -^  *ehiomo'  +  ^ch'imt-.    Ich  komme  somit  dahin,  daßs  ich  ->*"*' 
Überall  durch  slav.  -n-  vertreten  ansehe. 

^)  Übrigens  vgl  auch  laniia  -^  Häm-nhto-  :  leM^  ^  ^la-t^Ut-  iO"^ 
mft  ta-suffii©  weitergebüdet. 


Zaf  ariBchen  wortlnmde. 


465 


kann,  Die^  scheint  ja  gerade  niclit  unmögUeh  zu  sein»  und 
ich  möchte  dann  auch  das  lat,  lamnüna,  lam(m)na^)  ^platte, 
hlatt,  blech,  besonders  aus  glänzendem  metall  gemacht'  und 
dessen  sippe  hierherziehen»  Man  stellt  gewöhnlich  mit  lam- 
mma  folgende  werte  zusammen:  ir.  Imm  ^schuppe'  (Fick, 
\Vbch.  II*  240,  Briigmaun,  Grdr.  I^  376,  Walde,  Lat  et 
wbch,  322)  <  *läm-no-j^)  und  weiter  verschiedene  nordische 
Worte,  die  man  bei  Noreen^  Ark.  NF,  3,  13,  Pedersen,  EZ. 
32,  252,  Walde,  Lat.  et  wbeh.  322  und  am  vollständigsten 
bei  Falk-Torp,  Et.  ordb,  I  438  findet:  es  sind  diese  u.  a, 
aisl.  lass  m,  'riegel',  eigentlich  wohl  *metallplatte  zum  beschlag 
?erw^endet'  <  Häm-sa-,  was  ich  am  ehesten  <  vorgm.  Hsm4- 
to-  herleiten  möchte ;  aisL  Igm  f.  'türangel  an  einem  kästchen', 
pL  lamar  dss.  <  *Zam-£i,  wohl  am  ehesten  ein  vorgerm.  *hm-ä 
repräsentierend.  Man  hat  somit  überall  von  einem  Häm*^ 
♦lern-,  ^bm-  auszugehen.  Die  alte  Zusammenstellung  von 
hmina  usw.  mit  gr.  €Xavv(o  (z.  b.  aidr^^ap)^  die  von  Pott,  Et. 
B\  n^  1G7  herrührt  und  noch  bei  Falk-Torp  aao.  zu  lesen 
ist,  ist  natürlich  unmöglich. 

16.  Av.  maya-  'loch,  grübe*. 

Av.  niaya-  m.  oder  ^nayä-  f.  bedeutet  *loch  im   erdboden, 

grübe'   z.  b,   V,  17,  7   srvähya  mayam   ava  .  kanöis   *du   sollst 

för  die  (abgeschuittenen)  nägel  ein  loch  graben'  (Bartholomae, 

Air.    wbch.   1647);   weit   häufiger   hat  es  aber   die   spezielle 

bedeutnng  'loch,   das  für  rituelle  reinigungen  gegraben  wird\ 

t,  b.   V,    9,  6  tf,  paoirtm    itpa   may9m   nid-iV9r9söis  ,  .  bitlm 

Hpa  <  .  xstüm  upa  .   »   Srayo  anya   maya   m^var^söiSf    d.  h. 

*«n    erstes   loch    sollst    du    ausstechen,    ein   zweites   .   .  ein 

sechstes  *  *  drei  weitere  löcher  sollst  du  ausstechen'  Bartho- 

lomae   1110).^)    Weiter  kommt  vor  maya-   n.  als  *name  des 

die  ^nenn  löcher*  enthaltenden  reinigungsranmes*  in  V.  9,  29 

Past^aita  am  iä  niskidöit  .  .  -*-antaräm  ar&6am  mayahe  ^pur^ii- 

iareni   ha^   anyaeibyö   nmyaeibyö   d.  h.  ^darauf  soll  (er)  .  . 

sich    zn    denen    auf   die    andere   seite   des   reinigungsraumes 


*)  Wohl  -^  */awi-«o-  etitetanden, 

*)  Andere,  aber  wahrscheinlich  verfehlt  Thurnejfeen»  EZ.  28,  157. 

•)  Vgl  al.  m'6tas-,  das  teils  'kanal  im  menschlichen  leibe^^  deren  drei- 
*^liii  (für  atem,  wasser  nsw.),  teils  'öfibuug  mm  men&chlichen  {und  tierischen) 
l»ibe\  deren  beim  manne  neuiij  beim  weihe  zwölf. 


466 


J&ri  Chi&rpßBtto', 


setzen,  die  von  den  anderen  (zuvor  bezeichneten  sechs). 
löchern  gesondert  isf  (Bartholomae  1110  f);  hier  ist  das 
wort,  soviel  ich  sehe,  durch  eine  art  kurznamenbüdnng  entr 
standen,  d.  h.  es  ist  wohl  hier  das  letaste  glied  einer  zu» 
sammensetxung  me  etwa  "^nava-maya-  'mit  neun  löchern  ver* 
sehen'  oder  ähnlich J) 

Das  wort  findet  sich  auch  in  neuiranischen  dialekte% 
vgl.  np.  may  'tiefe*,  mayäk  'gnihe';  andere  verwandte  gind^ 
soviel  ich  weiss,  nicht  nachgewiesen.  Ich  möchte  hier  eini^ 
solche  nachzuweisen  suchen. 

Zuerst    stelle    ich    hierher    das    vielbehandelte     griech. 
^ifUQov.     Das   wort   bedeutet:    L    'a   large   room,    Chamber, 
hall*  usw.,  speziell  'the  large  room  in  whieh  the  men  dine<^ 
the  Chief  room  in  the  house'  z,  b.  Od.  16,  34L   17,  604  —\ 
2,  *the    womens   apartmenf  Od*   18,   198  t    ^l^ov  S'  iptfi- 

noXot  XfVMciXfmt  ix  fiByrngota  ■  qi^oyyt^  imsg/o^ivat  —  3,  *a  bftd- 
Chamber*  Od.  11,  373  f,  qvSs  nta  cSpjy  /  $vSii(v  iv  fjoya^qt  — 
4,  *a  house,  a  palace',  am  meisten  im  pL  z.  b.  iv  fiif&pfn; 

*at  home'  n.  1,  396  a^oTnarpog  w  fteya^otaiy  USW.  — 5.  'the 
säcred    Chamber    in    the    temple    of   Delphi,    the    sanctuaiyr 

shrine'  =  adpTOV  bei  Herodot  —  6.  fiiya^a    oder  fiaya^a  WiU 

'undergrund  caves  sacred  to  Demeter  or  Persephone*;  auci 
wurden  grössere  unterirdische  höhlungen  so  genannt,  iß 
welchen  die  unter  die  erde  entrückten  heroen  als  wohnend 
gedacht  wurden.*)  Falls  man  somit  die  ursprüngliche  be- 
deutung  des  fiiyagop  zusammenfassen  soll,  wird  sie  woM  am 
besten  durch  'cavema'  wiedergegeben.  Daran  hat  sich  die 
bedeutung  'grosses  zimmer,  halle'  entwickelt  j  dann  ^ 
sonders  pluralisch  fidya^a   'die  zimmer'  >  *haus,  palast'.*)  - 


^)  Ich  glaabe  nicht  mit  BarÜiolomAe,  dass  hier  eine  bUdcmg'  mit  ^r- 
icholteuem  accetit  vorlieft,  noch  dasg  wir  *maya-  statt  maya-  zu  achtfib«! 
haben.  Das  wort  konuDt  in  dieser  bedeatung  dut  in  V.  9,  29  tot,  ^ 
Geldner  keine  Tarianten  angibt  Auch  fiär  die  bedeutang  loch,  grube^  ^bt 
es,  soviel  ich  äehe,  an  keiner  einzigen  eteüe  eine  handschriftliche  vadwti 
mit  a. 

>)  Siehe  die  bei  JohanBson,  Beiträge  112  fnssn.  B  angeführten  litWrfttQ^- 
hin  weise. 

•)  Vgl  av.  ^^vJa-  'höhle'  :  ai,  fffliä-  (mi.  g^hd-)  'haua\  ^^dlttuH  '^* 
Chamber^  wohl  eigentlich  'höhle'  {m  bedeutet  ja  tatsächlich  'caToma  tei^P^ 
und  dergl.)  :  ^uldut^  'den,  hole-  z,  b.  oinea  fischea,  alsl.  dt^r  %$säMßi 
m  der  erde,  tal'. 


Züf  äriicben  woitkunde. 


467 


Früher  hat  man  ftdyagov  teils  als  mit  fiSy alo-  verwandt  be- 
trachtet (so  z.  b.  Gr,  Meyer,  Gramm. ^  160),  teils  als  ein  lehn- 
wort  aus  dem  hebr,  mäqür  'wohiiung'  (s*  ö.  Meyer,  Gramm.' 
235,  Prellwitz,  Et,  wbch,*  193,  Lewy,  Die  semit,  fremdwörter, 
s.  98  f.,  anders  Schrader,  Reallei,  341)*  Johansson,  Beiträge 
112  fussn.  3,  BB.  18^  36  erklärt  fiiyuQov  als  aus  einem 
lokativ  eines  r-stammes  ^^fyuQ  (vgl.  av,  ^smar-  msw,)  'in 
der  grossen'  seil*  *erde'  hypostasiert ,  welchen  er  mit  fi^yag^ 
ai.  mähant  usw,  kombiniert-  vgL  gegen  diese  kombination 
Solmsen^  IF.  Anz,  3,  7.  Dem  sei,  wie  es  wlU;  die  bedeutung 
von  maya-  und  ^dya^ov  ist  ja  doch  nahezn  identisch,  und 
auch  die  lautliche  Übereinstimmung,  was  die  Stammsilbe  der 
Wörter  betrifft,  kann  eine  völlige  sein.  Ich  finde  es  darum 
besser,  die  beiden  Wörter  zu  kombinieren* 

Ich  möchte  hierher  auch  eine  slavische  wortsippe  ziehen, 
die  eine  Stammsilbe  *mog-^  ablautend  mit  *meß'  in  ^iya^ov, 
zeigt,  nämlich  akslv.  mogyla  ^ßowoq,  tumulus',  mogila  chron* 
1,  10.  lö,  23  (auch  mit  metathesis  gomila\  russ,  mogila 
*grab*,  poln,  mogila^  klr.  mohyla^  mohyraf  die  ohne  etymologie 
bei  Miklosich,  Et.  wbch.  199  dastehen.  Das  wort  ist  auch 
als  lehnwort  ins  Litauische,  mogila,  sowie  ins  Älbanesische, 
gmnuVe  oder  mägiiTij^)  aufgenommen  worden.  Soviel  ich 
weiss,  sind  diese  Wörter  etymologisch  unerklärt.  Man  möchte 
einwenden,  dass  die  grundbedentung  der  slavischen  wortsippe 
eigentlich  *tumulus'  ist;  aber  es  ist  nicht  besonders  unge- 
wöhnlich, dass  Wörter  mit  der  bedeutuug  'erhebung*  etymo- 
logisch mit  solchen»  die  eüia  bedeutung  *senknng,  tar  zeigen, 
verwandt  sind.  Man  vergleiche  nur  z.  b.  gr*  Sokng  *knppel- 
dach'  :  ui^erm,  ^äala-  *tal,  Senkung  im  erdboden'  (vielleicht 
ist  gr,  rikijov  *fnrche\  das  sicher  nicht  zu  ai.  kar^ii-  *furche' 
gehört,  da  -a<j-  im  Griechischen  nicht  bleibt  (vgl*  zur  frage 
Brugmann,  Gr.  gramm*^  119,  Hirt,  Handbuch  158,  Wacker- 
nagel,  KZ.  29,  127  ff.,  J.  Schmidt,  KZ*  32,  386  f*,  MeiUet, 
IT.  5,  328  und  zuletzt  Lidön,  Göteborgs  Högskolas 
Arsakr.  1904,  I  20  f.)  dieser  sippe  anzureihen;  es  wäre  dann 
ans  *taaü0^  <  *T#X^-io-  <  *»%X'^'^o-  vgl*  ai»L  d«W,  d&ld 
'kleines  tal'  <  urgm*  ^dol^d-iä*  <  *dh6l-dh*ia*). 


)  Suhe  G.  Heftr,  Et.  wbefa.  116  f. 


n\  Äi*  grhä'  *haüs,  wohnort'. 

Ai.  grhä'  hat  nach  BE,  2,  781  folgende  bedeatungen 
1,  *haiis,  wohnstatt^  in  der  älteren  spräche  stets  m,^  ia  de! 
späteren  pL  ra.,  sonst  n.,  belegt  in  RV*  AV.  Br.  ep.  kL  lei, 
(aus  Yedischen  belegen  hebe  ich  besonders  hervor  rnfmuiyam 
grh&m  (a,  s.)  *das  irdene  haus,  grab'  KV.  7.  89,  1  sowie 
adharadfirhäh  AV.  2,  14,  3.  5.  6,  4.  11  *die  unterweit')  — 
2-  sehr  häufig  pl  das  haus  als  ein  aus  mehreren  räumen  und 
gebäuden  bestehendes  z,  b.  idäm  .  .  väm  .  .  sthänmn  .  .  imi 
grkd  a^mnnämh  durönäm  RV.  5.  76,  4  nsw,  AV.  Alt,  Bf. 
Qat.  Br.  ep*  klJ)  —  3.  die  bewohner  des  hauses,  die  famihe 
(m.  pL)  z.  b,  U  \ya  grMh  Qat.  Br.  1,  7,  4,  12,  Bhäg,  P.  I 
3,  2,  7  (man  braucht  wohl  nicht  darauf  hinzuweisen,  wie  ge- 
wöhnhch  eine  solche  bedeutungswandlung  ist,  die  woM  äusserlich 
ihren  gmud  in  kurznamenbildung  z.  b.  ^ha-  für  *grha-8makü-  ■ 
oder  dgl  hat;  man  vergleiche  nur  z*  b,  lat.  domus  oder 
nschw.  (nägomjhus  -  'seine  familie,  dienerschaft'  usw*,  und 
siehe  übrigens  Schrader,  Reallex,  s,  222  f,)  —  hieher  gehört 
wohl  auch  RV.  10.  119,  13,  wo  grho  nach  BR,  und  Grrasi- 
mann,  Wbch.  406  Miener*  bedeutet,  denn  es  scheint  mir,  da^ 
diese  Verfasser  sicher  im  unrecht  sind,  wenn  sie  dies  von 
grhä'  'haus^  scheiden  und  mit  grhh-  vereinen  (eine  andere 
anffsssnng  hat  Ludwig,  Der  Rigveda  5,  488,  die  aber  sicher 
verfehlt  ist)*  Schliesslich  bedeutet  m.  pL  grha^  auch  *gattiii, 
hausfrau'  AK,  3,  4,  31  j  240  (p.  346  Lois,)  lex,,  und  in  dieser 
bedeutung  auch  n.  sg,  in  Paöc.  3,  152  na  grhmh  grham  itt/ 
ahur  grhkü  grhüfn  ucyate  }  urhmk  hi  grhixiihlnam  aranp^- 
drc<^m  matam^)  —  4.  zodiakalbild  Varäh.  Bph.  S,  95»  13" 
104,  7.  10.  17,^)  Eine  mi.  form  gshä-  (akzent  aus  Qint  I^S) 
kommt  vor  ep.  klass,  und  bei  lexikographen. 

Sicher  ist  das  wort  zu  verbinden  mit  av.  g^r^ia-  'höhle', 
als  behausung  daavischer  wesen  V*  3,  7.  10.  22  <  ^grdha- 
vgl  z.  b-  Uhlenbeck,  Ai.  et.  wbch.  82,  Bartholomae,  Air.  "Vfhtk 


0  Dios  i&t  ja  bei  wörteni  dieser  bedenton^  ganz  g-ewöhnHcli.  Mao  fPf"* 
gleicht  2,  b.  gr.  ^lymoy  *saal'  ;  ^iytxQa  *wobmmf,  haus,  palast',  aisL  *^'' 
*EmJC  :  gut.  salißwös  'haus,  wohimog^  usw. 

*)  Über  Merhßr  gehcifige  erBcheintingeti  handelt  an^Ühriloh  Johansfiönf 
GGA.  1890,  768,  Beiträge  140  f.,  EF.  3.  225  ff.    Vgl.  aoch  Pischel,  BB,6,9^ 

^)  So  beilegtet  därü  neben  'eheweib'  auch  'das  7.  aatrologische  haß^ 
Utpala  £Q  Varäh.  Brk  B.  1,  20. 


i 


Wür 


d6. 


523,  Es  ist  somit  deutlich,  dass  das  ai.  h  hier  <  dh  ent- 
standen ist,  und  dass  die  grundform  der  Wörter  als  *grdh6' 
oder  eher,  was  ich  weiter  ausfülirea  wül,  als  "^ghrdho-  an- 
zusetzen ist 

Sowie    man    aber    in    da,s   ausserarische    gebiet  gelang, 
Yerwickeln    sich    die    Verhältnisse     wohl    wegen    des    teil- 
weisen znsammenfallens  paralleler,  jedoch  von  anfang  an  yer- 
schiedener  Wörter.    Es  werden  nämlich  bei  J„  Schmidt,  Voc. 
n,  128.  318,  KZ.  25,  120  ff„  Fick,  Wbch>  II  115,  G.  Meyer, 
Et  wbcU,  119  f.,  Wackeraagel,  Ai.  Gr.  s*  250  sowie  bei  Falk- 
Torp,    Et  ordb.  I  210  f.  folgende   Wörter  mit  den   arischen 
vereinigt:  lit,  gafdas  *hürde\  akslv.  gradü  *einhegnng,  maner'^ 
russ,  gorodü  *stadt*J)   alh»  gard^  'hecke,   zäun'  (wohl   Iw.   ans 
dem  Slavischen,   vgl  Meyerj  a»  a.  o,)»  phryg.  -gordum  *stadt\ 
sowie   germ,   ^garda-   'garten,   einhegnng'    fFalk*Torp  stellen 
hierher  auch  lat.  urbs  'stadt',  was  natürlich  gar  nicht  angeht, 
some  arm.  erd  *familie\    das  jedoch   mehrere  deutungen  zu 
erlauben    scheint).     Es    muss    natürlich    eingeräumt    werden, 
dass  diese  etymologie  lautlich  unangreiiüch  ist;  jedoch  muss 
sie  nicht  desto  weniger  meines  erachtens  aus  semasiologischen 
g:rimden  verworfen  werden,  denn  die  arischen  Wörter  bedeuten 
ursprünglich,  wie  av.  gar9da-  zeigt,  ^höhle,  caverua*,   während 
die    übrigen    oben    angeführten    sicher   von   einer   bedeutung 
*einhegung,  umfriedigung,   mauer'   oder  ähnlichem  ihren  aus- 
gangspimkt  haben.  Jedoch  scheint  es  wegen  der  etymologischen 
Vieldeutigkeit    mehrerer    dieser    Wörter   geradezu    unmöglich, 
eine   bestimmte   trennung   verschiedener   wortgruppen   durch- 
zuführen.     Man    vergleiche    nur   die    freüich   wohlgeordnete 
zasammensteüung  bei  Walde,  Lat  et,  wbch.  130  f.,  die  jedoch 
üatiirUch   in    gewissen    punkten    nicht   geeignet  ist,    alle    zu 
überzeugen;   die  Übersicht  bei  Falk-Torp,  Et.  ordb.  I  210  f 
dagegen   zeichnet  sich   durch  eme  ganz   ungewöhnliche  ver* 
worrenheit  und  mangel  an  kritik  aus.    Ich  möchte  nicht  ein- 
mal einen  versuch  machen,  etwas  zur  Ordnung  dieser  schwierigen 
Urortgruppe  beizusteuern,  sondern  bemerke  nur,  dass  ich  keines 


«)  Ai.  grhyä-  f.  bedeutet  tatsächUcb  Vorstadt'  H.  an.  2,  M7— 48,   Möd., 

ich  am  ehesten  ak  eine  koUcktiTbildang  aof  *iO'  (rg-l,   abl  dkt^  espe 

.)    'Bammliiiig   von   bansem'    erklären  möchte.     Vgl.   auch  grnmagfhyä 

mi»ä  ^  fframnbahirbhütä  si^nä  ^na  in  Fän.  S,  t  119.   VOp.  26,  20,  was  aiiB 

4«r  bedeutoug  'vorstadt^  entatanden  gern  kann. 


Jwl  Charpentiir, 


der  Wörter  aas  den  europäischen  spraclien,  die  mao  mit 
grkä'  :  g^r^a-  zu  Tereineii  gesucht  hat,  als  mit  diesen  ur- 
verwandt  betrachte,  raöglicheiiveise  das  phrjg.  -gardmn  aus- 
genommen, dessen  bedeutung  sich  jedoch  ebensowohl  oder 
eher  besser  aus  'einhegung»  umfriedigter  bezirk'  entwickelt 
haben  kann  wie  aus  der  von  'höhle,  haus\ 

Dagegen  möchte  ich  ein  —  soviel  ich  weiss  —  noch  un- 
erklärtes germanisches  wort  als  mit  grhä-  urverwandt  be- 
trachten. AisL  grip  n.  bedeutet  nach  Frit^ner,  Ordb,  I  642  £: 
1,  *behausung  eines  menschen,  der  hidanss  d,  h,  ahne  heim 
ist  bei  einem  Hndi^  dessen  heimamapr  oder  gripjfmpr  jener 
wird,  dessen  haus  sein  heimili  wird*  usw.  —  2.  im  pL  'friede 
für  einen  menschen,  damit  er  nicht  sein  leben  verliere 
oder  geschädigt  oder  gekränkt  werde,  wovon  mehrere  bfe-  ■ 
sondere  arten  sieh  finden'.  Als  die  ursprünglichste  bedeutung 
fasse  ich  'behausung,  Zuflucht  in  einem  hause'  und  leite  somit 
das  wort-  aus  urgerm.  "^gref^ja-  ab;  freilich  flektieit  das  wort  f 
im  Altnordischen  als  reiner  a-stamm,  es  ist  aber  wohl- 
bekannt, dass  mehrere  Wörter,  die  urgermanische  ja-stamme 
sind,  im  Isländischen  sowohl  das  eine  wie  das  andere  para- 
digma  befolgen,  z.  b»  aisL  kli)  *junge  ziege,  zicklein\  ni]^  'ab- 
nehmender raond*,  die  sowohl  als  a-  wie  als  jci-atämme 
flektieren,  während  z.  b.  gref  'hacke',  leg  'grabstätle'  nur 
als  a-stämme  gehen.  Neben  aisl  jr^,  das  wohl  auch  als 
Iw.  im  Ags.  sich  findet^  liegen  aschw.  grupj  adän,  grnth  mit 
derselben  bedeutung,  die  eine  grundform  mit  vokalschwächuDg 
voraussetzen. 

Es  ist  mir  nur  eine  etymologie  dieser  Wörter  bekannt} 
der  ich  leider  gar  nicht  beistiminen  kann,  nämlich  die  bei 
FaUc-Torp,  Et.  ordb,  I  248  vorgetragene.  Sie  verbinden  gri^ 
mit  gr,  ;f'ip*T-  ^dank,  lob*  usw.,  ;t«it'^  'freue  midi\  welche 
Wörter  sie  weiter  nach  Cortius  und  Vani^ek  mit  lat,  gr^B 
'dank\  graiia  *annehmlichkeit,  gnade'  usw,  verbinden*  Aber 
erstens  muss  es  jedem  unbefaugenen  deutlich  sein,  dass  ht 
graiia  und  gr.  xigig  nicht  besonders  viel  mit  einander  za 
tun  haben  (die  richtige  etymologie  findet  man  zuletzt  bei  , 
Walde,  Lat.  et.  wbdi.  275,  für  x^^9^  ^ff'-  ebenda  289X  und  ■ 
zweitens  scheint  es  mir,  dass  man  doch  ein  sehr  weites  - 
semasiologisehes  gewissen  haben  muss,  um  gr.  ^algm  und  aisL 
grip  zusammenzubringen.     Denn   es   muss   doch 


( 


tyW        1*11^4       «.^*.  _ 

zugestanden  ■ 


Zur  ariicfaen  wortktmde. 


471 


werden,  dass  loaii  nicht  leiclit  etwas  anderes  ala  'Behausung, 
Obdach,  sehntz  in  einem  hause'  als  die  älteste  bedeutung  des 
nordischen  wortes  ansetzen  darfj  was  doch  sehr  wenig  mit 
'freude,  wonne,  dank'  usw.  gemeinsam  hat. 


18.  Ai,  v^dä-  'graabttndeF. 

Ai.  v€dd'  bedeutet  nach  BR*  6,  1358  *ein  büschel  starken 
grases  (ku^  muf&ja)  besenlDrmig  gebunden;  zum  fegen,  an- 
fachen des  feners  usw,  gebraucht':  Es  ist  freilich  nicht  im 
RV.  belegt,  kommt  jedoch  schon  AV-  7,  2b,  1  {vedäh  svastir 
drughai^iüi  svasttfjt  parapür  vedifp  parafür  naJp  svasti  j  havi^hftü 
tfajfiiyä  yajnäkamäs  ts  dBvAsö  yajtläm  imath  ßi^antam) ;  Übrigens 
kommt  es  auch  sonst  häufig  in  den  vedischen  texten  vor, 
z.  b.  VS,  2,  21;  TS.  1,  7,  4,  6;  2,  6,  3,  4;  TBr.  Qat  Br. 
Käth.  Ä<;t.  Käty.  usw.  Soviel  ich  weiss  ist  das  wort  etymo- 
logisch unerklärt,*) 

Ich  möchte  vBdä-  <  ^ua^^-d-ö-  erklären  und  darin  eine 
mit  (?-erweiterung  ausgestattete  wurzel  *iia^.^-  sehen,  die  ich 
in  einer,  was  die  bedeatung  betrifft,  völlig  identischen  genna- 
njschea  wortgruppe  wieder  finde*  Es  setzen  nämlichein  urgerm. 
^was-an-  *bündel,  besonders  reisbtlndel,  grasbündeJ*  voraus  fol- 
gende Wörter:  aschw.  nschw.  vase  'btlndel  von  gras  oder  halm, 
auch  reisbiindel,  das  teils  gebraucht  wird  als  faschine  bei  be- 
lagerungen,  teils  In  wasser  gesenkt  wird,  um  ßsche  dahin  zu 
locken*,  nnorw*  dial.  t;^^^  d3S>,  ndän,  diaL  vase  oder  uaase 
^lalmbüschel,  kränz',  mnd»  wase  ^relsbünder,  negL  dial.  wase 
*haimbüschel\  Dazu  gehören  nach  Falk-Torp,  Et.  ordb.  11  429, 
die  übrigens  keine  etymologie  der  Wörter  geben,  nuorw.  nschw. 
dial,  *vasa  ^zusammenwerfen,  verwickeln'.*)    Die  gemeinsame 


1)  Vgl.  Uhlenbecit,  Ai.  et  wbch.  296.  Man  möcht©  sich  auch  fragen, 
ob  locht  TieMeicht  da«  unerklärte  vidi-  *opferaltar,  gestel],  bett'  usw.  eigent* 
lieh  döß  büDdel  von  barhig,  das  am  altar  ausgebreitet  war,  bezeicbnet  Diea 
ist  jedoch  eine  unsichere  Vermutung,  da  ich  nicht  durch  eingehende  prtLfbng 
erforEcbt  habe*  ob  die  texte  eine  solch©  detitung  erlauben.  Tatsächlich  ist 
jedocJi  'opferaltar'  die  älteste  bedeutung. 

»)  Die  einzige  mir  bekannte  etymologie  der  germanischen  Wörter  ist  von 
KoreeOt  Ürgerin.  iautlehre  180  Mim,  12  aufgeBteUt  worden.  Er  Torbindet 
germ.  *i/?aȟn-  mit  lat  fasda  *bandel\  was  ja  d^r  bedeutung  wegen  sehr 
aotprechend,  taatlich  aber  unmöglich  ist.  Vgl.  Zupitza,  Qiitt.  33  and  knietet 
Wähle,  Lat  et.  whcb.  20S  f.  mit  der  dort  xitierteu  Utteratur. 


412 


Jarl  Cbarpontier, 


Wurzel    ist    idg.   *tia^&'-,    die   ich   aber   nicht   weiter   20  be-' 
legen  weiss. 

19*  Av.  ga&Ba-  ^kraus-,  lockenhaar'. 

Av.  gaP^sa-  m.  bedeutet  nach  Haug,  ZDMG.  19,  588| 
Bartholomae,  Air.  wbch.  480  *krau8-,  lockenhaar'  F.  3  b,  Dazi 
gehört  das  adjektiv  ga^mf)-,  gae^av*^)  'kraus',  L  lockenhaari^ 
V.  7,  59  vgl,  Air.  whch.  44,  besonders  epithel  de^  K9r9$ä9pii 
Y.  9,  10,  Yt  13,  61.  136;  2,  *zottelhaarig\  vom  kamel  Yt^ 
14,  IL  Die  Wörter  entbehren,  soviel  ich  weiss,  jede! 
etymologischen  deutung.  Ich  möchte  hier  eine  solche  zt 
geben  versuchen. 

Es  ist  durch  unzweifelhafte  heispiele  —  von  denen  die 
wichtigst en;  av,  fnasya-  'fisch*  :  ai.  mätsya-,  gav.  dasua  'gib': 
ai,  dafmi,   oss.  väss,   bal.  gvask  'kalb*  :  ai,  vatsd-   und  np. 
nikßhldan   'schmähen'  :  ai.  kutsayati  bei  Barth olomae,    GTPk 
I    1,   §  5    mit  anm.    besprochen   sind  —   dargelegt,    dass  m 
Iranischen  eine  ursprüngliche  Verbindung  -fs-^  die  im  Indiscka 
als   -ts-   bleibt,  >  "^-ss-   wird,   was   dann   zn   -s-   vereinfsMiti 
wird.     Es   ist   somit   formell   wohl   erlaubt  gaem-  <  ältereiD 
"^gaetBa-  zu  erklären,  d.  h.  es  gehört  zum  bildungstypus  ai, 
vatsa-,  kidm-  usw.,  Wörter,  welche  tliematische  erweiterungeii 
von  if~stämmen   mit    schwächster   suffixstufe   sind.     Daneben 
steht  jetzt  gamav-  <  *gaet-s-u-  (vgL  zur  bUdung  gl',  oli-); 
die  beiden  Wolter  setzen  einen  s- stamm,  etwa  "^güBUm-  vonns. 
den  ich  weiter  aus  *ghait-es-  erklären  möchte. 

Ich  ziehe  hierher  das  —  freilich  vielbehandelte,  etymö- 
logisch  jedoch  ungedeutete  —  gi%  /^uhrj.  Das  wort  h^- 
deutet,  wie  bekannt,  'lockenhaar,  coma*,  schon  bei  Homer 
nicht  nur  von  menschen,  sondern  auch  von  pferden,  z*  b, 
D,  17,  439,  nachhomerisch  von  löwen,  2.  b.  Em\  Phoen.  1121, 
und  auch  'coma  arborum'  z.  b.  CalL  Del  81,  Theoer,  6, 16- 
/aixfj  <  "^ghait'ä  ist  somit  eiue  femininbildnng ,  'das  haar 
insgesamt*  oder  ähnlich,  koUektivplural  zu  einem  *ghüito- 
'einzelues  haar,  capÜlns'*). 

')  ßeiBpiele  von  B  f^r  s  ina  dem  jüngeren  Ävesta  geben  Birtholomi^ 
OlPh-  I  1,  §  282,  2.  JackBoa,  Gmminsr  p.  29  n.  2,  Caland,  KZ,  3S,  463  t 
Nocb  ein  beispiel  gibt  Johansion,  WXOf.  19,  235,  indem  er  äv.  a&ii  'gmP^ 
und  boden,  hof  mit  ai.  acä  'räum,  himmelsg'egend*  vergleicbti  wi»  *o^ 
lichtig'  sm  mag. 

»)  Dieue  znsammenateUiin^  gibt  j^t  auch  Lid^n  IF.  19,  318  f. 


J 


Zur  ansehen  wörtkäiid^. 


473 


Ich  möchte  jetzt  mit  einigen  worten  die  mir  bekannten 
deutungeü  des  wertes  besprechen,  Müller,  BB<  13,  312  ver- 
bindet es  mit  nhd*  gei^  *schössling  am  weiiistock\  was  sich 
ja  wohl  mit  meiner  kombinatlon  vereinen  lässt,  mir  jedoch 
allzu  unsicher  scheint,  um  aogenommen  zu  werden.  Soviel 
ich  weiss,  sind  ihm  auch  keine  der  neueren  forscher  bierin 
gefolgt.  Noch  weniger  ansprechend  erscheint  mir  der  Vor- 
schlag bei  Prell witz,  Et.  wbch,^  323,  der  merkwürdigerweise 
auch  von  Walde,  Lat.  et  wbch*  2S1  angenommen  worden 
ist^  wonach  /a^Viy  als  *das  flatternde*  zu  ai.  jihiie  'springen^ 
haya-  *ross\  ann<  ß  *ross'  usw.  gehöre.  Stokes  bei  Fick, 
^¥bch.*  2,  104  verbindet  es  mit  nir.  gaaisid  *crines',  worüber 
ich  nicht  zu  urteilen  vermag,  was  aber  —  falls  richtig  — 
sich  mit  meiner  kombination  wohl  verträgt.  Schliesslich  hat 
Sommer,  Grieche  Lantstud.  s.  73  das  wort  in  anspruch  ge- 
nommen, um  ein  von  ihm  vermutetes  lautgesetz  zu  begründen ; 
er  behauptet  nämlich,  dass  ein  über  h  geschwundenes  inter- 
Tokalisches  a  den  anfangskonsonanten  eines  wortes  aspiriert 
habe  und  leitet  somit  ;fßir^  <  *HatöiTu  her,  was  er  mit  ai* 
k^sara-j  lat.  c<Bsarie$  *haar'  kombiniert.  Diese  der  bedeutung 
wegen  sehr  ansprechende  etymologie  ist  jedoch,  soviel  ich 
sehe,  lautlich  unmöglich:  denn,  auch  wenn  man  darauf  ein- 
gehen möchte,  dass  das  lautgesetz  Sommers  möglich  wäre, 
obwohl  kein  einziges  der  beispiele,  die  er  vorgebracht  hat, 
stichhaltig  ist,  würde  man  wohl  erwarten,  dass  sich  *xai- 
{u)itä  >  *x^jtT^  >  *JcatTä  entwickelte;  das  einzige,  was 
Sommer  erhalten  könnte,  wäre  wohl  höchstens  eine  form 
*/yiTfj,  wie  sich  aber  diese  zu  x^irti  entwickelt  habe,  darüber 
kann  woM  nichts  vermutet  werden. 

Somit  ist  es  mii'  von  vornherein  ganz  sicher,  dass  die 
erklärung  Sommers,  weiche  /ahtj  betrifft,  wegen  des  eben 
angeflihrten  unmöglich  ist;  jetzt  fragt  es  sich  aber,  ob 
wirklich  ein  lautgesetz  im  sinne  Sommers  anzunehmen  sei* 
Von  vornherein  scheint  mir  dies  nicht  unmöglich,  weil  ich 
nicht  sehe,  warum  nicht  ß  ebensowohl  auf  einen  anfangs- 
konsonanten, wie  auf  einen  anfangsvokal  *)  einwirken  könnte. 
Eine   genauere   durchmusterung   der  beispiele   Sommers   gibt 


")  Ich  meine  die  fäUp  wie  ttJiw  :  6itaH 
^itKbiift  fax  T«rgL  Bprvcbf.  K.  F.  %JL  4, 


^qßÖ  tlflW. 


31 


Bi^SBif, 


dersfl 
Pari 


aber  em  negatives  resultat,  was  jedoch  nicht  mehr  zu  be^en 
braucht,  als  dass  diese  beispiele  nicht  die  richtigen  sind.  ■ 

Erstens  wird  man  wohl  schwerlich  ohne  ganz  zwingende  ■ 
giilnde  die  von  A.  Kuhn,  KSB.  1,  200,  Griinin,  Wbch,  2,  324 
angestellte   etymologie:    gr.    (fgirrj   *kröte'  :  ahd,   brau    auf- 
geben ;    dagegen    hat  die   zusammenstelinng  Sommers :    q^^vif^ 
<  *prus-nä  zu  nhd.  frosch   usw.  nichts  lockendes,   besonders j 
weil  ich  —  wegen  ags.  frogga  nsw,  —  die  von  Noreen,  Uiger 
lantl.  93.  117.  224,  Tamm,   Et   ordb.  11h\  Osthoff,    Et.  Par.' 
1,  345  aufgestellte  und  von  Sommer  angenommene  grundform 
^fniska-  (statt  ^fmhska-^  was  meines  erachtens  einzig  möglich 
ist)  nicht  gutzuheisaen  vermag.    AisL  fraii^,   asehw,   fr^diif 
fr&dher,  nschw,  fro  können   dagegen  nichts  beweisen,   denn 
sie   können   ein  *j?roie-fd-  voraussetzen,    was   sich   besondert 
wohl  zu  formen  wie  ai.  kr^na-j^riä-,   npa-prnt-,  pluli-f  plvda- 
usw.  fügt,  falls  OsÜiotf,  Et,  Par.  1,  336  ff.  im  recht  ist,  waa 
mir  glaublicli  scheint.    Weiter  gehört  nach  Sommer  gr.  ^Uw; 
(Jon.  (pXüvg  Herod.  3^  98)  <  *tpXtjüg^)  ^chilfgewächs'  zu  lit, 
plusHs  *binse' ;  mir  ist  es  aber  glaublicher,  dass  das  litauische 
wort  mit  lit  plüsko^  'haarzotten,  haare*  usw.  zu  einer  wumi 
*pleus-   *wollig,   zottig  sein'  gehört,  über  die  ausfilhrlich  bei 
Thumeysen,  IF.  14,  126  ff.    Falls  gr*  qXotog  (<pliog)  'rinde' 
zu  lit.  plüuseai  'lindenbast^  gehört,  was  mir  nicht  unglauhM 
scheint,  kann  man  ja  sehr  wohl  von  einer  form  mit  tenms 
aspii^ata  ausgehen ;  fi^eilich  sind  diese  laute  sehr  ungewohnücb, 
jedoch  kann  ich  nicht,  wie  es  Sommer  zu  tun  scheint  (Griech. 
Lautstud.  52,   Lat.   LuFl.  189),   an  ihrer  existenz  überhaupt 
zweifeln,  da  ja  diese  durch  eine  reibe  ein  wandsfreier  beispiele 
bewiesen  ist.*)     Dasselbe  gilt  von  ^^mr  *binse'/)  das  Dach 
Sommer   mit   akslv.   trUsti   'röhr'    verwandt   ist   (dies  könnt* 
jedoch  auch  Hf-sti-  sein  und  zu  frflnfi,  ai*  tfna-  ^grasLalm' 


1)  VieÜ eicht  *ifXt^/Q-  -^  *g^hl^'  zu  av.  grava-  'rohr^tock'? 

^)  Ale  gokhe  n&he  ich  z.  b.  heran  ai.  khmijati  :  ahd.  hinkan^  u*  ^' 
jati  :  aid.  §ktikUi  ai.  kha4gü*  :  gr.  qdaytiyot^  (Jaeobi  bei  Bartholomaej  IF- 
Uli.  12,  24).  ai.  phalgü-  'klein'  :  aial.  tpialk  :  lit  pa^^pilgfs  {Fetuon,  BB. 
19*  258),  ai^  phalgü-  *r5tlich'  :  lett  spul^ä,  ai,  pliahka-  :  gr.  ffy*'iffi'i  «^ 
phiiia*  :  akslv.  if^im  bowi«  av.  t*kang-  :  akalv.  tfgnqfi  (Zupitza,  BB.  25*  8&)  ^^ 

*)  Froehde,  BB.  21,  330  Terhiijdet  ^^Jü^  mit  lat.  fmt^  *8triiicli',  w« 
JA  nicht  tmmGgUch  ist;  jedo<:h  ziehe  ich  hier  eine  würzet  *bhn^  ver,  ^f^ 
Penion,  Studien  228r  Walde,  Lat.  et.  whch.  249  mit  litteratur. 


Zm  uiicheii  wortkunde. 


475 


gehören,  vgK  alb.  tri^e  *pfropfreis',  das  von  Sommer  in  einem 
anderen  zusammenhange  geaannt  wird  —  siehe  unten  — 
<  Hrsio');  &gifjoui  *  Kan^iaat  Res,  gehört  wohl  schwerlich 
zu  lit,  iresin  ^läufig  sein',  denn  dies  gehört  wohl  gerade 
zu  ai.  trdsati  usw.  ff^itlons^ov  ^platz,  wo  etwas  in  der  sonne 
getrocknet  wird'  (Od,  8,  123)  hat  freilich  keine  befriedigende 
lösuDg  gefunden;  jedoch  die  am  mindesten  mögliche  scheint 
mir  die  Sommei's  zu  sein,  denn  eine  grundform  Herslo-  liegt 
doch  ausser  den  grenzen  der  möglichkeit  ^) ;  besser  dann, 
das  wort,  unerklärt  bleiben  zu  lassen.  Was  $^tval  *dreizack' 
betriffl;,  wäre  es  ja  vielleicht  verlockend,  hier  Sommer  zu 
folgen,  eine  stütze  jedoch  fjir  das  neue  lautgesetz  kann  das 
wort  kaum  gehen;  vielleicht  könnte  man  es  aus  ^ähr-is-iiakfo}' 
erklären  und  zusammen  mit  ai.  dhf\^ii'  'feuerzange,  doppelter 
schürhaken'  TS*  usw,  als  eine  Weiterbildung  der  wurzel  *dher- 
*halten'  betrachten,*)  Es  wäre  mindestens  ebensowohl  möglich 
aLs  die  erklärung  Sommers.^)  Die  glosse  ^(^tviu  '  ufin^log  iv 
K^i^Tf}  Hes*  verbindet  Sommer  mit  serb.  irs  'vitis\  alb»  trüe 
*pfropfreis' ;  für  das  letzte  wort  habe  ich  oben  eine  andere 
etymologie  vermutet,  die  ebensowohl  möglich  ist,  Falls  if-gtvia 
wirklich  zu  trs  gehört^  hindert  ja  nichts  von  einer  form 
Hhris-  auszugehen.  Die  besten  beispiele  sind  wohl  d^giov 
'feigenblatt' *)  und  d^glafißog;  denn  man  fühlt  sich  doch 
gewissermassen  dazu  verpflichtet,  hier  eine  Verwandtschaft 
mit  jQt-  *drei'  anzunehmen*  Jedoch  ist  es,  solange  nicht  die 
ursprünglichste  bedeutung  von  ^gia^tßüQ  klar  ist,  nicht  zu 
verneinen,  dass  es  vielleicht  gar  nichts  mit  t^i-  *drei'  ge- 
meinsam hat.  Die  merkwürdigen  Snal  Uyy,  d^gänlayrag 
Lycophr,    664    und    evvtB&^ipcojmt    Eur,    Baceh.    633    hat 


^)  McM  besser  iteht  es  mit  dem  ander^D  beispiele  desselben  laut- 
fibergangs,  den  Sommer  s.  117  f.  vorgebm<!ht  hat,  r^loi.  Ein  wenig 
g^liieklichea  beisplel  gibt  Sommer  am  letitgenamiten  orte,  indem  er  vnttrl- 
ntitfoalGg  xfQdTtyQg  Hes.  -<=  *vQait£l  erklärt.  Es  darf  wohl  als  demlich 
sicker^  wenige DS  wohlbekannt  g-elteBt  dass  das  wort  uotjn^  zu  lesen  uL 

*)  Man  möchte  etwa  einen  i^-Gtamm  ^dhcf^-ii-  voranasetzen ,  woraus  ein 
*dh(€)r-is-no  und  daraus  mit  lf*ableitnng  '^dh(e}t^'is-7W'k(o}'. 

*J  Ich  bemerke  vorläufig,  dass  nhd.  u-hnnke^  nschw.  snok^  das  Sommer 
8,  56  als  ^das  eteehende  tiojr'  zn  ai^.  snage  *pHock'  usw,  zieht,  nicM  hierher 
gehört,  gopdem  zu  ahd,  isrmkfiün  ^kriechen'  (vgl.  Lid^n,  Studien  B3). 

*)  &{nov  bedentet  jedoch  nicht  nur  ^feigenblatt',  soodem  auch  ^weln- 
bitttt^  usw.;  Tielieieht  ist  es  mit  ^i^uiict  Torwandl 

31* 


Jarl  Charpenti^r, 


Soltnsen,  Untei^,  88  wohl  mit  recht  zu  ^^aiJ«)  gesteUt,  ot) 
wohl  die  von  ihm  aufgestellte  grundfomi  etwas  absonderlidi 
scheint.    Das  \iekmstrittene  c^dvog  ^kraft,  kraftftille'  ^)  scheint 
man  mir  am  besten,  von  einer  bedeutung  'stärke'  usw.  aüS-J 
gehend,  mit  Siebs  KZ,  37,  281   mit  svS^ip^g,   fv&jjp^i;  zu  ver- 
binden.     Darin    sehe    ich    weiter    eine    wurzel   ^sq^Mn-   und 
verbinde  es  (mit  Fick,   Wbch,*  I  40.  415,   Froehde,   BB.  2l,| 
326  und  Bnigmann,  Grdr,  P  591)  mit  fporoQ  'maase'   (aftvo^ 
^reichlicher  Vorrat*  gehört  walirscheinlich  nicht  hierher  ^  ^^L- 
Lidto,  Studien  72  ff.);  dies  gehört  wohl  weiter  zo  lat  /^wwt^ 
*ertrag,  zinsen*  usw.  (anders  Walde,  Lat*  et  wbch.  216).    Es 
ist    merkwürdig,    dass   Sommer,    der    die    sicher    fehlerhafte 
etymologie  Zubatys  KZ.  Sl,  4  anm,  so  scharf  abweist,  selbst 
diese  ältere,  wie  es  mir  scheint,  gute  etjTBologie  (oämlich  zul 
ffopöc  usw.)  nur  seines  lautgesetzes  wegen  gegen  eine  so  hin^ 
fällige  wie  die  vou  ihm  vorgebrachte  anstauschen    wilL    Di^  ^ 
letzten  von  Sommer   behandelten   worte  sind  fialr^  'becher'«! 
(^i/rctjca  *  d^vv   Hes.,    fpletm   'verseugeu'    und    /pöuo»   *stossen*. 
Über  q>ialrj  weiss  ich  nichts,  bleibe  aber  eher  dabei,  als  da^  _ 
ich  mich  hier  von  Sommer  belehren  lassen  möchte;  was  (pfwa;  | 
betrifft,    geht   Sommer   hier   von    einer  grundform  ^m^n-^ax- 
aus;    es   wäre   wohl   möglich,    dass   dies   ein  *ni{m)a'paw-  ? 
"^ntpax-    geben    konnte,    jedenfalls    aber    niemals    ^r^öx-.') 
Übrigens  sehe  ich  nicht,   warum  es  einem  'wortdeuter,  dessen 
sprachwissenschaftliche  anschauungen  nicht  durch  lantgesetz- 
liehe  bedenken  eingeengt  sind,*   ohne  weiteres   klar  seiß  soll, 
dass  ffivaxa  '  ^^vy  unwillkürlich   zu  pinus  gehören  möclit*- 
Was  schliesslich  ff  Xn'-c»  Jbe trifft,  ist  es  mir  ganz  unmöglich  tiäs 
wort  zu  ai.  prm-  ^verbrennen'  zu  stellen,   denn  einige  laüt- 
gesetzliche  bedenken^  müssen  sich  doch  bei  der  woitdeutung 
finden,   und  da  ich  die  etymologie  prti^- :  prunre  nicht  geiTi 
aufgeben   möchte,   prunre  aber   mit   ff^Uvm   nicht   besoüdet^ 

*)  Auch  'copia'  z.  b.  aS^ivog  nkootov  Pind.  L  3,  3. 

*)  FalU  mau  ajmehmen  dart',  dass  tftyttü-  mm  im  Qiieebl&cheit  ^^^ 
atandeDe  bildong  ist.  ist  es  um  so  mehr  unmOgUch.  Sommer  seM  f^  ^^^ 
pJm/m  ©in  *picmio-  vorausi  das  im  Griechischen  durch  *rnje*'or  reprifieoticrt  j-pw 
wftrd©,  TgL  Tix^ait  -^  *Tixap.ag.  übrigens  ©rldärt  man  wohl  das  lat  /'i^'«^ 
am  einfachsten  durch  eine  g-leichi^tzung  mit  ai.  plnä-  ^f^ist*  lUMeuhcck,  Ai 
6t.  wbch.  168),  Eine  grundform  ^pitam-  oder  *pihnu-  (Hui,  IF.  li  ^""^ 
Walde ^  Lat.  et.  whch.  469)  seheint  mir  ebensowenig  wie  *piasmh  üfltif 
3CU  sein. 


Zur  ftrischen  wortkimde. 


477 


woM  zusammenstimmtj  möchte  ich  andere  verwandte  suchend) 
Vielleicht  verhält  sich  (pl$vm  zu  akslv*  jyaliti  *breimeii'  wie 
z.  b,  gr,  nkiv^tjav  :  lat.  pulmo;  da^  slayische  wort  hat  aber 
idg.  ph,  denn  man  kann  es  nicht  wohl  von  arm,  phailem 
'glänzen'  scheiden  (s.  Scheftelowitz,  BB.  29,  35).  x^ava» 
schliesslich  gehört  nach  Persson,  Studien  124.  150  zu  Ut. 
ßHisti  ^stampfen*  usw.,  was  mich  besser  überzeugt  als  die 
erklärung  Sommers. 

Schliesslich  betrachte  ich  es  also  als  ausgemacht,  dass 
xmTff  nicht  aus  *xai(itTü  entstanden  sein  kann,  wogegen  ich 
keine  hindernisse  finde»  das  wort  mit  av.  ga&sa-j  gmsm-  m 
vereinen. 


üpsala  im  febr.  1906. 


Jarl  Charpentier* 


^)  Dass  {ntat-)\il^yiü  Ton  t^ktym  beeinflusst  sei,  glaube  ich  nicht;  dMü 
fehen  die  lautlichen  verhältaiss«  eines  *t^\iftm  tind  i^Hym  aUznweit  auB* 
eiDiiiider. 


Die  ,^an"-sätze. 

Eandglossen  zu  Zs,  40  s,  134  ff* 

L    Die    verbreitmig    der    „man^'-sätze    im   SlayisclieiiJ 
lässt  sich,  wie  es  scheiaea  wül,  mit  ziemlicher  bestimmtheitj 
begrenzen.     Sie    sind    Torznp weise    dem    Slovenischen, 
Cechischen  (mit  dem  Slovakischen)  und  Polnischen 
eigen  (s.  141  ff).    Was  das  Cechische  selbst  anbelangt,  sol 
sind  insbesondere  die  nicht  vergleichenden  ^man"-sätze   ent* 
schieden  in  den  mährischen  mundarten,  besonders  im  Böhmisch- 
mährischen   Höhenlande   viel   geläufiger,    als   im  eigentücheü 
Böhmen :  die  altöechische  Übersetzung  von  Marco  Polos  MiUioo 
(s.  172),  die  so  viele  „raan^-sätze  enthält,  scheint  ein  dialek- 
tisches denkmal  zn  sein,  die  mährischen  belege  bei  Pedersen 
(ebd. ;  ich  verdanke  sie  dem  kollegen  Em.  Smetanka)  stammeß 
aus  der  ^öechischen*^  mnndart  in  der  gegend  von  Neustadt  in  , 
Mähreu,    man   kennt  „man^'^sätze    auch   aus   der    „böhmisch* 
mährischen'*    mnndart    um    PolnA.    und   Polnieka   in  Böhmen 
(I.   Hoäek,    Näfeöi    Ceskomoravsk^   in  Rozpravy   der  Böhm. 
Akademie,  3.  Kl.  1900  und  1905,  I  s.  87,  H  1  s.  120).  Auch 
Martin  Eabätnlks  Reisebeschreibung  a.  d.  e,  d<   15.  jk  (hBg* 
von  J.   V.   Prä§ek,   Sbirka  pramen&v  I  2,  N.  1,   Prag  1394), 
weist  nach  Ost-Böhmen  hin  (Leitomyschl) ;  man  liest  da  i,  h. 
ovoce  roiU(\ie}io  jest  s  poirehu^  ale  ie  v^ecko  vehni  drako  mu^ 
küpiti  „an  allerlei  übst  gibt  es  nach  bedarf,  nur  dass  (man) 
alles  sehr  teuer  kaufen  muss"  20  12  (ähuL  27  12,  28),    DcmJi 
fehlen   „man"-sätze  auch  in  Mittel'  und  West-Böhmen  nicht; 
zn   den  bei   Pedersen    vorfindlichen    belegen   vgl.  z.  b.  das 
Sprichwort    be^    kurole    mdlo    dokale    ^ohue    courage    bringt 
(man)  wenig  zustande",  das  allgemein  übliche  dnes  by  (mil 
pm   neüyhnal    „heute  würde  (man)  nicht  einmal  einen  bund 
hinausjagen"    (von    schlechtem    wetter)    u.   dgl     Auch  Itn 
Jan  Hasi§tejusky  z  Lobkovic   (f    1517),    der   doch   meiM  in 
Eaaden,  also  in  NW, -Böhmen  lebte,  gebraucht  gern  ^man*"' 
Sätze   in   seiner   reisebeschreibung   (hsg.   von  Ferd.  Strejftßtt 
Sbirka  pramenüv  I  2  N.  4,  Prag  1902),   z.  b.  na  obü  dr^ni 
ie  siene  hyly  na  kaldS  stram  4  komory,  ie  m  siene  do  kdi^ 
homory  jlH  mohl   „zn  beiden  selten  dieses  Saales  waren  ^^ 


>ie  ,m»tt*-ftitfe. 


