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Inhalt,
Di? iuiltiltive ihn ihdiachim und Iranbrkm. Von Fritz \\'t>;if
Zm Uali&clien verUaltlextou Von U er m a n ii J a co b»ii h d
/(isatz VoQ W i 1 h «? 1 111 S r h u 1 7 ö
Zu deü piHODaletxlaQiEeu« Von V. l-\ Ublerib«ck .
AbLati?e mit ficbeiobarer bkaiifbedeuiuyj« Vt>u F. N F-inck
Zur griechiacheu betöftiinnf Von F<lti«r»i n^^nuanii
Otto Uarrasiiowitz In ijeipzlg^
SpeciaibmhhandJuMj für Lmguisiik.
vracb^tncüdcn ^S ^rKf.
rt aller wichlig^a
Ankauf ganzer Bibliotheken
snwie etuzcicicr Werke von W'iiri.
Altindisclie Grammatik
% Soeb«! bt en»€biefifU
l^nt. IM- Jacütj >riu'kernas^'l*
aBaul LTeii: Eioleitimfi im Worllebre, RoiniiialkonipositioiL
IVr l Band (Uotl«tire. ßi": 8 ^ LXXIX u. HI4 8 n,m M , gel»
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Im Druck befindet iidi:
Die IVIal(edonen,
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Inhalt.
Seit»
Die infinitive des Indischen und Iranischen. Erster teil. Einleitung s. 1. —
Erster abschnitt: Die ablativisch-genetiyischen Infinitive s. 5. — Zweiter
abschnitt: Die accosativischen infinitive s. 54. Von Fritz Wolff 1
Zar italischen ?erbalrefiexion. Von Hermann Jacob söhn .... 112
Znsati. Von Wilhelm Schulze 117
Zu den pcrsonalendnngen. Von C. C. Uhlenbeck 121
Ablative mit scheinbarer lokativbcdentung. Von Franz Nikolaus Fi nck 123
Zur griechischen bctonung. Von Eduard Hermann 126
Neues und nachträgliches. I. Exegetische und syntaktische fragen s. 129. —
II. Gelegentiichc bemerkungen zur lautgeschichte und wortgeschichtc
s. 173. Von Holger Pedersen 129
Zu autt'i« und zur geschichte des wagens. Ein beitrag zur methodo dor
etymologie. Von Rudolf Meringer 217
Zu nua^a. Von Heinrich Schcnkl -J34
Irish Etyma. Von Whitley Stokos 243
IJt vaujoH. Von E. Zupitza 250
Oech. koHtd. Von Heinrich Lewy 255
Indische etymologicn. Von Evald Liden 257
Das starke Präteritum des Germanischen. 1. Aoristfornien im germa-
nischen Präteritum s. 266 — IT. Die indogermanische perfekt-
reduplikation s. 268. — III. Der vcrlust der pcrfcktreduplikation im
«irrmanischcn s. 291. — IV. Die reduplizierenden praterita im West-
germanischen und Nordischen s. 316. Von Richard Loewc . . 266
I»i*- nomina auf -fug. Von Hugo Ehrlich 352
Ahd- >.:/i//ar. Von Wilhelm Schulze 100
Flioige bemerkungen zum beweglichen «. \on ^i^n^t Lewy . . . . 419
Zu rech, kastei «=« kirche. Von Franz Härder 124
Ut fjalvra. Von Wilhelm Schulze 424
Zur arischen wortkunde. Von JarJ Charpeutiui 425
I»ie ^ man ''-Sätze. liandglossen zu Z«*. 40 s. 134 iF. Von Josel Zubaty 478
IV Inhalt.
Belia
Telina. KaikiDa. Von Ernst Maass 520
Griech. iäy6e. Von E. F. Johansson 533
Ai. avfk. Von J. Wackernagel 544
Gotbch dia-. Von Bichard Loewe 547
Gotisch marikreitu8. Von Bichard Loewe 550
Etymologica. Von C. C. Uhlenbeck 552
Etymologieen. Von Ernst Lewy 561
Zar gotischen grammatik. Von Wilhelm Schulze 563
Lflckenbüsser. Von Wilhelm Schalze 565
Berichtigongen 566
SachregiBter 567
Wortregister 569
Die infinitive des Indischen und Iranischen.
Erster teil.')
Einleitung.
§ 1-
Erst mit Mlfe der yergleielienden sprachwissenBchaft ist
es gelungen j die entstehung der iiidügermanisclien infinitive
bistOTiscb zu erklären: es sind erstarrte casus roo noimna
actionis. Aus den europäischen sprachen allein war diese
erfeenutnis kaum zu schöpfen, wohl aber aus dem Ältindischen,
denn hier sehen wir den erstarrungsprozess der formen noch
anabgeschlossen vor uns; er voUzieht sich ira einzelneu erst
?or unseren äugen. Diesem Vorzug, der der historischen
deutung der formen im ganzen zu gute kommt, steht auf der
andern seile ein nicht geringer nachteil gegenüber. Während
wir Eämlich in den europäischen sprachen eine oder mehrere
feststellende ininitivbildungen besitzen, ist im Indischen (und
Arischen überhaupt) der entscheid nicht durchwegs möglich:
haben wir es mit einem inSnitiv oder mit einem substantiT
zu tnn?
Unsere arbeit hat sieb also damit zu befassen, gren2en zu
ziehen, grenzen zwischen Substantiv und infinitiv.
1) Dieser teil der arbeit itt in Giessen unter leitong des herm profeasor
BirlholomaB entstanden, dem ich auch an dbser steUe far seine nel-
■Bjäft onterertilUimg dank sage.
Abgeaehen Ton den ohne weiteres Terstlndliühen abkür^nng^en wende
kämt
^ in der b«deQtimg dea sEeichens bei Barth olomae, AltiranlechaB W&rterbneb.
Bei brück — Delbrück, Ältindiache Synl^a,
Ludwig «- Ludwig, Rigreda; Uberaetznnj^.
EfgeliQg ^ ÜberEetzung des Satapatbabrahmatia in den SBE.
Bloom fletd — Obersetinng doi Äthan aveda in SBE. Bl 42,
Die m den tabeUen hinter den einzelnen in(initi?en stehenden klammem
k^hd saf Whitney^ Warzeln ftberaommen ; die eingekiammeTten f?tellen be-
^^^Qiüi, daai die dafür angegebenen formen nioht alii iiilinitive tu Taäsen üind.
r ■
2 Fritz Wolff,
Aber auch noch nach einer anderen richtung ist eine
grenzbestimmang erforderlich, nämlich gegen das finite verb.
Wir werden fälle vorfinden, in denen ursprünglich finite verbal-
formen auf grund ihrer äusseren ähnlichkeit mit infinitiv-
bildungen in infinitivischem gebrauch auftreten, und umge-
kehrt Infinitive, die sich völlig dem System der finiten verbal-
formen eingegliedert haben.
§2.
Ich will im folgenden versuchen die criterien aufzustellen,
die uns nach der einen und anderen richtung zur Verfügung
stehen.
A. Finite verbalform oder infinitiv?
1. Ist das fragliche wort so gebraucht, dass wir es in der
Übersetzung zwar mit dem finiten verb wiedergeben
müssen, aber an verschiedenen stellen mit verschiedenen
Personen oder numeri, so ist dessen infinitivcharakter
nicht zu bezweifeln. — Die Unmöglichkeit dieses nach-
weises beweist freilich nicht das gegenteil. Vielmehr
2. werden Wörter auf grund ihrer gleichheit oder ähnlichkeit
in der bildung mit denen unter 1. ebenfalls für infiniti-
visch zu erklären sein.
B. Substantiv oder Infinitiv?
1. Formale gründe.
a) Zeigt das fragliche wort eine sonst nicht oder nicht
mehr übliche Casusbildung, so wird die form zu den
infinitiven zu rechnen sein. Der erstarrungsprozess war in
letzterem falle schon beendet, als die casusbildung ans
dem lebendigen gebrauch verschwand.
b) Ein ähnlicher fall wie der unter a) angeführte liegt
vor, wenn das fragliche wort wohl eine gebräuchliche
Casusbildung dai*stellt, aber eine bildung ans einem
sonst nicht gebräuchlichen „stamm^, das heisst, wenn
es sich um „isolirte^ formen handelt, die dem er-
starrungsprozess naturgemäss leichter anheimfallen.
c) Ist das fragliche woi*t mit adverb oder präposition
componirt, so weist das — wenigstens bedingt — auf
infinitivcharakter hin. Auch eine mit nomen compo-
nirte form kann als infinitiv fnngiren.
d) Hin und wieder wird die vergleichende Sprachwissen-
schaft die entscheidnng geben können, d. h. man wird
Die Mfutife det Indischen und Innisclien
^M sagen dürfea, eine Wortbildung, die in der einen spräche
^B sicher infiaitivisch ist, wird im zweifelsfaU anch in der
H anderen als infioiti? genommen werden müssen. Vgl.
^P 2. B. vidmäne: jtSßepat,
^2. Syntaktische gründe,
a) Stellung.
ä) Parallelstellong im selben satae.
Steht die fragliche form in enger syntaktischer ver-
bindnng mit einem gesicherten inflnitiv, z, b. ist sie
mit dem inftnitiv durch ca EUBammen- oder durch vä
gegenübergestellt, so wird sie ebenfalls als solcher
bezeichnet werden müssen.
ß) Parallelstelluug in verschiedenen Sätzen.
Anch ohne dass eine solche Verbindung besteht, kann
durch den parallelismus des satzbaus mit dem eines
correspondireüden satzes, in dem ein gesicherter
Infinitiv vorhanden, der infinitivcharakter einer form
wahrscheinlich gemacht werden. Z. b. MS, 1, 6* 5
(94. 8) : täd eväm veditor nä tim^n^ kärttwäi (b. u. § 7
und § 1&).
b) Construcdon.
ö) Regirt das fragliche wort den casus des zugehörigen
verbs, so wird es im allgemeinen Infinitiv sein*
Man beachte aber, dass im Indischen wie Iranischen
auch sabstantiva verbale constrnction zeigen*
ß) Andrerseits beweist ein von der fraglichen form ab-
hängender genetiv nicht deren substantivcharakter.
Einmal, wenn das eorrespondirende verb auch sonst
den genetiv regirt* Aber auch yerbindimgen wie
dudlmsali pltäye muss man nicht notwendig, wie
Brugmano (Grdr* 2, 441 f,) tut, substantivisch (^zui'
trinknng des somasaftes") auffassen. Es liegt viel-
mehr der partitive genetiv, wie frz. ^hoire du via' vor,
Ist ein abhängender genetiv nicht als geuetivus
partitivus zu erklären, so mnss die form selber ent*
scheiden; denn es steht fest, dass auch ganz ge-
sicherte Infinitive gelegeutlicb nominale rection auf-
weisen. \¥ilT den sulijectsgenetiv verweise ich hierzu
auf das von Recken dorf (IF, 10, 181) ans dem
Arabischen angeführte beispiel: „töten Kaim seineri
I
hruder Abel^. Vgl. auch die zahlreicheü kapitel Über-
schriften iti Firdusis KOnigsbuch, wo analoger ge-
brauch vorliegt; z. b. püsux dodan i far^dun pusa-
rän m.]
y) Die sog. attraction beim lufinitiv. Ich verweise wegen
dieser erscheinung auf Delbrück, Altindische Syn-
tax s» 88 tf» — Weim wir dub neben einer fraglichen
form X {z, h. RV, 2, 29, 6: avapäda}}) ein davon ab-
hängiges wort (karta-) sehen, das nicht den zu er-
wartenden Casusausgang (ac^usativ) zeigt, sondern
vielmehr denselben wie x (ablativ, kartät), so schliessen
wir daraus mit Sicherheit, dass x infinitiv sei.
!^) In nicht wenigen föllen werden wir unser urteil auf
den Übersetzungen der betreflenden stelle aufbauen
können. Denn wer übersetzt, ohne sich viel um
gi^ammatische einzelfragen zn bekümmern, dem wird
es hauptsächlich daran gelegen sein, den sinn der _
beireffenden stelle gut zu treffen ; die ungezwungenere \
Übersetzung darf wohl in solchen fällen für die
richtigere gelten, Dass man freilich sich dieses mittels
nur mit vorsieht bedienen darf, ersieht man daraus^
dass der einzelne Übersetzer gleiche stellen des öfteren
verschieden wiedergibt. — Auch die indischen com-
mentare müssen bei der bestimmnng herangezogen
werden; wenn aber z, b. Säya^a den sicheren In-
finitiv nidmane (RV. 10. 88. 18) mit vijüänüya wieder-
giebt, so werden wir daraus schliessen dürfen , dass
es nicht verwehrt ist, auch ein anderes fragliches
wort, das er ebenfalls mit einem dativ comraentirt,
als Infinitiv aufzufassen.
§3.
Koch auf einige andere punkte ist aufmerksam zu machen:
1. Die Arischen sprachen kennen keinen passiven in*
finitiv. Wenn im folgenden von passivem inflnitiv die rede
ist, so soll damit stets nur gesagt sein, dass wii^ in der Über-
setzung den iniinitiy passivisch geben, um den Wechsel des
agens zu vermeiden, um für das finite verbum und den In-
finitiv das gleiche agens zu erhalten. Dass aber der Inder in
solchen fallen den widerstreit zwischen dem subject des haupt-
Bl« infitiitiTe lies Indischen and Iranißcfeen.
gatzes imd dem agens des inflnitiys ebenso empfunden hat, ist
sehr tinwahi-scheinlich ; man denke an die lose (wahrhaft
^absolute**) veniendung der absoktiva!
2. Es giebt formen, die sowohl als casusform wie als in-
fiaitiv fmigiren. Man darf sich also nicht scheuen, im
gegebenen fall ein wort dem infinitiv znznweiseii^ nur deshalb
weO es an anderer stelle sicheres nomen ist!
3, In sprachen, die so reich sind an möglichkeiten inflnitive
EU bilden wie das Indische und Iranische, wird sich der
Sprecher sehr leicht verleiten lassen, „ äugen blicksbildungen"
zu schaffen, die aus dem eigentlichen rahmen der Infinitiv-
bMnng heraustreten. Ich meine, man wird unter gewissen
umständen singulare formationen wegen ihrer construction und
ihrer formenähnüchkeit mit anderen sicheren inflnitiven eben-
falls zu diesen rechnen müssen. — Überhaupt ist zu sagen:
hatte eine beliebige wortform in irgend einer syntaktischen
fiigung infinitivcharakter erhalten, so konnte sie in dieser
eigenschaft nicht nur auch sonst verwendet werden, sondern
ich zugleich als muster dienen für weitere bildungen aus
nderen basen.
Erster abschnitt*
Die ablativisch-genetivischen Infinitive.
Erstes kapiteL
Übersicht.
§4.
Die ablativisch -geneti vischen infinitive, die sich unter allen
indogermanischen sprachen nur im Arischen zeigen, weisen,
was die formatiou betrifft, wenig den beiden Arischen sprach-
Ewcjgen gemeinsames auf. Das einsdge av. sarä könnte für
die a//-!nfinitive eine gemeinschaftliehe arische grundlage wahr-
idieinlicb machen. — Wenn man auch noch einige altiudische
flt-formen fTir Infinitive erklärt (s, u. § 29)^ so ist doch für sie
imd die av, ^7|-infinitive gemeinsamer Ursprung nicht gut denk-
Ikir. Es liegt in beiden sprachen dieselbe, aber voneinander
iBibhAngige entwickhiug vor.
6
Pritz Wolff,
I
Es sind alles bUdungen, die gänzlich in ablativisch-geue-
tiviflchem gebrauch stecken bleiben, also niemals in den Voll-
besitz aüer dem infiiiitiv zukommenden fimctionen treten* Der -
gebrauch weist mehr Verwandtschaft auf; das hat seinen f
grnud in der gemein-arischen sat^eonstTUCtion. Wenn wir
also eine tibereinstimraung der constraction nach den verben
des ftirchtens, uacb ai. Ue^ jAw, ise und in anderen fällen ^
vgL den gebrauch nach präverbien — wahmehmen , so kann
man daraus wohl auf eine im Aiischen festgewordene satz-
construction schliessen; fflr formenverwandtschaft aber giebt
uns das keinen anhält.
Brugmann Grdn 2, 1415 (§ 1089) führt als arische
ablativisch-genetivische infinitivbildungen an:
L aus wurzelnomlna : atfdc^.
2. -$', 'B^' zwischen Wurzel und casusen düng: aenmhö,
3. Suffix ti'i darstöis.
4. Suffix ft*-: dhätölu
Dazu kämmen noch:
3a. Suffix tUi Isfeit
5. aus öt-nomina: Aar^gM.
Im Avasta sind solche Infinitive nur in gau^ geringer an-
zahl (rund 10 formen) vorhanden und als sichere infinitive nur
auf gl und der construction (z, b. wegen der dabei auftreten-
den attraction) festzustellen. Dabei zeigt das gÄw, noch die
meisten, was vielleicht damit zu erklären ist, dass die abla-
tivisch-genetivischen Infinitive in historischer zeit schon im
absterben begriffen sind (ausnähme hierzu s. § 7). Zu be-
merken ist, dass auch das gAw. und jAw. keine formation
gemein haben.
Im Altindischeu ist eine grössere formenmenge vorhanden;
sie verteilt sich auf zwei bildungen, die im gebrauch völlig
gleichwertig nebeneinander hergehen. Dagegen ist ihre
zeitliche Verwendung verschieden. Während die aj^i-infinitive,
im Veda noch ziemlich häufig, in nachvedischer zeit sehr
schnell abnehmen, zeigen die fo4-infinitive in uachvedischer
zeit sogar eine zunähme der Verwendung* Scheinbar steht
diese tatsache mit der offenkundig vorliegenden tendenz nach
Vereinheitlichung der infiaitivformationen in Widerspruch, und
dennoch kann sie wohl aus diesem princip heraus erklärt
werden. Denn es hat den auscbein, als ob in der entwieklung
I
"5 j
Die infimtiTe des Indiichcin und Ifsnisehen. 7
Ytm der maonigfaltigkeit der iiifiuitivbildungeu in der älteren
^rache tu der eiDheitlichkeit, die mit der tum-form erreicht
i^iLrde, eine Zwischenstufe yorhandea war, während derer eine
gewisse Vorliebe für die aus h*-stämmen gebildeten infinitive
llberhaupt bestand.
Ich gebe nun zuerst die altindischen bUdungeii: 1. -toU;
2, -a/> (dazu die av. wie sar-^j aBu-avhÖ); daun die iranischen:
U 'töu (anhang; -töü); 2. -ut Endlich anhang 1: altindisch
-at] anhang 2: av. -^lyu*
Zweites kapitel
Die altindischen infinitive auf -toh.
§5.
Allgemeines.
Pap in i Grammatik 3, 4. 13. sagt; Uvare tosunkamnaUj
beiBübtlingk „in Verbindung mit Uvara die sufflxe -^--tos
w& -^^OB^ (d. h. in der bedeutung von tum). Und 3-4. 16:
hkäptüak^a^. stheHkp^vadicarilndamijamhhym tomn „au sthäj i,
i^^ mdf car, hu, tum und jan wird im Veda -^^tos gefügt zur
■Bezeichnung des nomen actionis^, — Schliesslich noch 1.1,40.:
^koätornnkasufia^f „der absolutiv auf — --^t^ und die infinitive
wal -^^iös und -=-— o.^" (sind indeclioabel)»
Auf diese Sätze Päriinis hin, die im zusammeohang
mit denen über den iufinitiv stehen, werden die bildungen auf
Aöft und -ah von den europäischen grammatikern unter die in-
fimtivbildungeu aufgenommen. Hiergegen kämpfte Jolly, Ge-
»cludite des Infinitivs, n. 113 f. an. Man solle den autoritMs-
glaubeu Päiji ui gegenüber abstreifen und diese formen, die im
gebrauch völlig mit Substantiven identisch wären, aus der reihe
der Infinitive streichen, mit deren besonderem Charakter sie
iofthaus nichts gemein hätten. Schon Bopps aussprucb
(Vfl. iiramm.* § 849 — bd. 3, 250 — ) könnte man gegen
Jally anführen j nämlich: „man sollte es kaum fiir möglich
halteo, dass Päoiui übersehen hätte ^ dass -töh der genetiv
to SttAxes tu- und -ah die genetivendung abstrakter snb-
itantiva «ei**. (Ich habe die stelle nicht yoUständig citirt.)
Heate wird wohl atigemein anerkannt, dass beide bildungen
n den üiinitivischen zu zählen sind. Ks sprechen vor allem
s
Wour,
dafür die mögliclikeit der Zusammensetzung mit dem präverb,
die verbale construction (Delbrück, Ältindische Syntax s, 410)
uud endlich die bei den inflnitiven auftretende „attraction'*.
§6.
Die büdiing der infinit! ve auf -toh entspricht der der idg.
abstracten nomina auf tu- (vgl B rüg mann Grdr. 2, 304).
Sie werden aus dem vollen verbalstamm gebildet {i':e4öb%
Der ton ruht beim einfachen verb auf der wurzelsübe, beim
zusammengesetzten auf der vorsilbe.
Neben dieser bildung {i-:S-toh) steht eine andere, die
nur scheinbar von ihr genetisch verschieden ist. Wir finden
in einer anzahl von infinitiven vor der endung -tob ein -i- 'ein-
geschoben*. Dieselbe erscheiiinng zeigt sich bei allen nüt tu-
Suffixen gebildeten infinitiven, sowie bei einigen anderen mit
consonantisch anlautendem suffix.
Dies -i- ist bekanntlich in einem teil der formen als tief-
stufenform des langvocalisehen ausgangs zweisilbiger 'wurzeln'
aufzufassen, geht also auf idg. 0 zurück, vgL bhävitoJ} ans
*bheu^tous, 2U einer basis *bheuä-.
Nun erscheint das -i- aber auch in formen, bei denen man
schwerlich auf zweisilbige baseu zurückgehen kann, wie z. b,
in eäritoh, vaditolL Die futurformen cari^tjati und vadi^äti
sprechen wohl nicht dagegen (vgL karw-t^dü neben kartum),
da das futurum durch aualogiebildungen schematisirt erscheint.
Man könnte ja nun annehmen , die i-infinitive dieser verben
seien nach den obigen durch analogie entstanden. Möglich
aber ist auch eine andere erklärung: vielleicht nämlich handelt
es sich um formen aus alten verbalstämmen auf aj-. Wie zu
cär-a-lH ein *car-!toh^ zu g^bk^y-a-jü ein grahi-\toh gebildet
wurde, so zu *€aray-a-'ti ein cari-iioh. Man müsste demnach
annehmen, dass ursprünglich *cartob und caritob nebeneinander
gelegen hätten und dass dann die eine der beiden bildungen
zu gunsten der anderen sehwand. Die tatsächlich belegte
doppeltheit cdritum und cartum lässt sich freilich kaum auf
diesen alten bestand zurückführen, da letzteres erst im epos
belegt ist Formen wie dhäraylttim neben {ep.)dharitum sind jung.
Eine dritte entstehuugsraöglichkeit des -i- ist, dass die
formen mit -i* die compositionsformen der l-haltigeu infini-
I
Dk inflnltiTe dei Indiieheti nnd Jmnmhen.
9
ti?e giod (s. n.). — Demnach haben wir zur lautgesetzlichen
erklärung der -i- formen dreifacheii arsprun^ anzunehmen.
Wurde ei-st das *i-, das in vielen fällen gesetzmässig er-
schien, alseinwesentiicber bestandteil dieser Infinitive erapfiindenj
flo konnten leicht neubOduugen das -i- an stellen rücken, wo
m ursprttnglich unberechtigt war, also formen zeitigen, denen
keine der drei obengenannten erktärungeu gerecht wird.
Von diesen -i-bildungen sind (wie Bartholoraae, Stud.
i. idg. Sprachgesch. 2, 170 f. nachgewiesen hat) zu trennen
die büdungen mit -h. Sie gehen auf stammauslautendes ai-
lorfiek. — Wo neben i ein i erscheint, wie in §aritol/ neben
iähtob, haben wir eine alte compositionsfoim dazu oder eine
junge analogiebildung (s. oben) anzunehmen.
Über den gebrauch der infinitive auf -toh ist wenig zu
gagen, Sie gelten als genetiv-abiative , vedisch wie nach-
redjscli, bis zu ihrem verschwinden. Nur einmal sehen wir
nebeneinander, durch ca verknüpft, einen iö/i-infinitiv und
einen final-dativischen auf -tom* Delbrück erwähnt Altind*
Sjmt 430 diesen fall, ohne aber die daraus möglichen schltisse
zu ziehen;, die steOe lautet:
MS. 1. 6. 5 (94* 8): tad euäf^i veditor nä tveuäift kärtaväi
,dag iit so zu wissen, aber nicht so zn tun". Wenn somit
4er beweis sonst fehlte» dass die formen auf 4oh für infinitivisch
galten^ hier ist er gegeben. Die form veditoh steht in aus-
gesprochenem gegensatz zn dem sicheren Infinitiv kärtaväi^ ist
demnach sicher ebenfalls infinitiv. Also ist klar, dass mehr
ab eben nur substantivische ablativ-genetive in diesen formen
flacken.
Die formen auf -io/i — im RV, selten (14 stellen) — nehmen
iß der zeit der Brähmanas zu, wie Brunnhofer BB* 10, 247 f*
wm SB. nachgewiesen hat. Er giebt für das SB, 21 stellen an,
wA es finden sich noch einige mehr (s* u,). Nach Brunn*
lofer gehören die teile, in denen die infinitive auf -töh vor-
kommen (käfl^a 1^3, 5, 12—13), den älteren teilen des SB.
4ü; nur kä^i^a 9, das 4 stellen aufweist, rückt, er zeitlich an
fie vürletzti? stelle unter allen kän<Jas. Man darf daraus
sdiUessen, dass der gebrauch der infinitive auf -toh in der
ftfhmauazeit noch in blute wai\
JM L
10 Ffite Wolff,
Auffallend ist hier überhaupt das gewaltige übergewicht,
das die mit tu-suffixen gebildeten inflnitive über alle übrigen
zusammengenommen erlangt haben. Man sieht den weg zum
ziel, d. h. zur monopolisirung des fum-infinitiys (s. o. § 4). —
Vielleicht aber liesse sich die frage aufwerfen, ob nicht in den
Brahmaijias die drei inflnitive -tum, -toh, -taväi als eine art
inflnitivdeclination — accusativus, genetivus, dativus — em-
pfunden wurden.
§8.
Der genetiyische gebrauch der infinitiye auf -toh.
In zwei fällen haben wir im ßV. die infinitiye auf -toJ}
in genetiyischem gebrauch, beide male abhängig yon l§e.
RV. 6. 18. 11 : yäsya nü cid ddeva Ue . . yotoh. Ludwigs
Übersetzung (nr. 542): „Über den der ungott (im commentar:
der gottlose) keine gewalt hat, dich fem zu halten^ zerlegt
den satz unnötigerweise in zwei teile, indem er in das yäsya
eine doppelte beziehung legt. Wenn auch Grass mann: „dem
kein gottloser jemals zu widerstehen vermochte^ den sinn nicht
genau trifft, so ist er doch der richtigen satzconstruction
näher gekommen und verdient Ludwigs scharfen persönlichen
Vorwurf (Comm. nr. 542, bd. 11. 105 f.) keineswegs. Wir werden
am besten mit Delbrück, Altind. Synt. s. 418 übersetzen:
„den fernzuhalten kein . . . vermag" und haben somit eine
genetivattraction an den Infinitiv.
**VgL aus dem Iranischen Y. 44. 15: yezl ahya asa
päi mai xsayehl, wo Bartholomae in das ahya
ebenfalls wie Ludwig oben die doppelte beziehung
legt: „ob du (darüber) die macht hast, es durch ASa
von mir fernzuhalten'' (Air. Wb., sp. 552). Anders
Geldner, Sitz. Ber. Preuss. Ak. 1904 nr. 38, s. 1085:
„sofern du soviel macht hast, um im verein mit A§a
schütz zu gewähren". Geldner fasst mat als prä-
nomen „zusammen mit*' auf, was aber wohl kaum
möglich ist, da mai (wie die belegstellen im Air. Wb.
sp. 1119 zeigen) nur direkt vor oder nach seinem
beziehungsworte steht, niemals abei von ihm getrennt.
Ebenfalls attraction des objects nimmt Delbrück fBr
4ie zweite stelle an:
B!« üifltiitiv« des Indischen und IraiÜBchen.
[
RV. 7, 4, 6 : iSe räyäJt suvtryasya datoh ^Er kann besitz
and tapfere söhne geben". Vgl. dazu RV. 7. 56* 15: mak$ü
raydl} mvin/asya dätu. Ludwig (or, 697): „gebt schnell vom
reichtam mit guten helden*^* Es wäre also wie hier auch in
7. 4. 6, partitiver genetiv denkbar
Wie hier bei L^b finden wir im nachvedischen Indisch die
infimtive auf -toh in genetivischem gebrauch abhängig von
Umrä- (Delbrtlck, Ältind. Synt. 430 f.). Das nomen
Uimrä-, das im EV* überhaupt nicht vorkoronit, ebensowenig
UD SV*, im AV. an vier stellen (davon drei mit genetiv)» ist
in späterer ^eit überaus häufig. Auffallend ist dabei, dass
im AB, unter den dreizehn stellen, wo i^vara- rait Infinitiv
auf -toll verbunden ist, zehnmal K-vara- von ha begleitet ist.
Auch im SB. kommt das vor, aber nicht so häufig (unter zwölf
stellen fllnfinal^ davon zwei fast wörtlich gleiche stellen). An
2wei weiteren stellen des SB* (3. 1. 2, 21. und 13* &. LI),
wo Delbrück Uvarä- ergänzen will» steht ha ebenfalla.
AUerdings wird wohl, wie wir unten sehen werden (s. ende
des § 8), die letzte stelle anders zu erklären sein, — Über
ha vgl. Delbrück, Altind* SyuL 497 ff.
In fast allen föUen richtet sich fhiard- in numerus und
geous nach dem satzsubject (Delbrück, Altind. Sjmt. s. 87 f.)*
E® ist also der construction wie dem sinn nach als reines adjectiv
gebraacbt mit der bedentung „fähig, im stände**. Dieser reguläre
pbranch von Uvarä- liegt vor in den folgenden stellen.
SB, 13. L 2. 4: l^varS va m&h Ariim ürtoh „Is liable to
incur injury^ (Eggeling 5, 277).
Fast wörtlich ebenso TS, 3. 2. 10, 5; sa Uvarä ärtim
irtoh „Er kann ins unglück geraten" (Delbrück, Altind,
Spit, s, 430). — Weitere parallelen sind: TS, 5, 2. 8, 2, —
SB, 10. L 4. 13 (l^am ärtim ärtoh^ das hei Brunnhof er,
BB. 10 a* a, 0, fehlt), — Das subject steht im neutmm
no4- B^' 7. 7. 15: l§varam ^ai raihantaram . , cak$\jüi prama*
Aild^f, Delbrück „das r. kann das äuge ansreissen'^. Eben-
so Whitney, Grammar § 984a s. 354. — Das subject steht
im dual AB. 1, 30. 1 1 : i§varau ha vä etau . , yajamänam hinrntöh.
^Die beiden können den opferer verletzen", — Hierzu eine
hst wörtliche parallele, ebenfalls im dual, MS. 3. 2, 3 (19,
14.) : tä Uvarä d^ürdau ydjamänaifi hifnsifof^. — Ferner aus
Wi. eine anzahl ähnlicher stellen: MS, a 7. 8 (87, 4) -*
12
Friti WolfT.
3. 8. 7 (104. 4.) — 4. 7- 6 (100. 15) - S, 1. 6 (7. 17) -
3. 9. ä (116. 3); in aUen fällen steht hmntoh. — Das sub-
ject steht im plural MS* 3. 8. 2 (94, 1): päraJico hi yäniUvaräl^
prdmetoh ,, Vorwärts gehend können sie umkommen^.
Von diesem gewöhnlichen gehrauch, dass sich isvarä- nach
dem subject richtet, giebt es einige wenige ausnahmen^ die von
Delbrück, Ältind, Synt s. 88 und für das AB. von Auf-
recht (ausgäbe s, 428) und Liebich, BB* IL 301 | ver-
zeichnet sind. Im nnmerus abweichend TS. 3* 1. 1. 3: tarn
Uvaräffi räk^aTfisi häntolL Delbrück s. 88: ,,ihn können die
Rak§as töten "^^ In diesem falle halte ich die abweichnng für
dadurch erklärt, dass rdfc^anisi als coUeetivnm empfunden
wurde; vgl. RV. 1. 162: 9: särva iä te äpi devm astn = zrayra
tuvra TU an naga xmq d^mtq Bürm (Brugmann, Eurz6 Ver-
gleichende Gramm, § 879 s. 643). AB, 3. 48. 8. ihmo Itüsya
vitte dem arantoh {dma plural!) bei Böhtlingk Kl. Ptbg.
Wh, bd, 4, nachtr, s. 295 sp, 1; „es könnte geschehen, dass
die götter an seinem reichtum keinen gefallen fänden".
Das geniis ist abweichend AB. 3, 20. 18: h^aro ha . , kotärani
ya§o Wtt>h pdas ansehen kann den H. fördern" (ya^o neutrura!).
SB, 5. L L 9: t&Bye§mrdfp prajä päptyasl bhävitoli (prajä
feminJ) bei Eggeling 3. 3: „bis people (or offspring) is like
to become worse'^.
Genus und numerus sind verschieden. OB, 13. 8, 4, 11:
UvarS haitä anagnicitam sdmtaptöli (etä plural femJ), Egge-
ling 5. 440: „they would be liable to weigh heavily npon
one who ~ — *^, SB. 1. L 2, 22: Uvaro g^hä ydjamanasya , .
tarn präyantam hm präcyoiöh {fft'hä plural fem,!)* Eggeling
1, 18: „the houses of the sacrificer niight crush his family".
AB* 1. 25. 13: Uvaro glävo janitoli übersetzt Delbrück
s, 430: „es können knoten entstehen"; dann müsste man die
stelle hierherziehen, glävah aber ist accnsativ, wie auch der
common tar des Säyapäcärya (in Auf rechts Ausgabe
s, 248) durch sein glmiivUes^n zu erkennen giebt (janitoli also
transitiv *erzengenM).
**An den stellen SB. 5, L 1. 9 — AB. 2. 20. 18 —
SB. 13,8.4 11 sieht Delbrück, Altmd, Synt. s. 88
Isvarah als erstarrte form, sozusagen als normalform
an; ebenso Speyer (Ved. und Skt. Synt. im Grdn
d. Indo-ar. PhilaL bd. 1. heft 6, s. 66). Richtiger ist wohl
t>le biMÜTt des tndiicfatn und ItüdBcben.
13
die meinang Liebicbs (BB, 11, 310), dass solche
stellen den Übergang zum Substantiv vorbereiten.
Das prädicatsnomqn richtet sich in casus und numenia
Mxk Uvard- und steht ^ da dies nur im nominativ erscheint^
stete in diesem casus.
OB, 9. 5. 2* 3: J^varo ha Sreyan bkävitoh. Egge 1 in g
t 275: „is able to gain the better"*
TS» 2. 2. 10» 2: tivaro dtiScärma hhämto}^, Delbrück: „er
kann hautkrank werden". — Dazu parallelstellen: MS, 3. 4 8
(56. 5). — Vgl. unten OB. 3. 2, L 3L
Der Infinitiv hat in einer anzahl fälle ein object bei sich,
teils im accusativ, teils — durch attraction — im genetiv.
Das object steht im aceusativ:
TS. 3. 1. 8. 3: sä ihsarä . . paänn . , ntrhantoh „er kann das
rieh töten*^.
TS. 3. 2* 4» 5: iä enam iSvarä hlmsitoh. Delbrück; „die
klonen ihn verletzen".
MS. 3. 9. 3(116. 3): Umro '§mto.. UUn Mmitah „der un-
fromme kann die weiten schädigen "".
SB. 3. 3* 4* 6 : iMarä enmtt (he^tor i^uro nirvedäffi gantof}.
Egge li Hg I. 348: „(tnaster) is likely to hate, to become
dtsgiisted with*^.
OB. ä. 4. L 14: tamjeh)ar% külam mk^Mhöf}, Eggeling
I. 360: „is Uahle to crush his famüy".
AB. 13. 5. L 14: sä tiaifiam Uvaräh säputrani sämattoh.
Eggeling 5. 201: „it woald be capable of devouring bim
completely together with his sons".
Ebenso die parallelstellen SB. 13, 5. L 15; 16, wo prädag-
4hoh (of bürning) und abhimantok (of destroying) steht.
AB. 1. 25. 13: Uvaro glüvo janitoh (siehe oben s. 12).
AB. 7- 29- 2 : Uvaro hästnäd . » brakmanatäm abhyiipaitoh
,er kann darum in den Brähma^astaud eintreten^. — Parallelen
AB-7. 29. 3; 4.
AB. 7. 33. 6 : %§varö ha vä e$o . . ayuJfi pratyuvahartoh »^er
kiifi das leben verkorken**.
AB. 1. 10. 2: Uvartl hahiam ni va roddJwr vi vä nuUhüoh.
Lieb ich (BB. 11, 301): „sie sind im Stande ihn entweder
fiimiscblies8eD oder zu zermalmen^.
AB, 8. 7. 9; i^aro ha sarvam üyur aitoh „er kann ein
leben erreichen**-
14
Frite Wolff,
Ein accusatiT des Zieles steht SB* 9. 5. 2, 1: ihmro
..danritäm äpattorm va kvdütoh. Eggeliag 4. 274: ^is apt
to get into trooble or to stumble^. Ferner:
TS, 5* 4. 12. 3: isvaro vä ä&vo , , pdräm parfwätam ßäntoh-
Delbrück s. 87: „es kann geschehen, dass ein pferd in die
ferne geht*^, — Fast wörtHch gleich SB. 13. 3. 3. 5.
Ein infinitiv ohne casnelle bestimmnng liegt vor in
AB. 8. 7* 8: i§mro ha tu puräyn^ah praitak „er kann Tor
der zeit sterben**.
Die casuetle bestimmnng ist durch composition ausgedrückt in
AB. 1- 14. 5 : iivaro hänrnakartoh „er kann schuldlos machen''.
Nur an wenigen stellen haben wir eine genetivische
attracfcion, TS. 3. L 2. 6: yä dvaro vaco vdditoJji^. sän vicafn »id
vadet. Delbrück: ^iWer, obwohl er imstande wäre zu sprechen,
nicht spricht".
♦♦Delbrück fasst väcah als genetiv, was im gründe
auflag ist, da man entsprechend väcam vädet auch zn
väditolj, den accusativ erwarten könnte. Er meint,
einen plural in väcäh anzunehmen, wäre hart ; ausser-
dem verweist er auf TS. 3. 1 . 8. 2 : vUah kkälu vai
räjnah prädätor Uvaräh „das volk ist imstande den
könig preiszugeben^. Eine aUzugrosse beweiskraft liegt
in prädatoh mit der attractiou nicht» da pra-dä- auch
sonst mit dem objectsgenetiv verbunden ist; vgl.
RV. 8. 52. 5: ä§vasya prä datu ntüj^ bei Gras smann:
^er schenke uns rosse '^. Aber eine andere stelle
hätte Delbrück erwähnen können, die wegen ihrer
ähnlichkeit im auf bau des satzes TS, 3. 1. 2. 6 be*
stimmen kann. Es ist AB. 2. 7. 6: t§varo häsya
väco rak^öbha^ö janitoh ^er kann dessen wie die
Eak^as bellende stimme ertönen machen^; die folgen-
den Worte des satzes lauten yo ^yani rak^asm vücaif%
vadati . , . ^ also wie in TS. 3. t. 2, 6.
Delbrück ist kein beispiel eines negirten i^^wra-satzes
bekannt, wohl aber zwei stellen, an denen der Infinitiv mit
der üegation (« privaüinim) componirt ist» Beide stellen in AB.
AB. 3. 18. 11; UmraJt parjanya ^var^toli. Böhtlingk
Kl. Ptbg. Wb* bd. 4 naehtr, s. 295. sp. 2: „es könnte sein, dass
P- nicht regnete**»
AB. 3. 48» 8: mmro l^asya vitte devü arantotjt (s. o. s. 12).
Die inEnitiv« des todlächen und InLtua€h«n.
15
Zu den behandeii^n stellen^ an denen ein genetmscher
mfinitiT von iSvarä- abhängig ist, zieht DelbriiclE, Altind.
SyBt. s, 430 noch einige, an denen man das i^arä- hinzuzn-
denken habe.
AB. 6. 30. 7 : nmdhjamdinam abhi pratyetoh „er kann zur
mittapzeit gehen^ Auch Böhtlingk (Kl.Ptbg.Wb.bd.4. 155)
will Uvara- ergänzen, und so wird es auch recht sein; im
commentar (Aufrecht s. 369) steht abkilak^ya praiyetöh,
OB* 8, 2* L 31 : lato dtk^iiatj pammio hhavitölj . . tMo
rSämd pämanäni jänitoh. Eggeling 2* 33: „the consecrated
wottld be liable to be affected with the itch < , . that olfepring
»oiüd theo also be liable to be born with the itch**.
SB, 3. L 2, 21; Uim hMhhntam abhijanitor jäyäyai
ifart^hmn mrabadhit Delbrück, Syntakt. Foi^chnngen 3. 25 1
hatte übersetzt: ^eiu solches ungeheuer fortzupflaozenj hat er
den schöss eines weibes verhindert". Er hatte also eine con-
Hmction angenommen^ ähnlich wie wir sie im Veda antreffen
(s, u. § 10): einen ablativischen Infinitiv nach verben des
j.abwehrens**, Eggeling 2, 11 note wies nun aber auf den
Käflvatext hin (sa tarn heMjaro "dbhtitam dMjanitoh . , .)
und zeigte so, dass man eine form von lh}arä- zn ergänzen
habe; er übersetzt demgemäss : „he wonld be likely to be born
as a Strange being, such as 'he has expelled an embryo from
a waman"'. JeUt steUt sieh auch Delbrück, Altind» Synt
s. 430 auf Eggelings Standpunkt.
Ein weiteres beispiel, wo man eine form von l^ara- zu
ergiiizen habe, soll nach Delbrück sein^) SB, IS* 5« 1. 1:
tu ^üike hQtävyarti manyata Agantor ilL Delbrück; „(wenn
ril Agnibotxin abwesend stirbt) so glauben einige, es sei noch
II opfern I in der melnnng: er kann noch kommen". Er
Mint also, ägantoh stehe fiir ik}ara ügmitolt, Eggeling 5. 197
löte verwirft diese auffassung; man müsse mit Harisvämin
igantoh auflösen in äagantoh. Eggeling stützt diese ansieht
iiit einer beschreibung (nach Käty, 25. 8, 9.) der sitten bei
dem tode eines abwesenden Agnihotrin. Damach vollziehen
die lente eines in der fremde sterbenden Agnihotrins die opfer,
lolaiige bis sie nach hause gelangt sind. Eggeling über-
demnach : „some indeed think that (his Agnihotra) should
>> IHt flellc fehlt bei Brunrifaofer B6, 10 a. a. o.
lö
Frffe Wolff,
be offered tili they get home". Mithin gehört die stelle aicht
hierher.
Eine andere art genetlTischer inflnitivconstmctioneii haben
wir nicht zu verzeichnen. Über die constructiou von madhyä
im Veda werden wii* weiter unten (§ 14) sprechen ^' da es
zweifelhaft ist, oh mau in den davon abhängenden infinitiven j
genetivische oder ablativische zu sehen hat
Der ablativische gebrauch der inflnitive auf 4oh.
Wir haben soeben gesehen, dass für den genetivischen
gebrauch der Infinitive auf 4oh eine einzige, allerdings im
laufe der zeit modificirte, gehrauchsweise vorlag. Anders
beim ablativisehen gebrauch dieser bildung. In der mehrzahl
der fälle sind die vedischen infinitive auf -toh von verben I
des j,ahwelirens, fürchtens und dgl.'* abhängig« Wie es mit
dieser construction in nachvedischer zeit steht, werden wir
unten § 10 sehen, — Der ablativiscbe infimtiv nach deuj
Präpositionen pnm und ä ist im Veda auf einen fall beschränkt;
in späterer zeit ist dies der allgemeingebrauch. Dazu kommen
dann noch purästat und m-vädnam^ die aber nur selten belegt
sind, — Über den vediychen — in drei fällen bezeugten —
gebrauch von tnadhyä mit dem *a//-iafinitiv s* § 14.
§ 10,
Die inflöitive auf -toh von verbeu abhängend»
Dass bei den verben des „abwehrens, sich ftlrchtens, etc."
im Veda der ablativ eines nomens in gebrauch war, ist bekannt;
es ist das eine allen sprachen gemeinsame Verwendung dieses
casus; vgl, Kappus, Der Indogermanische Ablativ (Marburger i
Dissertation 1903) s, 56 ff,, wo auch auf ausserindogermanische
.parallelen hingewiesen wird.
In derselben weise haben wir ablativische infinitive von
diesen verben abhängig. So RV. 3, 54, 18: yuyota ho ana-
patyini g&nto}}, Delbrück: ^rettet uns davor zu kinderlo^g-
keit zu kommen^. Beachtenswert ist der von gäntoh abhängige
accusativ, der den verb^en Charakter der form gmioh deutlich
erkennen lässt,
RV, 3. 53* 17; indraJi pätalye dudatä^ii Säritoh, Ludwig
(nr. 1003): „Indra gebe die beiden pflöcke, dass es nicht
Bie iitfiiütire des Tnditch&n and Iraniicfaen.
IT
breche'^; diese übei-setzuug würde TÜemals deo ablaüvisclien
infimtiF erkläreDj und so giebt Grass mann (wohl nach Del-
brück, Ältind. Verbuin s. 227) für dadatäm die ilbersetznügr
^be wahre '^.
Hierher stellt Ludwig, Commentar zu nr. 1003 (bd. ü*
fi&l) TS, 3, 3» L5: idäm akäm äditi/dn hadhnam^/ ä 'vitmnäd
mmü^jfmi vi^6 ^agantoh. Er übersetzt den schlnss des satzes:
^dass dieses volk von diesem hier nicht abfalle". Ludwig
hat dabei das ä übersehen, das den sinn verändert, dva^antalt
bedeutet nach dem Gr. Ptbg, Wb* „erlangen" , nach deni Kl.
^rgelangen zu"; und so werden wir übersetzen: ^so binde ich
die Aditya's, bis jenes volk von jenem her gelange". Somit
gehört die stelle nicht hierher (s. u. § 12). Ähnlich 2. 3. 1. 4.
Ebensowenig hierher gehörig ist die von Delbrück,
Altind. Verb, s, 227 angeführte stelle EV. 10. 5L 6. Da Auf-
recht und Müller kftejmoli^ nicht k^eptoh lesen, wird man
an der richtigkeit dieser lesung nicht zweifeln dürfen. Aller-
din^ mnss darauf aufmerksam gemacht werden, dass *k^ipnolu
wäX cerebralem rt zu erwarten wäre*
Hierher aber RV. L 174. 3; räh^o offnhtt . , . simho na
iame dpmimi vdstoh^ Ich komme weiter unten (§ 11) auf die
itelle zurück:
A V. 12. 3, 55 ff. : täni no gopäyafmniäkam ditoli , das
Bloomfield s. 192 übersetzt: „do ye guard it for us, until
we aiiive^ ; er zerlegt also äitoh in a und etol*^ doch kann er
attf diese weise naJß und asmäkam nicht erklären» Ich zer-
1^ ä'^oh (^ als präverb gegen ä als pränomen) ; nah ist dativus
ethieus* Also: „hütet ihn (uns), dass er nicht zu uns komme".
Der ablativische mfinitiv steht ferner nach einigen verben
486 „aufhörens, ablassens" ; so RV* 2. 15, 5: sä im ^nahint
Aunim etor aramnftt „er hinderte den grossen ström am
limseii^ (Delbrück).
RV. 3. 38. 3: ariramad atamänmfi cid etoh, Ludwig
(iir, 1S2): „selbst den rollenden hemmte er vom laufen".
RV. 4. 6. 7: na ydsya sMur jdnitor dvüri, bei Delbrück
narh dem Gr. Ptbg. Wb. : „dessen behälter nicht gehindert
Würden konnte, ihn zu gebären", bei Ludwig (ur. 333): „den
za gebären als den gewinner kein hindemiss war". Auch
Bergaigne, ReUgion V^dique 2. 6 f. mit note nimmt sätnh^
ab genetiv und avari unpersönlich.
18 Fritz Wolff;
RV. 10. 86. 1 (Ludwig, Infinitiv s. 63): vi M sotor
äs^lc^ata. Ludwig (nr. 990): „vom pressen sind sie ab-
gestanden".
Die construction des ablativischen infinitivs auf -toh ab-
hängig von einem verbum ist in der prosa nur an einer stelle
bekannt, nämlich:
äB. 14. 8. 14. 4^): träyate hainarn prärjtäJ} k^anitohy
das M. Müller Brhad Äravyaka Upani^ad 5. 13. 4 (in the
Upanishads 2. 195) fibersetzt: „breath protects bim from
being hurt**.
SB. 8. 1. 2. 21 hatte Delbrück, Syntakt. Forschungen
3, 25 f. frfiher ebenfalls so aufgefasst; jetzt anders (s. o. § 8).
§ 11.
västoh RV. 1. 174. 3.
räJc^o agnim a§u$ain türvayanom siifiho nä däme äpatitsi
västoh'
Schon das Gr. Ptbg. Wb. fasste västoh als infinitiv auf.
Es stellte ihn zu einem verb 7vas „losstürmen auf" und fiber-
setzte: „wehre dem gefrässigen feuer, dass es nicht wie ein
löwe auf die werke (d. h. geräthe, besitzthum) im hause sich
stürze". Der einzige, der västoh in die infinitivsammlungen
aufgenommen hat, ist Brunnhof er, KZ. 25. 351. Wie
Delbrück das wort an dieser stelle fasst, ist nicht klar;
jedenfalls rechnet er västoh zu den sogenannten genetivis
temporis (Altind. Synt. s. 164). Oegen die annähme des Vor-
handenseins von genetiven der zeit im Altindischen richtet
sich Bartholomae, BB. 15. 200ff.; und Delbrück, Ver-
gleichende Synt. 1. 357 schliesst sich ihm jetzt an. Nur für
västoh macht er eine klausel: er will abwarten, wie sich
andere zu der sache äussern. Soviel mir bekannt, ist seit der
zeit eine neue besprechung von västoh nicht erschienen.
Uns interessirt hier nur die eine stelle RV. 1. 174. 3,
die Bartholomae, BB. 15. 211 f. behandelt. Es steht nach
ihm ausser frage, dass västoh ein ablativischer infinitiv ist,
abhängig von räk$ah\ und in der bedeutung scheint ihm
Geldner, KZ. 27. 217 das ansprechendste gegeben zu haben.
Gel du er übersetzt: „dass es nicht wie ein löwe die geräthe
0 Die stelle fehlt bei Bnumhofer, BB. 10.
le iti
ave des
ifcüen
fttUSCl]
19
im hatise fresse" • Auch Ludwig macht denselben fehler, den
Bartbolomae bei Geldner und Roth (s. o* die übersetxuiiie:)
tsdeJt» sim^io nd auf agmm bezogen zu haben; vgl Pischel,
Vedische Studien 1. 91 ff.
So müssten wii' übersetzen: „hüte uns löwengleich vor
dem teuer, dass es nicht . . **. Wir hätten damit einen ver-
fldeh, der nicht gerade sehr gelungen erscheint; denn dass
man, um starken schütz auszudrücken, als tertium compara-
tionis den löwen wählte, vor dem man doch wohl selbst
sehütz suchen musste, ist wenig sinnreich. Säya^a erklärt
e^nso. Und in der that lässt der vorliegende text eine andere
deutung nicht ZU; er sagt: simko tjaihu nirhhayo virodhim^gan
hmlum dhüvatt Das wert dhavati j,läuft** scheint vdstöh
liedergeben zu soUeiu Der dichter der Strophe hatte offenbar
mehrere bilder vor äugen: den löwen, wie er sich mit kraft auf
die thiere stürzt und das feuer, wie es sich auf die geräthe stürzt;
aber er verarbeitete diese bilder schlecht, indem er dem löwen
die kraft des Schützers beilegt. Möglicherweise aber ist der
teit fehlerhaft überliefert.
**Lndwig, CoTumentar will nicht ^ werke" j sondern
^äcker*^ übersetzen, womit er zugieht, dass vastoh
nicht, wie seine Übersetzung will, j,hewobnen*^ bedeutet;
aber richtig scheint mir „äcker*^ nicht zu sein, da
man dann ddme und dpätfisi auseinanderreissen raüsste,
was Ludwig selbst, wie mau ans seinem hinweis
auf RV. 7. L 19: mä no dnme niA väne erkenn tp nicht
gewollt hat.
Das Kl. Ptbg. Wb. giebt wie das Gr. vdstoJ/ als
infinltiv mit der bedeutung „stürzen auf" , verweist
aber auf Geldners anschauung in KZ. 27. 217.
Geldner stellt dort dieses vas- zu lat vescor^
ve^er und r^as (*essgeschirr*) und im nachtra^ (a* a. o.
8. 260) zieht er aus dem Avesta vastra- ,,ftitter,
weide", västar- „Viehzüchter" hierher. Beweisend sei
V. 5. 20: 3far3d9mf^a naire asaone västr^nu^a gave
huMvhe „nahrung für den gerechten menschen und
futter für das gerechte thier*"* Nach Gel du er hätten
wjr also vah- „fressen '^ gegenüber a^ar- „essen",
Barth olomae» Wb. sp. I413f. fasst üd#far-, etc,
ajiders auf. Er setzt eine „wnrzel" arisch *uat-
20
Flitz Wolff,
^weiden** an mit der doppeltam bedeutimg „auf die
weide gehen** und „auf die weide gehen lassen "*, zu
ahd. weida „weide** (weitere literaturangabeD siehe
Bartholomae a. a* o.). västar- wäre also aus
*ua.t'tar- entstanden und auf diese weise mit hülfe
der doppelten bedeutung von u^t- besser erklärt als
durch zttrückftihruag auf arisch uus- „fressen'*; denn
dann würde man doch für „hirte*" vielmehr (ar.) *vasitar
(zum kausativ *vasayatil) erwarten. Und was die
Schlüsse Geldners aus der oben angeführten stelle
V, 5, 20 anlangt, so sind auch diese nicht zwingend.
In der that haben wir eine prägnante gegenüberstellung
in x^ar^^' „speise" (Bartholomae, Wb. sp* 1868
giebt für af'ur^$a- die bedeutung „nahrtingsmittel, ins-
besondre des menschen") und vastra- „futter" ; aber diese
letzte bedeutung ist als eine secnndäre anzunehmen,
die sich leicht aus „weide" entwickeln konnte,
Dass trotzdem die existenz einer arischen wurzel
m^- „fressen** nicht in abrede zu stellen ist, zeigt
2vastra-,^) das Bartholomae, Wb. sp. 1385 mit
„fresse, manl, rächen** übersetzt und zu ahd. tdst
und mir, feis stellt. Einen anderen keltischen ver-
wandten fulirt Strachan KZ. 32, 320 an, Baunack
KZ, 27. 561 ff, eine anzahl griechischer. Vgl Leu-
mann, EL Wb, der Sanskritspr. s. 94^ wo von der „an-
geblich nachgewiesenen wui^el vas- essen" die rede ist*
Geldner selbst giebt seine ansieht schon Vedische
Studien I. 270 f wieder auf; er nimmt jetzt an, dass
vas- ursprünglich „spiessen oder stechen" bedeute.
Und ebenso fordert Johansson, JF. 3, 245, ahne
Geldner zu erwähnen, für unsre stelle „stossen*",
worauf „essen" zurückgehen könnte. — Sicheres wird
man ja nicht feststellen können, aber falls „stossen*^
die gruudbedeutung ist, kann man es nicht mit den
germanischen werten zusammenbringen, und das
spricht gegen diese etjmologie.
>) Übrigens be^bte man Im Aveita das nebeneinander Ton ^rastra- kleid^
and t^vastra- fresde** in pEir^lele za uiiBerein: „fiittt^*'' (atoff) und fjutter^
(gpeiaa). Die deutschen werter sind nach Panl, Wb. it. 154 „schon nr-
gennanisch Wühiachemllch nur ^of^lig- lantlicb identbeh''.
Dl« infinitiTe dca IndiGchen und ImniBi^heir.
21
An unserer stelle (RV. 1, 174. 3) ist übrigens die
bedeutung „fressen" nicht gerade notwendig. Man
käme anch mit „kleiden, einhüllen" aus, das dann
hier bildlich stehen würde- Dauebea dann die dritte
möglichkeit nach dem Ptbg. Wb. (s. o,).
Jedenfalls ist die auffassuag der form als infinitiy, wie es
die Ptbg, Wörterbücher, Brannhofe r, Geldner und zuletzt
Bartholomae thun, völlig gerechtfertigt (vgl. oben § 10),
I
§ 12.
Der ablatiTiJiche iMnitiv auf -toh bei präpo^itioneti.
Bei L
Aus dem RV. ist eine stelle hierher gehörig. RV. 1-41.9;
catnrti^cid dddamänäd bibhiyäd ä nidkatolh
Delbrückj Altind. Synt s. 418 sagt nur: ^die bedeu-
mng ist mir nicht klar**. — Ich stelle zunächst die vei*-
»diiedenen mir bekannten Übersetzungen zusammen.
M. Müller j Essays 1. 38: „möge der mensch ihn fürchten,
der die \ier (würfel in seiner band) hält^ bevor er dieselben
fdederwirü*'.
Wilhelm, De inünitivi forma et usu 7 giebt eine Über-
setzung von Müller: ^priusquam iaciat**,
Geldner^ 70 Lieder des RV. s, 20: „man scheue bis ans
aide gottj der in der band die lose hält^. Dazu die note:
^dgeotlich die vier, d* h* die vier würfel, als bild für das
«atscheidende los^ das erst erkannt wird^ wenn der wurf ge-
faUen mV*.
Ludwig (nr. 93): „der dürfte fürchten sogar, wenn er
die vier (Varuija, Mitra, Äryama, Bhaga) besitzt^ sie aus der
hand lassen (zu müssen)**.
6 rassmann: „den, der die vier würfel heget, scheue
van^ noch ehe der wnrf fäUf*.
Kapp US, a. a. o. 57: „der dürfte sich fUrchten, auch
wenn er die vier besitzt, vor dem aus der hand lassen müssen**.
Dazu: „hier sind zwei ablative, von denen der erste dada-
immtäi an den zweiten attrahirt ist**.
^^k *^L u d w i g und ihm sich anschliessend £ a p p u s sagen,
^^^^ dass der ablativ äadawinai durch attraction an den
^^^B^ Infinitiv zu erklären sei. Attraction wird ja vielleicht
Frite WoMP,
auch beim subject (ageos) stattfinden können^ aber
Ludwigs beispiel^ dass er Commeiitar L 98 erwähnt
um die in dädamanäd ä ntdhätoij vorliegende con*
straction plausibel ^u machen, RV, 2. 29. 6: trädhvani
kartäd avapadaJji. „rettet vor dem fall in die grübe''
(Ludwig nn H>8), zeigt die attractiou beim object.
Stände das ä nicht da, so könnte man an eine sonst
vorkommende constrnction von bhi- „sich fllrchten**
denken, nämlich dass es mit zwei ablativen verbunden
Vird. YgL Delbrück, Altind. Synt 111 zu RV, 10.
138.5 (dtat aus Gaedicke): mdrasya viijräd alMhed
ahh%§nathali „sie fiirchteten sich vor dem keile des
Indra, vor dem zerschmettern, d, h. dass er sie zer-
schmettere** (s. u, § 20)< Vielleicht haben wir an
unserer stelle (HY. L 41. 9) statt & nidfuitoh zu lesen:
ämdhatoh; dann wäre es möglich, hier ähnlich zu
übersetzen; etwa: „möge er sich vor dem die vier
haltenden fürchten, vor dem niederlegen, d, h. dass
er sie niederlege**- Doch liegt kein giltiger grund vor,
die richtigkeit des überlieferten textes anzuzweifeln,
so dass wir ä als selbständige präposition auffassen
müssen. Müller und Grassmann übersetzen, als
ob purn stände; wenngleich es den sinn nicht
wesentlich verschiebt, ist es doch ungenau. Das „bis
ans ende" Geldnera ist sehr frei.
Man hat hhl-^ wie es sich im Veda öfter findet, nach
Müller 7 Grass mann und Geldner mit dem einfachen
ablativ dessen, vor dem man furcht hat, zu constmieren ; ä
nUifiätoh „bis er sie (die vier) niederlegt**. Dabei braucht
nicht aufzufallen, dass aus dem ablativ dddamanät das agens
zu nidhatoh gezogen werden muss.
Ganz andei-s fasst Bergaigne, Religion vßdique B, Ib^
die stelle auf; er übersetzt: „Qn*ou craigne d'etre enlac6 par
celui qui en retient meme quatre** (s. dort das nähere); er
läset ä unüberset2t (vgl. Ludwig),
Es ist dies — RV. 1. 4L y — der einzige beleg für A
bei den infinitiven auf -toi} im RV, Siehe noch aus dem
AV* 12. 3, 55ff. : tarn no gopäyatüsm&kam tUtoli^ oben § 10.
In der prosa wird a dann häufiger; trotzdem ist der ge-
brauch nicht sehr mannigfach und auf eine nur geringe anzahl
I
^^ Iß
ave des
nnd InmiBcli^ti.
roa formen beschränktj und zwar darum , weil viele parallel-
stellen vorhanden sind*
Der Infinitiv steht in vielen fallen ganz freij ohne object
und auch ohne ansgedriicktes subjeet (agens).
MS. l. 10. 19 (159. 4): ä tdmitolL Delbrück ^bis zum
eischöpflsein*^.
TS* 6, 4. 5. 6: yädi därS syäd & tämitas ii^fhet „wenn
er weit wäre» wilrde er bis zum erschöpftsein stehen", --
Ebenso öder ähnlich TBr. 1. 4. 4. 2 (Käs. zu Päpini und
H. Ptbg. Wb.) - Tä54. Br. 9. L 38 - 13. 1. 1- 17 -
Lity. S. 9, 15 — Äpast. (alle im Kl. Ptbg. Wb,) — SB. 3,
SB. 12. 5. 1. 1: täd ih&ihe liotavyam manyata ägantor iti'
s. o. § 8,
TS. 3, 3. 7. 3: äiha käsmäd aindro yajM ä sartisthMoh-
Delbrück: „aber warum ist das opfer indraiseh, bis es zu
ende ist''.
Ist dad agens des infinitiys ausgedrückt^ so steht es im
gcuetiv.
MS. 4, 2. 1 (23. 3): Ä . . mifyasySdetoh. Delbrück: „bis
suiD aufgeheii der sonne**. Die gleiche Verbindung auch Tä^^^J.
Br- 9, 1. 38,
MS, 1, 4. 10 (58. 13) : dulukhaläyor üdvaditoh, Delbrück :
«bis möi-ser und stüssel ihre stimme erheben'*.
Ebenfalls hierher möchte ich stellen TS. 3, 3. 1. 5: idam
aham adibjän hadhnämy n ^mmmdd arnmyai ^o ^vagantoh:
S, 0. § 10.
Das Prädikatsnomen steht im ablativ; es ist dies, wie
Delbrück, Altind, Synt 90 sagt, eine wirkliche attraction.
MS. 3, 5. 9 (59. 5): ä medhyad bhävitah „bis zum rein-
wcrden''.
Das object wird verschieden ausgedrückt, meistens durch
den genetiv,
iSB- L 7. 1. 15: A tis^tjtätn dogdhoh^ Delbrück: „bis zur
melknng von drei kühen".
AB. 7. 2. 6: a Sariräiiäm ahartob. Delbrück: „bis zum
herbeibringen der leichen".
Der accusaüv des objecto findet sich TS. 3. 5. 1.5: kämam
^ mjanitoh sambhavauti „sie begatten sich^ bis sie (den gegen-
24
Pritz WoUF,
stand der) liebe erzeugen''. — An derselben stelle noch ein-
mal ähnlicb.
Die directe rede als accusativobject verwendet findet sicli
OB. 1* 5. 2. 10*): 30 ^ähvaryiir näpavyühareä & y^J^ti väktofi,
Eggeling 1. 141 ; „the Ädhvaryu ranst ntter nothing improper
until he pronounces (the word) 'yaja'**.
Auffallend ist das erscheinen des subjects(agens)- imd
objectsgenetivs hei diesen (oj^^-infinitiven. Dass es genetivi
subjectivi und objectivi sind wie im deutschen „der nntergaog
der sonne" und ^das herbeibringen der leichen" wäre ja an
sich möglich (vgl. oben s. 3 ende). Aber neben dieser annähme
von nominal construierten Infinitiven lie^gt hier bei den abl-
gen. infinitiven wohl noch eine andere erklärungsmögUclikeit vor.
Die genetive können vielleicht eine erklärnng finden,
wenn man annimmt, dass die ^o^i-infinitive nach A nicht nflx
ablativisch, sondern bisweilen auch genetivisch empfunden
wurden, und dass wir dann eine attraction dazu zu erkennen
haben. S. näheres unten bei pura. Ich meine daher, dass
man besser tnt^ nicht wie Delbriick mit Substantiven zu über-
setzen, sondern mit einem vollen verbalsatz: „bis die sonne
untei-geht".
§ 13.
Bei puräy puräst ät^ arväcinam.
Aus dem RV, kommt, ebenfalls wie bei i, nur eine stelle
in hetracht.
RV. 3. 30. 10: ptt^rä hdntor bhäyamano vy ära. Del-
brück „vor dem schlagen verzog er sich, voll furcht". —
Ähnlich Ludwig (nr. 497) und O rassmann. Diese Über-
setzung giebt den sinn nicht scharf wieder; sollte der Ver-
fasser es so gemeint haben, so würden wir eben den einfachen
ablativ vorfinden. Man muss also übei'setzen: „furchtvoll
verzog er sich, bevor der schlag flel*"*
Aus dem AV. (19, 56* 2.) haben wii^ ebenfalls ein beispiel^
das wegen seiner an die prosa erinnernden gebranchswelse
mit jenen heispielen angeführt werden wird; s. unten s. 25.
^) Die steUe fehlt h«i BruimhofeF a. a. o.
Die ittfiDttive Um ludlBch^n mul Iramflcheti.
u
Der gebrauch von purä geht in der prosa dem von ä
pixallel. Der Infinitiv steht frei:
Gop. Br, 3» 2. 10- pura pramritohi^ im Kl. Ptbg. Wb, bd, 4,
131 sp, 3: „bevor er ans werk geht*^. — Ähnlich Vaitän» 16. 5.
Das sabject st^ht im genetiv; so:
MS. 1 , 60. 1 0 (102. 1 ) : purä sürya^Sdetoh. Delbrück:
^Tor dem aufgehen der sonne"". — Ebenso MS* 4, 5. 2 (6ö. 10)
und Ait. Ar, (Kl. Ptbg. Wb.)-
Das Objekt steht im genetiv; so:
AV. 19. 56. 2: purä ratryti janitoh „bevor er die Nacht
erzeugte*** Whitney, Index verzeichnet das wort nicht als
Infinitiv, wohl aber Ludwig, Infinitiv s. 44j es ist nicht zu
bezweifeln, dass er recht hat.
Während wir bei ä das object der #at-Infinitive ebenfalls
stets im genetiv sahen, liegt hier doppelter gebrauch vor ; und
das, glaube ich^ bestärkt die annähme, dass es sich in beiden
fällen um eine attraction handelt, indem sowohl bei ä wie bei
purä die Infinitive als ablativische und als genetivische em-
pfimden wurden. An und fUr sich konnte man den toh-toTmen
diese doppelte bedeutung unterschieben, oh ist eben ablativisch-
genetiviscber casusausgang; und ausserdem war in einer an-
zahl der davon abhängenden objecte die Unterscheidung eben-
falls unmöglich, indem ja bei fast aUen nominalstämmen ablativ
iiud genetiv zusammenfielen.
MS. 4. 5. 3 (66. 12): purä vücaJj, prdvaditoh. Delbrück:
,vor dem ertdnenlassen der stamme'', — Ebenso AB. 2, 15. ^
- TS. 3. 2. 9. 5. — Delbrück, Altind. Synt. s. 431 nimmt
cffrd^ als ablativ, indem er zum beweis anführt:
Tä5i4^ Br, 31. 3. 5: pura mghhyait samp^ctvaditoh.
Ganz zuverlässig ist diese stütze wohl nicht; allerdings
wird Whitneys auffassung, Orammar § 983, der übersetzt
.before the utterance togetber of the voices**, also väghhyaJi
mit sam verbindet, nicht zutrefi'en; wir würden dann den
iostrumental erwarten. Aber auf alle fälle ist sicher, dass der
nbjectsablativ vorkommt. So:
. TS. 6. 1. 3. 8: purä dahinübhyö netoh^ Delbrück:
,ehe man die opferkühe herbeibringt*** — Whitney, Grammar
I 983 übersetzt dieselben worte (mit Stellenangabe Äpast.)
i^before the gifts are taken away"j er nimmt also däJQtinabhtfah
als snbjeet und fasst den infinitiv i^assivisch.
26 Fritz Wolff,
Das object erscheint im genetiv:
MS. 1. 4. 5 (52. 14): purä vatsänäm apäkartoh- Del-
brück: „vor dem wegtreiben der kälber**.
Für purästad verzeichnet Delbrück s. 431 zwei stellen,
die völlig gleich sind:
MS. 1. 8. 6 (124. 10): purästaddhotoh „vor dem opfern".
— Ebenso 1. 8. 7 (125. 11).
Eine stelle (ebenfalls ans Delbrück) liegt für den
gebrauch des infinitivs bei arvadnam vor.
MS. 4. 3. 9 (48. 13): ydd evä kintcärväcinain jänitor
ena]} karoti. Delbrück: Jede sünde, die er vor dem geboren-
werden begeht". — Auch das Ptbg. Wb. giebt keine weiteren
hierhergehörigen stellen an.
§ 14.
Bei madhyä.
**Über die entstehung der form madhyä selbst scheint
man sich noch nicht einig zu sein. Man sah es wohl
ursprünglich — abgesehen von älteren anschauungen,
z. b. bei Bopp, Grammatik 3. 286, der madhyä
für eine Verstümmlung von madhye erklärt —
für einen zum adverb erstarrten instrumental an;
so die Petersburger Wörterbücher und Grassmann;
Hillebrandt, Veda-Chrestomatie s. 107 hält es für
eine contraction aus inadhya (d. i. Sandhiform ffir
madhye) + ä, also locativ + postponiertem a. Dagegen
spricht sich Bartholomae, BB. 17. 344 aus.
Bartholomae selbst hatte BB. 15. 21 no. madhyä
aus *maähya'i-& hervorgegangen erklärt, fügte aber
BB. 17. 344 hinzu, dass es auch instrumental sein
könne. Jetzt hat auch Wackernagel, Altind. Gram-
matik s. 279 Bartholomaes erklärung angenommen,
und diesem schliesst sich Brugmann, Grdr. 1. 860
in dem kapitel über haplologie, wo er auch madhyä
erwähnt, an. Neuerdings aber. Kurze vergl. Gramm.
§ 579 behandelt er es unter den instrumental-
adverbien; allerdings steht über den beispielen, mit
denen sich madhyä zusammenfindet: „instrumen-
talisch oder locativisch'' ; man kann also nicht sicher
sein, wie es Brugmann auffasst, und warum er es
I>ie InfimtJTe des IndlBchen oiid Iranbcheü.
2t
nicht unter den locativadverbien behandelte. — Am
wahrecheinlichaten ist wohl Bartholomaes er-
klämng in BB, 15. 21 no.; auch das Avesta stützt
diese erklärnng, wie Barth olomae^ GIrPh, 1. 232
noten zeigt. Vgl noch Jjudwig^ Infinitiv s. IL
Anch die hedeutiing scheint in den wenigen vor-
iiegenden Formen eher an einen locativ zu mahnen.
Die form madhyä ist nach dem Ptbg, Wh* nur im RV,
und zwar an vier stellen. Davon fallt eine stelle für
llJiTliier fort:
*RV. 10. 61. 6; madhyä yät kdrtvam ähhavad abhike.
Das Kl. Ptbg. Wb. giebt dafür die bedeutung „ in-
zwischen'* und Grassmann übersetzt: „was in-
zwischen zu tun war'*, tässt dabei aber abhike aus.
Ludwig, der (nr* 997) übersetzt: „als mitten im
verlauf war beim zusammentreffen der Vorgang'', nimmt
madhyä als localis wie EV. 1. 115. 4 und 3. 38. 4. —
Geidner, Ved. Studien 2* 33 zeigt, dass abhika- ^da&
stürmische reucontre der liebenden" bedeute. Das
lied ist ein ganz spätes und wohl zum teü, wie
Grass mann sagt, absichtlich verdunkelt. Viel-
leicht könnte man statt madhyä liier madhje lesen
und es zu abhike ziehen : „mitten in dem liebessturm*' ;
die art des ausdruckes ist ja im Veda häufig, z< b.
BV. 7. 68. 7: mädhye samudre. Jedenfalls kommt
diese stelle für uns nicht in frage.
An den drei übrigen stellen steht madhyä mit einem in-
initiv auf 4oli verbunden: HV, L 115. 4 — 3. 38. 4, beide
male mit kdrtoh; 1* 89* 9 mit gantoh>
RV. 1, 89, 9: mä no madhyli riri-^atäyur gäntoJi, Ludwig
IßT. 191): ^ hemmt ans nicht mitten im erreichen der (uns
bestimmten) lebenslange"*
Grass mann: „brecht unser leben nicht in seinem laufe
ab^; ebenso Bergaigne, 40 hymnes s. 52: „ne blessez pas
EOira vie a mi-chemin''.
Wilhelm, Infinitiv s, 7: «ne nobis in medio cursuprae-
icadiitts vitam^.
••Die drei Übersetzungen stimmen darin übereiu, dass
sie madhyä gäntoh zusammennehmen. Ludwig,
Infinitiv s. 44 hatte übersetzt: „schädigt uos nicht
28
Frite Wolff.
mitten unser bestlnimtaB alter zu erreichen" ; er hatte
also madhyä ganz absolut iinfgefasst und den infinitiT
von rimata abhängen lassen. Auch Wilhelm (s. o.)
fllhrt diese stelle nur zögernd an, mit verweis auf
RV, 3.54. 18: tjuyota m anapatpAni gäntoJ^. Stände
an unserer stelle nicht madhya im veree, so kdnnte
man sieher den infinitiv auf dieselbe weise wie hier
erklären. So aber muss man ihn, wie es jetzt wohl
alle thun, zu madhyä ziehen. Es bleibt die frage, ob
wir äyuh zu rlri^^ia oder zu ifänioli zu nehmen haben.
Ludwig wird wohl recht haben, es von gantoh ab-
hängen zu lassen. Vgl, mrvam ät/ttr eti Delbrück,
Altind. Synt. s, 167: „er erreicht das volle alter" ^
so dass wir einen aceusativ der richtung hätten ; aber
auch als aceusativ des Inhaltes kann man es auffassen,
wie pantham, ^ium eti ^ör geht den weg, den rechten
weg** (Delbrück s. 169) und brahmacaryain carati
„er wandelt den lehenswandel der Brahmanen" (s. 170).
In diesem fall wäre apuh gäntoh ein begriff: „sein
leben gehen, d, h. leben '^. — Delbrück s. 418 über-
setzt unsere stelle: „ehe wir zum alter gelangen**.
RV. 1. 115. 4: madhyä kärtor mtatam ^t^m jobhüra, Örass-
mann: „im wirken rollt den aufzug er zusammen"*.
Ludwig (ur. 128): „die weitausgespannte hat er, nach-
dem er sie in unsere mitte gebracht, wieder zusammengerafft" •
Gel du er, 70 lieder des RV.r „die arbeit ruht, wenn
auch nur halbvollendet**,
Gelduer, Ved, Studien 2* 189: „mitten in ihrer arbeit
rollte sie das ausgespannte zusammen^*
Ludwig, Infinitiv s. 44 sagt (vgl. oben seine Übersetzung),
hier wie in ä. 38. 4 sei die bedeutung: ^postquam in medium
jrrotulit". Im comraentar L 131 f. nennt er seine Über-
setzung unbefriedigend und schlägt für 1. 115. 4 und 3. 38. 4
eine textänderung in adhyäkartah vor, das «ji«| Xiyofi^vav
wäre; wenn dies auch fllr h 115. 4 textlich möglich wäre, so
wüsste ich doch nicht, wie man dann den infinitiv erklären
sollte* — Geldners Übersetzung in den 70 liedern ist sehr
frei, dagegen wird die in den Ved. Studien wohl sinn und
text am besten wiedergegeben; vgl* Yäska Nirukta 4. 11:
i
Dl« in&iiitire des Indiiclien and IrgubclieQ.
29
karfnaiiam. Ich würde mit Delbrück 8. 418 „vor
^StDdung des Werkes" übersetzen.
RV. 3. 38* 4: madhyA kdrlor ny adhac chäkma dhlrcJi.
Ludwige (nr, 132): ^sie in unsere mitte zu bringen, schaffte
«eine arbeit hernieder der weise" (vgl. oben zu 1. 115. 4).
Roth, 70 lieder des RV. s. 4ü: „sein werk giebt auf
der künstler mitU?n drinne^ (Aus ZDMG. 24. 306,)
Geldner, Ved. Studien 2. 189: „mitten in ihrer arbeit
beseitigte ihr werk der kluge".
Es lässt sich hierzu dasselbe wie zu 1, 115. 4 sagen;
aach hier wird Geldner wohl am genauesten übersetzen.
Die Frage ist nun: haben wir es bei madhya mit einem
»hlati vischen oder genetivischen Infinitiv zu thun? Delbrück,
Attiad. Synt, s. 418 sagt, der genetiv scheint natürlicher, es
Ueese sich aber auch wegen der bedeutungsvenvandtsehaft mit
|iiird der ablativ rechtfertigen. Auch abgesehen von (üesem
letzten argument, glaube ich, dass sich der ablativ erklären lässt,
mid zwar aus der bedeutung von madkyä heraus: der sinn
der einzelnen stellen ist nicht „in der mitte von etwas** oder
gÄT wie das Ptbg , Wb. angiebt ^zwischen" ; die bedeutung ist
vielmehr ^mitten heraus aus, mitten weg von". Obwohl
also sonst mmiJiya- (als adjectiv) mit dem genetiv verbunden
wird, würde ich die Infinitive bei madkyä als ablativische
auffassen,
§ 15.
Ma 1, 6. 5 (94. 8),
MS. 1. 6. 5 (94* 8) : t&d eväm veditor nä tveväni käriaväi
ist die einzige stelle, an der ein Infinitiv auf -toh die ablativiscli-
f&netivische bedeutung nicht mehr erkennen lässt Vgl. dazu
oben § 7,
§ 16.
Anhang zu den foiti- Inflnitlveii.
Whitney, Wurzeln s. 69 führt bei dagh- ^reichen bis
ao- -daghoh (SB.) an, Es findet sich an zwei gleichen stellen,
^B. IS. L 3» 4 und 13, 2, 1. 0: }M)ar6 vä e^afi pärätl pradäghoh.
Eggeling 5. 2H1 : »,he would be liable to fall (pass)rright
away**. Das Ptbg, Wb. sagt, es stehe irrig praddghoh^ die
30 Fritz Wolff,
richtige infinitiyform müsse *pradaghitoh lauten. Im El. Ptbg.
Wb. heisst es „fehlerhaft für praddghaJ}'* ^ aber im Commentar
(in Webers Ausgabe s. 1009) steht pradagdhob. Das einzige,
was f&r die ändemng in *praddghal} ausschlaggebend sein
könnte, wäre der accent.
Dass prädagdhoh die normalform, ist ganz klar; aber das
oh allein wurde schon als genügend infinitivbezeichnend em-
pfunden; wie oh : tob so gab es ja auch aye:iaye\ viel-
leicht übte auch die scheu, in prädagdhoh eine mit dem in-
finitiv von dah- „brennen'' gleichlautende form zu schaffen^
eine unbewusste Wirkung nach pradaghoh hin aus. Jedenfalls
muss man pradaghoh als lecüo difficiUor stehen lassen.
Auf fälle wie diesen wies der letzte — dritte — absatz von»
§ 3 hin. Ich halte es deshalb durchaus für unnöthig, das über-
lieferte pradaghoh zu ändern. Es ist eben eine „augenblicks-
bildung^, die wie jede solche bildung aus dem rahmen der
übrigen syntaktisch gleichstehenden formen herausfällt, darum
aber nicht minder existenzberechtigt ist als jene und jedenfalls
nicht blos darum beseitigt werden darf, weil sie allein steht»
Inflnitire auf -toh.
attoh (B.)
+sam9
SB. 13. 5. 1. 14.
ärtoh (B.)
AB. 8. 20. 18.
+*«'
TS. 3. 2. 10. 5 — 5. 2. 8. 2 -
SB. 13. 1. 2. 4 — 10. 1. 4. 13.
etoh (V. B. S.)
EV. 3. 15. 5-3. 38. 3.
-Hi»
AV. 13. 3. 55 ff. — AB. 8. 7. 9,
-{-abhyupa^ AB. 7. 29. 2—4.
+Md MS. 4. 2. 1 (23. 3.) - 1. 6. 10 (102. 1)
— 4. 5. 2 (65. 10) — Tä?4. Br. 9. 1. 38-
Gop. Br. 3. 2. 10 — Ait. Ar.
+pra^ AB. 8. 7. 8.
-hpra^j/*» AB. 6. 30. 7.
kampitoh (B.)
kdrtoh (V. B. S.) RV. 1. 115. 4 — 3. 38. 4.
-Hipä^ MS. 1. 4. 5 (52. 14) — Gk)p. Br. 3. 2. 10-
-^^nirnix^ AB. 1. 14. 5.
krämitoh (B.)
Die infinkiTe des Indischen and Iranischen.
31
kfanitoli (SB.) SB. 14. 8. 14. 4.
kfetoh (B.)
kfeptoh (B.)
(kfeptoh RV. 10. 51. 6 bei Delbrück, Altind. Verb. s. 227
ist za streichen, da k^epnoi}, za lesen.)
kfobdhoh (^B-)
äB. 1. 1. 2. 22 — 3. 4. 1. 14.
EV. 1. 89. 9 — 8. 54. 18 — SB, 8. 3. 4. 6
SB. 18. 3. 3. 5 — 18. 2...? (s. Brnnn-
hofer, BB. 10. 248) - TS. 5. 4. 12. 3.
TS. 8. 3. 1. 4—5.
OB. 13. 5. 1. 1.
-Mrt»
gäntoh (V. B.)
+dv<f
-Hi«
^rofttfoi^ (B.)
earitoh (B. S.)
eyotoi^ (läB.)
+prd*
idnitoft (V. B. S.)
jtet«* (B.)
tapH (SB.)
tamitoJ!! (B. S.)
«M^oi^ (B.)
+prdo
Attoft (V. B.)
+prd*»
%I^/^ (B.)
ioeftoh (SB.)
<ft«o?r (V. B.)
nefoi^ (B. S.)
-MiV
ip
Gop. Br. 8. 2. 10 — Vaitän. 16. 5.
OB. 1. I. 2. 22.
RV. 4. 6. 7 — AV. 19. 56. 2 —
AB. 1. 25. 13 — 8. 7. 6 — SB. 8.2.1.31
MS. 4. 3. 9 (48. 13).
SB. 8. 1. 2. 21.
TS. 8. 5. 1. 5.
OB. 18. 8. 4. 11.
OB. 8. 4. 2. 21 — TS. 6. 4. 5. 6 —
MS. 1. 10. 19 (159. 4) — TBr. 1. 4. 4. 2 —
Täp^. Br. 18. 11. 17 — Läty. 8. 9. 15 —
Äpast.
OB. 18. 5. 1. 15.
RV. 7. 4. 6.
TS. 8. 1. 8. 2.
SB. 1. 7. 1. 15.
SB. 8. 3. 4. 6.
RV. 1. 41. 9.
TS. 6. 1. 3. 8 — Äpast. (Whitney,
Grammar § 983).
MS. 8. 5. 1 (47. 17).
32 Prita Wolff;
pattoh (B.)
+0" OB. 9. 5. 2. 1.
patoh (KB.)
6Mtn«o// (B.) SB. 3. 2. 1. 31 — 5. 1. 1. 9 — 9. 5. 2. 3 —
MS. 3. 5. 9 (59. 5) — 8^4. 8 (56. 5) —
TS. 3. 2. 10. 2 — Ait. Ar.
mathitoh (B.) AB. 1. 10. 2 — Ta94. Br. 7. 7. 15.
modttoi^ (B.)
mantoh (B.)
+a6M<' SB. 12. 5. 1. 16.
mardüoh (B.)
metoh (B.)
+prd° TBr. 1. 3. 10. 10 — MS. 3. 8. 2 (94. 1).
yotoh (RV.) RV. 6. 18. 11.
rantolf (B.)
-W? AB. 8. 48. 8.
roddhoh (B.) AB. 1. 10. 2.
vaMoh (B.) äB. 1. 5. 2. 10.
«dditoi^ (B. S.) TS. 3. 1. 2. 6.
+üd<> MS. 1. 4. 10 (58. 13).
+prd<» AB. 3. 15. 9 — Gop. Br. 3. 2. 10 -
TS. 3. 2. 9. 5 — MS. 4. 5. 3 (66. 12).
+sampra? Täp^. Br. 31. 3. 5.
varstoh (B.)
+0," AB. 8. 18. 11.
vastoh (RV.)«) RV, 1. 174. 3.
veüoh (JB.)
veäitoh (B.) MS. 1. 6. 5 (94. 8).
iarücit (AA.)
idritoüt (RV.) RV. 3. 53. 17.
safiktoh (B.)
sotob (V. B.) RV. 10. 86. 1.
sMioh (B. S.)
+«0^0 TS. 3. 3. 7. 3 — Gop. Br. 3. 2. 10 —
Äpast. Sr. 1. 16. 11.
svaritoh (JB.)
häntoh (V. B.) RV. 8. 30. 10 — TS. 8. 1. 1. 3.
+Miro TS. 8. 1. 8. 3 — Yäsk. Nir. 6. 2.
>) Bei Whitney Wurzeln nicht nnter den inflnitiTen Teneichnet.
Die itifinitive des Indischen und Iranischen. 33
* (B. S.)
+a« AB. 7. 2. 6.
+pratyava'> AB. 7. 33. 6.
litfwtfo// (B.) MS. 3. 1. 6 (7. 17) — 3. 2. 3 (19. 14)
— 3. 7. 8 (87. 4) - 3. 8. 7 (104. 4)
— 3. 9. 3 (1 16. 6) - 4. 7. 6 (100. 15)
AB. 1. 30. 11 - TBr. 1. 1. 8. 4
— TS. 3. 2. 4. 5.
hitoh (B. S.) TBr. 1. 4. 4. 2 — MS. 1. 8. 6 (124. 10)
— 1. 8. 7 (125. 11).
hvdlitoh (SB.)
-m" OB. 9. 5. 2. 1.
Anhang (siehe § 16):
^ra« SB. 13. 1. 3. 4 — 13. 2. 1. 6.
Drittes Kapitel.
Die arischen Infinitive auf -ah.
Allgemeines.
Päi^iui führt die infliiitive auf ~ah an den oben § 5 an-
"fefthrten stellen an. Ausserdem vergleiche man 3. 4, 17:
^pit^doh kdsun ^au s^ und t^'d wird in solchem falle as
angefügt*"; die weiteren worte s. in § 5,
Die Infinitive auf M^ sind formell genetiv-ablative von
iurzelnomina, und zwar werden sie nur aus konsonantisch
ausläutenden gebildete Das nomen zeigt sich stets in der
ti€fstiüe der wurzeL In einem falle erscheint die wurzel
ndt dem präsentischen nasal: nikmndali] das präsens ist
^war nicht belegt, ;aber aus dem rm-particip "^k^ima-
m erschliessen; vonSchroeder ändert allerdings an der be-
Ireffenden stelle MS. 3. 2. 2* (17. 7) in nikmdaljt. Der accent
nihl auf der wui-zelsilbe » auch wenn der infinitiv in der
XQstmmensetzung erscheint. Ausnahmen sind ganz vereinzelt;
80 jßidhäli und ri^äf/^ die man gleichwohl als inflnitive fassen
kian (vgl. auch das § 20 Über nid^^t gesagte), — Eine auf-
ftUige bildung ist nisßcüi (zu sar-) wegen seines -^; vgl.
Bartholomae, BB. 9. 302.
i ms twrgL Spnwhf- N. F. XX. 1. 3
34 Fritz Wolff;
Der gebrauch bewegt sich völlig im rahmen der tob-
infinitive, er ist wie dort rein genetivisch-ablativischer natnr.
Eine allgemein infinitivische Verwendung hatte Geldner,
KZ. 27. 217 in einem falle angenommen, RV. 10. 95. 4: Ü90
yddi vä^i hatte er dort übersetzt „so oft er zu essen ver-
langte". Das wäre ein Infinitiv abhängig von vaS- „wollen".
Geldner selbst hat später Ved. St. 1. 269 f. ü$ah als nomen
erklärt. Es soll zu einem verb vas- gehören, dem er nun-
mehr die bedeutung „spiessen, stechen" beilegt. üßoJ} bedeutet
ihm jetzt „liebhaber"; er übersetzt „so oft der liebhaber
nach ihr verlangt". Ob die Gel du ersehe fassung der stelle
richtig ist, mag dahingestellt bleiben; soviel jedoch scheint
mir sicher, dass die annähme eines ai^-infij)itivs, der anders als
ablativisch-genetivisch gebraucht wäre, nicht zu halten ist.
Der RV. bietet etwa 25 sichere belege des a/|-infinitiv8.
Brunnhofer, der KZ. 25. 329. flf. nur 7 stellen anführt,
fand, dass blos die beiden Sängerfamilien der Bhärgava und
Kä^va die infinitive auf -aJji anwenden, und zog daraus Schlüsse
auf die engen beziehungen der beiden familien. Da Brunn-
hofer aber nicht das gesammte material berücksichtigt hat,
und da die übrigen stellen anderen familien angehören, kann
von einer solch einseitigen Verwendung der ab- formen nicht
die rede sein.
Auch in nachvedischer' zeit hat der gebrauch der ah-
infinitive nicht zugenommen. Whitney, Wurzeln führt sie
unter etwa 20 wurzeln auf.
Es lag in der natur dieser büdungen, dass sie nicht all-
zuweite Verbreitung finden konnten; sie vermochten sich doch
nicht recht von dem boden loszureissen, auf dem sie geboren;
sie waren und blieben in einseitigem gebrauch. Dass sich
die ^oft-infinitive, obwohl sie keinen weiteren gebrauchsumfang
besassen, eine Zeitlang üppiger verbreiteten, haben sie sicher
der offensichtlichen bevorzugung des Suffixes tu- zur bildung
von Infinitiven zu danken.
§ 18.
Ber genetivische gebrauch der infinitive auf -ah.
Delbrück, Altind. Synt. s. 418 kennt für den RV. nur
den ablativischen gebrauch. Doch kann man wenigstens ein
beispiel für den genetivischen beibringen.
Die infinitivit df^^ Indischen und Ira^cheQ.
3&
EV. 2, 28» 6; naht tväd äre ninim^ canese f^denn ich bin
oicbt imstande fem von dir die angen zuzuthun*^. Säya^a giebt
zwar nime.?asya, doch ist wie Lud wig im Comm, (nr. 83, bd. L 87)
bemerkt die anffassung von fiinusaJi als Infinitiv vorzuziehen;
80 thöt es auch Whitney, Wurzeln und Kl, Ptbg. Wb. Wir
haben also eine construction wie bei den Infinitiven auf -tob:
(fe mit genetiviscbem inflnitiv. Noch in einem zweiten fall nimmt
Kl, Ptbg* Wb, einen genetivischen infinitiv an : apfcah in KV. 8.
4Ö. 9; ich komme darauf unten § 21 zurück.
Ebenfalls wie bei jenen ^a/ji*infinitiven finden wir in nach-
?edischer zeit den gebrauch von iSvarä- mit infinitiv auf -alj.
Aach die beziehungen von l§varä- 2\l subject und object sind
in derselben weise geregelt wie dort (vgl. § 8). Nur fehlt die
m&nnigfaltigkeit, die bei den Infinitiven auf -tofy erseheint, was
ja schon in der geringen hänfigkeit der a4-inflnitive seine er-
kUmng findet.
tivarä- richtet sich nach dem subject des satzes. Das
object des Infinitivs erscheint in dem casus, der bei dem ent-
sprechenden verb zu erwarten ist
MS. 3, 2* 2 (17. 7): l§varo v& e^a . . praßm paSün
fdhmndäJ) (ansg. nih^idah) ^der kann mensch und vieh durch
knarren umbringen**.
TS. 1, 7. 6» 6: Uvaräyn vdi vratäm ävis][^am pradahoip
jm nicht gelöstes geliibde kann zu gründe richten**,
TS. S* 4. 9. 7: tü yät saha särvH^ nirväped tSvarä enatn
fradaiwJt ^wenn er diese alle zusammen darbringt^ kdnnen sie
ik verbrennen^. Ähnlich TS. 3. L L 1,
SB. 12. 4 3* 4: üimrou vä etäu nirdähal}. Delbrück:
,die beiden können verbrennen"*.
MS* 3. 6. 6 (67 schlnss): tänp enam Utmräf]ti pratifmdaljt.
Delbrück: „sie können ihn wegstossen".
MS. 4- 3. 6 (45. 4): livarär^ vü etäm etäni chandämsi
nirmfjaif „diese heiligen lieder können ihn wegwischen". —
.Umüch MS. 3, 3. 1 (26. 12) und 3. 5. 1 (47. 17), wo Uvarä steht.
TS. ä. 2. 1. 2: i^aro vü e^ä päräf't pradäghcJi „der kaUD
mf nimmerrückkehr stürzen". Vgl. das Gr, Ptbg. Wb. <— Eben-
n äß. 13- 1. ä. 4 und 2, 1, 6^ wo aber praddgholi steht.
Brannhof er, BB. 10. 244 und Delbrück s. 431 tühren
i&e&e stellen unter den oi^-inflnitiven an, ohne ein wort zu
3*
36
Fritz Wolff,
bemerken, dass das eine correctur ist, während Whitney»
Wurzeln pradäghöh^ wie der text bietet, stehen lässt (vgl § 16)*
MS* 4» l, 9 (IL 10): sei \§vaT6 ^Mnim tejma yäjamänasya
pasün nird&h^^t* Delbrück: „er kann wenn er nicht besänftigt
ist, dnrch feuerkraft das vieh de^ opferers yerbrennen*.
TS, 5. 4. 4. 3 : Uvaro väi täni S^icä pradäkali „er kann j
üiE durch kummer verbrennen**,
§ 19-
0er ablati?igcbe gebrauch der inflnitiTe auf -ah.
Der ablativische gebrauch ist bei den o/t-ininitiven im]
RV, ausgebildeter als bei den toift -infinitiven (vgl § 9 ff.)-]
Besonders tiitt dies in ihrer abhängigkeit von verben hervor J
Was ihren gebrauch nach präpositionen anlangt, so erscheint'
neben pur& und ä auch r^e und in nachvedischer zeit in einem
ffiJle prak; die Verwendung des a^j-iaflnitivs bei purä scheint J
später nicht mehr vorzukommen (s. Delbrück s, 431). Äberl
noch eine andere construction ist im Veda vorhanden: derj
Infinitiv abhängig von nominibus.
§20.
]>ie infliiitive auf -oJjl von verben abhängeudi.
Es kommt dieselbe kategorie von verben in betracht wiej
bei den fo^/-infinitiven (vgL § 10), Ich ordne nach deren]
bedeutung.
Nach verben des „Schützens": pa-j tra-j rak^-, pari-tß-^
Nach pa-:
RV, 3* 5. 3. (i : druho rmili sampfeaJi pähi sürfn f,schüt^e1
die Opferherren davor, dass feind und Schädiger sie berühren*^.]
— Ludwig (nr. 184): „nacbstellem und befeindung'*. Besser]
ist der singular, mit attraction an den infinitiv anzunehmen/
EV. 3, 39, 4: vüräsah pätam mmän „schützt uns dav0r|
zusammenzubrechen" .
KV* 3. L 9: tmm . -pärnj adhfed}}, Ludwig (nr. 294);
^du schützest vor angiiff^, ebenso KL Ptbg, Wb»; wenn rnanl
aber adhf^aJi als infinitiv fasst^ und es spricht nichts dagegen^l
wird man es wohl als passivischen nehmen müssen: „du
schützest uns davor, angegiiffen zu werden*^.
Die infinitive des Indiachen and Iranischen,
37
Auch nkhi}} Hesse sich als Infinitiv fassen, allerdings müsste
es daim an allen stellen als passivischer infinitiv genommen
werden. Der accent würde gegen diese annähme nicht allzu-
sehr ins gemcht fallen; s. HficUi weiter unten.
RV. 6. 6L 11: särasvati nidäs patu ^Sarasvati soll (uns)
davor schützen angefeindet zu werden".
Den accent auf dem suffix finden wir auch bei rUtaf^f das
Whitney, Wurzeln trotzdem unter den infinitiven anführt.
Dieconstruction spricht in der that in einer anzahl falle dafiir ; so
HV. 1. 41. 2: yäm . ,päMi martyant ri^äli ^den sterblichen,
den sie davor schützen schaden zu nehmen"* Ebenso 5. 52. 4 —
k 67- 3.
RV. 1, 98. 2: sä ?ro dim sä rmih pätu näJäam ^er soll
wm tag und nacht davor schlitzen schaden zu nehmen**» —
ÄkuUch 10. 87, 1.
RV, 3. 31, 20: indra , . pähi no risiäJi; ebenso 6, 24* 10.
In RV. 6. 3, 1 haben wir eine form ämhaliy die nur an
dieser einen stelle erscheint und von G-rassmann im Wb. für
einen ablativ aus mnh- t j,Enge*^ gehalten wird* Man wird
oiffhoi^ wahrscheinlich auch als infinitiv fassen können*
y&m . . päsi tyajasü märtam amhah. Ludwig (nr. 369) :
^den du . . schlitzest den sterblichen durch Vernichtung der be-
diiognis^j was, wie er im commentar selbst zugiebt, sehr hart ist*
•*Oae decke, Accusaüv s. 289 hat tibersehen, dass
das Gr. Ptbg* Wb. die stelle im nach trag erklärt; er
tiisst mit gegen überstellung von mn^iomüc- „(aus)
bedrängnis erlösend*^ in RV, 10, 63, 9. und yä , * ärßi^aso
mucäi in 8. 24. 27 ämhah als „speciaHsirenden in-
haltsaccusaüv". — Die Ptbg*er Wb.er geben an,
mfiJial} stehe aui versende für iftphasiü/. — Geldner,
Ved. 8t 2. 32, nimmt ämhasd als grundlage; ebenso
stehe nie räcah für väcasah, sondern stets fiii^ väcam
Geldner will dann tyäjasa und änihasä asyndetisch
zusammengehörig gedacht wissen, tyäjas-^ dessen be-
deutung Grassmann Wb* gegen Gr. Ptbg* Wb.
mit ^wurfwatfe, angrifl'^ angiebt, sei vielmehr „zom,
hass, feindschaft"; s* aber jetzt Oldenberg ZDMGp
55* 280 ff,, der die bedeutung mit der des verbs ttjaj-
in einklang zu bringen sucht, — Die stelle yäm , ,
pdm tydjmü mufiam ämh^h soll nach Geldner zu
38
Fritz Wolfll
Übersetzen sein „welchen sterbUcben du schirmst vor
häss und not"* Er muss sich also, um diese Über-
setzung zu rechtfertigen, darauf berufen, dass zwischen
instrumental und ablativ wechselbeziehung^en statt-
finden, und dass muc- häufig den instrumental statt
des ablativs bei sich führt; ob aber diese constrnc-
tion auch bei pa- vorkommt, sagt er nicht, und das Gr.
Ptbg. Wb. bat dafür kein beispiel; auch sonst habe
ich nirgends etwas über den instrumental nach pa-
gefuuden. Der Wechsel zwischsen instrumental und
ablativ bezieht sich im wesentlichen auf komparations-
instnimentale ; vgL Speyer, Ved. und Skt. Synt. s. 12.
Das auftreten des iastrumentals bei muc- „lösen, ab-
schirren" dürfte doch eine sehr leichte erklärung
darin finden, dass es das gegenstück zu yu}- „ver-
binden, anschirren" darstellt.
Ich meine, dass man die stelle, ohne eine änderung und
Unregelmässigkeit anzunehmen, erklären kann. ämhuJ} ist als
passivischei* Infinitiv zu fassen und fyäjam von diesem ab-
hängig; ich würde danach übersetzen: „welchen sterblichen
du davor schützest, durch feindschaft bedrängt zu werden".
Aui' diese weise käme auch die bedeutung von anihali deut-
licher heraus. Allerdings ist zu bemerken, dass dwhah eine
nicht normale form zeigt, da wir bei den ai -Infinitiven die
tiefstulenfonn *dhah erwarten würden.
Nach tra-:
EV. 3. 29. 6: tradhvmii no devü nijüro vfkasya trädhvcoß
hmiad avapädalji „hütet uns davor, dass der wolf uns fresse,
hütet uns davor in die gi-ube zu fallen"* avapädah wird
allgemein als infinitiv gefasst, karfät durch attraction erklärt;
vgl. Ludwig, Comm. (zu nn 198, bd, I. 197). — Den ersten
teil übersetzt Ludwig „rettet uns vor dem tode des wolfes^.
Dazu fügt er im comm. hinzu: „Säyaoa nihaiiät; es ist wohl
der elende tod des abgehetzten wolfes gemeint". Wenn über-
haupt ein vergleich vorläge, würde er doch nicht in nijnrali^
sondern in vfkasya zu suchen sein ! Das Kl. Ptbg. Wb. verweist
hn nachtnig auf Aufrecht, KZ. 27. 609 f., der die bedeutung
„verschlingen^ feststellt, im übrigen aber wie Grassmann
im Wb. nij^ als casus eines Substantivs fasst und übersetzt ^vor
dem Schlünde (wörtlich dem verschlingen) des wolfes (ver-
Die inBnitiTe des Indisclien und Iramschen.
m
fol^ers)". — Der parallelismus der beiden teile ist zu augeü-
sebeinlich als dass man iß dem einen faUe ein substanti?
(mjHrah), im andern einen infinitiv (avapäd^i) annehmen dürfte.
^kasya ist entweder snbjectivisch zu nehmen: „dass der wolf
fresse'^, dann sind stellen zu vergleichen wie purä siXrya-
ßyiddölij oder aber man fasst den infinitiv passivisch „gefressen
zu werden" und nimmt dann nfkasya als „vom wolfe**, mit
atlraction an nijiiralh ^
Nach rate-:
RV. 8. 48.5: te mä rak^antu visra$a§ cariträt Delbrück
&» 111 (wörtlich); „sie mögen mich schützen vor dem abbrechen,
vor dem flisse".
**Delbrück hatte EV. 3. 29. 6: trädhvam kartM
avapMah s. 90 übersetzt „rettet (uns) vor der grübe,
dem faü"^. Auf diese weise kann es den anschein ge-
winnen j als ob beide fälle gleichwertig seien. Beim
letzten haben wir in kartM ein object zu avapädah;
in 8* 48. 5 ist aber cariträt nicht etwa als Objekt zu
visramb zu denken; hätten wir doch sonst eine con-
struction im Indischen anzunehmen, die unserer
deutschen entspräche ^^er bricht ein bein**, was eigent-
lich ist „ihm bricht ein beiu*' (vgl Paulj Wh. s,
80), msrä^salt bedeutet auch ursprüagiich eher „sich
lösen, sieh ablösen, abfallen*^. Wii^ müssen in cariträt
das subject zu der verbalen, in avasräsaf} aus-
gedrückten thätigkeit sehen und übersetzen „sie
mögen uns vor dem abfallen des beines schützen".
Nach pari-yü- :
HV. 6. 63. 2: pari ha tyäd vartir yäiho ris^h Geldner,
Ted. Stud, 2, 31 „ihr haltet jetzt wache vor dem feind". —
(xeldner verlangt s. 30 t für vartis- die bedentung ^ronde,
w&chtgang", für vartir yä- „die roude fahren" (cu^im-ire)
Er iibeiBetzt aber gamicht pdri^ das doch zu ya- gezogen
werden mass. Grassmann, Wb.giebt f\lTpari-ya- die bedentung
fhStend umgehen^. Und diese annähme wird wohl zutreffen.
Da« davon abhängige rlmh kann man dann sehr wohl als
(piÄivischen) infinitiv fassen, wie es auch Ludwig im
Gmm. (zn nn 50 bd. L 58) trotz Säyaijas hhmakmya
Wrafr will.
40 ^^^r ^"ntz WoW
Nach yie-.
RV, 3. 33, 1 : mä nah sfm/asya samdfso ynyothüh ^hiadei?"
uns nicht die soBne zu sehauen**; süryamfci ist attrahirt aa
den infinitiv (vgl § 12 u. 13). Ludwig führt ini Comm*
(zu nr. 708 bd. ü. 266) zum beweise des infiuitivcharaktei"«
von sanidßa}} die folgende stelle an,
TS. 1. 6, 6. 1: samdi§a$ te mä chitsi „man störe mich nicht
dich zu schauen'*. Es ist das einzige mir aus nachvediscber zeit
bekannte heispiel, das den Infinitiv auf -ah nach einem verb zeigt*
Nach bhl-:
RV, 10* 138. 5: indrasya väjrad abü/hed ahhUnäthalt.
Delbrück s. 111 y,sie fürchtete sich vor dem keil des Indra,
dass er sie zerschmettere" (vgL 8> 39 zu RV* 8. 48. 5)*
RV* 10* 92. 8 : stiraS cid & harita asya riramad — indraä
ä kä& cid hkayate tämyasal^ — bhimmya vf^o jathärad al)hi-
^mso — divMive sähuri stmin nbadhitafi.
Ludwig (nr, 239): „dem Svar sogar hat er die falben
angehalten, vor Indra fürchtet sich jeder als vor dem
stärkeren; der aufhaueh aas des furchtbaren stieres bauche
donnert tag für tag siegreich unbehiuderf*.
Grassmann übersetzt die erste hälfte ähnlich; die zweite:
*,vor seines bauches sausen des gewaltigen Stiers (d. h. scheut
sich jeder); der sieger donnert ungehindert, tag ftir tag",
Kappus, Hg. ablativ s. 67 (wo die stelle unter den
Verben des schalls angeführt wird: „der ausgangspunkt des
schalls Im ablativ"): wie Ludwig*
Grassmann und Ludwig (ebenso das Gr. Ptbg, Wb.)
nehmen ^AkUväsat^i als nominativ eines nomens „der aufhaueh,
das aufstossen'*. Delbrück, Altind. Verb. s. 227, W h i t n e y,
Wurzeln, Kl. Ptbg* Wb. geben es als Infinitiv an; letzteres:
„ablativischer infinitiv, vor dem herblaaen (sich fürchten)*^;
ebenso Grass mann in der Übersetzung. Delbrück, Altind,
Synt* hält die stelle für zweifelhaft — Somit hätten wii' hier
wahrscheinlich einen Infinitiv» abhängig von hkayate^ das man
aus der ersten sti^ophenhälfte ergänzen muss*
Nach stabh' :
RV. 3, 17. 5: ästabhmin niMyäya dyäm avasräsaf.i ^er
sicherte durch kunstvolle befestigung den himmel davor ein-
zufallen". Kl. Ptbg. Wb. „ne decidat". VgL aus dem Ave^ta
Y. 44. 4, unten § 26.
Bie MöitiTe am Indiachen un^ Tranischeö.
41
Vielleicht hierher, nach ubj-:
RV. 4. 19. 0 : ätarpmjo vüßa utja ürmim ; nach Gi\ Ptbg*
Wb, (7.777) „Infinitiv oder adjectiv"; nach Roth (70 Lieder)
ii^iutiT, ebenso Bartholomae, BB. 9. 302, Man würde
d^in zu. übersetzen haben : ^du sättigest die fluten, du hieltest
de davon ab zu entströmen*^, Kaegi (70 Lieder s. 66):
,Die fluten stilltest, hieltest du zusammen^* Ludwig, der
ach im Comm. gegen die auffassung als Infinitiv erklärt
(or. 519): „du sättigtest die rinnen^ triebst an die wellen".
Wir sehen, dass der iufinitiv auf -aJjt nach verben im
Veda häufiger ist als der auf -töJi- — Aus der nachvedischen
3£pit kenne ich nur eine hierher gehörige stelle, TS. 1, 6, 6. 1,
die ich seite 40 angeführt habe.
Der ablativiHcbe Infinitiv auf -ah «ach präpOHitioneu«
§2L
Nach L
Der gebrauch des a/>-infimtivs bei ä ist selten (Delbrück,
Altind. Synt. erwähnt ihn überhaupt nicht), vedisch wie
nachvedisch*
RV. 1. 15L 5: ä nimniüa tisäscü^ „bis zum vergehen der
morgenrote" ; vgL MS. 4 2. 1 (23. 3) : ä tu smyasySäetoJi „bis
zum auf gang der sonne**; freistehend erscheint mit derselben
ted^tung & nimrumf) in RV* 1, 161. 10,
Hierher möchte ich noch eine andere stelle ziehen,
RV, 8. 40, 9: väsvo vlrasyäpfco yä ftü sädkanta no dhiyo
mbhantam amfakS same, Brnnnhofer, KZ, 25. 344 führt
ipfcoh unter den infinitiven an, allerdings als einen nicht ganz
ddieren: ebenso ör. Ptbg. Wb. mit der bedeutung „sich
sittigen** ; Kl. Ptbg. Wb. gieht an „genetivischer inflnitiv ; um
m füllen, — sättigen RV. 8. 40. 9^. Delbrück erwähnt
die stelle weder altind. Verb, noch altind. Synt. Grass-
mann im Wb, bietet „Adj, erfüllend, durchdringend**; Lud-
wig (nr, 754) übersetzt „an einen guten (um gutes an einen?)
beiden wanden sich diese unsere lieder, die sich mm erfüllen
idlen: hindern lassen sollen sich alle die anderen un-
bedeutenden^. Qrassmann überträgt den schhiB „zerstieben
*)B der feinde schar*^. Vgl. Ludwig, Comm. IL 299, wonach
üe Wortstellung für beziehung von apfcali und dhUjali sprechen
wU. Ludwig muss also wie Grass mann ein santi ergänzen
luid sieht dann in äpfctj^^ ein adjeetiv wie jener.
42 Fritz Wolff,
Wie aber kommen Brunnhofe r und die Ptbg.er Wb.er
zu der auffassung von apfcah als infinitiv?
Ich glaube, wenn man statt apfcah liest *äpfcah und es
in ^ + pfcah oder n + apfcah auflöst, lässt sich die stelle im
selben Sinn wie die obigen erklären. Eline ähnliche Auflösung
sahen wir oben (§ 8 Ende) Eggeling zu dB. 13. 5. 1. 1
Yomehmen (Delbrück ä-gantoh, Eggeling ä ägantoh). Auf
diese weise erhalten wir hier die Übersetzung ^ . . , bis unsere
lieder, die sich nun erfüllen sollen, den guten beiden (Saya9a
tavendrasya) zuMeden stellen (eig. sättigen) . . **.
Auch aus nachvedischen texten führt Delbrück a mit
infinitiv auf -aJ} nicht an. Ein Beispiel ist:
AB. 8. 20. 7: a visrasah „bis zur gebrechlichkeit des
alters". Im Kl. Ptbg. Wb. wird visr^ als infinitiv angefahrt.
§22.
Nach purä, j^e, prak.
Es kommen nur wenige stellen in betracht.
1) purä:
RV. 8. 1. 12: purä jatrubhya atfdah „ohne die glieder
zu zerspalten**; die attraction wie in 3. 29. 6 (s. oben § 20).
Ebenso wörtlich AV. 14. 2. 47 und SV. 1. 3. 2. 1. 2.
RV. 10. 97. 11: ätmä yähmasya na§yati purä jivagfbho
yatha. Ludwig (nr. 1026): „es schwindet der Schwindsucht
dämon, als wie vor dem der lebendes ergreift (dem tode)";
vgl. Wilhelm, De infinitivo s. 8, wo eine Übersetzung Roths
gegeben ist. Im Comm. U. 559 findet Ludwig den rechten
sinn der Strophe und übersetzt „ehe er noch gleichsam an das
lebendige greift". — Die bildung eines solchen Infinitivs mit
nominalcomposition braucht nicht aufzufallen; wir finden der-
artige compositionen, die sicher infinitivisch gebraucht wurden,
auch in anderen klassen.
Wahrscheinlich wird man hierher auch RV. 1. 24. 4 und
8. 78. 6 ziehen dürfen.
RV. 1. 24. 4: SaSamanäli purä niddh, Ludwig (nr. 81)
„geopfert, noch ehe der tadel kam".
RV. 8. 78. 6: sä ynanyüm martyanäm . . cikl^ate purä
nidä.^ ciklßate. Ludwig (nr. 616) „den zom der menschen
spürt er auf; ehe noch (ihn) tadel trifft, spürt ers auf ; siehe
Die inGnilive dei Indlscben und Iranischf^n.
43
dazu nach Ludwig, Comm. bd. ü. 177* — Besonders ün
letzten fall scheint die auffassun^ von nidaJj als infinitiv eiu-
leuchtend. Ludwig scheut sich oflfenhar, den infinitiv passivisch
zu nehmen; mir scheint es das natürliche, da sonst ein ageos
fehlte; also: „bevor er getadelt wird**; s. oben über nidäh^ § 20.
Sicher hierher gehört VS, L 28: purä krurasya visfpah
^ohne dass sich die Rohheit verbreitet'' (zu PäniniS, 4. 17.).
AB. 3* 6. 14 (Yajug-Vers) : pnra nähhya api^asal^ «ohö^
den nahe! wegzuschneiden" (Gr. Ptbg. Wb.)^ Delbrück s. 431
sagt, der ablativische gebrauch bei pura scheine in der prosa
nicht belegt zu sein.
2) ][ie an zwei vediachen steUen,
RV. 8, h 12 (= AV. 14. 2. 47 = SV. L 3. 2. L 2): f*.^
eid (ü^hUrimh (purä jatruUiya ätfdal}.). Delbrück „ohne
irgend ein verbinden", KK Ptbg, Wb. nimmt a^ als Substantiv,
was wegen des parallelismns mit dem folgenden, durch pura
eingeleiteten Satze nicht wohl möglich ist.
RV, 8* 27. 17: jrte sd vindate yudha}i ,,ohne zu kämpfen
trwirbt er**. Auf diese stelle weist Bartholomaej KZ. 28,
23 hin, zum vergleich mit Y. 3L Ib: hanara västryehyä ae^mioM
{%, unten § 25).
3) präk ist anscheinend nur an einer stelle belegt,
Eathop, 6. 4: prak sarlrabi/a visrmah „bevor der leib zu-
ammenbricht" (Kl. Ptbg. Wb.).
§23.
f Der abist ivische infinitiv auf -ah bei nominibu!«.
ll Ftr diese construction , die bei den to/^-infinitiven nicht
I Torhanden war, verzeichnet Delbrück s. 418 einen einzigen
I fall, des^sen sinu auch nicht einmal deutlich sei.
I RV, 10, 108. 2: atiskädo bhiyäsa tan na avat Ludwig
k(pr. 992) „aus furcht (vor der schmach) übersprungen zu
Bferden hat das (wasser selber) uns geholfen". Die con-
itraetion ist nicht sehr auffällig, wenn man in betracht zieht,
wie die verba des furchtens behandelt werden,
§ 24
inh&iig zu den a/^infliiitiveu ; Iraui»che o^Hinflnitivei
Hau hat die bildung der (arischen) a??4nfinitive auch auf
irmischem gebiet gesucht und datur hier und da belege ge-
44
PtHe Wolff,
bracht. Die eiozige form, die wohl sicher hierher gehört^
mr^, von Bartholomae, KZ. 28, 22 allein unter -a§ aas den
Gäthas aiigefiihrt. Die bildung von mn) ist die gleiche wie
die der indischen formen : sar^ geht znrtick aul' ^^^ro^ (s. dazu
Bartholomae, KZ. 27* 204); wenigstens werden wii* das
in antilogie zu den indischen formen annehmen müssen; sie
entspricht also ganz der von nijurdl^i. Die stelle lautet:
y, 49. 3: tu vüv}mL^ sar^ -^uya (so J» etc., N, A* isyüi)
manavJWf das Bartholomae, Wh. sp* 1565 übei-setzt ^dram
verlange ich, dass man sich an Vohu Manah anschliesse''.
**Fiir das verb as- giebt Bartholomae, Wl>, sp. 342
die bedeutung ^streben, verlangen nach". Dass der
geneüv nach den verben des Verlangens indo-
germanisch ist, zeigt die iibereinstimnmng der ver-
schiedenen sprachen in dieser constj'uction ; vgL gr.
öQdyö^ai Ti»'og etc* Bei dem mit ä£- etymologisch
verwandten ai. ihate finden wir ebenfalls den Infinitiv;
s. Gr. Ptbg. Wb. 1. 867.
Die constniction manavhö mrj (statt des in-
stmmentals manavha) ist völlig identisch mit der im
altindischen vorliegenden attraction; s, die literatur-
angaben bei Bartholomae, Wb. sp. 1565. Im
Ördr. Ir. ?h. § 257 ist sar^ nicht angetlihrt
Wenn Gregolre, KZ» 35. 111 sagt „Qnel qua
soit le sens qne Ton donne k mrä, le genitif vav~
Jmis manavhö en depend", so kann man ihm ent-
gegenhalten: wenn man sar- f, die ihm allein zu-
kommende bedeutung „Vereinigung" giebt ^ nicht wie
Darmesteter 1- 322 no, „Je dMre la maitrise de
V. M," übersetzt, — so würde man doch eher einen in-
st mmental dabei erwarten; denn unter den neun von
Bartholomae, Wb. sp, 15(J4 angeflihrten fidlen, in
denen sar- ein object bei sich hat, steht dies vier-
mal im instrumental, und unter den übrigen fünf
malen findet es sich einmal neben dem genetiv sarö
(y. 31. 21 : xsad^'ahyü mrö . . vazdvar^), ein zweites
mal (Y. 35* 8; amhya , . sairi mahya mr^zme) ist
der genetiv aus dem gründe erforderlich, weil sar-
in correspondenz mit V9r&z7ma- (mit genetiv) steht,
und scblieülich an einer dritten stelle (Y, 53. 3:
Die mfinitive dts Indiseben und IranisclieD.
45
vav}i^us ^paUyastlm manavhö , , dat saf*dm) ist der
accusati%^ saram schon selbst von einem nomen ab-
hängig, so dass die construction schwerfällig geworden
wäre, wenn aach noch ein von sar- verbal ab-
hängiges object hiezugekommen wäre.
Barth olomae hatte BB, 9. 302 noch zwei andere
IbmieD za den genetivisch- ablativischen bildiingen auf -a/>
geeteUt: tmr^iö und frayratö. Würde auch die construction
eme solche annähme zulassen, so dürfte ihr sicher die büdung
der formen entgegentreten, besonders bei letzter. Ist das 4-
auch in msrdtö noch einigermassen zu erklären — siehe
Barth olomae, a» a* o,, wo er für die bildung auf aL visfta}.i
BV. 4. 19-5 {s. 0, § 20) verweist, — so ist es bei frayrätö
Undenkbar, Und so fasst er es denn jetzt (\Vb. sp. 977) als
locativ zu frap-äfay- (raof:^at^hqm fr^ „beim erwachen des
ti^slichts"), wie schon Geldner Studien s, 141 that; vgl.
uoch Bartholomae, BB* 9, 311 uo, 7- — Die fassung von
wi»rBtö als genetivisch -ablativischen inflnitiv auf -ak hat
Barthotoma e schon Grdr. Ir. Ph. § 257 no. aufgegeben;
s. uuten bei den locativischen Infinitiven,
Es bleibt also nur ein einziger sicherer beleg fiir die alt-
inftüitive im Iranischen übrig: sar^ Y, 49. 3.
§ 25.
inliaiig zu den er^-iiiflnitiveu: av. amavhö Y. 31. 1&.
Ebenfalls ein «i-infinitiv, aber kein aus einem wunsel-
iLomen abgeleiteter, ist das av, aenavhö, das Bartholomae,
KZ, 2S. 22 als infiiiitiv aus dem präsensstamm mit suffix -sah
gebildet erklärt; Bartholomae betont allerdings dabei (s. 19),
dies der präsensstamm nicht belegt ist Im Grdr, Ir. Ph.
aber ist die bildung nicht mehr unter den Infinitiven erwähnt,
Q&d auch im \Vb* ist aenavhö als casus eines namens erklärt.
Rragmann. Grdn 2. 1415 (§ 10^9) führt es allerdings als
intinitiv an» thut dies aber jedenfalls nur eben im anschluss an
i^arth olomae. Über die bildung von apjmvhö s, n, bei den
daüvischeu infinitiveu. Die stelle lautet:
V.31* ib: t/5 mit jyöiüm havar^ muasil västryehyü a^navh)
fomm tnraal(''a adrujyantö. Bartholomae hatte KZ, 28. 23
.ohae dass er des frommen ackerbanem herde und leute ver-
46
Fritz Wolff,
gewaltig!^, übersetzt. Im Wb. sp. 611, 62 dagegen: y^der seinen
lebensunterhalt nicht findet ohne gewaltthat an des banem
thieren nnd lenten, der (ihm doch) kein arg thut". —
Darmesteter(l. 231): ^(quelle est la ponition dn malfaitenr)
qui n'accepte point de ranc^on ponr la vie; de celoi qoi
opprime le labonreor qui a maltrait6 ni tronpeaox ni hommes*'.
**Darmesteter zerschneidet den satz in zwei theile, er
macht aenavhözam nominativ, was ihm schonGr 6goire.
KZ. 35. 110 vorwirft (s. dort auch die anmerkungen).
Aber auch dieser lässt von (isnavhö nicht pasätis^
vlraaJUfaj sondern vostryehya abhängen. Darmesteter
geht dabei von der anschauung aus (gestützt auf aus-
führungen im Dinkart), dass es sich um einen mann
handle, der aus lust am morden menschen tötet und
nicht davon ablässt, auch wenn ihm entschädigungs-
geld {Juxnard: han- mereri"!) angeboten wird.
Von asnavhö hängt also pamis viraati^ ab, und man thut
wohl am besten, diese als attrahirt an oBnavhö zu erklären
und somit dies als Infinitiv aufzufassen, d. h. Bartholomaes
frühere auffassung (KZ. 28. 23) wieder aufzunehmen.
Wir haben somit bei hanard dieselbe construction wie bei
rte in RV. 8. 27. 17: ^te sä vindate yudhäb; s. o. § 22.
Infinitive auf -aJ}.
A. Altindische.
{amhah
RV. 6. 3. 1.)
{ii?ak
RV. 10. 95. 4.)
-Hibhy^
kamah (B.)
K. 26. 1.
K. 26. 2.
kmnäjaJi (B.)
""gämal} (MS.)
MS. 3. 2. 2 (17. 7.) Ausg. ^kmdaft^
gfbhah
+jiva''
jurah
RV. 10. 97. 11.
RV. 2. 29. 6.
ttm (V.)
Pän. S. 4. 13.
+a«
RV. 8. 1. 12 — AV. 14. 2. 47
SV. 1. 3. 2. 1. 2.
Die infinitive des Indischen und Innischen. 47
Hraaah (£•)
däghab (B.)
+jwa» TS. 5, 2. 1. 2 — TB. 1. 3. 7. 7
(SB. 18. 1. 3. 4 — 13. 2. 1. 6;
der tezt hat °däghoh.)
iähah (B.)
+nir« SB. 13. 4. 3. 4 - MS. 4. 1. 9. (11. 10) —
Tänd. Br. 3. 17. 3.
+pra» TS. 1. 7. 6. 6 — 3. 1. 1. 1
— 8. 4. 9. 7 — 5. 4. 4. 3.
+MIH» RV. 3. 33. 1 — TS. 1. 6. 6. 1.
dhftah (EV.)
-HP» RV. 3. 1. 9.
{mm RV. 1. 24. 4 — 3. 34. 15 - 6. 87. 6
— 6. 14. 5 — 6. 61. 11 — 8. 78v 6
— 9. 29. 5 — 9. 61. 30 — 9. 70. 10.)
H&dah (K.)
+praet» MS. 3. 6. 6 (67 schluss).
padah (V. B.)
+am« RV. 3. 29. 6.
'furah (K.)
ficah (V. B. S.)
-HT RV. 8. 40. 9.
H-Mm- RV. 3. 35. 6 — TS. 1. 1. 1. 2.
««?«* (RV.)
+ni'' RV. 3. 28. 6.
mfjah (B.)
+«ir* MS. 3. 3. 1 (26. 12) — 3. 5. 1 (47. 17)
— 4. 3. 6 (45. 4) — Tä94. Br. 3. 2. 3.
mrieah (RV.)
+ni'> RV. 1. 151. 5-1. 161. 10.
ywOtäh RV. 8. 27. 17.
mäh (RV.) RV. 1. 41. 2 — 1. 98. 2 - (3. 26. 4)
— (3. 34. 9) — (3. 35. 6) — 8. 31. 20
— 5. 52. 4 — 5. 67. 3 — 6. 24. 10
— 6. 63. 2 — (10. 36. 2) — 10. 87. 1.
likhah
-Mn» Päfl. 8. 4. 13.
>f«<*(B.)
•bM(K.)
48
Fritz WolC
idralt (B.)
-Hipi«
AB. 3. 6. 14.
hidthah (RV.)
+o6Äi«
RV. 10. 138. 5.
imal^ (V.)
+a6Äi»
RV. 8. 1, 12 — AV. 14. 2. 47.
hiäsaJf, (RV.)
+o6Äi»
RV. 10. 92. 8.
«fta«
-Mn»
RV. 4. 19. 5.
efpah (B.) .
+«i°
VS. 1. 28.
«Ädda« (RV.)
+aM?
RV. 10. 108. 2 — Ait Ar. 17. 14.
"spfm (B.)
«rosaft (V, B. ü.)
-Mtvo*
RV. 3. 17. 5.
-KH»
RV. 3. 39. 4 — 8. 48. 5 — AV. 19. 34. 3
— AB. 8. 20. 7 — Kathop. 6. 4.
B. Altiranische.
(frayratö).
(mantö).
sarä
Y. 49. 3.
Anhang.
asnaohö
Y. 81. 15.
Viertes kapitel.
Die fibrigen ablativisch-genetivischen infinitive.
Zu den besprochenen ablativisch-genetivischen inflDitiyen
des Avesta kommen einige andere von abweichender Gestalt,
die aber wie jene im gebranch zn den indischen stimmen.
Zur bildnng s. n. bei jeder einzelnen art.
§26.
Iranische inflnitiye auf -töis.
Eine bildung ähnlich der der altindischen inflnitiye
auf -toh ist die im gAw. vorliegende auf -töis. Bei der
geringen anzahl der belege (im ganzen yier formen) lässt sich
das Prinzip der bildung nicht mit Sicherheit feststellen. — Zur
Inßnitite dm
en und Iramietoen,
49
bildnng von frorBtöis vgl GIrPh* L 182 bei 28; für darstöis und
hnn.pürMöii verweise ich attf Bartholomae, IF. 9. 264.
Die vier formen sind: avapctsUü \\ 44. 4 — fröratöis
\\ 46. 4 — darMöiSf hSm^parHow Y. 33. 6.
Y. 4ft. 4: at img dr^gvd tßng aMhyä vaidrhig pat gd
frördtöu „der draggenosse hält die for derer des A§a davon ab
das rind zu tordern'* (nach Bartholomae, Wb, sp, 1024). —
KZ. 28. 23 hatte Bartholoraae frörBnföw gelesen und dar-
nach die stelle anders aufgefasst, s. dort. — Wir haben es hier
syntaktisch mit der s. 16 ff. besprochenen und belegten eon-
stxuction ^u tliun: ein ablativischer Infinitiv ist abhängig von
einem verb des „Schützens, abwehrens" ; s. auch unten unter
^■^ Y. 44. 4; kasrtä daratä zqm . , avapmtoiL Bartbolomae,
^iFh. sp. 173 ^wer wahrt« die erde, dass sie nicht herabfiel".
V **Die conslruction ist wie eben in Y. 46. 4 zu
beurteilen. Wenn Gr^goire KZ. 35. 109 sagt „Le
sens Premier du verbe (tenir, fixer et non ; empecher)
est eucore trop clair pour qu'on en fasse [dßpendre]
nn Infinitiv'' (vgl. Darmesteter L 288, der selbst
ttot€ angiebt ^a fix6 contre la chute"), so hat Bar-
tholomae, Wh. sp. 173 no. dagegen vedische
stellen geltend gemacht, die seine auft'assung der ave-
stiscben stelle rechtfertigen. Sjutaktisch genau ent-
spricht EV. 3. 17. 5: ästahhMüt . . dyäm avasräsalj.
Für den sinn und die sinnliche anschauung vergleiche
mau BV. 1. 105p 3r mo m^-svar äva pädi dwäh.
Y. '13. 6: täJöi ^izyä (N. A. uyai) ahura nia^d^ dars-
*ÄMr h^m^paniöisi^ä, Barth olomae, Wb. sp, 700: „(so)
verlange ich diese deine beiden, o Ahura Mazdah, zu erschauen
(aimlich A^a) und zu rate zu ziehen (nämlich Vohu Manah)". ~
Zur constmction vergleiche das oben, § 25 zu aenavhö ge-
sagte. — Darmesteter 1. 246 übei'setzt etwas anders als
B a r t h 0 1 0 m a e , aber auch mit einem infinitiv; „ * - je d^sire de
im, 0 Ahnra Mazdah: te voir et t^entretenir". Um so wunder-
barer ist es, dass Gregoire, K2. 35. 109, der sich sonst doch
KtetB auf Darmesteter beruft, nichts anderes zu sagen hat,
)ds JiJm,parstöw et darMöis dependent du verhe irgaV^. Und
damit meint er es bewiesen zu haben, dass sie keine Infinitive
sind!
50
Ftitz WoW,
Wir haben also unter den vier gAw. infinitiven auf -föil:
zwei genetivisclie, abhängig von '^ityß, die im altindischen
keine entsprechung finden, und zwei ablativische, die mit ihrer
abhängigkeit von verben des abwehrens sich ganz dem indischen
gebrauch anschliessend
§ 27.
Anhang: Iraninehe infiiütive auf -töU.
Im jAw< fehlt die infinitivbildung auf 4öü^ dafür erscheint
hier ein anderer casus aus dem ^i-stamm in infinitivischer
fiinction: die form 4öiL Sie ist auch nur dreimal belegt.
Barthol omae, Wh. unter den betreffenden stellen, sowie
schon vorher Gr^goire, KZ. 35* 111 vermut-en, dass -töit in
-iöis zu ändere und somit die formen zu den eben behandelten
gAw. zu stellen seien. Dies wird wohl das richtige sein.
Denn während doch -töü ahlativische gestalt zeigt» erwartet
man an den betreffenden stellen vielmehr einen genetivischen
iüfinitiv. Sind sie aber richtig bezeugt, so haben wir jeden-
falls jüngere bildungen in ihnen zu sehen, denn bekanntlich
ist um Uriranischen die ablativbildung wie im Indogermaniscben
auf die 0'(a')stämme beschränkt. — Brugmann, Grdr*
kennt diese form gamicht; heisst das, dass er sie zu den töU-
infinitiven stellt?
P, 33 (D armesteter 3, 61): nm^a , . im^fa fraBütoU nöü
apmütöil drayqnifJina gUmanqm, Darm es teter „il ne peut
plus aller en avant ou en amöre de ce lieu de trois pas". _
Ebenso Bartholomae, Wb. sp. 1709t Wir sehen hier«
das verb aps- (:ai. tse) mit einem infinitiv verbünden, nnd das
spricht noch mehr fUr die annähme -töi^ zu lesen, da wir wohl
eiae dem indoiranischen gemeinsame construction bei aes- er-
warten können, S. noch Bartholomae^ Wb. sp. 26 no, 3,
der gamanqmj im falle einer änderung der inflniüve in Höis^
als durch attraction erklärbar bezeichnet.
N. 9 (Darm es teter 3. 84): +/i^ -^xsayete ^ana (Hds,
haxsade vana^ aber Pü, ^tön pätixMh; s. Wb. sp. a53)
. ,haxtöü. Bartholomae (sp* 1745) „so darf er . . mit ibra
gehen '^. Darmes tet er „il pourra suivre^. — 8* zur stelle
Bartholomae, IF. 12, llHf Auch hier würde die von
Bartholomae (und ör^goire) vorgeschlagene änderung
in *hajMB der syntax entsprechen, da das mit isaHe gleich-
Die infini^Te des IndjecbfE tmd IraniE^hen.
"bedeutende je^ayete wohl auch eine gleichartige coDStructioii
trwarteE lässt.
§ 28.
Infinitive auf -ut.
Brngmann, Grdr* fährt die hildimgen auf -a:^ als infinitive
nicht an. Nach Bartholomae, KZ. 28. 23 haben wir im
gAw, eine einzige hierher gehörige form, die aus der wurzel
gebildet erscheint. Auch ini Ordr. Ir. Ph. führt er nur diese
eine an, während er jetzt im Wb. noch eine zweite — aller-
dmgs unsichere — aus dem jAw. beibringt,
We gAw. form darasät zeigt die vollstufe der wurzel
mit dem suffix -ät und erscheint in ihrer anwendung
Y, S8. 13^ völlig der form entsprechend, als ablativischer in-
finitiv. Die stelle lautet:
Y. 33* 13: 1/5 is pät darasät asahya. Barth olomae,
Wb, sp. 697; ^ider es ihm wehren wird das ASa zu schauen*^.
Der genetiv amhya ist nicht weiter aufMlig, s. oben § 12
und 13.
Aus dem jAw. stellt Bartholomae, Wb. sp. 177, aller-
fings zweifelnd, avasyai dazu, d. i* ava ^asyät zu qs- „hin-
lelaogen zu"^. Die bildung ist sehr auffällig und kaum allein,
wie Bartholomae will, durch beeinfiussung seitens der vor-
hergehenden 3. sg. avasyäi zu erklären, derart, dass etwa ein
ertliches *ava.^ai gestanden haben mag, das im ausgang
em angeglichen worden wäre. Die stelle lautet:
Tt* li 18 : mit dim . . avasyät mU aküvö < . nöit vlsanfe
u§m av€t$yät. Bartholomae, Wb. sp, 1327: ^ nicht ver*
Mgen . . steine (ihn) zu treffen"^.
Wir sehen also^ dass es sich nicht einmal um einen ab-
lativisch-genetivisch gebrauchten infinitiv handelt; dadurch
wird die bUdung noch unwahrscheinlicher,
^Geldner N. A., in den noten zu avusyät, verweist
auf Yt. 13* 72; dort lesen wir; mit dsäm ar0mQsüt&
ava^yat „nicht treffen ihn , . geschleuderte steine"-
Sollten wir nicht zu Yt. 1. 18 in nöit visante asänö
amm^cU eine parallele derart haben, dass vmnte ein
verderbtes attribut zu amnö darstellt, während mit
avam^äi das regirende verb einfach wiederholt wird?
Darmesteter 2. 339 scheint es so aufzufassen; er
4*
52 Fritz Wolff,
hat zwar in seiner Übersetzung nur einmal „atteindront^
(avasyat), giebt aber vis9nte asanö mit „pierres de
fronde** wieder.
§29.
Anhang 1.
Auch im Indischen liegen formen auf -at vor, die viel-
leicht ebenfalls als infinitive zu fassen sind. Allerdings darf
man nicht etwa deshalb arischen Ursprung der at-hüdung an-
nehmen; denn die wenigen bildungen, die etwa so erklärt
werden können, dürfen schwerlich höheres alter beanspruchen.
TS. 5. 2. 5. 2 : iyärn vä agner atidahäd ainbhd. Delbrück,
Ai. Synt. 111 „die erde fürchtete sich vor Agni, dass er sie
verbrennen könnte"; s. dazu ans dem Veda RV. 10. 138. 5:
indrasya väjrad abiJ)hed abhihiätha]} (s. § 20). In beiden
fällen haben wir eine ablativische attraction: agneh (ablativ
nach Delbrück) und vdjrat
OB. 1. 1. 2. 3: asurarak^asebhya äsaitgäd hibhay&in caknih.
Delbrück 111 „sie fürchteten sich vor den A., dass sie sich
an sie heften möchten".
TS. 3. 4. 12. 3: abhiparyävartäd dhy äbhibhet „denn er fürch-
tete sich davor, beschlichen zu werden". Auch hier attraction.
In RV. 1. 52. 10 kann man svanät vielleicht auch als
Infinitiv auffassen, obwohl das beistehende äheli durch asya als
genetiv gekennzeichnet ist: dyätis cid asya . . ähel} svanäd
äyoyavlt Ludwig (no. 967) „sogar Dyaus wich. zurück vor
dieses drachen brüllen; vgl. in § 13 MS. 1. 6. 10 (102. 1):
jnirA süryasyodetol}.
§ 30.
Anhang 2.
Noch eine andere bfldnng hatte Bartholomae, KZ. 28. 23 f.
unter die gAw. infinitive aufgenommen: „suffix *'tha8ya] aus
der Wurzel gebildet; einmal belegt: vlöi^hya^.
Y. 30. 2: *ä vardnd vidi^ahyä. Bartholomae hatte das
a. 0. 24 übersetzt „bis oder ehe ihr zwischen den beiden
glaubenslehren unterscheidet", unter verweis auf RV. 1. 41. 9
und 1. 151. 5. Jetzt liest aber Geldner in der N. A. wie
schon BB. 14. 24 vahista . . avardnd vlöi&ahya, und Bar-
tholomae übersetzt jetzt, Wb. sp. 1437 „das beste für die
entscheidung zwischen den beiden glanbensbekenntnissen".
Die infinitiye des Indischen and Iranischen. 53
Somit fällt diese an und für sich wenig wahrscheinliche
infinitiybüdnng fort; vgl. Gr6goire, KZ. 35. 111.
Die ablatiTisch-genetiyischen infinitiye des Iranischen.
(s.
aach nnter den aMnflnitiyen.)
1, Infinitive auf -töis.
avapastöis
Y. 44. 4.
darstöis
Y. 83. 6.
frördtöis
Y. 46. 4.
hm.parstöls
Y. 33. 6.
2. Infinitive auf -töit.
sütöit
■Hipa'
P. 23.
+fraf>
P. 33.
haxtöU
N. 9.
3. Infinitive anf -at.
iardsM
Y. 83. 13.
awsyat
Yt. 1. 18.
Anhang 1: Altindische formen auf -at
otidahat TS. 5. 2. 5. 2.
ämgäi SB. 1. 1. 2. 3.
Miiparyavartdt TS. 3. 4. 12. 3.
(mnät RV. 1. 52. 10.)
Anhang 2: Iranisch -»ahya.
(mdidahya Y. 80. 2.)
I
54 ^^^V Frftz Wolff,
Zweitor abschmtt
Die accusativischen infinitive.
Erstes kapital,
Obersicht
§ 31.
Während die ablativisch-genetirtschen mflnitiye anf die
arischeD sprachen beschränkt sind, zeigen die arischen accusativ-
inflnitiTe entsprechungen auch in anderen idg. spraclizweigen,
so dass man wohl berechtigrt ist, einen teil der bildung: als idg.
anzusetzen (vgl Brngmann, Grdr. 2. 1413 £). Dies umso
mehr als auch der gebrauch der accusativischen formen auf -inm
im Alüudischen, Lateinischen, Baltoslavischen zum teü über-
einstimmt, insofern sie gleichmässig bei verbeu der bewegung
gehraucht werden (vgl. Grdr. 2. 304), AutTallend ist dabei
allerdings, dass das Avesta die f?*m-infiiiitive überhaupt nicht
und das Vedische nur in selir beschränktem masse kennt.
Auch die aus wurzelstämmen gebildeten accusativischen
Infinitive auf '(a)m zeigen im Avesta und im Altindischen so-
viel ähnlichkeit der bildung j dass man ebenfalls wenigstens
auf arischen typ schliessen darf; über andere idg. verwandte
vgL Grdr. 2. 1414. Auch ans sonantisch (d, i. auf o^) auslaut€n- m
den Stämmen gebildete infinitivformen sind in beiden sprach-
zweigen belegt. — Ob die aus abgeleiteten stammen ge-
bildeten f?m-infiuitive für arisch gelten können, ist zweifelhaft.
Im Avesta sind wenig solcher foruien vorhanden, im Alt-
indischen überhaupt keine ganz sichere , wenn man nicht —
was allerdings wahrscheinlich ist — in den periphrastiscben
bildungen wie mdäm cakära alte infinitive erkennen will
Dass sich diese annähme empfiehlt, zeigt die entwicklung
jener constructionen. Nach Whitney, Grrammar § 1070— 73
ist von den drei bildungen ^äi^ eakara^ baihfwa, äsa in der ■
älteren spräche die mit kar- sozusagen die einzige (es sind ^
nur 2— S Verbindungen mit as- bezeugt, s. § 1073d); später
gewinnt die bildung mit as- immer mehr an boden, während
die mit kar- abnimmt; bhü- ist überhaupt äusserst selten.
Man kann daraus schliessen, dass die ^m-büdungen ursprüng-
lich von kar- abhängige accusative waren: ihäifi cakära
{
Die mfinitiTe dei Indisch«!! und Ir&aiaehen.
„er hat das sehen gemacht", d. h. „er hat sehen gemacht^;
Da wir auch sonst infinitive bei kar- finden, liegt es nahe,
in den £Ein - bildnngen ebenfalls inflnitive zu sehen. Erst
nachdem diese formen in der Verbindung mit dem perfect
aus kar- erstarrt waren, konnten sie auch in dar Verbindung
mit den perfecteu aus as- und hhü' zur Verwendung kommen.
Es ist von Wichtigkeit zu beachten, dass auch anfeinem andern
gebiete der forraenbildung die drei verben kar-^ as-, hhü- zum
theil wohl schon seit arischer zeit in Wechselbeziehung stan-
den, nämlich bei der composition mit verben, i. b. jAw, saoöUmye
aad ai, hrühmamhhnija\ s, dazu Whitney, Grammar § 1091 ff.
md GIrPh. § 263. — Standen die drei bildungsmöglichkeiten
(mit hiT'^ üS'^ hhU') an dieser stelle gleichwertig nebeueinander,
80 konnte ihr gegenseitiges fftreinandereintreten auch auf
andere gebiete — ^m-bildungen — übertragen oder zum
luiQdesten in diesen erleichtert werden.
Wahrend nun im RV* die bildungen auf -am überhaupt
nicht bezeugt, im AV. nur mit einer stelle (gamayäm eaJiära)
btlegt sind, werden sie im SB. schon ausserordentlich zahlreich
(s, Brunn hofer BB. 10.), allerdings im grossen und ganzen
ik$Am^ vidAnif bibkayAm beschränkt. Nun kann aber die
düng ganmymn caküra des AV. nicht den ausgangspunkt
eser büdnugen darstellen, da gamayäm deutlich aus einem ver-
balstamni abgeleitet ist; es müssen andere einfachere bildungen
Torhergegangen sein; und da uns die Veden davon nichts
geben, muss man annehmen, dass wir in gamayäin cakara einen
tos anderen diatekten einge^ihrten typus vor uns haben.
Wir werden wenige Zeilen weiter unten sehen, dass den
Kansas 7 und 8 des SB. die fmn-infinitive völlig fehlen; wir
en ebenso hier, dass wieder gerade diese beiden Käindas (T
und *<> ausserdem noch 6) keine dieser peripbrastischen büdungen
kennen, während 4e lq den übrigen Käudas des SB. sehr häufig
mud! Nun besitzen zwar jene beiden Käntjas überhaupt wenig
iaflmüve, aber dennoch wird man wohl nicht fehlgehen, aus
diesen gründen, dem fehlen der periphrastischen tzm-bfldungen
sowie der ini^i- Infinitive, den in den Kä^cjas 7 und 8 vor-
liegenden dialekt flir einen dem vedischen näher verwandten
anzusehen.
Delbrück, AL Synt 426 will fftr die periphrastischen
bOdtmgeu von vOä^i cakära ausgehen ; er lässt dabei aber unsere
56 Fritz Wolff,
form gamayäm cdkara ganz ausser acht. Nun wird man ja
vielleicht in der that in vidäin cakära den ansgangspunkt
der entwicklungsschicht zn sehen haben, zu der auch gama-
yäm cakära gehört; man darf doch aber nicht ausser acht
lassen, dass wir in der form des AV. einen bedeutend früheren
beleg dafür vorfinden.
Das Avesta zeigt eine anzahl äm-bildungen, die aus ver-
schiedenen präsensstämmen hervorgegangen sind. Ihnen kann
das Altindische keine völlig entsprechenden zur seite stellen;
doch vgl. ai. patividyam, das in seiner bildung den avestischen
formen am nächsten steht.
Ebenso ohne ai. entsprechung sind die seltenen avestischen
infinitive auf -tim. — Falls man V. 16. 46 tnasdamm (so alle
hds. bis auf L4 und Kl) lesen müsste, könnte man es mit
ayanam in RV. 8.. 33. 7 vergleichen ; s. dazu die germanischen
infinitive.
Brugmann, Grdr. 2. 1414 ff. ftthrt als accusativische
bildungstypen an:
1. aus Wurzelnomina: §t(bham, dam.
2. Suffix ti-: astini^).
3. suffix tu-: dhätum,
4. suffix io-: "Vidyam.
5. suffix iä'i af'airyqn.
Dazu kommt noch:
6. aus präsensstämmen gebildete: -daranam.
Über die zeitliche Verwendung der verschiedenen Infinitiv-
bildungen im indischen lässt sich nur sagen, dass allein die
fiew-infinitive im zunehmen sind. — Im iranischen sind die
meisten der bildungen jungavestisch.
Der gebrauch der infinitive ist in allen bildungen, soweit
sie überhaupt mannigfaltigkeit zeigen, und in den beiden
sprachzweigen ziemlich übereinstimmend. Zwei gebrauchs-
weisen stehen sich überall gegenüber: die final-supinale und
die einfach-infinitivische (besonders in abhängigkeit von verben
des könnens, wollens, Wissens). Daneben treten vereinzelt un-
abhängig gebrauchte (d. i. konjunctivisch-imperativische) in-
finitive auf.
Ich gebe nun: 1. die altindischen bildungen auf -ttim; 2.
die arischen auf '(a)m (anhang 1: -anam?; anhang 2: nijadtm;
>) Kein Infinitiv; s. § 68.
Die iBfimtiTe des Isdi&chen tmd IranisclieB.
57
^bang 3 : 'yam) ; 3, die auf -am : a) einfache, b) aus präsens
ttämoien; 4 die iranischen auf -iim; und zuletzt als anhange
Ä : die fonnen auf -at (-atj.
Zweites kapiteL
Die altindischen Infinitive auf -tum.
§ 32.
Aligemeines.
Pl^inisagt 3. 3. 10 r tutnumwulau kriyaifätn kriyarthayäm,
bei Böhtlingk: „wenn ausgedrückt werden soll, dass eine
hÄßdliing einer anderen wegen geschiebt , so bezeichnet der
infinitiT auf -^—ium oder ein nomen agentis auf ——iika die
iß tier Zukunft gedachte handlung" . Ferner 3, 4, %b : Mkadhf^ajflä-
ghlfihatarabhalabhakramasaharhäsfyarthesn tumun ^in Verbindung
init hk- u. s. w. und mit einem verbum in der bedeutnng
da sein' steht der inflniliv auf ——tiim^, — Vgl. ausserdem
pR^ini 2. 3. Ib - 3. 3, 158; 167 — 3, 4 9; 66.
Über die bildung der iiim-inflnitive Jässt sich dasselbe
sagen, was zu den fo^-forraen (s.oben § 6) bemerkt werde. Zur
büdung von jlvüttim ygL KZ. 39. 492 ; jtmtum stellt eine nach
jöngere bildung dar. Schon in nachvedischer zeit (in den Bräh-
Bä^m und Sütras) treten infinitivbildungen aus dem ^causaF-
^mme auf. Auch hier ruht der accent wie bei denen ans
der einfachen wurzel auf der Wurzelsilbe, sofern sie nicht
romponirt sind; in diesem falle auf dem präverb. Eine aus-
nähme bildete der accent in äp^/ayäi/itum der MS. ; es ist aber
erst so von Schroeder aus äpy&yäyditiim corrigirt Sind
mehrere praverbien vorhanden, so ruht der hauptton bald auf
dem ersten bald auf dem zweiten.
In späterer zeit — in der zeit der alleinhenschaft von
^liifii — kann zu jedem verb ein inflnitiv gebildet werden,
H^er selbst verständUch geschieht das nicht mehr durchweg in
HBJJII lahmen der alten bildungs weise.
r Im gebrauch der fwm • infinitive sind vom HV, an im
I gnMen und ganzen zwei weisen zu unterscheiden. Die eine
l ieigi noch die in der infinitivform steckende accusativfiinction
58
Frite Wol«^
deutlich; sie drückt das ziel, die richtang aus und hat schon
ini EV* ganz die bedeutung des lateiiiischen supinums. Die
zweite gebraachsweise könnte man die des „eiafachen iaflmtivs**
nennen ; es sind constructionen wie deutsch „ich kann geben**.
Besonders nach den verben ^^ak- und arh- ist sie ausserordent-
lich häufig. Beachtung verdient die thatsache, dass dabei in
der raehrzahl der fälle der satz negirt erscheint. Nur ein ein-
ziger fall, und zwar aus der älteren prosa, ist nur bekannt,
in dem der infinitiv auf 'timi unabhängig auftritt; s. unten § 38.
Die häufigkeit der formen nimmt ständig zu. Der ÄV,
hat schon mehr formen auf -tum als der RV. (wenigstens ver-
bal tnisBmässig; an sich ist die zahl in beiden die gleiche). Im
SB* entsprechen nach Brunnbofers Zählung (BB* 10, 252) die
*wtn-inflnitive dem dritten teil aller übrigen bildungen zu-
sammengenonimeu. Dabei ist auffallend, dass sie in Kä^da
7 und 8, die Brunnhofer sogar zu den allerjüngsten zählt, _
gänzlich fehlen. Vielleicht spricht das , wie es ja das plötz- |
Hebe aufblühen der f«m-bildung überhaupt thut, für die an-
nähme, dass die ^an-infinitive ihren siegeszug von einem dia-
lekt oder von einer dialektgi'uppe ans genommen haben. Und
zwar gehören demnach Käiif)a 7 und 8 (ebenso wie die Veden)
zu denjenigen dialekten, die nicht als ausgangspunkt der hmi-
infinitive aazuHehen sind. S. noch oben § 31 über anderes ge- j
meinsame der beiden Kä^^as und der Yeden. ■
In der späteren spräche übernehmen die f ?iti*-infinitive die
gebrauchsweiaen aller übrigen infinitive*). Auch nach verben
des ^furchtens^, in denen man ablative erwartet, finden wir tum-
infinitive, vgl. Hoefer s. 99 f. — Da ein lat satz wie non
potest necari im Altindischen vielmehr durch na Mkyafe han-
tuni ausgedrückt wird, so sollte man meinen, dass passivische üi-
finitive überhaupt nicht vorkommen. Dem ist jedoch nicht so;
vgl. narho matpurusair ufdum ^ nicht ist er wertj durch meine
diener geführt zu werden ** (Hoefer s. 87). Dabei ist der in-
strumental sehr auffällig; er beweist klar^ dass eben netum
wirklich passivisch empfunden wurde. — Hoefer führt eine an-
zahl von eigenthümlichen Verwendungen der f^im-infinitive an,
ohne aber immer dafüi* überzeugende erkläruugen zu geben.
I
*) Eine auefiihrliche danitellung' des gt^biaucbea findet sich bei Hoefer,]
Vom Infinitiv besoaders im Sanskrit s. 62—123*
Die MmÜre des Indischen und Ir^acben.
59
§ 33,
Der supinale gebrauch der iiifn-infliiltiYe.
Peutsches beispiel: „ich mache mich auf zu gehen*^).
Es ist auffällig, dass der accusativische (zielaccusativische)
duurakter der tum-inÜmÜYe im EV. nur au zwei beispielea
mm vorscheiu kommt;
BV. 1. 164. 4: kS mdväffisam npa gät präßfu^ ^tdt „wer
wird an den wissenden herantreten, am darnach zu fragen''. ~
Datö lied gehört nach Grassmann zu den spätesten stücken
des RV.
RT, 10. 2, 3: d devfnmm äpi phithäm affannm yde chaknä-
mma tad dnii prävo4kum „wir sind gegangen auf den pfad der
fötter, um, so viel wir können, vorwärts 2u gelangen" (Del-
Vrftck s. 417).
Ebenso wie an diesen beiden RV.-stellen stehen die ttim-
Mnitive auch sonst bei verben der bewegung (s- u*)» Aus
dem AV. gehören hierher AV. »• 9, 4 = EV* L 164. 4; AV, 19.
59.3 = RY. 10. 2. 3 (s. o.); ausserdem:
AV, IL 5- 3: täm jafdm dra^^am abhisämj/dnti devnh.
Bloomfield r. 215: „when he is bom the gods gather about
to sae him'^.
AV. 13. 4* 31: vaSäm upapräyanti yäcitiinh Bloom-
field 8. 177: „they come to heg for the sterile cow*^.
AV. 18. 4. 63: äyatu no g^h&n havir ättum „kommt her
ansern häusem, um das Havis zu essen''.
Nicht ganz klar ist mir die stelle, wo Whitney im Index
zum AV. dätum als Infinitiv nimmt:
AV. 6. 122* 2: dädatali praydcchanto dätum. Soll das
lltiisen „gebend^ reichend, um zu geben"? Auch hier hätten wir
dann einen supinalen inftnitiv nach einem verh der bewegung
iuznnehmen (jjra-yam- „hinreichen"),
E>er gebrauch in der prosii stimmt gänzlich mit dem
Vedischen überein; siehe Delbrück, AI Synt s, 428» dem
ich die folgenden beispiele entnehme:
TS. 6. 3. 1. 6: hotitm di „er geht zu opfern"-
SB. 3* 1. 1. 4: derayftjanaffi jo^a^itum aima „die opfer-
te zu besuchen gingen wir".
SB, 3* 2, 3. 1: drd.^(nm ä gacchanü „sie kommen herbei,
um SQ geheü^.
*
60 Fritz Wolff,
Hierher auch OB. 12. 4. 4. 1, wo RV. 10. 2. 3 citirt
ist, und
SB. 4. 2. 4. 9: eväitad drä^um ägacchanü , . yäSaJ}.
Eggeling 2. 300: „they approach, forsooth, to behold that
glory".
MS. 4. 6. 8 (90. 5) : sarfwatsaräm etäu kälpayitutß pläyete
^sie beide eilen sich das jähr zu schaffen''.
MS. 1. 10. 15 (155. 15): vj^rätfi hdntum upapUycUa „sie
nahten sich, um Vrtra zu töten".
OB. 8. 6. 2. 6: pätava veditum „fliegen wir (beide) hin,
um nachzusehen".
MS. 4. 5. 6 (72. 1) : hotum upodcdi^than „sie erhoben sich,
um zu opfern".
MS. 8. 8. 2 (94. 1): ye somam apyayäyitum uddsthtih
„welche sich aufgemacht haben, um den Soma quellen zu
lassen". Über den accent von apyayäyitum vgl. oben § 32.
Die tum-inflnitive in ^einfach-inflnitiTischem^ gebraneli.
(Deutsches beispiel: „ich kann gehen".)
§34.
1. Bei &dk'.
Der einfache infinitiv bei §ak- ist in der älteren spräche
unter allen am häufigsten. Im RV. findet er sich noch nicht,
dagegen treten uns schon im AV. einige füle entgegen.
AV. 4. 18. 6 (= 5. 31. 11): tm SaSAka kärtum. Bloom-
field s. 70: „he has not been able to accomplish them".
AV. 12. 4. 18: dätum ced äiakad vaSAm. Bloom field
s. 175: „if he has prevailed upon himself to give away the
sterile cow".
Der gebrauch in der prosa stimmt zu dem der AV.-bei-
spiele. Die mehrzahl der fälle bilden negative Sätze; objecto
beim infinitiv sind nur als accusative vorhanden.
A. Positive Sätze.
SB. 4. 6. 7. 21 : Saknoti caritum Saknoti haivd hharyän
bhärtum, Eggeling 2. 440: „he is able to perform, he, for-
sooth, is able to support his dependants".
OB. 5. 2. 3. 4: yäs tat kärma §akn6ti kärtum „der das
werk thun kann".
lies
liaebeD m
Ir&nifcben,
;i
MS, 4. 7. 7 (102» 15): yädi äaknoti gräkltum (zwei mal),
Nlbr^ck s* 428: „wenn er fassen kann*^,
SB, 3* 4. 2, 6: yä etasya vratdi}i ^aknoti caritum. Egge-
Hng 1. 362: „when one knows to keep his law^ — Ebeaso
4. 6. 9. 5.
SB. 5. 2. 5, 4: saknati vai tat kmium. Eggeliug 3. 55:
^Ümt he is able to do**, — Ebenso 5, 2, 5, 8; 12.
SB. fi. 7. L 20: ayam utmä SaknoH sthMum. Eggelin^
3. 270: „for that seif is able to exist",
SB. 10, 2» 1* 1: ütpatitum ^akmwanti „sie können auf-
AB. 7, 5. 1: tue ced vyapanayituffi Saknui/at. Delbrück
^g. 429: ^wenn er das abgiessen kann",
SB. L 4, 5- 1: bhärtum väm iakeyam. Eggeling L
128: „may I be able to handle you",
SB. 6, 3. L 39: tvät/ä mydm agnuii ^akema khnnitum
^mä mal). Eggeling 3. 202; „by thee may we be able to
dif out Agni**,
SB. 4, 1. 4. 2; täfali ^aSäkaivä bnihma miträ x^e k^aträd
^vaninät sthätum. Eggeling 2, 270: ^then Mitra, the priest-
hood, cottld stand without Varuna, the nobility".
SB. 14* 9. 2. 8 : kathäm a^akata mad j^te ßvitum. D e 1-
krück s, 429: „wie habt ihr ohne nüch leben können**? —
Ebenso 14. 9. 2. 9; 10; IL
B. Negative Sätze,
MS- 4. 6, 8 (90. 18): m ite marüdhhyo ^^ahiod vlryäfn
41» f^nicht ohne die Marats konnte er die heldentbat ans-
MS. 4, 5. 9 (77i 4): nä iak^ümo jtmtum j^wir werden
nicht leben können",
TS. 3- 5. 2. 3: nä Saknuva äitum „wir beide können
^nicht hinzagehen",
^B ÖB- 3, 5, L 17: nMakim äpakramitum. Eggeling 2. 114:
^B conid not go away*".
^™ SB. 4. 2. 2. 11: apigfhya näsike nä hiühartuf^i Saktwti,
Eggeling 2. 291: „hence one cannot utter the sonnd 'hin'
j after closlng his nostrüs", — Ebenso 1, 4. 1, 2.
SB. 4. 2. L 5: etäv eva nä SeJctir äpahanhim. Egge-
ling 2. 279: ftthey could not drive away these two'^- — Äha-
62
Fniz Wolff,
lieh 4. 2. 4. 19 « 1. 1. 4. 17 ') - MS. 4, 6, 3 (8L 1)
4. 5, 8 (75. 1) — TS, 6. 2. 3. L
SB. 14. L 1, 6: idam yä^'o vimur na Sa^äka sämyantum.
Eggeling 5. 442: „Vi?mi was anaWe to codItoI that glory
of bis". — Noch einmal ähnlich ebeudort*
SB, 3. 1* 4. 26; näinam ^ahnoty Myantum, Eggellüg
1. 300: „he caanot Hft it*^, — Ähnlich 1. 1. 1. 18^) — AB. 3.
28- 2; 3.
AB. 1, 7, 3: »Ml }micana§(iknuvan karium ^sie konnten
nichts thtm^ — Ähnlich OB, 6, 3. 1, 14.
SB, 4. 6. 4, 1; nä §aMka sämhatum, Eggeling 2,430:
„he was unable to raise himself". — Ähnlich 1* 6. 3. 36.
AB. 3. 14, 2; tarn . . . nasaknöt sattum „er konnte ihn
nicht setzen"*
AB. 3. 14. 2: tan näSaknod vyavaitum „er konnte das
nicht trennen"^.
SB, 11. 4. 2. 19: tväm . . näiaka ädätum.
5. 61: „thou hast not been able to take up".
Eggeling
Eggeling
Eggeling
SB. 1. 4. L 13: tam nä SaSäka dhärayitum.
1. 105; „he was nnable to hold him back*^.
SB, 1. 4, L 40: evd na sekur dk^rvitum>
1, 113 f.: „they were nnable to injnre thera**.
SB. 9* 5. 1, 5: na tvdbhipattufn Sekid.L Eggeling 4. 255;
yjbut they could not lay hold of it"* Ebenso auch 9. 5. 1. 6; 9.
SB- 10, 4, 1. 5: na §ah^yavaJi prajäh präjanayittim. Egge-
ling 4. 342: „we shall be nnable to produce creatures"* — Eben-
so 6, 1, ]. 3.
TS. 6. 4. 10, 1 : tS ^nyo ^ny&ffi nMahmvann ahhibhavüum
.sie konnten einander nicht übertreffen^.
I
i
I
I
I
i
§35.
2. Bei arh-.
Die anzahl der stellen, an denen arh- mit infiniti? anf
-tum erscheint, ist fast so gross wie die mit i^ak-. Schon im
RV. giebt es eine stelle. Allerdings will Grassmann in
seiner iibersetznng (1. 544) die betreffende Strophe als später
zugedichtet nehmen, und zwar gerade wegen dieser constracüon
von arh-. Die stelle lantet:
0 Fehlt bei BrnnDbofer fiB. 10.
Die iniiütiT« des bidiecban und Iraniichen,
63
ET. 5* 79. 10: hhüyo vü dättm arhaBL Delbrück s. 417:
,CKler du kannst mehr gehen^.
Aus dem AV* gehören drei stellen hierher:
AT. 10. L 26: nä tvä nikartum arlmtL Bloom field 8. 75:
^he is not able to put thee down**,
AV, 19. 22. 21 : tma arhati hraJmuhjü ^pdrdhitum „er
kann mit diesem priester wetteifern**. — Ebenso AV, 19. 23. 3Ü,
In der prosa begegnen uns nicht so yiel negative sätze
wie bei Sak'^ dagegen eine anzabl fragesätze, die nach ihrem
mhalt negativsätzea ähneln. Im übrigen stimmt der gebrauch
mit dem bei Sah- völlig überein.
IÄ, Positive Sätze,
6B* 6, 7. 1. 1: salyäm vä etäfft yäntum arJmti Eggeling
S6B: „the tnith is able to sustain that", — Ebenso 6. 7-
3; 7; 12 j 13,
TS* 5* L 3* 4: mänasa . . täm äptum arhati „er kann
jeae dnrch geist erlangen*'. — Ähnlich TS. 5. 2. 7, 4 — MS.
L IL 9 (171. II).
AB, 6. 23. 5: aJnnani tantum arjiati „er kann die feier-
tage dehnen'*,
MS. 3. 1. 5 (6. 6): etän manii^ä yäntum arhanti „das
können die menschen gewähren^.
P^ MS. 1. 10. 19 (159. 10) : ünnetum arhalL D e 1 b r ü ck s. 428 :
,er vermag weg^snflihreü".
MS. 4. 4, 6 (56, 11); etdm sägdhum arhati j^ev kann ihn
auf sich nehmen^.
AB. 8, 12. 5; indro viryam kartnm arhati „Indra kann die
Iddenthat vollführen", - Ebenso 8. 17, b.
TS. 7. 3, 1. 4: mdna vä imay^ sadyälj pdryäptiim arhati
wmmk päribhavitum ^der geist kann diese plötzlich erlangen,
jer gieist Kbertreffen^,
SB. 13. 6. 1. 41: sä ha väi brahmä bhävitum arhati
DilbrELck s. 428: „der verdient ein brahman m sein**.
B. Fragesätze.
6b. IS, 4. 2, 16: kä w hyetäm arhati pratyävartayitum.
Egg eling 5, 359 : „Who, forsooth, is able to turn him back"*?
SB, S. 3, 4, 9: ko hy iiäm ärhaty ahhyäroffimm, Egge-
Hilf 2- 78: „for who is worthy of mounting beside Mm**.
64 Fritz Wolff,
AB. 1. 6. 7: ko Whati mantißyab sarvam satyam vaditum.
Delbrück s. 428: „wer vermag als ein mensch die volle
Wahrheit zu reden"?
OB. 14. 9. 1. 11: ko hi tvaivätn hruvantam drhati pratya-
khyatum „wer kann dich, der du solches sagst^ abweisen"?
SB. 2. 1.2. 11: ko hy etäsyärhati gühyatß näma grdhitum.
Eggeling 1. 285: y^Who dares to nse his mystic name"?
TS. 2. 1. b. 2: ko Whati sahäsram pa§An präptum „wer
kann 1000 stück vieh erlangen"? — S. gleich bei C.
C. Negative Sätze.
TS. 3. 2. 9. 7: nä hl . . pa§um ärhaty äptum. S. eben.
&B. 2. 4. 1. 10: täin eva 7iärhati vdktum. Eggeling
1. 359: „he dares not say to him" (zwei mal).
SB. 13. 1. 4. 2: na i;a imänt käScana . . ätyetum arhati.
Eggeling 5. 285: „for no one (creature) is able to go be-
yond it". — ÄhnUch 13. 7. 1. 15.
SB. 6. 4. 1. 8: 7i6 haitäm anyo divo varimA ydntum
arhati. Eggeling 3. 216: „and him assuredly none other
than the width of the sky can contain". — Ebenso 7. 4. 1. 9^).
MS. 1. 11.6(168. 5): nd vä etdn manusyä yoktum arhanti,
Delbrück s. 428: „das vermögen die menschen nicht anzu-
schirren".
AB. 8. 23. 10: na vai tan inartyo jetum arhati „nicht
kann das der mensch besiegen*'.
§ 36.
3. Bei dhar-.
Der gebrauch ist wie bei §ak- und arh-. Im RV, kein
beispiel. Ludwig, Infinitiv s. 64 hält sittuyn AV. 6. 17. 1
für einen infinitiv.
AV. 6. 17. 1 : evä te dhriydtani gdrbho dnu sütum sdvitm-e.
Bloomfield s. 98: „thus shall thy embryo be held fast, to
produce a child after pregnancy"; ähnlich übersetzt Florenz,
BB. 12. 269; Ludwig selbst bietet jetzt (Rigveda 3. 477):
„so werde der keim von dir gehalten, die geburt zu gebären*^.
Es ist demnach klar, dass 8{itum nicht als Infinitiv anzusehen ist.
1) Fehlt bei Brannhofer BB. 10.
Iklll
he« wm Imiufltliwi.
65
Beispiele aus der prosa. Solche mit negaüon seheinen hier
nicht vorzukommen ; Delbrück Yerzeirhiiet einen fall, wo der
intitutiv mit der privativpaHikel verbunden ist,
TS. 6. 5. 9. 1: tarn adhHyata hotum. Delbrück s. 429:
,er entscMois sich ihu zu opfern".
SB. 14, 4* 3, 32: tanl (nändich kflrmmp) jmttim duährire
,diese (werke) kennen zu lernen begannen sie'*,
SB. II, 4. L3: Um hu tdta eva prd^ium dadhre. Egge-
liug 5. 52: ^and began to question him", — Ebenso 14. 6. 1. 4.
SB. 10* 6. 5* 6: ^äriram ^myitum adhrh/ata. Delbrück
s-429: pder leib begann zu schwellen". — Ebenso 13. 4. 4. 6,
SB. 10. 6. 5. 5 : tdttad ätttim adbriyata, E g g e 1 i n g 4, 403 :
M set about devouring".
SB. 1. 6- 2. 2: tarn anve^tum dadhrire. Eggelingl, 161 :
flthey thereupon set about searching for it". Ebenso 1* 6. 4 2,
SB. 3. 3. 3. I : tä kmnAfft sämpe^um dadhrire. Eggeling
h S42: pthey sought to crush Mm**,
0B. 9, 5, 1* 19: anyät kartum dadhrire. Eggeling
4.358: „they began doing something eise"; vgl dort seine
EOte zu Delbrück s. 429. Ebenso auch 9. 5, 1. 20; 21.
SB, L 4. 1. 11: täm xghhir hvayitum dadhre. Eggeling
1 104 f, ; rthe began to invoke the latter with verses of the
%-?eda\
OB. 10* 2, 2. 1*): täm dm)& yajümaiva yastum adhriyanta,
Eggeling 4. 304: „and the gods set about offering him up
in sacrifice",
Brunnhofer BB. 10. 239 führt noch SB. 3, 3, 2. 8 an,
ich kann jedoch die steUe nicht finden.
Das eine voü Delbrück angefflhrte beispiel mitnegirtem
iafinitiv lautet:
SB. 10, 4. 1. 18: änaihiharfmß dhriyante, Delbrück
I. 429: f,man sebickt sieh an nicht herbeizubringen".
I
§3L
Bei anderen verben.
Während wir oben in den §§ 34—36 sahen, dass der RV.
Ton dem später^ in der älteren prosa, so weiten gebrauch
der mfinitive auf 4um bei iaJc-^ arh-^ dhar- noch so gut wie
*1 F^t \m Brunnhofef BB. 10.
66
Prite Wolff,
ganiichts kennt (von allen drei gebrauchsweisen hat er im
ganzen ein beispiel!), so haben wir hier — im gebrauch bei
anderen verben — im KV. eine fast noch grössere niannig-
faltigkeit als in der älteren prosa. Aber die wenig zahl-
reichen beispiele verbieten, besondere Schlüsse zu ziehen. Hier-
her gehören;
RV. 5, 36. 1 : sd & gamad ifidro yS väsUnäm nketad dätum.
Delbrück 8. 417: „Indra komme herbei, der die absieht hat
guter zu schenken*", väsanäm ist partitiver genetiv.
RV* 6. 9. 2: n&häm täntum nd vi janämy otum^ Grass-
mann: j, nicht weiss fich recht zu spannen noch zu weben**.
Ähnlich Ludwig (no. 375). Kaegi 70 Lieder s. 102)
übersieht das doppelte na nnd verfehlt deshalb den sinn:
„den faden weiss ich nicht zu weben". Ebenso RV. 6. 9. 3.
Vgl hierzn ans der prosa:
AB* 6* 23. 5: ya enam yoldtim ca vimoktum m veda „der
sie (die feier: aMnam) zu binden und zu lösen weiss".
RV. 1. 91, 6: tmffi m soma no vd^o jwätuffi nd maramahe
„wolle, 0 Soma, dass wir leben, nicht mögen wir sterben*".
Wohl accusativus cum infinitivo, vgl. KZ. 39. 491 f.
Einen infinitiv werden wir auch anzuerkennen haben
RV* 6. 47, 10: indra mila mähyam ßvätum icha „sei
gnädig, Indraj such mir zu schaffen, dass ich lebe". —
Ludwig und Grass mann übersetzen jlvätum als nomen.
Der infinitiv ist hier jedenfalls möglich, weil es sich ja nicht
um das abstracte leben, sondern nur um die action des lebens
handelt; doch muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass
iS' gerade in der angenommenen bedentung öfter nomina acti-
onis bei sich hat; vgl. EV. 1. 80. 6; 4. 18. 10; 5. 30. 7; 6. 6. 1.
jivätum in RY, 8. 47. 4: ärusaia k^dywm jivdimn ca „sie ge-
währten Wohnung und lebensunterhalf^ ist reines substantiT.
Dagegen lässt sich aus der prosa eine stelle anfuhren, wo
jiväUim wegen seiner Verbindung mit jyok sicher als infinitiv
zu fassen ist, nämlich
OB, 12. 8. 1. 20: diJiö jySff jwätum waim dadhäti Egge-
ling 5. 237 übersetzt frei: „he also confers long life on them";
wörtlich! „lange zn leben gewährt er ihnen".
Ras von Ludwig, Infinitiv s. 64 angeführte sotum EV.
8. 19. 18 ist sicher Substantiv, wie auch schon Brunnhof er^
KZ, 25* 344 sagt; es ist mehreren Substantiven coordinirt.
Infinitive de« Indiiclien und Iraniiehen.
67
Auß dem RV. bleibt noch eine stelle übrig, die Del-
biöck s. 417 für uDdeutlich erklärt,
RV» 3. 48. 1 : sadyo ha jütS v^^abhah kantnaJß präbhartum
amä ändJiasah sutdsya. Ludwig (no. 958): „sogleich wie
er geboreil, hat der junge stier ?erlaiigt zu nehmen vom ge-
kelterten safte '^_ Ähnlich auch Grass mann» Nun hat aber
^ira-lthar- nicht die bedeutimg von „nehmen"; pra-hhar- heisst
fldÄTbringen". Für avat giebt G rassmann Wh, als bedeu-
mug an 7, gern annehmen, sich wohl gefallen lassen*", so aach
das Gr. Ptbg, Wb* „wünschen, gern haben". Also werden
wir den lofinitiT passivisch fassen müssen: „er hatte sich ge-
faüen lassen, dass ihm dargebracht wurde". — prähhartnm
wild allgemein (s. Delbrück, Ludwig, Grass mann,
Wilhelm, Brunnhof er etc.) für einen Infinitiv gehalten-
Ans der prosa gehören ausser den schon oben angeführten
rtellen hierher:
SB. 10. 5* 2. 6: täsmäd agnim nädriyata pärihantum. Egge-
iiag 4. 368: „one need not therefore mind destroying Agni".
SB. 9, L 2, 16: nädriyeta , . kärtunh Eggeling 4 173:
,k ueed not care to make",
SB. 3. 6. 3, 17: täsmän nädriyeta pärivartayitum Del*
kTfiek s. 429: „deshalb lasse er sich nicht angelegen sein,
mä rings das haar zu scheeren*'.
^Täp<J. Bn 13. 6. 9; Ihantum naUffisata. Delbrücks. 429:
rechnete nicht darauf zu töten *^,
AB* 4. 8- 3: na ha iam dadhx^atur . . vaktum. Delbrück:
rSie wagten nicht zu ihm zu sagen".
SB. 4, 1. 4. 9; nä cakame häntum, Delbrück; „er
wfinschte nicht zu töten".
SB* 5. L L 13: kämäyeta väi räjä mmrä4 bhdvitum*
Eggeling 3. 4: „a king might iudeed wish to become
efflperor*'.
AB. 3, 39. 1: nanv akammjataitum, Delbrück s. 429:
^er wünschte nicht nachzugehen".
m
§38.
Ber inflnitiv auf -tum In imabhängigem gebrsneh.
Wir haben oben (§ 32) gesehen, dass dieser gebrauch in
»ptterer aeit öfters vorkommt. Aus der älteren zeit kenne
ich uir ein beispiel, und zwar aus der prosa.
5*
68 Friti Wolff,
SB. 11. 6. 2. 5: sa hoväcagnihoträm . . veditnm iti.
Eggeling 5. 114: „and he said ,is it to know the agni-
hotra'?".
InflnitlTe auf -tum.
attum (V. +)
AV. 18. 4. 63.
SB. 10. 6. 5. 5.
anitum (B.)
äptum (B. +)
TS. 3. 2. 9. 7 — 5. 1. 3. 4 — 6. 2. 7. 4.
MS. 1. 11. 9 (171. 11).
+pdry'
TS. 7. 3. 1. 4 (zwei mal).
■hprä"
TS. a. 1. 5. 2.
asitum (B.)
etutn (B. +)
^tr
SB. 18. 1. 4. 2.
+anu
AB. 3. 39. 1.
+t;ya»o»
AB. S. 14. 2.
+ä-
TS. 2. 5. 2. 3.
edhitum (B.)
e?tum (B. '+)
+dnif
OB. 1. 6. 2. 2 - 1. 6. 4. 2.
otum (RV.)
RV. 6. 9. 2 — 6. 9. 3.
kärtum (AV. +)
AV. 4. 18. 6 — 5. 31. 11 — AB. 1. 7.
3 — 8. 12. 5 — 8. 17. 5 — OB. 5. 2.
3. 4 — 5. 2. 5. 4; 8; 12 — 6. 3. 1.
14 — 9. 1. 2. 16 — 9. 5. 1. 19; 20;
21 — MS. 4. 6. 8 (90. 18).
+WI» AV. 10. 1. 26.
+hhio OB. 1. 4. 1. 2 — 4. 2. 2. 11.
kälpayitum MS. 4. 6. 8 (90. 5).
kramitum (B. +)
+dpa? SB. 3. 5. 1. 17.
Jchdnitum (B. +) SB. 6. 3. 1. 39.
khyätiim (B. +)
+pratyä'> SB. 14. 9. 1. 11.
gamtum (B. +)
gatutn (B. +)
goptum (B.)
grähitttm (B. +) SB. 2. 1. 2. 11 — MS. 4. 7. 7 (102. 15)
(zwei mal).
^^1
Bm^^E^^^7\* «MMi^~jr^< ^r^^^^H^^^^^^^^^^^^H^^^^^^^^^^^^^^^^I
^ Die infinltiTe des Indiichen und IrameeheD. 69 ^^H
earitiim (B, +)
SB. 2. 4. 2. 6 — 4. 6. 7. 21 — 4. 6. 9. 5. ^|
dettum (B. +)
^H
jauayitum
^^1
+pra*
SB. 6. 1. 1. 3 — 10. 4. 1. 5. ^M
ßvätum
RV. 1. 91. 6 — 6. 47. 10 — (8. 47. 4) — ^1
SB. lä. 8. I. 20. ^1
jkiiim (B, +)
SB. 14. 9. 2. 8; 9; 10; 11 — MS. 4. 5. ^1
9 (77. 4). ^M
ßm {B. +)
AB. 8. 23. 10 — TS. 6. 2. 3. 1. ^H
iSfüyUum
SB. i, 1. 1. 4. ^H
ßähm (B, +)
SB. 14. 4. 3. 32. ^1
f^idum (B,)
RV. 6. 9. 2 - 6. 9. 3 — AB. 6. 23. 5. ^M
dihidhmn (B* +)
äB. 3. 3. 2. 8. ^M
hMhum (BO
^H
ahm (V- +)
RV. 5. 36. 1 — 3. 79. 10 - AV. 6. ^M
122. 2 — 13. 4. 18 — SB. 11. 4. 2. 19 ^M
— IS. 7. 1. 15. .^M
Jroi^fitwi (AV. +)
AV. 11.5.3- SB. 3. 2. 3.1 -4. 2.4.9. ^M
dh&him (B, +)
^H
^^i^
Bhäg:.P. 7. 8. 18 (Kl. Ptbg. Wb. 3. 1&3 8p,2). ^M
iWrayifwm
SB. 1. 4. 1. 13. H
^firiHfwn* (SB*)
äB. 1. 4. 1. 40. ^H
^wi^tVum (B. +)
^H
^wyapa°
AB. 7. 5. ]. ^1
n€tum (B. +)
^H
+fin°
MS. 1. 10. 19 (159. 10). ^1
jMiWiim (B.)
^H
+Äe^
SB. 10. 2. 1. 1. ^H
pmum (B- +)
^H
4^I&M^
SB. 9. 5. 1. 5; 6; 9. ^H
jorÜMtn (JB*)
^H
ftftmn (B. +)
^H
+5attt^
SB. 3. 3. 3. 1. ^M
fjfäi/ayitum
^H
+fl°
MS. 3. 8. 2 (94. 1). ^1
jiraifuiii {V. Hr)
RV. 1. 164. 4 — AV. 9. 9. 4 — SB. 11. ^M
4. 1. a — 14. 6. I. 4. ^1
ih^um (B. +)
^H
^'Mreiiirt (Y. +)
SB. 1. 4. 5. 1 - 4. 6. 7. 21. ^M
tpra'
RV. 3. 48. 1. ^1
70 Friti WOB,
bMmtmm (B. +) OB. 6. 1. 1. 13 — 18. 6. 1. 41.
+abhi'> TS. 6. 4. 10. 1.
+p<ino TS. 7. 3. 1. 4.
bkettnm (B. +)
matum <B. +)
moMum (B. +)
+«• AB. 6. 23. 5.
ydtOum (B. +) SB. 6. 4. 1. 8 — 6. 7. 1. 1 ; 3; 7; 12; 13
— 7. 4. 1. 9 — MS. 8. 1. 5 (6. 6).
+üdo AB. 8. 28. 2; 3 — OB. 1. 1. 1. 18 —
3. 1. 4. 26.
+86^" äB. 14. 1. 1. 6 (zwei mal).
yägtum (B. +) ^B. 10. 2. 2. 1.
yäeitum (AV. +) AV. 13. 4. 31.
yokhm (B. +) MS. 1. 11. 6 (168. 5) — AB. 6. 23. 5.
ro^um (B. +)
+abhyä'> SB. 8. 3. 4. 9.
väktum (B. +) AB. 4. 8. 3 — SB. 8. 4. 1. 10.
vaditum (B. +) AB. 1. 6. 7.
variayitutn
+pan» OB. 8. 6. 3. 17.
+präiya'> SB. 18. 4. 2. 16.
veditum (B.) OB, 8, 6. 2. 6 — 11. 6. 2. 5.
vo4Jium (V. +)
+prä'> RV. 10. 2. 3 — OB. 18. 4. 4. 1.
-HWMjprd» AV. 19. 59. 3.
Sväyitum (B.) SB. 10. 6. 5. 6 — 18. 4. 4. 6.
sägdhum MS. 4. 4. 6 (56. 11).
saUum (B.) AB. 8. 14. 2.
«dtum (JB.)
(8Ä«Mm AV. 6. 17. 1).
seddhum (B. +)
{sotum RV. 8. 19. 18).
stohmi (B. +)
sthätum (B. +) OB. 4. 1. 4. 2 — 6. 7. 1. 20.
snatum (B. +)
spärdhitum (AV. B.) AV. 19. 22. 21 — 19. 23. 30.
syänttum (B.)
svaptum (B. +)
1. hätmn (B. +)
2. h&tum (B. E.)
fcfffmium (B. +)
hfkum (B. S,)
Jlp^titfi (B.)
Di« laEnitiTe des Inditehen an3
M& 1. 10. 15 (155. 15) - 4 5. 8. (75. 1)
— 4. 6. 3 (8L 1) - SB. 4. 1. 4. 9 -
Tä^i Bn l:J, 6. 9.
SB. 4. 2, L 5.
SB. 4. 2. 4 19.
SB. 1, L 4 17.
OB. 10, 5. 2, 6.
SB. 10. 4 L 18.
&B. 4 6, 3. 36 — 4 6. 4 L
MS, 4 5. 6 (72, l).
TS. 6. 3. L 6 — 6, 5. 9. 1.
SB. 4 4 1. IL
Drittes kapitel
Die ifido-lranisctien Infinitive auf -(apn,
(Aus wurzelstämmeii).
§ 39.
AUgemeines.
F ä ^ L Q i sagt 3. 4. 12 : §aki namullmmulaiu das B ö h 1 1 i a g k
übtrsetzt: „in verbmdutig mit Sah- haben im Veda — — am
and —^am die bedeutung ¥on *«m".
Was im § 17 zur bilduag der geaetinsch-ablativisdiefl
nitive auf -ah gesagt ist, das gilt auch hier. Normal ist
dip tiefstut'engestalt der wurzel. Andere formen miissen für
jangp gelten. Bei nareifäm (RV,) ist das ganz offensichtlich.
Anfeilend ist mmoham; üh- ^movere" zeigt im II V. sonst
keine einzige verbalform in der hochstufe, die nur in wenigen
idten auftretenden nominalen ableitungen belegt ist. Man
tian es allenfalls auch als absolutiy fassen; Pischel» Ved.
Stni 1. 39 ff. wiU alle hochstufigen bildungeo der absolutiv-
Uifie zuweisen. — Ebenso näyam (RV.) (s. u. §51) und mläyam
Fritz Wolf,
(AV.), Überhaupt wird das absolutiv» das ja in vieleE fällen
im gebrauch kaum vom infinitiv zu unterscheiden ist^ das
muster für diese bilduugen abgegeben haben ; so jedenfalls fiir
öeu iufluiüv vihhajam der prosa. Die hildting von upasiMyam ■
neben ""stMm zeigt die ja häuiig genug zu beobachtende ver-
wirrung der n- und rrfj/)- wurzeln. Auf den eintluss des
mit nasal gebildeten präseusstamnis weisen avarändham und ■
avalümpam. — Zu beachten ist, dass hier im gegensatz zu den
ablativiscli * genetivischen wurzelinfinitiven auch solche aus
sonantisch auslautenden wurzeln erscheinen.
Ähnüclies wie für das Indische gilt für das Iranische.
Obwohl sich im Avesta nm- eine Meine anzahl von sicheren
aceusatiyischen infinitiven aul^ (arisch) -(a)m vorfindet, wird
man doch wegen ihrer der indischen ähnliehen Ibrmatiou
scbllessen dürfen, dass sie bereits im Arischen existirt haben.
gAw, dam und jAw, ""harasBrn zeigen eine bildungsweise, die
völlig zu der der indischen formen stimmt; ebenso snaäBm.
■^ahvm kann hier nicht als sicher angeführt werden ; denn selbst
wenn es in dieser gestalt belegt wäre, bliebe noch der zweifei,
ob es nicht vielleicht zu den fm-infiuitiven gehört. ''Haa^m
zeigt dehnstufenform.
Der hauptton der indisehen formen steht regelmässig auf
der wurzelsübe, auch in der komposition; ausnahmen bilden
nur varmjäfUj das seinen accent wolil unter dem einfluss von
vareydti erhalten hat, sowie vüjambhar^äm und upaväkäm.
Der gebrauch der Infinitive im Indischen stimmt ganz zu
dem der t^m-infinitive. Hier wie dort haben wir einen final-
supinalen infinitiv, daneben einen einfachen, meist in abhängig-
keit von *§ak-i an einzelnen steUen scheint es, dass Infinitive
von participien abhängen; in einem falle ist wohl ein prädica-
tiver infinitiv anzunehmen.
Ähnlich ist der gebrauch im Avesta, Auch hier sind
drei infinitivarten vorhanden: der einfache, finale und unab-
hängige.
Die (aJm-iu&mtivB sind im KV, ziemlich stark vertreten,
lassen im AY. schon sehr nach und gehen in der prosa auf
eine ganz geringe anzahl von formen zurück. Brunnhof er»
BB. 10* 234 £ verzeichnet aus dem SB. nur zwei stellen
(in der tabelle s. 252 giebt er drei an).
Die infiniliye dei Indisehen und Iramschen. 73
a) Die Indischen Infinitive auf '{a}m.
L Der finale gebrauch der fa/m-lafiiiitiTe.
In der mehrzahl der falle ißt der inflnitiT von verben des
^fehens'* abhängig (i-y car-, yä-J. In zweiter linie kommen
dann andere verben der bewegung in betracht (vi-, di-, sar-),
and schliesslich erscheint der finale infinitiv auch bei verben,
die eine tbätigkeit ausdrücken (ciid-, pil- etc,).
§40.
Bei den rerben des ^jgehens^.
Dieser gebrauch findet sich oft im KV. und AV, Aus der
kenne ich nur ein beispiel, aus dem SB.; ob er in
deren prosatexten vorkommt, weiss ich nicht; Delbrück
fthrt keine hierher gehörige stelle an. — Ich gebe nunmehr
die stellen an, indem ich von den einfachsten und sichersten
tttsgehe:
■ Aus dem RY.:
H BV. 10. 69. 9: yät mmpfclmm mänti^ir vUa äyan „als
^ifle menscheustämme kamen (um dich) zu befragen**.
; RV* 7. 86* 3: üpo emi cikitü^-ö vipfcham. Geldner
70 Lieder 8. 6): „ich gehe zu den weisen, sie zu fragen".
^B SV. 8* 48. 10: iäsmä indram pratiram emy äytüt „um
^HS leben zu verlängern gehe ich Indra an^.
^" RV. 3. 24. 6: putmr yäta u äyan lad ml lyur ävUam.
Lfldwig (no. 726): „sie sind, wober sie gekommen, dorthin
2[irückzukehren fortgegangen**,
RV. 3. 36, 6: dcha räjäna ndma ety ävftam. Ludwig
(qo, 790): ^hin zu den beiden königeu naht die anbetung
limkebren'*.
RV. 3. 62* 13: devhnäm eti ni^k^äm ftämja ymim asädam.
Delbröck^ Ai. Synt. 417 : „er geht zum Stelldichein der götter,
am sich auf den schoss des Opfers zu setzen"^. — Ähnlich
&2, 1.
RV. 4. 9. 1 : iyitha barkir mädam. Müller, SEE. 46. 348:
.thoQ hast come to sit down on the saerificial grass". —
Mnlich 8. 1. 8.
74 Frits Wolfl;
RY. 4. 51. 6: Subham yäc chuhhrä u^äsaS cäranti. Ludwig
(no. 9): „wenn geschmückt die ü§as zu glänzen beginnen^. —
ÄhnUch 1. 23. 11.
RV. 5. 57. 2: svayudJiä maruto yothana §uhham. M All er
SBE. 32. 340: „with your good weapons, o Maruts, you g<
to triumph"! — Bergaigne, 40 Hymnes s. 48: „portan
de belles armes, ö Maruts, — vous allez d^ployer vota:^
parare".
RV. 7. 82. 5 : ugrdh Subham anyd tyate „der andere zieh
als held aus, um zu glänzen^.
RV. 1. 164. 8: ndmasvanta id upavakäm lytil}. Bar
tholomae, BB. 15. 217 no.: „verehrungsvoll gingen si<
anzurufen".
RV. 10. 85. 15: yäd äyatam hihhas pati vareyäin süryän
üpa. Ludwig (no. 906): „als ihr kamt, ihr herren det
glanzes, zu der Werbung der Surya" (d. h. „um um die S. zi
werben").
RV. 10. 85. 23: anxharä fjaval), santu pänthä yebhil,
sdkhayo ydnti no vareydm „ . . die wege, auf denen unser«
freunde gehen, um zu freien" (Ludwig: „zur gattenwahl")
RV. 1.145. 4: upasthüyam carati. Müller, SBE. 46. 164
„he goes to greet them". — Grassmann Wb. sp. 258: „in
finitivisch". Ludwig, Comm. (zu no. 287 bd. L 282) wil
üpa sthäyam lesen. — Wenn Bollen sen, ZDMG. 47. 58(
upasthäyam als ältere vollere form f&r den dativ upasthäyi
von upastha- erklärt, so ist eine Widerlegung wohl unnötig.
Dieselbe gebrauchsweise zeigen aus dem AV.:
AV. 6. 66. 1: ye seyiabhir yüdham äydnty asmän „welch<
mit beeren heramiicken uns zu bekämpfen".
AV. 6. 103. 3: aml ye yüdham aydfiti ketün kiivänika§di
„diese welche die banner reihenweise aufrichtend herankommen
um zu kämpfen".
Zu AV. 4. 16. 2 s. u. § 41.
Aus dem SB. gehört vielleicht hierher
6B. 7. 2. 1. 9: praläyam eti, wo Böhtlingk Wb. pralä
yam als absolutiv nimmt. Ebenso auch Delbrück, Ai. Synt
404 und Eggeling 3. 321 („remains concealed"). Es kam
aber ebensogut Infinitiv sein: „er geht, um sich zu verstecken"
Vgl. zur construction aus dem Germanischen z. b. Reinke d<
Voss vers 70: Do quam dar eyn kleyn hundeketi ghan.
Di© infiiiiÜTe de» Indiflchen und Iraniachen.
75
§ 4L
Bei anderen rerben der bewegim^.
Die gebrauehsweise ist dieselbe wie bei den verben des
„gehens*^ in § 40. Aus dem RV. ^ehörea hierher:
RV. 4» 17. 13: iparü retn*^ maghävä samöham. Ludwig
(üo* 518): „staub treibt er auf ihü zusammenzuwehen". Del-
brück s. 404 fasst sflttM* als absolutiv.
BV. 9* 3. 1: em * • diyati abhl drfhjäuj/ asädam, Ludwig
(00. 794): „ei- fliegt, sich zu den holzkiifen zu setzen*^. —
Ahnhch 9. 30. 4, wo asi^adat steht*
RV. 9. 62. 16: väjam wäsarat cam^i^i &akmaumadam~
Ludwig (no. 852): „er ist gleichsam zur ki*aftthat (scblacht)
I gegangen, mit kundiger stärke in den pressschalen seinen sitz
m nehmen". — Ähnlich 9. lOL 14.
EV, 9, TL 1: hi^my äsädam veti „der starke geht sich zu
jseteen**.
^^ BT. 9. 7L 6: iyeno nä yoniffi sädanam dhiyu kiiätn
^^rafj^äyam osadatn devä Smti Ludwig (no, 861): „wie ein
Hhlka nach seiner statte, dem durch Weisheit geschaffenen
^■(tze, dem goldenen, eilt der gott zu sitzen". Man beachte
^nier die Terbindung sädanam: äsädam.
kAm dem AV* kann man hierher vielleicht stellen
AY, 4. 16. 2: yds ti^hati cäraÜ yä§ca väMati yo niU-
m cärati yäh pratm}kam. Das KL Ptbg, Wb* fasst nila-
m xrnd p'afiWcam als absolutiva: „sich ¥ersteckend" und
^schleichend", Ludwig, Rigveda 3- 388: „wer steht, wer geht,
wer versteckt wandelt, sich duckend'^. Grill, 100 Lieder des
äV. s- 32: „ . . , ob er verkrieche sich, ob er entlaufe*';
Kaegi, Rigreda s. 90: „ . . , wer ein versteck sich sucht
und wer davonläuft"; ähnlich auch Bloomfield s- 88. Da-
gegen beachte M. Müller, Essays L 40: „ , * ob einer sich
verstecke, ob einer gehe niederzuliegen oder aufzustehen"*,
Vgl noch Bloomfield s. 389 ff.
Offenbar stehen sich doch die beiden teile yh tUfkatt
cärati und yäsca mit dem rest des satzes als corre-
spondirend gegenüber* Der zweite teil scheint eine aus-
fuhmng des eisten zu bilden; i^tliati *er steht* wird
erläutert durch väncati ^er duckt sich', cärati wird
mit dem gleichen wort wieder au^enommen; nil&yam
76
Friti WoMf,
und pratäftkam geben alsdann den zweck an, zu dem
man die handlangen {vatlc- und aar-) vollführt. Dem-
nach scheint Müllers Übersetzung den sinn am
besten getroffen zn haben; allerdings verkennt er
wohl die teilnng des satzes, denn er lässt beide —
nilayam und pratfifikam — von cärati abhängen.
Ich möchte übersetzen: „ob einer steht oder geht, ob einer
sich dnckt, um sich zu verstecken, oder geht, um sich fort^u-
schleichen", — Zu Hiüyam vgl pral&yam SB. 7. 2. L 9 (s. o.
§ 40), zu pratäiikfim vgl. AV. 5. 13. 8 (s, u, § 43),
§42.
Bei anderen Verben, die keine bewegimg ausdrucken.
Wir finden in einigen fällen einen finalen infinitiv bei
verschiedenen verben, die eine thätigkeit ausdrückeu, ausgeführt
zu dem zweck, ein bestimmtes ziel zu erreichen. Aus dem
RV. gehören hierher:
RV. 10, 88, 18: nopaspijatti vaJp pitaro vadümi pichämi
mli kavayö vidmäne kam, Ludwig (no, 431): „nicht mit euch
^u wetteifern j o väter, rede ich; ich frag euch, o weise, um
es m erfahren"*, Ludw^ig übersetzt upmpijam mit „wett-
eifern'* nach Säya^a: spardhmjuktam vacanam ncyate. Das Kl.
Ptbg» Wb, giebt für upaspi}- t „etwa scherz** an, das Gn
Ptbg< Wb* fügt dem liinzu „oder infinitiv**. Das wird den sinn
besser treffen. Da die beiden sätze (vadümi . , p^chämi)
parallel stehen, und da ini letzten vidmäne sicher infinitiv ist,
wird mau auch upaspijam als solchen lassen nilissen*
RV, 9. 8. 3: indrasya soma rädhase piinam Mrdi codaya
ftäsi/a yonim (isädani. Grassmann; ^^des Indra herz, o Soma,
treib gereinigt du zum schenken an, zu setzen sich im schoss
des rechts**,
RV, 9. 25. 6: ä pavasva . , arkäsya yonlm äsädam*
Ludwig (no, 815): „läutere dich, nieder an des liedes st&tte
dich zu setzen*". — Ebenso 9. 50. 4 und 9. 64, 22 (itäsya).
RV. 9. 101. 15: häriJj pamire anyata vedhä nä yonim
Usädam, Ludwig (no. 891): „der falbe hat sich in die seihe
eingehülltj als priester an seiner statte zu sitzen**.
Eiuen finalen infinitiv sieht Ludwig auch in
I
Jlfl
^TB de« Indiseh^Tt un^ iranifichen.
77
EV- 0, 85- 11: ßihtnt rihanti matdyaJs - . . k^änrntii sfhä^,
Ludwig (üo. 875): „lieder küssen den jungen, dass er auf
Idie erde sich seiike*"*
k **Vgl. Ludwig, Infinitiv s. 511 nnd Comm. IL 3Ö7,
I wo er ausführt, dasa götter und menschen sich nach
I ihm (Soma) sehnen, dass er auf der götter flehen zum
I himmel emporgestiegen war, und dass nun die mensch-
r liehen Sänger ihn wieder zur erde herabrufen. S. dazu
I die erste halfte der Strophe: nahe miparimm npapa-
I pt'wänmfm giro venänüm akfpanta pftrvfhj das Lud-
I wig übersetzt: »»dea auf des himmels rücken ge-
L flogenen adler hatten (so Comm,) viel stimmen von
■ verehrenden (göttern) angefleht".
I Eine weitere, hierher gehörige stelle dürfte sein
I EV* 10» 80* 1 : ag}iih säptim väjambhardni äwläty agnir
m&m h'fUyant kamiani^thäm. Ludwig (do* 429): „Agni
giebt das kraftnahrung erbeutende zugross (so Comm,), Agni
den berühmten zur that sich erhebenden beiden". Es ist da-
bei zu bemerken» dass Jcarmam^thäm wohl am besten mit
Lad wig (Comm, zu no. 429) als haplologische kürzung aus
hfmani-nlf^thäm zu erklären sein wird, worauf schon das
dentale a weist. Dann konnte man allerdings ohne weiteres
beide Wörter : karmani^thAm und vajambharäm nominal nehmen,
Äier der sinn scheint mir doch eher flir infinitivische auf-
fissong zu sprechen. Ich würde danach mit finalem Infinitiv
ibersetzen: r^Agni giebt das zugross, damit es kraftnahrung
erbeute« den beiden < . damit er inmitten der thäügkeit stehe^.
Aus dem AV, kann man wohl ebenfalls eine stelle hier-
berziebeu,
AV* 7, 50, 5: äjai^am tvä säifüikhitam äjai^am utä sam-
Tudham, Bloomfield &- 151; „I have conquered and cleaned
Üiee out(?); 1 have also gained thy reserve" (s, d. noten
&. 549); dort ist Henry citirt: „(je t'ai) gratte de fond
wi comWe(?) et j'ai gagn6 l'enjeu total (?)", — Grill (s, 72):
,ira8 du einstrichst, gewinne ich ab, gewinne was du zurück-
bdöeltest'*. Ludwig^ Eigveda 3* 455: „ich hab dir abge-
Mmmen das zusammengekratzte, ich hab dir abgenommen das
»iwmniengescharrte " ,
^^ ••Ludwig und Grill stellen sammdham mit sätfi-
^^L Hkhitam auf eine stufe, was nicht denkbar, denn als
78
Fntx Wolff,
part* parf pa^s. würden wir srnnrufWiam erwarten
(wohl mit accent auf der vorsilbe). Nach Grills
Übersetzung wäre tvä instrunjental, was uach Whitney
Grammar § 492 nur im RV. vorkommt. Das Kl. Ptbg.
Wb. (b. 225 sp. 2) giebt für sämlikhita* an: ^spiel-
ausdruck*' {imtiUkh- sonst y^schröpferi*'); fnr sanmtdh-
(7, 3- sp. 1) „Spielausdruck, etwa art des einsames**
(sanirtidh- als verb „festnehmen etc.").
Whitne^r nimmt im Index zum AV* sanirüdhani als infinitiv,
und ich glaube^ dass so der sinn am besten getroffen wird:
^ich habe dich, nachdem ich dich geschröpft, besiegt, und ich
siegte, um einzuheimsen''.
Ludwig, Infinitiv s. 51 will noch eine weitere stelle in
derselben weise auffassen.
AV, 18. 4* 5: dhruvA dadhara piihwtm prati^ßäm prafU
mAm lökä f/hiiapiHha],i svargäh kämmfikamam yäjamünaya
duhräm. Ludwig nimmt dort pratifmm zum ersten teil und
siebt einen Infinitiv des zwecks darin. Nun haben wir oben
(§ 36) gefunden, dass nach dlmr- accusativische infinitive auf
'tum vorkommen; in allen jenen fällen aber ist dhar- intran-
sitiv. Dagegen kann man zum vergleich mit unserer stelle
anfuhren AV. 6. 17. 1: evä te dkritjaiäm gärbho änu sütnm
sävitave. Ludwig, RigredaS. 477: „so werde der keim von dir
gehalten, die geburt zu gebären^ (s. § 36 weiteres zur stelle)* —
Man sieht dass die anffassung möglich ist; was aber sollte
pratimäni bedeuten ? — Ludwig selber fasst später (a. o. 3, 489)
die stelle anders: „die Dhmva hält die erde als festen Stand-
ort; als entgelt (pralimäm) sollen die ghytabedeckten Svarga-
weiten jeden wünsch dem opferer fliessen lassen"^,
§ 43.
3. Der inflnitiv ist abhängig von partlcipien.
Ebenfalls in finalem gebrauch scheint in einigen fallen der
Infinitiv von participialforraen abzuhängen ; im übrigen schliesst
sich der gebrauch ganz dem in §§ 40—42 behandelten an,
EV, 5. 55. 1 if. (refrain im ganzen liede): siibkam yatäm
ämi rätha aviisata, Müller, SBE, 32. 333: „when they
went in triumph, the chariots followed", Bergaigne, 40
Hymnes s, 45: „ä la suite ont roulfe lenrs chars, quand üs
I
I
Bie ittfinitiTe dcE IndiRchün und Ir&niBclieu.
79
Tont d^ployer leur panire". (VgL oben § 40 RV. 5> 57. 2
mit Bergaigne's übei^setzung). Aach Ludwig Comm. (zu
HO. 689) nimmt ^ibham als infimtiv.
RV. 1, 60. 5 : tdnh tvä va^äm . . prä imnsamo niatibkir
^aiamnsaii at^^üm nä vdjamhharäm marjäyantaJ.L Ludwig
(HO* 259); „als solchen preisen wir . . dich mit liedem, wie
erinen renner, der kraftnahruBg einbringt, dich glänzen
machend*'. Müller, SEE. 46. 52: „rubbing thee as a
swift racer that wins the prize". Ich glaube, dass man wie
oben RV, 10* 80. 1 (§ 42) vajamhharäm als infinitiv fassen
darf: ^ihn Eicbmückend wie einen renner, damit er den preis
eftange*". Allerdings muss ich auf eine parallelstelle aufmerk-
mm maclien : RV. 9. 87, 1 : ä^am nä tvä vafmam marjäyantalL
RV. 9, 84- 2; kpwän m^iq%tp vicftam. Ludwig (no.
*i74}: ^Verbindung und lösung bewirkend**. — Ludwig führt
die stelle Infinitiv s. 54 an* Es ist aber nicht' klar, ob er die
formen wirklich für infiuitive hält. Säya^a: saniyuktam und
rmnkiam. Ich denke, man kann übersetzen: ^lösen und
¥ereiüen machend'^ (frz. „faisant unir et s^parer"). Vgl,
AV, 6. 117. 1 und 6. 119. 2: päMn vicftam vettha (veda).
AV- 5. 13* 8: pf'(xtm\ka}n dadrimimn^ särväBäm arasäiß
^mm. filoomfield s. 28: ^of all those whc have run to
iheir hidding-place the poison is devoid of force". Vgl* oben
l| 41) AV. 4. 16. 2. Man kann wohl ebensogut praiänkam
ik infinitiv nehmen: „alle die liefen, um sich zu verbergen".
§44.
3. Der eiiifaclie infinitiv.
Auch der einfache Infinitiv („ich kann gehen") kommt bei
Terschiedenen verben vor. Am häufigsten hängt er von §ak-
ih {das sich hier nicht so oft wie bei den tiem-infinitiven mit
der negation verbunden zeigt), daneben in einigen MIen von
■?•, das dann wohl in einer *4aft- verwandten bedeutung („int-
pdrare') steht. Im RV, findet sich weiter der infinitiv nach
«rfc-, aber nur einmal in einem liede, das Grassmann gerade
wefen dieser construction für sehr jung hält* Aus der prosa
ftirt Delbrück mehrere beispiele daför an; die satze sind
>De uegirt. Unter den übrigen verben, bei denen der einfache
infinitiv steht, tritt va.^- „wollen" und md- ^wissen" hervor.
80
Frite Wolff.
§45.
Der einfache inftnitiT bei Sak-, aS-, arh-.
findet
RV:
I
der mfiaitir
KV. 1. 94, 3: ^akema tvä mmldham. Müller, SBE. 46.
108: ^raay we be able to üght thee^. Ludwig, Comm.
{bd. I. 270) macht darauf aufmerksam, dass, wemi man die ge-
wöhnliche constructiou von §ak' mit dem iufinitiv aniiimmt,
der siirn der stelle Utte, da Agni bereits breunend g^edacht
werden müsse.
BV. 3. 27- 3: ägne sakema te lyaythn yämatfi devdspa
vajhmh Maller, SBE. 46. 2%: „may we be able to bridle
thee the strong göd". Ähnlich 3, 5. L In beiden fällen steht „
das object von yämam im genetiv. Das gleiche gilt vielleicht für ■
RV. 1. 73. 10: Sakenm rayäh mdhüro yämam te. Del-
brück^ Altind. Syat. 417: „möchten wir deine reichtumä^- i
rosse festhalten können *". Darf man etwa — vgl. die ehenfl
behandelten stellen — in sndhürah eüien genetiv singularis
sehen ?
HV, 9. 73. 3: dhträ ic chekujr dharune,^ ärdhkam. Lud-
wig (no. 863): „die weisen haben vermocht das feste zu er-
fassen''.
RV, 10, 44, 6: nä ye Sehir yajüiyäni n&vam ärtiham.
Delbrück s* 417: „welche es nicht verstanden, das schiff
des Opfers zu besteigen".
Aus dem AV. gehören hierher zwei stellen, an denen iak-
negirt auftritt:
AV, 5, 18, 7 : lim «f* ^aknoü nihkhidum. Bloomfield
s. 170: „is unable to digest her^ ; s. dazu die noten s. 432.
AV. 8. 8. 20: mä §akan pratidhäm i^m. Bloomfield
s. 119: «may they be unable to lay arrow on (the bow)"*!
Ebenso AV, 11, 10, 16, Jedenfalls das sicherste beispiel von
^»jm-infinitiven ans sonantisch auslautender wurzeL
Aus der prosa giebt Delbrück, Altind> Synt. 429 f,
unter j^na Sak-'^ folgende stell eu an,
MS. 1. 6. 4 (91. 16): a^nini väi devä vihkäja^fi näSoknU'
van „den Agni zu verteilen vermochten die götter nicht "*.
MS. 1, 10* 14 (154, 4): indro väi v^iräya vajram iidyämmn
7iä&aknot „India vermochte nicht die waffe gegen den Vftra
aufzuheben*^.
Ifcfcan
attire des Tndifl<;hen und Tnnisclien.
MS. 1- 10» 12(152.3)' prajApatir vä amiädyam avariin-
dham nASaknot „P. konnte nicht die nahning zurückhalten''.
Ähnlich TS, 3. 3, 7. 1 und 5. 4. L 2 (avarfidham),
MS. 1. 6- 5 (95, 2): agnir t/ai , . tiU^am apalümpam nA§ak-
liol „Agni vermochte die hülle des embryos nicht abztireissen**,
MS* 1, 6, 3 (89, 9): oßadhayas tä atiti^Ughi^ami atk^t^-
ffi nMalcnot „obschon er diese kräater übensteigeti wollte,
I konnte er sie nicht tibersteigen",
l Der Infinitiv bei a^- findet sich im RV, an zwei stellen,
I EV, 10, 62, 9: nä täm aJ^noti kfis canä dira Iva sänv
^^rähham. Delbrück, Altind. Synt 417: „niemand vermag
^fhn zu erreichen, so wenig wie des himmels höhe**,
RV. 10. 92, 7: indre. hhujmji kzkmiänäsa aSata „bei Indra
kfloneü die sich darum bemühenden genuss erlangen "**
Der inflnitiv bei uä arh- findet sich im RV. nur einmal,
RV, 4. 55, 7; fiahi . . ärkamdsi pramhjam, Delbrück
s- 417: „. , scheint zu bedeuten: -wir dürfen nicht ausgehen
lasjien'**. Grassmann, RV.-Übers, 1. 536 hält den vers wegen
dieser modernen construction von arh- für jung.
Aus der prosa führt Delbrück für den infinitiv bei m
«rÄ- an:
MS. 4. 8. 3 (110, 4): nä hi tasmad arkanti somaplthmn
mkritfam ^denn nicht können sie deswegen den Somatrunk
loskaufen".
§46.
Ötr einfache infinitiv bei verschiedenen anderen verben*
Der einfache infinitiv bei V(i§- findet sich im RV,
RV. 5, 34, 5: nd paficähkir da.^äbhir vaety äräbJmm. Lud-
wig (nr. 535): „nicht mit fünfen, nicht mit zehn wünscht er
Anzugreifen",
RV. 5* 46, 1: 7iAgya vaSmi vimücaT^ nä'üftam pmah
j^tticht will ich mich wieder von ihr lösen, nicht mich von ihr
wenden" •
Der infinitiv steht weiter bei 1 vid-^ veda zeigt dabei eine
Wtotungj die sich mit der von SakHoH nahe berührt.
BV. 4. 8. 3: sä veda devä änämam devan. Müller^ SBE,
46.346: ^he, the god, knows how to direct the gods". Ebenso
AV, 6. 119. 2: sä ethi pä§än mcftani veda särvän,
Ludwig, Rigveda 3. 442: „er versteht all diese stricke zu
82
Frfe Wallt
lasen". Ähnlich AV. 6. 117. 1 {veitha). — Hierher wohl aach
die von Bartholomae, IF. 1. 498 angeführte steUe
RV. 8* 24. 24: vetthä hi furitlnam . , jmrkYJam, Lad*
wig (no, 597): ^du weisit alles Untergangs Vermeidung*^.
Der genetiv n** steht dieser auffassnng schon deshalb kaum im
wege, da pariv^j- auch sonst den genetiv bei sich hat.
In der prosa ist der iDflnitiv bei nä vid- bezeugt
MS. 3, 8. 6 (103. 10): ^6 . . dvititjam afmm amrtin'
dham nd vidyAi „der nicht versteht, das zweite bittgebet zu-
rückzuhalten"*
Vielleicht gehört hierher eine weitere EV.-stelle, wo vida-
fha}} steht, das zu vind- ,,flnden** gehören soll Das Ued ist
sehr spät und zum teil gänzlich unverständlich. Es heisst
EV. 10. 106. 9 : h^hänieva gambhäre^u prati^häm pädmm
0üdhmfi tärate vidathaJjt, Ludwig (no. 72): ^als grosse
werdet festen grund in den tiefen, wie füsse dem die tiefe
durchschreitenden ihr fiuden^. — Vielleicht muss man vidä-
thai^ mit Säya^a, der jünlthah anglebt, zu vid- „wissen"
ziehen; was für eiue form aber wäre vidathalt? Mau hätte
dann zu übersetzen ■ „ihr werdet verstehen, festen fuss zu fassen
in . - ".
An einer anderen stelle, RV. 5. 47. 7 : aSimähi güdlmm uiä
prati^tMm wird allerdings pratkihäm als uomeu zu fassen sein.
In zwei fäJlen scheint ein inflnitiv bei dha- vorzuliegen.
EV. 3. 2. 9: täsam ekam ädadhur märtye hhüjam. Müller,
SBE. 46. 229: „of these they have placed one among Üie
mortals for their enjoyment", Bergaigne, Rel. Ved. 1, 113:
„ils en out d6pos6 une chez les mortels pour qu^ils en jouis-
sent**. VgK zur construction aus dem Avesta Y, 51» 17 : yqm
, * dätü * . nia^dd ahurö amhyä üMyui gar^sdim^ bei Barth o-
lomae, Wh. sp. 378 und 344: ,, welcher . . Mazdah Ahnra
es gewähre, zum besitz des A§a zu gelangen**,
EV. 3. 31. 10: jäte nli^häm ädadhur gom vir an, Lud-
wig (no. 498): „sie Hessen die beiden sich erheben, als die
rinder sich zeigten'*. Dazu im Comm. (II. 66): jjäte fjö^t
statt jatem go^n'^^). Grass mann: „über das geborene
(den nachwuchs der kühe?) setzten sie einen aufseher und
1) Ludwig hftt hiev bereite das prmnp der erscheinnug erkannt, die
ipäter TOD Butb, Über gewisse Kürzangen des Wortendes (VerfaandL dcfi
VII, OT.-Congrcg^es) eingehendeT beliandelt wurde.
I
I
^
Mner aber die kühe (?)", Ein grosser teil des liedes ist
DkeL
§47.
Ein prädicativer infinitiv auf -(a)m liegt Tor in
RV. 3. 1. 4: tväm aryamä sätpatir ymya samhkv/jam.
idwig (no. 294): ^dii bist Aryaman, der wahre herr, des
gemessen isf. Müller, SBE» 46* 186: „wliom I may
joy^ Bergaigne, 40 Hymnes s. 4: „pour celui doBt
l partages) le festin**.
•*Bergaigne will ein verb ergänzen, das den accu-
sativ samhhujam regirt; er sagt, das Ued sei an
Tielen stellen sebr knapp gefasst und verlange öfters das
verb zu ergänzen. — v* Bradke, Dyaus Asura s.
53 übersetzt: „dessen ich mich freue" und meint,
es liege eine corruptel vor, indem vielleicht der 4< päda
die fortsetzung des relativsatzes verdrängt habe,
Müller (s. 190) wieder ist der ansieht, es sei statt ydsya
sambh&jam zu lesen yUsi sambh°. Er fuhrt BV. 6. 7L 6
als parallele an, wo statt k^äyasya deva hhür^p zweifel-
los k^äyasi zn lesen sei. Der correcturvorschJag stammt
wohl von Aufrecht, KZ. 27, 6101 Für unsere stelle
möchte ich jedenfalls die vorgeschlagene änderung
nicht empfehlen, zumal da sie noch weiter geht als
die Aufrecht'sche, — Ludwig ergänzt „ist", und
das wird das richtige sein. Wir haben oft Infinitive,
die, scheinbar unabhängig, von einem zu ergänzen-
den asti oder bhavati abhängig zu denken sind; d. h.
eben, der infimtiv ist prädicativ gebraucht. Säya^a
hat: yasyütryamno dnnam sambJmjam mmtataihujam
vyäpakant bhavati und yasya dhanam sambhiijatth sam-
yak hhogäya sädhu grahitfr}äm.
ZuKätze.
Tihangsweise wiU ich im folgenden eine anzaU von
len zusammenstellen, die von dem oder jenem gelehrten
fb (ajm-iüfinitive gehalten werden oder wurden,
^L §48.
^^^t 1. güham.
^Lldwig, Infinitiv s. 53 fiihrt gükam RV. 1. 67. 6 als
iiififlitiy an. Die stelle lautet:
6*
84 Fritz Wolff,
guhä guham galt. Müller, SBE. 46. 63 macht auf
yudhä yudham und purä puram (beides RV. 1. 53. 7) auf-
merksam. In den drei fällen haben wir ein zusammenhängendes
gefllge: „durch kämpf zum kämpft, d. h. „von kämpf zu
kämpf, u. s. w.
§49.
2. samidham.
Wir haben oben § 45 zu RV. 1. 94. 3 : Sakema tvä mmtr
äham dies als Infinitiv kennen gelernt. Wilhelm, De inflnitivo
s. 7. will es ebenso in RV. 7. 2. 1 fassen.
RV. 7. 2. 1: jti^äsva nai} samidham agne adya. Ludwig
(no. 778): „geniesse heute unser brennholz, Agni". — Ebenso
lautet 5. 4. 4. In zwei weiteren fällen: 3. 6. 1 und 10. 70. 1
steht neben samidham das attribut imäm^ in 10. 69. 10 ist
asya davon abhängig, und schliesslich in 3. 37. 6 ist keine
weitere beziehung zu samidham vorhanden. In allen fällen
hängt es von jus- ab.
Man wird es fiberall ausser an der zuerst erwähnten stelle
(1. 94. 3) als nomen fassen mfissen.
§50.
3. bhäram.
Ludwig, Infinitiv s. 53 giebt die form bhdram zu RV.
1. 117. 18 und 5. 29. 8 als Infinitiv an; Brunnhofer, KZ.
25. 353 schliesst sich ihm für 1. 117. 18 an. — bhäram er-
scheint im RV. an vier stellen, an dreien abhängig von hü-;
bhära-, das in verschiedenen casus belegt ist, bedeutet an
diesen stellen nach Grassmann „loblied, anrufuug^, während
es in den meisten anderen casus „erlangen, erbeuten, Schlacht^
bedeuten soll. — Die vier stellen sind:
RV. 1. 117. 18: hmäm andhäya bhäram ahvayat sä vfÄflS^.
Ludwig (no. 28): „heil dem blinden zu bringen rief diese
wölfln\
RV. 5. 29. 8: käräni na vi§ve ahvanta devä bhäram in--
draya ydd ähitn jaghäna. Ludwig (no. 530): „ein preislied
gleichsam riefen dir alle götter zu, einen gesang gleichsam,
dem Indra, dass er den drachen tötete". Ludwig schiebt
unberechtigt 1. ein „dir" ein, 2. ein zweites „gleichsam". —
Es wird gestattet sein, bhäram wie oben als Infinitiv zmx
Di« infinltiTt dts Indiiehen imd IraniJicli^n.
85
lisseB und za Übersetzen: „es riefen alle götter, ein preislied
fleiehsatn dem Indra darzubringen, weil er » . "*
RV. n. 66. 1: hitvf^ bhdram na kärbmm. Ludwig (no,
610): ,wir rufen gleichsam den nährer des dichters*** — So
nach Säyai^iar bhaHäram, Grass mann: „ich ruf ihm einen
jnbelgruss*". Die that^ache, dass auch hier hhäram bei Imve
steht, legt es nahe, das wort wie an den vorhergehenden
statten zu fassen; doch macht karhiavi alsdann erhebliche
Schwierigkeit Man könnte allenfalls ibersetzen: „wir rufen,
gleichsam ein jubeil ied darzubringen***
BV, 10. 44, 5: ä }u iämskidm sväüm^ hhäram A yähi
süminah, Ludwig (no. 637): „ich will beten zu des Soma-
l»esitzers darbringung, mit gutem gebete komm". ^ Säyana
fiebt: tarn bJmraffi yajüam ü yahu Die auffassnng Saya^a's,
woDach hhäram Mer als zielaccusativ zu ä yähi zu nehmen
wire, scheint die nächstliegende zu sein*
§ 51^
4. näyam (myamy uAyäm),
Es kommen in betracht:
1) näyäm RV. 6, 24. 10 — 6. 46, 11 ^ 9. 91. L
f) natßm RV, 1, 12L 13 — I. 130. 1 — G. 3. 3 ^ 8,
2. 28 — 8. 33. 13.
Die stellen sind ausführlich behandelt von Pischel, Ved,
Slai L 37 ff., dann von Bartholomae, BB* 15. 217 ff.,
zuletzt von Oldenberg, ZDMG. Do. 283 f. Pischel will
IQ allen 8 stellen nctyäm als absolutiv lesen; Bartholomae
iit sich über die aceentstelle nicht im klaren, will aber m
foraal ebenfalls gleich fassen, trennt dagegen nach der be-
dentung I. Infinitiv, 2. absolutiv. Oldenberg hat von vorn-
herein insofern eine andere ansieht, als er zwischen nayäm
lad iiäyäm scheidet; näyäm ist nach ihm (wie schon das Gr.
Plbf. \Vh. und Grassmann im Wb* wollten) accusativ von fiaya-
.flUirer**. An den übrigen o stellen will er näyam lesen,
im an drei stellen (1. 130. 1 -- 8. 2. 28 — a 33. 13) die
WeittuBg y,ftihining*'j an den beiden übrigen (1* 12L 13 und
S.E. 3) «weg, auf den jemand führt oder geführt wird^ haben
«H — Mit der ersten bedeutung „fährung" kommen wir zu
«iwr deutnng der stellen, die von Bart hol omae*s auffassnng
lieht sehr verschieden ist.
86 Fritz Wolff;
Ifie Schwierigkeit der erklärang als infinitiy oder absolutiy
liegt darin, dass einerseits die am-infinitive im allgemeinen
nicht die dehnstufe zeigen, und dass andererseits die absolativa,
denen solche dehnung geläufig ist, nur in der komposition auf-
treten. — Näher auf die stellen einzugehen, verzichte ich.
§52.
5. nirnijam.
Wilhelm, De inflnitivo s. 7 ftthrt unter den infinitiven
nirnijam RV. 9. 68. 1 und 9. 95. 1 an, und Brunnhofer,
KZ. 30. 504 stellt nirnijam ebenfalls zu den infinitiven. Die
form ninyijam — daneben sind aus nirnij- auch andere casus im
RV. belegt, so der dativ nirnije (auch als Infinitiv) — kommt
im RV. 13 mal vor. — Das Gr. Ptbg. Wb. giebt für nirmj- f.
„glänzender putz, schmuck etc.** an. Dass diese bedeutung
nicht für alle stellen zutrifft, weist Pischel, Ved. Stud. 2.
114 f. an der band der stelle RV. 1. 113. 14 nach: dpa
kx^rjiäni nirnijam devy ävaJ^ Er stellt als bedeutung „gestalt"
auf und nimmt n° als synonymen von rüpa-. Doch wird man
auch die früher angenommene bedeutung daneben gelten
lassen müssen; vgl. RV. 9. 82. 2: ghxtäm väsanal,i pari yasi
nirnijam, Ludwig (no. 872): „in ghfta dich kleidend gehst
du in eine schöne hülle ein*". Möglich wäre allerdings auch
hier, nirnijam zu väsanaJi zu ziehen, etwa „in ghrta als ge-
stalt dich kleidend". S. noch weiter unten.
Unter den 13 stellen sind 4, an denen ein adjectivisches
attribut bei nirnijam steht, so auch an der von Wilhelm
angeffihrten stelle 9. 68. 1. An 4 weiteren stellen steht es als ob-
ject von kar- in beziehung zu gal.i\ so auch an der zweiten
Wilhelm 'sehen stelle, 9. 95. 1: ki'nute nirnijam gäh ^er
macht milch zu seiner hülle". Zu 8. 19. 23 muss nirnijam
ebenfalls als nomen genommen werden.
An den 4 übrigen stellen wäre die möglichkeit, nmiijam
als Infinitiv zu fassen, gegeben.
RV. 9. 82. 2 (s. 0.) könnte man auch übersetzen: „in
ghfta dich kleidend gehst du, um dich zu schmücken".
RV. 1. 25. 13: bibhrad drapim hiranydyatfi väruno vasfa
nirnijam „tragend ein goldenes gewand kleidete sich Varu^a,
um sich zu schmücken".
Die infinitive des Indischen und Irsniachen.
87
BV. 9. 86, 46: girä yädi mrtujam ^gmit^o yätjüh „wenn
sie singend mit dem liede zu schmücken gehen",
KV. I>. 108. 12: sä smtutah kavtbhir niriujani dadhe „er,
ron den Kavi gut gepriesen, macht sich daran sich zu
schmücken*^.
§ 53,
6, Verschiedenes.
^V §B. 6. 3- 3. 5: enaif* deva e$ü lokSßU vigräfmm aichan.
Die form mgräham, die nach Brunnhofer, BB. 10. 242 inflnitiv
sein soll, ist hier wohl als absolutiv zu fassen mit der beden-
tnng „snccessive*^ (Kl. Ptbg. Wb.); so übersetzt Eggeling
3. 207 : „for the gods searched for him in these worlds part
liy part**. ^^^^_^
Ef Ai, äram wurde früher als infinitiv angesehen, ebenso
tY. ar9m. S. die literatur bei Barth olomae, Wb. sp. 188 f.
skdam RV. 4: 7. 7, das Delbrilck, Älünd. Verb. s. 228
unter den Infinitiven anführt, ist hier wie sonst überall adverb
mit der bedeutung „stets^.
RV. 3. 55. 8: antar matU carati nimdhafti goh, Grass-
^ann: „es dringt sein sinn ein in der weltkuh spende'^. —
BraanhofeTj KZ. HO. 504 nimmt nk^idham als infinitiv, was
kaum riclitig ist. Auch das Kl. Ptbg. Wb. giebt „spende*^.
a) Die indi^^chen inflnitlre auf -{a)m^).
fi KV. 3. 33. 7.
RV. L 94. 3 — (3. 37. 6 — 5. 4. 4-7, 2, 1).
KV. 4. 17. IB.
MS. 4. 8. 3 (110. 4).
^ Die in ruttdeik klammoni eüig^e&chlos&eneii eteUen sind nicbt Infinitive;
iwi denen in eckigen ht d^r infimtivcharakter müg'lieii.
^ ßif^tlicb mcht hierher gehOtig- ä. s, 96 unten hei anhang' 1,
88
Frite Wolflf,
Jchidam (AV.)
+nih°
AV. 5. 18. 7.
(guham
RV. 1. 67. 6).
{gräham (B. +)
+«1"
OB. 6. 3. 3. 5).
cftam (AV.)
+vi°
RV. 9. 84. 2.
+8am''
RV. 9. 84. 2 — AV. 6. 117. 1 -
119. 2.
6.
tät\kam (AV.)
+pra''
AV. 4. 16. 2 — 5. 13. 8.
tiram (KV.)
+pra''
RV. 8. 48. 10.
dhäm (AV.)
+pr<Ui''
AV. 8. 8. 20 — 11. 10. 16.
nämam (RV.)
+a»
RV. 4. 8. 3.
{nayam)
[nir'^ijam
RV. 1. 25. 13 — 9. 82. 2-9. 86.
— 9. 108. 12].
46
pfcham (RV.)
-M?i*
RV. 7. 86. 3.
+8am''
RV. 10. 69. 9.
[bhdram
RV. 1. 117. 18 — 5. 29. 8-8. 66,
— 10. 44. 5].
. 1
+vajam'>
RV. 1. 60. 5 — 10. 80. 1.
bhäjam (B.)
+vi'>
MS. 1. 6. 4 (91. 16) — TB. 1. 1. 5.
6.
bhüjam (RV.)
RV. 8. 1. 4 - 8. 2. 9 — 10. 92. 7.
(mim
+iwa<i'»
AV. 18. 4. 5).
miyam (RV.)
-fpro»
RV. 4. 55. 7.
mucam
-l-«i°
RV. 6. 46. 1.
yämatn (V. B.)
RV. 1. 73. 10 — 3. 5. 1 — 8. 27. 3
+»d«'
MS. 1. 10. 14 (154. 4).
ytu2/iam
(RV. 1. 53. 7) - AV. 6. 66. 1 -
103. 3.
6.
räbham (RV.)
+a°
RV. 5. 34. 5 — 9. 73. 3 — 10. 62.
9.
Die infinitiTe des Indischen und Iranisclien. g9
idham (AV. B.)
+ot«i» TS. 3. 3. 7. 1 - 5. 4. 1. 2.
+8am'> AV. 7. 50. 5,
mäham (B.)
+a«i» MS. 1. 10. 12 (152. 3) — 8. 8. 6 (103. 10).
tham (RV.)
-Hl» RV. 10. 44. 6.
lyam (AV. B.)
+«»« AV. 4. 16. 2.
+pra'> OB. 7. 2. 1. 9.
Htnpam (MS.)
+aw»» MS. 1. 6. 5 (95. 2).
:areydm RV. 10. 85. 15; 23.
vOkam
+upa'> RV. 1. 164. 8.
tiÄim (RV.)
+0" RV. 2. 24. 6.
t/jam
+pari'> RV. 8. 24. 24.
vftam
+0» RV. 8. 36. 6 — 6. 46. 1.
iuiham RV. 1. 23. 11 - 4. 51. 6 — 5. 55. 1 ff.
— 6. 57. 2 - 7. 82 5.
mdam (RV.)
+a» RV. 8. 62. 13 - 4. 9. 1 — 8. 1. 8 —
9. 3. 1 — 9. 8. 3 — 9. 25. 6 -
9. 30. 4 — 9. 50. 4 — 9. 62. 16 —
9. 64. 22 — 9. 71. 1; 6 - 9. 82. 1 —
9. 101. 14; 15.
tiham (B.)
+uP> TB. 1. 1. 6. 1.
icam
-W» RV. 2. 37. 1 — 7. 16. 11.
iidhatn
nif/o RV. 8. 55. 8.)
'iaham (MS.)
+att» MS. 1. 6. 3 (89. 9).
'fäm RV. 9. 85. 11.
+nHto RV. 8. 31. 10.
+karmanih'> RV. 10. 80. 1.
+prati'' [RV. 10. 106. 9] - (RV. 5. 47. 7 —
AV. 18. 4. 5).
90 Fritz Wolff;
[sthäyam (V. B.)
- +upa^ RV. 1. 145. 4].
spijam
-{-upa^ RV. 10. 88. 18.
b) Die iranischen inflnitiye auf '(a)m.
§54.
Über den gebrauch der accusativischen Infinitive auf '(a)m
im Avesta lässt sich bei der geringen anzahl der sicheren
formen nicht viel sagen. Das wenige, was man erkennen kann,
zeigt, dass der gebrauch der formen mit dem der altindischen
übereinstimmt. Wie schon oben (§ 39) bemerkt, haben wir
finalen, einfachen und unabhängigen Infinitiv zu unterscheiden.
Finaler gebrauch liegt an drei stellen vor; eine davon ge-
hört den Gä^'s an.
Y. 49. 10: tatda mazda dwahml ä -^dqm (N. A. adqm)
nipdvhB . . -^mqzajxsa^ra (N. A. trennt) vazdavhä -^avdm -^-ira
(N. A. in einem wort). — Geldner, KZ. 28. 402 will aväml
rä lesen; „avdml = avämi, von va = van- +ä; ra zu skr. ra,
m". — Darmesteter (1. 324) hält sich ganz an die Pü.,
die in avämlra das wort „sterben" sieht; sie thut das aber
doch nur, weil, wie Bartholomae, Wb. sp. 372. no. 2 zu ira-
bemerkt, mp. mlrst „er stirbt" an die av. form anklingt.
Bartholomae (sp. 684 und 372): „und das, o Mazdah,
will ich in deinem haus in verwahr geben . ., dass du darüber
wachest, grossmächtiger, mit beständiger thatkraft**. — Q^gen
die construction ist nichts einzuwenden; die form könnte, wie
Bartholomae betont, auch zu den ^m-infinitiven zählen.
V. 18. 6: 2/Ö . . . xratütn pardsät asavamm . . ahicnasam
asa.nasam vahista .nasam vahistahe avJi^its. Bartholomae
(sp. 536 und 1402): „wer . . die fromme Weisheit ausforscht . .
um das (andere) leben, um gerechtigkeit , um das beste des
besten lebens zu erlangen". — Darmesteter (2. 242) nimmt
die drei ""nasem als adjectiva oder absolutiva, die sich auf xraimm
beziehen sollen: „interroger la sagesse sainte, laquelle . . lui
fait atteindre le monde, le monde des saints, le monde excellent
du paradis". Ähnlich auch Geldner, Sitzungsber. Preuss.
Ak. 1903. 422. Doch fällt so der zweck der frage gänzlich
fort. Vgl. zur construction aus dem Altindischen RV. 10. 88. 18:
pjrchämi vah kavayo vidmane kam (§ 42).
Di© infinitiY© des ladiachon ond Irmn lachen.
Weiter fasst Bartholomae als infinitiv aof:
4* 17: yö nars ma^am iisahistaiti mtai hß ägBrsptam
Bartholomae (sp. 310): yjWenn emer sich erhebt, einen
mann zu schlagen, so begeht er damit eine bediohung^. —
Nach Bartholomae*s übersetznng soll nars von Etm&^m
abhängen; es wäre das eine construction^ wie die bei Brug-
maiin, Gr. Gr.^ § 444 s» ^390 angeführte: ^n^ivm tiv Kgati^fffp
nvrT^r^at T^g xtfpcd^g avtfjg „ , . » er habe ihr ein loch in den
köpf geschlagen**. ^ D a r m e s t e t e r 2» 53 : „quand un homme
se l^ve rarme en inain, 11 a . /. Er zieht also nars zum relativ-
pronomea; im Itbrigen ist seine Übersetzung „rarme en raaiir
iiiclits anderes als eine nmschreibung von „pour frapper''* —
snadtjL- adj, bedeutet nach Bartholomae (sp, 1G27): „der
schlage führt gegen — (gen.)**.
**Könnte usahistaiti auch transitive bedentung (etwa
„aufheben^) haben, so wäre die inögUchkeit vorhanden,
ma&9m nominal aufzufassen; aber auch die folgenden
Worte des textes widersprechen dem; yat frakisaiti
aetal he avaoirishjn, wo Bartholomae nars snaii-em
nach yat ergänzt und übersetzt (sp. 168): „wenn er
{auf den mann) losgeht (ihn zu schlagen), so begeht
er damit einen angriff"* ; auch frasyav- ist eben nur
intransitiv (Wb. sp, 1714f)* Hier übei^setzt Darme-
steter (ebenfall ergänzend) „quand il braudit Tarme*^;
er will, wie er in der note aiigiebt, „avec rinten-
tion de frapper" ergänzen,
§ 55.
Einfacher infinitiv liegt vor in
Y. 44- 16: öit^rä möi dqm -^ahrnnMiLratüm (N, A. trennt)
^du Bartholomae (sp. 285) : „durrh ein gesiebt versprich
flÜT den das leben heilenden iichter zu bestimmeu". — Auch
Öeldner, KZ- 28. 206 fasst thim als infinitiv, Gregoire
scheint KZ. 35. 84 bei seinen ausführungeu die infinitivform
praiidhAm (AV- 8. K 20 — 11, 10. 16) übersehen zu haben. —
Aach die bedeutnng von ka&.§' „versprechen^, die Gri^goire
tticfct anerkennt, ist jetzt durch Bartholomae Wh. (sp, 4S0)
dchergest^llt, Über ahumMsj das B a r t h o 1 o m a e (sp. 285) im
anscMuss an Geldner, KZ. 28. 206 erklärt, hat jetzt. Geld-
0 er wieder eine andere ansieht aufgestellt, Sitzungsber. Preuss.
Fritz Wolff.
Akftd. 1904 s. 10921 Er tibersetzt (s. 1085): „versprieli
mir durch ein sichtbares reichen gleich einem ^uten regenten
den Ratu einzusetxen". bi^ soll die fiinction des ai, -vät (s.
Whitney, Grammar § 1107) haben, sodass ahumbi.^ — ttl an
den accnsativ siugularis gefügt! — soviel als yaM ahd (ahum)
wäre; eine sicherlich mehr als kühne annähme, Im übrigen
wird dadurch an der fassung von dam nichts geändert.
Bartholomae fasste früher, KZ. 28. 1 7 noch eine andere
stelle in derselben wxise auf:
Y. 45, 10: hijal . . i^öiM . . xM^röi höi haurmtä amara-
tafa ahmai stöi dqn t^v'm utayaith AF. 2, 180 übersetzte er:
^da er versprochen hat . . , zu verleilien". Auch Geldner,
KZ. 28. 194 nahm d(in als infinitiv und betonte noch, dass
man nicht ohne weiteres in dqm ändern dürfe. Jetzt sieht
Bartholomae, Wh. sp. 684 — wie auch Geldner, Grdr.
2* 31 — in di{n vielmehr einen locativ von datn* „haus*^ und
übersetzt: „da er versprochen hat, dass uns in seinem reiche
Wohlfahrt und Unsterblichkeit, in seinem hanse kraft und bestand
werden sollen"; vgl zu doi unten bei den locaüvischen infinitiven-
Zu ma&d^namm V, 15. 46, das nach seiner construction
hierher gehören würde, a. den anhang (§ 58),
§56.
Einen freien — Imperativischen — infinitiv nimmt Bar*
thülomae für 2 stellen an, die aber keinen hohen syntak-
tischen wert beanspruchen können:
V. 9. 14: gaonmPZ9m pa^daeta npai^h9r9e9m ayat^haetiBm
m sriim m. Wb. sp. 180s : „rindsurin sollst du dann giessen
in ein gefäss aus eisen oder blei". Ebenso hatte er es schon
AF. 2. 140 no. nnd Grdr. § 255 aufgefasst. So übngens
auch schon SpiegeTs tihersetzuug. — Gr^goire, KZ. 35. 88 ver-
weist auf Justi, der in upa^}\^rBmm ein adjectiv „zu giessen"
sieht, gaomaftia- scheint aber masculinum zu sein, sodass der
satz dann ohne snbject wäre. Wenn Gr^goire behauptet, dass
imperativiseher gehrauch de^ Infinitivs sich nur bei häufig vor-
kommendem snfiixe, das „nettement caracteris^" sein müsse,
nachweisen lasse, übersieht er, dass eine anzabl selten gebrauchter
locativischer Infinitive tatsächlich in solcher venvendung be-
zeugt ist — Darmesteter (2. 163): „tu prendras , . **, was
doch im gründe dieselbe grammatische auffassnng wie die
B a r t h 0 1 0 m a e 's voraussetzt.
Die infinitive des Indischen nnd Iranischen.
93
*
i
0 ist aufztitassen :
'.14. 11: kqstr^m paitwMr;?iBm -^rar^sayanim (N. A.
hak^rM BrazaUm hah)fi^t ßaranim. Barthülomae
p, 1308): V, einen spaten soll man giessen für den werk-
tigen (bauern), ein teil silber^ ein t^sil gold ^ Darmesteter
: 216): ftöne beche pour creuser et labourer**; er sieht also
auch in var^eayantam einen infinitiy, fasst aber beide anders
aaf; mrsi^ kann schwerlich Infinitiv sein.
Ebenfalls einen nnabhängigen infiintiv vermutet Geldner,
KZ, 28, 194 no, in
Y* 47. 1: ahmai dqn hanrväta amdr^tatü tnaidä x^^-adra
Wrmaiti ahurö. Geldner: „Mazdah Ahura verleihe uns * /;
Barth olomae, AF. 2. 182 und KZ. 29. 562 nimmt dqn
ate 3. pL conj, act., ebenso tut es Darmesteter, und so
übersetzt auch Bartholomae» Wh, sp. 7t 2, indem er eine
^eonstmctio ad sensum^ annimmt : „es wird uns Wohlfahrt
und Unsterblichkeit verleihen Mazdah Ahura Im verein mit
XSa^ra, mit Ännati'^. Ein sicherer entscheid, ob Infinitiv
oder verbalform vorliegt, ist wohl nicht zu treffen; auch der
mstmction nach sind beide auffassungen möglich.
I
§ 67.
Kl
Ich führe hier noch einige formen auf, die früher ebenfalls
ßr infinitive genommen worden sind.
1. aj^am; s. die üteratur bei Bartholomae, Wh. up. IbÖ*
2. ürBtn W 43. 10: a| tu möi däw a59m hyai ma zaozao-
m\ nrma'ttl haf^imno it nr9nu üi-am ist zuerst von Geldner,
KZ. SO. 319 und 328 als infinitiv angesehen worden, wih-
er es KZ. 27, 243 no. als ace. aus ära- ^ gegen wart" be-
itimmt hatte, Bartholomae nahm es AF, 2* 16ü als ver-
Wlform, hat es aber dann im Grdr* als Infinitiv angeführt.
Jetzt (Wb. sp. 183) Übersetzt Bartholomae: „samt Ann.
ihm zügei^ellt bin ich jetzt hergekommen" (d + ar^m, L Sing,);
vgL auch Gr#goire, KZ. 35, 86 f,
3. xsniim Y. 4S. 12 und 5:1 2 wurde von Geldner, KZ. 28.
IM und 30, 534 als infinitiv gefasstj ebenso von Bartholomae
imGrdr. Im \Vb, sp. 559 aber gilt es als uomen. Die auffassung
d«r form als nomen ist in einem falle (Y. 53^ 2) dadurch,
Am sie in raverbindung mit einem nomen steht, notwendig.
94
Prite W^M,
im andern durch einen von ihr abhängigen genetiv begünstigt;
s, Gr^goire, KZ, B5. 87.
4. fravak^m Y. 19. 14 und 30. 3 wurde von Bartho-
lomae, BB. 15. 218 und Grdr, als infimtiv genommen, was
sehr wenig wahrscheinlich. Im Wb, sp< 995 gilt es als nomen ;
s, Gr^goire, KZ. 35. 87 f.
o, fjam Y. 4:t 1 hat Bartholomae, AF. 2, 140 als
Infinitiv zu ffay- „gewinnen" betrachtet; im Wh, (sp. 503) ninunt
er es als accusativ von gaya- flehen",
6, *duJ'äp8m V. 13. 3. So wurde früher, als die N, Ä.
noch nicht erschienen war, von Bartholomae gelesen, der
das wort im Grdr, als Infinitiv anführt. N. A. liest jetzt mit
den besten handschriften didapim] and so auch Bartho-
lomae im Wb, Die stelle lautet: yaesqm awJiat diiiaptm
fHnvatp9r9tam (Wb, sp. 756): j^für welche die C.-brücke schwer
beikömmlich sein wird"*« Wörtlich: „welchen ein schweres
beikommen zur C.-brücke sein wird^. Die constructian — dinvtd-
pjratüm hängt als object von dem Substantiv dtiiapim ab —
ist etwas hart, aber im Avesta nicht allzu auffällig. Gr^goire
(s, BHt) verkennt diuaplm; er sieht darin den accusativ
eines adjectivs; es ist vielmehr nominativ. Somit sind text-
änderungen, wie sie Grfigoire vorschlägt, nicht notwendig.
Anbaog 1.
§58,
Ein Infinitiv, der nach seiner blldungsweiäe völlig isolirt
steht, sei anhangsweise hier mit angeführt: maBd-manam,
V. 15. 46 : yej^i va^n ma^dayasna pö.daa^Mam maB&nmn^m^
Bartholomae (sp. 1 107) : „wenn die Mazdahanhänger wollen,
dass ein läufischer (liund) sich paare". Wir haben hier einen
der wenigen belege, die das Avesta für die acc.cinf.-construction
beibringt (Bartholomae, \Vb. sp. 1382). — Die bOdung von
ma§$^HaHc^m ist nach Bartholomae auffMlig, und dem-
nach die stelle nicht völlig sicher. Wenn etwa — was Bar-
tholomae sp. 1107 no. in erwägung zieht, — mit JpJ, Mf2
mm^anam zu lesen wäre» so hätten wii^ eine art der infinitiv-
bildung, wie sie im Germauischen üblich ist ; dann könnte man
zum vergleich ans dem Indischen eine stelle heranziehen, au der
Wilhelm, De Inf. s, 7 allerdings unter zweifeln einen Infinitiv
sieht:
I
Bie infimtiTe des Indis^clieD und Iranischen. 95
EV. 3. 33, 7: ayann ipo \janam khämanäl}. Ludwig
"(no. 1002): „hingingeii die ströme nach ihrem lanf begierig;'^. —
Es liesse sich aber wohl ebenso gut äyanam als inflnitiv ab-
hingig vom particip (s. 0. § 43) nehmen und übersetzen: „hin-
g:iQgen die wasser begierig zu strömen"*/
Anhang ä.
§ 59.
Als gauÄ vereinzelt stehende infinitivbildung hatte Bar-
tholomae^ Grdr* § 255 nij(id^i?m angenommen. Siehe dazu
Grigoire, KZ. 35. 92. Jetzt liest Bartholomae (Wb.
1081) mit Fl +ßijafe»i, das er für ein absolutiv hält; es ist
mit asti verbunden ; die stelle lautet :
Yt. 13, 71: ya^a nü sat^nuM hazaiowm^a . . -^arsanqm
(N. Ä» pairi^tanqm) +mjat9m hyäi, bei Bartholomae (sp,
877): „als ob eüi mann auf hundert und tausend , . ähren ein-
ÄcUflge'*; s. auch seine note zur stelle.
Anhang 3.
§60,
Isolirt stehen auch zwei von Bartholomae, BB. 15.
24ä f. als inflnitive bestimmte altindische formen auf -yam. Das
-^ stammt aus dem präsensstamm (vgL martindham s, 72) ;
das [kurze a ist vielleicht dem einfluss der accusativischen
wurzelinfinitiYe zu danken.
KV* 10. 102, 11; p<int;fWeya patwidyam äuat, das Bar-
tholomae übersetzt: „obwohl, sozusagen Verstössen, gelang
es ihr doch den (einen) gatten zu finden "*, Vgl. Ludwig,
Gjmm. n, 486. — Zur construction nach a§- macht Bar-
I b o 1 0 m a e auf ähnliches bei Delbrück (s. 417) aufmerksam
{s- o* §45). Auch Brugmann, Grrdr* 2. 1416 fassi patmid^
jfom als in&iitiv.
RV, 7. 6. 2: kavim . . kinvänti Säm rajyäfft rodasyoli.
Bartholomae: „den weisen regen sie an, zum heü die herr-
schaft über beide weiten zu fuhren", — räjyäm ist offenbar
final gebraucht und also als infinit! v aufzufassen; dem würde
M^ Ludwigs auffassung, äamrajpäm als compositum zu lesen,
lAdtt widersprechen, VgL Ludwig, Üomm. I, 367.
96
Prite Wolff;
Aas dem Avesta würden nach Geld n er, BB. 12. 160 f.
als entsprechende bildnngen zamm Y. 31. 4 und sramm
Y. S8. 7 dazu zu nehmen sein. Dagegen schon Bartholomae,
BB. 13. 89 no. und sonst; vgl. auch Gr6goire s. 91 f.
Im Wb. wird fatnw* als nom. sing, neutr. von eaoya- (sp.
1655 f.), sr9vlm als accusativ von sravay- (sp. 1643) gefasst
b) Die iranischen inflnitiye auf ''(a)m.
-^avdm
Y. 49. 10.
{aram)
{apam
-^duio
V. 13. 3).
(äram
Y. 48. 10).
(gasm
Y. 48. 1).
{xsnüm
Y. 48. 12 — 58. 2).
dqn
(Y. 45. 10) — 47. 1.
dqm
Y. 44. 16.
näsdm
+asa.
+ahu.
V. 18. 6.
^^MihiSta.
(väkdm
^fra^
Y. 19. 14 — aO. 3.
sna&dm
V. 4. 17.
hBrdZdm
+wpat?°
V. 9. 14.
-hpaifis.
V. 14. 11.
Anhang zu den Indo-Iranlschen ("a^tn-inflnltiyen.
Anhang 1.
Ir. mae&nmwm
V. 15. 46.
Ai. äyanam
RV. 3. 33. 7.
Anhang 2.
Ir. {nija^i
^m
Yt. 13. 71).
Anhang 3.
Ir. {srdmm
Y. 28. 7).
{zdvim
Y. 31. 4).
Ai. patividyam
RV. 10. J02. 11.
rajyäm
RV. 7. 6. 2.
ÜTe Am lud lachen and Ir&iiiscion,
97
Viertes kapiteL
Die Indo-iranlschen Infinitive auf -am.
§61.
Allgemeines*
Neben den im dritten kapitel behandelten aus wurzeU
Smmen gebildeten Infinitiven auf '(a)m kennen die arischen
prachen — insbesondere das Iranische — auch solche aus ab-
geleiteten Stämmen mit der endungf -um. Es sind zwei ver-
sehiedene bildungs- (ableitungs-)weisea zu scheiden:
L Die bildung aus wnrzelst^mmen. Das Avesta zeigt zwei
h^iBpMe : g^rBbqnif y9nqm. — Ob dem Altindischen entsprecheüde
bildungen eignen, ist fraglich. Man hat die periphrasHschen bil-
dmgen wie nidtm kar- hierhergestellt; so Jolly, Infinitiv s.
126 und nach ihm Brunnhofer, BB, 10. 2S4ff. Wenn ja
aucb die Wahrscheinlichkeit da^* spricht, dass anfangs diese
formen infinitivischen Charakter besassen, so muss man sie doch
nacli Whitney, Grammar § 1073 und Delbrück, Altind.
Synt. 8, 426 davon trennen, da sie eben diesen ursprünglichen
iflfinitivcharakter nicht mehr aufweisen- Im Veda ist die bil-
duBg bis auf das eine gafnayäffi cakära (AV,) nicht bezeugt —
Dagegen liegt die möglichkeit vor, mit Ludwig einige andere
formen hierher zu stellen. So aus dem AV, särjiividam und
rielieicht aus dem KV, va$am (und vänäm\ Wenn also Bar-
tbolomaet IF. 3. 20 no, gegen Pischel recht hat zu be-
haupten, dass die periphrastischen Verbindungen ""am asa nicht
sicher als arisch bezeiclmet werden können, so ist damit noch
nicht gesagt, dass die formen, d* h, die Infinitive auf -am es
mcbt sind.
2, Die bildung aus prÄsensstämmen. Aus dem Altindischen
Hart sich keine den avestischen entsprechende bildung belegen.
^'u^ das oben erwähnte gamaymn cakära (AV.) könnte man hier
mröhren. Die möglichkeit wäre ja auch hier vorhanden, dass die
form (nicht die syntaktische fiigung!) arischen Ursprungs wäre.
iJ^nn gamayäm ist — au und für sich betrachtet — eine so
auffallende bildung, da,ss man sie nur unter der Voraussetzung
begreift, dass andere dialekte einfachere und ältere formen
en, die als mnster für die bildung gamayäm dienen
konnten. Vgl. übrigens ausführlicher darüber oben § 31.
Piitst Wolft
Im Ävesta haben wir aus verschiedenen präsensstäinnieii]
derartige bildimgeu ; dem gamayäm entsprechend geformt ist
raEayqn ; ähnlieh yaoidaijqn. Daneben stehen andere bildungen
wie vytmi, d^r&nqm etc. ■
Der gebrauch der inflnitive ist ziemlich mannigfaltig, T
schliesst sich aber doch im allgemeinen dem der andern accn-
satiyischen infinitive an. Wir haben auch hier zu scheiden ■
zwischen einfachem infinitiv (besonders nach sand- *videri'),
finalem und unabhängigem. Dazu kommt dann noch der ge-
brauch bei ah' „sein", wo eigentlich dativischer infinitiv zu.
erwarten wäre. Es zeigt uns das, dass überhaupt die accusati- M
vischen infinitive eine weit grössere entwicklungsfähigkeit als ^
z* b. die genetivisch- ablativischen besassen. Anzunehmen, dass
man in diesen ^m-formen instrumentale Infinitive zu sehen habe,
was an und für sich möglich wäre, ist nicht ratsam, da der
grösste teil der formen ganz im rahmen der übrigen accE-
sativischen infinitive gebraucht wird.
Die inflnltiTe auf -dm.
a) Zn wnrzelstämmen.
§62.
Der gebrauch der wenigen avestischen formen stimmt sni
dem der oben behandelten accusativischen (a)m * infinitive.
Es liegen nur zwei „einfache'* infinitive vor.
Y. ä4, 10: ahijä vavhm^^^ marianhö m/aoSanä vaofat §9^9-
h({m htiitratm 8p9fitnm(^ä armaitim. Barth olomae (sp. 524):
„an dieses guten sinnes werken hat der einsichtige festzuhalten
erklärt und an der heiligen Ärmatay*^. — So schon Bartho-
lomae, KZ, 29. 588 und Grdr, ; auch Darmesteter nimmt
ff^TBhqm als infinitiv. Anders Gr^goire (s. 93), der mit
Justi ,,die ergreifung" übei'setzen will und in syaoBmia einen
instrumental erkennt. Er übersieht dabei, dass syao^nü durch
M mit dem accusativ armaiüm verbunden ist. Seltsam bleibt^
dass Gr^goire schliesslich doch die steUe mit einem infinitiv
wiedergiebt: „le sage dira d-embrasser Vohu Manö par Tacte*^!
Yt 10. 71: ^naf}Sa.6im (N. A. trennt) y^num $adafjeiti, m
Bartholoma e (sp* 1559): „und es ist ihm nicht so, als ob
er einen schlag fiibre", Darmesteter (2, 462): ^ne con-
sidere pas comme un conp*** Wenn man aber die vorhergehen-
«
4
J
Die inflnithft de« IiiiüichQii und IraniBchen.
99
den Worte: uMia manyete jaynvd „nicht glaubt er geschlagen
2ti haben** (so Bartbolomae und ebenso D armesteter)
in betracht zieht, wird m8.n yanqm mit Bartholomae verbal
fassen müBsen. — Zur construction nach sand- *7ideri' vgl,
Wb. 8p. 1559 f.
Ob ans dem Altindischen hieher formen zu stellen sind,
ist zweifelhaft. Whitney, Graraniar § 1073 führt gamay&m
öiteni anf, das, wie wir schon sahen, nicht als Infinitiv be-
traditet werden kann. Dagegen zieht Ludwig, Infinitiv s.
52 and Comm. z. RV. (s. u.) drei andere formen zu den in-
fiiiitiven, nämlich
AV* 5, 30. 13: mtu prü^d aitu mäna äitu eäkmf ätho
bähm §ariram asya säfftvidam. Bloomfield s. 60: „his
breath shall come, bis soul shall come, bis sight shall come,
ind, too, bis strengtb! TOs body shall collect itself*,
Bloomfield nimmt also wohl sänwidam als unabhängigen
iofioitiv; man könnte auch aitu nochmals ergänzen and dann
den mfinitiv als einen supinalen auffassen. Vgl. auch Lud*
wig^ Infinitiv s. 52.
RV, 5* 2. 6: vmäm räjanani vasatini jänänam draiayo n%
kihur mafiye$u. Ludwig (no. 342): ^dass er erheUe (Comm,
1. 327 : „dass er bewohne") die wohnung der leute, haben den
köüig die Aräti (oder; andere als die Atri, die Bhpgu?) bei
den sterblichen eingesetzt". Grassmann^ der vas- „f. oder
m- wohnplatz, haus" angiebt, übersetzt: „der häuser kdnig^
ilin, der menschen Wohnsitz, ihn hielten fest . . ". So auch
Möller, SBE. 46, 366: ^him, the king of dwellings (?), the
dwelling'place of people - , "*
Diese Übersetzungen geben — bis auf die Ludwig 's —
Si ja Dia 's vasaiüm prät)inäm wieder. — Anders Pischel,
Ted, Stud, L 210; er lässt jananam von dräiayah („nach-
»tellnngen") abhängen und stellt vamm (als accusativ aus vasä-)
zu x^asüdim (Adj.), und übersetzt: „die nacbstellungen der
menschen haben ihn, den könig unter den sterblichen, wohnen
gemacht''. vasAm vamtUt wäre eine Verbindung wie ßtinijayati
(D ei brück, Alünd* Synt s. 168 f). Möglich wäre ja diese
ianahnie, aber die von Ludwig bleibt doch ebenso walir-
idieiiiljch.
Noch eine dritte stelle, ebenfalls bei dhu-f fasst Ludwig
in gleieber weise auf«
7*
100 Fritz Wolff,
RY . 10. 46. 5 : näyanto gärbhatn vanäfß dhiyain dhuh^ das
er (no. 427) übersetzt : ^herbeif&hrend den jungen schufen zum
gewinnen sie ihr lied**; vgl. noch Ludwig, Comm. I. 410 f.
Wie übereinstimmend die Ptbg.er Wb.er, Grassmann und
Bergaigne übersetzen, bedeutet gärbho vanäm „die frucht,
der söhn des holzes"; Grassmann verweist auf gärbho mrii'
dhäm in RY. 2. 1. 14. Sonach ist wohl Ludwig's auffassung
der stelle unrichtig.
Es bleiben also nur die beiden anderen stellen übrig,
deren construction die auffassung der dort enthaltenen formen
als inflnitive möglich erscheinen lässt.
Indo-iranlsche Infinitive auf -am; a) aus würze 1-
Stämmen abgeleitet.
a) Iranisch.
yanqm Yt. 10. 71.
g^rabqm Y. 84. 10.
b) Indisch.
(vanäm RY. 10. 46. 5).
vasäm RY. 5. 2. 6.
vidam
-^säm^ AY. 5. 30. 13.
b) Zu abgeleiteten stammen.
§ 63.
Hierher gehört eine anzahl aus verschiedenen präsens-
Stämmen gebildeter formen. Aus 6 präsensstämmen sind 9
formen an zusammen 40 stellen belegt. Der gebrauch ist
kein anderer als bei den übrigen accusativischen inflnitiven,
bemerkenswert nur, dass der prädicative Infinitiv an einer
grösseren anzahl von stellen erscheint.
1. Einen einfachen Infinitiv haben wir an 4 stellen.
Y. 18. 19: ava wö aeis . . paröü pairi9n9m avhvqm
'^■ava.ddrdnqm (N. A. ^nqn) sadayeiti. Bartholomae (sp.
1560): „es ist, als ob Äzay mir die lebenskraft ganz und gar
entzwei sprengte**. Zur construction vgl. Yt. 10. 71 (§ 62)
und die folgenden stellen.
Die infinltire de« Indjeeheu und Iraaieeli«D.
101
■
^ifor^nam gehört zu eiBem {erschlossenen} präsens-
stamm der 11. klasse aus dar- „spalten". Anders
Geldiier, Sitziingsber, preuss. Aiad. Wiss. 1903
s, 425), der pairi^na- als „ lebensfaden" auifasst
und übersetzt „von ihrem lebensfaden losreissend".
Aber man würde, wie Bartholomae, Wb. s. 1560
no. sagt, in diesem fall den ablativ verlangen. Wieder
anders" Darmesteter (2. 246) mit noten, s. d. —
Auf eine parallelatelle weist Bartholomae hin,
näuüich auf Yt, 8* 54: pairika , . paröit pairi^-
iiam avhvqm avaJiisUyät „die P. würde , , die lebens-
kraft . . ganz und gar entzwei spalten" (sp. 865),
E 3. 7 (in Haug's ArdaViraf-ausgabe s. 282): $rityä
^raosia vyusq mdayeitL Bartholomae (sp, 1479):
Jm der Vollendung der dritten nacht sieht man die morgen-
röte aufleuchten". Darmesteter (2* 652): „ä Taube". — ''nsq
(oder auch, wie zu H. 3, 25 belegt ist, ""tib-qm) ist ein aus dem
iocboativstaram von vah- „ülucescere" gebildeter infinitiv; die
jKifistniction wie oben. Ebenso H. 3. 25.
Y. 9, 4: yat karo^mot aivhe xSa^raSa , , avhaoSdmne dpa
nmire x-'airyqn jf^ar^^am +ajyam>iam (N, Ä. üjay°). Bar-
tholomae (sp. 1874): ^dass er in seinem reiche machte . ,
mein vertrocknend wasser und pflanzen, zu essen unversieg-
Üche speise". Ebenso auch Yt, 15, 16. Büdung ans der 26.
iNbeiiBklasse. — So auch schon Geldner, KZ. 25. 581 no.,
fiirlholomae, BB, J5, 243 und sonst; vgl. besonders BB.
16,275, wo Bartholomae die erklärung J» Schmidt*s (auf
üe Gr^goire, KZ. 35. 93 f* zurückkommt), 'jt^airyqn als par-
Ödp zu nehmen abweist* — Zur construction vgL HV. 7. 21 3:
kfom indra s-rämiavA apas kal^i und andere in KZ. 39. 496 ff.
V, 8» 10: dva dim nara isöide , . upa.skamham viHöaeSva
im jmti idvhd ^amö nidai^yqn. Bartholomae (sp. 395f,):
.£wm männer sollen, indem sie ihn festmachen, . . ihn über
dner kalkunterlage auf die erde hinlegen". Bildung aus der
5* prüsenskJasse. Auch Geldner, KZ, 25. 581 nimmt m~
iaidpqn als infinitiv. — Vgl. zur stelle Bartholomae, IF.
2. U2 f. ; zur consti^uction (nach a^^* stehen sonst ablat.-genet.
itive s. 0. § 27) vgl. V. 8. 100: isaeta me yaoidMÜlm Jhr
it mich purificiren'* (Wb. sp. 26), wo ebenfalls ein accu-
siüriicher infinitiv vorliegt. — Gr^goire (s. 97) will mit
102 Frite Wolff,
Darmesteter ^ils döposeront*" übersetzen, also nidaidyqn als
flnite yerbalform nehmen wie in V. 6. 29 ; 31 ; um dies aber
thun zu können, muss er eine lücke nadi isöide annehmen.
Geldner, KZ. 25. 581 hat auch raoSayqn V. 6. 6 als
inflnitiv, abhängig von vas- „wollen^ gefasst. Ebenso Bar-
tholomae, AF. 2. 140 no. Aber im Wb. (sp. 1496) setzt er
ein adj. -hrao^a-, raoidya- „urbar zu machen'' an, was wegen
der drei folgenden HayaBäa-iD&mÜYe richtig sein wird. Formell
so auch schon BB. 15. 244. Vgl. jetzt Zeitschrift für deutsche
Wortforschung 6. 231.
§64.
2. Ein finaler infinitiv dieser bildung wird fftr Y. 3. 1 an-
zunehmen sein.
y. 3. 1: yat ba paiti na asava frayat . . aocsta^Sa dae-
naya vaöa framrü mi&rdmöa . . *jai&yqm (mit den meisten
Hss., N. A. jai^yq) ramaöa x^astram „wenn ein frommer mann
einhergeht . . in Übereinstimmung mit der guten lehre reci-
tirend, um den Midra zu bitten". — Es ist eine bildung aus
dem präsensstamme (26., y-klasse) zum verb gad-, Grögoire,
KZ. 35. 97 will mit Meillet und Darmesteter jaidyq
als partizip nehmen und framrü gleichordnen (framrü in
diesem falle falsch für framnivq) ; s. aber gegen die annähme
derartiger participialformen Bartholomae, KZ. 29. 562.
§65.
3. Eine art prädicativer Verwendung liegt vor in der Ver-
bindung des Infinitivs mit ah- „sein**. Diese construction, die
häufig beim dativischen inflnitiv vorkommt, erscheint auch in
einigen fallen mit accusativischem infinitiv. Vgl. Bartho-
lomae, IF. 3. 19. ffier sei gleich auf KV. 2. 1. 4 (§ 47)
verwiesen, wo eine ähnliche construction vorliegt, wenngleich
asti dort nicht ausdrücklich bezeugt, sondern zu ergänzen ist
Yt. 13. 50: yat he avJiat c^airyqn ajyamnsm. Bartho-
lomae (sp. 1874): „dass ihm zu essen war unversiegliche
(speise)**. Zur construction vgl. Bartholomae, Wb. sp.
269 ; zur form s. oben § 63. — Noch eine andere zweifelhafte
— weil verderbte — oc^^airyqn'Stelle will Bartholomae im
Wb. hierherstellen, allerdings mit correcturen:
Die inflnitire dea Indischem tmd Irmnlschen.
103
Yt, 19. 32: yeiähe xm^üSa -^ot^'airyqn ^dö (N, A, x'^air-
In aslu) uye a^ar^de ajyamne, Bartholomae (sp» 267):
„durch dessen herrschaft es speise und trank nnversiegüch zu
geniessen gab^,
I V* 6. 42 f. : ftal tu haoma yaoMayqn avhofi . , ? yaoi-
dayan auhmi. Bartholomae (sp, 1233): „siod die Haoma's
m pmificiren , . ? sie sind zu purificiren". — yaoidayqn ist
lue bildung aus der 27., ?/-präsensklasse zu yaoidä- ; die hand-
Whriftea schwaiiken überall zwischen yaoidyqn nnd yaoi-
ikyan (s* die Zusammenstellung bei Grog oire s, 95 no.); Bar-
tholomae wollte früher, BB. 15. 243 f. durchweg ymzdyqn
lesen. Geldner liihrt schon KZ, 25, 581 yaoidayqn als In-
finitiv auf. — Grögoire (s. 94 If,) versucht verschiedene
mdere erkläruiigen (theils als adjectiv. theils als particip), die
ai>er nach ihm selbst auf Schwierigkeiten stossen, sodass er
sich schliesslich veranlasst sieht vorauszusetzen „que yaaidayqn
äv&it cess^ d'etre conipris grammaticalement** (!).
Ebenso sind folgende parallelstellen zu V. 6, 42 f. aufzu-
: V. 7, 11 1 (wo vastra statt haoma); V, 7. 28 f. (aesma);
\ 7. 32 f {yava^a vastrada) ; V. 7, 73 f (tasta ämdiarma) ;
7. 16 t (g^tus); V. 8. 33 f:, 35 f., 97 f. {mra); ebenso (tiam)
133 f.; 7. 25 f. j aber die antwort lautet hier:
ayaoidayqn ai^Jian „sie sind nicht zn puriflciren**, wo ay**
Bitßrtich ebenso als inflniüv au%efasst werden niuss. —
Wenn Gregoire (s. 94) es als besonders unwahrscheinlich be-
^pichnet, dass eine mit der negation componiite fonn als in-
Saitiv zu nehmen sei, so übersieht er das ganz gesicherte Vor-
handensein solcher Zusammensetzungen im Altindischen, vgL
Delbrück, Altind. S}Tit. s. 430.
^K Ohne daas eine tbrm von ah- „sein" hinzugefügt ist, steht
^■BT infinitiv an folgenden stellen.
^■^ V. 7. 29: aM yaoMaymu Bartholomae (sp. 1233):
^H& solcher weise ist die purifikatiou vorzunehmen^. Darme-
^Beter (2* 103) übersetzt: „il sera pure^ (wahrschemlich
pBö, weU der commentar, wie er note angiebt» ^au baut
d^im an" hat;) — Ebenso V, 7, 33; 74; 75 (4 mal); Darme-
steter (2, 113): ^ils seront purs*'. — In V. 8. 22 will Bar-
Kjlomae, Wb. sp. 124 yao^dayqn als unpassende zuthat
Bstrichtiu haben.
104 Plitz Wolff,
y. 5.54: paiii avada yaoSdayqn, Bartholomae (sp. 1233):
„auf diese weise sind sie wieder zu purifidren". — Ebenso
V. 8. 36.
§66.
Ein einziger fall bei dieser infinitivbildung zeigt einen un-
abhängigen, conjunctivisch gebrauchten Infinitiv.
V. 8. 100: barazyaogdt vaöö rasayqn. Bartholomae
(sp. 1527): „so (soll) er mit lauter stimme den ruf ergehen
lassen^. Bildung aus dem causalstamm (30. präsensklasse) zu
rä^', BB. 15. 244 las Bartholomae raeyqn, sonst ebenso.
Iranische inflnitiye auf -am aus präsensstammen.
tisq oder tisqm
-H)y^ H. 2. 7; 25.
"^jai^yqnt V. 3. 1.
dai^yqn
+wi° V. 8. 10.
•^dardtiqm
-{-ava paröü V. 18. 19.
yaoedayqn " V. 6. 42 f. — 7. 11; 23; 25; 28 f.«; 29;
32f.»; 33; 73f.»; 74; 75*; 76f.* -
(8. 22); 33 f.«; 35 f.«; 97 f.«.
-Hio V. 7. 24; 26.
^paiti^ V. 5. 54 — 8. 36.
{raoSayqn V. 6. 6).
razayqn V. 8. 100.
oi^airyqn Y. 9. 4— Yt. 13. 50 — 15. 16 — 19. 32(?).
Fünftes Kapitel.
Die iranischen inflnitve auf 'Um.
§67. .
Eine infinitivbildung, die als accusativische der gene-
tivischen auf 'töis und der ablativischen auf -töit entspricht,
ist die auf -Um. Sie ist wie diese auf das Avesta beschränkt
Es sind nach Bartholomae Wb. nur zwei formen belegt,
die sich in der bildungsweise den andern aus ti-sufläx gebil-
deten formen anschliessen.
Die luflnitht des IndiBchen und Irmechtn.
105 *
Der gebrauch der beiden fbrnien ist für accusativischen
Infinitiv ungewöhnlich; sie finden sich bei j'M(;yy and aes% wobei
man eher einen genetivischen iafinitiv erwarten sollte ; daaa
aber dabei auch accusativische möglich sind, zeigt oben (§ 63)
V. S. 10. Mao beachte auch, dass im späteren Indisch die infini-
ti¥e anl -tum nach iwara- erscheinen.
Früher wurde noch eine reihe anderer formen als in-
finitivisch aufgetasst; Bartholomae im Wb, denkt jetzt
andefB darüber (s* u»)
§ 68.
Die beiden stellen sind:
V. 8* 100: isaeta me yaoHäitlm, Bartholomae (sp, 26)-
pihr könntet mich purifidren". Darmesteter (2. 144): „veuillez
mt^ purifier**. Zur coostruction vgl. V. 8< 10; siehe auch Grdr.
Ȥ 255, wo literaturangaben.
Yt» 17. 15: vasada ahi xmyamna fannye x'^aranavhe +dät-
Ü« (N* A. däiie, aber ProL s. XLIV b, nach Fl daitim).
Bartholomae (sp. 728): „nach gefallen vermagst du deinem
leib^ herrlichkeit zu verleihen''. — Darmesteter {2. 603):
^lu as le ponvoir k ta volonte, par la gloire an toi d^posee**,
Alio däite^ wie er wohl liest, soll particip sein, bezogen auf
^($tmavhe] wir würden doch dann dätai erwarten. Bar-
tholomae 8p* 728 no. will :£^arana^h€^ den dativ statt des
iccQSätivs, durch attractlon erklären und verweist dazu auf
^m^i^e und auf Delbrück, Altind. Synt. a 88* Aber sicher
lieft doch liier nicht die gleiche erscheinung vor, die man sonst
ils ättraction bezeichnet.
Ich füge nun noch die formen hinzu, die man früher für
Infinitive* hielt, indem ich nur die stellen angebe^ wo darüber
gehandelt ist.
mtim Y. 33. 2: als infinltiv bei Bartholomae, BB. 13.
Hit und danach bei Brugmann, Grdr. 2, 1415; jetzt bei
Bartholomae« Wb, sp* 213 als accusativ zu astay-; so schon
bei Geldner, BB. 14. 21.
Wim Y. 4fi, 2: als infinitiv bei Geldner, BB, 14. 1
will bei Bartholomae im Grdr.; jetzt im Wh* (sp, 377) als
i^ctisativ von iMay*,
upa.maitim V. 5. 53 C (4 mal) — Ustryeintim V. 5. 4; 7
iim Wh, -t^miarayantim) — sraBsycmÜm V* 8* 34 : als infinitive
106 Fritz Wolff,
bei Bartholomae, IF. 3. 19 und im Grdr.; jetzt im Wb.
(sp. 391, 340, 1632) als absolutiva; vgl. Grögoire s. 90 £
Das Indische kennt diese inflnitivbildungen nicht; vgl. aber
RV. 8. 27. 11: idä hi va üpustutim idä vamasya hhakt&ye
. . asxk9y änyam iva, wo man üpastutim wie hhaktäye ids
inflnitiv fassen kann: ^nnn am ench zu preisen, nun um euch
am schönen antheil zu geben, liess ich los die gleichsam un-
versiegliche".
Die Iranischen inflnitiTe auf -tim.
{astlm • Y. 33. 2).
(astryeintlm V. 5. 4; 7).
{istlm Y. 46. 2).
(upa.maittm V. 5. 53flf).
{sraBSyeintlm V. 8. 34).
-^däitim Yt 17. 15.
yaozdaitlm V. 8. 100.
Anhang zu den accnsatiTischen inflnitiTen.
(a^bildungen.)
§ 69.
Als die einzige im Avesta vorkommende bildung dieser art
nimmt Bartholomae, Wb. sp. 943 "^barat Die stelle lautet
y. 9. 51 : öis hau as . . yö me asadayat fradaddm apa.-
barat . . yas}c9m upaMrat, Bartholomae (sp. 1560): „wer
ist der, der mir sichtlich gedeihen wegbringt, krankheit herzu-
bringt". Ebenso übersetzt Darmesteter (2. 171).
Die construction ist nicht auffallig; wir haben oben
mehrere belege des Infinitivs nach sand- „videri" gefunden;
und da sämtliche bei Bartholomae Wb. angeführten stellen
nach sand- accusativischen infinitiv enthalten, wird man viel-
leicht die beiden formen ebenfalls für solche zu nehmen
haben. — Der form nach wäre auch die möglichkeit gegeben,
sie für locativische Infinitive zu erklären; Bartholomae,
Grdr. § 260, 2c weist bei den afi-infinitiven (fraSati) auf die
vedischen auf -at hin, ohne dabei schon die obige avestische
form zu erwähnen; wir hätten dann die parallele, ati:at = ani:an.
Zur form von ""barat verweist Bartholomae auf die
von Ludwig, Rigveda 6. 264 f. zusammengestellten und für
Infinitive erklärten altindischen formen auf -at Davon werden
Di« mfinkiTe de» ladüchen and Iraniaclien«
107
irdvüt srjdt adätj ßi^oi toö Grassmann als conjimc-
tiT« au%efasst: die übrigen hält Lau man alle fllr accus, sing.
Deatr.; derselben bildung gehören nach ihm an: dravät und
irakyät, die er für adverbien nimmt, — Grass mann fast
dtßtgät als adverb zu einem at-stamra, die übrigen als adver-
bien aus dem neutrum eines zum teil unregelmässig gebildeten
anf-stamms; paiayät soll nach Grassmann* eine abkürzung
Tüö patayäUakham sein ; es folgt mündayätsakham ; s. u* s* 109*
Zuerst fällt auf, dass Grass mann in seiner Übersetzung
von den verbalformen, die doch 3. sing, sein müssten, die eine
(BV,10, 37. 11) mit einer 3, dualis, eine andere (1. 174,4) mit
eiaer 2* sing, und eine dritte (7, 56. 10) mit einer 3. plar,
^-übersetzt (hier vnW er allerdings den ausgang -at in -an ändern).
^K Drei weitere stellen sprechen sehr flir die infinitivische
^Mtflassnng der formen.
^ EV. S* 36* o: fvärn asya brahmanäd ä t]^t piba, Lud-
wig (no. 790): „aus dieses Brahraa^ia gefässe trink bis zur
Üttignng". In vers 4 hiess der schluss: pihägmdkrät täva
ihs^ä^ tipmihi ^aus dem Agnidhragefasse trink, sättige an
deinem anteü dich". Wenn so dicht nebeneinander auf der
einen seite tfpinihi . , piba und auf der andern seite t^pät . .
ßa steht, dazu auf beiden Seiten der ablativ eines zur selben
hedeutungskategorie gehörenden Wortes, wird doch gegenüber
t!pnu}n „sättige*^ die form tfpät nicht, wie Grassmann und
weh Bergaigne annehmen, die ganz verblasste bedeutung
:,tächtig, zur genüge, lustig", {,bais tont ton soül') haben
tonnen, — AVir haben nach & öfters den Infinitiv gefunden
(8. oben § 12, 21), allerdings einen ablativischen; immerhin liegt
w die möglichkeit vor, auch hier einen intinitiv anzunehmen.
EV, 8. 2* 23: bhärä piian nan/aya ^ bring dem mann-
haften zu trinken"; Ludwig's Übersetzung (no. 586) isoUrt
pibai gänzlich ;, er bringe dem mannhaften, er trinke". Grass-
mann *s Übersetzung ist falsch, — Zur coustruction verweist
Burtholomae^ Wb. sp. 943 no. auf lat bibere da und die
weiteren bei Delbrück, Vgl Synt 2. 4<34 angeführten
Beispiele,
KV. 10. 116* 1: pibä somam inahatä indriyäya^
pibü v^räya karttave Sani^ha;
piha räye ^^ävase hüyaniünai}^
piba mädhvas t]fp(ld indrtt vf^iW}a.
108
Fiiti Wolff.
Die 4 strophenzeilen sind so symmetrisch angelegt — m
jedem ist füi* piha eine besondere zweckbestimmuBg anj
geben — , dass man neben den sicheren inflnitiven hafi
und Sävase und dem ebenfalls finalen indriyäya anch tfpä\
eben nur in finalem sinn, d. h. als infinitiv wird fassen dürfen.
Weiterhin wird man in derselben weise nehmen können
RV, 3, 22, 1 : t^-pät sonuun apibad vk^mtnü i^iädm pathä^
va§at ^um sich zu sättigen, hat er den Soma getrunken, den
gepressten, mit Visi[iu zusammen, soviel er wünschte*^. M
KV* 3» IL 15: txpät somam pahi draJtydd mdra. Lad-"
wig (no. 484): „o Indra, dich zu sättigen, zu stärken, sollst
du den Soma trinken**» — W* Schulzens Vorschlag in KZ, 27.
6()6, drahyät zu genn. dringkan zu steOen, ist trotz dem, was
bei Brugmann, Grdr.'' 1. 633 f, über den indogermanischen
Wechsel zwischen Media Aspirata und Media gesagt vnvä^
wenig wahrscheinlich*
BW 3. 32. 2: tjpdd d v^asva. Ludwig (no. 499): „bis
zur Sättigung tränke diclt*^. Vgl, oben 10. 116, L Vorher
geht: piba somam ranmä te mädäya „trink den Soma, wi
haben ihn dir gespendet» dich zu berauschen*^.
RV. 7, 32* 5: h'ävac chrntkarna lyate vmüjiäm, Lud~3
wig (no. 5H4): „zu hören wird angegangen, der (scharf)
hörend ohr hat^ um gutes , ."* Besser scheint ^ mir, §rdvat
von krutkarnüi^ abhängen zu lassen: „wer ein hörend ohr hat-
zu hören . . "* \
RV. 6. 47. 6: d}i][^dt piha kalMß mmam indra. Ludwig
(no. 570): ^nm zu wagen, ü Indra, trink Soma aus dem
becher"^ ; d, b. um eins deiner Wagestücke auszuführen*
BV- 8. 21, 2: üpa tvä kdrmann ütdye sa no yüvayräi
€akraina yo dhi^ät Ludwig (uo. 596): „bei heiligem weite
zur hilfeleistuDg (rufen wir) dich, dieser unser jugendlicher,
der gewaltige ist genaht, der zum angriff ist". — An den
beiden letzten stellen nimmt Ludwig dhisäi als in&nitiT, sam
8 weiteren ist es bestimmt syntaktisch teils adverb, teils ace.
sing, des neutrum; man wird es deshalb auch hier nicht mit
Sicherheit als infinitiv fassen können. Oben (6. 47, 6) könntaj
es adverb sein, hier auch 3. sing, konj. Freilich, gerade dies(
schillern der bedeutung spricht wieder füi- den infinitiv-'
Charakter,
I
Ler
I
Di« in&ittive des Indisehen und IrsnlHcheti
RV, 10* 20. 5: jm&d dhavyä mämt^asyordhväs tasthau,
Ludwig (no, 424): „zu geniessen des QienscheQ havya hat
empor sich erhoben . .^. Grassmauo übersetzt, als oh
JKfol partizip wäre „wenn er speist" (es würde dann jti^an
stehen müssen); im Wb* nimmt er es als 3» sing, koiy,, wag
die coastruction verbietet,
RV. 10» 37. 11; asmaJmm deva nbhdyäija janmane §ärma
yfifichata dpipäde cätti^pade adät pibad urjäijamanam äHtam,
Ludwig (no. 129): „verleiht imsem beiderlei geschlechtern
. . Behüte, zu essen und zu trinken kräftigende speise",
Grats mann: ^sie beide mögen . . essen und trinken**.
Bergaigne, 40 hymnes s. 64 f.: „qu'üs mangent et qu'ils
. biveat^.
^H Unklar sind die beiden folgenden stellen; eine dritte,
Hl* 115* 5 fällt foit, da nicht, wie Ludwig liest, d^M, sondern
^WH&f im teite steht.
H RV. 10. 6L 5: präthwtä yäsya viräkarmam i^iiät. 6 rass-
in an n: „dessen männliches glied sich varstrebend ausgedehnt
iiatte^ — Ludwig (no. 997): „um zu schnellen**; seine über-
letKong sonst ist falsch. Das ganze Ued ist „dunkel und
seliwülstig** (Grass mann)*
RV, 1. 4* 7 : em ä^wn ä^äve hhara , * patayäyi mandayät-
9aMmn. Ludwig (no* 443) r „heran den raschen bring zum
laschen . ,. der fliegen macht (dass er fliegen mache) den
frennd erfreuer** * Ludwig meint* S ä y a p a 's pafayantam wäre
möglich, aber auch der infinitiv wegen des alten accentes
dankbar. Grassmaun will in der Verbindung patayän
mnndanyätsahham das sakhani auch auf patayät bezogen wissen,
KU das wahrscheinlichste ist.
An drei anderen stellen scheint die annähme eines infini-
y*n bedenklich wegen des dabei auftretenden yät, das Lud-
wig allerdings an einer stelle auch als infinitiv (von -i-)
ainLmi!
EV. 7. 56* 10: priyä vo nama kuve * . ä yät ffpän ma-
nifö , . Ludwig (no. 697): „eure teure namen rufen wir
imo überdruss, Maruf. — Ludwig im Comm. sagt, yät sei
Hpleoiiaatisch ; Grass mann zerlegt t^pän maruta nicht, wie
r^der worttext will, in ti^pat mandOf sondern in ffpan nmndo^
^r übersetzt aber mit der 2* pluralis! — Im übrigen, meint er
(1. 583), sei der vers metrisch fehlerhaft.
HO
Frita WolC
RV, 4. 27. 3 ; s^jäd yäd asmu äva ka hipd} jy&m ki§ämif^.
Ludwig (no. 961): ^da bat, dass er auf ihn schösse, losge-
schneUt die sehne K.^. Roth, ZDMG. 36, 358: „als schwellend ,
. . lossgeschossen", Bergaigne, ReL V6d. 3. 328 stellt s^jät m
und k^ipät auf eine stufe: y,soit qu'il Tait laiss^ partir ou i
qn'il ait lache, pour le frapper, la corde*^.
RV. 1. 174. 4; sijdd ärnamsy äva yäd yiiddhä gas fi^had
ik&ti, Ludwig (Comin, zm no. 479; n. 47): „loszulassen die
Wasser, loszugehen mit kämpf auf die rinder, hat er den wagen
erstiegen*^. Er nimmt also sxjAi und ydt als ttiflnitive {yät za
eti ,er geht*!) Wozu soll nach der Übersetzung ava ge-
hören? — Grrass mann übersetzt: „lass fluten strömen, wenn
zum karapf du eilst, besteig die rosse"*. Wenn auch gäk als
2. sing, gelten kann, so ist dies doch für $XJ^ ^^d ti^hai üb- fl
möglich! Im Wb, zieht Grassmann äva zu Bxjät und zu
qhhy was aber wegen der accente unmöglich ist; ava gehört
zu ämatnü. Säya^a fasst gäh wie Grassmann auf: yud-
dhena m gaJjt gacvJmn tadarnmmjudakämj ava sßat aväs^joi^;
er zieht also äva zu s^jät, — Bergaigne faest in ReL VM-
2* 185 srAii als „vaches" wie Ludwig. — pät als Infinitiv
Ton i- „gehen** zu nehmen, ist sicher unrichtig; man wird es
als conjunction fassen und übersetzen müssen: ^^dass er er-
giesse die wasser und die kühe im kämpfe, soll er besteigen
die falben"; so etwa auch Bergaigne a. a. o.
In einer an^ahl von ßillen scheinen die at-formen in der
bedeutung von absolutiven zu stehen; so dravätj das Grass-
mann fUr das ueutnun des partizips drdvat mit geänderter
betonnng hält und j,flugs" übersetzt*
EV. L 44 7: sä ä valia , . devan Uiä dravät Ludwig
(no, 255): ^als solcher führe im laufe die göttar*".
RV. 1. 2. 5: täv ä gätam npa dravät Ludwig (no. 710):
„kommt in gestrecktem lauf heran"* Ähnlich 3* 35* 2; 6. 45.
32; 8. 5, 7. — Zu einer anderen stelle^
EV. 8. 49, 5; ä na stomam üpa dravät, wo Ludwig (no.
665): ^brausend komm zu unserm Stoma" übersetzt, bemerkt
er im Comm* (II. 223): „infiniti? als imperativ?'*. Man wird
es besser wohl auch hier als absolutiv fassen.
RV. 8. 97. 4 : ata.'? Iva girbhir dgugäd indra keMhhiJi mtr-
tävan ä viväsatL Ludwig (no* 627): ^Ton da mit den nach
dem himmel gehenden liedern, Indra, mit den mähnigen falben
I
mfl
mmm und IramscBen.
111
ladet gleitiisam dich der saA bereitet hat**, Danach würde
man ia dyngät ein absolutiv zu sehen haben. Vielleicht aber
ist dy° in der steÜEOg zwischen glrbhik und keJtibhili als kür-
tmg voD dyugädbhih zu nehmen. Beispiele für dieselbe er-
gcheinung im Äve^a s» bei Bartholomae, Wb. sp. 1789 m.
(unter Hiar^ia*), Grassmann übersetz „vom himmel her*^
mtd giebt Im Wti. „zum Mmmel gehend".
Haben wir nun im obig^en manches gefiinden, was unsicher
ist und manches, was sicher zu unrecht den infinitiven zu-
gerechnet wurde, so wird doch im allgemeinen Ludwig*s an-
scliiiiung (Comm* bd- 1. 255. no. 255) das richtige treffen. Er
sagt dort: ^es durfte eher (als ein particip) eine alte form
seiji, die in ihrer Verwendung zwischen particip und Infinitiv
«taheid, wie die formen auf -at», teils Infinitive, teils partici-
pieB, teüs gerundive wurden** <
Tabelle zum anhang.
ai-fonnen.
I. Äyesta:
44ipa. V. 9. 51.
+t4pa. V. 9. 51.
n. Altindisch.
m Rv, m 37. 11.
{mk RV. 10. 61. 5).
-Nlyf*^ RV. 8. 97. 4).
jmi RV. 10. 20. 5.
ifpit RV. 2, IL 15 — 3. 22. 1 -^ 3. 36. 5
- 3. 32. 2 - (7. 56. 10) — 10. 116. L
{kmoi RV, 1. 2. 5 — 1. 44. 7 - 3. 35. 2 —
6. 45. 32 — 8, 5. 7 — 8. 49. 5).
iffshiH RV. 3. 11. 15.
%9^ EV. 6. 47. 6 — 8. 21. 2,
{piüo^ RV. 1. 4. 7).
fftai RV. 8- 2. 23 — 10. 37. IL
\mi RV. 1. 174. 4).
hmfA RV. 7. 32. 5,
imt RV- 1. 174. 4 — 4, 27. 3).
112
Henninn Jwwbcolin,
Zur italischen verbalflexion.
L
Das verhäJtniss von lat, serva/re zu dem in serttu, ameriahi
usw, erhaltenen umbrischen verbalstamm ist noch nicht auf-
geklärt. An ihrer Zügehörigkeit zur selben wurzel wird man
um so weniger zweifeln, als sämtliche arti^n des gebraucbsJ
die das simpIex seritu anf den Iguvinischen tafeln aufweißt,
auch bei lat. servare sich aufzeigen lassen. Für pedu seritu
IL a 24 sind parallelen aus dem Lateinischen nicht nöthig. Äbel|
auch in der gebets- und auguralsprache ist servare in älterer
zeit verwandt. Entsprechend dem salvom seritu auf den.
Iguvinischen tafeln heisst es salvom servare Cato agr. 141 il
einer uralten gebetsformel und oft in den Acta Arvalium, dai
älteste erhaltene zeugniss findet sich zum jähre 27 : Corp. VI
2024 <ßalv>os servüv<erit>. Avem servare gebraucht Enniui
ann* 80» 81 und danach in ähnlicher weise Vergil Aen. 6, 20(
(vgl Norden Äeneis VI. p. 186, 226), Cicero hat div, 2, TS
aves de caelo servare^ div, 1, 36 caebim^ sulera servare, Vergi
georg. Ij 335 caeli memes et sidera servare und so öfter. DasS
im allgemeinen öhservare das simples in dieser verwenduni
abgelöst hat, ist bekannt.
Auch die ^-äexion des umbrischen compositums anserm
(bez. ameria-) gegenüber der i-flexion des einfachen verbi
bietet eine noch ungelöst*? Schwierigkeit.^) Jedenfalls rnuä
man sieh hüten, das verhältniss von ans^iatut : seritu ohn<
weiteres m parallele zu setzen mit dem von lat. occiiparei
capioj stispicari : speeiOi wie es z. b. Brugmann, Ber. d. sächS
Ges. 1897, 144 anm. thut; während diese in die ff-flexion über-!
geführten lateinischen verba den nackten stamm zeigen gegenübet
dem Simplex, ist in ausermtit der Übergang vom i- praesens aui
erfolgt. Welche präposition in an von anseria- stecke, erklärt
noch Brugmann (L F. XV. 74) für fragUcb. Aber auf defl
Iguvinischen tafeln lässt sich ein unterschied der bedentung
zwischen compositum und simplei constatieren, der aufs deut-
lichste zeigt, dass an nur = d^q>£ sein kann, anserid' kommt
überhaupt nur in an Wendung, wo es sich um beobachtung des
vogelflugs handelt. In demselben sinne wird seritu an folgen-
1) Ein erklSniDgiTentich bei r. PlanU IL 271.
Zur Itiliftchen T«rba1iti!on.
113
im stellen gebrauclit: VI. a. 11: arsfmiur . . . todreir tudems
m podruhpei seritu\ es folgt eine aufeählung der tuderor
tötcof (fiBes urbici). Dann heisst es weiter VI. a, 15: bondra
mUy ttiäeroj porsd mbra screihtor senty parfa dersva^ curnaco
dergmi iiefntu. snira esto ttidero peieo merstOf peica mersta
imtiu Überall also wird die beobachtung innerhalb eines be-
stimmt abgegrenzten gebiats Torgeschrieben, während eine
snlche beschränkung nirgend angegeben ist, wo anseria- ge-
braucht wird. VgL z. b. I* AI : este perskftim aves amet'iates
<^ietH pernaies pustmes^ VI. AL este persdo aveis aseriater
endu, parfa airnase dersva, peiqu peica merstu. Vor allem deut-
Ueh springt der unterschied in die angen VI, B. 48: ponepoph
%fw& herie^, avif aseriutu etil . , . eriront tudertis avif seritu
EJalmlich innerhalb derselben grenzen , innerlmlb derer das
itadtgebiet gesühnt ist.)
Bei einer solchen vertheilnng des gebrauchs kann meines
Imchtens ein zweljel nicht darüber aufkommen, dass gegen-
aber der im simplex in der auguralaprache eingetretenen rer-
«agang des bedeutungsnmfanges die Zusammensetzung mit an
tose beschxänknng der bedeutiing wieder aufhebt, mithin
mm Terallgemeinernden sinn haben muss. Es ist also ^
uftfL Ob es aber am- oder amf(i) vertritt, ist nicht auszu*
machen, man könnte immerhin nach analogie von umbrischem
omt:, tue - in umero, in dem ein durch syncope zusammen-
getretenes ms zu ns geworden, meinen, ein ^am^eriatu sei
iber amfseriatu zu am^eriatu : anseriutu geworden, wenn eine
solche anffassung für die lautfolge mfs auch nicht gerade
wahrscheinlich ist* Aber aach wenn mau in aji ursprüngliches
am sacht, bleibt es fraglich, ob es indogermanischem am ent-
spricht (vgl. W. Schulze, Eigennamen 542 anm. 3, auch Brug-
mann, Abriss 468) oder aus der Stellung vor anderen conso-
aanten, wo es sich lautgesetzlich aus amhhi entwickelt hatte,
Ibertragen ist.
Zu den verben des lateinischen, die ein schwanken
zwischen erster und dritter conjugation zeigen, gehört lavare^
ZQgleicb das einzige, bei dem nebenformen nach einer anderen
äIs der gewöhallchen flexion einigermassen häufig belegt sind.
Dias die tbematiscbe flexion die ursprüngliche war, lässt sich
Mkekwin T^r TirgL Sprüht K. F. XX, L
8
114
Hermftiiti Jft<H>bsoba,
sowohl wegen gr. xifto (neben Ao/*üj) als auch besonders wegen
der flexiOD der coniposita wie ahluere^ düu&re, eitlere, poUuere
nicht bezweifeln. Die formen nach der dritten erscheinen
den späteren als eine alterthambchkeit, vgl Diomedes granun. ■
L 381, Prisdan ü. 471, sie haben ausschliesslich transitive
bedentung. Eine ausnähme bilden nur VaL Flacc, 4, 229
lamtur patriaß tibi victor ad amnes, ein beispiel, das natürlich
in keiner weise mehr beweiskräftig ist^ und Lucilins 245 aim
bulga cenatf dörmitf lavit, von Noniuä p. 78 citirt. Aber hier
haben der archetypus der von Lindsay sog. zweiten familie
und F^ lavat gegenüber dem lamt des Leidensis, und es er- J
scheint mir berechtigt, die vom Leidensis abweichende lesart ■
als die ursprüngliche anzusehen, sodass auch Lucilius nicht
gegen den sonst durchgehends beobachteten Sprachgebrauch
verstiesse. Vielleicht ward in lavit geändert, weil es den
schein der aJterthümlichkeit für sich hatte. Übrigens ist zu
beachten, dass diese stelle des LuciUus unter den als Zeug-
nissen für die dritte declination angeführten nicht beigebracht
wird.
Ist so, wie ich meine, der gebrauch einfacher thematischer
formen bei intransitiver bedeutung gan2, jedenfalls so gut wie
ganz ausgeschlossen, so erleidet ihre Verwendung, wie die er*
haltenen belege unzweideutig ergeben, noch eine weitere,
recht auffallende einschränkung. Es lässt sich in bezug hier^
auf die regel aufstellen: die dritte conjugation ist
allein dazugelassen, bez. blieb da allein erhalten^
wo die auf die Wurzelsilbe folgende silbe im flexions-
Schema der dritten conjugation kurz war. Nicht
nur ist keine thematische fonn überliefert bei ursprünglich
langem und in «einer Quantität erhaltenen oder secundär ge-
kürzten voeal, es gilt dasselbe auch für positionslange silben.
Nirgends fiihren auch die grammatiker abweichende Zeugnisse
an (cf. Neue m.'* 258 l\ Es heisst demnach wohl lavis, lavü,
tavimus^ lavitiSf lavHo^ luvitef touiti^r, Iötf?ere, laverem% aber
stets lavanty lavemj lavaiam^ tavabo.
Um mit Plautus anzufangen, so hat er häufig intransitives
lavat^ lüvant^ lava^ hvare usw, (Die stellen verzeichnet Lorenz
*) Die h^hge bei Neue IH." 258 E. lüe hanptfimdEieUe ist Nonins 503/504,
^gh aüch 466.
Zur itallech^D verbalflexion.
115
znjB Pseud* iO. vgL auch Langen, Beitr, 197,)* Dagegen in
tiansitiTer bedeutung steht Psead* 10 eas (seil* tabellas) lacru-
mg iavitj in A, u. P* überliefert und von Diomades, Priscian,
Nonius nnd Servins bezeugt, Truc. 902 qime puerttm hvit and
Amph* 1102 pii^os lavere iiismtf W0 Noniua allein die richtige
tonn giebt, dazu Most. lU venu imber, perlavit^) parietes,
Dariach hat Sejffert, Stud. Plaut. 6 auch Cure, 580 quae latri-
imm Uipü für lavaf schreiben woUeo, sodass Plautus bei trans-
iÜTer bedeutnng nur die dritte conjugatdon kenne. So weisen
Jich aUe bei den scenikem belegten formen des verbs, die
der regel entsprechend nach der dritten conjugation flectiereu
Mimen, thematische flexion auf, und überhaupt ist vor Properz
4, 9, 58 (dum membra lavat) bei dichtem kein fall bezeugt,
in dem eine der in betracht kommenden formen des freilich
recht seltenen verbs nach der fl-conjugation fiectiert. Das
gBt ffir alle stilgattnngen, filr die tragoedie sowohl wie fttr die
bmoedie^ Catull hat sie in einem Spottgedicht wie Lucrez,
Vcrgil verwendet sie in der Aeneis wie in den Georgica, Hö-
rn in den carmina ebenso gut wie in den satiren und epoden.
Bei SaUust bist. II. 56 (Maur.) steht drcumlavitur. Aber
Cito agr. hat neben fünfmaligem lavito zweimal lavato und
iwar ohne unterschied der bedeutung*). Gegen den versuch,
daeu bedeutungsuntersehied zwischen lavere und lavare zu
bostatieren, wie es z. b. noch Heinze in der dritten aufläge
von KiessUngs Horaz zu carm. 2, 3, 18 thnt, hat sich bereits
Diomedes gramm, I, B81 mit vollem recht gewandt: quidam
jer i lamt pro umectat et coinqainat inteUegi volunt, sed
ftnEtra; id enim signiöcat quod lavas per a. Vgl z^ b. ausser
den Plantusstellen Enn. scaen. 8S puerumqite tit laverentj
Rtin. 86 wianm lavite.
Während Cato neben lavitö also lavata gebraucht, existiert
bd ihm als conjnncüv nur lavet (laves)^ zweimal in trans-
itiver, zweimal in intransitiver bedeutnng, einmal passivisches
Immiur. Terenz hat Phorm* 186 laterem la/ves. Vor allem
i&ttnictiv aber lUr die verteOnng der formen ist Yergil: in-
^) In p^lavit TerbesBtrt RitBcM überliefertes lavit.
*i kwh ViTTo beseligt linf. 9, 106 paemm rtutiii lavat {F tum) tmd
•rwifhül iD diieer wt»üe, wo er über lavare tmd toart^sprieht, die tbem»-
tabu fenoen überhaupt mcbl
8*
116
Hermmnn Jacobaohn, Znt italiBchen rerbftlfl«iioxi.
üeser
transitiv ist das verb nur georg. L 387 studio lavandi, traas-
itiv steht Aen, 7, 4B9 Uvabat^ ecL 3, 97 lavabo, Aen. 6, 219 jj
12, 722 iat?anfj dagegen lavit georg. 3, 221; 359. Äen. 3,1
663; 10, 727, und dass ein bedeutungsunterschied bei dieser
Verteilung nicht die geringste rolle spielt, kann einerseits Aeu
10, 727 zeigen:
sanguine largo eoUa armosque lavant,
andererseits 3^ 663:
luminis eflfossi flnidum lavit inde cruorem,
schon von Diomedes an der eben citiertan stalle als beweis
verwertet. ■
Daher hat Lachmana zu Lucrez p* 379 das aus Titinius
überlieferte vestmimita qui levas (Nonitts 245, 9) gewiss mit
recht in laves, geändert. Die einzige ausnähme von der regel
bildet lavi bei Pomponius 53 (Nonius 245, 39), bei Fronto p.
220, 310 ungut et lavi lovis et Solls manibus, als analogie-
bildung nach Uivere leicht verständlich, an letzter stelle nock
gestützt durch unguL lavari haben Cato agr. 2, 3 dolia
vari, picari, villam purgari eqs, und Varro rust. 2, 2, 18 quo
minus (lana) vel infici reete possit vel lavari vel putari. Da-I
zu kommt das particip laventibus bei Amobius 7, 32 ad sordetj
eluendas laventibus aquis, ebenfalls in keiner weise geeignet,]
die gültigkeit der regel zu erschüttern,
Uüd nun vergleiche man sonunt neben sanit und sönere%^
um zu sehen, dass eine solche vertbeilung nicht zufällig sem
kann.
Dass bei intransitiver bedeutung nur — oder fast nur — |
die a-conjugation angewandt wird^ ist bereits gesagt. Auf
schwanken zwischen aktiv und medialem passiv, das wir be
iutransitivura finden, möchte ich hier nicht eingehen und m
das hervorheben, dass bekanntlich Plautus das aktivum ge*
braucht, nur zweimal die passiven formen dicht hintereinander
in den baccheen im anfang des Poenulus, und zwar hier in
Verbindung mit einer reihe anderer passiver ausdrücke (et
Langen beitr. 291)* Cato hat lavare, ebenso Terenz* Eon,
595") haben Bembinns, dj B und Donat lavamur^ CEFFJ
i] Belege bei Neae HL» 260 f.
^) cape hoc äabellaiD . . . , dorn l^ramus. Ubi nos IftTerimos, si
lavftto.
Wnbdin Scholle, 2aaatz.
117
kmmtis. Man schreibt jetzt äUgeraeiü lavamus^ doch findet
kvamur vielleicht eine stütze in der stellnng im versaus-
range (ebenda luvet Eun, 582. laves Phorm. 186). Dagegen
schwankt Varro ling. 9, 106 zwischen lavare und Uvari, bei
Cicero habe ich nur lavari gefunden, und Horaz hat einmal,
epigt. K 6, 61, intransitives luvemur.
So weit die thatsa^iheo* Eine erklärung vermag ich nicht
m geben. Man ist versucht, die vertheUung der farraen irgend-
wie in Zusammenhang zu bringen mit dem wandel von ov- in
st?- in vortonigen silben, und es mag daran erinneit werden,
lass ein verb lavo das einzige nach der dritten war, das av
Tor der endung hatte gegenüber gravare, auch cavare, und
da$ einzige femer, dessen stamm in einer gewissen periode
der lateinischen spräche auf kurzvokal -i- vollarticuliertem v
I laiging, (vgl. indess Solmsen Sind, 128 ff. über flovo^ plovo),
I neben vivo mit langvocal und t?; vgl. Eutychius gramm. V,
I 484, 22. Aber den thatsachen von hier aus gerecht zu werden,
I ist mir nicht gelungen,
I München, 2. 12. 1904, Hermann Jacobsohn.
L ^
Die eben mitgetheilten beobacJitungen über den gebrauch
d^r rerschiedenen formen des verbums lavo geben mir anlass
in aufinerksarakeit des lesers noch eine andere thatsache zu
empfehlen, die nicht so bekannt zu sein scheint, wie sie am
ende am werden verdient. Zu den composita abluo allim cir-
mmbio coUuo dihw eluo perluo proluo reluo snbhm verzeichnen
& lexika aus der Überlieferung der repubükanischen und
taguBtelschen zeit kein simpIex lue. Nur vereinzelt wagt es
defa im epos der kaiserzeit hervor/) trägt aber dann auch ganz die
Hge einer lebensunfähigen willkürschöpfung* Umgekehrt giebt
es in älterer zeit kein einziges mit lavo zusammengesetztes
praesens, das vom herrschenden sprachgebrauche wirklich an-
erkaimt wäre. Einmal hat SaJlust circumlavitur gewagt, hist.
fr. 2, d6 Maur., und bei Plautus Most, 111 hat Ritsch] per-
^) Solm&eEi Stud. t, Ist, LantgeBch. 127. Anch in einem in&chnftlicben
^pifumm iit luunt {am fiuwU) hergeatallt, Baecheler Carm. epigr, 1036, 6.
118
Wilhelm Bcbdzep
lavü aus überUefertem lavit gemacht, om dem verse aufzohelfenl
Trifft die conjectur, die icli durch keine bessere zu erseta
weiss, das wahre, so kann es sich nur um eine augenhliel
bildung^ handeln, die sich der soast geltenden regel entziel
Längst hat man aus dem formenbestande erscMossen, dass si
lavOi das der compositionsföhigkeit entbehrt, und abluo aWi
usw*, denen das Simplex fehlt, gegenseitig recht eigentlii
ergänzen, das beisst dass abluo alluo lantgesetzlich (Ühi
*a6iot?o ailovo) aus *aÄtet*o allat^o entstanden sind, wie d^ni
aus dS 7WVÖ, Der gegensatz yon lauUtB:hüiäiis Plaut, Poe
232- 316, den man mit clatidererindudere in parallele seta
darf, zeigt, dass auch die participia düütus eliltus prolüUd
das ergebniss rein lautgesetzlicher entwicklung sind und g«
ohne weiteres in das paradigma des verburas lavo einßigi
Anders steht es mit den perfecten auf -üi; für aUü^o Ven
Äen. 2, 720 und ähnliche formen^) ist in dem nrspriinglicta
paradigma kein platz, sie können nur aus deu durch den accel
umgestalteten praesentien auf -luo durch nachträgliche nil
hüduug entstanden sein. Aber wie alt ist diese neubildui
im Lateinisctien? Neue- Wagener 3*, 407 versagen, wie in fa
allen fragen, die aus dem landläufigen Schema der noch gai
mittelalterlichen Vulgärgrammatik herausfallen. Ich selbst kai
sie vor der ciceronianischen zeit nicht nachweisen. Bevor sk
die neuen formen durchsetzten, muss man notwendig ehw
fiectiert haben. Nun lese man Plautus Budens 578
Ehe an te paemtet
in mari quod elavi, ui hie in terra iterum ehiam?
^ Elnas tu an exuugnare, ciccum uon iuterduim.
537
Iure optumo me elavisse arbitror**)
1307
sed quid tibi est? — Hac proxima nocte in mari elavi^
Asiu. 135 ^d
nam in mari repperi, Mc elavi bonis. ^^
>) perqw kiret Pmpera &, 6, 74 Vahlen 't Honst perluo. lacruntk p^
luif ßnechelDr Cirm. epigr. I54d, 4.
«) Nene-Wagener S*, 538. SolmaeD a. a. o. 92.
*) adlMrunt Baecheier Cann. epi^. 1211, S.
*} me elavisse hat Fleckeiaea aas me lavme bergesteUt.
^) et alii bt überütfeii :€lavi Pias,
Znsais.
119
k
Man bezieht elävi auf ein präsens elävö, das in Wirklichkeit
gar nicht existiert, Stichus 669
volo eluamus hodie, peregrina omuia
relinque, Atheiias uunc colamus. sequere me.
Dazu du€ Aul. 270 eluUo Pseud. 162 elui Capt 846 Poen, 199
mndo eluendo Poen. 223 J) Andererseits ist bei Plautus keine
irm des späteren perfecttypus auf -lui nachzuweisen. Es ist
also evident, dass zu seiner zeit noch eluo und elavi im ver-
bände eines einheitlichen paradigtnas hei einander standen.
Zwischen dem perfeetum und dem supinnm bzw. dem
paissivparticip hat das sprachgefüiil lebendige, mannigfaltig Mn
uüd her wirkende beziehungen geschaften: das s von mcrsris
^p^ms stammt aus mersi sparsi, das ? von secr&tus aus secrsvif
TOD U'ctiis aus fexi, das ä von strävi umgekehrt ans stratus.
So i^nrd es begreiflich , dass, solange ein perfeetum elavi be-
stand, durch seinen einfluss auch das participinm elautm neben
d(^r lautgesetzlich umgestalteten form elutus gehalten werden
koante-») Trin. 406
comessum, expotum; einssum: elotnm in balineis
gebt die Überliefemng in elotnm und ehdum auseinander, Ku-
i%m 699 wird elautae geschüfezt durch lauhtm 70L
Als ich vor vielen jähren zum ei'Sten male den Rudens
Ibs, jrappirte mich sogleich die deutliche Zusammengehörigkeit
Tön eluo und elavi. Jetzt, wo ich bei zufällig dargebotener
gel^nheit diese zeiien in den druck geben will, constatire
ich mit hülfe des Archivs für lateinische Lexikographie 1,135,
im Langen schon 1883 für Plautus das averbo elm elavi
dautm eitlere aufgestellt hat. Nur sieht er die dinge etwas
tohistorisch an, wenn er von einer Vermischung zweier para-
äipiata redet: Ea ratione Plautus forraas verborum eluendi et
%arnit videtur commiscuisBe eqs*') In der that ist es doch
In
^) An ionetigen compositen finde ich noch düut l^udens 1108 dihwnt
ftl6 protue Cure 123.
*) Dr^ Jftcobgolm mächt mich darttof aufmerkBam, das duo tinter d«n
"■f^mpofiita auf -Itio das einzige ist, daa wie lavere auch intransitiv oder neu*
^rü gebraucht werden kann. Dadurch itand es dem siroplei näher als die
tbrlgijt^ iodasB man wohl auch an einen coöcunierenden einflus? von fawhwt
Ulf dautns denken darf Decb ist zu betonen^ dass die rerwandtschaft 2;wi9chen
•■pl«! und compositum im praoaens die Terdnnklnng der ursprün glichen
^MÖbftD nicht hintan^uhalt^n vermocht hat,
') Analect. PLaatin. p. III 7 (Indei lectionum der akademie m Mineter 188a).
Wilh<*liii Schulze Züfifttz.
nnr ein einzigea paiadigma, da eltw die regelrechte fort-
getzung des ursprünglichen ""elävo ist.
Die einlieit des paradigmas, die für am sprechenden eine
psychische realität ist, aus den durch die Überlieferung wahl-
los verstreuten einzelstücken zusammen^susuchen ist noch immer
ein nützliches geschäft. Grammatik und lexikon können sich
in diesem punkte am schwersten von dem traditionellen
schleudrian losmachen, weU sie die darstellung allzusehr von
hlos formalen erwäguugen beherrscht sein lassen. Sonst würde
man nicht fortfahren, z. b. «Srfw xatiS^a&ov (Homer), SXxm
ti^vaa (Hippokrates)*), hibo jmtiim^ calesco conmlui, fracescit
f'onfracuit^) und manches andere von ähnlicher art ansein-
anderzureissen, oft ohne auch nur mit einem woile die duFch^
den Sprachgebrauch sanctionirte Zusammengehörigkeit anzu-
deuten,*) Die lonier haben zwischen nlhtr «Atw^rat *navigare*
*fahren' ^) und nXmttv nXmifut *natare' ^schwimmen' ■) eonsequent
um I
-I
') Da«ö ttlximn aeme endang von f/jjjt-on bezo|:eii hat, wk Brngiaann
lehrti wird non orst recht be^eiflich.
*) pdtum pötiii pöturus mit pntnre tu TerbindeD ist eio unfaf , der nnr
lange allenfaÜe pasäiereTi darfte« als m&n die wnrzel p?^ im redaplicirtea
|iraesenfi biberc nicht erkancte. sd^ cxorto pottmi Ijpiito trad] propcllunti
Varro r. t. 2^ % 10 ab occasu parvo trUertHiUg interposifo nd bihctidum ad- ]
peUunt 11 meridmno tempore semel agere pot%i%H »aiis habtnt 12. Proper»
5, 1 a. 14. B, m 32 Ovia metam. h, 45L 453.
^) DasB die perfecta auf *m^ soweit sie tn praeaentien auf -mcn ^hCrcn,
in älterer zeit nur componirt anftreien^ hoÜe ich in anderen Küsammeii^
hängen später einmal nachzuweisen. Noch beiTacittu crfjbrescit : in* pfrarebruit
^ *) Wemi ahd. ^tahan, wie hänßg, 'erschlagen' *töten^ bedentot, entüimmt
es sein paB&ivpartirip dem paradigma dee synanymen irslahan [im Beownlf
dagegen ohne nnterBchiod sUg »kegefi]. Besonders deutlich Notier 1^ lOft
Hper^ wö sMIien ^üog crddgcnön rasch aufeinander folgen. In anderer be-
dentnng heiest es aber gadagan : in cmd la siahanne, in erud gndagan ni
ward Monsee fr 21, 18; 40, 7,
^) Homer hat nUt^iy 7tUutMftf&€ti dninkta ^mnluis {imnlmQn^), Herodot
nl^tiv nkiüü^ü^tH nlwffni Titnlütxtyat, Das falnmm ist ako Tom aoiisto
nnabhängig,
B) i^t(x^vnX(i^(i9^ wird denominatir sein, ame YerachoUenem Jaxovftlm^,
Vgl klendsskr Äventyri ed. H. Grering 2, 81 (B7. 33) sd ga^maär ßöar allr f.
tärum d. i. *fichwimmt in tbränenV In dei^elben bedeutong kann flytr i tdrum
ebenda 10, 55. Die wnrzeln pln [an. ßöa ags. fiowan mit nnursprünglichem.
14;, gut. fiüdm\ nndi^feu [an fi^^ erweitert in an. ftwta] sind ijTionym, schwerlicli
identisch. Heiland 3917 thit imu thann fliotnu sktduu fan is Ikhamon lib^
biendi fod. Lat. plörarc verhalt sich zu an. fida (i tdrum} flöä etwa wi#
ftorere mhd, bluost zn ahd. bhtotn bhwt pL blwaÜ.
C. 0. ^Mmbeck, Zd den penonalendimgeiL
121
Zu den personalendungen.
unterschieden, und ich glaube zeigen zu können, dass Ursprung-
lieli /i^^uv ß^lai intransitiv, fegdetv /^f|at dagegen transitiv
»braucht wurde.*) Aber dazu müsste ich weiter ausholen.
Wilhelm Schulze.
Aus guten gründen hält Hirt (IF. U, 46) die durch -i
Md -ai charakterisierten locativ und dativ für verhältnis-
lissig jung. Auch das Verhältnis von gr, noSi\ aind. padi
und gr. jt^M^A ^^^- P^^^ ^^ S^' otKot^ aind, ddme und gr.
h^, avest. m>krkäi erklärt sich am einfachsten, wenn wir die
mkiigung von -i und -ai m die periode nach der aus-
mrkuüg der vocakchwächuugsgesetze und nach der Spaltung
4er ursprünglichen t^-stamme in die historischen ü-stämme und
coEsouantstämioe versetzen* Dagegen muss der gen, plur. gr.
^orf«f, aind. padämj der ja von gr, ^ftöv, ved» caräthäm nicht
Terschieden ist, schon zu der zeit entstanden sein, als der
stÄnm nocb vocalisch auslautete (idg. -6m aus -ö-a'm).
Wenn Hirt (a, a, o. 70 ff) aber dieselben -i, -ai in den
personalendangen -mi, -dj -ti^ -nti : -saij -iai^ -ntai wiederfinden
wiB (das -ai der 1 pers. med. beurteilt er anders), so kann
icl das nicht fiir wsdirscheinlich halten. Es giebt bei seiner
aoffassung zwei möglichkeiten. Entweder ist die anfügung
^on 'üi^ das dann noch kein tiefstufiges -i neben sich hätte,
älter als die vocalschwächungsgesetze , welchenfalls sich -tai
fwar wohl aus -to-äi^ -ti aber gar nicht erklären liesse. Hirt
ttgt selbst (a* a. o. 70): „es dürfte zunächst hinlänglich fest*
stehen, dass in den personal endungen ein mit der betonnng
wechselnder ahlaut vorliegt," Wenn -ti die tiefttufige form
von -tat ist, so wird es nicht zugleich die mit einem i ver-
sehene tieMufige form von -to sein (vgl Hirt a* a. o. 14 t),
(an einen doppelten Ursprung für die so charakteristischen i-
dnngen anzunehmen, dürfte keine empfeblung verdienen.
*) ^iiiir ist erst ftn« (iili» ^4Uiy neo gebildet worden. /QiUtk' gehOrt
4 II. drakhfati {dari} sraMtjati [tag! Mapsyati [kalp^ Liebich Pa-
Qim 77] b fme reihe und beweist wohJ, dasB die metiktbeBifi der Uquidft
T TTvettuiiich ist. Von der jetzi her rechenden &a:^&atiiig^, die o^idi aiii Q^^ity
*^*hiUX ist eiweüMch gerade das g^genteU richtig.
122
C. C. ühleiibeck, tn den peraonftlendim^eii.
Oder die anfiigtiiig von -ai Md -i ißt janger als die vocal
achwäehim^gesetze. Dann geraten wir in andere schmerig-
keiten. Warom hat man im activum -i, im medium -ai be^^op
2ugt? Bei Hirts auftassnng hat ja -i nichts mit activbedeE^
tung und -ai nichts mit raedialbedeatung zu schaffen. Und
warum wurde die partikel auch im medium an das active
Hherei, uicht an das mediale *bher€to gehängt? Dass nach
der ausbildnng des vocalismus durch schwächungs- und del
nnngsgesetze -t als activendang, -to als medialendung galt,
doch nicht zu bezweifeln.
Ich halte -dj -tij -nti für die tiefstufen von 'Sa% 4ai,-
woran sich eventuell — nämlich falls 'fnai neben -ai ein hohes'
alter beanspruchen darf — auch ~mi als tiefstufe zu -mai an-
scUiessen könnte, aber für -s, 4, -nt ist meines erachtens eüj
doppelter Ursprung wahrscheinlich* Einerseits entstanden sie
in der vocalsehwächungsperiode aus -so^ -tOf -ntOj andererseits
legt das bekannte Verhältnis von air, do-beir zu berid trotz:
Hirt (a. a. o. 74) die Vermutung nahe, dass in verhältnis-
mässig später zeit die in i auslautenden formen des praes, act.
nach praepositionen und nach dem augment ihr i verloren
haben ^pro-feÄeref, ^S-hheret aus *pr6-bhereti *6-bhereti) und
dass so eine neue reihe -5, -t, -nt zu stände kam, welche mit
der schon vorhandenen unterschiedslos zusammenfallen musste.
So entstand bei den tni-verba auch -m aus -mi^ dessen ver^
hältuis zu '(m)ai unklar ist. Eine brücke ziinschen den pri-
mären und secundären personalendungen des medium (-sa^
4a% : -so, -to) vermag ich aber Dicht zu schlagen^ obwohl id
von ihrem gegenseitigen Zusammenhang fest überzeugt bin,
Offenbar haben wir es hier mit uralten bildungen zu üinn*
Auch mit mancher anderen Vermutung Hirt^ kann icl
mich nicht befreunden. So möchte ich, angesichts der analogii
zahlreicher nicht-indogermanischer sprachen, nur solche persoi
nalendungen von den begrifflich entsprechenden pronominal'
Stämmen trennen, welche sich aus lautlichen rücksichten damit
durchaus nicht verbinden lassen. Es wäre ein merkwürdiger
Zufall, wenn die personalendungen der ersten und der dritt-en,
person nichts mit dem m- und dem ^-pronomen zu tbun hättenj
Durch seine bemerkung über die festsetzuug des m m der
ersten person (a, a. o, 79) wird dieses von Hii"t selbst teil^
weise anerkannt. Und aus dem umstände, dass das
F. N. Fiack« Ablative mit scheinbarer lakativbedeatnng.
I
zweiten person nicht an das begrifflich entsprechende pronomen
anklingt, könnte man auch folgern, dass im indogrerinanischen
ein altes mit s anlautendes pronomen der zweiten person
4as3erhalb der Zusammensetzung mit den als verbum fiingie-
renden basen durch das bekannte *tem Ctü) verdrängt wäre.
Dieses selbst ist vermutlich eine Weiterbildung des demonstra-
tiven *t€, *tö (s. Brugmann, Demonstrativpronomina 30) und
es liegt deshalb sehr nahe das s als kennzeichen der zweiten
person mit dem ebenfalls demonstrativen, in der flerion mit
*h abwechselnden *so in Verbindung zu bringen. So wäre es
m gründe vielleicht doch dasselbe element wie das s des
mns transitivus (vgl aber Hirt a, a, o. 59).
Die erw^ung, dass sich zahlreiche, nicht durch personal-
pronomina charakterisierte nominalformen (bzw, casusformen)
im verbnm finitnm festgesetzt haben, ist nicht im stände wahr-
Hchdnlich zu machen, dass das ganze verbum finitum in solcher
weise zu erklären sei Zwar glaube auch ich an den durch-
las nominalen Ursprung des indogermanischen verbum finitum,
aber die verbalformen sind meines erachtens wenigstens zum
teile mit pronouiinaleleraenten (poasessiv-suffixen ?) versehene
nomina.
Leiden, 22, Febr. 1905,
C. C. ühlenbeck.
k Ablative mit scheinbarer lokatiTbedeatung.
Wie bekannt, hat Hübschmann, Zur Casuslehre 243
eraehiedene ablativformen aus dem Awesta zusammengestellt,
«ie eine unverkennbare lokativbedeutung zu haben seheinen,
wie beispielweise ^emaM in dem satze mpamn varesem BemaM
^wri/ai^m voBnaiti '(der) ein pferdehaar auf der erde liegen
Hlfidit' Yt 14, 3L öeldner, Drei Yasht 75 will das an-
Vldidnend besonders stark auf eine lokativbedeutung weisende
9a^em nun allerdings beseitigt wissen, ohne jedoch den
^Tid anzugeben, und Delbrück Yei-gl Sjnt. I 201 kuiipft
*a diesen Verbesserungsversuch sowie an andere vorschlage
Rr text- und tibersetzungsänderuugea (KZ. 25, 194, Drei
T^tslit23) — über deren berechtigung vom rein philologischen
sUndpmikt ich mir übrigens kein urteil erlauben darf — die
^feisichtliche behauptung: *. , so werden sich die meisten
F, N, Finde,
der beio:ebrax'hteii stellen b**seitigen lasseel Jedenfalls liegt
ein alterthümUcher gebraueli des ablativs nicht vor.'
Delbrücks freudiger Zustimmung zu jedem versuch der
beseitigung derartiger formen scheint die Überzeugung zu-
grunde zu liegen, dass diese beseitigung wegen der ab-
sonderlichkeit der überlieferten beispiele nach mOglichkeit ver-
sucht werden müsse. Ihm scheint der erwälinte satz über-
haupt erst durch die von Geldner vorgeschlagene ansschaltnng
de^ sayaneni verständlich zu werden. 'Wenn dabei mit Geld*
ner (Drei Y. 73)' — so heißt es, 'sayanem auszuwerfen ist^ I
so wäre der ablativ wohl begreiflich: der beugst nimmt das
haar sozusagen mit seinem blick von der erde auf.' Und
doch hätte ihn schon ein flüchtiger blick auf einen lateinischen ■
Satz wie a smmtu et a bonarum cmisa stare (Cic) und auf
ähnliche, schon bei Diez» CTraram, d* rora* spn 881 angeführte
moderne beispiele wie di quelkt costa nacqne un sole (Dante,
Par. 11, 49) etc, darüber belehren können, dass der angeführte
satz aus dem Äwesta auch mit seinem sayanmn verständlich
bleibt. Die behauptung, dass auf jeden fall ein alterthümlicher
gebrauch des ablativs nicht vorliege, scheint aber auf der
annähme zu beruhen, dass diese ablative mit scheinbarer lo-
kativbedeutung nur im Awesta vorlägen. Dies ist nun aber
keineswegs der faU* Sie finden sich vielmehr auch in den
beiden sprachen, die — vom iranischen abgesehn — von allen
älteren idg. idiomen allein trotz stellen weisem form verfall
einen scharf gesonderten ablativ aufweisen, also auch für die
vorliegende frage allein sicheres bieten können, nämlich im
indischen und armenischen. Vom griechischen darf oder muss
man wohl absehn ^ da die schon auf einen kleinen kreis be-
schränkte Scheidung des durch gleichstellung mit dem gen-
sing* als ablativ gekenusseichneten f/^-c;>i>'- casus von dem
durch gleichstellung mit dem- dat» sing* zum loc.-instr. ge-
stempelten auch noch durch die wenn auch seltene genitivische
verw^endung der form auf tpi, tptv beeinträchtigt wird. Hin-
sichtlich der ai, beispiele darf ich mich auf einige ganz un-
zweifelhafte fälle beschränken und fitr weitere belege auf die
sorgfaltige Zusammenstellung aller im Rigveda vorkommenden
singularischen ablative der "".o-stämme und pronomina bei
C. Kappus, Der Idg. ablativ 41 — 90 verweisen, äriic dt
mn bhayatam asya SMnüt *auch fern seiend soll sein feiiid
I
IHttiT« mit scbf^inbarer lokaÜTbedeutitiig«
. bew
Bich fürchten' RV. X 42, 6. duräc cid ä vasato asya kärt^ü
'auch fern wohuen nah seine ohrea' RV. VI 38, 2* ye änti
iQräd upanayam e^am *die luiter ihnen, die nah oder fern
mi, (vernichte) von oben her herankommend' EV. X 91, 4*
kdra pra iio räikam ava paSc&c eit säniam adrivalj 'Indra,
hilf unserem wagen vorwärts, auch wenn er hinten ist, stain-
bewehrter' RV. VIII 80, 4. retodhä äsan nmhimäna asant
lihä iwmtat prayatüi parästat 'samenspender waren, kräfte
.ren, selbstzersetzung nuten, streben oben' RV, X 129, 5.
Irte ann. beispiele liegen wohl in einem engeren, dem aus-
imgspnnkte der ganzen bewegung noch näher liegenden
krdae als die ind* nnd iran, belege. Vielleicht das beste ist
äle iibersetzixng des griech. iv a^xft durch i skzbawi, z, h. i
ikihmB arar astvae zerkin ev serldr 'iv a^xi\ irtoinotv o ^iog
m ov^mvöT xai rfjp y^p' Gen, 1, 1, i sk^bam:' er bmw **t
iuü *?** o loyog' Joh. 1, 1. na m^ i sk^banB at astvae 'ovro^
^V ip ag;rfi nqiiQ rav *^ioi'* Joh, 1, 2, während man in anderen
Men an einen mir übrigens gauz unwahrscheinlichen einfluss
der ai^schrift wenigstens denken könnte, z. b. bei dem satze:
^itiiam hanitt ^nd nma i xa^ erkus avazaks^ mi yajme n&ra
^ mt yäfiekS '^röirf üiavgovvTat avp atJrc^ (Wo k^tirat, £tg in
iitmv Mai lU e| thi^vv^itov' Matth. 27, 88. Die beiden parallel-
steilen Marc, 15, 27 nnd Luc. 25, BS weisen statt der prae-
[K)siton i das für derartige fölle wohl häufigere 9nd auf; ev
^nd nnm hamn i xaf. erkns avaeakSf ml &nd ajm& ev mi 9nd
flAek^ Hora *'xui am avTM aTuv^ovaiv 6vü ktiGTagj eva in 6i^my
>ai ha i^ iv(avvu(0y avion Marc* 15^ 27* and fianin ina i xa(
er efaragoTcsnf Bömn Bnd ajm& eo ^omn snd j(ixm& xa^e{nn
*4Kti iüT&vgmeav uvtqv 3t at ttjvf; xtxxöv^yovQf ov ^kv int j>g(a)^
Ir f$ a (laiifTi^^v' Luc. 23, 33, Auch erstarrte ablative wie
1 mray 'über' und dergleichen sind heranzuziehen. Angesichts
dieser beispiele dürfte es nun wohl wahrscheinlich werden,
dass der gebrauch der von Hübschmann angefUhrten
twestischeu ablative nicht nur textverderbnis darstellt, sondern
wirüiches altes erbgut, und der lokativische sinn ital. adverbien
mit ablativischer form wie osk. ehtradf lat. ^ra und
ihnlicher dürfte geeignet sein die vermnthung noch zu stützen,
und wenn auch ein theil derartiger formen das fUr den alten
äH. charakteristische d erst in anlehnnng an andere wOrter
«rhalttn haben sollte, so bleibt doch eine locativische ver-
126
Eduard Hermum,
wendang alter ablative Voraussetzung für die bildbarkeit
solcher ibrmeü wie auch itlr den zuHammenfall mit dem loc.
überhaupt Was nun aber den iu der Übersetzung zu tage
tretenden locativischen sinn der erwähnten ablativformen an-
betrifll, so wird man diesen für einen nur scheinbaren
halten müssen, da die in frage kommeuden sprachen ja er-
sichtlich den abL im aUgemeinen scharf vom loc. scheiden,
also doch wohl kaum für einige fälle eine ausnähme machen
werden. So wenig man einem lat. a dextro cornu (z. b. Caes,,
bell. GalL I 52 : ipse a dea^ro cornu - . . proelium commisit}
locativische bedeutung beilegen darf, — weil diese, wenn sie
einen ausdruck verlangt, schon einen findet, z. b. Caes. belU
Gall, II 23: cum in dextro cörnu legio diiödecima . . . cofistitisset
— 5 SO wenig darf man offenbar auch awestischen, indischen und
armenischen ablativformen eine locativbedeutung zuschreiben,
da fiir deren ausdruck ja eine besondere form vorhanden ist
und in allen unzweifelhatlen fällen ja auch zur Verwendung^
kommt Die angeführten beispiele sind eben nur zeugen für
einen einstigen umfassenderen ablativgebrauch, für eine ein-
stige bevorzugung der angäbe des ausgangs punkts des sat^-
vorgaiip, die ja bei den meisten belegen übrigens auch durch-
aus natürlich erscheint, Rechts, links, oben, unten, nah, fem
und dergl. ohne einen ausgaugspunkt zu denken» ist ja doch
ein kaum vorauszusetzendes kunststück, und der kleine feUer
*von rechts* statt 'rechts von* nicht gerade schwer zu begreifen.
Charlottenbnrg, den 14. juni 190&.
Franz Nikolaus Finck,
Zur griecMsclien betonung.
In seinem jüngsten aufsatz über die griechische betonung
(Idg. Forsch. 16, 71 ffl) hat Hirt sein schon früher auf-
gestelltes gesetz, der akzent der vorletzten more {^c^) werde
unter gewissen bedingungen auf die drittletsste more (^wu)
geschoben, weiter gestützt und Solmsens einwände (Berl phiL
Wochenschr. 1903, 1004) zum grösseren teil zur ückge wiesen.
Hirts hypothese hat so entschieden an Wahrscheinlichkeit ge-
wonnen, zu ihrer Verteidigung lässt sich noch hinzufügen:
Zur gnechii^chen Vetonong',
ßflfi^n, dvyatdga erklären sich durch anlehnuDg an nati^a;
isolierte formen wie x^vf^^ navTa/ov etc, spredien für die
riditige beurteilttng des Unterschiedes von TioSmy und nai^mv.
Völlig gesichert ist aber das gesetz immer noch nicht ; manche
punkte bedürfen noch weiterer stützen.
Durchaus verfehlt ist jedenfalls die herleituug von ^^^u-
ßtvü^ aus *fpi^o߀vr)!;, Handb. 195 hatte Hirt *das gesetz auf-
gestellt, dass sich im Griechischen ein nebenton auf der vor-
letzten Silbe entwickelte, wenn der nrsprilngliche akzent dem
dreisilbengesetz nicht entsprach/ Wäre das richtig, dann
konnten q^rj^i und tpr^ai nur hinter dem oijtonon enklitisch
!, ebenso *(>i und nW, Die anderen formen des Indikativs
der zweiten singularis hätten dann in denselben
steUitngeü ebenfalls ilire enklise eingebüsst, hätten sie aber
nach dem Hirtschen morengesetz (wC^ > o^w^) hinter dem
proparoxytonon und dem properispomenon wiedererhalten;
TieUeicht auch hinter dem perispomenon- Hinter dem par-
rnytonon aber, z* b. in *kvxoi; i'aztv, wäre die Verschiebung
der akzante auf die drittletzte des wortkompleies (of) wegen
des tonas auf der vorausgehenden silbe nicht möglich gewesen ;
wie sollte dann gerade kmog iariv entstehen (das Hii-t übrigens
ohne rechte begriindung als ivxog irtTtv erklärt, Idg* Forsch.
16, 74)? — Gerät man so nicht in einen abgrund von nicht
£ti erweisenden hjpothesen?
Wenn ffirt Idg. Forsch. 16, 90 sich sogar zu der Vermutung
Tersteigt, auf jeder vorletzten silbe habe sich einmal ein se-
kimdärakzent entwickelt , so führt das zu noch grösseren un*
■USglichkeiten : dann mlissten <pTjfii, fp^jai, si^i, st&i immer
trtiiotoniert sein.
IDer ausgangspunkt dafür, dass rfigofie^o^ auf ein *^^*(>o-
ßM^ zurückzuführen sei, ist für Hirt die Schwierigkeit, die
betonnng von amorttnc ans *aTtoTi(fn: = ai. äpacitij abzuleiten:
ten im Griechischen könne sich der sekundärakzent nicht auf
einer more entwickeln, die dem haaptakzent unmittelbar folgt;
'imottm^ müsse erst zu *dnojioi^ und dieses zu ajioTtaiQ ge-
worden sein. Diese Schwierigkeit besteht meiner ansieht nach
pr nicht, Ersthch meidet die betonung nicht zwei aufeinander
folgende moren, sondej-n der akut meidet zwei aufeinander
foigeade silben, Hirt hält sich (Idg, Forsch. 16, 90) an das
Wspiel avitpt&ni^ jig. Nach moren gemessen sieht dieses so
128
Edtittrd Henmnn, Zur gri«rbisclie[i beton
aus wüiow/0/w; wäre *äv$gwnn^ tiq zu betonen, dann stiessen
demnach gar nicht zwei betonte moren zusammen*). Auch
das nebeneinander von iViiro^ *V?iV ci^l^'6 und Xayav ttvo^
ü/iJi>/\j/0 oder von jj^/o« Tig uv*u/wu/^> und iXXmq mmi
^61^^;^'^ u. s. w. zeigt, dass hier nicht nach moren, sonder
nach Silben gemessen wird. Zum andern stehen orthotona|
und eukljtika inbezug auf das dreisilbengesetz nicht
auf gleicher stufe. Betonungen wie aXkca; nm^, ayud^ov rtv0;,\
ttaX^y rivtj^v laufen dem dreisilbengesetz bei andern Worte
schnurstracks zuwider. Der Grieche machte also in semen
Sprachgefühl einen untei-schied zwischen entlitikon und ortho
tonon. Was hier in diesen beispielen beim enkütikon erlaubli
ist^ wäre beim oilhotonon unerhört. Solches unterscheidungs-j
verm()gen im Sprachgefühl versteht sich auch sehr wohl: ein
orthotonon bleibt immer unverändert ein wort, z. b. fp$i^üß^vü(;\
das enkütikon dagegen hängt nicht so fest an dem voran
gehenden wort wie eine endung; zwischen ioj'o^ ng kann sie
noch ein anderes wort einschieben : Xofoq alioc n^, Waruii
sollte, wenn so unterschieden wird, nicht auch das geset
dass der sekundärakzent sich nicht hinter der akuierten silli
entwickeln durfte, bloss auf die Verbindung des enklitikoiis mi^
einem andern wort beschränkt sein? An sich kann sich j|
doch selbstverständlich ein sekundärakzent direkt hinter den
hanptton entwickeln. Ich finde es also verständlich,
*afy€log tk nicht entstand, obwohl *aneji(5iQ zu
und weiter zu ^'aKottütQ und zu anoxwt^ wurde. — FäUf
somit der anlass zu der kühnen hypothese, t^^qh^^yng
^fpd^üfthöi; zurückzufilhren , so wird man die hypothese seil
gerne autgeben, [Damit ist aber auch zugleich Hirts ver
knüpfung der lateinischen und griechischen betouuug der bode
entzogen und andererseits Pedersens hypothese (KZ. 38, S36 f J
der weg ^^eebnet]
Bergedorf Eduard HermauE.
1) S, 77 und 91 ist Hbersell«», dus •*#Jli»>*'or ^ &tiv^¥tiy wäre;
s£ weite sübe hat zwei moren. Wie p&äit das zu der ausfilU^en pgl«i
(77t anm. 1) ^e^cn Solmson"? S. 74 wird sogar ifv^i/l iütty, ^oiyii i^%k
betont und damit otw^s begtündet. In t^m^ truty sind dreii rückt vit
moren nnbetont S. 76, ä t. a. ht die *ers1^\ nicht die ^zweite^ deklinatii}
S. 91 j 17 T. tt. *älteT\ nicht Jünger* gemeint. Die betonang ^^^F^o^crd«
S. 90 bedürfte des zneatzes, dass hier lotft zur folgenden aUbe za zählen
Oder meint Hirt *iifQo^it^oio, wie er H&ndbii^b i9o schreibt? D&e wQi
JÄ ipt^umyQto erg^eben. ^_^_^_^^^
Die 4R Versammlung deutscher Philologen und
Schulmänner
f! Di^D^tar <l^n X bis Freit-ag den Tk i^ktobifr IIKI5
1 M ii tUi; Herren: Sthalrat Pmft*Ä«or Ih\
Brot ►r^ UDtl IhroL Dr. Wemlkitiil-Kiel
\^*i *tH A'*^ Pl<*tiarisitjtuiigeti haben zii^^r&ügt <lie
flerrtni: h, r'otixe. l>i*^ls, Otiffr.kt*n, HUk*r vom
urbucü, Lenz, Licbrwark» Met«, Oldenburg,
1 tfte für ilit* indosrerma-niseha
J*v*aLr, ; ._ -'.i-\Auiit: liln^rnoinnu'Ti ■ Prof Ihv Kn'tsrh-
• li Prc»ff5Hsor l>r. W ncken n^e
nd TbtiTJib. -e siud in Ans-
Verlag* von Betither & Btichard in Berlin W. 9.
ifrjr <lH<*i»t. Bllilk»^m|*ll1e ^ifnl die V Mfrnl«
rxeiii|ilarp f^rirrlflVii* Ihe ii>H8r«tnhge
li urtir ■rlt^ii. Wir ii^Ken itrjs ^liihor iti
. 11, . .!■. iif u, tlie Atisrliatfiirig ru t:r]ciirht''?rrt. ■^llld Wir Lkevu,
B qnd I X (1887 1896) der Orient Bibüographie
Jinn«* «uhAkrl liiert Mlrtl. Ihr. Kxfiedtiion
Mll iili*f»r Offortr fjmj dir frHhvrvn t^rri^Miiigtibolf fri»«flit'n!
Hir ]]iic!iBi4!^heiide W#fke t^ii auf
Üenf«*>, TlHMXlur, UftÄamuidU» Scliriften. Aua^e^AhU n h^raii«-
■^ - ■ ...;.,...^^ - .......... ....,...,,:... ,^M.
^ ' san*krut'1iili"[o£ Sdir^firiij II. Sprach wlftsensr.haftllcbfji
Jil ScIj büoi», IV Schriftp» ver-
uhalrK n Bfinden v*m hr, *i(*orcr
I I I nur zum lii^^hertet-n Ladf^iirebe.
Kolirifhf; IL, Blbili>thiM*ii t^eoz^raph, Piibu'Htluat*.
lier m\f ilie ' nV? d»-8
LitH'üiur von -^ »in<I
Mil rtttfintuuun iiift
I II ll il 1 1.
^u a^itibf iinti zMT i^eficliichle df« wagtioa. Von !i M«rJAr
/ V un H ü i II r i c tt 8 c: h t* n k l
l (fia. Voll \V h 1 1 1 1! y 8 1 o k r fc
Lit. M'iH/'i^^ Von E. Zixpilzu
(':«ch. JtöäfW Vau H. Lewy .
0 1 1 a II a r r ü M üi ci %i 1 1 z I a Ij e i p z I |c
^'^peciatlnuMiianiUUHi/ für Linguistik.
pirckto Bf iiut tiein Üri«
Ankauf ganzer Bibtiotheken
Soeben nnd i*nKhitneti\
Etymologisches Wörterbuch der
Griechischen Sprache
vor» Prof. Dr. WuUer rrellwltx,
Vorgriechische Ortsnamen
als Quelle der Vorgeschlakte Qrieehenlaii«
v*jrwprif« von
Pra£ Dr. Auglit^t Flik.
Griücliiscliii MmM '" """ '^r*'"" ''^
Vun I>r. KritNt Fnieiiki^l. ^ r^ »g. gr* 8. Pn»- -
Oflltiiiiri^rK Villi ü im hoi*fk k Riiprfcht.
Nenes und nachträgliches.
L Exegetische nnd syntaktische fragen- (§§ 1—6:
211111 AltiraniHcheii; §§ 7—21: subjektlose 8ätze; §§ 22—32:
giottogoiii^ches über die subjektkonstruktiDu und das
gnimiiiati84!he g^euus im Id^. ; §§ 3S--39: da8 passiv im
Idg.; §§ 40—46: das itulokeltis^he paä»iv),
§ L In der grossen Darias-mschrifl kommt einmal
ein wort dSi^ vor (Bh. 186: kära hya Nadintabairahyä. Tiffram
adarayüy avada aiMata lUa ahis naviya aha). Der Zusammen-
hang dieses Wortes mit ap. abiy aw. aiwi aind. abhi gr. u^ipl
liegt auf der band und ist schon von Oppert angenommen
worden. Die bildungsweise des Wortes ist von Johannes
Schmidt Pluralbild» s* 359 erläutert worden; danach ist üUb
in der endimg mit gr. i^fpl^ identisch. Über die bedeutung
des Wortes sind aber verschiedene ansichten geäussert worden.
Die noch bei Spiegel sich findende auffassung, wonach dies
oik^ mit dem folgenden naviya zu verbindeu wäre (,auf
schiffen') ist gewisEi nicht haltbar. Schon Fr. Müller WZKM I
ä2 hat erkannt, dass ahis ein adverbium sein muss. In seinem
^Altiran. Wtb. s. 94 übersetzt Barthol omae das wort mit
,dabei'. W. Foy hat in der Übersetzung dieser stelle ge-
schwankt. KZ, XXXV, 35 übersetzt er: ,und dabei war eine
iotJUe' ; dass aber die annähme, navitja wäre eine art kollektiv
za dem bekannten worte für ,sclüff% wenig wahrscheinlich ist,
hat er ZDMG LIV, 371 erkannt; hier Übersetzt er: ^es hielt
den Tigris besetzt, dort stand es, und ausserdem war es auf
einem schiffe'; er fasst also naviya als lokativ des Singulars
mit der nachgehängten Partikel -äj was nach der babylonischen
Übersetzung {ma muxxi , , , ,auf, in , , .*) unbedingt richtig
sein muss (weshalb in der elamischen Übersetzung nach dem
Ideogramm für jSchiflf die genetivendung -im steht, vermag ich
nicht anzugeben). Man mag sich darüber wundern, dass die
aofiiihrer mit ihren kampfvorbereitungen so sehr im rückstande
wesen sind, dass ihnen nur ein schiff zur Verfügung stand;
A SO leichter erklärt es sich aber, dass es dem Darius ge-
^en konnte, über den fluss hin überzusetzen. Aber die an-
ime Foy'Sj abis bedeute, , ausserdem', leuchtet mir nicht
. Eine derartige Verwendung des wortes scheint mir weder
Hdger Pedei
aus der arisclien bedeutimg der uoerweiterten präposition (j^
gegen*) noch aas der uridg, bedeutung (,nm*) erklärbar zt\.
sein. Da aber andererseits die bedeutung , dabei*, die semasio-^ —
logisch leicht zu begreifen wäre, nach meinem gefiihJ ftr
den zusammeahaug der stelle viel zu blase ist, so nehme ich
an, dass wir für das Iranische eine auch sonst vielfach zu be-
obachtende bedeutUDgsentwickJung anzunehmen haben, wonac
abiS ,auf der entgegengesetzten seite* bedeuten würde. Da
aufrührerische beer hatte also das rechte ufer des Süsses be— 5
set^; das schiff aber lag am linken ufer; so konnte man det
Persem in doppelter weise den Übergang erschweren,
§ 2, Wörter mit der ursprängUchen bedeutung
kommen oft in mannigfachen Verwendungen vor, die daran
beruhen, dass der ursprünglich vorausgesetzte zirkel durei"
einen haJbzirkel (oder einen noch kleineren theü des zirkeis)
ersetzt wird. Der halbzirkel kann entweder die front oder
die flanke eines gegenständes umspannen. Im ersteren falle
entsteht leicht die bedeutung ,bei\ die z. b. bei dem russischen
akolö sehr häufig ist; bei Berneker Russisches lesebuch^
s, 65 finden sich drei beispiele, von denen ich liier das erste!
anführe: jeffo . , . stävjat Skolo jäMka ,sie stellen es (daal
pferdj ein Spielzeug) in der nähe des kastens auf. Die ver-|
muthlich zunächst bei verben der ruhe entwickelte bedeutung]
wird nun mit verben der bewegung verbunden (,gegen*): russ.
öperetbsja 0 petilu ,sich auf das geländer stützen^. Hierauf 1
(und nicht etwa auf dem zusammenfalle mit einer anderen]
Präposition, Delbrück Vergleichende syntax I 676, 679) be-J
ruht auch die bedeutung von aind. ahhi ap. abiy aw. aim.
Wenn aber der halbzirkel die flanke des gegenständes um- ,
spannt (,ein hinderniss^ den feind umgehen^), so entsteht diefl
bedeutung ,auf die andere seite' (und, mit noch grösserer
reduktion des zirkelfragmentes , ,vorüber*, z, b. im 5ech. sli^
jsme kölem kosiela = mitna kodel ,wir gingen an der kirchafl
vorüber*; auch dän, om iml ,an [etwas] vorüber*)* Von den
verben der bewegung überträgt man die so gewonnene be-
deutung auch auf Verbindungen mit verben der ruhe (etwa: ,eT
wohnt um die ecke'), wodurch die bedeutung ,auf der anderen
Seite* entsteht. Ich erinnere hier an dän* 07üme ,dort, wohin
man durch eine (mehr oder weniger) umdrehende bewegung
kommt* (omme i den anden gade ,m der anderen Strasse')»
Heines nnd oacbtiSelicbes.
131
I
Ans dem Rassischen führe icli an: ja Hvu s nim oh stenn
oder my iivjom ob stenu ,wir wohneD, er auf der einen seite,
ich auf der anderea seile der wand' (auch eerez stenu). Für
meinen zweck am instruktivsten sind einige mittelkjmrische
Beispiele aus den Äncient Laws and Institutes of Wales ; so
Bodk I Chap» VI: ar troydauc yam edyskyl ac ef; ar medyc
emon e kolouen yam etan ac ef ,the foot- holder on the side
opposite to the king's dish; and the mediciner, at the base
of the piUar opposite to him, on the other side of the fire' ;
1 VlU 3 J7^ en eneuat [yv] yam etan ar hrenyn ,Ms place
in the hall is oppoäte to the king, on the opposite side of
Üie fire*; ähnlich noch I SI 3, I XII 3, I XVI 3 (S. 5, 8,
12, 14, 17 in der ausgäbe von 1841)*
§ 3. Die rein lokale bedeutnng ^auf der anderen seite'
kaai] sieh nun aber weiter zu ^entfernt von* und anderen
ü^ativen bedeutungen entwickeln. So schon in dem altir,
beispiel Wb. 14 d 37 : ntdan chomnili frtsna preceptmi atob-
«ejabi artimchellni ,wir sind nicht den lehrern ähnlich,
welche hinter unserem rücken (in unserer abwesenheit, ohne
unser wissen) zu euch kommen' (vgl, hierüber Verf, Äspira-
tioBen i Irsk s. 114, Stokes und Strachan, Thesaurus
Palaeohibemicus I 597 und die dort angefllhrte litteratur,
Atkinson The Passions and the Homilies from Leabhai^ Breac
1 1!21 unter timchell). Wie sehr die bedeutnng schon in dem
tier angeführten altirischen beispiel negativ ist, geht daraus
liervor, dass man artimcheUm russisch mit hez nas ,ohne uns*
wiedergeben könnte (vgl* russ» kto pHchodil hez menjd ,wer
ist in meiner abwesenbeit hier gewesen* ; bes tebjä prinesli pisbmo
,m deiner ab Wesenheit hat man einen brief gebracht S s. das
Wtti, der russ, Akademie unter bes). Eine sehr negative be-
^taug liegt auch in dem deutschen um das lehe^i bringefij
immen vor. Und schliesslich erinnere ich an die allbekannte
Verwendung des gi\ dftffk ,get rennt, von einander' und als
priposition i^tfig hilvmv , weitab von jenen* Od, 14, 352,
to^jffo; a^ipiq ,ohne kleid* Find. P* 4, 253.
§ 4, Eine solche negative bedentung Uegt, wie ich glaube^
Mdi hn Iranischen vor. Mit dem altpers. abu identisch ist
m^uer ansieht nach das aw. aibw Vd. 3, 24: nöit n im zd
ü ^ dor^j-a akarUa saBta, ya karsya karHvataj aibis tat vap-
hm üiwisöid^ne; iia €aräiti hitraoda yä dari^ya apud^a aeiti,
9*
i;
dere«!.
aibis toi vanh^m arMnö. Der siim dieser stelle ist im grossen
ganzen klar genug: die erdft, welche nicht bebaut wird, weil
ihr ein bebauer fehlt, ist ebenso unzufrieden wie das Junge
weibj das kinderlos bleibt, weil ihr ein gatte fehlte Man fasst
jetzt gewöhnlich aibü als ein ans der präposition aibi - aiwi
und einer verbal wurzel bestehendes komponiites adjektiv mit der _
bedeutnng jverlangend, heischend^ In der auffassung der darauf |
folgenden casus gehen aber die ansichten anseinander* Geldner
tibersetzte KZ 30, &22: „Denn nicht ist die erde froh, welche
lange brach lag» die döch [van einem landmann] beackert
wei'den soUte, solches von einem guten bewohner wünschend.
Ebenso ein junges schönes weib, das lange ohne kinder geht,
solches von einem guten mann wünschend," Dieselbe Über-
setzung gibt Jackson Ävesta Reader s. 44; im glossar s. 51
lligt er aber hinzu: „Otberwise aibis must here be taken pre-
positionally, i* e. aibis tat . . . aibis tat ,in this case , . , in
that ease*," Bartholomae Altiran, Wb, 3, 94 übersetzt*
^Gutes darum heischend beim bewohner'' und „Gutes darum
heischend vom mann^. Ich glaube mit Bartholomae, dass tat
ein adverbium ist ; die bedeutung düifte jedoch sein ,und zwar*.
Mit Geldner fasse ich vavh^m nicht neutral, sondern persön-
lich. Die annähme, mwisöi$-He wäre mit vavMm syntaktisch
gleichartig, möchte ich am liebsten vermeiden. Die von Geldner
selbst 1894 in einer Vorlesung vorgetragene Übersetzung von
vauhnts aiwisöi^w ^ durch die bebauung eines guten* kann ich
deshalb nicht annehmen, weil ich unbedingt aibi^ als Präpo-
sition auffasse und den genitiv als davon abhängig betrachte*
Ich übersetze: „ * . . eines guten [mannes], sie zu bebauen"
und vergleiche aim-xsm^fw ,zu bewohnen* Vd, 2, 25, aibis -
bedeutet meiner ansieht nach jOhne', Also: „dies ohne einen ^
guten mann zur bebauung'* („dies^ weil ihr ein guter mann
zur bebauung fehlt") und „dies ohne einen guten galten"
(„dies, weil ihr ein guter gatte fehlt"). Die Stellung des ver-
muthüch enklitischen toi an der zweiten stelle des Satzgliedes
zwischen zwei eng zusammengehöligen Wörtern dürfte nicht
aufiallig seiUj vgl Wackernagel IF I 333—435,
Das aw. aibis hat demnach die privative bedeutung des
gr. afttpig, das altpers. abis hat die lokale bedeutung desselben
griechischen Wortes.
I
I
Keues und nacbtrag-liches.
133
§ 5< In der altpersiscben inschrift folgt auf die oben be-
j^prochene stelle eine Schilderung der art und weise, in welcher
Darius sein beer über den fluss setzen lässt: ijöä^uä adam
kiram maMähuva avükanamj anujam tid^oiarim akunavmn^ ani-
y^tya m[pä patitj]änayanL Mit hülfe der Übersetzungen hat
man längst erkannt, dass ein theil des heeres von kameeleüj
m anderer theil von pferden getragen wird. Wie aber die
Wörter fiir ,kameel' und ,pferd* in der altpersischen stelle
büßten, ist strittig. Gegen dam ,kameer (ygL atad. daksa-
,\Ws stier*) ist jedoch kaum etwas einzuwenden (Bar-
tholomae Wb. 421 liest nstra-); und ,pferd* wird jedenfalls
a^ gelautet haben. In asabäri- (so, nicht ashari wegen npers,
mr{ir; denn dass -sb- zu upei'S. -sv-j -stw- geworden wäre, ist
mir nuglanblich) liegt wohl eine dissiniilation vor^ die von dem
foll&nden b bewirkt ist; auch in vi$a- neben vispa- aind.
ti^' sehe ich eine dissimilation (die von Bartholomae
Grdr. I 226 für Dar, Fers, d 14 huda vi^ihis bagaibis vor-
pacUagene leExing (viStiibis) und Übersetzung ,niit allen göttern*,
die von Fov KZ 35, 67 gebilligt worden ist, muss heute als
ganz an wahrscheinlich gelten; slav. vbsh ,aU* hat idg. s und
stimmt zu lit vhas^ wie neuerdings von mehreren forscbern
üaebgewiesen worden ist: Meillet MSL VIIl 291, XI 9;
Lörentz KZ 37, 264lf.; Brandt Juhil, sbora, v destb MiUera
i* 1—3 des Sonderabdrucks)» Verschieden von asabäri- und
ma- ist np. sag ,hund* neben med, (rnaxa (Vermischung der
nut kv' und der mit fcn- anlautenden Stammformen). Neben
den kameeleu und pferden wii*d aber meiner ansieht nach ein
drittes mittel genannt Man muss übersetzen: „Ich setzte (das)
beer auf ma.küi einen anderen theü machte ich von kameeleu
ifetragen, und noch einem anderen theile führte ich pferde zu^.
Parallel in bezng auf die Verwendung von antya ist die unten
Iaoch zu besprechende stelle Bh. I 95: „Ich schlug (das) beer
(Ite Nadintabaira sehr ; ein anderer theil wurde ins wasser ge-
rieben "^ (I)arius tödtet den einen theil, der andere wird ins
lliBser getrieben). Über miMimvä hat Foy KZ 37, 553
«lue sehr plausible vermuthung ausgesprochen ; er erkennt das
i^'ort in dem elamischen mas-Jca-um wieder, wonach dann
hmm zu lesen wäre (ein ^maska ist im Pei*sischeu kaum
In diesem maskahuva suche ich den begriff ,schläuche^
n Fr. Müller WZKM XI 252 mit unrecht in dasaharim
184
Holg«T Pedereen,
suchen wollte. Ob das altpersische ma$ka mit gr, da^ig]
,schlaiich^ ßSfxxog ,fell* Res. urverwandt ist oder aus dem
assyrischen mmku ,haut' entlehnt ist, entscheide ich nicht. Die
bedeutungseutwickeinng, wodurch das verbum avakanam die
hier nöthige bedeutung bekommen hat, lässt sieh im einzelnen
nicht verfolgen, scheint mir aber nichts unwahrscheinliubes zvl .
enthalten, [Vgl jetzt Justi IF Anz. XVn 108, 125]. |
§ 6. Am Euphrat stellt sich Nadintabaira wieder dem
Darius entgegen. Der erfolg ist aber nicht besser als das
vorige mal; Darius schlägt sein beer und wirft einen theil
desselben in den flnss, wo er vom wasser fortgerissen wird
(käram tymn Nadmtahairahyä adam ajanam vcrnya; am7ja
wpvyü [ajhfyafja, apmm parahara; ich lese mit Fr. Müller
WZKM Vn 257 vasiya statt des von den meisten forschem
vorgezogenen vashj). Die letzten werte dieses bericbts haben
den erklärern Schwierigkeit gemacht. Noch Foy hat KZ 35,
36 äpmm als *apis Hm aufgefasst, wobei *äpis der nominativ
eines ^-stammes wäre. Indessen darf" man unter keinen um-
ständen in dpi' einen andeion casus als in äphja suchen; in
beiden fallen haben mr den^ loc* sing,, in dem einen falle
mit der enklitischen partikel -ä, in dem anderen ohne dieselbe.
Daraus folgt, dass parahara subjektlos sein muss; also wört-
lich ,es riss ihn (karam) fort im wasser*,
§ 7. Diese altpersiscbe ausdrucksweise erinnert schlagend
an eine bekannte und interessante konstrnktion im BussischeUj
wofttr ich einige beispiele hierherstelle: teflevijmn jego ponesU .
na^ad (Smirnova in Severoyj vestnik december 1893) ,derl
Strom trug ihn zurück*; vetrom otmhit golos (L, Tolstoj,
Metelh VllI) ,der wind trägt die stimme fortV; vStrom meslo krym
(Makarov*s wtb,) ^d^r wind riss das dach weg* ; vetrom slomÜa J
dva dereva oder veter Momil d. d. (DbTs wtb,) ,der wind hat j
zwei bäume gebrochen'; büreju domälo ma^tu (Makarov) ,derj
Sturm zerbrach den mast*; vetrom rciBdülo mjakinu (Makarov)'
,der wind hat die spreu zerstreut*; jeleli nas sane^jSt snegüm
(Tolstoj, Metelb YIII) ,falls wir vom schnee bedeckt werden*;
kanäl eaneslo Üom (Makarov) ,der kanal ist von scMamm ge-
füllt worden* (und mehr beispiele bei Makarov unter zanosiU) ;
rjötii tdk ötob mebeli ne peretjorlo verjovkoj (Dal) ,binde so, dass
das seil das möbel nicht beschädigt* ; golövä vsja hiäla v
Vöde , , , . töhko konec krämago platkä pläval i S7wdlö je
Neues und lUtöhtrSgliches.
1^'
(Wagner [kot murlyka], Bez sreta XX) ,der
mntter) lag ganz im wasser; nur ein zipfel des
rothen tuches scliwammj und wurde von dem strömenden
irasser bewegt* (eig, »fortgetragen*, imperfektiv); u menjä
vßh grädom vs^io poU (Makarov) ,der hagel hat mein ganzes
feld verwüstet^ ; vsjo solncem soigU (L. Tolstojj Kak ßertjonok
kraJQ^ku vykupal) ^alles wurde von der sonne verbrannt';
olnifskom merija podogret (Gorhkij, DruÄki) ,die liebe sonne wird
mich aufwärmen* ; otca derevotn ubih (L. Tolstojj Cem Ijudi zivy
^ein bäum hat den vater getödtet*; sttdno hdom sresalo (Dal)
idas schiff wurde vom eis eingeschraubt^ zerschmettert* ; mrom
ikki veäjSt (Makarov) ,die hitze krümmt die bretter*; mdo-
rogcj vedjot nogu (Makarov) ,der krampf zieht das bein* ; öt
mpsok achotmka povrjalo na Htätelej soversmno novym düchom
(Skabieevskij, Istorija novejäej russkoj Hteratury) ,ein ganz
iieuer geist wehte die leser an ans dem tagebnch des Jägers* ;
i vejulü mogilbnym chlddom ot nepödmznago Ucä (Lermontov,
Demon 11 15) ,nnd die kälte des grabes wehte von seinem
ttnbeweglichen gesieht*; sve^im lesnym veterkom povejalo v
^(5 (Zasodimskij, Graf Boregar i Agnesa Tusenelt VHI) ,ein
frischer wald-wiudhauch wehte zum fenster herein* ; dtmstym tep-
16m povejalö ot zfjtnli (Turgenev, ABja II) »eine duftige wärme
wellte von der erde* ; kordbh ^aiieslo bürejii nä meh (Makarov)
Mr Sturm hat das schiff auf eine Sandbank getrieben* ; kakimi
fuMami BoneslS vas k nam ,quel bon vent vous amene chez
1018* (Makarov); mysSnka sapachom pirmki pHvleklo (Krylov,
Tolk i m}*§onok) ,der duft des schmauses lockte das manschen
heran*; ot vysokoj travy pächlo veCernej svesestbju (Smirnova
I l) ,abead-fHsche duftete vom hohen gras^ Mehr beispiele
findet man in den praktischen grammatiken und bei Miklosich
Vergleichende grammatik IV 692 und 352. Von seinen bei-
^den, die im ganzen mit den oben augeführten gleichartig
«ad, möchte ich hier eins besonders hervorheben: podnimülo
^mlija svjatym dtichom ,der heilige geist erhob den Vasilij*.
Vgl ferner Jagic Denkschriften d. Wiener akad, XL VI nr.
^ s. 19^ — 20. Es handelt sich durchweg um subjektlose sätze,
worin das verbnm aktivische form hat, während das, was wir
als «ubjekt auffassen, im Instrumentalis steht; dieser subjekt-
iDütnimentalis ist immer ein unpersönlicher begriff, meist der
tiame einer naturerscheinung.
136
Holger PederB^n,
§ 8. Diese konstraktion kommt uns recht fremdartig vor, '
Nur die falle mit dem verbum jxic/uutiö ,riecheii' lassen sich
2:11m theil in anderen sprachen nachahmen (podle pt'^Slki mjodom
pachnety podle iuM navSsom »bei der hiene riecht es nach
honlgf beim käfer nach mist*; £:de^b pachnet gorelym ,il sent
le brul6 ici*); diese falle aber können selbstverständlich nicht
der ausgangspnnkt der ganzen syntaktischen eigenthümlichkelt
sein; vielleicht sind sie sogar ganz fem zu halten. Offenbar
ist der russische subjektlose satz mit dem das Subjekt ersetzen-
den Instrumentalis die fortsetzung eines uralten typus» Als
eine fortsetzung desselben typus betrachte ich auch den alt-
persisclien satz apimn parähara, Nur ist hier der ursprüng-
liche Instrumentalis durch einen lokatJv ersetzt worden. Wie
geringfügig diese ändern ng war, kann man, glaube ich, noch
ndt hülfe des Kussischen nachempfinden. Wenn wir z, b. bei
Vjazemskij (Staroje pokolenije) lesen: kak mnogo sverstnikoo j
ne stäloj kok mnogo mlädäich ui soslOf kotorych ütro rcucvetalo^ m
kögdä nas znSjngm poldnem zgh jWie viele altei-sgenossea
sind schon gestorben, wie viele von den jüngeren sind schon
hingeschieden, deren morgen sich entfaltete, als uns die schwüle
mittagszeit verbrannte', so ist hier der instrumentalis ^n6jnyfn
poldnem doch wohl mit sohtcem in vsjo solncem soiglo parallel ;
es würde aber an dem sinn der ganzen stelle nur weidg ändern^
wenn ma^ snojnym poldnem als adverbielle Zeitbestimmung (wie J
pozdnej osenbju ,im späten herbst' Goriikij, 0 ßoile, jämyin^
dnjmn i tjomnöj nocbju ,am hellen tag und in der dunkeln nacht*
und ähnliche bei den dichtem nicht seltene ausdrücke) anffksste*
Zu bedenken ist übrigens, dass die gebrauchssphare des nackten
instrumentalis (wie auch des nackten ablativs) im Altpersisehen
schon etwas eingeengt ist — eine art Vorbereitung für die bald
nachher einbrechende Zerrüttung des casussystems* M
§ 9- Einen direkten beweis dafür, dass der subjekt-in- ■
strumentalis uralt ist, bietet meiner ansieht nach das Awesta.
Hier gut nämlich die von Geldner KZ 31, 319 ff» (vgL auch
Caland KZ 31, 256) nachgewiesene regel, dass die namen
der genien, welche nentra sind, als subjekt im instrumentalis
stehen; so z, b. Y, 29, 2 und 3: ada tmä g^u^ p^rvsat asami
, . . ; ahnmi aSä - ♦ . paitl mravat oder Y. 30, 7 ahmäi^ai
xsa^ra jasat mananha vohü aiäCa ,zu ihm (Gayo Marstan)!
kam zu hülfe X5,, V. M. und Ä/ ; Y. 48, 1 ye^l adüü ctsa drußm
Neue« und Aaehtriglieliei.
137
,waiin dtirch die Vergeltung ASa die Driij überwunden
wird\ vgl. y, 60, 5, Yt. 19, 95.
§ 10. Die Übereinstimmung zi^ischen dem Äwestischen
QDd dem Eussischen ist so schlagend, dass sie vollkommea
geögt um einen ausgedehnten gebrauch vou subjektlosen
mhm für das Urindogermanisdie festzustellen. Entscheidend
ist die übereinstinimuög im gebrauch des Instrumentalis; auf
rudere arten von subjektlosen satten (wie kosti maß Umit vse
Üortkij, Y stepi ,es schmerzt in allen meinen knochen' vgl,
Makarov unter lomitb oder da ja znal^ äo lij Ho jego tak vot
vimg vybrodi sjuM is morja-io OorLkij, Makva ,wusste ich
denn, dass er plötzlich so ans dein meere hierher hinauf-
geworfen werden sollte* vgl. Makarov uuter vyhrmyvato) gehe
ich daher gar nicht ein. Wenn im Slavischeu nnpersöuliche
hpitle ohne rüeksicht auf das grammatische genus als subjekt-
iiistnimentalis fungieren können, während im Awesta das neu-
trale genus entscheidend ist, so halte ich den äwestischen
Mfrachgebrauch für den älteren, schon deshalb, weil man dar-
Wm^ leicht die slavische regel erklären kann, während um-
gekelirt die awestische regel als eine entwickelung aus einem
dein slavischen entsprechenden Sprachgebrauch schwer ver-
Etäudlich w^äre. Ich kann also nicht Delbrück Vergleichende
Syntax III 37 beistimmen, wenn er die grenzen für die sub-
jektlose Verwendung der urindogermanischen verba sehr enge
^eht (mit Delbrück stimmt Brugmann Kui-ze vergleichende
tiramm* s. G25 und 629)* Dass im laufe der liistorischen zeit
nicht selten ein snbjektisches verbum subjektlos wii"d/) er-
schwert zwar die Untersuchung des problems ungemein, kann
aber für das ergebniss nicht entscheideud sein. Solche ver-
»ciiiebüngeu finden sich überall auf dem gebiete der syntax;
diiaiis aber, daas beispielsweise der dativ bei lat. noceö nicht
^t, der dativ bei adjütö auch vom rein historischen stand-
piokte jung ist folgert doch niemand, dass der gebrauch des
«ialiFg bei verben mit der bedeutung »helfen*, ,dißüen* u- s, w,
*) SSa den jimgen aübjektloeen verbon gehört ofFeiibur d. es gibt (dän. der
I und dsfi gleichbed«ut^iid(^ luddentscho ea hat; vgl, Hermann Paul,
Wtb.f HaUe 1S97 and Jacob GriTnm Deutsche Grammatik,
»ntloh 1898 IV 266; ebeuBo wobl nserb. und altsprb. ima .es ßibt*, bulg.
M gtbf , poln. niema .ee gibt nicht' , ngr. ^x^' t^» gi^t% alb, ka, ital.
^ H d ^ fr. (2 y a.
'Holder PedenBeiij
nniirsprüngflich wäre. Ich habe nicht die absieht , liier das
ganze problem der subjektlosen sätze zu diskutieren; ich
mache jedoch noch darauf aufmerksam, dass subjektlose sätze
ganz ähnlicher art wie die oben besprocheDen russischen und
iranischeE beispiele, jedoch ohne den subjekt-instrumentalis, auch
in manchen anderen indogennanischen sprachen vorkommen.
§ 11, Für das Irische verweise ich auf Sara uw Irske
studier s, 124, Beispiele: arnach coraihur immotk 7 macktkad
,that it may not put him in Stupor and admiration' (^ , damit
er nicht in yerwunderung gerathe') Ml 68 b 9; domrcUai i
cHmsmmd for mo dergud ,1 chanced to be resting on my bed'
Ätkinsan Passions and Hoioiliea s, G68. Mehr bei Sarauw
und bei Stokes und St räch an Thesaurus Palaeohibemicus
I 545 fussnote f, Strachan The Gaelic Journal (Lisleabhar
na Gaedhilge) nr. 164 s. 543 unter docuirethar. Ich füge hin-
zu, dass rö ä$ gnoS moir inninffin isin LU42a2 (Windisch
Irische Grammatik s, 121) ,di68 mädchen wuchs mit grosser
Schönheit auf trotz des accnsatiys hiningin (nom. inämffen)
wohl ganz richtig ist; ro ds ist transitiv und subjektlos;
eigentlich ,auxit puellam'. Die alte subjektlose konstruktion
wird jedoch früh missverstanden, so dass man manche ur-
sprünglich transitive verba als intransitiv fasst. So ro la dim
i socht mor inti Mac Datho Windisch Irische Texte s. 97
,Mac Dath6 gerieth nun in ein grosses schweigen (blieb lange
woitlos)'; ro lä ist ursprünglich transitiv, aber inti lässt sich
nur als nominativ fassen; ähnlich dnralatar inda hapstail inoen
tegdais lat. ,erant omnes pariter in eodem loco^ doraMar doih
da dhaJl lat. ,ecce duo caeci' Atkinson 1. h Ich kann es heute
TÜcht unternehmen, diese frage für das Irische mit grösserer
Vollständigkeit zu erörtern; noch weniger kann ich auf das
Britannische eingehen um z. b* zu untersuchen^ ob die häufige
Verwendung desselben verbums als transitiv und als intransitiv
im Bretonischen {brasaat ,agrandir, croltre' u. s. w*) mit den
angedeuteten irischen Verhältnissen im Zusammenhang steht.
(Vgl. arm. banal ,öffiien, sich öffnen*, hebd ,ausgiessen, sich
ausgiesseu' u, s, w.)
§ 12* Sehr reich an subjektlosen Sätzen ist das Alt-
nordische. Bei Fritzner Ordbog over det garale norske
sprog findet man ohne mühe unter den verschiedenen in be-
tracht kommenden verben eine grosse anzahJ von beispielenj
I
I
I
I
Nem^ und njictitrfigliclies.
139
m dafis ich hier nnr ein paar sätze zar veranschaulichang anzu*
fähren brauche: kann lofäf^l .werhit mjgk &k for til mimmr
weB yJlarlag^ ok kastar i gegn straumi, ok tok i sundTj er
hmn brä vib sver6imi (VoIsuDga saga kap. XV) ,er lobte das
s^:llwe^t sehr und ging zum fluss mit einem büschel wolle und
wirft ihn gegen den ström, und er ging entzwei, als er das
Schwert dagegen bewegte (als er ihn mit dem Schwert be-
Jilirte*) (wörtlich ,es nahm ihn ent2Wei*); sveimiinn brä upp
nÜ hmdimiij ok tok hana af hänmn ok hgfutU af komm-
pnum (Njäla kap. 157) ,dBr jimgling erhob die band (um
eineü gegen den könig gerichteten hieb abzuwehren), und sie
wurd** ihm abgeschnitten, und dem könig wurde der köpf ab-
geschnitten*; ffä^ tok af vet^rit (Yolsunga saga XVII) ,dann
hörte der stürm auf (vebrit ist accusativ); konunffrinn hrä üt
vib. ok gerir rauf^an a at sjä ok prütmn (J6msTikinga saga
bp. XII) ,der könig änderte dabei seine (gesichts)farbB und
wird roth anzusehen und geschwollen' (wörtlich ,es macht ihn
fOÜi'); hrtb mikla ger^i at pmn (Nj41a kap. 15S) ,ein grosser
Sturm erhob sich gegen sie*; jarl s^tii suä rau^an sem blS6
(Günalaugs saga ormstungu kap. 6) yier fSrat wurde so roth
wie Wut*; Ölafr konuttgr $t^ i lyptingu & Orminum, bar
hann hätt mjgk (Heimskringla ed. F. Jönsson I 441) ^er
tönig 0, stand auf dem hinterdecke auf dem schiffe Onnr, er
ra^. hoch hinauf (wörtlich ,es trug ihn hoch*); er peim gaf
h^ (oft, z. b- Gunnlaugs saga ormstungu kap, 5) ,als sie
gimstigeu wind bekamen' (wörtlich ,als es ihnen günstigen
wind gab*); hgggit kom ok i steininnj ok fal bata eggimm
Herrarar saga ok Heibreks kap. U) ,der hieb traf auch den
iteia^ und beide kanten der schneide wurden unsichtbar* (wört-
Iki ,68 barg*); rak skipit upp ä Uirur (Gunnlaugs saga orms-
tongi k&p. 10) »das schiff wurde auf das lehmige ufer ge-
trieben*; pä keyr^i ä land upp um tmtt eina; ok var^ pur
hrijit mgnnunif eim skip braut aUt i sjnin (NjMa kap, 153)
,8ii wurden eine nacht ans land geworfen; die leute wurden
Jerettet, aber das schiff wurde ganz zerschmettert*; sseni raunir
hf d sfhan (Gunnlaugs saga ormstungu kap. 4) ,wie es sich
später herausstellte* (wörtlich ,wie es später beweise brachte*) ;
^pesm skilr skipti peira (Gunnlaugs saga ormstungu kap. 13)
tt endigen ihre Streitigkeiten*. Dass skilr in dem letzten
1-4 le transitiv ist, ist deshalb sicher, weil skipti als plnral
HoIg«r PedeiBcn,
aiitzufassen ist; indessea kommt skilja schon in der alteu
spräche auch intransitiv vor (wie dsaim , wachse' im All-
irischen)» In anderen fallen wird das verbum erst spätei^
als intransitiv an^efasst (z, h. dän* stormen tager af ^defl
Sturm nimmt ab*) ; in noch anderen fällen ist das alte subjekt-
lose transitive verbum im Neudänisehen durch ein subjektisches
passivisches verbum erset^st worden (deshalb könnte möglicher-^
weise dän* iler gives ^es gibt' an das altnordische subjektlose
gefa anzuknüpfen sein, wenn man es wagen darf, es von dem
deutschen es giht zu trennen , das noch im 16. jalirhundert
selten und erst vom 17. jalirhundert an häufig ist). I
§ 13. Der parallelismns des altnordischen Sprachgebrauchs '
mit dem Irischen und mit dem Russischen ist schlagend. Die
von Lund Oldnordisk oixlfojniugsl^re^ Kopenhagen 1862» s, 26|
gegebene regel, wonach die subjektlose Verwendung besonders
bei solchen verben vorkommt» welche die Wirkung einer natur*
kraft (wind, meer, hitze), einer waffe oder eines Werkzeuge^
(schwert, spiess, axt), einer Stimmung oder eines gefühles be- '
zeichnen, summt in wesentlichen punkten mit der im Eussischeu
geltenden regel. Miklosich Vgl. giamm. IV 353 nimmt sogar
an, dass auch der snbjektinstrumentalis im Nordischen vor^
kommt und beruft sich dabei auf das beispiel hjstr nn ddumn^
i bddti go^in ,es schlug mit feuer in beide götzen'; er hat aber
unrecht; der Instrumentalis vertritt in diesem und vielen älm-
liehen beispielen nicht das subjekt, sondern (nach einer be-
kannten germaniseh-slavischen regel, Delbrück VergL Syntax
I 258 § 120) das objekt. Ähnliche subjektlose konstruktionen
mit objekt-instrumentalis kommen häufig vor, nicht nur brf
Ijüsta ^schlagen*, sondern auch bei anderen verba des bewegen«
(z, b. bregta ^schwingen*; vgl. auch dreif sandinum = fauk
sandrinn ,der sand stob* Fritzner I 266 sp. 1); vgl. auch
svä mikit $em hamim potti fyrr fyr^ j6k nü miMu d (Morkin^
skinna 10 b^ ed. Unger s. 63) ,so viel ihm früher im wege
stehen schien, vermehrten sich seine bedenken jetzt sehi
(wörtlich jes vermehrte mit vielem* ; der instrumentadis ist hier^
mit dem vor einem komparativ stehenden maass -Instrumen-
talis verwandt). Dass es in allen diesen fällen beim über«
setzen nahe Hegt, den instrumentaüs zum subjekt zumachen,
ist zuzugeben; aber gleichzeitig muss man dann die transitive
bedeutung des verbums in eine intransitive bedentung
i
2
NctieB unü nachträg'Helim.
141
Eißen objekt-instnimentalis finde ich auch in dem russischen
salze: » lugov ijmtd mpachöm svele-skosennago sPtja ,von den
wiesen weht der duft des Msch-gemähten heues' Gorbldj^
Jarmarka v Goltve.
§ 14. In den bis jetzt betrachteten beispielen war das
nach unserem gefühle zu ergänzende Subjekt unpersönlich;
bpiiö wörtlichen Übersetzen würde man im Deutschen es als
«Objekt verwenden. Es gibt aber im Altnordischen auch subjekt-
lose gätze, bei denen sich nur ein persönliches subjekt (,man*)
kinziidenken lässt Dies kommt u. a. in Sprichwörtern und
sprichwörtlichen redensarten vor : opt sparir leitum pats heßr
Ijufum hugat (Havamäl) yoft spart man für feinde, was man
freunden zugedacht hat' (voraus geht allerdings hier matr)\
m er iÜs gengis nema heiman hafi (Droplaugar sona saga kap*
101 ,man ist ohne unglück, wenn man es nicht von hause mit
hat*; eiffi veit hvar mamti mwtir (Sturlunga saga ed. Vigtusson
I 21) ,man weiss nicht, wo man einem manne begegnet'* Oft
jM ,man solP: pesd hestr et* kominn frä Sleipnij ok skal hann
mndliga ttpp fai^a (Yolsunga saga Xlir) ,dies pferd stammt
vott Sleipnir, und man soll es sorgfältig grossziehen*; skal
hmrki Hl spara af värri hendi staifestu ne manna forrat
(öuanlangs saga oiTüstnngu kap* 5) ^dazu soll von unserer
s^ti* mcbt an besitz oder bäuptlingschaft gespart werden*; ei
Atd haltr ganga^ mitan hS^r fwtr eru jafnlangir (Gunnlangs
saga ormstungn kap, 6) jmau soll nicht hinken, so lange beide
fliasi gleich lang sindS Bremer in einem Vergleichssatz: sva
Wi $ver(^ sem i vatn of hrygf^i (Häkonarmäl 5) ,das seh wert
schnitt so» als wenn man es gegen das wasser schwänge'.
Im heutigen Dänischen ist diese subjektlose konstruktion nicht
metr gebräuchlicb ; das sie enthaltende Sprichwort det skal
UUgt krßge^ söm god krag skal blive ,man niuss früh das
krümmen, woraus ein guter haken werden soll* wird daher
^mchiedenüich umgedeutet oder geändert, indem man ent-
weder kr&ge als intransitives verbura auffasst (so Molbech
in semenr Wörterbuch; vgh Wiwel Synspunkter for dansk
*prügisere, Kopenhagen 1901, s, 42 f.) oder es durch das
lüäviacbe kreges ersetzt*
§ 15* Solche subjektlose ,man*-sätze finden sich nun auch
b Slavischen. Im heutigen Russischen gibt es allerdings nur
^ eine beispiel nevmtb ,man weiss nicht*. Zahlreiche bei-
142
Holg^ Ptodeiieiit
Spiele lassea sich aber aas dem Slo venischen und aus dein
Westslavischen beibriDgen, Bei Sket Slovenska slovstven*
gitaukaza sedmi in osmi razred sredüjeh ^ol, Wien 1893 finde id
s. 124 in einem auszug aus dem Vorworte zu Marko Pohlin'j
Malo besediSfce den folgenden satz, den ich mit der von Sket
etwas modernisirten orthograpliie anführe: zakaj se ni^e, lubi.
KrajnCf ie zdamiej poprej doliusedl ter^ koker be pihnelf ßj|
velikf en cel popolnema dikcijönarijum spkaVi^ , weshalb hast dfl
dich nicht, lieber Slovene, schon längst hingesetzt, und in eineiB
angenblick (wörtlich ,als wenn man hauchte*) ein grosses, em
ganz vollständiges Wörterbuch gesehrieben*. Dieselbe redenai
art finde ich den würterhüchem von JaneziC und Pleterl^
nik als kakor bi pihnilf juhnil (^mnckBen*), iretiil (^bliii2en%
kotf ko bi trmil (Sket 211, 219; ko bi z o^fmi miffnü Sket 2Ö3)
wieder* hl gilt im Slovenischen für alle personen; dass aber
die angeführten redensarten (wenigstens ihrem Ursprünge nachj
vgl kar bi z ot'mi trenil = kar b o^m\ tretm PeterSnik) nichl
die 2, sing., sondern die ;i. sing, enthalten , wird ans der folgen«^
den darstellung ganz klar werden* Ferner bietet Sket s. 13Ö
aus dem Wörterbuch von Gutsman das Sprichwort mlin me^
kar mu naspe »die mühle malt, was man ihr aufschüttet*; be
Pleter§nik erscheint dies Sprichwort aber als mlin melje,
se mu uaspe ,wie man in den wald bineinruft, so schallt
wieder', was darauf deutet, dass die subjektlose koustruküoi^
den Slovenen heute in diesem falle anstössig geworden ist.
§ 16* Eine reichhaltigere Sammlung von beispielen besitze
ich für das Westslavische. Als mir nämlich die historische
bedeutung der mir bei meiner Cechischen lektüre mehrfach
aufgestossenen koastruktion klar geworden war, ohne dass idi
in den mir zugänglichen grammatiken irgend eine bemerkunffl
darüber finden konnte, wandte ich mich brieflich an Zubat^ij
der mir dann in der liebenswürdigsten weise in einer reihe
von briefen (12, februar — 22, märz 1904) eine fülle von
beispielen'), literaturhinweisen und eigenen bemerkungen übn
das Problem mittheilte (es stellte sich dabei heraus, dass der
ausgezeichnete böhmische Sprachforscher ebenso wie ich dea
subjektlosen Sätzen eine grosse bedeutung für die indogeJ
manische syntax zusehrieb). Am häufigsten kommt die subjekt^
losigkeit in irrealen Vergleichssätzen vor: C. ale, jako kdyb
1) Die übenetsung del' helBpide rtÜirt in der reg el von mir her.
Neues UDd nachtrS^Iichfs.
143
h m mne hoäil — mtisim tii do postele (Neruda, Sebranö spi^y
I 33 in d**r erzähinng Tyden v tich^m dorne IV) ,aber, als
wenn man es anf mich geworfen hätte — ich mms jetzt
scUafen gehen* ^ mysUte^ ie ho Utovala? Fan Buk iachran^ nl
m mela rddaj jakohy jl predelul (ebenda s, 41 kap. V) ^glauben
Sie» dass sk ihn (den treulosen bräutigara) betrauerte ? Gott
btbflte, sie liebte schon Sie, als wenn sie verwandelt wäre';
fodlf jakö by mu nohy podrUl oder jako by ho do hJavy ukodd
(Zubaty) ,er fiel, als wenn mau ümi die ftisse unten weg-
geschnitten hätte' oder »als wenn man ihn auf den köpf ge-
schlagen hätte*; £tratil se^ jako by kämen do vody hodil
tZübatj) jer ist verschT^Tinden, als wenn man einen stein ins
Wasser geworfen hätte*; cesta rovnä, jako hy hiäem mrsJd
(Zubaty) ,ein weg so eben wie ein Peitschenknall' ; iyl jakoby
ItQ (^paril (ZubatJ) ,er war wie verbrüht* d. h. , voller schäm';
j^ tarn tak daleko^ cq by kammem dohodU (mit der scherz-
ISÄften fortsetzung: a ostatni doh^hl, Zubaty; in dem Wtb. von
Kott wird coby kamet^em dohodil aus Haranta z Pol2ic, Cesta
do Jernsalema, 1608 angefllhrt) ,es ist so weit, dass man mit
eanem stein hinwerfen (und das übrige laufen) könnte*; nel
ßy napoHtal pet oder nei by fehl hjec^ tu byl pryö (Zubaty)
M Ott, bevor man bis zu fünf hätte zählen (oder ,das w^art
*üee aussprechen') könneUj war er schon fort*. Zubaty beroerkt,
im man bisweilen nekdoj kdo oder dovek als Subjekt in
solchen sitzen hört; statt nel by (byl) napo^iial pat kann man
aich nel napoöilal pet sagen; in den Sätzen mit jako kann
k dagegen nicht fehlen. Die subjektlosen ,man*-sätze sind
we%stens in einer grammatik beschrieben: Mlnvnice jazyka
fftskäio pro äkoly stfedni a üstavy uöitelske von M* Blazek
(Uiil F, Bartoö. Die betreffende steUe, die raii' von Zubaty
Dtdigewiesen und mitgetheilt ist, findet sich in der den zweiten
thefl bUdenden syutax von BartoS (11 Skladba, sepsal F. BartoS
* Brunn 1889) s. ö. Hier wird als beiispiel angeführt: bolest'
prestda, jak by tifal ,der schmerz höri^ auf, als wenn jemand
Iji weggeschnitten hätte* ; und m dem darauf folgenden übungs-
slkk stellt: co by pet }mpo<fitalf byl jsem na nustf} ,ira nn war
ich auf der stelle** Im Slovakischen kommen ganz ähnliche
MiKikücke vor, wofür mich Zubaty auf die sprichwörtersaium-
taig von Ä- P- Zätnrecky (Slavmskä prislovi^ porekadla a
ÜwiPrag [lt>97]j herausgegeben von der Akademie) verweist.
Holger Pederai
I
i
WO sie in hülle und fllUe vorkommen : räd je tomu^ ako fohy
mn zlatu koeu dal IV 320 ,er ist darüber so froh, als wenn
man ihm eine goldene ziege gegeben hätte*; len, akaby ha
oharil lY 267 ; (^oby sJcaloit dohodil a ostatnie dohehol XVT 724,
Für das Polnische hat mir der polnische Sprachforscher
Kazimierz Nitsch (durch die Vermittlung von Zubaty) die
folgenden beispiele mitgetheilt: prosto, jak strMU ,so gerade
wie ein gewehrschuss' (im Wtb, von Linde: jak strMUl
^schnell'); jak uciql »wie weggeschnitten* (bei Linde: gdy
pr^velwko söbie stanq dwoje drmmj a jedm mmknwsz^ nk
wiair nie moie, wif^Uca ce^U $il jego, jak uciql »wenn zwei
thiiren sich gegenüber befinden^ und man die eine zumacht,
vermag der wind nichts mehr, ein grosser theü seiner krtfte
(ist) wie abgehauen' ; jak iiciqfj ani shivka dalej .plötzlich still,
kein einziges wort mehr*); jak b bicia tr^asnaß ,wie ein
Peitschenknall*; eichoj jak makiem ^asial ^so still, als wenn
mau mit mahn besäet hätte* (Linde fllhrt unter mak aus dem
Syloret von Waclaw Potocki an; Skoro matka wes^la. jako
zasul makiem j Cfwc dotqd igrah iartowal i broH ^sobald die
mutter hereiutrat, (wuide er still,) wie wenn man ihn ver-B
schüttet hätte, obgleich er bis dalün gespielt, gescherzt und ^
getobt hatte') \ pisto^ jak wymiöÜ ,leer wie ausgekehrt* (Cech.
bylö tarn, jako hy vymetl); ubrame leiy^ jak ulai ,die kleidnng
passt wie gegossen' (Linde: reka, jak 2t srebra ulaij pahis^kl
powahne ^die hand wie aua ailber gegossen, die fingerlein
reizend*). Eigenthümlich für diese beispiele (und für andere
ähnlicher art wie jak pioro opalil ,wie man eine feder ver-
brennt* ^schnell' und odrwi predsej^ nit pioro opalU ^er betrügt
schneller, als man eine feder verbrennt' ; jak s procy mysirzelil
,me aus einer Schleuder geschossen* d. h. ,auf der stelle,
spornstreichs* Liude unter str^elüCf opaliCf hicz) ist dem
Cechischen gegenüber das fehlen von by, by scheint jedoch
bisweilen auch hinzugefügt werden zu können; wenigstens
bietet Linde jakhj uaiqf^ was er auch mit einem beispiel aus
der literatui' (des 18» Jahrhunderts) belegt: niecliie poczcmnj
czlowiek slow kilka wyrBecee na czyjq pochwale, wnet jakoby
tmqlf ponure milc^enie ivszystkich w tym ponedzmiu ogarnie
,es spreche ein ehrlicher mensch einige werte zu jemandes
lob, sofort bricht es ab, ein düsteres schweigen ergreift aDe
die anwesenden^; ferner gibt er jakby ulal; dafür hat erzwar
I
I
ym.m und nmh
iicnei.
keine belege, aber er hat wenigstens ein paar beispiele mit
gi^by: talijka smagla, ramiona gdyby nlal ,die taille schlank,
die arme wie gegossen*; fraceekf gdyby ulaif ^Aex frack wie
pg08senS corka to paäska; jak gdyby jq idal tiü podobieAstwo
,das ist Ihre tochter; wie zum ebenbüd gegossen*; schliesslich
ilt er unter opalic: dicto cititis^ pierwej niili sloivo tJüyrzekl^
jdkoby pioro opalil (wo wohl auch tvyr^eJcl als Subjektlose ,man*-
ferm zu fassen ist; das beispiel stammt aus dem lexicoB Latiuo-
polonicum von Mfczyiiski 1564; Linde citirt zugleich Cnapiusz,
Adagia) ; bei dem anderen beispiel tak gladko sklamai, jaJc gdyby
pmko opalil ist die konstruktion nicht evident ,er log so glatt,
als wenn man (oder: er?) eine feder verbrenntet
§17. Statt des irrealen Präteritum kann im Öechischen
iDch ein präsens stehen: jako kdyi biäem mrskne; holest pre-
Msty jaka kdyi uine\ jako hdyi ho opnfi n. s* w. (Zubaty).
§ 18. Neben den subjektlosen irrealen Vergleichssätzen ist
fär das Cechische und SlovaMsche noch auf andere arten von
leberjsätzen aufmerksam zu machen (vgL oben slov. mim mele kar
mu nmpe). Bei Truhläf Vybor z lit. öesk^, doha novä s.
348 (in dem gedieht V skalin4ch von EliSka KrÄsnohorskä)
fiadet sich das beispiel: tvrdä püda, tvrde Hilf krumy chleb
jm mäh syti; z nese^myeh rostmi lopot kUsky, jei by
sp^>f%tal ,harter boden, hartes leben! hart erworbenes brod,
dii wenig sättigt; (als die frucht) von ungezählten mühen
tioken ähren hervor, die man zählen könnte** Aus der
spricliwörtersammlnng des (1403 verstorbeneu) Smü FlaSka z
Pirdttbie (Proverbia Flasskonis^ generosi domim et baccalarii
Pratensis; handschrift aus der 2. hälfte des 15. Jahrhunderts,
gedrückt in Wybor z literatury desk^ I 1845) führt Zubat^
ti: mnohö by bylo plätna jmieth by chtel ka^demu vsta za-
rfridt s. 845, 9 ,es wäre nöthig viel lein wand zu haben, wollte
niaii jedermann den mnnd verdecken, verstopfen* ; hy vedl osla
k Partie, komoü z mho nebude s. 843, 20 ,auch wenn man
«äftea esel bis Paris föhrt, so wird trotzdem kein ross ans ihm*»
ffier könnte zwar by rein grammatisch als 2. sing, (^ modern-
ftech. bySf poln. byf) anfgefasst werden; es ist aber ganz ge-
vi» 3. sing. Eine weitere reihe von beispielen hat Zubaty
ilr im ftnschlnss an die slovakischen beispiele bei ZMurecky
titgetfceOt die ich mit Zuhaty's bemerkungen anführe: i tarn
tiie, hie ko nezaseje IV 282 >er wächst auch da auf (^ech.
i4e
Holgvr Ptdenen,
I
v^ejde)f wo man ihn nicht säet* (von einem zudringlichen
menschen; für einen Cechen verständlich); M^ ho stn% tarn
tr^ IV 636 ,wo man ihn hinstellt, da bleibt er stehen' (ftech.
kde, katn ho postavif tarn ho take naße ,wo man ihn hinstellt,
da findet man Um aoch', von einem wenig rührigen menschen -
hier ist anch der hauptaatz subjektlos, vgl unten) ; kef^ mu ruht
nedrialf metko hy roih&dsal IV 454 ,wenn man ihm nicht die
band hielte, würde er alles verschleudern* (dech. wäre mdglicbr
kdyby ho nedrielf vsecko hy ro2:düV) ; nehodmi je iba aby ho obesü
n 324 jer verdient nur, erhängt zu werden' {tech. ne^ashuH
oder neni hodm, leda aby ho eastfelilj obesil ,er verdient nur
erschossen, erhängt zu werden*); nenie hoden, ahy mn vodtf
podai II 328 ,er verdient nicht, dass man ihm wasser reicht*
(auch öechisch); chce^ aby mu viäy jednu notu hüdol IV 154
,er will, dass man ihm immer eine note spiele* (nicht CecMsch,
aber für einen Cechen verständlich).
§ 19. In hauptaätzen findet sich der subjektlose gebrauch
besonders, aber nicht ausschliesslich in Sprichwörtern and
sprichwörtlichen redensarten. Ein Cech. beispiel wurde schon
oben angefahrt ßam ho postavi, tarn ho take najde). Bei
Barto^ 1. L finden sich die folgenden beispiele; s podwosti
nejdäl dojde ,mit ehrlichkeit kommt man am weitesten*;
siareho vrabce plevami neoHdi , einen alten Sperling kann man
durch Spreu nicht belisten* ; slibü se nemiji ,an den versprechen
kann man sich nicht satt essen*; ^a penue vmcko dostam ,fiir
geld kriegt man alles*; da toho kopce nevyjede ,auf diesen
hügel kann man nicht hinauffahren*« In dem ersten beispiel
hält jedoch Zubaty dojd^ (2, sing.) für das allein übliche und
vermuthet, dass dojde vielleicht speziell mährisch ist, (Das
zweite beispiel Itilirt Jagic, Beiträge zur slavischeu Syntax,
Denkschriften der Wiener Akad. XL VI 1900 no. V, s. 22 mItJ
der Variante neolidU an). Auch einige von den anderen bei —
spielen klingen Zubaty fremdartig; am meisten sind ihm ver —
traut die negativen sätze und ausdrücke wie tarn dodane vseckoM
,dort (an jenem orte, üi jenem laden) kriegt man alles*. Auf^
dem Slovakischen gehört hierher: zbledmdf ani hy sa mu
nedoreml ZätureckJ IV 248 ,er erblasste, (so dass) man
nicht bis zum blute hatte schneiden können' (auch ßechisch
bei Kot t im wtb. krve hy se na nem nedofezal)^ na toho slov*
mohöl hy hory staväV V 102 ,auf seinem worte könnte ma:
I
J
l^eum und uachträgllcliea.
147
bauen* ,er hält sein wort* (liechisch nach Zubaty: na
'shvo by mohl hory stavet), rolnisclie beispiele (nach
Nitsch) : starego wroUa na plewy nie slapie (oder £:lapiesB) ,einen
liten Sperling erhascht man nicht mit spren'; glow^^ muni neprse*
frije ,init dem köpf durchbricht man nicht die mauer*; plac^etn
uhiy nm naprawi 4urch weinen richtet m^i keinen schaden
an'; kijemmlka nie eabije ,mit einem stock erschlägt man den
wolf nicht* ; prsed karq boiq nie tfici^knie »vor der göttlichen
strafe kann man nicht flüchten'; prostq droffq najl^iej dojdsie
(oder dojd^ies£) da celu ,auf dem geraden wege kommt man am
besten zum ziele* (die 2, sing* ist in solchen Sprichwörtern
seltener). Ferner: dojdzie tarn tq drogq? dojdüe ,kann man
auf diesem wege dorthin gelangen? Ja*; priejdeie tfiy?
pt^zie ,kanü man hier durchgehen? Ja*; pnejedeie tq drogq?
m prseji^deie^ droga zanihtifta jkann man auf diesem wege
durchfahren? Nein, der weg ist gesperrte
§ 20. Jagiö L l führt sorb, reka ,on dit* an, und er-
klärt eech , pry 'man sagt' aus pravi ; Sobolevskij Zürn .
mißist narodn. prosveäö. CCCXLIX 162: altruss, dejets ,man
sagt*, re^e ,man hat gesagt, man sagt* (über eine entsprechende
Verwendung von pmta ,man schreibt' s. Jagic und Sobolevskij ;
Miklosich VgL gramm. IV 265). VieDeicht soll man mit
Jagic auch das wohlbekannte altbulgarische (und gemein-
diTiiche) ne {ne-ksto Jemand* u. s, w.) hierherziehen; es wäre
imn aus *neve kontrahirt, worin ve - vMa ,raan weiss* wäre.
Hirt IF XVII 289 f, nimmt au, dass man von alters her im
äjtvischen nacJi der negation eine verbalform mit sekundären
piidimgen gehabt hat (je für jesU% .und er könnte hierin viel-
leicht recht haben (mit Hirts ausführungen L L s. 287—292
% ich übrigens absolut nicht einverstanden; die endung der
3. mg. 'ta halte ich noch für eine rein lautliche entwicklung
I ^18 -U, und Ich glaube jetzt ein ganz klares daraufbezügliches
Utttgese^ formulireo zu können ; hier kann ich aber nicht dar-
auf eingehen; auch die Thurneysen'sche deutung des
iiischen tu h^te ich nach wie vor fiir verfehlt). Das alt-
liordische neJckvefr jemand' erklärt man aus ne veit ek hverr;
Mglich wäre es wohl auch von jie veit hverr auszugehen (und
dabei veit als 3, sing* zu fassen). Die hier gebilligte analysa
%s ilavischen ne in ne-ksto u. s. w, und des an. nekkt^err
^d durch dag anders geartete ir, ne-ch Jemand' lit. nekadä
10*
148
lolger Pedfrtwn^
,niweilen* (kada ne kadä) nicht gefährdet. — tSher sttbjektio!
,man*-sätze im Indischen s, Speijer, Sanskrit sjTitax, Lejdei
1886 § 12, Delbrück. Altindische Syntax s. 231; ähiiliche|
im Iranischen, s, Bartholomae, Arische forschiingen II 88
und im Umbrischen, s. Brugmann Grdr 11 1391,
§ 2L Ich habe im vorhergehetiden die ,es'-sätze und dk
,man*-sätze auseinandergehalten. Indessen lässt sich diei
Unterscheidung nicht immer durchführen. Der altnordischi
satz : var pat i Igg seit, at af ^'^hjläi taka hUmggngur (Gumw
laugs saga ormstungu kap, 11) ,es wurde gesetzlich festgesetis^
dass man die Zweikämpfe abschaffen sollte* erinnert einerseit
an die ,man*-sät3Ee mit dem verbum skal\ andererseits abei
kann man diese Verwendung von af taka absolut nicht voi
dem oben belegten tekr af, tSk af in ,eß*-sätzen trennen. Um
wenn man bei Hälek in dem gedichte Goar diese zeilen (Troll
läj s. 276) liest: dve vele pnou se hradu vySf ta jedna dävnai
ranou puklat jak hy ji kUnem ra^ra^il ,zwei tbiirme ragej
über der bürg hinauf; der eine ist durch eine alte wunde ga
borsten, als wenn man ihn durch einen keü gespalten hätte*
so fällt es auf, dass man eigentlich nur das mascnUnnm dei
verbalform ins neutrom zu ändeiii brauchte um einen regel
massigen russischen ,es*-satz mit subjekt-iustrumentalis zu gg
winnen. Und neben die Öechiscben sätze jako kdyhij to m
mne hodil und jak by tifal, die das plötzliche eintreten oda
aufhören eines (physischen) zustandes bezeichnen, lassen siel
russische sätze mit dem Terbnm im neutrum stellen. Beispiel
findeu sich bei Dal unter mimätb: hoU net, kak ri^cSj mjäm
,es gibt keinen schmerz (d, h, ,der schmerz hat aufgehört*), äl
ist wie mit der band weggenommen*; s tech por on ttie n
vrjöif kak nikSj mjdlo ,7on der zeit an lügt er nicht mehr
es ist wie mit der band weggenommen*. Die ahnlichkeit diesi
Sätze mit den angeführten Cechiscben Sätzen wird dadnr^
nicht aufgehoben, dass im Russischen kak nicht zum verbunj
sondern nur zu rukoj gehört, (Nebenbei möchte ich auf di
grosse ahnlichkeit des russischen smmetf snjalo mit an. tM
af tok a/" aufmerksam machen; vgL noch das beispiel plotin
vodoj snjäh (Dal) ^i^B wasser hat den dämm weggespült').
§ 22, Es unterliegt wohl keinem zweifei, dass die ,m
Sätze und die ,man*-sätze ursprünglich nur eine kategorie gi
büdet haben, nud zwar eine kategorie von Sätzen, die eh
Neuei ond naclitrtgliclieB.
149
vollsiäiidig subjektlos waren ^ wie unsere iDfinitive es heute
sein können. Wir müssen Delbrück 's früherer ansieht (Synt.
forsch. 5, 4) beistimmen, dass es im Idg, verbalaosserungen
gegeben hat, „welche wirklich als subjektlos gedacht sind,
i i. welche nach der absieht des sprechenden nichts als er-
sdidnuBgen ausdrücken sollen, welche also einer anschaunng
entsprechen I bei welcher eine sonderung in den träger de?
handlußg einerseits und die handlung andererseits gar nicht
TOtfenommen worden ist."" Man darf getrost auf grund der
tbatsachen eine solche ansieht aussprechen ohne deshalb ver-
pfiichtet zu sein, über die personalendungeu der dritten person
des singnlaris vermuthungen aufzustellen* Ich halte es (auch
Dach den ausführuugen von Hirt IFXVn 36—84) für wahr-
scheinlich, dass der anfang des idg. Systems von personal-
endtmgen auf suflSgirung yon pronominalformen beruht. Aber
andererseits betrachte ich es als selbstverständlich, dass das
ganze system nicht aus einem gusse ist; auch wenn man in
den endungen der 1, und 2, person suffigirte pronomina an-
ffteünt, braucht man nicht das 4 *ti 4o -tai der 3. sing, un-
letliagt als pronominal aufzufassen. Und selbst wenn man in
im 4- dieser endungen ein ursprüngliches subjektsprouomen
lerkennt, so ist daraus für die lehre von den subjektlosen Sätzen
ilut niebts zu folgern. Denn sobald dies muthmassliche
Htjektspronomen in seiner bedeutuug so abgeschwächt worden
tar^ dass man es auch dort verwendete, wo das snbjekt schon
ÄQderweitig ausgedrückt war, so konnte es auch auf die sub-
jektlosen verha übertragen werden ohne eine geändeile auf-
füssung derselben zn veranlassen. „Das suffii der dritten
Ptrson findet sich bei diesen verben nur darum, weil jede
Glitte person nach der ausbildung der flexiou ein suffix hat",
l^merkt Delbrück a. a. o.
§ 23. Den unterschied zwischen mascuUnumj femlninum
liDd nentrum kannte das idg. verbum nicht. Einen formalen
iliiterschied zwischen ,es*-sät2en und ,man*-sätzen, wie er in
4et modernen slavischen sprachen vorliegt, konnte es also nicht
geben. Als aber das periphrastische Präteritum im Slavischen
Wlich wurde, musste in jedem einzelnen satze, der ein Prä-
teritum enthielt, die wähl zwischen dem masculinum und dem
nentrum getroffen werden. Das Russische hat vielfaeli diese
^M anders eutschiedeu als das Westslavische (und das
150
Ho1g«r Pedertem,
Slo venische), und davon dürfte es nicht ganz unabhängig seil
dass die verschiedenen sprachen die verscbiedenen uisprünglicli
gemeiasameu typen von subjektlosen Sätzen nicht im gleiche^
nmfange erhalten haben. Aber auch ohne tlas vorhandenseiij
eines periphrastischen tampns konnte eine ähnliche wah^
zwischen dem masculinuni und dem neutrnm in allen einzet|
sprachen von den ältesten perioden ihrer geschichte an noth-
wendig werden, wenn der satz ein prädikatswort oder eind
apposition enthielt. Im Indischen [und fast ganz ebenso inj!
Griechischen; vgl. hierüber den nachtrag] kann man fälW
finden, wo ein subjektloser ,man*'Satz ein masculinisches parti^
zipium (väsann aranyanyäm säydm jjdkruk^ad^ Ui manyati
KV X 146, 4 ,wenn mau abends im walde verweilt, so meinl
man, es bat jemand geschrien*) oder ein pronomen wie eSä m
der bedeutung ,hier* enthält. Ob dieser letzte typus urindol
germanisch ist, ist mir einigermassen zweifelhaft {noch zweifelJ
hafter ist es mii*^ oh die Verwendung verschiedener demoaa
strativpronomiua direkt in der bedeutung ,manS die sich fQl
das Indische nachweisen lässt, urindogermanisch ist); dii
Verwendung des paitizipiums dürfte dagegen nach allen ai»
zeichen als uralt zu bezeichnen sein, und auch von den subjek^
losen Sätzen wird sie ursprünglich nicht ausgeschlossen ge^
wesen sein. Dann wird das partizipium natürlich in Aeä
,man'-8ätzen, solange die grammatische kongmenz bestand^
hat, masculinische form gehabt haben. Die darin liegend!
halbe andeutung des suhjekts wird aber nicht aus der xai
sprünglichen anschaunng hervorgegangen, sondern ganz eini
fach durch äusseren (grammatischen) zwang zu stände gebracU
sein. Der subjektlose satz wird älter als die kongruenz seiaj
sieht er doch aus wie eine erinnening an die zeit, wo dol
unterschied zwischen nominalen und verbalen formen viel gm
ringer war als in der historischen zeit, eine erinnerung m
sprachzustände, die sonst im Idg. durch spätere entwickelungejj
g-rflndlich verdeckt worden sind, während sie in verschiedene^
nicht-indogermanischen sprachen deutlicher durchscliimmem oda
klar am tage liegen.
§ 24. Der oben im Slavischen und Iranischen na
gewiesene gehrauch eines snbjekt-instrumentalis erinnert lei
häft an eine eigenthümlichkelt verschiedener nicht-indog6i|
manischer sprachen. In den kaukasischen sprachen gilt vie
Neues und n&ehtrlglichta.
ie regel, dass bei transitiven verben das Subjekt im
instrameotalis steht (Schiet ner Versuch über die Tbusch-
vsprache § 252 und an den entsprechenden stellen in seinen
darstellungen der anderen nordkaukasischen sprachen). Ich
führe hier nur ein awarisches beispiel an (Schiefner Awa-
rische Studien § 133): w&eas bfmla ^u ,Au' bmder kauft ein
pferd' {näniB ist instrumentalis Ton wac ,brnder*). Im Kasi-
knnulkischen wird statt des instmmentaUs der ^enitiv ver-
wendet (Schiefner Kasikumükische Studien § 117). Vgl
Schuchardt Über den passiven Charakter des Transitivs in
d«Q kaukasischen Sprachen (Sitzungsberichte d. k. Akad. d,
Wiss. in Wien, pbil-hist, Cl. CXXXIH, 1895). Ähnliche zu-
stiade finden sich auch anderswo z. b. im Tibetischen (L J,
Schmidt Grammatik der Tibetanischen Sprache, St. Peters-
hürg 18^9, § 159) oder im Eskimoischen (wo das Subjekt im
l^tutiv steht, wenn das transitive verbum selbständig, nicht
durch ein suffix, ausgedrückt wird). Vgl. W. Thalbitzer,
Förhandlingar ridsjätte nordiska filologmötetj üppsala 1903 s* 60,
F. N. Finck, Sitzungsberichte d. kgl preuss* Akad. d, Wiss.
1905 s, 280 ff., Uhlenbeck KZ XXXIX 600 f.
Eine ausdrucksweise wie die oben angedeutete bildet
nea ersatz für das passiv. Instruktiv ist in dieser beziehung
ne sonderentwickelung des Altarraenischen, Hier fungirt
ils i^aitizipium der Vergangenheit eine form auf -eol, äie so-
wohl aktivische wie passivische hedeutung hat, was sich dar-
m erklärt, dass es ursprünglich ein verbalnomen war (wie
ia« -HO- und -io-partizipium § 34). Das sufflx ist einerseits
idsch mit dem aus dem Slavischen bekannten -lo-, womit
^tort ein partizipium der Vergangenheit gebildet wird, anderer-
*<*its mit dem 4 des armenischen iufinitiva {sirel gen* nreloy
^i:1iea* u. s. w.); nur ist dies suflix hier an einen aorist-
^tamm getreten (vgl KZ XXXVm 212): sireal (dre^eM)
igBliebt, geliebt habend* (-o-stamm)* Das suffix -lo- ist wohl
traprünglich adjektivisch (deshalb konnte es zur erweiterung
'- dten -nU Partizipiums verwendet werden, s. KZ XXXIX
'■:: im Armenischen ist e^ (wohl in der neutralforra) auch
Mtttivisch verwendet worden (sirel ^lieben*), und es ist nicht
tmiiT^^schlossen^ dass auch die form auf -eal in manchen Mlen
"ix^prilnglich substantivisch fimgirtej so namentlich zum theü
k der Verbindung mit dem verhorn suhstanüvum als um-
Halger Ftderseu,
^^B schreibtiBg des Präteritums. Bai dem so gebildeten prätentum
^^m steht das subjekt, wenn das verbtim iatraositiv ist, im nomina-
^B tiv, weEn es transitiv ist, im geiiitiv (Malchasianc Grabari
^H hamajainnt'iuna, Tiflis 1892 s. 36 f,, Meiilet Esquisse s. 96).
H [VgL Meiilet MSL XI 385; 375 f. (flexionslosigkeit), Sehn-
H ehardt WZKM XIX 208 (udische paraUele)],
B § 25. Da es nun im Urindogermanischen kein passi?
■ gegeben zn haben scheint^ so könnte man sich darüber wundero,
■ dass der subjekt-Lnstrumentalis so eng begrenzt ist. Die nr-
■ Sache dieser erscheinung lasst sich ahnen. In einer vorhistorischen
I Periode haben, wie ich vermnthe, die folgenden regeln ge-
I gölten: bei intraasitiven verben stand das subjekt in der
f (n. a. auch als Objekt fungirenden) gmndform (hei o-stämmen
die form auf -om^ bei den -a-, -h-, -r-stämmen die historische
nominativform) ; bei transitiven verben stand das objekt in der
grundfonn, das subjekt aber im genitiv, wenn wirklich von
einer thätigkeit desselben die rede sein konnte, also wenn es
der uame eines lebenden wesens war; dagegen stand es im
instrumentalis, wenn es ein unpersönlicher begriff war. Die
beiden sätze: „der brnder tödt^t das thier" und „der banm
tödtet das thier** wurden also als „des brnders tMertödten'*
und „durch den bäum thiertödten" ausgedrückt. Dabei ist
der snbjektsgenitiv natürlich als possessiver genitiv aufzufassen
(auch dann, wenn Delbrück VergL Syntax I 186 f., 333 mit
seinen mir äusserst zweifelhaften ansicbten Über die älteste
gebrauchssphäre des genitivs recht haben sollte).
§ 26. Allmählich differenzirte sich jedoch der subjekts-
genitiv (der casus activus) von dem genitiv in seinen sou^gen
Verwendungen, und zwar theils durch die Wirkungen eines
verschiedenen ak^ents (casus activus etwa *qlQp-s ,dieb*, genitiv
*5^0's), theils durch morphologische neubildung (casus activus
^ekuo-8 ,pferd% genitiv "^ehie-sio oder *ehio-sio). Nachdem
sich in dieser weise ein selbständiger casus activus entwickelt
hatte, konnte dieser casus seine gebrauchssphäre erweitem,
sodass er auch bei intransitiveD verben als subjekt fungtrte;
eine Zeitlang wird er in dieser funktion mit der grundform regel-
los abgew^ei:hselt haben, bis schliesslich bei den o-stämmen
die grundform auf die nicht -subjektivische Verwendung be-
schränkt und dadurch zum accusativ gestempelt wurde.
Die endung -m wurde dann als accusativendung auf die
Nillee and nüchtTägliches.
153
tibrigen stammklasseu übertragen; so trat beispielsweise eine
ftriD ^ekua-m ,die stute' (acc.) an stelle des älteren ^eh^r das
aar noch als nominativ bewahrt blieb, in dieser verwenduQg
aber den casus activcs ganz verdrängte (der casus activus
kiinnte hier eventuell deshalb weniger lebenski'äftig gewesen
sein, weil er vielleicht dem geaitiv allzu ähnlich war; vgl.
aber weiter unten).
§ 27, Bei den o-stammen, den sufiMosen konsonantischen
Itämmen, den i- und a-stämmen, kurz überall, wo nicht die
gnmdfonn, sondern der casus activus als noniinativ verwendet
wurde, bestand ein unterschied zwischen benennungen von un-
belebten gegenständen und von belebten wesen. Überall, wo
m sprachlicher unterschied dieser art vorhanden ist, zeigt sich
aber die eigenthümUchkeit, dass gewisse bezeichnungen un-
belebter gegenstände den bezeichnungen der belebten wesen
grammatisch gleichgesetzt werden. So im heutigen Englischen,
wo die Pronomina he und she (ini ge^ensat^ zu tt) für die be-
lebten wesen vorbehalten sind, trotzdem aber z. b* von sclüfifen
oft genug she verwendet wird. Im Eussischen, wo nach einer
allbekannten sla\dschen regel, die (masculiDJschen und plura-
Sachen) beasdchnungeu belebter wesen den accusativ durch
äen genitiv ersetzt haben, wird diese eigenthümlichkeit ge-
It-geutlich auch auf nicht belebte gegenstände übertragen. Von
^ clmj ,peuis^ und dem damit gleichbedeutenden jeldäk findet
sicli im accusativ neben der regelmässigen form (gleich dem
flaminaüv) auch cliüja und jeldakd (belege z. b, in dem buche
Meidu druzbjami. Smeänyja i pikantnyja Stuki domaäuich poetov
fioggii, Eonstantinopel (Galata), Simomus & Co. ohne jähr,
*-6, 40, IG), Ähnliches findet sich im Polnischen ; bei Sören-
»ea Polnische Grammatik § 40 bem. 1 und C. W. Smith
Grammatik der poüiischen Sprache s. 195 werden einige hier-
kergehörige falle verzeichnet: mit den belebten wesen werden
gleichartig behandelt Wörter i^ie trup ,leichnam', geldbezeieh-
öimgen wie talarj giildenj dakatf rubele die namen der spiel-
kift@ii, die namen der tanze {polskij ma^urekj krakotviak, me-
«Ket; auch russisch pljasätb trepaka ,den trepak tanzen',
^V^mtb gapaka ,den (kleinrussischeu tanz) hopäk trampeln*
Ötttikg, Jarmarka v Goltv^), ferner kulak ,faustschlag*,
ttkirehaniec jrippenstass, fnssstossS ßgiel ,possenstreich*, drapak
jEE&tzbesen' In dei^ redensart dat- drapaka ,reissau5 nehmen^
154
HoIg^T PeÄersen,
(vgl. russ. tumäk ,liauseiizuiigeu, thunflsch, faustscMag' and iix
der letzten bedeutung z. b. datb kömf(4ibö tumakä ^eineni ein^
auf den köpf versetzen* wtb. von Koiransky, poludv jieimovef- ^^
tmgo tumakä ^als er einen kolossalen fanst^eblag erhalten hatt^fl
Mattet, Bezglasnyj ; Hob]/ datb pinkd etomit ffeloveku ,um diese^^:^
menschen einen fnssstoss zu versetzen* Gorbkij V stepi; öc^d
auch datb komü raeä jemandem einen hieb versetzen' wt ^^
von Makarov)t die namen einiger bäume und pflanzen: Ärt^^
deha ,eine eiche umhanen\ u^yrwae bodaka ,einen dornenstrain^^jj
aufreissen* j ^jeiö kaw&na ,eLne melone essen' , ^naleie gr^"^}^
,eiiien pilz finden' (russ. najti ffrihä). In den bis jetzt ^uf,
gezählten fällen dürfte es evident sein, dass eine Personi-
fikation vorliegt; wenn man eine vollständige aufzablung de-
artiger fälle nnternebmen wollte, würde es allerdings eft
zweifelhaft sein, ob nicht ein wirklicher genitiv vorliegt, wie
Brandt Kratkaja fonettka i morfologija pokskago jazyfca
s. 17 mit recht bemerkt,
§ 28, Auf ferner liegende beispiele fär die personifika-
tion unbelebter gegenstände — wie die Verwendung Ursprung'
lieber nomina agentis als nomina tnstrunienti , worüber Pm "
krovskij Semasiologifieskija izsledovanija v oblasti drevulc^
jazykov (bd, XXIII der Ußonjja zapiski Moskovsk, univers — -^
ist.-fil otd) n. 70 f* gehandelt hat — brauche ich gewiss nicb^^
einzugehen. Was ich schon angeführt habe, genügt voll^^'
kommen, um das Vorhandensein eines casus activus in wörtei-*^
wie idg, *pöd-s ,fuss', *odonf'S ,zahn*j *nau-s ,schiff begreiflich^ "
zn machen. So waren die beiden kategorien, die ich der kürz^ ^
wegen als das thätige und das unthätige genus bezeichne*^
möchte, schon von allem anfange an nicht nach streng logische*: ^
linien gesondert , und es kann nicht überraschen, w^enn di- ^
unlogischheit der vertheilung sich mit der zeit immer mehr verbrei^^
tete ; von der zeit an, wo der casus activus zum blossen nomin^^
tiv geworden war, mnsste bei neubUdungen und entlehnungen di^^
wähl zwischen dem thätigen und dem unthätigen genns nac^^^
ganz unklaren analogien stattfinden.
§ 29, Das unthätige genus ist der keim des historische
neutrura* Auch der keim des historischen femininnm
schon von den allerältesten anfangen an im Indogermanische
bestanden haben. Ein femininbildungssuffix gibt es bekani^^^
lieh in sehr verschiedenen sprachen, auch in solchen sprach^^^*
Neues xmä oachträgücljes.
155
r
die ein grammatisches geschlecht nicht keanen, Es wird da-
ler auch schon in einer fernen Vorstufe unserer Ursprache ein
feauninbildungssuffix gegeben Iiaben, und zwar war dies sufflx
?ermuthlich -a; weshalb paare wie lat. equus : equa nicht als
die fortsetzung eines uralten typns anzuerkennen wären,
fbste ich nicht. Das suffix -ja mit den altemationsformen
i^ und -t (vgL KZ XXXVIII 404) ist aus -a durch denselben
Torgang hervorgewachsen, auf dem wiedenim das -m von
fr, noTvta oder an. äs-)jnja ,göttin* neben äss ,gott' beruht,
l h, dnrch Verschmelzung mit einem vorangehenden snflSi,
Das suffix -a hatte neben der femininbildung gewiss auch
Ändere funktionen (z. b. die funktion der kollektivbildung).
Da aber dem sprachbewusstsein die Personifikation unbelebter
gegenstände durchaus geläufig war, so konnte leicht das ge-
fiihl aufkommen, dass bei allen Wörtern auf '^, die nicht*
belebtes bezeichneten, eine femininische Personifikation vorläge.
Und als dieses gefühl in der grammatischen kongroenz seinen
anadmck gefunden hatte, war das historische drei-geschlech-
tige System der indogermanischen sprachen fix und fertig*
I 30. Es entsteht hier eine chronologische frage: ent-
stand das gefühl der Personifikation bei den nicht-belebtes be-
zeiclmenden -^-stammen erst zu einer zeit, wo aus zufälligen
Milden (§ 26 schluss) die grnndform bei dieser stammklasse
ih lominativ den casus activus besiegt hatte? oder war dieses
g^efobl schon vor dieser zeit vorhanden ? Wegen des parallelis-
^iis mit den semitischen sprachen gebe ich der letzten mög-
Üchkeit den Vorzug: auch im Semitischen gibt es bekanntlich
^in genos femininum, wozn nicht nur die bezeichnungen weih-
licher wesen» sondern auch eine reihe von anderen Wörtern,
^kni n. a. gerade die kollektive gehören (wenn das femininum
im Semitischen gelegentlich unser neutrum mitvertritt, so mag
^i«8 auf der kollektivbedeutung desselben beruhen; vgL meine
'^enuüthung über das neutrale idg. -d KZ XXXIX 468). Ich habe
Behon längst (ZDMG LVII 560 f) die ansieht ausgesprochen,
äass zwischen einer reihe von sprachstäramen, welche die
Sreizen von Europa und Asien übersehreiten, eine noch wahr-
1 lAiQbit'e Verwandtschaft besteht (und habe für diese sprachen
^ fe bezeiehnung ,nostratische sprachen' vorgeschlagen). Ich
Jw Branche daher nicht zu verhehlen ^ dass ich es für möglich
^L Wte, dass der parallelismus des idg. und des semitischen
I
156
Holger P^dei^m,
femiamums auf einem historischen zusammenbang beruht
Sollte dies der fall sein, so niüsste das genns fomininum jeden-
falls im IndogennanischeE sehr alt sein, und gerade das ge-
fiiM, dass alle Wörter auf -a einem genus femininum gehörten,
könnte mit dazu geholfen babeu, die auch hier einst vorhandene
Unterscheidung zwischen einem thätigen und einem unthätigeE
genus mit verschiedener Subjektkonstruktion aufzuheben.