479 


jeder  seite  vier  kammern,  eo  dasB  (man)  aas  dem  saale  in 
jede  kammer  gehen  konnte'^  12  17;   a  hy  hylo  mrmnQrovij  ie 
by  jiste  toho  jednoho  kominti  nefmioho  pode  sto  slatych  nmidelal; 
a  sie  ien  jeden  komin  kaupi  la  sest   aneb  m   sedm  zhtych 
„und   wäre   (das  werk)   marmorn,    (so   würde   man   meinen), 
dass   (man,   niemand)   sicherlich  den  einen  kamin  nicht   viel 
anter  hundert  gülden  machen  würde;  und  sonst  kauft  (man) 
den  einen  kamin  um  sechs  oder  um  sieben  gnlden"   12  24 J) 
2,  Was   die   übrigen   slarischen   sprachen    anbelangt,   so 
kommt  als  mit  dem  Cechischen  und  Polnischen  so  nahe  ver- 
wandt zunächst  das  Lausitziscb- Serbische  in  betrachte 
Ich   habe   mich    diesbezüglich   brieflich   an   den   vorzüglichen 
kenner   seiner   muttersprache ,   prot   Ernst  Mucke  gewendet. 
In  seinem  liebenswürdigen  brief  vom  29*  dezember  1905  stellt 
er   die   existenz   von   ^man" -Sätzen    mit    der    3,   ps-   sg,   im 
Laus.-Serb*  direkt  in  abrede*    Zwar  nicht  mit  vollem   rechte, 
wie  wir  gleich  sehen  werden,  aber  natürlich   dürfen  wir  auf 
sein   wort  hin  getrost  annehmen,   dass   dgL  sätze  im  Laus.- 
Serb*   nicht  sehr  gebräuchlich  sind.     Nach  Mucke  gebraucht 
man  da  in  der  regel  sätze  mit  der  2.  ps*   sg«;  als  beispiele 
führt    er   mir    an:    dyHi   sy  naüeil  pjef^   hiia  be  won  preä 
^bevor  du  (bis)  fBnf  gezählt  hast^  schon   war  er  fort"  (vgl 
8.  143);  t^ita^  jako  kdyi  ^  bidem  morskas  „er  liest,   wie  wenn 
du  mit  der  peitsche  knallst**  (so  geläufig),  oder  Hta^  jako  by 
it6   z  bu'^em  tnorskal   ^er   liest,    wie   wenn  jemand   mit   der 
peitsche  knallen  würde**   (vgl*  s*  143);   hdie^  ho  postajiif  tarn 
jeko  nandies  „wo  du  ihn  hinstellst,  dort  findest  du  ihn**   (vgh 
fi,  146);  to  döstanjes  wmd^ey  naßepse  pak  iv  Prazy   ^^das  be- 
kommst du  überall,   am   besten   aber  in   Prag"    (vgl*   ebd.). 
Sprichwörter:  Uoi  syj^^  to  znejes  „was  du  säst,   das  erntest 
du**;   tvyH  sieji^,  djüe  widiis   „(je)  höher  dn  stehst,   (desto) 
weiter  siehst  dn*",  dagegen  wyi^  stcjL  dale  undii  ,,(je)  höher 
^r   (d,  h,  eine  bestimmte  person)  steht,   (desto)   weiter  sieht 
er.**     Ein  dim  vy^  stojif  tim  dal  vidi  ist  meines  Wissens  als 
Sprichwort    in    Böhmen    nicht    gebräuchlich,    aber    den    satz 
wflrde  (soweit  der  kontext  nicht  dagegen  wäre),   der  Böhme 


>)  Man  woUe  mir  in  den  Übersetzungen  hie  und  da  eimge  hilrlen  nach- 
sehen ^  die  darüi  ihren  i^nind  haben,  d^e  ich  nach  tunüchkeit  wC^rtlich  zu 
flbersetKtn  bestrebt  bin. 


ohne  weiteres  als  ge  höher  man  steht  ^   desto  weiter  sieht 
mau"  verstehen  (vgl  s.  172)* 

Aber  ganz  unerhört   sind  auch    „msu'^-sätJEe   mit  der  3> 
ps,  sg.  im  Lausitzisch-Serb,  nicht.    Im  Casopis  Macicy  Serbs- 

keje  104  5  ff,  und  lOB  1  ff;  veröffentlicht  Jan  Radyserb-Wjela 
laus*-serb.  volkstümliche  vergleiche,  wovon  einige  ^nian'^-sttze 
unten  §  10  angeflihrt  sind.   Sonst  vergleiche  man  z,  b.:  hrltej^io 
mohl  fia  njejdo  ßrjeidian  rajtowac  ^ein  rasiermesser,  dass  (raati) 
darauf  nach  Dresden  reiten  konnte"    108  9;  kuriawa,  ao  hif 
sö  we  swöjim  dworje  zahludäil  „ein  nebel,  dass  (man)  in  seinem 
(eigenen)  hofe  sich  verirren  möchte**   11   (aber  ebd.  kurjawa 
hmfüj    Bo    ruki  pred   noscm    fije   m6ie$   widiel    ^ein   dichter 
nebeli   dass  du  die  hand   vor  der  nase  nicht  sehen   kaimst'- 
u.  dgl);  wjedfQf  £0  fijechal  pm  do  njeha  wuhnaö   ^ein  wetter, 
dass  (man)  keine  lust  hatte  einen  huud  in  dasselbe  hinaus- 
zujagen''   12,     Nebst   Sätzen j   in    welchen   statt   der   offenbar 
älteren  3,  ps.  die  2,  ps.  sg,  steht,  findet  man  auch  solche, 
wo  ebenso  unursprünglicherBeise,  durch  uachahmung  des  §  15  ff. 
geschilderten  Sprachgebrauches,  die  3.  ps.  plur.   steht:  z.  k 
Sisinüf  so  moldi  tmitroha  pukotad  slyse^  „eine  stille,  dass  (sie) 
das  herx  schlagen  hören  konnten'*,  zo  m6hü  lisSou/e  dychaiije 
^8^  „dass  (sie)  den  atem  des  laubes  hören  korniten",  nm, 
so  möhli  möiyht  pojmyc   „ein  dunkel,  dass  (sie)   die  haete 
(daran)  haben  aufhängen  können^   10;  mhla,  zo  mohü  ja  i 
nöiemi  krac  „ein  nebel,   dass  (sie)  ihn  mit  messeru  schneiden 
konnten  11  (6ech.  ie  ji  mohl  kräjet  „dass  (man)  sie  schneide 
konnte;  vgL  skt.  südbhedyani  tamah  ^eine  finstemiss  rait  der 
nadel  zu  stechen").    Auch   die  2.  plur,   findet  man  da,  %  b. 
cüinaf  zo  byMe  slyieli  pjerko  na  semjti  padnyc,  oder  nmchu 
le6e{\  oder  trawiöki  rose  „eine  stille,  dass  (ihr)  kanntet  eine 
feder  auf  die  erde  fallen  hören  ^,   oder  „eine  fliege  Siegen "^i 
oder  „die  gräslein  wachsen/   - 

3.  Sonst  dürften  „man^-sätze  dieser  art  in  den  slavischefl 
sprachen  schwerlich  vorkommen.  Im  Russischen  z.  h.  ist 
für  die  3,  ps.  sg.  in  den  ^man"*- Sätzen  die  2-  sg,  eingetreten.*) 
D.  N.  OvsjanikO'KuMkovskij  (Sintaksis  russkago  jazjka,  St. 
Petersburg  s.  a.,  s.  188  ff)  bezeichnet  die  peraonaütät  unserer 

^)  Altrose.  moMa  „poteet,  (man)  kanii^  (»>  ^es  ist  möglicb^)  ^^ 
SoboleTikJj  ^UT,  Min.  S49  162  an.  Auch  sonst  yiiid  Terba^  die  „köniHm*  ^^ 
ähnlicheB  bedeaten^  in  ^män'^-eÄtxe»  btairk  vertreten. 


Di©  „man^'-site, 


481 


T^man^- Sätze  als  die  4.  person  (oder  als  Beopredelennoje  lico 
„nnbestimmte  person'';  die  Personalität  der  ^impersoneUen'* 
„es" 'Sätze  nemit  er  die  5*  persoo^  oder  mnimoje  lico  „imagi- 
näre persoa^);  er  führt  als  russische  ausdrucksformen  dafür 
Sätze  mit  3*  ps.  pL  an  (TgL  dazu  §  17),  ußd  solche  mit  2.  ps. 
sg.,  die  wohl  einem  jeden  des  Russischen  kundigen  ganz  ge- 
läufig sind;  z,  b,  tise  edes*  —  daVse  biides'  „langsam  föhrst 
(du)  —  weiter  gelangst  (du)*',  po  odeike  protjagivaj  noiki 
„nach  dem  kleidchen  (wie  das  kleid  reicht)  strecke  die 
fBsschen",  ua  v&ech  ne  ugodis'  „allen  tust  (du's)  nicht  recht'' 
usw.  (L  L  190).  Die  2.  ps.  sg.  findet  man  auch  in  sonstigen 
slav,  sprachen,  vgl.  Jagic,  Beiträge  zur  slav*  Syntax  I  (Denk- 
schriften d.  Äkad.  Wien,  phil.-hisL  Kl*  46)  s.  23  f- ;  so  z.  k 
auch  im  Cechi sehen  {kdyi  po  nem  jedes^  tehdy  se  vehni  prdsi 
„wenn  [du]  darauf  [auf  dem  sande]  filhrst,  da  wird  es  sehr 
staubig"  Kabätnik  21  35;  iädny  hos  nechod'  po  mpadn  dunce^ 
n^h  hned  iimnici  fnäs.  take  neleäis-li  pod  strechati,  tehdy  rüsa 
pfiprchne-U  na  U^  jakohy  te  harkym  vareni  skropil  pak-U 
kiWy  pod  strechauj  tehdy  stetiice  a  vsi  velike^  jimi  oni  Hekaji 
vii  faraofiovyj  tak  te  opatrief  ie  pryskajH  na  tobe  naskof'ie 
„niemand  gehe  nach  dem  Sonnenuntergang  barfuss  herum, 
denn  gleich  hast  [du]  das  fieber,  auch,  wenn  [du]  nicht  unter 
dem  dach  liegst,  so,  falls  der  tan  auf  dich  fallt,  [ist  es]  als 
wenn  [man]  dich  mit  siedendem  wasser  beträufeln  würde,  und 
liegst  [du]  unter  dem  dach,  so  richten  dich  wanzen  und  grosse 
lause,  die  sie  [=  man  dort]  pharaonsläuse  nennen,  dermassen 
her,  dass  blasen  auf  dir  aufspringen*^  Lobkovic  49  5),  oder 
im  Slovak,  (more  nevypije^^  Boha  nepreynoles  „das  meer 
trinkst  [du]  nicht  ans,  gott  aberwältigst  [du]  nicht**  Zäturecky 
I  21,  modli  süf  mmodli  sa^  e  präsdnej  miay  nenajies  sa  „bete 
[oder]  bete  nichts  aus  einer  leeren  Schüssel  isst  [du]  dich 
nicht  satt"  II  81).  Die  2.  sg*  findet  man  sehr  oft  auch  im 
Litauischen  und  Lettischen,  besonders  wiederum  im 
Sprichwort  (palmgvai  jodams  toUaiift  nujod  „langsam  reitend 
reitest  [du]  weiter  hin"  Schleicher  81;  jü  [dautfiaris]  kät§ 
glSstai  jU  ßabiatlsj  ß  iidegq  kvlia  jje  mehr  [du]  die  katze 
Btreichelst^  desto  höher  hebt  sie  den  schwänz"  Kurschat 
§  1614;  lett.  tas  ttk  ir  puika^  kadu  vari  pameklet  oder  kädu  pa 
dmtem  v^nu  neatradm  „das  ist  doch  em  junge,  wie  [du] 
einen  solchen   suchen  kannst^   oder  „wie  [duj  einen^glchg^ 


Josef 


unter  hundert  keinen  einzigen  findest"  Rigaer  Rakstu  Kräjams 
VI  17);  wie  ja  bekannt,  auch  %.  b,  im  Giiech,  {q^airjg  m 
5axo^<J^'  ri  ttv^  iptfifvat  ä(pQom  t  avjm^;  F  219;  ot/rf^  aw 
ftßiüBidg  noti  to  di^og  [desjenigen,  den  eine  gewiss©  schlänge 
gebissen],  ov6^  ijv  top  Nttkoy  avtf)v  i^  roi»  ''intoov    SXo¥    ixmtip 

r$Q  ikaiif}  TtvQ  xaT(xijߣv¥voi  Lukian,  De  dipsad.  4)  und  im 
Latein  (jjostea  ubi  occipiet  fervere,  patdisper  ßrassicae  mani- 
piäumj  demittitö  ad  modum  dum  qtiinqtie  mimereSf  eximüü 
Cato  De  agri  cult.  156  2,  wo  der  Böhme  die  2.  oder  3.  sg. 
setzen  würde:  e&  hys  [hy]  fmpo^tal  pet\  vgl  8.  143)* 

4*  Die  2,  sg,  in  „man" -Sätzen  ist,  wie  man  sieht,  ziemlich 
weit  verbreitet,   was  jedoch  schwerlich  als  beweis  dafür  an- 
zusehen ist^  diese  gebrauchsweise  sei  von  haus   aus   in  Am 
indoeuropäischen    sprachen   so    obligat   gewesen,    wie   sie  ea 
beispielsweL^e   im  Bussischen    ist.     Die  „man'^-aätze   drucken 
Vorstellungen  aus,   die  von  jedermann   geltung  haben:   and 
von  der  angeredeten  person ;  es  ist  natürlich,  dass  die  spräche, 
als  sie  angefangen  hat,  die  formell  subjektlose  form  der  3.  ps, 
zu   vermeiden,    auch    die   2*  ps.  als  ersatz   dafür   anwenden 
konnte.    Es  können  dabei  imperativ-sätze  allgemeiner  geltUB^ 
mit  im  spiele  gewesen  sein;  insbesondere  im  Slavischen,  wo 
die  2.  3.  imperativi  überhaupt,  im  Latein,  wo  -tö  in  der  2*  3*  $^. 
gleichlautend   ist.     Liest  man  z.  b.  im  Ältöech.  ktoi  chct  t? 
domu  sküdy  ebyti,  nedaj  jisJcre  uhlem  hyti   „wer   des  Schadens 
im  hause  los  sein  will,  lasse  nicht  den  funken  zur  (glimmendeE) 
kohle  werden"  Dalimil  8  37,  so  versteht  man  sehr  wohl,  d»ss 
dafür    mit    der    zeit   auch    ktoi   chces    usw.    gesagt    werden 
konnte.     In  lat.  Vorschriften   mit   4ö-imperativen  weiss  man 
ja    sehi*   oft   ohnehin    nicht,    ob    man    sie    mit    der   2.  oder 
mit   der   3.  person   übersetzen   soll;   dieselbe   nnbestimmtheit 
hatten  dgh  sätze,  wie  man  ans  vielen  stellen  bei  Cato  e^ 
sehen  kann,  auch  für  die  Römer  selbst.    Aber  immerhin  bleibt 
die   2.  sg.  in   „man^-sätzen   zunächst  als   ausdrack   der  un- 
bestimmten   person,    ich    möchte    sagen   einer   imaginären  2. 
pei^son  in  geltung;  tpalrjg  «  in   der  angeführten  stelle  f^^^^ 
sagt  Antenor  zur  Helene,  woraus  jedoch  durchaus  nicht  folgt, 
daiS  eine  spräche,  die  hier  das  genus  unterscheiden  rausSt  ^ 
der  Übersetzung  durchaus  die  femininform  setzen  müsste  {z-  b. 
fiech.  rekl  hys  oder  fekhi  bys). 


Die  „msn'-gSbe. 


483 


L 


Auch  die  L  pi.  pL  kommt  in  „man^-sätzen  yor*  So  z*  b, 
im  Latein  {tiitimur  in  vetitum  semper  mipimusque  fiegata), 
selten  im  Litanisehen  (Knrschat,  §  1319);  ein  ai.  ßkvmja 
mdaii,  näsikäbhyam  gandkäfi  jighrati  ^mit  der  züngle  redet 
(man.  der  mensch),  mit  der  nase  riecht  (man)  gerüche" 
würde  der  Böhme  am  ehesten  durch  einen  satz  mit  L  ps.  pl. 
wiedergehen  (oder  allenfalls  mittels  dovek  **der  mensch"). 
Aber  auch  diese  Sprechweise  scheint  nicht  ursprilnglich  zu 
sein;  so  weiss  ich  z*  b,  keinen  ai,  beleg  davon  anzuführen. 

Auch  im  Kusaischen  wird  die  2;  sg.  au  stelle   der  3,  sg. 

in   „man "-Sätzen   erst  nachträglich   getreten    sein,    wie    dies 

offenbar    im  Lausitzisch -Serbischen    und    im  WestSechischen, 

wie  es  scheint,  allmählich  vor  unseren  äugen  geschieht.   Wenn 

man  z.  b.  bei  GogoF,  im  Rerizor  2  8  den  satz  liest:  a  ved! 

iaköj  nevzra&nyjf  nuetikij^  kaäetsja,  nogtem  hy  pridavü  jega 

„and  wie  unansehnlich,  klein  (er)  doch  (ist),  (es)  scheint,  ndt 

deni  fingernagel  würde  (man)  ihn  erdrücken",  so  ist  dies  nur 

scheinbar  ein  echter  ^/man'^-satz  der  alten  art;  es  ist  dies  ein 

geflihlssatz,   und   in  gefiihlssätzen   setzt  der  Russe  gerne  die 

3.  pa.  anstatt  der  1.  oder  2.,  z*  b*  ebd.   kazennago  ialovaüja 

ne    chvatajet    dale  7ia   ^aj  i  sachar    ^an    staatlichem    gehalt 

kriegt  einer  (d,  h.  „ich**)  nicht  einmal  (soviel  als  zum)  thee 

und   zuck  er   (hinreicht)",  jek^e   da^e   i  spasibo  polu^al  „noch 

dazu  hat  einer  (ich)  belobung  erhalten^  1  3,  a,  opjaf  valjalsja 

na  krovati  „ei,  wiederum  hat  sich  einer  (du)  auf  dem  bett 

herumgewälzt**  2  2, 

5.  Im  Litauischen  und  Lettischen  hat  man  mit 
dem  umstand  zu  tun,  dass  die  3.  sg.  und  3.  pl.  durch  dieselbe 
form  ausgedrückt  werden.  Man  findet  daher  dieselbe  form 
iE  Sätzen,  die  im  Ai.  (und  wohl  auch  im  Ursl.)  die  3.  sg., 
und  in  solchen^  welche  die  3.  pl  (s*  §  15  ff.)  aufweisen. 
Pedersen  hat  das  baltische  material  bei  seite  gelassen  (s.  171); 
der  Vollständigkeit  halber  mag  einiges  hier  angeführt  werden. 
Sätze,  die  im  AI  und  z.  b.  im  Cech,  das  verbum  in  der 
3.  8g.  bieten  wtoden,  sind  im  Lit.  und  Lett  mit  der  dem 
numerus  nach  indifferenten  3.  ps.  sehr  zahlreich.  So  z.  b. 
lit,  glriö  Uikms  iszmokinf  o  zmogaüa  neis^mokin  „im  walde 
hhven  lehrt  (man),  aber  einen  menschen  lehrt  (man)  nicht" 
Schleicher,  Leseb.  81,   v§m  kaHs  netnelU  „ein  (einziges)   mal 


lügt  (man)  nicht"  83,  turnet  jau  mok  vandeni  branginiif  kad 
szidini   isediiusia   „dann  weiss  (man)   sclion   das  wassef  m 
sehätzen,  wenn  die  hninnen  austrocknen"  101,   kadä  papUdy» 
kiaurq  iäkq  „wann  füllt  man  einen  löcherigen  saek?"^   104; 
lett.  ßi   Imm  per,  jU  Mrns   räud   ,,je   mehr  (man)   das   Idnd 
prügelt,  desto  mehr  weint  das  kind"  Eigaer  Kaksta  Kräjams 
VI    2    (s,    171  f*),   neti^kap   debem  bet   trepem   j^mcM  steigt 
(man)  zum  hlmmel  ohne  treppen"  4,  Jcad  divu  lüffs^  tad  di^gan 
büß  „wenn  (man)  gott  bitten   wird,  so   wird  genug   sein"  5, 
atri  ezdams   dizrijas    „hastig  essend    verschluckt  (man)  sich 
(bekommt  man  etwas  in  die  luftröhre)"  6,  gUdit  var  atri  läupU, 
bei  atdUt  vis  nevar  „die  ehre  kann  (man)  schnell  rauben,  aber 
zurückgeben    kann    (man   sie)    nicht"    7,    M    klM^^    td  skan 
„wie  (man)  schreit,  so  klingt  es"  9,  kad  fueli  suiur,   hbi  et 
„wenn  (man)   die   znnge  hält,   geht  es   gut",   nU  fem  miÜ^ 
nevar  ptitrti    izrarit    „von    diesem    mahl   kann   (man)   keine 
grütze  kochen**  13  usw*,   tümsä  vairs  nevareja  nUred^et^  kur 
abi  paliküf   kur   tiu   „in   der   duiikelheit  konnte    (man)    mcht 
mehr  sehen,  wo  die  beiden  blieben,   wo  nicht '^  Lerch,  Täutas 
pasakas  V  196,  ku  mr  ^bmt  „was  kann  (man)  wissen?*^  211, 
ja  isdferttt  rid£  ireBam  k*imenemj  tcd  zvilst  gat  £emi  apreiü» 
„wenn  (man)  bis  zur  dritten  zarge  austrinken  würde,  so  sinkt 
(man)  auf  die  erde  ohnmächtig^  216» 

6.  Was  das  AUindische  anbelangt,  so  kommen  „man"- 
Sätze  vorzugsweise  in  der  vedischen  prosa,  die  upani^ads  mit 
einbegriffen,  vor*  Im  mantra  findet  man  sie  wohl  auch,  je- 
doch ganz  vereinzelt;  übrigens  habe  ich  gerade  die  mantra» 
literatur  zu  diesem  zwecke  sehr  mangelhaft  exzerpiert,  ond 
es  werden  sich  mit  der  zeit  sicherlich  mehr  belege  finden.'} 
Dem  poetischen  Charakter  des  Eigveda  usw,  entsprach  offen* 
bar  ein  satz  mit  mdrti€L},i  ^der  sterbliche"  oder  dgl.  (z.  b* 
RV.  I  40  2,  83  1;  in  11  7)  besser  denn  ein  in  bezug  aof 
das  Subjekt  verschwommener  ^raan"-satz:  man  sagte  sogar 
lieber  yalp  .  *  *  märtiaJ}.  „welcher  sterbliche'^,  z,  b.  I  36  4, 16; 
VI  2  5,  14  1,  6U  11,  oder  tjä}^  .  .  .  mäm4s^]^  X  78  7  „weleher 
mensch",   sä   märtiulj.    „dieser   sterbliche"  I  41    6,  7,   150  3, 

^)  Um  ftuch  <lem  des  Ai.  minder  kmidigen  im&T  die  bekpiele  ver' 
Btändiicber  zu  mwch^n,  lusen  wir  die  ündeiitLiehereti  SandhikontmJrdonen  *^ 
Dnd  bezeichnen  die  betreffenden  wortfugen  mit  u-  l*ie  Tediscben  metrischen 
belege  Bind  in  der  darch  Uas  metrom  Terlängten  form  gegebfn. 


Die  .roan'-aStzo. 


485 


i 


53  15  a.  5,,  wo  die  schlichte  prosa  mit  ihrem  ydh  T,wer",  sa 
pder^  auskommt.  Aber  dennoch  liest  man  z*  b.  agmna  rayim 
asitavat  p6§am  Pvä  divS-divB  i  ya^amm  vtravattamam  „dnrch 
Agni  erreicht  (man)  reichtum,  fllrwahr  gedeihen  tag  für  tag, 
ruhmreiches,  männerreichstes"  I  1  3;  X  117  4,  7  liest  man 
nä  sä  sdkhäf  yS  nä  dädüti  säkhy^  mcabhüv^  säcamanäya 
pitvdfy  j  äpa^asmat  pf*eyä%  nä  täd  oko  asti,  ppiäntam  anyäm 
äranam  cid  icchet  ^das  ist  kein  freund,  wer  dem  anhäng- 
lichen^ bei  ihm  weilenden  freunde  von  der  nahrung  nicht 
gibt,  weg  von  ihm  gehe  (man),  du-s  Ist  kein  lieber  aufenthalt, 
einen  andern,  sättigenden,  wenn  auch  fremden,  suche  (man)", 
yänn  ädhvanam  dpa  v^nkt^  carlträili  „gehend  (wenn  man 
geht)  legt  man  den  weg  mit  den  füssen  zurück";  X  146  4 
vasann  aratjyanyäni  säyäm  . . .  manyafe  ^abends  bei  der  Ara||- 
yäni  weilend  .  ,  .  meint  (man)" ;  man  kann  sich  jedoch  nicht 
darüber  täuschen,  dass  X  117  oder  146  kein  süktam  ist, 
welches  eine  mustergiltige  mautrasprache  bieten  würde.  Es 
sei  bemerkt,  dass  dies  alles  ist,  was  ich  mir  aus  einem  sehr 
beträchtlichen  teile  des  ET*  notiert  habe:  etwas  mag  ich 
tibersehen  haben,  aber  immerhin  bleibt  es  sicher,  dass  dieser 
art  ^  man  "-Sätze  im  eigentlichen  mantra  sehr  selten  sind. 

Im  brähmapa  dagegen  sind  ,,man"*sätze  wie  gesagt  ganz 
geläufig.  Einige  belege  hat  Delbrück,  Ai.  Syntax  221  f.,  wie 
fiä^iva  vacS  sräd  dadkäti  „der  (blossen)  rede  glaubt  (man) 
gleichsam  nicht",  täsmad  dpi  svdyä  jüyäya  tird  iva^^evä 
cimrmti  „deshalb  sucht  (mau  es)  selbst  mit  seiner  eigenen 
ftuu  doch  möglichst  im  verborgenen  ^u  tun".  Sonst  vergleiche 
man  z*  b, :  yad  vä  adhi'tam,  Sanhmä  fad  dadhära  „was  nicht 
fest  (ist),  das  hält  (man,  laukikah  pm^imh  nach  dem  kom- 
men tar)  mittels  eines  pflocks  fest"  Täuijya-  Mbr  XI  5  10—12; 
yad  vä  adhiimn,  abhUtmä  (mittels  eines  riemens)  tad  dädhära 
Xn  9  16;  vücä  paMn  dädkara  ^mittels  der  stimme  (rede) 
beherrscht  (man)  das  vieh"  X  3  IB;  sarvam  pasiibhir  vindatP 
„alles  gewinnt  (man)  durch  das  vieh  XIII  1  3;  t/A  Bväm 
vidvän  agnihöträm  juhoti,  yAvad  af^ni^tomeyta  upa-JIpnStij  tävad 
upupmü  „wer  so  wissend  das  Ägnihötra  opfert^  wieviel  (man) 
durch  den  Agni^to^iEt  erreicht,  soviel  en^eicht  er"  Täitt,  s,  1  6 
9  1;  twthmi  hy  Mrntatarmn  vddüti  „denn  stehend  spricht 
(man)  weiter  hörbar"  II  5  11  1 ;  yäd  dhi  mänasa  dhyäyati, 
täd  väcä  vadati  „denn  was  (mau)  mittels  das  denkvarmdgens 


48e 


'Znbaiy, 


denkt,   das   spricht   (man)    mittels   der   spräche"   5;  yad  eva 
wlyayä  karötif  .  -  ,  tad  c-va  vlryavatfaram  bhavati    „was  mm 
(mit)  kenotnis  tut,   das  eben   wird  wirksamer  sein"^    Chänd. 
np.  I  2  2;  tasmäi  ima  (msikyma  präT^Bkia)  ubhayam  jighratij 
mirahhi  ca  durffandhi  ca   j^deshalb   riecht   (man)   durch   diesen 
(den  nasenpraj:La)  beides,  wohJriecbeades  and  übeh"iechendeÄ^ 
12  3  (ähnlich  4,  5) ;  yad  vüi  prcu^af^üi,  sa  prmtö,  yad  apa^mii, 
Bö  ^pünöj  'tha  yaii  präitöpänayoJi  samdhUff  sa  vyünöf  yö  vyäwä^ 
8ä   väk:    tasmäd    apränann    anapüjian    väcam    abhmyäharati 
^wenn   (man)   ausatmet,    (ist)   dies   der   prä^a,   wenn   (man) 
einatmet,  (ist)  dies  der  apäna,  und  was  die  Terbindung  voii 
präiiia  nnd  apana,  dies  (ist)  vyäna,  was  der  vyäna,   dies  (ist) 
die  rede :  daher  bringt  (man)  nicht  ausatmend  nicht  einatmend 
die  rede  hervor"   ISS;   katarah  sa  ütmü?   yma   vä   rapm 
pa§^yat%  yma  vä  iahdam   &pßtit  yBnu  vä  yandhän   aßgkraiit 
yena  m  väcym}i  uyäkarötij  yma  va  svädu  ca^asvädn  m   mjä- 
näti?  „was  ist  dieser  Ätma  (seele)?  (ob  das)  womit   (man) 
das  sichtbare  sieht,  oder  womit  (man)  den  schall  hört,   oder 
womit  (man)  gerüche  riecht,  oder  womit  (man)  das  gesprochene 
bildet,  oder  womit  (man)   das  angenehme  und   unangeuehioe  j 
unterscheidet  ?**    Mi.  är.  II  6  1  2,  3 ;  yad  dhi  kim-cu^nnjaMti,  ■ 
am   ity   ^va  iadü^äha  „denn  in  was  immer  (man)  einwilligt, 
da    sagt    (man)    Ja"    €hand.    up.    I    1    8.     Selten    in    nach- 
vedischer    zeit,    z,    b,     chayUyäm    apsu    vayäu    ea    mkliäm 
u^nB  ^dhi  gaccJiati,  I  agndu  vüsasi  sfirye  ca  mikhafit  Site  'ihi 
gficchati;  //  ktMe  sparS^  rase  rup^  yatidliB  ca  ratnat^  man&k^  l 
te^i  bhöyem  sarv^i^  na  bhltö  labhate  sttkliam   „im  schattes, 
im  Wasser  und  wind   eiTeicht   (man)   behagen   in   der  hilze 
(wenn  es  heiss  ist)j   am   feuer,   im  kleid  und  an  der  aomie 
eireicht  (man)  behagen  in  der  kälte;  am  schall,   an  der  be- 
rührungj   am   geschmack    und   am   gernch  erfreut  sich  da* 
gemüt:    au   allen   diesen    genüssen    erfahrt   (man)    erschreckt 
(wenn    man    erschreckt  ist)    kein    behagen"    Mahäbhar.  XÜ 
72  221;  na  hy  anasüyan  kutsayat%  na  ca^apy  ahtpUö  hhart- 
myate  „denn  sich  nicht  ärgernd  (wenn  man  sich  nicht  äi^ert) 
schmäht  (man)  nicht,  und  nicht  erzürnt  schimpft  (man)  uicht" 
Mahäbhä^.  zu  Pä^iini  VIII 1  8 ;  aus  dem  Pancatantra  fuhrt  Spayen 
Grdr*  d.  ind,  PhiloL  I  6  §  246  den  satz  an  käraiian  mitratm 
yati^  karanad  yaii  ^atrutäm  „aus  (irgend  einer)  Ursache  ge- 
laugt (man)  zur  freundschaft,  aus  Ursache  gelangt  man  2ur 


Die  -man'-satie. 


487 


feindschaft**  (Ind.  Spr.'  1666).  Als  beispiel  eines  lok.  des 
Interesses  fahren  die  graminatiker  zu  Pä^iiii  II  3  30  diese 
Strophe  an:  carmaiä  dvlpinam  huntiy  dantai/or  hanti  ku^jaramyt 
k^Se^i  camariTfi  hantig  slmni  pt^skalakö  hat(ü,i  ^des  feiles 
wegen  tötet  (man)  den  panther,  der  zahne  wegen  tötet  (man) 
den  elefanten,  des  Schwanzes  wegen  tötet  man  die  camara- 
knh^  des  hodensacks  wegen  ist  das  bisamtier  getötet  worden**, 
wo  man  vielleicht  nach  §  19  eher  die  3.  plnr*  erwarten 
würde ;  ebenso  yad  adhite,  yad  dadati^  yaj  juhöti^  yad  areat%  / 
räjä  catiirtkahhük  tasya,  was  (man  in  seinem  lande)  rezitiert, 
was  (man)  schenkt,  was  (man)  opfert,  was  man  singt,  daran 
(ist)  der  könig  mit  einem  viertel  teühaber**  Mahäbhäi-.  XU 
75  7  (Nilakaptha  ergänzt  brahmanädUß  „ein  brahmane  nsw/)* 

Eine  art  „man^'-satz  hält  sich  in  der  ganzen  dauer  der 
Sanskrit-üteratur  fest:  es  ist  dies  die  3.  sg,  des  optativs  in 
allgemein  giltigen  Vorschriften  und  verboten,  die  man  dem 
Charakter  dieser  Uteratur  gemäss  durch  tausende  von  bei- 
spielen  exemplifizieren  könnte*  Ein  beispiel  aus  RV  X  117 
haben  wir  oben  angefiUirt;  vgl  z.  b*  noch:  na  pratyaM 
affnim  ä  cänwt^  na  ni  ^^fJüvH  y,(mit  gesicht)  zum  feuer  ge- 
wendet spüle  (man)  nicht  den  round  aus,  noch  spucke  (man)" 
Chänd.  up.  14  3,  varm^itam  na  nind^t  „den  regnenden 
schimpfe  (man)  nicht *^  (d.  i.  „man  schimpfe  nicht,  wenn  es 
regnet«)  II  15  2. 

7.  Im  Griechischen  sind  reine  „man**'Sätze  verhältnis- 
mässig selten;  in  der  regel  mrd  bereits  das  subjekt,  zunächst 
durch  TtQ,  zum  ausdruck  gebracht;  man  vgl.  z.  b.  jonanv  rig 
T^  intXfv<j<j{$^  onnv  jini  Xaav  f^öiy  „Und  soweit  sioht  man, 
als  (man)  einen  stein  wirft^  T  12,  wo  der  zweite  satz  ganz 
dorch  ein  Ö.  cö  kamenem  dohodi  (3.  143)  wiederzugeben  wäre; 
oder  Soxit  a&i  dixatop  tirat  n$^i  wv  rtg  ftf^  QtSe  Xiyuv  t^z 
nioTU :  Plat  PoL  VI  506  C;  £vd-u  mokXijv  ftiv  tTaxp^oavytjv 
uajafiti&u    av    rig,    aiir^goi*    6^    ovSiv    ovt'    Movuat     ovt*    liitv 

iati  Xen,  Kyr,  I  9  3,  Vgl,  Pederseu  17L  Hierbei  ist  zu 
bemerken,  dass  sätze  wie  rmv  ya^  ftityuXmv  ^v^ov  ui\  ovx  Sv 
üfiaQToi  Soph.  Äi.  154  zuweilen  unrichtigerweise  so  gedeutet 
werden  j  dass  das  subjekt  dnreh  das  partizip  wiedergegeben 
werde:  das  partizip  ist  in  dgh  Sätzen  wie  sonst  bloss  ein 
prädikatives  attribativ  20  dem  diesmal  nicht  ausgedrückten 
Subjekt  und  z.  b.  der  obige  satz  zu  übersetzen  ^^wenn  man 


488 


Jostf  Zuhskl^, 


nach  grossen  seelen  schiesst,  fehlt  man  nicht  leit^ht."  Solche 
Partizipien  sind  in  analogen  Sätzen  im  Altindischen  und 
Litauischen  ganz  geläulig  (man  vgL  unsere  belege  §§  5,  6); 
im  Altinrtischen  stehen  so  ziemlich  oft  auch  prädikative  ad 
jektiva,  z.  b*  täsmad  ekäki  bibhHi  ^propterea  solas  timet*, 
d,  h.  „deshalb  fürchtet  man  (der  mensch),  wenn  man  alleii| 
ist%  nicht  „deshalb  fürchtet  der  alleinige'*  Sat.  br,  XIV  4  2  3J 
Dass  ein  ,,man"  als  Subjekt  eines  infinitivs  fehlt,  ist  im  Gr 
ganz  geläufig  (j^ak^nov  ovna  n  not^aat  tSarf  firjßtv  u^tagtm 
Xen.  Apomn.  II  8  5);  und  die  formelle  subjektlosigkeit  kann 
sich  in  diesem  falle  auch  in  einem  anschliessenden  satze  mit 
einem  verbum  finitura  wiederholen,  wie  z.  b.  t>vx  iurtv  Qpdm; 
^fitQ^m^  im*  fiij  q)^Qvi,uüg  t?  PlaL  Menon  97  A  (Krüger 
§  61  4  5). 

8,  Im  Latein  gehören  hierher  zunächst  die -fo-imperati?e 
in  allgemeinen  Vorschriften,   wobei  jedoch  zu  beachten,  dass 
das  Subjekt  in  dgl.  satten  gar  vielfach  ein  bestimmteres  ist. 
als    in    den    bisher   besprochenen    ^ man** -Sätzen,    indem   im 
sprechenden    eine    bestimmte   bernfskategorie   oder   dgl  Tor- 
schwebt,   und   dass   feiner  nicht  zu  erkennen  ist,  ob  4a  Ms 
2,  oder  als  3.  ps.  zn  vei-stehen.^)    Sonst  finden  sich  ausserdem 
auch  stellen,   wo  wie  im  Griechischen  an  einen  inflnitiv  ein 
„man'^-satz  ohne  Subjekt  angereiht  wirdj  z.  b,  ueqiie  vero  mihi 
qiiidquam  praestabiUns    videtur^    quam  posse    iicendo   tmrt 
hominum  coetii»^  mmües  allicere,  vohtntate^  impell^e  qtto  vdit^ 
unde  autmn  mlit  deducere  Cic,  De  or.  I  8  30,   oder  wo  soßit 
ein  „man"   aus  dem  Zusammenhang  zu  ergänzen ;    vgl  z.  h. 
Kühner,    Ausf.   Gramm.   II  4  f.     Oder  höchstens   vereimdt« 
stellen  wie   tmum  neBcio^  quo   modo  possit^  si   luxuriosus  sil. 


^)  Bei  Cato  bat  -tö  meist  die  geltting  der  2*  ps«  VgL  oleum  im  Ubmm 
primum  inditOj  inde  in  fütemm  doliam  indito.  de  iis  WirU  ftßce$  üBU^ 
eamque  semper  sabtrahiU}.  t^tm  olmtm  sustuleris  dt  cortinaj  amurtff* 
dernito  m  2,  ähnlich  104  2,  107  L  2.  108  1,  100,  112  X-^B  n.  s.;  dipfen: 
grantam  hiHceam  mc  facito,  »elibram  tritiüi  puri  m  marfuriüm  indfl'. 
lavet  bmic  corticcmque  de t erat  bem  eluatqw!  bette  uäw*  86,  älmliitb 
87i  39.  Es  finden  sich  auch  iteUen,  wo  die  in  besiehaiig  amf  pison 
deatliclieiL  Terbalformen  bald  dio  endung  der  2.,  bald  die  d&r  3.  ps.  *^'' 
weisen.  So;  deinde ^  ubi  (okae)  satk  nmceratae  truntj  e^primüt  d  if^ 
acetum  coiciat  et  oleum  nddaf  ,  .  .  fenietdum  et  lentiscum  seomm 
mndat  in  acetum,  d  una  adnti&cere  t^ohs^  cito  utita  naw.  So  tfl, 
auch  142—143. 


Die  ,mAD"-a&tze. 


489 


itas  atpidhies  hab^e  Cic.  Fin.  II  7  22j  wo  indessen  das 
Subjekt  nicht  „man"  in  seiner  vollen  allgemeinheit ,  sondern 
vielmehr  „einer**  ist,  einer,  auf  den  die  gegebenen  bestim- 
mungen  usw.  zutreffen,  also  ein  doch  nnr  mehr  individuelles 
Subjekt  vorliegt. 

9,  Für  das  Germanische  vergleiche  man  Pederaens 
altnordische  belege  s.  141.  Sonst  bieten  die  germanischen 
sprachen  irgend  ein  substantivisches  man  (örimm  IIT  7  ff., 
lY  220  ff.,  459  ff.).  Schade,  dass  wir  nicht  mehr  vom 
Gotischen  wissen:  vermutlich  hat  dasselbe  ^man"-sätze  ohne 
Subjekt  so  gut  (wenn  nicht  besser)  gekannt  wie  das  Alt- 
nordische^  nnr  dass  Wulfila  keine  gelegenheit  hatte,  sie  zu 
venvenden,  „Das  gemeinwestgermaidsche  pronomen  man  ftigt 
sich  zu  dem  kollektivischen  gebrauch  von  skr,  manu-  md- 
nm-  .  ,  /  meint  Kluge,  Gmndr.  I*  466;  der  umstand,  dass 
das  Gotische  wohl  ein  negatives  ni  maimay  kein  positives  man 
kennt,  lässt  wohl  vielmehr  vermuten,  man  stamme  aus  den 
negativen  Sätzen  her.  So  hat  auch  das  Latein  sein  nemo, 
aber  kein  hömö  henw  in  positiven  sätzen;  der  Veda  sein 
nä-kw  „oÜTif",  aber  der  Grieche  schon  sein  ug.  Eine  direkte 
Entwicklung  aus  negativen  sätzen  liegt  im  ai,  käS  cand  vor, 
welches  ursprünglich  nur  in  negativen  sätzen  (und  zwar 
meist  mit  Wiederholung  der  negation,  m  käS  canä  „keiner, 
niemand^)  stand  nnd  später  auch  in  positiven  sätzen  als 
^irgend  ein^  jemand"  erscheint.  Und  vorausgesetzt,  das  man 
habe  sich  in  positiven  sätzen  direkt  entwickelt,  so  ist  zum 
semasiologiscben  ausgangspunkt  unseres  erachtens  kein  kollek- 
tives „lente",  sondern  ein  generelles  „der  mensch"  zu  wählen. 
Geradeso,  wie  z,  b.  beim  5.  elov^k  „mensch**,  und  zwar  bereits 
m  der  alten  zeit  (Gebauer,  Slovnik  staroöe^k^--  184),  oder  bei 
avest  na  „mann*^  (Barth olomae ,  Ältiran.  Wb,  1051  f),  bei 
aj.  pürii^aJß  „mann,  menach"  *),  im  Rigveda  bei  mdrtiali  „der 
sterbliehe",  bei  frz*  o?i  aus  homo  u*  s,  die  bedeutung  „man" 
sich  entwickelt  hat* 

10.  In  den  polnischen  und  öechischen  belegen  des  „man*^- 
satzes  sind  in  hervorragender  weise  Vergleichssätze  mit  indi- 
kativischem   oder   optativischem   verbnm   vertreten  (Pedersen 

*)  Z.  b.  yina  ka^^va^arthEna  jmru^a^  carPt,  taf^  ha^sva  vadEt  „mit  wekhem 
nre^k  ttuui  gebt  (wdcheii  Kwock  man  he^,  was  tarn  will),  den  ioU  man  auch 
»gen"   Chinii.  op,   V  11  6.    Ygl   dasu  Schmidt  mid  Hertel,   ZM6.  m  267. 

Z«itaDhrf/t  far  rergl.  apr»o)if.  K.  F.  XX  4.  32 


L 


490 


Joief  Znbaty, 


s.  142  ff) :   Sätze  wie  poln,  jak  uciql  —  jakhp  iwiql^  l 
kdyi   tdne  —  jak  hj  ufal  „wie   weno    (man  es)   abgehau€ü 
h&ttß"  (von  einem  plötzlichen  anfhöreu  irgend  einer   erscbei- 
nung  gebraucht).    Auch  im  Lansitziseh-Serbtscben  findet  man 
derartige  ^irreale''  Vergleichssätze:  z,  b»  Snm^  jako  by  kolmoiu 
kidai  ^eine  finsternis,  wie  wenn  (man)  Wagenschmiere  herum- 
werfen würde  "*   Cas.  Mad  Serb.  108  10;  paöerje  bjee;   myslmi; 
spetmcf    früi   hy  kroch   na    deskii.  sypal    „gebete   gedankenloa 
herleiern,    wie   wenn   (man)    erbsen    anf   ein    brett    schütten 
würde''  11  und  dgL  mehr.    Daneben  erscheint  (wie  auch  im 
Cech.   gern),   für   die   3.  ps.   sg.  die  2.  sg*,  vgk  §  2,     Der 
plural  in  cisinay  jako  hychu  celo  tue  domje  meli  ebd.   12  findet 
in  §  16  seine  erklärung.     Merkwüidigerweise  lässt  sich  dieser 
Sprachgebrauch  auch  in  andern  sprachen  feststellen   und  ich 
halte  es  fnr  durchaus  möglich,  dass  derselbe  in  irgend  einer 
weise  aus  der  grundsprache  her  stammtj  wobei  nähere  ver- 
mutungen   selbstverständlich   von   dem   bilde    abhängig    sind» 
welches  die  Wissenschaft  in  der  Zukunft  einmal  von   der  ent- 
Wickelung  des  nebensatzes  entworfen  haben  wird.  Merkwürd% 
sind  insbesondere  die  polnischen  indikativsätze  wie  jak  ue^lf 
wörtlich    „wie    (man)    abgehauen    hat^,    die    jedenfalls    ich 
möchte  sagen  die  lectio  doctior  fiii'  die  leichter  verständlichen 
nnö  daher  vielleicht  weniger  ui'sprünglicheu  Varianten  L  jah 
Myi  utne  „wie  wenn  (man)  abhaut "j  p.  jak  hy  uciqi  t.  jok 
hy  nfal  wörtlich  „wie  (man)  abhauen  würde"  darstellt.    Wir 
können  ähnliehe  sätze  z.  b.  auch  aus  dem  Ai.  anfuhren;  nnd 
dürfen    wir    diese    Sprechweise    für    ursprachlich   halten,   so 
könnte    man   als    die  ursprüngliche   satzform   derartiger  ver- 
gleiche etwa  ein  (es  ist)  wie  (bezw'.  so):  man  Jiaut  ab,  bezw* 
{e$  war)  me:  man  hieb  ab  ansetzen. 

11.  Im  brähmai^a  und  in  upanisjsaden  findet  man  im  äL 
recht  viele  hierhergehörige  belege;  man  vgl.  Delbrück,  Ai. 
Syntax  B50,  593,  wo  jedoch  diese  sätze  anders  anfgefasst 
werden.  Delbrück  übersetzt  z.  b.  yäthd  päräücani  dhävaniam 
anulipseia  tdm  nä^afwläbhBtaj  evhfi  ha  sd  yajüam  näuänu 
labhatB  Sat.  br.  UI  2  1  36  ^als  ob  er  einen  von  ihm  we? 
laufenden  zu  ergreifen  suchte,  ihn  aber  nicht  ergriffe,  so 
ergreift  er  das  opfer  nicht**  statt  „als  ob  man  einen  weg- 
laufenden zu  ergreifen  suchte,  um  aber  nicht  ergriffe,  so 
ergreift  er  (der  opferer)  das  opfer  nicht."    Dass  man  in  der- 


»iiiftti''-B&t£e, 


gleichen  yergleiehssäUen  das  unbestimmte  man  als  subjekt 
ansauebmeu  hat  (wie  dies  ja  z,  h.  BöhÜingk  in  seiner  Über- 
setzung der  Chändögya  -  upani^ad  tut),  ist  erstens  aus  den 
indischen  kommeutaren  zu  ersehen,  die  in  ihren  paraphrasen 
in  der  regel  eio  lökB  „im  gemeinen  leben",  oder  löke  puru^o^i 
^im  gemeinen  leben  der  menseh  (man)"  oder  Uk^  ka^^cit  ^im 
gemeinen  leben  jemand^  und  dgL  ergänzen,  zweitens  aus 
vereinzelten  fällen,  wo  der  hanptsatz  das  subjekt  nicht  im 
Singular  (was  zufälligerweise  in  der  regel  der  fall  ist), 
sondern  im  dual  oder  plural  hat;  z.  b.  yatha  hirafjtyaiß  nwta- 
pHf  evam  enam  trivitau  niß  tapataJ^  ^wie  wenn  (man)  das 
gold  schmelzen  würde,  also  schmelzen  ihn  die  beiden  Trirft" 
Tä^4,  ^*  br.  H  17  2,  oder  yathä^a^i^than  vahi^flian  (anaiuhah) 
sambhar^tf  ^vam  Bva^Btän  (txcän)  som  bharanti  „wie  wenn 
(man)  die  am  meisten  fressenden,  die  am  besten  ziehenden 
(stiere)  zusammenbringen  würde  ^  geradeso  bringen  sie  diese 
(Tfca's)  zusammen**  XI  1  5.  Es  liegt  übrigens  auf  der  band, 
dass  nicht  ein  jeder  yäthä-sKtz  auch  gleich  ein  ^man^-satz 
sein  muss:  vgl,  bei  Delbrück  350  tad  yatha  samudram  pra- 
pkivBraUj  evani  ha^ma  ts  pra  plavaniBj  yB  smfwatmraifi  vä 
dvädaSahani  va^äsatB  „als  ob  sie  auf  das  meer  MnausfLlhren, 
so  fahren  die  hinaus,  welche  ein  jähr  lang  oder  zwölf  tage 
lang  feiern**  Ait  br.  VI  21  10.^ 

Man  vergleiche  mit  Indikativ  (Delbrück  s,  593):  yatha 
väma}fi  västi  vividano  fffihati^  tädfg  evä  tat  „wie  wenn  (man) 
ein  schönes  gut  erlangt  habend  (es)  verbirgt,  gerade  so  ist 
dies"  Täitt,  s.  I  5  2  3;  yatha ^äviddJmni  nwkpddii^  tüdfg 
Bm  tat  „wie  wenn  (man)  eine  wunde  herausschneidet,  gerade 
io  ist  dies  II  3  13  3;  äthö  yäthü  jänani  yate  'vasäm  karSt'tj 
iadfg  eva  tat  „und  wie  wenn  (man)  einem,  der  in  die  fremde  (?) 
geht,  Wegzehrung  bereitet"   II  2  5  5*).     Etwas  verschieden 


1)  Oder  „wie  weim  (die  leute)  auf  da»  meer  hinausflÜiTen  . ,  ,**  tiach  §  19  ? 

')  So  übersetze  ich  vermiitiiiigeweise ;  leider  ist  im  kommentar  der  ana- 
g«be  der  BibL  Ind.  hier  ^emde  eine  greuse  lücke.  Es  dürfte  sich  um  ein^n 
prietter  handeta,  der  jänam  «ina  Tolk,  unter  Icnte*  atif  erwerb  gebt.  Vgl 
t/a'jla  khdln  Mt  mniviif&üräfji^  janätäyü^^  cärai%  dtlui  m  dltanürghA  hhavati 
„wenn  (man)  eben  ein  jähr  in  der  fremde  (?)  lebt,  da  wird  man  {m  sä  TgL 
I  26)  eince  tennögenB  wert''  (oder  gerade;^  ,da  verdient  man  ein  ver- 
mögen"?) II  2  6  4;  Äryamf^  caniifi  nir  mpid  yäh  kämäy^  ..ttvasti  janä- 
iam  iißam"  iti^  asaü  vä  üdityb  *vyawuif  Äryumdn^m  Surf  9v6na  bhagadM^i- 
na^upa  dhüvaÜ^  sd  eväy^enam  tad  gamai^ati  j^dtra  jigami$aH  ,dem  Arya- 

32* 


492 


Josef  Züh&tf^ 


ist  11  3  6  2 :  yäthä  vatshta  prdttäm  g^m  duM,  Bvam  SüövI 
lükän  prättan  kAmam  annüdyäni   duM   ^me   (man)  die  do 
das    kalb    zur    absonderung    der    milch   gereizte    kah   melkt, 
geradeso    melkt   (er)    nach    belieben    speise   aus   diesen   ms 
Schenkung  gereiat^n  weiten***):  hier  liegt  wohl  ein  direkter^ 
kein  irrealer  vergleich  vor»  m 

Viel  häufiger  sind  Vergleichsätze  mit  Optativ   (poteutial). 
So  z.  b,  yathä^pva  madhyataJi  p^äaJ/  kuryüt,  tädxktat  „gerade 
wie  wenn  man  in  der  mitte   (des   gewebes)   die   vemerung 
anbringen  würde,  so  ist   dies**   Ait  bn  IQ  10  5;  tad  yatU 
sucya  vasah  samdadküd  iyätf  €^am  P-va^&tähhir  yajHasya  ccU- 
drani  sayfidadhüd  (^tij  „da  wie  wenn  (man)  mit  der  nadel  das 
kleid    zusammenheften     würde     (wörtlich    ^zusammenhefteud 
ginge'*,  d,  i,  ^^sich  in  der  handlung  des  zusammeoheftens  be- 
fände*'), gerade  so  heftet  (er)  mit  diesen  (Strophen)  den  riss 
des  Opfers  msammen"  HI  18  6;  iad  yathdvihu  ca^iha  ca^apa- 
ihBna  mritvä  panthünam  paryava^iyäij  tädih  tat  „da  wie  weaü 
(man),    nachdem   (mau)    hin    und   her  auf  einem    abweg  ge-  M 
gangen»  auf  den  weg  käme,   so  ist  dies"   IV  4  4;   yathäK^t^ü  ■ 
yatvä  kaffham  aparüdlumyat ,   tndfk   tat   „gerade    wie   wena 
(man,    nachdem    man    mit    seiner   fertigkeit   geprahlt  hatte), 
auf  die  rennbahn  gekommen  schlechten  erfolg  hätte,   so  ist 
dies*^   rV  9  8;   yäthä   brUyät    „dsäii  ä^ihi"  ^.iti  evam  ^ä^M 
(apäh)    nämadheymr    &    cyävayati     „wie    wenn     mau    sagen 
würde    „N.  N.,    komm   her",   gerade   so   bringt    er    es  (das 
regen  Wasser)  in  bewegung  hieb  er"   Täitt,  s*  H  4  d  3;  sa  p 
idam  avidvän  agnihötraffi  juhöti^  yath^^atlgärän  apöhya  hhm* 
mani  jnhnyatj    tädfk   tat   sT/äi    ^deijenige,    der   dieses  nicht 
wissend  das  agnihötra  opfert,  wie  wenn  (man)  die  gümmeudeD 
kohlenstücke  weggeschoben  habend  in  die  asche  (die  opfer- 
spende)  opfern  würde,  so  würde  dies  sein'*  Chänd,  up,  Vll  5; 
yath^  sämnya  niahatö  abhyähitasyaut'kam  a}\gära}fi  khadptor 
mätram  parUi^taiß  lam  tpiäir  upasamädJiäya  prajvalayBtf  tM 


msn  opfbre  eine  portion  mns,  ^@r  wtnscheD  BoUte  ^glÜckUch  mOehte  ich  in 
die  fremde  (?)  g-ehen* ;  die  »onne  dort  ist  Arynman,  &n  den  AryamtE  »endrt 
er  sich  mit  dem  ihm  ^ebiilirendeii  onteile,  er  wird  ihn  auch  dorthin  f&h«. 
wohin  er  gehen  wiU^  U  3  4  2. 

*)  8o  der  kommeniar  {yathn  Idki  vatsac^m^ma  pramtavaTiam  präp^ 
§äfn  janö  dögdhi,  i^varn  ^^^.män  lökaji  deimr  abhivardhittln  prapya  HfÄÄÄi- 
$t(i*ti  annadi/afi^  labhatB),  dem  oicht  za  folgen  kein  anlaäs  rorHegl 


Die  *,man*'-8Ätze* 


493 


tatö  ^pi  bahn  daJi^,  5üaf?t  saumya  tB  0äa§miam  kalanum  Bka 
kalavatiSi^ä<.abhut  „wie  wenn  (man),  mein  lieber,  eine  ein2dge 
von  einem  grossen  feuer  in  der  grosse  eines  leuchtkäfers 
übrig  gebliebene  kohle,  diese  mit  dürrem  gras  belegend  ent- 
flammen, mit  ihr  auch  nachher  vieles  verbrennen  T^iirde,  so 
ist  da,  lieber,  von  deinen  sechzehn  teilen  ein  einziger  teü 
übrig  geblieben  V  24  1 ;  tnn  u  tatra  mxtyur^  yatha  mafsyam 
udaM  paripa§yed^  Bvam  pary  apa^yat  ^\mä  der  tad  sah  sie 
(die  götter)  dort  so,  wie  wenn  (man)  einen  fisch  im  wasser 
sehen  würde  *^  14  3.  Einem  Deutschen  mag  es  natürlicher 
kommen  j  dgl.  allgemeine  Vergleichsätze  mit  Delbrück  durch 
ein  er  (für  man)  zu  individualisieren;  einem  Cechen  klingen 
solche  vergleichende  „man"-sätze  als  solche  sehr  natürlich, 

12.  Einen  ganz  analogen  satz  findet  man  im  Avesta, 
ti  (fravasayo)  yuUyeintt  p^mnahu  have  asahi  söidraBca  ya^ 
OSO  yna^datiBmca  aimüitje  dadära  „sie  (die  Fravaäi)  kämpfen 
in  schlachten  an  ihrer  statte  und  ihrem  Wohnort,  (oder  ^um 
ihre  statte**,  nach  Pä^ini  n  3  36?)>  wie  wenn  (man)  die 
stÄtte  und  das  haus  hält  (verteidigt),  um  es  (auch  weiterhin) 
zu  bewohnen'^  Yt.  13  67  (oder  nicht  irreal  „wie  man  ver* 
teidigt");  Bartholomae  scheint  Wtb.  692*^  ^^etwas  ausgefallen 
zu  sein*^;  es  fehlt  ein  ausdrücklich  gesetztes  maUf  wie  es 
2;   b.    um   vier  Paragraphen   weiter   durch   na    »,mann,  maji" 

i    wirklich   wiedergegeben   ist   (td    he   miaid^i^ca   var^Bctsca  <  -  . 

bflfidfite  pairi  mainyaoyät  drujat  .  ,  .  mmiay^n  ahe,  ya^  nfz 

F  m^mca   hazaifirdmca   hamarBca   parmiiqm    )iijatam    hyät    „de 
treten  in  seine  waffe  und  wehr  ein  zum  schütz  vor  geister- 

I  dmj  .  .  .  ähnlich  wie  wenn  ein  mann  [man,  jemand]  auf  100 
und  1000  und  10000  ähren  losdreschen  wtirde*^),  welches 
jedoch  ursprünglich  überflüssig  war.  Geldners  ergänzung 
«ein  jedes**  (Bartholomae  L  L)  meint  im  wesentlichen  das- 
selbe wie  unser  „man".  Ein  indikativischer  vergleichender 
„man"-satz  düifte  auch  in  der  folgenden  stelle  des  Vendidäd 
vorliegen:  ^at  ahniüi  naire  mücbm  m'ihai,,,?  yaBa  oMahmi 
aühvö  yoi  astvaiti  ba^arB  ätrQ-saokanqm  däitlm  gütüm  arn 
ava-baraiti  ^wit  viel  diesem  manne  lohn  soll  sein  .  •  *?  Wie 
wenn  (man)  auf  dieser  körperlichen  weit  1000  feuerbrände 
auf  die  rechte  stelle  bringt"  8  81;  ähnlich,  aber  mit  Optativ 
yö  $püii&7n  iarö'pii^wam  dasti  yim  pasus-hmtrumf  f^vüt  aBta^sqm 
^üQ^nmiqm  ü-stüraiti?  .  ,  ,  yada  aBtahmi  anhvö  yat  astvaiti 


I    2i    1/* 


494 


^iat  tnutf. 


frat&mö'nmäfiake  mnänö-paitim  paiti  tarö-pi^mm  daiSyai  aH 
äBtryeiti  „weim  einer  den  hund  hungrig:  macht  (hunger  leiden 
lässt)  den  viehhütendenj  wie  viel  machen  solche  handlangen^) 
sündig?  *  ,  .  Wie  wenn  (man)  auf  dieser  körperlichen  weit 
den  hansherra  eines  hervorragenden  hauses  hungrig  machen 
würde,  so  versündigt  er  sich*"  13  20.  m 

13.  Hierher   gehört   auch   die   bekannte   Homerstellil 
(TgL  Pedersen  s.  171)  X  198  t:  dg  Ö'  iv  ömpy  ov  ^vpatm 

ip&vfovta  6twx€iy  '  /  otJr'  a^'  a  top  Svvarat  vnof^ivyetp  (iv&*  a 
diwxur  *  I  (Dg  0  Töy  oif  Svyato  fLti^\pai  noutv  ov^'  og  ÄÄi^^at,") 
Und  merkwürdigerweise  erscheint  ähnliches,  wiederum  ganz 
vereinzelt,  auch  im  Latein,  in  Plautus*  Budens  1290:  perti: 
quam  mentionem  t  fi^  audio  usquam  vidulif  quasi  pälo  pedm 
tündat;  die  stelle  ist  nicht  ganz  sicher,  aber  trotzdem  die- 
selbe, soviel  ich  sehe,  so  gut  wie  allein  steht  und  daher  nicht 
einmal  gut  lateinisch  klingt,  geben  wir  den  Vorzug  dem  alt- 
überlieferten tundat  vor  der  korrektur  tundür,  geradeso  wie 
wohl  niemandem  einföllt  die  stelle  X  198  ff.  zu  beanstanden. 
Auch  aus  dem  Altnordischen  fiihrt  Pedersen  141  den  utz 
an  (n^a  beit  sverf^  sem  t  vatn  of  hrygti  „so  schnitt  das  schwell 
als  wenn  (man  es)  gegen  das  wasser  schwänge."  —  Im  Ui 
würde  statt  einer  Vergleichspartikel  ein  tafBi  „du  wirst 
sagen '^,  oder  tarytai,  tarytum^  taftum  „du  würdest  s^ea'' 
stehen  (vgL  Kurschat  §  1616);  ich  weiss  jedoch  keine  stell* 
anzufiUu-en,  wo  die  zum  vergleich  dienende  Vorstellung  ^urch 
einen  „man**-3atz  ausgedrückt  wäre* 

14.  Pedersen  nennt  die  „man**-sätze  subjektlos.  Fonnell 
sind  sie  es  sicherlich  in  den  indoeuropäischen  sprachen  ur- 
sprünglich gewesen;  die  bei  Pedersen  und  auf  den  vorher- 
gehenden Seiten  gesammelten  tatsachen  dürften  dies  vollaitf 
beweisen;  ob  auch  psychologisch?  Es  ist  doch  ein  gewaltiger 
unterschied  zwischen  einem  es  regnet  und  einem  S<raor  n 
fifmwi  ßoj^aa^:  dort  wird  einfach  ein  faktum  konstatiert,  ?od 


1)  So  nach  Bartholoma©  (1598),  «leswn  warterbttch  ich  hier  im 
liehen  Überhaupt  folge. 