§ 31. Diese ansieht halte ich nicht nur mit rücksicht
auf fremde sprachen, sondern zugleich aus inneren gründen
für nöthig. Denn in einigen fallen lässt sich das historischei
neutrum und mcht-neutrum nicht aus dem gegensatze zwischen
einem thätigen und einem unthätigen genus erklären (so z. b^
bei den &-, n-^ r-stämmen: tcog, yhog; ajafmv, ;f«>«). Hier
hilft nur die annähme eines alten in der Yokalisation der
grundfonn zum ausdruck gekommenen gegensatzes zwischei
kollektivischen und nicht-kollektivischen formen (vgl. etwj
arab. "^äin-un »auge* plur. a^jän-tm). Da die kollektivische]
formen als feraininisch, also als persönlich empfunden wurden^
vielleicht auch die vokalisation der grundfonn mit den personen-
hezeiclmungen gemeinsam hatten, so war es nur natürlich,
dass bei diesen stammklasseo in bezug auf die nominatiyfonofl
eine ähnliche entwickeln ng wie hei den -ä-stämmen stattfand.
Danach blieben nur die nicht -kollektivischen, nicht - belebtem
bezeichnenden Wörter als keim eines genus neutrum zurückifl
§ 32. Als Supplement zu den vorstehenden glottogonisehen«
ausführungen verweise ich auf KZ XXXIX 468j wo ich das
eigenthümliche bewegliehe -m der grundform der idg. 0—
Stämme mit dem gleichfalls beweglichen auslautenden -n d
Mandsch,'MongoL -Türkischen identiftzirt habe. Ich dachte d;
mals auch an die arabische nunation, die beim determinirtei
Substantiv fehlt {farasun ,eiD pfevd*, al farasu ,das pferd*)C!
und ich will jetzt diese vermnthung nicht verheimlichen. FallJ
das idg. -s des geniüvs (und des casus activus) ursprünglicr^
ein artikel war (was nicht ausgeschlossen ist, da eine ver«
Wendung des artikels beim genitiv, während er beim regend
fehlte, mit mehreren lebendigen sprachen parallel sein würde"^
so wäre die indogermanische regel für das vorkommen d^
beweglichen -m mit dem Arabischen parallel* Dass die endun^
des idg. acc. plur. -m auf -m -f pluralzeichen beruht, da.-:^
man unter der Voraussetzung annehmen^ dass -ms im auslai
u —
3
N«u« mdnsehträgUchei.
Efl -N5 geworden ist Ich habe a. a* o. auf Uhlenbeck IF
HI 170 verwiesen, will aber hier ausdrücklich hervorheben,
dass der kern meiner ansichten älter ist als Uhlenbecks aufsatz
nad privatim von mir schon längst ausgesprochen worden ist.
§ 33* Ich habe oben § 25 ausgesprochen, dass es im
Oiindogennanischen kein passiv gegeben zu haben scheint.
Woiigstens lässt sich anf dem wege der Sprachvergleichung
keine spar eines passivs nachweisen. Die mittel, wodurch die
einzelsprachen ein passiv gebildet haben, sind verschiedenen
alters, zmn theil sogar sehr alt, in keinem falle aber als urindo-
germanisch in anspruch genommen oder in anspruch zu nehmen.
Zu den ältesten mittein gehört wohl die passive Ver-
wendung des raediums (Delbrück Vgl. syntax n 432 £).
Aber trotzdem steht es ganz fest, dass die ursprüngliche be,
dentang des mediums eine ganz andere gewesen ist. Alt-
iber nicht ursprünglich ist femer die passivische bedentung,
gewisser besonderer verbaler stammbildnngen, in erster reihe
der -^-form (gr, aor, auf -rjv, arm, präsens auf -im), woran
^ch vielleicht die -io-form des Arischen (Delbrück n 435)
suBchliesst Der ursprüngliche sinn der -5-form war aber nicht
passivisch, auch nicht immer intransitiv (mau erinnere sich der
-^-verba mit der bedeutung ,habea^ KZ XXVm 20:i, lat.
^en^e n* s, w.) sondern ist eher etwa als resultativ und (für die
J^risenS'form) als permansiv zu bezeichnen (also verwandt mit
4er bedeutung des -^o-partizipiums nach Brugmann's deflnitiou
tT V 93); daraus entwickelt sich unter umständen leicht eine
intransitive bedeutnng, und das intransitive verbura konnte wie
-*flch sonst (vgL gr. dno&aptty vno rtv^;) passivisch verwendet
^^erdeuj wozu namentlich die gegensätzliche association mit
^J&ßsitiven formen beitragen mnsste. Über die nenarmenische
^tssivbildung mittelst eines -v- vgL Earst Historische gram-
*3mtik des £ilikisch*Armenischen s. 297.
§ 34. Ziemlich jung ist wohl die Umschreibung mit hUlfe
des Partizipiums anf -to- und -no-, die z. b. im Lateinischen;
im Deutschen, im Albanesischen (G* Meyer Alb, Gramm.
I 123) vorliegt. Ursprünglich waren diese partizipia, wie
^rugmannlFVin bemerkt, gegen die genera verbi völlig
imtral. Beispiele für die aktivische Verwendung dieser ver-
W-adjektive^ auch wenn sie zu transitiven verben gehörten,
^ schon Brugmanu beigebracht* An ein paar dort nicht
158
Holger Pedefsefi,
benieksichtigte that^achen möchte ich hier erinnern, weil es
möglich ist, dass sie als weitere beispiele für die alte akti-
vische Verwendung des partizipiams zu deuten sein künntaD*
Ziemlich unsicher ist eine solche deutung für die bekannte that« ■
Sache der albanesischen granimatik, dass der aktivische iiifini-
tiv mit dem iu rede stehenden parüzipium (in der regel mit
-«0-, seltener mit -to- gebildet) gleichlautend ist (d§ns »gesagt,
sagen*, pas^ ^gehabt, haben*). Auch wenn der infinitiv mit
dem gleichlautenden partizipium etymologisch identisch ist» -
könnte die aktivische Verwendung sekundär sein (auf der sub- |
stantivirung beruhen); die etymologische identitat kann aber '
nicht als unbedingt sicher gelten, wie ich schon IF Änz. XU
93 ausgesprochen habe ; es wäre z. K möglich, dass das parti-
zipium auf 'to-f 'iw-^ der inflnlüv aber auf -tU, -ni- beruhte
(Vgl. besi ,glaube^ aus ''bhend^tU, s, KZ XXXVI 308). Er-
wägenswerther ist ein eigenthümlicher slavischer Sprach-
gebrauch, wonach das neutrum des -m- und 4o- parti2ipiuins
als subjektlose transitive ,inan*-form des Präteritums verwendet
wird. So namentlich im Pohlischen, vgL Sörenseu Poln. _
Gramm. 268 f., C. W. Smith Gramm, der poln. Spr. 227 f.: ^
tiktadmiö gramatyki fiheoficsne ,man verfasste (impf.) philoso-
phiscbe grammatiken' (Baudouin de Courtenay» Szkice jfzyko —
znawcze I 3); ro^poczeto hadaiiia ßsjologiczne ,man begann
physiologische forschungen' (ebenda) ; gdyby mif zapytano (Bau —
douin de Courtenay, My^li nieoportunistyczne s. 3). An^^
Miklosich Vgl. Gramm. IV 364t, 839 ersieht man, ddä^^
dieser Sprachgebrauch geraeinslavisch ist. Vgl noch Jagic ■
Denkschriften XLVI nr. V s, 2L In den meisten der heutigeiK^
slavischen Schriftsprachen ist er allerdings stark zurückge^s
drängt. Im Kussiscben kommt er in negirten Sätzen iQm:z
{divna.ja sHa kakoj ne dano nikotmi ,eine wunderbare kraft""^
welche niemandem gegeben ist* Jazykov, Samson); darauf i^^
aber nichts zu geben^ da im Russischen überhanpt alle mög^
liehen negirten ausdrücke , die irgendwie ein nicht-sein bo^
mchnen, mit dem genitiv verbunden werden können {)^^
nade}um cio nlkakoj istorii ne vyjdet »ich hoife, dass keiicrz;
geschieh te herauskommt* Turgenev, Otcy i deti XXIV; f-^
vspychnet mysü ,kein gedanke wird aufleuchten' Pu^kin, Je-^
genij Onegin VII 48; ne proslS nedelij on tiii ispölnil svo^^^
eaddcii .keine woche war vergangen, als er schon seine am^
Nouefi und nacbträglkhes.
159
gäbe ausgeführt hatte* Potapenko, Svjatoje iskusstvo V; nikogdd
ne rascvetülo takogo m^etkä ^niemals ist eine solche blume auf-
gäblQibt' Zasodimskij, Graf Boregar i Ägne&a Tuseiielb VIII;
m stenoJH V komnate sosednej ne ^vu^älo preinich golmop
^hinter der waod ira nacbbarrimmer erklangen nicht die früheren
summen* Nikonov, Niva, beilage febraar 1901; ne du^ilosi da
u Vladimira donm TH^bski'wh mo^iWüch hogatyrej ,es waren
nicht 2U hanse \nadimirs mächtige russische beiden* HUferding,
Bylin. I 27 ; kljatv ne septälosb vtüi ,keine eidschwüre wurden
im geheimen geflüstert' Medvedev bei Salbuikov, Eusskije poety
u sto let s. 484; nikakich popytok ne predprinimälösb Skabi-
^evskij, Istorija novej^ej russkoj literatury ^ s. 13; vgL Mi-
klosich VgL gramm. IV 499).
Dagegen hat man im Hussischen noch den akkusativ bei
verschiedeneu verbaladjektiveB : sräzu rndno ^eloveka ,man
a^t (erkennt) sofort den mann* MamiUf Dikoje si^astbje XIX ; jej
tei ialko Iryla etu chorosentkuju dSvot^ku ,es that ihr so leid
m dies niedliche kleine mädchen^ Kot murlyka (Wagner),
J^jubovfc velikaja II {ialko = lah^ das gleichfalls den akkusa-
Ör regieren kann). Vgl. Miklosich VgL gramm. IV 366.
Mit der akkusativ*kon3truktion beim -*oY-"o->parti2ipium
*^ Slavischen vergleicht Miklosich Vgl gramm IV 365 mit
**^€ht gr* doxrjxdov iüri rijp a^^t^r, lat. aeteruas poenos in
^H^e timendum. Man könnte noch daran erinnern, dass das
^^teinische gerundinm überhaupt aus dem nentrum des gerun-
*i4Ts entstanden ist. Offenbar ist es eine alte regel, dass das
**eiitmm verschiedener verbaladjektive (ebenso wie die Verbal-
substantive Miklosich IV 376 f., Delbrück I 386 f.) mit
^em akküsativ verbunden wird. Diese konstrnktion beruht
^^rohl darauf, dass das verbaladjektiv substantivirt werden
konnte und dann wie andere Verbalsubstantive (mit, ursprüng-
lich aber gewiss ohne kopula) prädikativ verwendet werden
konnte. Ein solcher Sprachgebrauch sieht ans wie eine er-
ÄBaeniug an die zeit, wo die verbalformeu überhaupt nichts
^h prädikative Substantive waren. Ein theil der Substantive
"^amrde auf die prädikative Verwendung beschränkt und differen-
zirie sich formell (durch Verschmelzung mit pronominen u. s. w.)
^'öa den übrigen Verbalsubstantiven, die ihrerseits gleichfalls
^e eigenthümliche morphologische entwickelung (kasusbildung
^ 8. w.) durchmachten, trotzdem aber nicht mit einem schlage
160
H(ilg«r PedetB^n,
von der kopulaloseo prädikativen Verwendung au^sgesehlossen
wurden. (Über das -io*partizipium im Arm. s. § 24).
§ 35. Jung ist zweifellos die passivische Verwendung der
reflexiven, d. h. der mit einem reflexiven objektpronomen ver-
bundenen verba (z. b. im Skandinavischen, im Baltisch - Sla-
vischen^ im Romanischen). Die identität des Subjekts nnd des
Objekts bei dem reflexiven verbum kann zu interessanten syn-
taktischen erscheinnngeti führen. So vor allem zur Verwen-
dung eines reflexiveu verbums, wo man auf das objekt kein
gewicht legt, wo die aufmerksamkeit sich allein auf das Sub-
jekt konzentrirt. Es entsteht so eine im prinzip und bisweilen
auch in einzelheiten dem medium sehr ähnliche Verwendung,
die im Slavischen häufig ist, russ. z. b. on Ijubit stroiU.^ ,il
aime k bätir' Makarov (vgl. ebenda unter mesto: idesb m
choroU stroUbsja; mesto nerovno ,il n'est pas bien de bfttir
ici; le terrain est inegal*); on ne kusajetsja ,er beisst nicht'
(beruhigung) Turgenev Asja 11 ; stueätbsja v dveri^ ,an die
thür klopfen'; lytbsja, kop6thsja ,herum\^ühlen* ; ja ne iotöaB
namlsja, Ho ska^ätb jej ^ch war nicht sofort darauf gefasst,
was ich ihr sagen sollte* Turgenev Asja XI (so oft nacho-
dihsja) ferner ohesf^ätbsja ,ein versprechen geben' (mit einen
infimtiv als objekt; die aufmerksamkeit wird hier von einen
etwaigen dativ abgelenkt), celitbsja ^zielen* (dän. etwa
Sit sigte*); auch bei intransitiven verben kann diese konzeiL^^
tration auf das Subjekt stattfinden: vidnetbsja ,sichtbar sein* -=
starMbsja ,alt werden*. Ich will diese eigenthümUchkeit hie^3
nicht weiter verfolgen (vgl Miklosich IV 267 ffi); nur b^J
merke ich, dass ausläufer desselben Sprachgebrauchs auc^v
z* b. im Deutschen vorkommen (z. b. dch in eine fr au vc ^
li^en russ. vljiiUtbsja u. s. w.)> Wo sowohl auf das obj^^
wie auf das Subjekt nach druck gelegt wird, wird bekannt U^^ ^
im Slavischen nicht das enklitische, sondern das betonte
flexivum verwendet (vgl* Miklosich IV 264: asL pometaji
s^ Qintitat^ pometajetd sehe ^/nru iavTov), Dagegen wird
enkUtische reflexivum zunächst reflexivisch ohne betonung ^Mli
Objekts verwendet (russ, britbsja ,sich rasiren^; hierher at^^c
hritbsja ,sich rasiren lassen^); femer kann es aber aieb zk^^ib
ausdruck des passivs verwendet werden, aber wie in andecr"^fl
sprachen ursprunglich nur da, wo auf das logische (oft i:mü-
erwähnte) Subjekt kein gewicht gelagt wird (etwa weil es «^ii
Nea^s und nachträgliches.
161
lebloser oder abstrakter, oder ein unbekannter, wechselnder
be^ff ist), wo also die autnierksanikeit auf das logische ob*
fekt (das grammatische Subjekt des passivs) konzeiitrirt wird,
Beispiele fiir solche passivische ausdrücke zu geben dürfte
überflüssig sein; sie kommen in anderen spiachen genau eben-
so vor (franz* ks vers sappreiinent plus facilfimmt qm la
p'ose; le sigmd se donne, la baniere s'ouvre; d» es verdeht
nch V071 selbst n, s. w.) Ich möchte aber hervorheben, dass
die ausserachtlassung des logischen Subjekts, worauf dieser
sprachgtsbrauch beruht, nicht bei jedem logischen objekt gleich
leicht und natürlich ist; am leichtesten ist sie, wo das logische
Objekt ein unpersönlicher begriif ist. schwieriger aber» wo es
fiicli um einen persönlichen begriff handelt, weshalb denn auch
die paH^ivische Verwendung eines reflexiven verbums der
ersten oder zweiten person Bich bedeutend schwieriger ein-
stellt als die entsi»rechende verwertdung der dritten person.
Sehr natürlich ist es, dass die passivische bedeutung in sub-
jrtilosen Sätzen besonders leicht eintritt, vgl. Miklosich IV
361 (asL otävrzetd sf vmm ,aperietur vobis'; bulg, .^/n i^e ,dor-
Mitiir'; serb. ide se ,itur; pije se ,bibitur'); vgl noch i^ech,
Ikiedo sveia ,man (- ich) ging in die weite w^elt* Hejduk
bei Trnhlir s. ;^01 ; ttdy se Um stmd rktelo pö§eptati, £e . .
tdiilurch wollte man also andeuten, dass . J Langer bei
Tnjhlär s. 241; spi^^kum lern dostävalö se i nemaUhö ü^asten-
^t^i .diesen büchern w^irde auch eine bedeutende theüuahme
2a theit' Rjbiöka bei Truhlär s. 271; nhy se spishm iemto co
naim neßtrsihö ejedhalo prnchödtt ,daniit man diesen büchern
4k gTdsatmögliche Verbreitung verschaffte' ebenda s. 270;
«(* imtane sc hisky hilS lebce ,ßs möge dem weissen schädel
Ibbe HU theil werden' Nemda bei Trulilär s. 29L
§ 36. Es ist nicht wunderbar, dass diese subjektlose
T^rwendung des reflexiven verbums als ein präsens zu dem
in § 34 bi*sprochenen subjektlosen prädikativen -no- und
^io- Partizipium empfunden und demgemäss u» a, mit einem
ilkwativischeu objekt verbunden worden ist Beispiele fiir
ikia erschein ung finden sich bei Miklosich IV 5ßä, Jagic
L l Sv 2L Wenn man, was nach meinen ausfuhrungeu in
|34 niSthig ist, von den negativen Sätzen absiebt, so ist unter
^m modernen sprachen das Polnische die wesentlichste fnnd-
^H für diese konstruktion. Die Sache wird ausführlich
ZflUiefaim rat ^Arf U npnoht. N. F. XJL. I. \l
162
Holder PederBfin,
besprochen von Sörensen, Polnisi-he Grammatüc s. ^
C. W.Smith, Grammatik der polnischen Sprache s. 227, Ich
führe hier nur ein paar beisipiele för die ,man*-bedeutnng des
reflexiven verbums nach diesen grammatiken an: jest gif
sklonnym mvieriyc .man ist geneigt zu glauben* ; kmdy sif #wa
08obi§cie atUora »wenn man den Verfasser persönlich kennf:
calq kdqik^' czyta si^ Jak powie^c ,daa ganze buch liest sich
wie ein roman'. Vgl* noch gdy mf jest go^podarefm w swojej '
nauce ,wenu man (= ich) herr seiner (meiner) Wissenschaft
ist' Krnszewski bei Baudouin de Conrtenay, Ssddce jfzyko-
zuawcze s. 99.
§ 37. Ich habe angenommen, dass diese konstraktioQ
diu*ch die associadon mit dem transitiven prädikativen -wo- und
-io-partizipinni unterstützt worden ist. Dass sie aber auch
ohne eine solche stütze ins leben treten konnte, zeigt das
Italieniscbe » wo eine ganz entsprechende konstmktiou sehr
Üblich ist: 56 lö trova ripetuto ,es findet sich wiederholt*, i
(Gekicb, La Zedda, Spalato 1899 s. 22); non mi si accusi di
arroganza ,maD beschuldige mich nicht der Selbstüberhebung"
(tiorecchio^ La questione albanese^ Catanzara 1898 %. 49); d
e sewpre in hocca al lupo ,iiian befindet sich immer im rächen
des wolfes*; si ^ dctiri dl non far toriü ad alcuno ,man kr^-
slcher, dass man niemandem unrecht thut^ (beide sätze belK
Lorecchio, La qnestione albanese s, 86); si era inesorainlm^
,mau war unerbittlich' (La nazione albanese 1900, nr. l2s,iS)^
d e rimciti ,man hat erfolg gehabt* (La nazione albanese
1900, nr. 6 s, 5). Abweichend vom Slavischen steht da
prädikatsadjektiv im plural; ,man* ist wie im Slavischen bis
weilen mit der ersten person gleichbedeutend, und durch ein^
interessante neuerung kann in solchen fällen ein noi ,wir-^
hinzugefügt werden : che noi non si rimünga Alhanesi ,damir J
wir nicht Albanesen bleiben* (La naz. alb. 1900, nr. 6 s. 5)^
Ich verweise übrigens auf Kr. Nyrop Itaüensk grammatit^
§§ 263, 89, 96, 254, wo man reichhaltige beispielsammlunge^ff
und die beschreibung einiger weiteren eigen thümlichkeiten de:^"
italienischen konstruktion findet: nicht nur woi, sondern auctt
tutti kann zu der ursprünglichen subjektlosen konstruktion als
Subjekt (ursprünglich w^ohl als apposition) hinzutreten^ in be-
sonderen tfillen kann das prädikatsadjektiv auch siagularisci „
sein: ei deve essere lieta d*esser madre di iali figli ,mau muss ■
Neues vnä nacbträglleheB.
t^
froh sein, mutter solcher söhne zu sein' n. s. w. Von Njrop's
I>efepielen fiihre ich noch an: si msito msierne le coUfziöni
M^n Uat (- wir haben) zusammen die samnilungeu besehen*;
lo ii dispreB^a ,er wird verachtete Besonders möchte ich her-
vorheben, dass in der dritten person die transitive (subjekt-
ive) und die subjektische konstruktion des reflexiven verbums
im passivischen sinue mit einander wechseln: si vende dei
lihri und »i vmidono dei libri ,man verkauft bücher*; si face-
mm viofiffi in Oriente ,man hat reisen im Orient gemacht*.
In der ersten und zweiten person kann dagegen die passivische
sübjpktische konstruktion des reflexiven verbums nicht vor-
kommen; sie ist nämlich überall da ausgeschlossen, wo sie zu
luehrdeutigkeit führen könnte; „gänzlich untersagt ist sie,
mm das subjekt ein persönliches fiirwort ist" (Vockeradt
§ 2;^1), Dagegen ist, wie schon die obigen beispiele gezeigt
haben, die subjektlose konstruktion hier ganz häufig (vgl. noch
ei ri era perduü d'oceJäo Nyrop § 89 ,wir hatten uns gegen-
mtig aus den äugen verloren*)*
§ 38, Man könnte fragen, ob die parallele entwickelung
im Slavischen und im Italienischen nicht etwa auf gegen-
seitiger beeinflussung beruhen könnte. In dem slovenischen
Wörterbuch von Pleter^nik wird unter i?e&e angegeben» dass
^e subjektlose transitive konstruktion des reflexiven verbnms
beeouders an der italienischen grenze üblich ist (während sie
in der slovenischen Schriftsprache vermieden wird). Die bei-
^ide bei Miklosich zeigen jedoch^ dass die konstruktion
im Slavischen so alt und so verbreitet ist, dass von einer eut-
l^uug aus dem Italienischen absolut nicht die rede sein
kann- Und der etwaige slavische einfluss auf das Italienische
W doch gewiss viel zu gering gewesen um diese konstruktion im
lulieuischen hervorgerufen haben zu können. Die entwickelung
msm also auf beiden seiteu spontan sein ; aJlerhöehstens könnte
IMa annehmen, dass der an und für sich zufällige paralleUs-
Dias mit der nachbarsprache sowohl im Slavischen wie im
Itaüenischen die eigentbümliche konstruktion gestützt haben
§ 39. Da ich mit meiner au:^ählung der verscliiedenen
öitlel, wodurch die indogermanischen sprachen das passiv aus-
dröcken oder ersetzen t auf absolute Vollständigkeit keinen an-
sprach mache, so übergehe ich ganz den lettischen debitiv (vgL
11*
Balge r Pedenon,
Endzelin BB XXVI 66—74 und PrellwitE BB XXVHI
319) sowie die Verwendung der 2. sing, als ,nian'-form im
Slavischeu (rtiss, po ctUym dnjam sUva ot tehjd ne ndym
jganze tage hindurch hört man kein wort von dir* Zasodimskij,
Graf Boregar i Agnesa Tusenelt s, 89 ; i dale ffluposti smm^
V tebe ne vstretisb^ m)et piistSj , sogar eine dummheitf die des
lachens werth wäre, findet man in dir nicht, du öde weif
Po§kin, Jevgenij Onegin VII 48 ; zapretnyj plod vam podamj;
a b&t togo vam raj ne raj ,man soll euch die verbotene fmcht
gehen; ohne sie scheint euch das paradies kein paradies zu
sein* PuSkiüj Jevg. On. VIII 27; ein in dieser weise mis
gedrücktes ,man* ist oft = ,ichS vgl z. b, die KZ XXX Vn 230
unten ausgeschriebene stelle; so auch mit maskuliuisetieiD
genus im munde einer frau: ach^ i noöb ie, haijidki moi!
vosJclikntila Lidija Viktorotma; öUego v iaküjn no^b bymjä
tak Öiidno na dme? i chorom i grüstnö! tnk by^ käJetsja i
uletM kudä4ö ,ach, welche nacht! rief h, V. aus; weshalb ist
einem in einer solchen nacht so wunderbar im herzen? au-
genehm und zugleich wehmüthig; es scheint als ob mm
geradezu irgendwohin wegfliegen möchte* Sbornik na pomo^
n&aöCimsja ^en^dnam Moskva VMl s, 234). Noch viel ui-
bedenklicher übergehe ich die in manchen sprachen vor-
kommende Verwendung der 3. |>]ur. in der bedeutuiig ^mao';
ein so ausgedrücktes ,man* ist in der regel weniger aUgsuiein-
gtiltig und schliesst u* a, den sprechenden aus; nur selten ist
es im Eussischen einem ,ich' gl eich wert big (jntaju: ty pot^M
i ispugäJsja; no neuiSli ty ne podozrevälf dto i tdfjä tjubiü^
„ich weiss es: da hast geliebt und hast dich erschrecken
lassen; aberahntest du denn nicht dass du auch geliebt warst
(von mir)?" Turgenev, Nakanune XXIII; slomjat UbS haskn
,ich werde deinen köpf zerschmettern' GorbkiJ, Malbva; Tgl-
das häufige govorjät tebe ,tebS skäeano' ,ich sage dir*).
§ 4ü. Dagegen ist es unbedingt nöthig das italiscb-
keltische passiv zu besprechen. Hierüber besteht eine an-
regende Untersuchung von H, Zimmer KZ XXX 224— 2fß,
Er nimmt bekanntlich an, dass der ausgangspunkt der ganzen
formation eine 3* plur, act. war, welche eine endung -or oder
-f hatte, und welche auf die Verwendung im ,man''Sinne ^•
schränkt wurde. Diese beschränkung ist nach Zimmer sekan-
dar ; da sie aber sowohl für das Italische wie für das Keltische
Eüzunehmeu wäre, so könute immerhin eine Versuchung ^
NcfHeB nnd B^chträfllches.
16&
diese beschräiikimg schon für die arzeit anzunehmen.
fm nähere nntersuchung des ganzen problenis ist daher fär
meine zwecke nöthig.
Nach Zimraer's theoiie rauss die im Lateinischen vorliegende
fleiion des passivs durch alle personen unursprünglich sein.
Man muss nrspnmglich für alle pereonen eine einzige trans-
itive form gehabt haben. So ist die Sachlage wirklich in den
brilannischen sprachen nnd im Nenirischen. loi Altirischen
aber nicht, nnd das ist ein haupteinwand gegen Zimmer, Aller-
diags feommt das passiv im Altirischen in der L und t. person
nicht vor, sondern diese formen werden durch die 3. sing* mit
infigirtem objektspronomen ersetzt (tio-m-berar ,man trägt mich'
n&-t-befar ,man trägt dich* u. s, w.); aber die 3. sing, wird
nicht mit dem akktisatlv, sondern mit dem nominativ eines
«nbfitantivs verbunden, und es gibt eine 3. plur (3, sing. 6mr,
iöierör, 3. plur* hertir, doheftar). Die konstrnktion mit dem
nominativ müsste nach Zimmer eine entgleisnug und die
3p plar. müsste neu gebildet sein. Die fonnenbildung und die
bn^truktion ist ferner beim Präteritum genau dieselbe wie
Wm präsens (imm-um-ruidbed ,ich bin umschnitten worden*;
3. sing* döhreth »wurde gegeben*, 3. plur. dobretha)-^ da dies
tempQs auf dem alten -io-partizipium aufgebaut ist^ müsste
Wer eine reihe von analogiebildungen vorliegen. Schliesslich
Mi hervorzuheben, dass es im Irischen ein durch alle personen
tler alten sabjek tischen tempora durchkonjugirtes deponens
|ibt Bei Zimmer's hypothese kann man absolut nicht umhin,
4u deponens vom passiv loszureissen. Das passiv soll darauf
beruhen, dass eine pluralform auf -r sich in der bedeutnng
ym der pluralform auf 4t -at (herit ,sie tragen*, do-herai ,sie
gsben') differenzirte nnd zu einer ,man*-form wurde. Das
l^nens soll dagegen darauf beruhen, dass zunächst im per-
fektum die pluralform auf -at sich mit der pluralform auf -r
küntaminirte ; und thatsächlich findet sich in dem aktivisehen
perfektum eine 3. plur. auf -atar {rogadatar; auch 1, plnr,
^^Q^adammar); eine ähnliche kontamination glaubt Zimmer auch
iffl lat. amav^utit annehmen zu dürfen. Es ist aber nicht
recht klar, wie von diesem ausgangspunkt sich ein durch-
kaojugirtes deponens entwickeln konnte; nnd obgleich Zimmer
*ich für seine ansieht über das junge alter des deponens auf
üe torm der endungen des präsens scheinbar mit recht be*
Holi^er P(
mfen kann (passiv 3, mng, -thir, -thar, deptvnens 3, sing, -w»,
-adaj% HO bleibt es bei seiner erklärung ganz räthselhaft, wes-
halb gerade die alten medialen verba im Irischen deponente
form haben {srjchur »folge*, lat. sequor, gr. ^'ffo/i«/, aind. saci).
§ 41, Es braucht kaum ausdrücklich heiTorgehoben zu
werden, dass der altirische zustand mit dem heutigeu italie-
nischen und slavischen reflexivum schlagend parallel ist. Das
italienische passirische reflexivum (§ 37) wird wie das irische
passiv nur in der 6, sing, und 3. pliir. verwendet; die prono-
mina der L und 2* person müssen wie im Irischen im akkusa-
tiv stehen, obgleich ein Substantiv als Subjekt im nomiuativ
steht oder wenigstens stehen kann. Nicht viel andei"S liegt
die Sache im Slavischen; und hier fuugirt als Präteritum zum
passirischen reflesivum ein -to-parti2ipinm (oder ein -tm- par-
tizipinm), das den akkusativ regiren kann (§ 3ö, § 34), ganz
wie im Irischen dem r-pasdv ein -^r/-partizipium sich als pra*
teritum zugesellt und mit dem akkusativ der pronomina der L
und 2; pei^on verbunden werden kann. Und neben dem
passivischen reflexivum des Slavischen steht ein mit ähulicheu
mittein gebildetes ^ aber in allen personen gleichmässig vor-
kommendes medium (dem aber die präteritumsbildung durch
das 4ü- oder *^^o-partizipinm fremd ist)j genau wie im Irischeu
dem r-passiv ein r-deponens gegenüber steht (dem aber die
präteriturasbildung durch das 4ö<partizipium fremd ist)*
Die syntaktische Übereinstimmung ist so gross, dass man
mit vollem rechte behaupten daif ; das irische (und überhaupt
das keltisch -italische) r-passiv kann nur aus einem reflexiven
verbnm eutstanden sein,
§ 42. Nun behauptet allerdings Brugmann IF V 110
(einer allgemein herrschenden ansieht ausdruck gebend), dass
„die seit Bopp oft vürgetragene und verfochtene nieioung^
die italischeu geuera verbi seien durch Zusammensetzung der
aktivtbrmen mit dem reflexiviironomen se eutstanden, aus be-
kannten lantgeschichtlichen gründen völlig unlialtbar ist, wenn
sie auch heute im kreis der klassischeu philologen immer noch
anhänger hat." Nur selten ist aber eine unter allgemeinem
beifall ausgesprochene kategorische behauptung so grundfalsch
gewesen me diese behauptung, die in wirkliclikeit ganz in der
luft schwebt und jeder faktischen grundlage entbehrt. Wo
sind denn die bekannten lautgeschichtliiheu gründe? Aller*
I
Heues and nachträ^Uclies.
167
dmgs kennt das Uritalische und das Keltische im wortinnern
keinen solchen Übergang von .^ in r, wie er hier anzunehmen
wäre. Wie kommt man aber dazu, vom wortinnern Kch Hisse
auf den saudhi zu ziehen ? Ebenso gut könnte man doch be-
haipten, die anter den indischen philologen verbreitete meinnng,
im das r von dnmjmtir im aus s entstanden sei, aus be-
liimten lantgeschichtlicheu griindeu unhaltbar sei, weil .s im
wortinnern nicht zu r wird, Es ist aber eine thatsache, dass im
sandüi auf schritt und tritt in den verschiedenen sprachen
ajidere gesetze herrschen als im wortinnern. Die thatsache
Hast sich nicht ableugnen ; durch eine reiu physiologische be-
irachtQBgsweise lässt sie sich aber auch nicht erklären ; sie ge-
\iW daher zu den klarsten beweisen fiir die namentlich von
Baudouin de Courtenay immer wieder hervorgehobene
thatoche^ dass die lautgesetze durch und durch einen psycho-
^klgi.schen Ursprung haben. Und nur hierdurch erklärt sich
loch die von Johannes Schmidt KZ XXXYIII 1—52 so
schön nachgewiesene thatsache, dass prokli tische Wörter ein
aderes Schicksal haben können als ganz analoge lautgimppen
ii wortinnern- Man mag liier ein physiologisches motiv
(sebnellere ausspractie) dazwischen schieben; die wirkliche ur-
saciie bleibt doch psychologisch: eine geringere psychologische
werth-betonung. Damit hören die lautgesetze allerdings nicht
aaC ausnahmslos zu sein; sie müssen aber bisweilen anders
/ormulirt werden als bisher- Wo mir recht ist, hat noch vor
einigen jähren ein angesehener Sprachforscher die ansieht
tprtreten, dass der sandhi sich lantgesetzlich nicht anders
ib das wortinnere gestalten könnte. Eine solche ansieht
«*oIlte künftig nie wiederholt werden.
§ 43. Ein prinzipielles und apriorisches bedenken gegen
die annähme, s- sei im anlaut eines enklitischen wörtchens im
üritalischen und Keltischen immer oder unter speziellen be-
dinguügen zn r- geworden, existirt also nicht. Übrig bleibt
also nur zu untersuchen, wie die faktisch vorkommenden
formen im einzelnen zu erklären sind, wobei noch darauf zu
achten ist, ob sich vielleicht ein spezieller ausgangspunkt des
J&atwandels nachweisen lässt, von wo aus er sich analogisch
irbreitet haben könnte-
Die Untersuchung mnss vom Altirisehen ausgehen , weil
Wer die alterthtimlichsten formen vorliegen. Die fälle, wo
168
Holger Pedereen,
man nnr das -r wegzuschneiden braucht um eine alte n
personalendung versehene form herauszubekommen, könm
zunächst ausser betrachi bleiben, weil sie auf späterer weiu
Wucherung der einmal entstandenen endung beruhen könn«
Auszugehen ist aber von den formen, die vor dem -r schei
bar keine personal endung haben* So findet sich im präse
herir ,wird getragen', doberar ,wird gegeben' (woraus di^
talmrr ,denen gegeben wird^). Hier kann es wiederum nie
zweifelhaft sein, dass man nicht von der konj unkten, sonde
von der absoluten form auszugehen hat* In der konjunkl
form konnte das reflexive pronomen ursprünglich nicht suffigi
sondern nur infigirt werden. Wie ich schon KZ XXXVI SC
ausgesprochen habe, beruht der unterschied zwischen absolut)
und konjunkten Ibrmeti im Iinschen zwar in seinem kern a
der ererbten difförenz zwischen primären und sekundär
endungeu, er ist aber in weiter ausdehnung nur das produ
einer systembildenden weiterwucherung und so auch gerat
bei den passivformen. Bei berir darf mau, falls die annahn
einer primären endung zu nichts führt, von der sekundäre
endung ausgehen. Die primäre endung fuhrt aber zu nicht
also ist von *bherä; se auszugehen. Aus dem auslautenden
war im üritalischen -d entstanden (Brugmann Grundrisg
912); dies darf man ohne weiteres auch*für das Keltische a
nehmen* Aus *bhered se ist berir entstanden. In der zweit*
sehe wäre eigentlich von -ajed se oder eventuell -ad se m
zugehen. Die daraus entstandene form muss aber ein so a
weichendes aussehen gehabt haben, dass sie nicht erbalö
bleiben konnte; als eine neubildung eintrat, wurde ^glei
die personalendung wieder eingeführt (caHhir). Wie i
KZ XXXV 3.6 nachgewiesen habe, besteht neben den form*
des passivs und des deponeus auf -ir in der 3. sing, und plt
eine relative form auf -ar (in der dritten serie -er). Die
formen können auf irgend einer analogiehüduiig beruhen; i
könnten aber schliesslich auch lautgesetzlich sein und dara
beruhen, dass zu formen wie ^hlm'ed se noch dasjenige relati"
pronomen hinzutrat, das im Irischen meist geschwunden i
(und nur durch die folgende lenition seine existenz verrät h), te
weilen aber in der Verschmelzung mit einem auslautend
vokal des vorhergehenden Wortes als -a* oder -e- zu tage tr
(KZ XXXV 361 §43) und möglicherweise mit dem cyrnrisdi
Keiles und nachtrAgiJches.
169
a identisch ist. Ich wage es nicht, die urkeltische form dieses
pronoiuens zu rekonstruiren ; jedenfalls aber eathielt es einen
hinteren vokal; falls es vokalisch anlautetet hat das proüoraen
*ie vielleicht davor sein eigenes -e aufgegeben* Es musste
also eine form mit nicht momllirtem -t' (aus -d s-) entstehen;
das historische berar ,der getragen wird* kann also wohl laut-
psetzlich sein. Die imperativform berar ,werde getragen*
(i&berr ,werde gegeben') könnte wohl anf einem -a- konjmiktiv
%hemd se beruhen, der auf iniperativische ftinktion beschränkt
wurde, während im paradignia des syntaktischen konjunktivs
eine neubildiing ßetihir) eintrat An die übrigen passivischen
ond deponenten -r-formen brauche ich nicht viel worte zu ver-
lieren. Ich bemerke nur, dass ich die ansieht Zimmer' s, dass
Jie 3. sing, des deponens jünger i&t als die 3, sing, des pas-
Bivs ohne weiteres anerkennen kann. Das alte medium muss
also eine Zeitlang neben nenentstandenen, reflexiven und
passivischen -r*formen bestanden haben. Als aber schliesslich jeder
Utdeutungsunterschied zwischen den neiigebildeten reflexiven
formen und den alten medialformen verschwunden war, wurden
^eide arten von formen theils kontaminirt teils zu -einem para*
4igma kombinirt, wodurch das historisch vorliegende irische
«ieponens entstand. (Über eine mittelirische neubüdung vgL
Zimmer KZ XXVIII 342—48).
Was schliesslich die deponente form der 3. plnr, des akti-
"frischen perfektums betrifft, so behalte ich hier Zimmer*s ansieht
"fcei. Das Irische wird im perfektum wirklich eine dem indischen
-ur (dadür ,sie haben gegeben*) entsprechende endung erhalten
laben, die mit der gewöhnlichen pluralendung kontaminirt
TTörde, Dass das cymr. givyr ,er weiss' eine umgedeutete 3,
jlun perf. sein kann, halte ich für möglich; die bedentung
^man weiss* könnte die semasiologische brücke zwischen dem
pliir. und dem sing, gewesen sein. Nicht ganz einfach ist
^Jlerdings die lautliche frage. Vgl. Zimmer KZ XXX 273.
§ 44. Es bleibt noch übrig, diejenigen formen de^ iriacbeu
passive zu besprechen, die nicht zur r-formation gehören. Die
ionjnnkten formen des Präteritums, die im sing, auf -d, -th^
im plur. auf -tha ausgehen (z* b, du-ro-lged ;remissum est*,
Altin do-ro-lgetha), hat man, wie schon oben hervorgehoben,
längst ans dem -fo-partizipium gedeutet (Grrammatica Celt. ^
Zl t). Daneben bestehen absolute formen, die man zuerst im
170
Rolger Pederaeix,
Mittelirisdien beobachtete, wo jedoch schon manche ver-
mischuugen vorliegen (Zimmer KZ XXVIII 363—570); sie
kommen aber schon im Altirischen vor {ffabthe ,wurde ge-
nommen', hrethae ,wnrde getragen' IF Anz. XII 97), Natür-
lich ist hier wie sonst viellach die unterscheidimg zwischen
ahsoluteD und konj unkten formen sekundär, und zwar müssen
die absoluten formen neu gebildet sein; die Zimmer'sche ver*
muthung, dass sie auf dem -Ho-partizipium beruhen, durfte M
richtig sein. Das fehlen der mouillirung des th einer form wie
brethae ist dann eine überti^ogung von formen wie gahthe, wo
es lautgesetzlich war (vgl. verf. Aspirationen i Irsk s. 6 f.) ■
(Einige mittelirische neubildungen behandelt Zimmer KZ
XXVm 348—352, 352—363),
Übrig ist das sogenannte präsens secundariiim , dessen f
singnlarform auf *the (no-ber-the) ausgeht. Ob man hier zum
zweiten mal das -^io-partizipium in anspriich nehmen darf, weiss
ich nicht. Die pluralform ist mit dem aktiv gleichlautend (no-
ber-ih); sollte es eine ursprüngliche aktivische pluralforra im I
^man'-sinne sein, die mit dem passivischen paradigma kombi- "
nirt wurde, wobei die bedeutung der pluralendung umgedeutet
worden wäre? Übrigens ist es bei mehreren von den spär-
lichen belegen möglich zu zweifeln, ob die form wirklich ,
passivisch ist (z, b. Sg. 6 a 6 forceinnfitis anmann inie gl,
necessario terminalis nominnra inveniretur; anmann könnte j
doch auch der akkusativ sein).
§ 45, Die lateinischen -r-formen zeigen alle vor dem -f j
eine deutliche personalendung* Trotzdem wird das r ur-j
sprünglich in formen entstanden sein, die mit ir. berir ,i
getragen^ bm*ar ,es werde gebogen* parallel waren. Und*
diese Voraussetzung wird durch umbr. ferar ,man trage' ier
,man wird gehen* bestätigt (Brugmann Grundriss II 1391). ■
§ 46. Das -r-passiv ist vielfach als beweis fQr eine
nähere verw^andtschaft des Keltischen mit dem Italischen in^
ansprnch genommen* Auch ich bin der ansieht, dass derfl
parallelismus \iel grösser ist als etwa der heutige parallelis-
mus zwischen dem Slavischen und dem Italienischen in der
Verwendung der reflexiven formen (vgl § 38). Es liegt nicht
nur ein syntaktischer, sondern zugleich ein lantgeschichtHcher
parallelismus vor, den ich mii' nur durch eine historische ge-
meinschaft erklären kann. — Ich hebe zum schluss hervor,
Netzei und nschtt%!ielics.
171
leine deotung der italokeltisclien -r-formen zwischen
imiD^r und seineri gegnern die mitte hält, jedoch so, dasa
alle die scharfsinnigsten und genialsten beobachtungen Zimmer's
ihm giiltigkeit behalten.
Nachtrag,
Ich verdanke Zubaty den hin weis anf die s, 150 erwähnte
indische erseh einung, dass in einem subjektlosen ,man*'Satze
ein roaskulinisches partizipium oder pronomen stetien kann*
Zugleich hat er in einem späteren briete (27. mai 1905) auf die
Mannten griechischen „man"-sätze verwiesen, die ich bei der
aasarbeitung meines aufsatzes leider ganz aus den äugen ver-
bren hatte. Am schlagendsten mit dem Slavischen und Alt-
nordischen parallel sind die epischen beispiele, vgL Krüger
dialektgramm. § 61, 4, 1 und Ameis zu IL 22, 199 u. s* w.
Ke beiden optati tischen beispiele bei Krüger (Ovi^d xbv hv&m
Tifjjf yf ^ivQQ y-tti /Jt^f^g o^ontf 11, 13, 287, Ovx äoa ßovvop
f^v *Eoi6tüP fivngf uXX' ini futav Hat 6m' tiJ* ftdv mv inai^
flinut ro^üa;j ^ d'inificuftqj^. Hes. "E 12) erinnern an die
iltriordischen sätze mit skal Ein maskulinisehes partizipium
findet sich in dem letzten von diesen beiden salzen; vgl. die
iiüfige fnrmel o^rroi' t* flyrnv^ ßü^ouQ; ein pronomen: mg 6'
f¥ (ivfi^fii nv Svvaj fii ff fvynpxa ßtwxttv* qvt ap' o tov 6vPUTari
iMmftvfHP üv»' 6 dmmti' H, 22, 199--20O; ein adjektiv: r^d*
^Hif UV jCioi vvjCTi ntt^sSouBfv fixeXt>g avi^ Od. 20^ 88* Bei-
qiiele aus der späteren zeit finden sich bei Krüger, Att. Gramm,
§61^4,5 und in anderen gi'ammatiken; besonders bemerkens-
weith sind satze wie aui yao ffctdtXoiv ini t^v iüx^trjy itaipo-
fif aftmv&itfit Aristot. de part. anim. I 3«
Es war mir bei der ausarbeitung meines aufsatzes ganz
Uar gewesen^ dass die subjektlosen ,man*-sätze einen gewissen
Mtbeil an dem zusammenfall der 3. sing, und 3. plur, im
Baltischen gehabt haben können. Auf die subjektlosen sätsse
dieses gprachzweiges ging ich aber nicht ein; wegen der von
Zob&tf gegebenen böhmischen Übersetzung mochte ich jedoch
jetzt ein lettisches beispiel nachtragen, worin das verb schwer-
Ueh von anfang au pluraliscb gedacht ist: jo bermt per^ jo bems
rmd ,awi vic dite bije^ tim vice diie plä^& je mehr man ein kind
Bdd%t, am so mehr weint das kind\ Zubaty bemerkt, da^i
172
HoIg^T Pc^erBCBi
man im Böhmischen allerdings eher UjeS sagen würde; vgl
aber das Sprichwort cim t??c $e s havnetn maie^ tun vie smrdi
je mehr man im mist herumwühlt, um so schlimmer riecht er^
Hier noch eine kleine nachlese yon ftechiscben beispielea:
po tmt' nerozeznä kravu od hone ,in der nacht kann mau eine
kuh Yon einem pferd uicht unterscheiden' (Zubaty) ; und aas
Mähren (mitgetheilt durch die vermittelung von Zubaty): wecA
iö^ to nesmi ,lass das, das darf man nicht*; (o nemuh ,^
kann man nicht'; lakomjhQ stolara vokoUi^ne nenajde pSOlcheo
tischler findet man in der Umgebung nicht*; tole nekoiipi ^ni
V Brne ,das da kauft man nicht einmal in Brunn'. In der alt-
<^echischen Übersetzung von Marco Polo's Million, heraus-
gegeben von Pra^ek^ Prag 1902 finden sich zahlreiche beispiele;
Zubaty führt an: tak daleko jako by mohl m sedm dni tyÖ*
,so weit man in sieben tagen gehen kann^; okolo toho mhhi
turkyssiYü najde mnoho ,um diese Stadt herum findet man viele
türkise' ; po sedmi dnech jest pak jüi vserJco doluoVt tok ii
Icdva dolti(w sende ve dvü dni ,nach 7 tagen muss mau stets
hinabsteigen, so dass man mit noth hinunterkomrat in 2 tagen'.
Schliesslich verweist Zubaty mich auf einen altrussischen
,man'-satz mit maskuiinischem partizipium : smotrichomSy iaiö
sja poklonjajutb v& chrame; pofdomvsja sjadethf i gtjadith seft^
i oimnw jako besens ,wir sahen^ wie sie sich ira lerapel Ter
neigen; wenn einer sich verneigt hat, setzt er sich und schaut
hin und her wie ein toller* (Nestor, jähr 987),
Sehr interessant ist die thatsache, dass im Finnischen ein
ganz ähnlicher Sprachgebrauch herrscht wie im Altskandins-
vischen und im Slavischen. Ich verweise auf Setälä, VmsU
spräkets satslära, Helsingfors 1903, p- 4: sen kohta iuwH
eVä känessa on älyä ,das liört man sofort, dass er scliarfsinn
besitzt'; hänen sanoihinsa ei voinut luottaa ,man konnte sieb
auf seine worte nictit verlassen': häntä ei mitenkaän olisi hd-
htt Bairaakd miekekd ,maö hätte ihn keineswegs für rioeo
kranken manu genommen'. Besonders häufig ist die sub-
jektlose Verwendung bei den verben man und saaianj die ^^
an, skal ziemlich gleiclibedeutend sind, wofür ich aus ümsch
geschriebenen arbeiten von Mikkola ein paar beispiele liielifir-
Stelle: ei myoskään saanut pauna toimeen Böömissa tner^^
ttiomiöisiuimen päätoksiä ,man durfte auch die entscheidüng^o
eines fremden gerichtes iu Böhmen nicht ausführen*; pappf-
liene« ona
llcli0i.
173
vifhja ei saa mtjydä ,inan darf die priesterämter nicht ver-
kaQfen'; kansallistumw oli min vakvisUinut^ että nyt pikemmin
mattoi puhfia kanmUisylpeydestä .das oationalitätsgeföhl war so
eistarkt, dass man jetzt eher yon nationallioclimutli reden
koonte'* Auch das folgende beispiel erinnert an das Indo-
g^manische: Monpoika on kuin seljapim; jafa enemmän f^itä
kttmif ntä paksiimpaan kiiorf^m $e peittyy ,der bau er ist wie
m bolunderbaum; je melir man ihn scitält, mit um so dickerer
rinde bedeckt er sich* (Mikkola). Vgh noch tanf^kalaisessa rmw-
m htionKta toiseUa pwtUn Hamlei-tarim^ toisdia puülen Didrik-
tQmn sekoittisia ,im dänischen gedic t bemerkt man ein ge-
misch einerseits von der Hamlet-sage, andererseits yon der
Didrik - sage^ ; mutämnat kohdat mitiä eläväsÜ muisttitiavüt
K^iäervö-iarHaf varsinkin jos ottaa huömioon eman towm hu'
luH ,einige punkte hierin erinnern lebhaft an die KuUervo-
sa^e^ besondere wenn man einen j^e wissen anderen gesang in
betracht zieht' (Mikkola.) Ob der Sprachgebrauch alt ugroflnnisch
i«t, oder auf indogermanischem (germanisch-slavischem) einlluss
^^iraht, vermag ich nicht zu entscheiden.
^Hiani
I kaiisch
IL (ieleprentliehe bemerkungen ttir lautgeschichte nnd
I^rtgeBchichte*
§ 1. (Verner's gesetz). Als ich meinen au^atz jZnr
lenüehre* KZ XXXIX 232 ff schrieb, worin ich s. 243— 24G
"Nachzuweisen versuchte, dass Verner's gesetz aus einem mnsi-
kalischen akzent zu erklären ist, war es mir entgangen, dass
8chon öauthiot MSL XI 198 ff, dieselbe ansieht aufgestellt
kitte. Ich will es nicht unterlassen wenigstens jetzt nach-
traglich auf die vorzüglichen ausftlhrungen dieses gelehrt-en
binmw eisen. GautMot zeigt zugleich, dass die bekannten )aut-
g^cfaichtlichen theorien von J. Wackeraagel (über -rs- im
Griechischeß; ov^a, ia^n^) und Barth olomae (über -rt- im
Awesta: kBf9ta', maSya-) mit dem musikalischen Charakter des
ahentee gut stimmen.
§ 2- (Idg- qh und q'^h im 81 avischen). leli habe IF
T491 die ansieht autgesteUt, dass idg. qh und q'*h im Slavischen
ab dt auftreten, eine ansieht die n. a, bei M ei II et MSlj IX
m und Etudes sur l'^tjTnologie et le vocabulaire du vieux
tlafe s. 174 beifall gefunden hat» Gegen diese ansieht wendet
M neaardiogs übleobeck IF XVU 95 ff.
174
Eotg0r Pedet^n,
Zanächst führt Uhlenback s. 95 einige apriarische er-
wäguDgen an, die meine ansicM nnwahrscheiElich machen
sollen. Er behauptet, dasf> nach meiner anffassuug (die dann
allerdings unwahrscheinlich wäre) „im Slavischen das kh niebt
nur durch seinen Übergang in ckj sondern auch schon durch
das erhalten der aspiration eine sondei-steUung (den übrigen tenaas
aspiratae gegenüber) eingenommea hätte*** Er stellt also
meine ansieht chronologisch in der folgenden weise dar:
I. kk th ph
U. kh t p
ni. X ^ t p
Eine solche Chronologie habe ich aber nirgends angedeutet
oder empfohlen ; mit meinen ansichten stimmt nur die folgende
aufstell ung:
I, kh th ph
n, X th ph
m, X t p
Aber auch von diesem missverständniss abgesehen, schetal
UUenbeck es noch als au^ilig zu betrachtenj dass qh und f I*
anders als Zh th ph behandelt worden ist. Hierin bat er
aber unrecht; denn es lässt sich empirisch nachweisen, im
die weit hinten im munde gesprochenen versclilusslaute be-
sondere leicht spirantisch werden; und diese erscheinung ist
phonetisch sehr leicht zu erklären: weit nach hinten ist es viel
schwieriger emen vollständigen verschluss zu bilden als ki
den weiter nach vorne gesprochenen lauten* Ein besonders
klares beispiel dafür, dass ein hinteres k besonders leidit
spirantisch vnvd, bieten die türkischen sprachen, in deneü riel-
fach k bei hinteren vokalen spirantisch geworden ist, während
& bei vorderen vokalen sowie auch t und p verschlusslaute
bleiben ; dies ist z. b, im Cuwaäischen noch vor dem eintreten
der eigenthtimlichen vokalgesetze dieser spräche gesehelieQ.
Noch häufiger ist in den türldschen sprachen eine entsprechende
verschiedene entwickelung des g bei hinteren und bei vorderen
vokalen (vgK Vilh. Grönbech, Forstudier tu tyrkii?k lj*l*
historie, Kopenhagen 1902 s, 151). Ich könnte mich auch auf
das Mongolische berufen, wo vor hinteren vokalen nur x und
y, vor vorderen vokalen nur k und g auftritt (I* X Schmidt,
Grammatik der mongolischen Sprache §§ 12 — 14). Iid Ma-
gyarischen ist das ur-ugrofinnische k- vor hinteren vokalen zi
NoDes und nacbträglioheB.
175
h- geworden, vor vorderen vokalen als k- geblieben: finn,
liak ,fisch* magy. hal; finn. käst ,haiid' mag3^ kez (vgL Setälä,
Yhteissuomalainen ääunehistoria s. 8). Ich übersehe dabei
keifleBwegs, dass es im Magyariscbea auch noch andere interes-
sante änderungen der ur-ugrotiniiischen verschlnsslaute gibt
{p'>f- und verschiedene fiir den inlaut geltende gesetze);
aber diese gesetze ändern an der ans hal:kea zu ziehenden
lelire nichts. Und brauche ich daran zu eiinnern, dass im
Holländischen f/ spirantisch ist, d und b aber nicht (vgl.
Sweet A handbook of phonetics, Oxford 1877, s. 141 £)?
Wir brauchen uns aber überhaupt nicht vom 81avischen
111 entfernen. In mehreren slavischen gegenden ist g über y
tu einem stiüimhafteu h geworden, während d und b erhalten
geblieben sind, so im Kleinrussischen und im Cechischen, Ich
eriBüere hier daran, dass nicht nur die verschiedenen artiku-
lationssteilen, sondern auch die verschiedenen artiknlations-
titen dem spirantisch- werden gegenüber sich verschieden ver-
galten. Am leichtesten werden spirantisch die aspirirten tenues,
Ferhältnismässsig leicht auch die mediae, am schwierigsten die
t'mm tenues, weil bei ihnen der verschluss am energischsten
Und straffsten ist. Beispiele hierfiir lassen sich nicht nur aus
<lem Slavischen und zum theil ans dem Türkischen sondern
ÄBch ans dem Armeuischen, aus dem Neugriechischen und aus
^m Urgermanischen anführen.
Also: die annähme, dass idg, qk q"h im Slavischen zu x
geworden ist, hat apriori an sich absolut nichts unwahrschein-
Mches, Es kommt also auf die belege an. Mit den belegen
st^ht es aber so gut, dass ich wohl sicher hoffen darf, meinen
bochgeschätzten holländischen kollegen leicht für meine ansieht
S^winnueii zn können.
Ulilenbeck fiihrt für seine ansieht, dass qh und ffh im
Sliräcben zu k werden nur ein beispiel an, das er selbst als
C^zlich unsicher bezeichnet: asl. kleüda , Verleumdung,
^9duiiähung' gr. /ä^iJjj ,scherz, spotte kleveta ist aber mit
«riaem im Slavischen durchaus lebendigen suffixe von einem
ifetbnra abgeleitet, das uns im Russischen als kUvätb ,picken
Km\ dem Schnabel)' klevätbsja ,hacken, beissen' entgegentritt.
^eiin ühlenbeck femer altsl. Mits ,schild* zu gi\ o/J^ts stellt
tsUtt zu lat, scütmn ir. sciath cymr. ysf/wyd% so handelt es
^ ntir um eine ganz ferne Wurzelverwandtschaft, deren wahr-
176
Holger Pedersen,
scheinlichkeit ich gamicht zu untersucben brauche, da schon
die neugriechische (und die urgermanische) parallele es als
möglich erscheinen lässt, dass S'Ji s(fh anders betiandelt worden
isfc als qh <fh, Gr. inx^Luä kann man daher auch mit asL
iskra jfunke* kombimren (vgl, jedoch KZ XXXII 273) oke
dabei meine theorie zu gefährden.
Es kommt also nur darauf an, ob Uhlenbeck's kritik
meiner belege für slav, x aus qh q'^h zutrifft oder nicht, Idi
habe eine ziemlich lange reihe von belegen aufgestellt; ich
halte sie noch alle aufrecht^ bin aber weit entfernt, sie alle
als gleich sicher zu betrachten. Da meine theorie nicht dureli
die Widerlegung einiger peripherischen etymologien widerleg
wird, wenn nur eine anzahl von absolut sicheren beispielen
übrig bleibt, so halte ich mich nicht für verpflichtet, alle meiae
etymologien hier noch einmal zu vertheidigen. Ich überlassne
vielmehr ohne weitere Wortverschwendung den fachgenoäseii
die beurtbeitung derselben. Nur mit rücksicht auf asl* s^^
jgrau' fi. sery p, szaryi an. harr ,altersgrau* gr. ;rf)roo; Merkel'
halte ich es für unbedingt nöthig, auf Uhlenbeck's gegen^
bemerk ungen einzugehen, weil diese einen faktischen irrtlmm
enthalten, der vielleicht nicht von allen indogermanisten be-
merkt werden wird. Wie ich schon auseinandergesetzt habe,
lassen sich die westslavischen formen nur unter der voraiis^
Setzung mit den südsla vischen und russischen formen vereinigeD,
dass sowohl i? wie s aus ch durch die jüngere palatalisation
entstanden sind, Uhlenbeck schlägt jetzt aber vor, die west-
slavisehen formen von den ost- und südslavischen zu trenflen:
für jene setzt er den anlaut B-, für diese k* an; unter dieser
Voraussetzung lasst asL sei^B sich zu aind. garä- ,bunt, scheckig
stellen. Auf die methodologische frage will ich nicht eit-
gehen; eine reihe von slavischen formen, die vom slavischen
Standpunkte aus als absolut identisch betrachtet werden müssea,
auseinanderzureissen , um für einen theü der formen eine
auswärtige etymologie zu finden, ist allerdings ein verfahreo,
wovor ich bei meinen Universitätsübungen meine znMrcr
ernstlich warne; es hat z. b, einmal einer von meinen ^'
hörem den Vorschlag gemacht, man solle an. haun ,bohne' von
den lautgesetzlich entsprechenden deutschen und engli^^ften
formen trennen, um es durch eine vorausgesetzte grancüorm
*bhabhuna mit laU faba zu vermitteln; ihm habe ich dringend
HeüeB und nicli
[iCfiM..
177'
3sa beherzigen gegeben, dass man immer zunächst den engeren
kreis von sprachen zu vergleichen habe, ehe man sich an ferner-
liegende vergleichungen wagt, dass man also unbedingt davou
süksehen müsse, flir an. bann eine grundform aufzustellen, die
Miicht zugleich für die deutschen und englischen formen passt.
X)er grundsatz dürfte einleuchten; ich will mich aber nicht
^weiter darüber verbreiten. Denn es genügt hier vollkommen, die
nach Uhlenbeck für das Westslavische aufzustellende grundform
etwas näher zu betrachten, Sie soll mit h- angelautet haben;
v^m flir ein vokal soll aber darauf gefolgt sein? Ein idg, e
k&nu es nicht sein, weil dies schon nrslavisch nach i zu « werden
tuusste. Das polnische a in szary lässt sich nun allerdings
^gleich gut aus urslav* a und auj* urslav. S erklären; das
■pfichlscbe e in sery lässt sich aber aus a absolut nicht erklären;
n^h einem j oder einem j-haltigen konsonanteu wird a be-
kanntlich im Cechischen nur dann zu e, wenn auf den vokal
\tm ursprünglich unmonillirter konsonant folgte; deshalb z. b.
nominativ Jan ,Johann* neben dem vokativ Jene, dem diminu-
n^ Jmik u, s. w., U.S.W, (vgl Genauer Historickä mluvnice
1 92)* Eine grundform , die mit idg. *Aiöi- oder *kiat- an*
Isatete, darf man aber ebensowenig für fi. sery p. ssary auf-
llen ; denn oij ai wäre nach i über ei zu urslav. i geworden,
lUte jemand bereit sein, nun auch ö, SeriJ von poln, szary
ea (etwa für das Cechische ^kie-^ für das Polnische
anzusetzen), so rauss ich darauf aufmerksam machen, dass
auch mit drei urslaviscben formen nicht auskommt, da doch
iucb osorb* siry zu erklären ist. Wenn er nicht noch eine
rierte grundform (welche?) aufstellen will, gelingt die sache
okht Kurz, es besteht nur eine moglichkeit: ash strs L sery
OflOrb. eery poln. si'ary können nur auf eine grundform zurück-
gllien, die mit x anlautete und einen diphthong enthielt. Und
idoii dies eine wort genügt vollkommen, um slav* x aus idg.
jA, ^h zu erweisen.
Auf Uhlenbecks einwände gegen meine etjTnologie von
ha gehe ich nicht mn. Dagegen muss ich die hemer-
Ton Meringer IF XVII 117 berücksichtigen. Seine
semasiologiscbe bemerkung s. 117 ^ ist natürlich durchaus
nchüg. Unrecht hat er aber, wenn er das slavische wort aus
i (schwer nachzuweisenden) germanischen w^orte entlehnt
liast. Unrecht hat er schon deshalb, weil die grund-
EiUicbnft tat Tetgt. Sprtti^hr S. F. XX S^ |2
178
Böiger P«denen,
I
bedeututig des slavischen Wortes nicht ,zocIie\ soDdern ganz
einfach ^ktiiittel, ast* war; es kann daher nicht aus einem
(nicht existierenden) germanischen wort mit der bedeutnng
,zoche* entlehnt sein; es war weder ein kulturwort noch ein
lehn wort Allerhöchstens könnte man daran denken, dass die
bedeutnngsentwickelung, wodurch das wort im Slavischen ti. a.
die bedeutung ,hakenpäug' bekam, durch den anklang an ein
gennamsches wort (etwa das wirklich eiistierende ahd, suohha^
stiöhhüi ,aratiuncula') begünstigt worden ist. Ein echt slari-
sches wort bleibt sovha aber auch so* Dass ich dafür nicht
eine wui^zeletymologie bereit habe, betrübt mich absolut nicht.
Zu den sicheren belegen für slav. x aus qh q**k rechnf
ich noch asl. dwteti ^wollen* arm* xatid ,ardente brama* gi\
/itig u* s. w. Ganz peripherisch war meine yermuthung, lat.
amäre, famm könnte auch hierhergehören. Ich bin ganz bereit,
diese peripherische vermuthung, sobald sie widerlegt wird,
aufzugeben. Mit grosser Verwunderung lese ich aber IF
XVn 96 1, dass diese vermuthnng nach Uhlenbeck's „aus-
ftihrungen über die Vertretung der teuues aspiratae im Latei*
nischen (IF XIII 213 ff) als dlirchaus verfehlt" zu bezeichnen
ist. An der angegebenen stelle findet sich allerdings ein auf- fl
satz von Uhlenbeck über die atigedeutete frage; der anfsatz
gipfelt aber (s. 219) in dem bekenntniss, dass Uhlenbeck weder
über die Vertretung der t^nues aspiratae im Lateinischea ■
noch überhaupt über die idg* tenties aspiratae irgend etwas
EU behaupten wagte; „nil scire tutissima fides"; und auch der
leser konnte nach der lektüre von Ühlenbeck's aufsatz, deir
kein neues material brachte, absolut nicht gezwungen sein^
seine etwaige frühere ansieht zu ändern* Ich habe den im
ganzen nur referirenden aufsatz Ühlenbeck's gern gelesen, habe
aber darin eben mir ein referat gefunden; und jetzt soU das
ganze problem durch diesen aufsatz entschieden sein ! Ich halte
es vielmehr nicht nur aus physiologischen gründen für wahr-
scheinlich, sondern zugleich ans etymologischen giünden für ab-
solut sicher, dass die idg. tenues aspiratae im Lateinischen als f
und h (und deren fortsetzer) erscheinen. Dies hier näher zu
erörtern bin ich nicht verpflichtet. Vgl, jedoch unten über
hm^Gs und § 4 über fungfis^ — Mit bezug auf die sonstig«
lautforra des asl, choteti sei es mir erlaubt, hier noch hinzuzu- ■
fügen, dass ein o als Vertreter eines u- farbigen silbischen I
I
Neaei xmä nachtriglicheB.
179
BMals Eoch in einem bis jetzt über&eheneti klaren beispiel
TOrliegl.. ÄsL groza bedeutet ,horror*^ ebenso russ. grom,
ugroza; riiss. grozä liat aber daneben die jedenfalls ältere be-
deutung ,gewitter, donnert Das wort lässt sich daher voü
a&L grbmiti t. hrmiti ,donnern* asL groms ,donner' nicht
trennen. Eng verwandt ist es auch, wie längst von M i k lo s i c h
erkamit, mit lit, gnmudiiii gruntsti .di'ohen*. Aufiallig ist es
zwar, dass dem litauischen ^d im Slavischen nur z entspricht;
eine solche entsprechung ist jedoch auch sonst bekannt , vgl.
IF Y 36 und Mi kl o sich Vgl. gr. P 271, wo noch auf lit
gmistu griftiEdaü griihstt ^sinken in wasser, schlämm' neben
\m gidchbedeut enden asL gr^^m^ü russ, grjä^nuU verwiesen
wird. Die kombination von asL groza mit lit. grumsdHü
koünte früher als unsicher gelten, weü das verhältniss der
Tökale unklar war; dieser verdächtigungsgrund besteht aber
bBQte nicht mehr. Aufzugeben sind also die etymologien bei
Oethoff Parerga s< 44 und bei Zupitza KZ XXXVII 398.
{Das gesetz Zupitza's über slav.^ aus s kann aber trotzdem richtig
m; zwei neue belege nach r will Uhlenbeck KZ XXXIX
ä99 wahrscheinlich machen. Mt unrecht nimmt er aber an,
dass hierdurch eine revision der ansichten über slav. ch aus s
md den in diesem puakte besteheuden Zusammenhang mit dem
Arischen aöthig werde, i ist im Slavischen (ausser vor ver-
icUosslanten, IF V 77) zu ch geworden; der entsprechende
itimmhafle laut f ist dagegen niemals etwa zu y verschoben
'Orden; wie das erhaltene s vor verschlusslauten historisch
4 A auftritt, so erscheint auch i als slav. e] anders könnte
ttim es überhaupt nicht erwarten. Die alternation s:€h ist im
^Tischen gelegentlich zu einem mittel der wortbüdnng und
ißt bedeutungsunterscheidnng geworden, wie Baudouin de
Coirtenay, Szkiee jfzykoznaw^cze 1 259 schon nachgewiesen
bL Deshalb kann ch (aus s) gelegentlich auch nach e und a
itdien; an dem lautgesetz, dass idg. s nur nach i u r k zn
A wird, ist aber absolut nicht zu rütteln).
Uhlenbeck hat IF XVII 99 uud 95 noch ein paar von
lir vertretene et3rmologien , die mit der ^/i-frage in keiner
fierbiüduüg stehen, angegriffen. Die gleichung ash chlado
lit. smltas .kalV wird kurzer hand als ^ willkürlich*^
^lehnet, weil Uhlenbeck szdUas von lit. szalnä asL sktria
J^ nicht trennen will* „Wäre es nicht um chlads unter-
12*
180
Holg«r FttderBen,
1
zubringeiif so würde es keinein eingefallen seiü, ^älfc^ von
srnhiäj aksl slana zu trennen und sein anlautendes sz aus idg.
ks zu erklären^. Dieser satz ist unbedingt richtig; er kanu
auch so ausgedrückt werden: „Wenn man das heutige Litaaiscb
ohne irgend eüien seiteabUck auf verwandte sprachen etymo
logisireu darf, so kann smlias von ssalnä nicht getrennt werden".
Dies verfahren ist nun aber einmal nicht erlaubt; mau darf
niemals nach wurzeln suchen, ohne auf die historische and
vergleichende Sprachwissenschaft rücksicht zu nehmen. Wahn-
sinn gehört nicht zu tvahu^ wähnen ^ alb,*tiirk. sevda ,liebe*
gehört nicht zu ttirk, sevmek (sävmäk) ,lieben* (ZDMG 57, 5B6)^ ■
d. Glicht gehört nicht zu sticken, hantieren nicht zu Äan/CT
(Brngmann IF XVII 17Q), bret dimezdl junges mädchea"^^
(aus fr- demoiseUe) gehört nicht zu dimesd ,heirathen' (worübe^^
vgl, V. Henry Lex. 6L du breton moderne); alb. leho\
.Wöchnerin* (griech*) gehört nicht zu lehem ,vverde geboren'
türk. syklät »pesanteur, peine, importunit^*» alb. mkkt ,ui::^-
behagen' ,lange weile' (arab., von paqala) gehört nicht zu türk^.
.sykylmak .Unbehagen, lange weile empfindenS da dies ecB=Lt
türkisch ist {sykmak ,presser'); die ähnlichkeit war aber gro^ss
genug, um einen forscher wie G. Meyer (Et Wtb, s* 384) ^sa
täuschen. Im Dänischen steht agem ,frucht der eiche' neb^su
fg ,eiche* genau wie bog ,frucht der buche* neben bag ,büch^';
und trotzdem ist agem (got. akran) mit eg absolut nicht v^aa--
wandt
Was die bezeichnung der gleichung ash chlada : lit* szäl^^as
als „willkürlich^ betrifft, so erlaube ich mir darauf zu r^r-
weisen, dass dieselbe deutung auch in der bald nach mein ^m
aufsatze erschienenen arbeit von Mikkola Baltisches tm^nA
Slayischey (t'inska vetenskaps-societetens förhandlingar XL-*^)
s. 44 vorgetragen ist, also wenigstens zu denjenigen willkürlL^^h-
keiten gehört, die auf einmal von mehreren Sprachforschern
einleuchtend gefunden werden. Auch die sowohl von K»ir ,
(KZ XXXVIII 395) als auch von Mikkola (Baltisches uJidJ
Slavisches s. 39) und von Mansion Les gutturales grecqtJes
s, 98 gebilligte kombination von aal sirs ,verwaist* lit. $zmrfs
,wittwer* sBeiri ,wittwe* mit gr. xn9^^ 1^*- herm wird von
Uhlenbeck IF XVII 95 verworfen, vermuthlich nicht nur
wegen seiner verliebe für wurzeletjrmologien (hier bietet mh
ein indisches ha- ^verlassen' !) , sondern zugleich weil ein id^.
N«tiee und nficbtriglicbee.
181
*ih^o- *Pk^ro' (vgl. serb. dröte ,die waisen*, siromäi ,die
annen*, Strotan »verwaist', sirot^äd ,die waiseoS derpii akzent
aaf ein idg. ti oder / weist) seinem wünsche, die existenz der
idf* tennes aspiratae gänzlicli abznleugnen (IF XIII 219),
aicht recht zustatten kommt,
§3* (Die armenischen lehn Wörter im Türkischen.)
Deijenige theil meines aufsatzes KZ XXXIX 3B4— 485, der
über die armenischen lehnwörter im Türkischen handelt (s.
W2 — 465) ist von bern] dr. Bernhard Munkäcsi in der
idtichrift Keleti szemle V 352—357, vgl. 347—349 be-
^rochen worden.
a) Ich war natürlich bei der abfassnng des betreffenden
tbechnittes vor allem bestrebt gewesen die als armenische
lehnrörter in anspruch genommenen türkischen Wörter nach
biften allseitig zu beleuchten. Ich darf jetzt nach Munk^esi's
kaprechung annehmen, dass mir dies einigermassiMi gelungen
ist; denn er hat im grossen und ganzen nur dasselbe materiaJ
ins feld geführt j das auch schon bei mir verzeichnet ist. Was
er aeues beibringt, wird im verlauf meiner darstellnng be-
sprochen werden. Mit einer gewissen enttäuschung habe ich
jedoch bemerkt, dass er über diejenigen türkischen Wörter,
ten geschiebte mir unklar war (wie osm. gäm ,zaum^ s. 462),
liebt nur nichts entscheidendes, sondern überhaupt nichts vor-
getragen hat.
I b) Obgleich nun aber Munkäcsi dasselbe material wie ich
J benutzt, so hat er daraus zum theil gau2 andere folgerungen
I «1» ich gezogen. Auffällig ist en mir gewesen, dass er that-
I ^heu, die mit meiner hypothese stimmen, und deren fehlen
^fir meine lehre geradezu verhängnissvoU sein würde, als ar-
^punerite gegen mich verwendet. Ich habe bekanntlich eine
nähe von türkischen Wörtern als aus dem Armenischen ent-
Wmt bezeichnet und dabei auf eine periode verwiesen, als
ten termin US ante quem ich nach der lautlichen fonu
to Wörter das jähr 5CM} vor Chr. angesetzt habe. Munkäcsi
w&det nun mehrfach ein, dass die betreffenden werter gemein-
ttridsch sind, über das ganze türkische Sprachgebiet verbreitet
>iiMl. Dies wäre allerdings ein sehr schwer wiegender ein-
»tßl falls man annehmen dürfte, dass die Türken in der
?eri(Mie H300— 50(j vor Chr. Konstantinopel beherrschten, bei
Kaxaa wohnten, am eismeere sassen, eine annähme, die eben-
ii
Holfer Peäonen,
80 wahrscheinlich ist wie etwa die atmahme, dass die Slaveii
in jener periode Madivostok, Archani^elsk, St. Petersburg und
Prag beherrscht hätten. Derartiges nimmt aber Muakäcsi
selbstverständlich nicht am. Die ungeheure Verbreitung^ der
Türken ist ebenso wie die ungeheure Verbreitung der Slaven
ganz sekundär* Auf dem ungeheuren gebiete der türkischen
Stämme sind noch heute die sprachlichen unterschiede so gering,
dass man vielfach geneigt, ist, eher von verschiedenen dialekten
als von verschiedenen sprachen zu reden ; und auch wenn man
die am meisten abweichenden sprachen (das Jakutische und
das CuwaSische) mit heranzieht, daif man sagen, dass sich
auf dem türkischen gebiete keine grösseren differenzen als
etwa auf dem slavischen gebiete voi'ftnden. Und wie die im
9* Jahrhundert nach Chr. entstandene altbulgarische slavischeJ
Schriftsprache von einigen speziellen punkten abgesehen in^
ganzen gerade diejenigen formen enthält, die man nach deBET'
vergleich nug der sämmtlichen modernen slavischen spracheszi
als urslavisch ansetzen miisste, so enthalten die aus dem ^ .
Jahrhundert nach Chr. stammenden von Vilh. Thomsen ent-
zifferten Orchon-inschriften noch im wesentlichen die als wm:--
türkisch anzusetzenden formen. Da die sprachentwickelui:»^
nicht immer mit der gleichen Schnelligkeit verläuft, so ist ^ss
natürlich nicht möglich durch rückbereclmnng den genauso
punkt zu finden, wo noch die türkische ui-sprache als ga
einheitlich bestand, und wo die spraclüichen vorfahren 4
jetzigen türkischen Völker noch als ein nicht allzugross
irgendwo eingeengtes, einheitliches volk ein der grossen w
unbekanntes dasein fristeten (wobei es ganz gleichgültig ist
ob dies volk isolirt dastand oder etwa durch eine lange kette
von später sprachlich verschollenen bruderstämmen mit d«tj
Mongolen verbunden war). Wenn wir annehmen, da^J
die erste bekann tschatt der Chinesen mit den vermuthlid*
türkischen Hiung-nu mit der ausvvanderung der Türken aQs
ihrer nrheimath in Verbindung steht, und wenn wir die zeit,
die für die Wanderung von einer recht fernen nrheimath bis ^
den grenzen des chinesischen reiches nöthig war, nach maass-
gäbe der historisch bekannten Völkerwanderungen berecho^^
so werden wir an der annähme absolut keinen anstoss nehm^^
können, dass die sprachlichen vorfahren der jetzigen türkiscbeß
Völker nach in der von mii* angedeuteten periode {deren ter-
I
Neues und ßachtri^Ucfisfl,
183
ante quem das Jahr 500 vor Chr. ist) als einheitliches
Volk in der nähe der Armenier lebten. Sollte jemand aus
turkologischen gründen meinen terminus ante quem etwas
weiter zurück (etwa 600 oder 700 vor Chn) verlegen wollen,
80 habe ich dagegen nichts, Haben die Türken in dieser
I Periode lehn Wörter aus dem Armenischen autgenommen, so
Blässe n diese lehn werter heute auf den verschiedensten punkten
Hles türkischen gebietes nachweisbar sein, ganz ebenso wie es mit
^4e& im anfaug unserer zeitt^echnung aus dem Gotischen ins Sla-
mhe übergegangenen lehnwörtern steht, die jetzt von Vladi-
vostok bis Prag verbreitet sind und an ableitungen ebenso
reich sind wie die echt slavischen Wörter (lehrreich sind auch
liie ur-ngrofinnischen entlehn ungen aus dem Arischen wie finn.
^sda läpp. &iiöUe magy. siä^ ,huüdert\ deren alter allerdings
nicht bekannt ist; älter als unsere iranische Überlieferung
(Diifiseü sie nach der sprachlichen form sein; ur-ugrofinnisch
wurde z, b. etwa *iata ^hundert* gesprochen). Auffällig wäre
6fl dagegen gewesen, wenn armenische lehnwörter, die vor
dem jähre 500 vor Chr. aufgenoumieii sind^ nur eine geringe
feographische Verbreitung hätten. Ich habe mich daher natür-
j lieh bestrebt den gemeintürkischen Charakter der armenischen
lehnwörter nachzuweisen. Ich hätte erwartet, dass ein etwaiger
geguer mir vorgeworfen hätte, es sei mir dies nicht immer
irelangen. Dass aber gerade der gemeintürkische Charakter der
Wörter und ihre ableitungsfilhigkeit (Munkacsi s. ;iö6) als ein-
tÄfld gegen mich verwendet wird, kann doch wohl nur auf
I äoem lapsns c^lami meines gegners beruhen.
' c) Was die historische seite der frage betrifft, so muss
ich natürlich, nm meine hypothese aufrecht zu halten, den Ur-
t3rken ziemlieh weit nach westen gelegene wohnsitze zu-
schreiben. Hierzu bemerkt Mnnkäcsi: „Auch ich halte es für
dorchaus walirscheinlich, dass die entwickelung der altaischen
sprachen nicht im fernen osten, sondern in der nähe der ur-
llten westasiatischen kaltur nnd im Zusammenhang mit ihr
Itattgefunden hat.*^ Über diese Zustimmung kann ich mich
latürlich nur freuen; jedoch muss ich nachdrücklich hervor-
eben, dass ich gar nicht von den ^altaischen" sprachen,
■p^ndern nur von den Türken gesprochen habe. Dass aus den
^iefitlichen Wohnsitzen ^noch nicht folgt, dass die Armenier
*?inst auch nachbarn der Türken gewesen sein müssen", gehe
184
Hotgor Federsöö,
ich selbstverständlich zii; eins folgl^ aber daraus: dass meüie
hypothese sich innerhalb der grenzen der u, a. auch von
Mnnkäcsi als möglich anerkannten Verhältnisse bewegt; er ist
also gamicht dazu berechtigt, meine vermuthung schon apriori
als „sonderbar" zu bezeichnen (s. 352).
d) Ich habe in nieineüi aufsätze s. 463 — 460 eine Über-
sicht über die sich irgendwie mit der meinigen berührenden
entlehn ungshypothesen (beeinflussung der Türken von anderen
Seiten her, einfliiss der Annenier auf andere Völker) gegeben.
Zunächst musste es mich natürlich sehr interessiren , dass
mehrere ausgezeichnete und methadisobe Sprachforscher (u, a.
Setälä und VilL Thomsen) es für möglich und wahr-
scheinlich halten, dass die ugroiinnischen sprachen in sehr alter
zeit lehn Wörter aus dem Armenischen aufgenommen haben. MuB-
k4csi batte gegen diese ansieht polemisirt; der Schwerpunkt seiner
Polemik ist darin zu suchen, dass er das tnv finn* orpo ;waise'
(arm* orb) charakteristische o anch in solchen Wörtern nach-
weist, die nicht armenisch sein können (finn, kota ,hütte' awest.
kata- jkammer*, finn. ora ,bohrer' aind. ärä ,ahleO* Wenn er da-
neben auch auf den vokalismus des Magyarischen {ärva ,waise\
häe jhans*, ar ,BchuhahleO ein gewisses gewicht zu legen scheint^
hat er kaum recht; nicht nur in bezug auf die quantitat,
sondern auch in bezug auf die qualität wird der magyarische
vokalismus un ursprünglich sein* (Vgl, magy. hmin ,zn hauhe*
finn, Arotom; ein Wechsel zwischen a und o liegt allerdings
sicher vor bei dem iranischen lehuwort finn. sami ,horu' : läpp,
fJoarwe), Wie Mnnkäcsi sich übrigens mit gleichungen wie
finn, nuori jung' arm. lior ,neu, jung, oder finn, oris ,hengst
arm. orj (j = ;j) ,männlich (von thieren)* abfindet, weiss icli
nicht. Ich woDte und will aber zu dieser frage noch nicht
selbständig Stellung nehmen,
e) Was die fremden einflüsse auf das Türkische betrifi't,
so habe ich zunächst anerkannt, dass das Türkische lehn wort er
ans dem Sumerischen enthält. Dies stimmt durchaus mit den
ansichten von Mnnkäcsi, der gerade aus diesem gründe geneigt
ist, die ursprünglichen Wohnsitze der Türken in der nähe der
uralten westsasiatischen kultur anzusetzen. Auch gegen die von
manchen forschem angenommenen und gewiss nicht abzuleug-
nenden berölirungen der Armenier mit dem babylonischen
knlturkreis scheint Mnnkäcsi nach s* 349 keine bedenken zu hegen.
N«a«i und naehtrfif Uches.
185
f) Ferner hat nun Munkäcsi schon längst angenommen,
im es im Türkischen arische lelmwörter gibt. Gäbe es wirk-
lieh alte (d, h, urtürkische) entlehnungen aus dem Arischen^
so wäre dies natürlich für meine hypothese eine giinstige that-
swbe. Was aber MiinkÄcsi Keleü szemle I 156 f* vorträgt,
koBnte mich unmöglieh befriedigen. Es findet sich hier z. K die
gleicbung toboL tat. jäldm, jylyni ,fischenietz' aind. jälam
jiet2'; wie soll es aber möglich sein, dass das indische j durch
ein türkisches j wiedergegeben worden wäre? weshalb haben
ie Türken nicht das ihnen geläufige f' verwendet? Aus d^j
% ist das indische j doch nicht eutstanden, wie Munkäcsi
sonderbarer weise annimmt Auch lässt sich die kombinatiou
sieht etwa in der weise retten, dass mau einen wandel von
^ in ; Bof tiirkischem boden annimmt; denn wo auf türkischem
^Mete j neben j steht, da ist es einfach aus j entstanden (so
steht z, b. neben osm. ^üA ,bündel, bürde, last' ein kirgis, jü/f
und mit noch weiterer änderung Cuwa^, U% Sok). Möglich
wäre es dagegen, ein türkisches / einem nenpersischen s gleich-
setzen, weil das neupersische anlautende j aus einem älteren
i entstanden sein kann; in solchen fällen wäre also das ttir-
üAb wort nicht ans dem Neupersischen, sondern aus einer
^as älteren sprachform entlehnt. Ganz sonderbar finde ich
iber die gleichung tuw. j^m ,\mm' (nach Grönbech's sehrei-
bnag j?tn) magj. imeg, ing np. ^«ina ,kleid* ; zwar ist auch hier das
sp. j ans ; entstanden, aber das gemeintürkische j ist bekannt-
Hei im Cuwaäischen zu § gew^orden, und das heutige öuw, ./
itt das Produkt eines ganz sekundären lautlichen Vorganges;
tichtiw, j^m kann also nni" dann zu np. |ama gestellt werden,
tenn es aus einer anderen türkischen spräche entlehnt ist;
dmiber theilt Munkäcsi aber nichts mit; vielmehr scheint er
das wort als echt finwaöisch und als quelle des magy, imeg,
i^g aofzufassen. Obgleich ich also auf manchen punkten mit
HiBk&csf s behandlung der lautgeschichte nicht einverstanden
sdn kann, bat er allerdings eine anzahl von etjmologien auf-
gestelll, gegen die ich prinzipiell nichts einzuwenden habe:
fcagit, jam ^irdener trug' : aw. yama- ,glas' ; alt. jada ,zauberstein^
Ißäa^ ,2auberer' ^ag.jadu ,zauberei* : kaz. jadt^^ iadu ,zauberei*:
Äw* ydh** ,zauberer*; mm. jan ,seite^ np. ja» ,richtnng, seite*;
^ag, Jan kaz. ia» ,seele' np. jd» ,seele^ Wenn ich prinzipiell
ttkhts ge^en solche gleichnngen einzuwenden habe, so bedeutet
186
Hülger Fedeneu,
das nun allerdings nicht, dass irh sie alle als zweifellos richtig
betrachte. Bei wenig verbreiteten Wörtern lassen sich bei aller
anerkennung des IraniBcheii ausgangspunktes noch verschiedene
müglichkeiten denken, an die Mimkäcsi gar nicjit gedaciit zu
haben scheint; me wäre es, wenn z. h. irgend ein neuper
sisches wort mit j- zunächst darch den einfluss des mohanune*
danismus in einen türkischen dialekt übergegangen wäre, de^
selbst j- besitzt, dort volksthümlich geworden wäre und nach
her in einen nachbardialekt übergegangen wäre, wo man g^^
wohnt war, das j der nahe verwandten nachbarn als mit de^^
eigenen j identisch zu empfinden? (Vgl. etwa dän* sky aus fraa^^
j^is^ wo die lautvertretung sieh daraus erklärt, dass man g-^
wohnt war» fremdes (deutsches) s mit dem dänischen sk etyitxo.
logisch zu identiflziren). Von diesem gesichtspankte ai2s
verlieren 5ag, jam» jadu und jan ,seele' einen theil ihrer übef-
zeugenden kraft. Vgl. fiuw* janavar ,thier* aus np. ^anvar,
Äimarin p. 12< Der anklang des osm, >ii ^seite* an ü&s
«tyraologisch dunkle np< s^n könnte ganz gut zufMlig sek
Onm. jiik ,bündel, bürde, last', das einerseits ein unzweifel-
haft altes türkisches wort ist, andererseits aber an das idf
*jt(gom joch' auffällig anklingt, passt wegen des ü und übrigens
wohl auch wegen des k nicht zum Iranischen, Ich kann also
absolut nicht finden, dass Mnnkäcsi es wahrscheinlich gemacht
hat^ dass das Urtürkische lehnwörter aus dem Arischen ad-
genommen hätte» Ja, ich muss hinzufügen: ich hatte bei der
lektüre von Munkicsi's aufsatz überhaupt kaum den eiudruct,
dass er eine solche these aufstellen wollte ; es war mir zwar
klar, dass er die entlehnungen in eine einigermassen alte zeit
verlegte ; dass er aber an die urtürkische periode dachte, s^ltien
durch die art seiner darstellung ausgeschlossen. NatÜrUcb
wäre es denkbar, dass das, was Munkacsi nicht bewiesen W
und vielleicht überhaupt nicht hat beweisen wollen, trotssdew
beweisbar wäre* Ich verhalte mich jedoch in dieser heziehuag
skeptisch, und ich gab KZ XXXIX 465 meiner skepsis dar^b
die folgenden, von Munkacsi sehr beanstandeten worte aiiä-
druck: „Auch wohnten die Türken in alter (d. h. urtürkischer)
zeit vielleicht nicht östlich genug, um sich mit den Ariern za
berühren*^. Aus diesem anlasse belehrt mich Munkäesi, i^
^arische nomadenstämme in der mitte des ersten vorchristliclien
Jahrtausends (und wahrscheinlich auch viel früher) — wie di«s
die skythischen eigennamen und die arischen lehnwörter iu
im finuiseh-magyarischen sprachen unzweifelhaft beweisen —
«estUcb bis zum Don verbreitet waren". Von den lehnwörtera
10 den finnisch- magyarischen sprachen sollte man in diesem
Zusammenhang nicht sprechen, solange man nicht weiss, wo
die Ugrofinnen etwa 1000—500 vor Chr. gewohnt haben;
Damentlicb sollte man davon nicht reden, wenn man wie
Mankäcsi, Keleti szemle IV 374 ff* der ansieht ist, dass diese
Iphn Wörter zum theil geradezu indischen Ursprunges sind.
Die Skythen am Don haben im jähre 500 vor (-hr. jedenfalls
nicht Indisch oder Urarisch gesprochen. Auch schon der ge-
danke, dass die Iranier sich Jahrtausende lang von Indiens
freozen bis weit in llussland hinein erstreckt und sich
trotzdem nicht mehr ditferelizirt hätten, als dass sie noch im
Westen wie im osten als eng verwandt leicht zu erkennen
wircn, ist auffällig genug. Vorsichtiger und wahrscheinlicher
därfte die annähme sein, dass die Iranier in ihren westlichen
Wohnsitzen nicht viel früher vorhanden gewesen sind als in
der zeit, aus der unsere ältesten darauf bezüglichen Zeugnisse
itAmmen. Dass die Iranier, die in der mitte des ersten vor-
cbristlichen Jahrtausends in Russland gewohnt haben, aus Iran
oder den nächsten Umgebungen Irans ausgewandert sind^ wurd
man auch dann annehmen müssen, wenn man etwa die ur-
kimath der Arier nach Russland verlegt, was Munkacsi \ael-
lächt mit der bemerkung andeutet, dass nach seiner f^ansicht
ta vordringen der altaischen stamme nach Zentral- Asien in
eine ältere periode fällt als die der eiuwandetung der Arier nach
Eran nnd Indien/ Die Arier wären dann zunächst sehr firöh
w Bussland nach Asien gewandert (wie etwa die Insel-Kelten
IQS Gallien nach Grossbritannien und Irland eingewandert sind)»
Ip&ter wären aber einige iranische stamme wieder nach Uum-
U&d eiDgew^andert (etwa wie die Bretonen nach der Bretagne),
aber die urheimath der Arier Hussland gewesen wäre, halte
für gaoe unbewiesen; viel eher kommt Iran oder theile von
Inn und den nächsten Umgebungen Irans in betracht. Das pro-
Hem igt mit der allgemeinen frage nach der idg. urheimath
Hg verimöpft. Hier ist es nun allerdings mode geworden^ an
sgend eine gegend von Europa zu denken. Es ist mir aber
ücltt bekannt, dass jemand flie von Johannes Schmidt für
laien geltend gemachten schwerwiegenden argumente wider-
egt hätte (vgL neuerdings Meringer IF XVI 166 f., Fick
188
Hi^lfer Peder8«ot"
BB XXIX 244 f ) Wie dem auch sein mag, ein beweis dafiii-,
dass das urttirkische volk, das in der nähe der Armemer
wohnte, auch nut den Ariern heriihrungen gehabt hätte, ist,
soweit ich sehe, bis jetzt nicht erbracht. Was für chrono-
logische und geographische Mgerungen man daraas zu ziehen
hat, ma^ meinetwegen noch eine oflene frage bleiben,
g) Nicht sehr aufmerksam scheint Munkftcsi meinen § 69
gelesen zu haben. Ich gebe gern zu, dass der inhalt dieses
Paragraphen etwas bunt ist; ich wollte hier das, was unsicher,
aber aus irgend einem gründe beachtenswerth war, zusammen-
stellen, um es so von den mir als sicher oder absolut wahrschein-
lich geltenden etymologien reinlich zu trenneu. Ich bin entschieden
in meiner vonsicht zu weit gegangen. Gegen die herleitung des
osm, kapu orch, kapyff oder des stammverbums dieses Wortes aus
dem Armenisclien , gegen die erkläning des osm, hart* jak,
kari- ,bauen* ans arm. k'erfem, gegen die deutung des osm.
däri ,haut' n. 8, w. aus dem Armenischen (vgL arm. tet gen,
plur, tfi-ic ,callo' und dazu Meillet MSL VIII 165), lässt sieb
in Wirklichkeit nichts einwenden; ziemlich gut steht auch dia
Sache bei osm. dum ,dach'; und so lange die geschichte des
osm* gam ,zaum^ nicht in eine neue beleuchtung gestellt worden
ist-, müssen auch meine darauf bezüglichen bemerkungen un-
anstössig bleiben. Diese Wörter geben absolut zu keines
pathetischen deklamationen anlass. Ich hatte aber in dem-
selben Paragraphen noch die frage berührt, wie man die
augenfällige ähnlichkeit einiger alten türkischen Wörter mit
gleichbedeutenden slayischen Wörtern zu beurtheüen hat. Meine
entscheidnng ging darauf hinaus, dass die annähme von be*
riihrungeu zwischen Urtürken und Slaven mir so aufiallig war,
dass ich lieber z. h. das offenkundige lehn wort osm, apmk
jpapper öuw. ewes ,aspe* (asL osina \\L ap^tmh ahd, aspa) aus
einem verlorenen armenischen worte als aus einer vorform des
slavischen Wortes erklären möchte ; über das gleichfalls an das
iSlavische anklingende givmäk, gävmäk ,ronger, rumiuer' habe
ich mich mit dem allergrössten vorbehält ausgedrückt (ich
habe mich einfach damit begnügt, diejenige form zu konstriüren,
die nöthig wäre, wenn man an das Armenische denken wollte,
und habe dann die weitere beurtheilnng deu lesern überlassen).
Auf meine behandlang der beiden Wörter apsak und gh>mäk
muss sich, falls nicht ganz gegenstandslos, die
I
aussenmf ■
Neues und DMhtrt^Hehea.
189
MuDkäesrs s. 356 bexiehen, wonach die annähme , dass sich
im Türkischen eventuell sonst verlorenes armenisches sprach-
gut erhalten haben könnte, „alle grenzen der unmögücbkeit
Terach winden'* lassen soll. Ich hebe daher ausdrücklich hervor,
dass, wenn ich hier in methodischer beziehun^ überhaupt un-
TOfsichtjg gewesen bin , meine Unvorsichtigkeit darin besteht,
dass ich den slavisehen einöuss auf das Urtiirkische abgeleug-
net liabe, keineswegs aber darin, dass ich das ,, verlorene
sprachgut" für meine armenische hypothese in die wagschale
gelegt hätte, was ich nicht gethan habe. Vor „verlorenem
iprachgut'* hat Munkäcsi übrigens nicht immer die gleiche
forcht So hat er Keleti szenile IT 312 slav. ksnjiga ,buch*
ilfi aas dem Türkischen entlehnt bezeichnet, obgleich ein ent-
iprecheudes wort im Türkischen nicht nachweisbar ist Ich
liabe ihm KZ XXXIX 464 beigestiramt, weil ich im anschlosa
an Mikkola das woii als ursprünglich orientalisch betrachtete.
Meine weiteren erörterungen über dies wort hat Munkäcsi
8.349 in extenso zitirt und hält sie also offenbar für richtig;
wie ich bÜligt er also Mikkola's verweis auf assyr. kunukku
4egel'; wie ich findet er also wohl, dass arm, knik^ ,sieger
(gesprochen Imnik'', wobei 9 ein älteres u oder i, hier jeden-
bXk u vertritt) dem slavisehen kmjifja formell nahe steht
Wn ist nun aber die unmittelbare quelle des von Mnnkäcsi
üod mir postulirteu türkischen woites? Ich verweise natürlich
direkt auf arm* /mit'. Es hat in einer vorhistorischen periode
d£s Armenischen ein mouillirtes n gegeben (KZ XXXIX 407).
Nichts hindert die annähme, dass auch das n von knU^ in einer
TorMstorischen periode mouilliil war. Dies nmthmassliche ifi
hätten die Türken durch ihr nasalirt^s i (KZ XXXIX 451,
/D-MG LVII 552) wiedergeben können, und diesen türkischen
laut hätten die Slaven in früher zeit durch ihr nj ersetzen
können (vgL die mongolische wiedergäbe durch n (KZ XXXIX
452 unten), Munkäcsi wird von seinem Standpunkt aus nicht
auf das Äi-menische verweisen können, muss also auf eine ver-
lorene Sprache verweisen; ich würde ihm allerdings nicht des-
Wb vorwerfen, dass er alle grenzen der Unmöglichkeit ver-
^winden liesse* Auf eine verlorene spräche möchte ich selbst
f erweisen, am das arm. hiik^ zu erklären. Das i aus u ist
toalich zu erklären wie bei apers. dipi' ,inschrift', das durch
düoiiebes Zwischenglied aus assyr. duppu- ,tafel^ entstanden
190
Holger FediM^fti.
ist (Jensen ZA VI 172, W. Foy ZDMG LH, 128; im-
gemäss mag das keilschriftliche elamische tup*pi als tip*pi zu
sprechen sein). Die Zwischenstufen zwischen u und t sind
nicht belegt; sie können aber ju^ jiu ji gewesen sein; dadurch
wäre denn auch das oben angenommene n in knik" erklärt.
h) Mnnkäcsi wendet gegen meine hypothese ferner ein, ■
dass ein paar der von mir als lehnwörter ans dem Armeniseheii^
bezeichneten wöiter anch im Mongolischen und im Tungi--.^
sischen oder Mandschuischen vorkommen. Auch hier benutz'-^
Munkäcsi nur das schon von mir verzeichnete materiaL WL ^
aber die erwähnte thatsache ein einwand gegen mich sein so^l
begreife ich absolut nicht. Ein theil der Wörter kommt doc?-j)
auch, wie ich gleichfalls erwähnt habe^ im Magyarischen im^
im Sla vischen vor. Daraus folgt doch wirklich nicht, iaas
diese worter nun sofort ur-indogermanisch-ugrofinnisch*turkiscJi'
mongolisch-mandschuisch wären* Vielmehr bandelt es sich ma
ganz offenkundige lehnwörter. Die betreffenden mongoliscben
und mandschuischen Wörter enthalten in ihrer lautform absolnt
nichts^ was auch nur den leisesten schatten eines zweifeis an
der möglichkeit der entlehunng erregen könnte. Überhaupt
kann kein sachverständiger daran zweifeln, dass wenigsten W»
der augenfälligen Übereinstimmungen zwischen dem Mongolischen
(Mandschuischen) und dem Türkischen auf entlehnung beruhen;
denn die sprachen sind in ihrem kerne von einander ungeheuer
verschieden ; der gegenseitige abstand ist sehr viel grösser als
der abstand zwischen den verschiedenen idg, sprachzweigeu
(KZ XXXTX 443; vgl Grönbech Forstudier, s. 4—8, He-
llo ran skij, GGA 1904, nr. 6, s, 491 ff). Wenn die zahlreiehen
lehnwörter noch immer oft als Zeugnisse der verwaudtscliaft
angeführt werden, so bedeutet das nur, dass die methode der
betreffenden altaiologen noch alles zu wünschen übrig lasst
Zu diesen antediluvianischen altaiologen gebort aber selbstver-
ständlich Munkäcsi nicht. Und die form seiner äusseruBgen
über die von mir als armenisch bezeichneten türkischen Wörter.
die auch im Mongolischen und Mandschuischen vorkoniraent
lässt vermuthen, dass er gar nicht an Urverwandtschaft gedacht
hat. Wäre es möglich zu vermuthen, dass er osm, küju»^
jSchaf' koi^ , Widder' als mit dem mong, xanin ,schaf Mc&
»Widder* urverwandt betrachtete, so wird dieser verdacht doch
wohl dadurch widerlegt^ dass er neben diesen mongohscfeeo
Keaefl and na<;htr%Hches.
191
r
formen auch mandsclu homn tungus, konin und mandseb. Mäa
tngns. kuca anfuhrt; denn bei diesen letzteren Wörtern Uegt
die entiebnang doch so auf der hand, dass wohl niemand
daraa zweifelt. Wenn aber Munkäcsi ebenso wie ich die be-
treffenden mongolisch - mandschuischen Wörter sämmtlich als
^Üehnt betrachtet, so verstehe ich nicht, wie sie gegen mich
ins feld geführt werden können. Armenische Wörter, die in
oitilrkischer zeit aufgenommen worden sind, müssen doch eben-
m leicht me die echt türkischen Wörter sich zn den nachbarn
der Türken verbreitet haben können. Ja, Tielieicht noch
leichter; denn es läsat sich vielfach beobachten, dass gerade
die lehnwdrter eine tendenz haben, weiter zu wandern (weil
sie mit weiterwandernden knlturerrungenschaften und kultur-
strömangen in Verbindung stehen)*
i) Von den allgemeinen gesichtspunkten gehe ich zu den
einzebien von Mnnkaesi erhobenen einwänden über. Diese
g^ehen ganz natürlich in der regel nicht vom ai'menologischen,
scndero vom turkologischen gesichtspunkt aus. Meine erklärung
Am türkischen favar osui. äavar ,vieh* findet Munkäcsi sehr
▼eriockend, verwirft sie aber trotzdem, indem er sich auf meine
oigenen worte beruft, es sei aufiföUig, dass das urarmenische u
iwn, tvair ,mit^t\ gesprochen tavair mit 9 aus i*) im Tür-
kbcben mit a wiedergegeben wurde. Ich hatte es als meine
Pflicht betrachtet, auf die auffalligkeit dieser wiedergäbe hin-
zuweisen; unerklärlich ist sie aber nicht; denn nachweisbar
hat in einigen fallen im Türkischen eine vollständige assimi-
hänn der vokale von zwei aufeinander folgenden silben statt-
gefimden; vgl. orch. ygad koibaL ayys osm. a^a^ ,baum^; kir,
k^. tam^/r jakut. fymf/r osm. danmr ,ader' (ZDMG LVII 5Ö9),
Ferner wendet Munkäcsi ein, es sei von mir hei der beurthei-
litg des Wortes tavar „ganz ausser acht gelassen worden, dass
du wort im Osttürkischen (auch im Uigurischen) die form
taior hat (s. Radi off Wtb, m 966). Vielleicht gehört es zu
OttQ. krim. tabym ,gchaf, herde* 6agat, kaz. tabun ,pferdeherde*".
Tkl eher wäre es möglich, dass tavar volksetymologisch
mit tohym^ tahun m Verbindung gebracht und dadurch zu
^hr umgestaltet worden wäre. Dass iahar nicht ohne die an-
•ibiiie einer analogischen oder volksetymologischen Umgestaltung
ist (arnr idenüfizirt werden kann, muss doch wohl auch Mun-
kieri wissen.
192
Holf er Federieaf
j) Mit beztig auf äsä'k ,esel' arm, 6^^ bemerkt Munk;
8. 353, dass -äk zwar, wie ich angegebeu hatte, im Türkischl
ein sehr gewöhiilicbes suffix ist, jedoch nur im deverbaleo g||
brauche. „Solche beispiele, in welchen niit -a.k -ak vou eind
substantivum ein anderes gebildet ist, sind äusserst selt<
(vgl hamk ,ähre' neben has ,haupt', kumak ,sand' neben Aii|
,sand'); demzufolge ist es auch sehr zweifelhaft, ob eine dej
artige bildung bei einem lehnworte angenommen weriM
kann," Ein ins Urtürkische aufgenommenes lehn wort steht i
bezug auf die ableitungsmöglichkeiten auf einer linie mit d^
echt türkischen Wörtern; und ein denominatives -ak, -äk i|
keineswegs selten ; vgl. int aUmak ,nehmen* neben al-ipn
nehmen*; osm. aps-ak ,pappel* kaz. usak neben ^uwa§* et
,aspe* koibaL o$; kaz, osm. höjräk ,niere' neben kaz. bojSr
buör ,niere* (dass Böhtlingk in jakut hÜGr abfall eii^j
suflSxes angenommen hat, hebt die gültigkeit dieses beispie]
nicht auf); jakut kätäx ,nacken' neben bochara, hejin ,bi
behind' taranöi, altai. kln ,nach* koibal. kesü ,nach üun' {;
kenn + poss. pron.; urtiirkisches -d- wird jakut -i-, küf
-jy'-, in den meisten dialekten aber zu -j-, das schwinden k
u. s. w. ; vgL noch Böhtlingk Jakutische Grammatik I l
Und sonderbar genug, s* 347 nimmt Munkäcsi selbst an, dj
ämk ein lehnwort ist und trotzdem ein denominatives -ak
hält (er stellt näralieh äMlc zu snmer. anM),
k) Bei dem türk- worte kfjtz ,gans', das ich mit dem art
mg identifizire, hatte ich auf eine bemerkung von Badlot
verwiesen, wonach im osmanischen nominalauslaut nur ^, aidi
s vorkommt Ich bemerkte, dass das Osmanische in diesel
punkte vom Urtürkischen prinzipiell nicht abwiche, und erklärt
die erscheinung aus einem urtürkischen anslautgesetz, wonaß
s im wortAUslaut zu e geworden wäre. Apriorische bedenke
gegen ein solches lautgesetz kann es nicht geben. So scheui
doch z. b. im Urgerraanischen jedes auslautende s zu i' gl
worden zu sein (während im inlaut der wandel von b in
nur unter bestimmten akzentbedingungen vorkommt). Vgl ad
Über aind. devapatir Iva u. s* w. oben I § 4^. Für den gril
chischen auslaat will Hugo Ehrlich KZ XXXIX 550:
einen wandel von urgr. -rs in -rr annehmen, während im inlaut
entsprechender wandel nur unter bestimmten akzentbedinguni
(oder nach einigen gelehiten gar nicht) vorkommt Im Bi
Neues und iia«litrfi^licli»B.
193
toniscUeii ist auslautendes s zu ^ geworden, inlautendes s ist
dagegen wenigstens iu einigen fällen stimmlos geblieben: foe
^aben* plur, fochon, wo ch den laut s bezeichnet; ob dies mit
dem 7on mir für das Urtürkiscbe angenommenen Vorgang
parallel ist, mag jedoch zweifelhaft sein. Ganz verschieden
ist jedenfalls die entstehnng eines ^ aus s im auslaut im Vep-
sischen und Li vischen, s. Setälä Yhteissuomalaiiien äatine-
lustoria s, 234 und 237). Was die empirische seile der sache
betrifft, so habe ich selbst als ausnahmen von der Radlolf sehen
regel eine anzahl osmanischer Wörter auf -s angeführt, habe sie
jedoch als wenig beweiskräftig bezeichnet, weil sie entweder
lautmalend waren oder eine assimilation (zu osnu tas ^kahl*
vgl das türkische lehnwort im Magyarischen tar ,kahl*) ent-
halten konnten, Mnnkäcsi trägt zwei beispiele nach: öagat,
koiian., kirgis, äs kaz. is ,verstand' baSkir. is ,sinn' Öuwai.
m (magy. esB ^verstand*) und ^agat, bm ,nebeP ba^kir, bm
,dampf osm, pm ,nebel\ Das sind zwei sehr beachtenswerthe
beispiele, für deren nachweis ich herrn Munkäcsi nur dankbar
mn kann. Ich glaube aber nicht, dass sie uns nöthigen, die
Ra41ofl'sche regel aufzugeben. War e nur im auslaut aus s
eitstanden, niebt aber im inlaut, so muss es ursprilnglich
duen wecLsel zwischen s und ^ gegeben haben, der zwar im
iDgemeinen im noraen zu guusten des stimmhaften lautes aus-
geliehen wurde, ausnahmsweise aber auch in der entgegen-
gesetzten ricbtung ausgeglichen worden sein mag. Was den
4iilaut des turk* wortes kai betrifft, hatte ich auf ZDMG LVn
661 verwi&sen, wo ich zu beweisen versucht habe, dass man
ii türkischen anlaut ursprünglich sowohl stimmhafte wie
^immlose verschlusslaute gehabt hat (was eine abweichung
vom Ugrofinnischen, aber eine Übereinstimmung mit dem Mon-
golischen sein würde); in den uns bekannten türkischen
stachen ist diese doppelheit allerdings fast aufgegeben ; reste
änd vor aUem im Osmanischen Torhanden, In dem worte
hl hatte ich g- angenommen. Nach Munkäcsi ^ fehlt der
pund*", hier ein g anzusetzen. Mit Sicherheit kann ich aller-
ittgs nur behaupten, dass der anlaut von osm. kae ,ganz'
fitod u, a« %r ,mädchen*) verschieden von dem anlaut von
^m, kan ,blut* und kar ,schnee' war; dafür aber, dass gerade
itr ersten reihe von Wörtern der stimmhafte anlaut zuzu-
Kkmbeu war, findet sich im Türkischen allerdings nur ein
194
Holg^T PedeweD,
schwacher anhält; aber andererBeitß spricht das Mongolischf
dafür, dass kan und hat einen stimmlosen anlaut hatten: kuh
entspricht wohl dem mongol cimm ,blut*; und kar ist mit dei
koUektivendnng -r (KZ XXXDC 445) von einem wort abge-
leitet, das mit dem mong. camm ,schne6' identisch war (beide
etjmologien rühren von dn Vilh, Grönbech her; über das
bewegliche -n, das vor dem suffix -r fehlt, vgl KZ XXXIX
444 f. ; für das Mongolische wäre ein Übergang von k in c,
das vor i zo ^ wird, anssonehmen; für das Türkische müsste
achwund eines s angenommen werden; der vokaüsmus des
Mongolischen wäre vom Türkischen wesentlich verschieden —
alles allerdings annahmen, die hei unserer völligen uukenutniss
der mongolisch -türkischen lautgesetze noch nicht bewiesen
werden können). Als ich ZDMG LVH 550 f für koM und fry-i
ein ursprüngliches g ansetzte, schien mir dies mit dem arme
nischen Ursprung der Wörter nicht besonders gut zu stimmeni
Die nähere Untersuchung hat aber jetzt ergehen^ dass sowak
die armenischen reinen tenues wie die armenischen mediae ii
Türkischen im anlaut mit einer media wiedergegeben wurde
(nur die tenues aspiratae werden mit einer tennis wieder
gegeben). Im inlant liegt die sache anders (vgh ortürk» *q^
*an/A und osm. jakut. oi KZ XXXIX 456, 458, 460). \m
trage aber kein bedenken, die für den anlaut der armenisch
lehnwörter geltende regel als eine werthvolle bestätign
meiner ansichten über den ursprünglichen türkischen anlaut %
bezeichnen«
1) Ich hatte s. 458 türk- (osm,, orch,) j6l ,weg* jakut. 8tt4
6uwaS. kil Sd aus arm, nl, uH ,weg' erklärt^ indem ich aas^
drücklich einen u r t ü r k i s c h e n J- verschlag annahm und dabei
auf ZDMG LVII 555 verwies, wo ich übei^ die möglichkeit (und
zugleich Über die Unsicherheit) einer solchen annähme ge-
sprochen habe, Munkacsi bemerkt nun: „Ohne mich in die:
analyse der richügkeit dieser behauptung" (d. h. dass ein ur*
türkischer j-vorschlag anzunehmen ist) ^einzulassen^ will ich
nur hervorheben, dass der anlaut des türk. jol sich in seine^
regelmässigen äuderung auch im jakut. mol und önwaS. id ^um
zeigt demzufolge gar keine spur vorhanden ist, dass wir ei
hier mit einem j- Vorschlag zu thun haben.** Also: das ; von
jol kann nach Munkäesi deshalb nicht in urtürkischer zeit vor*
geschlagen sein, weil es (wie ich seihst nachgewiesen hatte)
NeoM imd nMhtrSgliehtB.
195
ortärkisch ist! Oder liegt vielleicht in dem einwände das
hinptgewicht darauf, dass ich keine spur einer .;-losen form
nacligeiiiesen habe? Dann verlangt Mnnkäcsi entsclueden zn
viel; was in urtürkischer zeit verschwunden ist^ kann ich doch
nicht anchweisen. Mnnkäcsi kann meine kombination von türk.
iol und arm. id angreifen, aber nicht, wie er irrthümlich
j^abt, ohne sich in die aualyse der richtigkeit der hypothese
einem urtürkischen fvorschlag einzulassen.
m) Das urtürkische *aryk (osm* arpy) , Wassergraben,
kaaal* (woraus magy. ärok .graben, kanal*). das ich aus dem
gieichbedetitenden armenischen aru erklärt hatte, will Muukäcsi
zinftchst mit Öagat. arna ,kanal, den ein fiuss von selbst
büdet* und weiterhin mit türk, (osra,) jaryk ^spalte, Öffnung*
verbinden (aus dem tttrk, ßryk ist russ, jarugm ,schlucht, hohl-
w^ serb. järuga ,alveus de monte decurreus* poln* jarug^
jmiffa ,tiefer sumpf, niedrig gelegenes walddickicht* entlehnt,
irie Munkicsi richtig bemerkt). AUe diese Wörter sollen von
im verbum jar- »spaltea' abgeleitet sein. Er wiederholt also
die ganze von Vämb^ry Et Wtb. s. 122 f. gegebene dar-
Stellung. Über das dabei anzunehmende bewegUche j- äussert
e sich sehr unklar: er vergleicht einei^eits taranöi jagad
^w, ßweS neben osm. ayag ,baum\ nimmt also ein einzel*
sprachliches prosthetisches j- an; andererseits vergleicht er
ttwiit Sewar neben osm* ayt/s ^mund', was zu der annähme
riaeg urtlirkischen prosthetischen j- führen würde, worüber er
ach auf derselben seite (mit bezug auf türk. jol ,weg*) so
tkepdsch ausgedrückt hat Die sache liegt bei jar- ,spalten,
fBDau so wie bei jol ,weg*: von der in rede stehenden ety-
i&ologie abgesehen ist „gar keine spur vorhanden, dass wir
Ä hier mit einem j-vorsclilag zu thun haben," Oder nimmt
Vtt&käc^ etwa an, dass in osm. aryy ,wa6sergraben, kanal^
^k ursprüngliches j- abgefallen sei? Eine disknssion der lant-
Üchen frage dürfte übrigens überflüssig seih; tiryy hat mit
ßt' spalten' semasiologisch so wenig zn thun, dass man die
Mden Wörter getrost von einander trennen darf* Es bleibt
iker gelbstverständlich möglich, dass urtürk, *aryk ^kaiial- und
OUB. jaryk »spalte* sich gegenseitig formell oder semasiologisch
t^ednflusst haben können; vielleicht hat *argk in dieser weise
«sia auslautendes k bekommen, statt dessen ich ein g erwartet
^'^. Dass das Vorhandensein eines Wortes arm ,kannl^
13*
196
Holder Fadofien,
gegen meine auffassung ein einwand sein soll, ist mir äbi
raschend; vgl. osm. alt. turna kaz. torna Öuwag, törnä. töf%
kh\ tynm »kranich* neben mong. toyoriYun^). Darf man foyn
rifim und iMtna zusammenstellen ohne auf eine verbal wurzi
zuiiiükzugehen, so darf man auch fiir aryy und anm dasselli
thun, gleichviel ob der Schwund des -yy rein lauüich (wf
ich glaube) oder in anderer weise zu erklären ist. Das sul|j
-na^ -nä ist wohl Überhaupt als eine erweite rung eines suffixe
'Un oder -in zu betrachten ^ vgl. osm. ajin ,rücken' scboi
ägnä ,8Chultar\ Wir kommen also zu der annähme, dass ^
im Türk, neben "^arijg ^arug (woraus *ar^i) eine nebenfor^
*ar(y)gyn *arugin (woraus arna erweitert ist) gegeben baj
Das würde sich ganz ebenso wie osm* kößin neben orcb. k^
erklären, vgl. KZ XXXTK 452 f. MunkÄcsi vermuthet schlieai^
lieh, dass arm. aru (vgl. aragamm ,be wassere*) aus dem TÖ15
kischen entlehnt sein konnte. Dies ist aber gänzUcb unmög
lieh, weil dabei der Wechsel zwischen -u und -og- nach arm^
nischen lautgesetzen unerklärlich bleiben würde. Diesai
Wechsel aus dem Türkischen zu erklären, ist gleichfalls ud
möglich. Das CuwaSische, das herm Munkäcsi anderswo (vg
unten) als angebliche fortsetzung des Bulgarischen dien^
leisten muss, kennt allerdings einen schwund eines auslaute
den k: ura ,fuss* osm. ajak (r und j aus nrtürk* -d-) (n
Budenz Nyelvtudomänyi közlem^nyek X 133 vergleicht Mj
mit solche lehnwörter im Magy, wie hajo ^schiff* osm. kaX
gytirü ,ring' osm, jiieük fcuw* Söro; er führt auch magyarisd^
wörfer an, die ein absolut nicht-^uwaSisches aussehen haben, ^^m
karo ,pfahlj pflock' osm. ka^yk^ weshalb mir die frage ni».^
lässlich zu sein scheint, ob nicht hier eine rein magyariäe^
lantentwickelung vorliegt; Budenz leugnet zwar dies, beweä
aber nicht die Unmöglichkeit der annähme)* Darauf kam
man sich aber aus mehreren gründen nicht berufen, n. a. weil
die Bulgaren-horden, die Armenien berührt haben, nicht die
Armenier so nachhaltig beeinflnsst haben können, dass sie
ihnen nicht nur ei« wort atu, sondern auch noch ein daron
^) Auf einer form ohne das saffii -wa beruht jakut. tnruja (211 der nicht
ohne weiteres klaren endung diesei Wortes vgl. BöhtÜngk Jaknl Gramm.
g 269); Badens Njelrtadomanji k^tzlemi^nyek X SO möchte magj. da/m
.kratdch' als türkkches lehn wort betrachten (über die Verbreitung des Wort»
Tj^l. Donner Vgl. Wtb. der finu.-ngr, Sprachen 1 137) j vgL mong. to>w«,
Neues und miehträglichüs.
197
abgeleitetes verbum aufgenöthigt bätten, um ganz daron zu
schweigen, ob der schwand des auslautenden -k im Cuwa-
.%hen wirklich alt genug ist, um in betracht zu kommen.
(Der durch den Schwund des auslautenden -k ira CuwaSischen
möglicherweise entstandene Wechsel ist übrigens heute durch
assimiiatiou beseitigt: duwa§, puW ,fiscb^ = osm. balyk^ gen.
mi^'^h dat* 2^«iia).
tt) Törk, hjz ,mädchen' (mit urspriinglich langem g) habe
ich ans arm. koh ^mädchen' (mit oi aus öu aus ^u aus ou)
erklärt. Aus dem vorausgesetzten bu wäre türk. g entstanden.
Mank^si erklärt aber, dass hieraus im Türkischen „nicht y,
soDdem ö\ ü oder n zu erwarten" wäre. Munkäesi scheint
ako Dicht bemerkt zu haben» dass nach der in der iudoger-
manistik üblichen bezeichnungsweis© ^ denselben laut angibt,
den Munkäesi selbst mit § bezeichnet (wofür andere gelehrten
^schreiben) und gerade durch tatar. k^^ ,mädchen* exempli-
fizirt; ein entsprechend artikulirter, aber engerer laut ist y,
bei Munkäesi I, bei anderen gelehrten i. Warum soll nun ein
armenisches <? im Türkischen durch alle möglichen laute (ö\ ti,
«)j nur nicht durch e oder i reflektirt werden können? j^ End-
lich ist Icys ein gemein türkisches wort, dagegen ui"sprnng und
^ymologie des armen. koU unklar** , bemerkt Munkäesi mit
pftcht; er vergisst aber, dass andererseits kois ein gemein*
vmenisches wort ist, dagegen Ursprung und etymologie des
%k. hfe vom türkischen Standpunkte unklar ist. Zwar haben
VimbiSry Et. Wtb. s. 89 und Halövy MSL XIII 166 f. kyt
^ der Sippe von osm, hyz-mok ,roth werden, zürnen*, kyzyyn
hm, brünstig*, kyakan^ ,neidisch\ kymmiik ,rougeole, scar-
latine*, Jtyzyl ,roth^ gestellt (und daran noch weitere ganz
pbantastieche annahmen geknüpft). Diese etymologie ist jedoch
ticht nur begrifflich, sondern auch formell unbefriedigend, so
man nicht nachgewiesen hat, dass die sippe von kyB-
ein langes 5 gehabt hat. Dann wäre es doch viel eher
laöglichj vom armenischen Standpunkte aus eine etymologie
fcs Wortes kow (gen. pl. ku^w) zu finden. Das wort bedeutet
JtngfrÄuliches mädchen* oder ^kleines mädchenS Nach guten
i^&Iogien darf man die letztere bedeutung als die lu-sprüng-
&ke auffassen (vgl. über slav. dma KZ XXXVIII 373), Be^
Jmkt man nun, dass z. b. bret. hngel ,knabe' ursprünglich
iuhliirt* bedeutet (vgl. neuir. hmichaiü ,a boy, a lad; a cow-
198
Hol^r FedoTieti,
boy, a herd-boy; an uniuarried young man*) und mit gr. ßou-^
x^A^c identiach ist; bedenkt man ferner, dass diese bedeutungS'
eutwickeliiug darauf beruht, dass „la garde des bestiaox est
dövolue aux enfants** (V. Henry, Lex, ^t da breton moderra
8, 47), und dasR die kleinen mädchen noch heute ebenso gat
wie die kleinen knaben diese arbeit ausfuhren; bedenkt maa
schliesslich, dass im Idg, die bildung von kurznameu (Starke
Die Kosenamen der Germanen, Wien 1866—67; Fick, Di«
griechischen Personennamen 'li^74, fl895, Zimmer KZ XXXH
158—197 und die dort verzeichnete litteratur, dazu Arboial
de Jubainville MSL IX 189—191; Justi, Iranischem
Namenbuch, Marburg 1895, besprochen von Fick BB XXHi
308 f,; Kretschmer, Einleitung in die Geschichte der grÄ^
chischen Sprache s* 200 ff ; Brugmann Grdn n 33 f* u. s. w*J
nicht auf die eigennaraen allein beschränkt war, sondern auca
bei einigen mit den eigenoamen verwandten gruppen von appi
lativen belegt ist, so liegt es nahe genug arm. kois auf *g''oti4fi
,kleine hirtin* zuriickzuftihren, vgl. zur endung gr. V^yi^, zi
stÄmm gr, Bovnimv.
o) Arm, ffml ,dorf , das ich als quelle des türkiscl
*€i^yl (osm, ayt/l u. s. w.) betrachte, hatte ich von agamm ,ül
Dachte* abgeleitet. Dazu bemerkt Munkäcsi: ^Die gmr
hypothese ist viel schwächer als dass sie noch eine and'
ertragen könnte^. Er hat dies oSenbar nur deshalb geäuss^ai
weil er die wirkliche Verkettung meiner argumente nicht ei
kannt hat Die sache liegt so: L geui ist ein f-stamm (tmi
dem sekundären diphthong eti im uominativ); 2. in allen um
bekannten ^stammen ist das I ein ableitendes elemeüt^ also
jedenfalls auch hier; 3* als wurzel bleibt also nur g-^ nnd man
muss daher an irgend eine lautliche reduktion denken; 4. ab*
faU eines anlautenden vokals kommt im Annenischen mehr-
fach vor; 5, wenn man demnach genl ^dorf mit agamm ;itber-
nachte* verbindet, kann man sich auf den ganz Ähnlichen Ur-
sprung des sinnverwandten gr, alhq berufen; 6. da alXi^ et^^^
mologisch mit aganim in Verbindung steht, so wäre es nach
meiner deutung mit genl^ wenn auch nicht identisch, so dock
aufs engste verwandt, was mit der sonstigen Übereins timmungj
zwischen dem armenischen und dem giiechischen sprachschati;
gut stimmt. Es handelt sich also hier absolut nicht um eine:
schwache grundhypothese, sondern um eine tadellose etymoL
Nenes oad nachtrÄglichea.
199
Ton der man auch dann nicht abkommen würde, wenn meine
deatuug des türkischen Wortes widerlei^t wäre- Ich habe über-
haupt zwar konstroirte formen, aber keine ad hoc konstruirte
formen aufgestellt. Der Vorwurf Munkäcsi's s. 356, dass ich
üe türkischen und arraenischeu „formen erst mit linguistischen
kaastgrilfen und weitgehenden klügelcien zu einander naher
gebracht" habe, kann mich daher nur wundem. Würde Mun-
kacä es denn als eine empfehluug für meine hypothese be-
trachten, wenn die von mir für die periode 1000 — 500 vor
Chr, angesetzten formen sich ohne weiteres in allen einzeln
heiten mit den heutigen oder wenigstens mit den ältesten
historischen armenischen formen deckten? Nach &, 348 könnte
man es fast vermutheu; hier liest man nämlich in der auf-
zälilnng etwaiger sumerischer lehuwörter im Türkischen n. a.
folgendes: „Snm. i6§, im ,drei' -- gemeintürk. ü(\ Cuwa:§. viMB
4m'; , , , sum. im, vim ,zehn* - gemeintürk* an, ßuwaä. van
*zehn*.*^ Ich sehe ganz davon ab, ob die sumerischen Zahl-
wörter hier richtig angegeben sind (bei Delitzsch Assyrische
Lesestücke* s. 1101 liest man: sum. eS ,drei\ (x)a oder (x)u
,2eh&'; vgl u. a. C. F* Lehmann SamaMumukln, Leipzig
1892 (Delitzsch und Haupt, Assyriologische Bibliothek bd, VID)
127 ffO Wenn aber Munkäcsi richtig erkannt hat, dass die
eiotürkischen formen ii€ und on (richtiger ön) sind, warum
will er dann seine leser mit den öüwaSischen formen foppen,
die doch erst rein sekundär den angeblichen sumerischen
formen ähnlich geworden sind? Da die ungekünstelte neben-
manderstellung der duwaSisclien und p, sumerischen" formen
£Q einem anachronismus von einigen Jahrtausenden führt, so
b&tte ich hier unbedingt eine kleine dosis Ton linguistischen
kuDstgrifieu und weitgehenden kUtgeleien gerne geseheu. Was
ndne hypothesen von den armenischen lehnwörtern im Tür-
kischen betrifft, so hätte ich statt des Vorwurfes von lingui*
ttiichen knustgriffen und weitgehenden küusteleien viel eher
im einwand erwartet, dass die betreffenden türkischen Wörter
fett historiicben armeniseben formen viel zu ähnlich sind. Aber
widi dieser einwand ist ungefährlich; es lässt sich nämlich
nachweisen, dass die lautent Wickelung im Türkischen und im
Armenischen in mehreren wesentlichen punkten so parallel ge*
vis^n ist (abfall der auslautenden vokale, Schwund eines u (ü)
od^ j (y) m binnensilben , Vereinfachung von konsonanten-
p%ßm
200
HulgflT pMCrMIlj
gnippen u* 8. w.)j dass auch die armenischeD lehnwörter leicht
im Tüikisclien theilweise dasselbe lautliche Schicksal gehabt
haben köiineiJ, dem sie nach der zeit der eotlehnujig in der
Originalsprache nnterlagen. f
p) Ich komme jetzt zu dem wichtigsten punkte von Mun-
käcsi's einwänden, zn den Wörtern orch, koi ,schaf* arm. xi^y
jwidder* nud Ü^. koffkar ,widder' arm. ö^asar ,schaf , Bei
allen übrigen von mir behandelten Wörtern liegen nnr die
beiden möglichkeiten vor: entlehnung ans dem Annenischen
oder leerer znfalL Bei koi und ko^kar kann von einem leeren
^all absolut nicht die rede sein. Dagegen habe ich es EZ
XXXIX 449 fiir nöthig gehalten, die etwaige annähme einer
entlehnnDg der armenischen Wörter ^oy und o^jcar aus dem
Türkischen ausdrücklich (ablehnend) zu besprechen. Gerade ■
diese annähme wird nun von Munkäcsi vertheidigt, jedoch wie
es scheint nur mit geringer Zuversicht; denn er deutet zwei-
mal (s, 354 z. 9—10 und z. 25) an, dass er am liebsten einen
blossen zufall annehmen möchte. Die entlehnung aas dem
Türkischen begründet er in der folgenden weise : „Ist doch aus
armenischen und byzantinischen geschichtsqueUen genügend er-
wiesen, dass zur zeit der Völkerwanderung in Nordarraenieu
Bulgaren-Stamme wohnten, ivarum könnte ein wort ans deiB
begriffbikreise der Schafzucht nicht von der türkischen spräche
dieser Bulgaren zu den Armeniern gekommen sein?! In be-
treff des anlautenden x in xoy mag bemerkt werden, dass
einem postpalatalen ttirk, k auch im Öuwaöischen — welche
Sprache mit recht als fortsetzung des Bulgarischen betrachtet
werden kann — x entspricht (vgL auch ungar. homok ^sand^
=^ türk. ktimak, angar, hiirök .schlinge' = türk. hiritk ,pferde-
schlinge*).'* Was zunächst die lautliche frage betrifft, so gebe
ich selbstverständlich zu, dass x aus k in Wörtern mit hinter-
zungenvokaUsmus sehr gut in dem von Munkäcsi angedeuteten
bulgarischen dialekte zur zeit der Völkerwanderung vorhanden
gewesen sein kann; als beweise dafür, dass es wirklich vor-
handen war, scheinen mir allerdings die beiden von Munkäcsi
hervorgehobenen momente nicht zu gentigen* Da auch in echt
magyarischen Wörtern anlautendem ugiofinnisches k vor hinter-
znngenvokalen zu k wird, so können Wörter wie homok und
hurok^ wenn sie nur früh genug aufgenommen sind, auch auf
türkische formen mit anlautendem k beruhen ^ wie schon
I
N«iieB und ii«chtr£g:lichea.
201
Böden z NyelvtudomäByi közlem^nyek X 134 ausgesprochen
kt. Zu beachten ist übrigens das auslautende fr; im Cuwa-
%hen wird in Wörtern mit hinterzuDgenvokalisnius doch auch
auslautendes k zn x (x^Ux ,pferdehaare* osm. kyl)^ falls es
flicht ganz schwindet (die föUe eines schwanken zwischen *x
and 4-5 die von AS marin Materialy dlja izsledovamja CuvaS-
äkago jazyka, Kazan 1898 s, 51 angeführt werden, können in
Mgerer frage schwerlich in betracht kommen). Was das Cu-
wiSische selbst betrifft, so ist hier x allerdings ältei* als die
revoktion des Vokalsystems; das alter dieser revolution ist
iber noch nicht ermittelt. Die bekannten türkischen lehn-
wörter im Magyarischen, die in Übereinstimmung mit dem Cuwa-
siscben (und nebenbei bemerkt auch in Übereinstimmung mit
llmer reihe von türkischen lehn Wörtern im Mongolischen: mong.
äier ,ochs*, vgl osm. ökm, magy. ökör ; mong. ikere ,zwülinge',
woraus mandsch. ikvri^ vgL osm. ikiz, äkiz, magy. ihm") r aus
irtBik. E haben, scheinen von problematischen gleichungen
ibgesäieo keine spuren der önwa^ischen vokalrevolntion aufzu-
wogen,") Übrigens halte ich es absolut nicht für ausgemacht,
iiss diese magyarischen Wörter durchaus aus dem CuwaSischen
stammen müssen. Da die Mongolen kein r (wohl aber ein j),
die ügrofinnen gleichfalls kein b besassen (magy. z ist sekundär,
l b. m $zäi .hundert' finn. saia), so könnten sie wohl ein aus-
ppn^ stimmhaftes türkisches ^ direkt mit r wiedergegeben
htben (vgl, magj^ar karo ,pfahl^ osm. kasyk, wo das erhaltene
i k mit dem Cuwa^ischen schlecht stimmen würde). Mit dieser
^^1 ^) Die eiazig« äofinalime ist etwa da.^ magy. i in f&Uen wie tinö »der
^^Bip ochs* osjn. duna cowai. Hna, tna^. ir-ni .schreiben* mm.. jaz~ cnwas.
HBK und einigen anderen wOrtem. Sonderbarerweise fi^irt aber die innere
■ittwhtong dei Cnwasischen ^u dem erg ebnisF, daas dies i auf dem aUer-
jtapfen der grossen euwasiachen vokalgesetae beruht (ZDMö LVIl 547). Zti
*J*lfpn ifit übi%enB hier mong. jiru-iCu »malen^ zeichnen*, das sehr gut ein
MJa^liee lehtiwert sein kannte; j, worans Tor i ein j^ entsteht, entspricht
>fi telmw^ftem oft einem türkischen.// ^il jähr* osm. jifl, ^^arlik .wort, be-
SÄI* ffl, omh. jartyka- (Terbalstamm). Aus dem Cuwasi&chen wird aher
Wi tohl dafi mongolißcho wort nicht stammen. Es gibt eine urtürkigcbe
^tiUliernitton a:y {2DMG LVU 559) vgl. 2. b, oam. jaz- ,nahe daran sein*
^'^*, bat es etwa eine türkische spräche gegeben, in der die werter dmm
^ jta- ,8«hreiben' ein y hatten? Ist jaz- .schreiben' vielleicht mit jo^-
lilif darwEi gem"^ identisch (etwa nispr. ^zeichnen') — VfL GrOnbech
'•«lldier s- 78,
Holf^r Federaen«
bemerkung will ich übrigens die hypothese, dass das Magj^arische
lehn Wörter aus dem CuwaSisehen besitzt, nicht beseitigen; sie
bedarf allerdings sehr einer erneuten methodischen prütung,
wobei die lexikalischen Übereinstimmungen nicht als argument
benutzt werden dürfen, wenn man nicht auch das häufige teblen
eines „öuwaiisch" aussehenden magy. Wortes im CuwaSischeu be-
rücksichtigt. Aber darauf brauche ich hier nicht einzugehen.
Es genügt, dass ich an einem dialektischen türkischen x ans
einem hinteren k keinen anstoss nehme*
Ist aber das ursprünglich anlautende x des armenisclien.
o^xar durch dieselbe dissimüation geschwunden, die in itror^
,froh' neben xrtvx Torliegt, dann mnss das wort im Arme--
mschen älter ab die armenischen vokalgesetze sein, und kann
daher schwerlich zur zeit der Völkerwanderung atifgenommeo
sein. Nun nimmt aber Munk&esi an, dass der Schwund des
anlautes von o^xar auf tüjkisehem bodeu stattgefunden hat
und beruft sich auf türk. ä^kä^ ä^ki .ziege* neben osttiirk;
keekij keöi CuwaS. kagaga magy, kecske. Ich wül kein gewicht
darauf legen , dass die feuwa^lsche form nicht ganz klar ist
(urtürk. (" wird In der regel im anlaut zu öuwaä. I, im inlaui
zE ä); auch will ich die möglichkeit nicht zu sehr betonen«
dass es sich vielleicht in der Wirklichkeit nicht um einen (dlssimi-
latorischen) abfall des anlautenden k-, sondern um eine Ver-
mischung von zwei verschiedenen rtifwörtern (etwa äökä imd
kedi) handeln könnte, die sich zu einander nicht viel anders
verhalten würden als ahd. mcchi zu chujti. Die deutung voe
ädki keH als rufwörter hat an serb. kec, keca ,laut um die
Ziegen zu treiben* (gewöhnlich wiederholt kec kl'c) eine gewisse
stütze (vgl G. Meyer Et. Wtb. der alb, Spr. unter kets ,ziege',
wo noch weiteres material beigebracht wird). Ich will aber
lieber zu viel als zu wenig zugeben und leugne daher die
möglichkeit eines dissimilatorischen Schwundes des anlautenden
konsonanten eines türkischen ko<^kar auf türkischem boden
nicht«
Historisch und kulturhistorisch igt aber die hypothese vcid j
Munkäcsi sehr wenig verlackend. Sem ? ! hilft nichts ; die ^^
thalsache bleibt bestehen ^ dass die türkischen Bulgaren sichre
als ein kulturvolk absolut nicht bewährt haben ; sie sind z. b. aa^^
der Balkan halbinsel in den von ihnen beheiTSchten Slaven spnr^^
los aufgegangen. Mögen auch die Magyaren von ihnen beeinflus
I
1
NeaoB imii oftcbtrS^tichea.
203
worden sein, so darf man nicht ohne weiteres von den wan-
dernden Magyaren auf die seit uralter zeit ansässijEren und
scliafzacht ti-eibendeo Armenier folgern (vgL arm, garn ,lamm^
gr- akkasatiy a^i'a, arm» am' ,schafwolle* gr, noxog ^abgeschorene
wolle* lat. peais ,8chaf, vieb* an, ßdr ,schaf , arm, gelmn ,wolle*
lat vdhis n. s. w,) Dazu kommt noch ein sprachliches moment:
auf türkischem hoden stehen koi kajun ^schaf und äoc^, konkav
,widder* unyermittelt nebeneinander; auf armenischem boden
l^en sich xay und o^xur ohne weiteres vermitteln, xoy lässt
sich aus *qhoti~, of- aus ^qhotiu- deuten (Monkäcsi behauptet
— sogar 2weimal —, ich hätte o^- türk* k&d ans den „ver-
meintlichen prähistorischen formen^ von x&y gedeutet, und
wirft mir aus diesem anlasse vor ^hypothesen zu häulen'*; er
hätte sich aber die mühe geben sollen, meinen aufsatz zu
lesen, ehe er darauf antwortete ; ich habe docli deutlich genug
gbsag^, dass ich xay und of- als verschiedene, aber allerdings
v<*rwandte formen betrachte)* Die suffixbildung in of-xar ist
vom armenischen Standpunkte absolut verständlich: zunächst
ein auch sonst vielfach belegtes -x* (vgl* noch gr. fzfikt^tn;
»freundlich' neben asL mih ,lieb', gr. xoiptxog ,drossel' neben
poln. ^ch, kas serb. kos ,amseP), dann das so ausserordentlich
[»roduktjve armenische suffix -ar. Femer gibt es für arm, moy
eine tadellose auswärtige etymologie : ir, cU ,schaf aus *qhetni'
(wobei das -«- später von anderen bildungen übertragen sein
kann; die altemation e:o ist im Idg. unanst^ssig). Und zu
.^oy oder of^- gehört noch das regelmässig gebildete kollektiv
^wn fS€hafherde\ das allerdings am leichtesten auf eine grund-
form mit -e* (stamm *qheti€n-) zurückgeführt wird. Kurz:
^<7y, o^xar^ xdsft haben ein durchatis unverdächtiges arme-
nisühes aussehen. Dagegen ist es vom türkischen Standpunkte
nicht nur, wie schon bemerkt, unmöglich, koi uud ko^ mit ein-
a^tider zu verbinden^ sondern es ist auch schon sehr schwierig,
ho^kar neben kof" zu erklären* Da die nominalkomposition
im Türkischen keine roUe spielt müssten wir natürlich in -kar
ein denomioatives suffix suchen. Munkäcsi hat aber den
Oachweis eines solchen sufiixes aufgegeben und trägt statt
dessen folgendes vor: ^Zu bemerken ist, dass kotVcar (alt,
feoekof) augenscheinlich ein kompositum ist, dessen zweiter be-
«tandtheü ein veraltetes wort sein mag. Dasselbe wort Ter-
mathe ich in ajgyr jhengst\ das neben jakut. attfr, sagai
204
Rolfr«r PedeRMi,
I
I
mkyr (kott* askar) ,heugst* sich auf eine orform ^aJl-kyr •al-
kar zuriickfithren lässt (v^L at ,pferd'). Vielleicht gehören
hierher als alte eDtlehnungea auch: vogul* xür, ostjalc. teir
liar xöTf ostjak.-samojed. kor .männchen, hengst, stier' (t|^.
auch grusln, xari ingiloL xk^ar ,stier').*^ Das -kar voo türk*
ko^'kar aas ainem ugrofinoischen oder kaukasischeD
Worte zu erklären, das aus diesem gründe und nur aas diesem
gründe ein türkisches, im Türkischen selbst verlorenes wort
sein soll, ist doch ein sehr bedenkliches rechnen mit ver-
lorenem sprachgut; mit recht kann mau hier Munkäcsi's eigenes.
Worte zitiren: „Wenn wir mit annahmen in der methodischer^
foi-schung so weit gehen dürfen, dann verschwinden überhani^^
alle grenzen der Unmöglichkeit.'' Die zurüekliihrung von *ijg^^-^
jhenpt' auf eine urform *at-kar erinnert lebhaft an jene per^-
ode der sprach mssenschaft, wo man den begriff iautge^etz nod^li
nicht aufgestellt hatte. Die urtürkische form von (ijgyr (vg
Vilh. Thomsen Inscriptions de TOrkhon s* 157 und 1:
— 190; dazu noch Keleti szemle II 241 ff.) ist identisch mit A^ar
in den Orchon-inschriften vorkommenden form üdgijT\ sie e^Eit-
hielt L nicht t, sondern rf, woraus in den meisten dialekrteiÄ^ j,
m einer kleinen dialektgruppe (Äbakan-sprachen) b^ im Cu^pwa-
^Ischen r, im Jakutischen t wird; ein urtürkisches t wäre da-
gegen in allen dialekten erhalten geblieben oder höchstens zn
d geworden; ein beispiel ist gerade das fast in allen türkiscliei}
dialekten gleichlautende wort, ai ,pferd* ßuwaS. ut] von eüiar
Verwandtschaft, zwischen at und nägiir kann schon ^tib diesmal
gründe keine rede sein. Die urtürkische form von djfpjr ent-
hielt 2. nicht ft, sondern g\ deshalb der Schwund im Jaku-
tischen, Ferner enthielt sie 3. in der zweiten silbe keto ^.
sondern ein y. Ganz parodisch wirkt die beruf ung auf kott-
ashar; die spräche des kottischen fiinf-seelen-^ Volkes** wa-*
doch nicht türkisch; sie besass kein y (V oder e) s. Caströr» ^
Jenissei-ostjakische und kottische Sprachlehre^ s* 2; sie konnt^^ ,
daher türk, e nicht besser als durch a wiedergeben. Bei Ca
strön, Versuch einer koibalischen und karagassischen Sprach-
lehre, St. Petersburg 1857 findet sich allerdings ein kara-
gassisches askar, aber 2U dieser form ist auf Radi off, Gramme
s. 9 und Proben der Volkslitteratur der türkischen Stämme
s. XTX zu verweisen» wo die ungenauigkeit der Casti*en*scheii
bezeichnung bdeuchtet ist: u. a. sehreibt Castr^n gelegenüiclc-^
Niiiea und nachtrtgliches.
20&
ütti y; das karagassische askar ist also etwa asläh- seh lesen,
Eailloff erkennt aacU in seinem wtb. kein mkar an. Für die
eirtürkische form darf man absolut nicht 0 ansetzen; daraus
wiire das faktisch vorliegende y nicht erklärbar. Dagegen
liÄtte das wort ko^Jcar ein altes a; warum Munkäcsi die al-
tmche form kof^kor anführt, ist unklar; eine brücke zu den
\m ihm angeführten ugrofinnischen wortem (mit a oder 0)
ist diese form nicht; denn das zweite 0 in alt. kotJkor ist
durch die rej^elmässige einzeldialektische vokalharmonie aus a
unter dem einfluss des 0 der ersten silbe entstanden. Irgend
ein grund adfjijr als ein Kompositum zn betrachten besteht
nicht -gyr (-gir} gehört zu der zaMreichen gruppe von tür-
kischen Suffixen, die mit -g- anlauten; eine etymologie auf-
zustellen bin ich nicht verpflichtet; eine Vorbedingung hierfür
wäre die ermittelung der ursprüngrUchen bedeutung („raänn-
Uches pferd" oder etwa „renner"" als poetischere bezeichnuüg
d€«pferdes, besonders des streitpferdes? im letztem falle wäre
2iisammenbaug mit orch, ad-ak osm, aj-ait ^fnss^ denkbar),
AUes spricht also dafür, dass koi, kof^ (woraus magy. kos),
ka^kar aus dem Armenischen entlehnt sind,
q) Ich habe jetzt sämmtliche von Munkäcsi gegen mich
erhobenen einwände besprochen und kann danach nnr zu dem
^rgebniss kommen, dass meine hypothese bis jetzt nnerschüttert
^t. Als eine empfehlung für dieselbe führe ich noch an, dass
^ie von mir als armenisch in anspmch genommenen türkischen
^^^örter sich alle ungezwungen in das bild einer friedlichen
^^nemtultnr einfügen lassen. Es lässt sich indessen gar nicht
^^zweifeln, dass es viel mehr armenische Wörter im Türkischen
ibt als die von mir nachgewiesenen. Denn eine systematische
Durchforschung des ganzen türkischen Wortschatzes habe ich
^i-icht unternommen, und von anderen arbeiten gedrängt muss
*c:^h auch für die nächste zukunft davon absehen. Nachtragen
^Ociöchte ich hier nur ein mir schon seit langen jähren bekanntes
"^^^tlrkisches wort, das ich bei der abtassnng meines anfsatzes
^^ ergessen hatte, worauf ich aber durch die bemerkung von
Sehe ftelo Witz BB XXIX 69 wieder aufmerksam geworden
^in. Ann, tei gen. feloy ,draht, faden* jfilum, stamen, netum,
^apülus* ist natürlich mit türk. tat (osm., Krim, Aderbedschan),
tfaser, faden^ draht' »die kurz abgeschnittenen haare auf der
^^ der frauen' identisch* Dass aber das armenische, schon
aoe
Holger PedsiMD.
I
in der bibelübersetziing vorkorameöde wort aus dem TürkiBchen
stammen soUte, ist gewiss unmöglich. Eine etymologie des
anuenlsctien wortes bietet sieh angesucht j wie fd »sehne,
äehniir* (KZ XXXIX 413) wird das wort -ml- enthalten haben;
es ist ein iäg, ^tenslo- und gehört zu der idg. wunsel *ten-
(*ten3-); vgl aind, tdniu-s /adeu, schnür, drabt, saite', asL
i§tiva ,saite, sebne\ ir, tet cymr, tant ,saite*; formell ist das^
wart vielleicht mit lat, tBlum identisch. Zu fei gehöii: t'eladir^^
,che suggerisce; esortatore'. Die anklänge, die für iäl im Tftr*^
kischen nachweisbar sind (etwa jakut. iäl- ,riemen von leder^
schneiden' alt- tu- kaz. tel- osm. du- ^nwa^. ^el- oder ofmr:^
däl- jdurchbohren*) , sind offenbar zufallig. täl ist wie fora-.^
,enker KZ XXXIX 462 ein unzweifelhaftes armenisches lebr^
wort, braucht aber nicht zu den ältesten schichten zu gehöre^^^
[Die türkischen lehnwörter im Neu -armenischen, wie
,wenig* osm. Äit? magy. kis, gehen mich hier nicht an.]
Die erste hälfte eines aiifsatzes von Scheftelowita
armenischen lautgeschichte (BB XXVTH 282—313 und XXIZß
13 — 71) erschien zur zeit, wo ich meinen aufsatz KZ XXX IX
334^485 schon längst eingeliefert hatte ; die zweit*^ hälfte «r^
schien um einige tage später als mein aufsatz« So ist es mir 'M:m-
möglieh gewesen auf die ausfiihrungen von Scheffcelowitz rft.ct-
sicht zu nehmen. Jetzt möchte ich aussprechen , dass seine
arbeit vielfach von einem bedeutenden Scharfsinn zeugt, dais
sie aber ein durchaus unfertiges gepräge trägt. Zu rügen ist
schon die unmasse von fehlem und ungenauigkeitan in den
faktischen angaben. Jedes von diesen versehen mag au und
für sich entschuldbar sein; die grosse menge derselben bleibt
aber ein Vorwurf und zeigt dass herr S. nicht die nöthige zei't
und Sorgfalt auf die ausarbeitung seines aufsatzes verweadet>^
hat. Ein theil der fehler ist Übrigens solcher art, dass nichts
jeder beliebige leser sie bemerken und korrigiren kann. Zwar
wird — um von ganz massiven fehlem abzusehen — ein
sorgfältiger leser leicht bemerken, dass arm, asti ,dasein, weit,
weltliche dinge* nicht, wie Scheftelowitz s* 20 es thut, zu der
idg- Wurzel *eB' ,sein* gestellt werden darf; denn es bedeutet
,hiesig* und ist von mt ,lüer* (zu als .dieser* wie and ,dort*
zu ain Jener*) abgeleitet Und wenn S. s» 15 arm. eov ,meer*
zu an. kaf ,meer^ kefja ^hinnntertanchen* gr. ßunna stellt
ifenes und riicl
Ulli die sebelnbar schlagende parallele „arm, covanam ,Iiin-
ratertaucben*^ üinzufiigt, so wird der vorsichtige leser auch
oke kenntnisse des Armenischen leicht aus dem wörterbnch
ersehen, dass eovanam die angegebene bedeutung nicht hat;
es bedeutet ,sich wie ein meer ausbreiten, überschwemmen' :
ob die gleichling cov an, kaf, die mir schon vor einigen jähren
WOQ einem Euhörer vorgeschlagen wurde, richtig ist, ist wegen
der vokale äusserst zweifelhaft; einfacher wäre es, mit Stokes
TFXü. 191 cov zu ir. g6 ,meer' zu steUen; noch anders Mserianc
in den Verhandlungen des XIIL internationalen Orientalisten-
longresses in Hamburg 1902 (vgh das referat der diökussion).
^enn aber Scheftelowitz s. 19 annimmt, dass in arm, teii ,ort,
m $' abgefallen ist, so wird der fernerstehende sich leicht durch
^ herangezogene stdanam ,sich hinstellen' täuschen lassen,
«bfleich in diesem worte s- die bekannte armenische präpo-
süon ^-, s- ist.
Leider erstreckt sich der mangel an sorgfiilt nicht nur
«ttf das material, sondern auch auf die behandlung desselben.
Das bild der lantentwickelung , womit S. sich begnügt, wird
{«Wiss die mitforscher nicht befriedigen, S, hat keine laut-
S^egetze gefunden aus dem einfachen grunde, weil er überhaupt
fiicht ernsthaft danach gesucht hat Nur in einem falle hat
CT vielleicht ein neues lautgesetz richtig ermittelt: er nimmt
^ 32 fm, dass dental -f t im Armenischen als st erscheint,
^as möglicherweise vor meinen vermuthungen KZ XXXIX 4^2
^^n Vorzug verdient
Auch die polemik ist bei S. sehr wenig sorgföltig- Bis-
^^^ilen ist sie sogar ganz gegenstandslos und räthselhaft. S. 38 f*
«^merkt er, dass idg, bh zwischen ursprünglichen vokalen zu
^ geworden ist, führt dafür ein paar beispiele an und fährt
Ö^aim fort: „Hübsehmann und Pedersen KZ XXXVin
^99 und 201 nehmen an, dass bh auch sonst zu v wird, was
^teer falsch ist. Sämmtliche hierbei in betracht kommenden
^t^ymologieo sind entweder iranische lehn Wörter oder falsch*^.
^nn lehrt aber Hübschmanu, dem ich an der betreffenden
W>elie einfach pedibus in sententiam ivi, genau wie S., dass bh
uitervokalisch zu t; wird (und die einzigen richtigen beispiele
W S. stammen von Hübschmann)* Die polemik kann also
Lnidit gegen die Hübschmanu 'sehe regel gerichtet sein;
^ auch nicht gegen seine beispiele; denn die von S. als
Igl^r Pederaen,
f^ I
iranisch bezeicBneten Wörter sind schoD von Hübsehmann
iranisch bezeichnet. Das einzige, was gegen Hübschinanu ge
richtet sein könnte, ist die verfehlte behauptnng, dass die
menische adjektiyendung -vor iranisch wäre (richtig hei Hübsct:^^
mann Arm. Oramm. I 420), Was meint also S. mit sein^^^
polemischeu bemerknng? Etwa, dass es niemandem geling^^^
wird, andere belege fiir das intervokalisehe -bk- als die vi^^^j
S. gebilligten aufzuflndeu?
Als zweites beispiel fiir die wenig sorgfilltige art c^^j.
polemik bei S* verweise ich anf s, 27, wo er gegen die 0^|.
ho ff sehe Deutung des arm, tram ,fest* mit den folgen^^jj
werten polemisirt: „Osthoffs annähme, tram gehe auf *(J^~
romo zurück, ist unmöglich, da es im Armen, zu *eftram hUtte
werden müssen, wie idg, *bhrat&r(l): arm. elbair^ gr. (jF(^f(/)o^:
arm. eibatir(}),^ Osthoff hat aber kein *rfn*roiwo, sandem
*drf(rärm-s oder *drm-ümo-*^ angesetzt. Und wozu das wört-
chen ,unmöglich*? Weshalb kann in der silbenfolge *drufä^
eine dissimilation nicht zu der zeit eingetreten sein, wo die
ganz anders gearteten silbenfolgen ^bhrdtBr und *bhreut ^^
intakt blieben? Eine solche müglichkeit ist absolut nicht abzu-
leugnen. Wä.re eine solche dissimilation trotzdem nicht eio-
getreten, so würde ich allerdings als scblussergebniHs etwa
*BHram erwarten; Scheftelowitz hat aber andere ansiehteil ab
ich über die armenische lautgeschichte. Es handelt sich Wer
um die interkonsonantische gruppe -ru-; bei Hübschmaai
finden sich zwei etymologien, die nur unter der bedingMg
möglich sind, dass eine solche gruppe zunächst zu -ur- ge-
worden ist. Ich habe daher KZ XXXIX 345 ausfährlicki
untersucht, ob eine solche metathese annehmbar ist; da \o^
immer der tradition gegenüber so konservativ wie möglich*
bin, so habe ich mein ergebDiss in den Worten formuHrt, da^-^
eine solche annähme weder widerlegt noch bewiesen werdeJ^^^
kann. Aus meiner weiteren darstellung wird man jedoch leich
ersehen, dass ich selbst nicht daran glaube; überhaupt dürfte
ein unbeweisbares lautgesetz als nicht vorliegend zu betrachtei^^^
sein- Um gegen alle missdeutnngeu sicher zu sein, habe ict^^
in der Zeitschrift der Wiener Mechitaristen Bandes 1905 s. 3^^
ausdrücklich ausgesprochen, dass ich die annähme verwerfe^^^'
Ganz anders verhält sich Scheftelowitz; er akzeptirt ohne be ^'
denken die metathese (BB XXIX 54; vgl seine etymologiet
»t
NeiiTO xmi nsebtrigrlicbes.
209
8. 25, 29, 49 und BB XXVTTI 309). Also wäre nach seinen
«mehten in *drnmnn-s zunächst -ru- zu -ur- geworden; aus
ämm so früh ^tisammeng^ekommenen *rr- wäre gewiss ganz
ftinfach -r- geworden. Also wäre nach den ansichten von S*
ans *drürämi-s eben nur tram geworden.
Nicht gehaltvoller ist die gegen mich (d, h- gegen meinen
kleinen aiifsatz KZ XXXVni 194—240) gerichtete polemik bei
Scbeftelowitz. Auch da, wo er scheinbar wirkliche argumente
Mbringt, hat er die sache nicht durchdacht. Meine ansieht^
Mg. u erscheine im armenischen anlaot immer als g, ist nach
Scheftelowitz s, 41 von mir selbst durch die gleichnng arm.
m preass* tüinsus widerlegt. Ich glaubet eine gewisse kennt-
mss des Slavisch-Baltischea und eine sorgfaltigere lektüre
lueines kleinen aufsatzes hätte wohl herm S. in den stand ge-
setzt, das zu ahnen, was er jetzt KZ XXXTX 437 ausführlich
feien kann. ^ Bugge hatte KZ XXXII 65 arm, sung zu gr.
mi^ytiq gestellt, was ich natürlich als richtig anerkannt habe,
Scheftelowitz will aber die kombination deshalb ablehnen, weil
«HD. sitvg ,pilz' bedeutet Dass die bedeutungen .schwamm
«Im abwaschen* und ^pilz' sich sehr gut vermitteln lassen,'
h4tte er aber fast aus jeder beliebigen spräche (u, a, aus dem
Deutschen) erfahren können. Über die weit verbreitete sippe
4es gr. tjnoyyog (in der die bedeutung jpilss' sehr gut älter als
I tWaschschwamra' sein kann) habe ich in den Materyaly i prace
^comisyi jfzykowej akademii umiejftnosci w Krakowie I 165 ffi
i^nafuhrlich gehandelt und werde meine ausfuhrungen hier nicht
"Wiederholen. Ich bemerke nur zu Uhlenbeck IFXm 215,
^a&s lat. frtngus selbstverständlich kein griechisches lehnwort
i^t ; als lehnwort miisste es doch wenigstens *piingus lauten. —
fAatn. unim ,ieh habe* hatt« ich KZ XXXTHI 203 zu ahd.
^^onm u, s, w, gestellt ; Scheftelowitz s. 34 will diese etymologie
"Wegen des zu unim gehörigen oin ,gewohnheit* ,abito, abitii-
dine* ablehnen; statt dessen soll es zu aind* äpnas .besitz,
liabe* gehören. Leider ist aber gerade die form oin eine un-
bedingte Widerlegung dieser vermuthung (das von S. selbst
Mgeführte k^un »schlaf zeigt, wie sich die gruppe -pn- im
Annenischen entwickelt; vgl. KZ XXXIX 349—50); fhr meine
Etymologie Ist dagegen oin nicht nur semasiologisch, sondern
^Tigleich morphologisch eine erwünschte bestätigung. oin stellt
«ich Bch(Sn neben das zu ahd. um^m gehörige gr. $vv^ (vgL
■«liwluiA f, m^. Spaolil K. F. ZX. f. 14
Hol^r PisJersen,
die bedeutungsentwiekelung iü aind» okas ,wöhnstätte* nel
s^sh vyknqü ,sich gewöhnen*) und zeigt, dass Brugmann B
richte der phU^-hist. Cl der königl. Sachs. Ges, d. Wiss. 1901 s, i;
mit bezug auf eiVif auf falscher föhrte gewesen ist. v, Patr
bÄny, der IF XIV 58 f. gleichfalls arm. umm zu der vi
mir herangezogenen sippe stellt, hat daher auch ganz richl
die form oin als einen beweis dafür betrachtet. Ich mad
hier noch auf einen anderen fall aufmerksam, wo das Arm
oische und das Griechische von einer mit eue- aalautendeu baj
die gleichen formen bewahrt haben. Das sehr gewöhnlid
neuarmenische i^em ,ich wUl' ist für die alte zeit nur zweiO
haft belegt; dass das woit aber trotzdem alt ist, geht aus di
altarmenischen kompositum y-u^em ,suche' mit dem verbl
Substantiv y-oiz hervor. Dass uzem geradezu die neuarmenisd
form von yt$zem sein sollte, wie Hannsz Sur la langue 4
Armeniens polonais s. 132 annimmt, leuchtet mir nicht rei^
ein; übrigens würde aber auch in diesem falle die etymolog
die gleiche bleiben: gr, ev/f^ßen aw, ao^da ^sprach' lat vmfi
aind. vaghät ,opferveranstalter*. I
Unter diesen umständen muss ich es als ganz überjlüsal
betrachten, im einzelnen auf die polemik bei S, zu antwort^i
Überhaupt wäre eine durchgeführte rücksichtnahme auf ein|
ganz unfertigen aufsatz eine unnöthige zeit* und papier?^
scbwendung. Dass von S. gesammelte material könnte hin m
wieder zu einer kleinen ändemng meiner beweisführnng S
XXXIX 334—485 aiüass geben (KZ XXXIX 347 habe ij
hervorgehoben, das eine metatbeBe einer gruppe von vä
schlusälant und l im ArmeBischen nicht nachgewiesen ist; ij
hätte hier einen hin weis auf das syrische lehn wort arm, halln
,schUngen* Hübsch mann Arm. gr. I 308 hinzufügen solli|
wo eine solche metathese vorliegt; daraus folgt aber für d
echt armenischen Wörter weiter nichts, als dass eine grup|
von verschlusslaut -f l damals nicht vorkam); meine result^
bleiben aber ungeändert. Auch kann man den aufsatz von |
nicht lesen, ohne bei manchen von ihm falsch etymologisirtl
Wörtern die richtige etymologie zu finden (arm» ardinn ,strqi
tura*, das S* s. 33 unter einseitiger bedeutungsangabe zu li
pretmm stellt, gehört natürlich als nomen acüonis zu g
aoaQiaxm arm. ütnem ,mache*)* Aber darauf gehe ich hit
nicht ein; in der Zeitschrift Randes werde ich gelegenhä
NeuSB und nachträglicheB.
baben, auf die sich mir aus der neuesten Sprachwissenschaft-
Üchen litteratur ergebenden ergänzungen meines aufsatzes
hinzuweisen.
Hier möchte ich nur auf einen pnnkt der armenischen
lantgeschichte hinweisen, der wirklich mit Schwierigkeiten ver-
bunden gewesen ist: das Schicksal des anlautenden idg. q- tmd
r* im Ärmenisehen. Scheftelowitz BB XXVHI 302 ff. vertritt
in dieser frage die von M ei II et und mir abgelehnte ansiclit,
dass q- und q"- zu arm. k- wird. Alle seine beispiele zu be-
sprechen halte ich fiir zwecklos. Die kritik würde eben des-
halb viel zu zeitraubend werden, weil S, selbst absolut keine
kritik geübt hat Ältere befriedigende etymologien werden
von ihm gar nicht berücksichtigt; er stellt z. b. kolr ,ast,
Eweig* zn asL koh ^pfahl*, obgleich Meillet MSL XI 185
l&ngst richtig asl goh ,ast, zweig* verglichen hat (von Meillet
hat S. aber überhaupt nichts gelesen; er citirt ihn nur zwei-
mal, das eine mal nach Hübschmann, das andere mal nach
mir). Er gibt eine etymologie von arm. kiiU^ ,topf, gefäss'
ohne überhaupt anzudeuten, dass ein solches wort sowohl im
grossen Venediger Wtb. wie bei Ciakciak fehlt (diese beiden
^prachqnellen hat er aber, wie es scheint^ überhaupt nicht be-
itutzt). Als wirklich auf den ersten blick ansprechend kann
if^h von seinen etymologien höchstens zwei anerkennen: arm,
^^^ ,handvoU* amd. kagir ,handvoU* und arm. katar (i-:a-staram)
»feipfel* alb. kodrt (fem.) ,hügel, anhöhe** Vor diesen beiden
^cmbinationen ist es daher vielleicht nicht übei'flüssig die fach-
^«nossen ansdrücklich zu warnen, ku^ ist ein seltenes armer
Fisches wort, das von Ciakciak in der folgenden weise erklärt
"^^ird: ^erkok'in ap'k' jefac kcealk^ i miasin gogajev orov lini
^nrn mi''. Die in dieser erklärung angedeutete etymologie
%j^u k^em ,unire, congiungere') dürfte richtig sein. Zwar ent-
^ÄÄlt die Wurzel dieses verbums eigentlich i (vgl. kig ,unito,
^songinnto*t -ki^ ,genosse*); u lässt sich aber als eine entglei-
^uTig erklären, wofür auch sonst beispiele vorkommen (KZ
^^^XIX 410). Dass die dentung seniasiologisch ansprechend
lst| zeigt ein blick auf die übrigen ableitungen von k^em^ z» b.
krank* ha^ j^erku hack' kcealk' i miasin; una bina di pane".
fci? und %em sind aber vom zablwort ^zwei* abgeleitet und
etitJiftlten k aus du-; ^ ist aus sk entstanden, und kip ist mit
*hi iwisk ^zwiefach* identisch (Meillet MSL VHI 296).
\ ZI
Dass das suffixale armenische -£r in der rege! aaf sk znriick-
geht, and dass das Armenische in der yerwendimg dieses snffixea^
vielfach zum Germanischen und Slavischen stimmt, dhrfte heut
anerkannt sein. Ich benutze die gelegen heit um ein ueue^^
beispiel dafür beizubringen. -o€ ist im Armenischen ein hau
figes auffix in ortsbezeicbungen : eznmior, emm- ,ochsenstaU'
kfoe ,korb*, aikiuöf; alhü^ ,GloacaS darhn<K ^werkstätte eine
Schmiedes*, hnon ,ofen' (eig. ,feuerstätte'), ca^ftof ,blumeiigartep
dpror ,schule' u. s. w. Die erklärung bei Bugge KZ XXX^
45 hat sich mit den lautgesetzen nicht in eiuklang bring -^W
lassen. Vergleichbar ist dagegen das slavische suffix -i$iko iir^ai
der Weiterbildung -i^<Je (aus -Uqie\ worüber Miklosich V'^^g
Gr, II 274 ff. handelt : poln* chmieliskQ ,hopfengarten*, i*. ^luii- ^j,
,feuerstatteS asL gnojiste ,ämetum\ delateliMe ,afficana*j u-fJd' — -^^
jSchnle' u. 8. w.
Falsch ist auch die kambination von arm. katar mit -^lli
kodn. Schon rein lautlich ist sie nicht ganz emfach; sie beir^ühj
auf der annähme, dass ein idg. -dr- im Albanesischen un^^^er*
ändert bleibt, was anMUig genug ist, da nicht nur ia.<er<
yokaügcbes b d g schwindet (G* Meyer Alb, Studien III ^7)^
sondern auch lateinisches b vor r nach der hen^chenden md
trotz der dürftigkeit und (theilweise) Unsicherheit des materfa/tf
gewiss richtigen ansieht verloren geht (Gröber's grundriss I 8ii>
und Hei big Die italienischen Elemente im Alb., Leipzig 1903,
8, 66). In italienischen lehnwörtem bleibt -dr- erhalten (Hei-
big s* 72); so auch ia dem worte hätsedre ,dracheS desse
letzte quelle gr, x^^rrvS^og ist (G, Meyer IF VI 106); ^
femer in dem stadtnamen Skodrs, bei Liviös Scodra; dies«yi
name ist aber ursprünglich nordillyrisch ; ihn als albanesisel
zu deuten ist schon wegen des o nicht möglich. Dass i
einem ererbten albanesischen worte oder einem alten lateiuischf
lehn worte -dr- erhalten bleiben könnte^ ist noch unbewiesj
und unwahrscheinlich. Aber auch wenn mau von dieser lai
liehen fragr* gan^ absieht, ist es vollkommen sicher^ dass
ködrs aus rumän. codm ,wald* entlehnt ist* Herr dr.
Sandfeld Jensen, bei dem ich aufschluss über das
nische wort gesucht habe, bemerkt zutreffend, dass die em
des rufoäuischen wertes (-u) unerklärlich sein würde, we
aus dem Albanesischen stammte (wo ködr§ fem. ist), wäj
umgekehrt alb. kodr^ aus rumäiL codm ohne weiteres
Neues und Dachirn^Uche«.
2ia
^1
lieb ist. Ausserdem verweist er mich atif die romamstigche
^f iitteratur über dies wort Ich stimme mit Densasianu
BoEDania XX Vm 62—64 tiberem, der codfii aus lat, quadrttm
erklärt; das wort bedeutet ^quartier de pain', ferner in alter
teit »portion de terre bieu delimitee*, woraus sich die bedeu-
tmgen ,place d'uu village', /oret^ ,monta^e couverte de forets'
vollkommeü erklären. Die von Densusianu angeführten stellen
acis dem Corpus glossariorum entsclieiden meines erachtenB
<iie Sache vollkommen. Mit dem o (vgl altfranz. coron ,eoiu,
a^gle, boQt, eitr^mit6*) ans a rauss man sich unter diesen um-
^t;äiiden irgendwie zurechtfinden; W. Meyer-Lübke polemi-
siert zwar im Literaturblatt für germanische und romanische
I^liilologie I9ül sp, 299—300 ge^en Densusianu; er erkennt
An, dass z. b- ein lat. quodratns aus quadratus gesichert ist,
'^^iü aber den tibergang nur fUr vortonige silben anerkennen,
^&r mag hierin recht haben; ich sehe aber nicht ein, wes-
l»^b qiiadrum sich nicht nach qtmdrattts analogisch gerichtet
^^ben könnte* Sein versuch, quadrum mit gr, nh^a zu kombi-
*Äiren, ist, wie ich glaube, undurchführbar* Wie man tibngens
^4e Sache dreht and wendet, eine möglichkeitj alb. hodn
^Hit arm. katar zu verbinden, ergibt sich nicht. In dem arme-
^^iscben worte ist -ar vermuthlich wie sonst ein suffix; in kaJt-
It^nnte die wurzel *^3- (gr* i-ßti arm. kam ,ich stehe^) mit
^4iiem -d^suffix stecken.
[§ 5. (Der battisch-slavische akzent). Mit un-
»■^«At habe ich KZ XXXVIII 333 gegen Saussure ein bal-
^tjscb'Slavisehes akzentgesetz — -^ > — — (wobei — eine ge-
^tossene länge bezeichnet) als wahrscheinlich anerkannt* Lit.
^r»f?tmm. gälva., acc. pK gälvas^ nom* dual galvi von galvä ,kopf^
Enthalten die aus dem acc, und dat sing, und nom, ph be-
kannte akzentzmückziehung, die von Saussure in seinem
e^enialen aufsatz IF Anz. VI 157 ff. als nachahmung der konso-
ttantiscben stamme gedeutet worden ist. Ebenso bei den mehr-
silbigen Stämmen: instr. sing, äszaka, acc. pL ässakas von assa-
ha ,gräte\ Bei den zweisilbigen stammen mit geschleifter
'^fwz^Isilbe hat Saussure's akzentgesetz - — >--^ gewirkt
Tmstr. mergä^ acc. pL mergä§, nom. dual, mergi von mergä
B rWidchen*). In bezug auf den acc. pl. stellt sich also das
^k IWüerhe nicht auf die seite des Indischen (skr* acc. pl. padä$%
■^^ »»ttdem auf die seite des Griechischen (noia^).
214
Holder P©46Tsen,
Das SlaviBche stimnit durchaus mit dem Baltischen (r. dual
6be nagi, ygL KZ XXXVIII 360; acc. pL nogi; instr. sing
noäbjii von noöb ^nacht*, lok, nöt% gen. pl noäeS). SaussureÜ
akzentgesetz hat aber hier anders gewirkt als im Baltbchen
weü die akzentzuröckziehung der vokaMschen stamme im Sl»
Tischen mit intonationswechsel verbunden war: C» hora ,berg*
vzhüru .hinauf (KZ XXXVIII 304); 6. heäa p. hiaäa (inter
jektion) ,wehe* (erstarrter nomiuativ mit alter intonadon), ab€(
ö. UM p. hiedu ,nolIi* (deklinirtes Substantiv mit veraDgemei
nerung der iutonation der kasus mit zurückgezogenem akzeut
über poiö. u als den nnnmlautbaren Vertreter eines langen i
Tgl. Brandt in der Fortunatov- Festschrift) ; altö, zima ,a
ist kalt^ (erstarrter nominativ), aber lima ,winter* (v. Roa
wadowski, Semazyologia [aus Eos IXJ p. 15; Gebauei
Historickä mluvnice I 610); slovak. ckvala hohu ,gottlol|
chväla ,lob* (Kott, v.Rozwadowski brieflich. 27. nov. 1903); M,
acc. ffülvq, T. golomt ,kopf (Meillet, FortunatOT-festschrit^
ö. vira ,glaubeS vern »fÜrwahr* (erstarrter acc). ^ und - c3[
Wurzelsilbe sind also zu — , und umgekehrt — zu - geword^
analogiebildungen kommen natürlich massenhaft vor (serb. a^
sing. Bimu^ nom. acc. pL ^me u. s. w.). Saussure's gesa
konnte also nicht wirken in formen wie r. acc* pl. go^y, tlrni
dual. pU€i »schultern^; es wirkte dagegen in r. acc. pt skml,
jfelsen* von f^kalä (ö. skdla s. $käla\ dual, mudt ,hoden* ($
müdö)^ wo die Wurzelsilbe alte gestossene Intonation gehalJ
haben mag, die bei der akzentzurttckziehung schleifend wurd^
Auch hier massenhafte analogiebildungen.
Die akzentzurückziehung der vokaliseben stamme find^
also statt: 1. im acc. sing,, wenn er vom nom* verschiedet
war, im nom. pl auf -s, acc* pl, auf -m^ nom. acc, dual, nad
dem muster von nida noSeg ni^ag ni^f, während sie in dei)
charakteristischen formen der neutralen o-stämme (nom* acc«
sing* pL), im nom. pl. masc, der -o-st^mme (lit. devm) und la
den bei den konsonantischen stammen endbetonten kasus unter*
bleibt; 2. in denjenigen kasus, die in der konsonan tischen
flexion nichts entsprechendes hatten (KZ XXXVIII 365 f),
d. h. im ablativ (lit dSvo), in allen nicht auf -mi ausgehenden
instrumentalforraen des sing. (Ht, galva^ därht. von darbas pl«
darbai ,arbeit*, r. nodtjn, aber lit. ssirdimi von s^itdls ,herz*?
r, Jcrugom ,ring8 um* von km^ ,kreis*, gen. kruga, uom, pl
Nfliiee nnd nachträgliches.
21&
und im dat. sing, (was darauf deutet, dass bei den
onantisohen stammen im Baltisch-Slavischen äbnliah wie
m Griechischen die besondere form des dativs verloren ge-
gangen war; aus dem Hussischen citirt Brandt, JnbU. sborn.
Ttestt Mülera, s. 5 des sonderabdiucks: k etme, k stSne^ k
In der gemeinsamen baltisch-slavischen akzententwicke-
Innf lassen sich vier perioden anterscheiden :
1, Verdeutlichung des ererbten akzentwechsels (lit» dnkti
düJäeri); bewirkt keinen intonationswechsel *).
n. Verbreitung des verdeutlichten ak^entwechsels (lit.
galvä gälvq^ r. golovä golotni).
M. Das akzentgesetz (- — und o — wird * -^, ^ — ; im
Slavischen vielleicht auch ^^ — > uw^l^^ g. KZ
XXXVin 307),
IV* Verallgemeinerung des theils ererbten, theös in der
Periode III entwickelten akzentgegensatzes zwischen
o-stämmen und a-stämmen (KZ XXXVIII 332 f.) : lit
masc. giras ,gut', neutr. g^raj fem. gerä; r. seU ,dorf ,
dölotd .meissel', pL sjola, doUta vgl. KZ XXXVIII 333.
Dazu kommen noch speziell slavische akzentverschiebungen:
l^-ne mit Saussure's geaetz analoge vorwärtsgehende verschie-
j^^ng (r. vhpLvesjolyj^ -sädit : sadUsjaj govorirdzgovor^ Upei:
l^^et, sküIet:skaH, s. KZ XXXVDI 306—307, 335—336,
^) und zwei rückwärtsgehende Verschiebungen (betontes
i windendem a b gibt den akzent an die vorhergehende sübe
*, KZ XXX Vin 343 (§ 53), 299, 363; ebenso gibt eine sekun-
4 ^r schleifend gewordene silbe den akzent an die vorhergehen-
i^ sübe ab, s. KZ XXXVm 307, 335-336, 358: russ. mit^b
^adeiL, klafter', gen. pL säien). Dazu noch massenhafte ältere
^itd jüngere umfassendere und vereinzeltere analogische akzent-
fc^gelungen.
^ S. EZ XXX VII r 355; ein weiteres beispiel bildet der verbaltyp na r.
S9^iltk ,hT«iTmen\ präs. gorjü^ gorit^ klr. gorjü tjorit gotimö: i^g. akzent-
"^^«cltBel fwischm dem gtämm vokal "l- und der^ personalendang' ; daraus im
^IftT. ikzeDtweohs^l zwiscbeii der anfang^BÜbe nnd der per^onaleDdiing {daher
^- viMb sl^Mtf s- mt^eii MaU); bei geechleiftor oder knr^cr Wurzelsilbe
^•'irkte ab^r Satißsure'B ^esetz. Die kausative (r. noHttt nohi ^lönii klr. nMit
^M nMmo) hfttlen dagegen ursprüngliche anfan^betonuog- und geschleiftes
-^ m prkem, b. EZ XXXTOI 417. *
216
Eolger Fedtrseiif K«iim und SBctttriglicliea.
Das Baudouin de Courtenay^sche gesetz ist, wieicl#"-^i
KZ XXXVin 384, 385 nachgewiesen habe, älter als di^^^g
moiiopIithoDginiiig der ??-„diphthonge*^ und der i-diphlhong» -^^^
Es ist jünger als die akzentnenerung m, detm es wirkt u. ^
vor der erst durch Saussure's akzentgesetz betont gewordene ^^^^
inflnitivendiing -dti Eine nähere Untersuchung ergibt al^i::^^^!*
femer mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass es gleichfalls jün^^ge^
als die akzentneuerung IV ist. Die toii dem Baudouin ^^
Courteuay'schen gesetze bewirkte palatalisation tritt in ^^«ier
akzentsilbe ein und unterbleibt unmittelbar nach der akzg-ssnt-
silbe: abulg. licef r. lico ,gesicht^5 aber Uka ,chor*, r. lik^ ^^^»ea.
pl_ likov; r. vösklicätf> ,ausrufen\ aber klikaib ,rufen'; r. pg^
dvuätb-sja »kämpfen^ aber dvigath ,bewegen^ Eercalo und ^^^er-
TcaU ,spiegel*, Sie tritt ferner in der zweiten sUbe nach ^«rieiu
akzente ein: abulg. mcsecb ,mond\ r. mhjac^ abulg. knn^^^dzh
,fnrst% lit, kuningm ,prieateT^ abulg, sajecb, r. zdjac ,h^^?e\
abulg. sidbce r. serdce ,herz*. Dies erklärt sich daraus, ^a^s
diese silbe einen nebeuakzent hatte (vgl. KZ XXXYIQ ^60^
364j 381, 367, [3^i4]; auf dem Umtausch des hauptakzentea. mit
diesem nebenakzent beruht überhaupt die aufhebung der^ en^
klise bei nicht anfangsbetonten wortfarraen: r, na gorS ,äuf
dem berge* neben na goru ,auf den berg*, ?gl KZ XSX^TT/l
355), Auch die zweite silbe vor dem hauptakzent muss einen
nebeuakzent gehabt haben ; sie war aber sehr oft die aniau^-
silbe des wertes und konnte daher bei dem Baudouin de
Courteuay'schen gesetz nicht in betracht kommen. Bei Wörtern
mit beweglichem akzent war vielfach ein Wechsel zwischen 1^
und c u, s, w, zu erwarten; er ist aber fast immer aiisg^"
glichen worden. Will man die zahl der dabei anzunehmende^*
analogiebildungen möglichst herabmindern, muss man das Bai^^'
douln de Courtenay'sche gesetz möglichst spät ansetzen: ma^^
muss sich möglichst weit von dem bunten litauischen akzen -^
entfernen um sich möglichst viel dem regelmässigeren russi -^Z
sehen ak^ent zu nähern. Ein rest des lautgesetzlichen wechsel^^-*^
hat sich bei dem pronomen abulg, dch, nkn ^solcher* erhalten ^^^'
k erscheint u. a. in der form ^iko^ die nach der akzentneuerun^^^:^
IV den akzent auf der ersten silbe tragen musste (vgl. «erb. -^^
tako ^so'); femer in der ableitung hikovs, deren akzent nadf^^
r. takovojf takov^ takova, takovo u. s. w. zu beurtheüen istf ^
und schliesslich enthalten/ die dreisilbigen ursprünglich end-
w
' oefonten
B. M^nnger, Zu nua^a and ?ar g'eschicbte de& ^a^ens^
217
ifdEten formen sicechB sicems sicemi (und die entsprechenden
formen von vbsb ,all*: vbsechs u. s. w) nicht die Baudouin de
Comtenay'schen palatale (nach denen i statt e zu erwartea
wäre), sondern eine von dem folgenden e (aus oi) bewirkte
spätere palatalisation.
Die abhängigkeit der palatalisation (oder vielleicht genauer:
der Weiterentwickelung der mouillirung) von dem akzent, die
für Bandouin de Courtenay's gesetz charakteristisch ist, be-
gegnet xiuB auch anderswo, z. b, im Schwedischen (nicht pala-
tales & in rike u. s. w.); darauf beruht auch die einzige bis
ietzt vorgebrachte diskutirbare deutung der armeuischen pala-
tÄlisation (KZ XXXIX 396); ganz mit unrecht will Meillet
MSL XTTT 244 die berechtigung eines solchen erklämngs-
piiii2ips a limine ablehnen.)
Kopenhagen^ den 16- märz 1905,
Holger Pedersen,
l
Zu u/i«?« und zur geschicMe des wagens.
Ein beitrag zur methode der etjtnologie.
LUtemtmrs Ginzrot Die Wäg-^n und Fahrwerke der GrieclieD und
^'t^llier München 1817. ^^ Schröder Reatleiikon st. Wag'en. — Heyne Deut'
*^^hes Nabmngsweaen 8. 27 f. ^ Eich Dictionnaire des antiqoitöB Rom, et
^^ rf^rques tnul, ik rAnglais sf?. canrus, plauiitram, plo^teUam, ploxemmn,
^'%imift. — Forestier La roue Paris Nancy 1900« — Hahn Das Alter der wirt-
■■^cJiamichen Kultnr 1905 s. l^ff. — Nc>ire Das W©rkieag nsw. 1880, —
vTndiiet ZU. f. EthnoL 1890, ^ Partwänglcr Meisterwerke der g-ricch. Plastik
^^ 267 ff. — Hoemes Urgesc^h. d. bUd. Eunat 44Ö ff. — Verfasser L F. XVI
^* 146. — S. MtllfT Nord. Altert. H 44flr. — Graahof Fohrwerk bei Homer
^adHedod 1846.
Ich habe Sfiala als j,eiiiachser^ erklärt und das wort auf
^ine tufortn * fttii-alc^ia zurückgeführt. Da erschemt es nun
^retschmer (Zts. XXXIX 549) „seltsam", dass ich, der von
^Jidereu fordert, dass sie sich mehr um die Sachen kümmern,
^t deutung aufstelle, „die zwar lautlieh allenfalls denkbar,
%W sachlich so unpassend wie möglich ist," ''Afia^u werde
•dsoi in der Odyssee als vierrädrig bezeichnet, sie stehe im
218
E. Merin^er,
1
gegeneatz zn dem immer zweirädrigen Streitwagen* «p/«« ode:^^
ü/ja. Wenn also aucli der zweirädrige karren „nicht gai^::^,^.
gefehlt zu haben braucht^" müsse man doch sagen, dass dr^^/p
vierrädrigkeit für die a^ta^a ebenso charakteristisch ist, w
die zweirädrigkeit tüf das aQfia.
Ich antworte darauf folgendes. Wenn aua^a in historisch
Zeiten den vierrädrigen* also zweiachsigen karren bezeichn-___ ^* i
so beweist das nicht, dass nicht schon der dem zweiachsi^^gQ
vorausgegangene einachsige karren denselben namen führt^^ij
Durch meine herleitung aus ^sr^-ak^ia habe ich genügend .^q.
gedeutet, dass ich die büduiig für sehr alt, für vorgnechs^eA
halte. Kretsehmer selbst hält diese deutung ftir „lautU^fj
allenfalls denkbar'', was geringschätzig klingt, aber oic^t
tragisch genommen werden muss, denn wüsste er einen ein-
wand, so hätte er nicht ermangelt ihn auch mitzutheilen.
Meine Stellung zu den „Sachen" hat Kretsehmer damit
nicht genügend gekennzeichnet, dass er mich nur fordern lässt,
dass man sich bei den etymologien mehr um sie kümmere.
Wenn man glaubte, dass uns die historischen sachen immer
über die Wörter^ die doch oftmals sehr viel alter sind, auf*
klären, so wäre das ein grober fehler. Man darf nur Uirer
entstehung nach zeitgenössische Wörter und Sachen zusammm-
bringen. Das wort kann geblieben, die Sache aber ganz ändert
geworden sein, Vergleiche das, was ich über lisch ^ hdt^^
wand usw. ermittelt habe. Wie wir sprachliche Urformen er "
schliessen, so müssen wir Urformen der sachen — nicht na^
der realen dinge, sondern auch der gedanken, der Vorstel-
lungen — erschliessen. Das wird nur auf dem wege der ver-
gleichuug, namentlich durch herbeiziehen eines grossen ethnogra-
phischen materials möglich sein und deshalb habe ich (Mittheil ^'
der Anthrop. GeSp Wien XXXI V s. 177) gewünscht, dass neheiT^*'*
der vergleichenden Sprachwissenschaft eine vergleichende sach- -^^
Wissenschaft entsteht, zu der sich die einzelnen archaeologier^*-^
ähnlich verhatten würden, wie sich die Philologien zur rer- "'^"
gleichenden Sprachwissenschaft verhalten, M
1) Coma Eoacht mich auf eine echöne paraUele aufinerkgam : franz. hrmtettm^-^^^
(„petite charrette a une rou©, qu'on pousse dovant soi" „fichubkarren'' Dict^^^*'
teclinol. par C. Rumpf et 0. Mothes Wtesbade 1868 sv,) geht aus 'bwr&tit^^''^^
her?or und besass urBprüngüch zvrei räder. Körtang- 1427. Die ziemlic^^'"
priButive koimtniktioEi eiueä ähnlicben^ zweirädrigen kaireas bei Föroelier &.
Zu nfitr^a und aar geuchiclite des wagetis.
219
Der bauptatiterschied zwischen mir und Kretachmer ist
den dass ich ^^iula fiir viel älter halte aJs dieser. Meine er-
Idknng setzt voraus, dass es zur zeit der bildung des wertes
schon eioen zweiachser gegeben hat, seine deutung als vier-
ridriger wagen mit festen rädern setzt voraus, dass es schon
das bewegliche rad gab und dass wagen mit solchen rädern
üemlich verbreitet waren. Auch das muss ziemlich früh der
fcli gewesen sein. Für mich ist es gut denkbar, dass die
Griechen zuerst einen einachsigen wagen hatten, dann einen
zweiachsigen, der diesen namen übernahm j so dass später
neben diesem zweiachsigen der einachsige aus dem Orient
tberaommene und, wie seine räder zeigen, kulturell viel höher
stehende Streitwagen stand. Auch fifia^ixo^ X 146 „mit wagen
m begehen, fahrbar" scheint mir nicht vom vierrädrigen wagen
henannt worden zn sein, sondern den breiteren weg, wo der
karren fahren konnte, im gegensatze zu 066;, der urspriing-
liehen benennung des fusswegs, zu bezeichnen. Aus der be-
mchtiung der nomaden als ufia^oßint wird man wohl eher auf
einen verbältnissmäsi^ig grossen vierrädrigen karren mit dach
scidiessen wollen als auf einen zweirädrigen. Trotzdem gab
«« und gibt es noch heute zweirädrige wohnkarren, vgL Ginz-
foi I 234. Diese können ziemlich gi^oss gewesen sein, wie es
iie von vier rindern gezogenen zweirädiigen karren auf einem
%jptiscben bUd werke zu sein scheinen; vgl. Rosellini I Monu-
*enti deU^ Egitto e della Nubia I Mon. storici taf. CXXVm,*)
^of den dargestellten karren von barbarenstämmen fahren
<^Uch die weiber.^)
Wie ich mir das nacheinander von wagenformen und be-
Äeichnungen dafür seit theUweise noch vorgriechischen Zeiten
^^nke, wiU ich kurz angeben. Vielleicht dürfen wir uns den
^erkuf so vorstellen. Der älteste wagen, einachsig und zwei
^'^Ä4jTg, mag *uoghos — o/o^ geheissen haben. Als dann ein zwei-
^^di%er, vierrädriger, aufkam, wurde dieser o/ja (wenn der
*) Theil weise reproduciert bei W. Mai MüÜor, Asien und Europa nafh
*tt%ptischpn Denkmälern. S, 366.
^1 Eakanat bt, class in späten zelten die wagen im kriege wieder ihro
ff^iii TLnpi^n^lJche roUe geffpiolt haben» und polix, oboz „feldlagor**, eigpnt-
^^ Bingenbor^^ (vgl akaL übozz aarcinao} Mikioaich Et. Wtb. 387 bowaltrt
i^i tbe «rinnening danin.
220
H. KenDger^
plural so zu deuten ist') oder o/^oq genanut, fiir den einacls
wurde ^mii'oksiU'U^ala gesagt Alsdann drang von Asien
Streitwagen ein. Dadurch bildete sich ein neuer, ganz andes
gtgensatz: lastwagen — Streitwagen. Der last wagen, gleL^
gültig ob ein- oder zweiachsig, wurde afiu%u genannt f^
Streitwagen ao^a (oder o/f« d. h. „wagen ** im allgemeiQe/?|^
und dieser zustand hat wohl bis in die MstoriBchen zi^it-ei?
hinein gedauert.
Die entstehung von ^m^aJcsia „ein achser" ist also meiner
meinung eine ähnliche entwicklung wie die von lat* biröüis^
lit, dviräc^iai (dvirätisfj r^fpaKVTeXfnf, gall. petorriium^ die alle
entstanden sind, als neben und zu dem zweirädrigen wageo
der vierrädrige aufkam. Für eine erklärung von a^ta^u aber^
die sich auf den unterschied von wageu mit festen rädern und
solchen mit beweglichen gründet, ist nirgendwo ein sprachliche*
auaiogon vorhanden, ttber die sprachlichen Iblgen des fest-
werdens der achse (und damit des beweglicbwerdens des rade^)
vgL verfosser IF XVII 110 und unten.
Einen beweis für meine deutung von a^aia zu erbringen
bin ich ausser stände, doch bleibe ich bei dieser, denn Kretecbmers
erklärung befriedigt mich noch weniger. Besehen wir sie vm
nähen
Kretschmer findet nur eine sichere parallele zu aftaldj
nämlich äfmd^vac- näfia^Qvdg ist aus Sfia ^^vt erwacl)S€B;
es ist die nymphe, die ^eins mit dem bäume' ist.** Und hm
lastwagen seien die räder mit der achse verbunden, rDtirew
mit ihr, seien also i>a i'lov*. Ich staune, dass Kretsdimer
dabei nicht merkt, dass man auf diesem wege zu einer er-
klärung von ujL4uia = wagen nicht kommen kann: wena
ifLaS^vaQ die bezeichnet, die eins ist mit dem bäume, die \mm^
*) Am leichtesten begreift man die Wörter in plnralfonn, wenn m fcf«**"
BtÄade bedeuten, die irirklich ans gleichen theilen bestehen, s, b. Bt
Hrkkä „selier©% girnos „hm^mnbia^, deutsch kosen, Int. fore» von derflUl«^
thflr htrstammend wie ai. dvärfm noch genauer zeigt, lat. bigar, tfig^
quadrigac. Die anderen pluraliscbea w-örter z. b. ni/ttratt. lat, tyurrün \i^
mfiehte ich mir nicht so wie Delbrück erklären (t,weil man an die de&tlirb uf^^*
scheidbaren und aolbständi^en [?] tbeile des Wagens denkt")» sondern hier ^^
plur^ coUectivisch fassen, was g-ewiss möglich ist, weil auch ein collectiTtiffl
|fluraliach funttioniren konnte (.1. Schmidts erklärung Ton ^jtigä „gejocb^**
-.juche"). Sieh unten lit. ratm, dial. „gretter" üuw>
Zu Kua^tt uod zur geicb lebte de« wagem.
221
npphe, so müssle doch Sßa^a das sein^ was i>a a§opt ist,
was eins ist mit der achse, und das ist auch uach KretscUmer
i dem primitivsten wagen doch nur das rad. Nur die räder
sind S^a il^fift ; afiü'^a könnte also nach der argumentation
i-füQ Kretschmer nur das „rad" bezeichnen, niemals aber
^vagen** , es könnte nur der name des seheibenrades (ohne
ipeichen) sein, das auf der achse fest verkeilt war.
Und weiter* Kretschmer verweist auf ß 265: „hier be-
pnt die heri'icbtung des wagens damit, dass sie die mit
riderii versehene (evr^n^og) ä^u^a herausheben — . . * dann
iden sie den wagenkorb darauf^. Hier sei also von einem
^lulügeti der räder an die achse keine rede, die u/^a'^a sei
«chon mit rädern versehen. Anders sei der wagen E 720, auf
dem Hera und Athene fahren. Hier beginne die zurüstuag
des Wagens damit, dass die räder an die eiserne achse gefugt
Werden. „Sie waren also vorher von ilir getrennt, vermuth-
üch an der wand aufgehängt,**
Alles zugegeben. Aber wenn der lastwagen sich vom
Personenwagen hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass beim
«Isteren die räder schon befestigt sind, beim letzteren erst
^r dem gebrauche befestigt werden, dann miisste^ wenn das
^fachlich ausgedrückt werden soUte, doch die spräche den
^Tsteren * ifmxvnktiv genannt haben , nicht aßu^u, denn „zu-
*^^meB mit der achse" ist der eine wagen wie der andere,
i*ibezug auf die achse unterscheiden sie sich nicht, nur inbezug
;^Hf die räder. Freilich unterscheiden sie sich auch inbezug
^Uf die achse, aber nur insofernj als der lastwagen mit festen
^'Ädem bewegliche achse hat, während bewegliche räder eine
tau w^enboden befestigte achse voraussetzen. Wenn man
K^iit Kretschmer Sßu^a aus a^a alion sich entstanden denkt,
ann könnte das wort eventuell noch den wagen mit fester
und beweglichen rädern bedeuten — doch das ist von
gesichtspunkte aus annehmbar*
Kretschmer ist auf dem besten wege gewesen sich die
Einwendungen, die ich ihm machen muss, selbst zu machen.
Bi sagt am Schlüsse seiner ausführungen : „einfacher ist viel*
leicht die annähme, dass sich afia^a zu al^mv verhalte, wie
^m. ßü&vkitßüQ zu liiutßv^ also nom. pL ntr* eines adjektiFes
*i^|oc s«i/ Das ist gewiss möglich, denn solche bildungen
sind schon indogermanisch* Wenn dann Kretachmer fortfahrt:
222
R. Mermgier*
^jtvxla a^a^a 'Scheiben verbunden mit der achse' entsprfichi
genau deü Upnpmm cühaerentia axi bei Probus", so stimme i'
vollkominen zu und bedaure nur, dass Kretschraer aiclit b^
merkt, dass damit seiae eigene erklärung yoü afnaltÄ ad a1
surdum gefühlt ist, denn a^m^n ist eben die bezeichnang ein^
Wagens und nicht die eines rades, einer Scheibe od«
eines tympanons.*) 1
Die ajtiö^tt der späteren zeit besehreibt PolL ^ 2^s^
Namentlich der theil, der ««a§jj;ioJfg genannt wird, ford.
unsere aufmerksamkeit heraus: a^al^no^fg, vf* wv o a^
'iXxtTai at^fff^oftfpag. Und Hcs. sagt; uf^a'^inGAfg' T>ig w#|
tBpiag tu fi'öri rm TOig a^out ngnariS-i^iva üTQf(fr)ßevmg wwfp'
avjL Danach waren die äfialinod^g theile des obergesteWa,
mit denen dieses auf die achsen gestellt wurde, woraus sich
ihr name ^^füsse" wohl begreifen lässt Dann war aber zu
dieser späteren zeit S^ia^a der obere theil des wagens, nicht
der untere* Für die Urbedeutung beweist das aUerdiHgs j
nichts.
Kretscbmer ist aber bei a^alia nicht stehen geblieben.
Er bemerkt, dass auch das plumtrum räder ohne Speichen
hatte, die fest auf der achse sassen und sich mit dieser droliteD.
,jDieser offenbar uralte wagentypus", sagt Kretschmer, „fiilirt
uns die entstehung des rades aus der hölzernen walze deut-
lich vor äugen ; um die reibungsfläehe der walze zu Terkleineröt
wurde ein stück von dem mittleren theil iires mantels ab-
getrageUi so dass sie in der mitte schmaler wurde als i^ den
beiden enden.*" Wie einfach sich doch Kretschmer das alle®
vorstellt! Übrigens ist natürlich auch dieser gedanke nicht
neu, ja er ist bereits von einem emsten manne, Forestier s.
122 C, ausfuhrlich widerlegt worden, und neuerdings hat sich
E. Hahn s. 123 dem pro teste Forestier's „mit energie" an*
geschlossen» Zuerst muss man Kretschraer's worte „um die rei-
bungsfläehe der walze zu verkleinern" angreifen. So bewusst
und kenntnissreich waren die erfinder jener unendlicli feroen
1) Du gri&cli. wort, daa seiner lamtgentalt nach dem f^^a^tt mn äba-
llchsten i^ djuä^tt^vf, Hes. dfifiitv^ „der an pfählen gezogenem weioittvck i
ist leider etymologbcb gan^ ondarehBichti^, Leo Mejer Hndb. 1 220. -^
Daas ß\Ytn?jUöJ« den ersten vocal des ZTreiten Wortes nicht gedehnt hatt h**
seinen ^ond in dem ursprünglich spirantischen anlaol Waekemagel, D&^'
GQngsgesetz s. 54 f.
Zu aßaiu unä zur geschichte des v^ene.
223
I in denen der wagen entstand, nicht Schon Laz, Geiger
aaeb Noire s. 167) hat richtig gesagt: ^man würde das
ug gänzlich missyerstehen, wenn man immer in seinem
zwecke die Ursache seiner entstehung finden wollte*^.
I sagt sich so bequem^ man bat aus der walze den
fen theil des mantels „abgetragen". Ja womit denn,
|p damaligen Werkzeugen? Das war eine böse arbeit
[ genügender correctheit überhaupt ganz unmöglich zu
p denn der Querschnitt der so entstehenden achse musste
ritriscb sein mit den daran verbleibenden scheiben-
Das ist auf einer drehbank zu erreichen, aber nie
i
mmer mit freier band nach dem augenmasse.^)
(cht zutreffend ist auch, wie Kretschmer sich die weiteren
lale des wagens vorstellt ^Vielleidit wurde der obere
tbeil (die nfi^ivg) von einem gestell mit halbkreis-
ln ausschnitten getragen, in denen die achsen sich
I • . ." VieUeicht? Nein, gewiss nichts denn schon
pziehen der zugthiere wäre die achse ans den „halkreis-
^ ausschnitten'* herausgesprungen, und wenn da noch
lann beim ersten st^in, der auf dem wege (den dama-
regen 1) lag*
jklbkreisförmige ausschnitte allein tliun es nicht, der
boden mnss ösen, runde löcher haben, in denen die
ganz amfangen sind, damit sie nicht heransbüpfen
1^ Die nötigen konstruktionen sind bei Forestier s, 15
rot angegeben und in ähnlicher, wenn aucli einfacherer
jhne raetall, muss sie schon der nrwagen gehabt haben,
%n muss es endlich einmal sagen: die entstehung der
^en Werkzeuge und erfindungen ist ein ebenso grosses
wie die entstehung der spräche. Es ist daher ganz
tdass Noir^ z. b. ebensowohl über das eine wie das
buch geschrieben hat. Die meisten werden wohl
n ober beides nicht zu schreiben, und das ist ent-
be fragd an die ethnograplien : gibt es irgendwo EcheibenrSder, die
ichnitten von bäumen bergesteUt Biad? Vieneicht in den tmpen?
wm b&ome unt ibron Jahres riDgen wären dazu schwerlich tu brau eben,
te theiJe eokber ring-o abspringen müssten. Ein rad, das wider-
ig sein soUj mnss am stimhotz gemacht sein. Daxti kommt noeb
[)a& alte rad ist »ehr gross; zn seiner hefBteUiwg aus quericbnitten
\ an den entsprechenden &%en.
224
K. Meringer/
1
schieden zu empfehlen. Wiis bis jet^t an solchen erklämng-
zutage getreten ist, wäre abschreckend genug, sollte in
meinen : das feuer soll der mensch erfunden haben, als er s:
dass der stürm ein Schlinggewächs an einem bäume rieb, |jj^
feuer entstand (A, Kuhn), der ofen soll nur ein amgestttlf^j^^
feuertopf sein, die kacheln sollen einfach dadurch entstan ^(.^
sein, dass man die Oberfläche vergrössern woUte usw- Di^^gj.
weg der klugheit filhrt direkt dazu, dass man genetische zit,
sammenhänge zwischen einem gothischen thnrme und eineis
regenschirm findet Auch das ist im ernste gesagt worden.
Wenn man mich zwingen würde, eine meinnng über die ent-
stehung des rades und des wagens zu änssern, würde ich
sagen, im spiele ist der mensch darauf gekommen. Fora-
stier sagt, eine mutter hat das erste wägeichen erfunden, EV>
Hahn sagt, ein müssiger priester. Das ist im gründe imme^
derselbe gedanke ~ aber die auskauft ist eine magere, eii»-*
ausflacht.
Ich muas noch einmal auf Kretschmer znrfickkommen. E^^
sagt s. 552: „ . . * und eben dieses gestell (mit den „halt^'
kreisförmigen anßschnitten*^, in denen die achsen sich drehten ^^
das auch die vordere und hintere achse verband, samir**
achsen und rädern mag a^ta^a geheissen haben", Währea^^
wir auf s. 551 veranlasst werden, zu glauben, dass Kretschni^^
äßa^a daraus erklärt, dass die rsder a/ia äli>vt sind, komirmt
hier eine ganz andere erklärung zum Vorschein* Aber, wi^
es sich auch mit diesem widei^prucb verhalten mag, die netm«
erklärung ist genau soviel wert wie die frühere: wie soll 4i«
spräche dazu kommen, den ganzen wagen (ohne den kort>)
gerade vom Standpunkte der achse als ,,deu, der mit d^^r
achse eins ist" aufzufassea? Ja, wenn die «^ag« wemgate«»
nur eine achse hätte, aber sie hat ja nach Kretschmer der^ß
zwei^ was er gerade mir entgegengehalten hat!
Schuchardt sagt in seiner festschrift für Mussafia („^fc^*
Schuchardt an A, Mussafia," Graz 1905) s, 23 über itaL cwn^^^
„lastenwalze": ^es ist nichts anderes als lat. ciirrus ^wage*:^-
nur umgedeutet. Sind doch die rollen mit den darauf ^^^'
legten lasten die urform des wagens". Mau muss dalt==>^i
allerdings nicht an genetischen Zusammenhang denken, vi ^^^^
leicht denkt Schuchardt bloss an die ähnlichkeit von wa^*^
und urwagen. Wenn aber Schuchardt wirklich die genetisc^l'^
Zu auft^n imd zur geacbicbte des wagens.
Urform des wagens in der walze erblicken sollte, [dann
^Türde kh ihm vorhalten^ dass gerade wir, die wir zum
atadium der sacheii auffordern, nicht so reden dürfen, denn
üonst könnte mau einmal von uns sagen» sie haben den quell,
den sie aufdeckten, mit derselben schaufei wieder verschüttet ;
uad man wäre gegen nns im recht, denn dann fordeiien wir
zum Studium auf und machten es gleichzeitig durch hypotheseu
überflüssig. Und ital, curro „lasten walze *^ beweist ja wirklich
garnichts. Für den Steinmetz sind seine walzen sein 7, wagen, '^
ein schöner beleg für den satz, den ich an anderem orte aus-
spreche: es verengert ein wort seinen sinn, wenu es vom
weiteren kreis iu einen kleineren tritt, wie umgekehrt
Vielleicht will jemand noch ein sprachliches kriterium für
die behauptung verwenden, dass das rad aus der walze ent-
standen ist. Zu idg, *r6thös „wagen**, *r€thö ^laufe" (vgL
1-F. XTII 110) gehört lit. ritü rUti „rollen^, und — worauf
es hier ankommt — ritinis „rolle", rwtiwas „walze", ritus
jMlhiiT'^. Aus der tiefstufe ri = ^ (Brugmann P 472) hat
I lieh weiter ein sekundärer i-ablaut entwickelt, lit. recnn resti
y,mllen, wickeln" usw, Leskien Ablaut 281. Für die genesis
des rades aus der walze, der rolle^ beweisen die vorliegenden
büdun gen nichts, schon deshalb, weil lat. rota^ ML rätas „rad",
flring um sonne oder mond", ahd. rad altertümlicher gebildet
mi als lit. ritiniSj ristüvas.
Ich habe a, a. 0,, um zu erklären, woher e^ kommt, dass,
^ben lat, rata^ d, rad, lit, rätas^ das Altindische iu seinem
ratha- eine bezeichnung des wage ns bat gesagt: „ich denke,
dass *r6thüs das wagengestell bedeutetej also die achse und
die mit ihr in fester Verbindung befindlichen räder, worauf
«rst im bedarfsfalle der wagenkorb gesetzt wurde. Als die
rtder beweglich wurden, behielten die einen sprachen das
Wort für die räder bei, während die aödereu für ,rad* ein
oeae^ wort benützten". Füi* das neue wort halte ich x{mko$,
4 mkrd usw.
Über ai. raiha- EV sagte ich, ein idg. *rötho wäre eine
kollektive abstraktbildung*) und ^wiese auf einen kulturkreis
1) Wir beeitzeji ähnliche koUektivbil düngen. Der pfliigTFagen heistt
I* gretia, greda^ ger^daeh SchmeUer» Frommann 2, &1, käfUt. grüt^
K ^dti Lexer 202. Im bd. entsprach«!! ga'äder^ gerüde.
l, Merijig
hin, wo "^rotkos ,das rad\ *röthas .wagen* bedeutete**. Dafiir
könnte mau auch lit. raial „wagen" anführea, was aichts
anders ist als der plui al von rätas „rad*" , vgL air» roih m,,
pl. roith ^rad**, „wageu", aksl. höh „rad*\ pL k^la^ kolem
^wagen''. Wenn aber jemand das ai. miha- vom adj*, vgl, aber
lat birötus, lit. dvirätis „zweirädrig"» herleiten wiU, so könnte
iß&n, denke ich, nicht viel eiuwendeiL
Aus dem Ävesta vergleiche: Yt. 19, 43: eom ra^^nn . .
asmansm ra^am Ja^nmaväne „die erde will ich mir zum rad..,
den Mmmel zum wagen machen" Ältir, Wh< 576» — Sr^ra^a-
1506 bemerkt Bartholomae, dasB nach der angeführten stelle
rada- und {Taxra- zusammen den väm- bilden. Mit dem letzteren
wort sei der wagen als ganzes gemeint » insbesondere der
Wagenkasten, Sp. 1418 sv, vasa- leitet Bartholonme dieseaj
wort aus varat ab und zieht var^itöra^ „mit rollendem"
wagen" (sp, 136«) heran. Das alles passt zu dem, was ich
über *röthos gesagt habe, aufe beste.
Das von Plinius überlieferte „raetische", nach meiner
meinung germanische plaumoratus (oder plaumortdum) habe
ich a. a. 0, als *plog\kmoral)az j, pflugwagen "* gefasst, was ja
insofern passt, als diese art pflüge nach Plinius rädei' liatteu.
Darnach war also auf germanischem boden ^rapaz im sinne
von „wagen** nachgewiesen, und zwar von zweirädrigen wagen
ohne irgend einen korb oder sonstigen aufsatz;
Für germ. *räpaz - wagen könnte man noch radt-machm-
(daneben rädermacher) DW = „wagner*^ ^inluhren, Dass es
einst handwerker gab, die bloss räder machten, ist meines
Wissens nicht tiberlielert^). Die radlnmcher ^ die neben der
wagnern im Mün ebener Steuerbuch von 1618 erscheinen, vgl .
Schmeller-BYommann a. a, o,, sind, wie das dinünutivum raä
schon zeigt, die spinnradmacher. Bedenken könnte man aUer
diugs wieder dadurcii bekommen, dass die wagiier nicht eine^^Än
wagen, sondern ein rad im wappen führen,') Man k5nntz=^
meinen^ dass dieses wappenrad die Ursache war, die wagne^^r
radmadier zu heissen. Ich halte das umgekehrte für viel w^h ^-^
0 Ich gkulie^ man dart' aaeb tiicht ^agen, ^mdeumeher ''hi \y&xu ^ ixt
toto zu verfitehen Dio boispiele ti^ehUrf Hchräner sind anderer art, äes^^mm
eis tiBcli, ein seh rein »ind et^as gan^eE, aber ein rad mt gs nicht.
1) Bei uns wenigstens. Leider i^ die heraLdik der handwerker uc^^'ii
nicht studiert worden.
Zu afin^a und zuF g«»ctiSchte des W&g«DB.
227
idieinlidker: radmacher wurde nicht mehr als „wagettmacher"
refgtaideu und so kam das rad in das wappen. Lit. räc^ius
»rademacher, wagner" zu rätai, lett rati „wagen**, oder auch
m. eioem ^rätas - „wagen"?