»)  Mit  dem  imarsprüagüclieii  ric  Tgl.  i,  b.  r  33  ff. :   «Je    J'  Qtt  ttg  n 

fkl&ßf  yvidf  j  ütj/  <r*  tt¥ixi^QriOä$ff   üß^Qog   li   juty  tili    nuQtidgf  /  m  «*"^f 


Die  „iimn''-fiät£e. 


495 


dessen  Urheber  der  redende  nicht  nur  nichts  aussagt,  sondern 
auch  nichts  in  der  seiner  aussage  zugrunde  liegenden  Vor- 
stellung hat;  in  einem  ^man^-satze  handelt  es  sich  jedoch 
um  Vorgänge^  bei  denen  sicherlich  ein  Subjekt  dem  sprechenden 
Torschwebt  Es  ist  eben  der  man,  der  generelle  begriff 
^mensch**,  der  unter  umständen  durch  die  redende  oder  durch 
die  zuhörende  person  oder  durch  wen  immer  ersetzt  werden 
kann,  den  man  in  dem  betreffenden  Vorgang  einmal  als  den 
agens  gesehen  hat  oder  sehen  kann.  Ein  oonot^  te  yiytüv^ 
ßüt^aa^  gibt,  als  subjektlos  oder  als  impersonal  (wie  man 
früher  sagte)  gedacht  gar  keinen  sinn;  wenn  der  hörer  nicht 
wiisste,  dass  es  sich  um  das  gewöhnliche  schreien  eines 
menschen  liaudelt,  würde  er  den  satz  nicht  verstehen  und 
fragen  müssen  ^xlq  yiymv€^.  Daher  ist  es  ja  auch  so  natür- 
lich, dass  diese  Sätze  als  solche  mit  männlichem  Subjekt,  ge- 
dacht werden  und  wo  das  genus  zum  Vorschein  treten  kann, 
es  als  maskulinum  zum  Vorschein  treten  muss;  und  gesetzt, 
unsere  sprachen  würden  keinen  genusuuterschied  kennen,  so 
kann  ich  mir  nicht  vorstellen,  die  echten  subjektlosen  sätze 
wären  von  den  „man "" -Sätzen  psychologisch  nicht  verschieden. 
Solch  ein  ^man^-satz  bleibt  psychologisch  ein  subjektiver, 
selbst  wenn  sein  subjektsbegritf  noch  weiter  ist,  als  in  einem 
gewöhnlichen  „man'^-satze,  wenn  man  unter  man  auch  z,  b, 
ein  tier  zu  denken  hat.  Es  gibt  in  der  tat  solche  sätze. 
Z.  b.  nahy  ayukto  vahati  „denn  nicht  eingespannt  (wenn  man 
nicht  eingespannt  ist)  zieht  (man)  nicht'*  (oder,  wie  der 
Deutsche  vielleicht  eher  sagen  würde,  „was  nicht  eingespannt^ 
zieht  nicht,  kann  nicht  ziehen")  Tä^i^*  M.  br,  VI  5  2P); 
yatha  Srantö  ^vimiicyamana  utkfiyBtaj  S!vam  yajamünä  ut  kft- 
ysran;  .  ,  .  tad  yathä  dirghädhva  upammökani  yüyätj  tüäfk 
tat  „wie  (ein  zugtier),  wenn  es  müde  ist  und  nicht  aus- 
gespannt wird,  zugrunde  gehen  würde  {yathü  Uke  ra§ana' 
ko^adau^)  yuktö  asvabalwardädih  kiyaddüram  gatva  §rantaJ^i 
mn  yadi  na  mmncy^a^  tadünlm  u€  chidfj&ta  komm.)»  so  würden 


>)  Dieser  satz  iet  pi}'€bologii€h  ebensowenig  inbjektlos  &k  er  objekÜos 
kt  Auch  das  Objekt  ist  unaaBgedrückt  geblieben,  enaticrt  jedoch  in  der 
TdrstoUang :  es  kt  der  wagent  oder  was  inmier^  woran  da^  xugtier,  bezw^ 
unter  umständen  Irgend  ein  mensch  m  ziehen  hüt. 

"»  Zn  kafn  vgl.  kataka^  ^stranif*,  im  S.^Petersburger  Wtb.  aus  Suärata 
imd  Eädatnbarf  belegt. 


«96 


Josef  Zah»tf, 


I 


I 


die  opfemdeu  zugrunde  gehen;  ...  so  wie  wenn  (man)  auf 
einer  grossen  reise  (dann  und  wann)  ausspannend  fahren 
würde,  so  ist  dies"*  Ait  fer.  VI  23  8.  Das  subjekt  ist  ia 
dgl.  Sätzen  jener  generelle  begriif ,  der  erfahrungsgemass  als 
agens  der  betreffenden  erscheiuung  anftritt,  dem  redenden 
und  hörenden  als  solcher  bekannt  ist  und  daher  nicht  aus- 
drücklich genannt  werden  muss. 

15.  Die  Sphäre  des  „man'^-begriffes  ist  nicht  immer  Toa 
gleicher  weite*     Der  feinfühlige  kenner  seiner  muttersprache 
Kurscbat  bemerkt  in  seiner  Grammatik  der  lit*  spräche  §  1322 
folgendes:   „Bei  anwendung  der  unter  b  und  c  angegebenen  I 
ausdrucksw eisen  [d.  h,  bei  „man^-s&tzen  mit  verbmn  finitum 
in  2.  ps.  sg.   oder  L  ps.  pl-,  §  4]  ist  darauf  ganz  besonders 
zu  achten^  dass  dieselben  zu  vermeiden  sind,  wenn  die  be- 1 
treffenden  handlungea  auf  die  im  satze  ausgedrückten  personen 
gar  nicht   bezogen   werden   können*     Beispiele:   in    Amerika 
achtet  man  das  menschenleben  wenig,  AmB^ikoje  imonul  gij- 
vastes    menkat    atbojama    [d.   h,    wörtlicb    „in   Ätnerika   (iit» 
wird)  des  menschenlebens  wenig  geachtet  "^J*    (In  diesem  f&B 
zu    sagen   atboß    [2.   ps,   sg*]   oder  aibojam   [1.   ps.   pL]  wto 
widersinnig.)"    Hier  hat  mau  es  mit  einem  örtlich  begrenzten 
j^man'^  zu  tun*    Ein  andermal  kann  es  sich  um   ein   zeitKci 
begrenztes  handeln,    in    Sätzen   wie  vor  hundert  jalireH   hat 
man  keine  emnbahnen  gehabt,  nach  hundert  jahrefi  mrd  mn 
mit    lufimasckhwn    reisen.     Es    gibt    weiter    satze,    wo  te 
j^man^'  durch  die  betreffende  sonst  allgemein  gültige  bandlonf 
flelbst  begrenzt  ist;  der  redende  führt  eine  bandhmg  vor,  die 
einer  bestimmten  menschenklasse,  leuten  zukommt,  zu  deren 
beschäftignng  sie  gehört:   z*  b*  mls  gemnnt  man  fneist  durch 
abdämpfimg  vüh  saWialtigem  wasser;  signah  giU  man  betm 
milüar  meist  mit  dem  hörn.    Der  redende  kann  durch  eiaea 
j,man*^-satz    auch    z.   b*    eine   mehr    oder   minder    allgemein 
gütige    meinung    anfttbren,     und    zwar    so,     dass    er   sich 
seine  eigene  meinung  dabei  vorbehält:   man  glaubt,  man  m^ 
Es    kann    sich   sogar   um    ein    ganz   individuelles,   konkretes 
ereignis   handeln,    dessen    urheber   der   redende   nicht  keimt 
oder  nicht  des  näheren  bezeichnen  will:  man  läutet  ^ur  messe; 
man  hat  ihn  eingesperrt  usw.   Das  Deutsche  reicht  heutzutage 
da  überall  mit  seinem  allgemeinen  man,  welches  hier  jedoch 
ebensowenig  ai^sprünglieh  ist  wie  in  den  allgemein   gütigen 


Die  .iDan"-s&tz«. 


497 


L 


„man^-sätzeQ.  Die  uräprünglicbe  indoettropäische  ausdrucks- 
weise scheint  in  derartigen  fällen  zum  teUe  eine  abweichende 
gewesen  zn  sein.  Und  zwar  scheint  in  den  betreffenden 
salzen  das  verbum  meist  in  der  3-  ps.  pl.  gestanden  zu 
haben;  die  3,  ps.  sg.  wnrde  gesetzt ^  wenn  von  handlungen 
die  rede  war,  von  denen  ausdrücklich  ausgesagt  werden  soll, 
dass  sie  einen  einzigen  Urheber  haben.  Das  Subjekt  selbst 
wurde  hierbei  ebensowenig  ausdrücklich  angegeben  wie  in 
den  allgemein  giltigen  „man "-Sätzen. 

16,  Im  Slavischen,  von  welchem  ich  auch  hier  als 
von  der  mir  am  nächsten  stehenden  Sprachgruppe  ausgehen 
will»  ist  die  3»  ps*  pl,  in  „  man  *^ -Sätzen  mit  der  angedeuteten  be- 
schränkung  des  Subjektsbegriffes  ganz  geläufig*  Im  Cechischen 
hört  man  sie  jede  weile,  und  dasselbe  gilt  von  allen  slav. 
sprachen.  Man  vergleiche  z.  b, :  od  Sodavy  k  Dunaji  poHtaß 
mil  ^edemi  hez  dvn  „von  Suczawa  zur  Donau  rechnen  (sie  = 
rechnet  man)  sechzig  meilen  ohne  zwei''  Kabätnik  3  7; 
odkH(Ukoli  a  jakä  kupectvie  po  semi  veni^  jimtdy  vetH  anebo 
jeti  jiesmeji  nei  do  Bursy  „von  wo  immer  her  und  welche 
waaren  immer  (sie)  im  lande  fiihren,  auf  anderem  wege  oder 
anderswohin  dürfen  (sie  es)  nicht  führen  oder  fahren  als  nach 
Brussa  5  13;  päk  p  Uch  korytech  napäjeji  kone^  velhlüdyf  osly 
i  jinä  hovadü;  ale  v  prvni  raure  k  potrebam  vodu  herü  „dann 
in  jenen  trögen  tränken  (sie)  pferde»  kamele^  esel  und  anderes 
vieh;  aber  in  der  ersten  röhre  zum  gebrauche  wasser  nehmen 
(sie)  6  l ;  prüli  do  jedny  krajiny^  v  ktere  näramne  velmi 
mreli  „(sie)  kamen  in  ein  land,  in  welchem  (sie  =  man)  un- 
gemein viel  starben*^  Frantovy  prftva  (hsg,  von  C*  Zibrt, 
Sbirka  pramenfiv  I  2  N.  6)  11  1;  mdny  n^hod'  na  kämmen 
ale  kdyi  küile^  radsi  dete  mesi  bräny,  ,  ,  *  neb  ?ia  cech  nejvic 
kdii  a  näs  nejuic  dotykaji  „keiner  gehe  zur  predigt,  sondern, 
wenn  (sie)  predigen»  lieber  gehet  zwischen  die  tore,  . .  .  denn 
gegen  die  znnft  predigen  (sie)  am  meisten  und  uns  greifen 
(siej  am  meisten  an"  11  40;  v  Sobeslavi  je  bavie^  !  jinde  ta 
viady  pravie:  j  z  bieUho^  sereho  neb  £  äetmho  ;  tu  uäinie 
svetskeho :  /  protot'  jej  äert  emi  döbfe  I  u  farärove  duofe  i  kofe 
„in  Sobealau  färben  (sie  =  man)  sie  (die  mönche),  anderswo 
sagen  (sie  =  man)  es  überall:  ans  dem  weissen,  grauen  oder 
ans  dem  schwarasen  dort  machen  (sie)  einen  weltlichen;  aber 
deshalb  kennt  ihn  (den  gefärbten  mönch)   der  teufel  wotü  in 


498 


Josef  Znhi^ff 


pfarrersliof  und  im  chor**   Vfbor  z  literatury  5esk6  n  (Prag 
1868)    225  25  ö,;    u  Hory  pmieze   dmjx    „bei    (Kiitten)berg 
machen  (ßie)  geld"   1206  13;   ten  jkte   kräl  -  *  .  ^tazoml   Mi 
nick  <  .  .,  kterak  v  jeßch  JcrMövstm  sprav^lnast  dräie  a  ioA^j 
kter*ak  u  vecech  bojövnich  se  maß   ^der   gewisse  köiiig  .  .  , 
erkundige  sicJi  bei   ihnen  .  .  .,   wie  (sie  =  man)    in   ihrem 
k<)iiigi*eiche   das  recht   halten    und    auch,    wie   (sie)    sich  in 
kriegssadieu   verhalten"  Marco  Polos  Million  9;   tu  dMaß  b 
ocele  zrcaäJa  krasnd  „da  machen  sie  aus  staM  schöne  spiegeP 
29;  a  pohreben  jest   na  Iwre  veliJcej  Alkaj,   na  nemztö  potom 
pöhrehtß  v^ecky  velikS  Jcräle  tatarskej  „und  bestattet  ist  ^  I 
(worden)   auf  dem  grossen  berge  Alkai,   auf  welchem   (sie) 
nachlier  alle  tatarischen  grosskönige  bestatten**  54*     Von  kon< 
kreten  ereignissen  2.  b, :  v  kräikSfn  (^am  pötmn  lüpili  toho  Im 
a  ahy  s  nm  kratochvil  pH  nejahjch  snatcich  nüvalij  jej  ehovali 
„in  kurzer  zeit  darauf  fingen  (sie  =  man)  diesen  löwen  uod, 
auf  dass  (sie)  an  ihm  kurzweil  bei  irgend  welchen  hochzeiten  j 
haben  könnt en^  hielten  (sie)  ihn"  Exopovy  fabule   (hsg.  TOn  ■ 
A,  TinhlM',  Sbirka  pramenfi?  I  2  3)  92  5 ;  proto  jeJio  bü  hlud-    i 


{ 


nßho  odstidili  „deshalb  verurteilten  (sie)  ihn  als  irrlehrer" 
Vfbor  II  230  22 ;  jesteV  iehe  odscLd  poienü  ^noch  werden  (m) 
dich  von  hier  jagen'*  236  26;  velmi  ryrhle  ve^li  m  ms  nQ 
tJore  po  24.  hodine  na  hrad  Pralsky  „sehr  schnell  führten 
(sie)  uns  auf  einem  wagen  nach  24  uhr  zur  Prager  bürg" 
883  24  usw.  Wie  gesagt  sind  solche  sätze  im  Cechischen 
ganz  geläufig,  wie  die  entsprechenden  „man'*- sätze  im 
Deutschen.  Man  sagt  z.  b.  jü  ^vontU  „schon  haben  (sie) 
geläutet",  ßi  ho  newu  ^schon  tragen  (sie)  ihn",  rikaß  oder 
pofndaß  „(sie)  sagen**,  Bavreli  tw  „(sie)  haben  ihn  eingesperrt* 
usw.  Sätze  mit  dem  verbum  im  Singular  sind  viel  seltener, 
und  man  gebraucht  den  plural  auch  von  handlungen,  die 
einen  einzigen  Urheber  haben,  falls  dieser  umstand  de» 
sprechenden  nicht  mit  einer  besonderen  bestimmtheit  ?or* 
schwebt;  man  kann  z.  b.  sagen  bpli  zde  od  sousedu  ^e§ 
waren  (laute)  hier  von  den  nachbarsleuten",  selbst  wenu  der 
sprechende  bestimmt  weiss,  dass  es  ein  einziger  bete  gewesen. 
Es  ist  übei*haupt  —  begreiflicherweise  —  in  der  ganzen  sacke 
viel  von  dem,  was  die  indischen  grammatiker  vii*{^a  (eW 
„die  jeweilige  neigung  des  sprechenden,  dies  oder  jenes  auf 
die  eine,   nicht   auf  die   andere   art   und   weise   zu  fassea*^) 


I 


Die  f^man^-aätze. 


499 


neEoeii,^)  Man  vergleiche  aber  z.  b. :  ovce,  kiyi  ji  k  moMÜ 
vedau  (pliii\)5  ne  he^i  ani  &ric%  nei  mMc  jde  predse^  kam  ji 
vede  (sing.)  .  ,  -  domnivaßri  se,  ze  ji  vedau  k  striiefii  *  *  .  * 
kdfji  ji  na  smrt  vedau  ^ein  schaf,  wenn  (sie)  es  zum  schlachten 
fiUiren,  blökt  nicht  noch  schreit  eSj  sondern  schweigend  geht 
es  vor  sich  hin,  wohin  (er  =  man)  es  fiihil  ...  in  der 
meinung,  dass  (sie)  es  zur  schür  führen  .  .  -  während  (sie) 
es  zum  tode  führen*"  Ezopo^^  fabule  23  7  ff.  Singulare  hört 
man  mehr  im  gewöhnlichen  leben,  als  man  sie  in  der  üteratur 
findet.  So  meldet  z.  b.  die  mag^d,  wenn  sie  vom  maikte 
kommt:  hyl  tarn  s  oktirkami  Jen)  war  (einer)  dort  mit 
gurken*^;  oder  man  hört  sätze  wie  tarn  davd  jeMe  po  Sesti 
„dort  gibt  (er,  der  schankT^irt  das  hier)  noch  zn  sechs",  t^m 
dohfe  meri  „dort  misst  (er)  gut  (gibt  er  gutes  mass)",  ^de  ani 
nemtUe  orat  pluhem  ^hier  kann  (er,  der  bauer)  nicht  einmal 
mit  dem  pflüge  pflügen**  (von  einem  steilgelegenen  acker)* 
In  solchen  Sätzen  ist  nach  bedarf  auch  ein  femininum  möglich: 
bffla  tarn  s  oktirkami  „(es)  war  (eine,  ein  weib)  dort  mit 
gnrkeu";  dys  to  naprade,  tak  wl  vi,  kolik  töko  fnide  mit  loket 
„wenn  (sie,  die  Spinnerin,  von  welcher  jedoch  noch  keine  rede 
war)  das  fertig  spinnt,  so  weiss  (sie)  schon,  wieviel  eilen  (sie) 
davon  haben  wird**  HoSek  II  2  1;  ted'  mäte^  od  ^epu  dala^ 
vfJera  b  plneho  naMla  „da  habt  ihr,  vom  zapfen  hat  (sie,  die 
Wirtin)  gegeben,  gestern  hat  (sie)  vom  vollen  angezapff^  Simon 
Lomnick5'  z  Budße,  Vybranö  r<^moväni  (Svetovä  Knihovna 
358—359)  91 ;  in  diesem  letzten  beispiel  handelt  es  sich 
jedoch  bereits  um  eine  ganz  konkrete  handlung  mit  ganz 
bestimmtem  subjekt,  welches  unausgedrückt  geblieben,  weil  es 
ganz  bekannt  ist.  Aber  ein  unbestimmtes  im  Singular  zu 
denkendes  subjekt  findet  man  z.  b.  in  folgenden  sätzen  aus 
Hoäek^s  NäreCi  Ceskomoravskö.  Es  ist  z.  b,  von  einem  kalk- 
ofen  die  rede:  ^ö  a  dyi  v  noci  päli,  tak  mnsi  Uiet  pred  pect 


i)  Man  findet  den  pluml  zuweilen  auch  in  aätzen,  die  sotist^  ab  aU* 
femeiB«  „mim**-8fitKe,  äingalarit^r  aus g^ed rückt  werden.  Man  t^I,  z.  b.  sDr. 
ide  tSf  akoby  Im  za  vlasy  fahali  j^(er)  g-ßht  bo,  ab  wie  wenn  (ßie)  ihn  aa 
den  haaren  hemeben  würden"  Zätureck}'  II  349;  po  speve  vtcika  po^najü 
^am  gesang  erkennen  (sie)  den  vogel"  V  10;  nechoäta  s  hibnom  na  vrabce 
i,(iie)  gehen  nicht  mit  der  trommel  auf  spatzen  (zurspatzenjagd)"  V  297.  Bei 
dem  fliess enden  cliarakter  der  „man'*-sätze  ist  dies  ja  g-aiiz  so  erklärlich,  als 
wenn  der  Deutsche  einmal  man  klopft  tagt^  ein  andermal  e»  khpft 


500 


J<töef  Zabaty, 


Btm 

pfe.  I 
opf  I 


neswti  spa*  ^mm  und  wenn  (er,  der  kalkbrenner,  von  welchem 
bisher   keine  rede  gewesen)   in  der  nacht  (kalk)  brennt,  so 
mnss  (er)  vor  dem  ofen  liegen,  darf  (er)  nicht  schlafen"  II 
2  49<    Besonders  interessant  ist  die  folgende  darstellnng  der 
ehemaligen   YOlkstracht  ehd*   58:   Je  ta  nejakejch  padesat  lä 
näfo  sedesdtj  sedläci  nosiü  raiky  f  teßi   Dal  si  vodriliat  hlavu 
OS  po  vaz  a  nu  imsi  d  nechal  rvdek  vlasü  a  ty  vlasy  viselif 
ol  pfe^  rammo,    Boty  nosiü  schrnova^ky  dlmiiiy;  vmii  mni^ 
koienice  Buty^    dhtdiy  jen  po   kolefia.      Ty  sahrnova^ky  dy§ 
chtelf   tok   si   vyiali    zhüru   as  po    roßkrok,     Vestu  s  jedn^ 
fätkem    knofiikü    vot  krku  as  po  punt     Zärof^en  tau  mrim 
mnel  spenzl;   na  to   mneli   ty  pläsöe  .  .  .    Dys  ien  pl&sä 
sehe   navlik,    tak   to    ^nnel   hödne   fisny.    ^Es  sind   einige 
Jahre  oder  60  (her),  die  banem  trügen  reihen  am  hinterkopfe. 
(Er  =  man  =  so  ein  bauer)  Hess  sich  den  köpf  bis  zum  kopf- 
scheitel  (?  *)  schneiden  (natürlich  das  haar  daran)  und  am  kopf- 
scheitel  Hess  (er)    sich   eine  reihe  von  haaren  (stehen)  und 
diese  haare  hingen  bis  über   den  arm,     Stiefel  trugen  (sie) 
faltige,  lange;  sie  hatten   gelbe  lederhosen,  lang  nur  bis  zu 
den  knien.    Diese  faltenstiefel   wenn  (er)  wollte,  so   zog  (er 
sie)  sich  hinauf  bis  zur  stelle,  wo  die  fiisse  zusammenstossen 
{töBkrok),    Eine  weste  mit  einer  reihe  knöpfe  vom  hals  bis 
zum  bund.    Zu  gleicher  länge  mit  der  weste  hatte  (er)  den 
spenser;   darauf  hatten   (sie)  jene   mäntel  *  .  .    Wenn  (er) 
diesen   mantel   auf  sich   angezogen,   so   hatte   (er)   es  recht 
faltig  .  .  .*"     Solcher  art  redeweise  kann   man  im   gemeinen 
leben  in  Böhmen  überall  hören,  allerdings  mehr  von  leuteiit 
die  kein   „Hochßeehisch"   sprechen  wollen,     und  diese  rede- 
weise ist  im  wesentlichen  allgemein  slavisch.    Man  vergleiche 
zu  der  eben  gegebenen  Schilderung  die  altruss.  stelle  (Nestor 
66)  bei  Pedersen  177:   choiichom^  v^  Bolgary,  ssmotridwmf 
kako  sja  poklanjajntb  V3    chratne  ,  .  .  poklomva  sja  ftjadetb  i 
£Tif&  semo  i  onamo  jako  besens  „wir  kamen  unter  die  BulgareDt 
sahen,  wie  sie  sich  verneigen  (ihren  götzendienst  verrichten) 
im  tempel  .  .  ,  nachdem  (er,  so  ein  Bulgai^e)  sich  verneigii 
setzt  (er)  sich  nieder  und  schaut  hin  und  her  wie  toll/ 

17.  Sonst  vergleiche  man  z.  b.  Ovsjaniko-Kulikovskij.  der 
s.  189  als  belege  seiner  4,  person  (neben  solchen  mit  2.  ps*  sg-) 


i 


»)  Ym  bedtmtet  «onat  ugem<;k*' 


Di#  qüian^-iätze. 


501 


folgende  sätze  mit  3*  ps.  pl.  anfilhrt:  v  gorode  ffovorjaij  6to 
vy  pöhiöajete  novoje  nmnadenije  Jn  der  Stadt  sagen  (sie),  dass 
ihr  (Sie)  eine  neue  anstelluDg  bekommt*^;  prosjat  jsde§  ne 
kurif  „(sie)  bitten  hier  nicht  zu  rauchen;  ob  etom  protssestvip 
mnogo  tolkujid  ^über  dieses  ereignis  räsonnieren  (sie)  ?iel; 
raspustüi  sliich,  hudto  .  .  .  „(sie)  haben  ein  gerade  verbreitest, 
als  ob  ,*,**;  ty  n«  choraio  sdeM,  ^o  m  predupredil  o  svojem 
ötßzde:  doma  budut  hezpokoßfsja  „du  (hast)  nicht  schön  ge- 
tan, dass  (du)  nicht  benachrichtigt  (hast)  von  deiner  abreise; 
zu  hause  werden  (sie)  besorgt  sein^;  evonjat  ko  vsmpsönoj^ 
ffwlitve  bkgostnoj  „(sie)  läuten  zum  abendgottesdienst ,  zum 
heilvollen  gebet"  (Aksakov).  Bei  Nestor  z.  b. :  divbno  vüechn 
vs  slovmbstei  zemü  iditsflu  mi  semo;  mdecha  banja  drevjany, 
i  preihgutt  ja  ranijanOj  i  ssvWcutb  sja^  i  budutb  nazi^  i  oW^F- 
jtitb  sja  hvasöfm  7isnijanömbf  i  vsstmutb  na  sja  prittije  mladöf 
i  bijatb  sja  sami,  i  togo  sja  döbijutb^  jedva  vyUznib  iivif  % 
oblejutb  sja  vodöju  studenaju^  i  takc  oHvtitb  ,  i  to  tvorjoib  po 
vsjja  dm,  ne  mudimi  nikymbie^  na  sami  sja  mn^aU^  i  to  tvorjatb 
mmenije  seb?^  i  ne  mudejuje  „merkwürdiges  habe  (ich)  im 
slovenischen  land  gesehen,  als  ich  hierher  ging;  ich  sah 
hölzerne  bäder,  und  (sie)  heizen  sie  sehr,  und  ziehen  sich 
aus,  and  werden  nackt,  und  begiessen  sich  mit  l6der-(gerber-) 
lauge,  und  nehmen  auf  sich  junge  ruten,  und  schlagen  sich 
selbst,  und  schlagen  sich  so  (eig,  „erzielen  dies  durch  ihr 
schlagen*^),  (dass  sie)  kaum  lebend  herauskriechen,  und  be- 
giessen  sich  mit  kaltem  wasser,  und  so  kommen  (sie)  zu  sich. 
Und  das  tun  (sie)  an  allen  tagen,  von  niemandem  gepeinigt, 
sondern  selbst  peinigen  (sie)  sich,  und  dies  tun  (sie)  als  ihre 
Waschung  und  nicht  als  peinigung.**  So  erzählte  St/  Andreas 
in  Rom:  i  $e  slymvse  divljachu  sja.  ^und  dies  gehört  habend 
wunderten  (sie)  sich*^  (kap.  5).  Und  so  findet  man  die  3*  pL, 
ohne  Subjekt,  bei  Nestor  fast  auf  jeder  seite,  in  Sätzen  mehr 
allgemeinen  Inhaltes  ebenso  wie  von  konkreten  begebenheiten. 
Miklosich  IV  264  führt  einige  ksl.  sätze  an,  wo  3.  pl  das 
passivum  des  gr.  Originals  wiedergibt  (z.  b.  bojaclm  se,  da  ne 
kamemjemb  pobijutb  ichb  j^irpoßovPrOf  ira  jüiJ  kt^m^^waiv^); 
Snbjektl  sätze*  48  verweist  er  auf  sloven,  misHjo  „putant**  nnd 
dgL  Es  wäre  wirklich  überflüssig  diese  im  Sla vischen  so 
allgemein  übliche  redeweise  weiter  zu  verfolgen. 


502 


Joief  Znbät^, 


„es 


Die  3.  sg.  findet  man  so  verhältnismässig  seil 
gehört  das  altruss.  dejetb  ^dicitur^'j  eig.  „dielt 
(eiEer,  jemand)'^,  pisetb  ^scriptum  est%  eig.  „es  schreibt 
(einer)",  rede  „ait*"  „es  sagte  (einer)"  u,  ä,,  vgL  Sobolevskij 
Zürn.  Min.  349  162,  Pedersen  s.  147.  Ob  L  pry  „dieitui' 
und  dgL  (MiJdosich  IV  156)  aus  '^avi  3.  sg,  oder  ans  pravl 
3.  pl.  entstanden,  lässt  sich  nicht  sagen;  übrigens  scheint  es 
eher  ursprünglich  ^inciuit"  als  anfiUimng  der  rede  einer  be- 
stimmten person  bedeutet  zu  haben^  vgh  Gebauer,  Historicki 
mluvnice  I  138  und  wird  im  volke  gar  oft  noch  immer  in 
dieser  bedeutung  gebraucht.  Miklosich,  Sabjektlose  Sätze*  48 
führt  sloven,  Sätze  wie  evonil  je  ^(er)  hat  geläutet"  klical  je 
„(er)  hat  gerufen"  an,  die  vollständig  mit  den  griech,  wie 
iaaXmylfp  u.  dgh  (sciL  o  aalmyKTi^g,  ob  dem  redenden  be- 
kannt oder  nicht)  auf  einer  stufe  stehen.  Wir  werden  uns 
natürlich  hüten,  derartige  gr,  sätze  mit  Miklosich  für  imper- 
sonelle „es*^-sätze  („es  trompetet")  zu  halten. 

18p  Im  Litauischen  und  Lettischen  haben  wir  es 
natürlich  wiederum  mit  dem  umstand  zu  tun,  dass  die  3.  ps. 
keinen  zahlnnterschied  kennt.  Ich  begnüge  mich  damit>  ein 
paar  belege  zu  geben,  in  welchen  das  Ceehische  die  3.  pL 
setzen  würde.  So  Ut.  säko  „(man)  sagt'',  veJa  mäm  kraituii 
„(man)  fuhrt  meine  ausstener"  Schleicher,  Lit*  Gramm,  262» 
l  glrf  man$  smnte  „in  den  wald  sandte  man  mich"  301, 
man  avi  pävog^  n(inan)  hat  mir  ein  schaf  gestohlen"*  Kursdiat 
§  1317 ;  kaliq  ir  is£  haitiyezes  ved  „den  schuldigen  fuhrt  (man) 
selbst  aus  der  kirche"  Schleicher,  Leseb*  75,  tpMm  nq^amm 
galvds  „einem,  der  still  ist,  zerschlägt  (man  nicht,  niemand) 
den  kopP  80,  tankei  mnsz  karczemo  ir  negirtus  „oft  prügelt 
(man)  im  Wirtshaus  auch  die  nichtbesoffenen"  83,  ir  nmorintf 
oikq  ved  j  mtigp  „auch  wenn  sie  nicht  will,  die  ziege  führt 
(man)  zum  Jahrmarkt"  92,  tal  jis  ant  tö  akmetls  cdsisisdam 
ir  la(u)kdavo  tds  karStös^  kurio  karäliaus  diikterp  isiveldam 
„da  setzte  er  sich  auf  den  stein  und  wartete  auf  den  wageiii 
in  welchem  (man)  die  königstochter  zu  fuhren  pflegte"  119; 
tat  jis  päsaköjOf  kaip  Unm  seja,  kaip  rafujje^  potdm  kidUr 
kalp  jtl3  klosto  ir  vel  ätimaj  miiiöt,  ve^piSf  iszä(n)die^  iäubMiinaj 
päsmvüf  di^f  sulopOf  d  galiäusei  shidufnifßcs  sürenka  $  i$i 
skt4duril  pdper(^  dato  „da  erzählte  er,  wie  (man)  den  flachs 
säet,  wie  (man  ihn)  ausreisst,  dann  drischt,  wie  (man)  ihn 


Die  „man"') 


603 


) 


ausbreitet,  und  wieder  ziirücknimmt,  bricht,  spinnt,  auswebt, 
bleicht,  näht,  als  kleidung  trägst,  flickt,  und  zuletzt  der  lumpen- 
sammler  (ihn)  sammelt^  und  aus  den  lumpen  (man)  das  papier 
macht**  148.  Lett,  kad  dUd,  iad  /lern,  kad  sit^  tad  hedz  „wenn 
(man)  gibt^  so  nimm,  wenn  (man)  prügelt,  so  lauf"  Bigaer 
Rakstii  Kräjums  6  5,*)  Idcim  Meva  kuknä  pmu  elakt  „dem 
baren  gab  (man)  in  der  kuche  milch  trinken"  Lerch  5  213, 
veldk  vagaru  vadaja  par  nabagu  apkärt  ^ später  führte  (man) 
den  Schaffner  als  bettler  herum '^  231.  Hier  mögen  auch  folgende 
zwei  sätxe  platz  findeUj  in  welchen  vielleicht  eigentlich  kein 
„man"  das  Subjekt  ist:  lit.  väbabis  Uidi  Ö  musvs  spendi  vor- 
tinMm  „käfer  lässt  (man,  es)  los  und  fliegen  fängt  (man,  es) 
mit  dem  iäpinngewebe"  Schleicher,  Leseb,  101,  wo  man  am 
ende  einen  Pedersen'schen  j,es**-satz  mit  subjekt  im  instru- 
mental sehen  könnte,  lett.  te  tts  vinu  reizi  klaudzinä  pi 
dürvim  *  •  .  nepaM  ne  hritins  --  IdaudzUm  atkal  „da  auf 
eimnaJ  klopft  (es?  jemand?)  an  der  tllr  ,  .  ,  es  vergeht  kein 
Weilchen  —  klopft  wieder*^  Lerch  b.  199. 

19*  Im  Altindischen  sind  derartige  sätze  ganz  ge- 
läufig, Sätze  mit  3.  ps.  pl.  findet  man  in  allen  Uteratur- 
pertoden;  im  man^a  wird  mit  Vorliebe  auch  diesmal  ein 
Substantiv  im  plural  zum  Subjekt  verwendet  (z.  b*  näraJ}  „die 
männer"  RV,  VII  11,  3  5,  81,  16  3,  19  9,  27  1;  mdrtäh,  mär- 
ta$ali  „die  sterblichen'^  I  5  10,  Vn  25  2,  manii^a/i  „leute" 
I  36  7,  jäfiäsah,  jänäh  äs.  I  36  2,  VII  56  22,  63  4  u.  s.), 
aber  das  verbnm  allein  ist  auch  nicht  gerade  selten.  Man 
vgL  z.  b*  agnim-agnhii  havtmabhiJj.  sädä  havanta  viSpatim 
„Agni  um  Agni  durch  rufen  immerdar  rufen  (sie)  den 
stammesherrn"  I  12  2;  ä  yäm  hästB  na  khadinam  ^ikmt 
jatdm  ^^d  hibhrati  „welchen  (Agni)  wie  in  der  band  ein  neu- 
geborenes kind  den  fressenden  (sie)  tragen"  VI  16  40;  dtüia 
ima  asya  pamyanti  hhdsah  und  (sie)  preisen  sein  leuchten" 
VI  12  5;  na  vö  hirmjtyanf^mayah  padmn  vindanti  vidytäah 
„euer  spur,  goldbescUagene  blitze,  finden  (sie)  nicht"  I  105  1 ; 
ägunmaj  yätra  pratiranta  äy%ü^  ^Viit  sind  eben  gekommen, 
wo  (de)   die  lebenszeit  fortsetzen  (die  menschen  fortleben)" 


^)  Eme  3.  ps.  sg.  w£j«  hier  Im  Ceeh.  tucht  gerade  uimiüglich:  kdulk 
ddmi,  ber  ^weiui  (einer)  gibt,  nimm^;  jedenlftLk  würde  man  aber  eher  den 
pinnl  setzen. 


504 


Jowf  Zubaty, 


I  113  16;  tndrani  väjamja  jöhtwania  sai&u  „den  Indra  rufen 
(sie)  an  bei  kraftgewinnung"  VH  21  7;  n&  ein  nii  ts  ,  ,  .  M 
a^mivtmti  mahimänam  ^xmmüs  eiTeichea  (sie)  deine  grU^me^ 
Vn  22  8  usw.:  derartige  Sätze  sind  nichts  seltenes  und  auch 
ftlr  jeden  kenner  des  Veda  nichts  unbekanntes.  Auch  kon- 
krete,  individuelle  liandlungen  werden  so  wiedergegeben.  So 
z,  b.  mädhup^^hani  ghöräm  ayäsam  äSvaitt  räthe  yiiiljanty 
wueakrA  i^pi^awi  ^das  ross  mit  honig  auf  dem  rücken,  das 
schreckliehe,  rührige  an  den  breiträdrigen  wagen  spannen  (sie 
eben  jetzt),  das  grosse*^  IX  89  4;  ptinjänti  hradhmm  m-u^m 
carantam  pari  tasthtt^ali  ^(sie)  spannen  an  den  hellen,  roten, 
vom  feststehenden  weg  wandelnden  (wagen  des  Indra)  16  1 
u.  s.  Im  brähma^a  liest  man  z.  b. :  tasniäd  ognina^istaMh 
pacanti  „daher  brennen  (sie)  mit  feuer  die  ziegeln"  Öat  br.^ 
VI  1  2  22;  yddy  dpi  jayäpatt  mithunäm  cärantäu  pä§ijanti, 
in/  kvä  dravataJs  „wenn  (sie  =  man)  selbst  die  frau  mit  dem 
mann  den  liebesgenuss  pflegend  sehen,  laufen  (sie  =  die  ehe- 
lente)  dennoch  voneinander"  IV  6  1  9;  tun  (vanaspatinj  nk- 
pan  (devaJi):  j^svena  vah  ki^hmä  vajrmia  vi^hän"^  iti;  tasnml 
vanmpatln  svena  kkfctaiä  vajrena  vpcanti  „sie  (die  bäume) 
verfluchten  (die  götter):  ^mittels  eueres  eigenen  stieles  (mit 
der  axt,  deren  stiel  hökem  ist)  (als)  mittels  des  donnerkeüe^  || 
sollen  (sie)  euch  fällen*';  daher  fällen  (sie)  die  bäume  mittels 
ihres  eigenen  stieles  (als)  mittels  des  donnerkeiles'^  T&piJ. 
M.  b,  VI  5  12;  taamod  Ätrmjmn  tandrmiia^wchmiti  „deshalb 
suchen  (sie)  einen  aus  dem  Atri-geschlechte  durch  gold  (zfl 
gewinnen)  VI  6  11;  y&m  mälavadväsasq  sanibhävanti^  yas  t&ö 
jäpatif  so  'hki§astMi  ^mit  welcher  (wenn  mit  einer),  die 
schmutziges  kleid  hat,  (sie)  geschlechtlichen  Umgang  pflegeß, 
wer  infolge  davon  geboren  wird,  der  ist  übel  beleumuBdef 
Täit,  s,  II  5  1  6;  50  'bramt  :  yajän  va  äjyabhaqäv  Ui  ^er 
(Prajäpati)  sagte:  „opfern  sollen  (sie)  euch  die  beiden  butterteile'^ 
n  6  3  1 ;  tum  mdtsyafy  präMfravUj  täm  aJiapat :  f.dkiyä-dhifjä  M 
vadMyasur  yo  md  prAuivöca*^  iti ;  täsmad  u  rndtsyam  dhiyä-dhiy^ 
ghnanti  „ihn  (den  im  wasser  verborgenen  Agni)  verriet  der 
fisch,  um  (den  fisch)  verfluchte  er:  „mit  allerhand  listen  sollen 
(sie)  dich  töten,  der  du  mich  verraten  hast";  und  daher  tött'n 
(sie)  den  fisch  mit  allerhand  LLsten"  II  6  6  1  *).    Von  kon- 


^)   Und   daher   h&isst   auch    f,deT    iacher"    dhlmra^   (:  dhd^  „gediiik«, 


Die  «man^^Itze. 


505 


kreten  begebenheiten  z,  h.:  Nftnedhasam  Änffirasam  satiram 
ashmtfi  ^vahhir  ahhyü^ahvayan  ^den  N.  Ä,  haben  (sie,  nach  dem 
komtu.  die  übrigen  priester),  als  er  ein  Opfer  feierte,  mit 
bimden  angefallen '^  Tä^tJ,  M.  br.  VIEE  8  22;  yadi  sönmm  krt- 
tarn  apahar^yiüi,  amjah  hretamjah  „wenn  (sie)  den  gekauften 
söma  stehlen  würden,  ist  ein  anderer  zu  kaufen  IX  5  1; 
divü^  ea  va  asura§  ca^aspardhanta;  yam  divanam  agJinan^ 
na  sa  sam  ahhavat,  yam  amrafjtam,  sani  so  'bhavat  „die  götter 
und  die  Asnren  kämpften;  welchen  yon  den  göttern  (sie) 
getötet,  der  kam  nicht  zu  sich,  welchen  von  den  Asnren^  der 
kam  zu  sich"  XÜ  5  23  usw.  Aus  der  späteren  zeit  vgl 
z.  b-  die  bekannte  epische  forme!  aira^apy  uda  haranti'^imam 
itihämm  purütanam  „und  hierüber  erzählen  (sie)  diese  aJte 
erzählnng";  ahhögyä  o^adhU  chittvU  bhögyu  eva  pacanti  „die 
ungeniessbareu  pflanzen  brechen  (sie)  und  kochen  (damit)  die 
geniessbaren'^  Mahäbhär  XU  136  4  usw.  Man  vgl,  auch 
Speyer,  Sanskrit  Syntax  12,  Delbrück  221J) 

Auch  der  Singular  kommt  vor.  Als  beispiele  könnte  man 
;.  b.  alle  brähmapas  anfühi^eUj  wo  die  verschiedenen  kultus- 
vorgänge  in  formell  subjektlosen  sätzen  mit  dem  verbnm  in 
der  3.  ps.  sg,  beschrieben  werden,  wobei  als  Subjekt  je  nach 
dem  der  opferherr,  der  hotar,  der  adhvaryu  usw.  hinzu- 
zudenken ist*  „Man  sagt**  heisst  im  Ai,  unzählige  male  ühi^ 
(3.  plun)  ]  aber,  wenn  gesagt  werden  soll  „irgend  einer  sagt^, 
so  heisst  es  aka  (3,  sg.);  so  z.  b*  ungemein  oft  im  Mahä- 
bhä^^ya;  Vin  2  56  wird  da  z.  b.  ein  zitat  mit  den  Worten  ein- 
geleitet ata  uttaram  paihati  „darauf  als  antwort  (belehrung) 
sagt  (irgend  einer,  ein  grammatiker  ,  ,  *)* 

20.  Auch   im   Avesta   findet   man   analoges   (z.  b,  mq- 
ly^n  „gleichsam",  eig,  „fsiö]  möchten  meinen");  leider  habe 
ich  derzeit  nur  ungenügende  exzerpte.    Aber  man  vergleiche 
2.  b.  die  interessante  stelle  Vd.  7  36  ff.;  yiä  a€te  yöi  mazda- 


klügheit"),  gflQZ  so   wie  im  CecMscheti  „der  jäger*^  mydivec  (:  mysU   „ge- 
danke")  heisst. 

*)   Den  unters cbicd  zwischen  aUgero einen  „man"-äätzen  mit  3.  ps.   Bg, 

1  ff.)  und  weniger  allgemeinen  „man^'-sStzen  mit  3.  ps.  pL  üJnstriert  gut 

ie  folgende  stelle  aus  TälsTaV.  upsn.   (1    7—9):   tjm;  cak$it$fl  na  pn&yati, 

'tm  cnk^Qr{t^  paäyaüj  I  tad  ^r/i  hrahma  tt^ar^   inddhi,  na^idafii  ijad  idam 

\att  usw.  „welchea  (man.  der  mensch)  mit  dem  ange  nicht  sieht,  durch 

wekhes  (man)  die  äugen  sieht,  das  eben  wisse  (erkenne)  du  als  das  Brahma, 

mcbt  diesei,  welches  ime)  hier  (als  Brahma)  verehren." 

Zitttfibflft  tflT  mgL  Spmchr.  N.  F,  XX.  4.  33 


Jose 


Z5&äty7 


yasna  bmBO^äi  pavazdnte,  kaiarö  paurvö  amaydnt^  mazda- 
yasnaHbyö  va  äaEvayasnat'ihyö  va?  .  .  .  datvayasnaSibyö  paurvö 
amayayanta  ya$^i  mmdayastmHbymcit  .  yat  paoirim  daBvayasm 
kar^ntnt,  ava  hö  miryäite,  yat  hitim  .  .  ^  yal  ^iiim  ,  .  .  miä* 
matö  Bi  aesö  yava&^a  yava&tätaBca  usw.  „wenn  diese  Mazda- 
gläubigen  zu  heilen  beginneu  wollen,  wo  früher  sollen  (sie) 
sich  bewähren,  an  Mazdagläubigen  oder  Daevagläubigen  ?  .  , . 
An  Daevagläubigen  sollen  (sie)  sich  früher  bewähren  als  au 
Mazdaglänbigen.  Denn  wenn  (er)  zum  ersten  male  einen 
Daevagläubigen  operiert,  dieser  stirbt,  wenn  zum  zVeiten  .  , . 
dritten  male  .  .  *,  uube währt  ist  dieser  flir  alle  Zeiten»"  Hier 
sieht  man  denselben  numeruswechsel,  den  eintritt  des  Singulars 
flir  den  spezielleren  fall,  wie  wir  Um  im  Shi vischen  bemerkt 
haben  (§  16).  | 

2 1 ,  Analoge  Verhältnisse  im  G  r  i  e  c  h  i  s  c  h  e  n  sind  bekannt. 
Bekannt  sind  sätze  vnt   ipmait   Xiyovm,   oi'oirwu    Oder  sätze 

wie:    ov    nnv    äßa&m   y#^    uXX'    imtm^ptfi    iv    ßovkBvovtmi    Plat 
PoHt,    IV   428  B;    ivifttotv,    on£^    naa^ovaiv    iv    roig    luydXötg 
aymüiv,    ndvta    eV*    afhtv    ivdia    etvai   Thuk.    YTl  69;    ^  hi 
JIoTi(!faiav  l'^/QVTut  nQüainid-j^to    jfj    niXn    IV  IBO,    Wie    tij  ix 
Ttj^  ^<p€üitig  ig  ^^maaiuv  E^)tnVTai  Her»  11  106;  jrai   S^o  £f^if- 
letyro    wuvt£Q    oIov    rtf  ^rvulifp    iXiXi^&vut    Xeu.    An,    I   8  18; 
ixxaui  Tf  yd^  (die  dipsas-schlange  durch  ihren  biss)  Kai  <fijnH 
uai   nifi7i0uu&at    nouV^    uai   ßornatv   (die   gebissenen)    maneg  ol 
iy  nvgd  xeißi^vm  Luk,  De  dips.  4    Von  konkreten  ereignisseo 
Z*  b»  iv  TJ^  {uoXtt)  f.th*  Qa  yufim  t    ioav  etkunivtn  Tf^  ,'  riufa; 
i*    in    ^ctXdfKay    ^«/doiv    vita    Xufinn^BVamv  i  ifflviov    ^    491  f « 
^IIbIq    di    xXavd'fiov    fiiv   idüOfiEVf    og    n^iv    irv^S-r^f  ;   So^n&v  S 
i^avTtg    ^VfiodfiBd-Uf    /JQfri    #'    ifp*    vä&>g  f  ^svdvTmv    S   212  f.; 
ngoQ    ydp    tÖ    apiXmatov    bv$v^    tgunoftevm    rj)    yvmfiti    nnXl^ 
fiuXXov    n^oityro    atpäg    uvrovg   ^a!    ou^    ivTit^ov    Thuk,  II  51 1 
Ztav  arouxmta^  xuraXiymui  *   .  *   Arist»  Ach*   1065  USW* 

Die  3.  sg.  ist  bekannt  in   sätzen  wie   aijfimvn^  isej^ot?*, 

iadXniy%€i    bei    DemOStheneS     oft    dvayyiaüetui     vfi^y;     o^vvü^ 

neg  otrox^ivit  fp  141  f.  Sätze  allgemeineren  Sinnes  sind  z.  h. 
bei  Herodot  vielfach  zu  lesen:  dvniii  &i  jJJ«  tw  im  if, 
^iXj^wri  Tfüiisitti  '  inidv  ^vaj^f  Jtjv  oirgf^v  axpfjv  xai  tqv  njilfjrtt 
xui  TQV  ininXooy  avvdfig  oßov  xttT*  <üv   ixdXvxpe   ^raai^    tov  nir^- 


Die  ^ man* -sitze. 


507 


nv^i  '  ta  ik  alXa  ugia   trtiioviai  iv  ifi  navo^'k^vm    iv   jj)    av  ra 

t^a  ihuatoatj  iv  ^^^f}  ^^  ^^'^9fl  ^^*^  ^^  ^^*  yiVfraiaTo  H  47. 
Wiederum  siebt  man  da  die  emzahl  in  mehr  indtvidiialisierender 
art  Deben  der  mehrzahl  (es  ist  von  den  jiyvntiGi  die  rede). 
Ähnlich  z.  b*  I  132,  II  70.  Es  gibt  grammatiker,  die  sich 
bamüssigt  sehen,  in  dgh  sätzen  ein  partizip  als  Subjekt  hinzu- 
zudenken (z.  b-  0  ^tiüjy  n  47);  wie  Überflüssig  so  eine  er- 
gänzuug  ist,  empfindet  am  besten,  wer  eine  sprax;he  spricht, 
die  ähnliche  formell  subjektlose  Sätze  kennt. 

22.  Auch  das  Latein  hat  sätze  mit  diamt^  ferimt^  aiunt 
u.  dgl  Die  ältere  spräche  driiekt  nicht  selten  noch  inhalts- 
reichere Vorstellungen  in  ähnlicher  ait  und  weise  aus.  Z.  b. 
aedt's  quam  eaiemjM  mmt  pardtae  .  .  .  /  Imidmit  fabrum  atque 
aedes  probant^  sibl  quisque  inde  exeniplum  expettmt  PL  Most. 
lOL  So  auch  z.  b.  vela  dahant  venfisj  nee  adhuc  hem  noverat 
lUoß  i  navita  Ovid.  Met  I  132^  wo  das  Vulgär-Cech.  dag 
Subjekt  nmita  auch  entbehren  könnte.  Eine  konkrete  hand- 
lung  älmlich  ausgedruckt;  nunc  comisatum  iIjo  ad  Philola- 
chetemj ;  ttbi  nos  Jiilari  ingenio  et  lepide  accipient  PL  Most.  317, 
Die  ältere  spräche  hat  auch  noch  typische  fälle  mit  verbum 
im  Singular;  vgl  z.  b.  Holtze  I  341  f.  So  z,  b.  in  den  12 
tafeln:  si  in  ins  vocati  ni  it  (seil,  reits);  orato  (seil,  magi- 
stratus);  bei  Cato  z.  b.  dato  edit  (der  kranke),  si  poterit^  sine 
pane  157  9;  wie  im  brähma^a  der  opferer  oder  der  priester, 
ist  bei  Cato  vielfach  der  donünm  als  Subjekt  zu  verstehen. 
Oder  man  vergleiche  die  stelle  Cic.  De  nat.  d.  I  19  50  f.: 
et  qttaerere  a  nohis  Balhe  soletiSf  quae  mta  deorum  sit^  quaegtie 
ab  iis  degaiur  aetas  .  ea  mdeliceif  qua  nihil  heatius  -  .  .  cogi- 
tari  potent  .  nikil  enim  agit  (so  ein  gott),  nidlis  occiipat'wnibus 
est  implicatuSj  mdla  opera  vwUlur,  stui  sapientia  et  virtute 
gandetf  habet  exploj^atum^  fore  se  semper  tum  in  aeternis 
voluptatihus.  Wie  Pataftjali  u.  a.  ihr  aha,  gebraucht  Cicero 
II*  a.  ihr  inquit  „es  sagt  jemand"^,  wobei  man  sieh  als  Subjekt 
vorzugsweise  einen  adversarius^  einen  auditor  calumnians  zu 
denken  bat;  z,  b.  Inanes  \  hoc  iuvat^  haud  illud  quaerenteSf 
mtm  idne  sensu,  /  tempore  num  faciant  alieno.  „laedere  gait- 
des^'  I  inquit  j,ef  hoc  studio  pravus  facis^*  Hör,  Sat.  I  4  76  ff* 
„So  wird  auch  bei  den  späteren  Griechen,  wie  Plutarch, 
Diooysius  und  anderen,  q^rjoi  gebraucht'*,  bemerkt  dazu 
Kühner,  Ausf.  gramm*  d*  lat.  Spr.  II  4. 

33* 


508  Josef  Zubaty, 

23.  Das  deutsche  man  gibt  ziemlich  indifferent  die  ver- 
schiedenen Schattierungen  der  „man^'-sätze  wieder.  Aber  auch 
das  Deutsche  hat  für  fälle,  wo  in  den  verwandten  sprachen 
die  3.  pl.  gebraucht  wird,  früher  die  3.  plur.  gehabt:  vgl 
Grimm  lY  221.  Es  ist  nicht  unmöglich,  das  doch  allza 
bestimmte  sie  habe,  nachdem  das  pronominale  Subjekt  obligat 
geworden,  dazu  beigetragen,  dass  man  mit  der  zeit  das  feld 
behauptet.  Aber  die  3.  pl.  findet  man  noch  im  Mttelhoch- 
deutschen  und  im  älteren  Neuhochdeutschen  (in  der  Volks- 
sprache vielfach  noch  heute);  man  vgl.  z.  b.  si  jehent,  der 
mmer  der  si  hie,  \  diu  wunne  diu  st  kamen  Beinmar  der  alte 
(Klage  um  Leopold  V.),  ich  ml  daz  gerne  füegen,  daz  si  von 
mir  sagen,  /  daz  ih  habe  von  rehte  liute  unde  laut  Nibel.  109. 
Auch  ^in  „(es)  sagt  (einer)"  hat  das  Altnordische  {segir, 
Grimm  IV  265). 

24.  Die  „man"-sätze  sind  nur  formell,  nicht  psychologisch 
subjektlos.    Auch  nicht  syntaktisch.    Daher  kommt  es,  dass 
der  redende  das  unbestimmte,   allgemeine  Subjekt   auch  mit 
einem  pronomen   demonstrativum   oder  personale  bezeichnen 
kann,  sei  es  als  Subjekt  (namentlich,  wo  das  durch  man  ans- 
zudrückende   Subjekt  auch  in    einem  benachbarten  satz  ent- 
halten ist,  aber  auch,  wo  das  pronomen  nur  als  stütze  einer 
satzpartikel  fungiert,  in  Sätzen  wie   „N.  N.  fragte  und  man 
antwortete  ihm"),  sei  es  als  einen  anderen  satzteil.    Wir  lassen 
zur  Verdeutlichung  einige  belege  folgen,  ohne  uns  indessen  mit 
der  Sache  näher   befassen  zu  wollen;    der  leser  selbst  wird 
wohl    ersehen    können,    wie    sehr    sich    der    Sprachgebrauch 
einzelner  sprachen  auch  hierin  deckt. 