Von den gepflogenheiten unserer zeit aus betrachtet, muas
es auffallen, dass der wagen der homerischen zeit erst vor
deiD gebrauclie zusatumeugesetzt wurde. Man kann sich das
TOn verschiedenen gesichtspunkten deuten ; für das wahrschem-
Ik'iiste möchte ich aber halten, dass die enge der räumUch-
Iceiten, vor allem der Wirtschaftsgebäude der grund dafui^
war. Der zerlegte wagen, dessen theile man an die wand
ielmen, vielleicht sogar unterm dach unterbringen kannte,
a&hm gewiss weniger platz ein, als der unzerlegte.
Am spätesten ist der wagen korb mit dem gestelle zu-
Äiimriengewachseii. Die prähistorischen nachbil düngen von
wagen zeigen ihn überliaupt nicht; ob er nicht existii-te —
^aß aber sehr unwahrscheinlich ist — oder nur nicht dar-
CMellt wurde, darüber muss man sich erst anf grund von er-
*ipingen ein urtheil bilden. Zwischen korb und korb ist
*l>er ein grosser unterschied. Der korb des Streitwagens, der
l^^s begreiflichen gründen zuerst fest gemacht worden sein
I^Hrfte, ist ein anderer, als der des lastwagens, in dem waren
'^^er weiber und kinder vor regen und wetterunbill geschützt
«rden sollten.
Der korb des lastwagens ist bei unseren landwa^en
<ich heute nicht rest geworden. Er wird heute noch nach dem
^brauche abgenommen und wandert in den dachraum eines
nppens oder unter ein fliegendes dach, während der wagen
^R im freien bleibt.
Beim Personenwagen ist aber in vielen iällen der korb
em^achsen und der ausgangspunkt der uns bekannten mo-
«meD wagenformen geworden. Wir können hier etwas ähn-
^hes beobachten wie beim tisch, dessen gesteil ursprünglich
iCht in fester Verbindung mit der platte, der „tafel" war,
gab es ursprünglich keine gepolsterten möbel, sondern
kbsen lagen lose auf usw.
Gr, a0^a hat Walde L, Et* Wb. wieder mit lat. armentum
^^laammengestellt, was ich für unmöglich richtig erachte. Ich
|l ^inbe, dass die alte erklämng aus ayagliTicto (vgl. äg^og „fuge,
I ritze*) das richtige trifft Dabei ist es ziemlich gleichgiltig»
I 15*
Meringef«^
Ol) das „fugen" (vgl ag^io^m) vom fiigen bei
Wagens, oder von seiner zusainniensetzung vor dem gebram
gemeint ist. Die zusainniensetzong aas verschiedenen Uieil«
bezeugen auch die plnrale ägfiuTa, oß^iUf ox^t. Der spiril
asper von a^^a wird jetzt auf rechnung von -o^i- gesetzt
Leo Meyer I 287, Sammer Griech. Lautstudien 133. Es
schwer zu dieser annähme Stellung zu nehmen; die oäcbr
liegende erklärung — tcinloswerden des q^ wobei die entsteh
eines h sehr begi*eiflich wäre — ist nicht plausibel zu macl
Wenn nfi^ivg ufigtp^QQ wirklich ein griechisches wort ^
oder doch wenigstens aus einer idg, spräche entlehnt :^
möchte ich es auf ein ^periueudh- (etwa durch die stizzÄi^
^rjeatfv^- *nf§ptv^-) zurückfuhreu *)* „Herumgewunden" war
der korb allerdings, denn seine älteste technik zeigt flecÄt-
werk, wie heute noch so häufig und ai, trivandhurd' EV» yqm^
wagen der Aävinen gesagt, des sinnes: „mit einem korb fi*^
drei personen versehen", böte auch sprachlichen anhält J
Die Zusammenstellung von tift^vtj mit lat pannus^ g<^"^
fana usw. (Uhlenbeck Et Wb. d. got Sprache sv.), die ich b^^
Autenrieth-Kaegi Schul wörterb* zu den homer. (red, finde, b^^
friedigt mich vollkommen. Man hat, so denke ich, grosse hol^*
reifen über das wagengest*!! gewunden und darauf eii*J
schützende decke gelegt. Solche wagen finden sich heute noc^^
auf allen landstrassen. Vgl Ginzrot I 457, taf. XXXVII fi^g
2 und passim im ganzen werke. Eine prachtform dieses typt— ^
ist der wagen kaiser Friedrichs III< in Grraz (vgh A. Schul "Äs
Deutsches Leben im* 14. und 15, Jahrh* fig. 253), an de^:»!
man wieder sehen kann, wie höhere kunstfonnen manchnm. al
nur aus dem primitiven Ursprung des typus, der oft gaj^
anderes material verwendete, erklärt werden können. ■
Auch der wagen der Nerthus Tac, Germ, 42 muss v^on
solchen reifen, die es ermöglichten eine decke darüber an^w-
bringen, überspannt gewesen sein, und man wird nicht irre-
geh n, wenn man sich ihn in der art der heutigen wagen der
landstrasse vorstellt, Vehicidumt neste coniectum. Holtzmann
übersetzte: „mit gewändern bedeckter wagen." Aber veste to
^decke, tnch, teppich", wie Miillenhoff DA IV 472 angibt
Tacitus fahrt fort: attingereuni sacerdoti concessum, ü adem
0 Dabei können wOrter «af* iyS^ nüt^ewirkt haben.
Zu f^ff^a und xor geBchichte am wagens.
229
penärali deam inteÜegü vectamgue bahtis feminis multa cum
p^nendione prosequittir. Das penetrah ist der überdeckte
^ragenkorb, wo eine gläubige pbantasie sieb leicht die göttin
anwesend vorstellen konnte.
Anders, wenn ancb äholicb, scheint der kult der göttin
g^eweseu zn sein, von der der Strettweger (Judenburger)
^5^agen erzählt (IF X\T 146), Hier scheint die göttin verehrt
^^rorden zu sein, indem ihr bildnis, unbedeckt auf der Platt-
form eines wagens stehend, herumgefahren wurde. Freilich
ist nicht ausgeschlossen, dass das denkmal anders zu deuten
ist; denn ich frage, wie hätte der plastische künstler^ wenn er
etwa die Tacitus*sche feiet der Nerthus hätte darstellen wollen,
etwas anderes hervorbringen können, als was der Strettweger
'Waagen uns zeigt? Und dass bei den Germanen götterbilder
hemmgefahren oder getragen wurden, dafür haben wir ganz
bestimmte nachricbten, Grimm DM* 88, 21L
Sehr interessant sind die skythischen tonwägelcben, welche
Blenkowski Wiener Studien Jg. 24 (1902) b. 394 ff. pubHciert
niifi besprochen hat. Aber die erklärung der form ist Bien-
köwski nicht geglückt* Der erste wagen stellt kein haus mit
«nnem thnrm dar, sondern einen leiterwagen, auf dem ein
s^dt transportiert wird. Was Bienkowski für thllre und fenster
Bliebt, bedeutet nichts anders als die Öffnungen zwischen den
Stangen der leitern. Dass leiterwagen so stilisiert werden
können, zeigt ein zu Orbe in der Schweiz gefundenes römisches
Mosaik (vgl A, Oppel Natur und Arbeit taf. bei s. 14*3). Dass
öt sich um den transport eines zeltes handelt, ersiebt man
mi& Ginzrot I taf, XIII flg. 2, wo ein Tatarenzelt auf einem
^a^en dargestellt ist Der zweite wagen, den Bienkowski
abbildet, ist ein bochgewölbter reifen wagen mit decke, wie er
iiodi so weit verbreitet vorkommt. Nebenbei sei bemerkt, dass
Bienkowski, wenn er sagt^ diese Wägelchen seien den todten
btigegeben „zur erinnerung an ihre lebens weise oder als spiel-
Mig'^, auf Widerspruch stossen wird* Wie man dem sess-
kiften ein haus in irgend einer weise mitgab, dem Seefahrer
riö schiff, so ist es nur konsequent, wenn der äßulioßtog seine
«po|a nüt ins grab erhält oder doch deren abbild.
Lat, plaustrum Iphsirtmi Sommer Handbuch s, 92) darf
^ wohl schwerlich mit Hchrader aus *plaitx-strum (wegen |??ora-
»wtm) erklären. Diese wagen mit ihren holzachsen waren
230
Meiing^r,
schon im altertiim durch den lärm, den sie machten, bekanr::^!)*
als dridentia plaustra. Der lärm solcher wagen ist so a--*^^
und durchdringend, dass in Bosnien seit unserer occupat::::^!^^
die Vorschrift besteht, sie eine wegestunde vor dem orte ^^
schmieren^)* Der Spanier nennt einen solchen kreischen, ^^jj
karren carro qiie ctuda. Darna<2h böte sich die möglichkeit ^ ^^^
ein verbnm anzuknüpfen, das einen schall machen hedeixie?;
kurz an plaudere^ plodere. Allerdings müsste dann das verBöjn
einmal eine weitere bedeutung gehabt haben, denn den schäUeji,
die gewöhnlich platidere bedeutet^ gleicht das greuliche krei-
schen, heulen, jammern und pfeifen der hol^wa^en nicht.
Im Oskischen wurde das plarist'njt^m nach Festus Tb. d-
P. 560, 17 veia genannt, das man aus *u€ghia erklärt C^'
Planta I 177 u. ö*)* Die altertümliehkeit des gegenständ *^^
passt wohl zu dem altertümEchen wort.
Besser als mit plaustrum sind wir mit ploximum dra:^^'
Ploodnum capsam dixerunt Festus Th. d» P. 290, 7, 8chc^^
Ginzrot I 133 hat dieses wort fttr „wagenkorb" „wagenkastei^^
zu plectere gestellt^ vgl. russ. pletenka „ wagenkorb *" (ak^^^
Haynvv Miklosich L, P. sv,). Auch benjia (vgL Walde L. Et*4|
Wb. SV*) bedeutete einst nur den geflochtenen korb. Unse*^^
mundarten kennen das wort heute noch und ünger-KhuU ve:^"
zeichnet neuerdings bettdd „geflochtener wagenkorb*^ Ic^^l*
komme auf das wort bald genauer zurück, —
Als ich diese zeilen abgeschlossen hatte, bekam ich er
Uhlenbecks Bemerkungen zum gotischen Wortschatze PB«
Beitr, XXX 252 ff. zur band. Dass meine „Wörter urmd
Sachen" (IF XVI und XVn), von denen bis jetzt zwei [d^*i
C. N.] theile gedruckt sind, viel Widerspruch hervorufen wenies^«*
das erwartete ich. Aber ich erwartete nicht einen derartig^^ü
angriff. Meine art mir die Sachen zusammenzureimen, K -^*t
Uhlenbeck ganz aus dem bauschen gebracht: ich muss d -^
nachtwächters eines Städtchens der guten alten zeit gedenks^=^*
Wenn der bei nachtschlafender stunde einen feuerschein s^*»^^*
da stiess er ins hörn: feuer! Und so ruft auch Uhlenbec
auf, feuer im etymologischen schappen!
B^3H
^) Die boaniscliea wagen, die ich ^singen" g^ehflrt habe, hftben ben
beweg-licbo rädor. Vgl. die biJder in meiner fichrift: Dio Btollnug' des h-^:=sK»s-
niecsben Hatases nnd Etymoiogioa zam Eansrath SBAW Wien CXLIV &. 63 * _ ^
Zn ituniit übA lor g«8chiehte des iraf^i».
231
f
Wand kommt von wenden, weil man sich dort umwenden
^Äouss, nicht weiter kann (Paul), Wohmm ist sich irgendwo
/reuen (Kluge). Bett ist dasjenige , worauf mau drückt (f),
Thlenheck nach Kern Et. Wb. der got. Spr. sv. badi. „Der
'fcegriff der gemein samkeit beruht auf dem des Wechsels*^
Xfhlenbeck 'scher eigeuhau sv. gamams. Got. baür ist „gebore -
:Äier'^ schlechtweg, ühlenbeck eigenban; nach v. Grienberger
<XJnter8nchungen zur got, Wortknnde s, 13) ist baür ^speci-
:fi^ches masculinum ohne nominativ-*^ wie wair, also ,die mänu-
^che geburt . . .'*^ Mit got. -gairdan „verwandt ist ahd> gerta
^vimen* als umgürtendes, bindemittet *z. b* bei zäunen' , . .^
if. Grienberger a. a. o. 4*1 „Wie ahd* poduma ,carina8* , . . ,
so sind byden , biute^ biup}^ ,mit boden versehene gefasse' v.
Grienberger 50 (wo gibt es andere?) Matd ist das „organ
^ura schliessen" v* Grienberger 66 usw, usw.
Das ist so ziemlich die typische heutige art zu erklären.
Sind diese etymologien wirklich so schön, dass sie verdienen
ilöter polizeilichen schütz gestallt zu werden?
Im detail habe ich wenig mit ühlenbeck zu streiten. Nur
lu 3. 322 möchte ich ihm vei-sichem, dass die gattnng primi-
tiyer keiintuis.se nnd gedanken, die er mir zu „erwägen" gibt,
anch mir zur Verfügung steht. Da ich auf alle die von mir
behandelten dinge noch öfter zurückkomme, werde ich noch
reichliche gelegenheit haben zu den einzelheiten Stellung zu
nehmen. So kann ich mich diesmal auf das allgemeine be-
^liiänken.
Meine allgemeinen gedanken hat Uhlenlwck nicht begriffen,
Und deswegen nehme ich ihm seine starken ansf^lle nicht übeL
Das gewisse ^dichte gewolk"^, von dem er s. 325 spricht, möge
^T eher in seiner nähe als in der meinigen suchen. Ich denke
niir: ein jeder lernt nur, was er lernen kann, ühlenbeck
wünscht auch, dass ich zur „strengen Wissenschaft^ zurück*
Isehre. Zur IThlenbeck'schen etwa? Über das, was Wissen-
schaft ist, nehme ich von niemand eine belehrnng an. Darüber
Übe ich selbst ein urtheil.
Ühlenbeck sagt s. 322: „dass etymologisches Studium ohne
tieferes eindringen in die realia des altertums nnd der gegen-
^art undenkbar ist, darf doch nicht gerade als eine neue ent-
tl^iung Meringers gelten»" Gewiss nicht. Aber wo hat
Wiienbeck solche Studien gemacht? Hätte er sie gemacht^
i
232
E. Meringer.
dann wäre er mit deiö leben in solche berührung gekomme^s;^^
dass seine etymologischen erklärungen ganz anders anssfijip^^^j^'
Hat er sie trotzdem gemacht, dann fehlt ihm die kanst, f^-^>'
lehren der Wissenschaft und die des lebeus in einklang ^
briBgen. j|
Einen besonders „abschreckenden** eindruck haben ^^km
(vgl. s. 325) meine gedanken über die grundbedeutung *^^/ß^.
w. Uf^n gemacht. Was er selbst über diese frage denkt, jj^^
er im Et, Wb, d, got. Spr* sv: unwimands niedergelegt. K ^^^
ihm bedeutete die idg. w* u^n-: „begehren, streben, mtib&T'ojy
arbeiten, leiden, siegen usw*" Das „usw/ finde ich köstlid
Die falle von bedeiitnngen (sammt dem usw. !) kann doch nieU
yon vorneherein bestanden liaben! Es ist doch gewiss die
frage berechtigt: aufweiche einfachere formel geht denn diese
fülle der erscheinungen zurück? Ich nahm eine sinnliche quelle
an und versuchte es mit „ackern". Das ist eine hypothese^
gegen die eine art moralischer entrüstnng zu empfiiideD^
lächerlich ist. Uhlenbeck sagt, keine spräche erfordere den
ansatz einer solchen grundbedeutung. Da hat er recht. Wäre
das der fall, hätte man sie auch schon laugst angenommen.
Aber Uhlenbecks forderung, dass die Urbedeutung noch irgend-
wo (oder irgendwie erkennbar) in den historischen zelten er-
halten sein miisse — denn daraufkommt es wold hinaus — ii>t eben
der irrthum, in dem wir übrigens alle gelebt haben. Die Ur-
bedeutung muss sich ebensowenig irgendwo erhalten haben^
als sich der urlautstand irgendwo erhalten haben muss! Hier^
müssen wir Urformen, dort Urbedeutungen rekonstruieren.
Eben weil wir das verkannt haben, wollte die bedeutungs-
lehre auf keinen grünen zweig kommen. Jahrtausende spraeh^ —
lieber und kultureller entwicklung liegen zwischen der indo-
germanischen Urzeit und den überlieferten sprachen. Und dK--
verlangen wir, dass die grundbedeutnngen irgendwo erhalteiK—
sindl Mit diesem unsinnigen vorurtheil muss man brechen^p.-
und wenn meine rekonstruktion von uen - „ackern** auch noch^
so falsch ist, den Vorzug wird sie doch liaben, dass sie einend
alten, heute schon ganz unzeitgemässeu irrthum ins waukew^
brachte. Meine antwart mag missglückt sein, aber die frage^
die ich stellte, ist richtig, und die wird bleiben.
Viel zu wenig hat man weiter bisher berücksichtigt, das^
die entwicklung der bedeutungen nUt der allgemeinen kultur-
Za tt^tt^a und zur ^esehfcMe des wafüns.
233
entwicJdiiDg zusammeühäogt und ihr ausdrück ist. Der besitz
an geistiger und materieller kultur entwickelt sich* Jede
wortbt^deuttiDgsänderuüg ist der ausdruck eines theils dieser
kiilturändenrng.
Auf 8. 322 nimmt mir Uhlenbeck übel, dass ich eine be-
rtentung irom blockbau auf den handel ilbergehen lasse. Ja»
FarQm denn nicht? Als der haudel sich entwickelte, ent-
standen neue brauche* Für sie wurden nicht neue wortgebilde
frd erfunden. Man verwandte alte w Orter bildlich für neue
begriffe« So war es ilberalK Alle unsere Wörter, d. h* Wort-
bedeutungen sind eraporkömmlinge ärgster art, sie stammen
ans den tiefen der kultnr der urzeiten und haben sich mit
<lieser gehoben.
Wie viel aber unsere heutigen Urbedeutungen wert sind,
darauf kann man leicht die probe machen. Man stelle doch
Aue bis heute enichlossenen grundbedentungen zusammen!
Ver soll sich mit solchen sprachlichen nebelgebilden verständigt
iahen? Fast keine concreten bedeutungen hatte diese grund-
Sprache, alle waren mehr oder weniger abstrakte begriffe, mit
bleuen man zwar philosophieren, nie aber von den thatsachen dieses
»rijischen daseins hätte sprechen können. Mir scheinen aber
doch unsere nrahnen vorwiegend das letztere gethan zu haben.
Warum gerade Uhleubeck mich angreifen musste, und
warum er mir schon nach dem ersten satze in die rede
en musste, das verstehe ich nicht. An ihn habe ich zuletzt
acht, denn er entbehrt der Originalität. Jedenfalls hätte
warten können^ bis ich mich einigernmssen verständlich ge-
ht habe, resp. bis er mich verstanden hat. Meine früheren
*rteiten namentlich: „Die Stellung des bosnischen Hauses und
"BStymologien zum Hausrath" scheint er gamicht zu kennen,
<5enn sonst hätte er schon damals widersprechen müssen.
Wenn man mir im detail widerspricht, so finde ich das
^freiflich. Einige Übereilungen berichtige ich selber schon in
»•er nächsten fortsetzung. Aber unbegreiflich ist mir, wie man
I Btich der träumerei (^märchenwelt'' sagt IThlenbeck s. 325)
beicliuldigen kann. Ich denke, meine etymologien schmecken
efcer nach der erde, als die Uhlenbeck'schen schreibtischety-
roologien. Meine gedanken sind sehr einfache. Ich verlange
hm man die etymologie auf die anschauung gründe. Bei den
tatentangen verlange ich, dass man bei ihrer rekonstruktion
234 Heinrich Schenkl,
genau so vorgehe wie bei der der formen, und dass man 1
den bedentnngsänderungen die sozialen und materiellen y(
hältnisse der betreffenden zeit befragt. Man wird das besi
verstehen, wenn mein anfsatz über die Wörter, welche y,mässe
bedeuten, gedruckt ist (W uS TH). [I. F. XVm 204flE: C. ]
Und von diesen einfachen gedanken gebe ich nichts pre
Kein Uhlenbeck der weit wird mich davon abbringen. L
werde sie vertheidigen, solange mein athem reicht. Sollte ii
in diesem kämpfe wirklich allein stehen? Ich kann's nicl
glauben. Ich baue fest darauf, dass ich meine eideshelf^
nicht zu rufen brauche; sie werden selber kommen.
Graz, den 12. april 1905.
Rudolf Meringer.
Zu afuxgo«
Fflr die feststellung des altepischen gebrauches des woi
begriffes ä/Äo^a sowohl f&r sich als in seinem Verhältnisse :
uni^vtj stehen folgende stellen zu geböte, denen ich die flbc
reste der antiken erklärung, soweit sie in betracht komme
anschliesse.
A Hom. H426 (von derbergung der leichen) avSga (xanrov ,
. . . aftal^amv inaeigav,
B M447f. (Hektor schleudert einen feldstein)
Tov ä* ov x€ Sv av€QS Sfifiov aginro}
^ijidioog in' äfial^av an* otJ^co^ o/Xlaanav,
Hesych. 6/U^hv : xivetv, ^o/k€v€iv (= Suidas); Gloss. C^
Yen. A dnoxtvi^astav ano iSa<povQ ; Etym. d/A./^(o : xivco (da
Zonaras tj xai fisTaxivtS). Ausserdem Hesych. o/Xrjasiav (at
Variante bei Homer): xivfjasiav.
C ii, 150 (= 179) og X idvvoi
-^/Ätovovg xai afta^av ivTQO/ov.
189f. avzaQ o y* viag afiu%av svtqo/ov ^uiovf
nnXiaai rjvcoysi, nelgir^a Si J^crat in avrrjg.
263 ovx av dri fioi afJLU%av itponXiaGaire xayia
xavta 6s navT inid'Biifr . . . ;
265 ix /L16V äfxa'^av äfi^av iiT()o/oy ^/tiiovfirjv
xaXfjv nQ(otonayia, nsiQivd-a 6€ Srjaat in atrffi
Zu Sfia^a.
835
275 ix ^uXaftov Sk fi^oyrec ffv^^f^rov *;i' ini^vijg
329 n^6ü^^$ ^iv ff^iovQi fAxov rfrpajft'jfXoi' ant^v^v,
447 je«i äyA«Ä <fwp^ e^r^ a TT jj y /; g,
478 ivrfffiüT^nv ^' in in^Vfjg
rlg^ov änmpfi,
590 f^vv 6' £Tu^nt ^ftgay ivdeoTfiP in aji^vriv.
711 (Andromache und Hekabe)
TiXXiadrjv in* u^a'^txv ivjnny^v ut^atrai
718 , • ♦ * iil§aP in^Pfi,
179. SchoL Townl. xai ufta'^av: r^v dn^vtjv ovtda^ Hn$, —
ti'O. Etym, MagTl. nd^tv^-o^: rj xai it^t^ivda XiytTm* rr^^aivBi
^t to Tftgdfmyav ro inavta r^q aai'^T^g^ (^vluv ^dd. Cod, Par.),
u ijt QinmP n^nkfypiivoy nXiy^inv, Qiniv&a. Dasselbe mehr
oder weniger verstümmelt und vermengt bei anderen, SchoL D
ftg:t hinzu o xai v7i£Qtf^iav xaXnvatv (ähnlich -Eüst Und die
t band des TOWUL). — 266* EuSt a^a%av ^ih nai dn^vr^P
fuhif WQ iXatpoöiifia, immra yag mQ iixoq nl ^^tivHat wg n^gi
u ^vyiiV dvaXoymg et/e ngog iXatf^ÖTtjTa (iffT* yigi Kai ßüBiif
Townl, m. 2).
D ß, 782 ff. ot i' vn^ i^u^fia^v ßimg »f^io*
yovg TB
l^fvyvvaav ....
dwtj^ia^ fisv tq/ y€ ayiVBüv SonetüV vkrjv^
^£ Od. ^^ 37 ^movovz KCEf äfia^av iipfinXi^uu
57 f. otjx av (}/) ^ni ifponXidfffiaQ
an T^y rjv
Vtffril^v ivxvxlov,
69 f, ara^ Tüi ifjWtöec itponXia ooi^my
dntiV^y
i^i^Xijv fvxvxXüVf in€^T£^ifi d^a^vtav,
72 f» Ol ^^i' a^' ixTög dfiaZuy ivT^n/ov ^^loveitjv
onX^QV^ tjiuopovg 3" vjtayoVj ^svl^av d' vn anfjvfi^
78 xovgr^ 6' iniß^u fj' an^yrj^ . *
88 *Vy ai y* ^ftiovffVQ ptsv vnexn^oikvaav antiPfj^.
90 f* rni J' dn^ a ti jj y ly g
si^ura ^i^aiy l^arro.
236 Heinrich Schenkl,
252 ii/ÄUT aga njvl^aaa ri&H xaXijg i%^ dni^Vfi
260 f. TOipga avp a/Li(pin6Xoiai fied^ ^/äiovovq xai
xaQnaXi/ÄfOQ fp;|f€a«9af.
fj, 5 f. of p' vn anijvtjQ
fjfiiovovq ekvov.
37. Eost.: ^[ariov Se on xavxov afAa%av xai ant^vipf «W<
xai OTi ovx nnXwg ufjia%a rmv ^f4i6vmp, dXXä X9^ ngoaxetad
xai t6 fjittiov€ia xai ort nXeloDV ?j xQ'J^^i '^^^ anijvrj hfxavt
fjnsQ Tov u/Äul^a, Siic ro xaigitaxaTOV afxa^av filv yag iig Xift
ani^Vfjv ^€ nXiovaxig. ro ficvroi ugfia i(p^ tnnmv fAovtov Bitot
XdyiaSai. — 57. Schol. H. P. itpoTiXlaasiao] ^Piavog iiponXioaHa
Ol dfÄtosg SfjXovoTi. — 70. svxvxXov] Schol. H. firgo^ov, xvxh
yag oi rgo/ol (= Eust. ZU 58). — ynegtsglfi dgagvtav] xtg nXi\
&itf x(p inixi&f/Ä€vtf xfl afialEfi nghg x6 nXiinva ßagij (pigf
BPV; T^/ nX. x(o in, av(o&€V fig x6 Sixfo&ai xa ivxidifisva^i
v\f/9]Xoxax(p, 0 xai nXip&lov xaX$Vxai Y, 27 xw v7isgav<o xrjg afnal^i
xexgaydmf %vX(f dfxo/ninp x6 enixi&dfASVov (pogxiov BEQ^
Hesych. vnfgxsgia : x6 avto&sv xijg a/tial^fjg imxt^ifiBVOV. Apolloi
Soph. TO nijy^a xijg a^al^fjg (= Suid. U. TÜnaeUS). Eust. 1
inixfl/ÄSVov xBxgiytovov nXiv&iov xtfi a%ovi to d« vnegxsgi
agagvtav ßovXsxat SfjXovv, (og ev fjgfioaxai fj vnegxegifj x^ a|o
sixB xaxa/ÄOvag ol xgo/oi xivovvxai ii'xs avaxgi(povxai xfp a^ovi. -
88 ajtijvtjg] yg, ifna^fjg H.
F «, 271 f. (vom felsblock, mit dem Polyphemos seil
höhle verschliesst)
ovx dv xov y€ Sv(o xai ftxoa dfAa%ai
ia&Xai xexgdxvxXoi an ovdeog o/XiGonav.
Eust. fAri dv vno 6vo xai eixoat l^fvytov fXBxo)(Xin9tjvai, xovxsa
/noxXotg fABXaxiVfi^fjvai, rj xai dXXayg dfidl^aig ßaaxaxdijvat ; Vg
Hesych. dni^vfj: dfia^a' ol Ss J^Bvyog ^fdiovcov und die ZU B ve
zeichneten glossen. — xfxgdxvxXot : nxgdxgoxoi Apollon.
6 X, 103 f. (vom fahrwege im lande der Lästrygonen)
r,n€g afin^ai
daxv i* d(f)' viprjXwv 6gi(ov xaxayivBOV vXviv,
H Hes. ^gya x. ^. 426 ff.
xgianlda/u,ov d* dxf/iv xafivfiv dexaidgtp d/naS
noXX' inixufjinvXa xdXa' (pignv dh yvrjv, ox* dv svff^
eig oixov .
Proklos: iaxi dt ij uipig rj mgu^ovaa xag Xfyojuivag xvrj
Zu aua^a.
ni
ß^lbm^^ rag ^ tov a^oi^of «C r^*' a^pUa tätPoiaag
<^i JL^' , ^ * . , fivxovp ^Sft rr^v ndnav nsgi(pig&iuy h^itv k* Kai
^' naAmatag (wenn man die stücke aneinanderlegt) ifjXov
^»-«f Sri wug g' naAatüJUQ (er rechnet statt n rund 3) ctPaXiaa^v
^d% ra Xiyi^fVa ylafnaiöiaj txuaji^Q uipfSog rffq a^ftoa^mg rtjq
^*u (so Geistbrd statt d^tft'äta).
X 453 ff, Q fj'tStov foLQ fnog tinftv* ßof ^ig xui äfiu^otw.
ipjffJi S' dvijg tpgivag afi^fiig nt^l^aüSm afiul^ap
i£ 692 f, düpiiP <J' (i x' in* apLaiav vTid^ßiQp a/^o;
ufiQag
a^&va xctvm^Hg xai tpOQtia ^av^taSiirj.
-L 'Aan* 273 eviradignv in dn^vtjg
AI Fragm. 54 (231) Ez, rXaxTOtpaywv ig yatav dni^pag oijci'
Strabo VII p. 302. iv t^ xaUv^ivji r^g Ti^^ih^h
Aus diesen belegstellen ergibt sich zwar mit Sicherheit,
^ass die meisten dar in betradit kommenden probleme schon
^on den alteu erklärern ang^eschnitten worden sind, für die
^ache sonst aber reclit wenig.
Hervorzuheben ist zuerst, dass die stellen A — D simmt-
licli aas etwas jüngeren partien der Ilias stammen, in deren
^testen schichten sich weder äfui^a noch a^^J*-^, wohl aber
«P^a{ra) Und Q^Ea finden. Sodann, dass Hesiod nur u^a^a
kennt; denn L ist handgreifliche uachahmung von C (wie auch
o^o^a und ü/ta nur in der Aspis vorkommen), während die zu-
Tfceisung von M zu den naxulaYQi nur auf einer unsicheren
Termuthong Kirchhoffs beruht.
Die Verschiedenheit des numerus bietet für die bedeutung
^mm anhaltspunkt; denn an den vier stellen^ an denen sich
der ploral findet (B D F G), ist unzweifelhaft jedesmal von
ittehreren getrennten wagen die rede.
Wichtiger ist das verhaltniss der beiden worte afia%u und
^^^^ (C, E). Das letztere kommt nur in je einer episode der Ilias
lad Odyssee vor; es ist seit Homer ausschliessliches dichter-
*ört durch mehrere Jahrhunderte, bis es erst im L jahrh. v.
^. bei den historikera wieder eingang findet Von jenen
238
Heinrich ScbenM,
beiden stellen zeigt E die merkwürdige erscheinung, dass
in^v^ mit ä^mpi vollständig gleichbedeutend gebraucht wird,
so dass die beiden ausdrücke beliebig den platz wechseln und
mit demselben verbum tfponAi^m verbunden werden. Dies ist
bereits den alten erklärem aufgefallen (Eust. u. Hes, zu F) M
und wirkt sogar in der textkritik nach (Variante zu 88). Sie '
glaubten dasselbe auch für die (ältere) Iliasstelle C annehmen
zu dürfen (öchoL zu 179 u. Eust zu 2ü6), aber mit oiurechL
Denn hier heisst, wie längst beobachtet worden ist, das fuhr-
werk, sobald der obertheil aufgesetzt ist, konstant dni^vrj ; und das
wiedererscheineu von a/iot^'a in v* 711 ist ganz woUbegründetj ■
denn Andromache und Hekabe müssen, um zu dem auf dem
Wagenaufsatz aufgebahrten leichnam zu gelangen, auf das
wagenuntertheil, d. h* wohl auf die räder (die eine rechts, die
andere links) steigen. Während der ältere dichter die bedeu-
tungen von aua^a und «;r^Vj7 scharf trennt, scheint er im ge- .
brauch des letzteren w ortes weniger sicher zu sein. Es be* f
zeichnet ihm in den versen 629, 478 und 718 zw^eifellos das
ganze fuhrwerk sammt dem rädergestell; aber v* 275 und
590 mrd man bei nngezwungener erkläningsweise nur auf j
den Wagenkasten oder wagenkorb beziehen können. Derfl
Odysseedichter hingegen, der die Iliasstelle sicher vor äugen "
hatte, ahmte sie Welleicbt ohne klares Verständnis^ nach und
hielt die begriffe ufmia und dm^pTi gar nicht mehr auseinander.
In C, der ältesten unter den 7 Homerstellen, bedeutet
a/jff^fi bloss das rädergestell* Blosse Untergestelle sind aucli
gemeint in D und G, wo vom schleppen des holzes die rede
ist. Holzstämme lädt man nicht auf eine evlsatog dn^pjj.
Femer müssen für solche zwecke die achsengestelle trennbar
sein. Jeder, der in Waldgegenden geweilt hat, wo noch viel
primitiver holztransport vor sich geht, weiss, dass die bäum-
Stämme auf zwei zweirädrigen achsen befördert werden, die
je nach der länge der stamme weiter oder näher gestellt
werden. Verbindet man zwei solcher gesteile durch einen
festen bäum und setzt das obergestell darauf, so gibt es einen
regelrechteq 'leiterwagen^ Handelt es sich um eine kleinere
führe, so begnügt man sich mit der Vorderachse und einem
entsprechend kleineren aufsatz (kästen oder korb). Hingegen
müssen die in A und B erwähnten ä^iu'iai aus sachlichen
gründen mit einem obertheil versehen gedacht werden ; von E
2q äßifln.
239
ist es ausdrücklich gesagt. An zwei Hesiodstellea (I, K) ist
die entseheiduDg zweifelhaft und auch ohne belang.
Andere bedeutungen von «jua-« treten uns in F und H
entg^en, Dass man einen riesigen feUblock nicht auf 22
nebeneinander gestellten wagen fortschaffen kann, da er — ab-
gesehen von der breite der fahrbahn — die festgefügtesten
gestelle zerdrücken musste, hat man in alter und neuer zeit
nicht verkannt und sich gegen die buchstäbliche erklärnng
ausgesprochen. Aber während die neueren geneigt sind, darin
dne poetische lizenz oder ein märchenhaftes bild oder eine
sdiwlche homerischer denkart und dergleichen zu erblicken,
Mm die alten längst richtig erkannt, dass hier unter dea
22 cifitiim dü^Aiii Tfigaxvieloi ebenso Viele gespanne guter zucht
IM verstehen sind. Für das aus der HiasstelJe B entlehnte
i)[manup, welches einige (wie die glossen xtvi^oitav und ittvifj
m B zeigen) einfach als fortbewegen* deuten wollten, haben
andere (Eust, zu F) die der originalstelle angemessene vor-
stsUung der hebelwirkung beibehalten wollen; in diesem falle
Ütte dem Odysseedichter ein büd vorgeschwebt, ähnlich
den assyrischen dai'stellungen ; vorn die gespanne, rückwärts
a&Qner mit hebebäumen. Doch ist es zweifelhaft, ob mehr als
du mechaniscbes herttbemehnien des ausdruckes vorliegt,
(Janz abweichend ist wiederum der gebrauch des wortes
k 4er Hesiodstelle H, Mit d^tcuddQfi) kann, wie schon Proklos
i* Plutarch) ganz richtig erkannt hat, nur der raddnrch-
t gemeint sein. Daraus folgt aber noch nieht. dass
i^ain hier das rad selbst bedeutet. Denn die radhöhe, welche
ungleich das doppelte der achsenböhe ist, als charakteristisches
maass für die wagendimensionen zu nehmen, ist sehr nahe-
Jj^tind, da die Spurweite (d. i. die achsenlänge) so ziemlich
iurdb. die landesübliche wegbreite festgesetzt ist, während
fiddiirchmesser und felgenbreite nach der vom fiihrwerke er-
warteten leistung schwanken* Immerhin wird man die mög-
Uclikeit eines derartigen bedeutungswechsels (vom rad zum
ridgestell) nicht als ausgeschlossen betrachten dürfen.
Leider erhalten wir über die wichtige frage, ob die räder
in der achse festsitzend oder beweglich zu denken sind (eine
frage, mit der sich die alte Homererklärung ebenfalls schon
baschäftigt hatte, vgl Eust. zu E), durch keine der hier ver-
^eiduielaE iteUen sicheren aufschluss ; auch in der etwas tiefer
^
*
240
Heinrich Sefaeokl,
ins technische sich einJassetiden Hesiodstelle H ist keines dir
beiden Systeme geradezu aosgesdüossea. Sicher ist nur. im^
die von Hesiod gegebenen maasse sich mit grösserer wabr-
scheinlichkeit anf ein speichenrad als auf ein Scheibenrad l>e-
ziehen lassen. Er empfiehlt fiir ein 10* handbreit hohes rad
3 spannen (^ 9 handbreit) lange felgentheüe im yorratb zu
schneiden. Soll an ein Scheibenrad^ das nach der art. des bei
Rieh (tympanum 3) oder bei Ginzrot (taf. VI, 1 ^ Forestier
48) abgebildeten aus kleineren stücken zusammengesetzt ist.
gedacht werden , so sieht man nicht ein, warum die rohtn
hölzer gerade 9 handbreit lang geschnitten werden miisseu:
bei parallel gelegten theüstücken aber ist, wie fig. 3 zeigt.
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ausserdem eine 0,5 handbreit f^tarke^ also ziemlich dünue m\i-
fassungsfeige erforderlich, von der Hesiod nichts sagt. Hid-
gegen reichen solche klotze eben aus, um aus ihnen die ßr
ein 10 handbreit hohes rad benöthigten vier felgenstiicke be-
liebiger stärke sammt Verzapfungen durch abarbeitung zu g^ I
Minnen (s. fig. 1 u. 2); wobei bemerkt werden soU, dassder]
innere rand nicht immer in kreisförmiger krümmung sb*-
gearbeitet sein muss (s. z. b. abb, 2900 bei Baumeister), D*]
für verschiedene beanspruchung des fuhrwerkes auch ver-
schiedene felgenstarke und -breite erwünscht ist, wird es er-
klärlich, dass Hesiod über die querdimensionen der rol«fll
a^fiÖBg nichts bemerkt. Grosse Schwierigkeiten machen to|
den nächsten vers einleitenden worte nolV imxaptTtvka näU%\
^) Aach bei eiiilachst<?r aus führung erfordert die hereteUüng des radestöl
deo verzapf cingen u. dgl viele ein^lteile, so dasE wir den '100 hftkörn' (BI
ziemlich nabe kommen. Auf die neuere archäolo^BCbe Utteratur, besondpi^ |
den inhallBreicben aufsah von Miss Loiimer in Joam. of HeU. 8tad. 190$]
«mzn geben mogs icb mir hier vertuen.
Tm afia^tt.
241
welche grammatisch entweder (wie es PeppraüUer ia seiner
tbei-setzimg thut) als selbständiger satz mit ausgelassener
c^pula zum folgenden oder als apposition zu atptv im vor-
liergeliendeu tezogen werden müssen. Die letztere erklärungs-
weiae echeint mir die riehtige ; denn die hölzer müssen zweifei*
\m ?or ihrer zusammeusetzuog abgearbeitet werden und
werden am zweckmässigsten grob zugearbeitet aufbewahrt,
weil sie so noch besser trocknen und beim bruch eines feigen-
«lückes gleich zur band sind. Die alte erklärung scheint aller-
dings eineu weiteren radbestandtlieU ins atige gefasst zu haben,
imd zwar die nahe, wenn d^fpiSea richtig hergestellt ist, mit
welchem wort Hippokrates to tJTointov rrj^ ^n^g^Q bezeichnete, d, i-
die portio vaginalis uteri, die, wie jeder anatomische atlas
lehren kann, eine geradezu typische ähnlichkeit mit der vor-
springenden radnabe hat*) Ob nun aber dieses rad ein festes
öder freilaufendes istj bleibt nach wie vor unentschieden;
denn auch ein speichenrad kann auf der achse festsitzen, wie
das viereckige achsenprofil bei Forestier flg. 61 u. 84 und
das fehlen jedes achseustückes fig, 82 u. 83 verbtirgt.
Was eodüch die zahl der räder, womit auch die der achsen
verknüpft ist, betrifft, so werden ti%pütKvnKoi aßa%m (wie bei
Herodot I 1458 u. II, 63) in P erwähnt; freilich zeigt hier die
bedeutung von afia%a = gespann eine so vorgeschrittene, mo-
derae auffas^ung, dass auf diese stelle kaum allzugro&ses ge-
wicht zu legen sein wird. Desto grösseres auf C (ß 324)^
wo der von Idaios gelenkte maulthierwagen ausdrücklich als
tn^axvxlog dnt^vrj bezeichnet wird. An allen anderen stellen
(ÄQsser F) kann man ebensogut einachsige wie zweiachsige
fiibrwerke annehmen; gerade hier, in der ältesten, ist die ein-
Äclisigkeit ausgeschlossen. Auch die denkmäler zeigen vier-
► ndrige, d- t zweiachsige wagen, obschon die einachsigen in
ier mehrzahl sind (vgl. insbesondere die der "EKroßog MV^a
Ätsprechende fig. 63 bei Forestier) ; nnd dadurch wird jeder
^eifel an der beweiskraft unserer stelle beseitigt. Denn dass
«t)doc pl- nvnlu hier etwa dasselbe wie das hesiodische «^^
■) fjt§Mnu;ivko^ wird durch Ejmn. in Merc. 90 (&chon im altetthum mit
dir fiesiodstelle cniamnieiigeb nicht; vgl, die Variante von M intTiafMniika
(Um ft^tt 47nxitiUjiüA0i^ iüjUQvs) geschützt; es erscbemt daher Überflüssig
vf dii mdglicfaen l6simg-en fni x. und fm. v. einzugehen.
242
Hfiänrieb Sch^nkl,
(vgl. Hesych, aV^rdf^* ra xmla twp tao/ßr), TiigixvnXog alSO
das rad, bezw* den wagen mit vierteiliger feige bedeuten könnte,
halte ich fiir undenkbar.
Für die vierzahl der räder ist von Kretschmer auch der
name des grossen baren angeführt worden, von dessen siebeti
grösseren sternen vier den rädern entsprechen. Diese auf-
fassung des Sternbildes kennt das alterthum in der thatj aber
sie ist nicht die einzige. Vielmehr ergeben sich aus den
scbolien zu Aratos Phaeu« 36 f,
agxTot a^a T^oj^otjoat (? o i^ xakdovrai '^^^aiat).
drei erklärungen, nämlich:
1. ^la to a^ta r^i^nv (Maass, Comm. in Ar. reL M3, 24;
344, 3, 4; 345/ 13).
2* weil Ol f^fri avTijg i^rd^eg a^d^fjg tvtioi' i^ovmv (so
allgemein auch die schollen zn 2 483), ol ßisv ini
Tim nkivS-iov jdaaaQig [nkiyStov 6$ Xdy§Tat na^a jn^g
y^uifidT^atg nä^ Tii^iya^i^m^f qI ^i rßef^ ini fifjxng to>'
^vft^v nXtipovmv (345, 19). In den Odysseescholien zu
f, 273 erscheint diese erklämng in folgender form:
ipta'^u xaXfftai 37 "^jipxtOQ^ dmi in rsatia^mv anrd^mit
evyttitrai rgono^ i/iwrtov nXivB'lnv xat aXXtay r^ttBv iixtp^
i^oyta^v ^tffiüth Durch diese übereinstimraung wird di^
Überlieferung der Aratosscholien binläoglich gegen diei
von Maass vorgenommenen einschlebungen c»y vor 0^
und Tovg t^^/üvg nach ttTQaymynv) geschützt ; manft
vgL auch die antike Homererklärung über nei^ipc,
vmgte^iij und nXtp^iov ZU C und E.
3* $ii TO ix^iy ayji^a a^u%fig, jmv Ttana^mv durd^tüv mvti
T^o/mv nagaXtiftßayoftiyü^Wf lüav Si TQi<ay r^g ov^äq avri
^vßQv; sachlich = SchoL f, 273 f| a^^JOie^a»»^ äk mQnf^k
tgtt/tay uai ^vftov aßu^ijg aj^^fim unorBXttTmM
Die erste etymologisierende erklärung ist ein produkt der
gelehrsamkeit; düe beiden anderen sind volkstümlich, und es
wird schwer halten zu entscheiden, welche die ältere und ur-
sprünglichere ist.
Der epische gebrauch von a^a^a umfasst also ein sehr
weites feld: vom einzelrad bei Hesiod (wenigstens als maass
der wagenh&he) bis zum gespann. Die ziweiachsigkeit stellt in
Zti apttt^it.
243
z^ei fallen (C und F) fest. Über das System der radbefesti-
fUDg lässt sich sicheres nicht ermitteln.
Zum schlufis mag noch daranf hingewiesen werden, dass
es bedenklich erscheinen muss, das wort a^a^Qvdc zum vergleiche
heraazttziehen» Erstens weil das alter dieses Wortes keines-
wep hinreichend sicher verbürgt ist, wie Kretschmer selbst
berrorhebt. Selbst wenn die bei Plutarch de def. orac. c. 11
auf das Pindarfragm, 165 (146) Sehr, folgenden worte itn xai
jfoMi> alraQ (so Wilamowitz Hermes :i3, 527 «tatt uvtaq) i/i«*
i^puSdi; dahin zu deuten sind» dass die Hamadryade bei Pindar ^)
»dbst ihren nameu nannte (es konnte ja auch eine ausdrucks-
ireise wie die in der gleich zu erwähnenden hymnensteile yor-
Üegen), so hat sich doch dieser name noch lange nicht ein-
g^ebürgert; er begegnet erst wieder in hellenistischer zeit
(ApoUonios Hhodios, Myro, Pherenikos) , es müsste denn
Jemand Anth, Pal. IX, 803 wirklich für platonisch halten.
Zireitens weil die a^aJ(>vc!g nicht die nympbe bedeutet, die
*eiDS mit dem bäume ist*. Die worte des homerischen hym-
HtLS auf Aphrodite t* 264 f.
1x1 denen höchst wahrscheinlich der Ursprung des später ge-
mchaffenen wortes zu suchen ist, zeigen deutlich , dass es sich
latir mn zeitliches zusammenfÄllen der lebensdauer handelt;
di^be auffassung tritt auch im Pindarfiragment und in den
voQ Schröder herangezogenen schollen zu Theokrit III, 13 in
den vordet^rrund. üeitirich SchenkL
Irish Etyma.
admat *timbe^^
udmat 'timber, material', F61. Oeng. ProL 294, gen. std ceck
^immi LL. 117^ y, acc. cech n-admat LU. 35^ 11, now adhmad.
Bare *mat, from *mazdo- is, like Ir, matan 'club*, maite *8tick',
öpate with Qerman mast and Lat, malus from *mädiis, The
■) IHt fvriiialiclieii scholien id ÄpoU. Rh. 2, 477 nenn«« nicht Finclir,
« ftb gewihrBiiiftim für die etjmologie.
16*
244
Wbftity Stokes,
d of the accented prefix ad would in wbat Germans woüld
call strengaltiriseh have beea assimUated to the m of mat: c£
ämnms *angrifi"' from *iid-tftws', od-midet/iarJ) But in ädmaü
Vonfession', ddmall *waötOö\ ädmolad *praise\ as in admat^
this assimüatioii does not occnr.
allubair *echo'.
Tbe uBual Irish espression for *echo' is mac alla^ literallj
*soü of a clifi*. A synonym is aUubair (corruptly allobair |
folabra, O'Dav, no. 144)* This is a Compound of all *cliff
and Mair j suilbir, O'Dav* na* l!t>L 'bene-loquens*, 'eloquens',
Ascoli, Gloss, paL hib. CLI, where labar, Wb. 5** 32, shotdd^
I think, have been equated with Gr, Xaß^og,
alt *]oint*, ^poem'*
alt *artus* Ml, 44* 2, Ascoli XXIII. pL alta na n-huadh,
Ir. Texte III 128, aÜ + aircetal, O'Day. no. 6. So Gr. fidXor
L gUed, 2. lied.
att *a swelling'j attaim *I swelL'
att 'tumar*, Asc. LII (gl tuber) Sg. 61 ** Ib, acc* ag. frisber^
üü *heals the swelling*, Thesaurus pal hib, II. 250 L M, ge:^
fri met in atta 'from the size of the swelliug', LB. 142"* 4^^
wheuce we see that att is a mm. or ueut. stem iu a. ^
As in modern Irish this word is at, not ai, it cannot coi
from *ardo-, as I have proposed in ürkelt. Sprachsch. 24, S(
Zupitza, KZ, XXXVI, 233. If, however, we assume a pr» c
celtic oxjrton "^patnü cognate with Gr. natiofiatj all becom^ es
clear fi'om the phonetic poiut of view- The initial p is i ^e-
gularly lost.*) The pretonic n is regalarly assimilated, Idg. V(^r§u h.
II 167, The modern t points to an Old- Irish t, as in
*harp', eiie 'wing', Ute *porridge', mut 'short\ The passage
meaning from 'I eaf to 'I swell' is not difficult, especially
Ir. äs ^wuchs' from "^pat-to^,, äsaim ,wachse*, from (pjattü^
like Goth, födjan^ in ablant-relation to natdoftat.
1) See Thnmeysen, Herue C«lliqtLe VI lä6.
■} I tike thiB opportiimtj of EaggBsÜJog thftt avotk, the GsuliBh ward
'potter*, the pounder or thomper^of wet cky, ib from *pavoti-a, co^ate ir
Iiiih Etyms.
245
^
bald *durable\
taif, baidh ^ Mm, O'Don, SuppL occurs iu the F^lire Oen-
pisso, Aug. 2, where the Ubb Teothöta tu bäid-mi 'Theodota
that dnrable one* , rhyines with na tri maacdin mäith - sin
Ihose three good youths'» Here baid from *bhudi is probably
copiate with Goth. batimf Eng. better,
bech(ff)amam^ (beth(s)amüin ?t 'a swanm of bees',
The nom. pL of this word occnrs in the Immacallam in
d4 Thüarad, and, so far as I kaow, is given corruptly by all
tiie mss. Thus :
Ui beeha nminif LL. 188' 29.
ik hethamain (+ beich). RawL B, 502, fo. 61 ^ h
ile beithonmain, Yellow Book of Lecan, p. 247 ^ 28,
ni beth somumj H* 3, 18, p, 549 \
Ui bethamuht, Egerton 88, p, 78*' L
To these may be added 0'Clery*s gloss beitheanihain + beich
It seems to me that from these carniptions we may elicit
Üie trne reading, viz. , ili becMamaini ^ *many bee-swanns',
where bech^amaini ia nom. pL of bech^amain^ a Compound of
AecÄ *bee' (from *bikQ-$) and 9amain (ex *3amam) *assembly*,
c<^ate with Skr. snmana^ and compounded also in cetß)amainj
ian(^)amau^ Utkelt, Sprachsch. p. 293, If, as is possible, the
tme reading is ili betfiMmainij we might compare with the
ktk (from bito-s?) the Lith. bith %ee\
^%a\
büar ^flux', 'diarrhoea'
T 4 buinnech, OT)av. no. 319. büar from "^bhogro- (or
*bha^a), as büal + uisge, O'CL (flowing) *water\ from *bhog*
^, Zimmer, Celt. Zt, 1- 98, Cognate with Germ< buch, Ags*
*öcc (grundf, bhogi^ Kluge)*
^^ cathir ^city\
" It. cathir 'city' is often connected with Cymr. caer *urbs,
'Siiinis', Bnt the two words are etyraologically quite separate.
t, cathir comes from the root bat 'bergen', whence also Lat.
^^Qem from *kat-ti-8i Brugraann, Kurze ve^gL Gramm, § 268.
Bnt Cymr. caer (from ^kagro-) comes from the root hagh^
wheQce also Cymr. cae 'clausum\ Oerm, hag^ gehege. The
WMtley Stokcf7
I
Kymric cognate of Ir. catkir m cader 'septum, Cftstrnm. locus
manittls^ (Davies),
cengim^ cingim *I step*.
This old verb, of wWch tlie imperative sg, 3 is ceingeth ^)
the perfect is cechaing^ fut, cichiSj and the infinitive ceim (from
*kengmen)f has been doubtfally connected by Bezzenberg-er^^
with Litb. keme^öti ^langsam gehen' (Urkelt. Sprachsch. u) ^
More likely cognates are Skr. khmljatif Germ, hinken,
The Cymric reflex of the verb is in the Compound rhy\^
gyngiL
An Irish form with prefixed s, scifirfim *I springt Be%tcm^^^
= Gr. ffifäCü* from trxiigjm {s-kh9ngjö Kluge). Otherwise Zimme?^
KZ. XXX. 63, note L
centhain.
This an. kfy. occurs in the fifth poem in the Codex
Pauli, Carinthia, Thes, pal hib. II 294, 1. 10.
Ai4£ Miüredaich centhain
translated ^Descendant of Mnredach at every time\
if centhain were cech thain.
But the emendation, cech for cm, is fiolent, and ^be
resnltant meaning is improbable.
I propose to read cennthain^ gen, 8g, masc, of an s^ij.
*c€nnthan *long-headed' (cf, rayaoSttgog) or »thia-headed' Ol
TarainoSäg), As a rille t is not ^aspirated', when it immediat^Iy
foUows n or l; but in muniher, Thes. pal. hib. II XXXII,
genther, ibid. p, 30, dainthech, ibid. p. 361, moÜhu ibid. 3ö3
we have the combinations nth^ Itk.
ceol 'music, melody'*
ceol from *kiuplö- cognate with Goth, hmfan .wehklag^i^'
as teol *thief from *tiuplo'^ cognate with Goth. im^s {betl>^
ßiufs)y Ags. peof.
ein *loYe'.
I
cm *love' *affection\ gen* cena^ now written don, li^
hitherto been fonnd only in Late-Middle and Modem Irish. !B *^^
it seems a genuine old word from an urkelt, *kemi^ cogn»^^^
1) c«»^£/* am, St Gall Incant, Tbes. p»l. hib. U 248
Trish Etyma,
1
with the Vedic eanas 'gefallen, befriedigang', cani^fhos *sehr
^ädig, sehr genehm*, Uhlenbeck, who compares Av, cim
(cinah-)^ cinma (cinman') *liebe, huld\
colba 'love*.
The roöt hibh 'to love* has not, I think, been pointed out
in the Celtic langnages. It seeins, however, to occiir in colba
(now cdbha) *lave, friendship', iustrumeatal sg* eolbu, F^L Oeng.
Ep. 74. TMs may be a Compound of the preflx co-, Cymr. cy-)
ürkelt. Sprachsch. 85—86, and *lubae, the posttonic u being
ejected.
I *cor 'sword*.
f The acc. pl of this T?ord, cmre^ occurs in the Amra Chon-
röi, H. 3. 18, where it is glossed by sainchenel ehidibh 'a
special kind of swordv It seems a stem in s^ cognate with
I Qoth. hairus^ ON. hjörr^ Ags. hearu^ words wbich, according to
Luft (KZ. XXXVI* 145), are related to Gr. x^'p« from uBgjoi.
cronn a nver-name*
The river-name crond (leg, crömi% LU. 56* 39, may come re-
Cidirly from *krosno-s^ and thus be identical with Gr, n^mpiq
*qaeü, bmnnen', and cognate with AeoK ^t^iwa.
cuikhe *mantle',
ctülche 4 brat no cochall *mantle or cowl* O'CL miilche
flmck E}\ 2, 3L Thes. pal. hib. IL 315, From ""kötikiüf-o?}
co^ate with Germ, hülle ex *hidja. Idg. root kd — koL
cummal 'cup\
The acc, pL of this rare word, cumala^ leg, cumnmla,
■«ccurs in the Amra Chonroi, Eriu 11 3* The nom. sg. mmmal
(fram ^ktimbulo- or *kumbala) is cognate with Ir. citm *v6sser,
^etr. GL 58j and Gr. xr^/Jjy, ^HtßoQ, xvftßaXov.
des *arrangement\
This an. Xiy. oocurs in the Immacallam in da Thäarad^
^ev, celt. XXVL !4, and O'Davoien, no, 759, glosses it by
*^^u§\id, It is cognate and sjmonymous with Gr. diüiq; but
^^ Irish Suffix seems -sto ('Stä?), not -ii.
248
Whiti*y €to\m.
feih ß *iB\
This Terb substaDtive govems the accusative, and Sarauw,
Bev, celt. XVIl 276, after reminding us that the root ml
means *to see\ ingeniously explains feil, fil as an imperative
meaning originally ^voicV. '*From voici to ü y a", he says, ■
"the Step Ib not very long*\ I have lately found a parallel,
in another linguistiti family, which goes far to confirm Saranw's -
tbeory* Ie Machuers Methode pour Vetude de PArahe parle J
Alger 1887, the author says: Pour exprimer le verbe etre ao^
präsent de rindicatif oii se sert du mot m (qiü a, ä propre^ ^
ment parier, le sens de voir)^ que Ton fait auivre des pronom^^
aifizes :
ram je suis (= me voici)
räk tu es (= te voici)
ruh il est (= le voici)
räM on raha eile est (= la voici)
and so oe. The Iiish ß-us *they are\ which occurs twi*
in the Cambray sermOE, Thes. pal. Mb. 11, 246, 247, seern^j
exacüy parallel to the Älgerian rahotim Os sont (^ leg voic^:3)
goirt *bitt6r\ J
ffoirt 'bitter' from *ghorsti-^ cognate with &erm. gar^ig
and perhaps Lat, horridtbs from *ghorsidtis. So tart *thirsf'
from *iar$to', root ters to be dry\ is another example of
extrnsioE of s from the sound-gronp rsL
inu
land'.
iriUj gCE. irenn, dat. irinn, assuming the regulär loss of p,
has been connected with Goth. fera *gegend^ seite'. It may
also be connected with the PamphyUan ntj^ta and the Thessalian
ni^puai See Bezz. Beitr. XXIV 295, XXVm 106-
luan 'mamma\
it^l
luan I eich, Lecan Vocab, 303, pl* acc. hmine YBL, cited
Bev. celt XXVI* 30, note 1, seems a stem in s, and may cotne
from ^(pßounos^ cognate with pluoy Tzlm, plavate^ Ags. flöwan etc
mugh 'bad\
mugh f olc *bad', mugh-memnati + drochmenman, O'Dav. i
no. 1223, mugh-ort ^culpable homicide', gen, mtigh-uirt O'Dav-
Iiiah El^ma.
Qö. 1251- This rare word seems coimected with Lat mnger
qm tllis male ludit'j Paul, ex Festo 158*
mür 'abundance',
mür f iomad O'CL occurs in the F^lire Oengusso, ProL
126, and the Amra Cholturab chüle, Hev, celt XX. 154. If, as
seems likelyj it is cog^ate with Gr. fivgiog, ptv^iot, Prellwitz's com-
biaation of these Greek words with Skr. bhtiri must be given up.
Yreff *to dist€Bd\
Many Wsh derivatives of this root are quoted by Ascolij
Bloss. paL hib* CCIl. To these may be added indrach (ex *ind-
reg), now speit ionnrach, *a tent or plug used to keep wounds
mn\ the British (Old-Breton?) equivalent of which is anre
fi. C0lirio, i. e* coUyrio, dat, of mllyrium *a roll of lint used
^ dilate a wound*,
Yseq 1:0 See'.
ar^secha \ deoa ar sof^ad, *he should see us welV,
Immacallam in d& Thüarad § 12, Rev. celt. XXVI. Here the ar-
is the common prepositional prefix (not, as the glossator supposed,
tlie possess. pron. pL 1), and the secha is 3d sg, a-subj. of a
derivative of the root, whence also Goth. saihwan^ Germ, sehen,
shn 'chain'.
sim (leg. Bim) \ in t-idh bec bis a comat in coniainn ^the
toüe chain that is securing the cattle^pound', 0*Dav- no. 1615*
Here we have the Irish reflex of Skr. simd^ Gr, i^«f and
mlj fol 'floor'.
*solf pL nom. solaig^ Immacallam in dk Thuarad, § 194,
du ioUgib Ml, 44\ 13, is cognate with Lat solum from "^svolum
lud Geim. sehwelle from *swaJja. Hera as in m, seng, serb
«tc. the initial sv has become s. In the sister-fbrm fol + bond,
Lecm Vocab. 534» aiM3, sg- folaigt Rev. celt. IX. 458, the sv
hm become f^ as in far-n^ fet^ fiur etc.
tescim 'l ctit\
This verb is connected by Zupitza, KZ. XXXVII 393 note,
with Skr. taksh^ Gr. tixtiay etc., and he says it ^ macht durch-
AUS den etodmck eines simplex: ein "^do-esc- oder dergl. er-
250
E. Znpftzi,
scheint nirgends'*. Bat in a law-quotation given hj O'Dl
ren, no* 787, we have acht ni doeskter *save what may
severed*, (or ,cut out*), where doesister is the s-sobj, s\
passive of the deuterotonic do-escim (*to-es8-Bmm)^ cogi
with Lat. secare, securis ete. The Irish cognate of ia
tijttmv U, I think, täl 'ascia\ from ^iäkslo'.
torathar ,monster\
torathar, nom. pl. torathair *niOöStrous births', ImmacaJ
in da Tlmarad, Kev* celt. XXVI, 48^ points to an urkelt. *t
tra-s in ablaut relation to Gr, tigag, gen. ti^aTöc or in Ho
tigaog, ^H
ussari kleath'. ^B
The acc. sg., lissairb, of this rare word occnrs in
Amra Chonröi, Eiiu II 5, where it is componnded with
pejorative prefix do- - Gr. Ji?^-, Skr; dm, Its nrkelt ance
would be *ud-sterba^ where ud ia ^ Skr. wd-, Goth. uU
sterha is a derivative of the root sterbe a sister of *st€rp whe
Ags. steorfan, Germ, sterben. For other such paira {skah
skap^ rmtb and reup^ dheub and dfieup etc.) see Brugia^
Grundriss* § 70L
London, Aprü 3, 1905.
Whitley Stokes.
Lit naüjäs.
u muss im Indogermanischen eine geringere
besessen haben als i, denn wenn beide in intervokaüsd
steUuDg aufeinandertreffen, bleibt w stets konsonantis
während i sich mit einem vorhergehenden vokal znm
phthong verbindet. Es heisst idg. nett | jos, ai. närnja-, aber ^
a* I iuü* kommt nicht vor, vgl ai, r^änt- 'reich* neben n
(ai. topa- 'wasser^ ist wohl nicht echt altindisch). In mehrei
einzelsprachen hat dann i offenbar etwas von seiner seh
kraft eingebllsstj so dass die silbengrenze in den fallen i
typns "^neuios hinter das u verlegt werden konnte, vgl. got n^
lit. na^jm, abg, mjb - al. savyd-. Das sind wohlbekan
dinge. Es ist aber lohnend, einmal naher zuzusehen,
welchem punkte der Sprachentwicklung der wandel im 81a
JM. m^ta.
251
scheu cmd m den einzelnen baltischen dialekten erfolgt ist.
Im Slavischen war heterosyllabisches eu noch nicht zu ou ge-
worden, denn aus ^seuiö- entstand nicht *sujb^ sondern mjb, das
bedeutet: der neu entstandene diphthongetf en eichte den anschluss
an den alten, der eben slsju auftritt. Es sei hier darauf hingewie-
mn, dass der Übergang von em* zu oua* jünger ist als die affek-
tiüB der gutturale vor e (und anderen hellen vokalen), denn
das einzige *keuO'i das mir bekannt ist, zeigt die gestalt *^ms,
v^l. alti^eeb. vs^eüujti 'besuche', neuöech. ndvstev ^besuch*. Das
^ hat hier begreiflicherweise das e vor der beeinflussuog durch
tlis u geschützt. 1) Mikkola IF. XVI, m, 100 sucht in dem
v»iev mvne in <^ujq ^erfahre, wache ^ die wurzelstufe k^u nnd
bemft sich auf lat, caveo^ indem er fflr das Lateinische den
Übergang von ouct* zu au^* leugnet. Das leugnen hilft nichts,
veil die offenkündigen thatsachen zu stark sind. Vielmehr
«teckt in -^eva : caveo «oia> der gute alte ablaut e . o. Lat.
<«t«o, gr- xoe'ftj, ableitungen eines *kouosj vgl $^i*oox6oq, got
mskaws, haben ein ebenso unaufl^Uiges o wie toihIc und pro-
aw, zu ai* kavi- ist an r^i^'^ ^u erinnern.
Im Litauischen ist u in der Verbindung euia* lange genug
konsonantisch geblieben, um das vorhergehende e zu n zu
firben^ erst dann entstand ein diphthong, jetzt natürlich au,
nicht iatt. Es heisst also nailjas 'neu\ Mit unrecht forderte
Osthoff Parerga 262 die lautgestalt niaüjas für den fall, dass
Bemeker richtig Ut. tau für die fortsetzung des idg, eU' er-
Hirt hätte, Bemeker selbst glaubte noch IF, X, 164 tiaüjas
dtirch ablaut erklären zu müssen; wie ich ihn kenne, wird er
iesen ausweg ungern gewählt haben, euio steckt vermu^th-
Bch auch in Irailjas *blut\ apr. krawiaf crautjo^ vgl. lett. krewe
*idiorf auf wunden'.*) Die Verschiebung der silbengrenze fKUt
i) Ein Utanisches *ke}fa* hegt vor in f^wäkut {kiäwakss) 'eierechaio', lett.
^^ida 'schale' (ztL ai. öhavi- 'haat, farbe\ got. hitvi *schem\ ae. scio %oUco'
^*). Aneh hier ist vor w nicht regelrechtes a entstanden, weil dag immer-
U& palatiliaiertg k (t^I. z. b. Ganthiot Le Parier de Bnividise, Paris 1903,
i« SQ dem e günstig^ war. — Die aaf Mui^enbaiier zurüclcg'ebende dentnng
^QH mvitfv und die spräche bronologiache folgenmg daraus ist niebt lieber,
^«i^ker thoUt mir brieÜich mit, dass er daa eechkcbe Wort mit rti^. na*
i^£b mf die wunel yej^- hezieben machte.
^ Üt. 9naujm 'schnell flieü^eEid^ mms wohl verscb winden. Szyrwid hat
^^««, Neesehnann straujas, vgL lett. straujach ^ •jrotn|öi.
252
für das litauisclie jedenfalls vor deu beginn der Überlieferung^
vereinzelte Schreibungen wie 7mmiaw€di8 (Bezzenberger Beitr.
z, Gesch. d. lit* Spr, 302) dürfen natürlich nicht ins feid ge-
fthxt werden.
Das altpreussische encheiridion hat folgende beispiele der
lautfolge a*uia* : pogerdawie b2^ , rickawie 16, rikawie bOy hn-
wia 40j krawian 16, 4L 88, Normal wird au durchaus dorcli
a?* wiedergegeben : atisins poklauslmanas miginnons ^lautin äusitm
lauckan etc. und u zwischen vokalen durch w: deiimn §i-
wamme tawas etc. Nehmen wir diese thatsachen ganz bam-
ios hin, wie es unsere pflicht ist, so müssen wir sagen, in der
spräche des encheiridion war das tv noch (kaora schon wieder)
beterosyllabisch. Das Elbinger vocabular stimmt mit seinem
crmitjö und craupawirps zum Litauischen. Im katechismas H
der heterosyUabisches w nach (kurzem) vokal uw sclireibt,
finden wir dagegen nicht nur neuwenen und tautüyschis^ &ondera
auch ktddmmey. In summa: für das Prenssische lässt sieb die
ausspräche auj überhaupt nicht als die durchgehende erweiBei.
*Neu' heisst nawam^ im ench» mit Schwund des a in unbetonter
Silbe nauns^ hier ist e vor w zu a geworden, ehe der di-
pbthong entstand. Das Elbinger voc, hat neben crauyoumiQ
'haut' = lit. hiautat und pmise 'flehte' = gr. n^vnri^ freilich aüch
caune 'marder' - kimmt^ daraus möchte zu schliessen seifli
dass eti neben heterosyllabischem aw^ eine weile noch mbig
fortbestand und jedenfalls durch sein Schicksal das von m^
Btigem ewj nicht mitbestimmen konnte. Dem späteren preussi-
sehen auViüt 'sterben* = lit* liüutes oder cramp ,bime' =
kriausBe ist nicht anzusehen, ob ihr l und r moniUiert wir
oder nicht.
Das Lettische sträubt sich bekanntlich nicht gegen laat-
gebungen wie tewi seiüi krewe drewe demi (Berneker IF. X,
165). Wenn es die nachkommen von *neuio- *kreuio- besiss«.
könnten sie nicht anders als mit n und r auftreten, leider bat
es sie verloren* Vielleicht hatte es einmal ein *n'aum aas
älterem *neivam *neu' und machte daraus jaim.% wobei jauns
juog' und das nebeneinander von jemt und n*emt 'nehmen' i^
gleichen theilen mitgewirkt haben mögen. In einer reihe voc^
Worten weist nun das lettische 'auj gegenüber Htanischem a^^J
auf. Es sind dies: lett. kr'auju kr'aut 'häufen*, kfauja 'häufe "^
lit. kräuju krautig lett. kräujüs kVätäes *sich Süilebnen*: li^
Lii nanjas.
253
tmktmju, -klduti (kliautis * vertrauen'), lett* schauju schaut
^sehiessan': lit. szauju szdati (abg, aujq sovati), lett* ^chauja
todvoll* nebeQ sm4^: \\i. sduja. Es geht zunächst nicht an,
1 b. in lett, Wauju und lit. krätipi ein älteres lett. *krewjii
lit, *krawju zu suchen, letzteres mit dem vor Verlegung
gübengrenze aus e entstandenen a. Die intoaation ver-
bietet das. Sie ist im Litauischen gestossen und setzt einen
laugdiphthong voraus. Diesen möchte man vom lettischen
I^LDdpunkt als euj, älter ewj, vom litanischen als äuj^ älter
(vgl. krowiau s^owiau kloiviau) anset2en, denn ewj konnte
Ja auch im Litanischen nur imtj ergeben. Andere verba der-
selben klasse (Kurschat gr. 314 fl\) zeigen dies iauj auch
wirklich, so liduja : lett. Vauju C^rmiö, böhm, leviti, klr. liuyh/
•^uchlassen') und piäuju: lett. pVanju (dazu tiefstufig lat. j/st'io
Bemeker IF* X, 160), Allein in der einheitlich aussehenden
iitaiiisehen verbalklasse steckt offenbar recht versclüedenes,
wie das schon Bezzenberger BB, XXI, 310 ihr angesehen hat.
tJem einförmigen stosston des Litauischen stellt das lettische
beide intonationsarten entgegen; lett. gr*äuju Icaujti mhjtju
ktmjus^ aber krauju pVanjii l'außi schauju. Das bedeutet
gewiss einen alten unterschied, der dem Litauischen abhanden
gdtommen ist* Uniformieit sind auch in beiden sprachen die
praeterita^ denn liowiaii tawu und piowiau pVäwn könntui
ii dieser gestalt einfach nicht ursprünglich sein. Ablaut
qualitativer art ist ausgeschlossen, daher werden diese formen
sich ihr i aus dem präsens tiäuju piäuju-^ ihr ä(o) aus dem^prae-
teritum anderer verben ohne erweichung geholt haben (alt
*^imau *p^wiati). Dies alles gibt uns den muth und das recht
iJi unserer klasse noch weitere unurspränglichkeiten zu suchen.
lit kduju kowiau (mit vorbehält, fehlt bei K.) hat sicher von
hm aus kurzen vokal, vgK russ. kiijü kttj^sb kujün^ lett. käujn,
aber prät. käwu^ aisL hoggua. Femer entspricht dem lit.
^t}u Mowiau russ. sujü sujesb sujHs inf* sovätb (das s von
^wjri aus dem intinitiv), vgl. abd, sciozan und aus dem Litau-
Men selbst die formen uuszawari prät. (Leskien abl, 312) und
f^iawä *beifaden beim weben** Muss man nicht diese beiden
«OS *k&uiö ^skeuiö ableiten?^) Freilich die betonung! Einem
1 Mao denke auch an die abg'clciteten verben wie kardt^ karatruüt
254
E. Zupitzi, Lit tia^ias.
ebemaUg^en *sB^mau (vgl. k&iaii zu keliu) kann wohl der Aum^
gehende stosston nicht entstammen. Sollten sich accent und
Intonation rein lautmechanisch verändert hahen? Ein letti-^
seh es kauju aus ^koum ist noch zu verstehen, mau denke
an Umks ^ levxig (Bezzenberger a. a. o. 3i0) gegenüber laiiks^
^ laL lücus^ aber es heis^t andererseits schauju, und dann ist
Lettisch beileibe nicht Litauisch. Allerdings bietet auch dies
paare wie äuk8^tas 'hoch' und aük&sias *der obere bodenraura*
(Bezzenberger 313), Ich wage mich augenblicklich nicht
weiter in dieses schwierige gelände. Es ist also jetzt noch
nicht mit Sicherheit zu sagen, was &b mit den fallen von lett.
*auj = lit anj auf sich hat.
Natürlich hatte ich bei der besprechung von nuUjas den
bintergedanken , das lautgesetz: idg, tu ^ slav. ju, lit tau
von einer der ihm noch anhaftenden unreinlichkeiten zu snäubenu
Dies gesetz hat es noch nicht zu voller auerkennung gebracht*
Beigetreten sind ihm z. b, Porzezinskij *zür Gesch* der Konju-
gationsformen in den baltischen Sprachen' Moskau 1901, s. 79 f,
vgl Berneker Archiv f. slav. Phil XXV, 488 f. und Vondräk
Altkirchenslavische Grammatik 48 ff. Aber schon Brugm&nns
Zustimmung (Grd* P nachtn zu s, 202, Kurze vergl. Gramm.
§ 145) ist nicht sehr fieudig, und unüberzeugt geblieben sind
z. b. Osthoff Et, Parerga 260 ff-, Mikkola IF. XVI 95 ff. und,
was besonders schmerzlich ist, Leskien in der letzten aufläge
seines Handbuchs. Ostlioff führt ausser dem jetzt hoffentlich
erledigten naUjas apr. tauto, lit lett. tauta *land, volk' als dem
gesetz widersprechend an. Mit recht, normal müsste es lit.
*c^iaiita heissen. Aber wer wollte mit Zuversicht behaupten,
dass hier ablant ausgeschlossen ist? Kann tauta nicht *tötitä
sein? Oder vielleicht "^tauta? Dann läge es neben got piudA
genau wie tavgüg neben aish piorr 'stier* (Brugmann IF. VI^
98), die läge des accents im Germanischen (teutä) widerspricht
nicht, da sie der kategorie der a-stamme im allgemeinen zu*
kommt und in piuda mcht eine alte spezielle berecbtigang zu
haben braucht. Schliesslich wäre auch noch ^u bedenken, oh i
nicht tatita aus Heutä durch assimilation im Baltischen ent-l
standen sein könnte. Die neigung zu einer angleichnng von "
unbetontem ü an a ist unbestritten, freilich treffen die sonder-
bedingungen, unter denen wäkaras tvasarä äst ctsewa apr. assaran
entstanden sind, für tauta nicht zn* Auf dälia ^Stange' neben
i
H. iewy, Cech, kostd.
255
i^üOf pagälba neben pagelha 'hilfe' u. dergl. darf man sich
üicht beriifeu, denn liier entstammt gewiss das e aJs das se-
kmidäre zumeist dem danebenliegenden e-verbum. Übrigens
ktate aucli das zweite t von *teutä erhaltend auf das erste
^wirkt haben. Kurz, ich fühle mich durchaus berechtigt,
Ma als gegenbeweis abzulehnen. Unbequem ist laükas
'blässig': Itvnoq, aber deswegen künnen wir doch nicht blind
'Jigegen sein, dass es limpsinti, abg. Ijtiba, lett, taudiSj abg.
(ßdi etc, heisst.
Mückola hat neuerdings IF. XVI, 95 ff. slav» ju Ut tau
405 idg. 9u abgeleitet. Selbst wenn er mit einigen fUIlen
recht hätte, würde daraus noch lange nicht folgen, dass eu
nicht zu ju tau geführt hat, denn diese können ja einen
doppelten oder dreifachen ursprnng haben. Was Mikkola bei-
bringt, ist samt und sonders nicht eindeutig, unrichtig ist
die glaichsetzung von stiaurps *nordwind' mit lat. caiirns, da
pl ^murt^ einen langen diphthong erfordert, aach pmtju muss man
*■ bei der grundform *pBuio belassen und froh sein, dass sich
mt fitosston auf diese art mühelos erklärt, Slav. turs *stier'j
ipr. tauri€ setzt Mikkola natürlich dem aisL piorr gleich. Ich
irblicke darin gr. rav^^^g. nanUnam vä u nö dhiyaJ^ heisst es
schon im ^greda, E. Zupitza*
Cecli, kosteL
Ztschn XXXIX, 545 nennt P. Kretschmer das öechische
boäd „ürche" merkwürdig und glaubt, die bezeichnung beruhe
doch wohl nur auf einer gewissen äusseren ähnlichkeit der
^OD einer mauer umgebenen kirche mit einem schloss.
Aber vielleicht hat es in Böhmen einstmals wirkliche
lirchen bargen gegeben, wie deren in den siebenbtirgisch-
Mehsiscben orten einst gegen BOO bestanden haben sollen und
«och jetzt viele erhalten sind. Bei Bielz-Sigerus, Sieben-
trgen (Heimannstadt 1903), s, 61 heisst es darüber i „dem
iSedürfiiis entsprungen, sind sie schmucklos, aber fest, oft voll
malerischen reizes und düsterer romautik» Immer bildet das
tottesbans den mlttelpunkt des kastelies, doch ist dasselbe oft
256 H. Lewy, Cech. koatd.
äusserlich eher einer bastei, einer mit schiessscharten und em-
lauf versehenen barg ähnlicher als einer Idrche. Hohe maaeni,
mit türmen und bastionen bewehrt, schliessen die kirche ein.
An der innersten maner waren kammem angebracht, in weldis
die dorfbewohner beim nahen des feindes flohen, um oft wochen-
und monatelang dort zu hausen. Die kinder erhielten wthrand
dieser zeit im 'schulturm' Unterricht.^
Mttlhausen (Elsass), 6. april 1905.
Heinrich Lewy.
Verlng von C. liertelsmann in GBtenjIoli.
r»
le
GescMclite der Philosophie
im Örundriss.
Kin üWraiclttliclier Blick in den Verlauf ihrer
Entwickelung^
TOD
Friedrich Clirlstopb Poett^ür»
j^welti' weslülslifch verbesserte iuAaire.
UiMiU A. Die gri&chiscbe Ptiflosopluf). L Feriod«. Vöit
♦r».„i,^ I^U ^„ ^jßjj Soiihit^teii. — FL VerlfxJ«, Von SfikrÄte» hu zu Ari-
ift- 1. Sokrftte« oud «^im Scliüler. ü, Pkto imd di** Akademie.
Mird die Peri|>at<^tiker. — IJL ?*jiiodft, Die imchaniitotfl]-
niP, — B. iMi» rn!iiorft, rr^r' und nuchJtatitiMtht
Fbilotüfiti re* 1. IVrlnde. Di« vi»rkanti8che f'liilfVHoplu*^. A. IdoAHi-
^r... N pr^t^trimim*. C. 8kepii:iömii8, — It Vmnde. Dia karttiRclK
;^clie FtiiUi*tajihii^ K Kant» 2 Ffr.hie und n*>rlj»rt i^
THp Alrakkt d ctrji Konip^^udiiims ht^ in da*t Studium der Qegchickie
rtphiÄ' üQti damit in düs Stadium dftr PhiltiHO|*lii/i ilberliaupl
n^ Ks irtU Anleitung daxii grdiuif dli» Haupigedaüken der
i*hilo*<j|>hcu mit tirieröoi Vftrstandßii* au erfassen» die Ein
.1 derftdben zu dnrt:li«rhttut«u , und den Larmtiiiischcn Oang,
r»! lieh d4« Kiuxcdm' /um Oati/eö iri'rbiudei , au prlcßnniin.
• d<T VrrfaMtier Iti der That dureh muf klare
HsrH t ellu iig^ widclit^^ wenn tili* üiich nicht
iU ttiM den erslen (ju^llen geädiopfi int« sieb doch meist aitf dk
^''* "».tiou stützt. Diu forüeweude zweite AimgÄhR, dea^n Iml-
ncn nncb döf ejretefi för die Bniuehbarkrit d#!a nuiibei*
intsstifr« r .. ittjrt.
»fiariühe n 1 und
*rt. Kndiirli ihr dan Werk» v»>lKtii,"s für Antttupwf be*
. _i 'i dificu empfoblen w*;rd*sn dnrf, durch eine iubt^JJüriftch«
über dtw nynort* Philonc»phie, »owii» dureb ein Aipbu belisch es
if«r ferriilktAndigi worden. iI*bilf»ssopb. Mi^üiiL**bd'ie. XIX, ft»^
Dissertationen
C. Kcilelsmann, ßuohdrnckerei, iilitci
Die infliütive
des Indischen und Iranisch«
Ureter t4»II:
Vf. FriiJT. iioirr.
liu Vitrtjign von Ü. Bertehntänti in (jütc^rfsliih i^rMltia
Bi, U. IWIejielert
Dio deutsche Nationalität
Kleinasiatischen Galä^
Ein Beitrug zur Geschichte der
Gt'fmfinen. Kelten und Galater nnd ihrer Namj
Die Christenverfolgungen der CäsS
Ms zum 3. Jalirhundcrt
historisch nnd ehrnoologisch nriter^ucht
I M) ort Ji
ZEHSCHKIl r
VEUGLEICHENDE
SPK A( FIFORSriTÜNO
\IF ULM uKld^AL iH'.L
L\n(H;RHMANISrHKN SPRArHEN.
A- K 0 H N,
E. KÜHN nah W. SCHULZE«
_ßAKl) XL, NEUE FOLGE BAND XX.
DRITTES HEFT.
GÜTERSLOH,
Ct)KrrR rvn \^frt u. voüf a BERTELSMANN.
»«^♦<li«o *<|it»c!»rTi bcttaJliiu, «rtlticn
I n h a 1 1 .
ihi^ nUkrkn prijteriuui} ' utAcheu. Von Blebard Loewi
IHi* uumititt auf -tu. ^ .. .: .^t* Ebrln li
lutiig* hHuerknogen *üiii ^ewegllel*#u *, Smd l*. tum i.«#»
1
Zur gefiilligen Beachtung*
Xarli fiviiinlsrhaftlirheiii l^lfrn' ' •
iüis.r Zeitsrhritt vuii Itanrt il iib .
Vandenhot^pk & Kuprecht lu (iljttiüge
mir gelietVrt.
Die infinitive
des Indisclieii und Iraniscl
Erster teil:
Die iiblativisib-geni^ivisehi^n im<l die acciisativigcben iol
Prei» 2,4 't M
»rlasr lon I « Bi^Halftuiiiiiit in Ufitfr^lntiT
Dissertationen ^*^.r*",Ä,
iiuiLiigc^iii Prem
€• BertelBiiüiuii, ßuehdruckerei, IfliU^rHloü/
HienEU tjiiie Bi > n der Veilagsbuchljaudlimi^ Vanil
& Kiipn^dit in tiOTiHi;;tn, welche fa-uiidlkher Umcl
|*fülil<*ri wirtl.
Indische etymologien.
1. Ai. ^äma-. Dies woit kommt nur zweimal — RV. I,
15; 33, 15 — vor. Erstere stelle i^ewährt einigermassen
!b6r6n atüialt zur bestimmung^ des sinnes:
liidro yfitö ^vasiiasya rajä
rdmasya ca Qnginö väjrabäJmh.
ser wort steht Mer im deatlichen gegensatz zu ^^x^gtn-
'gehörnt\ Ludwig, BV, übers, n, 597 (?gl. V, 471) giebt
es daher mit * hornlos' wieder. Ihm schliesst sich Ol den -
bergf^ Religion des Veda 138 an: 'Indra ist könig von
^em was geht und was zur rohe eingekehrt ist, vom un-
gehörnten und von dem gehörnten/ Dazu passt es gut,
dass an der letzteren stelle gamam v^mbhärii 'der hornlose,
mit noch nicht voll ausgewachsenen h5mem versehene stier'
TOD dem jungen, schwachen, in einer gefährlichen läge sich
befindenden Bhujyü gebraucht wird (vgl Ludwig, I, 599;
V, 472). — Boehtlingk, Sanskr.-wb. in kürz, Fass. Über-
setzt pÄttta- mit 'gezähmt, domesticus', verbindet es also jnit
\^myuti *rnhig werden' (vgL Säya^a 'gamasya ^antcmja^ etc*).
Ladh Tb. Baunack, der das wort ausführlich bespricht
L^KZ. XXXV, 527 f.), geht von der bed, *ruhig' ans; da er
Aber die betreffenden stellen im ganzen auf dieselbe weise
ie die genannten forscher auffasst, wiU er in den ge-
gebenen fällen gama- als *den geschlechtlich noch nicht
"reifen (stier) j mit noch nicht voll ausgewachsenen hörnern,
dem die re^^hte kraft und neigung zum kämpfe noch fehlt'
interpretiert wissen, wie er dementsprechend gi^gin- L c* als
'den zu voller kraft herangewachsenen stier, der nach er-
langter geschlechtlicher reife auch voll ausgewachsene hömer
Bnd kraft und neigung hat^ sie zu gehrauchen' erklärt.
Meines bedünkeus ist diese bedeutungsentwickelung eine recht
äschraabte. und überhaupt Hesse sich der tbatsächliche
f^brauch von gama' kaum ohne künstelei erklären, fiüls wir
Z^lticljrtn rar TCTgt SprMhf, H. F. 3CX. a. 17
258
Evald Lid^n,
von einer ursprünglichen bedeuttmg *rtiliig, gezähmt' oder
ausgelien müssteo-*)
Die sich besonders durch den gegensatz zu cr^ffhi- mii
grosser Wahrscheinlichkeit ergebende bedeutuug 'iingehörni
oder 'mit noch unausgewachsenen hörnern' wird meines ei
achtens durch aasserindische beziehungen bestätigt, denn ^äm\
aus idg* *i(?mo- scheint verwandt mit lit zemait ssm-ul
*ohne hömer' (G eitler, Lit Stud, 115), sem-ülis
üim-ulti t *ein rind, ochs, knh ohne hftrner', lett. mafis m.,
müh f. 'ein ungehörntes stück rindvieh'* 0 Das bisher Tet^
tiinzelte halt, wort ist offenbar uralt. Seiner form nach h
es eine ableitung auf -lo- von einer basis "^fm-Ä-.
Hieran knüpfe ich gi\ xf^aQ^ -ado^; f Hom, u. s* w* (hei
späten dichtem xi^i^ia^) 'junger hirsch, im zweiten jähre» im
alter zwischen fff^^d? und elö^Fo? (also mit nur wenig mP
wickelten hörnern)' aus *l'eni-ad',^) wozu nach alter und
allgemeiner annähme auch awnord. hind^ ae. hhid^ mndd.
nndl. hinde^ ahd, hinta 'hirschkuh, hindin' aus urg, *At>ii^-,
-iö-j idg. ^kem-t-l (Über ahd* hinna *ds,' s. Ehrismann,
ZfdPh, XXXIJ, 527.)*) — Die wcibchen der zur hirschfamilie
gehörigen thiere sind hornlos. Auf diese eigenschaft be-
zieht sich preuss. glum-b-e *hindin' gegenüber ragingi»
■hirsch', eig, *der gehörnte* (vgl ragis *horn'); ersteres gehört
zu lit glkmas 'hornlos, von rindern^ schafen, ziehen', (ßimi^
m., gliimt t 'hornloses rind, schaf etc.* (vgl- Osthoff, EtyiD'
Parerga 1, 296). Die vorgeschlagene erklärung von m^k
und hindin wird durch diese unzweideutige bedeutungsparallele
besondei-s nahe gelegt, — Bei solchem Ursprung versteht e»
sich einfach, warum zu hindin kein verwandtes mascuIiuniD
*) Offeubar uubofricdigead ist GrasBinaiiti*» üborsotzang (Eig-Ve^'»
M, 11,34^36): \hE arbeitsame vieb and das ^(i|i5nite' I. 32. 15, '^^'
stirke «tier' I, Sli« 15. Er zi<iht iäma- zu *;dmafi '^ich mühend
*) Atta dem ßalt. ütammtn fimu mitliy Uv. mvl\ iftitotiV *ds/, ThomfBii*
BerOr* meU. dö fin^ke og: de balt. Spro^, s. 22Gh Die liv. form sntouV hexettg^
fli@ drt^tige Vorhandensein des anlantendeTi spir. aueh im Lett.
») Wach ühUnbeck, PBB. XXVI» 29© wäre ##ufti;- aua */#^«f-.
idg-. *kevmt' umg-ebUdet — möglich, aber unnuthig. du divs saffis -d- m tincrt^
iiamon häati^ begerriict. vgl 2, h, Bn^^L% PBB. XH, 428 t
*) AL {^ambüra- 'eine hirei'hart' Mbh. u. s, w* (uns fawi-m-?) mwi
Wohl fem bleiben. Auch ^amana- *eiiie gazellcnart' Lei* klingt gewiss ;
y.ufälll^ an.
eiistiert; zu lat. cervm, das, wie anerkannt, mit corim, gr.
iff'faf u* s. w. zusaminenbäDj^, muss das hm. ce}'va erst
äekmdär gescbafieii sein (s. Osthoff a. a. o., s. 297), Das
verwandte germ. henit- *hirsch', eig. *der gehörnte*,
Eomplettiert sich dagegen, seinem Ursprünge ge-
dIbs, mit dem fem. htndl-, ursprünglich 'die hörn-
ose'* In eben derselben weise stehen prenss. ragingk und
iimbe semasiologisch einander gegenüber.
Von verschiedenen forschern sind zwei weitere Wörter
oit germ. hinM- und gr. x#ji/dc zusammengebracht worden.
Jejzenberger, BB* XXVII, 167 Terbindet damit preuss,
föC.) camstian *schaf , das er auf *kemad-stlan oder *iemfld-
rfia« zurüekflihrt* Semasiologisch liesse sich diese annähme
ßt den obigen kombinationen wohl vereinen : die hörner des
BUttarschafes sind gewöhnlich klein oder fehlen ganz.*) Von
iriten der form aber ist das fr- statt s- auflaUend. Falls die
deichung camHixan-hindin stichhaltig sein sollte, würde ersteres
injrt sich den fällen nnregelmässiger yertretnug der idg.
»alitale wie preuss. pecku *vieh' (ai. pägti)^ kuru-is *ochse'
&IU zu lat. cervus^ ai. gfnga-), ackons 'grannen' (lat. actis,
iigi') u. s. w. hinzugesellen.*) Meinestheils möchte ich das
)r«uss. wort gan^ bei Seite lassen, theils wegen der abweichen-
lea bedeutung, welche die fragliche gleichung nicht besonders
tolenchtend macht, theils weil für camsUan andere ebenso
Nirscheinliche kombinationen wohl möglich sind.
P^ Dil prenss. safiRx -ft)stian, worüber Leskieiif Bild. d. Nora, im Lit.
md MikkoU, Bdt. n. Slav. 9 {Finska Vet^^nsk-Soc. FOrhandl XLV,
AB— 1903) handeln, bildet in dor regel deminutiv^ namon junger thiere^
^mmtian 'zicMein^ werstian 'kalb'. Kb igt dalier wahrBchoinlioh , duss
BMHüm aiBprÜnglich das weiblk-he kmra, das jong-e mutterschaf be-
«iebiMt Mt.
*) [SchmeUer-FrommanD, Bayer, Wo rterb . 1 , 1 1 12 : hum m clhock,
fimmdgmm 'bock* widdor, ziege ohne hOmer*. Cf* cech. kmioly 'sinmpf,
%lltut£t'; kämt, komolyi 'keine b^mer habend'. Fletorinikf Sloveneko-
nÜti idovar 1, 428 §. v. kmnöi 'bdmerlos' verweist auf das gleichbodeuteude
Ml kom&lyj und ahd. hantal 'mutilW. Dazu jetat Hoops Waldbämne und
nitiiqiflansien im germanisehen Altertum 638. ^ Zu dem tok Falk-Torp^
IpSdlogiak ordbog over det norske og det danske sprog I, 269 verzeichneten
ia4. hammd darf man TieUokbt daran erinnern * da^s russ. kmith das
el* ende eiBei bdkene« das wurzelende eines haareB. den be^enatier be-
itel. — W. S,]
17*
260
Erald UUn.
Bugge, PBB. XII, 428 f, stellt den rora.-germ. nami
der gemse mit gr. xt^ag, Uhlenbeck, PBB. XX, 299 |
mit diesem and mit gerra* hindl zusammen. Was nun zuertl
die deutsche benennung (ahd* gamua, gamicln^ mhd, gam
gümeze) betrilft, kann sie ans sachlichen gründen scbwit|
lieh altererbt sein, ,s. besonders Much, ZfdÄ, XLII, 167 i
Schrader, Eeallex. 41 f-, 823 f^) Die gemse lebt in dsil
Alpen, Pyrenäen und Earpathen, fem von dem alten v^
breituupgebiet der Germanen, andrerseits ist ihr romau. naii
(it camoBia^ sp. camiiza gamiisa^ trz. chamois) unter der foi|
camox bereits um das jähr 448 belegt^ s, Much a. a. j
Das roman. wort — und mittelbar oder unmittelbar auch d^
germ. — muss irgend eine indogerm. oder fremde alpeai
8prache zur quelle haben* j
Falls dieser name der gemse überhaupt indogermaniscil
ist, muss jedoch dessen Verwandtschaft mit der germ. b^
Zeichnung für das Weibchen des hirsehes offenbar frajj
würdig sein* Die blosse möglichkeit, unter annähme von be:
dentungswechselj mag zagegeben werden.
2. Ai* palU t 'eine kleine bauseidechse^ (Eäjanigh, ett.i
auch paÜika. In Uhlenbeck*s Etym. Wörterb- unerkl
WahrscheinUch ist fmUi das fem. zu einem ^palJa-, mittel!
ind. form für *padla-, *pudra- eig, 'fuss' oder *pädin-, mi
fflssen versehen'*
Die eidechse wird volksthümlich — und früher wol
allgemein — zu den schlangen gezählt, aber im gegensatz ä
diesen ist sie *die mit fllssen, beinen versehene'. Daran
beruhen mehrere bezeichnungen des thieres, wie nschw* dia
fW'fotüj nnorw. ßor-fetta^ fir-fot, dän. fir-ben ^eidechse, lacert
agUis', wörtlich *vierfüss, vierbeiu\^) Lat, lacertu, lacertn
)} Bagge's erklärang von gem^e vst »ach laatlieh unhaltbar. Tor]
Bpro^l.-hist. Stucl. tüegfi. C. E. üngor (Christiaüia 1896), b. 188» Filt i
Torp. Etym. Ordb. I, 221 v erlab den ea mit awnord. gimutrr^ nachw. gtm*
'wiil(ler\ awnori). gymbr 'jim^es weiblichem ichaf u. a,, was freOich lantil'
mriglicb ist aber zur forausBetzting hat, dasB die roman. benennung uns d^
Germ, tdaunmen mUtß, Ir. gabar, cymr. gafr 'ca|]erf capra' ist mit ^^
genannten w^irtem nicht Fenrandt^ & Wald«^ Lat, etym, Wb. 15 (su
habina).
•) Ygl auch Brngmann, IF. XV, 8, n. L
Indb^the Etymologien-
261
ddechse' ist eigentUoh s. v. a. *die mit beinen versehene
(schlänge) and gehört mit hc&**tm *oherarm, arm' zusammen,
.'S. Lid (^n, PBB. XV, 51 H: das gruudwort Jacer^ hatte ur-
sprüDglich eine weitere bedeutung, wie aus der Verwandtschaft
DÜl awnord, leggr (nrg. *Jfljk-) *achienbein, die länglichen
kochen der gliedmassen\ Imr (urg. *lahaz-) *oberscheiiker,
rum. olokh *schienbein, bein* (Liden, Armen. Stud,, Goten-
terg 1906) erhellt^) Gr, xtaltajfjg *eidechse' gehört nach
Prell witz zu molov 'glied, bein'.
Auf die existenz des vorausgesetzten ^paHu- führt, wie
ich glaube, auch das Dhätupäthawort pallati gana 'gatäu\ —
Beispiele von ai. U aus dl sind bekanntlich sehr häufig,
s. Wacker nage 1, Altiud* Gr. I, § 195. Ich erinnere noch an
l^h fpalli-f palUkü) 'kleines doif , insbes. eine ausiedelung
i-üder stimme' neben padra- *dorf, (Uhlenbeck a. a. o,,
ä*. 160 lässt es unerklärt und hält es für ein lehnwort aus
einer nicht-arischen spräche.) — Vielleicht sind palla- m, 'ein
pwaer behälter ftti^ feldfrüchte' (Caraka Sai|ih, u, s, w-) und
p^i *ein best getreidemass* (Comm. zu Kätj. ^r.) mit awnord,
M 'fess% ae, fwt, ahd. ftw 'fass, behälter. kästen' und lit*
ßias *^topf veiivandt und aus klass. ai. *padra-^ -i zu er-
Ulren; indessen ist wohl auch entstehuug aus pah-, püU
^a pa* 'aufbewahren*, pa-tra- *behälter' möglich.
3. Ai, jina- 'ein lederner sack' Mänav. Dharm. (nach
KflUüka's Comm. - carmapitta); jila- m. 'schlauch* Gant. Dharm.
Im Etym, Wörterbuch von Uhlenbeck sind die Wörter
^cht erwähnt.
Falls aus idg* *^i-?io-, *^i-io- entstanden, lassen sie sich
^t air. l/ian^ bimin *a skin, a hide' (Kuno Meyer^ Contrib,
^ It. Lei- 213), gäl. biafi 'a skin^ hide, pelt of wild animals'
Äflß idg, *g^i'Uö' zusammenstellen. — Nach Macbain, An
%m. Dict. of the Gael. Lang. 31 wäre das kelt. woii: mit
*«r wnrzel *bhei- (asl bi-tl 'schlagen', ii\ hiail 'beil% nhd.
"**^ etc.) und lat. findö^ nhd. beissen u. s. w. zu verbinden.
^) Ulli en deck , Etym. Wk d. altind. Spr. 14 st^Ut, Kehr wenig Über-
**«ir**rjcl, hwprta mit ai. alit^ardtt- 'watäserschlange', (üaganlu 'gütiger blut-
"t*!' isyeaiiUD^ti. Anders Fick, Vgl Wk 1*, 539.
262
Evald Liden,
4 ktpavgü' 4ahm an den fassen' MBk, YajÜ,, Paücai.
n. s, w*; zigeun. pango^ woher serb* hangav ßagav) *lahiii,
hinkend, clandiis*. Ulilenbeck, Etym, Wb. lässt das wort
unerklärt.
Von dem Wechsel sp- ^ p- abgesehen, ist das wort
identisch mit liL spangiis 'schielen d\ *) wovon spangiji^ 'm
schielender (in Südlit.); gewöhiJ. ein Schimpfwort, so v. a.
halbblinder\ — Leskien, Ablaut d. WnrzeMlb. im Lit 345
iiiiinnt zweifelnd Zusammenhang von spa^iggs mit lit spingSi
*glänzen*, lett. &pftgut Ms/ u, s* w, an,^)
Die nrsprungliche bedeutung der verglichenen Wörter ist
*schief, krumm': vgL einerseits lit räiszas lalmv =
gr, gütHoi; *krumm, gebogen, besonders mit einwärts ge*
krümmten füasen\ (nxvoi; *krumni, gebogeii\ mnnd, imck (wTij-)
'verbogen, verdreht' (Lid 6n, Ein balt*slav. Anlantgesetz 11 f);
it. 7'anco *hinkend, lahm' aus gei-ra* ^türavka- zu nhd, veyrmknK
ae, ummcan *drehen\ lit. reFigtis 'sich biegen, krümmen'
(Lid^n a. a* o., s* 13); ai. kti^i- 'lahm am arm' zu gr.KvUk
%rnmm. gekrümmt'; andrerseits nhd. sched^ schidm: ahi
scelah 'schief, krumm, schräg; scheel' awnord. skidf
*8chief, ächeer. It. strambo bedeutet sowohl 'schiefbeiüig' als
*srhielsehend\ piemont. stranb *hinkend, lahm' (vgl lat. strM.
5. Äi* ftrü- m. ^Schenkel, lende' RV. u. s. w, (üf^
Bhäg. Pur.), nrvl 'mitte des schenkeis oder eine dort Ir
findliche hanptader' Sugr.
Es gehört meines erachtens zusammen mit lat. vütui
'auseinandergebogen j auswärts gebogen' {crnra Varro, conntü
Oy.\ besonders von personen mit auswärts gebogenen schenket
'dachsbeinig, ein grätschler, teckelchen' Plaut, Hör,, übertr*
*divergiereuds entgegengesetzt' Hon ; davon der zuuame Vaff^'
(neben Virne^) ; ^) mricus 'die füsse auseinandersperreni gräi-
*) Die fonn spantfüs ist mir nur durch Solmaen beiJacobi, CooiF*
ti, Nobeneatz b, 14 bekannt.
*) So auch Zubity, BB. XYIIT. 252. Sokundär© »saijdatwa f^
dieaer wortgrnppe (vgl, ap-npang^ Verblendet', Zutat 7 &. a. 0.) ist «f^'
kicht anzuerkenueu.
^ Mit der besonderB in kurKUftmen häufigen gemmienmg, a. ZuT>it**'
KZ. XXX\% 235; BrugraaTin. VergL Gr, P, 817 f.; Sommer, ^ '^
2Üß f i Hiiiidb. d. kt. Laut- u. Fürmenl. s. 290.
Tndiscbe etymnlogimi.
263
ficbehid^ Ov*. Vitr., väricö 'die fiisse voneinander sperren,
gritschelti' Vairo, Quint.; vära ^gabelförmige Stange, gabel,
iiuerholz' Col^ Vitr.
Zu gUBSten der vorgeschlagenen konibination ist besondere
liervorzixheben, dass vams mit zubehör vorwiegend von den
sehen kein gebraucht wird; der sonstige gebrauch macht
deo eindruck, ein übertragener zu sein. Damit stimmt ai, firü-
woU über ein. Es werden bekanntlich die bezeichnnngen für
srhenkel, bein oder überhaupt für glieder des körpers mehr-
fach von den begriffen * krümmen, sich biegen* her-
I genommen; das klassische beispiel ist gr. ujefio^- 'schenker zu
I mutig 'krumm, gebogen' , vgl nhd, schmkel, mhd. sehinke
I *Ächeiikelj schinken', ne. shatik zu awnord. skakkr (aus *fikanka-)
I ^seitwärts gebogen, schief, s. die Zusammenstellungen bei
I Elirismann, PBB, XX, 52 f. und Lid#.n, BB. XXX
L_(wo weitere literaturaachweise).
^p Ich fasse vurus als idg. *uä-rö- und nm- als idg, *ii-rti-
iilf; Suffix -ru- wie in ai. af-rie, gi\ t>ccx-(>i?, got> ai-ni-s hnh-ru-s;
-nj-j ra- neben -rtt- wie in ai* a^-rä-m: ä{;'ru; gr. ix-^o-g:
lit üsetrits; lit. smakrä: aL £mä^-ru- u. a* — Dass uä-^ ü-
äIs wm-zel zu fassen ist, beweist die wahrscheinliche ver-
waadtschaft vod varm mit vätius *einwärts gebogen, krumm,
von beinen', vätia *ein krummbeiniger', vätaa:^ *krumme oder
^biefe füsse habend' (Persson, Wurzelerweit. 67, 174),
Damit habe ich (BB. XXX) wiederum ahd. wado *aura,
«ulfrago'j nbd. wade, awnord* vodui^ aschw, vajnvi 'dicker mnskel
Sonders an beinen und armen' (urg, *ifa^yan-) verbunden.
Die beiden Zusammenstellungen värus — hth und vaihis vatax
■^ tmde stützen einander gegenseitig formell und semasio-
'ogisch. Das ihnen zu gründe liegende wnrzelelemeut wird
ÄChmi proethnisch vorwiegend mit bezng auf Schenkel und
*^henkelähnliche gegenstände (vgh lat* im^a ^gaber) gebraucht
tarilen sein,
* Ifit laL varti.^ u* s, w. steUt Perssou a, a. o. (vgl.
Uppsalastudier tillegn, Sophus Bugge. s. 189) vielleicht richtig
fett gf^-väri *(iuerstangen bei der egge' und ausserdem eine
oienge von entfernter verwandten büdungen zusammen.
Nach einer ansprechenden vermuthung von Froebde,
ßß' VIIJj 1Ö3 f, stünde varns in Verbindung mit honi* nidtg
«-te^ü/ ß 89, s* indessen Schulze. Quaest. ep* 471, n, 1*
264
Ev*ld UiUt\,
Die scholieD zur gteUe, mit berutuüg auf Aristarch» m€hm
in amgoi ejii ion* äprj, wgaifjf das 'xw^jj' bedeuten soll; t3(ii^-^^^ ^
ist thatsäcblich durch eine niiletische inschrift aus dem 3
oder 4. jahrh. v. Chr. als ein gewisser theil des opferthiere*
bezeugt, wird aber da vou xwXrj ausdrücklich uuterscMede^ ^-^^^
tS^jyO, B achtel, SamraL d. gr. Dial-Iuaclir, III, 633 l
echeint in der that nichts dagegen zu sprechen, dass ägt^ odi
fSoi7, falls aus ^/rngd* klg. ^m-rä-^ zu varm zu ziehen ist,
lat. ÄiTra hat es schwerlich etwas zu schaffen, wie Becht
a. a. 0. und Abb, d. Gott. Ges. 188T, s, 69, Prell wit^ z^
Etym. Wörterb. 43 vermnthen.
Von ai. urtl- hat Johansson, IF, II, 26 eine andere
Ursprungsdeutung in Yorschlag gebracht. Er st^Ut es m
tat, tirimm 'krümmung des pfluges\ osk, imivii 'curv^a, flexa C^)\
ai* iircä* ^becken, behälter (?)* und zweifelnd ürdaru- et;wÄ
*8cheffer, und er schliesst sie der wurzel u^- (in lit. verlu
'öffnen und schliessen', lat aperiö u. s, w.) an. Uhlenbecl^
(Altind.) etym. Wb* 32 vergleicht üni' und ürva- mit lat»
urimm, — Was aber zuerst uruum betrißt, ist es nach mehreren
forschem vielmehr mit ai* v^jind- *krumm, falsch\ vjnäM*
^drehen, wenden', gr. {^dfißm, lat, vergö u, a. zusammenzusteUeJi
{aritiim ans *L*r^^o-), s, Froehde, KZ, XXIII, 312; Bß-
XIV, 105; Brugmann, Vergl. Gr P, 599; Liden, Ein halt-'
slav. Anlautgesetz s. 14 mit n. 4 u, a. Anders Pevssoi^t
De origine etc* geruudii lat. 29 f., 129 f., dessen ausfuhmtift^ *
aber mich nicht überzeugt habend) — Die bedeutung vt^*
osk. uritvü ist ganz unsicher, s* zuletzt Bück, A Gramm^^^^
of Oscan and Umbr, 230, — Ai, ürvä' ist aus versclüedein? ^
gründen in jenen etymologischen Zusammenhang schwerütr--*
anzubringen ■ über seine bedeutung handelt jetzt eiugeheu -^
Oldenberg, ZddmGes. LV, 316 ff,; ein et3miologischer ver^'
such bei Schweizer, IF, X, 211 t — Mit nrdiirü' ist nicht::^-*
anzufangen, *
6. Ai* i'k^äla 'Aas fesselgelenk bei hufthieren, der fu^^
des pferdes von der hacke bis zum huf VS. XXV, 3. Dafi^*^
1) Unter den von ihm verglichenen wfirteni würde uruum begriflU^"'^
ziemnch vcroinzoH sein, Sciiio Kweifel an der labiovelaren qnalität tles ff r*^^^' -
tifjim-i Ci^rgö etc. dnii iiit'ht berechtigt, vgl. Verf. u. a. o.
Indische etymologfien.
26&
jtet TS- V, 7, u achüä und ÄV. X^ 9, t% ixchärä (xchäm)
er nach anderen hdschr. ftsära-^ alles prikritische formenj
L an man im Album Kern (Leiden 1903), s, 302.
Fick, Vgl Wb, l\ 119 steUt das wort zu üt rSszm
1er resm) *fesst?lgelenk', aber wie ich (*Ein balt,-slav. Anlauts-
m^tz\ s. 12, in Göteborgs Högskolas Irsskiift 1899) gezeigt
L haben glaube, gehöil die^ zu ahd, nho (für "^tvnho) *sura»
»ples, locus corrigiae\ mhd* rihe *rist des fusßes', nhd. reuten
B.\ mndl. wrighe^ undL wreeg 'fussbiege\ ae» ttwist^ nschw-
l^e ^fiissgelenky rist' (wurzel *yrei^- 'drehen'). — Uhlenbeck
Utind.) Etym, Wb» 33, 242 denkt an Verwandtschaft mit
,. rahaii »bewachen, hüten', gr, mXf^m 'schirmen, abwehren'
. i. w*, was gegen die bedeutung verstösst.
Als grundform setze ich für ffe?flZä ein idg. ^q-s-elü an
Qd ziehe es zu russ. dial. äUt^*ikU 'talus' — awnord. hggr m.
Lnterbein, länglicher knochen der beine und arme', langob*
yi 'oberschenker (aus urg. *kjiz- n.), awnord. 1(B}\ aschw.
ir n, 'Oberschenkel* (aus urg. Hahm- n.); — lat. lacer-tiis
»Ijerarm, arm' — gr, «?.«^- n^x^'^ Hes. — air. less (aus
^-etpa) 'hüfte, hanke'; — preuss. lagno *hosen' (statt *lukno^
kf. 'beiuMng') — lit. illektis *unterarm, elle\ alkun^^ etkmi^
sllenbogen^ ; asl lakfiti^ serb. läkat, russ* ISkoti (urslav. *oi/rf?fi)
süenbogen, eile'. Über die ganze sippe handelt zuletzt vert,
.nnen, Stud, (Gotenburg 1906) und BB. XXX, wo literatur-
Achweise zusammengestellt sind.
Nachdem ich (a. a. o.) dieser Wortsippe auch arm. olokh
Schienbein, bein' angereiht habe, wäre sie also in fast sämmt-
klien idg. sprachzweigen vertreten.
Der präsuffixale worttheil (idg. ^Iq-s-) von xl^-älä ist die
schwächste ablautstufe des s-stammes, welcher in awnord,
'fSfgfr und Übt thatsächlich vorliegt, und welchen aueb air, Icss
hftfte' und wahrscheinlich lat, hcus-ta hmoi'ta *heuschrecke j
^e art seekrebs* (eig. 'schenkelthierclien\ s. verl, PBB.
XTj 5! 6 f.) zur Voraussetzung haben.
Rotenburg (Schweden), iin decc*mber 1905,
Evald Lid^n.
Das starke Präteritum des Germanisclien.
In lueiuor Germanischen Sprachwissenschaft habe klM^,^^
zur erklärung wichtiger eigentümlichkeiteii des genuanischeM^,^^,
starken Präteritums von den herkömmlieheti iheorien ahcijp;;^^
weichende ansichten aufgestellt, die uoch weiterer ausführunge.5ü^^g^
bedüifen. Wenn ich auch bei näherer betrachtung der hie^^^p^
vorliegeuden fragen in verschiedenen punkten zu ander^^ -^j^
resultaten als in meinem büchlem gelangt bin, so sind do«^ ,^^^
meine grundanschauungeii hier ganz dieselben wie dort ^^^e*
blieben. Meine theorien betreffen sowohl den redupUkatio^^Rj^,
Verlust im Urgernmnischen wie das Schicksal der gotisch ncrsfif
reduplizierenden präterita im Westgermanischen und K ^r^
dischen. Da auch die ansii^ht besteht, dass es indogermanisch
auch reduplikationslose perfekta gegeben hat, so gehe ich
auch auf das idg. perfektum ein. Zuvor muss ich aber nocli
einen punkt von prinzipieller bedeutung berühreuj die ira^e.
wie weit aoristformen an der germanischen präteritalbildaiJ^
beteiligt sind.
I, Aoristformen im germanißcheix Präteritum,
Es ist von jeher ein beliebter aus weg zur erklärun^^
schwieriger germanischer präteritalformen gewesen, sie al^^
aoriste auszugeben: so hat Kluge, Germ, Koujug* 137 ahd -^
mr als echten aorist Joh. iSehmidt, KZ* 25, 600 ahd. sainm^^
als ^-aorist aufgefasst. Schon Zeitschr, d. Ver. f. Volkskunde!^
1, 60 habe ich Tiiieh gegen diese auftassnng gew^andt imi^^
prinzipiell betont, dass, wo eine formenkategorie untei^eht^-^ss*
alle ihre einzelforiiien niituutergeheu müssen, so w*eil nicli^^
etwa einige von ihnen gegen die übrigen in irgend eine^^
w^eise isoliert sind. Eine solche isolieining lag allerdings vo^^
bei got. iddja und zwar nicht nur \vegen seiner von deic:^^^
gi^os der aoriste abweichenden bildnngsweise , sondern vo'
allem auch wegen seines suppletiven Charakters, Da di-
aoriste mit t-reduplikation idg. nicht hauäg waren und w
langvokalisch anslautenden wurzeln idg. *dhedhüm der einzij
gewesen ist, so ist es begreitlich, wenn auch dieser sich
n
Richard Loewe^ Das^starkß prÄtentum des Cennanbchen.
gigs. dyde, afi. dedüf ahd. teta (und überhaupt im sdiwachen
Präteritum) erhalten bat. Mit diesen beiden präteriten sind
a^aeli die germ. erhaltenen reste einzelner verba erschöpft,
und man darf nicht etwa die gegenteilige ansieht damit stützen,
3ass im Italischen eine grosse anzahl verschiedenartiger aoriste
in das perfektsystein aufgenommen worden sind; es ist viel-
juehr eine besondere (wenn auch vielleicht nicht lösbare)
Atifgalie, zu erfomchen, ans welchen gründen sich gerade
diese aoriste erhallen haben.
Nicht bestreiten lägst sich allerdings die ansiclit v, Fier-
liugers vom aorislischen ui-sprunge der 2. sg, ind. prät, im
Westgerm. Denn bei der früheren annähme Scherei^s, dass
eine optativform in den Indikativ gedrungen wäi*e. Hesse es
sieb nicht begreifen, warum die präteritopräsentia von dem
ganzen akte verschont geblieben sind. Letzteres aber wird
oline weiteres klar bei einer aoristforni, die, wo sie eine
ihr bereits funktionell ganz entsprechende perfektform ver-
drängte, doch eine präsentisch fungierende nicht ersetzen
Iconnte* Wenn der echte aorist im Griech. und Ai. auch nur
ym verhältnismässig wenigen thematischen verben vorkommt^
so kann er doch im Idg. noch weiter verbreitet gewesen sein,
I ^hgesehen davon » dass doch recht gebräuchliche formen wie
|T. itftyfjr, iXtnov hierhin gehören. Jedenfalls steht lüchts
<äer annähme im wege, dass der echte aorist den mit ihm
ganz gleichbedeutenden s-aorist in einer älteren periode des
^erm., als das perfektum doil noch nicht aoristische be-
detitung angenommen hatte, verdrängte: dann aber musste von
j^dem verbnm ein echter aorist gebildet werden. Als der
fichte aorist später selbst unterging, niussten natürlich alle
^^ine formen untergehen, die nicht besonders geschützt waren*
0er scbntz aber für die 2. sg, ind* aor. wurde dadurch ge
^4hrt. dass dieselbe — allerdings erst nach dem Schwunde
^^r perfektreduplikation — sich besser in das perfektsjstem
j *Ih di*^ entsprechende peifektform selbst fügte,
^^ Der grund für den Untergang der 2. sg, ind. perf. lag
^'^ch Brugmann, Grundr* II, s. 1261 hauptsächlich in dem
^Anstände, „dass der der personal endung vorausgehende stamm-
P^^Messende konsonant so häutig verändert und dadurch die
rTOrni hmtlich isoliert worden war." Brugmann vergleicht
Jji^mit gr* ninopOug usw* mit -«; für -^a, wo durch dieselbe
268
l^ichard Leww©»
Hisaehe zwar keine fonneTivemiiachimg, wohl aber eine ana-
bgiebüdimg nach dem ;?-aorist hervorgerufen worden war:
daher sind hier auch die präteritopräsentia fisfiova, smxa von
der neuerang mitergrifFen worden, und nur das redupükatlons-
lose ojV« stand den übrigen perfekten zü fern, um der ana-
logiebildung initzuerliegen. Eine andere art von analogie-
bildung^ die Brugmann hiermit noch zusammenstellt, ist lat,
fuiudisU für HidusM.
Zur bevorzugnng einer form auf -s könnte im 6erm_
allerdings auch noch der umstand mitgewirkt haben, dass ii
der % sg, des schwachen Präteritums ueben dem optativische t^
~s auch ein indikativisches -5 stand. Über -£ für -$ habe ic^^li
dem nichts hinzuzufügen, was ich Germ, Sprach wissenscha r
145 gesagt habe*
II. Die indogermanisclie perfaktreduplikatlon.
L Ursprung der pert'ektreduplikatiou.
Nach Brugmann, Kur-ze vgl, Gr, 11^ s. 543 hätte die to^?
deutung des erreichten zustandes, welche das perfekt hatf
nicht von der reduplikatiou abhängig zu sein brauchen, si
dass allein eine anzahl eigenartiger personal endungen im iorf
tig.^akt*, der a-vokalismus ebendaselbst und die pailizipial-
büdung auf -ues das perfektum charakterisiert hätten» Doch
können die diesen perfektformen auhatlienden besonderen kenn-
zeichen, selb5it wenn das perfektum aus gar keinen anderen
formen weiter bestanden hätte, schwerlich ausgereicht haben,
die funktion dieses tempus gegenüber den anderen tempora
genügend zum ausdrack zu bringen. Denn das partizip hatte
ja gerade teils ^^-vokaliamus (im nom. sg, »lasc, nach Willi.
Schnke, KZ. 27, 548 1), teils Schwundstufen vokalisnms wie
andere präsentia. Und die speziell dem perfektum eigenen
personalenduugen hatten weder unter sich noch mit dem
partizip etwas gemeinsames* Die aktionsart des perfekts war
aber idg. überhaupt eine so scharf ausgeprägte, dass es nicht
gut denkbar erscheint, dasselbe habe überhaupt kein besonderes
kennzeichen besessen: als solches bleibt dann aber wohl
nur die e-reduplikation übrig. Ohne e-redupükation würde ja
auch die mehrzahl der perfektformen vollständig mit den ent
spredienden formen der reinen wurzelpräsenda zusammen
*T)iks starke präterilmn <1ob Gemiani&ehe;
ftllen. Allerdings gab es auch wurzelpräsentia mit ^redu-
pllkation. Doch vermutet auch Brugmann, Grundn I, s. 941,
dass diese erst nach den reinen wurzelpräsentia und denen
iiüt i*reduplikation gebildet worden seien; noch eher aber
keimte hier libergang aus der perfektflexion in die präsens-
Aeiioo stattgefunden haben, nachdem die betreffenden perfekte
r^ine prä^sensbedeutung angenommen hatten, wie wir ja eine
solche besonders im Griechischen häufig finden. Auch ist die
ssahl dieser ^Tirzelpräsentia mit e-redaplikation verhältnis-
mässig gering und lassen sieb solche mit Sicherheit überhaupt
^'ohl nur im Ai. nachweisen.
Die teilweise Verschiedenheit der persanalendungen des
Perfekts von denen der übrigen tempora wird so zu erklären
Hein, dass die ausbildung des ersteren als eines besonderen
tempus gerade zu einer zeit stattfand, in der ältere und
Jüngere personalendungen mit einander im kämpfe lagen und
daas dem bedUrlnis nach deutlicher tempusscheidang dann
ÄUch durch Verteilung dieser endungen auf verschiedene tem-
pora rechnung getragen wurde. Wahrscheinlich ist es dabei
kein zufall, dass die Scheidung gerade in den gebräuchlichsten
formen, d. h. im ind. sg. akt eingetreten ist: von hans aus
^ber haben die personalendungen als ursprüngliche pronomina
keine unterschiede des tempns oder der ^tionsart bezeichnen
können.
Möglich ^vird letzteres allerdings wohl bei den suffixen
d^r partizipia gewesen sein: doch könnte auch hier die ver-
teil nng von 'iit' und -ye§-, -uet- in dem streben nach dent-
iicherer tempusscbeidung ihren grnnd gehabt haben. Aber selbst
lö ersterem falle werden die partizipia auf -ues-, -u^h auch
iiUr durch annähme der e? leduplikation in das perfektsjstem
eingefügt worden sein, wie denn auch das Altindische und
^--rriecliische ebenso gut im partizip wie in den übrigen formen
<ies Perfekts reduplikation zeigen* Wo die reduplikation im
Partizip fehlt, wird das wie bei anderen perfektformen auf
jüngerer entwickelung beruhen.
Der 9- Vokalismus des sg* ind. akt., der auf bestimmten
l»etonungsverhältmsseu beruht, ist höchstwahrscheinlich erst
in einer zeit entstanden, in der das perfektnra längst ein
Selbständiges tempus geworden war*
270
Richard Loewe,
im
He
^
Datur aber, dass die reduplikation zu einem t^mpuB-
zeiehen werden kann, legen anch nichtmdogermanische sprachen
Zeugnis ab. Von den beispielen, die Pott, Doppelung 205 ff.
dafür beibringt, können allerdings das TscherokesiBche mid ^
tlas Tagalische deshalb weniger als parallelen znm Tndo* — ^
germanischen in betracht koninien, weil diese sprachen über-^ — ^*^
haEpt in den meisten ihi'er tempora reduplikation zeigen, .m^^j^
Noch weniger darf wohl tlie Kechua spräche in Fern, welch^^^-^
tue gleichzdtigkeit durch reduplikation ausdrückt, hier heran.«::^^^
gezogen werden. Zur bestimmung einer absoluten zeit uo
zwar nur einer einzigen dient dagegen die reduplikation ii
Formosanischen , wo sie iiis futurum kennzeichnet, Df
bildungsweise dieser spräche zeigt auch äusserlich mit d*
indogermanischen die grösste ähnlichkeit: das futurum koma
hier dadurch zustande, dass vor die präsensform der- — ^g
anfaugskousonant mit folgendem a tritt (e. b. cha chummaa:r^/to
von chummmhoj pi pia von pia). • |
Speziell ein Präteritum oder richtiger w^ohl sogar ^^m
perfektuni durch reduplikation bilden einige verba der PiiBzia-
spräche in Arizona. Pfefferkoni, Beschreibung der Landseli.Äft
Sonora, Köln 179495, II, 258, woher Pott mittelbar gesch&i>^^
bat, nennt zwar das durch reduplikation gebüdete tempus de ^
Pirna allgiMBein Präteritum, giebt aber die bedeutung von atr *
mumuhat (zu muhat „tOten") an als „ich habe getötet", di^^^
von aiii ffumiit (zu mdt „sehen") als „ich habe gesehen^.
Den namen ^Präteritum" aber wendet derselbe s, 251 auch
an auf fornieu, die durch anhängung von ta an das vor dem
verbum stehende Personalpronomen gebildet werden wie anta
^imaK apta simatj die er aber auch durch „ich habe gewnsst",
^du hast gewussf* wiedergiebt (zn mnat „wissen", ani „ich", api
„du"*). Ein anderes präterituin indess als dies bei den meisten
Verben mit ta, bei einigen durch reduplikation gebüdete tempus ^
kennt Pfefferkorn überhaupt nicht. Sonst besitzen wir von -^
Pirna, aber von einem anderen dialekte desselben, noch das ^
von Buckin«rham Smith, New York 1862, herausgegebene ^%
Oramniar of the Pirna or N^vam, das ein 1767 nach Spanien ^^
gebrachtes mannskript eines spanischen Jesuiten enthält- Hier ^^^^_
lautet nach s. 19 von (fi/uiarida ..contar^ das prasens ani
hiiqniarida y,yo cuento^, das imperfektum ani fmqiiiarid cada
^yo contaba*", das perfektum an V haqimri ^yo he contado**,
Das starke prftteritant ^m Gennanif^üben,
271
p' V haquiari „tu has contado" usw.; reduplizierte formen
eont das buch nicht Doch ist das perfektuni dieses dialekts
it dem durch anta simat repräseiitieiteu Präteritum des
dderen offenbar im gründe identisch. Bei der dE^rftigkdt
on Pfefferkorns n achrichten ist es auch keineswegs au8-
Bschlosseu, dass er ein auch in dem von ihm beobachteten
ialekte noch existierendes Imperfektum der erwähnung nicht
Ir wert gehalten hätte, so dass hier die von ihm durch
enteche perfekta übersetzten reduplizierten formen ebenso
de die mit ta gebildeten, die in dem anderen dialekt noch
Is perfekta wiederkehren, auch nur erst perfekta gewesen
raren oder wenigstens das Imperfektum nocli nicht ganz
erdrängt gehabt hätten. Freilich bleibt der parallelismus
Sit dem Indogermanischen auch, wenn den pimaisclien formen
«s von Pfefferkorn beobachteten dialekts bereits allgemein
Tätmtale bedeutung zuzuschreiben ist. Wir hätten dann hier
a einer Indianersprache ganz dieselbe entwicklung wie in
0 vielen indogermanischen, in denen das perfektnm auch
«ristische bedeutung angenommen hat» Es ist auch, nach
nalogie von Vorgängen in den indogermanischen sprachen zu
cbUessen, nicht unwahrscheinlich, dass die in dem einen
-iiüekte ganz verlorenen, in dem anderen nur bei dem kleineren
eße der verba vorhandenen reduplikationsperfekta älter als
iie durch Umschreibung gebildeten sind. Sicheres hierüber
mri sich vielleicht einmal in einer vergleichenden grammatik
ler sonorischen sprachen feststellen lassen.
Es darf wohl an dieser stelle die erörterung der frage
üdit übergangen werden, wieso überhaupt redüpükationsformen
nir peifektbedeutung gekommen sind. Nach der bereits von
3opp, Vgl* Gr.* § 515 autgestellten und besonders von Curtius,
^erbum* II, 170 vertretenen ansieht wäre dieselbe aus der
Btensivbedentung hervorgegangen, indem das perfektnm als
Tpm des gewordenen, vollendeten im gegensatze zu dem
^t im werden begriffenen durch die reduplikation einen
tärkeren nachdruck erhalten hätte. Dem gegenüber ist jedoch
^rmxt hinzuweisen, dass die im Arischen imd besonders
1 Griechischen zahlreichen perfekta mit priisensbedeutuni^f
Bißtens (oder vielleicht immer) keinen intensiven nebensinn
Üjen. Wenn für das (griechische in manchen iallen aus dem
isammenhange einer stelle heraus ein solcher iu sie hinein-
272
Richard liOetr«,
interpretiert worden ist, so liesee sich doch das gewiss aueh
oft genug bei wirklichen präsensformen machen. Bisweilen
fallt freilich auch bei den perfektformen mit präsensbedeutuiig
eine solche interpretation sehr schwer, wie denn Curtins.
8. 176 selbst zugesteht, dass die intensive kraft von ßißQt^i^
an verschiedenen stellen, z. b, o 334 „weniger wahrnehmbar'**^
und dass der unterschied zwischen ninXfi^e und nXi^$si, »i^ijA ^
und d^alku überhaupt Jedenfalls ein geringer** ist. tjhe^^ r
ßfßi^xu bemerkt er sogar s. 177: „freilich kommt die form o^a^
genug von menschen im gleichen sinne vor, ohne dass e^^n
besonders rüstiges auftreten in den Zusammenhang pas^at.
2, b. Z 435." In uywya lind ysyQitpd^ hat sich nach Cnrti^^is
die intensive kraft überhaupt verwischt Ebensowenig at^^r
wie fUr das Griechische ist ein intensiver gebrauch Aes
perfekturas für das Ai, festzustellen* Selbst bei den „zeitlos^
stehendcD perfekten mit langem reduplikatiousvokaJ, lür welch e
Delbrück, Synt Forsch* n, 102 f. intensive bedeutung ^m^-
nimmt, muss er doch hinzusetzen: „wenigstens steht elji^^
solchen autfassnng nichts entgegen'' und von den gewöhnliche^
mit kurzem reduplikationsvokal giebt er s, 103 ff. Überhaöp^*
mehr beispiele, bei denen „der intensive sinn entweder nie
50 deutlich oder überhaupt nicht zu erkennen ist" als solcbe
bei denen er intensiven sinn annimmt. Wo die handlung al^K^
„gegenwärtig** gedacht wird, tritt nach s. 105 überhaupt nu^^
selten intensive bedeutung hervor, und das einzige beispiei
das er überhaupt hier für diese anführt, ist davidhäva, eini
form mit wirklicher intensivreduplikation, Dass es aber über
haupt nicht die gewöhnliche inteusiv-präsentische bedeutung-
sein kann, aus der sich die perfektbedeutung entwickelt hat^
folgt aus den perfektischen personalendungen^ dem peifektischei
partizipialsuffix, der perfektischen stamm abstufung, kurz aiu
der rein perfektischen flexion der präsentisch fungierendeirr^
perfekta, durch die sie selbst von deu mit e-reduplikatioL
versehenen präsentien scharf gesclüeden sind. Es ist das ii
wesentlichen derselbe einwand, den schon EohlnianUf Übe -^^
die annähme eines perfektum iutensivum im Griechiscliei
Programm von Salzwedel 1886, s.'a gegen die Bopp-Curtiu
sehe theorie gemacht und dem sich auch Delbrück, Grundr,
L72 t angeschlossen hat.
Das stark© prätorituro dea Gennanischeji,
273
Kotilmantis positive aufstellungen erweisen sich freilich
auch als unhaltbar. Dass, wie er s. B aasftihrt, das perfektimi
seine reduplikation vom reduplizierteD aorist erhalteti haben
.^oll, weil es den eintritt, den anfangspunkt eines zustandes
ixiitenthalte , ist eine höchst gezwungene, unpsychologische
^^rkJärong. Zudem würde das perfektum, wenn es sich wirk-
lich an den aorist angelehnt hätte, doch sicher solche form an-
t: m en von diesem erhalten haben, die sämmtüchen aoristen oder
<3.<»ch sicher einer grösseren anzahl zukamen, als es die e-
^«dnplikation war. Und obendrein kam doch die letztere auch
i X31 präsens vor, von dem doch das perfektum nach Kolilraanii
^5-«rade differenziert werden sollte. Was Delbrück betrifft,
sto begnügt er sich, Grundr. 4^ s. 176 1, die präsentische be-
«iM^ntung des perfekts für die ältere zu erklären und zu Butt-
'MXMmns erklärung zurückzukehren, wonach dasselbe den ans
«i^^ra vergangenen ereignis hervorgegangenen zustand be-
^ «lehnet Er übersieht hierbei ganz die Inkonsequenz Bütt-
^■^Kianns, der, um die bedeutung aller perfekta mit präsens-
*:*€deutung zu erklären, von lidv^na „ich bin tot^, eigentlich
^sp^jch bin gestorben" ausgeht, also von einem sekundären
W> erfektpräsens, wie Cnrtius es nennt bei dem die materielle
l:>edeutung von der seines präsens {^vfimo^ „ich sterbe")
^.urchaus abweicht und aus der wirklich perfektisehen gerade
^rst hervorgegangen ist. Weit zahlreicher sind aber im
^Griechischen die primären perfektpräsentia , die wie attisch
Ätiif^ftyK „ich schreie" neben y^ga^m ^ich schreie" in ihrer
Bedeutung mit den formellen präsentien der gleichen verba
S^nau übereinstimmen und wie uifjßlwsetn „ich gehe" neben
Mtfiß^mxa „ich Mn gegangen** zu ßlcirrKm „ich gehe** von der
"^Uich perfektischen bedeutung auf das schärfste abweichen.
Auf diesen fundamentalen unterschied hat allerdings Curlius
niit vollstem recht schon Tempora und modi 172 hingewiesen.
Die brücke zwischen dem wirklich perfektischen und
dem primär priisentischen sinne der perfekta kann kaum eine
«ödere bedeutung gewesen sein als eine solche, welche die
in der Vergangenheit volkogene handlung noch in die gegen-
^ÄTt hineinreichen Hess. Wenn Brugmann, Kurze vgl. Gr.
§ 636 homer. fiißVKB „er brüUt** mit „er ist ins brüllen ge*-
•öiöijieii ojid ist nun im brüllen darin" übersetzt, so ist damit
'*^chstwahnsciieinlich nicht nur der ältere sinn des wertes
274
Hichard Loewe,
ei
getroffen^ sondern dasselbe hat vielleicht in der that noch ii
gegensatze zur präsensfoi ro diesen sinn in , homerischer zeii
für den sprechenden gehabt, ohne dass wir das freilich irgend- .^^
wie nachweisen können, Brugmann bringt die beiden ver^:^^
schiedenen perfektbedentungen durch die annähme zusammen.:^
däss das perfektum einen zustand des snbjekts bezeichne^ de
sich aus einer vorhergehenden handlang desselben ergeh-
dass aber auch eine thätigkeit als zustand aufgefasst werd^
könne, Indess besteht doch gerade zwischen einer thätigk^^ ^y
und einem zustande ein so scharfer gegensatz , dass m ^.^^^^
dieser hypotheae nicht ohne starken zweifei begegnen ka^^^^
Auch kann in den primären perfektpräsentien deshalb ni— .i^^^
wohl eine jüngere bedeutung vorliegeu, weil sie grösstent^^iir^
onr in den ältesten uns überkommenen Perioden der M^lg,
iprachen, bei Homer und in den Veden, vorkommen und weä
sie bei Homer weniger häufig mit s^ als ohne x gebildet siüd
(Loebell, Quaestiones de perfecti Homerici forma et usu,
Leipzig 1876, 58).
Noch weit wichtiger aber ist, dass sich die grieehischB*
primären perfektpräsentia ihrer stofflichen bedeutung iia(>*
zum allergrössten teile in ganz bestimmte klassen einreihe!- ^*^
lassen. Nach Cnrtius, Verb,* n, 174 giebt es vier solch^^'^
klassen, erstens schallverba, zweitens verba des gesichts- un^^^^
geruchssinns, drittens verba der geberde, viertens verba de^— ^ J
afiekts. Von schallverben allein finden sich acht perfekta mi ^*'
präsensbedentung bei Homer (davon zwei in anderer foiit^^
auch im attischen drama), wozu noch das der attischen pros^^^
geläufige xm^äya^ das Aristophanische xixgtjÖT^g und da^^^^
Hesychische xt/Xrji4pa$' xf/of^rw kommen. Reduplikationsforme]
von schallverben bilden aber ein seitenstück zu denen voi
vogelnamen und den namen von musikinstrumenten, me si^ — jj
nach Pott, Doppehing 51 ff', in den verschiedensten spräche*^ '*■
der erde vorkommen und ungemein zahlreich sind, NatürlicCT-^
kann die reduplikation in wörtem wie z, b, lat rtiadus, turtu^^^M
tihila, ÜnÜnnälmhim nur die Wiederholung des tones bezeichu^^^*«
haben. Hier haben wir also wirklich einen punkt, bei de^^*^
mch von einer noch vorhandenen bedeutung aus leicht eii^c^^
anknüpfung an eine der Urbedeutungen der reduplikation g^ ^"
winnen lässt, wie dies hier anch schon durch Loebell, Qua*- ^'
stiones 32 ff. geschehen ist. Curtius seihst vergleicht griechisc^W'^
1
irke Präteritum des Germanis^^
reduplizierte präsentia wie ^iogfiv^ai^ idxl^axm, die aber aucli
nicht intensiv, sondern gleichfalls iterativ zu verstehen sind*
Was die hierhin gehörigen peifekta von verben des gesichts-
Sinus betrifft wie SbSöoxe „sieht ans, blickt, leuchtet", xdXafine
„leuchtet", so stehen diesen unter nomina die farhennamen
nicht zu fern, welche nach Pott 86 ff. gleichfalls in sehr
vielen sprachen mit rednplikatioo gebüdet werden, die dann
ebenfalls iterativ das scMllern bezeichnen solh Curtius ver-
gleicht hier die griechischen reduplizierten präsentia fia^uaigm
„ flimmern ", natqiatiaat „blicke rasch umher" , nanjairta „sehe
ojuher", denen aber auch keine intensive bedeutung zukommt^
sondern bei denen die iterative sogar aui das schärfste hervor-
tritt; in diSrtQxe und kskuf^Tii ist diese wenigstens noch ebenso
scharf wie in 6&väilXtn „sehe mich nach jemand um" aus-
g-€prägt. Auch die verba des gemehssinns sowie besonders
tue der geberde lassen sich leicht iterativ denken: besonders
deutlich ist das auch noch bei Xelux^i'ag ^ züngelnd^ und
j^motr^arai „sie flattern" zn sehen.
Hat man also zur deutung der perfektfnnktion von dem
"begriffe der wiederholten hajidlung anszugeheUj so kann das
d<)ch nicht eine nur iu der gegen wart wiederholte gewesen
sein, da sonst sowolil die formelle Scheidung der primären
I>€rfektpräsentia vom präsens wie auch die entmcklung zur
^wirklich perfektischen bedeutung unerkllLt'Iich wäre. Vielmehr
'^^d man sich der erklärung Ficks, VgL Wk 4^ 12 aozu-
schJiessen haben (nur dass für das beispiel ein anderes zu
^«tzen ist): „besonders aber triffi die doppelung • * • die
verbalstämme ... bei der bildnng der perfektthemeu, um das
einfallen der handlung in zwei verschiedene zeiten zu be-
^^ichnen, z. b. da-da heisst wohl ursprünglich: ich gab und
^*^be, und so: ich habe gegeben." Allerdings wird die
^öipfindung von der Verteilung auf zwei Zeiten hier auch nicht
^sprünglich gewesen sein, da bei thematischen verben wegen
Verschiedenen Übereinstimmungen in der einzelsprache wie
tischen ai. sd-Sca4i und gr, i-crn«-ro bereits für das Idg.
^ts vorkommen von ß-reduplikation anzunehmen ist. Auch
^ttrfte die zur bildung verschiedener tempora verwandte e-
^dnplikation älter als die nur präsentische i*reduplikation
^in> welche letztere vielleicht erst nach dem aufkommen des
18*
276
Richard Loewe,
perfektums die intensiv und iterativ pr&sentischen formen
deutlicher von diesem scheiden sollte.
Wenn nun gerade hei den verben der sinneswahrnehmuagei
sich zuei"st, wie es scheint, die empfindung gebildet hat, dasi
die handlung sich auf Vergangenheit und gegenwart verteil^
so ist dabei wohl ein besonderer faktor mit im spiele gewese;
Gerade mit den Sinnesempfindungen verbindet sich, besonder»— ^
fiir das kind, meistens ein lust- oder Schmerzgefühl, und d&^ ^
konnte der weg werden, um aus der zeitlosen vorsteUui^^^
die als solche der präsentischen am nächsten stand, ew-^^^'
perfektische zu machen. Selir treffend bemerkt Wegen. .^;
Grundfragen des Sprachlebens 14 vom perfektum: „die gai:^/^
schärfe der bedeutung dieses terapus wird nur im gefülilslebeij
des menschen klar, wo die handlung als lust^ oder schme/z-
gefühl im sprechenden noch fortdauert," Derselbe hat hiertin
auch s. 15 den eigentlichen gegensatz des perfekts zum reioer^
Vergangenheitstempus, dem aorist, erkannt: „darum ist cü«
(
grammatisch ausgebildete form des aorists, nicht die di
perfekts das rechte tempus fiir die kalte erinnerung des
fahrenen ; dies ist der sogenannte aoristus gnomicus oder^ '
empiricus." Wegeners wolle beziehen sich allerdings nur auff^^
die eigentliche perfektbedeutung; doch treffen sie auch schoi
auf die hier gekennzeichnete Vorstufe des idg, perfekts zu.
Der bei den verben der Sinnesempfindungen entstandene
typus konnte sich natürlich weiter verbreiten. Am früheste]
haben sich ihm wohl die verba des affekts angeschlossen^ -*
deren perfektformen im Griechischen (wie Sidta, ^alna^ T^r^^^^ ^^
nach Curüus» Verb.* n, 176 ausser denen von verben de^^^
schäUs, des gesichts- und des geruchssinns und der geberd<^»rJ
unter den präsentisch fungierenden die einzigeil sind, di<
ein« bestimmte bedeutungsklasse bilden: ihre rückkehr zu
präsentischen bedeutung erklärt sich eben dadurch, dass si
sich nicht weiter als die verba der Sinnesempfindungen vo
dieser entfernt hatten. Gerade die verba des affekts konnte
ja am leichtesten ein tempus bilden, bei dessen an wen dun.
das lust- oder Schmerzgefühl des menschen sich besondei
geltend machen musste. m
Durch die verba des affekts wird damit die von de^*^
begleitenden lust* oder Schmerzgefühl in die perfektreduplikatic^^^
auch hineingetragene empfindung der Intensität verstärkt word^^
1
g
Das fstark«^ prateritam des Gemtaiusehti!
sein* Doch ist der dem perfektum anhaftende inteasitätsbegriff
höchstwahrscheinlich bei keinem einzigen yerbum (ausser viel-
leicht, wo die reduplikationssilbe noch dehnung erfiihr) der
der objektiven Intensität gewesen, der die stärke einer wahr-
genommenen handluiig au und fttr sich bezeichnete: vielmehr
haben wir es hier nur mit der subjektiven intensität,
d- h. mit der starke des die wahrgenommene handlang be-
gleitenden gefühls zu thnn. Diese subjektive intensität ist ja
auch der grnnd für die redupli^ierung der idg,, im Ai. noch
vorhandenen, desiderativa; wenn sich aber nach Zimraerj
Kä. 30, 128 dies desideiativum im Air. zu einem futErum
entwickelt hat, so wird man auch wohl das durch reduplikation
gebildete formosanische futurum (vgl s, 270) ebenso zu be-
mitteilen haben» Etwas analoges ist auch die doppelsetzung
emphatisch gesprochener Wörter wohl in allen sprachen wie
besonders des imperativs, %. b. in mhd. wariü wartf nhd. warte
^^:^€irie^ komm komm. Auch die Wiederholung der negation zu
^Jtijer eigenen Verstärkung (Pott 119 t) geböil hierhin.
Bei den formen mit e-reduplikation von verben der sinnes-
^inpfindungen hat man wohl arsprünglich , dem objektiven
eindrucke gemäss, eine kleine pause zwischen den beiden
^^rch die Wiederholung der wurzel gekennzeichneten sinn es-
Eindrücken empfunden; doch hat sich vielleicht auch hier
^tc;hon, zumal die reduplikationssilbe, den oder die nach dem
^^"okal stehenden wurzelkonsonanten garnicht enthielt, das ge-
f^hl einer ununterbrochenen handlang, die aus der vergangen-
l^eit direkt in die gegen wart hineinreichte, gebildet. Sicher
*iiusste eine solche empfindung entstehen, als sich auch die
'^erba des affekts dieser hildungsweise anschlössen; erst diese
'Verden das rauster zu weiteren büdungen dieser art abgegeben
haben* Es konnten nun also auch gleichartige formen auf-
itanimen mit bedeutungen wie etwa „ich bin gegangen und
K«he noch", „ich habe gesucht und suche noch". Unmöglich
aber waren diese sich auf zwei Zeiten erstreckenden perfekt a
t^i verben punktueller bedeutung wie etwa ^kommen (ein-
treffen), finden"* Nun lag doch aber ein „ich bin gekommen
^fld bin jetzt hier'* einem „ich bin gegangen und gehe noch**
*^er ein „ich habe gefunden und habe jetzt" einem „ich habe
pÄucht und suche noch" nicht so fern, dass sich hier nicht
ife verba mit punktueller bedeutung nach denen mit durativer
278
Bichard Loewe,
^0 ^
ig
Iiätteo richten können. Bei ersteren dauerte die wirkting ^^^t
vergangenen haudlung in die gegenwart fort, bei letzte:^^^^
aber konnte doch auch die gegenwärtige handlung als e=^ij|^
wirknng der vergangenen aufgefasst werden: jedenfalls spi^^j^^
in beiden fallen der affekt eine besondere rolle. Auch mu^^^jg
es der spräche recht gelegen kommen, für das so hä^^g^
gebranchte eigentliche perfektum wie für „ich bin gekomm^^^-
„ich habe gefunden^ kurze, unumschriebene formen zu erhalf g^
Bezeichneten nun aber diese reduplikationsfomien bei den
verben mit punktueller bedeutung eine vergangene hand/cß^
nebst dem sich daraus für die gegenwart ergebenden zustand,
so konnten sie nun den entsprechenden sinn auch bei deo
verben mit durativer bedeutung annehmen, so dass z. b. ein*
form, die wie die vorform von gr, ^ifjtßlütuu „ich bin f^'
gangen und gehe noch" bedeutete, auch den sinn ^ich bi^
gegangen und bin jetzt fort" erhalten konnte» Da die letzte*^
art der bedeutung bei allen verben möglich war und sie
zudem ungemein häuüg gelegenbeit zu ihrer anwendung bo
so wurde sie überhaupt die allgemeine.
In solchen fallen, in denen sich das resultat der bandlan
nicht am subjekt, sondern am objekt zeigt, wurde noch ir
älteren Griechisch nicht das perfekt, sondern der aorist ge^et^^^^
z; b. in dem so überaus häufigen avidqnt^ „er hat ein weittÄ-
geschenk aufgestellt, und es steht nun" (Wackemagel, Stuc^^
z. griech. Perf. 4 ff.); von der ursprünglichen perfektbedeutun^^Ji
nach der die beiden handlungen gewissermassen eine einzi^^g^
linie darstellen müssen, ist natürlich derjenige verbalbegrfcnff
noch weiter entfernt, der den an die stelle der zweiten han«^'
luDg getretenen zustand sich nicht in unmittelbarster welui ^^
an die erste handlung anschliessen lässt.
In den einzelsprachen hat die reine perfektbedeutucz^»?
als die allgemein vorkommende und von der bedeutung A^ ^^^
präsensformen scharf geschiedene die perfektpräsentische fa-^^^^
überall verdrängt: die bei Homer noch verbreiteten primfiri^'^'^'^
perfektpräsentia sind attisch bis anf ^i^igaya verschwunde^^^'^^
und auf arischem Sprachgebiete sind bereits im Vedisch^ -*^^
ihre reste nicht sehr zahlreich. Ausserdem bestehen sie n,-^*ör
im Germanischen in einigen präteritopräsentien fort, nel**^^^
denen die wirklichen präsentia untergegangen sind: hieröt^=^r
weiteres unten.
Das starke Präteritum des Gennaüifichen.
279
2, Gestalt der perfektreduplikation.
Es ist die g^ewöhnliche ansieht, dass cUe perfektreduplikation
der konsonantiscli aulautenden verba im Idg. von anfang an
aas dem ersten wurzelkonsoiiaiiten + e bestanden hat. Ein
^widersprach gegen diese hypotbese kann nur von den mit
s + explosiva beginnenden verben üiren ausgangspunkt nehmen ^
da bei diesen fast allein in den einzclsprachen abweiehnngen
vorkommen. In der that glanbe ich diesen widersprach erheben
äu müssen, da mir der versuch Osthoffs, PBB. 8, 544 ff< den
-t^ypus se-$t als nrsprünglich zu erweisen missglückt zn sein
scheint.
Die übereinsttmmnng zwischen Iranisch, Griechisch und
keltisch, auf die sich Osthoff zunächst beruft, kann, falls sie
Dicht überhaupt durch eine zufällig gleiche art von dissimilation
«31 es typ US ste-st zu erklären ist, darauf beruhen, dass in allen
^m sprachzweigen unabhängig von einander die sehr nahe
li^nde analogiebildung nach dem allgemeinen typus $e-sr
slÄitgefunden hat; natürlich kann auch in zweien der sprach-
^weige eine dissimilation und in dem dritten eine analogie-
bÜduDg oder in zweien eine analogiebildung und im dritten
^ine dissimilation eingetreten sein. Wenn Osthoff ferner darauf
^verweist, dass der präsenstypus n-st sieb nicht nur ii^anisch
lind griechisch, sondern im gegensatze zur art der perfekt-
Tedaplikation auch italisch und germanisch findet , so kann
das doch so zusammen hängen, dass idg. sti-st zwar zu si-st
«assimiliert wurde, ste-st aber unversehrt blieb, da das i ein
2iisammen treffen mit vorbeigehendem s mehr als das weniger
Mlatale e begünstigt haben wird; dazu kommt, dass zwischen
idg. präsens und perfekt auch noch unterschiede in der be-
tonung bestanden. Wenn dies richtig ist, so muss allerdings
idg. *si-8ta-mi im Äi* umgebildet worden sein, sei es nun,
dans es zunächst zu *sii'gta-mi wurde, das dann dem all-
gemeinen dissimilationsgesetze des Ai. unterlag, oder dass
direkt tU^hämi dafür eintrat. In beiden fällen ist der vor-
Saog so zu denken, dass im AI. wegen der zahlreichen
i^eduplizierten präsenüa das gefübl für die reduplikation auch
m *d-gtämi lebendig geblieben war^ dass diese dann aber so
gestaltet wurde, wie sie sonst (näralicb im perfektum) bei
den mit *■ -f explosiva anlautenden wurzeln beschaffen war.
I^h wäre auch bei si-st einzelsprachliche dissimilation aus
I
Bicfa&rd
nti-st zom teil im gegensatze 2ur behandlung vm
dem oben angegebenen gründe iiieht unmöglich. Übrigens ist
für das Gennanische der typua sid durch das zweifelhafte
ahd, sestöm keineswegs gesichert (Streitberg, Urg. Gr* s, 320).
Nach Osthoff hätte sich der von ihm als idg, bezeichnete
typus se-si durch angleichung des anlauts der reduplizierten
form an den anlaut sämmtlicher reduplikationsloser derselben
wnrzeisippe, besonders demselben verbalsystems, in stehst ver-
wandelt, woraus dann in den einzelsprachen durch dissimUatioii
t€'St (al. tmthau), ste-t (lat. sietl, umbr, diti), ste-a (ahd. steroi)
entstanden wären. Nirgends aber gieht er eine aufklärmig
darüber, was denn die Ursache der „tiefgreifenden bedeutuug''
gewesen ist, den ^die einzelsprachlichen abirrungen von dem
typus se-st bei d*, sk-, s^p-wurzeln** erlangt haben, obwohl er M
gelbst betont, dass bei anderen wurzelanlauten derartige ab- "
weichungen „tiberall viel singuläreren Charakter^ tragen; was
er später von letzteren nennt, bezieht sich überhaupt nur auf
das Germanische und ist, wie ich am Schlüsse dieser arbeit
zeigen werde, anders aufzufassen und auch besonders motivieri,
Dass in so verschiedenen einzelsprachen gerade der typns
se-st sich zum typus ste-d umgebildet haben, sonst aber fast
stet^ bei zweikonsonantisch anlautenden wurzeln einkonso-
nantischer anlaut gewahrt geblieben sein soll, ist völUg
unglaublich.
Man däif sich hiergegen auch nicht auf die germanische
alliteration berufen, welche die anlaute st^ spf sk einkonso-
nantischem anlaut gleichsetzt: wie nicht nur die einfachste^
phonetische anschau ung, sondern auch die griechische und^K
lateinisdie prosodie sowie die lateinische betonung lehreu^^ .
waren st^ sp, $k doppellaute, die stets posittonslänge wirkten^J
Die gleichsetzung von anL st^ sp^ sk mit einfachen lauten ii — 3
der germanischen alliterationsmetrik entsprang vielmehr, fall^H
sie einheimischen ui Sprungs ist, erst der beobachtung, da
in den reduplizierten perfekten st^ sp, sk einfachen konsonantei
gleichgalten. Die perfektbUdung durch präfigierte reduplikatioi
fiel ja derartig aus dem suffigierenden und sonst nirgend
reduplizierenden grammatischen bau des Germanischen heraa^^^
dass sie die anfmerksamkeit auch des naiven beobachters aiz J
sich lenken konnte. Es wäre möglich, dass überhaupt d^::-
germanischen perfekta — und dann wohl, als sie sämmtlii
I
un I ■■
itei^fl
üo^hI
>a« stArire prätoritimi <ie« €brmai«sch©n.
S81
flocii reduplikation hatten — den anstoss zum alliterations-
prioeip gegeben hätten. Aber auch wenn letzteres auf andere
weise entstanden war, konnte es sieh doch bei den dichtem
mit denjenigen sprachlichen gebilden psychologisch Terknöpfen,
welche eine solche Wiederholung des anlauts in sich selbst
boten. Formen aber mit Wiederholung einer anlautenden
doppelkonsonanzj wie sie noch iu got, staishiM^ skaiskaip vor*
liegen, mussteu neben solchen mit wiederholtem einfachem
konsonanteu jedenfalls auffallen und das gefühl wachrufen,
als seien st, sk, sp mit einfachen lauten gleichwertig. Wenn
nAch Windisch, Ber. d* Sachs« Gesellsch. d. Wissenseh. 36, 225
a^mch in der altirischen alliterationspoesie sc nur mit sc
^lUteriert (nur diese Verbindung von s + explosiva kommt
©igeDÜich für das Ältirische in hetracht), trotzdem es hier im
^«rfektum sesraing, i^escnifid heisst, so liegt hier entweder
eiüe anlehnung an die angelsächsische poesie vor oder die
^Jütarationsart stammt noch aus einer zeit her , in welcher
tif^r typos ske-sk auch keltisch noch vorhanden war. Im
lauteren falle wiltde allerdings höchstwahrscheinlich wie das
Sanze alliterationsprinzip so auch die gleichsetzung von s +
^:iplosiva mit einfachen konsonanten im Germanischen aus
d«m Keltischen entlehnt sein, diese jedoch im Germanischen
S€lbit an dem dort bestehenden perfekttyp us ske-sk, ste-st
«üe neue stütze gefunden haben. Im übrigen würde, was
^ben vom Germanisehen gesagt worden ist, auf das Keltische
öb^rtragen werden müssen.
Nach den vorangehenden ausführungen kann nur ste-d
^*r idg. typus gewesen sein, der in den verschiedenen einzel-
^Prachen verschieden dissimiliert wurde, gotisch aber noch
^^hilten geblieben ist. Mit dem sonst überall geltenden typus
^e-ÄT aber vereinigt sich ste-st durch die einfache an ti ahme,
^&ss auch ersteres auf ein sre-sr zurückgeht, d, h. dass bereits
*<%. der zweite konsonant der reduplikationssilbe, ausser wenn
* selbst ein verschlusslaut uud der vorhergehende konsonant
^Ä B war, dem dissimilationssch wunde unterlegen ist. Wo
*Wei einander folgende silben mit gleichen konsonantengruppen
^*Uauteten, musste ja dissimilationsschwund noch näher liegen,
^Is da^ wo nur ihre ersten konsonanten einander gleich waren ;
äoch kommen gleiche konsonantengruppen als einander folgende
^tenaulaute fast nur bei redupükationsformen vor, so dass
chard Loe
282
beispiele flir das verschwinden eines ihrer läute nicht allzu
häufig sind: es gehören hierhio dissimilationen im Iranlechen
wie abaktr. frap'aray&Ü neben fra-yrüfrütf^ti (Brogmanii,
Grundn I*, § 981); besonders aber zeigt sich das deutlich
gerade darin, dass der aus irgend einem gronde von der idg.
dissimilation verschont gebliebene typus ste-st fast m allen
idg- einzelspraehen doch diesem laulwandel nnterlegen iit
Das idg, dissimilationsgesetz wirkte auch, wenn die gleichen
Silbenanlaute durch i geschieden waren (vgl. gr. Tij^mm,
fifvmnKm)^ und in diesem falle wahrscheinlich auch bei dem
typus sti^Bt (vgl s. 279).
Es wäre ja auch schwer denkbar^ dass gewisse reda-
plikationen bei zweikonsonantischem wurzelanlaut ursprünglich
dadurch zust^ndegekommen sein sollten, dass man auf den
ersten konsonanten gleich den vokal, der den wurzelyokaA
variierte oder ihm sogar glich, hätte folgen lassen, d* h. niitt©''^
aus der wurzel ein stück herausgerissen hätte. Wo ii^
reduplikation noch als ein natürliches mittel, die vorstcllu»- -*
der Wiederholung oder Intensität jederzeit hervorzurufec:^^'
empfunden wird, kann wohl der dem wurzelvokal folgend-^
konsonant^ schwerlich aber jemals einer der vorhergehende^ ""
fortgelassen werden, wie man denn z. b. nhd. von der mter"^^'
jektion smm ein m hru hrum, aber kein *m sa srum hüde* —
könnte.
Was die vokalisch anlautenden' verba betriffi, so kam* -^
doch wohl die richtigkeit der ansieht nicht zweifelhaft sein-rf^^*'
dass die längung ihres wurzelvokals wie in ai. Ma, lat, edf^ -**'
got. fr-f}t durch koutraktiou mit vorhergehendem rednplika^
torischem e entstanden ist; idg. ^Ha braucht auch nicht aui^
*e-oda, sondern kann auch schon aus dessen vorfonn *e-edm^^^
kontrahiert worden sein. Der vortritt des blossen e vor di^^-*^^^
vokaliscfi anlautenden verba nach dem muster der konsonantiscr-=^^
anlautenden reduplikation wiederholt sich nicht nur im gar^^
aiaih'f aiauJc, sondern hat auch noch eine weitere parallel^ ^'^
in dem erwähnten futurum des Formosanischen, wo bei koD
sonantischem anlaut der erste konsonant mit folgendem a,
vokalischem blosses a vor das präsens tritt: daher z. W^ ^*
kakumpi von himpij papia von pia, mimmachol von umtmuA — ^^
(H, a V. d, GabelenU, ZDMG. 13, 88),
Das starke prÄtoritnm des Gennaniichen,
In die schwuDdstufigen perfektfornien des typus *Ma, in
I denen idg, der lange vokal entweder zu <? geworden oder
s<^ar ganz getilgt worden sein muas, wurde dieser vielleicht.
deshalb aus dem sg. ind. akt. wiedereingeflilnt , weil er wohl
' ^nch für das Sprachgefühl das wichtigste perfektischß kenn-
I zeichen, die e-reduplikatiou, vertrat, die bei den konsonantisch
: AQlantenden verben in den schwundstufigen formen unversehrt
t geblieben war. Bei der am meisten verbreiteten wnrzel es
j die auf die übrigen Wörter dieser art eingewirkt haben kann,
[ fielen vielleicht sogar die schwundstufigeu perfektformen mit
' ^^«Tirzelvokallosen schwundstufigen präsensformen zusammen^
im welchem falle eine analogiebildung in einem der beiden
^t^mpora direkt notwendig wurde, im perfektum aber, das
^Eonst in der reduplikation ein einheitliches kennzeichen hatte,
ixäher lag. Änsserdem kann aber sehr wohl auch der durch
3Li ättqSa, anqiima repräsentierte typus, dessen reduplikations-
^ilbe in den schwundstufenformen unter denselben betonungs-
^Verhältnissen wie in denen von konsonantisch anlautenden
"Verben gestanden haben und deshalb von jeher unversehrt
gehlieben sein wird, auf einführung des langen vokals in den
'typas ai, ädim('fj lat. rdirnuitf got. fr-etum hingewirkt haben.
Der in ai. äfiqSa^ ain t-änac erhaltene typus selbst sowie
der durch gr. eiJjyJfo^ repräsentierte erklärt sich durch an-
Uhnung des typus ai. tda an den in gr. iv-iy^^tv und dem
ai. intensiv ar-ar^ati ^er strömt" bewahrten reduplikations-
typus und somit ans dem streben, auch für das perfektnra
eine deutliche reduplikation zu schaffen. So sehr empfand
waa also gerade die reduplikation als das zeichen des perfekts,
^*S8 man ihr iu verschiedenen solchen perfektformen, in denen
8ie nicht mehr sichtbar war und sich die gewöhnliche konso-
DAntisehe perfektreduplikation auch nicht durch analogie-
bÜdungen voUstandig deutlich machen liess^ zur kontamination
der vorhandenen perfektformen mit einer anderen art von
reduplikation griff. Dieser prozess ist so merkwürdig, dass
nitn die entstehung der typen aL anqh und gn iSri^wg mit
einander in Zusammenhang zu bringen, also auch letzteren
l^reits dem Idg, zuzuweisen haben wird.
Bichard Loeve,
3p Verlust der perfektredaplikation.
A, Der typus al, vtäa, gr. oUa.
Eine antwort darauf, wieso bereits idg, die perfe!
reduplikatieQ verloren gehen konnte, hat Hirt, Der idg. Äbla^i 1^
194 ff* zu geben versucht, indem er (wie schon früher Jo^^j^
Schmidt und Osthoff) für gewisse fälle Schwund des red^gf^,
plikationsvükals infolge von un beton th dt und dann verschiBelzn__jj
des reduplikatiouskünöOüanten mit dem ihm gleichen aiilaut^^j^.
den wurzelkonaonanten angenommeu hat. Doch ist die wCÄjf-
scheinlichkeit dieser annähme schon wegen der menge ^et
dazu für die verschiedeneQ einzelsprachen anzunehmen^eii J
ausgleichungeu recht gering. Besonders unwahrscheinlich ^ber ■
wird die theorie durch diejenige form, die einzig mit sicherheii^
schon für das Idg. als reduplikationslos angesetzt werden dar^**
durch *uöida, Dass in der letzten periode der idg. urspraeli^^^
*Uoida überhaupt kein muoida mehr neben sieh gehabt hab
kann, folgt aus der iihereinstimmung des Ai. und des Griech^e
in welchen sprachen sonst die perfektredupükation durchaus
die regel ist Von den reduplikationslosen perfektformen, die^
sich vereinzelt ai* und griech, finden, lässt sich auch kelu.
einziger als idg. nachweisen, da sich liier nirgends zwischen.-*^
beiden sprachen eine Übereinstimmung wie bei v6da und oiSa ^^U
zeigt. Nun hätte aber bei einem Verluste des e der redu- — ^
pUkationssilbe aus *ueuoidu nur *tiuöida werden können, undC*-^
dass *uoida hierfiir erst analogisch eingetreten wäre, hatt^^ t
doch nur auf umwegen und nur nach dem vorbüde solchei*^^
reduplikationsloser formen geschehen können, deren vorhanden ^
sein für das Idg, überhaupt zweifelhaft ist, und die, wem
sie schon damals existierten, schwerlich so wie *uoida
gemein durchgedrungen waren. Ungleich einfacher ge<staltes^^t
sich jedenfalls die ganze sachlsige, wenn man idg. *uoida ohu --ö
irgendwelche analogiebildungen erklärt. m
Eine solche erklärung bietet nun aber die annähme einef^^r
haplologie, die trotz Grammont, La dissimüation coli-^*"
sonantique J63 fussnote auch für anlautende silben mögüc^r^^li
ist. Allerdings sind die von Karoline Michaelis, Komaniscfc-^^
Wortschöpfung 17 f. dafür angeführten beispiele nicht b^ ^'
weisend, da nach Grammont im Eomanischen überhaupt häu^^3?
vortonige anfangssilben wegfallen, ein Vorgang, den man wah...^»^''
i
Das itarke pTfitentom des G«Tmaiiisebeii,
185
ffclteiiilicli als wortkürzang aufenfassen hat. Indess giebt hier
C. Michaelis gerade fiir den wegfall bei gleichen silbeii anlauten
Bo zahlreiche beispiele, dass sich wenigstens an einer mit-
Wirkung eines haplologischen triebes auch für diese fälle kaum
zweifeln läast. Eine wirkliche Iiaplologie liegt dagegen höchst-
^'ahrscheinlieh in dem von 0. Michaelis mit frz. courge aus
at eiicurbita verglichenen ai. earbhata (aus ""cacarbhata ?) vor,
iJanz sichere beispiele fiir eine solche sind aber ngr, SdanfiU^
ttis agr. ^iSatj^aXog und ugr, tidfn auf Naxos, Cypern und
rhasos aus atjodpxi (Hatzidakis, KZ, 33, 119)* Sicher ist aber
Lüch agr, fii^tiv aus ßiopfivpftv - lal murmumre^ ahd. mut-
murön auf haplologisehem wage entstanden. Höchst wahrscheinlich
^t auch agr, ^m*vi aus "^(.invf^vvi (so Leo Meyer, VgL Gr* 1,
it37, der nur *^ofo-ofv5 ansetzt) hierhin zu stellen; ein© Zu-
sammensetzung mit üfi- fiir aipt- zu &Iq, wie sie de Saussure
m. a. hier annehmen, kommt doch sonst nicht vor, während
M»lche mit /loi^o; überaus zahlreich sind.
■ Den besten beweis dafür, dass auch anlautende sUben
Ki der haplologie betroffen werden können, bildet die that-
Sache, dass sich beim fortfall solcher vor gleichem silbenanlaut
Blea solche eigentümlichkeiten wie bei dem von inlautenden
Silben iu gleicher Stellung finden. So bilden parallelen zu
dem seltenen falle, dass wie in ai, manak aus mananäk der
Vokal der vorderen von der haplologie betroffenen nicht an-
lautenden sübe den sieg davonträgt (Brugraann, Grundr. I*,
^858) j für den wortanlant ugr. kypr* xatv/n ^^^ aus na^ii
H|^ iTOü, ngr. kret ^^irmlkaytat^fja ans *%i-KaTaXXufiul^(j} (Hatzi-
*iÄfs a* a. 0*)* Auch beispiele dafür, dass die haplologie zwei
iillkht benachbarte sUben triflft wie in ugr. kephallenisch 7?«^«-
fft^uiv€tai aas napa^ivü -\- q^aivttai (Hatzldakis a. a. 0.) finden
^ auch da, wo die erste der betreffenden sUben im Wort-
en fang steht wie in ngr. ^mapti aus ftdaa -j' ^'^P*« (Hatzi*
*ltüds a* a. o.), jixkivt aus xat axktv£ (Hatzidakis 120), ngr.
Äoffjfdg ^kuhhirt" aus ßooßotfxog (G. Meyer, Griech. Gr.* § 302).
Dass anfangssüben der haplologie unterliegen können,
^igt sich endlich auch darin, dass sich solche Verluste hier
&^itade in den seltenen fallen, in denen drei einander folgende
^üben mit dem gleichen konsouanten anlauten, nachweisen
^*sseß, weil sie hier natürlich besonders begünstigt war. So
a^. Ta0t tifii^ior aus *T§iafT fipii^tov. Iu einer haplologie
286
Eiehard Lotwe,
*TSTpa7if^aj woraus berei^
form hergeleitet hat: *^*
bei drei einander folgenden gleichen sUbenanlauten hat mm
oftenhar auch den grund dafür zu suchen, dass im Ai. die
schon mit präsensreduplikation gebildeten verba im perfektum
öfters keine reduplikation davon mehr aufweisen (vgL vivtä-m
zu vi-vak-ti und andere beispiele bei Brugmann, Gnindr. 2,
s. 121H).
Durch haplologie schwinden, wie es scheint, wie im wort-
iimereu so auch im wortanfang nur nichtbaupttonige gäben.
Wenn attisch beim komiker Amphis taQ<jov für j^TTa^m er-
scheint, so wird das gewiss nicht mehr auJ" indogermanische
staramabstufung zurückgehen, die doch sonst bei diesem worte
wie überhaupt meist im paradigma ausgeglichen worden war»
sondern im gegensatze zu stetem T^Vr^^jf^-, zitTugot, tixtagui^
auf haplologischem Schwunde der unbetonten anfangssilbe be-
ruhen, die freilich auch im genetiv nach diesen formen bai^^
wiederhergestellt wurde. Auch TQanet,a erklärt sich am d^'
fachsten durch haplologie aus
Curtius, Griech, Etym.-* 488 die
T^aiTf^a eben nicht mehr „vierfuss*^, sondern ^ tisch** bedeutet>^'
konnte es sich im gegensatze zu *r^axj^j *jgaxv)(Xo; us^^^-
die an TdTtxQxog neu angelehnt wurden, erhalten (in Tafirr^ßloi^^^
aus *tft(£üj^fi6iHnv ist dann wegen des dreifachen aulauts
erneute haplologie eingetreten; in dem im paradigma stehet*
den tnagTfj ist auch hier die erste silbe wiederbergestel
worden). Ebenso ist homen rgv^aUta „heim" wahrscheinlii
mit Fick, Bezz. Beitr* I, 64 aus *Tfw(jv-tp<iXftu zu eiklMi
wenn es daneben bei Homer rfT^aqui^po^ und t£t ^i^uL
„mit vier schienen versehen*^ (als bei wort der xwi^, d
helnis) heisst, so hat man hier den gleichen gegensatz
zwischen rgum^u und TitQinfdo;. Auch nhd. [alter aus m.
ftfalter wird hierhin zu stellen sein. Die gewöhnliche
nähme, dass f\f alter einfach durch anlehnung an faltmi :r
(alter geworden sei, hat wenig wahi-seheinlichkeit, da soi
bei volksetymologischen unideutungen der unverstandene
standteil nicht ganz weggelassen , sondern nur verständlip^ ^^^
gemaeht wird, wie das auch in bair. fmirfaUer, beifaltm-^^^
weifalter, Bwifalter^ pfeiffalter neben lautgeset^licbem feifalBf-^^
(Schmeller, Bair. Wb. 1, 716) geschehen ist Dagegen hat
Verlegung des haupttons von der anfangssilbe auf eine schw(
mittelsilbe parallelen in nhd. lebendig, foreüe, hornisse, schlan
— li
le
id.
Difl «t&rke präteiitum des Germanifichen.
28t
nd besonders in den mit ßfalter lautäholichen holünder und
uchhoJder: doch kann bei der ton Verlegung auch der um-
and mitgespielt haben, dass in fif alter der erste teil un-
^rständüch» der zweite durch aulehnung an falten ver-
ändiich schieu.
Man wird daher auch zur erklärung des Verlustes von
tdaplikatioussüheQ in erster ünie die haplologie heranziehen
üssen. Es ist sogar leicht möglich, dass viele formen, die
ch nur reduplitationslos rekonstruieren lassen, einmal redu-
likatioo besessenj diese aber durch haplologie verloren haben.^)
ei idg. *mida kann indess kein zweifei bestehen, dass es
af ein *ueuöida zurückgeht
Allerdings wird *ueuoida nicht die einzige idg, perfekt-
irai gewesen sein, die von der haplologie betroffen wurde:
och werden die übrigen formen dieser ait nach dem muster
erer mit erhaltener redupükation diese wieder angenommen
aben. Wenn "^uoida sich dieser analogiebüdnng durchaus
nimgen bat, so hat das offenbar daran gelegen, dass es
ereita idg, zu einem sekundären perfektpräseus, d, h. reinen
T&sens mit veränderter bedeutung des wurzelhaften bestand-
aili geworden war: denn, was jemand weiss, brancht der-
elbe nicht immer gesehen, sondern kann es auch durch jeden
diebigen anderen sinn wahrgenommen, ja auch durch hören-
agen erfahren haben. Auch wenn man von einer anderen
nffassung über den reduplikationsverlnst in *ueuoidaj z. b.
OD deijenigen Hirts, ausgeht, wird man doch den gruiid fiu'
lie abweichende richtung in der ausgleichung bei diesem
forte daiin sehen müssen, dass es im gegensatze zu den
»eriekten mit wirklicher perfektbedeutung und den primären
i^ektprasentien , die beide prä^entia mit gleicher bedeutung
kr Wurzel neben sich hatten , seihst als ein reines präsens
anpfunden wurde und deshalb gerade das hauptkennzeichen
1«! Perfekts nicht wieder erhielt. So bestätigt gerade das
'] Ilflplologischcr seh wund künttte auch V]elfac|i bei kompoBitiE mit tin^
wntpm einsübjc^en ersten beßtandteil statt^eftinden haben; solche vor^aijf*'e
^ioiieti iich aber erst recht kaam bemerkbar , da man sieli leicht Jer
^^iichao}; hingeben kaim , als habe sich die durch den ersten begtandtcil
tiemr^^tiifene bedenton^modilikatioa des zweiten aas diesem allein ent-
^«It. Ohne dass ich hh jetzt bierfür beispiele anzuitlbren vonnagf mOchte
^^ doch eimnal die aufmerksamkeit auf soldio mOgiichkeiton hijüeakea.
288
reduplikationslose "^uoidUf dass eben die reduplikation für das
Sprachgefühl der lüdogermaneü selbst das wichtigste kenn^
sseicheii des perfektums war*
Wo das Ai, und das Griechische — vom ai. typM scdim
abgesehen — vereinzelt reduplikationslose perfektlomieQ auf-
weisen, werden dieselben durchweg erst durch eiuzelspracldiche
haplologfen entstanden sein* Auf eine solche erst im Grie-
chischen selbst deutet so wahrscheinlich das nebeneinandar
von homer, did^njui und Si/uTat aus *dfJf'/«rö( und diy^ff^
aus flifdByfifpnQj wo Schwund und erhaltung der ^edüpIikatiOB^
Silbe sich nach dem griechischen verbalbetonungsgesetze, nicht
nach der idg. be tonung regeln. In formeu wie griech. ki-
Tiviftai freilich können^ wenn diese annähme richtig ist, nur
analogiebildungen nach solchen wie ^imifvyfjtivog aus i^tnxfi^
fthng enthalten sein. In dem Et. Magn. 458, 40 bezeugteEt
der bauemsprache angehörigen d^vfif^t&yn; (Curtius, Verbura' t
164), dagegen liegt wohl kaum schon eine analoglebildnng flach
anderen verben vor, sondern es wird hier entweder die bapl^
logie noch vor eintritt der hauchdissimOation gewirkt babeü
oder ti vor einer mit & beginnenden sübe weggefallen Ä
weil & nichts anderes als t + A war. Im allgemeinen sifld
indess die auf diese weise in altgriechischer zeit entstandeneu
formen wieder der ausgleichuug zu gunaten derer mit reda-
pUkation , die immer noch als das hauptcharakteristikum i^
perfekts empfanden wurde, erlegen. Nur ionisch und lesbiscli
ist oixa nach niKa^ut-p aus "^fnixüLfifv (aus /f/QixafA^v) gegmüb%T
attisch suiaa (aus /d/omn) durchgedrungen/) da die^ perfektttm
gerade wie schon idg. *uoida nicht mehr als perfektum grefeti-
über anderen formen desselben verbalstamnis empfunden
werden konnte,*)
^) Die übereiDsttmmung zwischen lotUEch und Leebisch Im gegeüs**^
tu dem mit dem lonisi^hen rerwandten Attischen erklirt dch hier iOi ^^^
nacbba rathalt der beiden ereteren di&Iokte.
^) J^cheinbar umgelrebrt wie idg. *^inda und lon.'lesb. ohtt hit gfi«clL
ütxiii/jrti „ich b«?sitzö". 4*^ ^^^^ darcb die nnumsehriebene bildung teii^**
konjünktivä und Optativs anf das doutlicliBtc als perfekt prtseü& dokuiaenä*rt
und zwar ein sekundäres perfektpräsens ist, zv, gunsten der redapüksiiö^
ansgeglichen. Doch wurde das durch dissimilationsschwund dea anlftoteDd*
kousonaiit«n an steUe der perfekt rednpUkation g^retene #, das in 1^
media blieb, ao gut wrie diese als perfcktkcnnzeieben empfanden. ^^^'
Bcheiulich war der digäimilatiun^chwijnd bei den mit xr aulautenden vM^
Das «tftHre präerittim des Gennaniscbeii.
289
Auch im Italischen sind vielleicht haplologische Verluste*
TOD redapHkationssilheti für einzelne perfekta anzunehmen.
So braucht x, b* ttdi fiir älteres tetidi nicht notwendig nach contuli
(Sommer, Lat. Laut- und Formenlehre s. 595), sondern könnte
Ättch nach tulwti aus tetulisti^ das durch haplologie nach ein-
tritt des dreisilbengesetzes entstanden sein kann, geschaffen
worden sein. Auch umbr. fakust neben osk. fefaettst ist viel-
leicht nach fakurent ans einem *fefäkurent (wenn so betont)
gebildet worden,
B, Der typns ai* E^ima, lat. sedimiis, got. s^tum.
Eine besondere Stellung unter den reduplikationslosen
Jflrmen nimmt der durch ai. sHinui, lat* sedimm, got. s&tmn
ref»rasentierte typus ein. Da die reduplikationslosen formen mit
* ab ablaut für idg. e im Ai, wie im Germ, an stelle zu er-
wartender reduplizierter schwundstufiger formen stehen» so
tonnen sie trotz der scheinbaren Verschiedenheit ihres vokals
Glicht von einander getrennt werden. Und zwar können die-
s^ben, da die reduplikation hier verloren ist. die Schwund-
stufe aber gedehnt, nur anf irgend einer Verschmelzung der
^'edaplikationssilbe und schwundstuflgen Wurzelsilbe beruhen.
Will man bestimmen, in welcher weise diese Verschmelzung
^m sich gegangen ist» so wird man eben vor allem den
Unterschied im vokal des Äi. und der centum-sprachen auf-
IclÄreo müssen. Dieser unterschied aber wird dadurch nicht
Viar, dass man völligen Schwund zuerst des wnrzel vokals und
dann des anlautenden wurzelkonsonanten und zum ersatze
**m weder für den einen oder für den anderen dehnung des
r^dttplikations vokals annimmt. Zudem lässt sich der seh wund
^€3 konsonanten auf diesem wege lautgesetzlich nicht recht-
fertigen; speziell hätte auch die lantgruppe bA^ die hier bei
ä«r aber drei idg. Sprachgebiete verbreiteten und sicher mit
muster abgebenden form der wui-zel sed entstanden wäre,
»di hinjfiger eingetreten als unterblieben (vieUeicht urspranglich von be-
i^mu^arhältiüäseu nbbän^g'); ibnUch wie bei änderen mit zwei ger&usch-
latrtiD bftgTiincnclen. Deshalb wird dann bei der grossen menge der ptrfekt»
^t ^fw^hnliche form dnrch^dnmi^n sein , ant* dem difierenzierongstriebe
it>er beiiD perfelctpräsens die geitenere (doch auch hier daneben noch «Vrj^^af):
l*äeii£^ zeigt fi€k anch hier wie bei *y^ida and oixa eine formelle difTeren-
'NOBg E wischen perfektnm nnd sekundärem perfektprtaens.
290
llichard Loawe,
t
nach aus weis z. b. von gr, o^h^ goU asts^ arm, ast sowie ¥oa
lil Vt2dmj ahd., ags. /^e^f und besonders von dem zu dem-
selben peifekttini gehörigen abaktr, optatiy haMyat erhalt^ii
bleiben inüssen.
Dagegen lösen sich die ftchwierigkeiten, wenn maa statt
eines *i>'e-id-me ein ^se-s^d-me zw gvimde legt; gerade zwischeu
2wei geräuscblanten läi^st sieb ja am ehesten blosse Tokai-
reduktion anstatt vollständigen vokalschw^undes annehmen.
Die idg, typen se-^d und se-sjd sind dabei ursprünglich wahr-
scbeiulicb dadiircli geschieden gewesen, dass ersterer m
vokalen (also besonders im Optativ), letzterer vor konsouanten
statthatte. Aus einem *se-s&d-me aber konnte dnrch disBi-
nülation des zweiten s gegen das erste se-ad^me entstehen:
beispiele Mr den verlast eines silbenanlautenden vor vokat
stehenden konsonanten durch dissimtlaiion gegen eben sokben
konsonanten einer nachbai-silbe kommen ötlei's vor^ wie gr.
dy^o/^ft aus äj'^j'ö/ftj kypr, dndX^xa y^dndy^toya^ (Hesych) acs
aTtoki'Afixfi t arm, orkor ^kehle" aus *korkor neben ko-krd
(Meillet, M6ra* de la soc. de ling. 8, 160), neubulg. agtm-tü
„die lammer** aus abulg, agn(ita ta (Miklosich, VgL Gr IH*,
180), lat, Cereälis aus ^Cef-eraUs (Osthotf, PBB. 8, 550), ngr-
(auf Amorgos) laifre aus kakffrs (Hat^idakiSj KZ, 3S, 121)
zeigen ; den scbwund eines von drei solchen konsonanten weist
gr. UU^^ai ans ^XtAiXiifiui aul In den drei letzten ffiUea
bandelt es sich wie in unserem um den verlast des letjtefl
der gleichen konsonanten. Dass ein solcher lantwandel au
und für sich überhaupt keineswegs so fern liegt, xeigt Ü^^
thatsache, dass er auch bei nicht benachbarten silben wie in
gr* xvXtvvxioy „becherschrank'' aus *jivlixov/iüv vorkonuD^
(Bnigmann, Griech, Gn^ § 125).
Dass dieser dissimilatoriscbe Schwund im allgeraeineD
leichter in nichthaupttonigen als in baupttonigen süben ein-
tritt, lehren altirisdie peifekt- und futurforuien, deren redii-
plikationskonsonant im simplex nach ro erhalten bleibt, bei
weiterem vortritt einer präpositiou aber schwindet: dabei
z. bp ro fienascj aber arob-roinasc (Rieh* Schmidt, L F. 1, 43 f-^
So kann auch in *se-sBd'mS das zweite $ geschwunden, in
*se-s6d-a aber gewahrt worden sein. In ^se^dme aber masste
sich arisch das a regelrecht zu i entwickeln, während ßr
die centum-sprachen die kontraktion des nebentonigen e ^
Das starke präteritom des Gerrnftnificheii,
291
im unbetonten ^ (das aUein a ergab) zu e am nächsten
lag; also ai. s&dima gegenüber got. setum nnd lat, sMimm.
Da bei wurzeln^ die aus geräuschlaut + e -j- geräusch-
laut bestehen, neben dem durch ai- sEdimäj petimä und dem
durch ai. paptimä repräsentierten typus ein idg* typus *pe-
p&^me nicht mehr nachzuweisen ist, so scheint der dissiraUations-
Schwund hier allgemein gewesen zu sein. Man wird demnach
daa idg, dissimilationsgesetz vielleicht folgeiidermassen formu-
lieren dürfen: „folgte auf einen anlautenden geräuschlaat +
nebentonigem e derselbe geräuschlaut + unbetontem ^, so fiel
der geräuschlaut an zweiter stelle aus," Sehr fragheh ist,
f3b dem gleichen dissimüationsschwunde unter umständen auch
ein Sonorlaut unterliegen konnte, weil dann vorausgesetzt
werden müsste, dass sich ^ hier auch nach einem Sonorlaute
Yor einem geräuschlaute erhalten hätte: got. tMimn (wozu
Mch da,s air. medium ro midar) ginge dann Über "^mBd-me^
^me-od-mt auf ^me-mad-nit zuiück. Doch liegt hier viel wahr-
^heinlicher eine analogiebildung vor, wie denn der weite be*
reich des typus *sed-mv hauptsächlich durch analogiebildungen
m erklären sein wird, die ächon im Idg. begonnen haben.
Wir werden diese ausbreitung hier nur für das Germanische
jieiter verfolgen.
B III. Dar Verlust der perfektredupükation im
^K 4 Germanischen.
^^^1. Die perfekta mit präteritalbedeutung,
^^V Ä, Allgemeines.
V Die erste grössere Veränderung des germanischen per-
fektums ist wahrschemlich die aosdehnung des idg. typus
^ed-mS auf alle bis dahin reduplizierenden und zugleich
^kshwundstufigen formen aller auf einfachen konsonanteu aus-
gehenden verba der e-reihe gewesen. Der parallelismus,
Welcher zwischen ^'sHimie und ^siesit^ume^ *hebtidunie usw,
beatand, führte wahrschemlich oft da^u, neben *stesti^ipf
bebudtp usw. auch ein *setip zu schafien, so dass der durch
ai* paptimä repräsentierte typus im Germ, überhaupt ver-
schwand. Aber ausser der internen analogiebildung tiat auch
eine externe ein. Auf einer analogiebildung bendit es natür*
lieh, wenn unter den auf einfachen konsonanteu schliessenden
L
19*
292
Ekb&rd Loewc,
yerben aacli alle zweikonsonantisch aülautcnden wie
imrikan den typus satum teilen. Aber auch forineti dii
typus, die mit Sonorlaut beginüen wie got. fwatnm, sind eher?
HDalogisch füs lautgesetzlich aut^sufassen (vgl, s, 291). Sieben
ist dies für wurzeln , die auf Sonorlaut endigen, der Merj:
sonantisch werden und danüt die beibehaltung eines 0 vofi
sich überflüssig machen konnte: lautgeset^Iicbe bildungen sinffi
hier gr. fu^ainey = got* mnnwn, femer gr. yiya^uVf nftf^Mraij^
^iiaQ^tai U. a> I
Wenn auch die ausbreitung des typus s&tum für einzebiq
formen bereits in die idg. zeit, für andere, wie durch lal
vBnimus = got. q^num sehr wahrscheinlich wird, wenigste]
noch in die zeit der berühruog des Italischen mit dem öei
manischen fällt, so ist doch eine aualogiewirkung im grossei
massstabe hier erst im Germauischen erfolgt. Dass hier di
ausnahmslos wirkende an a 1 0 g i e g e s e t ss des Germatiisehei
bei keinem einzigen auf doppelkonsonanz schliessenden verbui
durchgeführt wurde^ ist eins der besten beispiele dafür, wilj
auch die analogiebildung durch lautliche faktoren in bestimmtd
grenzen gebannt werden kann. Die ausdehnung auf doppel
konsonantisch schliessende wurzeln ist deshalb unt^rbliebei
um die entstehung überlanger sUben zu vermeiden; es hal
also derselbe trieb, der sonst häufig positiv zur lautgesetzliche]
kürzung langer vokale vor doppelkonsonanten geführt hal
hier negativ die analogiegesetzliche durchführ ung erst-erer laui
in gleicher steUung verhindert* Da das analogiegesetz aucl
got. smhan getroffen hat, so liefert es auch den beweis daltii
dass zur zeit seiner ausbreitung entweder h oder das noi
unverschobene t' noch ein emfacher laut war; für die ai
spräche des Iv im G-otischen besagt dieser umstand allei
dings nichts.
Wahrscheinlich erst nach vollständiger durchführung d
besprochenen analogiegesetzes ist bei den meisten gerra* pedl
fekten die reduplikationssilbe verloren gegangen, Gleichwofl
kann dieser verhist unmöglich von dem für das sprachgefü^
allerdings reduptikationslosen typus setum herrühren* DecSJ
nach pluralformen mit e? in der Wurzelsilbe hätten siugnls
formen auch nur mit dem gleichen vokal gebildet werd-
können, und zwar hätte das um so eher geschehen müssä
als in urg. ^Ma^ *etume bereits ein hUufiges perfektum
Das itftrke prätentam des Gennani stehen.
293
zugleich singularischeiD und pUiralischem e vorlag: ist docli
auch lateinisch nach edimusj ädl zu sedimtis ein ssdi usw*
gebildet, worden. Aber selbst wenn urg. '^setume ein *sesäta
All *säla hätte umgestalten können , so wäre doch auch die
Übertragung des reduplikationsverlastes auf die perfekta der
fibrigen reihen nur auf umwegen möglich gewesen (?gL Holz,
TJrg. geschlossenes e 21 t). Die annähme Bethges in Dieteis
Xaut- und Fonnenlehre s. 360 n* 376, dass das pait, perf*
^t., dessen altnordische reste auch bei den sonst germ. redu-
plizierenden präteriten keine spur der reduplikation aufweisen,
"von jeher diese nicht gehabt und daher bei den meisten
"werben auch zur beseitigung derselben in den übrigen perfekt-
formen beigetragen habe, scheitert, um von dem s. 269 geltend
gemachten gründe abzusehen, an dem isolierten got. b^rusjö^,
das die vokalstufe von bauranSf nicht die von bertim^ b&rjmi
5Edgen müsste, wenn das part, perf, akt. reduplikationslos
gewesen wäre. Unstatthaft würde hingegen auch eine be-
xirfnng auf anorw. fnü-nomse sein, das nach Noreen, L F. IV,
32ö sein o erst von nomenn erhalten hat. Auch aisL of-gangse^
cpkT'stadset aschwed, dogse und vielleicht auch aschwed. gmngse
sind nach Noreen 324 t an andere verbalformen angelehnt:
unter solchen umständen ist aber das gleiche auch bei aisl.
heuBy Iiahcj äleikze gewiss nicht unwahrscheinlich (doch ist
ßr diese auch noch eine andere erklärung möglich, w^oriiber
Leiter unten). Bei den wenigen anderen Substantiven aber^
die teils wahrscheinlich, teils möglicherweise nach Noreen
hierhin gehören, kann, soweit sie mrklich hierher zu stellen
^nd, eine haplologie gewirkt haben» oder aber dieselben können
^reits im Idg. zu Substantiven geworden sein, als sich das
mnizip auf -ye;? noch nicht fest an das perfektum an*
9säilüssen hatte und daher noch keine reduplikation besass;
^afürhch kann auch für irgend ein wort die erstere» für ein
Eitleres die letztere möglichkeit zutreffen*
Auch aus einem schwnnde des vortonigen e lässt sich
<äer verluM der reduplikationssilbe nicht erklären, da vor-
eilige »üben im Urgerm. sonst überall gewahrt bleiben* Man
ist hier eben deshalb noch nicht auf die richtige spur ge-
lommen^ weil sich bei reduplikationsbildungen sonst nicht so
I Miifig vorkommende lautfolgen einstellen^ die deshalb auch
B •eilener wirkenden gesetzen unterliegen können. Hierhin gehört
294
Bieh&rd Loewef
aber vor allem die hier schon mehrfach zur erklärung
redupUkationsverlustes in einzelformen herangezogene haplologie.
Die haplologie komoit nämlich nicht nur bei eiozelneD
Wörtern, sondern auch bei ganzen formenkategorien von Ein
beispiel dafür bietet, wie bereits Angermano, Die ErscheinuiigeD
der Dissimilation im Grieehischenj Programm v* St Afra 1873,
s. 6 erkannt hat, der verlast der reduplikationssilbe des aen-
griech* part* perf. pass. (z. b, in ßaftfthvü^^ ypufifiivogy k^v^-
fjtivogt küvüfiipog, ftu&fjftidpfig). Nach Hatzidakis^ Einleitung in
die Nengr. Gr, 75 ist schon das Byzantinische vor dem
10* jahrh. „voll von derartigen formen"^ die ^ich oftenbar aas
der Volkssprache in die Schriftsprache eingeschlichen habett.
Aber derselbe gelehrte ist im nnrecht, wenn er abweichend
von Angermann diese fortlassung einer ausgleichung zuschreiblr
durch welche der stamm des präsens und futurnms auch m
das perfektum gedrungen wäre, und damit den verlast der
reduplikation dem teilweisen des augments gleichsetzt. Den»
es fehlt bei der reduplikation in der ganzen raittelgriecMscheB
zeit ganz die umgekehrte, beim augment damals schon sehr
hänfige erscheinung, dass sie auch in das präsens und fiitnniiD
sowie in die verschiedenen modi der präterita eindrii^
(Hatzidakis 63 ff,). Das augment wurde höchstwahrscheinlicli
zunächst vom Indikativ des aorists auch auf dessen übrife
modi übertragen und dann das nebeneinander augmentierter
und angmentloser fonnen weiter ausgedehnt. Beim perfektum,
dessen modi gleichmässig sämmtlich entweder reduplikatioD
oder einen ersatz dafür hatten, lag kein solcher anlass vor,
und seine teilnähme an dieser ausgleichung hätte auch nur
erst auf dem Umwege zustande kommen können, dass zuerst
bei den verben, die f anstatt der reduplikation setzt en^ dies
auch im perfektum weggebliehen wäre und dann erst nebeE
den formen mit wirklicher reduplikation auch solche ohne
diese gebildet worden wären. Die zahl derjenigen vokaÜscli
anlautenden verba aberj bei denen anlautender präsensvokal
und perfektvokal mittelgriechisch lautgesetzlich zusammeu-
fielen, war viel zu gering^ als dass sie die grosse masse der
übrigen verba nach sich ziehen konnte. Es bleibt daher ftr
den Verlust der reduplikation im part. perf. pass. des Mitt«l*
griechischen nur die erklärung, dass hier eine die ^an^e
formenkategorie treffende haplologie stattgefunden hat. Er§t
TH% stirke prStentttm des GernianjBelien,
295
oftch den auf diese weise verkui'ztaii formen sind auch kürzere
fmmen fiir solche mit i^ eingetreten, ebenso da wo wie in
wr fSaßifikPnQ reduplikations- und Wurzelsilbe mit verschiedenen
konsonanten anlauteten. Man kann das lautgesetz dahin for-
lainlieren, dass, wo ein woit mit konsonant + nichthaupttonigem
^ anlautete, dem unmittelbar der gleiche konsonant als anlaut
^iner zweiten nichthaupttonigen silbe folgte, die erste Silbe
"^egfieL Weitere stützen fiir dies lautgesetz vermag ich freilich
lüicht anzuführen, aber auch keine Wörter, die dagegen sprächen.
^Aber selbst wenn noch wortformen unzweifelhaft volkstümlichen
'«rBprungs gefunden werden sollten, die dem lantgesetze wider-
ssprächen* so würde dies damit keineswegs gestürzt sein, da
neben haplologisch entstandenen formen nuch die älteren noch
^ine zeit lang fortzubestehen pflegen, wobei man es mit dem
mitebenein ander von lento- und allegroforraen zu thun hat
<3rugmann, Grundr. P, s, 859). Es brauchen dann beim aua-
2™:leich die allegro formen nur bei einer bestimmten Wortklasse
^mBgt zu haben.
Durch eine solche die ganze formenkategorie treffende
baplobgie ist offenbar auch der verlast der reduplikation im
Ijart. perf. des Baltoslawischen (abulg. ^rttSj lit. kiHes gegen-
über ai. rakitväs-) hervorgerufen worden* Mit Brngmann, ,
Kurze vgl Gr. 11, § 710 ist hier die durchführung der redu-
plikatinnslosen formen schon für urbaltoslavisch zn halten, da
fSer Untergang des perfekts gerade bis auf das partizip und
die angliederung des letzteren an den aorist schwerlich ge-
trennte akte des Baltischen und des Slawischen gewesen «ind^
der letztere akt aber den reduplikations Verlust bereits voraussetzt.
Für das Germanische lässt sich das die perfektformen
treffende haplologiegesetz dahin formulieren, dass^ wo ein
iFort mit konsonant oder konsonantengrappe {s + tenuis) +
Bichthanpttonigem e anlautete, dem der gleiche konsonant oder
difi gleiche konsonant engruppe als anlaut dei' nächsten silbe
f%ta, die erste silbe fortfiel. Doch ist der vertust der redn-
pKkttionssilbe im Germ, kein durchgehender gewesen. Wie
"lÄU längst erkannt hat, steht die reduplikation germ. im
allgemeinen da, wo kein ablaut den unterschied des perfekts
^m präaens kennzeichnete. Gerade aber dies nebeneinander
^duplizierender formen bei den einen und redupükaticmsloser
^i den andern verben findet in nichts besser als in einem
ächar<i Loewe,
einstigen gleichzeitigeii Vorhandensein von lento- und allegro-
formen seine erkläruug* Beim ausgleich zwischen den läugerea
und den kürzeren formen siegten dann meist die letzteren
als die einfacheren, welche die durcli die Iiaplologie beseitigte
Sprechschwierigkeit nicht von neuem boten. Wo jedoch der
sg* perf* oder der pL perf. den gleichen tonvokal wie das
präsens aufwies, genügten dem sprachgefiihl die verschiedenen
personalendungen j die weder im praseus etwas einheitliclies
gegenüber dem peifektum noch im perfektum etwas einheit-
liches gegenüber dem präsens hatten, zur kennzeichnung des
tempusuüterschiedes nicht, der doch durch die einheitliche
peifektreduptikation auf das deutlichste zum ansdruck gebracht
worden war: so gewannen hier wieder die älteren formen
die Oberhand. Das ist doch gewiss auch an und für sich eine
einfachere erklämng, als wenn mau annähme, dms idg. redu- J
plizierte und reduplikationslose perfekta neben einander exi— ^^
stiert und von allen verben beide formationen sich viele jähr— -^
hunderte lang neben einander fortgeerbt hätten, bis endlich«::^
nachdem durch lautpruzesse bei einem teile der verba de^^
ablaut aufgehoben worden, eine ausgleichung zwischen dcs^^
doppelformen erfolgt wäre.
I
i
B. Die einzelnen reihen,
a) Die e- reihe*
Nach dem gesetze der ausgleicbung mussten in der
reihe die reduplikationslosen formen siegen. Nur weni^^e
präterita dieser übergrossen klasse haben in umg8kehrt--^r
richtnng ausgeglichen ♦ Es sind dies hauptsächlich, wie \^^
sonders aus aisl. htS zu schliessen ist, die vokatisch auslautenden
wurzeln der ei^^reihe gewesen, die im präsens u aufweise ü>
Im pL prät konnte hier leicht anstatt eines *be-btt-me n»..^*li
dem vorbilde der grossen masse der verba ein *be-bu'H^m^
eintreten und dies zu *bebüme kontrahiert werden. Ist djS-^
richtig, dann war der zusaramenfall der vokale des pl pir^t-
und des präs. gegeben, wodurch in erstereni die redüplikati<>D
erhalten bleiben musste und infolgedessen auch im sg, pr"^*-
wieder durchdringen konnte.
Auch mit d^ vokalisch auslautenden wurzel der ei-r^ü^
sfcrl in ahd, scrian verhält es sich wohl ähnlich. Auf *^^
spriinglich reduplizierende präterita geht nämlich, wie i^^
I
Dis Btarke prätcritom des Germinieclsen.
297
recht mehrfach angenommen wird and wie ich am Schlüsse
dieser arbeit ausführen werde, auch der r-typus des Ahd*
zurück- Auf diese weise lässt sich auch gerade der gegeusatz
von ahd. screi und sairum begreifen. Im opt. nämlich kann
hier *ske'skri'i' zu "^ske-skrl- kontrahiert , damit aber die
Tokalische Scheidung vom präsens verloren gegangen und die
reduplikatiou infolgedessen gewahrt geblieben sein. Da aber
der opl. prät, in seinen ablautsverhältnissen sonst stets zum
jjL ind. prät. stimmte, so behielt auch dieser die reduplikation,
nicht aber der sg, prät.
Bei konsonantisch auslautenden wurzeln sollte man er-
lialtuug der reduplikation in den schwnndstufenformen bei
Ain aoristpräsentieu erwarten. Doch ist hier fast allgemeiü
4ie im sg. prät berechtigte reduplikationslose form auch im
pl dnrchgedi*ungen , offenbar weil in ungleich mehr ganz
gleichartigen prätentalbiltfungeu der pL so gut wie der sg.
die reduplikation hatte verlieren müssen (daher z, b. ahd.
«putTifitn nach band : hundum = sparn : spurnum). Doch scheint
sich wenigstens in dem vereinzelten ahd. singular widarspinm
tsrecalcitrauif* der rest einer aus dem pL stammenden redu-
pUkcitionsform erhalten zu haben (Felix Uartmann in Dieters
Laut- und Formenlehre s, 492).
Nicht so leicht ist die erhaltung der reduplikation bei
fitd, splwan in ^spirum (mhd, spiren) zu erklären, falls man
hier nicht überhaupt eine analogiebildung nach srrmtm an-
zunehmen hat. Es wäi^e indess denkbar, dass man zur
^eatung von *s^inrum von der wurzelform spu als Schwund-
stufe zu speu auszugehen hätte, wie sie, dem lat. .s^itö, griech.
^tÄu) entsprechend, vielleicht im ahd. spfiunn (Tatian 192, 1)
Vorliegt, das indes nach Braune ^ Ahd. Gr.^ § 331 ^ anm. 3
Wegen ijespüen im Bamberger glauben (Mtillenhoff-Scberer,
Denkm* 91, 49) vielleicht auch als spüwun zu fassen ist; eine
^un&elforra spä liegt auch dem nl spnwen und dem aisL spyla
2tt gründe. Lautete das präsens ^spü-ö^ der sg. präU "^spe-
*l*dt|-a, der pL prät. "^spe-^pu-me^ so musste die reduplikation
tili pL prät. erhalten bleiben, im sg. prät. aber schwinden.
Sonst finden sich von konsonantisch auslautenden wurzeln
»ier e-reihe präterita des typus mit ursprünglich erhaltener
*^iip!ikation nur bei einigen verben der ai-klasse im Ags.j
öie von Otto Uoffinann Fifjag bb zusammengestellt worden
§d8
Elchard Loewe,
sind. In Wirklichkeit kommt freilich von diesen formen mt
hSöf in betracht. Denn deoß Beow. 851 gehört, wenn ee
wirklich ^färbte" bedeutet zu einem präsens *dmja« neben
dSü^imi ^färben*^, dSa^ung, dmh. Auch bei onreod ^iiDbuit"
(Cori). Gl. 1129) ist es nicht Kit^her, ob es wirklich zu hreodai^
„schmücken" und nicht vielmehr zn einem *readan hUm,
fllrbenj tauchen" zu ziehen ist. Aber auch in ersterem falle
käme die form nicht für alte erhaltnng der rednplikation in
betraclit, da der aus dem reduplikationstypus im Weatgenn,
umgebildete kontraktionstypns, me ich ausführen werde, bei
den zweikonsonantisch anlautenden wurzeln erst auf aus-
gleichungf beruht: danach könnte auch *hrSod nur analogia
bildung nach hSaf sein. Eine solche analogiebildnng kann nar
bei dem für breat „brach*' einmal vorkommenden breot (Beow,
2931) vorliegen; doch wäre dieselbe wohl nicht sfustande-
gekommen, wenn nicht das bedeutnngsverwandte knkp
j,pflückte ab" (von hneapan) mitgewirkt hätte- Zu hneop selbst
wird in Jmmpan das alte präsens trotz got. dishrdupan j,zer-
reissen"^ aschwed. nj/tpa ^kneife" vorliegen, die eine vom
ursprünglichen ph perf, ^hnnpume ausgehende gotonordMi*
analogiebildnng nach der umfangreichen eti-klasse sein werden.
Dass auch in heof die erbaltung der redupükatiou wen^*
stens nicht allgemeingemianisch war, zeigt got. fnifmn. Man
wird bei heof an eine einwirkung des bedeutungsverwandteü
u'eop zu denken haben : doch kann nicht wohl ein schon be^
stehendes *hauf oder *heaf nach weop umgebildet worden
sein, da ja dann gerade der sonst überall zwischen pris«P
und wenigstens sg. prät. beim fehlen der reduplikation vor-
handene Tokalunterschied aufgehoben worden wäre: vereiu^eto
breot neben hreotmi ist ja erst nach dem muster von hhf
und hSöfan (unter einwirkung von hneop) möglich geworden,
und hat doch auch gerade die vokalgleicliheit von heöf mit
heof an die nebenform heof de erzeugt. Auch bliebe es unMaTt
weshalb eine einwirkung von mSpan gerade nur im präteritam
stattgefunden haben sollte, wenn es dort nur noch *kauf oder
ViSaf gelautet hätte : wohl aber konnte ein noch existierende
*h€haufa durch einfluss von *ivewöpa seine nebenform *hmß
verdrängen. Immerhin könnte es fraglich erscheinen, ob dB
solcher einfluss stark genug war, die allgemeine m
durchbrechen. Jedenfalls wird man es nicbt als i
Dm Btsffkt Präteritum des GermmniBcbon.
29d
bcmchüen dürfen, dass bei dem siege von *hehaufa über
^haufa noch eine empfindnng voo der Urbedeutung der redu-
j^Iikatioa als eines mittels zur Iteration und zur verstärktmg
niitgewirkt hat, d, h. dass man in *hehanfa „ich stiess klage-
^^ne aus" die einzelneu töne und deren stärke in der silben-
"^dederholung hindurchempfand. Ähnlich ist von säuimtlichen
^griechischen perfektpräseutien , die ein wirkliches präsens in
gleicher bedeutuug neben sich hatten, in der attischen umgangs-
sqirache einzig xdxmtyn ^ich schreie"^ vielleicht direkt deshalb
^sriialten geblieben, weil man in seiner silbenwiederholutig die
stärke und die einzelnen töne des geschreia noch hindurch-
^»mpfiinden haben kann.
b) Die a-reihe.
In der a-reihe haben die einkonsonantisch und die auf
2wei geräuschlaute schliessenden präterita die meisten schwierig-
Gleiten bereitet Da in sämmtlichen übrigen föUen des redu-
l>likationsverIustes, d. h. in den verschiedenen Untergruppen
der e-reihe der vokalunterschied zwischen sg- und pL prät.
Ätreng aufrecht erhalten worden ist, so ist es nicht wahr*
»Äeinlich, dass die vokalgleichheit zwischen sg* und pl, prät*
fcei den verben der a-reihe mit atifgegebener redupUkation
auf einer ausgleichung zwischen den verschiedenen numerls
beruht Meine Germ. Sprachwissensch. 127 ausgesprochene
Meinung, dass sich hier der sg. nach dem pL gerichtet hätte,
i^ermag ich nicht aufrecht zu erhalten. Denn es würde
^och wohli wenn die vokalisch anlautenden einkonsonantisch
schliessenden präterita der a-reihe, got, ön, aisL 6k, ags, 61,
l*ei denen sg. und pl. schon idg, den gleichen vokal zeigten,
<^as muster für die konsonantisch anlautenden gleicher be-
^chaffenheit abgegeben hätten, das in der Umgangssprache
*Joch gewiss sehr häufige *et (ahd, (T^, aisl äf, ags. dt) den
entsprechenden verben der e- reibe als muster gedient haben;
«ausserdem ist es aber auch wegen ahd. iarj ianm von vorn-
herein fraglich, ob nicht umgekehrt in ön usw. eine analogie-
hildung nach den konsonantisch anlautenden verben vorliegt
f^ür die ursprünglichkeit des sg, bei den konsonantisch an-
lautenden verben spricht aber noch mehr das alleinige vor-
liandensein von aisL ox neben dem doppelten pl. oxom und
^^om: danach kann hier eben nur in 6xom eine analogie-
IMdung vorliegen.
300
Bicliird Loewe,
Was zUDäcbst den sg* perf, anlangt, so ist es docli \m
gewiss das nächstliegende, mit den germanischen formen mkh
anssergermanischen zu vergleichen, in denen sich thatsacblicb
ein bestimmter parallelismus zu diesen zeigt. Ein solcher
parallelismas besteht aber nach Joh. Schmidt, KZ* 25, 12 zu
got, fara^ ßr in gr, ^öAaw, rd^fflu (don TddüXa% wenn man
damit got. qimaj qam und gr. rgeq^uif tirtioqa vergleicht. Mag
man auch über den Ursprung dieses parallelismus mimT
meiuung sein als Schmidt, man wird doch über die thatsaclie
nicht hinwegkommen^ dass hier in denjenigen beiden idg,
sprachzweigen, die den ablaut am hesteu erhalten haben, eine
Übereinstimmung hen^scht, die nicht leicht auf zufall bernheu
kann. Griechische formen wie d^akXto neben perlektea wie
Tf^jyJLa (dor. Te&äka) und derivaten wie i^td^jk^g, ^v&ijl^^ be-
trachtet mau allerdings jetzt mit recht als schwundstufige
Präsentia zu fl-wurzeln (so G. Meyer< Griech, Gr.* § 55T).
Aber genau so wie s^iSr^ltjq, tv^fil^q zu ^aklm verhält sieb
annrid-^Q ZU got, slmpja^ das also als ein schwundstu%ß
präsens zu einer idg. wurzel skath anzusehen ist. Auch ^1.
vada^ ags. vadan^ ahd. watan kann neben lat. vädö^ das imV
als präsens schwerlich die dehnstufe darstellt, kaum andeiB
denn als schwundstufenpräsens zu einer wurzel mit a a^f-
gefasst werden (Streitberg, Urg. Gr. s. 293J, Auch andere
Präsentia der germanischen sechsten ablautsreihe, bei denen
wir die etymologie nicht kennen, mögen schwundstufenfonneT* '
von wurzeln der fl-reihe sein. Völlig sicher, dass eine wurzel
mit idg. a zu gründe liegt, sind wir eigentlich hei keinem
einzigen konsonantisch anlautenden verbum der sechsten ablautsrJ
reihe: doch besteht wenigstens eine grosse wahrscheinlichK*^
bei ags. hladan (got. läoPan, ahd. hladmi)^ wozu als ^^
wandtes wort nur abulg. klada^ klasti „legen^ bekannt ^^\
während hei got. hafjan - lat. capere wegen griech. «ü1?tj7 *^^
bei got. skaban - lat. smbere wegen ÜL skfipti schon et"^^*
mehr zweifei an der ursprünglichkeit des a als wurzelvol
zulässig erscheint. Nichts ist aber verständlicher, als
ursprüngliche «wurzeln wegen des Zusammenfalls ihres
tischen a, gleichviel ob dies idg. a oder a war, mit ^^'
präsentischen a aus idg. b der schwundstufigen präsentia '
£1 -wurzeln, da das präsens beherrschendes tempus war,
perfektum gleichfalls den vokalismas dieser s-wurzelu
DftS starke p rite ri tum d^s G^rmanisclieii^
301
nahmen. Auch bei denjeuigen verben der german. sechsten
aWautsreihe j die wie faran, fjraban yon urst^rtinglichen e-
wurzeln koramen, ist ja der Übergang vom präsens htsr, wo
gleichfalls a sich für ein idg. b der Schwundstufe einstellte,
erfolgt.
Ob hier in den germanischen perfekten mit ö älteres ö
oder a vorliegt, ist wohl nicht zu entscheiden. Nach de Saussiire,
i^yst, prim. 154 f, war die ursprüngliche flexi on von kiAffd-a
vielleicht l. sg. Uläd^a, 3. sg. "^UXmde und bestehen reste des
perfektischen ö von einer ^-wurzel noch in der. t^i^toy^iipot-
ß^€ffi€Sv*jfidvt)i, zd^^^at* ze&i^iiiüTai (Hes.) VOn d^ayatf WObel er
uatiirlich das m als aus dem sg. akt. entlehnt betrachtet.
J^uch wenn der Vokalwechsel ursprünglich in der art, wie ihn
de Saussure vermiitetj wirklich bestanden hat, wäre es doch
^^enig wahrscheinlich, dass das Germanische ihm in der zeit,
.»Is es idg. a in ü verwandelt, noch nicht beseitigt gehabt
tiiite. Bei der im allgemeinen so strengen durchführung des
Vokalwechsels zwischen präsens und perfekt im Germanischen
^vird man dann aber dem germ. ö hier wohl eher ö als ä zu
^nmde zu legen haben.
Wenn die einkonsonantisch schliessenden a-wurzeln und
•^-wurzeln mit präsentischem a der analogie der «-wurzeln
mit gleichem a folgend im perfektum ö oder ä angenommen
liabeii, so braucht diese analogiebildnng nicht vor den zwei-
Icoßsonan tisch schliessenden wurzeln gleicher beschaffenheit
lialt gemacht zu haben. Ob dies geschehen ist oder nicht,
d«riiber ermöglichen uns die auf i, u? nas. oder liq. + kons,
»chliessenden wurzeln dieser art, die den langen vokal wieder
kfttzen mussten, allerdings kein urteil. Wohl aber zeigen hier
^ die beiden hierhin gehörigen, auf zwei geräuschlante schliesseu-
*leii verbalstämme des Gennanischen, tvahs und tvask (got,, ahd*
*^olis, aisl. oXf ags» wSXf ahd*, ags. wösc^; got wahsjan gehört
Mtauntlich als e-wnrzel zu griech, rif^os, ahd. ivascan als
^'Wnrzel oder e-wurzel mit ursprünglich nur präsentischem sk
^ got. watö, abg. vodaJ) Steht aber der lange vokal da, wo
^ latitgesetzlich vor doppelkonsonanz erhalten bleiben musste,
0 Klage, Et. WL. b. v. wachen hÜt die zns^mmengelidnglcdt Ton ahd.
•*^«»faij mit ir. faiscimt kymr. g^a»§ii „drücke, prcaae" für ebeufio gut mdflich
^ie die mit got. wolO; aUer Wahrscheinlichkeit nach hat sich ftber du von
302
Richard Loewe,
SO wird man ihtt ursprünglich auch dort anzunehmeii haben,
wo in gleicher Stellung seine kürzung später notwendig war.
Ist für den sg, perf, der verba der sechsten ablantsreilie
die dnrchtuhning der reduplikationslosen formen natüi*licb auä
der Verschiedenheit des perfektvokals vom präseusvokal u
erklären, so kann das gleiche doch nicht für den pl. perf,
derselben verba gelten. Für diesen wäre wie in der e-reihe
so auch in allen übrigen reihen Schwundstufe zu erwarteL,
Die verba mit präsenlischem a stiminen nun aber mit denen
mit präsentischem e auch darin überein, dass sie hier vor
einkonsonantischem aiislaut langen vokal zeigen, Dasa #*
grenze hier genau gezogen war wie in der e-reüie, lehrt ebea
aisL ujsomf wo vor zwei geräuschlauten so wenig ö eingetretea
ist wie B in ahd. vulitumf vluhtnm, ags. bnigdon, aisL iuUm
usw. ; doch lag die analogiebütlung aisL oxom nach dem sg. k
neben den zahlreichen perfekten mit ö im sg. und ö im pl
ungemein nahe, so dass es eher zu verwundern ist, dass ml
lixom überhaupt noch daneben existiert, als dass westgem.
hier und bei wa^can die formen mit ö alleiuherrscheiid gt^
worden sind. Auch erklärt sich die heransreissnng von aisl>
vaska aus seiner reihe durch Übergang in die schwache kon^
jugation (vaskada) kaum anders als durch das Vorhandensein
der ungewöhnlichen flesion *6$k^ *uskom; vaa-a wird nur ebea
seiner grösseren häufigkeit wegen nicht den gleichen we^ be-
schritten haben. Nun verhält sich ja auch, wenn man dafi (*
des pL perf. aus a entstanden sein lässt, dies a genau so
zum a des präsens wie in der e reibe das e der ersteren fOT
zum e der letzteren. Das analoglegesetz, welches das ^ w
pL perl der verba mit e als präsensvokal seinen bereich aaf
sämmtliche einkonsonaütisch schliessende wurzeln ansdeimen
liess, hat also genau in derselben weise ein ä im pl. pert
der verba mit a-präaens getroffen ; natürlich haben diese lormen
mit ä so wenig wie die mit ^ reduplikation gehabt.
Dafür, dass man in der that ein solches analogie|:esati
auch fiir die a-reihe anzunehmen hat, zeugt auch noch ^
einmal belegte ags. form weoc, Sievers, der dieselbe Ags, Gr.*
der wurad ^ad oder ^ed „waeser'' gebildete wort filr „waschen' uraprflBgl«*
auch noch über andere idg-. sprachoD aJs das Germanische erstreckt, daiui
aber keltisch ans der bedentung „ waschen'' die von ^ drücken, pressen* si^'
wickelt.
ke pr
am des uemioBiscbeii.
303
§ 302, aom. 1 neben woc genannt, aber als zweifelhaft hm-
gestellt hatte, hat sie Ags. Gr? überhaupt übergangen, wohl
weil er sich ihr Vorhandensein in dieser verbalidasse nicht
erklären konnte- So lange aber niemand gezeigt hat, wieso
an der betreffenden stelle wme für woc verschrieben worden
ist, wird man ersteres mit Kluge in Pauls Grundr* P, 437
Ar echt zu halten haben. Ein weoc kann nun sehr wohl
nach einem pL *iüeocon gebildet worden sein, der ganz regel-
recht auf der reduplizierten schwundstnfigeu form *ye-;4ft-w/i
von der wni^zel y^/t (idg. ya/;) beruht. Die form ist deshalb
Dicht ohne weiteres durch eine reduplikationslose mit a als
wnrzelvokal verdrängt worden, weil sich das zugehörige
t>räseüä mit seinem «-snffix nicht in die proportioneUe analogie-
bOdung *sakö: *sakme = *{ikabkö: *skabhme fugte. Erat später
ergab sich auch ags. wtkmi nach imc wie gewiss auch erst
später ahd. giwuögum nach *giwtioh {giwaoyj. Ags, weoc
konnte deshalb zu *weoeon gebildet werden, weil, wo So im
prät, vorkam, dies stets in beiden numeris zugleich erschien*
Eine parallele zu *weo€ön bildete in der e-reihe der gleich-
falls nur einmal belegte ags, pL prät, frugan (Sievers,
Ags. ör.^ § 389, anm, 3, Streitberg, ürg. Gr. § 201), wo eben-
falls bei n als präsenssuflix die alte schwundstufenform gegen-
über got. frehumj aisl. frggom noch vorhanden ist; *friigoit
vurde dann nach dem präsens zu ^frugnon (wie as. frugmtn)
lungestaltet.
Die ausbreituüg des <i-typus reicht in ihren anfangen
gerade wie die des ^typus mindestens bis iii die zeit der
berühmng zwischen Germanisch und Italisch zurück. Wenn
Brogmann, Grundr* U, s, 1240 lat* scübi und got. sköf identisch
*«tzt, so ist das dahin abzuändern, dass nui' die plnimle sca-
Wmtt# und skobum identisch sind: lat, scabi ist erst nach
^übimtu' gebildet worden wie südl nach sedimus nsw* (noch
slat vheühaked für fedt). Dem a von seabimus steht unu
ftbfr bei anderen a-präsentien ein b gegenüber, so in cBpimus^
f^cimtiSf i^cimuSf p&gimtis, fr^gimus. Nach Brugniann wäre
freilich cifj}l erst nach fert - gr. id^r^xa gebildet worden. Aber
gesehen davon, dass die Identität von fecl und e^xa doch
Wohl nicht ganz über allen zweifei erhaben ist, hätte doch
M einem nebeneinander von faciöf ßcimus und capiö, *cäpmu8
^'fsteres weit leichter zu *facinms denn letzteres zu cBpitmis
chard Loewe,
umgestaltet werden können, da nach dem ausweise von fodio,
födimus und wohl auch von fugm^ filgimns^ hwöf iammiiSf
fundöf fildimnif sowie vincö^ vvnmus, Ii7iqu0f liquimus das
Latein überhaupt dahin gestrebt hat, ein reduplikationsloses
perfektum mit dehnung des präsensvokals zu schaffen und
man wohl ilberliaupt eher eine gleiche vokal qualität von
präaens und perfektum geschaflen als aufgehoben haben wird.
Danach liegen also wohl in cQpimiLSj ßrimusj mitnus ältere
formen vor als in seäbifmis. Auch als eine bildang des Idg.
ist wohl c^pimm aus ^ke-Bp-mos aus *ke-k9p-mös wie sedimus
aus "^se-ad-mos aus ^se-s^d^mos zu begreifen: smbimus aber
dokumentiert sich schon durch seinen zweikonsonantischen
aulautf der idg, in der Wurzelsilbe jedenfalls nicht völlig dnrcli
dis!^imilation hatte schwinden können, als eine analogiebildung;
dass scahö hier einen weg einschlagen konnte, den facio, capiö,
iaeiö nicht mitmachten, lag daran , dass es als ein präsens
auf '0- mit denen auf -io- nicht so eng zusammenhing, sowie
dass die zu verdrängenden formen bei ihm einem andern typtu
als bei faciö usw, angehörten. Nach Brugmann wäre wahr
scheinlich auch fr&gimus ursprünglich, weil es got. br^kun
von der wurzel hhreg entspräche, während p^gt erst uac~" h
fregi gebildet worden sein soll. Aber zu fregimu.s hätte do<^=^
bei einem Übergang in die a-klasse nur ein präa. ^frag-^-rmö
nach c^imns^ capit\ ßcimus^ faciö, i^cimns^ iaciö geschaff^^^n
werden körmen: frangö ist offenbar erst nach pmigö weg^^n
fre<jimus neben pr^gimus gebildet worden, wobei der begri ^-
liche gegensatz von pangö und frangö, auf den Brugraa^^on
hinweist, neben dem gleichen Wurzelausgange g gerade di^ se
analogiebildung und damit den Übergang des verbums in «3ie .
ei'klasse hervorgerufen hat. Seinem Ursprünge nach ist parm^m
= got. fuha aus *fan^ö freilich, wie bekannt, ein verbum t3er
^*reihe (vgl. lat. pagina, compäges, gr, ni^yvvftt): danach ist j
auch in den langvokaJischen reihen im pl perf, zwischen z^^ei ■
geräuschlauten a für den langen vokal und dann natürlich "
genau so wie bei den kurzvokajischen dissimilation und kon-
traktion eingetreten Cpe-p^g-mös zu *pe-c7g-mö$j woraus yr^T-
ital* *peg-m0s).
Eine analogiebildung nach dem sg. kann wie got, wöhsf^^
KMch nur got. stöpiim sein. Der sg. stöp repräsentiert di&
Das sisffke p ratet ti tum des Gemtanliehen.
305
am deu dental vermehrte gestalt der wurzel stäf deren lang^er
rokal im präsens vor » + kons. v<*rkiirzt worden ist,
AisL u:j:om geht zunächst auf *u^ihsuvie zurück, das über
seine vorform *ueuuhsume wegen seines vom präsens ab-
weicheoden wnrzelvokals gesiegt hat. Freilieb kann *ueU'U^istim€
sein zweitem u nur erst wieder den vollstufigen formen ent*
leimt haben, also nur für wirklich schwundstufiges ^m-ult^-me
eingetreten sein* Letssteres ist vielleicht auch noch in ags.
ff'eaxon enthalten, zu dem dann der sg, wthx erst gebildet
^worden w^äre ; doch lässt sich hier auch mit Sievers, Ags* Gn^
§ 392, anm, 5 sekundärer übertritt zur flexion der redu-
plizierenden verba annehmen: dann ist weox der proporüon
MMealdau: wea^t^mi - hmld: weox entsprungen.
Bei den übrigen von Kluge in Pauls Grundr, P 437
zusammen mit weoc und weöx genannten prateriten dieser
i^eihe, die noch die reduplikation erhalten zu haben scheinet],
liegen wohl sicher erst jüngere analogiebildnngen vor. So
^tdit nach Sievers Ags, Gr.® § 392, anm. 4 westsächs. sp^aw
flockte" für altwestsächs, spon; offenbar liegt in ersterem
^ine Vermischung nüt speon „ spann te"^ von Auch hkod im
IBeownlf ist wohl nur eine analogiebildung nach heoldy die
clürch die lauiähnlichkeit von hladan mit healdan verursacht
^\örden sein kann* Ebenso ist vereinzeltes ahd. kihliad wohl
xiaeh hlalt wegen der lautähnlicbkeit von hlüthan und haldan
KfMldet worden; doch ist hier die möglichkeit eines sclireib-
oder lesefehlers für kihload nicht ausgeschlossen (Holtzmanu,
^tdeutsche Gr. 254),
Die sg, prät. der a-reihe von zweikonsonantisch schliessen-
^H wurael, die ihr ö vor doppelkonsonauz zu a gekürzt
liatten, bevorzugten meist, um eine zu grosse ähnlichkeit
«wischen präsens und sg, prät, zu vermeiden, die redu-
Pfeierenden formen vor den reduplikationslosen. Im West-
e«nn. findet sich nur eine hierhin gehörige reduplikationslose
ftriD, das dreimal im Beowolf (lÜlO, 1290, 1317) begegnende
l^iig: wahrscheinlich erklärt sich dies daraus, dass auch gan
^ präsens zu *gesauga empfunden worden w^ar.
Im pL prät, können natürlich auch die verben der a-reihe
ton zweikonsonantisch schliessender wurzel ursprünglich nur
^-b wundstufe aufgewiesen haben. Wegen der abweiehnng
4res Vokals von dem des präsens wären deshalb eigentlich
Zfhaebrtft mr r»Tgl, SprKbf, N. F. XX. ^, 20
306
l^ichard Loew«,
für sie reduplikationslose fonnen zu erwarten, Docli sind
solche in den uns erhaltenen germanischen sprachstufeii niclit
mehr weit verbreitet. Einen sieh auch auf das West^emi,
erstreckenden rest derselben bildet nur noch mhd. luff'en =
aifiL Idupom^ aschwed, lupum. Sonst sind derartige fomea
auf nordisches gebiet beschränkt: es gehören hierhin aisl.
stiipom^ agutü, Hhmi^ mschwed. huggom (wozu 3. pL runen-
schwed- wAu, Noreen, Aschwed. Gn § 542, anm. a), asehwd
vulioni^ mschwed. fullom^ Judäom. Doch ist auch nordiscli hier
häufiger angleichung an den Singular eingetreten, die gotisch
und westgerm» regel ist. Dass sich hier die pluralforrafin
nicht hielten, hegreift sich daraus, dass der sg, prät, dm'h
rednpUkation, aber nicht durch Vokalwechsel, der pL prat
durch Vokalwechsel, aber nicht durch reduplikation vom pra«eDs
geschieden war. Die Inkongruenz zwischen beiden nninem
wurde deshalb zn gunsten des Singulars beseitigt, weil sieb
die reduplikation viel deutlicher als der ablaut als ein be-
sonderes kennzeicheu bemerkbar machte.
Nur in einem falle (wenn man von den schwachen asdiwed-
vuUa^ aisl. olH absieht), in aschwed. lop^ scheint eine ni-
gekehlte ausgleichnng stattgefunden zu haben. Freilich könnte
Up auch als Uop (wie einmal mschwed. geschrieben) geleseu
werden; Noreen, Aschwed, Gr, § 542j anm. 7 glaubt es ffii
diesen fall aus liöp (nur mschwed. zw^eimal bezeugt) = aisl.
hliop erklären zu müssen, indem -i- nach anaJogie der übrigeii
Stammformen entfernt worden wäre. Doch wijd wobl biei
einer analogiebildung ein laut eher hinzugesetzt als weggela^eßi
auch sollte man wohl an und für sich erwarten, dass m
häufigeres Iwp wie westnord. auch in den pl gedrungen würe-
Das ö von mschwed. loop lässt sich auch als dehnung von o
in geschlossener sübe deuten (Noreen, Aschwed. Gr. § 130)'
Fasst man aber lop als Up^ so erklärt es sich sehr einfadi
über *hlopa ans urg. *hlupa nach *hlupume. Wenn hier die
ausgleichnng eine umgekehrte richtung wie sonst genomioeii
hat, so hängt das damit zusammen, dass im Altnordis^kn
und besonders im Altschw^edischen vielfach auch im singi
reduplikatiouslose formen neben den reduplizierenden da
banden waren, wo man letztere allein erwarten sollte. 6*'
es aber ein aschwed. Vilmipa (^ westnord. hlaupa^ wonad
anorw. hlaupom) neben *hehhmpa^ so engte jede dieser beiito
)ifl starke pTftefitnio des Geimtfiiselieii.
307
formen den gebrauch der anderen ein^ infolgedessen es einer
dritten anaJogiscbeu form gelingen konnte, beide zugleich aus
dem felde zn schlagen.
Mit dem Vorhandensein redupUkationsloser singnlarforraen
neben den erwarteten reduplizierten im Altnordischen steht
auch die erwähnte tatsache offenbar in Zusammenhang, dass
erstere auch im pl häufiger im Nordischen als im Westgerm,
vorkommen. Als solche singulare finden sich: aisL heit -
aschwed. hetj aisl simip, nmenschwed* hauk (d. h, *hpgff^
Noreen, Aschwed. Gr. § 542), aschwed* vaU^ fall Dass sich
die singularformen hier nicht etwa erst nach Proportionen wie
gripom: greip = siäpom: siieip gebildet haben, lehrt die B-
reihe im Äschwed., w*o sich liier die nebenfomien latj gmt^
rüdb (pl lätom, rüdhom) finden. Wollte man aber annehmen,
alle diese formen hätten ei^t später ihren vokal vom präsens
angenommen, so widerspräche doch das sehr häufige aschwed.
Ut (pL lötom). Dies löt lässt sich ja überhaupt nur durch
baplologischen verlust der reduplikatioiissUbe ans *lelöta ^
got. laUöt erklären, und wenn dieser hier auch wegen des
L abweichenden wurzelvokals vom präsens eigentlich erforderlich
Vlre, 80 ist er doch gerade sonst in dieser reüie nicht dnrch-
pführt worden. Danach hat das Nordische und zwar he*
loaders das Ostnordische in denjenigen fällen, in welchen das
Ibrige Germanisch die reduplizierenden formen allein wieder
durchführte, die rednplikationslosen daneben bestehen lassen.
Daraus dass die ausgleichung im Gotischen in derselben weise
»ie im Westgermanischen ^ aber abweichend vom Nordischen
uad besonders Ostuordischen stattgefunden hat, folgt, dass
ae in einer zeit eingetreten ist^ in welcher das Gotische kein
ostnordischer dialekt mehr war, sondern bereits an der unteren
Weichsel gesprochen wurde nnd mit dem W^estgermanischen
tm gemeinsame entwickelung durchmachte. "Wahrscheinlich
ist die haplologie von da, wo ihr die ausgleichnng am wenig-
tten angehabt hat, die allegroformen also wohl von anfang
an am häufigsten waren, auch ausgegangen, um von dort
über das Westnordische ^um Westgermanischen und Gotischen
^u gelangen.
Stets durchgeführt wurden die reduplikationslosen formen
iß aschwed. valt, vuUomt vielleicht deshalb^ weil hier wenigstens
^^ Schlusskonsonant von dem des präsens {vaUa, vaüa) ab-
20* ~
308
TScfi
Loowe«
wich, eine abweichuDg, die bereits vorgermaniacher herkunfl
sein wii*(L Auch im Aisl, ist ein zum aoristpräsens i'aida,
gehöriges ^revalp^ wohl wieder wegen des konsonanten«
Unterschiedes, einem *valp gewichen, dessen p dann auch in,
den pl. eingedrungen ist, wie ollom zeigt Da aber doch di^
Übereinstimmung des sg. prät. mit dem präs. im vokal dei^
allgemeinen bildiingsprinzipe auch des Nordischeo widerspract;^
so wurde zu dem pL ein schwacher sg. , aisL oUUj aschwe ^
vulte^ uUe geformt, eine analogie, die wegen des dental ^^
auslauts des verbums um so näher lag. Wie es westnord* /^
dieser reihe überhaupt keine präteritalform mit a als wurze/-
vokal gibt, so steht hier auch ollu allein^ während aschwed
auch noch valt wie fal vorkommt (Noreen, Aschwed* Gr, § ä43,
anm* 7),
Bei dem weiter als im Westgermanischen und Gotischeo
gehenden Verluste der reduplikatiou im Nordischen begreifen
sich auch die anord, part. heii^ej /mfee, {deilcse einfach als
redupltkationslose formen, so dass hier die annähme einer
angleichuüg, auf die ich s. 293 als möglich hingewiesen habe,
keineswegs notwendig erscheint. Beim part. perf, war ja and
durch sein stetes s die Unterscheidung vom part. präs. üiit
seinem steten nd deutlicher gegeben, als das dnrcli die
wechselnden personalendungen geseheheo konnte.
Die Tokalisch anlautenden, einkonsonantisch sohliessenden
präterita der a-reihe scheiden sich in zwei gruppen, deren
eine durch got» ö«, aisl 6k, 61, ags. 61 und deren andere darcli
aM. iar repräsentiert wird. Letztere form kann nicht gut
analogiebildung sein, da sich ahd. et^ien nach den einkonso-
nantiseh auslautenden io-präsentien mit konsonantischem aiilaut,
worunter sein reimwort aiverien, hätte richten müssen: daher
auch vereinzelt ahd. uor (Kögel, PBB. 16, 502), Die älteste
germanische form dürfte *eraj entsprechend lat, Pgi und to-^h
welches letztere sich nicht wie egi wegen der bedeutungsähiüich-
keit nach ßci hat richten können, gewesen sein : vor *Bra kann
dann wie in got. aiaik, aiauk noch einmal die reduplikatioo
als e getreten sein: *edra aber ergab *£?^m (vgl. ags. sUp^ ahi
sliaf, got- sai£lep}. Für *era und lat. Bgl, co-^n wird ©an
wohl an der annähme einer idg, kontraktiou des P aus e + ^
festzuhalten haben. Attisch ^/a wird allerdings, wie thertoh
^f&yo/a und a^äga bei Pindar (G. Meyer , Gr. Gr.' § 548)
Dia starke prSteritnm des GennaniBcbeit.
309
hl
wttlirscheinlich Diacheu, smf *a/a zorückgehen : doch hat sich
ja griechiscli überhauiKt das prinzip ausgebildet, bei vokalisch
anlauteoden verben die reduplitatioö dErch einfache dehnuug
auszudriii-'ken, was offenbar von den mit e anlantenden verben,
wo e ans e + e eiitstandeü war, ausgegangen ist.
Wenn von den vokalisch anlautenden präteriten got, *et,
ahd. ai kein e vor sich mehr angenommen hat, so wird das
daran gelegen haben, dass *etum durch den typus setum ge-
stützt selbst wieder *et stützte.
Wenn ahd, iar noch an die idg. urform anknüpft, so
k5nnen got. öti^ aisL oJc, 6lj ags, 61 wohl nur analogiebildungen
nach dem typus for sein: die präterita zu o-präsentien konnten
recht wohl einen anderen weg als das io-präsens arjun ein-
schlagen. Doch war der unterschied vielleicht auch haupt-
sächlich ein dialektischer, indem das Ahd. bei allen verben
die alten formen beibehalten haben könnte, die nördlichen
dialekte aber dafür bei den o-präsentien die analogieformen
oach den konsonantisch anlautenden verben schufen, das io-
präsens arjan (vgh aisL arda, ags* erede) aber in die schwache
tonjagation überführten.
Von dem einzigen vokalisch anlauteoden zweikonsonantisch
scldiessenden verbuni der a-reihe, alptin^ ist keine prät belegt ;
doch dürfte es *aialp nach analogie von staistald gebildet haben.
c) Die e-reihe.
Die ^?- reihe befand sich, wie das nebeneinander von
äschwed. löt und lät zeigt, zur zeit des eintritts der haplologie
Wenigstens in einem teile des Germauischen bereits in einem
Vadium, in dem sich unter einfluss von ^l^an im Präteritum
bereits g neben ö eingestellt hatte. Für die formen mit
perfaktischem p ist die beibehaltung der reduplikation das
Natürliche, wie denn auch das Aschwed. ungleich häufiger Iwt
*ls lat aufweist. Wo das Altnord, ö noch gewahrt hat^ ist
hier auch die kürzere form durchgedrungen, wie nicht nur
^chwed, Ut neben got. lailöt^ sondern auch aisl. tok neben
KoL iüitük zeigt: offenbar ist das präsens taka zu tok erst
ftach aka zu ök usw- gebüdet worden, wie denn aschwed.
^HcJi ein präsens ItUa neben hUa vorkommt^) Auffallender-
*1 Naeli Noreen, Äsciiwed. Gr § 151 wäre laiü tut unbetontem lätn
^tüttoden; da aber nach ü^inttn eigenen soagmB lata auch schon sehr früh
^Ki b«tojitGr «teUojig vorkotnmtT eo ist doch wohl die obige erkl&rung vor-
*^iheiL
Richard Loew«,
weise ist aber die reduplikation bei perfektiscliem ö gegeti
das allgemeine ausgleichsgesetz im Got, beibehalten worden, •]
und auch das Westgerm., mit dem das Got,, als die baplologie
eintrat, eine gemeinsame entwickelting durchmachte (vgl. s. 301),
hat hier wenigstens nach dem ausweise von as, ^riot die
reduplizierten formen bevorzugt. Der grimd für diese er-
scheinuDg ist wahrscheinlich in dem Vorhandensein des durch
angUscb reord ans *rerd repräsentierten typus zu suchen, das
nur nach seinem pL ^rerdum gebildet sein kann und nach
Kluge in Pauls Grundr* I, 437 als schwundstufige form voll* -
ständigen vertust des langen vokals aufweist:') in einer-^
urgerm, form *reriume aber, in der auch das zweite r zm:^
ersten silbe gehörte, konnte ja nnmdglicb eine baplologie em-^
treten. War aber bei bestimmten verben im pl, stets di^
reduplikationssilbe stehen geblieben, so musste das natürlic^^
auch in deren sg* den sieg der reduplizierenden formen übe^^
die reduplikationslosen fördern. Bei der ausgleicbung zwisch^^j
Singular- und pluralformen sind dann mit ausnähme des Ae
tischen tiberall die ersteren, die sich besser in das gan:
verbalsystem fügten, durchgedrungen.
Dem typus reord gehört aus der gleichen reihe nur n(^i
leort an, das durch dissimilation aus *l€oU entstanden itxid
von einem pl. *ldtnm ausgegangen ist. Es sind also Tvraf
mit einfacher liquida anlautende verba, hinter einer welch 6ii
doch wohl auch schon idg, ein s» (aus e) in unbetonter sUhe
1
1) Wenn Streitberg, ürg> Gr. «. 330 Ägs. reord dem got. rairuß jjleid-
3©tat aad für d&n ?erlust des langen TokalB atif ag'fl, hwilc, swdc «iowie ,y**^»^^
fr<Btw€ r erweist, so ist dem entgegenzuhalteti , das» doch der reg^el üicb
uitbctoEiter vokM iQ langier aUbe ag^. erhalten bleibt, die genannten v^rttr
also besondere erklärüHj^^en erfordern* In ^miwc^ frwticc lag' wohl in zweiter
silbe von id^. zeit her kurzer rokal oder vokallosigkeit als seh wund stnfEv ^r.
oder aber es sind fät den atiBfall dea e im A^&. die nm^benden laut^ ^^
boding'ende faktoren mit in betracht gekommen. Tn dem frapewort *hir^^
aber wird die ente s^ilbe einen stürkeren wortton, &Lb er im allgemeine
üblich war, erhalten haben, gerade wie gr. t k als fr^epronomeD seinem i
niemab in den gr^viis ?erwandelt und aach in den obliquen casus den
auf die Wurzelsilbe zn rückzieht^ Tm^ aber die erste silbe einen noch itlfk^
hanptton , als er sonst vorkam, so wird die ihr folgende noch schwächer ^
andere onbetonte Silben betont gewesen sein, wenhalb hier aach ein l>^^
vokal voUständig schwinden konnte. Nach * hu Utk wird iivh auch seiü ^^^'
relätivum *siLälik in der betouting gerichtet h&ben und daher Auob <i^
gleichen wandel unterbgen eein.
Dm starke präieritniD des Üermanis^hen.
311
am leichtesten schwinden konnte. Dem entspricht auch a^.
jrutum ans ^se-jndiime (aus idg. *gke-gh^d-mi% in dem die
x^dnplikation als selbständige silbe yerloren gehen konnte
«ind bei dem sodann die rednplikationslose form wegen dea
^okalnnterscliiedes vom präsens über die reduplizierende siegen
:iz)Usste; nur die existenz eines ^riitum neben riäum konnte
"Wohl den anachlnss des elfteren yerbums im Ags, an das in
^er bedentnng vielleicht auch damals schon ganz fem stehende
-a'eoian ^fallen" als ^reotan bewirken* Für das Grot. wäre hier
^egen des ursprünglichen pL *gruhtm im Sg. *gröt zu er-
^warten: doch ist guigröt zu ffr&tan nach lailöt zu iHan und
^airöß zu r^dan wiederhergestellt worden; das gleiche gilt
auch für as. griat^ griot.
Unter den präteriten von vokalisch auslautenden wurzeln
^er ?-reibe konnte *se^öa (aisl sera). das den grammatischen
i»reehsel zwischen den anlauten der reduplikations- und der
"Wurzelsilbe nicht ausgeglichen hatte, von der haplologie iiber-
li&upt nicht getroffen werden* Wenn sich die übrigen präte-
TiU derselben klasse nach diesem einen gerichtet haben, so
laben hier wahrscheinlich die der konsonantisch auslautenden
^rzeln der e-reihe mitgewirkt. Waren idg, a und ö schon
2tisammengefallen, so sind wohl auch die vokalisch auslautenden
iferha der ^-reihe mit im spiele gewesen*
d) Die a-reihe*
So weit die a-reihe vollstnfige präsentien bildet, entstand,
^ Veno das Germanische im sg* perf, wie das Griechische zu
pusten des a ansgeglichen hatte (vgL att. ndnf^ya aus *ninäfa
^ nt^yyv^i^ lat* päguiü ^ compäges usw.), ein zusammenfall
zwischen präsens- und perfektvokal, der den sieg der redu-
PÜkationsformen bewirken musste. Aber auch wenn das Germ*
iöi sg. peif. ö durchgeitihrt hatte, trat dieser zusaramenfall
doch nach Übergang von idg* a in ö ein : lag dieser also früher
*l8 die haplologie, so konnte sich nur das gleiche resultat
*ie in dem anderen falle ei^eben. Daher got. fatflök zu
*flökan usw,
2. Die präteritopräsentia*
Die haplologie musste natürlich ebenso gut die redu-
plizierenden präteritopräsentia wie die perfekta mit präteritaler
Deutung treffen* Am deutlichsten tritt der so bewirkte
BIcbard Loewe^
reduplikatiOTisverlost bei got. man^ munum hervor, das, wie
die übereinstimiDung von gr. fUfwvUf fn^iuftiv mit lat mmmi^
meminimus zeigt, idg* zwar präteritopräsens war, aber die
reduplikation dort üoch nicht verloren hatte* Der veriust
atellte sich natürlich auch im pl. ein, wo sich das verbom
der bei den einkonsonaatisch sehliessendeii pratmtaUonDeD
wrkenden analogiebildung entzogen hatte. Der graiid für
diese ausnähme vom analogiegesetz könnte lediglich in der
abweichenden präsentisclien bedentung von ^memnme an lüd
für sich gelegen haben; doch hat wahrscheinlich aucli der
umfitand mitgespielt, daas das ^ von ^bhe^^me usw. zu dei
e des präsens *bherü in beziehung gefühlt wnrde (vgL s, 302),
za ^memipnS aber auch kein formelles präsens existierte.
Allerdings kann bei einem oder bei einigen präterito-
präsentien ein redupllkationsverlust deshalb nicht stattgefiindöi
haben ^ als in ihm oder in ihnen von haus aus atheamtisdie
präsentia vorliegen. Sicher ist das, wie schon Höfer^ Gotl
23, 3 f. gesehen bat, bei nmd. dam ^ich wage^j konj, ^nt,
das ein as. *durmim^ got, *dmr^mim - ai* ^fi-im-mds voiws»-
setKtp Walirscheinlich richtig ist es anch, wenn man got
kunnum (wonach dann kann) aus idg, ^gn-m-me (vgl ä
jä-m-mds neben ja-ua-mi) und ahd^ iimmm (wonach dinn
ann) aus idg, *n-m-me oder ij-nu-me (letzteres nach BragauiQiii
Grundr,* § 646) entstanden sein lässt; doch besteht hier aucti
die mögliclikeit, dass präsentisches n frühzeitig in das per
fektum eingedrungen wäre, in welchem falle umgekehrt mum
analogiebildung nach avn aus ^enn für *aHnum aus *mim
sein würde. Bedenklicher ist schon, wenn Kluge in Paul»
Gruudr. P, 440 ahd. durfum als Hu-bUdung aus *purpum Ml
p aus pp aus idg, pn erklärt und dem aL ffp-j^u-mäs g^eic^
setzt, da f hier auch aus einfachem p verschoben sein knut
^ttnd die einander entgegengesetzten bedeutungen vöö durfm
.wir haben üötig"" und von tfp-}in-mas „wir werden befriedigt'
li nur schwer mit einander vermitteln lasseiL Was ater
'Üe abiigen prateritopräsentia des Germ, betrifit die ffliS?^
ükaloger weise erklären möchte, so kannten diese ai?
üJKatische präsentia alle nur wurzelprisentia gewesen ^
m äkI aber die wurzelprÄ^sentia in der seit vor der
ilreunung Überhaupt verhältnismässig seltai gew«fi«ü
auch meist nur noeb bei den haii^steu w<wr
)u starke prfttorHmn des GeTmuiüehen.
313
den, zu denen doch nicht alle germanischen präterito-
p^lsentia gehören* Zu den ein2ehieu germanischen praterito-
präsentjen sind aber in den verwandten sprachen nicht nur
keine wurzelpräsentia nachgewiesen worden, sondern es stehen
dort auch einigen derselben andersartige präsentia gegenüber.
So heisst es neben got. ga-dar$ ai. ausser dhf^-ijo-mi auch
är^-ü-mi^ neben got. skal lit. skeliü (mt skelMi), Letztere
form ist um so bemerkenswerter, als gerade das Litauische
die aus dem Idg, ererbten wurzelpräsentia festgehalten und
sogar noch weiter analogisch ausgedehnt hat (Brugmann,
Grundr. n, s, 911). An der peifektischen herkunft von got.
gadars ist aber um so weniger zu zweifeln, als auch ai,
dadhär^a „ich wage*' und das abgeleitete gr. TEda^ofjxoL „ich
lin voll mut" bedeutet (Delbrück, Grundr. 4, 179).
Es wii'd danach für die meisten präteritopräseutia wirk-
ffch perfektischer ui^spruug anzunehmen sein, wobei die be-
fcntnngsentwicklung keinerlei Schwierigkeiten machen kann
(Tgl. s*273tf0^ Man wird in den meisten germanischen präterito-
prÄsentien idg. primäre perfektpräsentia zu sehen und keinen
aast^ss mehr daran zu nehmen haben, wenn das got. perfekt
*ia? genau die gleiche bedeutung wie das lit. präsens skeliü
liat Änch got. gadars ist als verbum des affekts Tvohl nicht
mit Delbrück a. a. o. als sekundäres perfektprasens „habe
ml gefasst, getraue mich", sondern als primäres zu fassen
(Tgl. s» 276). Das Verhältnis von *dars zu "^dursum wird auch
den Uauptanstoss zur blldung des gleichbedeutenden dam nach
*dimmm gegeben haben (bei kunnmn und uminm war jeden-
faUs ein so direkter austoss zur büdung von katm und ann
nicht vorhanden).
Mit den griechischen und lateinischen präteritopräsentien,
[•die eine geistige regung bezeichnen ^ hat übrigens schon
Curäns, Griech. Verbnm 2-, 116 germanische gleicher art ver-
llichen, indem er hier nicht nur got man zu gr. ^iiftovu,
Iat_ metnintj söndeni auch got, ög zu gr. awxn^^^ gestellt
hat Allerdings bedeutet gr, ajfa/yj;<«i wie a^nf-tm „ich be-
trübe mich**, das verwandte got. ög wie "^aga (zn erscbliessen
tai mmgamh „furchtlos") „ich fürchte**, und der bedentung
öach vergleicht sich auch gr. <JfJ(« „ich furchte". Doch müsste
^40 gotische wort, wenn es als primäres präteritopräsens aus
4iiiildg. herzuleiten wäre, doch wohl seine form "^ig gewahil
lichard Loewe,
haben, wie in überemstimmung mit lat. ^ffi, co-gji and ahd.
iar angenommen weiden muss (vgl* s. 308). Es ist daher
trotz flxti^f^ftai und SiSttt wahrscheinlich, dass *^ja ^nnäeh^t
im Germ, wirkliche perfektbedeutung gehabt hat und in solcher
sia *ö,ja umgestaltet wurde, als für *da ein *öla usw, ein-
trat. Man wird dann fiir got, *affa die bedeutung „ich gerate
in furcht'', für ög die bedeutung „ich bin in furcht geraten",
daher „ich fürchte mich" anzunehmen haben. Dafür dass öq
als sekaodäres perfektpräsens anzusehen ist, spricht auch der
umstand, dass ein rest seines präsens wenigstens noch in
iimtgamU vorliegt, während die primären perfektpräsentia die
mit ihnen konkurrierenden wirklichen präsenüa schon voU^
ständig aus dem fehle geschlagen hatten.
Doch soll nicht geleugnet werden , dass auch vielleichi
noch das eine oder das andere germanis^che präteritopräsene^
sekundärer art sein kann. Hierhin gehört wohl got. ^aiio/i
da die idg. würze! naJc ^erreichen" bedeutet, so kann d^
ursprüngliche sinn ebenso gut „es hat (den gewünscht«
zuBtand) erreicht" wie ^es erreicht (den gewünschten zustaadV^n*^
gewesen sein*
Für die mehrzahJ der konsonantisrh anlautenden praterit ^-
präsentia ist nach den voranstehenden ausführungen red_ ^.
plikations Verlust anzunehmen. Auch die ablauts Verhältnisse
sind meistens einfache, wobei got. shihim wie munum
beurteUen ist Innerhalb der ff-reihe gilt das gleiche fiir
^emigan. Der zugehörige singnlar got. ganaf^, ags. §en&ai
zeigt noch die kürze des vokals, wie sie fttr eine a-wurzel
ursprünglich erforderlich war, mag hier germ. a nun idg. u
oder a repräsentieren: das isoliert stehende präteritoprasens
hat also den ersatz des kurzen perfektvokals durch eiaen
langen nach dem mnster der perfekta der ä-reihe mit schwonJ^
afcuflgem präsens nicht mitgemacht.
Schwierigkeiten könnte hier mötan machen, insofern wir
seine etyinologie nicht mit Sicherheit festst^eüen können. Doch
ist es das wahrscheinlichste, da^^s die verschiedenen modalitäts-
bezeichnungen, welche dem verbutn zukommen, aus derjeuigß'^
sinnlichen grundbedeutung bervorgewachsen sind, die n^^^
germ, selbst, nämlich in gol. gamöt, vorliegt. Ein „ich hn^^
räum" lässt sich doch aber wohl als ein ,jich durchmesse den
räum" verstehen, so dass die herleitung von der wurzel ^i
Daa starke Präteritum dee Germaniaeben,
315
„messen** in der that einige wahrscheinüclikeit hat. Es müsste
dann freilich die dehnstufige wtirzelform m^d zu gründe gele^
irerdeiij wiq sie in gr. fn^6of£ctt vorliegt. Der sieg der redu-
])likationBlosen form in ga-mot im gegensatze zu hUöt nsw.
"Würde sich dann hauptsäcMich aus der präsen tischen bedeutung
^es Wortes erklären; das ö wurde dann nach dem muster
4ler sechsten ahlautsreihe des Germ, in den pluval eiugeführt.
Kaum aus perfektischem Ursprung kann das ablauts-
irerhältnis von got. ma^^ magum erklärt werden* Nur wenn
man für den pL ein *memgitm entsprechend *rm'dum (anglisch
^mrdon) zu gründe legen wollte, würde es aus der eigenart
^er bildnng verstäudlich werden, wieso dieselbe durch eine
«ich direkt an den sg. anschliessende bildnng verdrängt werden
lonnte^ wiewohl man auch in diesem falle eher mugum (vgl
jtbigeres ahd. mugum) nach analagie vou skal, skulum er-
irarten sollte. Da aber auch die existenz eines *memgiim
sehr fraglich ist, so wird man Wer überhaupt eher an einen
Übergang aus der präsentischen in die perfektische flexion zu
Heiken haben. Doch kann das wort kein ursprüngliches
^warzelpräsens gewesen sein, da es auch in diesem falle im
pl. mu' aus idg, m- zeigen müsste. Man wird daher mit
Bru^mann, Grundn 2, s. 1255 mag, magum aus einem präsens
mit betontem themavokal, wie es noch in abg. moga vorliegt,
herzuleiten haben: offenbar war möi, das auch die bedeutung
-ich kann*^ hatte, dasjenige wort, nach dem sich mo^ iji seinen
«"üdungen gerichtet hat, wahrscheinlich freilich erst, nachdem
*tie präteritopräsentia präsentische infinitive und partizipien
:<Bbildet hatten.
Von vokalisch anlautenden präteritopräseutien kennt das
*j^rm. ausser ahd. am} und got, ög nur nach got, aih^ aignm^
^Hs die 0r die vokalisch anlautenden perfekta des Idg,
- '^^^ode regel der einfiihrung der vollstufe auch in die eigen t-
li sehwundstuiigen formen getreulich befolgt. Allerdings
Ifegt in ai* iSfi ans unbekanntem gründe noch die wirkliche
Schwundstufe des idg. perfektthemas dlJc vor, das aus kon-
^ktion des reduplikatiousvokales e und einer wurzel eik oder
^Ü entstanden ist.
316 Bicljärd Lotw^,
IV. Die reduplizierenden präterita im West-
germanischexi tmd Ifordisehen.
1, Der kootraktioustypus.
Das Verhältnis, welches die im Gotischen noch redu
pürierenden präterita zu üen ihnen im Nord- and Westgern^::^
entsprechenden eionehraen, hat der forschung bisher aussei::^^
ordentliche Schwierigkeiten hereiteL Um diesen schwierigkeite^^^
zu entgehen, haben Brugmann und Word einen teil d^^s^
nordischen und westgermanischen formen, nach denen ä^^^^
übrigen sich gerichtet haben sollen, als unreduplizierte hildungv^u
von langdiphthongischen wurzeln erklärt, was sich jedoch a»^s
verschiedenen gründen nicht aufrecht ei halten lässt (Beth ^g^
in Dieters Laut* u, FormenL § 196 anm.)< Aber auch dai^ot
ist nichts gebessert, wenn Otto Hoffmann JVp«g 33 ff. nur in
den präteriten selbst die langdiphthonge entstanden sein lässt:
er geht hierbei von Streitbergs gewiss mit Scharfsinn aufgesteUt^tm,
aber doch keineswegs bewiesenem dehnstufengesetze aus i:mti(i
muss überhaupt zur durchfiihrung seiner theorie hypothese ai
hypothese reiben. Es ist aber auch ganz natürlich, dass j^de
erklär nng scheitern mnsste, welche die nord.-westgerm. forianea
von den got. trennte: denn es wäre doch höchst wuaderl3ar,
wenn fast allen im Gotischen reduplikationslosen präterilea
nordisch und westgerm. die lautgesetzlich dazu stimmen «3en,
fast allen reduplizierenden präteriten des Gotischen aber ^iue
ganz abweichende bildungsweise im Nordischen und \^ est-
germanischen gegenüberstehen sollte. Vielmehr deutet .Dilles
daranf hin, dass, nachdem die Goten sich aus der nähe der
Westgermanen entfernt hatten, d. h. an das schwarze ixieer
gezogen waren, das Nordisclie und Westgermanische geoi^ifl-
sam die reduplizierenden präteritA umgestalteten. Es maclrt
auch keine j^^chwierigkeitenj die vokale der nord.-westg-em,
formen durch kontiaktion des reduplikatiousvokals und der
wurzelvokale zu erklären. Nur weil man bisher nicht gewuM
hat, auf welche art and weise der zwischen redoplikatioiis-
und wurzelvokal stehende konsonant geschwunden war, hatte
man die erkJärung von einem ganz anderen punkte aus Ter-
suchen zu müssen geglaubt.
Das starke präteritam den Germamechen.
317
A, Der konsonantenyerlust.
Da in der fiir die uoibildung der reduplikatioBspräterita
In betracht kommenden zeit kein einziger iiitervokaliseher
koQsoDant ausgefallen ist, so bat niaiij so weit man hier
überhaupt an der ideotität der gotischen und der nord.-west-
germ. formen festhielt, die Verschmelzung des reduplikations-
imd des Wurzelvokals als einen lautgesetzlichen akt meist
nur för die vokalisch anlautenden verba angenommen. Gegen
fiie annähme indess, daj^s die präterita mit vokalischem anlaut
allein das muster zur Umformung abgegeben hätten, haben
Ändere mit vollstem rechte geltend gemacht dass diese hierzu
weder zahlreich noch häufig genug gewesen sind. In der
r-reihe und in der ^ -reihe sind solche überhaupt nicht vor-
banden, so dass man, wenn man von den vokalisch anlauten-
den Verben ausgeht, zu den hierhin gehörigen präteriten (wie
auch zu denen von fähan und Mhan) nur auf umwegen von
den übrigen reihen aus gelangen kann (vgl. Holz, Urg. geschU
e 33 £), Von den auf doppelkousonanz ausgehenden wurzeUi
der a-reihe lautet vokalisch nur got alj/an an, ein gewiss
nicht sehr häufiges verbunij das überdies vielleicht schon in
der zeit, als das Nordische und Westgerm., aber nicht mehr
das Gotische, gemeinsame neuerungen durchmachten, unter-
gegangen ist, da es aisl. nur das partizip ahletin^ in den ver-
schiedenen westgerm, dialekten aber überhaupt nichts hinter-
lasieu hat (ags* nur ealdianj ahd, nur aUmt), Das verbum
QTjan (aisL ef'ja^ ags* eriauj ahd. eriati) aber kann bei der
Umbildung überhaupt nicht mitgewirkt haben, da es sonst vor
allem seine eigene klasse, den typns hafjan (aisl hefja^ ags.
Ä^Wat^j ahd. Mffan) und darin besonders sein reimwort ^mvar-
itt« (aisL ^verja, ags, , as. swerian ^ ahd. stvt^ian) nach sich
Sß^ogen haben müsste. In der ai-reihe kommt nur das seltene
ahd. eikhan „opfern**, eigentlich „zusprechen" (= got. *aikan
iü afaikan) in betrachte das gewiss auch in den übrigen
dialekten, in denen es sich überhaupt nicht mehr nachweisen
Ifest, nicht häufig gewesen ist. Was endlich die öftt-reihe
Wtrifft, so ist iüsl. ausa im Westgerm, überhaupt nicht nach-
weisbar, während dem aisL mika {- got aiikan) ein ags.
*'«icia»| as. ökiaUf ahd. ouhJiön gegenübersteht: da im Ags.
gerade nur eacen als adjektiv» im As. nur das entsprechende
^kan vom starken verbum übrig geblieben ist; so ist der
318
Eichard Loewe,
Übergang des verbnins in die schwache konjugation wahr-
BcheiJilich schon ein gemeinsamer akt des Westgermanischen
gewesen. Nur für das Nordische wäre es an und für sich
nicht UDdenkbar, dass auka nnd ausa allein die konsonantisch
anlanteoden verba der gleichen klasse nach gich gezogen
hätten: doch könnte das bereits aus gotonordischer zeit stam-
mende *haggwan (aisL hgggva) sich nicht nach ihnen gerichtet-c
haben. Eine form wie aisL hjo muss eben lautgesetzlich sein,
ebenso gut wie ap. heöf (vgl s, 298). Allerdings Uesseci^Z'
iich hjo und heof durch yerlust des intervokaüschen h im-^^^^
einzelleben des AisL und des Ags. erklären» An und für sic^^^
wäre das ja auch bei den altnordischen und angelsächsische^^
mit h anlautenden präteriten der umgebildeten ganzen reih^^ij
möglich, die Bethge s. 362 deshalb auch als muster für (^ie
Umbildung mitbetrachtet hat: doch sind formen wie aisl h^
ags, het von as. hi% ahd. hias nicht zu trennen; die gaiMse
Umformung ist eben im Nordischen, AngloMesiscJien m^i
Deutschen tiberall in gleicher weise erfolgt und offenbar äh/
einen einheitliclien akt zurückzuführen.
Reichen nun aber die vokalisch anlautenden verba ui-
mÖglich als muster aus, so nmss doch auch mindestens M
einem teile derer mit konsonantischem anlaut noch liegend m
lautwandel den Schwund des anfangskonsonanten oder der
anlautenden konsonantengruppe der zweiten silbe bewirkt
haben. Da diese nun aber nach den allgemein gütigen kot-
gesetzen erhalten bleiben mussten, so kann der konsonanteD-
ausfall durch nichts anderes als durch die besondere struktar
der reduplikationsformen veranlasst worden sein, die ja wie
zu haplologien so auch zu koRsonantendissimilationeu hänfis^
genug anlass bieten. Für unseren fall können natürlich ßß^
die ein konsonantisch anlautenden verba in betracht kornJUCB*
Ein gleicher lautwandel wurde bereits s, 2^5 für das Ui-
angenommen, wo auch genau entsprechende beispiele aus Ter
schiedenen Sprachgebieten angeführt worden sind.
Besonders kommt hier wieder das altirische lautgeset2
in betracht, dessen bedingung Richard Schmidt, li\ 1| ^
dahin formuliert, „dass auf das hochbetonte, nicht in vorlet^r
ßilbe befindliche o eines Wortes ein konsonant -|- ^ oder i +
derselbe konsonant folgt" und für dessen Wirksamkeit in nicht
reduplizierten formen er cöimmchlmtd „Wechsel" aus ^com-i^'
1
Das Et«r1t(> piHtontam de« Gemumischen.
319
cMöud und cäimthecht ^societas^ aus *'€om'im'thecht als bei*
spiele angibt. Die gernianische dlssirailation hat mit der alt-
imcheii das gemeinsame^ dass der schwindende konsonant
im mittelbar hinter dem haupttonigen und immittelbar vor
eineDi nichthaupttonigen vokal steht.
Das germanische dissimilationsgesetz lässt sich folgender-
tnassen formulieren: ^folgt auf eine aus konsonant + ^ be-
stehende haiipttonige anfangssilbe derselbe konsonant + vokal,
so schwindet der konsonant an zweiter stelle,** Die formen
des darcb anglisch reordon aus *rerdum repräsentierten typus
fconnten natürlich von diesem gesetze nicht betroffen werden.
Selbstverständlich gilt das erst recht von formen, in denen
^wi© in "^sezöj woraus aisl. sera, der grammatische Wechsel
zwischen redupUkatjons- und Wurzelsilbe nicht ausgeglichen
worden war. In den meisten fiillen waren allerdings nach
aus weis des Gotischen solche ausgleichungen eingetreten, wie
das auch ganz natürlich war, da sonst die reduplikations-
empfindung gestört worden wäre. Ausnahmen finden sich nur
einige bei s wie aisL sera und got» salzig: was hiervon der
^rund war, dürfte schwer auszumachen sein*
So bleiben als wirkliebe aufnahmen nur as. deäa - abd.
feto und aisK rera übrig* Was deda betrifft^ so kann daraus
entstandenes *dm^ nach dHun, das wegen seiner vokallänge
der dissimilation nicht mitunterlegen war, unter der einwirkung
von nerida neben neridun zu deda wiederhergestellt worden
Sein, Doch musste auch die singularforni selbst von anfang
an erhalten bleiben, wenn die dissimilation zu einer zeit ein-
trat, in der urgerm, anl. /f schon zu d, aber noch nicht west-
g^nn* inh d zu d geworden war.
Bei rera könnte die ausnähme um so merkwürdiger er-
fiebeinen, als sonst r gerade am meisten unter allen lauten
Von den verschiedenen arten des springenden lautwandels
betroffen wird. Doch konnte eben diese erscheinung uns
^elleicht zn einer erklärung verhelfen, indem bereits vor
ßujtritt des dissimilationsschwundgesetzes die beiden r im
Kordiseben in der weise dissimiliert worden wären , dass eines
^m beiden palatale ausspräche angenommen hätte. Dass die
beiden r des Altnordischen nach bestimmten lautgesetzen mit
ßiuander wechseln können, zeigen die altdäniscben runen-
^J^sditifLen des 10. Jahrhunderts, in denen S nach dentalen
320
Rietiard Loewe,
ZU r geworden, nach gutturalen nnd labialen aber sowie nacU
vokalen unverändert geblieben ist (Wiinmerj Runenschrift 297).
Da ferner in sprachen, in denen es zwei verschiedene r-
laute g:iebt, auch ein im silbenanlaut vor vokal stehendes r
durch ein zweites in gleicher Stellung befindliches einer
nachbaralbe zu einem anderen r-laut werden kann, zeigen.
gr* Tdüog, Ttkfjtor, TuQig, Ta^ia, Tagiag^ nnr dass hier keine
dissimilation, sondern eine assimllation stattgefunden hat
(Schnitzer, KZ. 14, 1^65 f.). Doch wäre für das Nordische
auch wohl die m5glichkeit nicht ausgeschlossen, dass die
Skandinavier das alveolare r von rera an das palatale von
sera und snera angeglichen hätten, wie denn die in jungereü
nordischen runeuschriften übliche Schreibung des nom* sg, der
r-stämme mit B im auslaut im gegensatz zu dem r im ans*
laut der übrigen ca^us nach Wimmer a. a. o. vielleicht der i
wirklichen ausspräche entspricht und einer einwirkung der
casusendung -B im uom. sg. mehrerer Stammesklassen seioe
entstehung verdankt
Die nordisch- westgermanische dissinülation müsste freiließt,
wenn sie genau in demselben sinne wie die altirische ate
lantgesetz betrachtet werden sollte, auch alle formen, ^^
keine reduplikatimispräterita sind, aber die oben angegeb^ß^
lautfolge besitzen, in analoger weise treffen. Beispiele hieMtirf^
weiss ich allerdings nicht anzugeben. Aber es dürften ^^icli
auch schwerlich beweisende beispiele für das gegenteü ^^^-*uf-
finden lassen, d. h. formen, bei denen nicht durch cinwiric^^uöK
einer verwandten form der zweite konsonant hätte wie -^er-
hergestellt werden können* So kann gewiss ahd. he^^tam
^häher** die erhaltnng seines zweiten h einer nebenform wie
*hifnra oder Viehra verdanken, bei welchen wieder an kon-
taminationen mit formen nach art von ags. hi^ora^ aisL Iss^^egfM
zu denken wäre. Da sich indess ein zwingender bewefe^=^ IB^
das lantgesetz als solches nicht führen lässt, so kann hier
die frage nicht umgangen werden, ob hier nicht vielleich^^B üb
dissimilation in einem anderen sinne als in dem eines sti'e ~^Migen
lautgesetzes gewirkt hat. In der that kommen ja g^i^de
beim springenden lautwandel fälle vor, in denen derselbe? nwr
den zwecken des wortwandels dient, so wenn die metatlies/i
in gr. Iv^ijti aus ^XvTTj^t in anlehnung an ikv^r^v oder in
dptfmxm aus dßnla/m in anlehn uug an ififfd erfolgt ist
Das s^rke prSteritum des Gennanisf^hen. 321
(Brugmauüj Griech. Gr.^ s. 104). Für UBseren fall Hesse sich
denken, dass die djssimilation deshalb eingetreten wäre, qid
durch Überführung der kleineren Masse der reduplizierenden
präterita in die grossere der ablautenden eine einheitliche
präteritalbildiing bei den starken verben zu schaffen ; freUicfa
wftrde man wohl auch bei dieser annähme vorauszusetzen
haben, dass die dissimilation da, wo sie zuerst entstand, rein
lantge^etzlieh war, deshalb aber, weil sie für die starken
praterita eine solche Vereinfachung bot, sich hier über das
ganze nordisch ■ westgermanische gebiet verbreitete» Wenn
nun freilich die dissimiladon nur im dienste des fomienwandels
erfolgt wäre, so hätte doch wahrscheinlich die analogiehüdiing
bei den zweikonsanantisch anlautenden verben nach dem
mnster der einkonsonantisch anlautenden noch bei derselben
generation stattgefunden, welche die dissimilation seihst voll-
zogen hatte* Da nun aber von einem zweikonsonantjBch an-
lautenden verbum noch ein redupliziertes Präteritum in nor-
thumbr. blefia (Lindisfarne gospels Joh, 12, 22) vorliegt, so
^ird man doch wohl besser bei der annähme stehen bleiben,
dass bei den reduplizierten prateriten im Nord- und Westgerm*
eine streng lantgesetzliche dissimilation erfolgt ist
Die form hhfta erfordert hier noch ein näheres eingehen
zunächst deshalb, weil ihre echtheit von Sievers, PBB. 26, 557
lestritlen worden ist* Dass bhfla als reduplikationspräteritmn
anzusehen ist, hat nach Füchsel Änglia 24, 75 Schick erkannt
und dabei die Zustimmung Pauls gefunden. Dem gegenüber
hält es nun Sievers für wahrscheinlich, dass man es in blefia
nur mit einem Schreibfehler zu thun habe, indem das -fta des
Wortes ans dem inmflauU des unter der angelsächsischen
Übersetzung stehenden lateinischen textes zu erklären sei und
Bein Zusatz i ^Men^* die richtige form herstelle. Es ist ja
allerdings nicht unmöglich , dass jemand bei gedankenlosem
schreiben aus der Übersetzung in den darunter stehenden
grandtext hineingerät; aber zu den häufigeren schreibfehlem
gehören solche versehen doch wohl gewiss nicht* Für unseren
Ml wäre noch besonders merkwürdig, dass der schreiber,
noch bevor er bkmi zu ende geschrieben, in das lateinische
Wort und zwar auch gleich meder in dessen mitte hinein-
geraten sein soUte. Vor allem aber wäre, wenn sich wirklich
bei niederschrift des angelsächsischen wertes das lateinische
Bichard Loewe«
eingedrängt hätte, nicht emzmehm, warum denn letzteres
nicht auch bis zu ende geschrieben wurde. Merkte der
Schreiber seinen feliler, als er eben das a von bleßa ge^chiieben
hatte, warum korrigierte er sich dann nicht sofort, sondern
schrieb erst on hice hinter bleßa ^ beyor er I ^ebho*' on him
hinzusetzte? Nach Sievers sind wenigstens im Matthäus« den
er allein koUationiert hat, die i-zusätze ^zwar meist von
gleicher hand, aber in roter tinte, d. h. offenbar nachträglich,
auf grund einer zweiten vorläge» eingetragen"* In der that^
werden sich auch im Johannes die dort sehr häu%en, durcbq
l eingeleiteten Zusätze kaum anders als durch eine zweii
vorläge erklären lassen, aber nicht in der art, dass su^
korrektureo, sondern in der, dass sie nur gleichwertige iibi
Setzungen enthalten sollen. So ist z, b. 20, 20 gauid ^'^l
durch gefeadon l ^Imde ueron^ 14, 31 ampUiis durch fordor-
niaruf gleich darauf löquebatur durch gesprtBc f sprecmid u^^^
wiedergegeben. In unserem falle geht sogar nicht nur
Sebleti'* on 7*m, sondern auch schon dem blefia on hiw ein /
voraus, so dass die gleichwertigkeit beider lesarten hier dujcfi
ein vel-vel noch besonders angedeutet worden zu sein scheine
Wenn blefla nach Sievers in den Lindisfarne gospels „über
3(1 normal gebUdet^ gegenbelege wider sich hat**, so lege kb
wenig wert darauf, dass nach meiner theorie die 11 ein-
konsonantisch anlautenden (8 von säwauj 1 von ahmumi, 2 vou
rowan) garnicht in betracht kommen können, sondern betone
nnr, dass gegenüber den IT formen dieser art von emimn
und den 7 von blawan selbst eben in blefla eine schon m
ältesten überlieferten Northumbrischen absterbende bUdang
vorliegt.
Zur entstehung von ^blefla bemerkt Füchsel richtig, dJ
sich ein wie got, saisö gebildetes *be4dö ags. regelrecht
*befta entwickeln musste, wobei er bona aus *han& vergleicl
Die Wiederholung des l in der reduplikationssilbe möchte
als analogiebildung nach dem prasens erklären. Jedeut*
lässt sich die einfügimg des l daraus begreifen, dass
stattgehabter dissimilation nur noch recht wenig reduplizien
präteritalformen übrig waren, bei denen zudem die vertei
über verschiedene gnippen die empfindung der einheit
mnsste. Empfand man formen dieser art überhaupt
mehr reduplikatorlseh (und bei ^beßa war das besonders
Baa Btarlcc prät«nttim des Germam sehen. 323
möglich, weü sich h und f nicht genau entsprachen), so
milderte man ihre abnormität durch angleichung an das
ptsens wenigstens im konsonantischen aulaut; fühlte man
aber die reduplikatiou noch hindurch, so verdeutlichte man
dieselbe noch durch einfügung auch des zweiten konsonanten
in die redoplikationssühe«
Trifft diese aufiassung von blefla zu, so folgt daraus
weiter die richtigkeit der annähme, dass das tv von ags,
llitivan^ bleow^ row'a«, reaw usw. ursprünglich nur ein präsens*
Suffix gewesen ist (Eethge § 187)* Es begreift sich ja auch,
liass das w leichter an die für die sprachempfindung ablauten-
den präterita, die sich gut in das allgemeine konjugations-
System fugten, als an die ganz aus dem System herausfallenden
und noch reduplizierenden präterita antrat. Wenn *befla nicht
mehr reduplikatorisch empfunden wurde, war es wohl iiber-
liaupt unmöglich, dass es noch ein tv erhielt, da in diesem
Mh nur U- als wurzelhaftes dement und -efia nur als
isolierte enduug gefühlt wurde.
Bei den meisten nntergnippen der reduplizierenden präte-
iita bildeten die einkonsouantisch und die vokahsch anlautenden
zusammen die majoritätp so dass sie das muster für die zwei-
tonsonantisch anlautenden abgeben konnten. Bei den vokalisch
aiisiautenden verben der ^*reihe freilich sind die zweikonso-
nantiscb anlaatenden ebenso zahlreich wie die einkonsonantiscb
Anlautenden gewesen (ags. bldwan^ cnäwan^ cräwan^ prawan
Heben mdwan^ säimih umvan, ahd* najan); es ist aber leicht
^begreiflich, dass auch hier die einkonsonantisch anlauteuden
"Verba siegten, da sich überhaupt ablautende präterita besser
aJs reduplizierende in daa ganze verbalsystem fügten* Doch
lilogt die erhalt uiig von blefla noch iin älteren Northumbrischen
"W'Ohl damit zusammen, dass es in dieser reihe ags. mehr
ÄWeikonsonantisch als einkonsonantisch anlautende verba gab,
freilich ist der drucltj den die übrigen reihen ausübten,
*>ffenbar auch der grund daflir gewesen , dass auch in der
<^-reibe die kürzeren formen durchdrangen, obwohl hier unter
^^Xk vokalisch auslautenden verben nur ags. rowan^ und unter
^^n konsonantisch auslautenden nur ags, wvpant as. wopia7i^
^Ud. wu&fan (mhd. mwfen) einkonsonantiNch, in beiden gruppen
*^^in einziges vokalisch anlantc^te and obwohl b(*i letzterem
^uf aga.-as. gebiet nur vom part* prät, nicht auch vom präs,
^Us eine proportionelle analogiebildung möglich war.
21*
324
HichaTd Loewe,
B. Die Yokalidcheii Verhältnisse*
Bei einer betrachtung: der vokalTerhältnisse in den efi
zelnen uaterabteilungen der umgestalteten reduplikatioi]
präterita empfiehlt es sich, wegen der unter ihnen herrschet:^
den wecbselbeziehuagen möglichst immer dieJBDigen zusammen
zubehandelD} die den gleichen kontraktionsvokal anfweis^^
Es werden hier zuerst die verba mit ^* als kontraktionsvot.^
dann diejenigen, bei denen an stelle des b^ meistens e oder x%
letzteres auch eo steht, und an dritter stelle die mit eo ^
kontraktionsvokal besprochen werden; zum scUusse wird noc4
über die faUe gehandelt werden, in denen e^ an stelle eijjes
erwarteten eo oder eo an stelle eines erwarteten e* auftritt
d) B^ als kontraktionsvokaL
In der ai-reihe i^Tirde im sg. prät. e mit dem aus ai in
unbetonter Silbe entstandenen ^ zu ^* kontrahiert, das im
allgemeinen auch im pL durchgedrungen ist.
Ägutn. hit und die aisK nebeuform Int beruhen nacti
Noreen, Äschwed. Gr. § 541, anm, i auf einem einstigeü pl
Viitumy d. h. der sg. aisl hetf aschwed, hmt hat die yokal-
tarbung des pL erhalten» Da het einen pl. heiom bildete» so
wurde nun auch zu heit ein pL heitom geschaffen. Eine
Sonderstellung gegenüber heifa und leika nimmt im Aisl.
mdpa ein, das als starke formen im sg. prät, nur smipni
im pl. nur suipom kennt. Eine genügende erklärung für die«
erscheinung ergibt sich wieder nur durch die annähme, im
die zweikonsonantisch anlautenden verba die dissimilation nkb\
mitmachten, die reduplizierenden formen also etwas länger
erhielten. Während nun het^ Miom ein hmt^ ^hitom und ift.
Ukom ein Heikf *likom zurückdrängen konnten, vermoehteB
dies *8emi^, *Besttepomj die nun zu sehr aus der aUgemeinen
bildungsweise herausfielen, bei stteip. suipom nicht: vielMehr
rissen letztere formen die alleinherrsch aft an sich. Ihre isolierte
Stellung hat dann freilich auch die erzeugung schwaßher
nebenformen, die bald die häufigsten wurden, veranlasst
Bei den konsonantisch auslautenden verben der e-refli^
waren die analogischen formen mit e im Präteritum schofl
überall auf nord.-westgerm. boden die gewöhnlichen geworden*
als die dissimilation eintrat; dass diese Umbildung m all-
gemeinen nicht auch auf die vokalisch auslautenden ver^**
übergriff, lag daran» dass sie durch das konsonantiscb ^^'
Das starke prStciitimi äes GermomscheTi. 325
Jatitende slBpan veranlasst worden war, Aucli hier entstand
durch koutraktion des e mit unbetontem e ein ^*. Altnordisch
verursachte dann der zusammenfall mit dem sg. prät. der
ai-reihe nahen den pluralformen mit aus dem sg. stammenden
€ auch solche mit i: aisL Utom^ agutn. lüum^ gritum. Infolge-
de^en drangt dann auch ei in den sg. (aisl. leit reip^ greif,
asehwed. let^ r^p^ gr^) und von da wieder in den pl (aschwed.
r^hom^ gr^(om). Und um den parallelismus voll zu machen,
hat sich aisl, lit nach seinem reimwort hU^ agutn, llt nach
hit gebildet: wahrscheinlich hat auch das in der mitte zwischen
Westnordiseh und Altgutniseh gelegene Altschwedisehe ur-
sprünglich an dieser analogiehildung teil gehabt, *Ut aber
wieder wegen der zahlreichen nebenformen {Imt^ Ut, löt)
verloren,
Beziehungen zwischen den beiden zuletzt behandelten
klassen haben auch im Westgerm, bestanden, wie sich am
deotMchsten im Anglisclien zeigt. Die mit einfacher liquida
anlautenden konsonantisch auslautenden verba der 6-reihe
haben hier die volle Schwundstufe mit vorhergehender redu-
pUkation erhalten (vgl s, :ilO) und auch in den sg, eingeführt:
Tßordon^ reord aus *rerdunj *reri^ leorlün^ leort aus ^Mhin^
*leU, In dem für l stehenden r des letzteren Wortes wird
man schwerlich mit Scherer Zur Gesch. d. deutschen Spr* 261
eine analogische neuerung sehen dürfen, da sich nicht ver-
stehen hesse, weshalb sich das häufigere wort nach dem
selteneren gerichtet haben sollte. Besser wird man znr an-
nähme Schleichers Corapendium* § 308 anm., dass hier eine
Dissimilation der beiden l vorliegt ^ zurückkehren, Osthoffs
einwand PBB, 8, 560, dass dann auch in Imk eine dissi-
nüation stattgefunden haben müsste, ist nicht stichhaltig, da
beim springenden lautwandel alle den beiden in beziehung
gesetzten lauten benachbarten laute als bedingende f^iktoren
mit in betracht kommen: in leolc war zudem das zweite i,
weil es vor Je stand ^ guttural geworden, was sich deutlich
darin zeigt., dass brechung des ags. e tm eo nur vor l, dem
ein € oder ä, nicht aber vor einem, dem ein anderer konsonant
folgte, eintrat: das zweite l von koh glich also garnicht wie
das von ""koU dem l des anlauts. Wichtig ist nun, dass
^rerdun und ^MtuHj die einzigen einkfmsanantisch anlautenden
ploralpräteiitalformen von konsonantisch aui^lautendeu verben
Ichard Loewo,
der e-reihe, im Anglischen die einkonsoEantisch anlaotendeii^^^
verba der ai-reihe nach sich gezogen und so die yeranlassou^^^
zur bildung von Viehtun (hehion) und *leJkHn (lelcon) ge ,^^,^
geben haben. Das war nur möglich, nachdem die ursprün^^^^
liehen singularpräteritalformen beider klassen (red und ä^^^|
wie noch westsächs.) einander gleich geworden waren. Mer^^-j,*
würdig könnte es freilich scheinen, weshalb hier angliseh d^^g
pluralformell in den sg- gediningen sind, während doch tr^^g/
den übrigen reduplizierten präteriten aucli im AngUschen Vk..^^^
ancb bei den hier in betracht kommenden klassen aus^rh :^5
des Angliscben die singularformen gesiegt haben. Es lag ^3ai
offenbar an dem zusammenfall von b^ und ^* im Anglisct^«]]
infolgedessen sich hier die präterita *iet und *rerf von ib.^^|}
präsentien Uta und reda im wurzelvokal gamicht mehr unter-
schieden. Bei der völligen ausgleichuug der nuiueri riclLt:ete
sich dann auch weiter im Anglischen auch in der ai-kUi^$e
der Singular nach dem plural, weil dadurch hier das vor.
handensein einer besonderen klasse mit e im Präteritum auf-
gehoben, also wieder eine Vereinfachung geschaffen wurde.
Einen beweis für das einstige Vorhandensein einer Ab-
stufung bei den reduplizierenden präteriieu bilden neben Am
genannten nordischen und anglischen formen auch die Ter-
elnaselten ahd, furleisB^ firleiszi, die dem aisi leit entspredien
{Noreen, Aisl. u. anorw, Gr.* § 432, anm. 1)* Offenbar siaÄ
sie auch wie dies leit zu erklären und setzen die einsti^^
existenz von *hÜ2iifnj *lizzum voraus. Wahrscheinlich ga.^
es einmal eine zeit, in der im ganzen Nord.-Westgenu* aac;;-^
die konsonantisch auslautenden verba der ^-reihe im pl prlC^
auch formen nach dem typus aisL .^uipom sowie die verb^^"
der ai-reihe auch solche nach dem typus anglisch reordon iu::-^^
pl. prM, bildeten: wo dann nicht wie gewöhnlich die dritte:^^^ *
art der bildung nach dem sg. siegte, liiang einerseits auff^^
nordischem, andrerseits auf deutschem boden der typus suip&mf^-^
in der mitte aber auf anglischera der typus reordon durch.
Die der s*reihe angehörigen zweikonsonantisch aulantBndeu
verba got. sUpatt^ gr^tan^ ags» ondrwdan kennen neben Ihrei*^^^
einstigen siugularen ^seslepa, ^^egröta^ '^'dedröda als plural^^' **
ursprünglich nur *seslupume^ *ge^utume, "^dedrudnme ent---^
sprechend "^ref^iunief ^leltume gehabt haben. Wegen de' ^^^
Unterschiedes vom präseosvokal werden dann Mar zanick^^^
Das starke prfiteritaiii des Gennanisclien.
327
*^upfime^ ^gnitiime^ *druäume dorchgedningen sein. Über
*grHtvm€ vgl. s. 31 L Für *drridan lag ein reimverbum in
^^an vor, so daas sich hier gegen die ansieht Scherers^ Zur
Oesch. d. deutschen Spn- 261 von einer analogiebildung keinerlei
zweifei erheben kann: daher hier auch westsächs. ondred,
tmdredon wie anglisch ondre&rd (ondreard)^ ondreordoih Kein
masterverbum gab es dagegen bei Blepan. so dass '''shipume
aach keine andern formen nach der CT*-reihe (wie *^rtäume)
Ixervorrief und vielmehr selbst überall mit ausnähme des
Anglischen nach der allgemeinen regel dem vokalismus seines
siogolars unterlag; im Anglischen aber wurde das verbum^
um den znsammenfall des präteritalvokals e mit dem gleichen
präsensvokal zu vermeiden, da eine analogiebildung nach den
€itikonsonantisch anlautenden verben gleicher reihe zu schwer
aussprechbaren ^formen geführt hätte, in die alles aufnehmende
schwache konjugation übergeführt. Das zweisilbig aolauteode
verbum der ai- reihe ags, scädun hat vielleicht auch einmal
anglisch (wie westsächs.) ein Präteritum sced gebUdet; doch
stand dies zu isoliert, nachdem im Anglischen hei nnd Uc
verschwunden waren, abgesehen davon, dass es diesen in
ihren analogischen plnralbildnngen so wenig wie slepa hatte
folgen können. Auch hier trat daher schwache fiexion ein.
h) e neben dem kontraktionsvokal e^.
^ft Iß der reihe, die hinter dem a nasal oder liqmda + kons.
hat, steht in dem grösseren teile des Nord.-Westgerro* e, in
dem kleineren ^^ als präterit^ vokal* Wenn man von der
kontraktionstheorie ausgeht, muss man natürlich das letztere
aJa das ursprüngliche ansehen. Dass ^^ hier erst analogisch
ftr e eingetreten wäre, ist auch deshalb unmöglich, weil sich
die verbä mit präsentiscbem monophthongischem a -\- konso-
Qantengruppe nur nach denen mit monophthongischem a -f
konsonant, nicht aber nach denen mit präsentiMchem ai oder
^ hätten richten können; an eine lautgesetzliche entstehung
des ^* aber aus e ist natürlich noch viel weniger zu denken-
Auch wird sich die aisL nebenfönn heilt kaum anders erklären
lassen, als dass es zu einem *J^t gebildet wurde, weil ein
heit neben hei und ein leit neben let bestand; das ei hat
dann die kürznng, der das e* vor konsonantengmppe und
4oppelkousonanz unterlag, nicbt mitgemacht.
Wenn man ge^eu die ursprün^lichkeit des e* den ein-
wand erhoben hat, dasB es nur im Ahd. nnd aach hier nielil
ausschliesslich hen^sche, während das Nord,, Ags. and As. e
aufwiesen, so könnte eben diese majorität der dialekte nur
dann in die wagschale fallen, wenn dieselben niemals einander
benachbart gewesen waren. Da aber eine solche nachbarschaft ,
vor dem abzuge der Angelsachsen bestanden hat, so kann
natürlich die kürzung des ^^ vor doppelkonsonanz auch nochi
eine der zahlreichen nordisch- westgerra. neuerungen geweser
sein* Von den übrigen neuerungen dieser art unterscheide^:^
sie sich nur dadurch, dass sie nicht das ganze westgemrzj
gebiet getroffen hat. Ganz ähnlich wie später die vom alpeizi^^j
gebiete aus vorrückende hochdeutsche lautverschiebung nacr;:::^]
norden zu sich abgestuft hat^ so hat die offenbar vom ni^^j^.
dischen kommende kürzung des e^ vor konsonanteiigrup -^^g
und doppelkonsonanz nach Süden zu abgenommen und ^^
noch vor erreichung der südgrenze des Deutschen vol]stanc3/^
zum stillstand gekommen; natürlich spielte aber hier wie i^mDrt
auch der unterschied zwischen westlichen nnd östlichen ^e
bieten mit,
Doppeltbrmen, ja sogar dreifache formen finden sich tijer
im Mittelniederländischen, worüber Franck, MnL Gn § lä?
und ZfdA. 40, 31 ff. gehandelt hat Derselbe ist wohl ün
recht, wenn er das nebeneinander von hieltj hieMen und häl
helden durch kürzung des <?- nur vor auslautender konsonaateij-
gruppe erklärt, da im inlaut der zweite konsonaut zur folgen-
den ailbe gezogen wurde. Dagegen ist es wenig wahrscheinlici,
dass bei viel, viehn neben vel^ vellen nun umgekehrt der
lange vokal sich im sg, gehalten haben soll: vielmehr durfte
hier die kürzung des ^?* vor anslautendem langen l gleich-
zeitig mit der vor l + kons, eingetreten, dagegen vor dew
sich auf zwei silben verteilenden langen l unterblieben sein.
Vor rin dagegen wird^ da bannen und spannen nur formen]
mit ie haben, die kürzung sich überhaupt nicht eiDgesteU^
haben. Auch vor ^.«f (in hm.^en „bellen*^) mag das gldch|
überall geschehen sein. Dagegen ist von waUen vielleicht nu
zufällig nur wielf uiden belegt: doch wäre es auch wohl nicjj
unmöglich, dass hier wegen der Seltenheit des Wortes das Ij
den meisten verben der ganzen klasse vorwiegend oder ätl|
vorkommende ie (im Mnl« haben sich unserer gruppe
IHs starte priteritmn des Oermamfcben.
319
rerba der ßt-reihe mit präsentischem i ausser lachen^ ausser-
dem auch ivaken angeschlossen) wirklich stets durchgedrungen
wäre. Die formen hilt, hilden erklärt Franck wohl richtig
darcli abenualige kürzuug des ie vor auslautender konsonanteu-
gruppe, weshalb auch Jäelt^ hieldm seltener als hiltj hiUen
seien, "Wenn dagegen hei vaüen die formen viL viüen seltener
als viel, vielen und vel^ vdlen vorkommen, so deutet das doch
wohl darauf binj dass sie erst nach dem nebeneinander von
hielt, hdtj hilt und hieldeti^ helden^ hÜden zu rielf rel und
vielen, veilen geschaffen worden sind; als hilt entstand, wird
*tneU eben längst auch zu viel gekürzt gewesen sein.
Bei den verben auf ng zweifelt Franck mit recht, auf
si€ die gleichen erklärungen wie auf die übrigen anzuwenden,
indem er darauf hinweist, daas speziell das Flämische vsl
und vil, hell und hilt und hielte aber aussclUiesslich vinc^
uinghen^ hinCy hinghen^ ginc^ ginghen hat; das Holländisch-
Braban tische wiederum kennt nur ^mc^ mnghen usw. Man
^W'ird daher vor ng woM auch für den inlaut eine kürzung
des B^ für die gleiche zeit, in der dies vor l + kons* und
vor langem l wenigstens im auslant gekürzt wurde, anzu-
nehmen haben. Francks hypothese, dass e vor ng im Fla-
misehen noch von dem alten wände! des westgerui. e in dieser
Stellung mitbetroffen wurde, im Holländischen aber nicht mehr,
ist nicht haltbar, da westgerai. e vor vg schon um 100 n, Chiv
Äü * geworden war (Streitherg, Urg. Gn § 64, Bethge s, IS),
der ganze umwandlungsprozess der reduplizierenden präterita
Äher erst nach dem ahzuge der Goten an das schwarze meer
l^egonnen hat. Auch kann das flämische i nicht wohl aus dem
Optativ stammen und wie das i vom ahd. sigristo aus mlat.
^egrista, ahd. pßrsich aus lat, persicm auf eiuwirkung des i
der folgesilbe beruhen, da man nicht einsieht, warum sich
d^nii i hier gerade vor vg festgesetzt hat. Vielmehr wird
in FläraiBcheu entweder neu vor Dg entstandenes e zu l
geworden oder B^ vor vg von vornherein zu i gekürzt
^*orden sein.
Sehr beacJitenswert ist. dass sich hier wie im Flämischen
^ audi im Altnordischen i vor vg zeigt: so in aschwed. ßk,
mgom^ gik, gingmn^ aisL felck (aus *ßn*ff)^ ßjigom^ yekh (aus
?*'*.'?) I gingötHf hekk (aus *hing)^ zu dem im pl nur noch
^^ugm überliefert ist wie jünger auch feugomj geiyom mit
330
Eichard Loeve^
vokal des Singulars. Der lautwandel lässt sich auch ganz wie
der entsprechende flämische beurteilen* Die Übereinstimmung -^
zwischen dem nordischen und dem flämischen wandel fällte
80gar so auf, dass man an einen genetlBchen zusammeahang
beider trotz ags, feng^ heng zu denken versucht ist. Bestehti
ein solcher, dann ist ö* wahrscheinlich noch vor seiner all ^^j
gemeinen kürzung vor doppelkonsonanz speziell vor vg ii*:^.
ganzen nordisch-anglofriesischen und in einem teile des aiw-^
grenzenden deutschen gebietes zu i gekürzt worden, worac^^^
dann aber im Anglofriesischen das e analogisch wiederhe-^s^^
gestellt sein niuss (so ags, fenßf heug wie Mend, *ÄeW, afri^^^
feng, heng, geng wie hen^ helt usw.)* '■
Franck verweist auch darauf, dass die kürzung vor ^^j^« %
überhaupt geographisch am ausgebrei totsten ist und dass aiz^^-^
in neneren fränkischen mundarten feng neben hdt und fi^a^
neben hielt steht: die formen mit t^ finden sich ja hier Ti^cb
Sievers, PBB. 1, 507 auch schon ahd. in dem fränkisehea
Isidor und den auf fränkischer grundlage berulienden fwag-
menta theotisca (z. h. kafem\ kafmigun^ genc^ gengun, arhenc^
aber feal^ feahm^ felun; vgL auch Sievers ZfdPh, 15, 247).
Auch fUr das Niederdeutsche ist siclier wenigstens teilweise
die gleiche Verteilung anzunehmen; als die gewöhnlichen
formen für die mittelniederd. zeit giebt Liibben, Mnd, Gr, § 48
speiij ben, vel, welt^ helt^ speit , aber vet^k^ Jwnky gmik BXi*
Allerdings macht Franek, ZfdÄ. 40, 36 selbst darauf auf-
merksam, dass die neuniederdeutschen mundarten nicht durck^"
weg hierzu stimmen, wie denn das Neuwestfälische nicht nt*-^
in der gruppe fangen ^ sondern auch in fallen und haJäe^ ^^
kurzes e wie der Monacensis habe. Ganz sicher ist freilich
— und das giebt auch Franck zu — die ansetzung der kür^^^
des e in dieser klasse für den Monacensis nicht: wohl ab^^^
darf man dies für die Vatikanischen brueUstücke behaupte^^^
in denen s lantgesetzlich in ie übergegangen sein miisst^^"
Das gleiche gilt auch für den Kottonianus, bei dem sich fa^^*
nur in den ersten 1250 versen neben formen mit e solct*-*'
mit ie finden, in denen Franck die einniischung eines anderes^*
Sprachtypus erblickt Wenn in dieser partie 13 gieng nr»*
11 fieng (von hähmi ist kein Präteritum belegt), aber n»^^
1 hüM und 1 wield stehen, so wird man deshalb dooft
schwerlich anzunehmen haben, dass in irgend einer gegei^^
Das starke prütcnttun ^m Gennanfschen.
331
^* vor l 4- kons, gekürzt, vor ng aber beibehalten worden
sei, der kutwandel sich hier also gerade umgekehrt wie auf
anderen niederdeutschen gebieten vollzogeu hätte. Vielmehr
dürfte hier ^* wiederum nur vor auslautender konsonanten-
grnppe, allerdings auch vor 7ig gekürzt worden und es dürften
dann durch ausgleichung zwischen Singular- und pluralformen
-wieder doubletten entstanden sein* Das häufige auftreten
der formen mit ie bei fahan ist dann wohl aus der Überein-
stimmung ihres präseuavokals ä mit dem von sUpan^ latan
usw. zu erklären; fieng und Viieiig können dann auf ein
stärkeres hervortreten von gienc hingewirkt haben (ähnlich
Uolthausen, As. Elementarbuch § 44>5, § 447 anm.).
Eine besonderheit zeigt in der bildung der meisten prä-
teritä dieser reihe das Angelsächsische mit seinem eo^ das
an sich ebenso gut der kurzdiphthong eo wie der nornial-
4iphthong co sein kann, Dass dies eo hier erst sekundär
ist, ergiebt sich aus der Übereinstimmung des nordischen e
mit dem auch deutsch hier vielfach auftretenden e; das in
der mitte gelegene Ags. hat das e ja selbst noch in hhnd^
feng^ hetig^ das ihnen nächstverwandte Altfriesische aber ancK
Boch in helt usw. ; es ist daher von vornherein wahrscheinlich,
dass wir es hier mit dem kurzdiphthong eo zu tun haben.
Doch ist es durch nichts wahrscheinlich zu machen, dass in
%^ld, wie Franck 40, 36 die grnndform anstatt *hehald,
*kealdj *hBld, *held ansetzt, der nachschlag des e oder in
*he-ld eine pause vor l die brechung bewirkt habe. Dagegen
Ifest sich wenigstens ein Präteritum finden, das nach den
lantgesetzen so lauten musste, wie es uns vorliegt; es ist
weolc „walkte^, in dem e vor Ic regelrecht zu eo gebrochen
ist. Nun wäre es ja an und für sich mehr als unwahr-
scheinlich, dass dies eine seltene wort die 7 übrigen zum teil
recht häufigen präterita auf // und ? + kons. (feoU, weoU,
f^old, heold, steold, weold, smlt) nach sich gezogen hätte, wenn
nicht begünstigende umstände für seine einwirkung hiBzu-
eekommen wären. Ein solcher unist^ind aber war die that-
aache, dass neben den ags. präsentien mit ea präterita mit
eo lagen (das wegen seiner entsprechung im AisL als ie>, im
ßeutschen als eo nur als co angesetzt werden kann), so dass
Schon die lantgesetze der spräche eine proportion hSatan: heot
i wmlcan: weolc liefeiten. Aber selbst schon ohne das be-
332
P!eh«nl Loerwe,
Stehen von weole hätte die proportionelle analogiebildiing
beatan: beot - feallan: feoll äusserst nahe gelegen. Das m
des Präteritums drang eben überall durch, wa im präsens m
stand, d» h, bei allen verben auf ü und l + kons.
Nicht so einfach wie für das Westsächsische liegen diese
dinge freilich für das Anglische, das zwar anch im präteritniu
feoll^ heoldy aber im präsens ftilUin^ haldan usw, bietet, Indess
muss auch das Anglische einnitil die brechung des a zu m
vor U und l + kons, gekannt haben, da es im northumhn
Bealla = got* saljan einen rest davon bewahrt hat ; letztere form
kann auch nicht einmal der ansläufer eines westsächsiscbeu 1
lautwandels sein, da sie westsacbs. mit umlaut sieUan^ syÜan
und sogar ohne brechung sdlan lautet. Umgekehrt findet sich
nun aber auch westsächs. in gleicher Stellung a neben m, I
z. b, fallan neben feallan^ ald neben eukl, halp neben healp.
Die formen mit a finden sich westsächs. uamentlich in den
älteren quellen; doch fehlt einigen Wörtern wie balea, dak,
fald auch in jüngeren^ in denen die a sonst hier seltener
geworden sind, regelmässig die brechung (Sievers, Ägs. 6r,*
§ BO nebst anm, 3). Zwar ist das bei fald mit Sievers aus
älterem ags. falud^ falmd zu erklären; aber in bahn ist nach
ausweis von afries. balca, ahd. balko die lautfolge lli alt. Es
iässt sich daher meines erachtens die annähme nicht umgehen,
dass einmal im gesammten Aga, für ursprüngUches a vor I
-|- kons, sowohl a wie ea stehen konnte^ ein zustand 4 wie
er sich noch im älteren Westsächsischen ziemlich intakt ei-
halten hat. Doch neigt anch das ältere Westsächsische schon
etwas zum siege des ea, der sich dann auch in einer jüngeren
Sprachperiode wirklich einstellte, nachdem sich jedoch aus
unberechenbaren Ursachen bei einigen bestimmten Wörtern a
festgesetzt hatte* Umgekehrt hat im Änglischen schon früh
das ea im allgemeinen gesiegt, in smUa aber schon zuvor
das m die allein herrschaft erlangt, VergegenwäiUgt man sicJi»
dass der lautwandel ebenso gut wie die analogiebildung aus
der spräche der heranwachsenden generation stammt, so kann
auch" eine solche annähme ganiichts merkwürdiges haben.
Denn so gut wie neben einer aufgekommenen analogiebüdung -3
noch die ältere form über generation en hin fortbestehen kann,
so ist doch das gleiche auch beim lautwandel möglich, wem:
sich hier auch wegen der grosseren mengender von ihm be
Das starke priterittmi des GemuuüsclieEL
tröffe nen Wörter die Ausgleichung im allgeraeiiien schneller
%'^ollzieht*) Sind diese ausfuhrungen richtig, dauii ist natür-
lich auch für das Änglische bei (eoll usw. die gleiche analogie-
bildong wie für das Westsächsische anzunehmen.
Die ags. formen heonn., speonn, geong hat Franck, ZfdÄ.
40, 37 zweifellos richtig aus anlehnung von *benn, *8penn.
S^^S C^Sl' afries* hen^ g^-^^ff) an die präsentia bonnan, sponnan^
^on^jan erklärt; nur liönnte dabei ein schonvorhandensein des
typus feoll, heold das durchdringen von beonn usw. noch er-
leichtert haben. Dass dem ^eong ein ^s^ng vorausliegt, geht
doch daraus hervor, dass seine nebenform §en^de nur durch
kontamination von *j^nj und eode entstauden sein kann. Die
«rbaltiing von /"enj und hen^^ ist daraus zu erklären, dass die
präsentia fon und hon ihnen zu fem standen, um einfluss
zu üben. Auffallend ist indess, dass auch von Mondän nur
blefid vorkommt. Das nebeneinander von blend und beonn^
spBmtn beruht vielleicht nur auf dem zufall der Überlieferung,
indem von allen drei verben die formen mit e und eo gleich-
l>ere^htigt gewesen sein können ; bei einem so häufigen verbum
^wie „gehen" dürfte freilich *je?J^*) nicht zufällig fohlen,
sondern es wird, nachdem es wie ja??j, ^m^de, j^ö?ij von
^^iide aus der Umgangssprache verdrängt worden war^ sich
^.os der alten spräche in die poesie wie seine drei neben-
tfcrmen, die schon zahlreich genug waren, nicht mehr haben
BT-^ttan können.
c) €0 als kontraktionsvokaL
Das e der reduplikationssilbe wurde mit folgendem ö,
ISl^hviel ob dies urgerm, ö (in der a-reihe und bei den
') Oflenbar beroht doch vaf solchem nebenoinander von iJteren mwi
Jüngeren laotvertretongen die in vielen sprachen beBtebende Gleichwertigkeit
^'oti Uli. bj d, tf und mbj ndf vg sowie tlas von Sie vors, Phonetik ^' § 73S
tlidmi pisteUte Bch wanken in der Sprache eines Papna twischen k^ ^, g^ h"
^&d kt Im voka ^kafiee'*, also vieileicbt nur inte rvokaü^ch), welche lanto wie
*ii« turpiUjigliche form und verscbiedene anaiof^jebüdting-eii neben einander
^■tilieii. Weiteres material wird sieh wahrscheinlich noch aas genauerer
^^Mbadsltm^ lebender tnnnd arten ergeben. Auch da^ wo m gpracbdenkmälem
*kT ältere tmd der jtngere lant mit einander wechseln, wird sieb das nicht
immer muB der teilweisen beibebaltung einer älteren Schreibweise oder aui
mischimg de^ ilialekts dei Schreibers mit dem seiner vorläge, »ondem bäoSg
S^nif wohl auch aas der spräche des Rcbrelbers ganz allein» in der ältere
otd jQiiger« lante gleichwertig waren, erklären,
^ ^m^ in der ags, genesia ist bekanntlich as.
334
BichäTd lo0we,
Tokalisch auslautenden verben der e-reihe) entsprach oder m
unbetonter sübe aus au (in der att- reihe und bei aisi btia
und ags. heofan) entstanden war^ zu eo konbahiert, das alt-
nordisch in id überging* Eine durchgangsstnfe tu ist hier
unmöglich, da iü vor k und p hätte bleiben müssen, während
es doch aisl. iok und hliop lautet.
Die vokaüsch anlautenden präteiita der rtw-ldasse im
ÄisL, iSk und Us, entsprechen bekanntlich genau got* aiauk
und *atamy wie auch ihre plnrale iokoni und iosom den got
plnralen *amikum nnd "^amitmm (vgl. aimkumy Der plural
dieser verba muss schon idg. die yokalstufe des $g* so gut
wie aisl ätom neben ai nsw* erhalten haben, so dass sich
sowohl Singular wie plural ?on ihren grundformen nnr durch
den erneuten vortritt der redaplikation unte scheiden. Die
formen iukom nnd imom gehen nach Noreen, Aisl u, anorw.
Gr.* § 9ß anm. wahrscheinlich auf *i*Aom, Hisom zurück: die
vorfugung des i erklärt sich leicht aus dem gefähle der
inkongruenz im aulaut zwischen sg. nnd pL desselben tempus.
Daher konnte auch hhipom bestehen bleiben; das auf das
Anoisw. beschränkte liupum ist nur eine jüngere analogie-
hildung nach iukiun^ uu^nm. Dagegen können umgekehrt
*iikiim^ "^usum nur nach klupum gebildet worden sein.
Ein grösserer gegensatz als wie zwischen aisl. hliop und
Mupom bestand zwischen aisl hiS nnd *huggnm^ weshalb
auch hier i in dem pl. eingeführt wurde: daher aisl. hmggom.
Die einstige existenz von aisl. Vwggum wird nicht nur durch
mschwed. htiggum^ runensehwed. ukii wahrscheinlich gemacht,
sondeiTi auch durch aisL huggiom bezeugt , das nach Noreen*
Aisl n. anorw, Gr,^ § 493, anm. 1 ein *buggom voraussetzt;
eine form *bugfföm kann nur nach der proportion hio: ^huggom
- hio: *higgöm gebildet worden sein, da hüa sonst nirgends
ein uu zeigt. Die o von aisl, aschwed, hmggom^ aisl bioggom'
erklären sich wohl durch Übernahme der vokalilrbung voi
hiö^ biö^ das H von hiü durch eine analoge angleiehung
hrnggiim. In aschwed. hiog für seltenes hiö (geschrieben hiw^
liegt nach Noreen, Äschwed. Gr. § 542^ anm, 2 eine an-
lehnung an den pl auch im konsonanten vor; nach anoi
hioggom ist auch im sg, hiogga in anlehn ung an die schwach
konjugation gebildet. Über aschwed. byggi u. a. vgl Noreei
Aschwed, Gr, § 59, 10 u. § 545.
I
I
Daff Starire pilteritimi des Oennanisetiüii.
335
As, ÄeWj dem smi parallel geht (vgl* mnl* hieu^ neti)
bann nach Franck, ZfdA, 40, 39 für *heo aus *hehauw durch
einfluss des w, vielleicht vom pl. Vieowun her, stehen i m kauu
hier also etwas ganz ähnliches vorliegen, als wie wenn es für
den as. notuinativ treo auch treu nach trewes, trewe kernt
Die auf labial ausgehenden praterita mit to ersetzen dies
bekänutJich altoberdeutsch durch in, während es die auf dental
aosgebenden beibehalten. Ist hier der diphthong, wie ich
ingenommen habe, überall aus e -{- ö kontrahiert worden,
10 kann nur eo ursprünglich sein. Die ursprünglichkeit des
e$ folgt nun thatsächlich nicht nur aus einem vergleiche mit
&ii&l. iSk^ hUop (vgl s, 334), sondern vor allem auch daraus,
daas €0 (io, le) im Altmitteldeutschen auch vor einem i und
M der folgesilbe z, b. in kofam auftritt, während bei ursprüng-
lichem eu (aus e + u in der Schwundstufe) doch hier tu
stehen müsste: ist doch sonst nirgends da, wo einmal die
rednplikation nicht mehr vorhanden war, dies ablautsverhältnis
zwischen sg. ind. prät einerseits und pi ind* prät nebst dem
ganzen opt. prät andererseits aufgehoben worden* Ist eo
aber im ahd, Präteritum überall ursprünglich, dann kann
freilich auch altoberd, in, da wo es in anderen Wörtern vor
eioeni labial oder guttural hei einem anderen vokal der folge*
silLe als i oder u auftritt, nicht direkt auf altem in (aus eii)
l^eruhen, sondern muss zunächst auf eo zurückgehen. Wenn
^ber m in diesen fällen erst über eo entstanden war, dann
**i:aucht es, als es wieder ein in wurde, natürlich nicht wieder
^t altem in zusammengefallen zu sein. Waren aber altes m
^d neues tu von einander verschieden, dann konnte auch
^^txier«s in io, weiter ie übergehen und so mit io, ie aus
^^haltenem eo wieder zusammenfallen, als altes iu als solches
r^^äütdien blieb, wenn es nicht gar schon zu ü kontrahiert
F^^rden war. Nur so ist es erklärlich, wenn Notker durchau»
p^ieder tief^ sUh usw, schreibt, bei denen doch das verlorene
^ der folgesilbe nicht zum zweiten mal brechung hat hervor-
rufen können. Das vor labial und guttural stehende in der
^4^toherdeatschen praterita hat hier ganz das gleiche scbick.^aJ
P^^e das ans dem brechungsdiphthong e^ in gleicher Stellung
«-Itoberdeutsch entstandene itij wie denn schon die den
i^>3ergaögsstandpuntt repräÄentierende Wiener gen^is ebe&io
Kiit rief wie tief, diep bietet (Braune, PBB. 4, ö62)*
IlicliÄrd Loewe,
Das« die beiden im des Altoberdeutschen in der that vo]
einander verschieden %raren, wird zum überfluss nocli durc^
ein anderes inoment bestätigt. Ein streng oberdeutsch^
denkmal bereits des 8. jalirhnnderte, der vocabularins St, Oalim
schreibt nämlich nach Braune, PBB, 4, 561 in den vier tälle^^
in denen in ihm das dem altmitteldeutschen eo gegen übi
stehende iu vorkommt, jedes mal eo. Das erklärt sich d«
nur so, dass das erst aus eo wieder entstandene altoberd.
dem eo noch näher als das alte m stand. Letzteres
eben schon i + ü, die Vorstufe von ü, gewesen sein. ^
ersteres als % + u erst aus eo entstand. In denjenigen abei%J
deutschen gegenden freilich, in denen auch jüngeres iu den/
eo nicht wieder gewichen ist, sondern diphthongisch wurde,
mnss auch für dies i + ü angesetzt werden* Es smd dis,
nach den wenigen angaben Braunes, PBB* 4, 5H3 f, zu schliessctit
die südlicheren oberdeutschen mundarten. Wahrscheinlich ist
also im äussersten süden Deutschlands eo vor labialen und
gutturalen direkt in iü übergegangen: als aber die laut-
bewegung weiter nach norden vorrückte, übte doch das nocb
in der spräche der älteren generation vorhandene und aas
dieser wohl neben iU in die der jüngeren generation auf-
genommene €0 auf dies in einen so starken einfluss aus, das^
daraus mittleres m entstand, neben dem eo und lü iu deu-
selben Wörtern verschwanden. Dies mittlere iu drang dauu
noch weiter vor, erlahmte aber an der grenze des Fränkischen.
Der spätere wandel dieses m in io im grdssten teile des Alt-
oberdeutschen ist dann allerdings wohl in anlehnung an das
benachbarte Fränkisch erfolgt, aber keineswegs durch eine
literatursprache, sondern dadurch, dass die junge generatioti
im oberdeutschen gebiete deijenigen im fränkischen gebiete
nachsprach, nachdem in beiden raundarteu nicht nur gemßiQ'
sames eo (vor dentalen) zu io geworden, sondern fräntisck
auch das dem oberd. iu entsprechende eo natnrgemäss dem
gleichen wandel mitunterlegen war: machte aber der Fräste
gar keinen unterscliied mehr zwischen den beiden diphthong^ßi
sein oberdeutscher n achbar aber nur noch einen geringen, ^
lag es für letzteren allerdings sehr nahe, die diffarenz g^^
fallen zu lassen.
79a starke prtteritum des Gennsnücben.
d) ö* für €0 und eo fllr eV
las einzige konsonantisch auslanteade verbtim der ä-reihe,
M ädi aisl. erbalten hat, blota^ bildet seüi Präteritum be-
inDtüch als biet, während man doch *blj6t = ags, hlSot^ ahd,
ms erwarten sollte« Ist in diesem worte eine ganze reihe
einem gfermaniscben dialekte völlig aus ihrem gefiige ge-
?sen, so tritt doch auch sonst e"^ für zu erwartendes eo und
ich umgekehrt eo für zu erwartendes e' auf. Alle ftlle
Bser art müssen natürlich im zusammenhange mit einander
handelt werden.
Am verständlichsten erscheint hier eö in as. griot (Cotton*),
iai (Monac.) aus *greot Die form repräsentiert nach Roediger,
FdA, 20, 243 einen rest des got, typus lailöt Die dissi-
ilation des wurzelanlauts gegen den reduplikationsanlaut
uss in einer zeit erfolgt sein, als in der p-reihe die präterita
it ö noch nicht ganz neben denen mit b verschwunden waren :
ich *leöta zu *Mö konnte sich aber auch *greota zu *^rstö
ilden. Wenn dann, als der typus leH den tj^pus *leot sonst
änzlich verdrängte, von letzterem dennoch *greot bestehen
lieb, so lag das ofl'enbar an dem in der bedeutung setu^ nahe
erwandten *weop, wiop. Wahrscheinlich hat dann auch das
im anomal empfundene *jreo^ dazu beigetragen ^ das verbum
nian nicht in seiner alten flexion festhaften und vielmehr
a gnihim ein ^eotan (ags. ^eafan» as* greotan) bilden zu
üien (vgL s* 311); im Ags. ist es sodann selbst von dem
fgreoUm gleichzeitig gebildeten ^-mt verdrängt worden,
Haben eine zeit lang die typen UH und *leot neben
tnander gelegen, so konnten sich auch da, wo sonst präterita
lüt e* existierten, nebenformen mit eo einstellen, also tri der
E^reihe. Natlii-Iich waren solche formen da leichter möglich,
k überhaupt nur analogische bildungen vorlagen, d» h, bei
§^ikonsonan tisch anlautenden verben. Da indess in der i?-
eibe selbst das ^^ das eo fast ganz aus dem felde schlug,
» konnte letssteres auch in der ai^reihe kein gi^össeres terrain
gewinnen* Ein eo zeigt hier nur ags. mmop^ dem ahd., mhd,
^^f gegenübersteht. Die ausnahmsweise bildung von mmop
n«ben *mi}ep nach ^leot neben Ut ist offenbar durch die be-
ifeirtungsverwandtschaft von swapan „wegfegen** mit verben,
tei denen eö im Präteritum das normale war, begünstigt
forden; es waren das blawan ^blasen**, wäwan „wehen ^ und
2«>»«liHfl fftr Tflrgt Spruttif. K. F. XX. S. gg
338
Blchftr«! T.o€Tre,
vielleicht auch mäwan „mähen", drnwan ^drehen '^ (vgl abd
sweifan ^winden**)* Das eiBmal vorkoniraende partkip ostvo'^
verdankt offenbar erst dem sweop seine entstehung.
Das nebeneinander der typen UH und *leot konnte abe--
auch da, wo t^o ursprünglich war^ ein e^ daneben erzeugei::^
So kommen denn ags. auch bei den vokalisch aaslautendt^
Verben der f- reihe neben den präteriten mit eo bisweüen an^
solche mit e vor, die northnmbrisch häufiger sind (Sieve^
Ags. Gn^ § 396, anm* 8); eine form dieser art ist auch ^^
von Franck, ZfdA, 40, 38 aus bhrem (= hk -j- er ^ &^^
herausgeschälte afries. hlB, Auch falls as. $eu als *seii? a^^j
zufassen ist (so van Helten, PBB, 20, 524 f.), ist es vielleioi^
ebenso zu erklären ; freilich könnte sich auch schon wie ne^bg^
^lelöta ein bald häufiger werdendes "^lelHa so neben *se8Gi
ein selteneres *stsüa eingestellt haben, auf welches dann agSL
*se (woliir sew mit dem w von säwan) durch die gewöhnUcie
dissirailation zurückgehen würde. Neben den formen mit e
liegen in dieser reihe northnmbriach auch solche mit m mt
onenmv neben oncnew und oncnmw (für -eow): dieselben mi
offenbar aus denen mit e durch beeinflussung des präsentischea
ä entsprungen, wie ähnlich in der Soester mundart fiir ia,
den lautgesetzlichen Vertreter des totJangen i-umlauts von
germ. a, überall da, wo noch eine verwandte form mit a oder
a daneben lag, das dem a näher stehende ea eingetreten ist
(Hollbausen, Soester Mundart § (JO f.); im Ags. selbst habefl
wir ganz dieselbe erschein ung noch in dem einmal im Eush^
worth manuskript begegnenden prat. hcH (Sievers, Ags* ör-*
§ 394 anm.), das offenbar für het unter einfluss von hdtan stebt.
Wie sehr überhaupt das präsens im Northumbrischen das
Präteritum beeinflusst hat, ersieht man aus den zahlreichen
präterit^lformen von u?dbpa^ von dem ausser den regelrechten
weop, wSap auch die durch koutamination mit dem prä^efls
entstandenen wtwp und uHFap vorkommen, daneben aber auch
mit völliger präsensvokalisation tvö^i der nur hier W*
kommende präsensvokal (ff machte sich eben der sprach-
empfindung so stark bemerkbar, dass er dem prinzip d^^
Vokalwechsels zum trotz auch dti^ekt in das Präteritum driiigß*^
konnte; doch ist man diesem gleichlaut in der starken koii*
jugation auch durch bildnng eines schwachen Präteritums tvc^i^'
(vgl* heofde nebeu heoß ausgewichen.
Du starke Präteritum des GermaniEclteii.
33!>
^y Wenn das Northombrische auch von hreQUWi die form
hrewitn aufweist, so ist diese bilduiig wohl deshalb erfolgt,
am das prät^r, hreoiOy hrmw vom präs. hreowan^ hreawan
deutlich zu scheiden; aii und far sich konnte sich, wie sew
neben seow^ seaw bestand, auch hretv neben hrSow^ hrSaw
eiBStellen; bei einem verbam auf *w mag eine solche Neu-
bildung nach sdwan am nächsten gelegen haben, wie sie denn
Sievers auch bei dieser reihe genannt hat. Das neben hretüun
stehende hrmmn ist wohl als hrcrwun aulzufassen, also weiter
nach smv neben sStv gebildet worden. Nicht zu erklären
Temiag ich das von Sievers auch angefiihrte hrmmm^ sollte
vielleicht hromun t\ir hreoimm verschriebeu sein?
Das e tritt nun aber northumbrisch auch im Präteritum
vokalisch auslautender verba der ä-reihe auf, wie die Optativ-
form sfietta zeigt: offenbar ist iuer nach dem nebeneinander
von seow und sew aut'ti zu speow ein ^-pfhv gebildet worden.
Ausser ^petm ist nach Hievers a. a* o. von präteritÄllbrmen
dieser reihe im Northumbrischen nur noch siftcpve als 3. sg.
belegt; wenn hier auch^ wie es scheint , die 2. sg. fiir die
3. sg. irrtümlich gesetzt ist, so spricht doch das nicht gegen
die richtigkeit des vokals in der Wurzelsilbe. Nach dem neben*
einander von seiv und bcbw ist hier also weiter neben *ßetu
^uch noch ein flwv gebildet worden.
Was im Northumbrischen bei den vokalisch auslautenden
Verben der ^-reihe voi^g, das vollzog sich bei den kon-
sonantisch auslautenden im Westnordischen, wo nach dem
Nebeneinander von Heöta und *lB^ta neben *hleota auch ein
*6te*fa gebildet wurde, Aisl biet hat die ursprüngliche form
Wahrscheinlich erst verdrängt, als diese *hlj6t lautete, also
im tonvokal ivieder mit dem präsens iibereinstimmte. Dass
tich aber die ^*-formen in der a-reihe nicht auf das Nordische
l*eschränkt haben, zeigt as. wPpin (Cott. 5520), dessen f' doch
lücht mit Sievers, PBB. IG, 254 als eine kontraktion von eo
ÄUfgefasst werden darf, da sonst nirgends ein beispiel einer
Solchen schon im As. vorliegt; die gewöhnlichste form des
Cotton. ist imop^ woneben wiopuu^ wiep^ tmepi^ wiepmi
(Sdilüter in Dieters Laut- und Formeulehre s. 466).
In derselben art wie Met in der et*reihe ist auch anorw-
Cund dalekarlisch) lep in der <ih- reihe gebildet wortlen ; wenn
liitr aber das ältere liop im allgemeinen die Oberhand behielt
22*
340
Eichard Loeir#»
(aisL nnr hliSp)^ so lag' das eben daran, dass es im gr^^ß-
satze za *bli6t im vokal von seinem präsens abwich. Vielleicht
nicht durch zufall findet sich eine ^^-fonn in dieser reihe über-
haupt nur als ii ebenform einer analogiebildung, die, weil sie
selbst erst die ursprüngliclie form verdrängen musste, nieht
ganz 80 fest wie die lautgesetzlicben ios^ iok, hiS gestanden
haben mag.
Wenn umgekehrt merciscb gerade für eine lautgesetzliche
form der öfü-reihe, für westsächs* Jmni} ein keu (Iipw) über-
liefert ist, so ist das wohl erst später durch anlehnung an
die vokalisch auslautenden verba wegen des hier im präter,
durchgeführten tv erfolgt. Doch war die art der anaJagie*
bildung ganz die gleiche wie früher: seow: sew - hmw: hm.
Fasst man as, hmi als *hm' auf, so lässt sich diese form in
gleicher weise wie merdsch hin erklären: die nenerung wird
dann aber schon vor dem zuge der Angelsachsen nach Bri-
tannien erfolgt sein (dann auch wohl gleichzeitig as. st^n ^
westsäcbs, shv).
2. Die r-typen*
A, Der altnordische r-typus.
Im AltwestTiordischen bilden von den urgerm. noch redü-^^^
plizierenden verben säraratUche vokalisch auslautenden, sowei»^,!
sie nicht ha die schwache konjugation ühergegangen sind, mi»^_t
einziger ausnähme von hna präterita! formen, die auf dan^^,
bezw. auf die vor dem wurzel vokale stehenden konsonantet^^
die lautgruppe er und darauf die personalausgänge de!:^ ^r
schwachen präterita folgen lassen. Keinerlei zweifei besteh m^t
hierbei über die herkunft von sera^ das man allgemein an— as
*sez6 herleitet. Auch in rera sieht man mit recht noch ein ^— ^e
alte reduplikationsform, die indess wahi^cheLnlich eins ihre^ "^r
beiden alveolaren r in ein palatales verwandelt hatte (s, 319^^"^).
Unrichtig aber ist es, wenn man nun mit Zarncke, PBB. l^^tö,
353 snera als eine direkte analogiebildung nach sera odfc^^^
rerü betrachtet. Auch wenn man annimmt, dass di^ zweit*"^i*
r von Vera palatal geworden und so mit dem von ^era n^rm
sammengefallen war und -era daher für die vokalisch au^ ^f^
lautenden verba suffixwert erhalten hatte, sieht man nicÄ^-^^k'
ein, warum denn nicht auch gerade die verba der g- reihe nrz^rjifl
der Ä-reihe selbst diese bildung angenommen haben, warn^^ iin^
Bas starke präteritain des Geroianiscbeti,
341
nicht z^ 1>P auch md nach sä ein *nien£ und floa nach r6a ein
^flera gebildet hat: vor allem aber hätte umgekehrt smm
selbst, wenn es einer analogiebildung erlegen wäre, sich doch
nur Dach seinem reimwort Ma richt^ii könneu. Eine der
Wahrheit in gewisser richtuug näher kommende erklärang
von snera hatte Osthotf, PEB* 8, 554 gegeben, als er dafür
die ent Wickel ungsstufen ^se-snäwey ^sne-snäwe^ *sne'Säwej *$ne-
mwe ansetzte. Doch müsste es nach dem gesetze, das Osthott'
ffir das Urgenn. annimmt und das ftir alle mit $ + kons,
anlautenden verba gegolten haben soU^ auch got, *filai£Bp
anstatt saizlep gelautet haben; übrigens sieht man auch nicht
ein» warum das gaset?., den zweiten anlautenden konsonanten
in die Teduplikattonssilbe anzunehmen, nicht für alle kon-
ßonantengruppen gegolten haben soU; dem gegenüber beisBt
es freilich got. auch faifrais, faiflök.
Die Widersprüche lassen sich umgehen, wenn man den
anstoss zur ent stehung erst einer zeit nach der Wirksamkeit
des Vemerschen gesetzes zuweist. Bei einer form wie *sez~
mifja nämlich musste die empfindung schwinden^ dass man es
mit einer redupliziereüden form zu thun habe, um die in-
kongmenz mit den übrigen reduplizierenden verben zu be-
seitigen, wäre es nun das einfachste gewesen, den stimmhaften
konsonanten wieder durch den stimmlosen zu ersetzen, wie
«8 nach dem ausweise von got, haihait und faifraü^ ftüfiök
gegenüber aisL sera und got. saulBp bei den gutturalen und
labialen ira gegensatze zu *' (für ]> fehlt es an beispielen)
offenbar schon urgerm. geschehen war^ wie es aber weiterhin
auch bei a noch einzeldialektisch geschah, wie besonders got.
mislep zeigt. Auch für das Nord.-Westgerm, ist eine er-
^tzong von *sei'lepa durch "^sesl^pa wahrscheinlich, da bei
[ beibehältung der ersteren form der ersatz von *lelöta durch
^leUta usw. doch schwerlich stattgefunden hätte. Aber jeden*
I falls haben sich im Nordischen nach answeis von sera und
« B^tera die vokalisch auslautenden verba einer solchen aus-
gleicbung entzogen, offenbar weil bei ihnen die wurzelgestalt
I im Präteritum der im präsens schon so unähnlich geworden war
C^gl- *s^ö und *s€-^ö-a, *snn-6 und *s6-znaU'(i gegenüber
"^Blep-Q und *b*e-^lt'p-a) ^ dass sie eben nicht mehr wui-zelhaft
empfunden wurde» Vielmehr musste in *sezöa das s- als wurzel-
bafter teil, das -ezö- aber als präteritalendung empfunden
342
Richard Loewe,
werden. Als eine ganz isolierte form aber masste dem spracl
^efiilil *se^naija fii'scheinen , welches zwar wie das zugehöria
-^
präseas mit s anlautete, das dem s in diesem tempus ii-«::^^^^
mttelbar folgende u aber erst an späterer stelle aufwi^^^r ,
Diesem mangel half man nun dadurch ab, dass man in *^^^^
num^ das n an die zw^eite stelle des wertes versetzte: *^ ^
haben hier also eine metathesi® im dienste des fniiuenwanr^ ,^
wie in griech, Xv&ijti aus ^XvTrjSt und a^q^hnm aus «/*;ir^^^ ^
(7gL s. 320). Auch ist die annähme einer metathesis ^f^
tacher als die eines doppelaktes, einer angleichnng der r^^>j/^
plikationssilbe an die Wurzelsilbe und einer darauf ^oct i
folgenden dissimilation. Am besten begreift sich die lam- h
Umstellung dann, wenn man sie erst fiir die zeit nach der "
yerw^andlnng von unbetontem nrgerm. au in d annimmt: deim
ein ^seEuöa stand einem ^seeöa so nahe, dass bei seiner \m- AE
büdung zu *Ä7iezäßr ausser dem eigenen präsens gewiss aucl> W
das verwandte Präteritum ^sezöa mitgewirkt hat: es wurd^
dann durch die metathesis direkt in den wurzelhaften teil sr^
und das auch sonst vorkommende tempuszeichen -esö- zerleg*^'
Aber auch falls die lautnmstellnng schon *menauu traf, musst^*^'^
doch, naclidem dann auch unbetontes au zu ö geworden waf'^l
das -p^ö- von ^miezöa mit dem von *sezöa vom sprachgeffih^^
identifiziert werden.
Wenn in rera eine dissirailatorische Veränderung des^ ^^
zweiten r vorliegt, musste ein zusammenfall des ansgange^:^-^^
von *reBöa mit denen von *seBöa aus ^sezda^ '^'sneRöa ans^— ^
*m€zöa stattfinden. Auch würde sich, wenn zunächst nur *
*raJ2öa und *8€Röa zusammenfielen, eine Umstellung von *&eBn6^^
zu *mieB6a noch leichter als sonst begreifen. Wenig wahr":^'
scheinlich ist es dagegen, dass sich das zweite r von ^'rerö^^^^
dem R von *seBöa und *meBQa analogisch angeglichen har-^^^^
da letztere beiden formen doch schwerlich eine dritte aus de^^i^ ^^
umfangreichen reduplikationstypus herausgerissen haben werde^ir^=D*
Anders wurde die sache, als der reduplikationstypus dun^-»d3
den dissimilätionsschwund in zwei ganz verschiedene klÄSs<^^»^fl
auseinanderging* In der a-reihe war infolge des vorherige^^^"
ausscheidens von roa überhaupt kein muster vorhanden, nac^-ch
dem sich die zweikonsonantisch anlautenden vokalisch au-^c^s-
lautenden verba hätten richten können. In der ^-reihe em__ji-
stierte aber von einkonsonautisch anlautenden verben m^^^!-
Das starke prätentnm deB Gennaniachen.
leicht schon damals nur noch *ms-an (aisL md)^ denen von
.zweikonsonan tisch anlautenden mindestens noch *pre-anj ar-
I ballen in aisL /^m „sich heftig^ sehnen**, eigentlich ^sich
«Ireheii^, und das doch wohl sehi^ häufige, später zum präterito-
präsens kn^tto gewordene *kni^-an = ags. cnäwan (aisL knä ^
^£1^. cndwe) gegenüberstanden. So folgten dann, als sich alt-
I jiordisch die z weile onsonan tisch anlautenden konsonantisch aus-
, lautenden verba dem kontraktionstypns anschlössen, die zwei-
Iconsoii antisch anlautenden vokalisch aitslautenden dieser ana-
\ logie nicht, gingen aber, da ihre präterita sonst zu vereinzelt
gestanden hätten, in die stets hilfsbereite schwache konjiigation
I tlber. Schwach flektieren daher aisl. floa (ags- flotvan), hUa
i <;trotz seiner bedeutung ^warm sein*^ woU identisch mit ags.
IäWo«!«^ ahd. Oi)lnoen „brüllen '^), prä and kngtfo (für *^ia),
r Hur wo die ähnlichkeit mit den verben des <?ß-t>^us eine
t)esonders grosse war, d. h, wo bei einer vokalisch anslautenden
^wursel der vor dem vokal befindliche konsonant an gleicher
stelle auch bei einer T^nirzel, die bereits ein Präteritum nach
dem eß-typus bildete, stand, trat nach dieser eine analogie-
loüdnug ein: daher grera von groa nach rera von roa und
^nera, bnera von ffmia^ bnüa nach snera von sniia. Schwerlich
3ber wärde hier ein einheitliches prinzip gewiikt haben, wenn
niclit der zweite r-laut von rera derselbe wie der zweite von
»nera (und sera) gewesen wäre. Wir dürfen also wohl in
der art dieser regelung eine stütze für die annähme einer
difisdmiJation der beiden r von rem sehen*
Das verbum prä (und wahrscheinlich auch Vena) hat dann
auch ma in die schwache flexion hineingezogen. Dagegen hat
f>m sein kontraktionspräteritum bio beibehalten ^ weil keins
der auf ü ausgehenden verba in die schwache konjugation
übergetreten war,
B. Die althochdeutschen r-formen,
Ihrem wesen nach dem altnordischen r-typus nahe ver-
wandt, doch in ihrem historischen Ursprünge von ihm ver-
schieden sind die r-typen des Althochdeutschen, Zamckes,
PBB, 15, 350 flF. in} anschluss an Lachmann, Jak* Grimm und
Hfillenhoff unteinonimener versuch, das r der ahd. formen
^oü neuem als hiatusfuUend zu deuten, scheitert nicht nur
daran, dass man nicht sieht , warum denn ahd. nur einige
344
M^liard Loewe,
wenige bestiminta verbalforinen dies r annebmen konnteii, '
sondern auch au der thatsactie, dass das m vou ahd* ^m^i
usw», woraus sieroz erst auf die angegebene weise entsf andeii I
sein soll, ein diphthong war, wie am deutlichsten sein über- 1
gang in m gemeinsam mit dem aus n* durcli a*umlaat eut-
stiindenen m im Altoberdeutscheu zeigt, nach Zarncke s. 354
selbst aber hörte die veratilassuug zu jenem r hei diphthongeu
überhaupt auf* Auch fällt es auf, dass die in betracht J
kommenden verba grösstenteils mit b + t€nuis anlauten ■
{Biözan^ scridan, scrlan^ apurtian^ spiwan gegenüber hlöe^an,
büan^ Ici^zan). Ferner steht von den meisten dieser verba f
fest, dass sie zu den ehemals reduplizierenden klassen gehören;
auch bei narian^ spurnan und spiwan glaube ich s» 2^7 ur-
sprüngliche beibebaltnng der reduplikation gezeigt bezw. wahr*
acheinlich gemacht zu haben.
Bei behandlnng der einzelneu r-formen fasst man am
besten die derselben mundart angehörigen zusammen. Am
besten beginnt man bier mit den alemannischen formen;
denn wie Zarucke, PBB. 15, 354 ff. iu trefllicher weise ge-
zeigt, hat, stammen die glossen anasterv^, kiskreröt^ plertizzun,
capterusii sämmtlich aus Reichenau.
Am einfachsten unter diesen formen wie überhaupt anter
allen ahd. r-formen erklärt sich ahd. sleroz, das nach OsthoflV
PBB. 8, 553 über *8tmiut€^ *Btesäute auf "^staistautB zarlick-
geht. Doch ist es unnötig, mit Osthoff iu got. "^staishmt ein
umschöpfung aus *stamiut zu sehen : die dissimilation, welche?^
aus ''^stestaute ein stesaute machte, braucht nur einen einzelnezKr
teil des Germ, getroffen zu haben, wenn auch das ihr zeitüclr^
erst folgende Yernersche gesetz sich wieder auf das gesamm
Germanisch erstreckt. Setzen wir *stßstautü als grnndfbrm
so haben wir eben zur erklärung von steroj^ ausser den not
wendigen lautwandlungen nur eine dissiniüation der beidej
silbenanlautenden $t anzunehmen, die ja an sich äussers^^^^
nahe lag. ||
Nicht so leicht zu vereinfachen ist Osthoffs erkläruug vo«:^
ahd, ki-skreröt^ das über *skre-Bnnde- ^ *skre'mHde' ^ *skr0sm
skräude aus *s€-skräude entstanden sein soll* Als germamsch M
grundform lässt sich nur *ske-skräude annehmen, da nacT^
dem ausweise von got. statstald^ skaislatip einerseits, mm
faifiök^ faifrais andrerseits und nach dem vergleiche mit
I
I
Das starke prateritnni d«s G«niiuiMChen.
345
I
verwandten sprachen wohl s ^ teouis als wurzelanfang auch
in die redoplikationssUbe gesetzt wurde ^ nletnals aber eine
Hquida, die nicht selbst an erster stelle stand. Ein *ske'
skrdiide aber musste von demselben dissimilationsgesetze wie
si^stäute betroffeu werden und so "^ske-sräude und weiter durch
das Vemersehe gesetz *.^ke-£rmide ergeben. Neben einem
präsens *skrätidö musate nun dies ske-^rmde sehr anomal
erscheinen; die anomalie aber liess sich beseitigen, wenn man
das r von *$ke-zrdu(te — das r neigt ja von allen lanten am
meisten zur metathesis ~ in die ei*ste silbe stellte und so
ein *skre-mu4€ (woraus ahd. skreröt) schuf. Die form *skre-
iuude verhielt sich zu ^skratidö genau wie *ste-zänte zn *stautö^
und es kann daher nicht zweifelhaft sein, dass *$te-eaHle als
flauster mitgewirkt hat. An und fiir sich könnte ^skre^äude
SQ^dkT eine blosse analogiebildung nach *stezäute sein; aber
eulBchieden war diese doch erleichtert, wenn es schon ein
^'ri^gf'äude gab. Auch fällt es auf, dass in der ceii-reihe ausser
VDD iftösati eben nur vott dem selteneren scrötan^ nicht auch
van hlouffan und houtvan ein präteritnm des r-t}T>us belegt
ist Die metathesis im dienste des formenwandek bei ahd*
skremt bildet eine genaue parallele zu der bei aisl, mera^
das ja auch zugleich auf eiufluss seines präsens ond eines
anderen Präteritums mit einfacherem anlaute beruht.
Neben steror und skrerot gehören den auf Reichenan
zurückgebenden handschriflen als r-prMeritalformen noch
^twö^UHj ptermzun^ eapleritszi an. Hiervon scheidet jedoch
^erozun aus unserer betrachtang ans, da es nach Zarncke
s. 336 erst ans dem sg, stero£ korrigiert ist, um lat- ^in-
pingebant" richtig zu glossieren. Nach Zamcke hat der pl
«a sterv£ in Wirklichkeit wahrscheinlich ^dertiz^an geheissen.
tHeBe form passt in der that nicht nur zu plertusun, mpk-
^^t^^i^ sondern ist auch, wenn man von der Wiederherstellung
^Us einem *diru££tu$i (mit tiumlant des e) nach dem sg. ab-
zieht, die zu erwartende fortsetzung des scbwnndstaflgen ur*
^erm. *gte$tutfinp^ das seine reduplikadou nach dem sg. fest-
gehalten haben kann.
Bei piertiznm bat auch Osttiüff, PBB« 8, o68 f. die au'
i^^me einer angleicbung der rednplikationssilbe an die wurzel-
^be und einer darauf folgenden diüsimllation wegen der zu
gr<kssen omsUndücUeit mit reeht verworfen. Aber auch alt
346
Hichard Li>rvre,
einer veraetzung des l m die erste silbe ist hier nicht aus-
ziibommen ^ da ans einem *bl£böte niemals ein *bl€röt€ hätte
werdeü können. Zudem ist es doch bei weitem das eiofachste,
für alle r-präterita des Ahd. einen einheitlichen tunsprtmg
anznnehineü , was aber in diesem falle nur durch ausetzung
einer analogiebUdung möglich ist. Doch ist Osthotfs pro-
portionale analogie stösan^ skrötan: *sterö£^ *skreröt = pluo^an:
*pkrtioi^j woraus *plerit£ gekürzt sein soll (wogegen ^ero^
aus ^steröz^ skrerot aus *skreröt)^ schon deshalb unwahr-
scheinlich, weil im 8. jahrh. genn, ö im Alemanuischen meist
noch als ö, oa^ selten schon als tta, uo erscheint* Vor allem
aber bleibt es unklar, warum sich nach zwei verben mit
offenem ö (germ. an) eins mit geschlossenem ö (germ. ö) hätte
richten sollen. Die analogiebUdung wird vielmehr von da
ihren ausgang genaramen haben ^ wo die musterwörter und
das sich danach richtende wort wirklich etwas gemeinsames
hatten: es war das aber die gewöhnliche präteritalform mit
eo. Weil neben jüngerem steoe (nach *heaWj woraus hio, fmt)
ein stm^ö^j neben jüngerem skreot ein skreröt lag^ wurde auch
neben pleo^ ein *pleröz gebildet. Lautete dann aber der pl
zu ^erog *steru2mm^ zu skreröt "^skrenitun^ so ergab sich
pl. von *pleröe pJermzim. Ähnliche entstehung von präterital —
formen habe ich schon mehrfach angenommen; bei *pleröz ha^=^
aber offenbar noch die ähnllchkeit des diphthongs eo mit de
lautgiuppe erö zur neuerung beigetragen. Das -er- wurde
d*eT-öE, sh'-ef'-öt, als infix empfunden; auch ein konsonan tischt
infix konnte gewiss in einer spräche produktiv werden,
für die sprachempflndung von vokalischen infixen ^ in gesta
der ablaute — vollständig durchzogen war.
Wie wir aus den behandelten Wörtern sehen, waren
die r-präterita besonders in Beichenan lebendig gebliebe
Wir werden daher kaum bedenken zu tragen brauchen, Uint
noch ein merkwürdig aussehendes Präteritum anzureihen, ds^
wie kisererot und ana sieroB dem Eeichenauer Glossar
angehört, das Gl. I, 290, 25 stehende uidar spirun ^rec^
citraiiit", in dem F. Hartmann bei Dieter s, 492 ein auf ein-
reduplikationsform beruhendes r-präteritum vermutet. Der i
prät von ^purnan muss ja ursprünglich *ape-spum'Ume
lautet haben, woraus über *spe-mrfi'umS, *^e-snimumS, ♦j
^urmmiy ^sperurnum ein ^spirunmm werden musste; gen
pl.
Bas staike prätentom des GermsniBclutii,
347
wegen der ganz abweichenden bilduiig des sg. ^ßarn konnte
*spirurmim auch einen sg. *spirurtt aus sich ei'zeugen^ der
dann dureh dissimilation der beiden r ein spirun ergeben konnte.
In anderen ahd, dialekten als dem Alemannischen sind
— von den allgemein gebräuchlichen scrirum und spiren ab-
gesehen — r-präterita bisher nur yon je einem verbum auf-
gefunden worden.
Auf weiterentwickeluQg des alemannisch noch unversehrt
erhaltenen steröe beruhen die formen, welche Kögel, PBB. 16,
500 f. aus bairischen Prudentius- und Virgilglossen beigebracht
hat Da nach ihm die handschriften dieser glossen ei*st aus
dem ende des 10, und dem anfange des IL jahrhnnderts
stammen und auch die originalglossierungen , auf denen sie
heruhenj nicht sehr weit zarückverlegt werden könnten, da
Pfudentius und Virgil ei^t ziemlich spät in das schnimässige
Studium aufgenommen worden seien, so werden wir auch
wohl den unterschied der überlieferten baiiischen und der
Überlieferten alemannischen formen von vornherein in der
bauptsacbe als einen zeitlichen betrachten dürfen. Kögel lässt
von den vier formen, die er aufgefunden hat, stirie (zweimal),
dirs, sterae, farsierc (für *-sterE) nnr die erste und die dritte
als wirkliche sprachformen gelten. Doch verhält sich stiri^
zu stiriz gerade wie *$ter2 zu aieraz, und es wäre doch höchst
merkwürdig, wenn in stirs und *farsterz (wofür weiter farsierc)
dieselbe art eines Schreibfehlers vorliegen sollte; auch ist es
rieUeicht nicht ganz ohne belang, dass stir^ in derselben
g^Iosse in zwei verschiedenen handschriften steht.
Das € von steras fiihrt Kögel auf das von sterö^^ das
erste i von ^tiriz auf das i von lautgesetzlichem *stmi£zum
Zurück. Auch das a von steroB wird man mit ihm wohl aus
dem ö von steröz erklären dürfen, da im Bairischen der spät-
althochdeutschen zeit in unbetonten silben a sehr häutig für
^.ndere vokale, auch für ö, vorkommt (Vogt, PBB. 2, 265).
Sei dem zweiten i von stiriz freilich wird man sich nur auf
^as vielfache schwanken der endsilben vokale im Spätaltbairiscben
Überhaupt berufen dürfen: es scheint, dass hier das i der
t^ansilbe und das schliessende -b des wertes auf den unbetonten
^okal zugleich eingewirkt haben ; vielleicht ist auch das diesem
vorangehende (wohl auch im Deutschen nicht palatale) r mit
im spiele gewesen, womit der nordische B-umlaut zu ver-
gleichen wäre.
Bidiftrd Loewe,
Iß siirt und *äer^ setieinen koiitaminationen von dm
mit *stiru und *derö£ vorzuliegen- Es kann hier das ft
steröz und ^stiroz neben stö^ait als infix empftindene -er- ur:^^
-ir- au stelle de§ g:Ieichfalls als infix empfimdenen -eo- ym::^^
steo^ gesetzt worden sein. Übrigens legt es auch die üb^|.,
lieferung nahe, dass *^fer^ demselben gebiete wie sterc^, ^^rs
demselben wie sfirU angehört hat.
Ms rheinfränkische formen des r-tjT>us sind uns nur uns
einem dem Oberdeutschen nahen gebiete von Otfrid biniun
und biruwls überliefert, die wegen ihres anlautes nur aDälogTe-
bildiingen sein können. Dürfte man annehmen, dass sich aisL
sn/m einmal bis in das Ahd, hin eistreckt und bis dorthin
auch dieselbe Umbildung im Präteritum wie im Nordische n^
erfühlen hätte, so könnte diese in der weise entstanden seia *
dass zum optativ "^snirtü ein ind. pl. *snirtmn gebildet worde*^
wäi'e, woraus sich *miniunin ergeben hätte^ welches nlede.:^
einen optativ *miruwl erzeugt haben würde, wonach dan*^
*birmmm (geschrieben biruun) und birmvu gebildet worde^^
wären* Man ivürde in diesem falle die im dienst des formen
wandeis im Ältnordit^chen und im Althachdentschen ertblgte^^
gleichailigen lautumst eilungen als einen einheitlidien akt z^^^
betrachten haben, dessen resnltat nur in dem zwischen Ält^-
nordisch und Althochdeutsch gelegenen gebiete von analogi^^"
bildungen wieder gänzlich vei*schüttet worden wären. Da sic=^^h
indes eine solche annähme nicht beweisen lässt, so thut ma^^n
wohl besser, ahd, biruun und birmms nur im znsammenhan^s^^
mit den ahd. r-formen zu erklären. In diesem falle i^^
aber nur eine analoge deutung wie für pterti£zun, caplerur^^^f
möglich. Stand neben steo^ auch ein ^teröz, so konnte neb^^fl
*beo (= aisl. bio) auch *berö gebildet werden, za dem 1 ^3r
pL biruun (wie ^stirn^^un; vgL einerseits stirU^ anderersem ts
plerusiuii) lauten musste* Ein biruun aber konnte sich "ssu
*b%niwun entwickeln (so ist biruun bei OtMd auch wohl ätm^
zusprechen) und hiernach Uruwis gebildet werden.
Dem Mittelfränkischen gehört das von Kögel a. a. o, ^^s
einer Trierer handschrift Gl. 2, 33, 1 beigebrachte anagelief^^m
„indulsere^ an, das er wohl mit unrecht selbst fiir zweifelhaft
hält. Wenn das r wirklich, wie er vermutet, für i ver-
schrieben sein sollte, so müsste doch auch dargelegt werdf^np
wie^o denn gerade dieser Schreibfehler entstehen konnte* D«^
Dan starke prütentnm des Geroianisch«!!.
349
ie ftber, das ihn 8o bedenklich gestimmt hat^ kann doch für
eine koütaminationsform , als welche lierson zu oetiiiien ist,
iiichts auffallendes haben. In Hierz kann aber !^^ mit *ler&£
in der weise kontamiaiert worden sein, dass nur das in
letzterer form am meisten sich bemerklich machende r in
erstere aufgenommen wurde; *Jer^ aber kann neben U^s nach
dem nebeneinander von ^skersd 0 autgesetzlich aus ^skeskaip
— got. skaUküip) und seiner jüngeren n ebenform *skü^d ge-
bildet worden sein* Doch ist lierzon möglichenfalls auch aus
Vermischung von l(^Ezim mit einem dem ags, leorton ent-
^rechenden *lersun hervorgegangen : in diesem faUe wäre
^Mtun schon während des aufenthalts der Angelsachsen auf
€lem kontinent zu "^lerttm dissimiliert worden»
Über das ganze abd- gebiet ist ahd. scrirum^ scrirut,
£crimn^ opt. scriri verbreitet. Die Urform der 1. ph ist als
'*sk€'.^krime anzusetzen, woraus sich durch das dissimilationB-
gesetz und das darauf folgende Vernei^che gesetz ^ske-srlfne^
weiter *ski-^rim€ ergab. Da diese form neben dem präsens
"^skriö wieder ganz anomal erschien, so wurde das r wie das
von '*^ske*zraude wieder hinter das .^A' vei"3etzt.j so dass *hkrieim€f
weiter ^nkririm, entstand; offenbar erfolgten beide umstellnngea
gleichzeitig, und in sfrimm^ das ja keine analogieform sein
kanuj liegt eine bestätigung dafür vor, dass auch skrerot nicht
auf blosser analogiebildung nach steröB beruht Zu einem
^sh'izhne^ weiter \3kririm, gelangt auf seinem wege, also
Umständlicher, auch Osthoff, PBB. 8, 554, daneben zu einem
o|it, scriri aus *skri£ii-l. Das ungewöhnliche des paradigmas
*Äiririm, *8kririt, *sktirinn wurde dann nach Osthoff die Ver-
anlassung, dass sich zu scriri nach dem Verhältnis von stigi
zu digum auch ein scrirum bildete*
Nach scrirum ist auch noch ahd. ein partizip giscriran
g^ebQdet worden* Mhd. schrim und geschrirn sind nach Zamcke,
I*BB. 15, 352 fiber ganz Hochdeutschland bis in den fernsten
Osten verbreitet und haben sich dialektisch bis auf den heutigen
tag^ in der Schriftsprache hie und da bis ins 17. Jahrhundert
Erhalten* ,,Der grund zu dieser langen erhaltung aber lag
äarin, dass man es hier mit einem dauernden bedürfnisse zu
t-him batte^ da der unbequeme hiatus durch den auslaut des
Stammes gegeben war.** So wenig man der hiatustheorie
^arnckes im allgemeinen zustimmen kann, so getrost kann
350
Bicliard Loawe,
man den hier von ibm angeführten satz voll iinterschreil»en.
Denn es handelt sich ja hier nicht mehr nm entstehuiiff,
sondeni nur noch um erhaltung von r-formen, und in der
that hatte scrirum vor der schon seit alters besondei's wegen
des sg, sa^ei nahe liegenden analogiebüdung ^serium den
Vorzug; dass es den hiatus vermied, Dass dem wirklich so
war, zeigt nicht nur der Untergang des typus sterös (wofür
steoz mit diphthong), sondern auch die tbatsache, dass das r
von scrinitn in den sg. prät, wo ein hiatus nicht statthatt^^ J
nur da eindrang, wo, wie das im Bairischen geschah, da-Äj
ganze verbum das r anoehmen konnte {schrei/ren ^ hthrii
Schmoller, Bair, Wb. 11, 594). Daher dürfte Zamcke iiüi"
wesentlichen auch damit recht haben , dass er den untergac». g
der j, naturwüchsigen" r-formen von schreien der seit dfeiwi
16. jabrh. aufkommenden gelehrten grammatischen zucht, die
ein gleichraässig geordnetes paradigma schuf, zuschreibt^
Mild, spiren^ das sich erst um 1100 für spiun bei Otfirid
und sptiHun im Tatian findet (Braune, Ahd. Gr.* § 331,
anm. 3), wäre nach Zamcke eine analogiebüdung nach i^chrir^u
wegen des für ahd, spiwari auch vorkommenden sp'mn neben
scr'ian, Dass die beiden verba in analogische beziehungen zü
einander getreten sind, steht ja ausser zweifei, wie denn
bekanntlich schon in den Mainzer Glossen (9./10. jahrk)
erscriuun „clamaverunt" vorkommt (Gl, 1 , 713, 41), Nach
Zamcke s. 352 hätten die doppelformen splwan und s]^m
es veranlasst j dass einerseits schriweHy schriuu-en und 3^
schriweu , geschrmwen , andrerseits ge^iren gebildet wordea
wäre. Diese auffassung ist in der that zulässig, da auch in
derselben Sprachgemeinschaft i^pmmi neben dem aus ihm ent^
stfindenen spian noch eine zeit lang fortexistiert^ haben kann
(vgl. 8. 332 f.); doch ist es wohl der häufigere fall, dass die
älteren formen neben den ans ihnen lautgesetzlich entstandenea
sofort erlöschen. Wenn spiwarr sich nicht mehr in derselhen
dialekteinheit neben splan erhalten hat, so lässt sich ahi
scriunm nur so erklären, dass es neben scrirun gebildet warf**^
weil es neben einem schon bestehenden ^spimn auch öß
spitvun gab. Für diese letztere möglichkeit föUt der umstand
sehr stark in die wagschale, dass sich die ti^^-bildungeQ von
scrmn gerade wie die r-bildungen beider verba (vom späteren
Bairisch abgesehen) auf die schwundstuflgen formen beschräiA^D'
Das starke präteritam des Germanischen. 351
inimt man noch hinzu, dass splwan mit s -f- tenois anlautet,
) wird man, obwohl die erklärung fiii* die erhaltung der
idnplikation bei diesem verbum grössere Schwierigkeiten
acht, doch mhd. spiren mit Osthoff, PBB. 8, 554 f. besser
rekt aus einer reduplikationsform von spiwan selbst herleiten,
och braucht man nicht mit Osthoff vom optativ auszugehen,
a dann verschiedene Umbildungen anzunehmen: vielmehr
klärt sich mhd. spiren, wenn man von der im Tatiamschen
ttuufi vorliegenden wurzelform spu ausgeht, ebenso einfach
ie steröz durch eine ganz lautgesetzliche folge: *spe-6!pu-mJ,
pe-sii-me, *8pe'eU'ine, *spezum, *sperum, *$pirum, spiren.
Berlin, 8. august 1905.
Sichard Loewe.
Die nomina anf -^s.^
Was von den primären -t^-stämmen , die das perfekte
partizip des aktivs bilden, (ai. vidvan vidtisas) gilt, das gilt
nach einer von mir aufgestellten theorie auch von den ans
nomina abgeleiteten -ue^-stämmen : ihr paradigma ist als ur-
sprünglich abstufend vorzustellen, und der indogermanische
Wechsel ^ekue-vfis (-uös): ^elcu^-usos hat seinen reflex in dem
gegenüber ai. aSvavan: griech. 'i7ini}[f(T]o(;.^) Es mag nun sdn,
dass ai. aghö^ bhagö^^ Vokative zu aghavän hhagavän^ nicht,
wie ich annahm, reste alter abstuf ung darstellen, sondern,
wie Solmsen a. a. o. p. 223 will, von der Umgangssprache
aus aghavas bhagavas verstümmelt sind in der art, wie sie
mit begrüssungswörtern umzugehen pflegt (allerdings ist
agliö? „schuldbeladen" kein begrüssungswort). Indessen ge-
winnt die morphologische Voraussetzung meiner hypothese eine
zureichende fundamentierung aus den griechischen Verhältnissen
für sich genommen. Nicht ohne Wahrscheinlichkeit lässt sich
die vollstufe eines -i^es-stammes in der gestalt *-i^8 in ivfi;
*Tvff>(o/(ag finden. Ein klarer fall lässt sich auch für -/i^g (*-U^)
beibringen. Über die prosodie von vdagi^g „wässerig" hat
Moeris p. 379 Pierson die schätzbare notiz:
^^Ydagig ßgu/v xo a l/iirixcog' iLiaxgaig ^EXXfjvixcag.
Wie man auf grund der quantitätsverschiedenheit ionisch-
gemeingriechisch judvog: attisch /uavog^) ^/aavfog als Ursprung*
») Vgl. K. Z. 38, 53 ff.
») Vgl. H. Meltzer, N. Philol. Kandschau 25. janaar 1902. p. 36-37;
Hatzidakis, Deutsche Litteraturzeitung 29. märz 1902, sp. 783—85; E. Schwyier,
Berlin. Philol. Wochenschrift 5. april 1902, sp. 433—37; F. Kretschmcr,
Zeitschr. f. Ostreich. Gymnasien 1902, p. 711—13; H. ffirt, Littorar. Central"
blatt 25. märz 1903, sp. 455—56; F. Solmsen, Indogerm. ForschoDgen XV
Anzeiger p. 222—28.
0 uäyog Empedokles v. 230 Stein. Herodian II 13 ss {neQi (fi/poVwy)-
T« (ig yog hjyoyia ö^uioy(t xad^rcQfvoyiog lov y ei i)(Oiey iv ift H^
le HOB
-etfc-
chste form ansetzt, so kommt man hier notwendig auf Hia^-
3C" regelrecht ist äolisch ^5j«^firT£[{i]o[i'] Mitylene CGIns
tsc 2, nr. lu, worin/ ohne dehnung des vocals geschwunden,
K^jjc aber in der koine entstammt dem Ionischem *wiJ«^-/j^;
US iudogerm. ^itd^'Ues enthält den st^mra vJtoö in schwacher
BStalt, ist also konstituiert wie d^a^rj *a^a^-/ä ^adh^-uä
Bben lat. a4or „speit**, ai* pitf-mja „vatersbruder" neben
Uar-, Damit erhält die annähme, dass U^r^q neben U^itv^
rgriechisch ist und -i^g von stammen i\1e *JoFajc-/^g bezogen
at, eine festere kousistenz, als ich zu hoffen wagte. Auf
CT anderen Seite zeigt eine griechische bildung voll- und
!hwuodstufenform nebeneinander. Von mehreren selten (s.
chwyzer sp, 435 n. 2; Solmsen p. 226) sind berechtigte
irelfel angeregt worden, ob ans dem innerhalb des Attischen
ereinzelten genitiv Jlnait^m (Aristia^ fr, l, p. 726 N.) ein
Lamm *IIn(jit6ä/o- gefolgert werden dürfe. Ebensowenig läset
ich allerdings nf)oa6ta m guasten einer von Solrasen an-
esetzten form "^Iloauiä- verwerten. Es ist schlechterdings
Ludeukbar, dass das Attische in diesem isolierten falle den
Jten genitiv eines masculinen -ä-stammes (*JIo^t*d-ao = -fw
= -m) beibehalteu habe. Ilmei^m neben Iloüeidatvog ist durch
Us Verhältnis Tvfpm: Tvtpmvog erzengt; die analogiebildnng
Imtpfte natürlich zugleich an bei der älteren doppelheit der
akkisative IJoimScö: Hocruimva^ Tvq>tü: Tvtptova, Im recht
g^abe ich Solmsen, wenn er meine dentung des dorischen
genitivs Uor ft^u, akkus. lloruSäp, vokat. HoTaSil als zn
könsUich verwirft. Man erkennt, im Dorischen hat aich
tlnu^av in der fleiion nach "^Eg^ip (ans '^EQ^mmy) gerichtet;
dft dem nominativ ^Eiyptiv der -a -stamm 'E^ftat; mit den casus
otüqai 'Eouä 'E^fia 'Emtav *K£iu« gegenüberstand, so sprach
laUl auch neben notttdav nontäävüg: (iTorfuJäc), gen. IIq^
nd^ etc. Den attischen vokativ noatt^ov wird man solange
^ neuschopfung zu HoofiScov nach 'Anillmv: ^^Anollav auf-
^R^f
vr th ä, ixTlT&ßfi^QP rti^TO ?^ovnt^ dftyö^ 4 l?^dv tQUif^^ itPivÄf. rot^ro
^ n«(ME i&h liTtixoit; avaiillftm. PhrynichoB BA 5Lii hält fiäy6f fftr
^CtiKli^ Aber i». Zon^rw s. fjLUy6t^* dgatoy ßQ^yi^^ kiyf>tjt3i^ TtilutM^tj^
*^ni roü iix^ißig (fr. 61 K.). iHdteay (fr 200 K.) xai t^tJtcr umvdxic t^^
iuii^m^ dvji tmt fiv^tdxti {?), Etymologisch gehört juni^/or za ftn*^^^
(«ofai » fidyty^) ^dQiuie haut".
Z*it»Lbiin rat r«rgt. SttnuiM. K. F, XX, S. 23
I
Hugo Ebrlii^
fassen dürfen, als Solmsens kürzerer stamm */lorfiJov- mcM
in einer anderen kasusfonn des Attischen oder znm minderten
irgendwie ausserhalb dieses dialektes nacbgewiesen ist- Das
Thessalische belegt in Larisa nnTu{A)ff{v]pi GDI 3464 Jlottt'
iuvn 1^21 iloTf^JotKi'O 1322, in Atrax nfnHdf\tm] 1324 4*
Die mdgUcbkeit, dass Ilojfi^nrn aus nnt&tdalfliüpi contrahiert
ist, kann nicht mehr bestritti^n werden, seit W. Schake
(Gott. Gel Anz. 1897. p. 899) gezeigt hat, dass -am- unter
unbekannten bedingnngen ini Thessalischen zu 01(01?) geworden
ist; belege rnfiftrovp gen. ph zu rop^^hm^ (münzen), n^o-
^^tvtovv Kierion 63 e Hoffm., ^hvrttn^ neben Yartrog. So fehlt
es in Larisa an einem ausschlaggebenden beispiel für die
behandlung der gruppe -a[/]cö- (aber 345 4« räv ttoivüv aus
¥/i[o]üji'| 02 jiun^htit; — ^aa&ttttfti; aus jftxl/\o- 11 ^lapfto;
aus Y«i/]fJi'fiof^ 84 W^i'^«oui' eventuell gehalten durch ^j^^uv^ ^
Buöpog), Denkbarer weise war der wandel zunächst auf äto ^
vor inlautendem konsonanten beschränkt. Sollten aber fiind^^
der folgezeit selbst gegen diese oder eine andere eingeschränkt^^
formulierung eutscheiden, so wäre immer noch eine assoziatir^^
beeinäusgung des st *IIf}tHdaovv durch ^Tvqaavv ^Tvfüvm^
[Tvffivyi' Hesiod. Theog. 306, att. Tinf^at^] im bereiche d^5^f
glaubhaften; der ansatz eines st *notftdnp- ist also aus de^u
dialekten nicht za rechtfertigen. Ich führe demnach at::.^
/Jrmf i*Jaii^ auf iloTfidaw*', d. akkus. Ilnoit^w -=■ böot Ilftfam^a
anf *JIaT*<^«w */Tftir*iJ«/oaö zurück. Das lautgesetz ^attisc^i
*^Mfm^ - -ep- ausser in zweisilbigen wortformen [f&yg - ^m;,
vftiäP zu vavg)^ ist mir freilich bestritten (s, Hatzidakis sj?,
784/5; K. Eulenburg indog. Forsch, XV 138). Schalten wir
aber unter den belegen &emQ6g aus **>f»/tiiöov,*) IJuimv aus
Ilatativ aus, weil hier die kontraktion durch den vokal, der
') Das material gestattet es beute, aaszuspreefaeis, da&s in att. ^ttit^
twm vefBchiedeue worte xasammengefloagen eind, I. Das wort für den li/t-
beiimtcn hut in allen muudarten -(-, eDthÜt folgücfa den staami tod $t9^
mit analogisdi eingedrungenem -ii- wie ^f',-iculQi^ (et SolmBen, Unters, t
griech. Laut- n. Versgeach. p. 22 ff.): *&tä-ßttQ6g bedeutet «ktilt wiluwid'
^ lti^t>fitf^fAuiy, IL ^im^Qi ^xns chatler ^ ist eigentlich *i^ajnj^^6i; «uibM
blickend** zu ^iu „anblick" und ei(ic/«u. Ha ^ nicht mit ü abxulauten "^i^t^
Bo wird ^^ßoi' Bnv^a Hei. (Schuhe, QE. 13, n. 5) echtes ß enthaltcD lui^
ni ^d^pQs gehören; auf die Hesychglosben ^4y^^^* 3&v^amä, ^^r*»^
-^tttf^tiaid ist kaum g'ewicht zu legra.
Die nommi uif -«iif.
mMtk^ varaasgeht, bedingt 8eiti kdnttte; vemolitHi) wir auf
rtftm^o;, da als gmndlbrmeii *nfAäftt»^i^ (vgl nßtU^itu Piudiir
OL IX 8i) und ^'tifto/af^i^ (vgl. ioiL n^uDiiig HinoduL 11 Ul,
YII 171) zur Wahl stehen; ho bleiben iniuusrhin iiUNMor
HüüuitB
2. ^^aii^; kypr. ^gä/mP GDI 86 ji, .^o^Jfac (* cod,)' i^>
i^m* Iltt(f>ioi Hesych = *.%(/ätaM«c»
3. Moivtjttvö^ (Kfiivmvdiolg ^xoiväjmpo^t nmvuvthvim¥ LakoiUitch
^vertrag) Thukydides V 79, umpüvi Pindar Pytli. 111 fiO^ ^m*
^iwmv Üiantheia (Ozolische Lokrer) C|D1 1478 A 4a» cf, ivpf^mp:
Ivi^äojrfc Pindar Pyth, III 48 %v¥ä¥a Nem. V 27. Daxo
lomtnen neu
4. att Wrcu; = ion. Im^ü^; Hesiod Ttieag« fj19, hjtiti^.
5* att ntntmg = ion, nintriti^ (Ilomer „«kb kaU42nid^)|
jit]vr««f^ aus * nfUTÜfiii.
Hau igt sieh yielleieht nkbt hinlirjglich darüber klar^
dass, W0 einem attbeben ^^ dai$ DoriMi:Jje ein f/ (/f^^^^fjüber^
stellt, f^r dieses m Ursprung entwisder auM mu iA^.r abi^r aiui
mm — nicht ffo^ — mit debertieit indfetett fit hhrmB IH
XAbL Don § 24, 3*8 rertni noeb die meinung, diu
M Äo zn 0 werden k5&ne. ') Ei bat damit f^itgeude
Drd exzerpte ans Inaaiiei Gfamnialiein k«D]i«ti aii doHiehe
panizipien zu ^iiik«, £Um ffimp ilim. Orefor f^orfutli. fi. Hb;
*^up f§lm^ f^^ Wt^ «'^«H ' '^^^ ^^^^
p. «M E I II «»d Tli^iMrw
(- mia VmkMMm) p. Utk:
SM
Hugo Ehrlich.
antaftivmv äta tqv av ix{p§^ov(f{ TfjiOOvyTsg ro»' Toror nvXwy
ntiXäv^ xal(^y xmläy [tjffivmtf aiptvdv add* ThesauniS COrxiQ-
COpiae]" nai ini xcov ftern^wv i^uoimg* ytkw yfläp, 4kmr ikiv.
Ohne frage hat loannes Gramniaticus diese regel ans
TheokrithaüdschrifteE abstrahiert:
cf, Tia^tküLVTa Theokr. V 89 w. 3. Gellius IX, 9, 5 ma^i-
XavTfi Q (apparat nach Ahrens),
nmg$XaPTa VIH 73 p, m. Q. yelana I 36 p.
Neben Theokrit benutzt eine unbekannte quelle Herakleides
bei Eustatbios Odyss. p. 1557, 34 ff*, der als dorische 3. Per-
sonen pluralis ytliyti und ßnuvtt bezeichnet; cf, Theokr. I 90
yelävTi R. 6, Dl Ql lunt Alle erwähnten textlesungen, wie
sie Ahrens rezipiert hat, sind richtig. Nur setzt nn^fkavja
nicht ein pr&sens tlim voraus, sondern eine unthematische
hildnng *i>aut, wie sie bereits erschlossen ist aus ai^risch ^
noTfliTm Inscr. PeL I 554 e koisch iluvroo GDI 3636 g, t4, t%^
uoTfli^Toa 15. 1«. 1». Zu schreiben ist also na^tlivta (vooKr:!
nominatiy na^iXa^ ana ^-skä-pi^). Ferner hat Joh, Schmid*^
K Z. 38, 35 n. 1 *ydka^i gefolgert aus epidaurisch ötdyilm^ .
xajmyikififpog GDI 3339 34. iä^: hierzu j^f^Äf^u (zum mascalinuim:
*Yflmg *f€kuvtoc) und die 3. pL fdkavTt. Von besondere^Ki]
werte ist uns nun das ^üavti des Herakleide^, weil es utz^i
den befiind anderer dialekte auf» trefflichste erläutert. Homerisc^A
ßmtjai (mit dem futurum intßdfrnfiui) kann nicht aas /ifn^ir^fl
entstanden sein,*) weil ßmam auch attisch ist: ßmaurm Ati-
stophanes Frieden 1154 ß^fjny (imper,) Kratinos fr. 396 I
p, 121 K. Es ist *ßoanaf {^ßnianfiat) anzusetzen, dementsprechend
fiir iou. , att, dor* ßcoargdm die grnudforra *ßoaar^6w. Ds
weiter dütvßnmjf^g nias ß 701 („durch die Stadt rufend*^) auf
*) Der lautwandel o^j — (a ist Homer abzuaprech^ti. ti' 05, wc die hMud-
ichriften zwischen ttyt^tüfjtietfxf PH ftyycSffttfitf GMl und ily^ftanntj^f FLW
liytaünaifi D fiyy^aaetaxf ÜZ schwanken, schreibe man ayrtaßfuaxt (iteratiTi»
imperfekt zu ütyyt^aau^, einer ableitong ren t/yytiig). Die tttrumte dyfmG^ifi
konnte leicht ftadurch entstehen, doäH tty^t^a^axt darch seinen sigmatMKiB
gtammaaslaut wie eine aoristform erauhien und als solche nnn weiter coit
dem bindes'ocaL -a- charakteriäiert wnrde. Ich möchte aach daran i^rinndt^'
dasB xaiatjßtüffaL Herodas V 39 nach massgabe von Co«*^' ö[e]/**ö^if ^uf^^^*
üli\ß40oy Hesjcb »m besinn auf •-u^oita«* znrückgeföhrt wird (prÄsona *ü^^^
*aßtoCiit). Im übrigen gilt das lantgesetz für ä^ Jüngere lomsche mit äiciü^
heit: äik9yyma«s *-yifo^attg vwtsai =* voijaat (^^n Kiüenbnrg, I^- ^''
206 ff,).
Die nomina auf -iv^.
357
*aotvßmfjg *arrTi;^oa-rag zurückweist, SO steht dies nomen 2U
ßmQTBM geuaa wie inn-tjli-Ta zn ikanTod^o. Wiederum werden
wir also auf ein uothemaüsches präseus "^ßaä^i geführt, und
in der that kann das imßwjm des ionischen gedichtes Theokrit
Xn 35 üui* als dessen passivform Cimtßoa'tai) gedeutet
werden: die 3. person plur. act. dazu ist ßoa-vti (so zu be-
tonen), cf, i'^a-vti Theokr. VII 97. Nicht anzutasten ist auch
jinmiT* Theokr. XV 148 Sianupafi^g Aristoph. Achamer 717;
denn wie attisch nupijy lehrt, Hegen zu gründe "^nupiovri
^Stanttvanfug (cf, neiyäo^v IliaS J'25 netväovTi il 758 nuvaovta
-2 162). Im übrigen aber hat sich Ährens durch hyperdorismen
der mannskripte täuschen lassen; im Theokrit
1^ $7etaaä V 6 d. e, G.
^fe iujdüca k, p. V. vulg. : richtig im^tta};
H inalä IV 28 k. (pr.) a. p. 16. M, Y, Antt. Schk, Seh.
^■all in^ia 8*: richtig inalm k. a sec. DK Q^;
^^ dfiayxtaat X 16 DUr K; dfidvi^aai richtig vnlg.
l [VI 41 derselbe vers interpoliert, in k. fehlend : d^avt^aat
B\ p. V. 9, L. M^ Q. J^cJiTiuai (*). 8), D, y. Med, Aid. CalL
ififiuiyTtftQi lunt]*
Pol! EX IX 74 rai^ d^£tav xai tuy aotpiav vtxävrt (richüg
f onjuvTti; (richtig o^iTmvTfg) Epichann fr. 164 Kaib- bei
Athen. Vn 309 E;
inffyvdfitpiii (richtig i7iffyü(of.ifvm) Sophrou fr. 60 Xaib*
W ApoOoB. de prön. ll^b (tiberliefert in einem Parisinus
2548 Xn. sO*
Die Byzantiner, welche ihre regeln teils auf grund solcher
terderbungen machen, teils selbst deren Urheber sind, ver-
äieDen natürlich kein gehör; vgl. Au» Ox* III 241 n ff: oi
ftt^ ^ai^i§tg T^inovai tq w lig a. n^corog, nguTüg* in^lmj
inQta^ Sjtgmv^ äxgaw (aber ngim Epicliarm &, 1^7 Eaib, bei
Pollax IX 80);
SehoL Theoer. IV 28: ^nal^al to d'^i^TC^o»' n^oGtanop t(w
Wo*Jato «vo^cra iy^atpoi iy^dif/a'^ ovwta xüi ro dnul^Gt dpri JQV
EM. 579 19 1 l^^q>ißokov^ rixe fivyxonfi Mivikag xai j^oavkag
^'tf ngdütt TOü o xai et itg a ftaxfoVf ti^g iXi^uo ik^'^a in^la^
i
3S8
Hug-o Ehrticb,
Wenn demnach Eulenburg a* a. o. g^rundformen wie *3(u-
/flpog *Ti/i«/o^oc konstruiert, so stützen die dialekte diese
ausätze nicht. Es wird ja ziemlich häufig: vorausgeBetzt^ dass
die ä-stlmme als erste kompositionsglieder ihren auslant zn a
schwächen können; ein beweis ist nicht zu tiihren. Ernstlich
in hetracbt kämen nur zwei belege: erstens homerisch l^ijfa-
ihiof, Idlx^- ist aber der akkusativ zu dlxi; cf Herodian zu
E 299 (bei Ahrens Dial. I 121): Tpt5<^coi' di iv t^ nütitm nt^i
xfiüfjv x^ixa xai tf^v aXxi^v ilnu mg nugnm. Syntaktisch
fungiert ^Altca- als akkusativ der beziehnug: „schnell in der
abwehr.*" Eine analoge auffassung ist nahegelegt für zweitens
^güwQffg Hiaa X 69 = 3vgm^6Q Herodot I 120 = aoL ^^m^ttg
Sappho fr. 98 1, auch dies ein kasuelles kompositum: sein
erstes glied ^v^ä- ist der akkosatiy eines wurzelnomens *dvg-,
welches sonst vom Griechischen aufgegeben ist (eine ver-
einzelte spur nur in ^'p-J«* *|eo Hesych), aber durch ander^^
zweige der indoeuropäischen sprachfamilie gesichert wird, vgL .
z. b. altnord. dytr pL ^tür"' *dur^s^ litauisch dürys pL ^tür**^*
st *dur-. Nach ^gat^a^og hat sein synonymon *fivXätaong seilten
ä analogisch verkürzt (Ilias 0 530, <P 681), aber nicht einms^kJ
gemeiugriechisch , da bei Hesych noch nvXivoog s *jtvkrjm^^^^
steht (Wackernagel K. Z. 27, 263). — Irgend welche vomt^
Standpunkt der griechischen lautgeschichte unwahrscheinlicl^e
konsequenzen schliesst, soviel ich sehe, das gesetz "^äjm ^ at^p^
cö nicht ein. W^en attisch ^Alx^imv 'A'Ax^tfmviSai hatte icsl
geglaubt ein urgriechisches *Wlif^iJ/Gji' annehmen zu müssen
trotz dorisch Wijfjii«&>F Alkmanfr. 71; daran haben Hatzidakri«
und Eulenburg mit recht anstoss genommen. ^Alxpiawv flektier*^e
AXxfiuarQg ^AXn^ianvt ^AXu^anva {Akx^aopa Utas ilf 394 [A]Ji^^^
fiäovt Delphi BCH 24, 142 z, B). UkH^umnäui beruht also
Ungesetzlich auf ^Alx^dnyiäai, "AXxf^imvog etc* auf ^AKxftanm^^^
*i -a; folglich hat der nominativ ji^xpiieav sein f in anlehnavig
an die casus obliqui bewahrt. Auch Solmsen bestreitet aller-
dings für IJoüfidtoy entstehung aus flnju^äfm*, „bei dem
freilich der akzent, wenn er so richtig ist, schwierigkeit^ö
macht" p. 226* Er erspart es mir also, auf die schwäcJie
seiner eigenen ansieht aufmerksam zu machen* HauftSc^ boü
ebensowenig eine grundform ^/loreida/od« voraussetzen wia
<
Die noTiifnA auf -fe/c.
359
M%mt(i)m ein *xtJXJ7/oaa. „Es ist wülküT , diese formen yon
Stämmen auf -/<iv- von ßlfj/ß eind atjSovg nnd ähnlichen
bildungen von stammen auf -ny- loszureissen*' p/227. Aber
UnijfiS^ ^vn$m sind von den werten auf -öJ -nuc, welche in
allen fällen femininä sind, durch ihr geschlecht hin-
länglich gesi^hieden. Nach Hatzidakis schliesslich ist nmH6m¥
-im (statt des von ihm verlangten -idmv -Sko) an W^ro^Acui^ -ai
angelehnt; der akzentschwierigkeit wird nicht gedacht. Zu-
sammenfassend lässt sich nach dem allen sagen: die annähme
der Stammformen *JloT«(if«/^- *nntu6ä- ^IlüxuHm- ist nn-
begründet. Zu unrecht angefochten ist der ansät« Umni^m
AUS */ror€(*fa;offa;*) also bleibt nichts anderes übrig, als
U^ai^^i^Q auf */ToTirfä*/<T-io^ zuröckzurühren, und eine schwache
t^erm der abgeleiteten -yo^-stämme ist aus dem Griechischen
heraus erwiesen.
In den ^f-stämmen sind zwei urzeitlich getrennte kate-
S^orien zusammengeflossen; abgeleitete -ues- -lio-f-stämme wie
Mumtvt Innf^Qt; - ^\nnf^f3nq und primäre wurzelnomina» die
liiuter / kein <j verloren haben: Z*t'; W. Aim\ ifk^vq W, hhUy^
CK, Z, 38, 61 n, l); ngfoßfvq (etyraologie ?) ; ajgng „un-
erschütterlich" Euphorion fr, 94, Kaib. epigr. 1046 it (zu r^im
'W. treu Schulze QE. 317 n. 4); vgl. auch den adverbieU
^^hrauchten neutralstamm vndg-fftv („übermässig** = vnfoqvm;)
^T, bheu Aischylos Ag. 371, Pers. 820, Diese primären stamme
Sudeten ihren vokativ von anfang an auf et", wie Ztv be-
'Weist, wogegen bei den Sekundärableitungen ^innfjjü<; = ai.
<Mhavas statt innsv vorausgesetzt werden muss; dieser dualis-
^nus der vokativbildung ist aber zu gunsten der wurzelstämme
li^eitigt. Demnach können Z^v lit^iv ihrer betonung nach
>) leb habe n&TtiJH/uitf al« «den waaserTejehon" gedeutet und sehe
ktme TenmlBflsm)^, meine meinaa^ za Stidem {tJoi-tt^tt- «m tioiq- t\x
3i^fBii^< und -#iJ«-* za ai* imln ^tropfen")* Dafür t daas .TOFrtudir aus
"^^(^«ü* entstäDdeti ist, lässt tich folfeüdes anfUbieu. itQ7n^4? hftngt mit
j'HrtQ^ las^mmeii. Dies vort hat man ^war Dut ai. pathi „pfad* Terglicben,
*ii die vyQff xflfv^n Homens eriimemd; aber di@ auslaa^img^ gerade det
Wöiondicben naerkmak in der sprachHcheQ be^eicb nötig ist käum tu ertra^eü.
BiU kh aXmo richtigor kombiniert, so wekt ^rdvrt^c mit notwendi^^keit &ut
*TO'm(ü« düjch die nasalinfigierutig-- denn dre&e tritt nur bei j^olcben wurzeln
^ treibe auf, welche i ^ r l m n enthalten: ai. vadh ^Btosseii* : got
^'^jm , wanden"! ^i-iit^tx^^: 4fiyxtiy etc.
360
Hüfo Ehriicli,
recht wohl mit A^x^t verglichen werden; das grundsätilicbe
meiner theorie wird damit in keiner weise berührt (gegen
Solmsen p. 224). Über die allgemeine frage der vokativ-
hetonimg ist allerdings klarheit schwer herzustellen, ehe
man nicht sich über die genesis der Substantive auf -m -of^
rechenschaft abgelegt hat. Ich gehe davon aus, dass in ur-
indogermanischer zeit ein lautgesetÄ bestanden haben mnss,
wonach ?, o zwischen r^ i, «t> w, u und betontem io ie schwand u.
i)f9at^(ü *i/ß^H'^ *^/,^i<> {^X^^oq) älter *egdhr€'i6 ^ *q^iXÄu
{ip^atf (piküQ) "^bhilio *bhil^i6 ^fp/^u> (^f^jUwg) *SigfÄim indog
ä^vBvto {dgpemg = "^d^pfj/og) *«(»v*^/ito idg. *Up^^'U^i^ (K* Z. 38, 64 r^-^)
ßiydxkm aus dfdl/tu} ^ wegen des lautlichen s. Schulze Q^^?
82 ff. — {dyXafig) *aglii^io. Hier ist nicht etwa ein nebe :^.
einander konsonantischer und vokalischer stamme wie 1^^/
Caput: altnord. h^fod ^haupt*^ aus *kaputom im spiele; tle^^^
selbständig tritt eben ein ^i^^- *bhil' ^g^hemi- etc. nicht ^uf.
Es besteht nun nach fonn und bedeutung eine ähnlichkajit,
zwischen den Worten auf -a» -ov; und der vedischen kategorje
nadi^ jiadias (nadyäs) „Anas". Freüich ist hier verschieden'
artiges vereinigt: nomina, die zu -i-stämmen in beziehm]^
stehen: spjtU! „sichel** : s^ni, ahU „ein dämon": ahi ^schlange^j
apathi4 jjWanderer*^ : puthi „weg", äputhi ^auf dem w^e*-1
Ferner wiirzelnomina: dÄi^ „gedanke*^ avest. ^i*-jö „f^5*^
living^' etc. Uns gehen nur movierte stamme an wie kalyanß
(hilyanu) „schone frau" and abstracta wie tapani^ „hitae"
d^his ^damm^, eigentl. „das graben^. Maskulina finden sich
nur wenige und erklären sich wohl durch Übergang der
abstrakt- in die konkrete bedeutung: praw§ „aufraerks«3i"i
eigentl. „aufmerksamkeit'^, rathi.} „wageulenker" (gegeiisatz
arathl^), eJgentL „das wagenlenken'^, cf. griech* injtita (eigeüü
„beritten sein"*). Andere feminina fungieren maskuliniscb a!*
zweite glieder eines kompositutns: sabasra-stari^ „mit tausend
kühen" {stari^ ,>kuh"), hiranya-vaSi^ (vak^ nbeil**) „mit pl^
denem heil*^j m-pravi^ „sehr aufmerksam**, dm-pritm^ ^un-
aufmerksam^ zu prävi^ „aufmerksamkeit^* Auch die bohüö*
auf -Ol sind feminina, bezeichnen abstrakta und weiblich*^
wesen, sind teOs primär, teils sekundär: sekundär >jx^ (»?/''«)» '^
^] leh kaim es mir nicht Teru^n, wxd einen versteckten bel«f f^ ^'
I
1
Die nomint auf -fv%.
3(U
imtjtm „abwesenheit*^ Herodot IX 85, iimtm „wohlheiltideu'^
von eiuem St *iaTff- ^das seiü** ; ^tffitmvfi „erlddit«rün(r**
wohl ans *^aaTöJ erweitert (-r^jjrw; Latona\ zn ^m^m „k^chter
werden", ^gaCaro^, FoQyti: fQ^iyu^ uud kosenamen wio Mv^nti»
Primär sind etwa Xc;^c^, na^tjlf^ fixm. Ich nehme an» ro{tyt4(i)
ist kontiahiert aus *rfiQf(ja -j- -^ J"^*'y<'>[tl'»^ fUiB T^jj/rt [ -io«,
-öfj[^ -&iös war gesetzmässig hinter explasivlauteii und Mibilimt«
4 -ios hinter r, ?» m, w, y^ (so dass iapanias auH *'tapana + fair
reduziert wäre)* Die -.^-lose nomiiiativbildung dm Üriedibchen
tnaebt einen altertümlicheren eiudruck bIb die Higmuüiiehti dm
vedisehen Sanskrit; hier kann sie von den beiden aiidwren
klas&en der i -stamme übertragen sein, denen iti« von hauaii
aas zukam: spm' etc. (bei den ö-etämmeii neben tunu: tanüH)
und den wurzelnomina wie dhi^ (vgl gn xfg lat* im^ dazu
-ihti^}. Ähnlich fasst man ja das vt^rtiältnis von lat. maierii'u
(dm spes nachgebildet) zn lit. ioM auf; und grieeh, /Xun^
kann schon der küi^e wegen nicht nr»prünglich Ki^iii. Gegen»
aber lM)na aus Xf/ja + l zeigt der vokaiiv Xfjrol' > *U^fi + f
eine akzentznrückziebung am eine more, ebenso Z§v gegen-
aber Zivi. Und damit scheint das betonnng»geiiet2 de» vokativjt
für nnkomponierte nomioa angegebeo: ai. mipä: vok. ßäntya
gr. naj^g nirtg (statt ^nttTi^)^ ^voj^^ *3£tig\ atL im^ g^<^n
IM« ijflJ,' verändert nach dem vokativ *^q^ « *im^; Utaitfieb
iBfü? ms "higfim statt ugnoi, mitmü &Qi *mmoQ Matt mmidi.
Im Groivvffiifldieii ist die regel nodi bei mtanlklitn üd»*
dutiT«! Iieobachtet: dmk gen* ifaoAa rok cttolr (HaOMss Ardt
C dft¥. PhiL T, 326j. ZiäuEuncMetaii««! hti^iwgw, r«4flp&^trt»
emgesdiloseot iefacint das get€U 2^ trtfeii: disr
EiOXEOXE («cl JML* Mi
1. «w
Hofö EhrMdfa,
ton weicht iin vokati? auf die letzte silbe des ersten $
zurück: vgl. )?r, ä-Stlfpo^: aiikff, /Tffit-xA^^: nfoinlfn
TiÖTjjg: iUünora aL HkUvAn : dkifvas. Nähern sich diese for-
mElieniDgen dem wahren Sachverhalt^ so mnss das Indisclie
uniformiert haben, eine meinung, die schon Kretschmer aus-
gesprochen hat*)
Dass sich im vokativ der 37/-stämme von a keine spur
findet, lässt sich verstehen. Man könnte aber erwarten, diesem
für die sekundären nomina auf -U% statnrahaften laut wenig-
stenp in ausserpräsentischen formen der verba auf -ttm zu
begegnen. Bisweilen liegt der grund, weshalb diese erwartung
getäuscht wird, zu tage, d^vfvm «(^i-fvr^c, rtlevr^ gehören
zu Stämmen auf -ij/o , nicht auf -tj/n-; so gehört vielleicht
mXiim MiXtvTiaw zu K§li(/)k (könig von Eleusis b* Cer. 146,,
Aristoph, Acham. 55). Mehr derart bei Herodian zn Ilia^
V 160: fylfTi ftaXifTta x^StöQ ian vfxv^: nve; ißagv^mr mtrj^s^
K^Stvoa. ra yuQ li^ Äj X^ynvxm QyifiUTU naoa ^sjum fivnßiv^^
Ma^agfiovia Kai t»w i nttQalfjyoptBva i^yfoi^m Äfi«, tpmXfi^tM
iftmkift^ o/fv<x> (>;ffof ttai iv nltüvu^r^m toi/ 7$ ia^ihg* uai na^i
0 6' in lo/föto ni'ig (Hes. Theog, 178), dXX' nvv y§ ßnQvtip^
01 nX&lnvQ aviyvafTdv nXiopatjpov iadi^i^nvm xov € äate nap«
t^v ^.fj/oti ytPix^y — ix X^^ov ti^ttt^Spjtje (D. ji 379) — Xo^on*
yiviis&ai xai Xo/J^m, ot^roig Sk Xfita toy ngfmgr^^dvffp xarsra
Qj^f^atog QVTö^ tav Mi^^ivto ro wao «uro o»'ö^«j Xdyca Sk w
jei^dfoCt o^titorritftjfrfTat.
Sieht man davon ab, dass in umkehrung des gescUcbt-
Liehen Verhältnisses überall das verbum zum prius gemacht
wird, so streifen diese bemerkungen immerhin recht nahe an
die Wahrheit heran* x^fSfo^ ist allerdings vielmehr aas m^Sh^
geschwächt. Aber richtig wird der Zusammenhang zwischen
f(oXBV(o (Aristoteles h. a, 2, 11; Theophrast fr. 171, 9 Wimmer;
176—178) und *^cöXf(/)fjf hervorgehoben (Äristot h. a. % ^^
37), richtig kann Xn/jvmmit Xoj^£(/)df verbunden sein. Neben
den danominativen auf *-fftj^i die sich mit den sl avischen »uf
t) Att. n6ytiQf ß6-/9t^ite sind rieUeicht nenbilduögea ; icb halte aü*
oinem ortoU zurück.
Die
»nf -fvr.
363
-ujq decken, K.Z, 38, 64 n, 2, sowie denen auf *-j^tai könßtea
m sich auch solche auf *- 7/^1*01 bestanden haben. Aber ein
statistischer nachweis ist nicht zu erbringen. Denn da einmal
ein legaler Wechsel zwischen -ues- (-us-} und -va-stämtnen
festgestellt ist, so ist flir jeden konkreten fall die annähme
zulässig, dass die denominative bildung nicht auf dem -u^s-^
sondern auf dem -yo-stÄmm fiisst: hg€Vix> (iSöevTo) nicht auf
iä^itf^t sondern auf *ifpJ7/o- (cl hgij = '^tf^rjä), ßufjtUvm nicht
auf ßamUvq, sondern auf *ßaatXrifo- (s, Schulze, QE, 490) etc.
Ein weiterer einwand gegen die neue throne: Ich habe
siCp 80 sagt Solmseu p. 223, durchgeführt „um den preis der
irerletziing eines unbezweifelbaren griechischen lautgesetzes'*<
Auf der Kölner philologenversaramlung hat Solmsen nach
Indog, Abz. 6, 154 sich zu der meinung bekannt, im Grie^
crhischen habe die gmppe vokal + if -f 5 + vokal das u
festgehalten, wenn der akzent auf dem ersten ruhte, es sonst
Aufgegeben* Obgleich ich den Vortrag nur nach dem referat
Icenne, glaube ich das material genttgeud zu überblicken, um
stur Sache eine bestimmte steUung nehmen z\x können. Es
ist von den präsentia ixnva* yevta *Gai d^oaim nicht mit gewiss-
lieit zu sagen^ dass die lautgesetzliche entwicklung bei ihnen
ohne Störung verlaufen sei; wir wissen, dass die verba auf
-fw *-*/(ü zeigen raÜBstettj wenn nicht das futurum sich
mit seinem einfluss geltend gemacht hätte. Das homerische
material fügt sich der regel überhaupt nicht L Es heisst
ttxov^a (^ got. hatisjan „hören"), aber auch axov^ (inaxnvng
Besiod op. 29), 2. Es heisst ijmg = ö/^oJg; zum gleichen
stai&me ziehe ich lävoq, bei wort von xu(ia£Tfoo<;^ ndnlng, xtg
^teppich**. Das wort sucht Solmsen, K. Z. 32, 539 mit imm-
^tUt^vQog bei Alkman, Partheneion 69 zu vermitteln, havi^
Ml zwar für ifavo^ stellen; Alkman setzte aber dafür layo-
ein, weü gewöhnlich in seinem dialekt einem gemeingriechischen
-fit' -(K- entsprach. Diese Voraussetzung trifit nicht zu. Im
Lakonischen ist ek aus *€oa zu tj kontrahiert^) So findet
ttdi nti^mMi] Alkman, Parth. 3 Evjd/^fj e, -jj lUj eW/y fr. 25 i^
«»*ij fr. 58 f, daneben freilich itdäta fr, W (und fiiX^a fr. ♦105
Cms. = adesp. fr 81 B.*; liinX]kf fr. 33 s??), Dies -sa ist
L) Dtgegen tä aaa *ifn bUeb üffea. In Hemkloia Beben /iitj I tu
^ ^^t TL li. ji^, 47, gl, Jitf^Qgu l 141 (d&t. pL ^ff^QtQis I 17A, &lso aom.
864
Hugo Ehilich,
aber nicht notwendig echt lakonisch, gehört vielmehr der
gemeinsprache der dorischen poesie an» vgl. -tu nebea -^ bei
Pindar, Speziell bei einem dichter^ xlem Apoll, de pron* 396 C
das attribut awi^x^g aioXit^onv giebt, wird man Eonäcbst an
einen äolisnms denken* -ij wiederum kann nicht bometisch
sein (so Solmsen), weil im text des epischen Sängers nur -e«
zu dulden, -ij erst in attischer zeit eingedrungen ist (K. Z.
88> 81). Dazu nimmt die Solmsensche erklärung keine rücksiebt
auf f^p fr* 76 s, tj^t-faKOV* ^auiltTxoy ^axmvr»; und ßfjgi'/ahiW
To fimQtivS^öv'^) AuKmvt^ Hesjch {ß = /). Das letzterwähnte
wort hat das besondere interesse, dass in ihm der st. x«^**-*
der im Griechischen ans seiner grundbedeutnng y^glän^eni^
hell" sonst nur den sinn des metalles abgezweigt hat, hie^i-
die auch anderweitig belegte bedeutung ^griinzeag, kohl**
bewahrt: cf. altbulg, ilak^ *0iolqos „kohl**, UXmu' Aw/tti*«
0^vy€Q Hesjch *ghelqia. Gleichfalls zeigen inschriften kontra-
hiertes ^: KlffifSvtj Taiuaron GDI 4508* (nach ende de^
Peloponnesiachen krieges), /4t^ Herakleia GDI 4629 I m.
Also ist iavn-yXifpuQfyq ^mit strahlenden äugen" von lävi; m
trennen; ^mvü- ^strahlend** ist vermutlich der stamm, der
homerisch iaivm „erhitzen" zu gründe Hegt, cf* m^nv „brenneD^
md^fitl „glänz"* iüvo;, von ähnlicher bedeutung („strahlend,
glänzend*'), geht auf ^^avo^ *a^navnz znriick. Nicht erfüllt
ist die bedingung, an welche Solmsen den Schwund des;
geknüpft glaubt, in jjioc (v* ^P'^W' 0 365i ^ 152),*) Unter da
homerischen beiwörtem des Sonnengottes findet sieh ketaes
von etymologisch durchsichtiger art, das nicht in hinblick auf
das natursubstrat gewählt wäre. Also beisst jJjo^ „gläuz^aä*'
= *«/ffio^-, vgl i^tü-, 3. Neben J*Aij „spätnachmittags Hi*s
0 111 Steht dUelo^ 0 232, ^fifli^v ^^a^ g 606, äiiHiffm;
^ 599. Neue Varianten sind durch die AmmoniosscholieD zu
0 111 ans licht gefördert und von H, Diels, Rh. M, 56, 29 1
treffich beurteilt, Diek stallt her:
<) Wenn in der gnechischen gemeinsprache (iüBchriften und papyri) ^
225 T. Cbr, ebenfÄOs oU anftritt, so ist das eine jnng"e nenbildnng Tarn ^'
turdf. die mit doriflch ülf nichte ^mein hat; so richtig Keil Herrn. 25> GflS^
Eohner-Blasii I, 483, CrOnert, Memoria Graeca Heren! aDODsis p. 167 mi^ ^^
(lalacti Sommer G riech. LaatEtadien p, 16)*
Bie nomias auf -ft;^. 365
pQ Od Ol Vfxinv^ti r[fkaa[ym nghq Si^\Xnv.
[ig ia ?i^|coVijv deBikr^v nkeift[yfi; ^ifjfivg]imv
^cf. EM« 261 ^7 kdytrat ^eikij xai Aitilrj nai dietlTj),
Als älteste form des Stammes ergiebt sich SeBlog, die bei
Homer metrisch zu SEUiog gedehnt erscheiat, wie Mfkop =
*äiilftVj ^ftfkii^aag = *6£€kt^nag] detDBECb ISt Jf/Aij aus *Sstkrf
koütrabiert öhkog aus "^ievtr^kog vergleiche ich^) mit Tedisch
dö§ä (^-stamm) ^abend, dunkel", avest daasa-tara „westlich^,
We^en SuEkt^ uod ^f« Ai^ kann ich auf Diels verweisen, der
die faeimat dieser doubletten im jüngeren epos oder der älteren
ionischen dichtung sucht und sie für knnstprodnkte erklärt:
durch ^iiiki^ wurde dcMflg weiterflektiert ; S^nkt; iJfA 17 erinnert
an ff ig: EiVj Kgf^Tij: K^^tij. Rein als konstruktion wäre
aacb ein ^Ssvaeaka - Ssfikti möglich: das Indische hat einen
o^-stamm do^as („abend"), aber so vereinzelt {u^asö dö^asaSca
Atharvaved. 16, 4, 6)^ dass man an eine fleiivische umbüduog
nach dem oppositum ii^as („morgen") glauben möchte; es
\%ärd demnach bei der Diels'scheu auffassung sein bewenden
haben. 4. äa I 337 = (att. Sa) äoL S^vh ^Sfvau Schulze
QE- p, 62, 77: ai, dö^a „mangeP, du4yati „verderben". Auch
eine auf das weitere griechische gebiet hiuausgreifende be-
trachtung erweist die Solmseosche regel als nnznlänglich.
5. Die urgriechische flexion des Wortes für „das ohr" muss
gewesen sein: *o/ng *m/fjaTöQ\ während S/oq aus att oig (0)
dor. m 0 ohne weiteres folgt, pflegt man für den genitiv ^ovaar&g
anzusetzen. In der that überiiefert Herodian II 921 is oaro?:
das ist aber vielleicht eine neubildung vom nnkontrahierten
1
1
*) Die g^leiche etymologie schon bei Sohasen Unters, p. 81. Solmscn
siksf^ntoiert allerdings 4itil6^ mit Herodian I 161 i ; aber dieser konnte über
die betonung* des Homerwortea nicht woiil etwaa wissen, Digegen weist
ilas remimnum Jtilfj [akzent nmh HerodiMi n 110 la] =- VftA^ mit seiner
l>aroiytoiiiening^ auf maakidimi^eheB *(fjt'*ior VEurück : denn das von SolDneii
m hfllfe gerufene j.geeotz", wonach ein *dtiltj den akstent hätte zurückwerfen
mftssen, sehweht vöUi^ in der Imft (wie auch Bezzenherger in seinen Beitr.
30* 175 m 1 urteilt). Es ifd doch kaam eine frage, dass it^ät/tr 7fa(4uiy
<5riiiy auf ^Snifdmß' ^na/iJtatf *<Jdjtuy zurückgehen,
«) Freilich ist die traditioneUe betonung nicht durch ein ^nverifissiged
latikerzengnis gedchert.
Wxgo Ehrlich,
tiominatiT *ong ans vgl. iiutog von Hog Sophod. fr. 305 1
p* 202 N*^ fjniutoq VOD onfo; {omaTaaoi XenophanaS fr. 37
Diels), Auch homerisch- äolisch üvat^g {Ovar lag bmder und
nachfolger des tyranoen Itfennes von Kyme nach Nikolaos von
Damaskos FHG III 387; 8, Fick B. B. 26, J23 E) ist nicht
eindeutig. Denn es lässt sich beohaclitenf dass im Äolisctien
urgriechische vokailänge -|- /h aus /«r sich zu kurzem vokal
-f V entwickelt; ""^it fvog = ^jigr^ng ^''A^fißjng'^ auf ^'Aq$j^%
geht "A^ivi^; schwerlich zurück, da homeriBch ''Aitta nach dem
Zeugnis des attischen vrfjiij hinter £ nicht j, sondern a ver-
loren hat. Mit bezug auf koisch und sizilisch Gvmju (KobJ
GDI 3636 6^; Epicharm fr. 21 4 Kaib.) möchte ich daher ver^ —
muten f dass die in rede stehende erscheinung eine weiter^^
Verbreitung hatte. Jedenfalls ist ^^jammg genügend gesichert
maing Herodian 11 921 i^; wata Balbilla Dissert. Argentot**,
lY 1*J^; iiuttA iitla^ oix«; mu^ty. iiniv\ iit^ßu^ta Hesych; aft^fm^^
Theokrit I 28; taatod^^ii€i^: aVuJfin^«* ^mQiitg Suldas (- watc^t^
9qnw, uHnvftftpLat* Atapnt^ Photlos, matm&^ata* miovtjn^^^^
Hesych), a,iu (cod* äraY tlta TaftavTiioi Hes. kanii nur ans
tö*>T«, nicht aus *oar« entsprungen sein') {*uvaäia bei Schulze
QE, 38 n* 1 als grundform mir nicht wahrscheinlich), Ici
lese daher 0FATIE2 ^üf ChaUds (Kretschmer Gr. d. att.
Vaseniuschr, p, 64) als Sijati^g* mtmpTa Ilias ¥^ 264. 513
Hesiod op. 659 erregt anstoss; aber verderbung aus ^orar'^iina,
wie man herstellt, ist nicht recht verstäudlieh, da ovarog ganz
geläufig war; ich stelle her; maiofptu. Aus *£o/oaTö ist im
Attischen gegen Solmsens regel wTa geworden* Die end-
betonung lütog alti stellte sich natürlich erst nach vollzogener
kontraktion ein, welche '^^mg (- hom, oraro^) wie den gemtiT
eines monosyllabons erscheinen Hess; so schon bei Bomer
neben offenem x^iaiog (metrisch gedehnt aus a^iätog) kon-
1] *oa wird ]m Gmchlschen nur %u m. nQu^to^ gebt demnach mit dor
böoi jt^rh^g eioher aof *jtiiu/jt(TQi zurück. Euleuburg IF. XV 143, ^^
ftach kypr. liiiwtmifAm fltii^ttjo^ heraazioht« vemachlfisaigt zum schui^
dor ßa*:he SchulKe QE. p. 22 n. 3. iJchalz© weist ©inen zweiten ftmu»
* ^ f f j cü T o- > d er 2ü /J 4 ,7 ptJo jf tu g^ehö rt , nach : d axu höo t . // y w i d;* rrjf **- k)|i
IlinüfQtiptü, namentlieh klar *rf*af-vf(>*ijro/; Hitwiw -i43 (Nereide), kam»*ßi*
aus n^ütf^utiftiu ^da6 BchickBal kennend*' ^ N^^i^rng X 46 (vgl KZ^ «^
71 oatenl, ähnlich II^üjuvs adB ti^mjQfin^n^ CIA. II, 568. 13 (^fom%
Etwft» anders ale Eulenburg Brogmann, Knne vgl. Gramm, nachtr, zu ^~ 3^'
ihiertes xoaro^. Es ist eine annahuie, die man seinerzeit
ich einer akzenttheoiie zuliebe gewagt hat, die sich aber
Im standpankt der griechiscben laatgescbicbte wenig empfiehlt,
hss die indogermanische endbetonuug ^taaio^ sich in mtog
rekt fortsetze (Wackernagel K. Z. 29, 140),') Schliesslich
6ise ich 6. auf das fiiturum zu x^*^- X^^ ;fio^at = *;rf/*fta
5ff/cio^«i: gemeingrieGhisch scheint -/fj- als -v nur in einem
lue erhaltea: in am^ aus *Ac*uAoc - lit saUsm „troeken*^;
hr aber ist die einzigartige bedingung im spiele» dass der
fchthong zwischen zwei hauchlaüten stand. Für das Äolische
^t Solmsen ein Spezialgesetz: vokal + /w = vokal + ^\
Bnn der spezifisch äolische ton auf Ihm rnhte: w^ma (amvai
Ippho fr. 2 t*) gegen Evan^i^Q (beiwort der Artemis in Mitylene
mmm Dat, eins. fasc. 2 n, 101 s (103) lOo. 106; beiwort
ir Isis 113), ^Ynaitnoq (beiwort der Athene in Mitylene jenseits
les EuripoSf ^Ynaxom Dat. n* 476 »). Die gegenbeispiele sind
fe Jahrhunderte später als das Solmsen scheinbar günstige
ipiel belegt, so dass man sich in erster linie fragen mnss,
für das schwinden des v etwas anderes als der unterschied
ier zeit verantwortlich zu machen ist. Auch dient Solmsen
wenig na^am\ das I, das in nuQ^iA = att* nu^ui nuQriiQV
apjyig dor. y^aXuoita^mn^ (nicht -«ag) = ion. yaXnünigjim;
wird auch in nagava aus *na^avja *na^avia einmal
rhanden gewesen sein. Zur erhaltung des v wirkte also
anderes motiv als die läge des tones, der hier ebenso*
wie in ''A\>iv(ig den vorausgehenden vokal traf. Im
hen wurde -/er-, nehme ich an, zu v
, hinter kurzem vokal in älterer ^eit allgemein: ix&vm,
Eresos CIns. f, 2, 526 A i« B t«, «Wei'j? MityL 6 %i
T. Chr.);
, hinter langem vokal nur
.) wenn er im anlaut stand : avm; ovttTa,
i) wenn ihm velarer vokal + ^ vorausging: "A^tvog
a gegen fi^^i^Uiq ijp^f?;
(it ^iSjtittioi sL *0|^* vgL fot. <msd gen. attsim „ohr" st, ^Hfßen-.
lucho aOhr" ist nicht ot^^ gleichsusetzeii; Älter wh i^r aitigiilar iet
\*uii *ucki *j||«f Tom i-etamm, cf. lit. ausis kt, imtis, ond ich Ter-
&h licho m *uchi tiAch dem verhütnii oko („augc*")^ dual *(M — ^
bscb zugefügt ht
Enga Ehrlidi,
i
vergleiche die gegensätzliche behaDdliing von pi hinter
yelarera and palatalem vokal r xaigtx> *;pap£co, aber ff&^u^m
(ygamg scheidet als unbezeagt gänzlich aus; sonst ähnlich
schon K Z. 3ö, 63 n. 2.) —
„Endlich die auffassung des 37 von -lyr- als gedehntem
auslaut von cio-stämmen scheitert an der hoiuerisch-äolischen
flexion der eigennamen mit -f-, nicht -1^- {Tväiüg Tvdii Tvdfm)''
Solmsen p, 225. Die hier ausgesprochene landläufige meiimng
ist namentlich durch Hoflmann Dial, 11 545 verbreitet, der
vom Äolischen sagt:
„Im gegensatze zn den appellativis bilden die eigeniiameiÄ:^^
a. s. w, meistens aUe kasus von dem stamme auf -f^(^tv)
l4)fillBvg '^;f/XXf/og:*^ Was nun das Äolische des 6. ja
hufiderts betrifft, so konnte sich Hoffmann nur auf ^llrfiit ^j7
fr. 4b B berufen:
Wir haben das fragment schärfer ins äuge zu fassec^ -n,
um einzusehen , dass ]4/Jkk6u bei einem lesbischen dicht^fc^^r
auch anders gedeutet werden kann* Die mythische versio-^^n,
welche Alas zu einem abkömmling des Zeus, mithin sein^ an
vater Telamon zu einem söhn des Äiakos, bruder deß Pel&=^=iM
macht, kennt Homer noch nicht, wohl aber mit Älkaios Pindt arl
Pyth. Vm 100 ö. und Bakchylides XU (XIII) 97 ff,: sie ^st
augenscheinlich dem nachhomerischen epos entnommen. Nio^/
nur nach der stofflichen, sondern auch nach der formalem?
Seite hin sied die Lesbier vom epos abhängig, wie W, Schn&a
Gott, gel Anz. 1897 p. 887—91 gezeigt hat Dafür liefert
auch dieser vers einen beleg. Atag nicht *"Atatg wird als
äolisch bezeugt durch Herodian II 405*9 = Choerob, 98, 16 ff.;
das ist die form des epos (Meister DiaL I 78), Und eiß
akkusativ Ai'uv (wie K^ovi^ay zu KoovßaQ gebildet) setzt ja
den norainativ Aiug voraus. Vielleicht ist auch jener aus dem
ionisch epischen mischdialekt übernommen^ da diesem analoge
raetaplasmen vertraut sind: &6äv zu Qohq Hesiod fr. 144 Ez.,
AiA^-)'fv^g zu "AiAäg opp. 383. Dass nun in diesem verse,
der seinem gehalt wie seiner form nach den einfluss der
älteren dicbtung bekundet, der akkusativ \4xmm, so wie er
ist, aus dem nachhomerischen epos mit ionischer Verkürzung
des rj entlehnt ist, kann mit fug als wahrecheinlich bezeichnet
^en. Denn 1* grade L^;ft(Ä)Äfi'f flektiert bei Homer durch-
Iteod -^ng -35t -i^rt (statt ^AyillBt versBcbluss V 792 lies
ykl0, 2. Herodian II 673 st ff. (Choerob. 209, 18) weiss
Jjhts ?on der angeblichen flexionsverschiedenheit : Ifftiov,
f ta iig £v^ Ai^ynvTU nivTS xi/fffig intds/oPTat hi tov s xai
U^tPtBg mn¥ jijfikXdüg ßamXinq" dia %m t nui cö ItfTTixcSg mo¥
^iXlimg ßaailemg* im tov fj Kai q na(ia rofg ip/aintQ "Imaty
pr Idj^tXkl^og ßaatXijog ofimtog 6e xat utt^a rof^ jitnlivaiVf
%* of Aiokflc n^anct^oSüroFoütJ«', ^A/ikXtjag ßaaiXr^o^ XiymTiQ*
hi ik Tot^ pBmidpötg ^imai ^ti xjjg ft Sttp^ofym nmi tov ö
jtf \4xiXX&toQ ßaütXitogf ofiolmg de naga To^g Vimrd^&ig jiio-
miiPt dXXa naXiv ot jitoXitg n^nnug<*vovatv ^A/JXXitOQ
miksiüg XifavTig, 3, aber ist die Hoffmannsche regel dtirch
i N i^g^id fg von Sappho Charaxosode t* 1 überhaupt uro-
jltosaen, so dass sich behaupten lässt: im Äolischen war
r zeit des Alkaios and der Sappho ij vor vokal noch nicht
{rkürzt, einen bereits früher erledig:teii fall ausgenommen
L Z. 38, 61 n. 2): dass nicht /, sondern c oder i in dera
ilns verloren gegangen war: nXdag *nXifag ddas *djjeö. Bei
pi ij/'StÄmmen war demnach tj erhalteo und blieb es bis in
letzte drittel des 4, Jahrhunderts v. Chr* Damals jedoch
de — das ergeben die lesungen des Corpus insniarnm
2 (1899) — ly vor vokal zu i verkürzt, wo es bis dahin
gesprochen war (f ein geschlossener e^lant, $ und u
hrieben, vgl oben Herodian)* Erst um Christi geburt
:en attische formen wie ßaoiXimg ein. Also Mitylene
f. 2 n, 6 (nach Boeckh 324 v, Chr.) hat noch 9 ßaai-
1« ß[aüiX]r^mg 41 ipfjag 15. 47 ßaoiXi^a 45 ßaai\Xfing. Aber
j. Yh. Chr.) b 7 T^a6ayn{}it4yai h it ^^üfiuti t4 -fuH
i^Sati 75 a i [y^^f^^j] | (Jafii b % Yji)i\iQBiü (GDI 166 u ^
u steht nicht eiQ{i)^aatv, sondern u^ovuniootv). Auch
n. 645 (ca. 319 — 17) hat noch A 1 \ßaü]tk^fnm 13, »t
ag\ dagegen 649 A 45 ßaaiktag B %i [ß]maikii§^ B 37
tu; (it = i); wie sich durch ixifjt Ä 40 yräqu^t A 41 aus-
war in Nesos damals vor 1 noch keine verklirzung
iten. In anderer weise begrenzt war der lantwandel
ai; 1Ö5 9 Hof&nann (4. j. v, Chr*) it Aifaüad^ neben
a^M^ 10 aQv^aStöv: also vor f früher als vor anderen
ingetreten. Eresos 526 (letztes drittel des 4, j.) hat
Lg ßa&iXiog D «& ßauikiog [beide male las Hoffmann
Twi Ternl. Bpnclif. N. F. XX. X 24
370
Hmgo Ehrlich,
unrichtig ßaatXimi;\ B a» ßnaiXdcav*^ 548 t Kawi^Bfg i[Ktii]na-
ptjtbP MityL 26iOt bei Hoffmann angeführt, ist genitiv von
KaifJMQijit = Köi<japf*« „Cäsai Spiele", vgl. schreibnngeö wie
iafüXf^u tvnißf^a, gehört alöo nicht hierher). Demnach sind
ßaaikfog [d]vriy^a[(p]fiiQ 21 a etC. SO gut äolisch als Atyndtfim.
Man bemerke, dass -io^ auf einer äoÜKchen inschrift des 4, j.
nicht aus der koiv^ stammen kann; denn Attika hat -df^^ erst
vom letzten vorchristlichen Jahrhundert ab (Meisterhatis Gr. d.
att Inschr.^ p. 140)* Und wenn in mancheu gegenden, die
gemeinhin die keine verwenden, nämlieh in Messenien und
im südwestlichen Kleinasien, spät (in chnstUcher zeit) formen
wie ßa^tUo<; aufüeten, so stellt Schweizer Gr, d, Perga-^
menischen Inschn p, 148 richtig fest, dass hier die ein«
heimischen, dorischen uud ionischen dialekte nachwirken ^^
Endlich merke ich noch eines an. Auf der erwähnten insclirif^^H
von Eresos 526 A 3$ (um 3S3 v, Chr.) steht ;Tt*^'ij/Sffi;, Aäzi^
sich könnte das der nomin. plur. eines «Stammes sein, Abe^^
das wort fär den Gesandten flektiert im Äolischen als ^,ß^^
stamm: GDI 318 a» no^oß^tu acc. sing, (*/ = f), wie auch b^*
kanntlichim nächstverwandten Böotiscben: n^ujytuq^ Ionischem n
(Hesiod Scnt. Heracl. 245) und im Attischen: dual n^^ng^^
ans *n^i<Tßrii Aristophanes fr. ii39 I p. 551 K (ChoeroK 440^
14 = Herodian I 325), Aischylos Suppl. 693 (Schulze QE. Gl
n. 4). ngiaßdQ ist also aus *ngfaßpjfQ gektirzt Wenn Hoffman^
aus dem äolischen gedieht IlatStttf* Theokr. XXIX »t jix*^*-**^
anfuhrt, konnte er auch znfögen ss apdprmv, 3« otvlfimg, jila-
xara XXVIII 10 dvdiJiioti;: fäUe^ die beweisen, dass in dem
jmigäolischen dialekte, den Theokrit schreibt, der wandel
ohne die für Nesos beobachtete einschränkung galt Das ist
der tatbestand, wie ihn wesentlich die Inschriften veran-
schaulichen. Was aus anderen mundarten zugunsten einer
besonderen flexion der nomina propria beigebracht wird, ist
noch weit zweifelhafterer natui\ Bechtel B, B. 25, 100 erkläit
so "AXaatxfjg (Fisatls) aus *^^kaoüdtg gegenüber eUsch ßmmlvt;*
^^AXaavrjfg anzusetzen steht ohne weiteres frei, da auch sonst
die Pisatis gegenüber Elis ihre dialektischen besonderheit«D
hat Brugmann Griech, Gr.^ p. 185 stellt die hypothese auf*
attische patronymika wie midtvc dXmnftttSiig seien m^^
gleich homer, 'Atyfv^ flektiert worden. Es scheint bisher einj
analyse dieser bildungen nicht vorgenommen zu sein. S'
Die ncmtina awf -fu^.
371
können als beweisstücke dafür dienen, dass die patroaymikal*
fcfldiiDg der eigennameii iTv^^vi: Tvdiidrjg) in alter zeit ancli
aaf das gebiet der appellativa übergriff vhSfti; nnd mt&-fivg
aus *v'uS-4iftg sind gemeinschaftlich von *vi-iSfig ^sohnessohn**
abgeleitet, vgl. iiffipiuB-QVQ mit uviypiidriQ Pollux 3, 28, ferner
mXi. "!Atäijg a ion, ^^idtig aus *At-l^rii; (aiu) „söhn der erde";
^nch der konsonantische stamm, aas welchem sich -li-r^g er-
^weitert hat, ist gelegentlich noch lebendig; ion> ""^Ung =
^Ai'i^-; dlaiTisxig „fuchsjUDges" (^dkmnfmtH-rig): dliünfniäfVQ.
Somit braucht man -tSivg voü den übrigen appellativis auf
-fvf, die ja ebenfalls von nominalstämmeB ausgehen, nicht zu
sondern. Eine andere urgriechische Zweiteilung der flexi on,
als die oben konstatierte: nämlich der abgeleiteten r^/ stamme
und der wurzelnomina, ist nicht zu rechtfertigen. Die spräche
Homers beansprucht als ein mischdialekt, der obendrein ele-
mente verschiedener Jahrhunderte vereinigt, auch in dieser
frage eine eigene Stellung. Bei Homer hat ^Ax^mg (dazu
\Hoficov - \4T()€ßmp,^ATQfiAf^q) durchgängig kurzen vokal vor
dem kasussuffix und wahrscheinlich aus urgriechischer zeit:
^At^ivg ist ja wurzelnomen. Ganz vereinsamt steht nun
Tvitvg Tv^iag: aber der akkusativ Tvdij Dias J 384 aus
*Ti?diya (K. Z. 38, 85) weist darauf hin, dass Tü6dng aus
•l'uJjjoc verkürzt ist* Einen grund, weshalb in diesem heispiel
die ionische erscheinung so energisch auftritt, vermag ich
öicht anzugeben.
Es verlohnt sich, die Homerischen Verhältnisse durch
einige zahlen massige angaben zu beleuchten* Wenn es auch
^cUtig ist, dass die kurzvokalische flexion auf -iog -u -ia
Q^ezu beschränkt bleibt auf die eigeunanien, so wird doch
^ie deutuug, die man dieser tatsache gewöhnlieh giebt, dass
ii*iinlich die eigennamen von hause aus nur so flektierten,
I durch die Statistik minder begünstigt, als man anzunehmen
Pflegt, Meine tabelle^ die nach Haupt De nominum in -^Ig
^xeunt^um flexione Homerica und Gehrings index Homericns
^asammengestellt ist, ermöglicht einen überblick über das
^'orkommeu langvokalischer {-f^ng ijt etc,) wie kurzvokalischer
flexionfiformen bei appellativen wie bei nomina propria*
24^
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58
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86
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4
0
540
82
Es ergiebt sich: 22 appellative liefern 225 belege der
gprokalischen, 3 der kurzvokalischen flexion ; 49 eigenaanieii
> für jene^ 82 för diese. Die zahl dieser 82 belege redu-
rt sich dnrch wahrseheiiiJiche konjekturen (s. n. 4, 7, 9)
r auf andere art (n. 5) auf 74, die zti 14 eigeimamen
lören. Aber Ur|»«lg und Tv^fvg nehmen von jenen 74
jin 51 in anspruch. Diese beiden worte stehen fttr sich,
übrigen verbleiben den 12 restierenden eigennamen 23
piele der vokalkiirzmig, die damit als eine bei Homer
th seltene, moderne erscheinung charakteri-
rt ist.
i r mtitosr.
ei H«ipt Mit J 195.
^^tJUfl *i' 792 (veresclüuäe) ; es kann l^tilp gelesen werden,
fijaia 1 mal (A 265) in einem veree^ den Ven. A ansl&dst.
Haupt fehlen die stellen /V 297. 330. 387. 469. 470.
^^xiaiäf^^; B 566. '/^ 678; man lle«t »«it Thiersch meiet M^jetar^J^;
Üerte akkusativ Mr^xtaiq O 339 ist nicht in betncjit fCüKogen;
*Mnxia i^fi KZ, 38, 85.
IvüoiQ^ 1 mal, Wttotvs 1 mal, tJ^uooitt 1 mal (q 301). f 212
F jfltet t?trt;ö(Ff {'Odi^tTia PXDüHV). Wvau 2 mal {f 388.
ker Wvctii mügücji ift XJivOpi vgL n. 4. — Die irtellen f lU
b«] Hanpt
rir,)joi lieEt man iett Thierscl] an 4 stellen M 488, II 2h
B> gew^hnllcb fl^ijjof.
kontrahierte akknaatlT Tv4i jiBMui nicht elnf erechnet ; rgi. n. 7.
1
Hago Ehriicl
Eine aüffaüüng demnach, welche das fj von jtmmr;
^ ruderholz" ^) unter dem gleichen gesichtswnkel ansiebt wia
das t] von *xiaiirifmv = xwTTfoji',*) d. h. vokaldehüting durcl^u^
folgendes u voraussetzt, hat kein bedenken gegen sich; si^^
wird auch dadurch gestützt^ dass in Tjargoic M^rpm^ = *p^tf-u(^)
*mätt'U(s)' der stamm vor dem if-stiffix gleichfalls gelängt ist^;.^;:;^.
die gleiche beobachtung macht man an Tvtpmv aus ^Tvfpm-^^tn^^.
da dieser dämon klärlich eine hypostase vulkanischer kräfl^tet^
darstellt, so ist Tvtpmp mitsamt Ti^ffuwy notwendig auf rvtp ,„.
„rauch'^ zu beziehen (K- Z. ^H, 96 n. 2). Meine gleichsetzn^^J
des Stammes von niiQtac und lat. paträstei^ - *paträve$t€r ^rist
von Schwyzer sp, 436 n. 3 gebilligt, ist andrerseits aber ai^^fj]
auf Widerspruch gestossen, s. Stolz K. Z. 38, 425—30^ Solra^^stn
ebenda 450 ff.j Idg. Anz. p. 227- Beide leugnen den iiW- er-
gang von üv€ in ä, ä aas ävö statuiert Solmsen für lat. nn^^br.