25.  Ai.:  yadä  khälu  väi  samvatsaräin  janätäyani  cärati,  dtha 
sä  dhanargho  bhavati  „wenn  (man)  eben  ein  jähr  in  der  fremde 
(auf  erwerb)  lebt,  dann  wird  er  (der  „man")  geldverdienend" 
Täit.  s.  II  2  6  4  (vgl.  oben  §  11).  So  auch  in  tyajyam  m 
dkairyaiji  viähxire  'pi  däivü:  /  dhairyät  kadäcit  sthitim  apnU' 
yat  sah  (Speyer,  Sanskrit  SjTit.  §  12,  Grdr.  d.  ind.  Phil.  1 6 
§  135  aus  Paflcat.,  Ind.  Spr.*  2636)  „mut  ist  selbst  bei  un- 
günstigem gescliick  nicht  zu  verlieren,  durch  mut  kann  man 
(.9a)  einmal  halt  erlangen",  wo  sä  abermals  ein  im  ersten 
Satze  vorschwebendes  „man*^  {tyajyam  na  dhairyam  ist  ja  soviel 
wie  na  dhairyam  tyajct  „man  verliere  nicht  niut")  wiederholt. 
So  auch  in  der  erörterung  Mahäbhä§.  zu  III  2  124:   dliümaifi 


Pit  „man*-8fitze. 


509 


dx^vo^jtf^gnir  atta^^ÄÜ  gamyat^^  trim^abdJmJcam  d^§i(v^  nPuri- 
vrajaJca'^     iü   .   ,   *    pratyah^as    tenavagnidhümayör    abhisam- 
handhah  k^ö  hhavati^  triviMahdJmkaparivräjakmjös  ca.    sa  tad 
videSastham  api  dx^va^adhyava  syaii  „agnir  ati'ü,  parivräjakö 
'tfa*'   kAÜ  .  .  .  kasya   cit   khalv  api  saki-t  k^tö  'hhisambrnidhö 
Hyantäya  kxiö  bhavati;  tad  yatha  vi-k^aparnayör  ^aymn  v^k^a 
idam  parnam"  itL  sa  tad  vid^Mstham  api  d^fv^  jänaii  j^vj^km- 
s^ya^^idani  parrjam'^  iti  den  rauch  erblickt  habend  (wenn  man 
den  rauch  erblickt  bat)  wird  gefolgert  (=^  gamayati   „folgert 
mau^)  „feuer  (ist)  hier'^,  die  dreistabpjramide  erblickt  habeBd 
„ein  bettelmönch  (ist  hier)/     ,  .  ,  eine  unmittelbare  (durdi 
zeit   und  ort  nicht  geteilte)   Zusammengehörigkeit  von   feuer 
mit  rauch  wird  von  einem   (ttnüy  von  dem   „man")  statuiert^ 
und  von  dreistabpyramide   mit  bettelmönch.     Man  (sa)  ver- 
mutet, dies  auch  getrennt  erblickt  habend  (z,  b,   den  rauch, 
wo    in    Wirklichkeit   kein    feuer   ist),    ^feuer   (ist)   hier,    ein 
bettelmönch  (ist)  hier**  .  .  .    Bei  einigem  (kaf^ya  cit)  ist  die 
auch  nur  ein  einzigesmal  statuierte  Zusammengehörigkeit  fiir 
immer  statuiert;  z*  b.  bei  bäum  und  laub:  „dies  (ist  der  zum 
blatt  gehörige)  bäum,   dies  das  (zum   bäum  gehörige)  blatt/ 
Man  (sa)  erkennt  dieses,   selbst  getrennt  es  erbückt  habend: 
„dies  ist  des  baumes  blatt '^    Wie   man  sieht,  hat  in  dergl. 
föUen  sä  seine  sonstige  aufgäbet  es  rekapituliert  den  bereits 
vom  vorigen  her  in  rede  stehenden  begriff,   einerlei,   ob  er 
wie  gewöhnlich  ein  ausdrücklich  genannter  oder  wie  hier  nur 
ein  dem  sprechenden  vorschwebender  ist.    Aber  es  liegt  auf 
der  band,  dass  dieser  Sprachgebrauch  leicht  ausarten  konnte: 
die  spräche  konnte  in  dem  bestreben,  das  subjekt,  das  „man", 
sprachlich  zum  ausdruck  zu  bringen,  dazu  gelangen,   dieses 
sa  dazu  zu  wählen,  einerlei,  ob  von  einem  „mau"  bereits  die 
rede  war  oder  nicht.    Und  dies  ist  vielleicht  auch  geschehen* 
Man  vergleiche :  sa  yad  a^iMmtij  gat  pipasati,  yan  na  raniatBf 
tä  asya  dlk^äh  usw.    Chänd.  up.  Iü  17  1  ff.    „Wenn  man  (sa) 
hungert  (fastet),  wenn  (man)  dürstet,   wenn  (man)  nicht  bei- 
schlaf übt,  dies  (sind)  seine  (des  „man^)  weihen  ,,.**;  oder 
ebd.    6:    so   '* ntavelüyüm    Mai    trayani  prati  padyetu    „in    der 
todesstunde  nehme  man  (sa)  zu  diesem  dreierlei  (seine)  Zu- 
flucht ,  .  .**    Oder  IV  3  3:   sa  yada  svapiti,  praijtam  eva  vüg 
apy  Bti  „wenn  man  (sa)  schläft,  da  geht  die  rede  in  die  aus- 
Atmung  hinein*^.    Aber  wer  weiss,   ob  auf  diese  stellen  viel 


i 


510  Josef  Zubaty. 

yerlass  ist;  rH  17  6  köDQte  man   annehmen,  $a  bedeute  den 

„man",  von  dem  im  vorigen  die  rede  war,  vor  yad,  yad^M 
kann  sa  jenes  bekannte  unorganische  sa  sein  (Delbrück,  Aind," 
Synt.  215),  welches  z,  b.  in  seyyatM  statt  yathä  auch  hfl 
PäU  erscheint. 

Als  nichtnominatiTische  formen  zu   „man"  gebraucht 
Ai.  die  unbetonten  formen  asya  usw*,  die  ja  auch   sonst 
formen  der  3.  pers,  erscheinen^);  haben  ^ir  Mabäbhäs. 
ft*rta,  nicht  an^na  gefunden,   so  erklärt  sich  dies  darans,  dass 
es   dort  den  bereits  in   rede   stehenden  begriff  i^ieder   auf- 
nimmt    So   vergleiche  man   z.  b,   na  hi  pratiJcmt^   *nj%i4 
kltam  asya  na  vauakftam    j,denn  nicht    wartet   der    tod  auf 
sein   (des   „man")    getanes   oder   ungetanes"    Mahäbhär.   XU 
175  15;   lökö  tavad   j,alhakeyö  g^ramakuJckutali,  ahhak^yö  (p-U- 
mmükara^^  ity  ucyat^t  hhakf^ymn  ca  n(!ma  k^itpratifjkatärtJiam 
upä  dtyatB.  Mkyam   cauüuena   ßvamqsadibhir  api  kßut  prati- 
hantum  .  .  ,   „im   gemeinen   leben   wird   z,  h,  gesagt  ^uicht 
essbar  (ist,  d,  i.  „soll  nicht  gegessen  werden'')  ein  hansbain, 
nicht    essbar   ein    hauseber"    und    als   „essbar"    wird    (alles) 
zur  Stillung  des  hungers  geeignete  aufgefasst,   und   selbst  mit 
hundefleisch  nsw.   kann  von   einem   (mmia^   eig,   „von  ihm*^) 
der    hanger    gestillt    werden"    Mahäbhä?*    einl.    (ausg.  toh 
Benares  sauivat  1943  s.  28);  yat  sarvefjta^^icchati  jMtum,  tßu 
?ia  lajjaii  ca^^äcarmv^  /  y^m  tupjafi  ca^atnm^^asyaj  tat  sat^ 
gur^alakmnmn  „wovon  (man)  wünscht,  dass  jedermann  es  weiss*), 
was  (man)  sich  nicht  schämt  zu  tun,   und  woran  eines  seele 
{asya^   „seine  seele")   sich  freut,   das   (ist)   das  merkmal  des 


I 


i 


*)  Ea  ist  überhaupt  wahrscheinlich^  dass  es  nrsjirüii^llch  nur  ein  eukü- 
tiftches,  mcht  nominativischoa  pronomen  der  a.  pers.  geg'eben  hat  [m  diesem 
gehören  die  TcrscMedenen  defektiven  formen  wie  ar.  htf  gr.  fttt*  *fty  nsw.) 
In  fttUen,  wo  fUr  die  1.  2.  pemon  nominati^ische  oder  in  andere  kasns  mt^ 
enkJitiftche  formen  erforderlich  waren ,  stand  ursprönglich  ofibnbar  das  b^ 
faeßende  nomen  seihst,  nnter  niiistäuden  nebst  dem  onkJitischen  pronomfO 
Betcmte  fonnen  dps  pereonalprononienB  der  3*  ps.  werden  «rst  Qachtrl^Hoii 
ane  demonftratliren  rokrntiert. 

ä)  So  ist  offenbar  »anM'^a  ^  icchafi  ßintum  zn  fassen ;  dass  ein  infinitii 
auf  -tum  mit  instr.  passive  hedeatnng  haben  kann,  ist  ja  bekaaat.  H*fl 
Tgl.  t,  h.  arthana  bhavmtbhik  karti^m  arliati  „die  bitte  wolle  von  m^ 
getan  werden"  Näi^.  6  112  j  auch  ohne  instrum.,  z.  b-  lad  icchamy  ß«* 
vartitnm  „ich  wünsche,  dies  (möge)  wiederholt  werden"  Maliähhär,  Xll  541 2 
Vgl  S^iejer,  Grdr.  d.  ind.  Phil.  I  6  |  219, 


"Die  Bman*41tie. 


guten"  Manu  Xu  37,  Aucli  hier  kann  unter  umständen 
ein  mjdm  als  Subjekt  (durch  asya  usw.  vorbereitet)  auf- 
kommen: ycidä  €a^jayat}i  na  hibhetif  yadü  ca^tismän  >ia  bibhy- 
ati  .  .  .,  /  hraJima  süm  padyatB  tadä  „wenn  einer  (ayam) 
nicht  fürchtet  und  wenn  (sie)  Tor  einem  (asffmt)  nicht 
fiirchten  ,  .  .,  dann  kommt  das  Brahma  zustande"  Mahäbhär. 
Xn  261  (262  Bombay)  16  (vgL  Listy  filoL  XXXII  292), 

In  dem  schönen  lied  an  Ara^yäni  (EV.  X  146)  werden 
die  geheimnisTolien  die  stille  des  urwaldes  unterbrechenden 
laute  geschildert;  wir  lesen  da  n.  n,:  ^und  gleichsam  kühe 
fressen,  und  wie  ein  haus  sieht  man  (fJf%afe  „conspicitur*^) 
und  die  Ärapyäni  abends  wie  ein  wagen  knarrt  (3);  eine  kuh 
fiirwahr  ruft  dort  einer,  dort  hat  einer  ein  hok  abgehauen; 
wenn  man  bei  der  Ara^yäni  abends  verweilt,  meint  man  „es 
hat  (einer)  geschrien*^  {gäm  aiigäL^e^d  ä  hvayati,  dArv  auyu^ 
e^o  äpaMvadh'df :  vdsann  aranyanyän^  säyäm  Jikruli^ad'^  %ti  ma- 
nyaie  4);  hier  wird  „dort  einer**  durch  e^ä  wiedergegeben; 
wo  keine  deixis  hinzukommt,  fehlt  das  subjekt. 

26.  So  vergleiche  man  z.  b.  bei  Herodot  I  132:  {nigaat) 

<nJTi  ßoD^uov^  TtoiivvTat  ovt£  nv^  dvaxaiovat  fiiklovtBg  .9i'f/j'  * 
ml  ünovdf^  ygimPTutf  ovxi  avXoJ^  ov  Gjififiaat^  avKi  ovXjjoi, 
tmv  dk  mg  inatjtiii  &VBty  ^ilji^  ig  /jjo^ov  xad-a^ov  dyaymv  ro 
xtijvü^  xaXiii  Tov  if£ov  i(jrBtpapmfj.evög  rov  Tta^^iv  ^virnlvr^  ^d- 
XiüTa  .  icavTöJ  fthv  <f^  rt^  Ä'om  iJ/iy  ^ovi^  m  m  iyytViTat 
doäa&ui   aya^d^   5  id    jolai    naai   IIif)afi<Ti    xaTiv^irai    tv    yiv€~ 

gdat  jtTÄ,,  WO  insbesondere  q  Si  zu  beachten.  So  bei  Arist 
Äcbam*  9  flF. :  dkl'  wSw^Sf^r  fz^^ov  ai  T^ufip^tieoVf  '  Sre  irj 
'my^^vfi  ngnai^mmv  jov  Aiap^vlovj  ,  o  rf'  (j,TiDd  einer  dort**) 
dvunsp  j^ilaay  cö  Qinyvt  top  pfo^ioi'.  Oder  bei  Homer:  o  S' 
(Thersites)  äg'  s^£to  tdgßfjoiv  rf,  (  dly^aag  S'  d/guop  MW, 
dnofiogiato  iditQv.  !  oi  6k  (^und  sie,  und  man*^)  xai  u^yvfABVüt 
m^  in  avtm  ^Sr  yilafjüav  B  268  ff ;  Arist  Ächarn.  17ff. : 
u}X  QvdtnmnüT  i%  oTOv  Y^  gvuTepLai  !  üvjti^g  iSr^yS^fiv  vno 
tnpia^  tag  dtpgvg  I  cof  vvv,  oniz*  ovaiiq  xv^iag  ixxijjaiaQ  I  '^m- 
BiVfjg  igr^/Liog  ij  7ivt'|  ai/Tij/'  (  oi  d'  iv  ayo^a  AaXnvat  xrl. 
Ausserhalb  des  nominativs  wird  ^man**  im  Griech.  durch 
uvtov  (bzw.   avTov)  usw,  wiedergegeben;  z.  b.  aia/gov  Pivi^ 

pttaruti  ttr^  q}dpat  üVjbtßovXfViir ,  i^p  fi^  tiq  avTff?  (^einem^) 
dgyvQgt^p  6id^  Plat.  Gorg.  520  E,  ^dv  TOI  dpi g HOP  II  Hai 
xaXhv    €ift6pTa    xui    noii^aapta    ptP^ßj^P   ip    olg    id^iXn    nagix^tp 


512  Jowf  Zabaty, 

iavToZ  Xen.  An.  VI  3  24;  vgl.  z.  b.  Krüger  §  61  4  6. 
Etwas  anderes  liegt  Plat.  Polit.  I  347  C  vor,  rfjg  Si  Cjy^i/ac  /*«- 
yiarij  ro  vno  novjjgoTsgov  äg/ea&ai,  iäv  fiij  airog  i&iktj  ag^^tv, 
WO  ja  avTog  „selbst**  bedeutet. 

Aus  dem  Germanischen  vergleiche  man  insbesondere  f&lle, 
wo  „man"  im  zweiten  satz  als  Subjekt  durch  das  pron.  pers. 
der  3.  pers.  wiedergegeben  wird,  Grimm  HI  7  f. ;  z.  b.  ahd. 
mhn  erwetet  man  uzer  sinero  nöte,  liMon  liget  er  darinne; 
ags.  swä  sceal  man  don,  ponne  he  ät  gude  gegän  penced  :  in 
dgl.  fällen  dürfte  eine  spräche,  die  nicht  notwendig  das 
Subjekt  ausdrücken  muss,  im  zweiten  satze  offenbar  kein 
pronomen  setzen,  wie  dies  z.  b.  in  roaaov  xig  t'  imXBvcaH^ 
oaov  t'  int  Xäuv  ifjatv  F  12  der  fall  ist.  Im  Slav.  steht  viel- 
fach oni  „sie",  wie  im  Griech.  6  di,  als  stütze  der  satz- 
partikel.  So  sehr  oft  bei  Nestor  oni  ze  (=  gr.  ol  ds\  z.  b. 
i  uzresta  7ia  göre  gradsks  i  tiprasasta  i  resta:  öii  sb  gradskd? 
oni  ie  resa  .  .  .  „und  (die  zwei  männer)  erblickten  auf  dem 
berg  eine  bürg  und  fragten  und  sagten:  „Wessen  (ist)  diese 
bürg?**  und  sie  sagten  (man  sagte  ihnen)  ..."  15  (aber 
auch  ohne  oni:  i  uzre  i  Oltgs  i  rede:  ksto  sb  jestb?  i  resa 
jemu  „und  [es]  erblickte  ihn  Oleg  und  fragte:  „Wer  ist 
dieser?"  und  [sie  =  man]  sagten  ihm  ..."  37);  oder  ^.jakoz 
vidäte  na  voko,  ze  mnohy  s  cJiuti  se  napil,  spoleh  na  sttwl 
neb  na  lavici,  a  oni  m(n)eli,  ze  spi  a  on  byl  hez  dtise  „wie 
ihr  scheinbar  öfters  sehet,  dass  mancher  mit  lust  einen  trank 
getan,  sich  auf  den  tisch  oder  auf  die  bank  legte  und  sie 
(=  man)  meinten,  dass  er  schläft  und  (er)  war  ohne  seele 
(leblos)"  Frantovy  pr&va  6  32  u.  ä.  Auch  sätze  (die  selbst- 
verständlich nicht  bloss  im  Slavischen  möglich  sind)  wie 
V  nektere  (komiXrce)  se  take  trie  nebo  ötyfie  myji  „in  mancher 
(kabine)  waschen  sich  auch  drei  oder  vier"  Kabätnik  4  19 
beweisen,  dass  „man"-sätze  keine  subjektlosen  sätze  sind. 
Auch  das  pronomen  der  3.  ps.  in  aussernominativischen  salzen 
kennt  das  Slavische,  wiewohl  wie  es  scheint  nicht  im  sinne 
des  ganz  allgemeinen  „man",  wie  wir  es  in  §  1—11  kennen 
gelernt  haben  (dieses  müsste  im  Cech.  z.  b.  durch  die  be- 
treffenden kasus  von  cJlovek  „mensch"  ersetzt  werden);  z.  b. 
no  di!  OS  tarn  prijdeS  a  das  jim,  budoti  se  te  ptat  „geh  nur! 
bis  du  hin   (in  die  höUe)  kommst  und  gibst  ihnen  (fleisch), 


Die  ^man^'-Bfitze. 


513 


werden  (sie  =  wird  mao  dich  dort)  frageü  . .  .  Hoiek  11  2  94 ; 
aber  dies  alles  sind  ja  schon  Sachen,  die  von  bedeutung  mehr 
für  die  einzeh^prachen  sind. 


Exkurs  zu  Pedersens  j^es^-sätien. 

Wir  halten  also  die  ^inan"-sätze  für  keine  echten  subjekt- 
losen Sätze.  Psychologisch  sind  sie  es  nicht.  Sie  sind  es 
aber,  glaube  ich,  nicht  einmal  syntaktisch:  nur  von  rein 
formeUeni  Standpunkt  aus  kann  man  von  subjektlosigkeit 
reden.  Ein  legit  ist  fonnell  ein  subjektloser  satz  wie  plmt\ 
aber  es  ist  ein  gewaltiger  unterschied  zwischen  beiden  Sätzen 
von  psychologischem  und  auch  von  syntaktischem  Standpunkt. 
Bei  legit  weiss  der  redende,  von  wem  er  spricht,  und  setzt 
dies  auch  vom  zuhörenden  voraus;  es  ist  dies  eine  in  dem 
kontexte  oder  in  der  Situation  gegebene  person,  oder  unter 
umständen,  besonders  in  einigen  sprachen,  irgend  jemand, 
dem  das  lesen  zukommt,  oder  gar  „der  mensch^  in  genere, 
j,man".  Das  Subjekt  kann  auch  syntaktisch  zum  ansdruck 
kommen;  direkt,  durch  den  betreflFenden  namen  oder  das  be- 
treffende appellativuraj  bzw,  durch  ein  „man'*,  oder  indirekt, 
durch  darauf  bezügliche  pronomina  oder  attributiva.  Aber 
phiit?  Hier  kann  vou  dgl.  erst  die  rede  sein,  wenn  die 
anschauungsweise  oder  die  vivah^  des  redenden  das  subjekt- 
lose, rein  die  nicht  zergliederte  erscheinung  als  ganzes  wieder- 
gebende (es)  regnet  in  ein  der  gött  regnet^  oder  der  tag  regfiet 
(Avesta),  oder  der  regen  regnet  oder  was  immer  umgeändert 
hat  Dann  sind  eben  maskulinformen  möglich,  wie  in:  iapan- 
taifi  varsantam  fia  uindH  „auf  den  brennenden  (Ädityam\  auf 
den  regnenden  {dmam  oder  Parjanyam)  soll  man  nicht 
schimpfen"  (soviel  als  ^auf  die  hitze,  auf  den  regen *^)  Chänd. 
up,  n  14  2,  15  2,  oder:  iä  (dmdtali)  m)a^üsmm  Parjänymn 
var^ayanüf  täaK^üvarmy^^^  vär$aty  m^ä  „sie  (die  gottheiten) 
selbst  lassen  ihm  den  Parjanya  regnen;  selbst  wenn  er  (sonst) 
nicht  geregnet  hätte,  regnet  er"^  Täit-  s.  II  4  10  3;  dann 
kann  man  unter  umständen  auch  die  götter  reden  lassen 
ad%ä  varßäma  hi  vayam  „nach  unten  regnen  wir"  Mahäbhär, 
Xn  59  26. 


JoB«f  Znbfttf,' 


Wie  steht's  nun  mit  den  „es '^-Sätzen,  die  Pedersea  134  i 
bespricht?  mit  sätÄen  wie  ap.  api-sim  parabara  ^im  wasser 
riss  (es)  Um  {kärmn  „das  beer")  fort*^^  mähr,  husalo  nim  im 
kästele  I  od  oltara  ei  ku  stene  ^(es)  warf  ihn  (eig.  ^mit  ihm^) 
in  der  kirche  hin  und  her  vom  altar  bis  zur  wand"^  Suäl, 
Moravske  närodni  pisne  s,  2B,  L  neddviio  preä  fiem  .  ,  . 
uboHlo  se  kiis  £di  köstelnie:  a  tak  mi  pravilif  ie  roftito  dm 
("erne  kresfany  „nicht  lauge  Torher  ,  .  .  stürzte  ein  stück  der 
kirchenwand  ein;  und  so  haben  (sie)  mir  gesagt,  dass  (es) 
zwei  schwarze  Christen  ei-schUig**  Kab&tnik  15  23  usw.?  Aach 
diese  Sätze  halte  ich  für  keine  echten  subjektlasen  sät^e. 

Ich   will  auch  hier  von  meiner  muttersprache  ausgehen. 
In  Listy  fllologickö  XXII    190  ff.  hat  Fr.  X.  ProchäEka  einea 
aufsatz  „0  bezpodmetj>eh  vet&ch"  veröffentlicht,  der  mit  einer 
bemerkuug  über  das  deutsche  es  der  subjektlosen  sätze  schliefet 
Er  unterscheidet  mit  recht  ein  reiu  formelles  es  in  satzeu,  die 
wirklich  subjektlos  sind^  von  einem  anderen  es,  w^elches  ^eiii 
wirkliches  subjekt  vertritt,   eine  dem  redenden  bekannte  yqp 
Stellung,  die  es  überflüssig  ist  ausdrucklich  anzuführen,  oder 
eine   undeutliche   Vorstellung,    für   welche   man   gerade  Ifein 
passendes   wort  besitzt/    Das   erste   es  lässt  das  Cechisclie 
ßeit  jeher  ohne  äquivalent;  man  sagt  z.  b.  prsi   ^es  repet^ 
jest  pekne  „es  ist  schön*^,  ijtc/m  tnne  „es  sticht  mich  (ich  habe 
stechen)**  usw.    Jenes  andere  es  wird  in  der  neueren  spracie 
Mittelböhmens  durch  to  („das")  ausgedrückt:  boU  to  ^es  (das) 
tut  weh",  V  skaldch  to  duni  jaJco   hrom   (VrchlickjO   ^in  den 
felsen  dröhnt  es  wie  donner**,     D.  es  war  schön  würde  zs 
Übersetzen  sein  bijlo  pelme,  wenn  vom  wetter  die  rede  {peh*f- 
adverbium),  aber  hjlo  to  pekne,   wenn  man   einen   vorgangt 
z,  b.  ein  Volksfest,  ein  konzert,  eine  theatervorst^Uung  oder 
ähnliches  meint  (pekm  neutr.  adj.).    Jene  vorher  gegebenen 
beiden  belege  würde  man  jetzt  in  Mittelbohmen  (und  daher  auch 
in  der  Schriftsprache)   durch  hamlo  to  ßm  po   kostekf  eaUk 
to  dva  6erm  kred'any  wiedergeben  müssen,  wollte  man  den 
Vorwurf  einer  gespreizten,  archaisierenden  ausdruckswaise  Ter- 
meiden.    Und  dieses  io  hört  und  liest  mau  tagtäglich.   ^SäUe, 
welche  eine  gewalt  durch  ihre  Wirkung  ausdrücken"  (Miklosick, 
Subjektlose  Sätze*  49  ff,),  bieten  im  Cech-  in  der  regel  dieses 
to.     7i.   b, :   nedalo  mi  to  späti   „es  hat  mich  nicht  schlafeü 
lassen",   pora^ilo   to  plot    „es    hat   die  hecke   umgeworfen",  j 


I 


4 


4 


Die  „inan*'-sftie. 


515 


tähne 


mne  to  tarn  „es  zieht  mich  hin",  Wcä  mne  to  „e 


lockt 


mich".  Oder  trvalo  to  ileset  let  „es  dauerte  zehn  jähre";  jak 
se  to  V  Pf'ü^e  Tözezvoni^  hlu^i  to  piil  hodiny^  a  kaldy  (mon) 
ßnak  „wie  es  in  Prag  zu  läuten  beginnt^  tönt  es  eine  halbe 
stunde,  und  jede  (glocke)  anders"  Eais,  Zapadli  vlastenci  345; 
(Ines  to  fouka  „heute  bläst  es"  (vom  winde)  HeiTmann,  Prazsk^ 


figurkj  I 


Mk  mu  iö  V  iebrnch  pödivne  hraje  „in  den 


rippen  spielt  es  ihm  gar  seltsam"  (von  röchelndem  atem)  75 
usw.  usw.  Alle  die  „es"-sätze,  die  Pedersen  anfuhrt,  würde 
man  in  ähnlicher  weise  wiedergeben  müssen;  dagegen  fällt 
keinem  Cechen  ein,  z*  b.  prsi  to  statt  prsi  ^es  regnet",  pichä 
mne  to  statt  pieha  mne  „es  sticht  mich*^  zu  sagend) 

Seit  wann  und  in  welcher  territorialen  ausbreitung  dieses 
tö  herrscht,  kann  man  dei^eit  nicht  sagen.  Die  ältere  spräche 
scheint  es  nicht  zu  kennen,  in  Mähren  sagt  man  noch  stromy 
himalo,  staveni  horilo^  les  i^yvrätilo^  pole  zka^ilo  „es  brach 
bäume ,  demolierte  häuser ,  entwurzelte  wälder,  vernichtete 
felder"  (vom  stürm,  aus  der  gegend  um  Hohenstadt),  BartoS, 
Dialektologie  II  286,  wo  das  Schrift^echische  ein  to  verlangt; 
Ho§ek  II  2  92  liest  man  einen  passus  in  der  mnndart  des 
Mährisch-Böhmischen  Hochlandes,  wo  man  beiderlei  ^es^^-satze 
in  einem  hat :  jak  hral  dvojäk  a  däral  ho  na  vä^f  zahlejskalo  se 
a  uhodilo  dö  dvojäku  a  jeho  pH  tom  eabilo  „wie  er  den 
dvojäk^)  nahm  und  im  begriff  war  ihn  auf  den  ws^en  zu 
legen,  blitzte  es  (auf  einmal)  und  schlug  es  in  den  dvojäk 
und  ihn  erschlug  es  dabei" ;  zu  zahilo  würde  man  in  Mittal- 
böhmen  noch  to  setzen  müssen  (jeho  to  pri  tom  EübiJ^).  Man 
meint  vielfach,  dieses  to  sei  auf  einwirkung  des  Deutschen 
zurückzuführen;  wenn  dies  wahr  wäre,  so  würde  man  doch 
wohl  auch  prsi  to  sagen? 


')  Ein  to  prüf  to  mne  picltd  ist  etwas  anderes ;  es  drückt  diu  ver- 
WimdeniDg-  des  redend on  über  das  mass  der  eT^cheinnng'  aus  tmd  wärt  im 
Deutschen  dareh  me  es  regnet!  wie  es  mich  sticht!  wiederzQ^iien.  Ono 
prM  drückt  wiederam  die  verwoudenrng  oh  der  erscheinung  selbst  ans; 
t.  h.  hat  man  gemeint,  es  sei  schon,  mid  ono  prUl  „sc/tau,  es  regnet  jaJ** 
OfTenbar  ist  diesem  ono  ursprünglich  ein  satz  für  sich  gewesen;  aber  das 
gehurt  schon  in  ein  anderes  kapiteL 

*)  Offenbar  ein  ackerbangerät.  Die  in  den  mir  JogÄngliehon  leiüalischen 
hilfs^uelien  stehenden  yerschiedenen  bedeatangen  des  wertes  paseen  nicht  in 
die  sitnatioD;  nucb  „die  doppeUeiter'*  (Kott  1  334)  nicht. 


516  Jo»«f  Znbaty, 

Dieses  to  ist  eben,  wie  Procb&zka  meint,  ein  wirkliches 
Subjekt,   kein  blosses  flickwort.     Es  drttckt  jenes  dorch  ein 
einziges  wort  nicht  ausdrttckbare  etwas  aus,    welches  seine 
gewalt  in  der  erzählten  tatsache  äussert;  vielfach  ist  dieses 
to  in  der  erzählung  selbst  durch  den  übrigen  kontezt  gegeben. 
Wenn  Darius  erzählt,  wie  er  den  feind  geschlagen  und  einen 
teil  seines  heeres  in  den  Süss  geworfen  und  wie  „es^  ihn  im 
flusse  fortgerissen  habe,  so  ist  dieses  e^,  6.  to,  die  gewalt  des 
Wassers.     Im  mährischen  Volkslied  bei  SuSil  ist  es   die  er- 
krankung,   von   der  die  vorhergehende  Strophe  erzählt,  bei 
Eabätnik  der  einsturz  der  wand,  in  v  skdldch  to  duni  „in 
den  felsen  dröhnt  es''  der  schall  selbst  und  alles,  was  ihn 
hervorbringt,    in    nedalo   mi   to   späti    „es   liess    mich    nicht 
schlafen^  die  unaussprechliche  gewalt,  unter  umständen  die 
krankheit,  die  sorgen,  jenes  etwas,  welches  in  Atharvaveda 
m  25  1  durch  ein  quasipersonifizierendes  aber  keine  wirkliche 
Personifikation  bezweckendes  uttudäh  ausgedrückt  ist,^)  anders- 
wo ist  es  der  stürm,  der  wind,  der  blitz,  bei  Rais  die  ge- 
samtheit  der  glocken  usw.    In  GogoFs  Revisor  V  8  erzählt 
der  postmeister,  wie  er  dazu  gekommen  sei,  einen  fremden 
brief  zu  öffnen:   Sam  ne  znaju:  nejestestvennaja  sila  pobtidilü, 
Prieval  bylo  uie  kiir'jera  s  tem,  dtoby  otpravil  jego  s  estafetoj; 
no  Ijtcbopytstvo  takoje  odolelo,  Jcakogo  jesäe  nikogda  ne  diivstvo- 
val,    Ne  mogxi,  ne  mogu,  slysu  dto  ne  mogu!  tjanet,  tak  vot 
i  tjanet!     V  odnoyn  nche  vot  i  slysu:  j^Ej,  ne  raspedatyvaj! 
propades'f  kak  kiirica" ;  a  v  drugom  slovno  bes  kakoj  sepCet: 
„Raspeöataj^  raspeMaj,  raspedataj!"     1  kak  pridavil  stirdug  — 
po  Hlum  ogon',  a  raspeöatal  —  moroz,  jej  Bogti,  moroz,   I  niki 
drozaty  i  vse  pomxdilos\    „(Ich)  selbst  weiss  (es)   nicht:  eine 
übernatürliche    macht    (hat    mich)    angetrieben.      (Ich    hatte) 
schon  sogar  den  kurier  dazu  gerufen,  dass  (er)  ihn  (den  brief) 
mit  der  Stafette  wegbringe;  aber  so  eine  neugierde  (hat  sich 
meiner)  bemächtigt,  wie  ich  eine  solche  noch  nie   empfunden. 
Ich  kann  nicht,  ich  kann  nicht,  ich  höre,  dass  ich  nicht  kann! 
(es)  zieht  (mich),    so,    sieh,   zieht  (es  mich)!    In   dem  einen 
ohr,   sieh,  höre  (ich):  „Ei,  brich  das  Siegel  nicht!   du  gehst 
zugrunde,    wie  ein  huhn";   und   im  andern  lispelt  geradezu 

0  In  einem  liebeszauber :  uUudäs  tva  üt  tudatUy  nid  dh^thah  ^y^^^^ 
8u4  „der  herauBstosser  stosse  dich  heraus  (es  stosse  dich  heraus),  halte  (da 
es)  nicht  auf  deinem  lager  aus.^ 


Die  »man*-8ätze.  517 

irgend  ein  tenfel:  „Brich  das  Siegel,  brich  das  Siegel!^  Und 
wie  (ich)  das  Siegel  drückte  —  dnrch  die  adem  ein  feuer, 
nnd  (wie  ich  den  brief)  entsiegelte  —  ein  frost.  mein  gott, 
ein  frost  Und  die  hände  zittern,  nnd  alles  war  ver- 
schwommen.^ Das  &  to  in  tdhlo  mne  to,  das  deutsche  ei  in 
es  zog  mich  hin^  ist  jenes  etwas,  was  der  postmeister  so 
beredt  zu  charakterisieren  nnd  doch  nicht  mit  einem  wort 
zu  bezeichnen  weiss.  Und  wie  in  den  „man^-sfttzen  ein  man 
als  Subjekt  zn  verstehen  ist,  selbst  wo  es  nicht  aosgedrüekt 
ist,  geradeso  ist  in  den  besprochenen  „es^-sätzen  irgend  «in 
etwas  als  Subjekt  zu  verstehen,  und  dieses  ^etwas^  drflcken 
wir  durch  unser  to  aus.  Man  stelle  sich  nur  die  fragen: 
„was  regnet^  und  „was  zieht  mich  hin?''  Im  ersten  faüe  ist 
keine  antwort  möglich  (man  würde  höchstens  „es  regnet 
Wasser^  oder  „blnt^  oder  dg^  als  antwort  bekommen),  im 
zweiten  falle  ist  es  ein  „etwas^ ;  „ich  weiss  selber  nicht,  was, 
aber  etwas  ist  es.'^  Und  dieses  „etwas^  wurde  nrsprfuigüeb 
ebensowenig  ausgedrückt,  wie  jenes  «man^;  und  wenn  das 
Cechische  dafür  sem  to  einsetzt,  so  wanddt  es  eben  dieselben 
wege,  auf  welchen  das  Deutsche  zn  seinem  man  (und  aadi 
es)  gelangt  ist  Es  ist  genAe  so  ein  „etwas"",  wie  Jenes, 
welches  der  Deutsdie  audi  als  unbestimmtes  oder  onbeAasuB' 
bares  objekt  durch  sein  e$  nuMärtkkeu  kann,  z.  b.  in  n^ 
Tsääc  unde  dn  mp  mwjsen  iz  turnen  usw.,  (frinun  IV  333  £ 
Auch  hier  hört  man  z.  b.  für  te^  i/(fiAal,  Uvi  d^ßtA/in^.  ^6^  hat 
(es,  d.  k  prfigeL,  schelte  u.  ^)  giJknfsstV',  ^der  wird  ImefHM^ 
in  einigen  gegeadeo  Böhmens  Um  Uj  d^^ifUd.  len  i/j  i/MAite^  wid 
auch  hier  glaxü^en  wir  nldrt  dass  «in  geraoiaAisffins  vori&egt  Es 
lässt  sich  ja  an  unseren  spradm  s^iiritt  für  sdbntt  verf<4geiL, 
wie  deutlicher,  wie  logisdi  roOtstiiidig^  (»^  mit  der  mX  m 
werden  traditen. 

Wie  jenes  mo»  ein  Tersddf»d«uets  nuu»  d«r  UAbesüfluntbeit, 
aUgemeinheit  hat,  so  andb  diesem  ^Aam^,  e«,  Uj.  Wk  num  z.  b. 
durch  dnen  .^j&aji^'Satz  an^ii  ^isiM;  beiftiiuiuU;  y^srwn,  tl  b.  sidi 
selbi^t  mcdneu  kann  (j^^j;  /«f  44^<  Mn^  . . .  $^i>^,  ^^  <^  ^<  . . . 
otd'  ij«fr  .  .  .  hi6i  xi%  :•  id  ttrt^^  H/mmi.  1  12  il  djjl.j, 
so  andb  ttslbst  durch  ^dneii  ^w*^-stcu.  ho  t:  </d  rana  do  a^K-i 
lid^y  uy.  it*fdfUi,  j^v.  io  y^ad  ktt/Jdi  u  /?v6e  ^voü  Irtüb  ^bifc"; 
in  die  iiadii  madit  keiii^sr  (iivrx  in  ^  iuUiik;  wiu,  tgt.  k^dxX 
ÜLfyiiOi  die  lerne  durt;  niu  iti  «ttrt«i  fürt  tuid  iwrt^  JÜait  JMi^ ; 


618 


Jotfef  Znbftty, 


nemä   tö  romm   „es   (d.  h.  die   tochter  des  redendeo,    ^das 
ding**)  hat  keinen  verstand "■    288,    So  ist  das  ^ etwas '^   auch 
in  Sätzen,   die  allr^rhand  spukei^sclieinungen  und  dgL  wieder- 
geben, ein  ziemlich  greifbares.    Den  satz  es  spukt  dort  und 
dort,  soweit  es  sich  um  das  allgemeine  faktum  allein  handelt, 
dass   dort  nicht   aUes  in  ordnnng  ist,  drückt  man   im  Cech. 
dnrch  ein  echt  subjektloses  tarn  strmi  aus.    Aber  sobald  man 
erzählt,    wiis    ^es"    dort    niacbe,   wie   ^es"   dort  herumgehe, 
rumore  usw.,  muss  schon   ein  to  hinzukommen.     Es  bandeil 
sich  ja  da  schon   um  ein   existierendes  etwas,   um  ein  etwag, 
worüber  ein  mhd.  kind  fragen  kann  veterlm,  t  ist  ez  Mm 
öder  groBf  j  ist  ez  rück   oder  hloz^  j  ist  e£  ein  si  oder  ein  er,  ' 
(der  wie  kamt  ez  gediehen  her^  \  oder  wie  ist  ez  geschaffen? 
(Grimm,  Wtb,  HI  1107),   welches  der  Deutsche  auch  als  das 
ding,  das  u-irht,  Shakespeare  (Hamlet  I  I)  als   this  thiug  he- 
zeichnen   kann   (ebd*),    geradeso    wie    der   arme    vidai^aka  im 
6.  akt  der  Sakuntaiä  von  einem  adittharüvq  kimpi  mtiq^  roa 
„irgend  einem  unsichtbaren  wesen,  ding""  spricht,  als  ^es'^  ihn 
auf  das  dach  des  palastes  hinaulgeti'agen   und  ihm  dort  das 
genick  brechen  wüL  Auch  hier  ist  ursprünglich  kein  snbjekts- 
ansdruck  nötig  gewesen.    Bei  Ho§ek  II  2  44  lesen  wir  z.  b, 
pot&m  toho  strejca  popadlo  na  rbtt  a  vyneslo  ho  uz  na  Zektmi 
Hörn ;  a  jak  prej  s  nim  litalo,  tak  mn&l  tm  sobe  kozick  cei^ 
röstrhanej   ,,dann  packte  (es)  den  alten  auf  den  rücken  und 
tmg  ihn  bis  auf  den  Grünberg  hinauf;   und   wie   (es),  sagt. 
man,  hin  und  her  flog,  so  hatte  er  aul^  sich  den  pelz  gaD^ 
zerrissen*^ ;  auch  hier  müsste  man  aber  in  Mittelböhmen  ein  U 
hinzufugen,   und  in  solchen  gespenstergeschichteu  steht  dieses 
to  auch  um  Polnä  und  PoluiCka  in  der  regel,   wie  man  aQ? 
unzähligen  belegen  bei  HoSek  ersehen  kann*    Ein  greiibarer<?s 
etwas  mrd   (me  im  Gr,  dnrch   to  6nva)   durch   to   auch  ii 
sonstigen  föllen  bezeichnet :  erzählt  man  von  einer  erscheinungi 
die  man  nicht  näher  erkennt,^)  spricht  man  von  etwas  ob&- 

')  Ovsjanüo-KuliköVBkjj  führt  s.  190  ein  beiapiei  ms  Targenev  an;  Iprd- 
Bt&nttc  v^  sdtiL,  gmpoda  :  tolki*  Ito  jm  zadtU  svidu^  zavoxilo»*  u  m€^  jw^ 
krowxtjul  Dumtjju  :  krysaf  Nit^  ne  krysa  :  skrebetf  mzitya^  ^e4^^  *  * ' 
NakoneCi  i*kLmi  zachlopah  „Und  ekllt  ilu  euch  vor,  (meine I  herreni  ktt» 
dass  ich  die  Icerze  soagehlaseni  tummolte  (es)  sich  ont^r  m einem  bett!  Icl 
denke:  eine  ratte?  Nein,  keine  ratte:  (es)  kratzt,  tummelt  sich,  Mut 
nth  ,  ,  .  Behliesdich  (hat  es)  die  ohren  gegehttltelt.*^  Auch  hier  würde  iM 
Öech.  «in  £o  steheD  (beim  ersteti  verbiim  ^uch  direkt  ein  n^€ö  .etwaB**]. 


Die  ^iDan''-sfitxe. 


519 


zöuenii  gibt  man  ein  rätsei  auf,  worin  man  erzählt,  was  „ea" 
macht,  lind  dgl  mehr. 

Hier  üherall  wurde  Tirsprüaglich  wohl  ein  formell 
subjektloser  „es'^-satz  gebraucht j  der  aber  wiederum  tat- 
sächlich kein  solcher  war^  Selbstverständlich  ist  es,  dass  es 
liiebei  mancherlei  Verschiedenheiten  geben  kann.  Es  ist  möglich, 
dass  dieselbe  erscheiuung  ursprunglich  als  ein  einheitlicher, 
fiir  sich  bestehender  Vorgang,  me  der  regen  einer  ist^  später 
als  ein  durch  irgend  ein  „etwas*^  hervorgebrachter  aufgefasst 
wui^de.  Solche  unterschiede  sind  schwer  zu  erkennen:  und 
die  ursprünglichere  sprachform  gibt  uns  auch  kein  mittel 
dazu  in  die  band*  Aber  jedenfalls  halte  ich  zum  mindesten 
fiir  nicht  unzweifelhaft,  dass  man  mit  Pedersen  berechtigt 
wäre,  einen  solchen  fingerzeig  in  den  russischen  instrumentalen 
«einer  „es"-sätze  s.  134  f  zu  erblicken.  Sätze  wie  v^irom 
otmsit  golog  y,mit  dem  wind  trägt  (es)  die  stimme  fort^'  können 
wohl,  aber  müssen  nicht  uralt  sein.  Der  „instrumental  des 
Subjekts^  kann  sehr  wohl  von  haus  aus  ein  gewöhnlicher 
instrumental  des  Werkzeugs  sein^  oder  auf  nach  ahmung 
passiver  (bzw,  reflexiver)  Sätze  mit  instrumental  des  tätigen 
Subjektes  beruhen.  Es  ist  eben  zu  einem  gewissen  masse 
verdächtig,  dass  diese  redeweise  nur  iiissisch  ist  (vgl.  o.  §  18 
g.  e.  ?).  Dass  in  ap.  üpi-fim  paräbara  „im  wasser  riss  (es) 
ihn  fort*^  ^der  ursprüngliche  instrumentalis  durch  einen  lokativ 
^Betzt  worden"  sei  (136),  ist  ja  durchaus  nicht  erwiesen. 
Jedenfalls  ist  die  ganxe  sache  gar  zu  unsicher,  als  dass  man 
wagen  mochte,  daraus  so  weitgreifende  folgerungen  zu  ziehen, 
wie  dies  Pedersen  tut.  Aber  merkwürdig  bleiben  siclierlich 
auch  die  avestischen  Sätze,  in  welchen  instrumentalformen 
von  neutralen  geniennamen  ak  subjektformen  erscheinen. 
Leider  müssen  wir  mit  dem  endgültigen  urteil  (falls  ein 
solches  überhaupt  möglich)  warten »  bis  die  verschiedenen 
absonderlichkeiten  der  avestischen  kasuslehre  besser  auf- 
gehellt sein  werden,  als  dies  bis  jetzt  der  fall  ist;  neben- 
hm  bemerkt,  auch  der  Verfasser  gehört  nicht  zu  jenen, 
die  alles  mögliche  da  nur  aus  dem  verfall  des  gramma- 
tischen Sinnes  erklären  möchten.  Soviel  steht  fest,  dass 
diese  instrumentale  in  der  historischen  ^elt  wie  nominative 
empfunden   wurden:    sonst   wäre    es   nnerklärbar,    dass   sie 


520  lernst  Maass, 

auch  als  vokative  fungieren  können  (Bartholomae,  Air.  Wtb. 
1130  ff.,  vohu  inanafiha  u.  dgl.). 

Smichow  bei  Prag,  im  febr.  1906. 

Josef  Znbat^. 


Telina.    Kaikina. 

1.  Herodot  weiss  Vn,  153   aus  dorischer  überlieferang 
zu  erzählen,   dass  bei  der  koloniegründung  von  Gela  darch 
Lindier  und  Ereter  anfangs  des  siebenten  Jahrhunderts  (das 
jähr  689  wird  angegeben)  ein  Dorer,  der  von  der  insel  Telos 
bei  Rhodos  schon  vorher  nach  Sizilien  ausgewandert  war  und 
sich  auf  den  fruchtbaren  geloischen  feldem  an  der  mündnng 
des  kalten  Gelas  angesiedelt  hatte,  wesentlich  beteiligt  ge- 
wesen sei.')    Jene  von  Herodot  bezeichnete  *gründung'  war 
dort   also   nicht  die   allererste  griechische  niederlassung,  es 
war  in  Wirklichkeit,  wie  so  oft,  die  zweite  besiedlung.    Das 
sagt  mit  wenigen  Worten  auch  Thukydides  VI  6.    Das  zweite 
mal  erst  besetzten  die  ansiedier  den  burgplatz,  welchen  sie 
zum   unterschiede    von    der    am    Gelas    liegenden   Unterstadt 
'Lindos'  oder  *Lindioi',  quartier  der  Lindier,  nannten.*)    Den 
namen  jenes  vor  dem  zuzug  aus  Lindos  und  Kreta  in  den 
niederungen  am  Gelas  angesessenen  Doriers  verschweigt  unser 
Herodottext:  was  um  so  mehr  auffallen  muss,  als  dieser  selbe 
dorische  mann  der  vorfahr  eines  hervorragenden,  im  sechsten 
und  fünften  Jahrhundert  des  hervorragendsten  herrengeschlechtes 
der  sizilischen  Dorerstadt  gewesen  sein  soll.    Gelon  war  sein 
nachkomme.     Wir    lesen:    rov    de    rdkouvog    tovtov    ngoyovo; 
oixijTcoQ  6  iv  raX?]i  ijv    ix    vrjaov   TtjXov    rijg    ini    Tgionlcot  x«- 
insv?]g,  og  xri^o/uevTjg  FdXrjg  vno  AivSitav    tb    tojv    ix   ^PoSov  wt 
^AvTKprifxov  (ihrem    fiihrer)    ovx   iXslrpdtj.     Die   letzten  worte 
sollen  nach  einigen   auslegern,   z.  b.   Baehr,   besagen   *jener 
ungenannte  blieb  nicht  in  seiner  heimat  Telos,   sondern  zog 


*)  Telos  gehörte  als  demos  später  bekanntlich  zq  Kamiros,  dem 
kretischen  teil  von  Khodos. 

»)  Thukydides  a.  a.  o.  Stephanos  u.  d.  w.  Alv6os.  Van  Gelder,  Ge- 
schichte? der  alten  Rhodier  s.  68  lässt  irrig  Aiv^ioi  den  allerältesten  teil 
von  Gela  sein. 


im. 


521 


mit  Lindiern  and  Kretern  nach  Smlien,  um  Gela  gründen  zu 
helfen'.  Diese  anffassung  lässt  die  apposition  oixi^tm^  6  ip 
FeXr^i  ausser  acht.  Als  Lindier  und  &"eter  an  ort  und  stelle 
anlangten,  wohnte  der  ungenannte  Telier  bereits  in  der 
niederung  am  Gelas.  Er  ist  yorsasse  jener  epoekie,  der 
eigentliche,  weü  erste,  dorische  ännatog.  Herodot  teilt  ans* 
fÜhrUch  mit,  durch  welche  mittel  die  nachkommen  des  Tellers 
zu  macht  und  ehren,  zuletzt  sogar  zur  aUeinherrsehaft  ge- 
langten, in  den  kapiteln  153—156.  Warum,  muss  gefragt 
werdeUi  fehlt  der  name?  Die  ansleger  haben  die  frage  nicht 
gestellt,  sich  darauf  beschränkt.,  aberflüssige  konjektureu  zu 
erfinden*  So  ist  durch  umstellen  und  ergänzen  ans  o/x^tmo 
5  iv  niyit  gemacht  worden  mxiqTa^^  iv  nXiji  (Reiske)  oder 
mxi^tfüQ  i<!3V  nXijg  öder  endlich  gar  nh^tm^  ffpo^tevog  ii^ 
nXwii  (H.  stein);  diesen  versuchen  ist  der  zweifei  an  der 
berechtigung  des  hier  deiktischen  aitikels  gemeinsam.  mK^xmQ 
nehmen   wieder    andere    als    eigennamen:    unmöglich    wegen 

Es  ist  aber  nicht  ganz  richtig  zn  sagen,  der  name  des 
Tellers  sei  spurlos  verwischt.  An  der  stelle,  wo  er  hätte 
fallen  sollen,  stehen  statt  seiner  die  worte  owijroj^  o  h 
riXf^t  *der  in  Gela  wohnhafte*.  Wendungen  wie  diese,  aus- 
gestattet mit  dem  durchaus  nicht  entbehrlichen  deiktischen 
artikel,  pflegen  in  paraphrasen  und  exegesen  von  eigennamen 
zu  begegnen,®)  Wir  fragen  also:  was  könnte  hier  paraphra- 
siert  sein?  Nichts  als  o  ÄAMiog  oder  vielmehr  6  r^Xn&tog,^) 
etymologisch  genau  der  in  Gela  wohnende'  (von  der  Sanskrit^ 


»)  Ad.  Schön  dachte  (in  d^r  Herodotübersetzxing,  Stuttgart  1832,  s.  970) 
an  DeinomeneB.  tJbrigenB  beweist  man  mit  tteUen  wie  DemoMtheneE  /T^o; 
Ktelltnnov  3,  wo  ^in  met(ike  KephMades  oix^xmQ  ^t^  ZxvQutt  ist,  gar  idchtB. 
Ifet43ken  gehören  nicht  hierher,  Holm,  GedcMcbte  Siziliens  1,  a.  414  weias 
tlber  ol^^^m^  6  iv  nitii  nichte  zu  iagen. 

>)  Skjlax  in  den  Geograph,  gr.  nun.  I  p.  73  M.  omschreibt  mit  x^Q^ 
ij  *Poil^y  t]  itf  ^ntiQuii  die  Potf/w*^  ni^aiti  (anch  4  *PoJ£a  kommt  Tor)  m 
Emen.  Mit  ioTi  tiz  ala  Biü^Fali^y  ntfy^lnQ^a  begann  Sophokles  Fr  829 
(St^phaüos  u.  d^  w.  Ala)  eine  enÜümig;  das  drama  selbat  ist  mnbekaimt. 
Er  meinte  aber  nicht,  wie  alte  und  neae  erklärer  (Eicher  bei  PaTUy-Wisaowa 
Q.  d^  W.  Aia)  i^nBObmen,  eine  theasaU^che  etadt  des  namens  Aia;  nia  heifiBt 
*ifttid\  nicht  'gta(it^  Die  Sophokloa worte  'm  land,  das  die  Thestaler  aUe 
^meinsam  besitzen'  woUen  nichts  als  Umschreibung  von  Tbesäalien'  sein. 

V)  IGA.  512  a.    Caner,  Delectus  p,  135. 

2«lt<ehTifl  l  TBTgl.  SFnoM.  If .  F.  XX.  i.  34 


522  Ernst  Maass, 

Wurzel  ssv,  eigentlich  o  rskoaat/ogy)    Die  paraphrase  oder 
exegese  ohrirtag  0  iv  rdXtji  ist  etymologisch  genau.    Ist  nun 
aber  der  name  in  den  text  zurttckznführen ,  die  paraphrase 
oder   exegese   des  namens   zu   vertreiben?     Ich  möchte  das 
nicht  befürworten,  weil  sich  denken  lässt,  dass  Herodot  am 
ende   selber  absichtlich   so  geschrieben  hat,   wie   wir  lesen. 
Es  gehört  das   exegetische   and  paraphrastische  element  ge- 
Wissermassen  auch  zu  seinem  fach,  sicher  zu  seinen  neigongen, 
wenn  mir  ein  dem  unsrigen  ganz  gleicher  fall  aus  Herodot 
auch  nicht  zur  Verfügung  steht.    Die  neigung  als  solche  wird 
der  achtsame  Herodotleser  bald  erkennen.    Es  sei  gestattet, 
etwas  völlig  gleiches  aus  einem,  wenn  auch  späten,  erzähler 
vorzulegen.     Ausonius,    der   römische   Gallier,    will    in   der 
^Mosella'    v.  308  neben   einem   baukflnstler  Menekrates  und 
dem  bekannten  Iktinos  den  erbauer  des  ephesischen  Artemis- 
tempels erwähnen,  verschweigt   aber  den  namen   selbst  und 
gibt  statt  seiner,  wie  anerkannt,  die  gewiss  sehr  gekünstelte 
Umschreibung  'Ephesi  spectata  manus'.    Der  architekt  heisst 
in   unsem   literarischen   quellen   entweder  'Chersiphron'  oder 
*Chersiphon'  (darauf  führt  die  Vitruvüberlieferung) ,  und  die 
namenbildung   ist   nicht  im   wege;   im   gegenteil.     UkxKpmv, 
auch  OavxgdTTjg,  notieren  Fick-Bechtel  s.  285,  und  die  Lias 
sagt   iv  /f()rx/   90COC    (0   741).     Ich    denke,   Ausonius   para- 
phrasiert  geradezu  die  Variante  Xegaitpcov^)    So  möchte  ich  die 
Herodotstelle  beurteilen  und  jede  gewalt  auch  darum  wider- 
raten, weil  die  Verwendung  von  volksnamen  wie  FsXwiog  als 
eigennamen   auch   geschichtlicher   Individuen    eine   sehr   ver- 
breitete erscheinung  immer  gewesen  ist  —  ich  erinnere  an 
jiaxedaiiLioviog   QsaaaXog   JmQisvg  —  und    ein    ausreichender 
anlass  zur  nachträglichen  beseitigung  von   FEläiog  demnach 
fehlen  würde. 

Geloos   aus  Telos  war    an   der  epoikie   von  Gela  zwar 
beteiligt,   soll  aber  schon  vor  den  rhodischen  und  kretischen 


1)  W.  Schulze,  Kuhns  Zeitschrift  XXVI,  ß.  265  f.  tjber  ytXfi  'glani' 
vgl.  K.  Schmidt,  Beiträge  zur  griech.  Namenkunde  (Progr.  Elberfeld)  1903, 
8.  17.  21.  nimios  söhn  des  Phintias:  IGSI  256,  42.  Falsch  Fick-Bechtel 
8.  334. 