Mars ^ Mävors,^) mulö = mavolo quossum = qvavorsFum ( zmnr
hinter lippenlaut). Da auch pah^aster mit einem labial ^q.
lautet, der durch die konsonautengruppe hindurch gew^^rtt
haben kann^ so ist man kaum behindert,, patraster auf *|/^ #/^,
vösier z uiiickzu fuhren ; hier wäre der Triphthong rav zum rtt
vereinfacht. Was im übrigen gegen den lautwandel fiv^ iu ^
eingewendet wird, schlägt nicht durch. Es kann nicht ie.
hauptet werden, dass die kontraktion unter aUen umständet
eingetreten ist; cf. eadavef^ papavpr. Damit entfallt aber ukbt
die möglichkeit einer spezialformuliernng. Beispielsweise tagt
Skutsch B. B. 23, 100, d^iss im Lateinischen -ri- zu -er-
wurde: testamenitim ans ^tristnmentum ^ ter = *tri8 cemn ^^
*üritiOf certtis ^ *critos, tesHs = *tristis; ich fäge hinzu cerrui
4
1) Heroclot V m Äriötoph- Lji. 422.
*} ^ xui^fifg Tbeophrast h. pl. 4. 1* 4; 5, 1, 7,
°} So ^ni man die beiden namensformen miteinander Termitteln roöclite,
scheinen mir noch nicht alJo Schwierigkeiten gelöst; «s ist nämlich noch
«ine dritte, Mamurn, z\a beachten. Mamen^ kennt Varro de L 1. 5, 73 «Li
EftbiDlsehe gottheit, nach Paul. ex. Fest. p. lÖS M. (ans Alfias de heUo Punico)
und p. ISl ist das wort im Oslci^chcn gleich Mars^ wie auch Mamrrcm
(= *MamcrUmiii) ein osldschoa pränomen sei (p. 131). Dazu vgl. Schuhe
Zur Gesch. lat. Eigennainen 464 ft*; man wird Mmnvr» am UeUsten anf
*Mar^nti% zurtckfllhron und das Marnm%- des Arvalliedes rergloicheD, Man
llitbe alao eine alte redapIiKiorte bildung vor sich, die auf eine wunel ^mer
{mors) wieset mit Mamra aber nicht kombiniert werden kann. Zur s«]ben
wunzel stellt sich dann Marä st. *tnft-,
Die nominft auf -tvg.
375
^zemeiche** = *ceTeos *crieos *gifrj«os; vgl. griech, rti^iyog
„Steineiche" (zuerst Hesiod opp. 436) = "^ninovr^q *q^ri8nos.
Aber doch trJbtis tribuo t7'lm€stris triplex trlpiidium tnvium;
al&o wurde -ri- nur vor dental (d, e, s, n^ r = £) zn -er-.
Vielleicht wurde aoch äv^ nur zasammeni^ezogen, wenn dental
— und eFentuell l ~ folgte: mnüram ^ ^amüv^sam, animann
= ^anermvents, paträster = *patravBster, möglicherweise mfdim
= fnäväim, -äster nicht -äster ist mit gutem gninde an-
gesetzt; ein kurzes a in urlateinisch unbetonter Mibe unter-
lag der Schwächung zu €. et scanrlOf coiiscendo^ mgentrmn -
griech. nTdyatjTpoy, An dem Verhältnis pater: patrastür er-
^riichs^ wie früher ausgeführt, das suffix -üsier^ welelies minder
lichtig ein deteriorativsuffix , treffender ein fiuffix der sn-
mähenmg genannt wird (s, Wölfflin Arch. f- lat, Lexicogr, 12,
419 ff.). Solmsen ist über -üster andrer meinung. Nach dem
Torgange von Meister zu Herodas IV 46 (p. T(J9) vergleicht
«r laißaar^ow ^fresssack" etc. (Üeutgche Litterat urzeitung
1899 sp- 1591, Idg. Auz. p. 227), Aber kaifiaoTfinv htXititftpfyy
^nimtiitjQnif nj^faftTgt^y /fi^aarmw Bind deutlich ableitougen
vom Verbum (c£ Ättif/ft^uoj, äfliaCa», ftnna^m, fit^/t^m, /ufia^uk^
^io^atgf^y: ^f^tJQm^ vmßvnr&ny Herodas VI 6: ßim). Ein ver-
dunkeltes kompositum iA wohl I^{*f-anT^üy ^ kastln ^, eigeutl.
„mit qnerbalkeD zaawnciigefllgt^ -aurpuF zu «rr#<j»/ji Her-
mippos fr. 2 I p* 225 K. == Si-äC^tt9m ^gewebe atifziehn''^ itf^ia
Sophron fr. 79 Kaib. = Siu<rfiu „anlziig", ti-anri; ^auii dem
gewebe hingende faden*', r^t^t'^y dor. arptim „göwebe**» boroer.
fji.iJT-pifio; ,,dicht gefugt ^ hintereinander''. Uigrieefaifdi iit
itipuarpny (zn luff^^f ^mhr^)^ verdorbene leioingan iind f^ixa-
tn^t^, all 4föif>^ im sDgeuÄnnten Etymologictim Oudümnin
p. 14 (Sitti AitiL t lat Lexicogr. «, ftOH): iMbrisib utfux^^üq
oder W/ttf^'a; (^e* mmmhmmmj ipItfriaeUidi);*) t^^mnm atf^t-
«t^a; Catena in Mt 3^ p. ^56: ichnfb aijr4fi^t>;, Henidäi
rv 02 ist rkdiiip ww^ä^ffm, sieht mS^ifwi^ay imlif' Cruiiui
e«L alt. adü.). Verandt fteht Httumu^f^ AotkiMboi M
AtbeiL XI p.4fiSA: ^immrf awdmi Latgieiielien 4rum
^ballter^ mglekhhir wm *€9pii + tra^: / ^^. ^^^^^"^
^ni^tjter «fUber^ (r&^) fie»iffct| wibrend mk^mutirum
^brefli»»»' griechiiAef proreolMS lil {*ir«y4i^i'ir(^«r), R«
0 Biiift in mirmrti^ miX. umB.m i^^kläm UUm^kÜmä^
376
Hugo Khrliebi
führt also keine brücke von -aai^typ zu -äster; Bicht nur ist
die qnantität der (i- vokale eine verschiedene, es liegen im
Lateinischen ausnahmslos Substantive oder adjektive (meiöt
der ö-deklination) zu granäe.
Lateinisch *patra-ves' oder -vös- ^ ^pitf'Ues- (-uos-) stimmt
also zu griech, Ttar^o)/- = *p^tfus-> Zu allem, was über die
längende Wirkung des -u- gesagt ist, kommt hinzu, dass aucli
das auftreten der dehnung beim augraent iitoptoy = ♦j-J-^/o^aor)
und bei der perfektreduplikation an nachfolgendes digamma
gebunden ist (K. Z. 38, 69 n» 2), Die Mle wie etmQy&f lassen
sich uro einen vermehren: Odyssee X 191
X£(X« dk /^ot Hßnta (/}fjffTat. SchoL ZU X 191 1 r^iTtm:
^atm GHXDÜWpc, T^ ^ajai pc. H" ^jm F ihm T pc.
F* U^ $Im(jLi K (jj superöcr*) ifffr«* P.
flüxm geht auf */i^jfüTat zurück. —
Nach Eretschmer a. o. p. 711 ist von mir ^zwar manches
für die möglichkeit^ meiner annähme über die nomina anf
-fvc yjbeigebracht" ; doch ist von Uini eine neue theorie aut-
gestellt, auf die einzugehen wir nunmehr gerüstet sein dürften.
Eine heziehung zwischen -fi5<o und altbulg. -ujtij lit, -dwjtt
wird auch von Eretschmer anerkannt. Aber über die art
dieser heziehung war er insofern noch nicht zu voller klarheit
durchgedrungen, als ihm entging, dass -ujq von hause aus
zu nomina auf -ovs gehört, wie -iia} zu solchen auf -f/o-,
-jy/o-. Ein beweisender fall ist von mir aufgezeigt (K. Z. 3§,
64 n< 2): damjq darmati zn russisch darmoj „geschenkt^, ■
altbulg. ""darovö^ zu entnehmen aus daräv-im j^geschenkt"*,
darov-iü „schenken". Das beispiel trägt den Stempel be-
sonderer altertümlichkeit; ich habe etwas auszuholen. Solmsen
hat K, Z. 32, 513 ff. zweifelfrei dargethan, dass auf Kreta J
der tthei^ang von antevokalischem c in t zu einer zeit statt* '
fand, wo intervokalisches digamma noch erhalten war. Einzelner
Schwierigkeiten ist Solmsen indes nicht heir geworden. Es
handelt sich L um ßo^iav Gortyn GDI 5016 u gegenüber att
ßogdäQ. Solmsen will es nicht wort haben, dass zwischen f
und « ein / geschwunden sei. Aber jedenfalk muss die
homerische skansion Boojf^j; - Boo^pjg ebenso ausserhalb der
diskussion bleiben wie die attische ausspräche ßntj^a; (vgL
oTtg^% = üTtQEog) neben ßügiag. Es ist die gleiche Ursache,
die in beiden dialekten unabhängig die gleiche Wirkung
I
rirkung ge- M
Die nomin» mf -ivc.
377
zeitigt hat: nämlich die physiologische natnr des r^ die eine
konsonantische ausspräche des nachfolgenden £ (= j) beförderte«
Auch ist es unstatthaft, ßogdaq mit ^Egfi^^ zu vergleichen:
die grundformen ähneln sich nicht, da ^E^fir^g - dorisch ^E^ftiäg
aus ^Eg^aäQ, dagegen ßo^iag nach unserer heutigen kenntnis
des attischen dialektes aus "^ßo^ijäg entstanden sein muss.
2, hat Solmsen einen beleg fiir e aus c übersehen: Usgiatf^iKüvu
Lato GDI 5075 64, cf. sizilisch nf^iaregimif aus ^-f/^v: [ÄpulejusJ
de medicam. herb, c* 4 nomen herbae colmnharis a Oraecis
dicitiir hierobotanef Siculi dicunt perestm'eon. Dioscorides IV 61
ifpii ßatavij' ol Se mptüThQ^mva ixaABaav. [Diese Stellen ver-
einigt in Xaibels Comici Graeci snb glossa 220 a.] 3. braucht
nun xfPiWc = itgitog Oaxos 5128 7 nicht bezweifelt zu werden.
4, belegt Gortyn GDI 4983 i dmgiuv, nach Solmsen bildungs-
verschiedeu vou attisch dwgni. Allerdings hat man schon
sehr früh ^^{OQfta geschrieben: zuerst CIA I, 8, 20 (nach 444),
IV, 1, a, 25, a, 5 (nach 444), dann II add. 1, b, 23 (c. 403)
neben ^cageo. 1, b, 32. Das kann auffallen, weil sonst die
Orthographie fi für $ im 5. Jahrhundert überhaupt nur 3 mal
auftritt : EIOJ^ - &oq vase Kretschmer Gr. d. att. Vaseninschr.
p. 136 fiavTua}y = aayTttav CIA IV3 1, b, 373, 99 ^aftnjgitmg
IV, I, bj 491, 35, b, 1. Trotzdem ist der ansatz dtogita =
Hm^fiTld kaum notwendig, umsoweniger als nur der a-stamm
dmgüp, kein e^-stamm ^Sa^gfa- existiert. Dass $ so früh eine
geschlossene ausspräche hatte, bewirkte der voraufgehende r-
lant, daher auch Aa^nTgiimg, Ist also mit ^mgia als der
alten form des wertes zu rechnen, so ist die grundform
Hüigtfi - kret. ^rngta. In den vier erörterten fäDen des Über-
gangs von f in * sind die bedingungen die gleichen: es ist
digamma ausgefallen, dem £ geht g voraus. Demnach hat der
kretische lautwandel zwei zeitlich getrennte akte: der eine
spielte vor dem Schwund des intervokalischen digamma, der
andere nach dem Schwund und vollzog sich hinter inlautendem
g, *Smgf/a weicht in keiner hinsieht ab von altbulg. darova-ti
{*dörSvä-)^ russ. darovoj {^dör&vö-). Wird also Zugehörigkeit
von -ujq zum suffix -uo- mit recht behauptet, so fehlt eigent-
lich jede berechtigung, mit Kretschmer bildungen auf -iig wie
vigwtevg „ZU den besten gehörend", die ausser -rjjo- -f/ft-
neben -iim stehen, als postverbal zu betrachten. Zweitens
hat das dogma einer verschiedenen flexion der eigennamen
378
Hng0 Ebrlirlj»
und appellatiye, wie gezeigt, keinen bestand. Nur dann dürfte!
man wegen homer, Tv6snQ TvUi an einen stafnin *Tt4vc
appellieren, wenn diese kurz vokalische flexion mit Sicherheit
ins Urgriechische zu projizieren wäre. AIko wird auch Tirhv
nicht der alte vokativ dieses n-stammes sein (vgl. nach
Kretschmer ai, ^ümis ^sohn**, vok. mm). Die ursprüngliche
nominativbildung dieser stamme wird angeblich durch Tv^v^
u, dgl. (li'St) auf vasen repräsentiert; aber es sind auch I
kurznamen der handschriftlichen litteratui* wie '*ln7irc "^Innvn;
zu berücksichtigen ^ nach deren analogie iiian TvSvq ebenfalls
lange ultima geben wird. Drittens aoU die abwandlon^
-fjfog -rj/i -flffj^ vom lokativ ausgegangen sein, der mit ai.
simuu verglichen wird* Hier haben wir den fall, dass ehie
an sich annehmbare hypothese durch die tatsachen wider-
legt wird: der einzige vokalstamni, der bei Homer -i^^c -^
flektiert., ist der i-stamm nnXig; att amimg w^Jj^ftoc sind gewiss
nach noXfmg neu gebildet; also gebrach es der van Kretacbmer
suppOBierten neuregelung an einem auknüpfungspunkt. J
Am nächsten berührt sich meine tlieorie mit der Brog- "
mannschen, insofern namentlich^ als auch diese die formation
der *iio-stämme und deren zusammenhänge mit anderen suffix- |
kategorien ins äuge fasst. In der beurteihmg des einzelnen
sind wohl verschiedene wege möglich. So bezieht Bnigmanu
die Suffixe litauisch -ovas^ ßlav. -ava, lit. -yv^^ slav. -wn auf
Verbalstämme, und wo ein nexus mit nominibus unleugbar ist^
betrachtet er ihn als eine neuerung der einzelsprache : lit -
iinovas „kenner'* zu Mnafl „kennen", valdovm „herrscher'^ zu(
valdaü „herrschen**, analogisch "^sarff&ms „Wächter" (in sargo-
vuiis) etc. Ich kann aber die bemerkung nicht unterdrücken^
dass auch die entgegengesetzte ansieht ohne gewalt durch*
zufuhren ist: -ovas ursprünglich denominativ, sekundärer weisei
mit verben in beziehung gesetzt: vgl. mit vadovas ^fuhrer**
serb. Vi/j-vöda „ herzog "^^ mit *mrffövas lit sarga got. saiirga
„sorge"'. vaMövm kann deverbativ, aber auch denominativ
sein: cf. urnordisch rhoalt^ (Stein von Vatn 700—725 p, Chr)
= isl Hroaldr = ahd. Hrodmmld. Nach valdovas konnte,
wenn man es zu valdafi zog, iinovas (Hnaü)^ weiter *gerams
ptrinker*^ {gerovüis) lydoims „geleiter" geneuert werden. JmM
Slavisclien hat man z
schölle'', Imluxvd
b, fffudam „rauh" zu ginda „erd-
„schmeichlerisch" zu laska „sclimeichelei" ;
Di« nomlna anf -ft*r.
379
1 ^
da es auch Idskaü „schmeichele** gab, analogisch bajavB
(bHJati), del.av3 (dtlati), veHt^avJi {veUäaii) u, dgL m. Kein
zweifei besteht wegen herkunft aus uomina für das suffix -ovä
- slav. -ava: Tümkm4 ^ännel" zu rankä „haod", mime „Ort-
schaft** zu miä „ort**, kalnov^ „bergwerk" zu kdlnas „berg**,
slav- dqbrava ^wald** zn dabr^ ^(bauin", pohi. chmurava „ge*
wölk** zu ehmnra ^ wölke *^ (Leskien Bild, d, nom, 3:^1), So
war auch gimdyvf^ j,gebärerin** im bewusstseiu mit gimdyti
^?ebären" verbunden; aber Vorbild war tmhjvv „amme'*, das
man zu ämdyii ^säugen** zog statt zu dem nomeu, welches in
Wirklichkeit der ableitung zu gründe lag: üildis „nahrung
der mutterbrust**. Dasselbe bild wieder im SlaviRchen, Vnbivs
i^'ubifi) ist deverbativ, klar denorainativ dagegen tatlvs {tatb)^
boja^nwii (bojasnb), und z. b. mijdiv5 konnte, wenn statt mit
myslit ^gedanke" mit mysiiti „denken" verknüpft, als muster
für rubiv^ chodim dienen. Das alles bleibt nun in gewisser
weise problematisch, solange wir uns im rahmen dieser
jungen ent Wicklungen halten. Mängel offenbart, die Brugmann-
sche deverbativtheorie erst dann, >veim wir die vergleich ung
EU hülfe nehroen: ein *uoldhäuos - valdova^ ausserhalb des
Litauischen würde man notivendig als ableitung von einem
-o- -a-stamm ansehen. Und dasjenige suffix, welches im
Italischen — das ist ein zweig, der uns tausend jähre früher
lüs das Baltisch-Slavisehe bekannt wird — slaviscbem -tvs
korrespondiert, nämlich -ivos^ ist direkt unverständlich, sobald
man seinen ausgangspunkt beim verbum sucht, -mos gehört
zum nomen und zwar Ä) zu -io-stämmen, B) zu Substantiven
auf -i- *ti-. A) liQinvos: lixittSf primitwos: primitiae, redi-
^vös: redivia (vgl, L, Lange Gurt. St. X 225 ff.), secivom
{mibsmvfis): altbulg, ^eHvo „heil**: sedit st. *sBkiQ- ffftectio^
lat, i-siciumj pro'siciae ombr. pru-segia Ignv, tafel II A 23.
B) fiementivos (Cato): seme^dis^ raptivos (Plautus): deutsch
Maß aus ^capfis, snh-ditwos (Plautus): *dafis - ai, diti
^gahe", däiwos (Varro): *statis in statim gr. fTtmotgr geftetivm
(Varro): yivfot^ - *ffVBTt^. Eine eingehendere betrachtung
macht cadims {recidivos) nötig. Man pflegt die bedeutungs-
eutwicklnng des verbums citdere unter den grundbegriff des
■feillens zu stellen, ohne so zu einer haltbaren etymologle zu
gelangen. Anders wird das, wenn man als ursprüngliche
bedeutung ansieht „schaden leiden, zu gründe gehen, unter-
SDfü
gehen". Der sinn des „fallens, Sinkens** fixierte sich yieUeicbf
zunächBt in gebrau ehs weisen wie „sol cadif^^ d. h. „die sonne
vergeht" oder, da man das gestim unter dem horizont ver-
schwinden sah, ^die sonne sinkt"^* Es bietet sich nnn ohne
weiteres die ankniipfnng an calumitm aus cadamiias, incolumm
ans Hncadtimis Hncalamis "^incelumw^ griech. xaSapLn^^ tM^fki^,
2aXa^iv<i>oi Hesych, v^^^m dor. x«<i(ii ^vei"sehren**. (Aon
ninixiiitv - lat, cecidi *€€cadL) Zu gunsten der dargelegten
anfiassung lässt sich geltend machen, dass der verbalstamm
cad- im Umbrischeo „zerschneiden^ (also eigentlich ^ver-
letzen **) bedeutet Zwar tafel von Iguvinm VI A 17 heisst
arsferturo nonme mrsitu sicher „ffaminem nomine appeiktto'*;
cardtu = caritu zu lat calare. Aber I B 33 JII 21 VII A 43
hat man bisher keinen glücklicheo sinn znstande gebracht.
m 21 ap I vuku ktikekes^ iepi persklumar karitu
vrird von Bücheier tibersetzt: ^jUht aedetn mccendet, iHteribi
ad suppUcationem mcixto.'' Über die bedeutnng von iq?i i»t
er (p. 157) in zweifel; ein derivat des pronominalstammes i-
ist das nicht; iepm 11 A 32 von verwandtem stamme steht
nnmöglich für *ie^ prn j,pro eis, ante ea^; denn in Ver-
bindungen, an denen eine postpositive pi^position teil Imt,
ist das -.^ der voranstehenden ablative ganz fest, iepi, naci
nrnbrischem lautge^etz ^ *iqipr, vgl ostemmdi VI A 20
jjOstefidentur^ aus ^östensmi-ter j entspricht dem lateinischen
iecur - ai, yakfi^ Da das Umbrische auf indogerm. *ieijmi
zartick weist, so ist ein ähnlicher ablant der snüixe zu koQ*
statieren wie für ai- üdhar ^ndhet^i griech, ovBa^ ^öudJif, ahd'
fuir ^puuer: griech* nvg, 11 A 3:? tibersetze ich also iepru
erits tmini kuveitu „iecinora deis nimm congerito^^ III 21 j,t*Ji
a^em saccendet^ iecur ad saenßtium caedito (soll er die leber
zum Opfer zerschneiden)**. I B 33 pune purtinsuSf käf^i
pufe apruf ] fakurent^ pu^e erus iera. Büeheler: j^cum pof-
rexeri^^ vöcatOj ubi apros fecermi^ tit eriiB dei/ Ich ittt^r^
pretiere: cum porrexeris^ caedito qiws apros fecerint^ ifl ä^
det, VII A 42 ape | purdinmust^ carsitu pufe ahrofis fantfBitli
piise erus \ dersa: ffUbi porrexerit^ caedito quos apros fec^Mt
ut dei^ det^ In der deutnng von eru.^ als ^deiB"" (^ *mif^\
dativ pluralis eines M-stammes *cn*-, älter ^aisu-) bin ich ^'^
mehreren zusammengetroffen und halte sie für sicher. Bücheier
p< 69 gründete seine interprelation j^qiwd dis datur perad^^
Die nomii» auf -tv^.
mcris'' nameQtlich auf II A 27 kafles tuva tefra | terti ertis
prusekatu. Hier werde zwei teilen des opfertieres (tefra)
als dritter das ents entgegengesetzt» Er übersieht aber, dass
man zu terti aucli tefrom (= tertiam partem) ergänzen kann.
erjis ist kein neutralstamm wie lat* opus ius, weil die jüngeren
tafeln f welche auslaatendes -s zu -r werden lassen» *erur
schreiben müssten. Schliesslich stC^sat man sich daran, dass
IV A 13 {inuk ererbt umtu I putrespe erus) das wort die nur
an dieser stelle passende bedentung eines adverbs „um willen"
haben soll. Grade dieser passus, meine ich, entscheidet für
mdne Interpretation, Es werden im vorhergehenden zwei
gottheiteo (*Puemuns und Vesima) vereint augerufen; daher
übertrage ich den satz IV Ä 13: ^ftum sacrarium unguito
idrique deo, Dass die Römer den plural des pronomens in
anderem sinne als die Umbrer anwenden, ist kaum von be-
deutnng. Alle stellen verbotenus anzuführen lohnt nicht*)
Man bemerke die neugewonnenen beispiele dej genitirus
partitiTUS wie VTI A 38 vestisiar erus titii „vestidae deis dato*^
cf I A 33 VI B 16. 38. — Zu umbr. karitu „caedito** stimmt
gut lat, mstrare „schneiden, verschneiden", stamm casira'
^käd — |- trä-; fern halte man ai. Sütstra „messer", grundform
^hestro', von einer wurzel der e-reihe (griech. itdm ^spalten"
etc.)- Nach all dem spricht wohl einiges dafür, dass cadivos
an den nominalstamm cadi- f^calamitas^ anzuschliessen ist,
der ans oskisch mdeis j^calamitaiis*^ (genitiv) Tab. Bantina
17 « folgt.*) Ein klares deverbativ findet sich nicht unter den
adjektiven auf -ivos; denn vocivos „leer"^ (Plautus) bat zwar
kein nomen *voci- mehr neben sich, aber auch keinen verbal-
stamm, wie etwa *votire] nocivus „schädlich'' scheint erst in
der kaiserzeit aufzukommen, ist demnach jünger als nocuus
ttfid durch das nebeneinander von vacivm und vacutts ins
') VI B 2ö isee pcrstko erws ditii : ^item pedesfre (i. e. quod ad pcdem
fXatur) deis dato/' Oder persitko — *perkcsHkom zu persnimu ^precator"
^*^ Ist. prccarium «g-ebetspende'*? — Mit erus woUte Bflcheler p. 152
**^ermi9 m 6 zusunmeDäteUen (^ mos). Die eteUe ist Qoeh nicht ricbtig
^rklirt. m 4 £ inuk uhtur^i urUs puntis \ frattr ustentuta , purt fratru
*nersm fast \ kunfimklf. -Tum üHütortni ürtiä pöniibtis frat^m oÄfmrJun^^,
^wi fratrmn tnos erit coUegio.' Man erwartet est staU mt Äiiiziigefaen ist
äaTon, dass $nersiis ntir filr *medsus Stefan kaiuL, älter *medsvoft: das ist der
nom^ag. mase. zu mersuva ^solita^ EQ 11. 28 im sume des oskiscbon meddu;,
purt^ geht also auf uhtriru „mictüran^ qiti fratrum meddkc erit CQlk^'^,
*) Otto IF. XV 26 eriimert an dpo i^at. stüU-ddium ma *-cädiun^.
Hufo Ekrlieh,
leben gerufen. Wenden wir die lehre des Italisehen anfi
BaltiscL-Slavische an, so sind wir darauf verwiesen, aach -iv^
'pvt^ ans nomeu anzuknüpfen. Und ich präzisiere meine ein*
wände gegen die theorie Brngmanns über -fii; dahin: h Ei
giebt in den indogermanischen sprachen keine ableitangen
ans dem verbalstamm in der weise, wie tf^nijfig zu tfn^dm
gebildet sein soll. 2. Es giebt in den indogermanischen
sprachen keine ?f-stämme, denen sei es nominal-, sei es fertige
Yerbalstiimme zu gründe lägen, wie es ipo^tvg *bhore*U' einer
sein soll. 1)
Meine lautlichen Untersuchungen nötigten mich, das problem
der homerischen textkritik zu beriahren — ein schritt, den kk
ungern that, wohl wissend, wie schroff sich auf diesem gebiete
die meinungen gegenüberstehen. Man kann den metrischen
beobachtnngen Naucks ihr verdienst zugestehen und ist trota*
dem nicht gezwungen, die sprachliche crkJärung in abhängig-
keit von diesen beobachtuugen zu versetzen. Dass eine silbe
gewohnheitamässig in die Senkung gestellt werden kann,
weil ihr vokal sich einmal aus zwei kürzen vereinigt hat, ist
gewiss, ebenso gewiss aber, dass für die Stellung eines wortes
im verse auch andere faktoren massgebend sind. Inwieweit
fühlte sich die alte poesie an die usuelle Wortstellung ge-
bunden? Maclit es für die metrische behandlung eines wort««
einen unterschied aus, ob es einem System von kasus- oder
verbalformeu angehört , und werden etwa solche Systeme ija
verse nach möglichkeit gleichmässig behandelt? Das sind
fragen, die immerhin der er wägung wert sind. Nauck findet
dass die paen ultima in 'HpuKlf.nQ *H(ß(t3ckfjt ^HgaxXr^a nie iu
die hebung tritt Von den Worten auf -nlfjg waren aber die
iambisch anlautenden nur versgerecht, wenn sie eben so ye-
St-eUt werden: 'Aytixl^OQ z/mxlfjng 'Entttkijog QiKlijog gr|-L-|w;
ihrem eintlusse unterstand ^Hguxl^g. Der genitiv itg^mv hat
14 mal die Stellung -\^. Nun habe ich es unternoininenT
sämtliche spoudeische formen von Worten, die mit muta +
liqnida anlauten, auf ihre metrische Verwendung zu präföo.
(H. h. = Hinter hebung. — H. s. = Hinter Senkung; nom^
imd Klntt^ sind nicht aufgeführt > ebensowenig formen dt
verkarzter endsübe wie ä^i^mt etc.)
1) N. van Wijka ausführtmgen IF, XVII, 296 C bewegen mh doFcbw*?
10 den bahnen neuerer theüiien^ die m aUg^ememer anerkenniuig tiicbt gv*
langt Bind.
Die nomiiui auf -tut.
383
Wortfoim.
1
i Wortfonn.
1
2
ygi^fag
1
ßH^ßag
1
SfUfai
2
17
ßknffdtiq
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4
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^(fTi^m
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1
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1
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1
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2
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1
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Tkiaarr'
1
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1
r^Aaatu
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2
flmanaq
2
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r^a»fioi
2
»Xalfi
1
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T^ftfinrag
1
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P^VIJP
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rt^totü
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2
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y^^in
1
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1
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1
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1
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1
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384
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Wortfonn.
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X^^tfi
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^X^vPf^v
18417081
8 ,
Es ergiebt sich: onter 900 messen wie xgn^v ^\-^ 108,
den L ftiss füllen 184, andere fusse 8, Anf eine klaie fonnel
gebracht heisst das: die homerische technik hat eine snfc-
schiedene abneigung, spoudeische formen mit dem anlaiit oiola
-f iiqiiida innerhalb des verses anf eine senknng folgen m
lassen. Am liebsten wird daher die stellnng — |-«- gewühll
in rnnd */fi oder 80*^,0 aller fälle, demnächst stelhiDg m
L fnsse (rund */5 oder 20%). Nach dieser berechnnn^ wäre
also zn erwarten, dass x^tmv, 14 mal gebraucht 11 mal -;-
gemessen würde, d, h. 3 mal weniger als es thatsächlich der
fall ist. Man stellt MpenBv gleichmässig hinter eine hebimg^
weil andere kasusformen (xgfag ^^iü mqs'} so stets und uot*
gedrungen verwendet wurden: (-«-)i/w. In der erforschanj
solcher individuellen bedingungen ist wohl noch nicht genttg
getan. Was ich sagen will, ist: treffen sich metrik m^
Sprachforschung m ihi'em ergebnii, so hat die sprachforschnnf
den nutzen ; jedenfalls aber soll sie ihren weg gehen und mi
nicht den dekreten der anderen disziplin widersprachslo?^ unter-
werfen.
Zum einzelnen überzugehen, hier zunächst zwei äussenrngeHf
die meine meinung nicht deutlich medergeben* „Er inöss
neben ^Uog ddf^g i'kiog üTidog xgdag langvokaUsche nebenfonneii
KX^og n* s- w, annehmen" (Schwyzer sp. 437). „Er stellt tls
ursprünglich auf formen wie *xX^/Oi; *Sf^[i]og "^anfjog *Jt(>jf/'^Cf
die nirgends in den verwandten sprachen einen anhält flßden
nnd sich auch mit den vom GriechlBchen selbst g^hotw^
ablantsformen nicht in einklang bringen lassen" (SohiisßD
Bie noudna auf -tv^.
387
p. 226). Nicht sind von mir neben ionisch anUc (nicht
attisch! Wegen Enlenburg IF. XV 133) und ion. att xoiag
lang^okalische nebenfoimen aagenominen , sondern ich führe
andüg auf *(jniJG^ = cn^taQ ZUfÜck, wle tt^iag ÄUf *x(>^/öj
(im Attischen a^iäg statt *jfpiä? nach fi^äg Sdnag etc. ; et xiai
statt *»*« aus x^ai nach natdfvaat etc,). Dass der ansiatz
♦airjyos in den verwandten sprachen keinen anhält findet,
Fermag ihn nicht zn diskreditieren; denn der stamm hat
bislier keine etymologische beziehnng ansserhalk des Grie-
chischen, und was die ablantsformen des Griechischen selbst
anlangt^ so verliert Solmsen über attisch an^lutov ^fint^ia-Xatov
kein wort. Den dativ andtjat verwertet Solmsen (Unters, z.
fiiech. Laut' und Verslehre p* 90) zur Unterstützung einer
theorie, wonach ionisch $s in geschlossener silbe zu f ge-
worden wäre. Aber 1. BnXia&ui (Dias T 172. V 159) geht
nicht aus *onlhad^tti hervor, sondern verhält sich imu wie
ftltit (*iy4Acij) zu ipikdtöf yrjfiaL ZU fa^im U* S. f . ^ d. h. in
htl^^ai aus ^ünXtpfiai, (cf, thess* ""AnXmv aus '^'jinlmv neben
^Antikmv ans ^^AuiUmv) hat der stamm vor dem präsentischen
-t-Buffix die verkürzte gestalt, wie sie für nasal- und liquida-
itämme die regel bildet; mit ^sopl-ietai stimmen bis auf die
wnrzelfonn iberein ai, saparyati = lat, sepelm idg, *sepel-ieti
2, Das 'iiauQv des iterativs soll in -stTMov übergegangen
sein. Allerdings ist tpö(}h-uKov seiner bildung nach älter als
fi^mnop: soU nach dem gesetz, das in ^tdi-aHov zu tage tritt,
im verbum auf -ita ein iterativ verliehen werden, so mnas
daa suffii -axov an den präseus^tamm treten: das ist *q}ogf-[i\f-.
So wenigstens analysierte das Sprachgefühl auf einer älteren
stufe der morphologischeD entwicklung. Ein Grieche der
fanmeriscben zeit aber, und wir müssen bedenken, dass die
il*jrativformation damals noch durchaus produktiv war, konnte
iu^ht umhin, dem paradigma ffügd^m tpogistQ (pogd-it ^^n^d-o^tv
fügi^itf <poQdovüt Statt ^tpo^it" *^o^f- als das stammhafte
ojiterznlegen. Auf die weise setzte sich tpagiaxov an die stelle
des unverstandenen tpogh-axor. Eigentlich derselbe fall liegt
Vor in 3, Kioxno Od, tp 4t, uagfudaxtr S 521, nach Solmsen
=* *MiinMfjo. Das Griechische weist in seinen meisten ge-
^Ultangen auf *je£t- nicht *xr^i- als normalform der wui^el:
^ffrcii s iL ieie ^er üegt", *k^tai^ koiyunkt. xitja$ = '^nHil-ita*
25*
588
Hüffo FhTÜdi,
(Schulsse QE. 380); am einer thematischeü bildung gehört
tdüPTitt {X 510 X 341 31 232) = ai. hyante, sing, hyati
(xt&[i]ai hat dehnstufe wie r'7t'ß>)' Von Khpiai ging ein it^rati?
*xiinxfTo auä; dazii bildete sich das allein tiberlieferte xi-fmix^
nach der analogie von tfo^ii<iititü: (po^daxttfi \h dgL m> l
4. anin&t nicht aus *fTn$£aüt; sondern zu "^^anhoai, ver- '
kürzt aus rjjf^cfjfi*, kam anifrm hinzu nach massgabe des
Verhältnisses, welches sich hei den übrigen fir-stämmen dar
bot: itndiijfjt: timüm. Nicht SO isoliert Wie ünin^; steht xWfls
innerhalb der verwandten zweige. Und bei näherem zueehea i
stellt es sich heraus , daas nicht *x^nfa^, sondern die im ■
handbuch zu handbuch fortgeführte konstruktion *xpt/a^ es
ist, die nirgends einen anhält findet Das Geimanisclw'
belegt durch ahd. mh* hräiver („roh**, siehe Kluge s. v.) den
ablau t *hrmm- *hrawo~ = indogerm* *qreuo- *qr9uo-, ])m
reduzierten stamm *qr^ti- zeigen litiiuisch kraüjas (^bluf) -
ai. hravya („fleisch") aus "^kwuio-, irisch vrua^d ^fest" *ftfat«ip
*gf0t*-dis* Endlich ai. kram^ („fleisch") differiert von gr. t^m
= *nö^fn^ nicht nur im ton; grundform ißt nicht *qr^^^.
sondern *qr9UBs, welche sich vollkommen deckt mit t^<
xoiaQ Hesych = *3C(*a/ac«
Meine ansfiihrungen über homerisch ^lio; und -xi^;,
welche darin gipfelten, dass ich für den neutralstamm «ine
äbstufung ^xlij/üq *xU/efTog, für -xk^g eine dehnstnfe -Ml^ß^i
erschloss ~ vergleiche die ö-stufe in lit. .^elovi „rühm'', sliv
alava *Boua — sind nicht auf fruchtbciren boden gefaJlen.
Vielleicht kommen die dialekte mir zu hülfe. Im delphisch-
phokischen dialekt bleibt 1. tä ans *frTä *hu ankontratüert'
xgvma = att. /pv^^ ÖDI 2501 ai (380 v. Chr.), tir*« 1918t
1984 6 (priesterschaft 11 U>3 v. Chr:) rdkfu 2642 a« (15^
v. Chr.) iaptyiv Phokis (Elatea) Inscn Graec. IX, 2 nr. 111«
(2, H. d. 4.a. H. d. 3. j, v. Chr.) i[a]QiPaq Ilelpbi 2506 «
(Äichon Hieron c, 278) ia^iväc BCH 24, 87 03 (Archen Hieron
c. 278) ia^iv^c BCH 24, 130 CoL I i» (Ärch. Dion 33fiö);
p. 474 CoL II ti (Aich. Theon 3287) p. 491 s (Arch, Chan^
xenos 330/29). 2< fjä aus *r^aa *r}fa wird zu jy; jia^'f^p 2502
137. 148 ^p 2518 7 2652 & (3. pers, plm\) = böot. *iW •J«'
(homerisch ^iv ist zwai\ wie man glaubt, eine piuralfoFDi*
fungiert aber nur singularisch; schwerbcb ist daher ^* ^
^£p entetanden)« Ferner der akkusativ der uomina auf -tk'
Di« noQiiDa &!if -mg^
389
ßamlfj {= ßaaiXr^a) 6tc. Im delphischen dialekt flektieren die
werte auf -af^jfg; gen. -kX^o^ dat ^xXu akkuBatiy -x;iif z. b,
monl^ GDI 2502 B »i (Archen Menaichmos 32^/1 v, Chr.)
-11A17 kann nicht ^-icAfca zur Vorstufe haben nach 1.; aus-;rX^a
wurde -itlij mit kontraktian der ersten beiden vokale nur in
einem strengdorischen dialekt; also ist fiundform *-jfAj7a nach
2., älter ^-nlfim, wie ^xlin^ -xXn für *-xX^oq *'xXrjt st^hn. —
Meinen auseinandersetzungen über *jign^ hätte ich nichts
zuzufügen, wenn sie nicht dadurch minder überzeugend wirken
müssten, dass eine gesamtauffassung^ die ihnen zur eigent-
liehen unterläge dient, fiir den leser verschleiert bleibt. So
verweist Schwjzer (sp. 437) unter ablehnung meiner idee auf
Schtdzes kapitel über die ati^oi aniq^aXot XayuQol fufinvgoi.
Die freiheiten des ersten und letzten fusses werden QE- p. 8
so festgestellt:
„Versus epicus admittit brevOTi
I, in prima arsi
n, in prima thesif si fit in pnmi alten usqne pedum
compage diaeresis
DI* in ultima arsi:"
Einen schritt über Schulze hinaus scheint Dauielsson
(Zur tnetrischen dehuung im älteren griechischen epos p. 49)
Zü gelangen, indem er zeigt, dass der letzte fuss des Verses
tatßächlich in Homerischer zeit nicht defekt war, dass viel-
mehr seine hebung eine metrische dehnung erfahren hat,
deren ratio freilich nicht deutlich sei. Dass in Wirklichkeit
der einzige vers, der die dehnung nicht graphisch ausdrückt,
M 208 T^täeg d' iogiyfiaaVj onmg iÖQp rnoXop ofpiv
sehr früh mit troehäischem ausgang gelesen wurde, dafUr
bürgt mir die nachahmung des Hipponax fr* 49 s :
In einem überaus lehrreichen kapitel seiner Unters, z.
griecb. Laut- und Verslehre („Zur lehre vom digamma''
1». 126 £, vor allem p. 136) bringt Solmsen etwa ein halbes
Imndeil atixot Xayagoi zusammen. Die richtige beobachtung
Bartels nämlich, dass bei Homer anlautendes digamma eine
söbe auf kurzen vokal + konsonant, wenn sie in der Senkung
steht, nicht verlängert — dnag (ßinng ~ erweitert Solmsen
dahin, dass auch anlautende mute H~ liqnida hinter thesis-
vokiU stets schwache position bilde: uXsro ^^ipa^§yQg. Bisher
390
Ha^ Ehrlich,
glaubte maOj dass aiüautende rnnta + li^nida bei Home^*^
ausser in worteu yon iambischem anlaut so gut wie stat%,^
Position bUde; vgl. La Boche Homer. Unters. I, p. 21, 25, 3^^^
Eg war also für einen, der über diese dinge reflektierte^ aU^^
veranlassung gegeben, sich die werte mit vernachlässigt^^
Position auf ihre metrische form anzusehen.
Meine tahellen fiissen auf La Roches Sammlungen,
sich aber aus Gehrings index vervollständigen lassen.
stellen, die in note ohne weitere bemerkmig angeführt Hi^>-^
fehlen bei La Eoche.
A
L lambisch anlautende worte bilden positio debll;^^
StoUen.
Stellen.
n
Klvwatfty^aT^fl
4
d'^ivmp
2
^^
xXi^fjpai j
2
^^6yoi(n(¥)
2
xXvSmr
1
&(t6yotg
3
xlti)^ovtr
2
d^^OVOl
1
KXicavdg
1
^Qoytp
3
nXitöv
2
Spafiiiawr
60 '
nXdovna
1
K^öyitay
42«)
M
nksovffug
1
K^oyioyQC
2
m
nXiiüif (noXvg)
1
Kgm^üin
4
nXuxmav
1
Kgoyov
15»)
ßftotwv
44*)
x(»aTa(i^
9
ßoototiJt{v)
28")
x^axatt^v
1
ßgütoto
n
xgaratti
2
ß^OTOi
1
x^atatig
ßgoTüig
1
Kgaruiiy
ß^fAyhmg
1
n^ajaiig
ß^a/Joya
4*)
x^atmyv^Xm
ß^ayjovfg
1
u^istyHrjg
^^axtay
5*)
M^^yetap
dguit ovta
3
xgvfpffäoy
df^thiürt^g
1^)
xgtü^y
AgvaVToq
1
xgaiiVTmtiay
^(»trai^Ta
1
ngaSaiyoptiyti
m
6^6fiovg
1
xgmiatyofi.ey^y
m
^fOt'Dir;
11
n^otnrt^g
1
Die nomins uf -«v;.
391
SteUen.
SteUen.
>fxTJ
1
ngoamna
7«)
weifAiva
14")
ngoaiinuat
1»)
^ffXB
1
ngoam
4M)
^dvfiifiai
1
XQttntt^a
4
oq aXXiiXinfg
30")
Tpans^tii
3
iXki^Xag
1
rpawiCjj
5
dXX^Xjiaiv
1
XQüintZefV
13«)
SlXfjg
1'«)
rpanc^at
2
^iXtov
1
rganiZfe
9
^igoiiiii
1
XQanwxo
1
"HXiSog
1»)
XQunmvxai
1
* •*
3»*)
XQttnia9ai
2
^oirny
1
xgunttofttv
3
idi
1
xgiyovg
1
ovit'i
1")
xgi<pn
2
ov^avop
4")
xgiatpav
3
ov fityaXij-
11»')
Tgtxiis
1
TOQa{9vft6v)
xgixti
1
0» lix^i
1
xgixrig
1
<o iauof
4 18)
xQtxetr
1
xovQtay
1»)
TQl^XOVXtt
3
'oao«|a5
3
xgiijxoai'
1
>9aijvian'
13
xgiijxoaiotaii'
1
»Mtivia
163»«)
xgt)]x6aioi
1
HmavSitt»
1
XQixoMte
1
>ooav4i/r«7>'
2
xgonotf
1
^oaünura
1
1")
XQOipov ^_
1
munov
564
n. Fälle anderer art
•^ (nAcfo;)
^axa
OtfUP
•9W
1
1
1
2
1
1
1
Sgayftaxu
9p6yoe
Sgfpiwv
XQVty
K(fi»og
tcgSxt
XQttXU
302
nxkgo Khtiieh,
J
1
StoUeB.
SteU«n.
x^ivafi§¥og
1
ngoQ ftat^iq
M^dTOg
1
7Tpü>rac
Jlgiafiiäaü
2
Ti^^toy
1 1
fl^ia^uifi
3»6J
n^üatpaud'ai
ll^ia^idfjv
5^^
T^sftoy
j
n^iv
5
r^/rog
1 i
n^O
P«)
TptMiiaioiV
1 1
40 !
») «f» 360, 463. '!' 439 stehen MachMch bei G^hring unter ßo9T9im
«) S 32&, n 148. Streiche bei La Etoche ^B21.
^) il 505. 565 (G. unter ßg^iQio) ateht ^^ordc.
*) M 889, iV Ö29,
») B 308.
T) .i 571. Streiche bei G. i2 714.
•) P 441, T 340, « 386, y BS, ^ 399. 406, J 303, o 477.
•) JV 346, O 187. Bei L. R. streiche i' 441, r 340 (s. n. 8),
»^) rf 67.
^^) Da die pripoeitioii mit ihrem nomen einen woiikCrper bildet, ist nqoi
unbedenldicb bieriier gestellt. Bei L. H. fehlen il 142, >^ 165.
t*) if 456.
^n ^ 347.
'*) . 26.
1») * 459.
»«) © 364, l 17.
*T) « 355. 464. — Dte reflexivntti vereinigt sich iried^nun mit macm
iiiibsteiiti¥um tn elnetn eueren komplex.
i«) Die steOen aind: O 35t, Sl 783, * 106 (fehlt b«i L. B.), m m.
"•) P 726.
«) « ^2, ^ 507. — // 706 fehlt G.
«) -r 24
»«) * 85, o 332, T 361.
«) H 212.
»*) i 642, ^^ 368.
«) # 542, * 92, ^ 174. 0 137.
»*) N 80.
«T Af 316, O 604
w) >V 799.
Während sich also positio debiUs 564 mal mit iambisch*''
form des wortanlauts verbindet, lassen sich nur 40 ftlle i^-
bringeDs in denen metrischer zwmg nicht wiitsam «w-
Die nostint snf -ivf.
39S
I
Dorchmustert man aber diese, so ist bisweilen assoziativer ein-
ÜUBB von Wortgestaltungen der ersten ait nicht zu verkennen:
<^nktin ta richtet sich nach ^nlinow, ^^^opog nach w^oyoi^f,
^K^ivoc nach ^fK^ivfiin, ^j^itoc nach ^Tf^lriov, ^Jn^6 t' aXV nach
^nQO «grcag und evident ^n^ooffiaa^fu nach wnitOßiivSa, Im
ganzen ist tatsächlich Vernachlässigung der position ira wort-
anläut dem dichter ein zugestandiüs, das er widerwillig dem
verse macht Man mache auch die gegenprobe; und wird
finden, dass nicht-iambisch, z. b, trochäisch anlautende worte,
ohne dass die versstelle eine rolle spielte, vorangehende
kürze konstant Terlängern; so n^mtQg T^mg. Die hypothese
Solnisens mit allen ihr anhängenden folgerungen ist demnach
yerfehlt.
Sollte es nun nicht möglich sein, den lizenzen, welche
Schulze in der tat an der ersten und sechsten versstelle
nacbge wiesen hat, ihr auffallendes zu nehmen, indem man sie
den sonst bekannten metrischen dehnungsgesetzen HomerB
unterordnet? Es sind folgende (vgl im allgemeinen Scihalz«
QE., Danielsson a. o.):
\. Darch den iktus veriängeit werden kann
L eine von drei oder mehr kurzen silben, welche ent-
weder in demselben worte oder in zweien , die gleichsam
einen wortkörper bilden, unmittelbar aufeinander folgen,
n. in antispastischen werten die sübe, welche den längen
vorausgeht^
nx in bakchischen werten die silbe, welche den längen
¥orausgeht (Danielsson p. 33 ff).
B. In der Senkung kann jede kürze als länge fungieren,
welche innerhalb eines Wortes zwischen zwei längen steht.
Man findet, dass die gesetzmä^i^eit der metrincheo
dehnuog in diesen vier regeln au%ebt, wenn man einen
fruchtbaren gesichtspunkt beachtet, den bereit» Schulze in
anwendung gebracht und Danielsson hie und da weiter ver^
folgt bat Es handelt sicli um den begriff des syntaktischen
Wortkomplexes.
Mehrere worte können metrisch eins werden
a) in engen syntaktischen komplexen,
b) durch vokalelisioti ;
ein besonderer fallbn) eotitelit, wenn zwischen vokaliichem
wort-ans- und aaUnt eine einalUfe Partikel elidiert wird.
394
Hogo Fhfliflli,
Yielleicht zu sehr wird von Schulze nrgiert, dsm im
versbegiun einige male metrische dehnung durch die schrÜt
nicht angedeutet wird: enixnvQQ pt 42B ^^ifv^lri ^119 inu^fi
X 379 ^^ 2 a 13 5^ 452 ip 2b o) 482. In folgen ?on drei
oder mehr kürzen (A I) oder von bakchischer form w.^ (A HI)
konnte man diejenige silbe, die den iktus bekam, auch wohl
laugen, ohne dass der buchstabe dazu aufforderte. Melriäch
einheitliche komplexe bilden in erster linie proklitika mit
einem starkton igen worte: eiV iy^^f^ ^iy "AlSao fiVi Sv^^t
*iVi d^opf vniie aXa (Schulze Qe/ 216 ff,). Hierher fallen
auch diijth^^anliüc t 3&T = H 2bl = A 435 iiijih^g
^mfirtj^OQ z/ 135 TOP STsgov £ 266 rec hb^i xaXa 0 352 t6 ^a vir'
/r228.*) &VTI ipvijdaq = yaxfac Hesiod^h, 310- Sc. m,l61
(QE. p* 434). Näturgemäss ist auch die Vereinheitlichung eines
Wortes mit einem anhängenden enklitikon: an^tfi fim K 285
^ anio fim. Ebenso beliebt ist es, ein ac^ektiv^it seinem
Substantiv mit htilfe des verses gleichsam zu vei'schweissen :
daher «?« nf^vXvp ZfAiXt^v K 517 = p 67 n^vlv^ StaXitg (an
diesen stellen schreibt Schulze p, 448 noXlov noUig), movlifp
i(p vfQrjv j£ 27 = d 709 (^£pa noXk^^y P 269 movXvp Mor. C&nt.
novXjjv S) if/^a novXvv E 776 = 9 50: Schulze statt nmkvp
"^novXav. Aber ^iue änderung ist nirgead notwendig; überall
bezeichnet -01- metrische dehnung gemäss der regel A I;
und novXvp ar^itTüv Ö 472, wo die länge so nicht gerecht-
fertigt werden kann, hat eiu rhapsode nach novXip S^aJIo?
gewagt. Analog beurteile man nun X9^^^f^ xivaa ^ na^ia
(Schulze p. 433); ipaejaolrwfiTs J löo. E Sb9T0 308 (p. 387);
aioXov otpip M 208. Tjnter den begriff usueDer wortverbände
fallen ferner Jcp^»^ diSovvut^ ^ ^tSöt^at i2 425, iSuevm adtjp
E 203 (= m3fjv p. 452); etwas freier piiam Xvu ij I^^bUU
XtH p. 320), i^y€t€jinag Hesiod Opp. 263 (p. 451). Ali
metrisch gedehnt fasse ich weiter xXv^ (- ai. Snidhi); plur.
xXvre = MXvt§ schou nach Schulze p, 390. Hinter xXv^ icAvrf
steht bei Homer entweder ein enklitikon:
xXv^i fiäv A ^1 = Abi
^Xv»l f,a £ 115 IC 278 ß 262 d 762 ? 324
xXvrd fioi ^ 239 iji§v Aristarch) MXiwi fim 0 172
I
I
») Ferner 8c itXtjs X 236 (v-*^).
I
Die BomitiA «uf -im. 395
oder eio vokativ:
)ilv&i upol /I 514 £ 445
kXv^i IloaMtdaoif ^ 55 i 528
Kkvdi aii W 110
nlvTf Kaoiyyritai 2 52
nXvtt qiikot. B 56 I 495
xÄvf£ (fikm ef 722.
Der faU Am enklitikoos ist uns von amto ^ot her bekannt;
und enklitisch lehnt sich anch der vokativ an das den
salz anlautende verhum an. Das vedische Sanskrit (siehe
WMtney Indische Grammatik § 593, § 314) und das Griechische
Homers hannonieren hierin in überraschenderweise; ein vers-
auf ang wie itXv^ ß()ojwv inittm^Q^ hymu- h. 8, 9 wäre für
Homer nicht möglich.
Dass durch vokal elisioii zwei worte quasi zu einem
Verschmelzen, kann man aus mancherlei anzeichen entnehmen;
so kommt es, dass in der Verbindung Ndutö^' t^tio = igis
^611 die metrische dehnung auf die zweite statt wie ge-
wdhnlich auf die erste der drei kürzen gelegt wird ; dasselb*^
motiv liegt vor für die messungen xdax' in* dn^ioioiv v *T
= «ar' (Schnlza p. 380), liaT^ dvyyijrovg 2 596 (p. 386),
Durch ©lision einer einsilbigen partikel wird worteinung er-
reicht Z. b. ß 1 XvTo 6' aydt^ = Xvto (</^w-), ^t J' U^jfi^
o 222 ^ ^i. Gehäufte belege aber für die auf p, 393 unter
^) b) b«) rubrizierten regeln gewinnen wir erst mit der he-
trachtung der» wie wieder Schulze erkannt hat, metrisch be-
findeten quantitierangen SJfwp und «i'^i». Zunächst vStog steht
a) in engen komplexen
ayX'aiv 5<Jaip B 307 0 345 1 140
iX/iv^iv Z^wQ a 511 f 100 t 227. 470 ^ 238. 240, 431 a 294
uaXXiQQoay vSa^g B 752 M 33
fiiXav vSmQ n 161 0 202 *5 359 C 91 ju 104 v 409
tß^ipLQv vSmg ^453
2Tvrk Ut^Q O 37 H 271 f 185 (vgl. Daüielsson p. 16)
aviiiQ^ Tt nai tJdcyp y 300 ^ 277 0 482
mitd S§ ol v6(j^g S 435
(verbnm + Subjekt)
&vaßißgv/jy vStog F 54
o£W v^m^ Q 209
396
Hugo Ehrlich,
(verbum + objekt)
io)^ipu y^typ P 747
oiai^^r vdwQ y 429
Xhi vii^^ / 15 /I 4 385.
h) hinter einem wort, das elision erleidet
f|i;fü5' viva^ T 470
Tai Sh ßisd^ vimg v 153
X$gai ^ itp' if^ca^ t) 213 (cf* hm)
b«) hinter^elidierter parlikel
C« 6' m\mi} 0 365
9e^fieT£ d* vdcog &■ 426
<t£()/£cio ä' vScag ^ 348 ^ 437
ialp€TO d' vSm^ X 359
nokv J* "Kdcöp C 86,
Diesen 45 fällen stehen 4 gegenüber, die s^ich keiner
lionn fügen:
{igvSaivsto i) ) ul'^aji väm^ <]^ 21
(X^ifii^iov) mXiy v3{o^ V 420
xac i;<fa>^ ti 110
jfa^' v()'ca(» 0 14.
Dass avj^Q seine paenultima nicht auf grund einer eigen-
tumlichkeit der sechsten hebung verlängert, ist deswegen von
vornherein zu vermuten, weil das wort einen spondens, wenn
auch meist im letzten > so doch an vier stellen im vierten
fusse bOdet.
Hier tritt nun unser erklärungsprincip in krafL
a) ß^ozog av^p fi 77
Bxot avi^^ {verb. + subj.) M 382
bö) im 6' dviJQ ^ 112
nagit y dvi^g n 45
Der rest des materials gruppiert sich folgenderraassen:
a) ai^ijiog avjjp P 520 ft 83
ainoXog dv^g ^ 275
/iotixoXog dvfi^ ^ 845
ßgoTog dvr^^ ft 17
j^dg6ayog dv^g B 701 JT 807
imßQvxoXog «yjyp X 412 p 235 ^ 199 ;f 268. 285
jra(iT££>o; dv^g S 242. 271 v 393
otoi n$g afjfjp n 97. 115
(verbum + subjekt)
ägnaüfi avf^Q ^ 319
ßaX§v dv^i* jj 6
eg/^Ttii dv^g K 341
iv/iiiu dvti^ S 484
fjyayfv up^q y 383
itto dvj^p n 148. 177
ovTuatv i^J^Q £ 361
nüft dr^g ^f 169. 209
TSanaTut dvj^p o 400
jn{}vmaiTai aViJp f 249
yipfr' dvi^g B 553
£ßaA cevjjp ji 475
^/TTfi' dv^g Q 707
oiJ j'ö^ in dv^g ß bS g 537 (csf* a)
b a) dvi(/a iV dvii^ N 131 /7 215.
VereiBzeltes:
dpyvfjfp ttl'ijp C 232 V' 159
e}iߣVüt uvt^p V 470
tiPnjj dn aimvfi^; fl 725.
Das gesetz ist gewahrt m 44, verletzt in 4 fallen; ganz
ähnlich st^Ut^ sich das Verhältnis oben bei v6mp dar, so dass
raaii die regel Widrigkeiten wohl späteren sängem aufbürden
darf, welche die altert tiraliche verskunst nicht mehr voll be-
herrschten. Hauche einzelheiteii, die man bei Schulze be-
handelt findet, können ebensowohl sprachlicher als metrischer
interpret4ition unterliegen. In ßogitjg 1 5 (fwrjes) ßogifj ¥^195
(horjei) ist die erste silbe durch das konsonantisch fungierende
f posilionKlang geworden. Hesiod Opp. 596 lese ich tgii vSutoQ
als Tghg v^ctTog. Das Griechische hat eine neigung, die man
bis in die inschriften verfolgen kann^ den auslautenden kon
sonanten einsilbiger worte bei nachfolgendem vokalischeni
aulaut zu geminieren; vergleiche bei Homer ipvtm = iv-£nt,
ivvenifiat = iv-fuifjoi (dagegen hat, glaube ich, iwmiyatti;
etymologiscli berechtigte geminat^)- ^^tf/ö? ^ 47 njj (schreib
^fi) H 340 I 245 möchte ich für konjunktiv des perfekts (zu
398 Hugo Khrlich,
^a-d^a, elisch ^a-tm) halten, trvq^ewg (geiiitiv x 389) = ^m-
^pifOQ *'fpfjf6g ist wohl die gruiidform von avtpfog: zn *fn/^^
ipio-Xiog „lager^, altnoid. hol „Wohnort**, indo^erm* *fcAöfo*
*hhöleuo-f noch älter *hhöulo-i wurzel hheu „leben**, 3oiaxn;
^xog und attisch f dorisch 9äitog sind nebeneinander un-
begreiflich» wenn man iiiclit d-öitfi^ (Soph. OR. 2 AeschyL
SuppL o75K, Empedocl v, 18 St^ein) gegen Schulze p, 435^
abti^ennt; siehe Passow s. y. &6^xüg = 9mxog aus *^aj:mwog lautet
ab mit S-axoQ = *^ufäKog: indogenn* "^ähäuöko- ^dhan^ko-, ovSov
(^weg'') ^ 196 mag sich ein rhapsode gestattet haben, der
iSog als nebenform von oMg „schwelle** kannte (cf. ^^iJ/axo^ai: ■
didhico^ai u. ä.)j daher die quantitätsverschiedenheit auf das
gleichlautende, aber unverwandte wort für „den weg** über-
trug. Über iay^ A 559 s. K. Z. 38, 69 n. 2, über ui&vtai
oben p. 388- ßuftai ^ eilen "^ und tt^jiu „ senden ** werden hin-
f^ichüich der guantität des i-vokals gewöhnlich so beurteilt
(Schulze p. 437), dass man dem ersten verbum langen, dem
zweiten kurzen vokal als ursprünglich zuweist; diesen ntiter-
schied hätte das Attische umgekehrt. Ich habe bedenken,
/iifiai ist doch wohl bilduugsgleich ätiptui^ einem unzweideutig
athematischem verbum. Zudem hat fh^ai das präterituni jjm
- *€-u\i^i\ deshalb scheint mir auch der vokal des präsens
von natur kurz zu sein; idg. ^uXie-mai, regulär also l^a$^
M 274 "iiVTm Jll r. ^04< Messungen wie X^tq ie^ivog id^j&tiv
(v*-) iBT^ ivt ^i$yapütg v 344 iiv d^i^fuv M 68 tst' dxövritKtai
N 585 ^^11 359 geben ilber die wirkliche beschafenbeit des
Iota keine auskauft, da überall metri causa gedehnt sein kann ;
Ityr alk^lmy N 501 = II 761 setzt bei hßai bereits verlust i
des digamma voraus, zeigt also nach attischer art augmentnm
temporale. Auch trjfu hat bei Homer syllaba anceps, * kann
kurz sein, ist lang z. b. in ttraat ^192 atplnaai 17 126 iipki^
A bl. Die Quantität der redupUkationssÜbe schwankte meines
erachtens seit der urzeit; '^sl-sBinL So wird auch iaQßai
(ifjtgQg) von Homer mit langem» von den attikem (Euripides,
Arlstophanes) und Empedokles mit kui^em 1 gebraucht; bei
Äischylos und Sophokles wird i gemessen, aber es steht dahin,
ob das die alt- attische weise ist* Nun zählt iao^ai zu deß
Verben, die aus der atheniatisehen in die tbematische flexioa
Übergegangen sind: bei Homer noch ^iä^i^vog 31 139. 193, auf
Kypros ta^^at GDI 59 A s. *iufiat steht, was man bisher
I
^
Difi nominft
-ttfr.
nicht erkannt hat, fiir ^at-aa-^ai (att ^iAofiat lautgesetzlich
für *hthaio^mt cf. avog ans *havhüg): zu latBiiiisch ^ä-jm^.
Damit ist auch *s%semi legitimiert und drittens (og vmiv)
jit-^mvax§ IC 478 neb€Q nXfavtfxat erläutert* Aus dem dar-
gelegten ergiebt sich, weshalb ich mich bemühte, dar spon*
deiscben messung y/p^c ^ine sprachliche begrtindnng zu geben.
Man siebt, ütiyoi äxi^pakoi und ft^iov^m sind nicht notwendig
anzuerkennen. Es könnte sich nur fragen, ob ein defekt der
ersten Senkung mit grösserem rechte zugelassen wird. Dafür
sprechen namentlich drei beispiele: ^ 493 Atav Idofni^Bv n
{Wackernagel ^iai'ir') m 299 mv ä$ (al. di}, am) vrjvq, % 327
HK^p avat(xXioQ\ Schulze avotalioq. Diesem beweismateiial
hinreichende tragföbigkeit zuzusprechen oder zu bestreiten, ist
dem subjektiven belieben anheimgegeben.
Berlin, deo 15. augnst 1904.
Hugo Ehrlich.
mi
simgur.
Die eltero eines verheirateten matines hieseen für die in
den neuen familienkreis übergetretene frau im indogermanischen
altertum svekuros und svekriis. Die accentstelle ist gesichert
durch die vollkommene lautliche identität, die zwischen m.
ivähiraJi [av, zvami^rö]: svaMHi)} und ahd. siiehur TatJan
185, 11 Otfrid 4, 17, 31 mehor Ahd, Gl 2, 332, 54 [ags. stmor]:
siiigar Tatian 44, 22, 48^ 1 Otfrid 3, 14, 54 [ags. Meeger,
ÄCC. siüegre] besteht.^) Denn dass ^uigar zu beurtheilen ist
wie himgar Tatian 78, 7. 97, 2 Otfrid 2, 4, 4. 16, 13 u. ö.
wintar Tatian 134, L 145, 14 midar Ahd. GL 1, 48, 9. 2, 9, 60.
364, 9. 371, 21 dat sg, mthare 2, 562j 38 nom. pL tvidan
3, 10, 27. 449, 41 gen, pl tviäaro 2, 250, 55 [got hvhnts
wintnis ivi]}nis]% also auf ein altgermanisches "^swiffvu^ zurück
gehti hat Paul aus den yokalverhältiiisgen von mefmr: suigar
zwingend demonstriert. ^)
In verschiedenen sprachen bewährt das femininum eine
zähere lebenskraft als sein männliches pendant*): arm. skesrair
kymr. chwegrwn nhd. Schwiegervater sind ei'st aus oder zu
i^ke^ur chwegr srhwitgerfmutter] neugebildet worden**) Einer
Ähnlichen entwicklung begegnen wir bei den Ostgermaneo.
i3
1
1) Venier Z 23, 117.
a) Bratine Ahd. Gr,* g 216». 229^
*) PB 6, 81. Ags. swagtr mit e m& weder — ^ fd mprus oder teUm-^^^ff
-- ahd. dtroch zittaroeh [titturuh Ahd, GL 2, 242, 47].
*) Dam DelbrüelE VerwamltschaftBiiaiuen 140 [= 518] Schoof Z^ikachrv mM^t^
f. hochd, Ma. t, 284 OSchrader Schwiegermutter a. Hagestolz 89. 118.
^) Hübscbinanii Arm> Gr. 1, 491 (s&csur selbst freijicli ist vorher an dt^ W-^Am
später verschollene laasculinani ang-eg-lichen worden, wie txvQfi an ^^i/pds^^f -:^ ^j)
Stokes-Bezzenberg-er U rite lt. Sjirachschatz 322. Im Slavischen hat mj^kry ^LK^».seii
k, das in der konsonantengruppe wahrecheinlich durch disäumlation lant^^s^v^^siil
geBctxlich entstanden i^ar {ähnlich wie in Ut. klamaü miakrä poln. gwia^d^^^^^^
vgL dazu Meillet Etudes mr VHymolo^e et le Tocsibulairc da vieai daiiy^r J3«'
1, 178). aach an dai^ iDasdüirdsche »veh^ oder mjek&rz [üL szisrttraä] thfjfr ■
gegeben. — Übrigens beweist die ieicbtigkeit des austaaaches zwischen dff^M^ «
gutturalen eiplosiven und den palatalen spiraüten, die sich hier offen bar"«^^^*^
doch wohl, dass für diese ostindo germanischen Spiranten noch lauge d^M:^ ^
aussprachswert etwa unserer tcA-laute gegolten haben mnss. Wer parallelem Ä'^ 1*1
für die ganze pntwicklnngsgeachichte dieser Spiranten suchte findet sie rie^s
leicht am bequemsten in deti iranischen Pamir dialekten bei einander, wo aioi
irar *esel' sowohl sn Iffr wie zu kam umgebildet hat. Geiger Gnmddss d^-^
iraiL Philologie 1, 2, 302.
üitd
Ktamm^) in gl
alte tnasknlmi
noch kraft geati^
hat f^r wAmm «nt^HUMi« iWitAf
Sita tmwHtifl^ h mt 4(i^ ^^k
liehe foim zn ttbertmiftn, lUwtl »lnj*r ÄUih m4ui^ ii^H*^ ^t ' ■••^
ausgespielt Deno goL .^tiYiiJim lAt nur i^itH> iiHt^li livK '
aoalogien geschaftVtie neubiUUiiig iuin frintHlnuiM iii^tiAiii, mi\^
<lie zweisilbigkrit seiner form ht^wniNt, illn nM\ (ml in tMHulHi^l
%aren auknüpfung an dan iii^sprlln^lltiu^ N^i^Aontj« wlitiniiiUil/^
Ii0 norden ist man ohne nnubiltlnnM: iiHMtfokiMiiuiitii, lidlmn
man skli mit dem mehrdeutigt*!! mtitp iM'liair litliiinnim IH^ llt
Best man bei Ulfilas: na tarn imh mvnihm hnjftßn^ U\ il(»l
islindiscUeD bibel heis^t um dafür: Mit var mtttfui i*fiifiht*>
Die enge verwand tachaft des (JoUrnlinii iiüil Am HmiHäiimi
hmwibrt sieb anch liier, m gut wiit In tU^r gmymu Imfitminuilw
^mMMäkit der morte mef/» und nuif/r^ diit v^IHtf umi^f** Wi^MH
eefct ab im WesmermAnimhm.*)
■#f>
ViattMr^W^MtfttMWMMVMAM"
^-«.■<.
^*-
402 Wilhelm Schulze.
indes die beiden familien einander schon so nahe gerfickt^
dass die altererbten bezeichnnngen anch für den mann und
seine beziehnngen zn den verwandten der frau anwendbar
werden: swailiro ist Mtth 8, 14 die mntter der fran, 10, 35
dagegen die mntter des mannes^), moder Jconu und moder
manns unterscheidet die isländische bibel, der die alten termim
ganz abhanden gekommen sind. Man wird annehmen dürfen,
dass dieselbe doppeldeutigkeit für alle mit suehur: baigar
formell oder begrifflich zusammengehörigen geim. Wörter ^L
Unser neuhochdeutsches schwager [mhd. swager]^ das aacb
in der fremde als lehnwort aus dem Deutschen an vielen
orten heimatsrecht erworben hat, ist meines Wissens bisher
nur aus quellen belegt'), in denen die alten unterschiede der
endsilben vokale bereits verwischt sind, aus handschriften
frühestens des 12. Jahrhunderts: sivager mager- sororius [di.
mann der achwester] Ahd. Gl. 3, 68, 21. 177, 2 suagir levir
iHeidt i svHimq ialüie Jaszkicwicz S?otb. dajnos 421. 1 cf. 296, 8. 1019, 7:
iszsid&da änt swodbös' yn/uiaxoytm Lc 20« 34 kaa iszdiM: ut wijra' 6 yafii^y
1 Cor 7, 38 im NT V. j. 1701]. iiudUü [ui jdunu Joszkiewicz aao. 207, 13 -
uijdunu dUti 394, 7; vgl. mieiii, nuteketi ui wyro (vcyrt^ 199, 7. 264,7.
307, 16. 309, 7 Mc 12, 26 hn NT v. j. 1701 , Min ejH ^sich verheiraten'
Jnszkiewicz 425, 8] slav. [alovcn. russ. poln. cech.} othdati, rass. vydaU zämni
poln. tcydaö za mqi [vgl. rass. vyjti zämui] got. in fragibtim' 4fjvr,aiivu(vi
Lc 1, 27. 2, 5. Daneben überall auch das simplex, zb. Yäjöavalkya ed.
Stenzicr 1, 66
mkjftpradlyate katiyä, haratnatäfii cauradamtflabhäk.
dattämapi harefpUi-vacchreyamäcedvara airo/cf,
kanyndnnam und kanylipradanam (Dahlmann Das Mahäbhärata 101. 117 s. 252)»
Recht von Gortyn 8, 20 jimoog iTo^Tog /J dtfiXtiitj^ an. gefa JGrinmi RA.* 580
Bninner DRG 1, 75 {(jjafvaxta 'of marriageable age to bc given away)
Bjömsons *neuvermälilte' heissen im original ^dc Ny-gifte\ wente de erbenom^^
Metele teere gyn elike rechte geghcvene husfruice Hänsclmann Mittelnieder-
deutsche beispiele nr. 44 s. 37. U7id was ain edly frotv und wart gegeben
aincfn edlen heren Leben der Schwestern zu Tflss ed. Vottor 17, 2 (50, 10)-
data ejit s. v. a. nupsit Ovid metamm. 6, 436. Der übertritt in lüe familio
und das haus des mannes kann natürlich auch von der anderen seite angesehen
worden, im Slavischen sind otzdati vydatb und rzdati [slovcn., cech.] *i"
matrimonium dare' 'donner on manage' synonyma [sorb. ndafi ndhiniU'^
vgl. poln. corke w Imzy dorn wydac, MW 10, 85. 26 gfhän gaccha gjrhäpd^']
yäthäsab]. Miklosich Syntax 410. Die Inder stellen activischem prayaccJta^
'dat in matrimonium' ein mediales upayacchatc *acci])it in matrimoniiuu
gegenüber.
') Delbrück Indogorm. Vernandtfichaftsnamen 150 (« 528].
«) DW 9, 2176 (Braune aao. § 235 » Wümanns DG 1 \ 32. 2, 277 KJu^
Etymol. Wört«rb.o 356 Franck Etym. Woordenbook 1225).
|d!. frater raariti] 424, 19 (megerinne- fratris iixcr 364, 30),
überall neben sweher Hmger^)^ mit denen fs auch die tn^igunff
theilt, in die analo^ie der konsonantischen stamme fafer mnotpr
fiMer überall treten.') Bei der gi'ossen lautähnlichkeit, die
zwischen sweher swi^fer simget* besteht, ist es kaum zn ver-
widen, jedenfalls nicht verwunderlich, dass die bedentnngen
m ende durfheinandeif allen: stveher levir Ahd, GL 3, 427, !♦
Mmffer socrns [fik\ 715, 42 schfvage^* ftir schweherDVf ^K 218(>
Sehoof 2W. Das Mittelniederdeutsche hat alle ftmküonen von
fitreher stüiger f^ivager in der 6inen form swage^^ zusamraen-
fliessen lassen, und der plural von mvager bedeutet hier das-
selbe, was im Alt indischen ^muräft oder im Lateinischen
soceri [VergU Aen. 2, 457], Dämlich die *schwiegerelteni*. *)
Merkwürdiger ist die bedeutung 'gener', die srtmger gelegent-
lich zeigt [Ahd. Gl. 3, 390, 38 SchiHer-Lübben 4, 482 Sehoof
an der eben citierteu stelle],*)
») Die schrelbdiLgen »u'^eMr mmgir heg^pim 3, 425, 14. 426 ^ !^ s
427, SS. 662* 65, 67 [vgl zb, tcidar wider imdir Palander AM. Thienjamen
lae, leicher Ahd. GL 3, 338, 26 tekinr cekhir 303, 7. 320, 6. 424, L 30
«tttt zeichnr üchhur 2, ö. L 22, 11, 4, 204, 17 leilüior znchor zehckor 2.
7. X 17, 16 s. 370, 21, 375, 1. 3, 424, 2t 30. 4/l48. 64, deren u: o wohl
£u bi^urtlieUen ist wie das in ahd. nnhhtti nnrhot nakof]. Gan^ voreiniclt
*«ijur [neben mieher and zdukir} in einer Schlettstädtcr handschrift de«
12. jahrbtindertä 3* 425, 15 (424. 30). Wenn OScbmder Schwieg^rmntti^r
üful Haifefttoh 7* 67 gmäe diese fonn bevorzugt, kann das imr ein veraehon
»'ein. — BeaebtoBijweTthe roischlonnen sind »tiet/fr und tmir (beide i— Hitfhi^.r\
Ahd, GL 3. 68. 10 [DW 9, 2180 Sehoof aao. 1, 277],
*) JGrlmm DG 1, 605 n. Abdr. Bratinc aao. § 234=» DW 9. 2176. 2180
Igeü. Huigtr NoÜrer 1, 74, 2 Piper: mjUrhtiH miereg nndt' ftöHrht^o mtiger,
ßöethiu» vm-rt^wi gen. pL.]. Der amgelautete jvliual stemger kann ebenfalls
liufcb tv4!«f briiiiirr veranlasst sein, S. ancb Wilmanns DG 2, 276,
') Delbrück Vgl Syntajc 1, I31i 172. Im fspAteren Latein patren *elt©rii'
fHirsrhfeld xa CIL XIII 1196], fratr^ "^ea^hwhtef Buecheler carm. epig'r.
1^]B> 3 [äjmn. ht^rrnnrnm], gemimm QuiHnm Invenal U, 106 von Eonrnloii
tUemoB (Wiäüowa Religion 141*].
^} Im Dlini^cben reden — oder redeten id^^li früher — die 'gegen-
llier^ (wj4' Frymaiin und H^dif er in GKellers Fähnlein der Hieben Auf-
•^bfeefi genatmt wertien! mit m'tyger an, xmd das verbÄltnis de^ bfüntigams
^^^ faiiuiie ^iti^r braut hej£.st m-v}gmtkap [Holberg« Erafuinß Montanue 1, 5.
^' 6. 4^ 2]. Schwager im sinne von ^gegenfichwäber^ auch in Tieeks novelle
^^^ jahnuftriLt' Ges. Nov. 4, 20^ Dan. svogn* hat in volksthäml Jeher spräche
**i^h <JiB früher anbekannte hvigt^^mn mitvertnrten mü&ien, und mn^ekehrt
*■** ntigninäe die Ircdenton^ V"on ttvoget'Mk** 't^chwü gerin' sngenonimen [Vid^n-
2a'
404
Willielni Sübülzf,
Dass sweher stviger mvägm^, die das naive empfinden der
sprechenden immer zusammengeordnet hat, auch etymologiäch
verwandt sind, hat man bis vor kurzem wohl allgemein ohne
Widerspruch angenommen. Schon JGrimm verzeichnete mvag^:
snehnr suigar als einen bemerkenswertheu tall des ablautes
e: e.^) Johannes Schmidt brachte ihn in Zusammenhang nicht
blas mit got qino: qen^^ ahd. spebön: späht und anderen
ähnlichen paaren, die mir indes nur eine rein äusserUehe I
aualogie zu gewähren scheinen, sondern auch mit büdungen
me got sihuntehund : taikunj nihd. hnoBt: hast, deren vokal-
dehnung schwerlich blos zufällig an die bekannten Yrddhi-
erscheinnngen des Indischen erinnert '^) Schon längst hatte
de Saussure — im anschiuss an Schleicher, der auch das ver-
hältnis von taihun: -tehund richtig beurtheüen lehrte — be- ■
obachtet, dass der gegensatz von got. dags und fidur-dogs mit
merkwürdiger treue den quantitätsunterschied von ved. mräd-:
sata-^üradah reflektirt.^) Die eigentliche domäne dieser von den
indischen grammatikern als Vitldhi bezeichneten vokaldehnung
ist aber, wie bekannt, die sekundäre nominalbüdung. agaii
heisst das erz, äynstt' ist alles, was aus erz besteht, und das
substantivirte ayasam kann jeden aus erz verfertigten gegen-
ständ bezeichnen: grade so bedeutet im Mittelhochdeutschen
hiioBt den aus bmt hei'gestellten strick. Skr. ^amra-^ das
zufällig erst spät belegt ist, heisst so viel als *dem schwäher
gehörig*. In alter zeit würde es nach der üblichen regel, im
unterschiede von seinem grundworte M>ähtraJfif auf der endung
betont worden sein, VgL Gotama}} Gantam&h..*) Jede denkbare
beziehung zum svasurah kann durch ein so gebildetes ad-
jektivum zum ausdruck gebracht werden; es ist deshalb attch
nur ein zufaU, dass die bedeutung *schwager, brnder des
m&nnes oder der jfrau', die wir an einer anderen adjeJcti vischen
skabemee Selskabs daneke Ordbog 6, 983]. Es huiitcH sich n^ttrlich dtirtli'
aUM tun enttebmmgen aas dem Kiederdeatscbeii.
*) DG t eOÖ. 2, 62 n, Abdr — Noreen Abriß« d. geriii. LanÜehi« 74
Klage ördr. d. ^erm. PbUoJoine 1 », 408.
») Urhoiinat der Indo^erm, (aus den Abb. d. BerL Akad. 1^0] 26.
^) Competidium* 370. — Memoire 16ö. VgL Bocbtel Eaaptproblem«
175». Anders Wackemagel Ai. Gr. 2, 1, 101.
*) Beiapiele bei Edgren On Vrddhi-derivatii^efl in Samcrit 13 [Act» tuuTef«.
Land. XVU 1880—81]
Alid. miogur.
405
ableitung desselben Wortes, an §vahirtjah beobachten, an der
form .^(i^nra* nicht zur entwickelung gelangt ist. Denn 'bruder
des manues oder der frau' heisst ja nichts anderes als *sohn
des Schwiegervaters'^), und die vrddhirten adjektivbildnnffen
aaf -a- haben im Indischen sonst ganz gewöhnlich die funktion
des patronyniikons : A§vamedhfih söhn des *ħvamedhalL Neben
diesen patrouymika auf -a- giebt es noch eine kategorie anders
gebildeter, in der sich dehnung des vokals mit dem antritt^
eines i*suflSxes verbindet; Ka^yajiih söhn des KcLsyapah. Man
versuche einmal dies bildungsprincip anf germanische Ver-
hältnisse zu übertragen und erinnere sich, dass im Nordischen
die bewobner zb. des Laxärdalr nie anders heissen können
als Laxdffflir,^) Da haben wir, ganz wie in den indischen
patronymika, däla-: doli- neben einander. Das Altpersische
gewährt eine noch genauere parallele: FatiSfhpwan- *be-
wohner von '^Paii^(h)Hvar\^) Werden wir nun nicht auch
den muth finden, flU^ das Ältgerinanische, wieder nach alt-
arischer analogie, das wortpaar .s^tvf^hnras 'Schwiegervater';
megiiniz ^zum Schwiegervater gehörig, söhn des schwieger-
Taterg' zu fordern, um das für die geschichtliche zeit bezeugte
nebeneinander von sw^er: swager vei-ständlich zu machen?*)
Jönge hat für stväger eine grundfonn *m^kr6s erschlossen;
sie ist morphologisch ganz im verständlich und von den sprach-
vergleichern deshalb mit recht abgelehnt worden.^) Der ansatz
von *stypktir6s wird durch die belegten to lernen ebenfalls ge-
stattet; er erklärt, soviel ich sehe, alles — und erklärt es
ohne zwang, freilich unter der Voraussetzung, dass die keime
*) In St^ing^s* Peräian-Engliflh Dictiotiftty 460 finde ich maarpüntf
*a wifes brother\ wortlich *sohn des Bcbwiegerrat^^raV
>) Cleaübj-Vigfüsifon 95 bv. dnlr. Die abkürznng' des enteti gliede« er*
ttduint zb, aoch in Eeykjanes*. Reyknt'dnt/ar, Väpnafj^räi-: Vdpußrdhtgar,
M^Mjordr: Eyfiräingar, Borgarfjgidri Bm'gfirdinijar^ Hjnritarholt: Hjarä-
hylHngar usw. Dio erklünmg ist bei Xfn .lojl*?: jVfOiioJlfrjgf zu Ruchcu.
Em Nordisehen isl man freÜi^^h radikaler verfahren und hat in der alileitung-
tdcht blo^s casuHt^nffijCf , i^ondorn auch wortbiJdungiselemente nnterdrückt:
*) Foy Z 37, 524 Hom 38, 290.
*1 Delbrück aao. 161 [— 529] übergetzt das deateche üchirafffr, nnter der
"v^iisassetjcuDg, dass es mit fn^furähn' Tcnrandt M, 'znm sthwäher gehArig^
CT weiÄiä die fonncn nicht zu i^ermitteln.
^ Delbrücii an der eben genannten ittHe.
L
Wilhelm Sehulzi«,
der indisch-iranischen Vrddhibildungea schon in geniSn-mST
ganuaiiischer zeit gelegt wurden sind. Aber wer bat denn
ein recht, diese varaussetznng a priori für unzulässig zu er-
klären? Über ihre zulässigkeit entscheidet nicht unser vor
gefasstes meinen^), sondern einfacli das Torhandeui^ein od^r
fehlen etymologischer gleichungen, die sie nötig machen.*)
Ich habe, um die frage zu erledigen, nui' noch zu be-
weisen, dasa die form *m?^kvr6fi von der Überlieferung nicfit
bloss erlaubt, sondern gefordert wird. In der vorrede m
Th. Mommsens ausgäbe des lordanes f Auct ant. VI] p. XL VII
§teht folgendes zu lesen: Ueidelbergensis 921 (nobis H) scriptos
saec, VIII potius quam IX in Germauia (nam ad cognaium
p. 43 j 22 adsctipta est glossa Theoüscii sn^igar)^ fortasse
Fuldae unde plures Codices similis scripturae veueruut in
nioiiasterium S, Martini Mogoutiaci a, 1037 conditnin. In
Fulda ist auch die Tatianübersetznng entstanden, in den
30er jähren des 9. Jahrhunderts, sodass wir jetzt für diese
zeit und diesen ort die vollständige reihe mehttr: mügar:
magar bei einander haben. Die glosse ist also sicher all
genüge um den scblnss zu gestatten, dass mu^ir nach der
ursprünglichen vokalisation seiner endsilbe utimittelbar zu
Hiiehitr ^sweJniTaz] gehört, von i>nif/ar [^'sfvigrta] aber weiter
abzurücken ist. Und erst recht wird klar^ dass der zusammen-
klang von mvayer mit hrimder f'ater muoter dohler, wie es im
Tatian natürlich immer heisst, erst das ergebnis einer jüngeren _
entwicklung ist. Angesichts dieses neuen Zeugnisses, das die
Germanisten au einem von ihnen vielbetretenen wege un-
beachtet haben liegen lassen^), darf niemand mehr täugnen
1) vBrftdke ZDMG 40, 362. Heute wir*! mm im princip AllgenieL
geneigter &om* der indiach'iratiiaebe« Vrddld ein hohes aller zmaj^estebea
MeiBet Ijitroduet. 227 Brogmann Kun^e Tgl. tir. 337.
3) An. ki^ääa fNoreen Äbrisg d. ur^emi. Lautlehre 74 Aachwed. Gr.
§ 65. 7] verhält stell za agi&. cwidu i^ioiiu, ahd. quitl {Kluge Festg:n]!£9
Bähtlingk 60] unj^eMir wie das ai. adjectivurn jätuf^a- %\i jatti- 'lack^ od ^^er
genauer za einer terBchoUenen nebenform Jö^k?-; vgl. mdnH'\ «winitf-: nt4ntqiL ■ ^
Urgenii. *^rdj6trf>a- abgeleitet aus *Mc(mJ4-? 0er vorluat dos w wie in v ^•^
tfata [got gahvi^ lett.. f^atwa lit, gäbet] tjata [tinn. ta^va] simhi [läpp, ifpti^^^^
^vulfOf YTheiBäen Den ^otiske sprogUasseB indHydelse p& deti fiusVe 1^. 1&^^^/
Die bildttng von kvääa hi, abgeieh^n von der Vrddhi, dieselbe wie die i*"^ ^^
tjara. Beeser noch stimmt au üir das Verhältnis von al pävm- und pärir^'^^'
^} Am rande verzeichne ich noch eme versteckte ahd. glosge, die freiLf ^^
AM. mttgttn
40T
das8 mhd* smiger eio altes wort ist iiiid laut für laut mit
ai. §va^tra~ ^ziiin schwäher gehörig* (ibereinstiniTiit, während
es Beine bedeutung ebeiiHo voUkomraeü mit ai. ^m.^nrt/a}i
'brader des m^uiiiew oder df*r frau' theilt*) Der cogimiuM des
kaisers Leo, von dem an dei* angeführten lordanesstelle
berichtet wird, ist Basiliscus, ein bruder der kaiseriiL also
in der that sein ftthimfff^' gaiiü in dem nns geläufigen sinne.
Äucli sonst kommt cognafn.^- in dieser specielten bedeutung vor,
wie Delbrück aao, 149 f= 527] nachweist«) Schon im Alt-
deutschen hat .mratjer also im wesentlichen dieselben funktianen
erfüllt wie heute, indem es den brnder der frau [f'ofjnatttf^]
oder des mannes [kvlr]^), aber auch — mit einer leicht-
begreiflichen ansdehnuiig des ursprünglich gewiss enger uin-
gi-enzten schwaRerschaftsverhältnisses — den mann der Schwester
[aororiie.^] bezeichnete. Da straffer von haus aus adjektivisch
war und eigentlich alles, was irgend zum .^wehef^ gehörte oder
zu ihm iü beziehnug stand, in seine bedeutungssphäre hinein-
ziehen konnte, begieilTt es sich leicht, dass das wort gelegent-
lich im Mittelniederdeutschen auch vom neflen der irau ge-
brancbt wird und überhaupt, wie die Wörterbücher ausweisen,
lue neigutig zu einer umfassenderen, nicht auf die nächsten
grade eingeschränkten Verwendung an den tag legt. Immerhin
merkwürdig bleibt es, das« vereinzelt selbst der Schwiegersohn
iiji^htii neiOK lehrt, ZwiRchen (a]!. M aiid 55 *h& 2. buchte« der tsögenanntßn
FVedegBT^chen chrcmik ächieb«n mohroi^ handlich ritten die worte täljfua' «cretio
«Iq. Krii&ch MG Ecripl Morov, 2, 10 »v. 76 an. Das wort iit attch sonst
<^fit b«2eiigt und noeh liouto im Ober^leuti^heii nicht aasgestorbeD. Dpt»
nu^acülinii^^bc tfjjpm lUraff 6, fiM] ist fiir tlas KomanLsehe nicht (fan^ ohn*
t) Deecke Die ikMit^^chen Vcrwandtficbafisnämcn 220 (das von ihm ml*
^^t^hjtt umgclatitetü ^Uf'i/cr. da^ er mit ivtt^ut^tfai} in Zusammenhang brin^
ia^ m viel ich sehen kann, unbe^eu^ v^l. AhtL GL S, ä64 n. 3). — Das
"^^tliAltnii der formen ir finita* und Ai^ü&nrtfa- if^ ganz wie bei mänu^a- und
^*4jriii||/fr' 'nieiiHcb* eig, *tnent^€hensohn\
^ co^jKihut 'scbwa^or' ht auch in^^ UomaiiiiEche Qbergeganj^en, und von
^Ä mni tbeil weiter im Sluvii^rhe. Pu scann Etjmol. Wörterbach der rumin.
Sprache 1 , 38 BV. ntmtmt, Nenianjt^ Cakavifich-kroatiiche Studien 1 [Sitmngs-
^*^r, der Wien. Akad. philos-lÜHtor. CK 104. bd. 188St 397 kotijädo 'mmü
*•>! moiis frater, aorons man tu»'.
*) unter TerdräAgnn^ de» uralten ze^ihhur zciehm* [a^. M^^üt], da» nur
■*<idi durch ahd. flössen beaeng;! ist. also friili dnrch mcn^er enet^i zu »ein
408
Wilhelm Schuhe^
[gene7\ sonst eidtim] zum mvager wird; m ist das vielleicht
der stärkste ausdmck iür die aUgemeitie antwickelungstendenz,
die die vetschwäi/mien familieti immer näher aueinauder rtiekt
und immer festere beziehungen zwischen ihnen achaHt: indem
die Schwiegereltern ihrem Schwiegersöhne denselben namen
geben, mit dem ihre tochter den bruder des mannes anzureden
gewöhnt iät^ stellen sie für das gefühl des verwandtschaft-
lichen ssusanimenhangs beide auf die gleiche stufe. ^)
Ich kenne die entscheidende glosse der lordaneshandschrift
schon seit jähren und habe die naheliegenden oder^ wie mir
scheinen will, selbstverständlichen konsequenzen tiir grammatik
und Sprachgeschichte sofort gezogen. Sie heute voi^zutragen
veranlasst mich der kürzlich in den Indogenuanischen For-
schungen 17, 11 SS. erschienene aufsatz OSchraiters 'über
bezeichnungen der heiiats verwand tschaft\ in dem der versuch
gemacht wird, zwei deutsche verwandti^chaftsworte, ^chumgej^
und mJcelf durch die annähme einer entlehn ung aas dem
Slavischen zu erklären* Unter den argumenten tigunrt auch
die augeblich späte besseugung des wertes i^^wager. Das fallt
jetzt natürlich fort*) Aber auch abgesehen davou muss,
glaub ich, jeder, der sich für den bestand des altgernianischen
Wortschatzes einmal im zusammenhange das Verhältnis des
debet und credit klar gemacht hat, eine anschauuug tUr un-
zulässig erklären» die in Wörtern von gut deutschem klänge
wie i^waffer und mindnli entlehnungen aus den auch lautlich
weitgenug abstehenden slavischen formen s-vojaks und vöntiks
erblickt. Um auch nur die lautgestalt des deutschen emnrkilt
eninkel ssu rechtfertigen, sieht sich Schrader genötliigt, das
lit. anükas, das ans einer russischen dialektform tiiit o [vgl
klr. onüh] entlehnt ist. und das poln. lümJc zu gleicher zeit
zu bemühen, das erste, um das erforderliche aulauts-^i zu ge*
1) Die bezekhnüiij^eti des *&chwieg©rsohn«\ die freüich von
meiet einen all gemeineren ^üin haben ('verwandter', ^helrat^vetn-andtor'),
nehmen gern auch die bedeutuiig *^cliwa|^r* (^maun der sclmeater") in iich
auf, Delbrück aae. 155 L^ äS^J] *So anch lett. fitüU und iran, znmütm*-
[nach Hom Gnindri8& der iran, Philologie 1, 2, 17J,
') Der zufalle der die j^an» isoliert auftretende glosse de« Heidelber^nsL^
geschaffen «nd ei halten hat* rückt mit einem schlage daa wort um mehrere
Jahrhunderte hinauf. Nur ku oft vergeasen wir, dasä gröiie strecken aUer
Qberliefening Ton solchen KuMlif^keiteu geradezu beherrscht dnd, and Ter>
wechseln das alter der bezeugmig mit dem alter dcg worteä^
I
I
Abd. mtüffur.
409
winnen, das im SlaviscbeD selbst nicht aufzutreiben ist^ das
ssweite, um deu nasal der zweiten ailbe zu erklären, der
wieder im Litauischen fehlt. enitichiU ist in Wahrheit ein von
den etymologen auch nie verkanntes deniinutiv des grossvater-
namens ano. Dass uns menschen von heute diese bezeicbuung
des enkels fremdartig anmutet, ist noch lange kein grund, sie
:ils unverständlich zu diskreditiren. Bei den Indogermanen
(und nicht blos bei ihnen) empfängt der söhn unendlich oft den
namen grade des grossvaters*); griechische väter nennen den
männlichen nachkommen gar nicht selten läytlnar^og^) (in
ionischer abkiirzung ^ArTtnäg)^); bei den Germanen beisst der
enkel der ^kleine grossvater': ist es nicht mit häuden zu greifen,
dass ältester indogermanischer denkweise der enkel als ^ersat^'
CdwtintiTgoQ)*) oder *abbild' (eniiichül) des alt und stampi
gewordenen oder schon vorher gestorbenen grossvaters er-
*) Dbhs die sitbe, den sobn statt nach dein gross vatc*r direkt nach dem
Yiler zn benennen, «in Griechenland erst allmählich bnden gewinnt* wird,
wie ich glaube, einmal die Statistik lehion. [Vgl. Wattke Deutscher Volks-
aber^laube M97 : kinder soU(^n nicht auf den namea der noch lebenden
eitern getauft werden. Wellhauscn GGÄ 1895. 95G ]
*) Da die eltem den namen geben, ist Trtxrt^o In Vfrii.7«r(jo^ gewiss
von ihrem $tandpimk^ aus, nicht von dem des kinde^ geseben. Selhet-
vei^tändlich ist auch i^vjinn/fno^ möglich und kommt wirklich vor t^i^i-
yirtis i4tfMlytiMfQ^ aind synonyma von *^ii'ji/fftt{>o^.
') *Ai'rt,iä^ -i>4'**^*fii Dittenberger Sylloge» 11 m (Halikamass, Ausgang
de» 5. Jahrb., Fick-Beebtel 20. 62). Zur bUdung vergleiche CIL X! 3480
M. Senboiii Xkomne §. Trehiciwi Bn^ticelianus f. H M. Farraciiis Nico-
mttk^ iftpfoH) in 1719 IMm-oH l>ioca(^ni CUix [di, UQy4i Jtoyi'i^ou]; mit
noch stärkerer körzung, wie sie in dem namen des '/ajfJLr?^ *,i<i}eltj7TtMoit
KCurtius Z. Ge&ch. u- Topogr. Kleinasiens (Ahh. Berl. Akad. 1872], 63
(I^lck-Bechtel 30), lia%läg Uaxlänu^$fi>g BCH 2, 184 oder ancb des i4*jtiufh
M^ffjtitJuj(>oy BCH 12, 257, Jtoi^vatU^ .ftoft'aoJüiriötr Michel Ö56 B IBt
^l/{)«f Wt*«xif^tfoi' Bev. arch. 1875 (voL 29), 307 m ta^e tritt, CU. IX 6100
Antttii AiitipfjtH Tyrii f («daiu Buecheler lih* M. 36, 338, der an den Philo-
sophen Antipatros von Tyros erinnert]. Der name '-/^rf/i^ipos: war offenbar
anch bei den Semiten beliebt [s. die aninerkung ^. 410 ']: bekamst aind
noch Antipatros von Sidon, der epignimmatikor , und der gleichnamige
vater dei künigs HerüJe&. in dessen famitie die identitÄt von \4v^(nuifiQ^
und \4%*it iüs unmittelbar deutlich wird [Z 33. 221 anm., Wilcken bei
Paulj-Wisßowa L 25091. — T>io herkömmliche accentuation ^lytinif*; hat
ucbwerlicb aoBteichende gewAhr. jBechtel 8a. 5727 schreibt ".ittutti^^
*) 'Xinder zeugen heilst ersate t^chaflen ttLr die gestorbenen', deshalb
höft es im jenüeita, wo der tod seine herrschuft verloren, naturgemäss auf.
Lc 20, ä6 mit Wellhausens note.
4tO
WlUiebn ScMze,
scheiat, dessen nameo fortssufillireü er auserseiien wird?')
iSentimal darf inaii das natürlieh nicht nelimen: uni männer
und vieli, aSvUm^i putrliunji virävanta^i gomantmft ray'tm^ bittet
der noch streitbare Inder des vedisehen Zeitalters seine g^ötter:
er mochte wohl giund z« dem wünsche haben, dass den
abgang an wehihaften luRnnern, den alter nnd tod vernrKachen,
ein reichlicher ersatz durch männliche geburteij deckte.^) Das>
diese YOrstellung des ersatzes sieb speciell an das verbältnii;
von grossvater und enkel heftete, liegt in der natur der
dinge.^) Ob auch elemente des seelenglaubens und des ahnen-
kaltes mithineinspielen und dieser TorstelUmg eine besondere
*) Der Phoonikier *Atfjtiimi}ü^ ^^ii^q^^ioluv aus Äakalon ist in Ath(*n
gfestorbeii und bpstattet; auf aaincm gmbmal ist neben dem grietrluächcn
auch der einheimische iiainp erhalten, r*iriffl2n^ 72 O©- ^^''* ß^
ÄhdoBtarti [so nach CIS I 1, 15 = CIA II 28;i6 — EHoffmann Sylloft
epigr. gr. nr, 108]. Hebr. QQ hei^t 'n»Eiie\ ascb 'nachrahm, ftodetiken'; dl* ■
Orientalisten müssen entstchoiden , ob die hier voÜKOgene gleich&etxung' tle?
damit identischen pensoncnnämt'nE^ und def« ^f^cbischen ^A>'tiit€tjno^ nicht
über beide giieder der g-leichnng Ucbt zu verbreiten geeignet ist [freilirb
auch, ob die lesujig Euverläasig Ist, Ath. Mtth. 13, 311]. 'Er^atx^ als nuEtr
NOldeke Beiträge xnr iemit. Sprach Wissenschaft 98. 100. ■
') Nachkommenschaft und viehbesitz, pa&ti und prajd, R-ehörra iuch in *
der fol^zeit immer eng zu^^ammen; aber je länger je mehr wird man dalci
ausschJiesölich au die hedcutung gcda<!bt haben, die das vom söhne zu toH-
ziehende manenopfer fär die iieelc des heimgegan^enen Taters und ihn»
grabeBmhe nach indischem glanben besass. VgL 0 Seh rader Reallex. 438.
der mir indes dies motiv etwas zn einseitig betont zn haben scheint. Ad«
dem Worte patra^ hat die etymologisierende spekuktion der Inder sehom
frübEoitig die wnrze) trä *retten' heransgehilrt [Qu. ep. 527 ; Brhadätaajikar
npan. 1, 5, 17; Dahhnann Das Mahäbbärata 73. 75. 139].
3) Erst dnrch die gehurt eines enkels scbeint das, ich möchte ftagm.
persdnhche fortleben des individunms gesichert [Roh de Psjebe 491 "j. Eäth^a-
npan. 1^ 2S (alle glÜcksgOt^r j^nsammeufaseend)
äatäyu^a^ jmtrapaidrän t^iß^v^
bahün pn^n limtDdmistyam (liväBf
in DoosBens Übersetzung [Seebad g Upanisbads 270]
^Währ hundertjährige kindor dir und enkeL
Viel horden^ elefanten, gold und rosse/
\gl KV 10, 85, 42. EHoffiuann Sylloge epigr. gr. 105.
rijQtttaM/ ftyixsov ntti^fftg itai^i^it^ ini^üüWttv
Ofid fast. 2, 428
iam äo^er optatmit nomen habebit ari.
Ahd« suagur.
411
tkrbe oder inteniäität geliehen habend, kann ich nicht fest-
stellen. *)
Noch ein drittes altgermanisches verwandtsehaftawort bat
man der entlehnimg aus dem Slavischen verdächtigen wolleo,
got. nijjrjitf^ d&8 man mit sl* n&tij iS^hfi^twg zu identificiren
*} Ich haito es indes fUr iiiit^Heh, hier ein paar ^üon nu^^^uschmben, ad»
dem alten teKtamentö und den reden des iBaioa. Sie mögen ^^i^'h gegenseitig
erilutem. Buth 4, 10; xtd fi 'Pqlu^ t<5*^ Mittttßljtv jt^y yv^aUa M&tilutv
ix jm^ dätlff^y atfroC x^i (x j^g tfvl^^ laav t^ifröv [TgL Nam 27, 4, lum
aosdruck aach Mtth 22, M fti^nfSTt^ßH a/t^Qfßu ifp «{Jtlqm atJtov mit
WeUhaQsenä note: tiyaaiijaat. (a^pH) <*>'ö"« (onj) und rfi^ffiFrjJijßi nni^fA^
(^t) ^hid gleichbedeutend], Isiiios 2, 36: xnt tym ufy 6 .jotyr^e- ixtiydv
*'vßQ^ 4 ttixQ^ at^toC ytyrjjtKif xai tilivjiOKytn i&ttiptt tt^tm^ 4xtiyöv tt
xtü fitrtvjnv, Xfü ini^q^tt xttl^y ini^*^XHf xm la fVnire jffti lulXi* jnrViit
^>*' fo ^üiaioy TO 7!«(;jiltiif^^»' itt*r^T 7ti2tfikfTO , jdfttttiCttytft iF fii/rOK
f^JinfcTr; jrrfi n^t'tJ^'i^fot^ ^-fei'Jlf ifff ^itr/raif^Ofri. Im gleichnamigen eniel lebt
eiwm vom großsvater fort, die Tolle verniehtimg der existenz wird erat duitsli
die vemiebtang' nach des namens besiegelt {vgl. die daüinstio memoriiie FmXj
4% 2059). Dem alten testamente sind die formein ^^tiXiiijutt tu Qy^ßiu f^Jrou^»
liiolfitat fo ova^tr aihov geläufig. 1 Sam 24, 22 *ßi *'ti' ^uöo6y fiQt 4v
AvoiM OTi oi'x i^tiAfä-fttvtSttg^ io tut iq tut fiov d.iiatit uou xtti o^x tiqtti'tii^
irt &routi fiQv 4x roti ofjrob» fot^ nm^tos ^ov (dif^e formelhafte rerbindmig
ven (f;tfQur( und ^^of^tc mit dem begriffe der TemichtuDg ist» wenn mich
medne erinnenmg nicht täuscht, im Semitischen auch anderwfirts ^«'elaufig)
Der name ist viel mehr als ein blosBCä reichen der Persönlichkeit oder de«
dingeii. In *naroen' und *ge&talten\ nämäni nnd rüpn%n^ ent<ct nach der
Ui>amsadlehre sich die weit fBrhiidäraTiyaka-upan. 1, 4. 7 — Denik^en JJ94]';
die erlöBung vernichtet beides. Mun4aka-upan. ä, 2, 8 -^ Deosj^en 558:
ytUhä fiodyn^ »yartiiamünu^ mmitdre 'starbt gacchtinH nämarüp^ vihdfja
taihä mdvannamampädtnmuktal^ parotparam purft^amupaiti divifam.
'Wie ströme rinnen und im ocean, aufgehend name mid gestalte verschwinden.
So geht, erl&et von name und geetalt, der weise ein zum göttlich hiiehnten gei^/
Far alle formen primitiven denken:^ wird der sa^ geltung haben, den kfirzUch
WeUhausen dem verse Mtth 5, 9 beiKeschrieben hat: 'Der name deckt aiel
mit dem wesen nnd int die o0enbarung des wesens.^ ÄDieterich Mitbrma-
ütnrgie 110 »&. I7S. In dieser an^schauuni^ Ue^en auch die wurzeln mUer
«1^mologifl«hcn ^^eculation.
=) [Dies war geschrieben, ehe mir Dteterichs freondschaft die onter-
äuchungen über 'mutter erde* im sonderabdmck aus dem Archiv för Keligians*
Wissenschaft Vlll zugi&bgiicb machte (jetzt separat unter dem titel 'Mutter
412
WUbelm Schtdi«,
seit langem gewöhnt ist. Da netij sicher zu ahd, nevo mß
gehört, muBs es ein p verloren haben. So gesetzlich dieser
konsonantenverlust im Slavischen ist, ebeuso unerhört erscheint
er Tom Standpunkte der germanischen lautgesehichte ausJ)
Deshalb erklärt neuerdings Much das gotische mpjb *var-
wandtet^ ohne alles zögern für ein lehnwort.^) AVer genauer
zusieht, fühlt bald heraus, dass hinter dieser anlBteUung sich
eine recht sonderbare zumuthung an unseren glauben Ter-
birgt Die Germanen mtissten ein slavisclies wort von ganz
specieller bedeutung, dessen serbische fortsetzung netßk
noch heute den 'schwestersohn' bezeicimet, entlehnt haben,
um daraus ein ganz allgemeines wort fltr den begriff der
Verwandtschaft zn machen. Denn es kann nicht nachdiilcklich
genug betont werden, dasa nipjis im Germanischen nichts
anderes bedeutet als 'verwandter' schlechthin, ohne jedes
ansatz zu einer specialisiriing des verwandtschattsgradeSt wie
sie tur Hf^^o und netij charakteristisch ist* Im gebrauche des
Wortes ist nichts, was die ableitung grade vom stamme nepüt-
auch nur begünstigte, geschweige denn forderte, Got. nifgi»
ist fsvyy^r^g^ t^^jo fjvyyevigy t;anipjö$ avyyfvtt^, ähnlich steht
es im Altnordischen, und im Altenglischen gar hat sich dßr
bedeutungsumfang des Wortes nippas so erweitert, dass am
ende nichts übrig geblieben ist als der ganz allgemeine sinn
*mÄuner' oder 'menschen'*
ni-pjis ist nach form und bedeutung das gegenstiick ztt
frama-ßeis'^): es bezeichnet eigentlich alles, was innerhalb
des haus-, Sippen-, Stammesverbandes steht. Man kann tu
<
©rde' 1905, 25. 34). Wor den dort entwickelten Gedankengängen g-efojgt ist
und, riar-h Dietcrichö aiiwoiBünp. auch die ^uFamnicnsU^IJungen Jirer^eks in
den Mittb. d. Srihles, Ges. f. Volkskunde 1, 30 ^9. beherzig, wird nicht
zweifeln, dasB die im texte vorgetragene erklärunff in der tba»t bWiq ntio-
nflliftiB<:b ist und nicht anf den urgrund der aitte hinabreicht Der nrsprfiiig-
lichRten anffafisnng ist jcdenfaUa die gleichnamigkeit von entel wnd
vater eine gewähr realen fürtieben^ j^ewcfaen.]
H Job. Schmidt wollte den konäonanteDverln^t ^v^^^^U ans den hh-\
herleiten^ m, nätihluiah. Neutra 11 anm. Mir scheint das wenig probalw^L
K) Deutsche Stammesknndo^ [Rummlung GöHoben] 37, wo zugleich. eb*n*
falk ohne 2n reichen Jeu grund, el. svekrfj m:ehr^ als germanische lehnwert«
beae lehnet werden. Üben s. 400 anm. 5. (Dagegen Jlllte ich, trotK Meilkt.
d. iy<XHCr för entlehnt, üo got wio das lit. pvkm)
•-) l^elegt sind nur framapjana früinapjai framapjaim frttmitpj&nf
frattwpjm.
J
AM. iuagur.
413
einer art von gleichung vereinigeii nifißs: irmakundai Mtth
10» 25. 35 [im ariginal mxtanot] - framapeis: ags» feorctmd,
G-if feöTcund mon odde fremde hutan wege gemid tvudn tfonge
[Ihne 20, Gesetze d. Angelsachsen ed. LiebermanE 98]. Wer
bei der übersetÄung vou got. airpa* guma- himina' ufarhimina-
itiHrt- qinaknnds den etymologischeD bedeutungswerth des zweiten
gliedes urgirt^ fälscht die wahre meinang des Ulfilas und seiner
Zeitgenossen. In der that ist -kimds fast ganz schon s^nr
geltung einer suffixsilbe lierabgesunken, wie fast durchweg im
Angelsächsischen und auch im as- godkundJ) Aus Alfreds
Übersetzung der Cnra pastoralis ed* Sweet genügt es ein paar
stellen auszuschreiben wie 130^ t>. 8 worldcunde domas ~ da
eordleean ding 136, Is* eordUcam dingnm - worldfMndra dinga.
Den gegensatz nipjis innakunds: framalmiB feorcimd kann man
ohne Schwierigkeit in altindische woite und Verhältnisse über-
tragen, wenn man den im Petersburger Wörterbuch l^ 373
aus der Väjasaneyi-Samhitä 5, 23 citirten satz mit seiner
gegenüberstellung von amätyah \amä ^daheim' ^zu hause*]:
ni^ty^h [mh 'hinaus^] vergleicht, amä-tgcü^ bedeutet den ^haus-
genossen, angehörigen', ni^-tyafy den ^auswärtigen, fremden'.
Auch als beiwort des 'besitzes', vedah, kommt am&iya- in
adjectivischer function vor, sh no vedo amätyam agni raksaiu
viivdtal^ utäsm&n patv äi\hasGd,i RV 7, 15 » 3.') Wer zur
t) JGiiiDin DG % 554 Kluge Stamrobildon^lehre« § 241. In godakvmdsr
tdytrij^ Trf 19, 12 hört man freilich d^ 'geboren* noch deutlich heraus. —
Fiu dem aa, tpäkund entsprechendes adjektivTim hat auch im Althochdeutschen
nicht gefehlt« aber da zei^ es zwei bemerkensirerthe eigenthümlichkeiten^
Dem t TOD kihmt natura Ähd. GL 1, IIB, 26 [ai. jäti-] $teht hier meist d
(aoe fh) gegenüber fGraff4, 419]* und in der Benedictinerregel c. 20 [Hattcmer
J, 71] liest man dcf' cotchnndiun msü (— divinae gratiae). Wenn diese spur
«inei -ja-stammes f erlässlich ifit, scheint es mir natürlich, dass beide ah-
weicbnngen des Althochdeutschen von dem aa, ags. got. tT|>us mit einander
in Zusammenhang stehen- -hindft- {kikant) verhält öicb zu -kunPja- genau,
wie aa. aiä (got idtk it. aldi-) tn got, alßxMj aber aüch wie ai. Jätä- gr.
-yvqr<ig lu jäUju- yf^at&f. Der nominativ kok^itid (~- difinut) Morb/Hjmn
6, 6t 4 [Sievere 3G] mässte eine kontaminationsbildnng lein. VgL cammanchuttt
cAi*«i (^ masculum U 2, 23) Ahd. Gl. h 733, 26.
*) Ich sehe keinen rechten grund, vtih and amdtyam zu trennen und
das iwelte wort mit 'hausgenoasenschaft' tu überaeitten. Vielmehr scheint mT,
diS8 bei streng zweigliedriger auffagsung deü gebet« die gegen uber^telloAg
des besitxea {vedo amätyam) und der menschen (mmän) wirksamer heraus-
i kommt
414
gleichen sippe nabhH^ gehört, ist adnftbhiJ^i, wer ausserhalb su^liu
vielmehr tikty^üs^ lü, Vd^\ ii. Synocyiu voö nkttja- Ul rimi^a-
't'remd\ G, 75, 19, 8, 1, 13; mät mkhyhd äratjtim nAhhim (mi
*von der eigenen freundsrhatt gehe ich za fremder sippe*
10> 124, 2, Der gegeiisatz zw ärane *m der fremde' ist wieder
amä: sä tto amä so ärane tu pühi \{\ l»3, 16.') Jetzt könuen
wir auch ai* m-tya-^ über dessen analyse das gleichbedetiteode
«e-jft- entscheidet'), in seine geschichtlichen und grammatischeii
ziisamnienhäuge Jnueinstelleji. Im gebrauche berührt m »icli
gelegentlich mit amMtja- and sein gegensatsE ist ebenfalk
äm^-: mlimn vi% miyam rarmtaranum ^^ U^^ >fiW4 ^fftiS
mk^mä äih^dthm tat 5^ H5, 7 aramm wi nityam 3, 53, 24
[Geldner Ved. 8tud. 2, 160] par'mdijam hy nranasyu rekm
nityamfa raynh pdiayah m/ünm 7, 4, 7 (vgl. 4, 41, 10), mt^a9^
räytHt ist das seitenstück zu vedo mnätyam^ luid drafia^/«
rekiialt ki)nute man sich wohl auch durch m^tymya rekmU
vertreten denken. Mit anderen Worten; ni in miya- muss etws
das gleiche wie amt) und das gegen theil von uflt bedeatei^E::^^
und in der that verhält es sich zum gr, ^vt (ai, twi in iftiiJbrr^i.^^
formal genau wie ai. pidhanam zu ijti&rf^a.^) Wie im Lateiniache-^a
>) Es koEimt auch amä — draui^ rar» 6^ 2i, 10 [Mgh d«zu m4 tm däm
mü vdna äjahürthn}} 7, l, 19 *ün hause — im waldo']. Das ^iibstantif arw^ffcmtH
bedeatet 'wdr], wildnis, odeV Wenn man bedenkt, daas den ulfilatÜJf^L» «u
verbindani^en min au^junn jftftp Mc 1, 35 [ft^ tQtjfKtp^ t^no»^] ana tu^jct »m
ntadim 45 {tn^ ^\njfioti rri.ioj^') im Französischen (htut *m lUu marle^ (Uvm
ffc* li^ttj^ ecartrii entspricht» wird man vurmuthen dürfen, dass genn. mi'f»Jtt-
211 der bekannton praoposition au |lst. anfiro nnfugio] gehört und urspr&Jiir-
lieh ^abgelegen' bedGutet43 aupt^ui ist su^ dv^n formen auPjtjmma ttnpjfim
aupjtinii aupjtftf» and ahd. ödi erachloBBen ; die altnordiäche nebcufono ffti^
dei^kt flieh mit ^r: ttvtd*;, über dcsaen bcdeutun»f ich iju. ep. ^50' ^
«procheo habe (v^L noch Woigel Diasert. Vindobon. ä, 119 Kaelk^r lMi*t
Sind. 3, 2TS). I^as aufik von auptiit stimmt in form ond funkt^on genau «i
ai. 4ya- Whitney § 1245; veig-leiche ih. ujMttyaM 'am ftissos eines berp»
gelegenei land'. Zugeburige femimna liegen in "AuTftüün 'AfiK^am [-i
/nicaa uiifiii0(i [vgl. tu. djtiit^a'-] t^vttati [ai. mnuhfa-\ vor Z 29* ^
B«rl. Fhüol. Wochenschrift 1800, 1506. Da^u kommen die adverbia aoöoo^"
d/flaoio *rac'j f;m. Vgl BeK^etibe^rger BB 27. 159: Xur Gesch. lat, Eir"*
namen 541*. Andtirs Brngniajin IF 17^ 3öl , deaseii deatimg von *tto^^"
uifttffoa als 'nach-einlieger* ich koinon glauben entgegejuub ringen vtmuir
LaL tn-fi«M» etwa *abweicbung\ t^ikftauL
*) Ai. tijiatyak —• gf* tiuoy^fo^. dak»im^ll<*h " ^(rlAfjfi?iÄt;di {t^-
die TOn Piscbel Vcd. Stud. 2» 78 angaführt^^n bti>Ueü)*
*) i-Vi za *V [ai. nntdr finttdm ^ A'*#fioi^l wie rf;tt-^f** stu got. «t^*"
-^
Kirnffur.
M(
und Griecbiscbeii die adjectiva domestiem mw$iffg, haben sieb
aaefa iin Sanskrit die synonymen aUffa- nija- zu der bedt^ututig
von muts tthog sv(i'^) entwickelt, und wie in proprms tmt mch
zu dieser bedeutiiug die Vorstellung des *dttU(^mden\ *b6*
»t4ndigen' üiüzugefunden ^) : denn im wesen des eig^ntbumH
Uegt eSj als zeitlicb unbegrenzt gedacht zu werden,^) In
dieser bedeutung verwendet der Pgveda das wort nUt/a- gern
von den «ich immer wiederholenden leistnngen des Opfers,
auch von Agni, dem iipronvaii (/fhäjmtih *dein hausvater, der
nie sein haus verlässt' [8, 60, lt*J^"*) Sonst wird eö im l^igveda
^t*ff za^ieoL Am. ii^o [li. par^d-]. Auch ni*nM-H [lat, atdus h*!. nfni] ht
vieUekht ebar der ort det eiDsitzenfl ab des niedertüitzeins [vj^l, dixa
wk. ni w:, utjhhu-]. Katflrllch trenne irh am- fyt tti iv d [Ebel Z 5^ IH5
U\l Schmidt 26, 23 a. 27, mi WScholze 29, 264 Mihlow AEO 79] ton
dem gewöhnlichen ai. n%^ dae in abd. nidar usw. steckt [Wackemagei Ai Gr.
2. I, 73J.
*) fiÜyc tah' tfi'firditeafff *rc ^iw^ KV t, 2^ IL
^ Terensi And na 959 [mit Donata and Hpengek mmerlcon^j
e^ deomm vitam eapropter sempitenuei «aM arfoitror
qtiod %oJaptateB eomm propme snnt
Paaii Kock Eh. >(. 43. S4, Flantus Most, 224 «. \iAem^Ufiiu.m — proprium).
— Btte«* heier earm. epigr. 185« 2
Tire in dies et horaa, oam proprinm evt nütil.
DasQ UdMoa 6St 101 ed Man Hom m, 2, 2, 12Ö ü. («pitt. 2, 2, 168 m),
mte bei Nonias 36211. [^7B Linda,).
*) Ib etnar bekannteii thetfalJBfhen iiiachrift atm FhandJi» [OEolbittBii
2, 4$ nr 65] hieist ea *4itvxat9' — ^g^***' nai^ui^fttw $*tu ,tdptu ^ff^tf&t'.
Aadenrärtii m9ti ^im^^r hi*^ l^itlenhen^r Hjrlbfe' 425« 14 fSttrnt^ ifi
.^mfqix^H 17St 11' 19 {out de« lteraiu}f«ben( aniD<»rkuiigJ. Xeuopfaoji jaAnior,
S, % S nmqipu r« ii*< ;i|»<ia^V«imi. TäffituN ann, IJJ, 64 t^fm patrimm
mimm earetiamt Yl^kä^M tteicbe kh mkh nifhu wtmi mir m\tk§ MUm
ak ikiiisluiii nd hiitHigwiig der etjnokfii tucluiMii. die kh n»ol£rJt
fiM ^alm üIm hiini» IdittA'juanu «rjttt
Tibdl £. 4. äi aefa «nittt. B«adMlir cum i^^ij^r t^« ;^
qwitM et ^ all «rl» «MÜgfl aua woto«.
oft mgM M. pr^p(i^4mm *^m 4m M§40jtdfmfH «rüM't iM
«f&iiitf««r«f MiiViiivitd jijimmm ii«i«f lüfiflwf
VQfti' i^wiMi fWdb 9itt «rie kmiw^^itMi
fai »1
V^ 4» niMiii ia 4ae ittt alaW4# i(^«i^ |< W; 4 7, I, 3!
rvi^r ^o^
416
Wilbehn Schuhe,
vom besitze des menschen und beRonders aueh von seiner
Verwandtschaft gebraucht; es eracheiut als attribut neben
rayilt 4» 41, 10, 7, 4, 7. 8, 56, 2; rekiMi 8, 4, 18; äh^ab 3,
53, 24; vajt 5, 6, 1; veSah 5, 85, 7^); /ipilß 7, 88, 6; patih
1, 71, 1; mnuh 1, 66, L 166, 2, 185, 2. 10, 39, 14; tokam
^, 2, 11; tänayam 3, 15, 2. 7, 1, 21. Damit ist die brücke
geschlagen, die gradeswegs zum gotischen mpjis ^verwandter*
hinüberführt. Der etymologe darf es durch hmakund&- mmmni^*)
oder auch durch inkHnjar ryvfiq>vkdtrjQ [1 Thess 2, 14] über-
setzen. Schon vor mehr als zwanzig jähren hat Zimmer die
Identität von ai. uitya- und got* nipjis festgestellt, freilich
ohne sich über den ursprünglichen wortsinn zu äussern.*)
(jrehör aber hat er meines Wissens bei niemandem gefunden.
Mir scheint, dass schon die einfache gegenüberstellung der
paare ai. nUi/a^: ut^ya- [von nili 'hinaus*], got. nipjis: fram^^ia
[von fram *feni von — '] die saehe zu Zimmers gunsten ent-
scheidet Über das suffix -ijo- habe ich in der anmerkung l
zu s. 414 gesprochen.*) nitya- und uam [grundfonn ävrjm]
zeigen dieselbe bildung; im wortkem verhalten sie sich zu
») Geldner Ved. Stud. 3, iSö ^.
*) Auf den ddphisichen freiloßsungsarkonden wedweln tVJoj'irij«' und
Gix^yfvtjg lar bazeichnung des vema. Anders ist d^ kret fy^o&t^in ddla
m beurtboilen^ das im recht von Gortyn 2» 11 cineti gegensatz zu ^ädtt^vauiret
bildet unti deshalb wohl tue jongfräoliche ^ *iin E^chntze, in der zuröck*
gezoponheit des hause?i gehaltene^ aklavin bezeicbneii muss. V-g-L schol
Eurip, Alk. 989 hQ^Hi: t)^^ lOtV titft]ßovg axoiitivs l^yovtftt^ and besonder«
Heeiod op. 519
ovniit ?oyfi f^tfiit tioIv^Qv^qv \-i(f^odit ^^ .
verm, die sich unmittelbar wie eine inte rpre tat ion der kretisdteit gesetie^;-
BteUo lesen. Kret. ^V<fö*/(ftör iit wahrscheinlich aus ^yJüo^idto^ entstandon
das fl[lr Epidauras bezeugt kt, Dittenberger Syllogc * 938, 19. 32 rtJydoo^lSifi
'eiügeweide^ Eine karzerc form ttif6a3^i(t steht bei den LXX nnd in der
ijiachrift BGH 22, 378 | Karlen). Zu gründe liegt wohl ein aas weitrerbratefeon,
do<!h manchmal verkanntem dor. ^V'Jtif erweitertem adverbiaiu. Vgl. Hemd
op. 523 fVtTo.** olxov 520 tfo^mt^ fyjttti&i (oder Svioa^i), 7Mm wecha«! d*T
kürzeren und längeren ableitung 4itta^ttfttt Sophron fr. ÖO titi^ dui^ff^ftr
Epicharxn 90 Kaibel tmy iiiiiO&imy nodmy Semon. ^B^.
^) 2fDA 19, 449.
*) Ob man ans got> fmmadd ein adjectirum fri^madeU ersehlies&fia darf,
weiss ich nicht, Yieüeicht verhalt aieb frumaddn- zvl lAt primitme ilmlidi
wie gr. yk^x^v- zu ylutcatt.
I
I
I
einander grade so wie ai. pt- und got, if- in i/iuma; das
Griechische hat in ivi ini beidemal die volleren fonnen bewahrt.
Die analyse und interpretation von ni-tya ni-ja, die ich
hier versucht habe, scheint mir unmittelbar bestätigt zu werden
durch ein av. Zeugnis, auf das ich erst nachträglich aufmerksam
geworden bin, Baiiholomae Altiran, Wörterb. 1086; ni-s^nta-
*ein(d. h im haus)geboren\ Dass dies kompositnm mit ai>
mja zusammengeBtellt werden muss, hat Bartholomae schon
IF Anz. 12, 27 konstatirt.
Das soffix von mtya' ist in ähnlicher Verwendung auch
im Litauischen nachweisbar* sw^czias [grundform '*'sive4ja-s]
heisst *gast*, bezeichnete aber gewiss ursprünglich den *ti*emden\
wie die bedeutung des lett. stveschs^) und des lit. adjectivums
BwStimds *fremd' lehrt*); es gehört wohl mit gr. iuag ßenag
[*ff/f-xa^]*) zusammen.*) Die adjektive tvidutmis mrseutinis
paskutlnis sind ans kürzeren formen erweitert, wie die Super-
lative ividucsiänsias mrseucsiäunas p(zshtcziäitsias beweisen;
dass formen mit einem c^-safflx za gründe liegen, lässt das
paar dabarceu 'jetzt': dabartinis errathen.'*) Die erschlossenen
widucsia- uirsmcsia' paskucma- sind aus den adverbien ividut
wirszm paskut auf ähnliche art entstanden, wie i^ftidm^
(ä^^o^eo) aus aQ^oL^ Das suffiz -utinis hat im Litauischen
*) Lctt me»chä /«»* — Ut swetim&j ihnije Act 7^ 6.
*) i 9tKÖiü ^aielff j mcHmq kdek Jnezkieincz Svotb. dajnot^ 1042, 5
{vgh 185, a. 379, 3. 420, 11 - 421» 2). VerhAlt aich mü^imis in miczim
wi« got. midumü zu mi^jls^
a) Jöbaiinefl Schmidt Nentn älS.
^) und weiter mit lat. §h in aolvo socors mif dm wie prGd-^ mne^ du
wie 9ä. vina gebildet ist? Etwaigen zusammenhiLn^en mit dem refleiiTum
weiter mchzugehen habe ich tioch keinen rechten muth. Die begrifie 'aeibst*
und ^aUein' ^hüren nicht blat im Sl». [tam%\ nnd E>iimBch-Bretomacheii
[ZeOK-Ebel 408, zh. bret pa i^do he-unan otc iyiyijü xata /xiyag Mc 4, 10
mhan he-uvan (v iavi^ 5, 30] zusammen. VfL <idj4f b. 414 anm. 1. Tiett
mmthii heisst 'besondet^, abgesondert, allein': Act 23, 19 seicisehkl atsgitjitt
tiraxu>24^ag itat^ Miay (lit. nktru, i Mzäl{\. — Ganz anders über awiczUM
Solmsen Ünterrach. z . griech, Laot- o. Verslehre 203 (OSchrader Sprachvergl.
II. ürgesch.» 204).
ft) Nachweise bei Leskien BÜd. der Nom. un lit, 2&7 f— 407] idabar^
tirm nicht blos 1 Tim 4, 8, sondern auch 2 Tim 4. 10). Dm dort mit
angeführte %üi»öHna$ gehört aber fennnthlich einer ganst anderen wort-
bildangskategone an: aL mnatana- lat. diuHnwt gr, 4niitv€tv6f,
») Vgl ai. vi: gr. ß-itos, yiQtprt yotfifJ^ttn {foOtfKo^m}, (y Z**9^*
WiIheliQ Sditilzet Ahd. nmigur.
daon zn wuchern Ijegoimea, ^ahitlni^ und pirnmünis nach
pa^kutmh^)^ ankszfuthns Uüd lemiäittis nach it^ir^rtetiiii**')
Die kürzere suffixforra zeigt sich am deutlichsten ini sub-
stantivii-ten femiDiniim apacsiä ^der untere lheil\ neben dem
auch die üblichen ableitungen apactmusim apathm in der
spräche bestehen.*) Im Lettischen entspricht das durch k-
eiüschüb entstellte apakscha *TiiitertbeU\ dem sieh weiter noch
tkscha 'inneres* prlkscha *vordertheir gesellen* apaksch lA«*
prlksrh haben die funktion von präposiüonen und sind »chan
von Bielenstein*) richtig analjsirt worden. =')
Berlin, dezember 1904 (febrnar 1906).
Wilhelm Schulze.
!
iyX^t^^^iOf (fy^ti^iC^) [att. iv^^ioy gegenüber dor. i^uäßfidnt], ätj^^m
^iX^ddtQs. Ohm s. 416 amn, 2 S, jetet Bmgmann IF 16. 1901 491, d«
mdm vergeasen bat, dass die, hoff ich, richtige ©rklämng von /fJioi seh
ron mir in der Borl PhU. Woi-hensctirift 18%, 1$68 gegeben worden b
Caei^ar b. g. 4, 1 pnvati m^ ta^rati agri apud raft fi4^ «st; dis ifit die
iQologiBcb*xatreffeiide abei^etzung dee gr. ßdtag.
*) Ij€ 14, 8 dni pit*nmtinw8 teietda 10 mt pa^ktitiniQ» wktÖ» NT
j, 1701.
') iemntinh feblt bei Knrschat tuid LeBHen. Im Niojta kalendorio^ l^i^lj
metams (TUieje 1904) lese Ich s. 30 temuftnüii jwriu randen» $htagt$tiai c^ ad
gleich darauf mrMim\t dm^ffmiYi £0 das3 der gang der analogiBchen tk^^o»
büdung schon durch die gegenÜbersteUung deatüch wird. Mieiiniü und L^^
babeii das wort bereit» versseichnet.
*) Hi&*ezm Zubaty IF 6, 279 (MeiUet Mi^m. de k Sodm de ling. 9. U
11, 184; BrugmaDD Demongtratirpronom. 116).
^) Lett. S]ir 2, 312. 315. Das lit. UiczwBj daa Earscbat nach Kess«^
mann au^ Brodow^ki mit der bedtütung 'emgeweide' anfilbrt, Ter^he M
tireilicb nicht. Au gr, ^t^-g darf man doch nicht denken, nnd Jofaanssoju
scharfsinnige anaJjfle [IF 3, Mä] wiU mir auch nicht recJit einlenchteo.
^) apiicziä gebort, wie Bielenatein bemerkt, zunächst zu lit. pö lett. ps
■&1. pud» 'unter', die man doch nicht ohne weiteres mit aL dpa gs. ^^&
identiücleren darC Es liegt nabo, diese gleichnng ao^ustcUeii; ai. v^^
gr. vjio [Brugmann Kurze vgl. ür. 463]; lit. apacsiä: pd = ai. ubHaü 'bcitlf'
lii o^K äl. ifba : got bai. Aber ich fürchte, man ger^th ea auf emen boli^ef
419
Einige bemerkungen zum beweglichen s.
Trotz der arbeiten von Siebs') KZ, 37 und H, Schröder
PBB, 29 ist die frage des beweg-lichen s wohl noch nicht
ganz erledig. Mit nur wenigen beispielen möchte ich einige
Vermutungen belegen^ die vielleicht die sache fördern können,
wenn auch ihre absolute richtigkeit kaum zu beweisen ist.
L Die zuletzt von Zupitza HZ. 37, 387 behandelten
konsonantenschwankungen im an- und auslaut der wurzeln
sind auch durch die annähme des beweglichen s nicht be-
seitigt. Siebs nimmt für ai, hrd- und gr. ttapSia eine grund-
form mit sk(li) an (300), wobei, ftr mich wenigstens, der
einzelsprachliche schwand des s unfassbar bleibt; aber gleich
sein musterbeispiel (299): schallen u. s. w, zeigt neben idg.
*^Ä, '*'skß), *k auch g: kallön: gaüus (s, Zupitza KZ, 37, 391).
Es bleibt also, wie mir scheint, der urspraehliche Wechsel
zwischen Je, g, kh^ gh u, s. w. bestehen (die erklärung Zupitzas
ist gut denkbar) ; jede form konnte mit s- (bezw. ^') versehen
werden.
2* In vielen fallen scheint es sich nicht um ein ^-präfix,
sondern um „wnrzelkomposition"*) mit Vereinfachung der
konsonantengruppen im anlaut zu handeln.
Eine grosse anzahl der mit .st- anlautenden wurzeln
scheint die wurzel st(M) 'stehen* zu enthalten. Es folgen
einige beispiele, meist im anschluss an die schon genannten
^beiten von Siebs .und Zupitza und an Zubaty, tlber gewisse
mit 8t- anlautende wurzeln im BaJtisch-Slavischen. SitÄungs-
>) AUen beispielen braacht man nicht bdzQ^iiini«ti. got mc^rB: kaitruB
i. b. wird niemand glauben (b. Uhlenbeck PBB. 30, 312); vgl. lett. moBre
'ziehbalkeTi am bnimien^ (Leskieii Abi. B48) im abbut mit lat. sUra u. s. w.
(t. Leekien a. a, o.).
') Diese annabme ist weder besondere neu noch kühn. Erklärt doeb
Brogmami (IF. 12, 154) bringen te eine Verbindung von *bhtr' und *€nk-
Iv (T^cu, ^ptyxQy) {tJhlenbecL PBB. 30, 270). Und wenn Schroeder (FBB. 29,
486 — 87) von werten spricht » wo vor den reimenden be&tandteil aUe mög-
lichen «präfixe^ gesets&t gind, so kOmien wir das beinahe auch „wurzel-
kompeeition" nennen. Ohne zwang lasBen sich viele worte ^erleg-en, z. b.
*preus' (mhd. friomn n. a. w.) ans *per' {nipLnqtiut n. s. w.) and '"em- {urfre
lit dmÜM kühl werden); lat. jiode» ans *$€l~ {$€ht, kalt) + *ak- *ßcharf
(: aiil. hld, kkgmn reiben? nach Noreen Aisl Qt.* § 491, a«' * ^-* daa j?
tnt inalogieprodukt).
430
EniBt LewT,
I
ber- d, böhm. Ges. d, Wisseiisch. phii-hist Kl, 18^5, lur- XVI
(die trennung jener wurzeln iu zwei hauptgruppen ist wohl
kaum begründet). Wegen der bedeutungsübergänge darf ich ■
auf Zübaty verweisen. %
Lit. dauiiü *stossen' (Zupitza Gntt. 199): sd. tuj: M, stock
(iüuge® 381), idg* '^'dug-, Hug-, ^stuff- aus "^st-tug-,
Ai, darpä 'Übermut'; aisL diarfr 'verwegeu, frech' (Zapitza):
Ut tafiiti 'gedeiheu': lat, stirpSf M. sterben (idg. d^ dft, t, st).
öot. dunibs *stumm', aksL dqbs (ob eiche oder bäum im
Slav- die ältere bedeutung*) ist, s. Leslden bei Osthoff J
Etym. Par. 1, 177, ist für die etymologie gleiehgiltig) : mhi |
mmffe *penis': aksL tqpa 'stumpf : lett. si^bs 'hoher bäum-
stumpf, ai. stambh *stützen\ stamba ('gras)bäschel^ schöpf, hd.
stumpff slav. stqpiti ^treten* (dh-^ d-^ f-, st- mit auslaut^wechsel).
Dieselbe gruppe unuasaUert hd, tapfer: gr. Si^pm 'kiieteii\ ■
hd. sappeln: ^iapfeti^ aksL stobora 'säule\ lit* sti^brps 'gefalltm*
baumstamm', slav. stopa *tritt' (db-, d-, t-^ st-).
Got dauf^ *verstockt\ hd* toben: lett stid/s 'stumpf,
abgebrauchter besen*, ai. stohkas 'Starrkrampf-
Lett. dilia 'Schienbein* u, s. w, (s. Leskien Ablaut d.
Wurzelsilben im Lit 323); gr, tolimij 'knäul' (g, Prellwitz
324): lett. sttdbs 'betäubt*, lit. stdbti 'schal werden (von ab-
gestandenem bier)\
AksL drqg*f 'stange% aisl* drmigr 'bursch* (Johaiisaon
KZ* 36, 374); lett. Strangs 'mutig, frisch*, hd. strunk.
Wie in diesen werten der begriff der Starrheit hei-vortritt,
eo in andern mit ^k- anlautenden der begriff des Schneidens:
*sek' (secare),
Hd. graben: gr. y^at^ca, hd* kerben: ai- karpara 'schale': lat.
scrobis 'grübe', hd* scharf (s. Zupitza 155) (gh-j g-, fr-, sk- aus
*5fr + gh-, g-, fr-).
6ot. gil^Mi 'sicher: ai* avakutpatt 'zerteilen', ahd. scaltan
^stossen' (s* Johansson, PBB. 14, 313).
Ak&hgols, hd. kahl, aksL glava ^kopf: lat calvus: hd* schale.
Gr. ;f(»ojua<}oc 'geknirsch% hd* grimm: ahd. krimman
'kratzen': hd. schramme (Siebs 318, 322) (gh-, g-, sk-).
Gr* yla^eo (lat. glaber?): lat* scalpo^ mhd. schelfe S
(Zupitsa Gntt. 152)*
I
') Wenn man Bbeiltupt dtvon sprechen dwf.
'schale' I
EiTiiir^ bem^rknn^^n xtim bewf^g-licheii »^
4i\
AgB. gielp ^öbennut, trotz*: ai. ßlpati ^murinelt, redet':
lit, kalbti ^reden': lit skMiu *ein gerücht verbreiten',*)
Hd^ griifBe^ g^ie^^ aisl. hytm 'to munnur' (Zupitsfa Gutt-
212): hriota *schBarcbeii- (ebd. 208): ags- scrmdian 'seh Beiden*,
Ist. scrüta (ebd* 157) (gh-, g-^ ft-, ak-).
Diese beispiele liesseo sich aus Zupitzas gutturalen sehr
vennehren.
Unter den mit s^* anlaatendeo gruppen erscheinen viele,
die etwa den begriff 'drücken' bezeichnen. Eine passende
Wurzel 8p- kann ich aber nicht finden; soll man etwa an ps-i
ai, pm (: bhm) denken dürfen? Oder igt es denkbai> dass
»p- aus s(k) + p'j fr- u, s, w, entstanden ist?
Ags* bmtan ^schlagen, stassenV: gr. anivStOf lit. äpäudiu
^drücken', hd, spie^s (ahd. spio^); vgL die reimworte sttidiumj^)
lur^lerejstossen; truderefStrauits] aisL briSta ^brechen*: hA.spr&s$f
lit spriaudhi 'zwängen', lett spraude *zäpfchen* (Leskien,
Ablaut 309).
Lat frangere^ hd. brechmn gr, sß^a^t *krachte' (Johansson
KZ, 36, 345): hd, sprechen {hh-, i-, sp-),
Lit, feiWfi 'poltern', lett WWet *reden\ hd, pdtern\^ nrnd.
palie 'läppen, stück' (Siebs 302): hd< spalten.
Gr. qialayl, hd. balkeu, block, aisl b^laka (s. Zupitza, Gutt
213): Bi, phalaka 'brett\ lat falx *sicher: gr; ndkMxvt;, bL parhi
Mppe, sicher/) ahd. fdga: aisl. spialk 'diinna^ ntütk bolz'
(Siebs 303) (ää-, pk-, p-, sp-),^
*) Di« Widen kippen {yXii*fw, gielp) dod ^trö» Idmiütcit l>i#8#Ib«fi
1ati%Tiipp«ii bezeichnen Am breeben, schneidea, seMtf«» unä dm dsmit ? «r-
bnndene gerinidi, dann aoch dm ^re^^ben (t^L Ulil^iib^ek FBB. 30. 371-
2^2 2MU t. b.M ^pradla«: frrecAeii; lett btidit redend lit ^tMit poltern^
^t hti^^an (Nileicd) ^tcMafen', tiue. rmAm 'g€TtiM\ mt^irit' IfKthai'
(s. lOkloddt Dster miiltvi): ÜL 6J«iitt «tfbUUJeii'; üt ^rim^ *iM vor-
MngiB*: fll 6ni9liiu *fpf«ebfii'; etpva mefa «eear^t Mfen^t
^ Fnilwiii Wi ietzt för irjifJ^ oad $fmdmm ein« grandforn
*) Wenn poUerm «du ononulopcMtiHlMi icWhrort* ^fOnfe« aOä. ro
jedoch aodt lit hüd^ mgtMai icQ M^ m od doeli tetk davoti cdton
llter, wie in nuiKiicin vort iltnHcber nt ; rgi 1. 1». ilMip«ni mii lit dofUnm,
4m vfln IwHiM, AbL BGB mgefUtit und iirii Wiea jamma
^ Tgi iL Midni «t , Ist eiiil<7: M. «dkiOecr (, dM i
«ird, f. 2^lla €irtt ISO/^ mM. Iiwt teiwe^ al kd^ *mt^^m^; bL a^
Lat. fiudef^ hd, beis&en^ boot: lettp spM (sped-) *drtcken^
(Leskien, Abi* 284}» lat, sjmmi.^ arm. p^at/t *holZj spiesa' (ag«,
3, In einigen fäUeii scheint ein Wechsel zwischen s-^ w ■
und 0 im atilant vorzuliegen. (Thumb IF. Anz, 14, 9 beroertt
aber alb. herk% lat, stdcns, gr. Uxm, lit. veUdt^ dass sie „wohl
imter einer ursprüaglicheii anlauts-trias w, 5-, u- vereinigt
werden mtissen^; was er aber eigentlich damit meint, weiss
ich nicht ganz genau.) Hier nur zwei, der bedeutung wegen
(und weil atavu so viel ich weiss, bis jetzt ganz allein stand I
sehr verlockende beispiele:
Äi. afaiHj lat. salttis, hd. wtüd (germ, *wa^^); für das
snfflx von afavi vgl. r^dua : r^Svg,
Idg. ^oqu- ^auge': ^»-eq^ (hd. sehm^ sagen): *u-eqi^ 'sprfiehen* j
(gr. tfWog ih B. Vf.}.*) Über den bedeutnngsiibergang zuletzt]
Uhlenbeck PBB. 30, 305 j vgi noch lit. ivelgiü ^blicken':
ivelqstu ^plappern'; lett. spüffolas 'glänz, funke': lit spefifftil
'klingt in den obren'; vielleicht auch Ht, renin 'schau cb': ahd,
rahhön 'sprechen' (: alid. ruoh, ruohha 'achtliaben' : lat, rogäre)?
Den Wechsel zwischen sk- u. s. w. und w- scheint Schröder
aber ohne grund anzunehmen; znm mindesten müsste er die
*) Hierher atich — wohl offenbar — hd. pßug und pßßck. Freilich «luef
ganz paeEondc form fuidet sich ausserj^enn. nicht; oder ygV Fick 11* 188?
Vgl. aach noch Kluge*' 108: mhd. ralgefi 'omaGkeim, graben'! Die bt-
deutofig-en : 'radfeige* und *egge^ kann sehr wohl einmal ein wort gehabt
haben.
*) Boot eig. *bolz, einbaum' bat bereits lid^n {b. äeme Stad. i. m. tt.1
i'ergl. Sprachg0Bch. 34) mit ann. p'ai/t Änsammenges teilt. Vgl. vieUeicMl
lat. rätis *floes': ahd. ritota 'nite, etange* (lat. rrifiiits; rädix'^ und arm. l&^il
*holzflos&, schüTskiol, boot' (t^ehpftelowitj * Bß. 29, M), ^las viplloicht zu iiLI
laz<iä *itock' zu stellen i»t, worin herr Dr. Schoftclowifci mir b«i$timmt '
Wenn IfUfla and slav. loza 'rebe' beziohungen m einander haben» so sind pii»
jedenfaUft noch unklar. Daas die herkünft des slav. z nicht ^o eiüfarh i«ti
hat Züpitaia KZ. 37, 396 gezeigt. Mui?s demi eigeatlieh üt pyida, pyzä l
dav. lehiiwort s&m'i Lit. hnrzdim *rührig* (Leskien Bild- d* Nom. 2a6)J
erinnert stark an akil. örsra, rnee. barsöj *schneU\ Vienekht stehen die
dinge irgendwie in beriehung mit <lem outen unter 4* behandelten,
') *Of/v-i srhtn hat auch Holthaueen IF. 14. 341 zusammengestent (wit
friüier Bchon Ben%, (iriech. WunelJei, I. 220). Wenn Uhlenbeck PBB. 27,
337 gegen Holthannen das feste o von ^oqi*- anf&hrt, m ist zu bemerken, dmt
die praetiie einer periode angehören können, in der der abkni nmk
anegebüdet war
Einige bemerktingen nun beweglichen r.
423
H
»'
t
aimahme über das gernianisclie ausdehnen, wozu eine be-
luerkun^ Solmsens (Untersuch, z. griech. Laut- und Verslehre
209, aniiL 2) lust machen könnte, wonach die anlautsgruppe
'*foff- in \ier gestalten ins Grieeh, kam, als km-f ks-^ su-^ *-
(und hsu- kann natürlich mit sku- wechseln). Wenn Schröder
2. b. m\ 35 neben ^skrat- Teissen, ritzen' got. ivratön stellt,
so möchte ich an lit. randtu radau 'finden' (r- aus ^L'r- nach
liiden's gesetz) erinnern**)
Auch was man sonst an idg, praefixen gefiinden hat,
scheint mir meist nui' auf ungeniigenden etjmologien zu be-
rohen. Ähd. hahm *hechse' (Zupitza Gutt. 104) and ahsa
'Ächse\ achsala 'achsel* (ebd. 187) z, b, möchte ich verbinden,
aber nicht mit hüfe eines t-präfixes, sondern unter annähme
von redupUkatioii (die Verschiedenheit der gutturale macht bei
einem so alten Vorgänge nichts aus): ebenso ai. eähu: fih-n
'äuge'; vielleicht lat. rodes: lit. äklm.
4. Wenn mit s- und ohne s- anlautende wortgruppen fast
überall nebeneinander liegen, so muss dieser parallelismus
auch in den suffixen erscheinen, die doch zum grossen teil
auch einmal selbständige worte gewesen sind (ganz deutlich
ist das ja z. b. bei den 'wurzeldeterrainativen' d, dhf bh, wo
man *auch von 'wurzelkomposition* sprechen könnte).
Gr* ifi'ff^oj *cuanus*: «^i/^to 'verbergen-, "^kmi-e-dh-,^)
Ai. mudgara *hammer': ndl moker *hammer' (Uhlenheck
Ai. Wb. 227).
Hd. knospe {^knn^ha-^ vgl. gol. a^g6: hd. asche; dazu wohl
auch hiorpel knirps): lat, gmnma {*gemhmaf Schmidt, Kritik
lä4, anm. 1) {*§ene'hh- neben "^gene-bh- Zupitza 147).
Ist die aosführung 4, richtig, so würden wir ein gutes
'öittel der wui-zelzerlegung gewinnen.
Berlin, dezember 1905. Ernst Lewy,
') wrütm: raml!^ bat auch IL Traatmiuiii gefunden und jetzt BB. 29, 308
»Wiffentacht
') Zo *km- *bedeck©a' {ai. kunäti 'bedeckt', llt. kümtn 'leib\ vgl. ai.
^^fl 1«ib*: lat. gall. eay^im *haua' [Uhlenbeck Got. Wb.« 87: hweilmi]; aül
'*«<wr 'hjyit, ge8t*lt\ hd, hemdr [: m^hmn] Zupitz» Gutt. 182; *kett4': mss.
W 'B^k\ lat. colew^f bd. hohtj lit. kätdas 'kiiochen', k^^alas 'derBchale' ;
*W»- : ai. ko$a *bebältcr', lit. kUiiiMm "dIV bd. kam, hom' ; *keii4- : hd, haut,
M<t, hüttt, lat. sctäum 'echUd*, lit. kiautai 'getreid&achalen') gehurt oflfenbar
h kuvitis *8ich Bchanjeu' (vgL z, bed. *stham% oben xvaßQ^), Die konstraktion
m H^im PBB 30, 33S scheint anbegEündet.
424
Zu cechisch kostet = kirche.
Ztschr. XXXIX 545 erwähnt P. Kretschmer das techische
kostel „kirche^^), und XL s. 255 sucht H. Lewy zu zeigen,
dass damit ursprünglich wirkliche kirchenburgen gemeint
gewesen seien, wie sie noch in Siebenbttigen nachzuweisen
sind. Auch in anderen gegenden finden sich solche kirchen,
die als kastelle oder bürgen bezeichnet werden können, z. b.
auf Bomholm. Die dortigen vier alten rnndkirchen, die Ny-,
Nylars-, Oesterlars- und Oleskirke, machen mit dem festen
türm, den ganz kleinen lichtoffiiungen, die man eher für scfaiess-
scharten als fttr fenster halten möchte, mit den gewaltigmi
dicken mauern mehr den eindruck von bürgen als von gottes-
häusem. Die älteste von ihnen, die Nykirke, ist 1287 erbanti
als Bornholm unter der heiTSchaft des erzbistums Lund stand.
Da die geistlichen mit den dänischen königen fortwahrend in
kämpfe lagen, so suchten die erzbischöfe bei dem bau der
kirchen die zwecke der Verteidigung mit der kirchlichen auf-
gäbe der gebäude zu vereinigen. Die festen tfirme dienten
als kastelle, als verteidigungs- und Zufluchtsstätten. Das
oberste Stockwerk bildete eine mit schiessscharten und zinnen
versehene plattform, um welche sich rings an der mauer
entlang der wächtergang zog. Im türme wurden die waflEen
der zugehörigen landbevölkerung aufbewahrt, die in notfUlen
durch ausstecken einer fahne zusammengerufen wurde. Kirchen-
schifif und altarraum sind im osten angehängt und haben nur
sehr kleine dimensionen. Weitere angaben, auch über den
baustil, bietet u. a. Griebens Führer durch Bornholm.
Berlin. Franz Härder.
Lit. galwä.
Wer den vers Act 21 , 24 in seiner öechischen fassung
aufmerksam liest, hat, glaub ich, die etymologie von lit. galwä
asl. gUva ^kopf in der band : Iva lvgijaa)>Tat rijv xetfaXi^y äby
oholili hlavy. galwä zu sl. goW yv/Äv6g und ahd. calua' cal*
Vitium, wie lat. ralva 'schädel' zu ccUvos. ELewy o. s. 420.
Wilhelm Schulze.
M [\gl auch Aich. t. sl. Phil. 28, 159. - W. Soh.J
mnn m
Studio« zur üesclückte
Griechischen Alphabets.
Von
A. Kirelilioff.
Mit tiü^t Kurte u. xwct Alphabet tafeln. 4^ ttmgeRrb A\iiL H .\l
flinr (\w Eßtstehungszeit
Uerodotischen Gescliichtswt^rkes.
Zwei iikHdeniibclie AbliarKilnngeo
A. KirehlioO'.
31it einem Aüdanger Über die Zelt von fferoHoi« AufcEitttalt in S|>artii,
1 Auflage. i/tO M.
Mythologische Studien.
Vfiii
Adulbert KahiL
ü#riiuiigf'geli«n vt>u Ernst Ktiiin,
Inter Ba^d: Die Seralkuolt i%% Feoers nad des ßOttertraiLks.
3* rerm. Abdruck, Ö M.
Beiträge zur Pali-Grammatik.
Vnt]
EfDHt \V. A. Kulm.
\M[ liiilHü. ilii>
I
f
^L,., ., . . -. - -^^ m 1' .
fiiHtlniroii, Vuntlenliot'rk k ttuprc
Die infinitive
\ des Indisclien und Iranischi
Villi FritK n oirn
A^ Itiipiiirht tu If dllliiiri'ti , mt^klvi^ fVeiii^iJtirlif? fiVf^rhruu^
Zur arisclieii wortkunde,
L Av, hav' *kocheD^ rösten',
Vd. 8. 73 lautet in der Öeldnersehen ausgäbe: yat mte
yät mazdayama päda ayantam^) vä ta<}int9m^) va da7-afnmm
va vasBmmm va atram nampak^m frajasan — nasüm hqm.
pm^an nasüm kävayqn — kii$a te vor^zyqn aete yöi mazdaymiiu.
Dies wird von Bartholomae, Air. wbch, 158. 1375. 1782 fol-
g^ndermassen übersetzt: *wenn die Mazdähanhauger schreitend
Mer laufend oder reitend oder fahrend zu einem feuer kommen,
womit man eine leiche kocht ^) ~ sie kochen eine leiche, sie
schmoren eine leiche — ^ie sollen da die Mazdähauhänger
verfahren?' Das verbum havayqu wird somit hier mit
•schmoren' wiedergegeben. Eine andere form desselben ver-
'^ ms findet man in Y* 71. 8, die in extenso so lautet: yöi
^ /'jk^rant^nti vlspmn dtiSmat^m yöi uipükBrantanti vispam
dtiJüxtam yöi aipiJc^rantdnti vlspäm duivarst^^ni mqfiay^n aiie
ya^a ätars Jni^kam aesnwm yaoidät^m hupairlsUm aipikBr^n-
taiti havayeiti''') daiaiti = (Bthl., Aii\ wbeh. 17 B2) *die, welche
alles übel gedachte , alles übel gesagte und alle schlechten
taten zerschneiden, gerade so als ob das feuer trockenes,
ritttell vollkommen gemachtes, wohl ausgesuchtes holz zer-
at4lckt, schmort» verzehrt*. Beide diese formen setzen eine
prÄsensbüdung havayeimi, ein intensivum einer wurzel hav-
*gchinoren\ voraus. Ein dritter beleg der wurzel liegt in V, 7, 55
vor, wo jedoch der text verdorben zu sein scheint; es steht
«) padayfint^m P 10. Pt 2. L l. 2. Bt h
*) tadantsm K L Jp l. ebenso V. tj. 26 tadanttm K 1^ waa mir tUer-
din^ eine gewisse üeachtiing zn rerdienen scheint^ vgl. Barthclomae EF. 12, 145,
Air. wb<ih. 628
») Die ftr xms ein wenig befremdend© vorBtellung', dase dfta feuer ©in©
l0ulie 'l£ocht\ hat ja |:^on»iie parallelen im ÄltimMscbcn ; vgl. %, b. EV, 10.
J6, 1- 2 ifüdä tf'^fifti kr^dvö jatäv^dö 'wcim du ihn fortig gekocht hait, o
*} aim K 5. P 6, vgl Yt. 14. 62*
^) hnvayeitt Mf 1. hnmiti Pt 4 J 6. H 1.
y^mlimahtm für reigL Bpncht. N, F, XX. 4. gg
Jarl Oiftrpentier,
nämllcli 3 p. opt. akt, hujßr9s = ai* *suyür^) statt 2 p. *hu'
yata - ai. *stiyata, was jedoch vielleicht dnrcli associatioi] an
das Vorangehende yöi mahjüka statt an yUiam in den teit
hereingekommen ist. Die bedentung steht auch hier fest,
Die form huyäras setzt ein präsens *haoiti nach der sch
genannten wnrzelldasse Tor/)
Man könnte geneigt sein anzunehmen, dass diese wnrzel
hav *kochen, rösten' eigentlich nüt der wnrzel hav- 'keltan,
auspressen' ^ ai. mnoti das* identisch wäre. Aber dies wird
meines erachtens durch zwei umstände widerlegt Erstens
kommt von dieser letztgenannten wnrzel nur die präsens-
bildung ^su-neu-nu vor: aT* Jumav-f hunv- = ai* sfinav-, smv-
(denn die andere avestische bildung hun- = etwa ai. *mniti
ist wohl mit Bartholomae, Air. wbch. 1781 f. so zu erkläreü,
dass die partieUe lautliche identität der wurzel mit den
wurzeln hav- 'antreiben' - ai. suvdti und hav- ^gebären' =
ai, süte, wo die präsensbildung hutm- heimisch ist, eine gleich-
artige bildung bei hav- *keltern* herrorrief), während — wie
oben erwähnt ist — hav- *küchen, rösten' nur die bildungen
haoUi^) und hnvayeiti kennt Zweitens scheint av. hunath :
ai. minSti gerade ein terminus technicus für die keltemng des
soma zu sein, wie auch aus den belegen j die sich hei Bar-
I
I
') Die steUe IaQt«i: tfa&a . . . yüi^m ^ni mah/aka ^av^^a n^ßMa
Auiy/in>S gq^i^a j'^mt9m amraiH, d, li, (Btiil. Air. wbch. 1783) Vie ihr, die
menechen . . . ep eisen sclunort und ^ree ÖeiBcb es^\ Die traditioii schwaiüft
iwiBchen huyär^^ Jp 1, Mf 2- M 2. Br 1, hüyür^i Pt 2, hujfUrü L L ä
und hüyäri^ K 1*
*) Die optaüvbildungen mit r-formativen* die zuletzt bei Btngmmn^
Grdr. II 1388 ff.» Kz. vgl. Gramm, s, ö96 if,, Sommer, Lat h.- ond F-lebre
e. 527 ff., Bartholomae, GIPh. I, U 921 212 und Tliumb, Handbuch 292 f
296 ajim, bcbandt^lt sind, sind nicht gctitl^end aafi^eklärt. Ich bemerke dilt
hier g'egen Barth oiomae, dass es mir tmbeg-reißicfa ist, warum man av. formen
von dem typna hßr^f liuya^-^i fUr * älter' ak die altindi sehen von dem ^Ui
gamyur^ syür halten 6olL Enthalten doch die altindigchen fonn«a dm
optatiTformang in der fiLr diese perBon gebührenden ablaotsstufe -|*» wahrend
die avcstiFchen formen mit ihr^m -yä* sich als güm junge neubildtmftn
kundgeben. Eine andere tateache ist, dass *ur in syür zweifelsohne nicht ,
hierher gehürt> da der akzent wohl auch früher auf der endimg ruhte. ■
A) HftD möchte ja vielleicht einwenden, dass diese präfensbilduug dareh m
hav- 'gebären^ das im Altindischen sein präsens nach der wurxelklafise hUdei,
»^U, herbeigeführt Bein kann. Aber diese wurzel bildet im Are^ti^cben m
himü' ^ ai. *sunäfif *suntti.
Zar arischen woHlmide,
427
tholomae, Air. wbch, 1781 und Böthlingk-Eoth 7, 1019 ff.
inden, za sehen ist- Da es, soviel sich daraus sehen lässt>
^ar keine einzige anwendung der wiirzel hav- : eu- 'keltern*
ausserhalb des genannten bezirkes im ganzen Altindoiraniscben
findet^ scheint es nur nicht geraten eine Identität dieser
wnrzel mit der in den oben angeführten Avesta-stellen be-
legten Wurzel hav- 'kochen, rösten^ zu behaupten. Wir haben
somit meines erachtens hier eine vierte wnrzel *seu' zu kon-
statieren.
"Was die etymologie der würze! hav- 'kochen, schmoren,
rösten' betrifft,') finde ich verwandte Wörter in der germa-
nischen wortgruppe für ^sieden^ : aisl. siopa 'sieden, kochen',
(vgl. s^iüpa matf skitr^ half usw. mit dem av. :r^^ari(^ti j^a^ta
hiiyürss *speisen schmoren' Vd, 7, 55), ae. sedfxm dss., ahd,
siodan^ mhd, nhd. sieden. Damit gehören zusammen aisL seyp
'brausendes wasser', seyptr ^a fire-pit, kochgrube', weiter sop
'fleischsuppe , siedendes wasser, worin man fleisch gekocht
hat', sojnm 'gekocht werden*, und got, saups *opfertier', aisL
saiiPr 'schaf, auch anderes kleinvieh* (Gräg&s 484 ff.), wozu
nschw^. dial. so 'schaf, stor-söar *kühe', gmig-sö *dorfstier,
ein stier, der von den bewohnern eines dorfes gemeinsam
gefüttert wird' usw, siehe bei Rietz, Dialektlei. 586 *" f. (vgL
auch Falk-Torp, Et. ordb. II, 147), Unter annähme einer
Wurzelvariation *seu' : *sy-e* stellten hierher auch ahd. swedan
'abdampfen'j ae. smittd^ *dampf Fick, \Vbch,* III, 326, 361,
Koreen, Spr^kvet. sällskapets förh. 1882—85 s. 120 f. IMes
scheint ja sehr wohl möglich zu sein und würde dann eine
zweisilbige basis Heu-e- erweisen.^) Ebensowenig abzulehnen
sind die kombinationen Johanssons PBrB. 15, 237, der got-
mipjon 'prurire' {im die bedeutung vgl* ai. pUm- *brand'j
^lömti *brennt\ zu lat, %irtirire} und supns *magen', eig. wohl
*verschmelzung', ebenso wie aisl. miipa ^brennen', ^ipa
*S€hm erzen', mip 'gebratene schafknochen* (Sturl. I 159 f.).
1) Scheftelowits. ZDMG. 59,710 verbindet lim- mit gr. fl'w, was natQr*
Hch g«- nicht eticbhftltig ist (ivm -. dfraft).
•) Solm&en, Unter». 271 it«nt Bivahul in gr. tiitp4)f^ nytt\urty «iT^ß*
yAöl Um. usw., W8ß iber natüilich zu u/%ui osw. gehört^ Tgl. Pereson, Stadieii
35. 228. 282.
>) Bemeker, IT 10. IGO steUt zu döpa &qc1i 111 mtumü, nüü»ti 'w^ten*,
ttuUti 'anhaltend wtlteD\ wm woM mt^gllch w&re.
28*
42ft -«
jhif.z<^ *ai^ TTTKiäinL 'ri-fft- ttel n& ack TJirihirfci ii it.
irif^t- 'ziEi»yiii jiöiaiit -ncL -»n»*" T. 32. 7. Ti. I3l 2 vieder-
inAan Zxr ^^rTjuv^ycit fMSttc Iisa&eiL wiTäS imi gififhp, ■»
Mi'^ Yh^L-Tyr}, Ejl ;ru. IL SI&. ^i ±«A!ft TieDädit
mit leftL *i>7xV 'rfifcaii. ka2c' luauHBabSA wird. iBdotaitikel
ix^it *K*h r/ri Filk-Torp IL Sd^b sAum aiir iSKTkaift ndes
fluiu». «Trir, I* 70O. T5«>- Er Teraat am z«m. •^«^ KL
>f^^cAir^. iz^fta^. iZHJ^i -%faiiL4r?a. brikcii* nier iiBBahae ebff
fcaiHit *4^i*-. dfe im gcfm. •**?*»#- > "Äfv^ ^^wb wfiric
¥a füfhtisA mir aber höchst mskhrr. am nkht nrndtip n
JtageiL zo b&haapteiL dass i;^ im gi&rm. ^ swebai hat Dean
da» einzige etwas sichere bei^ieL ahd. didLsoiii Hmü* n üt
fa^zyft'i 'behaaen\ gr. rmmv -Zimmermann'. aL f4il?-, aT. te^
^^Mythn asir., beweist nnr die behandlnng im inlant mid ist
aiu^b etwaif nnsicher, denn es kann ebensowohl < ^deteola
^ *Uhl^tlo' s^in. TgL orgerm. *frf-p^<i- > ahd- icadaL ir^»'>
fi^-pf/i- > nhd. rod/fe/ nsw. Was die behandlang im aslant
angebt findet sich^ soviel ich weiss, kein einziges
das einen Übergang vcn kp'> s erweisen kann, denn ahd.
as. s^hal 'wohn-sitz', ahd. sidilo -baner . das Bmgmann, Grdr.
V 635. T(iO zu ai. fe^Jri- usw. zieht, gehört natürlich zu W-
'.sitzen'*; i\z\. urgerm. ^set-Ja- < ^sed-thy- = ai. sattni' 'eine grosse
HomafV;ier*, av. hastra- Versammlung'). Dagegen finden sich
vifflleicht belspiele, die eine ganz andere Vertretung von
anlautend'^m kp- im Germanischen env'eisen: es scheint mir
nämlich einleuchtend aschw. giju^y nschw. gös *Lucioperca
Handra' zu ai. Umh- 'speise', gr. iyßi; 'fisch' usw. zu stellen
(Johansson, PBrB. 13, 117 ff., Zupitza, Gutt. 204, ühlenbeA,
Ai. et. wbch. 71 ^ Tamm, Et. ordb. 268, Falk-Torp, Et,ordb.
I, 228. 232, anders aber kaum richtig Ehrismann, PBrB. 1^'
221i); got. fjinna *niensch' gehört ja zusammen mit lat. /to»»^
UHW. zu lat. Inimus, gr. /ßußiaXo- /a/tiat, ai. ksäm- 'erde'-
Diese beiden beispiele scheinen eine Vertretung von gd(h}"
innerhalb des (Termanischen durch einfachen guttural zu er"
>) So do Saussure MSL. 0, 246 ff.
M
Zur arischen wortkunde.
429
weisen, und man könnte dann Termuten, dass k^- > h ent-
wickelt wäre. VieUeicht lässt sich auch ein weiteres bei-
spiel beibringeni got. himslf ae. hüsel *opfer\ ne, homel
'abendmahl^ stellt man gewöhnlich zu av. spdnta- 'heilig', lit.
s^W€fltasJ akslv. svftfl dss., s. z. b. Schade* I^ 431, Feist^
Got. elym. 294, Bemeker, Preuss. Sprache 325, Zupitza, Gutt.
50* 187 usw.*) Aber eine viel mehr ansprechende etymologie
scheiut mir die von Mekler, r^pag s. 247 ff. ?orgetragene zu
sein, nach welcher hunsl vlelmelir *schlacht-opfer\ *schlacht'
wäre und zu gr. xuivm, i'xapüp 'schlagen, töten' gehöre. Aber
xa/fco < *uav-fm < k^Ho ist wohl nur eine innerhalb im
Griechischen entwickelte nebenform zu xr*/m *töten\ wozu ja
weiter xtovo^ 'mord', apägo-nTaairj *niännerschlacht\ ai* kmn&tl
^vernichtet, verwundet', und hunsl Ti-ürde somit urspröngUch
< ^hp^}Ulö' (vgl mautfi < *ip}jt-W') entwickelt sein.
Demnach ist es meines erachtens ziemlich sicher, dass
siöpa usw. nicht aus *kpeut- entwickelt sein kann und somit
nicht za lit szusH gehört.^) Ebenso abzulehnen erscheint mir
die kombination mit akslv. prkyfmtii 'dörren, verwelken',
6ech. vednouü Suchern' bei Falk-Tort*, Et. ordb. n, 337 f.
< *'($)u^nd', was weder der bedeutung noch der lautlichen
Verhältnisse wegen besonders einleuchtend scheint. Falls
jedoch einige Verwandtschaft besteht, kann ja dies nicht
wesentlich auf die obige kombination einmirkeiL Ich iehe
t) Prof. Bezzenberg^r bst mich gOtif«t dsrmf aufmeriUm ffffisellti dm
tr BB. 21. 151 fossn. fol ktmd mh dem oben «nrünit«» ^ mmtü Vls^oft,
bfühe; lelt imtu ^er4e häm, tdimore' zuMnnn^ftüleUt jiftt. Die« lii
iiaQtkbt ob«no mO^cb wie «üe w/tpmlo^ IMknv jetoiikllt vM bmmm
ila dk ]indliii%e zosamntcaiteUiiiit IBÜ MmßHiiat ovw.
*) I>ftg«geii knüllt» i« dit litidacli« wort fllx tleb Mbr wohl «in H$.
hp entluHaii. Dmm dks «^d« ariiflltuek «^m 'mp ffttai und «U 4k
plante ^b«iia|il dtti M^mtim uif Bill» ftrtawit« xa hakm *cb#io«ii, jß
Tiell<ÄcM jmr «» milliBritio» mHAm Iwt* WMm, km «in *mfi mäf wM
dwe dmt knie m 4m Mim ipiifhi« ihüfcnpl :>- »4«stt nNin, «fbiml
de in dtQ CcAtuft^^pmdM« «iw «ivM li^rtfii bibmdhiiig tffUnwi. !>■«
> Mb«. wn^lwfiUi pldUfw fHlclMfl iit iWli wyd«,
■■* .y^P'^' ^^C* ^^ÖSB» flOMMIf ttUm VMnMB4Jv| WHI IBV Wc^w ^^^■■^^■■■w
wt» A > M. I s iimwi liifliii irvdiM wM*). J/ftt a^rmniiMb* gfbt»
J&rl Ctiarp«iifaiir,
somit in döpa < urgerro. ^aeupa-na- ein t-präsens snir wunel
*seu- kochen, rösten, brühen' in aT. hav- ^schmoren, kochen'.
Über f'Terba s. beispiele bei Brugmann, Grdn II 1038 f.
2* Ai, camarä- *bos grnnniensV
AL mmarä- (JJjy. 3, 131) bedeutet: *bos gronniens* ep.
kl. lex. — 'sein als fliegenwedel gebrauGhter schwänz* ep,
lex. — 'eine bestimmte grosse zahl' lex. (wohl sicher ein mit
camarä' in den vorher genannten bedentnngen nicht ?er<
wandtes wort) — 'ein zusammengesetzter stier lex, (TfL
cämara- in der bedentnng *stiel des fliegenwedels' lex)^).
Dazu gehört die ableitung enmara-, das nur ^schweif des boa
gninniens, der als fliegenwedel gebraucht wird* ep. kl, let
bedeutet- Da die bedentnng 'büfFel, ochs' wohl die älteste U,
möchte man vermuten, dass das wort mit camuni- 'eine
hirschart' lex., zusanunenzusteUeu sei, was jedoch wegen der
Varianten mmüru-^ mmura- lex. nicht gan^ sicher ist
Eine etymologie des Wortes ist mir nicht bekannt. Ich
erkläre camarä- aus indogerm. *fcem'^i-?o- und vergleiche a
am nächsten mit gr,* xt^dg, st. xi^tiS- *hinde\ womit ffi&ii
gewiss richtig ahd, hintan aisL ae. hind 'binde' < *kem-i^'
zusammengestellt hat, vgl Kluge ^ 168, Prellwitz 143, Nortea,
Urgerra, lautl 152, Zupitza, Gutt. 207, Tamm, Et. ordb. 30*1».
Falk-Torp, Et ordb. I, 289 ^*) Was die stammbildung dieser
Wörter betrifft, erweisen sie ja zusammen einen konsonaat-
^) Man machte Tielleicht vennuten, traa mir mein lehrer« prol Johüi^D«
wugwrprocben hat, daes cafitnrd- eigentlich 'lÜegeDw&del, ftchwani^ Wwtt
mid iomit eigentlich mit der aippe von pflanzem:iamen zusammengeli^rap ^
n. $^ durch ai. kamala* ' Lotus* ^ camat^ika- ^Bauhinia Tariegata^ L. (wofD
Wohl mich ernnpü- *BftuMiiiii\ campaka- 'Michelia campaka' L. obwoW ^
abieitnng unklar iHt)> ahd, htmtra *nicswurz\ lit kf^nerai Sraaserdost', «te^-
i^nerita 'nimmxn', ^emerb *gift* usw, (vgl. ZnpItKaj Gutt. IIB, wo littentor»
Uhlenbeck, Ai. et. wbch. 43^. 88 **) repräSDutiert ist. Dies ist freilich mö5li<^'
jedoch m^^ichte ich glauben, dass es auch ursprünglich ein wort camarä' *octe
neben *canuim- 'bnsch, pflanze' gab, was mir zum teil wegen des rorhlin^^'
eeina bedeutungsi^erwandter Wörter (i. unten) glaublich ist. Die beiden if^rt*^
k<tmien jedoch auf einander in der bedcotung- eingewirkt haben.
») Bezzenberger, BB, 27^ 167 f. Terbindet mit ^ijwwtF- nnd hind ul^^
apr. canistian 'schaf, waa er ans *kfmafUtian oder *k4m€i4ktian betlei*^*'
möglich wäre wohl ebensowohl eine fonn ^kem-d^fimit was ich vorzieht'
weil ich das -«- ron xi^rtd- als liemlieh gicher ^ ^ «ntstandea betracit^'
Übrigens habe ich gegen diese zusammen stellmig nichts einzuwenden;
verträgt sich ja auch mit meinen auieinanderaetsungen sehr wohL
Zur anschea wortlniiide.
431
imm *kem-d!t-f sind aber in verschiedeEer weise ausgebildet.
Mnäa- ist ja nur eine thematische ausbildung des konsonant*
Stammes in seiner einfachsten form, weon ich mich so aus-
drücken darf, *kem4-^ während gr. xefiaS^ meinea erachteus
ein älteres *k€m-t^-d- voraussetst ^). Es gehört somit in den
hÜdungstypns von tiernamen, die ursprüngliche -t- oder
-d-stänime waren und dann in verschiedener weise entwickelt
sind. Eine spezielle abteilung dieser stamme scheint mir die
2H sein, die u. a. von x^fiaS- repräsentiert und besonders bei
uamen von 'horntier, rind' zn belegen ist* Es gehören meines
erachtens zu diesem typus, der eine kontamination von -n*
tind -di^-stämmen voraussetzt, u. a, folgende beispiele: air* elit
^hirschknh' < "^el-fj-ti- oder ^el-ii-di- (mit einer erweiterung
des konsonantstammes in i-stamm, die z. b. wieder in aksiv»
y^dl begegnet*); s. weiter unten), zu *el-m- 'horutier' in
Türm, ein *hirschkuh\ giv iXarp^g, ilko^ < *iX'p^^ akslv. jelenl
'Mrsch', lit. ebif! ^hirsch' nsw, vgl Osthoff, Et. Par. I, 293 ff.
Weiter gehören hierher lat* armentum 'grossvieh*, aisL jgrmuni
dss. <: *a'erm-y-^; einen -7i-stamm weiss ich nicht sicher zu
belegen (falls gr. S^ua^ wie es Walde^ Lat. et, wb. 45 wiU,
eigentlich 'spannvieh' bedeutet und hierher gehört, kann es ja
der N-stamm sein; dies ist aber meines erachtens unsicher,
um so mehr weil, falls die etymologie richtig ist, das t der
casus obUqui vielleicht ursprünglich ist), die Zugehörigkeit
Äü diesem bildungstypus ist aber deutlich. Ein drittes bei-
spiel Sude ich in ahd. hrind, ae. hride7% hnjäer *rind' aus
"^kr-en-t- *kr-ii-t- zu giv kret. m^za usw, 'vieh' < *HgaTa
(Lagercrantz, Nord, stud, tili Adolf Noreen 452 ff., vgl.
Johansson^ BB 18, 26*)? das wohl trotz Lagercrantz zu xi^a^
gehört. Weiter findet sich bei Ps, Arist, de mirab. ansc, XXX
^ '} über jff/ittV handelt hier oben a. 257 ff, LJdön, der zu gana anderen
■^Utaten kommt
J^r ^ D» air. dk -^ *ei-^-rt- 'Mreehtah' bedeutet, möchte m^sx vennaten,
^tm die f-ableitimgen dieser stamme ai^priliigUch dazu dienten, feminina
m EDBäkulinea, die oiierweiterte t- oder ff^etämme waren , ?u bilden. Dies
Jst jedoch wegen dej§ äusserst spärlichen materials schwierig zn beurteilen,
hesoDdere darum, weil die konienantstämme so überaus selten in nngeitfirter
^ibflrllefenin^ Toriiegen. Dass die l-ableitung jedoch im Keltischen in
\ <U<«r terwendnng lebendig war, ^elgt die »oUstäntlige büdttngsQbereinstim*
*Wtoj mschen cjmr, dain 'hirscbktih* -= '*'d-^ni und ai, nr-[Atß * rötliche kuh^
^'^- Vgl. auch die i7w)-;)-erweitemng in alb. niaze Veibliches f(Üle^^ dr&ue
^Mnchkuh'.
L.
432 «'^
dne skfdkiädie heftanjotg dts rantien, rifm^^m^ die,
jriKli ihrer etymokfie ganz nkkr läL TgL ToaosckelL Kritik
d. ilt. DJtkr. iber den Xordea fkrth. H 2« £, Scknder,
BeaDez. 373 1, sicher diesen bfldnagaijpng r^rtsatiert
Andere haspide sind woU das nock nngedeatete apr. UenU
iodiW» sowie aach ahd. irinaf. aisL riMadr hrisent*, woraber
niletzt Schrada, BeaUex. 690 fl Die bei Fr^Ade, BR 20, 206
Torgetragene gieichsetznng des wortes mh dea gr. i«r^,
Od. 14, aO ist, faDs dieses wirkUch 'nttjg' bedeotet, sicher
abzulehnen. Anders wäre das TerUttnis, £aJls imr^m^ "stflin-
bock' oder ähnliches bedentet, aber es lisst sich wohl nicht Ton
iop^og jonges haar' scheiden. Aach das gr. ßHu^a^^ bei Fs.
Ar. Hirab., sicher nicht ein echtgriechisches wort, reprisoiti^
wohl in irgend einer weise diese bfldong. Ein weiteres, nicht
beachtetes beispid findet sich in alb. dreme ^irschkoh^ (i^
drfni 'hirsch") < *dhrendjfl (zur etymologie lidäi, Stodien
6b).*) Schliesslich gehört wohl hieriier auch das nschw. dial*
Witid, brinde 'elentier' < ^br-en-t-, das zunächst mit messap.
ßgdmop = rj «cgal^ jov ila(fov Strabo VI 282, ßgipdov ' ikaft»
Bes., alb. brini *stim, hom', (lat. front- 'stirn') zosammengehört
(Xoreen, Urgerm. lautl. 137, Walde, Lat. et wbch. 247); das
alb. wort gibt hier den •ii-stamm, brpn ist < *&r-{i- ent-
standen.') Mit diesen worten gehören wohl in irgend einer weise
auch pr. braydis^ lett. brlds ^elentier' zusammen, obwohl sie
vielleicht eine andere stammbildnng yoranssetzen, vgl. Schrader,
BeaUex. 372. Zn dieser kategorie von tiemamenbildongen ge-
hörten wohl auch die musterbeispiele des aksly. -f ^-paradigmas,
etwa stemt' *catulus', zrebet- 'faUen', oiroM- *kind' usw., vgl.
Johansson, BB. 18, 21, Beitr. gr. sprk. 117 (wo auch lite-
ratur) und weiter Persson, BB. 19, 282 f., Hirt, PBrB. 22, 231 f.
und Osthoff, Et. Par. I 247 f. Mindestens zum teil für be-
rechtigt halte ich die bemerkungen Osthoffs ebend. gegen
Brugmann, Grdr. ü, 596.
Dass die oben berührte bildung eine kontamination von
älteren -n- und -rf,t-stämmen repräsentiert, scheint mir darans
hervorzugehen, dass wir in gr. xoovSoq *haubenlerche', germ-
1) Der etymologie Bezzenbergers BB. 27, 176 kann ich nicht beistimm^^*
*) Vgl. drenze : dreni — ßQiviiov : alb. hrmi.
•) Persson in seinen Vorlesungen vereint lat. front- mit ir. hroim ^^of^
stamm' und aisl. hrandar 'acroteria navimn ac domumn'.
£iir
ben
433
Vierut- in aisl. hjgrtr ußw. (vgl, Johansson, KZ. 30, 347 £,
wo aach über aisl hnitr * Widder' < *£-r-H-rf-o-. Anders über
dieses wort aber nicht stichhaltig, Fick, wbch.^ IH 8d), soviel
ich sehe, eine deutliche zusamraenfüguBg eines -u- und eines
-d-stammea haben.
Einen andern bildunptypns repräsentiert, wie oben er-
wähnt wurde, aisl. hind < urgerm. *}wnda- < *kem4-. Dieser
findet sich wohl wieder in ae. colt *tiei junges, füllen', aschw,
holder junge brut'^) : ai. gwii- ^junger stier' (Zupitza, Gutt. 148,
TJhlenbeck, Ai, et. wb, 76, 78, vgl Bartholomae, IF, anz, 12, 24)
< *gol-d-\ lat. ariä' * Widder* : lit. ^^tis *lamra\ vgl Walde,
Lat. et, wbch. 44 und vielleicht auch in got, gaifs, aisl, geit
*ziege' : lat, haediis 'böcklein' (eine mir unannehmbare wurzel-
analjse der Wörter bei Prell wita, Et, wbch.^ s* v. /at^^i
Walde, Lat et» wb. 281) < ^ghatd- (urgerm. V^i-^ flektiert
als konsoaantstamm).^) Weiter gehört wohl hierher auch aib.
nujFet mme 'weibliches fiillen' < *man-d'ia, nhd, dial. pien^
Imfruchtbare knh' > "^mm-d- (das wort ist wohl nicht echt
{ermaniseh, vgh Walde, Lat et. wbch. 366, G, Meyer, Alb,
Ht. wbch, 276), Besonders häufig ist aber dieser bildungs-
:ypiis bei vogelnamen, wovon ich hier einige erwähne. So
letzen lat, anat-, ahd, anut^ aisl, ond, ae. (ened^ lit, dntisf
äkslv, qty^ ai, atU *ente' einen ursprünglichen konsonantstamm
^nn-aÄ-, *an-t' voraus, wozu ein *na4' vielleicht vorliegt in gr,
tnjüom, väaaa ^ente' (zuletzt hierüber Walde, Lat. et. wbch. 28)»
Äi. äti' darf man jedoch vielleicht besser mit Tamm, Et»
>rdb, 86^) auch zu aisl, tp/^, nschw, äda *eider' ziehen. Das
germanisch' alavische wort für *8chwan', aisl, glpt, alpt neben
äkslv. russ. lehedlj eigentlich ja 'der weisse' (zu alhus usw.,
^gl, Walde, Lat» et. wbch. 17), setzt eine ähnliche bildung
^alhh-(e)d- vor, während russ, lehjadj, poln. labed^ < urslav,
^Uhedi der anderen kategorie gehört. Neben idg, *ghan'S- in
ai, hivma-y gr» /jjV, lat. anser usw, *gans' findet sieh min*
destens ein germ. ^^an-d- in ae. ganot^ mhd. gante^ ahd,
ganm£o usw. (lit. gändras *storch' ist wohl lehnwort), Weiter
*) Nicht hierher gehörig nach Lid^n rF. 19.
>) VieUeicht ^jeh/Jrt auch aißL kip 'junge ziege* hierher. Man könnte es
«ft *^t-t- erkläJ-eii vitid mit av, ga4\cä 'hüntün^ kombinieren. Vgl. für die
kiHeutnn^ aid. hnpna *jtiiige zieg-e^ : Jat. i^aitdm^ Osthoff, Et, Vzx. I, 250 f,
ÄJsderE Aber kip Falk-Torp, Et. ordb. 360^.
') Wo beacbtenswcrteB über die stammbildimg' von germ, ^anud-^ *anid-.
L
434
Jar! Charpäütier,
finden wir ein *ered-, *er-d- m gr. ^Qioiiig, lat. ardea 'hlher'
nschw, ärta *eDte\ nslv. rSda *storch*, vgl, OsthoflF, Et Par,
I 1B6. Solmsen, Unters, 76. Gr. mk$t&&- *a3liimba\ obwohl
es aussergriechisch nicht zu finden ist, setzt wohl emß der
erwähnten bUdiingstypen vor (es ist unsicher welche, denn
-uä- kann ja sowohl < -ad-, wie aus -pd- entstanden sein).
SchUesslich möchte ich gern dieselbe bildungsweise in einigeo
neuschwedischen und isländischen vogelnamen wiederfinden:
aisL $i€pa, glein-a *mÜ7Us' <: urgerm. *^l-ii- scheint mir nicht
mit Noreen, Urgerm. lanÜ. 21, Tamm, Kt ordb. 217 b, Falk-
Torp, Et ordb. I, 234 zu ags* glida 'gleiten* und dessen
Sippe zugehören, sondern ist eher mit gr, ;rfX'«d*roy*) 'schwalbe,
ut^X^^-^it ^^-Z^'^ ZU vereinen; die wurzel findet man wohl
mit Persson, Studien 49 und passim in gr. ia/li^m ^schwurreo*
wieder, vgl. auch Walde, Lat et, wbch. 288; lat, himnio
*schwalbe' setzt übrigens eine hierhergehörige Stammbildung
voraus , obwohl die etymologie nicht klar ist. Neben urfm.
*sl'i^' steht *^l'aii-S-j *^l-m-d- in nschw. dial. glanta, dän.
gletäe^ glinfe *milvus\ eine bildnng nach dem sef^öJ-typos,
Aisl. gj6p7' *Pandion haliaetus^ norw. diaL ßske-(g)jofdX nschr
diät judü}' (s, über dieses wort Hellquist, Nordiska studier,
B. 187 ff) (wozu vielleicht nschw. ytidunge *altes männchen
von eider* < * gii-d-n-^ä" < ^ghu-t-n-kö- vgl, ai, vartah*
*wachter usw.) neben aschw. gjuse usw. erweist zwei wech*
selude stamme *ghu*d- und ^ghu-s-^^) vgl. ^gfimi-s- anä
*ghan'd- in ai, kfhhsa- : ahd» ganaz^ö^ vgL Falk-Torp, Et.
ordb. I, 228. Nach diesen beispielen zu urteilen scheint es,
dass diese bildungen besonders im GermaniEchen wohl ver-
treten sind.^) Im Griechischea und zum teil im Lateini&chen
*) Vielleicht auch germ *^u-t- in nachw. öial* ^utar, afad. crin^gtm, Tgt
Hellqüiat in Nord. Studier üll A. Nor&eti s. 187 f.
*) Weil es lucbt nmmttelb&r das vorliegende berührt^ erwähnte ich la^'
nicht die fäUe von ti^rnamenbildting, wo etr -stamme mit anderen iiifflx«ii ^
d!t erweitert sind, oder vielleicht richtiger mit anderen konflonatttstluaat^o
wechselten. Ich brauche nur an die nicht ungewöhnliche erweit^nm^ oü*
h oder bh zvl erinnern* die k. b. in gr. i;ülv/aßog *taacher\ lat. pfünmbHf
mlumbaj aga. f^ulnf^e tanhe' (tut etymologie vgL PreUwit«^ BB. 22, lOi
Halthausen, IF, 10. 112, Lid^n Stadien 05; warum das wort auf lateinisclieT
entlehnong- beruhen soU, wie es Pogatecher, Feetachr* t, YTH. allgem. deul-
scheu Philologenvers. 1898, s. 103 ff., Wald, Lat. et. wbch. 134 wiB, ¥er-
Zur ariflcheit woriänmde.
435
(anat) sind sie als konsonantstämme erhalten geblieben. Da-
gegen scheinen sie im Altindischen (ati-f gaii-), im Keltischen
(dit) und im Baltisch-SIavischen (lit. erytis, aniis, akslv* lebeix)
in die i-deklinatioii übergegangen zu sein, was vielleicht
darauf beruhen könnte, dass gewisse casus in dem ursprüng-
lichen Paradigma von einem i-stamme gebildet wurden. Akslv-
qiy ist ein fz-stamm*
Ich habe oben ai. camara- < *kmn-fj4o- und gr. x^^uarf-
< *Kf^i-n-S- erklärt; einen /i-stiimra finde ich auch in einer
skTiEchen Wortsippe » die ich hier anreihe, Arnes, komonb^
fiech. komoif\ 'pferd',^) apr. mmnet dss- werden von Joh. Schmidt,
Kritik 138*) mit lit, humiU 'stnte', humd\}s ^füllen* < *feo6-
mon- erklärt und mit dem zweiten gliede zu lat. manmts 'kleines
pferd' gezogen.") Für kimiSU habe ich in Le Monde oriental
I, 22 eine andere etymologie zu begründen gesucht, und
was die gleich nng komoiib : mamius betritt , wird sie von
Walde, Lat< et. wbch, 366 mit vollem recht in zweifei gezogen.
komouö : camnet erweisen einen w-st^mm, etwa *kom-efi'f der
stihe ich nicht), akslr. golqbi uiw. vorUegt. Erweiterung mit k liegt vor
iji ai. vartaka^ VachteF igr* oqtv^ i§t wie x^^vdo^ in beurteilen) usw.
ObrigeoB bemerke ich zum schluäs» dass ich in den obi^n angeln ander-
»etamg^n vielleicht hie und da versäumt habe^ literatiirfamweismigen ein-
x^f^iTtn. Ich hait-e es aber uicht für notigi da die tatsachent mit denen ich
operiere, allgemein bek&unt eeio dürften, obwohl ich hier eine mehr über^
ttichtllche znsatmnensteUung und Ordnung- der fSUe gegeben habe, die wohl
tucht gan2 überflÜBsig sein mag.
*) Vielleicht hierher auch akslv. konu *pferd*» wenn -^ ^kom^n^bj was
lÄiir glaublich ist wegen der au afQh rangen J. Schmidts Kritik 138 ff Jedoch
^um es anch -^ *kop-nb Bein (vgl. kopati 'schneiden') ♦ was vielleicht mit
^. stdnoty in zuaanmienhang steht.
») Vgl. Lcekieu, Sachs, abh. XIII uo, 6 a, 534.
■) Das Vorderglied würde somit nach Schmidt u. a, mit kohyla 'stnte^
Xmd weiter mit lat cabülhijs *pferd\ cuhö Vallach' (gl.), kelt. *kabaUo scn-
ftaoimengehriren. Da ja diese w5rber wohl sieher ursprünglich anseeriade*
^rmanjsfhes enthalten (die vennntnng Waldes, Lat. et. wbch. 76, von
^mem Zusammenhang nut ^a^ihä' *huf , aisl. köfr das. usw, tiberzeugt mich
^ar nicht), kiinnte ja so etwas mögUcb aein. Jedoch scheint mir das vor-
Üegende besondere Schwierigkeiten zn bereiten: denn erstens zeigt die sippe
Ton caballuß eine im grossen und gaiizen dorchgehonds identische stamm-
büduitg und weiter wäre es doch gan2 monströs , wenn man ein lehnwert
*koh(uh mit einem gleichbedeutenden slav. *fnonit componierte. Solches darf
loeb Dicht ohne ganz schlagende beispiele behauptet werden.
436
Jttd CfbsTpiEiitw,
betrete des Tüirzelvokalismus mit ^kernen- in camard- mi
ü§uaS- ablautet.
Man könnte vielleicht einwenden, eine gleiehnng *pferd —
ochs — hirsch' wäre in semasiologischer hinsieht nnbereehtigt.
*Ochs — hirsch' kommt ja natürlich gemeinsam nuter 'honi'
tier' zusammen, doch 'pferd' scheint nicht hierher zu gehören.
Aber lat. illyr, mannus ^kleines pferd\ alb. mss^ mm 'mäDn
liebes füllen von pferd und esel', mize, ^naze ^weibliches füllen'
< *mandiä gehören mit mhd. menz *mifi*uchtbare kuh' za-
sanunen, und erw eisten somit einen bedeutungswechsel *pferd —
knh*. Lat armenium wird sowohl von ochsen^ wie auch tod
pferden gebraucht, und aisL jgrmum bedeutet 'pferd* and
*rind\ Ich kann somit darin kein hindernis ftir die etymo-
logie, die ich oben zu befanden gesucht habe, sehen.
3* Ah ga^pa- 'graskeime\
Ai ^por (poqja- U^ädis. 3, 28) bedeutet ^graskrime,
junger trieb von reis' usw. Dazu gehört ^a^^iüjara- *gelb-
rötlich schimmernd wie junger rasen' VS* 16, 17, 58 (TS. W
sa^piüjara-) < *pa^pa'pifijara-j vgl Wackernagel, Ai. P-
I 226, Uhlenbeck, Ai. et. wbch. 30Gb. Das wort ist etymo-
logisch unerklärt^ denn die gleiehung Leo Meyers, Vgl p.
II 601 mit lat, caespes *rasen' ist natürlich nicht stichhaltig
(s. Walde, Lat. et. wbch, 82).
Eine indogermanische Verbindung I + j? müsste ja
eigentlich arisches ip > ^p geben, was im Altindischeo ^1^/
im Iranischen ^p geben würde. Jedoch ist dieser lautwandel,
der ja nur ein ganz eingeschi-änktes gebiet hatte, dotcli
analogie und systemzwang fast ganz beseitigt. So heisst ks
2. b* ai» vi^-pati-^ av. tnspaiti durch anschluss an mf, ri^-
statt des richtigen *vi^-päti-j *vis-paüi usw. Innerhalb des
Avestischeu vermag ich kein einziges beispiel des ungesliJrten
lautwandels zn zeigen, dagegen finde ich im Älündisch^o
eben in gospa- ein solches. Es steht somit meines erachtea^
für *f^-i5)-a-, was ich aus älterem ^M-hp-o- herleiten möchte-
ich ziehe nämlich hierher das germ. *Äa6- < "^hop -^ m ahi-
ha/vor Oy aisL aschw. hafre *hafer, avena sativa\ was bishe^
etymologisch unerklärt ist.*) Die ältere zusammensteUnng
i) D&äs 4^8 wort mcbts mit dem agntn, hagrt^ tuiHp (!w) hikra^ scliir'^
norw* dial» ha^rt 'avena* zu tun bat, ist durch die aosfuhnm^n Zupitia^
1
Zur nT^clieii wortkim^t.
437
mit aifutn. hagre 'avena' ist von Zupitza, Gutturalen s* 31 1
mit recht zurlickgewiesen worden (vgL unten), aber sein
eigener Vorschlag ib. 32 fussn., das wort mit lat. cibiis zu
vereinen, scheint nicht überzeugend, vgl. Walde, Lat. et.
wbch* 118, Die bedeutungen *hafer' und *junges gras^ gras-
keim' nsw* lassen sich ja sehr wohl vereinen.
Andere ai, Wörter, die denselben lautübei-gang intakt er*
halten haben, weiss ich nicht zu geben; am ehesten möchte
man wohl vermuten, dass ha^pa-^ vä^pa- 'träne, dnnst' ein
solches wort wäre; jedoch weiss ich wegen der wunderlichen
Jautlichen gestaltuug des wart es nichts darüber zu sagen. >)
^4. AL klidyati 'feucht sein',
i, klidyati 'feucht sein, feucht werden' kl. lex., pt, Minna'
geworden, feucht' kl. ep. lex. wird von Froehde, BB.
8, 162 mit gr, nladog *feuchtigkeit', nlada^o^ ^feucht', zu-
O'tttt 32 überzeugend tiochge wiesen worden. Auch die ^uammnensteUiing
Zofritsis mit ir. mirce *avena\ der Falk-Torp, Et. ordb. I 277 mit nicht
"^rfftigeo gründen widersprechen, ist wohl aufrecht zu halten. Ai. kaca-
'fampthaar* (Falk-Toq> aao.) bleibt, so licl ich sehe^ besser fem. Denn
^lüichnngen, die auf solchen bedentiiu|^en fassen, müssen besonders evident
^ein, am angenommen werden tti kGnnen, Geg:en die verbind an^ von hamrö,
h^afre mit hafr als ^bocksgras' bei Tamm, Et ordb, 193^ FaUc-Torp aao.
^gi die treffende hemerkang Kluges^ 155 Auch Noreens or^eUe Ver-
bindung — ügm. lautl 148 — von hagre — Imfre mit iat. avenu darf
tiatHrlich nicht in betracbt komment vgl. Pedersen, IF. 6, 42* Walde, Lat. et.
') Ich m^^chte hier «bwohl mit grösster reservatioH ein beispiel anführen,
^lus möglicherweise Jtp ^ ^p oder aber skp =i- ^cp ^ $p entJiält, nämlich ved.
^H^pitä-. Gewöhnlich übersetTt man daa wort mit 'g^ofahr, not' (BE. Grass-
^Matm). Ludwig erklärt m mit 'das weit aas^espannte' nnd ähnUeh^ gesteht
mber selbst ku (Der Rigveda 4, IIB. 230), «iass diese Übersetzung eine g&nz
'^illkar liebe iat. Man hat auch eine etymologie tUr die bedöutnng *gefahr*
dargestellt » indem man es mit gr. ajiiy6^ 'mager^ und air. Heim *eiiliB*
Vergleicht, vgL Uhlenbeck, Ai. et. wbch. 290 a. Das Wort ist in liY 7, 60. 7
.joärmm nö asya vi^piiäsya par$an und 8, 72, 3 dti nö vi^pitä näitbkir ap6
"ma par^atho^ belegt. Es scheint mir Mn besten, diia wart mit 'schlncht,
^hgnmd' KU ilberuetzenj vgl BV 2. 27* 5 pari i^idbhrcva duriiÄni vrjyäm
«ind Bomit könnte das wort -= *^iskpätö' entstanden sein imd mit gr.
^ttjiiior ^gruben' (za oxtlfitta mit volarem k) geboren. Dies ist jedoeii nur
und gar tmaichere Vermutung.
1S8
J«n
bwpentleT,
sammeügestellt ; er erklärt ai, Mid- < *t|d-'). Die etymologie
ist meines eraclitens ganz richtig, aber die lantlicheü Ver-
hältnisse sind wohl etwas anders zu fassea als es Froehde tut
klidyati kann man nicht wohl von af. kladivant-^) *feacht^
in AV 7. 90, 3 (avüsthäsya kladivatah ^anhiräsya nitödma}})
scheiden, und dies scheint mir zu erweisen, dass man klid-
< *q^M' erklären muss. Die formen mit a ai, kUdayaü
^befeuchten* kl, lex., kl&da- Feuchtigkeit' ep, kl.j kledana- adj*
*feucht machend' lex. (als suhst. n. 'phlcgma, scMelm' ep. E
lex*) sind somit in indischer zeit entstandene ablauisentgld-
Bungen, was ja nicht befremden darf. Man bildete kledayoii
2U klid-f wie man vedayati zu vid-y ve^ayati zu vig-^ cBtüye^i
zu cit' nsw, hatte, klid- ist somit = gr. nlaS- < ^nUt-
(Lid^n, Studien zur al u. vgL sprachgesch. s. 49 Terbindet
nXii^og mit *pel'^ *pI' in ai. palvald- *teich', gr, ujjXog *lehmV)
lat, pahis *snmpf , üt p^Uce *bruch\ lett. pel^e^) *pfiitze, p.
niilHog ' nf^log Hcs., slh. pelk 'pflitze' USW., was mir weniger
glaublich scheint, da eine ti-erweiterung *pl-d- oder *pM-
ausserhalb des Griechischen nicht erwiesen ist). Mit ai. Mii%
hhdivant- vereine ich auch urgm. *Äia-?i-rfa- < *klo'U-i6- m
mL ae. htand ^urina' eigl. 'feuchtigkeit' (anders aber meines
erachtens minder richtig Zupitza, Gutturalen 118)» Die vmte^
wäre somit *klödf'f *klad-,
5. Ai. libujä- *gchlinggewich8**
Äi. lihiijü' 'Schlinggewächs, liane* kommt vor KV 10-
10, 13. 14, wo es im gespräch zwischen Yama und Y&mi
heisst (v. 13) at^yä küa tväffi kak^n/eva yuktäfk pari ^jäi
Itbnj^a vfk^äm und (v. 14) anyäm n ftt tvwih Yamy a«ya ^
1) Übet TtJLRcToc vgl. auch Besezenberger, BB. 27^ I7ö^ der lett pliäi^^
^b&den-f piideH%8 ^glittetiif^' usw. heran debt Ei ist hier schwierig ^
entecbeidoiig zu treifes, jedoch kalte ich die von FrOhde tmd mir ^^^
WDiteto etymologie für ebensowohl mögLieh.
*) Es gehört dies tJi den -ra*t^ab]oJt«ngejj mit yerliogerteiD vokil ^^^
dem süffijo wie k* b. di^vavant- (neben dqvavant-)i gr. ^fcr/j-üf -^ *^f^^'
/iyt- nebea ^ioo^^ idktivant- "iDÄchtig* asw.^ vgl, Whitnej, Gnumn.» 414.
^) Anders aber meines erachtens unrichtig über nfjl6s iSeinmer, Grit^^'
laatstad. s. 741
*) Aßdßra über dieees wort Bezzenbergert BB. 27 ^ löO ftissn. (fgl *0C^
Fick, BB. 22f 231), wsb mir aber wenigstenä Kweifelh&ft scheint
Zur atitehen vortkunde.
439
tväfh pari svajäte Ubujeva vrhdm. Weiter ist es in AV6<8^ L
Kän^. 35 TMBr. 12. 13, 11 belegt.
Das wort wird von de Saussare MSL. 5, 232 mit akslv«
lobsmii^) *küssen' zusammengestellt, was ja sehr probabel
aussieht^ meines erachtens aber wenig glaublich ist. Denn
lolmmti katio wohl zusammeD mit lohuö *kiiss' nicht von lat.
hmho *lecken\ ahd. Uffan dss., aisl. lepja 'wie ein hund
^nken' usw. getrennt werden (s. bei Vaniöek, Et wbch* 250,
Cnrtias, Grundztige* 363 und zuletzt Walde, Lat. et, wbch»
322). löU^B enthält freilich ein idg. *labn^', was aber am
nächsten mit gr, Xatpvaatü *Yerschlinge' < *labß)a^4ö zu-
mmmengehalten werden muss. Sonach scheint es mir voll-
kommen berechtigt, die etymologie von Ubiija- in einem anderen
zusammenhange zu suchen.^)
Man darf wohl nicht daran zweifeln, dass es mi. Wörter,
wenn auch in geringerer ausbreitung, als man früher an-
zunehmen geneigt war, innerhalb der vedischen ütei^atur gibt,
und es scheint mir, dass wir in Ubitja- ein solches finden.
Ich erkläre es nämlich aus *librjä-; von einem solchen
mi* lautübergang finden sich im RV. mindestens zwei
einwandsfreie beispiele, nämlich küiiaru' *lahm am arm* BV.
3- 30, 8 (zum späteren ft?cj,ii- dss., Wackemagel, Ai. gr. I 21)
Hnd pmiya- 'günstig' RV. 2. 43, 2, pn^ya^gandha- ^schön
duftend' RV. 7. 55, 8 (das der bedeutung wegen etwas un-
sichere küfa- RV. 1, 46, 4 lasse ich hier bei seile). Hihrjü^
^) Ei fragft sich, ob Blav. ioh^ wirkMch -* ai. Uh' -^ *i^b' entstanden
A^iii kann. Vielmehr deuten gewieae zeichen dahin, da&9 man eher ein tLav.
% &b ein 0 &!& Vertreter desä idg-. 9 ansehe q darf. Vgl. darüber zuletzt Ost*
;iioff, Et Par. 1 , 264 1 mit treflender kritik der aoffiweung Hirte^ Ablaut 8. 16.
*) Warum man diese Wörter von der edppö von labium 'lippe' trennen
*oil, wie e» Walde a. a. o. will, begreife ich nicht recht. Eher gcheinen
^ir mehrere verhäitnigse darauf zu deuten ^ daes die w(;rter verwandt Bind.
Bo finden wir einen wecfaael *lab(h)- : *lap(h)- in lambo x apr. tapiniä ;
^(fi'dffiti i lamtv 'lechze, schlürfe^ -^ Hanjifj (warum dieü zn Xala^, lett,
^^t gehören seil, ist nicht t\i sehen), und *ic&;|p- in ^6fi*m : pehl. Itip *lippe\
^^l WaJde, Lat et wbch. Mb mit Litt. Weiter ergeben rieh folgende
■täumie bei labium t (lö&s^a 'kuäs' bedeutet wohl eigentlich iippe', denn ein
•oUiier stamm ist nicht bei abstrakten werten gew^ihnüch) *tcb-lö- in labtutif,
e^na. *tibja-, *lebr(h in labrum^ *kb-e&- in nhd. kfi^e und vielleicht lat.
I ^^ibmtm (Wdde a. a. q.), und dazu Mgt sich woh) das *lob'ti-§- in slav
ie^u^ daa deutlich ^ein -§' aui einem uraprüngBchen rn-paradigma er-
^^\m hat
440
Jiri ChafT>«nü©r,
das somit die echt altiodische form wäre, ist weiter aus idg,
*Uhr§'^ entstanden.
Ich möchte das wort mit lat, lährmca {utm oder vUk]
*die wilde rebe' verbinden. Dieses wort ist zweimals io
verschiedener weise erklärt worden. WhartoD^ Et, lat. 5(1
verbindet es mit lahrum als 'die an den rändern der weiD-
berge wachsende', was von Walde» Lat et. wbch, 316 mit
recht zurückgewiesen worden ist,^) Aber mit Waldes ebenäa
zweifelnd aufgestellter etymologie, lalmtsca wäre die 'hm*
liehe (nicht unter aufsieht und pflege wachsende)' zu gr, ka$^k
'heimlich', scheint es mir nicht besser zu stehen, Sie ist laat-
lich richtig, wenn la^^o; nicht aus *laT-o-^o- entstanden i«t,
aber das scheint mir auch alles zu sein, was man Mgeü
könnte, um sie gutzuheissen, Semasiologisch scheint sie m
sehr wenig einleuchtend* lährusca möchte ich aus *l^hrucscü
erklären und dies weiter < *lährg-skö'\ man kann ja ein-
wenden, dies würde ein lat. Hakitmca > *lähusca geben, aber
es seheint mir gar nicht unwalirscheinlieh, dass ein mUl
^lähr(§)ska sich zu Väbrosca > läbrusca entwickelte, um *e
schwer sprechbare lautverbindung in Haktrsca zu venneiden-
Nach lährusca sind wohl atntBca und a^nuscüf namen Ton
verschiedenen weinrebearten, gebüdet. Was das sufQi -sh-
in pflanzennamen betrifft, vergleiche man z, b, lat viseum <
"^vicsüum : gr. i^og ,mistel'; lat. mculm < *aig-seo4o' : gr. aifa^^i
'schwai'zpapper, aiyiXm^f ^eichenart', urgerm. ^aika- usw.*)
Noch ein lateinisches wort reihe ich hier an, nämücJi
lUhuTnnm 'der breitblätterige bohnenbaum, Cytisns Labmmöm
L/, was ohne etymologie bei Walde a. a, o. dasteht. Icli
erkläre es < *läbornO' < *Uhr'Uo-. Es scheint aber mir
ziemlich deutlich, dass wir hier in Ubttja : lübrusca : l^mmf^
die spuren eines einstigen paradigmas *?ff&?-^, gen. *hhnes t^
sehen haben, d. h. noch ein beispiel des von Johannes Schmidt
in seinen Pluralbildungen aufgestellten typus der neutraleQ t>'
Stämmen. Die von Schmidt angenommenen beispiele sini
idg. *isrg* *^mies *blut' in ai, (m% gr. ec^p» lat. asBer nsW*
(s. ziüetzt Walde, Lat. et. wbch. 48) und *jpef-r'j^> '^p(e)tm*
{
i
^) Dageg'&n machte ich nicht verneinen, dass vieUeicht die inssere '.
geataltmi^ von labrmca durch Icbrum beeinflnsst geworden ißt,
') VgL weiter *ob-s1*o- iü iirgann. *mka-, arm. ha^i tu *ö«-i- io Ui
Zur anaehea wortlnuide. 441
'feder, iiüger in ay. fra-pfc?r£ya>ii-, gr* nxigv^ usw. Dazu fügt
Johansson, Beiträge s. 1 ff, sechs neue beiBpiele, nämlich *qcirgt
"^qß^nes *fels* in gr. nirga, lat, tri-quetrusj aisl. huepra usw,,
*östhfgf *3sthne$ 'bein' wegen gr- aetgayaloQ, oatgmxor, oirtmxo^
usw,, *9kfg^ (ä}kms *horu' in gr, iHmvu, ^Ax^ayavT-t x^ayympt
ai* {fnga UBW.^ *leuqr9^ Hnqms *lichf in lat hLC^rna^ gr,
kvictißuvt-, "^pelrg^ *p(e)lnes *fels* in gr. ndlXa, nekioQ usw. und
*paurg^ *pimes *feuer^ in ai. pavaka-^ arm, hur^ gr, nv^^ got
fön usw. Noch ein beispiel ist von Bartholomae, IF. II, 118
füsm. 3 aufgewiesen worden, nämlich ai. mastak^ *schäder,
tnmtwka- 'gebira', av, mastBrayan- *8eJiädelwand' (zur etymo-
logie TgL Johansson, TF. 14, 321 und Walde, Lat. et. wbch.
379), Wir haben somit in diesen beispielen namen von
körperteilen (blnt, schädel, bein, flügel, horn), von fels, Ucht
und feuer. Hier wäre auch, wenn die obige gleichung das
richtige trifft, ein indogermanischer pflaQ2enname von derselben
büdung aufgewiesen,
6. Al ghöta- *pferd\
Ai ghötu- *pferd' lex, — ghötaka- dss. Paflcat, lex. —
ghöHka- *stute' (nnbelegt) ist eine etymologisch unerklärte
Wortsippe; denn ghötati, uya-ghöfati 'umkehi*en* Paflcat. Dhp.,
womit es Uhlenbeck, Ai. et, wbch. 86* zweifelnd verbindet,
bedeutet wohl einfach 'gehen' oder *umdrehen* und scheint
mir keineswegs von ghut- 'fussknöcher (lex.)*) zu scheiden^
dessen weitere Verwandtschaft mir unbekannt ist.
In gköfa-j ghötaka- sehe ich Weiterbildungen eines älteren
*ghöla-, vielleicht mit dem in tiernaroen gewöhnlichen -1-%
d. h. das wort hätte war ein konsonantjstamni, etwa *gh6t-^
der dann thematisch geworden ist, ein im Indiftchen wohl
nicht allzu ungewöhnlicher Übergang, Dies "^ghölü' nun <
älterem ^gheulo- oder *ghoulü- vergleiche ich mit mhd, gtd^
nbd. gaulj eigentlich *eber, männliches tier überhaupt', aber
im Neuhochdeutschen auch 'pferd' und teils *»chlechtes\ teils
^stattliches pferd', vgl Klage, Wbch/ 13&b, l>ie ursprüng-
liche bedeutuhg sowohl von *glwlii* alü gt*rm. ^^aula- ist wohl
L
■) Auch ghimtii dw. (lei,).
*) VgL den Artikel mmard-.
ui
Juri Chärp^MerT
'männcheDt männliches üet\^) Nur eine etymologie des gem.
Wortes ist mir bekannt: Berneker, IV. 10, 159 kombiniert es
mit lit. Jaiilys 'eber\ ai» köld- -eher' (was aber nach andern
mip < krö4a- ist, vgl. ühlenbeck, Ai. et» wbch* 66 b) nnter der
annähme, es sei die form ein korapositionshinterglied, was mir
aber ganz unannehmbar scheint, da keine zasammensetÄUBgea
mit *-^anla- Bich im Gennamschen finden.
7, Ai. apvA *krankheif.