*)  *Aptumque  pudori  nomen  habet,  variis  steUatus  corpore  guttis',  näm- 
lich der  in  die  eidechse  verwandelte  knabe  bei  Ovid  V  460  f.  steUio  ist 
gemeint.    Lykopheon  hat  vieles  derart 


ToHna.    Kaikinii, 


523 


inoiicat    am   Gelas   gelebt  haben.     Nun,   wenn   der   vorsasse 
dieser  kolonisten  zwar  Geloos  hiess,   aber  aus  Telos  stammte, 
dann   sieht   er  nach    dem   eponymen   heros  der  Geloer   aus, 
der  ersten  Siedler  am  Gelas,  die  in  Telos  ihre  heimat  hatten: 
wie  Theras,    der  mythische    oikist    imd  eponym  von  Thera, 
weil  die  kolonisten  der  insel  aus  Lakonien  gekommen  waren, 
Spartaner  heisst   Begreiflich  genüge  dass  daneben  eine  zweite, 
wohl  kretische,  auffassung  zum  ausdruck  gekommen  ist,  nach 
welcher   ein    Gelon   soho    der   Aetnanymphe    und   des   wohl 
kretischen  Kamares  gewesen  sei;  Gelon  aber  ist  die  kui'zform 
zu  nXmoQ  —  nXoutog.    Die  mythischen  personen  sind  iden- 
tisch,') So  war  nach  Strabo  XIV  p,  671  das  küikische  Soloi  eine 
grtindung  von  Lindiern;   ^vXmr  o  AivdiQq  heisst  der  eigent- 
liche oikist  in  der  Aratbiographie.    -Sdiö»'  2iloi  und  Filiav 
niit  entsprechen  sich   und   haben    in  "jiy^mv   aygög  Ilh^üiv 
nijQa  ''Yßltüv  TjfJX«  K^iamp  K^tua  (voü  welchen  Holm,  Gesch» 
Siz.  I  s.  402  die  letzteren  mit  nnrecht  für  speziell  siziliscb 
halten   möchte)   u*   a*   gute    anaJogien.     FdXwv   ans    r«loafo^ 
bringt  nicht   für   alle,   aber   für   viele   die   lösung;    iy^üixag 
besteht  ja  auch  neben  dy^ig  *der  auf  dem  lande  wohnt',  und 
au  zahlreiche  Zusammensetzungen  mit  ttimg  {Nionfog  Xulxioixog 
Mvoavpaucog  *der  ein  neues  hans  hat\  *die  im  ehernen  tempel 
wohnt*   (Athena),    *der   pfähl bautenbe wohner*)  ^    auch    an    die 
gallischen  Zusammensetzungen  mit  -vlces  -vlci  fühlt  man  sich 
erinnert    Jenes  ^6kwv  kann  zu  ^oÄoixog  gehören,  Mer  in  Soloi 
wohnende*  Lindier,  wie  rikomog  *der  in  Gela'  Telier  heisst*) 
Auch  dieser  Lindier  Solon  scheint  mythischer  oikist  zu  sein; 
der  name  hat  sich  aber  auch  im  leben  erhalten,  und  so  trägt 
ihn  der  Athener,    dessen   familie  lebhafte   beziehungen   auch 
persönlicher  art  zu  dem  kyprischen  Soloi  gepflegt  haben  muss. 
Gelon  heisst  bekanntlich  auch  eine  historische  person,  w^ährend 
der  bei  Thukydides  VI  4  aus  megarisch^siziliscber  tradition 
erwähnte  *sizilische  köuig*  'Yßkaiv,  der  das  terrain  von  Hybla 
den  MegarenKern  angewiesen  haben    soU,   wohl    als  eponym 
und  als  mythisch  aufzufassen  ist;   eine  andere,   bei  Stephanos 
vorliegende  Überlieferung  nennt  Tj^A«>^  oder  *'YßXag  *den  von 
Hybla',  während  "Yßkaiv  wie  nxvay  ^oktav  kurzform  ist. 

1)  Vgl,  Östem  Jahresbefte  1906,  b.  145  9.  31, 

')  Schot]  bei  AnakreoD  Fr.  79  xoitttoQf  ^  ^  Xäv  ü6ktiiXQtf  tj^iyyi^r  ist 
«i  der  urspiUnglicheii  beüeutuDg  «^tUeidet. 

34* 


Ernst  MftasB, 


2.  Nachkomme  des  (fiktiven)  Geloos  aus  Telos  war  nach 
Herodots  erzäUung  Teünes;  als  Dorier  muss  er  sich  Tf^lha^ 
geBaiint  haben.  Seine  zeit  fällt  etwa  in  den  anfang  des 
sechsten  Jahrhunderts  oder  etwas  früher.  Kr  war  Merophant 
der  chthonischen  gottheiten  vom  Triopion,  der  mitgebrachten 
natioualgötter  der  Telier,  der  nachbarn  des  heiligen  kaps. 
T^Xipug  und  T^Xqq  müssen  auch  sprachlich  zusammeuhängen. 
Nur  kann  T^Xiva;  nicht  gleichbedeutend  mit  T^Xioc  sein,  ob- 
wohl die  gleichang  immer  wieder,  zuletzt  im  Inselkorpus  IH, 
p.  7,  behauptet  wird,  wohl  auf  Boeckhs  urteü  hin,  welcher  in 
den  erläuterungen  zu  Pindar  (TL  2  p.  115)  Telinas  trotz 
Herodot  unmittelbar  von  der  insel  Telos  nach  Gela  kommen 
lässt  (nach  dem  Vorgang  Wesselings  zu  d.  st)*  Auch  Baehr 
bemerkt,  TrjUvag  sei  hier  *Teli  incola*  oder  *Telo  oriundTis\ 
Die  Sache  soll  untersucht  werden;  doch  sind  Sammlungen  und 
umstände  nicht  zu  vermeiden;  sie  werden  sich  vielleicht 
lohnen.  'Est  haec  natura  omnis  de  verborum  fabrica  dispu* 
tationis,  ut  lucem  et  tenehras  alteniet  ac  legentium  animum 
ei  intervallo  fatiget  recreetque'  sagt  Lobeck,  der  altmeist^r 
griechischer  Wortforschung.*) 

Ein  eigeutUches  suffix  -twug  -tv^ig  kennt  die  grieehiBclie 
spräche  nicht.  Wo  es  vorzuliegen  scheint,  handelt  es  mh 
um  die  Verbindung  zweier  snfflxe:  aus  dem  femininum  auf  hi^^ 
'tva  wurde  vermittelst  des  maskuliusuMxes  ein  nomen  auf 
'tvrjg  -trag  neugeschaffen.  Ti^Xivag  -J7C  setzt  also  ein  femi- 
ninum TrjXim  -fj  notwendig  voraus.  Das  aber  muss  wegen 
T^Xog  ein  örtlicher  begriff  sein,  nur  nicht  die  insel  Telos 
selbst.  Die  analogien  sind  zahlreich.  ^x^fpayTivfi  Uliv^ivii^ 
Bvßliva  Q^fi^)  TD  Q^t^g  ro  ^i^ifiivav^)  sind  durchsichtig.  Der 
herg  ^OQTQUMiVfi  bei  Phigaleia  ist  nach  dem  muschelkalk  be- 
nannt (offr(>axc(),*)  genau  wie  Tprax/vjy  (auch  T^raieo^)  von 
l^rmmg^  d.  L  rntq^^v.^    Kagtvog  ist  die  ableitungsform  von 


i 


^)  Fitholog'lae  sermotus  graeci  prolegomfua  p.  155. 

*)  Stephanoa  u.  d.  w. 

»)  .üschyloH,  Promethcoa  v.  810. 

*)  Herodot  II  99. 

^)  PaQE  anlas  YIII  12^  2.    Fiek,  Yorgtiecfaigche  OrtsE&tnen  b.  9. 

*)  St^phanos  und  Heiych  n.  d.  w.  Fick  a.  a.  o.  Mit  dieser  aoAlögi^ 
erledigen  iich  wohl  BitÄ^iya  (darf  oder  Stadt  bei  Nemea)^  das  aocji  Bip^if^^ 
heiest  (HeUanikos   bei   Steph.},   neben  Bitfßt$^u  (ephesische   phjle),  welck 


J 


Teils  a.    Eaikina. 


525 


den  Kägeg,^)  K4luvag  voE  den  KbXtoL^)  So  also  lautet  denn 
eine  ableitung  von  Tijlog  im  femininam  TfjUva  *telisches 
land\  wofiir  Tr^Xia  hatte  gesagt  werden  können.  Es  muss 
solches,  ausserhalb  der  insel  selbst  natürlich,  gegeben  haben, 
wie  es  ^PoSla  in  Karien  (s,  521  ^),  K^^oaa  in  Paphlagonien,^) 
Xa'Axi6iK^  in  Thrazien  gab,  wie  Kagig  und  Kagtxop  ttixn^ 
jenes  landschaft  oder  stadt  in  Phrygien,  dies  ein  quartier  in 
Memphis  waren  (Stepb.)/)  Von  T^Uva  *telischem  gebiete'  ist 
dann  richtig  TtjUvag  weitergebildet:  Mer  von  Teliüa\^) 

Die    läge    dieses    Telina    lässt    sieh    erweisen,^)      Telier 
waren  die  allerersten   kolonisten   auf  den  geloischen  feldern 


KphQTos  (Bttph.)  Bit^yn  nannte.  Es  datf  nicht  geändert  werdet]  (Bennderf, 
ForBChimgen  in  Ephesos  I,  s.  30  a;  K.  Schmidt,  Progr.  Elberfeld  1903,  s.  31  f. 
ist  durch  ihn  üherholt).    Vgl.  .iaatiias  neben  Aa^t^mo^. 

1)  Steph*  IL  d.  w,  Parion  ist  iontrovers;  vgl  .Eretschmer,  Einleitung 
in  die  gr.  Sprache  s.  184  ^  Da  aber  nach  Strabo  Xm  p.  688,  14  Parier 
neben  Er5i;hraeern  und  Müedeni  beteiligt  waren^  kann  lldQiQv  *Pairerort^ 
heiseen. 

'}  ÖHterr.  Jahreshefte  1906,  b.  159  ff.  Es  gibt  solche  a^ektiva  räl: 
ßfi^&i/ittrog  Ntnioipoq   Mm^u^i^fQ^  n  %. 

*)  Steph.  u,  d.  w. 

*)  In  den  Ij^dischen  *latipU€u  {'Ißr^vi^i)  erkennt  Diels^  Hemtes  XXXI, 

s.  359  tnit  recht  lonier,  die  in  Ljdien  als  eingesprengter  griechischer  Tor* 
p Osten  tmter  Lydem  sassen  {vgl.  Steph*  u,  d*  w.  'hiuty]  .  .  .  ^'^r^lvxwg  Vrff 
wat  'Itioyig  nnd  n,  d*  W*  '/«V)  *illv^(ft^  jui^ti^  .  ol  uix^VfTf^  */»rrr*  .  XiytTftt 
»ßt  'Jioft7e4  [-Ol  Bl).  Wilamowits;,  Hermea  XXXO»  s.  253  A,  will  tUe  notia  auf 
Aleianders  Älkniankoininentar  znröckfiihren.  Da  anf  die  Velti Beben  'J^t^yöl- 
*Ißmoi  verwiesen  wird,  wäre  der  gedanke  an  Hekataioi  nicht  unberechtigt, 
Lobeck^  Prol  path.  s.  38 L  Die  form  ^laot^hm  führt  entweder  anl'  einen 
ort  'Jaovicj  wie  Kt^Qitfig  von  der  phrygischen  etadt  A«p/c  *Karerstadt'  fort- 
gebildet ißt,  wie  2^vßeii^iTiig  XiQdr^c  ^EaTJiQirrjg  Navx^tiTiT^g  Etf^^rdir^g 
noXit^^  TOn  ^vßa^i^  ^Qig  ^Ea^€gl£  JVtxvxgajig  Eiftf^Quii^  (Steph,)  716X1^^ 
üder  atif  "liaytg.  YieUeicht  gelingt  es  die  Ijdische  Xonierstadt  noch  avmt 
aofinzeigen.  StephanoB  vl.  ä.  w*  ^/o^-l  *'^ffOf  KvxXdi^utv  tino  ^lujymv  oixt^ 
atit^iiity  .  .  ,  ^01*  xtti  Auät&g.  6  nüUtqg  'Itjn^^.  Unter  der  voransaetznng, 
da^e  wirklich  "log  und  'Iwvh  den  sprachlichen  Zusammenhang  haben,  welchen 
Stepbanos'  qnolle  behauptet,  wäre  die  Ijdische  Btadt  'log  eben  die  stadt  der 
'ifi&riiat.  'lütfiitit  am  Orontefi:  Pansanias  bei  MalaJai  p.  37  aq.  (Dindorff 
HGM.  1,  p.  155). 

3)  Fick-Bechtel  «teUen  im  Namenbnch  Tr}Kyr}g  irrig  zu  t^JJI«  *fem\ 
Auch  TtjX6^tkog  (vgL  4>iXtixv7fQng)  gehört  doch  wohl  ima  inselnamei!  Tt^loSt 
ferner  TrfXd^giTog  TtikoxX^^  (wie  ^apo>tli}^).  TfiXocX^g  ist  zu  r^Ä#  mit  recht 
g«fiteUt    Lob  eck*  s.  214  nennt  TfiXirig  nnr  flüchtig. 

*)  Wenn  nacb  Stepbanos  n.  d.  w.  eine  karische  stadt  TftluySf^Q^  hebst, 
to  legen  die  analogien  Kvn^txywQ  rtktiyutQ  K^tfiifttytf^og  n.  a.  die  armahme 


L 


526  l^mat  Maus, 

Siziliens :  diese  felder  waren  also  TfjXlva  ya  vor  dem  eintreffen 
der  Rhodier  und  der  Kreter ;  auf  ihnen  wohnte  jener  telische 
T9jXlvag  des  Herodot.  Telina  hiess,  so  schliesse  ich,  die  erste 
Siedlung  am  Gelas.  die  Unterstadt  und  die  landschaft.  Als 
später  die  bürg  *Lindos'  oder  *Lindioi'  hinzugetreten  war, 
hiess  bei  den  veränderten  bevölkerungsverhältnissen  die  ganze 
Siedlung  ^6ela';  der  name  Telina'  aber  mag  sich  fortan  auf 
einen  teil  der  Unterstadt  oder  der  Umgebung  beschränkt  haben. 

Analogien  zu  TrjUvaq  —  TtjXlva  sind  vorhanden,  aber  nur 
teilweise  anerkannt  oder  richtig  beurteilt.  Ich  wähle  aus, 
was  erneut  behandelt  zu  werden  verdient. 

Ixorlvag  war  beiname  des  Zeus  in  der  lakonischen  Stadt 
IxoTivat,  'der  von  Dttstemort'.    Der  pluralis  steht  in  dieser 
form  bei  Stephanos  nach  einer  handschrift,  eine  andere  bietet 
für  den  erforderlichen  akkusativ  Sxoriva  og:  das  ist  ^xorirag. 
Pausanias  aber  (auf  welchen  sich  Stephanos  beruft)  ist,  wie 
Stephanos   auch   hier  beweist,   mit  zwei  Interpolationen  be- 
haftet,   die    des   Stephanos   Pausaniashandschrift   noch  nicht 
kannte ;  Pausanias  hat  auch  im  namen  beständig  statt  des  v 
bei   Stephanos    ein    t:     to    Sh    ovojna    rwi  /coglayi  ^xoTiray-lro 
di    axoTog]    ov    to    avvs/hg    tcov    ihd^cov    enoirjfTfv,     äXXä    Zsv; 
inlxXTjtTiv  [€(T/s]    2xotiTag  .  xai    €(ttiv  .  .  .   isgov  ^xorlxa  Jio;. 
Wide    (Lak.   Kulte  s.  5.   18)    und   die   Pausaniasherausgeber 
folgen  den  handschriften.    Mit  axorog  selbst  hat  dieser  Zeus 
unmittelbar  nichts  zu  tun  (Wide  s.  18  f.),  obwohl  die  ableitung 
formell  und  an  sich  wohl  zulässig  wäre;   es  gibt  ja  ^Jv&ivrj; 
Ka/MvTjg  Aiayivr^g  Ta/tv7jg  (hirsch),  die  alle  —  Über  ein  zu 
forderndes    femininum    auf  -?]    hinweg  —   mit    avdog   xiUo; 
aia/og  rayog  zusammenhängen.*) 

nahe,  dass  sie  ihren  namen  nach  einem  menschen  Ti^kny^Qog  empfangea 
habe,  der,  wie  jene  von  Kephissos  Gela  Kypros,  nach  Telos  benannt  war. 
Doch  folgt  die  existenz  'telischen  landes'  ausserhalb  Telos  natürlich  dwans 
nicht.  Fick  a.  a.  o.  s.  51  führt  TqXnvtiQog  aaf  einen  irrtum  des  Stephanos 
(oder  seiner  quelle)  zurück  und  setzt  ihm  gleich  'Telendus'  bei  Plinius  V  35, 131 
Er  hat  nicht  bemerkt,  dass  Telandria  in  demselben  Pliniusparagraphen  folgt. 
Telendus  und  Telandria  unterscheidet  Plinius,  wie  wir  es  also  auch  soDen. 

*)  Für  Atnili'iig  (schon  bei  Archilochos,  ^liTilyaq  auf  der  grossen  inschrift 
von  Larisa  IG.  IX  2)  ist  die  ableitung  von  *Aiiiilyrj  zu  fordern;  vgl.  2:fÄtxQiy(ii 
(Tarentiner;  komOdienfigur  Menanders,  Mixivag  auf  derselben  inschrift  von 
Larisa)  neben  Zuixotag ,  nocet  trag  (Sekyon;  ÜQiüxlvqg  attisch),  FooyiyS 
(K.  Schmidt,  Hermes  1902,  s.  190;  vgl.  s.  359  f.),  <PfkUyag  neben  4>tkXiag  (CIG. 
ni,  1097).     Lobeck,  s.  509  verweist  auf  xeyxQ^ag  xfyxQiyr^g  von  x(yxQOi  iß 


Telma.    Eaikina. 


527 


Ein  gruüdbesitzer  Ameinokles  auf  der  halbinsel  Magnesia 
war  eines  Kgr^Tii^r^-  oder  K^fjTipag  söhn,  ebenso  Änaxilas  von 
Rheg^ion.*)  K^f^riv^g  heisst  der  milesische  neugrtinder  von 
Sinope,  Aus  der  zeit  des  Mitradates  gibt  es  einen  Magneten 
vom  Maiander  KQ^xlva^^  der  seine  Stadt  mit  erfolg  verteidigt 
hatte.^)  Diese  Magneten  besassen  in  ihrem  umio-eis  einst 
einen  ort  K^^xivm  (oder  weitergebildet  KQfiTtvalov\  welchen 
sie  an  Ephesos  verloren,^)  Über  Kreta  liess  die  in  Magnesia 
gebilligte  überliefemng  dies  Magnesia  von  thessalischen  Mag- 
neten gegründet  sein.  In  der  'Gründungsgescbichte  von 
Magnesia'  s»  10  hat  Kern  das  ausgeführt.  K^r^nvat  heisst 
*Kreterort\  genauer  *die  Ereterweiler',  Formell  liesse  sich 
gewiss  der  platz  auch  nach  einem  manne  K^/^zlprig  benannt 
denken  (nach  dem  beispiel  von  Oiktnnm  u,  a*)*^)  Dann  aber 
würde  dieser  erscMossene  Kcjtjrlpfjq  ein  K^rjtiv^  (oder  Kq^- 
Tiyut)  voraussetzen.  Wozu  den  umweg,  wenn  er  nichts  nützt 
und  nur  ein  umweg  ist?  Die  delphische  priesterpoesie  kannte 
übrigens  den  mythischen  eponymen  eines  ortes  Kgi^timi  oder 
K^fjTiva;  wo  Plutarch  von  den  angeblich  auf  Delphis  befehl 
ausgefiihrten  kolonisationen  spricht,  führt  Kgi^ttviiQ  eine  solche 
übers  meer  weit  weg  in  das  ihm  vom  gotte  angewiesene 
ferne  land*'^)  Auf  Rhodos  liegt  die  kretische  gründung  Ä^/y- 
Tivia.  So  die  handsclxiiften  des  Stephan os  u.  d.  w,  und  des 
ApoUodoros  DI  2,  1  überwiegend;  die  vereinzelten  vananten 
KgyjTfjvia  und  Kgartvia  haben  keine  gewähr,  obwohl  K^rjrt^yia 
noch  auf  dem  kärtchen  im  Berliner  Winckelmannsprogramm 
1905,  s.  20  gedruckt  steht.  Van  Gelder  (Geschichte  der 
alten  Khodier  s.  31)  ändert  wieder  in  K^^^^tvat  unter  hin  weis 
auf  die  kamireischen  K^f^Tivaöut  der  Inschriften,  die  jeden- 
falls einen  Küf^Ttvmg  'den  von  K^tjjtpa  oder  Kgi^nwat*  zu 
ihrem    fiktiven    ahnherm  hatten.     Mir  scheint  die   änderung 

deraelbeti  bedeutnng.  Lobeck  biettt  reiche  Bgtnmkngen  s.  a,  o.  s.  213  E ; 
doch  bedürfen  sie  einer  ementen  dchtun^.  Auf  das  geographische,  chrono - 
logisehe,  dlalektifche  hat  er  kanm  g-eachtet. 

0  Skvmnos  t.  249,  daza  Meineke^  note.  Steph.  u.  d.  w^  Herodot  VTL, 
190   165/ 

*)  Plutarch,  Praec^  ger.  reif.  »,  609  B,    Kem^   Inachrifteii  ron  Magnesia 

*)  KerD»  p,  IX.    Partiiemos  V,  "" 

*)  Wilaroowitz,  Hennea  1895,  s.  185» 
*)  De  Pjthiae  oracnik  27,  p.  407  F. 


528 


Emet  Musft. 


nicht  zwingend.  Aach  KefjTivia  ist  eine  gute  büdnng  nicht 
TOn  den  Kg/jr^g  oder  von  Kot^rrj,  sondern  von  den  K^^nroi, 
Solche  formen  sind  zum  differenzieren  geschaffen.  Völlig  ent- 
spricht 'Ekiv/a  von  den  "EXivm,  eig.  *sampfbewohneni'  (Stephanos 
B.  d*  w.,  vgl*  üsterr.  Jahreshefte  1905,  s,  152  ff-).  Von  dem 
westlichsten  der  drei  Rheinabflüsse  in  das  niederländische 
Biimpfgebiet  kannte  die  karte  des  Plinias  (IV,  101)  den  namen 
^Heliniuni*,  Müllenhoff,  D.  A.  IV,  s.  ü81  will  'das  rätselhafte 
wort  hesser  aus  dem  spiele  lassen'»  Allein  als  ^EkiytQv  gibt 
sich  das  wort  leicht  zu  erkennen.  Es  ist  griechisch,  '^a^Vci 
in  Epirns:  Dialektinschr,  II  s*  lOBf.  Eben  erst  haben  wir 
uns  zeigen  lassen,  dass  gerade  das  Eheimnündimgsgebiet  mit 
Massilia  durch  die  sehr  alte  handelsstrasse  der  Khane,  Sa<>ne, 
Maas  nnd  Scheide  in  steter  berülirnng  gewesen  ist  (Wolfram 
in  den  Jahrb.  für  lothringische  Geschichte  und  Ältertnmsfciinde. 
XVn,  1905,  s,  318  ff.)»  Was  Wunders,  wenn  wir  für  jenes 
snmpfgebiet  an  der  Hheinmündung  den  griechischen  namen  fflr 
*surapfregion'  finden?  Er  stand  ursprünglich  auf  einer  grie* 
ehischen  routenkarte. 

Die  gloSSen  HesychS  Kmxtvpjg]   6   Kaixtaq,  ayeßiog^   uno  ttrv 
KotiKOv    noTU^nv    und    j^iü}.£V^]    o    Kainiag    avffiOQ    o    Ktlitmi^ 

schienen  den  herausgehern  zusamuienzuhangen.  So  wird  es 
sich  empfehlen,  sie  zusammenzunehmen,  obwohl  sie  memes 
erachtens  getrennt  werden  müssen. 

Terständlich  M.  Schmidt)  *der  nordost  der  Kilikier  heisst  (bei 
diesen)  j4ioXfvg\^)  Kuixtug,  eigentlich  auch  nur  ein  lokal  wind 
Nordioniens  *der  vom  Kaikosflusse*,  war  durch  die  altionisdie 
Schiffahrt  längst  zum  allgemeinnamen  innerhalb  der  windros^ 
erhoben  worden.  Aber  me  kam  der  kilikische  nordost  gerade 
XU  dem  spezialnamen  AtnXU^"^  Wir  kennen  bisher  kemeß 
'dorischen*,  Ionischen',  *achaeischen'  wind,  obwohl  unsere 
Überlieferung  über  die  lokalwinde  sehr  reichlich  fliesst,  ußd 
wahrscheinlich  sind  benennungen  der  winde  nach  den  natiö- 


')  H#B.  flfyifa]  nvnttii  also  ge^ren winde  (vgl.  Polltii  I  110).  Hes.  ivt^i] 
ivQOf  oläh  ECQinlfJft^g  ist  zu  verbesaens  wohl  in  (v^io^  &  ViTve^A»^  *  B'^*' 
Ti/ifiK-  Vgl  Moineke  vi  Steph.  "/cJr>^«  und  Theophrast  'De  Tentäs*  51  O^f 
rhodkcbe  schMafait  wird  auch  dieaen  namen  bekannt  gem&cht  babeu. 


TelmA.    Eaikjna. 


529 


nalitäten  der  menschen  ganz  nnd  gar  nicht.  Also  muss  der 
AhlBvg  der  EÜikier  auf  eine  hesümnite  gegend  Aiiyla  (oder 
ähnlich)  bezogen  werden^  die  wir  dort  nicht  kennen,  nur  er- 
schliessen.  Und  ^ir  scldiessen  richtig.  Beweis  vor  allem  die 
delphische  topographie.  Als  ort  des  drachenkampfes  be- 
zeichnet nänüich  Plutarch,  De  def*  or.  15  *die  heilige  tenne*; 
eine  auf  ihi-  errichtete  reisighiitte  {^alm,  auch  *i)<^v*f)  ist  die 
laube'  des  ungettims,  die  durch  heimlichen  Überfall  —  *Dolonie' 
nannte  man  das  vornehm   in  Delphi  —  vernichtet  wird:   iv 

f^i  (der  Dolonie)  aioXa  di  top  ajLt{pt.^aXfj  Ko^ov  ^ftfASvmg 
f^aiüiv  S^ovat  Kai  n^oaßakoVTEi;  to  nvQ  rtji  xaliuSt  nai  rr^v 
Tpdnf^av     avar^i^l/fiVTig     aviniaxQ^nrii     (psvfovtn     itsx    dvgwv 

Tüv  itQov.  Das  heiligtum  ist  die  erwähnte  tenne  {älmo),^) 
die  angreifer  sind  die  Delphier,  Vertreter  der  gesamten  männ- 
lichen bevöllterung.  Damit  fallen  die  konjekturen.*)  Nichts 
ist  zu  ändern,  jiio)Mdf  ist  ein  terrainnanie  mit  örtlichem 
Suffix  wie  jyUyit^aSs:  'nach  Aiola\  Die  stelle  im  bezirk  von 
Delphij  wo  der  sumpfdrache  erlegt  sein  sollte,  heisst  hier 
jiiQka  (pluralisch);  sie  heisst  sonst  JTh^üj  oder  Nfinrj.^)  Es 
darf  wohl  an  Horazens  'Varia'  (Vicovaro)  am  zusammenänss 
der  Digentia  nnd  des  Anio  erinnert  werden;  varius  und 
aloXo^  bedeuten  *buntj  wechselnd*;  eine  gegend,  in  der  sumpf- 
stellen  nnd  trockenes  land  wechselten,  mochte  man  *  Varia* 
(nämlich  regio  oder  terra)  und  Ai^Xa  benennen;  'sulcus 
varins^   nnd    'terra    varia'   ist  das   erdreich,    das   teils   nass 


1}  WeBcher^Foucart,  Inscriptions  des  Belpbes  no,  406.  Ein  maim  aus 
Eftljdon  ordnet  eine  gedächtnisfeier  an  in  Delphi  zu  ieinen  «bren  nach 
teinem  tede,  verbunden  mit  einer  prozeesion:  Ilf^f^71iviir    ^k   ix  rivf 'L^nfoc 

diyioi/r  TioXijtts  Tiavta^, 

>)  Weniger,  Koüegiimi  der  Thyiaden  (Ebenacb  1876}  s.  16  f.  bucht  die 
80^.  heBBenugsvorschläg«  ^    Eeiake    AloXtidnt^    Wyttenbä<;b    AloXl^at   oder 

idlävadat^  K,  0.  MüUer  nl  XJktlai^  Petersen  *A7i6}J^üva  xttl^^viii^tii^  duq^ 
Weniger  selbst  nrl  ^umjf^.  Dsss  nicht  ein  frauenlcoUe^iim  ^  Bondem  die 
delphische  be Volke ning:  den  Aponoknaben  begleitete,  steht  dnreb  EpboroB 
bei  Btrabo  IX,  p.  422^  12  fest  und  natürnch  aocb  dnrcb  das  minnliche 
paitadpinm  trotz  Weniger,  anm.  2, 

')   Vgl.   Österr.  Jahresbefte   J90G,   s,   166  tmd  Hesyeh   Ttillm   ß^vw^^] 

Nän^y  (tal)  Ityofiiy^*'^  ixti  yttQ  6  jQdxwy  xmttQUt^^'S  .  xai  d  datfetlaf 
'?^  y^^  tdqog   ^ctt  JQÜ  ITv^tü^ti^.    ScboL  Pind.  Pytb.  I,  1    ixultittf  äk  to 


530  Snist  Maass, 

(oben)  teils  trocken  (unten)  ist.  Und  Hesych  scheint  unter 
leichter  korruptel  das  geforderte  zu  bezeugen  u.  d.  w.  Aioia] 
naga  jBX(potq  ydvog  ri.  Zu  schreiben  wird  sein :  Aloka]  n.  J, 
eXoq  Ti.  Aiola  hat  es  als  terrainname  bei  den  Oriechen 
wirklich  gegeben.  AtoXsvg  ist  der  kilikische  nordostwind  was 
einem  Aiola  genannten  terrain.*) 

Der  name  findet  sich  aber  auch  ausserhalb  Delphis.  Die 
äusserste  spitze  der  thrakischen  Chersonnes  hiess  Aioliop 
(Plinius  rv,  49),  und  bei  Stephanos  lesen  wir  AioXeiov]  r^g 
QQaix9jg  yjQQovTjaov  noXig  mit  dem  zeugnis  des  Theopomp,  der 
die  Stadt  athenisch  nannte,  noXirsvofidvfjv  Sh  fiBta  tUv  XaXxi- 
Siwv.  Die  Stadt,  die  also  einen  terrainnamen  trägt,  ist  wohl 
mit  ^Xaiovg  identisch,  von  dem  Skymnus  707  flf.  sagt  (Ober- 
hummer in  der  Festschrift  für  Kiepert,  s.  295  f.) : 
i^rjg  TEkaiovgf  I^ttixjJv  dnoixlav 
exovaa,  Oogßag  tjv  avvoixlaat  ioxet. 

Wenn  nicht  alles  trügt,  liegt  die  hier  vermutete  um- 
nennung  anderswo  bestimmt  vor.  Parthenios  Fr.  XIV  (p.  268  M.) 
hatte  in  *der  gespenstererscheinung'  (iv  EiS(oXoq>ay€l)  den  \en 
%fihg  AioUov  nsQix^vers^  *ihr  soUt  Aiolion  umschütten'.  Das 
war  gesagt  in  hinsieht  auf  das  gespenst,  von  dem  das  gedieht 
handelte.  Umgehende  gespenster  waren  auch  den  Griechen 
die  gewaltsamen  todes  gestorbenen.  Einen  solchen  die 
lebenden  quälenden  geist  sollen  in  dem  gedieht  die  an- 
geredeten durch  ummauerung  der  todesstätte  beruhigen; 
Sprecher  wird  das  in  solchen  fällen  gern  befragte  orakel 
sein.*)    Nun   hat  Parthenios   in   seinem   für  Cornelius  Gallns 

^)  Es  braucht  nicht  noch  gesagt  zu  werden,  dass  windname  and  volks- 
name  AloUvg  im  gnmde  ein  und  dasselbe  sind  und  ein  nnd  dasselbe  ZQ- 
nächst  aach  bedeutet  haben.  Auch  4*oiyil  2.v{)os  *Jdnvl  bezeichnen  den 
bewohner  der  landschaft  und  den  wind  der  landschaft,  der  von  daher  irgend- 
wohin bläst.  Wo  aber  das  Aiola  lag,  nach  welchem  die  Aioler  als  stamm  den 
namen  führen,  weiss  ich  nicht.  Bemerkt  sei  nur  die  wieder  anscheinend  gerade 
nach  Delphi  weisende  genealogie.  Nach  Plutarch,  Quaest.  gr.  9  stammten 
die  fünf  delphischen  "Oaiot  zuletzt  von  Deukaüon  ab,  einer  gestalt  auch  der 
delphischen  lokalsage  und  religion.  DcukaUon  aber  ist  vater  des  Aiolos, 
Doros  und  Xuthus.  Die  genealogie  scheint  im  gründe  altdelphische  erfindang 
zu  sein. 

«)  Zu  einem  it<Sü)koy  'gespenst'  macht  der  richtung  seiner  eigenen  zeit 
gemäss  Pausanias  IX,  38,  5  den  Aktaion.  In  Wahrheit  gehört  Aktaion  in 
die  kategorie  der  schädlichen  flurdämonen;  das  kujucclyta^ai  rijv  ynv  be- 
sorgt er  in  Orchomenos  gründlich.    Er  trug  bei  Aischylos  (wie  anderswo) 


taik 


531 


gesammeltefl  fabelbucli  (32)  eine  liebesgeschichta ,  welche 
genau  die  hier  aus  dem  yei'se  herausgelesene  situatiou  eut- 
hält.  Da  Partheuios  (z.  b,  10  -  Fr.  49  JL)  auch  eigene 
gedieh te  escerpiert  in  das  fahelhuch  aufgenommen  hat,  so 
steht  von  dieser  seile  der  Identifizierung  der  fabel  und  des 
gedichts  nichts  Im  wege*  Sicher  wird  die  gleichung  durch 
die  tatsache,  dass  neben  dem  EidmXafpavt^g  von  demselben 
Parthenios  ein  gedieht  "Av^lnnti  p.  267  M,  angeführt  wird, 
Authippe  aber  heisst  die  Epirotin,  die  in  derselben  Parthenios- 
fabel  (32)  der  anlass  zu  dem  todessturz  des  Kichyros  ^ird. 
Sie  war  bei  einem  Volksfeste  mit  ihrem  geliebten  im  dickicbt 
des  waldes  kosend  von  Kichyros,  der  dort  einen  panther  ver- 
folgte, aus  irrtum  erschossen  worden»  Vor  schmerz  wie 
ausser  sich  stürzt  Kichyros  schliesslich  vom  pferde  iq  ym^lüv 
anoxQrißvnv  xai  Ti&Tgtadiq,  also  iu  eineo  Spalt,  wie  Bianua  in 
Bianna  (Vienne)  bei  Steph,  u.  d.  w>;   ai  S^  Xaov^^  ztficovTig 

xov  ßaQikm  maza  rikV  uvtop  Tünny  r^t/ii    ns^teßiXoi'TG    nmi    rr^v 

nf>ltv  iKQLlzaav  Ki^v^ov.  'Anthippe'  also  und  *die  geister- 
erscheinung'  sind  nur  verschiedene  titel  der  grammatiker  flir 
ein  und  dasselbe  Partheniosgedicht.  Die  doppeltitel  werden 
in  der  spätzeit  auch  ausserhalb  des  dramas  ungemein  beliebt: 

ji^ai  f^  Hot rj  010x16 71  Ti]Q  UUd  Mfnponift  rj  'AraxTa  Euphorion, 
AwTfiVOoiäat  t^  EXipfjg  anairr^atg  und  Hi&iot  ^  QrjfTivg 
BskchylideS,      0tXfaI^Qvüai     ?j     ^IditÜ^avoai     und     UnnnvxXiQ    ^ 

ManTQonog  Herondas,  Oder  sollte  schon  Parthenios  selbst 
den  doppeltitel  gehabt  haben,  wie  Schiller  *Die  Braut  von 
Messina  oder  die  feindlichen  Brüder*?  Also  war  es  bei 
Partheuios  die  Chaonenstadt  Kichyros,  welche  damals  ge- 
gründet und  nach  dem  verunglückten  Kichyros  genannt 
wurde,    Kichyros  hiess  vordem  AtoXtov, 

2.  Nachdem  die  eine  der  beiden  Heaychglossen  hoffentlich 
abgetan  ist,  wird  die  zweite  leichter  fallen.  KaCxivfjg]  i 
KuiHiag  avi^og  duo  rov  Katunv  noTtt/itQv.  Was  hat  man  Über 
den  namen  hören  müssen!    Mit  gewalt  trennte  M,  Schmidt 

L     Kuixtpifg]   <5;    —    2*    Kaixiag^    ap£fif>g    dno    rov    Katxov    /ro- 

taptov.     Er  schlug  vor  in  den   platten  unsinn  seiner  ersten 


doTcli  das  gante  stQck  der  'Jäg-eniinen'  dl«  maeke  mit  dem  tiirachgeweüi; 
d€T  hirsüh  ist  eben  der  flurschfidiger.  Fr.  E42  ist  Hin  et  tot*  (filr  d^tuf^  r«rlr) 
und  fllr  oiatnur^  wohl  dt^öumt  tn  schreiben;  ^43  ^  ^x^*"  Tieltnebr  'Ey^tu 
(oMne  der  Semele  nach  Hesych  n.  d.  w.  *Eyx^)- 


||_UI 


Ernst  MaasB,  Telina.  KaHoBt. 


glosse   durch   die   schllmmbegserimg   xoreyi^ao   etwas   sinu  za 
bringen.     Das   richtet   sich  von   selbst.     Dass   die  erldäruiig 
*KaiIdnes    von    dem    flösse    Kaikos*    eigentlich   anrichtig   ist, 
braucht    nach    dem,     was     bisher     ausgeführt    worden    ist^ 
nicht   noch  einmal   erwiesen   zu   werden*    Richtig   kann   nur 
sein    KaiH{iv)ov^    dies    aber    auch    nur    in    dem    sinne    wie 
^Kaimuq,  vom  flusse  Kaikos\    Wie   sprachlich  Kutxlag  genaa 
nnr  yon   der  Kainia  (yjj),   so   konnte   KnMwfjg  nur  von  der 
Kaixivrj  (y^)   den   namen   empfangen.    Diese  landschaft  aber 
kann  nicht  wohJ  dieselbe  gewesen  sein  wie  die  KaiMia;  es 
handelt  sich  um  differenzierungeu  eines  und  desselben  lokal- 
begriffs.    Die  KuMa  lag  sicher  um  den  Kaikos  in  Asien,  die 
Kaittivfj  also  nicht  dort,  sondern  anderswo.    Und  nun  nennt 
Pansanias  aus  sehr  guter  quelle  einen  fluss  Kaixlvrjc  in  Unter- 
italien  zwischen  Rhegion  und  Lokri  (VI  6);  er  gehörte  mr 
zeit  des  dort  geschilderten  Olympioniken  Euthymos  (um  470) 
zu  dessen  heimat  Lokri  Epizephyrii.    Damit  haben  wir  auch 
die  Kaiidvfj,  deren  wir  bedürfen:  denn  eben  nach  ihr  hat  der 
fluss  den  namen  *der  der  Kainivrj  {yjj)\    Eine  geringere  Pau^ 
saniasüherlieferung    hat    freilich    die    verderbung    Kaixtpo;; 
ebenso  die  Aehanhandschriften  'V,  H/  VJli  18  (ebenfalls  in 
der  geschichte  des  Euthymos),  endlich  die  ganze  Thnkydides- 
Überlieferung  m  103  in  der  erzähl ung  des  eMails  des  Laches 
in  lokrisches  gebiet  xari  ror  KatxtvQP  nQTUfiov:  es  ist  überall 
wohl  Kaixivrjg  hcrzusteUen,  weil  man  einen  fluss  nicht  nadi 
einem  fluss    mit    ableitongsendung    benennt,    sondern    nach 
einer  landschaft;  trotz  des  ortes  Kaixivov  in  Italien  (Steph.). 
So    hätten    denn    Griechen    aus    dem    flussgebiet   des   idj- 
sischen   Kaikos,   'Äioler',    in   dieser   äussersten   gegend   Stid- 
italiens   einst   vor   den  Lokrern  gesessen?     Aus  Kallimachos 
Fr-    202     wissen     wir,     dass    Ehegion,     bevor    die    CIiäI* 
kidier    kamen,    Erythra    und    sein    erster    gründer    lokastos 
'Aiolide'    hiess*     Jene    ältesten   griechisclien   kulturträger  h 
ünteritaUen  sind  auch  für  uns  heute  noch  nicht  verschollen. 
Erythra -Ehegion  trägt  den  namen  doch  wohl  der  aioliscbeii 
Stadt  (WCamowitz,  Berliner  Sitzungsben   1906,  s.  62  f);  die 
erythräische  Sibylle  ist  gar  in  die  gegend  von  Kyme  gelanft 
Aach  die  Pbozäer  Sliditaliens  gehören  in  eben  diesen  kulturkreis« 
Ich  habe  alles  gesagt,  was  zugunsten  der  griechischen  ber- 
kunft  von  Kuixtvtj  sich  sagen  lässt.    Es  gibt  aber  noch  eine 


K.  F.  Johanssoti,  G riech.  iar6e. 

andere  auffassung.  An  den  römischen,  besser  etruskischen, 
namen  *Caedna'  dachte  flüchtig  schon  Lobeck  (Pathologiae 
Prolegomena  a.  a.  o.,  vgl.  W*  Schulze,  Lateinische  Eigen- 
uamen,  s,  Ib^  76  f.,  574).  Sicher  ist,  dass  in  Süditalien  ein- 
mal auch  Etrusker  gesessen  haben,  die  vielen  etraakischen 
orts-  und  Personennamen  benehmen  jeden  zweifeL  Nun  war 
Caecina  eine  etruskische  stamrabezeichnung,  und  stammnamen 
werden  bei  den  Etruskern  zur  benennung  von  örtlichkeiten 
aller  art^  feldmarken  und  Aussen,  nach  den  reichen  samm* 
lungen  Schulzes  gern  gebraucht.  'Wohin  die  Etrusker  ihren 
fiiss  in  Italien  ^gesetzt,  haben  sie  Ortsnamen  dieser  art  als 
spuren  ihrer  herrschaft  oder  ihres  einflusses  hinterlassen'. 
Ist  aber  Caecina  {KaMrpj<;)  als  italischer  flussname  tadellos, 
dann  müssen  wir  ihn  auch  als  windnamen  gelten  lassen. 
Kainivjjg  ist  also  der  aus  der  feldmark  Caecina  nach  Ehegion 
zu  wehende  NO.^  der  bekannte  KaMa<;  der  allgemeinen  Wind- 
rose der  grieehen- 

Marburg  L  H.  Ernst  Maass. 


Griecli, 


f  oe  V  ö  fp 


Dies  wort  ist  fünfinsd  belegt  und  zwar  nur  in  der  lUaa, 
nämlich  E  734,  9  385,  .1  352.  613,  f  254,  Über  eventuelle» 
sonstiges  Vorhandensein  wird  in  der  folge  die  rede  sein.  Ich 
verzeichne  zuerst  die  stellen: 

i  £  733  ff- =  avTap    A^r^yairi  xoi/^17  jJtog  aiyiiyjkin 

^^^        ö  3S4  ff.    ninXov   ^hv   KmTi^BVEV   iäviv   narbig  in*    ovia 

^H         W  254         £C  niSmg  ijt  x$ifaXrjg,  xu&vntg^i  Sk   fm(»ti    kivn^ 

^^m        Jl^  613         JM^§  64  Ol  wpi^ptt^aq  i&pov  xaaairigoin 

r  Man   sieht,    dass   iävig  adjekttviseh    gebraucht  ist,    zu 

f      ninAQ^f  kig  und  xaa&iTtpn;;  ZUm  UQtarSChled  von  ^ttlfo;  tiawigt 

das  nur  sahst  ist  mit  deutlicher  bed.  *gew&&d'.  Um  io  um- 
strittener ist  die  bedeutung  und  etymologie  von  imwig*  Nie« 
manä  zweifelt  daran,  dms  säwig  aus  jm~  hetziläteli  iit, 
obwohl  keine  stelle  anlautendes  digamma  fordert  (Kb^  Dig. 
106  £}.    Ato  daas  l^o;  damit  ideutiseb,  oder  oahe^pi  idaii- 


534  K.  F.  Johansson, 

tisch  sei,  ist  eine  verbreitete  annähme,  die  nur  in  der  nahen 
lautlichen  Übereinstimmung  einigen  halt  hat. 

Es  heisst  EM.  308,  19:  6  Bq^I  H^fiyerrai  eavhy  ro  Xtnxiv' 
nagu  ro  cod  to  aq>l?j/tii.  EM.  308,  15  Übrigens  ist  die  rede 
vom  sufßx,  das,  mit  zusammenwerfnng  von  eävog  und  hävog, 
als   -Mfog  angegeben  wird.     In  dieser  Übersetzung  stimmen 

Hes.  iavfp  *  ivtodei,    tj    XsnTfo    i/tiaritp    SOWie    suväv  '  [ayadäv, 
xaXcov,  ij]   i/tiarlojv   Xctttoiv  (in  dem  ersten  glossem  konfnsion 
von  iacov  und  eaväv)   und  Suid.  I,  2,  71  iavov  TO  XsTiTov.     Zu 
E  734,   0  385   paraphrasiert    seh.    br.    la^vgov  ij  tqv(p$qov. 
XOLvvov,    ivgvv,    nkarvv ,    (oofi    gsaviv.      Zu    S    352,     V   254 
sch.  B.  T^  ipövrix^,  andere  wieder  Xaitingro,  ksm^,  noixCk^ 
{kiri)   und  Ap.  61,  28   imßoXalo)   hT(f,    EM.  308,  26    dvrt  tov 
dnißoXaiip    xai    Xenrtp    iffda/naTt    Und    Vgl.     Hes.    Air/  '  Xit^  . 
Xsvxfn    vq>aa/LiaTi,    7iegißo},ai(f,   xai  in oaTgoi/ti an,   (^  xai  ini  rm 
vexgm'   ixgtovro.     Zu   2  613   Ap.   61,  27    roy   eviia/vror,   EM. 
308,  20    TOV  ini  Xsnrov    iXfjXaajLidvov,    24    ro    Bv6ia;^vT0Vj   WOZU 
vergl.    sch.  D    zu  ä   178;    sch.  B.    inaXaxov,    Xsnrov,    Xa/Äugov; 
eine   entgegengesetzte   anschauung  scheint   der   aussage  von 
Pollux  7,  51    zugrunde   zu   liegen,    wo   doch   von    eävog  die 
rede  ist. 

Die   alten  Interpreten   schwanken   also   zwischen  bedeu- 

tungen  wie  svd^fjg,  Xfniog,  {Xevxog),  Xa^ngog,  noixikog,  fiaXaxo;, 
Bvdiayyxog  u.  a.  mehr.  Es  ist  klar,  dass  man  gar  keine 
Vorstellung  von  der  wirklichen  oder  ursprünglichen  bedeutung 
des  Wortes  hatte,  sondern  darauf  angewiesen  war  zu  raten, 
was  an  jeder  stelle  etwa  am  passendsten  erschien.  Wenn 
spätere  dichter  z.  b.  Orph.  Arg.  877.  1223  (Abel)  eavo; 
mit  kurzem  und  langem  o  je  nach  den  forderungen  des 
metrums  verwenden,  so  ist  klar,  dass  die  beiden  Wörter 
zusammengeworfen  sind,  eben  weil  man  über  die  ursprüng- 
liche bedeutung  von  tävog  im  unklaren  war.  Und  die  tastend 
vorgeschlagene  etymologie  —  zu  tjy^i  (freilich  auch  zn 
swvfii)  —  hat  natürlich  auch  keinen  anspruch  auf  glaub- 
würdigkeit. 

Auch  die  neueren  Interpreten  und  etymologen  sind 
kaum  weiter  gekommen.  Zusammenhang  mit  (vw/m,  also 
es  wesentlich  mit  iävog  identifizierend,  nahm  Lobeck  im  an- 
schluss  an  EM.  308,  21  f.  u.  a.  an  Path.  184.  Ihm  sind 
gefolgt  u.  a.  Döderlein,  Gl.  ÜI,  219  ff.,  Ebeling,  Seiler-Cappelle, 


6ti«ek  lÄydf, 


535 


AutenrieÜi-Kägi,  Liddell  aud  Scntt  s.  w,  Pott  EF-'  II,  4,  483, 
Curtius  (fragend)  KV'  376,  Vb.  II,  39n,  Vaniöek,  GLKW.  938, 
A.  Kuhn,  KZ,  II,  132.  136.  26g,  Legerlotz,  KZ.  VIU,  64, 
Hainebach,  Die  wz.  /ea  uod  rtj,  Fröhde,  BB.  VII,  323, 
Kretschmer,  KZ.  XXXI,  294,  Johansson,  DVC.  97  (wogegen 
Härder,  De  «  voc.  ap»  Hom.  prod,  24)  mit  vorgeschlageneo  be- 
deütungen  wie  ^bekleidend,  anziebbar\  *aptiis  ad  inFolvendum  s, 
vestiendum,  quo  vestiri  possumus,  ductilis,  fit  for  wearing', 
Benfey,  WzL  I,  285  leitet  beide  Wörter,  die  er  ohne  weiteres 
zusammenwirft,  ab  aus  der  dem  s-  väyati  *webt'  zugrunde 
liegenden  wurzel  mit  bed,  *das  gewebte,  gßwand*.  Andere 
variieren  mit  *umbtillend,  schmiegsam'  und  nähern  sich  — 
obwohl  Zusammenhang  mit  fvvv^tt  annehmend  *-  etwa  der 
bedeutungsangabe  ^biegsam,  weich',  die  Buttmann,  Leiü,  II, 
9  ff,  unter  Zusammenstellung  des  Wortes  mit  iam  (Passow  *  s.  v.) 
befürwortet.  Im  anschluss  hieran  hat  dann  auch  Fick,  GGA, 
1881,  1427  savöQ  €iüs*(fMßtfT'VfiQ  etwa  lässUch'  (und  nach  ihm 
Johansson,  DVC.  94;  Persson,  Wurzelerw*  133)  gedeutet;  dem- 
gemäss  schieibt  er  in  seiner  Dias  e«i^of  (a  194  ^  352.  196 
^  613.  206  *F  254,  343  0  385);  ionisch  hiesse  das  wort 
♦fijfog.  Wieder  anders  Christ,  Lautl.  239.  265,  der  es  zu 
ß,  mati  ^fördert'  stellt  und  eine  bed.  'zart,  mild'  aunimmt. 

Von  diesen  ableitungen  könnte  zunächst  die  von  s.  dvati 
fbnnell  in  betracht  kommen.  Zur  not  könnte  man  ein  idg. 
*€uä-iw-  annehmen  als  ein  part,  zu  einer  base  *euä-  *m^- 
*fSrdem*  (s,  avi-^yati,  avitär-j  ämiavB  usw.)  :  *3UB(i)  in  lat, 
av&-re  (mit  neutraler  passivischer  bed*)*  Als  äolisch  sollte 
wohl  die  form  bei  Hom.  *i/ävoci  resp.  ^fvävic$  als  ionisch 
^hjpQ^r  aber  att,  wohl  *4itv6g  lauten.  Abgesehen  davon,  dass 
Ton  einer  bildung  ^euä-no-  keine  spur  vorliegt  —  auch  etwa 
*ifufr^po-  woraus  äoL  H/avpo^.  ion.  *i3ji'og,  att.  wohl  *iävi^ 
(vgl  etwa  s.  avi^-yü-  avi?-yä}  hat  sehr  wenig  halt  — ,  ver- 
liert sich  eine  solche  annähme  in  wenig  greifbaren  ver- 
mntungeu,  zumal  sie  der  statuierten  bedeutung  nach  nicht 
bnd&ders  zutreffend  ist. 

Ernster  bat  msm  es  mit  der  zxirückfiihrung  unseres  wortes 
auf  s^w,  resp.  h^w^i  zu  nehmen.  Zunächst  bezüglich  der  Butt^ 
mann-Fickschen  etymologie.  Auch  sie  lässt  2wei  grundformen 
als  möglich  erscheinen:  etwa  *CTf/ä-Ko-,  woraus  äoL  *i/äyQ;,  oder 
*$vüpi^,  ion.  *ia^o^,  aber  w^ohl  att.  *iüffig  (vgL  s,  mvänä-  RV<  VH, 


K,  ¥\  Johftnss&ii, 


38^  2  zu  *s€uä-  *8eu^-  in  savi-^atif  savi4mP,  sam-taTf  vgl* 
man-,  f«üi,  vgl,  Bugge,  JfePh,  CV,  95.   Bechtel,  GN.  1888, 
Solmsen,  KZ.  XXXII,  539.     Johansson,  DVC.  97.     Sdiul^ej 
QE,  68  f,    G,  Meyer,   GG.*  559  f.    Hoffraann,  BB.  XIV,  287J 
GD.  in,  300  ff    Persson,   Wurzelerw.  112,  133,  158<     Etileii' 
burgj  IF.  XV,  159.  189)  oder  *of/aa-i'o-,  was  wiederum  äoL 
*i/ayyog,  ion.    *iTjv6g^   att,    ^havog  geben   wärde.     BezQgUch 
der   zurückfttlirung    auf   spvofit    läge    es    wohl    am    nächsten 
mit    Kuhn,   KZ.   H,   132  l    Fröhde,    BB.   VH,  323    es  mit 
s.  väsana-   (wechselnd   mit  asänd-   KV.  IV,   16,   14)   gleich- 
zusetzen,   Torausgesetzt,    dass    die    grundform    etwa    *i^^«-J 
no'  sei  (wie  z.  b.   nrä-vo^,  vgl,  Brugmann,   Grdr.   II,   143), 
Mit   rücksicht   auf  die   deutungen   Isvxig,   Xa^ngoQ^    noiniXog, 
vorausgesetzt,    dass    darin    etwa   ein    kern   alter   erinnerung  1 
verborgen  wäre,  köont*^  man  ja  auch  an  ein  zu  ues-  ^leuchten* 
gehörendes    *Uf'^ä-no-^    also   etwa    'leuchtend^    denken.     Auf 
jeden  faU  hätte  man  in  */EÜpig  —  vorläufig  abgesehen  vojb 
zn  erwartenden  anlatitenden  dlgamma  —  einen  festen  äolismp 
zu  erkennen.    Andererseits  wäre  ja  —  als  ionische  form  - 
ein  *iav/6g  (Kretschmer,  KZ,  XXXI,  294,  vgl.  schon  Harter 
a,  0.  s.  26)  wenigstens  denkbar,  d.  h,  part.  med.  zu  mtm 
präsens  *tf&s-fy)>jKmi  Cu^s-^guö)^  nämlich  ^u^^'i^ua-no-  etwa 
vom   typus   s,  vdnanvat-^    was  idg*   *uen-iiU'^t'   ist  (ind,  a. 
'*'mn-(^}nii-mif  *uin-puö;  vgl,  Bruginann,  Grdr,  11,  970).  Ke 
form  wäre  dann  ionisch;  äolisch  würde  man  */iawG^  er- 
warten   (wie   denn   Ficks  konstruktion ,   s,   oben,    und  etwa 
^eu&S'Hü'   ein    **/ai^o^    ergäbe;    etwas    derartiges   vermutet 
denn  auch  L.  Meyer,  Hdb.  I,  330).    Es  fragt  sich  aber,  wie 
es   sich  mit  /  verhält,    ob   es   überhaupt  bezeugt   oder  gar 
gefordert  ist, 

Dass  Benfey,  Wzl  I,  285  sagen  kann,  das  hom.  ivtvk, 
jj  Ol*  habe  durchgängig  spuren  des  anlautenden  /  erhaltes, 
beruht  wohl  auf  seiner  zusammenwerfung  von  lavog  und  iävh 
Aber  nicht  einmal  für  lävig  ist  digamma  metrisch  gefordert 
(s.  Knös,  Dig.  106),  obwohl  es  au  aUen  stellen,  S  178.  0501. 
r385.  419,  gut  am  platz  ist;  über  ilavog,  das  im  versaifang 
steht  /T  9,  s,  Schulze,  QE.  376.  —  Für  iävog  wird  zunächst 
an  keiner  stelle  digamma  gefordert;  und  schon  Becker^  ß- 
300.  306  und  Geist,  ZfAW.  1837,  1256,  Passow^  s,  v.  haben 
es   ausdinicklich   für   2  613.   352  =  ^  254   geleugnet,  wie 


Griech.  ^ä§fd^. 


537 


scMieselich  auch  Knös,  Dig.  107;  dass  E  734  (von  Zenodot 
alhetiert,  jedenfalls  aus  dem  folgenden  entnommen),  und  0  385, 
wo  es  nach  v  ifpsU.  des  vorhergehenden  verbs  steht,  nichts 
beweisen,  ist  klar.  Nnn  kann  es  aber  fraglich  sein,  ob  auch 
die  genannten  stellen  unbedingt  digamma  abweisen.  Das 
hängt  von  dem  mutmasslichen  alter  derselben  ab. 

Hier  die  diesbezüglichen  vermutUBgeu  zü  referieren  hat 
keinen  grund.  Es  verdient  vielleicht  hervorgehoben  zu  werden, 
dass  a]le  genannten  stellen,  die  digamma  auszuschliessen 
seheinen,  nach  Fick  den  älteren  bestandteUen  (seiner  „er- 
weit ernug  der  Menis")  angehören.  Fragen  wir  aber  Robert» 
was  er  mit  seinen  Voraussetzungen  von  den  fraglichen  partien 
denkt,  so  erfährt  man  folgendes.  Was  zunächst  J  352  f.  be- 
trifft, sollen  sie  den  ionischen  —  immerhin  sehr  alten  — 
zudichtungen  in  ^  angehören  C'E^ro^og  avaig^aig),  spec.  J 
239 — 368,  wo  zunächt  die  beratung  der  bivouakierenden  Troer 
(243— 314)  j  aber  auch  die  Schilderung  des  Ächäerlagers 
kriterien  ionischen  Ursprungs  zeigen  sollen  (Stud.  z.  lUas 
92  f  242.  248.  506).  2  613  aber,  das  in  der  'OnXmtnia 
2  369—617  steht,  soll  nach  ihm  der  alten  (äoUschen)  zweiten 
redaktion  der  Dias  angehören  (Stud.  z.  Hias  429  fF*  477  t). 
Endlich  ^  254,  das  mit  ^  352  identisch  ist,  ist  freilich 
jüngeren  Ursprungs  (Stud,  z,  Hias  248),  aber  jedenfalls  dem 
älteren  teil  von  V  angehörend  (ib.  546). 

Gegen  digamma  würde  also  direkt  sprechen  J  613.  Wenn 
man  sich  dazu  noch  vergegenwärtigt,  dass  auch  die  sog. 
ionischen  redaktoren,  resp.  naehdichter,  selbst  doch  in  der 
alten  ^epischen"  spräche  dichteten  oder  zu  dichten  suchten; 
dass  sie  —  betreffend  unsern  Spezialfall  —  sich  angelegen  sein 
Hessen,  die  nach  Wirkung  des  digamma  in  den  Wörtern,  Ver- 
bindungen und  klichees  noch  leben  zu  lassen,  wo  sie  von 
alters  her  gang  und  gäbe  war  (vgl  Cauer,  Grundfr.  der 
Homerkrit.  61  £),  so  werden  auch  —  beziehungsweise  — 
spätere  partien  für  vorhanden-  oder  uichtvorhandensein  des 
digamma  beweiskräftig  genug.  Von  diesem  gesichtspunkte 
aus  würden  auch  2  352  -  ^  254  gegen  das  einstmalige 
Vorhandensein  des  digamma  sehr  beweiskräftig  sein. 

Hier  aber  ist  noch  eins  in  erwägung  zu  ziehen.  Nach 
Hailel,  Hom,  Stnd.  m,  46,  70  ff.  (vgl  G,  Meyer,  GG.^  317; 
Lud  wich,  Äristarchs  hom.  Textkrit,  n,  316  f*)  und  Solmsen, 

Z«|taclirm  f  Ar  T«r|].  BpimuM.  N.  F,  XX.  4.  gg 


688 


K.  F.  JohaosBOC, 


Unters,  zur  gr.  Lant-  und  Verslehre  129  ff,  übt  anlaatende^ 
digamina  keine  wirkmig  aus  auf  eine  vorhergehende  ai 
konsonant  schliesseude  kurze  silbe,  sofern  sie  in  der 
genkung  steht*  Ist  diese  Hartelsche  lehre  richtig  —  und  sie 
scheint  es  zu  sein  — ,  dann  würde  an  sich  keine  der  be- 
handelten stellen  absolut  gegen  digamma  sprechen.  Es 
täte  folglich  nichts  2ur  sache,  ob  die  stellen  zu  alten  teQen 
des  epos  gehören,  was  Solmsen,  KZ.  XXXII,  540  als  be- 
dingung  fdr  beweiskräftigkeit  gegen  digamma  anzusehen  . 
scheint.  I 

Die  richtigkeit  der  Hartelschen  lehre  zugegeben,  gibt  m 
bei  Hom.  kein  absolut  sicheres  kriterium  gegen  das  digamma. 
Dass  es  darin  nicht  den  geringsten  halt  gibt  für  annähme 
Ton  digamma,  ist  ja  nach  dem  vorhergehenden  selbst- 
verständlich. Vielleicht  kommen  wir  ein  wenig  weiter  dnrdi 
heranziehung  von  etwaigem  anderen  raaterial.  i 

Nichts  zu  geben  ist  auf  das  heimatslose  ifiatlov  imoi  ■ 
piaXuKmjiqa  bei  Bcrgk,  PL;*  III,  129,  wo,  wenn  sonst  darin 
rudimente  eines  Verses  zu  suchen  sind,  ebensogut  iUvuQ  vor- 
liegen kann.  Belanglos  ist  auch  die  Hesychglosse  tarn 
(ev*  lavov)  *  l^dtiovy  was  sicher  lavig  ist  (vgl,  hmviv  EM. 
308,  21);  wohin  sie  gehört,  ist  nicht  zu  entscheiden*  Dagegen 
dürften    folgende    hesychische    glossen    von    bedeutung   sein, 

nämlich  iavoxQi^ii/itvoQ  "  ioig  Sfiotoy  ri  int^^dvtafia  .  .  ,  Ulld 
iavox^otta  '  AfTita,  welchc  Blass,  KhlL  XL,  13  und  Solmsen, 
KZ,  XXXH,  539  f.  mit  dem  im  Alkmanschen  Papyrus  69 
(Bergk,  PL>  m,  33.  42)  vielleicht  richtig  von  Blass  kom- 
gierten  v^aviStav  lavo{yXcvp)iQO}v  ayaX^m  auf  das  bomerificbs 
mwo^  beziehen  (vgL  auch  G.  Meyer,  GG-^  98).  Dass  taron^r 
iijiivogt  iavoxQoxa  ebenso  wie  iayoykstpd^uiv  aus  AUpuau 
stammt,  ist  eine  nicht  unwahrscheinliche  annähme  von 
Solmsen  a.  o.  Derselbe  gelehrte  hat  aber  Untei's,  zur  p. 
Laut-  und  VersL  144  mit  grosser  energie  nachzuweisen  ge- 
sucht, dasi  bei  Alkman,  ebenso  wie  bei  den  äolischen  lyrikem 
und  Homer,  /  lebendig  war  und  im  vers  seinen  einflnss  übte, 
ja  hat  sogar  neue  spuren  des  einstigen  Vorhandenseins  aucti 
in  der  schrift  entdeckt.  Es  ist  wohl  sicher  anzunehmen,  dass 
die  älteren  Schriftaufzeichnungen  von  Alkman  anlautendes 
digamma  bezeichneten.  Es  wäre  dann  zu  erwarten, 
ihnen   entnommene  glossen   auch   bei  Hesych   mit  /  in  der 


Grieoh.  iäpdg. 


smen  oder  anderen  (missverstandeueti)  form  erschienen,  wie 
dies  nachweislich  auch  in  anderen  fällen  geschehen  ist.  Hätte 
iavo'  digamma  gehabt,  würden  wir  also  sowohl  bei  Hesych 
wie  eventuell  im  papynis  ein  */tavo-  vorgefunden  haben, 
wenn  nämlich  das  woil  einheimisch  lakonisch  wai\  Solmsen, 
KZ.  XXXH,  540  freilicli  ist  anderer  ansieht:  er  hält  iavu- 
für  der  epischen  spräche  entnommen  und  an  lakonische  lant- 
verhältnisse  angepasst^  so  dass  es  als  tavo-  zu  erscheinen 
hätte*  Mir  kommt  indessen  diese  annähme  nicht  eben  wahr- 
scheinlich vor :  entweder  verwendete  er  äolisches  oder  episches 
sprachgut  direkt  ohne  etwaige  transponierung ,  oder  er  gab 
einheimisches  lakonisches  sprachgnt,  wofür  wir  ja  reich* 
liehe  belege  haben.  War  ihm  selbst  und  seinem  publikum 
das  epische  iävoQ  seiner  bedeutung  nach  gut  bekannt,  dann 
brauchte  er  es  nicht  zu  übersetzen;  aber  wenn  er  es  über- 
setzte, wählte  er  sicher  eme  etymologisch  entsprechende 
lakonische  lautform.  Nun  ist  iapo^  eben  seinen  lauten  nach 
lakonisch;  folglich  ist  es  auch  ein  echt  lakonisches  wort«  Ist 
es  mit  kavQQ  etymologisch  identisch,  was  immerhin  wahr- 
scheinücli,  hat  wohl  auch  dies  des  digamma  entbehrt. 

Haben  wir  nun  auch  keine  gewissheit  erreicht  bezüglich 
eines  eventuellen  digamma  in  sävo^,  so  ist  es  immerhin  wahr* 
scheinlicher,  dass  es  nie  ein  digamma  gehabt.  Ist  iavrt-  ein 
echt  lakonisches  wort,  so  steht  es  durch  die  Untersuchungen  von 
Solmsen  fest^  dass  es  auch  nicht  inlautendes  digamma  gehabt 
hat.  Ausgeschlossen  sind  demnach  auch  aus  lautlichen  gründen 
sowohl  die  etwaigen  herleitUBgen  aus  ^aijaQ-v^,  *4/^ä-yo- 
oder  *i/au-yci-  me  wahrscheinlich  am  ende  auch  die  Zu- 
sammensetzung mit  s.  vmana-. 

Die  bedeutung,  die  man  meist  dem  worte  lkvh(;  bei- 
gelegt hat,  nämlich  ^umhüllend,  schmiegsam*,  ist  aber 
deutlich  unter  eiuüuss  eines  angenommenen  Zusammenhangs 
mit  ikviQ  iwv^t  usw.  aufgekommen.  Besser  schon  passt  fllr 
imA^  in  Verbindung  mit  ndnlo^,  Xtg  und  xuaüiT^gog  die  in  die 
zweite  reihe  gestellte  bedeutung  ^schmiegsam'  (me  denn  auch 
Reichel,  Hom.  Waffen^  62  diese  bedeutung  annimmt),  weshalb 
denn  auch  Buttmann  bedeutungen  wie  ^elch,  biegsam'  fordert; 
auf  dasselbe  kommt  die  dentung  von  Fick  hinaus. 

Mir  kommt  es  vor,  als  ob  man  mit  einer  bedeutung 
*fest  oder  gut  sitzend;   fest  anliegend';   daher  aucA 

35* 


540 


E.    F.  JohAOBBÖD, 


'sclimiegsam,  biegsam'  oder  sogar  etwa  'passend,  dienlicTj'  fäi 
die  fraglichen  Homerstellen  auskommen  könnte.  Dann  aber 
durfte  vielleicht  eine  ziemlich  naheliegende  zasammensteliong 
sich  darbieten.  Ich  stelle  iäyog  direkt  dem  sanskr,  asänä- 
'sitzend'  gleich. 

Das  idg.  *^8-  *sitzen'  bildet  im  sanskr.  zwei  pait,,  die  je 
nach  der  läge  des  akzents  lantgescIüchtUch  bestimmt  sind, 
nämlich  ästna*  die  gewöhnlichste  form,  aber  daneben  im 
Eigv*  zweimal  asanä-  (RV.  VI,  9,  6.  51,  12).  Dass  diese 
letztere  form  nicht  etwa  eine  neubüdung  der  rigvedischea 
Sprache  ist,  beweist  das  Ayestische  mit  seinem  stamm  *äsä' 
in  j,  dvhaire  und  part,  dvkäna-  (Bartholamae,  GiPh.  I,  1,  7: 
ÄiW*  344  f,  358).  Zu  gründe  zu  legen  ist  eine  base  *&-!- 
(in  Anna-)  :  *(9)$&'(i-)^  nach  *es4'  umgebildet  zu  HsA-fi-)  m 
s.  äsänä',  ay.  ävhana-  (vgL  auch  Bartholomae,  Stnd.  H,  128. 
176,  186). 

Ein  idg.  ^esano-  sollte  urgr,  *ijcäy(i-  lauten,  woram 
*JJ«fo-,  oder  *i^mm~  je  nach  der  läge  des  akzents,  wenn  msn 
überhaupt  die  Untersuchungen  von  Sommer^  Gr.  Lautst  1  ff 
als  stichhaltig  anerkennt,  um  gleich  die  frage  nach  dem 
Schicksal  des  anlautenden  '  im  iäm;  zu  erledigen  t  genügt  es 
auf  folgendes  hinzuweisen.  Entweder  sind  beide  formen  *föfa- 
und  *^äv6-  wirklich  vorhanden  gewesen;  das  ist  nicht  wunder- 
barer als  dass  s.  äslna-  und  äsänä-  (und  ühiigens  noch  andere 
paare)  nebeneinander  liegen.  Von  diesen  beiden  wörtem  wäre 
das  eine  in  dem  dialekt  (dem  attischen)  heimisch,  der  tleiu 
homerischen  teit  schüesslich  sein  iävog  gegeben,  obwohl  Biit 
verschobenem  akzent  entweder  nach  dem  daneben  eventaeü 
liegenden  *ea^'o^  oder  nach  anderen  wörtem  mit  dieser 
accentuation ;  das  andere  eventuell  in  lak.  iavii;  (tav^). 
Besser  vielleicht  wäre  es  anzunehmen,  dass  es  ein  eia- 
heitliches  *r/AiQ-  gegeben  hat,  das  bei  Hom»  seinen  asper 
von  6ay6g  (worüber  Sommer,  Gr.  Lautst  115)  bezogen  hätte. 

Nunmehr  wird  zu  begründen  sein,  dass  ans  *^m6'  die 
vorhandenen  griechischen  formen  erklärbar  sind.  Zunächst  — 
worauf  es  in  erster  linie  ankommt  —  im  Ionisch- Attischen. 
Da  wurde  *^üv6~  zunächst  zu  ^r^mvo-.  Es  fragt  sich,  wai 
daraus  werden  müsste. 

Aus  Wfj  entstand  durch  dissunilatton  hom.  ion.  att  ä^  in 
aJQ  (:  jjipoff),  hom.  iva-ü^q,  ^mr^g  (Kretschmer,  WfkPh.  189^. 


Gnedi.  ISvrff . 


541 


623;  Bnig^ami,  GG,'  31,  IF.  IX,  154;  HatddaWs,  EP,  V, 
394;  Eulenbarg,  IF.  XV,  137;  Hirt»  Hdb.  120;  anders  Sehulze, 
QR  28.  67  und  Hoffmann,  GD.  m,  352  ff.).  Dies  bei  /- 
redüktion;  bei  reduktion  von  j  erscheint  kontraküan  zu  tj. 
Aber  wie  denn  die  o-reduktion  nachweislich  später  ist  als  die 
;-reduktion,  hindert  nichts  anzunehmen,  dass  im  (älteren)  ion.- 
att.  CBf^,  urspriingUcli  durch  a  (')  getrennt,  in  den  bereich  der 
durch  m{/)fj  bezeichneten  entwicklung  geraten  ist,  Beispiele 
habe  ich  freilich  keine.  —  Umgekehrt  wird  man,  meine  ich, 
berechtigt  sein  anzunehmen,  dass  tjCB  —  ursprünglich  durch 
/  oder  CT  C)  getrennt  —  im  älteren  Ion.-Ätt.  zu  r^ä  geworden 
ist,  was  später  dann  mit  kürzung  von  ij  ein  eä  ergeben  hat. 
Eine  solche  entwicklung  —  es  dürfte  schwer  sein,  ein  völlig 
analoges  beispiel  aufzufinden  (vgl  unten)  —  wird,  glaube  ich, 
auch  durch  folgenden  fall  von  dissimilation  erläutert.  Urgr, 
*$ä/ä  (vgL  dor.  5«a,  d^ähjLtai)  ist  att.  ^tä  geworden,  sei  es 
durch  *&tt/w  :  *&tjew  :  *3€CE  ;  s^iä,  oder,  was  mindestens  ebenso 
denkbar,  durch  *^i2(B  :  *dma  :  d-iä  (zu  dieser  ganzen  dissi- 
milationsfrage  vgl.  Kretschmer,  KZ,  XXXI,  285  ff,;  Hatzidakis, 
IF.  V,  393  ff,;  KZ.  XXXVI,  589  ff,;  Brugmann,  IT,  IX,  1541", 
Anz.  10  f,,  GG.^  32;  Hirt,  Hdb.  119  f.;  weiter  Danielsson, 
Zur  metn  Dehn,  62;  Schulze,  GGA,  1897,  904).  —  Aus  ^^, 
wenn  durch  j  getrennt,  ist  wohl  nie  was  anders  geworden 
als  ?j  (Brugmann,  GG.^  60;  Eulenburg,  IF,  XV,  136);  ein 
beispiel  von  f}{ü)}^  kenne  ich  nicht.  Auch  nicht  von  f^(j)ff  — 
denn  die  konstruktionen  KZ.  XXXVIU,  71  ff.  schweben  zu 
sehr  in  der  luft  um  ernstlich  in  betracht  zu  kommen  (vgL 
Schulze,  QE.  2821;  Danielsson,  Zur  metr.  Dehn.  53  f,;  Brug- 
mann, IE,  IX,  161  ff.  166  ff,  XI,  287  ff,  GG.^  65;  Solmsen, 
IE,  XV,  Anz.  226), 

Ob  es  noch,  ein  weiteres  beispiel  von  fjia)m  gibt,  hängt 
davon  ab,  wie  man  gewisse  formen  des  impf,  eißi  erledigen 
kann:  bom,  erja^a  i'tiv  ijffVj  ion.  (aber  offenbar  aus  dem  ep. 
dial,  geholt)  i'fjy  (CMos,  CD.»  497  =  IGA.  382  =  Bechtel,  Ion, 
Inschn  175),  s.  G.  Meyer,  GG.^  569;  Brugmann,  GG,^  274, 

Nur  wenn  man  rjrjy  etwa  aus  *isam  ^-as  *-ät  und  als 
urspmngsform  für  i^v  erklärt,  könnte  die  genannte  kategorie 
bei  der  auseinandersetzung  von  iiia)m  mitsprechen.  Aber  ^rjv 
ist  offenbar  nur  Schreibung  oder  ^metrische  debnung'  für  ^iw 
(Chiist,  Metr.'*   166;  Schulze,  QE,  418;   über  die  form  vgL 


542  ^  F-  Johansson, 

Hoflfmann,  Präsens  d.  idg.  Grundspr.  68;  Bragmann,  Grdr. 
n,  900,  GG.»  274,  IF.  Xm,  273),  und  wir  sind  eigenüich 
weiterer  diskassion  überhoben.  Ich  füge  nur  hinzu,  dass  mir 
auch  die  am  meisten  verbreitete  erklärung  von  cfi-v  hi-a^, 
wonach  sie  direkt  mit  1.  era-t  d.  h.  wohl  *e-8Ü(i)'t  (:  s.  09^14 
d.  h.  *&-i-0  gleichzustellen  sind  (vgl.  Hadley,  JAOS.  n,  256; 
Curtius,  BSGW.  1885,  429;  Fick,  GGA.  1881,  1430;  Bezzen- 
berger,  GGA.  1887,  417;  Bartholomae,  Stud.  ü,  118  f.,  IF. 
m,  6.  39.  41;  Wiedemann,  Lit.  pr.  176;  J.  Schmidt,  KZ. 
XXXVn,  43)  nicht  eben  wahrscheinlich  ist,  man  mag  sie 
erledigen  wie  Mangold,  CSt.  VI,  178  oder  L.  Meyer,  KZ.  IX, 
387;  Curtius,  CSt.  I,  2,  293,  IV,  478,  Vb.«  I,  177;  Hartel, 
Hom.  St.  I,  64flF.;  Nauck,  M61.  gr.-rom.  HI,  250  f.  Od.  I, 
XIV;  Schulze,  QE.  417  f.  oder  wie  Brugmann,  Grdr.  ü» 
1228,  GG.*  164  oder  gar  wie  Fick,  Dias  225;  Hoflftnann,  OD. 
m,  506. 

Aber  auch  wenn  ^jy-y  aus  *J7(a)«-  idg.  *55ä-*,  so  wäre 
damit  meine  gleichung  iävoQ  =  s.  äsanä-  nicht  beseitigt 
Es  könnte  nämlich  tjfj'Vj  eventuell  dann  auch  «j^-v,  statt 
lautgeschichtlichem  *^ä-v,  resp.  *6a-y,  umgebildet  worden 
sein  nach  ^(eyv;  oder  die  entwicklung  ri{(j)cB  zu  rjä,  eä  wäre 
nur  attisch,  während  ?j?j,  etj  altionisch  war.  Mir  scheinen 
indessen  diese  beiden  vorschlage  entbehrlich,  und  die  vor- 
geschlagene gleichung  wird  trotzdem  bestehen  können. 

Gehören  nun  die  oben  als  lakonisch  bezeichneten  Wörter 
mit  lavo-,  iavo'  als  erstem  glied  in  Zusammensetzungen  zu 
unserem  «ävog,  ist  eine  rechtfertigung  der  lautgestalt  vielleicht 
unerlässlich.  Für  das  Dorische,  wie  für  das  Äolische  haben 
wir  eine  grundform  *fj(a)äv6'  anzusetzen.  Was  aus  einem 
solchen  rjä  im  Dorischen  geworden  ist,  wissen  wir  nicht  Es 
ist  aber  apriori  vorauszusetzen ,  dass  wie  s(y)o  «(a)«  i{a)a, 
s(j)o  e{j)ü}  €(j)a  regelrecht  zu  lo  tia  la  (Johansson,  DVC.  18; 
Solmsen,  KZ.  XXXH,  513  ff.;  Brugmann,  GG.«  55),  auch 
fj{(T)o  fj(o)(o  rj{a)a  USW.  derselben  lautneigung  unterworfen 
worden  sind.  Daneben  hat  im  Dorischen  wie  im  Ionischen 
eine  durchgehende  tendenz  geherrscht,  lange  vokale  (etwa 
ausser  77  vor  1)  vor  anderen  vokalen  zu  kürzen  (Brugmann, 
GG.^  56).  Wir  werden  dann  eigentlich  aus  *fjäv6  ein  *'7ävo' 
oder  dergleichen  erwarten.  Obwohl  mit  etwas  weniger  Zu- 
versicht als  DVC.  18  f.  geschehen  ist,  möchte  ich  doch  noch 


Giieeh.  tsvis- 


543 


[ 


auf  die  kretischen  Schreibungen  iHm  ;f(>el'oc  neben  X9^<*^  bin- 
weisen,  die  neüeicht  doch  für  das  entlegenere  Kreta  einen 
lautwandel  im  werden  erweisen,  der  yiel  frühzeitiger  in 
Lakonien  zum  abschluss  gelangt,  ist.  Überhaupt  tendierte  da« 
Lakonische,  jedenfalls  die  daher  stammenden  westüehen  dialekte 
(das  herakleensische,  die  spräche  Khinthons),  stark  dazu  das 
erste  element  zu  verflüchtigen  und  zum  ersatz  den  folgenden 
vokal  zu  dehnen,  vgl.  herakl.  i^exota^fnig  fA€TQiwfih*ai  äfpn^- 
^tta^vtt  USW.  (die  ich  falsch  beurteilt  habe  DVC.  5.  157  t\ 
s.  Brugmann,  KZ.  XXVII,  415,  GG,»  58;  Solmsen,  KZ. 
XXXII,  543  ff.;  Schulze,  QE.  369. 

Gleichwie  wir  sagen,  dass  ein  kleid  *gut  sitzt',  was  etwa 
soviel  wie  -gut  fällt,  passt'  ist,  so  bezeichnete  man  ein  ndnlog 
als  läyog  auf  grund  derselben  anschauung.  Dass  ^sitzen'  in 
diesem  fall  prägnant  geworden  (*giit  sitzen'),  ist  nicht  ver* 
wunderlicher,  als  wenn  z.  b.  d.  'kleiden'  soviel  als  einen  *gut 
kleiden'  (einem  anstehen)  bedeuten  kann.  Das  epitheton 
passte  ebenso  gut  für  das  Meid  {käv^  Xtti),  mit  welchem 
Patroklos'  leichnam  (^  352)  oder  beine  (¥  254)  auf  dem 
toten  bette  umhüllt  wurden.  Wenn  es  ^  613  von  Hephaistos 
heisst,  dass  er  zev^s  Si  ol  xvijut^aQ  kävov  xuantTi^oiOf  d.  h* 
'machte  beinscbienen  von  gutsitzendem  zinn',  so  braucht  eigent- 
lich nichts  mehr  und  nichts  minder  gemeint  zu  sein,  als  dass 
er  *gut  sitzende  beinschienen  von  zinn*  machte. 

Was  ist  nun  dann  iavöfUffa^oQ?  Vermutlich  nichts 
anderes  als  *dessen  augenlider  gut  sitzen',  dann  etwa  *rait 
schön  geformten  lidern'*  In  demselben  sinne  lassen  sich  auch 
iayaxgri^eftpog  uud  iavoxgotta  deuten.  Elfteres  ist  ^dessen 
kopfbinde  (gut)  sitzt\  *mit  (schön)  anliegender  kopfbinde'. 
Letzteres  könnte  an  und  für  sich  wohl  bedeuten  *an  dem  jr^oxo^ 
sitzt\  d,  h.  etwa  *x(>oxo^*gefärMI.  Aber  wohl  wahrscheinlicher 
dünkt  mich  die  auffassung,  nach  der  das  letzte  glied  eine 
verkürzte  Zusammensetzung  ist,  sozusagen  eine  kui^znamen- 
bildung,  etwa  st$.tt  ^tQ^xomnlog  eig.  *safranfarbiges  gewand-; 
iavGKQOKfig  dann  eigentlich  'mit  gut  sitzendem  aafranfarbigem 
gewand  versehen'.  Wir  wissen  ja  freilich  nichts  von 
wo  die  Wörter  geholt  sind;  aber  die  annähme,  dass  sie 
z.  b.  von  Alkman  stammen,  hat  ja  viel  fiir  sich*  Sie  sind 
wohl  dann  z.  b*  seinen  Partheneien  (wie  das  eventuelle  iavo- 
yliipagog  lu  einem  solchen  steht)  entnommen,  wo  verschiedene 


544 


J.  Wu'kemi^l, 


attribute    vom    gewande    gebraucht    siDd,     Dass    die    he 
cMschen    glosseme    verfehlt    sind,    lieget  auf  der   hand;    aäe^l 
hraucheu  daher  keine  Widerlegung, 


Opsala,  im  fehr,  1905. 


K,  F.  Johansson. 


Ai.  avrk 

gut  als  eiu  heispiel  für  Übertragung  der  tiefetufe  auf  formen, 
denen   eigentlich  hochstufe    zukommt.     Aber  es  ist  ein  sehr 
wunderliches    beispieL      Innerhalb    des    Altindischen    kommt 
formübertragung  in  dieser  richtung  kaum  vor,    imi  statt  mni 
im  Taittirija-Ära^yaka  1,  12,  2  ist  völlig  belanglos;    formen 
solcher  verlotterter  texte  gehören  überhaupt  nicht  in  gramma-  i 
tische  handbücher.     Das    tatsächlich  im   epos  neben    dadmn  ' 
gebräuchliche    dadmi    ist   nebst   avest,  dasti   von  Bnigmann, 
Gnindr,  n  935  zutreffend   aus  dem  vorbild  von  admi  erklärt 
worden,   mit  dessen   1*  pl.   admas  die  von  da-  dadfnas  sieb 
reimte.     Wo    läge    filr    avi'k    das    vorbild    vor?     Eine    eßt- 
sprechende   3,  sg,  aor,  liefert   allerdings  das  Griechisclie  In 
homerisch   txTu.     Hier  erscheint  die  wurzel  sichtlich  auf  der 
tiefstufe;  die  küi'ze  des  ä  steht  ans  0  432  und  X  410  fest 
Erst  die  attischen  dichter  machten  daraus,    weil   sie  -«  in 
einer  3,  sg.  nicht  verstanden,    iWrä  mit  ä;   Eurip.  Herakles 
423  ist  hierfür  der  sicherste  beleg  (vgL  Herodian  zn  J  319)- 
Es  lässt  sich  aber  nicht  beweisen,   dass  sicr«  an  stelle  eiaer 
vollstufigen  form  getreten  ist.    Zwar  sollte  von  rechts  weifen 
bei  diesem  verbum  der  singular  eines  wurzelaorists  *^stmu^ 
•iWr^tf,    *ixTBv    lauten*      Aber   nicht   bloss    ist    von   solchen 
formen  keine  spur  vorhanden;  es  fragt  sich  sehr,  ob  es  b^i 
Ktttviü  von  haus  aus  einen  aktiven  wurzelaorist  gegeben  tot* 
Ursprünglich   standen  sich  wohl   der  aor,  I  iVifna  als  trans- 
itives aktiv  und  der  aor,  n  «xaro  xTafnvog  xtuV^i  (nebst 
(xradiv)    als    neutropassiv    geradeso    gegenüber,    wie   nach 
homerischem   gebrauch    y^ffaav    ffS^tlaia^nv    ^^#rcrai  :  ff 9m 

träglich  wurde  dann  (wohl  nur  innerhalb  des  bereiches  der 
dichterischen    spräche)    zum   medium    ein   gleichartiges  akär 


AI.  ax^h 


545 


hinzugebildet.  Und  weil  beim  sinnverwandteE  verbum  des 
verwimdeuft  dem  medialen  ovraftivog  ein  aktives  oiV«  (mit 
dnrch  viele  stellen  gesicherter  kürze)  ovtü^niai}  entsprach, 
bildete  man  zu  xri^uvög  nicht  bloss,  was  der  ablantnonn  ent- 
sprach, KTUftev{at),  sondern  auch  ixt«;  zu  ^ti^uvm  später 
nach  itjä^iy  :  aftfym  in  der  Odyssee  ein  njimitiv.  [Ähnlich 
schon  so  Brugmann,  Griech.  Gramm.*  272  (§  311)]. 

Unter  allen  umständen  ist  avfk  viel  wunderlicher  als 
«fT«,  weil  die  richtig  ablautende  starke  form  nicht  bloss, 
was  man  bei  ixja  allenfalls  behaupten  könnte »  als  vor- 
histarische  grundform  vorausgesetzt  werden  miiss,  sondern 
tatsächlich  belegt  ist.  Der  KV*  bietet  vark  als  2,  sg*  drei- 
mal,  als  '6,  sg.  einmal,  und  sogar  mit  übergreifen  der  starken 
form  zweimal  varktam  neben  av^jan  und  dem  optativstamm 
tjjyä-.  Aber  auch  noch  von  einem  andern  Gesichtspunkt  aus 
ist  av^k  fehlerhaft.  In  der  klassischen  spräche  wird  v^j- 
aktiv  und  medial  flektiert,  mit  der  sonderung,  dass  das  aktiv 
des  präsensstarames  nach  der  7.  oder  der  L  oder  der  10. 
Hasse  flektiert  wird,  das  medium  nach  der  2.  klasse.  Vor- 
klassich  sind  auch  beide  genera  verbi  gebräuchlich,  aber  mit 
anderer  Verteilung  (vgK  Delbrück,  Sjnt  F,  5,  252  t).  Im 
RV.  haben  wir  im  präseus  nebeneinander  vp,iakti  und  vp\kte 
(wie  im  aor.  I  vark  und  avi'ktOf  varjati  und  värjaie  und  im 
perfektum  vavfjur  und  vävije).  Aber  der  gehrauch  scheidet 
sieh  je  nach  der  kompositlon  des  verhums.  Das  simplex 
kommt  in  beiden  genera  vor,  ebenso  ä-vi'j-  (doch  das  aktiv 
nur  10,  159,  5*^  in  ä*'v^kmm).  Aber  mit  api  ni  ami-ni  parä 
pari  ist  vfj'  nur  aktivisch,  n^t  apa  pra  sam  nur  medial  be- 
legt. Hiervon  gehen  die  andern  vorklassischen  texte  nur  wenig 
ab.  Beim  simplex  und  bei  a  und  dessen  Verbindungen  setzt 
sich  anscheinend  das  schwanken  fort.  Bei  pra  tritt  an  stelle 
des  medimns  durchweg  (in  TS.  —  PB.  SB.  AB.  KB.  —  KSS.) 
das  aktiv.  Aber  mit  ni  bleibt  es  beim  aktiv  (AB.),  ebenso 
mit  pari  (AV.  VS.  —  TB.  PB.  AB.),  nur  dass  Äp,  Dhs,  2,  5,  19 
pari-v^fljaua'  eintritt,  api-v^j-  und  para-v^j-  setzen  sieh  über- 
haupt nicht  fort.  Umgekehrt  gilt  das  medium  weiter  bei  sam 
(SB*  Chll,  KU.)  und  insbesondere  auch  bei  apa  :  AV.  äpa 
vplk^vUt  ajja  u^njafe;  SB,  apa-ijnäjai  und  1,  4,  1,  38  apa- 
vptkte-  —  adhi'ViJ-  ami-pra-v^j-  aktiv  im  SB.,  lid-v^j- 
im  KB. 


L 


546  ^'  Wackemagel,  AI  avfk. 

Das  kann  nicht  auf  znfall  beruhen.    Zwar  hilft  die  von 
Willy  Foy   in   dieser  Zeitschrift  34,   241  flf.    Torgeschlagene 
Unterscheidung  zweier  wurzeln  vyj-    in   rficksicht   auf  Foys 
eigene  bemerkung  p.  241   a.  2  hier  nichts.    Aber  dass  das 
präverbium   auch  sonst   auf  die   diathesis  von  einflnss  war, 
lässt  sich  nicht  leugnen;  ich  verweise  auf  comperio  reperio  : 
eocperior,  dispertio  (selten  dispertior)  :  partior  (selten  partio), 
auf  XSyoj :  SiaXdyoiLiai  und  auf  die  hiermit  zusammengehörige  ur- 
sprflngliche  beschränkung  von  revertor  adversor  aversar  ixTgi- 
no/tiai  fiBxanifxno^ai  auf  das  medium,  die  den  entsprechenden 
simplicia    fremd   ist.     Ebenso   ist   nsgiäiSofiai   ausschliesslich 
medial,    dnoSlSto/ni    und    anoSiSofiai   in    verschiedenem   sinne 
nebeneinander  gebräuchlich,   während  beim  simplex  mediale 
formen  nur  in  rein  passivischem  sinne  vorkommen,  und  auch 
so  verhältnismässig  selten  und  spät,  im  ganzen  Homer  nur 
zweimal.    Wie  wesentlich  gar  erst  im  Altindischen  die  Setzung 
oder  nichtsetzung  des  präverbiums  und  dessen  bedeutung  für 
die  diathese  war,  ersieht  man  am  besten  aus  dem,  was  Benfey, 
VoUständ.  Gramm.  §  790  I  nach  den  einheimischen  gramma- 
tiken   gibt.     Weiteres   aus   der  klassischen    spräche    ebenda 
§  789  (passim);  aus  der  vorklassischen  bei  Delbrück,  Synt  F. 
5,    229  f.  (passim)    und    237  ff.  (passim) ;    vgl.    auch  Speyer, 
Vedische  und  Sanskritsyntax  p.  48  §  165.    Selbstverständüch 
ist  diese  buntheit  in  der  regel  ererbt.  Systematische  forschung 
würde  hier  gewiss  viel  merkwürdiges  zu  tage  fördern.    Mir 
fehlen  Sammlungen.    Aber  ich  erinnere  an  ai.  bm- :  av.  mra-. 
In    beiden    sprachen   ist   dieses   verbum   als   simplex   in  der 
bedeutung   „sagen"    aktiv,   aber  mit  upa  in   beiden    medial, 
während  mit  prati  :  paiti  in  der  bedeutung  „antworten"  indo- 
iranisch das  aktivum  beliebter  gewesen  zu  sein  scheint. 

Also  ist  die  mediale  flexion  von  vfj-  in  Verbindung  mit 
bestimmten  präverbien  und  speziell  mit  äpa  in  jeder  richtuug 
gesichert.  Wenden  wir  uns  daraufhin  zu  der  einzigen  beleg- 
st eile  von  avi'k  :  AV.  13,  2,  9**  äpav^k  tämah  „er  ver- 
scheuchte die  finsternis",  so  ergibt  sich,  dass  die  aktivform 
nicht  bloss  (vermöge  des  y  statt  ar)  falsch  gebildet,  sondern 
überhaupt  nicht  an  ihrem  platze  ist.  Man  verlangt  durchaus 
das  medium  dpavikta.  Aber  eben  durch  diese  erhöhung  der 
Schwierigkeit  wird  die  erkenntnis  des  richtigen  ermöglicht. 
Mit  glücklichem   Scharfsinn  hat  Schwyzer ,  IF.  14,  24  ff.  ge- 


BichaTd  Loewe,  Goüich  äts. 


547 


sehen,  dass  in  Hesiods  Schild  254  ßdkV  opvx&q  mit  un- 
verstäodlichem  Singular  filr  ßdXX[oif]  oFu;fciy  stehe,  durch 
haplologie  im  satzzusammeiihang.  (Schon  vor  ihm  ent- 
sprechendes Jackson  Avesta  öraramar  60  §  194  für  Yt.  10, 
121  j^ardtia  hachnnö  aus  sf'arBnavha  haeimiiö:  anders  aber 
unwahrscheinlich  über  diese  form  Bartholomae,  Iran,  Grund- 
riss  I  1,  215  §  381  beni,)*  Ganz  ebenso  ist  im  AV. 
Apüvfkta,  die  zu  postulierende  und  vom  dichter  beabsichtigte 
medialfornif  vor  dem  unmittelbar  folgenden  tämah  durch  hap- 
lologie  zu  iipav^h  zusammengeschrumpft.')  Danach  ist,  was 
ich  Ai.  Gramm*  II,  p.  129  (§  55  d,  a.  am  ende)  bemerkt 
habe,  zu  berichtigen. 

Göttingen,  anfang  märz  iy06.         X  Wackernagel 


Gotiscli  dis-. 

Die  annähme  v.  Grienbergers,  Untersuchungen  zur  got. 
Wortkunde  56,  dass  got,  dis-  mit  lat  dis-  unrerwandt  sei,  ist 
mit  recht  von  Ulilenbeck,  PBB.  30,  272  als  lautlich  unmöglich 
bezeichnet  worden.  Vermutungsweise  sieht  letzterer  in  seinem 
Et.  Wb*  in  got.  dis-  vielmehr  eine  entlehnung  aus  dem 
Lateinischen,  Mir  wiU  es  scheinen,  dass  wir  hier  über  eine 
blosse  TeiTiiutung  wohl  hinauskommen  können,  und  dass 
Uhlenbeek  für  seine  mit  „vielleicht"  verklausulierte  ansieht 
eine  weitaus  grössere  Wahrscheinlichkeit,  als  er  ihr  selbst 
beimisst,  beanspruchen  darf. 

Zunächst  wird  darauf  hinzuweisen  sein,  dass  dw-  die 
einzige  in  Zusammensetzungen  vorkommende  partikel  des 
Gotischen  bildet,  die  den  übrigen  germanischen  dialekten 
vollständig  fehlt.  Hätte  dis-  einmal  auch  dort  existiert,  so 
würde  es  sich  doch  wohl  wenigstens  irgendwo  bei  irgend 
einem  verbum  oder  Verbalsubstantiv,  in  dem  es  seine  ur- 
sprüngliche bedentung  aufgegeben  hatte,  also  bei  seiner  Ver- 
drängung durch  andere  paHikeln  isoliert  stand,  erhalten 
haben.  Ebensowenig  findet  sich  eine  dem  dis-  lautlich  ent- 
sprechende und  in  der  bedeutung  gleiche  oder  ähnliche  form 

0  Den  Schwund  des  -ta  blos«  der  Überliefening  schuld  zu  gebeu  imd 
deo  vers  dpüffklta]  tdmo  *bhi  jyötir  a&raÜ  mit  apbärese  des  abhi  zu  lesen 
emrfi^klt  sich  schon  darum  nicht,  weil  tot  abhi  %u  btei^uiigiereD  ist. 


k 


548 


BtehsTd  Loewe, 


Eickfl 


irgendwo  in  einer  anderen  indogemtanischen  spräche  wieder, 
Als  Partikeln,  die  nur  in  der  znsamniensetznng  mit  verbeu  and 
Verbalsubstantiven  vorkommen,  kennt  das  Gotische  ausser  dis-^ 
noch  fair-  und  fra-i  doch  existieren  zu  diesen  sowohl  inner- ^ 
halb  des  Germanischen  wie  in  den  übrigen  indogermanischen 
sprachen  verwandte  adverbien  und  Präpositionen,  was  gleich- 
falls bei  dis'  nicht  der  fall  ist. 

Die  hedeutnngen  von  lat,   du-  und  got,  dis-  decken  sii 
allerdings    insofern   nicht   vollständig,    als   letzteres   auch  in 
einigen  gebrauchsweisen,  die  ersterem  fehlen,  vorkommt.    Bei 
den  meisten  verben  hat  iodess  got-  dis'  wie  im  Lateinischeu 
die  bedeutnng  „auseinander*^,   und  zwar  steht  es  hier  meist 
wie  gleichfalls  die  lateinische  paitikel  verstärkend  bei  verben, 
die  schon  an  sich  eine  trennnng  ausdrücken.    Hierhin  gehören 
got.     disdmljan^    disskaidanf     dmkreitan    nebst    disskritnm, 
distairan   nebst   didaurnaiu    disialijan^   dishniupan  nebst  du- 
hnupnan^  diswhipjan.     Dass   aher  got.   dis-  auch  gerade  bei 
verben   der  Verbindung   die  trennuug  wie  lat,  dis-  z.  h.  in 
disiungere  ausdrückt,  zeigt  das  aus  got.  dis^üiss  „anflöiung**  m 
erschliesseude  *diswidaH  „losbinden,   auflösen"   neben  gawida^ 
^verbinden"  und  *mdan  ^binden"  (ahd.  imtany    Zur  ersteien 
gmppe  stellen  sich  auch  solche  verba,  die  zwar  an  und  für 
sich  keine  trennung  ausdrücken,  in  die  aber  der  begriff  der 
trennung  leicht  hineingelegt  werden  kann,  wie  huljan   „mu- 
hüllen",  d*  h.  „von  der  Umgebung  trennen",  sigqan   j,sinkeD\ 
d.  h*  „von  dem  oberen  räume  sich  trennen*^:  daher  dwhtdjaHf 
dmigqatu    Dem  got.  disalgqan  parallel  steht  im  Lat.  dispe^i^e 
^gänzlich  zu  gründe  gehen",  dessen  bildliche  bedeutnng  natür- 
lich  auf  der  sinnlichen  des  nntersinkens  beruht.     Auch  dis- 
rnnianf  das  2*  Kor.  6,  10  das  gr,  xard^Bip  übersetzt   und  „in 
beschlag  nehmen''  bedeutet,  ist  mit  nirnan  als  einem  verbuBi 
der  trennung  im  weiteren  sinne  zusammengesetzt;  das  gleiche 
gilt   für  dismhmn    ^diüfjnu^ity,    ausraubeu^.     Bei  disdriitwi 
„befallen"    (fißog    indn^aev    in     avtuv    =    ügw    disdvaUB    iwö 
Luk.  1,  12),   das   doch   wahrscheinlich   nicht  nur  bildlich  m 
gebrauche  war,  ist  entweder  wie  bei  dissigqan  an  den  puakt, 
von  dem  aus  ein  gegenständ  Mit,  oder  an  die  trennung  des 
befallenen    gegenständes    durch    den   befallenden    von    seiner 
Umgebung   gedacht.     Eine   der  letzteren   analoge   auffassong 
ist    wohl   vorzuziehen   bei   got.    dissitan    jemand    er^eifaiii 


i 


549 

überfaUen"  (Xaftßavuw,  i'x^tv)  und  allein  möglich  bei  dishahan 
„jemand  ergreifen,  festhalten*^  {nfgi^x^iv^  ovy^/jtv).  Damit 
sind  alle  liberlieferten  got.  komposita  mit  dis-  erschöpft. 
Wenn  sich  bei  den  letzten  Wörtern  eine  dem  Latein  fehlende 
bedeutnngsentwicklnng  bemerkbar  macht,  so  zeigt  sich  hierin 
nur,  welche  lebenskraft  die  Partikel  im  Gotischen  gewonnen 
hatte.  Im  ganzen  steht  got.  dis-  dem  lat.  dis-  in  der  be- 
deutung  noch  so  nahe,  wie  man  es  bei  Urverwandtschaft  von 
Partikeln  doch  nur  recht  selten  antrifft. 

Noch  mehr  als  dass  sich  got.  dis-  und  lat,  dis-  in  ihren 
bedeutungen  meistens  decken  und  meist  nur  in  Zusammen- 
setzungen mit  denselben  arten  von  verben  sich  finden,  fällt 
es  auf,  dass  dis*  in  beiden  sprachen  zu  den  wenigen  partikeln 
gehört,  die  Überhaupt  nur  in  der  Zusammensetzung  mit  verben 
und  Verbalsubstantiven  vorkommen;  bei  urverwandten  Par- 
tikeln indogermanischer  sprachen  ist  sonst  nirgends  die  gleiche 
Übereinstimmung  anzutreffen,  Nimmt  man  nun  noch  hinzu, 
dass  drittens  die  lautform  der  gotischen  partikel  der  der 
lateinischen  absolut  gleicht,  so  mrd  man  doch  an  einer  ent- 
lehnung  wohl  nicht  mehr  zweifeln  können. 

Man  hätte  auch  einen  solchen  zweifei  wohl  kaum  gehegt, 
wenn  nicht  dis-  im  Lateinischen  eine  unti^ennbare  partikel  wäre 
und  entlehnungen  einzelner  teile  von  Woltern  nicht  eben  un- 
glaubhaft erschienen  wären.  Ich  sehe  davon  ab,  dass  man  bei 
dem  trümmerhaften  wortvorrate^  den  wir  vom  Gotischen  be- 
sitzen, auch  mit  der  möglichkeit  rechnen  muss,  dass  einzelne 
ganze  verba  mit  dis-  aus  dem  Latein  in  das  Gotische  über* 
nommen  worden  sein  und  das  muster  fllr  die  eigentlich 
gotischen  bildungen  abgegeben  haben  können*  Denn  auch  an 
sich  konnte  dis-  entlehnt  werden,  da  es  dem  Sprachgefühle 
der  Goten,  die  von  ihrer  muttersprache  beeinflusst  wurden^ 
als  selbständiges  wort  erscheinen  musste.  Dass  die  Goten 
jedenfalls  später  ihr  eigenes  dis-  so  empfanden,  lehren  die 
Worte  Mark.  16,  8:  duiih  pan  sat  ijös  rnrö  jah  mßmei 
jfU/^y  <^*  uvT<£Q  TQOjuog  xat  ixtTTUütQ^^  WO  sogar  zwei  Wörter 
zwischen  partikel  und  verbalen  bestandteü  eingeschaltet  sind 
(dieselben  zwei  z,  b.  auch  in  atuh  pan  gaf  Mark*  14,  44,  blosses 
uh  z.  b.  in  idmhvöpida  Luk- 18,  37);  die  form  dieuh  für  dis  +  uh 
erklärt  sich  nach  mustern  wie  pimth  für  ßis  +  uh  und  be- 
sonders nmh  für  us-\-uJl  Bedenken  wir^  dass  sogar  präpositionen 


550  Eichard  Loewe, 

entlehnt  werden  können  wie  frz.  d  in  das  Nenhochdentscbe 
in  Verbindungen  wie  das  stück  ä  zwei  mark^  so  werden  wir 
an  der  von  lat.  dis-  in  das  Gotische  am  so  weniger  zn 
zweifeln  haben,  als  sich  dessen  sinnlich  scharfe  and  einheit- 
liche bedeutangsausprägung  dem  lateinkandigen  Gk>ten  sehr 
bemerkbar  machen  musste.  Oot  dis-  gehört  also  za  den 
zahlreichen  lehnwörtem,  welche  das  Gotische  an  der  unteren 
Donan  aus  dem  Latein  aufgenommen  hat  (EZ.  39,  307; 
W.  Schulze,  Sitzungsber.  d.  kgl.  pr.  Ak.  d.  Wissensch.  1905, 
Nr.  36,  743). 

Richard  Loewe. 


Gotisch  marikreitus. 

Sitzungsber.  d.  kgl.  pr.  Ak.  d.  Wissensch.  1905,  Nr.  36,  726  ff. 
hat  W.  Schulze  gezeigt,  dass  das  Gotische  vor  Walfilas  zeit 
kaum  irgend  einen  kultureinfluss  durch  das  Griechische  erfahren 
hat.  Als  einziges  nicht  der  kii*chlichen  Sphäre  angehöriges 
lehnwort  des  Gotischen,  das  nach  ihm  —  aber  auch  nur 
möglicherweise  —  besser  zum  Griechischen  als  zum  Latei- 
nischen passt,  bleibt  nur  marikreittis  übrig.  Wenn  derselbe 
freilich  S.  742  die  herkunft  aus  dem  Griechischen  schon  des- 
halb nicht  für  sicher  hält,  weil  in  dem  einzig  belegten  mari- 
kreitum  h  unrichtig  für  ö  geschrieben  worden  sein  könne  und 
ein  *marikreitöm  zu  einem  nom.  *marikreita  aus  lat.  marga- 
rlta  gehören  würde,  so  muss  man  bedenken,  dass  in  unseren 
handschriften  doch  sonst  viel  zu  selten  u  für  ö  erscheint  und 
zudem  nach  Schulze  selbst  marikreitum  durch  zwei  Codices 
bezeugt  wird,  während  doch  auch  dem  sunjus  in  Cod.  A.  Eph. 
1,  13  das  richtige  sunjös  in  Cod.  B.  gegenübersteht.  Stich- 
haltiger dagegen  ist  Schulzes  zweiter  einwand,  dass  die 
gotische  endung  durch  irgend  eine  Volksetymologie  veranlasst 
worden  sein  könne. 

Wollen  wir  bestimmen,  wann,  wo  und  aus  welcher  spräche 
marikreittis  entlehnt  worden  ist,  so  müssen  wir  die  ent- 
sprechenden westgerm.  bezeichnungen  ags.  m^egreot,  ahd.  tna- 
rigreoZy  die  sowohl  gegenüber  gr.  /uuQyagtrTjg  wie  lat.  marga- 
rlta  ein  i  zwischen  dem  r  und  dem  folgenden  guttural  mit 
marikreittis  gemeinsam   haben,   heranziehen.     Die   hier  vor- 


Go^ch  marikreitm. 


5BI 


liegende  anlehnung  an  germ,  *mari  kann  dodi  nicht  wohl  in 
awei  verschiedenen  gebieten  unabhängig  von  einander  erfolgt 
sein,  Fälle  abeij  in  denen  die  Westgermanen  lehnwörter  von 
den  Goten  empfangen  haben,  lassen  sich  nur  bei  Wörtern  der 
kirchlichen  Sphäre  oder  bei  einem  völkernainen  wie  Er^ks 
nachweisen.  Änch  müsste  marikreituSf  wenn  die  aufnähme 
des  Wortes  zuerst  im  Gotischen  erfolgt  wäre,  doch  wohl 
schon  in  einer  ^eit  entlehnt  worden  sein,  ^s  dort  *mari  noch 
als  selbständiges  wort  und  nicht  bloss  noch  in  marisaivs  exi- 
stierte, da  mau  sonst  eine  anlebnung  vielmehr  an  marei,  also 
etwa  ein  *mareigkreitus,  erwarten  sollte.  Vor  allem  aber 
wird  man  schwerlich  annehmen  wollen,  dass  ein  etwa  zu  den 
Westgernianen  vorgedrungenes  got.  marikreitm  in  seinem 
zweiten  teile  zufällig  einer  solchen  Volksetymologie  erlegen 
wäre,  die  das  ursprüngliche  g  des  wortes  für  k  wieder* 
hergestellt  hätte*  Vielmehr  spricht  alles  dafür,  dass  beim 
eindringen  des  wortes  in  das  Germanische  nur  sein  vorderer 
teil  volksetymologisch  verändert,  wurde:  doch  ist  vielleicht 
auch  schon  bei  der  aufnähme  der  lautform  in  das  Germauische 
das  a  der  zweiten  silbe  unterdrückt  worden,  da  hier  wohl 
der  akustische  eindruck  ein  dem  des  lateinischen  grundwortes 
ähnlicherer  blieb,  als  wenn  dessen  silbenzahl  vermehrt  worden 
wäre..  Empfand  mau  aber  nun  in  dem  ersten  bestandteil 
von  *marigarita  oder  *ntarigrlta  zugleich  auch  ein  selb- 
ständiges wort,  das  ja  wegen  der  herkunft  der  perle  aus  dem 
meere  zu  dem  wortganzen  auch  eine  ganz  logische  beziehung 
hatte,  so  konnte  es  nicht  ausbleiben,  dass  man  auch  den 
unverstandenen  zweiten  bestandteil  verständlich  zu  machen 
suchte:  im  Westgerm,  wurde  liierbei  sein  vokal,  im  Gotischen 
Min  aulantender  konsonant  verändert,  dazu  das  wort  auch  in 
andere  deklinationsklassen  übergeführt*  Während  wir  aber 
den  zweiten  bestandteil  des  westgerm,  wortes  verstehen,  ist 
dies  bei  dem  von  marikreitm  nicht  der  fall,  weü  wir  den 
Wortschatz  des  Gotischen  überhaupt  nur  sehr  ungenügend 
kennen;  doch  ist  -kreittia  vielleicht  mit  Behaghel,  Zeitschr*  f. 
d.  WortforscL  4,  250  f.  als  „kreis"  zu  deuten. 

Wenn  somit  marikreitus  auch  seine  vorliegende  gestaJt 
erst  nach  der  räumlichen  trennung  der  Goten  von  den  West- 
germanen empfangen  haben  dürfte,  so  werden  wir  es  doch 
Zü   demjenigen   gotischen   Wörtern   rechnen   müssen,    die   ans 


5&S 


C.  C.  IMeabeck, 


dem  Lateiii  bereits  vor  dem  abziige  der  Goten  aus  denl 
Weiehselgegenden  in  das  Westgermanische  entlehnt  nud  bis' 
iü  das  Gotische  gedrungen  waren,  wie  ich  das  auch  schon 
KZ*  39,  307,  fiissnote  2  getan  habe.  Mit  dem  nachweise  aber 
der  lateinischen  herkunft  auch  von  marikreitus  fällt  die  letzte 
stütze  tür  die  annähme  eines  kultureinflasses  der  Griechen 
auf  die  Goten  bereits  vor  Wulfilas  zeit.  Derselbe  wäre  ja 
auch  angesichts  des  nmstandes,  dass  die  Goten  vor  Wnifila 
nur  eine  hileimsch  und  keine  griechisch  sprechende  bevölkerung 
in  kompakter  masse  in  ihrer  nachbarschaft  hatten,  sonderbar 
genug  gewesen, 

Eichard  Loewe. 


Etymologica. 

1,  Lit.  ätisülas  'eiche*  lautet  mundartlich  auch  driälb,] 

äniülüs,  äiülas,  lüülas,  Brugmann,  der  diese  nebenformeo 
verzeichnet  hat  (Leskien-Brugmann ,  Litauische  Volkslieder 
und  Märchen  331),  stellt  die  frage,  ob  *äJJMas  die  gemeia- 
same  grundform  gewesen  sei,  deren  erstes  l  in  verschiedener 
weise  dissimilation  erfahren  hatte.  £s  ist  allerdings  wahr, 
dass  die  lautverhältnisse  sich  so  am  einfachsten  erkläreQ 
lassen,  aber  ich  wüsste  keine  Wortsippe  im  Indogermanischea, 
au  welcher  dieses  *älmla£  eine  etjntnologische  stütze  finden 
könnte.  Wenn  wir  dagegen  von  ärhUas  ausgehen»  kann  man 
die  formen  änhUas  und  ärmtlas  durch  abneigung  gegen  die  ■ 
lautfolge  r  —  l  entstanden  sein  latssen ,  während  äiillus  mä 
vJillas  wohl  erst  ans  äuMlas  geschwächt  wären.  Allenfalls 
könnte  man  annehmen,  dass  ärhllas  sich  erst  zn  *äJMas 
assimiliert  und  später  in  bestimmten  dialekten  zu  ämtUmi 
dtdidas  dissimiliert  hätte*  Ist  nun  ärhllas  die  ursprünglichste 
gestalt,  dann  dürfen  wir  den  litauischen  eicheunamen  ^  ein 
substantiviertes  adjektiv  'hell'  auffassen  und  um  mit  aini 
arjtma-  *licht,  hell,  weiss'  (als  baumname  *Tenninalia  arjuna'), 
gn  igyogt  «(>y^c,  eigyi-  ^glänzend,  weiss'  usw,  verbindeii. 
Dass  die  wurzel  von  ärjafm-  mit  idg,  §  anzusetzen  ist,  geht 
aus  dem  ^  von  avest.  araeata-  und  dem  c  von  armen,  arcall 
hervor  (vgl.  über  die  sippe  z.  b.  mein  Etyra*  Wb.  der  aind. 
Sprache  13,  242  unter  ärjums  und  rajaiäm).    Im  Litauischa 


i 


Etjmologica. 