In RV. 10. 103, 12,*) — der vers lautet so: amkm
dttam pratilöbhäyantl grhanmgüm apvB pärBhi I abbi priki
nirdaha hrtsü ^kair andhh}ämitrns tämasa sacaniäm, ¥as
von Ludwig, Der Rigveda 2, 675 meines erachtens ganz ein-
wandsfrei so übersetzt wird: 'der feindlichen scharen mm
betörend, greif, Apvä, ihre leiber und geh hinweg; / greif sie
an; brenne sie im herzen aus mit glutaDj die feinde sollen k
lichtloses dunkel geraten' — kommt das wort apvA vor*
Zweitens ist es in AV. 9* 8, 9 belegt, wo der vers lautet:
hanmQnhh te äfig^hhyö ''pf^üm antarodarüt i yak^mocüiam m-
taritmanö bahir nirmmdrayämahe, d» h* etwa 'die gelbsücht
aus deinen gliedern, die apva ans deinem bauche / die kraiik-
heit aus dem ganzen leibe beschwören wir aus\*) Der AV.
weist somit auf die betonung apvä ; dagegen hat Nigha^tu l
3. 5> 3 äpva. Was die bedentung des Wortes betriffi, mA
wohl die erklärer darin überein, dass es eine krankheit M-
zeichnet; welche aber, darin sind sie nicht überein. Säyill*
zum RV» sagt: he apvB päpäbhimanini demtB etc., er
sieht somit darin etwa einen krankheitsdämon; Yäska, Nif*
^] Ich bemerke hier voriäafi^ als eine etymologbche dtematire, ^^
man vielleicbt ai, gh6»aü *tönt» nift aas*, ghdpa- länü' aas ^ghtml-s- ertlirw
nud zu ^erm. *^aiäan-j *^tilan- in aisL gola^ nonr. dial. ifftula *lieiileo'. ai?*-
giöla *heiilen des windee', aisl. gd, norw. gut, gol dgK. {vgl. Falk'Torp» £*■
ordb. I, 268*) ateU^n kennte. Ndd. gmkc, nhd. gu»cht *mund*, die Froeti^flN
BB. 17, 309, Zupltea, Gutt, 97, Ulilenbeck, Äi. ei wbck 86* hierb«m«)it
ecbeinen mir wt^nig einleuchtend and gr* mtfndn^m 'verktinde'j dos FroeJid^
and Zopitza hicrherzieben* vermag ich nicht von der wurzeJ *tÄ^* "sigi^Eit
verkünden' zu Echüiden,
^) Dai lied ist an Indra gelichtet,
*) Whitney, Ätharva-Veda — Harv, Or. Ser. vol VTH p, 560 llb«twtxt;
'jellowness from thy limbs, apvä from thy beUow within, the j^ohpHü- maker
itom tby seif wltbici we eipei\
6, 12 R sagt: ^apva yad ^nayä viddkö *pamyats vyäähir va
hhayam vü / apv^ parehityapi nigamö bJmvati*^) und gibt
somit öiehrere deutiingen: L yad enaya tnildhö 'paviyaU, was
deutlich eine erklärung des bezüglicheo verses in AV sein
soll, während 2. vyädhir va und 3, bhayam va deutlich die
EV-steUe betreffen. Neuere erklärer fassen es gewöhnlich als
*inagenkraiilüaeit, diarrhöe' und Ludwig, Der Rigveda 5^ 558
leitet es aus ap- *wasser' her*); dagegen übersetzt Bloom-
field, SBK 42, 325, 601 'impnrity', wobei er deutlich an
Q'pv-ä' : punaü 'reinigen* denkt.^)
Dass apüä nicht 'magenkranldieit' bedeuten kann, scheint
mir die RV-stelle zu erft^eisen ; es trifft vielmehr die erklärung
Säya^äs dag rechte: cqwä = 'krankheitsdämon^ was eine sehr
gute erklärung gibt: 'die feinde, o krankheitsdämon, greife
an, (von uns) geh hinweg*); greif sie an, brenne sie im
hei-zen aus mit gluten' usw. So bedeutet es wohl in AV 9.
9 ganz allgemein 'ki^ankheit, pestilentia, lues\ Dann wird
aber die Zusammenstellung mit ap- *wasser' tunföUig, was
mir auch aus anderen gründen glaubhaft ist. Man könnte
ja vielleicht apvä als *wassersncht' fassen, und Ton solcher
wird ja auch in den vedischen texten gesprochen. Aber
der wassersüchtige wird immer als von Varupa gestraft
dargestellt, er ist, wie es heisst, varmtagrhltüj vgl, RV.
I, §9 (was jedoch ein etwas unsicherer beleg ist und von
Ludwig ganz anders erklärt wird, vgL Der Rigveda 4, 91)*);
AV, 4, 16, 7 gaUna pltgüir abhi dMhi Varunäinam mä te
n^eq/anfiavAn nfcak^ah ! ästäm jülma udäram p'a^U^ayitvä
hoga ivabandhräh parikfiyämünaJjy^} Alt, Br, 7» 15 atha häik^-
>) Die Btellc ht bei Ludwig, Der Hi^tda 5, 558 dtiert, aber bis zur
tiiEfervtfindllckkeit durch dmckfehler entsteUt.
') Hat] vergleicht apva : üpvant-^ av. äpnt-.
') Dann hätte es wohl doch *apuvä geheiEBen, vgl Äimliche ableituDgen
»Hft einfachen wnnseln wie priyd-j sruv-ä- usw. Freilieh Uest man im RV,
^fr lOB, 12 apuF. ^fe apii(tji, dies Varm ja jedech niehts he weilten,
^B *) Dies irt ja ein gewahiilicher wonscb; vgl. z. h. AV. 5^ 22.
^^ *} Der vere 2 yäd ^mi prastphürami U^a dftir na ähmatö adrinaj), j mrld
9Hk§iUra mfltiya i^cheint jedeeh kaom eine andere dentung zuzolasBen, nnd
wM dum durch v. 4 apdm mädliyB tasthivMmaiti unterBtfttzt
-^ «) Whitnej, Harv. Or. Ser. Yll p. 178; 'with a hnndred fetters, o Vamna,
H^ tboü bridle Hm ; let not the Speaker of tmtruth eiicape thee^ a men-
viteher; let the villain dt letüng Ms beUow f&ü [apart], like a heopleHs
teuelt bemg etit round about\
29*
444
J«! Charpwrticf,
väkmh fmru^o jagräha ; tamja hödaram jajüe^ Qat, Br. 12, 7,
2( 17 vfjrHHö m Ptam grhnäti yah pnpmanä grhitö bhavati
(Bei BR 6, 725 stellt uBter den belegen über dies feblerhaft
auch QBr, 13, 3, 8, 5: es heisst nämlich dort, dass, faDs im
opferross durch wasser getötet wird, soU man eine komspende
fttr Varmia anrichten, Varunö vä eiam grhnäti yö >^?i mrh
yate. Das gehört somit nicht hierher). Wäre nun an diesen
stellen etwas solches beabsichtigt, wäre sicher apvA als eiae
gefähnin oder eine strafe Vaninas dargestellt, was ab€r
niemals der fall ist Somit scheint mir ausgemacht, im
üpvA (äpm) nur etwa 'krankheitsdänion, Ines' ist;
Ich erkläre apvä < *üp-uä (oder *^-y^) und gehe füj
die Wurzel *^.<}p- von einer allgemeineren bedeutung 'schaden,
Unheil, damnum', was sich einerseits in 'körperliches Unheil'^
*krankheit\ andererseits in ^materielles' = * verlast, schadeß'
entwickeln kann. Somit vereine ich das wort am nächiten
mit av. aßa- 'schaden, unheU' in V. 13, 10 yam . , tat tüywi
va rahrkö m ha^a goBSabyo parabaraiti dma aSUf jmiti aß
iHkayal, was von Bartholomae, Air. wbch, 464. 701 so übe^
setzt \Wrd: 'wenn . . ein dieb oder wolf aus dem anweseu
fahrendes gut fortschleppt, so soll er dann für den schaden
aufkommen'* Hier steht somit aß5 a. pL m* = etwa ai
^apsa(n) in der bedeutung Mamnum*; das wort enthält eme
thematische ableitung eines -e^-stammes *^-es-, die in anderer I
weise ausgebildet in av* aßmun- n, ^schaden, nach teil, leid'
wiederkehrt^); dies wort ist in Y. 4*3, 17 belegt, wo «s
heisst: ya^*a v^ aßmäni smghanl mit auaßmam usw., was
Bartholomae, Air. wbch. 104, Die Gathas des Avesta, Strass-
burg 1905, s, 80 übersetzt: *wo ich nur eure nachteile melden
wiU — nicht die vorteile^ usw. Bekanntlich sind ja bfldnngflo
wie das hier angesetzte "^ep-s-mefi- nicht ganz gewöhnUchßi
und gewisse foischer z. b. Br6al, Dict. et. lat* s. 232 Ter-
neinen ganz, dass das snffix -men anderswo als hinter reinea
wurzeln auftreten kann. Jedoch scheint es mir nicht möglich
z. b. gr. n^Jofm von a/tfr^ig ZU trennen und dass der
bildungstypus auf -s-mo- ursprachlich ist und wohl von ^
Stämmen ausgegangen, daran kann ja kein zweifei sein* Ich
1) über dies wort handelt auch J. Schmidt, FlaralbUd, 102 t, dem je-
doch die richtig© bedeutmig nicht klar w»r. Vgl auch Baitbolomfle, Äf-
Forsch. I 79.
ZTir trificheo wor&imde.
445
muBS somit bestimmt von den ausfühningen Brugnianns,
Grieche gramm.^ s, 186 abstand nehmen. Auch sind wohl
nicht alle germanischen hildungen von dem typus ahd. rosamo
ans *rt*dh-s-tne?2- za "^reudh-es- in gr. egBv^oc d. *röte\ vgl
genn. *ntrfft-s4o- in ahd, rost^ as, rast usw., so zn er-
klären, wie es Brugmann, Grdr. II 351 tut. Vielleicht ist
auch afsman- ein idg. beispiel von t«e/i-er Weiterung eines
e^-stammes.
Ich habe somit oben zwei verschiedene stammhilduogeii,
Hp-ii- und *^-(e)s- zu erweisen gesucht. Eine dehustufe
*öp- scheint mir vorzuliegen in lit. opm^ da» ^schwach, ge-
brechlich, leicht verwundet' bedeutet, eine bedeutuug, die
sich ja sehr wohl mit der oben angenommenen von ^krankheit^
icbadan, unheil' vereinen lässt. Dieses wort ist von Bezzen-
iierger, BB. 1, 164 mit gr. r^nioQ zusammengestellt worde33,
was mich ganz und gar nicht überzeugt, denn ich vermute für
i^mog einen anderen Ursprung, Dagegen stellt es Bezzen-
berger aao., dem auch Prellwitz folgt, auch mit gr. ^n$iiavQq,
das ^gebrechlich , schwach' zu bedeuten scheint (H* 8, 104
^ntiiavog ^i vv toi di^antav^ ß^adi^g äi lOt tnnoi; Od, 8, 310 f.
uvrag iymyi / j^TiiSavog y^po^jjv^)^ was vielleicht nicht un-
riehtig ist, wenn es nur gelingen möchte, die absonderliche
liililung des griechischen Wortes zu erklären. Eb ist ja wohl
bekannt, dass der büdnngstypus rjTuSavi^ uud der am nächsten
Terwandte nlaq>vSv6g innerhalb des Griechischen nicht be-
sonders stark vertreten ist (sämtliche heispiele findet man bei
X*. Meyer, VgL gramm. II 551). IJm die bildung zu erklären,
geht Brugmann, Grdr, 11, 135 f. von oittSavug aus, was er
aao, sowie Gr. Gn* 240 und Schulze, Qu, ep. 376 in ov-rtd-
ciKo- zerlegt {uä = quid)^ was unzweifelhaft richtig ist. Da-
gegen Gr, Gr,' 188, 190 setzt er die Wörter auf -^mo^ in
nächste Verbindung mit den Wörtern auf -ßo^p, z, b. fiBiMy
iisw«f aber wir kommeu hier nicht weiter, denn das J ist
auch hier ebensowenig erklärt, vgl, Gr, Gr," 204< Meines
Trachtens sind aber die w^örter auf -^avo- nicht unter eine
regel zu bringen* Ich brauche hier nur die homerischen hei-
spiele zu besprechen* ovTt6ap6g ist, wie eben erwähnt, ge-
1) Von dem halten HophaiBtos^ warum man et auch aJs mit ^loiT- 'ikis'
verwandt tti erklären gesucht hat.
BÜgend erklärt, pr^etfavo^ (D. 19, 325 ftvena ^ty$fmvfjg *Eki*
vqg Tgmah TiTölifiit^mf in der späteren literatur z* b* ^. f^^^^
Ap, Rh, 4. 1343, auch buchstäblich z. b, p, ^r^^'rX/ff Änth. Pal
9, 384) ist wohl sicher mit lat, frigidm zu kombinieren (vgl
Stolz, Hist Gramm, 229). ntvitiSavjf *schm erzlich, beiBsend'*)
enthält wohl em nfvxtö-, dass mit nhd, fechten zusammen^
zuhalten ist, falls Lagercrantz, KZ, 34, 404 ff. im recht ist,
Tgl Osthoff, Et. Par, 1, 375. Auch wäre uax^^vi^ Oeiwort
von atyft^oQ Od. 7, 106, die anderswo ßax^fj genannt wird)
wohl mit got, magaps 'Jungfrau' zu kombinieren, falls die
ausfiihruugen Wiedemaons, BB 28, 62 ff. das richtige treffen
(vgl auch W. Meyer, KZ 28, 175), was mir nicht unmöglich
scheint, weil man dann an einen ursprünglichen konsonaat-
stamm, etwa *maqet- als die Grundlage für magaps denieu
künnte, und solche bilduiigen sind ja in dieser bedeutnngs-
funktion nicht so ungewöhnlich. okQ(fv6y6<; (ü, 5, 6H3* 23, 101
Od. 19, 360 mog 6' olo^vcJyoy i'^tnsv) und sein Terhältnis zti
ikofpv^oiiai ^wehklagen, jammern' weiss ich nicht mit einer
parallele zu beleuchten*^) Schliesslich bleiben zurück rjmiapi;
*8chwach, gebrechlich' und dlanadvog 'schwach, unbedeutend'
(z* b* n. 4, 330 K£faAXr^rmy crix^g ovn äXanaSvai, 04 iä,
373 (ßoBg) T^v jc ü&ivoQ ovx aXanaSviv usw, Das letztere
wort ist natürlich nicht von akanä^o} hergeleitet, sondern
beide setzen gemeinsam ein älteres dkanai- vor* Was i^
aber dieses äkaTiütS- und was ist ^ns^^ in ^naiavog? leb
möchte, natürlich mit einiger reserve, eine erklarung u
geben suchen, die mir nicht prinzipiell unmöglich scheint-
akanaS- kann < *dkan-t^-6- entstanden sein; so kann aacb
jjne^nvoQ nach n^vx^davog^ ^tfiSamg umgeßLrbt sein und fiif
Älteres *f}7iaö-av6- stehen, was ein ijnai- < 'jyV-p-i- mtt
halten würde. *ikan-n-^- und •jfn^^ d- bedeuteten beide
etwa 'Schwächling, kleiner, schwacher mensch' und somit sehö
ich hier eine mögUchkeit diese büdung mit dem tjpus akst?-
iten§t', otro^t'f irih^t- usw. zu verbinden, die ja &st aU^
^kmd, tierjunges' d. h. ^kleine gegenstände' bedeuten,*) Es
^) Ü. 10, S moki^oiQ f^^ytt ffio^a yiivxedtt^oio. Beiwort tod t^öAt^^
Opp. Hai, % 23.
*) üter die etymologie der Wörter (arm, oib ^klagelied' uaw*) rgl Kci
BB* 1. 64. Penaoti, Stadien 245 fusan. 2.
^) Ea sind wohl diese eine besondere art van idg. deminntivbnditsg^^
Zur &ritcli0n worünuide.
447
scheint mir sogar möglich eiD gr. ^aS- dem aksly. -ft- ganz
gleichzusetzen, denn nach gewissen anzeichen scheint es als ob
im griechischen t in der nähe von ^^ in J übergegangen wäre,
TgL gr. niXtivog neben neXityo^ zu ai. palitä-; ein *aXanaTyi-
wäre somit in äXanaivo- übergegangen. Ich bemerke auch,
dass vielleicht die unerklärte d-bildung der griechischen
patronymika denselben Ursprung hat, d. h. hei den >?-stämmen
ihren ansgangspunkt hatte; ein ©aar/tttJ- kann aus *0£ffri-
0-S- entstanden sein. Besonders beleuchtend scheint mir
hier die dialektische bildung, die das ^ unmittelbar an die
stärkere form des ^i-stammes anreihte, z. b. böot, 'E^fiadvSa^
eub, ^Inndv^f^g, thess. KUoviäQ usw. Wenn man den söhn
mit dem Vatersnamen oder einer ableitung desselben benannte,
war wohl erst die meinung 'der söhn des N/ = 'der kleine
K,\ z. b. Kkeov^dt; war *der kleine KUmv' usw. Es scheint
mir dies ein, wenn auch nicht ganz Überzeugender, so doch
möglicher beitrag zur beleuchtung dieser schwierigen frage*
Nach dieser digression fasse ich jetzt das oben auseinander*
gesetzte zusammen. Es scheint mir nach der obigen aus-
fiihrung über die Stammbildung von ^ntdamt; nicht unmöglich,
auch dieses wort mit erhaltung der Bezzenbergerschen ssu«
sammenstellung in der hier behandelten sippe von ai. apv%
av. afm-^ aßman- und lit. opus einzureihen. Man würde so-
mit hier eine wnrzelstufe ♦^ anzusetzen haben, debnstufe zu
"^^ in dem s-stamme van aßa-.
^^ 8. Ai. tiryaflC'f tiragcä.
Es haften bekanntlich an der erklärung der ai. formen
von dem typus pratic- usw. besondere Schwierigkeiten, die
nicht ganz weder durch die theorie Osthoffs, MTJ 4, 249 ff.
Hoch durch die Johannes Schmidts, Pluralbild. s. 388 ff bei
»dte gebracht worden sind. Während Osthoff und mit ihm
Bragmann, Grdr. IT 241 ableitungen mit dem suffixe *-qm>-
Von dem typus ahhl-ka-^ antt-ia-, lat. antiqimSj^) die in das
parad^ma pratt/aflc- hereingezogen worden sind, in diesen
') Walde, Lat. et. wbch. 36^ 428 f. fasst auch l&t, anttqutis, postlcus als
liitdimgeti mit *3q¥- %uge*\ es fragt sich aber, oh dies nicht gewöhnlictie
-Iko^ibldtanfet] von *anti, *poRti mit verlängertem stammTokal sind. Man
"V^ilkidie büdmigen wii» lat. carplnit» : ai. kfpi^ü' {tqtL BB. 30t W^)t u-
tu *dQmü-j lat, op-pi}rtünu8 : porifr* oßw.
448
lüdimgen sehen, erklärt J. Schmidt > dem sich Bartholamaet
GlPh, I 1, 96 f., IF, 3, 15 usw. anschliesst, pratlc- als am
prati -f- *^qu 'äuge' za ngia-LUTiov mw. entstanden, Siete
über die frage zuletzt die zusammenfassende behandJung hei
Thumb, Handbuch b. 219 f
Welche der beiden auffassnngen die richtige ist, läset ach
wohl schwerlich entscheiden, und es ist nicht meine absieht,
hier auf diese schmerige frage näher einzugehen**) Ntir
möchte ich dagegen protestieren, wenn Tbamb, KZ. 36, I99ff^
Handbuch s* 200 ans ai* Hryaüc-, tiragc- eine stütze für die
theorie Osthoffs entnimmt. Denn meines erachtens lassei
sich diese formen anders und besser erklären als es Thuisb
tut und in einer weise, die eher eine stütze für die anffassong
J. Schmidts geben möchte*
tiryanc- wird von Thumb aao* und Flensbiurg, Die Bm
ter- etc» 65 ff.-) als eine analogiebildung nach prutyaflc- m9i.
erklärt. Dies scheint mir aber entschieden falsdx zu leiii,
denn iiryanc* ist fast mehr eine der ältesten dieser bildungeü,
da man sie in einer anderen sprachfaniilie wiederfindet » w^^
eine solche bildnng wegen des mangels an weiteren beispidin
nicht eine jüngere analogiebildung sein kann. Ich mochte
nämlich th-yaüc- < Hiri-uflc- am nächsten mit lat. irW
n* traf, trahaf *trans' zusammenstellen; bekanntlich ißt j&
trünSf was seine entstehnng angeht, unerklärt. So erkJÄreß
es Fick, Wbeh/ I 60, H 130. ?. Planta, Gramm, I 314- 505
< Hrns^ was ja ganz unmöglich ist, weil dieses höchstens
ein Hrös geben konnte*^) Vanidek, Et, wbch. 105. Stob»
^) Ee bandelt sich hier um teUwetge Bchon ursp rachliche IcontraktiolltBr
die TU an durch keinerlei modomore und siehe rere beiEpieJe stützen 1[^>
Jedocb ist ee g^nz natürlich, dass z. h, ein *pfati*iitt/if* itu Altindi^eh^ii ^^
male anders als *prat^- pratlc- geben kann; es scbeint mir auch dentÜcli.
ehwobl dies Öfter» nicht beachtet wird^ das der diphthong *9i im Altin^scN^
-^ l wird, nnd somit Me wie ai, dhmü- : (üiii(i)- als analogiebÜduag«» ^
betrachten sindj *#i=-fUogt Toru, »- m: tgs ^^^ *^it- : gel aigaft, ^^
^deichsel, Steuerruder' -^ *^i8d : urdav, *ojes-, gr. 0^,1 (Beezen berget, GöA-
1896 s. 967 anm„ Lid^n, Stadien 61 f.) und vermutlich auch in ai. 1^
'drang* not, landcsplage' (ep.) ^ gr. *aift- m atat-ßväiag law* {^ teit
BB, 30. 161 E).
") Vgl. Perason, IF. mz. 12, 16 f,
*) Ein *tf}iSj das man vieUeieht geneigt sein möehte uixDBebEen, |ibl
irohl ebenso ein ki *träi.
Zur »riBchen woTtkunde.
449
Hist. granun»^ 314 und Brugmann^ Kz* vgl gr. 478 erklärea
es < HrävL% pt, pr. zu ^trare, was ja lautlich möglich wäre,
aber anderswo auf schwieiigkeiteu stösst, \gL v. Planta,
Gramm. 505.*) Ich möchte träns, u. traf < Hr-ank-s er-
klären, was wohl weiter < Hr'8vq^s entstanden ist* Was
die bedeutung betrifft, lässt sie sich sehr wohl erklären: z* b.
ein Hranks eo bedeutete 'ich gehe quer, in die quere gerichtet';
dann sagte man weiter z, b. Hranks mare eo usw. und so
wurde Hranks > Irans allmählich als präposition aufgefasst»
Was jetzt tiry-anc' betriflft, so ist es wohl zunächst aus
Hrri-€^vqf* entstanden; Hrri- ist aber nicht eine nachbildung
von praü usw., sondern in folgender weise entstanden. Es
gab ein adjektiv *tira- < Hr-ro-^ das in üräs in eigener weise
fortgebildet Torliegt, s. weiter nnten; seine kompositionsform
hiess etwa *t(e)r-i' mit dem gewöhnlichen ersatze eines -ro-
Stammes durch einen i-stamm in komposition (vgl. 2. b. av*
spidra- . spiti , döidra-j gr. xvS^ag : Kvdi-uvitgu usw.*) Jetzt
kombinierte man diese beiden fonnen und so entstand ein
*irri', das im Altindischen in tiry-aflc* vorliegt.^)
Jetzt möchte mau aber einwenden, dass es wunderlich
ist, dass man nicht die formen von Hiric- findet, und auf
diese einwendung basiert auch Thujnb seine erklärung, dass
tiryaHc- eine stütze für die suffix-theorie Osthoffs abgibt. Ich
Möchte gar nicht verneinen, dass es merkwürdig aussieht,
dftss die formen dieses Stammes, die sich wohl einmal un-
zweifelhaft fanden, ganz ausgestorben sind. Jedoch lässt sich
dies vielleicht erklären, falls man eine andere erkläruug für
tira^cä als die bisherige annimmt. Dieses wort» das deutlieh
mit pa^cä und neea zusammengehalten werden muss, ist ver-
schieden erklärt worden* J, Schmidt, KZ. 25, 97 sieht in
*ۊf av. 'da die partikel *gif^, die auch in lat, abs-que^ gr.
)) de SaoBBur«, M^m. 267 anm. setzt trana ^ gt. t^ayi^j w«£ mich
Diefat besonders überzeugt,
*) S, Cdand, KZ. 31. 267. 32, 692. GGA. 1893, 398. Bartholomae,
ZDMG. 48, 165. GIPk I 1, löO. W. KJ. PMl, 1898, 1060. IR 9, 259. 11,
116* Ah. Wbch. pftfislit]. UQb&cltmann, IP. Atiz. 11, 49 fusen, Wackemagd,
Vem. Beitr. 8 C Ai. Gr, H 1, 59 fF. Bmpnaim, Gr. Gr.» 208. IF. 10, 86.
Kl. vgl. gr. 304 f. Stoh, Wiener Stad. 14. 255.
') V(fl. ?ed. ^vittct' EV. 10, 46, 8 zn ^vit^-ark, das für *gm^a-<m£
ipdti- — ay. »piti-} Bartholomae, IF. B, 15 fosBti. 2,
400
JäiI Ch&rpfittier,
0-T€, dor. S-if« wiederkehrt. Zabatf, IF. 7, 183 f. erklärt
(nach Pott, Et, F, P 472; dagegen J. Schmidt aao, n. 3)
pa^cä usw, < *pQ-sque Eod sieht in -Bq^- eine form von *sBq^
'folgen' (so auch UMenbeck, Äi. et. wbch* 161a). Wieder
anderes findet man bei ZnbaU, KZ. 31^ 19* 60. Dagegen
Bartholomae, Stud. 2, 5* In ai. tira^cä < ^iras-cä sehe ich in
tiras' ^ tirm den lokativ eines -^^-stammes 'ohne endung* ^) -^mt
worin icli, zum teU mit Bartholomae, den lokativ *qB(i) zu einem
ai. *aci' oder *in- 'ange' = lit* akh, akslav. )o^ (dual.), gr.
oüü$ < *oK4-f, sehe, d* li, ich nehme ein ursprüngliches para-
digma etwa *a'^- oder *6qi- lok. *g^ an, was ja gar nicht
tmmöglich sein würde. In pagcä sehe ich mit Brugmann,
Kz. vgl. gramm, s, 477 ein pas- < *jjos = lit pm 'an, M
und vielleicht akslv, po *nach, hinter\ das jedoch auch anders
erklärt werden kann.*)
Man hatte somit teils ein paradigma Hryanc-^ *tinc', teils
ein adverb tira^cä, das aus zwei lokativen zusammengesetÄt
war wie z. b. lit. tüjaüs ^sogleich'. Als man aber die lokatiT-
bedeutuüg des wortes zu vergessen begann, was wohl durci
das allmähliche verschwinden des lokativs auf -a {apiäu ist
ja schon im EY, ungemein häufiger als uffnü) nnterstQt^
wurde, fing man an das wort in das paradigma ti^yanc- ein-
zuführen und da die instinimentale auf -a auslauteten, setzte
man es als instrumental ein; dann begann man allmäblicli
zu flektieren L. tira^cS usw.^ was jedoch erst verhältnismässig
spät ist. Im EV. ist tira^cä, das L 61, 12; 2< 10, 4 ni
') Freilich suKi ja -s-erwcitemn^n ?on prlpositionen und ÄhnL wie
ifmK^f usw. (lix^ttft^ ist vohl eher-»»], ag^ii-bhi^ mw,) sehr gewötmÜi^tiei
iliir ich ssiehe doch die hier oben dargestellte meiiiung dieser vor, da ich
Bonet ein älteres *tira als präposition nicht wohl erklärexi kanii.
*) Nachdem ich obiges niedergesehrieben hatte, ht die xusuma^D-
Btellmig' der hierhergehörigen wortgnippe in Waldes Et. Wb. b. 4Mi *t-
schienen. Dadarch werde ich an die auiteinand ersetz ungen Bartholomi^
ZDMG. 50, 723 erinnert Obwohl die landläufige erklärong von pmt ^
aus *pf}M erweit^jrt wohl die beste ist — ich will eber sagen einfiichste -^
aehe ich doch keinen gtnnd , wamm man den ansatz Barthalotaaae m^
idg. *pQgt als 'morphologifich unwahrscheinlich' bezeichnen soll Tatsächlich
sehe ich keinen eindgen triftigen einwand , den man dagegen rorbnn|co
kßnnte^ und vieUeicht erledigt sich gerade dadurch besser die nnlengbi'
wonderÜcbe tateacho , dass man in einem ganzen apnchgebiete — dem
italischen — nur die *mit t erweiterte' form poit findet
Zur arJBchen wortkonde.
451
10« 70, 4 belegt ist, nur adverb ; tira^ct kommt als eigenname
(eines mann es I) RV. 8, 84, 4 vor, tira^ctna- *m die quere
gerichtet' 10, 129; 5 und firagcdtu adv, *quer durch' 4. 18, 2
und 9. 14, 6* Der lokativ tiragc^ ist erstmals in (^at Br.
2, 3, 2, 12 belegt.^) Eine andere erklärung dieser flexiouj
die bei Thumb, Handbuch s. 200 angedeutet ist, tiberzeugt
mich nicht, denn sie scheint nicht durch parallelen begründet
zu sein.
t9. Ai bala- Veiss*.
Soviel ich weiss, ist nicht ausreichend darauf aufmerk-
sam gemacht, dass wir im Altindischen ein wort baia- 'weiss'
haben, das, wenn auch das einfache wort nicht ganz sicher
II belegt istj doch unzweifelhaft in ableitnngen sich Torflndet.
H^ Was das einfache wort belangt, möchte ich folgende
^^rmutung aussprechen: es werden genannt nenn schwarze
Väsudeva bei H, 695 f. O^äsudeya bei den klassischen schrift-
steilem und den lexikographen besonders ein name des Kr^a)
und deren briider heissen ib. G97, 698 nava ^iklä halali *die
neuD weissen Baias', Wenn man nun in haläf^a- sicher ein
bala* *weiss* vor sich hat, hegt es nahe auch hier boMfi
einfach als 'die weissen' zu fassen, d. h. die Väsudeva waren
*die schwarzen', deren briider man gewijhnt war *die weissen'
za nennen; es könnte vielleicht bala- hier das erste glied
eines kompositums sein, ein kurzname, dessen vollere form
etwa Hala-dma-f ^hala-hlimtaT' oder ähnlich war. — Auch in
dam pflanzennamen hala ^Sida cordifolia, Samtpappel' (les.),
«ine malvacee mit grau- oder weissfilzjgen blättern, wäre es
'Wohl nicht all^u fernliegend etwa ein ursprüngliches *hala-
jfußpa- oder ähnliches zu sehen, dann mit kurznamenbildung
^m >) Eggeling, SBE. Xn, 341 überaeUt 'iidewaji'.
^^ *} Odef iogar *baln-pu^pa- mit nnem ersten gliede *bülä ^ etwa
' ^ei»lieit' (?gL mahä-rnja*f das entweder *8eine majegtSt der kOnig' bedeutet,
«dw Tieneicht 'majeetas regia' und ans einem araprängücherep *ttiäkä'räijä-
cotstanden iit. Nach einigen ist auch säkhä «twa *3ocieta&, freimdachafl^ nsw, \
jodoeh liehe ich hier eine andere auffaBBUHg vor). Die knjiBamenbildung"
i "M ftbligenB hei pflanzennamen beBondoTB stark vertreten; man vergleiche
S. b. a^ni : agnimukha *Plnmba^o ^ejlanica oder Semee^qiQ«! Anacardium\
aru^akamaia- usw. Beiajiiele laaaeii sich zu honderten linden.
462
Jtrl Gbarpeßtiör,
Vollkommen sicher findet sich aber hdlu- 'weiss* m haU-
k^i-ü' 'weiss* TS. TBn ep. kl* lex, *weiss' f. hala-k^-i dss,,
baluk^a-gu- *der mond^ lex. Neben diesem findet sich auch
einmaliges paUk$a- 'weiss' VS. 24, 4, was, wenn es nur
eine verschreibttog ist, wie BR annehmen, wohl doch tob
palita' *graUj weissgran* beeinflusst ist, übrigens aber auch
ein dieser sippe aogehöriges woit, das mit baläk^a- nichts
anderes als die bildung gemeinsam hätte, sein könnte-'» Was
die bildnng des wortes baWmi- betrifft, so steht es meines
eraehtens auf derselben stufe wie die griechischen färben-
bezeichnungen aido*%pf ^^kü-^, mvo-^fj^ ^p^-tp^ vm^o-ip usw,
d, h, ai. -k^- - gr, -71 ff-, denn das a m ai^o-n-g usw. fasse
ich nicht ds eine nominaüTendung, ist idg, -qus- und ist mit
ai. äk^' 'ange'^ ay. asi- am, uew.^) zusammenzuhalten, ygL
Hirt, Handbuch der griech* L, u. FL, s. 206, baU-lnm- enthält
somit bala- 'weiss* + k^- 'äuge* (mit thematischer ausbildung),
also eigentlich 'weissängig' > *weiss aussehend' > *weiK*
ganz wie gr, al^o-ng sich aus ald^o- *fetirig' + -na- %ng^\
fiijlQ-n^ sich aus ft^ko- *apfer + -;icf- *auge' (Od, 1. IW _
^ilX&na xagniv vom weizen) usw. zusammensetzt,*) f
Dies über haläkm-* Weiter machte ich bata^ 'wdsa'
auch in haladyä 'Sida cordifolia' Termnten, vgl. oben hd^
*Sida cordifoUa'. Ein etymologisch unerklärtes wort ist bal&kä,
büUJca- (ü^, 4, 14, 1) VSp ep. kl. lex. 'eine kranichart' (eine ■
unsichere Vermutung bei Johansson, KZ. 36, 344 fussn. 1)^).
Könnte man etwa vermuten, dass man so eine weisse kranicb-
») G?, tfi^^DfXwdf darf nicht ein idg. *ögj>- erweisuo^ denn ©a ist wohl _
^ *i^7in-^al^6- entatanden, b, Bnigmann, Sfichs. Ber. 1^7, 6. 3S C Gr ■
Gr.* s. 127* Auch aeol. djcTailofi dor. dnxil^g können nicht genügend Am
ansatz einer solchen wnrzel rechtfertigen, ygl. Jehansion, BB. 18, 25, Anders
Walde, Lat et. wbch. 428. M
^) Was die hom. epiüieta des jnlx^^ vm^t^xp tmd jji'oif^ anseht, dnd m 1
ja hetreffB ihrer etymologie etwas dunkel, sind jedoch unzweifelhaft in der-
selben weise gebildet, vm^^- in vwqQ-iig kann ja übrigeos sehr wohl
^ *ymiQQ- entstanden Bein tind 2n ai, nila- 'dnn]celblan, dankenkrbig' ge-
hören (so Benfejf Wunselles* II ÖS, weiteres teilweise sehr unsicher bei
Lid^D, Stadien s. 69 1). ^vf^- in qyti~ng möchte man lieneicht ak ein
ft^ö^ -c *«iO^*'ci- fassen, was sich mit lat aEniw^ ags* irrere \on se gemachf
vereinen Hesse, oder eher ist vielleicht ion. jä>'o»/' ^in m-gr. *uvmp -^ Vüo*
fo-jta- =- *dfo-¥ü- >^ *Äa-*'o- =^ *ttyo-. Eine andere, jedoch kanni stich-
haltige et^TnologJi gibt Bezzenberger, BB. 1. 338.
>) Wieder ander? Kiedennann IF, anz. 18, 18-
Zur anscilen wortlcunde.
453
art benannte. Das lässt sich wenigstens ebensogut wie andere
vermtitungen aussprechen.
Eäne ablautsstufe *hala- weiss ich nicht zu belegen, denn
hier ist es unmöglich, eventuell solche Zusammensetzungen
Ton solchen mit häla- *kind zu scheiden. Jedoch liegt es
nicht ganz abseits zu vermuten, dass bala-pii^pl, -pti^^ikä lex.
*eioe art jasrain' eher die *weisse blume* als die *kinder*
blume' bedeutete.
Eine ansserindische anknüpfüng weiss ich nicht zu geben.
Ich bemerke nur, dass man neben diesem "^b^iHo- ein idg*
*hMlo-f bhölo- *weiss* hat, das in ai. bhala- 'glänz', akslv.
bMu 'weiss', aisl. bäl ^Scheiterhaufen', lit* balti * weiss werden',
cymn bat 'weissgesicbtig', gr* (paliog *licht, weiss' usw. vor-
liegt.»)
iO* Av* angra-f anra- 'feindlich, böse'.
AT. angra- (gäth.), avra- (jb,y.) 'feind, feindlich' kommt
in dieser bedeutung nur Y. 43, 15. 44, 12 vor; sonst steht
es immer in Verbindung mit nmin^ii- als avrö niaintjus *der
arge, böse geist', gegner des Ahura Mazda (s. bei Bartholomae,
Air* wbcb. 104 f.), was durch mp. ahraman, arm, Iw. arhmn
fortgesetzt wird.*) Dazu gehören nach Bartholomae aao. und
GIPh. I Ij 166 f. mit anm. 2 aus dem Ävestischen folgende
Wörter: qsta- m. *hass, feindschaft' < ^am-tha- nach Bartho-
lomae, Air. wbch. 361, astai int 'zu befeinden' Y, 46, 18;
daneben ap. ahi-frastay- 'strenges gericht' Hb. 4, 14 mit der
korapositionsform der ra-stämme auf i (vgl zuletzt Wacker-
nagel, Ai. gr* II 1, 59 ff.) und arika- < ^ahrika- (Air* wbch.
189 wo litt.) ^feindlich gesinnt' Bh. 1, 8. 10; 4, 13. Auch
in dem vedischen damonennamen vymfisa- vermutet Bartho-
lomae, GIPh. I 1, 161 ein dieser zu sippe gehöriges wort,
was wohl zweifelhaft sein mag.
Die etymologie des wortes ist wohl nicht ganz klar:
soviel ist jedoch sicher, dass man av. angra-, avra- aus
«) VieUeicht verhält aich gr. ßalUg 'sch#e1dg* (in der H. ßnlioc ein» dej-
phrdfi d«« Achilles): bala- wie t^aUo^ z cymr. btü, ^ttl6s luw. Oder ist
ea Tielmehr da:» richtige, das wert mit ßrtlXto *werfen' za vereinen? Man
möchte dann an ausdraclce wie z. b. nschw. apflkmtad 'mit bellgimuen
ftecken versehen' (vom pferde) denken,
^ Über np, ahriman i. Baithobmae, Air, wbch. 10^.
454
Jwl Ch&rptntier,
einem arischen *as-m* herleiten muss, was weiter aus ^tp-ro
oder *ri.^4o- entstanden sein darf (die kompositionsforra ap.
ahi- kann einen ursprünglichen stamm *us*rö' nicht ganz slchei
steüen» denn ahi- kann zu ap, ara- nach iüteren mustern
gehildet sein). Somit sehe ich ein verwandtes wort in dem
noch unerklärten aisl. HZr, illr 'schlecht, böse (ge^ensatz g^);
fetttdlich, böse gesinnt, hassend; unangenehm; klein' (vgl. gr.
xwKoc), aschw. Ü-, ill- dss., nschw. ill- (z. b. ilhdäd 'freveltaf
usw.) üla advn norw. ilia» ndän. ilde.^) Diese Wörter leite
ich» um sie mit aüra- < ^^^isro- oder ^iis-lo* zu vereinen,
aus idg. "^miselö-, was natürlich urgermanisdi ein HnsÜt^
geben würde. Dieses Htmla- entwickelte sich weiter im
Nordischen zu HnBUa'j woraus man wohl ein aisl, paradigma
EOm. Hnnilf dat. Hlle erwarten möchte, und daraus mit ans
obliquen kasus zuröckgebildetem nora, iUr usw, (illr ist wohl
mit Noreen, AisL gramm.' § 122, 2, Tamm, Et. ordk 384
als durch kürznng in position entstandeu zu fassen).
Die völlige bedeutungsidentität , sowie die wenigstens
mögliche fast völlige formelle Identität {avra- < *w6'-fo-, iilr
< "^em-elo') scheinen eine nicht geringe stütze für die rich-
tigkeit der obigen etymologie zu liefern.
IL Av. xrdvhaya- ^erschüttern',
Av- xrävhayeiti *erschüttfem' (belegt ist nur 2 pl pv.
xrdvhayete Yt 10. 36) gehört nach Bartholomae, Air. wki
1) Ältere detttmigenj wovon keine äberzengend ist, bei Tonim, Ei oHb.
383 f. Auch Falk-Torp, Et. ordb, 1 328, der das wort mit gr. 6Uviit nt^
tint, scheint nur nicht überEeugeiid. Nur möchte ich eine ältere otymaJogi*
hier berücksichtigen. Klnge» PBrB, 8, 525 hat iür mit dem air. iM ^
*niedr%\ cymr. com. iid, bret, üel dsa. kombiniert. Dagegen veibrndH
Thamejien, KZ. 30* 491 die keltischen Wörter mit lat. irtiMS 'der nntaisti'i
dofi ans *im'mQ- erklärt werden kann. Jetzt scheint mir folgendes möglidi
Sowohl für ftv. avra- wie auch ftir ^sL Ülr hindert mchte eine tirsprüni^
liehe bedentimg *tuedrig\ datm 'böse, feindselig^ nsw. anzusetzen, nm^-
habe ich aus *f^-, ilir -e *pn«-e-f^ erklärt. Jetzt möchte ich anfb kalt
*iwsfejto- -c *^e)lö erklären» sowie sich lat. imun ja aus '^ps-mo- erklir(*^
laest. Somit erhalten wir teils eine form *m<s(e)*lchj *^4o- mit -fo-, d*
Irgendwelche funktionjsgleiehheit bat mit der ^ableitung in lat UUi» isst.,
teils eine form *^-mi>^ mit dem superlativsoffiie -ttto-, Das dement *^
ist wohl in *en-s- zm teilen und geht zuletzt auf irgend einen pronominale
stamm zurück . Auf dies» hat mir Prof. Johansson aulmerksam gemacbt
Zur ansehen wortfcimde.
455
539 znnäclist mit aiwrast^anut^fna- 'der am allermeisten an-
treibeudej anregende' Y. 13, 3, Vr. 3, 5 zusammen, xrdvha-
yeitl setzt ein ar, "^krasayati vor, a^xrax^'amtt&jfia' enthält
die Partikel ds- *sehr, viel' (über deren etymologie vgl.
Bartholomae, IT* 9, 282, Air. wbch* 229) und xrajd^'amitBnm-,
den Superlativ eines "^xfäx^ana- < ^Jcräsvanu-; die beiden
Wörter sind nach Bartholomae aus einer arischen basis *kras-
'erschüttem, antreiben' hei^uleiten, weitere etymologische er-
klärung gibt er aber nicht.
Meines erachtens gehört dieses arische *kra$' mit urgerni,
*hröi' 'rühren, in bewegung setzen' nahe zusammen , das in
aisL hrera ^rühren', ags. hreran^ as. hrörjan und ahd. ntormi
dss. alles < nrgerm* *hrözjana'^ vorliegt» Sowohl xrävhayeiti
wie auch die germanischen werter enthalten somit io-bild|ngen
in ihrem verbalsystem.*)
Was die weitere etymologische anknüpfung der germa-
nischen Wortsippe angeht^ ist sie wohl nicht ganz klar, vgl.
Kluge, Et, wbch.^ 323 a. Zum grössten teil mir ganz nn*
annehmbares bringt Sommer, Griech. laotstud. s, 74, der
(ikslv. kruZiti ^abbrechen', gr, x^ovixt *st08sen\ sowie das
in der bedeutung etwas unsichere gr. ;t^««'® H- &> ^^6 ^-t
Herod. 6, 75, Nie» Th< 277 vergleicht, was sehr wenig ge-
eignet sein möchte jemand zu aberzengen.-)
12. Av. fräd' *f ordern, gross machen'.
Av- früd' bedeutet nach Bartholomae, Air, wbch< 1012 f.
L akt. *etwas fördern, vorwärtsbringen, gross machen' z* b.
yä me fradayät rimanami^a vUamäa Y. 62, 5 'die mir das haus
und den stamm förderte' — 2* besonders mit beziehung auf
goJB^- gebraucht z. b. vohü manavhä yehyu hjaö3anüis gae&ä
asä frädant9 Y. 43, 6 *mit VM, durch dessen tätigkeit haus und
hof von A^a gefördert werden', mt me garjM fraäaya —
vüTBdaya T* 2, 4 'dann fördere und gib mir Wachstum an
1) Nachdem ich diei niedergeschrieben, eehe ich, dass dieBelb@ Etymo-
logie von Scbeft^lowitz, ZDMG. 69 aof gestellt worden isl Da aber Scheftc-
lowitz keine nähere begTündung oder beeprecbang gegeben hat, lasse ich
meinen artikel hier abdracken.
3) Aach glaube ich nicht, dasB die eljBiologi©, die mit urgerm. *hröi-
jamir gr. xt^ittyvvfit, oi. 0rta- *gemiBcht\ ^ayati usw. verbindet, da»
ncfatife trifft
barpentier,
haus und hof — 3. med. 'wachsen, gedeihen' z. b. Y, 10, 4,
Vgl weiter Zusammensetzungen wie fradai . ^a^M- *der die
lebewesen, den lebendigen besitz, haus und hof, hab und gut
fördert*, beiwort Ton Ahura Mazda, A§a, Haoma, Srao§a u, a.,
fraiat . ßav- name einer gottheit, die die kleinviehherden
mehrt, frädat , nar- eigeonarae Yt. Id, 122 fraSat . narahe . • , —
asaonö 'Fr.s des rechtfertigen*, fräSal . vai^hav- eigenname ib. f
1:^1, fraSat , vlra- 'männer fördernd*, narae einer gotthät,
fruMt . x'^armah- eigenname s. bei Bartholomae aa, 1015,
fräSat . vtspqm . hujyätay- ^der alles fördert, was zum behag-
licben menschenleben gehört*, name einer gottheit*) I
Dieses frad- wird von Bartholomae als aus fra ^ dfä)-
'geben* entstanden betrachtet ; er weist auf fra-da- (Air. wbcli.
120 J) hin, das neben der bedeutung ^verleihen*, die dem
ai. prä-da- allein geläufig ist, auch die von ^hervorbringen,
HchaffeUj fördern', med* * vorwärts, in die höhe kommen' hat.
Dies ist meines erachtens ganz richtig, und ich erwähne das
wort nur um den vorsehlag zu machen, ob es nicht das beste
wäre, das vielbehandelte got. f7*asts *kind, nachkommenscbaft'
hierher zu stellen. Das wort, das 2, Cor. 6, 13 frasttm
und Rom. 9, 4 frasti-sibja belegt ist, somit was das genos M
betrifft, nicht ganz sicher, würde dann < urgerm. "^fra-t-d-i- "
< idg. ^pro'd'fit-i- z\x erklären sein, was eigentlich etwa
'förderung, hervorbringung, mehrung' bedeuten würde.*) Andere
erklämngen, die wesentlich auf dasselbe ausgehen, formell
^) Auch tömmt vor fräda- n*me eines MargianeTS Bh. 3, 2. 4. 2. was
mir ein kunname aus einem *frada + j zu mm scheint. Wir haben hier
wahre cheinlich ein beispiel dea kompoaitionstypüä, der durch gr* ti^x^-xaxo;,
ilxixituiy usw. vertreten ist. Vgl weiter fra&a'savah- Vr. 19» 2, 4^ gar M
nicht aus *fra.7af-savah- entstanden zu sein ü rauchte wie ea Bartholomae, OlPh. |
1 1, 180. Air. wich. 98S wiU j vaiäspa- name Yt. 13. 102 wäre wohl etwa m
ai. *vak$ad-a^'a-f d, h, es enthält ein© participialbilduiig' zum «-aori^. Denn
dasB diese kompositionsvorderglieder, 2. b. gr. f^QX^-t v^P«^ ^J^™'- participi*
gind, ist mir von vornherein sehr wahrscheinlich; auch die imB^inander- ■
aet^imgen Brugmarmi IF. 18. 68 ff. überzeugen mich nicht |
') Äi prdtii- -i *pro-d-H- wird bei BR mit 'hingäbe* übersetzt, scheint
aber eher in Äit. Br. 2. 40. 8 'mehmng, fördenmg' m bedeuten. Haof
2. 157 übersetzt die stelle pratt'tr vä yäjyä punyäiva lak^mr so: *Tht Y.
18 a gift^ meritoriouB and fortune\ was mir freilich nicht gan^ richtig schdiit;
eher ist es: *Y. ist förderang' msw. Dieses wort ist jedoch natürlich eine
rein Indische bildung, denn ein ans rorap rachlicher zeit ererbtes *ßto-fi-ti*
würde sicher ein ai. *prdßfi' gegeben haben» vgl. Johansson» H^. 14. 2S5E
Znr trieehen wortktmde.
457
^l>er Ton der Mesigen verschieden sind, gibt Osthoif, PBrB,
20j 89 ff., wo auch ältere deutuBgen eingeheiid besprochen
sind, weshalb ich darauf verzichte, sie hier weiter zn er-
örtern. ^)
13. Av. da^dahvant- 'einsichtig'.
Av, {fasdahmnt' ^einsichtig, verständig' (nach BartholoTnae,
rb. 538) kommt vor in Y. 31 , 3, wo es heisst: yqm dd
ä^^at^a asüt'ä <föis ränöHya xsmltdm j hyat urvatdm
^a£dönvhvad^byö tat mazda vldvanöi vaö(*a, was Bartholomae,
Die Gathaa s, 181 übersetzt: 'was du als belohnung durch
den (heiligen) geist und das feuer bereiten wirst — und
durcli Aäa gelehrt hast — den beiden parteieu (eigentlich
kämpfern), was die bestimm ung für die verständigen ist, das
tu uns kund, o Mazdäh*. Hier bedeutet das wort somit: 'wer
religiöse einsieht besitzt, pietätsvoll, fromm'. Weiter kommt
«s vor in Y, 44, 5: tat &wu parasä ^n^sMöi vaoM ahnrä !
k9 yä iisä ar&m.pid^ifa xSapät^^ (nämlich däf} yd
manaoBris medövghvantdm ars^hya. Bartholomae ib, s, 59
übersetzt: ^danach frage ich dich — gib mir recht« künde,
o Aliura! —:.. . Wer (nämlich schuf) den morgen, den
mittag und die nacht, die den verständigen an seine pflicht
gemahnen^* Der sinn des wortes ist auch hier derselbe, wie
in dam oben angeführten belege: f^aedmghvanfdm heisst der
reiigilSs einsichtige, der durch das eintreten von morgen,
S'ttag und nacht an seine gebete und Opfer gemabBt wird*
I Das wort, das etymologisch ungedeutet ist, zerlegt sich
natürlich in ^a^dah-vant- 'wer mit öiMah- begabt ist*; foBdah-
muss somit etwa 'religiöse einsieht, pietät' bedeuten* Das
wort würde wolil einem ai. ^h^dus- oder *eedas' gleich sein^)
und ist offenbar entweder aus < ^k'esdhei^- oder "^k'eddhes-
entstanden. Welches von beiden ist natürlich nicht möglich
zu entscheiden.
Mit cazdahvani' möchte ich vergleichen das noch un-
erklärte griechische wort «Va^r^aXo^. Dies wird gewöhnlich
'frevelhaft' und dergL übersetzt, was auch dem sinn der
stellen ziemlich wohl entspricht. Nichts jedoch hindert, soviel
H I) Weit«
H >} EveDtt:
*J Weiteres darüber auch bei Osthoff, Et. Ptir. 1^ 196, wo litterator.
*) EyeDtaeU "^kedhoä-, c^tlhm*.
458 Jvl Charpentier,
ich sehe, eine ursprünglichere bedeutung anzusetzen, die der
von datdahvant' sehr nahe kommt, nämlich 'unfromm' < 'wer
von seinen pflichten gegen götter (und menschen) nichts
weiss'. So sagt z. b. Priamos, H. 22, 41 7 ff. von Achill, der
eben Hektor erlegt hat und jetzt die leiche vor den augei^
seiner eitern nach seinem wagen schleppt:
Xlaaoojti* dviga rotTroy araodtikoy oßgifiOBgyov
ijy nmg ^Xixitjv aiSiaattai xai ikeijatj
y^Qag' usw.
Ebenso spricht Menelaos H. 13, 631 ff. Zeus an:
631. Zfv natsg
633. oto^ dt] avdgtaai ^^agÜ^iai ißgiattjaiy,
TgcoaiPf täv fiivog aiey dtiadaXov . . . USW.
Er wundert sich somit hier darüber, dass Zeus, der
allwissende und rechtfertige gott, solchen schandbuben helfen
will wie den Troern, 'deren sinn immer gottlos ist'. In der
Od. 7, 60 werden die Giganten Xaog itaa^aXog 'ein gottloses,
frevelhaftes volk' genannt; 3, 207. 18, 143 wird von den
freiem gesagt: ataa^aXa fifjxctvomvrai 'sie verüben gottlose
taten ; Od. 16, 85 f. sagt Telemachos zu Eumaios von dem
verkleideten Odysseus:
xeiae d*uv ov /niv iyd ys fiira fiyriarr^gag ifofn
SQx^o^ot^' XirjV yag draa&aXov vßgiv ixovaiv
^dorthin unter die freier möchte ich ihn nicht gehen lassen:
sie sind von einem ganz gottlosen Übermut'. Und in der
Od. 8, 166 antwortet Odysseus dem Phaiaken Euryalos, der ihn
in schamloser weise schmäht, und somit nicht nur ihn, den
gast, sondern auch den Zeus Xeinios aufs gröbste beleidigt:
gf^v', ov xaXiv ismeg' draa&aXt^ dvSgi i'oixag
'freund, böse reden führst du; du scheinst mir ein gottloser
mensch zu sein'; 'frevelhaft' wäre hier nicht das rechte.
Neben draadaXog kommt vor djuad^aXia 'gottlosigkeit,
frevelhafter sinn'.^) So z. b. spricht Sthenelos, der söhn des
gottlosen, übermütigen frevlers Kapaneus, in H. 4, 405 4
Agamemnon an, der eben die väter der beiden gepriesen hat:
^/Lteig TOI nardgcov /ndy* d/Lteivoveg sv/ofÄtä^ slvui'
^/neig xai Qijßfjg fiog ftXojuev inxanvXoio,
1) Bei Homer immer im plural.
Zur vjiclieii wortkimde.
459
Also (409) *sie (die väter) gingen durch ihre gottlosig-
keitea zu gründe'. Man vergleiche mit dieser rede die
schildenmg der sieheu kouige hei AeachyloB und inshesondere
die des Kapaneus (Theb. 410. 414 ff,)'
Kana^BvQ i' in' ^JiXixT^utaiy iikfjx^ nvkaig,
HBQtat^VQV ivcn^^^ctPT UP ifinfyßt^y <T)Fid^itP,
Tag J' aat^antig t$ xai Mipetvyiovg ßokug
fiBüfi^ß^ivoVüiv ^^vkXnBütv noaüTJxitdiV,
Es gibt sich dann von selbst, wie die dttMaSaXiai bei
Homer hier aufeufassen sind. Od. 1, 34 spricht Zeus von
den ftjuoB^aliai. der menschen» 21, 146 f, wird gesagt von
dem rechtfertigen freier Leiodes:
ttTuuSaXiat d$ oi oi^
'er allein hasste die gottlosigkeiten' usw. Od, 21, 67 wird
gesagt von den freiem iJ/ uxaa&aXittg inu^öv xaniVf *8ie
sind durch ihre taten gefallen^ und Penelope äussert ebendort,
dass es einer der unsterblichen sein mnssj der ihnen den tod
verursachtye. In Hes. Th* 209 wird von der mrairdaXla der
Titanen gesprochen, und in Herod* II 111 wird berichtet von
dem ägyptischen könige 0£pmg, wie er seine äugen verlor-
Der NU schwoll wie gewöhnlich an toi' ifi ßauiXia Xd~
fovai TOvti^y araü^aXifi /{»^(fu^fvoy, Xußivta ui/M^ ßuXtfv
i^ fitaag Totf ihag tov notaiiov, ftira il avtiita Jtaptivta avjuv
tovg oq^SaXfioig ttfpXm^^pai, Hier wird €8 mit gewün^hter
deuüiclikeit ausgesprochen, dass uT<^üBaXiu eigentlich 'religiöse
freveltat' und ähnliches ist, denn es war natürlich die hlindheit
eine strafe wegen der versehrung de« fluHigott^. Es scheint
mir somit deutlich, dass ciT«<r^aAii^^ uian^mkm überall ar-
sprünglich auf irreligiösiea benehmen hinweist.
)) Sa mit ]>«iiel*M>ii is idirtib«n itstt dem f««Okiil]di«ii ä^^i^r *b«iHf',
TgL IL JS, 736 jf< f* ti^^i *J^^^y (gew. <fft*ö*') l m d^i^d^^ li»*j4i^
30»
460 *^^^ Charpentier/
Ich möchte das wort zerlegen in d privativom + »aa^a-
Xo-, worin ich am ehesten eine -Xo-ableitung von dem mnster
ai. plvalä- : ti/cov-,^) d. h. ein *ra(T^-^-Xo- sehen möchte.
"^TacT^-ji- ist wohl aus *t€o&'1}' entstanden; ein *aTia^Xo;
könnte nämlich sehr wohl zu driad^aXog assimiliert worden
sein (vgl. J. Schmidt, KZ. 32, 321 ff., Hirt, Handb. 115).
Man findet somit hier wechselnde -es- und -en-stämme. Von
älteren deutungen des worts ist mir nur bekannt die Benfeys
Wurzellex. 1, 50. Er sucht das wort mit arjy zu verbinden,
indem er es aus dr-ar- erklärt, was natürlich nicht stich-
haltig ist. Auch die Verbindung mit drakog, dTiToXXm usw.
lässt sich wohl nicht weiter in betracht ziehen.
Was die wurzel der Wörter betrifft, ist es mir nicht
möglich etwas darüber zu sagen. Nur scheint es mir mög-
lich in ^^ez'ih-es' und "^qaez-dh-en eine wurzelableitung zn
sehen, die wohl die wurzel *dÄ5- 'setzen, stellen, legen'
enthält, ganz wie man unzweifelhaft mit recht ai. m^hAy
av. ma^dah- < *miiZ'dhe- herleitet. Welcher wurzel aber
man das dement ^qr^ez- anreihen könnte, entscheide ich
nicht.«)
14. Av. driway- 'flecken'.
Av. driway- 'flecken, muttermal* kommt vor in V. 2, 29
ma a&ra drkvis . . . mada.öim anyqm daoi^tanam . . avraii^
mainy^usy d. h. 'nicht hier flecken . . . nicht auch andere
merkmale ... des bösen geistes'. Daneben kommt es vor
in V. 19, 43 als name eines dämons: driwxs dasvö und in
V. 7, 2 in der Zusammensetzung akarandm . dritvyd 'überall
mit rauttermalen bedeckt'.
Caland, GGA. 1893 s. 400 weist auf ai. drmbhü als eine
mögliche etymologische anknüpfung hin, indem er mit Dame-
steter, Et. Ir. I 83 das wort < *drimhi- erklärt (Darmesteter
vergleicht mp. darlm 'flecken' (?)). Das ai. drmbhü scheint
*) Bragmann, Grdr. II 189 anm. 1.
*) Man möchte etwa daran denken, für das wurzelelement *^<»- eine
Verbindung mit *oq**- 'äuge' zu finden, speziell dann mit dem es-stamme ö
ai. ak-^-d- 'würfol' (eigentlich 'mit äugen versehen', lat. alea gehört sieber
nicht hierher), ak-^-i- *aage', akslv. oöes- usw.; *q**e8 -f dha würde dann be-
deuten 'das äuge (worauf) werfen'. Jedoch ist natürlich dies wie die meisten
derartigen wurzelanalysen sehr unsicher.
Zar ariBcben wortkuod*
ßTT'ein sehr zweifelhaftes wort zu sein, auf das man keine
etymologische vennutungen gründen kann» NacbBR* 3, 725. 730
kommt es vor in folgenden formen: drffhhü f. 'dounerkeil*
H. an. 2, 310.*) Med, bh. 5 — *sonne' H. an, — 'schlänge'
Med. — Weiter; drnphü U9. 1, 95^ nach Üjjval *schlange* —
drnlMt U9. 1, 93. Pat zu P. 6, 4, 84 Siddh. K, ebend.
Vöp< 3, 59, Nach QKBr. und Wilson hat diese form die-
selben bedentungen wie drghkü] beide lesen aber in Med.
cakra statt vajra. Schliesslich kommen auch drmphü *schlange'
SchoL D?- 1, 93 und drmbhü V^, 1, 93 vor. Ks ist somit
deutlich, dasSj falls man überhaupt dahin gelangen kann^ eine
sichere bedeutung des absonderlichen Wortes festzustellen,
diese am ehesten *schlauge' sein würde, was sehr wenig mit
decken* gemeinsam hat.
Dagegen wäre es vielleicht möglich, einen Zusammenhang
zu finden zwischen av. driway- als name eines Daeva und
dem altindischen dämonennamen dfhhlka-^) in RV< 2. 14, 3
.A^varyavali j yo dfbhlkam jaghana yo gä udäjad äpa hi
tmläm vah usw*, was Ludwig (487) übersetzt: *Adhvaryus,
der den Drbhlka getötet, der die rinder heraustrieb, und den
verschluss öffliete', falls das wort nicht mit drbhati 'ver-
knüpfen, binden' oder darbJiaU, dmbhayati 'sich furchten
(Dhätup.) zusammenhängt.
Eine bessere anknüpfung für driway' < *draWii- findet
sich vielleicht in der wurzel ^dhrebh-^ die besonders in den
germanischen und baltisch-slavischen sprachen vertreten ist.
Es gehört hierher aisl. draf^ uorw. schwed. draf *abfair, ags.
drwf dss*, ahd* trebir 'abfaU, besonders bei der kelterung' ^
besonders passend zur bedeutung von driwmj- sind Wörter
"Wie aisL bUp-drefjar ^blutfiecken' < ui*gerra. *drübjöz^ worin
Hian auch einen dem i-stamme in driway- verwandten jo-
Ktamme, urgerm. ^drabja- < "^dkrobli-io- findet. Weitere
1) Nach BE citiert \ in Jem Iudex den AnekSrtbasamgmha^ den Zachariae
iß Eii^i^ Uijädiga^asütra, Wien 1895, b, 1 ff. g-e^eben hat, fehlt das wort.
■jf Ludwig, Der Eigyeda 3, 162 Echeint daran zn zweifeln, ob dfhhika-
%irklich ein dämon ist. FreiJich kann man ja daran zweifeln, es seheint
jedo<:li nahe zu liegen, da er in so uninitteJttarem zagammenbange mit
^mla- genannt wird. Auch SSyana, dem man jedoch in sotehcn dingen nur
tia sehi mäsHigeä vertrauen schenken kann, glossiert hier ärhh^hd nämä-
•Mntl. über drlfhlka- handelt auch BrannhofeT, Iran und Turan b- 81 ff. 207.
462 Jvl Charpenider,
der bedeatang wegen nahe verwandte Wörter finden
sich in den hierhergehörigen mss. droln Hörnchen', aksly.
droMi 'zerbröckeln' sowie lit. drimbu, drlpti *ia Uumpen
fallen' z. b. snSgas drii/^dni 'der schnee filllt dicht' (Aber die
litauischen Wörter s. ühlenbeck, PBrB. 16, 563). Eine zn-
sammenstellnng der germanischen Wörter findet man bei
Kluge« 397a (mit verfehlter etymologie), Tamm, Et ordb. 98a,
Falk-Torp, Et. ordb. I, lila.
15. Ai. raräta-, lal&ma' *stirn'.
Ai. raräta- n. bedeutet *vorderkopf, stim' VS. TS. Br.
Sutra; in derselben bedeutung kommt vor raratl Bh. P. 2.
1, 28 — rarätl bedeutet weiter auch 'gewinde von gras,
welches am östlichen eingange des Schuppens fftr die so-
genannten havirdhäna angebracht wird'*) Äit. Br. Qat Br.
Sütra. In deraelben bedeutung kommt auch vor das von dem
adj. raratya- *zur stim in beziehung stehend' Pär. Grhyas.
substantivierte rarätyä Br.*), das auch 'horizont' bedeuten soll
in Qänkh. Br. 18, 4. Weit häufiger besonders in der späteren
literatur sind formen mit l : laläta- AV. Br. Sütra. ep. kL lei
— lalataka- *stim, eine schöne stirn' lex. — lälatikä 'stirn-
schmuck' Pä9. lex. und mehrere Zusammensetzungen wie
Mätäksa- *auf der stirn ein äuge habend' ep. usw. s. bei
BR. 6, 514 f.
Mit diesen worten hat man schon längst folgende vereint
(s. bei Uhlenbeck, Ai. et. wbch. 259), was mir ganz richtig
scheint: laläma-, laläml *mit einem stimflecke versehen* AV.
TS. Br. ep., und später überhaupt *mit einem hellen fleck
versehen' MBh. — weiter substantivisch: 'schmuck, zierde'
ep. kl. lex. — f. lalamt ist bezeichnung einer unholdin in
AV. 1. 18, 1 {nir Idk^myam lalamyam nir ärtttim stwamasi)
*) Somit eigentlich 'das zur stirn gehörige'. Vgl. zur bedeütong aisl-
brandar pl. 'acrotcria domuum ac navium', das man wohl nach Perason nut
lat. front' vereinen darf.
«) Vgl. Äit. Br. 1. 29, 15—17: 'sa (adhvaryur) rarOfyam ^mäi^
^nubrüyäd. vi^^am iva hi rüparh raratyäh c^klnm iva ca kr^VMm iw ca.
vi^afh rüpam avanmddha ätmani ca yajama7iäya ca yatraivath vidvän
Btarh rarätyam ik^amavkd 'mmha usw. Zur bedeutung des Wortes an ä&set
stelle gibt anweisungen Hang, Äitareya Brähmai^a 11 66 fussn.
Zur tdachon wort^nde.
463
und weiter *ein best* ohreaschmack' lex. — 'blässe, stirnfleck'
lex, nsw. Weiter finden sieb Mämaka- *blumenkranz' lex. —
lula77imi- 'schmuck, zierde' — 'mal, zeichen, baimer, flagge,
2ierde; schweif, hom, pferd'') lex* — lüUtmikd' Pap* nnd
Mäfikä- %n der stirn befindlicb' Sütra; 'auf die stirn (des
herrn) schauend' = *ein aufmerksamer dien er* lex. usw.
Dass die beiden wortgruppen zusammengehören, scheint
ja deutlich r sowohl die nahezu identische bedeutuug wie
auch die reduplizierte bildung deuten dahiu. Es fragt sich
aber, wie man das lautliche Verhältnis inbetreff* der Wurzel-
silbe fassen soll. Man möchte ja vielleicht denken, raräta-
zerlegte sich in *r(im-£o-, laUma- in "^Mä-mo- d. h* sie ent-
halten eine stammstufe *te- oder *rff- mit verschiedenen sufflxeu
weitergebildet Dies wäre ja sehr wohl möglich; ich möchte
aber das Verhältnis etwas anders fassen: Mama- zerlege ich
in ^lal^m-ö-, d. h- die Wurzelsilbe fasse ich als *lam' und
erkläre dann rar Ata- < *la-^hto- mit ü < ^^i^)
Ich möchte jetzt die wortgruppe mit dem etymologisch
unerklärten aksiv, mss. lanita 'mayeiv mala* supr. 367,
'naöuu gena' ib. 296 usw* verbinden (ohne etymologie bei
Miklosich^ Et, wbcb. 160), Die bedeutung ist wohl Vange' <
^offene fläche im gesiebt^ woraus sich auch sehr woM die
bedeutung 'stirn* entwickelt haben kann. Was die lautlichen
Verhältnisse betrifft, fasse ich das wort als aus einem älteren
^Iilm~m40' entstanden,^) mit dem primärsuffix -ni-, was in
') Pies^ bedotttang-en bat aaeh laiäma- bei leiicogTaphon. — Anch
liommt vor kilämagü' als s<: herzhafte Benentiimf ^m peois VS. 23* S9 ^
^tBr. 13 5, 2* 7 in den zoten, die rwiscben den prieatem und den frane»
dm k&BJgs gesprochen werden beim AfTsmedbA.
>) Vgl, die bei^piele von a aua langen soDtntidcbeu nasalen bei Wäcker-
oigel Ai. gr. I 14 f., Bmgmaim, Grdr. P 420- Einige sind fireLlich oaaicher
cKjer Sogar unrichtig; so i. b. ist wohl aL äti' 'wasservogel, ente* sicher
mcht -=^ *^ti-j Bondem geh^jrt zn aisL (Sprj nsehw, dial. äda 'eider*, steh«
oben B. 433 ; ai. järä- %iihle' in jämätar* 'eidam' Lemnacin^ KZ. 3^, 13 f.
lebcint mir mindestens omicber usw. Die grosse masse der beisplele jedoch
ist einwandsfrei
*) Die lantgmppe -mn- nnd ihre entwiekelnng im Siaviicheti ist ftus-
Itlhrlicb behandelt worden von J. Sehmldt, Kritik d. Sontintetitheon& s. 137 C
Obwohl ioh dem resnlttit der nnterauchimg von Sehmidt s. 147 teilweise
^aox beiümmt widersprechen mom, iat es mir dot^h deutlich, dasa er ganz
'4BI
Jiil Ch«rpeiiticT,
törperteilnameu nicht gerade ungewöhnlich kt ; man vergleiche
z, b. ai. prUiii- ^hinterbacke , hiifte*, ay. sraoni- äss,, hL
clünis, ai* pSni- *uterus', arm. trunk^ (g. truni-c) *schieiibeiiie,
waden\ gr. xXovig 'steissbein', lat pBnis 'membrum virile',
crinis 'haar\ lit, kulnls *fersc' usw. Auch eine erweitenuig
von f^n/i- Stämmen mit fo-sufflsen ist nicht besonders un-
gewöhnlich ^) ; das woi t hat wolü die urspriingliche bedeutmig
*ziir wange gehörig' oder ähnlich. M
Es fragt sich jetzt^ ob man nicht von einer allgemeinen
bedeutung: *lichtei ebene fläche im allgemeinen' ausgehen
im recht ist* wenn er eine vortr^tung' des -inn- durch -n* innerhalb de« Sl»-
YiEcben behauptet, nnr muss mdnes erachte de diese behanptntigr als dit
einzig richtige angenommen irerden ; denn dass -mn- :=- -m- entwickelt wftr8|,
Bcheint mir nicht mit trilHgen giUnden behauptet werden zd könneiL Wm
die einzelnen beiBpieLe Schmidts angeht, scheint mir tXnq ^spalte' : gr, riftirm
ganz ein wandsfrei zn sein mid ebenso jeBnü 'aus gerste* -c ^-rnnvi in
jfHmu (das wort gehört nach lid^n mit gr. 6iinrq w^amsmk, was mir
einleuchtend scheint); auch poln. jenwc ^gefangener* ist wohl ^ *jcmnVL
Dagegen gehört wahrscheinlich koni ']tferd' nicht zu ArcmkmK das. ((Er du
lettt-ere habe ich oben eine andere etjmologie zu begründen ge^udit; hmi
ifit wohl am ehesten -^ *kohn\ ^ *}mp-n\ *waUach' und gtiiOrt zu hüpah^
ekopiii 'schneiden' usw, nach Johansson). Auch slina ^apeiche!^ neben mss.
siimdkü *schnecke* (ScJmudt, Vocal. 11 269 f. Kritik 119) kann nichts h^
weisen, denn wir haben wohl einen stamm "^(sißi-n- auch in lat* lifw 'be-
scbmiere\ gr. tikifta -^ ^dliftiü 'äalbc' ; ebensowenig beweisen dnl "nflt^yist
^tka^ : ai. iffümä- 'icfawan, dunker, vgl. nSmHch auch ai. pjlnä* *faIco\ nud
jii'na ^schäum' i lat. npüma, denn ai. phhia- kaim man nichts trott Schmidt,
-c *phfmna- erklÄren. Kicht« beweisen für einen Übergang *mu* in -m Äüe
wie nma *winter" : ai. Aawan-> denn wir haben einen stamm ^§h(e}{m(h in
ai. himä-, gr. Jijo-;f*^*o-r^ lat* ÖHmi* usw. Auch die participia praee, fts^-
Ton dem t}'puB vezomü, HL t^amas beweisen eelches nicht, denn die iul
formen wie n. per^nihmu Ubis'. können, soviel ich sehe, nicht ^ *-mno~ mX*
standen sein, obwohl Schmidt solches behauptet. Es ist mir auc^ vah^
ic heinlieh, dasi wir spuren didses t^io-p&rtixips in lat* dimens und vthemei>9
haben- freilich erklärt Osthoff, A. f. LL. 4* 463 ftissn, diese Wörter aui *dij^
men(o)s und *r ehernen (ö)s *- ai. päyamana- und vähamana-^ wa«^ ja nicht
unmöglich seheint. Aber mir fällt es schwer zu erklären, warum mau werter,
die doch eine passivische bedeutnng gehabt haben müssen^ in eine so
entschieden aktivische fledon wie die des -e^t^paradigma übertragen hä^^
sollte. Es scheint mir besser, die Wörter als partizipieUe kontaminfttiöuä-
hildungen zu betrachten : vehement' — = vehe^m- ^ akslv, resomut + t(kni'^
dement' -^ *ehiomo' + ^ch'imt-. Ich komme somit dahin, daßs ich ->*"*'
Überall durch slav. -n- vertreten ansehe.
^) Übrigens vgl auch laniia -^ Häm-nhto- : leM^ ^ ^la-t^Ut- iO"^
mft ta-suffii© weitergebüdet.
Zaf ariBchen wortlnmde.
465
kann, Die^ scheint ja gerade niclit unmögUeh zu sein» und
ich möchte dann auch das lat, lamnüna, lam(m)na^) ^platte,
hlatt, blech, besonders aus glänzendem metall gemacht' und
dessen sippe hierherziehen» Man stellt gewöhnlich mit lam-
mma folgende werte zusammen: ir. Imm ^schuppe' (Fick,
\Vbch. II* 240, Briigmaun, Grdr. I^ 376, Walde, Lat et
wbch, 322) < *läm-no-j^) und weiter verschiedene nordische
Worte, die man bei Noreen^ Ark. NF, 3, 13, Pedersen, EZ.
32, 252, Walde, Lat. et wbeh. 322 und am vollständigsten
bei Falk-Torp, Et. ordb, I 438 findet: es sind diese u. a,
aisl. lass m, 'riegel', eigentlich wohl *metallplatte zum beschlag
?erw^endet' < Häm-sa-, was ich am ehesten < vorgm. Hsm4-
to- herleiten möchte ; aisL Igm f. 'türangel an einem kästchen',
pL lamar dss. < *Zam-£i, wohl am ehesten ein vorgerm. *hm-ä
repräsentierend. Man hat somit überall von einem Häm*^
♦lern-, ^bm- auszugehen. Die alte Zusammenstellung von
hmina usw. mit gr. €Xavv(o (z. b. aidr^^ap)^ die von Pott, Et.
B\ n^ 1G7 herrührt und noch bei Falk-Torp aao. zu lesen
ist, ist natürlich unmöglich.
16. Av. maya- 'loch, grübe*.
Av. niaya- m. oder ^nayä- f. bedeutet *loch im erdboden,
grübe' z. b, V, 17, 7 srvähya mayam ava . kanöis *du sollst
för die (abgeschuittenen) nägel ein loch graben' (Bartholomae,
Air. wbch. 1647); weit häufiger hat es aber die spezielle
bedeutnng 'loch, das für rituelle reinigungen gegraben wird\
t, b. V, 9, 6 tf, paoirtm itpa may9m nid-iV9r9söis , . bitlm
Hpa < . xstüm upa . » Srayo anya maya m^var^söiSf d. h.
*«n erstes loch sollst du ausstechen, ein zweites . . ein
sechstes * * drei weitere löcher sollst du ausstechen' Bartho-
lomae 1110).^) Weiter kommt vor maya- n. als *name des
die ^nenn löcher* enthaltenden reinigungsranmes* in V. 9, 29
Past^aita am iä niskidöit . . -*-antaräm ar&6am mayahe ^pur^ii-
iareni ha^ anyaeibyö nmyaeibyö d. h. ^darauf soll (er) . .
sich zn denen auf die andere seite des reinigungsraumes
*) Wohl -^ */awi-«o- etitetanden,
*) Andere, aber wahrscheinlich verfehlt Thurnejfeen» EZ. 28, 157.
•) Vgl al. m'6tas-, das teils 'kanal im menschlichen leibe^^ deren drei-
*^liii (für atem, wasser nsw.), teils 'öfibuug mm men&chlichen {und tierischen)
l»ibe\ deren beim manne neuiij beim weihe zwölf.
466
J&ri Chi&rpßBtto',
setzen, die von den anderen (zuvor bezeichneten sechs).
löchern gesondert isf (Bartholomae 1110 f); hier ist das
wort, soviel ich sehe, durch eine art kurznamenbüdnng entr
standen, d. h. es ist wohl hier das letaste glied einer zu»
sammensetxung me etwa "^nava-maya- 'mit neun löchern ver*
sehen' oder ähnlich J)
Das wort findet sich auch in neuiranischen dialekte%
vgl. np. may 'tiefe*, mayäk 'gnihe'; andere verwandte gind^
soviel ich weiss, nicht nachgewiesen. Ich möchte hier eini^
solche nachzuweisen suchen.
Zuerst stelle ich hierher das vielbehandelte griech.
^ifUQov. Das wort bedeutet: L 'a large room, Chamber,
hall* usw., speziell 'the large room in whieh the men dine<^
the Chief room in the house' z, b. Od. 16, 34L 17, 604 —\
2, *the womens apartmenf Od* 18, 198 t ^l^ov S' iptfi-
noXot XfVMciXfmt ix fiByrngota ■ qi^oyyt^ imsg/o^ivat — 3, *a bftd-
Chamber* Od. 11, 373 f, qvSs nta cSpjy / $vSii(v iv fjoya^qt —
4, *a house, a palace', am meisten im pL z. b. iv fiif&pfn;
*at home' n. 1, 396 a^oTnarpog w fteya^otaiy USW. — 5. 'the
säcred Chamber in the temple of Delphi, the sanctuaiyr
shrine' = adpTOV bei Herodot — 6. fiiya^a oder fiaya^a WiU
'undergrund caves sacred to Demeter or Persephone*; auci
wurden grössere unterirdische höhlungen so genannt, iß
welchen die unter die erde entrückten heroen als wohnend
gedacht wurden.*) Falls man somit die ursprüngliche be-
deutung des fiiyagop zusammenfassen soll, wird sie woM am
besten durch 'cavema' wiedergegeben. Daran hat sich die
bedeutung 'grosses zimmer, halle' entwickelt j dann ^
sonders pluralisch fidya^a 'die zimmer' > *haus, palast'.*) -
^) Ich glaabe nicht mit BarÜiolomAe, dass hier eine bUdcmg' mit ^r-
icholteuem accetit vorlieft, noch dasg wir *maya- statt maya- zu achtfib«!
haben. Das wort konuDt in dieser bedeatung dut in V. 9, 29 tot, ^
Geldner keine Tarianten angibt Auch fiär die bedeutang loch, grube^ ^bt
es, soviel ich äehe, an keiner einzigen eteüe eine handschriftliche vadwti
mit a.
>) Siehe die bei JohanBson, Beiträge 112 fnssn. B angeführten litWrfttQ^-
hin weise.
•) Vgl av. ^^vJa- 'höhle' : ai, fffliä- (mi. g^hd-) 'haua\ ^^dlttuH '^*
Chamber^ wohl eigentlich 'höhle' {m bedeutet ja tatsächlich 'caToma tei^P^
und dergl.) : ^uldut^ 'den, hole- z, b. oinea fischea, alsl. dt^r %$säMßi
m der erde, tal'.
Züf äriicben woitkunde.
467
Früher hat man ftdyagov teils als mit fiSy alo- verwandt be-
trachtet (so z. b. Gr, Meyer, Gramm. ^ 160), teils als ein lehn-
wort aus dem hebr, mäqür 'wohiiung' (s* ö. Meyer, Gramm.'
235, Prellwitz, Et, wbch,* 193, Lewy, Die semit, fremdwörter,
s. 98 f., anders Schrader, Reallei, 341)* Johansson, Beiträge
112 fussn. 3, BB. 18^ 36 erklärt fiiyuQov als aus einem
lokativ eines r-stammes ^^fyuQ (vgl. av, ^smar- msw,) 'in
der grossen' seil* *erde' hypostasiert , welchen er mit fi^yag^
ai. mähant usw, kombiniert- vgL gegen diese kombination
Solmsen^ IF. Anz, 3, 7. Dem sei, wie es wlU; die bedeutung
von maya- und ^dya^ov ist ja doch nahezn identisch, und
auch die lautliche Übereinstimmung, was die Stammsilbe der
Wörter betrifft, kann eine völlige sein. Ich finde es darum
besser, die beiden Wörter zu kombinieren*
Ich möchte hierher auch eine slavische wortsippe ziehen,
die eine Stammsilbe *mog-^ ablautend mit *meß' in ^iya^ov,
zeigt, nämlich akslv. mogyla ^ßowoq, tumulus', mogila chron*
1, 10. lö, 23 (auch mit metathesis gomila\ russ, mogila
*grab*, poln, mogila^ klr. mohyla^ mohyraf die ohne etymologie
bei Miklosich, Et. wbch. 199 dastehen. Das wort ist auch
als lehnwort ins Litauische, mogila, sowie ins Älbanesische,
gmnuVe oder mägiiTij^) aufgenommen worden. Soviel ich
weiss, sind diese Wörter etymologisch unerklärt. Man möchte
einwenden, dass die grundbedentung der slavischen wortsippe
eigentlich *tumulus' ist; aber es ist nicht besonders unge-
wöhnlich, dass Wörter mit der bedeutuug 'erhebung* etymo-
logisch mit solchen» die eüia bedeutung *senknng, tar zeigen,
verwandt sind. Man vergleiche nur z. b. gr* Sokng *knppel-
dach' : ui^erm, ^äala- *tal, Senkung im erdboden' (vielleicht
ist gr, rikijov *fnrche\ das sicher nicht zu ai. kar^ii- *furche'
gehört, da -a<j- im Griechischen nicht bleibt (vgl* zur frage
Brugmann, Gr. gramm*^ 119, Hirt, Handbuch 158, Wacker-
nagel, KZ. 29, 127 ff., J. Schmidt, KZ* 32, 386 f*, MeiUet,
IT. 5, 328 und zuletzt Lidön, Göteborgs Högskolas
Arsakr. 1904, I 20 f.) dieser sippe anzureihen; es wäre dann
ans *taaü0^ < *T#X^-io- < *»%X'^'^o- vgl* ai»L d«W, d&ld
'kleines tal' < urgm* ^dol^d-iä* < *dh6l-dh*ia*).
) Suhe G. Heftr, Et. wbefa. 116 f.
n\ Äi* grhä' *haüs, wohnort'.
Ai. grhä' hat nach BE, 2, 781 folgende bedeatungen
1, *haiis, wohnstatt^ in der älteren spräche stets m,^ ia de!
späteren pL ra., sonst n., belegt in RV* AV. Br. ep. kL lei,
(aus Yedischen belegen hebe ich besonders hervor rnfmuiyam
grh&m (a, s.) *das irdene haus, grab' KV. 7. 89, 1 sowie
adharadfirhäh AV. 2, 14, 3. 5. 6, 4. 11 *die unterweit') —
2- sehr häufig pl das haus als ein aus mehreren räumen und
gebäuden bestehendes z, b. idäm . . väm . . sthänmn . . imi
grkd a^mnnämh durönäm RV. 5. 76, 4 nsw, AV. Alt, Bf.
Qat. Br. ep* klJ) — 3. die bewohner des hauses, die famihe
(m. pL) z. b, U \ya grMh Qat. Br. 1, 7, 4, 12, Bhäg, P. I
3, 2, 7 (man braucht wohl nicht darauf hinzuweisen, wie ge-
wöhnhch eine solche bedeutungswandlung ist, die woM äusserlich
ihren gmud in kurznamenbildung z. b. ^ha- für *grha-8makü- ■
oder dgl hat; man vergleiche nur z* b, lat. domus oder
nschw. (nägomjhus - 'seine familie, dienerschaft' usw*, und
siehe übrigens Schrader, Reallex, s, 222 f,) — hieher gehört
wohl auch RV. 10. 119, 13, wo grho nach BR, und Grrasi-
mann, Wbch. 406 Miener* bedeutet, denn es scheint mir, da^
diese Verfasser sicher im unrecht sind, wenn sie dies von
grhä' 'haus^ scheiden und mit grhh- vereinen (eine andere
anffsssnng hat Ludwig, Der Rigveda 5, 488, die aber sicher
verfehlt ist)* Schliesslich bedeutet m. pL grha^ auch *gattiii,
hausfrau' AK, 3, 4, 31 j 240 (p. 346 Lois,) lex,, und in dieser
bedeutung auch n. sg, in Paöc. 3, 152 na grhmh grham itt/
ahur grhkü grhüfn ucyate } urhmk hi grhixiihlnam aranp^-
drc<^m matam^) — 4. zodiakalbild Varäh. Bph. S, 95» 13"
104, 7. 10. 17,^) Eine mi. form gshä- (akzent aus Qint I^S)
kommt vor ep. klass, und bei lexikographen.
Sicher ist das wort zu verbinden mit av. g^r^ia- 'höhle',
als behausung daavischer wesen V* 3, 7. 10. 22 < ^grdha-
vgl z. b- Uhlenbeck, Ai. et. wbch. 82, Bartholomae, Air. "Vfhtk
0 Dios i&t ja bei wörteni dieser bedenton^ ganz g-ewöhnHcli. Mao fPf"*
gleicht 2, b. gr. ^lymoy *saal' ; ^iytxQa *wobmmf, haus, palast', aisL *^''
*EmJC : gut. salißwös 'haus, wohimog^ usw.
*) Über Merhßr gehcifige erBcheintingeti handelt an^Ühriloh Johansfiönf
GGA. 1890, 768, Beiträge 140 f., EF. 3. 225 ff. Vgl. aoch Pischel, BB,6,9^
^) So beilegtet därü neben 'eheweib' auch 'das 7. aatrologische haß^
Utpala £Q Varäh. Brk B. 1, 20.
i
Wür
d6.
523, Es ist somit deutlich, dass das ai. h hier < dh ent-
standen ist, und dass die grundform der Wörter als *grdh6'
oder eher, was ich weiter ausfülirea wül, als "^ghrdho- an-
zusetzen ist
Sowie man aber in da,s ausserarische gebiet gelang,
Yerwickeln sich die Verhältnisse wohl wegen des teil-
weisen znsammenfallens paralleler, jedoch von anfang an yer-
schiedener Wörter. Es werden nämlich bei J„ Schmidt, Voc.
n, 128. 318, KZ. 25, 120 ff„ Fick, Wbch> II 115, G. Meyer,
Et wbcU, 119 f., Wackeraagel, Ai. Gr. s* 250 sowie bei Falk-
Torp, Et ordb. I 210 f. folgende Wörter mit den arischen
vereinigt: lit, gafdas *hürde\ akslv. gradü *einhegnng, maner'^
russ, gorodü *stadt*J) alh» gard^ 'hecke, zäun' (wohl Iw. ans
dem Slavischen, vgl Meyerj a» a. o,)» phryg. -gordum *stadt\
sowie germ, ^garda- 'garten, einhegnng' fFalk*Torp stellen
hierher auch lat. urbs 'stadt', was natürlich gar nicht angeht,
some arm. erd *familie\ das jedoch mehrere deutungen zu
erlauben scheint). Es muss natürlich eingeräumt werden,
dass diese etymologie lautlich unangreiiüch ist; jedoch muss
sie nicht desto weniger meines erachtens aus semasiologischen
g:rimden verworfen werden, denn die arischen Wörter bedeuten
ursprünglich, wie av. gar9da- zeigt, ^höhle, caverua*, während
die übrigen oben angeführten sicher von einer bedeutung
*einhegung, umfriedigung, mauer' oder ähnlichem ihren aus-
gangspimkt haben. Jedoch scheint es wegen der etymologischen
Vieldeutigkeit mehrerer dieser Wörter geradezu unmöglich,
eine bestimmte trennung verschiedener wortgruppen durch-
zuführen. Man vergleiche nur die freüich wohlgeordnete
zasammensteüung bei Walde, Lat et, wbch. 130 f., die jedoch
üatiirUch in gewissen punkten nicht geeignet ist, alle zu
überzeugen; die Übersicht bei Falk-Torp, Et. ordb. I 210 f
dagegen zeichnet sich durch eme ganz ungewöhnliche ver*
worrenheit und mangel an kritik aus. Ich möchte nicht ein-
mal einen versuch machen, etwas zur Ordnung dieser schwierigen
Urortgruppe beizusteuern, sondern bemerke nur, dass ich keines
«) Ai. grhyä- f. bedeutet tatsächUcb Vorstadt' H. an. 2, M7— 48, Möd.,
ich am ehesten ak eine koUcktiTbildang aof *iO' (rg-l, abl dkt^ espe
.) 'Bammliiiig von bansem' erklären möchte. Vgl. auch grnmagfhyä
mi»ä ^ fframnbahirbhütä si^nä ^na in Fän. S, t 119. VOp. 26, 20, was aiiB
4«r bedeutoug 'vorstadt^ entatanden gern kann.
Jwl Charpentiir,
der Wörter aas den europäischen spraclien, die mao mit
grkä' : g^r^a- zu Tereineii gesucht hat, als mit diesen ur-
verwandt betrachte, raöglicheiiveise das phrjg. -gardmn aus-
genommen, dessen bedeutung sich jedoch ebensowohl oder
eher besser aus 'einhegung» umfriedigter bezirk' entwickelt
haben kann wie aus der von 'höhle, haus\
Dagegen möchte ich ein — soviel ich weiss — noch un-
erklärtes germanisches wort als mit grhä- urverwandt be-
trachten. AisL grip n. bedeutet nach Frit^ner, Ordb, I 642 £:
1, *behausung eines menschen, der hidanss d, h, ahne heim
ist bei einem Hndi^ dessen heimamapr oder gripjfmpr jener
wird, dessen haus sein heimili wird* usw. — 2. im pL 'friede
für einen menschen, damit er nicht sein leben verliere
oder geschädigt oder gekränkt werde, wovon mehrere bfe- ■
sondere arten sieh finden'. Als die ursprünglichste bedeutung
fasse ich 'behausung, Zuflucht in einem hause' und leite somit
das wort- aus urgerm. "^gref^ja- ab; freilich flektieit das wort f
im Altnordischen als reiner a-stamm, es ist aber wohl-
bekannt, dass mehrere Wörter, die urgermanische ja-stamme
sind, im Isländischen sowohl das eine wie das andere para-
digma befolgen, z. b» aisL kli) *junge ziege, zicklein\ ni]^ 'ab-
nehmender raond*, die sowohl als a- wie als jci-atämme
flektieren, während z. b. gref 'hacke', leg 'grabstätle' nur
als a-stämme gehen. Neben aisl jr^, das wohl auch als
Iw. im Ags. sich findet^ liegen aschw. grupj adän, grnth mit
derselben bedeutung, die eine grundform mit vokalschwächuDg
voraussetzen.
Es ist mir nur eine etymologie dieser Wörter bekannt}
der ich leider gar nicht beistiminen kann, nämlich die bei
FaUc-Torp, Et. ordb, I 248 vorgetragene. Sie verbinden gri^
mit gr, ;f'ip*T- ^dank, lob* usw., ;t«it'^ 'freue midi\ welche
Wörter sie weiter nach Cortius und Vani^ek mit lat, gr^B
'dank\ graiia *annehmlichkeit, gnade' usw, verbinden* Aber
erstens muss es jedem unbefaugenen deutlich sein, dass ht
graiia und gr. xigig nicht besonders viel mit einander za
tun haben (die richtige etymologie findet man zuletzt bei ,
Walde, Lat. et. wbdi. 275, für x^^9^ ^ff'- ebenda 289X und ■
zweitens scheint es mir, dass man doch ein sehr weites -
semasiologisehes gewissen haben muss, um gr. ^algm und aisL
grip zusammenzubringen. Denn es muss doch
(
tyW 1*11^4 «.^*. _
zugestanden ■
Zur ariicfaen wortktmde.
471
werden, dass loaii nicht leiclit etwas anderes ala 'Behausung,
Obdach, sehntz in einem hause' als die älteste bedeutung des
nordischen wortes ansetzen darfj was doch sehr wenig mit
'freude, wonne, dank' usw. gemeinsam hat.
18. Ai, v^dä- 'graabttndeF.
Ai. v€dd' bedeutet nach BR* 6, 1358 *ein büschel starken
grases (ku^ muf&ja) besenlDrmig gebunden; zum fegen, an-
fachen des feners usw, gebraucht': Es ist freilich nicht im
RV. belegt, kommt jedoch schon AV- 7, 2b, 1 {vedäh svastir
drughai^iüi svasttfjt parapür vedifp parafür naJp svasti j havi^hftü
tfajfiiyä yajnäkamäs ts dBvAsö yajtläm imath ßi^antam) ; Übrigens
kommt es auch sonst häufig in den vedischen texten vor,
z. b. VS, 2, 21; TS. 1, 7, 4, 6; 2, 6, 3, 4; TBr. Qat Br.
Käth. Ä<;t. Käty. usw. Soviel ich weiss ist das wort etymo-
logisch unerklärt,*)
Ich möchte vBdä- < ^ua^^-d-ö- erklären und darin eine
mit (?-erweiterung ausgestattete wurzel *iia^.^- sehen, die ich
in einer, was die bedeatung betrifft, völlig identischen genna-
njschea wortgruppe wieder finde* Es setzen nämlichein urgerm.
^was-an- *bündel, besonders reisbtlndel, grasbündeJ* voraus fol-
gende Wörter: aschw. nschw. vase 'btlndel von gras oder halm,
auch reisbiindel, das teils gebraucht wird als faschine bei be-
lagerungen, teils In wasser gesenkt wird, um ßsche dahin zu
locken*, nnorw* dial. t;^^^ d3S>, ndän, diaL vase oder uaase
^lalmbüschel, kränz', mnd» wase ^relsbünder, negL dial. wase
*haimbüschel\ Dazu gehören nach Falk-Torp, Et. ordb. 11 429,
die übrigens keine etymologie der Wörter geben, nuorw. nschw.
dial, *vasa ^zusammenwerfen, verwickeln'.*) Die gemeinsame
1) Vgl. Uhlenbecit, Ai. et wbch. 296. Man möcht© sich auch fragen,
ob locht TieMeicht da« unerklärte vidi- *opferaltar, gestel], bett' usw. eigent*
lieh döß büDdel von barhig, das am altar ausgebreitet war, bezeicbnet Diea
ist jedoch eine unsichere Vermutung, da ich nicht durch eingehende prtLfbng
erforEcbt habe* ob die texte eine solch© detitung erlauben. Tatsächlich ist
jedocJi 'opferaltar' die älteste bedeutung.
») Die einzige mir bekannte etymologie der germanischen Wörter ist von
KoreeOt Ürgerin. iautlehre 180 Mim, 12 aufgeBteUt worden. Er Torbindet
germ. *i/?aȟn- mit lat fasda *bandel\ was ja d^r bedeutung wegen sehr
aotprechend, taatlich aber unmöglich ist. Vgl. Zupitza, Qiitt. 33 and knietet
Wähle, Lat et. whcb. 20S f. mit der dort xitierteu Utteratur.
412
Jarl Cbarpontier,
Wurzel ist idg. *tia^&'-, die ich aber nicht weiter 20 be-'
legen weiss.
19* Av. ga&Ba- ^kraus-, lockenhaar'.
Av. gaP^sa- m. bedeutet nach Haug, ZDMG. 19, 588|
Bartholomae, Air. wbch. 480 *krau8-, lockenhaar' F. 3 b, Dazi
gehört das adjektiv ga^mf)-, gae^av*^) 'kraus', L lockenhaari^
V. 7, 59 vgl, Air. whch. 44, besonders epithel de^ K9r9$ä9pii
Y. 9, 10, Yt 13, 61. 136; 2, *zottelhaarig\ vom kamel Yt^
14, IL Die Wörter entbehren, soviel ich weiss, jede!
etymologischen deutung. Ich möchte hier eine solche zt
geben versuchen.
Es ist durch unzweifelhafte heispiele — von denen die
wichtigst en; av, fnasya- 'fisch* : ai. mätsya-, gav. dasua 'gib':
ai, dafmi, oss. väss, bal. gvask 'kalb* : ai, vatsd- und np.
nikßhldan 'schmähen' : ai. kutsayati bei Barth olomae, GTPk
I 1, § 5 mit anm. besprochen sind — dargelegt, dass m
Iranischen eine ursprüngliche Verbindung -fs-^ die im Indiscka
als -ts- bleibt, > "^-ss- wird, was dann zn -s- vereinfsMiti
wird. Es ist somit formell wohl erlaubt gaem- < ältereiD
"^gaetBa- zu erklären, d. h. es gehört zum bildungstypus ai,
vatsa-, kidm- usw., Wörter, welche tliematische erweiterungeii
von if~stämmen mit schwächster suffixstufe sind. Daneben
steht jetzt gamav- < *gaet-s-u- (vgL zur bUdung gl', oli-);
die beiden Wolter setzen einen s- stamm, etwa "^güBUm- vonns.
den ich weiter aus *ghait-es- erklären möchte.
Ich ziehe hierher das — freilich vielbehandelte, etymö-
logisch jedoch ungedeutete — gi% /^uhrj. Das wort h^-
deutet, wie bekannt, 'lockenhaar, coma*, schon bei Homer
nicht nur von menschen, sondern auch von pferden, z* b,
D, 17, 439, nachhomerisch von löwen, 2. b. Em\ Phoen. 1121,
und auch 'coma arborum' z. b. CalL Del 81, Theoer, 6, 16-
/aixfj < "^ghait'ä ist somit eiue femininbildnng , 'das haar
insgesamt* oder ähnlich, koUektivplural zu einem *ghüito-
'einzelues haar, capÜlns'*).
') ßeiBpiele von B f^r s ina dem jüngeren Ävesta geben Birtholomi^
OlPh- I 1, § 282, 2. JackBoa, Gmminsr p. 29 n. 2, Caland, KZ, 3S, 463 t
Nocb ein beispiel gibt Johansion, WXOf. 19, 235, indem er äv. a&ii 'gmP^
und boden, hof mit ai. acä 'räum, himmelsg'egend* vergleicbti wi» *o^
lichtig' sm mag.
») Dieue znsammenateUiin^ gibt j^t auch Lid^n IF. 19, 318 f.
J
Zur ansehen wörtkäiid^.
473
Ich möchte jetzt mit einigen worten die mir bekannten
deutungeü des wertes besprechen, Müller, BB< 13, 312 ver-
bindet es mit nhd* gei^ *schössling am weiiistock\ was sich
ja wohl mit meiner kombinatlon vereinen lässt, mir jedoch
allzu unsicher scheint, um aogenommen zu werden. Soviel
ich weiss, sind ihm auch keine der neueren forscher bierin
gefolgt. Noch weniger ansprechend erscheint mir der Vor-
schlag bei Prell witz, Et. wbch,^ 323, der merkwürdigerweise
auch von Walde, Lat. et wbch* 2S1 angenommen worden
ist^ wonach /a^Viy als *das flatternde* zu ai. jihiie 'springen^
haya- *ross\ ann< ß *ross' usw. gehöre. Stokes bei Fick,
^¥bch.* 2, 104 verbindet es mit nir. gaaisid *crines', worüber
ich nicht zu urteilen vermag, was aber — falls richtig —
sich mit meiner kombination wohl verträgt. Schliesslich hat
Sommer, Grieche Lantstud. s. 73 das wort in anspruch ge-
nommen, um ein von ihm vermutetes lautgesetz zu begründen ;
er behauptet nämlich, dass ein über h geschwundenes inter-
Tokalisches a den anfangskonsonanten eines wortes aspiriert
habe und leitet somit ;fßir^ < *HatöiTu her, was er mit ai*
k^sara-j lat. c<Bsarie$ *haar' kombiniert. Diese der bedeutung
wegen sehr ansprechende etymologie ist jedoch, soviel ich
sehe, lautlich unmöglich: denn, auch wenn man darauf ein-
gehen möchte, dass das lautgesetz Sommers möglich wäre,
obwohl kein einziges der beispiele, die er vorgebracht hat,
stichhaltig ist, würde man wohl erwarten, dass sich *xai-
{u)itä > *x^jtT^ > *JcatTä entwickelte; das einzige, was
Sommer erhalten könnte, wäre wohl höchstens eine form
*/yiTfj, wie sich aber diese zu x^irti entwickelt habe, darüber
kann woM nichts vermutet werden.
Somit ist es mii' von vornherein ganz sicher, dass die
erklärung Sommers, weiche /ahtj betrifft, wegen des eben
angeflihrten unmöglich ist; jetzt fragt es sich aber, ob
wirklich ein lautgesetz im sinne Sommers anzunehmen sei*
Von vornherein scheint mir dies nicht unmöglich, weil ich
nicht sehe, warum nicht ß ebensowohl auf einen anfangs-
konsonanten, wie auf einen anfangsvokal *) einwirken könnte.
Eine genauere durchmusterung der beispiele Sommers gibt
") Ich meine die fäUp wie ttJiw : 6itaH
^itKbiift fax T«rgL Bprvcbf. K. F. %JL 4,
^qßÖ tlflW.
31
Bi^SBif,
dersfl
Pari
aber em negatives resultat, was jedoch nicht mehr zu be^en
braucht, als dass diese beispiele nicht die richtigen sind. ■
Erstens wird man wohl schwerlich ohne ganz zwingende ■
giilnde die von A. Kuhn, KSB. 1, 200, Griinin, Wbch, 2, 324
angestellte etymologie: gr. (fgirrj *kröte' : ahd, brau auf-
geben ; dagegen hat die zusammenstelinng Sommers : q^^vif^
< *prus-nä zu nhd. frosch usw. nichts lockendes, besonders j
weil ich — wegen ags. frogga nsw, — die von Noreen, Uiger
lantl. 93. 117. 224, Tamm, Et ordb. 11h\ Osthoff, Et. Par.'
1, 345 aufgestellte und von Sommer angenommene grundform
^fniska- (statt ^fmhska-^ was meines erachtens einzig möglich
ist) nicht gutzuheisaen vermag. AisL fraii^, asehw, fr^diif
fr&dher, nschw, fro können dagegen nichts beweisen, denn
sie können ein *j?roie-fd- voraussetzen, was sich besondert
wohl zu formen wie ai. kr^na-j^riä-, npa-prnt-, pluli-f plvda-
usw. fügt, falls OsÜiotf, Et, Par. 1, 336 ff. im recht ist, waa
mir glaublicli scheint. Weiter gehört nach Sommer gr. ^Uw;
(Jon. (pXüvg Herod. 3^ 98) < *tpXtjüg^) ^chilfgewächs' zu lit,
plusHs *binse' ; mir ist es aber glaublicher, dass das litauische
wort mit lit plüsko^ 'haarzotten, haare* usw. zu einer wumi
*pleus- *wollig, zottig sein' gehört, über die ausfilhrlich bei
Thumeysen, IF. 14, 126 ff. Falls gr* qXotog (<pliog) 'rinde'
zu lit. plüuseai 'lindenbast^ gehört, was mir nicht unglauhM
scheint, kann man ja sehr wohl von einer form mit tenms
aspii^ata ausgehen ; fi^eilich sind diese laute sehr ungewohnücb,
jedoch kann ich nicht, wie es Sommer zu tun scheint (Griech.
Lautstud. 52, Lat. LuFl. 189), an ihrer existenz überhaupt
zweifeln, da ja diese durch eine reibe ein wandsfreier beispiele
bewiesen ist.*) Dasselbe gilt von ^^mr *binse'/) das Dach
Sommer mit akslv. trUsti 'röhr' verwandt ist (dies könnt*
jedoch auch Hf-sti- sein und zu frflnfi, ai* tfna- ^grasLalm'
1) VieÜ eicht *ifXt^/Q- -^ *g^hl^' zu av. grava- 'rohr^tock'?
^) Ale gokhe n&he ich z. b. heran ai. khmijati : ahd. hinkan^ u* ^'
jati : aid. §ktikUi ai. kha4gü* : gr. qdaytiyot^ (Jaeobi bei Bartholomaej IF-
Uli. 12, 24). ai. phalgü- 'klein' : aial. tpialk : lit pa^^pilgfs {Fetuon, BB.
19* 258), ai^ phalgü- *r5tlich' : lett spul^ä, ai, pliahka- : gr. ffy*'iffi'i «^
phiiia* : akslv. if^im bowi« av. t*kang- : akalv. tfgnqfi (Zupitza, BB. 25* 8&) ^^
*) Froehde, BB. 21, 330 Terhiijdet ^^Jü^ mit lat. fmt^ *8triiicli', w«
JA nicht tmmGgUch ist; jedo<:h ziehe ich hier eine würzet *bhn^ ver, ^f^
Penion, Studien 228r Walde, Lat. et. whch. 249 mit litteratur.
Zm uiicheii wortkunde.
475
gehören, vgK alb. tri^e *pfropfreis', das von Sommer in einem
anderen zusammenhange geaannt wird — siehe unten —
< Hrsio'); &gifjoui * Kan^iaat Res, gehört wohl schwerlich
zu lit, iresin ^läufig sein', denn dies gehört wohl gerade
zu ai. trdsati usw. ff^itlons^ov ^platz, wo etwas in der sonne
getrocknet wird' (Od, 8, 123) hat freilich keine befriedigende
lösuDg gefunden; jedoch die am mindesten mögliche scheint
mir die Sommei's zu sein, denn eine grundform Herslo- liegt
doch ausser den grenzen der möglichkeit ^) ; besser dann,
das wort, unerklärt bleiben zu lassen. Was $^tval *dreizack'
betriffl;, wäre es ja vielleicht verlockend, hier Sommer zu
folgen, eine stütze jedoch fjir das neue lautgesetz kann das
wort kaum gehen; vielleicht könnte man es aus ^ähr-is-iiakfo}'
erklären und zusammen mit ai. dhf\^ii' 'feuerzange, doppelter
schürhaken' TS* usw, als eine Weiterbildung der wurzel *dher-
*halten' betrachten,*) Es wäre mindestens ebensowohl möglich
aLs die erklärung Sommers.^) Die glosse ^(^tviu ' ufin^log iv
K^i^Tf} Hes* verbindet Sommer mit serb. irs 'vitis\ alb» trüe
*pfropfreis' ; für das letzte wort habe ich oben eine andere
etymologie vermutet, die ebensowohl möglich ist, Falls if-gtvia
wirklich zu trs gehört^ hindert ja nichts von einer form
Hhris- auszugehen. Die besten beispiele sind wohl d^giov
'feigenblatt' *) und d^glafißog; denn man fühlt sich doch
gewissermassen dazu verpflichtet, hier eine Verwandtschaft
mit jQt- *drei' anzunehmen* Jedoch ist es, solange nicht die
ursprünglichste bedeutung von ^gia^tßüQ klar ist, nicht zu
verneinen, dass es vielleicht gar nichts mit t^i- *drei' ge-
meinsam hat. Die merkwürdigen Snal Uyy, d^gänlayrag
Lycophr, 664 und evvtB&^ipcojmt Eur, Baceh. 633 hat
^) McM besser iteht es mit dem ander^D beispiele desselben laut-
fibergangs, den Sommer s. 117 f. vorgebm<!ht hat, r^loi. Ein wenig
g^liieklichea beisplel gibt Sommer am letitgenamiten orte, indem er vnttrl-
ntitfoalGg xfQdTtyQg Hes. -<= *vQait£l erklärt. Es darf wohl als demlich
sicker^ wenige DS wohlbekannt g-elteBt dass das wort uotjn^ zu lesen uL
*) Man möchte etwa einen i^-Gtamm ^dhcf^-ii- voranasetzen , woraus ein
*dh(€)r-is-no und daraus mit lf*ableitnng '^dh(e}t^'is-7W'k(o}'.
*J Ich bemerke vorläufig, dass nhd. u-hnnke^ nschw. snok^ das Sommer
8, 56 als ^das eteehende tiojr' zn ai^. snage *pHock' usw, zieht, nicM hierher
gehört, gopdem zu ahd, isrmkfiün ^kriechen' (vgl. Lid^n, Studien B3).
*) &{nov bedentet jedoch nicht nur ^feigenblatt', soodem auch ^weln-
bitttt^ usw.; Tielieieht ist es mit ^i^uiict Torwandl
31*
Jarl Charpenti^r,
Soltnsen, Untei^, 88 wohl mit recht zu ^^aiJ«) gesteUt, ot)
wohl die von ihm aufgestellte grundfomi etwas absonderlidi
scheint. Das \iekmstrittene c^dvog ^kraft, kraftftille' ^) scheint
man mir am besten, von einer bedeutung 'stärke' usw. aüS-J
gehend, mit Siebs KZ, 37, 281 mit svS^ip^g, fv&jjp^i; zu ver-
binden. Darin sehe ich weiter eine wurzel ^sq^Mn- und
verbinde es (mit Fick, Wbch,* I 40. 415, Froehde, BB. 2l,|
326 und Bnigmann, Grdr, P 591) mit fporoQ 'maase' (aftvo^
^reichlicher Vorrat* gehört walirscheinlich nicht hierher ^ ^^L-
Lidto, Studien 72 ff.); dies gehört wohl weiter zo lat /^wwt^
*ertrag, zinsen* usw. (anders Walde, Lat* et wbch. 216). Es
ist merkwürdig, dass Sommer, der die sicher fehlerhafte
etymologie Zubatys KZ. Sl, 4 anm, so scharf abweist, selbst
diese ältere, wie es mir scheint, gute etjTBologie (oämlich zul
ffopöc usw.) nur seines lautgesetzes wegen gegen eine so hin^
fällige wie die vou ihm vorgebrachte anstauschen wilL Di^ ^
letzten von Sommer behandelten worte sind fialr^ 'becher'«!
(^i/rctjca * d^vv Hes., fpletm 'verseugeu' und /pöuo» *stossen*.
Über q>ialrj weiss ich nichts, bleibe aber eher dabei, als da^ _
ich mich hier von Sommer belehren lassen möchte; was (pfwa; |
betrifft, geht Sommer hier von einer grundform ^m^n-^ax-
aus; es wäre wohl möglich, dass dies ein *ni{m)a'paw- ?
"^ntpax- geben konnte, jedenfalls aber niemals ^r^öx-.')
Übrigens sehe ich nicht, warum es einem 'wortdeuter, dessen
sprachwissenschaftliche anschauungen nicht durch lantgesetz-
liehe bedenken eingeengt sind,* ohne weiteres klar seiß soll,
dass ffivaxa ' ^^vy unwillkürlich zu pinus gehören möclit*-
Was schliesslich ff Xn'-c» Jbe trifft, ist es mir ganz unmöglich tiäs
wort zu ai. prm- ^verbrennen' zu stellen, denn einige laüt-
gesetzliche bedenken^ müssen sich doch bei der woitdeutung
finden, und da ich die etymologie prti^- : prunre nicht geiTi
aufgeben möchte, prunre aber mit ff^Uvm nicht besoüdet^
*) Auch 'copia' z. b. aS^ivog nkootov Pind. L 3, 3.
*) FalU mau ajmehmen dart', dass tftyttü- mm im Qiieebl&cheit ^^^
atandeDe bildong ist. ist es um so mehr unmOgUch. Sommer seM f^ ^^^
pJm/m ©in *picmio- vorausi das im Griechischen durch *rnje*'or reprifieoticrt j-pw
wftrd©, TgL Tix^ait -^ *Tixap.ag. übrigens ©rldärt man wohl das lat /'i^'«^
am einfachsten durch eine g-leichi^tzung mit ai. plnä- ^f^ist* lUMeuhcck, Ai
6t. wbch. 168), Eine grundform ^pitam- oder *pihnu- (Hui, IF. li ^""^
Walde ^ Lat. et. whch. 469) seheint mir ebensowenig wie *piasmh üfltif
3CU sein.
Zur ftrischen wortkimde.
477
woM zusammenstimmtj möchte ich andere verwandte suchend)
Vielleicht verhält sich (pl$vm zu akslv* jyaliti *breimeii' wie
z. b, gr, nkiv^tjav : lat. pulmo; da^ slayische wort hat aber
idg. ph, denn man kann es nicht wohl von arm, phailem
'glänzen' scheiden (s. Scheftelowitz, BB. 29, 35). x^ava»
schliesslich gehört nach Persson, Studien 124. 150 zu Ut.
ßHisti ^stampfen* usw., was mich besser überzeugt als die
erklärung Sommers.
Schliesslich betrachte ich es also als ausgemacht, dass
xmTff nicht aus *xai(itTü entstanden sein kann, wogegen ich
keine hindernisse finde» das wort mit av. ga&sa-j gmsm- m
vereinen.
üpsala im febr. 1906.
Jarl Charpentier*
^) Dass {ntat-)\il^yiü Ton t^ktym beeinflusst sei, glaube ich nicht; dMü
fehen die lautlichen verhältaiss« eines *t^\iftm tind i^Hym aUznweit auB*
eiDiiiider.
Die ,^an"-sätze.
Eandglossen zu Zs, 40 s, 134 ff*
L Die verbreitmig der „man^'-sätze im SlayisclieiiJ
lässt sich, wie es scheiaea wül, mit ziemlicher bestimmtheitj
begrenzen. Sie sind Torznp weise dem Slovenischen,
Cechischen (mit dem Slovakischen) und Polnischen
eigen (s. 141 ff). Was das Cechische selbst anbelangt, sol
sind insbesondere die nicht vergleichenden ^man"-sätze ent*
schieden in den mährischen mundarten, besonders im Böhmisch-
mährischen Höhenlande viel geläufiger, als im eigentücheü
Böhmen : die altöechische Übersetzung von Marco Polos MiUioo
(s. 172), die so viele „raan^-sätze enthält, scheint ein dialek-
tisches denkmal zn sein, die mährischen belege bei Pedersen
(ebd. ; ich verdanke sie dem kollegen Em. Smetanka) stammeß
aus der ^öechischen*^ mnndart in der gegend von Neustadt in ,
Mähreu, man kennt „man^'^sätze auch aus der „böhmisch*
mährischen'* mnndart um PolnA. und Polnieka in Böhmen
(I. Hoäek, Näfeöi Ceskomoravsk^ in Rozpravy der Böhm.
Akademie, 3. Kl. 1900 und 1905, I s. 87, H 1 s. 120). Auch
Martin Eabätnlks Reisebeschreibung a. d. e, d< 15. jk (hBg*
von J. V. Prä§ek, Sbirka pramen&v I 2, N. 1, Prag 1394),
weist nach Ost-Böhmen hin (Leitomyschl) ; man liest da i, h.
ovoce roiU(\ie}io jest s poirehu^ ale ie v^ecko vehni drako mu^
küpiti „an allerlei übst gibt es nach bedarf, nur dass (man)
alles sehr teuer kaufen muss" 20 12 (ähuL 27 12, 28), DcmJi
fehlen „man"-sätze auch in Mittel' und West-Böhmen nicht;
zn den bei Pedersen vorfindlichen belegen vgl. z. b. das
Sprichwort be^ kurole mdlo dokale ^ohue courage bringt
(man) wenig zustande", das allgemein übliche dnes by (mil
pm neüyhnal „heute würde (man) nicht einmal einen bund
hinausjagen" (von schlechtem wetter) u. dgl Auch Itn
Jan Hasi§tejusky z Lobkovic (f 1517), der doch meiM in
Eaaden, also in NW, -Böhmen lebte, gebraucht gern ^man*"'
Sätze in seiner reisebeschreibung (hsg. von Ferd. Strejftßtt
Sbirka pramenüv I 2 N. 4, Prag 1902), z. b. na obü dr^ni
ie siene hyly na kaldS stram 4 komory, ie m siene do kdi^
homory jlH mohl „zn beiden selten dieses Saales waren ^^
>ie ,m»tt*-ftitfe.
479
jeder seite vier kammern, eo dasB (man) aas dem saale in
jede kammer gehen konnte'^ 12 17; a hy hylo mrmnQrovij ie
by jiste toho jednoho kominti nefmioho pode sto slatych nmidelal;
a sie ien jeden komin kaupi la sest aneb m sedm zhtych
„und wäre (das werk) marmorn, (so würde man meinen),
dass (man, niemand) sicherlich den einen kamin nicht viel
anter hundert gülden machen würde; und sonst kauft (man)
den einen kamin um sechs oder um sieben gnlden" 12 24 J)
2, Was die übrigen slarischen sprachen anbelangt, so
kommt als mit dem Cechischen und Polnischen so nahe ver-
wandt zunächst das Lausitziscb- Serbische in betrachte
Ich habe mich diesbezüglich brieflich an den vorzüglichen
kenner seiner muttersprache , prot Ernst Mucke gewendet.
In seinem liebenswürdigen brief vom 29* dezember 1905 stellt
er die existenz von ^man" -Sätzen mit der 3, ps- sg, im
Laus.-Serb* direkt in abrede* Zwar nicht mit vollem rechte,
wie wir gleich sehen werden, aber natürlich dürfen wir auf
sein wort hin getrost annehmen, dass dgL sätze im Laus.-
Serb* nicht sehr gebräuchlich sind. Nach Mucke gebraucht
man da in der regel sätze mit der 2. ps* sg«; als beispiele
führt er mir an: dyHi sy naüeil pjef^ hiia be won preä
^bevor du (bis) fBnf gezählt hast^ schon war er fort" (vgl
8. 143); t^ita^ jako kdyi ^ bidem morskas „er liest, wie wenn
du mit der peitsche knallst** (so geläufig), oder Hta^ jako by
it6 z bu'^em tnorskal ^er liest, wie wenn jemand mit der
peitsche knallen würde** (vgl* s* 143); hdie^ ho postajiif tarn
jeko nandies „wo du ihn hinstellst, dort findest du ihn** (vgh
fi, 146); to döstanjes wmd^ey naßepse pak iv Prazy ^^das be-
kommst du überall, am besten aber in Prag" (vgl* ebd.).
Sprichwörter: Uoi syj^^ to znejes „was du säst, das erntest
du**; tvyH sieji^, djüe widiis „(je) höher dn stehst, (desto)
weiter siehst dn*", dagegen wyi^ stcjL dale undii ,,(je) höher
^r (d, h, eine bestimmte person) steht, (desto) weiter sieht
er.** Ein dim vy^ stojif tim dal vidi ist meines Wissens als
Sprichwort in Böhmen nicht gebräuchlich, aber den satz
wflrde (soweit der kontext nicht dagegen wäre), der Böhme
>) Man woUe mir in den Übersetzungen hie und da eimge hilrlen nach-
sehen ^ die darüi ihren i^nind haben, d^e ich nach tunüchkeit wC^rtlich zu
flbersetKtn bestrebt bin.
ohne weiteres als ge höher man steht ^ desto weiter sieht
mau" verstehen (vgl s. 172)*
Aber ganz unerhört sind auch „msu'^-sätJEe mit der 3>
ps, sg. im Lausitzisch-Serb, nicht. Im Casopis Macicy Serbs-
keje 104 5 ff, und lOB 1 ff; veröffentlicht Jan Radyserb-Wjela
laus*-serb. volkstümliche vergleiche, wovon einige ^nian'^-sttze
unten § 10 angeflihrt sind. Sonst vergleiche man z, b.: hrltej^io
mohl fia njejdo ßrjeidian rajtowac ^ein rasiermesser, dass (raati)
darauf nach Dresden reiten konnte" 108 9; kuriawa, ao hif
sö we swöjim dworje zahludäil „ein nebel, dass (man) in seinem
(eigenen) hofe sich verirren möchte** 11 (aber ebd. kurjawa
hmfüj Bo ruki pred noscm fije m6ie$ widiel ^ein dichter
nebeli dass du die hand vor der nase nicht sehen kaimst'-
u. dgl); wjedfQf £0 fijechal pm do njeha wuhnaö ^ein wetter,
dass (man) keine lust hatte einen huud in dasselbe hinaus-
zujagen'' 12, Nebst Sätzen j in welchen statt der offenbar
älteren 3, ps. die 2, ps. sg, steht, findet man auch solche,
wo ebenso unursprünglicherBeise, durch uachahmung des § 15 ff.
geschilderten Sprachgebrauches, die 3. ps. plur. steht: z. k
Sisinüf so moldi tmitroha pukotad slyse^ „eine stille, dass (sie)
das herx schlagen hören konnten'*, zo m6hü lisSou/e dychaiije
^8^ „dass (sie) den atem des laubes hören korniten", nm,
so möhli möiyht pojmyc „ein dunkel, dass (sie) die haete
(daran) haben aufhängen können^ 10; mhla, zo mohü ja i
nöiemi krac „ein nebel, dass (sie) ihn mit messeru schneiden
konnten 11 (6ech. ie ji mohl kräjet „dass (man) sie schneide
konnte; vgL skt. südbhedyani tamah ^eine finstemiss rait der
nadel zu stechen"). Auch die 2. plur, findet man da, % b.
cüinaf zo byMe slyieli pjerko na semjti padnyc, oder nmchu
le6e{\ oder trawiöki rose „eine stille, dass (ihr) kanntet eine
feder auf die erde fallen hören ^, oder „eine fliege Siegen "^i
oder „die gräslein wachsen/ -
3. Sonst dürften „man^-sätze dieser art in den slavischefl
sprachen schwerlich vorkommen. Im Russischen z. h. ist
für die 3, ps. sg. in den ^man"*- Sätzen die 2- sg, eingetreten.*)
D. N. OvsjanikO'KuMkovskij (Sintaksis russkago jazjka, St.
Petersburg s. a., s. 188 ff) bezeichnet die peraonaütät unserer
^) Altrose. moMa „poteet, (man) kanii^ (»> ^es ist möglicb^) ^^
SoboleTikJj ^UT, Min. S49 162 an. Auch sonst yiiid Terba^ die „köniHm* ^^
ähnlicheB bedeaten^ in ^män'^-eÄtxe» btairk vertreten.
Di© „man^'-site,
481
T^man^- Sätze als die 4. person (oder als Beopredelennoje lico
„nnbestimmte person''; die Personalität der ^impersoneUen'*
„es" 'Sätze nemit er die 5* persoo^ oder mnimoje lico „imagi-
näre persoa^); er führt als russische ausdrucksformen dafür
Sätze mit 3* ps. pL an (TgL dazu § 17), ußd solche mit 2. ps.
sg., die wohl einem jeden des Russischen kundigen ganz ge-
läufig sind; z, b, tise edes* — daVse biides' „langsam föhrst
(du) — weiter gelangst (du)*', po odeike protjagivaj noiki
„nach dem kleidchen (wie das kleid reicht) strecke die
fBsschen", ua v&ech ne ugodis' „allen tust (du's) nicht recht''
usw. (L L 190). Die 2. ps. sg. findet man auch in sonstigen
slav, sprachen, vgl. Jagic, Beiträge zur slav* Syntax I (Denk-
schriften d. Äkad. Wien, phil.-hisL Kl* 46) s. 23 f- ; so z. k
auch im Cechi sehen {kdyi po nem jedes^ tehdy se vehni prdsi
„wenn [du] darauf [auf dem sande] filhrst, da wird es sehr
staubig" Kabätnik 21 35; iädny hos nechod' po mpadn dunce^
n^h hned iimnici fnäs. take neleäis-li pod strechati, tehdy rüsa
pfiprchne-U na U^ jakohy te harkym vareni skropil pak-U
kiWy pod strechauj tehdy stetiice a vsi velike^ jimi oni Hekaji
vii faraofiovyj tak te opatrief ie pryskajH na tobe naskof'ie
„niemand gehe nach dem Sonnenuntergang barfuss herum,
denn gleich hast [du] das fieber, auch, wenn [du] nicht unter
dem dach liegst, so, falls der tan auf dich fallt, [ist es] als
wenn [man] dich mit siedendem wasser beträufeln würde, und
liegst [du] unter dem dach, so richten dich wanzen und grosse
lause, die sie [= man dort] pharaonsläuse nennen, dermassen
her, dass blasen auf dir aufspringen*^ Lobkovic 49 5), oder
im Slovak, (more nevypije^^ Boha nepreynoles „das meer
trinkst [du] nicht ans, gott aberwältigst [du] nicht** Zäturecky
I 21, modli süf mmodli sa^ e präsdnej miay nenajies sa „bete
[oder] bete nichts aus einer leeren Schüssel isst [du] dich
nicht satt" II 81). Die 2. sg* findet man sehr oft auch im
Litauischen und Lettischen, besonders wiederum im
Sprichwort (palmgvai jodams toUaiift nujod „langsam reitend
reitest [du] weiter hin" Schleicher 81; jü [dautfiaris] kät§
glSstai jU ßabiatlsj ß iidegq kvlia jje mehr [du] die katze
Btreichelst^ desto höher hebt sie den schwänz" Kurschat
§ 1614; lett. tas ttk ir puika^ kadu vari pameklet oder kädu pa
dmtem v^nu neatradm „das ist doch em junge, wie [du]
einen solchen suchen kannst^ oder „wie [duj einen^glchg^
Josef
unter hundert keinen einzigen findest" Rigaer Rakstu Kräjams
VI 17); wie ja bekannt, auch %. b, im Giiech, {q^airjg m
5axo^<J^' ri ttv^ iptfifvat ä(pQom t avjm^; F 219; ot/rf^ aw
ftßiüBidg noti to di^og [desjenigen, den eine gewiss© schlänge
gebissen], ov6^ ijv top Nttkoy avtf)v i^ roi» ''intoov SXo¥ ixmtip
r$Q ikaiif} TtvQ xaT(xijߣv¥voi Lukian, De dipsad. 4) und im
Latein (jjostea ubi occipiet fervere, patdisper ßrassicae mani-
piäumj demittitö ad modum dum qtiinqtie mimereSf eximüü
Cato De agri cult. 156 2, wo der Böhme die 2. oder 3. sg.
setzen würde: e& hys [hy] fmpo^tal pet\ vgl 8. 143)*
4* Die 2, sg, in „man" -Sätzen ist, wie man sieht, ziemlich
weit verbreitet, was jedoch schwerlich als beweis dafür an-
zusehen ist^ diese gebrauchsweise sei von haus aus in Am
indoeuropäischen sprachen so obligat gewesen, wie sie ea
beispielsweL^e im Bussischen ist. Die „man'^-aätze drucken
Vorstellungen aus, die von jedermann geltung haben: and
von der angeredeten person ; es ist natürlich, dass die spräche,
als sie angefangen hat, die formell subjektlose form der 3. ps,
zu vermeiden, auch die 2* ps. als ersatz dafür anwenden
konnte. Es können dabei imperativ-sätze allgemeiner geltUB^
mit im spiele gewesen sein; insbesondere im Slavischen, wo
die 2. 3. imperativi überhaupt, im Latein, wo -tö in der 2* 3* $^.
gleichlautend ist. Liest man z. b. im Ältöech. ktoi chct t?
domu sküdy ebyti, nedaj jisJcre uhlem hyti „wer des Schadens
im hause los sein will, lasse nicht den funken zur (glimmendeE)
kohle werden" Dalimil 8 37, so versteht man sehr wohl, d»ss
dafür mit der zeit auch ktoi chces usw. gesagt werden
konnte. In lat. Vorschriften mit 4ö-imperativen weiss man
ja sehi* oft ohnehin nicht, ob man sie mit der 2. oder
mit der 3. person übersetzen soll; dieselbe nnbestimmtheit
hatten dgh sätze, wie man ans vielen stellen bei Cato e^
sehen kann, auch für die Römer selbst. Aber immerhin bleibt
die 2. sg. in „man^-sätzen zunächst als ausdrack der un-
bestimmten person, ich möchte sagen einer imaginären 2.
pei^son in geltung; tpalrjg « in der angeführten stelle f^^^^
sagt Antenor zur Helene, woraus jedoch durchaus nicht folgt,
daiS eine spräche, die hier das genus unterscheiden rausSt ^
der Übersetzung durchaus die femininform setzen müsste {z- b.
fiech. rekl hys oder fekhi bys).
Die „msn'-gSbe.
483
L
Auch die L pi. pL kommt in „man^-sätzen yor* So z* b,
im Latein {tiitimur in vetitum semper mipimusque fiegata),
selten im Litanisehen (Knrschat, § 1319); ein ai. ßkvmja
mdaii, näsikäbhyam gandkäfi jighrati ^mit der züngle redet
(man. der mensch), mit der nase riecht (man) gerüche"
würde der Böhme am ehesten durch einen satz mit L ps. pl.
wiedergehen (oder allenfalls mittels dovek **der mensch").
Aber auch diese Sprechweise scheint nicht ursprilnglich zu
sein; so weiss ich z* b, keinen ai, beleg davon anzuführen.
Auch im Kusaischen wird die 2; sg. au stelle der 3, sg.
in „man "-Sätzen erst nachträglich getreten sein, wie dies
offenbar im Lausitzisch -Serbischen und im WestSechischen,
wie es scheint, allmählich vor unseren äugen geschieht. Wenn
man z. b. bei GogoF, im Rerizor 2 8 den satz liest: a ved!
iaköj nevzra&nyjf nuetikij^ kaäetsja, nogtem hy pridavü jega
„and wie unansehnlich, klein (er) doch (ist), (es) scheint, ndt
deni fingernagel würde (man) ihn erdrücken", so ist dies nur
scheinbar ein echter ^/man'^-satz der alten art; es ist dies ein
geflihlssatz, und in gefiihlssätzen setzt der Russe gerne die
3. pa. anstatt der 1. oder 2., z* b* ebd. kazennago ialovaüja
ne chvatajet dale 7ia ^aj i sachar ^an staatlichem gehalt
kriegt einer (d, h. „ich**) nicht einmal (soviel als zum) thee
und zuck er (hinreicht)", jek^e da^e i spasibo polu^al „noch
dazu hat einer (ich) belobung erhalten^ 1 3, a, opjaf valjalsja
na krovati „ei, wiederum hat sich einer (du) auf dem bett
herumgewälzt** 2 2,
5. Im Litauischen und Lettischen hat man mit
dem umstand zu tun, dass die 3. sg. und 3. pl. durch dieselbe
form ausgedrückt werden. Man findet daher dieselbe form
iE Sätzen, die im Ai. (und wohl auch im Ursl.) die 3. sg.,
und in solchen^ welche die 3. pl (s* § 15 ff.) aufweisen.
Pedersen hat das baltische material bei seite gelassen (s. 171);
der Vollständigkeit halber mag einiges hier angeführt werden.
Sätze, die im AI und z. b. im Cech, das verbum in der
3. 8g. bieten wtoden, sind im Lit. und Lett mit der dem
numerus nach indifferenten 3. ps. sehr zahlreich. So z. b.
lit, glriö Uikms iszmokinf o zmogaüa neis^mokin „im walde
hhven lehrt (man), aber einen menschen lehrt (man) nicht"
Schleicher, Leseb. 81, v§m kaHs netnelU „ein (einziges) mal
lügt (man) nicht" 83, turnet jau mok vandeni branginiif kad
szidini isediiusia „dann weiss (man) sclion das wassef m
sehätzen, wenn die hninnen austrocknen" 101, kadä papUdy»
kiaurq iäkq „wann füllt man einen löcherigen saek?"^ 104;
lett. ßi Imm per, jU Mrns räud ,,je mehr (man) das Idnd
prügelt, desto mehr weint das kind" Eigaer Kaksta Kräjams
VI 2 (s, 171 f*), neti^kap debem bet trepem j^mcM steigt
(man) zum hlmmel ohne treppen" 4, Jcad divu lüffs^ tad di^gan
büß „wenn (man) gott bitten wird, so wird genug sein" 5,
atri ezdams dizrijas „hastig essend verschluckt (man) sich
(bekommt man etwas in die luftröhre)" 6, gUdit var atri läupU,
bei atdUt vis nevar „die ehre kann (man) schnell rauben, aber
zurückgeben kann (man sie) nicht" 7, M klM^^ td skan
„wie (man) schreit, so klingt es" 9, kad fueli suiur, hbi et
„wenn (man) die znnge hält, geht es gut", nU fem miÜ^
nevar ptitrti izrarit „von diesem mahl kann (man) keine
grütze kochen** 13 usw*, tümsä vairs nevareja nUred^et^ kur
abi paliküf kur tiu „in der duiikelheit konnte (man) mcht
mehr sehen, wo die beiden blieben, wo nicht '^ Lerch, Täutas
pasakas V 196, ku mr ^bmt „was kann (man) wissen?*^ 211,
ja isdferttt rid£ ireBam k*imenemj tcd zvilst gat £emi apreiü»
„wenn (man) bis zur dritten zarge austrinken würde, so sinkt
(man) auf die erde ohnmächtig^ 216»
6. Was das AUindische anbelangt, so kommen „man"-
Sätze vorzugsweise in der vedischen prosa, die upani^ads mit
einbegriffen, vor* Im mantra findet man sie wohl auch, je-
doch ganz vereinzelt; übrigens habe ich gerade die mantra»
literatur zu diesem zwecke sehr mangelhaft exzerpiert, ond
es werden sich mit der zeit sicherlich mehr belege finden.'}
Dem poetischen Charakter des Eigveda usw, entsprach offen*
bar ein satz mit mdrti€L},i ^der sterbliche" oder dgl. (z. b*
RV. I 40 2, 83 1; in 11 7) besser denn ein in bezug aof
das Subjekt verschwommener ^raan"-satz: man sagte sogar
lieber yalp . * * märtiaJ}. „welcher sterbliche'^, z, b. I 36 4, 16;
VI 2 5, 14 1, 6U 11, oder tjä}^ . . . mäm4s^]^ X 78 7 „weleher
mensch", sä märtiulj. „dieser sterbliche" I 41 6, 7, 150 3,
^) Um ftuch <lem des Ai. minder kmidigen im&T die bekpiele ver'
Btändiicber zu mwch^n, lusen wir die ündeiitLiehereti SandhikontmJrdonen *^
Dnd bezeichnen die betreffenden wortfugen mit u- l*ie Tediscben metrischen
belege Bind in der darch Uas metrom Terlängten form gegebfn.
Die .roan'-aStzo.
485
i
53 15 a. 5,, wo die schlichte prosa mit ihrem ydh T,wer", sa
pder^ auskommt. Aber dennoch liest man z* b. agmna rayim
asitavat p6§am Pvä divS-divB i ya^amm vtravattamam „dnrch
Agni erreicht (man) reichtum, fllrwahr gedeihen tag für tag,
ruhmreiches, männerreichstes" I 1 3; X 117 4, 7 liest man
nä sä sdkhäf yS nä dädüti säkhy^ mcabhüv^ säcamanäya
pitvdfy j äpa^asmat pf*eyä% nä täd oko asti, ppiäntam anyäm
äranam cid icchet ^das ist kein freund, wer dem anhäng-
lichen^ bei ihm weilenden freunde von der nahrung nicht
gibt, weg von ihm gehe (man), du-s Ist kein lieber aufenthalt,
einen andern, sättigenden, wenn auch fremden, suche (man)",
yänn ädhvanam dpa v^nkt^ carlträili „gehend (wenn man
geht) legt man den weg mit den füssen zurück"; X 146 4
vasann aratjyanyäni säyäm . . . manyafe ^abends bei der Ara||-
yäni weilend . , . meint (man)" ; man kann sich jedoch nicht
darüber täuschen, dass X 117 oder 146 kein süktam ist,
welches eine mustergiltige mautrasprache bieten würde. Es
sei bemerkt, dass dies alles ist, was ich mir aus einem sehr
beträchtlichen teile des ET* notiert habe: etwas mag ich
tibersehen haben, aber immerhin bleibt es sicher, dass dieser
art ^ man "-Sätze im eigentlichen mantra sehr selten sind.
Im brähmapa dagegen sind ,,man"*sätze wie gesagt ganz
geläufig. Einige belege hat Delbrück, Ai. Syntax 221 f., wie
fiä^iva vacS sräd dadkäti „der (blossen) rede glaubt (man)
gleichsam nicht", täsmad dpi svdyä jüyäya tird iva^^evä
cimrmti „deshalb sucht (mau es) selbst mit seiner eigenen
ftuu doch möglichst im verborgenen ^u tun". Sonst vergleiche
man z* b, : yad vä adhi'tam, Sanhmä fad dadhära „was nicht
fest (ist), das hält (man, laukikah pm^imh nach dem kom-
men tar) mittels eines pflocks fest" Täuijya- Mbr XI 5 10—12;
yad vä adhiimn, abhUtmä (mittels eines riemens) tad dädhära
Xn 9 16; vücä paMn dädkara ^mittels der stimme (rede)
beherrscht (man) das vieh" X 3 IB; sarvam pasiibhir vindatP
„alles gewinnt (man) durch das vieh XIII 1 3; t/A Bväm
vidvän agnihöträm juhoti, yAvad af^ni^tomeyta upa-JIpnStij tävad
upupmü „wer so wissend das Ägnihötra opfert^ wieviel (man)
durch den Agni^to^iEt erreicht, soviel en^eicht er" Täitt, s, 1 6
9 1; twthmi hy Mrntatarmn vddüti „denn stehend spricht
(man) weiter hörbar" II 5 11 1 ; yäd dhi mänasa dhyäyati,
täd väcä vadati „denn was (mau) mittels das denkvarmdgens
48e
'Znbaiy,
denkt, das spricht (man) mittels der spräche" 5; yad eva
wlyayä karötif . - , tad c-va vlryavatfaram bhavati „was mm
(mit) kenotnis tut, das eben wird wirksamer sein"^ Chänd.
np. I 2 2; tasmäi ima (msikyma präT^Bkia) ubhayam jighratij
mirahhi ca durffandhi ca j^deshalb riecht (man) durch diesen
(den nasenpraj:La) beides, wohJriecbeades and übeh"iechendeÄ^
12 3 (ähnlich 4, 5) ; yad vüi prcu^af^üi, sa prmtö, yad apa^mii,
Bö ^pünöj 'tha yaii präitöpänayoJi samdhUff sa vyünöf yö vyäwä^
8ä väk: tasmäd apränann anapüjian väcam abhmyäharati
^wenn (man) ausatmet, (ist) dies der prä^a, wenn (man)
einatmet, (ist) dies der apäna, und was die Terbindung voii
präiiia nnd apana, dies (ist) vyäna, was der vyäna, dies (ist)
die rede : daher bringt (man) nicht ausatmend nicht einatmend
die rede hervor" ISS; katarah sa ütmü? yma vä rapm
pa§^yat% yma vä iahdam &pßtit yBnu vä yandhän aßgkraiit
yena m väcym}i uyäkarötij yma va svädu ca^asvädn m mjä-
näti? „was ist dieser Ätma (seele)? (ob das) womit (man)
das sichtbare sieht, oder womit (man) den schall hört, oder
womit (man) gerüche riecht, oder womit (man) das gesprochene
bildet, oder womit (man) das angenehme und unangeuehioe j
unterscheidet ?** Mi. är. II 6 1 2, 3 ; yad dhi kim-cu^nnjaMti, ■
am ity ^va iadü^äha „denn in was immer (man) einwilligt,
da sagt (man) Ja" €hand. up. I 1 8. Selten in nach-
vedischer zeit, z, b, chayUyäm apsu vayäu ea mkliäm
u^nB ^dhi gaccJiati, I agndu vüsasi sfirye ca mikhafit Site 'ihi
gficchati; // ktMe sparS^ rase rup^ yatidliB ca ratnat^ man&k^ l
te^i bhöyem sarv^i^ na bhltö labhate sttkliam „im schattes,
im Wasser und wind eiTeicht (man) behagen in der hilze
(wenn es heiss ist)j am feuer, im kleid und an der aomie
eireicht (man) behagen in der kälte; am schall, an der be-
rührungj am geschmack und am gernch erfreut sich da*
gemüt: au allen diesen genüssen erfahrt (man) erschreckt
(wenn man erschreckt ist) kein behagen" Mahäbhar. XÜ
72 221; na hy anasüyan kutsayat% na ca^apy ahtpUö hhart-
myate „denn sich nicht ärgernd (wenn man sich nicht äi^ert)
schmäht (man) nicht, und nicht erzürnt schimpft (man) uicht"
Mahäbhä^. zu Pä^iini VIII 1 8 ; aus dem Pancatantra fuhrt Spayen
Grdr* d. ind, PhiloL I 6 § 246 den satz an käraiian mitratm
yati^ karanad yaii ^atrutäm „aus (irgend einer) Ursache ge-
laugt (man) zur freundschaft, aus Ursache gelangt man 2ur
Die -man'-satie.
487
feindschaft** (Ind. Spr.' 1666). Als beispiel eines lok. des
Interesses fahren die graminatiker zu Pä^iiii II 3 30 diese
Strophe an: carmaiä dvlpinam huntiy dantai/or hanti ku^jaramyt
k^Se^i camariTfi hantig slmni pt^skalakö hat(ü,i ^des feiles
wegen tötet (man) den panther, der zahne wegen tötet (man)
den elefanten, des Schwanzes wegen tötet man die camara-
knh^ des hodensacks wegen ist das bisamtier getötet worden**,
wo man vielleicht nach § 19 eher die 3. plnr* erwarten
würde ; ebenso yad adhite, yad dadati^ yaj juhöti^ yad areat% /
räjä catiirtkahhük tasya, was (man in seinem lande) rezitiert,
was (man) schenkt, was (man) opfert, was man singt, daran
(ist) der könig mit einem viertel teühaber** Mahäbhäi-. XU
75 7 (Nilakaptha ergänzt brahmanädUß „ein brahmane nsw/)*
Eine art „man^'-satz hält sich in der ganzen dauer der
Sanskrit-üteratur fest: es ist dies die 3. sg, des optativs in
allgemein giltigen Vorschriften und verboten, die man dem
Charakter dieser Uteratur gemäss durch tausende von bei-
spielen exemplifizieren könnte* Ein beispiel aus RV X 117
haben wir oben angefiUirt; vgl z. b* noch: na pratyaM
affnim ä cänwt^ na ni ^^fJüvH y,(mit gesicht) zum feuer ge-
wendet spüle (man) nicht den round aus, noch spucke (man)"
Chänd. up. 14 3, varm^itam na nind^t „den regnenden
schimpfe (man) nicht *^ (d. i. „man schimpfe nicht, wenn es
regnet«) II 15 2.
7. Im Griechischen sind reine „man**'Sätze verhältnis-
mässig selten; in der regel mrd bereits das subjekt, zunächst
durch TtQ, zum ausdruck gebracht; man vgl. z. b. jonanv rig
T^ intXfv<j<j{$^ onnv jini Xaav f^öiy „Und soweit sioht man,
als (man) einen stein wirft^ T 12, wo der zweite satz ganz
dorch ein Ö. cö kamenem dohodi (3. 143) wiederzugeben wäre;
oder Soxit a&i dixatop tirat n$^i wv rtg ftf^ QtSe Xiyuv t^z
nioTU : Plat PoL VI 506 C; £vd-u mokXijv ftiv tTaxp^oavytjv
uajafiti&u av rig, aiir^goi* 6^ ovSiv ovt' Movuat ovt* liitv
iati Xen, Kyr, I 9 3, Vgl, Pederseu 17L Hierbei ist zu
bemerken, dass sätze wie rmv ya^ ftityuXmv ^v^ov ui\ ovx Sv
üfiaQToi Soph. Äi. 154 zuweilen unrichtigerweise so gedeutet
werden j dass das subjekt dnreh das partizip wiedergegeben
werde: das partizip ist in dgh Sätzen wie sonst bloss ein
prädikatives attribativ 20 dem diesmal nicht ausgedrückten
Subjekt und z. b. der obige satz zu übersetzen ^^wenn man
488
Jostf Zuhskl^,
nach grossen seelen schiesst, fehlt man nicht leit^ht." Solche
Partizipien sind in analogen Sätzen im Altindischen und
Litauischen ganz geläulig (man vgL unsere belege §§ 5, 6);
im Altinrtischen stehen so ziemlich oft auch prädikative ad
jektiva, z. b* täsmad ekäki bibhHi ^propterea solas timet*,
d, h. „deshalb fürchtet man (der mensch), wenn man alleii|
ist% nicht „deshalb fürchtet der alleinige'* Sat. br, XIV 4 2 3J
Dass ein ,,man" als Subjekt eines infinitivs fehlt, ist im Gr
ganz geläufig (j^ak^nov ovna n not^aat tSarf firjßtv u^tagtm
Xen. Apomn. II 8 5); und die formelle subjektlosigkeit kann
sich in diesem falle auch in einem anschliessenden satze mit
einem verbum finitura wiederholen, wie z. b. t>vx iurtv Qpdm;
^fitQ^m^ im* fiij q)^Qvi,uüg t? PlaL Menon 97 A (Krüger
§ 61 4 5).
8, Im Latein gehören hierher zunächst die -fo-imperati?e
in allgemeinen Vorschriften, wobei jedoch zu beachten, dass
das Subjekt in dgl. satten gar vielfach ein bestimmteres ist.
als in den bisher besprochenen ^ man** -Sätzen, indem im
sprechenden eine bestimmte bernfskategorie oder dgl Tor-
schwebt, und dass feiner nicht zu erkennen ist, ob 4a Ms
2, oder als 3. ps. zn vei-stehen.^) Sonst finden sich ausserdem
auch stellen, wo wie im Griechischen an einen inflnitiv ein
„man'^-satz ohne Subjekt angereiht wirdj z. b, ueqiie vero mihi
qiiidquam praestabiUns videtur^ quam posse iicendo tmrt
hominum coetii»^ mmües allicere, vohtntate^ impell^e qtto vdit^
unde autmn mlit deducere Cic, De or. I 8 30, oder wo soßit
ein „man" aus dem Zusammenhang zu ergänzen ; vgl z. h.
Kühner, Ausf. Gramm. II 4 f. Oder höchstens vereimdt«
stellen wie tmum neBcio^ quo modo possit^ si luxuriosus sil.
^) Bei Cato bat -tö meist die geltting der 2* ps« VgL oleum im Ubmm
primum inditOj inde in fütemm doliam indito. de iis WirU ftßce$ üBU^
eamque semper sabtrahiU}. t^tm olmtm sustuleris dt cortinaj amurtff*
dernito m 2, ähnlich 104 2, 107 L 2. 108 1, 100, 112 X-^B n. s.; dipfen:
grantam hiHceam mc facito, »elibram tritiüi puri m marfuriüm indfl'.
lavet bmic corticcmque de t erat bem eluatqw! bette uäw* 86, älmliitb
87i 39. Es finden sich auch iteUen, wo die in besiehaiig amf pison
deatliclieiL Terbalformen bald dio endung der 2., bald die d&r 3. ps. *^''
weisen. So; deinde ^ ubi (okae) satk nmceratae truntj e^primüt d if^
acetum coiciat et oleum nddaf , . . fenietdum et lentiscum seomm
mndat in acetum, d una adnti&cere t^ohs^ cito utita naw. So tfl,
auch 142—143.
Die ,mAD"-a&tze.
489
itas atpidhies hab^e Cic. Fin. II 7 22j wo indessen das
Subjekt nicht „man" in seiner vollen allgemeinheit , sondern
vielmehr „einer** ist, einer, auf den die gegebenen bestim-
mungen usw. zutreffen, also ein doch nnr mehr individuelles
Subjekt vorliegt.
9, Für das Germanische vergleiche man Pederaens
altnordische belege s. 141. Sonst bieten die germanischen
sprachen irgend ein substantivisches man (örimm IIT 7 ff.,
lY 220 ff., 459 ff.). Schade, dass wir nicht mehr vom
Gotischen wissen: vermutlich hat dasselbe ^man"-sätze ohne
Subjekt so gut (wenn nicht besser) gekannt wie das Alt-
nordische^ nnr dass Wulfila keine gelegenheit hatte, sie zu
venvenden, „Das gemeinwestgermaidsche pronomen man ftigt
sich zu dem kollektivischen gebrauch von skr, manu- md-
nm- . , / meint Kluge, Gmndr. I* 466; der umstand, dass
das Gotische wohl ein negatives ni maimay kein positives man
kennt, lässt wohl vielmehr vermuten, man stamme aus den
negativen Sätzen her. So hat auch das Latein sein nemo,
aber kein hömö henw in positiven sätzen; der Veda sein
nä-kw „oÜTif", aber der Grieche schon sein ug. Eine direkte
Entwicklung aus negativen sätzen liegt im ai, käS cand vor,
welches ursprünglich nur in negativen sätzen (und zwar
meist mit Wiederholung der negation, m käS canä „keiner,
niemand^) stand nnd später auch in positiven sätzen als
^irgend ein^ jemand" erscheint. Und vorausgesetzt, das man
habe sich in positiven sätzen direkt entwickelt, so ist zum
semasiologiscben ausgangspunkt unseres erachtens kein kollek-
tives „lente", sondern ein generelles „der mensch" zu wählen.
Geradeso, wie z, b. beim 5. elov^k „mensch**, und zwar bereits
m der alten zeit (Gebauer, Slovnik staroöe^k^-- 184), oder bei
avest na „mann*^ (Barth olomae , Ältiran. Wb, 1051 f), bei
aj. pürii^aJß „mann, menach" *), im Rigveda bei mdrtiali „der
sterbliehe", bei frz* o?i aus homo u* s, die bedeutung „man"
sich entwickelt hat*
10. In den polnischen und öechischen belegen des „man*^-
satzes sind in hervorragender weise Vergleichssätze mit indi-
kativischem oder optativischem verbnm vertreten (Pedersen
*) Z. b. yina ka^^va^arthEna jmru^a^ carPt, taf^ ha^sva vadEt „mit wekhem
nre^k ttuui gebt (wdcheii Kwock man he^, was tarn will), den ioU man auch
»gen" Chinii. op, V 11 6. Ygl dasu Schmidt mid Hertel, ZM6. m 267.
Z«itaDhrf/t far rergl. apr»o)if. K. F. XX 4. 32
L
490
Joief Znbaty,
s. 142 ff) : Sätze wie poln, jak uciql — jakhp iwiql^ l
kdyi tdne — jak hj ufal „wie weno (man es) abgehau€ü
h&ttß" (von einem plötzlichen anfhöreu irgend einer erscbei-
nung gebraucht). Auch im Lansitziseh-Serbtscben findet man
derartige ^irreale'' Vergleichssätze: z, b» Snm^ jako by kolmoiu
kidai ^eine finsternis, wie wenn (man) Wagenschmiere herum-
werfen würde "* Cas. Mad Serb. 108 10; paöerje bjee; myslmi;
spetmcf früi hy kroch na deskii. sypal „gebete gedankenloa
herleiern, wie wenn (man) erbsen anf ein brett schütten
würde'' 11 und dgL mehr. Daneben erscheint (wie auch im
Cech. gern), für die 3. ps. sg. die 2. sg*, vgk § 2, Der
plural in cisinay jako hychu celo tue domje meli ebd. 12 findet
in § 16 seine erklärung. Merkwüidigerweise lässt sich dieser
Sprachgebrauch auch in andern sprachen feststellen und ich
halte es fnr durchaus möglich, dass derselbe in irgend einer
weise aus der grundsprache her stammtj wobei nähere ver-
mutungen selbstverständlich von dem bilde abhängig sind»
welches die Wissenschaft in der Zukunft einmal von der ent-
Wickelung des nebensatzes entworfen haben wird. Merkwürd%
sind insbesondere die polnischen indikativsätze wie jak ue^lf
wörtlich „wie (man) abgehauen hat^, die jedenfalls ich
möchte sagen die lectio doctior fiii' die leichter verständlichen
nnö daher vielleicht weniger ui'sprünglicheu Varianten L jah
Myi utne „wie wenn (man) abhaut "j p. jak hy uciqi t. jok
hy nfal wörtlich „wie (man) abhauen würde" darstellt. Wir
können ähnliehe sätze z. b. auch aus dem Ai. anfuhren; nnd
dürfen wir diese Sprechweise für ursprachlich halten, so
könnte man als die ursprüngliche satzform derartiger ver-
gleiche etwa ein (es ist) wie (bezw'. so): man Jiaut ab, bezw*
{e$ war) me: man hieb ab ansetzen.
11. Im brähmai^a und in upanisjsaden findet man im äL
recht viele hierhergehörige belege; man vgl. Delbrück, Ai.
Syntax B50, 593, wo jedoch diese sätze anders anfgefasst
werden. Delbrück übersetzt z. b. yäthd päräücani dhävaniam
anulipseia tdm nä^afwläbhBtaj evhfi ha sd yajüam näuänu
labhatB Sat. br. UI 2 1 36 ^als ob er einen von ihm we?
laufenden zu ergreifen suchte, ihn aber nicht ergriffe, so
ergreift er das opfer nicht** statt „als ob man einen weg-
laufenden zu ergreifen suchte, um aber nicht ergriffe, so
ergreift er (der opferer) das opfer nicht." Dass man in der-
»iiiftti''-B&t£e,
gleichen yergleiehssäUen das unbestimmte man als subjekt
ansauebmeu hat (wie dies ja z, h. BöhÜingk in seiner Über-
setzung der Chändögya - upani^ad tut), ist erstens aus den
indischen kommeutaren zu ersehen, die in ihren paraphrasen
in der regel eio lökB „im gemeinen leben", oder löke puru^o^i
^im gemeinen leben der menseh (man)" oder Uk^ ka^^cit ^im
gemeinen leben jemand^ und dgL ergänzen, zweitens aus
vereinzelten fällen, wo der hanptsatz das subjekt nicht im
Singular (was zufälligerweise in der regel der fall ist),
sondern im dual oder plural hat; z. b. yatha hirafjtyaiß nwta-
pHf evam enam trivitau niß tapataJ^ ^wie wenn (man) das
gold schmelzen würde, also schmelzen ihn die beiden Trirft"
Tä^4, ^* br. H 17 2, oder yathä^a^i^than vahi^flian (anaiuhah)
sambhar^tf ^vam Bva^Btän (txcän) som bharanti „wie wenn
(man) die am meisten fressenden, die am besten ziehenden
(stiere) zusammenbringen würde ^ geradeso bringen sie diese
(Tfca's) zusammen** XI 1 5. Es liegt übrigens auf der band,
dass nicht ein jeder yäthä-sKtz auch gleich ein ^man^-satz
sein muss: vgl, bei Delbrück 350 tad yatha samudram pra-
pkivBraUj evani ha^ma ts pra plavaniBj yB smfwatmraifi vä
dvädaSahani va^äsatB „als ob sie auf das meer MnausfLlhren,
so fahren die hinaus, welche ein jähr lang oder zwölf tage
lang feiern** Ait br. VI 21 10.^
Man vergleiche mit Indikativ (Delbrück s, 593): yatha
väma}fi västi vividano fffihati^ tädfg evä tat „wie wenn (man)
ein schönes gut erlangt habend (es) verbirgt, gerade so ist
dies" Täitt, s. I 5 2 3; yatha ^äviddJmni nwkpddii^ tüdfg
Bm tat „wie wenn (man) eine wunde herausschneidet, gerade
io ist dies II 3 13 3; äthö yäthü jänani yate 'vasäm karSt'tj
iadfg eva tat „und wie wenn (man) einem, der in die fremde (?)
geht, Wegzehrung bereitet" II 2 5 5*). Etwas verschieden
1) Oder „wie weim (die leute) auf da» meer hinausflÜiTen . , ,** tiach § 19 ?
') So übersetze ich vermiitiiiigeweise ; leider ist im kommentar der ana-
g«be der BibL Ind. hier ^emde eine greuse lücke. Es dürfte sich um ein^n
prietter handeta, der jänam «ina Tolk, unter Icnte* atif erwerb gebt. Vgl
t/a'jla khdln Mt mniviif&üräfji^ janätäyü^^ cärai% dtlui m dltanürghA hhavati
„wenn (man) eben ein jähr in der fremde (?) lebt, da wird man {m sä TgL
I 26) eince tennögenB wert'' (oder gerade;^ ,da verdient man ein ver-
mögen"?) II 2 6 4; Äryamf^ caniifi nir mpid yäh kämäy^ ..ttvasti janä-
iam iißam" iti^ asaü vä üdityb *vyawuif Äryumdn^m Surf 9v6na bhagadM^i-
na^upa dhüvaÜ^ sd eväy^enam tad gamai^ati j^dtra jigami$aH ,dem Arya-
32*
492
Josef Züh&tf^
ist 11 3 6 2 : yäthä vatshta prdttäm g^m duM, Bvam SüövI
lükän prättan kAmam annüdyäni duM ^me (man) die do
das kalb zur absonderung der milch gereizte kah melkt,
geradeso melkt (er) nach belieben speise aus diesen ms
Schenkung gereiat^n weiten***): hier liegt wohl ein direkter^
kein irrealer vergleich vor» m
Viel häufiger sind Vergleichsätze mit Optativ (poteutial).
So z. b, yathä^pva madhyataJi p^äaJ/ kuryüt, tädxktat „gerade
wie wenn man in der mitte (des gewebes) die vemerung
anbringen würde, so ist dies** Ait bn IQ 10 5; tad yatU
sucya vasah samdadküd iyätf €^am P-va^&tähhir yajHasya ccU-
drani sayfidadhüd (^tij „da wie wenn (man) mit der nadel das
kleid zusammenheften würde (wörtlich ^zusammenhefteud
ginge'*, d, i, ^^sich in der handlung des zusammeoheftens be-
fände*'), gerade so heftet (er) mit diesen (Strophen) den riss
des Opfers msammen" HI 18 6; iad yathdvihu ca^iha ca^apa-
ihBna mritvä panthünam paryava^iyäij tädih tat „da wie weaü
(man), nachdem (mau) hin und her auf einem abweg ge- M
gangen» auf den weg käme, so ist dies" IV 4 4; yathäK^t^ü ■
yatvä kaffham aparüdlumyat , tndfk tat „gerade wie wena
(man, nachdem man mit seiner fertigkeit geprahlt hatte),
auf die rennbahn gekommen schlechten erfolg hätte, so ist
dies*^ rV 9 8; yäthä brUyät „dsäii ä^ihi" ^.iti evam ^ä^M
(apäh) nämadheymr & cyävayati „wie wenn mau sagen
würde „N. N., komm her", gerade so bringt er es (das
regen Wasser) in bewegung hieb er" Täitt, s* H 4 d 3; sa p
idam avidvän agnihötraffi juhöti^ yath^^atlgärän apöhya hhm*
mani jnhnyatj tädfk tat sT/äi ^deijenige, der dieses nicht
wissend das agnihötra opfert, wie wenn (man) die gümmeudeD
kohlenstücke weggeschoben habend in die asche (die opfer-
spende) opfern würde, so würde dies sein'* Chänd, up, Vll 5;
yath^ sämnya niahatö abhyähitasyaut'kam a}\gära}fi khadptor
mätram parUi^taiß lam tpiäir upasamädJiäya prajvalayBtf tM
msn opfbre eine portion mns, ^@r wtnscheD BoUte ^glÜckUch mOehte ich in
die fremde (?) g-ehen* ; die »onne dort ist Arynman, &n den AryamtE »endrt
er sich mit dem ihm ^ebiilirendeii onteile, er wird ihn auch dorthin f&h«.
wohin er gehen wiU^ U 3 4 2.
*) 8o der kommeniar {yathn Idki vatsac^m^ma pramtavaTiam präp^
§äfn janö dögdhi, i^varn ^^^.män lökaji deimr abhivardhittln prapya HfÄÄÄi-
$t(i*ti annadi/afi^ labhatB), dem oicht za folgen kein anlaäs rorHegl
Die *,man*'-8Ätze*
493
tatö ^pi bahn daJi^, 5üaf?t saumya tB 0äa§miam kalanum Bka
kalavatiSi^ä<.abhut „wie wenn (man), mein lieber, eine ein2dge
von einem grossen feuer in der grosse eines leuchtkäfers
übrig gebliebene kohle, diese mit dürrem gras belegend ent-
flammen, mit ihr auch nachher vieles verbrennen T^iirde, so
ist da, lieber, von deinen sechzehn teilen ein einziger teü
übrig geblieben V 24 1 ; tnn u tatra mxtyur^ yatha mafsyam
udaM paripa§yed^ Bvam pary apa^yat ^\mä der tad sah sie
(die götter) dort so, wie wenn (man) einen fisch im wasser
sehen würde *^ 14 3. Einem Deutschen mag es natürlicher
kommen j dgl. allgemeine Vergleichsätze mit Delbrück durch
ein er (für man) zu individualisieren; einem Cechen klingen
solche vergleichende „man"-sätze als solche sehr natürlich,
12. Einen ganz analogen satz findet man im Avesta,
ti (fravasayo) yuUyeintt p^mnahu have asahi söidraBca ya^
OSO yna^datiBmca aimüitje dadära „sie (die Fravaäi) kämpfen
in schlachten an ihrer statte und ihrem Wohnort, (oder ^um
ihre statte**, nach Pä^ini n 3 36?)> wie wenn (man) die
stÄtte und das haus hält (verteidigt), um es (auch weiterhin)
zu bewohnen'^ Yt. 13 67 (oder nicht irreal „wie man ver*
teidigt"); Bartholomae scheint Wtb. 692*^ ^^etwas ausgefallen
zu sein*^; es fehlt ein ausdrücklich gesetztes maUf wie es
2; b. um vier Paragraphen weiter durch na »,mann, maji"
i wirklich wiedergegeben ist (td he miaid^i^ca var^Bctsca < - .
bflfidfite pairi mainyaoyät drujat . , . mmiay^n ahe, ya^ nfz
F m^mca hazaifirdmca hamarBca parmiiqm )iijatam hyät „de
treten in seine waffe und wehr ein zum schütz vor geister-
I dmj . . . ähnlich wie wenn ein mann [man, jemand] auf 100
und 1000 und 10000 ähren losdreschen wtirde*^), welches
jedoch ursprünglich überflüssig war. Geldners ergänzung
«ein jedes** (Bartholomae L L) meint im wesentlichen das-
selbe wie unser „man". Ein indikativischer vergleichender
„man"-satz düifte auch in der folgenden stelle des Vendidäd
vorliegen: ^at ahniüi naire mücbm m'ihai,,,? yaBa oMahmi
aühvö yoi astvaiti ba^arB ätrQ-saokanqm däitlm gütüm arn
ava-baraiti ^wit viel diesem manne lohn soll sein . • *? Wie
wenn (man) auf dieser körperlichen weit 1000 feuerbrände
auf die rechte stelle bringt" 8 81; ähnlich, aber mit Optativ
yö $püii&7n iarö'pii^wam dasti yim pasus-hmtrumf f^vüt aBta^sqm
^üQ^nmiqm ü-stüraiti? . , , yada aBtahmi anhvö yat astvaiti
I 2i 1/*
494
^iat tnutf.
frat&mö'nmäfiake mnänö-paitim paiti tarö-pi^mm daiSyai aH
äBtryeiti „weim einer den hund hungrig: macht (hunger leiden
lässt) den viehhütendenj wie viel machen solche handlangen^)
sündig? * , . Wie wenn (man) auf dieser körperlichen weit
den hansherra eines hervorragenden hauses hungrig machen
würde, so versündigt er sich*" 13 20. m
13. Hierher gehört auch die bekannte Homerstellil
(TgL Pedersen s. 171) X 198 t: dg Ö' iv ömpy ov ^vpatm
ip&vfovta 6twx€iy ' / otJr' a^' a top Svvarat vnof^ivyetp (iv&* a
diwxur * I (Dg 0 Töy oif Svyato fLti^\pai noutv ov^' og ÄÄi^^at,")
Und merkwürdigerweise erscheint ähnliches, wiederum ganz
vereinzelt, auch im Latein, in Plautus* Budens 1290: perti:
quam mentionem t fi^ audio usquam vidulif quasi pälo pedm
tündat; die stelle ist nicht ganz sicher, aber trotzdem die-
selbe, soviel ich sehe, so gut wie allein steht und daher nicht
einmal gut lateinisch klingt, geben wir den Vorzug dem alt-
überlieferten tundat vor der korrektur tundür, geradeso wie
wohl niemandem einföllt die stelle X 198 ff. zu beanstanden.
Auch aus dem Altnordischen fiihrt Pedersen 141 den utz
an (n^a beit sverf^ sem t vatn of hrygti „so schnitt das schwell
als wenn (man es) gegen das wasser schwänge." — Im Ui
würde statt einer Vergleichspartikel ein tafBi „du wirst
sagen '^, oder tarytai, tarytum^ taftum „du würdest s^ea''
stehen (vgL Kurschat § 1616); ich weiss jedoch keine stell*
anzufiUu-en, wo die zum vergleich dienende Vorstellung ^urch
einen „man**-3atz ausgedrückt wäre*
14. Pedersen nennt die „man**-sätze subjektlos. Fonnell
sind sie es sicherlich in den indoeuropäischen sprachen ur-
sprünglich gewesen; die bei Pedersen und auf den vorher-
gehenden Seiten gesammelten tatsachen dürften dies vollaitf
beweisen; ob auch psychologisch? Es ist doch ein gewaltiger
unterschied zwischen einem es regnet und einem S<raor n
fifmwi ßoj^aa^: dort wird einfach ein faktum konstatiert, ?od
1) So nach Bartholoma© (1598), «leswn warterbttch ich hier im
liehen Überhaupt folge.
») Mit dem imarsprüagüclieii ric Tgl. i, b. r 33 ff. : «Je J' Qtt ttg n
fkl&ßf yvidf j ütj/ <r* tt¥ixi^QriOä$ff üß^Qog li juty tili nuQtidgf / m «*"^f
Die „iimn''-fiät£e.
495
dessen Urheber der redende nicht nur nichts aussagt, sondern
auch nichts in der seiner aussage zugrunde liegenden Vor-
stellung hat; in einem ^man^-satze handelt es sich jedoch
um Vorgänge^ bei denen sicherlich ein Subjekt dem sprechenden
Torschwebt Es ist eben der man, der generelle begriff
^mensch**, der unter umständen durch die redende oder durch
die zuhörende person oder durch wen immer ersetzt werden
kann, den man in dem betreffenden Vorgang einmal als den
agens gesehen hat oder sehen kann. Ein oonot^ te yiytüv^
ßüt^aa^ gibt, als subjektlos oder als impersonal (wie man
früher sagte) gedacht gar keinen sinn; wenn der hörer nicht
wiisste, dass es sich um das gewöhnliche schreien eines
menschen liaudelt, würde er den satz nicht verstehen und
fragen müssen ^xlq yiymv€^. Daher ist es ja auch so natür-
lich, dass diese Sätze als solche mit männlichem Subjekt, ge-
dacht werden und wo das genus zum Vorschein treten kann,
es als maskulinum zum Vorschein treten muss; und gesetzt,
unsere sprachen würden keinen genusuuterschied kennen, so
kann ich mir nicht vorstellen, die echten subjektlosen sätze
wären von den „man "" -Sätzen psychologisch nicht verschieden.
Solch ein ^man^-satz bleibt psychologisch ein subjektiver,
selbst wenn sein subjektsbegritf noch weiter ist, als in einem
gewöhnlichen „man'^-satze, wenn man unter man auch z, b,
ein tier zu denken hat. Es gibt in der tat solche sätze.
Z. b. nahy ayukto vahati „denn nicht eingespannt (wenn man
nicht eingespannt ist) zieht (man) nicht'* (oder, wie der
Deutsche vielleicht eher sagen würde, „was nicht eingespannt^
zieht nicht, kann nicht ziehen") Tä^i^* M. br, VI 5 2P);
yatha Srantö ^vimiicyamana utkfiyBtaj S!vam yajamünä ut kft-
ysran; . , . tad yathä dirghädhva upammökani yüyätj tüäfk
tat „wie (ein zugtier), wenn es müde ist und nicht aus-
gespannt wird, zugrunde gehen würde {yathü Uke ra§ana'
ko^adau^) yuktö asvabalwardädih kiyaddüram gatva §rantaJ^i
mn yadi na mmncy^a^ tadünlm u€ chidfj&ta komm.)» so würden
>) Dieser satz iet pi}'€bologii€h ebensowenig inbjektlos &k er objekÜos
kt Auch das Objekt ist unaaBgedrückt geblieben, enaticrt jedoch in der
TdrstoUang : es kt der wagent oder was inmier^ woran da^ xugtier, bezw^
unter umständen Irgend ein mensch m ziehen hüt.
"» Zn kafn vgl. kataka^ ^stranif*, im S.^Petersburger Wtb. aus Suärata
imd Eädatnbarf belegt.
«96
Josef Zah»tf,
I
I
die opfemdeu zugrunde gehen; ... so wie wenn (man) auf
einer grossen reise (dann und wann) ausspannend fahren
würde, so ist dies"* Ait fer. VI 23 8. Das subjekt ist ia
dgl. Sätzen jener generelle begriif , der erfahrungsgemass als
agens der betreffenden erscheiuung anftritt, dem redenden
und hörenden als solcher bekannt ist und daher nicht aus-
drücklich genannt werden muss.
15. Die Sphäre des „man'^-begriffes ist nicht immer Toa
gleicher weite* Der feinfühlige kenner seiner muttersprache
Kurscbat bemerkt in seiner Grammatik der lit* spräche § 1322
folgendes: „Bei anwendung der unter b und c angegebenen I
ausdrucksw eisen [d. h, bei „man^-s&tzen mit verbmn finitum
in 2. ps. sg. oder L ps. pl-, § 4] ist darauf ganz besonders
zu achten^ dass dieselben zu vermeiden sind, wenn die be- 1
treffenden handlungea auf die im satze ausgedrückten personen
gar nicht bezogen werden können* Beispiele: in Amerika
achtet man das menschenleben wenig, AmB^ikoje imonul gij-
vastes menkat atbojama [d. h, wörtlicb „in Ätnerika (iit»
wird) des menschenlebens wenig geachtet "^J* (In diesem f&B
zu sagen atboß [2. ps, sg*] oder aibojam [1. ps. pL] wto
widersinnig.)" Hier hat mau es mit einem örtlich begrenzten
j^man'^ zu tun* Ein andermal kann es sich um ein zeitKci
begrenztes handeln, in Sätzen wie vor hundert jalireH hat
man keine emnbahnen gehabt, nach hundert jahrefi mrd mn
mit lufimasckhwn reisen. Es gibt weiter satze, wo te
j^man^' durch die betreffende sonst allgemein gültige bandlonf
flelbst begrenzt ist; der redende führt eine bandhmg vor, die
einer bestimmten menschenklasse, leuten zukommt, zu deren
beschäftignng sie gehört: z* b* mls gemnnt man fneist durch
abdämpfimg vüh saWialtigem wasser; signah giU man betm
milüar meist mit dem hörn. Der redende kann durch eiaea
j,man*^-satz auch z. b* eine mehr oder minder allgemein
gütige meinung anfttbren, und zwar so, dass er sich
seine eigene meinung dabei vorbehält: man glaubt, man m^
Es kann sich sogar um ein ganz individuelles, konkretes
ereignis handeln, dessen urheber der redende nicht keimt
oder nicht des näheren bezeichnen will: man läutet ^ur messe;
man hat ihn eingesperrt usw. Das Deutsche reicht heutzutage
da überall mit seinem allgemeinen man, welches hier jedoch
ebensowenig ai^sprünglieh ist wie in den allgemein gütigen
Die .iDan"-s&tz«.
497
L
„man^-sätzeQ. Die uräprünglicbe indoettropäische ausdrucks-
weise scheint in derartigen fällen zum teUe eine abweichende
gewesen zn sein. Und zwar scheint in den betreffenden
salzen das verbum meist in der 3- ps. pl. gestanden zu
haben; die 3, ps. sg. wnrde gesetzt ^ wenn von handlungen
die rede war, von denen ausdrücklich ausgesagt werden soll,
dass sie einen einzigen Urheber haben. Das Subjekt selbst
wurde hierbei ebensowenig ausdrücklich angegeben wie in
den allgemein giltigen „man "-Sätzen.
16, Im Slavischen, von welchem ich auch hier als
von der mir am nächsten stehenden Sprachgruppe ausgehen
will» ist die 3» ps* pl, in „ man *^ -Sätzen mit der angedeuteten be-
schränkung des Subjektsbegriffes ganz geläufig* Im Cechischen
hört man sie jede weile, und dasselbe gilt von allen slav.
sprachen. Man vergleiche z. b, : od Sodavy k Dunaji poHtaß
mil ^edemi hez dvn „von Suczawa zur Donau rechnen (sie =
rechnet man) sechzig meilen ohne zwei'' Kabätnik 3 7;
odkH(Ukoli a jakä kupectvie po semi veni^ jimtdy vetH anebo
jeti jiesmeji nei do Bursy „von wo immer her und welche
waaren immer (sie) im lande fiihren, auf anderem wege oder
anderswohin dürfen (sie es) nicht führen oder fahren als nach
Brussa 5 13; päk p Uch korytech napäjeji kone^ velhlüdyf osly
i jinä hovadü; ale v prvni raure k potrebam vodu herü „dann
in jenen trögen tränken (sie) pferde» kamele^ esel und anderes
vieh; aber in der ersten röhre zum gebrauche wasser nehmen
(sie) 6 l ; prüli do jedny krajiny^ v ktere näramne velmi
mreli „(sie) kamen in ein land, in welchem (sie = man) un-
gemein viel starben*^ Frantovy prftva (hsg, von C* Zibrt,
Sbirka pramenfiv I 2 N. 6) 11 1; mdny n^hod' na kämmen
ale kdyi küile^ radsi dete mesi bräny, , , * neb ?ia cech nejvic
kdii a näs nejuic dotykaji „keiner gehe zur predigt, sondern,
wenn (sie) predigen» lieber gehet zwischen die tore, . . . denn
gegen die znnft predigen (sie) am meisten und uns greifen
(siej am meisten an" 11 40; v Sobeslavi je bavie^ ! jinde ta
viady pravie: j z bieUho^ sereho neb £ äetmho ; tu uäinie
svetskeho : / protot' jej äert emi döbfe I u farärove duofe i kofe
„in Sobealau färben (sie = man) sie (die mönche), anderswo
sagen (sie = man) es überall: ans dem weissen, grauen oder
ans dem schwarasen dort machen (sie) einen weltlichen; aber
deshalb kennt ihn (den gefärbten mönch) der teufel wotü in
498
Josef Znhi^ff
pfarrersliof und im chor** Vfbor z literatury 5esk6 n (Prag
1868) 225 25 ö,; u Hory pmieze dmjx „bei (Kiitten)berg
machen (ßie) geld" 1206 13; ten jkte kräl - * . ^tazoml Mi
nick < . ., kterak v jeßch JcrMövstm sprav^lnast dräie a ioA^j
kter*ak u vecech bojövnich se maß ^der gewisse köiiig . . ,
erkundige sicJi bei ihnen . . ., wie (sie = man) in ihrem
k<)iiigi*eiche das recht halten und auch, wie (sie) sich in
kriegssadieu verhalten" Marco Polos Million 9; tu dMaß b
ocele zrcaäJa krasnd „da machen sie aus staM schöne spiegeP
29; a pohreben jest na Iwre veliJcej Alkaj, na nemztö potom
pöhrehtß v^ecky velikS Jcräle tatarskej „und bestattet ist ^ I
(worden) auf dem grossen berge Alkai, auf welchem (sie)
nachlier alle tatarischen grosskönige bestatten** 54* Von kon<
kreten ereignissen 2. b, : v kräikSfn (^am pötmn lüpili toho Im
a ahy s nm kratochvil pH nejahjch snatcich nüvalij jej ehovali
„in kurzer zeit darauf fingen (sie = man) diesen löwen uod,
auf dass (sie) an ihm kurzweil bei irgend welchen hochzeiten j
haben könnt en^ hielten (sie) ihn" Exopovy fabule (hsg. TOn ■
A, TinhlM', Sbirka pramenfi? I 2 3) 92 5 ; proto jeJio bü hlud- i
{
nßho odstidili „deshalb verurteilten (sie) ihn als irrlehrer"
Vfbor II 230 22 ; jesteV iehe odscLd poienü ^noch werden (m)
dich von hier jagen'* 236 26; velmi ryrhle ve^li m ms nQ
tJore po 24. hodine na hrad Pralsky „sehr schnell führten
(sie) uns auf einem wagen nach 24 uhr zur Prager bürg"
883 24 usw. Wie gesagt sind solche sätze im Cechischen
ganz geläufig, wie die entsprechenden „man'*- sätze im
Deutschen. Man sagt z. b. jü ^vontU „schon haben (sie)
geläutet", ßi ho newu ^schon tragen (sie) ihn", rikaß oder
pofndaß „(sie) sagen**, Bavreli tw „(sie) haben ihn eingesperrt*
usw. Sätze mit dem verbum im Singular sind viel seltener,
und man gebraucht den plural auch von handlungen, die
einen einzigen Urheber haben, falls dieser umstand de»
sprechenden nicht mit einer besonderen bestimmtheit ?or*
schwebt; man kann z. b. sagen bpli zde od sousedu ^e§
waren (laute) hier von den nachbarsleuten", selbst wenu der
sprechende bestimmt weiss, dass es ein einziger bete gewesen.
Es ist übei*haupt — begreiflicherweise — in der ganzen sacke
viel von dem, was die indischen grammatiker vii*{^a (eW
„die jeweilige neigung des sprechenden, dies oder jenes auf
die eine, nicht auf die andere art und weise zu fassea*^)
I
Die f^man^-aätze.
499
neEoeii,^) Man vergleiche aber z. b. : ovce, kiyi ji k moMÜ
vedau (pliii\)5 ne he^i ani &ric% nei mMc jde predse^ kam ji
vede (sing.) . , - domnivaßri se, ze ji vedau k striiefii * * . *
kdfji ji na smrt vedau ^ein schaf, wenn (sie) es zum schlachten
fiUiren, blökt nicht noch schreit eSj sondern schweigend geht
es vor sich hin, wohin (er = man) es fiihil ... in der
meinung, dass (sie) es zur schür führen . . - während (sie)
es zum tode führen*" Ezopo^^ fabule 23 7 ff. Singulare hört
man mehr im gewöhnlichen leben, als man sie in der üteratur
findet. So meldet z. b. die mag^d, wenn sie vom maikte
kommt: hyl tarn s oktirkami Jen) war (einer) dort mit
gurken*^; oder man hört sätze wie tarn davd jeMe po Sesti
„dort gibt (er, der schankT^irt das hier) noch zn sechs", t^m
dohfe meri „dort misst (er) gut (gibt er gutes mass)", ^de ani
nemtUe orat pluhem ^hier kann (er, der bauer) nicht einmal
mit dem pflüge pflügen** (von einem steilgelegenen acker)*
In solchen Sätzen ist nach bedarf auch ein femininum möglich:
bffla tarn s oktirkami „(es) war (eine, ein weib) dort mit
gnrkeu"; dys to naprade, tak wl vi, kolik töko fnide mit loket
„wenn (sie, die Spinnerin, von welcher jedoch noch keine rede
war) das fertig spinnt, so weiss (sie) schon, wieviel eilen (sie)
davon haben wird** HoSek II 2 1; ted' mäte^ od ^epu dala^
vfJera b plneho naMla „da habt ihr, vom zapfen hat (sie, die
Wirtin) gegeben, gestern hat (sie) vom vollen angezapff^ Simon
Lomnick5' z Budße, Vybranö r<^moväni (Svetovä Knihovna
358—359) 91 ; in diesem letzten beispiel handelt es sich
jedoch bereits um eine ganz konkrete handlung mit ganz
bestimmtem subjekt, welches unausgedrückt geblieben, weil es
ganz bekannt ist. Aber ein unbestimmtes im Singular zu
denkendes subjekt findet man z. b. in folgenden sätzen aus
Hoäek^s NäreCi Ceskomoravskö. Es ist z. b, von einem kalk-
ofen die rede: ^ö a dyi v noci päli, tak mnsi Uiet pred pect
i) Man findet den pluml zuweilen auch in aätzen, die sotist^ ab aU*
femeiB« „mim**-8fitKe, äingalarit^r aus g^ed rückt werden. Man t^I, z. b. sDr.
ide tSf akoby Im za vlasy fahali j^(er) g-ßht bo, ab wie wenn (ßie) ihn aa
den haaren hemeben würden" Zätureck}' II 349; po speve vtcika po^najü
^am gesang erkennen (sie) den vogel" V 10; nechoäta s hibnom na vrabce
i,(iie) gehen nicht mit der trommel auf spatzen (zurspatzenjagd)" V 297. Bei
dem fliess enden cliarakter der „man'*-sätze ist dies ja g-aiiz so erklärlich, als
wenn der Deutsche einmal man klopft tagt^ ein andermal e» khpft
500
J<töef Zabaty,
Btm
pfe. I
opf I
neswti spa* ^mm und wenn (er, der kalkbrenner, von welchem
bisher keine rede gewesen) in der nacht (kalk) brennt, so
mnss (er) vor dem ofen liegen, darf (er) nicht schlafen" II
2 49< Besonders interessant ist die folgende darstellnng der
ehemaligen YOlkstracht ehd* 58: Je ta nejakejch padesat lä
näfo sedesdtj sedläci nosiü raiky f teßi Dal si vodriliat hlavu
OS po vaz a nu imsi d nechal rvdek vlasü a ty vlasy viselif
ol pfe^ rammo, Boty nosiü schrnova^ky dlmiiiy; vmii mni^
koienice Buty^ dhtdiy jen po kolefia. Ty sahrnova^ky dy§
chtelf tok si vyiali zhüru as po roßkrok, Vestu s jedn^
fätkem knofiikü vot krku as po punt Zärof^en tau mrim
mnel spenzl; na to mneli ty pläsöe . . . Dys ien pl&sä
sehe navlik, tak to ^nnel hödne fisny. ^Es sind einige
Jahre oder 60 (her), die banem trügen reihen am hinterkopfe.
(Er = man = so ein bauer) Hess sich den köpf bis zum kopf-
scheitel (? *) schneiden (natürlich das haar daran) und am kopf-
scheitel Hess (er) sich eine reihe von haaren (stehen) und
diese haare hingen bis über den arm, Stiefel trugen (sie)
faltige, lange; sie hatten gelbe lederhosen, lang nur bis zu
den knien. Diese faltenstiefel wenn (er) wollte, so zog (er
sie) sich hinauf bis zur stelle, wo die fiisse zusammenstossen
{töBkrok), Eine weste mit einer reihe knöpfe vom hals bis
zum bund. Zu gleicher länge mit der weste hatte (er) den
spenser; darauf hatten (sie) jene mäntel * . . Wenn (er)
diesen mantel auf sich angezogen, so hatte (er) es recht
faltig . . .*" Solcher art redeweise kann man im gemeinen
leben in Böhmen überall hören, allerdings mehr von leuteiit
die kein „Hochßeehisch" sprechen wollen, und diese rede-
weise ist im wesentlichen allgemein slavisch. Man vergleiche
zu der eben gegebenen Schilderung die altruss. stelle (Nestor
66) bei Pedersen 177: choiichom^ v^ Bolgary, ssmotridwmf
kako sja poklanjajntb V3 chratne , . . poklomva sja ftjadetb i
£Tif& semo i onamo jako besens „wir kamen unter die BulgareDt
sahen, wie sie sich verneigen (ihren götzendienst verrichten)
im tempel . . , nachdem (er, so ein Bulgai^e) sich verneigii
setzt (er) sich nieder und schaut hin und her wie toll/
17. Sonst vergleiche man z. b. Ovsjaniko-Kulikovskij. der
s. 189 als belege seiner 4, person (neben solchen mit 2. ps* sg-)
i
») Ym bedtmtet «onat ugem<;k*'
Di# qüian^-iätze.
501
folgende sätze mit 3* ps. pl. anfilhrt: v gorode ffovorjaij 6to
vy pöhiöajete novoje nmnadenije Jn der Stadt sagen (sie), dass
ihr (Sie) eine neue anstelluDg bekommt*^; prosjat jsde§ ne
kurif „(sie) bitten hier nicht zu rauchen; ob etom protssestvip
mnogo tolkujid ^über dieses ereignis räsonnieren (sie) ?iel;
raspustüi sliich, hudto . . . „(sie) haben ein gerade verbreitest,
als ob ,*,**; ty n« choraio sdeM, ^o m predupredil o svojem
ötßzde: doma budut hezpokoßfsja „du (hast) nicht schön ge-
tan, dass (du) nicht benachrichtigt (hast) von deiner abreise;
zu hause werden (sie) besorgt sein^; evonjat ko vsmpsönoj^
ffwlitve bkgostnoj „(sie) läuten zum abendgottesdienst , zum
heilvollen gebet" (Aksakov). Bei Nestor z. b. : divbno vüechn
vs slovmbstei zemü iditsflu mi semo; mdecha banja drevjany,
i preihgutt ja ranijanOj i ssvWcutb sja^ i budutb nazi^ i oW^F-
jtitb sja hvasöfm 7isnijanömbf i vsstmutb na sja prittije mladöf
i bijatb sja sami, i togo sja döbijutb^ jedva vyUznib iivif %
oblejutb sja vodöju studenaju^ i takc oHvtitb , i to tvorjoib po
vsjja dm, ne mudimi nikymbie^ na sami sja mn^aU^ i to tvorjatb
mmenije seb?^ i ne mudejuje „merkwürdiges habe (ich) im
slovenischen land gesehen, als ich hierher ging; ich sah
hölzerne bäder, und (sie) heizen sie sehr, und ziehen sich
aus, and werden nackt, und begiessen sich mit l6der-(gerber-)
lauge, und nehmen auf sich junge ruten, und schlagen sich
selbst, und schlagen sich so (eig, „erzielen dies durch ihr
schlagen*^), (dass sie) kaum lebend herauskriechen, und be-
giessen sich mit kaltem wasser, und so kommen (sie) zu sich.
Und das tun (sie) an allen tagen, von niemandem gepeinigt,
sondern selbst peinigen (sie) sich, und dies tun (sie) als ihre
Waschung und nicht als peinigung.** So erzählte St/ Andreas
in Rom: i $e slymvse divljachu sja. ^und dies gehört habend
wunderten (sie) sich*^ (kap. 5). Und so findet man die 3* pL,
ohne Subjekt, bei Nestor fast auf jeder seite, in Sätzen mehr
allgemeinen Inhaltes ebenso wie von konkreten begebenheiten.
Miklosich IV 264 führt einige ksl. sätze an, wo 3. pl das
passivum des gr. Originals wiedergibt (z. b. bojaclm se, da ne
kamemjemb pobijutb ichb j^irpoßovPrOf ira jüiJ kt^m^^waiv^);
Snbjektl sätze* 48 verweist er auf sloven, misHjo „putant** nnd
dgL Es wäre wirklich überflüssig diese im Sla vischen so
allgemein übliche redeweise weiter zu verfolgen.
502
Joief Znbät^,
„es
Die 3. sg. findet man so verhältnismässig seil
gehört das altruss. dejetb ^dicitur^'j eig. „dielt
(eiEer, jemand)'^, pisetb ^scriptum est% eig. „es schreibt
(einer)", rede „ait*" „es sagte (einer)" u, ä,, vgL Sobolevskij
Zürn. Min. 349 162, Pedersen s. 147. Ob L pry „dieitui'
und dgL (MiJdosich IV 156) aus '^avi 3. sg, oder ans pravl
3. pl. entstanden, lässt sich nicht sagen; übrigens scheint es
eher ursprünglich ^inciuit" als anfiUimng der rede einer be-
stimmten person bedeutet zu haben^ vgh Gebauer, Historicki
mluvnice I 138 und wird im volke gar oft noch immer in
dieser bedeutung gebraucht. Miklosich, Sabjektlose Sätze* 48
führt sloven, Sätze wie evonil je ^(er) hat geläutet" klical je
„(er) hat gerufen" an, die vollständig mit den griech, wie
iaaXmylfp u. dgh (sciL o aalmyKTi^g, ob dem redenden be-
kannt oder nicht) auf einer stufe stehen. Wir werden uns
natürlich hüten, derartige gr, sätze mit Miklosich für imper-
sonelle „es*^-sätze („es trompetet") zu halten.
18p Im Litauischen und Lettischen haben wir es
natürlich wiederum mit dem umstand zu tun, dass die 3. ps.
keinen zahlnnterschied kennt. Ich begnüge mich damit> ein
paar belege zu geben, in welchen das Ceehische die 3. pL
setzen würde. So Ut. säko „(man) sagt'', veJa mäm kraituii
„(man) fuhrt meine ausstener" Schleicher, Lit* Gramm, 262»
l glrf man$ smnte „in den wald sandte man mich" 301,
man avi pävog^ n(inan) hat mir ein schaf gestohlen"* Kursdiat
§ 1317 ; kaliq ir is£ haitiyezes ved „den schuldigen fuhrt (man)
selbst aus der kirche" Schleicher, Leseb* 75, tpMm nq^amm
galvds „einem, der still ist, zerschlägt (man nicht, niemand)
den kopP 80, tankei mnsz karczemo ir negirtus „oft prügelt
(man) im Wirtshaus auch die nichtbesoffenen" 83, ir nmorintf
oikq ved j mtigp „auch wenn sie nicht will, die ziege führt
(man) zum Jahrmarkt" 92, tal jis ant tö akmetls cdsisisdam
ir la(u)kdavo tds karStös^ kurio karäliaus diikterp isiveldam
„da setzte er sich auf den stein und wartete auf den wageiii
in welchem (man) die königstochter zu fuhren pflegte" 119;
tat jis päsaköjOf kaip Unm seja, kaip rafujje^ potdm kidUr
kalp jtl3 klosto ir vel ätimaj miiiöt, ve^piSf iszä(n)die^ iäubMiinaj
päsmvüf di^f sulopOf d galiäusei shidufnifßcs sürenka $ i$i
skt4duril pdper(^ dato „da erzählte er, wie (man) den flachs
säet, wie (man ihn) ausreisst, dann drischt, wie (man) ihn
Die „man"')
603
)
ausbreitet, und wieder ziirücknimmt, bricht, spinnt, auswebt,
bleicht, näht, als kleidung trägst, flickt, und zuletzt der lumpen-
sammler (ihn) sammelt^ und aus den lumpen (man) das papier
macht** 148. Lett, kad dUd, iad /lern, kad sit^ tad hedz „wenn
(man) gibt^ so nimm, wenn (man) prügelt, so lauf" Bigaer
Rakstii Kräjums 6 5,*) Idcim Meva kuknä pmu elakt „dem
baren gab (man) in der kuche milch trinken" Lerch 5 213,
veldk vagaru vadaja par nabagu apkärt ^ später führte (man)
den Schaffner als bettler herum '^ 231. Hier mögen auch folgende
zwei sätxe platz findeUj in welchen vielleicht eigentlich kein
„man" das Subjekt ist: lit. väbabis Uidi Ö musvs spendi vor-
tinMm „käfer lässt (man, es) los und fliegen fängt (man, es)
mit dem iäpinngewebe" Schleicher, Leseb, 101, wo man am
ende einen Pedersen'schen j,es**-satz mit subjekt im instru-
mental sehen könnte, lett. te tts vinu reizi klaudzinä pi
dürvim * • . nepaM ne hritins -- IdaudzUm atkal „da auf
eimnaJ klopft (es? jemand?) an der tllr , . , es vergeht kein
Weilchen — klopft wieder*^ Lerch b. 199.
19* Im Altindischen sind derartige sätze ganz ge-
läufig, Sätze mit 3. ps. pl. findet man in allen Uteratur-
pertoden; im man^a wird mit Vorliebe auch diesmal ein
Substantiv im plural zum Subjekt verwendet (z. b* näraJ} „die
männer" RV, VII 11, 3 5, 81, 16 3, 19 9, 27 1; mdrtäh, mär-
ta$ali „die sterblichen'^ I 5 10, Vn 25 2, manii^a/i „leute"
I 36 7, jäfiäsah, jänäh äs. I 36 2, VII 56 22, 63 4 u. s.),
aber das verbnm allein ist auch nicht gerade selten. Man
vgL z. b* agnim-agnhii havtmabhiJj. sädä havanta viSpatim
„Agni um Agni durch rufen immerdar rufen (sie) den
stammesherrn" I 12 2; ä yäm hästB na khadinam ^ikmt
jatdm ^^d hibhrati „welchen (Agni) wie in der band ein neu-
geborenes kind den fressenden (sie) tragen" VI 16 40; dtüia
ima asya pamyanti hhdsah und (sie) preisen sein leuchten"
VI 12 5; na vö hirmjtyanf^mayah padmn vindanti vidytäah
„euer spur, goldbescUagene blitze, finden (sie) nicht" I 105 1 ;
ägunmaj yätra pratiranta äy%ü^ ^Viit sind eben gekommen,
wo (de) die lebenszeit fortsetzen (die menschen fortleben)"
^) Eme 3. ps. sg. w£j« hier Im Ceeh. tucht gerade uimiüglich: kdulk
ddmi, ber ^weiui (einer) gibt, nimm^; jedenlftLk würde man aber eher den
pinnl setzen.
504
Jowf Zubaty,
I 113 16; tndrani väjamja jöhtwania sai&u „den Indra rufen
(sie) an bei kraftgewinnung" VH 21 7; n& ein nii ts , , . M
a^mivtmti mahimänam ^xmmüs eiTeichea (sie) deine grU^me^
Vn 22 8 usw.: derartige Sätze sind nichts seltenes und auch
ftlr jeden kenner des Veda nichts unbekanntes. Auch kon-
krete, individuelle liandlungen werden so wiedergegeben. So
z, b. mädhup^^hani ghöräm ayäsam äSvaitt räthe yiiiljanty
wueakrA i^pi^awi ^das ross mit honig auf dem rücken, das
schreckliehe, rührige an den breiträdrigen wagen spannen (sie
eben jetzt), das grosse*^ IX 89 4; ptinjänti hradhmm m-u^m
carantam pari tasthtt^ali ^(sie) spannen an den hellen, roten,
vom feststehenden weg wandelnden (wagen des Indra) 16 1
u. s. Im brähma^a liest man z. b. : tasniäd ognina^istaMh
pacanti „daher brennen (sie) mit feuer die ziegeln" Öat br.^
VI 1 2 22; yddy dpi jayäpatt mithunäm cärantäu pä§ijanti,
in/ kvä dravataJs „wenn (sie = man) selbst die frau mit dem
mann den liebesgenuss pflegend sehen, laufen (sie = die ehe-
lente) dennoch voneinander" IV 6 1 9; tun (vanaspatinj nk-
pan (devaJi): j^svena vah ki^hmä vajrmia vi^hän"^ iti; tasnml
vanmpatln svena kkfctaiä vajrena vpcanti „sie (die bäume)
verfluchten (die götter): ^mittels eueres eigenen stieles (mit
der axt, deren stiel hökem ist) (als) mittels des donnerkeüe^ ||
sollen (sie) euch fällen*'; daher fällen (sie) die bäume mittels
ihres eigenen stieles (als) mittels des donnerkeiles'^ T&piJ.
M. b, VI 5 12; taamod Ätrmjmn tandrmiia^wchmiti „deshalb
suchen (sie) einen aus dem Atri-geschlechte durch gold (zfl
gewinnen) VI 6 11; y&m mälavadväsasq sanibhävanti^ yas t&ö
jäpatif so 'hki§astMi ^mit welcher (wenn mit einer), die
schmutziges kleid hat, (sie) geschlechtlichen Umgang pflegeß,
wer infolge davon geboren wird, der ist übel beleumuBdef
Täit, s, II 5 1 6; 50 'bramt : yajän va äjyabhaqäv Ui ^er
(Prajäpati) sagte: „opfern sollen (sie) euch die beiden butterteile'^
n 6 3 1 ; tum mdtsyafy präMfravUj täm aJiapat : f.dkiyä-dhifjä M
vadMyasur yo md prAuivöca*^ iti ; täsmad u rndtsyam dhiyä-dhiy^
ghnanti „ihn (den im wasser verborgenen Agni) verriet der
fisch, um (den fisch) verfluchte er: „mit allerhand listen sollen
(sie) dich töten, der du mich verraten hast"; und daher tött'n
(sie) den fisch mit allerhand LLsten" II 6 6 1 *). Von kon-
^) Und daher h&isst auch f,deT iacher" dhlmra^ (: dhd^ „gediiik«,
Die «man^^Itze.
505
kreten begebenheiten z, h.: Nftnedhasam Änffirasam satiram
ashmtfi ^vahhir ahhyü^ahvayan ^den N. Ä, haben (sie, nach dem
komtu. die übrigen priester), als er ein Opfer feierte, mit
bimden angefallen '^ Tä^tJ, M. br. VIEE 8 22; yadi sönmm krt-
tarn apahar^yiüi, amjah hretamjah „wenn (sie) den gekauften
söma stehlen würden, ist ein anderer zu kaufen IX 5 1;
divü^ ea va asura§ ca^aspardhanta; yam divanam agJinan^
na sa sam ahhavat, yam amrafjtam, sani so 'bhavat „die götter
und die Asnren kämpften; welchen yon den göttern (sie)
getötet, der kam nicht zu sich, welchen von den Asnren^ der
kam zu sich" XÜ 5 23 usw. Aus der späteren zeit vgl
z. b- die bekannte epische forme! aira^apy uda haranti'^imam
itihämm purütanam „und hierüber erzählen (sie) diese aJte
erzählnng"; ahhögyä o^adhU chittvU bhögyu eva pacanti „die
ungeniessbareu pflanzen brechen (sie) und kochen (damit) die
geniessbaren'^ Mahäbhär XU 136 4 usw. Man vgl, auch
Speyer, Sanskrit Syntax 12, Delbrück 221J)
Auch der Singular kommt vor. Als beispiele könnte man
;. b. alle brähmapas anfühi^eUj wo die verschiedenen kultus-
vorgänge in formell subjektlosen sätzen mit dem verbnm in
der 3. ps. sg, beschrieben werden, wobei als Subjekt je nach
dem der opferherr, der hotar, der adhvaryu usw. hinzu-
zudenken ist* „Man sagt** heisst im Ai, unzählige male ühi^
(3. plun) ] aber, wenn gesagt werden soll „irgend einer sagt^,
so heisst es aka (3, sg.); so z. b* ungemein oft im Mahä-
bhä^^ya; Vin 2 56 wird da z. b. ein zitat mit den Worten ein-
geleitet ata uttaram paihati „darauf als antwort (belehrung)
sagt (irgend einer, ein grammatiker , , *)*
20. Auch im Avesta findet man analoges (z. b, mq-
ly^n „gleichsam", eig, „fsiö] möchten meinen"); leider habe
ich derzeit nur ungenügende exzerpte. Aber man vergleiche
2. b. die interessante stelle Vd. 7 36 ff.; yiä a€te yöi mazda-
klügheit"), gflQZ so wie im CecMscheti „der jäger*^ mydivec (: mysU „ge-
danke") heisst.
*) Den unters cbicd zwischen aUgero einen „man"-äätzen mit 3. ps. Bg,
1 ff.) und weniger allgemeinen „man^'-sStzen mit 3. ps. pL üJnstriert gut
ie folgende stelle aus TälsTaV. upsn. (1 7—9): tjm; cak$it$fl na pn&yati,
'tm cnk^Qr{t^ paäyaüj I tad ^r/i hrahma tt^ar^ inddhi, na^idafii ijad idam
\att usw. „welchea (man. der mensch) mit dem ange nicht sieht, durch
wekhes (man) die äugen sieht, das eben wisse (erkenne) du als das Brahma,
mcbt diesei, welches ime) hier (als Brahma) verehren."
Zitttfibflft tflT mgL Spmchr. N. F, XX. 4. 33
Jose
Z5&äty7
yasna bmBO^äi pavazdnte, kaiarö paurvö amaydnt^ mazda-
yasnaHbyö va äaEvayasnat'ihyö va? . . . datvayasnaSibyö paurvö
amayayanta ya$^i mmdayastmHbymcit . yat paoirim daBvayasm
kar^ntnt, ava hö miryäite, yat hitim . . ^ yal ^iiim , . . miä*
matö Bi aesö yava&^a yava&tätaBca usw. „wenn diese Mazda-
gläubigen zu heilen beginneu wollen, wo früher sollen (sie)
sich bewähren, an Mazdagläubigen oder Daevagläubigen ? . , .
An Daevagläubigen sollen (sie) sich früher bewähren als au
Mazdaglänbigen. Denn wenn (er) zum ersten male einen
Daevagläubigen operiert, dieser stirbt, wenn zum zVeiten . , .
dritten male . . *, uube währt ist dieser flir alle Zeiten»" Hier
sieht man denselben numeruswechsel, den eintritt des Singulars
flir den spezielleren fall, wie wir Um im Shi vischen bemerkt
haben (§ 16). |
2 1 , Analoge Verhältnisse im G r i e c h i s c h e n sind bekannt.
Bekannt sind sätze vnt ipmait Xiyovm, oi'oirwu Oder sätze
wie: ov nnv äßa&m y#^ uXX' imtm^ptfi iv ßovkBvovtmi Plat
PoHt, IV 428 B; ivifttotv, on£^ naa^ovaiv iv roig luydXötg
aymüiv, ndvta eV* afhtv ivdia etvai Thuk. YTl 69; ^ hi
JIoTi(!faiav l'^/QVTut nQüainid-j^to jfj niXn IV IBO, Wie tij ix
Ttj^ ^<p€üitig ig ^^maaiuv E^)tnVTai Her» 11 106; jrai S^o £f^if-
letyro wuvt£Q oIov rtf ^rvulifp iXiXi^&vut Xeu. An, I 8 18;
ixxaui Tf yd^ (die dipsas-schlange durch ihren biss) Kai <fijnH
uai nifi7i0uu&at nouV^ uai ßornatv (die gebissenen) maneg ol
iy nvgd xeißi^vm Luk, De dips. 4 Von konkreten ereignisseo
Z* b» iv TJ^ {uoXtt) f.th* Qa yufim t ioav etkunivtn Tf^ ,' riufa;
i* in ^ctXdfKay ^«/doiv vita Xufinn^BVamv i ifflviov ^ 491 f «
^IIbIq di xXavd'fiov fiiv idüOfiEVf og n^iv irv^S-r^f ; So^n&v S
i^avTtg ^VfiodfiBd-Uf /JQfri #' ifp* vä&>g f ^svdvTmv S 212 f.;
ngoQ ydp tÖ apiXmatov bv$v^ tgunoftevm rj) yvmfiti nnXl^
fiuXXov n^oityro atpäg uvrovg ^a! ou^ ivTit^ov Thuk, II 51 1
Ztav arouxmta^ xuraXiymui * . * Arist» Ach* 1065 USW*
Die 3. sg. ist bekannt in sätzen wie aijfimvn^ isej^ot?*,
iadXniy%€i bei DemOStheneS oft dvayyiaüetui vfi^y; o^vvü^
neg otrox^ivit fp 141 f. Sätze allgemeineren Sinnes sind z. h.
bei Herodot vielfach zu lesen: dvniii &i jJJ« tw im if,
^iXj^wri Tfüiisitti ' inidv ^vaj^f Jtjv oirgf^v axpfjv xai tqv njilfjrtt
xui TQV ininXooy avvdfig oßov xttT* <üv ixdXvxpe ^raai^ tov nir^-
Die ^ man* -sitze.
507
nv^i ' ta ik alXa ugia trtiioviai iv ifi navo^'k^vm iv jj) av ra
t^a ihuatoatj iv ^^^f} ^^ ^^'^9fl ^^*^ ^^ ^^* yiVfraiaTo H 47.
Wiederum siebt man da die emzahl in mehr indtvidiialisierender
art Deben der mehrzahl (es ist von den jiyvntiGi die rede).
Ähnlich z. b* I 132, II 70. Es gibt grammatiker, die sich
bamüssigt sehen, in dgh sätzen ein partizip als Subjekt hinzu-
zudenken (z. b- 0 ^tiüjy n 47); wie Überflüssig so eine er-
gänzuug ist, empfindet am besten, wer eine sprax;he spricht,
die ähnliche formell subjektlose Sätze kennt.
22. Auch das Latein hat sätze mit diamt^ ferimt^ aiunt
u. dgl Die ältere spräche driiekt nicht selten noch inhalts-
reichere Vorstellungen in ähnlicher ait und weise aus. Z. b.
aedt's quam eaiemjM mmt pardtae . . . / Imidmit fabrum atque
aedes probant^ sibl quisque inde exeniplum expettmt PL Most.
lOL So auch z. b. vela dahant venfisj nee adhuc hem noverat
lUoß i navita Ovid. Met I 132^ wo das Vulgär-Cech. dag
Subjekt nmita auch entbehren könnte. Eine konkrete hand-
lung älmlich ausgedruckt; nunc comisatum iIjo ad Philola-
chetemj ; ttbi nos Jiilari ingenio et lepide accipient PL Most. 317,
Die ältere spräche hat auch noch typische fälle mit verbum
im Singular; vgl z. b. Holtze I 341 f. So z, b. in den 12
tafeln: si in ins vocati ni it (seil, reits); orato (seil, magi-
stratus); bei Cato z. b. dato edit (der kranke), si poterit^ sine
pane 157 9; wie im brähma^a der opferer oder der priester,
ist bei Cato vielfach der donünm als Subjekt zu verstehen.
Oder man vergleiche die stelle Cic. De nat. d. I 19 50 f.:
et qttaerere a nohis Balhe soletiSf quae mta deorum sit^ quaegtie
ab iis degaiur aetas . ea mdeliceif qua nihil heatius - . . cogi-
tari potent . nikil enim agit (so ein gott), nidlis occiipat'wnibus
est implicatuSj mdla opera vwUlur, stui sapientia et virtute
gandetf habet exploj^atum^ fore se semper tum in aeternis
voluptatihus. Wie Pataftjali u. a. ihr aha, gebraucht Cicero
II* a. ihr inquit „es sagt jemand"^, wobei man sieh als Subjekt
vorzugsweise einen adversarius^ einen auditor calumnians zu
denken bat; z, b. Inanes \ hoc iuvat^ haud illud quaerenteSf
mtm idne sensu, / tempore num faciant alieno. „laedere gait-
des^' I inquit j,ef hoc studio pravus facis^* Hör, Sat. I 4 76 ff*
„So wird auch bei den späteren Griechen, wie Plutarch,
Diooysius und anderen, q^rjoi gebraucht'*, bemerkt dazu
Kühner, Ausf. gramm* d* lat. Spr. II 4.
33*
508 Josef Zubaty,
23. Das deutsche man gibt ziemlich indifferent die ver-
schiedenen Schattierungen der „man^'-sätze wieder. Aber auch
das Deutsche hat für fälle, wo in den verwandten sprachen
die 3. pl. gebraucht wird, früher die 3. plur. gehabt: vgl
Grimm lY 221. Es ist nicht unmöglich, das doch allza
bestimmte sie habe, nachdem das pronominale Subjekt obligat
geworden, dazu beigetragen, dass man mit der zeit das feld
behauptet. Aber die 3. pl. findet man noch im Mttelhoch-
deutschen und im älteren Neuhochdeutschen (in der Volks-
sprache vielfach noch heute); man vgl. z. b. si jehent, der
mmer der si hie, \ diu wunne diu st kamen Beinmar der alte
(Klage um Leopold V.), ich ml daz gerne füegen, daz si von
mir sagen, / daz ih habe von rehte liute unde laut Nibel. 109.
Auch ^in „(es) sagt (einer)" hat das Altnordische {segir,
Grimm IV 265).
24. Die „man"-sätze sind nur formell, nicht psychologisch
subjektlos. Auch nicht syntaktisch. Daher kommt es, dass
der redende das unbestimmte, allgemeine Subjekt auch mit
einem pronomen demonstrativum oder personale bezeichnen
kann, sei es als Subjekt (namentlich, wo das durch man ans-
zudrückende Subjekt auch in einem benachbarten satz ent-
halten ist, aber auch, wo das pronomen nur als stütze einer
satzpartikel fungiert, in Sätzen wie „N. N. fragte und man
antwortete ihm"), sei es als einen anderen satzteil. Wir lassen
zur Verdeutlichung einige belege folgen, ohne uns indessen mit
der Sache näher befassen zu wollen; der leser selbst wird
wohl ersehen können, wie sehr sich der Sprachgebrauch
einzelner sprachen auch hierin deckt.
25. Ai.: yadä khälu väi samvatsaräin janätäyani cärati, dtha
sä dhanargho bhavati „wenn (man) eben ein jähr in der fremde
(auf erwerb) lebt, dann wird er (der „man") geldverdienend"
Täit. s. II 2 6 4 (vgl. oben § 11). So auch in tyajyam m
dkairyaiji viähxire 'pi däivü: / dhairyät kadäcit sthitim apnU'
yat sah (Speyer, Sanskrit SjTit. § 12, Grdr. d. ind. Phil. 1 6
§ 135 aus Paflcat., Ind. Spr.* 2636) „mut ist selbst bei un-
günstigem gescliick nicht zu verlieren, durch mut kann man
(.9a) einmal halt erlangen", wo sä abermals ein im ersten
Satze vorschwebendes „man*^ {tyajyam na dhairyam ist ja soviel
wie na dhairyam tyajct „man verliere nicht niut") wiederholt.
So auch in der erörterung Mahäbhä§. zu III 2 124: dliümaifi
Pit „man*-8fitze.