553 


wäre  (üe  eiche  also  iiacli  der  hellen  färbe  ihrer  hlätter  be- 
nannt, Auch  die  bedeutung  yon  germ<  *aik'  wird,  falls  es 
mit  aind,  ejati  *bewegt  sich'  verwandt  ist  (vgl  Kluge,  Etym, 
Wb,*  89),  sich  eher  aus  *schillenid'  als  ans  '(wind)bewegt* 
oder  dgl  entwickelt  haben* 

2.  Aind.  bädhate.  In  seiner  ablebniing  der  meisten  in 
meinem  Etym,  Wb.  der  aind,  Sprache  189  (s,  y.  bädhate) 
l&it  Zustimmung  erwähnten  kombinationen  dürfte  Salmsen 
(KZ.  37,  24)  recht  haben,  denn  hadh-  ist  sicher  eine  nr- 
sprüngUch  langvokalische  warzel.  Die  annähme,  dass  badh- 
aber  ein  idg,  *Vha^(i)dh-  repräsentiere,  wodurch  anknüpfung 
an  ^oi.  haidjan,  aksL  heda,  leditif  öJüa,  obideti  ermöglicht 
wiirde,  bleibt  nach  wie  vor  uuBlcher  (mit  recht  bemerkt 
Solmsen,  dass  Mt-  baidyti  factitivum  zu  bijotis  ist).  Formell 
passt  lit.  bostis,  bod^ig  'sich  wovor  ekeln*  am  besten  zu 
unserer  wnrzel,  welche  in  der  desiderativbildung  bibhais-, 
auch  was  die  bedeutung  betrifft,  mit  dem  litauischen  Worte 
übereinstimmt  Hat  fasfuUum  gehört  eher  zu  hd*  garstig:  vgl 
Kluge,  Etym.  Wb/  133),  Die  von  Sommer  (IF.  IL  79  f.) 
ge^en  die  Zugehörigkeit  von  bibhats-  zu  bädh-  angefuhrteo 
griinde  sind  nicht  zwingend.  Semasiologisch  lässt  sich  eine 
entwicklnngsreihe  *sich  von  etwas  abdrängen  (wollen)*  >  *sich 
fernzuhalten  suchen*  >  ^sich  scheuen'  wohl  verstehen  und  in 
der  büdungsweise  der  desiderativa  gibt  es  so  viele  Unregel- 
mässigkeiten, dass  das  ä  von  blbhais-  nichts  entscheidet. 

3.  Lat,  bellum.  Mit  unrecht  meint  Walde  (Lat.  etym. 
Wh.  64),  dass  bellum  (dmUum)  nicht  zu  dua  gehören  könne. 
Die  ursprüngliche  bedeutung  wird  aber  nic^t  'Zweikampf, 
Eondern  ^entzweiung,  zwiespalf  gewesen  sein.  Zu  demselben 
zahlworte  gehören  auch  aiud*  dvi^-  ^hassen*  (vgl  Etym,  Wh. 
der  aind.  Sprache  134  und  Bartholomae.  Altiran.  Wb*  814  C) 
und  hd.  ztviM  (vgl.  Klnge.  Etym,  WT),*  443),  welche  sich  nahe 
an  idf .  *d%u  *zweimar  anschUessen. 

4.  Lat  €%do  (vgl  KZ.  39,  2581)-  G^en  Brugmana 
(Demoostrativpronomina  143  fussnote)  und  Walde  (Lat  etym, 
Wh,  110)  bemerke  ich^  dass  das  z  von  iJie^at^o^i,  iätazaii 
wohl  ähnlich  beuiteüt  werden  kann  wie  daqeoige  von  l(^a 
^ranke,  rehe',  das  ich  nicht  gern  von  lit.  hi^dd  ^stock^  Stab; 
faaselstrauch'  trennen  möchte  (s.  aaeb  Zupitza^  KZ.  37,  39S). 
tJnter  irgendwelchen  bedingungen  oder,  vielleicht  besser,  in 

XtdtKhifß  fax  To^  %faebl  S.  F.  JOL  4  Sg 


554  C.  C.  ühlenbeck, 

irgendeiner  mundart  scheint  zd  im  Slayisclien  zu  ^  geworden 
zu  sein.  Dafür  spricht  ja  auch  pazuchal  Anders  ftber  loea 
Strekelj  (Afslphil.  27,  52  ff.),  der  es  als  'die  emporsteigende, 
kletternde'  zu  Uzq,  lesti,  Icunti  stellt  (jedenfalls  anrichtig  ist 
seine  beurteilung  der  ablautsverhältnissei  denn  lezq  gehört 
zur  e-reihe  und,  wenn  loza  damit  zu  verbinden  wäre,  so 
dürfte  man  das  o  nur  aus  d  erklären). 

5.  Aind.  gila-  'auf  dem  felde  zurückgebliebene  Mire* 
gehört  wohl  nicht  zu  galäka  usw.  (s.  mein  Etym.  Wb.  der 
aind.  Sprache  310),  sondern  ist  eher  mit  lit.  szUas  'haide' 
identisch.  Wenn  ich  nicht  irre,  geht  diese  ansprechende 
gleichung  auf  Kern  zurück.  Anders  über  szUas  Pogodin 
(s.  IF.  anz.  5,  260). 

6.  Aksl.  dqhü  *baum,  eiche',  dqbrava  'bäume,  wald', 
russ.  dub  'eiche',  dtibrova  'eichenwald'  usw.  (Miklosich,  Etym. 
Wb.  48)  sind  vielleicht  mit  ahd.  tanna  'tanne',  mhd.  tan 
'wald',  and.  dennia  'tanne'  und  aind.  dhänvan-,  dhanu?- 
'bogen'  (vgl.  Schrader,  BB.  15,  289;  Kluge,  Etym.  Wb.«  389; 
Hoops,  Waldbäume  und  Kulturpflanzen  115  ff.)  zu  vergleichen. 
Dqbn  wäre  dann  von  ^dhon-  mit  dem  sufftx  -bho-  (wozu 
Prellwitz,  BB.  22,  89  ff.)  abgeleitet  und  dqbrava  könnte  als 
kollektivbildung  mit  -uä-  suffix  auf  einer  mit  -ro-  erweiterten 
nebenform  von  ^dhon-bho-  beruhen.  Als  ursprüngliche  be- 
deutung  von  *dhon-bho-  hätten  wir  etwa  'arboreus'  anzusetzen. 
Oder  ist  dqbil  ein  idg.  *doni'bhuo-  aus  ^^dom-  (=  *(fem-  'haus') 
und  -bhuo-  (zur  wurzel  *bhe^a)  und  haben  wir  von  einer 
grundbedeutung  'hausmaterial'  (d.  i.  'zum  hausbau  bestimmtes 
holz')  auszugehen?  Letzternfalls  träfe  die  gleichung  aksl. 
dqbn  :  ahd.  zimbar  zum  teil  vielleicht  doch  das  richtige  (vgl. 
mein  Etym.  Wb.  der  got.  Sprache  ^  146  f ). 

7.  Ahd.  dwingan,  Bartholomae  (Altiran.  \\T).  798) 
stellt  ahd.  dwingan  zu  avest.  pivqz-,  indem  er  annimmt,  dass 
ahd.  dah(j)an  sein  h  dem  einfluss  des  synonymen  *J)7'irixa7ian^ 
got.  preihan  verdanke.  Da  wäre  es  doch  viel  einfacher,  das 
iranische  wort  beiseite  zu  lassen  und  zwischen  dwingan  und 
düh(j)an  grammatischen  Wechsel  anzunehmen  (so  z.  b.  Kluge, 
Etym.  Wb.^  440),  allein  das  w  des  neben  düh(j)an,  ags.  pyn 
auftretenden  ags.  pywan  macht  den  oft  angenommenen  Zu- 
sammenhang mit  an.  pvinga,  as.  thwingan,  ahd.  dwingan 
etwas   zweifelhaft   (vgl.  Sievers,   Ags.   Gramm.^   239).    Wäre 


Etymolog!  ca. 


555 


dah(j)an  von  dwingan  zu  trennen,  so  könnte  letzteres  mit 
avest,  pwq^-  auf  "^tueJigh-  "beniheo  und  düh{j)an  bliebe  vor- 
läufig unerklärL  Über  die  von  Sütterlin  (IF.  4,  104  l)  für 
möglich  gehaltenen  deutungen  urteile  ich  nicht  anders  als 
Zupitza  (Germ.  Gutt  141). 

8,  Ags,  gräiarij  engL  groats  'grtitze'  kann  auf  *jmtt- 
aus  idg.  *ghroidh-n-  beruhen  und  mit  gr.  a^r,  ^ft&j^  'gerste' 
(idg,  *ghrldh-)  urverwandt  sein.  Mit  ahd.  gerata  usw.  lassen 
die  genannten  Wörter  sich  nicht  ohne  gewaltsame  wurzel- 
zerstückelung  vermitteln  (vgL  Wood,  Mod.  pliilology  1,  240; 
Hoops,  Waldbäume  und  Kulturpflanzen  369), 

9.  Lil.  greif as  *flink,  schneir  ist  wahrscheinlich  ein 
lehnwoit  aua  dem  Deutschen  :  vgl.  mhd-  gereitfe)  'bereit, 
fertig,  zur  band'  (=  got*  garaipSf  an.  greidr^  ags.  gerwde). 
Über  das  litauische  t  in  deutschen  freradwörtern  s,  Prellwitz, 
Die  deutschen  Bestandteile  in  den  lettischen  Sprachen  54  f. 
Nach  Wood  (Mod.  philology  ] ,  240)  w^äre  greltm  mit  an*  grid 
'heftige  begierde',  mhd.  grit  ^habsueht,  geiz'  urverwandt,  doch 
scheint  die  von  mir  vorgeschlagene  erklärnng  näher  zu  liegen. 

IG.  An*  hamaskf  synonym  mit  ganga  herserksgang^  ent^ 
spricht  gewiss  einem  got.  Viamön  sik  ^sich  bekleiden'  und 
ist  wiesen tlich  nach  Cleasby-Vigfusson  236  zu  beurteilen.  Die 
bedeutungsentwicklung  ist  etwa  *sich  bekleiden'  >  *sich  in 
eine  tiergestalt  hüllen^  >  *sich  betragen  wie  einer,  der  sich 
in  eine  tiergestalt  gehtült  hat  (wie  ein  werwolf  oder  berserkr}' 
>  'toben'  >  'sich  abmüben\  Diese  letzte  bedeutmig  hat  das 
*  wort  nur  in  der  modernen  spräche  und  es  ist  ganz  unstatthaft 
mit  Zupitza  (Germ,  Gutt  182),  dem  ich  leider  in  meinem 
Etym.  Wb*  der  aind.  Sprache  303  gefolgt  bin,  von  dem  begriff 
der  schweren  arbeit  und  der  mühe  auszugehen.  Ebensowenig 
wie  hamask  von  hamr  ist  hornungr  von  Jiorn  zu  trennen, 
wie  Zupitza  (Germ.  Gutt.  207)  einer  zweifelhaften  gleichung 
zur  liebe  getan  hat* 

IL  Ahd*  ßjruöreth  Wenn  Sommer  (Grieche  Laut- 
Studien  74)  meint,  die  eigentliche  bedeutung  von  ahd* 
(li)r\ioren^  ags*  hrvran^  an.  hre'ra  sei  'austossen^  so  glaube  ich 
nicht,  dass  dies  bei  vielen  geimanisten  Zustimmung  finden 
wird;  denn  es  lässt  sich  nicht  einsehen,  warum  die  seit  den 
ältesten  zeiteu  neben  *in  bewegung  bringen'  auftretende 
speziellere   bedeutung   'umrühren,   mischen'^  die  jüngere   sein 

36* 


556 


C  tl  tBiIenhe^^t* 


soll  Es  wäre  doch  wenigstens  der  mühe  wert  gewesen  m 
erwägung  zu  ziehen,  ob  wir  nicht  gerade  die  wegen  ihrer 
beschränktheit  altertümlich  ausseheude  bedeutnng  *^amrühren' 
ÄU  gründe  legen  müssen,  welche  zwar  nicht  zu  xottim  xmi 
Xgt^vta,  wohl  aber  zu  dem  von  Zupitza  (Grerm.  Gott  187)J 
yerglicheDen  nfQavvv^i  hinüberführt*  ■ 

12.  Gr,  tXuf  ^schlämm,  bodensatz'  wird  noch  in  gauz 
neuen  werken  mit  ahd.  sah  verbunden  (z.  b.  hei  Sommer,  I 
Griech,  Lautstudien  32)»  Aber  keinesfalls  darf  t}.vg  von  dem 
gleichbedeutenden  aksL  ilü  getrennt  werden.  Man  w^ende 
nicht  ein,  dass  ilU  aus  dem  Griechischen  entlehnt  sein  könne;  f 
denn  die  bedeutung  und  das  Vorhandensein  in  fast  alleß 
ßlavischen  sprachen  gestatten  kaum  za  bezweifeln,  dass  wir 
es  mit  einem  einheimischen  worte  zu  tun  haben.  Die  glei- 
chung  aksL  ilU  :  gr.  Uvq  findet  sich  bei  Miklosich  (Etym. 
Wb.  95),  allein  aus  seinen  werten  geht  hervor,  dass  er  nicht 
der  Urheber  ist.  Über  ahd»  sah  vgl  PBB.  20,  564.  Es  ist 
mir  unklar,  warum  Osthoff  (Etym.  Parerga  89.  92)  sich  der 
gleichnng  ahd.  mh  :  slav.  *soIün  gegenüber  etwas  zurüdf- 
haltend  zeigt.  Sie  steht  der  allgemein  anerkannten  gleich- 
setzung von  ahd.  fah  mit  slav*  *pohU  doch  kaum  an  Wahr- 
scheinlichkeit nach» 

13*  Ahd,  jag  QU  jagen'  gehört  vielleicht  zu  avest.  yffs- 
langen  nach,  verlangen'  (das  Bartholomae,  Altiran.  Wb-  1288 1 
zweifelnd  mit  gr.  ^xw  verbindet).  Für  die  bedeutungs- 
entwicklung  von  jagön  vgl.  Meillet  (MSL.  9,  55  ff.),  der  die 
gleichung  lat.  venari  *jageii'  :  *tf^i-  'begebren'  durch  den 
Mnweis  auf  russ.  ochota  'lust,  neignng;  jagd'  und  aind,  lubdha- 
'begierig-,  Jäger'  stützt.  Wahi*scheinlich  beruht  jagon  zunächst 
als  denominativum  auf  einem  m*gerni.  *iayö^  idg.  *iaiö  (/ver- 
langen' >  *jagd').  Ältere  erklärungsversuche  von  jagöti  findet 
man  bei  Kluge  (Etym.  Wb.*^  185)  verzeichnet, 

14.  AknL  jastrebü,  Jagic  (Afslphil,  20»  535)  vermutet 
Zusammenhang  von  -rebä  in  jastrebn  'habicht'  mit  rebU  'bunt, 
gesprenkelt^  jwrfblj  jerehl  *rebhuhn\  während  er  im  ersten 
teile  des  wertes  ein  mit  aind,  ägü-^  gr*  t^Kvg  verwandtes 
adjektivum  sucht.  Meillet  (MSL,  11,  185  t)  dagegen  be- 
trachtet Jastrebn  als  ein  mit  apr.  golimhan  in  der  bUdungs- 
weise  übereinstimmendes  derivat  von  ^jaHrö-,  entweder  ans 
"^ükro-  zu  lat.  accipiter  (für  *acipiter?)  oder  aus  ^ölro-j  dss 


I 


( 


fj^fmologics. 


sich  ähnlich  zu  u^ü-j  mnic  verhielte  wie  »t^arffo^  zu  Mgarv^ 
oder  ilufpüoq  zn  raghü-  (vgl  auch  Vondräk,  Aksl  Gramm. 
70*  376).  Was  apr,  golimban  betrifft,  ist  aber  zu  bemerken, 
dass  es  vielmehr  wie  ein  lehnwort  aus  dem  Slavischen  aus- 
sieht und  als  solches  auch  bei  Brückner  (Die  slav*  Fremd- 
wörter 192)  erwähnt  wird,  weshalb  es  nichts  für  ein  im 
Slavischen  als  -fhu  auftretendes  soffix  beweisen  kanii.  Viel- 
leicht ti-üil  dagegen  Jagi6  iusoweit  das  richtige,  als  er 
jmirehu  als  eine  Zusammensetzung  von  relM  betrachtet,  aber 
seine  deutung  des  anfangsgliedes  will  mir  nicht  einleuchten. 
Zwar  liesse  jmtr^hu  sich  lautlich  aus  *jas(t)rfhu  >  *jasn-rebU 
erklären»  aber  *schnell-bunt'  scheint  mir  keine  besonders 
charakteristische  bezeicknung  für  den  habicht  zu  sein*  Wenn 
das  z.  b,  auch  russische  und  serbische  ja  im  anlaut  dem 
nicht  entgegenstünde,  so  läge  es  gewiss  näher  in  jast-  eine 
form  von  aksl.  jasti,  serb.  jesti,  russ.  esti  'essen'  zu  suchen 
und  das  ganze  als  eine  art  von  a^;f^xajfaf-cempositum  auf- 
zufassen mit  der  bedeutung  *der  rebhühner  isst'.  Dann  wäre 
jctst'  aus  *jasU'  entstanden  und  jasirebu  ans  *jastJ'ri'hn  würde 
genau  denselben  typus  repräsentieren  wie  aind.  dAfivara'^ 
pü$tiffu-j  gr»  ßwtidyngaf  kvaißilriQ  uud  dgl*  (s.  Wackernagel, 
Aind«  Gramm.  2,  320  t).  Wir  hätten  es  mit  einer  ähnlichen 
raubvogelbezeichunng  zu  tun  wie  ndl.  kiekendief  'weihe'  oder 
avest.  kahrkäsa-  'geier'  (vgl.  auch  PBB,  21,  98  ff.),  Wa.s 
das  weitverbreitete  ja  von  jastrfbu  betriffl.,  könnte  ich  nur 
auf  jasli  und  jastva  hinweisen,  welche  Wörter  doch  sicher  zu 
jasti  gehören,  und  das  t  statt  des  zu  erwartenden  a  von 
poln,  jadreqb  erklärt  sich  wohl  durch  die  eigentümliche 
Stellung  zwischen  s  und  rz.  Will  man  aber  in  jastrfbu  mit 
Jagic  eine  dvandvische  bOdung  sehen,  so  lässt  es  sich  wohl 
am  besten  als  haplologie  für  *jastro-rpbU  aus  *äIcro-renibhQ- 
{^jastrü  =  lat*  äcer^  vollstufe  zu  gr.  dxgog^  slav*  ostrit)  auf- 
fassen.   Völlige  Sicherheit  lässt  sich  nicht  erreichen, 

15.  Lit.  lentä.  Für  den  von  Mikkola  (BB.  21,  220) 
bestrittenen  Zusammenhang  von  lit.  lentä  'brett*  mit  hd.  lifide 
usw,  (vgl.  PBB.  26,  302  f.)  könnte  man  sich  vielleicht  auf 
die  folgende  dainastelle  berufen  (Leskien-Brugmann,  Litauische 
Volkslieder  und  Märchen  62): 

Darykf  hermu^  grabüi 

haitos  l^as  Imteliu* 


558  C.  C.  ühlenbeck, 

Äsz  padarysiu 

säva  mergelei 

haltos  Wpas  lenteliu 

dSmanta  antvosdiü 
usw.  Hier  ist  wenigstens  von  lindenbrettern  die  rede.  Audi 
erinnere  ich  daran,  dass  an.  ags.  lind  auch  in  der  bedeutung 
'Schild'  gebraucht  wurde,  was  doch  wohl  darauf  beruht,  dass 
man  ein  stück  lindenbrett  als  schild  benutzte  (vgl.  Schade^ 
Altd.  Wb.  561).  So  ganz  ungeeignet  für  bretter  scheint  das 
lindenholz  doch  nicht  zu  sein! 

16.  Avest.  mimara'  *eingedenk'  (Bartholomae,  Altiran. 
Wb.  1186)  erinnert  an  die  zuletzt  von  Franck  (KZ.  37,  129) 
behandelte  sippe  von  ags.  ge-mimor  'eingedenk',  mämor  'sopor', 
mämrian  'auf  etwas  sinnen  oder  brüten',  ndl.  mijtneren  'tief 
nachsinnen',  an.  Mtmir  (Mimr).  Die  deklination  von  Mimir, 
Mmr  (gen.  Mimis,  Mms)  beweist  zwar,  dass  das  r  im  Alt- 
nordischen nicht  mehr  als  stammhaft  empfunden  wurde,  nicht 
aber,  dass  es  wirklich  das  nominativische  -r  sei,  und  viel- 
leicht ist  Mimir  erst  durch  den  einfluss  von  Wörtern  der 
klasse  von  hirdir  neben  Mimr,  das  ungeachtet  seines  genitivs 
wohl  ein  germ.  *mimra'  fortsetzt,  aufgekommen.  Wir  haben 
es  wahrscheinlich  mit  einer  uralten  reduplikationsbildung 
*moi'7ner'y  *mi-mer-  der  in  got.  matirnan  enthaltenen  wurzel 
*mer-  zu  tun,  wozu  mit  abweichender  reduplikationssilbe  auch 
lat.  memor  gehört  und  welche  sich  von  aind.  smar-,  avest. 
mar-  (-smar-)  nur  durch  das  fehlen  des  anlautenden  .«?  unter- 
scheidet (gr.  iLi£Qtjuva,  fisQ/LifQog,  /LisQjLiTjQu  lasscu  slch  sowolil 
auf  *mer-  als  auf  *smer-  zurückführen).  Auch  Bartholomae 
sieht  in  avest.  mimara-  eine  reduplikationsbildung,  ohne  aber 
die  germanischen  Wörter  zu  beachten. 

17.  Euss.  |)oZ6a  'spelz,  dinkel',  aus  *pnlba,  steht  im 
slavischen  und  überhaupt  im  indogermanischen  sprachenkreise 
vereinzelt  da.  Dürfen  wir  etwa  an  Zusammenhang  mit  gr. 
noXcpog  'eine  art  fadennudeF  denken?  Dieses  ist  vielleicht 
aus  *naX(p6g  entstanden,  dessen  al  dem  slavischen  ül  ent- 
sprechen könnte.  Die  vollstufe  liegt  vor  im  Hesychischen 
nXsfflg  •  arjaaf,uq  (Fick  l^  480;  L.  Meyer,  Griech.  Etym. 
2,  683). 

18.  Serb.  rad  'geschäft,  arbeit',  raditi  'wirken,  arbeiten, 
tun,  handeln,  trachten'  werden  mit  recht  zu  idg.  r^dh-,  amd. 


Etjmologicfl. 


559 


rädh'  gestellt  (Miklosicli,  Etym.  Wb.  271 1)  und  enthalten 
demnach  kein  idg.  a,  wie  Meringer  (IF.  17,  124)  auzunehmen 
scheint,  sondern  ein  mit  ^  ablautendes  idg.  ö,  Lat,  rado 
wird  dagegen  mit  rödo  za  aind,  rad-  gehöreB  (vgl  mein 
Etym,  Wb,  der  aiud,  Sprache  244).  Zn  aksl  rodü  vgl,  Lid^n, 
Ein  balt.-slav*  anlautsgesetz  21  ff  Von  Meringers  kombi- 
nationen  (a.  a.  o.)  dürfte  nur  dieses  stichhalten,  dass  serb, 
radf  raditi  mit  aind,  rädh-  verwandt  sind,  was  auch  schon 
Miklosich  erkannt  hatte. 

19.  Ndl.  ru/  'locker  und  trocken  (z.  b.  vom  sand)'  kann 
auf  einer  germanischen  grundform  mit  U  aus  ^l,  idg.  d  be* 
ruhen,  welchenfalls  es  sich  in  die  sippe  von  aksL  rmiti 
'auflösen,  zei^stören'  (vgL  Miklosich,  Etym»  Wb*  285)  ein- 
reihen lässt.  Dazu  gehört  auch  russ.  rychlyj  'locker*  (=  czech. 
f^ychbj  'schneir)j  das  aber  nicht  wie  rid  ein  ursprachliches 
*rte5-,  sondern  ein  idg.  *ras-  repräsentiert. 

20.  Hd.  rümpf.  Die  grundbedeutung  von  hd.  rümpfe  ndl. 
TOff*p  (vgl  Kluge,  Etym.  ^^T},*^  32a ;  Franck,  Etym.  \Vb.  805), 
deren  nächste  sippe  H.  Schröder  (PBB.  29,  493  f,)  zusammen- 
gestellt hat,  ist  vielleicht  'abgehauenes  stück'  :  vgl*  aksL  rqbU 
^läppen',  *rqbiti  'hauen'  (s.  Miklosich,  Etym.  Wb.  281),  wofiir 
sonst  keine  wahrscheinliche  anknüpfung  ausserhalb  des  Balto- 
sla vischen  gefunden  ist.  Anders  H.  Schröder  a.  a.  o.,  der  in 
rümpft  romp  Schwund  eines  anlautenden  h  annimmt* 

21.  Ags.  secg  *schwert'  kann  zu  lat  secäre  gehören  (so 
z.  b.  Zupitza,  Germ*  Gutt  137  f.),  aber  es  wäre  auch  zulässig, 
darin  eine  alte  kenning  mit  der  eigenüichen  bedentung  ^ge- 
fahrtin*  zu  suchen  und  es  mit  lat,  socia  gleichzusetzen  (vgl 
gndicine  Beowulf  1810*  2735),  Dann  wäre  secg  'seh wert'  das 
feminiüum  zu  secg,  m.  segg,  an*  seggr  *mann',  dem  lat*  socius 
entspricht.  Was  das  mascnlinum  secg  'carex,  gladiolum,  lisca' 
(engl,  sedge  'riedgras*)  betrifft,  das  als  femininum  im  Nieder- 
ländischen (Vercoullie,  Etym.  Wb.^  334)  und  im  Nieder- 
deutschen (Schade,  Altd.  Wb.  751)  wiederkehrt,  könnte  man 
an  Übertragung  des  schwertnamens  auf  schwertförmige  gräser 
denken,  wenn  die  Verbreitung  des  wortes  auf  dem  kontinent 
und  der  wahrscheinliche  Zusammenhang  ndt  ahd*  sahar  *ried- 
gras*  nicht  dagegen  spräche  (vgl.  Schade,  Altd*  Wb*  735  und 
Kluge  *Lutz,  Engl.  Etym.  180).  Abseits  liegt  auch  gär  secg 
*meer  (vgl.  Bode,  Die  Kenningar  in  der  ags*  Dichtung  60), 


560 


C.  C.  Clilenbocic,  Etymologie«. 


I 


22.  Got.  skildus.  BarÜialomae  (Ältiraii,  Wb,  467y 
wiederholt  aufs  Beue  die  nicht  unbedenkliche  vei-miituDg,  dsss 
skiUus  mit  aind,  chardi^-  *schutz(welir)'  verwandt  sei.  Aber 
was  hat  er  denn  eigentlich  gegen  die  erklärung  von  skUdtis 
als  ^brett'  zu  *skel-  ^spalten'  (s,  Kögel,  IR  4,  319)?  Dieselbe 
bedeutungsentwicklüng  finden  wir  z.  b.  bei  skr,  phaUi^lca)- 
'brettj  Schild'  :  plial-  'bersten,  sieh  spalten*.  Beiläofig  sei 
noch  bemerkt,  dass  das  von  Bartholomae  zn  gr,  crjet'To;  nsw. 
gestellte  aind,  chavl  eher  nach  Zupitza  (Germ.  Gatt,  207)  mit 
got.  hiwi  zu  verbinden  ist- 

23.  Russ,  treskd  'kabeljau»  Stockfisch'  wird  von  PederseE 
(W.  5,  72)  mit  dem  schon  bei  Miklosich  (Etym.  'tt'b.  361) 
verglichenen  an.  porskTf  hd,  dorsch  znr  wnrzel  *ters-  'trocknen' 
gestellt.  Aber  die  nrsprüngliche  bedeiitung  von  treska  ist 
^ierd'i,  &est  ili  palka'  und  das  wort  ist  erst  durch  Übertragung  ^ 
2um  nanien  des  getrockneten  und  nachher  des  lebendigen  | 
kabeljaus  geworden.  Dadurch  ist  Zugehörigkeit  zur  wur^l 
*ters-  freilich  nicht  ausgeschlossen,  denn  die  bedentung  'stock' 
kann  sich  aus  *ti^ocken(es  holz)'  entwickelt  haben.  j 

24.  Ahd-  weida  *ftitt€r,  weide,  jagd,  fisclifang',  an.  t;e^rfl 
*jagd,  fischfang\  ags*  wäd  'reise,  jagd*  dürfen  nicht  von  air. 
fiüd  *wüd'  (subst*),  fiadach  jagd'  getrennt  werden  (s.  StokeSi 
ürkelt.  Sprachschatz  265)  und  beruhen  demnach  auf  idg* 
*UGidh'^  weshalb  Bartholomaes  anknüpfung  an  avesL  rUsUtr-f 
msira-  (Alüran,  Wb,  1413  f.)  bei  Wolff  (KZ.  40,  19  1)  keine 
Zustimmung  verdient  hätte, 

25.  Aind.  val^a-  *schössling,  zweig'  ist  von  mir  (PBB. 
21,  106)  mit  ags,  welig  *salix'  usw.   verglichen  worden  (vgl 
auch   Hoops,    IF,    14,    481  ff,),    währeud    Bartholomae   (IF.    ^ 
9,    252  f, ;    Altiran.    Wb.    1374)    avest.    varBsa-^    aksl*    rlasfJ  ■ 
*haar'    mit    väl^u-    identificiert.     Die   gleichungen    schüesseu  " 
einander    nicht    aus    und    sind    vielmehr    beide    als  .richtig 
zu  betrachten   (anders   Etym.   Wb,  der   aind,   Sprache   271)^ 
Auf  grund    von    waifö-    und    welig    ist    wohl    'zweig'    oder 
(kollektivisch)   'zweige*   als  gi-nnd bedentung  anzusetzen,  ah€r 
aus  der  Übereinstimmung   von  var^sa-  mit  vlasu  geht  hervor 
dass  auch  die  bedeutung  *haar'  in  proethnische  Zeiten  Mnanfreicht 

Nachträgliches, 
Bei  der  besprechnng  von  lit,  ariidas  usw.  hätten 
einige   worte   über   apr,   amonis  gesagt  werden  sollen. 


I 


E*  Lewy,  Etymologieen. 


561 


die  überlieferang  richtig  und  lautete  das  nur  aus  dem  Elb, 
Vocab.  bekannte  wort  uicbt  etwa  *ansolw,  so  können  wir 
annehmen,  dass  es  durch  irgendwelche  Ursache  eine  ab- 
änderung  des  Suffixes  erfahren  hat^  nachdem  ariälas  durch 
liquidadissimilation  zu  auiülas  geworden  war,  Dass  diese 
dissiniilatioü  bis  in  die  baltische  zeit  hinaufreicht^  beweist  die 
anfangssilbe  des  wortes  im  preussischen  und  lettischen.  Da- 
neben blieb  aber  die  ursprQnglichere  form  mit  r  mundartlich 
fortbestehen,  —  Was  gr.  %kvg  :  slav.  ilü  betrifft,  ist  auch 
Bezzenbergers  ähnliche  äussening  (BB.  27;  163  f )  zu  berück- 
sichtigen, —  Über  akslp  jastr^bn  hat  auch  Prellwitz  (BB.  22, 
104)  gehandelt,  ohne  aber  die  trage  nach  dem  urspruog  des 
eigentümlichen  Wortes  wesentlich  zu  fördern.  In  slov,  jastran 
I      neben  jastr^y  jastrob  sehe  ich  nur  eine  junge  Umbildung. 

i  Leideo,  sept  1905. 

^^^^  C.  a  Ühlenbeck. 


Etymologieen. 


1<  Got  snetpan^sdmeideu^ :  kleinruss.  siiit  *klotz\  Öech. 
met  *ast'  {*snei-  s,^.  v.  Ulaszyn,  Entpalatalisierung  der  ur- 
slav*  e-laute  im  Poki,  26);  zur  bedeutung  vgl.  z.  b,  PreDwitz 
150  {^lu^o^l 

2*  Hd*  schUmm  geim,  "^slimboB  ^schräg,  schief*  (s.  Kluge  ^ 
343);  lett  sllps  *schräg,  steil'  (^sUmpas  s,  Leskien,  Bild,  d, 
Nom.  164,  wo  lit.  mi-sUmpa  'entschlüpft*  vergUcheu  wird;  ist 
der  dabei  angenommene  bedeutungsübergang  eigentlich  so  ohne 
weiteres  klar?);  mit  manchem  weniger  richtigen  schon  bei 
Schade^  822,  823. 

3,  Ai.  sarmt  *röhre':  lat.  süra  'wade\  süriis  ^pfahP,  ai. 
svdm  'langes  holzstück*,  Schweiz,  schwirre  (Vaniöek,  Lat.  Wb,^ 
348,  Kluge  ^  359),  lit  stirma^  mirmas  ^pfeife,  flöte,  schalmei': 
lett.  Bivere  *ziehba!ken  am  brunnen'  (vgl,  s,  419,  anm,  1);  vgl. 
lat.  Uhia  *schienbein'  und  *flöte';  auch  aksL  sUgm  'schenkel'; 
lat-  tignum  ^balken*. 

4.  Äksl.  c^elo  'stim'  (s.  Müdosich  31):  lat  mlva  *hira- 
schale,  schädel',  calvus  *kahr  (s.  Scheftelowitz  BB.  28,  155; 
gr.  mXißfi  'becher',   das   zu  mlva  gehören  soll,   passt  ohne 


562  ^'  Lewy,  Etymologieen. 

zwaDg  zu  aisl.  skälpr  'scheide'  a.  a.  o.  151),  ah<L  scala  'hfilse' 
(s.  Zupitza,  Germ.  Gutt.  151). 

5.  Russ.  materqj  'fest,  gross,  stark':  lat  materies,  arm. 
mayri  'baoholz,  holz,  gehölz'  (die  zusammenstellimg  tob 
materies  und  mayri,  die  jede  andere  beseitigt,  bei  F.  Mfiller, 
Wiener  Sitzber.  1890,  4.  Nr.  37 ;  weiterhin  zu  mater  s.  Solmsen, 
Berl.  Phü.  Wochenschr.  1902,  1140;  Meringer  IF.  16,  141; 
vgl.  auch  Kluge*  269  unter  mieder),  wohl  auch  galL  mataris, 
materis  (s.  Holder  IE  458) ;  zur  bedeutung  vgl.  z.  b.  gr.  igooir 
laxvQov:  ^gvg  s.  OsthoflF  Etym.  Par.  I,  1.  3.^) 

6.  Lat.  grandis  'schwer,  gross':  lett.  grilds  'drall'  {*grmid' 
s.  Leskien,  Bild.  d.  Nom.  178).*) 

7.  Lat.  tnrgere  'schwellen':  hd.  stark  (vgl.  Kluge®  376);  zur 
bedeutung  vgl.  Prellwitz  330  (rvAiy),  wonach  tergum  'rücken* 
vielleicht  auch  hierher  zu  stellen  ist. 

8.  Ai.  mllati  'die  äugen  schliessen'  führt  Uhlenbeck 
Et.  Wb.  d.  ai.  Spr.  225  mit  grund  auf  idg.  ^mizdo-  zurück, 
das  sich  ganz  in  ags.  mist  'nebel'  (vgl.  Kern  IF.  4,  111) 
wiederfindet;  zur  bedeutung  vgl.lit.  merkiu  'die  äugen  schliessen': 
aksl.  mrshiqti  'dunkel  werden',  lit.  mSgas  'schlaf':  wygri? 'nebel' 
(s.  Kern  a.  a.  o.).  Das  von  Kern  beigebrachte  russ.  morok 
'dunkelheit,  feiner  betrug'  macht  die  Verwandtschaft  von  miMi 
( :  mkati  'die  äugen  aufschlagen')  und  mi$a  'betrug'  (s.  Uhlen- 
beck a.  a.  0.)  wahrscheinlich. 

9.  Lat.  sanguis  *blut':  got.  sigqan  'sinken'  (s.  Uhlenbeck 
Got.  ^Yb.^  129);  vgl.  as.  drör  'blut':  driosan  'fallen'  (vgl. 
As.  Gen.  48:  Is  drör  sinkit  nu  an  erda).^) 

10.  Lat.  vitare  'meiden':   ai.  v^ydthate  'schwanken',*)  got 


1)  Warum  soll  eigentiich  *dere^o-  absolut  nicht  zu  gr.  ^igcj  u.  s.  w. 
geheuren  (Osthoff  a.  a.  o.  169)?  dazu  noch  lit.  drovüs  'blöde',  das  ich  bei 
Osthoff  nicht  gefunden  habe. 

«)  :  aksl.  grqdb  *brast'  (s.  Walde)  —  hd.  gross:  ir.  grüad  'wange'  (Fick  ü* 
119).  Nr.  5  und  lett.  swEre:  got.  swBrs  (s.  o.)  könnten  weiter  —  und  das 
ist  wohl  auch  wahrscheinlich  —  an  aksl.  greda  'balken',  lit.  grindis  *dielen- 
brett'  u.  s.  w.  (vgl.  Leskien.  Abi.  328)  denken  lassen. 

3)  Wicdemann  (BB.  29,  315)  nimmt  ähnliche  bedeutungsübergänge  för 
sayiguis  an;  lautlich  scheint  mir  meine  deutung  einfacher. 

*)  Lat.  vitmm  hierher  zu  stellen  scheint  nicht  undenkbar;  vgl.  lat  sctUtö: 
ai.  skhalati  'wanken,  straucheln',  lit.  kliaudä  'fehler':  lat.  claudus  'lahm'. 
Ai.  chala  ^betrug'  :  skJuilaü  wie  an.  svikva  'betrügen'  :  lit.  swaigstu 
*8chwindlig  werden';  vgl.  hd.  schxchrdeL 


W.  Schulze,  Ziir  gotischeiL  granmiatik. 


563 


i0#ö^t  'schütteln'  (s.  Uhlenbeck  Got.  Wb.^  173);  vgl  lit.  vengiu 
*etwas  ungern  tun',  is^engiu  ^vermeiden' :  hd.  wanken. 

11.    Zu   hd.  fangen   got    fahan   gehören    doch    wohl    am 
üäclisten  poln.  jjfft  *bünderj  russ.  puk  'bündel,  büschel'.^) 

12»  Hd,  löschm  mhd.   leschen   'aufliören  zu  brennen'  wiU 
Kluge  ^  252  als  „sich  legen"   erklären*    Es  stimmt  jedenfalls 
zu  ir,  hiscim  'verbrennen'  (das  bei  Fick  ü*  256  auf  Hopskö 
znrückgeführt  wird)»  ^) 
I  Berlin,  dezember  1905.  Ernst  Lewy. 

^^P         Zur  gotischen  graminatik. 

r  In  unvollständigen  doppelfragen,  die  sich,  gleichsam  als 

appasition,  an  das  interrogativpronomen  eines  vorausgehenden 
vollätäiidigen  fragesatzes  anlehnen,   lässt  Ulfilas  in  der  regel 

!  das  erste  glied  ganz  unbezeichnet  und  begnügt  sich,  nur  das 
disjunctiv Verhältnis  am  zweiten  gliede  zu  grammatischem  aus- 
drucke zu  bringen;  das  einleitende  pronomen  erstreckt  seine 
sjrntaktische  Wirkung  also  auch  auf  die  angeschlossene  doppel- 
frage, hwapar  ist  raihtls  asdizoj  qipim  —  Pau  gipan  —? 
Mt  9,  5  (ähnlich  Mc  2,  9).  htva  skuld  ist  sahhuto  dagani^ 
Pliip  tan  Jan  Pau  unpiup  taujan?  Lc  6,  9.  hwana  tüileip  ei 
fraletan  üivi^,  Barahhan  pau  lesu?    Mt  27^   17.     hivas  um 


^)  Varianten  mit  gQttaralen  anderer  reiben  Hegen  tot  in  hd.  famt,  aksl.  pfsU ; 
hd.  fing^';  hd.  fünf;  zur  bedentmig  vgl.  got  handita:  kinpan:  hmid  (?);  gr.  ^dx- 
Tt/JLof:  cfiiro/zac  Jixtx;  auch  Ut.  digituä  {*degeto-):  got.  tEkan  (vgL  Biedermann 
E  und  Xlll):  ndd.  tak  ^ast',  hd.  zacke,  lit.  dag§ö  'eine  art  disteF,  lit,  rankä: 
renkti,  gr.  /i^fl :  ai.  hdratL  In  der  spräche  der  armenischen  Zigeuner  heisst 
flf,  Aöf  (—  ai,  hästa  *hand7  *hand'  and  'ßlnf  (mitteUimg  von  F,  N,  Finck); 
ygl.  noch  das  Uma,  rinw.  für  *hand'  and  'fiinf  der  polynes^chen  imd  der  an 
sie  angrenrenden  sprachen  und  mexic.  maaiiUi  *6^  (:  nut-iH  'band*  and  mi 
*DehiQen').  Faust  hat  mit  gr,  nvyit^  kaum  etwas  za  ton,  nvyßtj  aber  auch 
kanm  etwas  mit  hd.  fechten,  was  Osthoff  EtjTU.  Par.  I  369  u.  f.  unter  anfilhnmg 
von  viel  Htteratur  nachzuweisen  sucht.  Sonderbarerweise  hat  er  Zupitia, 
Germ.  Gutt.  189  t  der  Ut.  pc^ztüvtß  'rauferei^  beibringt,  nicht  berücksichtigt, 
VgL  noch  hd*  rauftm^  Bcbweii.  hären  (z.  h.  bei  Gotthelf)  Staub  und  Tobler 
2,  1510  r  serb.  hipati  ^ello'i  diipaii  Bf  *rüor'. 

')  Weiter  zu  löschen  ir.  Icac  ^schlaff,  träge',  hd.  lasch  (vgL  Kluge  o  237, 
wo  andere  m^^glicbkeiton)  zu  stellen  (Fick  II  ^  240),  scheint  mir  wegen  gr. 
aßi^'i^vui:  ^L  jäsate,  an.  slßl^mi  *erlöschen't  shkr  ^schlaff'  (Noreen  ü.  L.  50) 
wohl  denkbar. 


564 


W.  Schuke, 


afskaidai  af  friaptvai  Xridum?  agU  pau  aggmi^o  pau  wrak- 
ja  etc.?  R  8,  B5,  Nur  einmal  heisst  es  hwas  fraivaurhta, 
sau  pau  fadrein  k?  loh  9^  2,  Da  mochte  das  fast  körperlose 
prouomen  sa  einer  stütze  bedürftig  scheinen,  um  die  durch 
den  gegensat35  bedingte  kräftige  akzentideniiig  zu  trafen* 

Granz  anders  ist  das  verhalten  der  selbständigen  doppel- 
frageo»  die  durch  keinerlei  emleitnng  vorbereitet  werden: 
gleich  das  erste  glied  erhält  sein  grammatisches  kennzeichen 
durch  die  eingeschobene  fragepartikel  u  (idi),  daupeim  lo- 
hannis  muh  himinam  was  pau  tteuh  mannam?  Mc  11,  30 
Lc  20,  4.  skuldu  ist  kaisaragiU  ffiban  kaisara  pau  niu  gi-  M 
bainm?  Mc  12,  14.  skuldu  ist  unsis  kaisara  güd  giban  pau  " 
niu?  Lc  20,  22.  abii  pus  silhin  pu  pata  qipis  pau  atiparai 
puB  qepim  H  mik?  lob  18,  34,  u3n  wuurstwam  untodis 
ahman  nmnuP  pau  tmi  gaJmmeinai  galaiiheinak?  Gal  3,  3 
(ähnlich  3,  5).  Ebenso  in  indirekter  frage:  ufkimnaip  hi  Po 
laisdn  framtOi  gtida  sijai  Pau  iku  fram  mw  silHn  rodja 
loh  7,  17,  Im  zweiten  gliedö  wird  hinter  einleit€ndem  pan 
meistens  —  mit  einziger  ausnähme  von  loh  18,  34  —  das  ff 
oder  uk  wiederholt  (nicht  hinter  dem  in  solcher  ftmktion 
seltenen  aippau  Mc  3,  4), 

Des  gegensatzes  der  beiden  konstmktionen  kann  man 
sich  am  deutlichsten  bewusst  werden  angesichts  der  parallel- 
stellen  Lc  6,  9  frailiwa  i^m,  hwa  shild  ist  mbbato  dagam^ 
piup  taujan  pau  unpiup  taujan?  und  Mc  3,  4  shiddu  ist  in 
sabbaiim  piup  taujan  aippau  nnpiup  taujan? 

Es  mnss  darnach  notwendig  als  Unregelmässigkeit  auf- 
fallen,  wenn  Mt  11,  3  pu  is  sa  qimanda  pau  anparieuh  bei' 
daima?  und  Lc  7,  19.  20  Pu  is  sa  qimanda  pau  anparanu 
wenjaima?  in  dem  dreimal  wiederholten  sätzchen  Pu  is  m 
qimanda  ebenso  oft  das  u  des  ersten  glledes  fehlt,  das  mit 
anparizuh,  anParanu  des  zweiten  in  üblicher  weise  korre- 
spondieren sollte. 

Mc  15,  44  lesen  wir  ip  PeÜatus  südaleikidu  ei  is  jfiPan 
gaswalt  [u  rj^ij  ri&vfjKev];  jah  athaitands  Imna  hundafap  fratt 
ina  Japan  gadaupnodedi  [sl  rjdtj  ani»av$v].  Um  die  Über- 
lieferung verständlich  zu  machen,  schieben  vd  Gabelentz-Loebc 
vor  dem  zweiten  jupan  die  partikel  ei  ein*  Das  ist  stilistisch 
bedenklich,  syntaktisch  unzulässig.  Denn  die  Wiederholung 
derselben   partikel   wird   der  durch  gaswalt  —  gadauPnodeck 


I 

i 
I 

( 


ZnT  gotischen  grammatit. 


565 


•fHü^rkennbar  mdizierten  absioM  der  Variation  [Mc  12,  20  s, 
Lc  90,  29  s,]  kaani  gerecht*),  und  ausserdem  fungiert  ei 
niemals  als  reine  fragepartikeL^)  Was  man  in  solchem  2U- 
saramenhange  allein  erwarten  darf,  lehren  Mc  8,  23  frafi  ina 
ga-u-hwa-sehwi  und  10,  2  frehun  ina  skuMn  sijai  mann  qen 
afsafjan,^)    Es  fehlt  also  auch  hier  em  u. 

Nun  halte  man  gegeneinander  pti  is  sa  qimanda  :  j^iPan 
gadaujmodedi  und  frage  sich,  wo  denn  das  in  beiden  Sätzen 
vermisste  u  nach  der  gewohnheit  des  ülfilas  seine  stelle  hätte 
finden  müssen»  Dort  gewiss  hinter  dem  pranomen  Int,  das 
im  gegensatz  zu  anparietih  anparanu  unter  starkem  akzeute 
steht*),  Mer  möglicherweise  hinter  dem  den  nebensatz 
eröffnenden,  auch  nicht  ganz  nachdrucklosen  adverbiumjf^an*) 
oder  vielmehr,  da  die  fragepartikel  jede  irgend  trennbare 
kom  Position  oder  wortgruppe  unweigerlich  zu  sprengen  pflegt, 
mitten  in  der  dorchsicMigen  juxtaposition,  also  hinter  ßi. 
Vgl.  Lc  14,  26  nanh-up-pan  in  dh  uai.  Um  dem  IMlas  zu 
geben,  was  sein  Sprachgebrauch  fordert,  muss  man  die  Über- 
lieferung nicht  ändern,  sondern  richtig  deuten:  pu  ist  ans 
pii-u,  ßtPüH  aus  jn-u-Pan  einfach  kontrahiert ,  wie  sau  swau 
ffmdauhjats  aus  bü-u  sun-u  ga-u-lmibjats.  Pm  is  sa  qimanda? 
ist  also  in  nichts  unterschieden  von  sau  ist  sa  stmus  üwar  — ? 
loh  9,  19.  Durch  die  besondere  gestaltung  des  Satzakzentes 
I  wird  die  kontraktion  nnd  ihre  syntaktische  fiinktion  für  das 
'      ohr  kenntlich  gemacht  worden  sein.        Wilhelm  Schulze. 

L  Lückenbiisser. 

^V       1.  Im  germanischen  norden  bezeichnet  man  die  eidechse 

[     als  *vierfussj  vierbein'  :  nschw\  diaL  fyrfota,  nnorw.  fjorfßthj 


')  il  ibv  äy^^tx  atüffuc  et  aban  gana^jü  —  it  rjyy  j'i/m«**«  Ctätjn^ 
fmtei  qtfn  peina  ffona^ais  1  Cor  7, 16.  Nicht  berücksicittigt  von  Stolssenburg 
ZfDFh  37,  382. 

^)  Wo  gr.  it  durch  got*  ei  rertret^n  wird,  hat  Ulfilas  die  konstnilrtion 
Ter&choben.  8,  amn.  L  Die  fteUen  bei  TdGabelentz-Loebe  2,  50  (und  51 1.  Cül.) ; 
richtig  beurteilt  von  Klin^hardt  ZfDPh  8.  297, 

®)  Bernhardt  ZfDPh  8,  15:  Mc  15,  44  'wefen  de»  fehlenden  fragewortos 
merlrft'1irdi^\ 

*)  JGriinm  DG  3,  729  i.  n.  Abdr.  (vgl  loh  9,  19).  Anders  bei  un- 
betontem pH  :  ßu  gaulaiibei^  du  smifiu  giidis  loh  9,  35  (vgL  Mt  9,  28). 

>)  staau  andluifßB  pamma  reikMn  gu^nt  ovitag  änox^iyii  t^/ 
d^n^ti;  lob  18,  22. 


[ 


566  BeiichtigiiDgeiL 

firfot,  dän.  firbm.  Lidön  o.  8.  260,  Falk-Torp  Et.  Ordb. 
I,  168.  Ans  OLndwig^s  'Heiteretei*  mag  hier  auch  ein 
deutscher  beleg  notiert  sein:  ''So  ein  verwünschtes  viergebein 
(eidechse)!*" 

2.  Die  0.  s.  267  ss.  behandelten  wortgmppen  ai.  6amar 
lit.  szmülas  szmxdis  [liy.  smouV]  lett  miüis  [liy.  mal]  'hornlos', 
hd.  hummeJbocky  ross.  komolyjy  nsl.  kamol  sind  komplizierter, 
als  sie  dem  ersten  blick  erscheinen.  Znn&chst  gehört  irgend- 
wie dazu  poln.  gomoly  'ohne  spitze,  ohne  hOmer\  woraus 
lit  gumulis  gumule  'bock,  kuh  ohne  hOmer*  (auch  'henne 
ohne  schwänz')  Nesselmann  262  entlehnt  sein  wird,  dann  aber 
auch  nsl.  mül  mtilast  müljav  'ohne  hOmer'  (von  ko^d,  vol, 
ovdicä)  'barüos,  grannenlos'  mülec  muljdk  'ochs,  bock  ohne 
hOmer'  mülica  'weizen  ohne  grannen'  müliti  'abstumpfen, 
laub  abstreifen',  deren  absonderlich  genaue  Übereinstimmung 
mit  lett.  mülis  dies  wort  der  entlehnung  aus  einem  sL 
dialekte  zu  überführen  scheint.  Unmöglich  kann  dieser  reich- 
tum  synonymer  Wörter  aus  einer  einzigen  wurzel  entsprossen 
sein.  Doch  darf  man  immerhin  firagen,  ob  nicht  pr.  glumbe 
liindin'  lit.  glümas  durch  konsonantenumstellung  etwa  aas 
*gtim(b)le  *giiinla8  entstanden  und  mit  gumulis  poln.  gomofy 
identisch  sind.  Lett.  glums  liegt  wegen  der  bedeutung  weiter 
ab  [Leskien  Bild.  d.  nom.  422].  Miklosich  E.  W.  s.  gomoh 
midbcb  hat  das  lett.  mülis  unbeachtet  gelassen. 

Wilhelm  Schulze. 


Berichtigungen. 

S.  285  Z.  8  V.  u.  1.  agr.  f.  ngr. 

S.  286  Z.  4  V.  0.  1.  davor  f.  davon. 

S.  311  Z.  2  V.  0.  1.  *3rutiim  (dafür  gruton)  f.  gnitxim. 

S.  311  Z.  6  V.  0.  1.  griiton  f.  grutum  und  ruton  f.  rutum, 

S.  316  Z.  8  V.  0.  1.  Wood  f.  Word. 

S.  322  Z.  11  V.  u.  1.  blefla  f.  *blefia. 

S.  326  Z.  3  V.  0.  1.  leolco7i  l  lelcon. 

S.  332  Z.  9  V.  u.  1.  a  f.  ea. 

S.  347  Z.  3  V.  u.  1.  einst  f.  nicht. 

S.  422  Z.  2  V.  0.  1.  arm.  p'ayt  *holz':  hd.  spiess. 


Zur  Nachricht. 

Auf  Anregung  des  Verlags  von  Vandenlioeck  &  Ruprecht 
in  Göttingen  und  unter  Zustimmung  der  Firma  C.  Bertels- 
mann in  Gütersloh  haben  sich  die  Herausgeber  der  ^Zeit- 
schrift für  vergleichende  Sprachfarsehung^  und  der  „Beiträge 
zur  Kunde  der  indogermanischen  Sprachen"  darüber  geeinigt, 
daß  in  Zukunft  beide  Organe  zu  einein  verschmolzen  werden 
sollen,  welches  in  dem  mitunterzeichneten  Verlage  unter  dem 
Titel  erscheinen  wird: 


I 


Zeitschrift  fiir  vergleichende  Sprachforschung 
auf  dem  Gebiete  der  indogermanischen  Sprachen 

begründet  von  A.  Kuliiu 
Neue  Folge 


ereinigt   mit   den    ^Beiträgen    zur   Kunde    der 
indogernianiaeheii  Spmcbeu^. 

Herausgegeben  von 

Adälbert  Bezzenberger^  Ernst  Kulin  und  Wilhelm  Scholze. 


Für  diesen  Entschluß  war  der  Umstand  maßgebend,  daß 
beide  Zeitschriften  dasselbe  Ziel  verfolgen,  und  daß  die  Gi^ünde, 
welche  die  „Beiträge"  ins  Leben  gerufen  haben,  im  Lauf  der 
Zeit  hinfällig  geworden  sind.  Unter  diesen  Umständen  ist  es 
zweifellos  im  Interesse  der  Mitarbeiter,  der  Leser  und  über- 
haupt des  Fortschritts  der  Wissensehaft  gelegen,  wenn  die 
einschlägigen  Arbeiten  nach  Möglichkeit  in  einem  Organe  Ter- 
einigt  werden. 

Die  Führung  der  Kedaktiousgeschäfte,  welche  bandweise 
wechseln  wird,  hat  für  den  ersten  Band  der  Neuen  Folge 
A,  Bezzen berger  übemommen.    Es  steht  jedoch  den  Herren 


Mitarbeitem  frei,  an  welchen  der  drei  Heransgeber  sie  ihre 
Beiträge  schidcen  wollen. 

Die  Bände  werden  stärker  als  die  „Betrage'',  aber 
weniger  stark  als  die  bictheiige  „Zeitschrift^  sein,  daffir  aber 
je  nach  Bedarf  Öfter  erscheinen.    Preis  12  M. 

Der  Yerlag:  IHe  Henittgeber: 

Taa^ihoeekftBvpreelit.      AdalHrl  )MMitatg«lf.   AmI  Kuhn. 


I.  Sachregister. 


Alliteration  im  InacbeD  2S1, 
im  Gotischen  280 

BetoDungt  indische  anfaogsbeio- 
nung  bei  sektindärer  nominalbil- 
düng  404.  —  eodbetonuog  toxi 
mtds,  ft?ff  366.  —  anfangsbetonuDg 
der  kaumti^a  im  Sl&visehen  21&  d. 

Conjugation:  penonalenduDgeD 
pronominal  149  —  reduplikatioD 
tempns  bezeichnend  ausaerindog* 
270,  —  wurzdpräsentia  mit  e- 
reduplikation  269.  —  reduplikation 
im  präsens  sekundär  275.  —  be- 
deutUDg  der  Terbaleo  sta^mmbildung 
Etif  ^  Iö7,  —  verba  auf  (iho 
S6a  f.  —  part  perf.  pass,  neu- 
gnecbiscb  204.  —  perfektum  latei* 
njscber  varba  auf  -esco-  in  kompo- 
lition  120*  n,  —  participium  mit 
8iifi%  -h-  im  Armenischen  und 
Slavisehen  151,  —  part.  perf.  oct. 
baltosla?,  295.  —  2.  sg.  ind.  prät 
germaniscb  267. 

Deklination:  neutrale r/n-stämme 
^440.  —  kasufisuffix  ^»n  der  -o< 
aUmme  lfi6»  —  nomin.  -^f  neben 
-tvg  urgriecMsch  353.  —  eigcn- 
nameo  auf  -«u^-  ohne  kaanjbildung 
mit  -f/-  368. 

Doppelte  tzung  empbatiacher  aus- 
drücke  277, 

Dehnung,  m^triscbe  bei  Homer 
393  C 

Genus:  CoUecliva  pluraliach  fun- 
gierend 220, 

Uaplologie  284  f ,  204. 

Intonationen:  Baudonin  de Cour- 
tenajB  geietz  216.  —   ütauischeB 


aJtzeatgesetÄ ^   :^   -^  —    iit 

falsch^  baltO'Slav.  akaenizurück* 
2Jehung  214, 

Komposition:  erstes  glied  ohne 
kasüBsuffix  und  wortblldungs^ 
element  405  n. 

Konsonantenschwund  dnrcli 
diisimilation  290. 

K  u  r  z  n  a  m  0  n  bei  pflanzeDnamen 
4  AI  n. 

Lautstand:  auBtauscb  zwischen 
gutlnral  und  palatal  indogerm. 
400  n.  —  tenuis  aspirata  lodog. 
474  n. 

Latttwandeh  e,  o  zwischen  r,  l, 
mp  n,  w  und  j*^jjö*  schwindet  iudog, 
360,  —  -mn-  indog,  463  n.  —  *i 
i^  *  iudiseb  443  —  U  =^  9  iranisch 
4  72.  --  sh^m  im  Neupers.  falsch 
133,  —  deotal  +  s  •:^  st  im  Är- 
meniBcheo  207.  —  behaudlung  von 
-rur  im  Armenischen  208.  —  roc. 
+  /  +  voc,  erhält  /  363.  —  07 
^^  £u  nicht  bei  Homer,  aber  jiinger- 
ioniach  356  n,  —  #na  =^  jy  lako- 
niicb  363  —  iaa  =—  i^,  f/ä  =^ 
fß  lokrisch  363,  -^  äjm  =^  m  at- 

liscb  354  iF, pj-  äo lisch  361,  — 

I  antevoc,  :^  t  kretisch  3  76  f.  — 
-VI-*  -tv-  ^-  -y^-,  äy-  447.  — 
-dr-  und  -hr^  im  Albaneajacben 
2 12,  —  tenues  aspiratae  ^  f^  h 
im  Lateiniflchen  1T8.  —  -at>e-  =^ 
-a-  im  Laieiuischen  314.  —  -rst- 
=1-  rt  im  IriBchen  248,  —  behand- 
lung  von  ü  im  Bretoniscbeu  193.  — 
Veruers  geaetz  1 73.  —  behandlung 
von  kp  im   Germaniseben  423«  — 


668 


Saehretsiit^r. 


oberdeutsch  tu  for  labial  und 
gattural  Aber  eo  entttanden  tS5.  — 
Breehung  des  a  im  Ags.  US.  — 
-«qf  balto-slaTisdi  S50.  —  ^A  >- 
€h  im  SlaTischen  178.  —  s  >-  dk 
nach  s,  s^  r,  ik  im  SlaTischen  179. 
—  aodantend  8  ^  m  nitOrkisch 
19S. 

Leh  BwOrter,  westgermaiilscheaiiB 
dem  Ootischen  661. 

Itetrik:  metrische  dehnuaf  bei 
Homer  898  if.  —  Solmsens  regel« 
dass  anlaateiide  rnnta  +  liqnida 
hinter  thesisfokal  sdiwache  po- 
sftion  bUdet,  ist  iUsch  S89. 

Namen:  Uldnng  giieeh.  patrony- 
mika  447. 

Pronomen:  8.  p.  indof.  610  n.— 
demonstratiT  indisch  in  der  be- 
dentong  ,ymaa''  160. 

fuffix:  -tkh  in  pianaennamen 
440.  -^  -m-  ia  namen  von  kftrper- 
teilen  464.  —  -fi^,  -j^,  -f-  indog. 
166.  —  -siiio-  indog.  444.  —  -og- 
im  Armenischen  212.  —  -daro- 
446.  —  -lyijc-  sekundär  624.  — 
-aaxqoy  876.  —  lat.  -Uster  876.  — 


imis  ST9.  —  m.  -ülMi  417.  —  lit 
-OMS|Slaf.-aesS78.  —  Ut-osi^sIaT. 
-ooa  S79.  —  lit  -yve»  slav.-iMi  S79. 
—  slav.  -Mo-  Sil.  —  slaT.  ^  in 
tienamen  482. 

Syntax:  n^^eitie  618,  o.  mit  to 
614.  — >  ,^maa**-silM  im  Indisehen 
60a  ft,  im  Avesta  606 1,  im  Grie- 
cliiehea  606, 611,  im  Latflinlschen 
607,  im  Dentscfaen  608.  —  mOa^t- 
lose  sMie  1^.  184,  w.  tM^  ^n^ 
an.  189,  141,  fiisa  184  i,  «est- 
sÜfiMdi,  slowenisch  148.  ^  «i- 
persOnüche  pttsitkonstnikiionital. 
162.  --  passive  bedentnng  im  in> 
fiaitfve  aof -iMmaltindisdiaiO  n.  — 
snbj^ttsiBStr.  aT.  186,  ima.  184 1, 
kankas.  161,  anord.  nicht  totkem^ 
mend  140. — fragesätae  got.  6M — 
saljektsgenitiTünkasflnimllkMiett 
161.— ebjekt8-in8tr.altnordisch  140, 
uns.  141.  —  gegensats  tott  aorist 
nnd  peifiskt  276.  —  perfektum  hat 
inten8itftt8charakter277. — primire 
perfbkt-präsentia  griech.  274. 

Urheimat  der  Indogermanen  1 87. 

Verwandtschaft  durch  heirat, 
besdchnung  401. 


r 

1 

H 

IL  Wortregister 

H 

"         AUlndlioh. 

kunäü  423. 

4amllna  447  n,                   ' 

^^^ 

akfi  433. 

Äfj>l(a  44T. 

darpa  420. 

^^1 

i^k09  353. 

ko^a  4SS. 

(iaifpiVi^a^  4J4  n. 

^^1 

aehakt  ^U. 

fcraiTya  388. 

dfi'kifca  461. 

^^H 

attm  4t2 

Äfadlüa«  438. 

dfpniÄa  460, 

^^1 

ankir  414  n. 

klidyaU  431. 

do$a  365. 

^^H 

apatifa  4U  D. 

/cp«  428. 

eirtf  563* 

^^1 

a|i#t?a  442. 

khajati  474  iL 

fihanu  554. 

^^1 

athi  ISO. 

Jt/wi*yaff  346,  474  n. 

dhlmra  604  n. 

^^H 

amatya  4  t  3. 

kha4ffa  4T4  d. 

^Al-tffi  476. 

^^1 

arwtit  431  n< 

^aifi  433, 

nija  414, 

^^1 

#jtMiA:u^aH  438. 

^ha  468  n,  468. 

mtj/a  414. 

^^H 

at7lf  544, 

gfhyä  46Ö  n. 

wi^a  413. 

^^1 

öAlA  360, 

ffAöjfa  441. 

nyuc  415  n. 

^^1 

d£i  463  n. 

ghom  441. 

Itj/ütott  416. 

^^1 

Ana^iia  283. 

^Ao^^  442. 

pcm^  363. 

^^H 

flrfl  184. 

CYlA^   423. 

plk^ßö  452. 

^^H 

üia  472  n. 

canm  247. 

palia  261. 

^^1 

tlMi  &44. 

caftmra  430. 

pai/l  260. 

^^1 

iH  448  n. 

eampa  430  a 

par$ad  415  n. 

^^1 

19a  448  n. 

cor&M^  ä^Q- 

;jarÄu  421. 

^^H 

lie  315. 

cham  251,  5S0. 

iJu^i;«  439. 

^^H 

ärw  362. 

^afw  406  n. 

pravlh  360. 

^^1 

ürm  204. 

jatpate  421. 

jitofrtH  42  7, 

^^H 

rAffofa  2^4. 

ja«afe  563  n. 

phalakai2},  474  ii,  660. 

^^1 

fcchara  264. 

Jjfö  463  a. 

phalgu  474  n. 

^^1 

rtsara  264. 

jt«a  361. 

i?Aefia  464,  4  74  D. 

^^H 

f>ikaj»  210. 

ßla  26  L 

Wa  451. 

^^H 

JfcoJfcpi  421  a 

ton  f  14  206. 

bald  4^h 

^^1 

itm»  437  n. 

to^e^u  280. 

balak^a  452. 

^^H 

keofpara  430, 

Hraica  449. 

6ä^a  458. 

^^1 

ibom  35K 

(try^nü  447. 

feaZsrfya  452. 

^^1 

kaya  423. 

tvj  420, 

&5iÄai^f  553, 

^^H 

Jkaii  211. 

^a  250. 

bälapfi^l  453. 

^^1 

ia^opi  405. 

lnmn4Mim  338. 

frrnülmi  421. 

^^H 

h4^türn  421  D. 

dak$a  133. 

i&Äö^fl^  352, 

^^1 

Jtu^iru  439. 

dodmi  544. 

bhüla  453. 

^^H 

kmi  S«t. 

da^f$a  313. 

man^IJk  285. 

^^H 

^^^ 

^^ 

37  ♦ 

^A^^H 

570 


Wonregiitir. 


mastaka  441. 
«MAorq^  451  n. 

Milaft  56S. 
mmdgara  413. 
roAa  Mft. 
nMi  860. 
rorSto  46S. 
rotika  SS6. 
iotama  46S. 
K^^  488. 
Uibdka  686. 
Wkft  868. 
ooMa  660. 
vaghat  810. 
vM  860. 
ifikrtam  414  n. 
«iiii^tfar  416  n. 
vkfok^a  488. 
«ilpiAi  487  n. 
vijma  864. 
t^pioiUi  864. 
veda  884,  471. 
«oft  471  n. 
vyaihate  562. 
«ofiAtofia  417  n. 
mparyati  887. 
«fma  249. 
apfi  860. 
»arml  561. 
stom&a  420. 
stambh  420. 
«tori  360,  401  n. 
«to6^  420. 
waru  561. 
Sama  257. 
^omona  258  n. 
Satnbara  258  n. 
^a«^a  381. 
60/radah  404. 
^ila  554. 
^ga  441. 
^^ena  464  n. 
6va6u,ra  408  f. 
^a(r;pa  436. 
6ct9pifijara  486. 
M  419. 


Altbüktriadu 

ahMM  8ia 

oM  478  n. 

ii#ii  186  £ 

a^  444. 

oir  808. 

ii/8maii444. 

Olli  808. 

amu  468. 

ea»OQtlt. 

oiM  188. 

009  806. 

oo^Mlfl  810. 

oowmammit. 

jboto  184 

dar^no^  818. 

^oaM  478. 

4prtH^SlS. 

gm^a  466  n. 

gotH  808. 

eino  M7. 

^elMii808. 

tamätar-  408  n. 

^0iil  188. 

^ON^  474  n. 

ha^UOn. 

^fWiiJk  460. 

haSh^  %10. 

fHf9flto417. 

Jmo^  818. 

/VOcto-  466  n. 

jH  806. 

fiia/a  466. 

toii818. 

wwW^^^WVt^^fWwW     8f^^8»» 

katar  811  f. 

^wW^HrFlFjrWv»^    w4kA» 

A(Miift  811. 

UMmara-  668: 

ki^  211. 

yalu  186. 

ibnir  188. 

yama  186. 

koi$  188. 

yaf566. 

Ipoir  811. 

vama  660. 

ikro(;  818. 

vfl^tra  660. 

kug  211. 

vöia  226. 

ünOf  811. 

vos^a  428. 

tot  428  n. 

xvoana  428. 

mayri  568. 

xrAohayeiti  454. 

nor  184. 

o^xar  200. 

AltpersiMh. 

otn  209. 

a5tj  129. 

olok'  261,  265. 

asabari  188. 

or6  184. 

opijim  184. 

orj  184. 

dipi  189. 

orikor  290. 

Pa«5^>uvafv  405. 

l^'atZem  477. 

ma.X:aAiit;a  133. 

p'ayt  422. 

Visa  133. 

M^  192. 

skesrair  400. 

Neupersisch. 

«Ä^esur  400  n. 

jan  185. 

stelanam  207. 

jan  185. 

min^  209. 

jama  185. 

^  287. 

sag  138. 

tei-  188. 

tram  208. 

Armenisch. 

tvair  191. 

aiftoc  212. 

fei  205  f. 

ardiun  210. 

iU  194. 

1           Wortregister. 

571          ^H 

unim  t09. 

■^FTi^trr  MI. 

iffi^cTi^f  283.                                    ^H 

urax  202. 

L^;FoXiai^:frVi7S'  355  n. 

«Ujft^fTnt   120,                                     ^^H 

uzem  210. 

flfgÄ^^ffxtu  210. 

ff^u^ff  120.                                   ^^H 

xand  118. 

lilSpiuof  SÖÖ. 

^^M 

xahi  203. 

:/^^är  389. 

/W^  417.                                       ^H 

xoy  200. 

«^ju«  220,  227. 

^H 

^FTILE    202. 

dq^dßtt^ff  222. 

/xTt^'^tu  357,                                   ^H 

^ur^m  210. 

d^fiötfio^  il7. 

^laaTQttü  357.                                 ^^^1 

f              Griechisch, 

rf^»'*i3tü  860,  362, 

'EkftfaPiiyt}  524.                          ^^| 

ttii^»  375. 

^EAii^ffi  528.                                   ^^1 

rfyi/JUiu  360. 

dmgdyttlo^  44  L 

fJbrcu   120.                                          ^H 

dyt^o^a  200, 

<ifaTo/!0ufT7C   356, 

^JU^»^  355.                                         ^H 

£/j^i^*Jui3f<ry€  JJ56  n 

eirdiJ&al&i^  457. 

iyä<y^iiio^  416  D.                        ^H 

titjfjtdf  427  D. 

ftL^if   198, 

/»-cTtS^  418                                       ^H 

1^17  e  5iO, 

rtUOf  367. 

iyvmi  397.                                     ^^H 

ti&d^rj  353. 

«ifTdf  414  n,  417  n. 

ivyi<f£fiui  397,                                 ^^H 

cr/>^£if<rr^tOf  37&. 

fhtfo&m  375. 

^^i^o<i/^otor  397,                         ^^H 

rtfyfi^oc  440. 

rfV^r  286, 

^(ü  414                                              ^H 

aiya^xtf  440. 

ttmgo*  268. 

^üi;i<i  476.                                       ^H 

^/iJ^s:  371. 

/3rti*df  453  n. 

^77«!«  357.                                     ^^1 

f^fJor^  452, 

B^^ßti^a  624  n. 

^?Tfy}'[/aV^''^'  ^^^-                         ^^H 

.4ft>lm  530. 

^dJUF^^Of  432. 

^n^ffa>^(fc  417  lU                           ^^H 

.-#1^*0,.  530. 

|JOOCFX(if  2R5. 

intßmifd  857.                                 ^^H 

Jhktv^  528. 

ßOQ^rtg  376. 

l7iixafinvlQ€  241,                       ^^H 

ci^üTj-^i'äToe«:  448  ü. 

ßQit'ffop  432. 

^ni<fü<t  414                                      ^^H 

fhatya  441, 

»t'^Xii'ir  524. 

^^/TfuxTnct  288,                             ^^H 

rfjtoijj;  363, 

jSwoat  856, 

//rof  422.                                       ^H 

'Axqdyi^yt-  44  L 

^ttKTTp^w  856, 

^gitty                                            ^^M 

Ujnfiiop^  530  n. 

fiyfl&a  276. 

^^cucTidr  434.                                    ^^^1 

ifXxa>OQf  35a. 

^#JUV  355. 

fati,^^  855.                                   ^H 

'Ahc^4my  35R. 

fXff(^.itf  420. 

^Oj^e^^ä   176.                                   ^H 

dlttnaäyog  446, 

Y^dtput  420. 

filffüi  ]20.                                       ^^1 

rfJioyFwOÄf  35  R  n. 

JarföJi'  365  n. 

^^1 

iäfJUü/i^XitfftJc  370. 

ddamlQf  285. 

it^jfO^um  210.                                 ^^H 

d^ad^vtM^  220,  245* 

J^y^fi^C^f  288. 

^^1 

dßitIyTe<fat  357. 

cfjfJ««  270. 

iX^at^iü  360.                                   ^^1 

«/i«|««   218,  234. 

M<^Qxr  275. 

Wf                                                     ^^1 

nßit^4^(ifftg  222. 

cfffeJLof  864  f. 

C^JUi««  364,                                      ^^1 

d^ifidfa  241. 

dtv^illoj  275, 

Coäc  356  n.                                     ^^1 

rf^(f/f   131. 

(f/(fw  420, 

^u)/ira'T^o»'  875.                            ^^^1 

t.i'^ifKiga  414  n» 

dixmati  288, 

^^1 

drt^ijxE  278. 

Jtaffadi¥^  375. 

^H 

1^1^  ITT  ff  c  409  n. 

ii^&diiQ^  418  D. 

r>o^  452.                                      ^H 

v#j<Tf/r«r^pf  409. 

cTufFni^'^   540, 

^jtidat^os  445.                              ^^H 

"v^i^iffffn  414  n. 

cr<y(>fii   317, 

ff^ior  375.                                    ^^H 

^       'Aniih^y  887. 

fäv6$  363. 

i^a  808.                                         ^^1 

ttnißitjXtt  290. 

/;3e«5f*  *2i- 

^^ofi;  361.                                       ^H 

^fT^Vjj  228,234,237,241. 

iyxn^idtas  418  D. 

^«jfoc  898,                                    ^H 

_^| 

572 


Wortngiiiar. 


^dlafgof  466  n. 
Sdfißos  854  n. 
&ia  541. 
^itX6ntS9y  475. 
9iQfi»  S60. 
^iM^  S54. 
&ißoi  S54  n. 
^iy^ur  854  n. 
^tjtalä  854  n. 
^oaC^«y  898. 
«^Aoc  467. 
&^äyvSttmg  475. 
&Q£€tfißoc  475. 
^cftfff«  475. 
^^ri^  475. 
.  4^«yla  475. 
^lÖK  475. 
^^vor  474. 
^f&fAfitrog 
^voax6oc  251. 
9ü^iMQ6c  858. 
^v^da  858. 
^i4tt{y  855. 
Mxof  888. 
/«/i^o»  864. 
/ai'O-  86 i. 

laroyXcifttQüty  588,  548. 
lapoxqiidi/ÄPOg  538,  548. 
{ffi'ox^öxa  538,  543. 
itiofÄui  898. 
'Jttoyliai  525  n. 
//(ftof  417  n. 
/rc^ai  898. 
Iqfn  898. 
ai^f  556. 
tfiiig  249. 
/$<((  440. 
ioydixs  482. 
/ffT^oy  286. 
/;^^t;f  428. 
xddafiog  880. 
Kai'xiyfjg  582. 
xa/i'cu  429. 
xdyaazQoy  375. 
xaqdia  419. 
xttQiyog  524. 
xa^ra  481. 
xataaßtiiam  856  n. 


xariSQa&or  120. 
»onixy  285. 
Ji^a«  887. 
xcl^  M7. 
xixQÜya  274. 
»iar^fydrec*  974. 
xixttifiat  288  B. 
jrcJU^il  561. 
jrarft^or  525. 
are/iflff  258,  480  n. 
artfaxtro  887. 
«^»  881. 
jred««  428. 
MiXliidiya$  274. 
»i^J«  880. 
xixXijöJtm  275. 
«*X(9>  484. 
jri;fZ/C^  484. 
»Uog  888. 
xAv^«  894. 
xotKftiKOf  855. 
»6qvdog  482. 
x6%ifixos  208. 
xQttyy^y  441. 
x^a^  888. 
x^^firf  888. 
x^<ifyj7  247. 
x^ft  555. 
x^oi;>'<(c  247. 
xi;A«0(;;^AOy  290. 
xvXXog  262. 
xtl/u/3j7  247. 
x^a&og  428. 
xofiUüTijc  261. 
Aa'^^oc  244. 
kalfiaaxqoy  875. 
lantii)  489  D. 
la<pvaatj  489. 
UlafdTtc  275. 
Xtliixiii6tig  275. 
Ao^lfeva»  862. 
Xvxdßayx-  441. 
fjiaxfdyog  446. 
fiayßg  358  n. 
luaQfjia£Qo)  275. 
fiiyuQoy  466. 
^^Aor  244. 
fdifitßltüxa  278. 


fii^tfiya  588. 
fuampUt  286. 
fiitmaoa  414  n. 
futitm  897. 
/if  ioV'  452. 
f^p^yi  858  n. 
tul^Qmg  874. 
f^OQfiifQm  275. 
fi6x^^  862. 
ftvQiuf  285. 
fiv^$6g  248. 
^ttfyvC  285. 
y^ova  488. 
ytxurti  857. 
Nutofiag  409  n. 
yfMfptiiog  417  B. 
Ki^O0a  414  B. 
yttf^o^  452. 
ywaat  858  B. 
ftridUUf/MfCtti  285. 
o^iT«  284  iE 
of^f  448  B. 
o2ra  288. 
olxtlog  415. 
0^1^01^  452. 
dlofpväyög  446. 
6finy¥i  464  n. 
6yofJLa  411. 
üni&fy  414  B. 
6ntaafa  414  B. 
onlfa&ai  887. 
^nrayric  857. 
X)fnqaxlyii  524. 
SoTQaxoy  441. 
oJ(f<(;  898. 
oJc  865. 
(^A/Cai  284. 
d;fOc  220. 
natdioy  865  n. 
naiipaaao)  275. 
Tia/iü)  244. 
ndkxog  438. 
nantalyto  275. 
naqalotfatyiiat,  285. 
71  a^fXayra  856. 
Jldqioy  525  n. 
nmiofAai,  244. 
ndiQtjg  874. 


WürtTügirter. 

5711 

■ 

ituväy  S57, 

at^^lttg  474  n. 

jfoijiof  176, 

^M 

itiigtt^&9^  228,  23ä. 

Tuxkivf  285. 

;f()tti/üi  477, 

^^M 

nilixvg  42L 

m'tiöJ'Jof  432. 

Xt)6uaifo^  420, 

^^1 

71t  IIa  441. 

Ta^T^^opioj'  285. 

w()7  264. 

^^1 

jitTiotr^urai  275. 

fflfowi^  286. 

wf  364. 

^^H 

jn^TiTüir  85&. 

JrtJpog  254. 

ivTuJtyTa  866. 

^^1 

vif^  415  n. 

fi&d^iOf^Ma  313. 

iUtüJK  365  n. 

^^H 

jiifga  441. 

itkfDj^  362. 

^^H 

Jilüjf*sfff*^{ff  4*Ö> 

T^i^o*'  467, 

Albanesljich. 

^^1 

iitüxt}  2&2. 

T#ßKf  250. 

H»»  4.'J2. 

^^1 

J*jy^(ff    248, 

rfT(?n>ujfAoy  220. 

drcwic  432. 

^^1 

ifi^n^fjfii  410  n. 

i*r^«(/«Aof  286. 

Jtffe  202. 

^H 

,1 1^  rti/aifft»  390,  442. 

T^layi^^o^  52ä  n. 

Äo^r«  2U. 

^^1 

jilaiG£  43T. 

TfjJlljrJl*;?  525  B. 

kidaedrt  212. 

^^1 

7rJU*(>^   120. 

ri?iiV^c  524. 

«ek^ni   180. 

^^H 

IlUtfM^fl  524. 

rj?i03fi^r  525  0. 

mo^c  4B6. 

^^1 

/r^difff^i    120. 

Ti^Umqiiqs  526  n. 

nu8  436. 

^^1 

/löxo^   203. 

TijiftffiXof  52D  D. 

mff«  433. 

^^H 

7i6lifQg  &&g. 

itßiüQd^  355. 

*JlMMlr<  212. 

^^1 

5idi^j7|)f  361 

roiiJ/rj^j  420. 

^^H 

jifäi'Tef  359  n. 

f^ur/^'jlffcc  28tt. 

Lat€lD!»eli, 

^^1 

JHattdoy  35a, 

tQdmC«  286. 

öÄjr  353 

^^H 

//oofiJüJ  353  f,  369. 

Ttitfiir  328, 

ae»cuka  440. 

^^1 

/lofcf^ds"  35^  n. 

Ti/t^üir  852, 

aiifi^um  447  n. 

^H 

Ilotkitfd  35H  t 

i^<fa^jj^  352, 

artka  433. 

^^H 

IlotnJowt  354. 

(/f»<ffiib^  370. 

arie«  433. 

^^H 

j^ili'Oi:  375. 

tijii^tf^la  236, 

«rmenhiM  431. 

^^1 

Jindodiu   4H   D. 

'YlpT«W*'jj   524. 

asinusca  440. 

^^H 

jiottiTOf  306  n. 

vOTtxi  475. 

fl£rw*ica  440, 

^^1 

Tiijyfa^  563  n. 

f/ififli'üj  360, 

anas  433. 

^^H 

;ji/Xaiü^df  35a. 

ytrfAayJ  421. 

^eWttt»  553. 

^^1 

^ftm^iyrf  361. 

ifdXtog  453. 

demia  230. 

^^1 

^tCfii^  111. 

f^iffCTj'm^o*'  474. 

biho  120, 

^^1 

lißipüt  264. 

ifilai  360. 

6*röfuÄ  221. 

^^1 

(Jij'ftTß^^tJs'  446. 

ifiiJui  476. 

Caecifta  533. 

^^1 

^«xrdf  262. 

f/>JU'wf  474. 

co4fre  379, 

^^H 

ZmxlPt^  355  n. 

ifko$6€  474. 

cadwoA  379. 

^^1 

öflf^*  285. 

(f'd^Of  476. 

i^olamtÄirum  375. 

^^1 

Xoif^A^r  355  n. 

if6qftTi(Qtf  387. 

C£i!£»Hifci»  380. 

^^1 

O&iv'QS  476. 

*^^ü>'^  474. 

vuUm)  120, 

#^^^^^1 

<rxaC<a  246, 

y-wArdf  398, 

cnZm  424,  561. 

^^H 

ojfflof  263. 

tpwltvtu  362, 

valimH  420,  424. 

^^H 

JtVoT/i'öf  526. 

t«ffj7  472. 

^^1 

tf/j^or  387, 

Xalm"  364, 

eaipintM  447  o. 

^^1 

v^iiüCi  388. 

;frfrtff  178. 

tflWSi»  245. 

^^1 

o;r;Jdfw  421, 

;f*ii^<a*^  434, 

cüsifüTC  381. 

^^1 

at^-r  f  ^{> ätfmttii  475. 

^4^aväQQg  2J2, 

mi*r«#  256. 

^^1 

6i/^CiO^*  398. 

;fS^öf  180. 

€av«o  251. 

1 

574 


Woftfsgiilflfk 


e«io658. 

«M^per  848. 

MM  M9. 

C^Breeilif  MO. 

jy«ooinaf  409  A. 

liiiMbr«4Sl. 

esrmt  876. 

fiiiiw416  n. 

tmrgerewr 

eemif  SM. 

ofportmmM  447  n. 

tmii^lU. 

dmMM»  484  n. 

pownMf  88& 

«Ma  874. 

eocl»4M. 

paciotU,  868. 

urere  419. 

eo^NoliMi  407. 

1WMI0  476  n. 

m^HNv  3w4. 

CDfent  418. 

liiaNmoniliM  888. 

Foria  689. 

flOficfliiii  180. 

«am«  888. 

phrwre  180  n. 

«oliiit  868. 

OMCülitf  874. 

vAemm»  464  n 

cMer  481  n. 

lHMticiif447  n. 

fW0iif  108. 

iiiMlJiNw417  n. 

liolMm  180. 

iWMiri  566. 

CMMp^WwV^^^Hr     ^pAV» 

pnprkiBllb. 

«er^  864. 

eiMO :  elooi  117  f. 

viieNiii  440. 

e<ü888. 

rädim94n  n. 

vUare  414  n. 

fofe  481. 

ni(l»488. 

wiinem  415  n. 

faäüdkm^  658. 

n9nito876. 

txweo  810. 

femif  476. 

rolif  488  n. 

/lorere  180  n. 

rohere  488. 

Oskiidi. 

fracMIt  180. 

mUi»488. 

«mt^  864. 

/hi(ra408  n. 

mrngm»  568. 

oeia  880. 

fnm»  488. 

iot^po  48a 

Ünbri88i. 

/^MjfiM  809. 

«ero6tt480. 

^otttts  419. 

8cnUa  481. 

anseriaiu  111. 

gdu,  419  n. 

8Cii<iim  488. 

mc9  880. 

^emma  488. 

9ecare  850. 

/oünc«^  289. 

glactea  419  n. 
^rofklw  568. 

sed  417  D. 
sqfdire  887. 

iepi  880. 
X^irt^  381. 

haediM  488. 

«crvorc  112. 

meraus  381. 

AereB  180. 

mne  417  n. 

8ert«u  118. 

horridM  848. 

soceri  408. 

Italienisch. 

imiM  454  n. 

M>[i4m  849. 

sonore  116. 

oamoeza  260. 

labruaca  440. 

^ptWM  488. 

rofk»  261. 
«(ram^  161. 

rnra  864,  419,  561. 

<acerto  860,  865. 

«teti  880. 

FnunösiMh. 

lambo  489. 

8tirp8  480. 

hroueHe  218. 

lammtna  465. 

8(ra5o  868. 

coron  213. 

LaUma  361. 

studiwn  421. 

würge  285. 

lovore  HS,  117  f. 

toZpiM  407  n. 

locua-ta  865. 

tdum  206. 

Spanisch. 

moZus  848. 

fer^um  562. 

(»mu2:a  260. 

Ifoniers  374  n. 

^ifria  561. 

hermanoa  403  n. 

mannus  486. 

Ugnum  561. 

Mafs  874  n. 

(infinno^um  274. 

Bnmftnisch. 

materies  568. 

trans  448. 

cumnät  407  n. 

memor  55& 

fri^uetrtw  441. 

Xrodru  212. 

^         Wortregfater. 

^^^^^^57^^^^ 

f                G&lU»cli. 

gmad  562  s. 

a^tlsoli. 

^H 

m&t^  244. 

ItMfrCKA  249, 

aftuma  414  n. 

^^1 

caifwm  418. 

iriu  248. 

at^  315. 

^^1 

umtariB  562. 

i«d  454. 

at»j6ew  414  n. 

^^H 

petorritum  230- 

lose  563  n. 

fcafirn  245. 

^^1 

i«8S  265. 

hUggwan  421. 

^^^1 

Irlieli. 

Zoiödw  663. 

dauftf  420. 

^^H 

admaü  244. 

«uon  248. 

-äog^  404. 

^^1 

<idmat  243. 

»iai^<:  243. 

liwwis  420. 

^^1 

admaU  244. 

matan  24S. 

/^JÄan  304. 

^^1 

öfifwoia^  244. 

mu^A  24S. 

füran  301. 

^^1 

ollafrair  244, 

munther  246. 

fera  24S. 

^^H 

alt  244. 

WMir  248. 

frtmap^sm  412. 

^^1 

afHffMa  244. 

ni  147. 

/V^I^  456. 

^^H 

arsecha  24ft. 

Vreg  249, 

/^nunoie»  416  n. 

^^1 

oi  244. 

rrnffe  226. 

gadarg  318. 

^^H 

af*  244. 

samain  245. 

^aite  433. 

^^1 

baid  245. 

«cißfA  176. 

jflmof  314. 

^^1 

6<!cA^s>ötnöin  245. 

seinem  246. 

ganah  314. 

^H 

Han  261. 

Hm  249. 

^>fl  420. 

^^1 

irtiocAaia  197. 

soi  249. 

(^aöan  301. 

^^^1 

diia;  Mb. 

Ua  250, 

^ma  428. 

^^1 

büar  245, 

tert  248. 

hafim  300. 

^^1 

t-atÄir  245, 

eeal  246. 

MfW  246. 

^^1 

centhain  246. 

temm  249. 

hiufan  246. 

^1 

ci€o;  246. 

te'f  206. 

Atm  251. 

^^H 

cift  246. 

Hnichdl  \Bh 

^^1 

lingim  24fl, 

torathar  260. 

Ät*««i  429. 

^^1 

tif  203. 

i*soar&  250. 

iddia  266. 

^^1 

ijoirce  43T. 

tffwwa  417. 

^^H 

cipifta  24?  ö. 

Kfinrisctu 

kann  312. 

^^1 

cor  247. 

am  181. 

-Jtufids  413. 

^^1 

crofm  247. 

eaa<T  146. 

ma^  316. 

^^1 

crwttd  389. 

ca€  245. 

marikrdtM»  650. 

^^H 

cuilche  247. 

tot^r  245. 

mawm^»  558. 

^^1 

mm  24t. 

chwcgrYßH  400. 

midjiä  417  n. 

^^1 

cummal  247, 

fbin  4SI  D. 

mi^unw  417  ». 

^^1 

doinlAedi  246. 

^a/r  260. 

fd}^  411. 

^H 

Je«  241. 

gu?yr  169. 

0^  313. 

^H 

dit  4SI. 

Awt  417  n. 

aalipwo»  468  ü. 

^^1 

/"oiicim  301. 

rhygyngu,  246. 

ßatt/»s  427. 

^^1 

fiad  660. 

^i^ti^i  176. 

ai^gan  562. 

^^1 

/i?  248. 

äkaban  300. 

^^H 

^eir  260. 

Brttonlecb. 

äJkt£7  313. 

^H 

gewimd  47^. 

our«  249. 

skapjan  300. 

^^M 

irenfAar  246* 

5i^e2  197. 

f^ibMuff  560. 

^^M 

gd  207. 

dwnezeü  ISO. 

jmei/MJj»  561. 

^^1 

jvnr£  248, 

/"OJ  193. 

BtOATO  401    Q. 

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5?6 


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Mfimiii  849. 

amit488. 

6«la<498. 

fttnMifi848. 

9e8km  980. 

dam  819  1 

bhtom  190  n. 

Mdilo  498. 

gmk  880. 

hr9n  474. 

äkrero»  844. 

todk8i0. 

ealiHi494. 

qnof  491. 

Mm  885. 

CMCfi  909. 

IQMMIII  297. 

fioUe  491. 

%^rOT#vV^^VWflV     ^BA^F*. 

ifiioiifi  850. 

aieM  885. 

ciiiAiifi  554. 

atorof  980,  844. 

«M^  408. 

Air/Wm  819. 

McnMMfi  845. 

vaik  880. 

dwingan  554. 

8«ifY  847. 

viel  898  f. 

«niHcfcOl  408. 

Mreclan  497. 

omc  899. 

eringeoz  484  n. 

9wehur  400,  408  n. 

/c^a  421. 

8wigar  400,  408  n. 

Nlederl&iidiaelu 

friosan  410. 

eanna  554. 

m^jmeren  558. 

/ur^etMT  826. 

Uta  267. 

molrer  498. 

gamiza  260. 

(re5ir  461. 

rul  559. 

ganazzo  488. 

uor  808. 

^cnc  880. 

tüoclo  268. 

Neiilioelide«t6ek. 

Aofcsa  498. 

tooton  800. 

odM  421  n. 

^mol  250  nu 

foeida  560. 

aache  428. 

havoro  486. 

oact  421  n. 

Aeme»-a  480  d. 

tüisunt  482. 

baücen  421. 

hint  488. 

zeihhwr  408  n,  407  n. 

5et88efi  492. 

Ainto  258. 

zUhi  202. 

block  421. 

Muoen  848. 

2itorocA  400  D. 

5ooe  422. 

hrind  481. 

zwisk  211. 

brechen  421. 

Aruoren  555. 

dringe»  419. 

jagan  556. 

Altsichsisch. 

&ucA  245. 

tar  808. 

(iror  562. 

garstig  247. 

Äta/eno  830. 

fimg  880. 

^au{  441. 

kikUad  805. 

^ten^r  880. 

gemse  260. 

/rrimman  420. 

^0(2ürunc2  418. 

^oöen  420. 

laffan  489. 

greotan  887. 

^rimm  480. 

Wortregister. 

577 

wF 

Mm  420. 

Mupom   306. 

—  V»»  **i 

wrrewAren  262. 

/M>rT*ttn^  555. 

liantkreji  160. 

wald  422. 

hriöfü  421. 

/lOf  24i^. 

MJatli^fi  563. 

Ar#Vfi  555. 

Aau^  41». 

päppeln  420, 

hrutr  438. 

hrtnd*'  428, 

Ät*c>ra  44  L 

/lin^fTi  24  Ö. 

AltDordbeli. 

lür  454. 

Aoifc  4sa. 

rfi^fijtrf  293,  30». 

iiikom   334. 

hnmmelbock  25B  u 

alpt  433. 

iiij»Dm  334. 

/um*;  423, 

a»{tfr  414  n. 

j^rmuni  431. 

Mi/  420. 

trpr  463  D. 

Äa/-  206. 

Arr6«?n  420. 

i>fl7  453. 

i/a  419, 

klimpern  4tJ. 

biö  296, 

krgtia  431. 

^tosjye  423. 

biaggom  334, 

kodda  406  ü. 

imich  563  n. 

6/aJta  421, 

;ri«tf  485. 

l^XscAew  563. 

Ärawflar  462  n. 

ixixti^/tV  405. 

moät  243. 

it^frt  421. 

UfT  261,  265. 

i»/ladk  421, 

buggimn  334, 

^f^^r  261,  265. 

1^^422. 

riair  46Ö  n. 

Itit  325. 

polterfi  421. 

diarfr  420. 

lijkf  Ö58. 

mdem^tcAtr  226. 

fJmf  461. 

l(m  465. 

nm^y  55f> 

drmigr  420. 

A/£niir  558. 

«49«»  41S. 

epttrstudse  298. 

lifMverr  147. 

«dkale  420. 

ffpr  203. 

ofgangse  398. 

mkam  423. 

ftngom  32Ö. 

(lik  308. 

*eAarf  430. 

/ffy  120  n. 

dE'4H»  299,                                         ^^^ 

«fA^ci  2ft2. 

/fiüfa  120  n. 

m>  825.                                     ^H 

Hchenkd  263. 

/f^  120  0. 

twa  312.                                    ^H 

ÄcAie/^n  282. 

früufir  474. 

Hni4>*  427.                                    ^^M 

9Mmm  Ö6I, 

i/ato  406  n. 

HtgP  427.                                      ^H 

«cAfkt^  475  Ji. 

gingom  82». 

mö^a  427,                                  ^H 

Hehramme  420. 

ji^  443  D. 

«JtfiJtitr  283,                                 ^H 

«cÄu^^  421   n. 

^id^r-  434. 

«^d/»r  582.                                 ^H 

M<^wa§er  403  ». 

i^Ze/^ff^a  434. 

^Ho^^  2G2                                   ^H 

«(;Ai£»«ff«  249 

gola  442  n. 

fl/aitr  568  n.                               ^H 

MehwiegermuHer  400, 

yrdi  325. 

M/#JtJba  568  Q.                             ^H 

(mA^  422. 

gHß  470. 

sn^a  341.                                  ^^| 

K^itflen  42  L 

Ad^e  203,  30S. 

«o/f  43^                                     ^H 

i^^rechm  421  n. 

hanifisk  565. 

fl^allr  421,  474  n.                     ^H 

t^trova  421, 

Äaiwr  555. 

ßj^i^a  207.                                     ^^H 

Btampfcn  420, 

ÄdfY  176. 

»i^o/a  408  n                               ^^H 

*^^rÄ  ."löZ. 

heilt  827. 

wm'a  401  u.                            ^^H 

«<^&m  420 

Aeit  307. 

MVliJ  307,  324.                             ^H 

«fflcJt  420. 

heile  398,  307. 

«t^pom  308.                                  ^^H 

sfmuJW  42  J. 

Ato^jotw  3S4. 

m}»  427,                                   ^H 

»tr-ttnk  420. 

Kit  324. 

rn^a  427.                                 ^H 

»tupftn  420. 

A/awf  438. 

titka  80H,                                    ^H 

fflj?/er  420. 

1 

Aioa  34B. 

{^>nta  406  n.                            ^^1 

j 

" 

578 


Wut  If  o^itisr. 


jNdrr  S5i. 

«990111  805. 
wuka  SOS. 


Bvoger  40t  n. 
«1^  186. 


Al<«itei86iu 


hagre  488. 
Ifltofii806. 


Schwoitoch. 


äria  484. 
Mmd(e)  488. 
do^  t08. 
/UI807. 
/Wim  806. 
fyr-fiOa  860. 
^ON^  188. 
^Unto  484. 
jra»488. 


AaiiJ(807. 
Am^^nni  806^  884. 
kMom  806. 
/Mtor  484. 
2(9  806. 
lat  807,  808. 
•0  487. 
wdt  807. 
«ose  471. 
tmüom  806. 

Altnorweflsch. 

/Wbtomte  298. 
hiog  884. 
ioi  800. 
<afa  800. 
^p  889. 
ÜNpiiffi  884. 
imUe  808. 

DftniBeh« 

a^em  180. 
eg  180. 
/Sr&en  860. 
^Ien<?,  glinte  484. 
hammd  859  n. 
omme  180. 
OMvedl  180. 


&Maift481. 
6001111  888. 
blefia  88L 
6fMt98. 
cott488. 
eiilii/Ve484  n. 
däog  198. 
fmg  888. 
/Mcl881. 
/M1881. 
/IcfMMNI  110. 

frygam  808. 
^CM^  806. 
gemimor  568. 
jreii^  888  n. 
^«•^888. 
geong  888. 
^ie^  411. 
gräkm  555. 
^r^ftm  811. 
toe888. 
heht  816. 
A^  840. 
Aen^  888. 
heM  881. 
Meod  805. 
hJUkoan  848. 
Areron  555. 
Arounm  389. 
UoUi  815  f. 
{eore  815. 
Und  558. 
tiuimar  558. 
mdmrian  558. 
mere^eot  550. 
mi^  562. 
nippas  412. 
onreod  298. 
reord  810,  325. 
8cddan  327. 
sceo  251. 
«cr^odian  421. 
•eolto  382. 
secg  559. 


Mott  881. 

MM  149. 

tpifiatm. 
tpim  805. 
^peofNi888. 
«f«oM881. 
rnooM  417. 
MMj^ier  400. 
•10A9887. 
teter  400. 
«06%  56a 
«0^  801. 
«00OM88I. 
«oeoS  881. 
wiox  805. 
t0ri0ei65. 

groote  555. 


odbm»  159. 

mtBomi»  560. 
5raS/(lw  481. 
camnel  485. 
comatian  159,  430. 
cawne  252. 
erausy  251. 
ghmbe  258,  566. 
^fm6an  557. 
JdmU  481. 
iburuTis  159. 
Jo^no  265. 
lapims  489  n. 
|>ec)b4  259. 
penee  252. 

Lltealflcli. 

aülclos  428. 
aXhXnt  265. 
ajpocna  418  n. 
auksztaHnis  418. 
dtisfti  419. 
duWas  552. 
5i{(2u  421. 
6l(i8  245. 
UvM  421  n. 


Wortregister. 


579 


böstia  558. 
bria%^  421  n. 
burzdü8  422  n. 
dabartinis  417. 
dälba  254. 
(iauiiä  420. 
dribti  462. 
drof^ud  562  n. 
dviräcnai  220. 
^rytts  433. 
gcdutinis  418. 
^a2ii;d  424. 
gdndras  488. 
glümas  258,  566. 
greitas  555. 
^wMfti  179. 
grwnzdHü  179. 
^rt4«^  477. 
^imu2t8  566. 
itaWos  428. 
Jta?a/a8  251,  423. 
o^Mi«  445. 
iszczios  418  n. 
iszdUti  401  n. 
kalbü  421. 
/raii/u  253. 
kemerai  430. 
kemeiöti  246. 
^usn«  423. 
Aiautot  428. 
/r/au«aa  400  n. 
kliautia  253. 
kraüjtt8  251,  388. 
/rrrfufi  252. 
/runos  423  n. 
/nit76ti«  423  n. 
laükas  255. 
^da  422  n,  553. 
lantä  557. 
liduju  253. 
liäupsinti  255. 
me^(W  562. 
merkiu  562. 
my(/ß^  562. 
pagälba  255. 
pasiklduü  253. 
paskutiniH  417. 
paszawä  253. 


jpeünM  412  n. 
|ndi^  253,  255. 
jnnnuttnta  418. 
plauszaX  474. 
^tts^  474. 
j>{fl82i8  474. 
^2rdä  422  n. 
rdiszaa  262. 
ros^  428. 
ra^i  226. 
re^a  422. 
rengtis  262. 
r?«^  225. 
res2ra  265. 
rt8töu;a8  225. 
ritinw  225. 
siaüsti  427. 
sÄceT&tu  421. 
sA;«/^^  813. 
smakrä  400  n. 
8pan(^d8  262. 
spdudiu  421. 
spengti  422. 
spridudiu  421. 
mat^'o«  251  n. 
8(e^^  420. 
s^r^s  420. 
8unna  561. 
sw^czias  417. 
8t(78^ma8  417  n. 
swidü  428. 
&?a2na  479. 
azdltaa  179. 
azduju  253. 
szeirgs  180. 
Ksiaurys  255. 
&2rt/aa  554. 
sznivdas  258. 
&2tto^i  428. 
tofp^t  420. 
touto  254. 
^roriti  475. 
u;»ficzia  418  n. 
tUeit^  265. 
w4ngiu  563. 
undu^mi«  417. 
lüirszu^nts  417. 
ioüotinaa  417  n. 


iemwtmia  418. 
ilembiu  421  n. 
ivd^i^  422. 
;M^(u  422. 

Lettiseh. 

apakacha  418. 
60(28^  421. 
brid8  482. 
aouto  251. 
dilba  420. 
^{unM  566. 
^rOis  562. 
jauns  252. 
AuM^  258. 
l'audia  255. 
müfo  258. 
8eii;iacAXE'i  417  n. 
dip8  561. 
/m&fe  408  n. 
sp^  422. 
8pugala8  422. 
stö58  420. 
8^-an^«  420. 
8ttt58  420. 
stulba  420. 
Mcgr«  420. 

Altbiilgariseh. 

bäh  453. 
^rszs  422  n. 
ödo  561. 
öemerica  480  n. 
dem^rb  430  n. 
duj^  251. 
chladz  179. 
c^t^^  178. 
dqbz  420,  554. 
(2r^^  420. 
drobb  462. 
^^6  412  n. 
glava  420,  424. 
^o/6  211. 
goh  420. 
^^  562  n. 
grfda  562  n. 
grfznqti  179. 
^oza  179. 
gritniti  179. 


580 


Wortv^liitnr. 


Ol  ÖM. 
Uro  176. 
iMenveU  5fti. 
jattrfbB  55«. 
if&ns  464  IL 
IsUoäa  175. 
MeMM6. 
Ikmi»  464  n. 
Im^^  189. 
Idbto  M5. 
XoMite  468. 
Medk  488. 
lo6ics  480. 
Iflm  488  n, 
moffyla  467. 
fMiiy  418. 
ni  147. 
iwttii  477. 
panuha  554. 
jiAia  464  n. 
jHlete  147. 
ffft«  559. 
r96i<i  559. 
r^MU  559. 
Mm  417. 
9Bn  176. 
mfi5  464  n. 
Ars  180. 
•lana  179. 
«Itna  464  n. 
socha  177 
«<^fi  420. 
9tögno  561. 
«tofrors  420. 
stqpa  420. 
weJbry  400  n. 
<eite  175. 
Ih;  251. 
<^f»  420. 
tfgnqH  474  n. 
^va  206. 
trbslb  474. 
h«r8  255. 
vian  560. 
irMfr  188. 
nma  464  n. 
üaJa  864. 


558. 


SlowealadL 

UMtf  566. 
röda  484. 

8erbl8ck. 

ftoN^ov  968. 
Kee  808. 
to^liftiio  407  D. 
rad  558. 
r^ÜBS  147. 
fr»  475. 


fNtf  561. 


ob^lb  265. 
bet  181. 
e^f  188. 
d^'eti  147. 
gqpaH  158. 
^i  154. 
jarüga  195. 
jeldcft  158. 
liietMife  175. 
komäb  259  n. 
üeomofi*  485. 
ko8ä  421. 
Amte  428. 
mater<fj  562. 
tiu^t6  421. 
fftdroÄs  562. 
nuvistUb  251  I 
n^odste  141. 
ob9  181. 
oc^to  556. 
okola  180. 
jpifu^  154. 
jtO^  147. 
pletenica  280. 
jH^a  558. 
rae  154. 
rc^c  147. 
ryMyj  559. 
«Hfti  258. 
(repoA;  153. 
treskä  560. 
<Ufiuli(?  154. 


Mda814. 
kokm  180. 

ÜRMNO^  859 


im  808. 
koddlM,  484. 
levifi  858. 
mytUvee  506  d. 
imMC^  851. 
PTJ  147. 
ryd^  589. 
6fl^f  561. 
fcr^  177. 
oAi(  814 
imMtu  814. 
Jima  814. 

P9]Bl8diU 

hiada  814. 
&0(2aür  154. 
(ifö  154. 
drapak  158. 
duJkot  158. 
figid  158. 
^omofy  566. 
^u^(ie»  158. 
grzyb  154. 
gwiazda  400  n. 
katoan  154. 
iba  803. 
AroÄEOictoJk  158. 
ibOoJb  158. 
lo^fif  488. 
nuuwrek  158. 
menuet  158. 
o5or  219. 
|7fX;  568. 
^o^sfci  153. 
rubd  158. 
&i;ary  176. 
szturchaniec  153. 
(oZar  158. 
trujp  158. 


^^ 

Wortregister. 

^^^^^^58^^^H 

1                Ai97riB«]i. 

kota  184. 

Aal  175.                                      ^H 

\     duppu  im. 

kotana  184. 

Jb<^  184.                                      ^H 

kvtnukku  189, 

n*wri  184. 

hmm  im.                               ^H 

i                 EUmlsch, 

0ru  184. 

tJter  201.                                      ^^M 

oria  184. 

imrg  ISb,                                    ^^H 

tuppi  190. 

ürpo  184. 

{rnt  30L                                     ^^1 

llUtseh. 

«arvt  184. 

Jfear^  196.  201.                           ^^M 
kis  175.                                       ^^1 

jada  185. 

Jakntiseh. 

dJtdr  201,                                     ^^M 

tü^  20«. 

büdr  192. 

^^M 

fuma  196. 

folt^fte  192. 

Hnö  201  0.                                ^^1 

hm  193. 

i«  199. 

auo2  194. 
m-  206. 
furuja  196. 

Mandschurlscli.                ^^| 

Aofiin  191,                                    ^^H 

tymyr  191. 

kÖia  191.                                       ^H 

Boebarlsi^h. 

ikin  201.                                  ^H 

ki^n  192. 

Eaxai]]H«b. 
%ör  192. 

Mongolisch.                  ^^1 

Oftffttaiscb. 

böjri^  192. 

damn  194.                                ^^| 
^i«un  194.                                  ^^1 

aj^r  204, 
ama  195. 
4it   193. 

ia  193. 

ittdtt  185. 
tamyr  191. 

^arlik  201,                                ^^| 
ja  201.                                     ^H 

^^4«  193. 

*d-  206. 

^iru-xt«  201.                                ^^H 

Jadu  185, 
jan  185. 
köBar  200. 

t4mta  196. 
I4eajt  192, 
3bn  18Ö. 

iküTs  201.                                    ^^H 
i^Jter  201.                                       ^^M 
to^'oriyun  196.                             ^^H 
^Fonin  190.                                     ^^^1 

^ain*fi  191. 

1                 CnwEsIseli. 

Klr^istsch. 

Xüca                                           ^^H 

äs  193. 

Orchoniich.                   ^^| 

Iwlf  18B. 

jarlyka-  201.                             ^^H 

dd*  t06. 

tyma  196. 

Jtcfi  196,  200,                             ^^H 

'        md»   IBS,  192. 
janavar  186. 

K«tbmll»cli. 

!/^^  191,                                  J^^l 

jm  185. 

oyi^«  191. 

Oh  manisch.                   ^^H 

jlttfatf   19&. 

kesti  m. 

a)^a|  191.                                  ^^1 

puU  19T. 

m  191 

ayyt  195.                                    ^^H 

I^M?iif  19&. 

nJaX:  196.                                   ^^M 

Ür-  201  IL 

Kottisch. 

apmk  1B8,  192.                          ^^1 

mk  185. 

askar  204. 

Ar^^'  195.                                    ^^H 

M  194. 

a^'in                                             ^^H 

tlna  201  n. 

Ha^jrarlsch. 

balyk  19  7.                                      ^^f 

«^m4  196. 

aroÄ  195. 

&<?jr4Jt  192.                                   ^^M 

wm  196. 

drm  184. 

dam                                               ^^M 

iS^^i^lOL 

e£^  1S4. 

damar  191.                               ^^H 

daru  196. 

dana  201.                                  ^^H 

FlnnlHeh. 

MZ  198, 

davar  191.                                ^^H 

kala  Üb. 

^ürw  196. 

eiäi^  206                                      ^H 

käMi  Üb. 

h^jö  196. 

d^iri  188.                                   ^H 

5 

582 

Wortregliter. 

du-  SO«. 

ücj^SOl. 

dMr  m. 

gäm  188. 

ökäz  SOI. 

jorylr  i95. 

gitmäk  188. 

imr  198. 

ibi  194 

ikiz  201. 

tabym  191. 

kax  19S. 

Jan  185. 

tor  198. 

ifcumaik  SOO. 

jük  185. 

taa  198. 

ihiniASOO. 

jiMAc  196. 

<ttma  196. 

ifcjfff  197. 

Ju^k  196. 

aeoda  180. 

ÄMm  198. 

TaimnM. 

«S^iUdt  180. 

ikopu  188. 

jagad  195. 

tavar  191. 

kar  193. 

töt  205. 

Jkor  198. 

Tatarlach. 

kazyk  196,  SOI. 

jÄtem,  ;ylym  185. 

*Är^  188. 

Unga 

kod  190. 

Tflrkisch. 

homok  200. 

/ro/un  190,  196. 

almak  192. 

M«roilE  200. 

Jacoh  ßriram: 


Irinerr  .^rlirlWen»    L  Baoil:  i: 

f*  M.     n.  Uaiul:   AbhutKlhiiii'fn    ?:ui 

r.    H  iL     IlL  Band:  Aiilmiiiilungim  55ur  Ijitteratur  imd 
^ui..*ijmäni     ^*  \r.      U''.— V^II],  BhiuI:  fecens^ioijen  und  ver 
j$;clilL^  IV,  Bil.   9   M.     V.  Bd,  Mit   RfjsrisltM    zu 

M.  I^V.   H'.,,M  M,     VI,  Bd    •*  M,     VIJ.  Bil    12  M     VU^ 
fSrWTvlW-)R}iibl:  Vorredeu,  ZeitÄeschirliLliches  ii.  PersfjiUii  .. 

zti  Rd,  Vl-^Vm.     124>0  M,  ^  VnllstäijdiM  iü 
...    .     M,  M. 
AiiM^iattl  aiiN  ileii  Hlt^litcreii  NelirlfVeii*     2.  Ausg. 

ber  fleu  ITrspnnig  d^r  Spraelie.     7,  Aufl.     1  M. 

M©  ^uf  Willmlm  ßriTun)   und  Rrde  ober  das  Alten    Hrraujitre^- 

von  H.  (rrimin.     ,1  AulL     I  M* 
Tmh  auf  Srliiller       I.  AlHlt\     *Jn  TMl 

I>eulMC-lir  fpriiiiiiiititili*    L  Hawi.    In  2  Hälfren.  S*  Am^,, 

l>fjj8t^rj<i  durch  Wilhi^lin  Scherer    2.  Abrlruvk.    18  M.  — 

II,  Biuui.    In  2  Hiilflan.    Nf!iit*r  vermehrter  Ahdrnck,  hes*iiiM 

dnrcli  WUL  Scherer.    18  AI.  —  IIL  Batid.    In  2  Hai 

''■     '  1'  venu.   Abdnirk,   tiesorg^t    dHn*li  It,  Rae*rht*    mid    r.u 

neder,     1;%  >L  —  IV,  Bund,    Irt  2  IIairt<*ih    Im  N**ii* 

liitk  lurSi^r^'i   \un  (i.  RocIIj^^  ihüJ  Ed.  8rhrci6d**r.    24  JL 

VollsUuidiir  in  4  IWndeu  75  M, 

leutNClie  iflytliiilittflr.    4.  An^gabes  hesoriet  vm  Elard 


Wilhelm  iirimm: 


Kleinere  Mrltrinen.     L  lUml  11.50  iM,    U.  Baiid    Bi  M, 

in.  Bd    12  M     n\  Bd^   14  M.  ^  Vollst,  in  4  B'^  ■ 

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Herman  (irimm: 


Xehn  nuiijEeivfilille  KMfiayii  mr  ßinmiir* 

dinui  (Irr  Xtui^rTHii  Kunst.   2,  v**rni.  Aufl.  8 


A' 


Füll t^r li  11  l'^iwiijK»    Kl  st+'  V 
W ii  11  r7<e Im  WlnnH  ym*     N  (  u  t-  h^ n  i 
Fii II  f y. f ' ii II    l^^«üii y ü.      1 J r i  t, t  e    h  t »1  i:e. 
I**iitir:r.eliii   fr^sH}'».     Vierte    h*4^*^ 
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Beiträge  zur  künde 
der  indogermanischen  sprachen 

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