509
dx^vo^jtf^gnir atta^^ÄÜ gamyat^^ trim^abdJmJcam d^§i(v^ nPuri-
vrajaJca'^ iü . , * pratyah^as tenavagnidhümayör abhisam-
handhah k^ö hhavati^ triviMahdJmkaparivräjakmjös ca. sa tad
videSastham api dx^va^adhyava syaii „agnir ati'ü, parivräjakö
'tfa*' kAÜ . . . kasya cit khalv api saki-t k^tö 'hhisambrnidhö
Hyantäya kxiö bhavati; tad yatha vi-k^aparnayör ^aymn v^k^a
idam parnam" itL sa tad vid^Mstham api d^fv^ jänaii j^vj^km-
s^ya^^idani parrjam'^ iti den rauch erblickt habend (wenn man
den rauch erblickt bat) wird gefolgert (=^ gamayati „folgert
mau^) „feuer (ist) hier'^, die dreistabpjramide erblickt habeBd
„ein bettelmönch (ist hier)/ , . , eine unmittelbare (durdi
zeit und ort nicht geteilte) Zusammengehörigkeit von feuer
mit rauch wird von einem (ttnüy von dem „man") statuiert^
und von dreistabpyramide mit bettelmönch. Man (sa) ver-
mutet, dies auch getrennt erblickt habend (z, b, den rauch,
wo in Wirklichkeit kein feuer ist), ^feuer (ist) hier, ein
bettelmönch (ist) hier** . . . Bei einigem (kaf^ya cit) ist die
auch nur ein einzigesmal statuierte Zusammengehörigkeit fiir
immer statuiert; z* b. bei bäum und laub: „dies (ist der zum
blatt gehörige) bäum, dies das (zum bäum gehörige) blatt/
Man (sa) erkennt dieses, selbst getrennt es erbückt habend:
„dies ist des baumes blatt '^ Wie man sieht, hat in dergl.
föUen sä seine sonstige aufgäbet es rekapituliert den bereits
vom vorigen her in rede stehenden begriff, einerlei, ob er
wie gewöhnlich ein ausdrücklich genannter oder wie hier nur
ein dem sprechenden vorschwebender ist. Aber es liegt auf
der band, dass dieser Sprachgebrauch leicht ausarten konnte:
die spräche konnte in dem bestreben, das subjekt, das „man",
sprachlich zum ausdruck zu bringen, dazu gelangen, dieses
sa dazu zu wählen, einerlei, ob von einem „mau" bereits die
rede war oder nicht. Und dies ist vielleicht auch geschehen*
Man vergleiche : sa yad a^iMmtij gat pipasati, yan na raniatBf
tä asya dlk^äh usw. Chänd. up. Iü 17 1 ff. „Wenn man (sa)
hungert (fastet), wenn (man) dürstet, wenn (man) nicht bei-
schlaf übt, dies (sind) seine (des „man^) weihen ,,.**; oder
ebd. 6: so '* ntavelüyüm Mai trayani prati padyetu „in der
todesstunde nehme man (sa) zu diesem dreierlei (seine) Zu-
flucht , . .** Oder IV 3 3: sa yada svapiti, praijtam eva vüg
apy Bti „wenn man (sa) schläft, da geht die rede in die aus-
Atmung hinein*^. Aber wer weiss, ob auf diese stellen viel
i
510 Josef Zubaty.
yerlass ist; rH 17 6 köDQte man annehmen, $a bedeute den
„man", von dem im vorigen die rede war, vor yad, yad^M
kann sa jenes bekannte unorganische sa sein (Delbrück, Aind,"
Synt. 215), welches z, b. in seyyatM statt yathä auch hfl
PäU erscheint.
Als nichtnominatiTische formen zu „man" gebraucht
Ai. die unbetonten formen asya usw*, die ja auch sonst
formen der 3. pers, erscheinen^); haben ^ir Mabäbhäs.
ft*rta, nicht an^na gefunden, so erklärt sich dies darans, dass
es dort den bereits in rede stehenden begriff i^ieder auf-
nimmt So vergleiche man z. b, na hi pratiJcmt^ *nj%i4
kltam asya na vauakftam j,denn nicht wartet der tod auf
sein (des „man") getanes oder ungetanes" Mahäbhär. XU
175 15; lökö tavad j,alhakeyö g^ramakuJckutali, ahhak^yö (p-U-
mmükara^^ ity ucyat^t hhakf^ymn ca n(!ma k^itpratifjkatärtJiam
upä dtyatB. Mkyam cauüuena ßvamqsadibhir api kßut prati-
hantum . . , „im gemeinen leben wird z, h, gesagt ^uicht
essbar (ist, d, i. „soll nicht gegessen werden'') ein hansbain,
nicht essbar ein hauseber" und als „essbar" wird (alles)
zur Stillung des hungers geeignete aufgefasst, und selbst mit
hundefleisch nsw. kann von einem (mmia^ eig, „von ihm*^)
der hanger gestillt werden" Mahäbhä?* einl. (ausg. toh
Benares sauivat 1943 s. 28); yat sarvefjta^^icchati jMtum, tßu
?ia lajjaii ca^^äcarmv^ / y^m tupjafi ca^atnm^^asyaj tat sat^
gur^alakmnmn „wovon (man) wünscht, dass jedermann es weiss*),
was (man) sich nicht schämt zu tun, und woran eines seele
{asya^ „seine seele") sich freut, das (ist) das merkmal des
I
i
*) Ea ist überhaupt wahrscheinlich^ dass es nrsjirüii^llch nur ein eukü-
tiftches, mcht nominativischoa pronomen der a. pers. geg'eben hat [m diesem
gehören die TcrscMedenen defektiven formen wie ar. htf gr. fttt* *fty nsw.)
In fttUen, wo fUr die 1. 2. pemon nominati^ische oder in andere kasns mt^
enkJitiftche formen erforderlich waren , stand ursprönglich ofibnbar das b^
faeßende nomen seihst, nnter niiistäuden nebst dem onkJitischen pronomfO
Betcmte fonnen dps pereonalprononienB der 3* ps. werden «rst Qachtrl^Hoii
ane demonftratliren rokrntiert.
ä) So ist offenbar »anM'^a ^ icchafi ßintum zn fassen ; dass ein infinitii
auf -tum mit instr. passive hedeatnng haben kann, ist ja bekaaat. H*fl
Tgl. t, h. arthana bhavmtbhik karti^m arliati „die bitte wolle von m^
getan werden" Näi^. 6 112 j auch ohne instrum., z. b- lad icchamy ß«*
vartitnm „ich wünsche, dies (möge) wiederholt werden" Maliähhär, Xll 541 2
Vgl S^iejer, Grdr. d. ind. Phil. I 6 | 219,
"Die Bman*41tie.
guten" Manu Xu 37, Aucli hier kann unter umständen
ein mjdm als Subjekt (durch asya usw. vorbereitet) auf-
kommen: ycidä €a^jayat}i na hibhetif yadü ca^tismän >ia bibhy-
ati . . ., / hraJima süm padyatB tadä „wenn einer (ayam)
nicht fürchtet und wenn (sie) Tor einem (asffmt) nicht
fiirchten , . ., dann kommt das Brahma zustande" Mahäbhär.
Xn 261 (262 Bombay) 16 (vgL Listy filoL XXXII 292),
In dem schönen lied an Ara^yäni (EV. X 146) werden
die geheimnisTolien die stille des urwaldes unterbrechenden
laute geschildert; wir lesen da n. n,: ^und gleichsam kühe
fressen, und wie ein haus sieht man (fJf%afe „conspicitur*^)
und die Ärapyäni abends wie ein wagen knarrt (3); eine kuh
fiirwahr ruft dort einer, dort hat einer ein hok abgehauen;
wenn man bei der Ara^yäni abends verweilt, meint man „es
hat (einer) geschrien*^ {gäm aiigäL^e^d ä hvayati, dArv auyu^
e^o äpaMvadh'df : vdsann aranyanyän^ säyäm Jikruli^ad'^ %ti ma-
nyaie 4); hier wird „dort einer** durch e^ä wiedergegeben;
wo keine deixis hinzukommt, fehlt das subjekt.
26. So vergleiche man z. b. bei Herodot I 132: {nigaat)
<nJTi ßoD^uov^ TtoiivvTat ovt£ nv^ dvaxaiovat fiiklovtBg .9i'f/j' *
ml ünovdf^ ygimPTutf ovxi avXoJ^ ov Gjififiaat^ avKi ovXjjoi,
tmv dk mg inatjtiii &VBty ^ilji^ ig /jjo^ov xad-a^ov dyaymv ro
xtijvü^ xaXiii Tov if£ov i(jrBtpapmfj.evög rov Tta^^iv ^virnlvr^ ^d-
XiüTa . icavTöJ fthv <f^ rt^ Ä'om iJ/iy ^ovi^ m m iyytViTat
doäa&ui aya^d^ 5 id jolai naai IIif)afi<Ti xaTiv^irai tv yiv€~
gdat jtTÄ,, WO insbesondere q Si zu beachten. So bei Arist
Äcbam* 9 flF. : dkl' wSw^Sf^r fz^^ov ai T^ufip^tieoVf ' Sre irj
'my^^vfi ngnai^mmv jov Aiap^vlovj , o rf' (j,TiDd einer dort**)
dvunsp j^ilaay cö Qinyvt top pfo^ioi'. Oder bei Homer: o S'
(Thersites) äg' s^£to tdgßfjoiv rf, ( dly^aag S' d/guop MW,
dnofiogiato iditQv. ! oi 6k (^und sie, und man*^) xai u^yvfABVüt
m^ in avtm ^Sr yilafjüav B 268 ff ; Arist Ächarn. 17ff. :
u}X QvdtnmnüT i% oTOv Y^ gvuTepLai ! üvjti^g iSr^yS^fiv vno
tnpia^ tag dtpgvg I cof vvv, oniz* ovaiiq xv^iag ixxijjaiaQ I '^m-
BiVfjg igr^/Liog ij 7ivt'| ai/Tij/' ( oi d' iv ayo^a AaXnvat xrl.
Ausserhalb des nominativs wird ^man** im Griech. durch
uvtov (bzw. avTov) usw, wiedergegeben; z. b. aia/gov Pivi^
pttaruti ttr^ q}dpat üVjbtßovXfViir , i^p fi^ tiq avTff? (^einem^)
dgyvQgt^p 6id^ Plat. Gorg. 520 E, ^dv TOI dpi g HOP II Hai
xaXhv €ift6pTa xui noii^aapta ptP^ßj^P ip olg id^iXn nagix^tp
512 Jowf Zabaty,
iavToZ Xen. An. VI 3 24; vgl. z. b. Krüger § 61 4 6.
Etwas anderes liegt Plat. Polit. I 347 C vor, rfjg Si Cjy^i/ac /*«-
yiarij ro vno novjjgoTsgov äg/ea&ai, iäv fiij airog i&iktj ag^^tv,
WO ja avTog „selbst** bedeutet.
Aus dem Germanischen vergleiche man insbesondere f&lle,
wo „man" im zweiten satz als Subjekt durch das pron. pers.
der 3. pers. wiedergegeben wird, Grimm HI 7 f. ; z. b. ahd.
mhn erwetet man uzer sinero nöte, liMon liget er darinne;
ags. swä sceal man don, ponne he ät gude gegän penced : in
dgl. fällen dürfte eine spräche, die nicht notwendig das
Subjekt ausdrücken muss, im zweiten satze offenbar kein
pronomen setzen, wie dies z. b. in roaaov xig t' imXBvcaH^
oaov t' int Xäuv ifjatv F 12 der fall ist. Im Slav. steht viel-
fach oni „sie", wie im Griech. 6 di, als stütze der satz-
partikel. So sehr oft bei Nestor oni ze (= gr. ol ds\ z. b.
i uzresta 7ia göre gradsks i tiprasasta i resta: öii sb gradskd?
oni ie resa . . . „und (die zwei männer) erblickten auf dem
berg eine bürg und fragten und sagten: „Wessen (ist) diese
bürg?** und sie sagten (man sagte ihnen) ..." 15 (aber
auch ohne oni: i uzre i Oltgs i rede: ksto sb jestb? i resa
jemu „und [es] erblickte ihn Oleg und fragte: „Wer ist
dieser?" und [sie = man] sagten ihm ..." 37); oder ^.jakoz
vidäte na voko, ze mnohy s cJiuti se napil, spoleh na sttwl
neb na lavici, a oni m(n)eli, ze spi a on byl hez dtise „wie
ihr scheinbar öfters sehet, dass mancher mit lust einen trank
getan, sich auf den tisch oder auf die bank legte und sie
(= man) meinten, dass er schläft und (er) war ohne seele
(leblos)" Frantovy pr&va 6 32 u. ä. Auch sätze (die selbst-
verständlich nicht bloss im Slavischen möglich sind) wie
V nektere (komiXrce) se take trie nebo ötyfie myji „in mancher
(kabine) waschen sich auch drei oder vier" Kabätnik 4 19
beweisen, dass „man"-sätze keine subjektlosen sätze sind.
Auch das pronomen der 3. ps. in aussernominativischen salzen
kennt das Slavische, wiewohl wie es scheint nicht im sinne
des ganz allgemeinen „man", wie wir es in § 1—11 kennen
gelernt haben (dieses müsste im Cech. z. b. durch die be-
treffenden kasus von cJlovek „mensch" ersetzt werden); z. b.
no di! OS tarn prijdeS a das jim, budoti se te ptat „geh nur!
bis du hin (in die höUe) kommst und gibst ihnen (fleisch),
Die ^man^'-Bfitze.
513
werden (sie = wird mao dich dort) frageü . . . Hoiek 11 2 94 ;
aber dies alles sind ja schon Sachen, die von bedeutung mehr
für die einzeh^prachen sind.
Exkurs zu Pedersens j^es^-sätien.
Wir halten also die ^inan"-sätze für keine echten subjekt-
losen Sätze. Psychologisch sind sie es nicht. Sie sind es
aber, glaube ich, nicht einmal syntaktisch: nur von rein
formeUeni Standpunkt aus kann man von subjektlosigkeit
reden. Ein legit ist fonnell ein subjektloser satz wie plmt\
aber es ist ein gewaltiger unterschied zwischen beiden Sätzen
von psychologischem und auch von syntaktischem Standpunkt.
Bei legit weiss der redende, von wem er spricht, und setzt
dies auch vom zuhörenden voraus; es ist dies eine in dem
kontexte oder in der Situation gegebene person, oder unter
umständen, besonders in einigen sprachen, irgend jemand,
dem das lesen zukommt, oder gar „der mensch^ in genere,
j,man". Das Subjekt kann auch syntaktisch zum ansdruck
kommen; direkt, durch den betreflFenden namen oder das be-
treffende appellativuraj bzw, durch ein „man'*, oder indirekt,
durch darauf bezügliche pronomina oder attributiva. Aber
phiit? Hier kann vou dgl. erst die rede sein, wenn die
anschauungsweise oder die vivah^ des redenden das subjekt-
lose, rein die nicht zergliederte erscheinung als ganzes wieder-
gebende (es) regnet in ein der gött regnet^ oder der tag regfiet
(Avesta), oder der regen regnet oder was immer umgeändert
hat Dann sind eben maskulinformen möglich, wie in: iapan-
taifi varsantam fia uindH „auf den brennenden (Ädityam\ auf
den regnenden {dmam oder Parjanyam) soll man nicht
schimpfen" (soviel als ^auf die hitze, auf den regen *^) Chänd.
up, n 14 2, 15 2, oder: iä (dmdtali) m)a^üsmm Parjänymn
var^ayanüf täaK^üvarmy^^^ vär$aty m^ä „sie (die gottheiten)
selbst lassen ihm den Parjanya regnen; selbst wenn er (sonst)
nicht geregnet hätte, regnet er"^ Täit- s. II 4 10 3; dann
kann man unter umständen auch die götter reden lassen
ad%ä varßäma hi vayam „nach unten regnen wir" Mahäbhär,
Xn 59 26.
JoB«f Znbfttf,'
Wie steht's nun mit den „es '^-Sätzen, die Pedersea 134 i
bespricht? mit sätÄen wie ap. api-sim parabara ^im wasser
riss (es) Um {kärmn „das beer") fort*^^ mähr, husalo nim im
kästele I od oltara ei ku stene ^(es) warf ihn (eig. ^mit ihm^)
in der kirche hin und her vom altar bis zur wand"^ Suäl,
Moravske närodni pisne s, 2B, L neddviio preä fiem . , .
uboHlo se kiis £di köstelnie: a tak mi pravilif ie roftito dm
("erne kresfany „nicht lauge Torher , . . stürzte ein stück der
kirchenwand ein; und so haben (sie) mir gesagt, dass (es)
zwei schwarze Christen ei-schUig** Kab&tnik 15 23 usw.? Aach
diese Sätze halte ich für keine echten subjektlasen sät^e.
Ich will auch hier von meiner muttersprache ausgehen.
In Listy fllologickö XXII 190 ff. hat Fr. X. ProchäEka einea
aufsatz „0 bezpodmetj>eh vet&ch" veröffentlicht, der mit einer
bemerkuug über das deutsche es der subjektlosen sätze schliefet
Er unterscheidet mit recht ein reiu formelles es in satzeu, die
wirklich subjektlos sind^ von einem anderen es, w^elches ^eiii
wirkliches subjekt vertritt, eine dem redenden bekannte yqp
Stellung, die es überflüssig ist ausdrucklich anzuführen, oder
eine undeutliche Vorstellung, für welche man gerade Ifein
passendes wort besitzt/ Das erste es lässt das Cechisclie
ßeit jeher ohne äquivalent; man sagt z. b. prsi ^es repet^
jest pekne „es ist schön*^, ijtc/m tnne „es sticht mich (ich habe
stechen)** usw. Jenes andere es wird in der neueren spracie
Mittelböhmens durch to („das") ausgedrückt: boU to ^es (das)
tut weh", V skaldch to duni jaJco hrom (VrchlickjO ^in den
felsen dröhnt es wie donner**, D. es war schön würde zs
Übersetzen sein bijlo pelme, wenn vom wetter die rede {peh*f-
adverbium), aber hjlo to pekne, wenn man einen vorgangt
z, b. ein Volksfest, ein konzert, eine theatervorst^Uung oder
ähnliches meint (pekm neutr. adj.). Jene vorher gegebenen
beiden belege würde man jetzt in Mittelbohmen (und daher auch
in der Schriftsprache) durch hamlo to ßm po kostekf eaUk
to dva 6erm kred'any wiedergeben müssen, wollte man den
Vorwurf einer gespreizten, archaisierenden ausdruckswaise Ter-
meiden. Und dieses io hört und liest mau tagtäglich. ^SäUe,
welche eine gewalt durch ihre Wirkung ausdrücken" (Miklosick,
Subjektlose Sätze* 49 ff,), bieten im Cech- in der regel dieses
to. 7i. b, : nedalo mi to späti „es hat mich nicht schlafeü
lassen", pora^ilo to plot „es hat die hecke umgeworfen", j
I
4
4
Die „inan*'-sftie.
515
tähne
mne to tarn „es zieht mich hin", Wcä mne to „e
lockt
mich". Oder trvalo to ileset let „es dauerte zehn jähre"; jak
se to V Pf'ü^e Tözezvoni^ hlu^i to piil hodiny^ a kaldy (mon)
ßnak „wie es in Prag zu läuten beginnt^ tönt es eine halbe
stunde, und jede (glocke) anders" Eais, Zapadli vlastenci 345;
(Ines to fouka „heute bläst es" (vom winde) HeiTmann, Prazsk^
figurkj I
Mk mu iö V iebrnch pödivne hraje „in den
rippen spielt es ihm gar seltsam" (von röchelndem atem) 75
usw. usw. Alle die „es"-sätze, die Pedersen anfuhrt, würde
man in ähnlicher weise wiedergeben müssen; dagegen fällt
keinem Cechen ein, z* b. prsi to statt prsi ^es regnet", pichä
mne to statt pieha mne „es sticht mich*^ zu sagend)
Seit wann und in welcher territorialen ausbreitung dieses
tö herrscht, kann man dei^eit nicht sagen. Die ältere spräche
scheint es nicht zu kennen, in Mähren sagt man noch stromy
himalo, staveni horilo^ les i^yvrätilo^ pole zka^ilo „es brach
bäume , demolierte häuser , entwurzelte wälder, vernichtete
felder" (vom stürm, aus der gegend um Hohenstadt), BartoS,
Dialektologie II 286, wo das Schrift^echische ein to verlangt;
Ho§ek II 2 92 liest man einen passus in der mnndart des
Mährisch-Böhmischen Hochlandes, wo man beiderlei ^es^^-satze
in einem hat : jak hral dvojäk a däral ho na vä^f zahlejskalo se
a uhodilo dö dvojäku a jeho pH tom eabilo „wie er den
dvojäk^) nahm und im begriff war ihn auf den ws^en zu
legen, blitzte es (auf einmal) und schlug es in den dvojäk
und ihn erschlug es dabei" ; zu zahilo würde man in Mittal-
böhmen noch to setzen müssen (jeho to pri tom EübiJ^). Man
meint vielfach, dieses to sei auf einwirkung des Deutschen
zurückzuführen; wenn dies wahr wäre, so würde man doch
wohl auch prsi to sagen?
') Ein to prüf to mne picltd ist etwas anderes ; es drückt diu ver-
WimdeniDg- des redend on über das mass der eT^cheinnng' aus tmd wärt im
Deutschen dareh me es regnet! wie es mich sticht! wiederzQ^iien. Ono
prM drückt wiederam die verwoudenrng oh der erscheinung selbst ans;
t. h. hat man gemeint, es sei schon, mid ono prUl „sc/tau, es regnet jaJ**
OfTenbar ist diesem ono ursprünglich ein satz für sich gewesen; aber das
gehurt schon in ein anderes kapiteL
*) Offenbar ein ackerbangerät. Die in den mir JogÄngliehon leiüalischen
hilfs^uelien stehenden yerschiedenen bedeatangen des wertes paseen nicht in
die sitnatioD; nucb „die doppeUeiter'* (Kott 1 334) nicht.
516 Jo»«f Znbaty,
Dieses to ist eben, wie Procb&zka meint, ein wirkliches
Subjekt, kein blosses flickwort. Es drttckt jenes dorch ein
einziges wort nicht ausdrttckbare etwas aus, welches seine
gewalt in der erzählten tatsache äussert; vielfach ist dieses
to in der erzählung selbst durch den übrigen kontezt gegeben.
Wenn Darius erzählt, wie er den feind geschlagen und einen
teil seines heeres in den Süss geworfen und wie „es^ ihn im
flusse fortgerissen habe, so ist dieses e^, 6. to, die gewalt des
Wassers. Im mährischen Volkslied bei SuSil ist es die er-
krankung, von der die vorhergehende Strophe erzählt, bei
Eabätnik der einsturz der wand, in v skdldch to duni „in
den felsen dröhnt es'' der schall selbst und alles, was ihn
hervorbringt, in nedalo mi to späti „es liess mich nicht
schlafen^ die unaussprechliche gewalt, unter umständen die
krankheit, die sorgen, jenes etwas, welches in Atharvaveda
m 25 1 durch ein quasipersonifizierendes aber keine wirkliche
Personifikation bezweckendes uttudäh ausgedrückt ist,^) anders-
wo ist es der stürm, der wind, der blitz, bei Rais die ge-
samtheit der glocken usw. In GogoFs Revisor V 8 erzählt
der postmeister, wie er dazu gekommen sei, einen fremden
brief zu öffnen: Sam ne znaju: nejestestvennaja sila pobtidilü,
Prieval bylo uie kiir'jera s tem, dtoby otpravil jego s estafetoj;
no Ijtcbopytstvo takoje odolelo, Jcakogo jesäe nikogda ne diivstvo-
val, Ne mogxi, ne mogu, slysu dto ne mogu! tjanet, tak vot
i tjanet! V odnoyn nche vot i slysu: j^Ej, ne raspedatyvaj!
propades'f kak kiirica" ; a v drugom slovno bes kakoj sepCet:
„Raspeöataj^ raspeMaj, raspedataj!" 1 kak pridavil stirdug —
po Hlum ogon', a raspeöatal — moroz, jej Bogti, moroz, I niki
drozaty i vse pomxdilos\ „(Ich) selbst weiss (es) nicht: eine
übernatürliche macht (hat mich) angetrieben. (Ich hatte)
schon sogar den kurier dazu gerufen, dass (er) ihn (den brief)
mit der Stafette wegbringe; aber so eine neugierde (hat sich
meiner) bemächtigt, wie ich eine solche noch nie empfunden.
Ich kann nicht, ich kann nicht, ich höre, dass ich nicht kann!
(es) zieht (mich), so, sieh, zieht (es mich)! In dem einen
ohr, sieh, höre (ich): „Ei, brich das Siegel nicht! du gehst
zugrunde, wie ein huhn"; und im andern lispelt geradezu
0 In einem liebeszauber : uUudäs tva üt tudatUy nid dh^thah ^y^^^^
8u4 „der herauBstosser stosse dich heraus (es stosse dich heraus), halte (da
es) nicht auf deinem lager aus.^
Die »man*-8ätze. 517
irgend ein tenfel: „Brich das Siegel, brich das Siegel!^ Und
wie (ich) das Siegel drückte — dnrch die adem ein feuer,
nnd (wie ich den brief) entsiegelte — ein frost. mein gott,
ein frost Und die hände zittern, nnd alles war ver-
schwommen.^ Das & to in tdhlo mne to, das deutsche ei in
es zog mich hin^ ist jenes etwas, was der postmeister so
beredt zu charakterisieren nnd doch nicht mit einem wort
zu bezeichnen weiss. Und wie in den „man^-sfttzen ein man
als Subjekt zn verstehen ist, selbst wo es nicht aosgedrüekt
ist, geradeso ist in den besprochenen „es^-sätzen irgend «in
etwas als Subjekt zu verstehen, und dieses ^etwas^ drflcken
wir durch unser to aus. Man stelle sich nur die fragen:
„was regnet^ und „was zieht mich hin?'' Im ersten faüe ist
keine antwort möglich (man würde höchstens „es regnet
Wasser^ oder „blnt^ oder dg^ als antwort bekommen), im
zweiten falle ist es ein „etwas^ ; „ich weiss selber nicht, was,
aber etwas ist es.'^ Und dieses „etwas^ wurde nrsprfuigüeb
ebensowenig ausgedrückt, wie jenes «man^; und wenn das
Cechische dafür sem to einsetzt, so wanddt es eben dieselben
wege, auf welchen das Deutsche zn seinem man (und aadi
es) gelangt ist Es ist genAe so ein „etwas"", wie Jenes,
welches der Deutsdie audi als unbestimmtes oder onbeAasuB'
bares objekt durch sein e$ nuMärtkkeu kann, z. b. in n^
Tsääc unde dn mp mwjsen iz turnen usw., (frinun IV 333 £
Auch hier hört man z. b. für te^ i/(fiAal, Uvi d^ßtA/in^. ^6^ hat
(es, d. k prfigeL, schelte u. ^) giJknfsstV', ^der wird ImefHM^
in einigen gegeadeo Böhmens Um Uj d^^ifUd. len i/j i/MAite^ wid
auch hier glaxü^en wir nldrt dass «in geraoiaAisffins vori&egt Es
lässt sich ja an unseren spradm s^iiritt für sdbntt verf<4geiL,
wie deutlicher, wie logisdi roOtstiiidig^ (»^ mit der mX m
werden traditen.
Wie jenes mo» ein Tersddf»d«uets nuu» d«r UAbesüfluntbeit,
aUgemeinheit hat, so andb diesem ^Aam^, e«, Uj. Wk num z. b.
durch dnen .^j&aji^'Satz an^ii ^isiM; beiftiiuiuU; y^srwn, tl b. sidi
selbi^t mcdneu kann (j^^j; /«f 44^< Mn^ . . . $^i>^, ^^ <^ ^< . . .
otd' ij«fr . . . hi6i xi% :• id ttrt^^ H/mmi. 1 12 il djjl.j,
so andb ttslbst durch ^dneii ^w*^-stcu. ho t: </d rana do a^K-i
lid^y uy. it*fdfUi, j^v. io y^ad ktt/Jdi u /?v6e ^voü Irtüb ^bifc";
in die iiadii madit keiii^sr (iivrx in ^ iuUiik; wiu, tgt. k^dxX
ÜLfyiiOi die lerne durt; niu iti «ttrt«i fürt tuid iwrt^ JÜait JMi^ ;
618
Jotfef Znbftty,
nemä tö romm „es (d. h. die tochter des redendeo, ^das
ding**) hat keinen verstand "■ 288, So ist das ^ etwas '^ auch
in Sätzen, die allr^rhand spukei^sclieinungen und dgL wieder-
geben, ein ziemlich greifbares. Den satz es spukt dort und
dort, soweit es sich um das allgemeine faktum allein handelt,
dass dort nicht aUes in ordnnng ist, drückt man im Cech.
dnrch ein echt subjektloses tarn strmi aus. Aber sobald man
erzählt, wiis ^es" dort niacbe, wie ^es" dort herumgehe,
rumore usw., muss schon ein to hinzukommen. Es bandeil
sich ja da schon um ein existierendes etwas, um ein etwag,
worüber ein mhd. kind fragen kann veterlm, t ist ez Mm
öder groBf j ist ez rück oder hloz^ j ist e£ ein si oder ein er, '
(der wie kamt ez gediehen her^ \ oder wie ist ez geschaffen?
(Grimm, Wtb, HI 1107), welches der Deutsche auch als das
ding, das u-irht, Shakespeare (Hamlet I I) als this thiug he-
zeichnen kann (ebd*), geradeso wie der arme vidai^aka im
6. akt der Sakuntaiä von einem adittharüvq kimpi mtiq^ roa
„irgend einem unsichtbaren wesen, ding"" spricht, als ^es'^ ihn
auf das dach des palastes hinaulgeti'agen und ihm dort das
genick brechen wüL Auch hier ist ursprünglich kein snbjekts-
ansdruck nötig gewesen. Bei Ho§ek II 2 44 lesen wir z. b,
pot&m toho strejca popadlo na rbtt a vyneslo ho uz na Zektmi
Hörn ; a jak prej s nim litalo, tak mn&l tm sobe kozick cei^
röstrhanej ,,dann packte (es) den alten auf den rücken und
tmg ihn bis auf den Grünberg hinauf; und wie (es), sagt.
man, hin und her flog, so hatte er aul^ sich den pelz gaD^
zerrissen*^ ; auch hier müsste man aber in Mittelböhmen ein U
hinzufugen, und in solchen gespenstergeschichteu steht dieses
to auch um Polnä und PoluiCka in der regel, wie man aQ?
unzähligen belegen bei HoSek ersehen kann* Ein greiibarer<?s
etwas mrd (me im Gr, dnrch to 6nva) durch to auch ii
sonstigen föllen bezeichnet : erzählt man von einer erscheinungi
die man nicht näher erkennt,^) spricht man von etwas ob&-
') Ovsjanüo-KuliköVBkjj führt s. 190 ein beiapiei ms Targenev an; Iprd-
Bt&nttc v^ sdtiL, gmpoda : tolki* Ito jm zadtU svidu^ zavoxilo»* u m€^ jw^
krowxtjul Dumtjju : krysaf Nit^ ne krysa : skrebetf mzitya^ ^e4^^ * * '
NakoneCi i*kLmi zachlopah „Und ekllt ilu euch vor, (meine I herreni ktt»
dass ich die Icerze soagehlaseni tummolte (es) sich ont^r m einem bett! Icl
denke: eine ratte? Nein, keine ratte: (es) kratzt, tummelt sich, Mut
nth , , . Behliesdich (hat es) die ohren gegehttltelt.*^ Auch hier würde iM
Öech. «in £o steheD (beim ersteti verbiim ^uch direkt ein n^€ö .etwaB**].
Die ^iDan''-sfitxe.
519
zöuenii gibt man ein rätsei auf, worin man erzählt, was „ea"
macht, lind dgl mehr.
Hier üherall wurde Tirsprüaglich wohl ein formell
subjektloser „es'^-satz gebraucht j der aber wiederum tat-
sächlich kein solcher war^ Selbstverständlich ist es, dass es
liiebei mancherlei Verschiedenheiten geben kann. Es ist möglich,
dass dieselbe erscheiuung ursprunglich als ein einheitlicher,
fiir sich bestehender Vorgang, me der regen einer ist^ später
als ein durch irgend ein „etwas*^ hervorgebrachter aufgefasst
wui^de. Solche unterschiede sind schwer zu erkennen: und
die ursprünglichere sprachform gibt uns auch kein mittel
dazu in die band* Aber jedenfalls halte ich zum mindesten
fiir nicht unzweifelhaft, dass man mit Pedersen berechtigt
wäre, einen solchen fingerzeig in den russischen instrumentalen
«einer „es"-sätze s. 134 f zu erblicken. Sätze wie v^irom
otmsit golog y,mit dem wind trägt (es) die stimme fort^' können
wohl, aber müssen nicht uralt sein. Der „instrumental des
Subjekts^ kann sehr wohl von haus aus ein gewöhnlicher
instrumental des Werkzeugs sein^ oder auf nach ahmung
passiver (bzw, reflexiver) Sätze mit instrumental des tätigen
Subjektes beruhen. Es ist eben zu einem gewissen masse
verdächtig, dass diese redeweise nur iiissisch ist (vgl. o. § 18
g. e. ?). Dass in ap. üpi-fim paräbara „im wasser riss (es)
ihn fort*^ ^der ursprüngliche instrumentalis durch einen lokativ
^Betzt worden" sei (136), ist ja durchaus nicht erwiesen.
Jedenfalls ist die ganxe sache gar zu unsicher, als dass man
wagen mochte, daraus so weitgreifende folgerungen zu ziehen,
wie dies Pedersen tut. Aber merkwürdig bleiben siclierlich
auch die avestischen Sätze, in welchen instrumentalformen
von neutralen geniennamen ak subjektformen erscheinen.
Leider müssen wir mit dem endgültigen urteil (falls ein
solches überhaupt möglich) warten » bis die verschiedenen
absonderlichkeiten der avestischen kasuslehre besser auf-
gehellt sein werden, als dies bis jetzt der fall ist; neben-
hm bemerkt, auch der Verfasser gehört nicht zu jenen,
die alles mögliche da nur aus dem verfall des gramma-
tischen Sinnes erklären möchten. Soviel steht fest, dass
diese instrumentale in der historischen ^elt wie nominative
empfunden wurden: sonst wäre es nnerklärbar, dass sie
520 lernst Maass,
auch als vokative fungieren können (Bartholomae, Air. Wtb.
1130 ff., vohu inanafiha u. dgl.).
Smichow bei Prag, im febr. 1906.
Josef Znbat^.
Telina. Kaikina.
1. Herodot weiss Vn, 153 aus dorischer überlieferang
zu erzählen, dass bei der koloniegründung von Gela darch
Lindier und Ereter anfangs des siebenten Jahrhunderts (das
jähr 689 wird angegeben) ein Dorer, der von der insel Telos
bei Rhodos schon vorher nach Sizilien ausgewandert war und
sich auf den fruchtbaren geloischen feldem an der mündnng
des kalten Gelas angesiedelt hatte, wesentlich beteiligt ge-
wesen sei.') Jene von Herodot bezeichnete *gründung' war
dort also nicht die allererste griechische niederlassung, es
war in Wirklichkeit, wie so oft, die zweite besiedlung. Das
sagt mit wenigen Worten auch Thukydides VI 6. Das zweite
mal erst besetzten die ansiedier den burgplatz, welchen sie
zum unterschiede von der am Gelas liegenden Unterstadt
'Lindos' oder *Lindioi', quartier der Lindier, nannten.*) Den
namen jenes vor dem zuzug aus Lindos und Kreta in den
niederungen am Gelas angesessenen Doriers verschweigt unser
Herodottext: was um so mehr auffallen muss, als dieser selbe
dorische mann der vorfahr eines hervorragenden, im sechsten
und fünften Jahrhundert des hervorragendsten herrengeschlechtes
der sizilischen Dorerstadt gewesen sein soll. Gelon war sein
nachkomme. Wir lesen: rov de rdkouvog tovtov ngoyovo;
oixijTcoQ 6 iv raX?]i ijv ix vrjaov TtjXov rijg ini Tgionlcot x«-
insv?]g, og xri^o/uevTjg FdXrjg vno AivSitav tb tojv ix ^PoSov wt
^AvTKprifxov (ihrem fiihrer) ovx iXslrpdtj. Die letzten worte
sollen nach einigen auslegern, z. b. Baehr, besagen *jener
ungenannte blieb nicht in seiner heimat Telos, sondern zog
*) Telos gehörte als demos später bekanntlich zq Kamiros, dem
kretischen teil von Khodos.
») Thukydides a. a. o. Stephanos u. d. w. Alv6os. Van Gelder, Ge-
schichte? der alten Rhodier s. 68 lässt irrig Aiv^ioi den allerältesten teil
von Gela sein.
im.
521
mit Lindiern and Kretern nach Smlien, um Gela gründen zu
helfen'. Diese anffassung lässt die apposition oixi^tm^ 6 ip
FeXr^i ausser acht. Als Lindier und &"eter an ort und stelle
anlangten, wohnte der ungenannte Telier bereits in der
niederung am Gelas. Er ist yorsasse jener epoekie, der
eigentliche, weü erste, dorische ännatog. Herodot teilt ans*
fÜhrUch mit, durch welche mittel die nachkommen des Tellers
zu macht und ehren, zuletzt sogar zur aUeinherrsehaft ge-
langten, in den kapiteln 153—156. Warum, muss gefragt
werdeUi fehlt der name? Die ansleger haben die frage nicht
gestellt, sich darauf beschränkt., aberflüssige konjektureu zu
erfinden* So ist durch umstellen und ergänzen ans o/x^tmo
5 iv niyit gemacht worden mxiqTa^^ iv nXiji (Reiske) oder
mxi^tfüQ i<!3V nXijg öder endlich gar nh^tm^ ffpo^tevog ii^
nXwii (H. stein); diesen versuchen ist der zweifei an der
berechtigung des hier deiktischen aitikels gemeinsam. mK^xmQ
nehmen wieder andere als eigennamen: unmöglich wegen
Es ist aber nicht ganz richtig zn sagen, der name des
Tellers sei spurlos verwischt. An der stelle, wo er hätte
fallen sollen, stehen statt seiner die worte owijroj^ o h
riXf^t *der in Gela wohnhafte*. Wendungen wie diese, aus-
gestattet mit dem durchaus nicht entbehrlichen deiktischen
artikel, pflegen in paraphrasen und exegesen von eigennamen
zu begegnen,®) Wir fragen also: was könnte hier paraphra-
siert sein? Nichts als o ÄAMiog oder vielmehr 6 r^Xn&tog,^)
etymologisch genau der in Gela wohnende' (von der Sanskrit^
») Ad. Schön dachte (in d^r Herodotübersetzxing, Stuttgart 1832, s. 970)
an DeinomeneB. tJbrigenB beweist man mit tteUen wie DemoMtheneE /T^o;
Ktelltnnov 3, wo ^in met(ike KephMades oix^xmQ ^t^ ZxvQutt ist, gar idchtB.
Ifet43ken gehören nicht hierher, Holm, GedcMcbte Siziliens 1, a. 414 weias
tlber ol^^^m^ 6 iv nitii nichte zu iagen.
>) Skjlax in den Geograph, gr. nun. I p. 73 M. omschreibt mit x^Q^
ij *Poil^y t] itf ^ntiQuii die Potf/w*^ ni^aiti (anch 4 *PoJ£a kommt Tor) m
Emen. Mit ioTi tiz ala Biü^Fali^y ntfy^lnQ^a begann Sophokles Fr 829
(St^phaüos u. d^ w. Ala) eine enÜümig; das drama selbat ist mnbekaimt.
Er meinte aber nicht, wie alte und neae erklärer (Eicher bei PaTUy-Wisaowa
Q. d^ W. Aia) i^nBObmen, eine theasaU^che etadt des namens Aia; nia heifiBt
*ifttid\ nicht 'gta(it^ Die Sophokloa worte 'm land, das die Thestaler aUe
^meinsam besitzen' woUen nichts als Umschreibung von Tbesäalien' sein.
V) IGA. 512 a. Caner, Delectus p, 135.
2«lt<ehTifl l TBTgl. SFnoM. If . F. XX. i. 34
522 Ernst Maass,
Wurzel ssv, eigentlich o rskoaat/ogy) Die paraphrase oder
exegese ohrirtag 0 iv rdXtji ist etymologisch genau. Ist nun
aber der name in den text zurttckznführen , die paraphrase
oder exegese des namens zu vertreiben? Ich möchte das
nicht befürworten, weil sich denken lässt, dass Herodot am
ende selber absichtlich so geschrieben hat, wie wir lesen.
Es gehört das exegetische and paraphrastische element ge-
Wissermassen auch zu seinem fach, sicher zu seinen neigongen,
wenn mir ein dem unsrigen ganz gleicher fall aus Herodot
auch nicht zur Verfügung steht. Die neigung als solche wird
der achtsame Herodotleser bald erkennen. Es sei gestattet,
etwas völlig gleiches aus einem, wenn auch späten, erzähler
vorzulegen. Ausonius, der römische Gallier, will in der
^Mosella' v. 308 neben einem baukflnstler Menekrates und
dem bekannten Iktinos den erbauer des ephesischen Artemis-
tempels erwähnen, verschweigt aber den namen selbst und
gibt statt seiner, wie anerkannt, die gewiss sehr gekünstelte
Umschreibung 'Ephesi spectata manus'. Der architekt heisst
in unsem literarischen quellen entweder 'Chersiphron' oder
*Chersiphon' (darauf führt die Vitruvüberlieferung) , und die
namenbildung ist nicht im wege; im gegenteil. UkxKpmv,
auch OavxgdTTjg, notieren Fick-Bechtel s. 285, und die Lias
sagt iv /f()rx/ 90COC (0 741). Ich denke, Ausonius para-
phrasiert geradezu die Variante Xegaitpcov^) So möchte ich die
Herodotstelle beurteilen und jede gewalt auch darum wider-
raten, weil die Verwendung von volksnamen wie FsXwiog als
eigennamen auch geschichtlicher Individuen eine sehr ver-
breitete erscheinung immer gewesen ist — ich erinnere an
jiaxedaiiLioviog QsaaaXog JmQisvg — und ein ausreichender
anlass zur nachträglichen beseitigung von FEläiog demnach
fehlen würde.
Geloos aus Telos war an der epoikie von Gela zwar
beteiligt, soll aber schon vor den rhodischen und kretischen
1) W. Schulze, Kuhns Zeitschrift XXVI, ß. 265 f. tjber ytXfi 'glani'
vgl. K. Schmidt, Beiträge zur griech. Namenkunde (Progr. Elberfeld) 1903,
8. 17. 21. nimios söhn des Phintias: IGSI 256, 42. Falsch Fick-Bechtel
8. 334.
*) *Aptumque pudori nomen habet, variis steUatus corpore guttis', näm-
lich der in die eidechse verwandelte knabe bei Ovid V 460 f. steUio ist
gemeint. Lykopheon hat vieles derart
ToHna. Kaikinii,
523
inoiicat am Gelas gelebt haben. Nun, wenn der vorsasse
dieser kolonisten zwar Geloos hiess, aber aus Telos stammte,
dann sieht er nach dem eponymen heros der Geloer aus,
der ersten Siedler am Gelas, die in Telos ihre heimat hatten:
wie Theras, der mythische oikist imd eponym von Thera,
weil die kolonisten der insel aus Lakonien gekommen waren,
Spartaner heisst Begreiflich genüge dass daneben eine zweite,
wohl kretische, auffassung zum ausdruck gekommen ist, nach
welcher ein Gelon soho der Aetnanymphe und des wohl
kretischen Kamares gewesen sei; Gelon aber ist die kui'zform
zu nXmoQ — nXoutog. Die mythischen personen sind iden-
tisch,') So war nach Strabo XIV p, 671 das küikische Soloi eine
grtindung von Lindiern; ^vXmr o AivdiQq heisst der eigent-
liche oikist in der Aratbiographie. -Sdiö»' 2iloi und Filiav
niit entsprechen sich und haben in "jiy^mv aygög Ilh^üiv
nijQa ''Yßltüv TjfJX« K^iamp K^tua (voü welchen Holm, Gesch»
Siz. I s. 402 die letzteren mit nnrecht für speziell siziliscb
halten möchte) u* a* gute anaJogien. FdXwv ans r«loafo^
bringt nicht für alle, aber für viele die lösung; iy^üixag
besteht ja auch neben dy^ig *der auf dem lande wohnt', und
au zahlreiche Zusammensetzungen mit ttimg {Nionfog Xulxioixog
Mvoavpaucog *der ein neues hans hat\ *die im ehernen tempel
wohnt* (Athena), *der pfähl bautenbe wohner*) ^ auch an die
gallischen Zusammensetzungen mit -vlces -vlci fühlt man sich
erinnert Jenes ^6kwv kann zu ^oÄoixog gehören, Mer in Soloi
wohnende* Lindier, wie rikomog *der in Gela' Telier heisst*)
Auch dieser Lindier Solon scheint mythischer oikist zu sein;
der name hat sich aber auch im leben erhalten, und so trägt
ihn der Athener, dessen familie lebhafte beziehungen auch
persönlicher art zu dem kyprischen Soloi gepflegt haben muss.
Gelon heisst bekanntlich auch eine historische person, w^ährend
der bei Thukydides VI 4 aus megarisch^siziliscber tradition
erwähnte *sizilische köuig* 'Yßkaiv, der das terrain von Hybla
den MegarenKern angewiesen haben soU, wohl als eponym
und als mythisch aufzufassen ist; eine andere, bei Stephanos
vorliegende Überlieferung nennt Tj^A«>^ oder *'YßXag *den von
Hybla', während "Yßkaiv wie nxvay ^oktav kurzform ist.
1) Vgl, Östem Jahresbefte 1906, b. 145 9. 31,
') Schot] bei AnakreoD Fr. 79 xoitttoQf ^ ^ Xäv ü6ktiiXQtf tj^iyyi^r ist
«i der urspiUnglicheii beüeutuDg «^tUeidet.
34*
Ernst MftasB,
2. Nachkomme des (fiktiven) Geloos aus Telos war nach
Herodots erzäUung Teünes; als Dorier muss er sich Tf^lha^
geBaiint haben. Seine zeit fällt etwa in den anfang des
sechsten Jahrhunderts oder etwas früher. Kr war Merophant
der chthonischen gottheiten vom Triopion, der mitgebrachten
natioualgötter der Telier, der nachbarn des heiligen kaps.
T^Xipug und T^Xqq müssen auch sprachlich zusammeuhängen.
Nur kann T^Xiva; nicht gleichbedeutend mit T^Xioc sein, ob-
wohl die gleichang immer wieder, zuletzt im Inselkorpus IH,
p. 7, behauptet wird, wohl auf Boeckhs urteü hin, welcher in
den erläuterungen zu Pindar (TL 2 p. 115) Telinas trotz
Herodot unmittelbar von der insel Telos nach Gela kommen
lässt (nach dem Vorgang Wesselings zu d. st)* Auch Baehr
bemerkt, TrjUvag sei hier *Teli incola* oder *Telo oriundTis\
Die Sache soll untersucht werden; doch sind Sammlungen und
umstände nicht zu vermeiden; sie werden sich vielleicht
lohnen. 'Est haec natura omnis de verborum fabrica dispu*
tationis, ut lucem et tenehras alteniet ac legentium animum
ei intervallo fatiget recreetque' sagt Lobeck, der altmeist^r
griechischer Wortforschung.*)
Ein eigeutUches suffix -twug -tv^ig kennt die grieehiBclie
spräche nicht. Wo es vorzuliegen scheint, handelt es mh
um die Verbindung zweier snfflxe: aus dem femininum auf hi^^
'tva wurde vermittelst des maskuliusuMxes ein nomen auf
'tvrjg -trag neugeschaffen. Ti^Xivag -J7C setzt also ein femi-
ninum TrjXim -fj notwendig voraus. Das aber muss wegen
T^Xog ein örtlicher begriff sein, nur nicht die insel Telos
selbst. Die analogien sind zahlreich. ^x^fpayTivfi Uliv^ivii^
Bvßliva Q^fi^) TD Q^t^g ro ^i^ifiivav^) sind durchsichtig. Der
herg ^OQTQUMiVfi bei Phigaleia ist nach dem muschelkalk be-
nannt (offr(>axc(),*) genau wie Tprax/vjy (auch T^raieo^) von
l^rmmg^ d. L rntq^^v.^ Kagtvog ist die ableitungsform von
i
^) Fitholog'lae sermotus graeci prolegomfua p. 155.
*) Stephanoa u. d. w.
») .üschyloH, Promethcoa v. 810.
*) Herodot II 99.
^) PaQE anlas YIII 12^ 2. Fiek, Yorgtiecfaigche OrtsE&tnen b. 9.
*) St^phanos und Heiych n. d. w. Fick a. a. o. Mit dieser aoAlögi^
erledigen iich wohl BitÄ^iya (darf oder Stadt bei Nemea)^ das aocji Bip^if^^
heiest (HeUanikos bei Steph.}, neben Bitfßt$^u (ephesische phjle), welck
J
Teils a. Eaikina.
525
den Kägeg,^) K4luvag voE den KbXtoL^) So also lautet denn
eine ableitung von Tijlog im femininam TfjUva *telisches
land\ wofiir Tr^Xia hatte gesagt werden können. Es muss
solches, ausserhalb der insel selbst natürlich, gegeben haben,
wie es ^PoSla in Karien (s, 521 ^), K^^oaa in Paphlagonien,^)
Xa'Axi6iK^ in Thrazien gab, wie Kagig und Kagtxop ttixn^
jenes landschaft oder stadt in Phrygien, dies ein quartier in
Memphis waren (Stepb.)/) Von T^Uva *telischem gebiete' ist
dann richtig TtjUvag weitergebildet: Mer von Teliüa\^)
Die läge dieses Telina lässt sieh erweisen,^) Telier
waren die allerersten kolonisten auf den geloischen feldern
KphQTos (Bttph.) Bit^yn nannte. Es datf nicht geändert werdet] (Bennderf,
ForBChimgen in Ephesos I, s. 30 a; K. Schmidt, Progr. Elberfeld 1903, s. 31 f.
ist durch ihn üherholt). Vgl. .iaatiias neben Aa^t^mo^.
1) Steph* IL d. w, Parion ist iontrovers; vgl .Eretschmer, Einleitung
in die gr. Sprache s. 184 ^ Da aber nach Strabo Xm p. 688, 14 Parier
neben Er5i;hraeern und Müedeni beteiligt waren^ kann lldQiQv *Pairerort^
heiseen.
'} ÖHterr. Jahreshefte 1906, b. 159 ff. Es gibt solche a^ektiva räl:
ßfi^&i/ittrog Ntnioipoq Mm^u^i^fQ^ n %.
*) Steph. u, d. w.
*) In den Ij^dischen *latipU€u {'Ißr^vi^i) erkennt Diels^ Hemtes XXXI,
s. 359 tnit recht lonier, die in Ljdien als eingesprengter griechischer Tor*
p Osten tmter Lydem sassen {vgl. Steph* u, d* w. 'hiuty] . . . ^'^r^lvxwg Vrff
wat 'Itioyig nnd n, d* W* '/«V) *illv^(ft^ jui^ti^ . ol uix^VfTf^ */»rrr* . XiytTftt
»ßt 'Jioft7e4 [-Ol Bl). Wilamowits;, Hermea XXXO» s. 253 A, will tUe notia auf
Aleianders Älkniankoininentar znröckfiihren. Da anf die Velti Beben 'J^t^yöl-
*Ißmoi verwiesen wird, wäre der gedanke an Hekataioi nicht unberechtigt,
Lobeck^ Prol path. s. 38 L Die form ^laot^hm führt entweder anl' einen
ort 'Jaovicj wie Kt^Qitfig von der phrygischen etadt A«p/c *Karerstadt' fort-
gebildet ißt, wie 2^vßeii^iTiig XiQdr^c ^EaTJiQirrjg Navx^tiTiT^g Etf^^rdir^g
noXit^^ TOn ^vßa^i^ ^Qig ^Ea^€gl£ JVtxvxgajig Eiftf^Quii^ (Steph,) 716X1^^
üder atif "liaytg. YieUeicht gelingt es die Ijdische Xonierstadt noch avmt
aofinzeigen. StephanoB vl. ä. w* ^/o^-l *'^ffOf KvxXdi^utv tino ^lujymv oixt^
atit^iiity . . , ^01* xtti Auät&g. 6 nüUtqg 'Itjn^^. Unter der voransaetznng,
da^e wirklich "log und 'Iwvh den sprachlichen Zusammenhang haben, welchen
Stepbanos' qnolle behauptet, wäre die Ijdische Btadt 'log eben die stadt der
'ifi&riiat. 'lütfiitit am Orontefi: Pansanias bei MalaJai p. 37 aq. (Dindorff
HGM. 1, p. 155).
3) Fick-Bechtel «teUen im Namenbnch Tr}Kyr}g irrig zu t^JJI« *fem\
Auch TtjX6^tkog (vgL 4>iXtixv7fQng) gehört doch wohl ima inselnamei! Tt^loSt
ferner TrfXd^giTog TtikoxX^^ (wie ^apo>tli}^). TfiXocX^g ist zu r^Ä# mit recht
g«fiteUt Lob eck* s. 214 nennt TfiXirig nnr flüchtig.
*) Wenn nacb Stepbanos n. d. w. eine karische stadt TftluySf^Q^ hebst,
to legen die analogien Kvn^txywQ rtktiyutQ K^tfiifttytf^og n. a. die armahme
L
526 l^mat Maus,
Siziliens : diese felder waren also TfjXlva ya vor dem eintreffen
der Rhodier und der Kreter ; auf ihnen wohnte jener telische
T9jXlvag des Herodot. Telina hiess, so schliesse ich, die erste
Siedlung am Gelas. die Unterstadt und die landschaft. Als
später die bürg *Lindos' oder *Lindioi' hinzugetreten war,
hiess bei den veränderten bevölkerungsverhältnissen die ganze
Siedlung ^6ela'; der name Telina' aber mag sich fortan auf
einen teil der Unterstadt oder der Umgebung beschränkt haben.
Analogien zu TrjUvaq — TtjXlva sind vorhanden, aber nur
teilweise anerkannt oder richtig beurteilt. Ich wähle aus,
was erneut behandelt zu werden verdient.
Ixorlvag war beiname des Zeus in der lakonischen Stadt
IxoTivat, 'der von Dttstemort'. Der pluralis steht in dieser
form bei Stephanos nach einer handschrift, eine andere bietet
für den erforderlichen akkusativ Sxoriva og: das ist ^xorirag.
Pausanias aber (auf welchen sich Stephanos beruft) ist, wie
Stephanos auch hier beweist, mit zwei Interpolationen be-
haftet, die des Stephanos Pausaniashandschrift noch nicht
kannte ; Pausanias hat auch im namen beständig statt des v
bei Stephanos ein t: to Sh ovojna rwi /coglayi ^xoTiray-lro
di axoTog] ov to avvs/hg tcov ihd^cov enoirjfTfv, äXXä Zsv;
inlxXTjtTiv [€(T/s] 2xotiTag . xai €(ttiv . . . isgov ^xorlxa Jio;.
Wide (Lak. Kulte s. 5. 18) und die Pausaniasherausgeber
folgen den handschriften. Mit axorog selbst hat dieser Zeus
unmittelbar nichts zu tun (Wide s. 18 f.), obwohl die ableitung
formell und an sich wohl zulässig wäre; es gibt ja ^Jv&ivrj;
Ka/MvTjg Aiayivr^g Ta/tv7jg (hirsch), die alle — Über ein zu
forderndes femininum auf -?] hinweg — mit avdog xiUo;
aia/og rayog zusammenhängen.*)
nahe, dass sie ihren namen nach einem menschen Ti^kny^Qog empfangea
habe, der, wie jene von Kephissos Gela Kypros, nach Telos benannt war.
Doch folgt die existenz 'telischen landes' ausserhalb Telos natürlich dwans
nicht. Fick a. a. o. s. 51 führt TqXnvtiQog aaf einen irrtum des Stephanos
(oder seiner quelle) zurück und setzt ihm gleich 'Telendus' bei Plinius V 35, 131
Er hat nicht bemerkt, dass Telandria in demselben Pliniusparagraphen folgt.
Telendus und Telandria unterscheidet Plinius, wie wir es also auch soDen.
*) Für Atnili'iig (schon bei Archilochos, ^liTilyaq auf der grossen inschrift
von Larisa IG. IX 2) ist die ableitung von *Aiiiilyrj zu fordern; vgl. 2:fÄtxQiy(ii
(Tarentiner; komOdienfigur Menanders, Mixivag auf derselben inschrift von
Larisa) neben Zuixotag , nocet trag (Sekyon; ÜQiüxlvqg attisch), FooyiyS
(K. Schmidt, Hermes 1902, s. 190; vgl. s. 359 f.), <PfkUyag neben 4>tkXiag (CIG.
ni, 1097). Lobeck, s. 509 verweist auf xeyxQ^ag xfyxQiyr^g von x(yxQOi iß
Telma. Eaikina.
527
Ein gruüdbesitzer Ameinokles auf der halbinsel Magnesia
war eines Kgr^Tii^r^- oder K^fjTipag söhn, ebenso Änaxilas von
Rheg^ion.*) K^f^riv^g heisst der milesische neugrtinder von
Sinope, Aus der zeit des Mitradates gibt es einen Magneten
vom Maiander KQ^xlva^^ der seine Stadt mit erfolg verteidigt
hatte.^) Diese Magneten besassen in ihrem umio-eis einst
einen ort K^^xivm (oder weitergebildet KQfiTtvalov\ welchen
sie an Ephesos verloren,^) Über Kreta liess die in Magnesia
gebilligte überliefemng dies Magnesia von thessalischen Mag-
neten gegründet sein. In der 'Gründungsgescbichte von
Magnesia' s» 10 hat Kern das ausgeführt. K^r^nvat heisst
*Kreterort\ genauer *die Ereterweiler', Formell liesse sich
gewiss der platz auch nach einem manne K^/^zlprig benannt
denken (nach dem beispiel von Oiktnnm u, a*)*^) Dann aber
würde dieser erscMossene Kcjtjrlpfjq ein K^rjtiv^ (oder Kq^-
Tiyut) voraussetzen. Wozu den umweg, wenn er nichts nützt
und nur ein umweg ist? Die delphische priesterpoesie kannte
übrigens den mythischen eponymen eines ortes Kgi^timi oder
K^fjTiva; wo Plutarch von den angeblich auf Delphis befehl
ausgefiihrten kolonisationen spricht, führt Kgi^ttviiQ eine solche
übers meer weit weg in das ihm vom gotte angewiesene
ferne land*'^) Auf Rhodos liegt die kretische gründung Ä^/y-
Tivia. So die handsclxiiften des Stephan os u. d. w, und des
ApoUodoros DI 2, 1 überwiegend; die vereinzelten vananten
KgyjTfjvia und Kgartvia haben keine gewähr, obwohl K^rjrt^yia
noch auf dem kärtchen im Berliner Winckelmannsprogramm
1905, s. 20 gedruckt steht. Van Gelder (Geschichte der
alten Khodier s. 31) ändert wieder in K^^^^tvat unter hin weis
auf die kamireischen K^f^Tivaöut der Inschriften, die jeden-
falls einen Küf^Ttvmg 'den von K^tjjtpa oder Kgi^nwat* zu
ihrem fiktiven ahnherm hatten. Mir scheint die änderung
deraelbeti bedeutnng. Lobeck biettt reiche Bgtnmkngen s. a, o. s. 213 E ;
doch bedürfen sie einer ementen dchtun^. Auf das geographische, chrono -
logisehe, dlalektifche hat er kanm g-eachtet.
0 Skvmnos t. 249, daza Meineke^ note. Steph. u. d. w^ Herodot VTL,
190 165/
*) Plutarch, Praec^ ger. reif. », 609 B, Kem^ Inachrifteii ron Magnesia
*) KerD» p, IX. Partiiemos V, ""
*) Wilaroowitz, Hennea 1895, s. 185»
*) De Pjthiae oracnik 27, p. 407 F.
528
Emet Musft.
nicht zwingend. Aach KefjTivia ist eine gute büdnng nicht
TOn den Kg/jr^g oder von Kot^rrj, sondern von den K^^nroi,
Solche formen sind zum differenzieren geschaffen. Völlig ent-
spricht 'Ekiv/a von den "EXivm, eig. *sampfbewohneni' (Stephanos
B. d* w., vgl* üsterr. Jahreshefte 1905, s, 152 ff-). Von dem
westlichsten der drei Rheinabflüsse in das niederländische
Biimpfgebiet kannte die karte des Plinias (IV, 101) den namen
^Heliniuni*, Müllenhoff, D. A. IV, s. ü81 will 'das rätselhafte
wort hesser aus dem spiele lassen'» Allein als ^EkiytQv gibt
sich das wort leicht zu erkennen. Es ist griechisch, '^a^Vci
in Epirns: Dialektinschr, II s* lOBf. Eben erst haben wir
uns zeigen lassen, dass gerade das Eheimnündimgsgebiet mit
Massilia durch die sehr alte handelsstrasse der Khane, Sa<>ne,
Maas nnd Scheide in steter berülirnng gewesen ist (Wolfram
in den Jahrb. für lothringische Geschichte und Ältertnmsfciinde.
XVn, 1905, s, 318 ff.)» Was Wunders, wenn wir für jenes
snmpfgebiet an der Hheinmündung den griechischen namen fflr
*surapfregion' finden? Er stand ursprünglich auf einer grie*
ehischen routenkarte.
Die gloSSen HesychS Kmxtvpjg] 6 Kaixtaq, ayeßiog^ uno ttrv
KotiKOv noTU^nv und j^iü}.£V^] o Kainiag avffiOQ o Ktlitmi^
schienen den herausgehern zusamuienzuhangen. So wird es
sich empfehlen, sie zusammenzunehmen, obwohl sie memes
erachtens getrennt werden müssen.
Terständlich M. Schmidt) *der nordost der Kilikier heisst (bei
diesen) j4ioXfvg\^) Kuixtug, eigentlich auch nur ein lokal wind
Nordioniens *der vom Kaikosflusse*, war durch die altionisdie
Schiffahrt längst zum allgemeinnamen innerhalb der windros^
erhoben worden. Aber me kam der kilikische nordost gerade
XU dem spezialnamen AtnXU^"^ Wir kennen bisher kemeß
'dorischen*, Ionischen', *achaeischen' wind, obwohl unsere
Überlieferung über die lokalwinde sehr reichlich fliesst, ußd
wahrscheinlich sind benennungen der winde nach den natiö-
') H#B. flfyifa] nvnttii also ge^ren winde (vgl. Polltii I 110). Hes. ivt^i]
ivQOf oläh ECQinlfJft^g ist zu verbesaens wohl in (v^io^ & ViTve^A»^ * B'^*'
Ti/ifiK- Vgl Moineke vi Steph. "/cJr>^« und Theophrast 'De Tentäs* 51 O^f
rhodkcbe schMafait wird auch dieaen namen bekannt gem&cht babeu.
TelmA. Eaikjna.
529
nalitäten der menschen ganz nnd gar nicht. Also muss der
AhlBvg der EÜikier auf eine hesümnite gegend Aiiyla (oder
ähnlich) bezogen werden^ die wir dort nicht kennen, nur er-
schliessen. Und ^ir scldiessen richtig. Beweis vor allem die
delphische topographie. Als ort des drachenkampfes be-
zeichnet nänüich Plutarch, De def* or. 15 *die heilige tenne*;
eine auf ihi- errichtete reisighiitte {^alm, auch *i)<^v*f) ist die
laube' des ungettims, die durch heimlichen Überfall — *Dolonie'
nannte man das vornehm in Delphi — vernichtet wird: iv
f^i (der Dolonie) aioXa di top ajLt{pt.^aXfj Ko^ov ^ftfASvmg
f^aiüiv S^ovat Kai n^oaßakoVTEi; to nvQ rtji xaliuSt nai rr^v
Tpdnf^av avar^i^l/fiVTig aviniaxQ^nrii (psvfovtn itsx dvgwv
Tüv itQov. Das heiligtum ist die erwähnte tenne {älmo),^)
die angreifer sind die Delphier, Vertreter der gesamten männ-
lichen bevöllterung. Damit fallen die konjekturen.*) Nichts
ist zu ändern, jiio)Mdf ist ein terrainnanie mit örtlichem
Suffix wie jyUyit^aSs: 'nach Aiola\ Die stelle im bezirk von
Delphij wo der sumpfdrache erlegt sein sollte, heisst hier
jiiQka (pluralisch); sie heisst sonst JTh^üj oder Nfinrj.^) Es
darf wohl an Horazens 'Varia' (Vicovaro) am zusammenänss
der Digentia nnd des Anio erinnert werden; varius und
aloXo^ bedeuten *buntj wechselnd*; eine gegend, in der sumpf-
stellen nnd trockenes land wechselten, mochte man * Varia*
(nämlich regio oder terra) und Ai^Xa benennen; 'sulcus
varins^ nnd 'terra varia' ist das erdreich, das teils nass
1} WeBcher^Foucart, Inscriptions des Belpbes no, 406. Ein maim aus
Eftljdon ordnet eine gedächtnisfeier an in Delphi zu ieinen «bren nach
teinem tede, verbunden mit einer prozeesion: Ilf^f^71iviir ^k ix rivf 'L^nfoc
diyioi/r TioXijtts Tiavta^,
>) Weniger, Koüegiimi der Thyiaden (Ebenacb 1876} s. 16 f. bucht die
80^. heBBenugsvorschläg« ^ Eeiake AloXtidnt^ Wyttenbä<;b AloXl^at oder
idlävadat^ K, 0. MüUer nl XJktlai^ Petersen *A7i6}J^üva xttl^^viii^tii^ duq^
Weniger selbst nrl ^umjf^. Dsss nicht ein frauenlcoUe^iim ^ Bondem die
delphische be Volke ning: den Aponoknaben begleitete, steht dnreb EpboroB
bei Btrabo IX, p. 422^ 12 fest und natürnch aocb dnrcb das minnliche
paitadpinm trotz Weniger, anm. 2,
') Vgl. Österr. Jahresbefte J90G, s, 166 tmd Hesyeh Ttillm ß^vw^^]
Nän^y (tal) Ityofiiy^*'^ ixti yttQ 6 jQdxwy xmttQUt^^'S . xai d datfetlaf
'?^ y^^ tdqog ^ctt JQÜ ITv^tü^ti^. ScboL Pind. Pytb. I, 1 ixultittf äk to
530 Snist Maass,
(oben) teils trocken (unten) ist. Und Hesych scheint unter
leichter korruptel das geforderte zu bezeugen u. d. w. Aioia]
naga jBX(potq ydvog ri. Zu schreiben wird sein : Aloka] n. J,
eXoq Ti. Aiola hat es als terrainname bei den Oriechen
wirklich gegeben. AtoXsvg ist der kilikische nordostwind was
einem Aiola genannten terrain.*)
Der name findet sich aber auch ausserhalb Delphis. Die
äusserste spitze der thrakischen Chersonnes hiess Aioliop
(Plinius rv, 49), und bei Stephanos lesen wir AioXeiov] r^g
QQaix9jg yjQQovTjaov noXig mit dem zeugnis des Theopomp, der
die Stadt athenisch nannte, noXirsvofidvfjv Sh fiBta tUv XaXxi-
Siwv. Die Stadt, die also einen terrainnamen trägt, ist wohl
mit ^Xaiovg identisch, von dem Skymnus 707 flf. sagt (Ober-
hummer in der Festschrift für Kiepert, s. 295 f.) :
i^rjg TEkaiovgf I^ttixjJv dnoixlav
exovaa, Oogßag tjv avvoixlaat ioxet.
Wenn nicht alles trügt, liegt die hier vermutete um-
nennung anderswo bestimmt vor. Parthenios Fr. XIV (p. 268 M.)
hatte in *der gespenstererscheinung' (iv EiS(oXoq>ay€l) den \en
%fihg AioUov nsQix^vers^ *ihr soUt Aiolion umschütten'. Das
war gesagt in hinsieht auf das gespenst, von dem das gedieht
handelte. Umgehende gespenster waren auch den Griechen
die gewaltsamen todes gestorbenen. Einen solchen die
lebenden quälenden geist sollen in dem gedieht die an-
geredeten durch ummauerung der todesstätte beruhigen;
Sprecher wird das in solchen fällen gern befragte orakel
sein.*) Nun hat Parthenios in seinem für Cornelius Gallns
^) Es braucht nicht noch gesagt zu werden, dass windname and volks-
name AloUvg im gnmde ein und dasselbe sind und ein nnd dasselbe ZQ-
nächst aach bedeutet haben. Auch 4*oiyil 2.v{)os *Jdnvl bezeichnen den
bewohner der landschaft und den wind der landschaft, der von daher irgend-
wohin bläst. Wo aber das Aiola lag, nach welchem die Aioler als stamm den
namen führen, weiss ich nicht. Bemerkt sei nur die wieder anscheinend gerade
nach Delphi weisende genealogie. Nach Plutarch, Quaest. gr. 9 stammten
die fünf delphischen "Oaiot zuletzt von Deukaüon ab, einer gestalt auch der
delphischen lokalsage und religion. DcukaUon aber ist vater des Aiolos,
Doros und Xuthus. Die genealogie scheint im gründe altdelphische erfindang
zu sein.
«) Zu einem it<Sü)koy 'gespenst' macht der richtung seiner eigenen zeit
gemäss Pausanias IX, 38, 5 den Aktaion. In Wahrheit gehört Aktaion in
die kategorie der schädlichen flurdämonen; das kujucclyta^ai rijv ynv be-
sorgt er in Orchomenos gründlich. Er trug bei Aischylos (wie anderswo)
taik
531
gesammeltefl fabelbucli (32) eine liebesgeschichta , welche
genau die hier aus dem yei'se herausgelesene situatiou eut-
hält. Da Partheuios (z. b, 10 - Fr. 49 JL) auch eigene
gedieh te escerpiert in das fahelhuch aufgenommen hat, so
steht von dieser seile der Identifizierung der fabel und des
gedichts nichts Im wege* Sicher wird die gleichung durch
die tatsache, dass neben dem EidmXafpavt^g von demselben
Parthenios ein gedieht "Av^lnnti p. 267 M, angeführt wird,
Authippe aber heisst die Epirotin, die in derselben Parthenios-
fabel (32) der anlass zu dem todessturz des Kichyros ^ird.
Sie war bei einem Volksfeste mit ihrem geliebten im dickicbt
des waldes kosend von Kichyros, der dort einen panther ver-
folgte, aus irrtum erschossen worden» Vor schmerz wie
ausser sich stürzt Kichyros schliesslich vom pferde iq ym^lüv
anoxQrißvnv xai Ti&Tgtadiq, also iu eineo Spalt, wie Bianua in
Bianna (Vienne) bei Steph, u. d. w>; ai S^ Xaov^^ ztficovTig
xov ßaQikm maza rikV uvtop Tünny r^t/ii ns^teßiXoi'TG nmi rr^v
nf>ltv iKQLlzaav Ki^v^ov. 'Anthippe' also und *die geister-
erscheinung' sind nur verschiedene titel der grammatiker flir
ein und dasselbe Partheniosgedicht. Die doppeltitel werden
in der spätzeit auch ausserhalb des dramas ungemein beliebt:
ji^ai f^ Hot rj 010x16 71 Ti]Q UUd Mfnponift rj 'AraxTa Euphorion,
AwTfiVOoiäat t^ EXipfjg anairr^atg und Hi&iot ^ QrjfTivg
BskchylideS, 0tXfaI^Qvüai ?j ^IditÜ^avoai und UnnnvxXiQ ^
ManTQonog Herondas, Oder sollte schon Parthenios selbst
den doppeltitel gehabt haben, wie Schiller *Die Braut von
Messina oder die feindlichen Brüder*? Also war es bei
Partheuios die Chaonenstadt Kichyros, welche damals ge-
gründet und nach dem verunglückten Kichyros genannt
wurde, Kichyros hiess vordem AtoXtov,
2. Nachdem die eine der beiden Heaychglossen hoffentlich
abgetan ist, wird die zweite leichter fallen. KaCxivfjg] i
KuiHiag avi^og duo rov Katunv noTtt/itQv. Was hat man Über
den namen hören müssen! Mit gewalt trennte M, Schmidt
L Kuixtpifg] <5; — 2* Kaixiag^ ap£fif>g dno rov Katxov /ro-
taptov. Er schlug vor in den platten unsinn seiner ersten
doTcli das gante stQck der 'Jäg-eniinen' dl« maeke mit dem tiirachgeweüi;
d€T hirsüh ist eben der flurschfidiger. Fr. E42 ist Hin et tot* (filr d^tuf^ r«rlr)
und fllr oiatnur^ wohl dt^öumt tn schreiben; ^43 ^ ^x^*" Tieltnebr 'Ey^tu
(oMne der Semele nach Hesych n. d. w. *Eyx^)-
||_UI
Ernst MaasB, Telina. KaHoBt.
glosse durch die schllmmbegserimg xoreyi^ao etwas sinu za
bringen. Das richtet sich von selbst. Dass die erldäruiig
*KaiIdnes von dem flösse Kaikos* eigentlich anrichtig ist,
braucht nach dem, was bisher ausgeführt worden ist^
nicht noch einmal erwiesen zu werden* Richtig kann nur
sein KaiH{iv)ov^ dies aber auch nur in dem sinne wie
^Kaimuq, vom flusse Kaikos\ Wie sprachlich Kutxlag genaa
nnr yon der Kainia (yjj), so konnte KnMwfjg nur von der
Kaixivrj (y^) den namen empfangen. Diese landschaft aber
kann nicht wohJ dieselbe gewesen sein wie die KaiMia; es
handelt sich um differenzierungeu eines und desselben lokal-
begriffs. Die KuMa lag sicher um den Kaikos in Asien, die
Kaittivfj also nicht dort, sondern anderswo. Und nun nennt
Pansanias aus sehr guter quelle einen fluss Kaixlvrjc in Unter-
italien zwischen Rhegion und Lokri (VI 6); er gehörte mr
zeit des dort geschilderten Olympioniken Euthymos (um 470)
zu dessen heimat Lokri Epizephyrii. Damit haben wir auch
die Kaiidvfj, deren wir bedürfen: denn eben nach ihr hat der
fluss den namen *der der Kainivrj {yjj)\ Eine geringere Pau^
saniasüherlieferung hat freilich die verderbung Kaixtpo;;
ebenso die Aehanhandschriften 'V, H/ VJli 18 (ebenfalls in
der geschichte des Euthymos), endlich die ganze Thnkydides-
Überlieferung m 103 in der erzähl ung des eMails des Laches
in lokrisches gebiet xari ror KatxtvQP nQTUfiov: es ist überall
wohl Kaixivrjg hcrzusteUen, weil man einen fluss nicht nadi
einem fluss mit ableitongsendung benennt, sondern nach
einer landschaft; trotz des ortes Kaixivov in Italien (Steph.).
So hätten denn Griechen aus dem flussgebiet des idj-
sischen Kaikos, 'Äioler', in dieser äussersten gegend Stid-
italiens einst vor den Lokrern gesessen? Aus Kallimachos
Fr- 202 wissen wir, dass Ehegion, bevor die CIiäI*
kidier kamen, Erythra und sein erster gründer lokastos
'Aiolide' hiess* Jene ältesten griechisclien kulturträger h
ünteritaUen sind auch für uns heute noch nicht verschollen.
Erythra -Ehegion trägt den namen doch wohl der aioliscbeii
Stadt (WCamowitz, Berliner Sitzungsben 1906, s. 62 f); die
erythräische Sibylle ist gar in die gegend von Kyme gelanft
Aach die Pbozäer Sliditaliens gehören in eben diesen kulturkreis«
Ich habe alles gesagt, was zugunsten der griechischen ber-
kunft von Kuixtvtj sich sagen lässt. Es gibt aber noch eine
K. F. Johanssoti, G riech. iar6e.
andere auffassung. An den römischen, besser etruskischen,
namen *Caedna' dachte flüchtig schon Lobeck (Pathologiae
Prolegomena a. a. o., vgl. W* Schulze, Lateinische Eigen-
uamen, s, Ib^ 76 f., 574). Sicher ist, dass in Süditalien ein-
mal auch Etrusker gesessen haben, die vielen etraakischen
orts- und Personennamen benehmen jeden zweifeL Nun war
Caecina eine etruskische stamrabezeichnung, und stammnamen
werden bei den Etruskern zur benennung von örtlichkeiten
aller art^ feldmarken und Aussen, nach den reichen samm*
lungen Schulzes gern gebraucht. 'Wohin die Etrusker ihren
fiiss in Italien ^gesetzt, haben sie Ortsnamen dieser art als
spuren ihrer herrschaft oder ihres einflusses hinterlassen'.
Ist aber Caecina {KaMrpj<;) als italischer flussname tadellos,
dann müssen wir ihn auch als windnamen gelten lassen.
Kainivjjg ist also der aus der feldmark Caecina nach Ehegion
zu wehende NO.^ der bekannte KaMa<; der allgemeinen Wind-
rose der grieehen-
Marburg L H. Ernst Maass.
Griecli,
f oe V ö fp
Dies wort ist fünfinsd belegt und zwar nur in der lUaa,
nämlich E 734, 9 385, .1 352. 613, f 254, Über eventuelle»
sonstiges Vorhandensein wird in der folge die rede sein. Ich
verzeichne zuerst die stellen:
i £ 733 ff- = avTap A^r^yairi xoi/^17 jJtog aiyiiyjkin
^^^ ö 3S4 ff. ninXov ^hv KmTi^BVEV iäviv narbig in* ovia
^H W 254 £C niSmg ijt x$ifaXrjg, xu&vntg^i Sk fm(»ti kivn^
^^m Jl^ 613 JM^§ 64 Ol wpi^ptt^aq i&pov xaaairigoin
r Man sieht, dass iävig adjekttviseh gebraucht ist, zu
f ninAQ^f kig und xaa&iTtpn;; ZUm UQtarSChled von ^ttlfo; tiawigt
das nur sahst ist mit deutlicher bed. *gew&&d'. Um io um-
strittener ist die bedeutung und etymologie von imwig* Nie«
manä zweifelt daran, dms säwig aus jm~ hetziläteli iit,
obwohl keine stelle anlautendes digamma fordert (Kb^ Dig.
106 £}. Ato daas l^o; damit ideutiseb, oder oahe^pi idaii-
534 K. F. Johansson,
tisch sei, ist eine verbreitete annähme, die nur in der nahen
lautlichen Übereinstimmung einigen halt hat.
Es heisst EM. 308, 19: 6 Bq^I H^fiyerrai eavhy ro Xtnxiv'
nagu ro cod to aq>l?j/tii. EM. 308, 15 Übrigens ist die rede
vom sufßx, das, mit zusammenwerfnng von eävog und hävog,
als -Mfog angegeben wird. In dieser Übersetzung stimmen
Hes. iavfp * ivtodei, tj XsnTfo i/tiaritp SOWie suväv ' [ayadäv,
xaXcov, ij] i/tiarlojv Xctttoiv (in dem ersten glossem konfnsion
von iacov und eaväv) und Suid. I, 2, 71 iavov TO XsTiTov. Zu
E 734, 0 385 paraphrasiert seh. br. la^vgov ij tqv(p$qov.
XOLvvov, ivgvv, nkarvv , (oofi gsaviv. Zu S 352, V 254
sch. B. T^ ipövrix^, andere wieder Xaitingro, ksm^, noixCk^
{kiri) und Ap. 61, 28 imßoXalo) hT(f, EM. 308, 26 dvrt tov
dnißoXaiip xai Xenrtp iffda/naTt Und Vgl. Hes. Air/ ' Xit^ .
Xsvxfn vq>aa/LiaTi, 7iegißo},ai(f, xai in oaTgoi/ti an, (^ xai ini rm
vexgm' ixgtovro. Zu 2 613 Ap. 61, 27 roy eviia/vror, EM.
308, 20 TOV ini Xsnrov iXfjXaajLidvov, 24 ro Bv6ia;^vT0Vj WOZU
vergl. sch. D zu ä 178; sch. B. inaXaxov, Xsnrov, Xa/Äugov;
eine entgegengesetzte anschauung scheint der aussage von
Pollux 7, 51 zugrunde zu liegen, wo doch von eävog die
rede ist.
Die alten Interpreten schwanken also zwischen bedeu-
tungen wie svd^fjg, Xfniog, {Xevxog), Xa^ngog, noixikog, fiaXaxo;,
Bvdiayyxog u. a. mehr. Es ist klar, dass man gar keine
Vorstellung von der wirklichen oder ursprünglichen bedeutung
des Wortes hatte, sondern darauf angewiesen war zu raten,
was an jeder stelle etwa am passendsten erschien. Wenn
spätere dichter z. b. Orph. Arg. 877. 1223 (Abel) eavo;
mit kurzem und langem o je nach den forderungen des
metrums verwenden, so ist klar, dass die beiden Wörter
zusammengeworfen sind, eben weil man über die ursprüng-
liche bedeutung von tävog im unklaren war. Und die tastend
vorgeschlagene etymologie — zu tjy^i (freilich auch zn
swvfii) — hat natürlich auch keinen anspruch auf glaub-
würdigkeit.
Auch die neueren Interpreten und etymologen sind
kaum weiter gekommen. Zusammenhang mit (vw/m, also
es wesentlich mit iävog identifizierend, nahm Lobeck im an-
schluss an EM. 308, 21 f. u. a. an Path. 184. Ihm sind
gefolgt u. a. Döderlein, Gl. ÜI, 219 ff., Ebeling, Seiler-Cappelle,
6ti«ek lÄydf,
535
AutenrieÜi-Kägi, Liddell aud Scntt s. w, Pott EF-' II, 4, 483,
Curtius (fragend) KV' 376, Vb. II, 39n, Vaniöek, GLKW. 938,
A. Kuhn, KZ, II, 132. 136. 26g, Legerlotz, KZ. VIU, 64,
Hainebach, Die wz. /ea uod rtj, Fröhde, BB. VII, 323,
Kretschmer, KZ. XXXI, 294, Johansson, DVC. 97 (wogegen
Härder, De « voc. ap» Hom. prod, 24) mit vorgeschlageneo be-
deütungen wie ^bekleidend, anziebbar\ *aptiis ad inFolvendum s,
vestiendum, quo vestiri possumus, ductilis, fit for wearing',
Benfey, WzL I, 285 leitet beide Wörter, die er ohne weiteres
zusammenwirft, ab aus der dem s- väyati *webt' zugrunde
liegenden wurzel mit bed, *das gewebte, gßwand*. Andere
variieren mit *umbtillend, schmiegsam' und nähern sich —
obwohl Zusammenhang mit fvvv^tt annehmend *- etwa der
bedeutungsangabe ^biegsam, weich', die Buttmann, Leiü, II,
9 ff, unter Zusammenstellung des Wortes mit iam (Passow * s. v.)
befürwortet. Im anschluss hieran hat dann auch Fick, GGA,
1881, 1427 savöQ €iüs*(fMßtfT'VfiQ etwa lässUch' (und nach ihm
Johansson, DVC. 94; Persson, Wurzelerw* 133) gedeutet; dem-
gemäss schieibt er in seiner Dias e«i^of (a 194 ^ 352. 196
^ 613. 206 *F 254, 343 0 385); ionisch hiesse das wort
♦fijfog. Wieder anders Christ, Lautl. 239. 265, der es zu
ß, mati ^fördert' stellt und eine bed. 'zart, mild' aunimmt.
Von diesen ableitungen könnte zunächst die von s. dvati
fbnnell in betracht kommen. Zur not könnte man ein idg.
*€uä-iw- annehmen als ein part, zu einer base *euä- *m^-
*fSrdem* (s, avi-^yati, avitär-j ämiavB usw.) : *3UB(i) in lat,
av&-re (mit neutraler passivischer bed*)* Als äolisch sollte
wohl die form bei Hom. *i/ävoci resp. ^fvävic$ als ionisch
^hjpQ^r aber att, wohl *4itv6g lauten. Abgesehen davon, dass
Ton einer bildung ^euä-no- keine spur vorliegt — auch etwa
*ifufr^po- woraus äoL H/avpo^. ion. *i3ji'og, att. wohl *iävi^
(vgl etwa s. avi^-yü- avi?-yä} hat sehr wenig halt — , ver-
liert sich eine solche annähme in wenig greifbaren ver-
mntungeu, zumal sie der statuierten bedeutung nach nicht
bnd&ders zutreffend ist.
Ernster bat msm es mit der zxirückfiihrung unseres wortes
auf s^w, resp. h^w^i zu nehmen. Zunächst bezüglich der Butt^
mann-Fickschen etymologie. Auch sie lässt 2wei grundformen
als möglich erscheinen: etwa *CTf/ä-Ko-, woraus äoL *i/äyQ;, oder
*$vüpi^, ion. *ia^o^, aber w^ohl att. *iüffig (vgL s, mvänä- RV< VH,
K, ¥\ Johftnss&ii,
38^ 2 zu *s€uä- *8eu^- in savi-^atif savi4mP, sam-taTf vgl*
man-, f«üi, vgl, Bugge, JfePh, CV, 95. Bechtel, GN. 1888,
Solmsen, KZ. XXXII, 539. Johansson, DVC. 97. Sdiul^ej
QE, 68 f, G, Meyer, GG.* 559 f. Hoffraann, BB. XIV, 287J
GD. in, 300 ff Persson, Wurzelerw. 112, 133, 158< Etileii'
burgj IF. XV, 159. 189) oder *of/aa-i'o-, was wiederum äoL
*i/ayyog, ion. *iTjv6g^ att, ^havog geben wärde. BezQgUch
der zurückfttlirung auf spvofit läge es wohl am nächsten
mit Kuhn, KZ. H, 132 l Fröhde, BB. VH, 323 es mit
s. väsana- (wechselnd mit asänd- KV. IV, 16, 14) gleich-
zusetzen, Torausgesetzt, dass die grundform etwa *i^^«-J
no' sei (wie z. b. nrä-vo^, vgl, Brugmann, Grdr. II, 143),
Mit rücksicht auf die deutungen Isvxig, Xa^ngoQ^ noiniXog,
vorausgesetzt, dass darin etwa ein kern alter erinnerung 1
verborgen wäre, köont*^ man ja auch an ein zu ues- ^leuchten*
gehörendes *Uf'^ä-no-^ also etwa 'leuchtend^ denken. Auf
jeden faU hätte man in */EÜpig — vorläufig abgesehen vojb
zn erwartenden anlatitenden dlgamma — einen festen äolismp
zu erkennen. Andererseits wäre ja — als ionische form -
ein *iav/6g (Kretschmer, KZ, XXXI, 294, vgl. schon Harter
a, 0. s. 26) wenigstens denkbar, d. h, part. med. zu mtm
präsens *tf&s-fy)>jKmi Cu^s-^guö)^ nämlich ^u^^'i^ua-no- etwa
vom typus s, vdnanvat-^ was idg* *uen-iiU'^t' ist (ind, a.
'*'mn-(^}nii-mif *uin-puö; vgl, Bruginann, Grdr, 11, 970). Ke
form wäre dann ionisch; äolisch würde man */iawG^ er-
warten (wie denn Ficks konstruktion , s, oben, und etwa
^eu&S'Hü' ein **/ai^o^ ergäbe; etwas derartiges vermutet
denn auch L. Meyer, Hdb. I, 330). Es fragt sich aber, wie
es sich mit / verhält, ob es überhaupt bezeugt oder gar
gefordert ist,
Dass Benfey, Wzl I, 285 sagen kann, das hom. ivtvk,
jj Ol* habe durchgängig spuren des anlautenden / erhaltes,
beruht wohl auf seiner zusammenwerfung von lavog und iävh
Aber nicht einmal für lävig ist digamma metrisch gefordert
(s. Knös, Dig. 106), obwohl es au aUen stellen, S 178. 0501.
r385. 419, gut am platz ist; über ilavog, das im versaifang
steht /T 9, s, Schulze, QE. 376. — Für iävog wird zunächst
an keiner stelle digamma gefordert; und schon Becker^ ß-
300. 306 und Geist, ZfAW. 1837, 1256, Passow^ s, v. haben
es ausdinicklich für 2 613. 352 = ^ 254 geleugnet, wie
Griech. ^ä§fd^.
537
scMieselich auch Knös, Dig. 107; dass E 734 (von Zenodot
alhetiert, jedenfalls aus dem folgenden entnommen), und 0 385,
wo es nach v ifpsU. des vorhergehenden verbs steht, nichts
beweisen, ist klar. Nnn kann es aber fraglich sein, ob auch
die genannten stellen unbedingt digamma abweisen. Das
hängt von dem mutmasslichen alter derselben ab.
Hier die diesbezüglichen vermutUBgeu zü referieren hat
keinen grund. Es verdient vielleicht hervorgehoben zu werden,
dass a]le genannten stellen, die digamma auszuschliessen
seheinen, nach Fick den älteren bestandteUen (seiner „er-
weit ernug der Menis") angehören. Fragen wir aber Robert»
was er mit seinen Voraussetzungen von den fraglichen partien
denkt, so erfährt man folgendes. Was zunächst J 352 f. be-
trifft, sollen sie den ionischen — immerhin sehr alten —
zudichtungen in ^ angehören C'E^ro^og avaig^aig), spec. J
239 — 368, wo zunächt die beratung der bivouakierenden Troer
(243— 314) j aber auch die Schilderung des Ächäerlagers
kriterien ionischen Ursprungs zeigen sollen (Stud. z. lUas
92 f 242. 248. 506). 2 613 aber, das in der 'OnXmtnia
2 369—617 steht, soll nach ihm der alten (äoUschen) zweiten
redaktion der Dias angehören (Stud. z. Hias 429 fF* 477 t).
Endlich ^ 254, das mit ^ 352 identisch ist, ist freilich
jüngeren Ursprungs (Stud, z, Hias 248), aber jedenfalls dem
älteren teil von V angehörend (ib. 546).
Gegen digamma würde also direkt sprechen J 613. Wenn
man sich dazu noch vergegenwärtigt, dass auch die sog.
ionischen redaktoren, resp. naehdichter, selbst doch in der
alten ^epischen" spräche dichteten oder zu dichten suchten;
dass sie — betreffend unsern Spezialfall — sich angelegen sein
Hessen, die nach Wirkung des digamma in den Wörtern, Ver-
bindungen und klichees noch leben zu lassen, wo sie von
alters her gang und gäbe war (vgl Cauer, Grundfr. der
Homerkrit. 61 £), so werden auch — beziehungsweise —
spätere partien für vorhanden- oder uichtvorhandensein des
digamma beweiskräftig genug. Von diesem gesichtspunkte
aus würden auch 2 352 - ^ 254 gegen das einstmalige
Vorhandensein des digamma sehr beweiskräftig sein.
Hier aber ist noch eins in erwägung zu ziehen. Nach
Hailel, Hom, Stnd. m, 46, 70 ff. (vgl G, Meyer, GG.^ 317;
Lud wich, Äristarchs hom. Textkrit, n, 316 f*) und Solmsen,
Z«|taclirm f Ar T«r|]. BpimuM. N. F, XX. 4. gg
688
K. F. JohaosBOC,
Unters, zur gr. Lant- und Verslehre 129 ff, übt anlaatende^
digamina keine wirkmig aus auf eine vorhergehende ai
konsonant schliesseude kurze silbe, sofern sie in der
genkung steht* Ist diese Hartelsche lehre richtig — und sie
scheint es zu sein — , dann würde an sich keine der be-
handelten stellen absolut gegen digamma sprechen. Es
täte folglich nichts 2ur sache, ob die stellen zu alten teQen
des epos gehören, was Solmsen, KZ. XXXII, 540 als be-
dingung fdr beweiskräftigkeit gegen digamma anzusehen .
scheint. I
Die richtigkeit der Hartelschen lehre zugegeben, gibt m
bei Hom. kein absolut sicheres kriterium gegen das digamma.
Dass es darin nicht den geringsten halt gibt für annähme
Ton digamma, ist ja nach dem vorhergehenden selbst-
verständlich. Vielleicht kommen wir ein wenig weiter dnrdi
heranziehung von etwaigem anderen raaterial. i
Nichts zu geben ist auf das heimatslose ifiatlov imoi ■
piaXuKmjiqa bei Bcrgk, PL;* III, 129, wo, wenn sonst darin
rudimente eines Verses zu suchen sind, ebensogut iUvuQ vor-
liegen kann. Belanglos ist auch die Hesychglosse tarn
(ev* lavov) * l^dtiovy was sicher lavig ist (vgl, hmviv EM.
308, 21); wohin sie gehört, ist nicht zu entscheiden* Dagegen
dürften folgende hesychische glossen von bedeutung sein,
nämlich iavoxQi^ii/itvoQ " ioig Sfiotoy ri int^^dvtafia . . , Ulld
iavox^otta ' AfTita, welchc Blass, KhlL XL, 13 und Solmsen,
KZ, XXXH, 539 f. mit dem im Alkmanschen Papyrus 69
(Bergk, PL> m, 33. 42) vielleicht richtig von Blass kom-
gierten v^aviStav lavo{yXcvp)iQO}v ayaX^m auf das bomerificbs
mwo^ beziehen (vgL auch G. Meyer, GG-^ 98). Dass taron^r
iijiivogt iavoxQoxa ebenso wie iayoykstpd^uiv aus AUpuau
stammt, ist eine nicht unwahrscheinliche annähme von
Solmsen a. o. Derselbe gelehrte hat aber Untei's, zur p.
Laut- und VersL 144 mit grosser energie nachzuweisen ge-
sucht, dasi bei Alkman, ebenso wie bei den äolischen lyrikem
und Homer, / lebendig war und im vers seinen einflnss übte,
ja hat sogar neue spuren des einstigen Vorhandenseins aucti
in der schrift entdeckt. Es ist wohl sicher anzunehmen, dass
die älteren Schriftaufzeichnungen von Alkman anlautendes
digamma bezeichneten. Es wäre dann zu erwarten,
ihnen entnommene glossen auch bei Hesych mit / in der
Grieoh. iäpdg.
smen oder anderen (missverstandeueti) form erschienen, wie
dies nachweislich auch in anderen fällen geschehen ist. Hätte
iavo' digamma gehabt, würden wir also sowohl bei Hesych
wie eventuell im papynis ein */tavo- vorgefunden haben,
wenn nämlich das woil einheimisch lakonisch wai\ Solmsen,
KZ. XXXH, 540 freilicli ist anderer ansieht: er hält iavu-
für der epischen spräche entnommen und an lakonische lant-
verhältnisse angepasst^ so dass es als tavo- zu erscheinen
hätte* Mir kommt indessen diese annähme nicht eben wahr-
scheinlich vor : entweder verwendete er äolisches oder episches
sprachgut direkt ohne etwaige transponierung , oder er gab
einheimisches lakonisches sprachgnt, wofür wir ja reich*
liehe belege haben. War ihm selbst und seinem publikum
das epische iävoQ seiner bedeutung nach gut bekannt, dann
brauchte er es nicht zu übersetzen; aber wenn er es über-
setzte, wählte er sicher eme etymologisch entsprechende
lakonische lautform. Nun ist iapo^ eben seinen lauten nach
lakonisch; folglich ist es auch ein echt lakonisches wort« Ist
es mit kavQQ etymologisch identisch, was immerhin wahr-
scheinücli, hat wohl auch dies des digamma entbehrt.
Haben wir nun auch keine gewissheit erreicht bezüglich
eines eventuellen digamma in sävo^, so ist es immerhin wahr*
scheinlicher, dass es nie ein digamma gehabt. Ist iavrt- ein
echt lakonisches wort, so steht es durch die Untersuchungen von
Solmsen fest^ dass es auch nicht inlautendes digamma gehabt
hat. Ausgeschlossen sind demnach auch aus lautlichen gründen
sowohl die etwaigen herleitUBgen aus ^aijaQ-v^, *4/^ä-yo-
oder *i/au-yci- me wahrscheinlich am ende auch die Zu-
sammensetzung mit s. vmana-.
Die bedeutung, die man meist dem worte lkvh(; bei-
gelegt hat, nämlich ^umhüllend, schmiegsam*, ist aber
deutlich unter eiuüuss eines angenommenen Zusammenhangs
mit ikviQ iwv^t usw. aufgekommen. Besser schon passt fllr
imA^ in Verbindung mit ndnlo^, Xtg und xuaüiT^gog die in die
zweite reihe gestellte bedeutung ^schmiegsam' (me denn auch
Reichel, Hom. Waffen^ 62 diese bedeutung annimmt), weshalb
denn auch Buttmann bedeutungen wie ^elch, biegsam' fordert;
auf dasselbe kommt die dentung von Fick hinaus.
Mir kommt es vor, als ob man mit einer bedeutung
*fest oder gut sitzend; fest anliegend'; daher aucA
35*
540
E. F. JohAOBBÖD,
'sclimiegsam, biegsam' oder sogar etwa 'passend, dienlicTj' fäi
die fraglichen Homerstellen auskommen könnte. Dann aber
durfte vielleicht eine ziemlich naheliegende zasammensteliong
sich darbieten. Ich stelle iäyog direkt dem sanskr, asänä-
'sitzend' gleich.
Das idg. *^8- *sitzen' bildet im sanskr. zwei pait,, die je
nach der läge des akzents lantgescIüchtUch bestimmt sind,
nämlich ästna* die gewöhnlichste form, aber daneben im
Eigv* zweimal asanä- (RV. VI, 9, 6. 51, 12). Dass diese
letztere form nicht etwa eine neubüdung der rigvedischea
Sprache ist, beweist das Ayestische mit seinem stamm *äsä'
in j, dvhaire und part, dvkäna- (Bartholamae, GiPh. I, 1, 7:
ÄiW* 344 f, 358). Zu gründe zu legen ist eine base *&-!-
(in Anna-) : *(9)$&'(i-)^ nach *es4' umgebildet zu HsA-fi-) m
s. äsänä', ay. ävhana- (vgL auch Bartholomae, Stnd. H, 128.
176, 186).
Ein idg. ^esano- sollte urgr, *ijcäy(i- lauten, woram
*JJ«fo-, oder *i^mm~ je nach der läge des akzents, wenn msn
überhaupt die Untersuchungen von Sommer^ Gr. Lautst 1 ff
als stichhaltig anerkennt, um gleich die frage nach dem
Schicksal des anlautenden ' im iäm; zu erledigen t genügt es
auf folgendes hinzuweisen. Entweder sind beide formen *föfa-
und *^äv6- wirklich vorhanden gewesen; das ist nicht wunder-
barer als dass s. äslna- und äsänä- (und ühiigens noch andere
paare) nebeneinander liegen. Von diesen beiden wörtem wäre
das eine in dem dialekt (dem attischen) heimisch, der tleiu
homerischen teit schüesslich sein iävog gegeben, obwohl Biit
verschobenem akzent entweder nach dem daneben eventaeü
liegenden *ea^'o^ oder nach anderen wörtem mit dieser
accentuation ; das andere eventuell in lak. iavii; (tav^).
Besser vielleicht wäre es anzunehmen, dass es ein eia-
heitliches *r/AiQ- gegeben hat, das bei Hom» seinen asper
von 6ay6g (worüber Sommer, Gr. Lautst 115) bezogen hätte.
Nunmehr wird zu begründen sein, dass ans *^m6' die
vorhandenen griechischen formen erklärbar sind. Zunächst —
worauf es in erster linie ankommt — im Ionisch- Attischen.
Da wurde *^üv6~ zunächst zu ^r^mvo-. Es fragt sich, wai
daraus werden müsste.
Aus Wfj entstand durch dissunilatton hom. ion. att ä^ in
aJQ (: jjipoff), hom. iva-ü^q, ^mr^g (Kretschmer, WfkPh. 189^.
Gnedi. ISvrff .
541
623; Bnig^ami, GG,' 31, IF. IX, 154; HatddaWs, EP, V,
394; Eulenbarg, IF. XV, 137; Hirt» Hdb. 120; anders Sehulze,
QR 28. 67 und Hoffmann, GD. m, 352 ff.). Dies bei /-
redüktion; bei reduktion von j erscheint kontraküan zu tj.
Aber wie denn die o-reduktion nachweislich später ist als die
;-reduktion, hindert nichts anzunehmen, dass im (älteren) ion.-
att. CBf^, urspriingUcli durch a (') getrennt, in den bereich der
durch m{/)fj bezeichneten entwicklung geraten ist, Beispiele
habe ich freilich keine. — Umgekehrt wird man, meine ich,
berechtigt sein anzunehmen, dass tjCB — ursprünglich durch
/ oder CT C) getrennt — im älteren Ion.-Ätt. zu r^ä geworden
ist, was später dann mit kürzung von ij ein eä ergeben hat.
Eine solche entwicklung — es dürfte schwer sein, ein völlig
analoges beispiel aufzufinden (vgl unten) — wird, glaube ich,
auch durch folgenden fall von dissimilation erläutert. Urgr,
*$ä/ä (vgL dor. 5«a, d^ähjLtai) ist att. ^tä geworden, sei es
durch *&tt/w : *&tjew : *3€CE ; s^iä, oder, was mindestens ebenso
denkbar, durch *^i2(B : *dma : d-iä (zu dieser ganzen dissi-
milationsfrage vgl. Kretschmer, KZ, XXXI, 285 ff,; Hatzidakis,
IF. V, 393 ff,; KZ. XXXVI, 589 ff,; Brugmann, IT, IX, 1541",
Anz. 10 f,, GG.^ 32; Hirt, Hdb. 119 f.; weiter Danielsson,
Zur metn Dehn, 62; Schulze, GGA, 1897, 904). — Aus ^^,
wenn durch j getrennt, ist wohl nie was anders geworden
als ?j (Brugmann, GG.^ 60; Eulenburg, IF, XV, 136); ein
beispiel von f}{ü)}^ kenne ich nicht. Auch nicht von f^(j)ff —
denn die konstruktionen KZ. XXXVIU, 71 ff. schweben zu
sehr in der luft um ernstlich in betracht zu kommen (vgL
Schulze, QE. 2821; Danielsson, Zur metr. Dehn. 53 f,; Brug-
mann, IE, IX, 161 ff. 166 ff, XI, 287 ff, GG.^ 65; Solmsen,
IE, XV, Anz. 226),
Ob es noch, ein weiteres beispiel von fjia)m gibt, hängt
davon ab, wie man gewisse formen des impf, eißi erledigen
kann: bom, erja^a i'tiv ijffVj ion. (aber offenbar aus dem ep.
dial, geholt) i'fjy (CMos, CD.» 497 = IGA. 382 = Bechtel, Ion,
Inschn 175), s. G. Meyer, GG.^ 569; Brugmann, GG,^ 274,
Nur wenn man rjrjy etwa aus *isam ^-as *-ät und als
urspmngsform für i^v erklärt, könnte die genannte kategorie
bei der auseinandersetzung von iiia)m mitsprechen. Aber ^rjv
ist offenbar nur Schreibung oder ^metrische debnung' für ^iw
(Chiist, Metr.'* 166; Schulze, QE, 418; über die form vgL
542 ^ F- Johansson,
Hoflfmann, Präsens d. idg. Grundspr. 68; Bragmann, Grdr.
n, 900, GG.» 274, IF. Xm, 273), und wir sind eigenüich
weiterer diskassion überhoben. Ich füge nur hinzu, dass mir
auch die am meisten verbreitete erklärung von cfi-v hi-a^,
wonach sie direkt mit 1. era-t d. h. wohl *e-8Ü(i)'t (: s. 09^14
d. h. *&-i-0 gleichzustellen sind (vgl. Hadley, JAOS. n, 256;
Curtius, BSGW. 1885, 429; Fick, GGA. 1881, 1430; Bezzen-
berger, GGA. 1887, 417; Bartholomae, Stud. ü, 118 f., IF.
m, 6. 39. 41; Wiedemann, Lit. pr. 176; J. Schmidt, KZ.
XXXVn, 43) nicht eben wahrscheinlich ist, man mag sie
erledigen wie Mangold, CSt. VI, 178 oder L. Meyer, KZ. IX,
387; Curtius, CSt. I, 2, 293, IV, 478, Vb.« I, 177; Hartel,
Hom. St. I, 64flF.; Nauck, M61. gr.-rom. HI, 250 f. Od. I,
XIV; Schulze, QE. 417 f. oder wie Brugmann, Grdr. ü»
1228, GG.* 164 oder gar wie Fick, Dias 225; Hoflftnann, OD.
m, 506.
Aber auch wenn ^jy-y aus *J7(a)«- idg. *55ä-*, so wäre
damit meine gleichung iävoQ = s. äsanä- nicht beseitigt
Es könnte nämlich tjfj'Vj eventuell dann auch «j^-v, statt
lautgeschichtlichem *^ä-v, resp. *6a-y, umgebildet worden
sein nach ^(eyv; oder die entwicklung ri{(j)cB zu rjä, eä wäre
nur attisch, während ?j?j, etj altionisch war. Mir scheinen
indessen diese beiden vorschlage entbehrlich, und die vor-
geschlagene gleichung wird trotzdem bestehen können.
Gehören nun die oben als lakonisch bezeichneten Wörter
mit lavo-, iavo' als erstem glied in Zusammensetzungen zu
unserem «ävog, ist eine rechtfertigung der lautgestalt vielleicht
unerlässlich. Für das Dorische, wie für das Äolische haben
wir eine grundform *fj(a)äv6' anzusetzen. Was aus einem
solchen rjä im Dorischen geworden ist, wissen wir nicht Es
ist aber apriori vorauszusetzen , dass wie s(y)o «(a)« i{a)a,
s(j)o e{j)ü} €(j)a regelrecht zu lo tia la (Johansson, DVC. 18;
Solmsen, KZ. XXXH, 513 ff.; Brugmann, GG.« 55), auch
fj{(T)o fj(o)(o rj{a)a USW. derselben lautneigung unterworfen
worden sind. Daneben hat im Dorischen wie im Ionischen
eine durchgehende tendenz geherrscht, lange vokale (etwa
ausser 77 vor 1) vor anderen vokalen zu kürzen (Brugmann,
GG.^ 56). Wir werden dann eigentlich aus *fjäv6 ein *'7ävo'
oder dergleichen erwarten. Obwohl mit etwas weniger Zu-
versicht als DVC. 18 f. geschehen ist, möchte ich doch noch
Giieeh. tsvis-
543
[
auf die kretischen Schreibungen iHm ;f(>el'oc neben X9^<*^ bin-
weisen, die neüeicht doch für das entlegenere Kreta einen
lautwandel im werden erweisen, der yiel frühzeitiger in
Lakonien zum abschluss gelangt, ist. Überhaupt tendierte da«
Lakonische, jedenfalls die daher stammenden westüehen dialekte
(das herakleensische, die spräche Khinthons), stark dazu das
erste element zu verflüchtigen und zum ersatz den folgenden
vokal zu dehnen, vgl. herakl. i^exota^fnig fA€TQiwfih*ai äfpn^-
^tta^vtt USW. (die ich falsch beurteilt habe DVC. 5. 157 t\
s. Brugmann, KZ. XXVII, 415, GG,» 58; Solmsen, KZ.
XXXII, 543 ff.; Schulze, QE. 369.
Gleichwie wir sagen, dass ein kleid *gut sitzt', was etwa
soviel wie -gut fällt, passt' ist, so bezeichnete man ein ndnlog
als läyog auf grund derselben anschauung. Dass ^sitzen' in
diesem fall prägnant geworden (*giit sitzen'), ist nicht ver*
wunderlicher, als wenn z. b. d. 'kleiden' soviel als einen *gut
kleiden' (einem anstehen) bedeuten kann. Das epitheton
passte ebenso gut für das Meid {käv^ Xtti), mit welchem
Patroklos' leichnam (^ 352) oder beine (¥ 254) auf dem
toten bette umhüllt wurden. Wenn es ^ 613 von Hephaistos
heisst, dass er zev^s Si ol xvijut^aQ kävov xuantTi^oiOf d. h*
'machte beinscbienen von gutsitzendem zinn', so braucht eigent-
lich nichts mehr und nichts minder gemeint zu sein, als dass
er *gut sitzende beinschienen von zinn* machte.
Was ist nun dann iavöfUffa^oQ? Vermutlich nichts
anderes als *dessen augenlider gut sitzen', dann etwa *rait
schön geformten lidern'* In demselben sinne lassen sich auch
iayaxgri^eftpog uud iavoxgotta deuten. Elfteres ist ^dessen
kopfbinde (gut) sitzt\ *mit (schön) anliegender kopfbinde'.
Letzteres könnte an und für sich wohl bedeuten *an dem jr^oxo^
sitzt\ d, h. etwa *x(>oxo^*gefärMI. Aber wohl wahrscheinlicher
dünkt mich die auffassung, nach der das letzte glied eine
verkürzte Zusammensetzung ist, sozusagen eine kui^znamen-
bildung, etwa st$.tt ^tQ^xomnlog eig. *safranfarbiges gewand-;
iavGKQOKfig dann eigentlich 'mit gut sitzendem aafranfarbigem
gewand versehen'. Wir wissen ja freilich nichts von
wo die Wörter geholt sind; aber die annähme, dass sie
z. b. von Alkman stammen, hat ja viel fiir sich* Sie sind
wohl dann z. b* seinen Partheneien (wie das eventuelle iavo-
yliipagog lu einem solchen steht) entnommen, wo verschiedene
544
J. Wu'kemi^l,
attribute vom gewande gebraucht siDd, Dass die he
cMschen glosseme verfehlt sind, lieget auf der hand; aäe^l
hraucheu daher keine Widerlegung,
Opsala, im fehr, 1905.
K, F. Johansson.
Ai. avrk
gut als eiu heispiel für Übertragung der tiefetufe auf formen,
denen eigentlich hochstufe zukommt. Aber es ist ein sehr
wunderliches beispieL Innerhalb des Altindischen kommt
formübertragung in dieser richtung kaum vor, imi statt mni
im Taittirija-Ära^yaka 1, 12, 2 ist völlig belanglos; formen
solcher verlotterter texte gehören überhaupt nicht in gramma- i
tische handbücher. Das tatsächlich im epos neben dadmn '
gebräuchliche dadmi ist nebst avest, dasti von Bnigmann,
Gnindr, n 935 zutreffend aus dem vorbild von admi erklärt
worden, mit dessen 1* pl. admas die von da- dadfnas sieb
reimte. Wo läge filr avi'k das vorbild vor? Eine eßt-
sprechende 3, sg, aor, liefert allerdings das Griechisclie In
homerisch txTu. Hier erscheint die wurzel sichtlich auf der
tiefstufe; die küi'ze des ä steht ans 0 432 und X 410 fest
Erst die attischen dichter machten daraus, weil sie -« in
einer 3, sg. nicht verstanden, iWrä mit ä; Eurip. Herakles
423 ist hierfür der sicherste beleg (vgL Herodian zn J 319)-
Es lässt sich aber nicht beweisen, dass sicr« an stelle eiaer
vollstufigen form getreten ist. Zwar sollte von rechts weifen
bei diesem verbum der singular eines wurzelaorists *^stmu^
•iWr^tf, *ixTBv lauten* Aber nicht bloss ist von solchen
formen keine spur vorhanden; es fragt sich sehr, ob es b^i
Ktttviü von haus aus einen aktiven wurzelaorist gegeben tot*
Ursprünglich standen sich wohl der aor, I iVifna als trans-
itives aktiv und der aor, n «xaro xTafnvog xtuV^i (nebst
(xradiv) als neutropassiv geradeso gegenüber, wie nach
homerischem gebrauch y^ffaav ffS^tlaia^nv ^^#rcrai : ff 9m
träglich wurde dann (wohl nur innerhalb des bereiches der
dichterischen spräche) zum medium ein gleichartiges akär
AI. ax^h
545
hinzugebildet. Und weil beim sinnverwandteE verbum des
verwimdeuft dem medialen ovraftivog ein aktives oiV« (mit
dnrch viele stellen gesicherter kürze) ovtü^niai} entsprach,
bildete man zu xri^uvög nicht bloss, was der ablantnonn ent-
sprach, KTUftev{at), sondern auch ixt«; zu ^ti^uvm später
nach itjä^iy : aftfym in der Odyssee ein njimitiv. [Ähnlich
schon so Brugmann, Griech. Gramm.* 272 (§ 311)].
Unter allen umständen ist avfk viel wunderlicher als
«fT«, weil die richtig ablautende starke form nicht bloss,
was man bei ixja allenfalls behaupten könnte » als vor-
histarische grundform vorausgesetzt werden miiss, sondern
tatsächlich belegt ist. Der KV* bietet vark als 2, sg* drei-
mal, als '6, sg. einmal, und sogar mit übergreifen der starken
form zweimal varktam neben av^jan und dem optativstamm
tjjyä-. Aber auch noch von einem andern Gesichtspunkt aus
ist av^k fehlerhaft. In der klassischen spräche wird v^j-
aktiv und medial flektiert, mit der sonderung, dass das aktiv
des präsensstarames nach der 7. oder der L oder der 10.
Hasse flektiert wird, das medium nach der 2. klasse. Vor-
klassich sind auch beide genera verbi gebräuchlich, aber mit
anderer Verteilung (vgK Delbrück, Sjnt F, 5, 252 t). Im
RV. haben wir im präseus nebeneinander vp,iakti und vp\kte
(wie im aor. I vark und avi'ktOf varjati und värjaie und im
perfektum vavfjur und vävije). Aber der gehrauch scheidet
sieh je nach der kompositlon des verhums. Das simplex
kommt in beiden genera vor, ebenso ä-vi'j- (doch das aktiv
nur 10, 159, 5*^ in ä*'v^kmm). Aber mit api ni ami-ni parä
pari ist vfj' nur aktivisch, n^t apa pra sam nur medial be-
legt. Hiervon gehen die andern vorklassischen texte nur wenig
ab. Beim simplex und bei a und dessen Verbindungen setzt
sich anscheinend das schwanken fort. Bei pra tritt an stelle
des medimns durchweg (in TS. — PB. SB. AB. KB. — KSS.)
das aktiv. Aber mit ni bleibt es beim aktiv (AB.), ebenso
mit pari (AV. VS. — TB. PB. AB.), nur dass Äp, Dhs, 2, 5, 19
pari-v^fljaua' eintritt, api-v^j- und para-v^j- setzen sieh über-
haupt nicht fort. Umgekehrt gilt das medium weiter bei sam
(SB* Chll, KU.) und insbesondere auch bei apa : AV. äpa
vplk^vUt ajja u^njafe; SB, apa-ijnäjai und 1, 4, 1, 38 apa-
vptkte- — adhi'ViJ- ami-pra-v^j- aktiv im SB., lid-v^j-
im KB.
L
546 ^' Wackemagel, AI avfk.
Das kann nicht auf znfall beruhen. Zwar hilft die von
Willy Foy in dieser Zeitschrift 34, 241 flf. Torgeschlagene
Unterscheidung zweier wurzeln vyj- in rficksicht auf Foys
eigene bemerkung p. 241 a. 2 hier nichts. Aber dass das
präverbium auch sonst auf die diathesis von einflnss war,
lässt sich nicht leugnen; ich verweise auf comperio reperio :
eocperior, dispertio (selten dispertior) : partior (selten partio),
auf XSyoj : SiaXdyoiLiai und auf die hiermit zusammengehörige ur-
sprflngliche beschränkung von revertor adversor aversar ixTgi-
no/tiai fiBxanifxno^ai auf das medium, die den entsprechenden
simplicia fremd ist. Ebenso ist nsgiäiSofiai ausschliesslich
medial, dnoSlSto/ni und anoSiSofiai in verschiedenem sinne
nebeneinander gebräuchlich, während beim simplex mediale
formen nur in rein passivischem sinne vorkommen, und auch
so verhältnismässig selten und spät, im ganzen Homer nur
zweimal. Wie wesentlich gar erst im Altindischen die Setzung
oder nichtsetzung des präverbiums und dessen bedeutung für
die diathese war, ersieht man am besten aus dem, was Benfey,
VoUständ. Gramm. § 790 I nach den einheimischen gramma-
tiken gibt. Weiteres aus der klassischen spräche ebenda
§ 789 (passim); aus der vorklassischen bei Delbrück, Synt F.
5, 229 f. (passim) und 237 ff. (passim) ; vgl. auch Speyer,
Vedische und Sanskritsyntax p. 48 § 165. Selbstverständüch
ist diese buntheit in der regel ererbt. Systematische forschung
würde hier gewiss viel merkwürdiges zu tage fördern. Mir
fehlen Sammlungen. Aber ich erinnere an ai. bm- : av. mra-.
In beiden sprachen ist dieses verbum als simplex in der
bedeutung „sagen" aktiv, aber mit upa in beiden medial,
während mit prati : paiti in der bedeutung „antworten" indo-
iranisch das aktivum beliebter gewesen zu sein scheint.
Also ist die mediale flexion von vfj- in Verbindung mit
bestimmten präverbien und speziell mit äpa in jeder richtuug
gesichert. Wenden wir uns daraufhin zu der einzigen beleg-
st eile von avi'k : AV. 13, 2, 9** äpav^k tämah „er ver-
scheuchte die finsternis", so ergibt sich, dass die aktivform
nicht bloss (vermöge des y statt ar) falsch gebildet, sondern
überhaupt nicht an ihrem platze ist. Man verlangt durchaus
das medium dpavikta. Aber eben durch diese erhöhung der
Schwierigkeit wird die erkenntnis des richtigen ermöglicht.
Mit glücklichem Scharfsinn hat Schwyzer , IF. 14, 24 ff. ge-
BichaTd Loewe, Goüich äts.
547
sehen, dass in Hesiods Schild 254 ßdkV opvx&q mit un-
verstäodlichem Singular filr ßdXX[oif] oFu;fciy stehe, durch
haplologie im satzzusammeiihang. (Schon vor ihm ent-
sprechendes Jackson Avesta öraramar 60 § 194 für Yt. 10,
121 j^ardtia hachnnö aus sf'arBnavha haeimiiö: anders aber
unwahrscheinlich über diese form Bartholomae, Iran, Grund-
riss I 1, 215 § 381 beni,)* Ganz ebenso ist im AV.
Apüvfkta, die zu postulierende und vom dichter beabsichtigte
medialfornif vor dem unmittelbar folgenden tämah durch hap-
lologie zu iipav^h zusammengeschrumpft.') Danach ist, was
ich Ai. Gramm* II, p. 129 (§ 55 d, a. am ende) bemerkt
habe, zu berichtigen.
Göttingen, anfang märz iy06. X Wackernagel
Gotiscli dis-.
Die annähme v. Grienbergers, Untersuchungen zur got.
Wortkunde 56, dass got, dis- mit lat dis- unrerwandt sei, ist
mit recht von Ulilenbeck, PBB. 30, 272 als lautlich unmöglich
bezeichnet worden. Vermutungsweise sieht letzterer in seinem
Et. Wb* in got. dis- vielmehr eine entlehnung aus dem
Lateinischen, Mir wiU es scheinen, dass wir hier über eine
blosse TeiTiiutung wohl hinauskommen können, und dass
Uhlenbeek für seine mit „vielleicht" verklausulierte ansieht
eine weitaus grössere Wahrscheinlichkeit, als er ihr selbst
beimisst, beanspruchen darf.
Zunächst wird darauf hinzuweisen sein, dass dw- die
einzige in Zusammensetzungen vorkommende partikel des
Gotischen bildet, die den übrigen germanischen dialekten
vollständig fehlt. Hätte dis- einmal auch dort existiert, so
würde es sich doch wohl wenigstens irgendwo bei irgend
einem verbum oder Verbalsubstantiv, in dem es seine ur-
sprüngliche bedentung aufgegeben hatte, also bei seiner Ver-
drängung durch andere paHikeln isoliert stand, erhalten
haben. Ebensowenig findet sich eine dem dis- lautlich ent-
sprechende und in der bedeutung gleiche oder ähnliche form
0 Den Schwund des -ta blos« der Überliefening schuld zu gebeu imd
deo vers dpüffklta] tdmo *bhi jyötir a&raÜ mit apbärese des abhi zu lesen
emrfi^klt sich schon darum nicht, weil tot abhi %u btei^uiigiereD ist.
k
548
BtehsTd Loewe,
Eickfl
irgendwo in einer anderen indogemtanischen spräche wieder,
Als Partikeln, die nur in der znsamniensetznng mit verbeu and
Verbalsubstantiven vorkommen, kennt das Gotische ausser dis-^
noch fair- und fra-i doch existieren zu diesen sowohl inner- ^
halb des Germanischen wie in den übrigen indogermanischen
sprachen verwandte adverbien und Präpositionen, was gleich-
falls bei dis' nicht der fall ist.
Die hedeutnngen von lat, du- und got, dis- decken sii
allerdings insofern nicht vollständig, als letzteres auch in
einigen gebrauchsweisen, die ersterem fehlen, vorkommt. Bei
den meisten verben hat iodess got- dis' wie im Lateinischeu
die bedeutnng „auseinander*^, und zwar steht es hier meist
wie gleichfalls die lateinische paitikel verstärkend bei verben,
die schon an sich eine trennnng ausdrücken. Hierhin gehören
got. disdmljan^ disskaidanf dmkreitan nebst disskritnm,
distairan nebst didaurnaiu disialijan^ dishniupan nebst du-
hnupnan^ diswhipjan. Dass aher got. dis- auch gerade bei
verben der Verbindung die trennuug wie lat, dis- z. h. in
disiungere ausdrückt, zeigt das aus got. dis^üiss „anflöiung** m
erschliesseude *diswidaH „losbinden, auflösen" neben gawida^
^verbinden" und *mdan ^binden" (ahd. imtany Zur ersteien
gmppe stellen sich auch solche verba, die zwar an und für
sich keine trennung ausdrücken, in die aber der begriff der
trennung leicht hineingelegt werden kann, wie huljan „mu-
hüllen", d* h. „von der Umgebung trennen", sigqan j,sinkeD\
d. h* „von dem oberen räume sich trennen*^: daher dwhtdjaHf
dmigqatu Dem got. disalgqan parallel steht im Lat. dispe^i^e
^gänzlich zu gründe gehen", dessen bildliche bedeutnng natür-
lich auf der sinnlichen des nntersinkens beruht. Auch dis-
rnnianf das 2* Kor. 6, 10 das gr, xard^Bip übersetzt und „in
beschlag nehmen'' bedeutet, ist mit nirnan als einem verbuBi
der trennung im weiteren sinne zusammengesetzt; das gleiche
gilt für dismhmn ^diüfjnu^ity, ausraubeu^. Bei disdriitwi
„befallen" (fißog indn^aev in avtuv = ügw disdvaUB iwö
Luk. 1, 12), das doch wahrscheinlich nicht nur bildlich m
gebrauche war, ist entweder wie bei dissigqan an den puakt,
von dem aus ein gegenständ Mit, oder an die trennung des
befallenen gegenständes durch den befallenden von seiner
Umgebung gedacht. Eine der letzteren analoge auffassong
ist wohl vorzuziehen bei got. dissitan jemand er^eifaiii
i
549
überfaUen" (Xaftßavuw, i'x^tv) und allein möglich bei dishahan
„jemand ergreifen, festhalten*^ {nfgi^x^iv^ ovy^/jtv). Damit
sind alle liberlieferten got. komposita mit dis- erschöpft.
Wenn sich bei den letzten Wörtern eine dem Latein fehlende
bedeutnngsentwicklnng bemerkbar macht, so zeigt sich hierin
nur, welche lebenskraft die Partikel im Gotischen gewonnen
hatte. Im ganzen steht got. dis- dem lat. dis- in der be-
deutung noch so nahe, wie man es bei Urverwandtschaft von
Partikeln doch nur recht selten antrifft.
Noch mehr als dass sich got. dis- und lat, dis- in ihren
bedeutungen meistens decken und meist nur in Zusammen-
setzungen mit denselben arten von verben sich finden, fällt
es auf, dass dis* in beiden sprachen zu den wenigen partikeln
gehört, die Überhaupt nur in der Zusammensetzung mit verben
und Verbalsubstantiven vorkommen; bei urverwandten Par-
tikeln indogermanischer sprachen ist sonst nirgends die gleiche
Übereinstimmung anzutreffen, Nimmt man nun noch hinzu,
dass drittens die lautform der gotischen partikel der der
lateinischen absolut gleicht, so mrd man doch an einer ent-
lehnung wohl nicht mehr zweifeln können.
Man hätte auch einen solchen zweifei wohl kaum gehegt,
wenn nicht dis- im Lateinischen eine unti^ennbare partikel wäre
und entlehnungen einzelner teile von Woltern nicht eben un-
glaubhaft erschienen wären. Ich sehe davon ab, dass man bei
dem trümmerhaften wortvorrate^ den wir vom Gotischen be-
sitzen, auch mit der möglichkeit rechnen muss, dass einzelne
ganze verba mit dis- aus dem Latein in das Gotische über*
nommen worden sein und das muster fllr die eigentlich
gotischen bildungen abgegeben haben können* Denn auch an
sich konnte dis- entlehnt werden, da es dem Sprachgefühle
der Goten, die von ihrer muttersprache beeinflusst wurden^
als selbständiges wort erscheinen musste. Dass die Goten
jedenfalls später ihr eigenes dis- so empfanden, lehren die
Worte Mark. 16, 8: duiih pan sat ijös rnrö jah mßmei
jfU/^y <^* uvT<£Q TQOjuog xat ixtTTUütQ^^ WO sogar zwei Wörter
zwischen partikel und verbalen bestandteü eingeschaltet sind
(dieselben zwei z, b. auch in atuh pan gaf Mark* 14, 44, blosses
uh z. b. in idmhvöpida Luk- 18, 37); die form dieuh für dis + uh
erklärt sich nach mustern wie pimth für ßis + uh und be-
sonders nmh für us-\-uJl Bedenken wir^ dass sogar präpositionen
550 Eichard Loewe,
entlehnt werden können wie frz. d in das Nenhochdentscbe
in Verbindungen wie das stück ä zwei mark^ so werden wir
an der von lat. dis- in das Gotische am so weniger zn
zweifeln haben, als sich dessen sinnlich scharfe and einheit-
liche bedeutangsausprägung dem lateinkandigen Gk>ten sehr
bemerkbar machen musste. Oot dis- gehört also za den
zahlreichen lehnwörtem, welche das Gotische an der unteren
Donan aus dem Latein aufgenommen hat (EZ. 39, 307;
W. Schulze, Sitzungsber. d. kgl. pr. Ak. d. Wissensch. 1905,
Nr. 36, 743).
Richard Loewe.
Gotisch marikreitus.
Sitzungsber. d. kgl. pr. Ak. d. Wissensch. 1905, Nr. 36, 726 ff.
hat W. Schulze gezeigt, dass das Gotische vor Walfilas zeit
kaum irgend einen kultureinfluss durch das Griechische erfahren
hat. Als einziges nicht der kii*chlichen Sphäre angehöriges
lehnwort des Gotischen, das nach ihm — aber auch nur
möglicherweise — besser zum Griechischen als zum Latei-
nischen passt, bleibt nur marikreittis übrig. Wenn derselbe
freilich S. 742 die herkunft aus dem Griechischen schon des-
halb nicht für sicher hält, weil in dem einzig belegten mari-
kreitum h unrichtig für ö geschrieben worden sein könne und
ein *marikreitöm zu einem nom. *marikreita aus lat. marga-
rlta gehören würde, so muss man bedenken, dass in unseren
handschriften doch sonst viel zu selten u für ö erscheint und
zudem nach Schulze selbst marikreitum durch zwei Codices
bezeugt wird, während doch auch dem sunjus in Cod. A. Eph.
1, 13 das richtige sunjös in Cod. B. gegenübersteht. Stich-
haltiger dagegen ist Schulzes zweiter einwand, dass die
gotische endung durch irgend eine Volksetymologie veranlasst
worden sein könne.
Wollen wir bestimmen, wann, wo und aus welcher spräche
marikreittis entlehnt worden ist, so müssen wir die ent-
sprechenden westgerm. bezeichnungen ags. m^egreot, ahd. tna-
rigreoZy die sowohl gegenüber gr. /uuQyagtrTjg wie lat. marga-
rlta ein i zwischen dem r und dem folgenden guttural mit
marikreittis gemeinsam haben, heranziehen. Die hier vor-
Go^ch marikreitm.
5BI
liegende anlehnung an germ, *mari kann dodi nicht wohl in
awei verschiedenen gebieten unabhängig von einander erfolgt
sein, Fälle abeij in denen die Westgermanen lehnwörter von
den Goten empfangen haben, lassen sich nur bei Wörtern der
kirchlichen Sphäre oder bei einem völkernainen wie Er^ks
nachweisen. Änch müsste marikreituSf wenn die aufnähme
des Wortes zuerst im Gotischen erfolgt wäre, doch wohl
schon in einer ^eit entlehnt worden sein, ^s dort *mari noch
als selbständiges wort und nicht bloss noch in marisaivs exi-
stierte, da mau sonst eine anlebnung vielmehr an marei, also
etwa ein *mareigkreitus, erwarten sollte. Vor allem aber
wird man schwerlich annehmen wollen, dass ein etwa zu den
Westgernianen vorgedrungenes got. marikreitm in seinem
zweiten teile zufällig einer solchen Volksetymologie erlegen
wäre, die das ursprüngliche g des wortes für k wieder*
hergestellt hätte* Vielmehr spricht alles dafür, dass beim
eindringen des wortes in das Germanische nur sein vorderer
teil volksetymologisch verändert, wurde: doch ist vielleicht
auch schon bei der aufnähme der lautform in das Germauische
das a der zweiten silbe unterdrückt worden, da hier wohl
der akustische eindruck ein dem des lateinischen grundwortes
ähnlicherer blieb, als wenn dessen silbenzahl vermehrt worden
wäre.. Empfand mau aber nun in dem ersten bestandteil
von *marigarita oder *ntarigrlta zugleich auch ein selb-
ständiges wort, das ja wegen der herkunft der perle aus dem
meere zu dem wortganzen auch eine ganz logische beziehung
hatte, so konnte es nicht ausbleiben, dass man auch den
unverstandenen zweiten bestandteil verständlich zu machen
suchte: im Westgerm, wurde liierbei sein vokal, im Gotischen
Min aulantender konsonant verändert, dazu das wort auch in
andere deklinationsklassen übergeführt* Während wir aber
den zweiten bestandteil des westgerm, wortes verstehen, ist
dies bei dem von marikreitm nicht der fall, weü wir den
Wortschatz des Gotischen überhaupt nur sehr ungenügend
kennen; doch ist -kreittia vielleicht mit Behaghel, Zeitschr* f.
d. WortforscL 4, 250 f. als „kreis" zu deuten.
Wenn somit marikreitus auch seine vorliegende gestaJt
erst nach der räumlichen trennung der Goten von den West-
germanen empfangen haben dürfte, so werden wir es doch
Zü demjenigen gotischen Wörtern rechnen müssen, die ans
5&S
C. C. IMeabeck,
dem Lateiii bereits vor dem abziige der Goten aus denl
Weiehselgegenden in das Westgermanische entlehnt nud bis'
iü das Gotische gedrungen waren, wie ich das auch schon
KZ* 39, 307, fiissnote 2 getan habe. Mit dem nachweise aber
der lateinischen herkunft auch von marikreitus fällt die letzte
stütze tür die annähme eines kultureinflasses der Griechen
auf die Goten bereits vor Wulfilas zeit. Derselbe wäre ja
auch angesichts des nmstandes, dass die Goten vor Wnifila
nur eine hileimsch und keine griechisch sprechende bevölkerung
in kompakter masse in ihrer nachbarschaft hatten, sonderbar
genug gewesen,
Eichard Loewe.
Etymologica.
1, Lit. ätisülas 'eiche* lautet mundartlich auch driälb,]
äniülüs, äiülas, lüülas, Brugmann, der diese nebenformeo
verzeichnet hat (Leskien-Brugmann , Litauische Volkslieder
und Märchen 331), stellt die frage, ob *äJJMas die gemeia-
same grundform gewesen sei, deren erstes l in verschiedener
weise dissimilation erfahren hatte. £s ist allerdings wahr,
dass die lautverhältnisse sich so am einfachsten erkläreQ
lassen, aber ich wüsste keine Wortsippe im Indogermanischea,
au welcher dieses *älmla£ eine etjntnologische stütze finden
könnte. Wenn wir dagegen von ärhUas ausgehen» kann man
die formen änhUas und ärmtlas durch abneigung gegen die ■
lautfolge r — l entstanden sein latssen , während äiillus mä
vJillas wohl erst ans äuMlas geschwächt wären. Allenfalls
könnte man annehmen, dass ärhllas sich erst zn *äJMas
assimiliert und später in bestimmten dialekten zu ämtUmi
dtdidas dissimiliert hätte* Ist nun ärhllas die ursprünglichste
gestalt, dann dürfen wir den litauischen eicheunamen ^ ein
substantiviertes adjektiv 'hell' auffassen und um mit aini
arjtma- *licht, hell, weiss' (als baumname *Tenninalia arjuna'),
gn igyogt «(>y^c, eigyi- ^glänzend, weiss' usw, verbindeii.
Dass die wurzel von ärjafm- mit idg, § anzusetzen ist, geht
aus dem ^ von avest. araeata- und dem c von armen, arcall
hervor (vgl. über die sippe z. b. mein Etyra* Wb. der aind.
Sprache 13, 242 unter ärjums und rajaiäm). Im Litauischa
i
Etjmologica.
553
wäre (üe eiche also iiacli der hellen färbe ihrer hlätter be-
nannt, Auch die bedeutung yon germ< *aik' wird, falls es
mit aind, ejati *bewegt sich' verwandt ist (vgl Kluge, Etym,
Wb,* 89), sich eher aus *schillenid' als ans '(wind)bewegt*
oder dgl entwickelt haben*
2. Aind. bädhate. In seiner ablebniing der meisten in
meinem Etym, Wb. der aind, Sprache 189 (s, y. bädhate)
l&it Zustimmung erwähnten kombinationen dürfte Salmsen
(KZ. 37, 24) recht haben, denn hadh- ist sicher eine nr-
sprüngUch langvokalische warzel. Die annähme, dass badh-
aber ein idg, *Vha^(i)dh- repräsentiere, wodurch anknüpfung
an ^oi. haidjan, aksL heda, leditif öJüa, obideti ermöglicht
wiirde, bleibt nach wie vor uuBlcher (mit recht bemerkt
Solmsen, dass Mt- baidyti factitivum zu bijotis ist). Formell
passt lit. bostis, bod^ig 'sich wovor ekeln* am besten zu
unserer wnrzel, welche in der desiderativbildung bibhais-,
auch was die bedeutung betrifft, mit dem litauischen Worte
übereinstimmt Hat fasfuUum gehört eher zu hd* garstig: vgl
Kluge, Etym. Wb/ 133), Die von Sommer (IF. IL 79 f.)
ge^en die Zugehörigkeit von bibhats- zu bädh- angefuhrteo
griinde sind nicht zwingend. Semasiologisch lässt sich eine
entwicklnngsreihe *sich von etwas abdrängen (wollen)* > *sich
fernzuhalten suchen* > ^sich scheuen' wohl verstehen und in
der büdungsweise der desiderativa gibt es so viele Unregel-
mässigkeiten, dass das ä von blbhais- nichts entscheidet.
3. Lat, bellum. Mit unrecht meint Walde (Lat. etym.
Wh. 64), dass bellum (dmUum) nicht zu dua gehören könne.
Die ursprüngliche bedeutung wird aber nic^t 'Zweikampf,
Eondern ^entzweiung, zwiespalf gewesen sein. Zu demselben
zahlworte gehören auch aiud* dvi^- ^hassen* (vgl Etym, Wh.
der aind. Sprache 134 und Bartholomae. Altiran. Wb* 814 C)
und hd. ztviM (vgl. Klnge. Etym, WT),* 443), welche sich nahe
an idf . *d%u *zweimar anschUessen.
4. Lat €%do (vgl KZ. 39, 2581)- G^en Brugmana
(Demoostrativpronomina 143 fussnote) und Walde (Lat etym,
Wh, 110) bemerke ich^ dass das z von iJie^at^o^i, iätazaii
wohl ähnlich beuiteüt werden kann wie daqeoige von l(^a
^ranke, rehe', das ich nicht gern von lit. hi^dd ^stock^ Stab;
faaselstrauch' trennen möchte (s. aaeb Zupitza^ KZ. 37, 39S).
tJnter irgendwelchen bedingungen oder, vielleicht besser, in
XtdtKhifß fax To^ %faebl S. F. JOL 4 Sg
554 C. C. ühlenbeck,
irgendeiner mundart scheint zd im Slayisclien zu ^ geworden
zu sein. Dafür spricht ja auch pazuchal Anders ftber loea
Strekelj (Afslphil. 27, 52 ff.), der es als 'die emporsteigende,
kletternde' zu Uzq, lesti, Icunti stellt (jedenfalls anrichtig ist
seine beurteilung der ablautsverhältnissei denn lezq gehört
zur e-reihe und, wenn loza damit zu verbinden wäre, so
dürfte man das o nur aus d erklären).
5. Aind. gila- 'auf dem felde zurückgebliebene Mire*
gehört wohl nicht zu galäka usw. (s. mein Etym. Wb. der
aind. Sprache 310), sondern ist eher mit lit. szUas 'haide'
identisch. Wenn ich nicht irre, geht diese ansprechende
gleichung auf Kern zurück. Anders über szUas Pogodin
(s. IF. anz. 5, 260).
6. Aksl. dqhü *baum, eiche', dqbrava 'bäume, wald',
russ. dub 'eiche', dtibrova 'eichenwald' usw. (Miklosich, Etym.
Wb. 48) sind vielleicht mit ahd. tanna 'tanne', mhd. tan
'wald', and. dennia 'tanne' und aind. dhänvan-, dhanu?-
'bogen' (vgl. Schrader, BB. 15, 289; Kluge, Etym. Wb.« 389;
Hoops, Waldbäume und Kulturpflanzen 115 ff.) zu vergleichen.
Dqbn wäre dann von ^dhon- mit dem sufftx -bho- (wozu
Prellwitz, BB. 22, 89 ff.) abgeleitet und dqbrava könnte als
kollektivbildung mit -uä- suffix auf einer mit -ro- erweiterten
nebenform von ^dhon-bho- beruhen. Als ursprüngliche be-
deutung von *dhon-bho- hätten wir etwa 'arboreus' anzusetzen.
Oder ist dqbil ein idg. *doni'bhuo- aus ^^dom- (= *(fem- 'haus')
und -bhuo- (zur wurzel *bhe^a) und haben wir von einer
grundbedeutung 'hausmaterial' (d. i. 'zum hausbau bestimmtes
holz') auszugehen? Letzternfalls träfe die gleichung aksl.
dqbn : ahd. zimbar zum teil vielleicht doch das richtige (vgl.
mein Etym. Wb. der got. Sprache ^ 146 f ).
7. Ahd. dwingan, Bartholomae (Altiran. \\T). 798)
stellt ahd. dwingan zu avest. pivqz-, indem er annimmt, dass
ahd. dah(j)an sein h dem einfluss des synonymen *J)7'irixa7ian^
got. preihan verdanke. Da wäre es doch viel einfacher, das
iranische wort beiseite zu lassen und zwischen dwingan und
düh(j)an grammatischen Wechsel anzunehmen (so z. b. Kluge,
Etym. Wb.^ 440), allein das w des neben düh(j)an, ags. pyn
auftretenden ags. pywan macht den oft angenommenen Zu-
sammenhang mit an. pvinga, as. thwingan, ahd. dwingan
etwas zweifelhaft (vgl. Sievers, Ags. Gramm.^ 239). Wäre
Etymolog! ca.
555
dah(j)an von dwingan zu trennen, so könnte letzteres mit
avest, pwq^- auf "^tueJigh- "beniheo und düh{j)an bliebe vor-
läufig unerklärL Über die von Sütterlin (IF. 4, 104 l) für
möglich gehaltenen deutungen urteile ich nicht anders als
Zupitza (Germ. Gutt 141).
8, Ags, gräiarij engL groats 'grtitze' kann auf *jmtt-
aus idg. *ghroidh-n- beruhen und mit gr. a^r, ^ft&j^ 'gerste'
(idg, *ghrldh-) urverwandt sein. Mit ahd. gerata usw. lassen
die genannten Wörter sich nicht ohne gewaltsame wurzel-
zerstückelung vermitteln (vgL Wood, Mod. pliilology 1, 240;
Hoops, Waldbäume und Kulturpflanzen 369),
9. Lil. greif as *flink, schneir ist wahrscheinlich ein
lehnwoit aua dem Deutschen : vgl. mhd- gereitfe) 'bereit,
fertig, zur band' (= got* garaipSf an. greidr^ ags. gerwde).
Über das litauische t in deutschen freradwörtern s, Prellwitz,
Die deutschen Bestandteile in den lettischen Sprachen 54 f.
Nach Wood (Mod. philology ] , 240) w^äre greltm mit an* grid
'heftige begierde', mhd. grit ^habsueht, geiz' urverwandt, doch
scheint die von mir vorgeschlagene erklärnng näher zu liegen.
IG. An* hamaskf synonym mit ganga herserksgang^ ent^
spricht gewiss einem got. Viamön sik ^sich bekleiden' und
ist wiesen tlich nach Cleasby-Vigfusson 236 zu beurteilen. Die
bedeutungsentwicklung ist etwa *sich bekleiden' > *sich in
eine tiergestalt hüllen^ > *sich betragen wie einer, der sich
in eine tiergestalt gehtült hat (wie ein werwolf oder berserkr}'
> 'toben' > 'sich abmüben\ Diese letzte bedeutmig hat das
* wort nur in der modernen spräche und es ist ganz unstatthaft
mit Zupitza (Germ, Gutt 182), dem ich leider in meinem
Etym. Wb* der aind. Sprache 303 gefolgt bin, von dem begriff
der schweren arbeit und der mühe auszugehen. Ebensowenig
wie hamask von hamr ist hornungr von Jiorn zu trennen,
wie Zupitza (Germ. Gutt. 207) einer zweifelhaften gleichung
zur liebe getan hat*
IL Ahd* ßjruöreth Wenn Sommer (Grieche Laut-
Studien 74) meint, die eigentliche bedeutung von ahd*
(li)r\ioren^ ags* hrvran^ an. hre'ra sei 'austossen^ so glaube ich
nicht, dass dies bei vielen geimanisten Zustimmung finden
wird; denn es lässt sich nicht einsehen, warum die seit den
ältesten zeiteu neben *in bewegung bringen' auftretende
speziellere bedeutung 'umrühren, mischen'^ die jüngere sein
36*
556
C tl tBiIenhe^^t*
soll Es wäre doch wenigstens der mühe wert gewesen m
erwägung zu ziehen, ob wir nicht gerade die wegen ihrer
beschränktheit altertümlich ausseheude bedeutnng *^amrühren'
ÄU gründe legen müssen, welche zwar nicht zu xottim xmi
Xgt^vta, wohl aber zu dem von Zupitza (Grerm. Gott 187)J
yerglicheDen nfQavvv^i hinüberführt* ■
12. Gr, tXuf ^schlämm, bodensatz' wird noch in gauz
neuen werken mit ahd. sah verbunden (z. b. hei Sommer, I
Griech, Lautstudien 32)» Aber keinesfalls darf t}.vg von dem
gleichbedeutenden aksL ilü getrennt werden. Man w^ende
nicht ein, dass ilU aus dem Griechischen entlehnt sein könne; f
denn die bedeutung und das Vorhandensein in fast alleß
ßlavischen sprachen gestatten kaum za bezweifeln, dass wir
es mit einem einheimischen worte zu tun haben. Die glei-
chung aksL ilU : gr. Uvq findet sich bei Miklosich (Etym.
Wb. 95), allein aus seinen werten geht hervor, dass er nicht
der Urheber ist. Über ahd» sah vgl PBB. 20, 564. Es ist
mir unklar, warum Osthoff (Etym. Parerga 89. 92) sich der
gleichnng ahd. mh : slav. *soIün gegenüber etwas zurüdf-
haltend zeigt. Sie steht der allgemein anerkannten gleich-
setzung von ahd. fah mit slav* *pohU doch kaum an Wahr-
scheinlichkeit nach»
13* Ahd, jag QU jagen' gehört vielleicht zu avest. yffs-
langen nach, verlangen' (das Bartholomae, Altiran. Wb- 1288 1
zweifelnd mit gr. ^xw verbindet). Für die bedeutungs-
entwicklung von jagön vgl. Meillet (MSL. 9, 55 ff.), der die
gleichung lat. venari *jageii' : *tf^i- 'begebren' durch den
Mnweis auf russ. ochota 'lust, neignng; jagd' und aind, lubdha-
'begierig-, Jäger' stützt. Wahi*scheinlich beruht jagon zunächst
als denominativum auf einem m*gerni. *iayö^ idg. *iaiö (/ver-
langen' > *jagd'). Ältere erklärungsversuche von jagöti findet
man bei Kluge (Etym. Wb.*^ 185) verzeichnet,
14. AknL jastrebü, Jagic (Afslphil, 20» 535) vermutet
Zusammenhang von -rebä in jastrebn 'habicht' mit rebU 'bunt,
gesprenkelt^ jwrfblj jerehl *rebhuhn\ während er im ersten
teile des wertes ein mit aind, ägü-^ gr* t^Kvg verwandtes
adjektivum sucht. Meillet (MSL, 11, 185 t) dagegen be-
trachtet Jastrebn als ein mit apr. golimhan in der bUdungs-
weise übereinstimmendes derivat von ^jaHrö-, entweder ans
"^ükro- zu lat. accipiter (für *acipiter?) oder aus ^ölro-j dss
I
(
fj^fmologics.
sich ähnlich zu u^ü-j mnic verhielte wie »t^arffo^ zu Mgarv^
oder ilufpüoq zn raghü- (vgl auch Vondräk, Aksl Gramm.
70* 376). Was apr, golimban betrifft, ist aber zu bemerken,
dass es vielmehr wie ein lehnwort aus dem Slavischen aus-
sieht und als solches auch bei Brückner (Die slav* Fremd-
wörter 192) erwähnt wird, weshalb es nichts für ein im
Slavischen als -fhu auftretendes soffix beweisen kanii. Viel-
leicht ti-üil dagegen Jagi6 iusoweit das richtige, als er
jmirehu als eine Zusammensetzung von relM betrachtet, aber
seine deutung des anfangsgliedes will mir nicht einleuchten.
Zwar liesse jmtr^hu sich lautlich aus *jas(t)rfhu > *jasn-rebU
erklären» aber *schnell-bunt' scheint mir keine besonders
charakteristische bezeicknung für den habicht zu sein* Wenn
das z. b, auch russische und serbische ja im anlaut dem
nicht entgegenstünde, so läge es gewiss näher in jast- eine
form von aksl. jasti, serb. jesti, russ. esti 'essen' zu suchen
und das ganze als eine art von a^;f^xajfaf-cempositum auf-
zufassen mit der bedeutung *der rebhühner isst'. Dann wäre
jctst' aus *jasU' entstanden und jasirebu ans *jastJ'ri'hn würde
genau denselben typus repräsentieren wie aind. dAfivara'^
pü$tiffu-j gr» ßwtidyngaf kvaißilriQ uud dgl* (s. Wackernagel,
Aind« Gramm. 2, 320 t). Wir hätten es mit einer ähnlichen
raubvogelbezeichunng zu tun wie ndl. kiekendief 'weihe' oder
avest. kahrkäsa- 'geier' (vgl. auch PBB, 21, 98 ff.), Wa.s
das weitverbreitete ja von jastrfbu betriffl., könnte ich nur
auf jasli und jastva hinweisen, welche Wörter doch sicher zu
jasti gehören, und das t statt des zu erwartenden a von
poln, jadreqb erklärt sich wohl durch die eigentümliche
Stellung zwischen s und rz. Will man aber in jastrfbu mit
Jagic eine dvandvische bOdung sehen, so lässt es sich wohl
am besten als haplologie für *jastro-rpbU aus *äIcro-renibhQ-
{^jastrü = lat* äcer^ vollstufe zu gr. dxgog^ slav* ostrit) auf-
fassen. Völlige Sicherheit lässt sich nicht erreichen,
15. Lit. lentä. Für den von Mikkola (BB. 21, 220)
bestrittenen Zusammenhang von lit. lentä 'brett* mit hd. lifide
usw, (vgl. PBB. 26, 302 f.) könnte man sich vielleicht auf
die folgende dainastelle berufen (Leskien-Brugmann, Litauische
Volkslieder und Märchen 62):
Darykf hermu^ grabüi
haitos l^as Imteliu*
558 C. C. ühlenbeck,
Äsz padarysiu
säva mergelei
haltos Wpas lenteliu
dSmanta antvosdiü
usw. Hier ist wenigstens von lindenbrettern die rede. Audi
erinnere ich daran, dass an. ags. lind auch in der bedeutung
'Schild' gebraucht wurde, was doch wohl darauf beruht, dass
man ein stück lindenbrett als schild benutzte (vgl. Schade^
Altd. Wb. 561). So ganz ungeeignet für bretter scheint das
lindenholz doch nicht zu sein!
16. Avest. mimara' *eingedenk' (Bartholomae, Altiran.
Wb. 1186) erinnert an die zuletzt von Franck (KZ. 37, 129)
behandelte sippe von ags. ge-mimor 'eingedenk', mämor 'sopor',
mämrian 'auf etwas sinnen oder brüten', ndl. mijtneren 'tief
nachsinnen', an. Mtmir (Mimr). Die deklination von Mimir,
Mmr (gen. Mimis, Mms) beweist zwar, dass das r im Alt-
nordischen nicht mehr als stammhaft empfunden wurde, nicht
aber, dass es wirklich das nominativische -r sei, und viel-
leicht ist Mimir erst durch den einfluss von Wörtern der
klasse von hirdir neben Mimr, das ungeachtet seines genitivs
wohl ein germ. *mimra' fortsetzt, aufgekommen. Wir haben
es wahrscheinlich mit einer uralten reduplikationsbildung
*moi'7ner'y *mi-mer- der in got. matirnan enthaltenen wurzel
*mer- zu tun, wozu mit abweichender reduplikationssilbe auch
lat. memor gehört und welche sich von aind. smar-, avest.
mar- (-smar-) nur durch das fehlen des anlautenden .«? unter-
scheidet (gr. iLi£Qtjuva, fisQ/LifQog, /LisQjLiTjQu lasscu slch sowolil
auf *mer- als auf *smer- zurückführen). Auch Bartholomae
sieht in avest. mimara- eine reduplikationsbildung, ohne aber
die germanischen Wörter zu beachten.
17. Euss. |)oZ6a 'spelz, dinkel', aus *pnlba, steht im
slavischen und überhaupt im indogermanischen sprachenkreise
vereinzelt da. Dürfen wir etwa an Zusammenhang mit gr.
noXcpog 'eine art fadennudeF denken? Dieses ist vielleicht
aus *naX(p6g entstanden, dessen al dem slavischen ül ent-
sprechen könnte. Die vollstufe liegt vor im Hesychischen
nXsfflg • arjaaf,uq (Fick l^ 480; L. Meyer, Griech. Etym.
2, 683).
18. Serb. rad 'geschäft, arbeit', raditi 'wirken, arbeiten,
tun, handeln, trachten' werden mit recht zu idg. r^dh-, amd.
Etjmologicfl.
559
rädh' gestellt (Miklosicli, Etym. Wb. 271 1) und enthalten
demnach kein idg. a, wie Meringer (IF. 17, 124) auzunehmen
scheint, sondern ein mit ^ ablautendes idg. ö, Lat, rado
wird dagegen mit rödo za aind, rad- gehöreB (vgl mein
Etym, Wb, der aiud, Sprache 244). Zn aksl rodü vgl, Lid^n,
Ein balt.-slav* anlautsgesetz 21 ff Von Meringers kombi-
nationen (a. a. o.) dürfte nur dieses stichhalten, dass serb,
radf raditi mit aind, rädh- verwandt sind, was auch schon
Miklosich erkannt hatte.
19. Ndl. ru/ 'locker und trocken (z. b. vom sand)' kann
auf einer germanischen grundform mit U aus ^l, idg. d be*
ruhen, welchenfalls es sich in die sippe von aksL rmiti
'auflösen, zei^stören' (vgL Miklosich, Etym» Wb* 285) ein-
reihen lässt. Dazu gehört auch russ. rychlyj 'locker* (= czech.
f^ychbj 'schneir)j das aber nicht wie rid ein ursprachliches
*rte5-, sondern ein idg. *ras- repräsentiert.
20. Hd. rümpf. Die grundbedeutung von hd. rümpfe ndl.
TOff*p (vgl Kluge, Etym. ^^T},*^ 32a ; Franck, Etym. \Vb. 805),
deren nächste sippe H. Schröder (PBB. 29, 493 f,) zusammen-
gestellt hat, ist vielleicht 'abgehauenes stück' : vgl* aksL rqbU
^läppen', *rqbiti 'hauen' (s. Miklosich, Etym. Wb. 281), wofiir
sonst keine wahrscheinliche anknüpfung ausserhalb des Balto-
sla vischen gefunden ist. Anders H. Schröder a. a. o., der in
rümpft romp Schwund eines anlautenden h annimmt*
21. Ags. secg *schwert' kann zu lat secäre gehören (so
z. b. Zupitza, Germ* Gutt 137 f.), aber es wäre auch zulässig,
darin eine alte kenning mit der eigenüichen bedentung ^ge-
fahrtin* zu suchen und es mit lat, socia gleichzusetzen (vgl
gndicine Beowulf 1810* 2735), Dann wäre secg 'seh wert' das
feminiüum zu secg, m. segg, an* seggr *mann', dem lat* socius
entspricht. Was das mascnlinum secg 'carex, gladiolum, lisca'
(engl, sedge 'riedgras*) betrifft, das als femininum im Nieder-
ländischen (Vercoullie, Etym. Wb.^ 334) und im Nieder-
deutschen (Schade, Altd. Wb. 751) wiederkehrt, könnte man
an Übertragung des schwertnamens auf schwertförmige gräser
denken, wenn die Verbreitung des wortes auf dem kontinent
und der wahrscheinliche Zusammenhang ndt ahd* sahar *ried-
gras* nicht dagegen spräche (vgl. Schade, Altd* Wb* 735 und
Kluge *Lutz, Engl. Etym. 180). Abseits liegt auch gär secg
*meer (vgl. Bode, Die Kenningar in der ags* Dichtung 60),
560
C. C. Clilenbocic, Etymologie«.
I
22. Got. skildus. BarÜialomae (Ältiraii, Wb, 467y
wiederholt aufs Beue die nicht unbedenkliche vei-miituDg, dsss
skiUus mit aind, chardi^- *schutz(welir)' verwandt sei. Aber
was hat er denn eigentlich gegen die erklärung von skUdtis
als ^brett' zu *skel- ^spalten' (s, Kögel, IR 4, 319)? Dieselbe
bedeutungsentwicklüng finden wir z. b. bei skr, phaUi^lca)-
'brettj Schild' : plial- 'bersten, sieh spalten*. Beiläofig sei
noch bemerkt, dass das von Bartholomae zn gr, crjet'To; nsw.
gestellte aind, chavl eher nach Zupitza (Germ. Gatt, 207) mit
got. hiwi zu verbinden ist-
23. Russ, treskd 'kabeljau» Stockfisch' wird von PederseE
(W. 5, 72) mit dem schon bei Miklosich (Etym. 'tt'b. 361)
verglichenen an. porskTf hd, dorsch znr wnrzel *ters- 'trocknen'
gestellt. Aber die nrsprüngliche bedeiitung von treska ist
^ierd'i, &est ili palka' und das wort ist erst durch Übertragung ^
2um nanien des getrockneten und nachher des lebendigen |
kabeljaus geworden. Dadurch ist Zugehörigkeit zur wur^l
*ters- freilich nicht ausgeschlossen, denn die bedentung 'stock'
kann sich aus *ti^ocken(es holz)' entwickelt haben. j
24. Ahd- weida *ftitt€r, weide, jagd, fisclifang', an. t;e^rfl
*jagd, fischfang\ ags* wäd 'reise, jagd* dürfen nicht von air.
fiüd *wüd' (subst*), fiadach jagd' getrennt werden (s. StokeSi
ürkelt. Sprachschatz 265) und beruhen demnach auf idg*
*UGidh'^ weshalb Bartholomaes anknüpfung an avesL rUsUtr-f
msira- (Alüran, Wb, 1413 f.) bei Wolff (KZ. 40, 19 1) keine
Zustimmung verdient hätte,
25. Aind. val^a- *schössling, zweig' ist von mir (PBB.
21, 106) mit ags, welig *salix' usw. verglichen worden (vgl
auch Hoops, IF, 14, 481 ff,), währeud Bartholomae (IF. ^
9, 252 f, ; Altiran. Wb. 1374) avest. varBsa-^ aksl* rlasfJ ■
*haar' mit väl^u- identificiert. Die gleichungen schüesseu "
einander nicht aus und sind vielmehr beide als .richtig
zu betrachten (anders Etym. Wb, der aind, Sprache 271)^
Auf grund von waifö- und welig ist wohl 'zweig' oder
(kollektivisch) 'zweige* als gi-nnd bedentung anzusetzen, ah€r
aus der Übereinstimmung von var^sa- mit vlasu geht hervor
dass auch die bedeutung *haar' in proethnische Zeiten Mnanfreicht
Nachträgliches,
Bei der besprechnng von lit, ariidas usw. hätten
einige worte über apr, amonis gesagt werden sollen.
I
E* Lewy, Etymologieen.
561
die überlieferang richtig und lautete das nur aus dem Elb,
Vocab. bekannte wort uicbt etwa *ansolw, so können wir
annehmen, dass es durch irgendwelche Ursache eine ab-
änderung des Suffixes erfahren hat^ nachdem ariälas durch
liquidadissimilation zu auiülas geworden war, Dass diese
dissiniilatioü bis in die baltische zeit hinaufreicht^ beweist die
anfangssilbe des wortes im preussischen und lettischen. Da-
neben blieb aber die ursprQnglichere form mit r mundartlich
fortbestehen, — Was gr. %kvg : slav. ilü betrifft, ist auch
Bezzenbergers ähnliche äussening (BB. 27; 163 f ) zu berück-
sichtigen, — Über akslp jastr^bn hat auch Prellwitz (BB. 22,
104) gehandelt, ohne aber die trage nach dem urspruog des
eigentümlichen Wortes wesentlich zu fördern. In slov, jastran
I neben jastr^y jastrob sehe ich nur eine junge Umbildung.
i Leideo, sept 1905.
^^^^ C. a Ühlenbeck.
Etymologieen.
1< Got snetpan^sdmeideu^ : kleinruss. siiit *klotz\ Öech.
met *ast' {*snei- s,^. v. Ulaszyn, Entpalatalisierung der ur-
slav* e-laute im Poki, 26); zur bedeutung vgl. z. b, PreDwitz
150 {^lu^o^l
2* Hd* schUmm geim, "^slimboB ^schräg, schief* (s. Kluge ^
343); lett sllps *schräg, steil' (^sUmpas s, Leskien, Bild, d,
Nom. 164, wo lit. mi-sUmpa 'entschlüpft* vergUcheu wird; ist
der dabei angenommene bedeutungsübergang eigentlich so ohne
weiteres klar?); mit manchem weniger richtigen schon bei
Schade^ 822, 823.
3, Ai. sarmt *röhre': lat. süra 'wade\ süriis ^pfahP, ai.
svdm 'langes holzstück*, Schweiz, schwirre (Vaniöek, Lat. Wb,^
348, Kluge ^ 359), lit stirma^ mirmas ^pfeife, flöte, schalmei':
lett. Bivere *ziehba!ken am brunnen' (vgl, s, 419, anm, 1); vgl.
lat. Uhia *schienbein' und *flöte'; auch aksL sUgm 'schenkel';
lat- tignum ^balken*.
4. Äksl. c^elo 'stim' (s. Müdosich 31): lat mlva *hira-
schale, schädel', calvus *kahr (s. Scheftelowitz BB. 28, 155;
gr. mXißfi 'becher', das zu mlva gehören soll, passt ohne
562 ^' Lewy, Etymologieen.
zwaDg zu aisl. skälpr 'scheide' a. a. o. 151), ah<L scala 'hfilse'
(s. Zupitza, Germ. Gutt. 151).
5. Russ. materqj 'fest, gross, stark': lat materies, arm.
mayri 'baoholz, holz, gehölz' (die zusammenstellimg tob
materies und mayri, die jede andere beseitigt, bei F. Mfiller,
Wiener Sitzber. 1890, 4. Nr. 37 ; weiterhin zu mater s. Solmsen,
Berl. Phü. Wochenschr. 1902, 1140; Meringer IF. 16, 141;
vgl. auch Kluge* 269 unter mieder), wohl auch galL mataris,
materis (s. Holder IE 458) ; zur bedeutung vgl. z. b. gr. igooir
laxvQov: ^gvg s. OsthoflF Etym. Par. I, 1. 3.^)
6. Lat. grandis 'schwer, gross': lett. grilds 'drall' {*grmid'
s. Leskien, Bild. d. Nom. 178).*)
7. Lat. tnrgere 'schwellen': hd. stark (vgl. Kluge® 376); zur
bedeutung vgl. Prellwitz 330 (rvAiy), wonach tergum 'rücken*
vielleicht auch hierher zu stellen ist.
8. Ai. mllati 'die äugen schliessen' führt Uhlenbeck
Et. Wb. d. ai. Spr. 225 mit grund auf idg. ^mizdo- zurück,
das sich ganz in ags. mist 'nebel' (vgl. Kern IF. 4, 111)
wiederfindet; zur bedeutung vgl.lit. merkiu 'die äugen schliessen':
aksl. mrshiqti 'dunkel werden', lit. mSgas 'schlaf': wygri? 'nebel'
(s. Kern a. a. o.). Das von Kern beigebrachte russ. morok
'dunkelheit, feiner betrug' macht die Verwandtschaft von miMi
( : mkati 'die äugen aufschlagen') und mi$a 'betrug' (s. Uhlen-
beck a. a. 0.) wahrscheinlich.
9. Lat. sanguis *blut': got. sigqan 'sinken' (s. Uhlenbeck
Got. ^Yb.^ 129); vgl. as. drör 'blut': driosan 'fallen' (vgl.
As. Gen. 48: Is drör sinkit nu an erda).^)
10. Lat. vitare 'meiden': ai. v^ydthate 'schwanken',*) got
1) Warum soll eigentiich *dere^o- absolut nicht zu gr. ^igcj u. s. w.
geheuren (Osthoff a. a. o. 169)? dazu noch lit. drovüs 'blöde', das ich bei
Osthoff nicht gefunden habe.
«) : aksl. grqdb *brast' (s. Walde) — hd. gross: ir. grüad 'wange' (Fick ü*
119). Nr. 5 und lett. swEre: got. swBrs (s. o.) könnten weiter — und das
ist wohl auch wahrscheinlich — an aksl. greda 'balken', lit. grindis *dielen-
brett' u. s. w. (vgl. Leskien. Abi. 328) denken lassen.
3) Wicdemann (BB. 29, 315) nimmt ähnliche bedeutungsübergänge för
sayiguis an; lautlich scheint mir meine deutung einfacher.
*) Lat. vitmm hierher zu stellen scheint nicht undenkbar; vgl. lat sctUtö:
ai. skhalati 'wanken, straucheln', lit. kliaudä 'fehler': lat. claudus 'lahm'.
Ai. chala ^betrug' : skJuilaü wie an. svikva 'betrügen' : lit. swaigstu
*8chwindlig werden'; vgl. hd. schxchrdeL
W. Schulze, Ziir gotischeiL granmiatik.
563
i0#ö^t 'schütteln' (s. Uhlenbeck Got. Wb.^ 173); vgl lit. vengiu
*etwas ungern tun', is^engiu ^vermeiden' : hd. wanken.
11. Zu hd. fangen got fahan gehören doch wohl am
üäclisten poln. jjfft *bünderj russ. puk 'bündel, büschel'.^)
12» Hd, löschm mhd. leschen 'aufliören zu brennen' wiU
Kluge ^ 252 als „sich legen" erklären* Es stimmt jedenfalls
zu ir, hiscim 'verbrennen' (das bei Fick ü* 256 auf Hopskö
znrückgeführt wird)» ^)
I Berlin, dezember 1905. Ernst Lewy.
^^P Zur gotischen graminatik.
r In unvollständigen doppelfragen, die sich, gleichsam als
appasition, an das interrogativpronomen eines vorausgehenden
vollätäiidigen fragesatzes anlehnen, lässt Ulfilas in der regel
! das erste glied ganz unbezeichnet und begnügt sich, nur das
disjunctiv Verhältnis am zweiten gliede zu grammatischem aus-
drucke zu bringen; das einleitende pronomen erstreckt seine
sjrntaktische Wirkung also auch auf die angeschlossene doppel-
frage, hwapar ist raihtls asdizoj qipim — Pau gipan —?
Mt 9, 5 (ähnlich Mc 2, 9). htva skuld ist sahhuto dagani^
Pliip tan Jan Pau unpiup taujan? Lc 6, 9. hwana tüileip ei
fraletan üivi^, Barahhan pau lesu? Mt 27^ 17. hivas um
^) Varianten mit gQttaralen anderer reiben Hegen tot in hd. famt, aksl. pfsU ;
hd. fing^'; hd. fünf; zur bedentmig vgl. got handita: kinpan: hmid (?); gr. ^dx-
Tt/JLof: cfiiro/zac Jixtx; auch Ut. digituä {*degeto-): got. tEkan (vgL Biedermann
E und Xlll): ndd. tak ^ast', hd. zacke, lit. dag§ö 'eine art disteF, lit, rankä:
renkti, gr. /i^fl : ai. hdratL In der spräche der armenischen Zigeuner heisst
flf, Aöf (— ai, hästa *hand7 *hand' and 'ßlnf (mitteUimg von F, N, Finck);
ygl. noch das Uma, rinw. für *hand' and 'fiinf der polynes^chen imd der an
sie angrenrenden sprachen und mexic. maaiiUi *6^ (: nut-iH 'band* and mi
*DehiQen'). Faust hat mit gr, nvyit^ kaum etwas za ton, nvyßtj aber auch
kanm etwas mit hd. fechten, was Osthoff EtjTU. Par. I 369 u. f. unter anfilhnmg
von viel Htteratur nachzuweisen sucht. Sonderbarerweise hat er Zupitia,
Germ. Gutt. 189 t der Ut. pc^ztüvtß 'rauferei^ beibringt, nicht berücksichtigt,
VgL noch hd* rauftm^ Bcbweii. hären (z. h. bei Gotthelf) Staub und Tobler
2, 1510 r serb. hipati ^ello'i diipaii Bf *rüor'.
') Weiter zu löschen ir. Icac ^schlaff, träge', hd. lasch (vgL Kluge o 237,
wo andere m^^glicbkeiton) zu stellen (Fick II ^ 240), scheint mir wegen gr.
aßi^'i^vui: ^L jäsate, an. slßl^mi *erlöschen't shkr ^schlaff' (Noreen ü. L. 50)
wohl denkbar.
564
W. Schuke,
afskaidai af friaptvai Xridum? agU pau aggmi^o pau wrak-
ja etc.? R 8, B5, Nur einmal heisst es hwas fraivaurhta,
sau pau fadrein k? loh 9^ 2, Da mochte das fast körperlose
prouomen sa einer stütze bedürftig scheinen, um die durch
den gegensat35 bedingte kräftige akzentideniiig zu trafen*
Granz anders ist das verhalten der selbständigen doppel-
frageo» die durch keinerlei emleitnng vorbereitet werden:
gleich das erste glied erhält sein grammatisches kennzeichen
durch die eingeschobene fragepartikel u (idi), daupeim lo-
hannis muh himinam was pau tteuh mannam? Mc 11, 30
Lc 20, 4. skuldu ist kaisaragiU ffiban kaisara pau niu gi- M
bainm? Mc 12, 14. skuldu ist unsis kaisara güd giban pau "
niu? Lc 20, 22. abii pus silhin pu pata qipis pau atiparai
puB qepim H mik? lob 18, 34, u3n wuurstwam untodis
ahman nmnuP pau tmi gaJmmeinai galaiiheinak? Gal 3, 3
(ähnlich 3, 5). Ebenso in indirekter frage: ufkimnaip hi Po
laisdn framtOi gtida sijai Pau iku fram mw silHn rodja
loh 7, 17, Im zweiten gliedö wird hinter einleit€ndem pan
meistens — mit einziger ausnähme von loh 18, 34 — das ff
oder uk wiederholt (nicht hinter dem in solcher ftmktion
seltenen aippau Mc 3, 4),
Des gegensatzes der beiden konstmktionen kann man
sich am deutlichsten bewusst werden angesichts der parallel-
stellen Lc 6, 9 frailiwa i^m, hwa shild ist mbbato dagam^
piup taujan pau unpiup taujan? und Mc 3, 4 shiddu ist in
sabbaiim piup taujan aippau nnpiup taujan?
Es mnss darnach notwendig als Unregelmässigkeit auf-
fallen, wenn Mt 11, 3 pu is sa qimanda pau anparieuh bei'
daima? und Lc 7, 19. 20 Pu is sa qimanda pau anparanu
wenjaima? in dem dreimal wiederholten sätzchen Pu is m
qimanda ebenso oft das u des ersten glledes fehlt, das mit
anparizuh, anParanu des zweiten in üblicher weise korre-
spondieren sollte.
Mc 15, 44 lesen wir ip PeÜatus südaleikidu ei is jfiPan
gaswalt [u rj^ij ri&vfjKev]; jah athaitands Imna hundafap fratt
ina Japan gadaupnodedi [sl rjdtj ani»av$v]. Um die Über-
lieferung verständlich zu machen, schieben vd Gabelentz-Loebc
vor dem zweiten jupan die partikel ei ein* Das ist stilistisch
bedenklich, syntaktisch unzulässig. Denn die Wiederholung
derselben partikel wird der durch gaswalt — gadauPnodeck
I
i
I
(
ZnT gotischen grammatit.
565
•fHü^rkennbar mdizierten absioM der Variation [Mc 12, 20 s,
Lc 90, 29 s,] kaani gerecht*), und ausserdem fungiert ei
niemals als reine fragepartikeL^) Was man in solchem 2U-
saramenhange allein erwarten darf, lehren Mc 8, 23 frafi ina
ga-u-hwa-sehwi und 10, 2 frehun ina skuMn sijai mann qen
afsafjan,^) Es fehlt also auch hier em u.
Nun halte man gegeneinander pti is sa qimanda : j^iPan
gadaujmodedi und frage sich, wo denn das in beiden Sätzen
vermisste u nach der gewohnheit des ülfilas seine stelle hätte
finden müssen» Dort gewiss hinter dem pranomen Int, das
im gegensatz zu anparietih anparanu unter starkem akzeute
steht*), Mer möglicherweise hinter dem den nebensatz
eröffnenden, auch nicht ganz nachdrucklosen adverbiumjf^an*)
oder vielmehr, da die fragepartikel jede irgend trennbare
kom Position oder wortgruppe unweigerlich zu sprengen pflegt,
mitten in der dorchsicMigen juxtaposition, also hinter ßi.
Vgl. Lc 14, 26 nanh-up-pan in dh uai. Um dem IMlas zu
geben, was sein Sprachgebrauch fordert, muss man die Über-
lieferung nicht ändern, sondern richtig deuten: pu ist ans
pii-u, ßtPüH aus jn-u-Pan einfach kontrahiert , wie sau swau
ffmdauhjats aus bü-u sun-u ga-u-lmibjats. Pm is sa qimanda?
ist also in nichts unterschieden von sau ist sa stmus üwar — ?
loh 9, 19. Durch die besondere gestaltung des Satzakzentes
I wird die kontraktion nnd ihre syntaktische fiinktion für das
' ohr kenntlich gemacht worden sein. Wilhelm Schulze.
L Lückenbiisser.
^V 1. Im germanischen norden bezeichnet man die eidechse
[ als *vierfussj vierbein' : nschw\ diaL fyrfota, nnorw. fjorfßthj
') il ibv äy^^tx atüffuc et aban gana^jü — it rjyy j'i/m«**« Ctätjn^
fmtei qtfn peina ffona^ais 1 Cor 7, 16. Nicht berücksicittigt von Stolssenburg
ZfDFh 37, 382.
^) Wo gr. it durch got* ei rertret^n wird, hat Ulfilas die konstnilrtion
Ter&choben. 8, amn. L Die fteUen bei TdGabelentz-Loebe 2, 50 (und 51 1. Cül.) ;
richtig beurteilt von Klin^hardt ZfDPh 8. 297,
®) Bernhardt ZfDPh 8, 15: Mc 15, 44 'wefen de» fehlenden fragewortos
merlrft'1irdi^\
*) JGriinm DG 3, 729 i. n. Abdr. (vgl loh 9, 19). Anders bei un-
betontem pH : ßu gaulaiibei^ du smifiu giidis loh 9, 35 (vgL Mt 9, 28).
>) staau andluifßB pamma reikMn gu^nt ovitag änox^iyii t^/
d^n^ti; lob 18, 22.
[
566 BeiichtigiiDgeiL
firfot, dän. firbm. Lidön o. 8. 260, Falk-Torp Et. Ordb.
I, 168. Ans OLndwig^s 'Heiteretei* mag hier auch ein
deutscher beleg notiert sein: ''So ein verwünschtes viergebein
(eidechse)!*"
2. Die 0. s. 267 ss. behandelten wortgmppen ai. 6amar
lit. szmülas szmxdis [liy. smouV] lett miüis [liy. mal] 'hornlos',
hd. hummeJbocky ross. komolyjy nsl. kamol sind komplizierter,
als sie dem ersten blick erscheinen. Znn&chst gehört irgend-
wie dazu poln. gomoly 'ohne spitze, ohne hOmer\ woraus
lit gumulis gumule 'bock, kuh ohne hOmer* (auch 'henne
ohne schwänz') Nesselmann 262 entlehnt sein wird, dann aber
auch nsl. mül mtilast müljav 'ohne hOmer' (von ko^d, vol,
ovdicä) 'barüos, grannenlos' mülec muljdk 'ochs, bock ohne
hOmer' mülica 'weizen ohne grannen' müliti 'abstumpfen,
laub abstreifen', deren absonderlich genaue Übereinstimmung
mit lett. mülis dies wort der entlehnung aus einem sL
dialekte zu überführen scheint. Unmöglich kann dieser reich-
tum synonymer Wörter aus einer einzigen wurzel entsprossen
sein. Doch darf man immerhin firagen, ob nicht pr. glumbe
liindin' lit. glümas durch konsonantenumstellung etwa aas
*gtim(b)le *giiinla8 entstanden und mit gumulis poln. gomofy
identisch sind. Lett. glums liegt wegen der bedeutung weiter
ab [Leskien Bild. d. nom. 422]. Miklosich E. W. s. gomoh
midbcb hat das lett. mülis unbeachtet gelassen.
Wilhelm Schulze.
Berichtigungen.
S. 285 Z. 8 V. u. 1. agr. f. ngr.
S. 286 Z. 4 V. 0. 1. davor f. davon.
S. 311 Z. 2 V. 0. 1. *3rutiim (dafür gruton) f. gnitxim.
S. 311 Z. 6 V. 0. 1. griiton f. grutum und ruton f. rutum,
S. 316 Z. 8 V. 0. 1. Wood f. Word.
S. 322 Z. 11 V. u. 1. blefla f. *blefia.
S. 326 Z. 3 V. 0. 1. leolco7i l lelcon.
S. 332 Z. 9 V. u. 1. a f. ea.
S. 347 Z. 3 V. u. 1. einst f. nicht.
S. 422 Z. 2 V. 0. 1. arm. p'ayt *holz': hd. spiess.
Zur Nachricht.
Auf Anregung des Verlags von Vandenlioeck & Ruprecht
in Göttingen und unter Zustimmung der Firma C. Bertels-
mann in Gütersloh haben sich die Herausgeber der ^Zeit-
schrift für vergleichende Sprachfarsehung^ und der „Beiträge
zur Kunde der indogermanischen Sprachen" darüber geeinigt,
daß in Zukunft beide Organe zu einein verschmolzen werden
sollen, welches in dem mitunterzeichneten Verlage unter dem
Titel erscheinen wird:
I
Zeitschrift fiir vergleichende Sprachforschung
auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen
begründet von A. Kuliiu
Neue Folge
ereinigt mit den ^Beiträgen zur Kunde der
indogernianiaeheii Spmcbeu^.
Herausgegeben von
Adälbert Bezzenberger^ Ernst Kulin und Wilhelm Scholze.
Für diesen Entschluß war der Umstand maßgebend, daß
beide Zeitschriften dasselbe Ziel verfolgen, und daß die Gi^ünde,
welche die „Beiträge" ins Leben gerufen haben, im Lauf der
Zeit hinfällig geworden sind. Unter diesen Umständen ist es
zweifellos im Interesse der Mitarbeiter, der Leser und über-
haupt des Fortschritts der Wissensehaft gelegen, wenn die
einschlägigen Arbeiten nach Möglichkeit in einem Organe Ter-
einigt werden.
Die Führung der Kedaktiousgeschäfte, welche bandweise
wechseln wird, hat für den ersten Band der Neuen Folge
A, Bezzen berger übemommen. Es steht jedoch den Herren
Mitarbeitem frei, an welchen der drei Heransgeber sie ihre
Beiträge schidcen wollen.
Die Bände werden stärker als die „Betrage'', aber
weniger stark als die bictheiige „Zeitschrift^ sein, daffir aber
je nach Bedarf Öfter erscheinen. Preis 12 M.
Der Yerlag: IHe Henittgeber:
Taa^ihoeekftBvpreelit. AdalHrl )MMitatg«lf. AmI Kuhn.
I. Sachregister.
Alliteration im InacbeD 2S1,
im Gotischen 280
BetoDungt indische anfaogsbeio-
nung bei sektindärer nominalbil-
düng 404. — eodbetonuog toxi
mtds, ft?ff 366. — anfangsbetonuDg
der kaumti^a im Sl&visehen 21& d.
Conjugation: penonalenduDgeD
pronominal 149 — reduplikatioD
tempns bezeichnend ausaerindog*
270, — wurzdpräsentia mit e-
reduplikation 269. — reduplikation
im präsens sekundär 275. — be-
deutUDg der Terbaleo sta^mmbildung
Etif ^ Iö7, — verba auf (iho
S6a f. — part perf. pass, neu-
gnecbiscb 204. — perfektum latei*
njscber varba auf -esco- in kompo-
lition 120* n, — participium mit
8iifi% -h- im Armenischen und
Slavisehen 151, — part. perf. oct.
baltosla?, 295. — 2. sg. ind. prät
germaniscb 267.
Deklination: neutrale r/n-stämme
^440. — kasufisuffix ^»n der -o<
aUmme lfi6» — nomin. -^f neben
-tvg urgriecMsch 353. — eigcn-
nameo auf -«u^- ohne kaanjbildung
mit -f/- 368.
Doppelte tzung empbatiacher aus-
drücke 277,
Dehnung, m^triscbe bei Homer
393 C
Genus: CoUecliva pluraliach fun-
gierend 220,
Uaplologie 284 f , 204.
Intonationen: Baudonin de Cour-
tenajB geietz 216. — ütauischeB
aJtzeatgesetÄ ^ :^ -^ — iit
falsch^ baltO'Slav. akaenizurück*
2Jehung 214,
Komposition: erstes glied ohne
kasüBsuffix und wortblldungs^
element 405 n.
Konsonantenschwund dnrcli
diisimilation 290.
K u r z n a m 0 n bei pflanzeDnamen
4 AI n.
Lautstand: auBtauscb zwischen
gutlnral und palatal indogerm.
400 n. — tenuis aspirata lodog.
474 n.
Latttwandeh e, o zwischen r, l,
mp n, w und j*^jjö* schwindet iudog,
360, — -mn- indog, 463 n. — *i
i^ * iudiseb 443 — U =^ 9 iranisch
4 72. -- sh^m im Neupers. falsch
133, — deotal + s •:^ st im Är-
meniBcheo 207. — behaudlung von
-rur im Armenischen 208. — roc.
+ / + voc, erhält / 363. — 07
^^ £u nicht bei Homer, aber jiinger-
ioniach 356 n, — #na =^ jy lako-
niicb 363 — iaa =— i^, f/ä =^
fß lokrisch 363, -^ äjm =^ m at-
liscb 354 iF, pj- äo lisch 361, —
I antevoc, :^ t kretisch 3 76 f. —
-VI-* -tv- ^- -y^-, äy- 447. —
-dr- und -hr^ im Albaneajacben
2 12, — tenues aspiratae ^ f^ h
im Lateiniflchen 1T8. — -at>e- =^
-a- im Laieiuischen 314. — -rst-
=1- rt im IriBchen 248, — behand-
lung von ü im Bretoniscbeu 193. —
Veruers geaetz 1 73. — behandlung
von kp im Germaniseben 423« —
668
Saehretsiit^r.
oberdeutsch tu for labial und
gattural Aber eo entttanden tS5. —
Breehung des a im Ags. US. —
-«qf balto-slaTisdi S50. — ^A >-
€h im SlaTischen 178. — s >- dk
nach s, s^ r, ik im SlaTischen 179.
— aodantend 8 ^ m nitOrkisch
19S.
Leh BwOrter, westgermaiilscheaiiB
dem Ootischen 661.
Itetrik: metrische dehnuaf bei
Homer 898 if. — Solmsens regel«
dass anlaateiide rnnta + liqnida
hinter thesisfokal sdiwache po-
sftion bUdet, ist iUsch S89.
Namen: Uldnng giieeh. patrony-
mika 447.
Pronomen: 8. p. indof. 610 n.—
demonstratiT indisch in der be-
dentong ,ymaa'' 160.
fuffix: -tkh in pianaennamen
440. -^ -m- ia namen von kftrper-
teilen 464. — -fi^, -j^, -f- indog.
166. — -siiio- indog. 444. — -og-
im Armenischen 212. — -daro-
446. — -lyijc- sekundär 624. —
-aaxqoy 876. — lat. -Uster 876. —
imis ST9. — m. -ülMi 417. — lit
-OMS|Slaf.-aesS78. — Ut-osi^sIaT.
-ooa S79. — lit -yve» slav.-iMi S79.
— slav. -Mo- Sil. — slaT. ^ in
tienamen 482.
Syntax: n^^eitie 618, o. mit to
614. — > ,^maa**-silM im Indisehen
60a ft, im Avesta 606 1, im Grie-
cliiehea 606, 611, im Latflinlschen
607, im Dentscfaen 608. — mOa^t-
lose sMie 1^. 184, w. tM^ ^n^
an. 189, 141, fiisa 184 i, «est-
sÜfiMdi, slowenisch 148. ^ «i-
persOnüche pttsitkonstnikiionital.
162. -- passive bedentnng im in>
fiaitfve aof -iMmaltindisdiaiO n. —
snbj^ttsiBStr. aT. 186, ima. 184 1,
kankas. 161, anord. nicht totkem^
mend 140. — fragesätae got. 6M —
saljektsgenitiTünkasflnimllkMiett
161.— ebjekt8-in8tr.altnordisch 140,
uns. 141. — gegensats tott aorist
nnd peifiskt 276. — perfektum hat
inten8itftt8charakter277. — primire
perfbkt-präsentia griech. 274.
Urheimat der Indogermanen 1 87.
Verwandtschaft durch heirat,
besdchnung 401.
r
1
H
IL Wortregister
H
" AUlndlioh.
kunäü 423.
4amllna 447 n, '
^^^
akfi 433.
Äfj>l(a 44T.
darpa 420.
^^1
i^k09 353.
ko^a 4SS.
(iaifpiVi^a^ 4J4 n.
^^1
aehakt ^U.
fcraiTya 388.
dfi'kifca 461.
^^H
attm 4t2
Äfadlüa« 438.
dfpniÄa 460,
^^1
ankir 414 n.
klidyaU 431.
do$a 365.
^^H
apatifa 4U D.
/cp« 428.
eirtf 563*
^^1
a|i#t?a 442.
khajati 474 iL
fihanu 554.
^^1
athi ISO.
Jt/wi*yaff 346, 474 n.
dhlmra 604 n.
^^H
amatya 4 t 3.
kha4ffa 4T4 d.
^Al-tffi 476.
^^1
arwtit 431 n<
^aifi 433,
nija 414,
^^1
#jtMiA:u^aH 438.
^ha 468 n, 468.
mtj/a 414.
^^H
at7lf 544,
gfhyä 46Ö n.
wi^a 413.
^^1
öAlA 360,
ffAöjfa 441.
nyuc 415 n.
^^1
d£i 463 n.
ghom 441.
Itj/ütott 416.
^^1
Ana^iia 283.
^Ao^^ 442.
pcm^ 363.
^^H
flrfl 184.
CYlA^ 423.
plk^ßö 452.
^^H
üia 472 n.
canm 247.
palia 261.
^^1
tlMi &44.
caftmra 430.
pai/l 260.
^^1
iH 448 n.
eampa 430 a
par$ad 415 n.
^^1
19a 448 n.
cor&M^ ä^Q-
;jarÄu 421.
^^H
lie 315.
cham 251, 5S0.
iJu^i;« 439.
^^H
ärw 362.
^afw 406 n.
pravlh 360.
^^1
ürm 204.
jatpate 421.
jitofrtH 42 7,
^^H
rAffofa 2^4.
ja«afe 563 n.
phalakai2}, 474 ii, 660.
^^1
fcchara 264.
Jjfö 463 a.
phalgu 474 n.
^^1
rtsara 264.
jt«a 361.
i?Aefia 464, 4 74 D.
^^H
f>ikaj» 210.
ßla 26 L
Wa 451.
^^H
JfcoJfcpi 421 a
ton f 14 206.
bald 4^h
^^1
itm» 437 n.
to^e^u 280.
balak^a 452.
^^H
keofpara 430,
Hraica 449.
6ä^a 458.
^^1
ibom 35K
(try^nü 447.
feaZsrfya 452.
^^1
kaya 423.
tvj 420,
&5iÄai^f 553,
^^H
Jkaii 211.
^a 250.
bälapfi^l 453.
^^1
ia^opi 405.
lnmn4Mim 338.
frrnülmi 421.
^^H
h4^türn 421 D.
dak$a 133.
i&Äö^fl^ 352,
^^1
Jtu^iru 439.
dodmi 544.
bhüla 453.
^^H
kmi S«t.
da^f$a 313.
man^IJk 285.
^^H
^^^
^^
37 ♦
^A^^H
570
Wonregiitir.
mastaka 441.
«MAorq^ 451 n.
Milaft 56S.
mmdgara 413.
roAa Mft.
nMi 860.
rorSto 46S.
rotika SS6.
iotama 46S.
K^^ 488.
Uibdka 686.
Wkft 868.
ooMa 660.
vaghat 810.
vM 860.
ifikrtam 414 n.
«iiii^tfar 416 n.
vkfok^a 488.
«ilpiAi 487 n.
vijma 864.
t^pioiUi 864.
veda 884, 471.
«oft 471 n.
vyaihate 562.
«ofiAtofia 417 n.
mparyati 887.
«fma 249.
apfi 860.
»arml 561.
stom&a 420.
stambh 420.
«tori 360, 401 n.
«to6^ 420.
waru 561.
Sama 257.
^omona 258 n.
Satnbara 258 n.
^a«^a 381.
60/radah 404.
^ila 554.
^ga 441.
^^ena 464 n.
6va6u,ra 408 f.
^a(r;pa 436.
6ct9pifijara 486.
M 419.
Altbüktriadu
ahMM 8ia
oM 478 n.
ii#ii 186 £
a^ 444.
oir 808.
ii/8maii444.
Olli 808.
amu 468.
ea»OQtlt.
oiM 188.
009 806.
oo^Mlfl 810.
oowmammit.
jboto 184
dar^no^ 818.
^oaM 478.
4prtH^SlS.
gm^a 466 n.
gotH 808.
eino M7.
^elMii808.
tamätar- 408 n.
^0iil 188.
^ON^ 474 n.
ha^UOn.
^fWiiJk 460.
haSh^ %10.
fHf9flto417.
Jmo^ 818.
/VOcto- 466 n.
jH 806.
fiia/a 466.
toii818.
wwW^^^WVt^^fWwW 8f^^8»»
katar 811 f.
^wW^HrFlFjrWv»^ w4kA»
A(Miift 811.
UMmara- 668:
ki^ 211.
yalu 186.
ibnir 188.
yama 186.
koi$ 188.
yaf566.
Ipoir 811.
vama 660.
ikro(; 818.
vfl^tra 660.
kug 211.
vöia 226.
ünOf 811.
vos^a 428.
tot 428 n.
xvoana 428.
mayri 568.
xrAohayeiti 454.
nor 184.
o^xar 200.
AltpersiMh.
otn 209.
a5tj 129.
olok' 261, 265.
asabari 188.
or6 184.
opijim 184.
orj 184.
dipi 189.
orikor 290.
Pa«5^>uvafv 405.
l^'atZem 477.
ma.X:aAiit;a 133.
p'ayt 422.
Visa 133.
M^ 192.
skesrair 400.
Neupersisch.
«Ä^esur 400 n.
jan 185.
stelanam 207.
jan 185.
min^ 209.
jama 185.
^ 287.
sag 138.
tei- 188.
tram 208.
Armenisch.
tvair 191.
aiftoc 212.
fei 205 f.
ardiun 210.
iU 194.
1 Wortregister.
571 ^H
unim t09.
■^FTi^trr MI.
iffi^cTi^f 283. ^H
urax 202.
L^;FoXiai^:frVi7S' 355 n.
«Ujft^fTnt 120, ^^H
uzem 210.
flfgÄ^^ffxtu 210.
ff^u^ff 120. ^^H
xand 118.
lilSpiuof SÖÖ.
^^M
xahi 203.
:/^^är 389.
/W^ 417. ^H
xoy 200.
«^ju« 220, 227.
^H
^FTILE 202.
dq^dßtt^ff 222.
/xTt^'^tu 357, ^H
^ur^m 210.
d^fiötfio^ il7.
^laaTQttü 357. ^^^1
f Griechisch,
rf^»'*i3tü 860, 362,
'EkftfaPiiyt} 524. ^^|
ttii^» 375.
^EAii^ffi 528. ^^1
rfyi/JUiu 360.
dmgdyttlo^ 44 L
fJbrcu 120. ^H
dyt^o^a 200,
<ifaTo/!0ufT7C 356,
^JU^»^ 355. ^H
£/j^i^*Jui3f<ry€ JJ56 n
eirdiJ&al&i^ 457.
iyä<y^iiio^ 416 D. ^H
titjfjtdf 427 D.
ftL^if 198,
/»-cTtS^ 418 ^H
1^17 e 5iO,
rtUOf 367.
iyvmi 397. ^^H
ti&d^rj 353.
«ifTdf 414 n, 417 n.
ivyi<f£fiui 397, ^^H
cr/>^£if<rr^tOf 37&.
fhtfo&m 375.
^^i^o<i/^otor 397, ^^H
rtfyfi^oc 440.
rfV^r 286,
^(ü 414 ^H
aiya^xtf 440.
ttmgo* 268.
^üi;i<i 476. ^H
^/iJ^s: 371.
/3rti*df 453 n.
^77«!« 357. ^^1
f^fJor^ 452,
B^^ßti^a 624 n.
^?Tfy}'[/aV^''^' ^^^- ^^H
.4ft>lm 530.
^dJUF^^Of 432.
^n^ffa>^(fc 417 lU ^^H
.-#1^*0,. 530.
|JOOCFX(if 2R5.
intßmifd 857. ^^H
Jhktv^ 528.
ßOQ^rtg 376.
l7iixafinvlQ€ 241, ^^H
ci^üTj-^i'äToe«: 448 ü.
ßQit'ffop 432.
^ni<fü<t 414 ^^H
fhatya 441,
»t'^Xii'ir 524.
^^/TfuxTnct 288, ^^H
rfjtoijj; 363,
jSwoat 856,
//rof 422. ^H
'Axqdyi^yt- 44 L
^ttKTTp^w 856,
^gitty ^^M
Ujnfiiop^ 530 n.
fiyfl&a 276.
^^cucTidr 434. ^^^1
ifXxa>OQf 35a.
^#JUV 355.
fati,^^ 855. ^H
'Ahc^4my 35R.
fXff(^.itf 420.
^Oj^e^^ä 176. ^H
dlttnaäyog 446,
Y^dtput 420.
filffüi ]20. ^^1
rfJioyFwOÄf 35 R n.
JarföJi' 365 n.
^^1
iäfJUü/i^XitfftJc 370.
ddamlQf 285.
it^jfO^um 210. ^^H
d^ad^vtM^ 220, 245*
J^y^fi^C^f 288.
^^1
dßitIyTe<fat 357.
cfjfJ«« 270.
iX^at^iü 360. ^^1
«/i«|«« 218, 234.
M<^Qxr 275.
Wf ^^1
nßit^4^(ifftg 222.
cfffeJLof 864 f.
C^JUi«« 364, ^^1
d^ifidfa 241.
dtv^illoj 275,
Coäc 356 n. ^^1
rf^(f/f 131.
(f/(fw 420,
^u)/ira'T^o»' 875. ^^^1
t.i'^ifKiga 414 n»
dixmati 288,
^^1
drt^ijxE 278.
Jtaffadi¥^ 375.
^H
1^1^ ITT ff c 409 n.
ii^&diiQ^ 418 D.
r>o^ 452. ^H
v#j<Tf/r«r^pf 409.
cTufFni^'^ 540,
^jtidat^os 445. ^^H
"v^i^iffffn 414 n.
cr<y(>fii 317,
ff^ior 375. ^^H
^ 'Aniih^y 887.
fäv6$ 363.
i^a 808. ^^1
ttnißitjXtt 290.
/;3e«5f* *2i-
^^ofi; 361. ^H
^fT^Vjj 228,234,237,241.
iyxn^idtas 418 D.
^«jfoc 898, ^H
_^|
572
Wortngiiiar.
^dlafgof 466 n.
Sdfißos 854 n.
&ia 541.
^itX6ntS9y 475.
9iQfi» S60.
^iM^ S54.
&ißoi S54 n.
^iy^ur 854 n.
^tjtalä 854 n.
^oaC^«y 898.
«^Aoc 467.
&^äyvSttmg 475.
&Q£€tfißoc 475.
^cftfff« 475.
^^ri^ 475.
. 4^«yla 475.
^lÖK 475.
^^vor 474.
^f&fAfitrog
^voax6oc 251.
9ü^iMQ6c 858.
^v^da 858.
^i4tt{y 855.
Mxof 888.
/«/i^o» 864.
/ai'O- 86 i.
laroyXcifttQüty 588, 548.
lapoxqiidi/ÄPOg 538, 548.
{ffi'ox^öxa 538, 543.
itiofÄui 898.
'Jttoyliai 525 n.
//(ftof 417 n.
/rc^ai 898.
Iqfn 898.
ai^f 556.
tfiiig 249.
/$<(( 440.
ioydixs 482.
/ffT^oy 286.
/;^^t;f 428.
xddafiog 880.
Kai'xiyfjg 582.
xa/i'cu 429.
xdyaazQoy 375.
xaqdia 419.
xttQiyog 524.
xa^ra 481.
xataaßtiiam 856 n.
xariSQa&or 120.
»onixy 285.
Ji^a« 887.
xcl^ M7.
xixQÜya 274.
»iar^fydrec* 974.
xixttifiat 288 B.
jrcJU^il 561.
jrarft^or 525.
are/iflff 258, 480 n.
artfaxtro 887.
«^» 881.
jred«« 428.
MiXliidiya$ 274.
»i^J« 880.
xixXijöJtm 275.
«*X(9> 484.
jri;fZ/C^ 484.
»Uog 888.
xAv^« 894.
xotKftiKOf 855.
»6qvdog 482.
x6%ifixos 208.
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Italienisch.
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coron 213.
LaUma 361.
studiwn 421.
würge 285.
lovore HS, 117 f.
toZpiM 407 n.
locua-ta 865.
tdum 206.
Spanisch.
moZus 848.
fer^um 562.
(»mu2:a 260.
Ifoniers 374 n.
^ifria 561.
hermanoa 403 n.
mannus 486.
Ugnum 561.
Mafs 874 n.
(infinno^um 274.
Bnmftnisch.
materies 568.
trans 448.
cumnät 407 n.
memor 55&
fri^uetrtw 441.
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^ Wortregfater.
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^^1
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«cAfkt^ 475 Ji.
gingom 82».
mö^a 427, ^H
Hehramme 420.
ji^ 443 D.
«JtfiJtitr 283, ^H
«cÄu^^ 421 n.
^id^r- 434.
«^d/»r 582. ^H
M<^wa§er 403 ».
i^Ze/^ff^a 434.
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fl/aitr 568 n. ^H
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gHß 470.
sn^a 341. ^^|
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Ad^e 203, 30S.
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i^^rechm 421 n.
hanifisk 565.
fl^allr 421, 474 n. ^H
t^trova 421,
Äaiwr 555.
ßj^i^a 207. ^^H
Btampfcn 420,
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1
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578
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^r^ftm 811.
toe888.
heht 816.
A^ 840.
Aen^ 888.
heM 881.
Meod 805.
hJUkoan 848.
Areron 555.
Arounm 389.
UoUi 815 f.
{eore 815.
Und 558.
tiuimar 558.
mdmrian 558.
mere^eot 550.
mi^ 562.
nippas 412.
onreod 298.
reord 810, 325.
8cddan 327.
sceo 251.
«cr^odian 421.
•eolto 382.
secg 559.
Mott 881.
MM 149.
tpifiatm.
tpim 805.
^peofNi888.
«f«oM881.
rnooM 417.
MMj^ier 400.
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«0^ 801.
«00OM88I.
«oeoS 881.
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groote 555.
odbm» 159.
mtBomi» 560.
5raS/(lw 481.
camnel 485.
comatian 159, 430.
cawne 252.
erausy 251.
ghmbe 258, 566.
^fm6an 557.
JdmU 481.
iburuTis 159.
Jo^no 265.
lapims 489 n.
|>ec)b4 259.
penee 252.
Lltealflcli.
aülclos 428.
aXhXnt 265.
ajpocna 418 n.
auksztaHnis 418.
dtisfti 419.
duWas 552.
5i{(2u 421.
6l(i8 245.
UvM 421 n.
Wortregister.
579
böstia 558.
bria%^ 421 n.
burzdü8 422 n.
dabartinis 417.
dälba 254.
(iauiiä 420.
dribti 462.
drof^ud 562 n.
dviräcnai 220.
^rytts 433.
gcdutinis 418.
^a2ii;d 424.
gdndras 488.
glümas 258, 566.
greitas 555.
^wMfti 179.
grwnzdHü 179.
^rt4«^ 477.
^imu2t8 566.
itaWos 428.
Jta?a/a8 251, 423.
o^Mi« 445.
iszczios 418 n.
iszdUti 401 n.
kalbü 421.
/raii/u 253.
kemerai 430.
kemeiöti 246.
^usn« 423.
Aiautot 428.
/r/au«aa 400 n.
kliautia 253.
kraüjtt8 251, 388.
/rrrfufi 252.
/runos 423 n.
/nit76ti« 423 n.
laükas 255.
^da 422 n, 553.
lantä 557.
liduju 253.
liäupsinti 255.
me^(W 562.
merkiu 562.
my(/ß^ 562.
pagälba 255.
pasiklduü 253.
paskutiniH 417.
paszawä 253.
jpeünM 412 n.
|ndi^ 253, 255.
jnnnuttnta 418.
plauszaX 474.
^tts^ 474.
j>{fl82i8 474.
^2rdä 422 n.
rdiszaa 262.
ros^ 428.
ra^i 226.
re^a 422.
rengtis 262.
r?«^ 225.
res2ra 265.
rt8töu;a8 225.
ritinw 225.
siaüsti 427.
sÄceT&tu 421.
sA;«/^^ 813.
smakrä 400 n.
8pan(^d8 262.
spdudiu 421.
spengti 422.
spridudiu 421.
mat^'o« 251 n.
8(e^^ 420.
s^r^s 420.
8unna 561.
sw^czias 417.
8t(78^ma8 417 n.
swidü 428.
&?a2na 479.
azdltaa 179.
azduju 253.
szeirgs 180.
Ksiaurys 255.
&2rt/aa 554.
sznivdas 258.
&2tto^i 428.
tofp^t 420.
touto 254.
^roriti 475.
u;»ficzia 418 n.
tUeit^ 265.
w4ngiu 563.
undu^mi« 417.
lüirszu^nts 417.
ioüotinaa 417 n.
iemwtmia 418.
ilembiu 421 n.
ivd^i^ 422.
;M^(u 422.
Lettiseh.
apakacha 418.
60(28^ 421.
brid8 482.
aouto 251.
dilba 420.
^{unM 566.
^rOis 562.
jauns 252.
AuM^ 258.
l'audia 255.
müfo 258.
8eii;iacAXE'i 417 n.
dip8 561.
/m&fe 408 n.
sp^ 422.
8pugala8 422.
stö58 420.
8^-an^« 420.
8ttt58 420.
stulba 420.
Mcgr« 420.
Altbiilgariseh.
bäh 453.
^rszs 422 n.
ödo 561.
öemerica 480 n.
dem^rb 430 n.
duj^ 251.
chladz 179.
c^t^^ 178.
dqbz 420, 554.
(2r^^ 420.
drobb 462.
^^6 412 n.
glava 420, 424.
^o/6 211.
goh 420.
^^ 562 n.
grfda 562 n.
grfznqti 179.
^oza 179.
gritniti 179.
580
Wortv^liitnr.
Ol ÖM.
Uro 176.
iMenveU 5fti.
jattrfbB 55«.
if&ns 464 IL
IsUoäa 175.
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Ikmi» 464 n.
Im^^ 189.
Idbto M5.
XoMite 468.
Medk 488.
lo6ics 480.
Iflm 488 n,
moffyla 467.
fMiiy 418.
ni 147.
iwttii 477.
panuha 554.
jiAia 464 n.
jHlete 147.
ffft« 559.
r96i<i 559.
r^MU 559.
Mm 417.
9Bn 176.
mfi5 464 n.
Ars 180.
•lana 179.
«Itna 464 n.
socha 177
«<^fi 420.
9tögno 561.
«tofrors 420.
stqpa 420.
weJbry 400 n.
<eite 175.
Ih; 251.
<^f» 420.
tfgnqH 474 n.
^va 206.
trbslb 474.
h«r8 255.
vian 560.
irMfr 188.
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SlowealadL
UMtf 566.
röda 484.
8erbl8ck.
ftoN^ov 968.
Kee 808.
to^liftiio 407 D.
rad 558.
r^ÜBS 147.
fr» 475.
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ob^lb 265.
bet 181.
e^f 188.
d^'eti 147.
gqpaH 158.
^i 154.
jarüga 195.
jeldcft 158.
liietMife 175.
komäb 259 n.
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ko8ä 421.
Amte 428.
mater<fj 562.
tiu^t6 421.
fftdroÄs 562.
nuvistUb 251 I
n^odste 141.
ob9 181.
oc^to 556.
okola 180.
jpifu^ 154.
jtO^ 147.
pletenica 280.
jH^a 558.
rae 154.
rc^c 147.
ryMyj 559.
«Hfti 258.
(repoA; 153.
treskä 560.
<Ufiuli(? 154.
Mda814.
kokm 180.
ÜRMNO^ 859
im 808.
koddlM, 484.
levifi 858.
mytUvee 506 d.
imMC^ 851.
PTJ 147.
ryd^ 589.
6fl^f 561.
fcr^ 177.
oAi( 814
imMtu 814.
Jima 814.
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hiada 814.
&0(2aür 154.
(ifö 154.
drapak 158.
duJkot 158.
figid 158.
^omofy 566.
^u^(ie» 158.
grzyb 154.
gwiazda 400 n.
katoan 154.
iba 803.
AroÄEOictoJk 158.
ibOoJb 158.
lo^fif 488.
nuuwrek 158.
menuet 158.
o5or 219.
|7fX; 568.
^o^sfci 153.
rubd 158.
&i;ary 176.
szturchaniec 153.
(oZar 158.
trujp 158.
^^
Wortregister.
^^^^^^58^^^H
1 Ai97riB«]i.
kota 184.
Aal 175. ^H
\ duppu im.
kotana 184.
Jb<^ 184. ^H
kvtnukku 189,
n*wri 184.
hmm im. ^H
i EUmlsch,
0ru 184.
tJter 201. ^^M
oria 184.
imrg ISb, ^^H
tuppi 190.
ürpo 184.
{rnt 30L ^^1
llUtseh.
«arvt 184.
Jfear^ 196. 201. ^^M
kis 175. ^^1
jada 185.
Jakntiseh.
dJtdr 201, ^^M
tü^ 20«.
büdr 192.
^^M
fuma 196.
folt^fte 192.
Hnö 201 0. ^^1
hm 193.
i« 199.
auo2 194.
m- 206.
furuja 196.
Mandschurlscli. ^^|
Aofiin 191, ^^H
tymyr 191.
kÖia 191. ^H
Boebarlsi^h.
ikin 201. ^H
ki^n 192.
Eaxai]]H«b.
%ör 192.
Mongolisch. ^^1
Oftffttaiscb.
böjri^ 192.
damn 194. ^^|
^i«un 194. ^^1
aj^r 204,
ama 195.
4it 193.
ia 193.
ittdtt 185.
tamyr 191.
^arlik 201, ^^|
ja 201. ^H
^^4« 193.
*d- 206.
^iru-xt« 201. ^^H
Jadu 185,
jan 185.
köBar 200.
t4mta 196.
I4eajt 192,
3bn 18Ö.
iküTs 201. ^^H
i^Jter 201. ^^M
to^'oriyun 196. ^^H
^Fonin 190. ^^^1
^ain*fi 191.
1 CnwEsIseli.
Klr^istsch.
Xüca ^^H
äs 193.
Orchoniich. ^^|
Iwlf 18B.
jarlyka- 201. ^^H
dd* t06.
tyma 196.
Jtcfi 196, 200, ^^H
' md» IBS, 192.
janavar 186.
K«tbmll»cli.
!/^^ 191, J^^l
jm 185.
oyi^« 191.
Oh manisch. ^^H
jlttfatf 19&.
kesti m.
a)^a| 191. ^^1
puU 19T.
m 191
ayyt 195. ^^H
I^M?iif 19&.
nJaX: 196. ^^M
Ür- 201 IL
Kottisch.
apmk 1B8, 192. ^^1
mk 185.
askar 204.
Ar^^' 195. ^^H
M 194.
a^'in ^^H
tlna 201 n.
Ha^jrarlsch.
balyk 19 7. ^^f
«^m4 196.
aroÄ 195.
&<?jr4Jt 192. ^^M
wm 196.
drm 184.
dam ^^M
iS^^i^lOL
e£^ 1S4.
damar 191. ^^H
daru 196.
dana 201. ^^H
FlnnlHeh.
MZ 198,
davar 191. ^^H
kala Üb.
^ürw 196.
eiäi^ 206 ^H
käMi Üb.
h^jö 196.
d^iri 188. ^H
5
582
Wortregliter.
du- SO«.
ücj^SOl.
dMr m.
gäm 188.
ökäz SOI.
jorylr i95.
gitmäk 188.
imr 198.
ibi 194
ikiz 201.
tabym 191.
kax 19S.
Jan 185.
tor 198.
ifcumaik SOO.
jük 185.
taa 198.
ihiniASOO.
jiMAc 196.
<ttma 196.
ifcjfff 197.
Ju^k 196.
aeoda 180.
ÄMm 198.
TaimnM.
«S^iUdt 180.
ikopu 188.
jagad 195.
tavar 191.
kar 193.
töt 205.
Jkor 198.
Tatarlach.
kazyk 196, SOI.
jÄtem, ;ylym 185.
*Är^ 188.
Unga
kod 190.
Tflrkisch.
homok 200.
/ro/un 190, 196.
almak 192.
M«roilE 200.
Jacoh ßriram:
Irinerr .^rlirlWen» L Baoil: i:
f* M. n. Uaiul: AbhutKlhiiii'fn ?:ui
r. H iL IlL Band: Aiilmiiiilungim 55ur Ijitteratur imd
^ui..*ijmäni ^* \r. U''.— V^II], BhiuI: fecens^ioijen und ver
j$;clilL^ IV, Bil. 9 M. V. Bd, Mit RfjsrisltM zu
M. I^V. H'.,,M M, VI, Bd •* M, VIJ. Bil 12 M VU^
fSrWTvlW-)R}iibl: Vorredeu, ZeitÄeschirliLliches ii. PersfjiUii ..
zti Rd, Vl-^Vm. 124>0 M, ^ VnllstäijdiM iü
... . M, M.
AiiM^iattl aiiN ileii Hlt^litcreii NelirlfVeii* 2. Ausg.
ber fleu ITrspnnig d^r Spraelie. 7, Aufl. 1 M.
M© ^uf Willmlm ßriTun) und Rrde ober das Alten Hrraujitre^-
von H. (rrimin. ,1 AulL I M*
Tmh auf Srliiller I. AlHlt\ *Jn TMl
I>eulMC-lir fpriiiiiiiititili* L Hawi. In 2 Hälfren. S* Am^,,
l>fjj8t^rj<i durch Wilhi^lin Scherer 2. Abrlruvk. 18 M. —
II, Biuui. In 2 Hiilflan. Nf!iit*r vermehrter Ahdrnck, hes*iiiM
dnrcli WUL Scherer. 18 AI. — IIL Batid. In 2 Hai
''■ ' 1' venu. Abdnirk, tiesorg^t dHn*li It, Rae*rht* mid r.u
neder, 1;% >L — IV, Bund, Irt 2 IIairt<*ih Im N**ii*
liitk lurSi^r^'i \un (i. RocIIj^^ ihüJ Ed. 8rhrci6d**r. 24 JL
VollsUuidiir in 4 IWndeu 75 M,
leutNClie iflytliiilittflr. 4. An^gabes hesoriet vm Elard
Wilhelm iirimm:
Kleinere Mrltrinen. L lUml 11.50 iM, U. Baiid Bi M,
in. Bd 12 M n\ Bd^ 14 M. ^ Vollst, in 4 B'^ ■
roUie deiii^etie Heldeiiiiiii^e. :5. Auflage. Bt
Herman (irimm:
Xehn nuiijEeivfilille KMfiayii mr ßinmiir*
dinui (Irr Xtui^rTHii Kunst. 2, v**rni. Aufl. 8
A'
Füll t^r li 11 l'^iwiijK» Kl st+' V
W ii 11 r7<e Im WlnnH ym* N ( u t- h^ n i
Fii II f y. f ' ii II l^^«üii y ü. 1 J r i t, t e h t »1 i:e.
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der indogermanischen sprachen
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